Einzelnummer 10 Pfemige,
Armſtädti
R
Tätt
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Franffurt a. M. 1304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher miſt * verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet
Nummer 186
Dienstag, den 7. Juli 1931.
194. Jahrgang
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspig.
Finanz=Anzelgen 40 Reſchipfg. Rellamezelle (92 mm
breitl2 ReſchemarkAnzeigen von auswärte 40 Reſchepfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Nellame=
zeile 3,00 Reſchemart. Alle Preiſe in Reſchsmart
ſ4 Dollar — 420 Mark). —
Im Falle höherer
Gewaſt., wie Krieg, Aufruhr. Sitrelt uſw, erliſcht
ſede Verpſchtung auf Erfüllung der
Anzeſgen=
aufträge und Leiſſung von Schadenerſatz. Be
Konkurs oder gerſchtiſcher Beſtreibung fäll ſeder
Nabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Natſonalbon.
Der Sooder Miatt ii iii Maft.
Einigung zwiſchen Brankreich und Amerika nach erbikkerken Kämpfen in allen grundſählichen Fragen des Hoover=Planes.
Zür die kechniſchen Fragen u. die Frage der Sachlieferungen eine Konſerenz der Hangkarmächke des Young=Planes vorgeſehen
Die Verwendung der geſtundeken
Hoover gibt die (inigung bekannt.
Schulden.
Deuſchland hak während der Dauer eines Jahres außer der ungeſchühlen Annufkäk keine Reparakionen Eine Erklärung Brünings. — Keine Gelder für
uMWen.
Waſhington, 6. Juli.
Präſident Hoover hat am Montag abend das Zuſtandekommen einer endgültigen Einigung
zwiſchen Amerika und Frankreich über den Hooverſchen Moratoriums=Plan bekanntgegeben.
Er erklärte, daß nunmehr der Plan ſofort in Kraft treten werde und daß
Deutſch=
land während der Dauer eines Jahres keine Reparationen zu zahlen
habe.
Wie der ſtellvertretende Staatsſekretär Caſtle vor der Ankündigung des Präſidenten Hoover
erklärte hat die amerikaniſche Regierung der bisher gefundenen grundſätzlichen Löſung in den
Fragen des Hoover=Planes zugeſtimmt und Frankreich vorgeſchlagen, alle techniſchen
Fragen und die Frage der Reparationsſachlieferungen einem
Aus=
ſchuß der Finanzſachverſtändigen der verſchiedenen Mächte zu
unter=
breiten. Die Löſungen, die dieſe Sachverſtändigen finden, ſollen im Geiſte des
Vorſchlags des Präſidenten Hoover gehalten ſein.
Der Schlußkampf in Paris.
eige Relfanfngscfifel.
EP. Paris, 6. Juli.
Die franzöſiſch=amerikaniſchen Verhandlungen ſind am
Mon=
tag nachmittag kurz nach 3 Uhr im Miniſterpräſidium wieder
auf=
genommen worden. Wie üblich, nahmen auf franzöſiſcher Seite
Miniſterpräſident Laval, Außenminiſter Briand. Finanzminiſter
Flandin, Budgetminiſter Pietry und Unterſtaatsſekretär Franeois
Poncet, auf amerikaniſcher Seite Schatzamtsſekretär Mellon,
Bot=
ſchafter Edge und zwei Sachverſtändige daran teil. Die
Konfe=
renz, die durch eine Beſprechung des Finanzminiſters Flandin mit
Mellon und Edge vorbereitet war, dauerte bis 4½ Uhr. Den
Be=
ſprechungen wurden die telegraphiſch übermittelten
Gegenvor=
ſchläge des Präſidenten Hoover zugrunde gelegt, in denen der
franzöſiſche Standpunkt in den Fragen, über die noch
Meinungs=
verſchiedenheiten beſtehen, dargelegt wird. Ein Kommunigue
wurde nicht ausgegeben.
Um 5 Uhr fand ein Miniſterrat ſtatt, der die amerikaniſchen
Gegenvorſchläge prüfte. Der franzöſiſche Miniſterat dauerte von
17 bis 19.30 Uhr. Anſchließend daran wurden ſofort die
franzö=
ſiſch=amerikaniſchen Verhandlungen wieder aufgenommen. Um
20.15 Uhr übergab Miniſterpräſident Laval der Preſſe folgendes
Kommunique:
„Miniſterpräſident Laval hat in ſeinem Miniſterium den
amerikaniſchen Schatzamtsſekretär Mellon und den Botſchafter
Edge ſowie die Miniſter Briand, Flandin, Pietry und Frangois
Poncet verſammelt. Die Delegierten haben die Antwort geprüft,
die von Waſhington auf die letzte franzöſiſche Antwort erteilt
worden iſt. Die Konferenz wurde durch den Miniſterrat
unter=
brochen, der um 17 Uhr im Elyſée ſtatfand. Die franzöſiſch=
ame=
rikaniſchen Beſprechungen wurden um 17.30 Uhr wieder
aufge=
nommen. Miniſterpräſident Laval hat dem Schatzamtsſekretär
Mellon den Text über die Einigungsgrundlage zwiſchen den
bei=
den Regierungen übergeben, der vom franzöſiſchen Miniſterrat
ge=
billigt worden iſt. Schatzamtsſekretär Mellon und Botſchafter Edge
haben ſich daraufhin zur amerikaniſchen Botſchaft begeben, um
dieſen Text nach Waſhington zu übermitteln. Die neue
Unter=
redung zwiſchen den franzöſiſchen und amerikaniſchen Delegierten
findet am Montag abend um 21.30 Uhr ſtatt.”
In der Umgebung des Miniſterpräſidiums zeigt
man ſich zuverſichtlich und rechnet man damit, daß
noch heute abend die franzöſiſch=amerikaniſchen
Verhandlungen zu einer Verſtändigung führen
werden. Mellon hat ſich von der amerikaniſchen Botſchaft aus
mit dem Weißen Haus in Waſhington verbinden laſſen.
Präſi=
dent Hoover hat dann im Laufe des Abends daraufhin die oben
gemeldete Erklärung abgeben laſſen.
Die Einigung.
EP. Paris, 6. Juli.
Nach Schluß der franzöſiſch=amerikaniſchen Konferenz, die
un 9,30 Uhr begann und bis gegen 11 Uhr dauerte, wurde
fol=
genden Communigus veröffentlicht:
Schatzamtsſekretär Mellon und Botſchafter Edge haben
tele=
phoniſch Präſident Hoover den als Einigungsgrundlage
vorge=
ſchlagenen Text mitgeteilt, die Amerikaniſche Regierung hat dazu
ihre Zuſtimmung gegeben. Die amerikaniſche Delegation hat
mitgeteilt, daß Präſident Hoover erklärt hat, die heute
abge=
ſchloffene Einigung ſtimme mit dem amerikaniſchen Vorſchlag
dem Geiſte nach überein, müſſe jedoch von den übrigen
inter=
eſſierten Parteien geregelt werden, in deren Namen ſich
Präſi=
dent Hoover nicht verpflichten könne.
Mellon und Edge haben daraufhin im Namen des
Präſi=
denten Hoover ſowie in ihrem eigenen Namen der franzöſiſchen
Regierung ihren aufrichtigen Dank für die edelmütigen
Be=
mühungen Frankreichs um die wirtſchaftliche Wiederaufrichtung
der Welt ausgedrückt. Miniſterpräſident Laval hat den
ameri=
kaniſchen Unterhändlern für ihre aktive Mitarbeit und für ihren
Verſöhnungsgeiſt gedankt und dem Wunſche Ausdruck gegeben,
daß die Initiative des Präſidenten Hoober das Ziel erreichen
werde, das ſich der Präſident geſteckt habe.
Die Einigungsgrundlage.
Aus dem heute abend veröffentlichten Text der
Einigungs=
grundlage geben wir folgende Grundlinien wieder:
1. Nach dem Meinungsaustauſch ſtellt die franzöſiſche
Regie=
rung feſt, daß ſie mit der amerikaniſchen Regierung über die
hauptſächlichſten Grundlinien des Hooverangebotes in folgenden
Teilen einig geht:
1. Die Zahlung der interalliierten Schulden wird
vom 1. Juli 1931 bis zum 30. Juni 1932 ausgeſetzt.
Deutſchland zahlt jedoch die unaufſchiebbare Annuität
weiter.
2. Die franzöſiſche Regierung willigt ein, daß die auf
dieſe Weiſe geleiſtete Zahlung Deutſchlands von der
Interalliierten Zahlungsbank in garantierten Bonds der
deutſchen Reichseiſenbahn placiert werden.
3. Alle unterbrochenen Zahlungen werden verzinſt nach
den von der amerikaniſchen Regierung aufgeſtellten
Be=
dingungen. Sie werden in zehn Jahresraten amortiſiert
werden, die mit dem 1. Juli 1933 beginnen.
4. Die gleichen Bedingungen gelten für die der
Reichsbahn zu begebenden Bonds.
Frankreichs Vorbehalfe.
2. Ueber die drei Punkte, die die amerikaniſche Regierung
nichts angehen, gibt die franzöſiſche Regierung die folgende
Er=
klärung ab:
1. Eine gemeinſame Aktion der hauptſächlichſten
Noten=
banken durch Vermittlung der Internationalen
Zah=
lungsbank wird zugunſten derjenigen europäiſchen
Län=
der organiſiert werden, die durch die unterbrochenen
Zahlungen beſonders zu leiden haben.
2. Eine vorherige Einigung wird zwiſchen
Frank=
reich und der Internationalen Zahlungsbank
zuſtande=
kommen müſſen, damit Frankreich den Garantiefonds im
Falle eines Moratoriums des Youngplanes nur ſoweit
zu zahlen braucht, als dies infolge der von Deutſchland
effektiv transferierten Zahlungen notwendig wird.
3. Die Frage der Sachlieferungen und die
verſchiede=
nen techniſchen Einzelheiten derſelben, die durch die
Ver=
wirklichung des amerikaniſchen Vorſchlages und durch die
etwaige Einigung noch notwendig werden, werden durch
ein Sachverſtändigen=Komitee geprüft, das durch dieſelben
internationalen Mächte bezeichnet werden wird und das
die tatſächlichen Notwendigkeiten mit dem Geiſte des
Hooverſchen Vorſchlages zu vereinbaren haben wird.
3. Frankreich behält ſich vor, von der deutſchen Regierung die
unumgänglich notwendigen Sicherungen hinſichtlich der
Verwen=
dung der im Feierjahr erſparten Summe zu erhalten.
Die Krediklage der Reichsbank.
Nachdem im Anſchluß an die Generalratsſitzung bei der
Reichsbank erklärt worden war, daß eine Beanſpruchung des über
die Deutſche Golddiskontbank bei der Internationalen
Accep=
tancebank zur Verfügung ſtehenden Bereitſchaftskredites bisher
nicht erfolgt ſei, wird nunmehr bekannt, daß die Reichsbank ſich
entſchloſſen hat, dieſen Kredit, der bekanntlich eine Höhe von
50 Millionen Dollar hat, zur Erleichterung der Lage in Anſpruch
zu nehmen.
Eine Anzahl in Wallſtreet führender Bankleute hatten geſtern
eine längere Beſprechung über die deutſche Kreditlage.
Gerücht=
weiſe verlautet, daß prominente Banken einen neuen Kredit in
Höhe von 50 Millionen Dollar für die Reichsbank in Erwägung
gezogen haben.
Rüſtungszwecke, nur Sanierung des Reichshaushalts
Waſhington, 6. Juli.
Das Staatsdepartement veröffentlichte ein Telegramm des
amerikaniſchen Botſchafters in Berlin Sackett, in dem es heißt,
Reichskanzler Dr. Brüning habe zugeſagt, den Betrag der
aus=
zuſetzenden Schuldenzahlungen nicht für Rüſtungszwecke,
ſondern in feiner ganzen Höhe zur Ausgleichung
des Reichshaushalts zu verwenden.
Die Aeußerungen des Reichskanzlers gegenüber dem
ameri=
kaniſchen Botſchafter Sackett lauten wie folgt:
„Im Hinblick auf die in einigen Kreiſen aufgetauchten
Be=
ſorgniſſe, die im deutſchen Haushalt durch den Erlaß der
Re=
parationszahlungen freiwerdenden Summen könnten für eine
Vermehrung der Rüſtungen Verwendung finden, ſtelle ich feſt,
daß eine Erhöhung der Aufwendungen für Heer
und Flotte während des Feierjahres weder je
beabſichtigt war, noch ſtattfinden wird. Die
ge=
ſamten Erleichterungen, die der Hooverplan
Deutſchland bringen wird, werden zur Deckung
der zu erwartenden Einnahmeausfälle, zur
Konfolidierung der finanziellen Verhältniſſe
und zur Rettung der deutſchen Wirtſchaft
reſt=
los benötigt und verwandt werden."
Kein Verzichk auf den Bau der Panzerkreuzer.
Der außenpolitiſche Mitarbeiter des „Matin”, Sauerwein,
hat im Zuſammenhang mit dieſen Aeußerungen Brünings, es
handelte ſich, wie hervorgehoben werden muß, nicht um eine
Note — Mitteilungen gemacht, die auf politiſche
For=
derungen Frankreichs hinauslaufen. Von zuſtändiger
Stelle in Berlin wird hierzu erklärt, daß die
Aeußerun=
gen Brünings gegenüber dem amerikaniſchen
Botſchafter ſelbſtverſtändlich nicht nur für
Amerika, ſondern auch für alle übrigen Länder
Geltung haben. Aus dieſem Grunde ſei es
völ=
lig unverſtändlich, wenn die franzöſiſche
Re=
gierung eine entſprechende Verſicherung auch
für ſich wünſche. Für Deutſchland kämen in
Uebereinſtim=
mung mit Waſhington natürlich keine politiſchen Forderungen
in Frage, kein Verzicht auf den Bau neuer Panzerſchiffe und
auf die Zollunion. Es könne auch keine Rede davon ſein, wie
das in verſchiedenen franzöſiſchen Meldungen, insbeſondere von
der halbamtlichen Agentur „Havas” behauptet worden iſt, daß
in der Sitzung des Reichskabinetts am Samstag dieſe Frage
zur Behandlung geſtanden habe, noch viel weniger, daß ſich die
Reichsregierung wegen der Zollunion bereits mit der Wiener
Regierung auseinandergeſetzt habe. Das Reichskabinett habe
ſich am Samstag lediglich mit der allgemeinen Wirtſchafts=
und Finanzlage befaßt. In dieſem Zuſammenhang wird weiter
betont, daß Demarchen irgendwelcher Art weder in Berlin noch
in anderen Hauptſtädten unternommen ſeien.
Ume
Auterika und die Sachlieferungen.
Waſhington, 6. Juli.
Vor der Einigung über die Anwendung des Hoover=Planes
hatten ſich die franzöſiſch=amerikaniſchen Verhandlungen in der
Frage der Sachlieferungen noch einmal ſtark zugeſpitzt und die
telephoniſche Verbindung zwiſchen der amerikaniſchen Botſchaft in
Paris und dem Weißen Haus in Waſhington riß nicht ab. Die
amerikaniſche Regierung, die ſchließlich doch in dieſer Frage ihren
Willen durchſetzte, nahm hierzu, wie Unterſtaatsſekretär Caſtle
im Kreiſe von Preſſevertretern ausführte, folgenden Standpunkt
ein:
„Wenn alle Regierungen den Hoover=Plan annehmen, dann
brauchen wir uns um das Ergebnis der Beratungen der Experten
keine großen Sorgen zu machen. Es iſt ja ſo einfach: Keine
Fonds follen von einer Regierung zur anderen transferiert
werden. Es handelt ſich nicht nur um die etwa 20 Millionen
Dollar Sachlieferungen an Frankreich, ſondern 4 oder 5 andere
Staaten haben bereits mitgeteilt, daß ſie Vorbehalte machen
wollen, ſobald den Franzoſen Vorbehalte zugeſtanden werden;
hierdurch würde der Hoover=Plan ernſtlich beſchnitten werden.
Ob Frankreich das vom franzöſiſchen Beſteller der
Sachlieferun=
gen erhaltene Geld der deutſchen Regierung leiht, oder ob ein
anderer Ausweg gefunden wird, iſt uns gleichgültig. Wir
wollennur den Frontgedanken gewahrt wiſſen,
daß während dieſes einen Jahres keine
Regie=
rungauf Koſten einer anderen
Regierungirgend=
welche Vorteile genießt.”
Seite 2
Dienstag, den 7. Inli 1931
Nummer 186
„Der Young=Plan in Scherben!”
Franzöſiſche Nervoſikäk.
Von unſerem d.=Korreſpondenten.
Paris, 4. Juli.
Die Schließung der Kammer hat die Lage der Regierung
weſentlich erleichtert. In der letzten Zeit waren die Deputierten
— und auch die Mitglieder der Regierung — durch die
fortwäh=
renden Nachtſitzungen ſo überreizt, daß jeder Augenblick eine Kriſe,
die eine Nervenkriſe geweſen wäre, auszubrechen drohte. Eine
halb tragiſche und halb komiſche Szene zwiſchen dem
Miniſter=
präſidenten Laval und Franklin Bouillon, der ſeine
Selbſtbeherr=
ſchung ſehr leicht verliert, ſteigerte die allgemeine Erregung in
der Kammer bis zum unerträglichen. In den Regierungskreiſen
atmet man auf, endlich hat man die erwünſchte Ruhe zu den
Ver=
handlungen. Es verlautet, daß die Ferien bis November dauern
ſollen.
Wenn man die Sache kühl erwägt, wird man dem
amerika=
niſch=franzöſiſchen Kompromiß in ſeinen Einzelheiten keine
übertriebene Bedeutung zumeſſen. Es kam in erſter
Linie auf die Tatſache der Einigung an. Frankreich kämpft
letz=
ten Endes aus Preſtigegründen um Fiktionen. Man empfand
hier das Vorgehen Hoovers demütigend, beſonders vor der
eigenen öffentlichen Meinung. Darum wollte man ſich um jeden
Preis ſtark zeigen. Das bedeutet freilich nicht, daß in den
fran=
zöſiſchen Reſerven nicht einige Fußangeln verſteckt wären. Darum
war eigentlich die Schwierigkeit bei Hoover und nicht bei den
Franzoſen. Aber eins ſoll man nicht vergeſſen. Die Initiative
Hoovers und die Reviſion des Youngplanes — denn es handelt
ſich ja darum, wie man es auch umſchreibt — iſt einzig und allein
die Folge der eiſernen Notwendigkeiten der Weltwirtſchaft. Denn
dieſe folgt ihren Geſetzmäßigkeiten, an denen alle diplomatiſchen
Finten zerſchellen müſſen. Der Youngplan iſt bereits
in Scherben.
Es iſt intereſſant, wie wenig Poſitives von der finanziellen
und wirtſchaftlichen Sanierung Europas und den
politi=
ſchen Initiativen, für die eigentlich der Schritt Hoovers nur den
Auftakt bilden ſollte, in Paris zu hören iſt.
Die Zuſammenarbeit mit England ſoll der franzöſiſchen
Außenpolitik jetzt mehr Anlaß zur Zufriedenheit geben als bisher.
In dieſer Beziehung wird auch betont, daß der engliſche
Konfe=
renzplan — es handelt ſich dabei um eine kurze Ausſprache in
London oder in Chequers — von Frankreich nicht zurückgewieſen
wurde. Allerdings wurde der Gedanke einer Konferenz auch nicht
mit Freude begrüßt. Man glaubt hier nämlich, daß auf einer
internationalen Konferenz die taktiſche Situation Frankreichs
un=
günſtig wäre. Solange die Verhandlungen von Paris aus, auf
dem diplomatiſchen Wege, wenn auch mit gewiſſen Abweichungen
von der üblichen Prozedur, geführt werden, iſt die Poſition der
franzöſiſchen Regierung ſchwer anzugreifen. Auf einer
internatio=
nalen Konferenz aber macht ſich die öffentliche Meinung der Welt
fühlbarer und damit auch die diplomatiſche Iſolierung, in der
man ſich befindet. Daher zieht man die übliche Methode, oder
Beſprechungen zu zweit oder zu dritt, vor. Doch auch von dieſer
Regel ſcheint es Ausnahmen zu geben, wenigſtens wurde die
ge=
plante italieniſche Reiſe der deutſchen Miniſter mit recht ſaurer
Miene aufgenommen.
Die franzöſiſche Preſſe beſchäftigt ſich jetzt ſehr eingehend mit
den Ereigniſſen in Deutſchland; ſelbſt lokale Angelegenheiten
wer=
den auf die Goldwage gelegt und aus ihnen wichtige
Konſe=
quenzen abgeleitet. Eine ähnlich genaue Anakyſierung des
Zu=
ſtandes in Deutſchland ſeitens der franzöſiſchen Preſſe hätte vor
einigen Monaten Frankreich und ganz Europa einen
nütz=
lichen Dienſt geleiſtet .. .
Grenzzwiſchenfall auf dem Rhein.
Der Beamte hak ſeine Pflichk gekan.
Hehl, 6. Juh.
Auf dem rechten Rheinufer unterhalb Kehls hat ſich
Sams=
tag mittag ein Grenzzwiſchenfall ereignet. Hierüber wird von
amtlicher Seite folgende Darſtellung gegeben: Am 4. d. M.,
vor=
mittags gegen 11,30 Uhr, hat ſich auf der Grenzſtrecke Kehl=
Freiſtett ein Grenzzwiſchenfall zugetragen, bei dem der Gaſtwirt
Alfonſe George aus Wanzenau=Elſaß durch rechtsſeitigen
Lungenſchuß aus der Piſtole eines Zollbeamten ſchwer verletzt
worden ſein ſoll. Es ſteht feſt daß von franzöſiſchen Fiſchern
in zunehmendem Maße auf deutſchem Hoheitsgebiet,
insbe=
ſondere auch verbotenerweiſe zur Nachtzeit im Rhein gefiſcht
wird. Ebenſo beſteht begründeter Verdacht, daß der
Rhein=
ſchmuggel auf der genannten Rheinſtrecke die Unterſtützung dieſer
Schiffer findet. Im vorliegenden Falle hat der zwei bis drei
Meter von der deutſchen Uferböſchung mit einem zweiten
Grenz=
bewohner fiſchende Alfonſe George trotz wiederholter Anrufung
* Goelhe und das reghte Leven.
Von Wilhelm Michel.
Manche Dichter haben ein Wort, das in beſonderer Weiſe zu
ihnen gehört. So gehört zu Klopſtock das Wort „erhaben” zu
Hölderlin das Wort „Seele‟. Sollte eins genannt werden, das
zu Goethe gehört, ſo müßte man zu dem Worte „recht” greifen.
Wo er ſagt „das Rechte”, klingt ſein ganzes Weſen und Leben
als Reſonanzkörper mit.
Goethe iſt den Deutſchen vor allem ein Ruf zum
Rech=
ten, ein unaufhörliche, in jeder Zeile neu anhebende
Mah=
nung zum rechten und richtigen Leben. Das iſt ein Kernpunkt
des Dauerwerkes, das Goethe an ſeinem Volke verrichtet. Es
geht dabei nicht bloß um das moraliſch Löbliche oder um das
denke=
riſch Billigenswerte. Es geht um die richtige geiſtige
Ortsbe=
ſtimmung des Menſchen. Es geht um geiſtige Geographie und
Geologie. Es geht um ein ſtändiges Meſſen, Prüfen und
Ab=
wägen, ein unaufhörliches Spüren nach dem
Gleichgewichtszu=
ſtand, ein Hindrängen auf genaueſte Durchfühlung der
menſch=
lichen Geſamtlage, es geht um achtſame Würdigung aller Kräfte,
Triebe und Widerſtände und um raſtloſe Betätigung — damit
ſich aus all dieſem ein wahres Stehen auf wahrem Grunde und
ein „rechtes Leben” ergebe.
Von dieſem Goetheſchen Wirken zur Rechtlebigkeit müßte man
reden in der Sprache von handhaften Verrichtungen, faſt in der
Sprache der Orthopädie. Es iſt unmöglich, in Goethes
Gegen=
wart dauernd bei etwas Falſchem oder Verſchobenem zu bleiben.
Er bewegt den Menſchen, der ſich ihm ausſetzt, wie mit ärztlich
korrigierender Hand. Er hängt im Getriebe ſeines Geiſtes immer
das Schwergewicht an die rechte Stelle. Er wirkt noch ins
Schweigen, noch in die Pauſen zwiſchen Wort und Wort weiter,
wie es die ſchweigende Gegenwart einer großgeformten
Architek=
tur tut: er ſtimmt die Menſchen zum Gehorſam gegenüber der
geheimen Schwerkraft, die zum Mittelpunkt zieht.
Man atmet bei Goethe — abgeſehen von jedem Inhalt der
Sonderfrage, mit der man gerade beſchäftigt iſt — eine Luft der
richtigen Entſcheidungen. Er macht uns unfähig, beim
Illuſio=
niſtiſchen zu verharren. Wo immer eins ſeiner Worte uns
an=
redet, da redet das durchdringend Geſunde, d. h. es redet das
ungeſtörte oder noch in ſeinen Störungen des Rechten bewußte
Leben. Wer die Mahnung vernimmt, Denkt er ewig ſich ins
Rechte, iſt er ewig ſchön und groß”, der hat in dieſem
Augen=
blick einen Anſtoß erhalten, der ſofort gegen das Schiefe, Hitzige,
Schwache und Böſe in ihm zu wirken beginnt. An einem Wort
wie dem des Paria „Er, der einzige Gerechte, weiß für jedermann.
das Rechte” läßt ſich wie an einer Säule emporblicken — als
Vom Tage.
Die von verſchiedenen Blättern gebrachten Meldungen,
wo=
nach der Rediskontkredit der Reichsbank bis über den Ultimo Juli
verlängert und um 50 Millionen Dollar erweitert werden ſoll,
iſt verfrüht. Diesbezügliche Verhandlungen ſind jedenfalls noch
nicht aufgenommen worden.
Der Vorſitzende der Handelskammer Duisburg, Syndikus
Dr. Armin Buderus, hat ſich wirtſchaftlicher Nöte halber in ſeiner
Wohnung erſchoſſen.
Zwiſchen dem Reichswehrminiſterium und dem
Finanzmini=
ſterium iſt jetzt ein Abkommen über die Kriſenſteuer für
Reichs=
wehrangehörige zuſtande gekommen. Die Kriſenſteuer wird in
vollem Umfange abgezogen. Dagegen wird den
Reichswehrſolda=
ten eine kleine Entſchädigung in Form einer Soldzulage gewährt,
ſo daß für ſie die Kriſenſteuer nicht allzu empfindlich in die
Er=
ſcheinung tritt.
Der Oberpräſident der Rheinprovinz hat für das Gebiet der
Rheinprovinz das Tragen der Spartakiade=Abzeichen verboten.
Der amerikaniſche Staatsſekretär Stimſon iſt in Palermo
ein=
getroffen, wo ihm die Behörden die erſten Grüße Italiens
ent=
boten.
des Beamten keinerlei Notiz von deſſen Aufforderung, ſich
aus=
zuweiſen und ſein Boot anzuhalten, genommen. Der Beamte
lief dabei ſogar eine Strecke von ungefähr 300 Metern neben
dem Boote her. Jedoch wurde ſeine Drohung, nötigenfalls
auch von der Schußwaffe Gebrauch zu machen, nicht beachtet.
Der Beamten deſſen Verdacht auf im Boote vorhandene
Schmugglerware ſich durch dieſes Verhalten verſtärkte, wollte
ſich nun durch Schreckſchüſſe die Ausführung ſeiner Aufforderung
erzwingen. Dabei prallte eine Kugel vom Boot ab und verletzte
den Inſaſſen. Der Mann wurde von ſeinem Begleiter auf das
franzöſiſche Ufer gebracht. Nach Zeitungsmeldungen aus
Straß=
burg, die den Vorfall ziemlich entſtellt wiedergeben, ſoll der
Verletzte im Krankenhaus Straßburg aufgenommen worden ſein.
Erklärung Hiklers
zur Polizeiakkion gegen das Braune Haus.
München, 6. Juli.
Im Hinblick auf die Vorgänge am Braunen Haus erläßt
Hit=
ler im heutigen „Völkiſchen Beobachter” eine Erklärung an die
Parteigenoſſen, in der er zunächſt darauf hinweiſt, daß trotz
gegen=
teiliger gerichtlicher Entſcheidungen die Notverordnung vom 28.
März erneut die Zuläſſigkeit von Uniformverboten behauptet habe.
Die Münchener Polizeidirektion habe es für angebracht gehalten.
im Wege unhaltbarer Anordnungen und Verfügungen den
uni=
formierten Schutz des Braunen Hauſes zu bekämpfen. Entgegen
der Zuſage der Polizeidirektion, daß uniformierte Parteigenoſſen
den Verkehrsdienſt im Braunen Haus beſorgen könnten, ſoweit ſich
dieſer auf Grund und Boden des Parteiheimes abſpielt, wurden
am Samstag über vier Hundertſchaften Landespolizei aus
Mün=
chen gegen das Braune Haus eingeſetzt.
Die Vorgänge, die ſich in Durchſetzung der Polizeiangriffe
in und vor dem Braunen Hauſe abſpielten, erregten die breite
Maſſe der Münchener Bevölkerung. Um für die kommenden
reſt=
lichen Auseinanderſetzungen zugleich das einwandfreie
Beweis=
material zu ſichern, wurden die weſentlichſten Vorgänge ſofort
urkundlich feſtgeſtellt. Die Rechtswidrigkeit dieſer polizeilichen
Maßnahmen ſei von namhäften deutſchen Juriſten, die in der
Reichsleitung anweſend waren, ſofort vermerkt worden. Gegen
jede Einzelmaßnahme ſind die Rechtsmittel ergriffen. Es beſteht
die dringende Hoffnung, daß nunmehr durch einen eklatanten
Fall eine gerichtliche Entſcheidung grundſätzlicher Art
herbei=
geführt werden wird. Die Erklärung Hitlers ſchließt mit der
Mahnung an die Parteigenoſſen, ſich durch gar nichts
provo=
zieren zu laſſen. „An unſerer Geſetzlichkeit wird der Gegner
trotz allem zerſchellen.”
Nakionalſozialiſtiſche Prokeſtakkionen in München.
Beim Sonntagsſtandkonzert im Hofgarten kam es zu ernſten
Zwiſchenfällen. Als Kriminalbeamte gegen das provozierende
Verhalten einiger Nationalſozialiſten einſchritten, rotteten die
Nationalſozialiſten ſich zuſammen und gingen gegen die Beamten
tätlich vor. Ein Beamter wurde dabei niedergeſchlagen und
konnte vor weiteren Verletzungen nur durch das Blankziehen
eines anderen Beamten bewahrt werden. Der Radau war
der=
artig, daß die Muſik ſofort abbrach und abrückte. Das
herbeige=
holte Ueberfallkommando trieb die Ruheſtörer auseinander. Fünf
Nationalſozialiſten wurden feſtgenommen und dem Schnellrichter
zugeführt.
Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landkags
erörterte am Montag eingehend den Bericht über die Lage der
Woge und Hegemag. Die Verhandlungen wurden für
vertrau=
lich erklärt. Wenn die Fraktionen Stellung genommen haben,
will der Ausſchuß ſeine Beratungen fortſetzen.
ſähe das Auge zum erſtenmal ein Gerades und Ragendes, das
vom Mittelpunkt der Erde zu dem des Himmels weiſt.
Das liegt ſchon in der „Bewegung” oder in der „Grundfigur”
des Goetheiſchen Sprechens. Noch ehe man eins ſeiner Worte
geiſtig faßt, weiß ſchon ſein Leibliches, ſein Tonfall, ſeine
Glie=
derung und Abfolge im Sinne des rechten Lebens zu wirken.
Goethes Worte ſtrahlen ſchon als bloße Klangweſen den
orthopä=
diſchen Einfluß aus; ſie wirken im Geiſtigen wie die
Nachbar=
ſchaft eines geſunden Körpers im Leiblichen. Das hängt
namentlich auch mit der dualen Grundfigur ſeines
Spre=
chens und Denkens zuſammen, d. h. mit ſeiner Neigung, in
gleichgeordneten, lebensvoll verbundenen Gegenſatzpaaren zu
denken; etwa nach der Formel „Nah und Fern und Fern und
Nah” oder „Klein das Große, groß das Kleine”, die ſo oft den
Gang gerade ſeiner das Allgemeine betreffenden Ausſagen
regelt. Die Art, wie da die Sprache im Zweitakt Satz und Gegenſatz,
Bejahung und Verneinung auf engem Raum zuſammenbringt,
hat etwas unaufhörlich Rüttelndes, das mit Nachdruck auf das
Gerade weiſt und durch Lockerung zur Ordnung führt.
Ueber die Frage, was denn nun „das Rechte” an ſich ſei,
wird der Streit unter Menſchen nie erlöſchen. Eine wahre
Antwort kann, zumal heute, nur angeſichts des einzelnen Falles
gefunden werden. Aber der Wille zum Rechten iſt dazu
die entſcheidende Vorausſetzung, und es bedeutet viel für eine
Nation, wenn dieſer Wille zum Rechten gerade in ihrem
größ=
ten Dichter einen Sprecher gefunden hat, den keiner überhören
kann.
