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Nummer 159
Mitiwoch, den 10. Juni 1931.
194. Jahrgang
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Finanz=Anzelgen 40 Reichspfg. Reilamezelle (92 mm
breil 2 Reichsmark. Anzeigen von auewärts 40 Reichépfg.
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konlurs oder gerichtlicher Beltreibung fäll jeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Deutſchland ſoll zu allem „Ja” und „Amen” ſagen. — Spekulakion auf die deutſche Uneinigkeit. —
Ableh=
nung aller Reviſionsforderungen.—Frankreich pocht auf ſein angebliches Recht. — Berſteckke Kriegsdrohungen
unker Hinweis auf die milikäriſche Einkreiſung deutſchlands. — Bis zur Reviſion ein weiter Weg.
Die franzöſiſche Kammer gegen die
Breslauer Stahlhelm=Kundgebung.
Maßloſe Heße gegen Deutſchland.
WTB. Paris, 9. Juni.
In der heutigen Kammerſitzung gab es eine längere
Aus=
ſprache über vorliegende Interpellationen und den Zeitpunkt für
deren Beantwortung. Bei dieſer Gelegenheit verlangte u. a. der
Abgeordnete Lorrain (Gruppe Marin) baldige Behandlung ſeiner
Interpellation über die Breslauer Stahlhelm=
Kundgebung, die eine Provokation dargeſtellt habe
und an der ſogar der Kronprinz, der Kandidat für
die Nachfolge Hindenburgs, teilgenommen habe. Am
24. Mai habe unter offizieller Beteiligung von
Reichswehrregi=
mentern in einer ſchleſiſchen Stadt, eine ähnliche Kundgebung
ſtattgefunden. In Aachen hätten die Stahlhelm=Leute (gemeint
iſt wohl die Tagung des Vereins für das Deutſchtum im Aus=
Tand! Anm. d. Red.) Eupen=Malmédy, ja ſogar Elſaß=Lothringen
zurückgefordert. Die Reichsbahnverwaltung habe durch Stellung
von Sonderzügen derartige Kundgebungen unterſtützt. Als
be=
mnerkenswert bezeichnete der Redner, daß auf dem Leipziger
ſozialdemokratiſchen Parteitag die Redner zwar die Stahlhelm=
Kundgebung tadelten, aber doch die Beſeitigung der
Repara=
ſtionen gefordert hätten. Er wolle die Eigenſchaften des
deut=
ſchen Volkes anerkennen, aber Deutſchland ſei
gegen=
wärtig pangermaniſtiſch und bedrohe den
Frie=
den Europas.
Unerhörke Einmiſchung Briands in innerdentſche
Verhälkniſſe.
Nach dem ſozialiſtiſchen Abg. Grumbach nahm ſofort Briand
das Wort, und ſeine Erwiderung geſtaltete ſich zu einer großen
außenpolitiſchen Kundgebung. Er führte u. a. aus, die Reden
auf den Stahlhelmkundgebungen bewieſen nicht gerade
pazifiſti=
ſchen Geiſt, und beſonders in Breslau, wo übrigens nicht 150 000,
ſondern nur 50—60 000 Teilnehmer geweſen wären, ſeien in
An=
weſenheit von Marſchällen, Generalen und Prinzen beſonders
be=
dauerliche Worte gefallen. Zum mindeſten müſſe man derartige
Vorfälle als bedauerlich und tadelnswert bezeichnen, und ſie
wür=
den gerade nach den Genfer Bemühungen um die Regelung der
Minderheitenfrage noch tadelnswerter. Die franzöſiſche
Regie=
rung habe dieſe Bewegung mit Intereſſe verfolgt und den für die
Außenpolitik zuſtändigen Stellen Deutſchlands erklärt, was ſie von
ſolchen Kundgebungen halte.
Derartige Kundgebungen entſprächen nicht dem Geiſte der
Zuſammenarbeit zwiſchen beiden Völkern für die
Organiſie=
rung eines feſten, dauerhaften Friedens. Er glaube ſagen
zu können, daß das von der franzöſiſchen Regierung zum
Ausdruck gebrachte Gefühl von der Reichsregierung geteilt
worden ſei.
(222 Wenn ſchon Briands Rede eine unerhörte Einmiſchung in
innerdeutſche Verhältniſſe darſtellt, die nicht ſcharf genug
zurück=
gewieſen werden kann, ſo fordert dieſe Bewertung geradezu eine
Erwiderung der Reichsregierung heraus. Das Dementi wird
wohl nicht lange auf ſich warten laſſen. Die Red.) Wenn derartige
Zwiſchenfälle ſich ereigneten, müſſe man ſie kaltblütig und
ver=
nünftig betrachten und auf ihr richtiges Maß zurückführen in dem
Beſtreben, das Friedenswerk, dem Frankreich verbunden bleibe,
zu wahren. Wenn derartige Zwiſchenfälle Frankreich von dieſem
Friedenswerk abzubringen imſtande ſeien, würden
die Beziehungen zwiſchen Frankreich und Deutſchland eine
ſolche Verſchärfung erfahren, daß die Zukunft dadurch
außer=
ordentlich getrübt werde.
Die Politik des Friedens und der europäiſchen Zuſammenarbeit
weiſe Deutſchland ſeinen Platz zu. Es genüge, einen Blick auf die
geographiſche Lage zu werfen, um zu erkennen, daß es ſich bei
Deutſchland um ein mächtiges Volk handle, das mit dem
fran=
zöſiſchen Volk für den Friedensgedanken zuſammenarbeiten müſſe.
Er habe ſich oft gefragt, ob der in Deutſchland zu beobachtende
Mangel an pſychologiſchem Verſtändnis eine Voreingenommenheit
bedeute, die ihn entmutigen müſſe. Er glaube es nicht.
Die Zukunft beider Völker liege in der Zuſammenarbeit.
Man müſſe die Aufmerkſamkeit der deutſchen Regierung auf
der=
artige Kundgebungen lenken und ſie bitten, mit allen verfügbaren
Mitteln einzuſchreiten, um eine Wiederholung derartiger
Kund=
gebungen zu verhindern. Die Reichsregierung ſei aus einem
Wahlkampf hervorgegangen, der Politiker in den Vordergrund
habe treten laſſen, die chauviniſtiſcher ſeien als die Stahlhelmleute.
Es wäre für Frankreich nicht gut, wenn die Reichsregierung
durch die Nationaliſten geſtürzt würde. Für Frankreich
würde das allerdings eine ernſte Gefahr bedeuten.
Frank=
reich könne allen Ereigniſſen ruhig entgegenſehen, und man
brauche ſich nur die geographiſche Lage auf der Karte
Euro=
pas anzuſehen und die Freundſchaften zu betrachten, mit
denen Frankreich umgeben werde, ferner über alle ihm zur
Verfügung ſtehenden Mittel nachzudenken. Frankreich könne
alſo ſeine Kaltblütigkeit behalten, ſelbſt wenn es
unange=
nehmeren Ereigniſſen gegenüberſtehe.
Sicherlich werde die franzöſiſche Regierung bei jedem derartigen
Vorfall nicht verfehlen, zu proteſtieren, damit die Zuſammenarbeit
Nicht geſtört werde. Sicherlich habe der Friedensgedanke in
Deutſchland unleugbare Fortſchritte gemacht. Man dürfe nicht
vergeſſen, daß das Recht auf Frankreichs Seite ſei,
auch nicht, daß das deutſche Volk durch ſeine wenigſtens ſchmerzliche
Wirtſchaftslage ſtark in Erregung verſetzt werde. Trotz alledem
wäre es nicht recht, nicht anzuerkennen, daß es zwei Deutſchland,
mehrere Deutſchland gebe. Die Nationaliſten bildeten nicht die
Mehrheit. Sie ſeien nicht die Herren der Lage. Solange nicht
bewieſen ſei, daß es unmöglich ſei, die Friedenspolitik mit
Deutſch=
land genau ſo wie mit den anderen Ländern Europas
fortzu=
ſetzen, glaube er, daß es in Frankreichs Intereſſe liege, bei dieſer
Politik zu bleiben. Briand ging dann auf
die Frage der Reparakionen
und den Beſuch der deutſchen Miniſter in London ein und erklärte,
es ſei möglich, daß Deutſchland bei den Londoner Beſprechungen
Gelegenheit genommen habe, ſeine ſchlechte Wirtſchaftslage geltend
zu machen. Dies ſei ſein gutes Recht. Frankreichs Recht ſei es,
wenn man ihm irgendetwas vorſchlage, was den Intereſſen des
Landes zuwiderlaufe, nein zu ſagen. Es ſei nicht möglich, eine
Frage, wie dieſe, ohne Frankreich zu regeln. Es ſei nicht möglich,
das feierlich unterzeichnete Abkommen ohne Frankeichs
Einwilli=
gung umzuſtoßen. Der Young=Plan ſei erſt kürzlich in Kraft geſetzt
worden. Es könne nicht die Rede davon ſein, ihn irgendwie zu
revidieren, da er einen definitiven Charakter trage. Er enthalte
in ſich Möglichkeiten für Deutſchland. Deutſchland werde davon
vielleicht Gebrauch machen. Das ſei ſein gutes Recht. Aber bis
zu dem Schritt, den Plan völlig umzugeſtalten und von einer
neuen internationalen Konferenz für die Schuldenfrage zu
ſprechen, ſei ein weiter Weg. Bisher habe man ſich an den
fran=
zöſiſchen Außenminiſter noch nicht in dieſem Sinne gewandt. Die
Kammer könne ſicher ſein, daß er ſich nicht hineinziehen laſſen
werde. (Lebhafter Beifall.)
Nach Briand ſprach noch einmal der Abg. Lorrain, der
be=
hauptete, von einer allgemeinen Zuſammenarbeit
der Völker könne nicht mehr die Rede ſein. Die
Regierung Brüning paktiere mit den Hitlerleuten, deren
Forde=
rungen man kenne. Man dürfe einem Lande wie
Deutſchland nicht mit den franzöſiſchen
Spar=
groſchen wieder auf die Beine helfen. — Hierauf
wurde die Interpellation auf unbeſtimmte Zeit vertagt.
Berichklerftaklung desKanzlers beimReichspräfidenken
in Neudeck.
* Am Freitag wird der Reichskanzler zum Reichspräſidenten
nach Neudeck fahren, um ihm über die Eindrücke aus Chequers
und die Unterhaltungen mit den Parteiführern Bericht zu erſtatten.
Vor allem wird es ſich um die weitere Behandlung des
Revi=
ſionsthemas handeln, das ja von ausſchlaggebender Bedeutung iſt.
In dieſem Zuſammenhang erſcheint es notwendig, alle Gerüchte
über ganz beſtimmte Abſichten der Reichsregierung, ſoweit ſie ſich
auf die Abwickelung der Young=Zahlungen beziehen, ſcharf
zurück=
zuweiſen, weil ſich ja heute noch nicht überſehen läßt, wie das
Ge=
ſamtkabinett nach dem Vortrag über Chequers ſich entſcheiden
wird. Die Kriegsſchuldenfrage iſt außerdem ein ſo delikates
Ka=
pitel, daß man ſie nicht ohne Berückſichtigung der Stimmung im
Auslande behandeln dürfte. Der deutſche Botſchafter
in Waſhington, v. Prittwitz, wird in Berlin
er=
wartet. Kanzler und Außenminiſter haben den
aus Waſhington zurückkehrenden amerikaniſchen
Botſchaf=
ter in Berlin, Sackett, bereits auf der „Europa”
getroffen und mit ihm eine erſte lange
Unter=
haltung gepflogen. Es iſt aber damit zu rechnen, daß
ſchon in allernächſter Zeit mit Entſcheidungen
von weittragender Bedeutung gerechnet werden
muß, weil wir an der äußerſten Grenze unſerer
Leiſtungskraft angelangt ſind, die namentlich
unter dem Einfluß der franzöſiſchen Geldabzüge
fortgeſetzt geſchmälert wird. Nach dem letzten
Reichs=
bankausweis hat die Reichsbank neuerdings 90,3 Millionen Mark
Gold und 73,2 Millionen Mark Deviſen abgeben müſſen. Dieſe
163,5 Millionen Mark müſſen aber noch durch die Abzüge der
letz=
ten Tage ergänzt werden. Allein am Dienstag dürften an der
Berliner Börſe Deviſenabgaben in Höhe von 50—60 Millionen
er=
folgt ſein. Insgeſamt rechnet man an der Börſe damit, daß
die Reichsbank bis zum Dienstag etwa 300 Millionen an Gold
und Deviſen hat abgeben müſſen. Solange unſere
Reichsbankvor=
räte reichen, werden wir dem franzöſiſchen Druck auf
dem „Geldmarkt widerſtehen können. Dann werden aber
ſcharfe Mittel einſetzen, und ſchon aus dieſem Grunde iſt
anzu=
nehmen, daß die Reichsregierung jetzt mit vollen Segeln die
Revi=
ſion anſteuert. Was wir brauchen, iſt in der Oeffentlichkeit
wie=
derholt und deutlich geſagt worden. Keine Verſprechungen auf dem
Papier oder teure Anleihen, ſondern eine ausreichende Entlaſtung
unſeres Reparationskontos=
Nolverordnung
and „Jieuerelltaateing.
Von
Profeſſor Dr. von Tyſzka=Hamburg.
Die ſoeben ergangene Notverordnung mit ihren neuen
un=
geheuren Steuererhöhungen fordert zu einer kritiſchen
Betrach=
tung über die Wirkung von neuen Steuern und
Steuererhöhun=
gen heraus. Wie alles in der Welt, ſo haben auch die
Steuer=
erträge einmal ihre Grenzen. Man darf nicht
glau=
ben, daß man zur Behebung eines Haushaltsdefizits nichts
weiter nötig habe, als immer nur neue Steuern auszuſchreiben
oder die Steuerſätze zu erhöhen, dann werde auch der
ent=
ſprechende höhere Steuerertrag eingehen. Im Gebiete des
Steuerweſens gilt nicht das Recheneinmaleins, wonach 2 X2— 4
iſt, ſondern das Steuereinmaleins”, und nach dem iſt 2X2
in den ſeltenſten Fällen — 4, manchmal nur 2, unter Umſtänden
ſogar nur 1.
Weshalb iſt dem ſo? — Ein ſehr feiner Kopf, einer der
geiſtvollſten Satiriker Englands, Jonathan Swift, hat
bereits im Jahre 1728 — alſo vor mehr als 200 Jahren —
in einer kleinen Schrift über das „Steuereinmaleins” die
Ant=
wort darauf gegeben. Swift ſagt nämlich, daß es bei den
ver=
ſchiedenen Steuern jeweils eine Grenze gebe, jenſeits deren der
Steuerertrag hinter der Erhöhung des Steuerſatzes zurückbleibe.
Zu hohe Zollſätze machen den Schmuggel lohnend;
infolge=
deſſen geht der Zollertrag zurück, da nicht mehr genügend Waren
auf dem ordnungsmäßigen Wege die Grenze überſchreiten. Zu
hohe Steuern auf mehr entbehrliche Artikel und Luxuswaren
laſſen den Verbrauch dieſer Waren zurückgehen, da ſie vom
Kauf abſchrecken. Mit dem Rückgang des Verbrauches geht aber
natürlich auch der Steuerertrag zurück. Zu hohe Steuerſätze
auf Einkommen und Vermögen führen zur Verheimlichung, zur
Steuerdefraudation und =hinterziehung. Damit geht natürlich
auch der Steuerertrag zurück. Zu hohe Steuerſätze auf
Fabri=
kate können ferner dazu führen, daß die Nachfrage nach dieſen
nachläßt, daß ſie ſogenannte „Erdroſſelungsſteuern” werden, die
das Wirtſchaftsleben ſchädigen, indem ſie Geſchäfte und
Unter=
nehmen eingehen laſſen. Die Fabrikanten und Händler ſind
in=
folgedeſſen nicht mehr imſtande, die bisherigen Einkommen= und
Gewerbeſteuern zu zahlen. So geht nicht nur der Ertrag der
hohen indirekten Steuern zurück, ſondern auch die Erträge der
direkten Steuern bleiben hinter den Erwartungen zurück. Kurz:
Steuern ſchmälern immer die Kaufkraft der
Be=
völkerung, ganz beſonders wenn ſie in der rigoroſen Weiſe
wie gegenwärtig erhöht werden. Wovon lebt aber die
Wirt=
ſchaft? — Von der Kaufkraft der Bevölkerung, und wovon lebt
der Staat? — Von den Einnahmen der Wirtſchaft. Wenn die
Kaufkraft durch Steuern geſchmälert wird, leidet die Wirtſchaft
und damit der Staat.
Die Lehre vom „Steuereinmaleins” verdient alſo ſehr große
Beherzigung ſeitens der Regierung wie der Geſetzgeber. Man
kann nicht ungeſtraft den Geſetzen der Wirtſchaft ſpotten. Dabei
iſt aber noch etwas zu berückſichtigen. Jede neue Steuer und
meiſt auch jede Steuererhöhung erfordert einen erhöhten
Verwaltungsaufwand. Abgeſehen davon, daß ſchon
allein die Einziehung der Steuern Koſten verurſacht, iſt ja auch
ſtets eine Kontrolle notwendig, wenn man einigermaßen ſicher
gehen will, daß die Steuer auch das tatſächlich einbringt, was ſie
einbringen kann. Sich allein auf die Steuermoral der
Bevöl=
kerung zu verlaſſen, erſcheint recht bedenklich, beſonders, da der
Vermehrung und Erhöhung der Steuern ein
Sinken der Steuermoral folgt. Namentlich, wenn
von der Bevölkerung die Erhebung und Ausgeſtaltung der
Steuern nicht als gerecht empfunden wird, iſt die
Bereitwillig=
keit, dieſe Steuer auch ohne jede Kontrolle, in voller Höhe zu
entrichten, recht gering. Gerechte, d. h. moraliſche
be=
rechtigte Steuern und Steuermoral der
Bevöl=
kerung bedingen ſich gegenſeitig. Von den in der
letzten Zeit geſchaffenen Steuern wird man aber kaum ſagen
können, daß ſie von den durch ſie betroffenen Kreiſen als gerecht
empfunden werden. Damit wächſt die Notwendigkeit erhöhter
Kontrolle und ſomit vermehrten Verwaltungsaufwandes. Aber
gerade Abbau und nicht Zunahme des Verwaltungsaufwandes,
Verringerung und nicht Erhöhung der Verwaltungskoſten, das
iſt, was heute gefordert werden muß.
Aber leider ſehen wir nirgends Abbau, ſondern fortgeſetzte
Erweiterung des Verwaltungs= und Steuerapparates. Ein
an=
derer engliſcher Satiriker, Sidney Smith, hat im Jahre
1820 einmal ein Bild von einem Lande entworfen, das die
Steuerſchraube zu ſcharf angezogen hat. Es heißt da: „Steuern
von jedem Gegenſtande, welcher in den Mund eingeht oder den
Rücken deckt oder unter den Fuß gelegt iſt, Steuern auf alles,
was angenehm zu ſehen, zu hören, zu fühlen, zu riechen oder zu
ſchmecken iſt. Steuern auf Wärme, Licht und Beförderung.
Steuern auf alles auf der Erde und die Waſſer unter der Erde,
auf alles, was vom Auslande kommt oder daheim erzeugt wird.
Steuern auf das Rohmaterial, Steuern auf jeden friſchen Wert,
der durch die Betriebſamkeit hierzu hinzugefügt wird. Steuern
auf die Soße, die den Appetit des Menſchen überreizt, und auf
die Arznei, die ihn wieder geſund macht: auf den Hermelin,
welcher den Richter ziert, und auf den Strick, womit der
Ver=
brecher gehenkt wird; auf des armen Mannes Salz und des
Rei=
chen Spezerei, auf die Meſſingnägel des Sarges und die Bänder
der Braut; zu Bett oder bei Tiſche, beim Schlafengehen oder
Auf=
ſtehen, müſſen wir zahlen. Der Schuljunge peitſcht ſeinen
be=
ſteuerten Kreiſel; der bartloſe Jüngling bändigt ſein beſteuertes
Pferd mit einem beſteuerten Zügel auf einer beſteuerten Straße;
und der ſterbende Engländer gießt ſeine Medizin, welche ſieben
Prozent bezahlt hat, in einen Löffel, der fünfzehn Prozent bezahlt
hat, wirft ſich dann zurück auf ſein Kalikobett, welches
zweiund=
zwanzig Prozent bezahlt hat, und verſcheidet in den Armen eines
Apothekers, welcher eine Lizenz von 100 Pfund bezahlt hat für
das Privileg, ihn zum Tode zu befördern. Sein ganzer Nachlaß
wird dann ſogleich mit zwei bis zehn Prozent beſteuert.
Abge=
ſehen vom Erbſchein, werden bedeutende Gebühren dafür
ver=
langt, daß er am Altarplatz beerdigt wird. Seine Tugenden
werden der Nachwelt auf verſteuertem Marmor verkündigt, und
er wird dann zu ſeinen Vätern verſammelt, um nicht mehr
be=
ſteuert zu werden.” Wer denkt da nicht an unſer armes Deutſchland4
„Erſt Abrüſtung dann Reoiſion.”
Morakoriumsgerächke. — Frankreich zeigt die kalke Schulter. — Amerika verſchanzk ſich hinker die Abrüſtung.
Ohne wirkliche Abxüftung der europäiſchen Mächke kein Enkgegenkommen Amerikas in der Schuldenftage.
Kein Berſtändnis in Frankreich
Angſt vor durchgreiſenden Reformen. — Anleihe=
Proviſorium alleräußerſtes franzöſiſchesZugefkändnis
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 9. Juni.
Die Zuſammenkunft in Chequers ſteht weiter im Mittelpunkt
allgemeinen Intereſſes. Die franzöſiſchen Kommentare ſind etwas
konfus, aber im Grunde weniger feindlich als früher. Ebenſo
wird das „deutſche Manifeſt” relativ ruhig beurteilt. Ueber den
Inhalt der Beſprechungen in Chequers ſind recht widerſprechende
Gerüchte in Umlauf. Im allgemeinen wird zugegeben, daß die
Frage der Reparationen auf ſehr ernſte Weiſe zur Diskuſſion
ge=
ſtellt iſt. Nach franzöſiſcher Auffaſſung iſt aber eine Hilfe
weder auf dem Wege eines Moratoriums, noch
auf dem der ſo verpönten Reviſion, ſondern
ein=
zig und allein auf finanziellem Wege möglich. Letzten
Endes führen aber alle Wege nach Rom, das heißt, die
finanzielle Hilfe würde nur die
Hinausſchie=
bung der Reviſion bedeuten. Selbſtverſtändlich ohne deren
moraliſche Wirkung. Dieſelbe Angſt vor
durchgreifen=
den Reformen wie bei der Ausarbeitung des Young=Planes
iſt in allen franzöſiſchen Kreiſen zu konſtatieren.
Unterdeſſen, die Erfahrungen mit den proviſoriſchen
Lö=
ſungen — wir haben an dieſer Stelle den Young=Plan nie
an=
ders aufgefaßt — könnten ſchon ihre Früchte tragen.
In Paris betont man ganz beſonders die intranſigente
Haltung der Vereinigten Staaten in der Frage
der interalliierten Schulden; ſie dient als
Hauptargument gegen jeden Verſuch einer
Re=
viſion. In Wirklichkeit hat man aber den Eindruck, daß
Amerika, trotz ſeiner finanziellen
Schwierig=
keiten doch zu Verhandlungen geneigt wäre, wenn
Europa in der Abrüſtungsfrage ſich zu einer
großzügigen Tat entſchließen könnte. In
Waſhing=
ton iſt man nämlich auf der Suche nach einem Argument, mit dem
ſich der offizielle Optimismus des Weißen Hauſes unterſtützen
ließe. Man verſpricht ſich ſehr viel von der Wirkung der
Ab=
rüſtung auf die amerikaniſchen Maſſen.
Die Rede Briands am nächſten Sonntag in Gourdon könnte
einige Aufklärungen und Ermunterungen in der Abrüſtungsfrage
bringen. Unglücklicherweiſe ſteht aber die Manifeſtation in
Gour=
don ſo ſehr im Mittelpunkt des innerpolitiſchen Kampfes, daß
die Erwartungen nicht ſehr hochgeſtellt werden können. Der
Um=
ſtand, daß die Rede Briands in Gourdon unmittelbar nach dem
Amtsantritt des neuen Präſidenten erfolgen wird, macht die
Auf=
gabe des franzöſiſchen Außenminiſters noch heikler. Uebrigens,
von den Botſchaften des ſcheidenden, wie des neuen Präſidenten
an die beiden Kammern verlautet auch, daß ſie eine, wenn auch
allgemein gehaltene außenpolitiſche Stellungnahme enthalten
werden.
Der Skandpunkt der amerikaniſchen Regierung.
New York, 9. Juni.
Obwohl die Berichte über die Stellungnahme der
Waſhing=
toner Regierung in Einzelheiten ſtark voneinander abweichen,
ſtimmen ſämtliche Meldungen in der Feſtſtellung überein, daß
die Regierung bei allem Verſtändnis für Deutſchlands
ſchwie=
rige Lage keine Moratoriums=Erklärung oder Reviſionsinitiative
erwarte. Die Kundgebung des Reichskabinetts werde in
Waſhingtoner Regierungskreiſen eher als für den Hausgebrauch
beſtimmte „Verzuckerung der neuen Steuerpille”, denn als
un=
mißverſtändliches offizielles Reviſions=Erſuchen gedeutet.
Die Preſſe=Kommentare weiſen aber einmütig darauf hin,
daß eine weſentliche Herabminderung der
euro=
päiſchen Rüſtungen die Hoover=Regierung
zwei=
fellos dazu führen könnte, an die Frage der
Reviſion der interalliierten
Schuldenab=
machungen mit größerem Wohlwollen
heranzu=
treten. Stimſon werde nicht verfehlen, den Standpunkt
der amerikaniſchen Regierung mit ſtärkſtem
Nach=
druck in den europäiſchen Hauptſtädten vorzutragen. Er werde
gleichzeitig hervorheben, daß ohne eine wirkliche
Rü=
ſtungseinſchränkung der europäiſchen Mächte, weder
der amerikaniſche Kongreß, noch die öffentliche
Meinung Amerikas, für ein Entgegenkommen
in der Schuldenfrage zu gewinnen ſeien. „New
York Times” hält es nicht für unmöglich, daß ein praktiſcher
Weg gefunden werden kann, der die Schuldenfrage mit der
Ab=
rüſtung verknüpft. Die Schuldenabkommen ſtellten ein
weri=
volles Handelsobjekt in den Händen Amerikas dar und arbeiteten
für die Sicherung des Weltfriedens.
Der Schlüſſel zur Löſung liegt bei Amerika”.
London, 9. Juni.
Der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph”
be=
hauptet, er ſei in der Lage, die Hauptergebniſſe der Beſprechungen
von Chequers mitzuteilen. Dieſe ſeien folgende: Die Zeit ſei
noch nicht reif, um eine internationale
Konfe=
renz einzuberufen oder einen neuen
Sachver=
ſtändigenausſchuß mit der Unterſuchung der
Re=
parationen oder der Kriegsſchulden zu
beauf=
tragen. Daher käme zurzeit keine vollſtändige
Revi=
ſion des Young=Planes in Frage. Andererſeits
aner=
kenne man die ſchwierige Situation
Deutſch=
lands und ſei bereit, ein Teilmoratorium für die
an Bedingungen geknüpften Zahlungen des
Young=Planes zu geſtatten. Deutſchland wünſche ein
dreijähriges Moratorium. Während dieſer Zeit würde,
den deutſchen Wünſchen entſprechend. mindeſtens eine
Mil=
liarde Mark an Jahreszahlungen erlaſſen
wer=
den. Großbritannien, das ſich ſelbſt in einer ſchwierigen
Situation befinde und nur zu einem geringen Teil an den nicht
geſchützten Young=Plan=Zahlungen beteiligt iſt, könne nur
dann auf ſeinen Anteil verzichten, wenn
Ame=
rika in eine entſprechende Verminderung des
engliſchen Schuldendienſtes willige. Der
Schlüſ=
ſel zur Löſung liegt alſo bei Amerika.
Bom Tage.
Gegenüber Meldungen, nach denen die Reichsregierung in
den nächſten Tagen bereits Beſchlüſſe bezüglich der Ankündigung
eines Transfermoratoriums treffen werde, wird von zuſtändiger
Seite feſtgeſtellt, daß dieſe Mitteilungen jeglicher Begründung
entbehren.
Die offiziöſe Korreſpondenz der Bayeriſchen Volkspartei
nimmt in einer Beſprechung der Notverordnung ſehr ſcharf gegen
deren einzelnen Beſtimmungen Stellung.
Der evangeliſche Kirchenvertrag wurde vom Hauptausſchuß
des preußiſchen Landtages bei Stimmenthaltung der
Sozialdemo=
kraten gegen die Kommuniſten angenommen.
Der Preußiſche Landtag wird am 7. Juli zuſammentreten,
um ſich über das Volksbegehren des Stahlhelms zu entſcheiden.
Da eine Ablehnung ſicher iſt, wird mit dem Volksentſcheid auf
Landtagsauflöſung für Anfang Auguſt gerechnet.
Vor dem 4. Strafſenat des Reichsgerichts begann geſtern die
Berhandlung wegen der Werkſpionage bei den Leunawerken, die
vor 1½ Jahren aufgedeckt und durch die Begleitumſtände großes
Aufſehen erregt hat, unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit.
Das Amtsgericht Kaiſerslautern hat die beiden franzöſiſchen
Fliegerunteroffiziere, die kürzlich die deutſche Grenze überflogen
hatten und bei Enkenbach gelandet waren, wegen Vergehens gegen
das Paßgeſetz und das Luftverkehrsgeſetz zu je acht Tagen Haft
verurteilt, auf die je ſünf Tage der erlittenen Unterſuchungshaft
angerechnet wurden.
Die deutſch=rumäniſchen Handelsvertragsverhandlungen ſind
am Montag in Berlin wieder aufgenommen worden.
Deutſcher=
ſeits werden ſie von Miniſterialdirektor Poſſe geführt.
Die Zahl der Arbeitsloſen in England hat ſich in der Zeit
vom 18. Mai bis zum 1. Juni um 123 034 Perſonen vermehrt.
Sie beträgt jetzt 2 629 971 Perſonen.
Der ſchweizeriſche Ständerat hat die Einführung der
Todes=
ſtrafe im eidgenöſſiſchen Strafgeſetzbuch verworfen.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand hat am Montag den
polniſchen Botſchafter in Paris empfangen. Die Unterredung ſoll
ſich auf die Breslauer Stahlhelmkundgebung bezogen haben.
Aenderung des heſfiſchen Wahlgeſehes.!
5. P.9. und Zenkrum
lehnen Herabſekzung der Abgeordnekenzahl ab.
Durch die folgenſchwere Entwicklung, die die Reichsfinanzen
und die allgemeine politiſche Lage nahmen, iſt die ſchon ſei
langem geplante Reform des deutſchen Wahlrechtes in den
Hin=
tergrund getreten, und es ſcheint, daß die Reform noch etwas auf
ſich warten läßt, um ſo mehr, als gegen die bisherigen
Referen=
tenentwürfe aus den Ländern und einzelnen Parteien ſtarke
Be=
denken aufgetaucht ſind. Angeſichts der im Herbſt erfolgenden
Landtagswahlen legte der Staatspräſident dem Landtag den
Ge=
ſetzentwurf zur Abänderung des heſſiſchen Wahlgeſetzes vor, daſ
durch das Urteil des Staatsgerichtshofes für das Deutſche Reich
unterm 17. Dezember 1927 feſtgeſtellt wurde, daß einige im Sey
tember 1927 vorgenommene Aenderungen des
Landtagswahl=
geſetzes gegen die Grundſätze der Reichsverfaſſung verſtoßen und
daher nichtig ſind. Es handelt ſich im weſentlichen darum, daß
die alte Vorſchrift des Landtagswahlgeſetzes vom 15. Oktober!
1924, wonach 500 Unterſchriften unter den Wahlvorſchlägen
ge=
nügen, zu verbleiben habe, und daß die weitere Forderung auf
Zahlung einer Kaution von 5000 RM. bei neuen
Wahlvorſchlä=
gen ungeſetzlich ſei.
Die Vorlage der Regierung trägt dieſen Feſtſtellungen des
Reichsſtaatsgerichtshofes und der im vergangenen Jahr
erfolg=
ten Verfaſſungsänderung, ſoweit ſie das Landtagswahlrecht
be=
trifft, Rechnung. Außerdem ſoll das Landtagswahlgeſetz, das
durch mehrere Abänderungen recht unüberſichtlich geworden iſt,
neu gefaßt herausgegeben werden. Der Betrag, der für die
Her=
ſtellung und Verſendung der amtlichen Stimmzettel von den
Parteien zu zahlen iſt, wird von 200 auf 300 RM. erhöht.
Im Geſetzgebungsausſchuß wurde am Dienstag die Vorlagel
beraten, mit der die teilweiſe noch aus dem Jahre 1927
ſtam=
menden Anträge der Parteien zum Wahlgeſetz verbunden waren.
In der Ausſprache wurden Anträge der Deutſchnationalen und
der Nationalſozialiſten, die Zahl der Abgeordneten von 70 auf
25 bzw. 30 herabzuſetzen, abgelehnt. Die Volkspartei erklärte,
daß ſie grundſätzlich mit der Aufhebung der Länderparlamente
einverſtanden ſei. Wenn dieſe Parlamente aber weiterbeſtehen
ſollten, dann müßten ſie auch arbeitsfähig erhalten werden. Die
D.V. V. ſtimmte daher dem Antrag Schreiber (Staatspartei) zu,
die
Abgeordnetenzahl auf 56 zu begrenzen. Sozialdemokraten
und Zentrum erklärten ſich gegen die Herabſetzung, ſo daß
der Antrag der Ablehnung verfiel.
Der deutſchnationale Antrag auf Heraufſetzung des
Wahl=
alters und Bildung einer zweiten Kammer wurde mit den
Stim=
men der S.P.D. und des Zentrums abgelehnt.
