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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 185
Montag, den 6. Juli 1931.
194. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpſſchtung auf Erfüllung der
Anzeſgen=
aufträge und Leſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtilicher Beltreibung fällt ſeder
Nabatt weg. Banſionio Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Nationalbanl.
Denn Andenten Onitt Sitefemaniiit!
Enkhüllung des Skreſemann=Ehrenmals in Mainz. — Ein Wahrzeichen des Freiheitsſinnes am deutſchen Rhein.
Die Feierſtunde in Mainz.
Am Sonntag vormittag fiel in Mainz die Hülle von dem
Ehrenmal, das das deutſche Volk in Dankbarkeit ſeinem großen
Staatsmann Guſtav Streſemann errichtet. Das Denkmal iſt
wundervoll am Rhein gelegen, im Hintergrund dräut das
mäch=
tige Maſſiv des Mainzer Domes über die Faſſade des Denkmals.
Das Ehrenmal iſt ein in ſchlichten und ernſten Linien
auf=
geführter Bau am Fiſchtorplatz, außen
Muſchelkalk, innen Marmor. An den
recht=
eckigen maſſiven Baukörper ſchließen ſich
rechts und links zwei Säulenvorhöfe an. Die
Vorderſeite ziert ein gewaltiger Adler, auf
der Rückſeite befindet ſich die Inſchrift:
Errichtet von dem dankbaren deutſchen
Volke 1930/31.” Um die obere Kante des
Hauptbaues zieht ein Schriftband. Auf der
Vorderſeite trägt es die Worte: „Dem
An=
denken Guſtav Streſemanns” rechts und
links: „Der Freiheit der Rheinlande”, auf
der Rückſeite: „Der Größe des deutſchen
Vaterlandes”. Von den Vorhöfen gelangt
man auf beiden Seiten durch ein Bronzetor
in die innere Gedenkhalle. Ihr Boden iſt
mit ſchwarzem und weißem Marmor belegt.
Die Wände ſind mit grauem, von rötlichen
„Adern durchzogenem Marmor verkleidet. An
der einen Wand ſteht vor einer Niſche die
Herme Streſemanns aus weißem Marmor.
Gegenüber iſt das Reichswappen angebracht,
rechts und links die Wappen der Städte
Berlin und Mainz. Unter dem
Reichswap=
pen läuft ein Fries mit den Wappen der
einſt von der Beſetzung betroffen geweſenen
Länder: Preußen, Bayern, Baden,
Olden=
burg und Heſſen. Unter dem Reichswappen
ſteht eine Marmorbank. Ihr Licht erhält die
Gedenkhalle von oben durch einen Lichtſchacht.
Das Ehrenmal iſt rechtwinklig auf die
Längs=
achſe des Fiſchtorplatzes gerichtet um eine
gute Platzwirkung des Fiſchtorplatzes nach
der Stadtſeite zu ermöglichen. Dadurch ergibt ſich eine gewiſſe
Schrägſtellung zum Rhein, die aber durchaus nicht ſtörend wirkt.
Das Ehrenmal iſt etwa 26 Meter breit und 9 Meter tief, der
Mittelblock hat eine Höhe von 7,50 Meter. Der Geſamtbau
wurde in Kleinklindersfelder Muſchelkalk ausgeführt. Der große
Adler auf der vorderen Seite des Denkmals hat eine Breite von
4,20 Meter und eine Höhe von 4,50 Meter.
Das Denkmalsviertel prangte in reichem Flaggenſchmuck. Das
Denkmal ſelbſt war mit Lorbeerbäumen, Efeugewinden und
Blu=
men ſehr hübſch dekoriert. Die Beflaggung des Denkmals ſelbſt
geſchah in den Mainzer, den heſſiſchen und der Reichsfarbe
Schwarz=Rot=Gold. Die Verkehrswege um das Denkmal waren
in weitem Umkreis abgeſperrt, um Störungen der Feier zu
ver=
meiden. Nach den Feſtgottesdienſten in der evangeliſchen
Chriſtus=
kirche und dem Dom ſammelten ſich allmählich die Feſtteilnehmer
auf dem Platz vor dem Denkmal am Ufer des Rheins, dem
Streſe=
mann ſeine Freiheit wiedergegeben hat. Fahnendeputationen der
Mainzer Vereine ſtanden zu beiden Seiten des Denkmals, die
Studentenkorporationen in Wichs hatten vor dem Denkmal
Auf=
ſtellung genommen und gaben einen prachtvoll feſtlichen Rahmen
für die Feierſtunde.
Unter Führung von Staatspräſident Adelung zogen die
Ehrengäſte ein. Frau Streſemann wurde an ihren Ehrenplatz
geleitet. Es war eine illuſtre Feſtgeſellſchaft von prominenten
Vertretern aus Politik und Wirtſchaft. Wiſſenſchaft und Kunſt,
ſtaatlichen, ſtädtiſchen und kirchlichen Behörden ſowie
diploma=
tiſchen Vertretern, die der Enthüllung beiwohnten.
Die Feier wurde eingeleitet mit dem Choral „Aus tiefer
Not” ausgeführt von dem Bläſerchor der evangeliſchen Jugend
Guſtavsburg unter Leitung von Heinrich Schmidt, worauf die
Mainzer Sängerſchaft unter Leitung von Dirigent Stauffer den
Chor „Die Himmel rühmen” von Beethoven ſang. Jetzt fiel die
Leinwand, die die Faſſade verdeckte. Feierlich ernſte Erwartung
in der Feſtrunde.
Reichskagsabgeordneker Dingelden
Ha de belichifsrele.
In ſeiner Anſprache gab der Führer der Deutſchen
Volks=
dartei der Genugtuung Ausdruck, daß der dankbare vaterländiſche
Sinn unzähliger Volksgenoſſen unter der Führung tatkräftiger
Bürger der Stadt Mainz dieſes Ehrenmal erſtehen ließ als ein
Wahrzeichen des Freiheitsſinnes, ein Denkmal deutſcher
Dankdar=
eit, einen Ausdruck des Willens für die freie deutſche Zukunft,
Er gedachte der Tage des Grauens und der Not, der Verfolgung
ind der Bedrängnis und führte dann u. a. aus:
In äußerſter Lebensgefahr waren Reich und Vaterland.
Wi=
aben uns gerettet. Wir wurden damals erlöſt durch zwei Dinge,
ie immer wieder zuſammenkommen müſſen, wo eine geſchichtliche
reiheitstat geboren werden ſoll. Das eine iſt der ſtolze
Frei=
eitsſinn eines in ſeinem Volkstum ungebrochenen Volkes, das
ſt die Standhaftigkeit und Treue des Volkes am Rhein, das nicht
Auſſen wollte und nie in aller Zukunft laſſen wird vom Reich
nd vom Vaterland. Und das andere iſt, daß dieſem Volk in
enen Tagen ein Führer erſtand, in deſſen Bruſt die gleichen
kräfte wirkten und dem ein gütiges Geſchick die Kraft des Geiſtes
nd die Kraft des Charakters gegeben hatte, Führer auf einem
nſäglich ſchweren Weg zur Freiheit zu werden. In jenen Tagen,
An denen Guſtav Streſemann blutenden Herzens den Schlußſtrich
unter das Kapitel des Ruhrkampfes zog, erbittert bekämpft von
all denen, deren leidenſchaftlicher vaterländiſcher Sinn aufbegehrte
gegen den Abbruch eines Kampfes, der ausſichtslos geworden war,
wuchs er als Kanzler des Deutſchen Reiches zum Staatsmann
heran. Ihn trug das Bewußtſein, daß aus den Monaten des
Ruhrkampfes eines in die Geſchichte eingehen würde,
unverwirr=
bar und größer, als alle Ereigniſſe des Tages: die Einmütigkeit
der deutſchen Treue, der Opfermut des deutſchen Volkes am Rhein,
einig über alle Parteien, über alle Berufe hinweg. Der Weg
Guſtav Streſemanns war von dieſem Tage an ein ſtändiger
Kampf ſeines weit in die Zukunft blickenden ſtaatsmänniſchen
Sinnes mit dem lodernden Feuer vaterländiſcher Leidenſchaft, das
auch in ſeiner Bruſt brannte. Vor ihm ſtand nicht nur das Bild
des zerrütteten Vaterlandes, ſondern das noch grauenhaftere
eines ausbrennenden Europas, das er aus ſeiner inneren
Un=
fähigkeit, die uralten Kulturkräfte, die die Welt geſtaltet hatten,
aus dem Gegeneinander zu einem Miteinander zu führen,
heraus=
reißen wollte. Mit ſeinem Wirken wird in der deutſchen
Ge=
ſchichte auf immer verknüpft bleiben die Befreiung dieſes ſchönen
Landes und die Freiheit dieſes treuen Volkes. Dieſe Stunde iſt
nicht dazu da, um Richter zu ſein in einer Sache, in der die
deutſche Geſchichte ſprechen wird. Wohl aber iſt ſie dazu da, um
laut auszuſprechen, daß alles Mühen der Gegenwart, daß
alle Hoffnung heuke und morgen für deutſche Freiheik
neigehic eife, nem deies Auf
noch immer in Feſſeln läge.
Was wir tun und erſtreben können, was wir Deutſche heute
pla=
nen und wollen, iſt nur möglich, weil er mit ſeiner ganzen Kraft
und ſeinem Leben den Kampf um die Freiheit des Rheines
ge=
führt und gewonnen hat, endlich bleibt ein Denkmal im Herzen
unſeres Volkes unvergänglich, vor dem ſich alle, Freund und
Geg=
ner, die Menſchenwert fühlen und achten und verehren, wo
Men=
ſchenwert zu ſehen iſt, einigen müſſen: Das iſt die ſtumme
Hul=
digung vor der unſäglichen Treue und Kraft, vor der
Selbſthin=
gabe und Aufopferung, mit der dieſer Mann, mit einem ſchwachen
und leidenden Körper, von tödlicher Krankheit gezeichnet, Tag
für Tag und Nacht um Nacht mit nimmermüder Willenskraft
rang, um ſein Werk. In dieſer Stunde einigen ſich die Gedanken
und Empfindungen all, derer, die am Werke dieſes Ehrenmals
mitgearbeitet, aller derer, die von fern uns bei unſerem Tun
begleitet in einer dankbaren Sammlung des Gedächtniſſes. Viel
geſcholten, viel gefeiert, ging Streſemann durch ſeine Zeit.
Blei=
ben wird von ſeinem Schaffen und ſeiner Menſchlichkeit das, was
er an tiefſtem Wert in ſich trug. So gelten die Worte auch für
ihn, die Goethe einſt dem heimgegangenen Freunde widmete:
Auch manche Geiſter, die mit ihm gerungen,
Sein groß! Verdienſt unwillig anerkannt,
Sie fühlen ſich von ſeiner Kraft durchdrungen,
In ſeinem Kreiſe willig feſtgebannt.
Zum Höchſten hat er ſich emporgeſchwungen,
Mit allem, was wir ſchätzen, eng verwandt.
So feiert ihn! Denn was dem Mann das Leben
Nur halb erteilt, ſoll ganz die Nachwelt geben.
Am Schluſſe der Dingeldeyſchen Rede gab es einen kleinen
Zwiſchenfall. Ein Mann, der als Feſtteilnehmer angeſehen
wor=
den war, rief plötzlich ins Mikrophon: „Deutſchland erwache!”
Er wurde von den anweſenden Polizeibeamten abgeführt, ohne
daß es draußen auffiel. An die Gedächtnisrede ſchloß ſich der
Geſang von Streſemanns Lieblingslied „Am Brunnen vor dem
Tore” durch die Mainzer Sängerſchaft.
Der Mitarbeiter und Nachfolger des Verſtorbenen,
Reichsaußenminiſter Dr. Curkius
führte in ſeiner Weiherede u. a. aus: Ich ſpreche als Vertreter
des Herrn Reichspräſidenten, der der Verſammlung ſeine
herzlichſten Grüße entbietet, zugleich im Auftrage der
Reichs=
regierung, die ihren einſtigen Kanzler und langjährigen
Außenminiſter in hohen Ehren hält, ferner für den
Völker=
bundsrat, der in ſeiner letzten Sitzung unter lebhaftem
Bei=
fall einſtimmig beſchloſſen hat, ſich durch
mich als derzeitigen Vorſitzenden hier
ver=
treten zu laſſen. Die Empfindung für die
Ehre, dieſen mir zuteil gewordenen
Auf=
trägen nachzukommen, iſt um ſo ſtärker, als
ſie ſich mit dem perſönlichen Gefühl
dank=
barer und ſchmerzlicher Erinnerung
verbin=
det, das mich als Nachfolger und Freund
Streſemanns in dieſer Stunde beſeelt. Ich
komme von der Stätte ſeines Wirkens, die
in den letzten Wochen gleichſam mit
poli=
tiſcher Hochſpannung geladen war. Nur
lang=
ſam beginnt ſich die Spannung zu löſen.
Noch iſt eine vollſtändige Einigung in Paris
nicht erzielt.
Wir zweifeln aber nicht an der
Siche=
rung des Feierjahres und der
Erleich=
terungen für das deutſche Volk. Wir
hegen die Hoffnung, daß die
Durchfüh=
rung des großen Planes des
Präſiden=
ten Hoover eine neue Phaſe der
Welt=
wirtſchaft einleiten und die Bahn frei
machen wird für vertrauensvollere
Zu=
ſammenarbeit der Völker zur
Stabili=
ſierung eines dauerhaften, gerechten
Friedens.
Mehr zu ſagen über die Gegenwartslage
und die Aufgaben der nächſten Zukunft,
ver=
bieten Ort und Zeit. Wir erfüllen dieſe
Weiheſtunde mit Gedanken an Streſemann
und ſein geſchichtliches Wirken. Auch
hier=
aus können vertiefte Erkenntnis unſeres
Schickſals und neuer Antrieb zu tatkräftigem Handeln für unſer
Volk und Vaterland erwachſen.
Mit ergreifenden Worten hat Freund Dingeldey,
Streſe=
manns Nachfolger in der Partei, in ſeiner Gedenkrede den
Deut=
ſchen, den Menſchen, den Freund lebendig vor uns hingeſtellt. Mir
liegt es ob, des Staatsmannes, des Außenminiſters, des
Welt=
politikers zu gedenken.
Das ganze Wirken Streſemanns gravitiert zum Staat.
Der Staat war ihm keine Anſtalt, keine juriſtiſche Fiktion. Er
erfaßte den Staat als einen lebendigen Körper, der durch und
für ſeine Glieder in ununterbrochener Wandlung und Formung
den höchſten Menſchheitszwecken zu dienen beſtimmt iſt. Er
be=
griff ihn als den Organismus der Volksgemeinſchaft, dem der
Zweck innewohnt, Sonderintereſſen, ſei es der Wirtſchaft, ſei es
der Politik, dem Ganzen einzuordnen, die Grundſätze
auszuglei=
chen, eine gerechte ſoziale Ordnung zu errichten. Der Gedanke an
den ſogenannten Totalſtaat war ihm weſensfremd. Er ſuchte
allzeit, dem Perſönlichen, der Perſönlichkeit Raum zur
Entwick=
lung zu laſſen. Aber er arbeitete auch im Laufe ſeines Wirkens
die poſitive Seite dieſes Gedankens, den Gebrauch der Freiheit
zu verantwortlichem, ſittlichem Handeln ſtärker heraus.
Für ſolche Ziele hat Streſemann ſich im Reichskabinett, wie
ich oft ſelbſt erlebt habe, mit der ganzen Kraft ſeiner Seele
ein=
geſetzt.
Dem deutſchen Staat, ſeiner Befreiung, ſeiner Erneuerung
galt ſein Lebenswerk.
Er war erfüllt von dem Streben, durchdrungen von der
Notwen=
digkeit, das Reich, deſſen Einheit er in jenen düſteren
Herbſt=
tagen 1923 durch entſchloſſene Taten erhalten hatte, nach der
Räumung des Rheinlandes in ſeiner Geſamtorganiſation einer
grundlegenden Reform zu unterziehen. Noch wenige Stunden
vor ſeinem Tode hat er ſich ſelbſt mit dieſem Plan befaßt. Es
war mir vergönnt. am Abend ſeines Todes, als letzter der
Freunde, eine Stunde bei ihm verweilen zu dürfen. Am nächſten
Tage ſollte ich in ſeiner Vertretung den Miniſterpräſidenten der
Länder Vortrag über die Haager Konferenz halten. Ganz
natür=
lich kam zwiſchen uns die Rede auf die Ueberorganiſation unſeres
Vaterlandes. Streſemann ſagte, er wolle ſich nach der
Rheinland=
räumung, bis zu der er ſich in mehrmonatigem Aufenthalt im
Süden wieder vollſtändig erholen wolle, eine Weile vom
politi=
ſchen Leben zurückziehen, um Kräfte zu ſammeln. Die Muße
werde er ausnützen, um ſich unter anderem für die große Aufgabe
der Reform des Reiches an Haupt und Gliedern
vorzubereiten. So ſtark war die politiſche Leidenſchaft, der
natio=
nale Wille dieſes ſchon längſt zerbrochenen Körpers. So gütig
war aber auch das Geſchick, ihm wenige Stunden vor ſeinem
Tode, weitab von dem Wirken der Gegenwart, die Bilder großer
Zukunftsgeſtaltung zu ſchenken. Möchte es uns beſchieden
ſein, bald die Hände frei zu haben, um mit
ver=
einten Kräften, auch in Erinnerung an dieſen
letzten Willen Streſemanns,
das Werk der Reichserneuerung im weiteſten Sinne, nicht
nur der Verfaſſung des Reiches, ſondern auch ſeiner
Wirt=
ſchaft und ſeiner ſozialen Struktur, in Angriff zu nehmen.
ſie Außenpolitik des Reiches
Sechs Jahre hat
geleitet.
Seite 21
Montag, den 6. Juli 1931
Nummer 185
Als er das Amt antrat, war der Ruhrkampf verloren,
er=
ſchien die Lage Deutſchlands hoffnungslos. Als er ſeine Augen
ſchloß, war die Befreiung der Rheinlande geſichert, Deutſchland
wieder ein mächtiger Faktor der Weltpolitik. Mit Recht ſteht ſein
Ehrenmal am Rhein. Mit Recht zieren deſſen Seiten die Worte:
„Der Freiheit der Rheinlande! der Größe des
deutſchen Vaterlandes!”.
Zwiſchen jenem Tiefſtand und dieſem Höhepunkt liegt ein
ge=
waltiges Ringen mit geiſtigen Waffen um Ruhr und Rhein, liegt
die Entwicklung einer Außenpolitik, die Zuſammenarbeit und
Verſtändigung der Völker erſtrebte, die ein neues, glücklicheres
Europa, einen Ausgleich der Spannungen, vor allem zwiſchen
Deutſchland und Frankreich heraufführen wollte.
Wir alle kennen die Etappen dieſes Weges. Wir ſahen die
klare Linie dieſer Politik, die über die heroiſche Tat der Aufgabe
des paſſiven Widerſtandes, Locarno, Genf, den Kellogg=Pakt und
die Haager Beſchlüſſe zum nächſtgeſteckten Ziele, der Räumung
führte und darüber hinaus Wege wies zum weiteren Aufſtieg des
Vaterlandes und der Geſamtnation, einſchließlich der
Volksge=
noſſen im Ausland.
Mancher ſagt, daß wir der Epoche von Streſemanns Wirken
noch zu nahe ſtänden, um ihre Bedeutung richtig einſchätzen zu
können. Andere äußern unter dem Eindruck der letzten politiſchen
Entwicklung, unter den ſchweren Sorgen der Gegenwart ihre
Empfindung, daß jene Epoche ihre Bedeutung im reißenden
Strom der Ereigniſſe ſchnell verloren habe.
Streſemann ſelbſt war ſo beſcheiden, in ſeinen letzten,
öffent=
lich geſprochenen Worten, auf der Tribüne des Völkerbundes, von
ſeiner Tätigkeit mit dem Dichter zu ſagen:
„.„zum Bau der Ewigkeiten
zwar Sandkorn nur um Sandkorn reicht,
doch von der großen Schuld der Zeiten
Minuten, Tage, Jahre ſtreicht.”
Eine Beſcheidenheit, die man getroſt an die Seite jenes
Aus=
ſpruchs Bismarcks von den Grenzen der Wirkſamkeit des
Staats=
mannes ſtellen kann, der warten und lauſchen müſſe, bis er das
Schreiten Gottes durch die Geſchichte vernehme: „dann
vorzu=
ſpringen und den Zipfel ſeines Gewandes zu faſſen, das iſt alles”.
Wir aber wiſſen, daß Streſemanns Politik, getragen vom freien
Rheinlandvolk, das Werk vollendet hat, und daß dieſer Gewinn
unſeres Volkes von höchſtem und dauerndem Wert durch keine
ſpäteren Ereigniſſe verdunkelt und vermindert werden kann.
Wir fühlen die Nachwirkung, das Zurückleuchten ſeiner
Per=
ſönlichkeit, ſeines Vorbildes, der Harmonie, die in dieſem Manne
idealiſtiſcher Schwung und nüchterner Realismus, ſtarkes Gefühl
für geſchichtliche Tradition und vorwärts auf die Zukunft
gerich=
teter Blick, leidenſchaftlicher Patriotismus und tiefes Verſtändnis
für die großen internationalen Entwicklungen miteinander
ein=
gegangen ſind.
Die große Bedeutung, die Streſemanns Perſon für
Deutſch=
land und deſſen Anſehen in der Welt hatte, trat am ſtärkſten
auf internationalen Kongreſſen, vor allem im Völkerbund und
ſeinem Rat in Erſcheinung. Wer es nicht miterlebt hat, kann
ſich nur ſchwer eine Vorſtellung machen von der Achtung,
Be=
wunderung und Liebe, die Streſemann ſich dort, in erſter Linie
in Genf, erworben hat. Sie beruhte darauf, daß er den
Grund=
ſätzen getreu gehandelt hat, die er in ſeiner Genfer
Eintritts=
rede im Herbſt 1926 entwickelte:
„Eine ſtarke Gärung der Gedanken kämpft unter den
Völ=
kern der Erde. Die einen vertreten das Prinzip der
natio=
nalen Geſchloſſenheit und verwerfen die internationale
Ver=
ſtändigung, weil ſie das national Gewordene nicht durch den
allgemeinen Begriff der Menſchheit erſetzen wollen. Ich bin
der Meinung, daß
keine Nation, die dem Völkerbund angehört, dadurch ihr
nationales Eigenleben irgendwie aufgibt.
Der wird der Menſchheit am meiſten dienen, der wurzelnd
im eigenen Volk, das ihm ſeeliſch und geiſtig Gegebene zur
höchſten Bedeutung entwickelt, und damit über die Grenzen
des eigenen Volkes hinauswachſen, der geſamten Menſchheit
etwas zu geben vermag, wie es die Großen aller Nationen
getan haben. So verbindet ſich Nation und Menſchheit auf
geiſtigem Gebiete, ſo kann ſie ſich auch verbinden im politiſchen
Streben, wenn der Wille da iſt, in dieſem Sinne der
Geſamt=
entwicklung zu dienen.”
Kämpfend für die beſonderen Intereſſen Deutſchlands,
ringend um eine beſſere Geſtaltung der Völkergemeinſchaft, hat
Streſemann es in Genf verſtanden, das Anſehen ſeines
Vater=
landes und ſein eigenes dauernd zu mehren. Es war nur
natürlich, daß der Völkerbundsrat, voran Streſemanns ehemalige
Kollegen, freudig der Vertretung des Rats bei dieſer
Er=
innerungsfeier zuſtimmten.
So ſchließt ſich der Kreis dieſes reichen politiſchen Lebens,
das, vom Menſchen ausgehend, durch Vaterland und Staat der
Menſchheit angehört.
Wir aber erheben in der Erinnerung an Streſemanns
deut=
ſches Wirken unſere Herzen und gedenken des Vaterlandes, das
er mit der ganzen Glut ſeines feurigen Herzens geliebt und
für das er all ſeine Kräfte hingegeben hat. — Unſer geliebtes
Deutſchland lebe hoch!
Begeiſtert in edlem vaterländiſchen Schwung ſtimmte alles
in das Hoch ein, und machtvoll erklang das Echo des
Deutſchland=
liedes über den Platz und den Rhein. Die Bronzetore der
inne=
ren Gedenkhalle wurden jetzt geöffnet, die Ehrengäſte unter
Füh=
rung von Außenminiſter Dr. Curtius begaben ſich in den
Innen=
raum des Denkmals, wo Frau Hanna Gorina mit ihrem
pracht=
vollen Sopran das Weihelied von J. Scheidel, komponiert von
Wemheuer, ſang. Dr. Curtius legte an der Hermenbüſte
Streſe=
manns den Kranz des Reichspräſidenten nieder. Nachdem ſich
die Ehrengäſte wieder auf den Platz vor dem Denkmal begeben
hatten, ſang die Mainzer Sängerſchaft den Chor „Deutſch der
Rhein” worauf der Präſident des Arbeitsausſchuſſes, Dr.
Baum, das Ehrenmal offiziell an den Oberbürgermeiſter der
Stadt Mainz, Dr. Ehrhardt, übergab. Dr. Ehrhardt
über=
nahm das Ehrenmal mit dem Gelöbnis, es als teures Kleinod
zu ſchirmen und zu erhalten.
Der Reigen der Kranzniederlegungen vor dem Adler an der
Außenwand wurde eröffnet durch Staatspräſident Adelung,
eine faſt unüberſehbare Zahl von Kranzniederlegungen folgte:
durch den Reichsrat, die nationale Mutterloge zu den drei
Welt=
kugeln, der Streſemann angehörte, den Reichstagspräſidenten
Löbe, die preußiſche Staatsregierung, eine Reihe von
diploma=
tiſchen Vertretern, darunter denen Frankreichs, Englands,
Hol=
lands, des Kartells der republikaniſchen Verbände, der
Radikal=
demokratiſchen Partei, der Stadt Mainz, der Stadt Wiesbaden
und zahlreicher volksparteilicher Organiſationen, deren Kränze
ſich alle durch große ſchwarz=weiß=rote Schleifen hervorhoben. Zum
Abſchluß der Feier ſpielte die Kapelle des Mainzer Orcheſter=
Vereins „Ich hab’ mich ergeben”, währenddeſſen die Teilnehmer
an der Feier das Ehrenmal durchſchritten. Damit hatte die
wür=
dige und eindrucksvolle Einweihungsfeier ihren Abſchluß
gefun=
den. Allen Teilnehmern wird dieſe Stunde vaterländiſchen
Ge=
denkens und Erinnerns an einen Großen unſeres Volkes
unver=
geßlich ſein.