Von denkſchlands Hohen Schulen.
Frankfurt a. M.: Zum Rektor für das Amtsjahr 1931/32
der theoretiſchen Phyſik Dr. Erwin Made
wurde Profeſſor
lung gewählt. Die Wahl der Dekane ergab: rechtswiſſenſchaft=
naturwiſſenſchaftliche Fakultät Prof. Dr. Dieterle und
wirt=
ſchafts= und ſozialwiſſenſchaftliche Fakultät: Prof. Dr. Gerloff.
Tübingen: Profeſſor Dr. Otto Weinrich hat den an ihn
ergangenen Ruf auf den Lehrſtuhl der klaſſiſchen Philologie an
der Univerſität Halle als Nachfolger von Geheimrat O. Kern
ab=
gelehnt.
— Bedeutſamer Zuſammenſchluß im deutſchen
Verlagsbuch=
handel. Wie wir erfahren, ſind in München zwei große,
alt=
berühmte Verlage, Albert Langen und Georg Müller, eine
In=
tereſſengemeinſchaft eingegangen, jedoch ſoll jede der beiden
Fir=
men unter Beibehaltung ihres alten Namens im Sinne der
bis=
herigen Arbeitsrichtung weitergeführt werden. Damit vollzieht
ſich im literariſchen Leben Deutſchlands ein Ereignis von
kultur=
politiſch außerordentlicher Bedentung.
*
9
Staatskapitalismas der Howzels.
Von unſerem Berichterſtatter.
N. Moskau, Anfang Juli.
Seit den großen Partei= und Wirtſchaftskonferenzen, die in
den erſten Monaten des neuen Jahres in Moskau tagten, macht
ſich bei den führenden Wirtſchaftsorganiſationen mehr und mehr
eine Tendenz bemerkbar, die auf eine Abkehr von den bisher
geübten allein ſeligmachenden Methoden der kommuniſtiſchen
Wirtſchaftslehre hinauslaufen. Auf allen Gebieten und in
allen Zweigen der Wirtſchaft verſchafft ſich dieſer Geiſt
Gel=
tung, im Verkehr, in der Induſtrie und in der Landwirtſchaft.
Anfangs ſchüchtern und kaum merklich traten die Anzeichen
dafür hervor, daß die finanziellen Erforderniſſe des
Fünf=
jahresplans bei den leitenden Spitzen der Einſicht zum
Durch=
bruch verholfen hat, eine geſunde Wirtſchaftsführung könne auf
die Dauer nicht alle Grundſätze der Wirtſchaftlichkeit ohne
er=
hebliche Störungen für das Ganze über Bord werfen, wie es
die Leute von der Partei, die in dem ganzen Plan nur eine
Macht= und Preſtigeangelegenheit ſehen, wahr haben wollen.
Man ſchmiedete im Kreml zwar Pläne, man ſah grandioſe
Wirtſchaftskomplexe gleichſam wie die Pilze nach dem Regen
aus dem Boden ſchießen, man freute ſich kindiſch auf deren
rein optiſchen Eindruck, man inveſtierte Milliarden über
Milli=
arden, bis einem ſchon hier, bei den Inveſtitionen, der
finan=
zielle Atem auszugehen drohte. Es mußten Abſtriche
vorge=
nommen werden, die zwar das Tempo des „ſozialiſtiſchen
Auf=
baues” erheblich verlangſamten, für das Ganze aber nur
heil=
ſam wirkten. — Aber auch die ſchon vorhandenen Fabriken und
Werke, deren Produktion und deren Geſchäftsführung
keines=
wegs befriedigten, der im Fünfjahresplan eigentlich als
Stief=
kind behandelte Transport, die Staats= und Kollektivwirtſchaften
in der Landwirtſchaft — alles war bis auf den
heuti=
gen Tag Zuſchuß=Gebiet, alles lebte von dem
Staats)äckel; ſpekulierte auf ſeinen Preſtigewert und —
verſpekulierte ſich nicht. War nicht in unzähligen Aufrufen und
Kundgebungen der ganze Induſtrialiſierungs= und
Kollekti=
vierungsplan als ſo eine Art kriegsmäßiger Aufmarſch gegen
den Kapitalismus erklärt worden? In Zeiten, wo es um
Fronten geht, um die Induſtrialiſierungs=, die Kollektivierungs=,
die Transport= und die Kulturfront, pflegt man doch nicht
kaufmänniſch genau zu rechnen. Denn die Koſten, die haben
doch dann die Verlierer zu tragen, d. h. der Kapitalismus.
Aber es bedurfte erſt des dritten, des „entſcheidenden”
Jah=
res des Plans, um die leitenden Wirtſchaftsbehörden auf den
Gedanken zu bringen, daß die Wirtſchaft eben ihre
eigenen Geſetze hat. Und der langſame Abbau der „
Er=
rungenſchaften” der Revolution — natürlich wieder nur als
Etappe, als Konzeſſion an die wirtſchaftlichen Tatſachen und
nicht etwa als prinzipielle Wendung gedacht — iſt ſo auch als
ein Eingeſtändnis anzuſehen, daß dieſe Aufbürdung der Koſten
des ganzen Vormarſchplans auf den Verlierer” eben
beſten=
falls viel, viel ſpäter wird erfolgen können, als man das in
dem Ungeſtüm der Sturm= und Drangperiode der
Planaus=
führung erhofft hatte. Die Weltrevolution, die man ja in
Moskau noch keineswegs aufgegeben hat, hat damit eine
Ver=
ſchiebung erfahren, bis der ruſſiſche Wirtſchaftskörper erſt
ge=
ſund und durchorganiſiert ſein wird.
Die erſten Schritte auf dem Wege dieſer Sanierung ſind
zunächſt langſam und zögernd gemacht worden, und erſt jetzt
läßt ſich erkennen, welcher Wind im Oberſten
Volkswirtſchafts=
rat weht. — Es begann bei der Eiſenbahn. Je mehr
ſich das rollende Material an den Knotenpunkten zu bedrohlichen
Bergen häufte, die lokalen Induſtriebehörden den völlig
un=
genügenden Abtransport von Kohle, Oel, Holz uſw. meldeten,
je mehr das Material abgenutzt wurde, ohne daß eine
aus=
reichende und laufende Ergänzung möglich war, kurz: je mehr
die Bahn im ganzen bewies, daß ihre Leiſtungen mit denen der
Produktion nicht Schritt halten, — deſto mehr wuchs die
Ein=
icht bei den führenden Behörden, daß etwas Entſcheidendes
geſchehen müſſe, wenn die Verkehrs=Kalamität nicht zu einer
Kataſtrophe werden ſolle. Molotow ſelbſt hat die Lage als
bedrohlich bezeichnet. In einigen Werkſtätten befand ſich nicht
weniger als die Hälfte ſämtlicher Lokomotiven in Reparatur.
Dieſe aber, deren Arbeit ebenfalls im Plan geregelt iſt, führten
ihn nur bis zu 17 v. H. durch! Das Ergebnis war, daß
wich=
tigſte Induſtriewaren wochen=, ja monatelang auf Stapel liegen
mußten und nicht abbefördert werden konnten. 1930 war rund
ein Viertel ſämtlicher Lokomotiven ſo abgenutzt, daß ſie als
nicht mehr reparaturfähig aus dem Verkehr gezogen werden
mußten. In Leningrad ſtellte das Verkehrskommiſſariat feſt
daß dort Tauſende von beladenen Wagen einfach „vergeſſen”
worden ſind. Entſprechend hoch waren auch die Unfälle,
Zu=
ſammenſtöße, Entgleiſungen uſw. Daß ſich die Lage weiter
ver=
ſchlechterte, beweiſt, daß die Unfälle 1930 gegenüber 1929 um
über 50 v. H. zugenommen haben. Allein im Laufe des
April 1931 haben ſich auf dem ganzen Gebiet
* Bruckner=Feſt in Weimat.
Weimar, im Juli.
Die neun gewaltigen Sinfonien Anton Bruckners
an neun Abenden innerhalb vierzehn Tagen aufzuführen, — das
Beſucherzahl, anfangs nur ein kleiner Kreis von Bruckner=
Ver=
ehrern, wuchs ſtändig von Abend zu Abend; ein ſchöner Beweis
auch dafür, daß die Konzentration auf ein einheitliches, geiſtiges
Geſamtwerk den Hörer nicht abſtumpft, ſondern ſeine
Aufnahme=
fähigkeit ſteigert. Sonſt meint man immer, der Hörer müſſe
Ab=
wechſelung, „bunte Programme” haben; aber was für ein
uner=
hörter Eindruck iſt es für jeden empfänglichen Menſchen, an neun
Abenden von einem einzigen, mächtigen Geiſteszentrum
ange=
ſtrahlt zu werden: Wie ganz anders begreift er da die Höhen und
Tiefen, den Jubel und die Gebete in Bruckners Muſik!
Und dann der ſchöne, äußere Rahmen: Welch glücklicher
Ge=
danke, die Sinfonien Bruckners, deſſen ganzes Schaffen ein
einzi=
ger Gottesdienſt war, einmal aus dem gewohnten Konzertleben
herauszuheben und in einer Kirche aufzuführen: in der alten
Stadtkirche, deren hohe goldverzierte Gewölbe einen feſtlichen
Raum bilden, um die Feierlichkeit dieſer Muſik erklingen zu
laſ=
ſen. Und dann der weitere Rahmen: dieſe Stadt Goethes, von
deſſen Wirken aus Bauten und Gärten noch heute der Hauch
jener edlen, weltfreudigen Zeit lebendig herausweht .. ."
In
einem wundervollen, ſtarken Gegenſatz ſteht das in dieſen
Sinfo=
nien, die ihre jubelnden Geſänge von der Erde weg, hinauf zu
Gott richten,
Solche Vorbedingungen gaben dieſem Bruckner=Feſt einen
ſeltenen und einzigartigen Zauber. Dazu waren die Aufführungen
der Weimariſchen Staatskapelle unter
Praeto=
rius hervorragend. Wir horten die Fünfte Sinfonie, vielleicht
die in ihren Maßen und Steigerungen gewaltigſte von allen, deren
ſieghafter Schlußchoral ſich von der oberen Empore herrlich
entfal=
tete, — und die Sechſte, deren erſte, große Themengruppe ſich ſo
himmliſch weit ausbreitet, deren berühmtes Adagio anbetungsvoll
verhalten, gleichſam prieſterlich verhüllt einherſchreitet.
Praeto=
rius wahrte eine hohe Einfachheit der Interpretation: er ließ die
Werke und ihre immanenten Steigerungen ganz aus ſich ſelber
klingen, ohne ſich mit „perſönlichen Auffaſſungen” und „
Leiden=
ſchaften” hervorzudrängen. Dieſem ehrfürchtigen Dienſt am Werke
iſt es auch zu danken, daß er in allen neun Sinfonien nirgends
Striche — auch dort, wo ſie gang und gäbe ſind — geduldet hat:
er hat keine Furcht vor ſogenannten „Längen”! So wirkte alles
zuſammen, dieſes Muſikfeſt wundervoll gelingen zu laſſen; und
allen, die daran teilnahmen, wird es unvergeßlich bleiben.
Hellmeth Pattenhauſen.
Nummer 186
der Union 4182 Eiſenbahnunfälle ereigner,
wobei rund 400 Menſchen getötet wurden. Die
Lage wurde unhaltbar. Ohne Zweifel war die Beanſpruchung
im Zuſammenhang mit den geſtiegenen Produktionsziffern auch
ungeheuer gewachſen. Material und Arbeitskraft wurden bis
zum letzten ausgenutzt, ohne daß eine Erſatzmöglichkeit
vorhan=
den war und ohne daß der Arbeiter und Beamte entſprechend
verpflegt und beſoldet wurde. Aber geradezu zu einem
Krebs=
ſchaden wuchs ſich das Hineinreden der Partei in die
wichtigſten Transportfragen aus. Die große „Säuberung” die
im vergangenen Jahr unter allen „Spezis”, vorgenommen
wurde, hatte es mit ſich gebracht, daß erſte Fachleute zugunſten
junger unerfahrener Arbeiter, aber getreuer Anbeter der „
Gene=
rallinie”, abgebaut wurden. Die Folgen waren verheerend.
Da kam die Wendung. Man ſah ein, daß man auf dieſem
Wege nur fortfahren dürfe, wenn man die Bahn endgültig
zugrunde richten und damit auch den Fünfjahresplan zum
Scheitern bringen will. Man erkannte da auch erſt die
Be=
deutung des Transports überhaupt für die Gefamtwirtſchaft
und entſchloß ſich nun zunächſt, ihr die bevorzugte
Aufmerk=
ſamkeit zu widmen. Die Zuwendungen wurden erhöht, die
Beſtellungen auf Lokomotiven und rollendes Material im
Aus=
land um ein Vielfaches vermehrt, vor allem aber mit jener
Methode gebrochen, die eine bevorzugte Behandlung von
Partei=
angehörigen bei der Stellenbeſetzung vorſah, die eine „
Mobili=
ſierung”, der Bahnangeſtellten zu den verſchiedenſten
Partei=
arbeiten, zu Propaganda, zu Hilfeleiſtungen hier und da uſw.
forderten. Die abgebauten „Spezis” wurden
zurück=
geholt und ihre Befehlsgewalt in einem
Um=
fang hergeſtellt, der bisher ohne Beiſpiel war,
die Zwei=Mann=Fahrt (Führer und Heizer) wurde obligatoriſch
eingeführt, jeder Beamte bekam ſeine Maſchine und wurde für
ſie verantwortlich gemacht, Kundgebungen und allerlei
Maſſen=
aktionen während der Arbeitszeit wurden verboten, es gibt
wieder Vorgeſetzte und Untergeordnete und der Führer hat recht,
nicht das Parteimitglied. Uieber die pſychologiſchen
Auswir=
kungen dieſer Neueinrichtung kann man ſich kaum einen
zu=
treffenden Begriff machen. Plötzlich iſt das Steuer mit einem
Ruck nach rechts, nach der Seite der Kalkulation
herumgewor=
fen. Denn zur Begründung dieſer aufſehenerregenden
Maß=
nahme hieß es ausdrücklich, die Bahn zehre an dem
Volks=
ganzen und ſei die ſchwächſte Stelle des Plans, ſie müſſe aber
rationell arbeiten und wirtſchaften lernen.
Und dieſer Ruck hat nicht bei der Bahn Halt
gemacht. Noch nie iſt auch in der geſamten Induſtrie von
der Notwendigkeit einer radikalen Senkung der
Geſtehungs=
koſten ſo viel die Rede geweſen, wie in den letzten Wochen.
Ihr gelten Konferenzen der führenden Wirtſchaftsbehörden,
Beratungen der praktiſchen Arbeiter, der leitenden Direktoren
der Fabriken und Werke. Die Einſicht dämmert, daß die dauernde
Vernachläſſigung des Grundſatzes der Rentabilität zugunſten
einer ungehemmten Quantitäts=Theſe zu einer langſamen, aber
ſicheren Erſchöpfung der finanziellen Quellen führen muß. In
der Tat iſt auch das Problem der „Mobiliſierung der Mittel
der Bevölkerung” zur Finanzierung des Plaus eines der
wich=
tigſten Probleme aller Sowjetpolitik überhaupt geworden. Aber
gerade weil dieſes ein ſo unſicherer Faktor iſt, ſah man ſich
nun gezwungen, zur Buchführung überzugehen. Und dieſer
Uebergang zur „wirtſchaftlichen Abrechnung”
wie man es in Moskau und heute ſchon überall, in jedem Werk,
jeder Fabrik, in jeder Kohlengrube und auf jedem Schiff nennt,
iſt das charakteriſtiſche Kennzeichen der Epoche der neuen
Wirt=
ſchaftspolitik, die ſo etwas wie eine neue NEP.=Politik zu
werden verſpricht. Wo bisher die Demonſtration geherrſcht hatte,
der Erfolg nur nach Mengen beurteilt wurde, nach äußeren
Eindrücken und nicht nach innerem Wert, — dort iſt der
Grund=
ſatz der Rentabilität getreten. „Die wirtſchaftliche Abrechnung”
die von jetzt ab von jedem Werk und jeder Fabrik gefordert
wird, ja, von jeder Abteilung und Unterabteilung innerhalb
eines größeren Betriebes, iſt der Ausdruck der endlichen
Ein=
ſicht, daß der Aufbau einer Rieſeninduſtrie aus Liebhaberei —
auch Liebhaberpreiſe an Material, Menſchen, Maſchinen und
Geld erfordert. — Zwar iſt die Art, wie man ſich hier
Ab=
hilfe berſpricht, vorläufig noch vielfach anfechtbar. So wird
die Konſumkraft der Bevölkerung weiter geſchwächt. Den
Ar=
beitern, die unterernährt und ſchlecht gekleidet ſino und miſerabel
wohnen müſſen, wird ſchier Unmögliches zugemutet. Der Partei=
und Induſtriebürokratismus kennt keine Grenzen, Mißwirtſchaft
und Nichtkönnen machen manche Anſtrengungen der Regierung
illuſoriſch und nach wie vor iſt das große Problem der
Quali=
tätsarbeiter eine Frage, die den ganzen Plan bedroht. Die
Schwierigkeiten bleiben mannigfach und unüberſehbar — aber
man iſt dazu übergegangen, dem Haben das Soll
gegenüber=
zuſtellen, man will die Entwicklung der Wirtſchaft auch
wirt=
ſchaftlich geſtalten.
Das bringt auch eine vollkommene Umlagerung der Kräfte
auf dem Dorfe mit ſich. Dem Grundſatz der ungehemmten
Kollektivierung, dem nur nach außen hin nicht das Muß an=
Dienstag, den 7. Juli 1931
haftete, wurde in keiner Weiſe entſagt. Im Gegenteil
ſchrei=
tet die Vergeſellſchaftung der bäuerlichen
Be=
triebe in foreiertem Tempo fort, und es wird in
Deutſchland beſonders intereſſieren, daß neulich in einem
amt=
lichen Bericht die deutſche Wolgarepublik als zu
95 v. H., alſo faſt hunderprozentig, kollektiviert lobend
hervor=
gehoben wurde. Für das geſamte Gebiet der Union betrug
dieſer Prozentſatz ſchon über 54 v. H., womit die im Plan
vor=
geſehene Grenze weit überſchritten iſt. Aber auch hier iſt das
Wie”? in der Wirtſchaftsführung zu einem ausſchlaggebenden
Faktor in der bäuerlichen Politik geworden. Bis an die
Jahreswende war es gang gäbe, daß die
Ab=
rechnung in den Kollektivbetrieben nach der
Kopfzahl vorgenommen wurde. Hatte ein Arbeiter
insgeſamt fünf Familienmitglieder, ſo bekam er aus dem
Ge=
ſamtertrag für ſich und ſeine Familie ſechs Verdienſteinheiten
in Geld oder Naturalien. Dieſe Abrechnungsart war nicht nur
ungerecht, wie aus den Kreiſen der Unverheirateten und der
kleinen Familien unterſtrichen wurde, ſie machte auch die
Ge=
meinſchaftsbetriebe zu ſtändigen Koſtgängern des Staates, der
ſeine Lieblingsidee eben teuer bezahlen mußte. Schritt um
Schritt iſt man nun ſeit etwa Anfang des Jahres zu dem
Leiſtungs= und Akkoroſyſtem übergegangen. Und
jetzt wird dieſer Grundſatz ſchon offiziell von allen
Wirtſchafts=
organen als der einzig mögliche und zuläſſige Gradmeſſer für
die Entlohnung der landwirtſchaftlichen Arbeiter in Kollektiv=
und ſtaatlicher Wirtſchaft gepredigt. Die Abrechnung „ie Eſſer”
iſt abgeſchafft und verpönt, und es ſpricht für die
Schnellig=
keit und Skrupelloſigkeit, mit der man in Moskau die Ueber=
Seite 3
zeugung über die richtigen Methoden des wirtſchaftlichen
Kommunismus wechſelt, daß jeder heute als ein Ketzer und
Widerſacher der „Sache des Bolſchewismus” angeſehen wird,
der ſich etwa noch als kinderreicher Familienvater die ſchönen
Tage der Entlohnung nach Kopfzahl zurückwünſcht. Auf dem
Dorfe aber hat dieſes Prinzip eine völlige Umwälzung
her=
vorgerufen. Waren es früher die armen, meiſt ſehr
kinder=
reichen Bauern, die Knechte und landwirtſchaftlichen Arbeiter,
denen die Regierung ſchmeicheln und deren Sympathie ſie ſich
erhalten wollte, ſo bedeutet das neue Syſtem eine offenkundige
Bevorzugung des leiſtungsfähigen Mittelbauern. Denn dieſer
beſitzt noch heute ein Pferd und eine Kuh, deren Beſitz ja auch
innerhalb der Gemeinſchaftswirtſchaft geſtattet iſt, er ſtellt alſo
auch für den Geſamtbetrieb einen größeren Arbeitswert dar.
Er wird privilegiert, um den Geſamtertrag zu erhöhen, während
der ehemalige Kleinbauer, der die Kollektive als eine
Verſor=
gungsanſtalt anſah und ſich von ſeinem Eintritt eine Beſſerung
ſeiner Lage verſprach, ſich um ſeine Hoffnungen betrogen ſieht.
— Nimmt man hinzu, daß jede einzelne Wirtſchaft in der
Betriebsführung vollkommen verſelbſtändigt wurde und auf
ausgeſprochene Verantwortung der Leiter hin periodiſche
Ab=
rechnungen vorzulegen hat, ſo geht auch hieraus der Sieg
des Rentabilitätsprinzips hervor. Der Enderfolg
bleibt abzuwarten. Aber der neue Geiſt bedeutet eine entſchiedene
Wendung nach der Seite der Wirtſchaftlichkeit hin, und der
Oberſte Volkswirtſchaftsrat hat bewieſen, daß er den Weg nach
dem Staatskapitalismus eingeſchlagen hat und mit Methoden
arbeitet, die dem „im Sterben liegenden weſtlichen
Kapitalis=
mus” abgeguckt ſind.
Neue Arbeiksmekhoden in Rußland zur Erzielung von Qualikälsarbeit. — Heranziehung der Inkelligenz
zur Mikgtbeit. — Differenzierung zwiſchen gelernken und ungelernten Arbeikern.
Enklohnung der Arbeiter nach dem Leiſtungsprinzip.
Skalins Kurs.
Anwendung kaufmänniſcher Prinzipien
zur Bewälkigung der neuen wirkſchaftlichen Aufgaben
der Howjekunion.
Moskau, 6. Juni.
Auf einer hier abgehaltenen Konferenz der Wirtſchaftsführer
ſprach Stalin über die neue Lage und die neuen Aufgaben des
Wirtſchaftsaufbaues der Sowjetunion. Er erklärte u. a., daß die
Urſache des Zurückbleibens gewiſſer Induſtrien im Rahmen des
Fünfjahresplanes darin zu ſehen ſei, daß die
Entwicklungsbedin=
gungen von Grund auf ſich geändert hätten.
Die neue Lage fordere auch neue Methoden in der Führung.
Vor allem handelt es ſich um die Verſorgung der Betriebe mit
Arbeitskräften. Mit einem automatiſchen Zuſtrom von
Arbeits=
kräften vom Lande in die Städte könne nicht mehr gerechnet
wer=
den. Es ſei unmöglich, zu einer Politik organiſierter
Werbung von Arbeitern mittels Verträgen
über=
zugehen. Ferner ſei es notwendig, ſofort die Mechaniſierung der
ſchwerſten Arbeit vorzunehmen. Dies verlange
neue Regelung der Arbeitslöhne und ein Seßhaftwerden
der Arbeiter. Der Gleichſtellung der gelernten und
unge=
lernten Arbeiter und der Arbeitsloſen müſſe ein Ende
ge=
macht werden. Man könne hochqualifizierte Arbeitskräfte
nur durch Zahlung höherer Löhne an ihre Arbeitsſtelle
feſſeln.
Hierdurch werde man den Lerndrang der ungelernten Arbeiter
anſpornen.
In der Verbeſſerung der Verſorgung und der
Wohnungsver=
hältniſſe ſei in den letzten Jahren nicht wenig getan worden, aber
das genüge noch nicht. Man müſſe ſolche
Arbeits=
bedingungen ſchaffen, daß die Qualität der
Pro=
duktion beſſer werde.
Ferner habe ſich in der Induſtrie die Lage bezüglich des
Be=
ſtandes der leitenden Beamten grundlegend geändert. Früher
ſei die Ukraine die Hauptquelle für die Verſorgung der ganzen
Induſtrie mit Kohlen und Metallen geweſen. Bei der
Beibehal=
tung des gegenwärtigen Entwicklungstempos ſei das aber nicht
mehr möglich. Man müſſe daher neue Verſorgungsgebiete
er=
ſchließen.
Um das Programm der Induſtrialiſierung durchzuführen,
brauche man zwei= bis fünfmal ſo viele leitende Kräfte,
vor allem Ingenieure. Dieſe müßten aus der Arbeiterklaſſe
ſelbſt hervorgehen. Stalin wies darauf hin, daß in den
höheren Lehranſtalten der Sowjetunion jetzt Zehntauſende
junger Arbeiter zu Technikern und Ingenieuren ausgebildet
würden. Dieſe würden zuſammen mit den Angeſtellten und
den gelernten Arbeitern den Intelligenzkern der
Arbeiter=
klaſſe bilden. Auch was die Verwendung von Mitgliedern
der Bourgeoiſie in den Betrieben betreffe, ſo ſei die Lage
grundlegend verändert. Man habe in den Städten und auf
dem Lande die kapitaliſtiſchen Elemente überwunden und
auf dem Gebiete des kollektiven Wirtſchaftsaufbaues
gewal=
tige Erfolge errungen. Dies erkläre die Tatſache, daß man
einen Umſchwung zugunſten der Sowjetmacht in den
Krei=
ſen der Bourgeoiſie feſtſtellen könne, und daß dieſe Hand in
Hand mit der Arbeiterklaſſe zuſammenarbeite. Daher müſſe
ſich auch die Politik gegenüber dieſen Kreiſen ändern, ſie
müßten mehr zur Mitarbeit herangezogen werden.
Im Gegenſatz zum Auslande, fuhr Stalin in ſeiner Rede vor den
Wirtſchaftsführern fort, habe die Sowjetunion nicht die
Möglich=
keit der Aufnahme von Anleihen oder Krediten aus dem
Aus=
lande gehabt, ſondern ſie habe die Wiederherſtellung der
Land=
wirtſchaft und Induſtrie mit Hilfe innerer Reſerven
bewerkſtelli=
gen müſſen. Zur Einführung der neuen
Arbeits=
methoden ſei es notwendig, daß die Wirtſchaftsführer ſelbſt
in Kleinigkeiten ſich einen Einblick verſchaffen und wirkliche
Füh=
rer werden. Hierzu müſſe man große, manchmal 100 bis 200
Unternehmen umfaſſende Konzerne teilen und zur
Ein=
zelverwaltung übergehen. Der
Produktions=
plan für 1931, ſchloß Stalin, iſt tatſächlich
durch=
führbar, da alle notwendigen Bedingungen für ſeine
Anwen=
dung vorhanden ſind. Seine Durchführung hängt
aus=
ſchließlich von unſerer Fähigkeit ab, die
vorhan=
denen ſehr, reichen Möglichkeiten auszunutzen.
Die Tatſache, daß eine ganze Reihe von Unternehmungen und
In=
duſtriezweigen den Plan ſchon mehr als erfüllt hat, beweiſt das.
Die Millionen von Werktätigen, die ein neues Leben ſchaffen,
unſer Arbeitswille, unſere Bereitſchaft, mit neuen Methoden zu
arbeiten, und unſere Entſchloſſenheit, den Plan durchzuführen,
ſind die hinter unſerem Produktionsplan ſtehenden Wirklichkeiten.
*
5.9.5. in der Bogelwelk.
Furchtbare Schwalben=Kataſtrophen. — Der „Schwalbenpaß” in
Italien. — Die Schwalben werden vernichtet. — Auch andere
Vögel ſterben in Deutſchland aus. — Die „Oelpeſt”.
Zu unſerer Nachricht von der
Storchen=
tragödie in Natal wird uns geſchrieben:
Die furchtbare Storchenkataſtrophe in Natal, wo einem
Hagelſchlag viele Tauſende von Störchen zum Opfer fielen, hat
für unſeren Storchenbeſtand die traurigſten Folgen gehabt, aber
es war erfreulicherweiſer nur ein einmaliges Ereignis, das ſich
in ſeinen Folgen nicht auf die Dauer bemerkbar machen kann.
Es gibt aber zahlreiche derartige Kataſtrophen alljährlich, von
denen nicht nur die Störche und andere Zugvögel, ſondern vor
allen Dingen die Schwalben betroffen werden. In dem
ſoge=
nannten „Schwalbenpaß” in Oberitalien, in der Nähe vom
Comerſee iſt das wahre Maſſengrab unſerer Schwalben. Hier
befindet ſich nämlich ein Elektrizitätskraftwerk, von dem aus große
Leitungen, in das ganze Land ausgehen. Wenn nun die
Schwalben hier ihren Rückweg nach Deutſchland nehmen, wo ſich
ihre alte Zugſtraße befindet, dann fallen ſie dieſen
Lei=
tungen zum Opfer, da ſie gewohnt ſind, ſich auf die Drähte
nie=
derzulaſſen. Die Hochſpannungsdrähte ſind ſo eng beieinander,
daß Tauſende von Schwalben daran zugrunde gehen, ſobald
ſie ſie mit den Flügeln berühren. Hier wiederholt ſich alljährlich
eine furchtbare Schwalbentragödie, von deren Ausmaß man ſich
keine Vorſtellung machen kann. Auch andere Zugvögel gehen
hier maſſenhaft zugrunde. Dieſe Vogeltragödie könnte verhütet
werden, denn es liegt durchaus im Bereich der Möglichkeit, die
Anlagen ſo zu geſtalten, daß ſie nicht den Maſſenmord von
Vögeln auf dem Gewiſſen haben. In der Nähe der Kraftwerke
am Comerſee iſt die Führung der Hochſpannungsleitungen auf
dem Erdboden in trauriger Weiſe durch Tauſende von
Vogel=
leichen wiederholt, die auf der ganzen Strecke umgekommen ſind.
Andere noch grauſigere Tragödien werden durch die „Oelpeſt”
hervorgerufen. Es handelt ſich dabei um die Verſchmutzung des
Meeres durch die Motorſchiffe, deren Zahl ſich in den letzten
Jahren beträchtlich vermehrt hat. Die größere Wirtſchaftlichkeit
dieſer Hochſeemotorſchiffe iſt auf der einen Seite ein Vorteil, und
es iſt nicht zu verlangen, daß die Kaufleute auf dieſen Vorteil
verzichten, um den Vogelſchutz zu gewährleiſten. Es kann aber
gefordert werden, daß Maßnahmen getroffen werden, um dieſe
„Oelpeſt” der Meere zu verhindern. Sie hat nämlich für die
Vogelwelt geradezu ſchreckliche Folgen. Während die
elektri=
ſchen Leitungen wenigſtens den ſofortigen Tod der Tiere herbei=
führen, müſſen die Vögel, die durch die Oelpeſt umkommen,
eines langſamen Hungertodes ſterben. Die Waſſervögel werden
durch das verölte Waſſer nicht nur in ihrem Ernährungszuſtand
geſchädigt, ſondern ihre Flügel werden auch verklebt, ſo daß ſie
ſie nicht mehr erheben können und auf dieſe Weiſe zugrunde
gehen. Nun ſind bereits von verſchiedenen Staaten Vorſchläge
gemacht worden, um dieſen Krebsſchaden der Vogelwelt zu
ver=
hüten. Es hat ſich bereits eine diplomatiſche Konferenz in
Waſhington vor 5 Jahren damit befaßt, und es ſollten
Maß=
nahmen getroffen werden, um ein Ablaſſen des Oels innerhalb
einer beſtimmten Grenze vom Lande aus zu verhüten. Die
Waſſervögel halten ſich meiſt in größerer oder geringerer Nähe
des Landes auf, ſo daß die Motorſchiffe nur in dieſem Gebiet
ihre Schutzmaßnahmen durchzuführen brauchten. Es wäre für
den Völkerbund eine wichtige Aufgabe, in dieſer Beziehung
Wandel zu ſchaffen und in irgendeiner Form ein allgemein
gültiges Geſetz bei allen Staaten anzuregen, durch das der Schutz
der Vögel gewährleiſtet wird. Ueber dies iſt heute bereits die
Technik ſo weit entwickelt, daß Schutzapparate zur Verhütung der
Verölung des Meeres überall angebracht werden können. So
bringt der „Fortſchritt der Technik” auf vielen Gebieten für
unſere gefiederten Freunde die furchtbarſten Kataſtrophen mit
ſich. Der Menſch leidet übrigens auch darunter, denn die Vögel
ſind als Vertilger von Ungeziefer äußerſt nützliche Tiere. Die
Zunahme von Mücken und anderem Ungeziefer in den letzten
Jahren in Deutſchland iſt in erſter Reihe darauf zurückzuführen,
daß die Schwalben und andere Vögel bei uns auszuſterben
be=
ginnen. Die ungeheuren Koſten, die für die Vernichtung des
Ungeziefers aufgebracht werden müſſen, könnten erſpart werden,
wenn man den Vögeln gegenüber menſchliche Rückſichten walten
laſſen und ſie vor Tragödien ſchwerſter Art bewahren würde.
