Darmstädter Tagblatt 1931


07. Juni 1931

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Einzelnummer 15 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Franfurt a. M. 1304.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit + verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten mur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 156
Sonntag, den T. Juni 1931.
194. Jahrgang

27 mm breiie Zeile im Kreiſe Darmſiadt 25 Reichspfg.

zeſe 30 Reſchemart. Alle Preiſe im Reichemart
ſt Dollar 420 Mril. Im Falle heherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Streilt uſw., erliſcht
ede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzelgen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung fädf ſeder
Nabat weg. Banſionio Deutſche Dani und Darm=
ſtädter
und Nationalbank.

Die Poloetorbnang der Micgiegeranig.
Neue und immer ſchwerere Opfer. Eingriffe finanzieller, wirkſchaftlicher und ſozialer Ark zur Skabilerhalkung der
Skaakswirtſchaft für das laufende Ekaksjahr. Die Sanierungsarbeit der Reichsregierung noch nichk abgeſchloſſen.

Die Nokverordnung vom 5. Juni.
Ihre Bedeukung und ihr Inhall.
Berlin, 6. Juni.
Die am Freitag, dem 5. Juni, vom Reichspräſidenten unter=
zeichnete
Notverordnung wurde heute der Oeffentlichkeit über=
geben
. Ueber ihre Bedeutung und ihren Inhalt
wird geſagt: Die Beſtimmungen der Notverordnung bedeuten
eine Fortſetzung der bisherigen Wirtſchafts= und Finanzpolitik
der Reichsregierung. In einer Senkung der Geſtehungs=
koſten
und Preiſe erblickt die Reichsregierung eine weſent=
liche
Vorausſetzung dafür, daß Deutſchland im wirtſchaftlichen
Wettbewerb geſtärkt wird, ſich die Geſchäfte beleben, die Er=
zeugung
wieder anſteigt und damit für die Beſchäftigung Ar=
beitsloſer
neue Plätze geſchaffen werden. Im Handel mit Le=
bensmitteln
müſſen die Preiſe in allen Orten erkennbar ſein.
Im Steinkohlenbergbau wird eine Verbilligung dadurch ermög=
licht
, daß
der Bergbau unter Tage von den Beiträgen der Arbeits=
lofenverſicherung
befreit
wird. Die Rechte der Verſicherten werden dadurch nicht berührt.
Auch die Laſten, die auf der Landwirtſchaft ruhen, müſſen
weiter geſenkt werden. Die Möglichkeit der Aufhebung des
Nachtbackverbotes für dreiſchichtige Betriebe, Aenderung
des Brotgeſetzes und die Ermächtigung zur Aufhebung der er=
höhten
Umſatzſteuer für alle Lebensmittel, ſind in Ausſicht ge=
nommen
. Die Reichsregierung ſchafft in der Notverordnung den
Nahmen für einen
freiwilligen Arbeitsdienft.
Zu ſeinen Trägern werden in erſter Linie Vereinigungen und
Verbände gehören, die aus ihren Reihen Gemeinſchaftsgruppen
Dienſtwilliger zur Verfügung ſtellen. Die Ausnützung dieſer
Arbeitsmöglichkeiten bleibt allerdings gebunden an die knappen
Mittel der öffentlichen Hand. Freiheit der Dienſtübernahme, die
Auswahl und Zuſätzlichkeit der Arbeiten ſchließen unzuläſſigen
Wettbewerb mit dem freien Markt aus. Den Teilnehmern ſoll
der Erwerb eines Eigenheimes oder einer Siedlerſtelle erleichtert
werden. Die Durchführungsbeſtimmungen werden mit größter
Beſchleunigung ergehen. Mit der Reichsbahn iſt vereinbart,
daß für 200 Millionen RM. Arbeiten über den Voranſchlag von
1931 hinaus beſchleunigt ausgeführt werden. Dafür werden
innerhalb weniger Wochen über 12000 Arbeiter neueingeſtellt
werden. Weiter wird die Regierung Mittel der Kriſenſteuer zur
Beſchaffung weiterer Arbeitsmöglichkeiten verwenden. In der
Notverordnung wird die Reichsregierung weiterhin ermächtigt,
mit Zuſtimmung des Reichsrates für einzelne Gewerbe= oder
Arbeitnehmergruppen, abgeſehen von Kleinbetrieben,

die Arbeitszeit bis auf 40 Stunden herabzuſetzen,
und die Zuläßigkeit tariflicher Mehrarbeit von einer behördlichen
Genehmigung abhängig zu machen. In erſter Linie foll die
Arbeitsſtreckung im Wege freiwilliger Vereinbarung durchgeführt
werden. Um voranzugehen, hat die Reichsregierung beſchloſſen,
in den Betrieben und Verwaltungen des Neiches
die regelmäßige Arbeitszeit auf 40 Stundenwöchent=
lich
herabzuſetzen und nur da längere Arbeitszeiten zuzulaſſen,
wo die Verkürzung aus beſtimmten Gründen nicht durchführbar
iſt. Auf ein entſprechendes Vorgehen der Länder und Gemein=
den
und ſonſtigen Körperſchaften des öffentlichen Rechtes wiro
mit allen Mitteln hingewirkt werden. Mit dem Ziel die Wirt=
ſchaft
aus allzu ſtarren Bindungen zu löſen,
wurde beſchloſſen, das Kohlenſyndikat nur um zwei Monate zu
verlängern. Weiter wird die Reichsregierung darauf hinwirken,
daß Innungen und Zwangsinnungen für eine gewiſſe Zeit von
ihrer Befugnis Wettbewerbshandlungen mit Ordnungsſtrafen
zu belegen, keinen oder nur ausnahmsweiſe Gebrauch machen.
Notfalls iſt eine Ermächtigung zur zeitweiligen Außerkraftſetzung
dieſer Befugnis vorgeſehen. Auch darüber hinaus wird ſich
die Reichsregierung für die Lockerung beſonders überſpannter
Preisſicherungen einſetzen. Auf dem Gebiete des Aktien=
rechtes
werden einſchneidende Reformarbeiten, mit größter
Beſchleunigung zum Abſchluß gebracht werden.

Sicherung der Haushalke.

Der Steuerausfall iſt auf rund 940 Millionen zu beziffern,
von denen rund 500 Millionen auf das Reich und 440 Millionen
auf Länder und Gemeinden entfallen. Im Haushalt des Reiches
Muß ferner Deckung geſchaffen werden für eine Reihe von Mehr=
ausgaben
. Bei der Kriſenfürſorge bleibt ein Fehlbetrag von
245 Millionen abzudecken. Die Geſamtdeckung nach dem Plan
der Neichsregierung geſtaltet ſich wie folgt:
Reiner Fehlbetrag des Reiches:
Einnahme=Ausfall 495 Millionen, Mehrausgaben 79 Millionen,
reiner Fehlbetrag 574 Millionen.
Deckung:

a)

auf der Ausgabenſeite:
Gehaltskürzung . . .
Reichsverſorgung
ſonſtige Haushaltsabſtriche . ...
zuſammen:

101 Mill. RM.
85 Mill. RM.
120 Mill. RM.
306 Mill. RM.

b) auf der Einnahmeſeite:
110 Mill. RM.
Zuckerſteuer
Mineralölzölle
75 Mill. RM.
Statiſtiſche Abgabe
3 Mill. RM.
Uebergang zur Monatszahlung bei
80 Mill. RM.
der Umſatzſteuer .....
zuſammen: 268 Mill. RM.
Deckung
insgeſamt 574 Mill. RM.
Kriſenfürſorge und Arbeitsbeſchaffung:
Fehlbetrag für Kriſenfürſorge . . 245 Mill. RM.
für Arbeitsbeſchaffung .
140 Mill. RM.
zuſammen: 385 Mill. RM.
Die Deckung wird durch das Aufkommen aus der Kriſenſteuer
ſichergeſtellt.
Zur Deckung des Fehlbetrages bei Ländern und Gemeinden,
insbeſondere der Wohlfahrtslaſten der Gemeinden ſtehen zur
Verfügung:
Gehaltskürzung
207 Mill. RM.
60 Mill. RM.
Lohnſteuererſtattung
Umſatzſteuer . .
35 Mill. RM.
zuſammen: 302 Mill. RM.
Im einzelnen wird hierüber geſagt:
Reichshaushalt.
4. Auf der Ausgabenſeite:
1. Gehaltskürzung:
Die Dienſtbezüge der Reichsbeamten, ſowie
die Verſorgungsbezüge der Wartegeld= und
Ruhegeld=Empfänger werden um 48 Prozent
geſenkt. Das Kürzungsmaß iſt geſtaffelt. Es beträgt über
die bereits erfolgte Kürzung von 6 v. H. hinaus in der Sonder=
klaſſe
und in der Ortsklaſſe 4 4 v. H., ſoweit die Bezüge 3000
RM. nicht überſteigen, 5 v. H., ſoweit ſie 3000 RM., aber nicht
6000 RM., 6 v. H., ſoweit ſie 6000 RM., aber nicht 12000 RM.
und 7 v. H., ſoweit ſie 12000 RM. überſteigen. In den Ortsklaſſen
B, C und D erhöht ſich die Kürzung um 1 v. H. Bei den Reichs=
miniſtern
beträgt die Kürzung 8 v. H., dazu tritt die Kriſenſteuer,
ſo daß die Bezüge der Miniſter einſchließlich der im Herbſt
1930 erfolgten Kürzung ſich insgeſamt um rund 30 v. H. ver=
ringern
. Die Senkung erfolgt ab 1. Juli 1931
und gilt unmittelbar auch für die Bezüge der Angeſtellten im
öffentlichen Dienſt. Ferner wird, der Kinderzuſchlag der
Beamten und Angeſtellten für das erſte Kind
künftigauf 10 RM. ſtatt auf 20 feſtgeſetzt, wogegen die bis=
her
ſchon in einzelnen Ländern gewährten Sätze von 25 RM. für
das dritte und vierte Kind und 30 RM. für das fünfte und wei=
tere
Kind, an Stelle von 20 RM. treten. Für die Arbeiter im
Reichsdienſt ſoll nach Ablauf der gegenwärtigen Vereinbarungen
eine entſprechende Kürzung eintreten. Länder, Gemeinden
uſw., Reichsbahn und Reichsbank nehmenentſpre=
chende
Kürzungen vor wie das Reich.
2. Reichsverſorgung:
die weſentlichen Beſtimmungen ſind der Wegfall der Kinderzulage
für Leichtbeſchädigte, eine geſtaffelte Kürzung der Ortszulagen
und eine Verſchärfung der Ruhevorſchriften, ſofern ſie aus öfſent=
lichen
Mitteln bezogen wird.
B. Auf der Einnahmenſeite:
Es iſt beabſichtigt, ab 1. Oktober 1931 zur monatlichen Zah=
lung
der Umſatzſteuer zurückzukehren für die Perſonen, die im ver=
gangenen
Jahr mehr als 20 000 RM. Umſatz gehabt haben. Das
gibt für das Reich eine Mehreinnahme von 80, für die Länder
von 35 Millionen RM.
Arbeitsloſen= und Sozialverſicherung.
Die Unterſtützungen werden in allen Lohnklaſſen
durch eine fünfprozentige Kürzung des Einheits=
lohnes
geſenkt. Arbeitsloſe aus Berufen mit berufsüblicher
Arbeitsloſigkeit erhalten verſicherungsmäßige Unterſtützung nur
auf die Dauer von 20 Wochen und nur in Höhe der Sätze der
Kriſenfürſorge. Die Wartezeiten werden allgemein verlängert,
die Pflicht zur Arbeitsaufnahme verſchärft und die Möglichkeiten,
die Unterſtützung von einer Arbeitsleiſtung abhängig zu machen,
erweitert. Jugendliche bis zu 21 Jahren, ebenſo Ehefrauen, er=
halten
Arbeitsloſenunterſtützung nur, wenn ihr Unterhalt nicht
auf ſonſtige Weiſe geſichert iſt. Gegen eine Abwanderung Arbeits=
loſer
in die Großſtädte werden Sicherungen getroffen.
Die Einſparungen in der Arbeitsloſenverſicherung wirken ſich
auotmatiſch auch in der Kriſenfürſorge aus. Soweit dadurch der
Fehlbetrag nicht gedeckt wird, tritt das Reich ein. Ebenſo tritt
das Reich für die knappſchaftliche Penſionsverſicherung ein. Gleich=
wohl
kann es der Selbſtverwaltung nicht erſpart werden, noch eine
Kürzung der Leiſtungen vorzunehmen. In Verbindnug mit der
Sanierung der Invalidenverſicherung wird die Reichsregierung
im kommenden Winter dem Reichstag eine organiſche Verein=
fachungs
= und Verbilligungsreform der Sozialverſicherung vor=
legen
.
1
(Fortſetzung auf Seite 2, 2. Spalte.)

* Die Woche.
In Chequers, dem Landſitz der engliſchen Miniſterpräſi=
denten
weilen heute Reichskanzler und Außenminiſter des deut=
ſchen
Reiches, um mit ihren engliſchen Kollegen das Wochenende
zu verbringen. So lautete die offizielle Einladungsformel. Aber
es iſt kein beſchauliches Weekend engliſcher Prägung, das Brü=
ning
und Curtius diesmal verleben. Eine politiſche Begegnung
der leitenden engliſchen und deutſchen Staatsmänner von ganz
außerordentlicher Bedeutung. Immer ſchärfer haben ſich die
politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe zugeſpitzt, gebieteriſch
verlangt die Not Löſung der brennendſten Probleme, vor die
wir geſtellt. Während im Oſten Europas die Lage immer un=
haltbarer
wird, wirft die kommende große Abrüſtungskonferenz
ihre Schatten voraus. Unter der Laſt der Kriegstributzahlun=
gen
droht nicht nur das deutſche Reich zuſammenzubrechen, ſon=
dern
auch in England beginnt man mehr und mehr zu erkennen,
daß die deutſchen Milliardenzahlungen das Gefüge der eigenen
Wirtſchaft aufs Schwerſte erſchüttern, und das zu einer Zeit,
in der eine allgemeine Weltwirtſchaftskriſis von bisher völlig
unbekannten Ausmaßen kaum noch eine Täuſchung über den
wahren Stand der Dinge zuläßt. Man wird über all dieſe
Dinge in Chequers ausführlich ſprechen, aber man wird der
Löſung kaum weſentlich näher kommen. Wir wollen uns doch
keiner Selbſttäuſchung hingeben. Was würde ſelbſt eine weit=
gehende
deutſch=engliſche Verſtändigung über alle ſchwebenden
Fragen und daran iſt nach Lage der Dinge doch kaum zu
denken für den Augenblick bedeuten? Wir kennen die Bin=
dungen
der engliſchen Politik, die Grenzen ihrer Macht ſowohl
in politiſcher wie in wirtſchaftlicher Hinſicht. Zu dieſer Erkennt=
nis
brauchen wir gar nicht erſt die deutlichen Hinweiſe der
engliſchen Regierungspreſſe auf Amerika und Frankreich, brau=
chen
wir nicht die Kommentare des Herrn Sauerwein vom
Matin, der die höchſt unangebrachte Aufregung ſeiner Lands=
leute
von London aus zu beſchwichtigen ſucht. Keine Illu=
ſionen
! Das Wochenende von Chequers wird nicht den großen
allgemeinen umſchwung bringen, trotzdem bleiben die Be=
ſprechungen
der engliſchen und deutſchen Staatsmänner außer=
ordentlich
bedeutſam, da ſie in jedem Fall, poſitiv oder negativ,
eine gewiſſe Klärung bringen werden.
Dafür, daß die Reviſion des Young=Plans nicht mehr auf
die lange Bank geſchoben werden kann, hat der deutſche Reichs=
kanzler
in ſeiner Aktenmappe ein beweiskräftiges Dokument mit
nach England genommen. Die Notverordnung vom 5. Juni iſt
in Wahrheit ein furchtbares Dokument deutſcher Not, eine abel=
malige
gewaltige Belaſtung weiter Kreiſe des deutſchen Volkes,
ein Menetekel für In= und Ausland. Wir kennen alle den
ſchweren Ernſt unſerer Lage, der ſich in den Zahlen der immer
wieder neu entſtehenden Fehlbeträge im Haushalt von Reich,
Ländern und Gemeinden ausdrückt. Wir kennen die unlösliche
Verknüpfung des Einzelſchickſals mit dem Schickſal der Allge=
meinheit
, wir ſind uns bewußt, der Verpflichtung jedes Einzelnen,
nach ſeinen Kräften mit beizutragen zur Abwendung der Ge=
fahren
, die Staat und Volk bedrohen. Wer wollte ſich ernſt=
lich
dieſer Verpflichtung entziehen? Wenn trotzdem die Not=
verordnung
vom 5. Juni in weiten Kreiſen berechtigte ſtarke
Empörung auslöſen wird, ſo nicht deshalb, weil uns abermals
neue Laſten aufgebürdet werden, ſondern weil auch hier wieder
Gedankengänge zum Ausdruck kommen, die letzten Endes die
Urſache unſeres heutigen Elends waren.
Daß die eingeſchrumpfte deutſche Wirtſchaft die ſozialen
Laſten nicht mehr zu tragen vermag, die man ihr in dieſen letzten
Jahren aufgebürdet hat, beſtreitet eigentlich niemand mehr. Es
wäre alſo doch wohl das Nächſtliegende geweſen, hier zunächſt
mit einem vernünftigen Abbau einzuſetzen. Das hätte um ſo
näher gelegen, als es ja gerade die gewaltigen Zuſchüſſe zur
Arbeitsloſenverſicherung waren, die das Loch im Reichsetat
immer wieder aufriſſen. Auch die Reformbedürftigkeit der Ar=
beitsloſenverſicherung
wird von keinem vernünftigen Menſchen
mehr ernſtlich beſtritten. Es iſt ohne weiteres zuzugeben, daß
eine ſolche Reform leichter durchzuführen geweſen wäre zu
einem Zeitpunkt geringerer Arbeitsloſigkeit. Trotzdem war eine
weitere Verſchiebung der Neform in Anbetrachr der Verhältniſſe
nicht mehr zu rechtfertigen. Durchgreifende Reformen gerade
auf dieſem Gebiet erwartete die geſamte Oeffentlichkeit. Daß es
dem derzeitigen Reichsarbeitsminiſter Stegerwald nicht leicht.
fallen würde, gerade dieſe höchſt unpopulären Dinge in An=
griff
zu nehmen, war ohne weiteres verſtändlich. Daß man aber
derart in den Anſätzen ſtecken bleiben würde, wie es die jetzt
vorliegende Notverordnung tut, hat wohl kaum jemand erwartet.
Dafür hat man ſich dann auf andere Weiſe geholfen. Man hat
die Beamtengehälter abermals um 48 Prozent gekürzt,
und man hat in der ſogenannten Kriſenſteuer die privaten
Lohn= und Gehaltsempfänger in geradezu untragbarer Weiſe
neu belaſtet.
Unſeren Standpunkt zur Kürzung der Beamtengehälter ha=
ben
wir ſchon früher mehrfach ausführlich dargelegt. Dieſe neue
Gehaltskürzung iſt nicht nur ſozial höchſt ungerecht, ſondern ſie
wird ſich auch wirtſchaftlich in verhängnisvoller Weiſe aus=
wirken
. Ungefähr das Gleiche gilt von der Kriſenſteuer. Nur
daß man hier noch die geradezu ungeheuerliche Unterſcheidung
macht zwiſchen Lohnempfängern und den veranlagten Einkom=
menſteuerpflichtigen
. Ein veranlagter Einkommenſteuerpflich=
tiger
der alſo ſein Einkommen aus Geſchäftsbetrieb oder
Vermögen zieht mit einem Einkommen von 3 600 RM. jähr=
lich
zahli eine Steuer von 34 Prozent, alfa 23. RM. M

[ ][  ][ ]

Seite 2

Sonntag, den 7. Juni 1931

Nummer 156

Jahr, ein Gehaltsempfänger mit dem gleichen Gehalt zahlt
ent des Bruttoarbeitslohnes, d. h. 36, R M.
monatlich 1
im Jahr. C. deranlagter Einkommenſteuerpflichtiger mit einem
Einkommen von jährlich 18000 RM. zahlt 1 Prozent, d. h.
180 RM. im Jahr, ein Gehaltsempfänger mit demſelben Ein=
kommen
zahlt 4 Prozent ſeines monatlichen Bruttoeinkommens,
d. h. 60 RM. im Monat. alſo 720 R M. im Jahr! Der Miniſter
Treviranus hat in Hamburg bei der Erörterung der Notver=
ordnung
mit freundlicher Offenheit erklärt, die härfere Heran=
ziehung
der Gehaltsempfänger zur Kriſenſteuer ſei vor allem
aus fiskaliſchen Erwägungen erfolgt, da bei den übrigen Steuer=
zahlern
die Kapital= und Steuerflucht, für deren Bannung bis=
her
noch niemand ein Heilmittel gefunden habe, in ſo ſtarkem
Umfang einſetzen würde, daß der Erfolg gleich null ſpäre. Man
braucht ſich mit Herrn Treviranus über die fachliche Berechti=
gung
dieſer Auffaſſung nicht im einzelnen auseinanderzuſetzen.
An der Ungeheuerlichkeit einer ſolchen Differenzierung
wird durch eine derartige Erklärung nicht das Geringſte geän=
dert
. Es gab auch andere beſſere Möglichkeiten, den notwen=
digen
Ausgleich im Reichshaushalt herbeizuführen. Sie ſind in
der Oeffentlichkeit während dieſer letzten Wochen zur Genüge
erörtert worden. Herr Dietrich, der Reichsfinanzminiſter, hat
ſich leider erfolgreich gegen ſie gewehrt. Die verhängnisvollen
Folgen werden kaum ausbleiben. Welche bürgerliche Partei iſt
bereit, die Verantwortung für dieſe Notverordnung zu über=
nehmen
? Schon die nächſten Tage werden die Antwort auf
M.
dieſe Frage geben müſſen.
Amerika gegen jeden Schuldennachlaß.
EP. London, 6. Juni.
Die Stellung der offiziellen amerikaniſchen Kreiſe gegenüber
der Frage der europäiſchen Kriegsanleihen hat ſich, wie der
Waſhingtoner Korreſpondent der Times anläßlich der Verhand=
lungen
von Chequers hierher drahtet, in letzter Zeit abſolut nicht
geändert. Angeſichts des Fehlbetrages im eigenen Budget könne
von einem Verzicht auf die europäiſchen Kriegsſchulden keine
Rede ſein.
Bom Tage.
Reichspräſident v. Hindenburg iſt zu einem mehrwöchigen
Aufenthalt nach ſeinem Beſitz Neudeck (Weſtpreußen) abgereiſt.
Der Vorſtand der Stiftung Reichsehrenmal trat am Samstag
im Reichsminiſterium des Innern unter dem Vorſitz des Staats=
ſekretärs
Zweigert zu konſtituierenden Sitzung zuſammen.
In Eſſen ſind geſtern abend von der Polizei Razzien durch=
geführt
worden, bei denen über 200 Perſonen ſiſtiert worden ſind.
In Wiesbaden ſtarb Konteradmiral Emil Freiherr v. Lynker,
einer der älteſten deutſchen Seeoffiziere, im Alter von 82 Jahren.
Seit ſeinem im Jahre 1900 genommenen Abſchied hatte er feinen
Wohnſitz in Wiesbaden. Admiral v. Lynker war noch bei der
preußiſchen Marine eingetreten.
Mit Rückſicht auf die beſondere Notlage der Finanzen in den
kleineren und mittleren Städten hält der Reichsſtädtebund auch
in dieſem Jahre anſtelle einer Mitgliederverſammlung nur eine
Tagung ſeines Hauptausſchuſſes ab. Die Tagung findet am
27. Juni in Mainz ſtatt.
Oberſt A. Woods, der Vorſitzende der vom Präſidenten Hoover
einberufenen Kommiſſion zur Prüfung der Arbeitsloſenfrage, iſt
vom Reichsarbeitsminiſter Dr. Stegerwald empfangen worden.
Oberſt Woods will ſich einen Ueberblick über das in Deutſchland
zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit Geſchehene und Geplante ver=
ſchaffen
.
Auf Vorſchlag der rumäniſchen Regierung werden die Han=
delsvertragsverhandlungen
zwiſchen Deutſchland und Rumänien
vorausſichtlich Anfang nächſter Woche in Berlin wieder aufgenom=
men
werden.
Der päpſtliche Nuntius in Litauen, Erzbiſchof Bartholoni,
der, wie bekanut, von der litauiſchen Regierung wegen ſeiner an=
geblichen
aktiven Beteiligung am litauiſchen Kulturkampf auf ſei=
ten
der katholiſchen Aktion als persona ingrata erklärt und des=
wegen
vom Staatspräſidenten in Audienz nicht mehr empfangen
wurde, iſt auf Anweiſung des litauiſchen Außenminiſteriums aus
Litauen ausgewieſen worden.
Das im Jahre 1926 gewählte Ungariſche Unterhaus iſt vom
Reichsverweſer aufgelöſt worden. Das neue Parlament iſt für den
18. Juli einberufen worden.
Der franzöſiſche Geſandte in Wien, Graf Clauzal, hat beim
Vizekanzler Dr. Schober vorgeſprochen und offiziell mitgeteilt, daß
die franzöſiſche Regierung bei den Banken interveniert habe, um
eine Beteiligung an der Emiſſion der öſterreichiſchen Schatzſcheine
zu ſichern.
Wie offiziös erklärt wird, hat der Generalſekretär des Völker=
bundes
die Wahl des deutſchen Mitgliedes der Informations=
abteilung
des Völkerbundsſekretariats, Dr. Wertheimer, für die
ſtatutenmäßige Zeit von ſieben Jahren in ſeiner bisherigen Stel=
lung
beſtätigt.
Die franzöſiſch=ruſſiſche Delegation für die Handelsvertrags=
verhandlungen
hat eine erſte Fühlungnahme gehabt. Im Verlauf
dieſer Zuſammenkunft wurden die wirtſchaftlichen Fragen erörtert,
die von den beiden Delegationen geprüft werden ſollen. Die
Franzoſen ſind vor allem auf einen weiteren Ausbau des fran=
zöſiſchen
Marktes in Rußland bedacht.

