Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Montag, den 13. Juli 1931.
Nummer 192
194. Jahrgang
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breii)2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichepfg.
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Rellame=
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ſe in Reichsmark
Ie
(4 Dollar — 4.20 Mark. —
m Falle, höherer
Gewalt, wie Krſeg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
jede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
auffräge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtiſcher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonio Deuiſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natſonalbant.
Deviſen=Notverordnung der Reichsregierung
Schuhmaßnahren gegen die franzöſiſchen Goldabziehungen. — Dauerberalungen des Kabinetkes.
Ein Garankieſyndikak der deukſchen Zinanz für Privakbanken. — Amerika ſchalket ſich ein.
Muſſolini warnk Frankreich.
Raſches Handeln nokwendig!
* Berlin, 13. Juli. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett hat vom Samstag nachmittag an
bei=
nahe ununterbrochen bis in den Sonntag abend hinein getagt. Es
hatte zunächſt einen Vortrag des Reichsbankpräſidenten Dr.
Lu=
ther entgegengenommen, der in London und Paris war. Dabei
hat ſich ergeben, daß die weitere Anweſenheit Luthers mindeſtens
für den Sonntag in Berlin unbedingt notwendig war, ſo daß
zu=
nächſt der Vizepräſident der Reichsbank, Vocke, zur
Verwaltungs=
ratsſitzung der B.J.3. nach Baſel gefahren iſt. Im Beiſein
von Dr. Luther iſt im Laufe des Sonntags eine
Notverord=
nung fertiggeſtellt worden, die dem Reichspräſidenten
unverzüglich zur Unterzeichnung zugeleitet wurde. Die
Notver=
ordnung wird durch einen Aufruf der Reichsregierung
begleitet ſein, in dem auf den Ernſt unſerer Lage
hinge=
wieſen wird, der einem großen Teil unſeres Volkes immer noch
nicht bewußt iſt. Zu den Beratungen des Kabinetts waren, wie
ſchon am Samstag, auch am Sonntag mittag Vertreter der
deut=
ſchen Finanzwelt zugezogen.
Die neue Nolverordnung
ſieht in der Hauptſache Maßnahmen vor, die ein Abſtoppen
der Gold= und Deviſenabflüſſe bewirken. Nach den
Haager Abmachungen iſt das Reichsbankgeſetz ſo geändert
wor=
den, daß jeder Anſpruch nach Auszahlung in Gold bzw. Deviſen
erfüllt werden muß. Die Reichsregierung kann von ſich aus das
Reichsbankgeſetz nicht ändern, ſie müßte vielmehr vorher die
Zu=
ſtimmung der Haager Vertragsmächte einholen. Da ſich
innzwi=
ſchen herausgeſtellt hat, daß man ſich auf ſolche zeitraubende
Ver=
handlungen nicht einlaſſen kann, ſondern Sofort=Maßnahmen
not=
wendig wurden, iſt verſucht worden, durch ſogenannte techniſche
Ausführungsbeſtimmungen einen Ausweg zu finden,
von dem man erhofft, daß er einen genügenden Schutz für den
Gold= und Deviſenbeſtand der Reichsbank abgibt. Dieſe
Ausfüh=
rungsbeſtimmungen dürften im Einvernehmen mit den
wichtigſten Haager Mächten zuſtandegekommen
ſein.
Darüber hinaus iſt auch mit den diplomatiſchen
Vertretun=
gen der Mächte in Berlin verhandelt worden. Die deutſchen
Bot=
ſchaften wurden bei den Regierungen vorſtellig. Insbeſondere
wurden die Beſprechungen mit den Amerikanern kaum
unter=
brochen, und der Berliner Botſchafter Sackett ſtand am Sonntag
dauernd in Verbindung mit Waſhington.
Sehr wichtig in der neuen Notverordnung iſt, daß ſie für die
Reichsregiernng die Ermächkigung erhält.
nokleidende Banken zu ſtühen.
Dieſe Ermächtigung iſt von ungeheurer Bedeutung, weil man
ſich nur ſo vor unangenehmen Ueberraſchungen ſichern kann, weil
man ſo vor allem augenblickliche Schwierigkeiten meiſtern kann.
Es wäre doch wirtſchaftlich äußerſt ſchädlich, wenn man wegen der
ausländiſchen Deviſenabzüge etwa Kredite bei unſerer Wirtſchaft
kündigen wollte.
Die Notverordnung ſieht daher auch noch eine Sicherung nach
anderer Richtung hin vor, indem die
deutſchen Privakbanken zu einer Sonderhaftung
verpflichket
werden, d. h. alſo, daß ſie einzuſpringen haben, falls bei
irgend=
einer Privatbank Zahlungsſchwierigkeiten eintreten ſollten.
Ueber die Auswirkungen der neuen Notverordnung läßt
ſich natürlich im Augenblick noch nichts ſagen. Allein daraus,
daß die Reichsregierung wieder auf den Artikel 48 zurückgegriffen
hat, geht hervor, daß die Situation raſches Handeln verlangt.
Sie zeigt aber auch, wie gefährlich es von einem Teil der
Oeffent=
lichkeit war, am Tage nach der Veröffentlichung der Hoover=
Bot=
ſchaft nunmehr einfach voll Hoffnung und Zutrauen in die Zukunft
zu blicken, ohne klar und nüchtern in Zahlen zu denken. Die 1,5
Milliarden, um die wir in dieſem Jahr an Reparationsleiſtungen
entlaſtet werden, reichen, wie wir das von Anfang an geſagt
haben, bei weitem nicht aus, uns über unſere Finannzot durch die
zurückgehenden Steuereingänge hinwegzuhelfen. Die
Schwierig=
keiten haben ſich durch die von den Franzoſen aus politiſcher
Eigenſucht veranlaßten Kreditabrufungen ungeheuer vergrößert.
Man wird ihrer nur durch einſchneidende Maßnahmen, vor allem
auch durch einen langfriſtigen Auslandskredit Herr werden. Es
ſteht zu hoffen, daß wenigſtens jetzt der Abſchluß eines größeren
Privatkredites durch die Amerikaner geebnet iſt.
Borbeſprechung in Baſel.
UNB. Baſel, 12. Juli.
Die zur morgigen Verwaltungsratsſitzung der B.J.3. in
Baſel anweſenden Gouverneure und Präſidenten der
verſchiede=
nen Notenbanken haben heute nachmittag wie üblich am Sitze
der Bank mehrſtündige Beſprechungen geführt, um die Arbeiten
der morgigen Verwaltungsratsſitzung vorzubereiten. Ueber dieſe
internen Beſprechungen, an denen auch der im Sonderflugzeug
heute nachmittag um 17.50 Uhr in Baſel eingetroffene Geheime
Finanzrat Dr. Vocke für den in Berlin noch nicht abkömmlichen
Dr. Luther teilnimmt, verlautet bei der üblichen hermetiſchen
Abſchließung aller Informationsquellen, daß die Beſprechungen
heute abend im privaten Kreiſe weitergeführt werden ſollen. Die
nerdöſe Stimmung der letzten Tage iſt auch hier deutlich zu
ſpüren. Die ganze Entſcheidung iſt auf den morgigen
Tag gelegt.
Reichstegierung garankierk
ale Einlagen.
Schalter der Danalbank heuke geſchloſſen.
Börſenruhe für zwei Tage.
Berlin, 13. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt: Die Darmſtädter und Nationalbank
hat mitgeteilt, daß ſie genötigt ſei, ihre Schalter am Montag
ge=
ſchloſſen zu halten. Die Reichsregierung hat die Darmſtädter und
Nationalbank zu folgender Erklärung ermächtigt:
„Die Reichsregierung wird auf Grund einer im Laufe des
heutigen Tages ergehenden Notverordnung des Herrn
Reichs=
präſidenten durch volle Garantieleiſtung für alle Einlagen für
eine ruhige Abwicklung der Geſchäfte der Danatbank Sorge
tragen.”
Mit Rückſicht auf die Bedeutung der eingetretenen
Zahlungs=
ſtockung iſt den Börſen die Anregung gegeben worden, den
Ver=
kehr mit Effekten und Deviſen für Montag und Dienstag
ein=
zuſtellen.
Wie wir erfahren, bleiben auf Anordnung des preußiſchen
Handelsminiſters am Montag und Dienstag die Börſen
in Preußen geſchloſſen. Es iſt anzunehmen, daß gleiche
Maß=
nahmen auch von den übrigen Ländern getroffen werden.
Kabineftsbetglungen am Mankag vormittag.
* Das Reichskabinett hat ſeine Beratungen bis in die dritte
Morgenſtunde des Montag ausgedehnt. Das Ergebnis war für
die Oeffentlichkeit zunächſt nur die vorſtehende amtliche
Mittei=
lung über die Garantie für die Danatbank auf Grund einer am
Montag zu erwartenden Notverordnung des Herrn
Reichspräſi=
denten. Dieſe Garantie ſollen alle lebenswichtigen Banken
er=
halten und gleichzeitig übernehmen die Banken unter ſich eine
Solidaritätsgarantie, ſo daß alſo
die geſamke deutſche Finanz eine Einheit
bildet. Die Einſtellung des Verkehrs mit Effekten am Montag
und Dienstag ſoll eine Panikſtimmung verhindern, die ganz
zweifellos ſachlich durchaus nicht angebracht wäre.
Die Verhandlungen des Kabinetts ſind in der Nacht zum
Mon=
tag noch nicht zum Abſchluß gebracht worden. Man wird die
Beſprechungen, nachdem Kanzler und Miniſter einige Stunden
ausgeruht haben, fortſetzen. Neben der oben bezeichneten
Garan=
tie erwartet man Maßnahmen zur Regelung des
Deviſenver=
kehrs, d. h. gegen die Kapitalflucht. Man wird inzwiſchen auch
über die Maßnahmen des Auslandes näheres hören. In der
Nacht zum Montag verlautet, daß
Waſhington für eine Privatkreditkonzentrierung zur
Unter=
ſtützung Deutſchlands
iſt. Dieſe Kreditunterſtützung ſoll durch den Morgan=Truſt und
die Change=National=Bank in New York unter der Aegide der
Federalreſervebank erfolgen. Eine Beſtätigung lag bei
Redak=
tionsſchluß noch nicht vor.
Paris iſt verſtimmt.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
* Paris, 12. Juli.
Die Pariſer Reiſe des Reichsbankpräſidenten gab in Paris zu
konfuſen und ungünſtigen Kommentaren in der Preſſe Anlaß.
Keine von ihnen galt der Perſon Dr. Luthers, der in den
franzö=
ſiſchen Finanzkreiſen ſehr hoch geſchätzt wird. Der Grundton der
geſamten Preſſekommentare iſt, daß Frankreich, nachdem es für
ein Jahr auf die Reparationszahlungen verzichtet, nicht noch die
deutſche Finanzkriſe aus eigenen Kräften löſen ſoll, wenigſtens
nicht ohne politiſche Garantien. Man betont, daß es ſich für
Frankreich darum handelt, die angelſächſiſchen und neutralen
Ka=
pitalien, die Deutſchland verlaſſen, zu erſetzen.
In Wirklichkeit ſehen die Dinge ſelbſtverſtändlich weſentlich
anders aus. Die Reiſe Dr. Luthers beſaß gewiß eine große
Be=
deutung; man hat ihr aber einen etwas allzu ſenſationellen
Cha=
rakter verliehen. Eine Auseinanderſetzung zwiſchen Fachleuten
über die finanzielle Zuſammenarbeit mit Deutſchland wäre unter
allen Umſtänden unvermeidlich geweſen; daß die kurzfriſtigen
aus=
ländiſchen Anleihen in langfriſtige umgeändert werden müſſen,
galt ſchon ſeit einem Jahre als eine Binſenwahrheit, und um
etwas anderes handelte es ſich ja im Grunde genommen nicht.
In Finanz= und auch politiſchen Kreiſen ſieht man heute ſchon
ein, daß das Schickſal Deutſchlands untrennbar mit dem Schickſal
Weſteuropas verbunden iſt. Daß die „politiſchen” Forderungen
und die Alarmgerüchte unter ſolchen Umſtänden in der Pariſer
Preſſe weitgehend erörtert werden, beweiſt große Kurzſichtigkeit
und Mangel an Logik. Prüft man etwas näher, was die
poli=
tiſchen Garantien, die man ſo oft erwähnt, etwa ſein ſollen, ſo
ſtößt man auf eine tiefe Unwiſſenheit. Der Wunſch iſt vorhanden,
aus der Lage ſoviel Vorteile zu ziehen, wie möglich, aber eine
klare politiſche Konzeption iſt nicht vorhanden. In den
Wirt=
ſchaftskreiſen hört man neuerdings relativ optimiſtiſche Stimmen,
die engliſchen Erwägungen über den Untergang der
kapitaliſti=
ſchen Wirtſchaft werden für die Folgen einer Panikpſychoſe
ge=
halten, und man zweifelt nicht an der Möglichkeit der
Herbei=
führung einer Entſpannung in Europa. Das verhindert aber
nicht, daß man die augenblickliche außenpolitiſche Situation in all
ihren Einzelheiten mit Verſtimmung betrachtet.
TU. London, 12. Juli.
In der „Saturday Review” befaßt ſich Muſſolini in einem
hochpolitiſchen Artikel mit den Notwendigkeiten der Gegenwart
und kritiſiert außerordentlich ſcharf die ſchwatzhaften Methoden
von Genf und den Mangel an individueller Charakterſtärke bei
den Staatsleuten der Gegenwart. Höhniſch weiſt er darauf hin,
daß nach den Verhandlungen in Genf über die Wirtſchaftsfragen
Europas der Zuſammenbruch der öſterreichiſchen Creditanſtalt
als ſchwerer Schlag gekommen iſt, und daß bei der Rettung
Oeſterreichs der Völkerbund ſeine Aufgabe nicht erfüllt habe.
Er meint, daß die vorgeſchlagene öſterreichiſch=deutſche Zollunion
ein Schritt der Verzweiflung ſei, denn, wie könnten ſich ſchon
Völker gegenſeitig helfen, die beide vor dem Bankerott ſtänden.
Der Vorſchlag habe alſo gar keine Bedeutung. Sehr ſcharf warut
er dann die Völker Europas vor dem kommenden Winter und
der bolſchewiſtiſchen Gefahr, wobei er beſonders bedauerlich
empfindet, daß deutſche landwirtſchaftliche Verbände ſich ſchon
zum Kommunismus bekannt haben. Es dürfe keine Zeit mehr
mit Reden verloren werden, ſondern es müſſe ſofort und
ener=
giſch gehandelt werden. Anſchließend wandte er ſich, was
be=
ſonders intereſſant iſt, an England, das den kommenden
Er=
eigniſſen die größte Aufmerkſamkeit ſchenken müßte. Wenn noch
ein Winter des Elends und der Not über Deutſchland und
Europa hereinbreche, ſo ſei der größte Teil Europas dem
Bol=
ſchewismus verfallen. Das Jahr 1932 bedeute entweder
Unter=
gang oder Fortſchritt. Entweder Erholung oder Uebergang zum
Chaos dieſer Ziviliſation. Es ſei notwendig, daß ſich die Welt
den ungeheuren Ernſt der augenblicklichen Lage vor Augen halte.
Muſſolini eilk zu Stimſon.
TU. Rom, 12. Juli.
Am Sonntag nachmittag hat Muſſolini ſich in ſeinem
Mo=
torboot von Caſtell Fuſano bei Oſtia aus nach Nettuno
be=
geben, dort Stimſon abgeholt und iſt mit dem
amerika=
niſchen Staatsſekretär einige Zeit auf dem Mittelmeer
umherge=
kreuzt. Es iſt anzunehmen, daß dieſer gemeinſame Ausflug auf
das Mittelmeer einen hochpolitiſchen Inhalt gehabt hat, und
ebenſo wahrſcheinlich iſt es, daß die ernſte Lage
Deutſch=
lands in der Unterredung zwiſchen Stimſon und Muſſolini eine
große Rolle geſpielt hat. Obgleich keinerlei amtliche Mitteilungen
darüber vorliegen, iſt mit Sicherheit damit zu rechnen, daß die
Darlegungen über die Lage Deutſchlands, die der deutſche
Botſchafter am Sonntag vormittag im Palazzo Chigi gemacht
hat, auf dem ſchnellſten Wege ſowohl Muſſolini wie Grandi und
dadurch auch Stimſon übermittelt worden ſind. Es liegt daher auf
der Hand, daß Muſſolini und Stimſon das Bedürfnis hatten, ſich
über die Lage auszuſprechen.
„Graf Zeppelin” in Wien.
TU. Wien, 12. Juli.
Die Sonntagsfahrt des „Graf Zeppelin”, der um Mitternacht
in Friedrichshafen ſtartete, iſt ein großer Tag für Oeſterreich
ge=
worden. Ganz Wien war auf den Beinen, und aus ganz
Oeſter=
reich waren die Beſucher in Extrazügen gekommen. Schon in der
Nacht hatten Leute verſucht, auf dem Flugfelde einen Unterſchlupf
zu finden. Um 5,30 Uhr morgens wurde der Zeppelin über Wien
geſichtet. Er machte dann aber noch einen Abſtecher über das
Burgenland. Um 8 Uhr 30 erfolgte dann programmäßig die
Lan=
dung. Weit über 75 000 Zuſchauer begrüßten ſtürmiſch den
Luft=
rieſen. Beſonders wurden Dr. Eckener Ovationen dargebracht,
als er auf der Ehrentribüne, auf der die Spitzen der Regierung,
darunter der Bundespräſident Miklas uſw. ſich verſammelt
hat=
ten, erſchien. Um 9 Uhr 15 ſtieg dann das Luftſchiff zur weiteren
Oeſterreich=Fahrt auf. Um 18 Uhr kam „Graf Zeppelin” wieder
nach Wien, wo das Luftſchiff 15 Minuten ſpäter die Heimfahrt
über Vorarlberg antrat.
Vom Tage.
Die Polizeidirektion München teilt mit, daß einem Erſuchen
des Reichsminiſters des Innern entſprechend der in München
er=
ſcheinende „Völkiſche Beobachter” in ſeiner Bayern= und
Reichsausgabe von der Polizeidirektion München auf drei
Wochen verboten wurde.
Die Wahlkreis=Konferenz der Wirtſchaftspartei von
Heſſen=Naſſau hat beſchloſſen, aus der Reichspartei des
Deutſchen Mittelſtandes (Wirtſchaftspartei)
auszu=
ſcheiden und ſich mit dem Wahlkreis Koblenz=Trier für
ſoli=
dariſch zu erklären. Die ſächſiſchen Wahlkreiſe der
Par=
tei haben ſich ebenfalls mit dem von Heſſen=Naſſau ſolidariſch
erklärt.
Durch eine Note hat der diplomatiſche Vertreter Polens in
Danzig es grundſätzlich abgelehnt, eine Genehmigung
für die Entſendung von polniſchen
Marinepa=
trouillen bei den zuſtändigen Danziger Stellen nachzuſuchen.
Danzig hat darauf ſofort eine Entſcheidung des Hohen
Kommiſſars des Völkerbundes unter Hinweis auf die beſondere
Dringlichkeit der Angelegenheit beantragt.
Wie in Paris verlautet, ſollen die franzöſiſch=
ruſſi=
ſchen Verhandlungen, die ſeit einiger Zeit in Paris
ge=
führt werden, kurz vor dem Abſchluß ſtehen. Die angeſtrebte
Einigung ſoll zwar das erſtrebte Ziel nicht ganz erreichen, aber
immerhin für beide Teile ſehr befriedigend ſein.
Das „Lavoro Fasciſta” berichtet, daß die Leitung der
ita=
lieniſchen katholiſchen Aktion in die
Vatikan=
ſtadt überzuſiedeln gedenke. Das fasciſtiſche Blatt erklärt
in dieſem Zuſammenhange, es werde nun erſt recht genau
auf=
paſſen und alle Dinge bei dem wirklichen Namen nennen.
Der ſchwediſche Erzbiſchof Dr. Söderblom iſt Sonntag
gegen 17 Uhr in Upſala geſtorben.
Der 25jährige Deutſche Emil Wende, deſſen Vater
angeb=
lich Beſitzer einer Schuhfabrik iſt, ertrank im Wirbel der
Nia=
gara=Fälle, als er verſuchte, von Kanada aus auf ungeſetzliche Weiſe
ſchwimmend in die Vereinigten Staaten zu gelangen. Die Leiche
konnte geborgen werden,
Seite 2
Nummer 192
Darmſiadt, den 13. Juli 1931.
Die großen Meiſterſchaftsſchießen des Verbandes der
Schieß=
vereine Deutſcher Jäger, die dem Heſſ. Jagdklub für dieſes Jahr
übertragen wurden, werfen ihre Schatten voraus. Obwohl die
Hauptkonkurrenztage erſt Ende dieſer Woche — Freitag, Samstag
und Sonntag — ſind, waren bereits geſtern auf dem Neuen
Schieß=
haus eine Anzahl in ganz Deutſchland bekannter Schützen
einge=
troffen, um zu üben. So waren da Direktor Winter=Durlach, der
Sieger in zahlreichen großen Sport= und Jagdſchießen. Dr. Barth=
Heidelberg, der Meiſterſchütze vom Badiſchen Bund Deutſcher
Jäger, eine Anzahl Herren aus Speyer, Offenbach, Weinheim und
Mitglieder von zahlreichen heſſiſchen jagdlichen Vereinigungen, ſo
daß ein lebhafter Schießbetrieb auf allen Ständen herrſchte. Die
Schießſtände ſelbſt in ihrer landſchaftlichen Schönheit prangten in
reichem Flaggenſchmuck, und die Hilfskräfte, die freiwillig der
Leitung des Ganzen ſich unterordnen, verſahen ihren Dienſt zum
erſten Male zur allgemeinen Zufriedenheit.
Wie vom Vorſtand des Heſſ. Jagdklubs bekannt gegeben
wurde, iſt der Eingang der Meldungen zum Schießen, namentlich
im Hinblick auf die troſtloſe Wirtſchaftslage, doch zufriedenſtellend.
Beſonders anerkennend wurde hervorgehoben, daß die
Stif=
tungen für die einzelnen Schießen ſeitens der deutſchen
Jäger=
welt recht beträchtlich ſind. Auch für die Förſter und
Jagdſchutz=
beamten ſind wertvolle Ehrenpreiſe in Ausſicht genommen, die
ſicher den Gewinnern große Freude bereiten werden. Am
Diens=
tag, den 14. Juli, von nachmittags 2 Uhr an. findet das letzte
Uebungsſchießen vor den Hauptkonkurrenzen auf allen Ständen ſtatt.