Sozialdemokra=
ten und Zentrum erklärten, die Frage der Verkleinerung des
Landtages und des Wahlalters ſolle dem kommenden Landtag
und der neuen Regierung überlaſſen bleiben. Im übrigen wurde
die Aenderung des Wahlgeſetzes und des Geſetzes über
Volksbe=
gehren und Volksentſcheid gegen die Stimmen der
Oppoſitions=
parteien genehmigt. Der Landbund beantragte dann, die
Re=
gierung zu erſuchen, für die Heraufſetzung des Wahlalters auf
24 Jahre einzutreten. Dieſem Erſuchen ſtimmten jedoch nur,
Landbund, Volkspartei und Staatspartei zu.
Der Ausſchuß begann die Beratung des Zweckverband
Geſetzes. Nach den bisherigen Beſtimmungen war, bei der
Bildung von Zweckverbänden der Landgemeinden der Beitritt
von Kreiſen oder Provinzen nicht möglich. Das will die neue
Vorlage zulaſſen, gleichzeitig aber auch die zwangsweiſe Bildung
von Zweckverbänden ermöglichen. Falls ein im öffentlichen
In=
tereſſe freiwilliger Zuſammenſchluß nicht zuſtande kommt, ſoll auf
Antrag der Provinzialdirektion die mangelnde Zuſtimmung einer
Gemeinde, ſelbſtändigen Gemarkung oder eines Kreiſes durch
einen entſprechenden Beſchluß des Provinzialausſchuſſes erſetzt
werden. Im Falle eine Provinz ſich weigert, ſoll das
Geſamt=
miniſterium ermächtigt ſein, die zwangsweiſe Bildung des
Zweck=
verbandes anzuordnen. Im Ausſchuß wurden gegen dieſe
weit=
gehende Machterweiterung der Regierung ſtarke Bedenken zum
Ausdruck gebracht. Die Regierung wurde erſucht, entſprechend
den Ausſchußwünſchen eine neue Formulierung zu ſuchen.
So=
lange werden die Beratungen unterbrochen.
Ohne weſentliche Ausſprache wurden die Vorſchriften über
den Verkehr mit Petroleum, Benzin uſw. den modernen
tech=
niſchen Erforderniſſen angepaßt.
Der Ausſchuß ſetzt ſeine Beratungen am Mittwoch fort. =
Henderſon informierk
den franzäfiſchen und ialenichen Beolſchafe.
Im Einvernehmen mit den deutſchen Miniſtern empfing
der engliſche Außenminiſter Henderſon am Montag den
fran=
zöſiſchen und den italieniſchen Botſchafter und unterrichtete ſie
über den Inhalt der Unterredungen von Chequers.
* Muſikaliſches Inkermezze
M Bud Byritont.
Muſikfeſt der Sektion Deutſchland der „Internationalen
Geſellſchaft für neue Muſik”.
Bad Pyrmont, im Juni.
In dem unbeſchreiblich ſchönen, in dieſen erſten Junitagen
ein beſonders leuchtendes Blütengewand tragenden Kurpark von
Bad Pyrmont ſteht ein anſehnliches, von kundiger
Architekten=
hand erbautes Konzerthaus, das nun ſchon zum zweiten Male,
dank einer rühmenswert kunſtſinnigen Kurdirektion und dank
der Umſicht und Tatkraft des ausgezeichneten Pyrmonter
Diri=
genten Walter Stöver, ſeine Pforten geöffnet hat, um dem
jährlichen Muſikfeſt der Deutſchen Sektion der Internationalen
Geſellſchaft für neue Muſik eine Heimſtätte zu bieten. Ort und
Art des Feſtes erinnern an jene ſchönen Donaueſchinger Tage,
als wir dort Jahr für Jahr neue Talente emporkommen ſahen,
als es noch ſo ſchien, als ob wir in einen neuen Frühling
muſi=
kaliſcher Schöpferkraft hineinwanderten. Seitdem ſind wir
ſkep=
tiſcher geworden. Allzu ſchnell iſt die glühende Lava von
da=
mals zu kaltem Stein erſtarrt. Die „jungen‟ Donaueſchinger
von damals ſind heute gelahrte Profeſſoren an muſikaliſchen
Hoch=
ſchulen geworden und ſchicken ihre Schüler ins Treffen. Wird
dieſe Generation uns Erfüllung deſſen bringen, was wir damals
erhofften? Wir wiſſen es nicht, und das muſikaliſche Barometer
im Konzerthaus zu Pyrmont zeigt, während draußen die pralle
Sonne eine zauberhafte Landſchaft in blendende Helle taucht, noch
immer ſtark auf „veränderlich”.
Schwäche, in das Hochwaſſer der Donau wagt, um ein ſich
losrei=
ßendes Boot zu retten. Der Führer, ein eitler aufgeblaſener
Burſch (wie ſtark prägen ſich ſchon die Typen aus, denen wir im
Leben der Erwachſenen begegnen!), läßt das Unglück geſchehen.
Aufruhr in der ganzen Gruppe; traurige Heimkehr. — Dieſen
ſchlichten Vorgang geſtaltet ein Dichter, der uns zu packen
ver=
ſteht. Wobei freilich dahin geſtellt bleibe, ob die kindliche Seele
wirklich alles ſo empfinden würde, oder ob hier nicht doch zu ſehr
mit den Begriffen und Empfindungen älterer Menſchen
gear=
beitet wird. Fortners Muſik aber trifft den Kern. Sie umreißt
die einzelnen Szenen mit unausweichlicher Deutlichkeit und in
ungewöhnlich plaſtiſchen Formen, fügt zu den handelnden
Per=
ſonen einen betrachtenden Chor im Sinne der antiken Tragödie,
ſchafft mit knappſten Mitteln ein Orcheſter voll wechſelnder
Far=
ben und dramatiſcher Akzente. Schüler der Elberfelder Kurende
(Leiter E. v. Baur) und des Pyrmonter Realgymnaſiums
mach=
ten ſich um die Wiedergabe verdient. Der Komponiſt ſelbſt
diri=
gierte, Marianne Rohland gab mit einigen kühn hingeworfenen
Projektionen eine klare ſzeniſche Umkleidung des Ganzen. Ein
ſtarker Erfolg — und eine neue Welt!
III.
II.
Wir ſind es ſeit Donaueſchingen und Baden=Baden gewohnt,
daß die Spielfolgen ſolcher Feſte nicht nur Konzertmuſik im
enge=
ren Sinne des Wortes verzeichnen. Wir wiſſen, daß wir in einer
neuen Aufbaubewegung ſtehen, daß es gilt, die Jugend zu
gewin=
nen. Und ſo entſtehen denn die Schulſpiele unſerer Tage,
die nicht mit zünftigen Muſikern als Ausführenden rechnen,
ſon=
dern die Jugend ſelbſt zum Träger von Handlung und Muſik
machen. Wolfgang Fortner, ein aus Hermann Grabners
Schule hervorgegangenes ſtarkes Talent, ſtellt ſich in den Dienſt
des Gedankens. Er vertont ein von Andreas Zeitler
ge=
ſchriebenes Spiel „Creß ertrinkt‟. Eine kurze, leicht faßliche
Handlung aus dem Leben wandernder Schüler: Auf einer Fahrt
ertrinkt ein junger Kamerad, der ſich, nicht achtend der eigenen
Mit dieſem Erfolg der erſten Veranſtaltung des Feſtes waren
von neuem Hoffnungen geweckt. Sollte ſich doch alle Skepſis als
ungerechtfertigt erweiſen? Aber das folgende
Kammermuſik=
konzert hinterläßt ſchon zwieſpältige Eindrücke. Gern folgen
wir Alfred von Beckerath bei ſeinem Verſuch, ein
Streich=
quartett aus vier Fugen zuſammenzuſchweißen. Da iſt einer am
Werk, der etwas zu ſagen hat; und infolgedeſſen wird dieſe
ab=
ſonderliche, zweifellos etwas geſuchte Form des Ganzen kaum
empfunden. Dieſe vier Fugen enthalten durchaus die gleichen
Stimmungen und, auch in tempomäßiger Beziehung, die gleichen
Kontraſte wie die vier Sätze der klaſſiſchen Quartettform, und
die ſtraffe Fugengeſtalt der einzelnen Teile verhindert alles
red=
ſelige Abſchweifen, ſchafft eine wohltuende Konzentration, die
ſich auch dem Hörer unmittelbar mitteilt. Zweifellos ein
Ge=
winn dieſes Feſtes! Dann aber wird die Ausbeute mager. Ein
Duo für Klavier und Bratſche von dem Schreker=Schüler Kurt
Fiebig verrät ſatztechniſches Können, iſt aber ſo unperſönlich
wie nur möglich. Des Italieners Giulio Ceſare Gedda
„Humoriſtiſche Sonate für Fagot und Klavier” lebt von allzu
billiger Parodie und iſt überdies viel zu breit geraten, um bei
der im Grunde genommen recht dünnen Subſtanz den Hörer
dauernd feſſeln zu können. Glücklicher iſt der Ungar Paul
Ka=
doſſa mit ſeiner Klavierſonate, die melodiſch, harmoniſch und
vor allem rhythmiſch ganz in heimatlichem Boden wurzelt. Die
alte Erfahrung: Folkloriſtiſch eingekleidete Muſik intereſſiert
immer, auch wenn die eigene kompoſitoriſche Potenz ſchwächer
iſt! Eine ganze Reihe von Liedern ſtanden weiterhin auf der
Spielfolge dieſes Konzertes. Hermann Simon, aus dem
Berliner Domchor hervorgegangen, bemüht ſich, den
madrigales=
ken Stil, den er dort in ungezählten Stücken kennen lernte, auch
auf das Sololied mit Begleitung obligater Inſtrumente zu
über=
tragen. So gelingt ihm eine gut malende Vertonung von
Söh=
les „Poggenkantate” mit Oboe, Klarinette und Klavier. „Fünf
Lieder eines Einſamen” von Albert Thate wirken dagegen
durch ihre Erfindungsarmut noch niederdrückender als durch das
offenbar ſo gewollte Grau in Grau ihrer Harmonik.
TP.
Der zwieſpältige Eindruck des Kammermuſikkonzertes ſetzte
ſich im Orcheſterkonzert fort. Man erfreute ſich an dem
friſchen, echt virtuoſen Zug eines neuen Violinenkonzerts von
dem jungen Polen Jerzy Fitelberg, ließ ſich auch gern von
dem Talent, des norwegiſchen Komponiſten Sparre Olſen
überzeugen, der mit einer ſicher hingeworfenen, thematiſch
außer=
ordentlich glücklichen „Kleinen Ouvertüre”, (Opus 7) erfreute.
Auch Berthold Goldſchmidts „Promenadenmuſik für
klei=
nes Orcheſter” (Opus 16) ſteht auf der Plus=Seite dieſes Feſtes.
Eine ſolche Suite würde aber noch viel ſtärker wirken, wenn ſie
nicht mit programmatiſchen Ueberſchriften verſehen wäre.
Hof=
fentlich iſt es nicht ſo, daß dieſe Titel der einzelnen Sätze etwa zu
Ehren des Feſtortes Pyrmonts eingefügt ſind („Frühſtück im
Freien”, „Leichte Bewölkung”, „Marſch der Aengſtlichen” „Nach
der Kur”)! Es handelt ſich um durchaus in ſich ſelbſt ruhende,
gut klingende und die Schule Schrekers deutlich bekundende Muſik.
die ſolche Eſelsbrücken nicht benötigt. Was ſonſt an dieſem Abend
erklang, dürfte ſich ſchwerlich Daſeinsberechtigung erringen.
Ty=
piſch für unſere Komponiſten=Generation; entweder die Einfälle
ſtrömen ihr allzu leicht zu und die Stücke verlaſſen ungefeilt die
Werkſtatt. Dann kommen ſolche Kompoſitionen zutage, wie etwa
die „Konzertmuſik für Klavier und ſieben Bläſer” des Hindemith=
Schülers Harald Genzner oder das „Zeitgenöſſiſche
Diverti=
mento 1929” von Walter Gronoſtay. Oder aber ein ſehr
kulturvoller, aber als Muſiker nicht genug begabter Menſch quält
ſich mit einer Idee ab, die von vornherein zum Tode verurteilt
iſt. So geht es Ernſt Roters in ſeiner „Partita für Orgel
und Kammerorcheſter” (Opus 30), die den unmöglichen Verſuch
macht, die Orgel einem mit Saxophonen und Schlagzeug
geſpick=
ten Jazzorcheſter einzufügen. Fremd und unverſöhnich ſtehen ſich
dieſe klanglichen Welten gegenüber. Den Kitt, der ſie
zuſammen=
leimt, fabriziert niemand.
V.
Was die Wiedergabe der Werke des Feſtes angeht,
ſo läßt ſich die erfreuliche Feſtſtellung machen, daß an allen Aben=
3i
mint
ruf0
211f
pil=
dit di
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Die
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74
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tag
Uit
gieie
Nummer 159
Mittwoch, den 10. Juni 1931
dZe Oppoſikion drängk auf Reichskagseinberuſung. — Die Sozialdemokraken fordem Abänderung
der Nolverordnung. — Dingeldey und Moldenhauer in ſchärfſter Oppoſikion gegen die Nolverordnnng.
Forderungen der Volksparkei.
tages zu einem früheren Termin drängen wird, ſo ſtünden wir
Am die Reichskagseinberufung.
dann immer wieder in der gleichen Situation wie heute. Mög=
Noch keine Fronk der Parkeien.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
* Der Aelteſtenrat des Reichstages tritt am
Rittwoch zuſammen, um über die Anträge der
Kom=
muniſten und Nationalſozialiſten auf
Einbe=
ileufung des Reichstages zu beraten. Es ſteht ſchon
etzt feſt, daß eine Beſchlußfaſſung nicht erfolgen wird, weil die
fFraktionen, ſich über ihre Haltung noch nicht
Fichlüſſig geworden ſind. Deutſchnationale, Kommuniſten
A und Nationalſozialiſten treten für die Einberufung ein. Die
1Sozialdemokraten möchten an der vorzeitigen Einberu=
=jung gerne vorbeikommen durch die Einſchaltung des
Haus=
tkhalts= und ſozialpolitiſchen Ausſchuſſes des Reichstages, um
ſoort die gewünſchten Korrekturen vorzunehmen. Darüber
wol=
en ſie ſich aber ſelbſt noch in ihrer Sitzung am Freitag unter=
Jalten.
Die Deutſche Volkspartei tritt am Donnerstag zu=
Fammen. Der Parteiführer Dingeldey und auch der frühere
Reichsfinanzminiſter Moldenhauer haben ſich ſcharf
ab=
blehnend zur Notverordnung geäußert und
Oppo=
ition gegen die Regierung, durchblicken laſſen. Es
arf aber nicht verſchwiegen werden, daß vorläufig noch ein
eil der volksparteilichen Abgeordneten
nament=
klich aus außenpolitiſchen Gründen einen Vor=
Fſtoß im Augenblick nicht gerne ſieht.
Bemerkens=
vert iſt eine Aeußerung der „Kölniſchen Zeitung” zur
Nolber=
ſodnung, die Rückſchlüſſe über die innerhalb der DVP.
herrſchende Stimmung zuläßt. Dort beſteht abſolut kein
Ver=
a tändnis für die verkappte Subventionierung
der Induſtrie, vielmehr ſollten die 140 Millionen, die der
des Wah=/Kinanzminiſter für Arbeitsbeſchaffung eingeſetzt hat, der
Kriſen=
den Stim= teuer dienſtbar gemacht wergen, um namentlich dem ſchwer
be=
ſialdemokna= roffenen Mittelſtand zu helfen. Die Aufrechterhaltung
nerung dsfder Arbeitsloſenverſicherung in ihrer
gegen=
n Landiaglvärtigen Form wird bemängelt und die
ſofor=
ſigen wuteſ ge Inangriffnahme durchgreifender Refor=
Der Volksh=Inen, vor allem die Zuſammenlegung von Kri=
Lppoſition=kenfürſorge und Wohlfahrtsfürſorge, ſowie die
n, die elEinführung einer wirkſamen
Bedürftigkeits=
lalters afbrüfung gefordert. Reichs= und
Verwaltungs=
jedoch mrſieform werden als notwendig bezeichnet. Ferner wird
bite genaue Prüfung verlangt, ob ſtatt Kriſenſteuer für die
verband= interen Stufen, ſtatt der Beſchneidung der Kinderzulagen der
ar bei dr/ Beamten, ſtatt des Zuckerſteuerexperimentes und ſtatt der
er=
er Beitiſt üöhten Mineralzölle eine Erhöhung der Umſatzſteuer nicht das
II die neie bürfachere und milder wirkende Mittel wäre. Auch die
Aus=
ſe Bildung zabenabſtriche werden als nicht ausreichend angeſehen.
Landvolk und Bayeriſche Volkspartei beraten
t, ſoll gu im Mittwoch. Am Sonntag tritt der Parteivorſtand des
ung einr Zentrums in Hildesheim zuſammen, am Montag, die
Frak=
ſes durch ion. Anfangs der nächſten Woche wird ſich alſo zeigen, wie die
teichstagsfraktionen zur Notverordnung ſtehen.
Wie verhäll ſich der Kanzler?
Vollkommen offen iſt, wie ſich der Reichskanzler verhalten
Twird, falls ſich eine Mehrheit für den Zuſammentritt des
Reichs=
tages findet. Er trifft erſt am Mittwoch abend in Berlin ein,
da die „Europa” wegen dichten Nebels im Kanal einige
Stun=
den Verſpätung hat. Das Kabinett wird alſo wohl erſt am
Don=
nerstag zuſammentreten. Gleichzeitig wird dann der Kanzler die
verſchiedenen Parteiführer empfangen, um feſtzuſtellen, mit
wel=
chen Fraktionsentſcheidungen er zu rechnen haben wird. Es iſt
nicht ganz ausgeſchloſſen, daß der Kanzler über Einzelheiten mit
ſich reden läßt. Aber er kann auch die Parteiführer vor die Wahl
ſtellen, entweder Zuſtimmung zur Notverordnung
ſoder Aufhebung der Notverordnung und
er=
neute Auflöſung des Reichstages. Vor Neuwahlen
haben aber die meiſten Parteien Angſt. Sollte der Kanzler
wirk=
lich dieſen Trumpf ausſpielen, dann rückt die Sommertagung des
Reichstages wieder in die Ferne. Da die Oppoſition dann ſicher
immer wieder im Aelteſtenrat auf eine Einberufung des Reichs=
licherweiſe wird aber auch der Kanzler, in einzelnen Punkten
Entgegenkommen zeigen, wenn er glaubt, daß dadurch die
Grund=
tendenzen ſeiner Politik nicht abgebogen werden. Bekanntlich iſt
ja auch die letzte Notverordnung vom Dezember durch den
Aus=
ſchuß gegangen.
Ein Rechtfertigungsverſuch.
Eſſen, 9. Juni.
Bei einem Interview des Reichsarbeitsminiſters Dr.
Steger=
wald mit dem Chefredakteur des „Echo vom Niederrhein” führte
Dr. Stegerwald u. a. aus:
Die „Kölniſche Zeitung” verſichert den Herrn Reichskanzler
ihres weiteren Vertrauens, wünſcht aber an Stelle der jetzigen
eine beſſere Notverordnung, ehe es zu ſpät iſt. Sie iſt der
Mei=
nung, daß die jetzige Notverordnung durch eine andere zu
er=
ſetzen ſei, in der einige Anordnungen geändert wären. Sie
miß=
billigt in erſter Linie die Kriſenſteuer gegenüber dem
Mittel=
ſtande und fordert die ſofortige Durchführung einer
durchgreifen=
den Reform in der Sozialverſicherung, darunter insbeſondere die
Zuſammenlegung der Kriſenfürſorge und der
Wohlfahrtserwerbs=
loſenfürſorge, ferner ſchnellſte Reichs= und Verwaltungsreform.
an Stelle der jetzigen unſympathiſchen Steuern trotz großer
Be=
denken die Erhöhung der Umſatzſteuer und ſchließlich weitere
Ab=
ſtriche an den Sachausgaben.
Dazu möchte ich, ohne dem Herrn Reichskanzler vorzugreifen,
folgendes bemerken: Der Herr Reichskanzler hat in
den letzten Wochen mehreren Stellen gegenüber erklärt, und
zwar mit großer Eindeutigkeit, daß die Erhöhung der
Umſatzſteuer in der gegenwärtigen Stunde
ſei=
nen ſofortigen Rücktritt zur Folge haben werde.
Die Umſatzſteuer müſſe reſerviert bleiben für
die beiden Fälle, daß entweder
Komplikatio=
nen bei der Regelung des
Reparationspro=
blems eintreten ſollten oder aber, daß die
Hauptſteuer der Länder, die Hauszinsſteuer,
weiterhin kataſtrophal zuſammenſchrumpfe. In
der Frage der Zuſammenlegung der Kriſenfürſorge und der
Wohlfahrtserwerbsloſenfürſorge ſtehen ſowohl die Dr. Braunsſche
Gutachterkommiſſion als auch ich perſönlich ſeit langer Zeit auf
dem gleichen Standpunkte wie die „Kölniſche Zeitung”. Bei den
Sachausgaben iſt beim Reich kaum mehr etwas zu ſtreichen, da
in dem mehr als 10 Milliarden=Etat des Reiches — abgeſehen
von dem Reichswehr= und Reichsmarineetat — nur wenig mehr
als 100 Millionen Mark Ausgaben für Sachlieferungen noch
ent=
halten ſind. Mit der ſofortigen Inangriffnahme der Reichs= und
Verwaltungsreform bin ich für meinen Teil ſehr einverſtanden.
Die höheren Beamken gegen die Nolverordnung.
Der Landesverband Preußen des Reichsbundes der höheren
Beamten hat unter dem Eindruck der ſoeben veröffentlichten
Notverordnung ſeine Vorſtandsmitglieder aus ganz Preußen zu
einer außerordentlichen Tagung zuſammenberufen. Hierbei
wurde folgende Entcließung gefaßt:
„In tiefer Erregung ſtellt die preußiſche höhere
Beamten=
ſchaft deren Beſoldungsſätze ohnehin gegenüber denen des
Rei=
ches ſtark zurückſtehen, feſt, daß ſie durch die letzte Notverordnung
um das geſamte Ergebnis der Beſoldungsreform von 1927
ge=
bracht werden ſoll. Die Oeffentlichkeit iſt durch übertriebene
Darſtellung des Ausmaßes dieſer Reform irregeführt worden.
Durch die neue Notverordnung ſieht ſich die höhere Beamtenſchaft
auf das Niveau von 1924 zurückgeworfen, zahlreiche Beamte des
Weſtens die Ruheſtandsbeamten und die Anwärter ſogar unter
dieſes Niveau, das von Regierung, Parteien und
Wirtſchafts=
führern übereinſtimmend als untragbar bezeichnet worden war.
Zu dem wirtſchaftsfeindlichen Moment einer allgemeinen
Droſſelung der Kaufkraft tritt damit die Gefahr einer
Unter=
bewertung der qualifizierten Arbeit. Ohne die Zuſtimmung der
dazu berufenen parlamentariſchen Körperſchaften werden auf
einzelne Erwerbsſchichten neue Laſten in unverſtändlicher
Diffe=
renzierung gehäuft. In der feſten Ueberzeugung von der
Wir=
kungsloſigkeit auch dieſes neuen Sanierungsverſuches legt der
Landesverband Preußen des Reichsbundes der höheren Beamten
Einſpruch hiergegen ein. Er kann die rechtliche Zuläſſigkeit des
eingeſchlagenen Verfahrens nicht anerkennen und wird alle
ge=
ſetzlichen Mittel anwenden, um den Beſtimmungen der
Verfaſ=
ſung zum Schutze des Berufsbeamtentums wieder Geltung zu
verſchaffen.”
den ganz ausgezeichnet muſiziert wurde. Walter Stöver hat
ſeine Dresdner Philharmoniker, die Pyrmont im Sommer mit
Konzertmuſik verſorgen, feſt in der Hand und bewies zudem eine
rühmenswerte Einfühlung für die ungewöhnlichen Aufgaben, vor
die ihn die Spielfolgen des Feſtes ſtellten. Im Orcheſter ſelbſt
ſind vorzügliche Soliſten vorhanden, die auch den großen
Anfor=
derungen der geſpielten Kammermuſikwerke mühelos gerecht
wur=
den, ſo insbeſondere das aus Mitgliedern des Orcheſters
be=
ſtehende Streichquartett. Aus der großen Reihe der ſoliſtiſch
Mit=
wirkenden ſeien der Geiger Stefan Frenkel, der Hamburger
Organiſt Friedrich Brinkmann, das Mannheimer
Pianiſten=Ehepaar Hans Bruch und Lene Weiller=
Bruch, der Berliner Pianiſt Rudolf Schmidt und der
Bratſcher Hans Mahlke mit beſonderer Hervorhebung ihrer
Leiſtungen genannt. Und mit beſonderer Herzlichkeit ſei den
leitenden Männern dieſes kunſtfreundlichen Pyrmonts gedankt,
die ihren muſikaliſchen Gäſten das Leben ein paar Tage lang ſo
angenehm wie möglich zu machen wußten.
Dr. Adolf Aber.
„Clown Auick”
Teutſche Uraufführung der dreiaktigen Komödie von Felix Gandera
in der Wiener Komödie.
Das Bajazzo=Motiv in moderner Verkleidung. Nicht ſentimental
gefärbt, ſondern von jenem leicht frivolen Anſtrich, wie ihn ſeit jeher das
franzöſiſche Luſtſpiel liebt. Der Betrogene iſt demnach nicht Bajazzo
(in unſerem Falle alſo der Clown Quick), ſondern der alte Liebhaber
der Frau, den dieſe mit dem Spaßmacher betrügt. Der Angelpunkt des
Ganzen iſt nun, daß die beiden Männer, die die Frau zu haben
ver=
meinen, in Wirklichkeit ein= und dieſelbe Perſon ſind. Denn Quick, der
als Clown Welterfolge ohnegleichen erzielt, nähert ſich der Frau ſeiner
Aebe unter einem anderen Namen, da er glaubt, er werde ſich ſonſt
lächerlich machen. Er muß nun erfahren, daß dem nicht ſo iſt. Seine
Geliebte hat ohne ſein Wiſſen mit dem Manager Quicks eine
Privatvor=
ſellung arrangiert, in der Quick, der berühmte Clown, auftreten ſoll.
Eo beſucht Quick in der Narrenmaske ſeine Geliebte und ſetzt ſich nach
ſeenem Gaſtſpiel, das in traulichem Beiſammenſein endet, ſelbſt Hörner
erf. Am nächſten Tage deckt er vor der erſtaunten Frau ſeine Karten
arf. Fabula docet: Kleider machen Leute, auch in der Liebe, und die
wondäne Frau von heute zieht dem braven philiſtröſen Liebhaber den
centeuerlichen im Narrenkleide vor. So kann Bajazzo am Ende lachen,
(der nicht mehr in bitterer Selbſtironie, wie in der alten Geſchichte. —
Iri dem trotz der Sommerhitze ausverkauften Hauſe gab es reichlichen
keifall, der beſonders den Berliner Schauſpielergäſten Ernſt Dumcke
hen den Reinhardtbühnen und Nuth Hellberg von den Nob. Klein=
Dr. A. S.
Erühnen galt.
Von Carl Anders.
Der Brand der größten Bibliothek der Antike. — 700 000 Rollen
in Alexandria durch Feuer zerſtört. — Der Brand des
Artemis=
tempels zu Epheſos. — Muſeums= und Theaterbrände.
Der Brand des Münchener Glaspalaſtes iſt mit Recht als
eine der größten Tragödien der modernen Kulturgeſchichte
be=
zeichnet worden, denn man muß lange Zeit zurückgehen, ehe
man auf ein Unglück ähnlichen Umfanges trifft. Eine der
ge=
waltigſten Flammentragödien, durch die unſchätzbare Werte
zer=
ſtört worden ſind, war der große Brand der berühmten
Biblio=
thek zu Alexandria im Jahre 47 vor Chriſti Geburt aus
An=
laß der Belagerung von Alexandria durch Julius Cäſar. Der
römiſche Feloherr war im Jahre 48 nach der Ermordung des
Pompejus in Alexandria erſchienen, und bei den
Kriegshandlun=
gen verbrannte die weltberühmte Bibliothek des Muſeions, des
Brennpunktes des damaligen geiftigen Lebens. Hier lebten die
Gelehrten auf Staatskoſten ihren Studien und Forſchungen,
und für ſie wurde eine gewaltige Bibliothek errichtet, die im
prächtigſten Quartier der Stadt, im ſogenannten Brucheion
ſtand und ſchon im Jahre 250 v. Chr. über 490 000 Schriftrollen
verfügte. Dadurch war Alexandria der Sammelpunkt der
be=
rühmteſten Gelehrten jener Zeit geworden und galt als eine
Hochburg der Bildung der antiken Welt, denn damals waren die
Schriſtrollen, die die heutigen Bücher erſetzten, nur in wenigen
Exemplaren vorhanden, ſo daß eine Sammlung aller wichtigſten
geiſtigen Werke tatſächlich von unerſetzlichem Werte war. Zur
Zeit der Kleopatra hatte dieſe Bibliothek bereits 700 000 Nollen,
die alle bei dem großen Brande vernichtet wurden. Das war
die erſte furchtbare Tragödie der Kultur, die no.h heute zu
be=
klagen iſt, denn ſicherlich ſind damals viele Schätze zerſtört
wor=
den, die auch für uns von unermeßlichem Werte für die
Kennt=
nis der Kultur jener Zeit geweſen wären. Antonius verſuchte
den Schaden wieder gut zu machen, indem er der Kleopatra die
Bibliothek von Pergamon ſchenkte, die 200 000 Bände aufwies.
Im Jahre 390 verbrannte Theophiloes unter Theodoſius dem
Großen auch das Serapeion und vernichtete dadurch eine
un=
gebeure Anzahl wiſſenſchaftlicher Schätze. Zwar wurde aus den
Trümmern, die gerettet worden waren, eine neue Biblioihek zu
Alexandria begründet, aber der ſchwere Verluſt, den dieſer zweite
Brand der antiken Kultur zufügte, konnte nie wieder ausgeglichen
werden. Hier wurden wirklich die Grundlagen jahrhunderte
alter Kulturen zerſtört und man kann darum mit vollſtem Necht
in dieſen Fällen von Flammentragödien der Kultur ſprechen.
Seite 3
Von der italieniſchen Grenze, 6. Juni.
Der Sondergerichtshof zum Schutze des Staates in Rom
ar=
beitet wieder einmal am laufenden Band. Prozeſſe gegen
Atten=
täter oder Verſchwörer, folgen ſich faſt Tag für Tag. Neben
Anarchiſten wie dem eben erſchoſſenen Schirru aus Sardinien
werden kleine „Verbrecher” zu ſchweren Strafen verurteilt, weil
ſie töricht und oft nur von der italieniſchen Sucht für
Geheim=
bündelei befallen, ſich in ſpieleriſchen Aeußerungen gegen das
fasciſtiſche Regime gefallen haben. Da war unter andern „
Sov=
verſiven” auch ein Mann, der ſich einen Prägeſtempel angefertigt
hatte, mit dem er auf die Nickelmünze der Lira das Wappen des
Kommunismus, die gekreuzten Zeichen von Sichel und Hammer,
einhämmerte. Wer Glück hatte, konnte in Mailand beim
Ein=
kauf von Käſe oder Maccaroni eine ſolche geſtanzte Lire als
Reſt=
geld zurückerhalten. Man tut aber immerhin gut, eine derartig
gekennzeichnete Münze — wie ſie auch dem Chroniſten in die
Hände gefallen iſt — nicht gerade im Geldbeutel mit ſich
herum=
zutragen . . . denn der Sondergerichtshof arbeitet, wie geſagt, am
laufenden Band.
Da war der Prozeß gegen den aus Amerika nach Italien
zurückgekehrten „Anarchiſten” Schirru (ſprich „Skirru”), der wie
ein „beſſerer Herr” ausſah und dabei ab und zu eine geladene
Bombe in der Rocktaſche mit ſich herumtrug. Wären die kleinen
Mädchen nicht geweſen, um derenwillen er ein Hotel in der
inneren Stadt als Abſteigequartier benutzte, ſo wäre er vielleicht
heute noch nicht in die Hände der Polizei gefallen und nicht nach
eintägigem Prozeß innerhalb weniger Stunden nach dem
Todes=
urteil „durch Erſchießen in den Rücken” vor weiterem
Bomben=
herumtragen bewahrt worden. Er hatte in einem beknanten
und vornehmen Hotel oben in der Via Venti Settembre gewohnt,
wo niemand an ſeinem Namen und ſeinem offenbar in Ordnung
befindlichen Paſſe Anſtoß nahm. Denn er hatte einen
amerika=
niſchen Ausweis, auf dem der Name anſcheinend nicht allzu
ge=
nau geſchrieben war. Wenigſtens ſcheint die Polizei zunächſt
keinen Verdacht geſchöpft zu haben. Erſt als Schirru um eines
Stelldicheins willen ſich in ein kleines Hotel, in der inneren Stadt
begab, das unter der Leitung eines vorſichtigen Schweizers ſteht,
wurde ſein Name endlich genau der Polizei auf dem normalen
Wege zugänglich — und damit war ſein Schickſal entſchieden. Es
iſt heutzutage in Rom ſo, daß ein Ehemann, wenn er auf
Ab=
wege gehen will, ſeinen Paß oder Perſonalausweis beim
Hotel=
portier vorweiſen und ſeinen Meldeſchein richtig und echt
aus=
füllen muß, ehe ihm die Wonnen des Abſteigezimmers blühen
können. Und da es weſentlich gefährlicher iſt, von der Polizei
mit falſchem Namen erwiſcht zu werden, als von der Gattin mit
dem richtigen Namen aber der falſchen Begleitung — in Italien
gibt es noch keine Eheſcheidung —, ſo würde die Sittlichkeit
rapid wachſen, wenn die Liebe nicht ſtärker wäre und noch nicht
auch in dieſem Falle viele Wege in Rom verführten.
Der Sardinier hat ſeine Leidenſchaft für Bomben und
Mäd=
chen mit dem Tode gebüßt, obwohl er nur bei den Mädchen
Er=
folg gehabt zu haben ſcheint. Seine angeblichen und von ihm
zu=
geſtandenen Verſuche, gegen Muſſolini einen Anſchlag zu
unter=
nehmen, waren reichlich naiv angelegt und haben niemals eine
Gefahr für den Duce bedeutet. Aber vor dem Sondergerichtshof
genügt auch die Abſicht, das Leben Muſſolinis zu gefährden, um
das Leben eines Phantaſten über die Gefahr hinaus zum Tode
zu bringen.