Die Halderoronang eoit 3. Jum.
Kriſenſteuer.
(Fortſetzung von Seite 1, 2. Spalte.)
Wie bereits an anderer Stelle dargelegt, ergibt ſich bei der
Kriſenfürſorge nach Durchführung der Reformen noch ein Fehl=
betrag
von rund 245 Millionen RM. Neben der Deckung der Fehl=
beträge
der ſozialen Verſicherungsträger ſieht die Reichsregierung
aber im Rahmen ihres Wirtſchaftsprogramms ihre vornehmliche
Aufgabe darin, die Wirtſchaft anzukurbeln und die Zahl der Ar=
beitsloſen
zu verringern. Hierfür bedarf es aber unbedingt be=
ſonderer
Mittel und Fonds. Dieſen Zwecken ſoll das Aufkommen
aus der Kriſenſteuer dienen. Die Reichsregierung geht davon aus,
daß die Aufrechterhaltung geordneter Verhältniſſe die dringliche
Aufgabe iſt und daß ein ſolcher Zuſtand nicht garantiert werden
kann, wenn in einem Augenblick, in dem noch immer über 4 Mil=
lionen
Erwerbloſe gezählt werden, nicht alle Schritte getan wer=
den
, daß einerſeits denjenigen, die wirklich bedürftig ſind, ſoviel
gegeben wird, wie zur Aufrechterhaltung ihrer Exiſtenz erforderlich
iſt, und auf der anderen Seite der Arbeitsmarkt neu angekurbelt
wird.
Der Gedanke der Volksgemeinſchaft zwingt zu der Schlußfol=
gerung
, daß alle Volksgenoſſen zur Abmilderung der Kataſtrophe,
die in Geſtalt der Arbeitsloſigkeit über das Land hereingebrochen
iſt, nach Maßgabe ihrer Leiſtungsfähigkeit beitragen müſſen. Die
ganze Maßnahme ſoll für 1½ Jahre, alſo für die Zeit vom 1. Juli
1931 bis zum 31. Dezember 1932 gelten. Die Kriſenſteuer ſoll ins=
geſamt
775 Millionen bringen, von denen 385 Millionen auf das
Rechnungsjahr 1931 entfallen.
Die Kriſenlohnſteuer beträgt bei einem Monatsarbeitslohn
bis zu 300 RM. monatlich 1 vom Hundert des Bruttoarbeitslohns,
ſteigt dann in Stufen von je ½ Prozent für je weitere 100 RM.
monatlich bis zu 700 RM. monatlich auf 3 vom Hundert, beträgt
bei einem Arbeitslohn zwiſchen 700 und 1000 RM. 3,5 vom Hun=
dert
, zwiſchen 1000 und 1500 RM. 4 vom Hundert, zwiſchen 1500
bis 3000 RM. 4,5 vom Hundert und über 3000 RM. 5 vom Hun=
dert
. Die Kriſenlohnſteuer wird vom Bruttoarbeitslohn erhoben,
irgendwelche Abzüge dürfen nicht gemacht werden. Es zahlt alſo
ein Lohnempfänger mit einem Bruttoarbeitslohn von monatlich
250 RM. 2,50 RM. monatlich Kriſenſteuer,

bei einem Arbeitslohn von 300 RM. monatlich 3 RM. 400 500 10 600 15 700 21 800 28 1500 60 Von dieſer Kriſenlohnſteuer ſind befreit die Beamten, weil bei

ihnen eine direkte Gehaltskürzung erfolgt.
Die Kriſenſteuer der veranlagten Einkommenſteuerpflichtigen
bemißt ſich nach dem Einkommen, das für Steuerabſchnitte veran=
lagt
wird, die in den Kalenderjahren 1931 und 1932 geendet
haben. Der Tarif beträgt hier bis zu einem Jahreseinkommen von
3600 RM. 0,75 vom Hundert, zwiſchen 3600 bis 600 RM. 1 vom
Hundert, von 6000 bis 20 000 RM. 1,5 vom Hundert, von 20 000
bis 100 000 RM. 2 vom Hundert, von 100 000 bis 250 000 RM. 2,5
vom Hundert, von 250 000 bis 500 000 RM. 3 vom Hundert, von
500 000 bis 1000 000 RM. 3,5 vom Hundert und über 1 Million
RM. 4 vom Hundert.
Ebenſo wie bei der Kriſenlohnſteuer dürfen der ſteuerfreie
Einkommensteil und die Familienermäßigungen nicht abgezogen
werden. Pflichtige jedoch, bei denen z. B. wegen der Familien=
ermäßigungen
keine Einkommenſteuer feſtgeſetzt wird, ſind auch von
der Kriſenſteuer der Veranlagten frei. Ein Gewerbetreibender
zahlt z. B.
bei einem Einkommen von

2000 RM. 15 RM. Kriſenſteuer 4000 D 40 8 000 120 12000 D 180 25 000 * 500 80 000 1600 150 000 n 3 750 v 300 000 m 9 000 v 1000 000 35 000 n 1,5 Mill. 60 000 v

Bei Landwirten iſt zu berückſichtigen, daß durch die Einführung
der landwirtſchaftlichen Einheitsſteuer die erſten 6000 RM.
landwirtſchaftlichen Einkommens ſteuerfrei ſind.
Landwirte bis zu 6000 RM. Einkommen ſind alſoauch vonder
Kriſenſteuer befreit. Ein Landwirt mit 10 000 RM. Ein=
kommen
zahlt 40 RM. Kriſenſteuer.
Zu beachten iſt, daß die Kriſenſteuer der Veran=
lagten
bei den veranlagten Gehaltsempfängern
zur Kriſenlohnſteuer hinzutritt. Hier findet alſo

eine doppelte Heranziehung ſtatt. Um Härten zu ver=
meiden
, ſind jedoch Gehaltseinkommen bis zu 16000 RM.,
gleichviel ob es ſich um Beamte oder private
Lohnempfänger handelt, von der doppelten Be=
laſtung
ausgenommen. Solche Pflichtige unterliegen der
Kriſenſteuer der Veranlagten ſomit nur mit ihrem ſonſtigen Ein=
kommen
.
Hat alſo z. B. ein Gehaltsempfänger 12 000 RM. Gehalt und
kein ſonſtiges Einkommen, ſo zahlt er nur die Kriſenlohnſteuer.
Hat er daneben 2000 RM. ſonſtiges Einkommen, ſo zahlt er hier=
von
die Kriſenſteuer der Veranlagten mit 1½ vom Hundert, d. ſ.
30 RM. Hat ein Gehaltsempfänger dagegen mehr als 16 000
Reichsmark, z. B. 24 000 RM. Gehalt, ſo zahlt er neben der Kri=
ſenlohnſteuer
von 1080 RM. im Jahre noch die Kriſenſteuer der
Veranlagten mit 480 RM.
Die Kriſenſteuer der Veranlagten wird in halbjährlichen
Vorauszahlungen am 10. Oktober 1931, 10. März 1932 und 10.
Oktober 1932 erhoben. Da die Kriſenſteuer erſt vom 1. Juli ab
gilt, wird die Kriſenſteuer für 1931 in halber Höhe, für 1932 da=
gegen
in voller Höhe erhoben.
Wohlfahrkslaſten
der Gemeinden und Gemeindeverbände.
Es war nicht möglich, in der Notverordnung auch die Arbeits=
loſenhilfe
außerhalb der verſicherungsmäßigen Unterſtützung um=
zugeſtalten
, insbeſondere eine Reichsarbeitsloſenfürſorge zu ſchaf=
fen
, wie dies von verſchiedenen Seiten gefordert wird. Inmitten
der Kriſe bei einer Arbeitsloſenzahl von über 4 Millionen iſt
eine grundlegende Organiſationsänderung oder ein Syſtemwechſel
ſchlechthin undurchführbar. Eine Umgeſtaltung der Fürſorge war
daher angeſichts der ungeheueren Maſſenarbeitsloſigkeit ſchon mit
Rückſicht auf die techniſchen und organiſatoriſchen Schwierigkeiten
in der gegenwärtigen Zeit nicht angängig.
Indeſſen iſt die Erleichterung der Wohlfahrtslaſten der Ge=
meinden
und Gemeindeverbände eine beſonders dringliche Auf=
gabe
. Die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen iſt in ſtändiger Stei=
gerung
begriffen. Während zu Beginn des Rechnungsjahres 1929
die Zahl der Wohlfahrtserwerbsloſen noch etwa 210 000 betrug,
zählte man am 31. März 1931 etwa 1 Million. Man wird daher
im Rechnungsjahr 1931 jedenfalls mit einer Geſamtaufwendung
für Wohlfahrtserwerbsloſenkoſten im Betrage von etwa 700 Mil=
lionen
rechnen müſſen. Hiervon iſt etwa die Hälfte in den Etats
der Gemeinden gedeckt. Für die andere Hälfte muß ein Ausgleich
geſchaffen werden. Das geſchieht in folgender Weiſe: Die Lohn=
ſteuererſtattungen
werden aufgehoben, und zwar erſtmals für das
Kalenderjahr 1931. Der dadurch geſparte Betrag ſoll den Gemein=
den
zur Erleichterung ihrer Wohlfahrtslaſten überwieſen werden,
und zwar in voller Höhe, alſo auch der Reichsanteil. Ein weite=
rer
Betrag zur Deckung der Wohlfahrtslaſten fällt den Gemeinden
durch die Erſparungen zu, die ſie durch die Kürzung der Gehälter
ihrer Gemeindebeamten und =Angeſtellten erzielen. In derſelben
Linie liegt, daß die Länder auch die Erſparungen, die ſie durch die
Kürzung der Gehälter der Länderbeamten erzielen, grundſätzlich
dieſen Zwecken zuführen müſſen. Die Landeshilfe gilr zunächſt
nur für das Rechnungsjahr 1931; ſie ſoll aber auf das Jahr 1932
ausgedehnt werden können, wenn die Wohlfahrtsbelaſtung der
Gemeinden es erfordert. Ein Ausgleich für beſonders wohlfahrts=
belaſtete
Gemeinden in Höhe von etwa 110 Millionen dient
gleichfalls zur Auffüllung des durch die Wohlfahrtslaſten entſtan=
denen
Fehlbetrages.
Die Notverordnung enthält dann noch Kapitel über Siche=
rung
der Haushaltsfürung der Gemeinden und
Gemeindeverbände, wobei einige allgemeine Grundſätze
über Staatsaufſicht aufgeſtellt wurden, ferner über Wohnungs=
wirtſchaft
, wobei für das Gebiet der Hauszinsſteuer, die am
1. Januar 1932 eintretende Erhöhung des Zinsſatzes für die Auf=
wertungshypotheken
von 5 auf 7,5 v. H. von einſchneidender Be=
deutung
iſt, und über ſonſtige Steuer= und Zollmaßnahmen. Bei
der Tabakſteuer iſt eine Ermächtigung neu eingeführt, die
die Herſtellung von Zigaretten in den billigeren Preisklaſſen in
größerem Umfange ermöglichen ſoll. Eine Aenderung der bis=
herigen
Belaſtung iſt nicht vorgeſehen. Unter dieſem Kapitel iſt
auch die Einigung mit Bayern im Streit um die Steuer=
ereinheitlichung
durch Notverordnung feſtgelegt worden. Weiter=
hin
wird eine Aenderung des Einkommenſteuerge=
ſetzes
vorgenommen, durch die eine Beſteuerung der Reſerven
von Einzelfirmen, offenen Handelsgeſellſchaften und Kommandit=
geſellſchaften
mit 20 v. H. vorgeſehen wird, und zwar im Intereſſe
der Anſammlung produktiven Kapitals: Weiter ſollen Kapital=
verwaltungsgeſellſchaften
ſteuerlich in der Weiſe be=
günſtigt
werden, daß ſie nur mit einem Zehntel ihres Vermögens
zur Körperſchaftsſteuer und zur Vermögensſteuer herangezogen
werden ſollen. Dieſe Ermäßigungen ſollen die Gründung von
Kapitalverwaltungsgeſellſchaften in Deutſchland überhaupt erſt er=
möglichen
. Ein letztes Kapitel befaßt ſich mit Zollmaßnah=
men
. Es wird eine Ermächtigung für die Reichsregierung ge=
fordert
, die für die Verſorgung mit Düngemitteln Schutzmaßnah=
men
in Form von Zöllen oder der Marktregulierung vorſieht.

Neue heſſ. Arbeitsgemeinſchaft für bildende Kunſt.
Die diesjährige Kunſtausſtellung auf der Mathildenhöhe wird
heute in Anweſenheit des Reichsverbandes bildender Künſtler, der
in dieſen Tagen in Darmſtadt ſeine Mitgliederverſammlung ab=
hält
, durch Oberbürgermeiſter Mueller eröffnet werden. Man
hatte der Preſſe Gelegenheit gegeben, die Ausſtellung geſtern ſchon
zu beſichtigen, ſo daß wir in der Lage ſind, ihr ein paar Worte
auf den Weg mitzugeben, auf Grund eigener Anſchauung. Wir
tun das um ſo lieber, als trotz der kurzen Zeit, die für die Vor=
bereitung
zur Verfügung ſtand, eine Ausſtellung zuſtande kam,
die ein ſehr erfreuliches Geſicht zeigt und deren künſtleriſches Ni=
veau
, am Geſamteindruck gemeſſen, durchaus beachtlich iſt.
Es iſt eine Ausſtellung geworden ohne eigentliches Programm,
ſofern wenigſtens man in der Tatſache, daß die heſſiſchen Künſtler
zeigen wollen, was ſie können, nicht eine Art Programm erblicken
will. Die unprogrammatiſche Zuſammenfügung der Ausſtellung
gibt ihr das bunte Bild, das auf den Beſucher den eigenartigen
Reiz auszuüben geeignet iſt, den die Vielheit, die Buntheit in
Form und Farbe, die gewiſſe Stilloſigkeit, ausſtrahlt.
Die Beteiligung an der Ausſtellung iſt erfreulich ſtark. Der
kleine Katalog weiſt annähernd 300 Einzelnummern auf. Neben
den Gemälden iſt viel Graphik, und auch erfreulich viel Plaſtik,
letztere ſogar auffallend guter Qualität, vertreten. Von Einzel=
gruppen
ſind an der Ausſtellung beteiligt: Freie Vereinigung
Darmſtädter Künſtler, die Darmſtädter Gruppe die Darm=
ſtädter
Sezeſſion der Drei=Städtebund die Allgemeine
Deutſche Kunſtgenoſſenſchaft Vereinigung Mainzer bildender
Künſtler, Mainzer Gruppe, Bund Offenbacher Künſtler und
Künſtlergruppe Worms.
Die Ausſtellung zeigt ein ſehr freundliches Geſicht und
gibt ein erfreuliches Zeichen von Lebenswillen, von einem
Lebenswillen, den man bewundern muß, weil er oft zur Lebens=
kunſt
führt und erzieht. Von der ſtrahlend farbigen Buntheit Ri=
chard
Hoelſchers und Kurt Kempins bis zur kalten Sach=
lichkeit
etwa eines Arnoul ſind alle Grade von Buntheit und
Sachlichkeit im Gemälde wie in der Zeichnung vertreten. Wenn
die Maler unſerer Zeit es auch entweder ablehnen oder nicht mehr
verſtehen, ſinnlich zu malen, richtiger vielleicht, durch ihre Bilder
ſinnlich zu wirken ſinnlich in des Wortes reiner Deutung ver=
ſtanden
, weil ſie vielleicht die eine Bezeichnung zur Körper=
lichkeit
, zum Weſentlichen verloren haben, weil ſie immer mehr
ſeeliſch, aber geiſtig, mit Intellekt an die Löſung künſtleriſcher

Probleme herantreten, was beſonders von den heſſiſchen Malern
zu ſagen iſt, ſo iſt die rein künſtleriſche Wirkung der großen Mehr=
zahl
der Werke, die hier von Heſſen zuſammengetragen ſind, un=
gemein
ſtark anziehend, reizvoll. Gewiß iſt in vielen die Sach=
lichkeit
ſehr ſtark betont, in ebenſo vielen der Verſuch, geiſtige
Durchdringung des Stoffes in der Malerei zum Ausdruck zu
bringen. Die Vielartigkeit aber der Problemlöſungen, die ver=
ſucht
und gefunden werden, der ſehr ſtarke Ausdruck, der aus vie=
len
reichen Koloriten Wirkung erzwingt, gibt dieſer programm=
loſen
Ausſtellung den intimen, oft aber auch etwas aufdringlichen
Reiz, die ſicher imſtande iſt, den Beſuch der Ausſtellung zu
propagieren.
Wenn man alſo einen guten Beſuch der diesjährigen Darm=
ſtädter
Ausſtellung vorauszuſagen ſich berechtigt halten kann, muß
ſoch unterſtrichen werden, daß dieſer Beſuch nicht eigentlich die
Hauptſache iſt, ſo erfreulich eine hohe Beſuchsziffer für jede Aus=
ſtellung
ſelbſtverſtändlich iſt. Es iſt leider Tatſache, eine Tatſache,
die ſchon oft unterſtrichen wurde, daß in der Notzeit, ſo falſch
das im Grunde auch iſt, in erſter Linie geſpart wird an kultu=
rellen
Dingen, wie unter dieſen wiederum an Erzeugniſſen der
Kunſt. Es iſt leider auch Tatſache, daß viele ſich zu dieſer Spar=
ſamkeit
verpflichtet glauben, die es in Wirklichkeit nicht ſind.
Wenn man Kunſt untergehen läßt, im Schatten verkümmern läßt,
rächt ſich das an einer ganzen Generation. So groß die Not der
Zeit auch ſein mag, wer einen offenen Blick in das tägliche Leben
wirft, kann ſehen, daß trotz der großen Not immerhin noch eine
erfreulich große Anzahl von Menſchen in der Lage iſt, Geld aus=
zugeben
, auch für kulturelle Dinge. Es iſt falſch, ſich etwa dagegen
zu ſträuben, in Rückſicht auf andere den Eindruck zu erwecken, als
ginge es einem zu gut. Wer die Kunſt unterſtützt, fördert die
Kultur ſeiner Zeit. Wenn wir darum der Ausſtellung
Darmſtadt 1931, die heute eröffnet wird, einen kurzen
Wunſch mit auf den Weg geben wollen, ſoll es der ſein, daß die
Ausſtellung nicht nur von möglichſt vielen beſucht werden möge,
ſondern daß ſich auch viele Käufer finden mögen. M. St.

Das iſt die Abrüſtung.
Soeben hat Deutſchlands Verlangen nach gleichem Recht auf
Sicherheit in Genf eine Abſage der Siegerſtaaten erfahren. Am
2. Februar 1932 tritt die Große Abrüſtungskonferenz zuſammen,
der Englands Außenminiſter der Arbeiterpartei, Henderſon, prä=
ſidieren
ſoll. Dann wird die Entſcheidung fallen, ob die Militär=
mächte
, voran Frankreich und ſeine Trabanten, die feierlich nieder=
gelegten
Verſprechen zur gleichen Abrüſtung wie die Beſiegten ein=
halten
oder nicht. Die Konferenz wird zwangsläufig für die euro=
päiſche
Entwicklung von entſcheidender Bedeutung. Das beſagt,

daß Deutſchlands Lebensintereſſen bis ins tiefſte berührt werden,
Zwölf Jahre Geſchichte der Abrüſtung ſind eine Geſchichte der Nie=
derhaltung
der Deutſchen, ſind ein offener Hohn gegenüber allen
friedliebenden Völkern der Erde. Die Sachlage iſt zu klar für
den, der ſehen will, daß die militäriſche Macht Frankreichs und
ſeiner Verbündeten um Deutſchland, die beſte Garantie für die
Sicherheit nicht nur Frankreichs, ſondern der Verſailler Nutz=
nießer
iſt. Hat Deutſchland berechtigte Hoffnung, von der Großen
Konferenz 1932 etwas Poſitives zu erwarten? Auf dieſe Frage
gibt das Buch F. W. von Oertzens Das iſt die Abrüſtung der
Hohn der Abrüſtungsartikel von Verſailles Antwort. Das Buch
iſt notwendig, iſt in einem glänzenden Stil aufgebaut, zeigt mit
ſchlagender Deutlichkeit, was die anderen unter Abrüſtung ver=
ſtehen
. Der Verfaſſer, unſeren Leſern nicht unbekannt,
ſteht in der aktiven Politik. Dadurch iſt er
in der Lage was der Tageszeitung kaum möglich iſt , die
Hintergründe, die Intrigen der Mächte, der Rüſtungsintereſſenten
und der Spione, die weitgeſteckten Pläne, der See= und Land=
ſtaaten
aufzuhellen und plaſtiſch herauszuarbeiten. Von der deut=
ſchen
Entwaffnung geht er aus, die Waſhingtoner Konferenz
1921/22 zieht vorüber, das Genfer Protokoll 1924 entſteht, Frank=
reichs
Sabotage der Abrüſtung durch den Sozialiſten Paul Bon=
cour
, die zyniſche Grauſamkeit der Luft= und Gaskriegs, verhinde=
rung
, wie man ſie in Paris und Brüſſel verſteht, erſchüttern,
Aus nächſter Nähe erleben wir die Sprengung der Genfer See=
abrüſtungskonferenz
1927 und das Ringen der Londoner Flotten=
konferenz
1930, auf der die politiſchen Gegenſätze zwiſchen Italien
und Frankreich zum Geſpenſt des nächſten Krieges aufſteigen. Die
franzöſiſch=belgiſchen Kriegspläne zum Einfall nach Deutſchland
durch das neutrale Holland! beleuchten die wahren Abſichten
Briands und Tardieus, werden unterſtrichen durch das franzöſiſch=
polniſche
Militär= und Flottenbündnis. Deutſchlands Abſage an
die Abrüſtungsſaboteure und ſein Gang nach Genf 1932 bilden
den Abſchluß dieſes Buches, das gerade durch ſeine Tendenzloſig=
keit
, durch die einfache Aneinanderreihung der jüngſten Geſchichte
wie ſelten ein Geſchichtsbuch der Gegenwart Spannungen auslöſt,
aktiviert und vorwärts reißt. Ein Buch, dem man im Auslande
die größte Verbreitung wünſchen möchte. Der Gerhard=Stalling=
Verlag, Oldenburg, hat ſich damit ein großes Verdienſt erworben,
denn die Abrüſtungsfrage iſt für Deutſchland von ungeheurer Be=
deutung
, die durch innerpolitiſche Konflikte nicht verkleinert wer=
den
kann und darf.

hart

(Das iſt die Abrüſtung. Von F. W. v. Oertzen. Verlag Ger=
Stalling, Oldenburg. Kart. 5 RM., Leinen 6,50 RM.)
5

Bon Deutſchlands Hohen Schulen.
Dresden: Ein Lehrſtuhl für Baukonſtruktionslehre in der
Hochbauabteilung der Techniſchen Hochſchule iſt dem ao. Profeſſor
an der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt Dr.=Ing. e. h. Georg
Rütb angeboten worden.

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Den und
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ab
be=
10

Nummer 156

Sonntag, den 7. Juni 1931

Seite 3

die Belaſtungsgrenze erreicht. Deutſchland am Ende ſeiner Kräfte. Die Lage des Reiches zwingk
gebiekeriſch zur Enklaſtung von unkragbaren Reparakionsverpflichkungen.
den es noch mehr tun müſſen. Die Reichsregierung gibt ſich über
die Schwere der von allen Bevölkerngskreiſen zu bringenden Opfer
Aufruf der Reichsregierung.
keiner Täuſchung hin. Aber die Aufrechterhaltung des Gleich=
gewichts
der öffentlichen Haushalte und die Schonung unſerer
an das deutſche Volk.
Wirtſchaft im Hinblick auf ihre ſchwierige Lage und den heftigen
Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt rechtfertigen die getroffenen
Maßnahmen.
Nichl der Kampf der Parkeien, ſondern der Wille
Wir haben alles angeſpannt, um unſeren
des geſamken Volkes, ſich zu behaupken,
Verpflichtungen ausdem verlorenen Kriege
nachzukommen. Auch ausländiſche Hilfe haben
iſt entſcheidend.

Berlin, 6. Jyni.
Gleichzeitig mit dem Erſcheinen der neuen Notverordnung er=
läßt
die Reichsregierung folgenden Aufruf:
Die Erwartung, daß die Weltwirtſchaftskriſe mit dem Frühjahr
931 abebben und damit Not und Arbeitsloſigkeit aller Induſtrie=
ſtaaten
und noch mehr der Rohſtoff= und Agrarländer zurückgehen
werden, hat ſich als trügeriſch erwieſen. Deutſchland iſt in dem
Güteraustauſch der Erde mit einer jährlichen Summe von 23 Mil=
liarden
Reichsmark verflochten. Es kann ſich allein aus der ge=
meinſamen
Not nicht retten, unter der ſelbſt die im Kriege ſieg=
reichen
Staaten ſchwer leiden.
Unſere Sorgen und Schwierigkeiten ſind verſchärft, weil wir
neben der Geſamtkriſe, in der wir leben, noch die beſondere
Laſt tragen, als die Unterlegenen des großen Krieges Zah=
lungen
leiſten zu müſſen. Dieſe wurden unter Voraus=
ſetzungen
, die nicht eingetroffen ſind, übernommen und ent=
ziehen
unſerer durch Krieg und Inflation verarmten Wirt=
ſchaft
das Kapital, deſſen ſie notwendig zu ihrer Erhaltung
und Fortentwicklung bedarf.
Rapitalentzug bedeutet Stillſtand und Einſchränkung von Betrie=
ben
, Arbeitsloſigkeit, Rückgang des privaten Einkommens und
nicht zuletzt der Einnahmen des Staates. Darüber hinaus
verringert ſich unſere Kaufkraft am Weltmarkt
umden Betrag, den wir für Tribute ohne Gegen=
leiſtungen
abgeben.
Die Tributzahlungen ſchwächen uns als Käufer und nötigen
uns zur Droſſelung der Einfuhr. Sie zwingen uns zur
Steigerung der Ausfuhr, gegen welche andere Länder in
immer ſtärkere Abwehr treten. Eine erbitterte Verſchär=
fung
des Kampfes um die Märkte der Welt iſt die Folge.
Schwere Laſten und Opfer muß die Reichs=
regierung
dem deutſchen Volke zumuten, um die
Zahlungsfähigkeit des Reiches aufrechtzuerhal=
ten
. Dieſe iſt die Vorausſetzung für die Fort=
führung
der deutſchen Wirtſchaft. Von ihr hängen
Millionen und Abermillionen von Kriegsteilnehmern, Sozialrent=
nern
, Beamten und Angeſtellten in ihrer Exiſtenz ab. Im In=
und Auslande wird vielfach der Vorwurf erhoben, daß wir nicht
ſparſam genug gewirtſchaftet hätten. Dieſer Vorwurf iſt jeden=
falls
auf Deutſchland für die Gegenwart nicht zutreffend. Auf
der ganzen Linie ſind die ſtärkſten Anſtrengungen gemacht wor=
den
, die Ausgaben auf das kleinſte Maß zurückzuſchrauben.
Nach dem Vollzug der neueſten Notverordnung werden die
Ausgaben des Reiches einſchließlich der Abſtriche vom vori=
gen
Jahr die Rieſenſumme von mehr 1,5 Milliarden weni=
ger
betragen. Soweit man unter den heutigen Verhält=
niſſen
überhaupt etwas vorausſagen kann, wird damit der
Reichsetat für das laufende Jahr ins Gleichgewicht gebracht.
Nach dem feſten Willen der Reichsregierung ſoll dieſe Not=
verordnung
der letzte Schritt zu dieſem Ziele ſein.
Angeſichts einer Möglichkeit der Fortdauer der Kriſe dürfen
Verzagtheit und Unwille nicht unſere Kräfte ſchwächen. Staats=
männiſche
Pflicht der Reichsregierung iſt es, jetzt ſchon Vorſorge
zu treffen, kommende Schwierigkeiten zu überwinden. Daß es
dabei ohne Härten, die alle Kreiſe des Volkes treffen, nicht ab=
gehen
kann, werden die Einſichtigen begreifen.
Es iſt beſſer, in geordneten Formen Leiſtungen, auch wenn
es ſchmerzlich iſt, zu kürzen, und Beiträge von denjenigen
zu fordern, die noch ein Einkommen haben, als die Gefahr
heraufzubeſchwören, daß Zahlungen, auf denen die Lebens=
haltung
breiter Volksſchichten beruht, eines Tages nicht
mehr gewährt werden können.
In ähnlicher Lage wie das Reich befinden ſich Länder und Ge=
meinden
. Auch ſie haben ſich weitgehendſt eingeſchränkt und wer=

wir hierfür in weitem Ausmaß in Anſpruch genommen, das
iſt nicht mehr möglich. Die Einſetzung der letzten
Kräfte und Reſerven aller Bevölkerungskreiſe gibt der deut=
ſchen
Regierung das Recht und macht es ihr dem eigenen
Volke gegenüber zur Pflicht, vor der Welt auszuſprechen:
Die Grenze deſſen, was wir unſerem Volke
an Entbehrungen aufzuerlegen vermögen,
iſt erreicht! Die Vorausſetzungen, unter denen der
Neue Plan zuſtande gekommen iſt, haben ſich durch die Ent=
wicklung
, die die Welt genommen hat, als irrig erwieſen.
Die Erleichterung, die der Neue Plan nach der Abſicht aller
Beteiligten dem deutſchen Volke bringen ſollte, und fürs
erſte auch zu bringen verſprach, hat er nicht gebracht. Die
Regierung iſt ſich bewußt, daß die auf äußerſte bedrohte
wirtſchaftliche und finanzielle Lage des Reiches gebieteriſch
zur Entlaſtung Deutſchlands von untragbaren Reparations=
verpflichtungen
zwingt. Auch die wirtſchaftliche Geſundung
der Welt iſt hierdurch bedingt.
Das deutſche Volk ſteht in einem entſcheidenden Ringen um
ſeine Zukunft. Vor dem Aberglauben, man könne ohne
Opfer zu einem gedeihlichen Erfolg gelangen, muß eine ver=
antwortungsbewußte
Regierung warnen. Wenn das deutſche
Volk an ſeine Zukunft glaubt, ſo muß es entſchloſſen ſein,
dafür alles einzuſetzen. Oft haben die Deutſchen in ihrer
Geſchichte verkannt, daß in kritiſcher Lage nicht der Kampf
der Parteien, ſondern der Wille des geſamten Volkes, ſich
zu behaupten, entſcheidend iſt. Eine ſolche Stunde iſt ge=
kommen
. Die Reichsregierung kann nicht glauben, daß die
neue Generation ſo klein und die ältere ſo ſchwach gewor=
den
iſt, daß ſie nicht vereint imſtande wären, im friedlichen
Kampf um unſeren Wiederaufſtieg die Größe und den
Idealismus deutſchen Volkstums wie in früheren Schickſals=
ſtunden
zu beweiſen. Im Vertrauen auf Lebenskraft und
Lebenswillen des deutſchen Volkes wird die Regierung
handeln.
Berlin, den 5. Juni 1931.
Die Reichsregierung.
* Die Reichsregierung iſt nun im letzten Augenblick mit einem
Aufruf an das deutſche Volk an die Oeffentlichkeit getreten, mit
dem ſie ihre Handlungsweiſe zu rechtfertigen ſucht. Der Aufruf iſt
allerdings eine Nuance, die wir beſonders unterſtreichen möch=
ten
nicht vom Reichspräſidenten, ſondern nur von der Reichs=
regierung
unterzeichnet worden. In dem Aufruf wird feſtgeſtellt,
daß die Vorausſetzungen des Neuen Planes ſich als irrig erwieſen
haben und daß deshalb die aufs äußerſte bedrohte wirtſchaftliche
und finanzielle Lage des Deutſchen Reiches gebieteriſch zur Ent=
laſtung
Deutſchlands von untragbaren Reparationsverpflichtungen
zwingt‟. Damit iſt ungefähr zur gleichen Stunde mit den Unter=
redungen
von Chequers die Forderung einer Reviſion
des Youngplanes offiziell angemeldet. Aber es
bleibt doch fraglich, ob die Brücke dieſer Notver=
ordnung
ſolange hält, bis wir dieſes Ziel er=
reicht
haben, und es bleibt deshalb auch fraglich, ob die
Regierung ſtark genug iſt, die Notverordnung
wegen ihrer Unvollſtändigkeit, Einſeitigkeit und ſozialen Unaus=
geglichenheit
gegen den parlamentariſchen Wider=
ſtand
zu halten.