Die Ehrengäſte nahmen nach der Einweihungsfeierlichkeit im
Rheingold=Saal der Stadthalle ein einfaches Mittageſſen ein, um
ſich dann ſpäter nach Wiesbaden zu der Enthüllung der
Streſe=
mann=Gedenktafel an dem Hotel Roſe zu begeben.
Amſtrikkene Sachlieferungen.
Enkſcheidung jeht bei Hoover.
TU. Waſhington, 5. Juli.
Wie das Staatsdepartement in der am Samstag der Pariſer
Regierung überreichten Denkſchrift feſtſtellt, iſt in den
Haupt=
fragen eine völlige Einigung erzielt worden. Verſtändigung ſei
nur noch über die Höhe der deutſchen Sachlieferungen
herbeizu=
führen. Die Waſhingtoner Regierung bleibt bei ihrem Vorſchlag,
dieſes Problem einer Sachverſtändigenkonferenz der intereſſierten
Mächte zu unterbreiten, fügt aber hinzu, daß die Löſung dieſer
Frage im Geiſte des Hooberſchen Vorſchlages erfolgen müſſe. Als
Nichtunterzeichner des Youngplanes lehnt die Waſhingtoner
Re=
gierung es ab, offiziell auf dieſer Konferenz vertreten zu ſein;
ſie iſt aber bereit, einen Beobachter zu entſenden, der gleichzeitig
den anderen Mächten als Berater dienen ſoll.
Die Sitzung im Pariſer Miniſterpräſidium wurde um 1 Uhr
nachts abgeſchloſſen.
Es wurde folgende amtliche Verlautbarung herausgegeben:
„Im Laufe der Konferenz haben die franzöſiſchen Unterhändler
Schatzſekretär Mellon und Botſchafter Edge den Wortlaut der vom
Miniſterrat am Samstag ausgearbeiteten „
Abkommens=
grundlage” überreicht. Der feſtgelegte Text wird in der Nacht
mit den während der gemeinſamen Verhandlungen
vorgenomme=
nen Aenderungen nach Waſhington gekabelt. Die Regierung der
Vereinigten Staaten wird Montag vormittag
bekannt=
geben, ob ſie den Text als mit dem Wortlaut des
Hoovervorſchla=
ges in Einklang ſtehend erachtet. In dieſem Falle würde die
end=
gültige Entſcheidung noch am gleichen Tage getroffen werden.
Eine neue Sitzung findet am Montag um 15 Uhr
ſtatt.
Wie aus amerikaniſcher Quelle zu den ſoeben abgeſchloſſenen
Verhandlungen verlautet, iſt in bezug auf alle
ſtritti=
gen Punkte ein Kompromiß erzielt worden. Für
die Rückzahlung wurde angeblich eine Maximalfriſt von zwölf
Jahren feſtgeſetzt. Die Frage des Garantiefonds ſoll
diploma=
tiſchen Verhandlungen, bzw. einer Konferenz der Youngmächte
zur Löſung vorbehalten bleiben. Von anderer Seite heißt es, daß
die Frage der Sachlieferungen während der letzten
Nacht=
ſitzung angeblich beſondere Schwierigkeiten bereitet
habe, da die franzöſiſche Regierung entgegen der amerikaniſchen
Auffaſſung auf ihrer Fortſetzung beſtehen wollte. In welchem
Sinne dieſe Frage gelöſt worden iſt, läßt ſich zur Stunde nicht
überſehen, da der Inhalt der nach Waſhington gedrahteten,
Abkommensgrundlage ſtreng geheim gehalten wird.
Vom Generalrak der Reichsbank.
Berlin, 5. Juli.
Von der Reichsbank wird über die am Sonntag abend
ab=
gehaltene Generalratsſitzung, an der die Mitglieder des
Gene=
ralrates von Flemming, Louis Hagen, Urbig, Müller=
Oerling=
hauſen teilnahmen und zu der vom Reichsbankdirektorium neben
dem Reichsbankpräſidenten Dr. Luther, Reichsbankvizepräſident
Dreyſe und Direktor Wocke zugegen waren, folgende Mitteilung
ausgegeben: Dem Generalrat der Reichsbank wurde vom
Reichsbankpräſidenten über die gegenwärtige Lage, über die
ge=
troffenen und die in Ausſicht genommenen Maßnahmen berichtet.
Der Generalrat hat den Bericht des Reichsbankpräſidenten
zu=
ſtimmend entgegengenommen. Anträge auf Herabſetzung der
Notendeckungsgrenze lagen nicht vor.”
Dazu hören wir, daß ein Antrag auf Verlängerung des
100=Millionen=Dollar=Rediskontkredits noch nicht geſtellt worden
iſt. Auch der über die Golddiskontbank bei der International
Acceptance Bank zur Verfügung ſtehende Bereitſchaftskredit iſt
bisher noch nicht beanſprucht worden. Diskontmaßnahmen oder
die letzhin vielfach erörterte Herabſetzung der
Notendeckungs=
grenze erſcheinen dem Reichsbankdirektorium in Erwartung
gün=
ſtiger Auswirkungen der Pariſer Abmachungen nicht notwendig.
Um eine füdamerikaniſche Zollunion.
EP. Paris, 4. Juli.
Wie die braſilianiſche Botſchaft in Paris mitteilt, hat der
braſilianiſche Außenminiſter Mello Franco in einer Erklärung
den jetzt von der Republik Chile ausgehenden Vorſchlag für die
Bildung einer ſüdamerikaniſchen Zollunion mit warmen Worten
begrüßt. Die braſilianiſche Regierung nehme im Prinzip die von
Chile entwickelten Ideen an, denn Braſilien könne nicht einem
Plan fernbleiben, der auf ein ſo großes Ziel hinausgehe.
Aller=
dings, fügte der braſilianiſche Außenminiſter hinzu, ſeiner Anſicht
nach müſſe die Frage zuvor einem Ausſchuß von Finanz= und
Wirtſchaftsſachverſtändigen vorgelegt werden, deren Arbeiten den
verſchiedenen Regierungen dann geſtatten würden, die Frage für
eine allgemeine Konferenz reif zu machen. Auch die
Rückwir=
kungen einer ſolchen Zollunion auf die Finanzverhältniſſe der
einzelnen Länder und den Anleihedienſt müſſe vom Standpunkt
der ausländiſchen Gläubiger aus ebenfalls geprüft werden.
Polikiſcher Zuſammenſtoß in Ober=Ramſtadt.
Am Sonntag hielt das Reichsbanner in Ober=Ramſtadt ein
Bezirkstreffen ab. Die Teilnehmer waren am Nachmittag nach
dem Feſtplatz gezogen. Bisher war das Feſt ohne Zwiſchenfall
verlaufen. Eine Gruppe von Reichsbannerleuten geriet an dem
Gaſthaus „Zur Starkenburg” mit Nationalſozialiſten in einen
Wortwechſel, und ein Reichsbannermitglied gab aus einer
Schreck=
ſchußpiſtole einen Schuß ab. Es ſoll noch ungeklärt ſein, ob der
Schuß erfolgte, ehe aus dem Lokal heraus von den
National=
ſozialiſten mit Stühlen geworfen wurde. Es kam zu einer
Schlä=
gerei, und das Ueberfallkommando aus Darmſtadt wurde
her=
beigerufen. Die 50 Polizeibeamten ſtellten alsbald die Ruhe
wieder her. Es wurden 5 Siſtierungen vorgenommen. Bei einem
Ziviliſten wurde eine geladene Mauſerpiſtole, bei einem
Nationalſozialiſten in der Wohnung ein amerikaniſches
Mili=
tärgewehr beſchlagnahmt. Beide Perſonen blieben in
Haft. Zwei Perſonen, die den Innneminiſter Leuſchner beleidigt
hatten, ſowie der Reichsbannerangehörige, der den Schuß
abgege=
ben hatte, wurden zur Feſtſtellung ihrer Perſonalien zunächſt
ſiſtiert. Ein Nationalſozialiſt, der auf den Wegkreuzungen
ver=
wiſchte Hakenkreuze nachmalen wollte, wurde polizeilich
feſt=
geſtellt.
„Graf Zeppelin” in Oberſchleſien.
Begeiſterter Empfang durch Hunderttauſende
Gleiwitz, 5. Juli.
Die Landungsfahrt des Luftſchiffes „Graf Zeppelin”
geſtal=
tete ſich zu einem unvergeßlichen Erlebnis für Hunderttauſende
von Deutſchen diesſeits und jenſeits der Grenze. Von den frühen
Morgenſtunden an hatten Autokolonnen und Eiſenbahn
Zehn=
tauſende von Deutſchen aus dem tſchechiſchen Schleſien, aus
Mäh=
ren, Böhmen und dem Hultſchiner Ländchen nach Gleiwitz
ge=
bracht. Ganz außerordentlich ſtark war die deutſche Minderheit
aus Oſtoberſchleſien und darüber hinaus bis in die Gegend von
Bielitz und Krakau vertreten. Als das Luftſchiff gegen 17.45 Uhr
ſichtbar wurde und über dem Flugplatz erſchien, brachen die
Hun=
derttauſende in begeiſterten Jubel aus. Die Landung erfolgte
kurz nach 18 Uhr. Nach einſtündigem Aufenthalt trat das
Luft=
ſchiff die Rückfahrt nach Friedrichshafen an.”
Hu. drr Mndrshänpimadt.
Darmſtadt, den 6. Juli 1931.
„Pelri heil!”
Uebergabe der Grube „Prinz von Heſſen” durch die Stadt
an den Anglerverein.
Das Angeln iſt ein ſchöner, naturverbundener Sport, der
große Geduld erfordert, dem Ausübenden aber auch Ruhe gibt,
ihn zur Bedacht geradezu zwingt und ihn ſo befähigt, ſich über
die haſtende Zeit und die Ereigniſſe zu ſtellen. Der Anglerverein
Darmſtadt zählt eine große Anzahl Mitglieder, die geſtern
gela=
den waren, um der öffentlichen Uebergabe des vom Verein
ge=
pachteten Teiches auf dem Gelände der ehem. Grube „Prinz von
Heſſen” durch die Stadt beizuwohnen. Die Mitglieder und eine
Reihe Ehrengäſte hatten ſich eingefunden, um an dem idylliſch
ſchon gelegenen Teiche der in ſchlichtem Rahmen gehaltenen Feier
deizuwohnen. Man bemerkte u. a. Miniſter Leuſchner, den
Ver=
treter der Stadt und einige Stadträte.
Mit einem Muſikſtück wurde von den Mitgliedern
Kammer=
muſiker W. Raſche und Frau Momber die Feier eingeleitet.
Der 1. Vorſitzende des Vereins, Fr. Bauer, hielt eine herzliche
Begrüßungsanſprache, in der er beſonders die Ehrengäſte
will=
kommen hieß. Er dankte in warmen Worten Herrn Miniſter
Leuſchner für ſein Erſcheinen und für die Unterſtützung, die er
dem Verein durch Anlage des Teiches mit Hilfe der
Pionier=
abkeilung der Schutzpolizei zuteil werden ließ, ferner der Stadt
für Ueberlaſſung des Geländes. Damit ſei ein lange gehegter
Wunſch des Vereins in Erfüllung gegangen, der nun nicht mehr
an den Altrhein zum Angeln gehen müſſe. Er wies darauf hin,
daß der Verein mit der Erſtellung ſeiner ſchlichten Vereinshütte
und des Platzes um den Teich große finanzielle Opfer tragen
mußte, die er aber im Intereſſe ſeines ſchönen Sportes gern
ge=
tragen habe. Sein Dank galt allen, die zur Erreichung dieſes
herrlichen Angelplatzes geholfen hätten. Die Mitglieder des
Vereins geloben, ihren Sport ſtets „weidgerecht” auszuüben. Er
ſchloß nach altem Fiſcherbrauch mit einem friſchen „Petri heil!”
Nachdem Frau Momber hübſche Lieder zur Laute
geſungen hatte, ſprach Miniſter Leuſchner einige herzliche
Worte der Begrüßung mit beſten Wünſchen für die Zukunft des
Anglervereins. Er hob beſonders die Liebe zur Natur hervor,
die durch den Angelſport geweckt werde. Dieſe Betätigung wirke
ſich gerade auch in unſerer aufgeregten Zeit wohltuend auf den
Ausübenden aus ſie zeitige einen ſchönen Familienſinn und habe
neben dem ſportlichen auch wirtſchaftlichen Effekt. Der
Angel=
ſport imponiere ihm deshalb beſonders, weil er alle Wirkungen
ausübe, die er in einem edlen Sport ſehe. Mit nochmaligen
Glückwunſchen ſchloß der Miniſter ſeine Anſprache.
Als Vertreter der Stadt, des Herrn Oberbürgermeiſters und
des Bürgermeiſters Delp, der ſich beſonders für die Erfüllung der
Wünſche des Vereins eingeſetzt hatte, ſprach Amtmann Kanuff,
der dem Verein wünſcht, daß er hier alles finden möge, was er
erhofft hat. Mit herzlichen Glückwünſchen und einem kräftigen
Petri Heil!” übergab er dem Verein im Namen der Stadt den
Teich. Mit einem launigen „Friſch auf zum erſten Fiſchfang!”
übergab Mitglied Redakteur Geißlinger dem Herrn Miniſter
und dem Herrn Vertreter der Stadt die Angeln zum erſten
Ehrenwurf. Es gab einen reichen Fang!
Nachmittags blieben bei den Klängen einer Muſikkapelle und
Vorträgen aller Art — u a. trug Fritz Michel ein ſinniges,
von dem Vorſitzenden verfaßtes Anglergedicht vor — die
Mit=
glieder auf ihrem neuen Platz noch einige frohe Stunden
zu=
ſammen. Petrus hatte ſchönſtes Anglerwetter beſchert, und ſo
konnte man ſich Abends mit einem frohen „Petri Dank!” für alles
Gebotene verabſchieden.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſiſchen
Landes=
theater. „Harprecht bietet gepflegtes Luſtſpieltheater. — Sicher,
dieſe Spaniſche Fliege” in Harprechts Neuaufmachung,
die in Hamburg unzählige Wiederholungen erlebte, wird ſich auch
hier wirkſamſt im Spielplan behaupten.” — Wir ſagen nicht
zu=
viel: Darmſtadt hat ſo toll noch nie gelacht! Man gehe alſo hin!!
Wieder eine ausgezeichnete Aufführung, für die herzlicher
Bei=
fall dankte. Die Herausrufe nahmen kein Ende”, ſo lauten einige
Proben aus der Darmſtädter Tagespreſſe über die
Erſtauffüh=
rung „O, ſpaniſche Fliege. Auf die heutige weitere
Wieder=
holung dieſer urkomiſchen Geſangspoſſe ſei deshalb beſonders
hin=
gewieſen — Morgen, Dienstag, bleibt das Theater wegen einer
Gaſtſpiel=Verpflichtung des Harptrechtſchen Enſembles
geſchloſ=
ſen. Mittwoch und die folgenden Tage dann allabendlich: „O,
ſpaniſche Fliege!”.
— Studiengruppe aus Oſt=Oberſchleſien. Seit einer Woche
weilt eine Gruppe junger Mädchen aus dem polniſch gewordenen
Teile Oberſchleſiens als Gäſte in Darmſtadt. Die jungen
Mäd=
chen ſind entzückt von der liebenswürdigen Aufnahme und dem
ſchönen Darmſtadt, deſſen Sehenswürdigkeiten ihnen von den
Damen der VDA.=Frauengruppe in ſelbſtloſeſter Weiſe gezeigt
werden. Am Freitag wurde dieſe Gruppe mit ihrer Führerin
und mehreren Damen vom VDA. durch Vermittelung des
Schle=
ſiervereins ihrem großen Landsmanne Profeſſor Arnold
Men=
delsſohn vorgeſtellt, welcher die Jugend zu treuem Feſthalten am
Deutſchtum ermahnte und daran erinnerte, datz auch er vor zehn
Jahren zur Abſtimmung nach ſeiner Geburtsſtadt Ratibor geeilt
war. Am Ende des Beſuches erhielt jedes der Mädchen ein
Licht=
bild des Meiſters. Am Dienstag, den 7 d. M., iſt die Gruppe
im Mozartſaal beim Schleſierverein zu Gaſte (20 Uhr). Auch die
Damen vom VDA. ſowie die Familien, in denen die
oberſchle=
ſiſchen Mädchen freundliche Aufnahme gefunden haben, ſowie alle
grenzlanddeutſchen Vereine ſind ebenfalls herzlichſt eingeladen.
— Ueber Frauenſchickſal und § 218 ſprach geſtern abend vor
einem verhältnismäßig kleinen Zuhörerkreis im Orpheum Frau
Dr. med. Kienle=Stuttgart. Die Rednexin ſtreifte in großen
Zügen das Problem des § 218. Eine juriſtiſche, mediziniſche und
ſoziale Front habe ſich gebildet. Auf die Wurzeln des Problems
ging die Rednerin keineswegs ein, ſo daß die Zuhörer, die
ernſt=
haft mit dem Problem ringen, keine Befriedigung fanden. Vor
allem erwähnte ſie mit keinem Wort die Anſicht des
überwiegen=
den Teils der deutſchen Aerzteſchaft zur Frage der Aufhebung des
8 218 und ſelbſtverſtändlich auch mit keinem Wort die gewichtigen
Auslaſſungen des vor wenigen Wochen ſtattgehabten deutſchen
Aerztetages, auf dem zum § 218 geſprochen und die Gründe zu
deſſen Beibehaltung angeführt wurden. Rednerin brachte die
be=
kannten, größtenteils bereits widerlegten Argumente für die
Aufhebung des Paragraphen, polemiſierte im Verlaufe ihrer
Aus=
führungen gegen die Enzyklika des Papſtes, die ſich im vorigen
Jahre mit dieſer Frage beſchäftigte, und ſchweifte dann
vollkom=
men von ihrem Thema ab. Sie ſchilderte in begeiſterten Farben
und ausführlich die Zuſtände in Rußland, wobei ſie allerdings
ganz vergaß, auf die ſchweren geſundheitlichen Schädigungen
hin=
zuweiſen, die unter den derzeit in Rußland herrſchenden
Verhält=
niſſen beſonders ſchwer empfunden werden, ſo daß dort tauſende
Frauen als „wandelnde Ruinen” vegitieren; kein Wunder auch,
wenn man bedenkt, daß allein in Leningrad auf 100 Geburten
1928 140,5 künſtliche Unterbrechungen der Schwangerſchaft (gegen
43,2 auf 100 Geburten im Jahre 1925)” kommen. Zum Abſchluß
ihrer Ausführungen beſchäftigte ſie ſich mit ihrem ſchwebenden
Prozeß und legte die Gründe ihrer Handlungsweiſe kurz dar.
— Im Union=Theater läuft ab heute in Neuaufführung die
entzückende Operette. Der Bettelſtudent” mit Jarmila Novatna,
von der Staatsoper Berlin, und Hans Heinz Bollmann. Dazu
das gute Beiprogramm.
— Im Helia=Theater läuft heute und folgende Tage der
Eichberg=Film Die Bräutigams=Witwe‟. Martha Eggerth, der
neuentdeckte Eichberg=Star, Fritz Kampers und Georg
Alexan=
der ſpielen die Hauptrollen. Im tönenden Beiprogramm ein
neuer MickyFilm: „Micky als Sträfling”.
— Darmſtädter Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 4. Juli
in Reichspfennig per Pfund bzw. Stück. 1. Gemüſe. Spargeln,
1. Sorte 40—50, 2. Sorte 20—30, Kohlrabi 4—7, Karotten 4—6,
rote Rüben 10—12. Römiſchkohl 10—15. Weißkraut 15—20
Wir=
ſing 15—20, Stangenbohnen 20—25, Buſchbohnen 18—20
Wachs=
bohnen 30—35 Erbſen 20—25, Zwiebeln 15—20, Knoblauch 80,
Tomaten 30—60, Kopfſalat 8—15, Salatgurken 30—60,
Einmach=
gurken 2—5 Blumenkohl 20—80, Rettich 10—15. 2.
Kartof=
feln: Frühkartoffeln 9—14, Spätkartoffeln 6—7. 3. Obſt:
Erd=
beeren 40—45, Pfirſiche 40—50, Aprikoſen 50—60, Kirſchen 20—30,
Johannisbeeren 15—20, Stachelbeeren 20—25. Himbeeren 40—50,
Heidelbeeren 25—35, Zitronen 4—10 Bananen 40—50. 4.
Eß=
waren: Süßrahmbutter 170—190, Landbutter 150—160,
Weich=
käſe 30—35, Handkäſe 4—15, Eier, friſche 9—11. 6. Wild und
Geflügel: Hühner 80—120. Enten 100, Tauben 60—80, Reh
60—140. 7. Fleiſch= und Wurſtwaren: Rindfleiſch, friſch
74—100, Kalbfleiſch 100, Schweinefleiſch 98—110, Dörrfleiſch 120;
Wurſt 50—140, Wurſtfett 60, Schmalz. ausgelaſſen 80.
Nummer 185
Montag, den 6. Juli 1931
Seite 3
einnehersagſſcisiatibensgenwagnnog
Einweihung des Ihrig=Zurmes auf dem „Lärmfeuer”
Der Odenwaldklub hatte geſtern wieder einen großen Tag.
Einen Feſttag, der ſicher in der Geſchichte des Klubs einen
unlöſchbaren Platz einnimmt: Auf einem der ſchönſten Punkte
des Odenwaldes, ſicher auf dem, der die ſchönſte und
inter=
eſſanteſte Ausſicht weit in der Runde bietet, auf hiſtoriſcher
Stelle — hier ſtanden bereits zweimal Türme, die den
Ele=
menten und der Zeit zum Opfer fielen — iſt wiederum ein
neuer Ausſichtsturm errichtet worden, deſſen Aufſtiegspforte
weithin lesbar eine Tafel krönt mit dieſer Inſchrift:
„Ihrig=Turm
Errichtet im Jahre 1931 vom Odenwaldklub zur Erinnerung
an den Gräflich Erbachſchen Forſtmeiſter Georg Fiedrich
Wilhelm Ihrig, 1820 bis 1888, der im Jahre 1885 den erſten
Ausſichtsturm auf dieſem Platze erſtellte.”
Dieſe Inſchrift verrät dem Wanderer alſo, daß der
Oden=
waldklub einen ſeiner Beſten mit der Errichtung des Turms
ehren will, den Mann, der der erſte Vorſitzende des Klubs
war. Mit beſonderer Freude wurde darum allgemein begrüßt,
daß ſein Sohn, der Privatier Ihrig mit Tochter an der
Ein=
weihungsfeier teilnehmen konnte. Im Uebrigen ſah man unter
den Ehrengäſten Ihre Erl. die Frau Erbgräfin zuErbach=
Erbach, die Herren Kreisdirektor Dr. Werner=Erbach,
Vertreter der Gräflich Erbachſchen Forſtverwaltung, den
Bür=
germeiſter von Moſſau, viele Vorſitzende von Ortsgruppen,
auch Herrn Amtsgerichtsrat Gehm=Mainz (deſſen Namen der
Satzteufel im Bericht über die Miltenberger Feier fürchterlich
verunſtaltet) u. v. A. — Viele Hunderte von Klub= und
Wan=
vertreten iſt, waren zu der Feier erſchienen, die einen ſchönen
harmoniſchen Verlauf nahm und erneut bewies, welcher
aus=
gezeichnete Geiſt im Odenwaldklub herrſcht, was übrigens in
der Weiherede des Herrn Oberbürgermeiſters Mueller
über=
zeugend zum Ausdruck kam. Fehlte auch die Sonne und die
Fernſicht, ſo war das Wetter doch wundervoll und gab in ſeiner
ernſten Stimmung dem Feſt einen weihevollen Rahmen.
Friſche Marſchklänge der Kapelle Spatz aus Unter=Moſſau
leiteten den Feſtakt ein.
Die Begrüßungsrede
hielt der Gauleiter, Herr Wolf=Zell i. O. „Im Namen des
Gaues und des Geſamt=Odenwaldklubs heiße ich alle, die
er=
ſchienenen ſind herzlich willkommen mit einem von Herzen
kommen=
den „Friſch auf!” Beſonders begrüße ich Ihre Erl. die
Frau Erbgräfin zu Erbach=Erbach und verbinde
da=
mit den Dank an das gräfliche Haus, das uns den Platz für
dieſen Turm zur Verfügung geſtellt hat und auch den Bau
wirkſam unterſtützte. Ich begrüße ferner die Gräfliche
Feſt=
verwaltung, den Herrn Kreisdirektor Werner von Erbach, deſſen
Erſcheinen uns beweiſt, daß die Verwaltungsbehörden regen
Anteil nehmen an den Beſtrebungen des Odenwaldklubs, den
Herrn Bürgermeiſter Weyrauch von Moſſau, in deſſen Reich
der Turm erſtellt wurde. Ich grüße weiter Herrn Ihrig und
ſitzende des Odenwaldklubs war und dem dieſer Turm geweiht
iſt, ferner die Herren Architekt Müller und Ing. Rieckhof,
von denen die Pläne gefertigt wurden, die Zimmermeiſter Gg.