Landesbibliothek. Neue Erwerbungen (Auswahl), vom
13. Juli an auf 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht aufgeſtellt: A. M.
Dirac: Die Prinzipien der Quantenmechanik. Leipzig 1930. 30/735.
Friedrich v. Falk: Die religiöſe Symbolik der deutſchen
Arbei=
terdichtung der Gegenwart. Stuttgart 1930. 30/736. (Veröff. des
Orientaliſchen Seminars der Unip. Tübingen. H. *
Karl
(3
Guſtav Fellerer: Paleſtrina. Regensburg 1930 30,
— Hans
Freyer: Soziologie als Wirklichkeitswiſſenſchaft. Leipzig 1930.
30/718. — Hans Fürſtenberg: Carl Fürſtenberg. Berlin 1931.
31/204. — Hans Grimm: Der Schriftſteller und die Zeit. München
1931. 31/259. — Hilmar Höckner: Die Muſik in der deutſchen
ugendbewegung. Wolfenbüttel 1927. 27/395. — Fritz Kerner=
Marilaun: Palaoklimatologie. Berlin 1930. 30/765. — Kind und
Kunſt. Beiträge zur Jugendſchriftenbewegung. Braunſchweig 1928.
8/453. — L. Rabenhorſt: Kryptogamen=Flora von Deutſchland,
Oeſterreich und der Schweiz. Bd. 9: Die Flechten (Lichenes).
Abt. 4. 2. Heinrich Sandſtede: Die Gattung Cladonia. Leipzig
1931. Q 2769/92. — Jörg Ritzel: Der lachende Rhein. Köln 1930
30 B 115. — Romain Rolland: Muſiker von heute. München 1927.
27/400. — Ernſt Seidler: Die ſozialwiſſenſchaftliche Erkenntnis.
Jena 1930, 30 B 112. — Olga Stieglitz:; Einführung in die
Muſik=
äſthetik. Stuttgart 1928. 28/424. — Alfred Wegener: Mit
Motor=
boot und Schlitten in Grönland. Bielefeld 1930. 30/788.
Leo Weißgerber: Mutterſprache und Geiſtesbildung. Göttingen
1929. 29/696. — Vorbeſtellungen werden im Leſeſaal angenommen.
Vom 27. Juli an verleihbar.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſ. Landestheater.
Marcel Pagnols intereſſanten, ganz aus dem Volkstümlichen
heraus geſchaffenen Hafen=Szenen „Zum goldenen Anker”
(Im Hafen von Marſeille) fanden bei ihrer hieſigen Premiere
am Samstag ſtärkſten Beifall und einen Erfolg, über den die
Preſſe bereits am geſtrigen Sonntag eingehend berichten konnte.
So heißt es u. a.: „Das künſtleriſche Niveau und vor allem die
fabelhaft gute Aufführung, getragen von ganz ausgezeichneter
Rollenbeſetzung, ſicherten der Neuheit ſtarken und uneingeſchränkten
Erfolg. Auch nicht einer blieb etwas ſchuldig! Geſpielt wird
wiederum meiſterlich! Viele Herausrufe und Blumen.‟ Die
aus=
gezeichnete Neuheit gelangt heute und die nächſten Tage in der
Premierebeſetzung zu weiteren Aufführungen, auf die ganz
be=
ſonders hingewieſen ſei. Kein Theaterfreund darf dieſen
inter=
eſſanten Abend verſäumen!
— Neue Kurſe in der deutſchen Einheitskurzſchrift, deren
Be=
herrſchung heute Vorbedingung zur Erlangung von ſtaatlichen,
ſtädtiſchen und manche privaten Anſtellungen iſt, eröffnet morgen
abend der ſeit dem Jahre 1861 beſtehende und ob ſeiner guten
Unterrichtserteilung bekannte Gabelsberger Stenographenverein,
und zwar in der Ballonſchule am Ballonplatz. Der Verein weiſt
nochmals darauf hin, daß die Kurſe um 20 Uhr und unter der
Leitung von ſtaatlich geprüften Lehrern der Stenographie
be=
ginnen. Die Anmeldung kann in der erſten Stunde erfolgen.
(Siehe Anzeige.)
Vom Wochenmarkt. Kleinhandelspreiſe vom 11. Juli 1931
für ein Pfund bzw. Stück in Rpf.: 1. Gemüſe; Kohlrabi 4
Karotten 5—6, rote Rüben 10—15. Römiſchkohl 10—15, Rotkraut
—35. Weißkraut 15—20, Wirſing 15—20, Buſchbohnen 10—12,
Wachsbohnen 12—15, Erbſen 20—25. Zwiebeln 15—20, Knoblauch
80, Tomaten 30—60, Kopfſalat 6—12. Salatgurken 25—50.
Ein=
machgurken 1—3, Blumenkohl 25—100, Rettich 5—15. — 2.
Kar=
toffeln: Frühkartoffeln 7—9./ Spätkartoffeln 5—7 3. Obſt=
Erdbeeren 40, Pfirſiche 60—70, Aprikoſen 50—60 Kirſchen 20—25,
Johannisbeeren 20—23, Stachelbeeren 20—35, Himbeeren 40, Hei=
Eß=
delbeeren 22—28. Zitronen 4—10, Bananen 45—50.
waren: Süßrahmbutter 170—190, Landbutter 150—160,
Weich=
käſe 30—35, Handkäſe 4—15. Eier friſche 9—11
— 5. Wild und
Geflügel: Hühner 80—120, Enten 100, Tauben 60—80, Rehe
60—140.
iſch= und Wurſtwaren; Rindfleiſch.
friſch 74—100, Kalbfleiſch 100, Schweinefleiſch 90—110, Dörrfleiſch
120, Wurſt 50—140, Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 80.
Von Wilhelm Michel.
Unſer Geiſt ringt immer um Gewißheit, und dennoch lebt er
mitten im Geheimnis und vom Geheimnis — wie der Schiffer,
der im Meere und vom Meere lebt.
*
Die geiſtigen Leiden, ja ſelbſt die pathologiſchen Zuſtände der
Jugendzeit erweiſen ſich ſpäter als die geiſtigen „Kapitalien”, von
denen Mannes= und Greiſenalter zehren.
Frage ohne Antwort: Darf ein Menſch öffentlich ſprechen und
ſchreiben, der nicht innerlich überzeugt iſt, ein wahres Vorbild zu
ſein?
*
Das wahre Vorwärts kommt in der Geſchichte immer von
der unerwarteten Seite. Alle Utopien ſind ſchon deshalb
zuver=
läſſig falſch, weil ſie eine Gegenwart geradlinig, wohl gar logiſch
weiterdenken. Die wirkliche Geſchichte hat viel mehr Phantaſie
als der kühnſte Menſchengeiſt.
*
Wenn Kinder ein Spielzeug zerlegen, wollen ſie nicht
zer=
ſtören, ſondern im Gegenteil aus etwas Totem noch eine Szene
Leben und Geſchehen herausholen.
*
Ein philoſophiſches Syſtem iſt ein Weltmodell in Begriffen.
Die Philoſophen haben immer das Rechte, nämlich das Ganze,
gemeint, und haben immer das Falſche, nämlich das
Bruchſtück=
hafte, geſagt. Wort und Syſtem werden nie die Fülle des
Wirk=
lichen erſchöpfen — deshalb gibt es eine Geſchichte der Philoſophie.
*
Almoſen und Strafe gehören als Entſprechungen zueinander.
Beide ſind betreffsmäßige Abkürzungen: das erſtere eine Abkürzung
der erforderlichen Hilfe, die zweite eine Abkürzung der nötigen
ſittlichen Heilung.
Strafen ſollte man nur da, wo man liebt.
Wir können Gott in das Schweigen verweiſen; aber ſobald
wir wahrhaft ins Sprechen kommen, tritt er hervor.
Wichtigkeit des rechten Vergeſſens. Alles was wir geiſtig
auf=
nehmen, muß ebenſo gut verwandelt werden, um uns zu dienen,
Montag, den 13. Juli 1931
Einige allgemeine Merkregeln für die Pilzzeit.
1. Wer glaubt, allein nach dieſen Merkregeln raſch ein guter
Pilz=
kenner werden zu können, laſſe ſeine Hände beſſer weg von den Pilzen.
2. Allgemeine Merkregeln über die Eßbarkeit oder Giftigkeit der
Pilze (Märchen von der Zwiebel und dem ſilbernen Löffel, Verfärbung.
unangenehmer Geruch oder Geſchmack uſw.) gibt es nicht.
3. Iß nur ſolche Pilze, die du ganz genau und als unſchädlich kennſt!
4. Der Anfänger ſammle zuerſt nur die bekannteſten Arten, wie
Pfifferlinge und Steinpilze*), die bei genauem Zuſehen gar nicht
ber=
wechſelt werden können. Erſt nach und nach mache dich mit anderen
häu=
figen und unſchädlichen Pilzarten genau vertraut.
Was du nicht kennſt, laſſe ruhig im Walde ſtehen; nur Rohlinge
treten alle Pilze um oder ſchlagen ſie kurz und klein.
5. In Zweifelsfällen wende Dich an einen wirklich guten Pilzkenner,
an die nächſte Pilzberatungsſtelle oder an die Deutſche Geſellſchaft für
Pilzkunde in Darmſtadt (Heſſiſche Landesſtelle für Pilz= und
Haus=
ſchwamm=Beratung).
6. Der Pilzreichtum und die Artenzahl unſerer Wälder ſind viel
größer, wie meiſt angenommen wird. Nur leichtſinnige Prahlhänſe
kennen „alle Pilze‟ Vergiftungen ſind dann unausbleiblich. Der
Steinpilz (Röhrenpilze mit Röhrchen auf der Hutunterſeite) hat
ungefähr 50 ähnlich ausſehende Verwandte; Blätterpilze (Verwandte des
Champignons und des grünen Knollenblätterpilzes; ſie tragen Blätter
auf der Unterſeite des Hutes) gibt es bei uns ungefähr 1500 verſchiedene
Arten, deren Genußwert und ſonſtige Merkmale großenteils überhaupt
noch nicht wiſſenſchaftlich erforſcht ſind.
7. Sammle ſtets nur friſche Pilze. Durchwäſſerte, zu alte, angefaulte
und ſtark zerfreſſene Schwämme laſſe im Walde zurück.
8. Nimm die Schwämme vorſichtig aus dem Boden heraus, damit du
das Pelzgeflecht (die eigentliche Pilzpflanze!) und junge
Fruchtkörper=
anlagen nicht herausreißt und dadurch zerſtörſt.
Entferne ſofort im Wald anhaftendes Laub und Erde, damit die
Putzarbeit zu Hauſe einfacher wird. Bedenke aber daß geputzte und
zerſchnittene Pilze ſelbſt für den beſten Kenner ſehr ſchwer kenntlich
werden. Deshalb nur tatſächlich eßbare und einwandfreie Schwämme
in den Sammelbehälter!
9. Benutze als Sammelbehälter einen Korb oder einen offenen
Kaſten im Ruckſack, damit die Pilze nicht zermatſcht werden und ſich
nicht erhitzen.
10. Die geſammelten Pilze werden am beſten ſofort bei der
Heim=
kunft geputzt und zubereitet. Andernfalls lagere man ſie an einem
küh=
len und luftigen Orte bis zum nächſten Tag, wobei ſie nicht in großer
Maſſe aufeinanderliegen dürfen. Pilze enthalten ca. 90 Prozent Waſſer
und ſind leicht verderblich.
11. Die Fruchtſchicht auf der Hutunterſeite (Blätter, Röhrchen uſw.)
ſchneide man nicht weg, wenn dieſelbe keine Maden enthält. Sie iſt
reich an wertvollen Nährſtoffen.
12. Das Brühwaſſer ſchütte man nicht weg, weil es die am
leich=
teſten löslichen Nährſtoffe enthält. Pilze, die nur nach dem Fortgießen
des Brühwaſſers genießbar werden (z. B. die gefährliche Frühjahrs=
Lorchel u. a.), ſind nicht empfehlenswert.
13. Pilze ſind ſchwer verdaulich. Sie müfſen deshalb bei der
Zu=
bereitung ſtark zerkleinert werden (am beſten durch die Fleiſchmaſchine).
Außerdem müſſen Pilzſpeiſen ganz zerkaut werden. Abends ſind größere
Pilzmahlzeiten nicht zu empfehlen. Nichtbeachtung dieſer Vorſchriften
kann Verdauungsbeſchwerden verurſachen, die mit Vergiftungen nichts
zu tun haben.
14. Die meiſten Pilzvergiftungen werden durch den grünen
Knollenblätterpilz hevvorgerufen, der leichtſinnigerweiſe als
Champignon, als Grünling oder als grüner Täubling eingetragen wird.
Eine Gabelſpitze von ihm kann den Tod herbeiführen. In manchen
Jahren hat er in Deutſchland bis zu 100 Todesfälle verurſacht. Genaue
Auskunft über dieſen Giftpilz bekommſt du durch das koſtenlos erhältliche
Knollenblätterpilz=Merkblatt der Deutſchen Geſellſchaft für Pilzkunde,
Darmſtadt, und durch die reichsbehördlich empfohlene Wandtafel dieſes
gefährlichſten Giftpilzes, die in einer großen Anzahl von Bahnhöfen
als Warnungsmittel ausgehängt iſt.
15. Zum Schutz vor dem gefährlichen Knollenblätterpilz ſorge man
dafür, daß der charakteriſtiſche Knollen, der oft tief im Boden ſteckt, beim
Aufnehmen nicht in der Erde zurückbleibt und überſehen wird.
16. Ueber alle vorkommenden Pilzvergiftungen berichte man bitte
ſofort an die mediziniſche Fachkommiſſion der Deutſchen Geſellſchaft für
Pilzkunde (Dr. med. Welsmann, Pelkum bei Hamm in Weſtfalen), da
alle dieſe Fälle dort mit Unterſtützung durch das Reichsgeſundheitsamt
geſammelt und wiſſenſchaftlich verarbeitet werden. Bei jeder Vergiftung
fordere man ſofort bei der Deutſchen Geſellſchaft für Pilzkunde in
Darmſtadt einen Fragebogen an, damit die ausführlichen Einzelheiten
jeweils ſorgfältig feſtgeſtellt werden können.
17. Bei den geringſten Anzeichen einer Pilzvergiftung ſorge man
für gründliche Entleerung von Magen und Darm durch Brech= und
Abführmittel, wie für raſcheſte ärztliche Hilfe.
18. Das beſte Bekämpfungsmittel der furchtbaren Pilzvergiftungen
iſt auf jeden Fall die weitgehendſte Aufklärung in der Schule (praktiſcher
Naturkunde=Unterricht) und in der Oeffentlichkeit durch die Preſſe, den
Rundfunk, Aushang von Merkblättern und Bildern auf den
Pilzmärk=
ten, in den Rathäufern, in den Wartezimmern der Aerzte, in Apotheken,
Kochſchulen uſw.
19. Vor dem Ankauf von Pilzbüchern erbitte man koſtenloſe
Bera=
tung durch die Deutſche Geſellſchaft für Pilzkunde in Darmſtadt.
20. Rege in deiner Heimat die amtliche Pilzmarkt=Kontrolle, die
Einrichtung von Beratungsſtellen, von belehrenden Exkurſionen,
Pilz=
ausſtellungen uſw. an.
*) Beim Sammeln von Steinpilzen hüte dich vor Verwechſlung mit
dem bitteren Gallen=Röhrling. Deſſen Röhren werden im
Alter roſa, beim Steinpilz dagegen grünlich. Es gibt noch einige
andere ungenießbare Röhrlinge mit bitterem Geſchmack. Deren Fleiſch
verfärbt ſich beim Anſchnitt jedoch bläulich, während es beim
Stein=
pilz weißlich bleibt. Ueber dieſe Dinge wird unſer ſpäteres
Merk=
blatt über die verſchiedenen Pilzgruppen Aufklärung bringen,
wie die leibliche Nahrung gekaut und verdaut werden muß.
Ver=
geſſen iſt ein geiſtiges Eſſen. Vergeſſen heißt: es verſchwindet
et=
was aus dem Bewußtſein, aber nicht ins Nichts, ſondern in den
geiſtigen „Körper”.
Man ſoll ſeine Vergangenheit nicht verleugnen, aber
womög=
lich überwachſen.
Es gibt ein befeſtigendes Gefühl, zu ſehen, wie wir aus ſo
vielen Lebensbindungen, Leidenſchaften und Abſchieden unſer Ich
unverletzt davongebracht und an den Strand, des gegenwärtigen
Augenblicks gerettet haben. Was unlösbare Verfangenſchaft zu ſein
ſchien, erwies ſich hundertmal als vergängliche Zuſtändlichkeit.
Das iſt der große Gewinn aller Verluſte und Enttäuſchungen, daß
ſie uns das wahrhaft Unzerſtörbare und Kernhafte an unſrem
Weſen klar vor Augen ſtellen.
In allem geiſtigen Tun iſt Phantaſie. Nur die Toten ſind
wirklich nüchtern. Einen Baum, ein Haus, einen Menſchen auch
nur wahrnehmen und als Baum, Haus, Menſchen anerkennen,
darin iſt ſchon ein Funke Schöpfertum und Dichterkraft.
*
Man ſagt manchmal von einem Künſtler, er ſei zu
intellek=
tuell. Das iſt eine falſche Vorſtellung. In ſolchen Fällen iſt nicht
das Intellektuelle zu ſtark, ſondern das Schöpferiſche zu ſchwach.
*
Man ſollte im Grunde immer und überall lieben. Aber wie
Wenige können perſönlich und poſitiv bleiben, wenn ſie nicht
haſſen!
Nur ſtarke Menſchen können treu ſein. Die Treue der
Schwa=
chen iſt in ihrem Kern Abhängigkeit.
*
Wenn das Gewaltige in unſer Leben tritt, ſo bringt es
Freude, ſelbſt wenn es zerſtört.
Vom Müſſen. Der Philoſoph Zenon züchtigte einen Sklaven
wegen eines Diebſtahls. „Herr, es war mir vom Schickſal ſo
be=
ſtimmt,” rief der Sklave, „ich mußte ſtehlen!“ — „Gewiß,
ſagte der Philoſoph, „es war dir aber auch beſtimmt, dafür
ge=
peitſcht zu werden.”
*
Unterſchied zwiſchen Aſien und Europa: In Aſien ſind die
Drachen heilig, in Europa die Drachentöter. (Der Drache iſt das
Symbol der Naturmacht.)
Jagdkalender für Juli in Heſſen.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Jagdklub, e. V., Darmſtadt.)
Rot= und Damhirſche werden mit dem Aufbau ihres
Kopf=
ſchmuckes im Laufe des Monats fertig. Gegen Ende beginnen ſie
zu fegen. Obwohl in Heſſen keine Schonzeit iſt, wird der
weid=
gerechte Jäger noch „Hahn in Ruh” laſſen, denn noch braucht es
Zeit, bis Geweih und Schaufel in der Farbe einwandfrei werden.
Die Brunft des Rehwildes, die Blattzeit, beginnt mit der
zweiten Hälfte des Monats und bringt dem Jäger große Freuden.
Man hüte ſich, mit dem Blatten allzu früh anzufangen oder
Miß=
brauch mit dem Blattinſtrument zu treiben, denn bald iſt ein
Revier verblattet” und dann reagiert kein Bock mehr, ſelbſt auf
die zärtlichſte Muſik.
Sonſt zeigt der Jagdkalender noch viel ſchwarze Felder. Zwar
beginnt am 16. Juli die Schußzeit für Enten und Sumpfſchnepfen.
indeſſen iſt dabei mit großer Vorſicht zu verfahren, und geringe
Schofe ſind unbedingt zu ſchonen. Ganz beſonders gilt dies auch
für die Mutterente, die leicht daran kenntlich iſt, daß ſie vor dem
Hund ſchnell aufgeht, aber bald wieder einfällt. Wird ſie
vor=
zeitig abgeſchoſſen, dann gehen die jungen Enten, die der Führung
unbedingt bedürfen, gewöhnlich zugrunde.
Auf ſtreunende Hunde und Katzen iſt beſonderes Augenmerk zu
richten, die an dem jungen Wild bedeutenden Schaden anrichten.
Der Ortenberger Mädchenmörder begnadigt. Das
Geſamt=
miniſterium bat die vom Schwurgericht in Gießen gegen den
Landwirt Wilhelm Lohr aus Altenſtadt wegen Ermordung der
19jährigen Martha Peppel erkannte Todesſtrafe im Gnadenwege
in lebenslängliche Zuchthausſtrafe umgewandelt.
Wer kennt den Toten? Am 7. Juli 1931 wurde aus dem
Rhein bei Worms die Leiche eines unbekannten Mannes geländet.
Die Leiche hat etwa fünf Tage im Waſſer gelegen. Der linke
Oberſchenkel iſt gebrochen und weiſt ſtichartige Verletzungen auf.
Die Hautſchwarte des linken Oberſchenkels iſt 15 bis 18
Zenti=
meter lang abgetrennt. Es wird ein Verbrechen vermutet.
Be=
ſchreibung: 35 bis 40 Jahre alt, 1,65 Meter groß, mittelſtark,
ſchwarzes, dichtes Haar, graue Augen, Stumpfnaſe, dicke Lippen,
geſtutzter ſchwarzer Schnurrbart. Im Oberkiefer fehlen die
hin=
teren Backenzähne, im Unterkiefer fehlt der linke Schneidezahn.
Bekleidung: Weißer Tuchkragen, ſchwarzer Selbſtbinder, Reſte eines
blau=weiß geſtreiften Hemdes, graue Strümpfe, ſchwarze
Halb=
ſchuhe mit Lacktappe. Bei der Leiche wurde ein Trauring,
ge=
zeichnet: „F. K. Weihnacht 1915” vorgefunden. Sachdienliche
Mit=
teilungen an das Landeskriminalpolizeiamt, Zentralſtelle für
Ver=
mißte und unbekannte Tote. Darmſtadt. Wilhelm=Gläſſing=Str. 23,
erbeten. Lichtbilder können auf dem Polizeiamt Worms und
Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt eingeſehen werden.