Der Prozeß gegen dieſen Schirru war in der Preſſe groß
aufgemacht. Kurz darauf aber wurde ein neuer Prozeß gegen
„Bauer, Roſſi und Genoſſen” recht kurz in den Zeitungen
abge=
tan, obwohl die Verurteilten mit zwanzig Jahren Zuchthaus
ihre Verſuche für eine Gegenrevolution büßen mußten. Dafür
aber waren die Vorgänge, die dieſem Prozeß zu Grunde lagen,
viel ernſter als die unwirkſamen „Bombenverſuche” des
ſardini=
ſchen Anarchiſten. Denn ſowohl die Perſönlichkeiten der
Ange=
klagten wie auch die Art und der Inhalt ihrer „Verſchwörung”
ſtand weit über dem Durchſchnitt aller jener anarchiſtiſchen oder
ſonſtwie gegenrevolutionären Verſuche, mit denen man „
Anti=
fascismus” in den letzten Jahren gegen die Herrſchaft
Muſſo=
linis betrieben hat. Diesmal hätte eine ausführliche
Verhand=
lung vor Gericht zeigen können, daß ſich Beſtrebungen in Italien
entwickeln, die jenen revolutionären Machenſchaften parallel
ge=
ſtellt werden dürfen, aus denen die umwälzende Kraft des „
Riſor=
gimento” entſtanden iſt, jene Bewegung, die zur Befreiung von
der öſterreichiſchen Herrſchaft, zur Einigung Italiens und der
Eroberung Roms führte.
Es ſind noch keine Mazzinis, die dem letzten Prozeß zum
Opfer gefallen ſind. Aber es ſind wirkliche Republikaner,
frei=
heitliche Männer von Ueberzeugung und Enthuſiasmus. Vor
allem aber ſind es Leute von Bildung, die 1914 eifrige
Inter=
ventioniſten waren, genau ſo wie ſie bis zum Weltkrieg als
Irredentiſten ihr Möglichſtes im Kampfe gegen Oeſterreich getan
haben. Dieſe Leute vom Schlage des Riccardo Bauer, der trotz
ſeines deutſchen Namens ein echter „Italianiſſimo” iſt und im
Kriege, mehrfach verwundet, ſich bewährte, gehörten zum näheren
Nie wieder haben ſich ähnliche Kataſtrophen ereignet, die
ſämt=
liche geiſtige Schätze vieler Jahrhunderte völlig vernichteten.
Schon aus den geringen Reſten von Papyri, die uns in
ägypti=
ſchen Gräbern und Pyramiden erhalten ſind, kann man
erken=
nen, welch unerſetzlicher Verluſt bei der Vernichtung von
hun=
deritauſenden wichtigſter Zeugniſſe des geiſtigen Lebens und der
wiſſenſchaftlichen Forſchung entſtanden iſt. Nicht im entfernteſten
dieſe Bedeutung hat ein Brand, der von der ganzen griechiſchen
Welt als Kulturtragödie empfunden wurde, nämlich die
Ver=
nichtung des Artemistempels in Epheſos. Dieſes Gotteshaus
wurde bekanntlich im Jahre 356 v. Chr. von dem berüchtigten
Heroſtratos in Flammen geſteckt, damit ſein Name auf die
Nach=
welt komme. So hat er ſelbſt unter der Folter ausgeſagt. Die
Bewohner von Epheſos beſchloſſen zwar, den Namen der
Ver=
geſſenheit zu überantworten, damit er iſicht das Ziel erreiche,
das er ſich bei ſeinem barbariſchen Plane geſteckt hatte. Aber
derartige Dinge können nicht durch Beſchluß verfügt werden.
Noch heute wird ein Mann, der ſich durch ein Verbrechen einen
Namen machen will, als Heroſtrat bezeichnet. In neuerer Zeit
ſind derartige bedeutſame Flammentragödien nicht mehr zu
ver=
zeichnen geweſen. Zwar wurden vielfach im Mittelalter in
Spanien und Italien herrliche Bilderſammlungen durch Feuer
vernichtet, da damals der Feuerſchutz noch nicht ſo gut
organi=
ſiert war wie heute. Aber es handelte ſich meiſt um
verhältnis=
mäßig geringe Verluſte, die dabei entſtanden ſind. Dagegen
ſind zahlreiche berühmte Theater durch Feuer zerſtört worden.
Der berühmteſte derartige Brand war der des Wiener
Burg=
theaters im Dezember 1881, bei dem nicht nur große Kulturwerte
zerſtört wurden, fondern der auch leider 896 Menſchenleben
for=
derte. Der größte Theaterbrand der Geſchichte fand am 25. Mai
1845 in Kanton ſtatt. Hier war ein Wandertheater durch ein
Verſehen in Flammen geraten. Da es in der Hauptſache aus
Bambuspfählen und Matten beſtand, ſo griff das Feuer
furcht=
bar ſchnell um ſich. Von den 4000 Menſchen, die hier verſammelt
waren, kamen 1370 in den Flammen um. Das Theater ſoll über
zahlreiche Kulturdokumente verfügt haben, die für das chineſiſche
Kunſtleben von unſchätzbarem Werte geweſen ſind. So wurde
auf dieſe Weiſe dieſes Theater zu einem Grab der chineſiſhen
Kultur. Allerdings hat auch dieſer Brand ſeine furchtbare
Be=
deutung weniger durch die Vernichtung der Kulturwerte als
durch die ungeheure Zahl von Menſchenopfern erlangt. Wieviel
Kulturwerte dagegen bei den großen Bränden vernichtet wurden,
die im Mittelalter ganze deutſche Städte betrafen, läßt ſich nicht
abſchätzen. Unzählige hervorragende Bauten und unerſetzliche
Zeugniſſe der Geſchichte deutſcher Städte ſanken damals in
Schutt und Aſche, beſonders zur Zeit des Dreißigjährigen
Krie=
ges, der als ein Maſſenvernichter der deutſchen Kultur
bezeich=
z
net werden kann.
Seite 4
Mittwoch, den 10. Jnni 1931
Nummer 159
Kreis Muſſolinis, und man darf von Bauer, der ein etwas
phan=
taſtiſcher und übertreibender Charakter iſt, wohl ſagen, daß er
einſt das Vertrauen Muſſolinis genoß. Nur dieſer alten
Freund=
ſchaft hatte er es zu verdanken, daß er in den letzten Jahren, als
er dem inzwiſchen royaliſtiſch gewordenen Fascismus unbequem
wurde, mit kurzer „Confinatione”, als der Verbannung in den
Zwangsaufenthalt, davonkam.
Dieſe Bauer und Roſſi gehören zu jenem Kreis der
republi=
kaniſchen Fasciſten, der immer noch viel Anhänger in Italien
umfaßt. Heute ſtehen dieſe fasciſtiſchen Republikaner ſtill in der
Ecke, aber im Augenblick der Diadochenkämpfe, die man beim
Ausſcheiden des Duce von der Führung des Fascismus erwartet,
werden ſie ein nicht unwichtiges Wort in der weiteren
Entwick=
lung der italieniſchen Geſchicke zu ſprechen haben. Dieſe Leute
und urſprünglich fasciſtiſch geſinnt, aber ſie haben in ihrem
Kampfe gegen die jetzige Form des Fascismus den
Zuſammen=
hang mit dem Antifascismus gefunden, der ſeine Hauptleitung
in Paris hat.
Während Bauer trotz ſeiner alten Beziehungen zum Duce
nicht mehr ganz ernſt genommen wurde, war Roſſi, ein
Lyzeums=
profeſſor von einem gewiſſen Ruf als Gelehrter, einer jener
Männer, die wirklich durchdrungen vom Geiſte der Freiheit in
jene Reihe der italieniſchen Intellektuellen zu rechnen ſind, aus
denen ſich ſeinerzeit auch die Männer um Mazzini rekrutiert
haben. Er iſt nicht wie manche andere „Verſchwörer” der letzten
Jahre ein Aus=der=Bahn=Geworfener, der ſich dem Antifascismus
verſchrieben hatte, weil er unzufrieden war. In ihm verkörpert
ſich die große Zahl der Männer in Italien, die in der
Vernich=
tung der perſönlichen Freiheit und der Unterdrückung der
demo=
kratiſchen Form in der Regierung Italiens den Feind ſehen, den
man unbedingt und prinzipiell bekämpfen muß.
Dieſe Leute der republikaniſchen Richtung im alten
Fascis=
mus ſind ſeinerzeit dem Duce gefolgt, weil ſie glaubten, daß der
Marſch auf Rom auch das Ende des Hauſes Savoyen bedeute.
Sie haben dann noch lange gezögert, bis ſie ſich der
Geheimbün=
delei zur Bekämpfung des augenblicklichen Regimes anſchloſſen.
Sie wären vielleicht auch noch heute nicht entdeckt worden, wenn
ſich nicht ein Spion in ihre Reihen eingeſchlichen hätte, der ſie
als „Agent provocateur” zu übereilten Taten verleitete und an
die Polizei verriet. Dieſer Spion Carlo Del Re hat rechtzeitig
den Staub Italiens von den Füßen ſchütteln dürfen oder
viel=
leicht auch auf italieniſchem Boden an ſicherer Stelle Zuflucht
gefunden, ſo daß er als Angeklagter nicht vor Gericht erſcheinen
mußte. Roſſi und andere Verurteilte haben in ihren
Geſtänd=
niſſen dies klar angegeben, in den Prozeßberichten wird man
allerdings davon nichts finden. Derjenige Verſchwörer, der in
gutem Glauben ſeinen Freunden dieſen Del Re zugeführt hatte
und ſich für ſeine Zuverläſſigkeit verbürgte, hat, als er von Del
Res Verrat erfuhr, ſeinem Leben aus Gram im Gefängnis ein
Ende gemacht.
Die Pläne der Bauer und Konſorten waren nicht darauf
ge=
richtet, jetzt ſchon eine Erhebung gegen den Fascismus
anzuſtif=
ten. Sie wollten vielmehr nur Bewegung in die ſchlaffen Maſſen
des Volkes bringen und ſo den Boden für ſpätere Putſchs
berei=
ten. Schon der bekannte Flug des Baſſaneſi über Mailand
ge=
hörte in dieſe Kategorie der Propaganda und mag Bauer und
ſeinen Freunden vielleicht den Gedanken zu dem geplanten Flug
des mitverſchworenen Fliegers Viezzoli eingegeben haben, den
dieſer über Rom ausführen ſollte. Jedenfalls ſtand auch
dies=
mal jene revolutionäre und republikaniſche Vereinigung mit dem
Namen „Gerechtigkeit und Freiheit” im Hintergrund, die am
Fluge Baſſaneſis beteiligt war. Dieſer Geheimbund mit ſeinem
Sitze im Auslande hat offenbar nicht unbeträchtliche Mittel und
iſt ſehr regſam.
Im Widerſpruch zur inneren Wichtigkeit dieſes Prozeſſes
über die alten Fasciſten Bauer und Roſſi war die Berichterſtat=
tung in der Preſſe recht beſcheiden. Man macht von ſolch be
deutſamen Vorfällen eben nicht ſo viel Aufhebens wie von man
chen andern, politiſch weniger wichtigen „Verſchwörungen”. E
gibt ja genug antifasciſtiſche Bemühungen in Italien, genm
Staatsprogeſſe am laufenden Band.
Die Abreiſe der deukſchen Miniſter aus England.
Der deutſche Reichskanzler und der Reichsaußenminiſter ſin
um 8.13 Uhr nach Southampton abgereiſt, von wo ſie auf de
„Europa” die Rückfahrt nach Deutſchland antreten. Vor de
Abreiſe des Reichskanzlers Brüning und des Reichsaußenmint
ſters Dr. Curtius aus London brachte der Reichskanzler
noch=
mals ſeinen Dank für den freundſchaftlichen Empfang in Eng.
land zum Ausdruck und wies in einigen Worten auf die
Bedeu=
tung der Beſprechungen von Chequers für die internationale
Zuſammenarbeit hin. Nach der programmäßig erfolgten Am
kunft in Southampton begaben ſich die Miniſter an Bord des
Dampfers „Europa”, deſſen Ausfahrt ſich infolge Nebels bis
13 Uhr verzögerte, wo die Abfahrt erfolgte. Am Mittwoch
vor=
mittag werden die deutſchen Miniſter in Bremerhaven eintreffen.
Unterwegs hatten Brüning und Curtius mit dem Berlinen
amerikaniſchen Botſchafter Sackett, der ſich gleichfalls auf den
Rückreiſe nach Berlin befindet, eine eingehende Ausſprache.
Beſuch der engliſchen Miniſter in Deukſchland.
Die deutſchen Miniſter haben bei ihrem engliſchen Beſuch
ihre engliſchen Gaſtgeber zu einem Gegenbeſuch in Berlin ein
geladen. Macdonald und Henderſon haben dieſe Einladung
mit Dank angenommen. Der Zeitpunkt und die Einzelheiter
des Beſuches der engliſchen Miniſter werden demnächſt feſtgeſetzt
werden.
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Woog, 9. Juni 1931.
gelegh. bill. z. vm.* Waſſerhöhe 3,92 m.
Luftwärme . 18‟ C.
Waſſerwärme
vor=
mittags 7 Uhr 20 C.
Woogs=Polizei=Wache.
Nummer 159
Mittwoch, den 10. Juni 1931
Seite 5
Heſſiſches Landeskheater.
Großes Haus
Mittwoch, 10. Juni
Donnerstag, 11. Juni
Freitag, 12. Juni
Samstag 13. Juni
Sonntag, 14. Juni
9.30—22.45 Uhr Dſtdt. Volksb. Gr. 1-10
Carmen Pr. 1—10 Mr.
12
19,30—22.45 Uhr Preiſe 0.60—
Figaros Hochzeit
6 Mk.
Keine Vorſtellung.
20, Ende nach 22.30 Uhr
Alt=Heidelberg
E 26
Pr. 0.80-8 Mk.
17.30—22.30 Uhr Gaſtſpiel Hans Grahl
P6, M6. Darmſt. Volksbühne Gr. I—1V
Abſchiedsvorſtellung Dr. Karl Böhm
Die Meiſterſinger von Nürnberg
Kleines Haus: Geſchloſſen bis 20. Juni (Tanzabend Edith Bielefeld)
Gaſtſpiele des Heſſiſchen Landestheaters in Bad=Nauheim
Donnerstag, den 11. Juni 1931: „Wie werde ich reich und glückliche
Sonntag, den 14. Juni 1931: „Alt=Heidelberg”
— Heſſiſches Landestheater. Feſtvorſtellung „Carmen”.
Anläßlich der Tagung des Reichsverbandes bildender Künſtler
wird heute Mittwoch im Großen Haus unter muſikaliſcher Leitung
von Dr. Karl Böhm Bizets Oper „Carmen” zur Aufführung
kommen. — Donnerstag, den 11. Juni, geht im Großen Haus
„Figaros Hochzeit” in Szene. Muſikaliſche Leitung: Karl
Maria Zwißler. Als Figaro gaſtiert das ehemalige Mitglied des
Landestheaters Heinrich Hölzlin vom Staatstheater Wiesbaden.
— Infolge des außerordentlichen Erfolges, den die
Neuinſzenie=
rung von Meyer=Forſters Schauſpiel „Alt=Heidelberg” bei
der Aufführung am Montag errang, gelangt dieſes Stück am
Samstag, dem 13. Juni, ſtatt der angekündigten Erſtaufführung
„Die drei Musketiere” zur Darſtellung.
Darmſtadt, den 10. Juni 1931.
Blumen in den Straßen.
Der Verkehrsverein Darmſtadt, der Gartenbauverein und die
sgruppe Darmſtadt de
194
33 3. Veranſtaltung.
kone und Fenſter vornehmen, die beſonders ſchön mit Blumen= und
Pflanzenſchmuck verſehen ſind. Man darf die Bedeutung dieſes
Straßenſchmuckes nicht unterſchätzen, beſonders nicht für eine
Stadt, wie ſie nun einmal Darmſtadt iſt, denn tatſächlich wird doch
das Straßenbild auf das angenehmſte durch die Farbenfreudigkeit
der Blumen belebt. Nicht nur der Fremde, auch der Einheimiſche
wird ſeine helle Freude an dieſem bunten Bilde haben, und der
Ruf Darmſtadts als Gartenſtadt wird mit Recht als begründet
angeſehen werden. In dieſem Zuſammenhang ſei übrigens be=
merkt, daß Darmſtadt als zweite deutſche Stadt überhaupt die
dee einer Prämiierung des ſchönſten Pflanzen= und
Blumen=
ſchmuckes aufgegriffen hat, daß man dieſen ſchonen Brauch ſeit 30
Jahren pflegt.
Bei der Prämiierung können aus beſtimmten Gründen nur
die=
jenigen berückſichtigt werden, die ſich ſchriftlich oder telephoniſch
auf dem Verkehrsbüro, Ernſt=Ludwigsplatz, in eine dort offen
lie=
gende Liſte eingetragen haben. Die oben genannten Vereine ſehen
ſich zu dieſer Maßnahme gezwungen, da der Ausſchuß, der die
ein=
zelnen Objekte begutachtet, ſonſt zu ausgedehnte Rundfahrten hätte
vornehmen müſſen. Es ſei alſo nochmals betont, daß nur
die=
jenigen in der Prämiierung mit konkurrieren können, die ſich in
die Liſte in dem Verkehrsbüro, Ernſt=Ludwigsplatz, eingetragen
haben. Es wird ſich empfehlen, bei den Berufsgärtnern um Rat
zu fragen, in welch vorteilhafteſter Weiſe man ſeinen Balkon,
ſei=
nen Vorgarten oder ſein Fenſter ſchmückt, da bei der Begutachtung
außer der Pflege der Blumen in erſter Linie auch auf eine
har=
moniſche Zuſammenſtellung in der Farbenwirkung Wert gelegt
wird
Die erſte Fahrt des Ausſchuſſes für die Prämiierung der
Vor=
gärten findet im Juli ſtatt, während Balkone und Fenſter für
ſpä=
ter vorgeſehen ſind.
HK. Handelsverkehr mit Südweſtafrika. Der deutſche Konſul
in Windhuk, Herr Dr. Franz, halt am Freitag, den 19.
Juni d. J., bei der Außenhandelsſtelle für das Rhein=Main=
Gebiet in Frankfurt a. M., Börſe, Sprechſtunden über die
wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſe in Südweſtafrika ab. Firmen, die an
den Sprechſtunden teilnehmen wollen, werden gebeten, dies der
Außenhandelsſtelle für das Rhein=Main=Gebiet, Frankfurt a. M.,
Börſe, bis zum 15. Juni mitzuteilen, damit eine Verteilung
der Beſucher auf die zur Verfügung ſtehende Zeit ſtattfinden kann.
— Geiſtliche Abendmuſik. Der Heſſiſche Singkreis (Leiter:
Günther Simony) veranſtaltet nächſten Samstag, abends 8½ Uhr,
in der Stadtkapelle eine geiſtliche Abendmuſik, deren Grundgedanke
das Pfingſtfeſt bildet. Das Programm bringt Choräle, Kanons
und Motetten von Paleſtrina, Staden, Eccard, Hammerſchmidt,
Bach u. a., darunter eine Fuge aus Bachs ſchöne Motette „Der
Geiſt hilft unſrer Schwachheit auf” und andere ſelten gehörte
Werke. Auf der Orgel kommen Werke von Ritter, Bach und Reger
zum Vortrag. (Siehe Anzeige.)
Aenderungen der Kraftpoſtfahrpläne. In den Fahrplänen
der Kraftpoſten im Oberpoſtdirektionsbezirk Darmſtadt ſind
fol=
gende Aenderungen eingetreten: 1. Gießen — Hochelheim (Kreis
Wetzlar) (Fahrplanbild 4 des Aushangfahrplans, im
Taſchen=
fahrplan iſt die Aenderung bereits berückſichtigt): Die Fahrten
1 und 2 ſind weggefallen. 2. Butzbach (Oberh.) — Hochelheim
fäten! (Kreis Wetzlar) — Großen=Linden Bhf. (Fahrplanbild 5 im
Aus=
hang und Taſchenfahrplan): Die Fahrten 2, 4a und 5a ſind
weg=
gefallen, die Fahrten 2a, 1 und Za verkehren werktags die Fahrt 3
Sonntags. 3. Butzbach (Oberh.) — Niederweiſel — Hochweiſel —
Ziegenberg (Fahrplanbild 6 im Aushang und Taſchenfahrplan der
Kraftpoſten): Die Fahrten 6a, 12, 14, 16, 7a, 13 und 15 ſind
weg=
gefallen, die Fahrt 5 verkehrt nur werktags. 4. Groß=Umſtadt —
Semd — Dieburg (Fahrplanbild 45 im Aushang und
Taſchen=
fahrplan): Die Fahrten 1, 3, 11a, 2, 4 und 10a ſind weggefallen.
Die Aufbewahrung giftiger Flüſſigkeiten. Vielfach, ſowohl
im Haushalt als im Gewerbebetrieb, werden Gefäße, die zur
Aufnahme von Nahrungs= und Genußmitteln beſtimmt ſind, wie
Wein=, Bier= und Mineralwaſſerflaſchen, zur
Aufbewah=
rung giftiger Flüſſigkeiten, die im Haushalt oder im
Gewerbebetrieb Verwendung finden ſollen (z. B. Salzſäure,
Sal=
peterſäure, Karbolſäure, Lyſol, Salmiakgeiſt, Sublimatlöſung und
dergleichen) benutzt, ohne daß Vorkehrungen getroffen werden,
durch die der Gefahr einer Verwechſlung des giftigen Inhalts der
Gefäße mit einem Nahrungs= oder Genußmittel vorgebeugt wird.
Infolge dieſes auf Unkenntnis und Unachtſamkeit, auf
Gleichgül=
tigkeit oder Rückſichtsloſigkeit zurückzuführenden Verfahrens ſind
ſchon häufig Perſonen, die aus Verſehen aus ſolchen Flaſchen
ge=
trunken haben, ſchwer erkrankt oder geſtorben.
Eben=
ſo wie es für Gifthändler nach § 15 der Verordnung, betreffend
den Verkehr mit Giften vom 17. April 1895 verboten iſt. Gifte
in Trink= oder Kochgefäßen oder in ſolchen Flaſchen oder Krügen
abzugeben, deren Form oder Bezeichnung die Gefahr einer
Ver=
wechſlung des Inhalts mit Nahrungs= oder Genußmitteln
herbei=
zuführen geeignet iſt, ſo muß auch demienigen, der giftige
Flüſſig=
keiten im Beſitz hat, um ſie im Haushalt oder Gewerbe zu
ver=
wenden, ſchon im Hinblick auf ſeine zivil= und ſtrafrechtliche
Ver=
antwortlichkeit dringend anempfohlen werden, die gleiche
Vor=
ſicht bei ihrer Aufbewahrung obwalten zu laſſen.
— Fahrt zum Rhein. Gönnen Sie ſich einmal einen ſchönen
Tag am Rhein in Rüdesheim und benutzen Sie die gebotene
Ge=
legenheit, eine ſchöne Omnibusfahrt mit einer
Sektkellereibeſich=
tigung zu machen, es wird Sie nicht gereuen. Morgen früh fährt
der Wagen ab vom Theaterplatz. Karten bei J. Ph. Leuthner,
Ernſt=Ludwigsplatz 2. (Näh. ſiehe Anzeige.)
Herr Rudolf Anton ſprach über das Thema: „Was uns
die Gräber berühmter Perſönlichkeiten auf dem Darmſtädter
Friedhof erzählen . Der Redner führte unter anderem etwa
fol=
gendes aus: Bei einem Gang über den Darmſtädter Friedhof an
der Nieder=Ramſtädter Straße verlohnt es ſich, an vielen
Grab=
ſtätten Halt zu machen und dieſe zu ſich reden zu laſſen. Aus der
reichen Fulle bedeutender Perſönlichkeiten griff der Redner eine
große Anzahl heraus, über die er in knappen Strichen ſeinen
Zu=
hörern ein Bild zeichnete. So unter anderen Ludwig Julius
Friedrich Höpfner, einen bedeutenden Juriſten, geb. am 3.
November 1743 zu Gießen, der als Oberappellationsrat in
Darm=
ſtadt lebte und wirkte und 1797 hier ſtarb. 1854 wurde er vom
Friedhof auf dem Kapellplatz nach dem damaligen neuen
Fried=
hof umgebettet und auch der Grabſtein nach dem neuen Standort
verbracht. Eine Urne auf ſeinem Grab trägt die Inſchrift: „
Jen=
ſeits des Ufers iſt ein beſſeres Land . Ein zweites vom
Kapellen=
friedhof ſtammendes Grabmal erinnert an Johannes
Chri=
ſtopherusHertius, der am 24. Januar 1644 zu Niedergleen
geboren war. aus einer Pfarrersfamilie ſtammte und 1673 ſich zu
Gießen den Doktorhut erwarb und ſpäter als landgräflicher
Leib=
arzt hier wirkte. Heinrich Felſing, der bekannte
Kupfer=
drucker und Turnvater, hat ſich mannigfache Verdienſte erworben.
So gründete er mit einer Reihe gleichgeſinnter Bürger 1837 den
Lokalgewerbeverein. War mit großer Hingabe für die Turnſache
tätig, ſo daß er mit Recht als der heſſiſche Turnvater zu
bezeich=
nen iſt. 1846 gründete er mit turnbegeiſterten Männern die
Darmſtädter Turngemeinde, er war es auch, der der Deutſchen
Turnerſchaft das Symbol zum Turnerwahlſpruch: „Friſch, Fromm,
Froh, Frei”, die in Kreuzesform zuſammengefügten vier „P‟
ſchuf. Auch der Schöpfer der Feuerwehr, die damals
Turner=
feuerwehr hieß, iſt er geweſen. Felſing darf als einer der
volks=
tümlichſten Männer angeſprochen werden; am 29. März 1875 ſtarb
er in dem heutigen Hauſe Schäfer, Ludwigsplatz 7. Dr. Georg
Moller, geb. am 21. Januar 1784 und von 1810 ab als
Bau=
meiſter in heſſiſchen Dienſten. Er ſchuf das Darmſtadt des 19.
Jahrhunderts und gab unſerer Stadt durch zahlreiche Bauten ein
beſonderes Gepräge, ſo daß man noch heute von der Stadt und
dem Stile Mollers ſpricht. Aus der großen Zahl ſeiner Bauten
ſeien nur genannt: das alte Theater, die katholiſche Kirche, die
Vereinigte Geſellſchaft, die Freimaurerloge, eine große Reihe von
Privathäuſern in der Rhein= und Neckarſtraße uſw. Am 20. Mai
1854 wurde ihm ein Denkſtein mit der Inſchrift geſetzt: „Dem
Meiſter ſeiner Kunſt, von Freunden und Schülern errichtet”.
Chriſtian Leonh Philipp Eckhardt der Meiſter der
heſſiſchen Landesvermeſſung, geb. am 1. Juli 1783. Er ſchuf ein
heſſiſches Straßennetz, ferner eine neue Maß= und
Gewichtsord=
nung, die für den ganzen deutſchen Zollverein zum Normalgewicht
erklärt wurde. 1825 wurde er Mitglied der Münzdeputation und
1830 Mitglied des Finanzminiſteriums. Prinz Chriſtian
von Heſſen, der jüngſte Sohn Ludwigs IX, und der großen
Landgräfin, geb. am 23. November 1763, geſt. 17. April 1830.
und Landgraf Ludwig von Heſſen, geb. am 27.
Novem=
ber 1749, geſt. am 26. Oktober 1823, ruhen ebenfalls auf unſerem
Darmſtädter Friedhof. Des weiteren verbreitete ſich der Redner
über den Freiheitskämpfer Dr. Friedr. Ludwig Weidig,
deſſen Grab die Inſchrift trägt: „Vaterland dir ſei mein Leben;
Dein mein Fürchten, Hoffen, Streben; Und zum Lohne gib dafür:
Grab in freier Erde mir”. Und auf der Rückſeite: „Du ſtarbſt
nach langer Kerkerhaft als heiliger Streiter. Dein Geiſt ſucht in
geſtirnter Höh des Lichtes Urquell‟. Den unſterblichen
Darm=
ſtädter Ernſt Elias Niebergall, der ſich durch ſeinen
„Datterich” und den „Tollen Hund” ein bleibendes Denkmal
ge=
ſetzt hat und der leider an anderer Stelle als an ſeinem eigenen
Ruheplatz einen Grabſtein errichtet bekam. Unſer unſterblicher
Meiſter unter den Malern, Auguſt Lukas, geb. am 4. Mai
1803, dem ſeine Schüler und Freunde einen Denkſtein an ſeiner
Ruheſtätte geſetzt haben; die Schriftſtellerin Luiſe Büchner;
der Arzt und Politiker Georg Büchner; der bekannte und
heute noch beliebte Komponiſt Friedrich von Flotow; der
Naturwiſſenſchaftler und Freund Juſtus von Liebigs, Johann
Jakob Kaup; der bekannte Miniſter Karl Wilhelm
Heinrich du Bos du Thil ſowie der einflußreichſte und
populärſte Politiker ſeiner Zeit, der Vorkämpfer der deutſchen
Einheitsbeſtrebungen, Miniſter Heinrich von Gagern; der
Staatsmann Ludwig Wilhelm von Grolmann; der
Kämpfer im badiſchen Aufſtand, Chriſtian Prinz, der am
24. Mai im Gefecht bei Oberlaudenbach ſein Leben laſſen mußte;
der Schöpfer vieler gemeinnütziger Anſtalten, der Mann, der uns
den Turm auf der Ludwigshöhe geſchenkt hat, Wilhelm
Schwab; der Begründer des heſſiſchen Schulturnens Adolf
Spieß; der bedeutende Komponiſt und Organiſt Johann
Heinrich Rink; der Politiker und Juriſt Auguſt Metz; Luiſe
von Ploennies, die Dichterin; Wilhelm von Ploennies, der Soldat
und Militärſchriftſteller, deſſen Grab die Inſchrift trägt: Ich hab
in echter Treue mein Vaterland geliebt und glaub, daß Gott mir
die neue, die ewige Heimat gibt”: Hauptmann Kattrein
der Erſtürmer von Chambord; E. E. Hoffmann, der Volksmann;
Oberbürgermeiſter Albrecht Ohly und viele andere zogen an
dem Geiſtesauge der Zuhörer vorüber.
Zum Schluß führte der Redner zu den Gräbern von 1848, zu
den Kriegergräbern von 1870/71, von 1866 und von 1914/18 und
an die Ruheſtätten der Schweſtern des Diakoniſſenhauſes „
Eliſa=
bethenſtift”, des Alicehoſpitals und der Barmherzigen Schweſtern.
Er ließ ſeine Ausführungen ausklingen in den Worten:
„Stumm wie das Grab. — welch unzutreffend Wort — iſt auch
der Friedhof ſelbſt ein ſtiller, heiliger Ort. Das Grab jedoch hat
vieles uns zu ſagen, aus guten und ſchlechten, längſt vergangenen
Tagen! Es ſoll doch auch der ſchlichte Leichenſtein nicht nur ein
Denkmal, — nein. auch Mahner ſein, daß wir gleich denen, die
darunter ruh’n, für unſere Mitwelt ſtets nur unſer Beſtes tun!“
Die Verſammlung ſpendete den trefflichen Ausführungen
rei=
chen Beifall. In ſeinem Dankes= und Schlußwort betonte der
Vorſitzende, Herr Philipp Weber, daß neben den
geſchriebe=
nen Urkunden wohl kein Ort für Heimat= und vor allem für
Fa=
milienforſchung ſo wichtig und wertvoll ſei, als gerade ein
Heimat=
friedhof, und daß, wer die Leichenſteine zu ſich reden läßt, vieles
findet, was ihm ein Wegweiſer zur Familiengeſchichte ſein kann.
Nächſte Veranſtaltung am 18. Juni. Herr Hugo Stieſi
er Aeltere ſpricht über „Das Feuerlöſchweſen von ſeinen
Uranfän=
gen bis heute”, mit beſonderer Berückſichtigung der „Alt=
Darm=
ſtädter” Verhältniſſe.
— Der Verein für Aquarien= und Terrarienkunde „Hottonia”
Darmſtadt, ſtellt zurzeit bei der Firma Blumen und Kunſt.
Wil=
helminenſtraße 33, deſſen Inhaber, Herr Erich Schulenburg.
in liebenswürdiger Weiſe eines ſeiner Schaufenſter zur Verfügung
geſtellt hat, ein reizend bepflanztes, großes Aquarium aus,
das mit den im Urwaldgebiet des Amazonas (Südamerika)
behei=
mateten Segelfloſſern und zwar Species Pterophyllum
eimekei Fam. Cichlidae (Floſſenblatt) beſetzt iſt. Dieſes
Aqua=
rium bietet für die Paſſanten einen dauernden Anziehungspunkt,
und insbeſondere in den Abendſtunden, wenn das Becken beleuchtet
iſt, iſt das Aquarium mit ſeinen wundervollen Fiſchen Gegenſtand
ungeteilten Entzückens des ſtets das Schaufenſter umlagernden
Publikums. Der Verein Hottonia hofft, durch dieſe Ausſtellung
weiter neue Liebhaber für ſeine edle Beſtrebung zu gewinnen und
bittet alle diejenigen, die Freunde der Aquarien= und
Terrarien=
kunde ſind, in ſeine Reihen zu treten. Mitgliederverſammlung:
jeden erſten und dritten Samstag im Monat, abends 8 Uhr, im
Vereinslokal. Reſtaurant „Gutenberg”. Ecke Grafen= und
Wieſen=
ſtraße. Gäſte ſtets willkommen.
des Darmstädter Tagblatt zum
am Sonntag, den 14. Juni, in
Fahrpreis Hin- u. Rückfahrt Mk. 13. 3 bequemen Großkraftwagen. Abfahrt Ca.
½5 Uhr ab Darmstadt. Rückankunft in
Darm-
stadt Ca. 24 Uhr. Da die notwendige
Teil-
nehmerzahl von zo0 Personen für einen
Sonderzug nicht erreicht wurde, erfolgt die
Fahrt in Großkraftwagen. (Ca. 100
Anmel-
dungen liegen vor.)