Einberufung des Reichskages?
Parlamenkariſche Widerſtände
gegen die Nolverordnung. Die Frakkionen
vor einer ſchweren Enkſcheidung.
Berlin, 6. Juni.
Der Zuſammentritt des Aelteſtenrates des Reichstages iſt
für Mittwoch, den 10. Juni, nachmittags 4½ Uhr, in Ausſicht
genommen. Auf der Tagesordnung ſtehen die Anträge der Na=
tionalſozialiſten
und Kommuniſten auf ſofortige Einberufung
des Reichstages zur Stellungnahme zu der neuen Notverordnung.
Nachdem die Notverordnung des Reichstages veröffentlicht iſt,
ſtehen die Reichstagsfraktionen vor der ſchweren Entſcheidung,
ob ſie die Einberufung des Reichstages verlangen wollen, um
gegen dieſe Verordnung Einſpruch zu erheben.
Bei den Nationalſozialiſten und Kommuniſten iſt dieſe Ent=
ſcheidung
ſchon im poſitiven Sinne gefallen; von ihnen liegen
Anträge auf Einberufung des Reichstages vor. Man rechnet in
parlamentariſchen Kreiſen auch beſtimmt damit, daß die Deutſch=
nationalen
den nationalſozialiſtiſchen Antrag unterſtützen wer=
den
. Dieſe drei Parteien allein haben jedoch im Reichstag nur
225 von 577 Mandaten inne. Sie bilden alſo noch nicht die
Hälfte der Reichtagsmitglieder, die für die Einberufung des
Reichstages erforderlich iſt. Die Haltung der übrigen Parteien
iſt noch zweifelhaft. Aus taktiſchen Gründen iſt jedoch bei ihnen
allen die Neigung, es zu parlamentariſchen Auseinanderſetzun=
gen
kommen zu laſſen, äußerſt gering, da wenig Ausſicht auf
eine Mehrheitsbildung beſteht. Charakteriſtiſch dafür iſt eine
Veröffentlichung der Landvolknachrichten, in der es heißt: Der
Landvolkpartei dürfte der bisher bekannte Inhalt der Notver=
ordnung
kaum Anlaß geben, die Wiedereinberufung des Reichs=
tags
zu fordern. Sie dürfte ihr Verhalten vielmehr davon ab=
hängig
machen, daß nicht etwa noch den ſozialdemokratiſchen
Forderungen nach Zollabbau Rechnung getragen wird, ſondern,
daß die bisherige Agrarpolitik, die den Schutz der bäuerlichen
Veredelungswirtſchaft bringen muß, fortgeſetzt wird. Daß
Zentrum und Staatspartei dem Kabinett Brüning keine Schwie=
rigkeiten
bereiten wollen, betrachtet man als eine Selbſtverſtänd=
lichkeit
.
Die Reichstagseinberufung hängt alſo von
der Stellungnahme der ſozialdemokratiſchen
Fraktion ab. Der Verlauf des Leipziger Parteitages be=
weiſt
, daß auch dieſe Partei eine Reichstagseinberufung vermei=
den
möchte, weil ſie davon eine Einflußnahme der Nationalſozia=
liſten
auf die Politik befürchtet. Der jetzt bekanntgewordene In=
halt
der Notverordnung hat jedoch zum Teil für die Sozial=
demokraten
trotz ihrer vorangegangenen Beſprechungen mit dem
Reichskanzler noch eine Ueberraſchung bedeutet und bei ihnen
ſchwerſte Bedenken ausgelöſt. Der für Mittwoch vor=
mittag
einberufene Vorſtand der ſozialdemo=
kratiſchen
Fraktion wird daher kaum die Ver=
antwortung
für eine Entſcheidung über die Ein=
berufung
des Reichstages übernehmen. Es iſt
vielmehr damit zu rechnen, daß die Vertreter der Sozialdemo=
kraten
ſich in der Aelteſtenratsſitzung am Mittwoch nachmittag
ihre Entſcheidung vorbehalten, ſo daß die endgültige Ent=
ſcheidung
erſt in der ſozialdemokratiſchen Frak=
tionsſitzung
am Freitag fallen kann. Eine ſolche
Verſchiebung der Entſcheidung iſt auch den meiſten anderen Frak=
tionen
nicht unangenehm, weil ſich die Möglichkeit zu genauerem
Studium der Notverordnung bietet. Die Stellungnahme der
Fraktionen wird jedoch erſt in den Fraktionsſitzungen erfolgen,
die in der nächſten Woche ſtattfinden. Am Dienstag tritt die
Staatspartei, am Mittwoch die Wirtſchaftspartei, am Donners=
tag
die Deutſche Volkspartei, am nächſten Sonntag das Zen=
trum
und am Montag, dem 15., die Deutſchnationale Volks=
partei
zu Sitzungen zuſammen. Nach Abſchluß dieſer Sitzungen
dürfte eine neue Aelteſtenratsſitzung anberaumt werden.
Aus volksparteilichen Kreiſen wird erklärt, daß die Bekannt=
gabe
der neuen Notverordnung den erſten Eindruck noch ver=
ſchärft
habe. Die Einzelheiten der Kriſenſteuer ſeien noch be=
laſtender
, als man angenommen habe. Die Notverord=
nung
fei für die Deutſche Volkspartei völlig
untragbar. Die Fraktion werde ſich am nächſten Donners=
tag
mit der Lage beſchäftigen, und es ſei durchaus möglich,
daß ſie die Anträge auf Reichstagseinberufung
unterſtützenwerde. Von entſcheidender Bedeutung für die
Stellungnahme der Fraktion werde das Ergebnis ſein, das der
Reichskanzler und der Außenminiſter von ihren Verhandlungen
mit den engliſchen Staatsmännern mitbringen werden.

*
Der Schöpfer des eiſernen Pferdes.
Zum 150. Geburtstage George Stephenſons am 8. Juni 1931.
Von Dr. Johannes Rotter.
Die gleiche Auszeichnung, die in dieſen Tagen der Schweizer
Profeſſor Piccard für das kühne Unternehmen ſeines Stratoſphä=
renfluges
erhielt, nämlich das Ritterkreuz des belgiſchen Leopold=
Ordens, wurde vor etwa hundert Jahren einem anderen Bahn=
brecher
der techniſchen Entwicklung zuteil, George Stephenſon,
dem Erbauer der erſten brauchbaren Lokomotive und dem Schöpfer
der erſten Eiſenbahn, die der Beförderung von Perſonen diente.
Periculum priratum utilitas publica‟ (Die perſönliche Gefahr
dient dem Allgemeinwohl), dieſes Motto ließ Stephenſon auf der
Poſtkutſche anbringen, die, auf einem Rädergeſtell montiert, an
die Güterwagen der erſten Eiſenbahn von Stockton nach Dar=
lington
angehängt wurde. Dieſes Motto kann über allen kühnen
Unternehmungen des techniſchen Geiſtes vor Stephenſon und nach
ihm bis zu Piccards Stratoſphärenflug ſtehen. Mit einem Ar=
beitseifer
, einem Fleiß und einer Zähigkeit, die ihresgleichen ſucht,
dat der Sohn des kleinen Maſchinenheizers in Wylam, wo er vor
150 Jahren das Licht der Welt erblickte, um ſeine Idee ringen
müſſen. Sein Lebensaufſtieg iſt dem Tempo vergleichbar, in dem
eine Erfindung das techniſche Weltbild gewandelt hat. Als
6=Jähriger lernte er in einer Abendſchule leſen und ſchreiben.
IIls er es im Anfang ſeines dritten Lebensjahrzehnts zu einem
dürftigen Einkommen als Arbeiter in einer Kohlengrube in New=
aſtle
gebracht hatte und heiraten konnte, glaubte er ſich am Ziel
all ſeiner perſönlichen Wünſche, und wenig mehr als 30 Jahre
wäter konnte er, in der ganzen Welt berühmt und geehrt, hin=
er
ſeiner eigenen Lokomotive in neun Stunden von Newcaſtle
nach London fahren.
Die Geſchichte der mißglückten Verſuche, die Stephenſons Er=
indung
vorausgingen, mutet uns heute ſeltſam und faſt komiſch
an. Ueber ein halbes Jahrhundert hat der Weg von der Erfin=
dung
der Dampfmaſchine durch James Watt im Jahre 1769 bis
ur Inbetriebnahme der erſten Eiſenbahn gebraucht. Im Jahre
L778 verſuchte der Franzoſe Cugnot, die erſte Dampflokomotive zu
onſtruieren. Der Gedanke, dieſe Lokomotive auf Schienen laufen
u laſſen, kam ihm noch nicht, und ſeine Maſchine rannte die
Mauern des Arſenals ein. Als zu Beginn des vorigen Jahrhun=
Herts der Engländer Trevethik ſich wieder an die Aufgabe machte,
Bing er von der Auffaſſung aus, daß ein glattes Rad nicht auf
Blatten Schienen laufen könne, und er brachte Nägel und Quer=
elge
auf den Schienen an. Das Stoßen und Rumpeln war natür=
ic
ſo Frchterlich, daß eine praktiſche Verwendung als völlig

ausgeſchloſſen erſcheinen mußte. Blenkinſkop verſuchte es ein Jahr=
zehnt
ſpäter mit gekerbten Schienengleiſen und gezähnten Rädern.
Die Zähne brachen bei der geringſten Seitenbewegung. Wieder
ein Engländer, Burnton, konſtruierte zu gleicher Zeit eine Ma=
ſchine
, die an den großen Rädern zwei Stützen wie zwei hintere
Pferdefüße bewegte. Auch dieſes eiſerne Pferd hatte keinen Er=
folg
. Erſt als Blackett im Jahre 1814 dartat, daß glatte Räder
auf glatten Schienen infolge der Schwerkraftwirkung genügend
Friktion aufbrächten, nachdem alſo ein fundamentaler Irrtum ge=
fallen
war, lag der Weg frei, auf dem Stephenſon als Erſter zum
Ziel gelangen ſollte.
Vielfache Beweiſe eines praktiſchen techniſchen Verſtandes und
Erfindungsgeiſtes, den er bei der Verbeſſerung von Pumpmaſchi=
nen
und Fördereinrichtungen an den Tag legen konnte, brachten
ihm gleichzeitig eine Verbeſſerung ſeiner Poſition und ſeines Ein=
kommens
, wie auch das Vertrauen der Pächter des Killingworther
Kohlenbergwerks, und als er im Jahre 1813 zum erſten Male ſeine
Pläne einer Lokomotive für den Kohlentransport und darüber
hinaus für den Reiſeverkehr entwickelte, gab Lord Ravensmorth
das Geld her, mit dem Stephenſon ſeine erſte Dampflokomotive
Mylord erbauen konnte. Dieſe erſte Lokomotive zog auf hölzer=
nen
Rädern 80 Tonnen mit einer Geſchwindigkeit von nicht ganz
7 Stundenkilometern. Die Koſten kamen denen eines Pferdes
gleich.
Was iſt damit gewonnen? fragten die Neider ſpöttiſch.
Alles iſt gewonnen, antwortete Stephenſon in dem Bewußtſein,
daß dem erſten geglückten Schritt eine umwälzende Entwicklung
in ſchnellſtem Tempo folgen wird. 10 Jahre ſpäter, nachdem die
Eiſenbahn von Stockton nach Darlington bereits im Betrieb war
und Stephenſon vor einem Ausſchuß des Parlaments ſeine Pläne
für die erſte Perſoneneiſenbahn von Liverpool, nach Mancheſter
entwickelte, konnte er eine Geſchwindigkeit von 20 Stundenkilo=
metern
in Ausſicht ſtellen, und in Wirklichkeit fuhren die erſten
Züge nach dem Verlaſſen des Tunnels bei Liverpool auf der
Strecke mit 40 Stundenkilometern=Geſchwindigkeit. Wenn man
das heute lieſt, dann muß man ſich wundern, daß die erſte Eiſen=
bahn
eine Schnelligkeit entwickelte, aus deren Größenordnung die
Zuggeſchwindigkeiten ein Jahrhundert ſpäter noch nicht weſentlich
hinausgekommen ſind. Tatſächlich waren vor 70 und 80 Jahren
die Abfahrts= und Ankunftszeiten nach den damaligen Fahrplänen
kaum weiter auseinander, als das heute bei Perſonenzügen der
Fall iſt.
Kein Wunder, daß die Oeffentlichkeit den kühnen Bahnbrecher
als einen Phantaſten verſpottete, als er ihr ſeine Pläne und
Ziele bekannt gab. Die Quarterly Review ſchrieb noch ganz
kurz vor der erſten Fahrt zwiſchen Liverpool und Mancheſter:
Was kann handgreiflicher abgeſchmackt und lächerlicher ſein als
die in Ausſicht geſtellte Erwartung, Lokomotiven würden zweimal

ſo ſchnell fahren als Poſtwagen? Man könnte noch eher erwarten,
daß ſich die Leute aus einer Congreveſchen Rickouchett=Rakete ab=
ſchießen
ließen, als daß ſie ſich der Gnade einer mit ſolcher Ge=
ſchwindigkeit
fahrenden Maſchine anvertrauen ſollten. Dieſe Er=
innerung
iſt eine Mahnung an die Skeptiker, die kühnen techni=
ſchen
Plänen der Zeit ſtets mit Spott und Zweifeln begegnet ſind.
Eine Mahnung, ſich nicht leichtſinnig zu blamieren, wenn kühne
Pioniere ſich ſcheinbar von dem Boden der geſicherten Erfahrung
fortbewegen.
Die überzeugende Wirkung des Erfolges zwiſchen Liverpool
und Mancheſter, wo ſchon kurz nach der Inbetriebnahme der Bahn
1200 Paſſagiere täglich befördert wurden, mußte um ſo überzeugen=
der
ſein, als die Geländeſchwierigkeiten nicht geringe geweſen
waren. Gleich hinter Liverpool mußte die Bahn durch einen Tun=
nel
von 3000 Schritt Länge geführt werden. Der Widerſtand von
Lords und Bauern, die ihr Gelände nicht hergeben wollten, nötigte
zur Streckenführung über ſumpfiges Gelände und machte Stützun=
gen
des Schienenweges durch Faſchinen und Pfahlwerk notwendig.
Nach dem großen Erfolg der Liverpooler Bahn folgte Projekt auf
Projekt und Bahnbau auf Bahnbau. Im Jahre 1838 wurde nach
fünfjährigen Arbeiten die Eiſenbahnverbindung zwiſchen London
und Birmingham fertiggeſtellt. Die Eiſenbahnbauten in ganz
Europa überſtürzten ſich beinahe. 1835 wurde die erſte deutſche
Bahn zwiſchen Nürnberg und Fürth, 1839 die 116 Kilometer
lange Strecke zwiſchen Leipzig und Dresden eröffnet. Die Arbeit
Stephenſons war der geiſtige Ausgangspunkt, von dem aus ſich im
Verlaufe von hundert Jahren ein gewaltiges Schienennetz um un=
ſeren
Globus geſpannt hat. 1,3 Millionen Kilometer Länge weiſt
dieſes Netz auf. Auf jeden Quadratkilometer der Erde entfallen
heute 10 Meter Eiſenbahnſchiene, faſt auf jeden Erdbewohner ein
Schienenmeter. Die zu ihrer Zeit unglaubliche Schnelligkeit, die
über die Welt mit der ganzen Wirkung einer neuen ungeahnten
Erſcheinung hereinbrach, hat dem Weltbild des Verkehrs trotz
Flugzeug, Auto, Luftſchiff bisher im weſentlichen den Stempel
aufgedrückt. So iſt es ſchon angebracht, des Pioniers dieſer Ent=
wicklung
an ſeinem 150. Geburtstag zu gedenken.

Geheimrat Adolf v. Groß geſtorben. Am Freitag abend
ſtarb im Alter von 87 Jahren Geheimrat Adolf v. Groß, der
treueſte Freund und Helfer des Hauſes Wahnfried, dem die
Erhaltung der Feſtſpiele nach Wagners Tod zu danken iſt.
1876 trat er in den Verwaltungsrat des Feſtſpielhauſes ein.
Als nach Richard Wagners Tod der Beſtand der Feſtſpiele in
Frage geſtellt war, griff er tatkräftig ein. Ihm iſt es zu danken,
daß Richard Wagners Kulturwerk in Bayreuth über 1889 hinaus
gerettet wurde.

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Seite 2

Sonntng, der 7. Junt 1931

Nummer 756

Reichsfinanzminiſter Dr. Diekrich
über die Nolverordnung.
Berlin, 6. Juni.
Der Reichsminiſter Dr. Dietrich ſprach am Samstag abend
im Rundfunk über die neue Notverordnung der Reichsregierung.
Einleitend wies er auf den Aufruf der Reichsregierung hin, der
die Veröffentlichung der Notverordnung begleitet, und erläuterte
nochmals die in dieſem enthaltenen Gründe für die erlaſſene
Verordnung. Nach einem Hinweis auf die Schädlichkeit der
Miesmacher und Schwarzſeher, die dauernd vom Zuſammen=
bruch
redeten, führte der Miniſter u. a. aus: Wenn wir in
Deutſchland nicht ewig mit Vertrauenskriſen kämpfen müßten,
ſo würde das Reich ſein jetzt vorhandenes Defizit abdecken
können, indem es die vorgeſehene Schuldentilgung ſtreichen
würde. Denn es ſind rund 420 Millionen im Reichsetat zur
Abdeckung von 1500 Millionen ſchwebenden Schulden eingeſetzt,
die ja nach unſeren Abſichten in drei Jahren verſchwinden
ſollen. Es würden dann noch 80 Millionen fehlen. Aber wir
können ſo etwas nicht machen, weil wir die Abſicht haben, alles
zu vermeiden, was irgendwie geeignet iſt, unſere Solidität und
unſere Kreditwürdigkeit zu gefährden, und wir müſſen deshalb
dabei bleiben, daß trotz der Not der Zeit die ſchwebenden Schul=
den
auch in dieſem Jahre um eben den Betrag von 420 Mil=
lionen
Mark verringert werden. Wir machen damit das Gegen=
teil
von dem, was andere Staaten machen würden. Wenn es
ſich nur um das Reich handeln würde, ſo würde es vollkommen
genügen, die vorgeſehenen Kürzungen durchzuführen und die
Zuckerſteuer zu verdoppeln und die Mineralölzölle zu erhöhen,
ſowie die monatliche Zahlung der Umſatzſteuer einzuführen.
Es wäre aber auch möglich, auszukommen, ohne die Beamten=
gehälter
ernſtlich zu kürzen. Aber neben ſeinen eigenen Geſchäf=
ten
hat das Reich auch Gebiete zu betreuen, die ihm an ſich
weſensfremd ſind. Hierher gehört die Sanierung der Knapp=
ſchaft
, die Aufbringung der Gelder für die Kriſenunterſtützung
und die Bildung eines Fonds für die Arbeitsbeſchaffung. Zu
dieſem Zweck wiro die Kriſenſteuer erhoben, und daher hat ſie
auch ihren Namen. Wenn das Reich ſo vorgegangen iſt, dann
hat es das getan von dem Standpunkt aus, daß alle die, die
noch über irgendein Einkommen verfügen, denjenigen helfen
müſſen, die in Gefahr ſind, zu verhungern.
Der Miniſter erläuterte dann die Gründe der ſcheinbaren
Beſſerſtellung der ſelbſtändigen Unternehmer in der Kriſenſteuer
und die Beſtimmungen der Notverordnung bezüglich des Ar=
beitsloſenproblems
. Im vorigen Jahre, erklärte er hierbei u. a.,
habe ein Prozent Beitrag zur Arbeitsloſenverſicherung noch volle
290 Millionen in die Kaſſe der Verſicherungsanſtalt gebracht. In
dieſem Jahre werde ein Prozent nur noch 210 bis 250 Millionen
Mark einbringen, d. h. die Arbeitsloſenverſicherung werde 500
Millionen Mark weniger einnehmen, als man annahm. Sie
könne nicht einmal ihre eigenen Anſprüche decken. Aus all den
Berechnungen, die aufgrund der Einnahmen der Arbeitsloſen=
verſicherung
gemacht worden ſeien, laſſe ſich erkennen, daß das
Lohniveau in Deutſchland im Laufe des Jahres um etwa 7 Mil=
liarden
Mark gefallen ſein müſſe. Zum Schluſſe ſeiner Aus=
führungen
kam der Miniſter noch auf den in der Notverordnung
geſchaffenen Rahmen für die freiwillige Arbeitsdienſtpflicht und
auf die beabſichtigten Maßnahmen zur Senkung des Preis=
niveaus
zu ſprechen. Im Sinne des Aufrufs der Reichsregie=

rung vom 5. Juni beendete er ſeine Nede mit der Erklärung,
daß die Lage des Reiches gebieteriſch zur Entlaſtung von un=
tragbaren
Reparationsverpflichtungen zwinge.

Iſt das national?

Von der Landesgeſchäftsſtelle der Deutſchen Volkspartei wird
uns unter dieſer Ueberſchrift geſchrieben:
Am vergangenen Freitag ſprach hier in einer nationalſoziali=
ſtiſchen
Verſammlung in der Woogsturnhalle der preußiſche Land=
tagsabgeordnete
Kube. Er ſollte zum Thema Nationalſozia=
liſtiſche
Innen= und Außenpolitik ſprechen, wußte aber nach
dem Bericht einer hieſigen Tageszeitung nichts anderes zu tun,
als eine Hetzrede, die in ihrer Hemmungsloſigkeit und Unſach=
lichkeit
kaum überboten werden kann, gegen die Deutſche
Volkspartei zu halten. Er verſtieg ſich zu der Aeußerung,
daß die Politik der Deutſchen Volkspartei nichts anderes ſei als
Bolſchewismus in ſeiner gefährlichſten Geſtalt, noch viel ſchlim=
mer
als der wenigſtens offene der Kommuniſten (), nannte die
D.V.P die Partei des eingebildeten Bürgertums, die ſchlim=
mer
ſei als die Sozialdemokratie bezeichnete die D.V. P. als die
verfaulteſte der Parteien uſw., und griff ſelbſt Hindenburg an.
Die Deutſche Volkspartei hat auch durch dieſe Rede wiederum
erfahren, daß die Nationalſozialiſten zurzeit nichts anderes wiſſen
als gegen die DV.P. zun kämpfen. Da es ihnen bislang bei
allen Wahlen nicht gelang, eine Breſche in das marxiſtiſche Lager
zu ſchlagen, richten ſie ihre ganze Agitation gegen die bürgerlichen
Parteien und bilden ſich ein, damit etwas zur Beſſerung getan zu
haben.
Die Deutſche Volkspartei vermag nach ihrer ganzen Tradition
und ihrer Einſtellung nicht, auch nur annähernd den Ton anzu=
ſchlagen
, den die Nationalſozialiſten gegen ſie belieben. Da aber
offenſichtlich dieſer Ton derjenige iſt, mit dem die Nazis den
Landtagswahlkampf im Herbſt zu führen gedenken, ſehen wir uns
gezwungen, einiges mit aller Deutlichkeit zu ſagen:
1. Die Deutſche Volkspartei hat bereits den Kampf gegen
den Sozialismus und Marxismus geführt zu
einer Zeit, in der ein Großteil der heutigen Anhänger der
Nationalſozialiſtiſchen Partei noch in die Schule gingen. Die
Führer der Deutſchen Volkspartei Dingeldey
und Oſann, haben in dieſem Kampfe ihr Leben aufs Spiel
geſetzt und ſind durch die Straßen Darmſtadts geſchleift wor=
den
, weil eben der rote Pöbel in ihnen die ſtärkſten Be=
kämpfer
des Sozialismus und Marxismus ſah.
2. Die Führer der Deutſchen Volkspartei haben trotz dieſer
ſchlimmen Erfahrungen unentwegt den Kampf fortgeſetzt.
Sie ſind nicht, aus dem Parlament ausgezogen, ſondern
haben weiter gekämpft und einige Jahre ſpäter in dem
heroiſchen Kampf des Volksentſcheids noch einmal verſucht,
den Sozialismus aus dem Sattel zu heben.
3. Die einzige nationale Tat der Nachkriegszeit
iſt die Rheinlandbefreiung. Sie iſt von dem Füh=
rer
der Deutſchen Volkspartei, der in dieſem aufreibenden
Kampf ſein Leben ließ, erkämpft worden, und zwar gegen
die Nationalſozialiſten, die nichts Beſſeres zu tun
wußten, als zu verſuchen, dieſe Befreiung durch einen Volks=
entſcheid
zu verhindern.
4. Eine Partei, die wie die Nationalſozialiſtiſche ſich ſelbſt ſo=
zialiſtiſch
nennt, die unter den roten Fahnen
des Klaſſenkampfes marſchiert, die Streik=
parolen
ausgibt und in ungezählten Fällen zuletzt
in der Sitzung des Starkenburger Provinzialtags vom 20.
Mai kommuniſtiſchen Irrſinnsanträgen zur
Annahme verhilft, hat das Recht verwirkt ande=
ren
Parteien den Vorwurf zu machen, daß ſie ſozialiſtiſch
oder marriſtiſch verſeucht ſeien, daß ſie ſogar dem Bolſche=
wismus
Vorſchub leiſten.