** Der Nerother Bund, Orden der Wulfen. Darmſtadt,
ver=
anſtaltete geſtern im Garten der „Geſellſchaft Eintracht”,
Eliſa=
bethenſtraße, ein Sommerfeſt für die Eltern ihrer Mitglieder, das
ehr gut beſucht war. Die friſchen frohen Nerother Jungen
be=
ſtritten das abwechſlungsreiche Programm ſelbſt und bereiteten
ſomit ihren Gäſten eine große Sonntagsfreude. Die Spielabteilung
(e
muſizierte und die Geſangsabteilung bot ſchöne, luſtige und
Wanderlieder. Da ein Trupp tüchtiger Wanderer mit dem Bun
desführer auf einer großen Amerikafahrt iſt, leitete deſſen E
II=
Ge=
vertreter, Hans Schmidt, die Veranſtaltung, der nach dem
ſang „War einſt ein junger Sturmſoldat” allen Anweſenden ein
7*
herzliches Willkommen entbot und dann auf die ſchwere Zeit h.
wies, die eigentlich nicht dazu angetan ſei, frohe, vor allen Din
abe
gen koſtſpielige Feſte zu feiern. Das wolle man auch nicht
aus dem Leben der Gemeinſchaft heraus, aus der Urwüchſigkeit
der Gruppen wollten die Nerother den Eltern ihrer
liede=
einige frohe Stunden bereiten und Sorgen und Nöte des Alltags
vergeſſen laſſen. Solche Stunden ſchmieden die Führer und
Jun=
gens enger zuſammen und feſtigen das gegenſeitige Vertrauen.
Er fuhr dann fort: Wenn wir den erſten Teil unſerer
Darbie=
tungen beſinnlich geſtalteten, wenn wir mit dem Kampflied der
Oberſchleſier begannen, ſo dies zum Gedenken an das was wir
verloren haben. Wir ſingen Soldatenlieder nicht weil es
Sol=
datenlieder ſind, ſondern weil das harte, ſtarke in dieſen deutſchen
Weiſen unſerer Jugend not tut. Gern denken wir an unſere
Brüder im fernen Grenzland, ihnen gilt unſer Gruß! Nicht aber
vergeſſen wollen wir unſere Amerikafahrer und unſeren
Bundes=
führer mit ſeiner Schar, die drüben in fernem Lande von
deut=
ſcher Jugend und deutſchem Volkstum künden. Ihnen und unſeren
Grenzlanddeutſchen gilt unſer Bruderruf, ein kräftiges „Horedoh”!
Das Feſt nahm einen ſehr ſchönen Verlauf. Die Darbietungen,
die hübſchen Geſänge, die Muſikſtücke, das kleine Theaterſtückchen
im Freien „Die Zauberflöte”, und im zweiten Programmtei
beſonders das „einmalige Auftreten des Zirkus Nero=Wu=D
mit den originellen Einfällen der Jungen fand lebhaften
freu=
digen Beifall. Mit einem Schlußwort des Leiters der
Veranſtal=
tung, dem Dank an alle Gäſte für ihr Erſcheinen und einem
hüb=
ſchen Geſang fand das ungekünſtelt harmlos frohe Sommerfeſt der
Nerother ſeinen Abſchluß.
Tageskalender für Montag, den 13. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Konzerte: Zur
Haus, 20 Uhr: „Zum goldenen Anker”
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor, Herrngar=
Kinovorſtellungen: Union. Helia= und
tenkaffee.
Palaſt=Lichtſpiele. — Union, abends 20 Uhr:
Lichtbilder=
vortrag: „Kampf der Krebskrankheit”,
Neger laſſen ſich willig ſtrafen für Uebeltaten, deren ſie ſich
in aller Form überführt ſehen. Dagegen proteſtieren ſie gegen
Strafen, denen kein lückenlöſer Beweis vorausgeht, mit laut
lär=
mender Entrüſtung, auch wenn ſie ſich ſchuldig wiſſen. Man kann
dies wohl auch eine „moraliſche Entrüſtung” nennen.
2
Zur Rechtspflege. Kaiſer Julian der Abtrünnige wohnte
ein=
mal einer Gerichtsverhandlung bei. Der Angeklagte leugnete, und
ſein Leugnen ſchien auf den Richter Eindruck zu machen. Da rief
der Vertreter der Anklage aus: „Wer wäre wohl ſchuldig, wenn
es genügte, zu leugnen?‟ Der Kaiſer fragte zurück: „Und wer
wäre unſchuldig, wenn es genügte, angeklagt zu werden?
Friedrich Gundolf F.
LPD. Heidelberg, 12. Juli. Die Heidelberger Univerſität
hat einen ſchweren Verluſt erlitten. Am Sonntag vormittag ſtarb
an Magenkrebs der berühmte Literaturhiſtoriker Friedrich
Gun=
dolf im Alter von 51 Jahren.
Am 20. Juni 1880 in Darmſtadt geboren, arbeitete er
ſeit 1911 als Dozent an der Heidelberger Univerſität. Gundolf,
zugleich ein Meiſter der Sprache, war beſonders berühmt
gewor=
den durch ſeine Shakeſpeare=Ueberſetzungen und Shakeſpeare=
For=
ſchungen, als deren erſter Niederſchlag 1911 das Buch „
Shake=
ſpeare und der deutſche Geiſt” erſchien. Ferner ſei aus dem reichen
Schaffensgebiet des für die deutſche Wiſſenſchaft viel zu früh
Verſtorbenen noch ſein großes Werk über Goethe (1916) erwähnt,
ſowie das Buch „Cäſars Geſchichte ſeines Ruhmes”, das 1924
er=
ſchien. Mit beſonderer Hingabe ſetzte ſich Gundolf für Stefan
George ein, in deſſen Art er ſelbſt eine große Anzahl
formvollende=
ter Gedichte ſchrieb. 1930 erhielt Gundolf den Hamburger
Leſ=
ſing=Preis. Sein 50. Geburtstag brachte ihm große Ehrungen.
Kunſl. Wiſſenſchaft und Leben.
— Dr. med. Alfred Brauchle, leitender Arzt des
Prieß=
nitz=Krankenhauſes in Berlin=Mahlow: Lexikon der
Naturheil=
kunde. Nr. 7140. Geheftet 40 Pf., gebunden 80 Pf. (Reclam jr..)
Keiner iſt mehr berufen als der leitende Arzt des erſten
Natur=
heilkrankenhauſes, ein „Lexikon der Naturheilkunde”
herauszu=
geben. Die Fülle des hier gebotenen Materials iſt trotz des engen
Raumes erſtaunlich. Kurz und klar iſt alles geſagt, was wir über
die Anwendung von Bädern, Waſchungen, Packungen, Güſſen,
Maſſage. Sonnen= und Lichtbeſtrahlungen, Luftbädern, Rohxoſt,
vegetariſcher Koſt, ſeeliſcher Hygiene nur wiſſen wollen. In der
alphabetiſchen Reihenfolge findet ſich jeder leicht zurecht.
Numuer 192
Montag, den 13. Juli 1931
Seite 3
Any Heſſei.
Nur Sichkenrinde.
Wenn man einen Karren aus dem Dreck ziehen will und der
Fuhr=
mann mit ſeinen Gäulen es allein nicht ſchafft, dann muß alles anpacken,
was dazu gehört, und auch die kleinſte Kraft kann dabei helfen. Der
deutſche Karren iſt gründlich in den Dreck gefahren, und jeder muß
heran, um ihn wieder mühſelig herauszuſchieben. Man verſucht dies, in
der Erkenntnis, daß überflüſſige Einfuhr ausländiſcher Erzeugniſſe
läh=
mend auf den Abfatz eigener Produktion wirkt, durch die Werbung für
deutſches Erzeugnis, und da muß auch jeder kleinſte deutſche
Erzeugungs=
zweig mit herangezogen werden.
In den letzten Jahren wurde durchſchnittlich für rund 1 Mill. RM.
Fichtenrinde aus dem Auslande eingeführt, obgleich der Anfall an
Fich=
tenrinde in Deutſchland groß genug iſt, um den Bedarf der deutſchen
Lederinduſtrie zu decken. Eine Umfrage hat aber ergeben, daß Fabriken,
die weit ab von deutſchen Schälwaldungen liegen, ihren Bedarf lieber
aus dem Auslande beziehen, weil die Rinde von dort vor allem
gleich=
mäßiger, beſſer behandelt und zu jeder Zeit erhältlich iſt. Die deutſchen
Forſtverwaltungen verkaufen nach einem veralteten Syſtem die Rinde ab
Wald, nach dem der Käufer für Abfuhr uſw. ſelbſt zu ſorgen hat und
die eventuell verregnete Ninde mit in Kauf nehmen muß. Es iſt
ver=
ſtändlich, daß ſo die Induſtrie nicht gern als Käufer auftritt. Der
Ab=
ſatz der deutſchen Fichtenrinde ließe ſich wefentlich heben, wenn die
Wald=
beſitzer die ſachgemäß behandelte Fichtenrinde — es kommt nur Rinde
von Sommerfällung in Frage — am beſten frei Fabrik liefern könnten.
1 Million RM. iſt kein großer Betrag gegenüber anderen
Einfuhr=
poſten, aber in ſolchen Zeiten der Nor ſpielt jede Mark, die nicht ins
Ausland wandert, eine Rolle.
4a. Eberſtadt, 12. Juli. Der neue Eberſtädter
Naturpfad war bereits am heutigen Sonntag das Ziel vieler
Wanderer, Ausflügler von weither und einheimiſcher
Spazier=
gänger. Durchweg wurde nur mit voller Befriedigung von den
Sehenswürdigkeiten geſprochen, die der Naturpfad in
verſchiede=
ner Hinſicht bietet.
Cp. Pfungſtadt, 12. Juli. Reinigung der Modau. Die
Waſſer der Modau wurden am Samstag nachmittag bei dem Wehr
an der Eberſtädter Gemarkungsgrenze in den Sandbach bzw. den
Hintergraben umgeleitet, um die Bachſohle der Modau einer
gründlichen Reinigung unterziehen zu können. Die Arbeiten
wer=
den alljährlich im Sommer durchgeführt. — Die Kornernte
iſt jetzt auch in der hieſigen Gemarkung in vollem Gange. Auch
mit dem Dreſchen iſt bereits begonnen worden. —
Solbade=
kuren. Am Dienstag, den 14. Juli, findet in der
Handwerker=
ſchule die Anmeldung der nichtſchulpflichtigen Kinder zur
Beteili=
gung an den Solbadekuren ſtatt. — Die evangeliſche
Jugend auswärts. Die hieſige Evangeliſche Jugend weilte
am heutigen Sonntag in Erzhauſen, wo ſie an dem Kreistreffen
des Kreiſes Darmſtadt im Heſſenbund teilnahm. Der
Mädchen=
verein unternahm nachmittags einen Gang nach dem Frankenſtein
zwecks Beteiligung an einem Volkstanztreffen.
Dk. Wald=Michelbach, 11. Juli. Das Trocknen und
Auf=
bewahren der geſchälten Eichenrinden. Eine der
wich=
tigſten Arbeiten, die zur Gewinnung der Eichenrinden nötig iſt, iſt das
Trocknen und Aufbewahren der geſchälten Rinden. Gerade durch falſche
und nachläſſige Behandlung der Rinden entſtehen oft große
Gerbſtoff=
verluſte, und die Qualität der Rinden wird dadurch gemindert. Die
friſch geſchälte Rinde enthält oft über 50 Prozent Waſſer. Durch das
Trocknen im Walde verliert die Rinde den größten Teil ihres Waſſers,
und wenn die Rinde aus dem Walde abgefahren wird, enthält ſie
viel=
leicht nur noch 10 bis 15 Prozent Waſſer. Das Trocknen der Rinde ſoll
möglichſt raſch vor ſich gehen, denn je ſchneller ſie trocknet, deſto beſſer
wird die Qualität der Rinde. Vor allen Dingen darf die friſche Rinde
nicht unmittelbar auf den Erdboden geſetzt werden, damit ſie mit der
Bodenfeuchtigkeit nicht in Berührung kommt. Man darf die Rinde auch
nicht zu hoch aufeinander ſchichten, weil durch das feſte Lagern Luft und
Wind zu wenig Zutritt haben und das Trocknen dadurch verzögert wird.
In dieſem Falle werden die Rinden leicht ſchimmelig. Der Regen ſpielt
während der Trockenzeit eine wichtige Rolle, denn je weniger es regnet,
deſto ſchneller geht das Trocknen vor ſich. Wiederholt größere
Regen=
fälle während der Trockenzeit machen ſich in zweifacher Hinſicht für die
Rinden nachhaltig bemerkbar. Durch häufiges Naßwerden neigen die
Rinden viel mehr zur Schimmelbildung. Schimmlige Rinden haben aber
häufig einen geringen Gerbſtoffgehalt und finden dadurch oft keinen
Käufer. Auch beſteht bei angeſchimmelten Rinden die Gefahr, daß bei
Eintritt feuchter Witterung die Schimmelbildung weiter um ſich greift.
Zweitens wird durch den Regen oft ein erheblicher Teil der Gerbſtoffe
ausgelaugt und geht verloren. Werden die Rinden ſo aufbewahrt, daß
nur die Außenſeiten und nicht die Fleiſchſeiten naß werden, dann treten
die angeführten Nachteile inſofern nicht ein, weil dann das Waſſer an
den Rinden abläuft und kaum in die Rinden eindringt. Natürlich läßt
es ſich beim Trocknen im Schälwalde nicht durchführen, daß bei
eintreten=
den Regenfällen nur die Außenſeiten feucht werden. Es müſſen deshalb
von den Schälwaldbeſitzern Maßnahmen getroffen werden, um die
Rin=
den gegen Regenfälle hinreichend zu ſchützen. Um ſich vor Schäden zu
bewahren, ſollte man in regenreichen Jahren die Rinden mit
undurch=
läſſigen Tüchern oder Matten bedecken. Sehr praktiſch ſind auch
Trocken=
ſchuppen, in denen die Rinden zum Trocknen aufbewahrt werden. Leider
hat ſich die Anlage und Unterhaltung der Trockenſchuppen als zu
koſt=
ſpielig erwieſen. Bei uns im Odenwald werden die Rinden in den
Höhenſchälwaldungen derartig gelagert, daß ſie mit dem Boden und
mit=
hin auch mit der Bodenfeuchtigkeit nicht in Berührung kommen. Aber
zum Schutz gegen Regen iſt bis heute noch wenig getan worden, obwohl
es im Intereſſe der Eichenſchälwaldbeſitzer läge, durch eine ſachgemäße
Behandlung der Rinden während der Trockenzeit eine marktfähige Ware
der Lederinduſtrie zu bieten, die imſtande iſt, gegenüber ausländiſchen
Gerbrinden und Gerbhölzern jederzeit konkurrenzfähig zu ſein.
Au. Groß=Gerau, 10. Juli. Gemeinderatsſitzung. Der
Gemeinderat hielt eine öffentliche Sitzung ab, in der beſchloſſen
wurde, in der Marktplatzſchule ein Leſezimmer zu errichten, in
dem alle Parteizeitungen ausgelegt werden ſollen. Sodann teilte
Bürgermeiſter Dr. Ludecke die Berpfung von Medizinalrat Dr.
Schmitt=Groß=Gerau ins Miniſterium mit. Die Stadtverwaltung
hat dem ſcheidenden Kreisarzt zum Andenken an ſeine
verdienſt=
volle Wirkſamkeit als Leiter des Städtiſchen Krankenhauſes Groß=
Gerau ein Bild vom alten Rathaus überreichen laſſen. Sein
Nach=
folger. Medizinalrat Dr. Windſack, wurde vom Gemeinderat als
ordentliches Mitglied in den Krankenhausausſchuß gewählt.
Hier=
auf machte der Bürgermeiſter Mitteilungen über die
Betriebs=
einſchränkung bei der Helvetia=Konſervenfabrik Groß=Gerau, über
den Beſuch des Berliner Mozartchors und darüber, daß die
Ge=
meinde noch immer keine Mittel zur Straßenherſtellung zur
Ver=
fügung habe. Dann beſchloß der Gemeinderat den Verkauf eines
Bauplatzes ſowie den Abſchluß einer Schüler=Unfallverſicherung.
Die Regulierung des Mühlbaches und des Landgrabens ſoll einer
erneuten Prüfung unterzogen werden. Weiter wurde ein Antrag
angenommen, daß die Elektrizitätsſtänder und Zählerhauben
Eigentum der Gemeinde bleiben ſollen. Die Zählermiete wird
hierfür um 10 Pfg. erhöht. Angenommen wurde ferner ein
An=
trag, den Ziegenzuchtmarkt aus dem Fonds des Bürgermeiſters
zu unterſtützen. Eine längere Debatte entſpann ſich über die
An=
ſchaffung einer Billettregiſtrierkaſſe für die Städt. Badeanſtalt.
Ohne längere Debatte hingegen wurde der Anſchaffung eines
Steriliſators für Verbandszeug für das Krankenhaus zugeſtimmt.
Einige Erneuerungsarbeiten in der Adolf=Goebel=Schule wurden
an die Baukommiſſion verwieſen. Zum Schluß wurden
verſchie=
dene Geſuche erledigt. — Herrenloſes Auto. In der
Wirt=
ſchaft zum Gambrinus in der Darmſtädter Straße wurde dieſer
Tage ein Auto ſtehen gelaſſen und nicht mehr abgeholt.
Wahr=
ſcheinlich handelt es ſich um einen geſtohlenen Wagen, der von
dem Dieb aus irgend welchen Gründen im Stich gelaſſen wurde.
4a Offenbach, 12. Juli. Selbſtmord im Main. Eine
ältere Frau aus der Feldſtraße ſtürzte ſich vor einigen Tagen in
ſelbſtmörderiſcher Abſicht in den Main. Ihre Leiche konnte jetzt
geländet werden. Grund zur Tat iſt ein unheilbares Leiden
ge=
weſen.
Graber Bauecntag in Beec,
*
Das Reikerfeſt.
Das Fahrkurnier am Vormitkag.
m. Beerfelden, den 12. Juli 1931.
Die Einleitung zu dem morgigen großen Pferde=,
Foh=
len= und Zuchtviehmarkt bildete das Reiterfeſt, das
heute vor= und nachmittag ſich in der ſogenannten Strieht
ab=
ſpielte und das veranſtaltet wurde vom Reit= und
Fahr=
verein für die Oberzent. Das Fahrturnier am
Vormit=
tag gliederte ſich in eine Eignungsprüfung für Arbeitsgeſpanne
und eine Eignungsprüfung für Wagenpferde, jedesmal getrennt
für a) landwirtſchaftlich und b) gewerblich benützte Pferde. Die
Wertung geſchah nach: Bau der Pferde, Gangart und
Zügel=
führung, Pflege von Geſchirr und Wagen. Neue Geſchirre und
Wagen wurden nicht höher bewertet. — Zuſammenfaſſend ſei
ge=
ſagt, daß Pferde und Fahrer einen ausgezeichneten Eindruck
mach=
ten, von Jahr zu Jahr zunehmend merkt man die Schulung der
Fahrer durch den Verein bzw. die betreffenden Reitlehrer. Die
Witterung morgens war gut, faſt zu gut, denn die Pferde hatten
unter den Bremſen zu leiden.
Als Wertungsrichter fungierten bei der Abteilung
Arbeits=
geſpanne die Herren; Freiherr Roeder von Diersburg, Keſſelbach;
W. H. Breimer 2., Beerfelden; Karl Fritſch, Dilshofen; — bei der
Abteilung für Wagenpferde die Herren: Freiherr Roeder von
Diersburg; Rittmeiſter Gallo, Darmſtadt; S. Erl. Erbgraf
Alexander zu Erbach=Erbach.
Das Ergebnis der Wertung iſt folgendes:
Eignungsprüfung für Arbeitsgeſpanne: a)
landwirt=
ſchaftlich benützte Zweiſpänner: 1. Preis und
Zucht=
ehrenpreis Ludw. Kredel=Airlenbach (Fahrer Peter Holſchuh);
2. Preis und Fahrerehrenpreis Joh. Ad. Siefert 2.=Airlenbach
(Wilh. Siefert); 3. Preis und Pflegeehrenpreis Ludw. Siefert=
Airlenbach (Fritz Holſchuh); 4. Preis Gg. Meiſinger=Langen=
Brombach: —
b) gewerblich benützte Zweiſpänner
1. Preis Gebr. Weber=Beerfelden (Fahrer Peter Holſchuh); 2. Pr.
und Pflegeehrenpreis Gg. Trautmann=Hetzbach (Beſitzer)
Einſpänner: 1. Preis und Fahrerehrenpreis Auguſt Wilhelm=
Beerfelden (Fahrer Georg Wilhelm); 2. Preis Gg. Trautmann=
Hetzbach (Beſitzer).
Eignungsprüfung für Wagengeſpanne: a)
landwirtſchaft=
l iche Zweiſpänner: 1. Preis Gg. Helm=Airlenbach (Fahrer
Ad. Ballert); 2. Preis und Fahrerehrenpreis Gg. Kredel=Elsbach
(Beſitzer); 3. Preis und Pflegeehrenpreis Ad. Siefert=Airlenbach
(Ad. Siefert); 4. Preis und Zuchtehrenpreis Frau Joh. Kredel
Witwe=Etzean (Gg. Siefert);
Einſpänner; 1a Preis und
Fahrerehrenpreis Gg. Kredel=Elsbach (Fahrer Beſitzer): 1b Preis
Wilh. Kredel=Langen=Brombach (Leonh. Kredel); 2. Preis und
Zuchtehrenpreis Ph. Hotz=Gammelsbach (Heinr. Hotz); 3. Preis
— b) gewerb=
und Pflegeehrenpreis H. Axt=Hoxhohl (Beſitzer);
iche Zweiſpänner: 1. Preis und Fahrerehrenpreis Auguſt
Wilhelm=Beerfelden (Fahrer Gg. Wilhelm).
A
Die weitkadapfe der Reiter.
Im feſtlichen Zuge, die Feuerwehrkapelle an der Spitze,
fol=
gend das Komitee und auswärtige Preisrichter, dann die
ſchmuk=
ken Paare an Roſſen und Reitern, ſo gings nachmittags 2 Uhr
zum Kampfplatz. Hier hatte ſchon zahlreiches Publikum die
Rän=
der beſetzt, und dichter wurden die Reihen nach dem Einmarſch des
Feſtzuges. Zahlreiche Autos hielten rundum, beſonders droben
auf der Gammelsbacher Straße. Ein gar buntes Bild bot ſich
dem Beſchauer und mahnte an das, was man von den
mittelalter=
lichen Turniexen und Feſten ſchon las und auf Papier oder
Lein=
wand ſchaute.