Neue Grieben=Reiſeführer.
„Köln und Umgebung”. 1931, 34. Auflage, mit 3 Karten und
3 Grundriſſen, 1.25 RM. Die vorletzte Auflage dieſes Bandes,
die zur Zeit der großen Preſſa=Ausſtellung im Jahre 1928
er=
ſchienen war, hat in mancherlei Hinſicht eine Umarbeitung
er=
fahren müſſen. Bildete doch die Preſſa den äußeren Anlaß für
die Entſtehung eines großzügigen Planes zur Bebauung des
rechten Rheinufers, der die Grundlage für eine
Weiterentwick=
lung der Stadt auch auf dieſem Ufer ſchaffen ſollte. Was auf dem
linken Ufer in Jahrhunderten entſtanden war, iſt hier in wenigen
Jahren, man könnte faſt ſagen, aus dem Boden geſtampft worden.
Dieſes bisher von den Fremden kaum beſuchte rechtsrheiniſche
Köln, das naturgemäß das Geſicht unſerer Zeit trägt, iſt in der
neuen Auflage des Führers ſeiner Bedeutung entſprechend
ge=
würdigt.
„Erzgebirge und Vogtland” 1931, 12. Auflage 244 Seiten.
mit 11 Karten, 3.50 RM. Die mit großer Sorgfalt
durchgear=
beitete Neuauflage des Führers will dem Beſucher des als Grenze
zweier Staaten und Kirchengebiete in vielfacher Hinſicht
inter=
eſſanten Gebirges nicht nur zuverläſſige Auskünfte während der
Reiſe geben, ſondern ihm ſchon vorher beim Pläneſchmieden
be=
hilflich ſein und mit allen Beſonderheiten von Volk und
Land=
ſchaft vertraut machen, ohne deren Kenntnis die Reiſe nur ein
oberflächliches Vergnügen bleiben würde.
„Weſerbergland”. 1931. 15 Auflage mit 15 Karten und
2 Rundſichten, 3.25 RM. Der Führer gibt eine umfaſſende
Be=
ſchreibung des Weſertales von ſeinen Quellflüſſen bis zur Porta
Weſtfalica und der ſich an beiden Ufern hinziehenden
Gebirgs=
züge, die man unter der Bezeichnung „Weſerbergland”
zuſam=
menzufaſſen pflegt. Wer das Weſertal einmal bereiſt hat, wird
ſich erſtaunt fragen, aus welchem Grunde dieſes an Natur= und
Kunſtſchönheiten überreiche Gebiet noch immer nicht die
Frem=
denverkehrsziffern aufzuweiſen hat, mit denen andere deutſche
Mittelgebirge oder etwa der Rhein aufwarten können. Schon
beim flüchtigen Durchblättern des Führers taucht eine Fülle von
Namen auf, die jeder für ſich einen beſonderen Klang haben und
deren Aneinanderreihung eine Kette von Sehenswürdigkeiten
bildet, die kennenzulernen, eine Reiſe ſchon lohnen ſollte.
„Helgoland”. 1931, 26. Auflage, mit 4 Karten, 1.00 RM.
Wer nur in der Nähe iſt, in Hamburg, Bremen, auf den
Frie=
ſiſchen Inſeln macht immer gern einen Ausflug nach der roten
Felſeninſel Helgoland, dem einzigartigen Meereswunder der
Nord=
ſee. Wer gern einen guten Tropfen trinkt raucht, Hummern und
Kaviar liebt, wird beſonders auf ſeine Koſten kommen, denn alle
Waren werden auf der Inſel zollfrei eingeführt. So kommt der
neue Grieben von Helgoland einem großen Bedürfnis entgegen,
wenn er der Landratte die vielen Fragen bei der ſchwierigen
Ausfahrt aus den Flußmündungen der Elbe und Weſer
beant=
wortet. Ueber Hotels, Logierhäuſer, Badeeinrichtungen uſw ſind
ſelbſtverſtändlich alle wiſſenswerten Angaben ſorgfältig
zuſam=
mengetragen.
„Oeſterreich”, 1931. 264 Seiten, mit 22 Karten und Plänen,
in Ganzleinen gebunden 7.50 RM. Als 219. Band ſeiner
Grie=
ben=Reiſeführer läßt der Grieben=Verlag Albert Goldſchmidt in
Berlin ſoeben einen neuen Geſamtführer durch Oeſterreich
er=
ſcheinen. Damit hat er eine ſich immer ſtärker fühlbar machende
Lücke ſeiner bekannten Sammlung ausgefüllt, iſt doch Oeſterreich
dank der Vielgeſtaltigkeit ſeiner Landſchaftsform und den
raſt=
loſen Bemühungen der Hotelfachleute, Verkehrsunternehmungen
und Straßenbauer in den letzten Jahren in die vorderſte Reihe
der Touriſtenländer gerückt. Mit der Verbeſſerung der
Verkehrs=
wege und der Vervollkommnung der Verkehrsmittel iſt auch die
Zahl der Reiſenden gewachſen, die ſich nicht mit dem Beſuch eines
beſtimmten, eng begrenzten Gebietes begnügen, ſondern ihre
Frei=
zeit zu einer Fahrt durch das ganze Land benutzen. Ihnen wird
der vorliegende Band, der ſich auf alles Weſentliche beſchränkt,
der geeignete Führer ſein.
Seite 4
OM
Dienskag, den 7. Juli 1931
Nummer 186
Todes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Am Sonntag, den 5. Juli wurde unſere liebe,
gute Couſine
Fräulein Elſe Döll
Handarbeitslehrerin i. R.
von ihrem langen, mit großer Geduld
er=
tragenem Leiden erlöſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Haag
Anna Haag.
Darmſiadt, den 6. Juli 4931.
(10355
Landwehrſtir. 19½
Die Beerdigung ſindet Mittwoch, den 8. Juli,
nach=
mittags 3½ Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofes
aus ſtatt.
Etwalge Blumenſpenden wolle man bei der
Friedhofs=
verwaltung abgeben.
Am Freitag, den 3. Juli nachmittags entſchlief mein treuſorgender
Gatte, Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr Auam Cchon
Kaufmann.
Im Namen der tieſtrauernd Hinterbliebenen:
Frau Franziska Schon
geb. Rebſcher, nebſt Angehörigen.
Auf ganz beſonderen Wunſch des lieben Entſchlafenen fand die
Be=
erdigung in aller Stille ſtatt.
Wir danken herzlich für die Teilnahme beim Heimgang meines
un=
vergeßlichen Gatten. Insbeſondere danken wir der aufopfernden Pfiege
der Brüder des Herz=Jeſu=Hoſpitals, ſowie der Fa. E. Merck und
deren Angeſtellten.
Darmſfadt, den 6. Juli 4931.
10386
Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, unſere
Mitglieder von dem Heimgang unſerer langjährigen
Mitarbeiterin und Ehrenmitglied des Vorſtandes
Srauleik eife Zen
Handarbeitslehrerin i. R.
in Kenntnis zu ſetzen.
Ihre vornehme, liebevolle Art ſchuf ihr überall
Freunde. Durch Gemütstiefe und wahre
Frömmig=
keit war die liebe Entſchlafene ſo recht berufen, als
Erzieherin der Jugend zu wirken. In der
Ge=
ſchichte unſres Vereins und in den Herzen vieler
Kolleginnen wird ihr Name weiterleben. Möge
ſie in Frieden ruhen.
Landesverband heſſ. techn. Lehrerinnen
L. Hermann, Ehrenvorſitzende. J. Blaß, Vorſitzende.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 8. Juli 1931,
15½ Uhr auf dem Friedhof N.=Ramſtädterſtr. ſtatt.
(10393
Todes=Anzeige.
Geſtern Abend entſchlief ſanft nach
kurzem; ſchwerem Leiden meine
liebe Frau, unſere gute Mutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Emma Klotzſch
geb. Voelmy.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Karl Klotzſch
Frieda Mende, geb. Voelmg.
Einmach=
(Weck=)Gläſer
zu verkaufen.
Näh. Geſchſt. (*id
Wittmannſtr. 25, II
Möbel zu verk.
(fgi.
Statt beſonderer Anzeige.
Heute verſchied nach ſchwerem Leiden mein
innig=
geliebter Mann, unſer treuſorgender Vater, Großvater,
Schwiegervater und Bruder
Herr Generaloberarzt a. D.
Dr. Konrad Koch
prakt. Arzt
im 68, Lebensjahre,
In tiefer Trauer:
Toni Koch, geb. Hayn
Hildegard Hunkel, geb. Koch u. 3 Kinder
Dr. Hermann Hunkel
Dr. Zulius Koch, Gymnaſialdireltor a. D.
Köln=Klettenberg, Köln=Mülheim, Marburg a. d. 2.,
den 4. Juli 1931.
10337
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 7. Juli von
der Leichenhallte des Südfriedhofes in Köln=Zollſtock
aus ſtatt.
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Marg. Becker, Elisabethenstr. 34, (Haus Alter)
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Prospekt und Auskunft Freil
Darmſtadt, den 6. Juli 1931,
Gießenerſtr. 5.
Weimar.
Die Beerdigung findet am
Mitt=
woch, den 8. Juli, nachm. 3 Uhr,
auf dem alten Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Todes=Anzeige,
Heute entſchlief ſanft nach ſchwerem, mit großer
Geduld ertragenen Leiden mein lieber Mann, mein
treuſorgender Vater, Bruder, Schwager und Onkel
*
Herr Peter Pfeiffer
Lokomotivführer i. R.
im Alter von 48 Jahren.
In tiefer Trauer:
Frau Marie Pfeiffer, geb. Röth
und Sohn Hermann.
Kranichſtein, den 6. Juli 1931.
(10395
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 8. Juli,
nach=
mittags 5½ Uhr, vom Ortseingang aus ſtatt,
Todes=Anzeige.
Gott der Allmächtige, hat unſere gute Mutter,
Schwie=
germutter, Großmutter und Urgroßmutter
Frau Eliſabeth Schuchmann
geb. Röder
im Alter von 77 Jahren zu ſich genommen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Alb. Vierheller, Rodau
Familie Georg Bonin, Wembach
Familie Ad. Körner, Nied.=Ramſiadt.
Rodau, den 6. Juli 1931.
Die Beerdigung findet Mittwoch, 8. Juli 1931, um
1 Uhr vom Sterbehaus aus auf dem Friedhof Groß=
Bieberau ſtatt.
(10394
Für die vielen Beweiſe
herzlicher Teilnahme an
unſerer tiefen Trauer ſagen
innigſten Dank.
Eduard Noll
und Kinder.
Darmſiadt, 7. Juli 1931.
(10347)
Dankſagung.
Für die erwieſene Anteilnahme bei
dem Hinſcheiden unſerer lieben
Ent=
ſchlafenen
Frau Margarethe Bär
geb. Noßmann
ſagen herzlichen Dank
Die trauernden Hinterbliebenen:
Peter Bär u. Kinder.
Eberſtadt, den 7. Juli 1931.
Von der Reiſe
zurück
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Für die vielen wohltuenden Beweiſe
herz=
licher Teilnahme bei unſerer Trauer danken
innig
Dr. O. Lendhecker
und Familie.
Darmſtadt, Juli 1931.
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Nummer 186
Dienstag, den 7. Ini 1931
Seite 5
Darmſiadt, den 7. Juli 1931.
* Die „Kunſt der Erholung”.
Von unſerem mediziniſchen Mitarbeiter.
(Der „Wille zur Erholung”. — Die 4 Stadien der Ermüdung.
Tätigkeit als Erholungsmittel. — Die Rationaliſierung einer
richtigen Ausſpannung. — Nicht jede Ruhe bedeutet Erholung und
Kräftigung.)
Die richtige Erholung iſt nicht nur eine Kunſt, ſondern auch
eine Wiſſenſchaft, und vor allen Dingen eine Folge des Willens.
In erſter Reihe muß für eine wahre Kräftigung und Geſundung
des Körpers der „Wille zur Erholung” vorhanden ſein. Alle
Men=
ſchen, die aus dem Jugendalter heraus ſind und ein Jahr lang
ſchwer gearbeitet haben, haben in ſich Schlacken angeſammelt, die
zur Ermüdung und Schwächung des Körpers führen. Es gilt
nun, in wenigen Wochen dieſe Schlacken und Vergiftungsreſte, die
die Ermüdung und Schwächen herbeiführen, aus dem Körper
herauszuſchaffen und dadurch den Boden für einen Neuaufbau
aller Energien vorzubereiten. Es ſind über dieſe Frage zahlreiche
wiſſenſchaftliche Verſuche angeſtellt worden, aus denen zu
erken=
nen iſt, wie eine rationelle und ſyſtematiſche Erholung
durchge=
führt werden muß, damit ſie in möglichſt kurzer Zeit die möglichſt
größten Erfolge hervorbringt. Der Forſcher Meumann und
an=
dere haben in dieſer Beziehung ſehr Weſentliches zur Erkenntnis
der körperlichen Arbeit und körperlichen Erholung beigetragen und
feſtgeſtellt, wie ein Menſch ſich bewegen muß, um wirklich „etwas
von der Reiſe oder den Ferien” zu haben”. Vielfach nimmt man
an, daß geiſtige Arbeiter zur Erholung körperliche Tätigkeit
brau=
chen gewiſſermaßen als Gegengewicht gegen die alltägliche
Be=
ſchäftigung. Umgekehrt ſollen Handarbeiter geiſtige Anregungen
durch Lektüre uſw. nötig haben. Beide Anſchquungen
ind falſch. Der Geiſtesarbeiter, der zur „Erholung” bald nach
dem Beginn der Ferien anfängt, Holz zu ſpalten, wird bald
zu=
ſammenbrechen, denn der Körper iſt geſchwächt und verträgt weder
die eine noch die andere Arbeit.
Zuerſt iſt die wichtigſte Forderung für jeden Arbeiter
gleich=
gültig, ob es ſich um geiſtige Arbeiter oder Handarbeiter handelt,
die Ferien mit einer ein= bis zweitägigen völligen Ruhe zu
be=
ginnen. Während dieſer Zeit liege man möglich viel im Bett
oder auf dem Sofa und beſchäftige ſich weder mit Leſen noch mit
Schreiben. Der Körper bekommt auf dieſe Weiſe die erforderliche
„Umſtellung”, die ein Heilfaktor allererſten Ranges iſt. Der
Menſch erhält die Kraft, ſeine Erholung nunmehr energiſch zu
wollen und ſich ihr ganz hinzugeben. Iſt einmal dieſer Zuſtand
erreicht, dann kann die wahre Erholung beginnen, die darin
be=
ſteht, den Körper zu kräftigen. Leichte Beſchäftigung iſt jetzt
wich=
tig, und zwar iſt von größtem Erfolg ſportliche Tätigkeit,
Wan=
derung, Baden Schwimmen und auch leichte Lektüre. Sobald
dieſe Tätigkeit ſachgemäß durchgeführt wird, wird der Stoffwechſel
im Körper beſchleunigt und der Sauerſtoffumſatz erhöht, ſo daß
von ſelbſt die Schlacken verſchwinden, die die Ermüdung
herbei=
führen. Unter Umſtänden kann dieſe Ermüdung gefährlichen
Cha=
rakter annehmen. Von der Wiſſenſchaft ſind 4 Stadien der
Er=
müdung feſtgeſtellt worden, und jeder Einzelne kann nun ſelbſt
er=
kennen, wie weit ſeine Ermüdung vorgeſchritten iſt, d. h. in
wel=
chem Umfange er erholungsbedürftig iſt. Das erſte Stadium der
Ermüdung iſt eine Art von Uebertraining des Geiſtes. Der Menſch
glaubt, daß er ſeine Arbeit ungeheuer ſteigern kann, aber die
Feh=
ler bei der Arbeit häufen ſich. Iſt die Ermüdung weiter
fort=
geſchritten, dann iſt der Menſch nicht mehr imſtande, in der
bis=
herigen Weiſe tätig zu ſein. Er fühlt ſich abgeſpannt, meiſt gar
ſchon nach kurzer Zeit der Arbeit. Dies iſt das zweite Stadium.
Das dritte wird dadurch gekennzeichnet, daß der Menſch eine
krank=
hafte Müdigkeit aufweiſt. Im vierten iſt er in reizbarſter Weiſe
ubererregt und eine Plage für die ganze Umgebung. Dieſer
Zu=
ſtand iſt ſchon gefährlich und erfordert eine ſehr lange und
nach=
haltige Erholung, um alle nachteiligen Erſcheinungen dieſer
Er=
müdung aus dem Körper zu beſeitigen.
Die Rationaliſierung einer richtigen Ausſpannung erfordert
alſo vor allen Dingen rechtzeitige Maßnahmen. Man warte nicht
ab, bis das dritte oder vierte Stadium der Ermüdung eingetreten
iſt.
ſondern gönne ſich Ruhe, wenn man die erſten Zeichen der
Abſpannung merkt vorausgeſetzt, daß man die Möglichkeit dazu
hat. Es wurde feſtgeſtellt, daß bei völliger Erſchlaffung des
Kör=
vers zuerſt ſelbſt tagelange Ruhe und kräftige Ernährung keinen
Ausgleich ſchaffen konnte. Die Menſchen, die ſo viel von
Ratio=
naliſierung der Wirtſchaft halten, ſollen darum daran denken, daß
die Rationaliſierung der menſchlichen Tätigkeit, und zwar die
rich=
tige Einteilung zwiſchen Arbeit und Erholung, noch viel wichtiger
iſt, denn ein kranker oder geſchwächter Menſch kann ſeinen
Pflich=
ten nicht nachkommen und wird darum auch von der
Rationali=
ſierung der Arbeit nicht das geringſte haben. Selbſtverſtändlich
iſt, daß nach der Umſtellung des Körpers durch eine längere Ruhe
von 1—2 Tagen auch richtige Ernährung einſetzt Beſonders
wich=
tig iſt dieſe Umſtellung durch eine Ruhepauſe für Patienten, die
Kurorte aufſuchen. Alle Kurmittel werden viel nachhaltiger und
günſtiger auf die Geſundheit einwirken, wenn ſie einen
empfangs=
bereiten Körper antreffen, in dem der Wille zur Erholung und
zur Geſundung in kräftigſter Form vorhanden iſt.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſiſchen
Landes=
theater. Am heutigen Dienstag bleibt das Theater
ausnahms=
weiſe wegen einer auswärtigen Gaſtſpiel=Verpflichtung geſchloſſen.
Die nächſte Aufführung der mit ſtürmiſchem Erfolg gegebenen
Geſangspoſſe „O. ſpaniſche Fliege!” in der urkomiſchen
Neu=
faſſung und muſikaliſchen Bearbeitung Bruno Harprechts, deren
Premiere und erſte Wiederholungen wahre Orkane von
Lach=
ſalven durch das Haus brauſen ließen, findet am morgigen
Mitt=
woch. 20 Uhr, ſtatt.
— Deutſch=Evangeliſcher Frauenbund, Ortsgruppe Darmſtadt.
In den Räumen des Freundinnenheim Sandſtraße 24, fand die
Jahresverſammlung des Deutſch=Evangeliſchen Frauenbundes ſtatt,
die trotz hochſommerlicher Temperatur recht gut beſucht war. Es
galt, an dieſem Tage eine erſte Vorſitzende für den Deutſch=
Evan=
geliſchen Frauenbund, Ortsgruppe Darmſtadt, zu wählen, nachdem
die ſo verdienſtvolle Gründerin und Führerin desſelben, Fräulein
Marie Sonne, am 15. Juni 1930 heimgegangen war. Mit großer
Befriedigung konnten die anweſenden Mitglieder vernehmen, daß
Frau Präſident Bernbeck ſich bereit erklärte definitiv an die Spitze
der Ortsgruppe zu treten; war ſie doch ſchon Frl. Sonne als
zweite Vorſitzende treu zur Seite geſtanden und hatte ihre
Ver=
tretung ſeit ihrem Tode mit großer Pflichttreue auf ſich
genom=
men. Frau Bernbeck wurde einſtimmig zur erſten Vorſitzenden
ge=
wählt, zu Schriftführerinnen zwei neue Vorſtandsmitglieder, Frau
Direktor Diefenbach und Fräulein Francke, beſtimmt. Der von
Frau Bernbeck verleſene Jahresbericht zeigte, daß die Ortsgruppe
auf verſchiedenen Gebieten fleißig gewirkt hat, beſonders auch ſich
im letzten Winter einer neuen, ſozialen Aufgabe, der
Arbeitsloſen=
hilfe, tatkräftig annahm. Nach der Teepauſe bot Frau Diefenbach
einen ſehr anſchaulichen Bericht von der Generalverſammlung des
Deutſch=Evangeliſchen Frauenbundes in München, der allen
Teil=
nehmerinnen tiefgehende Eindrücke vermittelte.
— Frauenverein der Johannesgemeinde. Der Ausflug
unſe=
res Frauenvereins findet am Freitag, dem 10. Juli, ſtatt, nicht,
wie urſprünglich geplant, am 8. Juli. Es geht diesmal zum
ge=
meinſamen Kaffeetrinken in das Gaſthaus Scheerer nach Traiſa.
Da es notwendig erſcheint, daß vorher die Teilnehmerzahl dort
angemeldet wird, bitten die Pfarrämter, bis zum Mittwoch abend
die Zahl derer anzugeben, die mitgehen wollen. Treffpunkt zur
gemeinſamen Wanderung um 3 Uhr, Böllenfalltor.
— Frau Mulder=Fazzi, Pädagogin für Violine veranſtaltete
am Sonntag nachmittag in der Loge mit ihren Schülerinnen und
Schülern ein Schülervorſpiel in Anweſenheit der Eltern und
Ver=
wandten. Die Leiſtungen waren als ganz vorzüglich
anzuerken=
nen. Die einzelnen Vorträge wurden von Frl. Wüſt und Frau
Mulder=Fazzi am Klavier begleitet. Zum Schluſſe brachte Frau
Mulder=Fazzi zwei Muſikſtücke einen Nazurka von Wieniawſki
ſowie Souvenir von Dreda Franz zum Vortrag. Frl. Knuſt
dankte der Künſtlerin ſowie Frl. Wüſt im Namen der
Schülerin=
nen und Schüler durch Blumenarrangements.
Kriegsgräberfürſorge.
Eine der vielen deutſchen Kriegsgräberſtätten im
Verdun=
gebiet iſt die von Peuvillers. 17 Kilometer ſüdweſtlich von
Longuyon. Sie iſt während des Krieges von deutſchen Truppen
in einem Obſtgarten angelegt worden und umfaßt im Gegenſatz
zu den üblichen, meiſt ſehr großen Sammelfriedhöfen in
Frank=
reich nur 617 Gräber mit 969 Toten, darunter in der Hauptſache
Angehörige rheiniſcher Truppeyteile. Deshalb hat ſich auch die
Ortsgrupe Ronsdorf (Rheinprovinz) des Volksbundes Deutſche
Kriegsgräberfürſorge dieſer Ehrenſtätte angenommen. Aus
Mit=
teln, die die Ronsdorfer Bevölkerung aufgebracht hatte, war es
möglich, den hier ruhenden Toten ein ſchlichtes Ehrenmal inmitten
einer maleriſchen Gruppe alter Pflaumenbäume zu errichten und
einen Eingang mit einem ſchmiedeeiſernen Tor zwiſchen zwei
Steinpfeilern zu ſchaffen. Als Umwehrung dient eine lebende
Hecke. Sämtliche Grabbeete ſind mit Blumen bepflanzt.
Der Friedhof liegt unmittelbar am Dorf. An ihm führt,
durch einen Grasplatz getrennt, die Dorfſtraße entlang. Es iſt
erfreulich, zu beobachten, welches Intereſſe die Dorfbevölkerung
ihm entgegenbringt. Sein Geſamtzuſtand findet ſtets die
rückhalt=
loſe Anerkennung der leider noch verhältnismäßig wenigen
Beſucher.
G
Ein vom Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge errichtetes
Denkmal auf der deutſchen Kriegsgräberſtätte Peuvillers,
Dép. Meuſe, Frankreich.
* Vereinbarung der Länder über die mitklere Reife.
a. Bis zum Kriege ſprach man vom „Einjährigen‟ Dieſe
Bezeichnung fiel, als mit dem alten Heere der „Einjährig=
Frei=
willige” verſchwand. Der Wunſch und die Notwendigkeit aber,
die Lücke zwiſchen dem Wiſſen, das ſich ein guter Volksſchüler nach
Durchlaufen der Abſchlußklaſſe eine guten Volksſchule erworben
hat, und dem Reifezeugnis der Vollanſtalten wieder auszufüllen,
regte ſich bald wieder in immer weiteren Kreiſen, und ſo erſcholl
der Ruf nach dem Zeugnis der „mittleren Reife” immer
dringen=
der und lauter. Die Länder des Reiches haben nun unter ſich
eine Vereinbarung getroffen, wonach ſie in Volks= und in
Fach=
ſchulen dieſes Zeugnis der mittleren Reife ausſtellen und
gegen=
ſeitig anerkennen. Der Schüler kann die mittlere Reife demnach
künftig nicht nur auf höheren Lehranſtalten erwerben. Als
ge=
hobene Volksſchulen mit dem Recht zur Ausſtellung des Zeugniſſes
der mittleren Reife gelten die Volksſchulen, an denen Klaſſen mit
erweiterten Lehrzielen, ſogenannte L=Klaſſen, eingerichtet ſind.
Bedingung iſt hierbei, daß ſich die E=Klaſſen nach dem heſſiſchen
Volksſchulgeſetz und den Volksſchullehrplänen auf das vierte
Grundſchuljahr aufbauen, nur Schüler aufnehmen, die ſich in der
Grundſchule leiſtungsfähig erwieſen haben, das 9. und 10.
Schul=
jahr umfaſſen und eine Fremdſprache als Pflichtfach lehren.
Selbſt=
verſtändlich darf die mittlere Reife nur ſolchen Schülern erteilt
werden, die die Klaſſe für das 10. Schuljahr mit Erfolg beſucht
haben. Dem Entlaſſungszeugnis dieſer Schüler iſt die Bemerkung
anzufügen: „Dem Inhaber dieſes Zeugniſſes wird die Berechtigung
der mittleren Reife zuerkannt‟. Das Recht zur Ausſtellung des
Zeugniſſes iſt nach einer Bekanntmachung vom 17. Juni 1931
vor=
läufig nur den Volksſchulen zu Darmſtadt, Erbach, Gießen, Mainz,
Michelſtadt. Offenbach und Worms zuerkannt. Fachſchulen in
Heſ=
ſen, die das Zeugnis verleihen können, ſind die Höhere
Landes=
bauſchule in Darmſtadt, die Höhere Bauſchule Bingen, die Höhere
Bauſchule Offenbach, die Maſchinenbauſchule und die Höhere
Maſchinenbauſchule Darmſtadt, die Maſchinenbauſchulen Gießen
und Offenbach und die Kunſtgewerbeſchulen zu Mainz und
Offen=
bach. Das Verzeichnis dieſer Anſtalten kann alljährlich und nach
Erfüllung der Bedingungen durch weitere Schulen abgeändert
werden.
Ausflugsfahrten der Heſſiſchen Eiſenbahn A.G. Die Heag
hat in ihrem Fahrtenprogramm für die Sommermonate verbilligte
Mittwoch=Nachmittagsfahrten in modernen Großkraftwagen
auf=
genommen. Die erſte Fahrt findet morgen Mittwoch nach
Lich=
tenberg mit Führungen ſtatt. Im Fahrpreis iſt der Eintritt zum
Schwimmbad oder eine Taſſe Kaffee enthalten. Ferner machen
wir auf die Fahrt am kommenden Sonntag, dem 12. Juli, nach
Bad Kreuznach aufmerkſam, dieſelbe wird den Teilnehmern
manche Ueberraſchung bieten; edle Weinproben ſind vorgeſehen.
Da für beide Fahrten ſchon zahlreiche Meldungen eingegangen
ſind, wird um rechtzeitige Kartenbeſtellung gebeten. Auskunft im
Heaghaus und im Sporthaus Adelmann. (Siehe Anzeige.)
— Warnung vor Einkauf minderwertiger Polſtermöbel. Die
Tapezier=, Polſter= und Dekorateur=Zwangsinnung ſchreibt uns:
Wie wir unterm 18. 9. 1930 ſchon berichteten, ziehen wiederum
fremde Händler in der Stadt herum, um ihre minderwertigen
Polſtermöbel (Chaiſelongues) bei der Bevölkerung an den Mann
zu bringen. Ein derartiges Chaiſelongue, das die Tapezierinnung
erworben hat, kann ſich jedermann in den nächſten Tagen in den
Straßen der Stadt anſehen und über die Güte” desſelben
überzeugen. Wir warnen hiermit nochmals die
Einwohner=
ſchaft vor Ankauf eines ſolchen „Möbelſtücks”.
Zirkus J. Buſch kommt nach Darmſtadt. In der nächſten
Zeit werden wir Gelegenheit haben, endlich einmal wieder ganz
reine, unverfälſchte und doch nach modernſten Geſichtspunkten
zu=
ſammengeſtellte Zirkuskunſt genießen zu dürfen. Der moderne
Rieſenzirkus Buſch, der in dieſem Winter in Wien, der
verwöhn=
teſten Zirkusſtadt des Kontinents, drei Monate hindurch vor
täg=
lich vollbeſetzten Häuſern ſpielte und Wien mit ſeinem
unvergleich=
lichen Spitzenprogramm den ganzen Winter hindurch in Atem
hielt, kündigt nun ein kurzes Gaſtſpiel in den Mauern unſerer
Stadt an. In zwei langen Sonderzügen wird er ſeinen Einzug in
unſere Stadt halten, mit über 150 Zirkuswagen, mit 600
Ange=
ſtellten, Artiſten und Arbeitern, mit einer Unmenge von Tieren
darunter allein 100 Pferde und 80 Raubtiere — mit ſeinen
Traktoren, Raupenſchleppern, mit ſeinem funkelnagelneuen Vier=
Maſten=Zelt, das 7000 Perſonen faßt und mit ſeinem
unvergleich=
lichen techniſchen Apparat, mit der eleganteſten Aufmachung und
mit dem erleſenſten artiſtiſchen Programm, das man je bei einem
reiſenden Unternehmen geſehen hat. Dieſes weltberühmte
Zirkus=
programm zerfällt in zwei Teile, einen artiſtiſchen Teil, der ſo
reichhaltig iſt wie das ganze abendfüllende Programm eines
Welt=
ſtadtvarietés — und dem zweiten Teil: Der Saiſonſchlager von
1931 — „500 000 Liter Waſſer in der Manege”, der großartigen
Waſſerpantomime, die voll iſt von techniſchen Ueberraſchungen und
artiſtiſchen Senſationen. Bei dieſer Ueberfülle des Gebotenen
hält Buſch ſeine Eintrittspreiſe ſo niedrig, daß es ſelbſt dem
Un=
bemittelten möglich gemacht wird, ſich einen wirklich genußvollen
Abend zu bereiten.
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Der Buchhalter eines kleinen
Konſum=
vereins brach ſich eines Tags das Bein, und als man danach
einen Kaſſenſturz machte, ſtellte ſich heraus, daß etwa 6000 Mark
an Kaſſengeldern fehlten. Der Mann hatte ſeinem Bruder, der
in großen Nöten geweſen war, das Geld geliehen. Der Bruder
wußte jedoch nichts davon. Der Angeklagte entſchuldigt ſich vor
dem Bezirksſchöffengericht damit, daß auch früher ſchon
Gelder ohne Sondergenehmigung ds Vorſtandes verliehen
wur=
den allerdings ſeien das nicht ſo große Summen geweſen. Aber
er habe den feſten Willen gehabt, alles in kürzeſter Friſt
zurück=
zubezahlen. Es habe aber eine Brauerei ihre Verpflichtungen
nicht eingehalten, dann ſei ſeine Frau ganz plötzlich geſtorben,
und zum Ueberfluß habe er ſich dann noch das Bein gebrochen.
Das Gericht billigt dem Mann angeſichts dieſer Sachlage in
wei=
teſtem Umfang mildernde Umſtände zu und verurteilt ihn
wegen Unterſchlagung in Tateinheit mit Untreue zu
ſechs Monaten Gefängnis.