Die Deutſche Volkspartei kann darauf hinweiſen, daß ſie
weder in ihrem Programm noch in ihren Hand=
lungen
und Aeußerungen jemals ſo ſozialiſtiſch ſich be=
tätigt
hat, wie das die Nationalſozialiſten dauernd
tun. Sie hat in all den ſchweren Zeiten die Verantwortung auf
ſich genommen, obwohl ſie wußte, daß niemand ſie ihr danken
würde. Was haben die Nationalſozialiſten in der
gleichen Zeit getan? Sie haben Reden gehalten, die Men=
ſchen
aufgehetzt und, als ſie mit 107 Mandaten in den Reichstag
gewählt waren, nichts anderes zu tun gewußt, als dort wieder
auszuziehen. Das iſt weder national noch antimarxiſtiſch, das iſt
gar nichts! Das deutſche Volk wartet noch immer
auf die erſte nationale und antiſozialiſtiſche,
alſo antimarxiſtiſche Tat des deutſchen Natio=
nalſozialismus
!
Die Londoner Quäker fordern Reviſion der Berkräge.
London, 6. Juni.
Die Quäker=Geſellſchaft hat dem deutſchen Reichskanzler, dem
deutſchen Außenminiſter ſowie dem britiſchen Premierminiſter
und dem britiſchen Außenminiſter eine Erklärung übermittelt,
in der es u. a. heißt: Auf unſerer kürzlichen Jahresverſammlung
wurde uns die augenblickliche Wirtſchaftslage der Welt, deren
Ernſt nach unſerer Anſicht von vielen unſerer Landsleute nicht
genütgend erkannt wird, überzeugend vor Augen geführt.
Die allgemeine Arbeitsloſigkeit, insbeſondere in Großbritan=
nien
, Zentral=Europa und Amerika macht dieſe Frage überaus
dringlich. In Deutſchland wird die allgemeine Wirtſchafts=
depreſſion
verſchärft durch das Reparationsſyſtem, das ihm unter
den Bedingungen des Verſailler Vertrages auferlegt worden iſt.
Es kann weder Frieden noch Sicherheit geben, ſolange dieſe Be=
dingungen
fortdauern. Wirtſchaftliche Entbehrungen einerſeits,
Unſicherheit und Furcht andererſeits verſprechen ein revolutio=
näres
Chaos auf dem europäiſchen Kontinent herbeizuführen.
Es beſteht daher die dringende Notwendigkeit, eine gemeinſame
Anſtrengung zu machen, um eine chriſtlichere und menſchlichere
internationale Ordnung zu erzielen, in der die Nationen ihre
gegenſeitigen Laſten teilen. Wir glauben nicht, daß dieſe ver=
änderte
Haltung erreicht werden wird, ſolange der Vertrag von
Verſailles auf der Annahme der alleinigen Kriegsſchuld Deutſch=
lands
aufgebaut wird, was moraliſch nicht zu rechtfertigen iſt.
Die geſamte Lage muß in einem neuen Lichte geprüft und
die internationalen Verpflichtungen müſſen neu erwogen wer=
den
. Selbſt wenn dies nationale Opfer bedeuten würde, wün=
ſchen
wir doch, daß unſer Land die Initiative bei dem Vor=
ſchlage
einer ſolchen Konferenz ergreift.
Brüning und Curkius in Chequers.
London, 6. Juni.
Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsaußenminiſter Dr. Cur=
tius
haben heute mittag die deutſche Botſchaft verlaſſen, um das
Wochenende, wie vorgeſehen, auf Macdonalds Landaufenthalt in
Chequers zu verbringen. Damit die Zuſammenkunft der Staats=
männer
völlig ungeſtört verlaufe, werden ſonſt keine Beſuche zu=
gelaſſen
werden. Nach den Beſprechungen wird ein gemeinſames
Kommuniaué ausgegeben werden.
Aus der Anweſenheit des Handelsminiſters Graham kann
man ſchließen, daß bereits die verſchiedenen Pläne zur Erörterung
kamen, die zurzeit hinſichtlich der Zollgrenzen und Zolltariffragen
in Europa ſchweben.

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Nummer 156

Sonntag, den 7. Juni 1931

Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 7. Juni 1931.
Unerſekliche Verluſte der Darmſtädter Sammlungen
beim Brand des Münchener Glaspalaſtes.
Aus München kommt die Nachricht, daß der Glaspalaſt
rund damit die vor kurzem eröffnete diesjährige Kunſtausſtellung
His auf das Eiſengerüſt niedergebrannt iſt. (Siehe auch Reich
nd Ausland.) Der Schaden iſt um ſo größer, als unter den
2800 ausgeſtellten Arbeiten ſich über 100 künſtleriſch und materiell
wertvolle Bilder befanden, die zu einer retroſpektiven Aus=
ſtellung
Deutſche Romantik von C. D. Friedrich bis Moritz
von Schwind zuſammengefaßt waren. Unter dieſen von vielen
öffentlichen und privaten Sammlungen entliehenen Stücken be=
fanden
ſich teilweiſe unerſetzliche Bilder, die durch die Namen
Friedrich, Runge, Oldach, Olivier, Wasmann, Iſſel, Koch, Over=
beck
, Richter, Schwind, Lucas u. a. gekennzeichnet ſind. Darm=
ſtadt
, das die Ausſtellung mit 10 Bildern beſchickt hat, ſteht auf
der Verluſtliſte an zweiter Stelle, hinter der Hamburger Kunſt=
halle
, die den Verluſt von 17 Gemälden zu beklagen hat. Von
den Darmſtädter Bildern entfallen drei auf hieſige Privat=
ſammlungen
, darunter die großherzögliche, 7 auf das Landes=
muſeum
. Das Landesmuſeum verliert folgende Stücke: J. A.
Koch, Waſſerfall bei Tivoli; Ramboux, Brunnen bei
Arriccia; Iſſel, Die 3 Kirchen in Paris; K. Friedr.
Leſſing; Moſellandſchaft; Anton Rade, Waldeingang;
Auguſt Lucas, Badende Frauen; Schwind, Dame zu Pferd
mit Page. Dem Kunſtwert nach ſind die verbrannten Bilder
unerſetzlich, wenn ſie auch von der Münchner Ausſtellungs=
leitung
zum vollen angegebenen Wert verſichert waren.

Seite 5

Herrn Staatsrat Block, der am 1. Mai nach Erreichung
der Altersgrenze aus dem Staatsdienſt ausgeſchieden iſt, iſt vor
einigen Tagen eine beſondere Ehrung zuteil geworden. Die Direk=
tionen
und Lehrkörper derjenigen höheren Schulen Heſſens, die
während langer Jahre ſeinem Referat im Miniſterium für Kul=
tus
und Bildungsweſen unterſtellt waren, haben eine Spende auf=
gebracht
, die ſie ihm als äußeres Zeichen ihrer Dankbarkeit und
Verehrung überreicht haben. Die Spende iſt für die deutſche
Schule im Ausland beſtimmt und wurde der ſeinen Namen füh=
genden
Rudolf=Block=Stiftung überwieſen. Die Gabe galt dem
Manne, der in ſeiner langjährigen Tätigkeit ſich bleibende Ver=
dienſte
um das heſſiſche höhere Schulweſen erworben hat, und
dient dem großen gemeindeutſchen Werk, für das Herr Staatsrat
Block mit allen Kräften ſich eingeſetzt hat.
Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen. Erledigte
Stellen: An der Volksſchule in Klein=Gerau, Kreis Groß=
Gerau, ſind zwei Schulſtellen erledigt, und zwar: 1. eine Stelle
für einen evangeliſchen Lehrer (Dienſtwohnung befindet ſich
gegenwärtig im Bau); 2. eine Stelle für eine evangeliſche Leh=
terin
(Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden).
Das 25jährige Beſtehen ſeines Geſchäftes feiert heute
Herr Tapeziermeiſter Ludwig Bieger, Roßdörferſtraße 31.
Die Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Kleinen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters beginnt am Samstag, den 27. Juni,
mit einer Erſtaufführung Arm wie eine Kirchenmaus, dem
entzückenden Luſtſpiel von Fodor, worin in den Hauptrollen Hilde=
dard
Warſitz vom Deutſchen Schauſpielhaus Hamburg als Gaſt,
Bruno Harprecht, Hermann Breuer, Walter Gußmann, Dr. Franz
Victor, Maja Soki, Hans Gerhard, Walter Hilke und Helga
Lemcke beſchäftigt ſind. Außer der muſikaliſchen Bearbeitung von
Spaniſche Fliege hat Herr Direktor Harprecht den famoſen mu=
ſkaliſchen
Schwank Iſt das nicht nett von Colette und weiter
folgende Stücke erworben: Haſenklein kann nichts dafür
Konto K. Im Hafen von Marſeille (Der goldene Anker),
Der Muſtergatte, den Schlagerſchwank von Arnold und Bach:
Das öffentliche Aergernis mit Direktor Harprecht in der erſten
Komikerrolle. Das Perſonal ſetzt ſich aus folgenden Herrſchaften
zuſammen: Helene Herter vom Landestheater in Coburg, Frieda
Eichelsheim, Hilde Gundlach. Grete Keßler, Lotte Wichmann=
Voigt, Hildegard Weißner, Maja Soki, Grete Hartnack. Helga
Lemcke, Hermann Breuer, Walter Gußmann, Dr. Franz Victor,
Robert Segur=Harprecht. Walter Hilke, Walter Gerhard. Hans
Schmieden. Willi Schneider, Fritz Ehrhardt, Eugen Emons. Egon
Klauder, Walter Lotz. Alles Nähere über Abonnement uſw. be=
ſagen
Anſchläge und Plakate.

Heſiſches Landeskheaker.

Mite Hufe

Sonntag, 7. Juni

Montag, 8. Juni

Dienstag 9. Juni

Mittwoch, 10. Juni

Donnerstag, 11, Juni

Freitag, 12. Juni

Samstag 13. Juni

Sonntag, 14. Juni

17.3022.15 Uhr Dſtdt. Volksb. Gr. 1-WV
Parſifal Pr. 1.20-12 Mk.
G 18

20, Ende nach 22.30 Uhr Pr. 16 Mk.
Arngſnne

19.3022.30 Uhr 4 25, T Gr. 2, 3 u. 4
Valerio Pr. 110 Mr

19.3022.45 Uhr Dſtdt. Volksb. Gr. L-1V
Carmen Pr 110 Mk.
F 12

19.3022.45 Uhr Preiſe 0.606 Mk.
Figaros Hochzeit

Keine Vorſtellung.

19.30, Ende gegen 22.30 Uhr
Die drei Musketiere

E 26
Pr. 1-10

17.3022.30 Uhr Gaſtſpiel Hans Grahl
P6, M6. Darmſt. Volksbühne Gr. 11V
Abſchiedsvorſtellung Dr. Karl Böhm
Die Meiſterſinger von Nüruberg

Kleines Haus: Geſchloſſen bis 20. Funi CTanzabend Edith Bielefeld)
Gaſtſpiele des Heſſiſchen Landestheaters in Bad=Nauheim
Sonntag, den 7. Juni 1931: Im weißen Rößl,
Donnerstag, den 11. Juni 1931: Wie werde ich reich und glüchlich
Sonntag, den 14, Juni 1931: Alt=Heidelberg
Heſſiſches Landestheater. Heute Sonntag geht im Großen
Haus Richard Wagners Bühnenweihfeſtſpiel Parſifal unter
muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm in Szene. Beginn 17.30
Uhr. Die erfolgreiche Oper Valerio von Hans Simon ge=
langt
Dienstag, den 9. Juni, im Großen Haus unter muſikaliſcher
Leitung des Komponiſten zur Darſtellung. Anläßlich der Ta=
gung
des Reichsverbandes bildender Künſtler findet am Mitt=
woch
, dem 10. Juni, im Großen Haus eine Aufführung von Bizets
Oper Carmen unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl
Böhm ſtatt. Die Erſtaufführung der an allen deutſchen Bühnen
mit außerordentlichem Erfolg gegebenen Operette Die 3 Mus=
ketiere
von Benatzky, dem Komponiſten des muſikaliſchen Luſt=
Siels Meine Schweſter und ich, wird am Samstag, dem 13.
Juni ſtattfinden. Regie: Renato Mordo; Bühnenbild: Wilhelm
Reinking; muſikaliſche Leitung: Fritz Bohne.

Der Botaniſche Garten als Pogelſchutzpark.

Freunde und Beobachter der Vogelwelt müſſen mit Bedauern
feſtſtellen, daß durch die Entfernung des Unterholzes und den ge=
ſteigerten
Verkehr und den damit verbundenen Lärm unſere klei=
nen
Sänger immer mehr aus der Nähe der Stadt vertrieben
werden. Nur die Amſel und der Buchfink, die ſich in der Nähe
der Menſchen wohl fühlen, laſſen ſich dadurch nicht beirren; letz=
terer
niſtet ſogar trotz Straßenbahn= und Autoverkehr unter dem
Schutz der Menſchen in den Lindenbäumen der Straßen. Aber
den Buſchbrütern iſt vielfach die Gelegenheit zum Niſten genom=
men
worden; der Herrngarten kommt nach Entfernung des Unter=
holzes
und wegen des lebhaften Verkehrs für ſie nicht mehr in
Frage; im Schloßgraben hörte man früher, ehe das Unterholz
der romantiſchen Wildnis entfernt war, noch Vogelſtimmen, die
jetzt verſtummt ſind. Nur die Anlagen im Weſten der Stadt
bieten noch Gelegenheit zum Niſten für ſie, und ſie danken dafür
durch ihren fröhlichen Geſang.
Einen idealen Schutzpark für Vögel bildet der Botaniſche
Garten; hier iſt für die Niſtgelegenheit alles gegeben: dicht be=
wachſene
Bäume, Gebüſch, dichtes Unterholz und fließendes Waſſer.
Keine Verkehrsunruhe und kein Autolärm ſtören hier in der
Nähe des ſtillen Waldes die Vogelwelt. Auch der Spatz, dieſer
Proletarier und Schädling der Vogelwelt, der anderen Vögeln
Futter und Niſtgelegenheit (in Niſtkäſten und Baumhöhlen)
nimmt man beachte nur die Sperlingsſchar im Herrngarten
macht ſich hier nicht breit. Wenn man morgens einen Spazier=
gang
durch den Botaniſchen Garten macht, wird man von dem
Ohr und Herz erfreuenden Jubilieren und Singen aus Baum und
Buſch begrüßt. Hier hört man noch die Königin des Geſanges,
die Nachtigall, die Einſamkeit und Stille liebt und aus der Um=

Ballonverfolgung des A. 2. A. C. abgeſagl.
Die erſte Folge des Proteſtes gegen die geplanten neuen
Benzinſteuern.
Der Allgemeine Deutſche Automobil=Club. Gau 3a Frankfurt
am Main, hatte für Sonntag, den 7. Juni, ſeine traditionelle
Ballonverfolgung ausgeſchrieben, für die das Intereſſe nicht nur
aus Mitgliederkreiſen ſehr rege war. Seiner kürzlich gefaßten Re=
ſolution
gemäß hat der Gau 3a beſchloſſen, die Ballonverfolgung
für. dieſes Jahr abzuſagen.
Die nach reiflicher Ueberlegung erfolgte Abſage iſt als eine
Demonſtration gegen die vom Reichskabinett geplante, das Kraft=
fahrweſen
erdroſſelnde und die deutſche Wirtſchaft ganz empfind=
lich
ſchädigende Erhöhung der Kraftſtoffſteuer aufzufaſſen. Der
Allgemeine Deutſche Automobil=Club hofft, daß man in der
Oeffentlichkeit für ſein Vorgehen das nötige Verſtändnis aufbringt
und daß man ihn unterſtützt in ſeinem Kampfe gegen die der Re=
gierung
wohl unumgänglich erſcheinende, in ihrer Tragweite aber
kataſtrophale Maßnahme.

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Darmstadt Markt u. Ernst-Ludwigsplatz s

Die Beratungsſtelle für Volks= und Jugendmuſikpflege beim
Heſſiſchen Kultusminiſterium veranſtaltet am Donnerstag, dem
11. Juni, abends 8 Uhr, in der Aula des Realgymnaſiums
ihre fünfte offene Singſtunde. Der Eintritt iſt frei; eingeladen
iſt jedermann, der Freude am Singen hat. Muſikaliſche Vorbil=
dung
wird in keiner Weiſe vorausgeſetzt. Es werden Lieder im
Volkston von Johann Abraham Peter Schulz geſungen, dem Ver=
toner
des Abendliedes Der Mond iſt aufgegangen von Matthias
Claudius. Wer ein Inſtrument ſpielt, wird gebeten, es mitzu=
bringen
, ebenſo einen Notenſtänder. Liederblätter ſind am Ein=
gang
koſtenlos zu haben. Die übernächſte offene Singſtunde findet
am 28. Juni, vormittags 10.30 Uhr, als Waldmuſik ſtatt auf der
Kohlplatte beim Oberwaldhaus. Hierbei wird der Heſſiſche Sing=
kreis
die Serenata im Walde zu ſingen von Matth. Claudius,
vertont von W. Schlenſog, ſpielen und ſingen.

Die Modeform der Salson

(1V 6423

Vortrag. Daß das Gas wie keine andere Energiequelle
dazu geeignet iſt, die Arbeit der Hausfrau auf ein Mindeſtmaß
zu beſchränken, davon überzeugte Frl. Klingler ihre Zuhörer, die
zu den Vorträgen über Einkochen ſehr zahlreich erſchienen waren.
Neben den Kochvorführungen beanſpruchen die gasbeheizten
Kleinwarmwaſſerbereiter das größte Intereſſe. Dieſe Geräte ſind
genau wie die Gasbadeöfen, als Durchlauferhitzer ausgebildet,
geben demnach unbegrenzte Mengen von heißem Waſſer und zeich=
nen
ſich durch ſtete Betriebsbereitſchaft aus. Geringer Anſchaf=
fungspreis
und niedrige Betriebskoſten ſind beſondere Vorteile
dieſer Apparate. Aus der heutigen Anzeige iſt erſichtlich, daß
Intereſſenten jederzeit unverbindliche fachmänniſche Beratung
durch die Werbeabteilung des ſtädtiſchen Gaswerks erteilt wird.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkran=
kung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
dem 7. Juni 1931, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit:
Dr. med. O. Gros, Heinrichſtraße 49. Telephon 201: Dr. med.
H. Hofmann, Lauteſchlägerſtraße 16. Telephon 3069; Frl.
Dr. med. Kalcher. Rheinſtraße 37, Telephon 3296.
Es verſehen den Sonntagsdienſt und in der daran ſich an=
ſchließenden
Woche den Nachtdienſt vom 6. Juni bis 13. Juni die
Löwenapotheße, Ballonplatz 11, Adlerapotheke, Wilhel=
minenplatz
17, Hirſchapotheke, Nieder=Ramſtädterſtr. 21.

gebung der Stadt vertrieben iſt. Ich konnte in den Morgen=
ſtunden
einem entzückenden Duett zweier Nachtigallen lauſchen,
die um die Wette ſangen. In zahlreichen Exemplaxen iſt die
zutrauliche Amſel (Schwarzdroſſel) vertreten, deren Schmelztöne
ſich in die hellen Flötentöne der Mönchgrasmücke miſchen, die
neben der Nachtigall den Sängerpreis verdient. Dazwiſchen hört
man das wohlklingende Lied der Gartengrasmücke, den melan=
choliſchen
Geſang des Rotkehlchens, die klirrenden Strophen des
Girlitz, den Schlag des Buchfinken, den Ruf der Kohlmeiſe, die
weithin vernehmbare Stimme des Waldlaubſängers, der un=
unterbrochen
ſein Zilp=Zalp herunterpeitſcht, den Kurzgeſang des
Fliegenſchnäppers und des Rotſchwänzchens und den langgezoge=
nen
Geſang des Grünfinken. Ein erquickendes Scherzo in dieſer
Vogelſymphonie bildet der ſchmetternde Geſang des Zaunkönigs,
Kanariengeſang in der freien Natur! Auch der Star niſtet hier,
ſein Geſang iſt aber während der Brutzeit verſtummt. Ein
ſcheuer, unſteter Vogel iſt der ſchöne Diſtelfink (Stieglitz), der ſich
in den Spitzen der Bäume aufhält, deſſen lieblichen Geſang man
hier aber ſeltener vernimmt. Auch den Dompfaffen will man
hier gehört haben, ich habe aber keinen zu Geſicht bekommen.
Vereinzelt trifft man die gelbe Grasmücke (Spottvogel) an, die
größte Geſangskünſtlerin unter der kleinen Vogelwelt, deren
eigenartigen zwitſchernden und flötenden. an Variationen reichen
Geſang, der die Sangesweiſen anderer Vögel nachahmt, man in
den weſtlichen Anlagen in der Nähe von Fliederbüſchen zu hören
häufig Gelegenheit hat.
Wir freuen uns, daß wir nicht allzu weit von der Stadt
einen ſolchen Vogelſchutzpark beſitzen. Beſuchern des Botaniſchen
Gartens ſei den Vögeln gegenüber ſtrengſte Zurückhaltung an=
empfohlen
.
Ap.

70jähriges Geſchäftsjubiläum.
Die Firma Gebr Vierheller. Darmſtadt, Schuſter=
gaſſe
14, feiert ihr 70jähr. Beſtehen. Man ſchreibt uns dazu: Als
Sohn des weit über Heſſens Grenzen hinaus bekannten Klavier=
bauers
J. B. Vierheller kam Jakob Vierheller um die Mitte des ver=
gangenen
Jahrhunderts nach Darmſtadt zu Liebig in die Lehre.
Man nannte die heutigen Drogiſten damals Materialiſten, ein
Ausdruck, der eine ganz andere Bedeutung gewonnen hat, aber
in ſeiner Grundanwendung viel beſſer die Tätigkeit in einem ſol=
chen
Betrieb umſchreibt. Gerade die Vielſeitigkeit erfordert große
Fachkenntniſſe und eine gediegene gründliche Vorbildung. Als
Jakob Vierheller im Jahre 1861, alſo vor ſiebzig Jahren, in der
Kirchgaſſe, neben dem alten Stumpfſchen Haus, eine eigene Firma
eröffnete, gewann er ſich ſehr ſchnell das Vertrauen der Kunden.
Schon einige Jahre ſpäter veranlaßte er ſeinen Bruder Emil, der
Kaufmann geworden war, in ſein Geſchäft einzutreten, und von
dieſem Tage an firmierte man: Gebrüder Vierheller.
Bald waren die Räume zu klein geworden und die Verlegung
nach der Schuſtergaſſe 14 wurde nötig. Dort, im Herzen der Darm=
ſtädter
Altſtadt, wirken heute noch die Nachkommen des Groß=
vaters
in gleichem Sinne weiter. Der in den 90er Jahren zur
Leitung berufene Karl Emil Vierheller war eine in Darmſtadt
und ganz Heſſen bekannte und beliebte Perſönlichkeit, ein Mann
von Arbeitskraft und Energie. Nach dem Tode dieſes vortreff=
lichen
Mannes ging das Geſchäft auf ſeine Kinder über unter Lei=
tung
ſeines Schwiegerſohnes.
Seit ſeinem 14. Lebensjahre iſt Adam Herdt aus Ober=
Ramſtadt im Hauſe Vierheller tätig, und heute, nach 55 Jahren,
kaufen die Enkelkinder beim gleichen Manne ein, der ihren Groß=
vätern
die gewünſchten Farben und Lacke abgab. Johannes Göckel
hat auch bereits ſein 50jähriges Jubiläum hinter ſich, Fritz Roth
iſt ſeit 35 Jahren tätig, ſo könnte die Reihe fortgeſetzt werden.
Geehrt und geachtet ſteht das Haus Vierheller nach ſiebzig
Jahren in der erſten Reihe der gleichartigen Betriebe. Fleiß und
Energie haben das Werk errichtet, Beharrlichkeit und Verſtändnis
führen es weiter. Zu dem Jubiläum werden der Firma und der
Familie aus allen Kreiſen Darmſtadts und des Heſſenlandes die
herzlichſten Wünſche dargebracht, denen wir uns hiermit an=
ſchließen
.
Heſſenfahrt. Der ſchöne Verlauf der im Juli vorigen Jah=
res
von der Hamburg=Amerika=Linie veranſtalteten Heſſenfahrt
nach HamburgHelgoland, welche allen Teilnehmern noch in
beſter Erinnerung ſein dürfte, hat eine ſolche Begeiſterung ge=
funden
, daß ſich die Schiffahrtsgeſellſchaft vielen Wünſchen und
Anregungen aus vorjährigen Teilnehmerkreiſen entſchloſſen hat,
die gleiche Fahrt in der Zeit vom 4. bis 8. Juli zu wiederholen.
Der Teilnehmerpreis von 86 Mark enthält 3. Klaſſe Bahnfahrt
nach Hamburg und zurück, ebenſo Dampferfahrt Hamburg Helgo=
land
und zurück ſowie verſchiedene Rundfahrten, mit Beſichtigung
eines großen Ueberſeedampfers. Uebernachtungen, 4 Frühſtücke,
2 Mittageſſen und 1 Abendeſſen. Der Teilnehmerpreis iſt den
Zeitverhältniſſen entſprechend ſo niedrig gehalten, damit ſich alle
Kreiſe an dieſer ſchönen Fahrt beteiligen können, beſonders wenn
man berückſichtigt, daß eine Einzelfahrt nach HamburgHelgoland
und zurück in der 3. Klaſſe 85 Mark koſtet. Wir verweiſen auf das
heutige Inſerat des Reiſebüros der HamburgAmerika=Linie,
Luiſenplatz 1, bei welchem die näheren Proſpekte für dieſe Reiſe
ſowohl als auch andere Ferienreiſen erhältlich ſind.
Die Pfingſtreiſe der Jugendlichen und Schüler des Polizei=
ſportvereins
. Programmgemäß fuhren am Pfingſtſamstag die
erſten 12 Jugendlichen nach der Hütte Horſt bei Rudingshain.
um dort ihren dreitägigen Urlaub zu verbringn. Dieſen folgten
am 1. Feiertag noch 35 Jugendliche und Schüler unter der be=
währten
Führung von Schönbein, Bönſel und Kleider. Nach
ſiebenſtündiger Fahrt traf der Haupttrupp auf die Vorfahrer, die
ſchon den nötigen Imbiß bereitgeſtellt hatten. Bei dem täglich
wechſelnden Programm, in welchem Gymnaſtik, Spiele, Wande=
rungen
, Baden und Sonnenbäder in der Hauptſache erſchienen,
waren die ſchönen Tage gar zu ſchnell verſtrichen. Enthoben dem
Alltag und verbunden mit der Natur war der Aufenthalt im
Vogelsberg eine wahre Erholung. Die Jugendlichen und Schüler
denken gern an die ſchönen Tage zurück, die ihnen der Polizei=
ſportverein
durch finanzielle Unterſtützung ermöglichen konnte.
Die Tage ſind ihnen Anſporn zu weiterer eifriger Mitarbeit im
Vereinsintereſſe, im Intereſſe des Sports. Nach Ablauf der
Pfingſtwoche mußten auch die Schüler wieder in die Heimat zu=
rück
. Die Führer fanden Genugtuung für ihre verantwortungs=
volle
Tätigkeit in dem dankbaren Blick der Kleinen und Kleinſten.
Dem Küchenmeiſter, Herrn Seitz, ſei an dieſer Stelle beſonderer
Dank für die Mühe, die hungrigen Seelen zu befriedigen. Wohl=
behalten
trafen die Jungens wieder bei den Eltern ein.
Die Prinzeſſin auf der Erbſe, das außerordentlich luſtige
Kindermärchen von R. Bürkner in der vorzüglichen Darſtellung
des Intimen Theaters Nürnberg wird heute nachmittag halb 4
Uhr erſtmalig im Orpheum aufgeführt. Wie ſchon der
Titel verrät, handelt es ſich um eine köſtliche Geſchichte, worüber
unſere Kleinen viel lachen und große Freude haben werden. Für
alle artigen Kinder winkt ein Geſchenk Prämie in Form
eines großen Waſſerballs. Jedes 10. Kind hat hierauf
Anrecht. Das Los entſcheidet. Es gelten Preiſe von 30 Pfg. bis
1,20 Mark in den bekannten Vorverkaufsſtellen. Gegen Vorlage
der Anzeige wird an der Orpheumskaſſe ein Nachlaß gewährt, und
zwar gelten dann folgende Preiſe: Eſtrade 25 Pfg., num. Saal
40 Pfg., Sperrſitz und 2. Balkon 50 Pfg., 1. Balkon und Seiten=
parkett
6 0Pfg. 2. Parkett 70 Pfg., 1. Parkett und Mittelloge
1 Mark. Vorverkauf an der Oxpheumskaſſe von 11 Uhr vormittags
ab ununterbrochen, telephoniſche Beſtellungen unter 389.
Amneſtie, das hochintereſſante Schauſpiel in 3 Akten von
K. M. Finkelnburg gelangt heute abend 8,30 Uhr letztmalig
im Orpheum zur Ausfführung. Das Werk und die Darſtellung
durch das Intime Theater Nürnberg fand ſtärkſten Beifall. Ein
Stück und ein Stoff, wie er nicht alle Tage zur Diskuſſion ſteht!
Man ſollte die heutige letzte Aufführung nicht verſäumen. Es
gelten Volksvorſtellungspreiſe von 0,60 bis 2 Mark Morgen,
Montag findet wegen Vorbereitung keine Vorſtellung ſtatt.
Kaſſaruf 389. (Siehe Anzeige.)

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[ ][  ][ ]

Seite 6

Sonntag, den 7. Juni 1931

Nummer 756

*20 Jahre Heſſenflieger.

Feſtakk im Orangeriehaus. Hol’s der Teufel wird gekanfk. Nene Ehrenmitgſieder.