Der Aufmarſch der Reiter war ſchon eine Sehenswürdigkeit,
noch mehr aber ihr Wettkampf in Abteilungen. Die
Reitabtei=
lung Langen=Brombach vom Reit= und Fahrverein des vorderen
Odenwaldes, führte Herr Ph. Maul 2. von Groß=Umſtadt vor und
zeigte, was Vorgeſchrittene, Pferd und Reiter, zu leiſten imſtande
ſind; die Reitabteilung des Reit= und Fahrvereins für die
Ober=
zent ſtand unter Herrn Carl Müller=Lengfeld, und die des Oden=
wälder Reitervereins e. V. Erbach wieder unter Herrn Maul 2.,
Groß=Umſtadt. Auch die zwei letztgenannten Abteilungen
erreg=
ten, wie die erſte, größten Beifall durch ihre Leiſtungen. Für das
Publikum am unterhaltendſten waren die Hürdenſprunge der
Pferde und die Freiübungen der Reiter; den Kenner intereſſierte
mehr das was Roß und Reiter in gemeinſamer Arbeit an
Prä=
zeſion willig gaben. Die Reitabteilungen werteten die Herren
Frei=
herr Roeder von Diersburg, Carl Fritſch=Dilshofen und
Ritt=
meiſter Gallo=Darmſtadt. Außer dieſen Herren und Herren von
hier ſah man bei den weiteren Kämpfen als Richter S. Erl. den
Herrn Erbgrafen Alexander zu Erbach=Erbach und Herrn Auguſt
Nahm=Heubach, den Geſchäftsführer des Reitervereins vom
vorde=
ren Odenwald; weiter ſah man den Vorſitzenden des
Landwirt=
ſchaftskammer=Ausſchuſſes, Herrn Heyl, und den Generalſekretär
der Landwirtſchaftskammer, Herrn Dr. Rohdert. Die weiteren
Darbietungen beſtanden in Trabreiten der Warm= und
Kalt=
blüter, Jagd=Springen der Kalt= und Warmblüter und der
Reit=
pferde und Reiterſpielen; dazwiſchen gaben einige
Schaunum=
mern, dargebracht durch die beiden Reitlehrer, Herrn Maul und
Herrn Müller, die nötige Abwechſelung.
Nach Abwickelung des Programms erfolgte die
Preisverteilung.
Die Preiſe waren ſehr zahlreich und beſtanden in Geld und
zahl=
reichen ſchönen Gegenſtänden. Einleitend beglückwünſchte Herr
Bürgermeiſter Löb namens der Stadt Beerfelden die Feſtgäſte
und den Fahr= und Reiterverein zu dem ſchönen Erfolg; Herr
Kaufmann Willenbücher richtete dann warme Dankesworte an
alle, die zum Erfolg dieſer wohlgelungenen Veranſtaltung
bei=
trugen, Einzelnamen ſeien an dieſer Stelle nicht genannt, wohl
aber ſei gedacht des Herrn, der alljährlich dieſe Darbietung leitet
und es verſteht, dem Publikum immer Neues und Intereſſantes
zu bieten: es iſt Herr Rittmeiſter Carl Loeſch=Darmſtadt.
Die Ergebniſſe:
Wettkampf für Reitabteilungen:
1. Preis Reit= und Fahrverein für die Oberzent, Sitz
Beer=
felden, (Reitlehrer: Carl Müller=Lengfeld): 1. Preis Reit= und
Fahrverein für den vorderen Odenwald, Reitabteilung Langen=
Brombach (Reitlehrer Phil. Maul 2.=Groß=Umſtadt) 2 Preis
Odenwälder Reiterverein e. V., Erbach (Reitlehrer Phil. Maul 2.=
Groß=Umſtadt).
Trab=Reiten (Kaltblüter): 1. Preis Heinr. Trumpfheller=
Würzberg (Reiter Leonh Trumpfheller); 2. Preis Joh. Ad.
Sie=
fert 2., Airlenbach (Gg. Siefert); 3. Preis Joh. Matthes,
Haiſter=
bach (Beſitzer); 4. Preis Jakob Volk, Würzberg (Ludw. Volk);
5. Preis Ph. Hotz, Gammelsbach (Heinr. Hotz).
Trab=Reiten (Warmblüter): 1. Preis Adam Bär 2., Langen=
Brombach (Reiter: Ad. Bär 4.); 2. Preis Ph. Glenz. Günterfürſt
(Ph. Glenz); 3. Preis Ph. Hotz, Gammelsbach (Heinr. Hotz);
Preis Wilh. Siefert 3., Airlenbach (Gg. Siefert); 5. Preis H.
Axt, Hoxhohl (Beſitzer).
In einer Sonder=Nummer erhielt einen Preis: Jakob
Bruſt 2., Werſau (Reiter: Beſitzer).
Schau=Nummern: Reitabteilungen und Viergeſpanne.
Jagd=Springen (Kaltblüter): 1. Preis Joh. Ad. Siefert 2.,
Airlenbach (Reiter: Gg. Siefert);
Preis Auguſt Wilhelm,
Beer=
felden (Gg. Wilhelm); 3. Preis Leonh. Rebſcher 3., Airlenbach
(Leonh. Rebſcher); 4. Preis Wilh. Kredel, Langen=Lrombach (Gg.
Kredel); 5. Preis Gg. Meiſinger, Langen=Brombach (Georg
Meiſinger).
Jagdſpringen (Warmblüter): 1. Preis Auguſt Wilhelm,
Beer=
felden (Reiter Ga. Wilhelm); 2. Preis Ph. Hotz, Gammelsbach
(Heinr. Hotz); 3. Preis Ad. Bär 2., Langen=Brombach (Ad. Bär 4.)
4. Preis Ludwig Dingeldey, Falken=Geſäß (Beſitzer); 5. Preis W.
Siefert 3., Airlenbach (Ludwig Siefert); 6. Preis Wilh. Siefert 3.,
Airlenbach (Gg. Siefert).
Jagdſpringen (Reitpferde): 1. Preis H. u. L. Münch,
Fried=
richsdorf (Reiter: Beſitzer).
Reiter=Spiele: 1. Preis Ph. Hotz. Gammelsbach (Reiter:
Heinr. Hotz); 2.
Preis Ph. Hotz, Gammelsbach (Otto Hotz);
3. Preis Auguſt Wilhelm, Beerfelden (Gg. Wilhelm).
Rückſichtslofigkeik aus Anüberlegkheit
und Bequemlichkeit.
Dies Unfallverhütungsbild des Verbandes der Deutſchen Berufs=
Genoſſenſchaften ſollte vor allen Dingen auf jeder Bahnhofstreppe, aber
auch ſonſt in allen viel beſuchten öffentlichen Gebäuden, auf den
Trep=
pen der Warenhäuſer, der Cafés und Reſtaurants ausgehängt werden.
Denn immer wieder kommen ſchwerſte Augenverletzungen durch dieſe
gefährliche Unſitte vor.
Zehn Jahre Gießener Skudenkenhilfe.
WSN. Gießen, 12. Juli. Geſtern fand im Saale des Gießener
Studentenheims in Gegenwart vieler Ehrengäſte und Studenten,
ſowie der offiziellen Vertreter der ſtudentiſchen Korporationen
eine Feier ſtatt, die dem Gedenken an die jetzt zehnjährige
Wirk=
ſamkeit der Gießener Studentenhilfe galt. Der Gründer und
Vor=
ſitzende der Gießener Studentenhilfe, der derzeitige Rektor der
Univerſität Profeſſor Dr. Eger, hielt die Feſtanſprache, in der er
einen feſſelnden Ueberblick über das Schaffen und Wachſen der
Gießener Studentenhilfe in dem verfloſſenen Jahrzehnt gab. Er
konnte dabei auch mit Genugtuung und Dank auf die ſtarke
För=
derung hinweiſen, die das ſtudentiſche Hilfswerk für
minderbe=
mittelte und fördernswürdige Studierende an der Univerſität
Gießen vom Reich und vom heſſiſchen Staat, von der
Wirtſchafts=
hilfe der Deutſchen Studentenſchaft und vielen privaten Gönnern
und Helfern in reichem Maße gefunden hat. Weiter wies der
Redner die Notwendigkeit dieſes Hilfswerkes auch für die
Zu=
kunft nach, der die Studentenſchaft trotz der Not der Zeit mit
Zu=
verſicht entgegenſehe. Als Exrektor würdigte Univerſitätsprofeſſor
Dr. Brüggemann die ſegensreiche Arbeit der Gießener
Studenten=
hilfe und die großen Verdienſte ihres Vorſitzenden, jetzigen
Rek=
tors Profeſſor Dr. Eger, während der verfloſſenen zehn Jahre in
herzlichen Dankes= und Anerkennungsworten. Anſprachen im
glei=
chen Sinne hielten Dr. Meesmann=Gießen als Vertreter der
Gießener, Hochſchulgeſellſchaft, Beigeordneter Dr. Hamm=Gießen
namens der Stadt Gießen, ſowie ein Vertreter der
Studenten=
ſchaft. Sämtliche Redner betonten neben dem Dank und der
An=
erkennung auch die Notwendigkeit der weiteren Unterſtützung
dieſes ſegensreichen ſtudentiſchen Hilfswerks.
Bestell Nr- 372 -d. Unfallverhüfungsbild E.m. b. b.
6 Verb. d. Dtsch. Berufsgenossenschaft, Berlin M.9.
Wahrſchau bedeutet: Bewahre dich, indem du richtig um dich
ſchauſt! Bewahre aber auch andere vor Unheil, das du verurſachen
kannſt. Für alle Paſſanten gilt daher die Mahnung: Wenn du nicht
gedankenlos oder mit unüberlegter Haſt eine Treppe hinaufſtürmſt,
ſon=
dern durch überlegtes Umdichſchauen deinen Weg ſicherſt, dann
wirſt du nicht in ein gefährliches Stock= oder Schirmende hineinlaufen
und dich vor einer Verletzung bewahren. Und wenn du deinen
Stock oder Schirm ſenkrecht am Körper verwahrſt und nicht damit
her=
umfuchtelſt, ſo wirſt du auch andere nicht gefährden!
WSN. Gießen, 12. Juli. Gefängnis für einen
un=
getreuen Gemeinderechner. Das hieſige Erweiterte
Schöffengericht verurteilte den früheren Gemeinderechner des
Dorfes Ettingshcuſen (Kreis Gießen) wegen ſchwerer
Amtsunter=
ſchlagung zu ſechs Monaten Gefängnis und einen Mitſchuldigen
wegen Beihilfe zur Unterſchlagung zu einem Monat Gefängnis.
Der ungetreue Gemeinderechner hatte durch allerlei
Manipula=
tionen die von ihm verwaltete Kaſſe um mehr als 3000 Mark
geſchädigt, einmal hat er ſogar einen angeblichen Ueberſchuß von
2200 Mark der Kaſſe entnommen und ihn mit ſeinem Ratgeber
und Mitſchuldigen, der ihm als „Berater” zur Seite ſtand, geteilt.
WSN. Rüdesheim, 12. Juli. Aushebung einer
Schmugglergeſellſchaft. Nachdem bereits vor kurzer
Zeit hier die Polizei gegen den Verkauf von geſchmuggelten
Ziga=
retten einſchreiten mußte hat man nunmehr auch feſtgeſtellt, daß
ein Schiffer von ſeiner Wohnung aus ein ſchwunghaftes Geſchäft
mit unbanderoliertem Zigarettenpapier betrieb. Die weiteren
Ermittlungen ergaben, daß es ſich hier um eine weitverzweigte,
gut organiſierte Schmugglergeſellſchaft handelte. Es werden ſich
demnächſt zehn bis zwölf Perſonen in dieſer Angelegenheit vor
Gericht zu verantworten haben.
jch Williger Tädche
HNa nne
Seite 4
Montag, den 13. Juli 1931
Die Lage der Landwirtſchaft im Monat Juni 1931.
(Nach Berichten deutſcher Landwirtſchaftskammern.)
Nummer 192
Die deutſche Landwirtſchaft hat auch im vergangenen Monat
vergeblich auf das geringſte Anzeichen einer Beſſerung
ihrer Lage gewartet. Steuern und Abgaben laſten um ſo
ſchwerer auf ihr, als die alten Erntevorräte
ausver=
kauft und für die Veredlungserzeugniſſe keine
ausreichenden Preiſe, zu erzielen ſind. Der
Grund=
ſtücksmarkt ſtagniert noch immer „Die
Grundſtücks=
preiſe ſind weiter im Abſinken. Die Erhöhung des
Reichs=
bankdiskonts bedeutet ebenſo wie die letzte Notverordnung eine
Verſchärfung der geſamten Lage. Die
Kreditver=
hältniſſe haben ſich verſchlechtert. Ein Nachlaſſen der
Zwangsverſteigerungen, konnte nicht beobachtet
werden.
Von überall her wird das Auftreten von
Pflanzenſchäd=
lingen berichtet. Vor allem die Rübenfliege macht ſich ſtark
be=
merkbar und hat ſtellenweiſe Schäden verurſacht. Die
Feldar=
beiten beſchränkten ſich im weſentlichen auf Hackarbeiten.
Ver=
einzelt hat ſich das Legen der Kartoffeln bis in den Juni hinein
erſtreckt. Das Pflanzen der Futter= und Kohlrüben iſt auch in den
Höhenlagen und Nordgebieten faſt überall beendet. Der Stand
der Saaten iſt im allgemeinen befriedigend. Vor allem hat
ſich die Sommerung infolge der günſtigen Witterung faſt
allge=
mein gut entwickelt. Roggen ſteht durchweg dünn oder lückig. Von
vielen Seiten wird über ſtarke Verunkrautung der Felder
ge=
klagt. Auch die Hackfruchtſchläge zeigen einen guten Stand.
Die Ernte der Frühkartoffeln hat begonnen. Strichweiſe haben
Hagelſchläge Schäden verurſacht. Die Heuernte iſt noch nicht
überall beendet. Mit wenigen Ausnahmen wird die Heuernte
mengen= und gütemäßig als gut bezeichnet. Die Kleeheuernte iſt
ſtellenweiſe durch die Winterſchäden gegenüber dem Vorjahr
zu=
rückgeblieben. Die Weiden zeigen überall guten Wuchs. Die
An=
bauumſtellung in der Landwirtſchaft weiſt ganz
be=
achtliche Erfolge auf. Die Weizenfläche hat ſich um 378 000 Hektar
vergrößert, während der Roggenanbau um 351 000 Hektar
zurück=
ging. Auch bei Winter= und Sommergerſte iſt eine Zunahme um
33 000 bzw. 67 000 Hektar zu verzeichnen, während der Anbau von
Hafer um 85 000 Hektar und von Spelz und Emer um 6000
Hek=
tar zurückgegangen iſt. Es iſt damit erreicht worden, daß eine
Weizenmehrerzeugung zu erwarten iſt, die mengenmäßig die
Ein=
fuhr ausländiſchen Weizens faſt auszuſchalten vermag.
Die Preisgeſtaltung für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe
hat ſich gegenüber dem Vormonat nicht gebeſſert vor
allem wird die Lage für die bäuerliche
Ver=
edlungswirtſchaft immer kataſtrophaler. Schlechte
Viehpreiſe, zurückgehende Milchpreiſe und niedrige Eierpreiſe
kennzeichnen die ſchlechte Wirtſchaftslage. Auch Gemüſe und Obſt
ſtehen niedrig im Preiſe. Das Anziehen der Kartoffelpreiſe iſt
nur für einen geringen Teil der Landwirte von Nutzen, da die
Vorräte nahezu ausverkauft ſind.
In der Pferdezucht iſt die Marktlage ungleichmäßig.
Während in manchen Gegenden Nachfrage beſteht und angemeſſene
Preiſe gezahlt werden, iſt z. B. in den Hochzuchtprovinzen
Han=
nover und der Rheinprovinz irgendeine Belebung des
Pferde=
marktes noch nicht eingetreten. Durch das ſtarke Abſinken der
Preiſe für Rindvieh, Milch und Milcherzeugniſſe
hat die Rentabilität der Milchviehhaltung und der
Milchwirt=
ſchaft weiter abgenommen. Auch die Schweinezucht zeigte
mit den ſinkenden Preiſen einen weiteren Rückgang der
Rentabi=
tät. Nur in vereinzelten Fällen iſt eine Einſchränkung der
Schweinehaltung zu beobachten. Die Geflügelhaltung hat
infolge der ſchlechten Eierpreiſe, mit großen Schwierigkeiten zu
kämpfen. Die genoſſenſchaftliche Eierverwertung hat weitere
Fort=
ſchritte gemacht.
In der Forſtwirtſchaft haben ſich die jungen Kulturen
gut entwickelt. Der Holzmarkt hat ſich nicht bebeſſert. Die
Preiſe ſind nach wie vor außerordentlich niedrig. Es lagern immer
noch größere unverkaufte Beſtände
Feld= und Gartengemüſe zeigt mit ganz geringen
Ausnahmen einen guten Stand, nur ſtellenweiſe ſind Schäden
durch Nachtfröſte eingetreten. Die Spargelernte iſt beendet und
brachte befriedigende Erträge. Der Abſatz war hingegen trotz
niedrigſter Preiſe nicht befriedigend. Die Erdbeerernte iſt infolge
der günſtigen Witterung gut ausgefallen. Die Kirſchenernte iſt
im Gange. Der Fruchtanſatz der Obſternte iſt im allgemeinen gut.
Der Wein zeigt nach guter Blüte reichlichen Fruchtanſatz. Im
Weingeſchäft iſt noch keine Belebung eingetreten. Die Tabakſtöcke
zeigen durchweg ſehr guten und ausgeglichenen Beſtand, doch iſt
faſt überall in Baden ein mehr oder weniger ſtarker Befall mit
Wildfeuerkrankheit feſtgeſtellt worden.
In der Fiſcherei= und Teichwirtſchaft iſt das
Laich=
geſchäft der Karpfen günſtig verlaufen. Der Abwachs der Fiſche
befriedigt.
In der Beſchaffung von Betriebsmitteln wird
infolge der großen Geldknappheit größte Zurückhaltung beobachtet.
Meliorationen wurden in geringem Umfange, den
vorhan=
denen Mitteln entſprechend, durchgeführt. Die
Siedlungs=
arbeiten ſchreiten weiter voran, doch iſt die Lage der Siedler
vor allem durch den ſchlechten Preisſtand für Veredlungserzeug=
Uün de e Wach ereſteid de i etten tit
maße geſenkt. Es beſteht durchweg ein Ueberangebot an
Arbeits=
kräften.
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Montag, 13. Juli.
7.30: Bad Orb: Frühkonzert des Kurorcheſters.
13.05: Konzert der Sängervereinigung Eupen.
16.30: Nachmittagskonzert auf Schallplatten.
18.15: H. Brandenburg: Jagdſchloß Summin.
18.40: Dr. Waas: Der Streit um Emil Ludwig.
19.05: Zeit Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.10: Engliſch.
19.30: Stefan Großmann: Der Italien=Reiſende.
20.00: München: Die Tanzgräfin. Operette.
22.00; Actualis: Die Eröffnung der chineſiſchen
Nationalverſamm=
lung. Zeitbericht.
22.40: Zeit, Wetter. Nachrichten, Sport.
23.00: Darmſtadt: Café Oper: Tanzmuſik der Kapelle „Capitol
Serenaders”.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Montag. 13. Juli.
13.30: Berlin: Neueſte Nachrichten.
15.40: Stunde f. d. reifere Jugend: Große ſportliche Ereigniſſe im
2. Vierteljahr des Jahres 1931.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: W. Wauer: Die Materialien und Techniken des Arbeits=
Unterrichts.
17.30: Dr. Michaelis: Muſik im Märchen.
18.00: Prof. Litzmann: Können wir das Alte Teſtament entbehren?
18.30: Prof. Großmann: Die chemiſche Produktion Deutſchlands.
18.55: Wetterbericht für die Landwirtſchaft.
19.00: Dr. Boehm: Volksgedanke und Weltanſchauung.
19.25: Stunde des Landwirts: Domänenpächter Adlung:
Zweckent=
ſprechende Schweinehaltung im Sommer.
19.45: Wiederholung des Wetterberichtes für die Landwirtſchaft.
Anſchl. Ob.=Ing. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
20.00: Tanz und Unterhaltungs=Abend der Kapelle O. Jooſt;
Mitw.: F. Baumann (Tenor).
20.45: Ing. Freytag: Arbeitsverhältniſſe des ruſſiſchen Arbeiters.
21.15: „Der Geigenbauer von Abſam”; Hörſpiel von Dr. Funk.
22.15: Nachrichtendienſt.
anſchl. Hannover: Konzert.
Danach: Abendunterhaltung. Notſtandsorcheſter des Arbeitsamtes
Berlin=Mitte.
Briefkaſten.
Wetterberichl.
Untermiete. Wenn, wie Sie ſchreiben, ſo lange Zeit hindurch ein
Untermieterverhältnis beſtand, ſo wird hierin eine allgemeine
un=
widerrufliche Erlaubnis des Vermieters zur
Untervermie=
tung gefunden werden können. Die Erlaubnis kann und muß das
Miet=
einigungsamt nur erſetzen, wenn es ſich um Untervermietung eines
Wohnraumes zu Wohnzwecken handelt, in denen eigene
Wirt=
ſchaft oder Haushaltung betrieben werden ſoll und
nicht ein wichtiger Grund für den Vermieter zur Verſagung der
Erlaub=
nis vorliegt.
Geſchäftliches.
Wer gut verdaut, hat mehr vom Leben!, denn Sodbrennen,
Magenbeſchwerden uſw., welche faſt immer ihre Urſache in dem
Uebermaß an Magenſäure haben, wirken außerordentlich ſtörend
im Beruf und auf das Gemüt. Das millionenfach bewährte
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Erleichterung, Linderung und Lebensfreude. Kaiſer=Natron
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Pflege uſw. für jedermann unentbehrlich und erſetzt manches
teuere Präparat, weshalb Kaiſer=Natron mit Recht als gutes,
billiges Univerſal=Mittel empfohlen wird. Beim Einkauf achte
man ſtets auf die geſetzlich geſchützte Marke Kaiſer=Natron
und die grünen Packungen. Niemals loſe. Nachahmungen weiſe
man ſtets zurück.
Todes=Anzeige.
Vonlangem ſchweren, mit großer Geduld ertragenem
Leiden wurde heute vormittag
Herr Karl Eagert
durch einen ſanften Tod erlöſt.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Darmſtadt,
Hannover,
Fritz Eggert
Stephanie Bille
den 12. Juli 1931.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 14. Juli,
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Die Vorherrſchaft des hohen Druckes, welche namentlich über
Mittel= und Süddeutſchland zur Auswirkung kommt, führt zu
ſommerlichem Wetter. Eine neue Störung über den Britiſchen
Inſeln und ein Ausläufer über Frankreich bedrohen die
Schön=
wetterlage, ſo daß der hohe Druck wieder abgeſchwächt wird.