Georg und Gg. Vogel=Groß=Umſtadt, die den Turm
er=
bauten, ich grüße beſonders Herrn Redakteur Streeſe=
Darm=
ſtadt, den Vorſitzenden des Verbandes der heſſiſchen Preſſe, und Politik und Wirtſchaft, von Mode und Gewohnheit, vom Wechſel
freue mich, daß er auch einmal den Weg in den hinteren
Oden=
wald gefunden hat. Ich grüße endlich mit beſonderer Freude
Herrn Oberbürgermeiſter Mueller=Darmſtadt, der trotz ſeiner
dienſtlichen Inanſpruchnahme hierher kam, den Turm zu weihen,
und den geſchäftsführenden Vorſitzenden des Odenwaldklubs,
Herrn Studienrat Dr. Götz, dem ich danke dafür, daß er ſeine
ganze Kraft dafür eingeſetzt hat, den Bau des Turms zu
er=
den Himmel, zeugend davon, daß der Odenwaldklub feſt gefügt
iſt und ſtark, und daß ihm auch die wirtſchaftliche Not der Zeit
nichts anhaben kann (Bravo!). Möge der Klub weiter blühen
und gedeihen zum Wohle unſeres Heimatgebirges und ſeiner
Bewohner! Alle unſere Wünſche faſſen wir zuſammen in den
Ruf: dem Odenwaldklub ein dreifach „Friſch auf!!!“
Michelſtadt den von Prof. Eugen Köſer gedichteten
Weiheſpruch.
Zu hehrer Feierſtund ſtellt unſer Wanderbund
Machtvoll ſich ein.
Ehrlicher Freude Sturm brauſt um den neuen Turm,
den wir heut weih’n.
Sehnen iſt jetzt geſtillt, endlich ein Wunſch erfüllt,
gar lang gehegt.
Fernblick iſt Wandrers Lohn, da eine Gipfelkron”
Lärmfeuer trägt.
In Not, bei Kriegsgeſchrei ſtrömte dereinſt herbei
reiſiger Trupp.
Friedliches Tun beglückt uns, die der Name ſchmückt:
Odenwaldklub.
Heute zum drittenmal recken wir Pflock und Pfahl
ragendem Turm.
Zweimal ſchon hat zerſchellt, was wir hier aufgeſtellt,
Wetternder Sturm.
Es gab den Turm uns neu Opferſinn, Arbeitstreu,
Fleiß und Geſchick,
Daß unſrer Heimat Pracht fürder werd’ kundgemacht
ſtaunendem Blick.
Dank dringt aus jeder Bruſt Allen, die zielbewußt
haben geſchafft,
daß er den Turm erneut, zeigt unſern Klub noch heut
blühend in Kraft.
Führe den Blitz vorbei, halt ihn vor Sturmwut frei,
Herr unſer Gott.
Wehre der Uebeltat, wenn ſich ihm jemals naht
bösliche Rott.
Von dieſes Turmes Zinn, danke dir frommer Sinn
innig und heiß.
So kling aus jeder Schau von dieſer Warte Bau
Lob dir und Preis.
Chorgeſang des „Liederkranz” Ober=Moſſau, unter
ſeinem Dirigenten Herrn Spatz, leitete über zur
Weiherede
des Vorſitzenden des Hauptausſchuſſes, Herrn Oberbürgermeiſter
Mueller. Er führte etwa aus: Dem erſten Vorſitzenden des
Geſamt=Odenwaldklubs iſt dieſe Stätte geweiht, dem weiland
gräflich=Erbachiſchen Forſtmeiſter Ihrig! Schon 1885 hat man
hier ihm zu Ehren einen Holzturm errichtet. Sturm und Wetter
haben ihn vernichtet. 1902 erbaute man ihn zum zweitenmal,
aber 1916 fiel auch dieſer dem Wetter zum Opfer. Der Wunſch
des Mümlinggaues, an dieſer traditionellen Stätte wieder einen
Ausſichtsturm erſtehen zu ſehen, war begreiflich. Heute ſteht,
er=
baut aus wetterhartem Material, der Turm mächtig und maſſig,
in ſchöner Form in die Höhe ragend, der neue Turm fertig da.
Möge er länger wie ſeine Vorgänger halten und noch
kommen=
den Geſchlechtern verkünden von dem unbeugſamen Lebenswillen,
den wir mit ſeiner Erbauung immer erneut bekunden. Die alten
Türme ſahen in glücklicheren Zeiten auf glücklichere Menſchen
her=
ab. Der neue Turm ſieht auf ein anderes Deutſchland. Die
glück=
liche Ruhe von einſt iſt dahin, geſchwunden iſt das Blühen von
Handel und Wirtſchaft, die Zeit froher und einträglicher Arbeit,
behaglichen Genießens. Die ſtolze, ſchimmernde Wehr, die uns
ſchützte, gehört der Geſchichte an. Seit 17 Jahren iſt unſer
unglück=
liches Land in einem Zuſtand der Erregung, hat eine
Ernied=
rigung nach der anderen zu ertragen. Und immer noch macht —
gerade jetzt wieder, da Amerikas Präſident uns helfen will,
tau=
ſendjähriger Haß unſerer weſtlichen Nachbarn ſich fühlbar. Es
wird uns nichts geſchenkt. und dunkle Schatten fallen auch auf
derfreunden aus allen Gauen und Landen in denen der Klub dieſe feſtliche Verſammlung. Wenn wir aber trotz alledem laut
ins Land rufen „Und dennoch!”, dann iſt das kein
Selbſt=
betrug, keine Redensart, ſondern der feſte und
unerſchütter=
liche Glaube, an die Unbezwingbarkeit
germa=
niſcher Kraft, die ſchon oft Unerhörtes geleiſtet hat, und
ge=
rade in unſerer Zeit den Beweis erbringt, daß ſie noch
ungebro=
chen iſt. (Lebh. Bravo!)
Woher nun kommt dieſe Kraft, dieſer Lebenswille? Wir im
Odenwaldklub wiſſen es. Sie wurzeln zutiefſt inder
in=
nigen Verbundenheit des deutſchen Menſchen
mit ſeiner deutſchen Heimaterde!
Schaut auf dieſes Land, ihr Männer und Frauen, es iſt
hei=
liges Land! Es atmet deutſche Luft, wie ihr. In
unverſieg=
barer Fruchtbarkeit erzeugt dieſer vom Schweiß und Blut der
Jahrhunderte gedüngte Boden alljährlich unſer Brot.
Unermeß=
liche Wälder und Wieſen trägt ſein Rücken. Dieſe Erde hat euch
geboren und unzählige Generationen deutſcher Menſchen ſchlafen
in ihr den letzten Schlaf! Regen und Schnee fallen im ewigen
Wechſel, und die Strahlen der gütigen Sonne befruchten und
be=
glücken und ſtärken immer von neuem die Menſchen, die das Glück,
das unendliche Glück haben, Bewohner dieſer Erde, dieſes
deut=
ſchen Bodens zu ſein.
Was iſt dagegen alles Leid, das wir erdulden müſſen!
Un=
ſere Kinder und Kindeskinder werden wieder frei leben auf
freiem Land. Ihr Glück wird unſere Generation entſchädigen.
Unſer Unglück trägt in ſich den Keim des
Auf=
ſeine Tochter, als Nachkommen des Mannes, der der erſte Vor= ſtiegs, wie die ſterbende Natur immer aufs neue ſich verjüngt.
Dieſer mächtige Turm ſoll das Symbol ſein unſeres
unge=
brochenen Vertrauens in die deutſche Zukunft, Symbol auch der
unverſiegbaren Kraft unſeres Odenwaldklubs.
Unver=
ſiegbar, weil eben dieſe Kraft auf Zuſammenhängen beruht, die
unabhängig iſt vom Auf und Ab der Weltgeſchichte von
jeglicher Anſchauungen. Weil ſie beruht auf der
gott=
gewollten, unzerſtörbaren Verbundenheit des
Menſchen mit der Natur!
So ſtehe denn, du ſtarker Turm, feſt und treu auf deutſchem
Land und erzähle den lebenden und kommenden Geſchlechtern,
daß deutſche Wanderer dich errichtet haben zum Gedächtnis
möglichen (Lebh. Bravo!). Mächtig ragt nun der Turm in eines wackeren deutſchen Mannes, der einſt ihr Führer war und
das Band geſchmiedet hat, das uns zuſammenhält! (Stürmiſches
Bravo!)
*
Ein von der Jungmädchengruppe König
ge=
ſungener und getanzter Chor, „Der luſtige Fiedelmann”, eine
wunderhübſch gegebene, luſtige, friſch=flotte Darbietung, bot eine
Nachdem das „Friſchauf” verrauſcht, ſprach Heinr. Fiſcher=/farbenfrohe Einlage zu dem ernſten Feſtprogramm, das mit der
Uebernahme des Turmes
in den Schutz der Ortsgruppe Moſſau durch Herrn Bürgermeiſter
Weyrauch ſeinen Fortgang nahm. Mit herzlich=kernhaften
Worten dankte der Bürgermeiſter für die Wiedererrichtung des
Turmes. Wie die früheren Türme an dieſer Stelle den
Gewal=
ten der Stürme zum Opfer fielen, ſo haben dunkle Gewalten
auch unſer Vaterland zu Boden geſchmettert. Wie heute dieſer
ſtark ragende Turm, wird es ſich wieder erheben. Wir dürfen
nicht raſten und nicht ruhen, bis das deutſche Vaterland wieder
geachtet unter den Völkern daſteht. In dieſer Hoffnung
über=
nehme ich den Turm in Obhut, der von nun an ein Wahrzeichen
unſerer Heimat ſein ſoll. (Bravo))
*
Den Schluß der Feier bildeten Dank= und
Glückwunſchan=
ſprachen. U. a. ſprach Herr Privatier Ihrig im Namen ſeiner
Familie für die Ehrung ſeines Vaters und für die freundliche
Begrüßung herzlichſten Dank aus und brachte ein dreifach Hoch
auf den Odenwaldklub und ſeinen Vorſitzenden aus. — Herr
Zimmermeiſter Gg. Vogel dankte für die ihm übertragene
ſchöne und ehrenvolle Aufgabe, die er mit Gottes Hilfe mit ſeinen
Mitarbeitern ohne jeglichen Unfall zu Ende bringen durfte. „Die
Arbeit ſoll den Meiſter loben”, ſei ſein Grundſatz geweſen, und
er freue ſich, daß dieſes Ziel erreicht wurde. Beſonders danke er
Herrn Bauingenieur Ohl, Groß=Umſtadt, der die Pläne
aus=
arbeitete, und ſeinem Kollegen, Zimmermeiſter Georg, ſowie
der Brauerei Schmucker, die durch Fuhrleiſtungen viel
gehol=
fen habe. Möge Gott darüber wachen, ſchloß der Meiſter, daß
dem Turm kein Unheil widerfährt, und daß er lange ſtehen möge.
Und mögen alle, die ihn beſteigen, ſich Gott näher fühlen!
Dem feierlichen Weiheakt, der durch Muſik= und
Geſangsvor=
träge abgeſchloſſen wurde, folgte ein gar fröhliches Volksfeſt, das
ſich zwar in dem gebotenen beſcheidenen Rahmen hielt, aber doch
noch viel Schönes in Geſang und hübſchen Volkstänzen brachte,
und die Hunderte in froher Stimmung beiſammen hielt, die
M. St.
dieſen Feſttag lange nicht vergeſſen werden.
Ausklang der Burſchenwoche.
Als Abſchluß der bedeutſamen Burſchenwoche auf Schloß
Lich=
tenberg fand in der Otto=Berndt=Halle ein
Burſchenſchaf=
ter=Kommers ſtatt, an dem die Aktivitas der vier
Darm=
ſtädter Burſchenſchaften Friſia”, „Germania”, „Markomannia”
und „Rheno=Gueſtfalia”, ſowie als Ehrengäſte der Vertreter des
Rektors und der Profeſſoren der Techniſchen Hochſchule, einige
Referenten der Schulungswoche, alte Herren und Vertreter der
Burſchenſchaften der benachbarten Hochſchulen teilnahmen. Die
Galerien zierte ein bunter Kranz junger Damen. Vor der
Bühne ſtanden die Fahnen der Darmſtädter Burſchenſchaften, die
Farben der Burſchenſchaften der benachbarten Städte waren an
den Seitenwänden der Halle angebracht.
Der Feſtkommers wurde mit dem feierlichen Einmarſch der
Chargen unter den Klängen der vorzüglichen Muſikkapelle
eröff=
net. Der Kommers verlief unter reger geiſtiger Ausſprache der
Bundesbrüder untereinander und unter Abſingen alter froher
Studentenlieder in ſchönſter Harmonie und beſter Stimmung.
In herzlichen Worten begrüßte der Kommerspräſident, eand.
arch. Mittmeyer (Burſchenſchaft Friſia) die Teilnehmer an
dem Feſtabend und beſonders die Damen und Ehrengäſte im
Na=
men der Deutſchen Burſchenſchaft. Er zeichnete in großen Zügen
den Geiſt der deutſchen Urburſchenſchaft und die Aufgaben der
Burſchenſchaft heute, die in großem Kampfe um die nationale
Freiheit ſtehe. Weiter ging er auf die Arbeiten auf Schloß
Lich=
tenberg ein, die letzten Endes das Ziel haben, das deutſche Volk
zur nationalen Freiheit zurückzuführen. In der Burſchenwoche
ſei gezeigt worden, welche Wege zu begehen ſeien. Deutſchland
wieder aufwärts zu führen. Man dürfe den Mut nicht verlieren,
um ſich durchſetzen zu können.
Prof. Dr. Voigt, ſelbſt A. H. der Burſchenſchaft Germania
Braunſchweig, übermittelte den Dank S. Magnifizenz und des
Lehrkörpers der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt für die
Ein=
ladung zu dem Feſtabend. Leider ſeien ſeine Kollegen durch das
Profeſſorium in Lichtenberg an der Teilnahme verhindert. Er
wies auf die ſtudentiſchen Pflichten hin und gab ſeiner Freude
Ausdruck, daß die Beziehungen zwiſchen den Darmſtädter
Bur=
ſchenſchaften und S. Magnifizenz und dem Lehrkörper der
Hoch=
ſchule die beſten ſeien und ſich weiter vertiefen mögen. Was er
dazu beitragen könne, werde er gerne und von Herzen tun. Er
leerte ſein Glas auf das Wohl der Burſchenſchaften.
Der 1. Vorſitzende des Vaterländiſchen Ausſchuſſes der
Deut=
ſchen Burſchenſchaften, Rechtsanwalt Koffka, ſprach beſonders
den Rednern der Burſchenwoche den Dank aus. Man ſtehe heute
mitten in ſchwerem Kampfe, aber Kampf bedeute Leben. Er ging
dann auf den Zweck und die Ziele der Burſchenſchaften ein. Die
Zeiten ſeien anders als vor 20. 50 und 100 Jahren, man lebe
in einem Lande, das gebrochen und geknechtet ſei, wie faſt nie
zu=
vor. Seit 1919 lebe man in einem Staate ohne Souveränität,
die uns das Verſailler Diktat geraubt habe. Dieſen Vertrag müſſe
jeder Deutſche auswendig kennen, um aus ihm Kraft zum
Wider=
ſtand zu ſchöpfen. Die deutſchen Ströme ſeien
internationali=
ſiert, frei ſei das Rheinland nicht, ſolange es kein deutſcher
Sol=
dat betreten dürfe und es ſchutzlos jedem Einfall preisgegeben
ſei. Bei den Reparationszahlungen handele es ſich nicht um „
Wie=
dergutmachungen”, ſondern um ein ausgeklügeltes Syſtem,
Deutſchland niederzuhalten. Man habe Schulden und
Verpflich=
tungen unſerem Vaterland auferlegt, die man nie bezahlen könne.
Millionen hungern und darben heute, und vielleicht könne der
Hunger noch größer werden, noch weitere Millionen erfaſſen.
Aber man hungere nur fürs Ausland, ohne Hoffnung, dadurch
frei zu werden. Die politiſche Schuld habe das Ausland verſucht,
in eine kaufmänniſche umzuwandeln. Mit Anleihen erſtrebe man,
Deutſchland zu vernichten, und nach den Anleihen verſuche man
es mit dem Youngplan, mit einer untragbaren kommerziellen
Schuld. Die Deutſche Burſchenſchaft kämpfe gegen den
Young=
plan. Heute werde z. B. ernſtlich die Ablöſung der
Goldwäh=
rung erwogen. In ſeinen weiteren Ausführungen beſchäftigte ſich
der Redner mit aktuellen politiſchen Fragen. Die Deviſe müſſe
heißen: „Nur wer ſich ſelbſt hilft, dem hilft Gott”. Wenn der
Deutſche ſich über all die Vorgänge heute klar ſei, könne er faſt
verzweifeln, aber man dürfe nicht verzweifeln, und die Deutſche
Burſchenſchaft ſage ein energiſches „Dennoch‟ Die Deutſche
Bur=
ſchenſchaft ſtehe vor großen, ſchweren Aufgaben im Kampfe um
die Verteidigung der Autonomie der Hochſchulen und der
Stu=
dentenſchaft, vor Aufgaben auf dem Gebiete der Wehrhaftigkeit
und der Politik. Politiſche Schulung ſei nötig, und die
Burſchen=
woche habe dazu beigetragen den Wahlſpruch der Deutſchen
Bur=
ſchenſchaft hochzuhalten und durchführen zu können: „Ehre
Frei=
heit, Vaterland!” Machtvoll klang das gemeinſam geſungene
Deutſchlandlied.
Weitere, von großer Vaterlandsliebe getragene Reden
wur=
den gehalten u. a. von A. H. Prof. Dr. Hübner, der die Ziele
der Deutſchen Burſchenſchaft nochmals zeichnete und zur inneren
Beſinnung aufforderte. Die deutſche Seele dürfe nicht
aufgege=
ben werden, dürfe man ſich nicht rauben laſſen denn „der Geiſt
lebt in uns allen und unſere Burg iſt Gott”. Vertrauen auf ihn
wird uns wieder aufwärts führen. Der Vorſitzende des V. A. B.
Darmſtadt, Dr. Schottenhammer ſchilderte eindringlich die
große Not unſeres deutſchen Vaterlandes und die Pflichten und
Aufgaben der Deutſchen Burſchenſchaft, die dahin gehen die
Einigkeit und Einheit des großen deutſchen Volkes, die Löſung
der ſozialen Frage, die Erweckung und Wachhaltung der
Wehr=
haftigkeit, des Glaubens und Volkstums zu erreichen. Wie ein
Gelöbnis klang das nach dieſer Anſprache gemeinſam geſungene
Lied „Ehre Freiheit, Vaterland‟
Nach Abſingen weiterer ſtudentiſcher Lieder und nach
kür=
zeren Anſprachen war der offizielle Teil des Feſtkommerſes, der
den Abſchluß der arbeitsreichen Lichtenberger Burſchenwoche
bil=
dete, beendet.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen nur noch heute und morgen
im Stummfilm=Doppelprogramm den Abenteurerfilm „Tarzan,
der Tiger”, mit Frank Merill als Tarzan und Natalie Kingſton.
Im zweiten Teil läuft der Film aus der Fremdenlegion „Die
Hölle der Heimatloſen” mit Normann Kerry. Imogen
Robert=
ſon, Juna Marlowe, Lewis Stone u. a.
Cp Braunshardt, 4. Juli. Der Gemeinderat hat jetzt die
Be=
ratung des Voranſchlags der Gemeinde für das Rechnungsjahr 1931
be=
endet und den Voranſchlag genehmigt. Im Zuſammenhang damit wurde
die Einführung der Bier= und Bürgerſteuer abgelehnt.
Cp. Dieburg, 4. Juli. Zur Beigeordnetenwahl, die für
den 26. Juli vorgeſehen iſt, verlautet mit Beſtimmtheit, daß die
Sozial=
demokratiſche Partei in Karl Diehl einen eigenen Kandidaten
auf=
geſtellt hat.
b Erbach 4. Juli. Von der Bezirksſparkaſſe. Die
Bezirksſparkaſſe Erbach teilt folgendes mit Um den alten
Sparern die allein im Jahre 1930 freiwillige Rückzahlung von faſt
105 000 Reichsmark erhielten, denen weitere 85 000 RM. im erſten
Halbjahre 1931 folgten, noch mehr entgegenzukommen, wurde auf
einſtimmigen Beſchluß von Vorſtand und Aufſichtsrat folgende
Regelung getroffen: Die alten Sparer, die nach den
Aufwer=
tungsbeſtimmungen ihre aufgewerteten Einlagen zur Hälfte am
1. Januar 1932 kündigen können wird ein Vorſchlag zur
Weiter=
belaſſung der Beträge bei dem Inſtitut gemacht. Darnach ſollen
alle Einleger, die ſich bereit erklären, ihre aufgewerteten alten
Einlagen bis mindeſtens 1. Juli 1932 ſtehen zu laſſen, vom 1. Juli
1931 an bereits in den Genuß der Normalzinſen, d. ſ. 6 Prozent
gelangen, während ſie ſich ſonſt bis 1. Januar 1932 noch mit
3 Prozent begnügen müßten. Der Vorſchlag ſcheint beim
Publi=
kum günſtig aufgenommen zu werden — Preisabbau. Die
Weidemilch des Roßbacher Hofes, die hier viel begehrt wird, koſtet
ab 1. Juli nur noch 32 Pfg., ſtatt ſeither 34 Pfg. pro Liter.
Tageskalender für Montag, den 6. Juli 1931.
Heſſ. Landestheater Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, 20 Uhr: „O. ſpaniſche Fliege‟. — Konzerte: Zur
Oper Schloßkeller, Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor
Herrngar=
tenkaffee — Kinovorſtellungen: Union. Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele.
Seite 4
Montag, den 6. Juli 1931
Nummer 185
F. Die Tagung, des Verbandes nahm mit dem am Sonntag
vormittag in den hoheren Schulen am Kapellplatz Realgymnaſium
und Ludwigs=Oberrealſchule) unter der bewährten Leitung des
Wettſchreibobmanns Paul Buſch=Hofheim i. T. veranſtalteten
Verbands=Schnellſchr eiben ihren Fortgang. In
em=
ſiger Arbeit rangen hier 1300 Wettſchreiber, die aus dem
Ver=
bandsgebiet ſich in Darmſtadt zuſammengefunden hatten, um die
Siegespalme. Geſchrieben wurde nach den Beſtimmungen der
neuen Bundes=Schnellſchreibordnung von 80 Silben
Geſchwindig=
keit an. Die Höchſtleiſtung wurde in der Abteilung 260 Silben
erzielt. Neben dem Schnellſchreiben hatte man dieſes Mal auch
ein Schön= und Richtigſchreiben eingerichtet.
Um 11.30 Uhr hatte der Verband zu einer öffentlichen
Feſtverſammlung,
die eine große Zahl geladener Ehrengäſte und viele hundert
Kunſtbefliſſene im großen Saal des Städtiſchen Saalbaues
ver=
einigte, eingeladen.
Der Verbandsvorſitzende, Rechnungsdirektor Heinrich
Wer=
ner, eröffnete nach dem von dem Männergeſangverein „
Lieder=
zweig‟ Darmſtadt unter der Leitung ſeines Dirigenten Etzold
vorgetragenen Chor „Hymne an die Kunſt” von Mangold mit
herzlichen Worten der Begrüßung und des Dankes an die
Erſchie=
nenen den Feſtakt, bei dem von den dabei zu Worte gekommenen
Vertretern der Behörden und Verbände, vor allem auch dem
Ver=
treter des Herrn Staatspräſidenten und der heſſiſchen Regierung.
Schulrat Haſſinger, der feſte Wille für eine Förderung der
deutſchen Einheitskurzſchrift und Unterſtützung für ihre
Einfüh=
rung bei den Behörden und in den Schulen in einmütiger Weiſe
zum Ausdruck kam. Der Vorſitzende des Gabelsberger
Steno=
graphenvereins von 1861 Darmſtadt, Oberſtadtinſpektor Peter
Meyer, ſchloß ſich den Begrüßungsworten des
Verbandsvorſitzen=
den an.
Als erſter Redner ſprach Herr Schulrat, Haſſinger in
Vertretung des heſſiſchen Staatspräſidenten Dr. Adelung, der
lei=
der durch die Streſemann=Gedenkfeier in Mainz am Erſcheinen
verhindert war. Er verſicherte, daß der Herr Staatspräſident
weiterhin die Beſtrebungen der Stenographenvereine nach jeder
Richtung hin und nach Kräften unterſtützen werde. (Bravo!)
Gleichzeitig brachte er dem Stenographenverein 1861 herzliche
Glückwünſche zu ſeinem Jubiläum dar. Er hoffe, daß er auch weiter
jugendfriſch bei der Arbeit ſei und bleibe zum Wohle der Jugend,
für Volk und Vaterland. Er ſtattete gleichzeitig den
Stenogra=
phenvereinen Dank ab für die Bereitwilligkeit, ſich erwerbsloſen
Jugendlichen anzunehmen und ihnen die Möglichkeit zur
Erler=
nung der Kurzſchrift zu geben. Im weiteren Verlaufe ſeiner
Aus=
führungen ging der Redner auf die Jugendbewegung im
allge=
meinen ein, wobei er betonte, daß auch die Stenographenvereine
die Aufgabe hätten, in gemeinſamer Arbeit für Volk und
Vater=
land uneigennützig zu wirken.
Regierungsrat Schaible Vorſteher des ſtenographiſchen
Dienſtes im Landtag, betonte in ſeiner Anſprache die warme
Teil=
nahme, die das Bildungsminiſterium am ſtenographiſchen Leben
nehme. Er überbrachte die beſten Glückwünſche für Verband und
Verein.
Rechnungsrat Schneider ſprach namens der
Stadtverwal=
tung und in Vertretung des Oberbürgermeiſters. Er erkannte
die Arbeit der Kurzſchrift als wertvolle Erziehungs= und
Bil=
dungsarbeit an der heranwachſenden Jugend an. Sein beſonderer
Gruß galt den Gäſten von auswärts. Die Stadt Darmſtadt
för=
dere die Beſtrebungen des Verbandes der engeren Heimat und vor
allem des Jubelvereins lebhaft. In dieſem Sinne habe die Stadt
auch den Ehrenpreis geſtiftet.
Stadtſchulrat Löſch ſprach namens des Stadtſchulamts, der
Schule und Lehrerſchaft, darauf hinweiſend, daß zwiſchen dieſen
Stellen und den kurzſchrifttreibenden Verbänden engſte und
innigſte Verbindung beſtehe.
Kreisſchulrat Landtagsabg. Storck übermittelte der Tagung
die herzlichſten Wünſche des Kreisſchulamts und verſicherte
För=
derung und Unterſtützung ſeitens der Kreisſchulbehörde.