Weitere Anmeldungen bis spätestens heute
abend am Schalter der Geschäftsstelle, Rheinstraße 23
— Autoliſten. Soeben iſt die Autoliſte Nr. 64 erſchienen. Dieſe
verzeichnet alle Meldungen (Ab= und Zugänge) von
Kraft=
fahrzeugen jeder Artin den 18 Kreiſen
desVolks=
ſtaates Heſſen (Kennzeichen VS, VR. V0) für die Zeit
vom 16.—31. Mai 1931. Die Autoliſten enthalten die
An=
gaben in derſelben Reihenfolge wie die Hauptausgabe: Name, Beruf,
Wohnort des Kraftfahrzeugbeſitzers, Type, Motornummer,
Hub=
raum in ccm (und PS), Art des Fahrzeugs. Fabrikneue Wagen
ſind durch X kenntlich gemacht. Die Meldungen ſind geordnet
nach den drei Provinzen (VS, VR, VO) und Kreiſen, und innerhalb
dieſer nach Polizeierkennungsnummern. Abgemeldete Wagen
wer=
den beſonders geführt. — Die Autoliſten ſind eine wichtige
Ergänzung des Auto=Adreßbuches (Adreßbuch der
Kraftfahr=
zeugbeſitzer im Volksſtaat Heſſen), Ausgabe 1929, und
unent=
behrlich, weil ſie laufend neueſtes
Adreſſenmate=
rial liefern. Sie erſcheinen alle 14 Tage, alſo monatlich zwei
Liſten. Die ſpäteſtens am 10. eines Monats ausgegebene Liſte
enthält die Meldungen vom 16. bis 30 (31.) des
voraufgegange=
nen Monats, und die ſpäteſtens am 25 eines Monats
ausgege=
bene Liſte die Meldungen vom 1. bis 15. des gleichen Monats.
Wegen des Bezugspreiſes vgl. Anzeige! Anfragen richte
man an den zuſtändigen Verlag L. C. Wittich in Darmſtadt.
* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Die Große Strafkammer unter Vorſitz von
Land=
gerichtsdirektor Meyer verhandelte am Dienstag in zweiter
In=
ſtanz gegen Gaswerksdirektor Nuß wegen Beleidigung
des Wormſer Bürgermeiſters Schulte. Direktor Nuß hatte ſich ſeit
der Gründung der Hekoga mit ſeiner ganzen Perſönlichkeit für die
Eigenverſorgung eingeſetzt und hatte zunächſt einen Teil der
maß=
gebenden Leute, unter ihnen auch den Wormſer Bürgermeiſter,
für ſich. Doch dieſer wechſelte im Laufe der Zeit ſeine Anſicht.
Inzwiſchen hatte ſich zwiſchen Direktor Nuß und ſeinem
unmittel=
baren Vorgeſetzten, Bürgermeiſter Ritzert, ein etwas geſpanntes
Verhältnis entwickelt. Als nun eines Tages Herrn Bürgermeiſter
Ritzert zu Ohren kam. Direktor Nuß habe in einem Brief
irgend=
welche abfälligen Bemerkungen über ihn gemacht, ging er hin,
um ihn zur Rede zu ſtellen. Direktor Nuß war jedoch abweſend,
und Bürgermeiſter Ritzert ließ kurzerhand die Diktathefte
be=
ſchlagnahmen”, um nach dem Brief ſuchen zu können. Statt deſſen
fand er jedoch zwei Briefe an den Direktor der Gasgeſellſchaft in
Frankfurt a. M. und an den Herausgeber der führenden
Gasfach=
ſchrift Deutſchlands in Berlin, in denen Direktor Nuß ſchrieb, es
habe allgemein einen ungünſtigen Eindruck gemacht, daß
Bürger=
meiſter Schulte kurz vor ſeinem Eintritt in den Vorſtand der
He=
koga und während der Einſtellung ſeines Schwiegerſohnes als
Geſchäftsführer plötzlich einen radikalen Geſinnungswechſel
vorge=
nommen habe. Bürgermeiſter Ritzert ſprach in einer
Stadtrats=
ſitzung von dieſen Briefen, durch die Zeitung erfuhr Bürgermeiſter
Schulte davon und ſtellte Strafantrag gegen Direktor Ruß wegen
Beleidigung. Trotzdem Bürgermeiſter Schulte einwandfrei
nach=
weiſen konnte, daß die Anſtellung ſeines Schwiegerſohnes in
kei=
nerlei Zuſammenhang mit ſeinem ſogenannten Geſinnungswechſel,
der ſich auf Grund eingehenden Studiums etwa in Jahresfriſt
vollzogen habe, ſtand, wurde Direktor Nuß freigeſpro=, da das Gericht bei ihm Wahrung berechtigter Intereſſen
annahm. Der Vertreter der Staatsanwaltsſchaft, der ſeinerſeits
eine Geldſtrafe von 600 Mark beantragt hatte, und Bürgermeiſter
Schulte als Nebenkläger legten Berufung gegen dieſes Urteil ein.
Der Vorſitzende verſuchte zunächſt eine gütliche Einigung
her=
beizuführen, doch der Angeklagte Direktor Nuß ſah ſich außerſtande.
Herrn Bürgermeiſter Schulte eine Ehrenerklärung auszuſtellen.
denn er ſei nach wie vor der Anſicht, daß Bürgermeiſter Schulte
einer perſönlichen Beeinfluſſung unterlegen ſei. Er erörterte dieſe
Anſicht dann eingehend und behauptet, Bürgermeiſter Ritzert habe
die Einſtellung des Schwiegerſohnes betrieben, um die Oppoſition
des Bürgermeiſters Schulte zu brechen. Bürgermeiſter Schulte
führt als Zeuge aus, daß davon keine Rede ſein könne. Im
Gegen=
teil ſei ſein Schwiegerſohn zu jener Zeit ja noch mit Direktor Nuß
einig gegangen. Es ginge nicht an, führte er weiter aus, daß
Angeſtellte der Stadt eine Nebenregierung bildeten und
Kommu=
nalpolitik auf eigene Fauſt führten. Direktor Nuß ſei es lediglich
daran gelegen, ihn in ſeiner Dienſtſtellung zu ſchädigen. Der
Schwiegerſohn beſtätigt im großen und ganzen dieſe
Ausführun=
gen. Es werden dann noch Oberbürgermeiſter Mueller und
Bür=
germeiſter Ritzert vernommen, die nichts weſentlich Neues
brin=
gen. Da der Nebenkläger auf einen abweſenden Zeugen nicht
glaubt verzichten zu können, wird die Verhandlung auf Freitag
nachmittag 3 Uhr vertagt.
— Das Männerquartett „Weſtend‟ Darmſtadt begeht unter
Beteiligung von 20 auswärtigen Vereinen das Feſt ſeines 10
jäh=
rigen Beſtehens verbunden mit Bannerweihe und 10jährigem
Dirigentenjubiläum. Das Feſt wird eingeleitet durch einen
Feſt=
zug, der ſich am Hauptbahnhof um 2 Uhr aufſtellt und durch die
Feldberg= Landwehr=, Frankfurter=, Wilhelminen= Eliſabethen=
und Saalbauſtraße nach dem Saalbau marſchiert. Dortſelbſt
Be=
grüßung, Weihe des Banners (durch Herrn Innenminiſter
Leuſch=
ner), Konzert, Maſſen= und Einzelchöre, Kinderchöre, Tombola
und Preisſchießen. Abends Konzert, Geſang im Garten, im Saale
Tanz. Das Feſt verſpricht einen zahlreichen Beſuch.
Eintritts=
karten 4 50 Pf. ſind bei den Mitgliedern zu haben. Näheres ſiehe
Anzeige und Plakate.
— Opernſchule der Städt. Akademie für Tonkunſt. Im Laufe
des Monats Juni finden im Großen Saal des Städtiſchen
Saal=
baues zwei Schlußprüfungs=Aufführungen der Opernſchule der
Städt. Akademie für Tonkunſt ſtatt. Die erſte dieſer Aufführungen
ſt auf Freitag, den 19. d. M., 20 Uhr feſtgeſetzt. Geſungen
wer=
den an dieſem Abend, in der 1. Abteilung Arien und Duette, die
2. Abteilung ſieht eine konzertmäßige Aufführung des 1. Aktes von
Puccinis „Boheme” vor. Der Kartenverkauf beginnt Samstag,
den 13. d. M., im Sekretariat der Städt. Akademie,
Eliſabethen=
ſtraße 36. Näheres über den 2. Abend wird noch bekanntgegeben.
Seite 6
Mittwoch, den 10. Juni 1931
Nummer 159
* Aus den Darmſtädter Lichtſpielkheakern.
Palaſt=Lichtſpiele.
Wieder einmal ein gutes Doppelprogramm an ſtummen
Fil=
men. Beide grundverſchieden, beide aber in ihrer Art ſehr gutes
Kino. Es ſoll mit der Bezeichnung „Kino” durchaus nicht etwa
ein künſtleriſches Werturteil geſprochen ſein. Wir möchten
grund=
ſätzlich unter Bezeichnung Kino das alles gut angeſehen verſtehen,
was ſich in jeder Beziehung im Rahmen der kinematographiſchen
Aufgaben hält und was dieſe Aufgaben, vor allem nach der
ſze=
niſchen und techniſchen Seite hin, großzügig und weiteſtgehend
er=
füllt — das gibt der Amerikanerfilm „Herz in Not” in der
Regie von Jack Conway, ohne irgend etwas ſchuldig zu
blei=
ben. Dieſer Senſationsfilm aus den kaliforniſchen Wäldern iſt
ſo=
wohl in dem Aufbau und der Erfindung der Handlung, wie auch
in ſeiner ſzeniſchen, vor allem aber bildlichen Durchführung ganz
einfach beſtes Kino. Filme dieſer Art, die in gewiſſem Sinne noch
in den Anfängen ſtecken, in den Anfängen der Filmtechnik
über=
haupt, die aber techniſch und ſzeniſch bis zum letzten durchgebildet
ſind, werden immer ihr Publikum finden, ſie werden niemals
etwa aus künſtleriſchen Gründen abgelehnt werden dürfen. „Das
Herz in Not” iſt das der kleinen Carmel Myers, die eine
kleine tapfere Waldhüterin mimt und das ſchließlich zwiſchen zwei
Männern hin und her pendelt, die ſich beide für die Kleine
auf=
opfern, ſelbſtverſtändlich mit dem in Amerikanerfilmen
unerläß=
lichen Happy end. Schließlich iſt die Handlung das wenigſte.
Aus=
gezeichnet ſind die Szenen voll köſtlichen Humors, in denen der
Sheriff und ſeine Freunde wirken, und grandios ſind die Bilder,
die von Waldbränden und ihrer Bekämpfung erzählen, von
Fall=
ſchirmabſprüngen und vielen änlichen Dingen mehr. —
Ganz anders, aber ebenfalls ausgezeichneter Film, iſt „Die
Brücke von San Luis Rey”. Die Verfilmung des ſehr
intereſſanten Romans von Thornten Wilder, aus dem die
Regie von Charles Brabin eine Filmreportage geſtaltet, die
zwar Bilder und Menſchen aus einer anderen Welt handelnd
auf=
treten läßt, die aber im Seeliſchen immere aktuell, immer
leben=
dig bleiben wird, weil Film und Roman das letzte und ewig
un=
gelöſte Rätſel zum Thema haben: Iſt des Menſchen Leben und
Sterben von irgendwelchen Zufällen abhängig, oder iſt es ihm von
Anfang bis zum Ende, nach für uns unfaßbaren Geſetzen,
vorge=
ſchrieben? Ins Lebensphiloſophiſche überſetzt auch die Frage: Iſt
das Leben Leben und Tod Tod, oder iſt Lebensende Vollendung
oder neuer Beginn? Gewiß kann der Film, ebenſowenig wie der
Roman, überzeugende Antworten auf dieſe Fragen geben, aber
der Film gibt eine ſehr gute Illuſtration zu der Erzählung des
klugen Paters, der ſeinen Gläubigen die Schickſale der 5 Menſchen
erzählt, die mit der Brücke von San Luis Rey in die Tiefe
ſtürz=
ten, für die der Tod aber nicht Strafe, nicht Vollendung, vielleicht
aber Erlöſung war. Eine Erlöſung, die dieſe 5 allerdings nicht
*4
geſucht, die ſie fanden, weil ihr Schickſal erfüllt war.
Helia
bringt im neuen Programm einen der beſten bisher gedrehten
Luſtſpieltonfilme „Der Schrecken der Garniſon”. Carl
Boeſes Regie hat in dieſer köſtlichen Friedens=Militär=
Humo=
reske eine ungemein routinierte, von beſter Sachkenntnis
leben=
dig geſtaltete Milieuzeichnung gegeben, und in dieſes Milieu
hinein ein militäriſches Satirſpiel von reichſter Vielſeitigkeit
kom=
poniert. So kam ein Film zuſtande, der mehr iſt als das, der ein
überwältigend komiſches Militärluſtſpiel wurde, der ſchlechthin
alles enthält und verlebendigt, das Wirkung garantiert.
Frei=
lich, die Grundbedingung iſt die Beſetzung der Hauptrolle, eben
dieſes Kulicke, der der Schrecken der Garniſon iſt, weil ihm. dem
im Grunde ausgezeichneten Menſchen, jegliches Verſtändnis für
„Kommiß” abgeht. Gleichwie ihm dafür das Verſtändnis
ab=
geht, daß man (wie der flotte Huſarenwachtmeiſter Brennecke)
von einem ſo entzückenden Mädchen wie die Antonie (Lucie
Eng=
liſch) geliebt wird und — nicht wieder liebt. Aber das Schickſal
will es nun einmal ſo, und ſchließlich führt er, der Kulicke, nicht
nur die Braut heim, er ſtiftet auch gemeinſam mit der
Erbprinzeſ=
ſin die Verlobung ſeines Leutnants mit dem Hofratstöchterchen,
das der Papa durchaus mit einem Huſarenoffizier verheiraten
wollte. Das alles ſchafft Kulicke, den die Infanterie zu den
Hu=
ſaren abſchiebt und dieſe wieder zu der Infanterie, den kein
Offi=
zier der Garniſon ohne Schrecken ſehen kann und der trotzdem —
gerne Soldat iſt und bleiben will, obwohl ſich alle Inſtanzen
bemühen, ihn abzuſchieben. Es gab ſo etwas früher. — Felix
Breſſart verſteht es, wie ſicher kein zweiter, den
Garniſons=
ſchrecken ſo lebenswahr darzuſtellen, daß er alle Sympathien für
ſich gewinnt. Er hat den wundervollen trockenen Humor in
Sprache und Mimik und Spiel, der es ſo rührend verſteht, ein
lachendes und ein weinendes Auge zu zeigen, und der doch nichts
weniger iſt als verlogene Sentimentalität. Eine ſeiner beſten
Lei=
ſtungen iſt dieſer Garniſonsſchreck.
Das Beiprogramm bringt einen Kater=Felix=Trickfilm aller=
*X
neueſter Ausleſe. —
Wohlfahrtsunterſtützung. Die Auszahlung der Unterſtützung
an die Unterſtützungsempfänger der allgemeinen Fürſorge findet
diesmal bereits am Samstag, den 13. d. M., bei der Stadtkaſſe,
in der üblichen Weiſe ſtatt.
(ab Cuxhaven 9. 6.), D. Deutſchland 10. 6. (11. 6.), MS.
Mil=
waukee 13. 6. (14. 6.). D. New York 17. 6. (18. 6.), D. Albert
Ballin 24. 6. (25. 6.), MS. St. Louis 26. 6. (27. 6.). — Nach
Kanada (Gemeinſchaftsdienſt Hapag=Lloyd): D. Cleveland
(ab Cuxhaven) 7. 6., D. Augsburg 12. 6., D. Hagen 26. 6. —
Nach Boſton, Philadelphia, Baltimore Norfolk:
(Gemeinſchaftsdienſt Hapag=Lloyd): D. Hannover 13. 6.. D.
Elms=
horn 24. 6., D. Weſtfalen 1. 7. — Nach der Weſtküſte
Nord=
amerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd): D. Donau 13. 6.,
MS. San Francisco 24. 6. — Nach Cuba: MS. Phrygia 20. 6.,
D. Weſterwald 2. 7. — Nach Mexiko (in Gemeinſchaft mit
der Ozean=Linie) D. York 8. 6., MS. Phyrgia 20. 6.. D.
Weſter=
wald 2. 7. — Nach Weſtindien (in Gemeinſchaft mit der
Roland=Linie, Bremen, und der Reederei H C. Horn, Flensburg):
MS. Magdalena 13. 6., MS. Preſidente Gomez 20. 6.. D. Kreta
20. 6. — Nach den Weſtindiſchen Inſeln (in
Gemein=
ſchaft mit der Reedrei H. C. Horn, Hamburg): D. Amaſſia 16. 6.
— Nach der Weſtküſte Zentral=Amerikas (
Gemein=
ſchaftsdienſt (Hapag/Lloyd): D. Donau 13. 6., MS. Magdalena
13. 6., D. Syra 23. 6. — Nachder Oſtküſte Südamerikas:
D. Taunus 10 6., MS. General Oſorio 17. 6.. D. Steigerwald
27. 6., D, Adalia 27. 6., D. Württemberg 11. 7.. D. Kyphiſſia 15. 7.
— Nach der Weſtküſte Südamerikas (in Gemeinſchaft
mit der Roland=Linie, Bremen): D. Ammon 13. 6. MS.
Königs=
berg 25. 6., D Sachſen 27. 6. — Nach Oſtaſien (
Gemeinſchafts=
dienſt Hapag/Lloyd): D. Coblenz 10. 6., D. Deſſau 13. 6.. D,
Olden=
burg 17. 6., D. Scheer 20. 6., D. Saale 24. 6. — Nach
Nieder=
landiſch=Indien (Gemeinſchaftsdienſt der Deutſch=Auſtral.
Dampfſchiffs=Geſellſchaft, A.=G., Hamburg, und der N. V.
Neder=
landſche Stoompaart Maatſchappij „Oceaan): D. Neumark 10. 6.,
MS. Clytoneus 24. 6., MS. Heidelberg (ab Rotterdam 30. 6.),
D. Uckermarck 8. 7. — Nach Auſtralien (Gemeinſchaftsdienſt
der Deutſch=Auſtral. Dampfſchiffs=Geſellſchaft, Hamburg, des Nordd.
Lloyd, Bremen, und der Reederei Alfred Holt u. Co. Liverpool):
MS. Magdeburg 17. 6.. D. Neckar 2. 7. — Nach Südafrika
(Deutſch=Auſtral. Dampfſchiffs=Geſellſchaft. A.=G., Hamburg): D.
Lüneburg 20. 6. D. Eſſen 18 7.
Hamburg —Rhein=
Linie: Mannheim 6. 6., D. Frankfurt 11. 6. D. Köln 16. 6. —
Hamburg—London=Linie; Wöchentlich drei Abfahrten.
Mitgeteilt durch das Reiſebüro der Hamburg—Amerika=Linie,
Luiſenplatz 1. Tel 1308/9.
vom 5. bis 7. Juni in Magdeburg
EPH. Auf dem hiſtoriſchen Boden von Magdeburg
verſam=
melte ſich in dieſem Jahr der Evangeliſche Bund zu ſeiner
General=
verſammlung. Jeder Stein der Stadt redet von den furchtbaren
Ereigniſſen vor 300 Jahren, der Eroberung und völligen
Vernich=
tung der Stadt im Jahre 1631 durch Tilly, aber auch von dem
hel=
denhaften Bekennermut und Glaubenstreue bis zum Tode. — Die
Tagung ſteht unter dem Loſungswort der Stadt Magdeburg von
1524: „Haltet hart und forchet euch nit, denn ever gott der lebet,
der fur die ſeynen ficht”. Wie alljährlich, iſt die
Hauptverſamm=
lung des Evangeliſchen Bundes auch diesmal die Heerſchau über
die geiſtigen und ſachlichen Kräfte des deutſchen Proteſtantismus
in Aufbau und Abwehr. Viele hundert Vertreter aus jedem Teile
Deutſchlands, aus dem Saargebiet und Oeſterreich ſind zu
mehr=
tätiger Beratung zuſammengekommen. Aus Heſſen ſind anweſend:
Landeskirchenrat D. Waitz=Darmſtadt als Mitglied des
Präſi=
diums Pfarrer Berck=Roßdorf, der Vorſitzende des
Hauptver=
eins für Heſſen, ferner Pfarrer Dr. Bergér=Darmſtadt.
Pfar=
rer Knab=Guſtavsburg, Studienrat Dr Simon=Offenbach
am Main und Lehrer Weiß=Darmſtadt. Während der Sonntag
für die Oeffentlichkeit beſtimmt war, dienten die anderen Tage der
ernſten Arbeit der Ausſchüſſe und Vorſtände. — Zwei wichtige
Verhandlungsgegenſtände ſind es, die ſich aus der Fülle der
ein=
zelnen Beratungen mit beſonderer Bedeutung herausheben: Die
Stellung zum Nationalſozialismus und die
Ab=
wehr der Gottloſenbewegung. In der
Geſamtvorſtands=
ſitzung am Freitag, dem 5. Juni, wurde die Miſſionsaufgabe an
den Gebildeten, der Jugend. dem Freidenkertum und dem
Natio=
nalſozialismus behandelt. Der greiſe ehrwürdige und doch
jugend=
liche Generalſuperintendent Dr. Schöttler=Magdeburg, der von ſich
bekannte, daß er zum Evangeliſchen Bund ſtehe, ſchon zu einer
Zeit, da es für einen Pfarrer, einen Superintendenten und erſt
recht für einen Generalſuperintendenten ſchwierig geweſen ſei, ſich
zum Evangeliſchen Bund zu bekennen, verſtand es, die
Miſſions=
aufgabe an der Welt der Gebildeten in der ihm eigenen
Ge=
dankenſchärfe herauszuarbeiten. Ueber das Freidenkertum
ſprach Lic. Stäglich=Berlin, während über die Aufgabe an
der Jugend in hinreißender Begeiſterung Pfarrer
Weid=
mann=Bremen berichtete. Ueber den Katholizismus ſprach
Bundesdirektor D. Fahrenhorſt. In der Nachmittagsſitzung redete
D. Kremers=Bonn über: „Nationalſozialismus
und Proteſtantismus” Wir treiben nicht Parteipolitik,
ſo führte er aus. Aber hier handelt es ſich um mehr, hier
han=
delt es ſich um eine große nationale Bewegung. Wir freuen uns
über das ſtarke vaterländiſche Empfinden, das wir in dieſer matten
Zeit als Gabe begrüßen. Aber wir erkennen die Aufgabe, indem
wir die Gefahr des Radikalismus ſehen. Wir fragen, wie ſteht
die Bewegung zur größten deutſchen Bewegung, der
Reforma=
tion? In eifriger Debatte wurden die Grundlagen des praktiſchen
Verhaltens geklärt. Die erſte öffentliche Verſammlung am
Frei=
tag abend füllte die wundervolle Feſthalle Magdeburgs, ein
Wun=
der deutſcher Baukunſt, mit vielen tauſend Menſchen bis auf den
letzten Platz. Ueber den Adel und die Kraft deutſch=evangeliſcher
Geſchichte wie ſie Magdeburg. „Unſeres Herrgotts Kanzlei”,
kün=
det, ſprach Pfarrer Frantz=Magdeburg, über die Oſtmark
Bun=
despfarrer Werner=Königsberg über den deutſchen Rhein
Pfarrer Haun=Bonn. In der Abgeordneten= und
Mitglieder=
verſammlung am 6. Juni hielt nach der Anſprache des
Oberpräſi=
denten Falk und mehrerer Vertreter kirchlicher und weltlicher
Behörden zunächſt der Bundespräſident Dr. Conze ſeine
Pro=
grammrede.
Präſident Dr. Conze behandelte zuerſt die
Gottloſenprova=
ganda der letzten Zeit und klagte den Staat und alle die, die ihn
heute leiten, an, daß ſie in falſcher Neutralität und in Halbheit
und Zeitunklarheit allzuviel von dieſer graſſen Agitation dulden,
obſchon doch noch Strafgeſetze beſtehen, wie die Notverordnung
an=
geblich ſich auch gerade dagegen richten ſoll. Er beklagte auch
abermals die verhängnisvolle Lähmung unſeres natürlichen
Bun=
desgenoſſen, des katholiſchen Volksteiles, deren „Gottloſenflügel”
weder die eigene Partei noch das Zentrum im Zaume halten kann.
Wir verlangen vom Zentrum tatkräftige Mithilfe auch in evan=
geliſchen Landesteilen, wo diſſidentiſche Behörden dem ohne
Ver=
ſtandnis gegenüberſtehen. Nachdem er über den Staatsvertrag
geſprochen, drückte er ſehr beſtimmt und lebhaft die ſchmerzliche
Empfindung darüber aus, daß bei den Verhandlungen mit dem
Staat es an einem ausreichenden Zuſammenſchluß der
Landes=
kirchen gefehlt hat, alſo ein einheitlicher Wille der evceigeliſchem
Kirche nicht vorhanden war. Wir müſſen auf dem Wege des
Kir=
chenbundes weitergehen, den Zuſammenſchluß feſter und ſtraffer
geſtalten. Der Evangeliſche Bund iſt beſonders dazu nach Art und
Satzung berufen, das zu fordern. Bei gutem Willen iſt ſicher noch
viel zu erreichen, auch wenn die einzelnen Kirchen ihre
Selbſtän=
digkeit grundſätzlich behalten wollen. Die Not der Zeit
zwingt=
uns, die Sache weiter zu treiben. — Schließlich betrachtete er
abermals die für uns Evangeliſche ſo nachteilig ſich auswirkende
Aemterbeſetzungspraxis und warnte die, die ſonſt
gerne anderen die Störung des konfeſſionellen Friedens vorwerfen.
weiterzugehen auf dem Wege, den das Zentrum in Preußen mit
ſeiner Erklärung im Hauptausſchuß des Landtags im Januar
die=
ſes Jahres bezüglich ſelbſtverſtändlicher vorzugsweiſer
Berückſich=
tigung der eigenen Partei und mit ſeinem Antrag Heß aus
neueſter Zeit beſchritten hat. Danach ſprach Lic. Dr. Schreiner=
Berlin=Spandau über „Unſere Stellung gegenüber den
antichriſtlichen Bewegungen der Gegenwart.”
Das alte Freidenkertum iſt am Ausſterben. Der freireligiöſe Typ
der Vorkriegszeit ſchwindet immer mehr dahin. Auch der
wirt=
ſchaftliche Typ dem Feuerbeſtattung und Sterbevorſorge im
Mit=
telpunkt des Intereſſes ſtanden, hat kaum noch Bedeutung. Der
neue Typ der Freidenkerbewegung kennzeichnet ſich durch den
Ak=
tivismus der Negation mit dem der Kampf um die Kirche und
ihre Glaubensgrundlage geführt wird. „Wir wollen die Leute
von den himmliſchen Hemmungen befreien.‟ Das materialiſtiſhe
Element im Marxismus zeigt auf der ganzen Linie, daß es ſich um
den deutſchen Freidenkerverband oder um die andere, die
radi=
kalere Gruppe, den Typ der ruſſiſchen Gottloſenbewegung handelt,
und findet ſeinen Ausdruck in dem Worte Lenins: „Jede Idee von
irgendeinem Gott, ja jedes Kokettieren mit ſolchen Gedanken iſt
eine unausſprechliche Gemeinheit, die niederträchtigſte Infektion.”
Mit dieſer internationalen Gottloſenbewegung, die auf dem
Wege der Ideologie des Marxismus beruht, trifft ſich im
negati=
ven Ziel des Kampfes gegen den chriſtlichen Glauben die völkiſche
Gottloſenbewegung Ludendorffs und ſeiner Frau. Der
Tannen=
bergbund iſt vorläufig an Zahl ein recht kleines Grüpplein, und
wird es bleiben, ſolange hier die alten liberalen Ladenhüter mit
neuem Flitterputz den deutſchen Menſchen vorgeſetzt werden.
Die zweite große öffentliche Verſammlung am Samstag abend in
der Stadthalle, die von vielen Tauſenden beſucht war, erhielt
da=
durch eine beſondere Note, daß mehrere hundert Studenten von
Berlin und Halle mit einer großen Zahl von Fahnen und
Char=
gierten einzogen. Zwei Senioren des Bundes, die die Gründung
1886 miterlebten. Geheimrat Profeſſor Dr. Eger=Halle und
Senior Profeſſor Dr. Bornemann=Frankfurt a. M., grüßten
den Bund. Der Direktor der Univerſität Halle=Wittenberg. Prof.
Dr. Augin betonte die praktiſche Zuſammenarbeit zwiſchen
wiſſenſchaftlicher Forſchung und praktiſcher Tat im Evangeliſchen
Bunde und verkündete die Ernennung des Bundespräſidenten
Ge=
heimrat Dr. Conze zum Ehrendoktor der Theologie. Danach uch der
ſprachen Generalſuperintendent Dr. Schöttler über „Das
Evan=
gelium unſere Wehr und Waffen im geiſtigen Kampfe der
Gegen=
wart” und Oberſchulrat Dr. Runkel=Wiesbaden über „Unſer [ etnuen
Ringen im Kampf um die Volksgemeinſchaft”.
Am Sonntag, dem 7. Juni, ſtand Magdeburg trotz des Zeppe= ſingen
linbeſuchs völlig im Zeichen des Evangeliſchen Bundes. In ge=u dem
waltigem Maſſenandrang überfüllten Zehntauſende die Kirchen zu tar, bei
den Feſtgottesdienſten, lauſchten auf dem Domplatz den begeiſter= etunde
ten Worten Dr. Haberkamps=Dortmund, zogen im Feſtzuge urch de
durch die fahnengeſchmückten Straßen als frohe Bekenner des
Evangeliums. Der mächtigſte Eindruck aber war die gewaltige
Volksfeier im Ehrenhof der Stadt am Nachmittag, bei der Pfarrer
Berck=Roßdorf und Bundesdirektor Fahrenhorſt über
dem Thema „Das Reich muß uns doch bleiben” ſprachen.
Das Orpheum iſt wieder in das ihm wohlanſtehende
Schwank=
waſſer untergetaucht.
Der Start geht um den „Ledigen Ehemann”, einen
luſtigen Schwank von Max Reimann und Otto Schwarz.
Der „ledige Ehemann” hat zwar keine Frau, aber eine Tante
Jutta in Kalkutta. Um die Tante zu reichlichen Geldſendungen
zu bewegen, täuſcht er ihr brieflich eine von Kindern geſegnete
Familie vor. Der Krug geht ſo lange zum Brunnen, bis die
Tante Jutta zu Beſuch in Europa erſcheint. Nun muß ihr eine
Familie vorgeführt werden, aus welcher Pſeudo=Familie ſich die
heiterſten Schwank=Verwickelungen in der angemeſſenen Zeit von
8 bis 10.30 Uhr ergeben.
Das „Intime Theater” von Nürnberg” ſpielte den
Schwank flott herunter.
Herbert Waſhington zappelte in den Verlegenheiten des
Ehemannes, der kein Ehemann iſt, aber ſchließlich doch einer wird.
Draſtiſcher noch iſt die Komik von Karl L. Lindt, der — ein
Seitenſtück zu „Charleys Tante” — die Pſeudo=Gattin friſch und
wirkungsvoll mimte
Stark chargiert ſpielte Freya Sturmfels die „Tante Jutta
aus Kalkutta”, die als reizvollſtes Mitbringſel eine hübſche Nichte
Ferdinande Betke aus Hinterindien nach Europa entführte;
ver=
ſtändlich, daß letztere ſchließlich die wahre Ehefrau wird!
Zwei nette Typen gaben M. Roſen und Karl
Morvi=
lius, erſterer einen alkoholfreudigen „Schiffskapitän” letzterer
einen biederen Sanitätsrat, der den Patienten bei der Diagnoſe
tröſtet: „Was wir Aerzte nicht bei der Unterſuchung finden, hat
ſich noch immer bei der Leichenſchau herausgeſtellt!“ — Woraus
entnommen werden möge, daß es den Zuſchauern an Grund zur
Heiterkeit in dieſem Schwank nicht fehlt!
Gebt nächſien Sonntag dem
ein Scherflein für die Invaliden und Veteranen von
1866 und 1870/71
— Krematoriums=Beſichtigung. Am Sonntag vormittag
ver=
anſtaltete der Volks=Feuerbeſtattungs=Verein V. V. a. G. Berlin,
Ortsgruppe Darmſtadt, eine Beſichtigung des hieſigen
Kremato=
riums. Ueber 300 Perſonen hatten dieſer Einladung Folge
ge=
leiſtet. Nach der Begrüßungsanſprache des Vorſitzenden Herrn
Weiße wurde durch Herrn Struck=Kaſſel die Einrichtung des
Kre=
matoriums eingehend erläutert. Die Erläuterungen wurden von
den Anweſenden mit regem Intereſſe verfolgt. Auf Wunſch der
Anweſenden fand anſchließend noch eine Beſichtigung des
Urnen=
hains ſtatt, welchem allgemein reges Intereſſe entgegengebracht
wurde.
— Ein Autounfall ereignete ſich geſtern nachmittag gegen
12.30 Uhr an der Ecke Pallaswieſenſtraße—Blumenthalſtraße. Ein
Verletzter mußte ins Krankenhaus gebracht werden.
— Orpheum. „Der ledige Ehemann”, ein dreiaktiger
Schwank von Max Reimann und Otto Schwarz. geht auch heute
und folgende Tage in Szene. Eine Fülle toller Situationen gibt
reichlich Gelegenheit zu Lachen. In den Hauptrollen Freia
Sturm=
fels als „Tante Jutta” und Karl Ludwig Lindt als. Emil
Brück=
ner‟. Dazu die andern beliebten Darſteller: Willi Minauf,
Her=
bert Waſhington. Karl Morvilius und Martin Roſen, außerdem
die Damen Betke, Karrer, Reimann. Es gelten kleine Preiſe
von 60 Pfg. bis 2. — RM. Vorverkauf: Verkehrsbüro und
Hugo de Waal. Rheinſtraße 14. Für telphoniſche Beſtellungen;
Kaſſaruf 389. (Siehe Anzeige.)