Der Heſſenflieger Verein für Luftfahrt E. V.,
Darmſtadt beging geſtern abend im feſtlich geſchmückten Orangerie=
ſaale
des Beſſunger Herrngartens die Feier ſeines 20jährigen Be=
ſtehens
. Ueber und unter Fahnen und Flaggen in den beſſiſchen
und ſtädtiſchen Farben breiteten drei Rieſenvögel ihre weiten
Schwingen. Maſchinen des Segelfluges, die von den Jungfliegern
ſelbſt erbaut wurden und die ihre Geeignetheit in vielen er=
folgreichen
Flügen erwieſen haben. Die ſchmiſſige Jazzkapelle, die
für Belebung des Feſtes ſorgt, wird von dem einen Flügel der
Miniſter Leuſchner beſchattet.
Der 1. Vorſitzende der Heſſenflieger, Herr Gewerberat Krae=
mer
, deſſen Leitung der Feſtabend anvertraut iſt, hielt die Be=
grüßungsanſprache
. Sein Gruß galt insbeſondere dem
Herrn Vertreter des Miniſters des Innern. Oberreg.=Rat Baſt=
huiſen
, den Vertretern der Rhön=Roſſitten=Geſellſchaft. Profeſſor
Georgii und Dr. Höhndorf, der Südweſtgruppe des D.L.V. Pro=
feſſor
Linke, den Vertretern der Intereſſenvereinigungen heſſiſcher
Flugſportvereine aus Offenbach, Rüſſelsheim. Mainz. Bingen,
Bensheim, Friedberg, Sturmvogel=Darmſtadt, Flugtechniſche Ver=
nigung
Darmſtadt. Akaflieg Darmſtadt und Jungflieger=
gruppe
König i. O. Ferner Herrn Theodor Stemmer ſen. als Vor=
ſitzenden
des Verkehrsverbandes, der Heſſiſchen Flugbetriebs=AG.,
der Preſſe, dem Starkenbuger A.C., der Flugpolizei, den Herren
Reinheimer u. Schönberger=Groß=Bieberau, Herrn Direktor Rut=
loh
von der Baugewerbeſchule uſw. Redner gab dann Kenntnis
von zahlreichen Glückwünſchen, die telegraphiſch und brieflich ein=
gelaufen
ſind, an der Spitze Staatspräſident Adelung und die Mi=
niſterien
.
Herr Rechtsanwalt Dr. Buß hielt dann die Feſtrede, in der
er zunächſt in der bei Fliegern gewohnten Geſchwindigkeit einen
Abriß aus der Geſchichte der Heſſenflieger gab, die ſeinerzeit von
den Herren Direktor Lutz, Geheimrat Guthermuth. Direktor
Beyer und dem Redner, als Heſſiſche Flugſtudiengeſellſchaft
gegründet wurde und alsbald ſich auch des Gleit= bzw. Segel=
fluges
annahm und dieſen tatkräftig förderte. Viele der jungen
Pioniere des Segelfluges ſind heute nicht mehr, aber ihrer Pio=
nierarbeit
iſt es zu danken, wenn heute Leiſtungen erzielt wer=
den
, die man bis da wohl nie erhofft. Zuſammenſchluß und Zu=
ſammenarbeit
mit dem Verein für Luftfahrt und anderen gleich=
ſtrebigen
Vereinen führte durch viele Flugveranſtaltungen zu
beſten Erfolgen. Allerdings hatten die Heſſenflieger auch finan=
zielle
Kriſen zu beſtehen, aber dieſe ſind heute überwunden. Der
Verein ſteht kräftig und lebensfähig da und kann mit Stolz eine
Anzahl Flugmaſchinen ſein eigen nennen, die auf ſehr große
Segel= und Flugerfolge zurückblicken können. Zurzeit ſteht im
Vordergrund der Arbeitsaufgaben die Erforſchung des Odenwal=
des
für Segel= und Schulungsgeeignetheit. Die Erfolge bei Bie=
berau
und am Frankenſtein ſind bekannt. Alle Erfolge waren
nur möglich durch Unterſtützung der heſſiſchen Regierung, der auch
bei dieſer feſtlichen Gelegenheit der allerherzlichſte Dank ausge=
ſprochen
ſei. Der Redner ſchloß mit einem Hoch auf die Heſſen=
flieger
unter lebhaftem Beifall.
Der Vorſitzende, Herr Gewerberat Kraemer, gab ſodann
bekannt, daß der Vorſtand einſtimmig beſchloſſen hat, die Herren
Profeſſor Georgii und Schönberger ſen.=Groß=Bieberau für
ihre hervorragenden Verdienſte um die Förderung der Luftfahrt

und beſonders des Segelfluges und damit der Heſſenflieger zu
Ehrenmitgliedern zu ernennen. (Lebhafter Beifall.)
Herr Prof. Georgii ſprach für die Ehrung den herzlichſten
Dank aus und gab die Ehrung ſeinerſeits zurück an die jungen
Heſſenflieger, denen die Erfolge in erſter Linie zu danken ſind und
von deren Tatkraft und Fleiß die drei (im Saale aufgeſtellten)
ſelbſterbauten Flugmaſchinen beredtes Zeugnis ablegen. Auf die
ſchönen ſegelfliegeriſchen Leiſtungen der Jungflieger können die
Heſſenflieger, kann beſonders die Stadt Darmſtadt ſtolz ſein, die,
wenn es ſein müßte, eine Segelflugflotte ſehen laſſen kann,
wie keine zweite Stadt Deutſchlands, vielleicht der
Welt, Redner ſchloß mit der Verſicherung, daß für ihn die Ehren=
mitgliedſchaft
kein Ruhepoſten ſein werde, daß er vielmehr
mit den Heſſenfliegern und allen anderen weiterarbeiten werde an
der deutſchen Luftfahrt. (Lebh. Bravo!)
Daran ſchloß ſich der feierliche Akt der Taufe des Flugzeuges
Hols der Teufel, das in Erinnerung an den verſtorbenen Grün=
der
Direktor Jacob Lutz auf Beſchluß des Geſamtvorſtandes
deſſen Namen zu ſeinen Ehren tragen ſoll. Die Taufrede hielt
wiederum Rechtsanwalt Dr Buß. Sie wurde zu einer Gedächtnis=
rede
für und auf Jacob Lutz dem die Heſſenflieger dauernden
Dank und dauernde Ehrung ſchulden, die zum Ausdruck kommen
ſollen durch die Namensgebung Jacob Lutz für das jüngſte
Heſſenflieger=Flugzeug dem der Redner viele glückhafte Flüge.
aber auch ehrenvolle Narben wünſchte, ohne die es in der Fliegerei
nun einmal nicht geht. Schaumweinſpritzer auf Gondel und Trag=
fläche
nach Enthüllung des Namens beſchloſſen in üblicher Weiſe
den Taufakt.
Den Reigen der Glückwunſchanſprachen der Vertreter
eröffnete Herr Profeſſor Linke, der im Namen des Frankfurter
Vereins, der Südweſtgruppe und endlich des Verbandes für Luft=
fahrt
überhaupt die herzlichſten Glückwünſche ausſprach. Ihm folg=
ten
die Herren Dr. Höhndorf für die Rhön=Roſſittengeſellſchaft
und für die Waſſerkuppe, Naſenmüller für die Flugſport= Ver=
einigung
Offenbach, für die Intereſſenvereinigung und für den
Segelflugausſchuß Herchenhainer Höhe.
Herr Profeſſor Georgii toaſtete dann auf die jüngſten
Segelflugpiloten und überreichte den Herren Wilh. Weicker und
Jachtmann das blauſilberne Ehrenzeichen letzteren für hervor=
ragende
Flugergebniſſe im Odenwald. Pilot Weicker erhielt das
Segelfliegerabzeichen 500. Prof. Georgii gab dabei der
Hoffnung Ausdruck, daß auch das Zeichen 1000 wieder dem Oden=
wald
zufallen möge. Eine beſondere Ehrung für Weicker war es,
daß ihm das Flugabzeichen durch die Witwe Jacob Lutz' unter
dem Flügel des Jacob Lutz angeheftet wurde. (Stürmiſches
Bravo!)
Herr General von Rettberg überbrachte Grüße und Glück=
wünſche
des Starkenburger Automobilclubs mit herzlich=kerniger
Anſprache und dem Ausdruck der Hoffnung, daß das nächſte Heſſen=
flieger
=Jubiläum das deutſche Volk völlig frei von Feſſeln ſehen
möge Herr Theodor Stemmer überbrachte die Glückwünſche
des Verkehrsverbandes und erinnerte an den großen Erfolg der
Segelflieger gelegentlich des ausländiſchen Journaliſtenbeſuchs.
Im übrigen wurde der Feſtabend, der mit Tanz abſchloß, ver=
ſchönt
und bereichert durch künſtleriſche Darbietungen von Fräul.
Monti (Stadttheater Coburg).
M. St.

* 10jähriges Skiffungsfeſt
des Verbandes Heſſiſcher Regimenksvereine.
Tt. Am Samstag abend feierte im großen Saale des Städt.
Saalbaues der außerordentlich ſtark beſetzt war, der Verband
Heſſiſcher Regimentsvereine ſowie verſchiedener kameradſchaftlicher
Vereinigungen, zugleich mit der Fahnenweihe der ehe=
maligen
118er ſein 10jähriges Stiftungsfeſt. Von der Ga=
lerie
herab grüßten in vergrößerten Nachbildungen die Achſelklap=
pen
der früheren heſſiſchen Regimenter, und auf der Bühne hatte
ein ſtarkes Orcheſter des Vereins ehemaliger Militär=
muſiker
Platz genommen, das unter der anfeuernden Leitung
von Herrn Georg Greilich den muſikaliſchen Teil des Abends
beſtritt und neben dem Vortrag guter alter Muſik mit zahlreichen,
ſchneidig geſpielten Militärmärſchen natürlich ſich beſonders herz=
lichen
Beifall holte. Kurz vor dem gewohnt feierlichen Einzug der
Fahnenabordnungen erſchienen auch Seine königliche Hoheit der
Großherzog und der Erbgroßherzog Georg Donatus.
Die in zwei Teile zerfallende Feſtfolge, die im zweiten Teil
hauptſächlich auf die Regimentsparademärſche der alten heſſiſchen
Formationen abgeſtellt war, umrahmte im erſten Teil als Haupt=
ſtücke
die Fahnenweihe und die Feſtrede.
Nach dem von E. Schäfer komponierten Deutſchen Ge=
bet
, das vom Orcheſter eindringlich geſpielt wurde, hielt Herr
Oberſt von Weſterweller die Feſtrede. Der Redner begrüßte
die Erſchienenen, insbeſondere den hohen Protektor des Verbandes,
den Großherzog, warf einen kurzen Rückblick auf die Entwicklung
des am 29. Mai 1921 gegründeten Verbandes und erwähnte die
Verdienſte des Vorſitzenden des Verbandes. Exzellenz Kleinſchmidt.
der leider infolge Krankheit am Erſcheinen verhindert ſei. Der
Redner wandte ſich gegen die Kriegsſchuldlüge, forderte die Rück=
gabe
der Kolonien und trat mit allem Nachdruck ein für die Wehr=
haftmachung
des deutſchen Volkes. Mit der Mahnung zur Einig=
keit
ſchloß der Redner ſeine höchſt beifällig aufgenommenen Aus=
führungen
. Die Feſtverſammlung ſang hierauf den 1. Vers des
Deutſchlandliedes und nachdem das Orcheſter Die Himmel rühmen
des Ewigen Ehre von Beethoven geſpielt hatte, nahm Herr Pfarrer
Irle die Weihe der neuen Fahne der 118er vor und verſtand es
in ausgezeichneter Weiſe, aus dem Born ſeiner eigenen Kriegs=
erlebniſſe
ſchöpfend, und auf dem Fundament der Kameradſchaft=
lichkeit
und der Vaterlandsliebe aufbauend, ſeiner Weiherede den
Ausdruck der hohen und heiligen Verantwortung zu geben. unter
einer ſolchen Fahne heute zu ſtehen. Die Fahne wurde dann
übernommen und dem Fahnenträger feierlich in die Hand gegeben.
Schleifen und Fahnennägel wurden für die neue Fahne mit ker=
nigen
Sprüchen überreicht.
Die Muſik ſpielte zum Andenken an die auf dem Felde der
Ehre gebliebenen teuren Toten das Lied vom Kameraden.
Die Feſtveranſtaltung, in deren Verlauf auch der mächtige
Große Zapfenſtreich geſpielt wurde, nahm einen würdigen und
glänzenden Verlauf und hielt die vielen Teilnehmer unter dem
Zeichen des unerſchütterlichen Geiſtes deutſcher Kameradſchaft wie=
der
einmal erinnerungsvoll zuſammen.

Der Park.
In einer Zeit, da gerade der Städter in der Sonnenglut ſeiner
Steinwüſte ſtets aufs neue Erholung und Entſpannung in den öffent=
lichen
Grünanlagen wie in den weiten Parks ſeiner Wochenendausflüge
findet, war es zweifellos ein dankenswertes Unterfangen der Gruppe
Heſſen=Naſſau der Deutſchen Geſellſchaft für Gar=
tenkunſt
E V., am Samstag abend im Saale des Muſikvereins in
der Wilhelm=Gläſſing=Straße zu zwei beachtenswerten Vorträgen be=
kannter
Gartenkünſtler: Die Bedeutung geſchichtlicher Parks von
Herrn Gartenbauoberlehrer Arthur Glogau, Dozent für Garten=
kunſt
, und Aufgaben kommunaler Gartenverwaltungen in Zeiten
ſchwerer Wirtſchaftsnot von dem Frankfurter Städt. Gartenbaudirektor
Max Bromme einzuladen. Eine intereſſierte Zuhörerſchaft folgte
den Ausführungen, wobei die von teilweiſe ausgezeichneten Lichtbildern
unterſtützten Darlegungen Herrn Glogaus beſondere Aufmerkſamkeit
fanden, weil ſie die eine neue Epoche der Gartenbaukunſt einleitende
großartige Gartenbauausſtellung 1995 in Darmſtadt zum Ausgang nahm,
um über die Schilderungen bekannter herrlicher deutſcher Parkanlagen
zu Darmſtadt zurückzukehren und in der Forderung zu gipfeln, daß ge=
rade
Darmſtadt ſich ſeiner großen Tradition wieder bewußt werde und
Mittel ſuche, daß Parks, wie die Roſengärten der Roſenhöhe oder der
Prinz=Emil=Garten, aus dem derzeitigen kataſtrophalen Zuſtand wieder
in alter Herrlichkeit erſtehen mögen. Anſchließend behandelte Herr
Gartenbaudirektor Bromme in längeren Ausführungen die viel=
ſeitigen
, in dieſen Auswirkungen die Allgemeinheit nahe berührenden
Probleme, die den Kommunen in der augenblicklichen Zeit wirtſchaft=
licher
Sorgen und Nöte erwachen. Lichtbilder von der Tätigkeit der
kommunalen Gartenpflege und Ausgeſtaltung des Oeffentlichen Grün
ſchloſſen den ſehr intereſſanten Abend ab.

Sonderzug

des Darmstädter Tagblatt zum
Handball-Endspiel
am Sonntag, den 14. Juni, in
Hagen
Fahrpreis Hin- u. Rückfahrt Mk. 13.-
(statt Mk. 28.). Der Zug fährt morgens
620 Uhr ab Darmstadt und ist ca. /12 Uhr
in Hagen. Rückfahrt abends I9 UIhr. Ankunft
in Darmstadt ca. 24 Uhr.

Anmeldungen bis Montag Abend 6 Uhr
am Schalter der Geschäftsstelle, Rheinstr. 25

* Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele.
Das Programm bringt diesmal zwei ſpannende Unterhal=
tungsfilme
. Die Roſe der Prärie, Joan Crawford iſt eine
ſchwarzhaarige, äußerſt temperamentvolle Perſon, die eine ent=
ſprechend
romantiſche Liebesgeſchichte mit vielen ſenſationellen
Zutaten erlebt; allerdings iſt es die Kanadiſche Gebirgslandſchaft,
nicht die Prärie, in der dieſe Roſe blüht. Im zweiten Film, Mr.
Wu, intereſſiert beſonders als Träger der Titelrolle Lon Cha=
ney
, der verſtorbene Meiſter der Maske, der auch hier ver=
blüfft
durch die Eindringlichkeit und Wandlungsfähigkeit ſeiner
Mimik und ſo aus der reichlich kolportagemäßigen Handlung das
Mögliche herausholt.
Helia. Himtſchal, der Thron der Götter, wird im Helia=
theater
nur noch heute und morgen gezeigt. Der Film zeigt in
ſpannendſter Weiſe die Himalaya=Expedition 1930 unter deutſcher
Leitung von Profeſſor Dr. Dyhrenfurt und wurde von der geſam=
ten
Darmſtädter Preſſe als hervorragend bezeichnet. Jugend=
liche
ſind zugelaſſen.
Im Union=Theater läuft heute zum letztenmal der nach
einer Novelle von Pirandello gedrehte Tonfilm Liebeslied mit
Renate Müller und Guſt. Fröhlich in den Hauptrollen. Jugend=
liche
haben Zutritt.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen noch heute und morgen im
ſenſationellen Stummfilm=Doppelprogramm den Abenteurerfilm
Roſe Marie‟ (Die Roſe der Prärie) und als 2. Schlager Mr.
Wu mit Lon Chaney in der Titelrolle.

Lokale Veranſtalkungen.

Orangeriehaus (Beſſunger Herrngarten). In den
feſtlich dekorierten Räumen heute Sonntag abend buntes Treiben,
Konzert und Tanzeinlagen. (Siehe Anzeige.)
Im Hotel=Prinz=Heinrich=Garten am alten
Bahnhof findet heute Sonntag abend Konzert mit Tanz ſtatt. Der
Beſuch wird empfohlen.

Tageskalender für Sonntag, den 7. Juni 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 17.30 Uhr
Ende 22,15 Uhr: Parſifal Kleines Haus; Keine Vorſtel
lung. Orpheum, 3.15 Uhr: Die Prinzeſſin auf de
Erbſe, 8,15 Uhr: Amneſtie‟. Konzerte: Zur Ope
Schloßkeller, Herrngartenkaffee. Zum Tropfſtein. Hotel zu
Poſt, Schuls Felſenkeller, Reſtaurant Datterich, Martinibar
Chauſſeehaus. Hotel Prinz Heinrich Ludwigshöhe (4 Uhr)
Wiener Kronenbräukeller, Orangeriehaus. Städt. Saalbau
garten, Hotel Schmitz. Ratskeller, Roſengarten, Sportpla=
Reſtaurant am Böllenfalltor, Rummelbräu Kinovor
ſtellungen: Union=; Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.

Aus Heſſen.
die heſſiſche Landwirtſchaft
anf der Wanderausſtellung der Deutſchen
Landwirkſchafts-Geſellſchaft in Hannover.
Man ſchreibt uns hierüber:
Die heſſiſche Landwirtſchaft iſt in Hannover durch Aus=
ſtellungen
in der Gruppe Ziegen, Milchwirtſchaft, Obſt und
Gemüſe vertreten. Sie konnten nach den bis jetzt vorliegenden
Mitteilungen große Erfolge erzielen. In Gruppe Ziegen
wurden 6 erſte und 6 zweite Preiſe, ferner 3. und 4. Preiſe zu=
erkannt
. Die große Sammlung der heſſiſchen Ziegen erhielt den
Ta Sammlungspreis und Siegerpreis.
Für Flaſchenmilch entfielen auf Heſſen 51 Preiſe bei
61 Proben, darunter mehrere Siegerpreiſe und viele erſte Preiſe.
Die Ausſtellung von ſtandardiſiertem Gemüſe,
welche die Landwirtſchaftskammer unter Mitwirkung mehrerer
Genoſſenſchaften und Vereine veranſtaltete, hatte großen Er=
folg
. Ausgeſtellt waren in größeren Mengen Spargel, ferner
ſonſtiges Gemüſe wie Blumenkohl, Salat, Kohlrabi, Karotten
und anderes, an Obſt Kirſchen von der Bergſtraße und Erd=
beeren
aus Starkenburg und Rheinheſſen. Das Verſuchs= und
Muftergut Groß=Umſtadt der Landwirtſchaftskammer war mit
Standard=Packungen von Tomaten und Gurken beteiligt und
erhielt darauf erſte Preiſe. Die Sammlungen von Gemüſe, ferner
für Kirſchen wurden mit erſten Preiſen, die Erdbeeren mit
einem zweiten Preis ausgezeichnet. Insgeſamt wurden 6 erſte
Preiſe und 1 zweiter Preis erzielt.
Die Ausſtellung der Landwirtſchaftskammer von ſtandardi=
ſiertem
Gemüſe erhielt den Siegerpreis in dieſer Gruppe,
die Silberne Medaille der Landwirtſchaftskammer für Hannover.

Aa. Mefſel, 6. Juni. Die Spar= und Leihkaſſe Meſſel
(Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht) konnte im abgelaufenen Ge=
ſchäftsjahr
einen Reingewinn von 1576,29 RM. erzielen. Der Geſamt=
umſatz
ſtellte ſich in 1930 auf 137 216,22 RM. Die Geſamthaftſumme
von 129 Mitgliedern betrug Ende des abgelaufenen Geſchäftsjahrs 25 800
RM. Der Spareinlagenbeſtand beträgt 133 122,55 RM.
Dd. Arheilgen, 6. Juni. Am Freitag morgen fand, veranſtaltet vom
Landwirtſchaftsamt Darmſtadt, unter Führung des Herrn Abels vom
Landwirtſchaftsamt, ein Gemarkungsrundgang ſtatt, deſſen
Hauptzweck die Beſichtigung der Spargelanlagen in unſerer Gemarkung
war. Die Beteiligung daran war gut. In verſtändlicher und leicht
faßlicher Weiſe ſprach der Führer über die Anlegung. Pflege, Düngung
der Spargel und die Bekämpfung der Spargelſchädlinge. Beſonders der
letzte Punkt wurde ausgiebig erörtert, da auch bei dem Rundgang an
verſchiedenen Anlagen dieſe Schädlinge feſtgeſtellt werden konnten. Sie
kommen vor in Form des Spargelkäfers und des Spargelhähnchens, die
ihre Eier an die grünen Spargelſtengel legen, aus welchen dann kleine
grüne Würmchen entſtehen, die das Spargelkraut vollſtändig kahl freſ=
ſen
. An verſchiedenen Anlagen, z. B. auf dem Michelfeld und am Kör=
nersbornpfad
, waren dieſe Wirkungen bereits feſtzuſtellen. Die Be=
kämpfung
dieſes Schädlings geſchieht am wirkugsvollſten durch das von
der Firma E. Merck bergeſtellte Heu= und Sauerwurmmittel Eſturmit
mit dem die Anlagen morgens bei Tau oder nach Regen beſtäubt wer=
den
, wodurch die Raupen, da es ſehr arſenhaltig iſt, vernichtet werden.
Weit gefährlicher iſt die Spargelfliege, woraus weiße Maden entſtehen.
Dieſe freſſen ſich dann in dem Stengel nach unten und ſetzen ſich dort
feſt. Sitzen mehrere Maden in einem Stengel, ſo welkt dieſer ab. Sie
können nur dadurch bekämpft werden, daß man die befallenen Stengel.
die man an ihrem Abwelten erkennt, ausreißt und verbrennt. Im
allgemeinen waren die Spargelanlagen in der Gemarkung in gutem Zu=
ſtand
. Bemängelt wurde, daß bei einigen jungen Anlagen, die noch kei=
nen
Ertrag bringen, die Spargelpflanzen zu hoch mit Erde bedeckt waren.
Für die einjährigen Pflanzen iſt es Hauptbedingung, daß ſie Luft und
Licht haben. Iſt das nicht der Fall, dann hebt ſich der Wurzelſtock nach
oben, was ſich ſpäter beim Ernten der Spargel nachteilig bemerkbar
macht. Beim Abſchluß des Rundganges gab der Führer noch bekannt.
daß vorausſichtlich im Herbſt ein Vortrag des Landwirtſchaftsamtes
über den Spargelanbau ſtattfinden wird. Dieſe Maßnahmen ſind ſehr
zu begrüßen, werden doch dadurch die hieſigen ſpargelbauenden Land=
wirte
, denen größtenteils eine langjährige Erfahrung auf dieſem Ge=
biete
fehlt, mit dem ſachgemäßen Anbau der Spargel vertraut gemacht.
J. Griesheim, 6. Juni. Kirchgang. Außer der Sängervereini=
gung
Germania, die aus Anlaß ihres 50jährigen Jubiläums am
Sonntag den Gottesdienſt beſuchen und durch zwei Chöre verſchönern
wird, haben auch die Altersgenoſſen, die am 6. Jumi 1881, alſo vor 50
Jahren konfirmiert worden ſind, Kirchgang mit anſchließender Abend=
mahlsfeier
. Sie ſind die letzten Konfirmanden geweſen, die Pfarrer
Wagner eingeſegnet hatte. Es waren 38 Knaben und 38 Mädchen. So=
mit
wird eines zweifachen goldenen Jubiläums in hieſiger Kirche am
Sonntag gedacht werden. Anſchließend an den Gottesdienſt wird die
Sängervereinigung Germania am Kriegerehrenmal an der Friedrich
Ebert=Schule und am Grabe des erſten Dirigenten, Herrn Oberlehrer
Seibert, auf dem neuen Friedhof Kränze niederlegen. Die in dieſer
Woche abgehaltenen Grasverſteigerungen haben folgenden Erlös ge=
bracht
: die bewäſſerten Wieſen im Mönchbruch, rechts der Schleuſe 590,50
Mk. (867,50 Mk.), die bewäſſerten Wieſen im Mönchbruch, links der
Schleuſe 306.10 Mk. (851 Mk.). Die in Klammern beigefügten Zahlen
ſtellen den Erlös des Vorjahres dar. Am Montag, 8. Juni. und
Mittwoch. 10. Juni, jeweils um 8 Uhr abends, finden auf dem Rathaus
wiederum größere Grasverſteigerungen ſtatt.
J. Griesheim, 6. Juni. Gemeinderatsbericht. Die letzte
Gemeinderatsſitzung wies als einzige Tagesordnungspunkte die Beſol=
dungsverhältniſſe
des Bürgermeiſters und der Gemeindebeamten auf.
Der Gemeinderat hat im verfloſſenen Jahre eine Ueberprüfung der
Beſoldungsverhältniſſe des Bürgermeiſters und der Gemeindebeamten
vorgenommen und in deren Verlauf eine Zurückſtufung auf der ganzen
Linie durchgeführt. Dieſe Zurückſtufung hat, da ſich die Betroffenen in
ihren Rechten verletzt fühlten, bezüglich des Bürgermeiſters zur Ein=
leitung
des Verwaltungsſtreitverfahrens vor dem Kreisausſchuß und be=
züglich
mehrerer Gemeindebeamten zur Einleitung des Schiedsgerichts=
verfahrens
geführt. Nach der Klageeinreichung hat das zur Entſchei=
dung
der Streitfälle zuſtändige Verwaltungs= bzw. Schiedsgericht die
Akten der bieſigen Gemeinde zur Abgabe einer Gegenerklärung nach
Anhörung des Gemeinderates zugeleitet. Der Gemeinderat, der ſich in
ſeiner letzten Sitzung mit der Angelegenheit befaßte, hielt an ſeinen ge=
faßten
Beſchlüſſen feſt, ſo daß nunmehr das Streitverfahrem ſeinen Fort=
gang
nimmt. Als Vertreter der Gemeinde in dem anhängigen Verfah=
ren
wurde Beigeordneter Dickhardt und die Gemeinderatsmitglieder
Nothnagel, Wettmann und König beſtimmt.
Aa. Eberſtadt, 6 Juni. Republikaniſcher Tag. Am Sonn=
tag
findet hier im Zuſammenhang mit einem Reichsbanneraufmarſch ein
Republikaniſcher Tag ſtatt. Vormittags wird auf dem Riedberg an dem
Naturfreundehaus eine Morgenfeier für die Jugend abgehalten.
Gemeinſchafts= und Jugendbund=Jahresfeſt. Anläß=
lich
des am Sonntag ſtattfindenden Jahresfeſtes der Landeskirchlichen
Gemeinſchaft findet am Sonntagvormittag ein Feſtgottesdienſt in der
Kirche ſtatt. Die Predigt hält Miſſionar Schoppe, während Ortspfarrer
Weißgerber die Liturgie übernommen hat. Außerdem wirkt der Chor
der Gemeinſchaft mit. Nachmittags findet die Hauptfeier der Evangel.
Gemeinſchaft ebenfalls in der Kirche ſtatt, während abends im Lokal der
Gemeinſchaft eine Miſſionsverſammlung abgehalten wird Jugend=
gottesdienſt
in der Frankenſtein=Kapelle. Am Sonn=
tagabend
findet in der kleinen Kapelle auf der Burg Frankenſtein ein
Jugendgottesdienſt der Evangel. Jugendgemeinde Eberſtadt ſtatt. (Der
gemeinſame Abmarſch erfolgt abends um halb 8 Uhr vom Ev. Gemeinde=
haus
Eberſtadt aus.) Wirtſchaftsübernahme. Die Wirtſchaft
des Gaſthauſes Zur Eiſenbahn, die ſeither Alois Hartmann innehatte,
iſt jetzt von Karl Schuhm übernommen worden. Beerdigung.
Unter großer Beteiligung wurde dieſer Tage Friedrich Weizenmül=
ler
2. zu Grabe getragen. An ſeinem Grabe legten das Männerquartett
Harmonie, deſſen Mitbegründer der Verſtorbene war, der Invaliden=
bund
, der Verband der Weißbinder, Maler und Lackierer, ſeine Arbeits=
kollegen
und die Firma H. und J. Weber=Darmſtadt Kränze nieder.
Cp. Pfungſtadt, 6. Juni. Preisabſchlag bei den Friſen=
ren
. Die Ortsgruppe Pfungſtadt der Friſeur=Pflichtinnung Darmſtadt=
Land hat mit Rückſicht auf die allgemeine Wirtſchaftslage die Be=
dienungspreiſe
im Damen= und Herrenſalon herabgeſetzt.
Cp. Pfungſtadt 5. Juni. Eine Heugrasverſteigerung fin=
det
am Montag nachmittag (8. Juni) auf dem Nathaus ſtatt. Zur Ver=
ſteigerung
gelangt das Heugras mehrerer Wieſen ſowie das Heu= und
Grummetgras von ſämtlichen Wegen und Dämmen.