Oberſtudiendirektor Prof. Pfaff ſprach als Vertreter des
Deutſchen Stenographenbundes, deſſen Vorſitzender der Redner
lange Jahre war. Er hoffe, daß es gelinge, die Kurzſchrift
all=
gemein in den Schulbetrieb einzugliedern.
Dann ergriff, ſchon in vorgerückter Stunde, der Feſtredner,
Herr Profeſſor Fiſcher=Karlsruhe, das Wort zu ſeinem
groß=
angelegten Vortrag über „Die Einheitskurzſchrift im Dienſte des
deutſchen Volkes‟. Dabei ging er beſonders auf die Schaffung
und Notwendigkeit der Reichskurzſchrift ein. Alle Kämpfe gegen
dieſe ſeien hinfällig gegenüber der Tatſache, daß ſich die
Ein=
heitsſtenographie ſeit ihrer Einführung vor 6 Jahren beſtens
be=
währt habe. Wohl habe ſie ihre Mängel, aber dieſe ſeien nicht
ſo, daß das Syſtem als ſolches revidiert werden müſſe. Im
wei=
teren Verlaufe ſeiner Rede ſtellte Profeſſor Fiſcher mit
Genug=
tuung feſt, daß Heſſen auf ſtenographiſchem Gebiete ohne Zweifel
ein Muſterland ſei, eine Tatſache, die weit über Heſſen hinaus
Anerkennung findet. Zum Schluß ſchilderte der Feſtredner die
weitverzweigten Merkmale der Stenographie als Kulturbewegung.
die gleichzeitig weſentlich zur Volksgemeinſchaft beitrage. Der
Glaube an Deutſchlands Zukunft müſſe uns bleiben. Mit zwei
Volksliedern, geſungen vom Liederzweig, ſchloß der würdig
ver=
laufene Feſtakt.
Die eindrucksvolle Rede wurde mit lebhaftem Beifall
aufge=
nommen. Mit den vom Männerchor „Liederzweig” geſungenen
Chören „Das Ringlein” von Nagel und „Friſch geſungen” von
Silcher ſchloß dieſer Teil der Verbandstagung ab.
An die Feſtverſammlung ſchloß ſich ein Feſteſſen, das im
Gartenſaal des Saalbaues bei Tafelkonzert eingenommen wurde.
Ein von dem Stadtorcheſter ab 3 Uhr gegebenes
Gartenkon=
zert, das unter der Leitung des Kapellmeiſters Schlupp im
Saalbaugarten die Wettſchreiber und Feſtgäſte zu einigen frohen
Stunden verſammelte, verlief bei ſchönſtem Wetter für die
Ju=
gend, der Gelegenheit zum tanzen geboten war, nur allzu raſch.
Während des Konzertes tagten im Sitzungsſaal im 1. Stock des
Saalbaues noch einmal die Verbandsvertreter, um eine, übrigens
ſehr anregende und in ihrem Ergebnis" fruchtbare Beſprechung
über die Handelskammerprüfungen abzuhalten. Das
Referat erſtattete der Verbandsvorſitzende Werner.
Um 7 Uhr konnte das Ergebnis des Wettſchreibens durch den
Wettſchreibobmanm bekanntgegeben werden, nachdem ſich die
Spannung der Wettſchreiber bereits auf das höchſte geſteigert
hatte. Es wurden errungen: a) beim Schnellſchreiben:
65 Ehrenpreiſe, 503 erſte, 225 zweite und 188 dritte Preiſe; b)
beim Schön= und Richtigſchreiben: 3 Ehrenpreiſe, 39
erſte, 17 zweite und 5 dritte Preiſe. Die Namen der
Ehrenpreis=
träger in den drei höchſten Abteilungen laſſen wir
nach=
ſtehend folgen: Abteilung 260 Silben: Hans Fiſcher=
Darmſtadt: Abteilung 240 Silben: Wilhelm Schmidt
(Schüler)=Darmſtadt; Winkler=Frankfurt a. M.;
Abtei=
lung 220 Silben: Georg Wahl=Gießen, Marie
Wen=
zel=Darmſtadt, Fröhner=Dieburg, Emil Joſt=Gießen.
Am Abend ſchloß ſich im Saalbau ein Feſtball des
Ga=
belsberger Stenographenvereins von 1861 an, der den Abſchluß
des in muſtergültiger Weiſe verlaufenen 51. Verbandstags und
den Schlußſtein des Jubiläums des hieſigen rührigen
Stenogra=
phenvereins von 1861 bildete.
*
Das Jubiläum gab dem feſtgebenden Verein 1861 Darmſtadt
Veranlaſſung, mehrere verdiente, langjährige Mitglieder
auszu=
zeichnen. So wurden nach einer Mitteilung des
Vereinsvorſitzen=
den Meyer die Mitglieder Franz Baumüller und Karl
Beutel zu Ehrenmitgliedern ernannt. Wegen 25jähriger und
längerer Mitgliedſchaft erhielten die Mitglieder Emilie Albrecht,
Peter Bach, Peter Jenſen, Heinrich Kräckmann, Paula Mager,
Ludwig Merkel, Emil Oſt, Ernſt Reich, Karl Schlitz und Balthaſar
Weimar Ehrenurkunden. Eine beſondere Ehrung wurde dem
langjährigen und verdienſtvollen gegenwärtigen Vorſitzenden,
Herrn Stadtoberinſpektor Peter Meyer, zuteil. Aus der Hand
des Ehrenvorſitzenden, Rechnungsdirektor Werner, erhielt er
ſei=
tens des Vorſtandes eine Ehrenurkunde und ſeitens des Vereins
in ſeiner Geſamtheit einen Wertgegenſtand.
Da. Brandau 4. Juli. Hebammenwechſel. Nach 30jähriger
ſegensreicher Tätigkeit als Hebamme tritt Frau Heleine von hier
aus Geſundheitsrückſichten in den wohlverdienten Ruheſtand. Ihre
Nach=
folgerin, Fräulein Eliſabeth Meier, hat nach ¾jähriger Ausbildung
an der Hebammenlehranſtalt in Mainz ihren Dienſt am 1. Juli
auf=
genommen. Der Gemeinderat hat in einer ſeiner letzten Sitzungen die
Anſchaffung einer neuen Hebammentaſche genehmigt. — Gautag. Der
Gerſprenzgau des Deutſchen Sängerbundes hält ſeinen diesjährigen
Gau=
tag in Brandau ab. Der Geſangverein, Sängerluſt” wird die
Zuſam=
menkunft, die bei Gaſtwirt Balß ſtattfindet, durch Vorträge einiger
Chöre verſchönern. Der 19. Juli iſt für dieſen Gautag vorgeſehen.
A. Mörlenbach, 4. Juli. Verkehrsunfall. Auf der
Straße nach Mörlenbach kam es in einer Kurve beinahe
zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen einem Perſonenauto aus
Mann=
heim und einem Motorradfahrer. Nur dadurch, daß der
Kraft=
wagenführer das Auto auf die ſeitliche Böſchung ſteuerte, wurde
größeres Unheil verhütet, denn das Motorrad wurde nur geſtreift
und deſſen Fahrer nur leicht verletzt. Der Kraftwagen aber
be=
kam das Uebergewicht, ſchlug nach hinten um und überſchlug ſich,
doch kamen auch deſſen Inſaſſen mit dem Schrecken und
unerheb=
lichen Verletzungen davon. Wie man hört, ſollen die
Motorrad=
fahrer nicht weit genug rechts gefahren ſein und dadurch den
Un=
fall verſchuldet haben. Andererſeits iſt die Straße auch ſehr ſchmal
und daher in den Kurven leicht ein Unfall möglich, wenn nicht
ganz vorſichtig und ganz außen auf der Fahrbahn gefahren wird.
Cf. Birkenau, 4. Juli. Waſſerverſorgung. Wie richtig die
Anlage von Pumpwerken war, zeigt ſich jetzt in der außerordentlichen
Trockenheit, wo trotz immer noch ſtark gemindertem Quellzufluß durch
die Pumpanlagen die Gemeinde Birkenau hinreichend mit Waſſer
ver=
ſorgt iſt In den Jahren 1929 und 1930 ſowie auch in
vorausgegange=
nen Jahren trat oft fühlbarer Waſſermangel ſchon bei den erſten
war=
men Tagen des Mai ein, und im Juni—Auguſt hatten oft, tagelanz
ganze Ortsteile kein Waſſer. Die derzeitige Waſſermenge iſt ſo
aus=
reichend, daß bis jetzt noch nicht erforderlich war, ein Verbot zur
Be=
nutzung von Schlauchleitungen zu erlaſſen. — Arbeitsloſigkeit.
Zu der dieſer Tage erſchienenen Meldung über den Stand der
Arbeits=
loſigkeit in der Gemeinde iſt noch zu ergänzen, daß das Verhältnis
zwi=
ſchen vom Arbeitsamt unterſtützten Perſonen und
Wohlfahrtserwerbs=
loſen, die in Unterſtützung der Gemeinde ſtehen, ſich gegenüber dem
Vorjahr derart verſchoben hat, daß heute faſt ſoviele Arbeitsloſe von der
Gemeinde unterſtützt werden müſſen, als damals Perſonen in
Unter=
ſtützung des Arbeitsamtes ſtanden. Während im Juli 1930 11
Kriſen=
unterſtützungsempfänger vorhanden waren, ſind es heute 38, die bei
an=
haltender Wirtſchaftskriſe über kurz oder lang alle der Fürſorge der
Gemeinde anheimfallen. Die Aufwendungen der Gemeinde für
Wohl=
fahrtsarbeitsloſe und Kriſenunterſtützte, die im Sommer 1930 noch
durch=
ſchnittlich pro Woche 400 Mark betrugen, betragen heute durchſchnittlich
1000 Mark.
A. Nieder=Liebersbach. 4. Juli. Landwirtſchaftlicher
Beſichtigungsausflug. Der hieſige Obſt= und
Gartenbau=
verein machte unter Leitung des Herrn Kreisobſtbauinſpektors
Orthmann einen Ausflug nach Ludwigshafen und dem dort
be=
findlichen Verſuchsgut der J. G. Farbwerke „Limburger Hof”
woſelbſt die Leiter des Gutes die Führung übernahmen und alle
möglichen Verſuche mit Düngemitteln daſelbſt auf Feldern und
Wieſen zeigten und erklärten, ebenſo die Düngverſuche bei
Obſt=
bäumen. Sodann wurden die Gäſte zu ihrer größten Ueberraſchung
ſogar bewirtet. Sicher hat dieſer Beſuch für manche Teilnehmer
viel Lehrreiches und Anregung gebracht, nun auch im eigenen
Be=
trieb das Geſehene und Gelernte praktiſch anzuwenden und
aus=
zuwerten.
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Numuer 185
Montag, den 6. Juli 1931
Seite 5
4. Gauliedertag des Gaues Bergſtraße.
Fahnenweihe und Skifkungsfeſt des Geſangvereins „Liederkranz” Bensheim.
Bb. Bensheim, 5. Juli.
* Des Feſtes Beginn fiel bereits in den Vorabend. Um 8 Uhr
abends ſtellten ſich die örtlichen und bereits anweſenden
auswär=
tigen Vereine — und es waren deren immerhin ſogar weit
her=
beigeeilte Vereine darunter — zum gemeinſamen Abmarſch nach
dem günſtig in der ſtädtiſchen Anlage gelegenen Feſtplatz auf.
Dortſelbſt begann alsbald eine von hohen Gedankengängen
getra=
gene Vorfeier die von einem Feſtmarſch der vorzüglich den
kon=
zertlichen Teil ausführenden Kapelle Lulay vorgetragen wurde.
Nach einem Chor des Feſtvereins nahm deſſen Vorſitzender, Herr
Mohr, das Wort zu einer Begrüßungsanſprache, wobei er
be=
ſonders der Anweſenheit des Herrn Bürgermeiſters Dr.
Anger=
meier, des Herrn Kreisdirektors der Herren
Oberſtudiendirek=
toren Krämer und Como, des Herrn Kreisſchulinſpektors
Kre=
mer, der beiden Heidelberger Sangesbrüder und Ehrenmitglieder
des Feſtvereins, der Herren Tiegelmann und Stichling, der
An=
weſenheit des Geſangvereins Eintracht Friedberg=Fauerbach, der
Stifter der Fahne und deren Entwerfer, Herrn Gewerbelehrer
Stoll, des Feſtredners Herrn Prof. Ruhl, und aller an den
Feſt=
vorbereitungen Beteiligten gedachte; er verlas dabei ein
Glück=
wunſchtelegramm des Fußballklubs 07 und des Herrn
Oberſtudien=
direktors Krämer. Sodann begrüßte und beglückwünſchte Herr
Bürgermeiſter Dr. Angermeier den Feſtverein als den älteſten
Verein der Stadt. Es ſprachen weiter Kreisdirektor Reinhart,
Kreisſchulinſpektor Schulrat Kremer, Dr. Berg, der Vorſitzende des
Turnvereins e. V. Bensheim. H. Beger, der Vorſitzende des
Geſangvereins „Harmonie‟. Herr Schlinck namens der
Geſangs=
abteilung des katholiſchen Geſellenvereins. Herr Findling für den
Kriegerverein. Herr Grünhag für die katholiſchen Vereine der
Stadt, Herr Stichling=Heidelberg namens der dortigen „
Lieder=
halle” und ein Sprecher des Geſangvereins „Eintracht” Friedberg=
Fauerbach. Die Geſangvereine „Harmonie” Bensheim und „
Lie=
derhalle” Heidelberg ließen dabei Feſtgeſchenke, erſterer ein
Gong, letzterer eine Plakette und einen Fahnennagel überreichen.
Herr Mohr, der Vorſitzende des Feſtvereins, dankte allen
Spre=
chern wie auch dem Gauleiter, Herrn Lehrer Beltz=Seeheim, für
die von dieſem dargebrachten Glückwünſche. Die eigentliche
Feſt=
rede hielt Herr Profeſſor Ruhl. Ein Maſſenchor, Muſikvorträge
der Kapelle und Geſangsvortrag der Harmonie” gingen der
ſo=
dann folgenden Ehrung zweier Mitglieder des Feſtvereins durch
den Gauvorſitzenden Herrn Beltz=Seeheim, voraus. Sangesbruder
Herr Korell bekam für 50jährige Mitgliedſchaft die goldene
Ehren=
nadel des Heſſiſchen und den Ehrenbrief des Deutſchen
Sänger=
bundes und Herr Joſef Hillenbrand die Auszeichnung für 25
jäh=
rige Mitgliedſchaft. Herr Korell dankte bewegt und brachte ein
Hoch auf den Liederkranz und den Deutſchen Sängerbund aus.
Herr Lehrer Beltz der Gauvorſitzende, ſprach über das deutſche
Lied und die deutſche Treue zum Geſang, über Sport und Lied,
und ſchloß mit der Aufforderung zum Geſang des
Deutſchland=
liedes, das die Feſtverſammlung ſtehend mitſang. Es trugen
ſo=
dann noch verſchiedene der anweſenden Geſangvereine Lieder vor.
Herr Lehrer Scheidt und Herr Mohr, erſterer Dirigent des
Ver=
eins, der die Leiſtungen des Vereins zu der großen bekannten
Höhe gebracht hat, letzterer der Vereinsvorſitzende wurden darauf
zu Ehrenmitgliedern des Geſangvereins Liederhalle=Heidelberg
er=
nannt, wofür erſterer erfreut dankte. Dann trug der Liederkranz
zum Abſchluß des Abends noch zwei Chöre vor.
Der Feſt=Sonntag.
* „Das deutſche Lied — das deutſche Herz!” So hatte der
feſtgebende Verein, der Liederkranz Bensheim, anläßlich ſeines 85.
Geburtstages über die Ehrenpforte geſchrieben. Und unſer
deut=
ſches Herz wurde ſichtlich bewegt, als am Sonntag früh 8 Uhr
unter feierlichen Klängen die Gaufahnen ihren Einzug ins
„Deutſche Haus” hielten. Mit herzlichen Worten begrüßte darauf
der Gauvorſitzende, Herr Lehrer Beltz=Seeheim, die Sänger die
diesmal erſtmalig vollzählig zum Wertungsſingen erſchienen
waren Beſonderen Gruß widmete er den Vertretern der
Behör=
den, für die Herr Bürgermeiſter Dr. Angermeier den
Willkom=
mensgruß entbot. Das Wertungsſingen ſtand unter dem
Leit=
wort. Wir ſingen von Lenz und Liebe”, ſo daß die Vereine nach
dem Pflichtchor von W. Rein „Es ritt ein Jäger wohlgemut” in
dieſem Sinne ihre Wahlchöre beſtimmt hatten. Als
Geſangs=
richter amtierte Herr Muſikdirektor Döbert. Während einige
klei=
nere Chöre Volksweiſen von Pauli. Neff, Brodt, Silcher gewählt
hatten, brachten die anderen Werke von W. Nagel, H. Kaun, L.
Baumann. W. Sturm, M. Neumann, E. Landvai u. a. zu Gehör.
Auch einige alte Satzweiſen zierten die Vortragsfolge, und wir
er=
wähnen als etwas ganz Neues bei einem Wertungsſingen ein
Landsknechtlied mit Tenor=Solo, kleiner Flöte, Klarinette und
kleiner Trommel. Daß endlich ein Gaſtverein, Liederhalle
Heidel=
berg, noch Proben ſeines Könnens bot, ſei nur freundlich erwähnt.
Ohne der fachlichen Würdigung der Leiſtungen vorzugreifen,
dür=
fen wir ſagen, daß ſämtliche Vereine durchaus beachtliche
Lei=
ſtungen boten. Die kurze Pauſe benützte der Gauvorſitzende, um
in dankbarer Anerkennung der Verdienſte um den Ga= hr
als zehn Jahren den Gauchormeiſter, Herrn Muſikdirektor M.
Döbert=Bensheim, i. A. des H.S.B. zum Ehrenchormeiſter des
Heſſiſchen Sängerbundes zu ernennen. Die Sänger gaben ihre
freudige Zuſtimmung durch begeiſterte Darbringung des
Deut=
ſchen Sängergrußes.
Endlich ſei einer freundlichen Stiftung gedacht: die
Kon=
ditorei Ehret=Bensheim hatte für die beſte Leiſtung eine
ſchöne Torte zur Verfügung geſtellt. Da der H. S. B. auch ſolch
ſüße Preiſe grundſätzlich ablehnt, ſo einigte man ſich auf
Ver=
loſung. Der Nachmittag führte die Sänger auf den Marktplatz
zur öffentlichen Kundgebung „für Heimat, Volk und
Vater=
land!‟ Ein prächtiges Bild entrollte ſich vor unſeren Augen;
reicher Fahnenſchmuck zierte die altehrwürdigen Häuſer, eine
ſchier unüberſehbare Menſchenmenge hatte ſich eingefunden, um
dem kraftvollen Geſang der 700 Sänger zu lauſchen. Meiſter
Döberts Sängerſpruch leitete die Feier ein, und ſtimmungsvoll
erſcholl Mozarts „Weihe des Geſangs” von M. Döbert mit
Orcheſterbegleitung bearbeitet. Dann ſprach Herr Lehrer Beltz
über „Deutſche Männer — deutſche Art” und gedachte in einer
eigenartigen Gegenüberſtellung Mozarts und Steins. Packende,
gegenſätzliche Lebensbilder leiteten ein zum Vergleiche ihrer in
vielem übereinſtimmenden Art. Die beiden Männern gleiche
Ge=
nütstiefe, Mannhaftigkeit Menſchenliebe und Frömmigkeit ſollten
ils Spiegel für unſer eigenes Weſen dienen. Ihrer deutſchen
Urt ſtellte Redner auch ihre deutſchen Taten in ihrem
Wirkungs=
reiſe gegenüber, vor allem aber ihr beiderſeitiges Bekenntnis
u deutſchem Volkstum und deutſcher Einheit. In das Heil auf
Heimat, Volk und Vaterland ſtimmten alle begeiſtert ein, und
nachtvoll ſchloß der Chor Mangolds „Vaterland” an.
Freund=
iche Worte und den Dank der ſtaatlichen Verwaltung für die
Das Stadtgespräch.
Pflege deutſcher Art und deutſcher Volksgemeinſchaft durch den
Sängerbund fand Herr Kreisdirektor Reinhart, wofür „ihm
die Sänger herzlichen Dank wußten. Für den H. S. B. ſprach
Bundesſchatzmeiſter Bitter=Darmſtadt, der wiederum den
Dank des Bundes für die freiwillige Diſziplin der Sänger wußte.
Er unterließ es nicht, Herrn Döbert für ſeine langjährige,
treue Mühewaltung den Dank des Bundes auszuſprechen. Die
Sänger ermunterte er, auch in Zeiten allgemeiner Volksnot erſt
recht zum Singen bereit zu ſein, damit das Bundesfeſt 1932 in
Frankfurt in gleicher Weiſe eine machtvolle Kundgebung von der
einigenden Macht des deutſchen Liedes werde wie in Wien.
Nachdem der Geſamtchor „Deutſchland, dir mein Vaterland!” die
eindrucksvolle Kundgebung beſchloſſen, bewegte ſich ein ſtattlicher
Feſtzug, den Böllerſchuß und Glockenläuten zum Gedächtnis der
Gefallenen einhielt, in die Städtiſchen Anlagen, wo die
Fahnen=
weihe des Geſangvereins „Liederkranz” ſtattfand. Hatte die
Vorfeier am Samstag abend hier ſchon tiefen Eindruck
hinterlaſ=
ſen — worüber wir an anderer Stelle berichten — ſo hatte die
Ver=
einsleitung unter dem umſichtigen Vorſitzenden, Herrn Wilhelm
Mohr, es verſtanden, auch ſie eindrucksvoll zu geſtalten. Die
Kapelle Lulei eröffnete die Feier mit dem ſauber geſpielten
Krö=
nungsmarſch von Meyerbeer, Lehrer Schmidt ſang mit dem
Jubelverein die wundervolle „Stiftungsfeier” von J.
Mendels=
ſohn, Frl. Hilde Blumb widmete der alten ſchwarz=rot=
gol=
denen Fahne liebe Abſchiedsworte. Gauvorſitzender Beltz ſprach
ernſte Weiheworte über die neue Fahne, die nach dem Entwurf
des Herrn Joſ Stoll angefertigt worden war. Vorſitzender
Mohr übernahm ſie mit dem Treugelöbnis, das der Verein in
kurzem Sprechchor vertiefte. Dann ſtimmte die Muſik weihevoll
an: „Ich bete an die Macht der Liebe”, was ſtehend angehört
wurde. Nachdem die Feſtdamen eine prächtige Schleife an die
neue Fahne geheftet, befeſtigte der Gauvorſitzende im Auftrage
des Gaues Bergſtraße mit 2 Hammerſchlägen den Feſtnagel des
Bundes. Der erſte Schlag galt dem deutſchen Lied, der zweite
dem deutſchen Vaterland. Dem Dank des Feſtvereins an den
Gau gab Herr Mohr dadurch Ausdruck, daß der „Liederkranz”
an Stelle der üblichen Fahnenſchleife dem Gau eine Summe
Gel=
des als Grundſtock für ein Gaubanner überweiſen werde. Alles
in allem darf geſagt werden, daß nicht nur muſtergültige
Ord=
nung das ganze Feſt beherrſchte, ſondern es war in vollem
Be=
wußtſein ein echt deutſcher Tag.
Jangbauernfeſt in Arheilgen.
Dd. Arheilgen, den 5. Juli. Dank der vorzüglichen
Organi=
ſation und des herrlichen Wetters wurde, das vielſeitige
Feſt=
programm reibungslos abgewickelt. Vom Samstag abend wäre
noch nachzutragen, daß zur Verſchönerung des Abends der
Geſang=
verein „Sängerluſt” zwei Lieder vortrug und der Kraftſportklub
einige Schau=Ringkämpfe auf der Bühne aufführte.
Am Sonntag morgen rief die Feſtkapelle ſchon um 6 Uhr auf
zu neuen Taten. Die aus ganz Heſſen=Starkenburg herbeigeeilten
Wettkämpfer in den Reihen des Junglandbundes gaben ſich
anſchließend um 8½ Uhr auf dem Sportplatz von Arheilgen ein
Stelldichein, auf dem insbeſondere in den ſonſt nicht gepflegten
Volksſportarten, wie Baumſtammſtoßen und Baumſtammwettlauf
ganz beachtliche Leiſtungen erzielt wurden. Den Hauptanteil an
den Siegen heimſte die Junglandbund=Ortsgruppe Wallerſtädten
ein, die über gute Sportler in ihren Reihen verfügt. Eine
be=
ſondere Feierſtunde war der Feſtgottesdienſt, bei dem der
Kirchen=
geſangverein und der Poſaunenchor mitwirkten.
Auf der anſchließend auf dem Friedhof ſtattfindenden
Totengedenkfeier gedachte Herr Landtagsabgeordeter
Müller in bewegten Worten derer, die ſich vor uns um die
Bauernſchaft verdient gemacht hatten. Provinzialvorſitzender
Funk=Harreshauſen legte im Namen des Bundes für die
Ver=
ſchiedenen einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder. Nachmittags
bewegte ſich dann ein farbenprächtiger Feſtzug unter
Voran=
tritt der Feſtkapelle und ſämtlicher erſchienenen Banner, begleitet
von ſchmucken Jungbauern in grünen Hemden, durch die feſtlich
geſchmückten Ortsſtraßen. Zahlreiche Zuſchauer bildeten Spalier,
um die von den Bauern zuſammengeſtellten Gruppen und
Feſt=
wagen zu bewundern. Hervorzuheben iſt hierbei neben dem
Feſt=
wagen der Ortsgruppen und den vielen landwirtſchaftlichen
Ge=
räten, beginnend mit dem alten Holzpflug mit Kuhgeſpann bis
zu dem modernen Traktor mit Bindemäher, der Feſtwagen des
Obſt= und Gartenbauvereins, auf dem ein rieſiges Füllhorn mit
den Erzeugniſſen des Gartenbaues und die
Schädlingsbekämpfungs=
geräte zu ſehen waren.