— „Eindrücke auf Studienreiſen in England.‟ Dieſer vom
Akademiſchen Bau=Ingenieur=Verein, e. V., Darmſtadt, auf
Mitt=
woch, den 10. Juni, angeſagte Vortrag, muß leider, wegen
Ver=
hinderung des Herrn Prof. Reuleaux, verſchoben werden.
Lokale Veranſkalkungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchhießlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falſe irgendwie als Beſprechung oder Krit.
— Verein Freundinnen junger Mädchen. Wit
machen unſere Mädchengruppe darauf aufmerkſam, daß der
Don=
nerstag abend nicht wie üblich im Heim Sandſtraße 24,
ſtattfin=
det, ſondern wir treffen uns um 8.20 Uhr an der Odenwaldbrücke
(Linie 6) zu einem Abendſpaziergang Gleichzeitig weiſen wir
dar=
auf hin, daß wir Sonntag, den 21. Juni, an dem ev. Jugendtag
in Zwingenberg=Orbishöhe teilnehmen.
— Chriſtlicher Verein Junger Männer.
Darm=
ſtadt, e. V.. Alexanderſtraße 22 (Inf.=Kaſ.). Zu dem heute,
Mitt=
woch, abends, ſtattfindenden wöchentlichen Bibelabend laden wir
hierdurch freundlichſt ein. Das Thema des Abends iſt:
Weltmiſ=
ſion, wer treibt Weltmiſſion, welchen Wert und welche
Bedeu=
tung hat ſie heute noch? Freunde und Gäſte ſind herzlich
will=
kommen.
Das Sportplatz=Kaffee am Böllenfalltor
weiſt auf die Mittwochs= und Samstags=Kaffee= und Kuchentage,
ſowie Konzert= und Geſellſchaftstanzabende hin. (Siehe Anzeige.)
Briefkaſten.
Jeder Anfroge iſt die letzte Denvadauittung beisnfügen. Unen
nicht beanwortet. Die Branwprtung erwoligt ohm Nachtewerttimdichtett.
Nr. 999. Die 1. Frage wird dahin zu beantworten ſein, daß
eine Sperrung des Verkehrs untunlich iſt. Jeder Wegbenutzer
muß eben auf den anderen Wegbenutzer Rückſicht nehmen und
da=
nach ſein Verhalten einrichten. Deshalb wird die 2. Frage zu
verneinen ſein. Zur 3. Frage: Es würde einem eiligen
Ge=
ſchäftsmann doch ſchwer halten, einen Schaden, den er zu haben
glaubt, auch zu beweiſen. Ein Arztwagen, Krankenauto
uſw wird, geſchickt gelenkt, immer an einer derartigen
Veran=
ſtaltung vorbeikommen und durch Signalgeben kundtun können,
daß Gefahr mit dem Verzuge verbunden ſein kann.
Tageskalender für Mittwoch, den 10. Juni 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 19.30 Uhr: „Carmen”.
Kleines Haus: Geſchloſſen! — Orpheum, 20.30 Uhr: „Der
ledige Ehemann”. — Konzerte: Zur Oper, Schloßkeller,
Herrngartenkaffee. Schuls Felſenkeller, Sportplatz=Reſtaur. am
Böllenfalltor, Tropfſtein, Datterich. Ludwigshöhe, nachm. 4 Uhr.
Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=
Licht=
ſpiele.
ier 9
mier ſa
te wun
wch am
rzug
Nummer 159
Mittwoch, den 10. Juni 1931
Seite 7
Aus Heſſen.
Verbandsfeſt der Starkenburger Pojaunenchöre
in Reichenbach i. Odw.
„0‟ In Reichenbach fand das Verbandsfeſt der
Star=
ſenburger Poſaunenchöre ſtatt. Verbunden damit war die
Feier des 25jährigen Jubiläums des Poſaunenchors Reichenbach (Dirig.:
Nc. Mink). Wenn es anfangs gewagt erſchien, ein ſolches Feſt, bei dem
mit einem Maſſenbeſuch gerechnet werden muß, nach einem Ort von der
Größe Reichenbachs zu verlegen, ſo muß zu Ehren der Feſtleitung und
der Einwohnerſchaft geſagt werden, daß alles zum beſten verlaufen iſt.
Schon am Samstag nachmittag trafen aus den entfernteren Orten
Star=
ſernburgs die Gäſte hier ein, die in Privatquartieren und in der
Jugend=
herberge gaſtfreundliche Aufnahme fanden. Selbſt dem Ahnungsloſeſten
warde am Samstag abend ſchon zum Bewußtſein gebracht, daß hier ein
Poſaunenchorfeſt abgehalten werden ſoll, als von den naheliegenden
Ber=
nn bei eintretender Dunkelheit die Bläſer ihre ſchönen Lieder über Dorf
ind Tal erklingen ließen. Wieviel erhebender und feierlicher war dieſe
5 ſtanſage, als die ſonſt üblichen Böllerſchüſſe. Und wer konnte
wider=
ſhen, als am Sonntag in der Frühe die zahlreichen Chöre, über das
nanze Dorf verteilt, ihren Weckruf blieſen? Um 8.45 Uhr fand eine
Norgenfeier in der Kirche ſtatt, in der Herr Pfarrer Scheid die Chöre
Fegrüßte und ſie in Reichenbach willkommen hieß. Der eigentliche
Feſt=
zortesdienſt war um 10 Uhr. Das Chor der Kirche wollte die 200 Bläſer
gum faſſen, und machtvoll erhebend war es für die zahlreichen Zuhörer,
Is dieſe 200 Bläſer unter Leitung des Herrn Verbandsdirigenten
Zreitrück=Darmſtadt ihre Inſtrumente zur Ehre Gottes erklingen
jeßen. Herr Pfarrer Storck=Heppenheim hielt die Feſtpredigt, der
ie Textworte 2 Moſ. Kap. 19 zugrunde lagen. Er ſprach von dem
z heimnis und der Kraft, die in jeder ernſthaften Muſik liege, und
ſchil=
erte, daß gerade das Poſaunenblaſen, dadurch, daß es zur Ehre Gottes
usgeübt werde, eine tiefe Bedeutung habe. Dreifach ſei der Sinn der
Foſaunenmuſik: Sie habe eine kriegeriſche Bedeutung, wenn ſie zum
ſampf aufrufe gegen all die ſchlechte Muſik unſerer Zeit. Sie habe
fer=
er eine große Bedeutung für den Gottesdienſt, inſofern ſie die
Höhe=
unkte des Kirchenjahres feſtlicher geſtalten hilft und ihnen eine beſondere
Veihe verleiht. Und drittens liegt im Klang der Poſaunen etwas, was
en Menſchen in ſeinem Innerſten aufrühre und ihn gemahne an die
Saſaunen des Gerichts. Das rechte Poſaunenblaſen ſei nicht nur ein
Verk der Lippen und der Hände, ſondern auch ein Werk der Seele.
ſerſchönt wurde der Feſtgottesdienſt noch durch die Mitwirkung des
ſieſigen Kirchenchors unter Leitung des Herrn Rektors Keil. Die
Dar=
ſietungen des Geſamtchors der 200 Bläſer um 1130 Uhr auf dem
Markt=
latz fanden zahlreiche und dankbare Zuhörer. Am Nachmittag bewegte
ich ein ſtattlicher Feſtzug, bei dem es diesmal an Muſik nicht mangelte.
ach dem Turnplatz der Deutſchen Turner, der als Feſtplatz diente. Nach
ſem Vortrag zweier Maſſenchöre ſprach Herr Pfarrer Scheid herzliche
Vorte der Begrüßung. Anſchließend hielt dann Herr Superintendent
oberkirchenrat Dr. Müller die offizielle Feſtrede. Die Glückwünſche
es Verbandes für den Jubelverein überbrachte der Verbandsvorſitzende,
derr Röver=Darmſtadt. Gruppenvorträge, ſowie Darbietungen der
Einzelchöre hielten die Feſtgemeinde bis zum ſpäten Nachmittag
bei=
uumen.
Dd. Arheilgen 9. Juni. Familienausflug des
Eiſen=
ahnvereins nach der badiſche Spargelmetropole Schwetzingen. Ein
ndlos langer Zug brachte die Teilnehmer, weit über 1000, am Sonntag
norgen in einſtündiger ſchöner Fahrt durch die Bergſtraße ans Ziel.
Inter Vorantritt der mitgebrachten Kapelle des Muſikvereins Wixhauſen
egaben ſich die meiſten Teilnehmer nach dem offiziellen Tagesprogramm
ach der Hauptſehenswürdigkeit von Schwetzingen, dem Schloßgarten der
nter ſachkundiger Führung beſichtigt wurde. Die weitläufigen Alleen,
ie wunderbaren Blumenanlagen, die Springbrunnen, Bauwerke und
statuen erweckten die größte Bewunderung der Gartenbeſucher, und
och am Nachmittag ſah man Fahrtteilnehmer m den ſchattigen
Lauben=
ängen des Gartens ſpazieren gehen. Nachmittags traf man ſich dann
n dem Gaſthaus zum Bayeriſchen Hof, wo es den Teilnehmern vergönnt
ur, bei den Klängen der mitgebrachten Kapelle noch einige gemütliche
Stunden zu verbringen. Einige hatten auch die Gelegenheit benutzt um
ach dem nahen Heidelberg zu fahren. Um halb 9 Uhr brachte der
Son=
er zug die Teilnehmer wieder nach Arheilgen zurück. Sie werden wohl
enr Eiſenbahnverein dankbar ſein für den gebotenen Genuß einer
billi=
en Sonderfahrt.. — Die Orcheſtervereinigung plant, noch im
aufe des Sommers mit einem größeren Konzert an die Oeffentlichkeit
u treten, deſſen zweiter Teil „Alte Tanzmuſik” enthalten wird. Die
roben hierzu ſind bereits eifrig im Gange — Am Donnerstag abend
ndet im Gemeindehaus eine Mitgliederverſammlung der Evangel.
Nännervereinigung ſtatt. Nach einem Vortrag über die
Be=
entung der freien Wohlfahrtspflege wird die reichhaltige Tagesordnung
rledigt, enthaltend: Wahl des 1. Vorſitzenden, Genehmigung der
Jah=
esrechnung, Feier des 10jährigen Beſtehens u. a.
Dg. Arheilgen, 8. Juni. Die neue Bierſtener. Der
Ge=
neinderat hat in ſeiner letzten Sitzung auf Grund des Artikels 15 der
andgemeindeordnung, des 8 15 des Finanzausgleichsgeſetzes in der
faſſung des Geſetzes zur Uebergangsregelung des Finanzausgleichs vom
April 1927 ſowie nach den Vorſchriften des Abſatzes 2 der
Notverord=
ung des Reichspräſidenten vom 26. Juli 1930 die erhöhte Bierſteuer
ir unſere Gemeinde beſchloſſen. Der 8 1 der Bierſteuerverordnung für
nſeren Gemarkungsbezirk erhält in Abänderung ſomit folgende
Faſ=
ung: Der örtliche Verbrauch von Bier, das entweder in dem
Gemar=
ungsbezirk hergeſtellt oder in denſelben eingeführt wird, unterliegt nach
2 des zweiten Abſchnittes der Notverordnung des Reichspräſidenten
om 26. Juli 1930 einer Steuer. Dieſe Steuer beträgt in unſerer
Ge=
neinde nunmehr für Einfachbier 2,50 RM., für Schankbier 3,75 RM.,
ür Vollbier 5 — RM. und für Starkbier 7,50 RM. je Hektoliter.
Seither wurde in unſerer Gemeinde ein Einheitsſatz von 2.— RM. je
dektoliter erhoben. Die nunmehr erhöhte Bierſteuer ſoll mit dem
. Juli ds. Js. in Kraft treten. Die diesbezügliche Ortsſatzung liegt
is zum Samstag, den 13. Juni auf der Bürgermeiſterei zur Einſicht
ffen, woſelbſt Einwendungen während der Dienſtſtunden ſchriftlich oder
u Protokoll vorgebracht werden können.
Dg. Arheilgen, 9. Juni. Gewitter. Das heute nachmittag über
nſere Gemarkung ziehende Gewitter brachte einen wolkenbruchartigen
kegen mit „Hierbei ſchlug der Blitz in das Gaſthaus „Zum goldenen
ürven”, ohne jedoch irgendwelchen Schaden anzurichten. Es entwickelte
ch nur eine mächtige Staubwolke im Gebälk. Da auch gleichzeitig die
eiten Feueralarm=Sirenen ertönten, rechnete man allgemein mit einem
Stande, was aber nicht der Fall war. Scheinbar hat der Blitz in die
Leitung der Meldeanlage geſchlagen und ſo den Kontakt hergeſtellt. Auch
ſier iſt irgendwelcher Schaden nicht entſtanden.
O Erzhauſen, 9. Juni. Aus dem Gemeinderat. Kürzung
er Reichsüberweiſungen für 1931; hier: Deckung der Ausfälle. Die
ſorberatung der Finanzkommiſſion wird dem Gemeinderat vorgetragen.
derſelbe beſchließt, die Bürgerſteuer und die Bierſteuer ab 1. Juli um
0 Prozent zu erhöhen. — Die kommunale Sondergebäudeſteuer; hier:
Ermäßigung derſelben. Hausbeſitzer, wrſche ſondergebäudeſteuerpflichtig
ind wird, wenn ſie einen Reparaturhypothek aufnehmen müſſen, ein
drittel der Steuer erlaſſen. — Die Beſteuerung der Wanderlager:
Zwecks Erhebung eines Zuſchlages ſeitens der Gemeinde wird ein
Zu=
chag von 100 Prozent durch den Gemeinderat vorgeſchlagen. — Für
en Ankauf von Heu und Stroh für das Faſelvieh ſoll für 1931 die alte
ſtegel beibehalten werden, nämlich dem betreffenden Lieferanten ſoll nach
eſchehener Lieferung der beſtehende Tagespreis zuerkannt werden. —
lrbeitsbeſchaffung für Ausgeſteuerte: Der Gemeinderat nimmt die
Vor=
chläge der Finanz= und Betriebskommiſſion entgegen; er beſchließt an
en Ortsausgängen Wegeausbeſſerungen vornehmen ſowie alle Gräben
einigen und ausheben zu laſſen — Verpachtung von
Gemeindegrund=
lücken: Unter anderen ſoll das Grundſtück am Beierweg, das ſich
vor=
üiglich zur Spargelanlage eignet, an Intereſſenten auf eine längere
Lachtzeit zur völligen Ausnutzung der Spargelanlage abgegeben werden.
P Eberſtadt, 9. Juni. Kirſchenverſteigerung. Die
Kir=
henerträge an der Provinzialſtraße Eberſtadt—Malchen ſollen am
Mitt=
voch, den 10. Juni 1931, vormittags 8 Uhr, an Ort und Stelle auf
em Baum losweiſe gegen Barzahlung verſteigert werden.
Zuſammen=
unft der Steigerer bei Malchen.
* Traiſa, 8. Juni. Der hieſige Obſt= und
Gartenbauver=
in hat die Fenſter unſeres Schulhauſes mit Blumenſchmuck verſehen.
dieſe Tat verdient in der Jetztzeit doppelte Anerkennung, zumal es ſich
im 24 Kaſten mit 120 Pflanzen handelt. Neben dem hohen ethiſchen
Vert, den die Pflege der Blumen für die Kinder hat, gereicht die
Ein=
ichtung der Darmſtädter Straße, die viele Ausflügler hierher führt,
ue hohen Zierde.
Selbſihnfe und Sinntshhfe i der Lanswllchaft
Es gibt kaum eine ſo gute Gelegenheit, ſich über den Stand und das
gegenſeitige Verhältnis von Selbſthilfe und Staatshilfe in der
Land=
wirtſchaft zu unterhalten wie die jährlichen großen Wanderausſtellungen
der Deutſchen Landwirtſchafts=Geſellſchaft. Die D. L.G. iſt der
weſent=
lichſte Träger der Selbſthilfe des Berufsſtandes. Als Organ der
Selbſt=
hilfe iſt die Geſellſchaft vor nun bald 50 Jahren von dem genialen
In=
genieur, Wiſſenſchaftler und Landwirt Max von Eyth ins Leben gerufen
worden. Es kam darauf an und kommt heute noch darauf an, unter
Ausſchaltung aller politiſchen Fragen den Erfahrungsaustauſch zwiſchen
der landwirtſchaftlichen Praxis ſicherzuſtellen, die Zuſammenarbeit mit
anderen Berufen, insbeſondere Wiſſenſchaft und Technik, zu
organiſie=
ren und in jeder Weiſe die Fortſchritte moderner Produktions= und
Ab=
ſatzmethoden der breiten landwirtſchaftlichen Praxis zugänglich zu
machen. Vor der Oeffentlichkeit leiſtet die D.L.G. dieſe Arbeit
insbe=
ſondere in den regelmäßigen Winterverſammlungen im Februar in
Ber=
lin, in den Herbſtverſammlungen, die, im Wechſel von Ort zu Ort., für
dieſen September in Darmſtadt und 1932 in Danzig vorgeſehen
ſind, und in den Wanderausſtellungen, die auf dem Wege durch die
deutſchen Gaue nach der eben abgeſchloſſenen Veranſtaltung in
Hanno=
ver nach Mannheim und 1933 vorausſichtlich nach Berlin kommen
wer=
den. Die Ausſtellung in Hannover hat mit dem Maſſenbeſuch aus dem
Lande bewieſen, daß die Landwirtſchaft gerade bei den heutigen
ſchwieri=
gen Verhältniſſen beſtrebt iſt, all die vielfältigen Fortſchritte der
Erzeu=
gung und des Abſatzes kennen zu lernen und ſich nutzbar zu machen.
Doch die Möglichkeiten dazu ſind, durch die Rentabalität beſchränkt.
Nimmt man die Geſchäftsergebniſſe der ausſtellenden Firmen als
Grad=
meſſer für die Rentabilität, ſo muß es ſchlecht darum beſtellt ſein. So
iſt derüber geklagt worden, daß es ſich vielfach um Sehleute gehandelt
An der Bergſtraße
gingen geſtern nachmittag wieder ſchwere Gewitter nieder.
Die herabſtürzenden Waſſer des wolkenbruchartigen Regens
führ=
ten vielfach, ſo in Auerbach, Zwingenberg und
Bens=
heim, zu Ueberſchwemmungen durch die
herab=
geſchwemmten Sand= und Geröllmaſſen. Auch in den Gärten und
an Bäumen wurde ſtarker Schaden angerichtet.
Griesheim, 9. Juni. Bauland=Umlegung. Die Pläne
und Unterlagen für die Bauland=Umlegung. Die Poſch” der
Gemar=
kung Griesheim liegen vom 9. Juni bis einſchließlich 23. Juni ds. J3.
werktäglich von 8—12 Uhr auf der Türgermeiſterei offen. Von der
Um=
legung werden die Grundſtücke Flur 35 Nr. 341—343, 3437/,o, 344—353,
353‟/uo, 354—357, 3576/. 358—373, 454, 454‟/,o, 455—459, 4597/o, 460
bis 462, 46P/„o, 463, 4632/ao, 464 4647/0o, 4657o, 465zo, 466—474 ganz
und die Grundſtücke Flur 35 Nr. 375, 4437/yo, 4441/zo, 445½ 1or 4462 zo=
4478/„o, 4485 „o, 4482/uo, 4492/o, 450ſuo, 4514ſzo, 4512/zo, 4532uo, 475
teil=
weiſe betroffen. Die auf den Grundſtücken laſtenden Rechte und Anſprüche
Dritter ſind, ſoweit ſie im Grundbuch eingetragen wurden, aus dem
offenliegenden Umlegungsverzeichnis erſichtlich. Ueber den
Umlegungs=
plan wird am Mittwoch, den 24. Juni ds. J3 nachmittags 3.30 Uhr,
auf dem hieſigen Rathaus verhandelt und abgeſtimmt. Alle Beteiligten
ſind aufgefordert, in der angegebenen Tagfahrt zu erſcheinen und
abzu=
ſtimmen, widrigenfalls ſie als zuſtimmend angeſehen werden. Etwaige
Einwendungen gegen den Umlegungsplan und die vorgeſehene
Aus=
gleichung ſind in der Tagfahrt vorzubringen, auch ſind ſpäteſtens hierbei
noch nicht angemeldete Anſprüche und Rechte einſchließlich derjenigen der
Mieter und Pächter, denen ein vorbezeichnetes Grundſtück auf Grund
des Miet= oder Pachtverhältniſſes überlaſſen iſt. bei Meidung des
Nach=
teils anzumelden, daß ſie widrigenfalls im Verfahren unberückſichtigt
bleiben.
n. Reichelsheim i. Odw. 9. Juni Zur
Bürgermeiſter=
wahl. In der Nacht von Sonntag auf Montag kam es zwiſchen
An=
hängern der beiden Kandidaten zu Streitigkeiten, in deren Verlauf der
Bürſtenmacher Daab von hier erheblich verletzt wurde. Er wurde geſtern
in ſehr bedenklichem Zuſtande in ein Krankenhaus nach Darmſtadt
ge=
bracht. Wie man hört, ſoll ihm die Schädeldecke zertrümmert worden
ſein. Die Unterſuchung iſt im Gange. — Der neugewählte
Bürger=
meiſter Phil. Volk erhielt 647 Stimmen, während ſein Gegenkandidat,
der ſeitherige Bürgermeiſter Heiſt, nur 570 Stimmen bekam. Der neue
Bürgermeiſter ſtiftete kein Freibier, ſondern will unter die Arbeitsloſen
Lebensmittel verteilen laſſen — eine Maßnahme, die ſehr zu begrüßen
iſt. Außerdem wurde von einem ſeiner Anhänger der Betrag von 500
Mark zur Verteilung an die Arbeitsloſen anläßlich des Wahlſieges zur
Verfügung geſtellt.
Aa. Lindenfels, 9. Juni Die Volksbank Lindenfels G.
m. b. H. konnte im abgelaufenen Geſchäftsjahr bei einem Geſamtumſatz
von 2 462 468 RM. einen Reingewinn von 4408 RM. erzielen. Die
Spareinlagen erreichten eine Höhe von 143 129 RM. Der
Mitglieder=
ſtand beträgt 213.
Cc. Alsbach 8. Juni. Der Leiter des Evangeliſchen
Wohl=
fahrtsdienſtes im Kreiſe Bensheim, Herr Pfarrer Keitzer von
Alsbach, hatte zu einer Tagung nach hier eingeladen, die von Geiſtlichen,
Kirchenvorſtehern, Mitgliedern der Frauenvereine und des Blauen
Kreu=
zes beſucht war. Herr Dekan Zaubitz=Bensheim eröffnete dieſe
Tagung mit dem Verleſen des 149. Pſalms und gedachte einleitend der
großen Not der Gegenwart. Sodann verbreitete ſich der Direktor des
Landesvereins für Innere Miſſion, Herr Pfr. Röhricht=Darmſtadt,
über „Die Evangel. Wohlfahrtspflege in der Gegenwart‟. Er zeichnete
die Entwicklung der öffentlichen Wohlfahrtspflege im letzten Jahrzehnt
und den damit gegebenen Ausbau der evangeliſchen Arbeit, die wie alle
freie Wohlfahrtspflege einen harten Exiſtenzkampf führe. Andererſeits
erlebte ſie es, daß ſich die öffentliche immer mehr auf die freie
Wohl=
fahrtspfege beſann. Der zweite Redner, Herr Wohlfahrtspfleger Schott,
hatte ſich „Die Mitarbeit der Evangel. Wohlfahrtspflege in der
Gefähr=
detenfürſorge” als Thema gewählt. Auch er erbrachte den Beweis, daß
alle ſtaatliche Arbeit um die Gefährdeten der freien Wohlfahrtspflege
nicht entbehren kann. Deshalb bemüht ſich die Evang. Wohlfahrtspflege,
die vom Landesverein für Innere Miſſion ausgeht, immer mehr, ihre
Arbeit in den mancherlei Gruppen von Gefährdeten immer weiter
aus=
zubauen. Das iſt mit Hilfe freiwilliger, in den einzelnen Kreiſen
arbei=
tender Evangel. Wohlfahrtsdienſte auch möglich. In ſeinem Schlußwort
forderte Herr Pfarrer Keitzer zu weiterer freiwilliger Arbeit auf, deren
Segen nicht ausbleiben könne.
* Hähnlein, 9. Juni. Vom 2.—7. Juni fand in Hannover die Große
Ausſtellung der Deutſchen Landwirtſchafts=Geſellſchaft ſtatt.
Die=
ſelbe war aus Heſſen mit 22 Ziegen und Böcken beſchickt und zwar aus
Oberheſſen und den Vereinen Pfungſtadt und Hähnlein. Die Tiere
waren gemeinſchaftlich ausgeſtellt unter dem Namen „Landesverband des
Volksſtaates Heſſen”. Der Erfolg für die Züchter war ein ſehr großer,
konnten doch mit den 22 Tieren, unter ſehr ſtarker Konkurrenz, folgende
Preiſe erzielt werden: Mit den Böcken zwei 1a Preiſe und der
Ehren=
preis der Landw.=Kammer für Heſſen, zwei 2., eie 3. und ein 4. Preis;
mit den Ziegen vier 1. und der Siegerpreis für die beſte Ziege der
Aus=
ſtellung, ſowie der Ehrenpreis der Landw.=Kammer für Heſſen und der
Ehrenpreis des Herrn Dettweiler in Wintersheim: weiter vier 2, ein 3.,
drei 4. und zwei Anerkennungen. Die aufgeſtellte Sammlung wurde mit
dem 1., ſowie dem Siegerpreis des Reichsminiſteriums für Ernährung
und Landwirtſchaft und dem Ehrenpreis des Preußiſchen Miniſters für
Domänen und Forſten ausgezeichnet.
Bb. Zwingenberg, 9. Juni. Am hieſigen Amtsgericht iſt die Stelle
eines geſchäftsleitenden Juſtizinſpektors neu zu beſetzen.
— Gernsheim, 9. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 8. Juni 2,34 Meter, am 9. Juni 2,22 Meter.
— Hirſchhorn, 9. Juni. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 8. Juni 1,85 Meter, am 9. Juni 1,76 Meter.
Gegen Kornhaut
Hühneraugen, verdickte Hornſchwielen an Händen und Füßen hat ſich „Leolin” als I
ſauberſtes und bequemſtes Mittel zur gründlichen Beſeitigung aller harten Haut=
Wucherungen beſtens bewährt. Packung für mehrmaligen Gebrauch znit genauer 8
Gebrauchsanweiſung 60 Pf. In allen Chlorodont=Verkaufsſtellen zu haben.
hat. Eine Ausnahme davon haben die zahlreichen ausländiſchen
Be=
ſucher gemacht, die aus allen Teilen der Welt nach Hannover gekommen
waren, um nicht nur die Fortſchritte der landwirtſchaftlichen Erzeugung
in Deutſchland, ſondern auch die Leiſtungen der
Produktionsmittelindu=
ſtrien kennen zu lernen. Die D. L. G.=Ausſtellung erfreut ſich ja ſchon ſeit
gercumer Zeit eines Weltrufes als Standardausſtellung nicht nur wegen
des Umfanges, der ſich allein aus der Fläche von über 30 Hektar
er=
rechnen läßt, ſondern auch deshalb, weil ſämtliche
Ausſtellungsgegen=
ſtände einer neutralen fachmänniſchen Prüfung unterzogen werden, ſo
daß jeder Beſucher ſich ein einwandfreies Urteil verſchaffen kann. Geht
man nach der Qualität der von der Landwirtſchaft ſelbſt zur Ausſtellung
gebrachten Erzeugniſſe, ſo kann man nicht daran zweifeln, daß auf
allen Gebieten längſt alle Vorſprünge des Auslandes eingeholt ſind.
Das gilt gleichmäßig von tieriſchen und pflanzlichen Erzeugniſſen. Nur
als ein Beiſpiel ſei darauf hingewieſen, daß wir uns in der
Milchwirt=
ſchaft an Milcherträge und Fettgehalt gewöhnt haben, wie beides ſelbſt
Amerika nicht aufzuweiſen hat. Noch vor durei Jahren hätte niemand
daran zu denken gewagt. Erreicht worden iſt das aber allein durch die
Selbſthilfe, ohne daß bisher noch die Rentabilität der Milchwirtſchaft
ſichergeſtellt wäre. Es hapert aber noch am Abſatz der
landwirtſchaft=
lichen Qualitätserzeugniſſe. Das iſt aber auf der einen Seite eine Frage
der Vervollſtändigung des Schutzes gegenüber der ausländiſchen
Kon=
kurrenz. Aber hier gibt es auch noch Möglichkeiten der weitgehenden
Ergänzung der Selbſthilfe durch Vervollkommnung der teilweiſe erſt in
den Anfängen ſteckenden Abſatzorganiſation und einheitlichen
Markt=
beſchickung. Auch hierfür hat die Hannoverſche Ausſtellung neue Wege
und Möglichkeiten gewieſen.
Tagung der Gewerkſchaft Deukſcher Cokomolivführer
Entſchließung gegen die neue Notverordnung.
* In den Tagen vom 9.—11. Juni ds. Js. hält der
Geſamt=
vorſtand der Gewerkſchaft Deutſcher
Lokomotivfüh=
rer unter Leitung ſeines Vorſitzenden Warſtein=Berlin im blauen
Saal der Stadthalle eine Hauptvorſtandsſitzung ab. Im Mittelpunkt
der Beratungen ſtand die neue Notverordnung, die zu einer
ausgedehn=
ten, zum Teil recht heftigen Debatte führte. Den Ausklang der
Aus=
ſprache bildete nachfolgende einſtimmig angenommene Entſchließung:
„Der am 9.—11. Juni 1931 in Mainz tagende Hauptvorſtand der
Gewerkſchaft Deutſcher Lokomotivführer lehnt die neue Notverordnung
der Reichsregierung als überſpannt und unſozial mit ſchärfſtem
Ein=
ſpruch ab. Die Notverordnung bringt die Beamten der unteren und
mittleren Beſoldungsgruppen in eine unüberwindliche wirtſchaftliche
Notlage; zahlreiche Penſionäre und Warteſtandsbeamten ſowie
Beam=
tenhinterbliebenen haben nicht mehr das zur Lebenshaltung notwendige
Einkommen. Die Lokomotivführer und Werkmeiſter ſind ſeit
Neurege=
lung des Wohnungsgeldzuſchuſſes ungerechtfertigterweiſe in eine
niedri=
gere Tarifklaſſe als vor dem Kriege herabgedrückt worden. Auf der
anderen Seite müſſen ſie, beſonders bei Verſetzungen, in
Neubauwoh=
nungen erheblich höhere Mieten und andere Wohnungsausgaben (
Bau=
zuſchiſſe uſw.) zahlen. Gegenüber der von der Reichsregierung in
Aus=
ſicht geſtellten Senkung der Lebenshaltungskoſten iſt deren Steigerung
(Erhöhung des Schulgeldes, der Verkehrstarife uſw.) feſtzuſtellen. Daß
bei dieſer wirtſchaftlichen Erdroſſelung die Beamtenſchaft, die immer
gern und freudig am Aufbau des Staates mitgearbeitet hat, zu
verzwei=
felten Schritten getrieben wird, kann nicht verwundern. Die
Notver=
ordnung bringt keine Kürzung der von den Zugförderungs= und
ört=
lichen Maſchinenbeamten verlangten übermäßigen Arbeitsleiſtungen, die
heute noch im ſchweren, verantwortungsvollſten Eiſenbahnbetriebsdienſt
im allgemeinen bei 54 Stunden reiner Arbeitszeit pro Woche liegen,
teilweiſe aber noch 56 und 57 Wochenſtunden reiner Arbeitszeit betragen.
Dieſe Tatſachen ſtehen in ſchrofftem Gegenſatz zu der Notverordnung,
durch die u. a. auch dem verheerenden Umfang der Arbeitsloſigkeit
ge=
ſteuert werden ſoll. Zudem bildet die Untergrabung der wirtſchaftlichen
Lebenshaltungsmöglichkeit eine Gefährdung der phyſiſchen und geiſtigen
Dienſtfähigkeit der vorgenanten Beamten und bedeutet eine direkte
Ge=
fährdung des Eiſenbahnbetriebes. Der Hauptvorſtand muß daher dieſe
Notverordnung entſchieden ablehnen; er erwartet von den maßgebenden
Stellen eine ſofortige Reviſion der Notverordnung.”
Bb. Bensheim, 9. Juni. Bei der Wanderausſtellung der Deutſchen
Landwirtſchaftsgeſellſchaft in Hannover 1931 wurde dem Gutspächter des
ſtädtiſchen Hofgutes „Stubenwald”, Herrn H. A. von Baur, unter
Hun=
derten von Milcherzeugniſſen nicht nur ein 1. Preis, ſondern auch der
erſte Siegerpreis für Heſſen für ſein Erzeugnis reinſter
Weideviehwirt=
ſchaft, die beliebte Stubenwaldmilch, zuerkannt.
De. Großhauſen 9. Juni. Diebſtähle. Dieſer Tage ereigneten
ſich zwei gemeine Diebſtähle, in Großhauſen. Bei Jakob Dörlam 2.
von hier wurde ein Radioapparat geſtohlen. Der Apparat war von
einer Firma dort aufgeſtellt worden, und wollte D. den Radio
zurück=
gehen laſſen, weshalb er ihn wieder verpackte. Als der Apparat
abge=
holt werden ſollte, fand ſich nur noch der leere Kaſten vor. — Dem
Zigar=
renfabrikanten Heinrich Hermann von hier wurde ſein Motorrad aus der
verſchloſſenen Garage entwendet. Dasſelbe wurde durch den Garten
nach der Weſchnitz zu abtransportiert. Es iſt ein ſteuer= und
führer=
ſcheinfreies D. K.W.=Rad, welches ſich der Beſitzer vor etwa einem Jahr
kaufte. — Bei der letzten Rehbockiagd im Großhauſer Feld
wur=
den erlegt: 1 Sechſerbock, ein Spießer im Baſt und ein Kümmerling.
Unter den Jagdpächtern, die ſämtlich aus Worms ſtammen, befindet ſich
auch ein Lehrer von dort.
Rheinheſſen.
Aus Mainz.
