Gingelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 188
Donnerstag, den 9. Juli 1931.
194. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſiadt 25 Reichspig.
Finanz=Anzelgen 40 Reichspfg. Rellamezelle (92 mm
breit/ 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
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(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle, höberer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
jede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung ſällt ſeder
Nabatt weg. Bankkonto Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Nationalbant.
Die Ausfallbürgſchaft der Wirtſchaft.
Bekundung des Helbſtverkrauens und der Berbundenheit aller deutſchen Unkernehmungen.
Die Wirkſchaft ſtellt im Augenblick der Nok ihre Kraft in den Dienſt der Geſamkheif.
Die Wirkſchaftsgaranlie durch Nokverordnung des Reichspräſidenken Geſeß.
Das Garankie=Syndikal.
Nokgemeinſchaft der deutſchen Wirkſchaft.
* Neben dem Abſchluß der Pariſer Verhandlungen iſt das
Zuſtandekommen des Garantieſyndikates unter Anlehnung an
die Golddiskontbank und unter Beteiligung von 1080 der
be=
deutendſten Firmen das bedeutſamſte Ereignis der letzten 48
Stunden. Dieſe Notgemeinſchaft der deutſchen
Wirtſchaft iſt der ſichtbarſte Ausdruck unſeres
Lebenswillens und unſeres
Erhaltungstrie=
bes, der nicht erſt darauf wartet, bis uns von außen her Hilfe
gebracht wird. Der Sinn und Zweck des Garantieſyndikates
liegt darin, mit der Ausfallbürgſchaft von 500 Millionen dem
Auslande zu zeigen, daß wir durchaus kreditwürdig ſind, und
daß wir gar nicht daran denken, mit gefalteten Händen die
ſchweren Schläge der Franzoſen, die uns in Form der
ununter=
brochenen Kreditabzüge zugefügt worden ſind, hinzunehmen.
Vielmehr will das Garantieſyndikat gegen die Kreditabzüge
an=
kämpfen und verſuchen, durch die Hereinnahme ſelbſtverſtändlicher
langfriſtiger und billiger Kredite ein Gegengewicht gegen die
Abflüſſe, zu ſchaffen. Es iſt ganz klar, daß ſich die deutſche
Wirtſchaft dadurch ſelbſt einen großen Dienſt erweiſt. Wichtiger
erſcheint im Augenblick die Tatſache, daß die Kreditabzüge, die
unerhörte Deviſenanforderungen und Goldverkäufe im Gefolge
hatten und die Deckung unſeres Notenumlaufes gefährdeten,
aufhören müſſen und daß durch das Garantieſyndikat der Weg
für das Hereinfließen von Gold und Deviſen geebnet iſt. Die
Ausfallbürgſchaft von 500 Millionen bedeutet natürlich nicht,
daß man nur dieſen Betrag hereinnehmen kann. Die
Ge=
bräuche am Geldmarkt laſſen es zu, Kredite für ein Vielfaches
dieſer Summe zu nehmen. Wir dürfen alſo hoffen, daß dieſe
Aktion der deutſchen Wirtſchaft das Vertrauen des Auslandes
ſehr raſch wiederherſtellt, damit wir wenigſtens zu einem Teil
des uns entzogenen Goldes kommen.
Die Berordnung vemn 8. Jali.
Haftung der Wirkſchaft für ekwaige Ausfälle aus
Rreditgeſchäften der Deulſchen Golddiskonlbank.
Berlin, 8. Juli.
Auf Grund des Artikels 48 Abſatz II der Reichsverfaſſung wird
entſprechend der Anregung namhafter Träger des deutſchen
Wirt=
ſchaftslebens folgendes verordnet:
8 1.
Die Reichsregierung wird ermächtigt, durch Rechtverordnung
in Anlehnung an die Vorſchriften des Aufbringungsgeſetzes vom
30. Auguſt 1924 (Reichsgeſetzblatt II, Seite 269) die danach
auf=
bringungspflichtigen Unternehmer, deren Betriebsvermögen
5 Millionen Reichsmark überſteigt, anteilig zu verpflichten, die
Haltung bis zum Geſamtbetrage von 500 Millionen Reichsmark
für etwaige Ausfälle aus Kreditgeſchäften zu übernehmen, welche
die Deutſche Golddiskontbank im Intereſſe der Aufrechterhaltung
des deutſchen Auslandskredites tätigt. Die Reichsregierung erläßt
die näheren Vorſchriften. Sie kann mit der Durchführung
treu=
händeriſcher Aufgaben die Bank für Deutſche
Induſtrieobligatio=
nen in Ergänzung der ihr im § 7 des Induſtriebankgeſetzes vom
31. März 1931 (Reichsgeſetzblatt I, Seite 124) zugewieſenen
Auf=
gaben betrauen.
8 2.
Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in
Kraft.
Neudeck, den 8. Juli 1931.
(gez.) v. Hindenburg, Dr. Brüning,
Dietrich, Dr. Wirth, Trendelenburg.
* Es muß auffallen, daß die Garantie der Wirtſchaft
un=
verzüglich zu einer Notverordnung durch den
Reichsprä=
ſidenten geführt hat. Der einzige Grund dafür iſt in der
Tatſache zu ſuchen, daß unverzüglich gehandelt
wer=
den mußte, und daß man ſich über die Durchführung der
Wirtſchaftsgarantie nicht erſt auf lange Verhandlungen mit den
1080 Firmen, die ſich auf Anfrage ſofort einverſtanden erklärt
hatten, einlaſſen konnte. Es haften die Firmen, deren
Betriebsvermögen 5 Millionen überſteigt. Die
Haftung tritt nur ein für Kreditgeſchäfte, die
innerhalb von 2 Jahren nach dem Inkrafttreten der
Verord=
nung mit Zuſtimmung eines Gremiums, in dem der
Reichs=
bankpräſident und der Vorſitzende der Induſtrie=
Obligations=
bank und einige andere Herren ſitzen, abgeſchloſſen werden. Für
die Bemeſſung der Haftung gilt das für die
Aufbringungs=
garantie zugrunde gelegte Betriebsvermögen. Falls Ausfälle
eintreten, werden ſie auf die haftenden Unternehmungen
um=
gelegt. Die Verordnung tritt am 8. Juli in Kraft.
Die Ausführungsbeſtimmungen
über die Schaffung der Bürgſchaftsgarankie.
Berlin, 8. Juli.
Auf Grund der Verordnung des Reichspräſidenten über die
Schaffung einer Wirtſchaftsgarantie vom 8. Juli 1931 wird
ver=
ordnet:
8 1.
Die Unternehmer aufbringungspflichtiger Betriebe im Sinne
des § 2 des Aufbringungsgeſetzes vom 30. Auguſt 1924 (
Reichs=
geſetzblatt II, S. 269), deren Betriebsvermögen 5 Millionen RM.
überſteigt, haften anteilig bis zum Geſamtbetrage von 500
Mil=
lionen RM. nach Maßgabe der folgenden Beſtimmungen für
etwaige Ausfälle aus Kreditgeſchäften, welche die Deutſche
Gold=
diskontbank im Intereſſe der Aufrechterhaltung des deutſchen
Auslandskredites tätigt.
8 2.
1. Die Haftung tritt nur ein für Kreditgeſchäfte, die zwei
Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung des Reichspräſidenten
über die Schaffung einer Wirtſchaftsgarantie vom 8. Juli 1931 mit
Zuſtimmung des in § 3 genannten Ausſchuſſes abgeſchloſſen
werden.
2. Die Haftung tritt nur ein, ſoweit eine Zwangsvollſtreckung
gegen den Schuldner ohne Erfolg verſucht worden iſt oder ſoweit
der in § 3 genannte Ausſchuß die Uneinbringlichkeit der
Forde=
rung feſtſtellt.
8 3.
1. Der Reichshankpräſident beruft im Benehmen mit dem
Vorſitzenden des Aufſichtsrates der Bank für Deutſche
Induſtrie=
obligationen einen Ausſchuß von 7 Mitgliedern, der als
Vertre=
tung der nach § 1 haftenden Unternehmer in den in § 2, Abſ. 1
und 2, § 4, Abſ. 2, 8 5, Abſ. 1, genannten Fällen mitzuwirken hat.
2. Der Ausſchuß tagt unter dem Vorſitz eines Mitgliedes des
Aufſichtsrates der Deutſchen Golddiskontbank; der Vorſitzende hat
kein Stimmrecht.
3. Der Ausſchuß gibt ſich ſeine Geſchäftsordnung ſelbſt und
kann darin die Möglichkeit von Stellvertretungen vorſehen; die
Auswahl der Stellvertreter bedarf der Zuſtimmung des
Reichs=
bankpräſidenten.
4. Auf die Mitglieder des Ausſchuſſes und ihre Stellvertreter
finden die Vorſchriften des § 5 des Geſetzes über die Deutſche
Golddiskontbank in der Faſſung der Verordnung des
Reichspräſi=
denten vom 1. Dezember 1930 (Reichsgeſetzblatt I, S. 517)
ent=
ſprechende Anwendung.
5. Auf Verlangen von mindeſtens 100 Unternehmern, die
zu=
ſammen mindeſtens 20 v. H. der Haftſumme von 500 Millionen
RM. vertreten, iſt der Ausſchuß von den nach § 1 haftenden
Un=
ternehmern zu wählen. Das Verfahren regelt der
Reichswirt=
ſchaftsminiſter.
8 4.
1. Bemeſſungsgrundlage für die Haftung iſt für ein
Rech=
nungsjahr jeweils das der Aufbringungsumlage für dieſes
Rech=
nungsjahr zugrunde gelegte Betriebsvermögen. Sollte die
Haf=
tung bis zum Ablauf des Rechnungsjahres, für das die
Auf=
bringungsumlage letztmalig erhoben wird, noch nicht abgewickelt
ſein, ſo iſt Bemeſſungsgrundlage für ein Rechnungsjahr der
je=
weils auf den vorangehenden Feſtſtellungszeitpunkt feſtgeſtellte
Einheitswert oder, in Ermangelung eines ſolchen, der nach den
Vorſchriften des Reichsbewertungsgeſetzes feſtzuſtellende Wert des
Betriebsvermögens.
2. Der Betrug, für den der einzelne Unternehmer gemäß § 1
auf Grund der ſich aus Abſatz 1 ergebenden Bemeſſungsgrundlage
haftet, wird nach einem vom Reichsminiſter der Finanzen im
Ein=
vernehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſter nach Anhörung des
Ausſchuſſes (8 3) feſtzuſetzenden Verteilungsſchlüſſel feſtgeſtellt.
8 5.
1. Die Deutſche Golddiskontbank teilt jeweils zum 1. Januar
und 1. Juli der Bank für Deutſche Induſtrieobligationen mit, ob
und inwieweit Ausfälle eingetreten ſind. Die Geſamtſumme wird
nach einem Umlegungsſchlüſſel, den der Reichsminiſter der Finanzen
im Einvernehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſter nach
An=
hörung des Ausſchuſſes (§ 3) auf der Grundlage der
Haftungs=
beträge feſtſetzt, auf die haftenden Unternehmer umgelegt und von
ihnen erhoben.
2. Die umgelegten Beträge ſind nach ihrer Erhebung an die
Bank für deutſche Induſtrieobligationen abzuführen, die aus ihnen
der Deutſchen Golddiskontbank die Ausfälle im Sinne des § 2
vergütet.
8 6.
Auf die Feſtſetzung der Haftungsbeträge (§ 4) und das
Um=
legungs= und Erhebungsverfahren zum Erſatz der Ausfälle (8 5)
finden, ſoweit ſich nicht aus der Verordnung des Reichspräſidenten
über die Schaffung einer Wirtſchaftsgarantie vom 8. Juli 1931
und den dazu erlaſſenen Beſtimmungen etwas anderes ergibt,
die 88 2, Abſ. 1 bis 3, 4, 6 bis 9, 14 des Aufbringungsgeſetzes
vom 30. Auguſt 1924 und die hierzu erlaſſenen
Durchführungs=
beſtimmungen entſprechende Anwendung.
8 7.
Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in
Kraft.
Berlin, den 8. Juli 1931.
gez.: Brüning, Trendelenburg, Dietrich.
* Angarn nach den Wahlen.
Von
Dr. Guſtav Erenyi.
Budapeſt, Anfang Juli.
Im Juni haben in nicht weniger als drei Donauſtaaten
Parlamentswahlen ſtattgefunden. Das Ergebnis war in keinem
dieſer Länder überraſchend. Die rumäniſche Wahlmaſchine
funk=
tionierte immer ſchon glatt nach den Wünſchen der Negierung,
und als König Carol ſich für ein Kabinett Jorga entſchloß,
ſetzte er wohl von allem Anfang ſeine Hoffnung in dieſe
Wahl=
maſchine, die ihm das gefährliche Experiment einer offenen
Diktatur erſparen werde. In Bulgarien wieſen ſchon etliche
Wochen vor dem Wahltermin ernſte Symptome auf eine
Er=
ſchütterung des „Sgowor”, der demokratiſchen Vereinigung, aus
der die Regierung Liaptſchews hervorgegangen war, und der
Monarch verſuchte bereits damals, durch eine Betrauung des
demokratiſchen Oppoſitionsführers Malinow der
Schwierig=
keiten Herr zu werden. Was in jenem Zeitpunkte noch infolge
interfraktioneller Streitigkeiten ſcheiterte, das ließ ſich auf Grund
der Wahlergebniſſe bequem durchführen. Was ſchließlich
Un=
garn betrifft, wo die Wahlen für die letzten drei Tage des
vergangenen Monats anberaumt worden waren, ſo zweifelte
hier kein Kenner der Verhältniſſe daran, daß die Partei des
Grafen Bethlen aus dem Wahlkampf mit einer
überwäl=
tigenden Mehrheit hervorgehen werde.
Eine ſolche Vorausſicht, die durch die Tatſachen in jeder
Hinſicht beſtätigt worden iſt, bedeutet nun keineswegs, daß der
Wahlausgang die richtige Stimmung im Lande zum Ausdruck
brachte. Das ungariſche Wahlſyſtem beruht auf ganz eigenen,
in Europa nirgend ſonſt mehr gültigen Vorausſetzungen. Von
den 245 Mandaten des Abgeordnetenhauſes werden bloß 46
auf Grund von Geheimwahlen zuſtandegebracht. Es handelt ſich
hierbei insgeſamt um 11 Bezirke in Budapeſt und in den
größten Städten des Landes, die ihre Abgeordneten vermittels
des Liſtenwahlſyſtems beſtellen. Sonſt wird in der Provinz
überall auf Grund einer öffentlichen Abſtimmung
ge=
wählt, und es ſtehen natürlich der Regierung hunderte
Preſ=
ſionsmittel zur Verfügung, um ihre Poſition zu behaupten.
Hierher gehört vor allem ſchon die Beſtimmung, wonach für
die Aufſtellung eines Kandidaten im Durchſchnitt etwa tauſend
Empfehlungen erforderlich ſind. Ihr konnte die Regierung
ver=
danken, daß es in mehr als fünfzig Bezirken überhaupt zu
keinem Wahlgang kam, da kein oppoſitioneller Gegenkandidat
aufzutreiben war. Ein weiteres beſorgen dann die ſogenannten
„Korteſch”, die lokalen Beauftragten der Regierung, die die
Dorfwähler nach allen Regeln der Kunſt bearbeiten. Wenn die
bereits vordem äußerſt ſpärliche Oppoſition nun zugunſten der
„Einheitspartei” des Grafen Bethlen und der mit ihr eng
alli=
ierten Chriſtlichſozialen Wirtſchaftspartei noch weitere Einbußen
erlitt, wenn ſich die Lage der Regierung ſelbſt in einzelnen
Bezirken mit geheimer Wahl verſtärkt hat, ſo kann der Grund
hierfür freilich nicht allein im Wahlſyſtem geſucht werden. Es
war dies vielmehr bis zu einem gewiſſen Grade auch der
Aus=
fluß einer allgemeinen Verlegenheit, der Mangel an Vertrauen
in die oppoſitionellen Parteien, die ſich verſchiedene taktiſche
Verfehlungen hatten zuſchuldenkommen laſſen, wogegen Graf
Bethlen während ſeiner elfjährigen Regierungszeit doch ſowohl
in Hinblick auf die politiſche und ſoziale Konſolidierung des
Landes wie auch in außenpolitiſchem Belange achtbare Erfolge
aufzuweiſen wußte. Wenn ſolche Erfolge durch die akute
Wirt=
ſchaftskriſe zum überwiegenden Teil wieder wettgemacht
wer=
den, ſo hat immerhin ſelbſt der Mann aus dem Volke
irgend=
wie das Empfinden, daß dieſe Kriſe internationalen Urſprungs
iſt und daß er für ſie nicht einſeitig die eigene Regierung
ver=
antwortlich machen dürfe.
Allenfalls wurde durch das ungariſche Wahlergebnis das
Kabinett des Grafen Bethlen, das älteſte in Europa, in ſeinem
Stabilitätsbewußtſein wieder einmal geſtärkt. Es iſt für
ab=
ſehbare Zeiten mit einer Fortdauer des derzeitigen
Kurſes in ungarn zu rechnen, und für Deutſchland
dürfte die Frage nicht ohne Intereſſe ſein, was in Anbetracht
der gegenwärtigen kontinentalen Lage von einem weiteren
Re=
gime Bethlen erhofft werden kann. Man muß in dieſem
Zu=
ſammenhange auf den Umſtand verweiſen, daß Graf Bethlen
ſeiner ganzen Mentalität nach nicht Mann einer gradlinigen
und konſequenten außenpolitiſchen Orientierung iſt, daß er
viel=
mehr ſeine Richtungen und Ziele der jeweiligen internationalen
Lage entſprechend ſchon verſchiedentlich mit äußerſtem taktiſchen
Geſchick zu ändern verſtand. Er mußte hierbei auf die nationale
Empfindlichkeit, die den Staaten der Kleinen Entente
gegen=
über auf einer zurückhaltenden Animoſität beſtand, tunlichſt
Be=
dacht nehmen und fand aus der dieſerart drohenden
Iſolierungs=
gefahr durch die Allianz mit Italien einen rettenden
Ausweg. Mit der Zeit wurde jedoch die Unzulänglichkeit einer
einſeitigen italieniſchen Orientierung immer mehr offenbar, und
die ungariſche Außenpolitik fand ſich ſchon aus naheliegenden
wirtſchaftlichen Erwägungen genötigt, auch zu den Weſtmächten
beſſere Beziehungen anzuknüpfen. Deutſchland ſchaltete Graf
Bethlen am längſten aus ſeinen Kombinationen aus. Das war
während der Streſemann=Aera durch die divergierenden
außen=
politiſchen Ziele des Deutſchen Reiches und Ungarns ohne
weiteres verſtändlich, aber es ſpielte hierbei doch auch das
phänomenaliſtiſche Denken der ungariſchen Politiker mit, die
das neue Deutſchland als wirtſchaftspolitiſchen Machtfaktor
zweifellos ein wenig unterſchätzten. Erſt im verfloſſenen
Win=
ter trat in dieſer Beurteilung ein Wandel ein. Die Kriſe der
ungariſchen Landwirtſchaft drängte zu der Schaffung
einver=
nehmlicher Handelsbeziehungen mit Deutſchland, die der
Haupt=
grund für Graf Bethlens Berliner Rede war. Die
Verhand=
lungen behufs Abſchluß eines deutſch=ungariſchen
Han=
delsvertrages ſetzten in dieſen Tagen in Genf ein, und
Ungarn, das ſich mit der Tſchechoſlowakei bereits ſeit Monaten
in einem vertragloſen: Zuſtand befindet, iſt an einem vollen
Erfolg der einſchlägigen Beratungen in beſonderem Maße
inter=
eſſiert.
Wenn nun das deutſch=öſterreichiſche
Zoll=
unionprojekt von ſeiten des amtlichen Ungarns und der
ungariſchen Preſſe mit Hinweis auf die prekäre internationale
Wirtſchaftslage des Landes mit einer gewiſſen Reſerve
auf=
genommen worden iſt, ſo trat man aus Anlaß der Veröffent=
Seite 2
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Nummer 188
lichung des Hoover=Planes natürlich aus jeglicher Reſerve
heraus und begrüßte die amerikaniſche Anregung mit
einmü=
tiger Begeiſterung. Die Hauſſe an der Budapeſter Börſe, die
ſich faſt noch ſtürmiſcher als die der anderen mitteleuropäiſchen
Börſen geſtaltete, war ein Wertmeſſer dieſes jäh auflodernden
wirtſchaftlichen Optimismus, der ſpäter allerdings unter dem
Eindruck des franzöſiſchen Widerſtandes eine gewiſſe
Einſchüch=
terung erfuhr. Zieht man in Betracht, daß ein
Zahlungsmora=
torium für die ehemaligen verbündeten Mächte auf der einen
und für Deutſchland auf der anderen Seite die ungariſchen
Intereſſen nicht unmittelbar berührt, ſo muß das
Ge=
fühl allgemeiner Erleichterung, mit dem der Vorſchlag des
amerikaniſchen Präſidenten hier aufgenommen worden iſt, als
eine plötzliche, ſpontane Erkenntnis der
mannig=
fachen Verkettung zwiſchen deutſcher und
ſüd=
oſteuropäiſcher Wirtſchaft bewertet werden. In dieſem
Stadium der Dinge tritt das Intereſſe der Detailverhandlungen,
wie ſie demnächſt auch zwiſchen den deutſchen und den
un=
gariſchen Handelsdelegierten ſtattfinden ſollen, naturgemäß
zu=
rück. Die ganze Aufmerkſamkeit konzentriert ſich vielmehr
dar=
auf, wie die Beſprechungen zwiſchen Frankreich und Amerika,
zwiſchen Deutſchland auf der einen und Frankreich und Italien
auf der anderen Seite ausklingen werden. Nach Abſchluß dieſer
Beratungen kann ſich eine gänzlich veränderte Wirtſchaftslage
für den geſamten Kontinent ergeben, der auch die politiſchen
Beziehungen der einzelnen mitteleuropäiſchen Staaten zu
ein=
ander von Grund aus umzuwandeln vermag. Die politiſchen
Zukunftsabſichten des Grafen Bethlen ſind freilich nicht
vor=
auszuſehen. Aber ſein bewährter Opportunismus legt ihm
heute, da der Drang zur Unterſtützung der wirtſchaftlich
ge=
droſſelten Mächte im angloſächſiſchen Weſten ſo mächtig iſt,
unter allen Umſtänden ein engeres Zuſammengehen mit
Deutſch=
land nahe.
Neue polniſche Grenzverlehungen.
Polniſche Grenzbeamke auf deutſchem Gebiek.
Marienwerder, 8. Juli.
Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt: Am 7. Juli, etwa
gegen 17 Uhr, hat bei Bauthen, Kreis Marienwerder, ein
polni=
ſcher Deſerteur aus Graudenz in voller Ausrüſtung und
Bewaff=
nung die Grenze überſchritten. Er wurde von polniſchen
Grenz=
beamten verfolgt und beſchoſſen. Polniſche Beamte haben
da=
bei, wie durch Zeugen einwandfrei feſtgeſtellt worden iſt, etwa 50
Meter weit deutſches Gebiet betreten. Sie haben ferner von
pol=
niſchem Gebiet aus hinter dem Deſerteur mehrere Schüſſe auf
deutſches Gebiet abgegeben. Der Deſerteur iſt entkommen und hat
ſich dem nächſten deutſchen Landjägerpoſten geſtellt. Die weiteren
Ermittelungen ſind im Gange.
Wie weiter bekannt wird, hat ſich bei Garnſee geſtern eine
zweite Grenzverletzung zugetragen. In der Nähe der Stadt
Garnſee ſammelte eine Frau im Walde Beeren und war
unzwei=
felhaft auf deutſchem Boden. Sie wurde von einem polniſchen
Poſten von der Grenze her angerufen, ſie befinde ſich auf
polni=
ſchem Gebiet, er müſſe ſie verhaften. Die Frau lief davon, der
polniſche Poſten verfolgte ſie und betrat dabei etwa 100 Meter
weit deutſches Gebiet. Als die Frau rief: „Da kommt ja ein
deutſcher Poſten!” ging der polniſche Beamte auf polniſches
Ge=
biet zurück. Die weiteren Ermittlungen ſind im Gange.
Bofſchafter von Hoeſch bei Laval.
EP. Paris, 8. Juli.
Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch hat, wie wir erfahren, am
Mittwoch abend in Abweſenheit des Außenminiſters Briand, der
ſich für zwei Tage nach ſeinem Landgut begeben hat, dem
Miniſter=
präſidenten Laval einen Beſuch abgeſtattet. Die Unterredung
er=
ſtreckte ſich auf die Schritte, die im Anſchluß an die Einigung über
das von Präſident Hoover vorgeſchlagene Feierjahr unternommen
werden müſſen. Der deutſche Botſchafter gab bei dieſer
Gelegen=
heit der Befriedigung der deutſchen Regierung Ausdruck, daß der
Vorſchlag des Präſidenten Hoover nach dem Abſchluß der
Pari=
ſer Verhandlungen nunmehr von allen Mächten angenommen
worden iſt. Ferner gab der Botſchafter dem Präſidenten
Kennt=
nis von der Erklärung, die der Kanzler Brüning am 2. Juli der
amerikaniſchen Regierung abgegeben hat, und von der
Kund=
gebung der Reichsregierung an das deutſche Volk vom 7. Juli.
1931 keine deutſchen Manöver
mik Rückſichk auf die geſpannke Zinanzlage.
Berlin, 8. Juli.
In Deutſchland finden in dieſem Jahre mit Rückſicht auf die
geſpannte Finanzlage keinerlei größere militäriſche Uebungen
ſtatt. Die Manöver beſchränken ſich auf kleine Uebungen im
Ba=
taillonsverband in der Nähe der Standorte.
Seopenne desel England.
In der großen Reihe der Kriegsbücher, deren Autoren in
faſt allen Waffengattungen zu finden ſind, erſcheint merkwürdig
ſpät das Kriegsbuch, das den Zeppelinen als Kriegswaffe ein
Denkmal ſetzt. Wir wiſſen alle, daß kurz vor Ausbruch des
Welt=
krieges die deutſche Marine über 1 oder 2 Zeppelinluftſchiffe
ver=
fügte, über deren Verwendung im Kriege man ſich an
maßgeben=
der Stelle noch ſehr wenig klar war. Wir wiſſen aber auch, daß
im Weltkriege ſelbſt die Zeppeline wiederholt Verwendung
fan=
den, daß ſie vor allem das inſulare England zwangen, eine
Un=
menge von Abwehr= und Schutzwaffen — Kanonen und
Kriegs=
ſchiffen — gegen uns bzw. gegen die Zeppeline zu halten und ſo
der Verwendung für andere Zwecke zu entziehen. Nach dem erſten
Zeppelinbeſuch über London, nach den erſten Bombenabwürfen
hatten die Engländer einen heilloſen Reſpekt, obwohl der
Zeppe=
lin, der den erſten Beſuch über England abſtattete, mit ſeiner
Fähigkeit, ganze 3 Bomben 4 50 Kilo ſchwer abzuwerfen, eine recht
armſelige Angriffswaffe darſtellte.
Immerhin aber war der Beweis der Verwendbarkeit der
Zeppeline als Kriegswaffe, als Angriffswaffe,
er=
bracht. Bisher galt der Zeppelin nur als wertvolles
Aufklärungs=
inſtrument für die Hochſeeflotte und für den Küſtenſchutz, in
wel=
cher Eigenſchaft er ſeine Brauchbarkeit wiederholt gut erwies.
Nun aber wurden die Zeppeline zu Luftkreuzern. In
Friedrichs=
hafen wurde fieberhaft gearbeitet, und mit jedem neuerbauten
Zeppelin war ſeine Schnelligkeit, ſein Aktionsradius und auch
ſeine Tragfähigkeit größer geworden, ſo daß bald Bomben von
1000 Kilo mitgeführt werden konnten und man zu planmäßigen
Maſſenangriffen gegen Englands Küſte, vor allem gegen ſeine
In=
duſtrieſtädte ſchreiten konnte.
Einer der erſten Kommandanten, der ein Luftſchiff gegen
London führte und dort Panik und Schrecken verbreitete, war ein
Darmſtädter, der junge Kapitänleutnant Horſt Frhr.
Treuſch von Buttlar=Brandenfels, der bis zum Ende
des Weltkrieges auch der erfolgreichſte Luftſchiffkommandant blieb,
der als einziger Ritter des Ordens „Pour le mérite” wurde. Ihm
verdanken wir jetzt das feſſelnde Kriegsbuch „Zeppeline
gegen England‟. Ein friſches, flott geſchriebenes Buch,
ge=
tragen von dem Geiſt, der die Kapitänleutnants, wie überhaupt
alle Offiziere der ehedem kaiſerlichen Marine beſeelte und
be=
herrſchte. Romanhafte Spannung faßt oft den Leſer, wenn er
ein=
zelne Phaſen der Angriffe durch Zeppeline, aber auch deren
Be=
kämpfung, die ſchließlich zur Vernichtung faſt aller Kriegszeppe=
2 Amaltheg 2
zig.
Vom Tage.
Der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten hat jetzt erneut eine
umfangreiche Eingabe an die Reichsregierung gelangen laſſen, die
entſprechend der Zuſage der Ueberprüfung der Notverordnung eine
entſchloſſene, völlige Beſeitigung der außerordentlichen ſozialen
Ungerechtigkeiten verlangt. Dringend gefordert werden
Kürzun=
gen der Penſionen für Großpenſionäre, aber auch energiſche
Maß=
nahmen gegen die Preisbildung der Kartelle, Truſts und
Innun=
gen und eine Reviſion der Zollpolitik.
Für die Beſuche der deutſchen Staatsmänner in Rom und
Paris iſt noch kein Zeitpunkt feſtgeſetzt worden. Es wird jedoch
darauf hingewieſen, daß dieſe Beſuche erſt nach dem Beſuch
Stim=
ſons in Berlin vor ſich gehen könnten.
Der Preußiſche Landtag führte geſtern die Ausſprache über
das Volksbegehren auf Landtagsauflöſung durch. Abgeſtimmt
wird am Donnerstag.
Der öſterreichiſche Miniſterrat hat beſchloſſen, den Rechtslehrer
der Wiener Univerſität, Profeſſor Hans Sperk zu den Sitzungen
des Internationalen Ständigen Gerichtshofes nach dem Haag zu
entſenden, wo er im Einvernehmen mit Profeſſor Kaufmann die
Intereſſen Oeſterreichs bei den Verhandlungen über die
deutſch=
öſterreichiſche Zollunionsfrage vertreten wird.
Ein polniſcher Heeresangehöriger begab ſich in voller
Aus=
rüſtung auf deutſches Gebiet. Polniſche Grenzbeamte folgten dem
Deſerteur mit der Waffe in der Hand auf deutſchen Boden und
feuerten auf ihn.
Das neue engliſche Kohlengeſetz, durch das der befürchtete
Ar=
beitskampf im Kohlenbergbau vermieden wird, wird heute in
Kraft treten. Das Oberhaus nahm heute das Geſetz, das für ein
Jahr den 7½=Stunden=Tag feſtlegt und geſetzliche Mindeſtlöhne
für die Bergarbeiter vorſieht, in zweiter und dritter Leſung an.
Die königliche Unterſchrift wurde noch geſtern unter die Bill
ge=
ſetzt, womit ſie Geſetzeskraft erhält.
Die Zahl der Arbeitsloſen in England iſt in der
abgelau=
fenen Berichtswoche um 37 503 auf 2 664 889 geſtiegen.
Unter ironiſchem Beifall ſeiner ehemaligen Fraktionskollegen
von der engliſchen Arbeiterpartei erhob ſich geſtern im Unterhaus
Sir Oswald Mosley, der Begründer und Führer der neuen
Split=
terpartei und ging, oſtentativ gefolgt von ſeinen vier Getreuen,
auf die Seite der Oppoſition, wo er neben den Konſervativen
Platz nahm.
Die britiſche Regierung hat beſchloſſen, die
Ausfuhrkredit=
erleichterungen für den Handel mit Rußland von 12 Monaten auf
30 Monate auszudehnen.
Die Bank von England kündigt die Ausgabe einer
vierprozen=
tigen Anleihe der Regierung von Tanganyika in Höhe von drei
Millionen Pfund Sterling an. Kapital und Zinſen werden vom
Britiſchen Schatzamt garantiert. Der Emiſſionskurs beträgt 94½,
Die belgiſche Kammer nahm mit 112 gegen 2 Stimmen bei 44
Stimmenthaltungen eine von Vandervelde und Jaſpar
einge=
brachte Tagesordnung an, in der die Antwort der Regierung auf
Hoovers Vorſchlag gebilligt und an Belgiens unverjährbares Recht
auf Reparationen erinnert wird.
Gerüchte, die davon wiſſen wollen, daß Stimſon zurückzutreten
beabſichtige, werden in Waſhington aufs ſchärfſte dementiert. Es
wurde betont, daß der Staatsſekretär wichtige Fragen in Europa
zu beſprechen hätte und ſowohl das Abrüſtungs= wie das
Schulden=
problem ſtudieren werde.
Beſcheidene Beſſerung am Arbeitsmarkt
Gegenüher der Höchſtbelgſtung Mikke Zebrugt
rund 1 030 000 Arbeitsloſe weniger, aber immer
noch rund 3 962 000 Arbeitsloſe.
Berlin, 8. Juli.