Die Folge unvorſichtigen Fahrens mußte ein junger
Wacht=
meiſter auf das ſchwerſte erfahren. Er wollte an einem ſchönen
Frühlingstag nach Weiterſtadt fahren und war mit ſeinem
Motorrad auf der Weiterſtädter Straße, beinahe an der
Kirſchen=
allee, als er plötzlich einen Lieferwagen die Kirſchenallee entlans
kommen ſah. Sie waren ungefähr auf gleicher Höhe, hatten auch
nach den Zeugenausſagen ungefähr das gleiche Tempo, etwa 20
Stundenkilometer. Der junge Wachtmeiſter dachte, noch vorne
vorbeizukommen, und fuhr mit einer Linksſchwenkung vor. Doch
er wurde von dem Auto erfaßt, geriet in die Federung der
Vor=
derräder, und ſein Bein wurde ſo ſchwer verletzt, daß es ihm
un=
terhalb des Knies abgenommen werden mußte. Es wurde
nach=
träglich feſtgeſtellt, daß die Fußbremſe des Lieferwagens überhaupt
nicht, die Handbremſe kaum nennenswert funktionierte. Der
Angeklagte, ein junger Kaufmann und Beſitzer des Lieferwagens,
behauptete, die Bremſen müßten bei dem Unfall in Unordnung
geraten ſein, doch es ſtellte ſich heraus, daß es ein Montagefehler
war. Der Staatsanwalt beantragt eine Geldſtrafe von 200 RM.,
denn der Angeklagte ſei durch das Nichtfunktionieren der Bremſen
ſchuld an dem Unfall. Das Gericht verurteilt ihn jedoch nur
wegen fahrläſſiger Körperverletzung zu einer Geldſtrafe
von 50 Mark. Der Angeklagte habe an ſich das
Vorfahrts=
recht gehabt, da er von rechts kam und der junge Wachtmeiſter
trage durch ſein unvorſichtiges Fahren ein gut Teil der Schuld.
Am Montag beginnt eine zweitägige Verhandlung gegen den
Reiſenden L. aus Pfungſtadt. Der Angeklagte hat es
auf die raffinierteſte Weiſe verſtanden, auf Koſten anderer zu
leben. Als Lehrersſohn hatte er eine gute Schulbildung genoſſen,
war Zahntechniker geworden und hatte bis zum Jahre 1924 eine
gute Praxis. Die verkaufte er jedoch und ging zur Induſtrie
über. Die Firma, an der er ſich beteiligt hatte, machte jedoch
Bankerott und er kaufte ſich ein Zigarrengeſchäft. Obwohl er
reichlich verdiente, verkaufte er das auch wieder und wurde
Ver=
treter.
Da verdiente er zeitweiſe ſehr gut, durchſchnittlich 400
bis 500 Mark im Monat. Als er aber ſeine erſte gute Stellung
verlor, ging es ihm manchmal herzlich ſchlecht. Und da er ſich
nicht gut an ein einfaches und beſcheidenes Leben gewöhnen
konnte und wollte, nahm er es eben einfach von ſeinen
Mitmen=
ſchen. Er war damals Vertreter der A. E. G. und verkaufte
haupt=
ſächlich Schreibmaſchinen. Er ging dann zu den Leuten, z. B.
einem Schneider, und bot ihm eine Schreibmaſchine an. Wenn
der Mann wegen Geldmangels ablehnte, bot er ihm als
Gegen=
leiſtung die Beſtellung eines Anzugs ſeinerſeits an. Der
Schnei=
der machte ihm den Anzug mit zwei Hoſen aus dem beſten Stoff
Herr L. nahm ihn dankend in Empfang. Nach einiger Zeit
kam die Schreibmaſchine. Die Firma forderte auch gleich das
Geld. Von Herrn L bekam man keinen roten Heller zu
ſehen, weder für die Maſchine, noch für den Anzug, und die
Pro=
viſion für den Anzug hätte er mittlerweile ſicher. Einem Mann,
dem er ein Radiogerät geliefert hatte lieferte er im März 1929
eine angeblich neue Anodenbatterie, die aber bereits nach drei
Monaten leer war und, wie ſich nachträglich durch Nachfragen
bei der Fabrik herausſtellte, im Mai 1928 hergeſtellt worden
war. Auch auf den Heiratsſchwindel verlegte er ſich. Er verlobte
ſich mit einer jungen Witwe, der er angab ſeine Frau ſei ſchwer
krank, und werde wohl bald nicht mehr ſein. Er überredete ſie
dazu, ihm einen Beſtellſchein für eine Schreibmaſchine, die er an
einen Dritten bar verkaufen könne, zu unterſchreiben. Er brauche
dringend Bargeld, die Raten werde er dann der Firma
zurück=
erſtatten. Die Maſchine kam, bis auf die 60 Mark Anzahlung, die
er wirklich zurückgab, mußte die junge Witwe aber alles ſelbſt
bezahlen. Er ſpielt ſich mit geheimnisvollen Andeutungen als
Kavalier auf: „Er wolle ſich nicht weiter auslaſſen und die Dame
hier nicht kompromittieren”; zu ſeiner Empörung muß aber der
Beiſitzer feſtſtellen, daß hier doch höchſtens er der Kompromittierte
ſein kann. Der Montag vergeht mit Zeugenvernehmungen.
Je=
desmal dieſelbe Sache. Durch ſein zielbewußtes elegantes
Auf=
treten wußte er jedermann auf das Beſte reinzulegen. Die
Ver=
handlung wird mit dem Aufmarſch weiterer Zeugen noch den
ganzen Dienstag beanſpruchen.
— Eine lehrreiche Werbevorführung und Prüfung von
Boxer=
hunden fand am Sonntag vormittag bei ſtarkem Beſuch von
Hundefreunden durch die Gruppe Darmſtadt des Boxer=Klubs
München E. V. auf dem Gelände des Vereins der Hundefreunde
auf dem Sensfelder Weg ſtatt. 18 Klubmitglieder führten ihre
Boxer vor. Die Veranſtaltung wurde von den Herren J. Schmidt
und Ph. Kraft geleitet, während die fachtechniſche Führung dem
bekannten Polizeihundeführer Polizeiſekretär Herrn Seng
ob=
lag, der von ſeinem Gehilfen, Herrn Körber, unterſtützt wurde.
Nach der Begrüßung durch Herrn J. Schmidt, der auf die
Wich=
tigkeit des Hundeſchutzes und der Hundepflege und der Bedeutung
des Hundes als Wächter und Beſchützer ſeines Beſitzers und ſeines
Heimes wie der Allgemeinheit hinwies, erklärte das Mitglied
Herr Dr. Schnabel als Facharzt für Hunde nach der
Unter=
ſuchung alle vorgeführten Hunde für geſund. Die Prüfungen
be=
gannen nun mit der Aufklärung eines fingierten
Hühnerdieb=
ſtahls in einer benachbarten Hofreite, wobei die Boxerhündin
Adda von Wildpark (Beſitzer Herr Emil Bolle=Darmſtadt) die
hinterlaſſene Spur einwandfrei mit großer Sicherheit verfolgte
und zur Ermittelung des Täters beitrug. In der nächſten
Auf=
gabe verfolgte der Boxerrüde Argo v. Wildpark (Beſitzer Herr
Vonderſchmitt) mit gutem Erfolg die Spur eines entführten 12
Jahre alten Mädchens. Den Ueberfall auf eine unbekannte
Per=
ſon, die ihrer Brieftaſche uſw. beraubt worden war, konnte der
ſchon öfters in Darmſtadt erfolgreich bekannt gewordene
Boxer=
rüde Rex v. Lichtenberg (Beſitzer Herr P. Seng) trotz großer
Schwierigkeiten in ebenſo temperamentvoller wie einwandfreier
Weiſe erledigen, indem ſie die zwei Kilometer lange Spur in
vor=
bildlicher Weiſe verfolgte den Verbrecher ſtellte und ihn trotz
mehrfacher energiſcher Flucht= und Befreiungsverſuche ſicher
ablie=
ferte. Nach dieſer muſtergültigen Vorführung nahm der
Landes=
verbandszuchtwart des Boxerklubs München, Herr Fritz
Klip=
ſtein=Mainz, eine Beurteilung von 18 Boxern vom
kynologi=
ſchen Standpunkte aus vor. Er konnte allgemein in erfreulicher
Weiſe in einer eingehenden Begrüsdung nur gutes Tiermaterial
feſtſtellen. Es folgte dann noch eine Geſamtvorführung in
Ge=
horſamkeitsübungen in Gruppen, woran ſich einige praktiſche
Vor=
führungen ſchloſſen. So wurde ein Ueberfall auf den
Boxer=
beſitzer J. Schmidt durch ſeinen Boxer Senta v. Kahlgrund
ſchnei=
dig und mit großer Energie abgewieſen. Ebenſo konnte der Boxer
Arnim v. Wiederrutſch einen Angriff auf zwei Damen, die ſich
auf einer Bank ausruhten, muſtergültig abweiſen und den Täter
ſtellen, obwohl das Tier erſt ein Jahr alt iſt. (Beſitzerin Frau
Böcher=Darmſtadt). Endlich ward noch der Diebſtahl eines
Autos verſucht, deſſen Beſitzer, Herr Ahl=Darmſtadt, ſeine
Boxer=
hündin Cita v. Woog auf dem Führerſitz zum Schutze zurückgelaſſen
hatte. Zunächſt mußte der Täter infolge der Wachſamkeit und
ſei=
nes energiſchen Vorgehens flüchtig gehen, worauf der Beſitzer des
Autos plötzlich erſchien und das Tier zur Verfolgung des Diebes
anſetzte, ſo daß auch dieſe Aufgabe zur vollſten Zufriedenheit
aus=
geführt wurde. Zum Schluſſe folgten noch einige Uebungen nach
der Allgemeinen Prüfungsordnung für Polizei und Landjägerei,
und wird dieſe vorbildliche Veranſtaltung der Zucht und Dreſſur
dieſer treuen Freunde des Menſchen, der leider durch die großen
Steuerbelaſtungen große Schwierigkeiten im Wege ſtehen, ſicher
zahlreiche neue Freunde erwerben.
Sch.
die Schönheitsoflege auf der Reise
atschläge fün
1. Zur natürlichen Bräunung der Haut fette man vor und nach der Beſonnung die Haut, insbeſondere
Geſicht und Hände, mit Creme Leodor gründlich ein; man erzielt dann ohne ſchmerzhafte Rötung eine
geſunde, ſonnengebräunte Hautfärbung. — Creme Leodor — fettfrei, rote Packung, fetthaltig, blaue Pachung —
Tube 60 Pf. und 1 Mark, Leodor=Edel=Seife 50 Pf. In allen Chlorodont=Verkaufsſtellen zu haben.
2. Zur Erlangung ſchöner weißer Zähne putze man früh und abends die Zähne mit ders
herrlich erfriſchenden Zahnpaſte Chlorodont, die auch an den Seitenflächen mit Hilfe der Chlorodont=s
Zahnbürſte einen elfenbeinartigen Glanz erzeugt. — Chlorodont=Zahnpaſte, Tube 54 Pf. und 90 Pf., 3
Chlorodont=Zahnbürſte 1 Mark, Chlorodont=Kinderbürſte 60 Pf., Chlorodont=Mundwaſſer 1. Mark.2
Seite 6
Gbängenſchee Boltslag.
Der vergangene Sonntag bedeutete ein einmütiges Bekenntnis
von etwa Zehntauſend Darmſtädter Evangeliſchen zu ihrem
Glauben.
Der Evangeliſche Volkstag fand einen würdigen Auftakt durch
das Choralblaſen vom Turm der Stadtkirche am Samstag abend,
das vom Poſaunenchor der Martinsgemeinde ausgeführt wurde.
Dieſer Chor hat, um das vorauszuſagen, unter Leitung ſeines
be=
währten Dirigenten, Herrn Breitrück, die muſikaliſche Hauptlaſt
des Tages getragen. Am Sonntag morgen bließ er vom Turm
der Martinskirche und in der Stadt, während um 7 Uhr vom
Turm der Stadtkirche und ſpäter des Eliſabethenſtiftes der Chor
der Stadtgemeinde, vereinigt mit dem der Stadtmiſſion, ſeine
Choräle ertönen ließ. Auch die Kurrenden der Jugendvereine, die
auf den Straßen, namentlich der Paulus= und Petrusgemeinde,
Choräle ſangen, leiteten den Tag in erhebender Weiſe ein.
Die Kirchen waren alle acht aufs ſchönſte mit Sommerblumen
ausgeſchmückt, z. T. in wundervollen Farbenharmonien. Die
Stadt=
kirche war ſehr ſtark, die anderen Kirchen übervoll beſetzt, ſo daß
ein Teil der Kirchenbeſucher wieder umkehren mußte. Die
Gottes=
dienſte, alle liturgiſch beſonders ausgeſtaltet, ſtanden unter dem
Gedanken des Tages der evangeliſchen Einigkeit im
Glauben. — Von allen Kirchtürmen wehten die evangeliſchen
Kirchenfahnen, überall in den Straßen trugen Menſchen das
gleiche Abzeichen. Um 12 Uhr hatte das angekündigte
Choralſpie=
len des Glockenſpiels durch Herrn Lehrer Landzettel, zahlreiche
Zuhörer ins Schloß gelockt.
Den Höhepunkt des Tages bildete die Waldfeier am
Herr=
gottsberg am Nachmittag. Eine endloſe Zahl von Menſchen, wohl
acht= bis zehntauſend, waren im Walde in feſtlicher Stimmung.
Die offizielle Feier in Gegenwart des Herrn Prälaten D. Dr.
Dr. Diehl begann um 3.30 Uhr. Nachdem der Choral „Nun danket
all und bringet Ehr” machtvoll erklungen war, ſprach Pfarrer
Dr. Bergér ein Begrüßungswort. Was wollen wir hier, ſo
fragte er? Danken unſerem Herrgott für die Herrlichkeit des
evangeliſchen Glaubens und ein Bekenntnis ablegen, ihm treu zu
ſein und ihn zu wahren allen Stürmen und Angriffen zum Trotz
— Inzwiſchen war die Menge immer größer geworden. Und es
waren nicht nur einzelne Schichten der Bevölkerung, ſondern
tat=
ſächlich das ganze evangeliſche Volk. Die große Zahl
derer, die aus dem Arbeiterſtand kamen und allen Anfechtungen
entgegen treu zu ihrem Glauben und ihrer Kirche ſtehen, weil ſie
wiſſen, was ſie an ihr haben, ebenſo, wie die Beſitzenden, die
höhe=
ren Beamten und die breite Schicht des Mittelſtandes, wirklich
einmal, wie leider ſo ſelten, heute die Ganzheit des
Volkes.
Nach dem Lied der Chorſchule der Johannesgemeinde, unter
Leitung von Herrn Kammermuſiker Adam. „Jeſu geh voran”
hielt Prälat D. Dr. Dr. Diehl eine Begrüßungsanſprache. Er
ging von der Bedeutung des Herrgottsberges aus, auf dem früher
eine Kapelle geſtanden und der für jeden Darmſtädter eine Stätte
beſonderer Erinnerungen ſei, und mahnte zur Glaubenstreue und
Feſtigkeit. Nach einem weiteren Lied der Chorſchule ſprach
Pfarrer Probſt, Frankfurt a. M., über das Thema: Wir
ſtehen feſt in Einigkeit des Glaubens, das
Loſungs=
wort des Tages. Er zeigte, daß das keine Feſtſtellung, ſondern
eine Forderung ſei. Mit viel Humor verglich er mit Bildern
aus dem zoologiſchen Garten diejenigen, die nur noch mit ihrem
Glauben ſpielen und es vielleicht ſogar bedauern, evangeliſch zu
ſein, weil ſie glauben, anderwärts beſſere Geſchäfte machen zu
können. Er zeigte dann aber auch den Segen feſter Einigkeit, zu
der er in eindringlichen Worten aufrief. Kaum wohl wird je
ein Choral ſo machtvoll unter uns erklungen ſein, wie das nun
folgende: „Iſt Gott für mich, ſo trete, gleich alles wider mich”.
Damit fand der erſte Teil ſeinen Abſchluß.
Nun entwickelte ſich ein buntes Treiben, bei dem die Jugend
aller Gemeinden ihr beſtes in Spiel, Tanz, Muſik und Geſang
bot. Nur die Spielſchar der Petrusgemeinde ſei beſonders
er=
wähnt, die in ihrem feinen humorvoll=ernſten Spiel „Lapp im
Schnackenloch”, das ſich auf der Naturbühne prachtvoll ausnahm,
viel dankbare Freude erntete. Um 6 Uhr fand das bunte Treiben
durch eine eindrucksvolle Schlußfeier ſein Ende. Nach einem
Poſaunenchoral ſprach Dekan Zimmermann über das Wort
„Der Tag hat ſich geneigt, und es will Abend werden.” Ein
tief=
empfundenes Gefühl aufrichtiger Dankbarkeit für den ſchönen Tag
zog durch aller Herzen, als ſie gemeinſam ſangen: „Ach bleib bei
uns, Herr Jeſu Chriſt!‟ Dann bildete ſich der ſchier endloſe Zug,
der faſt vom Böllenfalltor bis zum Tierbrunnen reichte. Dort
löſte ſich der Zug auf. Der Tag wird allen unvergeßlich im
Innerſten nachklingen.
6.
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie
(Auſtral=/Kosmos=Linien). Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen
vorbehalten. Nach New 9
wark: 2. Deutſchland ab Hamburg
Milwaukee ab Hamburg 11. 7.,
„ab Cuxhaven 9.
ab Cuxhaven 12. 7. D. New York ab Hamburg 14. 7., ab Cux=
D. Albert Ballin ab Hamburg 22. (., ab Cuxhaven
haben 15. 7.
23. 7. M.S. St. Louis ab Hamburg 25. 7., ab Cuxhaven 26.
D. Hamburg ab Hamburg 30. 7., ab Cuxhaven 31. 7. D.
Deutſch=
land ab Hamburg 5. 8., ab Cuxhaven 6. 8. M.S. Milwaukee ab
Hamburg 8. 8., ab Cuxhaven 9. 8. Nach Kanada (
Gemein=
ſchaftsdienſt Hapag/Lloyd) ab Hamburg: D. Bochum (Hapag)
10. 7. D. Augsburg (Lloyd) 24. 7. Nach Boſton,
Phila=
delphia, Baltimore, Norfolk (Gemeinſchaftsdienſt Ha=
D. Holger
pag/Lloyd) ab Hamburg: D. Eifel (Hapag) 11. 7.
Nach der Weſt=
(Lloyd) 22. 7. D. Harburg (Hapag) 1.
kuſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd) ab
Hamburg: M.S. Oakland (Hapag) 11. 7. D. Vancouver (Lloyd)
22. 7. M.S. Seattle (Hapag) 1. 8. Nach Cuba ab Hamburg;
D. Kiel 25. 7. D. Seſoſtris 29. 8. Nach Mexiko (in
Gemein=
ſchaft mit der Ozean=Linie) ab Hamburg: D. Werra (Ozean) 14. 7.
D. Kiel (Hapag) 25, 7. D. Roland (Ozean) 6 8. Nach
Weſt=
indien (in Gemeinſchaft mit der Roland=Linie, Bremen, und
der Reederei H. C Horn, Flensburg) ab Hamburg: M.S.
Ori=
noco (Hapag) 11. 7. D. Ulm (Lloyd) 18. 7. D. Rugia (Hapag)
Nach den Weſtindi=
25. 7. M.S. Ingrid Horn (Horn) 1.
ſchen Inſeln (in Gemeinſchaft mit der Reederei H. C. Horn,
Hamburg) ab Hamburg: D. Feodoſia (Hapag) 14. 7. M.S.
Wald=
traut Horn (Horn) 28. 7. D. Eupatoria (Hapag) 11. 8. Nach
der Weſtküſte Zentral=Amerikas (Gemeinſchaftsdienſt
Hapag/Lloyd) ab Hamburg: M.S. Orinoco (Hapag) 11. 7. M.S.
Oakland (Hapag) 11. 7. D. Witell (Lloyd) 21. 7. D. Vancouver
(Lloyd) 22 7. Nach Uruguay und Argentinien ab
Hamburg: D. Württemberg 11. 7. M.S. Oſiris 15. 7.. D. General
D. General San Martin 9. 8.
Mitre 25 7. D. Liguria 1.
D Hohenſtein 15. 8. Nach Mittelbraſilien ab Hamburg:
D. Württemberg 11. 7. D. General Mitre 25. 7. M.S. Phoenicia
25. 7. D. General San Martin 9. 8. Nach Südbraſilien
(in Gemeinſchaft mit der Hamburg=Südamerikaniſchen
Dampf=
ſchiffahrts=Geſellſchaft und dem Norddeutſchen Lloyd) ab Hamburg:
M. S. Pernambuco (H. S.D.G.) 9. 7. D. Paraguay (Hapag) 23.
Nach der Weſtküſte Südamerikas (in Gemeinſchaft mit
der Roland=Linie, Bremen) ab Hamburg: D. Ansgir (Roland)
9. 7. D. Erlangen (Roland) 11. 7. D. Adolf von Baeyer (Kosmos)
23.
D. Karnak (Hapag) 25. 7. Nach Oſtaſien (
Gemein=
ſchaftsdienſt Hapag/Lloyd) ab Hamburg: M.S. Fulda (Lloyd)
D. Franken (Lloyd) 11. 7. M.S. Vogtland (Hapag) 15.
M.S. Friesland (Hapag) 18. 7. M.S. Trave (Lloyd) 22. 7. O.
Alſter (Lloyd) 25. 7. M.S. Duisburg (Hapag) 29. 7. M.S.
Rhein=
land (Hapag) 1. 8. Nach Niederländiſch=Indien (
Ge=
meinſchaftsdienſt der Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſellſchaft,
Aktiengeſellſchaft, Hamburg, und der N. V. Nederlandſche
Stoom=
vaart Maatſchappij „Oceaan): D. Uckermark (Hapag) ab
Ham=
burg 8. 7. D. Maron (Ocean) ab Hamburg 22. 7. D. Freiburg
(Hapag) ab Rotterdam 28. 7. D. Nordmark (Hapag) ab Hamburg
Nach Auſtralien (Gemeinſchaftsdienſt der Deutſch=
Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſellſchaft, Hamburg, des
Norddeut=
ſchen Lloyd, Bremen, und der Reederei Alfred Holt u. Co.
Liver=
pool) ab Hamburg: D. Bitterfeld (Hapag) 18. 7. D. Moſel (Ha= je 20 Mk., zuſammen alſo 100 Mk.
Dortmund (Hapag) 15.
Nach Südafrika
pag)
D.
(Deutſch=Auſtraliſche Dampfſchiffs=Geſellſchaft „Aktiengeſellſchaft,
Hamburg) ab Hamburg: D. Eſſen 18. 7. D. Naumburg 22. 8.
Hamburg=Rhein=Linie ab Hamburg: D. Frankfurt
D. Karlsruhe
ca. 7. 7. D. Köln ca. 11. 7. D. Straßburg ca. 16.
ca. 25. 7. Hamburg=London=Linie: Wöchentlich drei
Abfahrten. Mitgeteilt durch das Reiſebüro der Hamburg=
Ame=
rika=Linie, Luiſenplatz 1. Telephon 1308/9.
Dienstag, den 7. Juli 1931
Verbilligke Reiſe in die Ferien.
Wie ſchon in allen vorhergegangenen Jahren, iſt auch in
die=
ſem Jahre Heſſen mit billigen Ferienſonderzügen ſtark
benachtei=
ligt worden. Zu Beginn der Schulferien läuft ab Darmſtadt kein
einziger Ferienſonderzug; und bei den heutigen angeſpannten
finanziellen Verhältniſſen, in denen ſich jeder einzelne befindet iſt
es doppelt bedauerlich, wenn gerade dem Darmſtädter
Familien=
vater keine Möglichkeit geboten ſein ſollte, mit ſeiner Familie
billig in die Erholung zu reiſen. Es ſoll verſucht werden, im
näch=
ſten Jahre eine Aenderung in der Form herbeizuführen, daß der
Ferienbeginn zwiſchen der Provinz Heſſen=Naſſau und dem
Volks=
ſtaat Heſſen ſo gelegt wird, daß gemeinſame Ferienſonderzüge
ge=
fahren werden können.
Für dieſes Jahr hat ſich der Verkehrsverein der Angelegenheit
angenommen und folgende Regelung erzielt:
In dem Reiſebüro Luiſenplatz 4 liegen bis zum 10. Juli Liſten
auf, in denen ſich Reiſeluſtige eintragen können. Sobald
minde=
ſtens 15 Perſonen mit einem gemeinſamen Ziel fahren wollen,
beantragt der Verkehrsverein Darmſtadt eine Geſellſchaftsreiſe
nach dort. Hierdurch erhalten die Fahrtteilnehmer 25 Prozent
Ermäßigung. Als Ziel dieſer Geſellſchaftsreiſen wurden feſtgeſetzt:
Hamburg, Bremen, Freiburg, Konſtanz. Baſel. Bedingung iſt, daß
die Reiſe gemeinſam in Darmſtadt angetreten und gemeinſam an
einem der genannten Orte beendigt wird. Ein Ausſteigen auf
einer Zwiſchenſtation iſt nicht möglich. Falls die Rückreiſe nicht
geſchloſſen angetreten wird (es braucht dies nicht der Fall zu
ſein), fällt natürlich die 25prozentige Ermäßigung weg und der
Reiſende hat den vollen Fahrpreis zu zahlen, ſelbſtverſtändlich nur
für die Rückfahrt.
Der Verkehrsverein glaubt, der Oeffentlichkeit hiermit einen
Dienſt zu erweiſen, und bittet um Eintragung in die Liſte bis
zum 10. Juli, abends 7 Uhr, in ſeinem Reiſebüro auf dem
Luiſen=
platz neben dem Landtag.
1. Anmeldung bei dem Reiſebüro des Verkehrsvereins.
2. Einſichtnahme in die dort aufliegenden Liſten.
3. Mitteilung beſonderer Wünſche.
Sollten ſich bis zum 10. Juli d. J. nach einer der vorher
er=
wähnten Stationen mindeſtens 15 Perſonen eingetragen haben,
ſo wird den Intereſſenten mitgeteilt, daß die Geſellſchaftsreiſe
angetreten werden kann. Kommen keine 15 Perſonen zuſammen,
ſo unterbleibt dieſe.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Ein Wandergebiet
anderen Gepräges, wie es das einheimiſche aufweiſt, will unſere
Wanderung am nächſten Sonntag erſchließen. Ueber den Rhein
gehts in den Taunus. Schon die Fahrt nach Bad Schwalbach
die Bahn folgt einer Talfurche — iſt eine reizvolle Eröffnung der
Wanderung. Sie gewährt einen Blick in die ſchöne Landſchaft des
vorderen Taunus und bringt uns hinauf auf die aus alten
Geſtei=
nen beſtehende Platte, die zwiſchen Rhein und Lahn ſich ausdehnt
und auf ihren Bodenwellen die herrlichen Taunuswälder trägt.
Ueber die Fläche wandern wir zum oberen Wiſpertal, mit ſeiner
tie=
fen Schartung und ſeinen herrlichen Waldungen das romantiſchſte
Taunustal. Da, wo die Wiſper endgültig die Richtung zum Rhein
einſchlägt, folgen wir dem Fiſchbachtal aufwärts bis zur Höhe des
Steilrandes zum Rhein. Er weiſt uns den Weg durch die
lachen=
den Rebgärten des Rheingaus nach Eltville.
— Der Stenographentag, der am vergangenen Sonntag in
Darmſtadts Mauern ſtattfand, war eine machtvolle Kundgebung
für den Wert der deutſchen Einheitskurzſchrift. In unſerer Zeit,
die unter dem Zeichen der Schnelligkeit ſteht, iſt auch kaum noch
ohne dieſes wichtige Hilfsmittel im Beruf auszukommen, und
deshalb ſollte ein jeder, dem es an einem Vorwärtskommen
ge=
legen iſt, ſo früh als nur irgend möglich mit der Erlernung der
Kurzſchrift beginnen. Gelegenheit dazu bietet jetzt wieder der.
Gabelsberger Stenographenverein Ballonſchule, der heute abend
mit neuen Anfänger=, Wiederholungs=, Redeſchrift=
Prak=
tiker und Diktatkurſen beginnt. Wir empfehlen die Beachtung
der Anzeigen von geſtern und heute, ſowie den Beſuch der zu
einem ſicheren Erfolg führenden Lehrgänge.
— Im Union=Theater läuft nur noch heute und morgen in
Neuauführung die entzückende Operette „Der Bettelſtudent” mit
Jarmila Navatna von der Staatsoper Berlin und Hans=Heinz
Bollmann. Dazu das gute Beiprogramm.
— Das Helia=Theater zeigt nur noch heute und morgen den
Eichberg=Film „Die Bräutigamswitwe‟. Martha Eggert, der
neuentdeckte Eichberg=Star, Fritz Kampers und Georg Alexander
ſpielen die Hauptrollen. Im tönenden Beiprogramm ein neuer
Micky=Film „Micky als Sträfling”,
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen nur noch heute im
Stumm=
film=Doppelprogramm den Abenteurerfilm „Tarzan, der Tiger”,
mit Frank Merill als Tarzan und Natalie Kingſton. Im zweiten
Teil läuft der Film aus der Fremdenlegion „Die Hölle der
Hei=
matloſen, mit Normann Kerry, Imogen Robertſon, Juna
Mar=
lowe, Lewis Stone u. a.
Der Badebetrieb im Großen Woog im Monat Juni ließ
leider etwas nach. Worauf dies zurückzuführen iſt, bleibt
uner=
klärlich, wenn man bedenkt, daß die Luft= nicht unter 18 und
die Waſſerwärme nicht unter 20 Grad ging, auch die
Waſſerver=
hältniſſe ſelbſt als außerordentlich günſtig zu bezeichnen ſind. Die
Beſucherzahl im ganzen war 53 653 im ganzen Monat Juni gegen
30 291 Perſonen im halben Monat Mai. Auf die einzelnen Bäder
verteilt war der Beſuch: im Männerbad 14 769 Perſonen, im
Frauenbad 7601 Perſonen, im Sonnenbad 23 029 Perſonen, im
Freibad 6590 Perſonen, durch Schulen 706 Perſonen, durch
Schutz=
polizei 958 Perſonen. Der ſtärkſte Beſuch war am 28. Juni mit
3949 Perſonen bei 21 Grad Luft= und 22 Grad Waſſerwärme.
Der ſchwächſte Beſuch war am 2. Juni mit 382 Perſonen bei 18
Grad Luft= und 20 Grad Waſſerwärme. 188 Nachenvermietungen
waren zu verzeichnen. Bei 30 Unfällen und Verletzungen wurde
erſte Hilfe geleiſtet, 4 leichtere Rettungen bei Gefahr des
Ertrin=
kens und eine Rettung ſchwererer Natur wurden durch die
Ret=
tungswache der Schutzpolizei und des Badeperſonals vollbracht.
* Darmſtädter Fahrplanbuch.
Druckfehlerberichti=
gung. (Ausſchneiden!) Seite 25, Nr. 10b, vorletzte Spalte:
Nau=
heim ab 20,40, ſtatt 22,40. Seite 51, Nr. 29, zweite Zeile von oben:
Frankfurt an 15,09 ſtatt 15,19. (Nur in einem Teil der Auflage.)
Seite 76. Nr. 55, zweite Spalte: Unna ab 12.41 ſtatt 21,41. Seite
98, Nr. 702, 7. Zugſpalte, von Münſter (Weſtf.) bis Norddeich:
10,32, 13.29, 14,35 ſtatt 10,31, 13,00, 14,17. Seite 131, Nr. 101,
6. Zugſpalte, von Karlsruhe bis Heidelberg; die Stundenziffern
des Zuges E 97 ſollen fett ſein. Seite 137. Nr. 1082, 6.
Zug=
ſpalte: Pforzheim an 8,59 ſtatt 8,49 (Nur in einem Teil der
Auf=
lage.) Seite 150. Nr. 116a: Es fehlt die Anmerkung zu D 354
nur vom 15 7. bis 5 9. (Nur in einem Teil der Auflage). Seite
153, Nr. 116b: Die Anmerkung zu D 355 lautet richtig; nur vom
15. 7. bis 5. 9 ſtatt 7. 9. (Nur in einem Teil der Auflage.)
„Nummer 186
Aus Heſſen.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Memter erſchemenden Notizen ſind ansſchließllch als Hinwelſe auf Anzeigen m betracdten.
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Kri
— Sportplatz=Reſtaurant und Café am
Böl=
lenfalltor. Großer, ſchattiger, ſtaubfreier Garten, geſchützte
Terraſſen. Täglich Konzert der anerkannten erſtklaſſigen Kapelle
„4 Ib. Boys”. Jeden Mittwoch und Samstag nachmittag Kaffee=
und Kuchentag. Abends Geſellſchaftstanz.
Briefkaſten.
Jedeur Infregs M Mr lette Demotgrittung behnfögn. Aendrs Ainenn Dade
nicht brammwartt. Of Beanwortng chist ohm Redhtmerdindd
J. M. Es wird bezüglich der Hausangeſtellten hinſichtlich der
Bewertung der Sachbezüge bei der nun zur Erhebung
kommenden Kriſenſteuer gerade ſo zu verfahren ſein wie bei der
Lohnſteuer. Der Kriſenſteuer der Hausangeſtellten unterliegt der
geſamte der Lohnſteuer unterliegende
Bruttoarbeits=
lohn ohne jeden Abzug. Von der Kriſenſteuer befreit ſind
nur Perſonen, die wegen der Höhe der ſteuerfreien Beträge
Lohn=
ſteuer tatſächlich nicht zu entrichten haben. Das wären bei
Zah=
lung des Arbeitslohns für volle Monate, als Exiſtenzminimum
60 Mk. als Pauſchſatz für Werbungskoſten und Sonderleiſtungen
Tageskalender für Dienstag, den 7. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus: Geſchloſſen. — Konzerte: Zur Oper, Schloßkeller,
Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor, Herrngartenkaffee. —
Kino=
vorſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
Der Hunderkjährigen Geburlskag.