* Mainzer Bilder im Münchener Glaspalaſt. An die Ausſtellung
im Glaspalaſt zu München hatte die Mainzer Städtiſche Gemäldegalerie
für die Sonderausſtellung „Romantiker” zwei Gemälde leihweiſe
abge=
geben. Es waren dies das Selbſtbildnis von Philipp Veit
aus deſſen Jugendzeit (1819) und von demſelben Meiſter das
unvollendete Doppelbildnis von Johannes Veit
und Joh. Friedr. Overbeck. Die Abgabe der beiden Bilder
er=
folgte auf Erſuchen der Ausſtellungsleitung und unter ausdrücklicher
Wahrung der üblichen Bedingungen: Verſicherung gegen Schäden
(Brand, Diebſtahl, Beſchädigung uſw) — Photographien der Bilder
beſitzt die Gemäldegalerie. Eine Wiedergabe der beiden Bilder findet
ſich u. a. auch in der Monographie über Phil. Veit von M. Spahn in
der Sammlung der Knackfußſchen Künſtlermonographien Band 51, S. 22
und 23. Ueber das Schickſal der Bilder iſt bisher nichts bekannt.
* Reichsſtädtebund=Tagung in Mainz. Der Geſamtvorſtand und
Hauptausſchuß des Reichsſtädtebundes tritt am 27. ds. Mts. hier in der
Stadthalle zu einer Tagung zuſammen, die unter der Leitung des
Bun=
desvorſitzenden, Oberbürgermeiſter Dr. Belian=Eylenburg, ſtehen wird.
Der Präſident des Preußiſchen Oberverwaltungsgerichts und
Staats=
miniſter a. D. Dr. Drews=Berlin wird auf der Tagung eine Gedenkrede
auf den Freiherrn vom Stein halten. Sodann folgen Vorträge des
Präſidenten der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und
Arbeitsloſen=
verſicherung, Dr. Shyrup=Berlin, über „Die Arbeitsloſenfrage” und des
geſchäftsführenden Präſidenten des Reichsſtädtebundes, Dr. Hackel=
Ber=
lin, über „Die kommunalen Finanzen”. An die Vorträge ſoll ſich eine
Ausſprache anſchließen. Zum Schluß ſollen die geſchäftlichen
Angelegen=
heiten des Bundes erledigt werden.
* Heimersheim, 9. Juni. Bürgermeiſterwahl. Bei der
Bürgermeiſterwahl erhielt der Kandidat der bürgerlichen Parteien,
Bür=
germeiſter Helbig, 213 Stimmen, der Kandidat der
Nationalſoziali=
ſten, Ludwig Köhler, 153 Stimmen. Helbig iſt ſomit zum Bürgermeiſter
gewählt. Von 430 Wahlberechtigten übten 366 das Wahlrecht aus.
Ab. Bingen a. Rh., 9. Juni Deutſcher Bismarcktag am
Rhein. Der Verein zur Errichtung eines Bismarck=National=
Denk=
mals e. V. (Sitz Köln) wird ſeinen vierten Deutſchen Bismarcktag am
12. September am freien deutſchen Rhein in Bingen abhalten. Unter
Ausſchluß politiſcher und religiöſer Gegenſätze wird dieſer Bismarcktag
der Erinnerung an den größten Sohn Deutſchlands mit dem Zweck
die=
ten, Pflichttreue und Aufopferung dem Vaterlande gegenüber
vorbild=
lich für jeden zu machen.
Jährlich über 100 Millionen Villiger-Stumpen
raucht das In- und Ausland
schlagender Beweis für gute Ware
Seite 8
Mittwoch, den 10. Juni 1931
Nummer 159
Verkehrskechniſche Bekrachkungen zur Ozeanüberquerung des Flugſchiffes 20. X.
Am 4. Juni hat das Flugſchiff Do. X. auf der Strecke Kap
Verdiſche Inſeln—Fernando, Noronha in glatt verlaufenem
Fluge den ſüdatlantiſchen Ozean überquert. Dieſe Tatſache mag
manchem als etwas nichts beſonders Bemerkenswertes erſcheinen,
denn man iſt in den letzten Jahren durch Ozeanflüge und andere
ſenſationelle Flugleiſtungen zu ſehr verwöhnt worden, um in
ſolch einem Fluge noch etwas Außergewöhnliches zu erblicken.
Und doch ſtellt der Flug der Do. X. gegenüber früheren
Lang=
ſtreckenflügen etwas Neuartiges dar.
Ehrgeizige, draufgängeriſche Führer und Beſatzungen, die
zahlenmäßig ſo knapp wie möglich bemeſſen waren und
infolge=
deſſen während der ganzen Flugoauer 10, 20 und mehr Stunden
ohne Ablöſung auf ihren Poſten ſein mußten, überladene
Flug=
zeuge, Verzicht auf alle nur irgendwie entbehrliche Ausrüſtung
waren die Kennzeichen ſolcher Flüge, die vielfach ein Spiel mit
dem Tode bedeuteten, wenn ſich das Unternehmen nicht auf eine
militäriſche Organiſation ſtützen konnte, die ſo umfangreiche
Sicherungs= und Unterſtützungsmaßnahmen getroffen hatte, daß
das Flugzeug im Falle einer Panne ſtets in nächſter Nähe eines
Hilfsſchiffes niedergehen konnte.
Andere Vorausſetzungen lagen bei dem Fluge der Do. X.
vor. Das Flugſchiff, bekanntlich die erſte Ausführung dieſer
gänzlich neuen Flugzeugbauart, ſollte im Rahmen ſeiner
Er=
probungsflüge unter Beachtung aller Vorſichtsmaßregeln nach
Südamerika überführt werden, um in den dortigen Gebieten
Flüge unter der verkehrsmäßigen Vorausfetzung, für die es
entworfen, auszuführen.
Sein Verwendungszweck iſt bekanntlich Einſatz im
Luftver=
kehr für Beförderung von Perſonen und Fracht über Strecken
über 1000 und 1500 Km. Bei größeren Strecken wie im
vorlie=
genden Fall muß demgemäß die Nutzlaſt weitgehendſt
einge=
ſchränkt werden. Man kann dann auch Strecken, die die normal
vorgeſehenen bei weitem überſteigen, bewältigen, ohne daß die
Maſchine unzuläſſig überlaſtet wird. Während in faſt allen
Fällen früherer Langſtrecken= und Rekordflüge die Flugzeuge
ſtets ſo belaſtet waren, daß die Bauſicherheit das normal
zu=
läſſige Maß weiter unterſchritt, ſtartete Do. X. in Porta Praia
mit 52 To., einem Fluggewicht, bei dem noch die volle
Bau=
ſicherheit für Perſonenverkehr entſprechend den Forderungen der
deutſchen Verſuchsanſtalt für Luftfahrt vorhanden iſt.
Trotzdem immer wieder auch in Fachkreiſen die Anſicht
ver=
breitet wurde, daß mit der wachſenden Flugzeugeinheit die
Ge=
wichte des Flugwerkes ſo unverhältnismäßig zunehmen, daß ſich
gegenüber kleineren Flugzeugen ein kleinerer Flugbereich er=
gibt, ſehen wir in dieſem Falle das Gegenteil, daß das größte
Flugzeug noch mit voller Bauſicherheit Reichweiten bewältigen
kann, die bisher kleinere Flugboote in der Regel nur unter
Herabſetzung der Sicherheitsfaktoren des Tragwerks befliegen
können. Dies iſt ein techniſch beachtenswertes Ergebnis, das
ſich in der künftigen techniſchen Entwicklung noch weiter
auswir=
ken wird.
Vielleicht ebenſo wichtig wie dieſe durch die Herabſetzung der
Materialbeanſpruchung erzielte Sicherheit iſt die Auswirkung
der geringeren Inanſpruchnahme der Menſchen. Früher wurden
2—4 Mann ohne Ablöſung unter beengten Raumverhältniſſen
während des ganzen Fluges bis an die Grenze ihrer phyſiſchen
Leiſtungsmöglichkeit beanſprucht. Beim Flugſchiff ergibt ſich
nicht nur die Möglichkeit einer zahlenmäßig ausreichenden
Be=
ſatzung, die wie auf Seeſchiffen in regelmäßigen Wachen
ein=
geteilt iſt, ſondern die Raumperhältniſſe ermöglichen außerdem
einen Dienſt unter weit erträglicheren Verhältniſſen. Die
Füh=
rer ſitzen in geſchützter Kabine und ſind von der Ueberwachung
der Motorenanlage entbunden, die in der Maſchinenzentrale
durch beſonders damit betraute Ingenieure erfolgt.
Komman=
dant und Navigationsoffiziere, können im gut ausgeſtatteten
Navigationsraum ungeſtört Beobachtungen machen und ihre
Be=
rechnungen vornehmen. Ebenſo ſteht es mit der
Funkeinrich=
tung, die ſtärker und von größerer Reichweite iſt, als ſonſt in
Flugzeugen üblich und in geräumiger, ſchalldichter Kabine dem
Funker ein bequemes Arbeiten ermöglicht.
Dieſe Schonung der Menſchen bedeutet praktiſch eine
min=
deſtens ebenſo hohe, wenn nicht höher zu veranſchlagende
Stei=
gerung der Verkehrsſicherheit als die Herabſetzung der
Bauſicher=
heit. Einer durch gute Arbeitsverhältniſſe und ausreichender
Ablöſung friſchen Beſatzung konnte man auch am Ende eines
Fluges ohne Riſiko eine Aufgabe ſtellen, wie die Nachtlandung
vor Noronha bei Seegang auf unbekannter Reede.
Der Flug war alſo tatſächlich unter allen für den
regel=
mäßigen Luftverkehr möglichen Sicherheitsvorausſetzungen
durch=
geführt, deren Erfüllung aber, — und das iſt der ſpringende
Punkt, — an die große Flugzeugeinheit, an das Flugſchiff
ge=
bunden iſt.
Und damit iſt dieſer Flug ein Wegweiſer für die künftige
Entwicklung des transozeaniſchen Luftverkehrs. Wenn ſich auch
die mitgeführte Nutzlaſt auf 2 Gäſte und einige Hundert
Kilo=
gramm Poſt beſchränkte, ſo iſt der Flug der Do. X. doch als der
erſte Verkehrsflug über den Atlantik zu werten. Er verſtärkte die
Ueberzeugung, daß der Träger des künftigen Flugverkehrs über
große Seeſtrecken nur das Flugſchiff ſein wird.
Rundfunk-Brogramme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 10. Junf.
10.20: Schulfunk: Eine Stunde im Anwaltsbüro.
15.20: Stunde der Jugend.
16.30: Nachmittagskonzert des Rundfunk=Orcheſters.
18.15: Georg Müller: Der Proviſionsreiſende.
18.40: Zeit, Programm.
19.10: Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.20: Freiburg: Buntfunk.
20.35: Renaiſſance, Barock, Rokoko: 10. Abend: Am Hofe des
Sonnenkönigs; Hörwerk von P. Enderling.
22.15: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
Königswuſterhauſen
Deutſche Welle: Mittwoch, 10. Juni.
9.00: Berliner Schulfunk: Geſpräch mit einem Flugzeugführer,
10.10: Schulfunk: Bei deutſchen Siedlern in Venezuela.
14.45: Kindertheater: Die drei Wundertöpfe.
15.45: Frauenſtunde: Verſchiedene Obſtſalate.
16.00: Miniſterialdirigent Dr. Wende: Grundlagen des Elternrechts.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.30: Selten geſpielte Trios. Mitw.: Meinhardt=Petſchnikoff=
Lie=
bermann=Trio.
18.00: Dr. Kern: Das Problem der Liebe in der Philoſophie.
18.30: Prof. Dr. Mildbraed: Botaniſches für die Reiſezeit.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Dr. Hermann: Das Erfinderrecht und die Beamten
19.20: Lic. D. Mumm M.d.R. — W. Sollmann M. d. R.:
Chri=
ſtentum und Sozialismus.
20.00: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Heitere Stunde mit A. Müller und H. Roßmann und dem
kleinen Funkorcheſter.
21.00: Eine Stunde Arbeit, Sage und Sang mit Seefahrern,
Fiſchern und Bauern. Verbindende Worte: Heinrich Deiters.
22.05: A. d. Delphi=Palaſt: Tanzmuſik. Ben Berlin=Orcheſter.
Wellerbericht.
Die Reihe der vorübergehenden Störungen iſt noch nicht be=. Der geſtern über der Nordſee gelegene Wirbel iſt bis nach=
Polen hin weitergewandert und hat durch den Zuſtrom kühler:
Luft an ſeiner Rückſeite über dem Feſtland Luftdrucksanſtieg
ge=
bracht. Ueber den Britiſchen Inſeln iſt ein neues
Tiefdruckgebiet=
im Anzug und verurſacht dort bereits vielerorts Regen. Mit
ſei=
nem Vordringen auf das Feſtland tritt vorerſt Erwärmung ein.
Wenn auch der Himmel ſich vorübergehend aufheitern dürfte, ſo
wird doch durch die feuchtmilde Ozeanluft wolkiges Wetter
vor=
herrſchen, wobei auch zeitweiſe Regenfälle niedergehen. Im
gan=
zen behält die Witterung ihren unbeſtändigen Charakter bei.
Ausſichten für Mittwoch, den 10. Juni: Bewölkt und dann mehr.
bedeckt, wärmer und zeitweiſe Regenfälle.
Ausſichten für Donnerstag, den 11. Juni: Wechſelnd wolkig,
wie=
der kühler, noch Schauer.
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ans
Nummer 159
Mittwoch, den 10. Juni 1931
Seite 9
ROnt jagen durck 10 Tanoer.
Die 10000-Kilomeker-Fahrt des Aukomobilelubs von Deutſchland.
Berlin, 8. Juni.
Der größte und längſte Autozuverläſſigkeitswettbewerb, den
zie gegeben hat, die 10 000=Kilometer=Fahrt des A. v. D., iſt
ſndet. 88 Fahrer auf Fahrzeugen aller autoproduzierenden
gder waren geſtartet. 67 haben den langen, ſchweren
Wett=
werb beendet. Sie war originell in ihrer Wertungsart, dieſe
ſart durch 10 Länder. Es gab keine Ankunftszeiten, ſondern
m Startzeiten. Wer aber zu der nach einem
Durchſchnitts=
vo von 28 Km./Std. für die Wagen bis 2 Liter und von
5Km./Std. für die Wagen über 2 Liter feſtgeſetzten
Start=
u nicht an der Startſtelle zur nächſten Etappe war, ſchied aus.
ſo konnte jeder Fahrer ſoviel „auf Vorrat” fahren, wie er und
e Wagen eben wollte. Dies auf Vorrat=Fahren aber war
höl=
iſt ſchwer. Es mußte getankt werden, es gab Reifenpannen,
Aufenthalte an geſchloſſenen Eiſenbahnſchranken,
Orts=
ſagen, die zu mäßigem Tempo zwangen, und ſchließlich muß
mMenſch ja auch mal eſſen, trinken, ſich abwaſchen von Staub
i Ruß.
Kampf um Zeitgewinn für den Schlaf — Kampf mit dem
5ülaf — das waren entſcheidende Punkte. Die Unfälle im
Ver=
uf der 10 000=Kilometer=Fahrt und der tragiſche Todesſturz des
hnnabor=Fahrers Hoerbe waren zumeiſt auf die Müdigkeit der
fürer, aufs Einſchlafen am Steuer, zurückzuführen. Die
Fahr=
zik der 10 000=Kilometer=Fahrer war verſchieden. Die einen
aen vom Start weg drauflos, als gelte es ein Rennen zu
ſinnen . . . ſie machten ihre Miaſchinen kaputt. Andere
wie=
ſum fuhren mit zielbewußter Gemächlichkeit. Die
Brennabor=
hnnſchaft zum Beiſpiel trieb ihre Maſchinen kaum je über
URilometer. Sie ſchlief nicht in Hotels, ſondern (während der
fratzfahrer ſteuerte), im Wagen. Sie beſuchte keine Gaſtſtätten,
odern hatte Reiſeproviant, vorwiegend Konſerven, für die 16
furtage bei ſich. Fahrer, die anfangs im Höllentempo
los=
huften, wie z. B. die Deutſchen Bieber (Frankfurt) und
Lega=
imsſekretär von Schubert von der Deutſchen Geſandtſchaft in
tyenhagen auf ihren neuen Mercedes=Benz 15/75 PS
Sport=
pgen, waren im 2. Teil der Fahrt mit die regelmäßigſten.
frereſſant war die Fahrtteilnahme der neuen kleinen DKW. mit 586 cem. Zweitakt=Motoren. Die
„W. haben ſich ausgezeichnet bewährt, und wenn der eine
Zgen im Wüſtenland Eſtremadura ausfiel, ſo infolge Kolliſion
meinem Laſtkraftwagen; die anderen beiden haben die lange,
were Fahrt tadellos durchgehalten. Erſtaunlich waren auch
it Leiſtungen der Aero=Wagen und ihrer Fahrer. Die beiden
hro=Wägelchen mit ihren 500 ccm. Einzylinder=Motoren waren
i Liliputaner der Kolonne. An der ſpaniſch=portugieſiſchen
hrnze ſchied der von Dr. Kubelka gefahrene Aero aus;
Müdig=
ei hate ihn in den Graben geſteuert. Der Wagen war
beſchä=
ſiſt, konnte zwar repariert werden, aber als Dr. Kubelka nachts
i Grenze paſſieren wollte, war der ſpaniſche Zöllner ſchlafen
eſangen. Der Aufenthalt an der Grenze wurde zu lang. Der
lene Aero ſchied aus. Der andere dieſer Liliputaner aber,
m O. Skokanek gefahren, hielt bewundernswert durch. Und
uuh der Aero=Zweizylinder mit 662 cem. Motor wurde
erfolg=
eih ans Ziel gebracht, und den beiden Aero=Fahrern, Skokanek
w Turek, gebührt beſondere Anerkennung, weil ſie die ganze
000=Kilometer=Strecke ohne Ablöſung geſteuert haben.
Land und Leute.
Ab Berlin gings durchs Saargebiet und durch Elſaß=
Loth=
ugen nach Genf (1. Etappe), dann durch Südfrankreich nach
San Sebaſtian (2. Etappe), über Burgos=Madrid nach Liſſabon
(3. Etappe), quer durch Spanien via Madrid-Zaragoza-Lerida
nach Barcelona (4. Etappe), ſodann längs der Mittelmeerküſte
über Perpignan—Monte Carlo—Genua—Piſa nach Rom. Hier
war Ruhetag. Danach nahm die Fahrt ihre Fortſetzung über
Verona und den Brenner nach München (6. Etappe), danach
mußte Europas ſteilſte Bergſtrecke, der vielgefürchtete Katſchberg
mit ſeinen Steigungen bis 29 Prozent bezwungen werden, und
in gleicher Etappe wurde das Dalmatiniſche Bergland und der
Karſt bis Raguſa—Dubrownik (7. Etappe) durchquert. Die
8. Etappe führte durch Herzegowina, Bosnien, Kroatien und
Ungarn nach Budapeſt, und die 9. und Schlußetappe über Wien
—Prag—Dresden nach Berlin. Täglich gabs neue Welt, neue
Menſchen, andere Laute. Die 10 000)=Kilometer=Fahrt wurde zu
köſtlicher Europa=Studie für den, der keine Sollzeiten zu
fürch=
ten hatte. Und doch — es überſtürzten ſich die Eindrücke. Eben
warens Spaniens ausgebrannte Klöſter.., dann wieder großer
Empfang in Portugal, es kam herrliche Längsfahrt an der
fran=
zöſiſchen und italieniſchen Riviera.. . es ging durchs Bergland
des Appennin und an den Seealpen und an der italieniſchen
Mittelmeerküſte entlang, es kam der auf italieniſcher Seite ime
Bau befindliche Brenner mit verheerend ſchlechter Erſatzſtraße, es
grüßte Oberbayerns köſtliche Bergwelt, München ward paſſiert,
der Katſchberg erklommen, durchs einſtige Kriegsgebiet am
Jſonzo gings, in Jugoſlawien gabs begeiſterte Empfänge durch
Behörden und Bevölkerung, der Kgl. Magyariſche A. C. in
Budapeſt leiſtete vorbildliche Sportorganiſation , . die
tſchechi=
ſchen Straßen haben ſich gebeſſert... Dresden grüßte . . . Berlin
ward erreicht. Schnelligkeit verwirrt. Wir ſahen eben noch
Steinwüſten, ſonnendurchglutet, baumlos, ſahen fenſterloſe
Häu=
ſer, fahen ein paar Stunden ſpäter den Luxus der Riviera=
Bäder, ſahen dann wieder Maultierkarawanen in pittoreskem
Bergland, hörten von Stunde zu Stunde andere Sprachen,
andere Dialekte. Wir rechneten mit Mark und mit Franken, mit
Peſos und Eskudos, mit Lire und Schilling, mit Pengö und
Kronen und Dinaren. Dieſe Abwechſlung aber, dieſer Film,
dieſes Tempo, dies Erleben — dieſer Rhythmus von Kilometern,
Motoren, Schnelligkeit — er war das Wunderſame dieſer 10 000=
Kilometer=Jagd durch Europa!
Technica.
Von den Vorderrad=Antriebswagen DKW. von den kleinen
Aero und von den neuen Mercedes=Benz Sechszylinder=
Sport=
wagen haben wir ſchon geſprochen. Bewährt hat ſich das Syſtem
der Vorderrad=Schwingachſe von BMW. Daß die tſchechiſchen
Walter ſo vorzüglich durchhielten und einen der Teampreiſe
er=
rangen, hat überraſcht.
Von den zwölf geſtarteten Fabrikmannſchaften haben nur
vier den Wettbewerb durchgehalten und von dieſen iſt nur eine
Mannſchaft Siegerin im Kleinwagenwettbewerb. Die Wanderer=
Gruppe hat den großen Erfolg im Kleinwagenwettbewerb und
damit einen der größten Erfolge der 10 000=Kilometer=Fahrt
er=
rungen. Die Wanderer=Gruppe mit ihren 4=Zylinder=Wanderer=
Wagen iſt mit vorbildlicher Regelmäßigkeit gefahren. Die
Wan=
derer=Wagen waren ſtets und auf jeder Etappe fahrbereit und
auch in der Schlußprüfung nach Abſchluß der Fahrt in durchaus
zutem Zuſtand. Wanderer galt ſtets als ein Fabrikat, das
Senſationen vermeidet und nur hochwertige Wagen baut.
Die=
ſer Ruf iſt durch den Mannſchaftsſieg auf der 10 000=Kilometer=
Fahrt erneut beſtätigt worden.
Nicht als Mannſchaft gemeldet war im
Kleinwagenwettbe=
werb die Fiatgruppe. Es iſt ſchade, daß Fiat dieſe Dreiergruppe
nicht für den Mannſchaftswettbewerb gemeldet hatte, hätte doch
ſonſt auch Fiat zu den Gruppenſiegern gehört.
Siegreiche Mannſchaft iſt ferner die von Adler. Zwei
Adler=
fahrer, die Schupomajore Sande und Gutknecht, fuhren in der
Kleinwagengruppe den Typ Adler=Favorit, den leiſtungsfähigen,
zuverläſſigen Vierzylinder, der dritte Mann der Adler=Gruppe,
Erwin Kleyer, fuhr in der Klaſſe der großen Wagen den Adler
Standard 8. Beide Adler=Typen haben ſich vorbildlich bewährt,
und durch ihre Schnelligkeitsleiſtungen im
Kleinwagenwettbe=
werb haben die Schupomajore bewieſen, daß Adler=Favorit nicht
nur zuverläſſig, ſondern auch ein Reiſewagen für achtbare
Durch=
ſchnittsgeſchwindigkeiten iſt.
Sehr regelmäßig liefen die Ford=Wagen. Wenn die eine
Ford=Mannſchaft ſchließlich durchfiel, ſo iſt dies lediglich dem
allzu draufgängeriſchen Fahren ihres Mannſchaftsführers, Julius
von Krohn, zuzuſchreiben.
Man hatte erwartet, daß bei den ſchnellen Fahrten in der
Gluthitze Spaniens, Italiens, Frankreichs und Jugoſlawiens
die Lager auslaufen, Kolben freſſen oder andere
Maſchinen=
ſchäden eintreten würden. Die Zahl dieſer Schäden war
gleich=
falls überraſchend gering. Recht unterſchiedlich war die
Ab=
nützung und Bewährung des Reifenmaterials. Das hohe Tempo
auf Spaniens Muſterſtraßen hat das Reifenmaterial ebenſo
be=
anſprucht, wie die endloſen Schotterſtraßen in dem Bergland
von Dalmatien und der Herzegowina. Ueber Durchſchläge hatten
alle Fahrer zu klagen. Etwa ein Drittel der Fahrer hat in
München die Reifen der Hinterräder wechſeln müſſen.
BMW. hat von fünf geſtarteten Wagen drei als erſte
Preis=
träger ans Ziel gebracht, nämlich die Wagen von Weichelt,
Sal=
bach und den beiden ſich am Steuer ablöſenden Königsbergern
Rudat und Knappe. Der vierte BMW. von Fräulein Göckler
erhielt infolge techniſcher Abnützungen den zweiten Preis.
Von nicht deutſchen Wagen wurden in der kleinen Gruppe
außer der ſchon erwähnten ausgezeichneten Fiat=Mannſchaft
Preisträger die Einzelfahrer auf Licorne, Peugeot, Aero, Praga,
Riley, Tatra. In der Wertungsgruppe 2 (Wagen über zwei
Liter) war Ford das am ſtärkſten vertretene Fabrikat.
Sämt=
liche 9 Ford ſind ans Ziel gekommen. Fünf Sieger ſtellt
Merce=
des=Benz. Daß der Mercedes=Benz=Typ Stuttgart 10/50 PS
mit Schnellganggetriebe und die Mercedes=Benz=Nürburg=Wagen
ſich bewähren würden, war von vornherein ſelbſtverſtändlich. Je
zwei Siegerwagen ſtellten Steyr, Wanderer, Horch, Adler und
NSU durch die lange, ſchwere Prüfung. Je einen Sieg
erran=
gen Auſtro=Daimler, Minerva, N.A.G., Brennabor, Audi,
Chevrolet, Renault und Fiat. Unter den 60 Siegerwagen der
10 000=Kilometer=Fahrt befanden ſich 29 deutſche Wagen,
da=
von 16 der kleinen und 13 der großen Klaſſe. Ganz
über=
ragend iſt auch der Erfolg der deutſchen Reifeninduſtrie. Von
den 60 Siegern fuhren 36 deutſche Continental=Reifen. Der Reſt
von 24 erſten Preisträgern verteilt ſich auf 11. verſchiedene
Reifenmarken.
Erfreulich groß war die Beteiligung der Damen an der
10 000=Kilometer=Fahrt, und was ſie geleiſtet haben, iſt
erſtaun=
lich. Unter den mit Erſten Preiſen ausgezeichneten 60
Teilneh=
mern befinden ſich 9 Damen.
Die 10 000=Kilometer=Fahrt 1931 iſt zum glänzenden Erfolg
geworden, techniſch, ſportlich und organifatoriſch. Es lebe die
folgende!
Ergebnis.
Siegreiche Teams: Adler, Wanderer, Walter, Ford.
Sieg=
reiche Fabrikate der Einzelfahrer: 9 Ford, 5 Mercedes=Benz,
6 Wanderer, 4 BMW., 3. DKW., 3 Walter, 4 Aoler, 4 Fiat,
3 Brennabor, je 2 Tatra, Riley, Praga, Aero, Peugeot, Steyr,
Horch 8, NSU.: je 1: Z. 9, Hanomag, Licorne, Auſtro=Daimler,
Minerva, N. A.G., Brennabor, Chevrolet, Audi, Renault.
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Seite 110
Mittwoch, den 10. Juni 1931
Nummer 1159
Untertane
Das Sporkfeit der Reichswehr=Kraftfahrer in Berlin.
Hindernislauf mit ſchweren Maſchinengewehren durch vergaſtes Gebiet
unter Benutzung von Schutzmasken.
Anläßlich der Einweihung des Potsdamer Ehrenmals für die Kraftfahrtruppen fand in Berlin
ein Wiederſehenstag der deutſchen Kraftfahrtruppen ſtatt, der mit einem militäriſchen Sportfeſt
verbunden war. Kraftfahrer=Abteilungen der Reichswehr zeigten außerordentlich intereſſante
Vorführungen.
Im klaſſiſchen Lande des Pferdeſporks
darf auch das Königspaar beim Reitkurnier nicht fehlen.
Englands König und Königin verlaſſen die Olympia=Halle in London,
nachdem ſie der erſten Prüfung des großen Militär=Reitturniers beigewohnt haben. Englands
„King” und „Queen” ſind genau ſo große Pferdeliebhaber, wie es der letzte ihrer
in dieſem klaſſiſchen Lande des Pferdeſports iſt.
Eine deutſche Segelflugexpedition auf die
Jungfrau.
Frankfurt a. M. Am Montag hat das
Forſchungsinſtitut der Rhön=Roſſittengeſellſchaft
auf der Waſſerkuppe auf Anregung und nach
wiſſenſchaftlicher Vorbereitung durch Profeſſor
Georgii in Frankfurt a. M., eine Segelflug=
Expedition nach der Schweiz entſandt, um dort
im Gebiete der Jungfrau im Berner Oberland
Alpenflüge zu unternehmen. Mit dieſem erſten
Verſuch, auch das Alpenland in ſeinen Kreis zu
ziehen, begibt ſich der Segelflug auf ein ganz
neues Gebiet. Der Führer der Expedition iſt
Groenhoff, der auch die Segelflüge ausführen
wird, ferner gehören ihr Peter Riegel und der
Aſſiſtent des Forſchungsinſtituts Harth an. Das
Flugzeug, das Groenhoff für ſeine Alpenflüge
be=
nutzt, die vom Jungfraujoch, alſo in einer Höhe
von 3500 Metern angeſetzt werden ſollen, iſt der
gleiche „Fafnir”, der den Segelflieger Groenhoff
nach der Tſchechoſlowakei gebracht hat. Die
ſchweizeriſchen Luftfahrtkreiſe haben dem
Unter=
nehmen ihre Unterſtützung zugeſagt.
Zwei Motorradfahrer tödlich verunglückt.
Frankfurt a. M. Am Montag nachmittag
fuhr der 18 Jahre alte Schloſſer Ludwig Keller
aus Höchſt mit ſeinem Motorrad mit Beiwagen
von Wiesbaden nach Höchſt. Im Beiwagen ſaß
der 22 Jahre alte Schloſſer Adolf Jung, ebenfalls
aus Höchſt. In der Farbenſtraße in Höchſt
ver=
lor Keller in einer Kurve die Herrſchaft über
das Rad und rannte gegen einen Kilometerſtein.
Beide Fahrer wurden in weitem Bogen auf die
Straße geſchleudert. Keller erlitt einen ſchweren
Schädelbruch und war nach wenigen Minuten
tot. Jung trug ebenfalls ſchwere
Kopfverlet=
zungen davon und wurde nach dem Krankenhaus
in Höchſt verbracht, wo er in der vergangenen
Nacht geſtorben iſt. Keller war noch nicht im
Beſitz eines Führerſcheines.
eindelhang des Keaduues der Heibeibetger Anderſttat.
Heidelberg, 9. Juni.
Der Neubau der Heidelberger Carolus=
Rupertus=Univerſität wurde am Dienstag
vor=
mittag feierlich eingeweiht. Unter den
An=
weſenden befanden ſich der ehemalige Botſchafter
Dr. Schurman, der Reichsinnenminiſter Dr.
Wirth, der Kultusminiſter Dr. Remmele, der
Nennung ihrer Namen verboten hatten. Heute
könne er bekanntgeben, daß es ſich um drei
Ame=
rikaner deutſcher Herkunft, nämlich um
Ferdi=
nand Thun, Henry Janſſen und Guſtav
Oberlän=
der handele. Herr Oberländer, der der heutigen
Feier beiwohne, habe zudem noch einen Fonds
von einer Million Dollar geſtiftet, um führende
Ein 18jähriger Schüler läßt ſich vom Zug
überfahren.
Frankfurt a. M. Dienstag früh 4.30 Uhr
wurde auf dem Brückenkopf der Main—Neckar=
Bahn=Brücke, im Gleis Frankfurt a. M.=
Haupt=
bahnhof nach Frankfurt a. M.=Südbahnhof, der
18jährige Schüler Hans Wilhelm Flaſchenhals
aus Frankfurt a. M., Falltorſtraße 10, tot
aufge=
funden. Von welchem Zuge er überfahren wurde,
konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt werden.
Ver=
mutlich liegt Freitod vor.
78 000 Mark unterſchlagen.
Bamberg. Die Elektrizitätsgenoſſenſchaft
Südweſt=Oberfranken in Bamberg iſt durch ihren
früheren Leiter Dr. Dittmann durch
Verſchleu=
derung von Genoſſenſchaftsgeldern an den Rand
des Ruins gebracht worden. In einer von etwa
1500 Perſonen beſuchten, ſehr erregt verlaufenen
außerordentlichen Generalverſammlung wurde
nun beſchloſſen, den Schaden anteilmäßig zu
decken und nach erfolgter Sanierung die
Genoſ=
ſenſchaft aufzulöſen. Gleichzeitig wurde an das
Bayeriſche Juſtizminiſterium die Bitte gerichtet,
das gerichtliche Verfahren wegen Unterſchlagung
gegen Dr. Dittmann, der nach den bisherigen
Feſtſtellungen die Genoſſenſchaft um mindeſtens
78 000 Mark geſchädigt hat, zu beſchleunigen.
Selbſtmord eines Bankdirektors.
Reutlingen. Der Direktor der
Gewerbe=
bank in Pfullingen, Schweizer, hat geſtern früh
durch Vergiftung Selbſtmord begangen. Wie
der „Reutlinger Generalanzeiger” berichtet, iſt
der Beſchluß des Direktors, aus dem Leben zu
ſcheiden, auf geſchäftliche Schwierigkeiten
zurück=
zuführen. Die Bank habe ihre Kaſſen ſchließen
müſſen, nachdem ſie durch Gewährung von
Kre=
diten an ein anderes Unternehmen große
Ver=
luſte erlitten hatte.
Vier Tote bei einem Einſturzunglück.
Frankfurt a. d. O. Auf dem Rittergut
Mellenthin, im Kreiſe Soldin, das von der
Land=
gemeinſchaft „Eigene Scholle” beſiedelt wird,
werden zurzeit umfangreiche Umbauten
vorge=
nommen. Am Montag wurden beim Einſturz
eines Scheunengiebels fünf Bauhandwerker von
zuſammenbrechendem Bauwerk verſchüttet. Drei
wurden ſofort getötet, einer, der Polier,
ver=
ſtarb kurz nach der Einlieferung in das
Kranken=
haus Berlinchen.