Der Arbeitsmarkt hat ſich nach dem Bericht der Reichsanſtalt
für die Zeit vom 16. bis 30. Juni 1931 in der zweiten Hälfte des
Monats Juni ähnlich wie im vorigen Berichtszeitraum in
beſchei=
denem Umfange gebeſſert. Bei den Arbeitsämtern waren am
30. Juni noch rund 3 962 000 Arbeitsloſe gemeldet. Damit iſt
ge=
genüber Mitte Juni ein Rückgang um rund 38 000 zu verzeichnen,
während im gleichen Zeitraum des Vorjahres nur noch eine
Ab=
nahme um rund 5000 ſtattgefunden hatte. Gegenüber der
Höchſtbelaſtung Mitte Februar d. J. beläuft ſich
der Rückgang der Arbeitsloſenzahl auf rund
1 030 000, während er im Vorjahre, in dem der
winterliche Höhepunkt der Arbeitsloſigkeit
al=
lerdings weſentlich niedriger lag, bis Ende
Juni nur rund 725 000 betrug. Die Zahl der
Haupt=
unterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſicherung ging vom
16. bis 30. Juni 1931 um rund 62 000 zurück, und zwar auf rund
1414000; in der Kriſenfürſorge hat ein geringer Zuwachs um
rund 6000 auf rund 940 000 Hauptunterſtützungsempfänger
ſtatt=
gefunden. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern anerkannten
Wohlfahrtserwerbsloſen betrug am letzten Stichtage, Ende Mai
d. J., rund 1004 000.
line führte, lieſt. Horſt von Buttlar=Brandenfels” Buch ſchildert
nicht nur ſeine eigenen Erlebniſſe. Es iſt eine umfaſſende
Dar=
ſtellung der Zeppelinwaffe als Kriegsinſtrument überhaupt, das
ſich in erſter Linie ja gegen England richtete, von England auch
am meiſten gehaßt wurde. Wir geben in Nachſtehendem einen
Abſchnitt aus dem Kapitel des Buches wieder, das überſchrieben
iſt „Ein ſchwarzer Tag der Zeppeline‟. Es war im
Morgengrauen des 20. Oktober 1917, als ſich 11 Zeppeline nach
ſtürmiſcher Nachtfahrt der engliſchen Küſte näherten zu
konzen=
triertem Angriff auf das Induſtriegebiet Sheffield, Mancheſter,
Liverpool. Urſprünglich waren 13 Zeppeline eingeſetzt. „L. 42‟
und „L. 51” aber konnten infolge Querwindes aus ihrer Halle
in Nordholz nicht ausfahren.
Der Autor ſchreibt**)
„Es verlief alles glatt.
Zunächſt wenigſtens. Erſt als ich auf über 4000 ſtieg, herrſchte
dort Nordſturm
Wir waren ſehr überraſcht. Davon hatten die uns
übermit=
telten Meſſungen von Oſtende um vier Uhr nichts erzählt!
Auch die Meſſung von ſieben Uhr befaßte ſich
unbegreiflicher=
weiſe bloß mit Höhen bis zu 1700 Metern.
Nun, die Zehn=Uhr=Meſſung und die um drei Uhr morgens
würden ſicherlich genaue Auskunft geben über die
Wetterverhält=
niſſe im Weſten und über England
Ich ſah auf die Uhr . . . zehn rückte heran, es wurde halb elf,
zwölf — die Meldung blieb aus unerfindlichen Gründen aus!
Die Meldungen aus der Deutſchen Bucht ſprächen von ganz
ſchwachen Winden ich traute der Sache ganz und gar nicht.
Jedenfalls wollte ich noch vor Erreichung der britiſchen Küſte
feſt=
ſtellen, was oben für ein Wind herrſchte.
Und ging auf 5000.
Da plötzlich an Steuerbord 4 Strich voraus unſere Luftſchiffe
im Kampf. Scheinwerferſchwerter zuckten über den Himmel,
wur=
den zu ganzen Bündeln",
Wo konnten die ſtehen wohl über der Humbermündung . . .
Offenbar warfen die Luftſchiffe ihre Bomben über Hull ab.
„Ich ſteuerte alſo gegen Hull.
Aber das Schiff rührte ſich nicht, die wenigen Lichter unter
mir ſtanden ſtill",
Standen die Motoren? Ich machte eine Rundfrage: Alles in
beſter Ordnung . . . aber wir bewegten uns nicht.
Plötzlich ſtieg das Thermometer um einige Grade: Eine
In=
verſion alſo . . . ein Tiefdruckgebiet drückte mit warmen Winden
von oben in das Hochdruckgebiet ..".
Hinunter, um 1000 Meter tiefer.
Nachdruck verboten. Copyright B,Amalthsa=Barlat
(Bärich, Leipzig, Wiend.
Lukher über die lette Nolverordnung.
Skärkung des Kreditgedankens. — Wiederherftellung
der Verkrauensgrundlage für Deukſchland.
In einer Preſſekonferenz äußerte ſich Reichsbankpräſident
Dr. Luther über die Bedeutung der von der Wirtſchaft
über=
nommenen Ausfallgarantie für die deutſche Golddiskontbank.
Er wies darauf hin, daß ſich ſowohl im In= als auch im
Auslande gewiſſe Mißverſtändniſſe über den Inhalt der großen
Aktion gebildet häten. Ein Hauptirrtum ſei der, daß die
Gold=
diskontbank mit der Ausfallgarantie über eine
Kreditmöglich=
keit von nur 500 Millionen RM. zu verfügen habe. Wenn man
die Größe einer Volkswirtſchaft wie der deutſchen berückſichtige
und vor allem den Umfang der für ſie notwendigen
Auslands=
kredite in Betracht ziehe, dann könne man ſich unmöglich mit
einem Betrage von 500 Millionen RM. als
Ausdehnungsmög=
lichkeit für den Auslandskredit begnügen. Dr. Luther betonte,
daß es ſich bei den 500 Millionen RM. um eine
Ausfallbürg=
ſchaft handele, die etwa mit dem Aktienkapital einer Bank zu
vergleichen ſei, die mit einem zu geringen Kredit niemals
be=
wirkt werden könne. Der aufzubauende Kreoit müſſe ſo groß
ſein, daß er jede auch noch ſo berechtigte Sorge über den
Aus=
landskredit der deutſchen Wirtſchaft zu bannen in der Lage ſei.
Er komme nach außen in erſter Linie darauf an zu zeigen, daß
es ſich bei der Aktion um eine Maßnahme handele, die von
der Volkswirtſchaft im ganzen mit der Front zu den
Auslands=
krediten hin im Kampfe gegen den Deviſenabzug ergriffen
werde. Als Beweis für die Größe der Aktion, der bekanntlich
etwa 1000 bedeutende Firmen der deutſchen Wirtſchaft
zuge=
ſtimmt haben, wies Dr. Luther darauf hin, daß keine Firma,
die darüber hinaus habe angeſprochen werden können, abgelehnt
habe. Die deutſche Wirtſchaft wolle mit der
Ak=
tion zeigen, daß ſie ſich unter freiwilliger
Einſetzung der größtmöglichen
Kraftentfal=
tung rege, obgleich augenblicklich eine ſchwere
Notlage auf ihr laſte. Am Auslande liege es
jetzt, ſeine Zuſtimmung zu dem neuen
Kredit=
gedanken zu geben und in die Praxis
umzu=
ſetzen. Die deutſche Wirtſchaft beweiſe mit der
von ihr vorgeſchlagenen Aktion, daß ſie von
ſich aus ihr Möglichſtes tue, damit die
Ver=
trauensgrundlage für Deutſchland
wiederher=
geſtellt werde.
Hierauf erläuterte Staatsſekretär Trendelenburg die
Durch=
führungsbeſtimmungen zur neuen Notverordnung, wobei er noch
einmal unterſtrich, daß die Notverordnung lediglich ein techniſches
Hilfsmittel ſei, um das reſtlos zur Durchführung zu bringen, was
in den Beſprechungen des Reichsbankpräſidenten mit den
Wirt=
ſchaftsführern vereinbart worden ſei. Dies ſei auch in der
Präambel der Notverordnung zum Ausdruck gekommen, in der
be=
ſonders auf die Anregung der Führer des deutſchen
Wirtſchafts=
lebens hingewieſen wird. Die Reichsregierung ſei überzeugt
ge=
weſen, daß es unmöglich geweſen ſei, in ſo kurzer Zeit im Wege
einer freien Vereinbarung zum Ziele zu kommen. Die
Notver=
ordnung ſelbſt ſtelle eine Ermächtigung an die
Reichsregierung dar. Die Durchführung der
Notperord=
nung geſchehe in enger Anlehnung an das Verfahren, das bei der
Aufbringung der für die Oſtpreußenhilfe aufzubringenden
Bei=
träge unter Einſchaltung der Induſtrieobligationenbank
angewen=
det werde. Die Verteilung erfolge nach dem Schlüſſel aus den
Beiträgen für die Oſthilfe pro rata der Betriebsvermögen.
So=
mit werden auch die etwaigen Ausfälle in dem gleichen
Verhält=
nis verteilt, ſo daß ſie ſich wie ein Zuſchlag zu den Abgaben für
die Oſthilfe auswirken würden. Dieſes Verfahren ſei das
ein=
fachſte und praktiſchſte. Die Induſtrieobligationenbank ſpiele
da=
bei die treuhänderiſche Rolle, indem ſie in Zuſammenarbeit mit
den Finanzämtern die Beträge einzuziehen habe. Da die Führung
der Geſchäfte, die unter dieſen Garantieplan fallen, ein Riſiko
darſtelle, ſei es notwendig geweſen, als Vertretung der
Haften=
den ein Gremium einzuſetzen, das aus dem Reichsbankpräſidenten
und dem Vorſitzenden des Aufſichtsrates der
Induſtrieobligatio=
nenbank beſteht. Irgend welche Bürgſchaftsurkunden würden nicht
ausgegeben.
Landon-Reiſe Dr. Luthers. — Milliarden=Anleihe
für Deutſchland.
Die Bank von England hat bisher die Meldung von einer
Verlängerung des an die Reichsbank gegebenen Vorſchuſſes über
den 16. Juli hinaus weder beſtätigt, noch dementiert. In City=
Kreiſen rechnet man damit, daß den deutſchen Banken eine Anleihe
von mindeſtens 1,6 Milliarden Mark gegeben werden muß. Eine
engliſche Nachrichtenagentur verbreitet die Meldung, daß der
Reichsbankpräſident Luther zu Verhandlungen nach London
kom=
men werde, um über eine neue größere Anleihe für die
Reichs=
bank zu verhandeln.
Sofort wurde es kälter und die Lichter wanderten unter uns
aus. Wir hatten fabelhafte Fahrt
Dann mußten wir aber doch wieder hinauf . . . und ſtießen
gegen eine Wand von Sturm aus dem Norden!
Das Vorhandenſein dieſer ſtarken Nordwinde war beim
Auf=
ſtieg nicht bekannt, hätte aber auch nicht zum Abſetzen des
An=
griffs geführt, denn die Wetterlage war im allgemeinen als
„ideal” zu bezeichnen, zumal ſich im Weſten ſchon ausgedehnte
Wol=
ken bildeten. Wäre das Vorhandenſein der ſtarken
Nordſtrömun=
gen in großen Höhen aber rechtzeitig bekannt geworden, dann
hätten die Schiffe entſprechend vorhalten können. So kam der
größte Teil der Schiffe in bzw. über Wolken, ſo daß die ſtarke
Abtrift nach Süden erſt ſehr ſpät, ja, von den meiſten leider zu
ſpät bemerkt wurde.
Bald nach Ueberſchreiten der engliſchen Küſte ſetzte von allen
Luftſchiffen ein ſtarker F. T.=Verkehr ein, da ſie alle das F.T.=
Leitſchiff um Peilung baten. Die erſten Peilungen unſexer
Schiffe, die auch bei uns abgenommen wurden, zeigten unſere
Feſt=
ſtellung beſtätigt, daß überall oben ſtarker Nordwind herrſchte, der
allergrößte Teil der Peilungen fiel ſchon um Mitternacht in der
Richtung auf den engliſchen Kanal.
Eigentlich hatte ich die Abſicht, an den F.d.L. und an alle
Luftſchiffe einen Funkſpruch abzugeben, daß in großen Höhen
ſtar=
ker bis ſtürmiſcher Nordwind herrſche. Leider ſind wir wegen
des überaus ſtarken F. T.=Verkehrs nicht zur Abgabe dieſes
Funk=
ſpruchs gekommen. So trieb ein großer Teil der Schiffe ſehr weit
ſüdlich ab. „L. 45” z. B. wähnte ſich über Sheffield, mußte dann
aber beim Angriff bemerken, daß er weit ſüdlich ſchon über
Lon=
don ſtand.
Immer heller, immer weißer war der Streifen in unſerem
Rücken, immer deutlicher . . . kein Zweifel, auch wir waren bös
nach Süden abgetrieben worden ..
Trotzdem die Maſchinen brav und mit vorgeſchriebener
Tou=
renzahl liefen".
Er war nicht angenehm, dieſer weißleuchtende Streifen im
Rücken . .. die blutende Wunde . . . denn der weißleuchtende
rie=
ſige Schmiß über der nächtlichen Erde war nichts anderes als die
Weſtfront . . Tauſende gleichzeitiger Abſchüſſe, Exploſionen,
Scheinwerfer und Leuchtraketen ließen dieſen furchtbaren Streifen
niemals verlöſchen, keine Nacht, durch Jahre . . Jahre.
Ueber dieſen Feuerſtreifen zu geraten, war das Todesurteil ...
hier wurde man rettungslos abgeſchoſſen!
Gegen den Nordſturm kommen wir nicht an! Endlich Derby=
Nottingham. Endlich werde ich meine Bomben los, mein Schiff
wird in Scheinwerferlicht getaucht, bedenklich lange ſetzt ſich der
helle Nebeliarf die Hülle ...
Nummer 188
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Seite 3
Oebatte um Perfaſſungstag und Filmzenſur.
„Wik Kommuniſten bereiken den Bürgerkrieg vor!” erklärt Abg. Hammann. — Keine Landkagsausſprache
über die Nokverordnung. — Kunſt und Kilſch im Film. — Maßnahmen gegen neue Broipreiserhöhung.
Ein offenes Eingeſkändnis.
* Im Gegenſatz zum Vortag herrſchte am Mittwoch im
Land=
tag lebhafte Angriffsſtimmung, beſonders als der kommuniſtiſche
Abg. Hammann aus der Schule plauderte und auf Zwiſchenrufe
beſtätigte, daß die Kommuniſtiſche Partei den Bürgerkrieg ganz
ſyſtematiſch vorbereite. Ein wertvolles Eingeſtändnis. Von der
Rechten wurde der Innenminiſter energiſch aufgefordert, dieſem
revolutionären Treiben der „politiſchen Kinder” Severings mit
aller Deutlichkeit und Unnachgiebigkeit entgegenzutreten, um
Er=
ſchütterungen und Blutvergießen zu verhindern.
Nach Eröffnung der Sitzung erfuhr man, daß der Aelteſtenrat
beſchloſſen hatte, die von den Kommuniſten
zur letzten Notverordnung eingebrachten Anträge von der
Tagesordnung abzuſetzen, weil ſie zur Zuſtändigkeit des
Reichstages gehörten.
Die Anträge waren bekanntlich im Ausſchuß behandelt und mit
einer ſozialdemokratiſchen Entſchließung zur Abſtimmung gebracht
worden. Kommuniſten, Nationalſozialiſten und Deutſchnationale
proteſtierten gegen dieſe Maßnahme, denn es ſei doch ohne Zweifel,
daß auch der heſſiſche Landtag, wie jedes andere Landesparlament,
zur Notverordnung Stellung nehmen müſſe, weil Haushalt und
Land tiefgreifend berührt werden.
Dann ſtand der volksparteiliche Antrag, den
11. Auguſt als geſehlichen Beierkag aufzuheben,
zur Ausſprache.
Abg. Dr. Müller erklärte die Zuſtimmung des
Landbun=
des, den der 11. Auguſt falle mitten in die Erntearbeit hinein.
Den Bürgermeiſtereien müſſe geſtattet ſein. Genehmigung zur
Ausführung dringender Erntearbeiten zu erteilen. Auch aus
poli=
tiſchen Gründen lehne der Landbund, dieſen ſtaatlichen
Feier=
tag ab.
Abg. Heyne (D. Volksp.) forderte aus wirtſchaftlichen und
politiſchen Gründen die Aufhebung des 11. Auguſt als ſtaatlichen
Feiertag. Er ſei Gegner aller von oben dekredierter Feiertage,
dieſe müßten aus dem geſamten Volksempfinden herauswachſen.
Gerade in den Randgebieten entſtünden für Wirtſchaft und
Ar=
beiterſchaft ſchwere Beeinträchtigungen, da von allen Ländern
le=
diglich Heſſen und Baden den 11. Auguſt als Zwangsfeiertag
er=
klärt haben.
Abg. Heinſtadt (3.) beantragt, den Verfaſſungstag an dem
auf den 11. Auguſt fallenden Sonntag zu feiern. (Hört, hört!)
Abg. Kaul (Soz.) lehnt dieſen Zentrumsantrag ab. Der 11.
Auguſt müſſe als Feiertag beſtehen und die SPD. beantrage, bei
der Reichsregierung vorſtellig zu werden, daß der 11. Auguſt als
Nationalfeiertag erklärt werde.
Abg. Reiber (Rad. Dem.) legt den Freunden des Antrages
nahe, den 11. Auguſt als Dankfeiertag zu begehen dafür, daß die
Weimarer Parteien ſeinerzeit die Poſitionen der Gegner des
Ver=
faſſungstages geſchützt und erhalten haben.
Abg. Dr. Werner (Natſoz.) erwidert dem Vorredner,
die=
jenigen, die 1918/19 das Chaos in Deutſchland verhinderten
tru=
gen das ſchwarz=weiß=rote Bändchen im Knopfloch, und Herr Noske
gebe das ganz offen zu. Die Reichsverfaſſung enthalte zweifellos
Gutes und Vorbildliches, aber die Väter der Verfaſſung hätten
ihr eigenes Kind erſchlagen. Die Nutznießer des heutigen Syſtems
ſetzten den Vorſpruch der Verfaſſung „alle Gewalt geht vom
Volke aus”, ſtets dann außer Kraft, wenn das Volk ſein
Lebens=
recht fordere und andere Wege gehen wolle. Angeſichts unſerer
jetzigen unausgegorenen Zeit könne man keinen allgemein
aner=
kannten Nationalfeiertag finden. Er ſtimme dem Antrag zu.
Abg. Dr. Beſt (VRP.) und Aba. Böhm (Dntl.) geben die
kurze Erklärung ab, daß ſie dem Antrag ebenfalls zuſtimmen
werden.
Abg. Hammann (Komm.) lehnt den Verfaſſungstag ab.
Damit iſt die Debatte geſchloſſen, doch wird die Abſtimmung
auf heute vertagt.
Es folgen die Abſtimmungen über die geſtern erledigten
Punkte. In erſter Leſung wird die
Aenderung des Landkagswahlgeſetzes
entſprechend dem Urteil des Staatsgerichtshofes angenommen.
Der Antrag,
die Abgeordnetenzahl von 70 auf 56 herabzuſetzen, wird von
Kommuniſten, Sozialdemokraten, Zentrum und einigen
Demokraten gegen die übrigen Parteien abgelehnt.
Die weitergehenden Abbauanträge verfallen gleichfalls der
Ab=
lehnung. Mit je einer Stimme Mehrheit wird der Antrag,
Liſtenverbindungen zuzulaſſen, von
Sozialdemokra=
ten, Kommuniſten, mehreren Zentrumsleuten und Demokraten
abgelehnt, während der Antrag, bei der Reichsregierung auf
eine Erhöhung des Wahlalters zu wirken, Annahme
findet. Auf volksparteilichen Antrag wird, die 2. Leſung auf
Donnerstag ausgeſetzt.
Die Vorlagen zur Aenderung des Volksentſcheid=Geſetzes, zur
Einſtellung von Kraftfahrzeugen, zur Erweiterung der Mainzer
Straßenbrücke, zum Umbau des Brüderbaues in Goddelau und
zum Verkehr mit brennbaren Flüſſigkeiten werden endgültig
ver=
abſchiedet. Die Aufhebung der Immunität der Abg. Leuſchner und
Galm wird abgelehnt, ebenſo der ſtaatsparteiliche Antrag auf
Vorbereitung der Umorganiſation der Verwaltung. Durch die
entgegenkommende Regierungsantwort wird der Antrag
Birn=
baum (DVP.), Hattemer (3.) auf Erteilung des biologiſchen
Un=
terrichtes an höheren Mädchenſchulen für erledigt erklärt.
Der Zentrumsantrag auf
Reform des Lichtſpielgeſetzes
wird von Frau Hattemer eingehend begründet. Unglaublich
ſei der Kitſch und Schund, den man dem Publikum für teures
Geld vorſetze. Die Jugendlichen würden insbeſondere, durch die
Aufklärungsfilme und Senſarionsſchlager entſittlicht. Die
Ten=
denz, Frau und Mutter herabzuwürdigen und zu entehren trete
deutlich zutage. Was in Berlin möglich iſt, wirke auf dem flachen
Lande in höchſtem Maße ſchädlich und zerſetzend. Die
Länderregie=
rungen ſollten das Recht erhalten, die Filme die ſchädlich auf die
Jugend wirkten oder Kultur und Moral zerſtörten, von der
Vor=
führung auszuſchalten. Der Film, der eine wertvolle Induſtrie
darſtelle, dürfe nicht aus Geldgier zu einem Tummelplatz der
Triebe und Inſtinkte herabgewürdigt werden. Gegen
wiſſenſchaft=
liche Filme erhebe man keinen Einſpruch, doch dürfe die Heiligkeit
des Lebens nicht zu Geſchäftszwecken auf die Leinwand gezerrt
werden. (Sehr richtig! Beifall.)
Abg. Reiber (Rad. Dem.) anerkennt die ſittlich wertvollen
Gründe, aus denen heraus die Vorrednerin ihren Antrag geſtellt
habe. Den Antrag müſſe man aber in ſeiner jetzigen Geſtalt
kate=
goriſch ablehnen, denn er wolle die Zenſur über kulturelle,
poli=
tiſche und wiſſenſchaftliche Probleme Ungeeigneten in jedem Lande
überantworten. In der Geſchichte lebe der Zenſor als die
er=
härmlichſte Kreatur, den man jetzt wieder überall einſetzen wolle.
Die Verbotsliſten der Filmzulaſſungsſtellen bewieſen, daß man
die jetzt ſchon gegebenen Handhaben nicht zum Verbot von Kitſch
und Afterkunſt ausnütze, namentlich wenn ſie ein nationales
Män=
telchen umhingen. Der Antrag wolle die Filmzenſur ganz einfach
tendenziös ausgeſtalten und alle freiheitlichen Regungen
erwür=
gen. (Beifall.)
Abg. Hammann (Komm.) lehnt den Antrag ab, der allein
den Beſtrebungen der Kapitaliſten und Kirchen entſpringe
da=
gegen wehrten ſich die Kommuniſten mit aller Macht. (
Zwiſchen=
rufe.)
Die Kommuniſtiſche Partei arbeite am Sturz dieſer
Geſell=
ſchaft und bereite ſyſtematiſch den Bürgerkrieg vor. (
Leb=
hafte Unruhe.)
Abg. Galm (Komm Opp.) rüffelt den Vorredner, der ſeiner
Partei den denkbar ſchlechteſten Dienſt erwieſen habe, als er von
ſolchen Putſchplänen ſprach. Die Arbeiterſchaft lehne ſolche
Selbſt=
mordabſichten ab, aber wenn von rechts her der Bürgerkrieg
vor=
bereitet und provoziert werde, ſtehe die organiſierte
Arbeiter=
ſchaft wie ein Mann auf, um Freiheit und ſoziale
Errungenſchaf=
ten zu verteidigen. Im übrigen ſolle das Zentrum ſeine
mucke=
riſchen Sorgen aufgeben, vielmehr an der Beſeitigung der
Woh=
nungsnot und deren entſittlichenden Folgen, für die Jugendlichen
und Kinder, an der Beendigung der Arbeitsloſigkeit und der
ſexuellen Ausbeutung der erwerbsloſen Frauen mit aller Kraft
und evt. Notverordnungen arbeiten.
Abg. Widmann (Soz.) fordert die Verſtaatlichung der
Filmproduktion, um Kitſchfabrikation zu verhindern. Die SPD.
lehne jede Zenſur künſtleriſcher und wiſſenſchaftlicher Werke auch
im Film ab.
Abg. Frau Heraeus (Dntl.) ſtimmt den Ausführungen der
Antragſtellerin voll und ganz zu. Der Antrag wolle verhindern,
daß Kunſt und Wiſſenſchaft tendenziös ausgeſchlachtet und ein
Volksteil gegen den anderen aufgehetzt werde. Die
Aufklärungs=
filme führten zur ſeruellen Aufreizung der Jugend.
Abg. Dr. Niepoth (D. Volksp.) erklärt, die offene
Auffor=
derung des kommuniſtiſchen Abg. Hammann, zum Bürgerkrieg
dürfe nicht ſtillſchweigend hingenommen werden. Der Redner
ruft Innenminiſter Leuſchner zu: „So ſehen die „politiſchen
Kinder” des Herrn Severing aus. Sie ſind für die Wahrung und
den Schutz des Staates und der Staatsautorität verantwortlich
und wir verlangen, daß Sie
der Aufforderung zum Bürgerkrieg und Revolution mit
Stärke und Unnachſichtigkeit begegnen.” (Beifall.)
Abg. Dr. Werner (Natſoz.) hält feſt, daß die Kommuniſten hier
offen zugeben, wie ſie auf den Umſturz und Bürgerkrieg
hinar=
beiten. Auch das Reichsbanner tue das Um der jetzt über das
Volk geleiteten Flut von Schlamm und Schmutz entgegenzuwirken,
ſtimme er dem Antrag Hattemer zu. Die Aufklärungs= und
Schund= und Kitſchfilme führten zur Herabſetzung des weiblichen
Jetzt war’s Zeit, nach Hauſe zu fahren . , wenn es uns
über=
haupt noch gelang, nach Deutſchland zu kommen! —
Es gelang nicht allen. Fünf Zeppeline wurden auf dem
Rück=
weg in die Heimat durch Sturm abgetrieben, fielen dem
Un=
wetter zum Opfer oder wurden über der franzöſiſchen Front
abge=
ſchoſſen.
Atemraubend erlebt der Leſer einen außerordentlich kühn
und ritterlich durchgeführten Fliegerangriff der Engländer auf
den Zeppelinhafen Tondern, wobei die Engländer alle Luftkreuzer
vernichten, Menſchenleben hingegen ſchonen.
Ein Kriegsbuch, deſſen Lektüre aus vielerlei Gründen
empfoh=
len werden kann.
A. St.
Was nicht im Baedeker ſtehl.
In dieſer Reihe erſchienen bei Piper & Co., München:
Rheinland. Von Herbert Eulenberg. Mit vielen Zeichnungen
von F. M. Janſen und Otto Pankok. Farbiger Umſchlag von
Walter Trier. Kart. Mk. 3.80, Leinen Mk. 4.80.
Welch’ beſſeren Bearbeiter für das Rheinland hätte der
Ver=
lag wohl finden können, als Herbert Eulenberg, den geborenen
Rheinländer. Das iſt wirklich erlebt und geſchaut und ſo
kennt=
nisreich, daß nicht nur der Reiſende, ſondern auch der Einheimiſche
viel an dem Buche lernen kann. Eulenberg führt uns mit Luſt
und mit Laune, zu Fuß und zu Wagen, durch das Gebiet von
Xanten bis Bingen, durch die Täler der Moſel, Ahr und Lahn
und durch die Eifel bis nach Aachen. Ueber große und kleine
Städte, über Schlöſſer und Burgen, über Klöſter und Abteien und
nicht zuletzt über die kleinen alten Weinneſter und die Weine
ſelbſt erzählt er tauſend unterhaltende und inſtruktive Dinge.
H. v. Wedderkop; Oberitalien. Mit vielen Zeichnungen von
Heinsheimer und Rößner. Farbiger Umſchlag von Walter
Trier. Kartoniert Mk. 5.—, Ganzleinen Mk. 6.80.
Wieviel iſt ſchon darüber geſchrieben worden! Und doch war
ein Buch für den modernen Italienfahrer nötig. Wir ſehen nicht
mehr ſo wie unſere Eltern. Vieles iſt neu zu werten. Wedderkop
führt uns friſch und unbefangen durch das Land, ſeine Städte
und ſeine Kunſt. Er geht nicht die ausgetretenſten Pfade,
ſon=
dern ſtößt zu den Quellen vor. Er ſchreibt nicht nur über das
Berühmte, das allzuoft nur pflichtmäßig bewundert wird, ſondern
führt uns vor allem auch in die vielen kleinen Städte mit ihrer
charaktervollen Schönheit, in denen wir dem Geiſt des Landes
beſonders nahe ſind.
*
„Sächſiſch.” Von Hans Reimann. Mit vielen Zeichnungen
von Karl Holtz und einem farbigen Umſchlag von Walter Trier.
Kartoniert Mk. 3.80. Leinen Mk. 4.80.
Reimann iſt nicht nur erheiternd, ſondern auch gründlich.
In dieſem Buch leuchtet er in die Unter= und Abgründe des
Säch=
ſiſchen hinein und läßt aus ihnen den Sachſen hervorwachſen, wie
er leibt und lebt.
* Elſaß=Lothringiſches Jahrbuch, X. Band 1931, herausgegeben
vom Wiſſenſchaftlichen Inſtitut der Elſaß=Lothringer
im Reich. Selbſtverlag des Inſtituts, mit 27 Tafeln und
meh=
reren Abbildungen, ſowie 1 Plan im Text. 373 Seiten.
Das Elſaß=Lothringiſche Jahrbuch iſt das Hauptwerk des
Elſaß=Lothringen=Inſtituts, das Werk. in deſſen Werden und
In=
halt die kulturelle Verbundenheit zwiſchen Deutſchland und der
Weſtmark ihren markanteſten Ausdruck erfährt. Daß das
Jahr=
buch, das nun das zehnjährige Jubiläum ſeines Erſcheinens
ver=
zeichnen kann, trotz der wirtſchaftlichen Nöte in dem gewohnten
Umfang, in der gleichen gediegenen Ausſtattung wie bisher und
wiederum in einer Fülle an textlichem und bildlichem Material
erſcheinen kann, iſt das Verdienſt des Inſtituts und ſeiner
pri=
vaten Gönner. Uns Heſſen wird aus dem Inhalt beſonders der
Aufſatz des Marburger Univerſitätsprofeſſors Dr. Hamann
inter=
eſſieren, der die künſtleriſchen Wechſelwirkungen zwiſchen dem
Elſaß und Oberheſſen unterſucht. Der unermüdliche
Generalſekre=
tär des Inſtituts, Geheimrat Dr. Wolfram bringt intereſſante
Mitteilungen zur Baugeſchichte der älteſten Kathedrale von Metz
und auch ſonſt ſind in dem ſtattlichen Bande eine größere Anzahl
von bedeutſamen geſchichtlichen, kulturellen und kunſtgeſchichtlichen
Aufſätzen vereinigt.
Zur Geſchichte des Inſtituts ſelbſt verzeichnen wir als
Ein=
gangskapitel die Nachrufe auf Profeſſor Anrich, den langjährigen
1. Vorſitzenden des Inſtituts, und als Schlußkapitel den
Jahres=
bericht über die Tätigkeit des Inſtituts, das auf allen ihm
zukom=
menden Gebieten, Veröffentlichung von wiſſenſchaftlichen
Publika=
tionen, Buchverleih, Bildſtelle uſw. mit ſeiner Arbeit wieder Ehre
eingelegt hat.
Eine wertvolle Ergänzung erhält das Jahrbuch durch eine
ſehr ausführliche Elſaß=Lothringiſche Bibliographie für das Jahr
1929 und zahlreſche Beſprechungen einſchlägiger Werke bis in die
neueſte Zeit. Dem Inſtitut liegt bekanntlich jede politiſche
Ab=
ſicht und Arbeit vollkommen fern, ſo berückſichtigen die
Bibliogra=
phie und die genannten Beſprechungen das deutſche und das
fran=
zöſiſche Schrifttum gleichermaßen. Auch das 10. Jahrbuch wird
ſicherlich in recht weiten Kreiſen geleſen und gekauft werden. W.
„Das rote Rußland. Staat, Geiſt und Alltag der Bolſchewicki.”
Von Dr. Th. Seibert. Verlag Knorr u. Hirth. München.
300 Seiten, geheftet 4.50 RM., Leinen 5.90 RM.
Die Rußlandliteratur wächſt beängſtigend. Beauftragte von
Intereſſentengruppen vermitteln die gewünſchten Schlüſſe aus
Einzelbeobachtungen, verſuchen zu beeinfluſſen, ſtellen Prognoſen
über den unaufhaltſamen Aufſtieg oder den unausbleiblichen
Zu=
ſammenbruch der Union der Sowjetrepubliken. Einige
Journa=
liſten, die im Auftrage großer Zeitungen Rußland bereiſten, oder,
wie der Verfaſſer, jahrelang in der Union wohnten, haben uns
Bücher von notwendiger Sachlichkeit und nüchterner
Schlußfolge=
rung für einen überblickbaren Zeitraum geſchaffen. Zu ihnen
zählt dieſes Rußlandbuch Seiberts, das neben ſeiner aktuellen
Berichterſtattung entſtand. Die Beſonderheit des Verfaſſers iſt,
daß er nicht ſo ſehr den Gegenſatz Kavitalismus-Kommunismus
aufreißt ſondern den ſowietiſtiſchen” und fremden” Menſchen
gegen einander ſtellt und die unbekümmerte Verachtung der In=
Weſens. Die Proſtituierung der Kunſt dürfe man nicht zulaſſen.