Von Pfarrer Arthur Ackermann, Nordheim bei Worms.
Der 3. Juli iſt für die Nordheimer ein Feſttag beſonderer
Art. Schon des Morgens um 6 Uhr kommen die Einwohner heran,
um Chriſtina Eberts zum hundertſten
Geburts=
tag die Hand zu reichen. Menſchen kommen und gehen. Es iſt
faſt ſchwer zu der Jubilarin zu kommen. So viele ſind der
Glück=
wunſchenden. Blumen, Geſchenke, Kartengrüße und Telegramme
mehren ſich. Odenwälder Schulen ſchicken Heidelbeeren und Honig.
Der heſſiſche Staatspräſident ſchickt durch Bürgermeiſter Diehl ein
Gedenkblatt und eine Ehrengabe. Das Evangeliſche
Landes=
kirchenamt erfreut die Jubilarin mit mehreren Flaſchen Rotwein
und einem Gedenkblatt. Alle Schulkinder, geführt von ihren
Lehrern, kommen mit Blumen und Blumenkörben. Welch ein
Singen, Gedichtherſagen und Knixen! Der Ortsgeiſtliche, Pfarrer
Ackermann, erzählt aus dem Leben des lieben Geburtstagskindes
Nordheims Geſchichte läßt ſich 250 Jahre zurückverfolgen. Doch
da iſt kein Menſch mit einem Lebensalter von einem
Jahrhun=
dert zu finden! Ob kommende Generationen hier Hundertjährige
dehen werden? Die Jubilarin kann es nicht faſſen, daß man ſie
ſo ehrt. Mit beiden Händen wehrt ſie unſerem Vorhaben ab, ſie
einmal „hochleben, zu laſſen. Doch ſchon erſchallt es aus vielen
Kinderkehlen: Hoch, hoch, hoch! Die Mädchen bilden um die
Greiſin einen Kreis. Und ſchon beginnt der Reigen um die
Alte: „Wir wollen den Kranz binden!” Ein Marſch einer
Mund=
harmonika=Gruppe ſchließt die Vormittags=Feier. Die Kinder
verlaſſen mit einem Geſchenk den Bauernhof. — Und wieder
kom=
men Menſchen und Menſchen. Auch die Einwohner der
Nachbar=
gemeinden fehlen nicht. Ein ſchwerer Audienz=Tag. Doch wie
leicht wird alles von der Hundertjährigen erledigt. Da merkt
man nichts von Aufregung! Sie kommt eben aus einer anderen
Zeit wie wir! — Wieder Blumen und Geſchenke! Da ſieht man
Kuchen und Toxten mit der Zahl „100” und Symbolen ihres
Al=
ters in allen Farben. Ja, ein Metzgermeiſter formt die Zahl
„100” in ſeine Wurſt.
Der Abend naht. Muſik in der Fernel Poſaunenchor und
Geſangverein ehren die Jubilarin mit Chor und Lied. Das
Abendſtändchen von Rhiebold „Sonne ging ſchon längſt zur Ruh‟
beſchließt den Reigen der Lieder und Chorale. Ja, Sonne ging
ſchon längſt zur Ruh, ſo führt der Ortspfarrer aus für viele in
einem Jahrhundert! Für ſie noch nicht! Sie liebt ſo ſehr die
Sonne! Vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend ſitzt ſie in
ihrem Hof. Sie kann die Stubenluft nicht leiden. — Unſere
Hun=
dertjährige lädt uns zu einem Glaſe Bier ein. Bis in den Morgen
hinein erklingen aus den Gaſthäuſern fröhliche Lieder. Ein
ſel=
tener Tag iſt für uns zur Neige gegangen.
Der Sonntag kommt heran. Die Jubilarin ſitzt im
Gottes=
haus. Sie gibt der jungen Generation ein Beiſpiel; Herr, ich
habe lieb die Stätte deines Hauſs. Wir ſchließen uns den Worten
des Reichspräſidenten an. Er ſchreibt:
„Berlin, den 3. Juli 1931. Liebe Frau Eberts! Zu Ihrem
hundertſten Geburtstag: den Sie heute feiern, ſpreche ich Ihnen
meine herzlichſten Glückwünſche aus. Ich hoffe und wünſche, daß
Ihnen auch weiterhin Geſundheit und Wohlergehen, ſowie ein
geſegneter Lebensabend beſchieden ſein möge! Mit den
herz=
lichſten Grüßen (gez.) von Hindenburg.
K
Dg. Arheilgen, 6. Juli. Gemeinderatsſitzung. Am
kom=
menden Mittwoch, den 8. ds. Mts., abends 8 Uhr, findet im
Rathaus=
ſaale eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Die Tagesordnung
um=
faßt u. a.: Waldwirtſchaftsplan 1932; Ankauf von Straßengelände in
der Heinrichſtraße; Erhebung der Sondergebäudeſteuer 1931.
An=
ſchließend geheime Sitzung,
Kinderſpeiſung Bekanntlich
hatte der auch hier anfangs dieſes Jahres aus den verſchiedenen
Wohl=
fahrtsverbänden gegründete Ortsausſchuß für die Winterhilfe 1931 eine
Hausſammlung durchgeführt. Ein Teil der bei dieſer Sammlung
ein=
gegangenen Mitel wurde für Speiſung bedürftiger Kinder verwendet.
Dieſe Kinderſpeiſung, die ſich über 8 Wochen erſtreckte, iſt nunmehr
be=
endet. Geſpeiſt wurden 50 Kinder, und zwar an zwei Tagen in der
Woche. Dieſe 50 Kinder erhielten an dieſen Tagen ein vollſtändiges
Mittageſſen. Insgeſamt wurden alſo 800 Mittageſſen verabreicht. Es
mundete den Kindern vorzüglich, und die Speiſung zeitigte einen guten
Erfolg. Da dem Ortsausſchuß von ſeiten der Einwohnerſchaft zahlreiche
Spenden an Nahrungsmitteln uſw. gemacht wurden, konnte die
Spei=
ſung mit verhältnismäßig geringen finanziellen Mitteln durchgeführt
werden. Auch hatten ſich hierfür mehrere Damen des Ortsausſchuſſes
unentgeltlich in den Dienſt der guten Sache geſtellt, was beſondere
An=
erkennung verdient. Der Ortsausſchuß ſpricht deshalb allen Spendern
und Mithelfern ſeinen herzlichſten Dank aus. Die Speiſung ſoll im
Herbſt dieſes Jahres wieder aufgenommen werden und, ſoweit es die
hierfür zur Verfügung ſtehenden Mittel erlauben, in erweitertem
Aus=
maße und den ganzen Winter hindurch erfolgen.
Dg. Arheilgen, 6. Juli. Enteignungsverfahren Zwecks
Herſtellung der neuen Hammelstrift hat die Gemeinde Arheilgen auf
Grund der Artikel 1 und 2 des Geſetzes über die Enteignung von
Grund=
eigentum Antrag auf Einleitung des Enteignungsverfahrens geſtellt,
Es handelt ſich um das Grundſtück Flur 17 Nr. 25, das eine Geſamtfläche
von 988 Quadratmetern umfaßt, von denen aber nur 35 Quadratmeter
enteignet werden ſollen. Eigentümer ſind die Eheleute Georg Keil und
Minna, geb. Frey, zu je ½ in Darmſtadt. Der Antrag der Gemeinde
Arheilgen ſowie Pläne und Grundbuchauszug liegen in der Zeit vom
7. bis 20. Juli ds. Js. auf der Bürgermeiſterei zu jedermanns Einſicht
während der üblichen Dienſtſtunden offen. Die Tagfahrt der
Lokal=
kommiſſion zur Verhandlung über den Plan, zur Entgegennahme von
Einwendungen und Anträgen ſowie über die Entſchädigung wurde auf
Dienstag, den 28. ds. Mts., nachmittags 3.30 Uhr, in den Sitzungsſaal
des Kreisausſchuſſes in Darmſtadt, Neckarſtraße 3, anberaumt
Vor=
ſitzender der Lokalkommiſſion iſt Herr Regierungsrat Dr. Probſt. Im
Falle des Wegbleibens des Unternehmers von der anberaumten
Tag=
fahrt wird Verzichtleiſtung auf die Fortſetzung des Verfahrens
angenom=
men und derſelbe mit den bis zu dieſem Zeitpunkt entſtandenen Koſten ()
Umſatzſteuerfreier Straßenhandel. Das
belaſtet.
Finanzamt Darmſtadt=Land macht darauf aufmerkſam, daß nach der
Verordnung des Herrn Reichspräſidenten vom 1. Dezember 1930
Pflich=
tige, deren Jahresumſatz 5000 RM. nicht überſteigt, von der Zahlung
der Umſatzſteuer vom 1. Juſi ds. Js. ab befreit ſind. Straßenhändler,
die ab 1. Juli ds. Js. hiernach keine Umſatzſteuer (
Straßenhandels=
ſteuer) mehr zu entrichten haben, werden vom Finanzamt aufgefordert,
ihr Umſatzſteuerheft umgehend bei der Straßenſteuerſtelle des
Finanz=
amts abzuliefern, damit die Abrechnung erfolgen kann. — Arbeiter=
Turn= und Sportverein. Am Dienstag, den 7 Juli abends
8.30 Uhr, findet im Vereinshaus eine Stunde der Jugend” ſtatt.
Hier=
bei wird über die Entſtehung und Bedeutung des Buches geſprochen
werden. Verbunden damit iſt eine kleine Ausſtellung von Büchern.
Der Geſangverein „Liederzweig” hat ſein für Sonntag, den 2. Auguſt,
angeſetztes Sommerfeſt wegen des am gleichen Tage am
Schwimm=
bad am Arheilger Mühlchen ſtattfindenden Schwimmfeſtes des Arbeiter=
Turn= und Sportvereins auf Sonntag, den 9. Auguſt, verlegt.
Der
Männer=Geſangverein „Eintracht”, der am Sonntag an
dem Geſangs=Wettſtreit in Gau=Algesheim teilnahm, konnte in der erſten
Landklaſſe unter ſtarker Konkurrenz (5 Vereine) den 3. Preis mit 160
Punkten (1. Preis 169 Punkte) erringen. Der Verein ſteht unter der
Leitung von Herrn Chormeiſter Jäger=Frankfurt a. M.
O. Erzhauſen, 5. Juli. Gemeinderatsbericht. Herſtellung
der Seeſtraße und der Ludwigſtraße ſowie Ortsausgänge. Ein
Koſten=
voranſchlag von der Provinzialdirektion liegt vor. Die Arbeiten
wer=
den in Angriff genommen, ſobald die Geldbeſchaffung geregelt iſt. —
Inſtandſetzung der Kirche im Innern. Dieſes Projekt iſt bereits vor
Jahresfriſt genehmigt. Der Gemeinderat iſt bereit, die Arbeiten noch
vor Spätherbſt ausführen zu laſſen, doch ſind vorerſt noch gewiſſe
Maß=
nahmen zu treffen. — Antrag des Sportvereins 1929 betr.
Bereitſtel=
lung von Gelände für einen Sportplatz. Der Gemeinderat lehnt dieſen W
Antrag ab, da zur Zeit kein Gelände zur Verfügung ſteht. Ein weiterer
Antrag des SpV. um Zuweiſung von Stangenholz aus dem
Gemeinde=
wald zur Einfriedigung des Sportplatzes wird genehmigt. — Gemeinde=
Sondergebäudeſteuer; hier: Durchführung der Erhöhung nach § 130
des Geſetzes: Jedem dem eine „überhöhte” Sondergebäudeſteuer
auf=
erlegt iſt, hat die Befugnis, binnen vier Wochen bei dem Gemeinderat
vorſtellig zu werden. — Inſtandſetzung des Tripweges. Der
Gemeinde=
rat beſchließt, das Gemeindegrundſtück, welches an dem Tripweg entlang
zieht, noch zu Fahr= und Fußweg anzulegen. — Vorlage des
Waldwirt=
ſchaftsplanes vom Forſtamt Mörfelden. Dieſer wird genehmigt. Es
wer=
den 275 Fm. Holz geſchlagen.
F. Eberſtadt, 6. Juli. Preisgekrönte Stenographen.
Der Stenographenverein „Gabelsberger”, der mit 24 Mitgliedern an dem
von rd. 1300 Wettſchreibern beſchickten Verbandsſchnellſchreiben, das am
Sonntag anläßlich des 51. Verbandstages des Heſſ.=Naſſauiſchen
Kurz=
ſchriftverbandes in Darmſtadt veranſtaltet wurde, teilnahm erzielte
wie=
derum einen glänzenden Erfolg. Im ganzen errang er zwei Ehrenpreiſe,
16 erſte, 2 zweite und 2 dritte Preiſe.
Mummer 186
Dienstag, den 7. Juli 1931
Seite 7
10. Gala des Verbandes der Geligs- Md Bols=
Trachkenvereine Südweſtdenkſchlands.
Hiſtoriſcher Trachtenzug an der Bergſtraße.
1. Von der Bergſtraße, 6. Juli. Auf dem Feſtbankett in der
vollbeſetzten Feſthalle „Pfälzer Hof” in Weinheim hielten
Landrat Dr. Pfaff und Bürgermeiſter Dr. Meiſer
Begrü=
ßungsanſprachen. Prof. Maenner=Weinheim, der Vorſitzende
des V.D.A. (Landesverband Baden), hielt die Feſtrede, die auf
den Heimatgedanken abgeſtimmt war. Redakteur Lechner=
Vil=
lingen betonte das gute Einvernehmen zwiſchen Preſſe und allen
Beſtrebungen zur Förderung der Heimatliebe, ſo auch den
Trachten=
vereinen. Unter den Darbietungen erfreuten ſich beſonderen
Bei=
falls die Reigen= und Tanzaufführungen der Trachtengruppe
Villingen. der Odenwälder Bauerntanz von Alt=Weinheim”.
der von den „Bergler=Burſchen” (Mannheim=Neckarau)
ausge=
führte Ehrentanz „Das Mühlrädel”, der Schuhplattlertanz „Reit
im Winkel”, ausgeführt von zwei Kinderpaaren aus Backnang,
darunter ein fünfjähriger Schuhplatteltänzer. Nach einem
baye=
riſchen Volksgeſang des „Almröſl”=Eßlingen und nach Abſchluß
des Banketts erfolgte der gemeinſame Abmarſch zur Beſichtigung
der Burgenbeleuchtung, die die Stadt zu Ehren der Gäſte
veranſtaltete.
Gautag und hiſtoriſcher Trachtenzug.
Am Sonntag morgen fand in der „Eintracht” in Weinheim
eine Verſammlung der Vereinsvorſtände und Preisrichter ſtatt.
Der Gauvorſitzende Xaver Karl Münz=Oberndorf begrüßte
ins=
beſondere die Vereinigung der „Rheintaler” (Sitz
Mann=
heim) und gab bekannt, daß der Verband der ſüdweſtdeutſchen
Volks= und Gebirgstrachtenvereine 23 Ortsgruppen mit 7000
Mit=
gliedern aus Schwaben, Bayern, Baden und Oberheſſen umfaßt.
Der 2. Vorſitzende Braun=Stuttgart betonte den Gedanken der
Einigkeit und gab dem Wunſche Ausdruck, daß zwiſchen der
Ver=
einigung der Rheintaler und der ſüdweſtdeutſchen
Trachtenvereins=
gruppe baldigſt die ſchon lange angeſtrebte Arbeitsgemeinſchaft
verwirklicht werden möchte. Es wurde dann eine Kommiſſion von
Preisrichtern ernannt, um auf der Trachtenſchau auf der
Burg Windeck die Echtheit der Trachten zu prüfen und zu
begutachten. Der nächſtjährige Tagungsort wird erſt auf der
Herbſtverſammlung anberaumt werden.
Der Feſtzug.
Unter Teilnahme von 42 Gruppen bewegte ſich am
Früh=
nachmittag ein farbenprächtiger, ungeheuerer hiſtoriſcher Feſtzug
durch die im Fahnenſchmuck prangenden Straßen der Stadt
Weinheim. Unter den Feſtgruppen ſind beſonders zu erwähnen:
„Alt=Waldshut” die einſtige Bürgerwehr von Bensheim mit
Napoleonstrommel, die Gebirgstrachtenvereine Almrauſch=
Edel=
weiß” Emmendingen, „Almröſ!” Eßlingen, „Berglerburſchen”
Mannheim=Neckarau, „Loiſachtaler” Pforzheim, die Gruppen von
Oberndorf und Backnang, „.
„D Oberland=
9 Jſartaler” Stuttgart.
ler” Stuttgart, „Alpenröſ!” Speyer, „Holzhacker” Ludwigshafen
uſw. Der Verein „Alt=Weinheim” war mit den drei ſehr
ein=
drucksvollen Feſtgruppen „Spinnſtube” „Burgvogt auf Windeck
mit Gefolge” und „Bacchuswagen” vertreten. Den Abſchluß der
wohlgelungenen Veranſtaltung bildete das 10jährige
Stiftungs=
feſt der Vereins „Alt=Weinheim” mit Preisverteilung.
F. Eberſtadt 6. Juli. Preisgekrönte Sänger. Der
Ge=
ſangverein „Frohſinn” (1842), der im nächſten Jahre auf ſein 90jähriges
Beſtehen zurückblicken kann, errang bei dem nationalen Geſangswettſtreit,
den der Geſangverein „Liederkranz” in Wixhauſen am Sonntag in
Ver=
bindung mit dem Jubiläum ſeines 60jährigen Beſtehens veranſtaltete,
wiederum einen recht erfreulichen Erfolg. Unter harter Konkurrenz, mit
der er in der zweiten Landklaſſe um die Siegespalme rang, war es ihm
vergönnt, im Klaſſenſingen den zweiten Klaſſenpreis, im Klaſſen=
Ehren=
ſingen den Klaſſen=Ehrenpreis und im höchſten Ehrenſingen den höchſten
Ehrenpreis zu erringen. Außerdem wurde dem Dirigenten des Vereins
der Dirigentenpreis zuerkannt. Der neue ſchöne Erfolg des Vereins war
für den Muſikverein „Gdelweiß” Veranlaſſung, die preisgekrönten
Sän=
ger bei der Heimkehr auf dem Main=Neckar=Bahnhof, wo ſich viele
Neu=
gierige eingefunden hatten, zu empfangen. Als der Zug mit den
Sän=
gern einlief, tönte ihnen das „Deutſchlandlied” entgegen; Jubel erbrauſte
auf beiden Seiten, und aus zarter Hand nahmen Dirigent und
Vereins=
präſident duftende Blumenſpenden entgegen. Dann ging es mit Muſik
durch die Pfungſtädter und Heidelberger Straße, einem Triumphzuge
gleichend und unterwegs von der ſpalierbildenden Einwohnerſchaft in
herzlichſter Weiſe beglückwünſcht, zum „Bergſträßer Hof”, dem
Vereins=
lokal des „Frohſinn”. Hier wurde der Sieg bei fröhlichſter Stimmung
und Tanz gefeiert.
Cp. Pfungſtadt, 6. Juli. Gemeinderatsſitzung.
Aus=
nahmsweiſe hielt der Gemeinderat am Wochenende eine Sitzung ab, die
auch auf der Einladung als außerordentliche Sitzung bezeichnet worden
war. Es handelte ſich dabei in der Hauptſache um den Vertrag zwiſchen
der Gemeinde Pfungſtadt und Fräulein Eliſabeth Appel, die als
Heb=
amme ausgebildet und angeſtellt werden ſoll. Der bereits getätigte
Ver=
trag hatte nämlich nicht die Zuſtimmung der vorgeſetzten Behörde
ge=
funden. Der Gemeinderat gab mit Rückſicht auf den bevorſtehenden
Be=
ginn des Hebammenkurſes an der Hebammenſchule in Mainz der neuen
Faſſung des Vertrages trotz einiger Bedenken einſtimmig ſeine
Zuſtim=
mung. — Die Bauausführung einſchließlich Seitenbau von Franz Kühn
an der vielgenannten Ecke Rhein= und Mainſtraße wurde einſtimmig
gutgeheißen. Ein Antrag von Adam Steinmetz betr.
Zwangsverſteige=
rung und Abfindung des Steigerers wurde mit Nückſicht auf die
Finanz=
lage der Gemeinde abgelehnt.
J. Griesheim, 6. Juli Sperrung der Provinzialſtraße
Griesheim — Wolfskehlen. Wegen Ausführung der
Klein=
pflaſterarbeiten iſt die Provinzialſtraße von Griesheim bis Wolfskehlen
von Montag 6. d. M., bis 10. Auguſt für Kraftfahrzeuge und
Fuhr=
werke jeder Art geſperrt. Der Umweg für den Durchgangsverkehr geht
über Groß=Gerau oder über Stockſtadt—Crumſtadt—Eſchollbrücken. Das
Poſtauto nimmt ſeinen Weg über Büttelborn—Groß=Gerau-Dornheim—
Wolfskehlen—Leeheim und fährt von Darmſtadt aus eine halbe Stunde
früher und kommt auf ſeinem Rückweg eine halbe Stunde ſpäter an.
Die hieſigen Fahrgäſte, die ſich nach Oppenheim begeben wollen, müſſen
in Wolfskehlen einſteigen; ſind es mehrene Perſonen, ſo hält das Auto auch
auf vorherige Anmeldung beim hieſigen Poſtamt, an der Groß=Gerauer
Chauſſee.
E. Wixhaufen, 6. Juni. Ergebnis des nationalen
Ge=
ſangswettſtreits, veranſtaltet vom Geſangverein „Liederkranz”
In der dritten Stadtklaſſe errang der Geſangverein „Liedertafel”
Sprendlingen den 1. Klaſſenpreis, den höchſten Ehrenpreis und
Diri=
gentenpreis. Der Geſangverein „Sängerluſt” Groß=Umſtadt erhielt den
2. Klaſſenpreis und Klaſſen=Ehrenpreis. An dritter Stelle kam
Ge=
ſangverein „Loreley‟ Darmſtadt an vierter Stelle Geſangverein „
Einig=
keit Darmſtadt, an fünfter, Stelle Geſangverein „Sängerbund‟
Erz=
hauſen. In der zweiten Landklaſſe errang der Geſangv. „Turngemeinde‟
Schwvalbach den 1 Klaſſenpreis. Geſangv. „Frohſinn” aus Eberſtadt
er=
hielt den 2. Klaſſenpreis, den Klaſſen=Ehrenpreis, den höchſten
Ehren=
preis und den Dirigentenpreis. Das „Männerquartett” Neu=Iſenburg
ſtand nur mit einem Punkt hinter „Frohſinn” Eberſtadt zurück. In
die=
ſer Klaſſe herrſchte ſtärkſte Konkurrenz. Bei der dritten Landklaſſe
be=
teiligten ſich Vereine. Der Geſangv. Germania” Weiterſtadt errang
in dieſer Klaſſe den 1. Klaſſenpreis, den Klaſſen=Ehrenpreis, den höchſten
Ehrenpreis und den Dirigentenpreis. Das „Mainquartett” Frankfurt=
Bonames erhielt den 2. Klaſſenpreis und den Klaſſen=Ehrenpreis. An
dritter Stelle kam Geſangv. „Liederzweig” Roßdorf, an vierter Stelle
Geſangv. „Germania” Aſtheim und an fünfter Stelle Geſangv.
Ger=
mania” Oberwöllſtadt, an ſechſter Stelle Geſangv. „Frohſinn”
Gries=
heim, an ſiebter Stelle Geſangv. „Sängerbund” Erlenbach. In der
Nichtppreisgekrönten=Klaſſe beteiligten ſich der Geſelligkeitsklub „Treue‟
Darmſtadt und Geſangv. „Lieberkranz” Erfelden. Der Geſangv. „Treue‟
errang hierbei den 1. Klaſſenpreis, den Klaſſen=Ehrenpreis und den
Dirigentenpreis. An zweiter Stelle kam „Liederkranz” Erfelden.
Freundlichkeit des Vierburgenſtädtchens.
Dr. Neckarſteinach, 4. Juli.
Neckarſteinach darf hervorheben, auch Ausländer als Sommergäſte zu
haben. Sicher hielt die reizvolle Lage eine engliſche Familie im vorigen
Jahre ſtatt beabſichtigter vier Tage volle drei Wochen hier feſt. Durch
deren Empfehlung ſuchte ein junger engliſcher Journaliſt mit ſeinem
Freunde unſer Städtchen auf. In einer engliſchen Zeitung ſchildert er
ſeine Eindrücke über das untere Neckartal und unſere Stadt. In der
Zeitung erſchien zu dem Bild des Gaſthauſes „Zum Schwanen” unter
obiger Ueberſchrift folgende Schilderung:
Die Rheinarmee iſt heimgekehrt, aber ſie wird es mit großem
Be=
dauern getan haben. Sie wird Abſchied genommen haben von einem
Land von überraſchender Schönheit und von einem Volk, welches den
britiſchen Truppen Gaſtfreundſchaft und Freundlichkeit gezeigt hat. Als
der große Expreßzug in den Bahnhof von Aachen einfuhr, ſtreckte ich
meinen Kopf durch das Fenſter und hatte meinen erſten Blick von
Deutſchland. Es war ein merkwürdiges Gefühl, inmitten der Grenzen
eines Landes zu ſein, mit dem wir erſt vor wenigen Jahren in den
er=
bittertſten Kämpfen gelegen hatten.
Neugierde war tatſächlich die treibende Kraft, welche auch mich
be=
ſtimmte, meine Ferien in Deutſchland zu verbringen. Ich wollte
ent=
decken, ob ein Volk, das einen Heine und Goethe hervorgebracht hatte,
ganz ſo ſchlimm ſein konnte, wie es gezeichnet wurde. Aber es war
unvermeidlich, daß ich für den größten Teil meines Aufenthaltes
vor=
gefaßte Vorurteile über Bord werfen und eine neue geiſtige Haltung
gegen Deutſchland und die Deutſchen bilden mußte.
„Ich fand keine Spur von jener prahleriſchen, anmaßenden Haltung,
von der ich ſoviel gehört hatte. Im Gegenteil, der Durchſchnittsdeutſche
wenigſtens im unteren Neckartal, war ein Auszug von Freundlichkeit
und Höflichkeit. Ich war geſchlagen von der Abweſenheit des bitteren
Gefühls gegen den Engländer und von ihrem echten Wunſche nach
Ver=
ſöhnung.
Wir ſprachen von Politik, diskutierten über den Krieg, berührten die
Beſatzung, aber nirgends hörten wir etwas anderes als den Wunſch
nach Frieden und internationaler Verſtändigung, obgleich, ich muß es
geſtehen, bittere Worte über andere Nationen geſprochen wurden.
Mir war Neckarſteinach von einem alten Freunde empfohlen worden,
und ich hatte es ſofort nach einem Tage in Köln aufgeſucht. Es hat
natürlich Anſpruch auf Tradition. Es iſt der Sitz von manchem
Pauk=
boden der älteſten Univerſität Deutſchlands
Wild ausſehende Studenten mit entſtellenden Säbelnarben im
Ge=
ſicht ſieht man überall, duellieren iſt der Hauptſport, und die Narbe eines
Säbelhiebes iſt ein Zeichen von Auszeichnung.
Je
ch war glücklich genug, mit einem Schiff von hier die berühmte
Schloßbeleuchtung in dem benachbarten Heidelberg zu ſehen. Der Fluß
war überſtrahlt von farbigen Lichtern von Hunderten von Booten, und
das Schloß gebadet in flammenfarbigem Feuerwerk, wie ein rieſiger
Glühwurm. Die Beleuchtung zu ſehen, war natürlich nur eine
Unter=
brechung meines eigentlichen Aufenthaltes in Neckarſteinach.
Ein einzigartig ſchönes Städtchen, iſt es im Norden und Süden
vom Odenwald beſchützt, einen dicht beſtandenen Gebirgswald, der ſich
meilenweit hinzieht und zahlreiche Burgen an ſeinen Abhängen trägt.
Berühmt durch ſeine vier Burgen, von denen die hauptſächlichſte das
Schwalbenneſt iſt, das in einer Art an dem Berg befeſtigt iſt, die
ein=
drucksvoll geweſen ſein muß in den Tagen, da es kühne Ritter gab. Es
überblickt den Neckar, der mit unglaublicher Schnelligkeit hier durch die
Landſchaft fließt.
Obwohl hier nur einige Leute engliſch ſprachen, lebte ſprach,
ſpa=
zierte und trank ich in der beſten deutſchen Art. Das Städtchen iſt eine
merkwürdige Miſchung von modernem und mittelalterlichem Weſen.
Jedes Haus und jede Hütte hat Elektrizität und elektriſche Oefen ſind in
vielen; doch die Straßen haben ſich nicht mit der Zeit geändert. Sie ſind
ſo eng und winkelig wie vor Hunderten von Jahren, da Bauernwagen
friedlich neben dem eleganteſten Auto gefunden werden.
Da iſt keine Frage über die Freundlichkeit des Deutſchen, die
Gaſt=
freiheit iſt überreich, und, was von Wichtigkeit iſt für den
Ferienreiſen=
den mit beſcheidenen Miteln, die Koſten des Lebensunterhaltes ſind
ge=
ring.
* Nieder=Ramſtadt, 6. Juli. Am Sonntag, den 5. ds. Mts., fand
in Bieber bei Offenbach ein kreisoffener Wettkampf des
Mittelrheinkrei=
ſes der D. T. ſtatt. An demſelben beteiligte ſich unſer Turner R. Dunz.
Er errang ſich im Siebenkampf in der Oberſtufe unter ſehr ſtarker
Be=
teiligung mit 111 Punkten den 11. Preis.
G. Ober=Ramſtadt, 6. Juli. Verſchiedenes. Die Freiwillige
Sanitätskolonne vom Roten Kreuz veranſtaltete geſtern, wie alljährlich,
eine Zuſammenkunft zur Ehrung ihrer im letzten Jahre verſtorbenen
Mitglieder und nahm geſchloſſen am Vormittagsgottesdienſt teil. — Am
Mittwoch, den 8. Juli, ahends 8 Uhr, findet eine Sitzung des
Gemeinde=
rates ſtatt. — Säuglingsberatungsſtunde findet am nächſten Montag,
den 13. d8. Mts., nachmittags von 2—3 Uhr, im Zimmer 18 des
Rat=
hauſes ſtatt.
Groß=Zimmern, 6. Juli. Am Sonntag feierte in voller
Rüſtigkeit Herr Georg Störger 3., Frachtfuhrmann, im Kreiſe
ſeiner Kinder ſeinen 81. Geburtstag.
Ch. Hainſtadt (Kr. Erbach), 6 Juli. Gemeinderatsſitzung.
Dem Anſuchen eines Penſionatsbeſitzers wurde von ſeiten der
Bürger=
meiſterei nochmals ſtattgegeben und deſſen erneutes Geſuch um
Erlaub=
nis zum Betriebe einer Kaffeewirtſchaft mit Wein=, Bier= und
Brannt=
weinausſchank dem Gemeinderat vorgelegt. Die nochmals erfolgte
Ab=
ſtimmung ergab dasſelbe Reſultat wie bei der erſten Vorlage; die
Be=
dürfnisfrage wurde mit 5 gegen 4 Stimmen verneint. Ein Antrag der
hieſigen Jagdpächter verfiel ebenfalls der Ablehnung. Sofern die
Päch=
ter Ausſicht auf Verminderung des Pachtpreiſes haben, wird ihnen die
Anrufung des Jachtpacht=Einigungsamtes bei dem Heſſ. Amtsgericht
Michelſtadt i. Odw. anheimgeſtellt.
Dn. Beerfelden, 6. Juli. Einbruch. Als geſtern abend ein
hieſiger Geſchäftsinhaber mit ſeiner Familie von einem
Nachmit=
tagsausflug zurückgekehrt, ſich noch einmal zur Erledigung einer
geſchäftlichen Angelegenheit in ſeinen Laden begab, mußte er zu
ſeinem Erſchrecken feſtſtellen, daß während ſeiner Abweſenheit ein
Einbrecher einen Beſuch bei ihm abgeſtattet und die Ladenkaſſe
um etwa 15 Mark erleichtert hatte. Die Gendarmerie wurde
ſo=
fort herbeigerufen und nahm auch nach Beſichtigung des Tatortes
ſofort die Nachforſchungen auf. Ob dieſelben zu einem Ergebnis
führen werden, muß abgewartet werden.
Cl. Ober=Hainbrunn, 6. Juli Zigeuner und Diebſtähle.