Da=
bei dürften ſich ſpäter Gewitterſtörungen entwickeln und vereinzelt
Niederſchläge auftreten. Die Erwärmung hält vorerſt ſtand, jedoch
wird mit der Störungsentfaltung auch wieder langſamer
Tem=
veraturrückgang verbunden ſein.
Ausſichten für Montag, den 13. Juli: Anfänglich aufheiternd und
leicht bewölkt, ſpäter ſtärker wolkig mit Gewitterneigung.
warm.
Ausſichten für Dienstag, den 14. Juli: Zunahme der
Gewitter=
neigung und vereinzelte Niederſchläge mit geringer Abkühlung.
Haupfſchriflleitung: Rudalf Maupe
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleion, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Que iſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer ; ſüe
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mitteſlungen: Wills Kuhle.
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten
Morv Oudteritätn, Orzta,
MWichesssssa maststen.
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gesetzlich geschützten
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packungen mit Namenszug.
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schlägigen Geschäften. Dort
werden Sie gut und reell bedient.
Banksagung-
Für meine Tätigkeit anläßlich der Errichtung und Einweihung des Streſemann=
Ehrenmales wurden mir von allen Seiten Glückwünſche übermittelt, ſodaß
es mir nur auf dieſem Wege möglich iſt, hiermit allen meinen herzlichſten
Dank zum Ausdruck zu bringen.
Bezüglich der Artikel in der „Mainzer Warte” bitte ich auch hier meine
Freunde, ſich nicht weiter darüber aufzuregen, denn dieſe Verleumdungen
treffen mich in keiner Art und Weiſe. Es müßte dies ſchon eine andere Zeitung
ſchreiben, um von mir verklagt zu werden. Die „Mainzer Warte” kann mich
verleumden, aber nie und nimmer beleidigen.
Nochmals allen herzlichen Dank!
Hekretär des Arbeits=Ausſchuſſes für ein Streſemann=Ehrenmal
Ioſef Scheidel Mainz, Boppſtraße 57
(10686
Köſtritzer Schwarzbier gibt den Nerven Ruh
man trinkt es gern verſuchs auch du.
Genſation!
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Aufforderung.
Anſprüche, an den Nachlaß des am
23. Januar 1931 in Darmſtadt verſtorbenen,
zuletzt daſelbſt Heinrichſtr, 149 /
Wilhel=
minenſtraße 9 wohnhaft geweſenen
Kauf=
mann Arnold Haas ſind, falls noch nicht
geſchehen, bei Meidung des Ausſchluſſes
bis ſpäteſtens 25. Juli ds. Js, bei dem
Unterzeichneten anzumelden.
Bis zum gleichen Tage ſind
Forde=
rungen der Nachlaßmaſſe an denſelben zu
begleichen.
Darmſtadt, den 10. Juli 1931.
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Nummer 192
Montag, den 13. Dlr 7031
Seite 5
* Die Süddeutſchen Meiſterſchaften des Jahres 1931 in
Darm=
ſtadt ſind vorüber. Die ſchwerſte Prüfung unſerer Athleten und
Athletinnen vor den „Deutſchen” iſt erfolgt und hat bewieſen,
daß die Leichtathletik im Süddeutſchen Verband eine
ausgezeich=
nete Pflege genießt, daß Männer und Frauen die ſchönſten
Ge=
biete des Sports mit Liebe und Sachverſtändnis beackern, daß die
Saat gerade im Nachwuchs ſchöne Früchte trägt, die zu den beſten
Hoffnungen berechtigen.
Zweck der Meiſterſchaften iſt, daß ſich die Beſten
treffen und in hartem Kampf erweiſen müſſen, wie weit ihre
Kräfte reichen, wo ihr Können noch der Ausfeilung bedarf, wo
Kampfkraft und Ausdauer noch Stärkung und Schulung bedürfen.
Eine Niederlage iſt oft der größte Schritt zum nächſten Sieg.
Wie leuchtete die Freude aus den Augen der Siegerinnen und
Sieger, wenn es gelang, vorjährige Meiſter hinter ſich zu laſſen
und die Krönung langjähriger Arbeit zu erfahren. Wir
glau=
ben, daß einige den Fahrſchein nach Los Angeles „ſchon in der
Taſche” haben. Die diesjährigen Leiſtungen der Athleten ſind
eine Vorprüfung für die nächſtjährige Olympiade, denn nur die
Beſten und Zuverläſſigſten haben Ausſicht und Berechtigung, die
deutſchen Farben im „Lande der unbegrenzten Möglichkeiten”
auch was Sport betrifft — zu vertreten. Daß die Meiſterſchaften
im Hochſchulſtadion letzte Hergabe des Könnens verlangten, iſt
daher eine Selbſtverſtändlichkeit, und wer dort über
Rekordfim=
mel und Rekordzüchterei des ſchwachen und ſtarken Geſchlechtes
klagt, dem iſt nicht zu helfen.
Die Wünſche des veranſtaltenden Verbandes ſind wohl in
Erfüllung gegangen. Das Hochſchulſtadion iſt zur Austragung
großer Prüfungen geſchaffen. Die Teilnehmer waren des Lobes
voll. Direktor Söllinger und Gauſportwart Heinz
Lind=
ner haben in der Organiſation der Kämpfe ebenfalls eine
Höchſtleiſtung vollbracht, zu der die aus allen DSB.=Vereinen
Darmſtadts bereitwilligſt gemeldeten Helfer nicht unweſentlich
beitrugen. Das ſportfreudige Darmſtadt war in ſengender
Som=
merſonne gekommen: Trotz Ferien und Notverordnung waren am
Sonntag nachmittag zu den großen Entſcheidungen
erſchienen.
Schon am Sonntag vormittag, wo die „Zeiten” von den
„Erſten” geſondert und vor allem Meiſterſchaften der Frauen
ausgetragen wurden, brieten viele Hundert Begeiſterte dunkel
und dunkler.
Pünktlich begannen die Vorläufe der Frauen über 100 Meter.
In die Entſcheidung des Nachmittags kamen Lorenz (12,8),
Kar=
rer (13,3), Holzer (12,9), Haux (13,4), Kellner (12,7), Weigel
(13.1), während Gladiſch (13,3), Frings (13,4), Müller (13,5)
Bergmann=Ulm und Bernhard=Eintracht Frankfurt ausſcheiden
wurde Frl. v. Hayn mit 60,33 Meter; ſie erreichte allerdings
den vorjährigen Meiſterwurf von Gelius=München — 66,32
Me=
ter — nicht.
ihre Meiſterſchaft über 800 Meter. Wer dieſes Rennen ſah, mußte
begeiſtert ſein. Am Start erſchienen Dollinger=Nürnberg,
Lu=
lay und Stepp=Darmſtadt 98, Alexander=Mannheim, Späth=
Darmſtadt 98, Kaiſer und Striehl=MTG. Mannheim, Schmidt=
FV. Ulm. Der Ablauf gelingt beim zweiten Verſuch. Dollinger
drängt nach vorn, Stepp geht an die Spitze und verſchärft das
Tempo, ſo daß die drei Vorderfrauen bald vom Feld losgeriſſen
ſind. Dollinger ſetzt dann beim Einbiegen in die letzte
Gegen=
gerade zum Endſpurt ein, überflügelt Stepp und ſchafft die
Strecke in einem hinreißenden Tempo und Schritt: Lauter
Bei=
fall umrauſcht ſie, als ihre ſüddeutſche Beſtzeit von 2:21,8 Min.
(im Vorjahr hatte ſie 2:25,5 benötigt) über den Platz dröhnt.
Frl. Stepp ſchien durch den frühen Vorſtoß erſchöpft, doch ſtand
ſie tapfer durch, wehrte die zweimaligen Angriffe von Alexander
ab und behielt einen ſicheren 2. Platz in 2:32,2 Min. — ihre
bis=
her beſte Zeit! —; Alexander benötigte 2:35,4 und Frl. Späth,
die lange als Letzte im Rennen lag, verbeſſerte ihre bisherige
beſte Zeit um 10 Sekunden auf 2:36,6 Min. Frl. Lulay, die dritte
„Lilie", rieb ſich bei den Verſuchen, aus dem Rudel zu brechen,
zu ſehr auf, und im Endſpurt genügten die Reſerven nicht mehr.
Schade, daß im
der ſüddeutſche Titelverteidiger, Uebler (Polizei Nürnberg),
in der vergangenen Woche verletzt wurde, und Ernſt
Söllin=
ger noch an einer alten Verletzung laboriert, im Wettbewerb
fehlten. Schneider=Rüſſelsheim ſtieß die Kugel 14,22 Meter, und
führte die aus 20 Teilnehmern übriggebliebenen 6 Beſten in die
Entſcheidung. — Mittlerweile war
des Vormittags beendet: Im Weitſprung wurde Lina Weigele
(Pol. Stuttgart) über 5,22 Meter Siegerin, denn die
Titelvertei=
digerin, Gladiſch=Karlsruhe, kam mit 5,15 Meter (im Vorjahre
hatte ſie 5,46 Meter bezwungen) hinter Dollinger — 5,17 Meter
— auf den dritten Platz. Frl. Walther (Polizei Darmſtadt)
war bei 4,33 Meter ausgeſchieden.
Die Darmſtädter Speerwerfer Deppenbrock, Neff und Krichel
kamen, für die Entſcheidung am Nachmittag nicht in Frage.
Die letzte Laufkonkurrenz am Vormittag waren die
drei Ausſcheidungs=Rennen über 400 Meter Hürden.
Von den 13 Teilnehmern ſchieden auch die beiden Darmſtädter
Akademiker Fuchs und Martinaglia aus, während Böhm=
Nürn=
berg, Mott=Eintracht, Schwethelm=Wiesbaden, Dietl und Jahn=
München, Hild=VfL. Frankfurt mit Zeiten zwiſchen 58,7—61,2
Sek. in die Entſcheidung traten.
kämpfen 4 Teilnehmerinnen um den Sieg: Frl. Walther
(Polizei Darmſtadt), Morz (Mannheim 99), Bergmann (Ulm)
und Gladiſch (Karlsruhe). Als Erſte ſcheidet Frl. Walther bei
1,29 Meter aus. Gladiſch endet mit 1,40, Morz mit 1,43 Meter,
während die ſchöne Ulmerin 1,47 Meter berührt und mit 1.46
Meter den Sieg erſpringt. Ihre eigenartige Technik: langſames
Anſchreiten, wenige wippende Schritte und dann energiſches
Hochreißen des Körpers, der über die Latte rollt, brachten ihr
wiederholt ehrlichen Beifall.
Im Speerwerfen der Frauen
iſt die Titelverteidigerin Frl. Gelius=München nicht am Start,
dafür Tilli Fleiſcher, (Eintr. Frankfurt), die ihren geſtri
gen beiden Siegen einen neuen anreiht: mit 38,805 Metern
ver=
beſſert ſie den bisherigen deutſchen Rekord von Hargus=Lübeck
um 41,5 Zentimeter. Ihr ſpäterer Wurf, der die 42=Meter=Grenze
ſtreifte, war wegen leichten Uebertretens ungültig. Hinter ihrer
Marke rangierten: Frl. Weskott=Mannheim 99 (35,48), Haux
Frankfurt (31,26), Kalk J.G. Frankfurt (28,32), während Frl.
Schmidtbauer=Poſt Nürnberg nur 28,18 Meter warf und ihre
letzte Leiſtung von 33 Metern nicht ſchaffte.
Das gute Meldeergebnis bei den
machte 5 Vor= und 3 Zwiſchenläufe notwendig. Dabei zeigte ſich
wieder einmal, wie auch am Nachmittag, daß die
Kurzſtreckenläu=
fer mit ihren Proteſten gegen den Starter, Gruppen=Sportwart
Schröder=Frankfurt, nicht ganz im Unrecht waren. Eldracher,
Märlein und Kohler=Stuttgart liefen dabei die ſchöne Zeit von
11,1 Sek. heraus, während Geerling ſogar 10,9 erzielte. In die
Entſcheidung kamen Stahl=Pforzheim, Märlein, Geerling,
Wel=
ſcher und Eldracher (Eintr. Fr.), ſowie Kohler (Stuttgarter
Kickers).
Daneben ſprangen bereits die Männer in zwei Abteilungen
weit. Die beſten Sprünge zeigten der Titelverteidiger Scheck
mit 7.14 Meter, Dürr mit 7.11 und Ehert mit 7.14 Meter,
Im Fünfkampf der Frauen
vollbrachte Tilli Fleiſcher einen neuen deutſchen Rekord.
Auf 348 Punkte verbeſſerte ſie die bisher von S. Grieme=Bremen
gehaltene Beſtleiſtung (340 P.). Trudel Gladitſch blieb mit 260
Punkten weit zurück, obwohl ſie letzthin 289 P. zuſammenbrachte.
Nur kurz war die Mittagspauſe, und ſchon nahmen die Kämpfe
ihren Fortgang. Um 3 Uhr hielten ſämtliche Teilnehmer ihren
Einzug, angeführt von Direktor Söllinger. Den 227 der beſten
ſüddeutſchen Sportlern und Sportlerinnen wurde ein warmer
Empfang bereitet, beſonders natürlich den Darmſtädter
Vertre=
tern des ASC., SV. 98 und den Damen. Während noch der
Rund=
funk die zu Hauſe gebliebenen unterhält, folgen die Aufrufe zu
den erſten Kämpfen.
Das Programm verzeichnet nur noch Entſcheidungen. Die
Zu=
ſchauer ſind ſofort entflammt, bringt doch ſchon die erſte
Kon=
kurrenz,
Schilgen (A. S. C. Darmſtadt) ins Rennen. Sieben
Teil=
nehmer ſtellen ſich beim Aufruf: Rath, Arnold und Kettner (alle
Stuttgarter Kickers), Fink (VfB. Stuttgart), Schilgen (ASC.),
Hofmann (München 60) und Habdank (Ulm). Der Lauf beginnt
ſofort in raſchem Tempo; Fink geht an die Spitze und wird von
Kettner und Arnold abgelöſt, ſtößt wieder voran. Noch in der 3.
Runde liegen Schilgen, Hofmann und Habdank geſchloſſen im
Feld. Noch zwei Runden! Schilgen läuft an dritter Stelle,
Ar=
nold iſt abgefallen; auch Kettner muß ſchon draufhalten. Noch
eine Runde! Die Darmſtädter Zuſchauer geraten in
Kochtem=
veratur! „Ha Ho He=Schilgen ASC.!” feuert ein Sprechchor an,
ununterbrochen, bis der Blonde die Spitze erreicht hat; Rath und
Fink ſind überholt, doch nicht geſchlagen. Sie ſetzen dem mächtig
ſpurtenden Schilgen nach; ſein Vorſprung von einmal 10 Metern
verringert ſich auf 4 Meter in der Zielgeraden. Unter toſendem
Händeklatſchen ſetzt er noch einmal an, gibt ſich mit dem erzielten
ſicheren Vorſprung zufrieden: er iſt 1500==Meter=Meiſter
in der neuen ſüddeutſchen Beſtzeit von 4:01,9 Min. Der Meiſter
des Vorjahres: Helber I, hatte 4:06,1 Min, benötigt.
iſt die Entſcheidung raſch gefallen. Berg (Frankfurt 80) ſchafft
im erſten Wurf 14,19 Meter, doch Schneider=Rüſſelsheim
erreicht im letzten Verſuch 14,57 Meter und damit den Sieg.
Doppelt ſchade, daß Söllinger, der kürzlich 14,58 Meter hinter ſich
brachte, und Uebler, deſſen diesjährige letzte Leiſtung 15,29 Meter
betrug, nicht den Wettbewerb verſchärften.
Schon ſammeln ſich am Ehrenmal
Detta Lorenz, die Titelverteidigerin, kämpft vom Start energiſch
gegen Kellner, Weigele, Haux und Karrer, hält jedoch das Tempo
nicht durch und die Münchnerin Kellner, in prachtvollem
Finiſh, zerreißt in 12,4 Sek. vor Weigele — 12,6 — und Lorenz
— 12,7 — das Zielband. Die anderen — Karrer, Holzer, Haux
— treffen mit ein Zehntel Sekunde Unterſchied ein.
Nach den Zeiten der Vor= und Zwiſchenläufe hatte man
all=
gemein mit einer Ueberraſchung im
gerechnet. Doch zeigte die Uhr für den von uns getippten Sieger
Geerling 11 Sekunden. Von innen nach außen ſtanden
Stahl, Märlein, Geerling, Welſcher, Kohler und Eldracher. Auf
der halben Strecke ſchieben ſich die Eintrachtler nach vorn. Kohler
kämpft um jeden Zoll Vorſprung; Stahl muß von ſeinem Vorteil
abgeben, Welſcher und Kohl paſſieren mit geringſtem Unterſchied
in 11,2, während die drei übrigen Konkurrenten — Eldracher,
Märlein und Stahl — in 11,3 Sek. einpaſſieren. Das kürzeſte
und anſtrengendſte Rennen iſt gelaufen.
Ausgezeichneken Kampf brachten die 400 Reter.
Nur eine Sekunde ſchneller, und der deutſche Rekord wäre
ausgeblaſen geweſen. Vom Start wegen liegen Nehb, Metzner,
Maerten, Müller, Münzinger und Jonas dicht auf, dann
über=
nimmt Metzner die Führung, wird von Münzinger abgelöſt, geht
wieder nach vorn und ſiegt mit einigen Metern ganz klar vor
Nehb, 48,6 Sekunden, neue ſüddeutſche Beſtzeit. Der vorjährige
Meiſter, Single=Stuttgart benötigte zu ſeiner Meiſterſchaft noch
49,5 Sekunden.
Die nächſte Konkurrenz bringt wieder die Begeiſtertſten unter
den Zuſchauern in Wallung, und die Sprechchöre beweiſen, daß
bei ihnen alles klappt.
liegt der ASC.=Mann Stepp neben Schilling (Eintracht Frkf.),
Lang (Heilbronn), Paul (Stuttg. Kickers), Abel (Neckarau),
Scherer (Pol. Nürnberg). Jenuwein (München) und Fink haben
zurückgezogen. Etwas überraſchend geht Abel in Front, vor
Schilling, Paul, dann geht Lang an die Spitze; Stepp liegt in
der Mitte eingekeilt. Er will aus der Umklammerung; es
ge=
lingt ihm, er erzielt 3 Meter Vorſprung vor Lang und Abel, hält
ſie bis in die Zielkurve; Lang rückt näher. Die Sprechchöre
über=
ſchreien ſich. Die Tribünen feuern an: „Stepp, Stepp!” — wie
wenige Stunden vorher din Trägerin gleichen Namens —. Er
kämpft gegen die Angriffe von Lang und Abel; noch zwei Meter
Vorſprung, nur noch einen, und jetzt beſchleunigt der große Abel
ſeinen Schritt, liegt mit Stepp auf gleicher Höhe, erkämpft ſich
mit ungeheurer Energie und Unbekümmertheit um das ſeinen
Gegner wie wild anfeuernde Publikum, hält durch, und der neue
ſüddeutſche Meiſter heißt — leider — nicht Stepp, ſondern Abel=
Neckarau. Die Zeit des Siegers, 1:58,8, iſt 1,8 Sek. geringer
als die des vorjährigen Meiſters. Abel lief die Strecke ſchon in
1:58,4; Stepp benötigte kürzlich nur 1:58,8, heute 1:59; Lang
1:59,4, Scherer 1:59,6, Schilling 2:03. Trauer im Herzen — es
wäre doch zu ſchön geweſen, wenn der fleißige Stepp .. ...
Doch ſchon ruft der donnernde Mund des Lautſprechers zur
Entſcheidung über
Eldracher iſt zurückgetreten. Es treten an: Münzinger,
Geer=
ling, Kohler, Drentwett und Kurz. Nach ſchönem Start gehen
Geerling, Kohler und Münzinger flott in die Kurve, Drentwett
und Kurz rücken in der Geraden vor Münzinger, während
Geer=
ling in raſender Fahrt ſeinen Vorſprung vergrößert, mit 21,9
Sek. die vorjährige Meiſterleiſtung Eldrachers (22,2) verbeſſert
und dem deutſchen Rekord Körnigs auf 1 Sek. nahe rückt. Dicht
auf folgen Kohler und Kurz.
Während die Speerwerfer den dünnen Eſchenſtab über den
grünen Raſen ſchleudern — Barth, der Titelverteidiger,
be=
hält zwar ſeinen Titel, erreichte aber die Vorjahresleiſtung von
58,88 nicht, ſondern begnügte ſich mit 58,47 Meter — melden ſich
die Ablöſungen für den
J.G. Frankfurt hat Innenbahn, dann folgen Eintracht I,
Polizei Stuttgart, München 60 — die Titelverteidigerinnen —,
MTG. München, Eintracht II. Schröder macht die Damen mit
ſeinem Zögern beim Start nervös, zwei Fehlſtarts, dann geht die
Poſt ab= Tilki Freiſcher bringt Eintracht— leicht in Führung, doch
Seite 6
Holzer erringt München nach dem erſten Wechſel 4 Meter
Vor=
ſprung; Karrer und Lorenz liegen nach dem Wechſel wieder
ziem=
lich gleich; erſt die Schlußläuferin der Münchnerinnen, Kellner,
holt gegen Haux einen kurzen, aber ſicheren Vorſprung heraus
und ſichert München erneut den Titel über die Sprintſtrecke, doch
iſt die Zeit von 50,4 Sek. gegen das Vorjahr (48,8) weniger gut.
Eintracht konnte dagegen ihre beſte Zeit der Saiſon erreichen, 51
Sek. — bisher 51,3 Sek.