Oeffentliche Darſtellung des Geburtsvorganges im Film gehöre
verboten.
An der weiteren Ausſprache beteiligen ſich noch einmal die
Abg. Reiber, Schäfer, Hattemer, Galm und Dr. Werner. Die
Abſtimmung wird auf Donnerstag verſchoben.
Ein kommuniſtiſcher Antrag, ſofort in die Beratung eines
Proteſtes wegen des Verbotes einer Kommuniſtenverſammlung
in Darmſtadt einzutreten, findet nicht die notwendige
Unter=
ſtützung.
In der Ausſprache über einen Proteſt der Zentrumsfraktion
gegen die
Brokpreiserhöhung.
zu der die Abg. Schäfer (Komm.), Weſp (3.) Glaſer (Lbd.), Dr.
Werner (Natſoz.) und Lux (Soz.) ſprechen, erklärt
Miniſter für Arbeit und Wirtſchaft Korell,
Heſſen habe den Reichsernährungsminiſter
wie=
derholt um energiſches Eingreifen gebeten, die
Brotpreiserhöhung, rückgängig zu machen und
weitere Erhöhungen zu verhindern. Leider ſei ein
Erfolg nicht zu verzeichnen. Brotpreiserhöhungen im
gegenwär=
tigen Augenblick müſſe man als ein ſchweres Unglück bezeichnen.
Die Gegenmaßnahmen des
Reichsernährungs=
miniſters erſtreckten ſich leider nur auf einzelne Reichsgebiete
und ſelbſt dort in ungenügendem Maße. Um weitere
Brotpreis=
erhöhungen zu vermeiden, ſolle die Reichsregierung die
not=
wendigen Mengen Getreide importieren und unter
Kontrolle abgeben. Der Aufhebung des Nachtbackverbotes werde
er nicht zuſtimmen. Die Landwirtſchaft möge auch ihrerſeits allen
Beſtrebungen auf Erhöhung der Brotpreiſe entgegenwirken.
Auf eine Anfrage des Abg. Reiber (Rad. Dem.) der durch
den Sonnwendumzug der Darmſtädter NSDAP. in
ſeiner Nachtruhe geſtört worden war, erklärt die Regierung
be=
ruhigend, daß ſie „die Vorkommniſſe bei der Rückehr des
Feſt=
zuges nach Mitternacht innerhalb des Stadtgebietes nicht hillige‟,
Bezüglich der Offenbach=Fechenheimer Mainbrücke
erklärt die Regierung, daß Verhandlungen mit Preußen über eine
Verſtärkung der Brücke im Gange ſind und zurzeit keine Gefahr
beſtehe.
Um 2.30 Uhr vertagt ſich das Haus auf Donnerstag 10 Uhr.
Die Reviſion der Kriegsſchulden
und Reparakionen auf dem Marſch.
Die Wallſtreek hält ein einjähriges Morakorium
für ungenügend.
Waſhington, 8. Juli.
Der amerikaniſche Unterſtaatsſekretär Caſtle gab.
Erklä=
rungen über die Vorgeſchichte des Hoover=Planes ab. Dabei
machte er die ſenſationelle Aeußerung, daß der Präſident
urſprüng=
lich entſchloſſen geweſen ſei, eine allgemeine Herabſetzung
ſämt=
licher politiſchen Schulden vorzuſchlagen. In führenden
Wallſtreet=
kreiſen ſetzt ſich die Meinung durch, daß der erſte Enthuſiasmus,
mit dem der Hoover=Plan begrüßt wurde, wahrſcheinlich
übertrie=
ben ſei und die erzielten Kursgewinne nicht völlig gerechtfertigt
ſeien. Gleichzeitig wird auch hervorgehoben, daß ein
einjäh=
riges Moratorium doch nur eine ungenügende
Zwiſchenlöſung darſtelle.
Aehnlich wie der Londoner „Daily Expreß”, läßt ſich die
„Chicago Tribune” (Pariſer Ausgabe) unter der ſenſationellen
Ueberſchrift: „Die Vereinigten Staaten machen
Miene die Kriegsſchulden zu revidieren” aus
Waſhington melden, falls das Hoover=Moratorium ſeinen Zweck,
die Weltwirtſchaft wieder aufzurichten, verfehlen ſollte, würden
ſich die Vereinigten Staaten darauf vorbereiten, die
Initia=
tive zu einer Reviſionsbewegung aller
Kriegs=
ſchulden und Reparationen, zu ergreifen.
Die „New York Times” erhebt in einem Leitartikel ihre
war=
nende Stimme, daß das Moratoriumsjahr eine
Pe=
riode ſchärfſter Aktivität werden müſſe. Kein
interna=
tionales Orakel oder ein Finanzprophet ſeien nötig, um
voraus=
zuſagen, daß der Youngplan geändert werden müſſe.
Der Plan könne in der alten Form nicht mehr
fortgeführt werden. Die Weltkriſe habe ſeinen
Zuſammenbruch verurſacht.
Die nächſte Zukunfk.
London, 8. Juli.
Die engliſchen Finanzzeitungen beurteilen die nächſte Zukunft
ziemlich ſkeptiſch. Durch die langen Verhandlungen, ſo ſagt die
„Financial Times”, ſei die Aufgabe der Banken, Deutſchland zu
helfen, ſehr erſchwert worden. Da man nicht wiſſe, wie ſich die
weiteren Verhandlungen geſtalten würden, und da man
insbeſon=
dere noch keine Gewißheit darüber habe, was nach einem Jahr
geſchehen werde, ſo würden viele zögern, ihre Gelder wieder nach
dividualität, des Einzel= und Gruppenſchickſals auf allen
Gebie=
ten durch den Bolſchewismus bearbeitet. Für die
ungeheuer=
lichen Auswirkungen einer bis ins letzte ausgeklügelten Deſpotie,
die vor dem Intimſten der Kreatur nicht halt macht, führt er
zahlloſe Beiſpiele an. Ein Buch, das Europäern Anlaß zu
ernſte=
ſtem Nachdenken ſein ſollte.
* Eberhard Gothein: Ein Lebensbild. Von Marie LuiſeGothein.
W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart. Gebd. 8,50 RM.
Ihrem im November 1923 verſtorbenen Gatten hat Marie Luiſe
Gothein ein bleibendes Denkmal geſetzt. Aus den Briefen des bekannten
Geſchichtsforſchers hat ſie eine Biographie erſtehen laſſen und damit
gleichzeitig ein Stück deutſcher Kultur= und Geiſtesgeſchichte
verleben=
digt. Ihren früheren Biographien und Ueberſetzungen fügt ſich dieſes
Werk der jetzt 68=Jährigen wohlgebaut ein, das für ihre Gattenliebe
be=
redtes Zeugnis ablegt. Mit Recht hat die Univerſität Heidelberg, an
der Eberhard Gothein wirkte, die Verfaſſerin zum „Dr. ehrenhalber”
ernannt und ſo ihr Werk geehrt.
* „Die Reviſion des Bolſchewismus”. Im Kommiſſionsverlag von
G Engel=Leipzig erſcheint ſoeben dieſes intereſſante Buch der „Borjba”
(Kampf), der Auslandsvertretung des revolutionären Flügels der
Rechtsoppoſition der SSSR. Daß der rechte Flügel der früheren
Mit=
arbeiter Stalins, zu der ſich viele „Nicht=Wiederkehrer” geſellt haben,
nicht tatenlos der Entwicklung in Sowjetrußland gegenüberſtehen will,
iſt verſtändlich. Sie veröffentlicht nach früheren, meiſt nur franzöſiſch
herausgegebenen Broſchüren jetzt ihr Programm des reviſioniſtiſchen
Bolſchewismus. Es ſcheint notwendig, an dem Wollen der
Rechtsoppo=
ſition in Sowjetrußland nicht achtlos vorüberzugehen, denn je mehr ſich
die Verhältniſſe im Oſten zuſpitzen und der Fünfjahresplan Reviſionen
der urſprünglichen Heilslehren kategoriſch verlangt, deſto ſtärker wird
der Einfluß der Oppoſition, die bereits in der Sowjetdiplomatie, in der
Roten Armee, der denkenden Arbeiter= und Bauernſchaft Taufende von
offenen Bekennern zählt. Im Endergebnis bezeichnet ſich die Gruppe
Borjba” ſelbſt als Avantgarde des Weltſozialismus, die der
Weltrevo=
lution die Weltevolution vorzieht.
— Koch’ ohne Plage für heiße Tage. Eine Menge köſtlicher
Rezepte (bei jedem iſt die Zubereitungsdauer — 10. 15. 20
Minu=
ten — angegeben) bringt Frau Eliſabeth Neff in ihrem Buch
„Die Sommerküche”, (Franckh’ſche Verlagshandlung.
Stutt=
gart. Preis kart. 1,80 RM.). Auch Rezepte für allerlei
Sommer=
getränk findet man darin. Wir machen alle unſere Leſerinnen
nachdrücklichſt auf das praktiſche und billige Büchlein aufmerkſam.
Von Deutſchlands Hohen Schulen.
Frankfurt a. M.: Die Wahlen zum allgemeinen
Studenten=
ausſchuß der Frankfurter Univerſität, abgehalten am Montag und
Dienstag, hatten folgendes Ergebnis: Großdeutſcher
Studenten=
ring 454 Stimmen, 5 Mandate: Nationalſozialiſten 662 Stimmen,
7. Mandate; Revolutionäre Nationaliſten 56 Stimmen, 1
Man=
dat; Ring nichtſchlagender Korporationen zurückgezogen.
Insge=
ſamt wurden 1219 Stimmen abgegeben, immatrikuliert ſind 4680
Studenten, ſo daß die Wahlbeteiligung 25 Prozent betrug.
Seite 4
Deutſchland zurückfließen zu laſſen. Die Lage werde alſo in
Deutſchland weiterhin ernſt bleiben. Auch die „Financial News”
hat Zweifel, ob der Hooverplan in der jetzigen Form ausreicht,
um das Vertrauen wieder herzuſtellen. In City=Kreiſen, ſo
be=
richtet der „Daily Expreß”, ſei man ſich darüber klar, daß die
Finanzkriſe in Deutſchland viel zu ernſt ſei, als daß ſie bald
über=
wunden werden könne. Es ſeien ganz erhebliche Kredite
notwen=
dig, um die Lage in Deutſchland wieder zu ſanieren.
Mißkrauen und Nervoſikäk in Paris.
Paris, 8. Juli.
Die Aufſehen erregenden Nachrichten aus Waſhington
haben in Paris ſichtliche Nervoſität hervorgerufen. Man
be=
ginnt in Paris zu begreifen, daß die franzöſiſch=amerikaniſchen
Verhandlungen nur ein Vorfeldgeplänkel geweſen ſind, denen
die große Offenſive erſt folgen ſoll. Die Gefahr für die
fran=
zöſiſche Politik liege, ſo wird erklärt, vor allen Dingen darin,
daß der Angriff auf zwei Frontabſchnitten gleichzeitig
ange=
ſetzt werde: die Abrüſtung und die Tribute. Auf beiden
Ab=
ſchnitten aber befindet ſich Frankreich in der Verteidigung von
Stellungen, deren Widerſtandsfähigkeit von den Franzoſen ſelbſt
für zweifelhaft gehalten wird. Hoover hat abſichtlich ſeine
bei=
den hervorragendſten Kabinettsmitglieder gleichzeitig nach
Euro=
pa geſandt, um auch nach der Annahme des
Zahlungsauf=
ſchubes mit der notwendigen Aktivität die Verhandlungen über
die Abrüſtung und Tribute gleichzeitig aufnehmen zu können.
orakoriums-=Konferenz in London
zur Regelung der noch ungelöſten Fragen
des Hoover=Planes.
EP. London, 8. Juli.
Die engliſche Einladung an die Regierungen von
Deutſchland und die der übrigen Youngplan=Mächte, zur
/Rege=
lung der noch ungelöſten Fragen des Hooverplanes an einer
Konferenz in London teilzunehmen, iſt bisher von
Frank=
reich und Amerika angenommen worden. Die
Ver=
einigten Saaten, die den Youngplan nicht mitunterzeichnet
haben, werden vorausſichtlich Vertreter in der Eigenſchaft
von Beobachtern nach London entſenden.
Beratungs=
gegenſtände der Konferenz ſind u. a.: Die Frage des
Garantiefonds, der Sachlieferungen und die Methode, mittelſt der
die deutſche Regierung innerhalb von 12 Jahren die ungeſchützte
und an Deutſchland zurückgeliehene Annuität zurückzahlen ſoll.
Als Hauptmitglied der engliſchen Delegation wird
Schatz=
kanzler Snowden an den Beratungen der Konferenz
teilneh=
men. — Sowohl Waſhington als auch London
ſollen es abgelehnt haben, die finanzielle Hilfe
für Deutſchland von politiſchen Bedingungen,
wie Frankreich es urſprünglich verlangte,
ab=
hängig zu machen.
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Londoner Konferenz erſt Ende nächſter Woche.
London, 8. Juli.
Die engliſche Regierung hat ſich mit dem franzöſiſchen
Vor=
ſchlag einverſtanden erklärt, die Londoner Hoover=Plan=Konferenz
erſt gegen Ende der nächſten Woche beginnen zu laſſen. Sie hat
dementſprechend die franzöſiſche Regierung unterrichtet. Die
Kon=
ferenz ſoll mit Sitzungen von Sachverſtändigen beginnen.
So=
bald dieſe die Vorarbeiten hinreichend gefördert haben, ſoll ſich
eine Miniſterkonferenz daran anſchließen. In dieſem Sinne
beab=
ſichtigt die engliſche Regierung, ſofort Einladungen an die am
Youngplan intereſſierten Mächte einſchließlich Deutſchland zu
ent=
ſenden. Auch Amerika wird eine Einladung zur Teilnahme an
der Konferenz erhalten. Dem Beſtreben der Franzoſen, möglichſt
bindende Erklärungen über die weitere Wirkſamkeit des
Young=
plans zu erhalten, ſteht der Wunſch der anderen Mächte
gegen=
über, ſich die Wege zu einer Reviſion oder zu einer Verlängerung
des Hoover=Moratoriums offenzuhalten. Hinzu treten die nicht
zu unterſchätzenden Schwierigkeiten der finanztechniſchen
Einzel=
probleme, die ſich aus Fragen, wie z. B. den Sachlieferungen uſw.
ergeben.
*
* Wie lange die Verhandlungen dauern werden, läßt ſich
nicht vorausſagen, doch ein Blick in die jüngſte Vergangenheit
ge=
nügt, um zu wiſſen, daß die Franzoſen auch diesmal mit neuen
Winkelzügen in die Erſcheinung treten werden. Inzwiſchen
tau=
chen neue Wolken am Horizont auf. Von gewiſſer engliſcher Seite
her wird Stimmung für eine große Abſchlußkonferenz
gemacht, zu der die maßgebenden Miniſter der einzelnen
Regie=
rungen erſcheinen ſollen. Es iſt nicht ganz erſichtlich, ob die
eng=
liſche Regierung einer derartigen Konferenz zuſtimmend
gegen=
überſteht. Die Franzoſen würden ſie ſicherlich ſehr gerne ſehen,
weil ſie doch langſam Angſt bekommen, daß es nicht bei dem
Hoo=
verſchen Feierjahr bleibt, daß vielmehr die Reparationsdebatte
jetzt erſt recht in Fluß kommt und das Keſſeltreiben gegen den
Youngplan in den vor uns liegenden 12 Monaten mit aller
Schärfe einſetzen wird. Sie ſpekulieren offenbar ſo, daß bei einer
großen Abſchlußkonferenz, man ſich nicht nur auf die feierliche
Unterzeichnung von Zuſtimmungserklärungen zum Hooverplan
beſchränken, ſondern auch neue Abmachungen über juriſtiſche
Bin=
dungen zum Youngplan bringen kann und ſoll. Sie würden alſo
dann nachholen wollen, was ihnen Mellon in Paris verweigerte.
Es wird gut ſein, wenn die Engländer raſcheſtens erklären, wie
ſie zu einer ſolchen Konferenz ſtehen, damit den franzöſiſchen
Ver=
ſuchen entgegengetreten werden kann.
Amerika begrüßt die Einberufung der Londoner
Konferenz.
Waſhington, 8. Juli.
Das Staatsdepartement gibt folgende Verlautbarung bekannt:
Die Regierung der Vereinigten Staaten erfährt mit großer
Freude, daß die britiſche Regierung eine Konferenz der
inter=
eſſierten Mächte einberufen hat, die ſchleunigſt in London
zuſam=
mentreten ſoll, um die Einzelheiten der Durchführung des Hoover=
Nummer 188
Planes auszuarbeiten. Die amerikaniſche Regierung iſt
über=
zeugt, daß auf dieſer Konferenz, die im Geiſte gegenſeitigen
guten Willens und einer von der Hoffnung auf eine Beſſerung der
wirtſchaftlichen Lage der Welt gereinigten Atmoſphäre
zuſammen=
treten wird, die Vertreter der verſchiedenen Regierungen bei dem
techniſchen Bemühen, die Probleme der Anwendung des Planes
in einer Weiſe zu löſen, die voll dem Geiſte und dem Sinne des
Hooverſchen Vorſchlages entſpricht, nur auf geringe Schwierigkeiten
ſtoßen werden.
Keine Begeiſterung in Paris für die engliſche
Einladung.
In der Pariſer Preſſe ſtößt die engliſche Einladung auf
kei=
nerlei Begeiſterung. Man ſchreibt es nur der franzöſiſch=
engli=
ſchen Freundſchaft zu, daß Frankreich teilweiſe auf dieſe
Ein=
ladung überhaupt eingegangen iſt. Die Blätter betonen, daß
Paris als Verhandlungsort ſehr viel günſtiger geweſen wäre.
„Echo de Paris” unterſtreicht, daß das Programm der Konferenz
noch in keiner Weiſe feſtgelegt ſei. Man wiſſe nicht einmal, ob
Deutſchland auf dieſer Konferenz vertreten ſein werde,
ebenſo=
wenig, wie ſich jetzt ſchon vorausſagen laſſe, ob ſich die
Sachver=
ſtändigen nur mit den finanztechniſchen Fragen befaſſen oder auch
die juriſtiſchen Fragen in Erwägung ziehen würden. Das Blatt
hält eine Zuſammenkunft von Sachverſtändigen inſofern für
rat=
ſam, als dieſe in voller Handlungsfreiheit eine Regierung
des=
avouieren können, was bei Regierungsmitgliedern nicht der Fall
ſei. Das „Oeuvre” glaubt zu wiſſen, daß Briand den engliſchen
Vorſchlag für eine ſpätere Zuſammenkunft der Miniſter der am
Youngplan intereſſierten Länder nicht zurückgeſtellt, ſondern glatt
abgelehnt habe.
Die Berliner Preſſe
zur Hilfsbereitſchaft der deutſchen Wirtſchaft.
Die Berliner Preſſe nennt die Hilfsbereitſchaft der deutſchen
Wirtſchaft eine nationale Tat. Die „D.A.Z3.” unterſtreicht, daß
nicht das Reich oder öffentliche Körperſchaften, ſondern das
ſelbſtverantwortliche Unternehmertum in
na=
tionaler Selbſtloſigkeit und
ſtaatserhalten=
der Geſinnung zu dieſem mutigen und
dankens=
werten Schritt ſich entſchloſſen hat. Die Wirtſchaft
trägt hoffentlich mit ihrer Initiative dazu bei, die Kriſe des
Vertrauens zurückzudämmen und die Bahn für neue ſchöpferiſche
Geſtaltung der geſamten Innen= und Finanzpolitik freizumachen.
Der Staat hat ſeinerſeits die moraliſche Verpflichtung,
ange=
ſichts der großen opferbereiten Gemeinſchaftsaktion der
Wirt=
ſchaft alles zu tun, damit das Geſundungswerk gelingt. Die
„Börſen=Zeitung” betont, die Hilfsbereitſchaft der
deut=
ſchen Wirtſchaft bedeutet ohne weiteres eine Tat. Nun wird
es Aufgabe der Reichsregierung ſein, den Forderungen und
den Mahnungen, die die Führer der Wirtſchaft ſeit Jahren im
Hinblick auf die Unehrlichkeit der Politik und der
Wirtſchafts=
führung nach innen wie nach außen erhoben haben, endlich
ernſtlich Rechnung zu tragen.
Fritz Strack
und Fraudride, geb. Marchesi
Vermählte
Via Giuriati, 17
Mailand, den 9. Juli 1931.
Vereinigung
früherer
Leibgardiſten
Darmſtadt.
Meine geliebte Tochter
Meine liebe, gute Mutter
Frau Provinzialdirektor
Eliſabeth Matthias
geb. Schweninger
wurde am 2. Juli durch einen ſanften Tod erlöſt.
Frau Adele Schweninger
Ine Matthias
Wetſchi Matthias
Hubert Matthias.”
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München
Franz Marcſtr. 10II.
Die Beerdigung fand in aller Stille ſtatt.
Am Samstag, den 5. Juli
ver=
ſchied unſer langjähriges treues
Mitglied
Kamerad
Johannes Kempf
Oberſtadtſekretär i. R.
Pfandmeiſter.
Die Beerdigung des verſtorbenen
Kameraden fand auf Wunſch in
aller Stille ſtatt. Wir werden ſtets
ehrend ſeiner gedenken.
Der Vorſtand.
10486)
Fuß=
pflege
Spezialbehandlung,
Hühneraugen.
Nägel enkfern.
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Rummer 188
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Seite 5
Aus der Lunorshauprſtast.
Darmſtadt, den 8. Juli 1931.
* Die „großen Ferien” und ihre Geſchichte.
(Wie die Schulferien entſtanden. — Die Ferien im alten Rom. —
Die „großen Ferien” im Mittelalter. — Die „Hundstagsferien”.)
Die „großen Ferien” ſind für Hunderttauſende unſerer Kinder
die größte Freude, denn ſie bringen in das Getriebe und die
Ar=
beit der Schule eine größere Unterbrechung und ermöglichen auf
dieſe Weiſe eine Erholung des Körpers und des Geiſtes. Nicht zu
allen Zeiten hatten die Schüler einmal im Jahre die Freude, für
mehrere Wochen die Freiheit genießen zu können. Ständige
Fe=
rien wurden erſt eingerichtet, als der allgemeine Schulbeſuch zum
Geſetz erhoben wurde, denn jetzt war es nötig, daß man den
Kin=
dern auch regelmäßige Erholungspauſen gewährte, wenn ſie
ge=
zwungen wurden, regelmäßig die Schule zu beſuchen und zu
ar=
beiten. Der Name Ferien ſtammt aus dem Lateiniſchen und iſt
abgeleitet von dem Wort feriae=Feiertage. Es gab öffentliche und
private Feiertage dieſer Art. Die Bedeutung von Urlaub und
Freizeit erhielt das Wort aber auch ſchon bei den alten Römern,
und zwar in Verbindung mit dem Wort forenses — Gerichtsferien.
Sie dauerten ungefähr 30 Tage. Allmählich bekam das Wort im
Deutſchen die allgemeine Bedeutung von Freizeit und ſchließlich
von Schulferien. In früheren Zeiten fielen dieſe faſt
ausſchließ=
lich mit kirchlichen Feſten zuſammen. So haben wir heute noch die
Oſter=, Pfingſt= und Weihnachtsferien. Außerdem hatten die
Schü=
ler in früheren Jahrhunderten in Deutſchland noch zahlreiche
an=
dere Freizeiten, die oft Tage und ſogar Wochen dauerten, wie
z. B. bei Meſſen, Schützenfeſten, öffentlichen Prüfungen und
Spie=
len. Aus dieſen Freizeiten der Schüler der Kloſterſchulen und
an=
derer Unterrichtsanſtalten entwickelten ſich allmählich die
regel=
mäßigen Ferienzeiten, wie wir ſie heute kennen. Die „großen
Fe=
rien” des Mittelalters waren von den jetzigen weſentlich
unter=
ſchieden, denn in ihnen waren häufig nur die Nachmittage oder
einzelne Wochentage ſchulfrei. Gemeinſam hatten ſie mit unſeren
großen Ferien das eine, daß ſie auch in die heiße Zeit fielen.
Schon damals wollten die Schüler nicht gern lernen, wenn das
Thermometer ſich um die 25 Grad bewegte, obwohl damals von
einer Hitzemeſſung wie heute noch keine Rede war. Aber der
Kör=
per der Menſchen wußte, daß es ſehr heiß iſt, und ſchließlich gab
es auch damals ſchon Apparate, die der Feſtſtellung der
Wärme=
grade dienten. Damals nannte man dieſe Ferien wegen der
Hunds=
tage, in die ſie fielen, die „Hundstagsferien” oder auf lateiniſch
feriae caniculares. Das waren die Vorläufer der großen Ferien
von heute. Als nun die kirchlichen Feiertage, ſtark eingeſchränkt
wurden und die erhöhte Arbeit beim regelmäßigen Schulbeſuch
auch eine ſyſtematiſche Erholung erforderlich machte, ging man
dazu, die einzelnen Freitage und Nachmittage, die beſonders in
der heißen Jahreszeit den Schülern gewährt wurden, auf eine
be=
ſtimmte Zeit zuſammenzulegen um dadurch der Geſundheit der
Schüler zu dienen. Es lag nahe, dieſe Ferientage auf die heiße
Jahreszeit zu legen, da die Arbeitsluſt und die Arbeitsfähigkeit
der Schüler im Juli und Auguſt erfahrungsgemäß ſtark
darnie=
derliegen. Die Hitze iſt nur ein ſchlechter Helfer der Arbeit. So
kam allmählich die Einrichtung der großen Ferien zuſtande. Nicht
überall ſind ſie von gleicher Dauer. Auch ihr Beginn iſt ſogar in
Deutſchland nicht einmal gleichzeitig durchgeführt. Trotzdem aber
hat ſich nicht nur in allen Ländern Europas, ſondern auch in
an=
deren Kulturländern dieſe Einrichtung der großen Ferien überall
eingebürgert Sie dauern zwiſchen 4 und 8 Wochen. Deutſchland
war auf dieſem Gebiete führend. Als ſich durch ärztliche
Unter=
ſuchungen gezeigt hatte, daß die Einrichtung der großen Ferien
in geſundheitlicher Beziehung ſehr ſegensreich war, gingen auch
allmählich zahlreiche andere Länder dazu über, ihren Schulern in
der Hochſommerzeit eine längere Arbeitsruhe zu gewähren. Heute
ſind die großen Ferien eine derartige ſelbſtverſtändliche
Einrich=
tung, daß man glaubt, ſie ſeien ſtets vorhanden geweſen. Während
man früher die Ferien dazu benutzte, den Schülern Arbeiten
auf=
zugeben um ſie auf dieſe Weiſe zu beſchäftigen, iſt man heute
davon faſt überall, abgekommen, denn man weiß, daß eine
Er=
holung für die Schüler erſt dann vollgültig wird, wenn ſie für
einige Wochen dem Zwange der Schularbeiten enthoben ſind.
Störung der Ruhe und Ordnung durch Mufizieren. Mit
dem Eintritt der warmen Jahreszeit mehren ſich beim
Polizei=
amt die Klagen über das anhaltende Muſizieren, insbeſondere
Klavierſpielen, Singen, Spielenlaſſen von mechaniſchen
Muſik=
apparaten (Radio, Grammophone und dgl.) im Freien oder
bei offenem Fenſter. Die meiſten Beſchwerden werden
über das Muſizieren mit Radioapparaten vorgebracht. Da dieſe
Art des Muſizierens eine erhebliche Beläſtigung der
Nachbar=
ſchaft bildet und den Tatbeſtano des § 360 Ziff. 11 R. St. G.B.
(ungebührliche Erregung ruheſtörenden Lärms oder Verüben
groben Unfugs) erfüllt, macht das Polizeiamt darauf
aufmerk=
ſam, daß die Polizeibeamten angewieſen worden ſind,
unnach=
ſichtlich gegen dieſe Ruheſtörungen einzuſchreiten und die
Ver=
antwortlichen anzuzeigen.”
— Vereinigung Liebighaus, e. V.,
den 18. Juli, findet in den Räumen
die diesjährige 3. Hauptverſammlung
haus ſtatt. Herr Geheimrat Dr. Dr., Frankfurt a. M., ſpricht über „
Doppelbindungen.”
Darmſtadt. Am Samstag.
der Techniſchen Hochſchule
der Vereinigung
Liebig=
ng. e h. A. von Wein=
„Die Natur der organiſchen
— Heſſiſches Landestheater. Die Fernſprech=
Vermitt=
lung des Landestheaters iſt während der Theaterferien bis auf
weiteres nicht mehr durchgehend beſetzt, ſondern von 9—14 Uhr
und von 17.30 Uhr bis zum Schluß der Abendvorſtellung;
Sonn=
tags von 10—13,30 Uhr und von 18,30 Uhr bis zum Ende der
Vorſtellung. In den dazwiſchen liegenden Stunden iſt das Büro
Sommerſpielzeit Harprecht über Nr. 3780, die
Miet=
abteilung über Nr. 3782, die Tageskaſſe des Kleinen
Hauſes über die Staatsleitung Nr. 5001,
Nebenan=
ſchluß Nr. 674, zu erreichen. — Die Tageskaſſe des
Klei=
nen Hauſes iſt wochentags von 9,30 bis 13,30 Uhr und
Sonn=
tags von 11 bis 13 Uhr, ſowie abends eine Stunde vor Beginn der
Vorſtellung geöffnet.
* Haushilfe bedeutet Sorge für Haushalt und Kinder einer
niederkommenden oder erkrankten Frau. Auch in Fällen der
Er=
krankung von Hausangeſtellten können Haushilfen den Familien
wertvolle Hilfe leiſten. Die Haushilfen übernehmen den
Haus=
halt alleinſtehender Perſonen und ermöglichen ihnen ſo den
Ver=
bleib im eigenen Heim; ebenſo wird ihnen bei längerer
Abweſen=
heit der Hausfrau ſtets gerne die Haushaltführung ſowie die
Be=
aufſichtigung und Bewahrung der Wohnung bei größeren Reiſen
übergeben. — Die Abteilung Haushilfe des Alice=Frauenvereins
entſendet vertrauenswürdige Frauen zur Haushilfe; dieſe ſind
ſorgfältig ausgewählt, in vielen Fällen bereits erprobt und
wer=
den ſtändig überwacht. Sie ſind einer Haushilfeordnung
unter=
ſtellt. — Die Koſten der Haushilfe können von der Familie ſelbſt
ganz oder teilweiſe getragen werden; außerdem kommen als
Koſtentrager das Wohlfahrtsamt oder die Krankenkaſſe in Frage.
Wie verſchafft man ſich Haushilfe? Man wendet ſich ſchriftlich,
mündlich oder telephoniſch an die Geſchäftsſtelle des Alice=
Frauen=
vereins. Dieburger Straße 21, Telephon 2101. Sprechſtunden:
10 bis 12 Uhr vormittags.
*Die Schönheiten des Odenwalds.
Studienfahrt der mikkelrheiniſchen Kunſtgeſellſchaft nach Michelſtadt und Erbach.
Die „Mittelrbeiniſche Geſellſchaft zur Pflege
alter und neuer Kunſt e. V.” machte letzten Sonntag
(5. Juli) eine Studienfahrt in den Odenwald, nach
Michel=
ſtadt und Erbach. Drei große Geſellſchaftsautos brachten die
Teilnehmer aus Wiesbaden, dem Rheingau und Mainz, über
Groß=Gerau. Darmſtadt, Ramſtadt. Reinheim, an den Burgen
Otzberg und Breuberg vorbei, in das Mümlingtal. Die fruchtbare
Ebene wandelt ſich in Berglandſchaft, Wieſen und Wälder
wech=
ſeln ab mit den eingeſtreuten maleriſchen, kleinen Ortſchaften,
wie Höchſt und Bad=König, deren alte Gaſſen, Fachwerkhäuſer
und Kirchen Zeugnis ablegen von der langjährigen Geſchichte des
Landes.
In Erbach empfing Herr Archivrat Dr. Morneweg die
aus über hundert Mitgliedern beſtehende Geſellſchaft und führte
ſie durch die reichen Sammlungen des Schloſſes, nachdem er einen
kurzen Ueberblick über ihre Entſtehung gegeben hatte. Zunächſt
zeigte er die Schätze des Ritterſaales, die Prunkrüſtungen des
15. und 16. Jahrhunderts, nebſt einer Fülle von reichverzierten
Helmen, Schilden, Schwertern und Lanzen. Beſonderes Intereſſe
fanden die alten Glasmalereien, darunter die drei prächtigen
Fenſter aus der Dominikanerkirche in Wimpfen. In der einige
Stufen tiefer gelegenen Schloßkapelle wies Herr Archivrat
Mor=
neweg auf die Geſchichte Einhards hin deſſen
mittelalter=
licher Sarkophag — bis 1802 in Seligenſtadt befindlich —
nun=
mehr hier aufgeſtellt iſt. An den Wänden der Kapelle befinden
ſich zahlreiche Grabſteine der Erbacher Grafen, kunſtgeſchichtliche
Dokumente des 11. bis 14. Jahrhunderts. Nachdem noch die
Rüſt=
kammer mit zahlreichen eigenartigen Waffen aus dem
Mittel=
alter und der neueren Zeit beſichtigt war, feſſelten im Prunkſaal
des 1. Stockwerks die einzig daſtehende Geweihſammlung,
außer=
ordentlich reich an prachtvollen ſeltenen Exemplaren.