Auf dem Feſtplatz wurde in kurzer Zeit das offizielle
Feſt=
programm, enthaltend die Begrüßungsanſprache des
Provinzial=
vorſitzenden, der in lebhaftem Vortrag über die Ziele und Ideen
des Bundes ſprach, und die Feſtanſprache des
Reichstagsabgeord=
neten Dorſch über die Stellung des Junglandbundes im
poli=
tiſchen und wirtſchaftlichen Lebens Heſſens. Vertreter zu der
Tagung hatte wie alljährlich der Stahlhelm, Landesgruppe
Dem großen Pferde=, Fohlen= und Zuchkviehmarkk
enlgegen.
m. Beerfelden, 4. Juli.
Näher rücken die Markttage, der 12. und 13. Juli, und in
aller Stille wirken die veranſtaltenden Faktoren dahin, dem
Markt den alten Glanz zu erhalten und ihn noch zu erhöhen,
Hand in Hand arbeiten der Landwirtſchaftskammerausſchuß für
Starkenburg, der Landespferdezuchtverein der Verband der
Warmblutzüchter Heſſens der Markt=Ausſchuß von Beerfelden.
Man bietet eine ganze Reihe von Veranſtaltungen und doch
bil=
den ſie alle ein Ganzes, das beſtimmt iſt, das Wohl der Landwirte zu
fördern und ſich in deren Dienſt zu ſtellen. Da nennen wir
zu=
nächſt den Faſel= und Zuchtviehmarkt, verbunden mit
Preiszuer=
kennungen für Zuchtvieh. Ziegen und Schweine, hierfür ſtellen der
Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß und das Marktkomitee erhebliche
Geldſummen zur Verfügung. — Gleichzeitig iſt eine Zucht=Pſerde=
und Fohlenſchau, verbunden mit Preiszuerkennung, Gebende ſind
hier der Landwirtſchaftskammerausſchuß, der
Landespferdezucht=
verein und der Markt=Ausſchuß der Stadt Beerfelden und der
Verband der „Warmblutzüchter Heſſens”. Für ſolche, die ſich am
Auftrieb beteiligen wollen, ſei mitgeteilt, daß die Tiere bis
ſpäte=
ſtens 10. Juli d. J. beim hieſigen Marktausſchuß anzumelden ſind,
und zwar getrennt nach Geſchlecht, Gattung und Alter. Züchter
und Gemeinden in der Provinz Starkenburg ſind zu dieſer
Ver=
anſtaltung eingeladen, es werden aber auch von Händlern
vorge=
führte Pferde prämiiert. Die Mittel hierfür ſtellt der
Marktaus=
ſchuß zur Verfügung. Ueber alle den Markt betreffenden Fragen
gibt das Pferdemarkt=Komitee der Stadt Beerfelden
bereitwil=
ligſt Auskunft. — Es ſtehen zirka 5000 Mark zur Verfügung als
Prämiengelder für Pferde im Beſitz von Züchtern und Händlern,
Vieh aller Raſſen, Ziegen und Schweinen.
Dem Hauptmarkttag am 13. Juli geht am 12. Juli ein großes
Reit= und Fahrturnier voran, das ſtets Schauluſtige und
Pferdeliebhaber in größter Zahl anlockt; den Siegern. d. h. den
Beſitzern, Fahrern und Reitern winken wertvolle Ehren= und
Geldpreiſe.
Mit obigen Veranſtaltungen iſt an ſämtlichen Markttagen ein
großer Jahrmarkt verbunden; der reich ausgeſtattete Juxplatz
bie=
tet Kurzweil jeglicher Art.
Den Schluß des Marktes bildet am Dienstag die Ziehung zur
Beerfelder Pferdemarkt=Lotterie. Herr Lotterie=
Ein=
nehmer Willenbücher beſorgt nicht nur den Vertrieb der
Loſe er iſt vielmehr auch ſtets darauf bedacht, daß die
Gewinn=
möglichkeiten die denkbar beſten ſind, ſo beſteht der Hauptgewinn
aus einem Erntewagen, beſpannt mit 2 Pferden, weitere Gewinne
Heſſen=Starkenburg, deren Fahnenabteilung auch im Feſtzug
mit=
ging, und der Wehrwolf entſandt. Weiterhin waren die
Land=
tagsabgeordneten von Helmolt, Wolf und Arras, der
Provinzial=
vorſitzende des Landbundes Heſſen=Starkenburg,
Landtagsabgeord=
neter Glaſer, der Provinzialvorſitzende von Oberheſſen, Fenchel,
und andere prominente Perſönlichkeiten des Landbundes
anwe=
ſend. Das Programm des inoffiziellen Teiles wurde am
Nach=
mittag von dem Geſangverein „Liederzweig”, der in gewohnt
vollendeter Weiſe zwei Lieder zu Gehör brachte, und dem
Turn=
verein, deſſen erſte Turnermannſchaft Geräteübungen vorführte,
beſtritten.
Die Reitabteilung der Ortsgruppe wartete mit einer Quadrille
in Ziethenſcher Huſarenuniform auf, deren muſterhafte
Durchfüh=
rung, was trotz des unterſchiedlichen Pferdematerials in der
Hauptſache ein Verdienſt des eifrigen Reitlehrers Herrn Schmitt
iſt, ſowohl bei den anweſenden auswärtigen Feſtbeſuchern als auch
bei den Einwohnern lebhaften Beifall fand. Einige recht
ſchwie=
rige Figuren, wie z. B. die Mühle in den drei Gangarten, wurde
einwandfrei geritten. Die anſchließend ſtattfindenden
Reiter=
ſpiele, die recht humoriſtiſche Momente brachten und große
Ge=
ſchicklichkeit des Reiters verlangten, zeigten daß unſere
Jung=
bauern ihre Pferde nicht nur hinter dem Pflug, ſondern auch im
Sattel beherrſchen. Die Siegerverkündung in den
Bundesmeiſter=
ſchaften in den leichtathletiſchen Wettkämpfen und dem
Klein=
kaliberſchießen beſchloß das reichhaltige Nachmittagsprogramm.
Am Abend entwickelte ſich auf dem Feſtplatz ebenfalls wieder
ein reges Leben. Der volle Feſtplatz zeigte, daß auch das
Jung=
bauernfeſt in Arheilgen großen Anklang fand und bewies, daß
die hieſige Bauernſchaft doch noch eng verwachſen iſt mit dem
größten Teil der hieſigen Einwohnerſchaft. Der Geſangverein
„Frohſinn” und die fleißige Feſtkapelle ſorgten für dauernde
fröh=
liche Unterhaltung. Die Turnerinnen des Turnvereins
vervoll=
ſtändigten das Programm durch Vorführung von Keulenübungen
und Turnen am Barren, beides exakt durchgeführt. Den
Ab=
ſchluß des Junglandbundtages bildete ein großartiges Feuerwerk
der Firma Wallenſtein (Darmſtadt). Leuchtend ſtanden am Schluß
die drei goldenen Aehren, das Wahrzeichen der Bauern, am
dunk=
len Abendhimmel.
Zuſammenfaſſend kann bemerkt werden, daß dies Feſt als
Junglandbundtagung im Charakter anders war als das
vorher=
gehende Feuerwehrfeſt, aber in Ausmaß, Erfolg und Wirkung
dieſem wenig nachſtand.
ſind Pferde, Fohlen, Rinder, Schweine, ferner land= und
haus=
wirtſchaftliche Maſchinen aller Art.
Wenn man ſich das im Obigen angedeutete Geſamtbild
ver=
gegenwärtigt, ſo nimmt es nicht wunder, daß dieſe Veranſtaltung
alljährlich zum größten Bauerntreffen des ſüdlichen Odenwaldes
und der angrenzenden badiſchen, württembergiſchen und
bayeri=
ſchen Gebiete wird. Die ſeitherigen Erfahrungen laſſen hoffen,
daß trotz der Zeitverhältniſſe auch der diesjährige Markt einen
guten Beſuch bringen wird.
Bb. Bensheim, 4. Juli. Unfälle. Ein ſchwerer Unfall
er=
eignete ſich geſtern abend kurz nach 22 Uhr auf dem hieſigen
Gü=
terbahnhof. Der Rangierer Matthias Konelius von Mannheim
geriet beim Rangieren auf dem Güterbahnhof beim ſogenannten
„Auffangen” unter einen Waggon, wobei ihm das rechte Bein
am Oberſchenkel, das linke am Schienbein abgefahren wurde. Es
war ſofort ärztliche Hilfe zur Stelle, und wurde der Verletzte
durch das Krankenautomobil der Freiwilligen Sanitätskolonne
in das hieſige Hoſpital verbracht, woſelbſt aber bereits um 22.50
Uhr der Tod bei ihm eintrat. Der Verunglückte hinterläßt
eine Frau und zwei Kinder. — Zwei Tage zuvor verunglückte der
hieſige Obſt= und Wildbrethändler Peter Schwerdt bei einer Fahrt
mit Kirſchen nach der Frankfurter Markthalle, morgens 5 Uhr.
zwiſchen Langen und Sprendlingen dadurch, daß ſein
Laſtauto=
mobil mit einem Fuhrwerk zuſammenſtieß. Er erlitt dabei eine
Beinverſtauchung ſowie Bleſſuren am Kopf und an den Händen;
er wurde mittels Automobils in ſeine Wohnung geſchafft, wo es
ihm wieder beſſer geht. Seine Tochter Adelheid, die mitgefahren
war, ſowie auch der Chauffeur trugen leichtere Verletzungen
da=
von. Der Wagen mußte nach Darmſtadt abgeſchleppt werden.
Todesfall. Hier verſtarb im Alter von 77 Jahren das frühere
Stadtratsmitglied, Herr Weißbindermeiſter Karl Grün 2. In
jungen Jahren war derſelbe im Morgenland und den
Balkan=
ſtaaten; er beherrſchte verſchiedene dieſer Sprachen, wie auch
ita=
lieniſch. Sein aufrechter, biederer Charakter und ſeine
Geſchick=
lichkeit verſchafften ihm allſeits Freunde und Verehrung.
Cp. Klein=Gerau 4. Juli. Vor der Errichtung des
Ehren=
mals. Die Errichtung eines Gefallenen=Ehrenmals in der hieſigen
Gemeinde iſt jetzt endlich einen bedeutſamen Schritt weiter gekommen.
In einer dieſer Tage abgehaltenen Bürgerverſammlung wurde nämlich
beſchloſſen, den Entwurf des Oberbaurats Diefenbach zur Ausführung
zu bringen. Die Arbeiten ſollen nunmehr ſo beſchleunigt werden, daß
das Denkmal am Totenſonntag enthüllt werden kann.
Cp. Biebesheim a. Rh., 4. Juli. Eröffnung des
Gurken=
marktes. Der diesjährige Gurkenmarkt iſt eröffnet worden. Für den
Anfang ſind die Zufuhren befriedigend. In der Hauptſache wurde ein
Zentnerpreis von 13 RM. erzielt.
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Montag, den 6. Juli 1931
Seite 6
Nummer 185
Ein Roman aus der Induſtrie
At
von Hans Domintk.
Copyright by Ernſt Keils Nachf.. (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Johanna kniff ihn in den Arm. „Du willſt wohl mit mir
deinen Spaß treiben? Biſt du ſo gut aufgelegt?”
„Aber, Johanna, ich werde dich doch nicht belügen. Die
Dame iſt jung, hübſch, nett . . . und ich habe einen triftigen
Grund, hier auf ſie zu warten. Es iſt Fräulein Doktor Gerland;
Tilly — wie ſie im Laboratorium heißt. Ich hab' dir doch
ſchon mehrfach von meiner beſten Mitarbeiterin erzählt!”
Johanna ſtrich ihm leiſe über die Hand, als bäte ſie ihm
innerlich etwas ab. „Schade, daß ich bisher nicht Gelegenheit
fand, dieſes tüchtige Mädchen kennenzulernen! Denn auch wenn
ich jetzt nicht in ſo großer Eile wäre, wäre dies wohl kaum die
richtige Stunde dazu .. ."
Das Schlagen einer Tür ließ ſie aufmerken. Fortuyn
drehte ſich um. „Die Gartenlampe brennt! Sie kommt! Auf
Wiederſehn, Johanna!”
Eine haſtige Umarmung. Dann eilte Johanna, ſich immer
im Schatetn der Bäume haltend, weiter.
Fortuyn ging zur Gartenpforte, aus der Tilly kam. Als
er ſo unvermittelt vor ihr ſtand, durchzuckte ſie ein freudiger
Schreck. Doch ſie faßte ſich raſch, als er ſie des nächtlichen
Ueberfalls wegen um Entſchuldigung bat. Vor einer Stunde habe er
Nachricht aus Berlin bekommen, die ihn zu wichtigen
Beſprechun=
gen für morgen früh dorthin rief. Die chematiſche Darſtellung
der letzten Verſuchsreihen müſſe unbedingt morgen zu Ende
gebracht werden. „Ihnen, Fräulein Tilly, möchte ich dieſe
wichtige Arbeit am liebſten anvertrauen.”
Während ſie in lebhafter Unterhaltung in der Richtung, in
der Johanna verſchwunden war, weitergingen, gewahrten ſie
nicht, daß ein Herr, der ſie ſchon von weitem beobachtet hatte,
ſich ihnen ſchnell näherte. Sie ſchraken erſt auf, als er in etwas
ironiſchem Tone rief: „Ah — guten Abend, liebe Johanna! . . .
So ſpät . . .
Er brach jäh ab, als die beiden ſich mit einem Ruck
um=
drehten und er Fortuyn und Tilly erkannte. Unglücklicherweiſe
ſtand Düſterloh — denn er war es — ſo im Schein einer
Straßenlampe, daß man ſeine Züge beobachten konnte. Peinlich
berührt durch ſeinen Mißgriff, ſuchte er in der erſten
Verlegen=
heit vergeblich nach Worten.
„Verzeihung, Herr Direktor!” half ihm Fortuyn. „Ein
Irr=
tum Ihrerſeits. Sie vermuteten wohl in Fräulein Doktor
Gerland Frau Direktor Terlinden? Ihre Frau Nichte kam in
der Tat vor einer Minute vorbei, auf dem Wege zum
Autohalte=
platz dort.” „Mit einer knäppen Verbeugung gab er Düſterloh
den Weg frei, wandte ſich wieder zu Tilly.
Düſterloh murmelte etwas Undeutliches vor ſich hin, eilte
dann in der angegebenen Richtung weiter. Tilly wartete
ver=
geblich, daß Fortuyn ihr noch weitere Mitteilungen über ſeine
beabſichtigte Reiſe machen würde. Doch der war ſehr einſilbig
geworden. An der Halteſtelle angekommen, verabſchiedete er ſich
kurz
In Dr. Morans Laboratorium herrſchte Hochbetrieb. Tag
und Nacht hatten die Monteure gearbeitet, um die Apparate
und Tanks aufzuſtellen, mittels deren die neue
Kautſchukfabri=
kation nach den Moran=Patenten auf ihre wirtſchaftliche
Brauch=
barkeit erprobt werden ſollte. Geſpannt wartete alles auf Dr.
Moran. Unter ſeiner Leitung ſollten heute die Tanks beſchickt,
die Apparate in Tätigkeit geſetzt werden.
„Na — nun ſieht man endlich mal was Poſitives!” ſagte
Dr. Göhring. „Es war doch auf die Dauer ein
unbefriedigen=
des Arbeiten mit Fortuyn.”
„Stumpfſinnig! Langweilig!” rief Dr. Abt, ein anderer
Aſſiſtent, der auch bei Fortuyn geweſen war. „Man war doch
weiter nichts als ein Handlanger, der die Steine zum Bau zu=
ſammentrug; ohne einen Begriff, einen Ueberblick, was daraus
eigentlich werden ſollte.”
„Na”, meinte Dr. Göhring, „jedenfalls hat es Fortuyn nicht
verſtanden, ſeine Mitarbeiter zur Arbeitsfreude zu erziehen.
Man machte ſeine Reaktionen, ſchrieb Bände mit Protokollen
voll, ohne jemals Aufklärung über den Zweck zu bekommen.
Das Mißtrauen Fortuyns, die Art, ſeinen Mitarbeitern niemals
einen Einblick in ſeine Arbeiten zu erlauben, wirkte lähmend.”
„Auch perſönlich” fiel Dr. Abt ein, „iſt Moran ganz anders
als Fortuyn. Der hatte ſo was an ſich, was ſehr diſtanzierend
wirkte. Moran iſt mehr Menſch. Er iſt zugänglicher,
freund=
licher. Ich bin jedenfalls froh, daß mich Fortuyn nicht unter
die „Auserwählten” genommen hat.”
In dieſem Augenblick kam Moran in den Raum. Nach
freundlichem Gruß trat er zu den Apparaten, prüfte ſie kurz.
Winkte dann einem Laboranten, ſprach in leicht wieneriſch
ge=
färbtem Ton: „Schalten Sie die Pumpen ein! Nun wollen wir
mal den erſten Tank beſchicken!“
Nach einer Weile wurden die Apparate angelaſſen und
be=
gannen zu arbeiten. Mit höchſtem Intereſſe drängte alles um
Moran, der bald hier, bald da den Stand der Thermometer
und Manometer prüfte. Wohl eine Stunde lang — die
Aſſi=
ſtenten hatten ſich wieder an ihre Axbeitsplätze begeben — ließ
er alle Teile der Apparatur ſich einlaufen. Befriedigt gab er
gegen Mittag das Zeichen, die Enlage ſtillzuſetzen: zeigte ſeinen
Mitarbeitern noch einmal ſämtliche Bedienungsfaktoren, erklärte
ausführlich jede einzelne Phaſe ſeines Verfahrens.
Währendes war Rudolf Wendt in das Laboratorium
ge=
kommen, um Dr. Göhring etwas zu fragen. So hörte er noch
die letzten Erläuterungen Morans. Der ſchloß mit den
Wor=
ten: „Späteſtens übermorgen werden wir die Apparate mit den
vorſchriftsmäßigen Mengen beſchicken und dann hoffentlich den
erſten Kautſchuk abfüllen können!“
Einer der Aſſiſtenten hatte jetzt Wendt bemerkt und ſtieß ihn
ſcherzend in die Seite. „Na Rudi: wann gedenkt ihr denn den
erſten Kautſchuk abzufüllen? Ich glaube, gar mancher von euch
wird’s nicht erleben! Möchte wohl Fortuyns Augen ſehn, wenn
hier der Laden klappert!“
(Fortſetzung folgt.)
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 185
Montag, den 6.=Juli 1381
Rittt7
Guter Beſuch und feine Leiſtungen.
* Der zweite Tag
der Bundesmeiſterſchaften der Reichsbahn=Turn= und
Sport=
vereine wurde in verſchiedener Hinſicht mit beſonderem
Inter=
eſſe erwartet. Zunächſt war man auf die Leiſtungen der Frauen
geſpannt, die am Samstag noch nicht am Start waren. Dann
fehlte nach den fünf Entſcheidungen noch der Ueberblick über
das Leiſtungsniveau der Leichtathleten. Auch die Endkämpfe der
Boxer wurden mit berechtigtem Intereſſe erwartet. Und
ſchließ=
lich war nach dem ſpärlichen Beſuch am Samstag immer noch
die Frage nach der ſtärkeren Anteilnahme des Publikums offen.
Glücklicherweiſe hatte der Wettergott ein Einſehen. Es ſah
zwar reichlich trübe aus, doch konnten alle Kämpfe der
Leicht=
athleten im ſchönen Hochſchulſtadion einwandfrei abgewickelt
werden. Die Hauptkämpfe am Nachmittag hatten einen ſehr
guten Beſuch aufzuweiſen. Auch das Charakteriſtikum der
Organiſation wollen wir unſeren Leſern nicht vorenthalten
haben: Sportler und Turner hatten die Herren für die
Kampf=
gerichte geſtellt, und wir dürfen für dieſe Veranſtaltung wohl
feſt=
halten, daß ihre Abwicklung einwandfrei und ſicher war.
Ueber=
blicken wir die Leiſtungen der Frauen und Männer, nach denen
am Sonntag der Bundesmeiſtertitel vergeben wurde, ſo müſſen
wir als leiftungsmäßig reiht gut hervorheben:
Bei den Frauen gewann Straube=Breslau die 800
Meter in ſehr gutem Stil und in recht guter Zeit. Auch die
Hochſprungleiſtung von Klump=Wiesbaden iſt mit 1,35 Meter
anſprechend. Viel Beifall erntete auch die Siegerin des 100=
Meter=Laufs, Knauß=München, die in 13,9 Sek. ſicher gewann.
Damit ſind aber auch ſchon alle Leiſtungen der Frauenkämpfe
dieſer Bundesmeiſterſchaften hervorgehoben, die beſondere
Zi=
tierung verdienen. Und wenn wir bei den Männern den
nahe=
liegenden Vergleich anſtellen mit dem Leiſtungsſtandard der
deutſchen Leichtathletik, ſo müſſen wir feſtſtellen, daß erſtklaſſige
Leiſtungen in keiner Diſziplin zu ſehen waren, weder in den
techniſchen Uebungen, noch in den Lauf= und
Sprungwett=
bewerben. Bei der an ſich verhältnismäßig jungen
Sportbewe=
gung innerhalb der Reichsbahn=Turn= und Sportvereine iſt dies
ſchließlich erklärlich. Trotzdem ſind in ihren Reihen einige
be=
kannte Sportler, die in intereſſanten Kämpfen am Sonntag
immerhin durchſchnittlich ſehr gute Leiſtungen gezeigt haben. Von
ihnen müſſen wir hervorheben die in dieſen beiden Tagen ſehr
vielſeitigen Gebrüder Heller, von denen der bekannte Hermann
Heller viermaliger Deutſcher Bundesmeiſter wurde durch ſeine
ſicheren Siege uber 800, 1500, 5000 und 10 000 Meter. Gerade
über dieſe längſte Strecke war der Kampf zwiſchen Heller und
Kapp ſehr intereſſant, bis ſchließlich in den letzten Runden der
Stuttgarter Meiſterläufer infolge ſeines unendlich rationellen
Laufſtils trotz der vielen Starts dem Münchener das
Nach=
ſehen gab. Bei den Sprintern kannte Koska=Gleiwitz ſicher
Doppelſieger werden. Er gefiel ſehr durch ſeinen guten Stil.
Im Kugelſtoßen machten die Bahern den Sieg unter ſich aus.
Die 13=Meter=Grenze wurde aber nicht erreicht. Auch die
Weit=
ſprungleiſtungen verdienen einen Hinweis, neben den erzielten
Höhen im Hochſprung und im Stabhochſprung.
Nach den Kämpfen der Leichtathleten fanden die
Rhön=
radvorführungen der Meiſterriege der Würzburger
Rhön=
radſchule berechtigtes Intereſſe, und die teilweiſe ſehr
ſchwie=
rigen Uebungen brachten dieſer Riege nach eleganter
Ausfüh=
rung lebhaften Beifall. Die Tatſache, daß dieſe Vorführungen
und auch die Uebungen der Teilnehmer des letzten Würzburger
Rhönradkurſus „getonfilmt” wurden, war wohl mit ein
Haupt=
anziehungsmoment im Programm dieſer Reichsbahn=
Bundes=
meiſterſchaften.
Auch die Boxer hatten am Vormittag in der Turnhalle
der Turngemeinde 1846 ihre Bundesmeiſter der acht
Gewichts=
klaſſen ermittelt. Wie in eingeweihten Kreiſen erwartet wurde,
verliefen dieſe teilweiſe ſehr intereſſanten Kämpfe ſozuſagen
programmäßig, da die Boxer zum Titel kamen, die ſowohl in
der Bewegung als auch im Rahmen des allgemeinen deutſchen
Boxſportes einen einigermaßen bekannten Namen haben. Von
Intereſſe iſt auch der Ausgang des Mannſchaftskampfes im
Ringen, den die bekannte Mannſchaft des hieſigen
Polizeiſport=
vereins gegen die neu ermittelten Bundesmeiſter der
Reichs=
bahn am Vormittag beſtritt. 16:2 lautete das Punktergebnis
für unſere Polizeiſportler.
Die letzte Bundesmeiſterſchaft wurde am Sonntag im
Hand=
bäll vergeben. Hagen und Magdeburg ſtanden ſich im
End=
ſpiel im Hochſchulſtadion gegenüber. Die „Hochburg im
Hand=
ball” iſt gerade in dieſer Sportart verwöhnt und an ſehr gute
Leiſtungen gewöhnt. Das Spiel ſelbſt erweckte zunächſt einen
recht guten Eindruck, zumal Magdeburg nach einigen guten
Angriffen bald in Führung ging und auch bei der Pauſe noch
mit 3:2 im Vorteil war. Bei allem Kampfeseifer der Hagener
kam aber bald eine gewiſſe Härte in das Spiel, an deren
Aus=
bruch allerdings weniger der recht gute Schiedsrichter, Dr.
Grünewald=Sp.=V. 98. Darmſtadt, als vielmehr die vielen
Ein=
zelaktionen der übereifrigen Spieler die Schuld trugen. Unter
lebhaftem Jubel der zahlreichen Hagener Schlachtenbummler
konnten ſchließlich die Weſtdeutſchen knapp mit 4:3 Toren ihre
Kollegen aus Magdeburg ſchlagen und den Meiſtertitel des
Jahres 1931 erringen. Damit waren die ſportlichen
Veran=
ſtaltungen dieſer Reichsbahn=Bundesmeiſterſchaften vorüber. Sie
ſind im gaſtlichen Darmſtadt ſicherlich zur vollen Zufriedenheit
aller Teilnehmer durchgeführt worden, ein Lob, das den
Darm=
ſtädter Reichsbahnſportlern wohl oft genug zugerufen worden
iſt, das ihnen aber auch Genugtuung war für ihre Arbeit. Und
nachdem wir dieſe Bundesmeiſterſchaften ſo kurz vor den
lei=
ſtungsmäßig ſicher erſtklaſſſig werdenden „Süddeutſchen
Leicht=
athletik=Meiſterſchaften” (11.—12. Juli Hochſchulſtadion=
Darm=
ſtadt) erlebt haben, halten wir abſchließend ebenfalls gerne das
allgemein Erfreuliche dieſer Bewegung feſt: die Tatſache, daß
trotz oft anſtrengendem Berufsleben Leibesübungen gepflegt
werden, dabei teilweiſe in Kreiſen, die von den anderen
Sport=
bewegungen ſonft nicht erfaßt worden wären. Das iſt mit der
gute Kern der Bundesmeiſterſchaften der Deutfchen Reichsbahn=
Turn= und Sportvereine.