Die längſie Strecke des Rachmiklags — 5000
Meket-
wird aufgerufen. Dreizehn Läufer, in ſtechender Hitze vor einem
drohenden Gewitter, gehen auf die Reiſe: Habich=Darmſtadt 98,
Neder=D. J. K., Sachſenhauſen, Simmedinger und Seifert Eintracht
Frankfurt, Siegel=Poſt Frankfurt, Kapp=Reichsbahn München,
Pfannenbecker=B.S.C. Offenbach, Helber I. und II.=Reichsbahn
Stuttgart, Bertſch=V.f.B. Stuttgart, Reinhardt=Schwetzingen 98,
Feneberg=München 60 und Kaufmann=F. S.V. Frankfurt. Neder
geht nach dem Start im 400=Metertempo in Führung, liegt bald
20 Meter vor Siegel, Helber II., Kapp, Bertſch; nach der zweiten
Runde läßt er nach, und Helber I. geht auf den 3. Platz, Bertſch
liegt in der nächſten Runde in Führung, wird von Helber I.
zu=
rückgedrängt. Kapp hat ſich bereits an die 2. Stelle geſchafft, vor
Bertſch, Helber I. und II. und Habich. 1000 Meter ſind in 3.02
Minuten zurückgelegt; eine recht annehmbare Zeit! Helber II.
geht vor den Bruder, der in der nächſten Runde wieder führt,
vor Kapp, Bertſch, Habich. In der Kurve gibt Bertſch auf!
Roch 8 Runden. — Siegel, der blaue Poſtler, hängt an 4. Stelle,
20 Meter zurück. Die 2000 Meter ſind in 6.12 Minuten
durch=
laufen. Es führen abwechſelnd Helber I. und II. oder Kapp.
Noch 6 Runden für die um die Bahn kreiſenden Läufer. Da gibt
Helber I. auf, nachdem er vorher ſeinem Bruder ſignaliſierte.
Kapp und Helber II. wechſeln nun wiederholt in der Führung.
1400 Meter vor Schluß unternimmt Kapp einen Vorſtoß, den
Hel=
ber II. nicht durchhält, bald ſind 25 Meter zwiſchen den Beiden.
Das Wetter und die Vorkämpfe fordern weitere Aufgaben. Nach
3800 Meter ſind nur noch 6 Mann im Kampf. Kaufmann iſt
überrundet. Kapp gibt die Führung nicht mehr ab, Helber II.
iſt der zweite Platz nicht zu nehmen, wenn auch Habich, von
ſeinen Freunden angefeuert, aufholt. Kapp ſetzt in der
Ziel=
geraden unter dem frenetiſchen Beifall der Zuſchauer zu einem
Endſpurt ein und er ſchraubt die bisherige ſüddeutſche Zeit (
Hel=
ber I. 15.56) auf 15.50,6 Min. herab. Auch Helber II.
unter=
bietet mit 15.53,2 Min. die Zeit des vorjährigen Meiſters.
Ha=
bich benötigt 16.17,2. Die Zeit des Siegers iſt in Anbetracht der
Umſtände recht gut, wenn auch Rath=Stuttgarter Kickers in dieſer
Saiſon ſchon 15.37 Min. für die gleiche Strecke genügten. Auch
den übrigen Läufern wird anerkennender Beifall zuteil, auch dem
als Letzten einpaſſierenden Napoleon Simmedinger.
Unterdeſſen war Dr. Ebner=Schweinfurt mit 13,83 Meter
Meiſter im Dreiſprung geworden. Für die Darmſtädter
Zuſchauer brachte dann
eine Enttäuſchung. Wer auf einen Sieg der A.S.C.=Sportler
ge=
hofft, mußte ſich mit einem 3. Sieg begnügen. Die Stuttgarter
Kickers als Titelverteidiger (17.17,8) liefen in einem ganz
glän=
zenden Stil ihr Rennen und unterboten ihre vorjährige Leiſtung
(17.17,8) auf 16.54 Min. München 1860 und A.S.C. Darmſtadt
liegen mit 16.58,4 und 17.03,8 Min., ebenfalls noch unter der
vorjährigen Leiſtung. Nach dem 1. Wechſel holt Stepp etwa 25
Meter, die Hanſen abgeben mußte, auf, Arnold=Kickers und
Jenu=
wein=München ſtürmen dann in einem mörderiſchen Tempo, das
Stepp nicht durchzuſtehen vermag, davon; bei nächſten Wechſel
liegen die beiden Vorreiter ſchon 30 Meter voraus, Schilgen
feuert ſeine Kommilitonen an. Gaß verſucht aufzuholen, gewinnt
und verliert Boden, Rath und Hofmann=München halten weiter
die Front als Schilgen einſetzt, ſein Bemühen iſt ausſichtslos. Der
dritte Platz iſt ſicher, der zweite unerreichbar. Auf den 4. Platz
führt Lindner den S.V. 98, der nach dem zweiten Wechſel ſchon
auf dem letzten Platz gelegen hatte.
Ein neuer deutſcher Rekord
über 200 Meter gelingt dann Frl. Dollinger, die nach
erbittertem Kampf in der Kurve auf der Flachen Lorenz und
Holter abſchütteln und in einem fabelhaften Endſpurt auch dieſe
Meiſterſchaft nach Nürnberg entführen kann. In 25,6 Sek. raſte
ſie die Strecke ab unter der unbeſchreiblichen Anfeuerung der
Zu=
ſchauer. Ihr deutſcher Rekord lag bisher bei 25,7 Sek.
Noch einmal ſtehen auf der roten und ſchnellen Bahn des
Hochſchulſtadions die Hürden. Ueber 400 Meter geht die
Fahrt. Die oben geſagten Fünf ſteigen über die Hinderniſſe.
Zu=
nächſt iſt Mott in Front, wiruft eine Hürde, Schwethelm holt auf,
Böhm nimmt ſehr ſchön die Hinderniſſe, berührt ein Holz,
brennt plötzlich nach dem Sprung durch und iſt ſüddeutſcher
Meiſter für 1931. Dazu hat er die vorjährige Leiſtung von
28,2 des Müncheners Wagener auf 57,8 Sek. verbeſſert.
Schwet=
helm erreichte nicht ſeine ſchon in dieſem Jahr gelaufene Zeit
von 56,9; auch Mott blieb mit 58,2 Sek. hinter ſeiner letzten
Leiſtung von 57,1 Sek. zurück.
Dann aber freie Bahn den Sprintern. Der Himmel zeigt
bedenkliche Schatten. Die Delikateſſe des Tages folgt:
Sechs Bahnen ſind belegt: Saar, Eintracht I, Pol. Mannheim,
Stuttgarter Kickers — die Titelverteidiger —, München 60 und
Eintracht II. Das Dnell zwiſchen München und Frankfurt hat
begonnen. Eintracht I geht mit Eldracher und Metzner heftig
davon, Märlein läßt nicht locker und auch die zweite Frankfürter
Staffel überſpurtet die Löwen. In 42,8 Sek. ſchlingt ſich das
Zielband um Metzner, wenn auch die vorjährige Leiſtung
unter=
boten iſt, ſo hat die Eintrachtſtaffel doch ihre diesjährige ſchöne
Leiſtung von 42,4 nicht geſchafft. Die Kickers landen erſt auf dem
5. Platz hinter den ſchnellen Saarläufern.
Die Süddeutſchen Meiſterſchaften ſind offiziell zu Ende, doch
die Frankfurter Eintrachtler wollen noch einen
Montag, den 13. Juli 1931
Nummer 192.
unternehmen. Als Gegner ſtarten mit Vorgaben Münchener,
Mannheimer und Saarländer Läufer. Kann nach den vielen Vor=,
Zwiſchen= und Entſcheidungsläufen der Einzelnen und der
vorher=
gegangenen Staffeln noch eine Höchſtleiſtung zuſtande kommen?
Dazu klappen bei Eintracht mehrere Wechſel nicht, dennoch herrſcht
eitel Freude, als aus dem Lautſprecher ertönt: Verſuch geglückt,
der deutſche Rekord von S.C. Charlottenburg — 1,47 Min. — iſt
auf 1.46,9 Min verbeſſert. Wir glauben, daß der Verſuch nicht
ganz geglückt iſt, denn „Uebergetreten” zählt auch beim
Staffel=
lauf. Eine ausgeruhte Mannſchaft wird es ſchaffen.
Damit war erneut bewieſen, daß ſich die ſüddeutſche
Leicht=
athletik ſehen laſſen kann, daß ſie ein beſſeres Können in ſich
birgt, als man nach dem verunglückten Vierverbändekampf zu
hoffen wagte. Die erfolgreichſten Vereine waren Eintracht
Frank=
furt und Stuttgarter Kickers, die meiſten Einzelſiege holte ſich
Tilly Fleiſcher aus der Main=Metropole, nämlich 4, nach ihr folgt
Frl. Dollinger=Nürnberg. Und nun wollen wir ſehen, wie ſich
—5—
unſere Vertreter bei den Deutſchen halten.
Hochſprung für Frauen: 1. Bergmann, F.V. 94 Ulm, 1 46
Meter; 2. Mörz, M. T. G. Mannheim, 1,43 Meter; 3. Gladitſch,
Phönix Karlsruhe, 1,40 Meter; 4. Walter, Polizei Darmſtadt,
1,29 Meter.
800=Meter=Lauf für Frauen: 1. Dollinger, 1. F.C.
Nürn=
berg, 2:21,8 Min.; 2. Stepp, S. V. 98 Darmſtadt 2:32,2
Min.; 3. Alexander, V.f.R. Mannheim, 2:35,4 Min.; 4. Späth,
S. V. 98 Darmſtadt, 2:366 Min.; 5. Striehl, M. 2.6.
Mann=
heim, 2:37,0 Min.; 6. Schmidt, F. V. 94 Ulm, 2:38,2 Min.
Speerwerfen für Frauen: 1. Fleiſcher, Eintracht
Frank=
furt, 38,85 Meter; 2. Weskott, M. T. G. Mannheim, 35,48 Meter;
3. Haux, Eintracht Frankfurt, 31,26 Meter; 4. Kalk, J. G. Sportv.
Frankfurt, 28,32 Meter; 5. Schmidbauer, Poſt=S.V. Nürnberg,
28,18 Meter; 6. Siebert, J.G. Sportv. Frankfurt, 26,40 Meter.
Ballweitwerfen für Frauen: 1. von Hayn, T.S.V.
Rod=
heim, 60,33 Meter: 2. Weskott, M. T. G. Mannheim, 54,95 Meter;
3. Happel, M. T. G. Mannheim, 52,20 Meter; 4. Bergmann,
S.V. 94 Ulm, 52,18 Meter.
Weitſprung für Frauen: 1. Weigele, Pol. Stuttgart,
5,22 Meter; 2. Dollinger, 1. F.C. Nürnberg, 5,17 Meter; 3.
Gladitſch, Phönix Karlsruhe, 5,15 Meter; 4. Kellner, 1860
Mün=
chen, 4,76 Meter; 5. Siebert, J.G. Sportv. Frankfurt, 4,73 Met.;
6. Bergmann, F. V. 94 Ulm, 4,64 Meter.
Fünfkampf der Frauen: 1. Fleiſcher, Eintracht
Frank=
furt 348 Punkte. (Neuer deutſcher Rekord.) Die Leiſtungen der
Siegerin: 100 Meter: 13,5 Sek., Hochſprung: 1,29 Meter,
Weit=
ſprung: 4,72 Meter, Speerwerfen: 38,805 Meter, Kügelſtoßen:
12,19 Meter. 2. Gladitſch, Phönix Karlsruhe, 266 P.; 3.
Wei=
gele, Polizei Stuttgart, 254 P.; 4. Kalk, J.G. Frankf., 240 P.;
5. Siebert, J.G. Frankf, 236 P.; 6. Schmidbauer, Poſt
Nürn=
berg 233 P
1500 Meter, Männer: 1. Schilgen, A.S. C. Darmſtadt,
4:01,9 Min.: 2. Rath, Kickers Stuttgart, 4:03,0 Min.; 3. Fink,
V.f.B. Stuttgart, 4:05,7 Min.; 4. Hoffmann, 1860 München,
4:06,5 Min.; 5. Kettner, Kickers Stuttgart, 4:12,0 Min.; 6.
Arnold, Kickers Stuttgart, 4:16,5 Rin.
Kugelſtoßen, Männer: 1. Schneider, Rüſſelsheim 14,57
Meter: 2. Borg, 1880 Frankfurt, 14,19 Meter; 3. Kulzer, D. S. V.
München, 13,97 Meter; 4. Kießling, Phönix Karlsruhe, 13,72
Meter; 5. Kopp, S.C. Nürnberg, 12,41 Meter.
100 Meter, Frauen: 1. Kellner, 1860 München, 12,4 Sek.;
2. Weigele, Pol. Stuttgart, 12,6 Sek.: 3. Lorenz, Eintracht
Frankfurt, 12,7 Sek.; 4. Karrer, 1860 München, 13,0 Sek.; 5.
Holzer, 1860 München, 13,1 Sek.; 6. Haux, Eintracht Frankfurt,
13,2 Sek.
100 Meter, Männer: 1. Geerling, Eintracht Frankf., 11,0
Sek.; 2. Welſcher, Eintracht Frankf., 11,2 Sek.; 3. Kohler, Kickers
Stuttgart, 11,2 Sek.; 4. Eldracher, Eintracht Frankf., 11,3 Sek.;
5. Mährlein, Eintracht Frankf., 11,3 Sek.; 6. Stahl, Nugby=Club=
Pforzheim, 11,3 Sek.
400=Meter=Lauf, Männer: 1. Metzner, Eintracht Frankf.,
48,6 Sek.: 2. Nehb, S.V. Raſtatt, 49,6 Sek.; 3. Münzinger,
Kickers Stuttgart, 49,8 Sek.; 4. Maerten, J.G. Frankf., 50 Sek.;
5. Müller, 1860 München, 51,4 Sek.; 6. Jonas, J.G. Frankf.
52,2 Sek.
800 Meter, Männer: 1. Abel, V.f.L. Neckarau, 1:58,8 Min.;
2. Stepp, A. S. C. Darmſtadt, 1:59,0 Min.; 3. Lang,
V.f.R. Heilbronn, 1:59,4 Min.; 4. Scheerer, Pol. Nürnberg,
1:59,6 Min.; 5. Schilling, Eintracht Frankf., 2:03,0 Min.
200 Meter, Männer: 1. Geerling, Eintracht Frankf., 21,9
Sek.; 2. Kohler, Kickers Stuttgart, 22,4 Sek.; 3. Kurz, B. S. C.
Offenbach, 22,5 Sek.; 4. Drentwett, Schwaben Augsburg, 22,9
Sek.; 5. Münzinger, Kickers Stuttgart.
Weitſprung, Männer: 1. Dürr, Kickers Stuttgart, 7,14
Meter; 2. Kiefer, S.C. Univ. Freiburg, 7,14 Meter; 3. Scheck,
Kickers Stuttgart, 7,11 Meter; 4. Ebner, Schweinfurt 05, 7,03
Meter; 5. Kopp, S.C. Nürnberg, 6,98 Meter; 6. Haſſinger,
Ein=
tracht Frankfurt, 6,80 Meter.
4 mal 100 Meter=Staffel für Frauen: 1. S. V. 1860
Mün=
chen (Hampele, Karrer, Holzer, Kellner) 50,4 Sek.; 2. Eintracht
Frankfurt (Fleiſcher, Bernhard, Lorenz, Haux) 51,0 Sek.; 3. J. G.
Frankfurt 52,8 Sek.; 4. M. T.G. Mannheim 53,0 Sek.: 5.
Ein=
tracht Frankf. II. 54,4 Sek.; 6. Polizei Stuttgart 54,6 Sek.
Speerwerfen Männer: 1. Barth, Kickers Stuttgart, 58,47
Meter; 2. Trautmann, Saar 05 Saarbrücken, 57,89. Meter, 3.
Winter, 1860 München, 56,84 Meter, 4. Dr. Ebner, Mainz 05,
55,43 Meter.
5000=Meter=Lauf für Männer: 1. Kapp, R. S.V. München,
15:50,6 Min.; 2. Helber II., R.T. u. S. V. Stuttg., 15:55,2 Min.:
3. Habich, S. V. 98 Darmſtadt, 16:17,2 Min.; 4. Siegel,
Poſt Frankfurt, 16:30,8 Min.; 5. Feneberg, 1860 München, 16:34,8
Min.; 6. Simmedinger, Eintracht Frankf. 16:54,6 Min.
Dreiſprung für Männer: 1. Ebner, 05 Schweinfurt 13,23
Meter; 3. Dürr, V.f.B. Stuttgart, 13,21 Meter; 3.
Deppen=
brock, A. S. C. Darmſtadt, 12,46 Meter.
4mal 1500 Meter für Männer: 1. Kickers Stuttgart 16:54
Min.; 2. S. V. 1860 München 16:58,4 Min.; 3. A. S. C.
Darm=
ſtadt 17:03,8 Min.; 4. S. V. 98 Darmſtadt, 13:21,4 Min.;
5. D.J. Frankfurt 18:24,2 Min.; 6. Schwimmkl. 11. Wiesbaden
18:51,6 Min.
25,6 Sek. (Neuer deutſcher Rekord); 2. Lorenz, Eintracht Fraukf.,
26,0 Sek.; 3. Holzer, 1860 München, 27,3 Sek.; 4. Ewe, Eintracht
Frankfurt, 27,7 Sek.; 5. Starckloff, 98 Darmſtadt, 29,8 Sek.;
6. Mocek, 98 Darmſtadt, 30,0 Sek.
400 Meter Hürde: 1. Böhm, 1. F. C. Nürnberg, 57,8 Sek.;
2. Mott, Eintracht Frankf., 58,2 Sek.; 3. Schwehelm, SV.
Wies=
baden, 58,8 Sek.; 4. Dietel, Jahn München, 59,2 Sek.; 5. Wild,
V.f.L. Frankfurt, 61,/4 Sek.
4mal 100 Meter: 1. Eintracht Frankfurt, 1.
Maan=
ſchaft (Eldracher, Metzner, Mährlein, Welſcher), 42,8 Sek.: 2.
Eintracht Frankfurt, 2. Mannſchaft, 43,2 Sek.; 3. S. V. 60
Mün=
chen 43,3 Sek.; 4. Saar 05 Saarbrücken 43,4 Sek.; 5. Kickers
Stuttgart 43,6 Sek.; 6. P. S.V. Mannheim 43,8 Sek.
Berliner Meiſterſchaften.
2. Tag. Am Sonntag hatten ſich auf dem Gelände des S.C.
Charlottenburg zum zweiten Teile der Brandenburgiſchen
Athle=
tik=Meiſterſchaften 5000 Zuſchauer eingefunden. Die beſte Leiſtung
des Tages bot Ellen Braumüller, die im Fünfkampf den
von Frl. Grieme=Bremen mit 341 Punkten Deutſchen Rekord um
30 Punkte auf 371 Punkte verbeſſerte. Im 110 Meter=Hürdenlauf
erreichte Beſchetznik=BSC. den von Troßbach mit 14,9 Sek.
gehaltenen Deutſchen Rekord. Körnig wurde Meiſter über 100
Meter in 10,8 Sek. Dr. Peltzer holte ſich den Titel über 400
Me=
ter leicht in 49,/4 Sek., und im Zehnkampf erreichte Eberle die
be=
achtliche Punktzahl von 7174,510.
Bei ſommerlichem Wetter zogen die Mitteldeutſchen
Leicht=
athletik=Meiſterſchaften am zweiten Tage 6000 Zuſchauer an. Auch
an dieſem Tage fielen die meiſten Titel, nämlich 12, wieder an
Dresden. Leipzig holte ſich im ganzen neun Meiſterſchaften. Die
Leiſtungen waren anſprechend, verſchiedentlich konnten die
mittel=
deutſchen Höchſtleiſtungen verbeſſert werden.
Die 6000 Zuſchauer, die in Hamburg am zweiten Tage der
norddeutſchen Leichtathletik=Meiſterſchaften
zuſammenkamen, ſahen ſpannende Kämpfe und recht gute
Lei=
ſtungen. Bei den Damen gab es ſogar zwei neue DSB.=
Beſt=
leiſtungen, und zwar von Fräulein Brehmer=Lübeck im 100=Meter=
Laufen mit 12,2 Sekunden und von Fräulein Grieme=Bremen im
Fünfkampf mit 342 Punkten. (Fräulein Griemes Leiſtung wurde
allerdings am gleichen Tage noch von Fräulein Fleiſcher=Frankfurt
und Fräulein Braumüller=Berlin weſentlich verbeſſert.)
Auf dem Gelände des Weſtdeutſchen Verbandsheims in
Duisburg=Weddau wurden am Sonntag bei ſchönem
Sommer=
wetter und vor 1000 Zuſchauern die Frauen=
Meiſterſchaf=
ten des Weſtdeutſchen Spielverbandes ausgetragen. Die
bemer=
kenswerteſte Leiſtung des Tages war der neue Weltrekord von
Fräulein Heublein=Barmen im Kugelſtoßen; ſie verbeſſerte ihre
erſt kürzlich in Paris beim Länderkampf aufgeſtellte
Weltbeſt=
leiſtung von 12,88 Meter auf 13.105 Meter.
Am zweiten Tage der Weſtdeutſchen Leichtathletik=
Meiſterſchaften fanden ſich auf der Heſſen=Kampfbahn in
Kaſſel 4000 Zuſchauer ein, denen bei gutem Wetter und
einwand=
freien Bahnen wieder famoſe Leiſtungen geboten wurden. Be=
ſondere Erwähnung verdient die glänzende Zeit von 3.:58,8 Min,
die der weſentlich verbeſſerte Schaumburg=Oberhauſen über 1500
Meter erzielte. Nöller=Köln durchlief die 400 Meter ohne
ſtär=
kere Konkurrenz in 49,8 Sekunden. Jonath=Bochum und Kilp=
Düſſeldorf wurden Doppelſieger. Der erfolgreichſte Verein war
Düſſeldorf 99.
In Breslau=Grüneiche kamen am Sonntag zu den
Südoſt=
deutſchen Athletik=Meiſterſchaften nur 1000
Zu=
ſchauer. Die Kämpfe wurden zwar durchweg ſehr erbittert
durch=
geführt, jedoch blieben die Leiſtungen ſchwach. Nur bei den
Damen gab es ein bemerkenswertes Reſultat: die
Olympiaſiege=
rin Frau Radtke=Batſchauer durchlief die 800 Meter in der
fa=
moſen Zeit von 2:19,8 Minuten.
Am dritten Tage des internationalen Meetings
in Stockholm wartete der Franzoſe Ladoumegue wieder mit
einer Rekordleiſtung auf. Er verbeſſerte den erſt in der
Vor=
woche von dem Finnen Purje mit 4:57,5 Min. aufgeſtellten
Welt=
rekord im 2000=Yards=Laufen auf 4:52 Minuten.
Neue Beſtleiſtung im Stabhochſprung. — 4000 Zuſchauer.