Sodann überraſchte die Fülle vortrefflicher Köpfe der
Anti=
kenſammlung, Büſten von Kaiſern, Feldherren, Staatsmännern
und Philoſophen, unter denen die überlebensgroße Marmorſtatue
des Kaiſers Hadrian — in Tivoli ausgegraben — die reife Kunſt
der römiſchen Kaiſerzeit offenbarte. Antike Helme, Vaſen und
Münzen ſowie ein ägyptiſcher Papyros gaben anregenden Einblick
in die antike Kulturgeſchichte. Zum Schluß wurde noch in die
Hubertuskapelle geführt, wo auf die Schönheit des
reichgeſchnitz=
ten ſpätgotiſchen Altars hingewieſen und auf die anderen Kunſt=
werke altdeutſcher und altniederländiſcher Gemälde aufmerkſam
gemacht wurde.
Eine kurze Fahrt führte die Teilnehmer nach
Michel=
ſtadt, wo nach dem Mittageſſen Herr Pfarrer Dr. Kunze in
der Pfarrkirche die Baugeſchichte entwickelte, nachdem Herr
Archiv=
rat Morneweg etliches über die Geſchichte der bereits im
8 Jahrhundert erwähnten alten Stadt berichtet hatte. Bei dem
Rundgang wurden die zahlreichen prächtigen Wandgräber der
Grafen von Erbach im Chor, die mit zu den wertvollſten
Kunſt=
denkmälern der Renaiſſance im heſſiſchen Gebiet gehören,
beſon=
ders eingehend beſichtigt. Die maleriſche Anlage des Kellereihofes
und der alten Stadtmauer, beſonders dann auch der
unvergleich=
lich reizvolle Bau des Rathauſes, der Löwenhof, der
Röhren=
brunnen und alte Fachwerkhäuſer machten mit den Schönheiten
des alten Städtchens bekannt.
Im Schloßhof von Fürſtenau erklärte Herr Archivrat
Morneweg die Baugeſchichte. Er erwähnte die Gründung der
Burganlage als kurmainziſches Bollwerk und wies auf die
Reihen=
folge der verſchiedenen Bauteile hin. Vom maleriſch=
künſtleri=
ſchen, wie vom techniſchen Standpunkt gleichmäßig bewundert
wurde der elegante Schwibbogen zwiſchen den beiden Ecktürmen,
welcher das Viereck des Schloßhofes gleichſam räumlich abſchließt.
Das älteſte Baudenkmal, die von Einhard erbaute
Ba=
ſilika, gab unter der Einführung des Herrn Dr. Kunze einen
ſtarken Eindruck des Bauſchaffens der karolingiſchen Epoche.
Be=
ſonders intereſſierten ſeine Mitteilungen über die Ausgrabungen
der letzten Zeit, welche ſowohl die Atriumsanlage, als auch die
Krypta klargelegt haben.
Das prächtige Mümlingtal aufwärts führte die Fahrt
weiter durch das liebliche Tal der Marbach zum „
Siegfried=
drunnen”, wo ausgewählte Verſe des Nibelungenliedes die
Sage von der Ermordung Siegfrieds lebendig werden ließen.
Ueber Hiltersklingen, Wehlau Hammelbach, durch prächtige
Berg=
wälder ging es weiter nach Lindenfels, wo eine kurze Raſt
zur Beſichtigung des Ortes und der Ruine gemacht wurde und
dann mit weiten Sichten über die Täler und die Kette der
Oden=
waldberge durch das liebliche Modautal und im dämmernden
Abend an Schlöſſern und Burgen vorbei, durch die maleriſchen
Orte der Bergſtraße in die Heimat zurück.
Nene Zeppelinmarken zur Polfahrk.
Aus Anlaß der bevorſtehenden Polarfahrt des Luftſchiffes Graf
Zeppelin” werden die Zeppelin=Luftpoſtmarken zu 1, 2 und 4 RM.
mit einem Aufdruck „Polar=Fahrt 1931” ausgegeben. Die
Poſt=
anſtalten können ſchon vorher Beſtellungen auf dieſe Marken
entgegennehmen.
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TAUsHeTkauf
wegen Geschäftsübergabe und Umzug
Beträchtliche Preisherabsetzungen auf
1o4us) nur bekannt erstklassige Erzeugnisse.
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— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſ. Landestheater.
Heute Donnerstag, ſowie am morgigen Freitag finden die
letz=
ten Aufführungen von „O, ſpaniſche Fliege!” von
Ar=
nold und Bach, in der ausgezeichneten muſikaliſchen Bearbeitung
von Bruno Harprecht, die ſchlechtweg allabendlich Stürme
aus=
gelaſſenſter Heiterkeit entfeſſelt und demzufolge einen geradezu
ſenſationellen Erfolg zu verzeichnen hat, ſtatt. Wer ſich einmal
gründlichſt auslachen will, der verſäume nicht, die Bekanntſchaft
der „Spaniſchen Fliege” zu machen.
— Heag=Sonderfahrt nach Berlin. Die Ferien beginnen, und
ſo mancher Wunſch wird bei jung und alt in Erſcheinung
tre=
ten. Eine ſechstägige Reiſe nach Berlin wird empfohlen. Die
Reichshauptſtadt bietet durch die große Bauausſtellung vielen
eine beſondere Schau moderner Baukunſt und Architektur; die
Rückfahrt durch den Harz landſchaftliche Reize, die jedem
Mit=
reiſenden in ſtändiger Erinnerung bleiben. Es werden auf der
Hinfahrt Städte wie Eiſenach, Weimar, Leipzig berührt. An all
dieſen größeren Plätzen ſind Stadtrundfahrten und Führungen
vorgeſehen. Alles Nähere Sporthaus Adelmann und Heaghaus.
(Siehe Anzeige.)
Kriſenlohnſteuer. Vom Finanzamt Darmſtadt=Land wird
uns geſchrieben: Arbeitgeber, die im Amtsbezirk Darmſtadt=Land
wohnen und das Merkblatt für die ab 1. Juli d. J. zu erhebende
Kriſenlohnſteuer noch nicht im Beſitz haben, können dasſelbe bei
der zuſtändigen Bürgermeiſterei unentgeltlich in Empfang
neh=
men. Beſtellungen auf Tabellen zum Ableſen der Kriſenlohnſteuer
vom Bruttoarbeitslohn ſind an den Verlag der Reichsdruckerei,
Berlin SW. 68 Alte Jakobſtraße 106, zu richten. Zu empfehlen
iſt ferner zum Ableſen: 1. der Lohnſteuer, 2. der Kriſenlohnſteuer,
3. der Geſamtlohnſteuer, die Ideal=Kriſenlohnſteuer=Tabelle von
Heinrich Gerling, Verlag, München 23, Viktor=Scheffelſtr. 2.
* Aus den Darmſtädker Lichkſpioltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele
bringt einen ausgezeichneten Stummfilm, eine meiſterhafte
Regie=
arbeit von Cecil B. de Mille: „Dynamit”. Ein Film, deſſen
Fabel, wie wohl ſie das alte Lied von Liebe und Liebesleid ſingt,
originell erfunden iſt. Ein Vorwurf der einmal etwas anderes
behandelt als die ewige geſellſchaftliche Lüge, wie wohl auch dieſe
hier eine Rolle ſpielt. Eine kapriziöſe Amerikanerin kann ihre
Millionen nur erben, wenn ſie ſich verheiratet. Der Mann, den
ſie liebt, iſt noch verheiratet. Sie verfällt auf die Idee, ihren
Scheingatten aus dem Gefängnis zu holen und läßt ſich mit einem
zum Tode Verurteilten trauen. Wenige Tage ſpäter wirft die
Tragik ſich entſcheidend in ihren Lebensweg. Der zum Tode
Ver=
urteilte iſt unſchuldig, er erſcheint in dem vornehmen Haus ſeiner
„Frau”. Als einfacher Bergmann lernt er die Verlogenheiten
ge=
wiſſer Geſellſchaftskreiſe kennen, es erwächſt aus der Situation
ein Kampf zwiſchen den beiden Rivalen um die Frau, ein Kampf
aber auch um die Liebe ſelbſt. Schließlich lieben ſich die beiden
Scheingetrauten. Eine furchtbare Bergwerkskataſtrophe bringt
in höchſter Todesnot beiden dieſe Liebe zum Bewußtſein. Das
bei Amerikanern übliche happp end wird diesmal außerordentlich
geſchickt bildtechniſch vermieden, obwohl es, wenn auch mit dem
Tod des einen Rivalen verbunden, da iſt.
Der zweite Stummfilm gibt dem bildhübſchen wenn auch
etwas ſüßlichen Ramon Novarro Gelegenheit, ſeine Eleganz
zu zeigen und mit dieſer ſein Glück bei Frauen. Ein
Geſellſchafts=
film ohne irgend welchen künſtleriſchen Einſchlag, deſſen Bilder
vielfach in das Bade= und Sportleben von Biarritz führen. **
*
— Im Union=Theater läuft zum erſten Male der neue
deutſche Tonfilm Die heilige Flamme”, mit den
be=
liebten Darſtellern Guſtav Fröhlich und Dita Parlo in den
Haupt=
rollen. Regie: Berthold Viertel.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute Student ſein,
wenn die Veilchen blühen” mit dem bekannten
Rund=
funk=Tenor Franz Baumann. Der Film enthält eine Reihe
hüb=
ſcher Bilder von dem Burſchenleben aus der Univerſitätsſtadt
Würzburg. Dazu reichhaltiges Beiprogramm. — Jugendliche
haben Zutritt.
— Gabelsberger Stenographenverein von 1861. Ballonſchule.
Auch heute und morgen beginnen wieder neue Kurſe in allen
Abteilungen, und zwar ſowohl für Anfänger, als auch für
Fort=
geſchrittene. Wer beſtrebt iſt, ſeine berufliche Poſition zu feſtigen
und vorwärts zu kommen, dem wird der Beſuch der Kurſe beſtens
empfohlen. Wir bitten um Beachtung der heutigen Anzeige.
p. Krankenfürſorge der Angeſtellten. § 616 BGB. lautet:
Der zur Dienſtleiſtung Verpflichtete wird des Anſpruches auf die
Vergütung nicht dadurch verluſtig, daß er für eine verhältnismäßig
nicht erhebliche Zeit durch einen in ſeiner Perſon
lliegen=
den Grund ohne ſein Verſchulden an der Dienſtleiſtung verhindert
wird. Er muß ſich jedoch den Betrag anrechnen laſſen, welcher ihm
für die Zeit der Verhinderung aus einer auf Grund geſetzlicher
Verpflichtung beſtehenden Kranken= oder Unfallverſicherung
zu=
kommt.” — Durch die Verordnung des Reichspräſidenten vom
1. Dezember 1930, im Reichsgeſetzblatt vom 2. Dezember 1930
ver=
kündet, die nach dem Geſetz über die Verkündung von
Rechtsver=
ordnungen vom 13. Oktober 1923 (RGBl. I. S. 959) am 3.
De=
zember 1930 in Kraft trat, wurde beſtimmt: Dem § 616
BGB. wird folgende Vorſchrift hinzugefügt: „Der Anſpruch eines
Angeſtellten kann nicht durch Vertrag ausgeſchloſſen oder
be=
ſchränkt werden.” Rückwirkend auf 3. Dezember 1930
iſt nun durch die Notverordnung vom 5./6. Juni 1931 zu 8 616
BGB. folgender 2. Abſatz angefugt: „Der Anſpruch eines
Ange=
ſtellten (§ 1. Abſ. 1,2 des Angeſtelltenverſicherungsgeſetzes) auf
Vergütung kann für den Krankheitsfall nicht durch Vertrag
aus=
geſchloſſen oder beſchränkt werden. Hierbei gilt als
verhältnis=
mäßig nicht erheblich eine Zeit von 6 Wochen, wenn
nicht durch Tarifvertrag eine andere Dauer
be=
ſtimmt iſt.”
—Die Provinzialſtraße von Griesheim nach Wolfskehlen,
Kilometer 7.415 bis 10,723, iſt wegen Ausführung von
Straßen=
bauarbeiten vom 6. Juli d. J. ab bis zum 10. Auguſt d. J. für
Kraftfahrzeuge und Fuhrwerke jeder Art geſperrt. Der Umweg
für den Durchgangsverkehr geht über Groß=Gerau oder über
Stock=
ſtadt—Crumſtadt—Eſchollbrücken. Die aufgeſtellten Schilder ſind
zu beachten. Zuwiderhandlungen werden zur Anzeige gebracht.
MAdGl Suppen
1 Würfel für 2 Teller
28 verschiedene Sorten- 10119
MAGGF Fleischbrühe
S Würfel nur
18 Pfg. aat.
z1Stange)
MaGl Würze
Original-
Elaschen
RM —.18
.36
—.63 —.90
1.49
5.85
nachgefüllt
RM —.09
—.20
39 —.59
1.13
[ ← ][ ][ → ]Seite 6
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Nummer 188
* Schwurgerichk.
Aw. Das Schwurgericht verhandelte am Dienstag gegen einen
Steuerwachtmeiſter aus Pforzheim. Der Mann
wohnte früher in Fürth und beſaß dort auf dem Bahnhof ein
Er=
friſchungshäuschen. Als er ſeine jetzige Stellung in Ausſicht
ge=
ſtellt bekam, verſuchte er dieſes Erfriſchungshäuschen zu verkaufen.
Es wurde ihm ein Angebot von 900 Mark gemacht, doch machte er
ſchließlich mit einem Ehepaar aus Reiſen einen Kaufvertrag über
1200 Mark. Er ſtellte dem Ehepaar dabei ſeine Wohnung in
Aus=
ſicht, wenn er nach Pforzheim zoge. Das Häuschen ſollte in Raten
gezahlt werden. Die erſte Rate wurde bezahlt, doch dann
verwei=
gerte der Käufer die weitere Zahlung, da der Angeklagte ſein
Verſprechen bezüglich der Wohnung nicht eingehalten habe und er
dadurch ſchwer geſchädigt worden ſei. Der Angeklagte erhob
hierauf Klage auf Wiederherausgabe des Häuschens, denn er
hatte ſich bis zur endgültigen Zahlung Eigentumsrecht
vorbehal=
ten. In einem Termin ſagte er unter Eid aus, daß er dem
An=
geklagten beim Verkauf des Häuschens niemals ſeine Wohnung
zugeſagt habe. Der Mann zeigte ihn darauf wegen Meineids an.
In der Dienstagsverhandlung bleibt der Angeklagte dabei, daß er
dem Manne niemals ſeine Wohnung zugeſagt habe. Er habe das
ja gar nicht gekonnt, denn er habe damals noch gar nicht gewußt,
ob er wirklich nach Pforzheim komme. Nach endloſer
Beweisauf=
nahme ſtellt gegen 7 Uhr der Staatsanwalt den Antrag auf
Ver=
urteilung wegen Meineids. Er halte es für erwieſen daß der
Angeklagte wiſſentlich die Unwahrheit geſagt habe. Um 9 Uhr
verurteilt das Gericht den Angeklagten wegen
fahrläſſi=
gen Falſcheids zu 6 Monaten Gefängnis. Das
Ge=
richt habe ſchwere Bedenken gehabt, den Angeklagten nicht doch
wegen Meineids zu verurteilen. Zweifellos habe der Angeklagte
dem Käufer zumindeſt ſtarke Hoffnung auf die Wohnung gemacht
und ihn auch in dem Irrtum erhalten, denn der Mann habe ſonſt
kein Intereſſe an dem Kauf des Häuschens gehabt. Es ſei dem
Angeklagten jedoch eine wiſſentlich falſche Ausſage nicht
einwand=
frei nachzuweiſen geweſen.
Das Bezirksſchöffengericht verhandelte am
Mitt=
woch gegen 10 Lampertheimer Angeklagte, zum
größ=
ten Teil Kommuniſten. Am 10. April fand in Lampertheim eine
nationalſozialiſtiſche Verſammlung ſtatt, in der Stadtverordneter
Zürtz als Redner ankündigte, daß nach der Verſammlung von
kom=
muniſtiſcher Seite ein Ueberfall geplant ſei. Deshalb wurden die
abziehenden auswärtigen Nationalſozialiſten unter polizeilichen
Schutz geſtellt. Etliche Lampertheimer Nationalſozialiſten machten
einen Umweg, um die 9—10 Fahrräder ihrer Kameraden aus der
Werkſtatt eines Nationalſozialiſten zu holen. Sie wollten ſich
dann am Ortsausgang wieder mit den anderen treffen, um ihnen
die Räder zu übergeben. Als ſie beinahe den Treffpunkt erreicht
hatten, wurden ſie von zwei bis drei Leuten in der Dunkelheit
angehalten, der eine erhielt einen Tritt und einem Nachzügler
wurde ziemlich heftig mit irgendeinem harten Gegenſtand auf den
Rücken geſchlagen, ſo daß er blutend bei den anderen ankam.
Ringsum in Ecken und Winkeln ſtanden Geſtalten, von denen
einige erkannt wurden und heute auf der Anklagebank ſitzen.
Allein der erſte Angeklagte gibt zu, den Tritt verſetzt und einen
anderen vorn an der Bruſt gefaßt zu haben. Er habe ſich durch
herausfordernde Bemerkungen des einen Nationalſozialiſten in
der vorhergehenden Verſammlung dazu hinreißen laſſen. Alle
übrigen beſtreiten eine Teilnahme Teilweiſe ſeien ſie nur
dabei=
geſtanden, teilweiſe überhaupt nicht dabei geweſen. Auf Antrag
des Staatsanwalts, der die Beſtrafung von fünf Angeklagten
in das Ermeſſen des Gerichts ſtellte, ſprach das Gericht
dieſe fünf frei. Von den übrigen Angeklagten wurde der erſte
wegen Landfriedensbruch mit Gewaltanwendung in Tateinheit
mit Körververletzung zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Für drei Monate wird ihm eine Bewährungsfriſt von 3 Jahren
zuerkannt. Der zweite Angeklagte erhält, da er äußerſt beſchränkt
und zudem noch jugendlich iſt, wegen einfachen
Landfriedens=
bruchs 1 Monat Gefängnis, für den ihm ebenfalls eine
dreijährige Bewährungsfriſt zuerkannt wird. Der dritte und
vierte Angeklagte erhalten wegen einfachen Landfriedensbruchs je
3 Monate Gefängnis. Gegen den fünften Angeklagten, der
zur Verhandlung nicht erſchienen war, wird das Verfahren
abge=
trennt und Vorführungsbefehl erlaſſen.
Lokale Beranſtalkungen.
Die bieruntzer erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzelgen m betrachten.
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kriſfſ.
— Im Wiener Kronenbräukeller konzertieren
mor=
gen Freitag die ehemaligen weißen Dragoner unter Leitung des
Obermuſikmeiſters Rühlemann bei freiem Eintritt.
— Der Zyklus volkstümlicher Konzerte wird in
dieſer Woche wie folgt fortgeſetzt: Freitag, den 10. Juni, im
Heſ=
ſiſchen Hof, Wilhelminenſtraße; hierzu ein Programm mit Werken
bekannteſter Komponiſten wie: Offenbach, von Suppé, von Weber,
Johann Strauß, Carl Zeller, Franz Lehär. Vielfachen Wünſchen
entſprechend, kommt zum Schluß der harmoniſche Zapfenſtreich der
Infanterie und Kavallerie mit anſchließendem Gebet zur
Auffüh=
rung. Dieſes Konzert nur bei geeigneter Witterung. Weitere
Konzerte Sonntag, den 12. Juli, nachmittags und abends, im
Rummelbräugarten. Alle Konzerte leitet Matthias Weber
per=
ſönlich.
Tageskalender für Donnerstag, den 9. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20 Uhr: „O, ſpaniſche Fliege” Konzerte: Zur
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor,
Herrn=
gartenkaffee. — Kinovorſtellungen: Union=, Helia=
und Palaſt=Lichtſpiele.
Zur geplanken Arkkisfahrt des „Graf Zeppein”.
Von Direktor Dr. Popofſky.
Abenteuerliche Entdeckung: Helium wird zuerſt auf der Sonne
gefunden. — Der Gaskeller von Colorado. — Amerika gibt das
Helium frei. — Eine Preisſenkung von 30000 auf 1,45 Mark
für den Kubikmeter Gas. — Farnſporen, die bei 270 Grad
Kälte am Leben bleiben. — Helium, eine riefige Energiequelle
der Zukunft?
Unſer ſtolzes Luftſchiff „Graf Zeppelin” hat, als es noch vor
ſeinen letzten größeren Fahrten zur Ueberholung in die Werft
überführt wurde, nach Berechnungen eines ſeiner Kapitäne,
Hans von Schiller, in zweijähriger Fahrtätigkeit mehr als 150
Fahrten zurückgelegt und 10 278 Perſonen, 2½ Millionen Stücke
Poſt und 1½ Millionen Kg. Nutzlaſt befördert. Es kegte
ins=
geſamt in 2 308 Flugſtunden die Reiſe um den Erdball ſechsmal
auf dem größten Kugelkreis zurück. Damit hat das Luftſchiff
ſich als ſicheres Schnellverkehrsmittel vollauf bewährt.
Die größte Gefahr droht den Luftſchiffen von der Füllung
mit dem ſo leicht entzündlichen Wafferſtoff als Traggas, wie
das Unglück mit dem engliſchen R. 101 zeigte. Aus dieſem
Grunde wurden die amerikaniſchen Luftſchiffe, auch das bald
fertige Rieſenluftſchiff „Akron” mit nicht brennbarem
Helium=
gas gefüllt. Zu aller Ueberraſchung hat die Regierung der
Ver=
einigten Staaten die Ausfuhr von Helium, die bis dahin
ver=
boten war, vor einiger Zeit freigegeben, ſo daß unſer neuer
„Zepp”, der im Bau begriffen iſt, nun auch mit ungefährlichem
Helium gefüllt werden kann. Wie iſt dieſer Meinungsumſchwung
der Verantwortlichen U. S.A., die das ſeltene koſtbare Traggas
zunächſt zu Zwecken der Landesverteidigung für ſich behalten
wollten, zu erklären? Ein kurzer Blick auf die Geſchichte des
Heliums wird uns Aufklärung bringen.
Das ſeltene Gas wurde, ſo ſonderbar es klingt, zuerſt im
Jahre 1869 mit Hilfe des Spektroſkops auf der Sonne entdeckt.
Sein Name Helium iſt von dem griechiſchen Wort für die Sonne
abgeleitet. Später fand man geringe Spuren von ihm in der
Luft. Eine der verblüffendſten Tatſachen war es, als 1903
Ramſay und Soddy den Nachweis führten, daß das Radium
bei ſeinem Zerfall Helium erzeugt, und Rutherford
nach=
wies, daß die vom Radium mit großer Geſchwindigkeit
ausge=
ſchleuderten Alphaſtrahlen nichts anderes als Heliumatome
waren. Daher kann man mit Sicherheit annehmen, daß das
Aus Heſſen.
— Griesheim, 8. Juli. Man ſchreibt uns? Herr Johs. Deltau
feiert am Sonntag, 12. Juli, ein ſeltenes Jubelfeſt. Auf 70
arbeits=
reiche Jahre darf der Jubilar zurückſchauen, von denen er 50 in
Gries=
heim verlebt hat. 45 Jahre führt er den ſtolzen Meiſtertitel, und ſchon
35 Jahre lang führt er ſein bekanntes Schuhwarengeſchäft, das ſtets
treue und zufriedene Kunden fand. Seinem Grundſatze, nur das Beſte
vom Beſten zu liefern, iſt er ſtets treu geblieben, und jeder, der ihn
kennt, wünſcht, daß er dieſe Treue noch recht lange möge betätigen
können.
F. Eberſtadt, 8. Juli. Fertigſtellung des Naturpfads.
Nachdem der vom Verſchönerungs= und Verkehrsverein ins Leben
ge=
rufene Naturpfad fertiggeſtellt iſt, wird ſeine Einweihung und
Uebergabe an die Oeffentlichkeit am Samstag, den 11. Juli, nachmittags
5 Uhr, vollzogen werden. An einem offiziellen Akt, zu dem eine Reihe
von Gäſten eingeladen ſind, ſchließt ſich eine erſte Begehung des
Natur=
pfads an, wobei an den beſchilderten Stellen von den ſachverſtändigen
Perſonen, die bei der Einrichtung mitgewirkt haben Erklärungen
abge=
geben werden. — Gemeinderatsſitzung. Am Donnerstag, den
9. Juli, abends 8.30 Uhr, findet im Rathausſaale eine öffentliche
Ge=
meinderatsſitzung ſtatt.
Aa. Eberſtadt, 8. Juli. Selbſtmord auf den
Schie=
nen. Wie die Ermittelungen ergeben haben, handelt es ſich bei
der 22jährigen Ehefrau Loebig, die ſich am Dienstag mit ihrem
Kind zwiſchen hier und Südbahnhof Darmſtadt auf die Schienen
warf und von einem D=Zug überfahren ließ, um eine geborene
Eberſtädterin, die in Griesheim verheiratet war. Die junge Frau
kam am Dienstag von Griesheim nach hier zu ihren Eltern. Der
Grund zur Tat iſt nicht bekannt. In einem hinterlaſſenen Briefe
gab ſie aber an, daß ſie mit ihrem Kinde aus dem Leben ſcheiden
wolle. Die Leiche der auf der Stelle getöteten und verſtümmelten
Frau wurde durch den Leichenwagen nach der Leichenhalle
Eber=
ſtadt gebracht. Das Kind hatte außer einem ſchweren
Schädel=
bruch erhebliche Verletzungen an einem Beinchen davongetragen.
Es war erſt anderthalb Jahre alt. Die Tat geſchah in nächſter
Nähe der Brücke am Griesheimer Weg.
Cp. Pfungſtadt, 8 Juli. Nach dem Standesamtsregiſter
waren hier im abgelaufenen Monat Juni neun Geburten (4 Mädchen,
5 Knaben), ſieben Todesfälle und zwei Eheſchließungen zu verzeichnen. —
Das Holz muß abgefahren werden. Die Bürgermeiſterei
weiſt darauf hin, daß das jetzt noch im Wald lagernde Nutz= und
Brenn=
holz alsbald, ſpäteſtens bis zum Ende dieſes Monats, abgefahren
wer=
den muß, andernfalls die Steigerer bzw. Ortsbürger durch das zuſtändige
Forſtamt Eberſtadt angezeigt werden.
f. Roßdorf, 8 Juli. Schlußfeier. Die von der Arbeiter=
Sama=
riterkolonne im Saale des Gaſthauſes Zur Traube veranſtaltete
Schluß=
feier nahm einen ſchönen Verlauf. „Im Mittelpunkt der Feier ſtand die
Ehrung des Kolonnenarztes Herrn Dr. Heck, dem für ſein
unermüd=
liches Wirken ein Bild und ein prächtiger Blumenſtrauß überreicht ward.
Ausgezeichnete Muſikvorträge der Kapelle Kreiſel und Geſangsvorträge
des Arbeitergeſangvereins Einigkeit halfen die Feier weſentlich
verſchö=
nern. Auch die Nachbarkolonne Ober=Ramſtadt war zahlreich erſchienen.
Alle Teilnehmer waren über die würdige Feier voll befriedigt,
Helium in der Luft und in den Naturquellen, in denen es
in=
zwiſchen auch gefunden wurde, wohl ſo gut wie ganz dem
dauernd in der Erdrinde vor ſich gehenden Zerfall der
radio=
aktiven Stoffe zuzuſchreiben iſt.
Als Threlfall von der amerikaniſchen Marine im Jahre
1914 das Helium wegen ſeiner nur um acht vom Hundert (im
Vergleich zu Waſſerſtoff) geringeren Auftriebskraft und ſeiner
Unentzündbarkeit als Ballonfüllmittel vorſchlug, erſchien dieſer
Gedanke geradezu lächerlich, da ein Kubikmeter noch
wenige Jahre davor rund dreißigtauſend Mark
koſtete.
Bald wurden aber in den Gasfeldern des ſüdweſtlichen
Nordamerikas und den Petroleumfeldern von Texas Gasquellen
gefunden, mit verhältnismäßig reichem Gehalt an Helium, der
etwa eins bis zwei vom Hundert betrug. Die hochentwickelte
Kälteinduſtrie, vor allem die billige Gewinnung der flüſſigen
Luft, gab die Möglichkeit, die brennbaren Begleitgaſe des
Heliums, z. B. das Sumpfgas und die Kohlenſäure, zu
ver=
flüſſigen und das Helium gasförmig rein zu erhalten. So
konnte es, wie bei uns die Kohlenſäure, in Stahlbomben
ver=
dichtet, verſchickt werden.
Auf der Suche nach weiteren Heliumquellen ſtieß man
kürzlich beim Bohren in Colorado auf einen
Gaskeller, deſſen Naturgas ſogar 7 Prozent Helium im
Volumen enthielt. Eine ſchnell dort errichtete Fabrik verarbeitet
täglich 200 000 Kubikmeter Naturgas und bringt es
dadurch auf eine Jahresgewinnung von 4 Millionen Kubikmeter
Helium. Zuſammen mit dem Helium der anderen Gasquellen
iſt das überreichlich genug für die Bedürfniſſe der U.S.A. an
Helium, denn ſelbſt das rieſige amerikaniſche Luftſchiff „Akron”
braucht nur 184 000 Kbm. für eine Füllung. So kommt es, daß
das Gas jetzt zu einem gewinnbringenden Ausfuhrgegenſtand
geworden iſt, zumal der Preis auf 1,45 Mk. je Kubikmeter
herab=
geſetzt werden konnte und damit die Verwendung von Helium
als Traggas billiger als die von Waſſerſtoff iſt. Die
Luftſchiff=
fahrt wird durch die Verwendung des Heliums wegen der
außerordentlichen Vermehrung der Sicherheit einen gewaltigen
Aufſchwung nehmen.
Das Helium hat den tiefſten Siedepunkt aller bekannten
Gaſe, er liegt bei —268,5 Grao, d. h. nur noch 4,5 Grad vom
abſoluten Nullpunkt (—273 Grad) entfernt. Feſtes Helium
läßt uns ſogar Temperaturen erreichen, die dem abſoluten
Null=
punkt um wenige Zehntel Grade nahe kommen. Mit flüſſigem
und feſtem Helium wurden in dem berühmten Kältelaboratorium
zu Leyden durch Kamerlingh Onnes Verſuche über die
Leitfähig=
keit und den elektriſchen Widerſtand der Metalle Blei, Queckſilber
und Zinn bei tiefſten Temperaturen angeſtellt.
In dieſem Laboratorium wurden auch vollkommen
luft=
trockene Farnſporen im Verlaufe von ſechs Stunden mit flüſſi=
Bk. Schaafheim, 7. Juli. Gurkenanbau. Zum erſten Male
iſt dieſes Jahr eine Anzahl hieſiger Landwirte zum Gurkenanbau im
großen übergegangen. Am Samstag wurden die erſten Früchte geerntet
und zum Verſand an die Landwirtſchaftliche Bezugs= und
Abſatzgenoſ=
ſenſchaft abgeliefert. Ein Preis wurde noch nicht genannt. Sollte ſich
die Sache — was ſehr zu wünſchen wäre — als rentabel erweiſen, ſo iſt
nächſtes Jahr mit einem weit größeren Anbau zu rechnen.
Cd. Michelſtadt, 8. Juli. Aus dem Gewerbeverein.
Der Gewerbeverein Michelſtadt hatte für Dienstag abend ſeine
Mitglieder zu einem Vortrag des Herrn Oberregierungsrats
Kadel=Darmſtadt über die Einheitsbewertung und
Vermögens=
ſteuererklärung eingeladen. Dem Rufe waren zirka 90—100
Per=
ſonen gefolgt, auch von dem Finanzamt Michelſtadt war der
Vor=
ſteher desſelben, Herr Regierungsrat Schmierer und mehrere
Fachbeamte anweſend. Für den verhinderten 1. Vorſitzenden
er=
öffnete der 2. Vorſitzende, Herr Sattlermeiſter Franz Arzt, die
Verſammlung, begrüßte zunächſt den Referenten und die Herren
des Finanzamts und erteilte ſodann Herrn Oberregierungsrat
Kadel das Wort zu ſeinem Vortrag. Der Vortragende behandelte
zunächſt die Entſtehungsgeſchichte der Einheitsbewertung mit ihren
Vorläufern, wie „gemeiner Wert”, „Wehrbeitragswert” und „
Er=
tragswert”. Reich, Länder und Gemeinden, jedes habe für ſeine
Steuerveranlagungen einen anderen Wert als Maßſtab benutzt
und ſoll dieſem Mißſtand nun dieſe Einheitsbewertung abhelfen.
Für die Landwirte ſei bereits ſchon eine ſogenannte
Einheits=
ſteuer geſchaffen worden, ſo daß Landwirte unter 6000 Mk.