Die Meiſter des Sonntags.
Männer: 100 Meter: 1. Koska=Gleiwitz 110 Sek.
200 Meter: 1. Koska=Gleiwitz 23,4: 400 Meter: 1. Römer=
Hamburg 52,2: 800 Meter: 1. Helber I.=Stuttgart 2:34; 110
Meter Hürden: 1. Loibl=München 18 Sek.; 10000 Meter:
1. Helber I.=Stuttgart 34:40, 2. Kapp=München 34:59; 4 mal 100
Meter: 1. Breslau 46,0; 4 mal 1500 Meter: 1.
Stutt=
gart 17:47: Speerwerfen: 1. Rottig=Frankfurt 45,80 Meter;
Hochſprung: 1. Hochkirch=Münſter 1,65 Meter;
Stabhoch=
ſprung: 1. Loibl=München 3,20 Meter; Weitſprung: 1.
Waldeck=Kaſſel 6,48 Meter; Kugelſtoßen: 1. Rödl=München
12,71 Meter.
Frauen: 100 Meter: 1. Knaus=München 13,9; 800
Meter: 1. Straube=Breslau 2:44; Speerwerfen: 1. Rick=
Engers 26,46 Meter; Schlagballwerfen: 1. Klump=
Wies=
baden 53,10 Meter; Kugelſtoßen: 1. Niemann=Breslau
8,66 Meter; Weitſprung: 1. Trägler=München 4,71 Meter;
Hochſprung: 1. Klump=Wiesbaden 1,35 Meter;
Diskus=
werfen: 1. Fenſch=Leipzig 24,46 Meter.
Boxen: Fliegengewicht: Mebus=Kaſſel; Bantam:
Urban=Breslau; Feder: Dreſſelt=Kaſſel; Leicht: Held=
Mün=
chen; Welter: Pohl=Berlin; Mittel: Müller=Breslau;
Halbſchwer: Tabbert=Berlin; Schwergewicht:
Rad=
helm=Berlin.
Ringen: Feder: Ackermann=Breslau; Leicht: Hauſik=
Halle; Welter: Bäuml=München; Leichtmittel: Scheel=
Kiel; Halbſchwer: Frey=Kiel; Schwergewicht: Walter=
Regensburg.
Handball: Hagen — Magdeburg 4:3 (2:3).
Hochſchulſpork=Meiſterſchaften.
Unter Beteiligung von 10 Univerſitäten fanden am
Sams=
tag und Sonnatg im prächtigen Univerſitätsſtadion zu Freiburg
die ſüdweſtdeutſchen Hochſchulmeiſterſchaften in der Leichtathletik
ſtatt. Die Leiſtungen blieben nicht hinter den Erwartungen
zu=
rück. Eine Ueberraſchung gab es im 100=Meter=Damenlauf, den
die Frankfurterin Frl. Becker in 12,4 gewann und damit den
al=
ten deutſchen Hochſchulrekord um 4 Zehntel Sekunden verbeſſerte.
Einen weiteren Rekord gab es bereits am Samstag in den
Vor=
kämpfen zum Weitſprung, wo es Abele=Freiburg gelang, den am
letzten Sonntag von ſeinem Klubkameraden Küfer aufgeſtellten
badiſchen Rekord von 6,97 Meter auf 7.07 Meter zu verbeſſern.
Eine weitere gute Leiſtung gab es im Speerwerfen, wo der
Sie=
ger Dinkler=Heidelberg mit einem Wurf von 60,32 Meter ſeine
Konkurrenten um über 10 Meter hinter ſich ließ. — Zuſammen
mit den Meiſterſchaften wurde auch die ſüdweſtdeutſche
Hochſchul=
meiſterſchaft im Fauſtball ausgetragen. Bei den Herren
ſiegte hier die Techniſche Hochſchule Darmſtadt mit
27:25, und bei den Damen war Univerſität Marburg mit 44:43
ſiegreich. — In der Geſamtwertung der Wettkämpfe, dem „
Hoch=
ſchulwettkampf”, ſiegte die Univerſität Frankfurt mit 13
Punk=
ten vor Gießen (17), Freiburg (19), Marburg (28) und
Darm=
ſtadt (29).
Die Ergebniſſe:
Herren. 100 Mteer: 1. Schumacher=Stuttgart 11,0: 2.
Nier=
mann=Frankfurt 11,1. — 400 Meter: 1. Suhr=Marburg 51,7,
2. Röhrs=Freiburg 51,9. — 1500 Meter: 1. Schilgen=
Darm=
ſtadt 4:08; 2. Rühle=Stuttgart 4:14. — 5000 Meter: 1. Puffer=
Freiburg 18:43,3; 2. Fiſcher=Freiburg 19:05,6 — 4X100=Meter=
Staffel: 1. Univerſität Freiburg 43,8; 2. Univerſität Frankfurt
43,9, Gießen (43,8) diſtanziert wegen Ueberſchreitens der
Wech=
ſelmarke. — Schwedenſtaffel: 1. Univ. Gießen 2:02, 2. Univ.
Frei=
burg 2:02,6; Univ. Marburg (2:02,5) diſtanziert wegen
Behin=
derung. — Diskuswerfen: 1. Kirſch=Freiburg 39,06 Meter; 2.
Schrader=Marburg 38,60 Meter. — Kugelſtoßen: 1. Metzner=
Gießen 12,85 Meter; 2. Warringsholz=Freiburg und Müller=
Frankfurt 12,64 Meter. — Speerwerfen 1. Dinkler=
Heidel=
berg 60,32 Meter; 2. Schrader=Marburg 49,60 Meter.
Hochſprung: 1. Blümner=Marburg 1,73 Meter; 2. Jacobs=
Frank=
furt, Boch=Marburg Stegmaier=Freiburg und Weil=Gießen, je
1,70 Meter. — Weitſprung: 1. Abels=Freiburg 7.07 Meter;
2. Kiefer=Freiburg 6,90 Meter. — Fünfkampf: 1. Dinkler
Heidel=
berg 318 Punkte; 2. Jacobs=Frankfurt und Müller=Frankfurt 268
Punkte.
Damen. 100 Meter: 1. Becker=Frankfurt 12,4; 2. Krolle=
Marburg Meter 1,31. — Hochſprung: 1. Vehlow=Marburg 1,38
Meter: 2. Mittendorf=Tübingen 1,36 Meter. — Kugelſtoßen:
1. Hoffmann=Freiburg 8,95 Meter: 2. Wolfgram= Freiburg 8.59
Meter. — Dreikampf: 1. Becker=Frankfurt 1,70 Meter; 2.
Veh=
low=Marburg 165 Punkte.
Schwimm=Klubkampf.
Anläßlich ſeines 40jährigen Beſtehens veranſtaltete der Erſte
Frankfurter Schwimm=Club auf ſeiner Vereinskampfbahn einen
Club=Zweikampf gegen Jung=Deutſchland Darmſtadt. Die
Darm=
ſtädter zeigten ſich in den drei Freiſtilſtaffeln überlegen, während
die Frankfurter die drei Staffeln der bedingten Lagen
gewan=
nen. Die Entſcheidung brachte das Waſſerballſpiel, in dem
Darm=
tadt trotz zahlreichen Erſatzes 4:3 (2:2) ſiegte. Ergebniſſe:
Bruſtſtaffel 4X200 Meter: 1. 1. FSC. 12:40, 2. Darmſtadt 12:11,2.
Freiſtilſtaffel 100, 200, 200, 100 Meter: 1. Darmſtadt 7:41,4, 2.
1. FSC. 7:42. Lagenſtaffel 400 Meter: 1. Frankfurt 5:38,8,
2. Darmſtadt 5:44. Freiſtil 6X100 Meter: 1. Darmſtadt 6:57,4,
2. Frankfurt 7:05,8. Rückenſtaffel 4X100 Meter: 1. Frankfurt
5:58,8, 2. Darmſtadt 6:08,8. Freiſtil 10X50 Meter: 1.
Darm=
ſtadt 5:08,2, 2. Frankfurt 5:10.
der 9.A. A. um geanen Anc.
Prokeſt gegen die Kürzung der ſtaaklichen
Unker=
ſtühungen der Sporkbewegung.
Der Deutſche Reichsausſchuß für Leibesübungen trat am
Samstag in Trier zu ſeiner ordentlichen Jahres=
Hauptverſamm=
lung zuſammen. Auffallend war der ſchwache Beſuch aus dem
Reiche, der einerſeits durch die geographiſch ungünſtige Lage der
Moſelſtadt und andererſeits durch die dauernde Verſchlechterung
der Wirtſchaftslage erklärlich iſt. Die von dem Vorſitzenden,
Staatsſekretär a. D. Dr. Lewald, eröffnete Tagung nahm einen
glänzenden Verlauf und ſtellte ihre repräſentative Bedeutung
deutlich heraus.
Oberbürgermeiſter Dr. Weitz=Trier hieß die Gäſte namens
der älteſten deutſchen Stadt willkommen. Für Reichs= und
Staats=
regierung ſprach Miniſterialdirektor Dr. Pellengahr=Berlin, für
die bayeriſche Regierung Prof. Dr. Vogt=München. Beide
Red=
ner ſagten rege Unterſtützung der Leibesübungen zu, allerdings
redete der Tätigkeitsbericht und die von Dr. Lewald dazu
ge=
machten Ausführungen eine weniger erfreuliche Sprache. Dr.
Lewald wies darauf hin, daß Reich= und Preußen=Regierung die
zur Förderung der Leibesübungen vorgeſehenen Mittel um die
Hälfte kürzten, um das Fünffache aller übrigen Kulturfonds. Die
Forderung des D. R. A. lautet, daß je zwei auf das Tauſend der
Soziallaſten der deutſchen Turn= und Sportbewegung zur
Ver=
fügung geſtellt werden müßten. Damit könne man, ſtatt die
Ver=
eine zuſammenbrechen zu laſſen, die beſtehenden Uebungsſtätten
entſchulden, die noch fehlenden ausbauen und durch Anſtellung
von Lehrkräften für die Ausbreitung der Turn= und
Sport=
bewegung ſorgen. Die bisherige Praxis habe einen deutlichen
Rückgang mit ſich gebracht, wofür der Redner zwei Beiſpiele
wies. Der Beſuch des Berliner Stadions ſei im Berichtsjahr
von 52 418 auf 40 375 zurückgegangen, und die Zahl derjenigen,
die das Deutſche Turn= und Sportabzeichen erworben, ſei von
45 356 auf 31837 zurückgegangen. Auch die Ueberprüfung der
Mitgliederzahlen zeige, daß zum mindeſten kein Zuwachs zu
ver=
zeichnen ſei.
Der eigentliche Hauptpunkt der Tagesordnung, die
Olym=
piſchen Spiele von 1932 und 1936, wurde nur überraſchend kurz
geſtreift. Für 1932 wurde beſchloſſen, an den Spielen
teilzuneh=
men; für 1936 ſoll das Berliner Stadion auf ein
Faſſungsver=
mögen von 75 000 Zuſchauern erweitert werden. Außer dieſen
bereits bekannten Tatſachen wurde über dieſen wichtigen
Punkt nicht geſprochen.
Der Antrag, die Hauptverſammlung künftig nur noch alle
zwei Jahre abzuhalten, wurde angenommen. Die nächſte
Haupt=
verſammlung findet 1933 in Altona ſtatt.
Mit einem Vertreter des olympiſchen Komitées von
Luxem=
burg war auch das Ausland bei der Tagung vertreten.
Ein Sonnkag ohne Zußball.
Die Fußball=Zwangspauſe des Deutſchen Fußball=Bundes iſt
zwar ſchon ſeit Mitte Juni in Kraft, aber praktiſch trat ſie
wenigſtens in Süddeutſchland — erſt mit dem erſten Juliſonntag
in Erſcheinung. Es war an dieſem Tage auf den Sportplätzen
ſehr ruhig, denn die anderen Sportzweige, für die die
Fußball=
pauſe ein Segen ſein könnte, dachten nicht daran, die Gelegenheit
zu nützen. Man nörgelt immer über die große Konkurrenz des
Fußballs, iſt aber einmal dieſe Konkurrenz ausgeſchaltet, dann
bleibt man auch untätig.
Das Sportprogramm verzeichnete zwar neben einer Anzahl
von mittleren Veranſtaltungen auch einige größere Ereigniſſe,
deren Auswirkung ſich aber auch nur in einem beſchränkten Kreis
bemerkbar machte. Den größten Publikumserfolg hatten noch die
Nürburgrennen um den „Großen Preis von
Deutſch=
land” für Motorräder. Hier waren die Engländer die
Favo=
riten des Tages. Wenn ſie ihren deutſchen Kollegen die meiſten
Erfolge wegſchnappen konnten, dann iſt das weniger der
Ueber=
legenheit des Maſchinenmaterials zuzuſchreiben, es liegt an der
beſſeren Fahrtechnik und größeren Körperſchulung, daß die
Eng=
länder unſeren Leuten immer noch ſo ſtark überlegen ſind.
Für den deutſchen Sport erfreulicher war das Abſchneiden unſerer
Schwimmer, die in Paris den Länderkampf gegen
Frankreich mit 2:0 Punkten gewinnen konnten.
So=
wohl das Waſſerballſpiel wie auch die 4X200=Meter=Freiſtilſtaffel
fielen an Deutſchland. — Einen ſehr großen Erfolg hatten die
Hamburger Berufsboxkämpfe. 30 000 Zuſchauer kamen trotz einer
ſehr drückenden Hitze, um den Sieg des deutſchen Europameiſters
Piſtulla über den Italiener Bonaglia zu ſehen. — Bei der Tour
de France der größten Veranſtaltung der Welt im
Straßen=
radſport, haben ſich die deutſchen Fahrer auch bei der ſechſten
Etappe am Sonntag von Les Sables nach Bordeaux ſehr gut
ge=
halten. Die deutſchen Straßenfahrer haben im Vorjahr bei der
„Tour de France” und bei der diesjährigen Deutſchlandrundfahrt
gelernt, ſie wiſſen jetzt, was gegenſeitige Unterſtützung, der
Zu=
ſammenhalt einer Mannſchaft wert iſt, und deshalb ſehen wir
auch unſere Fahrer noch ſo gut placiert. Faſt bei jeder Etappe iſt
jetzt der eine oder andere deutſche Teilnehmer beim Endſpurt mit
vorn zu finden.
Fr. Tgde. Darmſtadk — ArbsB. Pfungſtadk 1:6 (1:3)
Obiges Treffen fand vor einer anſehnlichen Zuſchauermenge
ſtatt. Das Spiel hatte nicht den Charakter eines
Freundſchafts=
kampfes, denn dazu war es viel zu hart, und unterſtand einem
Schiedsrichter, der auf beiden Seiten nicht genügend durchgriff.
Die erſte Halbzeit verlief ziemlich ausgeglichen, beide
Par=
teien brachten ſchöne Angriffe vor die Tore, doch Darmſtadt war
vom Pech verfolgt und ſchoß totſichere Sachen dem Hüter in die
Hände oder ins Aus. Pfungſtadt hingegen war in beiden
Spiel=
hälften glücklicher. Pfungſtadt hat verdient gewonnen, wenn auch
das Reſultat zu hoch iſt. Die Mannſchaft war eifriger und
ſchneller. Der Schiedsrichter war eine Klaſſe für ſich. Weitere
Reſultate: Darmſtadt 3.—Spachbrücken 1. 2:0. Jugend
Darm=
ſtadt—Jugend Pfungſtadt 7:0.
Seite 8
Montag, den 6. Juli 1931
Nummer 185
47. GauturnfeſteesOdenwaldgaues
25jähriges Jubiläum des TJ. Brensbach
Beinahe 800 Turnerinnen und Turner im Wekkkampf
* In einer Zeit, da politiſche und wirtſchaftliche Rivalitäten
alle Gebiete der menſchlichen Gemeinſchaft aufzuſpalten ſuchen, da
perſönliche Bindungen durch kurzſichtige Tagespolitik oft auf
immer zerriſſen werden, iſt es ein großes Glück, daß auf dem
Ge=
biete der Leibesübung engſtirnigen Partei= und
Intereſſenvertre=
tern ihr ſchädliches Handwerk unmöglich gemacht wird. An
Ver=
ſuchen, auch hier für ſich eine Sonderſuppe kochen zu können, hat
es nie gefehlt und fehlt es heute nicht. Aber ſtets hat ſich das
geſunde Denken als die beſte Waffe erwieſen, Fanatiker zu
iſo=
lieren. Gerade in der Deutſchen Turnerſchaft iſt ein Boden, auf
dem ſich alle poſitiven Kräfte des Volkstums auswirken können.
Den Beweis liefern immer wieder die großen Turnſchauen. Am
vergangenen Sonntag haben in Griesheim die Main=Rhein=
Turner ihr Gaufeſt durchgeführt, am Samstag und Sonntag
folg=
ten die Odenwaldturner und =turnerinnen. Da der TV.
Brens=
bach in dieſem Jahre auf ein 25jähriges Wirken zurückblicken
kann, war es ſinnvoll, das 47. Gaufeſt mit dem Vereinsjubiläum
zu verknüpfen. Brensbach, das ſchöne alte Städtchen, hatte ſich
dem Feſt ganz zur Verfügung geſtellt. Keines der ſauberen
Häu=
ſer iſt ohne Fahne und Fähnchen. Faſt ohne Ausnahme ſind ſie
mit Kränzen, Blumen, Eichenlaub und jungem Tannengrün
ge=
ziert, ein Beweis, wie tief die Sympathie für die Turnerſache im
Odenwald wurzelt. Die Teilnehmer des Feſtes haben oft
be=
ſchwerliche und ſtundenweite Wege nicht geſcheut, den Siegeskranz
zu erringen.
Am Samstag abend hatte der Jubelverein zu einem
Kom=
mers eingeladen, der in flotter Abwicklung ein reichhaltiges
Pro=
gramm turneriſcher Darbietungen brachte. Zunächſt begrüßte der
Vorſitzende des TV. Brensbach, Herr Niebel, die Anweſenden
und nahm mit Worten der Anerkennung für Turnertreue und
Turnerſchaffen die Ehrung der noch lebenden zehn Gründer des
Vereins vor, die zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden. Nach der
Uebernahme des Gaufeſtes durch Dr. Spalt tanzten die
Brens=
bacher Turnerinnen einen ſchönen Reigen, während die
Muſter=
riege des TV. Beerfelden am Barren Beifall errang. Mit
Frei=
übungen glänzten die Turnerinnen aus Heubach und die
ſtabge=
wandten Damen aus Sickenhofen. Begeiſterung weckte der Reigen
„An der ſchönen blauen Donau”, von den Turnerinnen aus
Beer=
felden flott und geſchmeidig getanzt. Bei Lied und Tanz hielten
viele bis zum erſten Hahnenſchrei aus.
Mit den letzten Klängen vom Feſt der Reichsbahnſportler im
Ohr, trägt uns der Wagen durchs herrliche Gerſprenztal. Bald
leuchten die Fahnen des Feſtplatzes bei Brensbach, die Zelte und
Karuſſells im Vergnügungspark. Schon herrſcht geſchäftiges
Trei=
ben. Eben haben ſich Turnerinnen und Turner eingefunden.
780 Aktive ſind erſchienen, davon beinahe 300 Turnerinnen. Ein
ganz ausgezeichnetes Teilnehmerergebnis im Odenwald=Gau. Nach
dem Sammeln und einem Bläſerchoral richtet Turnerfreund cand.
theol. Schanz, der Sohn des Bürgermeiſters, zu Herzen gehende
Worte an die Wettkämpfer, mahnt die Turnerjugend, ſtark zu
werden an Leib und Seele, um gegen die Nöte und Wirrniſſe des
Lebens gerüſtet zu ſein.
Um ½8 Uhr begannen dann die Wettkämpfe.
Das bewegke Bild eines Turnſeſtes
bezaubert immer wieder das Auge und erfreut das Herz aller
Zuſchauer. Mädchen und Frauen turnen an Pferd und Barren,
demonſtrieren die Fortſchritte im Frauenturnen auch in den
klei=
nen Vereinen des Gebirgsgaues im Odenwald; dort klimmen die
Stabhochſpringer am ſchlanken Rohr empor, geſchmeidig ſchwingt
ſich ihr Körper über die Latte; daneben fliegen Kugel und Stein,
ſich tief in den fetten Wieſengrund bohrend; bei den Springern
rückt die Schnur höher und höher, die Zahl der Athleten
verklei=
nert ſich raſch; an Reck und Barren kreiſen muskulöſe
Turner=
leiber. Gebannt haften dann die Blicke an den Geſichtern der
ſtrenger Kampfrichter. Hat es zu den notwendigen Punkten
ge=
reicht? Ein kleiner Schönheitsfehler am Gerät kann den Verluſt
eines ſicheren Sieges bewirken. Dabei haben die Läufer Pech!
Auf dem ſchweren Geläuf kann ſich ihr wahres Können nicht
aus=
wirken, weicher Wieſengrund frißt die Geſchwindigkeit. Dennoch
erreicht ein Turner die Zeit von 12,2 Sekunden. Ehe die Glocke
vom alten Kirchlein den Mittag einläutet, ſind die Riegen mit
ihren Kämpfen fertig. Die Schar der Hungrigen ſtrömt in die
gaſtlichen Quartiere oder appetitliche Düfte verbreitenden
Gaſt=
höfe. — Das „Lieschen” ſchleppt noch zahlreiche
Schlachtenbumm=
ler heran, die wegen des „Anſchluſſes” oft zwei Stunden
unter=
wegs ſein müſſen.
Um ½2 Uhr ſetzt ſich der große Feſtzug, an dem neben den
51 teilnehmenden Vereinen auch alle Vereine von Brensbach
ſich anſchließen, in Bewegung. Unterwegs fallen Böllerſchüſſe, der
Zug ſtockt. Weit hallt die Glocke durchs Tal, ruft zum Gedenken
an die fürs Vaterland und uns Gefallenen.
Auf dem Turnplak
folgen dann die Begrüßungsanſprachen. Ueber 3000 Zuſchauer
ſind verſammelt, empfangen die Turner mit lebhaftem Beifall.
Bürgermeiſter Georg Schanz heißt die Anweſenden im
Namen der Gemeinde herzlich willkommen. Die Einwohnerſchaft
habe ſich einmütig und geſchloſſen der hohen Sache zur Verfügung
geſtellt und er hoffe, daß Wettkämpfer und Gäſte ſich in
Brens=
bach wohl fühlen und bald wiederkommen möchten.
Gauvorſitzender Dr. Spalt hält die Feſtanſprache. Er
be=
grüßt die Vertreter der Behörden, der Schulen des Main=Rhein=
Gaues. Ausgehend von der ſchweren Not, die nicht vermocht
habe, das deutſche Volk zu einer Einheit zuſammenzuſchmieden,
rief er die Anweſenden auf,
auf dem freien Boden der Turnerſchaft, wo im Nächſten
nicht der Andersdenkende, ſondern der Volksgenoſſe und
Freund gegenüberſtehe, ſich zu einen, zu kämpfen für innere
und äußere Freiheit Deutſchlands, zu wirken für
Volks=
geſundheit und Sittlichkeit.
In dieſem Sinne weiht er die neue Fahne des Jubelveteins
Brensbach. Das Banner trägt neben dem Turnerwahrzeichen das
Wappen von Brensbach, einen brennenden Bach mit fünf roten
Sternen, und iſt von der Einwohnerſchaft geſtiftet. — Dr. Spalts
Weiheſpruch fordert, friſch ans Werk zu gehen, fromm zu ſein
im Bewußtſein, daß wir einem höheren Willen zu dienen haben,
fröhlich im Herzen zu bleiben auch in Notzeiten, frei zu
machen das eigene Ich und das Vaterland. In ſein dreifaches
Heil auf Turnertum und Freiheit des Volkes und Vaterlandes
ſtimmten die Tauſende begeiſtert ein.
Schulrat Jaeger=Dieburg übermittelte die Grüße und
Glückwünſche der ſtaatlichen Behörden und ermahnte die Jugend,
die Heimat zu lieben, edel und hilfreich zu leben und zu wirken.
— Den Prolog zur Fahnenweihe ſprach in ſchlichter Art Fräulein
Friedrich, worauf der Fahnenträger mit Treuegelöbnis zur
Fahne das neue Panier übernahm.
An die Vorführungen von Muſterriegen des TV. Groß=
Um=
ſtadt ſchloſſen ſich dann die wirkungsvollen Maſſenfreiübungen
der Turnerinnen und Turner, die lebhaften Beifall der Zuſchauer
fanden. — Der feierlichen Siegerehrung folgten verſchiedenartige
Schauvorführungen und ein Handball=Werbeſpiel zweier Gau=
Auswahlmannnſchaften.
Am Sonntag abend widerhallte Brensbach von luſtiger
Tanz=
muſik und friſchen Liedern der in ihrem ſchmucken weißroten
Feſt=
kleid oft zum Anbeißen ſchönen Turnerinnen und der ranken
Turner. Bis in den hellen Morgen währte die Freude, die auch
durch das Wetter keine Trübung erfahren hatte. Das
Gauturn=
feſt und das Jubiläum des Gaſtvereins brachte der Turnerſchaft
einen vollen Erfolg und für Brensbach das Ereignis des Jahres,
welches ſicherlich in beſter Erinnerung bleiben wird. Die
Organi=
ſation klappte reibungslos, dank unermüdlichen Einſatzes der
Kampf= und Riegenführer, der Wertungsgruppe und des
Preſſe=
wartes (Lehrer Poth=Groß=Zimmern). Auch die Kämpfe ſelbſt
verliefen ohne ernſtlichen Unfall, ſo daß alle die frohe Miene
ver=
ſtanden, als Ortsoberhaupt, Bürgermeiſter Schanz, und
Gauvor=
ſitzender Dr. Spalt, von der Tribüne herab auf ihr Werk ſahen.