Trotz drückender Sommerhitze hatten ſich am Sonntag im
Nürnberger Stadion 4000 Zuſchauer eingefunden, um dem
Ver=
lauf der Kämpfe um die ſüddeutſchen Volksturnmeiſterſchaften
beizuwohnen. Am Vormittag wickelten ſich die Vor= und
Mehr=
kämpfe ab, die recht beachtliche Leiſtungen zeitigten, ſo wurde
im 100=Meter=Zliſchenlauf von dem Münchener Thaler die gute
Zeit von 10,7 Sekunden erzielt. Appel, Ludwigshafen, gewann
ſeinen Lauf in 10,8 Sekunden. Die Mehrkämpfe boten recht
guten Durchſchnitt. Am Nachmittag wurden die
Entſcheidungs=
kämpfe mit einem gemeinſamen Aufmarſch ſämtlicher Teilnehmer
eröffnet. Im 100 Meter Entſcheidungslauf blieb Appel=
Ludwigs=
hafen Sieger in 11 Sek. Dagegen gab es im Stabhochſprung
eine neue deutſche Turnerbeſtleiſtung durch Müller=
Rot=
tenburg, der 3,88 Meter überſprang. Recht beachtenswert
war die Leiſtung des Göppingers Haag im Hochſprung mit 1:87,5
Meter, auch der Weitſprung des Würzburger Poliziſten
Witt=
mann über 7,19 Meter verdient beſondere Erwähnung. Bei den
Damen trat die Frankfurterin Becker mit zwei Siegen im
Weit=
ſprung mit 5,26 Meter und im 100=Meter=Lauf in 12,5 Sekunden
hervor, aber auch die Würzburgerin Windsheimer war
zwei=
mal erfolgreich: im Kugelſtoßen mit 12,65 Meter und im
Diskus=
werfen mit 34,21 Meter. Die 4mal 100 Meter=Staffel der
Tur=
ner brachte einen ſcharfen Endkampf zwiſchen dem T.V. 1873
Würzburg und dem TV. 60 Ansbach, Würzburg gewann in 4‟
Sekunden mit Bruſtbreite Vorſprung.
Die Ergebniſſe:
Turner:
800 Meter: 1. Mai=Bad=Nauheim 2:01 Min.: 2. Hagmeier=
Eßlingen 2:02,7. — 100 Meter: 1. Appel=Ludwigshafen 11,0 Sek.;
2. Leipert=Heidelberg 11,1 Sek. — Schleuderballwerfen: 1.
Stier=
ſorfer=Geiſelnöring 59,47 Meter; 2. Wengenroth=Frankfurt (M.)
55,59 Meter. — Hochſprung: 1. Haag=Göppingen 1,87,5 Meter;
2 Schuſter=Bamberg 1,75,5 Meter. — Steinſtoßen: 1. Lorbeer=
Bamberg 9,59 Meter. — 400 Meter: 1. Single=Eßlingen 50,6;
2. Grübling=Bockenheim 52,3. — 1590 Meter: 1. Wagener=
Bocken=
heim 4:15,6; 2. Freund=Heidelberg 4:19. — 200 Meter: 1. Appel=
Ludwigshafen 22,3 Sek.; 2. Babucke=Würzburg 22,6 Sekunden. —
110 Meter Hürden: 1. Dinkler=Heidelberg 16 Sek.; 2. Haag=
Göp=
pingen 16,4 Sek. — Dreiſprung: 1. Rummel=Haßloch 13,45 Meter;
2. Adey=Ludwigshafen 13,51 Meter. — Kugelſtoßen: 1. Wittmann=
Würzburg 13,19 Meter; 2. Lorbeer=Bamberg 13,05 Meter. —
Sechskampf Turner: 1. Jakob Frankfurt a. M. 557 P.; 2.
Teh=
rung=Augsburg 541,5 Punkte. — 3X1630 Meter=Staffel: 1. Tad.
Heidelberg 78 8:22,2; 2. Tv. 46 Mannheim 8:24,3. — 400 Meter
Hürden: 1. Wagener=Ansbach 58 Sek.; 2. Schreiweis=Stuttgart
58,6 Sek. — Weitſprung: 1. Wittmann (Pol. Würzburg) 7,19
Meter; 2. Rummel=Haßloch 6,86 Meter. — Diskuswerfen: 1.
Würfelsdobler=München 39,36 Meter; 2. Zeller=Eichlingen 38,19
Meter. — 4X100 Meter=Staffel: 1. 1873 Würzburg 43,1: 2. Tv.
Ansbach 43,1 (Bruſtbreite). — 5000 Meter: 1. Fornoff=
Darm=
ſtadt 16:17,2; 2. Heft=Landau 16,25 Meter. — Stabhochſprung:
1. Müller=Rottenburg 3,88 Meter (neue deutſche Turnerbeſtleiſt.);
2. Weber=Ansbach 3,60 Meter.
Turnerinnen:
Hochſprung: 1. Heid=Zirndorf 1,45 Meter. — 100 Mete=:
1. Becker=Frankfurt a. M. 12,5; 2. Holzer=Eßlingen 12,6. — Fünf=
300 Meter, Frauen: 1. Dollinger, 1. F.C. Nürnberg, kampf: 1. Wolf=Freiburg 473,5 Punkte; 2. Moſer=Ansbach 445
Punkte. — Weitſprung: 1. Becker=Frankfurt a. M. 5,26 Meter;
2. Aquilla=München 5,18 Meter. — Kugelſtoßen: 1. Windsheimer=
Würzburg 12,65 Meter; 2. Wueſt=Mundenheim 11,99 Meter.
4X100 Meter: 1. Mtv. München 52,6; 2. Regensburger
Turner=
ſchaft 55,3. — Diskuswerfen: 1. Windsheimer=Würzburg 34,21
Meter; 2. Wag=Bockenheim 33,19 Meter.
Die Berliner Internationale Rennwoche wurde am Samstag
in der denkbar verſprechendſten Weiſe eröffnet. Trotz Fexienzeit
hatte die Bahn in Hoppegarten einen ausgezeichneten Beſuch auf= *
zuweiſen. Auch der gebotene Sport war gut. Als Hauptnummer
ſtand das Internationale Fliegerrennen auf dem Programm, das
11 Pferde am Start vereinigte. In dieſem mit 27 000 Mark
aus=
geſtatteten Rennen ſtanden unſere ſchnellſten Pferde dem
Fran=
zoſen Dictateur UIII und dem Oeſterreicher Somali gegenüber.
Dem Prüfungswert einer ſolchen Veranſtaltung entſpricht es
natürlich, daß es auf der geraden Bahn gelaufen wird. Als die
Pferde von den Tribünen heraus in die deutliche Sicht kamen, da
war es ſchon klar, daß der Graditzer Viadukt gewinnen würde.
Der von E. Bölke geſteuerte Dreijährige war mit Melitus,
Na=
poleon und Rochus am ſchnellſten flott und beherrſchte ſofort die
Situation. Napoleon wurde vor dem Anberg geſchlagen,
wäh=
rend auch Rochus bald darauf die vorſtoßenden Ladro,
Walzer=
traum und Markgraf vorbeilaſſen mußte. Dieſe drei kamen
ziem=
lich dicht an Melitus heran, der wiederum ſich vergebens
be=
mühte, Viadukt zu erreichen. Der Vertreter des fiskaliſchen
Stal=
les gewann, wenn auch gefordert, ſo doch ganz ſicher gegen
Me=
litus, Ladro und Markgraf in der recht beachtlichen Zeit von
1.25,5 Min. für die 1400 Meter lange Strecke.
Eine weitere wertvolle Prüfung ſtand mit dem Inſinglaß=
Rennen auf dem Programm. In dem mit 17 000 Mark
ausge=
ſtatteten Rnenen wurden 13 Pferde auf die 2800 Meter große
Strecke geſchickt. Grauwacke ſiegte ſchließlich vor Blanker Hans
und Rosmarin ſicher.
Buccaneer=Rennen. Dreijährige. 3300 Mark. 1400 Meter.
1. Stall Sauerlands Edelknabe (Pretzner), 2. Orbinus, 3. Aria,
4. Perillo. — Flying=Fox=Rennen, Zweijährige. 2800 Mark, 1000
Meter. 1. L. Lewins Anita (E. Haynes), 2. Terra, 3. Karfunkel.
— Stockwell=Rennen. 3900 Mark, 1600 Meter. 1. M. J.
Oppen=
heimers Genio (W. Printen), 2. Pati, 3. Gafron, 4. Groll.
Internationales Fliegerrennen. Ehrenpreis und 27 000 Mark,
1400 Meter. 1. Hauptgeſtüt Graditz” Viadukt (Böhlke), 2.
Me=
litus, 3. Ladro. Toto: 99, Platz: 27, 81, 43. H.—34—3. Ferner:
Dictateur VIII. Markgraf, Rochus, Walzertraum, Faro,
Napo=
leon, Tantris, Somali, Lampe. — Jſinglaß=Rennen. 17 000 Mark,
2800 Meter. 1. Geſtüt Mydlinghovens Grauwacke (Vinzenz),
2. Blanker Hans, 3. Rosmarin, 4. Impreſſioniſt. Toto: 65, Platz:
19, 19, 21, 44. H.—1½ Ferner: Chantilly, Majordomus,
Silber=
ſtreif, Orion, Pale, Mantegna, La Margna, Lanfranchi,
Alpen=
flieger. — Newminſter=Rennen. Zweijährige 3900 Maxk. 1200
Meter. 1. Hauptgeſtüt Graditz Tumult (Böhlke) 2. Gryllos,
3. Raxalp. — Ormonde=Rennen. 2900 Mark, 1600 Meter. 1.
Ab=
teilung: 1. Heinz Stahls Fiametta (Sauerland). 2. Abteilung:
1. A. Daubs Felek (Ludwig), 2. Marholf, 3. Irrigoyen, 4. Nomos=
Ne
[ ← ][ ][ → ] Nummer 192
Handball in der 2.T.
Tv. Arheilgen—Turn= u. Fechtklub Frankfurt 7:3 (3:2), Zweite
5:4: Sprendlingen-Turnerſchaft Griesheim 5:6 (2:5), Zweite
1:5; Büttelborn—Weiterſtadt 17:2 (7:2), Zweite 17:0; Auerbach
—Eberſtadt 5:6 (3:3), Zweite 3:4; Stockſtadt — Hüttenfeld 5:4
2:2); Erzhauſen—Egelsbach komb. 3:4 (1:2), Schüler 4:0.
Zimmer=Sprendlingen leitete das Arheilger Spiel ſehr gut.
Frankfurt ſtellte eine ebenbürtige Elf mit großartigem
Täu=
ſchungsvermögen. Doch Arheilgens Innenſturm gab durch
ſei=
nen gewaltigen Schuß den Ausſchlag. — Griesheim bot als Gaſt
in Sprendlingen eine Ueberräſchung. Mit jungen Leuten neu
zuſammengeſtellt, klappte es gleich ſehr gut und es hieß bei der
Pauſe 5:2 für Griesheim. Sprendlingen, durch einen Erſatz=
Herteidiger geſchwächt, ſtellte um und holte zum 5:5 auf. Ein
Strafwurf brachte mit 6:5 den Griesheimern einen ſchönen Sieg.
— Polizei Frankfurt hatte für Langen in letzter Minute
ab=
geſagt. Bedauerlich.
Büttelborn brachte gegen Weiterſtadt
mit zwei Mannſchaften 34 Tore fertig (2mal 17). Die Gäſte
hielten bis zur Pauſe noch einigermaßen ſtand (7:2). Aber
dann kam die Kataſtrophe, drei Mann raus! Wenn bei
Wei=
terſtadt die Vernunft ſiegt und man lernt, auch eine Niederlage
hinzunehmen, ohne foul zu ſpielen, ſo iſt noch nicht alles
ver=
loren. — Auerbach gegen Eberſtadt gab den erwarteten
ausge=
glichenen Kampf bei anſtändiger Spielauffaſſung. Auerbach
ſpielte nach der Pauſe noch mit 10 Mann infolge Verletzung,
Eberſtadt hat einen äußerſt befähigten Schützen im Sturm.
Hüttenfeld zeigte in Stockſtadt anfangs beſſere Leiſtungen, mußte
ſich ſpäter dem forſchen Drängen des Platzvereins beugen.
Erzhauſen hatte ziemlich Schußpech durch Bälle übers Tor und
kann trotzdem mit dem Ergebnis zufrieden ſein, da Egelsbach
eine recht ſtarke kombinierte Elf ſtellte — Nieder=Ramſtadt—
Tgſ. Darmſtadt (Samstag) 2:3.
Aus dem Odenwaldgau: Reinheim—Erbach Erſ. 11:3 (6:1).
Städkeſpiel Fr. T. Darmſtadk Langen — Frankfurk
7:3 (4:2).
Das mit großer Spannung erwartete Treffen ging in
Darm=
ſtadt vonſtatten. Trotz drückender Hitze gaben die Mannſchaften
ihr Beſtes. Die zahlreichen Zuſchauer brauchten das Kommen
nicht zu bereuen.
10 Minuten Suchen und Taſten; die Frankfurter finden ſich
beſſer zuſammen. Eine Ueberlegenheit im Feldſpiel iſt nicht
ab=
zuſprechen. Sie ſind es, die den Tor=Reigen eröffnen. Jetzt wird
auch Darmſtadt aufgeweckt, einige Minuten ſpäter ſtehen die
Par=
teen remis und auf 2:1. Frankfurt zieht wieder gleich, doch ſchält
ſich jetzt eine merkliche Ueberlegenheit des 1. Bezirks heraus. Bis
zur Pauſe ſteht es 4:2 für Darmſtadt. Nach dem Wechſel ſieht man
wieder Darmſtadt in Fahrt. Der erſte Bezirk hat im
Handum=
drehen zwei Tore aufgeholt. Frankfurt kommt jetzt zum dritten
und letzten Tor. Die Frankfurter Mannſchaft gab ſich als
ge=
ſchlagen, von Darmſtadt noch in den letzten Minuten ſtark
be=
drängt. Die Zuſchauer geizten nicht mit Beifall bei
Einzelleiſtun=
gen, beſonders bei dem Torhüter von Langen, der ſeinem
Gegen=
über ein Stück voraus war.
Hüddeukſchlands Schwimmer=
Likelkämpfe.
11 Titelhalter entthront.
Im Geſamtergebnis führt allerdings noch der Schwimmperein
Göppingen 04 mit 4 Titeln. An zweite Stelle hat ſich der 1. FC.
Nürnberg geſchoben. Darüber hinaus verteilen ſich die Siege auf
alle ſüddeutſchen Gaue. In den Damenwettbewerben dominierte
erwartungsgemäß der Damen=Schwimmverein München. Die
er=
zielten Leiſtungen ſtanden namentlich im Freiſtil und Springen
auf hoher Stufe. Die Differenzen zwiſchen den einzelnen
Leiſtun=
gen waren noch nie bei einer ſüddeutſchen Meiſterſchaft ſo knapp.
Es tauchten eine Reihe von neuen Talenten auf. Die beſten
Leiſtungen erzielten Balk=Nürnberg, der Doppelſieger über 100
und 400 Meter Freiſtil wurde, und Rehborn=Ulm, der den
Mehr=
kampf und das Kunſtſpringen an ſich brachte. Schwarz=
Göppin=
gen konnte die 200 Meter Bruſt gegen den vielverſprechenden
Neu=
ling Wagenbauer nur dank ſeiner Routine gewinnen.
Beſonderes Intereſſe fanden die im Rahmen der Meiſterſchaft
ſum Austrag gebrachten Waſſerballſpiele der vier beſten
Mannſchaften Süddeutſchlands, da dieſelben für die
ſüd=
deutſche Meiſterſchaft gewertet werden. Die
Ergeb=
tiſſe waren hier: Jungdeutſchland Darmſtadt —
Bay=
rn Nürnberg 5:2 (2:0), München 99 — Göppingen 04 5:2
3:2)
Göppingen 04 — Bayern Nürnberg 4:2 (2:1); München
19 — Jungdeutſchland Darmſtadt 7:5 (4:2).
Die Schwimm=Ergebniſſe:
Herren:
4mal 100 Meter=Freiſtilſtaffel: 1. 1. FC. Nürnberg 4:26: 2.
Verein für volkstümliches Schwimmen München 4:28,2; 3. Nikar
Heidelberg 4:33; Mehrkampf: 1 Rehborn=Schwimmverein
Neu=Ulm, 2. Kretſchmer=Schwaben Stuttgart. Kunſtſpringen:
Rehborn=Neu=Ulm 135,38 Punkte; 2. Zeller=VfvS. München
30,72; 3. Flichter=VfvS. München 129,48: 100 Meter Freiſtil:
Balk=1. FC. Nürnberg 1:03,3; 2. Maus=Moenus Offenbach 1:04;
Ninderſpacher=VfvS. München 1:04,6; 400 Meter Freiſtil:
Balk=1. FC. Nürnberg 5:28,6; 2. Neitzel=Göppingen 04 5:32,8;
Rinderſpacher=VfvS. München 5:34,9; 1500 Meter Freiſtil:
Neitzel=Göppingen 04 22:28; 2. Kümmerle=Schwaben Stuttgart
3:30; 200 Meter Bruſtſchwimmen: 1. Schwarz=Göppingen 04
„56,8; 2. Wagenbauer=SpVg. Fürth 2:57,5; 3. Wunſch=Neptun
Zarlsruhe 2:58,4.
Damen:
100 Meter Freiſtil: 1. Ziemann=DSV. München 1:22: 2. Zipſe=
Zarlsruhe 99 1:24.,9; 3. Miedel=DSV. München 1:26,6; 100 Meter
Rückenſchwimmen: 1. Zipſe=Karlsruhe 99 1:35,1: 2. Stützle=DSV.
München 1:42,8; 3. Ziemann=DSV. München 6:42,9; 200 Meter
Bruſtſchwimmen: 1. Gammel=DVS. München 3:27,1; 2. Pfau=
29
2: 3. Mack=Amateur Stuttgart 3:31,1.
Höppingen 3:27,
Herren, Klaſſe 2: Lagenſtaffel 100, 200, 100 Meter:
1. Frankfurter Schwimmclub 5:46,2; 100 Meter Freiſtil:
Graetler=1. FC. Nürnberg 1:05,3: 100 Meter Rücken: 1.
Men=
rzycky=Gmünd 1:21,8: 200 Meter Bruſt: 1. Eitel=Amateure
Stutt=
art 3:11,7.
Freie Turngemeinde Darmſtadt.
Die Abteilung Waſſerſport der Fr. Tgd. Darmſtadt beſuchte
eſtern mit ihrer Wettkampfabteilung das Werbeſchwimmfeſt der
Freien Waſſerſportvereinigung Frankfurt=Bornheim. Außer
Darmſtadt waren noch die Vereine Offenbach, Niederrad,
Frank=
urt=Weſtend und Frankfurt vertreten. Die ganze Veranſtaltung
dar als Wettſchwimmen mit Punktwertung aufgezogen.
Offen=
ach ſiegte mit 46 P. vor Darmſtadt (36) und Bornheim (26). Die
R50 Meter=Männerlagenſtaffel gewann. Darmſtadt überlegen.
Die Jugendlagenſtaffel war eine Beute Offenbachs vor Bornheim
ind Darmſtadt. In der Frauenlagenſtaffel rangierte Darmſtadt,
as zwei Bahnen klar in Führung lag, in zweiter Stelle. Die
50 Meter=Kraul=Männer war wieder ein ſicherer Sieg für
Jarmſtadt. Jugend=Kraul 4X50 Meter entſchied Offenbach für
ch. Die Frauenbruſtſtaffel dagegen ſah wieder Darmſtadt in
Front. Das ſchärfſte Rennen des Tages war die 10X50 Meter=
Traulſtaffel für Männer. Der beſſere Schlußmann entſchied dieſe
Staffel mit Handſchlag für Offenbach vor Darmſtadt. — Im
Waſ=
erballſpiel ſiegten die Darmſtädter gegen eine Städtemannſchaft
on Frankfurt 8:5 (4:3).
Montag, den 13. Inli 1931
Seite 7
Vom Welkmeiſterſchaftskampf in Cleveland.
Schmeling und Stribbling in hartem Schlagwechſel.
Stribbling iſt am Boden.
Unſere Bilder zeigen die erſten Aufnahmen vom Weltmeiſterſchaftskampf Schmeling—Stribbling, den der Titelhalter Schmeling
in überlegener Form gewann.
Deukſcher Tennisſieg über Südafrika.
Roſ=Weiß Berlin ſiegt 8:2.
Der Tenniskampf gegen die ſüdafrikaniſche
Davispokalmann=
ſchaft, die bekanntlich Anfang Mai die „Repräſentativen” des
Deutſchen Tennis=Bundes mit 5:0 aus dem Davispokal=
Wett=
bewerb werfen konnte, endete für Rot=Weiß mit einem vollen
Erfolge. Die Südafrikaner wurden mit 8:2 Punkten geſchlagen
und damit erhielt gleichzeitig auch der Deutſche Tennis=Bund
eine ſehr empfindliche Lektion. Am letzten Tage der Kämpfe
hatten ſich auf der ſchönen Rot=Weiß=Anlage auf dem
Hunde=
kehlen=See über 3000 Zuſchauer eingefunden. Alle vier Spiele
des Tages endeten mit einem deutſchen Erfolg. Einleitend
be=
ſiegte Dr. Landmann, der weſentlich beſſer ſpielte als am
Vor=
tage, den Kapitän der gegneriſchen Mannſchaft, Farqueharſon,
mit 6:4, 6:4, 4:6, 9:7. Anſchließend hatte Gottfried von Cramm
keine allzu große Mühe, um den weſentlich älteren Raymond mit
1:6, 6:3, 6:4, 6:3 zu ſchlagen. Sehr eintönig war der Kampf
zwi=
ſchen Ferdinand Henkel und Harris, den der Berliner in drei
gleichen Sätzen mit 6:4, 6:4, 6:4 gewann. — Den Abſchluß
bil=
dete das Treffen zwiſchen Daniel Prenn und dem Südafrikaner
Kirby. Mit großer Sicherheit holte ſich Prenn von der
Grund=
linie aus die beiden erſten Sätze 6:3, 6:2 und überließ dann den
dritten Satz ſeinem Gegner ſchnell mit 1:6. Im vierten Satz
holte Kirby noch einmal eine 4:1=Führung des Deutſchen auf,
aber der härtere Prenn brachte den Satz doch noch an ſich und
gewann unter dem Beifall des Publikums das Match mit 6:3,
6:2, 1:6, 7:5.