Ein=
kommen nur noch die Einheitsſteuer zu zahlen hätten. Für den
Hausbeſitz und das Gewerbe ſei ebenfalls eine ſolche Steuer
ge=
plant. Heute ſeien ja ſchon gewerbliche Betriebe mit einem
Um=
ſatz unter 5000 RM. von der Umſatzſteuer befreit. Weiter wies
der Redner ausdrücklich darauf hin, daß in Zukunft keine
Ein=
heitswertbeſcheide mehr erteilt werden würden, ſondern die
feſt=
geſetzten Einheitswerte würden in Liſten zuſammengetragen und
dieſe Steuerliſten dann am Finanzamt zur Einſichtnahme für die
Steuerpflichtigen offengelegt. Weiter ſeien die dem
Steuerplich=
tigen zur Verfügung ſtehenden Rechtsmittel ganz erheblich
einge=
ſchränkt worden, künftig könne nicht wegen jeder Kleinigkeit der
Reichsfinanzhof angerufen werden, der Streitwert müſſe in einem
ſolchen Falle mindeſtens 200 RM. betragen. Weiterhin ſollen in
Zukunft die Koſten für den Rechtsbeiſtand des Steuerpflichtigen
in Steuerverfahren nicht mehr erſetzt werden. Die Gewerbeſteuer,
die zurzeit vom Anlage= und Betriebskapital und vom Ertrag
er=
hoben wird, ſoll ab 1. April 1932 nur noch vom Ertrag erhoben
werden. Sei allerdings der Ertrag unter 6 Prozent des
Gewerbe=
kapitals, dann würde dieſer Satz angenommen werden. Die von
den Finanzämtern den Steuerpflichtigen letzthin zugeſtellten
Fragebogen wurden ſodann noch durchgeſprochen und gab der
Redyer wertvolle Fingerzeige bei der Ausfüllung der einzelnen
Fragen, beſonders für Landwirte, die als Nebenbetrieb noch
Fuhren ausführen. So erwähnte er z. B., daß Gärtnereien, die
ihre Waren, die ſie verkaufen, ſelbſt erzeugen, als Landwirte
be=
trachtet und ſteuerlich auch danach eingereiht werden, was
ſicher=
lich den meiſten der Steuerpflichtigen unbekannt ſein wird. Auch
über die Ausfüllung des Fragebogens Gw. Gewerbe, ſprach der
Vortragende ausführlich, beſonders über Mietwert der gewerblich
genutzten Räume: gemeiner Wert oder Wirtſchaftswert der
Ma=
ſchinen und Werkzeuge, ebenſo über die Bewertung der
Außen=
ſtände. Auch bei dem Fragebogen Gr., Grundſtücke, wurde jede
Frage einzeln durchgeſprochen und erklärt. Am Schluſſe ſeiner
klaren und leichtfaßlichen Ausführungen betonte der Redner
noch=
mals die Wichtigkeit der Einheitsbewertung. Dieſe Werte
wür=
den dann bis 1938 gelten und daher ein Fehler, den man heute
machen würde, ſich 6 Jahre lang auswirken könne. In der ſich an
den Vortrag anſchließenden Ausſprache kritiſierte Herr
En=
ſinger dann die von einzelnen Beamten des hieſigen Finanzamts
geübte Kleinigkeitskrämerei und das rigoroſe Vorgehen in
ein=
zelnen Fällen. Der Vorſteher des Finanzamts Michelſtadt, Herr
Regierungsrat Schmierer, erwiderte hierauf, daß das Finanzamt
bemüht ſei, ſoviel als möglich jedem im Rahmen des Geſetzes
ge=
recht zu werden und Härten zu vermeiden. Herr Muhlhäuſer
wendete ſich gegen die vielfach als Bauland bewerteten
landwirt=
ſchaftlichen Grundſtücke, Herr Hch. Pfaff plädierte gegen die
Son=
derſteuer und deren Verwendung für Verwaltungsausgaben ſtatt
für Neubauzwecke. Herr A. Ziegler betonte, daß die
Steuer=
beamten doch nur ausführende Organe ſeien, der Kernpunkk der
ganzen Sache ſei in den überſpannten Staatsausgaben zu ſuchen.
Damit hatte die intereſſante Verſammlung ihr Ende erreicht. —
Lebensmüde. Geſtern wurden ins hieſige Krankenhaus zwei
Lebensmüde eingeliefert, die ihr Leben durch eigene Hand zu
be=
enden verſuchten. Bei beiden iſt die Urſache in wirtſchaftlicher
Notlage zu ſuchen. Bei dem einen handelt es ſich um einen
ſtel=
lungsloſen Kaufmann, der andere iſt ein kriegsbeſchädigter
hie=
ſiger Handwerker.
Ea. Stockheim, 7. Juli. Bei Streitigkeiten zwiſchen zwei
Schul=
mädchen kam das 9jährige Töchterchen des Fabrikarbeiters Jakob
Heim ſo unglücklich zu Fall, daß ärztliche Hilfe in Anſpruch
ge=
nommen werden mußte. — Die Heidelbeerernte iſt zurzeit
in vollem Gange. Viele Frauen und ſchulenentlaſſene Mädchen
gehen ſchon in der Frühe, die Schulkinder nach Schluß der Schule
mit Körben in den Wald, um die auf vielerlei Art zu
verwenden=
den Heidelbeeren zu pflücken. Ganz beſonders auch die
Erwerbs=
loſen finden hier einen ſchönen Nebenverdienſt. Das Eſſen für den
ganzen Tag nehmen ſich die Heidelbeerſuchenden am Morgen ſchon
mit, was meiſtenteils aus Brot und Kaffee beſteht. Die Händler
fahren mit ihren Autos bis in den Wald und kaufen den Leuten
die Beeren dort ſchon ab. Zurzeit werden per Pfund 20—21
Pfen=
nig bezahlt. Für die großen Entbehrungen und die große Mühe,
unter welchen die Beeren geſammelt werden müſſen, iſt der
Ver=
dienſt ſehr gering.
gem und feſtem Helium von Zimmertemperatur bis auf — 275
Grad abgekühlt. Mehr als fünf Stunden mußten ſie
Tempe=
raturen um — 270 aushalten. Vorſichtig wieder auf
Zimmer=
temperatur gebracht, keimten die ſo mißhandelten lebenden
Sporen=
zellen, als wenn ihnen nichts geſchehen wäre. Ihre
Keimfähig=
keit und Wachstumsgeſchwindigkeit hatte in keiner Weiſe gelitten.
Das Ueberraſchende an dieſen Verſuchen des Franzoſen
Bec=
querel liegt darin, daß nicht nur, wie man ſchon längere Zeit
weiß, einfache Lebeweſen, Urtiere und Bakterien, ſondern auch
die Keimzellen mehrzelliger, alſo höherer Pflanzen, die
Einwir=
kung ſolcher ungeheuren Kälte gut überſtehen können.
Dieſen merkwürdigen phyſikaliſchen Eigenſchaften ftehen
ebenſo ſeltſame chemiſche gegenüber. Wie Gold und Platin ſich
nur ſchwer mit anderen Grundſtoffen verbinden, und darum
Edelmetalle genannt werden, ſo iſt auch das Helium ein Stoff,
der nicht mit anderen chemiſch zuſammen zu zwingen iſt und
daher mit vollem Recht als ein Edelgas bezeichnet wiro. Seine
Abſchleuderung aus dem Verband, der großen Moleküle der
radioaktiven Stoffe (z. B. Uran) bei deren Zerfall beſagt, daß
das Heliumatom einen beſonders feſten beſtändigen Stoffbrocken
darftellt. Dieſer wiederum iſt aus vier Waſſerſtoffatomen
zu=
ſammengeſetzt. Die neueſten chemiſchen Forſchungen haben es als
immer wahrſcheinlicher herausgeſtellt, daß die große
Mannig=
faltigkeit der 92 Grundſtoffe auf den Waſſerſtoff als Grundſtein
zurückgeführt werden muß. Das Heliumatom hat das
Atom=
gewicht vier und der Waſſerſtoff 1,01. Da weiter aber feſtſteht,
das vier Waſſerſtoffatome am Aufbau eines Heliumatoms
be=
teiligt ſind, ſo ergibt ſich, daß bei der Zuſammenballung von
vier Atomen Waſſerſtoff zu einem Heliumatom letzteres ein
Atomgewicht von 4,04 haben müßte, ſtatt vier. Bei dem von
der Wiſſenſchaft angenommenen Atomaufbau der Grundſtoffe
aus Waſſerſtoff, der ſich an irgendeiner noch unbekannten
Ge=
burtsſtätte der Elementaratome vollzieht, würde alſo 0,04 oder
ein Prozent der Waſſerſtoffmaſſe verloren gegangen ſein.
Millikan u. a. vermuten, daß dieſer Maſſenverluſt in Form
von ausgeſtrahlter Energie vor ſich geht, die Maſſe alſo als
Energie verſchwindet. So unſcheinbar der Betrag auf den erſten
Blick erſcheint, ſo gewaltig wächſt er bei genauer Berechnung.
Ein Kilogramm Helium, aus Waſſerſtoff erzeugt, würde bei
die=
ſem Werden eine Energie ausſtrahlen, die der
völligen Verbrennung von über 20 000 Tonnen
Kohle entſpricht! Mit ihr könnte manches Rieſenſchiff
die lange Reiſe über den Atlantiſchen Ozean bewerkſtelligen.
Leider liegt es bis jetzt nicht in unſerer Macht, dieſen Prozeß
der Gewinnung ſo gewaltiger Energiemengen irgendwie
erzwin=
gen zu können. Der Traum von der Kraftpille zum Betrieb
von Weltraumfahrzeugen uſw. wird noch lange, Traum bleiben
müſſen.
Nummer 188
Seite 7
b. Erbach, 8. Juli. Odenwälder Reiterverein. Der
Nennungsſchluß für das Odenwälder Reiterfeſt am 20., ds. Mts. iſt auf
Wunſch der Spitzenbehörden vom 6. auf den 14. Juli verlegt worden.
An dieſem Tage müſſen auch die Nennungen für die großen öffentlichen
Rennen bei der oberſten Rennbehörde in Berlin eingetroffen ſein. Füir
die Veranſtaltungen ſind bereits Nennungen erfolgt, die ſchon jetzt die
Gewißheit geben, daß die diesjährigen öffentlichen Rennen ihre
Vor=
gänger ſowohl quantitativ als qualitativ weit in den Schatten ſtellen
werden. Die Anordnung der oberſten Rennbehörde, daß an dem Tag der
Erbacher Rennen in Süddeutſchland öffentliche Rennen ſonſt nicht
ge=
laufen werden dürfen, wirkt ſich ſehr zugunſten der Veranſtaltung aus.
— Eulbacher Markt. Wir erfahren ſoeben, daß der
Mittelrhei=
niſche Verein für Luftfahrt (Sitz Ludwigshafen) am erſten Tag des
Eul=
bacher Marktes, alſo am 19. ds. Mts., in Erbach einen großen Flugtag
veranſtaltet. Auch dieſer Umſtand wird unſerem beliebten Kreisſtädtchen
und ſeinem Eulbacher Markt in dieſem Jahre einen Rekordbeſuch
bringen.
Br. Seckmauern 8. Juli. Am Sonntag, den 2. Auguſt 1931. findet
in Seckmauern die Wahl des neuen Beigeordneten ſtatt. Jeder
Wahlvorſchlag darf nur einen Kandidaten enthalten und muß mit 20
Unterſchriften verſehen ſein. Die Einreichungsfriſt läuft bis zum 18.
Juli, abends 10 Uhr. — Auch Sparſamkeit. Laut
Gemeinde=
ratsbeſchluß wurde in den letzten Tagen die Tüncherarbeit für das
neu=
erbaute Spritzenhaus durch Submiſſion vergeben. Obwohl zwiſchen den
zwei Angeboten eine Differenz von etwa 100 RM. beſtand, erhielt das
Höchſtgebot den Zuſchlag. Die Gründe zu dieſer Maßnahme konnten bis
jetzt noch nicht ermittelt werden.
Bg. Unter=Moffau, 7. Juli. Vereinserfolge. In den letzten
Tagen kamen unſere Vereine preisgekrönt von auswärtigen Feſten heim.
Der Geſangverein „Eintracht” beteiligte ſich mit gutem Erfolg an dem
Wertungsſingen in Vielbrunn, der Turnverein D.T. an dem 47.
Gau=
turnfeſt des Odenwaldgaues in Brensbach. Dort errang der letztere den
2. Feſtzugspreis. Von den Teilnehmern war im 12=Kampf L. Müller
9. Sieger (165 Punkte), im 9=Kampf Fr. Neff 13. (137), L. Neff 17. (132),
im 7=Kampf A. Scheuermann 8. (112), A. Hallſtein 12. (108), L. Ihrig
14. (105), E. Bangert 15. (104), M. Scheuermann 16. (103), Gr. Eckhard
20. (99.), K. Allmann 21. (97); im 3=Kampf A. Ihrig 4 (57), P. Bangert
14. (43), W. Sattler 22. (35). — Der alljährliche
Gemarkungs=
rundgang findet am 16 Juli durch Landwirtſchaftsrat Kunkel in
Ober=Moſſau ſtatt. Treffpunkt 1 Uhr am Schulhaus.
Cr. Brensbach, 8. Juli. Zum Nachklang des 47. Gauturnfeſtes
des Odenwaldgaues, verbunden mit dem 25jährigen Jubiläum und
Fah=
nenweihe des Turnvereins Brensbach, am 4. 5. und 6. Juli wird uns
berichtet: Brensbach war mit Schmuck von Fahnen und Tannengrün zum
Empfang der Turnerſchaft gerüſtet. Am Samstag mittag nach
Ein=
treffen der 700 Turner und Turnerinnen begann das luſtige Treiben.
Um 8 Uhr abends bewegte ſich der Feſtzug zum Feſtplatze, wo der
lang=
jährige Präſident, jetzt Ehrenvorſitzender, des Turnvereins, Herr Lehrer
Niebel von Lengfeld, die Begrüßungsanſprache hielt, die Ehrung der
Gründer vornahm und das Feſt der Gauleitung übergab. Herr
Gau=
vorſitzender Dr. Spalt übernahm das Feſt und ermahnte die Turner und
Turnerinnen an die Ziele der Deutſchen Turnerſchaft und zum
anſtän=
digen Verhalten gegenüber der entgegenkommenden Freundlichkeit der
nur 1100 zählenden Einwohnerſchaft der Gemeinde und dankte denſelben
für die Unterbringung der 700 Turner und Turnerinnen. Abwechſelnd
folgten Muſik, Geſangsvorträge, Vorführungen und Reigen der Muſter=
und Damenriegen Beerfelden Heubach, Groß=Umſtadt, Sickenhofen und
Brensbach bis zur ſpäten Abendſtunde. — Sonntag, zweiter Tag: Die
zahlreichen Turnerſcharen bevölkern ſchon von 6 Uhr ab den herrlichen
Feſtplatz. Ein Hin und Her der großen Zahl der Kampfrichter und
Niegenführer. Nach einer Andacht begann der Kampf um 7 Uhr. Der
bedeckte Himmel trug dazu bei, daß an den Geräten Vorzügliches
gelei=
ſtet werden konnte. Die Aufſtellung der vielen Geräte ermöglichte einen
reibungsloſen Verlauf der Turnerei, ſo daß der Kampf um 11 Uhr ſein
Ende erreicht hatte. In dem ganzen Maſſenbetrieb herrſchte ein frohes
Treiben, woraus das moderne Turnen hervortrat. Kraft, Gewandheit,
Anmut, Richtigkeit und Schönheit ſind wahrzunehmen. Verſchiedene
kleine Unfälle werden durch die Sanitätsmannſchaft der Freiwilligen
Feuerwehr Brensbach ſchnell behoben. Zur Feſtzugsbewertung für
muſtergültiges Auftreten erhielten die 5 beſten Vereine Preiſe. Nach
den vielen Begrüßungen auf dem Feſtplatze hielt Herr Dr. Spalt (
Spach=
brücken) die Feſtrede, worauf Herr Pfarraſſiſtent Schanz die Weihe der
Fahne vornahm. Ganz beſonderes Intereſſe ſeitens der Feſtteilnehmer
wurde den Freiübungen der gemeinſamen Turnerſchaft gewidmet, welche
mit mächtigem Beifall zu Ende geführt wurden. Heil, Heil der Turnerei!
war die Parole des Tages. Es iſt hier am Platze, auf die
Organiſa=
tion des Feſtes hinzuweiſen. Der Turnverein Brensbach hat gut
ge=
arbeitet und ein Feſt veranſtaltet, das allen Turnern und Feſtgäſten
in Erinnerung bleiben wird und ſeinesgleichen ſucht.
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Dn. Beerfelden, 8. Juli. Naſch aufgeklärter Einbruch.
Der Einbruch in den Laden eines hieſigen Geſchäftsinhabers am Sonntag=
Nachmittag, über den wir in der vorigen Nummer des Tagblatts
be=
richteten, hat eine raſche Aufklärung gefunden. Durch raſches Eingreifen
und durch eifrige Nachforſchungen iſt es der hieſigen Gendarmerieſtation
gelungen, den Täter feſtzuſtellen und auch geſtern ſchon feſtzunehmen.
Es iſt ein etwa 17jähriger elternloſer junger Mann, der ſeit etwa fün
Jahren in dem benachbarten Airlenbach bei einem dortigen Landwirt
als Pflegekind untergebracht war und auch nach Entlaſſung aus der
Schule weiter in dem landwirtſchaftlichen Betriebe ſeiner Pflegeeltern
beſchäftigt wurde, aber auch ſchon mehr derartige Proben ſeines
Kön=
nens abgelegt haben ſoll. Nachdem er nun durch die Gendarmerie
feſt=
genommen und am Tatorte vorgeführt wurde, hat er auch den Einbruch
eingeſtanden, bis auf einige Einzelheiten, die er noch ableugnet. Wenn
auch das Ergebnis des Einbruches nicht gerade bedeutend iſt, (12—15 Mk.
etwa wurden entwendet), ſo iſt es doch zu begrüßen, daß die Tat ſo raſch
aufgeklärt wurde und hoffentlich auch eine entſprechende Sühne findet;
es trägt dieſes ſehr viel zur Beruhigung der Bevölkerung bei.
Cf. Birkenau, 7. Juli. Schwimmerfolg. Bei dem Kreis=
und Gau=Stromſchwimmen in Gernsheim konnte die Schwimmerin
Charl. Schönach vom Turnverein 1886 e. V. Birkenau als 5.
Sie=
gerin im 3000 Meter=Bruſtſchwimmen einen ſchönen Erfolg
er=
ringen. Bereits im vergangenen Jahre konnte die bewährte
Schwimmerin bei dem Gau=Stromſchwimmen einen Sieg buchen.
— Vor dem Obmann für Schwimmen des Turnvereins 1886 legte
dieſer Tage ein junger Mann die Prüfung für das Deutſche Turn=
und Sportabzeichen mit Erfolg ab. Von dem Turnverein ſind zwei
Mann für die Prüfungsabnahme für das Deutſche Turn= und
Sportabzeichen zugelaſſen. — Mit ſtarker Beteiligung nahm der
Männergeſangverein Eintracht” 1852 Birkenau am Sonntag an
dem Wertungsſingen des Gaues Bergſtraße des Heſſ.
Sängerbun=
des in Bensheim teil. Pflicht= wie ſelbſtgewählter Chor waren
unter der vortrefflichen Leitung von Herrn Lehrer Kuhn, hier,
recht wirkungsvoll zum Vortrag gebracht worden, ſo daß auch in
der Kritik Birkenau als einer der beſten Vereine beſtehen konnte.
Der Tag verlief voll Singen und Klingen in harmoniſcher Weiſe
und befriedigt konnte gegen abend die Heimfahrt angetreten
wer=
den. Und nun wird gerüſtet zum Deutſchen Bundesſängerfeſt 1932
in Frankfurt a. M.
A. Schlierbach, 7. Juli. Ausflugdes Kriegervereins.
Am Sonntag machte der hieſige Kriegerverein per Omnibus einen
Ausflug, zu dem ſchönſtes Wetter beſtellt und eingetroffen war.
Die Fahrt ging durch das Weſchnitztal, über Weinheim, der
Berg=
ſtraße entlang nach Schwetzingen, wo die Parkanlage und der
Schloßgarten, die zu den ſchönſten Deutſchlands zählen, beſichtigt
wurden. Auf der Rückfahrt gab es in Heidelberg Halt, wo man
zunächſt das Schloß in Augenſchein nahm, wo ja ehemals die
Pfalz=
grafen vom Rhein reſidierten, zu deren Kurfürſtentum auch die
Gegend um Schlierbach herum gehörte, und die auf der Burg in
Lindenfels ein pfälziſches Oberamt eingerichtet hatten, weshalb
in den bunten Glasfenſtern des Schloſſes unter anderem auch das
Lindenfelſer Stadtwappen zu ſehen iſt. Sodann wurde die
Ge=
legenheit benutzt, am Abend die Schloßbeleuchtung zu ſehen, die
einen ſtarken Eindruck mit ihrer glanzvollen Aufmachung bei den
Teilnehmern des „Ausfluges hinterließ. — Gute
Walnuß=
ernte in Sicht. In unſerem Tal, wo noch viele Walnußbäume
anzutreffen ſind, iſt die Ausſicht für eine gute Walnußernte dieſes
Jahr gegeben, da die Blüte gut verlief und die jungen Früchte
nicht durch Nachtfröſte beſchädigt wurden und ſich nun ſoweit
ent=
wickelt haben, daß ihnen dieſe keinen Schaden mehr tun können.
Da die Erträge aus der Nußernte immer noch gut waren,
anderer=
ſeits im Budget unſerer Landwirte eine wichtige Rolle ſpielen,
ſo wäre es ihnen zu gönnen, wenn ſie die Walnüſſe auch gut
ein=
ernten und auch dieſes Jahr wieder einen guten Preis dafür
er=
halten könnten.
— Hirſchhorn, 8 Inli. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 7. Juli 1,70 Meter, am 8. Juli 2,26 Meter.
— Gernsheim, 8. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 7. Juli 1,54 Meter, am 8. Juli 1,58 Meter.
Ein eleganter Bodenbelag — kein Luxusproblem.
Noch einmal ſo wohnlich wirken die Zimmer mit dem vornehmen
Balatum=Bodenbelag. Sie brauchen nicht monatelang zu ſparen oder
abzuzahlen. Nur 1,89 Mk. koſtet das Quadratmeter Balatum. Achten
Sie auf die Marke „Balatum” auf der Rüchſeite.
(I. K6.3787
Dp Zwingenberg, 7. Juli. Die Generalverſammlung der
Gemein=
nützigen Baugenoſſenſchaft e. G. m. b. H. in Zwingenberg
war gut beſucht. Der Vorſitzende erſtattete über die Tätigkeit der
Ge=
noſſenſchaft im abgelaufenen Geſchäftsjahr Bericht. So rege, wie in den
Vorjahren, konnte die Genoſſenſchaft im letzten Jahr ihre Tätigkeit nicht
entfalten. Es wurden nur einige kleinere Berräge zu Baufinanzierungen
gegeben und hierdurch auch die Wirtſchaftslage in unſerem Städtchen
etwas belebt. Alsdann wurden die Kaſſenverhältniſſe der Genoſſenſchaft
geſchildert und hierüber Bericht erſtattet. Das Kaſſeweſen iſt gut
ver=
waltet. Der Rechner, Herr Reichsbahnſekretär Weber, verſieht ſein
Amt mir großer Hingabe. Der Bericht des Aufſichtsrats über die
Nach=
prüfung des Jahresabſchluſſes beſtätigt das. Sodann wurde der
Jahres=
abſchluß genehmigt. Auch die Reviſion durch den Verband der
Bauver=
eine ergab keine Anſtände und zeigte, daß ſich Aufſichtsrat und Vorſtand
die Verwaltung der Genoſſenſchaft angelegen ſein laſſen. Es wurde der
Genoſſenſchaft lediglich eine andere Buchführung, welche ſich anderwärts
als ſehr zweckmäßig erwieſen hat, empfohlen. Nach Eingang der
erfor=
derlichen Formulare iſt die Umſtellung bereits vorgenommen worden.
Hierauf wurde dem Vorſtande Entlaſtung erteilt. Der Punkt 7: Wahlen,
ergab keine Veränderung. Vorſtand und Aufſichtsrat wurden einſtimmig
wiedergewählt. Unter Verſchiedenes wurden einige Angelegenheiten
be=
ſprochen, welche ohne Debatte ihre Erledigung fanden.
Du Jugenheim, 7. Juli. Schwimmbadreinigung. Nach
dem Rekordbeſuch, welcher in letzter Zeit das hieſige
Schwimm=
bad zu verzeichnen hatte, wurde von der Bürgermeiſterei die
An=
ordnung getroffen, während der jetzigen Regentage das Bad von
Grund aus zu reinigen. Das Waſſer wurde heute nacht reſtlos
ab=
gelaſſen, und ein Trupp von Erwerbsloſen beſorgt das große
Reinemachen. Schon in den heutigen Nachmittagsſtunden wurve
mit dem Anfüllen des Baſſins begonnen. Hierzu wurde wie immer
reines Quellwaſſer verwendet.
g. Gernsheim, 7. Juli. Der vom Gemeinderat verabſchiedete
Vor=
anſchlag für das Rechnungsjahr 1931 liegt ab 6. Juli 1931 auf der
Bürgermeiſterei eine Woche lang offen. — Für das Rj. 1931 wurde auch
die Erhebung einer Gebäudeſteuer beſchloſſen. Der diesbezügliche
Orts=
ſatzungsentwurf liegt ebenfalls offen. — Beim Ueberqueren des
Eiſen=
bahnüberganges an der Zwingenberger Straße verunglückte das
Pferde=
fuhrwerk des Landwirts Joſef Schönbein 2. dadurch, daß der dem
Wagen angehängte Heurechen von der Lokomotive des Eilgüterzuges
erfaßt und zertrümmert wurde. Die auf dem Wagen befindlichen 6
Per=
ſonen, darunter 4 Kinder, entgingen dem ſicheren Tode dadurch, daß die
Pferde losſauſten. Verletzt wurde am meiſten Landwirt Joſ.
Schön=
bein 2. und ſeine Ehefrau, während die Kinder mit dem Schrecken
davon=
kamen. Wie man hört, konnte die Schranke infolge eines techniſchen
Fehlers nicht geſchloſſen werden, bis von dem Weichenwärter das
wei=
tere Warnungszeichen gegeben werden konnte, hatte das Fuhrwerk in
dem Glauben, die Fahrſtraße ſei frei, den Bahnübergang bereits paſſiert,
— Der vor zwei Jahren aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika
in ſeine Heimatſtadt Gernsheim zurückgekehrte Johann Schwarz konnte
ſeinen 92. Geburtstag feiern.
D. Biblis, 7. Juli. Gurkenernte im Ried. Der zweite
Gurkenmarkttag der diesjährigen Saiſon brachte bereits einen
Rekorderntetag. Es wurden nicht weniger als 17 Waggon
Gurken verladen, das ſind, pro Waggon 50 000 Stück gerechnet,
über eine 32. Million Gurken, ohne die Ablieferung an die hieſige
Gurkenfabrik von Kölſch Nachf., die ihren Betrieb bereits wieder
auf Hochkonjunktur eingeſtellt hat. Zahlreiche Bibliſer und
aus=
wärtige Arbeiterinnen und Arbeiter finden hier über die
zehn=
wöchige Saiſon ein annehmbares Einkommen. Der Preis der
Gurken iſt bereits faſt um die Hälfte geſunken; der Zentner (zirka
400—450 Stück) koſtet nur noch 6 Mk. Allerdings wurden am
ſel=
ben Tage in Biebesheim pro Zentner 7—8 Mk. bezahlt. Das
kommt in erſter Linie daher daß dort noch ein geregelter
Gurken=
markt ſtattfindet und die Gurkenanlagen doch noch nicht ſo
ver=
breitet ſind wie im ſüdlichen Ried — hier ſpeziell um Biblis. Der
in der letzten Nacht niedergegangene Landregen kam den
Land=
wirten inſofern ſehr gelegen, als die Gurkenfelder bereits dürre
Blätter zeigten. Auch für die Kartoffeln, wie überhaupt für die
geſamten Hackfrüchte kamen dieſe Niederſchläge gerade noch zur
rechten Zeit, zumal die Spätkartoffeln gerade am „Anſetzen” ſind.
Durch dieſes für die Gurkenpflanzung wie geſchaffene Wetter
kommt natürlich die Gurkenernte lebhaft in Schwung; Millionen
Gurken, Millionen Schnaken, das iſt das Zeichen des Rieds in
die=
ſer Jahreszeit.
Cp. Crumſtadt, 8. Juli. Felddiebſtahl. Hier wurden von
einem fremden Mann und ſeiner Frau auf offenem Felde Gurken
ge=
ſtohlen. Die Perſonalien konnten leider nicht feſtgeſtellt werden, da ſich
die beiden eiligſt entfernten, als ſie ſahen, daß ſie beobachtet worden
waren und zur Anzeige kommen ſollten.
In jeder Packung
Uustdlt Taertkifieerte
REEMTSMA
ElGARETEN
(I.Bln. 422:
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Donnerstag, den 9. Juli 1931
Nummer 188
Weflbewerb zur Umgeſtalkung der Brückenköpfe
und Rampen der Skraßenbrücke über den Rhein
bei Mainz.
Das am 30. Juni/1. Juli 1931 zuſammengetretene Preisgericht
hat folgende Preiſe zuerkannt:
1. Preis mit 2500 RM. Herrn Architekt Hermann Hochgeſandt,
Berlin W. 30; 2. Preis mit 2000 RM. Herrn Architekt Franz
Mertes, Mainz; 3. Preis mit 1500 RM. Herrn Architekt Wilhelm
Weygand, Berlin=Schöneberg.
Angekauft wurden die Entwürfe von: Herrn Architekt Pinand
mit Dipl.=Ing. Handſtein, Darmſtadt; Herrn Architekt E. Balſer,
Frankfurt a. M.; Herrn Architekt Fr. Sauer, Leipzig; Herrn
Archi=
tekt H. Zulehner, Hamburg; Herrn Architekt C. Moſer und A.
Pfei=
fer, Mainz.
Die Entwürfe ſind in der Zeit vom 13.—26. Juli 1931 im
ehemaligen Großherzöglichen Palais am Deutſchhausplatz in
Mainz ausgeſtellt. Die Ausſtellung iſt wochentags von 10——13
Uhr und von 15—18 Uhr, Sonntags von 10—13 Uhr, geöffnet.
Ca. Lorſch, 7 Juli. Nachfeier zum Jubelfeſt der
Turn=
gemeinde. Geſtern nachmittag 6 Uhr ſetzte nochmals Feſtestrubel
ein. In einer gut aufgezogenen Kinder= und Volksbeluſtigung kamen
auch die Kleinen zu ihrem Recht. Eifrig beteiligten ſie ſich an den
hei=
teren Darbietungen und trugen damit auch viel zur Unterhaltung der
Erwachſenen bei. Den Schluß bildete der abendliche Schlußrummel auf
Feſtplatz und Turnhalle. Nochmals hatte der feſtgebende Verein in
je=
der Beziehung alles aufgeboten, um ſeinen Gäſten einige vergnügliche
Stunden zu bereiten. — Zuchthundeprüfung. Der noch junge,
unter der rührigen Leitung von Herrn Jakob Lameli ſtehende Verein
der Hundefreunde hielt am Sonntag ſeine Zuchthundeprüfung ab, bei
der folgende Tiere ausgezeichnet werden konnten: derjenige des Herrn
Johann Daniel mit Note „ſehr gut” bei 113 Punkten; derjenige des
Herrn Phil, Brunnengräber mit Note „ſehr gut” bei 106 Punkte
der=
jenige des Herrn Jakob Lameli mit „gut” bei 104 Punkten, und derjenige
des Herrn Jean Kreidemacher mit „gut” bei 94 Punkten.
Aa. Hähnlein, 8. Juli. Verlegung des
Zuchtviehmark=
ees. Der für Samstag, den 11. Juli, vorgeſehene Hähnleiner
Zucht=
viehmarkt iſt infolge Ausbruchs der Maul= und Klauenſeuche in der
nähe=
ren Umgebung Hähnleins (Hähnlein ſelbſt iſt völlig ſeuchenfrei) bis auf
weiteres verſchoben worden. Gleichzeitig wird die mit dem Markt
ver=
bundene Lotterie zurückgeſtellt. Der neue Termin zur Abhaltung des
Marktes ſtehr im Augenblick noch nicht feſt.
Rheinheſſen.
Oberheſſen.
Bg. Vilbel, 7. Juli. Am Samstag hielt die hieſige
Samariter=
gruppe einen erfolgreichen Werbeabend ab. Faſt alle Vilbe=
ler Vereine hatten ſich zur Verfügung geſtellt, ſo der Ohlſche
Männer=
chor, der Geſangverein Germania, der Mandolinenklub Edelweiß, der
Muſikverein Sylvia und der Turnverein Vilbel. Dem eigentlichen
Werbeabend ging eine Uebung gemeinſam mit der Ortsfeuerwehr
vor=
aus. Sodann ſprach im gutbeſetzten Pfauſaale Herr Völler über die
Bedeutung des Samariterweſens und forderte die Bevölkerung um
Un=
terſtützung auf. Herr Dr. Szametz ſprach in einem breit angelegten,
intereſſanten Vortrag über Zweck und Sinn der Impfung” Aus
Ge=
ſchichte, Erfahrung, Unterſuchung wies er die Notwendigkeit und die
ſegensreiche Wirkung der Impfung nach. Die ſehr belehrenden Vorträge
waren von geſanglichen und turneriſchen Vorführungen umrahmt.