„6-
„Es war gut!“
Die erſten Sieger:
Turner.
Altersſtufe, über 40 Jahre, Neunkampf: 1. J. Kraus=Groß=
Zimmern 159 P., 2. Gg. Adam Trippel=Sickenhofen 155, 3. Johs.
Heuſel=Wiebelsbach 144, 4. K. Schlachter=Groß=Umſtadt 139 P.
Bis 40 Jahre: 1. W. Adrian=Heubach 170 P., 2. J. Rudolf=
Groß=Zimmern 161, 3. F. Heil=Klein=Umſtadt 150, 4. L.
Stein=
brecher=Groß=Zimmern 146, 5. H. Klotz=Lengfeld 145, 6. O.
Kai=
ſer=Groß=Umſtadt 117 P.
Fünfkampf: 1. A. Villhard=Kirch=Brombach 84 P., 2. Ph.
Volz=Groß=Bieberau 82, 3. H. Wagner=Groß=Umſtadt 77, 4. J.
Simon=Hetzbach 70, 5. J. Seitel=Groß=Bieberau 67, 6. H. Keidel=
Michelſtadt 65 P.
Sonderſtufe, Zwölfkampf: 1. W. Iffland=Hetzbach 213 P.,
2. E. Roth=Groß=Umſtadt 190, 3. J. Böhmig=Hetzbach 186, 4. J.
Dingeldein=Erbach 185, 5. Fr. Schott=Beerfelden 175 P. —
Neun=
kampf: 1. Hch. Schott=Beerfelden 162 P., 2. Hans Federlin=Groß=
Zimmern 148, 3. Fr. Schott=Beerfelden 139 P.
Oberſtufe, Sechskampf: 1. F. Iffland=Hetzbach 104 P., 2. F.
Volz=Groß=Bieberau 97, 3. J. Koch=Steinbach 86, 4. J. Werner=
Reichelsheim 85 P. — Zwölfkampf: 1. L. Klein=Groß=Zimmern
195 P., 2. J. Hamann=Hetzbach 184, 3. H. Hehner=Erbach 180, 4. G.
Lorz=Groß=Zimmern 174, 5. K. Mahr=Brensbach 168 P.
Unterſtufe, Zwölfkampf, Turner: 1. W. Leinert=Reinheim
203 P., 2. J. Wolf=Heubach 184, 3. G. Flath=Brensbach 181, 4. R.
Baumann=König 180, 5. J. Ihrig=Hetzbach 178, 6. H. Joſt=
Frän=
kiſch=Crumbach 177, 7. L. Old=Hainſtadt 174, 8. E. Seip=
Beerfel=
den 172, 8. K. Heiß=Lengfeld 172, 9. L. Müller=Unter=Moſſau 165,
10. W. Seitz=König 164 P. — Fünfkampf, 1. H. Gaubatz=Groß=
Bieberau 89 P., 2. F. Sterzelmaier=Werſau 84, 3. G. Keil=Groß=
Bieberau 79, 4. P. Dietz=Fr.=Grumbach 76, 5. G. Poth=
Georgen=
hauſen 74, 6. G. Marquard=Sandbach 73, 6. G. Heckmann 73, 7. L.
Wolf=Brensbach 71, 8. E. Koch=Nieder=Klingen 69, 9. G. Hirſchel=
Richen 68 P.
Oberſtufe, Neunkampf: 1. A. Emmerich=Groß=Umſtadt 157 P.,
2. W. Müller=Erbach 141, 3. W Beyſel=Beerfelden 139, 4. P. Fehr=
Rohrbach 135, 4. W. Brohm=Höchſt 135, 5. H. Fröhlich=Groß=
Zim=
mern 134, 6. A. Brauer=Beerfelden 130 P.
Mittelſtufe, Zwölfkampf, Männer: 1. K. Allſtätter=Werſau
194 P., 2. F. Lohnes=Höchſt 192, 3. W. Schimpf=Heubach 184, 3. W.
Bangert=Fr.=Crumbach 184, 4. Th. Falkenberg=Steinbach 183, 5. F.
Holzſchuh=Beerfelden 182, 5. A. Matthes=Hergershauſen 182, 6. Ph.
Grünewald=Höchſt 181, 7. Fr. Wiedekind=Groß=Zimmern 177,
7. W. Hofmann=Hetzbach 177, 8. W. Lautenſchläger=Lengfeld 174,
9. G. Stumpf=Groß=Zimmern 173, 9. P. Spalt=Reichelsheim 173,
9. J. Schwinn=Hainſtadt 173, 9. J. Grimm=Hergershauſen 173,
10. H. Brand=Erbach 172 P. — Neunkampf: 1. O. Brunner=Fr.=
Grumbach 162 P. 2. W. Heyland=Werſau 154, 3. K. Frieß=Groß=
Umſtadt 150, 4. G. Götz=Hetzbach 148, 5. G. Johe=Beerfelden 145,
5. J. Friedrich 145, 6. G. Klenk=Erdſthofen 143, 7. W. Heim=
Er=
bach 142, 7. K. Brunner=Schaafheim 142, 8. H. Höreth=Schlierbach
181, 8. J. Hartmann=Groß=Umſtadt 141, 8. G. Müller=Habitzheim
141, 9. L. Rodemich=Erbach 140, 10. G. Buchsbaum=Groß=Zimmern
139 Punkte.
Unterſtufe, Neunkampf: 1. G. Knierriem=Höchſt 153 P., 2. H.
Schmucker=Michelſtadt 151, 2. H. Leilich=Schlierbach 151, 3. G.
Körber=Michelſtadt 149, 3. Ph. Luſt=Zell 149, 4. A. Stein=
Stock=
heim 148, 4. W. Scheuermann=Beerfelden 148, 5. G. Gerbig=
Hetz=
bach 146, 6. H. Fiſcher=Neuſtadt 145, 6. G. Eifert=Schlierbach 145,
6. A. Schuchmann=Niedernhauſen 145, 7. W. Roth=Schlierbach 143,
8. H. Schweinsberger=Hergershauſen 142, 8. O. Gulberg=Altheim
142, 9. H. Ditter=Kirch=Brombach 141, 10. K. Schneider=Werſau
140, 10. Ph. Rapp=Gundernhauſen 140 P.
Handballer 3=Kampf: 1. F. Peter=Groß=Bieberau 54 P., 2.
A. Baſtian=Erbach 43 P., 3. W. Schneider=Neuſtadt 42 P., 4.
H. Gretel=Steinbuch 41, W. Götz=Heubach 41 P., 5. G. Roth=
Spachbrücken 39, H. Kurz=Groß=Umſtadt 39, H. Itzel=Groß=
Umſtadt 39 P., 6. W. Fuhr=Mümling=Grumbach 38 P., 7. E.
Weimar=König 37, L. Weichel=Mümling=Grumbach 37 K. Schön=
Beerfelden 37, V. Seitel=Groß=Bieberau 37 P. 8. G. Poth I.=
Spachbrücken 36, L. Reitzel=Groß=Zimmern 36 P., 9. P.
Grüne=
wald=Nieder=Klingen 35, A. Weber=Steinbuch 35, K. Zink=Kirch=
Brombach 35, F. Kuhn=Kirch=Brombach 35 P., 10. J. Buchberger=
Gundernhauſen 34, P. Hamann=Klein=Umſtadt 34, O. Kungel=
Michelſtadt 34 P.
Jugend 3=Kampf: 1. G. Rebſcher=Kirch=Brombach 64 P., 2.
K. Hölzer=Reinheim 61 P., 3. H. Kaffenberger=Groß=Bieberau
60 P., 4. A. Ihrig=Unter=Moſſau 57, F. Dölcher=Hergershauſen
57 P., 5. O. Fengel=Schaafheim 55 P., 6. L. Ramge=Lengfeld
53, A. Storck=Nieder=Klingen 53, G. Würtenberger=Erbach 53 P.,
7. J. Phuhl=Habitzheim 52, W. Hartmann=Michelſtadt 52 P., 8.
K. Klenk=Groß=Bieberau 51 P., 9. H. Ihrig=Steinbach 50 P.,
10. H. Schneider=Hetzbach 49, W. Allmann=Spachbrücken 49 P.
Turnerinnen.
Oberſtufe 9=Kampf: Ehrenſiegerin Sophie Dietrich=Groß=
Zimmern 157 P., 1. E. Emmerich=Groß=Umſtadt 156 P., 2. E.
Klein=Erbach 144 P., 3. L. Hamers=Beerfelden 138 P., 4. E.
Dölp=Kirch=Brombach 128 P., 5. A. Harlebein=Groß=Umſtadt
126 P., 6. M. Horn=Beerfelden 124, A. Schmitt=Neuſtadt 124 P.,
7. E. Müller=Beerfelden 118, K. Rahm=Groß=Umſtadt 118 P.
Oberſtufe 7=Kampf: 1. E. Geidel=Gr.=Umſtadt 128 P., 2. B.
Willenbücher=Beerfelden 124 P., 3. B. Dudeck=Fr.=Crumbach 119
P., 4. B. Schönig=Gr.=Zimmern 118 P., 5. E. Brincker=
Hergers=
hauſen 117, B. Schimpf=Heubach 117 P., 6. L. Brauer=Beerfelden
112 P., 7. B. Reinhard=Semd 109 P., 8. E. Luft=Heubach 108 P.,
9. D. Strelov=König 107 P., 10. G. Berle=Gr.=Umſtadt 106 P.
Unterſtufe, Neunkampf: 1. M. Keller=König 143 P., 2. A.
Rappes=Fr.=Grumbach 133, 2. M. Emig=Hetzbach 133. M. Fendt=
Altheim 133, 3. L. May=Groß=Umſtadt 130, 3. K. Buxmann=
Beer=
felden 130, 3. L. Hübner Erbach 130, 4. E. Götz=Hetzbach 129,
5. A. Naas=Groß=Umſtadt 128, 6. S. Beyſel=Beerfelden 126, 7. L.
Emig=Hetzbach 125, 8. M. Seip=Beerfelden 123, 9. M. Dölp=
Brens=
bach 122. 10. M. Karg=Hetzbach 119, 10. E. Hild=Wiebelsbach
119 P. — Dreikampf: 1. E. Hörr=Reichelsheim 55 P., 2. M. Loß=
Sickenhofen 52, 2. K. Reinheimer=Hergershauſen 52, 3. E. Nickel=
Hergershauſen 51, 3. B. Ihrig=Erbach 51, 3. E. Trippel=
Sicken=
hofen 51, 4. K. Grimm=Hergershauſen 48, 5. A. Roth=Sickenhofen
47, 6. D. Leiſt=Sickenhofen 44, 7. K. Hartmann=Sickenhofen 42,
7. A. Seliger=Sickenhofen 42, 8. K. Groß=Sickenhofen 39 P.
Unterſtufe 7=Kampf: 1. G. Schrodt=Altheim 127 P., 2. A.
Wagner=Gr.=Zimmern 123 P., 3. E. Friedrich=Brensbach 120 P
4. G. Rebſcher=Kirch=Brombach 119 P., 5. E. Hain=Stockheim 117
P., 6. M. Geiß=Altheim 116 P., 7. P. Zink=Kirch=Brombach 113
P., 8. A. Scheuermann=Unter=Moſſau 112, G. Saul=
Hergers=
hauſen 112, K. Hack=Gr.=Zimmern 112, G. Reitzel=Gr.=Zimmern
112 P. 9. E. Maus=Semd 111, M. Schönig=Gr.=Zimmern 111,
H. Pfeil=Altheim 111, S. Ihrig=Erbach 111, K. Meiſinger=Kirch=
Brombach 111 P., 10. J. Friedrich=Brensbach 110, E. Appel=
Heubach 110 P.
Hanooant in der 9.3.
Biebesheim — Schwanheim 3:1 (0:0); Egelsbach —
Eſchers=
heim 15:4; Nieder=Ramſtadt 2. — Ober=Ramſtadt 2. 6:6 (5:1);
Nieder=Ramſtadt 1. — Ober=Ramſtadt 1. 6:1 (3:1); Erzhauſen 1.
— Sprendlingen (komb.) 10:0 (6:0), Jugend 3:4 (2:1);
Crum=
ſtadt — Seeheim 7:8; Nieder=Ramſtadt (Schüler) — Eberſtadt
(Schüler) 3:0 (1:0).
Das Lokaltreffen Nieder=Ramſtadt — Ober=Ramſtadt hatte
auf die Beteiligten ſeine Wirkung nicht verfehlt. Viele Zuſchauer,
die ihrer Begeiſterung oftmals ſo die Zügel ſchießen ließen, daß
die Mannſchaften die nötige Ruhe verloren. Ein lokales Treffen
von dieſer Bedeutung iſt immer ein ſchweres Stück für den
Schiedsrichter. Daß der aus Arheilgen die Oberhand behielt, war
für beide Mannſchaften gut und notwendig, denn Schwierigkeiten
aus Spielen werden ſcharf beſtraft.
Nieder=Ramſtadt hatte ſeinen großen Tag, an dem der
Tor=
wächter den größten Anteil hat. Aber dies beweiſt, daß Ober=
Ramſtadt ſchießen kann, denn ſonſt hätte der Nieder=Ramſtädter
Torwächter nicht zu ſolchen Leiſtungen kommen können. Daß von
Ober=Ramſtadt ein Mann vom Platz verwieſen werden mußte,
iſt bedauerlich.
Das Spiel zwiſchen Biebesheim und Schwanheim brachte
bei=
den aufſtrebenden Vereinen einen ſchönen Erfolg. Daß
Biebes=
heim zum Schluß mit 3:1 Sieger blieb, iſt der größeren
Erfah=
rung zuzuſchreiben, denn bis ¼ Stunde vor Schluß ſtand das
Spiel noch 0:0. Es war aber auch wirklich ſchwer, durch die
zahl=
reiche Schwanheimer Verteidigung hindurchzukommen. Das Spiel
hatte Temperament, von Nicoley gut geleitet. — Egelsbach hatte
Eſchersheim, das nur mit 8 Mann antrat, als Gaſt und gab
die=
ſen eine Niederlage von 15:4 mit nach Hauſe.
Die Sprendlinger haten nach Erzhauſen eine reichlich ſchwache
kombinierte Mannſchaft mitgebracht, in der der Mittelſtürmer
durch ſein unnötig hartes Spiel unangenehm auffiel. —
Crum=
ſtadt hatte Gäſte von der Bergſtraße mit viel, viel Temperament.
Das war ein rechter Kampf, ſcharf, aber doch anſtändig, und hat
in Crumſtadt den beſten Eindruck hinterlaſſen. Daß Seeheim
Sie=
ger blieb, iſt für Crumſtadt keine Schande, denn ein Tor
Unter=
ſchied zeigt, daß die Mannſchaften gleichwertig ſind.
Turngemeinde Beſſungen Gau=Meiſter im Fauſtball 1931.
In Pfungſtadt war geſtern Großkampftag im Fauſtball.
Nach=
dem vor einigen Wochen in Sprendlingen die Vorſpiele
ausge=
tragen wurden, ſollte geſtern in Pfungſtadt der diesjährige
Gan=
meiſter ermittelt werden. Alle Vorbedingungen hierfür waren
von Pfungſtadt beſtens erfüllt. Die Spiele waren techniſch von
ſelten erreichter Höhe.
Um den Meiſtertitel ſtritten: Tgde. Beſſungen 1. und 2., Tgde.
46 Darmſtadt, Polizei Darmſtadt, TV. Groß=Gerau 1. und 2.,
TV. Nauheim und TV. Pfungſtadt 1. und 2. Das ſchönſte Spiel
des Tages war unſtreitig das zwiſchen Nauheim und Pfungſtadt 1.
um den 2. Platz. Nauheim hat gewonnen, aber der Unterlegene
hat kein Haar nachgegeben. Pfungſtadt wird gut tun, ſeinen „
Er=
ſatz”=Mittelſpieler zu behalten.
In der A=Klaſſe hat ſich der TV. Arheilgen ungeſchlagen an
die Spitze geſetzt, im nächſten Spieljahr damit ein neuer Gegner
in der Meiſterklaſſe.
Bei den Turnerinnen haben Tgde. 46 Darmſtadt, TV.
Pfung=
ſtadt und Polizei Darmſtadt geſpielt. Die Sicherheit der
Mittel=
ſpielerinnen von Polizei und Pfungſtadt löſte ehrlichen Beifall
bei den Zuſchauern aus. Nur ſo weiter.
Die Ergebniſſe: 1. Meiſterklaſſe: Tgde. Beſſungen 1. 16 Pkte.,
Nauheim 1. 14 Pkte., Pfungſtadt 1. 12 Pkte., Polizei Darmſtadt
10 P., Gr.=Gerau 1. 6 P., Pfungſtadt 2. 6 P., Darmſtadt 46 4 P.,
Beſſungen 2. 4 P., Groß=Gerau 2. 0 P. — A=Klaſſe: Arheilgen
14 P., Pfungſtadt 3. 12 P., Sprendlingen 1. 10 P.. Nauheim 2.
8 P., Pfungſtadt Aeltere 7 P., Sprendlingen 2. 5 P., Erfelden
4 P., Reichsbahn Darmſtadt 2 P., Sprendlingen 0 P. —
Tur=
nerinnen: Darmſtadt 46 4 P., Polizei Darmſtadt 2 P.,
Pfung=
ſtadt 0 P.
Süddeutſche Leichkakhlekik=
Meiſterſchaften in Darmftadk.
Rekordbekeiligung. — 40 Vereine, 300 Teilnehmer.
Das Meldeergebnis für die diesjährigen Süddeutſchen
Leicht=
athletik=Meiſterſchaften, die am 11. und 12. Juli im Hochſchul=
Stadion zu Darmſtadt ſtattfinden, iſt über Erwarten gut
aus=
gefallen. Nicht weniger als 40 Vereine haben 300 Teilnehmer
ge=
meldet, womit das Ergebnis der letzten Jahre
übertrof=
fen iſt. Die geſamte ſüddeutſche Leichtathletik=Elite befindet ſich
am Start, und in allen Uebungen wird nicht nur um den Sieg,
ſondern bis zum 6. Platz hart und erbittert gekämpft werden;
vorausgeſetzt, daß das Wetter mithält, wird man mit guten
Lei=
ſtungen rechnen können.
Die Meiſterſchaften unter der örtlichen Leitung des
Organi=
ſators der Studentiſchen Weltmeiſterſchaften im vorigen Jahre,
Direktor Söllinger und Gauſportwart Lindner=
Darm=
ſtadt, werden äußerlich noch beſonders feierlich aufgezogen, da
der geſamte Apparat, wie er bei den Weltmeiſterſchaften der
Stu=
denten verwendet wurde, zur Verfügung ſteht. U. a. wird die
Siegerverkündigung nach jeder Uebung durch
gleichzei=
tiges Hochziehen der Landesflagge von Bayern,
Würt=
temberg, Baden, Heſſen und dem Saargebiet begleitet, ſo daß der
äußere Rahmen der diesjährigen Meiſterſchaften einen
wirkungs=
vollen Anſtrich bekommt. Eine ausführliche Vorſchau zu den
Meiſterſchaften laſſen wir folgen.
Deutſcher Reichsbahn-Meiſter - Polizei Darmſt. 2:16
Am Sonntag vormittag trat die Polizeimannſchaft gegen die
neu feſtgeſtellten Bundesmeiſter in jeder Klaſſe an. Der Kampf
wurde im großen Saale der Turngemeinde 1846 vor einer
anſehn=
lichen Zuſchauermenge in fairer Art und Weiſe ausgetragen.
Kampfrichter Heckmann=Dieburg verwaltete ſein Amt gut. Die
geſamte Polizeimannſchaft zeigte ſich in ihre beſten Form, ſo daß
die Reichsbahnbundesmeiſter kaum etwa entgegenſetzen konnten.
Selbſt der Olympiaausſcheidungsſieger Hauſick=Halle mußte ſich
dem zurzeit in beſter Form ſich zeigenden Aug. Schanz beugen.
Infolge der außergewöhnlich heißen Jahreszeit wird die
Polizei=
mannſchaft mit ihren Freundſchaftskämpfen bis auf weiteres
aus=
ſetzen. Ob. der Forderung einer Pariſer
Polizeimann=
ſchaft Folge geleiſtet werden kann, wird zurzeit geprüft. Die
geſtrigen Kämpfe verliefen wie folgt: Bantamgewicht: Hedel=
Halle, 1. Bundesmſtr.—Schnauber (P.) 2:0. Federgewicht:
Acker=
mann=Breslau, 1. Bundesmſtr. —Gg. Schanz (P.) 2:2.
Leicht=
gewicht: Hauſick=Halle, 1. Bundesmſtr—Aug. Schanz (P.) 2:4.
Weltergewicht: Weißmann=Kaſſel, 2. Bundesmſtr.—Schrauder
(P.) 2:7. Leichtmittelgewicht: Scheel=Kiel, 1. Bundesmſtr.—
Kreuß (P.) 2:10. Halbſchwergewicht: Goldhahn=Halle, 2.
Bun=
desmſtr.—Ließfeld (P.) 2:13. Schwergewicht: Valter=
Regens=
burg, 1. Bundesmſtr.—Siebert (P.) 2:16. Zeit: 15:54.
Fechtkampf Heidelberger Tge. — Techn. Hochſchule Darmſtadt.
In einem Freundſchaftskampf auf Florett und leichten Säbel
ſtanden ſich Heidelberger Turngemeinde 78 und Techn. Hochſchule
Darmſtadt gegenüber. Darmſtadt konnte nach ſpannendem
Ver=
lauf den Florettkampf mit 9:7 Siegen für ſich entſcheiden,
wäh=
rend der Säbelkampf bei 8:8. Siegen mit 58:67 Treffern an
Darmſtadt fiel.
Nummer 185
Montag, den 6. Juli 1931
Seite 9
5. Kreis= und Gau=Skrom=Schwimmen
eer Zeitſchen karnerſchaft
im Rhein bei Gernsheim.
Die am geſtrigen Sonntag im Rhein bei Gernsheim
ſtatt=
gefundenen Strom=Schwimmen des 9. Kreiſes (
Mittel=
rhein) und des Main=Rhein=Gaues der D. T. waren wiederum
von beſtem Erfolg begleitet. Ein zu Beginn einſetzender
Ge=
witterregen konnte der Veranſtaltung nicht ſchaden. Bei ruhigem
Waſſer verlief das Schwimmen auch diesmal ohne jeden
Un=
fall. Ein beſonderes Verdienſt hierbei haben in der
Haupt=
ſache der T. V. Gernsheim, der die Geſamtvorbereitungen
über=
nommen hatte, ſowie die Bootsbeſitzer Jean Andres und Karl
Funke=Gernsheim nebſt dem Schifferverein Gernsheim. Ein
buntbewegtes lebhaftes Treiben von Booten aller Art belebte
den Rhein. Eine zahlreiche Zuſchauer=Menge umſäumte das
Rheinufer trotz eines von dem katholiſchen Ortsgeiſtlichen von
Gernsheim öffentlich erlaſſenen Verbotes, das Stromſchwimmen
zu meiden; eine bedauerliche Maßnahme, gegen einen
Verein der D. T., der trotz aller Kämpfe die
Be=
lange der D. T. wirkſam vertritt. Hervorzuheben iſt
auch noch die tatkräftige Unterſtützung ſeitens der Hafenbehörde,
Brückenmeiſter Schaber und Peter Schneider, Gernsheim. Der
Veranſtaltung wohnten bei als Vertreter der D. T.
Schwimm=
wart Bitſch=Frankfurt a. M., vom Kreisſchwimm=Ausſchuß die
Mitglieder Kraft und Egert=Offenbach a. M. und Becker=Nieder=
Walluf, ſowie 2. Gauvertreter Hering und Kaſſenwart
Kochen=
dörfer=Darmſtadt. Die Leitung der Schwimmen hatte der
ſtell=
vertretende Gauſchwimmwart Bingel=Darmſtadt. Von den
173 gemeldeten blieben wenige dem Start fern. Die Tatſache,
daß nur einige auf der Strecke aufgaben, bedeutet ein ſehr
gutes Leiſtungs=Ergebnis. Faſt in jeder Gruppe gab es bis
ins Ziel ſehr hartnäckige Kämpfe, die ein Beweis dafür waren,
mit welcher Zähigkeit um den Siegerkranz gerungen wurde. Der
älteſte Teilnehmer war Draub=Gernsheim mit 54 Jahren.
Nachſtehend die erſten Sieger:
1000 Meter, Turner über 45 Jahre: 1. Gerbig, Tgd. 46
Darmſtadt; 2. Draut, Tv. Gernsheim; 3. Kochendörfer Tgſ.
Darmſtadt. 2000 Meter, Jugendturnerinnen 14—16 Jahre:
1. Reinhard=Pfungſtadt (Zeit 14:42:3); 2. Wege=Groß=Gerau; 3.
Gilbert=Pfungſtadt; 4. Möſer=Beſſungen; 5. Eckhard=Arheilgen.
Jugendturnerinnen 16—18 Jahre: 1. Jung=Arheilgen; 2. Stroh=
Sprendlingen; 3. Hohenhaus=Tgd. 46 Darmſtadt; 4. Kumpf=Ober=
Ramſtadt. Turnerinnen, Unterſtufe: 1. Klös=Tgd. 46 Darmſt.;
2. Meyer=Tgd. 46. Darmft.: 3. Barth=Reichsb. D.; 4. Fiſcher=
Tv. Babenhauſen; 5. Sauer,Tgſ. Darmſt.; 6. Bauer=Tv.
Linden=
fels. 2500 Meter, Turnerinnen, Mittelſtufe: 1. Händler=
Tgd. 46 D.: 2. Strack=Tgd. 46 D.; 3. Wagenführer=Tv.
Pfung=
ſtadt: 4. Brab= Tv. Gernsheim. 3000 Meter Turnerinnen,
Oberſtufe: 1. Gerhard=Tgd. 46 D.: 2. Karſten Tgd. 46 D.: 3.
Horſt=Goddelau; 4. Pickel=Tgd. 46 D.; 5. Schönach=Birkenau.