Das neue Kolleggebäude in Heidelberg,
das auf Anregung des früheren Botſchafters Schurman von Amerikanern, die einſt in Heidelberg
ſtudierten, geſtiftet wurde.
Die Unkerſuchung über die Münchener
Brandkakaſtrophe.
München. Der Brandabteilung der Pol/
zei wurden auch geſtern noch verſchiedene Min
teilungen über die vermutliche Entſtehungsun
ſache der Brandkataſtrophe des Glaspalaſtes geſ.
macht. Die Polizei prüft dieſe Angaben ge”ſ
genwärtig nach, ſcheint aber bei der Anſicht 30 00 jetzt
verbleiben, daß höchſtwahrſcheinlich der Bran) ſartig
auf chemiſche Vorgänge zurückzuführen iſt. Die weder
ſer Standpunkt ſoll auch in einem Gutachten des
Polizeichemikers vertreten ſein. Vorgeſtern nach ſe
mittag wurde mit den Aufräumungsarbeiten be
gonnen. Dabei ſtürzte ein Teil des ragende
Finanzminiſter Dr. Schmitt und zahlreiche
Ver=
treter der Behörden und der Wiſſenſchaft.
Bei der Schlüſſelübergabe ſprach Prof. Dr.
Gruber über die architektoniſche Linienführung
des neuen Gebäudes. Der Rektor der
Univer=
ſität, Prof. Dr. Meiſter, übernahm die Schlüſſel
in die Obhut des Staates und in das
Haus=
recht der Univerſitätsbehörde mit Worten des
Dankes. Der Rektor verkündete, daß der Senat
beſchloſſen habe, dem Erbauer der Univerſität,
Prof. Dr. Gruber, die Würde eines
Ehrenſena=
tors zu verleihen.
Dann ergriff der badiſche Staatspräſident
und Innenminiſter Wittemann das Wort zu
einer Anſprache, in deren Verlauf er Dr.
Schur=
man die badiſche Goldene Staatsplakette verlieh.
Der badiſche Staatspräſident und Innenminiſter
Wittemann ſprach mit Stolz davon, daß das
Land Baden die älteſte deutſche Hochſchule
beher=
berge. Heidelberg ſei ſeit Jahrzehnten ein
Sor=
genkind geweſen, beſonders, da die Baulichkeiten
den heutigen Bedürfniſſen nicht mehr entſprächen.
Da ſei unerwartet Hilfe aus den Vereinigten
Staaten, unter Führung von Dr. Schurman, den
er aufs herzlichſte begrüße, gekommen. Dadurch
ſei es möglich geworden, nach kurzer Bauzeit den
Neubau der Univerſität feierlich einzuweihen.
Der Staatspräſident ſprach dem Prof. Dr.
Gru=
ber=Danzig und dem bauleitenden Architekten
Gutmann=Karlsruhe ſeinen beſonderen Dank
aus. Alsdann dankte der Staatspräſident im
Namen der badiſchen Regierung dem ehemaligen
Botſchafter Dr. Schurman und allen Spendern.
Stets werde die neue Univerſität als Schurman=
Bau erkenntlich ſein. Als Dankeszeichen verleihe
er Dr. Schurman die bisher zweimal verliehene
Goldene Staatsplakette für beſonders große
Verdienſte.
Botſchafter a. D. Dr. Schurman ging in
ſei=
ner Dankrede auf die Schaffung der neuen
Uni=
verſität ein. Die letzten 100 000 Dollar der eine
halbe Million Dollar betragenden
Stiftungs=
ſumme ſeien von drei hochherzigen
amerikani=
ſchen Bürgern gegeben worden, die bis jetzt die
Amerikaner aus allen Kreiſen inſtandzuſetzen,
ein Jahr oder länger nach Deutſchland zu
kom=
men. Es müſſe erwähnt werden, daß der
Stif=
ter beſtimmt habe, daß dieſe Summe innerhalb
einer einzigen Generation ausgegeben, werden
Jacob Schurman,
der frühere amerikaniſche Botſchafter in Berlin,
deſſen Namen das neue Univerſitätsgebäude
trägt.
ſolle. Oberländer ſei der Anſicht, daß die
freund=
ſchaftlichen Beziehungen zwiſchen den beiden
Na=
tionen nach Ablauf dieſer Friſt auf einer
natür=
lichen Baſis beruhen werden, und daß dann keine
künſtliche Hilfe mehr erforderlich ſei. Zum
Schluß betonte Dr. Schurman, daß auch er und
ſeine Cntwicklung der Univerſität. Heidelberg
eine große Dankesſchuld zolle, die er mit dem
vollendeten Werke abzutragen ſich bemüht habe.
Aus Rache das Eſſen vergiftet?
Paris. Bei den Bauarbeiten im Bahnhof
von Trouville beſchäftigte Arbeiter ſind an
Ver=
giftungserſcheinungen erkrankt. Einer der Ar=
beiter, ein Italiener, iſt geſtorben. Die
Vergif=
tung ſoll auf den Genuß von vergifteten
Lebens=
mitteln zurückzuführen ſein. Es ſoll die
Mög=
lichkeit beſtehen, daß ein Arbeiter aus Rache
ſeinen Kollegen das Eſſen vergiftet habe.
Gebälkes am Weſtflügel mit großem Getöſe ein.
Eiel
wobei zwei etwa 8 Meter lange Teile bis in dü wri
Sophienſtraße geſchleudert wurden.
Ach
Der Münchener Stadtrat zum Brand
des Glaspalaſtes.
München. Der Münchener Stadtrat tral
geſtern zu einer Beileidskundgebung anläßlich
der Kataſtrophe im Münchener Glaspalaſt zu
ſammen. In der Sitzung wurde allen durch dig
Kataſtrophe geſchädigten Kreiſen die Teilnahme
der Stadt München ausgeſprochen. Einſtimmi
beſchloß der Stadtrat, den Betrag von 50 00
Reichsmark trotz der großen finanziellen Not
lage der Stadt bereitzuſtellen. Dieſer Betrag
ſoll verwendet werden teils für die Durchfüb
rung der Erſatzausſtellung, zum andern Teil für
die bereits in die Wege geleitete Sammlung zu
Unterſtützung der geſchädigten Künſtler.
Neues Ausſtellungsgebäude für München.
Die Aufräumungsarbeiten.
München. Der Stadtrat von Münche
hielt am Dienstag eine Beileidskundgebung zuud
Glaspalaſt=Kataſtrophe ab und beſchloß, 50 00
RM. bereitzuſtellen, die teils für die Durchfüh
rung der Ausſtellung, teils für die Sammlun/
verwendet werden ſollen. Die Erſatzausſtellun
in der neuen Pinakothek dürfte am 15. Juli er
öffnet werden und auf drei Monate bemeſſe:
ſein. Im übrigen denkt die Münchener Künſt
lerſchaft ſchon daran, durch einen großen Wett
bewerb, der für alle deutſchen Architekten aus
geſchrieben werden ſoll, ſich in den Beſitz eine
neuen Ausſtellungsgebäudes zu bringen. Sobal
das Finanzminiſterium die Gelder genehmige
hat, werden die Aufräumungsarbeiten einſetzen
die eine Zeit von 6 bis 8 Wochen in Anſpruch
nehmen dürften. Die Koſten zu dieſen Arbeite:
werden ſich auf mindeſtens 100 000 Mark, belau
fen. Aus den Trümmern an der Brandſtätt// iſe
wurden am Montag zwei Kaſſenſchränke
gebor=
gen, von denen der eine bereits aufgeſchweiß
wurde. Er enthält wichtige Dokumente und Ver
träge, die vollſtändig erhalten waren. Außer
dam waren in ihm auch 800 RM. in bar auf
bewahrt, die unverſehrt geblieben ſind.
De=
zweite Kaſſenſchrank wird am Dienstag aufge
ſchweißt.
Raupenplage in einem Dorf im Kanton Waad4
Lauſanne. Seit ein paar Tagen werder
die Häuſer in Cully von Millionen kleine
grüner Raupen, die bis zu zwei Zentimete‟
lang werden, heimgeſucht. Die Raupen bedecken
Dächer und Mauern und dringen ſelbſt in di
Wohnungen ein. Der Gemeinderat hat
be=
ſchloſſen, mit Hilfe der Feuerwehr die Plag”
zu bekämpfen. Mauern und Dächer werden mi
einer giftigen Flüſſigkeit beſpritzt und abgeſpült
Die Raupen ſind in ſo großen Mengen vor
handen, daß ſie ſelbſt die Kanaliſation ver
ſtopfen.
Das Poſtflugzeug Paris—Saigun in Burma
abgeſtürzt.
Kalkutta. Eines der Flugzeuge, die der
vierzehntägigen Dienſt zwiſchen Paris und Indo
china verſehen, iſt in der Nähe von Sandowa
in Burma in einen Wirbelſturm geraten un?
in einen Fluß abgeſtürzt. Die vier Mann
Be=
ſatzung, zwei Piloten und zwei Mechaniker, ſin?
ertrunken. Drei Leichen konnten bereits gebor”
gen werden. Auch die Poſtſachen konnten iw
Sicherheit gebracht werden.
Ein ägyptiſches Dorf abgebrannt.
Kairo. Ein Dorf in der Nähe von Kafuel.,
zayat iſt mit 130 Eingeborenenhäuſern abge"
brannt. Sieben Perſonen kamen in den Flam”
Mummer 159
Mittwoch, den 10. Juni 1931
Seite 11
SAsstbads LaSAat
Hockey.
Zwiſchenrunde um die Deutſche Hochſchulmeiſterſchaft.
Univ. Bonn — Techn. H. Darmſtadt 0:1 (n. V.)
Am Samstag ſpielten in Bonn, auf dem Platz des Bonner
zſballvereins, die Hochſchulmannſchaften der Univerſität Bonn
„d de= Techniſchen Hochſchule Darmſtadt im Zwiſchenrundenſpiel
n die Deutſche Hochſchulmeiſterſchaft. Das Spiel begann ſofort
it einem ziemlich ſcharfen Tempo und ſah in der 1. Halbzeit eine
ſchte Ueberlegenheit der Darmſtädter. Die gute Bonner
Vertei=
gung konnte jedoch Torerfolge ziemlich ſicher verhüten. Das
eiel wurde alsdann ausgeglichener und ſah vor beiden Toren
ſr gefährliche Momente, die teils durch glückliche, teils durch gute
zwehr der Hintermannſchaften geklärt wurden. Auch die 2.
Halb=
zt verlief torlos. Bonn vergab ſichere Torchancen. Die
erfor=
ſtliche Zweimal=10=Minuten=Verlängerung brachte auf beiden
eiten keinen Erfolg, obwohl beide Stürmerreihen verbiſſen
ſrum kämpften. Es war ſomit eine 3. Verlängerung bis zur
ſtſcheidung erforderlich. Beide Mannſchaften gaben ihre letzte
kaft, um den Sieg zu erringen. In der 4. Minute gelang
Darm=
ſor durch geſchickte Zuſammenarbeit von Scholz und Gärtner,
ſrch dieſen das entſcheidende Tor.
Die Bonner Mannſchaft hatte ihren beſten Teil in dem
Ab=
ahrtrio: „Matthäus, Bunge Harenberg. Die Läuferreihe
hnte nicht immer den gefährlichen Sturm der Darmſtädter
hal=
ta. Im Sturm gefiel beſonders der Rechtsaußen Müller. Die
urmſtädter Mannſchaft hatte mit Leuchs im Tor eine ganz
glän=
nde Beſetzung. In der Verteidigung war Schorr anfangs
ſtock=
eſicher und gab ſomit den Bonnern manche günſtige Torgelegen=
It machte das zum Schluß aber wieder gut. Die Läuferreihe
züllte ihre Pflichten vollauf. Im Sturm war das Innentrio
imer ſehr gefährlich, konnte aber gegen die ſchon erwähnte gute
bwehr ſich ſchwer durchſetzen. Im allgemeinen hatten die
Darm=
ſdter den Sieg durch eine geſchloſſenere Mannſchaftsleiſtung
ver=
ent.
Darmſtadt hat nunmehr noch gegen die Techniſche Hochſchule
Fraunſchweig, die das Freilos in der Zwiſchenrunde zog,
rd im Falle eines Sieges gegen die Univerſität Kiel um die
Lutſche Hochſchulmeiſterſchaft anzutreten.
Am Sonntag trat die Darmſtädter Hochſchulmannſchaft noch
Köln gegen den dortigen Marienburger Sportclub an und
hinte leicht 2:1 gewinnen. Die Mannſchaft ſtand: Leuchs; Schorr,
ſchter; „Ruther, Faber, Zerres; Botzong, Gärtner, Scholz,
unzel, Lucken.
bieder
Mat
Sarbeit
s ragen
in Getö
le bis in
Sauban.
Sporkverein 98 — Rol=Weiß Darmſtadt.
Heute abend 6.30 Uhr im Stadion
empfängt die Ligamannſchaft des Sportvereins 98 Rot=Weiß zu
einem Abendſpiel. Die Elf der 98er hat in ihren letzten Spielen
wieder mit guten Leiſtungen überraſcht; die flinken Gäſte verſtehen
es, ſich gerade gegen ſtarke Gegner tapfer zu ſchlagen. Während
eufahrk Kongreß in Bukgreſ.
Der Internationale Luftfahrt=Kongreß, an dem als Vertreter
Deutſchlands die Mitglieder des Deutſchen Luft=Rates, v. Kehler
und Graf Yſenburg, ſowie der Vizepräſident der F. A. J., von
Hoeppner, teilnehmen, wurde am Montag mit einem großen Flug=
Wettbewerb auf dem Bukareſter Flugplatz Baneaſa eingeleitet.
König Karl von Rumänien, ſowie zahlreiche Diplomaten und die
Teilnehmer an dem Luftfahrt=Kongreß waren bei dem Wettbewerb
zugegen. Sieger der mit 400 000 Lei ausgeſtatteten
internatio=
nalen Zielfahrt nach Bukareſt wurde der Schweizer Robert Fretz
vor Olteano=Rumänien und Skrypinſki=Polen. In einer längeren
Ausſprache befaßte man ſich bei dem Kongreß mit den Vorſchlägen,
die Deutſchland hinſichtlich des Segelfluges vorgebracht hatte. —
Gleichzeitig hält der Aero=Club von Deutſchland in Bukareſt eine
Sitzung ab, auf der über die diesjährige Durchführung des Europa=
Rundfluges mit Feſtlegung der Strecke beraten wird.
Tennis
Juniorenklubturnier des T.E. C.D.
Vom 10. bis 14 Juni findet das Klubturnier des T.E.C.
m die Juniorenklubmeiſterſchaft 1931 ſtatt. Die letzten
Veran=
ſtltungen dieſer Art waren 1927 und 1929. Bis 1927 wurden
de Juniorenklubmeiſterſchaften regelmäßig alljährlich
ausgetra=
ar, dann vergaß man eine Zeitlang, den Nachwuchs zu fördern,
nd jetzt erſt wieder verſucht man, die Juniorenſpielſtärke durch
brartige Veranſtaltungen zu heben, die hoffentlich von jetzt ab
reder jedes Jahr ſtattfinden. Es werden 4 Konkurrenzen
ge=
ſtelt. Für dieſe wurden im ganzen 62 Meldungen abgegeben,
ee erfreulich hohe Anzahl, wenn auch die
Juniorinnenkonkur=
iz lang nicht ſo ſtark beſetzt iſt, wie die bei den Junioren —
7 Junioreneinzel iſt Colin klarer Favorit. Voigt, Langenbach
det v. Harnier dürfte ſein Schlußrundengegner heißen; dieſe
Sieler ſollten auch die 4 erſten Plätze belegen. — Auch im
Ju=
wrinneneinzel iſt die Lage klar, obwohl hier Ueberraſchungen
ſton eher möglich ſind. Frl. v. Weber wird der Sieg kaum zu
uhmen ſein, Frl. Reuling und Frl. Beuer werden die Beſetzung
ds 2. Platzes unter ſich ausmachen. — Wohl kaum zu ſchlagen
7id im Juniorendoppel Colin=Vogt. Langenbach=Külp und
hünſter=Rinn ſind ihre gefährlichſten Gegner, zu einer
Ueber=
ſſchung fähig wäre auch noch das gut eingeſpielte Paar v.
Har=
pt=v. Flotow. — Im Doppel der Juniorinnen werden die
End=
ſelgegner wohl Frl. v. Weber=Frl. L. Ringer und Frl.
Reu=
ag=Frl. Beuer ſein, doch können gerade hier Paare wie Frl.
ſhlein=Frl. Wöhler und Frl. Klingelhöffer=Frl. Bickel
Ueber=
ſchungen bringen. — Für die in den erſten Runden der
Ein=
ſſpiele Ausgeſchiedenen werden Troſtrunden ſtattfinden. Das
urnier beginnt am Mittwoch, den 10. Juni, nachmittags
Uhr.
Schießſpork.
Heſſiſcher Schützenbund.
Am Sonntag fand in Bickenbach a. d. B. das 2. Preisſchießen
1s Gaues Darmſtadt, veranſtaltet von dem Schützenverein
Weid=
uannsheil Bickenbach ſtatt. Der ſchön in dem Wald gelegene
ſhießſtand brachte eine rege Beteiligung, ſo daß das Schießen
inen ſehr harmoniſchen Verlauf nahm. Gruppenſchießen: 1
Fle=
trmaus=Darmſtadt 150 Ringe 2. Tell=Ober=Ramſtadt 139 R.,
Schützenverein=Pfungſtadt 137 R. Sonderklaſſe: 1. Karl
Rau=
armſt. 66 R. 2. Hermann Junk=D. 64 R., 3. Laumann=D 55 R.
Klaſſe: 1. Heldmann=Ober=Ramſtadt 57 R., 2. Rindfrei=
Ober=
ſamſtadt 56 R., 3. Libermann=Ober=Ramſtadt 56 R. 2. Klaſſe:
Brey=D. 60 R., 2 Handſchuch=D. 58 R., 3. Lang=Arheilgen 56 R.,
Neidig=D. 53 R., 5. Grün=D. 52 R., 6. Eidemüller=D. 51 R.,
Sulzmann=D. 49 R. Altersklaſſe: 1. Rebſcher=Ober=Ramſtadt
R., 2. Wenz=D. 55 R., 3. Wagner=D. 53 R. Einzelſchießen:
Büchner=Ober=Ramſtadt 36 R., 2. Kopp=Arheilgen 35 R., 3.
Haf=
er=Darmſtadt 33 R.
Sportverein mit derſelben Aufſtellung wie in dem letzten Treffen
antritt meldet Rot=Weiß folgende Vertretung: Widmann;
Rö=
mer Wettengl; Dörner, Süßenböck, Trumpfheller; Fehlberg,
Plößer, Beutel, Engel, Dilfer.
Wir hoffen, daß ſich dieſes Spiel würdig den vergangenen
an=
reiht, dann werden die Außenſtehenden den Gang nach dem
Böllen=
falltor nicht zu bereuen haben.
Polizei Darmſtadt — Polizei Hanau.
Heute (Mittwoch) abend um 5 Uhr ſtehen ſich obige Vereine
im Handball=Freundſchaftsſpiel gegenüber. Das Vorſpiel in Hanau
konnten die Darmſtädter Poliziſten nur knapp für ſich entſcheiden.
Man erwartet ein intereſſantes und ſpannendes Spiel.
Anſchließend findet ein Fußballſpiel ſtatt zwiſchen
Pol. Darmſtadt—Techniſche Hochſchule.
Auch dieſer Kampf verdient erhöhtes Intereſſe, da die
Polizei=
elf ſich zurzeit in beſter Form befindet.
F.=C. Union Wixhauſen — Sppg. Arheilgen 6:3 (3:1).
Dieſes Fußballſpiel, das zu den Feſtveranſtaltungen des F.=C.
Union Wixhauſen zählt, war für die ſehr zahlreich erſchienenen
Zuſchauer in jeder Minute ein Spiel des ſpannenden, aber fair
durchgeführten Kampfes. Beide Mannſchaften zeigten ein flottes
Kombinationsſpiel, und beſonders der Sturm von Wixhauſen ſetzte
ſich vor dem Gäſtetor immer gut durch, wie dies ja auch das
Tor=
verhältnis zeigt. Aber auch der Tormann Wixhauſens Seiffert.
der beſte Mann des Spiels, hatte manchen Bombenſchuß der
Ar=
heilger Stürmer zu meiſtern. Wixhauſen, das nun nach Münſter
auch Arheilgen überzeugend geſchlagen hat, dürfte damit bewieſen
haben, daß es auch in der Kreisliga, zu der es wieder aufſteigt,
ein beachtenswerter Gegner ſein wird.
Germania Eberſtadt, Pokalelf — Konkordia Gernsheim 3:0.
Während der A=Meiſter ſeine 1. Mannſchaft nach Hofheim
verpflichtet hatte, ſchlug ſeine Pokalmannſchaft in Eberſtadt die
Ligamannſchaft von Korkordia Gernsheim nach einem ſpannenden
Spiel mit 3:0. Die Leute um den alten Kämpen Mayer lieferten
ein hervorragendes Spiel, die wunderbare Zuſammenarbeit und
das Verſtändnis der einzelnen Reihen war verblüffend. 300 bis
400 Zuſchauer folgten dem Kampf mit größter Aufmerkſamkeit.
Ein unhaltbarer Strafſtoß von Göttmann 1 brachte noch vor der
Pauſe den Führungstreffer. Nach dem Wechſel ſchoſſen Mayer und
Schäfer noch zwei Treffer. Die Gäſte hatten in ihrem Torhüter,
linken Verteidiger, Rechts= und Linksaußen ihre beſten Leute.
Schiedsrichter Fleiſch=Reichsbahn ausgezeichnet.
F.=V. Hofheim — Germania Eberſtadt 5:4 (2:3).
Beide A=Meiſter lieferten ſich ein hervorragendes Spiel. Die
Gäſte aus Eberſtadt zeigten ſich in ausgezeichneter Verfaſſung. Sie
hatten auch weitaus mehr vom Spiel, konnten ſich auf dem kurzen
Platz jedoch nicht voll entfalten. Viele Chancen wurden verſchoſ= ren gerühmte Wertſchätzung immer wieder von neuem zu teil.
ſen. Kurz vor Schluß kam der Platzbeſitzer, der eines ſeiner beſten
Spiele lieferte, zu dem ſiegbringenden Treffer. Das Spiel der
beiden A=Meiſter hinterließ einen ausgezeichneten Eindruck.
Fechken.
Tgde. 46 — Techn. Hochſchule Darmſtadt.
Den geſtern abend in der Otto=Berndt=Halle ausgetragenen
Klubkampf zwiſchen Techn. Hochſchule und Tgde, 46 konnten die
Mannſchaften der Turngemeinde 46 ſowohl im Florett, als auch
Säbel, für ſich entſcheiden. Der Mannſchaftskampf auf Florett
ging 11:5, der auf Säbel 10:6 an die Turner.
Caracciola in Paris.
Der Große Preis von Frankreich für Sportwagen, der am
21. Juni auf der Pariſer Autorennbahn von Linas—
Mont=
lhéry in Form eines 10=Stunden=Rennens zum Austrag gelangt,
hat eine Beſetzung aufzuweiſen, die in bezug auf die Qualität
kaum noch zu überbieten iſt. Die deutſchen Intereſſen in dieſem
ſchweren Rennen vertreten Rudolf Caracciola und der Franco=
Ruſſe Iwanowſky, beide auf Mercedes=Benz. Dieſer Tage iſt
be=
reits auch ſchon die Startfolge der 30 Bewerber ausgeloſt worden.
Ziemlich vorn gehen Minoia (Alfa Romeo), Kaye Don (Fagioli=
Maſerati), Campari (Alfa Romeo) und Dreyfus (Maſerati) ab,
an 13. Stelle folgt der Mercedes=Benz von Iwanowſky, hinter ihm
ſind. Divao (Bugatti), Chiron (Bugatti), Birkin (Maſerati),
Varzi (Bugatti) Nuvolari (Alfa Romeo), und den Beſchluß des
Feldes bilden Caracciola (Mercedes=Benz) und Williams (
De=
lage).
Stuck in Polen ſiegreich.
Das Rundſtreckenrennen um den Großen Preis von Lemberg
brachte Hans v. Stuck auf Mercedes=Benz einen Doppelerfolg. Der
Europabergmeiſter ſiegte in der Rennwagenklaſſe in der beſten
Zeit des Tages von 1:56,43, vor dem Wiener Graf Hardegg auf
Bugatti, und holte ſich auch den erſten Preis im Wettbewerb der
Tourenwagen.
Otto Peltzer.
Im Jahre 1921 tauchte bei der Deutſchen Leichtathletik=
Mei=
ſterſchaft ein ſpindeldürrer Student aus München auf, ein
Mittel=
ſtreckenläufer, den keiner kannte und den zu kennen auch keiner für
erforderlich hielt. Der junge Mann wurde damals Dritter. Das
iſt nun 10 Jahre her.
1922 hatte dieſer ſpindeldürre Läufer mit der ziemlich
unmög=
lichen Figur einen Namen, er errang die erſten Erfolge, und es
ſchien doch, als würde er noch einmal eine Rolle ſpielen können.
Man konnte ihm die Fähigkeiten nicht abſprechen. Das iſt jetzt
neun Jahre her.
Und ſo ging das weiter. 1926 errang Peltzer den höchſten
aller ſportlichen Triumphe, den Sieg über Lowe in der engliſchen
Meiſterſchaft mitſamt dem Weltrekord, dann noch den Sieg über
Nurmi und Wide mit einem weiteren Weltrekord. Da war Peltzer
der größte Mann der deutſchen Leichtathletik. Das iſt jetzt fünf
Jahre her.
Im Jahre 1931 läuft Peltzer noch immer, und noch immer mit
Erfolg. Der Mann hat nun zehn Jahre ſportlicher Tätigkeit
hin=
ter ſich, zehn Jahre reich an Erfolgen, an großen und größten
Lei=
ſtungen. Und noch immer gehört er zu unſeren Beſten, noch immer
iſt er in Form noch immer ſchlägt er ſeine Gegner, noch immer
bildet er den Mittelpunkt der Sportfeſte. Zehn Jahre und noch
immer ein Läufer von großer Klaſſe, unverwüſtlich und
unver=
braucht, zäh und geduldig. Ein alter Mann? . . . Der nicht!
Der iſt jünger als ſein Nachfolger. Obgleich er nun zehn Jahre
Laufens hinter ſich hat.
So ſieht ein Sportsmann von Format aus. So ſieht der Mann
aus, dem die DSB. nicht gewogen war und dem ſie etwas
an=
haben wollte, dem ſie aber nichts anhaben konnte, weil ſo ein
Mann ganz anderes Format hat und weit über dieſem
behördli=
chen Kram ſteht, der vielleicht kleinen Leuten imponieren kann,
aber nicht Männern, die Sportgeſchichte machen.
Meldung: Am 7. Juni lief Dr. Peltzer in Hannover und
ge=
wann dort ein 400=Meter=Laufen in der ſehr guten Zeit von 49,8
Sekunden.
Geſchäftliches.
Trinkt Fachinger. Bei den langwierigen Krankheiten des
Stoff=
wechſels bildet erklärlicherweiſe die Diät eine ſchwierige Aufgabe für den
behandelnden Arzt. Da das natürliche Fachinger Waſſer
erfahrungs=
gemäß mit jeder Diätvorſchrift harmoniert und ſie tatkräftig unterſtützt,
ſo wird dieſem Heilwaſſer auch heute die ſchon vor 100 und mehr Jah=
Zur ſchönen Jahreszeit, muß auch die Kleidung friſch und ſauber
ausſehen. Anzüge, Koſtüme uſw. machen Sie wie neu durch Neeetin=
Pulver. Es wird damit einfach durchgebürſtet. Abgetragener Glanz
und Schmutz verſchwinden, die Farben werden aufgefriſcht und die Stoffe
erhalten neue Appretur. Wenn Sie helles Schuhwerk auffriſchen wollen,
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zeitraubendes Warten mehr. Tragen Sie Perwachs nur hauchdünn
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glänzend, macht nicht glatt, ein Ausrutſchen iſt normalerweiſe
ausge=
ſchloſſen. Erproben Sie dieſe Vorzüge. Perwachs hält, was es
ver=
ſpricht, das iſt das Urteil tauſender Hausfrauen.
Hauptſchriftleitung: Rudelf Maupe
Veranwwortich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleion, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mittellungen: Willv Kuble=
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtiadt.
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Nummer 159
Mittwoch, den 10. Junf
GeſſNeueſte Nachrichten
der Ansdels der Heicsonnt.
Gold= und Deviſenabfliſſe bei der Reichsbank.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 6. Juni 1931 hat ſich
in der verfloſſenen Berichtswoche die geſamte Kapitalsaulage der
Vauk in Wechſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 149.8
Millionen auf 1936,6 Millionen Mark vermindert.
Im einzelnen haben die Beſtände an Handelswechſeln und
Schecko um 82.0 Millionen auf 1700,5 Millionen Neichomark, die
Lombardbeſtände um 97.3 Millionen auf 69.0 Millionen
abge=
nommen, die Beſtände an Neichoſchatzwechſeln um 29.5 auf 54.5
Miltionen zugenommen.
An Neichobanknoten und Nentenbaukſcheinen zuſammen ſind
240,4 Millionen Neichomark in die Kaſſen der Reichobank
zurück=
gefloſſen, und zwar hat ſich der Umlauf an Reichobanknoten um
210.0 Millionen auf 4079.3 Millionen Reichsmark, derjenige an
Nentenbankſcheinen um 20.5 Millionen auf 306.2 Millionen
ver=
mindert.
Dementſprechend haben ſich die Beſtände der Reichobank an
Nentenbaukſcheinen auf 36.5 Millionen erhöht. Die fremden
Gelder geigen mit 270.5 Millionen Reichsmark eine Abnabme um
82.8 Millionen Reichomark.
Die Beſtände an Gold und deckungofübigen Deviſen haben
um 103,6 Millionen RM. auf 2412.0 Millionen NM abgenommen,
und zwar haben ſich die Beſtände an Gold um 90.4 Millionen
auf 2209.0 Millionen NM. und die Beſtände au deckungsfähigen
Deviſen um 73.2 Millionen RM. auf 113.0 Millionen RM.
ver=
mindert.
Die Deckung der Noten durch Gold allein erhöhte ſich von
55.6 Prozent in der Vorwoche auf 56.4 Prozent, diejenige durch
Gold und deckungofähige Deviſen dagegen verminderte ſich von
59.0 Prozent in der Vorwoche auf 59.2 Prozent.
Weitere Deviſen=Nachfrage.
Nachdem die Reichobank in ihrem heutigen Ausweig einen
Verluſt an Deckungomitteln von rund 16:) Millionen ausgewieſen
hat, erfolgten heute weitere Anforderungen an das Inſtitut. Man
ſchätt die Abgaben beute wieder auf 50—60 Millionen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Deutſche Guldſendungen uach Lundon. Die Bank von Eualand
er=
bielt am Moutag 1,011 Miklionen Pfund in Gold, das aus Deutſchland
vekomien ſein foll. „Finanz Neſus” rechnet damit, daßt in den nächſten
Tagen weitere (Goldverſchiffungen aus Deutſehland elntreffen werden.
MMan glaube, ſchreibt der Dailu Expreß” baß eine Fortſetzung der großen
Goldausfuhren aus Deutſihland die Kriſe beſihleunigen werde, die dieſes
Land bedrobe. Desbalb werde an der Börſe die Notwendlakeit der
Einſtellung der Reparationszahlungen lebhaft erürtert.
Nelue Wieſſerung in der Eiſen= und Stahlivnrrninduſtrle. Auch der
Mal, der früher eine merkbare Belebung brachte, hat in dieſem
Jahr=
keine nennenstverte Weſſerung bervorgeruſen. Im märkiſcheweſtfäliſchen
Gebſet iſt die Eiſen-Fertialvareninduſtrie noch geringer beſchäftigt als
in den erſten dſer Monaten des lauſenden Jabres. Auch in den
In=
duſtriczleinen für reine Exportartikel iſt die Lane keineswens beir.
Dagegen hat in Waubeſchlägen eine gewiſſe ſatſonmäßlge Welebung
an=
gehalten, während ſie in der Schneidwwareninduſtrie wieder abgeflaut iſt.
In der beralſihen Werkzeuginduſtrie des Memſcheider Bezirks war immer
noch eine Verſchlechterung der Dieſchüftigung zu beobachten,
W..0. für Schriftaießerci und Maſchinenbau, Offenbach a. M. Die
zur 5. Verthold Schriftaleßterei A.-G Verlin, gehörende (Geſellſehaft
berlehtet 1930 von großem Umſacriſkgang. Jufolne des Ausbleibens
von Aufträgen wurde der größte Teik der Belegſeheft entlaſſen und
nuſerden zur Kurzarbeit ilbernegangen. Der erneute Verluſt von
B0 162 MM4 wlrd zuzilglich 23 668 MM Vortrag mit insgeſamt 109 831
MM. durch GGeneralverſammlnngs-Weſihluß vorgetragen. Die Wilauz
geint das im Vorjahre zuſammengelente Aktienkapitik mit RM00 MM.,
Hupotbeken 212 u MM7., Gläubiger 30 00 MM gegeniber 23 000 MM.
Schuldner, 3/ ℳW 9M0. (Grundſtiſike und (Gebüude, 143 0 MM.
Maſchi=
nen und 107 (w MM. Warenvorräte.
Mernintſilie Werke Offſtein und Woris W.-G., Worms. Das 40.
Ghſchäftsjahr der Ghſellſchaft ſchloß nach faſt underänderten Abſchrei.
bungen von 0.//2 Milk. M:7. ſoſie nach Abzug von 0,938 (0,582) Mif.