So=
wohl die beiden Vorträge als auch die übrigen Vorführungen fanden
ungeteilten Beifall.
h. Lich, X. Juli. Der Sommermarkt verbunden mit
Zucht=
vieh= und Prämiierungsmarkt, findet am 22 Juli ſtatt.
Aufgetrieben werden Heſſiſches Fleckvieh, Vogelsberger Rotvieh und
Zuchtbullen. Auch eine Schafbockverſteigerung iſt vorgeſehen.
Geſchäftliches.
Ky. Worms, 8. Juli. Schwerer Motorradunfall.
Herrns=
heimer Feldſchützen fanden in der Nacht zum Dienstag um Mitternacht
auf der Mainzer Landſtraße unterhalb der Ziegelei Weiler und Stephan
einen Kraftradfahrer ſtark verletzt unter ſeinem Kraftrad auf der
Straßenmitte liegend. Sie legten den Verletzten in den Straßengraben
und benachrichtigten die Polizei und die Sanitätswache. Der Verletzte,
der in das Krankenhaus gebracht wurde, iſt noch nicht vernehmungsfähig.
Nach den Papieren, die er bei ſich trug, handelt es ſich um einen 47
jäh=
rigen Landwirt aus Ober=Roden. In der Nähe der Unfallſtelle lagen
etwa 40 Pfund ausgemachte Kartoffeln auf der Landſtraße umher. Es
wird vermutet, daß der Kraftfahrer durch ſie zu Fall gekommen iſt. Ehe
die Feldſchützen an die Unfallſtelle kamen, ſollen ſich von dort zwei
Män=
ner auf Fahrrädern in der Richtung nach Worms entfernt haben.
Ah. Gau=Algesheim, 8. Juli. Goldenes Jubiläum des
M. G. V. Gau=Algesheim. Zum Goldenen Jubiläum des M. G. V.
Gau=Algesheim fand ein Rheiniſcher Geſangswettſtreit ſtatt, an dem
ſich 42 Vereine mit rund 2500 Sängern beteiligten. Aus allen
Gegen=
den des Rhkeinlandes waren die Sänger zuſammengekommen. Dem
eigentlichen Feſtſonntag ging ein Feſtkommers am Samstag voraus.
Gau=Algesheim hatte am Feſtſonntag einen Verkehr aufzuweiſen, wie es
einen ſolchen wohl bald nicht mehr bekommen wird. Sämtliche
Gaſt=
ſtätten waren überfüllt. Der Wein floß, dank der warmen Witterung,
in Strömen. Mancher Sänger deſſen Heimat nicht das rheiniſche
Wein=
land iſt, konnte die Kraft des Weines feſtſtellen.
Der Haushalt von heute ſtellt an die Hausfrau beſonders hohe
Anforderungen, denn das Sparprogramm macht auch vor der Küche
nicht halt, und es heißt mehr denn je „auskommen mit den
vor=
handenen Mitteln”. Als wahre Freunde erweiſen ſich auch jetzt
die bewährten Maggi=Erzeugniſſe (Würze, Suppen und
Fleiſch=
brühwürfel). Die Hausfrau, die ſie verwendet, ſpart Geld, Zeit
und Arbeit.
Aus Bädern und Kurorken.
Dobel (Schwarzwald).
Wenn in den Niederungen die Menſchen unter drückender
Sommerhitze leiden, herrſcht hier oben luftige Kühle, der Kranz
der nahen Tannenhochwälder fächelt harzige Friſche; beſonders
werden die ſtarken nächtlichen Abkühlungen von den Kurgäſten
als wohltuend empfunden. Ein Blick in die ſchon ziemlich
um=
fangreiche Kurliſte zeigt Namen aller Stände aus nah und fern,
die die vielen Waldwege und die lauſchigen Erholungsplätze rings
um den Kurort beleben. Die Verbreiterung und Verſchönerung
der Staatsſtraße, ſowohl in der Richtung gegen Wildbad wie in
der Richtung gegen Herrenalb und Baden=Baden wurde
geras=
noch rechtzeitig zum Beginn der Kurſaiſon fertiggeſtellt. Die
rüh=
rige Kurverwaltung hat durch Erwerbung eines Privatanweſens,
das in eine öffentliche Anlage umgeſtaltet wurde, einen weiteren
glücklichen Griff getan.
Wekterbericht.
Das Störungsſyſtem welches über Deutſchland eine
vollſtän=
dige Umgeſtaltung der Wetterlage verurſacht hat, rückt zwar
oſt=
wärts ab, jedoch iſt ſein Einfluß noch nicht beendet. Von Weſten
fließen ozeaniſche Luftmaſſen nach dem Feſtland, die zur
Entwick=
lung einer Weſtwetterlage führen. Infolgedeſſen herrſcht kühles
Wetter und der Witterungscharakter bleibt zunächſt noch
unbe=
ſtändig, wobei Regenſchauer auftreten. Mit dem gleichzeitig
an=
ſteigenden Luftdruck wird aber ſpäter Beruhigung der Wetterlage
und Nachlaſſen der Niederſchläge verbunden ſein.
Ausſichten für Donnerstag, den 3. Juli: Veränderliches, wechſelnd
wolkiges Wetter, noch Regenſchauer, kühl.
Ausſichten für Freitag, den 19. Juli: Beſſerung und Uebergang zu
beſtändigerem Wetter.
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Nummer 188
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Seite 9
gespräch mit einem Shlauenhalter.
Von Leo Mattbias.
Der Verfaſſer dieſes Artikels iſt vor einigen
Monaten von einer größeren Reiſe durch
Vorder=
aſien zurückgekehrt und gibt ſeine Erlebniſſe und
Perſiſcher Golf.
Ein kleines Schiff. —
Die Luft iſt tränenlos. Zwiſchen dem feuchten Blau unten
und dem trockenen oben liegt eine glänzende Stille. Ringsum iſt
Morgen.
Wir haben vor einigen Tagen die Perlen=Inſeln von
Bach=
reen angelaufen und die arabiſche Sklavenſtadt Debai.
Alle, die auf dem Schiff ſind, die Leute von den Küſten, die
Araber, Perſer, Iraker und alle anderen, die Europäer, Türken,
Inder, Afghanen hocken oder ſitzen herum und räkeln ſich in der
Januarwärme. Auf dem oberſten Deck haben die Sklaven des
Emirs von Qatar wie jeden Morgen einen bunten Teppich
aus=
gebreitet.
Ich bin der Gaſt des Emirs von Qatar. Ich liege, die Naſe
zum Himmel, auf ſeinem Teppich. Neben mir, im langen weißen
Kleid, hockt Mochämet, der Syrer, ein junger, bärtiger Mann mit
blauen, weitblickenden Augen, der unter ſeinem linken,
angewin=
kelten Arm ein dickes Buch trägt.
Abdallah, Mochämets Freund, hatte ſich auch zu uns gelegt,
und auch der breite arabiſche Emir, deſſen fünfzigprozentiges
Negergeſicht aus einem weißen Kaſchmirtuch äugend umherſchaut,
iſt — wie immer — mit ſeinen beiden Sklaven erſchienen, von
denen der eine die bohe Aufgabe hat, die Waſſerpfeife zu halten,
und der andere, den Tabak vor Wind zu ſchützen.
Wir hatten, ausgeſtreckt unter dem wolkenloſen Himmel, über
vieles und noch einiges mehr geſprochen, über das arabiſche
Thea=
ter, über Lenin, über die Regenmengen in Deutſchland, über Mr.
Benn vom Foreign Office, über Ibn Sſäud, den König Arabiens,
über Wilhelm II. und über das ſeltſame, ganz unbekannte kleine
Volk an der Spitze der oſtarabiſchen Muſandam=Halbinſel, die
Shihuhs.
Es ergab ſich, daß Abdallah ein Hiſtoriker war, der ſeine
Lite=
ratur gut kannte und über jede Quadratmeile dieſes Golfs etwas
Wiſſenwertes zu ſagen wußte. Es war auch Abdallah, der
Mochä=
met, dem Emir und allen, die noch hinzugekommen waren, die
er=
ſtaunliche Geſchichte der Karmaten erzählte, die hier, an der
Oſt=
küſte Arabiens, einmal ein Reich gegründet hatten, deſſen Grenzen
weſtlich bis zum Roten Meer und nördlich beinahe bis Bagdad
gingen.
Der Emir, der aufmerkſam zugehört hatte, wandte ſich zu
Ab=
dallah: „Es iſt nicht alles ſo geweſen, wie du es erzählt haſt. Die
Karmaten hatten Sklaven. Die Sklaven wurden damals aus
Abeſſinien eingeführt, und ohne ſie hätte Karmat nichts erreichen
können.”
Wir waren alle ſehr erſtaunt, daß der Emir etwas über die
Geſchichte der Karmaten wußte. Auch war die Tatſache, von der
er jetzt berichtete, ſowohl Abdallah wie mir ganz unbekannt. Wir
wollten gern etwas mehr erfahren. Vor allem mir war daran
ge=
legen. Es war mit dieſen Worten endlich ein guter Anlaß ge=
geben, über jene Sklaverei zu ſprechen, die an der oſtarabiſchen
Küſte noch heute eine allgemeine und geduldete Inſtitution iſt.
Ich wartete bereits ſeit Tagen auf dieſes Geſpräch; ich hatte
er=
fahren, daß jene beiden Sklaven, die die Waſſerpfeife des Emirs
bedienten, und auch die anderen, die meiſtens im Zwiſchendeck
blieben, nicht nur, wie das häufig in Perſien geſchiebt, als Sklaven
bezeichnet werden, ſondern wirkliche Sklaven waren, auf einem
Markt erſtandene Ware.
Aber der Emir hatte anſcheinend keine Luſt, ſich in
Gegen=
wart der vielen fremden Menſchen, die um uns herumhockten, über
die Sklaverei, und ſei es auch nur die der Karmaten, zu
unter=
halten. Er erhob ſich und entſchuldigte ſich damit, daß ſein Eſſen
— es wurde in einer eigenen Küche für ihn zubereitet — auf ihn
warte.
Erſt als wir uns zu vieren am nächſten Morgen wieder auf
ſeinem Teppich trafen, und auf dem weiten Deck kein Paſſagier
zu ſehen war, ließ ſich der Emir darauf ein, das unterbrochene
Geſpräch fortzuſetzen.
„Sie ſind natürlich gegen die Sklaverei” ſagte er. „Sie ſind
ein Europäer. Die chriſtlichen Nationen ſind ja der Anſicht, daß
es mit der Würde jedes Menſchen unvereinbar ſei, ein Sklave zu
ſein oder ſich Sklaven zu halten."
Der Ton, in dem das geſagt wurde, war ſtolz, und der Blick
kam etwas mißtrauiſch von der Seite.
„Ich antwortete: „Es iſt für mich, als Europäer, nicht einfach,
Ihnen zu erwidern.
Es iſt nicht zum erſtenmal, daß ich vor der Notwendigkeit
ſtehe, über die Sklaverei nachzudenken. Ich habe kurz vor dem
Krieg, als ganz junger Student, einmal den ſonderbaren Einfall
gehabt, daß alle ſozialen Fragen leicht gelöſt werden könnten, wenn
man ſich nur entſchließen würde, davon auszugehen, was durch die
Natur des Menſchen gegeben ſei. Denn es iſt ganz zweifellos, daß
im Falle eines Entweder=Oder die einen es vorziehen würden, den
Tod zu riskieren, aber unabhängig zu bleiben, während die
an=
dern eher bereit wären, auf ihre Unabhängigkeit zu verzichten,
wenn ſie zum Ausgleich die Gewähr erhielten, daß man ſie und
ihre Familie bis zum Tode ernährt und kleidet. Wer die
Ueber=
zeugung aufbrächte, daß er zur erſten Gruppe gehöre, ſollte mit
der Sorge um das Wohl und Wehe der zweiten Gruppe belaſtet
werden. Auf dieſe Weiſe — dachte ich — müſſe es möglich ſein,
den beiden Grundgruppen der Menſchheit, von denen die eine
im=
mer die Gefahr ſucht und die andere die Sicherheit, gleichzeitig zu
entſprechen.
Ich habe dann ſpäter, zum erſtenmal in Marokko, Zuſtände
geſehen, die meiner Utopie ſehr nahe kamen, und ich bin ſchließlich
zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Affekt, mit dem wir in
Europa von der Inſtitution der Sklaverei ſprechen, zwar echt, aber
falſch iſt.”
Abdallah und Mochämet waren über meine Worte ſprachlos
und ſtarrten zuerſt auf mich und dann auf den Emir. Aber die
pupillenſchwarzen Augen des Arabers blieben unbewegt.
Er ſagte: „Ich habe vor kurzem mit meinen Brüdern über
viele Fragen geſprochen und auch über die Sklaverei, und wir ſind
alle der Anſicht geweſen, daß es nicht gut wäre, ſie abzuſchaffen.”
Er zögerte, weiter zu ſprechen.
„Ich fragte: „Wie ſind Sie plötzlich auf den Gedanken
gekom=
men, es könne vielleicht doch gut ſein, ſie abzuſchaffen?"
„Die meiſten von uns haben zu viele Sklaven. Was ſollen
wir mit ſo vielen Sklaven tun? Wir müſſen ſie alle bis zu ihrem
Tode ernähren. Und alle haben eine große Familie.”
„Aber es gibt doch wahrſcheinlich auch viele, die nur zwei oder
drei oder ſogar nur einen Sklaven haben”, meinte ich.
„Ja, das iſt richtig. Aber wenn nun dieſer eine Sklave
ver=
unglückt oder alt wird? — man muß ſehr viel für einen neuen
Sklaven bezahlen.”
„Das verſtehe ich nicht. Wenn die meiſten von Ihnen zu viele
Sklaven haben, ſo müßten doch die Preiſe ſehr niedrig ſein?”
„Nein. Sie ſind hoch. — Wir verkaufen unſere Sklaven nicht.
Ich habe niemals einen von meinen Sklaven verkauft.”
Hier könnte ein Nationalökonom etwas lernen, dachte ich.
Aber die Antwort befriedigte mich nicht, denn nun tauchte eine
zweite Frage auf. Ich ſagte:
„Es wird dann etwas anderes ganz unverſtändlich. — Warum
bleiben Sie dann bei dieſer Inſtitution? Es wäre doch unter
dieſen Umſtänden viel beſſer, die Sklaverei abzuſchaffen? Sie häto
ten die Freiheit eines europäiſchen Arbeitgebers, der ſeine Leute
entlaſſen kann, wenn er ſie nicht mehr gebraucht, und ſich den
Teufel darum ſchert, was aus ihnen wird.”
Mochämet und Abdallah konnten ſich bei dieſer Wendung des
Geſpräches nicht mehr ſtill verhalten.
Mochämet, verwirrt durch den Vorzug, den man bei ſolcher
Betrachtung der Sklaverei geben mußte, meinte, das Los eines
europäiſchen Arbeiters ſei gewiß nicht zu beneiden, aber das Los
eines Sklaven ſei ſchlimmer. Sklaverei ſei Ausbeutung in ihrer
brutalſten Form. Und Abdallah meinte, es ſeien eben „beide
For=
men der Ausbeutung” zu verwerfen. Und dann kam er auf den
Kommunismus. Denn nur der Kommunismus verbinde mit der
Sorge um die Freiheit des Menſchen auch die Sorge um ſeine
Zu=
kunft.
Der Emir ſab zu einem der beiden Sklaven, einem hübſchen,
halbwüchſigen Jungen, der während des ganzen Geſpräches neben
ihm ſaß, und dann zu mir: „Die Europäer haben das Wort „
Aus=
beutung” zu uns gebracht, und viele von uns benutzen es jetzt. Aber
ich verſtehe nicht, was man damit meint. — Ich will Ihnen dieſen
Jungen hier ſchenken. Und wenn er Ihr Eigentum iſt und Sie
mit ihm ſo fern ſind, daß er mich nicht mehr zu fürchten braucht,
dann wollen Sie ihn fragen, obe er es bei mir ſchlecht gehabt
hat oder nicht. Sie können auch unſere Küſte bereiſen und jeden
anderen Sklaven befragen. — Sie werden einige Orte finden, wo
man die Sklaven freigelaſſen hat. Aber Sie werden keinen Ort
finden, wo freie Sklaven fortgelaufen ſind. Sie würden das wohl
getan haben, wenn man ſie ſchlecht behandelt hätte. Wenn alſo
ein Sklave ſich bei ſeinem Herrn wohl fühlt, wie darf man dann
von Ausbeutung reden? Ich verſtehe das nicht. Was kann man
einem Menſchen mehr geben, als daß er zufrieden iſt? Ich glaube,
daß Sie unter unſeren Sklaven mehr zufriedene Menſchen finden
werden als ſonſt irgendwo in der Welt. Sie wiſſen es heute ſchon
alle, daß ſie es bei uns beſſer haben als jene Freien, die überall
verhungern. Sie haben es beſſer bei uns, und wir haben es
beſ=
ſer mit ihnen. Wir wollen keine Zuſtände haben wie in Europa
oder in Amerika. Es iſt gut ſo, wie es iſt. Wir wollen nichts
daran ändern.”
Mochämet legte den Kopf zurück und ſchnalzte mit der Zunge,
was im Orient „nein” bedeutet. Dann meinte er: Es ſei ja
mög=
lich, daß der Emir ſeine Leute gut behandle und daß alle andern
das auch täten. Aber welchen Schutz habe ein Sklave gegen einen
Herrn, der dies nicht tue, ihn ausbeute oder ſogar ſchlage? Man
könne eine Geſellſchaftsordnung nicht auf die menſchliche Güte und
das Vertrauen aufbauen, ſondern nur auf gute Inſtitutionen.
Abdallah war ganz ſeiner Anſicht.
Der Emir ſchwieg.
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im Bereich der evangeliſchen
Landeskirche in Heſſen.
Von Dr. jur. Otto Horre
Oberkirchenrat beim Landeskirchenamt zu Darmſtadt.
56 Seiten in 8. Broſchiert 3.40 RM.
Inhalt: 51. Kirche und Staat. 2. Die zur kirchlich=
ver=
mögensrechtlichen Verwaltung berufenen Organe. 83. Die
kirchliche Vermögensverwaltung im engeren Sinne. 84. Das
kirchliche Bauweſen. 55. Das Kirchenſtenerweſen.
Der Verfaſſer gibt i knappen Zügen die hauptſächlichſten zurzeit geltenden
Beſtimmungen im Bereich des kirchlichen Vermögensrechtes innerhalb der
heſſiſchen Landeskirche. Nach einem kurzen Überblick über die heutige
rechtliche Stellung von Staat und Kirche (nach Reichsverfaſfung 1919 und
Kirchenverfaſſung 1922) werden, aus der Praxis heraus, die
vermögens=
rechtlichen Organe und deren Funktionen (Voranſchlag, Rechnung
der Kirchengemeinde, Anleihen und Kapitalien, Schenkungen,
Veräuße=
rungen und Erwerb von Grundbeſitz etc.) behandelt. Beſondere Abſchnitte
ſind dem kirchlichen Bauweſen (Baupflicht und Verfahren) und
Kirchenſteuerweſen gewidmet. Die Schrift iſt die notwendige
Ergän=
zung zu dem Kirchenrecht von Köhler (1884) und von Eger-Friedrich
(1911/14) und wichtig für die Aufſtellung des Voranſchlages ud
die geſamte Vermögensverwaltung der evangeliſchen
Kirchen=
gemeinden im Volksſtaat Heſſen.
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Seite 76
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Nummer 188
Das Neueſte in New Yorks „Unkerwelk”: Bierkrieg.
Eine Goldſendung im Werte von 30 Millionen von der Deutſchen Reichsbank
kommt in New York an und wird auf ihren Inhalt unterſucht.
Hoffentlich erſpart die Durchführung des Hoover=Planes der Deutſchen Reichsbank weitere ſolche
Goldabgaben, die die deutſche Währung hart an die Grenze der Gefährdung bringen.
Auffindung eines erſchoſſenen Bierſchmugglers in New York,
wo ſich nach dem Vorbild von Chicago nun auch der Bierſchmugglerkrieg in der Unterwelt
ein=
gebürgert hat. Das ſind ſeltſame Tragödien: Tote um ein Glas Helles!
Reich und Ausland.
Generalkonſul Dr. e. h. Ludwig Roſelius,
dem Erfinder des coffeinfreien Kaffees und
Prä=
ſidenten der Kaffee=Hag=Geſellſchaften, iſt aus
Anlaß des Jubiläums der Kaffee=Handels=A.=G.,
Bremen, die Plakette der Humboldt=Hochſchule
Berlin für Verdienſte um Volksgeſundheit und
Volksbildung verliehen worden.
Der Blitz als Zerſtörer.
Kaſſel. Bei einem über die Kaſſeler
Ge=
gend niedergegangenen ſchweren Gewitter ſchlug
der Blitz in das Maſchinenhaus einer Weberei
in Heſſiſch=Lichtenau und zertrümmerte ſämtliche
elektriſche Anlagen. Auch in die der Fabrik
ge=
genüberliegende Eiſenbahnſtation ſchlug der
Blitz und ſetzte die Morſeapparate außer
Tätig=
keit. — In Volkmarſen wurde durch Blitzſchlag
das Wohnhaus des Landwirts Ludorf
einge=
äſchert und zwei Rinder auf der Weide
er=
ſchlagen. Auch die elektriſche Licht= und
Kraft=
leitung in Wolfhagen war mehrere Stunden
ge=
ſtört. — In Hersfeld ſchlug der Blitz in ein
Transformatorenhaus, wodurch die
Stromzufüh=
rung einige Zeit unterbrochen wurde.
Selbſtmord im Reichsverkehrsminiſterium.
Berlin. Dienstag, nach 7 Uhr abends, hat
ſich in ſeinem Dienſtzimmer im
Reichsverkehrs=
miniſterium der Miniſterialamtmann Karl
Ka=
gel, der Referent für Tariffragen der
Waſſer=
ſtraßenabteilung, erſchoſſen. Dienſtliche
Verfeh=
lungen liegen, wie wir erfahren, nicht vor. Als
Urſache für die Verzweiflungstat vermutet man
mißliche finanzielle Verhältniſſe. Kagel iſt 47
Jahre alt. Er hinterläßt eine Frau und zwei
Kinder.
Todesurteil im Prozeß Kuenne.
Weſermünde. In dem mehrtägigen
Prozeß gegen den des Mordes an der
ſieben=
jährigen Schülerin Ingeborg Bopp angeklagten
47jährigen Maurer Hermann Kuenne erkannte
das in Weſermünde tagende Verdener
Schwur=
gericht nach 3½ſtündiger Beratung auf
Todes=
ſtrafe und dauernde Aberkennung der
bürger=
lichen Ehrenrechte.
Wolkenbrüche über Hamburg und der Unter=
Elbe.
Hamburg. Die wolkenbruchartigen
Re=
genfälle, die auch geſtern morgen noch
andauer=
ten, haben in Hamburg im Laufe von 36
Stun=
den nicht weniger als 67 Millimeter Regen
ge=
bracht. In Stade an der Unterelbe wurde von
der Biologiſchen Reichsanſtalt eine
Nieder=
ſchlagsmenge von 95,2 Millimeter feſtgeſtellt,
während im ganzen Monat Juni insgeſamt nur
57,6 Millimeter gemeſſen wurden. Die
gewal=
tigen Waſſermaſſen haben vielfach verheerend
gewirkt. In Hamburg allein wurde die
Feuer=
wehr 240mal alarmiert, um das in die Keller
eingedrungene Waſſer wieder herauszupumpen.
Verſchiedentlich mußten die Wehren eingreifen,
um drohende Mauereinſtürze zu verhindern.
Ganze Straßenzüge ſtanden unter Waſſer. Die
Kirſchenernte iſt vollſtändig vernichtet. Auch
durch Blitzſchläge iſt viel Schaden, angerichtet
worden. In Aſſel, Malſtedt und anderen
Ort=
ſchaften wurden mehrere Gebäude durch Feuer
zerſtört.
Das Urteil im Jonas=Prozeß.
Güſtrow. Unter ungeheurer Spannung
wurde geſtern, nach über dreiſtündiger Beratung,
das Urteil gegen den Malchower
Waſſerſtoffgas=
ſchwindler Jonas und ſeine Helfer wegen
Tot=
ſchlags an dem Juſtizoberwachtmeiſter Glaeſel
ge=
fällt. Jonas wurde wegen Körperverletzung mit
tödlichem Ausgang und wegen gemeinſchaftlicher
Freiheitsberaubung mit Todeserfolg in
Tatein=
heit zu einer Zuchthausſtrafe von acht Jahren
verurteilt. Die bürgerlichen Ehrenrechte
wur=
den ihm auf die Dauer von ſechs Jahren
aber=
kannt. Sein Helfer Kaſelitz wurde wegen
ge=
meinſchaftlicher Freiheitsberaubung mit
töd=
lichem Ausgang zu fünf Jahren Gefängnis, und
Jürß zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Frau
Jonas kam mit einer Strafe von drei Monaten
Gefängnis wegen Beihilfe zur Befreiung eines
Gefangenen davon.
150 Perſonen an Wurſtvergiftung erkrankt.
Amſterdam. In dem Dorf Eriga ſind
150 Einwohner an Wurſtvergiftung erkrankt;
fünf von ihnen liegen im Sterben.
Jubiläumskagung der deukſchen Luftfahrer in Augsburg.
Oben links: Der erfolgreiche Segelflieger Kronfeld im Geſpräch. Rechts: Blick auf das Flugfeld.
Unten: Reichsverkehrsminiſter von Gusrard (X) im Geſpräch mit dem bayeriſchen Innenminiſter
Dr. Stützel (links). — Auf dem Flugplatz in Augsburg fand unter zahlreicher Beteiligung der
erfolgreichſten deutſchen Flieger der 25. Deutſche Luftfahrertag ſtatt.
Neues Fernſprechkabel zwiſchen Deukſchland und Dänemark.
Die Verlegung des Kabels an der Küſte bei Warnemünde.
In dieſen Tagen wurde mit der Auslegung des zweiten deutſch =däniſchen Fernſprechkabels
begonnen, das ſich zur Bewältigung des immer ſtärker werdenden Fernſprechverkehrs zwiſchen
Deutſchland und den ſkandinaviſchen Ländern als nötig erwieſen hatte. Das im Jahre 1888 gelegte
alte Kabel iſt durch das Seewaſſer ſo zerſtört worden, daß es von einem Kabeldampfer
auf=
genommen worden iſt.
Autounfall Schaljapins.
Kautendorf. Der ruſſiſche Baſſiſt
Schal=
japin fuhr durch Hof, um nach Karlsbad zu
kommen, wo er ſich drei Wochen zur Kur
aufhal=
ten wollte. Zwiſchen Tauperlitz und
Kauten=
dorf ſtreifte ſein Auto einen Motorradfahrer,
der zu Boden ſtürzte und leichte Verletzungen
erlitt. Das Auto fuhr weiter, wahrſcheinlich,
weil von den Inſaſſen der Unfall nicht bemerkt
worden war. Ein Schloſſergehilfe fuhr mit
einem Motorrad nach und ſtellte das Auto an
der Großen Brücke von Kautendorf. Schaljapin,
der in Begleitung ſeiner Frau reiſte, nahm den
Verletzten mit nach Rehau. Eine Gerichtskom=
miſſion begab ſich ſofort an die Unfallſtelle. Nach
der Aufnahme des Tatbeſtandes mußte man zum
Amtsgericht nach Rehau, wo Schaljapin eine
Kaution von 2000 Kronen hinterlegen mußte.
Um 21 Uhr konnte der Sänger ſeine Reiſe nach
Karlsbad fortſetzen.
Frau Hanau im Auto verunglückt.
Paris. Die aus dem Finanzſkandal der
„Gazette du Franc” bekannte Frau Hanau hatte
geſtern morgen bei Coulimniers, als ſie von
Straßburg nach Paris zurückkehren wollte, einen
ſchweren Autounfall. Sie wurde mit einem Arm=
und einem Beinbruch ins Krankenhaus gebracht.
Ihr Zuſtand iſt ernſt
Die myſteriöſe Flugzenglandung
in den Bergen bei Chamonik.
Paris. Das Geheimnis des myſteriöſen
Flugzeuges, das in einer Höhe von 3400 Metern
bei Chamonix auf einem breiten Bergrücken,
wo eine Landung durchaus möglich war,
herren=
los aufgefunden wurde, konnte noch nicht völlig
aufgeklärt werden. Die roten Flecke, die man
rings um das Flugzeug herum entdeckte, ſind
kein Blut, ſondern ſtellen, wie ſich jetzt
heraus=
ſtellt, eine mit roter Farbe gemachte Markierung
dar. Daraus ſchließt man, daß es ſich um eine
vorher genau geprüfte und vorbereitete
Lan=
dung und um ein von kühnen Fliegern
verſuch=
tes Experiment, im hohen Gebirge zu landen,
handelt. Die Flieger ſcheinen irgendwo in einer
Schutzhütte zu hauſen, denn es liegen keinerlei
Anzeichen mehr vor, daß ſie verletzt oder gar
ge=
tötet wurden. Ein vorgeſtern morgen
einſetzen=
der Schneeſturm machte es unmöglich, ſich dem
Flugzeug zu nähern, ſo daß man ſeine
Nationa=
lität noch nicht feſtſtellen konnte. Man nimmt
an, daß es ſich um ein fremdländiſches, vielleicht
italieniſches Flugzeug handelt. — Alle dieſe
An=
gaben wurden von Touriſten gemacht; es bleibt
alſo die offizielle Unterſuchung abzuwarten.
4000 Todesopfer der Ueberſchwemmungen
in Kwantung?
London. „Times” meldet aus Schanghai:
Die Ueberſchwemmungen in Kwantung, die ſich
bis Kanton ausdehnen, gehen zurück. Man
nimmt an, daß 4000 Menſchen ums Leben
ge=
kommen ſind.
Zum Fluge über den Stillen Ozean aufgeſtiegen.
New York. Wie aus Seattle, im Staate
Waſhington, berichtet wird, ſind die Flieger
Robbins und Jones zu einem Fluge nach Tokio
aufgeſtiegen.
Poſtflugzeug Nanking—Berlin von mongoliſchen
Eingeborenen feſtgehalten.
Schanghai. Das Poſtflugzeug Nanking—
Berlin, das wegen des ſchlechten Wetters eine
Nolandung vornehmen mußte, iſt von einem
mongoliſchen Stamm in Beſitz genommen
wor=
den. Das Schickſal der beiden Piloten iſt
unbe=
kannt. Ein Hilfsflugzeug entdeckte das
Poſt=
flugzeug, von mongoliſchen Soldaten umgeben,
die auf die zu Hilfe eilende Maſchine Schüſſe
abgaben. — Nach einer in Berlin eingegangenen
Meldung der Deutſch=Chineſiſchen
Luftverkehrs=
geſellſchaft „Euraſia” hat am 2. Juli ein
Poſt=
flugzeug dieſer Geſellſchaft auf der Strecke
Nan=
king—Mandſchurei, in der äußeren Mongolei,
aus Witterungsgründen eine Zwiſchenlandung
vornehmen müſſen. Die entſprechenden Schritte
zur Freigabe des Flugzeuges ſind nach
Mittei=
lung der „Euraſia” eingeleitet worden.
Zum Präſidenken des
Makerial=
prüfungsamkes ernannk.
Geheimrat Robert Otzen,
bisher Profeſſor; der Techniſchen Hochſchule in
Hannover, wurde unter gleichzeitiger Berufung
an die Techniſche Hochſchule in Berlin zum
Präſidenten des Staatlichen
Materialprüfungs=
amtes in Berlin=Dahlem ernannt.
Nummer 188
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Seite 11
Spoct, Spiel und Jucnen
Darmſtadt
im Zeichen des „Hürdenläufers”.
Mit jedem Tag kündigen ſich nun die diesjährigen „
Süddeut=
ſchen Meiſterſchaften” mehr an. Heute weiſen in zahlreichen
Geſchäften und an den Anſchlagtafeln der Elektriſchen Plakate in
Wort und Bild darauf hin, daß am Samstag und Sonntag hier
in unſerem zweckmäßig=ſchönen Hochſchulſtadion wieder
leichtathle=
tiſche Großkämpfe um die höchſte Ehre Süddeutſchlands
ausge=
tragen werden. Darmſtadt ſteht im Zeichen des Hürdenläufers”,
ein Entwurf, den der bekannte Münchener Ottler der Deutſchen
Sport=Behörde für Leichtathletik gewidmet hat, und der recht
an=
ſprechend auf die ſchöne Sportart hinweiſt, deren Kämpfe beſtimmt
für Darmſtadt Ereignis werden, auf die Leichtathletik. Auch in
der näheren und weiteren Umgebung von Darmſtadt, in
Frank=
furt, Offenbach, Mainz. Wiesbaden, Worms, Arheilgen, Eberſtadt,
Griesheim. Pfungſtadt, Roßdorf, Ober=Ramſtadt Dieburg.