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Nummer 156

Sonntag, den 7. Juni 1931

Seite 7

Jagd im Juni in Heſſen.
Mitgeteilt vom Heſſiſchen Jagdklub, Darmſtadt.

Mit dem Monat Juni beginnt für die meiſten Jäger die
große Zeit im Jagdjahr.
Die Jagd auf den Rehbock geht auf. Sauber gefegt ſind ſeine
Stangen, und ſein roter Sommerrock iſt ohne Flicken.
Freilich, das dichte Unterholz und die hohen Getreidefelder
erſchweren die Pirſch außerordentlich, aber wem könnte es Freude
machen, früher auf das noch im Haarwechſel begriffene, kaum
Durch den Winter gekommene und immer noch notleidende Wild
zu weidwerken?
Sicher iſt, daß die neue heſſiſche Vorſchrift wonach der Bock
erſt vom 1. Juni ab geſchoſſen werden darf, auf die Qualität un=
ſeres
Rehwildes einen nicht zu unterſchätzenden Einfluß haben
wird. Gerade die beſten Böcke die heimlichen werden die
Blattzeit erreichen und für die Fortpflanzung tätig ſein, während
ſie in früheren Jahren meiſt ſchon im Mai ſtarben und häufig
nur die Schneider in die Brunft kamen.
Auch das Wildpret des Rehwildes iſt jetzt um vieles beſſer,
nachdem der Haarwechſel beendet iſt.
Mißbrauche niemand dieſe ſchönſte Zeit des Jagdjahres zu
übler Grenzſchießerei und Anſitz dort, wo er nicht ſein ſollte, ſelbſt
wenn das Geſetz kein Hindernis dazu in den Weg legt.
Auch an dieſer Stelle ſei an die Landwirtſchaft treibende
Bevölkerung die dringende Bitte gerichtet, vor der Mahd der
Kleeäcker und Wieſen dieſe unter Scheuchen einmal durchzugehen.
Beſonders wenn ein einzelnes Stück Rehwild abſpringt, iſt vor=
auszuſehen
, daß die Kitze ſich im hohen Gras oder Klee gedrückt
haben, die gewöhnlich dann den Meſſern der Mähmaſchine ver=
fallen
. Ein grauenvoller Anblick das arme, zerfetzte Jung=
wild
!
Sonſt brauchen die Reviere Ruhe. Noch ſetzen die Geiſen,
das Federwild brütet bis gegen Ende des Monats.
Die Faſanenhähne haben vom 1. Juni ab Schonzeit. Auf
wildernde Hunde und Katzen, die in der jetzigen Jahreszeit das
meiſte Unheil anſtellen, ſei des Jägers Augenmerk beſonders
gerichtet.

G. Ober=Ramſtadt, 6. Juni. Werbewoche für das Deutſche
Turnen. In dem Beſtreben, die Deutſche. Turnſache nach beſten
Kräften zu fördern, veranſtaltet der Turnverein 1877 vom 6. bis 13.
H. M. eine Werbewoche für Deutſches Turnen. Nach einem Schauturnen
am Samstagabend ſteht für Sonntag, den 7. Juni, vormittags, ein
volkstümlicher Vereinswettkampf mit einem Nachbarturnverein in Aus=
ſicht
, während nachmittags ein Werbelauf ſämtlicher Abteilungen unſere
Ortsſtraßen beleben wird. Dieſe treffen dann auf dem Marktplatz zu
einer öffentlichen Kundgebung ein. Im Anſchluß daran iſt volksfeſtliche
Unterhaltung der aktiven Abteilungen auf dem Turnplatz in der Wehr=
ſtraße
und abends daſelbſt Platzkonzert. Auch am Dienstag, Donners=
tag
und Samstag finden noch verſchiedene Werbeveranſtaltungen ſtatt,
über die noch berichtet wird. Möge dieſe Werbewoche der Deutſchen
Turnſache und damit auch dem veranſtaltenden Verein viele neue
Freunde zuführen. Mietunterſtützungen. Wie die Bürger=
meiſterei
bekannt gibt, können Anträge auf Mietunterſtützung für 1931
von Montag, den 8. d. M. ab. jeweils vormittags von 812 Uhr, bei
ihr unter Vorlage der Landesſteuerbeſcheide 1931 geſtellt werden. Die
bis jetzt noch nicht eingelöſten Gutſcheine für Mietunterſtützung Ri. 1930
ſind bei Meidung der Ungültigkeitserklärung innerhalb drei Tagen bei
der Gemeindekaſſe bzw. Untererhebſtelle zu verrechnen. Bauland=
umlegung
Schachenmühlenweg. Der Umlegungsausſchuß
für die Baulandumlegung Schachenmühlenweg iſt nunmehr gebildet. Als
Vorſitzender fungiert Regierungsrat Dr. Probſt vom Kreisamt Darm=
ſtadt
, als Vertreter der Gemeinde Bügermeiſter Rückert, als Vertreter
der beteiligten Grundeigentümer: Landwirt Jakob Bernhard, als höherer
Vermeſſungsbeamter: Vermeſſungsrat Burk, als Bauſachverſtändiger:
Oberbaurat Becker und als Sachverſtändiger für die Bewertung: Land=
wirt
Heinrich Muhl. Ober=Ramſtadt.

Ct. Groß=Umſtadt, 6. Juni. Landw. Bezugs= und Abſatz=
Genoſſenſchaft. Im Gaſthaus Zur Krone hatte die Landw.
Bezugs= und Abſatz=Genoſſenſchaft ihre ordentliche Generalverſamm=
lung
. Der Präſident des Aufſichtsrats, Ludwig Eidmannn. eröffnete
mit Dank an die zahlreich erſchienenen Mitglieder die Verſammlung
und forderte auf, der im letzten Jahre Verſtorbenen im Stillen ehrend
zu gedenken. Nach Ernennung von Schriftführer und Stimmzähler gab
er dem Direktor der Genoſſenſchaft, Prof. Dr. Biedenkopf, das
Wort. Dieſer berichtete über das abgelaufene Geſchäftsjahr und ver=
las
die Rechnung und Bilanz für 1930. Sein Vorſchlag zur Gewinn=
verteilung
wurde angenommen und dieſelbe wie folgt geregelt: 5 Proz.
an Zinſen von Geſchäftsguthaben, 1 Proz Warendividende, und der
Reſt des Reingewinns wurde dem Reſervefonds und der Betriebsrück=
lage
zugeführt. Aus den Mitteln des neuen Jahres wurde die Anſchaf=
fung
einer Düngerſtreumaſchine genehmigt. Die ſatzungsgemäß aus=
ſcheidenden
Mitglieder Ludwig Weber 4. (Vorſtand) und Gg. Magſam 3.
(Aufſichtsrat) wurden einſtimmig durch Zuruf wiedergewählt. Für das
verſtorbene Aufſichtsratsmitglied Martin Hax fiel die Wahl auf den
Landwirt Adam Wolff 4 von Raibach. Da die Landw. Bezugs= und
Abſatz=Genoſſenſchaft auf ein 25jähriges Beſtehen zurückblicken kann, war
Direktor Strasburger von der Zentralgenoſſenſchaft Darmſtadt
perſönlich anweſend. Nach intereſſanten Ausführungen über die Tätig=
keit
im Genoſſenſchaftsweſen verlieh er mit anerkennenden Worten
feierlichſt Prof. Dr. Biedenkopf als Direktor, dem Rechner Auguſt Holz=
apfel
, Ludwig Weber 4., Karl Dintelmann=Heubach, Georg Weber 8.
und Albert Arzt für 25jährige Vorſtandstätigkeit und als Mitbegründer
Ehrenurkunden. Prof. Dr. Biedenkopf verlas in einer zehn Seiten um=
faſſenden
Niederſchrift die Arbeit der Genoſſenſchaft von 1906 bis 1930
und überreichte den Mitbegründern Peter Bernh. Frieß, Heinr. Lang=
heintz
, Jakob Rödelſperger, Georg Magſam 2., Heinrich Dörr, Joh.
Phil. Weber, Adam Wolff 4., Heinrich Fiſcher 5. Gg. Hch. M. Hax 1.
und Georg Heinrich Knöll Diplome für treue Mitarbeit. Die ganze
Verſammlung nahm einen harmoniſchen Verlauf und ſchloß mit dem
Mahnruf an die Landwirte, weiter in der machtvollen Organiſation
des großen deutſchen Genoſſenſchaftsverbandes zuſammenzuarbeiten
unter der Parole: Einigkeit macht ſtark!

Tagung der Kriegerkameradſchaft Haſſia
und Bezirksfeſt in Michelſtadt.
Am Samstag, den 13., und Sonntag, den 14. Juni, werden ſich in
unſeren alten Stadtmauern die Bezirksvertreter der Kriegerkamerad=
ſchaft
Haſſia unter dem Präſidenten Generalleutnant a. D. Exzellenz
v. Oidtmann zum Verbandstage verſammeln. Mit dieſer Tagung wird
zugleich das Bezirksfeſt verbunden ſein. Die Kriegerkameradſchaft
Haſſia umfaßt 57 000 Mitglieder in zirka 900 Kriegervereinen, deren
Bezirksvertreter alljährlich zur Jahresverſammlung in einer Stadt
Heſſens zuſammentreten. Daß dieſes Jahr die Wahl auf Michelſtadt
fiel, bedeutet zugleich eine Ehre und einen recht beträchtlichen wirtſchaft=
lichen
und verkehrswerbenden Vorteil für unſer Gemeinweſen. Von
weit und breit, auch aus Baden, Bayern, Württemberg und der Pfalz
werden in dieſen Tagen führende Männer hier anweſend ſein und neben
der ernſten Tagungsarbeit auch Herz und Sinn offen haben für die
architektoniſchen, landſchaftlichen und ſportlichen Reize Michelſtadts. Die
Verbindung der Tagung mit dem Bezirkskriegerfeſt wird eine große
Reihe Kriegervereine hierher führen, ſo daß wir mit einigen Tauſend
Beſuchern zu rechnen haben.
Für die Organiſation des Feſtes, Unterbringung der Gäſte. Ver=
pflegung
. Veranſtaltungen, Finanzierung uſw. wurde ſeitens der Michel=
ſtädter
Kameraden ſeit langem eifrig Sorge getragen, ſo daß in dieſer
Beziehung mit einem guten Gelingen der Veranſtaltungen zu rechnen
iſt. (Programme uſw. werden noch bekannt gegeben.) Es iſt nun Auf=
gabe
unſerer Einwohnerſchaft, alles zu tun, um auch das äußere Bild
unſerer Stadt durch Beflaggen und Häuſerſchmuck recht feſtlich zu ge=
ſtalten
. Zweige und Tannengrün werden ab Donnerstag, den 11. d. M.,
bei der Bürgermeiſterei unentgeltlich abgegeben. Die Kriegervereine
bilden den überparteilichen Zufammenſchluß aller wehrhaften Männer,
die ſich in treuer Kameradſchaft bekennen zu Gott, Ehre und Vaterland.
Möge ein jeder dieſem Bekenntniſſe feſtlichen Ausdruck verleihen!

r. Babenhauſen, 6. Juni. Motorradunfall. Auf der Land=
ſtraße
, die von hier nach Dieburg führt, ereignete ſich vorgeſtern abend
gegen 22 Uhr ein böſer Motorradunfall, der leicht weit ſchlimmere Fol=
gen
hätte haben können. Der Schwager des hieſigen praktiſchen Arztes
Dr. W. wollte in der Nähe des Harpertshäuſer Weges mit ſeinem Mo=
torrad
einen vor ihm herfahrenden Laſtkraftwagen überholen. Mit vol=
ler
Wucht rannte er dabei in ein Pferdefuhrwerk, das angeblich ohne
Licht fuhr, hinein. Bei dem Sturz von feinem Rad zog er ſich erheb=
liche
Verletzungen an den Beinen zu. Die Inſaſſen eines Aſchaffenbur=
ger
Kraftwagens nahmen ſich des Verletzten hilfreich an und brachten
ihn zu ſeinen Verwandten nach Babenhauſen, wo ihm der ſchnell her=
beigerufene
Arzt Dr. W. Michel die erſte ärztliche Hilfe zuteil werden
ließ. Die Verletzungen ſind gottlob nicht ſchwerer Natur.
Al. Höchſt i. Odw., 6. Juni. Die Odenwälder Volks=
bank
e. G. m. b. H., Höchſt i. Odw., hat in ihrer letzten Generalver=
ſammlung
bezüglich der Aufwertung der alten Spareinlagen folgenden
Beſchluß gefaßt: Die alten Spareinlagen werden mit 12,5 Prozent auf=
gewertet
. Die Aufwertung erfolgt zum 1. Januar 1932 in Höhe von
10 Prozent, die der reſtlichen 2,5 Prozent zu einem ſpäteren Zeitpunkt,
deſſen Feſtſetzung den Verwaltungsorganen vorbehalten bleibt. Die
Aufwertungsbeträge werden den Einlegern am 1. Januar 1932 gutge=
ſchrieben
und zu den allgemein gültigen Sätzen verzinſt. Barauszah=
lung
iſt nur bis zur Höhe von 50 RM. möglich. Wünſche, betreffend
Auszahlung über dieſen Betrag hinaus, können nur im Rahmen vor=
handener
Mittel aus Eingang gekündigter Aufwertungsdarlehen oder
Hypotheken und unter beſonderer Berückſichtigung der Anſicht der Ver=
waltungsorgane
dahingehend, ob eine Auszahlung angebracht iſt oder
nicht, befriedigt werden. In Ausführung dieſes Beſchluſſes werden die
Spareinleger aufgefordert, ihre Anſprüche bei dem Inſtitut gegen Ein=
reichung
der alten Spareinlagebücher bis ſpäteſtens 1. Dezember 1931
geltend zu machen. Nach dieſem Termin vorkommende Anträge werden
nicht mehr berückſichtigt: die betreffenden Einlagen gelten als nicht mehr
beſtehend. Fernſprechverkehr. Das hieſige Poſtamt hat im
Fernſprechverkehr eine weſentliche Verbeſſerung eingeführt. Bei der
Fernſprechvermittlungsſtelle wird jetzt Werktags und Sonntags von 7
bis 24 Uhr ununterbrochener Fernſprechdienſt abgehalten.
Ch. Hainſtadt, Kr. Erbach, 6. Juni. Straßenſperrung.
Wegen der Ausführung der Straßenbauarbeiten der Provinzialſtraße
von Hainſtadt, Kr. Erbach. bis zur Landesgrenze Verbindungsſtraße
HöchſtAſchaffenburg iſt dieſe Straße vom 8. bis zum 20. Juni für
Kraftfahrzeuge und Fahrzeuge jeder Art geſperrt. Der Umweg für den
Durchgangsverkehr geht über Lützelbach-SeckmauenWörth a. M.
m. Beerfelden, 6. Juni. Verſchiedenes. Ein Baumfrevel
übelſter Art wurde hier in einem Garten verübt. Zwei kräftige Obſt=
bäume
, in Blüte und Frucht ſtehend, wurden ihrer ſämtlichen Aeſte be=
raubt
, ſo daß nur der Stamm übrig blieb. Es beſteht Ausſicht, die Täter
faſſen zu können. Die N. S. D.A.P. hält kommenden Sonntag im Saal
Zum Ochſen eine öffentliche Verſammlung ab. in der Pg. Trafz= Wies=
baden
das Thema behandelt: Brüning regiert, Hitler marſchiert
Zahlreiche Heugrasverſteigerungen künden die Nähe der Heuernte an,
aber auch den Futterreichtum unſerer Gemarkung. In naſſen Lagen
duftet ſchon das dörrende Gras, dort war auch die Mäharbeit nicht
leicht, da der Regen das Gras teilweiſe niedergelegt hatte. Das Er=
gebnis
der Heuernte verſpricht gut zu werden.
Hirſchhorn, 6. Juni. Waſſerſtand des Neckars am
5. Juni: 1.98 Meter; am 6. Juni: 1.81 Meter.
Gernsheim, 6. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
5. Juni: 2,73 Meter: am 6. Juni: 2,71 Meter.

Tagung des Evangel. Kreiswohlfahrtsdienſtes
Bensheim.
EPH. Die in Alsbach ſtattgefundene Tagung war beſucht von
Pfarrern, Kirchenvorſtänden, Mitgliedern der Frauenvereine und Ver=
tretern
des Blaukreuzvereins Bensheim. Nach Verleſen des 149. Pſalms
wies Herr Dekan Zaubitz in ſeinem Grußwort auf die außerordent=
liche
Not der Gegenwart und unſere Verpflichtung zum Dienſt hin. Herr
Pfarrer Röhricht. Direktor des Landesvereines für Innere Miſſion,
zeigte in ſeinem Referat Die Evangeliſche Wohlfahrts=
pflege
in der Gegenwart die Entwickelung der öffentlichen
Wohlfahrtspflege im letzten Jahrzehnt und den damit gegebenen Aus=
bau
der Evangeliſchen Wohlfahrtsarbeit, welche heute, wie die freie
Wohlfahrtspflege überzeuge, zum Teil einen ſchweren Exiſtenzkampf
kämpfen muß, zum Teil aber auch erlebt, daß ſich die öffentliche Wohl=
fahrtspflege
erneut auf die freie Wohlfahrtspflege beſann. In ſeinem Vor=
trag
Die Mitarbeit der Evangeliſchen Wohlfahrts=
pflege
in der Gefährdetenfürſorge ging der zweite Ne=
ferent
, Wohlfahrtspfleger Schott, zunächſt auf die ſtaatliche Fürſorge
für Gefährdete ein und brachte den Nachweis, daß alle ſtaatliche geregelte
Fürſorge der freien Wohlfahrtspflege nicht entbehren kann. Darum haf
die Evangeliſche Wohlfahrtspflege Heſſens, zentraliſiert im Heſſiſchen
Landesverein für Innere Miſſion, alle Urſache, ihre Fürſorge an den
verſchiedenen Gruppen Gefährdeter weiterhin auszubauen und zu treiben.
Durch Unterſtützung der in den einzelnen Kreiſen arbeitenden Evange=
liſchen
Wohlfahrtsdienſten iſt dies möglich. Der Leiter des Evangeliſchen
Wohlfahrtsdienſtes im Kreiſe Bensheim, Herr Pfarrer Keitzer,
führte in ſeinem Schlußwort aus, daß die in den Referaten dargelegte
Fürſorgearbeit durch Mitarbeit freiwilliger Helfer weiterhin gefördert
werden ſoll.

Ch. Lützel=Wiebelsbach, Kreis Erbach, 6. Juni. Bei einem Spazier=
gang
der Schulklaſſe des Lehrers Koch aus Lützel=Wiebelsbach fanden
die Kinder in einem Walddickicht verſchiedene Gegenſtände, wie Decken,
Kochgeſchirre, Schuhe, einen Regenmantel u. dal. Der Lehrer verſtän=
digte
die Gendarmerie Hainſtadt, da man ein Verbrechen vermutete.
Auch die Gendarmerie Obernburg wurde benachrichtigt, und die Be=
amten
der beiden Stationen mit Herrn Lehrer Koch begaben ſich an den
Fundort. Nach längeren Nachforſchungen konnte feſtgeſtellt werden,
daß die Fundſachen von einem Diebſtahl herrühren, der im Februar in
der Jagdhütte des Herrn Schneider aus Offenbach ausgeführt wurde.
Die Jagdhütte ſteht in der Waldgemarkung Obernburg, bei dem Wald=
haus
. Die Fundſtelle war etwa 100 Meter von der Jagdhütte entſernt.
Dt. Neckarſteinach, 6. Juni. Mit dem Auto in den Neckar.
In den letzten Tagen fuhr ein Perſonenwagen auf der Landſtraße zwi=
ſchen
hier und Kiſſelhorn gegen eine Telegraphenſtange mit ſolcher
Wucht, daß der Maſt abgeriſſen wurde. Obwohl es gelang, den Wagen
noch rechtzeitig herumzuſteuern, geriet der Fahrer auf der anderen Seite
mit ſeinem Wagen, da er ihn nicht zum Stehen bringen konnte, die an
jener Stelle etwa 20 Meter hohe Böſchung hinab. Dort blieb der
Wagen zum Glück in dem Vorland, das zurzeit noch w nia Waſſer hat,
ſtehen. Glücklicherweiſe waren an jenem Tage die Walzen in Neckar=
ſteinach
am Wehr ziemlich hochgezogen, ſo daß ein ſchlimmeres Unglück
verhütet werden konnte. Für die hieſige Gemeinde iſt mit Geneh=
migung
des Herrn Miniſters des Innern eine Ortsſatzung über die
Erhebung einer Bierſteuer erlaſſen worden. Sie trat am 1. Juni 1931
in Kraft. Die Ortsſatzungen ſind zum Zwecke der Einſichtnahme auf
der Bürgermeiſterei aufgelegt. Hiernach iſt jeder, der Bier hierher ein=
führt
, verpflichtet, die eingeführten Mengen ſofort, ſpäteſtens aber inner=
halb
einer Woche, bei der Bürgermeiſterei anzumelden. Empfänger,
Menge und Art müſſen daraus erſichtlich ſein.
Bb. Bensheim, 6. Juni. In einer hieſigen Verkaufsſtelle, die von
auswärts eingeführtes Brot verkauft, wurden bei der durchgeführten
Gewichtskontrolle verſchiedene Brote mit nicht unerheblichem Minder=
gewicht
feſtgeſtellt, die der Beſchlagnahme unterlagen. Dieſelben wur=
den
hieſigen Armen zugeführt, und gegen die Schuldigen Strafanzeige
erſtattet. Autounfall. Am bekannten gefährlichen Ritterplatz
konnte ein Laſtzug der Firma Wedig in Frankenthal, an deſſen Trieb=
wagen
die Kardanwelle gebrochen war, nicht richtig aufgehalten werden.
er rollte zurück und riß die Transparentlampe eines Kaffees herunter.
Ein nachfahrendes Auto wäre faſt von dem Anhänger des Laſtautos er=
drückt
worden, wenn es dem Lenker desſelben nicht noch gelungen wäre,
den Wagen ebenfalls vückwärts zu bewegen. Vortrag. Herr Pfar=
rer
Gottſchad aus Porto Allegre in Braſilien hielt hier in der evan=
geliſchen
Kirche einen Lichtbildervortrag über das Leben der evangeli=
ſchen
Kirche einen Lichtbildervortrag über das Leben der evangeliſchen
Gemeinden in Braſilien, der die Größe und Schönheit des Landes, da=
neben
aber auch die Tatkraft der dortigen evangeliſchen Gemeinden in
der Pflege ihrer Religion und ihres Schulweſens veranſchaulichte. Es
leben iſt dem Bezirk von Rio Grande do Sul bei einer Geſamteinwoh=
nerſchaft
von 2 Millionen allein 500.000 Deutſche. Der Vortrag war
ſehr gut beſucht. Jubiläum der ev. Kleinkinderſchule.
Am Sonntag feiert die evang. Kleinkinderſchule ihr 25jähriges Beſtehen.
Hierzu ſind die Eltern und Freunde der Schule beſtens eingeladen und
ſtehen ihnen verſchiedene Ueberraſchungen dabei bevor. Fronleich=
nam
. Das vorgeſtrige Fronleichnamsfeſt fand hier in hergebrachter
Weiſe ſtatt. Die Straßen der Stadt zeigten einen reichen Blumen=
und Bilderſchmuck. An der Prozeſſion nahmen zahlreiche Gläubige teil.
Am Abend konzertierte der Muſikverein im Garten des Hotels Deut=
ſches
Haus‟. Der Beſuch des Konzertes war ſehr gut. Günſtige
Kapitalanlage. Die Bezirksſparkaſſe Zwingenberg verzinſt auf
Antrag alle Aufwertungseinlagen auf Reichsmarkeinlagen ohne Abzug
der geſetzlichen Zwiſchenzinſen zu dem zurzeit geltenden Zinsſatz von
6 Prozent, wenn die Gelder mindeſtens bis zum 1. Juli 1932 ſtehen
bleiben.

Stuhlverſtopfung. Nach den an den Kliniken für innere Krank
heiten geſammelten Erfahrungen iſt das natürliche Franz=Joſef=
(TV.96
Bitterwaſſer ein außerſt wohltuendes Abführmittel.

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gebraucht wird!
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[ ][  ][ ]

Seite 8

Sonntag, den 7. Juni 1931

Nummer 156

Eilzug überfährk ein Kuhgeſpann. Zwei Toke.
Gießen, 6. Juni. In der Nähe von Nieder=Walgern auf der
Main=Weſerbahn zwiſchen Gießen und Marburg überfuhr geſtern
abend der Eilzug 69, der 17.27 Uhr Nieder=Walgern paſſierte ein
mit zwei Kühen beſpanntes Fuhrwerk, das von dem penſionierten
Eiſenbahnbeamten Scherer gelenkt wurde und auf dem ſeine Frau
mit zwei Enkelkindern ſaß. Der Zug zertrümmerte das Fuhrwerk
und ſchleuderte Scherer und ſeine Frau ſowie die beiden Enkel=
kinder
vom Fuhrwerk. Bei dem Sturz erlitt Frau Scherer einen
Genickbruch und war auf der Stelle tot. Der Mann wurde ſchwer
verletzt und verſtarb einige Zeit ſpäter. Die beiden Enkelkinder
kamen wie durch ein Wunder unverletzt davon. Auch die beiden
Zugtiere blieben unverletzt.

h. Gießen, 6. Juni. Zu dem Unfall bei Nieder= Wal=
gern
iſt noch zu bemerken: Das Kuhfuhrwerk des Bahnbeamten i. R.
und Landwirts L. Scherer aus Wenkbach wollte gerade den offenen
Bahnübergang auf der Main=Weſer=Bahn vaſſieren, als der hintere
Teil des Wagens von dem aus Nichtung Gießen kommenden Eilzug er=
faßt
und zertrümmert wurde. Scherer und ſeine Ehefrau wurden auf
der Stelle getötet, während das Kind leichter verletzt wurde. Die Kühe.
die bereits über den Geleiſen waren, blieben unverletzt. Das Unglück
wurde durch die offenſtehende Schranke verſchuldet. Die gerichtliche
Riridc 2/ 141.,f fis
Unterſuchung iſt eingeleitet.