Am 1. und 2. d. M. war unſer Dörfchen der Lagerplatz einer
Zigeuner=
bande. Doch ſollte der Aufenthalt nicht lange währen. Während ſich’s
die Männer gemütlich machten, zogen die Weiber zu dreien und vieren
in die Häuſer, wo ſie in nicht allzu freundlichem Ton allerlei verlangten,
und die Kinder inzwiſchen Brennholz ſtahlen. Auch aus einem Anweſen,
wo der Kellerſchlüſſel ſtecken geblieben war, hieß die Geſellſchaft Brot
und Butter mitgehen. Auch für die Haſenſtälle hatten ſie Intereſſe,
ebenſo für Kinderwäſche, doch wurde das Vorhaben vereitelt durch
Hin=
zukommen der Einwohner. Kaum war die Gendarmerieſtation
Beer=
felden benachrichtigt, als drei Beamte mit dem Kraftwagen erſchienen
und nach kurzer Aufklärungsarbeit ſämtliche Erwachſene mittelſt Auto
nach Hirſchhorn hinter ſchwediſche Garbinen brachten. Die bei den
Pferden und Wagen Zurückgebliebenen ſuchten gegen 5 Uhr früh das
Weite wurden aber ſchon eine halbe Stunde ſpäter von der Gendarmerie
mit ihrem Kraftwagen nach Hirſchhorn transportiert, und ſämtliche bei
der Bande weilenden erwachſenen Perſonen dem Schnellrichter
vorge=
führt, der ſie nach längerer Verhandlung zu insgeſamt 325 Mk.
Geld=
ſtrafe verurteilte. 225 Mk. wurden von der Bande gleich bezahlt,
wäh=
rend der andere Teil der Bande die Haftſtrife antreten mußte. Am
Nachmittag wurde die Bande, gleichfalls durch die Gendarmerieſtation
Beerfelden, trotz allen Sträubens, nach Eberbach abtransportiert, da ſie
auch im Badiſchen bei ihrem Durchzug Diebſtähle begangen haben
ſoll=
ten. Es dürfte ihnen das Zuſammenkommen mit unſerer Gendarmerie
für die Zukunft nicht mehr ſo ſchnell erwünſcht ſein, denn das Auftreten
der Beamten hat an Deutlichkeit nichts zu wünſchen übrig gelaſſen.
Hirſchhorn, 6. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
5. Juli 1,68 Meter, am 6. Juli 1,70 Meter.
Gernsheim, 6. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
5. Juli 1,56 Meter, am 6. Juli 1,50 Meter.
10djähriges Iubeſeſt
des Kreisobſtbauvereins Laukerbach.
h. Lauterbach. 6. Juli.
Der am 22. Juni 1831 gegründete Landwirtſchaftliche
Be=
zirksverein Lauterbach (Kreis=Obſtbauverein) konnte ſein 100
jäh=
riges Beſtehen feiern. Der Verein hat ſich auf allen Gebieten der
Land=
wirtſchaft im Vogelsberg ſehr verdient gemacht, die Raſen=Viehzucht
ein=
geführt, den Futterbau und Flachsbau, die Ziegenzucht, Pferdezucht,
Schafzucht u. a. m. gefördert. Nachdem 1911 die Auflöſung des
Land=
wirtſchaftlichen Provinzialvereins erfolgte und die
Landwirtſchaftskam=
mer deſſen Aufgaben übernahm wandte ſich der Kreisverein hauptſächlich
dem Obſtbau zu. Durch Einführung eigener Baumſchulen, zum Beiſpiel
in Schadges, Ober=Moos, Schlitz und Lauterbach, wurden bodenſtändige
Obſtbäume herangezüchtet, die den klimatiſchen Verhältniſſen des
Vogels=
bergs entſprachen. Unter der Leitung des jetzigen Vorſitzenden,
Kreis=
direktor Dr. Michel, erfolgte die Anſtellung eines eigenen
Kreisobſtbau=
technikers, Johann Kurz zu Schadges. Die Landwirtſchaftskammer
unter=
ſtützt den Kreisverein durch jährliche Zuſchüſſe. Mit dem Kreiſe Alsfeld
iſt die Einrichtung einer Arbeitsgemeinſchaft geplant. Der Verein
Lau=
terbach zählt jetzt 1300 Mitglieder. Von den einſtigen Förderern des
Vereins leben noch Geheimrat Prof. Dr. Giſevius=Gießen und
Kultur=
oberinſpektor Kunz=Lauterbach. Der Kreisverein hat ſich um die
Ent=
wicklung des Obſtbaues im Vogelsberg ſehr verdient gemacht.
Zu dem großen Zuchkfohlenmarkt nebſt
Pferde=
ausſtellung in Reichelsheim (Wekkerau).
Wie wir erfahren, ſind die Anmeldungen zu der großen
diesjährigen Veranſtaltung der Pferdezüchtervereinigung
Reichels=
heim (Wetterau) überaus zahlreich eingelaufen. Zum
Zucht=
fohlenmarkt allein ſind Anmeldungen für 50 Tiere eingegangen.
Da das Pferdemateriak der Wetterau nicht nur in Heſſen, ſondern
auch in anderen Gebietsteilen in beſonders gutem Ruf ſteht und
auf die älteſten Zuchtſtämme ſowohl belgiſcher als auch
Olden=
burger Herkunft aufgebaut iſt, iſt Gelegenheit geboten,
erſtklaſſi=
ges Pferdematerial, Abſatzfohlen, bis 3 Jahre alte Tiere, zu
er=
werben. Die Veranſtaltung am Mittwoch, den 8. Juli,
beginnt um 9 Uhr im Anſchluß an das Eintreffen der
Morgen=
züge. Die Anſchlußverbindungen bis Friedberg und von da nach
Reichelsheim ſind recht gut, ſo daß die Ausſtellung von allen
Seiten ſehr gut zu erreichen iſt.
Rheinheſſen.
Aus Mainz.
* Betrug. In einem hieſigen Hotel gab ein Gaſt dem Portier zwei
Reiſeſchecks in Höhe von 50 Dollar zum Wechſeln. Der Portier, der dem
Gaſt 405 RM. auf die beiden Schecks aushändigte, mußte, als er die
beiden Schecks bei einer Bank in Zahlung zu geben verſuchte, die
Feſt=
ſtellung machen, daß die beiden Schecks geſperrt waren, ſo daß er um
den genannten Betrag betrogen wurde.
* Selbſtmordverſuch. Sonntag wurde hier ein Unbekannter von der
Polizei aufgegriffen, der ſich in ſelbſtmörderiſcher Abſicht mit einem
Meſſer die Pulsadern zu öffnen verſucht hatte. Der Unbekannte wurde
in das Städtiſche Krankenhaus gebracht, woſelbſt es ſich herausſtellte, daß
es ſich bei dem Selbſtmordkandidaten um einen Juſtizinſpektor aus
Id=
ſtein handelt, der nach Veruntreuung eines größeren Geldbetrages von
dort flüchtig gegangen war.
* Landwirt Oberhahn aus der Haft entlafſen. Vor einigen Wochen
hat der verheiratete Landwirt Oberhahn aus Ober=Olm nachts in
ver=
meintlicher Notwehr einen jungen Schuhmacher, den er für einen
Kom=
muniſten hielt, mit dem Jagdgewehr erſchoſſen. Auf Grund eines
Haft=
prüfungsverfahrens vor der Beſchlußkammer der Strafkammer Mainz
iſt nunmehr Oberhahn, da eine Verdunkelungs= und Kolliſionsgefahr
nicht mehr beſteht und eine beſonders hohe Strafe nicht zu erwarten iſt
und auch kein Fluchtverdacht beſteht, aus der Haft entlaſſen worden.
Ad. Gau=Algesheim, 6. Juli. In ſein Amt eingeführt
wurde am Mittwoch abend der neue Bürgermeiſter der hieſigen
Ge=
meinde, Verwaltungs=Oberſekretär Anton Trapp, der ſeither beim
Kreisamt Bingen beſchäftigt war. Die Verpflichtung wurde durch
Kreis=
direktor Frhr. von Gemmingen=Hornberg vorgenommen.
Ad. Wöllſtein, 6. Juli. Der Gemeinderat vertrat in ſeiner
letzten Sitzung die Anſicht, daß das Elektrizitätswerk Rheinheſſen nicht
berechtigt iſt, das Gaswerk Flonheim aufzuheben.
Ad. Hamm, 4. Juli. Gurkenkampagne. Hier, in
Gimbs=
heim, Eich und anderen Gurkenzucht treibenden Orten hat die
Gurkenernte begonnen, die ſich vorerſt auf den Verkauf von
Ein=
machgurken aller Größen beſchränkt. Auf dem Markt wird das
Hundert zu 1.40—1,80 RM. verkauft. Bei geringen
Anfangs=
erträgen erhofft man eine Mittelernte.
*
a. Aus dem Lande, 3. Juli, wird uns geſchrieben: Obwohl die
Stadt=
verordneten keine Gemeindebeamten ſind oder vielmehr waren, hat man
doch vor wenigen Jahren (19292) im Gemeindebeamtengeſetz die heſſiſche
Stadvverordnetenverſammlung in Stadtrat und die Stadtverordneten
in Mitglieder des Stadtrats umbenannt. Man wollte damit neben den
Gemeinderat (der Landgemeinden) den Stadtrat (der Stadtgemeinden)
ſtellen und damit eine gewiſſe Einheitlichkeit ſchaffen. Die gute Abſicht
ſoll durchaus nicht verkannt werden. Es war aber den
Stadwerwal=
tungen nun früher möglich, eine Einladung zur Sitzung an die Frau
Stadt verordnete und an den Herrn Stadtverordneten
Schmidt ergehen zu laſſen. Es iſt aber ſprachlich nicht angängig, von
einer Frau Stadtratsmitglied oder einem Herrn Stadtratsmitglied
Schmidt zu ſprechen. Dem ſächlichen Stadtratsmitglied kann man eben
nicht die weibliche oder männliche Form geben. Die Stadtverwaltungen
helfen ſich, indem ſie ihre Anſchreiben „An das Stadtratsmitglied Frau
Schmidt” oder „An das Stadtratsmitglied Herrn Schmidt” richten. Dem
Uebelſtand könnte abgeholfen werden, wenn in der neuen
Gemeindeord=
nung, die nächſte Woche im Landtag beraten wird, beſtimmt würde, daß
die Mitglieder des Gemeinderats und des Stadtrats die amtliche
Be=
zeichnung Gemeinderatsabgeordneter und Stadtratsabgeordneter zu
füh=
ren haben. Dieſe Wörter ſind nicht länger als Reichstags=, Landtags=,
Kreistags= und Provinzialtagsabgeordneter. Sie würden aber auch den
Mitgliedern des Stadtrats die meiſt ſpöttiſch angewandte Anrede „
Stadt=
rat” nehmen. Eine Aenderung des Gemeindebeamtengeſetzes wäre auch
nicht nötig.
m. Aus dem Lande, 3. Juli. Gewerbliches. Die
Handwerks=
kammer=Nebenſtellen ſchränken mit Rückſicht auf die Jahreszeit die Zahl
ihrer Sprechtage etwas ein, doch iſt den intereſſierten Kreiſen noch
genü=
gend Gelegenheit geboten, ſich über ihre Standesangelegenheiten auf dem
Laufenden zu erhalten. Sprechtage halten ab die Nebenſtelle Alzey an
fünf Orten, die Nebenſtelle Darmſtadt an 7 Orten, die Nebenſtelle
Gießen in Alsfeld und Lauterbach und in Gießen von Montag bis
einſchließl. Freitag von 7—12 Uhr, außerdem iſt das Büro in Gießen
täglich von 7—12 Uhr und mit Ausnahme vom Samstag auch von 2—5
Uhr geöffnet; — die Nebenſtelle Friedberg, an ſieben Orten, ferner
in Friedberg mit Ausnahme der auswärtigen Sprechtage Montags,
Dienstags, Donnerstags und Freitags; — die Nebenſtelle Mainz in
Bingen und Gau=Algesheim immer Mittwochs, dann in Mainz von 9—12
Uhr an den Wochentagen, Mittwoch und Samstag ausgenommen: —
die Nebenſtelle Offenbach an vier Orten, auch iſt das Büro in
Offen=
bach außer Samstags von 9—12 Uhr für den Verkehr geöffnet: — die
Nebenſtelle Worms an fünf Orten und in Worms außer Mittwochs
und Samstags an den Wochentagen von 9—12.30 Uhr.
D DTrLabagbbbegfa
Ein O0sMMad kunn dm Kaut!
DAS GROSSE RUNDE
SCHNEEWEISSE
SElFENSTÜCK /I
Wuk Nerhost
V.9
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Dienstag, den 7. Juli 1931
Nummer 186
Das Großfeuer der Bremer Skephanikicche.
Der zerſtörte Dachſtuhl der Bremer Stephanikirche, die durch Großfeuer ſchwer beſchädigt wurde.
Ein eigenarkiges Skraßenbahnunglück bei Pikksburgh, 1.5.A.
Bei Pittsburgh (U. S. A.) entgleiſte kürzlich ein ſchwerer Wagen der elektriſchen Straßenbahn
und raſte mit voller Gewalt in einen Garten, wo er im Staketzaun ſtehen blieb. 30 Schwerverletzte,
meiſt Frauen und Kinder, waren die Opfer des Unglücks.
Die Beiſehung des Bokſchafkers 4. 2. Dr. Sthamer.
Der Sarg des früheren deutſchen Botſchafters in London, Dr. Sthamer,
wird in Hamburg zur letzten Ruheſtätte getragen. In der erſten Reihe des Trauergefolges die
Gattin des Verſtorbenen.
Reich und Ausland.
Frankfurt a. M. Heſekiel brachte in die
Firma eine Braut ein, und die Braut 3000 RM.
Angeſichts dieſes unerhört günſtigen Status
be=
ſchloß der Filialleiter Leininger die Anſchaffung
eines Autos. Und dann verlegte die Firma den
Schauplatz ihrer Handlungen nach Mainz, um
dort nach dem ſchönen Beiſpiel von Heſekiel eine
kapitalkräftige Braut für Herrn Leininger
aus=
findig zu machen. Auf dieſe Fahrt wurde Herr
Bornemann, der dritte Angeklagte,
mitgenom=
men, der die Aufgabe hatte, einen guten
Ein=
druck zu machen, was er trotz ſeiner 10 Jahre
Zuchthaus vortrefflich verſtand. Zum beſſeren
Verſtändnis ſei hier eingeſchaltet, daß das
Klee=
blatt, das zuſammen ein Menſchenalter an
Ge=
fängnis= und Zuchthausſtrafen hinter ſich hat, von
einem Kaufmann in München die Leitung einer
Frankfurter Filiale übertragen worden war, in
der Apparate für Heimmuſik betrieben werden
ſollten. Der Mann war durch die Stellung einer
Kaution in Vertrauen gewiegt worden.
Lei=
ninger, ein ſchwerer Junge mit
Zuchthauserfah=
rung, ließ ſich weit über die Kaution für rund
16 000 Mark Apparate aus München liefern, die
entweder ſofort aufs Pfandhaus wanderten oder
in ein heimlich eingerichtetes Zweiggeſchäft nach
Mannheim kamen. Im übrigen lebte man ſehr
nobel. Der Knalleffekt war mit einem groß
an=
gelegten Heiratsſchwindel des Leininger
vorge=
ſehen. Ein Mainzer Haustöchterchen war als
Objekt auserſehen. Bornemann mimte bei den
Beſuchsfahrten in Mainz den „Generaldirektor”
der Lieferfirma aus München. Entgegen den
Wünſchen des Papas, eines Opelarbeiters, der
ſich in mühſamer Lebensarbeit 10 000 Mark
zu=
ſammengeſpart hatte, kam die Kleine der
Wer=
bung entgegen und ſtellte hinter dem Rücken der
Eltern ihre Mitgift in Blankowechſeln zur
Ver=
fügung. Papas Unterſchrift wurde gefälſcht.
Lediglich infolge der Tatſache, daß die
Angeklag=
ten unverſchämt hohe Zahlen einſetzten, gingen
die geſamten Wechſel zu Proteſt. Inzwiſchen
hatte man auch in München eine ſo erhebliche
Differenz zwiſchen Soll und Haben des
Frank=
furter Kontos feſtgeſtellt, daß ſich der Chef in
eigener Perſon nach Frankfurt begab, wo er
weder von ſeinem Perſonal noch von ſeinen
Waren eine Spur vorfand. Dafür wurden ihm
die Rechnungen für das Auto und für
Schreib=
maſchinen präſentiert, die auf die geplatzten
Mainzer Wechſel gekauft worden waren. Das
Große Schöffengericht verurteilte Leininger
un=
ter Einbeziehung einer noch nicht verbüßten
Strafe zu drei Jahren Zuchthaus und
zuſätz=
lichen zwei Jahren Ehrverluſt. Der Angeklagte
Bornemann erhielt acht Monate, Heſekiel ſechs
Monate Gefängnis wegen Beihilfe zum Betrug
und zur Urkundenfälſchung. Die Braut des
Heſekiel kam mit dem Verluſt ihrer 3000 RM.
und einem Monat Gefängnis (gleichfalls wegen
Beihilfe) davon.
Zuſammenſtoß eines Perſonenzugs mit einem
Perſonenkraftwagen.
*
Bremerförde. Ein ſchwerer
Verkehrs=
unfall ereignete ſich am Sonntag an der
unge=
ſchützten Eiſenbahnüberführung an der
Ebers=
dorfer Landſtraße im Ortsteil Linde. Der
Kraft=
wagen des Schmiedemeiſters Schnackenberg aus
Glinſtedt wurde hier von dem Perſonenzug
Bre=
merhaven=Weſermünde erfaßt und etwa 11
Me=
er weit mitgeſchleppt. Der Wagen hat ſich
mehr=
mals überſchlagen und iſt vollſtändig
zertrüm=
mert. Die vier Wageninſaſſen ſind zum Teil
ſchwer verletzt. Im Laufe des Sonntags iſt die
Frau des Schmiedemeiſters Schnackenberg
ge=
ſtorben.
Schwerer Verkehrsunfall bei Breslau.
Breslau. Auf der Strecke Altenheim—
Deutſchliſſaer Chauſſee ereignete ſich am
Sonn=
tag nachmittag ein ſchwerer Verkehrsunfall, dem
fünf Perſonen zum Opfer fielen. Ein Radfahrer
fuhr von Breslau nach Deutſch=Liſſa und bog
plötzlich, ohne ein Zeichen zu geben, auf die
falſche Straßenſeite. Dadurch kam er in
Fahrt=
richtung eines Motorradfahrers mit Sozius.
Beide Fahrzeuge ſtießen zuſammen und die
Fahrer ſtürzten. In dieſe fuhr ein zweites
Motor=
rad, auf dem ſich der Führer, deſſen Ehefrau und
ein zwölfjähriges Kind befanden. Bei dem
Un=
fall erlitten fünf Perſonen, darunter das Kind,
ſchwere Knochen= und Schädelbrüche.
Die Oberſchleſien=Fahrt des „Graf Zeppelin”.
Gleiwitz. Das Luftſchiff „Graf Zeppelin”,
das am Samstag um 7.55 Uhr in Friedrichshafen
zu einer Landungsfahrt nach Oberſchleſien
auf=
geſtiegen war, erſchien kurz nach 17.30 Uhr über
Gleiwitz und ſetzte nach einer Schleife über der
Stadt gegen 17.55 Uhr zur Landung an. Die
etwa 150 000 Perſonen, die der Landung des
„Graf Zeppelin” beiwohnten und nicht nur aus
Oberſchleſien, aus Schleſien, ſondern auch aus
der Tſchechoſlowakei und aus Oſtoberſchleſien nach
Gleiwitz geeilt waren, ſtimmten, als das
Luft=
ſchiff zur Landung anſetzte, das Deutſchlandlied
an. Um 17.55 Uhr wurden die Landetaue
abge=
worfen, und bald darauf ſetzte das Luftſchiff auf
den Boden auf. Nach dem Wechſel der Paſſagiere
und der Aufnahme von Waſſer ſtartete das
Schiff um 18.35 Uhr wieder zur Rückfahrt nach
Friedrichshafen. — „Graf Zeppelin” iſt, von
Gleiwitz kommend, geſtern früh, kurz nach 6 Uhr,
in Friedrichshafen eingetroffen und glatt
ge=
landet.
Der Malchower Mörder Jonas vor Gericht.
Güſtrow. Vor dem hieſigen Schwurgericht
begann geſtern der Prozeß gegen den
Fabrikan=
ten Friedrich Jonas. Der Angeklagte hatte
bekanntlich am 4. Mai d. J. den
Juſtizoberwacht=
meiſter Gläſel, der den Auftrag hatte, den
ſei=
nerzeit in Unterſuchungshaft befindlichen Jonas
zu überwachen, erſchlagen. Nach der Tat war
Jonas geflohen, konnte aber einen Tag ſpäter
von der Polizei auf dem Motorſchiff „Bubi”, auf
dem er ſich mit ſeinen Helfershelfern verborgen
hielt, feſtgenommen werden. Dieſe, der
Lager=
verwalter Kaſelitz und der Buchdrucker Heinrich
Jörß ſind wegen Gefangenenbefreiung und
Bei=
hilfe zum Totſchlag, die Ehefrau des Jonas
wegen Beihilfe zur Gefangenenbefreiung
ange=
klagt. Während Jonas in Deutſchland ſechsmal
vorbeſtraft iſt, ſind die Mitangeklagten bisher
unbeſtraft. Auch von Amerika aus wird Jonas
geſucht. In der geſtrigen Prozeßverhandlung
wurde mit der Vernehmung der Angeklagten
be=
gonnen. Jonas will keine Auskunft über ſeine
Perſönlichkeit geben und behauptet, kein
Schwind=
ler zu ſein. Den Namen „Jonas” wolle er
an=
genommen haben, um für ſeine Gegner
ver=
ſchwunden zu ſein.
Die Elektrizitätswerke in Conſtanza
nieder=
gebrannt.
Bukareſt. Die Elektrizitätswerke in
Con=
ſtanza wurden durch eine Feuersbrunſt
vollkom=
men zerſtört. Der Schaden beträgt etwa 50
Mil=
lionen. Infolge ungenügender
Stromverſor=
gung mußten alle Theater und Kinos ſchließen.
Ein Feuerwehrmann iſt durch Giftgaſe erſtickt.
Die leitenden Direktoren wurden einer
polizei=
lichen Vernehmung unterzogen, um die Urſache
des Brandes feſtzuſtellen.
Schweres Gewitker über Berlin.
Berlin. Ueber Berlin ging Sonntag
nach=
mittag ein außergewöhnlich ſchweres Gewitter
nieder, in deſſen Verlauf erheblicher Schaden
durch zahlreiche Blitzſchläge und durch
wolken=
bruchartigen Regen angerichtet wurde. Im
Schillerpark fuhr ein Blitz in einen Baum, unter
den ſich ein Mann und eine Frau vor dem
Un=
wetter geflüchtet hatten. Der Mann wurde von
dem Blitz auf der Stelle erſchlagen; die Frau,
die bewußtlos ins Krankenhaus übergeführt
wurde, ſcheint am ganzen Körper gelähmt zu
ſein. Im Südweſten Berlins ſchlug der Blitz in
eine Hochantenne, ſprang auf den Schornſtein
übere und ſuchte ſich dann einen Weg an den
durch das Haus gehenden Drähten. Dadurch
er=
hielt ein Rundfunkhörer einen elektriſchen
Schlag, der, wie der Arzt feſtſtellte, eine ſchwere
Beſchädigung des Gehörganges herbeiführte. In
Tempelhof ſetzte ein einſchlagender Blitz ein
Sied=
lungshaus in Brand. Der Brand konnte aber ſo
ſchnell gelöſcht werden, daß nur ein Teil der
Dachkonſtruktion zerſtört wurde. Während des
Gewitters trat auf dem Tegeler See bei der
In=
ſel Scharfenberg eine Waſſerhoſe auf. Drei
Pad=
delboote wurden von dem Strudel ergriffen.
Eines von ihnen kenterte. Die Nachforſchungen
des Waſſerſchutzes nach dem Beſitzer ſind bisher
ergebnislos verlaufen. Weiter wurde in
Rei=
nickendorf=Oſt der acht Jahre alte Schüler
Wer=
ner Sander, der vor dem ſtarken Regen unter
einem Baum Schutz geſucht hatte, vom Blitz auf
der Stelle getötet.
Springflut in Südkalifornien.
Los Angeles. An der Küſte
Südkali=
forniens hat eine Springflut am Sonntag
ſchwe=
ren Schaden angerichtet. Bei Los Angeles ſind
16 Badende ertrunken. Hunderte von Perſonen,
die ſich in größter Gefahr befanden, konnten durch
Einſatz aller zur Verfügung ſtehenden
Rettungs=
mittel vor dem Ertrinken gerettet werden.
In der Kapkolonie ſchneit es.
Kapſtadt. Heftige Schneefälle werden aus
vielen Orten der Kapkolonie gemeldet. In
ver=
ſchiedenen Teilen der Provinz liegt der Schnee
bis zu 15 Zentimeter hoch. Der Verkehr auf
den Landſtraßen iſt ſtellenweiſe vollkommen
lahmgelegt. Die Telegraphen= und
Telephon=
verbindungen ſind vielerorts unterbrochen.
Vor einem neuen Rekordflug von Fräulein
Amy Johnſon.
London. Die engliſche Fliegerin Amy
Johnſon plant, dem „Daily Herald” zufolge,
einen neuen Flug, der von England über
Sibi=
rien nach Tokio führen ſoll. Der Zeitpunkt ihres
Abfluges kann aber erſt dann beſtimmt werden,
wenn die Fliegerin von der Sowjetregierung
die Erlaubnis zur Ueberfliegung ruſſiſchen
Ge=
bietes erhalten hat.
Krieg und Frieden.
Durch die europäiſche Preſſe ging kürzlich
eine Notiz, wonach man in der Türkei
Truppen=
teile und auch die Bevölkerung mit
Flammen=
werfern ausgerüſtet habe, um rieſige
Heuſchrek=
kenſchwärme zu bekämpfen. Das ruft die
Erin=
nerung daran wach, daß die Türken, als unſere
Verbündete, ſchon im Weltkriege von uns
Flam=
menwerfer bezogen haben; ſie wußten damals
aber mit dieſer, wie mit mancher anderen,
neu=
artigen Waffe nichts anzufangen und ließen die
Apparate in einem Lagerſchuppen in
Konſtan=
tinopel verroſten. Auch unſere übrigen
Verbün=
deten beſaßen Flammenwerfer, die ſie aber
verwendet haben, während die franzöſiſchen und
engliſchen Apparate, den unſeren nachgebildet,
wohl gelegentlich eingeſetzt wurden, aber
nie=
mals mit wirklichem Erfolge. Dagegen hat die
deutſche Flammenwerfertruppe, das Garde=Reſ.=
Pionier=Regiment, in vielen hundert Angriffen
und Abwehrkämpfen eine ſehr beachtliche Rolle
geſpielt. Nach der Verdun=Offenſive wurde ihr
denn auch der Totenkopf, als ehrenvolle
Aus=
zeichnung auf dem linken Unterarm zu tragen,
verliehen. Faſt 900 Angehörige der
verhältnis=
mäßig kleinen Truppe ſind, vornehmlich in den
letzten 2½ Kriegsjahren, gefallen. Ihnen haben
nunmehr ihre überlebenden Kameraden in der
Neuen Garniſonkirche in Berlin ein „Tabernakel
des guten Kameraden” als Ehrenmal
geſchaf=
fen, das ſie am 9. Auguſt einweihen werden.
Zur Teilnahme am Weiheakt wie an dem
da=
mit verbundenen erſten Wiederſehenstag der
al=
ten Totenkopfpioniere ladet der Verein ehemal.
Angehöriger des Garde=Reſerve=Pionier=
Regi=
ments e. V. (Flammenwerfer), Geſchäftsſtelle
Berlin W. 30, Heilbronner Straße 21, die alten
Kameraden und die Hinterbliebenen der
Gefal=
lenen herzlich ein.
Ein Flugzeug landet in der Zuſchauermenge.
Paris. Ein ſchweres Flugzeugunglück
er=
eignete ſich geſtern bei einem Flugfeſt in Hirſon,
in der Nähe der franzöſiſch—belgiſchen Grenze.
Ein Paſſagierflugzeug, das Rundflüge
aus=
führte, landete in der dichtgedrängten
Zuſchauer=
menge. Fünf Zuſchauer wurden auf der Stelle
getötet und zehn andere ſchwer verletzt. Das
Flugfeſt wurde ſofort abgebrochen. — Bei dem
Flugzeugunfall von Hirſon iſt ein
Schwerver=
letzter inzwiſchen geſtorben, ſo daß ſich die Zahl
der Todesopfer auf ſechs erhöht. Die Urſache des
Unglücks konnte noch nicht feſtgeſtellt werden.
Neun Perſonen bei einem Bootsunglück
in Kanada ertrunken.
Ottawa. Im Ottawafluß ertranken vors
geſtern bei einem Bootsunglück in der Nähe der
Stadt neun Perſonen.
Wieder Todesſturz eines
Hindernis=
jockens.
Jockey Lüder,
einer der ſympathiſchen Reiter auf deutſchen
Hindernisbahnen, fand 24 Stunden nach der
Be=
ſtattung des ſo tragiſch ums Leben gekommenen
Hindernischampions Oertel gleichfalls den Tod
auf der Rennbahn.
Dienstag, den 7. Iuſi 1931
ummer 186
Die Kulturſchande (uropas.
Die grauenhaften Folkerungen im Agramer Polizeigeſängnis. — Erſchükkernde Einzelheiken
aus dem füngſten Kroakenprozeß.
Von unſerem ſtändigen
Agram, 1. Juli.
Vor dem Sondergerichtshof zum Schutze des Staates iſt
wieder einmal ein ſogenannter Kroatenprozeß zu Ende gegan=
2 gen und ſein Abſchluß brachte an ſich keine weitere
Ueber=
raſchung. Man hat gegen zwei Angeklagte die Todesſtrafe
aus=
geſprochen und die Uebrigen zu langjähriger Kerkerhaft
ver=
urteilt. Sie werden, mit wenigen Ausnahmen vielleicht, das
Zuchthaus nicht mehr lebend verlaſſen, und der Sinn dieſer
Rechtſprechung mag ſich ja ſchließlich darin erſchöpfen, daß das
Regime der Diktatur die Opfer erhält, die ſeine Geiſtigkeit
ver=
langt. Ueber die Schuldfrage zu reden, erübrigt ſich faſt von
ſelbft. Der Staatsanwalt hat den Leuten Hochverrat und
Ge=
heimbündelei zum Vorwurf gemacht, und der Tenor der ganzen
Anklage war ungefähr, ſie hätten mit dem Ausbruch eines
Aufſtandes gerechnet, der die Abtrennung der kroatiſchen
Län=
der von Jugoſlawien zum Ziele haben ſollte. Es iſt für nichts
auch nur der Schatten eines Beweiſes erbracht worden und der
Strafantrag des Staatsanwaltes gründete ſich zuletzt nur auf
die angeblichen Geſtändniſſe vor den Agramer Polizeibehörden.
Man hat den traurigen Mut aufgebracht, ſich auf dieſes
Zeug=
nis zu berufen, aber man hat damit gleichzeitig auch das Syſtem
der heutigen Rechtspflege in Jugoſlawien ſanktioniert, das die
ungeheuerlichſte Kulturſchande Europas darftellt.
Siebenunddreißig Tage lang iſt in dem Prozeß verhandelt
worden und mehr als die Hälfte der Zeit war mit den
Schil=
derungen der grauenhaften Torturen ausgefüllt, mit denen im
Agramer Polizeigefängnis die Geſtändniſſe der Angeklagten
er=
preßt wurden. Hier ſind Scheußlichkeiten enthüllt worden, die
einem das Blut in den Adern erſtarren ließen und die ſogar
die Methoden der mittelalterlichen Inquiſition in den Schatten
ſtellen. Wochenlang ſind die Angeklagten in der beſtialiſchſten
Weiſe gefoltert worden, und der Agramer Polizeipräſident
Bede=
kovie hat immer neue Qualen erdacht, um die unglücklichen
Opfer zu einer Ausſage zu zwingen. Man hat die Leute nackt
an den auf dem Rücken gefeſſelten Händen mitten im Zimmer
aufgehängt, und dann erhielten die Poliziſten den Befehl, mit
Gummiknüppeln und Ochſenziemern ſo lange auf die Menſchen
loszuſchlagen, bis ſie die Beſinnung verloren und nur noch
ein einziger blutender Fleiſchklumpen waren. Man hat ſie
wieder aus ihrer Ohnmacht erweckt, indem man ihnen brennende
Kerzen unter die Geſchlechtsteile hielt und dann die entſetzliche
Tortur immer aufs neue wiederholt. In einem Fall hat man
die Folterung unterbrechen müſſen, weil die prügelnden
Poli=
ziſten für ſich eine Ruhepauſe verlangten. Sie erklärten, zu
müde zu ſein, um die ihnen anbefohlene Arbeit fortzuſetzen,
und erſt eine Stunde ſpäter waren ſie wieder ſo weit aus=
Agramer Mitarbeiter.
geruht, daß ſie mit neuen Kräften ans Werk gehen konnten.