3000 Meter, Jugendturner, 16—18 Jahre: 1. Treuſch=Tgſ. 75
D.: 2. Roſe=Arheilgen; 3. Gerhard=Tgd. 46 D.; Jökel=Tgd. 46
D.; 5. Weber=Tgſ. 75 D.; 6. Müller=Tgſ. 75 D.; 7. Ormanein=
Groß=Gerau; 8. Dofflein=Gernsheim: 9. Buchholz=Babenhauſen;
10. Opp=Tgd. 46 D.: 10. Steinmetz= Tgd. 46 D. 3000 Meter,
Turner über 36 Jahre: 1. Penk=Tgd. 46 D. (23,57); 2. Berg=
Bensheim; 3. Hartmann=Reichsbahn D.; 4. Schuſter=Tgſ. 75. D.
Jugendturner 14—16 Jahre: 1. Schuſter=Tgſ. D.: 2. Markwart=
Tgd. 46 D.: 3. Werkmann=Arheilgen; 4. Schmitt=Eberſtadt; 5.
Winter=Gernsheim; 6. Stahlhöfer=Arheilgen; 7. Müller=
Gerns=
heim; 8. Volz=Tgd. 46 D.; 9. Breitenbach=Pfungſtadt: 10. Hedtler=
Tgd. 46 D. Turner Unterſtufe: 1. Schneider= Tgd. 46 D.: 2.
Lautenſchläger=Tgſ. D.; 3. Noll=Jgd. 46 D.; 4. Schmidt=Tgd. 46
D.; 5. Kunz=Arheilgen; 6. Harniſchfeger=Erfelden; 7. Knop=
Ale=
mania D.: 7. Eckers=Tgd. Beſſungen; 8. Stüber=Groß=Gerau;
9. Schäfer=Tgſ. Darmſtadt; 10. Hartmann=Bensheim. 5000
Meter, Turner Mitteſtufe: 1. Weitzel=Arheilgen; 2. Schmuck=
Tgd. 46 D.; 3. Götz=Groß=Gerau; 4. Göhringer=Eberſtadt; 5.
Dintelmann=Tgd. 46 D.; 6. Adler=Gernsheim; 7. Dingeldey=
Jugenheim; 8. Hacker=Gernsheim: 9. Gutjahr=Gernsheim. 7500
Meter, Turner Oberſtufe: 1. Repp=Arheilgen; 2. Weiß=Tgſ. D.;
3. Spengler=Arheilgen; 4. Haiſch=Tgd. 46 D.; 5. Kern=Groß=
Gerau; 6. Braun=Reichsb. D.; 7. Dittmaier=Gernsheim; 8. Haas=
Gernsheim; 9. Kindinger=Tgd. 46 D.
Mannſchaftsſiege: 3000 Meter Turnerinnen Oberſtufe:
1. Tgd. 46 D. Turnerjugend 16—18 Jahre: 1. Tgſ.
75 D.: 2. Tgd. 46 D.: 3. Tv. Erfelden. Tunerjugend
14—16 Jahre: 1. Tgd. 46 D.: 2. Tv. Arheilgen; 3., Tv.
Gernsheim. Turner Unterſtufe: 1. Tgd. 46 D.; 2. Tgſ. 75
D.: 3. Tgd. Beſſungen. 5000 Meter, Turner
Mittel=
ſtufe: 1. Tv. Gernsheim. Mittelrheinſtaffel für
Turner: 1. Tgſ. Darmſtadt A (6:09;2); 2. Tv. Offenbach
(7:27); 3. Tgſ. Darmſtadt B (7:37;3); 4. Tgſ. Offenbach (7:45);
5. Tv. Gernsheim (8:09;4).
Fechken.
Mittelrheinmeiſterſchaften im Fechten.
Der Mittelrheinkreis der Deutſchen Turnerſchaft führte am
Sonntag in Offenbach=Bürgel ſeine Fechtmeiſterſchaften im
Degenfechten der Männer und Florettfechten der
Frauen durch. Im Degen traten 23 Fechter an, während ſich
bei den Frauen 29 Fechterinnen auf der Planche einfanden. Im
Degenfechten der Männer leiſteten ſich die Teilnehmer
ſehr harte Kämpfe. Während der Titelverteidiger, Schmidt=TV.
Offenbach, in der Zwiſchenrunde ausſcheiden mußte, fiel der Titel
an Bauer=Turngemeinde Eintracht Frankfurt, der in beſter
Form war und erneut bewies, daß er zu den deutſchen
Spitzen=
fechtern zählt. Seine einzige Niederlage erhielt er von Jacob
(Frankfurter TV. 1860), der den zweiten Platz belegte und ſich als
erprobter und turniererfahrener Kämpfer präſentierte. Eine
be=
achtenswerte Leiſtung vollbrachte auch Kreſſe vom Turnerbund
St. Johann als dritter Endrunden=Sieger.
Auch beim Frauenfechten ſah man recht gute
Leiſtun=
gen. Im Finale konnte ſich nach ſpannenden Kämpfen Frl.
Wagner=Frankfurt 1860 die Kreismeiſterſchaft ſichern.
Un=
geſchlagen hatte ſie die Endrunde durchgeſtanden.
Mannheimer Ruder=Regatta.
Auch der zweite Tag der Mannheimer Ruder=Regatta erfreute
ſich eines außerordentlich ſtarken Publikumsintereſſes. Die
Orga=
niſation klappte wie am Schnürchen und die Rennen konnten ſich
glatt und reibungslos abwickeln. Der Sport des Tages ſtand auf
beachtlichem Niveau. Von den teilnehmenden Schweizer
Ver=
einen kam der Deutſche RV. Zürich wieder zu einem Sieg im
Achter, die Ruderſektion des Fußball=Clubs Zürich ſiegte im
Zwei=
ten Vierer. Im Vierer ohne Steuermann war Amicitia
Mann=
heim nicht zu ſchlagen, doch mußte ſich der Guldmann=Vierer der
Amicitia ſchwer ſtrecken, um einen knappen Sieg nach Hauſe zu
jahren.
Jugend=Fußballturnier in Frankfurt.
Die Eintracht Frankfurt trug am Samstag und Sonntag
ſei recht gutem Beſuch ein Jugend=Sportfeſt aus. Im
Fuß=
allturnier ſchlug am erſten Tage in der Vorrunde Eintracht
Frankfurt den SV. 98 Darmſtadt 3:0, während ſich im
weiten Spiel FSV. Frankfurt und 1. FC. Nürnberg 2:2
inentſchieden trennten. FSV. holte ſich 2:0 gegen SV. 98 den
Platz. Um den 1. Platz trennten ſich Eintracht und 1. FC.
Künrberg 0:0.
Im Schwimm=Länderkampf Deutſchland—Frankreich in Paris
iegte Deutſchland mit 2:0 Punkten. Die 4X200=Meter=
Freiſtil=
kaffel wurde in 9:44.2 Minuten mit 10 Meter Vorſprung
ge=
vonnen, im Waſſerball ſiegten unſere Vertreter mit 4:3 (3:1).
Großer Preis von Deutſchland
jur Motdrradet.
Woods=England fährt abſolut ſchnellſte Zeit. — Maſſenbeſuch.
Wie ſtets bei großen Veranſtaltungen, hatten ſchon viele
Un=
entwegte während der Nacht ihr Lager auf dem Nürburgring
aufgeſchlagen, und am Sonntag morgen trafen die Intereſſenten
auf ihren Motorrädern, mit Autos und Omnibuſſen in immer
größerer Zahl ein.
Da es bei der ſtarken Beſetzung aller Klaſſen auf der ganzen
Linie ſpannende Kämpfe gab, die ſich ohne größere Unfälle
ab=
wickelten, dürften die Beſucher voll auf ihre Koſten gekommen
ſein, ſo daß man in jeder Beziehung von einem Erfolg des
Großen Preiſes ſprechen kann. Für die Schwierigkeit der großen
Prüfung ſpricht am beſten die große Zahl der Ausfälle, denn in
allen Klaſſen kamen nur verhältnismäßig wenig Fahrer am
Ziele an.
Die Ergebniſſe:
Klaſſe A, nicht über 250 Kbzm. (13 Rd., 367,9 Kilom.): 1.
Tori=
celli=Schweiz (Puch) 3:48:06,2 (96,71 Stdklm.); 2. Mellors=
England (New Imperial) 3:51.56,6; 3. Nott=England
(Rudge=Whitw.) 3:52.59,6; 4. Crabtree=England (Excelſ.)
3:58.07,6; 5. In der Elſt=Nürnberg (Ardie) 4:13.11,4. (16
Fahrer am Start, 5 am Ziel.)
Klaſſe B, nicht über 350 Kbzm. (14 Rd., 396,2 Kilom.): 1. Tyrell
Smith=England (Rudge=W.) 3:56.13,6 (105,10 Stdklm.);
2. Dom=Godesberg (Imperia) 4:01.17,6; 3. Schneider=
Düſſel=
dorf (Velocette) 4:03.27,2; 4. Ley=Nürnberg (Triumph)
4:05.35,4; 5. Winter=Sahm. Berlin, (A. J. S.), 4:11.58,4;
6. Bertholet=Köln (Rudge=W.) 4:17.56,8. (12 Fahrer am
Start, 6 am Ziel.)
Klaſſe C, nicht über 500 Kbzm. (15 Rd., 424,5 Kilom.): 1. Woods=
England (Norton) 3:58.41,6 (106,57 Stdkm., abſolut ſchnellſte
Zeit des Tages); 2. Hunt=England (Norton) 3:58.41,8;
3. Walker=England (Rudge=W.) 4:02.28,0; 4. Dereuter (
Sa=
rolea) 4:08.30,4: 5. Crabtree=England (Excelſior=Jap)
4:09.09,8; 6. Rüttchen=Erkelenz (N. S.U.) 4:09.32,6; 7. Heyer=
Krefeld (A. J.S.) 4:13.35,8. (15 Fahrer am Start, 7 am Ziel.)
Klaſſe D u. E, nicht über 1000 Kbzm. (15 Rd., 424,5 Kilom.):
1. Runtſch=Wien (N. S.U.) 4:02.27,2 (104,92 Stdklm.);
2. Weyres=Aachen (Harley=Davidſon) 4:13.14,6; 3. Klein=
Frankfurt a. M. (Horex) 4:18.02,4; 4. Röſe=Düſſeldorf (B.
M. W.) 4:23.27,2; 5. Schminke=Godesberg (Imperial)
4:25.00,0; 6. Jecker=Aachen (Harley=Davidſon) 4:25.35,8;
7. Müller=Bielefeld (Viktoria) 4:27.22,6; 8. Frentzen=Bonn
(D.K.W.) 4:28.51,8. (18 Fahrer am Start, 8 am Ziel.)
Was in Cleveland verdienk wurde.
445 000 Mark für Max Schmeling, 139 000 Mark für Stribbling.
Die Madiſon Square Garden=Geſellſchaft in Ohio, die
Ver=
anſtalterin des Weltmeiſterſchaftskampfes Schmeling—Stribbling,
gibt jetzt einige Zahlen zu der finanziellen Seite des Kampfes
bekannt. Die Weltmeiſterſchaft war kein Geſchäft, dennoch haben
die Veranſtalter nur ein kleines Defizit zu tragen. Die
Ein=
nahme ſtellte ſich auf 273 710 Dollar (1 150 000 RM.). Schmelings
Anteil als Titelverteidiger betrug 106 138 Dollar (445 780 RM.),
Stribbling als Herausforderer erhielt 33 168 Doll. (139 300 RM.).
Einen Löwenanteil von 75 704 Dollar (318 000 RM.) ſtrichen die
Steuerbehörden ein.
Nach dem glänzenden ſportlichen Erfolg dieſer Veranſtaltung,
die in Amerika auch Schmelings alte Popularität wieder
herge=
ſtellt hat, dürfte der nächſte Weltmeiſterſchaftskampf zweifelsohne
für alle Beteiligten wieder ein beſſeres Geſchäft werden.
Boxkampf Schmeling—Carnera im September.
Der Weltboxmeiſter Schmeling hat, wie ſein Manager mitteilt, ſich
bereit erklärt, im September einen Boxkampf mit Primo Carnera
aus=
zutragen.
Pferdeſporl.
Rennen zu Grunewald.
Preis von Eichkamp. Für Dreijährige. 3000 Mk., 1600
Me=
ter. 1. A. u. C. von Weinbergs Blauer Vogel (O. Schmidt), 2.
Orbinus, 3. Eilflug. Toto: 148, Platz: 27, 16. 217.—½. Ferner:
Frohwalt, Silberling, Mahdi, Blankenſtein, Thuſis, Melodei,
Prin=
zeßchen. — Preis von Wildpark. Für Zweijährige. 3000 Mk.,
1200 Meter. 1. Friedheims Tenor (E, Huguenin. — Preis von
Dreilinden. 3500 Mk., 2000 Meter. 1. Heinz Stahls Francesco
(B. Wenzel), 2. Grauwacke, 3. Freiwilliger. Toto: 114, Platz:
35, 15, 43. — Engelbert=Fürſtenberg=Rennen. Ehrenpr. und 6800
Mk., 3000 Meter. 1. Frhr. S. A. von Oppenheims Avanti (
Zeh=
miſch), 2. Gregor, 3. Silberſtreif. Toto: 25, Platz 14, 13.2½—6.
Ferner: Chantilly, Erika. — Fervor=Erinnerungs=Rennen.
Henſte und Wallache. 6800 Mk., 1200 Meter. 1. Frau J. v. Opels
Rochus (K. Narr), 2. Viaduct, 3. Winkelried. Toto: 38, Platz:
18, 23. Ferner: Laotſe, Palfrey, Mellitus. — Preis von
Zehlen=
dorf. Zweijährige. Verkaufsrennen. 3000 Mk., 1000 Meter: 1.
A. u. C. von Weinbergs Manitoba (Streit). — Preis von
Dah=
lem. 3000 Mk., 1400 Meter. 1. F. Goldbergs Varro (
Fieder=
mann).
Rennen zu Dortmund.
Großer Preis von Dortmund. Jagdrennen. Ehrenpr. und
4500 Mk., 4000 Meter. 1. F. Ungers Gradiva (Lt. v. Holtey), 2.
Simulant, 3. Larodoſta. Toto: 52, Platz 17. 16, 23.1½—15.
Fer=
ner: Porto Flip, Amedee de Savoie, Froher Mut, Turned up.
Silver Cord, Lotteken. — Preis der Roten Erde. Für
Dreijäh=
rige. 3000 Mk., 1400 Meter. 1. Frau M. Webers Mauſer (
Mer=
ten), 2. Fino, 3. Alpina. Toto: 120, Platz: 29, 17, 33, 2—3.
Fer=
ner: Ahnherr, Wanderin, Hermine, Madri.
„Preis des franzöſiſchen Präſidenten.”
Zum dritten Male innerhalb von drei Wochen kreuzten
Barneveldt und Turbillon, die beiden beſten dreijährigen
Frank=
reichs, die Klingen, diesmal in dem mit 400 000 Franken
aus=
geſtatteten „Preis des Präſidenten der Republik”, der im
Bei=
ſein des franzöſiſchen Präſidenten auf der Bahn von Saint
Cloud bei Paris über 2500 Meter entſchieden wurde. Wie
ſchon vor acht Tagen im „Grand Prix” zeigte es ſich erneut, daß
Barneveldt nur durch die falſche Taktik ſeines Reiters
Eßling um den Derbyſieg gekommen war. Der Hengſt, der am
letzten Juniſonntag unter dem Hindernis=Jockey M. B,
Frühins=
holtz den „Grand Prix” gegen Taxodium und Turbillon
ge=
wann, ſiegte diesmal unter A. Rabe im Kanter mit ſechs
Längen gegen den Derbyſieger Turbillon, hinter dem drei
Län=
gen zurück der dreijährige Roi de Treffle auf dem dritten
Platz einlaufen konnte. Die älteren Pferde, darunter der aus
England entſandte 5jährige Racodale ſpielten keine Rolle.
Sehr gute Leiſtungen und mehrere Rekorde wurden am
Sonntag bei den ſächſiſchen Volksturnmeiſterſchaften erzielt. Der
Limburger Bornhöfft ſtellt u. a. im Hochprung mit 1,915
Meter eine neue DT.=Höchſtleiſtung auf, die den DSB.=Rekord
von Paſemann=Kiel mit 1,92 Meter faſt erreichte. Der
alte Rekord der Turner wurde von Haag=Göppingen mit
1,866 Meter gehalten.
Bei dem internationalen Leichtathletik=Sportfeſt in Roſtock
zeigte ſich Körnig in beſter Form. Er lief die 100 Meter in der
Weltrekordzeit von 10,4 Sek. obwohl er von ſeinen Gegnern
nicht zur Hergabe ſeiner ganzen Kraft gezwungen worden war.
Bei den Hamburger Boxkämpfen ſchlug vor 30 000 Zuſchauern
der deutſche Europameiſter im Halbſchwergewichtsboxen Ernſt
Piſtullg den früheren Europameiſter Bonaglig=Italien über 10
Runden nach Punkten.
Tenniskurnier in Hanau.
Kleinlogel=Darmſtadt gewinnt das Herreneinzel.
Der Hanauer Hockey= und Tennis=Club führte, wie alljährlich,
auf der ſchönen Platzanlage bei Wilhelmsbad ſein Bezirks=
Ten=
nis=Turnier durch, das inſofern von beſonderer Bedeutung war,
als der Club gleichzeitig die Feier ſeines 25jährigen Jubiläums
beging. Die Beſetzung war durchweg ausgezeichnet, nur hatte
leider Froitzheim geſtrichen, während ſich Kreuzer auf die
Tur=
nierleitung beſchränkte. Im Herren=Einzel gewann der
Darm=
ſtädter Kleinlogel gegen ſeinen Clubkameraden Claß, im Damen=
Einzel der Klaſſe 4 ſiegte Frl. Zint über Frl. Lefeld, im Herren=
Doppel konnte das Frankfurter Paar Halberſtadt/Henkel ſeinen
Sieg vom Frankfurter Turnier wiederholen, im gemiſchten Doppel
gewannen Frl. Zint=Frankfurt/Kleinlogel. Ergebniſſe:
Herren=Einzel: Kleinlogel/Vorſanger 6:3, 6:2; Claß: Sennewald
6:1, 6:2; Kleinlogel : Claß 6:2, 6:3, 4:6, 6:1. Damen=Einzel:
Frl. Zint: Frau Brendel 6:2, 2:8: Frl. Lefeld . Frl. Krafft 6:3,
4:6, 6:4; Frl. Zint: Frl. Lefeld 6:3, 6:2. Herren=Doppel:
Hal=
berſtadt/Henke• Bäumer/Siegwart 14:12, 6:4. Hamel/Vorſanger
: Claß/Müller: 6:3, 6:4; Halberſtadt/Henke : Hamel/Vorſanger
6:1, 6:3, 6:4. Gem. Doppel: 1. Frl. Menges/Hamel: Frl.
Fi=
ſcher/Werner 6:4, 6:2; Frl. Zint/Kleinlogel;Frl. Arnhold/Buß
8:6, 6:2; Frl. Zint/Kleinlogel: Frl. Menges/Hamel 3:6, 6:1, 7:5.
Im Leichtathletik=Städtekampf der Turner Frankfurt—
Saar=
brücken behielten die Frankfurter in Saarbrücken mit 62:56 Pkt.
die Oberhand.
Der Fußballkampf Schweden—Finnland in Stockholm endete
vor 20 000 Zuſchauern mit einem 8:2=Sieg der Schweden.
Paolino ſchlug in Reno (Newada) den Deutſchamerikaner
Max Baer in einem 20=Rundenkampf nur knapp nach Punkten.
Beim Rugbytag in Heidelberg wurde beſchloſſen, die
Mei=
ſterſchaftsſpiele beizubehalten.
Die 6. Etappe der Tour de France, von Les Sables nach
Bordeaux (308 Kilometer), ſah bei den Ländermannſchaften eine
32köpfige Spitzengruppe am Ziel, in der ſich mit Ausnahme von
Altenburger auch alle Leute der deutſchen Nationalmannſchaft
befanden.
Bei dem Abendfeſt, das am Donnerstag CASG. Paris im
Jean=Bouin=Stadion veranſtaltete, konnte der hervorragende
fran=
zöſiſche Mitteldiſtanzler Jules Ladoumegue über 2000
Meter einen neuen Weltrekord aufſtellen. Ladoumegue
durch=
lief die Strecke in 5:21,8 Minuten, während die bisherige
Beſtzeit von dem Finnen Purje mit 5:23,4 Minuten gehalten
wurde. Bei derſelben Veranſtaltung verbeſſerte auch Séra
Martin mit 1:05 Minuten den franzöſiſchen Landesrekord über
500 Meter.
— Der Welzheimer= und der Murrhadter Wald mit der
Frickenhofer Höhe und den „Berglen” 164 Seiten, 122 Bilder,
1 Karte. Preis 1,50 RM. Den vielen Freunden dieſes erſt durch
den Welzheimer Wald=Verein in größerem Ausmaß bekannt
ge=
wordenen Waldgebiets wird dieſer von Max Klaiber
bear=
beitete Führer manche wertvolle Anregung bieten; iſt man doch
beim Blättern in dem mit prächtigem Titelbild geſchmückten Buche
erſtaunt, wie viel zum Teil verborgene Schönheiten dieſe von
allen Richtungen leicht zu erreichende, von Juſtinus Kerner
beſun=
gene Waldgegend birgt. Das Büchlein iſt im Buchhandel oder bei
den Reiſebüros, ſowie gegen Einſendung von 1,65 RM. an Mag
Klaiber, Stuttgart, Poſtſcheckkonto 28 812, portofrei erhältlich.
D 238, eine Fahrplanplauderei, nennt Michael Untersperg
ſei=
nen Aufſatz in der Julinummer von Weſtermanns Monatsheften.
Dieſe intereſſante Plauderei über Entſtehen, Technik und Sinn
eines modernen Fahrplans am Beiſpiel des Zuges D 238, der im
Kurs Berlin—Bodenſee—Schweiz mit Anſchluß nach Italien fährt,
wird jeder mit großem Gewinn leſen. Die Freunde der Oſtſee
wird der mit vielen Abbildungen geſchmückte Artikel von Wilhelm
Micheels „Beſuch in Kolberg” intereſſieren. Der Wiener
Kunſt=
hiſtoriker Arthur Roeßler gedenkt in einem reichilluſtrierten
Auf=
ſatz des 400. Todestages (8. Juli) Tillmann Riemenſchneiders,
des größten deutſchen Bildſchnitzers der Gotik und des Mittelalters.
Die Novelle „Jonathan muß für den Regen büßen” von Anton
Schnack werden die vielen Freunde des Dichters begrüßen. In
die=
ſer unvollſtändigen Inhaltsangabe konnten wieder nur wenige
Abhandlungen erwähnt werden. Sie ſoll auch nur das Intereſſe
an Weſtermanns Monatsheften wecken und den freundlichen Leſer
beſtimmen, das Heft anzuſchaffen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 6. Juli.
7.30: Bad Hersfeld: Konzert des Kurorcheſters.
15.20: Hilde Eiſerhardt: Wohlfahrtspflege und Einzelverantwortung.
15.50: Sommerſport im Stadion Frankfurt a. M.
16.30: Bad Kreuznach: Konzert des Kurorcheſters,
18.15: H. Sandberg: Berufsreportage.
18.40: Zeit Programmänderungen.
18.45: F. Ohrmann: Anton Bruckner.
19.10: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.15: Engliſch.
19.45: 13. Dramen in einer Stunde. Autor, Regiſſeur und
Dan=
ſteller ſämtlicher Rollen: Norbert Schiller.
20.30: Anton Bruckner. Vierte Symphonie in Es=Dur. Ausf.:
Rund=
funk=Symphonie=Orcheſter.
21.30: Die Großſtadt geht ſchlafen. Hörfolge.
22.20: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.40: Wien: Tanzmuſik der Kapelle Bazanella.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Montag, 6. Inli.
15.40: Als Oberprimaner durch Frankreich.
16.00; Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: Prof. Grebe M.d.L.: Schulbildung und Wirtſchaftskriſe.
17.30: Dr. Nadel: Neger ſingen in Afrika, Neger ſingen in Amerika.
18.00: Prof. Dr. Lietzmann: Können wir das Alte Teſtament
ent=
behren?
18.30: Prof. Dr. Großmann: Die chemiſche Produktion
Deutſch=
lands.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Dr. Boehm: Volksgedanke und Weltanſchauung.
19.25: Frh. von Richthofen: Praktiſche Erntevorbereitung.
19.45: Wetter für die Landwirtſchaft.
anſchl. Ob.=Ing. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
20.00: Hotel Kaiſerhof: Unterhaltungsmuſik. Kapelle G. Komor,
20.45: Geh. Reg.=Rat Cleino: Die Lage der deutſchen Angeſtellten
in Sowjet=Rußland.
21.10: Tages= und Sportnachrichten.
21.20: Frohſinn und Heiterkeit. Am Flügel: Dr. A. Chitz.
22.25: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Tanzmuſik der Kapelle Efim Schachmeiſter.
Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Montag, den 6. Juli 1931.
Teils bewölkt, teils aufheiternd, ſchwül, vorübergehend noch
Gewitterneigung.
Witterungsausſichten für Dienstag, den 7. Juli 1931.
Wieder mehr aufheiterndes und warmes Wetter
wahr=
ſcheinlich.
Hauptſchriftleltung: Rudelf Maupe
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schſußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftiiche Mitteilungen: Willv Kuhle;
Druck und Verlag: &. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 10 Seiten.
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Montag, den 6. Juli 1931
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Der ſtürmiſche Heiterkeitserfolg:
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Beiprogramm.
Jugendliche haben Zutritt.
Nar noeh kente und morgen
Im ausgezeichneten Stummfilm-Doppelprogramm
Tarzan der Tiger
Neue Abenteuer Tarzans im Urwald.
Im II. Teil:
Die Hölle der Heimatlosen
Ein Film aus der Fremdenlegion.
Beginn: 3.45, letzte Vorstellung 8.15 Uhr.
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folste auch das der Leber, ja selbst die
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