Mün=
ſter und Groß=Gerau hat dieſer „Hürdenläufer” ſchon für die
Mei=
ſterſchaftstage in Darmſtadt geworben. Inzwiſchen ſind immer
noch einige Nachmeldungen eingegangen, ſo daß tatſächlich dieſe
Darmſtädter Meiſterſchaften am Samstag und Sonntag das beſte
Meldeergebnis zu verzeichnen haben, das jemals vor und nach
dem Krieg anläßlich einer Süddeutſchen Leichtathletik=Meiſterſchaft
vorlag! Dieſe Kämpfe unſerer Elite werden alſo ohne Zweifel
bei allen Beſuchern ſtärkſten Eindruck, lebhafteſte Anteilnahme und
höchſte Befriedigung erwecken. Wir weiſen nochmals darauf hin,
daß die Eintrittspreiſe niedrig gehalten ſind, und daß ſich unſeren
Leſern im Vorverkauf Vergünſtigungen bieten Vorverkaufsſtellen
ſind eingerichtet bei: Sporthaus Adelmann, Rheinſtraße,
Zigar=
renhaus Becher, Grafenſtraße 39, Friſeur Opp, Riegerplatz 3, und
Zeitungskiosk Skurnik, Schalterraum der Hauptpoſt. Auch
Dauer=
karten für beide Tage ſind im Vorverkauf verbilligt erhältlich.
Daß außerdem auch wieder unſere
Alken Herren einen Dreikampf
über 100 Meter, im Kugelſtoßen und Weitſprung bereits am
Samstag nachmittag unter einem beſonderen Kampfgericht zum
Austrag bringen, wollen wir nicht vergeſſen haben, beſonders
her=
vorzuheben. Auch unſere A.H. werden ſich in den drei
Alters=
klaſſen erbitterte Kämpfe um Sieg und Punkte liefern. Dabei
werden ſich in der Klaſſe 4 (32 bis 36 Jahre) Söllinger=
Darm=
ſtadt, Adams=Trier und Reisdorf=Frankfurt beſonders hart
be=
kämpfen, und auch in der Klaſſe B (37 bis 42 Jahre) wird es zu
ſchönen Kämpfen zwiſchen den Darmſtädtern Krichel und Pfeil,
den Frankfurter Eintrachtlern Reis und Angſtmann, Hausmann=
Kickers Stuttgart, Zimmermann=Würzburg und Wagner=
Maun=
heim kommen. In der C=Klaſſe ſind unſere Darmſtädter Vertreter
Wöbke und Wittmann=Sp. V. 98 und Kaltwaſſer=Merck allein auf
weiter Flur.
Leichkakhletik=Klubkampf.
Dieburg — Polizei Darmſtadt 105:144 Punkte.
Die Leichtathleten des Polizeiſportvereins hatten am
Sonn=
tag Gelegenheit, ſich, in einem Mannſchaftskampfe mit den beſten
Vertretern der Dieburger Vereine zu meſſen. In 14 Diſziplinen,
mit je 3 Teilnehmern mußte um den Sieg gerungen werden.
Nach herzlichen Begrüßungsworten des Herrn Erlewein,
wickel=
ten ſich die einzelnen Kämpfe reibungslos ab. Alle Läufe,
ein=
ſchließlich der Staffeln konnte die Polizei gewinnen im Hoch=
und Weitſprung und im Steinſtoßen ſtellte Dieburg die Sieger
Zum Abſchluß trugen beide Mannſchaften noch ein Fauſtballſpiel
aus, das von der Polizei gewonnen wurde.
Die Ergebniſſe:
100 Meter: Dieburg: 12: 122 u. 13,2 Sek. — Polizei: Seng 11,5,
Stahl 11,8. Klein 11,8 Sek.
200 Meter: Dieburg: 25,7, 25,8, 27 Sek. — Polizei: Dörr 24,6,
Seng 25. Reuter 25,8.
400 Meter: Dieburg: 56,5, 58,0, 60,3. — Polizei: Dörr 56,
Beck 57,8, Lang 59,6.
1500 Meter: Dieburg: 7 Punkte. — Polizei: 14 Punkte.
4X100 Meter: Dieburg: 3 Punkte. — Polizei: 6 Punkte.
Schwedenſtaffel: Dieburg: 3 Punkte. — Polizei; 6 Punkte.
Hochſprung: Dieburg: 1,67 Meter, 1,62 Meter, 1,52 Meter,
Polizei: Bär 1,62 Meter, Dietzel 1,57 Eidmann 1,52 Meter.
Weitſprung: Dieburg: 6,18 6.01. 5,60 Meter. — Polizei: Bär
5,62, Stahl 5,44, Seng 5,27 Meter.
Kugelſtoßen: Dieburg: 11.19, 10.40, 10.26 Meter — Polizei:
Steuerwald 12,47, Eckardt 11,90, Michel 11,61 Meter.
Steinſtoßen: Dieburg: 8,22, 8,17 8,05 Meter. — Polizei: Groh
8,17, Eckardt 7.,80, Steuerwald 7,27 Meter
Speerwerfen: Dieburg: 37,10. 35,45, 30,55 Meter. — Polizei:
Sommer 46.50 Bär 37 70. Lang 34 71 Meter.
Diskuswerfen: Dieburg: 29,35, 28,85, 28,31 Meter. — Polizei:
Eckardt 35,54 Michel 31,15. Sommer 29,42 Meter.
Schleuderball: Dieburg: 45,10, 44,40, 43,11 Meter. — Polizei:
Michel 45,81, Eckardt 43,29, Sommer 43,14 Meter.
Hans Müller, der in New York lebende deutſche Weltergewichtler,
wurde von Jack Roſenberg in der 9. Runde entſcheidend geſchlagen.
Eine Freiluft=Veranſtaltung im Boxen von faſt amerikaniſchem
For=
mat iſt für den 30. Auguſt in dem 45 000 Zuſchauer faſſenden Berliner
Poſtſtadion geplant.
Der finniſche Langſtreckenläufer Iſoholla erreichte in Helſingfors
über 5000 Meter die glänzende Zeit von 14:36,3 Minuten.
Ujpeſt Budapeſt, der ungariſche Fußballmeiſter, iſt wegen ſeiner
Miß=
erfolge in Südamerika vom Ungariſchen Fußball=Bund zurückberufen
worden. Die Ujpeſt=Verträge erfüllt jetzt Ferenezvaros.
Hochſchulſpork.
Inkerne Schwimm=Meiſterſchafken unſerer T.H.
Bei den Internen Hochſchul=Wettkämpfen brachten geſtern die
Schwimm=Wettkämpfe z. T. recht gute Leiſtungen. Die ſtarke
Be=
teiligung beim Bruſtſchwimmen erforderte 12 Läufe. Auch die
Leiſtungen in den Staffeln waren recht beachtlich. Die Ergebniſſe:
100 Meter Bruſt: 1. Schäfer, Haſſo=Boruſſia, 1:32,8 Minuten.
2. Weber,. A. T.V. Alemannia, 1:33,7 Min. 3. Gebauer,
Fran=
konia, 133,9 Min 4. Kunkel Rhenania, 1:36,5 Min. 5. Lang,
Alemannia, 1:36,8 Min. 6. Breidert, Freiſtudent 1:382 Min.
7. Gaydoul. Rhenania, 1:40,0 Min. 8 Zell, Wingolf, 1:40,6 Min.
9. Knop. Alemannia, 1:42,0 Min. 10 Dannenberger, V. D. St.,
1:42,5 Min. — 4X50 Meter Freiſtil für Korporationen: 1.
Rhein=
pfalz (Scheid Wanner, Müller, Göth) 2:28,2 Min 2. A.T.V.
Ghibellinia 2:39,1 Min. 3. Corps Rhenania 2:39,7 Minuten.
3X50 Meter Lagenſtaffel für Verbände: 1. D. B. (Stark. Gerke
Orlemann) 1:55.1 Min. 2. A. T. B. 1:56,8 Min. 3. S. C. 1:59,6
Min. — 6X50 Meter Bruſt für Verbände:
S C. (Kunkel,
Helmf. Gaydoul, Heer, Helmer, Gebauer) 4:24,4 Min. 2. D. B.
4:35,5 Min.
Bezirks-Schwimmfeſt der Reichsbahn.
Anläßlich der Bundesmeiſterſchaften des von der Reichsbahn
ausgetragenen Bezirksſchwimmfeſtes wurden, folgende
Bezirks=
meiſter ermittelt:
Herren. 100 Meter Bruſt: 1 H. Peter=Darmſtadt 1:36,5,
2. Ph. Sautier=Darmſtadt 1:39,5. 100 Meter Seite: 1. H. Peter=
Darmſtadt 1:30,8 2. A. Baldner=Darmſtadt 1:37,8. 100 Meter
Rücken: 1. J. Jeſtadt=Darmſtadt 1:38, 2. W. Schneidmüller=
Darm=
ſtadt 1:40,2. 100 Meter Freiſtil: 1. H. Braun=Darmſtadt 1:18,1,
2. H. Peter=Darmſtadt 1:23,5. 400 Meter Freiſtil: 1. H. Braun=
Darmſtadt 6:30,2. Springen: 1. A. BartholomaeFrankfurt 15
Punkte — Herren über 35 Jahre. 50 Meter Bruſt: 1. O.
Moſer=Frankfurt 47,8, 2. H. Zick=Darmſtadt 51,5. Ueber 50
Jahre. 50 Meter Bruſt: 1 E. Schröder=Darmſtadt. — Damen.
100 Meter Bruſt: 1. L. Zvicknagel=Darmſtadt 1,46, 2. W. Barth=
Darmſtadt 1,56. 100 Meter Seite: 1. M. Schuchmann=Darmſtadt
1,57, 50 Meter Rücken: 1. M. Schuchmann=Darmſtadt 0,59, 2. Chr.
Lemke=Darmſtadt 1,03. Springen: 1 M. Schuchmann=Darmſtadt
8 Pkte. Waſſerball: Darmſtadt gegen Bezirksmannſchaft 6:3 (3:0),
Schul=Schwimmwetkkämpfe.
Die geſtern nachmittag 2.30 Uhr im großen Woog
durchge=
führten Schulſchwimmwettkämpfe um die Wanderpreiſe des Amtes
für Leibesübungen zwiſchen den Darmſtäter Schulen wurden in
Anweſenheit der Herren Vertreter der verſchiedenen Schulen
aus=
getragen. Die Kämpfe brachten eine 10X50 Meter=Bruſtſtaffel
für Schüler unter 14 Jahren und eine 12X50 Meter=Lagenſtaffel
für Schüler über 14 Jahre. In der 12X50 Meter=Lagenſtaffel
trat nur das Realgymnaſium an und ſchwamm die Staffel in
7 Min. 58,6 Sek. — In der 10X50 Meter=Bruſtſtaffel für Schüler
unter 14 Jahren wurde 1. Sieger Realgymnaſium in 8 Min.
55 Sek., 2. Sieger Ludwig=Georgs=Gymnaſium in 9 Min. 02,6
Sek., 3. Sieger Ballonſchule in 9 Min. 20 Sek., 4. Sieger
Schiller=
ſchule in 10 Min. 31,1 Sek.
Schießſpork.
Deutſches Kartell für Jagd= und Sportſchießen, Landesverband
Heſſen und Naſſau.
Am Sonntag wurden auf den Schießſtänden des Gaues
Darm=
ſtadt beim Landesmeiſterſchaftsſchießen folgende
Er=
gebniſſe erzielt:; „Mannſchaftsſchießen: A=Klaſſe: 1. Kleeblatt
Darmſtadt 986 Ringe; „B=Klaſſe: 1. Waidmannsheil Darmſtadt
918 Ringe; 2. Wildſchütz Darmſtadt 871 Ringe; 3. Kleeblatt
Darmſtadt 807 Ringe. — C=Klaſſe: 1. Polizei Frankfurt 788
Ringe; 2. Wildſchütz Darmſtadt 716 Ringe; 3. J.G. Frankfurt
652 Ringe. — D=Klaſſe: 1 Poſt Frankfurt 729 Ringe. — Alters=
Klaſſe: 1. Waidmannsheil Darmſtadt 618 Ringe. —
Einzel=
ſchießen: A=Klaſſe: 1. Grimm Kleeblatt Darmſtadt.
Verbands=
meiſter, 256 Ringe: 2 Berghöfer, Kleeblatt Darmſtadt, 249 Ringe;
3. Wilke, Kleeblatt Darmſtadt, 242 Ringe. — B=Klaſſe: 1. Hr.
Junk, Waidmannsheil Darmſtadt 246 R.;
Hochmuth,
Wild=
ſchütz Darmſtadt, 242 R.; 3. Dr. Badendick, J.G. Frankfurt, 241 R.
C=Klaſſe: 1. Naujaks, Pol. Frankf., 222 R., 2. Müller 212 R.,
3. Roßkopf. 201 R. — D=Klaſſe: 1. Dörr, Alsbach, 221 R.,
2. Mehnke, Pol. Frankfurt 212 R. 3. Schmidt Pol Frankfurt,
211 R. Altersklaſſe 1. Röſt. Waidmannsheil Darmſtadt, 163 R.
2. Bregel, J.G. Frankfurt, 159 R.; 3. Wagner, Waidmannsheil,
157 R.
Olympiaprobe in 1.5.A.
Glanzleiſtungen bei den Athletik=Meiſterſchaften.
Wertvolle Aufſchlüſſe über das Können der amerikaniſchen
Leicht=
athleten gaben die Ergebniſſe der nationalen Meiſterſchaften, die in
Lincoln ihren Anfang nehmen. Viele neue Namen tauchen auf die
alte, in Europa bekannte Garde iſt zum Teil ſchon überflügelt. Unter
den verſchiedenen Rekorden iſt beſonders der des Zehnkämpfers
Mor=
tenſen hervorzuheben, der nur 78 Punkte hinter dem Weltrekord des
Finnen A. Järvinen zurückblieb. Im 100=Yards=Laufen erreichte der
Sieger Frank Wykoff die Weltrekordzeit von 9.5. der Neger Tolan holte
ſich die 20 Yards in 21. und Eddy Genung (Waſhington) ſiegte über die
halbe Meile in 1:52,6. Im 120=Yards=Hürdenlaufen ſtellte der New
Yorker Perey Beard mit der kaum glaublichen Zeit von 14,2 einen
Weltrekord auf. Großartige Leiſtungen gab es auch in den techniſchen
Uebungen. So ſprana A. Bura 1,996 hoch, und im Stabhochſprung
brachte es Jack Wood auf 4,175 Meter.
Das Handball=Skädkeſpiel Darmſtadk=Langen
gegen Frankfurk
am kommenden Sonntag, das auf dem Platze „Müllersteich” der
Freien Turngemeinde ſtattfindet, verſpricht ein ſportlicher Genuß
zu werden. Die jetzt bekannt gewordene Aufſtellung der
Frank=
furter Mannſchaft zeigt, daß der Gaſt tatſächlich in ſtärkſter
Be=
ſetzung antritt. Wir finden darin Spieler, die ſchon manchesmal
Bezirk und Kreis vertreten haben. Das Spiel könnte im
grö=
ßeren Maßſtab auch als eine Begegnung 1. gegen 2. Bezirk
ange=
ſehen werden. Darmſtadt und Langen, neben Griesheim die
füh=
renden Handballmannſchaften im 1. Bezirk, ſtellen die ſog,
Stadt=
mannſchaft Darmſtadt, während auf der anderen Seite nur
Spie=
ler aus ſtarken Mannſchaften des 2. Bezirks Berückſichtigung
ge=
funden haben. Es werden alſo bei dem Treffen am kommenden
Sonntag Vergleiche nach manchen Seiten nahegelegt, wodurch das
Spiel an Bedeutung noch gewinnt.
TV. Nieder=Ramſtadt — Turngeſ. 1875 Darmſtadt.
In einem Abendſpiel ſtehen ſich am Samstag. 18.30 Uhr.
Nieder=Ramſtadt und Tgeſ. Darmſtadt auf dem Sportplatz „
Wild=
nis” gegenüber. Bei der Spielſtärke der 1875er und der
augen=
blicklich guten Konſtitution der Einheimiſchen darf man auf dee
Ausgang des Spieles geſpannt ſein.
Kegler=Bereinigung Darmſtadt u. Amgevung.
Verbandsklubmeiſterſchaften.
Am Montag wurden die Kämpfe zum Abſchluß gebracht. Es
waren in der Ligaklaſſe, A.=Klaſſe ſowie B.=Klaſſe je 5
Klubmann=
ſchaften vertreten, die in Vor=” und Rückkampf um die
Meiſter=
ſchaft für 1931 ſtritten. Jede Her=Mannſchaft hatte 1000
Ku=
geln in die Vollen abzuwerfen. — Das Ergebnis:
Liga=Klaſſe: 1 „D.K 1911 — BV.” 1.. 5164 Holz, Meiſter:
2 „L. L. 08‟ 5022 Holz: 3. „Haſſia 1919‟, 4978 Holz; 4. „Gut Holz”
Eberſtadt, 4903 Holz.
Dem Abſtieg in die A.=Klaſſe ſind verfallen: „Gut Holz”
Eberſtadt und Sportkegler”. A.=Klaſſe: 1. „Zwölfer”, T.G.D.
46, 4964 Holz, Meiſter; 2. „D.K. 1923” 4917 Holz; 3 „Kranz
Darmſtadt”, 4862 Holz: 4. „Konkordia”, 4642 Holz. — Ein Klub
trat nur zum Vorkampf an. Es ſteigen auf in die Ligaklaſſe
„Zwölfer” und „D.K 1923‟ Dem Abſtieg in die B.=Klaſſe ſind
verfallen „Konkordia” und „D.K. 1911” — B. V. 2.
B.=Klaſſe: 1. „Kranz” Eberſtadt 1 4880 Holz, Meiſter;
2. „Muntere Dinger”, 4840 Holz; 3. Keglerluſt” 4837 Holz; 4.
„Klu”, 4737 Holz: 5. „Kranz Eberſtadt” 2. 4473 Holz. Es ſteigen
in die A.=Klaſſe auf: „Kranz Eberſtadt” 1. und „Muntere
Dinger”.
Rundfunk=-Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 9. Juli.
7.30: Bad König: Konzert des Kurorcheſters: J Trumpfheller
(Enlophon=Solo).
15.30: Stunde der Jugend.
16.30: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters; Mitw.: E. Flinſch
(Klavier).
18.15: Zeitfragen: Thema und Redner werden bekanntgegeben.
18.40: Zeit, Programmänderungen.
18.45: Stadtrat Dr. Michel: Die Arbeitsloſenverſicherung nach
der letzten Notverordnung.
19.10: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.15: L. Eismeyer und E. Nebhut: Gang durch die Frankfurter
Bootshäuſer.
19.45: Volkslieder; geſpielt vom Gütersloher Gymnaſialhornſextett.
20.00: Konzerthalle der Liederhalle Stuttgart: Konzert.
20.40: Renaiſſance. Barock, Rokoko: Deutſches Rokoko: Hörwerk von
P. Enderling. — Die Laune des Verliebten; Schäferſpiel von
Goethe.
22.00: Konzert für Klavier und Orcheſter von A. Kuſterer; geſpielt
vom Philharmoniſchen Orcheſter, Stuttgart.
22.25: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.40: Freudenſtadt: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 9. Juli.
14.50: München: Deutſch für Ausländer.
15.45: Dr. Elſe Möbus: Die Frau des Arbeitsloſen.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: Dr. Dautert: In der argentiniſchen Pampa.
17.30: Prof. Dr. Mersmann: Hausmuſik.
18.00: G. Foerſter, Dr. Würzburger: Das Schöpferiſche.
18.30: Jens Lützen: Praktiſche Ratſchläge für Amateurfotografen.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Ob.=Stud.=Dir. Bockelmann: Spaßmacher, Narren und
Hu=
moriſten auf Shakeſpeares Bühne.
19.30: Dr. Schurig: Richtige Frühkartoffelernte und richtiger
Trans=
port bis zum Verbraucher.
19.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Kammermuſik. Werke von Händel, Schubert, Brahms. Mitw.:
K. Rockſtroh (Flügel), G. Knieſtädt (Violine), E. Frieſe (
Wald=
horn).
21.00: Dr. Croll: Das Schuldenfeierjahr des Präſidenten Hoover.
21.30: Der Kuban=Koſaken=Chor.
22.00: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
22.25: Zeitberichte: Weltkampf gegen die Arbeitsloſigkeit.
Danach: Eden=Hotel: Tanzmuſik. Oscar Jooſt und ſein Orcheſter.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Veranzwortich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”,„Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeraienteil und geſchäftliſche Mittellungen: Willy Kuhle:
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
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Rummer 188
Donnerstag, den 9. Juli
Die Markklage für Tabakwaren im Juni.
Nach Fachberichten wird das Zigarrengeſchäft im Monat
Juni, ſoweit die billigen Preislagen in Betracht kommen, als
normal bezeichnet. An alten Vorraten aus dem Vorjahre ſind in
ziemlich großem Umfange noch Zigarren in höheren Preislagen
vorhanden, die in den letzten Monaten infolge der ſchwierigen
Wirtſchaftslage wenig gekauft worden ſind. Das Geſchäft in
Zi=
garillos, das in den Vormonaten groß war, hat im Juni geſtockt;
bei der Zigarreninduſtrie liegen noch ſehr umfangreiche
Zigarillo=
aufträge vor. Der Handel will erſt abwarten, ob der
Zigarillo=
abſatz infolge der Wiedereinführung der 10=Stück=Packung und des
Einzelverkaufs von Zigaretten zurückgehen wird. Die
Schwierig=
keiten in der Fabrikation durch die Einführung neuer Faſſons
und die Beſchaffung der dazu gehörenden Formen ſcheinen noch
nicht überwunden zu ſein. Das Zigarettengeſchäft war beſonders
in der zweiten Hälfte des Juni ſehr klein; der Umſatz ſtand weit
hinter dem des Vormonats. Der Handel bemühte ſich infolge der
am 1. Juli wieder eingeführten 10=Stück=Packung und des
Einzel=
verkaufes von Zigaretten, die alten Beſtände auszuverkaufen. Es
wurden deshalb vom Handel nur die allerdringendſten Ergänzungen
vorgenommen. Auch mit der Beſtellung von Rauchtabak hielt der
Handel zurück, weil von den Rauchern der ſteuerbegünſtigte
Fein=
ſchnitt mit der Schnittbreite von 1 Millimeter noch nicht gern
ge=
kauft, ſondern dafür der feiner geſchnittene alte Tabak bevorzugt
worden iſt. Es waren noch erhebliche Beſtände an altem Tabak
vorhanden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Indexziffer der Großhandelspreiſe im Monatsdurchſchnitt Juni
1931. Die vom Statiſtiſchen Reichsamt berechnete
Großhandelsindex=
ziffer ſtellt ſich für den Monatsdurchſchnitt Juni mit 112,3 um 0,9 v. H.
niedriger als im Vormonat. Die Indexziffern der Hauptgruppen
lau=
ten: Agrarſtoffe 107,3 (minus 1,7 v. H.), Kolonialwaren 95,1 (minus
0,4 v. H.), induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 102,9 (minus 0,5 v. H.)
und induſtrielle Fertigwaren 136,7 (minus 0,4 v. H.).
Der Eiſenerzmarkt im Lahn=Dillgebiet. Die Lage am
Eiſenerz=
markt im Lahn= und Dillgebiet und in Oberheſſen hat ſich, wenn man bei
dem ungewöhnlichen Tiefſtand überhaupt noch von einer Verſchlechterung
ſprechen kann, durch weitere Verminderung des geringen Abſatzes und
durch einen ſtarken Preisdruck der Hütten weiterhin verſchlimmert. Den
Preisforderungen der Hütten durch Herabſetzung der Löhne
nachzukom=
men, iſt bei dem ſtarren Lohntarifſyſtem nicht möglich. Darum wird es
immer ſchwieriger, die Gruben durchzuhalten.
Frankſche Eiſenwerke A.=A. Adolfshütte, Niederſcheld. Die
Geſell=
ſchaft verzeichnet 1930 nach Abſchreibungen von 240 367 RM. und
Rück=
ſtellungen von 141 144 RM. einen geringen Reingewinn von 7317 RM.
Vorgetragen waren aus 1929 51 922 RM. Die Bilanz weiſt aus das
Aktienkapital mit 4,0, Reſerve 0,4, Anleihe von 1926 mit 1,376,
Akzept=
ſchulden 0,11, Bankſchulden 0,695, Kreditoren 0,82 und verſchiedene
Rück=
ſtellungen 0,142 Mill. RM. Andererſeits Liegenſchaften 0.42. Gebäude
und Anlagen 1,43, Maſchinen und Geräte 1,34, Vorräte 1,76,
Bankgut=
haben 0,175, Kaſſabeſtände und Wertpapiere 0,086 und Debitoren 2,35
Mill RM. Die Generalverſammlung hat ſtattgefunden.
Vereinigte Stahlwerke A.=G. (3. Quartal). Nach dem Bericht über
das 3. Geſchäftsquartal 1930/31 betrug die Produktion in den wichtigſten
Erzeugniſſen im Vergleich zum vorhergehenden Vierteljahr in 1000
Ton=
nen: Kohle 4224 gegen 4698, Koks 1252 gegen 1452, Roheiſen 778 gegen
808 und Rohſtahl 907 gegen 957. Insgeſamt ſtellte ſich die Erzeugung
in den Monaten Oktober 1930 bis Juni 1931 im Vergleich zu der
ent=
ſprechenden Vorjahreszeit auf: Kohle 14 152 gegen 19957, Koks 4435
gegen 7248, Roheiſen 2533 gegen 4276, Rohſtahl 2870 gegen 4455. Die
Zahl der Arbeiter iſt am 30. Juni auf 103 000 gegen 105000 am 31.
März und 153 000 am 30. Juni 1930 zurückgegangen. Der Geſamtumſatz
mit Fremden erfuhr im 3. Quartal 1930/31 gegenüber dem
Vorviertel=
jahr eine Erhöhung von 206,63 auf 212,38 Millionen RM. Dabei iſt der
Inlandsumſatz von 122,53 auf 119,36 Mill. zurückgegangen, während der
Auslandsumſatz von 84,10 auf 93,02 Mill. RM. ſtieg. Insgeſamt betrug
der Umſatz in der Zeit vom Oktober 1930 bis Juni 1931 im Vergleich
zur entſprechenden Vorjahreszeit 652,72 gegen 976,54 Mill RM. Davon
entfallen 371,81 gegen 606,25 Mill. RM. auf das Inland und 280,91
gegen 370,29 Mill. RM. auf das Ausland. Die ſpezifierten
Auftrags=
beſtände der Hüttenwerke und Verfeinerungsbetriebe an Eiſen= und
Stahlerzeugniſſen machten im Juni 1931 etwa 55,3 Prozent des
ent=
ſprechenden Auftragsbeſtandes im Monatsdurchſchnitt des Geſchäftsjahres
1929/30 aus.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 8. Juli ſtellten ſich für
je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 82 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
rerſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium 98 99proz, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM.,
desgl. in Walz oder Drahtbarren 99proz. 174 RM., Reinnickel,
98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 51—53 RM.,
Fein=
ſilber (1 Kilogr. fein) 40.50—42.50 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 8. Juli ſtellten ſich für
Kupfer: Juli 67.50 (67.25), Auguſt 68 (69.50), Sept. 69.25
(69.75) Okt. 69.50 (70.50), Nov. 70 (71), Dez. 70.25 (71) Jan.
70.50 (71.25), Febr. 70.50 (71.25), März und April 70.75 (71.25),
Mai 71 (71.25). Juni 70.75 (71). Tendenz: flau. — Für Blei
Juli 25.25 (26). Auguſt und Sept. 25 (26), Okt. 25.50 (26.25),
Für
November bis Juni 25.50 (26.50) Tendenz: luſtlos.
Zink: Juli 2425 (25.50), Auguſt 24.50 (25.75) Sept. 24.75
(26.50). Okt. 25.25 (26.25). Nov. 25.50 (26.50) Dez. 26 (27)
Jan. 26.50 (27) Febr. 26.75 (27.50) März 27 (27.25), April 27
(27.75) Mai 27.50 (28), Juni 28.50 (28.,75). Tendenz:
abge=
ſchwächt. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern
Brief.
Produkkenberichle.
Frankfurter Produktenbericht vom 8. Juli. Weizen 290, Roggen
/40—245, Hafer 190, Weizenmehl ſüdd, Spezial 0 38,75—39,75, dito
nie=
errhein. 38,50—39,25, Roggenmehl 32,25—33,25, Weizenkleie 10,40 bis
„50, Roggenkleie 11,50 RM. Tendenz ſtetig.
Berliner Produktenbericht vom 8 Juli. Die Erholung am
Produk=
enmarkte machte heute weitere Fortſchritte. Das Inlandsangebot von
Brotgetreide neuer Ernte, insbeſondere zur kurzfriſtigen Lieferung, hat
ich infolge des regneriſchen Wetters vermindert, und verſchiedentlich
aubt man, daß bei Anhalten der gegenwärtigen
Witterungsverhält=
tiſſe auch das Offertenmaterial von Brotgetreide alter Ernte wieder
twas mehr Beachtung finden wird. Für Weizen und Roggen neuer
ente bewilligten Mühlen und Händler etwa 2 Mark höhere Preiſe als
eſtern, wobei für Weizen die Tatſache ſtimulierte, daß bereits geſtern
tachmittag verſchiedentlich Abſchlüſſe in Weizenmehl für die neue
Kam=
dagne zuſtandegekommen ſind. Am Lieferungsmarkte ſetzte Weizen bis
„50 Mark, Roggen bis 2,50 Mark feſter ein Weizen= und
Roggen=
ehle zur prompten Lieferung haben bei behaupteten Preiſen kleines
Zedarfsgeſchäft. Hafer liegt im Einklang mit der Befeſtigung des
Liefe=
ungsmarktes um 2—3,75 Mark gleichfalls feſter, die abgegebenen
Unter=
ebote werden von der erſten Hand kaum zugeſagt. Neue Wintergerſte
dei etwas geringerem Angebot gut ſtetig.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 8. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 54.75, Sept. 55.50, Dez. 585; Mais:
uli 59½, Sept. 54.25, Dez. 48; Hafer: Juli 27, Sept. 27½, Dez.
97; Roggen: Juli 35.25, Sept. 38, Dez. 42.
Schmalz: Juli 8.12½, Sept. 8.15, Okt. 8.12½, Dez. 7.55.
Speck, loko 8.12½.
Schweine; leichte 7.10—7.50, ſchwere 5.75—6.60;
Schweine=
ufuhren: Chicago 13 000, im Weſten 63 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 8. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 8.85: Talg, extra, loſe 3½.
Getreide. Mais, loko New York 73½; Mehl, ſpring wheat
lears 3.90—4.25: Fracht; nach England 1,6—2,3 Schilling, nach
em Kontinent 8—8.50 Cents.
Kakao. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze: 199; Lokonotiz: 5.75;
Juli 5.43, Sept. 5.64, Okt. 5.72, Dez. 5.88, Jan. 5,96, März 6.13,
Mai 6.25, Juli 4.43,
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 8. Juli.
Die Unſicherheit über die Geſtaltung der Deviſenmarktlage rief an
der heutigen Effektenbörſe ſtärkſte Zurückhaltung hervor. Unter dem
Eindruck der Kursrückgänge an der geſtrigen New Yorker Börſe erfuhr
die Abwärtsbewegung der Kurſe, die bereits an der geſtrigen
Abend=
börſe zu bemerken geweſen war, eine Fortſetzung in verſtärktem
Aus=
maße. Die Stimmung war ſehr nervös. Die große Aktion der
Ueber=
nahme einer Ausfallbürgſchaft in Höhe von 500 Mill. RM. für die
deutſche Golddiskontbank wurde dagegen geteilt aufgefaßt und blieb auf
die Geſamtſtimmung ohne nennenswerten Einfluß. Da vom In= und
Auslande Verkaufsaufträge größeren Umfanges vorlagen, traten
gegen=
über der geſtrigen Abendbörſe Kursverluſte von 1½—3 Prozent ein.
Darüber hinaus waren Salzdetfurth 10 Prozent ſchwächer notiert.
Deutſche Anleihen ebenfalls ſchwach; Altbeſitz mit 1 Prozent, Neubeſitz
minus ½ Prozent. Später traten jedoch leichte Erholungen ein, wobei
beſonders Neubeſitzanleihe mehr beachtet wurden. Von Staatsanleihen
lagen 5½prozentige Younganleihe 1 Prozent feſter. Die Tendenz des
Pfandbriefmarktes war zwar uneinheitlich, aber überwiegend ſchwächer.
Die Rückgänge betrugen ¼—½ Prozent, vereinzelt ſogar bis 1 Prozent.
Auch Stadtanleihen und Induſtrieobligationen ſchwächten ſich bis zu
1 Prozent ab. Reichsſchuldbuchforderungen lagen bis 2 Prozent
niedriger
Im Verlaufe konnten ſich die Kurſe etwas erholen, da das Angebot
nachgelaſſen hat und die Spekulation einige Deckungsnachfrage
bekun=
dete. Man hofft, daß durch ein raſches Eingreifen der Regierung die
Durchführung des Planes für die deutſche Golddiskontbank ſchnellſtens
gewährleiſtet wird. Gegenüber den vorherigen Verluſten ſtellten ſich
Erholungen von 1—1½ Prozent ein. Da die Deviſenanforderungen
heute weſentlich kleiner geweſen ſein ſollen, ſetzte ſich die Erholung auch
bis zum Schluß der Börſe fort. Gegen die Anfangskurſe ergaben ſich
für die beſonders gedrückten Papiere Beſſerungen bis zu 3½ Prozent,
bei Salzdetfurth um 8 Prozent. Montan= und Bankaktien lagen
da=
gegen unerholt. Sehr ſchwach blieben internationale Werte, von denen
Chade und Spenska Tagesverluſte von 10 bzw. 16 Mark zu verzeichnen
hatten. Am Geldmarkt war Tagesgeld zum Satz von 8 Prozent
aus=
geglichen. . Am Deviſenmarkt notierten Reichsmark gegen Dollar 4,2140,
gegen Pfunde 20,50½. London — New York 4,8660. Mailand 92,94,
Paris mit 124,16 ſehr feſt, Holland 12,08/s, Schweiz 25,08, Madrid 51,25.