Tennis- u. Eisklub Darmſtadk — TK. Heidelberg 16:3
Das Klub=Wettſpiel in Heidelberg erbrachte einen ganz
über=
legenen Sieg des T.E.C., wobei ſogar geſagt werden muß, daß
ſämtliche drei Verluſtpunkte vermeidbar waren. — Im Herren=
Einzel ſiegte Claß in guter Form gegen Baudendiſtel, der im
ent=
ſcheidenden Moment zu wenig riskierte, 6:4, 3:6, 6:3.
Klein=
logel unierſchätzte zuerſt den jungen, in Heidelberg ſtudierenden
Engländer Burnett, der ſelten reine Schläge hat. Als dann
Kleinlogel nach verlorenem erſten Satz Ernſt machte und den
energiſchen Widerſtand des Engländers im zweiten Satz gebrochen
hatte, ging der Endſieg im entſcheidenden Satz glatt mit 6:2 an
den Darmſtädter. Außer Werner, der im dritten Satz durch
Unterſchätzung des Gegners verlor, gewannen auch ſämtliche
übri=
gen Herren ihre Einzelſpiele glatt. Bei den Damen war
Darm=
ſtadt ebenfalls ſtark überlegen. Frl. Loy ſiegte an erſter Stelle
6:4, 6:2, Frl. Pfotenhauer brachte trotz mangelnden Trainings
einen ſchönen Energie=Erfolg 9:7 im dritten Satz nach Hauſe.
Frl. Scriba und Frl. Ringer ſiegten beide ohne Anſtrengung 6:1,
6:2. — Im Herren=Doppel wurde das Spitzendoppel deshalb
ver=
loren, weil Endriß Kleinlogel nicht in der Weiſe unterſtützen
konnte, wie es ein ſo gutes Paar wie Baudendiſtel-Burnett
ver=
langten. Im Anfange durch einige mißlungene Bälle nervös
ge=
macht, ſpielte Endriß zu ängſtlich, wagte zu wenig und verlor zum
Schluß alles Selbſtvertrauen, als die friſch draulosſpielenden
Hei=
delberger Punkt auf Punkt buchten. Im zweiten Doppel gegen
Dr. Schmidt-Hand lagen Claß—Müller andauernd im Angriff.
Beſonders Claß, der von Müller gut unterſtützt wurde, hat durch
ſeine riskanten Netzangriffe und tödlichen Flugbälle ein
Haupt=
verdienſt an dem glatten Zwei=Satz=Sieg. Werner—Sennewald
erkämpften den Sieg, obwohl ihre Gegner ſchon einen Matchball
hatten, doch noch 7:5 im dritten Satz. Steffan—Colin endlich
gewannen in zwei Sätzen 6:4, 7:5 — In den Gemiſch=Doppel=
Spielen errang Darmſtadt 2, Heidelberg 1 Punkt, und zwar
ſieg=
ten Frl. Loy—Werner und Frl. Pfotenhauer—Endriß, während
Frl. Ringer—Claß knapp im dritten Satz unterlagen. — Im
Geſamtergebnis bewies Darmſtadt wieder, daß ſeine Stärke in
der ausgeglichenen Mannſchaft liegt, die beſonders an den
End=
ſtellen die Mannſchaften anderer Klubs an Spielſtärke weſentlich
übertrifft. Auf jeden Fall ſind die Ausſichten der Darmſtädter
für die Medenſpiele nach ihrem guten Abſchneiden auf den
Be=
zirksturnieren und nach dem Sieg in Heidelberg nicht ſchlecht,
Tgde. 46 — TC. Bensheim 14:8.
Auf den Plätzen hinter dem Woog fand geſtern ein
Klub=
wettkampf zwiſchen dem Tennisklub Bensheim und der
Tennis=
abteilung der Turngemeinde von 1846 ſtatt. Sieger blieb die
Tennisabteilung der Turngemeinde mit 14:8.
SpV. 1898 (Jugend).
3. Jgd.—1. Jgd. Dieburg, hier, 3:1. Bei Beendigung der
Pflichtrunde hält die dritte Garnitur klar die Spitze. Ihre
Geg=
ner waren nur 1. Mannſchaften: Arheilgen, Dieburg, Groß=
Zim=
mern, Münſter, Ober=Ramſtadt, Union und SpV. 98 2. Jgd. Das
Torverhältnis 45:16
1. Schüler—1. Schüler Union, hier, 8:0. Auch hier iſt die
Pflichtrunde beendet. Kein Spiel ging verloren. Es wurde ein
Geſamtergebnis von 98.: 1 Toren erzielt.
Fr. Tgde. Darmſtadt—Traiſa 9:3 (3:3).
Fr. Tgde. Darmſtadt II—Traiſa II. 3:0.
Anläßlich der Platzeinweihung weilte Darmſtadt aks Gaſt in
Traiſa und konnte mit obigem Reſultat beide Spiele erfolgreich
durchführen. Die Spiele, die auf einem hohen Niveau ſtanden,
hatten 400 Zuſchauer angelockt, die den gezeigten Leiſtungen
rei=
chen Beifall gaben. — Weitere Reſultate: Jgd.
Darm=
ſtadt—Jgd. Pfungſtadt 2:3: Darmſtadt III—Roßdorf II 11:0.
Rund um die Solitude.
80 000 Zuſchauer.
Die ſchwäbiſche Metropole und Umgebung ſtand am
Sonn=
tag im Zeichen des großen motorſportlichen Ereigniſſes „Rund
um die Solitude‟. Schon in den früheſten Morgenſtunden ſetzte
die Maſſenwanderung nach der Solitude=Rennſtrecke ein, und als
die Nennen begannen, waren mehr als 80 000 Zuſchauer zur
Stelle. Strahlendes Sommerwetter begünſtigte die
Veranſtal=
tung. Leider blieb der Renntag auch nicht von Stürzen
ſchwe=
rer Art verſchont. Gleich nach der erſten Runde des dem
inter=
nationalen Rennen vorausgehenden Herrenfahrerwettbewerbes
ereignete ſich ein ſchwerer Sturz. Der Stuttgarter Ausweisfahrer
A. Meſſerſchmitt (BMW.) ſchnitt die flache Zielkurve zu
ſcharf und ſtreifte den Straßenrand; er erlitt eine ſchwere
Ge=
hirnverletzung und einen Oberſchenkelbruch. Ein Zuſchauer
wurde mit Prellungen und Quetſchungen ins Krankenhaus
ein=
geliefert. Im internationalen Rennen ſtürzten Adam=
Nürn=
berg und Wolf=München ſchwerer. Adam, deſſen Sturz ein
die Strecke überquerender Hund verurſacht hatte, erlitt eine
Ge=
hirnerſchütterung und wahrſcheinlich einen Schädelbruch.
Leich=
tere Stürze ereigneten ſich noch in größerer Zahl, durch die
Bertolet=Köln, Frentzen=Bonn und Ullein=Bamberg aus dem
Nennen geworfen wurden. Das Rennen ſelbſt brachte den
er=
warteten großen Kampf zwiſchen den NSU=Fahrern Runtſch
(Wien) und Rüttchen=Erkelenz mit dem Engländer James
Guthree (Nörton) ſowie Bauhofer=München (DKW.), in den in
den erſten Runden auch der Harley=Davioſon=Fahrer Weyres=
Aachen eingriff, um dann wegen Maſchinenſchadens
auszuſchei=
den. In den letzten Runden kamen auch Klein=Frankfurt (Horex)
und Giggenbach=Mühldorf (Rudge) gut auf. Der Endſieg ſchien
lange Zeit für NSli eine ſichere Sache zu ſein, da der Wiener
Runtſch bis zur neunten von 10 Runden mit dem auf der
Soli=
tude bisher unerreichten Stundenmittel von 113 Km. weit in
Führung lag. Dann warf ihn ein Kettenbruch aus dem Nennen.
An ſeiner Statt landete Rüttchen=Erkelenz auf NSu
einen ſicheren Sieg in der 1000 Liter=Klaſſe. Die beſte Zeit des
Tages fuhr der Engländer James Guthree (Norton) in der
500er Klaſſe. Er verbeſſerte in 1:47:00,4 mit einem Studenmittel
von 111,5 Km. den bisherigen Rekord auf der Solitude (im
Vor=
jahre Bullus auf NSü 110,5 Std./Km.) und errang ſich den
württembergiſchen Staatspreis. Auch in den anderen Klaſſen
mit Ausnahme der kleinſten — wurden neue Beſtzeiten
auf=
geſtellt, am deutlichſten in der 350=ccm.=Klaſſe, wo Schminke=
Godesberg ein Stundenmittel von 105 525 Km. erzielte. Die
Läufe der einzelnen Klaſſen verliefen ſehr ſpannend, Führung
und Placierung wechſelten wiederholt, nur in der kleinſten Klaſſe
blieb der Pforzheimer Geis ſtets klar überlegen. Hart umſtritten
war der Sieg in der Klaſſe bis zu 350 ccm. Schneider=
Düſſel=
dorf (Velocette) hatte 5 Runden lang die Führung. Als er
wegen Maſchinenſchadens zur Aufgabe gezwungen war, lieferten
ſich ſeine ärgſten Widerſacher Ley=Nürnberg (Triumph) und
Schminke=Godesberg (Imperia) einen harten Kampf, in dem
ſchließlich letzterer mit knappſtem Zeitvorſprung ſiegte. In der
Halbliterklaſſe ging es um die Plätze heiß her, ſchließlich kam
Klein=Frankfurt a. M. (Horex) an zweiter Stelle ein. In der
Kategorie der ſchwerſten Maſchinen gingen 8 Fahrer ins
Ren=
nen, von denen nur 4 durchs Ziel kamen. Runtſch führte hier
unangefochten 9 Runden lang, bis er zum Ausſcheiden
gezwun=
gen war, damit gab er für ſeinen Stallgefährten Rüttchen den
Weg zum Siege frei. Bei den Ausweisfahrern fuhr der
Stutt=
garter Taxis (Norton) mit einem Stundenmittel von 107 Km.
in der 500er=Klaſſe die beſte Zeit.
Gegner für Hirſchfelb.
Der junge Oſtpreuße Dzewas, der in dieſer Saiſon im
Kugel=
ſtoßen ſchon mit guten Leiſtungen aufgewartet hat, erzielte in Groß=
Nominten mit einem Wurf von 15,65 Metern die Jahresbeſtleiſtung und
übertraf damit ſogar ſeinen berühmten Landsmann Hirſchfeld.
Die zur Sportſchule Wünsdorf kommandierten
Reichswehrangehörz=
gen Schönfelder und Hirſchfeld müſſen den Brandenburgiſchen
Leicht=
athletik=Meiſterſchaften fernbleiben und an den Titelkämpfen des
Ver=
bandes teilnehmen, dem ihre Vereine angehören.
Bei der Holländiſchen Touriſt Trophy in Drente blieben am
Sams=
tag vor 40 000 Zuſchauern wieder in allen Klaſſen die bekannten
eng=
liſchen Motorradfahrer ſiegreich.
Amicitia Mannheim konnte bei der Großen
Ham=
burger Regatta ſowohl den Kaiſer=Vierer, wie auch den Großen
Achter jeweils vor dem Berliner Ruder=Club gewinnen.
Im Großen Preis von Nürnberg, einem 100=
Kilo=
meter=Dauerrennen in drei Läufen, ſiegte Hille vor Wolke,
Schä=
fer, Gay (Frankreich) und Damerow.
Im Fußballkampf Saar—Pfalz in Neuſtadt a. .
Haardt anläßlich der Saar=Kundgebung ſiegten die Pfälzer vor
2000 Zuſchauern verdient mit 5:4 (2:2) Treffern.
Weltmeiſter Max Schmeling trifft am Montas
abend 19 Uhr mit einem Sonderflugzeug auf dem Flugplatz in
Verlin=Tempelhof ein.
Die elfte Etappe der Tour de France wurde im
Endſpurt von di Pacco (Italien) vor dem Franzoſen Pelliſſier
gewonnen. Eine halbe Minute ſpäter traf eine 17köpfige Gruppe
ein, in der ſich auch die Deutſchen Stöpel und Thierbach befanden.
Der deutſch=ſüdafrikaniſche Tenniskampf in
Berlin endete mit einem ſchönen 8:2=Sieg der deutſchen
Mann=
ſchaft.
Bei den holländiſchen Tennis=
Meiſterſchaf=
ten in Noordwik konnte der Rheinländer Kuhlmann den
japa=
niſchen Davispokalſieger H. Satoh in vier Sätzen ſchlagen und
ſich damit für das Endſpiel qualifizieren.
Seite 8
Nummer 192
Montag, den 13. Juli 1931
Dagttae
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
26)
Copyright by Ernſt Keils Nachf.. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
Das klang ſo offen und ehrlich, daß Johanna in Zweifel
geriet. „Du willſt ſicher unſer Beſtes, Onkel Franz. Dein
Vorſchlag einer Reiſe iſt gewiß gutgemeint. Aber du wirſt dock
wohl einſehen, daß es nicht geht.”
„Warum nicht? Meinſt du etwa, ein zwar nicht mehr
ganz junger, aber doch noch recht gut konſervierter
Jung=
geſelle ſolo allein mit ſeiner jungen, ſchönen Nichte . . . Du
fürchteſt ein Gerede? . . . Pah! Darüber dürften wir beide
doch erhaben ſein!“
„Ich weiß nicht, Onkel, ob du da nicht zu ſehr von deinem
Junggeſellenſtandpunkt aus ſprichſt.” Sie wollte dem Geſpräch
eine andere Wendung geben und verſuchte zunächſt, auf ſeinen
flotten Ton einzugehen. „Man würde uns ſehr
wahrſchein=
lich für ein Ehepaar halten. Du, wie du ſelbſt ſagteſt, noch
gut konſerviert; dazu, wie ich erwarte, ein überaus galanter
Kavalier. Die Klatſchmäuler in Rieba würden da Tag und
Nacht offenſtehen!“
Düſterloh faßte ihre Heiterkeit falſch auf. Er haſchte nach
ihrer Hand, hielt ſie feſt. „Nun, Johanna, wie wär’s denn,
wenn die Klatſchmäuler früher oder ſpäter recht behielten?”
Johanna erſchrak. Blitzſchnell erkannte ſie die Gefahr.
„Nicht ſolche Scherze, Onkel!” ſtammelte ſie verlegen.
„Scherze? Scheint es dir ſo unmöglich, meine Worte etwas
ernſthafter aufzufaſſen?” ſagte er in verändertem Ton.
Johanna machte ihre Hand gewaltſam los, trat einen
Schritt zurück. „Onkel Franz — ich bitte dich! Du vergißt
dich! Es iſt nicht Tag und Stunde dafür. Denkſt du nicht
an Clemens?”
Düſterloh machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ein
lebender Leichnam! Wenn Gott ihn morgen erlöſt, wiro allen
und auch ihm — wohl ſein.” Warum nicht heute ſchon offen
ſprechen, Johanna? Meine Gefühle für dich werden ſpäter
Wenn ich heute äuch
nicht anders ſein als jetzt. Und du?
weiter nichts mitnehme als das Bewußtſein, dir nicht
gleich=
gültig zu ſein — die Hoffnung, daß unſere Wege ſich in
Zu=
kunft treffen könnten . . .
„Niemals! Niemals!” Johanna war unfähig, ſich länger
zu beherrſchen. „Wie kannſt du das wagen? Du mißbrauchſt
das verwandtſchaftliche Verhältnis, in dem wir ſtehen!
Düſterloh war aufgeſprungen. „Verzeih mir, wenn ich mich
hinreißen ließ!“
Sie wollte gehen. Er trat ihr in den Weg.
„Johanna, ich bitte dich — beſchwöre dich . . ." Sie ſchob ihn
brüsk zur Seite; da rief er in unverhülltem Hohn ihr nach=
„Ja, ja! So iſt’s alſo wahr, was ich befürchtete: Ein anderer
(Nachdruck verboten.)
dieſer Fortuyn — liegt dir im Sinn! Wie recht hatte doch
der arme Clemens!
Sie wandte ſich noch einmal zu ihm um. „Du wagſt es,
den Namen auszuſprechen? Nachdem du eben erſt . . ." Sie
kehrte ihm den Rücken, warf die Tür hinter ſich zu.
*
Herr Pedro Gallardo hatte für ſeine geſchäftlichen
Ver=
handlungen mit Direktor Düſterloh einen ſchlechten Tag erwiſcht.
Er war Einkäufer für ſüdamerikaniſche Großhandelshäuſer in
chemiſchen Produkten und pflegte halbjährlich in Europa ſeine
Abſchlüſſe zu tätigen. Düſterloh hatte, als Verkaufsdirektor,
ſchon ſeit Jahren mit ihm zu tun.
Wie immer, ging auch heute der Handel nicht ohne zähes
Feilſchen von ſeiten Gallardos ab. Doch noch nie hatte er
Düſterloh ſo hartnäckig und unfreundlich gefunden. Mit einer
verzweifelten Gebärde reckte er die Arme beſchwörend zur
Zimmerdecke. „Santa madre — ſolche Preiſe? Unmöglich, Herr
Direktor! Ich darf ſie Ihnen nicht bewilligen. Muß erſt noch
mal telegraphiſch mit meinen Auftraggebern Rückſprache
nehmen.”
Düſterloh zuckte die Achſeln. „Wie Sie wollen. Ich ſagte
Ihnen aber ſchon, daß ich morgen früh nach Leipzig fahre
zu Beſprechungen mit unſeren Großabnehmern.”
„Hm — wenn ich die Depeſche ſofort wegſchicke, könnt’ ich
bis morgen abend Antwort haben. Wie wär’s, Herr Direktor,
wenn Sie mir den morgigen Abend in Leipzig opfern? Dort
könnten wir vielleicht unſer Geſchäft ins Reine bringen.”
„Meinetwegen! Alſo auf Wiederſehn!
Am nächſten Abend dann ſaßen ſie im Hotel in Leipzig
zuſammen. Gallardo, den Kopf rot vor Eifer und vielem
Reden, geſtikulierte und beſchwor mit Mund und Händen den
Direktor, wenigſtens noch ein Prozent nachzulaſſen; ſonſt
ver=
diene er ja gar nichts an dem Geſchäft.
Düſterloh, den der gute Wein in beſſere Laune verſetzt hatte,
mußte immer wieder bei dem komiſchen Anblick lachen, den der
lebhafte Südländer bot.
„Auf den Schreck erſt mal inen Schluck!” Gallardo griff
die iſt leer!‟ Er klopfte mit
nach der Flaſche. „Cospetto—
dem Ringfinger ans Glas.
Als er den Arm zurückzog, folgten Düſterlohs Augen
un=
willkürlich ſeiner Hand. „Ah, Herr Gallardo — der Ring da an
Ihrem Finger . . . Auch ins Ehejoch geſpannt?”
„Ich?” Gallardo ſtreckte in komiſchem Entſetzen die Hände
weit von ſich. „Wie kommen Sie darauf?”
„Nun — iſt das etwa kein Ehering?”
„Das hier?” Gallardo betrachtete lachend den goldenen
Reif an ſeiner Rechten. „Nein, Herr Direktor. Nur mein
Europaring. Ring für Ehe auf Zeit. Man vermeidet dann
Schwierigkeiten auf der Reiſe, in Hotels, mit ſolch kleinem
Talisman. Kennen Sie dieſe glückliche Einrichtung nicht?”
Düſterloh lachte laut heraus. „Wer iſt denn die Gattin auf
Zeit? Wo haben Sie ſie aufgegabelt?”
„Eine Franzöſin, Herr Direktor. Ich habe mit den
Schönen dieſes Landes die beſten Erfahrungen gemacht. Früher,
als ich noch jünger war, glaubte ich, ſchon der Abwechſlung
halber, es mit anderen Ländern — wollte ſagen: Damen
verſuchen zu müſſen. Einmal auch mit iner Engländerin.
Lang=
weilig! Entſetzlich langweilig! Hauptſache Eſſen. Ich bin
gewohnt, meine Damen auszuführen. Theater, Konzerte —
für nichts hatte ſie Sinn; dachte nur an das Souper nach dem
Theater. Ein andermal hatte ich eine Spanierin. Was mir
da paſſierte! Sie werden’s kaum glauben. Die Dame war
eiferſüchtig! Stellen Sie ſich das vor. Ich ... der Mann
mit der Brieftaſche . . . durfte kein ſchönes Geſicht anſehen,
ohne eine Szene von ihr zu riskieren. Na, dachte ich, verſuchen
wir’s mal mit einer Deutſchen! War auch nicht das Richtige,
war zu hausbacken.”
„Fehlt noch die Italienerin”, ſagte Düſterloh, der ſich
höch=
lich amüſierte.
Gallardo machte eine abwehrende Handbewegung. „Zu
impulſiv, zu anſpruchsvoll für mich! Nein — nichts geht mir
über eine Franzöſin. Und nun gar die jetzige! Stets
liebens=
würdig, gewandt, ſchick, nicht unbeſcheiden — mit einem Wort:
prima, prima!“
„Aber Sie kamen doch über Genua direkt hierher, Herr
Gallardo?” meinte Düſterloh, der in immer beſſere Laune geriet.
„Ich hatte eben Glück — machte da im Bad eine reizende
Bekanntſchaft: „Fräulein Aorienne L’Eſtoile. Entzückendes
Weib, ſag’ ich Ihnen! Schade, daß mein Europaaufenthalt
diesmal ſo kurz iſt! Ich hab' noch ein paar Geſchäfte in
Ham=
burg — fahre dann ſofort nach New York. In fünf Tagen geht
mein Dampfer, und das Vergnügen hat ein Ende. Meine
Freundin reiſt über die Schweiz nach Frankreich zurück.”
„Und wo ſteckt Ihre bella prineipessa augenblicklich?”
unter=
brach Düſterloh. Er war überzeugt, daß Gallardo als gewiefter
Lebemann bei der Schilderung ſeiner Schönen nicht allzuſehr
übertrieben hatte. Sein leichtenzündliches Herz gierte danach,
dei ſo Gerühmte von Auge zu Auge kennenzulernen.
„Oh — ſie iſt oben in ihrem Zimmer und wartet”,
beant=
wortete Gallardo ſeine Frage.
Wie beiläufig ſagte Düſterloh: „Schade, daß Sie Ihre
Freundin nicht zu unſerm Eſſen mitgebracht haben! In
Damen=
geſellſchaft ſchmeckt es immer beſſer. Sie wird außerdem auch
Appetit haben.”
(Fortſetzung folgt.)
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Beginn: 3.45, letzte Vorstellung 8.15 Uhr
Heute 3.45 und 6 Uhr
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