MM. Handkungskoſten mit einem Meinnelvinn einſehlteßlich Vortrag von
0.098 (0005) Mitk. MM‟. Der Geſchäftsgang wuar im abgelaufenen Jahr
ſehr ungünſtin. Im Julande wuar der Abſat durch das Darnieder=
liegen des deutſihen Baumarktes ſtarr zuriickgegaugen und die
Ver=
kaufspreiſe wuaren uaib dem Zuſamienbruch der Preiskonvention
auſer=
ordentlich gedrilkt. Auch der Auslandsabſau ſtand ſolvohl bezilglich der
ansaeführten Mengen ſuie auch der erzielten Preiſe unter dem Drnck
der Weltwirtſchaftskriſe. Die Wilanz zelgt in Milt. MM, u. a.
Grund=
ſtülcke 0, 106 (0,168), Fabrikgehäude 0,185 (0,181), Brennöfen 0,180 (0,207),
Maſihinen (,946 (0,101), Vorrüte 0 261 (0,365), Debitoren 0,9065 (0,562),
Offekten, die im Vorjahr mit 500 MM. ausgewvieſen waren ſteben jeut
mit 0,0-0 zu Bmcb. Andererſeits werden ausgewieſen Artienkapital
1.00 Meſerven 0,10), Hupotbcken 0,276 (0,263), Kreditoren 0,944 (0,626),
Mitckſtellungen 0,050 (0075) Meitk, MM7. Obſvohl der Preiskampf
be=
endet iſt und neue Vereinbarungen für den Inlandsmarkt getroffen
wurden, ſind die Ausſtehten für das nene Jahr als nicht günſtig zu
be=
geicbien. (Deveralocrſammlung 20. Junf.
Süddeutſohr Jurmahtliew-Geſeilſchaft M.-G., Frankfurt a. M. Die
Hoffunngen auf eine befricdigende Cuttwiklung auf dem Jmmobilien-
und Waumarkt, woclibe in die zu Berinn des Jabres 19:0) eingetretene
Grlelibternng am (Geld- und Hupothekenmackt geſeut wurden, haben ſtih
nicht erfünt, Uuter WPürdiaung der gegenſärtigen ungünſtigen
Wirt=
ſthaftsverhältniſſe labe ſich die Notlvendiakeit eraeben, auf Cffekten,
Wetellinnngen, Debitoren und nach Auflöſung des
Aufwertunnsang=
wleithskontos, auf Auflertnngsforderungen Abſchreibnngen in Hübe von
und 941ℳM MM. vorzunebien. Das GGeluinn= und Verkuſtkonto weiſt
einſchrichlich der Abſchreihnngen einen Verkuſt von 501 943 MM. aud. C3
wird vorgeſchlagen, zur Deikung des vorjährigen Verkuſtes den
Meſerve=
fonds mit 111028 MM. beranzugiehen und den verbleibenden Meſtbetran
vor 1072 M:. auf den diestäbrigen Verkuſt zu verrechnen, ſo daß ſich
ein Geſamtverluſt von 50 drr NM. eraibt, der auf neue Mechnung
vor=
getracen werden ſoll
Vievurſtebende Teiiſtileaung des (ricsheimer J.(.-WVeikes. Das
Werk Griesheim der J. (. Farbeninduſtrie iſt nach der Konzernbildung
erbeblſih eingeſthränkt wworden. Noch vor einigen Wochen bat ein
weite=
ver Abban der Velenſihaft ſtattnefunden. Dieſe iſt, ſoweit die Leute
nlicht penſtionlert ſunrden, nach dem Werke Güchſt und auch nach anderen
Werken der J. (), beurdert ſuorden Zum Teik ſind die Arbelter aucb
entlaſſen worden. Nun iſt auſcheinend eine weitere Stillegung der
(Griesbeimer Betriebe beabſichtint. (s ſoll das Aitwerk auſſer Vetrieb
deſetzt ſerden, ſo daß im woeſentlſchen nur der Autogenbetrieb in (Gang
bletber dürfte. lleber die beabſichtigte Stillenung baben heute
Ver=
handlungen mit den beteiliaten Juſtanzen und Organiſationen in
Frank=
furt a. M. begonnen.
Melallnotierungen.
Die Verliner Metallnotierungen vom 9. Juni ſtellten ſich für
100 Kilogramm für Elertrolutkupfer prompt eif Hamburg.
Vre=
men oder Notterdam (Notierung der Vereinigung für die deutſche
Elektrolgtkupfernotig) auf 79.76 RM. — Die Notierungen der
Kommiſſion der Berliner Metallbörſenvorſtander (die Preiſe
ver=
ſteben ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahluna) ſtellten ſich für Oriainalbüttenaluminium, 98 bis 99., in Vlöcken. Walz= oder Drabtbarren auf 170 RM, desal. in
Walz= oder Drahtbarren 99prox 174 NM., Reinnickel 98- bi=
Mproz. 350 NM., Antimon Reaulus 18—51 RM., Feinſilber
(1 Niloar fein) 36.75—38,75 9:.
Frankfurker und Berliner Eſſektenbörſe.
Produkkenberichte.
Frankfurt a. M., 9. Juni.
An der Börſe machte ſich heute im Anſchluß an die Verhandlungen
in Chequers eine etwas zuverſichtlichere Stimmung bemerkbar, da man
mit einer welter fortſchreitenden Verſtändigung, auch mit den anderen
Ländern, rechnet. Ferner nahm die Spckulation von der Sitzung der
V. J. 3. Kenutnis, in der die Leitung der B.J.Z. beauftragt wurde, die
beſten Methoden für die Finanzierung von mittelfriſtigen Krediten zu
ſtudſeren. Es ſcheint daher, daß man in dieſer Angelegenheit immerhin
etſoas weiter gekommen iſt. Auch der feſte Schluß der Neiv Yorker
Börſe regte an, trotzdem deutſche Anleihen ſehr ſchvach dort tendierten.
Eine gewiſſe Zurilckhaltung war nicht zu verkennen, da die Möglichkeit
einer Einberufung des Meichstages wegen der Notverordnung
geſchäfts=
bemmend wlrkte. Das Angebot ſuar ſehr kloin und ſurde alatt
auf=
genommen; die Spekulation ſchritt dagegen zu kleinen Deckungen.
GGe=
gen die geſtrige Abendbörſe ergaben ſich daher meiſt leichte Beſſerungen,
obwohl die Kursentwſcklung nicht einheitlich war. Im Verlaufe erfuhr
das an ſich ſchon geringe Geſchäft eine weitere Einengung. Die Kurſe
bröckelten gegen den Aufang meiſt um ¼ bis 1 Prozent ab, da zu den
Naſſakurſen der Terminpapiere z. T. größſeres Augebot vorgelegen
haben ſoll und man auch auf die unklare innerpolitiſihe Lage verſvies,
Die Stimmung ſuar unſicher In der Schlußiſtunde gewannen die
peſſi=
miſtiſihen Momente in Bürſenkreiſen die Oberhand, ſo daß daraufhin ein
neues Abſinken des Kursniveaus um weitere 1 bi8 2 Prozent erfolgte.
Die Börſe ſchloß in ſchvgeher Haltung. Am (Geldmarkt war die Lage
ziemlich leicht, ſo daß der Satz für Tagesgeld eine Ermäßigung um
ein=
halb Prozent auf 9 Prozent erfuhr. Am Deviſenmarkt konnte ſich die
Reichsmark gegen Pfunde auf die Goldabgaben der Neichsbank weiter
etſns erholen, lag aber gegen den Dollar unerholt. Man nannte Mark
gegen Dollar 4.2195, gegen Pfunde 20,/9¾. London — Neiu York
4,W52, Paris 124,24, Mailand 92,95, Madrid 50,65, Schveiz 20,08,
Hol=
land 12,00¼.
An der Abendbörſe herrſehte außerordentliche Geſchäftsſtille.
Die peſſimiſtiſehen Momente behielten weiterhin die Oberhand. Wenn
auch keine neuen Kursverluſte eintraten, ſo wirkten ſie doch
geſchäfts=
hemmend, (Gegenüber den Verliner Schlußkurſen blieben die
Notie=
rungen meiſt gut behauptet. Im Verlaufe hörte faſt jede
Geſchäfts=
tätinkelt auf. Später hörte man auf feſtere Nurſe aus Nci York etvas
höhere Notlerungen, doch kamen Umſätze kaum zuſtande,
Verlin, 9. Juni.
Auch an der beutigen Börſe ſuar noch eine getviſſe Unſicherheit
hin=
ſiehtlich der weiteren außenpolitiſchen Entwicklung feſtzuſtellen, doih
hat=
ten die größtenteils günſtigen Ausführungen der Auslandspreſſe einer
Beruhigung Plau geſchaffen. Einen reiht auten Eindruck binterließ die
Meldung eines Mittagsblattes, daß der engliſche Premierminiſter
Mac=
donald nach Werlin kommen wverde. Auch die Befeſtigung an der
geſtri=
gen Neu Yorker Wörſe, von der allerdings deutſche Werte nicht betroffen
ſburden, regte etſuas an. Der Neſchsbank.=Ausweis für die erſte
Juni=
towihe wurde mit einer Geſamtentlaſtung von rund 150 Millionen als
ausaeſprochen gut angeſehen. Die (old= und Deviſenabflüſſe in Höbe
von 250 Millionen entſprachen etſug den Erſoartungen und vermochten
keine Verſtimmung auszulöſen, zumal die inzwiſchen eingetretene
Ent=
ſpannung am Deviſenmarkt befriedigte. Bei kleinem Geſchäft, das in
der Hauptſache Deckungen der Spekulatlon darſtellte, ergaben ſich
Beſ=
ſerungen von ettug 1 bis 2 Prozent. Im Verlaufe nahmen die
Deckun=
gen zunächſt ihren Fortgana, ſo daßt ſich weitere Steigerungen bis zu
Prozent ergaben. Dann machte ſich das Fehlen der
Publikumsngch=
frage doch ſtärker bemerkbar, und die Kurſe gaben bei nachlaſſendem
(Geſchäft leicht nach. Die Hauptwerte bülſiten bis zu 2 Prozent ein.
Anleihen etſuas behauptet. Ausländer geſchäftslos. Türken nach
geſtri=
ger Plu4=Plus=Notiz beute Minns=Minns. Pfandbriefe ſchvächer.
Marktbericht bes Obſt= und Gemüſegroßmarktes Weinheim a. b. B.1
vom 8. Junt. Preiſe je Pfund in Pfg.: füße Kirſchen 19—23, Erd.0
beeren 20—27. Obſt aut, Nachfrage gut.
Berliner Produktenbericht vom o. Junk. Bereits im geſtrigen Nachö
mittagsverkehr hatte ſich am Produktenmarkt nach den Preisſteigerungenn
der Vortage eine Neaktion geltend gemacht, und die heutige Börſe
er=
öffnete in ſchwächerer Haltung. Die Preisrückgänge ergaben ſich allerr
dings in der Hauptſache im handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäft. „Weßl
zen und Noggen ſetzten 2,50 Mark niedriger ein, zumal die anhalten:
güinſtige Witterung in den Sichten neuer Ernte zu Abgaben Veranlaf
ung bot. Das Angebot von Brotgetreide zur prompten Verladun
ſuar mäßig und in Waggonroggen ſogar ziemlich knapp; da aber dis
Kaufluſt der Mühlen für Weizen im Zuſammenhang mit der Beruhigun
des Mehlgeſchäftes wieder nachgelaſſen hat, waren geſtrige Preiſe nick=”
mehr durchzuholen. Umſätze in Neugetreide kommen nur vereinzelt zu
ſtande, obſohl die Verkäufer zu Preiskonzeſſionen bereit ſind. De
Weizeſtmehlabſatz iſt wieder ruhiger geworden; Noggenmehl wird nur irn
ſofortiger Ware zu ſtetigen Preiſen vereinzelt gekauft. Am Futter
getreidemarkte wird die Unternehmungsluſt durch die Unſicherheit ber
zilglich des kommenden, durch die Maßnahmen der Notverordnung
ge=
ſchaffenen Preisniveaus beeinträchtigt. Hafer lag ſchwächer, ſtärkere=
Angebot zeigte ſich insbeſondere an der Küſte.
u
UM
Weiugelle
bereit
gro
4au iüre
zr icht wirl
ilgeme
Mauf. Er
kr dus Lich
Heit
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 9. Junk1.
Getreide, Weizen: Juli 57%, Sept. 57.75. Dez. 61.50; Mais=
Juli 50, Sept. 52¾, Dez. 46½; Hafer: Juli 20.25, Sept. 26/
Dez. 29½; Noggen: Juli 36½, Sept. 37½, Dez. 41.25.
Schmalz: Juli 7.05, Sept. 8.05, Okt. 8.02½; Speck, loko 8,75
Schweine: leichte 6.35—6.50, ſchwere 5.90—6.30;
Schweine=
zufuhren: Chicago 22 000, im Weſten 86 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 9. Juni.
Schmalz: Prima Weſtern 8.65; Talg, extra, loſe 3.25.
Getreide. Weizen: Notwinter 86; Mais, loko New York 70
Mehl, ſpring wbeat clears 4.00—4.35; Fracht: nach England 1,7
bis 2,3 Schilling; nach dem Kontinent 8—12 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze: 62; Lokonotiz: 4.75; Jun
4.50, Sept. 4.72, Okt. 4.78, Dez. 4.90, Jan. 4.90, Mai 5.19.
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Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Er
Meichsſchuldbuchforderungen bis ½ Prozent erholt. Am Deviſenmarkt
konnte ſich die Mark weiter leicht beſſern. Schlveiz und Nio lagen inter=
national feſter. Am Geldmarkt blieben die Sätze heute unverändert.
Diebmärkke.
* Malnzer Viebhof=Marktbericht. Amtliche Notierung vom 8./0.
Juni 1931. Auftrieb: 8 Oihſen, 4 Bullen, 466 Kühe oder Färſen, 915
Kälber, 840 Schweine. Marktverlauf: In allen Viebaatungen lebhaft,
ausverkauft. Preis pro 50 Kilo Lebendgewlcht in 9M.: Ochſen a) 47
Di8 70, b) 37—40; Bullen •) 95—38; Kühe a) 95—98, b) 28—33, c) 21—25,
5) 18—21; Färſen a) 45—50; Kälber c) 45—56, d) 38—41; Schweine
) 46—18, d) 48—50).
Der vom Statiſtiſchen Neichsamt errechnete Aktieninbex (1924/97
— 100) ſtellt ſich für die WVoche vom 1. bis u. Juni 1931 auf 77,0 gegein
über 78,5 in der Vorwoche und zuuar in Gruppe Vergbau und Schuerr Aut einip
induſtrie auf uu,0 (71,0), Gruppe verarbeitende Induſtrie auf 07,5 (09,41 ſn eine
und Gruppe Handel und Verlehr auf 100,3 (101,7).
wſtehen.
Das Wiesbadener Bettenhaus Buchdahl hat, wie bekannt wirk, mbedacht
ſeine Zahlungen eingeſtellt und erſtrebt bei 255 380 MM. Paſſiven einer yats. Nie
außergerichtlichen Vergleich. In der Maſſe ſollen 42 Prozent liegeis” hrabe die
Die Generalverſammlung der zum Laymeher= Konzern gehörender on Verd
Mainkraftwerke A.=G., Frankfurt a. M.=Göchſt, in der 11 Aktionäre mfl „ 4u
15,327 Mill. MM. Aktien vertreten waren, genehmigte den Abſchluz
Mhard D
mit wvieder 6 Prozent Dividende.
Die Deutſehe Länderbank A.=G Verlin, die Hausbank der J. Gr Me1 anber
Farbeninduſtrie, ſchlägt der Generalverſammlung am 27. Juni ein Mriit eine
Dividende von 6 (8) Prozent vor.
Wie man hört, finden in dieſer Woche in Verlin neue Verband
lungen wegen des Zuſammenſehluſſes in der deutſchen
Kunſtſeiden=
induſtrie ſtatt, bei denen man damit rechnet, daß das Verkaufsſundilach
für Viscoſe unterzeichnet werden wird, da über die
Vorbedinguugen=
namentlich ſoweit die Beteiligung in Frage kommt, bereits eine Einp
gung erzielt worden iſt.
Nach einer Aufſtellung des Internationalen Arbeitsamts inu /Katte.
Genf beſtehen in der ganzen Welt (Rußland ausgenommenM
216 547 Genoſſenſchaften, die insgeſamt 39 584 691. Mitglieder zäh- Nänhen
len. An der Spitze ſtehen die landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften!
Ihre Zahl beträgt 161 000. Dann folgen die
Konſumgenoſſen=
ſchaften mit 18 163. Bezüglich der Mitgliederzahl ſtehen die Kon
ſumgenoſſenſchaften mit rund 16 Millionen Mitgliedern an erſten
Stelle.
Verliner Kursbericht
vom 9. Zunf 1931 Deil
Deviſenmarkt
vom 9. Juni 1931
Verl. DaubeiG-Ge
Danatbank.. . . . .
Deutſtlie Wank u.
Disconto-(eſ.
Dresbner Wank
Davan.
Ganſa Dampflch.
Worbd. Llohb
W.G. G.
Naur. Motorenw.
J. V. Aiamberg
Vergwanw Ulektr.
Werf. Maſch.-Wau
Gontt-Gnmati
Deutſchie Cont. Gaf
Deutſihe Urbo
104.—
117.—
100.25
100.—
46.76
0.—
47.—
94.75
40.25
73.35
G7.—
39.—
110.125
58.25
Gieftr. Weſerting
F. (0. Farben
Gelſ. Wuraw.
(Geſ. f.riektr. UIntern
Darpener Wergbau
Docſch Eiſen
Pull. Golzmann
Wait Wſchersleben
wiückuerwverke
güln-Neueſſ. Waw.
Manweswt. Mühr.
Maſch.-Bau-Iintu.
Morbd. WVolle
Ooerſchlef. Kursw.
Orenſtein & Kuppe
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117.875
G1.50
98.50
G0.—
42.—
G.4.75
112.375
46.—
47.—
57.875
32.—
25.50
69.125
J8.—
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1.296
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123
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Harbane, Koimanongefeiſchaft
Frankfurter Kursbericht vom 9. Juni 1931.
77 Diſtch. Welatlidan
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Mannheim v. 20
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Wiesbaden
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Schantung dünbelsl 57
Mummer 159
Mittwoch, den 10. Jnni 1931
Seite 13
Samaa woind austttt.
Rch
Roman von Alexandra von Boſſe.
Copyright 1930 by Karl Köhler u. Co., Berlin=Zehlendor
„Du in die Schweiz, aber was —”
ss der Höhle des Drachen zu befreien.”
(Hanz verſtändislos ſtarrte Richard den Alten an, deſſen
Aeug=
n vor Vergnügen und Unternehmungsluſt funkelten, und der geſtehen mußt, ohne ihr in der Schweiz geweſen zu ſein?”
m ſeinen wohldurchdachten und ſehr wohl durchführbaren Plan
Ge inanderſetzte.
Seine Nichte war im Sommer in der Schweiz geweſen, noch
Beſitz ihres dahinlautenden Paſſes. Soeben war er bei ihr
weſen. Oh, er hatte ihr nichts verraten. Er hatte ſie nur
ein=
ſch eingeladen, nun mit ihm noch einmal in die Schweiz zu
rei=
ſ. Sie, eine unternehmungsluſtige junge Witwe, habe ſich
ſo=
aich bereit erklärt, den alten Onkel zu begleiten. Die Enrichetta
eine große, ſchlanke junge Dame, ſchwarzhaarig und
dunkel=
fyig, ihre Geſichtszüge von ſüdlichem Typus. Wenn ſie auch
Fla=
n nicht wirklich ähnlich ſei, würde ihr Paßbild doch für Flavia
allgemeinen paſſen. Die Beamten ſehen ſich das nicht ſo
ge=
zu an. Er zog den Paß hervor, zeigte ihn Richard, der aufmerk=
Er das Lichtbild betrachtete.
„Und du wollteſt wirklich die Reiſe unternehmen, Onkel
ſerco?‟
„Das will ich! Nicht du, ſondern ich werde Marcheſina Flavia
rführen — haha! Werde nur nicht eiferſüchtig, Riccardomio.
der Scherz beiſeite. Mein Plan iſt ſo: Haſt du Flavia aus
Val=
ga herausgeholt, bringſt du ſie ſchnellſtens nach Rom, von hier
ſchmetkt gut.
übernehme ich ſie. An einer vorher verabredeten Stelle in
* Nähe des Bahnhofs wird ſie dein Auto verlaſſen, von dort
inge ich ſie in ein vorher gemietetes Quartier, wo ſie bleibt,
ßich am Morgen mit dem Expreß mit ihr nach der Schweiz
ab=
zſe. Du fährſt, unabhängig von ihr, in Richtung Florenz,
Ve=
ma, Brenner in deinem Auto weiter. Wirſt du, was
anzuneh=
nn iſt, verfolgt, wohl gar vor Erreichung der Grenze angehalten,
nd es ſehr vorteilhaft ſein, daß Flavia nicht bei dir iſt. Dann
fanſt du den Verdacht, du ſeiſt an der Entführung beteiligt
ge=
yſen, einfach ableugnen. Wer will dir das Gegenteil beweiſen?
1d ſelbſt wenn man dich vielleicht für kurze Zeit gefangenſetzt,
ſidoch nichts verloren. Inzwiſchen bin ich mit Flavia unbehelligt
nLuzern angelangt, laſſe dort ihren Paß nach Deutſchland um=
Eeiben und — der Sieg iſt unſer.”
Richard wollte gar nicht wieder aufhören, den alten
Schlau=
beger zu umarmen. Alle Vorteile dieſes Planes leuchteten ihm
ſort ein. Selbſt wenn er an der Grenze verhaftet wurde, wenn
in die Entführung nachgewieſen werden konnte und man ihn
dür einſperrte, war dann doch Flavia in Sicherheit, und nur
rh eine zeitliche Trennung würde ihnen ſchlimmſtenfalls be= ich hätte meine Reiſeabſichten wieder aufgegeben.”
uſtehen. Für dieſen Fall mußte natürlich alles bis ins einzelne
ubedacht und beſprochen werden. Dabei riskierte auch Lanzi
„yts. Niemand würde auf den Gedanken kommen, daß der alte chen mit dir und Flavia alles in Ordnung gebracht haben wirſt,
Kabe die Flavia entführt haben könnte. Es konnte auch kaum ſchickſt du das Ding zurück. Betrug und Schwindel alles das”, fing
ei Verdacht aufkommen, daß er irgendwie mit dem Unternehmen er plötzlich an zu ſchelten und machte ein Geſicht, als ſei er
ernſt=
ztun gehabt haben könnte. Niemand wußte, daß der Deutſche lich böſe. „Zu was du mich noch alles machſt in meinem Alter,
Rhard Droſten bei dem alten Lanzi wohnte, ſoweit es die Behör= zum Betrüger, Lügner und Entführer einer jungen Schönen
oben=
m anbetraf, denn Richard hatte ſein Zimmer im Hotel behalten, drein. Dio mio, wer hätte ſo etwas dem alten Lanzi je zugetraut!”
geurt eine neue polizeiliche Anmeldung nicht nötig wurde.
Lan=
z. eiſe in die Schweiz würde alſo gar nicht mit der Entführung niemals hätte ich dir dieſe Helfershelferrolle zugemutet, wenn du
Fnia Roccaferris in Zuſammenhang gebracht werden.
nicht ſelbſt —
(Nachdruck verboten.)
Wenn Lanzi ſo ſchnell wie möglich zurückkehrte, nachdem er
„Ja, ich reiſe in die Schweiz und — als meine Nichte Enri= Flavia bis Luzern gebracht hatte, brauchten ſeine Verwandten
ſtia wird deine Flavia mit mir reiſen, wenn es dir gelingt, ſie gar nicht zu erfahren, daß er verreiſt geweſen war. Aber die
Nichte! Und er fragte:
„Was wird denn aber deine Nichte ſagen, wenn du ihr ein=
Bohnenkaffee
Zurt
Aal ene
ſchmetkt auch ſchr aut!
Amnd iſt dabei billiger,
viel (,billiger...
„Tue ich nicht”, erklärte Lanzi. „Nach einiger Zeit ſage ich,
„Und wenn ſie dann ihren Paß zurückverlangt?”
„Den braucht ſie ja zunächſt nicht. Später, wenn du in Mün=
Richard lachte. „Ich gewiß nicht, Onkel Checco, niemals! Und
„Sei ſtill! Laß mich zufrieden!” knurrte der Alte und ſchoß
Zornblicke, dabei zuckte aber ein ſchmunzelndes Lächeln unter
ſei=
nem Schnauzbart. „Kann ich denn dich im Stich laſſen? Und
dann dem Roccaferri wie auch dem dicken Tocelli einen Streich
geſpielt, die Beute entführt zu haben, das wird mich noch im
Grabe freuen.”
Richard änderte nun alle Dispoſitionen nach Lanzis Plan,
verſtändigte Flavia davon. Es ſchmerzte ihn zwar ſehr, daß er
ſie nun nicht ſelbſt aus Italien entführen würde — die Fahrt im
Auto hatte ihm als Wonne aller Wonnen vorgeſchwebt —, doch
Lanzis Plan bot zu große Vorteile, er hätte ihn vorziehen müſſen,
ſelbſt wenn die Paßſchwierigkeit ſeinen Plan nicht unausführbar
gemacht haben würde.
Richard zog nun ins Hotel zurück. Von dort aus mußte ſeine
Abreiſe erfolgen. Damit ſpäter auch auf Gino kein Verdacht, er
habe bei der Entführung geholfen, fallen konnte, war er ſchon ſeit
einer Woche als Diener in Lanzis Dienſt und als ſolcher bei der
Polizei angemeldet. Der alte Beppo war ſelbſt nach Tusculano
hinausgefahren, hatte ihn in Dienſt genommen, ohne Richard zu
nennen, der Frau Favella vorher geſagt hatte, daß der Platz, den
er für Gino in Ausſicht gehabt, nicht mehr frei ſei. Anſcheinend
verließ Gino Rom ſeit ſeiner Anſtellung nie, des nachts aber
ſauſte das Auto mit ihm gen Frascati, wo es an einem Vorhügel
zwiſchen Vignen verborgen wartete, bis eine Nachtigall im Park
der Villa Valcena ihr Lied geſungen hatte.
Kaum wohnte Richard wieder im Hotel in der Via Frattina,
erſchien da ein Polizeibeamter und überbrachte ihm einen
Aus=
weiſungsbefehl. Danach mußte er binnen einer Woche. Italien
verlaſſen. Begründet wurde die Ausweiſung durch nichts. Man
war wohl der Meinung, daß einem Deutſchen gegenüber eine
Be=
gründung nicht nötig ſei. Die Ausweiſung war eine Gefälligkeit,
die man dem Herrn Marcheſe Roccaferri erwies, der ſie aus
ir=
gend welchen Gründen wünſchte und — damit baſta.
Nun war größte Eile geboten, und alſo war es Roccaferri
ſelbſt, der die Ereigniſſe beſchleunigte. Man mußte nur nos
war=
ten, bis Lanzi ſeinen Paß nach der Schweiz und den ſeiner Nichte
in vorſchriftsmäßiger Form in Händen hatte. Es war vier Tage
vor Ablauf der Richard im Ausweiſungsbefehl geſetzten Friſt, als
Lanzi mit den Päſſen triumphierend nach Hauſe kam. Für die
Nacht nach dem folgenden Tag wurde nun die Ausführung des
Entführungsplanes beſtimmt und Flavia davon verſtändigt.
Roccaferri war zwar jetzt in Villa Valcena anweſend, aber man
konnte keine Rückſicht darauf nehmen, alſo mußte riskiert werden.
daß gleich am folgenden Morgen die Verfolgung einſetzen würde.
Es war alles bis ins kleinſte durchdacht und erwogen und von
nirgendher drohte Verrat.
Neunzehntes Kapitel.
Die Entführung.
An dem Tage vor der verhängnisvollen Nacht war Richard
halb wahnſinnig vor Aufregung. Es waren ſechs Wochen
vergan=
gen, ſeit in Forli die Schüſſe fielen, die ihn verwundeten, und
wenn auch ſein Arm nun geheilt war, hatte doch das heftige
Wundfieber ihn ſo geſchwächt, daß er noch immer nicht bei vollen
Kräften war. Die Folge davon war eine nervöſe Erregung, die
er früher nie gekannt hatte. Er meinte, jeder Menſch müßte ihm
die Angſt anſehen, die ihn völlig beherrſchte, die Angſt, daß alles
noch mißlingen könnte. Ganz übel wurde ihm, ſtellte er ſich vor,
daß Flavia, die auf einer Strickleiter in den Park hinabgelangen
mußte, beim Ueberſteigen der glatten, marmornen
Fenſterbrü=
ſtung den Halt verlieren und in die Tiefe ſtürzen würde. Schon
längſt hatte in ſeinen Briefen an Flavia die Angſt vor dieſem
Moment ſich gezeigt, und immer wieder hatte ſie ihn zu beruhigen
verſucht. Sie mache täglich gymnaſtiſche Uebungen, und ſei doch
nicht ſo ungeſchickt. Keine Spur von Angſt habe ſie vor der
Klet=
terei; nur die Möglichkeit, daß die Flucht im letzten Augenblick
vereitelt werden könnte, ließe ſie zittern.
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Trägerhemden
entzückendeHandklöppelspitze
und gestickte Pünktchen . .
Nachthemden
Kragen u kurzer Arm, bübsche
Kurbelgarnierung, Pastellfarben
Dr. Ernst Oberfohren
M. d. R., Vorsitzender der Deutschnationalen Reichstags
fraktion, spricht am Donnerstag, 11. Juni, abends 8.15 Uhr.
im Saalbau über
Hemdhosen
mit Einsatz und Spitze reich
garniert, mod. Wäschefarben
Unterkleider
glatterKunstseiden-Trikot mit
schöner Spitze,in hellenFarben
Nachthemden
mit Handklöppelspitze, reich
garniert, moderneKurbelarbeit
35
Schlafanzüge
besonders gutes Popeline, mod.
Form, in hübschen Farben
Der EnlScheldung entgegen!
ver Weg der Hatonalen Oppostudn.
Pfungſtädter
Biergarien Reſt. „Datterich
Heute abend, je nach Witterung
AA
Badeschuhe
aus Gummi, in allen mo-
dernen Parben ......"O" Oe
Badeschuhe
ans Stofk, mit Gummisobte A9‟ Damen-Bade-Anrige
A
reine Wolle, gestrickt, in ver- 8
schiedenen Größen u. Farben Damen-Bade-Inrige g95
reine Wolle, in vielen mo-
dernen Farben . . . Badehelme
in rielen schönen Parben S0 Damen-Bade-Häntel
schöne, moderne Dessins und F
Farben ........
Groß=Konzert
im Garten oder in den Lokalitäten.
A
O
Frottier-Handtächer
weiß mit indantkrenfarbigen
Streifen . . . . . .
Frottier-Handticher
besonders gute Onalität,
weiß m. farbigerBorde, 55/110
Frottier-Handtücher
gute Oualität, mit farbigen
Streifen, Größe 45/100.
Frottier-Badetücher
in hübschen Karomustern,
Größe 100/100 . .. . . .
Kissenbezüge
aus gutem Kretonne,
festonierten Bogen .."
Luftkurort
Ludwigshöhe
Telephon 591 (*958
Heute nachmittag 4 Uhr
Konzert
ausgeführt vom Stadtorcheſter
Eintritt frei.
Außerdem berichtet Frau Abg. Herneug über
„Die Deutschnationale Politik im Hessischen Landtag”
Unkostenbeitrag: Numerierter Platz 1 RM., unnumerierten
Platz 50 und 30 Pfg.
Karten an der Abendkasse, im Vorverkauf, bei den
Buch-
handlungen Köhler, Schulstr., und Waitz, Elisabethenstr.
sowie in der Parteigeschäftssteile, Rheinstraße 43, pt
Ab 7 Uhr spielt die Stahlhelmkapelle. (8971
Deutschnatonale Volkspartei, Ortsgruppe Darmstadl.
ß die
EM
will war
Zum Tropfſtein
Ecke Kaſino= u. Friedrichſtr.
Gemütliche Weinklauſe und
Bier=Lokal
(199 a
odle Kaftesrnn
bei Traisa
Heute
Kaffee- u. Kuchentag
mit Kinderfest
Spezialität: Erdbeeren m. Schlagsahne
Vergessen Sie nicht:
Horgen fräh 8 Uhr Theaterplatz
Raort Enfbestantt
ach Rüdesheim m. Sektkellerei-Besichtig.
nur RM. 5.00. Karten bei Leuthner,
Ernst-Ludwigsplatz 2, Tel. 787. (8980
Mein Lieferwagen fährt nach Hagen
Preis für Hin= u. Rückfahrt Mk. 7.50,
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iller Art übernimmt Neumann,
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bethenſtr. 30. Tel. 2055, 3029. (6426a
Mannerauarteit „Weslend darmstadf
Mitglied des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes
Chormeister: Herr Max Herturth.
Sonntag, 14. Juni, nachm. 3 Uhr, im Städt.
Saalbau 10jähr, Stiftungsfest verbunden mi
DANNERÄEIHE
und 10jährigem Dirigentenjubiläum.
Programm: ½2 Uhr Aufstellung des Festzuges
am Hauptbahnhot. Abmarsch 2 Uhr nach den:
Städtischen Saalbau. Dortselbst: Weihe des
Banners durch Herrn Innenminister Leuschner
Konzert, Massenchöre, Männer, Frauen- und
Kinderchöre.
Musik: Stadtorchester, Leit.: Kapellmstr. SchlupE
(8962
Zu zahlreichem Besuch ladet ein
Der Festausschnß-
Eintritt 50 Pfg.
Alle 1880,81er
Matter and Bärtenschäter
Achtung!
Am Samstag, den 15. Juni 1951.
abends 8 Uhr, findet in der
Brauerel „zchut „ Schnougasse
eine Zusammenkunft aller, in dem
Jahr-
gang 1880/81 geborenen Müller- und
Ballon-Schüler statt, zwecks
Bespre-
chung der in diesem Jahr stattfindenden
50jährigen Geburtstagsfeier —
MeinSchnellaſtwag.
ährt am Sonntag
nach Hagen.
Es können noch 10
Perſ. Platz finden.*
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20 u. 25 ℳ, Herr.=
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Wienerſtr. 95, Gths.
Großes Haus 19.30—22.45 Uhr
Hessisches F 12 (Gr. 1—4
Landestheater
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10. Juni 1931
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Carmen
Große Oper in 4 Akten von G. Biz0
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Geschlossen.
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