Die Abendbörſe zeigte bei kleinem Geſchäft wieder ſchwächere
Kurſe. Man iſt vor allem verſtimmt durch den ſchwächeren Verlauf der
europäiſchen Auslandsbörſen und den ebenfalls ſchwächeren New Yorker
Börſenbeginn. Bezüglich der neuen Notverordnung iſt man abwartend
hinſichtlich ihrer Aufnahme im Ausland Farben eröffneten 1½ Prozent,
A. E. G. 1½ Prozent Siemens 1¾ Prozent ſchwächer. Montanaktien
bis 1 Prozent gedrückt, Kunſtſeidenwerte uneinheitlich. Im Verlauf
blieb die Börſe behauptet. Von Kurſen ſind zu nennen: Farben 129,5,
Deutſche 100 5, Reichsbank 132,5, Gelſenkirchen 69, Rheinſtahl 72,
Stahl=
verein 42, Salzdetfurth 187, Aſchersleben 116, A.E.G. 90, Schuckert
119,25 Siemens 149,5, Holzmann 73, Ways u. Freyztag 25,
Scheide=
anſtalt 120, Aku 78.
Berlin, 8. Juli.
Heute vormittag war die Tendenz zwar etwas zur Schwäche
nei=
gend, doch rechnete man nicht mit einem ſo ſchwachen Börſenbeginn, wie
er nachher zur Tatſache wurde. Man hatte vormittags angenommen,
daß die Nachricht von der 500=Millionen=Bürgſchaft der deutſchen
Wirt=
ſchaft für die Golddiskontbank allgemein beruhigend wirken würde, doch
übte ſie an der Börſe zunächſt nur einen geringen Eindruck aus, da man
vor allem mehr die Wirkung im Auslande abwarten will. Auch die ſich
immer erhaltenden Gerüchte über eine langfriſtige Auslandsanleihe für
das Deutſche Reich — der Daily Herald ſprach heute von 1½
Milliar=
den Mark — konnten kaum wirken. Vor allem verſtimmte die Schwäche
der geſtrigen New Yorker Börſe, wozu noch ſchwache Meldungen von den
heutigen Auslandsbörſen kamen. Die Spekulation ſchritt auf allen
Märkten zu Glattſtellungen, aus der Provinz und z. T. auch aus dem
Auslande waren Verkaufsorders eingetroffen, ſo daß die Kurſe bei der
herrſchenden Zurückhaltung Verluſte bis zu 10 Prozent gegen geſtrigen
Schluß aufwieſen. Etwa 14 Werte erſchienen heute mit Minus=Minus=
Zeichen. Im Verlaufe gingen die Kurſe bei weiteren Abgaben der
Börſe und des Auslandes zurück, es ergaben ſich neue Verluſte bis zu
3 und 4 Prozent, ſpäter konnte ſich eine kleine Erholung durchſetzen, die
aber nicht von langer Dauer war. Deutſche Anleihen lagen gleichfalls
ſchwach.
Vom Holzmarkk
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Lage iſt am Holzmarkt, wenn man
von beſcheidenen Anſprüchen ausgeht, etwas belebter geworden. Der
Verbrauch, insbeſondere die Großindſtrie, hat doch hin und wieder
Be=
darf, und da ſie nur über ſehr kleine Holzläger verfügt, iſt ſie darauf
angewieſen, Einkäufe in Stammware, beſäumter Fichte und Tanne,
aſt=
reinen Seitenbrettern, Kantholz, Modellholz aus Kiefer und Erle,
Schal=
brettern und vereinzelt in Kiſtenbrettern zu decken. Zwei
Voraus=
ſetzungen knüpfen ſich aber an alle dieſe Abſchlüſſe, ſo unbedeutend ſie
ihrer Menge nach ſind: Billigkeit der Verkaufspreiſe, die der
Sägewerks=
induſtrie leider nicht den geringſten Nutzen beim Verkauf an den
betei=
ligten Plantzholzhandel laſſen, und langfriſtige Zahlungsbedingungen.
Gegen dieſe wendet ſich der Holzhandel mit Recht, nachdem er an den
Zuſammenbrüchen im Möbelgewerbe während der letzten Wochen ſo
ſchmerzliche Verluſte erlitten hat. Es iſt die Anſicht ſehr weiter Kreiſe
in der Holzwirtſchaft, daß nur das lange Ziel bei der Kreditgabe das
Elend, das ſich in dem Möbelhandel gezeigt hat, hervorgerufen hat.
Solche Vorfälle, wie ſie ſich nach dem Zuſammenbruch der Firma Möbel=
Cohn, deſſen Wellen über Mitteldeutſchland bis nach Bonn geſchlagen
haben, dürfen ſich nach dem übereinſtimmenden Willen der geſamten
Holzwirtſchaft nicht mehr zeigen. Im allgemeinen beſtand etwas mehr
Nachfrage nach Bauhölzern. Läger beſtehen weder beim Platzholzhandel,
noch bei den Bauunternehmern. Die Deckung des Bedarfes wird bis
zum letzten Augenblick zurückgeſtellt. Außerdem ſind Bauten an
ver=
ſchiedenen Stellen begonnen worden. Vielleicht hat auch die Berliner
Bauausſtellung zu Landhaus= und Kleinſiedlungsbauten billigeren Stils
die Anregung gegeben, kurzum, man hört vereinzelt von einem kleinen
Aufflackern der Nachfrage nach Liſtenbalken, Kanthölzern, Treppenſtufen
und auch nach Hobeldielen. Der Eichenmarkt liegt dagegen flau, und es
iſt der Abſatz von Eichendikten, Bohlen und Brettern ſelbſt bei beſter
Beſchaffenheit und billigen Preiſen nur tropfenweiſe möglich.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Wie jetzt bekannt wird, erreichte die Welt=Stickſtoffproduktion
im Stickſtoffjahr 1929/30 rund 3 Millionen Tonnen und der
Stick=
ſtoffverbrauch 2 Mill. Tonnen. In der Zeit von Juli 1930 bis Juni
1931 ſoll der Konſum auf 1½ Mill. Tonnen zuſammengeſchmolzen
ſein, während die Erzeugung auf 4 Mill. Tonnen erweitert wurde.
Man hofft deshälb, daß die vertagten Stickſtoffverhandlungen
dennoch zu einem Abkommen führen werden.
Die B. Weber A.G. in Offenbach a. M. erzielte im
abgelau=
fenen Geſchäftsjahr einen Reingewinn von 2261 RM., um den
ſich der Vorjahresverluſt von 20 741 RM. auf 18 480 RM.
vermin=
dert. Die Bilanz zeigt flüſſige Mittel und Außenſtände in Höhe
von 9905 RM., dagegen Verbindlichkeiten von 15 705 RM.
Die Ilon=A.=G., Baſel, beruft auf den 20. Juli eine ao. G.=V.
ein, die in der Hauptſache Beſchluß faſſen ſoll über die
Volleinzah=
lung der noch nicht librierten 35 Prozent von 1100 Verzugsaktien
und entſprechender Statutenänderung.
Die Pariſer Börſe war geſtern ausgeſprochen ſchwach. Die
Wertpapiere verloren alle ihre Gewinne, die ſie zu Beginn der
geſtrigen Sitzung auf die Nachricht der Pariſer Einigung hin
er=
zielten und endeten zum Teil unter dem niedrigſten Tageskurs.
Die Bank von England kündigt die Ausgabe einer
vierprozen=
tigen Anleihe der Regierung des Mandatsgebietes Tanganyika
(früher Deutſch=Oſtafrika) in Höhe von 3 Millionen Pfund
Ster=
ling an. Kapital und Zinſen werden vom britiſchen Schatzamt
garantiert. Der Emiſſionskurs beträgt 94½ Prozent.
Die britiſche Regierung erklärte ſich bereit, Rußland einen
Kredit bis zur Höhe von 200 Millionen Mark einzuräumen, um
Rußland den Ankauf ſchwerer Maſchinen für landwirtſchaftliche
Großbetriebe zu ermöglichen.
Nach einer Havasmeldung aus Paris hat der ſpaniſche
Mini=
ſterrat durch Dekret den Diskontſatz der Bank von Spanien ſowie
den Lombardſatz um je ½ Prozent heraufgeſetzt. Ab 8. Juli wird
demnach der Diskontſatz für Handelswechſel 6½ Prozent, der
Lom=
bardſatz 6 Prozent und der Zinsſatz für perſönliche Kredite 7
Pro=
zent betragen.
Havas berichtet aus Barcelona: Die Bank von Katalonien
hat ihre Schalter geſchloſſen. Die Bank teilt mit, daß ſie dieſen
Beſchluß wegen momentaner Schwierigkeiten hat faſſen müſſen, daß
ſie jedoch hofft, ihre Geſchäfte bald wieder aufzunehmen. Das
Ka=
pital der Bank beträgt 50 Millionen Peſeta. Die veröffentlichte
Bilanz ſchließt mit 420 Millionen Aktiven und 370 Millionen
Paſſiven.
Berliner Kursbericht
vom 8. Juli 1931
Deviſenmarkt
vom 8. Juli 1931
Berl. Handels=Geſ.
Danatbant. . . . . .
Deutſche Bant u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Eleitr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Ve=
101.-
1100.—
100.—
45.875
75.625
48.50
88.625
45.50
89.—
n0.—
33.75
93.—
110.50
63.25
lektr. Lieferung 101.
J. G. Farben 128.50
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben 1113.25
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw
Mannesm. Nöhr.
Maſch.=Bau=Untn
Tordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppell 38.—
G7.-
103.25
58.—
49.50
72.—
49.50
54.—
61—
30.125
2.75
60.—
Meee
Rütgerswerke
Salzdet furth Jal
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nryb. Maſch;
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTclegr. Draht
Wanderer=Werke
Afc
38.25
186.—
82.-—
42.—
121.—
52.—
18.50
38.25
124.—
123.—
28.75
50.50
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
2
Paris
Mie
100 finn. Mk.
100 Schilling
1100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 E=Sta.
1 Pap. Peſo
1 Dolla:
100 Belga
100 Lire
100 Francs
Ri
10.593/ 10.81:
59.205 59.32!
12.473
73.40
3.C49
169.43
112.72
112.72
112.86
20.475
1.341
209
58.77
12.493
3.54
3.05!
169 77
112 94
119.94
113.06
20.515
1.345
4.217
58.89
12.045 22.08!
6. 478/ 16.518
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janerrolt Milreis
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Jſtambu.
Kairo
Kanada
Uruguay
Zsland
Riga
Brief
0.11
82.05
*.(85
0.317
451
18,72
5.46
2ies
4.202
2.502
s2.55
(1-28
Talsant, Komianontgefratcaf
Frankfurter Kursbericht vom 8. Juli 1931
72, Dtſch. Reichsan
60
5½%Intern.,
6%Baden ..
8% Bahern
880 Heſſen v.2
v. 29
82 Preuß. Staat
8% Sachſen ....".
72 Thüringen.
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungeſch. 41/.
Ab=
löſungsanl. . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
jungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe.
8% Nachen v. 29
8½ Baden=Baden
6%Berlin .......
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
796 Dresden. ..
8% Frankfurt a.M
v. 26
v. 26
6%
8% Mainz....."
32 Mannheim v. 2‟
60
v. 2
82 München ...
8% Nürnberg. . . .
8% Wiesbaden
3% Heſl. Landesbt./ 96
91.5
„ Golbobligl 89
4½% Heſi Lds.
Hyp.=Bk.=Liquid./ 23.6
4¾% Kom.=Obl./ 81
8% Preuß. Lds.
100
pfbr.=Anſt. G. P
96
7 Golboblig 196
Js
69
2.5
97.5
77.5
84
H.5
91
3
71.5
78.5
49.75
4.75
2.15
84
82
93.5
85
91
75.75
75.5
80.5
84.25
67.5
M
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
8% Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.,
7% Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
82Naſſ. Landesbl.
4½% „Liau. Ob
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer. I
„ Ser. I.
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)..
3½ Berl. Hyp. B!.
4 ½2 %onLigu.=Pfbr.
82 Frkf. Hyp.=Bt.
4½%0 in Lic. Pfbr
„ Pfbr.,Bt
„ Ligu.
835 Mein=byp.=Bk.
4½% „Lig. Pfbr.
39 Pfälz. Hhp.=Bk.
4½%0 „ Lig. Pfhr
8% Preuß.
Boden=
cred.=Ban: ..."
4½% „Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank
½% „ Lig. Pfhr.
8% Rhein. Shp. Bt.
4½% Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit. . . .
18½ Südd. Bod.
Cred.=Bank
4R8 r Lia. Bb
95
98
93
84.5
99
97
Rreé
90
*
11
97.25
96
87
98
96
86.2
98.25
96
Mue
100
96.25
874.
99
87
51
98
851,
98
96
86.75
98
99
93.75
87.75
8% Württ Hyp.=B.
60 Daimler=Benz
3½ Dt. Linol. Werke
8%0 Klöckner=Werie
2o Mainkrw. v. 26
Mitteld. Stahl.
8% Salzmann u. Co
7% Ver. Stahlwerke
8% Veigtck Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. 2.E.B
„ L. Inveſt.
325 Bulg. Tab.v. 02
4½% Oſt. Schätze
4½ Oſt. Goldrentel
5%vereinh. Rumän
4½% „
42 Türk. Admin=
„1. Bagdad
Zollanl.
4½½ Ungarn 1913
4½% „ 1914
„ Boldr.
1910
Aktien
Rig. Kunſtziide Uniel
A. E. G. ...."
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
„ Zellſto
Bemberg, J. P..
Vergm. El.=Werke
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen..."
Cemeni Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie. Baſe
Chem. Werke Albert
Chade
Contin. Gummiw.
„ Linoleum
Daimter=Benz ...
Me
64
87.5
79.75
73.5
74.5
Re
86.25
1.9
14.3
42r
35
Ra
88
58
41
52
85.25
152.5
35.75
R.
55
23
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl
„ Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
„ Linoleumwerke
„ Eiſenhandel..
Dyckerhoff u. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
„ Licht u. Kraft
Eſchw. Berawerk..
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frantf. Cas i. Lia
Hof.
Gelfen:. Berawer!
Geſ. f.eleltr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frrft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh
Harpener Bergbau
Henninger, Kemrf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Au fferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm
„Genüſſel
Junghans
Kali Chemie
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.... .
Klein, Schanzlin
Klöcknerwerfe
Knorr C.
Lahmener & Co
Laurahütte
Lech. Augsburg..
62.5
20
57.5
59.5
88
204
62‟
71
128.5
30
105
37.5
27.n5
162
128
58
50
60
7251
28.5
87
114
Fe
90
142
29.5
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Maintr.=W. Höchſt
Mainz. A:t.=Br. . . .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Berg.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtad
„ Deutz
„ Oberurſel
Oberbedarf
Phönix Vergbau
Reiniger. Gebbert
Rh. Braunkohlen
„ Elektr. Stamm
„ Metallwaren
„ Stahlwerke
Riebeck Montan.
Roeder Gebr.
Rütgerswerte
Sachtleben A.0...
Salzbetfurth Kaln
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm. Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens &. Halsfe.
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Spenska Tändſtide
Tellus Bergkau.
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhart ..
Tücher=Brauerei
Unterfranken
Strohſtoffabr..
„ Uſtramarin ..."
Ve
16.25
64
114
60.5
55.5
50
32
44
152
19
70
73.25
38.5
128
182
175
147
44
118.5
148
24
105
26
62
81
84
18
50
195
125
Me R
Voigt & Haeffner".
Bahß & Frentag. / 24
Wegelin Rußfabrik/ 21
Weſteregeln Kali. . 1120
Zellſtoff=Verein..
Waldhof ... . . . 62
„ Memel.
Nllg. D1. Creduanſt. 84.75
Badiſche Bant. . . . 124
Bt. f. Brauinduſtr.
BarmerBanlverein/ 97.5
Bayer, Typ. u. W./119
detl Handelsgeſ.
Tbpottefbf.. 209
Comm. u. Privatb/100.25
Darm ſt. u. Nat.=B1. 101
Dt. Bank und Dic.ſ100
Dt. Eff. u. Wechſell 94
Dresdner Bank 100
85
Frantf. Bank
„ Ehp.=Bark . 1125
„ Pfdbr.=Bk.
Mein. Kyp. Bank
Oſt. Creditanſtalt 4.25
Pfälz. Eyp.=Bank 1116
Reichsbanf=Ant. . . 1132,25
Rhein. Hpp.=Bonl. /121
Südd. Bod.-Cr. Bf. 128
Wiener Bankverein
Württb. Notenkank/117.5
N..G. f. Vertehrsn
Aklg. Lotalb. Kraftw
7% Dt. Reichsk. Tze
Hapag .."
Nordd. Llond.
Südd Eienb.=Geſ.
A7.5
91
83.5
47
49
Allianz. u. Stutte
Verſicherung.
Verein. Verſ. 186.5
FrankongRück=u.M 299
Mannh. Verſich.
Ltani Mine
Schantzug Handelsl E8.5
Nummer 188
Donnerstag, den 9. Juli 1931
Seite 13
Ot
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
22)
Copyright by Ernſt Keils Nachf. (Aug, Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Als Fortuyn ſpäter beim Mittageſſen ſaß, entfaltete er ſeine
Berliner Zeitung, las hier und da einen Artikel — ſtieß
unver=
ſehens in der Rubrik „Hotelnachrichten” auf die Zeile: „
Abge=
ſtiegen im Kaiſerhof: Mr. James Headſtone, Präſident der
United Chemical, New York.” Betroffen kombinierte er hin
und her, ohne eine befriedigende Löſung zu finden.
Als Wittebold in Berlin ankam, führte ihn ſein erſter Gang
zu einem Poſtamt. Hier rief er Amt Landgraf, Nummer 3718,
an. Die Stimme, die ſich meldete, ſchien ihm unbekannt, denn
er fragte, wer dort ſei. Auf die Antwort: „Reſtaurant Broſe‟
ſchüttelte er den Kopf, ſagte: „Entſchuldigen Sie — ich hab”
eine falſche Nummer angerufen!“
Trotzdem mußte ihn das Reſtaurant Broſe aber doch wohl
intereſſieren. Er nahm das Fernſprechperzeichnis zur Hand,
notierte ſich die Adreſſe: Reſtaurant Broſe, Joachimſtraße 37,
und verließ das Poſtamt.
In langſamem Schlenderſchritt machte er ſich auf den Weg
nach dem fernen Weſten. Es war beinahe zwölf Uhr, als er in
den Kurfürſtendamm einbog. Er fragte einen Schupo nach der
Joachimſtraße. Die fand er bald, ebenſo das Reſtaurant Broſe,
„Speiſen à la carte, Menü von 1—3”, ſtand an den Scheiben.
Dieſe Inſchrift ſchien den kleinen Beamten aus der Provinz mehr
zu intereſſieren als das großſtädtiſche Leben und Treiben auf
dem Wege hierher.
Bis ein Uhr war noch lange Zeit. Er kehrte um bis zum
Kurfürſtendamm, bummelte dort gemächlich hin und her. Erſt
kurz vor ein Uhr trat er in das Lokal, ſetzte ſich beſcheiden in
eine Ecke und ließ ſich ein Glas Bier geben. Der Raum war
noch nicht beſonders beſucht. Er konnte ohne Mühe die
Ge=
ſichter der einzelnen Gäſte ſtudieren. Doch keins ſchien dem,
das er ſuchte, zu entſprechen.
Neue Gäſte kamen. Andere gingen wieder. Je weiter die
Zeit vorſchritt, um ſo unruhiger wurde Wittebold. Mehrmals
war er in Verſuchung, an den Kellner, der ihn bediente, eine
Frage zu richten. Da rief der Wirt vom Büfett aus dem
Kellner zu: „Herr Boffin wird am Apparat verlangt!“
Der Kellner eilte zu einem Gaſt an der anderen Seite des
Lokals. Der ſtand auf und begab ſich in die Fernſprechzelle.
Mit Intereſſe betrachtete Wittebold dieſen Herrn Boffin. „So
hatte ich mir den allerdings nicht vorgeſtellt”, murmelte er vor
ſich hin. „Stammt zum mindeſten aus den Südſtaaten!”
Nach einer Weile kam der Amerikaner vom Telephon zurück,
trank ſein Bier aus und ging. Unmittelbar darauf verließ auch
Wittebold das Reſtaurant und folgte dem andern, bis der in
einem Haus am Kurfürſtendamm verſchwand. „Morris Boffin,
Universal Provider” las Wittebold auf dem Meſſingſchild.
Dann kehrte er um. Vor dem Schaufenſter einer Buchhanolung
blieb er ſtehen, ſchaute die Auslagen an, dachte dabei aber ſehr
lange und ſcharf über etwas ganz anderes nach. So ſah er
nicht, wie eine junge Dame hinter ihm vorbeiſchritt, deren
Schönheit und Eleganz ſelbſt in dem mondänen Treiben des
Kurfürſtendamms manchen Blick auf ſich zog. Sie ſchien
eben=
falls Intereſſe für das Haus mit dem Schildchen „Morris
Boffin” zu hegen. Jedenfalls ſtudierte ſie es längere Zeit ſehr
genau. Dann, wie überdrüſſig des Wartens, ſchlug ſie die
Rich=
tung nach der Haſenſeer Brücke ein.
Endlich drehte ſich Wittebold um wollte nach der Kaiſer=
Wilhelm=Gedächtniskirche zu weitergehen, doch machte er ſchnell
wieder kehrt: über die Straße kam der Büfettier Franz Meyer
aus Rieba geradewegs auf das Haus Boffins zu und
ver=
ſchwand darin.
Scheint doch was beſonders Wichtiges zu ſein! dachte
Wittebold. Senſt wär’ er nicht ſelber gekommen. Was es
wohl iſt? Bahn und Poſt gibt’s doch ſchließlich auch noch!
Wollen mal abwarten, was dabei rauskommt!
Um nicht aufzufallen, ging Wittebold auf die
gegenüber=
liegende Straßenſeite und ſchlenderte dort langfam auf und
ab, wobei er Boffins Haus ſcharf im Auge behielt. Beinahe
eine halbe Stunde hatte er ſo gewartet, da kam Meyer wieder
heraus, rief ein Auto an und fuhr nach der Innenſtadt davon.
Eine Verfolgung in dieſem Verkehrsgewühl erſchien
aus=
ſichtslos. „Na” knurrte Wittebold in ſich hinein, „viel war’s
ja nicht, was ich da ergattert hab'. Schade um das ſchöne
Reiſegeld! Aber wer kann’s wiſſen? Der gute Franz Meyer
. .., ſo ganz haſenrein iſt er vielleicht doch nicht! Wäre
viel=
leicht doch möglich, daß mein Reiſegeld noch Zinſen trägt!“
Schon geraume Zeit vor der Abfahrt ſetzte er ſich in den
Zug nach Rieba. Er war ſo in die Lektüre einer Abendzeitung
vertieft, daß er aufſchrak, als plötzlich Meyer vor ihm ſtand
und ihm vergnügt zurief: „Ach, das trifft ſich ja fein! Da hab'
ich wenigſtens Reiſegeſellſchaft. Schönes Städtchen, dieſes
Ber=
lin! Man freut ſich immer, wenn man mal aus unſerem
traurigen Rieba rauskommt. Auch Geſchäfte hier gehabt,
Wittebold?”
„Ich — Geſchäfte?” Wittebold lachte. „Hat ſich was mit
Geſchäften! Mußte her zu inem alten Onkel. Schlaganfall.
. . . Iſt aber, Gott ſei Dank, nicht ſo ſchlimm, wie’s zuerſt
ausſah.”
„Wo wohnt denn Ihr Onkel?” fragte Meyer beiläufig.
„Im alten Weſten; Flottwellſtraße. Scheußlich das
Woh=
nen da. Das Donnern der Züge den ganzen Tag. Ich hielt’s
nicht aus.”
„Ja — im neuen Weſten, da müßte man wohnen können!
Ach, ich kann Ihnen ſagen . . . Ich hatte heute da zu tun.
Dieſer Luxus, dieſe Paläſte! Der Kurfürſtendamm iſt der
Clou vons Janze!” berlinerte er.
„Kurfürſtendamm?” fragte Wittebold. „Hatten Sie denn
dort Geſchäfte?"
„Na, ſelbſtverſtändlich! Es gibt ne ganze Menge Geſchäfte,
die da ihre Büros haben. Ich war bei einer Firma Boffin.
Sind Amerikaner. Wir beziehen von ihnen allerhand für die
Kantine, beſonders Fruchtkoneſrven. Tadelloſe Firma! Und
preiswert! Es kommt ja alles aus erſter Hand .. ."
„Brauchen Sie denn ſoviel von dem Zeug?”
„Maſſenhaft! Und, wie geſagt, die Firma iſt bedeutend
billiger als die Konkurrenz.”
„Na, wiſſen Sie; billig und gut iſt zweierlei.”
„Da ſind Sie aber diesmal auf dem Holzwegel. Mein
Bruder iſt verflucht vorſichtig. Wenn er da mal wieder
irgend=
was Neues kriegt, läßt er ſich ine Analyſe machen, wie man’s
nennt. Das iſt ſo ine chemiſche Unterſuchung, ob’s nicht
ge=
fälſcht iſt. Kriegt er ja im Werk billig gemacht!”
Meher erzählte das alles ſo harmlos=natürlich, daß
Witte=
bold den geringen Verdacht, daß der Büfettier zu anderen
Zwecken nach Berlin gefahren ſei, mehr und mehr ſchwinden
fühlte. Schade um die fünfzehn Mark Fahrſpeſen! Teures
Vergnügen! Die anderen Ausgaben dazu . . . Ich muß mich
bis zum Ende des Monats krumm legen!
Nach einer Weile fragte Meyer in überlegenem Ton:
„Wittebold, kennen Sie denn überhaupt den Kurfürſtendamm?”
„Selbſtverſtändlich!” Wittebold ſchoß es blitzſchnell durch
den Kopf, daß ihn der andere vielleicht geſehen habe. „Bin
ſogar heut drüberweg gegangen. Kam von Wilmersdorf, wollte
nach Charlottenburg. Iſt nicht mein Geſchmack, der Betrieb
da. Unſereiner kann ſich ja doch nichts dort kaufen.”
Das umſonſt ausgegebene Fahrgeld ging Wittebold nicht
aus dem Sinn. Verärgert über ſeinen Mißerfolg kam er in
Rieba an.
Aber den zehnfachen Betrag hätte er gewiß darangewendet,
hätte er ſehen können, wie kurz nach Meyers Weggang auch
James Headſtone aus der Tür von Boffins Büro trat. Der
ſchwache Verdacht gegen Meyer und Boffin, der ihn zu dieſer
Reiſe veranlaßt, wäre dann wohl beinahe zur Gewißheit
ge=
worden. Daß der Präſident der United Chemical und Morris
Boffin nicht in direkter Geſchäftsverbindung ſtanden, war klar.
Irgend etwas anderes führte die beiden zuſammen.
„Nun — ſind Sie fertig, Herr Boffin?”
„Jawohl, Herr Headſtone! Wir können jetzt ungeſtört
ſprechen.‟ Der Agent hufchte nervös von der einen
Doppel=
tür zur anderen, ſchloß, probierte mehrere Male. „Jetzt ſind
wir ſicher!“
„Das iſt ja eine ſehr überraſchende Nachricht. Ein Spion
der Rieba=Werke in Detroit, der ſolche geheimen Dinge ſo
ſchnell berichten kann!“ Headſtone ſchlug wütend mit der Fauſt
auf den Tiſch. „Unglaublich das! Er muß über allerbeſte
In=
formationsquellen verfügen.”
„Nun — Ihr Radiotelegramm iſt ja ſchon expediert.
Viel=
leicht nur noch ein paar Minuten, und man weiß in Detkbit
Beſcheid. Hoffentlich gelingt es daraufhin, den Burſchen zu
faſſen!“
„Wahrſcheinlich werde ich morgen um dieſe Zeit wieder zu
Ihnen kommen.” Headſtone reichte Boffin, der ihn zur Tür
dienerte, die Hand. „Scharf aufgepaßt, mein Lieber! Es geht
um hohen Preis. Gewinnen wir das Spiel, wird das
Karten=
geld für Sie nicht gering ſein!“
Als Headſtone auf die Straße trat, blieb er eine Weile
wartend ſtehen, ſah ſich nach allen Seiten um. „Ah, da kommt
ſie ja!‟ Er ging in Richtung der Halenſeer Brücke weiter,
Jetzt hatte ihn auch Juliette erkannt, eilte auf ihn zu.
Aeußerlich wie immer; das ſchöne Geſicht in Frohſinn und
Laune ſtrahlend. Wie immer der heitere, liebenswürdige Klang
ihrer Stimme. Nur einen leiſen Unterton kühler Zurückhaltung
glaubte Headſtone zu ſpüren.
Unbefangen hängte ſie ſich in ſeinen Arm. Headſtone zuckte
bei der Berührung leicht zurück. Unwillkürlich warf er einen
ſcheuen Blick um ſich, begann dann ſtotternd: „Verzeihung,
Liebſte! Vielleicht nimmſt du deinen Arm zurück? Natürlich
fällt dieſe Bitte mir ſchwer. Aber — es widerſpricht gewiſſen
Abmachnngen . . ."
(Fortſetzung folgt.)
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hörde erhältlich, bei der auch Pläne und
Bedingungen offen liegen. Die Angebote
ſind verſchloſſen und mit entſprechender
Aufſchrift verſehen, bis Mittwoch, den
22. Juli, vormittags 10½ Uhr, beim
Kulturbauamt Darmſtadt, Bleichſtraße 1,
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einzureichen.
Darmſtadt, den 8. Juli 1931.
Heſſiſches Kulturbauamt.
Vekannimachung.
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verkauft am Freitag, den 10. Jult
1931, nachmittags 1 Uhr, auf dem
Rathaus in Klein=Umſtadt einen (10446
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Angebote bis dahin eingelegt werden,
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[ ← ][ ]Beite 14
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einer Mutter um die Liebeihres Sohnes.
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Regie: Der bekannte Reinhardt-
Regisseur Berthold Viertel.
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Schicksals mit solch elementarer Wucht
gestaltet, daß man atemlos dem Spiel
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In den Hauptrollen: Conrad Nagel,
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Eine Bergwerkskatastrophe von nie
gesehener Großartigkeit ist der
Höhepunkt dieses Films.
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Die Dame
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Student sein,
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Darsteller: Franz Baumann, Anita
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des ſtädtiſchen Waſſerwerks.
Auf Beſchluß des Stadtrates vom
24. Juni 1931 werden § 5. Abſatz 1 und
Abſatz 4 der Bedingungen für die
Lie=
ferung von Waſſer aus dem ſtädtiſchen
Waſſerwerk zu Darmſtadt wie folgt
ge=
ändert:
Abſatz 1: Die zur Feſtſtellung des
Waſſerverbrauchs erforderlichen
Waſſer=
meſſer werden ausſchließlich vom
ſtäd=
tiſchen Waſſerwerk geliefert, eingebaut
und, unbeſchadet der Verpflichtung des
Beſitzers des Grundſtücks gemäß
Ab=
ſatz 4, unterhalten.
Abſatz 4: Für jede Beſchädigung des
Waſſermeſſers hat der
Grundſtücks=
beſitzer aufzukommen. Er hat auch die
Koſten ſolcher Schäden zu tragen, die
ohne ſein Verſchulden durch Dritte oder
durch Zufall, insbeſondere durch höhete
Gewalt, entſtehen.
Der Waſſermeſſer muß möglichſt
nahe beim Eintritt der Leitung in das
Grundſtück wie der Hgupthahn
ange=
ordnet werden, gut zugänglich zum
Ab=
leſen, Reinigen und Auswechſeln,
ge=
ſchützt gegen Schmutz und
Beſchädi=
gungen aller Art, beſonders gegen Froſt,
am beſten in einem beſonderen und
verſchloſſenen Kellerraum untergebracht
werden.”
Vorſtehende Aenderungen werden
un=
ter Hinweis auf § 16 der
Waſſerliefer=
ungsbedingungen bekannt gegeben mit
dem Anfügen, daß die neuen
Beſtimm=
ungen mit Wirkung vom 1. Oktober 1931
ab in Kraft treten.
Darmſtadt, den 6. Juli 1931.
Der Oberbürgermeiſter.
V. Ritzert. (St. 10474
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nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich
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Har=
monium (Hofberg). Beſtimmt verſteigert
werden: Verſchiedene Paar Schuhe.
Hieran, verſteigere ich
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Stühle mit Rohrgeflecht, 1 Büfett, eine
Ständerlampe, 1 Bettſtelle mit Matratze,
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Kiſten mit Porzellan und Geſchirr.
Darmſtadt, den 9= Juli 1931.
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