Dem Agramer Profeſſor Mile Starkevie wurden die Arme
und Beine in eiſerne Feſſeln gelegt und dieſe dann zugeſchraubt,
bis die Knochen zermalmt waren, und als auch das nichts nützte
und der vor Schmerzen faſt wahnſinnig gewordene Gelehrte
nicht Leute beſchuldigen wollte, die er nicht einmal dem Namen
nach kannte, hat man ihn nach einem von dem
Polizeipräſi=
denten Bedekovic erſonnenen beſonderen Verfahren mit der
qualvollſten Marter langſam entmannt.
Das gleiche Schickſal iſt dem Journaliſten Anton Herceg
widerfahren, aber bei ihm hat man noch ein anderes Mittel
ausgeprobt, um ihm ein Geſtändnis zu erpreſſen. Man hat
ihm in die bloßen Füße Hufnägel eingehämmert — er wurde
„beſchlagen”, wie der Agramer Polizeijargon dieſe Folterung
nannte — und der Unglückliche wird ſich zeitlebens nur auf
Krücken fortſchleppen können. Dem Kaufmann und früheren
Ab=
geordneten Stefan Javor hat man nach tagelangen
unmenſch=
lichen Torturen die älteſte Tochter ins Gefängnis gebracht mit
der Mitteilung, ſeine Frau ſei mit geſchlechtskranken Dirnen
zuſammen in einer Zelle eingeſperrt und werde dort ſo lange
bleiben, bis er ſich zu einem Geſtändnis bequeme. Ja noch
mehr, man hatte die anderen Kinder Javors zu Hauſe ohne
jede Nahrung eingeſchloſſen und ließ ſie ſo lange hungern, bis
der verzweifelte Vater alles unterſchrieb, was als ſeine
angeb=
liche Ausſage zu Protokoll gebracht worden war. Dem zum Tode
verurteilten Marko Hranilovic, dem Sohn eines hohen kroatiſchen
Offiziers, wurden von ſeinen Peinigern die Haare
büſchel=
weiſe ausgeriſſen, bis der Kopf völlig kahl war und dann der
blutende Schädel mit Gummiknüppeln bearbeitet. Aber das
meiſte, was die Angeklagten erzählten und was auch der
ärzt=
liche Befund beſtätigte, iſt in ſeiner entſetzlichen
Scheußlich=
keit überhaupt nicht widerzugeben.
Tagelang war in dem Prozeß von nichts anderem die Rede
geweſen, als von den grauenhaften Vorgängen im Agramer
Polizeigefängnis, aber der Gerichtshof hat auch nicht ein
einziges Wort der Kritik übrig gehabt gegen dieſe Art der
Rechtspflege, die den Staat, der ſie duldet und anbefiehlt für
immer aus der Kulturgemeinſchaft der Menſchen ausſchließen
müßte. Daß die jugoſlawiſchen Zeitungen darüber nichts
be=
richten durften, mag vielleicht noch auf einen letzten Reſt von
Schamgefühl zurückzuführen ſein. Aber es war ihnen auch
verboten worden, die Plaidoyers der Verteidigung zu
ver=
öffentlichen, und ſo durfte niemand erfahren, was die
ange=
ſehenſten kroatiſchen Rechtsanwälte, die ſich den Angeklagten
zur Verfügung geſtellt hatten, zu ihrer Rechtfertigung
vorbrach=
ten. Auch das ſollte Geheimnis bleiben, was Dr. Macek, der
Seite 9
bekannte Führer der kroatiſchen Bauernpartei als Verteidiger
über die eigentlichen Hintergründe des Prozeſſes erzählte und
was dann dieſen Prozeß ſo lehrreich gemacht hat. Die
Ge=
ſchichte nämlich, wie es zu der Ermordung des Agramer
Ver=
lagsdirektors Toni Schlegel gekommen iſt, die der Staatsanwalt
irgendwie mit den Angeklagten in Verbindung bringen wollte,
Schlegel gehörte zu den engſten Ratgebrn des Königs, und auf
ſeinen Einfluß iſt die Aufhebung der Verfaſſung und die
Pro=
klamierung der abſolutiſtiſchen Diktatur vor allem zurückzuführen.
Er war ſpäter der am meiſten gehaßt Mann im Lande, bis
ihn zwei kroatiſche Nationaliſten auf der Sraße niederſchoſſen,
als er am Abend ſein Büro verließ. Die Attentäter entkamen
in einer abenteuerlichen Flucht über die Grenze nach Italien,
und ſie haben vor den dortigen Behörden zu Protokoll gegeben,
daß der Anſtifter des Mordes ein Mitglied der Wiener
jugo=
ſlawiſchen Geſandtſchaft war, der ſich ihnen angefreundet hatte
und die Beſeitigung Toni Schlegels mit dem höheren
Staats=
intereſſe begründete. Der Mann iſt übrigens noch heute in
Amt und Würden, und man hat ihm in Belgrad den Erfolg
ſeiner Tätigkeit als agents provocateur ſehr hoch honoriert.
Mit der Ermordung Toni Schlegels hatten die Angeklagten
nicht das Geringſte zu tun gehabt, ja ſie wußten nicht einmal,
wer die Attentäter waren. Aber man wollte dem ganzen
Prozeß ſeinen beſonderen Rahmen geben und hat ſo einen
Zu=
ſammenhang konſtruiert, der in Wirklichkeit niemals beſtand.
Dr. Macek konnte ſeine Verteidigungsrede zuletzt in die
Feſt=
ſtellung zuſammenfaſſen, daß der Staatsanwalt niemanden eine
verbrecheriſche Tat nachweiſen konnte, weil eben niemand eine
ſolche begangen hatte. Und wenn der Gerichtshof trotzdem zu
einem Schuldſpruch käme, ſo führte er weiter aus, ſo könnte
er ebenſo gut die vielen Millionen Kroaten verurteilen, „die
genau ſo wenig die Vergangenheit Kroatiens vergeſſen haben
und genau ſo feſt an die Gegenwart und an die Zukunft
Krog=
tiens glauben”, wie die Angeklagten dieſes Prozeſſes. „An
eine Zukunft, die nicht auf Ekraſit, Revolvern und Munition
baſiert, ſondern auf dem tauſendjährigen Nationalgefühl des
ganzen kroatiſchen Volkes ..."
Man wird dieſes Nationalgefühl auch mit den Methoden
des Agramer Prolizeipräſidenten Bedekovie nicht zerſtören
können. Nicht mit den grauenhafteſten Folterungen und nicht
mit Todesurteilen und lebenslänglichen Zuchthausſtrafen. Man
wird damit nur erreichen, daß die ganze Kulturwelt ein Regime
ablehnt, das keine anderen Mitteln mehr kennt, um ſich an der
Macht zu erhalten, wie dieſe.
Hauptſchriftleitung: Rudelf Mauve
Veranwertich für Polltik und Wirtſchaft: Rudelf Mauve; für Feuilleton, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Sireeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andrea” Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tageswplegel in Bild und Wort: Dr. Herdert Reite:
ſar den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Wille Kuble.
Oruck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich im Darmſtadt
Jär mverlangte Manuſſripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
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den ich ſchon viele Jahre hatte. Verſchiedene Mittel,
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Seite 10
Dienstag, den 7. Juli 1931
Nummer 186
Sport, Spiel und Jucnen
Neuzeitliche Laufſchule.
Erſt Skil und Technik, dann Leiſtung. — Der Schrikt
gewinnk das Rennen!
Wir entnehmen dieſen Artikel des
Reichs=
ſportlehrers J. Waitzer der Monatsſchrift der
Deutſchen Sportbehörde für Leichtathletik „Start
und Ziel”. Nr. 7., weil wir glauben, daß er im
Hinblick auf die am Samstag und Sonntag hier
ſtattfindenden ſüddeutſchen Meiſterſchaften
beſon=
ders aktuell iſt. Die Red.
Die meiſten Leichtathleten wählen den Lauf als
Spezial=
übung. Richtige Laufarbeit iſt bei faſt allen Uebungen von
gro=
ßem Vorteil, ebenſo bei den Spielen (Fußball, Handball, Tennis,
Hockey uſw.). Schnelles Tempo und Stehvermögen werden im
Mittelſtreckenlauf und im Kampfſpiel verlangt. Eins von beiden
genügt nicht mehr. Dazu kommt noch die Forderung eines
tech=
niſch hochwertigen Bewegungsabslaufes. Mit mäßiger Technik
und unrationellem Stil können heute auch hochveranlagte
Wett=
kämpfer nichts Außerordentliches erreichen.
Veranlagung, reiner Stil, ſportgerechtes Training bilden die
Legierung zum ſportlichen Meiſter.
Für die Laufausbildung gilt wie für jeden Sport der Satz:
Erſt Stil und Technik, dann die Leiſtung. Der Laufſchulung wurde
ſtets beſonderes Augenmerk zugewendet, aber die Art und Weiſe
ihrer Durchführung hat nicht mit den neuzeitlichen Erfahrungen
Schritt gehalten.
Totale Körperarbeit, Schrittlänge und Gelenkarbeit ſind
For=
derungen, die jeder Uebungsleiter in der Laufſchulung an die
Spitze ſtellen muß.
Früher war das anders. Die Laufſchulung war nur auf
Schrittſchnelligkeit zugeſchnitten. Tretſtil war Evangelium. Hohes
Knieheben, Stampfen, ruckartige Armarbeit. Aufſetzen des Fußes
auf Zehen und Ballen blieben die typiſchen Arbeitsformen, die
man für geeignet hielt, einen guten Laufſtil zu erreichen. Dieſer
Weg führte faſt ausſchließlich zur Verkrampfung. Einzelne
hoch=
veranlagte Leute wie Rau, Braun u. a. entgingen dieſer Gefahr,
weil ſie durch eine gewiſſe Ueberlegenheit „ſpielend” ſiegen
konn=
ten. — Spielende Laufarbeit und nicht härteſte Muskelſpannung
bringt auch heute noch die beſten Zeiten, wie uns Vor= und
Zwi=
ſchenläufe beweiſen.
Schrittſchnelligkeit ſoll gefördert werden; aber nicht durch
Lau=
fen allein. Hier leiſtet Zweckgymnaſtik beſſere Dienſte. Man ſtärkt
durch Widerſtand die Lendenmuskeln und macht ſie dadurch fähig
das Bein in der Zeiteinheit ſchneller vorzubringen. „Der Schritt
gewinnt das Rennen.” Im Mittel= und Langſtreckenlauf ſchafft
ein ausgreifender, rationeller Schreitſtil beſſere Zeiten, als
ſchnel=
lere kurze, weniger anſtrengende Schrittarbeit. — „Schreiten” muß
in der Laufſchule betont werden. Schreiten kann man nur bei
to=
talem Körpereinſatz. Geſchieht das nicht, entſteht eine
ſprungähn=
liche Laufbewegung, die anſtrengendſte Art von allen.
Totale Körperarbeit, das Kennzeichen eines rationellen
Lauf=
ſtiles, wird verwirklicht durch die volle Streckung der abſtoßenden
Körperſeite mit Gegenſtellung der Hüft= und Schulterachſe.
Dieſe Verwringung des Körpers erlernt man am beſten beim
Gehen. Allerdings nicht bei der kümmerlichen „Latſchbewegung”
die man gewöhnlich als Gehen bezeichnet, ſondern durch den
ath=
letiſchen Schreitgang. Noch vor wenigen Jahren enthielt der
amerikaniſche Zehnkampf das Gehen über eine Meile. — Aus dem
Gang wächſt der Schreitſtil organiſch heraus. Nicht der Tretſtil.
Dieſer entwickelt ſich aus der Kauerſtellung beim Start.
Lauf=
ſchule beſteht zunächſt aus „Gehen”
Jeder Uebungsleiter merke ſich die Gegenſätze:
Tretſtil: Körper ſtark vorgeneigt. Beine gebeugt aufſetzen,
Bal=
lenſtellung der Füße, hohes Heben des Oberſchenkels (infolge
des vorgelegten Oberkörpers), verkürzter Schritt, kurzes
Arm=
ſchwingen.
Schreitſtil: Körper voll aufrichten, Unterſchenkel vorſchwingen,
Beine faſt geſtreckt aufſetzen auf Außenkante Sohle oder flacher
Ferſe. Hüften und Schulterachſe ausgiebig drehen, Füße
ab=
rollen mit Abſchnellen im Fußgelenk.
Das vervönte Schnellgehen kommt wieder zu Ehren in der
Laufſchule. Allerdings in reiner, fairer Ausführung. Wegfallen
ſollen in der Laufſchulung die nutzloſen Bahnrunden mit kurzen
Schritten, hohen Knien uſw. Nur bei Vorführungen kann das
ent=
ſchuldigt werden; auch dabei nicht mit hohen Knien. Nur zwei
Dinge betonen: 1. Starten und Tretſtil auf kurze Entfernung
(30 Meter), 2. Gehen und Schreitſtil im Wechſel, aber
zuſammen=
hängend. Schreitſtil braucht immer flottes Tempo. Langer Schritt
und langſames Tempo vertragen ſich nicht. Kann der Anfänger
das flotte Tempo zunächſt nur 150 oder 200 Meter durchhalten.
genügt dies vollkommen. Entfernung nur erhöhen, wenn der
Schritt nicht verloren geht. Beim Mittelſtreckenlauf ſoll der
Schritt am Schluß ebenſo lang wie zu Beginn, des Laufes ſein.
Verkürzt der Läufer den Schritt gegen Ende des Laufes, dann
Keine Tempoerhöhung, wenn nicht
Entfernung zurückſchrauben.
der Schritt der gleiche bleibt. — Wer den Schritt verliert, ver=
J. Waitzer.
liert das Rennen.
Die ſiebte Etappe der Tour de France, die am Montag von
Bordeaux nach Bayonne führte, brachte wieder Maſſenankünfte.
In der Einzel= und Länder=Geſamtwertung ergaben ſich keine
Ver=
änderungen.
Beim internationalen Springertag in Gelſenkirchen gewann
Viehbahn=Berlin das Herren=Kunſtſpringen vor Eſſen=Iſerlohn
und Stork=Franfurt, im Herren=Turmſpringen ſiegte Stork=
Frank=
furt vor Haas=Köln, während Frl. Jordan=Nürnberg das Damen=
Kunſtſpringen vor Frl. Kapp=Frankfurt an ſich brachte.
Süddeukſchlands Leichkakhlekik-Elite
in Darmſtadt.
Großkampfkage im Hochſchul=Stadion.
dr i Kei Slſfod fcide diet eun euſen diſch
im Vorjahr von Kämpfen anläßlich der Weltmeiſterſchaften der
Studenten ehrlich begeiſtert wurden, auch in dieſem Jahr am
nächſten Samstag und Sonntag die Süddeutſchen Meiſterſchaften
im zweckmäßig=ſchönen Hochſchulſtadion beſuchen werden, um
wie=
der einmal Großkämpfe der Leichtathleten zu erleben. Gerade
dieſe Meiſterſchaften in Darmſtadt werden qualitativ, den
Leiſtungen der Studenten=Olympiade kaum viel
nachſtehen, ja in einigen Diſziplinen ſogar
beſ=
er ſein! Dazu bietet ſich wieder einmal die Gelegenheit, bekannte
deutſche Olympiakämpfer am Start zu ſehen. Daß wir
hin=
ſichtlich der erſtklaſſigen Leiſtungen nicht zu viel behaupten, läßt
ſich aus der Tatſache beweiſen, daß die Meiſterſchaften eine ganze
Reihe von erſtklaſſigen Leichtathleten ins Hochſchul=Stadion
füh=
ren werden, die — wie geſagt — nicht nur im Süden unſeres
Vaterlandes, auch im übrigen Deutſchland, ja ſogar im Ausland
einen ſehr guten Namen haben. Das Meldeergebnis iſt
ganz ausgezeichnet ausgefallen und darf nach den
Beteiligungsziffern der letzten Jahre ruhig als
Rekordbetei=
ligung angeſprochen werden. Ganz abgeſehen von der
Quali=
tät der Gemeldeten läßt überdies die Meldung jedes Vereins
er=
kennen, daß in dieſem Jahr wohl auch alle Meldungen
eingehal=
ten werden. Ausallen Teilen Süddeutſchlands haben
die Zahl hat ſich mittlerweile erhöht — nun insgeſamt 62
Vereine nahezu 300 Teilnehmer gemeldet. Mit Genugtuung
dür=
fen wir dabei wohl auch feſtſtellen, daß dieſes erſtklaſſige
Melde=
ergebnis mitbedint iſt durch die vorteilhafte Lage der heſſiſchen
Landeshauptſtadt Darmſtadt.
So werden die in der Leichtathletik führenden Vereine mit
ihren beſten Athletinnen und Athleten aus Augsburg, Cannſtatt,
Darmſtadt, Frankfurt, Freiburg, Fürth. Heilbronn,
Kaiſers=
lautern, Karlsruhe, Kreuznach, Mainz, Mannheim. München,
Nürnberg, Offenbach, Pforzheim, Raſtatt, Regensburg,
Saar=
brücken, Schweinfurt, Schwetzingen, Stuttgart, Trier, Ulm,
Wies=
baden, Wurzburg, Zweibrücken u. a. aufmarſchieren, um die höchſte
Ehre des Süddeutſchen Fußball= und Leichtathletik=Verbandes, den
ſtolzen Meiſtertitel, in ritterlichem Wettkampf zu erringen.
Daß dieſe Meiſterſchaften in Darmſtadt überall mit
berechtig=
tem Intereſſe erwartet werden, geht u. a. auch aus der Tatſache
hervor, daß der Südweſtfunk am Sonntag eine Reportage
ſeines bekannten Sportſprechers Dr. Laven von einigen
Endkämp=
fen bringt. Ein Aufmarſch aller Teilnehmer und vor allem auch
das Zeremoniell der Siegerverkündung und =ehrung werden auch
dieſen Meiſterſchaften wieder ein beſonders, feierliches Gepräge
geben. Die „fußball= und handballoſe Zeit” iſt gerade gekommen.
Es iſt die Zeit unſerer Leichtathleten, und es ſteht zu hoffen, daß
gerade hier in Darmſtadt bei einigermaßen gutem Wetter viele
begeiſterte Zuſchauer im Hochſchul=Stadion prächtige Kämpfe
er=
leben werden. Die Sportgemeinde von Darmſtadt und Umgebung
hat am 11. und 12. Juli zu beweiſen, daß ſie der wunderſchönen
Leichtathletik aus den Tagen der Studentiſchen Olympia eine
ehr=
liche, dankbare Erinnerung bewahrt hat! Unſere Leichtathleten
und =athletinnen werden an dieſen Tagen der Meiſterſchaften
be=
ſtimmt alle Beſucher reſtlos begeiſtern. Unſeren Leſern aber geben
wir heute noch bekannt, daß Vergünſtigungen durch Eröffnung
von Vorverkaufsſtellen verbilligten Eintritt ermöglichen. Die
Tages= und Dauerkarten ſind zu niedrigen Preiſen ab Dienstag
erhältlich bei; Sporthaus Adelmann, Rheinſtraße; Zigarrenhaus
Becher, Grafenſtr. 39; Friſeur Ott. Riegerplatz 3 und am
Zei=
tungskiosk Skurnik im Schalterraum der Hauptpoſt.
Kanuſpork.
12. Kreis=Meiſterſchafts=Regatta des Oberrhein=Main=Kreiſes
in Karlsruhe.
Bei gutem Wetter wurde die diesjährige Kreisregatta im
Karlsruher Rheinhafen geſtartet. Das Meldeergebnis war
aus=
gezeichnet: 16 Vereine hatten ſich mit 77 Meldungen an den 19
ausgeſchriebenen Wettbewerben beteiligt. Die Paddelabteilung
des Schwimmklubs „Jung=Deutſchland‟ Darmſtadt hatte
ihre 2 Mannſchaften für 3 Rennen gemeldet und kam zu 2 Siegen.
Die Ergebniſſe: Zweier=Kajak, Anfänger, 1000 Meter: 8 Boote
am Start, Sieger Thomas—Schmank (Darmſtadt) 4:53, vor KC.
Speyer 5:1½ und Wiking=Colonia Köln 5:2. Vom Start weg lag
Darmſtadt in Führung und fuhr mit ruhigem Schlag den Sieg
unangefochten mit 2 Bootslängen Vorſprung nach Hauſe.
Zweier=Kajak, Kreismeiſter, 1000 Meter: Am Start 3 Boote.
Sieger WSV. Maxau. Maxau und Karlsruhe (Eglin-
Baldin=
ger) kämpften erbittert um die Führung. Bei 600 Meter fällt
Karlsruhe zurück und wird noch von Darmſtadt (Fasler—Müller),
die beim Start beinahe gekentert und etliche Längen verloren
hat=
ten, überholt. Zeit: M. 4:51, D. 5:03.
Zweier=Kajak, Junioren, 1000 Meter: Am Start 8 Boote,
Sieger P. Fasler—L. Müller, Darmſtadt. Bei 300 Meter liegen
Großmann—Wolf (Karlsruhe) mit 1. Länge in Führung.
Darm=
ſtadt arbeitet ſich langſam, aber ſicher heran, liegt bei 600 Meter
gleich, bei 800 Meter vorn und geht im ſchönen Stil im Endſpurt
davon. Mit dieſem Sieg konnte Jung=Deutſchland den anläßlich
der Rhein=Befreiungs=Regatta 1930 geſtifteten Preis des heſſ.
Staatspräſidenten, der damals von Wiking=Colonia Köln entführt
war, nach Darmſtadt holen.
Die Handball=Beſehung
für die neue Spielzeit hatte bisher Meinungsverſchiedenheiten
aufkommen laſſen. Die Bezirksbehörde hat ſich mit der Frage
befaßt und zur Vermeidung von Ungerechtigkeiten ein
Ueber=
gangsjahr eingeſchaltet. In den Gruppen Main und Heſſen
ſpielen in dieſem Jahr 8 Vereine, am Ende der Serie ſteigen dann
2 Vereine ab und 1 Verein auf.
In der Gruppe Main ſind die teilnehmenden Vereine:
FSV. Frankfurt, VfR. Schwanheim, TSV. Langen. Eintracht
Frankfurt, SC. Rot=Weiß Frankfurt. Es ſteigen auf: TSpGem.
01 Ffm.=Höchſt, VfL. Sachſenhauſen und Kickers Offenbach.
Die teilnehmenden Vereine der Gruppe Heſſen ſind:
SV. 98 Darmſtadt, Polizeiſpv. Darmſtadt, V. f. R. Rot=Weiß
Darmſtadt, Polizeiſpv. Worms. Wormatia Worms, Alemannia
Worms; es ſteigen auf: Sp.=Vgg. 04 Arheilgen und TSV.
Brauns=
hardt.
In der Gruppe Rhein bleibt die Zahl der ſieben Vereine
beſtehen: SV. 05 Mainz, SV. Wiesbaden, Polizeiſpp. Wiesbaden,
Poſtſpv. Wiesbaden, Hakoah Wiesbaden; es ſteigen auf: Haſſia
Bingen und 02 Kreuznach. In dieſer Gruppe ſteigt mit Ende der
Verbandsſpiele ein Verein auf und ein Verein ab.
Die Gruppenmeiſter ſpielen nach Beendigung der
Ver=
bandsſpiele anſchließend in Vor= und Rückſpiel die zwei
Teilneh=
mer zu den Spielen um die Südd. Meiſterſchaft aus. Der
Tabellenerſte (Bezirksmeiſter) und der Tabellenzweite nehmen an
den Spielen gegen die zwei Vertreter des Bezirks Rhein=Saar
(Gruppe Weſt) teil.
Die Verbandsſpiele beginnen am 9. Auguſt 1931. Am 6. 9.,
20. 9. und 18. 10. 1931 werden wegen dem vorausſichtlichen
Rück=
ſpiel gegen Mitteldeutſchland und den DSB.=Pokalſpielen einzelne
Verbandsſpiele abgeſetzt.
Der Frankfurter Dauerfahrer Schäfer ſtürzte bei dem
Dauer=
rennen in Kaiſerslautern und zog ſich dabei erhebliche
Fleiſchver=
letzungen zu.
Göppingen 04 brachte die ſchwäbiſche Waſſerballmeiſterſchaft
an ſich.
Im Kampf um den großen Fliegerpreis von Paris, bei dem
die teilnehmenden Deutſchen vorzeitig ausſchieden, ſiegte im
End=
lauf Weltmeiſter Michard vor ſeinem jungen Landsmann
Gerar=
din (Paris).
Exmeiſter Schönrath ſchlug in Krefeld den belgiſchen
Schwer=
gewichtler Meurant in einem Zehnrundenkampf nach Punkten.
Vienna=Wien ſchlug im Rückſpiel der erſten Runde zum
Mi=
tropa=Pokal die ungariſche Mannſchaft Bocskal 4:0 und
quali=
fizierte ſich damit für die zweite Runde.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 7. Juli.
7.30: Bad Hersfeld: Konzert des Kurorcheſters.
15.20: Hausfrauen=Nachmittag: Vorſchläge für fleiſchloſe Tage. —
Eine Hausfrau befragt die Gartenbauberatungsſtelle.
16.30: Karlsruhe: Nachmittagskonzert.
18.15: H. H. Trinius: U. S.A. — Einblick in den Schnürboden ihrer
Außenpolitik.
18.40: Zeit, Programmänderungen.
18.45: Dr. Rüdiger: Alfred Wegener zum Gedächtnis.
19.10: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.15: Freiburg: Prof. Dr. Lampe: Arbeitsmarkt=Entlaſtung durch
Lohnſenkung.
19.45: Italieniſche Muſik. Populäres Konzert des Philharmoniſchen
Orcheſters Stuttgart. Mitw.: Roſe Walter (Sopran), R. Butz
„Tenor).
21.00: Hörer contra Störer. Hörſpiel von A. G. Richter.
21.45: Kompoſitionsſtunde Paul Groß. Mitw.: G. Beerwald (
Vio=
line), L. Schuyer (Cello), K. Heß (Bratſche), O. Seyfert (Klavier),
22.45: Mannheim: Den Nachtregen rauſchen hören in Paraſaki aus
„Die acht Geiſter am Biwaſee” von Max Dauthendey. Ein
Melo=
drama. Muſik von Locks. Mitw.; Willy Birgel (Rezitation), W.
Locks (Orgel).
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 7. Juli.
15.00: H. Schacht: Mit Auto und Motorrad auf oſtafrikaniſchen
Straßen.
15.40: Wir photographieren den Alltag. Jugend=Fotowettbewerb.
16.00: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.00: M. Schaffer: Deutſche Schickſale in Amerika.
17.30: Prof. Dr. Mersmann: Einführung in die neue Muſik.
18.00: Dir. Lempelius: Die moderne Hausinſtallation.
18.30: Dr. Steinbömer: Tilmann Riemenſchneider zum 400.
Todes=
tege.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Liz. Dr. Hartmann: Zum Verſtändnis der Ereigniſſe in
Spanien.
19.30: Reichsminiſter a. D. Dr. Hamm: Wie iſt die
Weltwirtſchafts=
kriſe entſtanden?
19.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Konzert des Streichorcheſters arbeitsloſer Muſiker.
21.00: Tages= und Sportnachrichten.
21.10: Die Viſionen des Tilman Riemenſchneider. Eine Funkdichtung
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
anſchl. Spät=Konzert des Funkorcheſters.
Wetterbericht.
Ausſichten für Dienstag, den 7. Juli: Wechſelnd bewölkt mit
Auf=
heiterung, noch vereinzelte Schauer, zum Teil mit
Gewitter=
ſtörungen, etwas kühler.
Ausſichten für Mittwoch, den 8. Juli: Teils wolkig, teils
aufhei=
ternd, Nachlaſſen der Störungstätigkeit.
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Dienstag, den 7. Juſi
Der Röchling=Konzern im Jahre 1930.
Die Röchlingſche Eiſen= und Stahlwerke G. m. b. H., Völklingen=
Saar, verteilt für das Geſchäftsjahr 1930 eine Dividende von nur 10
Pro=
zent gegen 15 Prozent im Vorjahre an die Muttergeſellſchaft, die
Röch=
lingſche Eiſen= und Stahlwerke G. m. b. H. Die große Wirtſchaftskriſe
habe mit beſonderer Schwere den deutſchen Markt getroffen. Die
Abſatz=
möglichkeiten wurden ſtändig geringer Auch der franzöſiſche Markt
zeigte trotz ſeiner weſentlich größeren Widerſtandsfähigkeit immer
deut=
lichere Zeichen der Verſchlechterung.
Ueber die Beteiligungen wird ausgeführt, daß bei der Gewerkſchaft
Carl Alexander in Baesweiler die gehegten Erwartungen ſich noch nicht
ganz erfüllten. Immerhin habe die Förderung geſteigert und trotz des
außerordentlichen Abſinkens der Erlöſe ein weſentlich beſſeres
finan=
zielles Ergebnis erzielt werden können als im Vorjahr. Bei der
Kraft=
werk Wehrden G. m. b. H. in Berlin, bei der mit Wirkung vom 1.
Ja=
nuar 1930 das Kapital auf 2 Mill. RM. erhöht wurde, ſei das
Ge=
ſchäftsergebnis für 1930 wieder durchaus befriedigend geweſen.
Die Edelſtahlwerk Röchling A.=G., Völklingen (Saar) verteilt für
1930 eine Dividende von ebenfalls 10 (im Vorjahre 15) Prozent, die
wiederum an die Röchlingſche Eiſen= und Stahlwerke G. m. b. H.
ab=
geführt wird. Im Gegenſatz zum Vorjahr habe das Jahr 1930 auf der
ganzen Linie im Zeichen ſtärkerer Abnahme der Abſatzmöglichkeiten nach
Menge und Wert geſtanden. Der Abſatz im Gebiet S. A. Francaiſe des
Forges et Aciéries de la Sarre, Paris, ſei 1930 ſtark zurückgegangen.
Immerhin ſei das Jahresergebnis zufriedenſtellend geweſen. Die
Divi=
dende konnte von 8 auf 10 Prozent erhöht werden. Die Beſchäftigung
habe in Frankreich neuerdings ſehr ſtark nachgelaſſen, ſo daß im Jahre
1931 mit einem ähnlichen günſtigen Ergebnis nicht mehr gerechnet
wer=
den könne.
*
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 6. Juli.
Die Effektenbörſe eröffnete zu Beginn der neuen Woche infolge der
dauernden Verzögerung der Pariſer Verhandlungen ſehr unſicher und
durchweg ſchwach. Nach den neueſten Meldungen hat die amerikaniſche
Regierung den franzöſiſchen Gegenvorſchlag hinſichtlich den Kompetenzen
des Sachverſtändigenausſchuſſes als unannehmbar bezeichnet, ſo daß man
in Börſenkreiſen mit einer weiteren Verſchleppung der Verhandlungen
rechnet. Ungünſtig wirkten ferner der anhaltend ſteife Geldmarkt und
die Kombinationen, die man an die Unterſuchungen beim Nordd. Wolle=
Konzern knüpfte. Auch die mögliche Inanſpruchnahme eines
Golddis=
kontbankkredites durch die Reichsbank fand ſtarke Beachtung. Nachdem
vorbörslich die Kurſe mehrprozentig heruntergeſprochen wurden,
eröff=
nete die offizielle Börſe nicht ganz ſo ſchwach, da das herauskommende
Material bei den Banken Unterkunft fand. Immerhin ergaben ſich
gegen die ſchon ſchwachen Samstagsſchlußkurſe erneute Verluſte von
durchſchnitlich 1½—3 Prozent. Deutſche Anleihen ſchwach. Altbeſitz
minus 1 Prozent, Neubeſitz und Schutzgebiete bis ½ Prozent
nach=
gebend. Von Ausländern lagen Mexikaner und Türken matter. Der
Pfandbriefmarkt verkehrte bei ruhigem Geſchäft in etwas ſchwächerer
Haltung. Nach den erſten Kurſen verſtärkte ſich die Abgabeneigung, ſo
daß für Spezialwerte ernent Kursrückgänge von 1—2 Prozent eintraten,
Salzdetfurth mindeſtens 4½ Prozent. Im Verlaufe kam zu der wenig
zuverſichtlichen Stimmung noch der ungünſtige Einfluß der erneuten
Ver=
ſtärkung der Deviſennachfrage hinzu. Erſt kurz vor Schluß der Börſe
und an der Nachbörſe ſetzte ſich auf eine beſſere Beurteilung der
politi=
ſchen Situation eine leichte Erholung durch. Die Spekulation nahm
kleine Deckungen vor, ſo daß Beſſerungen von 1—2 Prozent zu
ver=
zeichnen waren. Nachbörslich nannte man J. G. Farben mit 129½
Prozent, d. h. 2 Prozent über dem Eröffnungskurs.
Die Tendenz an der Abendbörſe war nach der Erholung im
Mittagsſchlußverkehr wieder ſchwächer, zumal auch von den
Auslands=
börſen ſehr niedrige Kursmeldungen vorlagen. Die ſtarke Nachfrage
nach Devifen heute und die Ungewißheit über die Pariſer Verhandlungen
waren nicht dazu angetan, eine Belebung des Geſchäftes herbeizuführen.
Die Spekulation hielt ſich weiter ſtark zurück. Die Kurſe lagen gegen die
hohen Nachbörſennotierungen meiſt von 1—2 Prozent ſchwächer, gegen
die Berliner Schlußkurſe uneinheitkich und überwiegend nur knapp
ge=
halten Bemberg verloren 2½ Prozent. Im Verlaufe herrſchte ſtarke
Geſchäftsloſigkeit; vereinzelt konnten ſich die Kurſe leicht erhöhen, teils
bröckelten ſie weiter etwas ab. Am Anleihemarkt waren Altbeſitz an
geboten und 1 Prozent ſchwächer. Altbeſitz 48½, Neubeſitz 4,70,
Com=
merzbank 100½, Danatbank 101¾, Reichsbank 128¾, Gelſenkirchen 685
bis 68, Weſteregeln 116, Rheinſtahl 71, A. E. G. 87—86½—86¾, Bemberg
86—85, Deutſche Linoleum 59, J. G. Farben 127½—1277/, Gesfürel
101½, Schuckert 115, Siemens 145½—145, Lloyd 477/s.
Berlin, 6. Juli.
Die Börſe eröffnete den neuen Berichtsabſchnitt wieder in
ſchwäche=
rer Haltung. Vorbörslich hatte man die Kurſe mehrprozentig ſchwächer
taxiert, doch wurden die vorbörslichen Taxen zu Beginn des offiziellen
Verkehrs nicht erreicht. Die Kurseinbußen betrugen 1 bis 2 Prozent, bei
Spezialwerten bis zu 3—5 Prozent. In der Hauptſache verſtimmte die
Tatſache, daß noch immer keine Einigung bei den Pariſer
Verhand=
lungen zuſtande gekommen iſt und die Hoffnungen auf eine Perfek
tuierung des Plänes für den heutigen Tag kaum noch beſtehen. Das
von dem geſtern plötzlich einberufenen Generalrat der Reichsbank
aus=
gegebene Communiqué hat keine größere Wirkung gehabt, es befriedigte
lediglich die Tatſache, daß keine Beſchlüſſe hinſichtlich einer Herabſetzung
der Notendeckungsgrenze gefaßt wurden. Die Mitteilung von der
In=
anſpruchnahme des 50=Millionen=Dollarkredites der Golddiskontbank
konnte die Stimmung nicht beeinfluſſen. Die anderen vorliegenden
Mo=
mente, wie die Verringerung des Kaliabſatzes und der Ruhrkohlenabſatz
im Juni verſtimmten natürlich gleichfalls. Zu den erſten Kurſen lag aus
dem Auslande und der Provinz Angebot vor, das von den Banken
überall glatt aufgenommen wurde. Im Verlaufe ſchritt die Börſe zu
weiteren Abgaben, zumal auch von den übrigen Auslandsbörſen
ſchwä=
chere Kurſe vorlagen, ſo daß das Anfangsniveau bis zu 4 Prozent
unter=
ſchritten wurde. Deutſche Anleihen lagen ebenfalls ſchwach.
Wietſchaftliche nungſchau.
Produkkenberichke.
Mannhefmer Produktenbericht vom 6. Juli. Weizen inländ. B,50
bis 29,50, zollbegünſt. 31,75—32,25, Roggen inländ, 25, Hafer inländ. 19
bis 20, Futtergerſte 19—20, Sohaſchrot (Mannh. Fabr.) prompt 13,
Biertreber mit Sack 9,75—11, Trockenſchnitzel 7, Wieſenheu loſe 4,80 bis
5,20, Luzernkleeheu 5—5,60, Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 3,30—3,50,
Hafer=Gerſte 2,80—3, geb. Stroh Roggen=Weizen 2,70—2,90, Hafer=Gerſte
2,40—2,60, Weizenmehl Spezial 0 mit Sack (Großmühlenpreis ab Mühle)
Juli=Auguſt 38,75—39,50, September=Oktober 36,50—37, Roggenmehl
mit Sack (60 Prozent) 34—34,50, feine Weizenkleie mit Sack 10,25 bis
10,50. Tendenz ruhig. Auf größeres Angebot in in= und ausländiſchem
Weizen verkehrte die Börſe in ruhiger Haltung.
Frankfurter Produktenbericht vom 6. Juni. Die Tendenz an
30
heutigen Getreidebörſe war ruhig. Es notierten Weizen (74 Kilo)
bis 295, Roggen (70—71 Kilo) 250, Hafer 190—195, Weizenmehl ſüdd.
39—39,75, dito niederrhein. 39—39,50, Roggenmehl 32,50—33,50,
Weizen=
kleie 10,10—10,25, Roggenkleie 11,50, Erbſen 30—36, Linſen 25—68, Hen
neuer Ernte 3,50, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepr. 3, gebündelt 2,75,
Treber 10—11.
Diehmärkke.
Von der Frankfurter Börſe. Die Zulaſſung der 150 000 000.— RM.
6 Prozent Schatzanweiſungen Reihe I der Deutſchen Reichsbahn=
Geſell=
ſchaft, fällig 1. September 1935, Zinslauf ab 1. September 1930, zur
Notierung im „Amtlichen Börſen=Kursblatt der Maklerkammer
Frank=
furt a. M.” wurde genehmigt.
Heinrich Lanz A.=G., Mannheim. Der nunmehr auf den 20. Juli
einberufenen Generalverſammlung wird lediglich der
Geſchäftsberich=
für 1929 vorgelegt werden, während der Abſchluß für 1930 erſt ſpäter
genehmigt werden ſoll. Gegenüber der früher mitgeteilten Verwendung
des einſchl. des Vortrages mit 616 029 RM. ausgewieſenen Reingewinns
(es ſollten damals 500 000 RM. einer Sonderreſerve zugeführt und
119 029 RM. auf neue Rechnung vorgetragen werden) werden jetzt
zu=
nächſt 500 000 RM. auf Warenvorräte abgeſchrieben, ſo daß, da für 1929
nur ein Reingewinn von 467 776 RM. ausgewieſen wird, ein Verluſt
von 32223 RM. verbleibt. Um dieſen kürzt ſich der Gewinnvortrag aus
1928 mit 151 253 RM., ſo daß ein Gewinn von 119 029 RM. verbleibt,
der wiederum vorgetragen wird.
Sunlicht=Geſellſchaft A.=G., Mannheim=Berlin. Durch die in der
letzten Hauptverſammlung beſchloſſene Verlegung umfaßte das
Geſchäfts=
jahr nur die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1930. Die
außerordent=
lich ungünſtigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe, in ihrer Wirkung verſtärkt
durch die ſtarken Preisſenkungen auf dem deutſchen Seifenmarkt,
beein=
trächtigen das Ergebnis des Geſchäftsjahrs erheblich, ſo daß es nach
Vornahme der normalen Abſchreibungen mit einem Verluſt von 49 815
RM. (30. 6. 1930: einſchließlich 542 121 RM. Vortrag 1278025 RM.
Geſamtgewinn, der nach Zuweiſungen von 36 800 RM. an den geſetzlichen
Reſervefonds ſowie Zahlung der Vorzugsaktiendividende zurückgeſtellt
wurde) abſchloß. Die ordentliche Hauptverſammlung beſchloß, dieſen
Verluſt vorzutragen.
Hannoverſche Maſchinenbaufabrik vorm. Georg Egeſtorff (Hanomag).
In der ordentlichen Generalverſammlung wurde der Abſchluß für 1930
genehmigt. Der Verluſt von 3,735 Mill. RM. wird nach Auflöſung der
geſetzlichen Reſerve mit 3,064 Mill. vorgetragen. Dem bekannten Antrag
der Verwaltung gemäß wurde weiterhin beſchloſſen, das Grundkapital
von 14 466 600 RM. auf 9 Mill. RM. herabzuſetzen. Der durch die
Kapitalherabſetzung freiwerdende Betrag dient ebenſo wie der Reinerlös
aus dem Henſchelabkommen vor allem zur Tilgung des Verluſtes und
außerordentlichen Abſchreibungen. Ueber die Geſchäftslage im neuen
Jahr wurde von der Verwaltung mitgeteilt, daß die Umſätze im 1.
Halb=
jahr 1931 gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres geſtiegen ſeien.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Die auf den Stichtag des 1. Juli 1931 berechnete
Großhan=
delsrichtzahl des Statiſtiſchen Reichsamts iſt gegen den 24. Juni
ds. Js. von 112,8 auf 112,5 v. H., alſo um 0,3 v. H.
zurückge=
gangen.
Meldungen, wonach der Rediskontkredit der Reichsbank bis
über Ultimo Juli verlängert und um 50 Millionen Dollar
erwei=
tert werden ſoll, ſind verfrüht. Diesbezügliche Verhandlungen
ſind jedenfalls noch nicht aufgenommen.
Die Olex, Deutſche Benzin= und Petroleum=G. m. b. H. in
Berlin, von deren 24 Mill. Anteilen 75 Prozent bei der Anglo
Perſian Oil Co. Ltd. London und 25 Prozent bei der Deutſchen
Petroleum=AG. Berlin liegen, hat ihr Kapital um 36 auf 60
Mil=
lionen erhöht; die neuen Anteile wurden ſämtlich von der Anglo
Perſian übernommen. Der prozentuale Anteil der Deutſchen
Petroleum=AG. ſinkt damit auf 10 Prozent.
Die Kaſſeler Verwaltung teilt mit, daß am 3. Juli 1931 eine
Verloſung von insgeſamt 974 200 GM. ihrer 4½prozentigen
Li=
quidationsgoldpfandbriefe ſtattgefunden hat, die zum 1.
Septem=
ber 1931 zur Rückzahlung gelangen. Gleichzeitig ſollen die
ſämt=
lichen noch im Umlauf befindlichen 4½prozentigen Goldzertifikate
der Anſtalt zur Rückzahlung aufgerufen werden.
Das Bankhaus Stecher in Dillingen hat beim Amtsgericht
Zahlungseinſtellung beantragt.
Die Hotelbedarf AG., Wiesbaden, weiſt für 1930 15 988 RM.
Verluſt aus. Der Bruttogewinn betrug 54 420 RM., Unkoſten
erforderten 60 441 RM und Abſchreibungen 8627 RM.
Die Frankonia Schokoladenwerke AG in Würzburg beruft
für den 25. Juli eine ao. GV. ein, auf der Beſchluß gefaßt werden
ſoll über eine Zuſammenlegung von 1 Mill. RM. im Beſitze der
Geſellſchaft befindliche eigene Aktien im Verhältnis 5:1.
Die Meldungen über einen beabſichtigten Zuſammenſchluß des
Tucher=Brauhaus Nürnberg entbehren jeder Grundlage.
Der Wirtſchaftsverband der Deutſchen Senſeninduſtrie und der
Oeſterreichiſche Senſenverband berichten von ihrem unveränderten
Weiterbeſtand. Die bisherige Verſtändigung ſoll auch zukünftig
aufrechterhalten bleiben.
Nachdem 60 franzöſiſche Textilfabriken den Streik beendet
haben, haben weitere 34 ſich mit der Annahme des Lavalſchen
Vorſchlages einverſtanden erklärt, ſo daß am Montag in 94
Fa=
briken die Arbeit wieder aufgenommen wird.
Berliner Kursbericht
vom 6. Juli 1931
Oeviſenmarkt
vom 6. Juli 1931
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank . . . . . . .
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
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Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloht
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Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
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100 Schilling
100 Tſch.Kr.
100 Peng‟
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 k=Stg.
1 Pap. Peſ=
1 Dollar
100 Belge
100 Lire
100 Francs
Geld
10.59:
59.17
12.475
73.43
3.047
169.3
112.7
112.72
112.88
20.471
1.351
1.2
58.
22.06
16.475
Brieft
10.613
59.29
12.49
73.57
3.05.
169
11.
1.
2.94
113.1
20.515
1.3!
4.2
58.83
22.10
16.51
Schweiz
Spanien
Danzie
fapan
Rio deJanerro
Jugoſlawien
ortugal
Athen
Iſtambu
Kairo
Kanada
Uruguat
Jsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga
Währung
100 Franker
100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
1 Milr
100 Dinar
100 Escudr
100 Drachm
1 türk.
1 ägypt. 2
1 can
ſt Gold. 2
eſo
100 ist. Kr.
100 eſtl. Kr.
100 Lats
Geld/Brief
K
21.
1.8
1.31
18.64
5.455
21.01 21.0
4. 194
92.
69
81.09 Ei.
81.78
40.04
W.G.
2.1
449
8.64
5.465
A.
2.462
.53
112.2
Frankfurter Kursbericht vom 6. Juli 1931.
7% Dtſche.
Reichs=
anleihe v. 1929
6% Dtſche.
Reichs=
anleihe v. 1927
5½%Intern. „v. 3
6% Baden
Fre=
taat von 1930
8% Bay.
Staats=
anleihe v. 1929
6% Bay.
Staats=
anleihe v. 1927
8% Heſſen Volks
ſtaat von 1928
82
Heſſen
Volks=
t von
6% Preuß. Staats.
anleihe von1928
8% Sachſen Fre
ſtaat von 192
Sachſen Frei=
*
ſtaat von 1927
7% Thüringer Frei
ſtaat von 1927, 83.5
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +
Ablöſungsanleih
Dtſche. Anl. Ablö=
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe ..
% Aachen ..v.
% Bad.=Bad. v. 2
6% Berlin v. 24
Schätze
2
„
Mainz
Mannh
Goldpfbr.. .
Heſſ. Landesk
Goldpfbr. . . .
6 Heſſ. Landesb
Goldoblig. ...
Mannheimer Viehmarkt vom 6. Juli. Auftrieb: 206 Ochſen, 2u
Bullen, 267 Kühe, 409 Färſen, 768 Kälber, 34 Schafe, 3031 Schweine,
1 Ziege. Preiſe für 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 45—47,
b) 36—38, c) 38—40, Bullen a) 35—38, b) 32—34, c) 30—32, Kühe
1) 34—38, b) 26—31, c) 21—24, d) 14—18, Färſen a) 47—48, b) 41—43.
36—38, Kälber b) 50—55, c) 44—48, d) 38—42, e) 30—36, Schafe
b) 30—32, Schweine a) 43—44, b) 44—45 c) 46—47, d) 46—47, e) 44—45,
f) 41—43 Marktverlauf: Großvieh ruhig, kleiner Ueberſtand; Kälber
ruhig, langſam geräumt; Schweine ruhig, langſam geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 6. Juli. Aufgetrieben waren: Rinder
1536, darunter Ochſen 273, Bullen 182, Kühe 587, Färſen 454, Kälber
92, Schafe 50, Schweine 5088. Bezahlt wurde pro Zentner
Lebend=
gewicht: Ochſen al) 43—47, a2) 39—42, b) 32—38, Bullen a) 37—40.
b) 32—36, Kühe a) 34—36, b) 28—33, c) 20—27, Färſen a) 43—47,
b)39—42, c)32—38, Kälber b)52—57, c)45—51, d)35—44, Schweine a)
bis 46, b)42—46, c) 44—47 d) 43—47, e) 40—43, Schafe nicht notiert.
Markt=
verlauf: Rinder ſchleppend, Ueberſtand; Schweine ruhig, ausverkauft;
Käl=
ber ruhig; Schafe geräumt. Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch
10—76, 2 60—70 Bullenfleiſch 1 65—68, Kuhfleiſch 2 40—50, dito 3 30—40,
Kalbfleiſch 1 70—90, Schweinefleiſch 1 58—62. Geſchäftsgang:
ſchlep=
pend. — Der Rindermarkt war ſtärker als in der Vorwoche beſchickt. Bei
ſchleppendem Geſchäft verblieb Ueberſtand. Die Preiſe gaben etwas nach.
Etwa 48 Prozent des Auftriebes wurde wieder in die umliegenden
Ver=
ſorgungsgebiete ausgeführt. Auf den Schweinemarkt war die
Be=
ſchickung etwas ſchwächer als im vorwöchigen Hauptmarkt.
8%
Obl.
Preaß.
Goldobl.
Goldpfbr.
%Naſſ. Lan
Goldpfbr.
% Naſſ. Lar
Goldpfbr.
mel=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser, 1
8 80.5 83. 80.5 N.25 75.5 W 95 71.5 69.5 A F1 94 67.5 9/ 91.75
D 88 gl R Eiaoo 94.5 R 92.25 9s 92 Ar 86.9 B5 81.5 100.5 A 97 95.5 197 Re 197 Arf r./99 91 r./ 95 93 ./86 85 Ae 98 g7. 93.5 85.5 85.5 /89,75 89.5 so as %
Div. 5. 6. 6. 7. Dt. Komm. Sam= nel=Ablöſ.=Anl.
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Frtf. Hyp.Bk 9 96 6
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Lig. Pfbr.
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Bfälz. Hyp.B 101.5 98 4½% Liqu. Pfbr 90.7 88 ſrß. Bodcr.=Bk. 100.5 96.25 4½% „Liqu. Pfbr
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4½% Prß. Ct. Bod., Ansé 97 Cred. Bk. Lig. P 88.75 86.5 8%Rhein. Hyp.=Bk. 1 96.25 93 411 O Lig. Pfdbr.
8-
% Rhein.=Weſtf. 8921.
99.5 8
97 Bd. Credit .."
8% Südd. Bod., Cred., 70 4½% Südd. Bod.,
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n —
79 114.75 122.75 59.5 60 1 59.5 — 88 99.! 2C
* *2. äis 2
— — R D 8 64 — 10 4.75
* 101: * 15 156 A — — 132 28 e 123 u 3 — 71.5 62.5 69 72 1 —
91.25 88.25
30 23 9 91 A
112.25 12 9
3.75 24.5 * K4 91 12 168 142 10 111 31.75 1 145 158 13.5 16 60.5 63.25 1 110 115 59.5 Re 57.25 55.5 11 N
3 — 37 — 6 — —
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ſtr
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Mein.
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10 131.*5 3.75 129 5 — 12 92 — 49.9 „1 10 A 16 12 A 103.5 18 16I. — 1—1 —
6. 7.
94.5
70.5
241
84l,
18.25
43
24.75
21
62
85.25
98
119
209
100.25
101
100
117.5
90.5
8271.
4
41.25
19
[ ← ][ ][ → ]Seite 12
Dienskag, den 7. Juſi 1931
Nummer 186,
22242 Nur noch heute und morgen
Jarmiln Rovotna u. Hans Heinz Follmann
in der entzückenden Operette
Ber Bettelstudeng
Regie: Victor Janson
Jagendliche haben Zutritt.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
* Nur noch heute und morgen
22
50
6 Jahre A
Stttt zee-
Dapeten
Santn
Der unübertreffliche musikalische Schwank
Die Bräutigams-Witwe
Regie: Rich. Eichberg
mit Martha Eggerth, Georg Alexander u. Fritz Kampers
V.10369)
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Heute letzter Tag
A
Im Stummfilm-Doppelprogramm
Tarzan der Tigel
Neue Abenteuer Tarzans im Urwald.
sowie der Film aus der Fremdenlegion
Die Hölle der Heimatlosen
Beginn: 3.45, letzte Vorstellung 8.15 Uhr.
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Inhalt: 5 1. Kirche und Staat. §2. Die zur kirchlich=
ver=
mögensrechtlichen Verwaltung berufenen Organe. 83. Die
kirchliche Vermögensverwaltung im engeren Sinne. 84. Das
kirchliche Bauweſen. §5. Das Kirchenſteuerweſen.
Der Verfaſſer gibt in knappen Zügen die hauptſächlichſten zurzeit geltenden
Beſtimmungen im Bereich des kirchlichen Vermögensrechtes innerhalb der
heſſiſchen Landeskirche. Nach einem kurzen Überblick über die heutige
rechtliche Stellung von Staat und Kirche (nach Reichsverfaſſung 1919 und
Kirchenverfaſſung 1922) werden, aus der Praxis heraus, die
vermögens=
rechtlichen Organe und deren Funktionen (Voranſchlag, Rechnung
der Kirchengemeinde, Anleihen und Kapitalien, Schenkungen,
Veräuße=
rungen und Erwerb von Grundbeſitz etc.) behandelt. Beſondere Abſchnitte
ſind dem kirchlichen Bauweſen (Baupflicht und Verfahren) und
Kirchenſteuerweſen gewidmet. Die Schrift iſt die notwendige
Ergän=
zung zu dem Kirchenrecht von Köhler (1884) und von Eger-Friedrich
(1911/14) und wichtig für die Aufſtellung des Voranſchlages und
die geſamte Vermögensverwaltung der evangeliſchen
Kirchen=
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Dienstag, den 7. Juſ 1931
Seite 13
Sagdsaltaft
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
20)
Copyright by Ernſt Keils Nachf. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Morans ſcharfes Ohr hatte die Worte trotz der Entfernung
wohl verſtanden. Er wandte ſich nach der Nichtung des
Spre=
chers. „Wenn ich recht verſtand, wurde da eben ein Vergleich
zwiſchen Doktor Fortuyns Methode und der unſeren hier
gezo=
gen. Nichts wäre verkehrter, meine Herren, als die beiden
Methoden in Vergleich zu bringen. Fortuyns Elektroſyntheſe
würde” — eine kleine Pauſe —, „wenn ſie ſich in der
gewünſch=
ten Weiſe entwickeln läßt, die Chemoſyntheſe ſofort in den
Schatten ſtellen!“
„Ineertus an, indertus guando!” rief Dr. Abt laut lachend
Dr. Wendt zu. Moran ſchien die Worte nicht gehört zu haben;
jedenfalls nahm er keine Notiz davon.
Als Dr. Wendt in ſeine Abteilung zurückkam, war ſein
erſter Gang zu Tilly, die während Fortuyns Abweſenheit deſſen
Büro als Arbeitszimmer genommen hatte, um eine ſchon ſeit
langem fällige Sichtung und Ordnung der letzten Protokolle
vor=
zunehmen.
„Augenblick, Tilly! Komme eben von drüben. Moran
erklärte ſeinen Leuten gerade die neue Sache. Und wenn
alles ſo klappt, wie er’s ſich denkt, iſt’s ſicherlich kein fauler
Zauber.‟ Er gab Tilly in großen Zügen ein Bild von dem,
was er geſehen und vernommen hatte. „Höchſt anſtändiger
Kerl — muß ich ſagen, Tilly. Beſſer konnte er dem dummen
Schwätzer, dem Abt, nicht übers Maul fahren. Uebrigens:
dieſer alberne Kerl verſetzte mir zum Schluß noch eine Pflaume,
die ich offen geſtanden — ich ſchäme mich ein bißchen ob meines
mangelhaften Lateins — nicht recht begriffen habe.. Er ſagte
mit Anſpielung auf Fortuyns Verfahren: „Incertus an, incertus
quando‟"
„Lieber Rudi, ich habe ſchon ſo oft Ihre bedauernswerten
Lehrer bemitleidet und kann das nur wiederholen. Das heißt
wörtlich: „Unſicher, ob — unſicher wann’. Alſo, unſer lieber
rüherer Kollege Abt wollte ſagen, daß es jedenfalls ſehr
un=
ſicher ſei, ob Fortuyns Methode überhaupt jemals Erfolg haben
würde."
„Na — dem werd’ ich’s ja gelegentlich ſtecken!” brummte
Rudi vor ſich hin und ging hinaus.
Als um ein Uhr, nach der Mittagspauſe, Wittebold in
Fortuyns Zimmer kam, ſagte ihm Tilly: „Ich hab' hier eine
Menge loſen Materials”.
ſie deutete auf einen hohen Stapel
auf dem Boden neben ſich —, „das in die Akten eingeheftet
werden muß. Eilige Arbeit! Ich geh’ eben zu Tiſch. Machen
*
Sie ſich inzwiſchen darüberher!
Wittebold nahm das ganze Material und trug es in einen
Nebenraum, den Fortyun zu techniſchen Arbeiten zu benutzen
pflegte. Hier breitete er es auf einem großen Tiſch aus. Er
hatte noch nicht lange gearbeitet, da hörte er Schritte im
Labora=
torium. Weil er aber gleichzeitig das Klappern von Tellern
und Beſtecken vernahm, kümmerte er ſich nicht weiter darum.
Irgendein Angeſtellter des Kantiniers wahrſcheinlich, der das
Frühſtücksgeſchirr wegräumte. Er horchte erſt auf, als die
Schritte ſich Fortuyns Arbeitszimmer näherten.
Was wollte der hier? Wittebold huſchte leiſe hinter die
halboffene Tür. Durch den ſchmalen Spalt erkannte er den
Büfettier Franz Meyer. Am Arm trug er einen Korb mit
dem eingeſammelten Geſchirr. Obwohl er auf den erſten Blick
ſehen mußte, daß in Fortuyns Zimmer nichts für ihn
abzu=
holen war, kam er doch herein, ſtellte den Korb hin und griff
nach dem Telephonhörer.
Wittebolds Erſtaunen wuchs. Der Büfettier meldete ein
Geſpräch nach Berlin an: „Amt Landgraf, Nummer 3718”
Während der Wartezeit ging Meyer auf und ab, beſah ſich
die Einrichtung, trat auch einmal auf die Schwelle und warf
einen flüchtigen Blick ins Nebenzimmer, ohne Wittebold in
ſei=
nem Verſteck hinter der Tür zu bemerken.
Das Telephon meldete ſich. Meher ſprach: „Bitte Herrn
Boffin, falls er noch dort iſt! . . . Ja? Dann rufen Sie
ihn an den Apparat!” Nach einer Weile: „Ja — hier Meyer
. . Das Gewünſchte geht Ihnen morgen durch einen Boten
zu .. . Wie meinen —? Die Analyſe? Da konnten Sie doch
zufrieden ſein! Andere Wünſche teilen Sie, bitte, ſchriftlich
mit! Iſt beſſer, Herr Boffin, wenn Sie ſchreiben! . . . Sonſt
nichts? . . . Wie? Wer’s bringt? . . . Weiß ich noch nicht.”
Meyer legte den Hörer auf, nahm ſeinen Korb und entfernte ſich.
Wittebold ging leiſe in Fortuyns Zimmer und ſah ſich um.
Alles in Ordnung. Was hatte der Kerl hier aber zu
telepho=
nieren? Er trat an die Tür und ſchielte dem Manne nach,
der dem gegenüberliegenden Ausgang zuſtrebte. Dort machte er
an einem der offenſtehenden Fenſter plötzlich halt, ſchaute in
das ſpiegelnde Glas, fuhr ſich über den Scheitel, wie um ihn
zu ordnen.
Wittebold täuſchte ſich über die Harmloſigkeit dieſer
ſchein=
bar ſo natürlichen Geſte. Wie konnte er auch ahnen, daß jene
Fenſterſcheibe dem Meyer das Geſicht des Horchers hinter der
Tür zeigte? Und daß er ſich nur deshalb die Haare
zurecht=
ſtrich, um den Beobachter genau zu erkennen? Nun ging er
weiter — verließ, ohne ſich umzuſchauen, das Laboratorium.
Als Tilly um zwei Uhr zurückkam, war Wittebolo mit ſeiner
Arbeit fertig. Aber ſtatt nun zu gehen, druckſte er eine
Zeit=
lang ſo offenkundig, daß Tilly aufmerkſam wurde.
„Na, haben Sie noch was Beſonderes auf dem Herzen,
Wittebold?"
„Ach ja, Fräulein Doktor. Ich möchte gern für morgen
Ur=
laub haben. Ein naher Verwandter in Berlin iſt ſchwer
er=
krankt.”
„Und da wollen Sie nach Berlin?”
„Ja, Fräulein Doktor; wenn Sie ſo gut wären und —
„Aber gewiß, Wittebold. Fragt ſich nur, wer Sie vertritt.”
„Oh, Schappmann würde das wohl gern übernehmen.”
„Na — dann iſt’s ja gut! Fahren Sie! Für einen Tag
bedarf es ja keines großen Urlaubsgeſuches. Das machen wir
unter der Hand.”
Nach Werkſchluß ſaß Wittebold in ſeiner Stube, ohne Licht,
im Dunkeln. Den Kopf in den Arm geſtützt, dachte er über den
heutigen Tag nach. Schüttelte den Kopf: Möglich, daß ich mich
täuſche; aber beſſer doch, man geht der Sach mal nach. Schade
nur um das teure Fahrgeld, wenn’s vergeblich wäre . . .
Aus ſeinem Grübeln riß ihn die Stimme der guten Luiſe.
„Ach, Herr Wittebold, kommen Sie doch ein bißchen zu uns
rüber! Mit meinem Alten iſt in den letzten Tagen gar nichts
mehr los. Er kommt nicht drüber weg — brütet und knurrt und
ſchimpft. Alles iſt ihm zuwider!“
„Gewiß, Frau Schappmann. Ich geh’ gleich mit.”
Bei Wittebolds Eintritt in die Wohnſtube ſaß Schappmann
am kalten Ofen, ſah kaum auf, als der andere ſich neben ihn
etzte. Doch der ſchien auch nicht zum Neden aufgelegt zu ſein,
ſprach kaum ein paar Worte, fiel dann in Schweigen.
Eine Zeitlang ſah ſich die gute Luiſe das an. Dann
pol=
terte ſie los: „Nanu — was iſt denn in Sie gefahren? Machen
ja gerade ſo’n Geſicht wie mein Oller ..."
„Ach ja —man hat ſo ſeinen Aerger. War mal heute ein
ganz verquaſter Tag.”
„Na”, fiel Frau Schappmann ein, „mein Oller war auch
nicht immer guter Laune, wenn er aus dem Werk kam. Aber
ſo’n Geklöne, wie er’s jetzt macht .. ."
„Luiſe!” Schappmann ſprach mit erhobenem Tone. „Ick
habe dir ſchon zehnmal geſagt, det verſtehſt du nicht! Habe ich
nicht im vorigen Jahr mein funfzigjähriges Jubiläum gefeiert
und hät nicht der Herr Direktor geſagt, ick könnte ſtolz auf meine
tadeloſe Dienſtzeit zurückblicken . . . Hat er det geſagt oder
hat er’s nicht geſagt?"
„Ja, ja — hat er!"
„Na, un heute? Meine funfzigjährige Beamtenehre hat
eenen Knacks jekriegt, der nicht wieder gut zu machen iſt. Ich
möchte lieber heute wie morgen ſterben . . ."
„Aber, Schappmann”, fiel ihm Luiſe ins Wort, „verſündige
dich nicht! Du machſt’s viel ſchlimmer als es iſt!“
„Ihre Frau hat recht”, ſagte Wittebold, dem ſeit ſeinem
Brief über den Monteur Bernhard in Schappmanns Geſellſchaft
nicht ganz geheuer war. „Was können Sie denn zu dieſer
Schweinerei? Wer darf Ihnen einen Vorwurf machen, wenn
Sie aus Menſchenliebe zum Brunnen rennen, ein Glas Waſſer
holen und Ihre Aktentaſche da ſtehenlaſſen?”
„So was von Raffiniertheit iſt auch noch nie nich
dage=
weſen!” empörte ſich die gute Luiſe. „Schmeißt ſich der Kerl
auf die Steine, als ob er Krämpfe hätt . . . Und mein guter
Mann will ihm helfen — und die Halunken betriejen ihn und
ſtehlen ihm det Papier! Ein andrer hätt’ vielleicht geſagt:
„Holen Sie ſich Ihr Waſſer ſelber!” Aber die Halunken, die
wuß=
ten, daß mein Alter ſo’n Menſchenfreund is . . ."
„.. ſon Eſel is!” kam es mit Grabesſtimme aus
Schapp=
manns Ecke. „So groß, wie’s jaar keenen ſonſt gibt. Und nu
habe ick die Schande davon.”
Der klägliche Ton, in dem die letzten Worte aus ſeinem
Mund kamen, ließ Luiſe laut aufheulen. Wittebold, dem es
immer unbehaglicher geworden war, gab ſich einen Nuck. Die
alten Leute taten ihm leid. Er trug noch einmal die ganze
Sache in beredten Worten vor, wie es ein berühmter
Verteidi=
ger nicht beſſer gekonnt hätte. Und als er zum Schluß ſeines
Plädoyers ſagte: „Ich ſehe alſo nicht die geringſte Schuld bei
Ihnen, lieber Schappmann — Ihre Beamtenehre iſt heute
ge=
nau ſo makellos wie vor einem Jahr”, da drückten ihm die
beiden Alten gerührt die Hand.
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nußfertig.
3 Pfd. dunkle, süße Klrschen, netto, also
entsteint gewogen (ledoch ohne Wasser),
gut zerdrückt (nach Belleben Saft einer
Zitrone) mit vorerst 1 Pfd. Zucker zum
Kochen bringen. Nachdem es auf der
ganzen Obertläche brausend kocht, noch
7-8 Minuten gründllich durchkochen, dann
weltere 2 Pfd. Zucker hinzu (aber
keines-
falls weniger), Topf vom Feuer, 1 Flasche
Opekta „tflüssig” zu 95 Pfg. 1-2 Minuten
gut einrühren.
Auch aus sämtlichen anderen Früchten
kann man köstliche Marmelade mit
Opekta berelten.
Opoktd Es gibt auch Trocken-Opekts, das lst
Opekta in Pulverform. Beutelchen zu
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Vorstcht beim,Opektz-Einkaut! Micht zu verwechseln mit ähnlich
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