Bb. Zwingenberg, 6. Juni. Schreinermeiſter Heinrich Lehr be=
ging
ſeinen 9. Geburtstag.
Cp. Hochſtädten, 6. Juni. Dienſtantritt des Bürger=
meiſters
Kadel. Der als Nachfolger des verſtorbenen Bürger=
meiſters
Jährling einſtimmig zum Bürgermeiſter gewählte ſeitherige
Beigeordnete Jakob Kadel hat nunmehr nach der Verpflichtung durch
das Kreisamt Bensheim ſeinen Dienſt angetreten. Kadel war bereits
12 Jahre Beigeordneter.
W. Heppenheim a. d. B., 6. Juni. Unfall. Eine Arbeiterin, die
im Begriffe war, zur Arbeitsſtätte zu fahren, ſtreifte mit ihrem Fahrrad
(wohl infolge der ſchlechten, durch das letzte Unwetter ſehr ausgewaſche=
nen
Straße) ein ihr im Kirſchhäuſertal entgegenkommendes Fuhrwerk.
Das Pferd ſcheute ſchlug aus und traf die zu Fall gekommene Perſon.
Die Verunglückte blieb bewußtlos liegen, wurde ſofort abtransportiert,
hatte aber bis zum Abend das Bewußtſein noch nicht wieder erlangt.
Wen die Schuld an dem ſchweren Unfall trifft, wird die Unterſuchung
ergeben. Gartenfrevel. Immer wieder muß man die betrü=
bende
Feſtſtellung machen, daß unbefugte Hände die aus Gärten entlang
den Straßen überhängenden Blumen in ſpäter Abendſtunde abreißen,
in die Gärten eindringen und die Blumenbeete ſchädigen. Vielfach han=
delt
es ſich um Wochenendler und Touriſten, die, ohne ihnen eine bös=
willige
Abſicht zu unterſchieben, meiſt aus reinem Uebermut dieſe Schän=
dung
der Natur vornehmen. Gerade von ſolchen Leuten dürſte man
erwarten, daß ſie der Schönheit dieſer Anlagen größere Achtung ent=
gegenbringen
. Bettlerunweſen. Das Betteln iſt beſonders im
ſüdweſtlichen Teil unſere Stadt zur wahren Plage geworden. Unmög=
lich
iſt es, auch nur einen Bruchteil der Bettler mit Geld abzufertigen.
Gerne iſt man bereit, die Notdürftigen mit Lebensmitteln zu unterſtüt=
zen
. Wenn man aber die Erfahrung machen muß, daß gegebene Lebens=
mittel
einige Meter vom Haus entfernt weggeworfen, werden die
Frechheit mancher Bettler geht ſo weit, daß ſie von vornherein jede
andere Unterſtützung außer Geid ablehnen , ſo ſieht man ſich eben
gezwungen, die Konſequenzen zu ziehen. Zu begrüßen wäre es, wenn
von anderer Seite dieſem Uebelſtande abgeholfen würde.
Ca. Lorſch, 6. Juni. Heugrasverſteigerung. Die Zeit der
Heugrasverſteigerung iſt gekommen. Die erſte und größte Verſteigerung
dieſer Art, nämlich die der Hofgüter Hüttenfeld Seehof Rennhof,
finden nächſte Woche ſtatt. Am Dienstag, den 9. und Mittwoch, den
10. Juni, wird das Heugras des Hofgutes Hüttenfeld=Seehof verſteigert.
Zuſammenkunft in der Wirtſchaft Delp zu Hüttenfeld. Daſelbſt auch
Zuſammenkunft nachmittags 2 Uhr zwecks Verſteigerung des Heugraſes
der Wieſen zu dem Hofgut Rennhof. Hohes Alter, Frau Eliſe
Lehmann dahier feiert am Sonntag, den 7. d. M., ihren 85. Geburtstag
bei verhältnismäßig guter Geſundheit und geiſtiger Friſche. Tabak=
anbau
. Das Setzen der Tabakpflanzen auf das Feld hat begonnen.
Das feuchtwarme Wetter iſt eine günſtige Vorbedingung für das Wachs=
tum
der zarten Pflanzen. Die der Gemeinde Lorſch zuſtehende be=
ſchränkte
Anbaufläche iſt von den Landwirten voll in Anſpruch ge=
nommen
.
42. Wolfskehlen, 5. Juni. Gemeinderatsſitzung. Der Ge=
meinderat
hielt am Donnerstagabend eine Sitzung ab. Die kommunale
Sondergebäudeſteuer wurde nach den vom Kreisamt vorgeſchlagenen
Sätzen genehmigt. Ferner wurde die Abſchaffung eines Gemeindefaſels
und eines Ebers aus dem Beſtand des Faſelviehs beſchloſſen. Das für
das Faſeldieh benötigte Heugras ſoll je nach Bedarf angekauft werden.
Da. Egelsbach, 6. Juni. In ſeiner letzten Sitzung genehmigte der
Gemeinderat mit 9 Stimmen, bei 6 Stimmenthaltungen, den Antrag der
Verwaltung auf Erhöhung der Bürger= und der Bierſteuer um je 50
Prozent. Die Einahme hieraus dürfte ſich auf zirka 6000 Mark be=
laufen
. Der Herr Bürgermeiſter machte inbezug auf die Verwen=
dung
der Mittel für die Wohlfahrtspflege den Vorſchlag, die ausgeſteuer=
ten
Leute durch Weg= und Grabenarbeiten zu beſchäftigen, etwa 40
Stunden in der Woche, und den Beſchäftigen hierfür einen Wochenlohn
von 25 RM. zu bezahlen, außerdem die Koſten der Sozialverſicherung
auf die Gemeinde zu übernehmen. Wenn hierdurch die Gemeinde wöchent=
lich
höhere Mittel verausgebe als ſeither, ſo entſtehe auf der anderen
Seite in der geleiſteten Arbeit auch ein Gegenpoſten und außerdem könn=
ten
ſich die Beſchäftigten hierdurch wieder Anwartſchaft in der Erwerbs=
loſenfürſorge
erwerben. Der Gemeinderat ſtimmte dem Vorſchlag zu.
* Dietzenbach, 5. Juni. Bei der Verteilung der Darlehen der Bau=
fparkaſſe
Deutſche Bau= und Siedlungsgemeinſchaft Darmſtadt
(D.B.S.) konnte nach anderthalbjähriger Mitgliedſchaft der Evgl.
Frauenverein Dietzenbach E.V. mit einem Darlehen von 10 000
NM. bedacht werden. Nun kann er ſein Notwerk, die Erbauung eines
Gemeindeſaales, mit Kleinkinderſchule, in Angriff nehmen und hoffentlich
noch in dieſem Jahre beziehen.

Aus Mainz.
100=Jahrfeier der Mainzer Realanſtalken.
Staat und Stadt zur Hundertjahrfeier.
Die Schulen ſtellen in der Finanzwirtſchaft von Ländern und Ge=
meinden
bedeutſamſte Ausgabepoſten dar, die in einer Notzeit beſonders
drückend empfunden werden. Wenn deshalb bei der Not der Gegen=
wart
an den Schulen Einſparungen vorgenommen werden müſſen, die
jedem Beteiligten wehe tun, ſo darf hierbei doch nicht vergeſſen werden,
daß es die Schulen ſind, die dem Volk das Rüſtzeug zur Ueberwindung
auch der materiellen Not liefern, und in der Volkswirtſchaft nicht als
Ausgabe=, ſondern als wichtigſte Aktiv=Poſten erſcheinen.
Möge die rückſchauende Betrachtung der hundertjährigen Vergan=
genheit
der Mainzer Reglanſtalten die Bevölkerung von Mainz und uns
alle erneut erkennen laſſen, von welch hoher und ausſchlaggebender Be=
deutung
die Schule für die wirtſchaftliche und geiſtige Entwicklung eines
Volkes iſt, und welch koſtbares Kulturgut wir zu hüten haben. Trotz
aller Nöte der Zeit dürfen dann die Mainzer Reglanſtalten mit hoff=
nungsvollem
Zukunftsblick in das zweite Jahrhundert ihres arbeitsvol=
len
Lebens hineinzugehen. Der im ganzen Volke herrſchende Wille zum
Wiederaufſtieg und das von der Bedeutung ſeiner Schulen überzeugte
ſchul= und bildungsfreundliche Mainz verbürgen neue und zeitgemäße
Weiterentwicklung.
Darmſtadt, den 1. Juni 1931.
Dr. h. e. Adelung, Staatspräſident.
*
Wenn auch dieſe Zeiten, in denen uns alle die Sorge um die Er=
haltung
der äußeren Exiſtenz weiteſter Kreiſe der Bevölkerung erfüllen,
zu Feiern wenig geeignet ſind, ſo iſt es doch zu begrüßen, daß die
Mainzer Reglanſtalten ihr hundertjähriges Beſtehen feſtlich begehen.
Ein Rückblick auf die Geſchichte dieſer Anſtalten zeigt, daß Mainzer Bür=
gerſinn
immer, in gnten und ſchlechten Zeiten, für Schul= und Bil=
dungsfragen
weitgehendes Verſtändnis hatte, und dieſes auch in die
Wirklichkeit umzuſetzen verſtand. Die Mainzer Realanſtalten verdenken
ihre Entſtehung der Erkenntnis, die ſich ſchon alsbald nach den Befrei=
ungskriegen
bei weitſchauenden Bürgern durchgeſetzt hatte, daß neben
dem humaniſtiſchen Gymnaſium eine den Bedürfniſſen des kaufmänni=
ſchen
und handwerklichen Nachwuchſes angepaßte Schule notwendig ſei.
Beharrlich wurde dieſes Ziel verfolgt, bis am 23. April 1831 die Eröff=
nung
der Städtiſchen Realſchule erfolgen konnte. Seitdem hat die
Stadt, auch als die Anſtalt an den Staat übergegangen war, mit allen
Kräften ſich bemüht, die Schule den jeweiligen Verhältniſſen anzupaſſen.
Die jetzige Feier, die die Schüler der Reglanſtalten vereint, beweiſt, daß
die Opfer, die Staat und Stadt für dieſe Schulen gebracht haben, ſich
wohl gelohnt haben. Möge dieſe Feier dazu beitragen, in uns den Wil=
len
zu ſtärken, auch in Zukunft auf dem bisherigen Wege weiterzuſchrei=
ten
, geleitet von der Erkenntnis, daß unſerer Jugend in unſerer Not=
zeit
nichts Beſſeres gegeben werden kann, als eine gründliche, auf den
Kulturgütern unſeres Volkes aufgebaute Bildung.
Mainz, im Juni 1931.
Dr. Ehrhard. Oberbürgermeiſter.
*
* Jahrhundertfeier der Mainzer Realanſtalten Ehrung der ver=
ſtorbenen
Lehrer und Schüler auf dem Friedhof. Den Auftakt zu der
Jahrhundertfeier der Mainzer Realanſtalten bildete am Samstag nach=
mittag
die feierliche Ghrung der verſtorbenen Lehrer und Schüler, die
bei ſehr guter Beteiligung auf dem Mainzer Ehrenfriedhof einen er=
hebenden
und eindrucksvollen Verlauf nahm. Mit dem Chorgeſang der
Oberrealſchüler Was Gott tut, das iſt wohlgetan, unter der Leitung
von Muſiklehrer Jakob Müller, begann die würdige Gedenkſtunde.
Profeſſor Sartorius vom Realgymnaſium für die kaholiſche, Prof.
Engel von der Oberrealſchule für die evangeliſche und Rabbiner Dr.
Levi für die iſraelitiſche Religion gedachten in zu Herzen gehenden
Worten der verſtorbenen und gefallenen Lehrer und Schüler der Real=
anſtalten
in den vergangenen hundert Jahren. Während der Anſpra=
chen
zog ein Flugzeug mit dem 19jährigen Jungflieger Lochner über
dem Friedhof ſeine Kreiſe. Ein Blumengewinde wurde abgeworfen
zum ſteten Gedenken für die Toten. Für die Vereinigungen der ehe=
maligen
Schüler der Reglanſtalten legte Oberregierungsrat Damm
einen prachtvollen Kranz in der Ehrenhalle des Friedhofs nieder. Der
Chorgeſang der Realgymnaſiaſten Nequiem von Helwig unter Leitung
von Muſiklehrer Ph. Booß gab der Trauerfeier einen würdigen Ab=
ſchluß
.

Zur Gesichts-Bräunung

aber auch zur Bräunung des ganzen Körpers bei Sonnenbädern verwende
man die reizmildernde und kühlende Leodor=Fet. Ereme. Tube 60 Pf. und 1 Mk.
Wirkſam unterſtützt durch Leodor=Edelſeife Stück 50 Pf. Zu haben in allen
Chlorodont=Verlaufsſtellen.

* Kein legaler Streik bei der Firma Walb. Zu den Vorgängen bei
der Firma G. H. Walb u. Co., Zweigniederlaſſung der Geſellſchaft
für Lindes Eismaſchinen in Mainz=Koſtheim, teilt uns der Verband
der Metallinduſtriellen in Mainz, Wiesbaden und Umgegend e. V., das
Folgende mit: Zur Abwehr der Behauptung, daß bei der Firma G. H.
Walb u. Co. ein rechtmäßiger Streik geführt werde und daß daher die
jetzt dort beſchäftigten Arbeitnehmer als Streikbrecher zu betrachten
wären, haben wir beim Amtsgericht Mainz eine einſtweilige Verfügung
erwirkt, wonach den Gewerkſchaften, bei denen die frühere Belegſchaft
organiſiert iſt, bei Meidung einer Geldſtrafe verboten wird, den tarif=
lich
unzuläſſigen Streik in irgend einer Weiſe zu unterſtützen, und fer=
ner
verboten wird, zu behaupten, die Firma Walb u. Co. ſei tarif=
brüchig
geweſen.

* Für einen Streſemannplatz oder =Straße in Mainz. Die volks=
parteilichen
Mitglieder des Stadtrats haben folgenden Antrag geſtellt:
Der Stadtrat wolle beſchließen wie folgt: Die Verwaltung wird be=
auftragt
, eine Straße, einen Platz oder einen ſonſtigen Verkehrsweg
dem verſtorbenen Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann zu Ehren um=
zubenennen
. Begründung: Das Streſemann=Ehrenmal foll
demnächſt feierlichſt eingeweiht werden. Dabei iſt gerade die Stadt
Mainz als die am meiſten durch die Beſatzungslaſten betroffene Stadt
einem der größten deutſchen Staatsmänner des letzten Jahrhunderts,
dem leider allzu früh verſtorbenen Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann,
noch zu einem beſonderen Danke verpflichtet. War er es doch, der mit
allen Faſern ſeines Lebens an der Befreiung der deutſchen Rheinlande
gearbeitet hat. Dieſen Dank auch äußerlich durch Umbenennung eines
für dieſen Zweck beſonders geeigneten Verkehrsweges zum Ausdruck zu
bringen, halten wir für eine Ghrenpflicht der Mainzer Bevölkerung.
4
Wir erinnern daran, daß wir kurz nach dem Tode Streſemanns in
unſerem Blatte den Vorſchlag gemacht haben, Forſterſtraße und platz
in Streſemannſtraße und splatz umzutauſchen. Gg. Forſter war zwar
ein bedeutender Naturforſcher und wirkte an der Mainzer Univerſität,
nach der franzöſiſchen Revolution und Einnahme von Mainz durch die
Franzoſen wurde er Führer der Mainzer Revolutionspartei und wurde
wvegen ſeines vaterlandsverräteriſchen Verhaltens mit der Reichsacht
belegt. Es wäre angebracht, daß ſein Name deshalb aus dem Mainzer
Stadtbild verſchwände.
Mainzer Tageskalender für Sonntag, den 7. Juni. Stadthalle.
11 Uhr: Akademiſche Feier anläßlich der Jahrhundertfeier der
Mainzer Reglanſtalten; 20 Uhr: Rheiniſcher Abend mit Tanz.
Kaſino Hof zum Gutenberg. Mittelrhein, Zweigverband. Deutſcher
Müller: Tagung. Frankfurter Hof. 20.15 Uhr: Aufführung des
Künſtlerperſonals des Mainzer Stadttheaters zum letzten Mcle): Die
ſpaniſche Fliege. ufa=Palaſt. Tonfilm: D=Zug 13 hat
Verſpätung. Staatstheater Wiesbaden. Großes Haus: Die
Jüdin. Anfang 1930 Uhr. Kleines Haus: Der Hauptmann
von Köpenick. Anfang 19.30 Uhr. Kurhaus Wiesbaben. 11.30
Uhr: Promenadekonzert im Kurhaus. 11.30 Uhr: Frühkonzert am
Kochbrunnen. 16 und 20 Uhr: Konzert.
Waſſerſtandsnachrichten vom 6. Juni. Rhein: Hüningen 2,61;
Kehl 4,00; Maxau 6,07: Mannheim 5,53; Mainz 2/42; Bingen 3,28;
Caub 3,86; Köln 3,70 Meter. Main; Schweinfurt 0,85; Würz=
burg
102; Lohr 1,/42: Steinheim 2,38; Hanau 3,00; Koſtheim 207,
do. Waſſertiefe 4,06 Meter. Waſſerwärme des Rheins: 15
Grad Celſius.
* Mainz=Koſtheim, 5. Juni. Zelluloſe und Sprit. Die
Zelluloſe= und Papierfabrik nimmt abermals eine Erweiterung ihrer
Fabrikanlagen vor. Gegenüber dem Kochergebäude hat man mit dem
Bau eines weiteren Fabrikgebäudes begonnen, deſſen Fertigſtellung zum
Spätjahr erfolgen ſoll. Hier ſoll durch ein beſonderes Verfahren aus (
der überflüſſigen Lauge Sprit gewonnen werden.
Ba. Wiesbaden, 6. Juni. Ein ungetreuer Hau smeiſter.
Bei dem Kaufhaus Blumenthal hat es der dort ſeit 22 Jahren angeſtellte
Hausmeiſter Bruchhäuſer verſtanden, trotz ſcharfer Kontrolle, Wa=
ren
im Werte von einigen tauſend Mark fortzuſchaffen. Eine ehemalige
Verkäuferin, die jetzt Wohlfahrtsunterſtützung bezieht, verkaufte dieſe
Waren für Bruchhäuſer nach Frankfurt und Kaiſerslautern. Außer
dieſen beiden Perſonen iſt noch der Sohn des Bruchhäuſer, der eben=
falls
bei Blumenhal angeſtellt war, in die Affäre verwickelt. Die Ver=
haftung
kam auf Betreiben von Finanzbeamten und eines hieſigen De=
tektivbureaus
zuſtande.
Ah. Alzey, 6. Juni. Dies und das. Nachts drangen Diebe in
das Bureau einer Alzeher Brauerei und entwendeten einen größeren
Geldbetrag. Von den Tätern fehlt jede Spur. Eine Frau, die in
der St. Georgenſtraße den Schmuck nach der Fronleichnamsprozeſſion
abräumen wollte, kam mit einem Bilde zu Fall und trug erhebliche
Schnittverletzungen durch Glasſplitter im Geſicht davon. Bei der Ver=
ſteigerung
des Anweſens der Eheleute Heinrich Birner wurden für das
Wohnhaus 10 500 Mk., für den Garten 700 Mk. erlöſt. Für einen Gar=
ten
in der Lage Wächterspfad der Eheleute Held wurden 200 Mark
erlöſt.

a. Aus dem Lande, 5. Juni, wird uns geſchrieben: Zu Oſtern wur=
den
an den heſſiſchen Volksſchulen wieder zahlreiche Klaſſen abgebaut
und damit die Zahl der ſtellenloſen jungen Lehrer und Lehrerinnen noch
vermehrt. Es ſcheint aber, als beſtünde keine Stellennot der jungen
Lehrerſchaft. Man erzählt ſich wenigſtens in deren Kreiſen ganz offen
und mißbilligend, daß ſogar noch ein Lehrerehepaar Dienſt tue. Der
männliche Teil ſei in einem größeren Orte des Kreiſes Offenbach, an
der Main=Neckar=Bahn gelegen, als Lehrer tätig, während der weibliche
Teil an der Volksſchule eines Dorfes im Kreiſe Darmſtadt, etwa 12 Ku.
(Luftlinie) davon entfernt, dienſtlich verwendet ſei. Der Ehemann bringt
die Ehefrau morgens mit dem Kraftwagen und holt ſie nach Unter=
richtsſchluß
auf gleiche Weiſe wieder ab. Die Wagenfahrt ermöglicht
den Ehegatten die Ausübung des Dienſtes an zwei verſchiedenen Orten.
Die Cigenart dieſes Falles dürfte in Heſſen vielleicht einzig daſtehen.
Wenn es ſich aber ſo verhält, wie man ſich in den beteiligten Kreiſen
erzählt, ſollten die maßgebenden Stellen bei dem heutigen Ueberfluß
an Lehrkräften doch alles tun, die Ehefrau ihrem natürlichen Berufe
wiederzugeben.
m. Aus dem Lande, 6. Juni. Landwirtſchaftliches. Nun
hat die Zeit der Gemarkungsrundgänge die winterlichen Vortragszeiten
abgelöſt und die Landwirtſchaftsämter geben den Landwirten gar zahl=
reiche
Gelegenheit, um an Muſter= und Verſuchspflanzungen die in
Praxis umgeſetzte Theorie zu ſchauen. Nundgänge halten in den näch=
ſten
Tagen und Wochen ab: das Landwirtſchaftsamt Alzeh an 27 Orten,
das Landwirtſchaftsamt Büdingen an 9 Orten; das Landwirtſchaftsamt
Darmſtadt an 15 Orten, das Landwirtſchaftsamt Groß=Umſtadt an 12
Orten: das Landwirtſchaftsamt Lich an 4 Orten; das Landwirtſchafts=
amt
Mainz an 11 Orten; das Landwirtſchaftsamt Michelſtadt an 3
Orten; das Landwirtſchaftsamt Sprendlingen (Rheinheſſen) an 10 Or=
ten
. Um Einzelbeſuchern Gelegenheit zu geben, die Verſuchs= und
Lehranſtalt für Schweinezucht und Schweinehaltung in Weſchmitzmühle,
Poſt Zotzenbach im Odenwald, ohne vorherige beſondere Anmeldung be=
ſuchen
zu können, wurden beſondere Beſuchstage eingerichtet, und zwar:
jeder Mittwochnachmittag zwiſchen 12 und 18 Uhr und jeder erſte Sonn=
tag
im Monat ab 9 Uhr morgens den ganzen Tag.

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BERLIN

ENONN

KOLN

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[ ][  ][ ]

Nummer 156

Sonntag, den 7. Juni 1931

(Angeſtellter),
31 Jahre alt. viel=
ſeitig
intereſſiert.
weit gereiſt. natur=
liebend

ſucht
zwecks Gedanken=
austauſch
und für
Wander=Tage ein
liebes.
ideal geſinntes
Mädel
aus guter Familie
kennen zu lernen.
Spät. Heirat nicht
ausgeſchl. Ang. u.
T. 191 a. d. Geſch. (*
Reelle Heiraten.
ſow. Einheirat, ſtets
vorgemerkt. Bureau
Frau G. Schuchmann
Darmſtadt. Stifts=
ſtraße
Nr. 46.
Reiche Heiraten.
Einheir. i. Landw.
u. Geſch. durch J.
Edelmann. Frankf.
M., Moltkeallee 60,
egr. 1907, (IV 8758
23jähr. Mädchen
w. die Bekanntſch.
eines ſolid. Arbei=
ters
. evgl., zw. ſpä=
ter
. Heirat. Ang. u.
1I. 64 a. d. Geſchſt.*
Wwe, 40 Jahre mit
eignem Heim. ſucht
d. Bekanntſch. ein.
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[ ][  ][ ]

Die Lage am Geldmarkk.

Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.

Vom Holzmarkk

In der abgelaufenen Woche vollzog ſich auf dem Tagesgeldmarkt
zunächſt nach Ueberwindung des Ultimo bei reichlicher zufließenden Geld=
mitteln
ein Abbau des Satzes von 5,5 auf 3,5 Prozent, wobei noch ein
größerer Ueberſtand verblieb. Später aber zeigte es ſich wieder, daß
der Geldmarkt in immer ſtärkerem Maße von den Er=
eigniſſen
am Deviſenmarkt abhängig zu werden ſcheint. Man ſprach
von erneuten Abziehungen von Auslandsgeldern, die, wenn ſie auch
keinen größeren Umfang erreicht haben, doch immer eine gewiſſe Beun=
ruhigung
hervorrufen. Nach einer leichten Verſteifung für Tagesgeld,
Se anſcheinend mit den Deviſenkäufen der letzten Tage in Zuſammenhang
ſtand, ſetzte ſich am Wochenende abermals eine Erleichterung durch. Da
ſich das Wechſelangebot außerordentlich verſtärkt hatte, ſah ſich die
Reichsbank veranlaßt, den Privatdiskontfatz an zwei aufeinanderfolgen=
den
Tagen um je ½/s Prozent zu erhöhen, wodurch der Satz ſchließlich
mit 5 Prozent das Niveau des offiziellen Bankdiskonts erreichte. Bei
anhaltender Nachfrage für Monatsgeld zog der Satz hierfür von 5,5
auf 5,75 Prozent an. Der Markt für Warenwechſel zeigte ein ſtilles
Ausſehen.
Am Deviſenmarkt bildete die außerordentlich ſprunghafte
Steigerung des Peſeta=Kurſes die bemerkenswerteſte Erſcheinung Nach=
dem
noch am Montag die Deviſe in flauer Haltung verkehrt hatte, trat
am Tage darauf infolge der plötzlich einſetzenden Nachfrage eine Stei=
gerung
des Kurſes um mehr als 12 Prozent ein. Die Urſache für dieſe
rapide Erholung glaubte man in der Interventionstätigkeit der Spa=
niſchen
Notenbank finden zu können. Die Feſtigkeit der Peſeta hielt
dann, abgeſehen von einem vorübergehenden leichten Rückſchlag, bis
zum Wochenende an. Der Schweizer Franken verfolgte ſeine aufſtei=
gende
Kursbewegung, wenn auch im etwas verlangſamten Tempo, wei=
ter
. International feſt war auch das engliſche Pfund veranlagt. Da=
gegen
erfuhr der franzöſiſche Franken auf Grund der Goldabgabe der
Deutſchen Reichsbank eine Abſchwächung. Argentinien lag etwas er=
holt
, Braſilien hatte Schwankungen aufzuweiſen.
Vom füddeutſchen Eiſenmarkk.
In der Berichtswoche iſt die Geſamtlage am ſüddeutſchen Eiſenmarkt
unverändert geblieben. Der Spezifikationseingang in Form= und Stab=
eiſen
war wiederum ſehr ſchleppend ſowohl von der Händler= wie von
der Verbraucherkundſchaft. Neukäufe fanden nur in geringem Umfang
ſtatt. Das gleiche Bild gilt auch für Grobbleche, während ſich das Fein=
blechgeſchäft
vorübergehend etwas lebhafter geſtaltete Bandeiſen war
nach wie vor kaum gefragt. Die Zurückhaltung der Abnehmerkreiſe hat
angehalten. Sie hat ihre Urſache in erſter Linie in dem an ſich mini=
malen
Bedarf, außerdem aber nehmen die wachſende Kapitalnot und
die vollkommen undurchſichtigen Wirtſchaftsverhältniſſe Handel und In=
duſtrie
faſt jede Dispoſitionsſicherheit auf lange Sicht. Die große Vor=
ſicht
, mit der allenthalben die Geſchäfte abgeſchloſſen werden müſſen,
geſtattet insbeſondere der verarbeitenden Induſtrie nicht, ſich größere
Vorräte für Fabrikationszwecke hinzulegen. Man hat deshalb das Be=
ſtreben
, nur das dringend Notwendige zu beſchaffen. Infolge ſchlechter
Beſchäftigung ſind die Werke in der Lage, ſelbſt Beſtellungen mit aus=
gedehnter
Spezifikation meiſt wunſchgemäß, d. h. in kürzeſter Friſt, zu
liefern. Bei dieſer Möglichkeit des raſchen Werkbezugs leiden die grö=
ßeren
Lager ſehr unter Abſatzmangel.

Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Indexziffer der Großhandelspreiſe. Die vom Statiſtiſchen Reichs=
amt
für den 3. Juni errechnete Indexziffer der Großhandelspreiſe iſt
mit 111,6 gegenüber der Vorwoche um 1,2 v.H. geſunken. Die Index=
ziffern
der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 105,7 (2,8), Kolonjal=
waren
94,2 (0,8), induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 102,6 (0,3),
induſtrielle Fertigwaren 136,7 (3,1). Für den Monatsdurchſchnitt
Mai lautete die Geſamtindexziffer 113,3 (gegenüber dem Vormonat min.
0,4 v. H.). Indexziffern der Hauptgruppen: Agrarſtoffe 109,2 (pl. 0,8),
Kolonialwaren 95,5 (1,4), induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 103,4
(1,4), induſtrielle Fertigwaren 137,2 (0,4).
Heſſiſche landwirtſchaftliche Genofſenſchaft. Die Zahl der dem Darm=
ſtädter
Verband der Heſſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften an=
gehörenden
Genoſſenſchaften hat ſich auf 1095 (1070) vermehrt. Es be=
finden
ſich darunter 445 (446) Spar= und Darlehnskaſſen, 381 (380) Be=
zugs
= und Abfatzgenoſſenſchaften und 63 (53) Milchgenoſſenſchaften. In
den Kredit= und Warengenoſſenſchaften könne die Organiſation als ab=
geſchloſſen
bezeichnet werden. Die planmäßige Organiſation des ge=
noſſenſchaftlichen
Eier= und Viehabſatzes ſei in Angriff genommen. Der
Verbandstag findet am 30. Juni ſtatt.
Mitteldeutſche Hartſtein=Induſtrie A.G., Frankfurt a. M. In der
G.V. der Geſellſchaft wurde der Geſchäftsabſchluß für das Jahr 1930
vorgelegt, der einen Betriebsüberſchuß von 962 156 RM. zeigt, aus dem
nach Abzug der Verwaltungskoſten von 0,57 Mill. RM. (0,61), der ſozi=
alen
Laſten von 0,12 (0,18), der Abſchreibungen von 0,21 (0,39) und der
Steuern von 0,06 (0,05) Mill. RM. ein Reingewinn von 498 (10 818) Mk.
verbleibt, der nach dem Beſchluß der G.V. auf neue Rechnung vorgetra=
gen
wird. Im Bericht wird darauf hingewieſen, daß im Berichtsjahre
eine weitere Verſchlechterung der Abſatzlage in der deutſchen Steinindu=
ſtrie
eingetreten iſt. Die Behörden, die zu äußerſter Sparſamkeit ge=
zwungen
waren, zeigten bei der Erteilung von Aufträgen größte Zu=
rückhaltung
. Die Folge davon war ein allgemeiner Preisſturz und ein
Rückgang der Umſatze. Ueber die Ausſichten für das neue Jahr laſſe
ſich noch kein beſtimmtes Urteil abgeben
Neue Fuſionspläne im Bauſparkaſſenweſen. Nachdem kürzlich die
Gemeinſchaft der Freunde (Wüſtenroth) im Zuſammenhang mit der in
Schwierigkeiten geratenen Bauſparkaſſe Dewaheim als Intereſſent ge=
nannt
worden iſt, ſoll jetzt die Gemeinſchaft der Freunde auch in Ver=
handlungen
über den Erwereb der Deutſchland=Bauſparkaſſe eingetre=
ten
ſein. Ueber die Deutſchland=Bauſparkaſſe ſind aus den Kreiſen der
Sparer in der letzten Zeit mehrfach Klagen über ſchleppende und un=
zulängliche
Auszahlungen zugegangen. Die Verbindung des Inſtituts
mit der Deurſchen Bau= und Bodenbank ſcheint ſchon ſeit längerer Zeit
gelöſt zu ſein.
Produkkenberichke.

* Mainzer Produktenbericht vom 5. Juni. Großhandelspreiſe pro
100 Kilo loco Mainz: Rheinheſſ. Roggen 20,50; Hafer 2121,50; Fut=
tergerſte
2122,50; Malzkeime 1112; Südd. Weizenmehl Spez. Null
40,40; Roggenmehl 60proz. 28,7530; Weizenkleie fein 13,00; desgl,
grob 13,75; Roggenkleie 13,5014,50; Biertreber 10,5011,25; Erd=
nußkuchen
1313,75; Kokoskuchen 13,7517,75; Palmkuchen 11,25 bis
11,50; Rapskuchen 10,2510,75: Soyaſchrot 13,2513,75; Trockenſchnit=
zel
7,257,50. Tendenz: luſtlos.
Marktbericht des Obſt= und Gemüſegroßmarktes Weixheim a. d. B.
vom 5. Juni. Kirſchen füße 1. 2327. 2. 1722; Erdbeeren 1. 3844;
2. 3335. Anfuhr: Obſt noch ſchwach. Nachfrage: gut. Nächſte Ver=
ſteigerung
: 16. Juni.
Frankfurter Eierpreiſe vom 6. Juni. Im Eiergeſchäft iſt eine
leichte Belebung eingetreten. Die Preiſe blieben, mit Ausnahme
von deutſchen Friſcheiern, die etwas anzogen. gegen die Vorwoche
unverändert. Die Tendenz iſt als freundlicher zu bezeichnen.
Deutſche Friſcheier je nach Größe 6½9½ Pf. ver Stück
Frankfurter Butterpreiſe vom 6. Juni. Die Preiſe blieben
auf dem ermäßigten Niveau der vergangenen Woche gut behaup=
tet
. Die Nachfrage konnte etwas zunehmen; die Produktion hat
eine leichte Einſchränkung erfahren. Es notierte Auslandsbutter
ein Faß 50 Kg. 1.44 RM., ein halb Faß 1.46 in Halbpfund=
ſtücken
1,68 RM., deutſche Molkereibutter 1.35 RM. pro Pfund im
Großhandelsverkehr.

Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 6. Juni:
Getreide. Weizen: Juli 59½, September 59,75. Dezember
63½; Mais: Juli 56½, September 57½, Dezember 46,50: Hafer:
Juli 26½, September 27, Dezember 29½; Roggen: Juli 37½, Sep=
tember
39½, Dezember 42½.
Schmalz: Juli 7.90, September 8,02, Oktober 8,00.
Speck loco 8,75.
Schweine: Leichte 6,256,40, ſchwere 5,856,20; Schweine=
zufuhren
in Chicago 6000, im Weſten 24 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 6. Juni:
Schmalz: Prima Weſtern 8,60; Talg, extra loſe 3½8.
Getreide. Weizen: Rotwinter 87: Mais: loco New York 71;
Mehl: ſpring wheat clears 3,904,25; Getreidefracht nach Eng=
land
1,62,3ch, nach dem Kontinent 883 C.

Frankfurt a. M., 6. Juni.
Die offenen Fragen hinſichtlich der innen= und außenpoliti=
ſchen
Situation belaſten auch weiterhin die Börſe. Die heute zur
Veröffentlichung gelangten Notverordnungen, deren Inhalt zum
Teil ſchon bekannt war, drückten ebenfalls auf die Stimmung, ſo
daß die Wochenſchlußbörſe weitere in ſchwächerer Haltung eröff=
nete
, obwohl die Auslandsbörſen im ganzen gut gehalten blieben.
Die von einer kommuniſtiſchen Zeitung erhobenen Angriffe gegen
die Danatbank, die inzwiſchen ſcharf dementiert wurden, ließen
doch eine gewiſſe Unſicherheit zurück. Der ſchlechter als erwartete
Abſchluß bei Bergmann und die verſchärfte Situation hinſichtlich
einer ſtillen Liquidation bei dem Bankhaus Auſpitz, Lieben u. Co.
trugen gleichfalls zu der ſchwächeren Börſenlage bei. Bei gerin=
gem
Umſatz bröckelten die Kurſe gegenüber der ſchon abgeſchwach=
ten
Abendbörſe weiter ab. Anleihen uneinheitlich: Altbeſitz 0,40
nachgebend Neubeſitz unverändert. Von ausländiſchen Renten
konnten Türken 05 leicht anziehen, dagegen ungariſche Kronen=
Rente 0.10 niedriger. Am Rentenmarkt war die Haltung weiter
ſchwach, beſonders Goldpfandbriefe bei ziemlichem Angebot im
Durchſchnitt ½Z Prozent niedriger. Liquidationspfandbriefe
bis 0.40 Prozent nachgebend, ziemlich ſchwach Meininger Liqui
88½ Prozent nach 898 Prozent. Deutſche Staatsanleihen gut ge=
halten
. Stadtanleihen überwiegend angeboten, eine Reihe von
Notierungen hatte den Zuſatz Brief. Induſtrieobligationen bei
kleinen Umſätzen weiter gedrückt, dagegen Bank für Brauinduſtrie
plus 1 Prozent. Reichsſchuldbuchforderungen bei relativ großem
Umſatz bis 1 Prozent ſchwächer. Auslandsrenten geſchäftslos. Ru=
mänen
etwas höher, Mexikaner behauptet, aber Bosnier etwa
1 Prozent niedriger.
Im Verlaufe konnten ſich bei weiter kleinſtem Geſchäft die
Kurſe auf Interventionen um 12 Prozent erholen. Die Börſe
ſchloß nach vorübergehender Erholung wieder etwas ſchwächer. Am
Geldmarkt war Tagesgeld mit 3½ Prozent wieder leichter. Am
Deviſenmarkt hält der Druck auf die Reichsmark an. Man nannte
Mark gegen Dollar 4,2145. gegen Pfunde 20,50½, LondonNew
York 4,8657. Paris 124,30. Mailand 92,97. Madrid 50,70,
Schweiz 25,09. Holland 12,09½.
Berlin, 6. Juni.
Das Hauptgeſprächsthema der heutigen Wochenſchlußkurſe bildete
naturgemäß der geſtrige Artikel eines kommuniſtiſchen Abendblattes
über die Danatbank. Man maß dieſer Veröffentlichung keine ſachliche
Bedeutung bei, zumal die Reichsregierung, die preußiſche Regierung
und die Reichsbank dieſe Behauptungen als einen unverantwortlichen
politiſchen Störungsverſuch hingeſtellt und die Bank ſelbſt gerichtliche
Schritte gegen die Zeitung angekündigt habe. Rein pſychologiſch
müſſen aber ſolche Dinge das ohnehin nicht allzu große Vertrauen des
Publikums in die Wirtſchaftslage und beſonders in die Situation der
Börſe erſchüttern Dies war der Geſichtspunkt, von dem eine Verſtim=
mung
und überwiegend ſchwächere Haltung zu Börſenbeginn herrührte.
Die Abgabeneigung ſeitens des Publikums war nicht übermäßig groß,
und da die Spekulation ſich ebenfalls ſtärker zurückhielt, war das Ge=
ſchäft
ſelbſt für einen Samstag gering. An einigen Märkten konnte man
eine gewiſſe Interventionstätigkeit der Banken beobachten, beſonders
ihre eigenen Aktien ſchienen ſie zu ſtützen, während ſonſt Verluſte von
durchſchnittlich 13 Prozent gegen den geſtrigen Schluß eintraten. Auch
im Verlauf bröckelten die Kurſe zunächſt wieder ab, doch ſchritten die
Großbanken bald zu Interventionen, die ganz allgemein kleine Beſſerun=
gen
auslöſten. Man verwies auf die Entwicklung am Deviſenmarkt,
an dem zwar immer noch die Möglichkeit neuer größerer Goldabgaben
der Reichsbankbeſtände, im Moment aber die deutſche Mark doch eine
kleine Erleichterung erfahren habe. Anleihen lagen ruhig.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilo am 6. Juni ſtell=
ten
ſich für Elektrolytkupfer prompt eif Hamburg, Bremen oder Rotter=
dam
(Notierung der Vereinigung für die Deutſche Elektrolytkupfernotiz)
auf 79,75 RM.
Diehmärkke.
* Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. b. B. am Samstag, den
6. Juni, waren 474 Tiere zugeführt. Verkauft wurden 346 Stück, und
zwar Milchſchwein zum Preiſe von 611 Mk. pro Stück, Läufer von
1528 Mk. pro Stück. Der Marktverlauf war mäßig.

ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Nach einer kurzen Unterbrechung
des ſchleppenden Geſchäftsganges durch etwas regeren Eingang
von Aufträgen im Platzholzhandel iſt der Holzhandel wieder recht
ſtill, in einzelnen Bezirken, wie am Rhein und in Hannover, in
Thuringen und im Freiſtaat Sachſen, beinahe leblos geworden.
Die allgemeine Unſicherheit hat den Konſum veranlaßt, ſich jeden
Abſchluß zwei= und dreimal zu überlegen, von der Hand zum
Munde zu leben, nur die notwendigſten Mengen einzukaufen und
Verpflichtungen auf weitere Sicht zu unterlaſſen. So ſammeln ſich
auf den Sägewerken aus den letzten Einſchnitten ſtattliche Mengen
Stamm= und Zopfware, gutes Tiſchlerholz und auch aſtreine Sei=
tenbretter
an, die geſchobert werden müſſen, damit keine Bläue
eintritt. Trotz größter Bereitwilligkeit der Sägewerke, Stamm=
ware
zu verkaufen und die bisherigen Verkaufspreiſe noch um 1
bis 2 Mark je Kubikmeter zu ſenken, nützte dieſe Taktik nichts, es
wurden nur unbedeutende Umſätze erzielt. Etwas belebt hat ſich
das Geſchäft in Bauhölzern, was mit der ſaiſonmäßigen Belebung
des Baumarktes zu tun hatte, aber keine Beſſerung der Verkaufs=
preiſe
im Konſum brachte, wohl aber Preisſteigerungen im Ver=
kehr
von den Sägewerken zum Platzholzhandel. Balken haben um
1 bis 2½ Mark je Kubikmeter angezogen, wenn es ſich um Liſten=
hölzer
handelte, Kanthölzer um etwa 1 Mark. Schalbretter um 2
bis 3 Mark. Die nächſten Wochen können auf dieſem Gebiete wei=
tere
Preiserhöhungen bringen, die erforderlich ſind, um Verluſte
von der Sägewerksinduſtrie, die Bauholz einſchneidet, abzuwen=
den
. Die ruſſiſchen Erlen werden jetzt lebhaft von Zwiſchenhänd=
lern
angeboten, ſind aber teurer als die polniſche Ware. Gefragt
ſind nur ſtarke Abmeſſungen, die etwa 106107 Mark frei Wag=
gon
Neu=Bentſchen, beiderſeits verzollt, bringen. Neuerdings
nimmt man auch als Erſatz für Erlenholz in der Treppengeländer=
herſtellung
Gabunholz, das ſich gut bewähren ſoll.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die GV. der Elektrizitätswerk Rheinheſſen. A.G. in Worms be=
ſchloß
die Verteilung einer Dividende von 7 Proz. aus einem Reinge=
winn
von 605 372 RM. In der Bilanz erſcheinen Außenſtände mit
1,2 Mill. RM., Schulden mit 676 000 RM., Sypotheken und Verbands=
darlehen
mit 1,18 Mill. RM.
Da eine Weiterführung des zuſammengebrochenen Bankvereins
Fechenheim nicht mehr möglich erſchien, hat die Generalverſammlung
der Geſellſchaft deſſen Liquidation beſchloſſen. Der Vergleich, bei dem
eine Quote von insgeſamt 99 Prozent geboten wird, ſoll bis zum 15.
Oktober 1933 zu Ende geführt ſein.
Die Konſervenfabrik Eugen Lacroix u. Co. A.G. in Frankfurt am
Main, ſchließt das Geſchäftsjahr 1930/31 mit einem Bruttogewinn von
20 158 RM., von dem nach 4943 RM. Abſchreibungen ein Reingewinn
in Höhe von 15 214 RM. verbleibt. Die Bilanz zeigt Debitoren von
72 270 RM., Vorräte im Betrage von 157 938 RM., und Schulden von
105 841 RM
Der Generalverſammlung der Schnellpreſſenfabrik Frankenthal,
Albert u. Cie. A.G., Frankenthal, wird wieder ein dividendenloſer Ab=
ſchluß
für 1930 (A.K 4,2 Mill. RM.) vorgeſchlagen. Der erzielte ge=
ringe
Reingewinn (i. V einſchl. Vortrag 47 494 RM.) wird vorgetragen.
Die vor längerer Zeit wieder aufgenommenen Syndikatsverhand=
lungen
in der Fahrradinduſtrie ſind in der Zwiſchenzeit nach Mit=
teilung
aus beteiligten Kreiſen nicht weitergekommen. Es hat ſich
herausgeſtellt, daß eine Einigung der geſamten, für einen Zuſammen=
ſchluß
in Frage kommenden Werke der Fahrradinduſtrie auf bedeutende
Schwierigkeiten ſtößt. Im übrigen hat die Lage in der Fahrradindu=
ſtrie
keine Beſſerung erfahren.
Die Salubra=Werke A.G Grenzach, Tapetenfabrik ſchloß das ver=
gangene
Geſchäftsjahr mit einem Verluſt von 221 856 RM. ab, ſo daß
mit dem Vortrag aus 1929 ein Geſamtverluſt von 242 266 RM. vorzu=
tragen
iſt. In der Bilanz ſtehen Waren mit 553 347 RM., Aktivkontos.
korrente mit 113 275 RM., Paſſivkontokorrente mit 774 772 RM. zu=
Buch.
Die Oeſterreichiſche Nationalbank hat den Bankdiskont von 5 auſ
8 Prozent erhöht.
In London wurde bekanntgegeben, daß der internationale Ausſchuß
zur Sanierung der Oeſterreichiſchen Kreditanſtalt, dem bisher u. a. ein
engliſcher, ein franzöſiſcher und ein amerikaniſcher Vertreter angehör=
ten
, durch Hinzuziehung weiterer Länder vergrößert werden ſoll. Es
werden vertreten ſein: Deutſchland durch Paul H. von Schwabach, die
Schweiz durch Armand Dreyfuß und Holland durch A. J. van Hengel.

Berliner Kursbericht
vom 6. Juni 1931

Oeviſenmarkt
vom 6. Juni 1931

rl. Handels=Geſ.
n.atbank. . . . . ."
utſche Bank u.
conto=Geſ.
esdner Bank
pag".
nſa Dampfich
rdd. Lloyd
E. G.
hr. Motorenw
P. Bemberg
ergmann Elektr.
rl. Maſch.=Bau
iti=Gummi
utſche Cont. Gas
utſche Erdö

104.-
117.
100.50
100.
g7.
69.50
47.75
85.50
40.50
72.50
64.
40.
100.50
109.875
58.

iei e
J. G. Farbef
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleber
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bow.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppel

101.75
119.25
61.
91.50
49.50
45.
66.
117.50
47.
48.50
56.
33.25
29.75
60.75
38.50

Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Cilanzſtof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe. Werte
Lindes Eismaſch. 1116.75
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

127.50
43.50
175.
89.375
90.
43.625
122.

34.50

32.50
36.125
46.125

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New Yort
Belgien
Italien

Paris

Währung
00 finn. Mk.
00 Schilling
00 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
00 Kronen
100 Kronen
00 Kronen
1 S=Sta.
11 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
00 Franes

Geld!
0.59
59.15
12.472
73.445
3.048
169.31
1 12.70
112.72

20.47
1.29
4.209
8.61
2.04.
6.475

Brieff
10.81
59.27
12.49
73. 58!
3 054
169.65
112 92
112.94

112.79/ 113.0

20.515
1. 29.
4.217
8.78
22.085
16.51!

Schweiz

Spanien
Danzig
Japan
Jugoſlawien
Portugal 100 Escudos
Athen
Iſtambul
Rairo

Kanada
Uruguag
Jsland
Tallinn (Eſtl.)

Riga

Währung
100 Franken)
1100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
Rio de Janetrol1 Milrei s
100 Dinar
100 Drachm
1 türk. 2
ägypt. 2
1 canad. Dol
1 Goldpeſo
100 isl. Kr.
100 eſtl. Kr.
00 Lats

Rat
81.65
400
81.34
2.082
0.300
7.441
18.58
5.45

21.00
4.205
2.478
92.35
112.0
81.07

Brief
81.81
40.09
42.00
2.086
0.302
55
18.62
5-467

21.04
4.213
2.462
92.53
172.22
81.23

Frankfurter Kursbericht vom 6. Juni 1931.

7% Dtſch. Reichsan
6%
5½%Inlern.,
6% Baden ......
8½% Bayern ....."
6%
..."
8% Heſſen v. 27
8O
v. 2
6% Preuß. Staat
8% Sachſen ..

7%0 Thüringen...
Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4/-= Ab=
löſungsanl
.
Dtſche. Anl. Ablö=

Deutſche Schutzge
bietsanleihe.

8% Aachen o. 29
8% Baden=Baden
6%Berlin ......."
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
% Dresden....
8% Frankfurt a.M
v. 26
633
v. 26
8% Mainz
8% Mannheim v. 26
6
v. 27
8% München ..
8% Nürnberg. . .
8% Wiesbaden

8% Heſſ. Landesbi.
.
8% Goldoblif
4½¾ Heſſ. Lds.
Hyp.=Bk.=Liquid
4¾% Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. G. P
* Golboblig

97.8 % Landeskomm.= 84.25 Bk. Girozentr. für 68.75 Heſſen Goldobl. 75.5 8% Kaſſeler Land. 99.75 kredit Goldpfbr.. 80.75 7½ Kaſſeler Land. 90 kredit Goldpfbr.. 92 6% 94.75 8%0 Naſſ. Landesbk 29.75 74 83.5 4½% Liqu. Obl

Dt. Komm. Sam= 52.4 mel=Ablöſ.=Anl. FAuslSer. 4.5 Ser. I Dt. Komm. Samm.= Abl. (Neubeſitz). 2.15
80 Berl. Hyp.B 89 4½%Liqu.=Pfbr 87 18% Frkf. Hyp.=Bt. 4½% Lig.Pfbr Pfbr.=B1 96 Liqu 81 Mein. Hhp.=Bk./101.5 71.5 Lig. Pfbr 87 82 Pfälz,=Gyp.=Bk. 74 4½ Lig. Pfor 8½ Preuß. Boden= cred.=Bank . . . . 100.5 4½% Lig. Pfbr.
18% Preuß. Centrl. Bodencr.=Bank 100 4½% Lia. Pihr 95 18% Rhein. Hyp. Bk. 94.5
88 7%
4½% Lig. Pfbr.
18 Rhein.=Weſtf.= 83.5 Bo.=Credit. . . 100.25 89 Südd. Bod.=
Cred.=Bank .... %o 9 4½2 Lig. Pfbr.

97
99
9!
86
99.5
97
85.5
89.25

99.5
89
100
97
87.9
100
97
898
97
88.5
101.5
90.8
89.75
100
87.5
100
97
89
99.5
100
95
90.4

8% Württ Hyp.=B./ 98

6% Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werke
82 Klöckner=WVerke
% Mainkrw. v. 26
7% Mitteld. Stahl
18% Salzmann u. Co
7% Ver. Stahlwerke
8½ VoigtckHäffner

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5% Bosn. L.E.B
L.Inveſt.
5% Bulg. Tab.v. 02
4½% Oſt. Schätze
4 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
42
4%0 Türk. Admin.
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1914
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Linolenn
Daimler=Benz...

65
92
78.25
90.5
80
75.75
75,
92
80.25

273/.
35.5

13.25
5.2

14.8
15.6

64
86.1
111
54
76
48
53.5
89
154.5
23
99
56
20.6

Dt. Atl. Telegr.
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78
115
57.5

e
30

70
119.5
32

35
63
91.5
37
26.5
156

132
50
56


71.5
65.25
141
20.5
23
91.25
30
100
64
32
80

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13
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45.25
7a
142.75
23.5
65.5
64.75
58
44.5
120
165
152
40
78
108.5

26

88
81
85
185/,
46
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99
19.5
26
68
87.25
137.5
104,
98
117.5
116.75
100.25
82
100
86
126.5
136.5
134
124
128
124
8.75

K

47.9
47.25

Otavi Minen
Schantung Handeläl

[ ][  ][ ]

Nummer 156

Sonntag, den 7. Juni 1931

OM

Die Geburt ihres Sohnes
Eberhard Guſav zeigen
dankbar an
Wolfgang Weißgerber, Pfr.
und Frau Gertrud, geb. Orth.
Eberſiadt=Darmſtadt, 5. Juni 1931. (*

Seite 11

Ihre Verlobung geben
bekannt
Marie Beck
Hans Kratz
Beſſungerſtr. 88 Gräfenhäuſerweg 41
(8900)
Für die anläßlich unſerer Vermählung
überſandten Glückwünſche und Aufmerk=
ſamkeiten
danken wir hierdurch berzlich.
Walter Matthes und Frau
Aenne, geb. Manneſchmidt. (*

Todes=Anzeige.
Nach langem, ſchwerem Leiden
entſchlief Freitag nachm. 3½ Uhr
meine liebe, gute Frau, unſere
unvergeßliche, treuſorgendeMutter,
Schwieger=, Großmutter, Schwe=
ſter
, Schwägerin und Tante
Barbara Schwab
geb. Raab
im 66. Lebensjahr.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Schwab u. Kinder
Rhönring 27.
Die Beerdigung findet Montag
nachm. 3½ Uhr auf dem Wald=
friedhof
ſtatt. (8844

Berichtigung.
In der geſtirigen Todesanzeige
der
Frau Apotheker ChriſtophBwe.
8859f
muß es heißen:
Frau Apotheker
Chr. Heß Wwe.

Dankſagung.
Herzlichen Dank allen lieben Ver=
wandten
, Freunden und Bekannten,
die unfren lieben Entſchlafenen auf
ſeinem letzten Gange begleiteten
und durch Blumenſpenden ehrten.
Beſonderen Dank Herrn Pfarrer
Berger für die tröſtenden Worte,
der Firma E. Merck, ſeinen Vor=
geſetzten
und Mitarbeitern und dem
Fabrik=Arbeiter=Verband für Kränze
und ehrende Nachrufe.
Anna Heckmann, geb. Blüm
nebſt Kind und Angehörigen.

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Gretel Umſonſt
Albrecht Lipp
Verlobte
Darmſiadt, den 2. Juni 1931. (

Elisabeth Bohn
Herann Haerle
beehren sich ihre Verlobung anzu=
zeigen

Stuttgart
Darmstadt
7. Jun 1931.

Statt Karten.
Allen, die uns beim Heimgange unſeres un=
vergeßlichen

Herrn Ludwig Fiſcher

ihre Teilnahme erwieſen haben, ſagen wir herz=
lichen
, verbindlichſien Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Kathinka Fiſcher, geb. Kißner.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., den 6. Juni 1931.
(8822)

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leſen. Es handelt ſich um Ihr Wohlbefinden, um die
Befreiung von allen Beſchwerden in kritiſchen Zeiten,
um die neue Reinheit und Freiheit der Frau. Falls
Sie noch nicht zur großen Camelia‟=Gemeinde ge-
hören
(bielleicht aus Sparſamkeits-Rückſichten), dann
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wirtſchaftlichen Verhältniſſen Rechnung tragend,
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Bekannkmachung
über die Friſt für die Abgabe
von Vermögenserklärungen.

Die Vermögenserklärungen über das
Vermögen vom 1. Januar 1931 ſind in
der Zeit
vom 15. bis 30. Juni 1931
unter Benutzung der vorgeſchriebenen
Vordrucke abzugeben. Die Vordrucke
werden den Steuerpflichtigen rechtzei=
tig
vom zuſtändigen Finanzamt über=
ſandt
werden. Wer am 1. Januar 1931
ein ſteuerpflichtiges Geſamtvermögen

von mehr als 20 000 RM. beſeſſen hat,
muß, auch wenn er einen Vordruck vom
Finanzamt nicht überſandt erhält, eine
Vermögenserklärung abgeben. Der hier=
für
erforderliche Vordruck iſt vom zu=
ſtändigen
Finanzamt anzufordern.
Darmſtadt, Langen, Reinheim,
(8879
den 5. Juni 1931.
Die Finanzämter:
Darmſtadt=Stadt, Darmſtadt=Land,
Langen, Reinheim.

Kirſchenverfieigerung.

Die Kirſchenerträge an der Provin=
zialſtraße
EberſtadtMalchen ſollen am
Mittwoch, den 10. Juni 1931, vor=
mittags
8 Uhr, an Ort und Stelle
auf dem Baum losweiſe gegen Bar=
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verſteigert werden. (8872
Zuſammenkunft der Steigerer bei
Malchen.
Darmſtadt, den 6. Juni 1931.
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Arterienverkalkung, Säfte-
verderbnis
und Flechten.

Dankschreiben! Der Heilerfolg war über-
raschend
. Dem Schwinden des gichtischen Leidens
folgte auch das der Leber, ja selbst die bedenk.
lichen Erscheinungen und Beklemmungen der Herz-
tätigkeit
wurden fast gleichzeitig behoben, so
daß nunmehr ein allgemeines Wohlbefinden ein-
getreten
ist. Der Gebrauch Ihres Valneral- Blut-
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1
Mn d

[ ][  ][ ]

Nummer 156

Sonntag, den 7. Juni 1931

Seite 13

Dreiſter Raubüberfall auf eine Lotterie=
Einnahme.
Frankfurt a. M. Am Freitag abend wurde
Her 45jährige Lotterie=Einnehmer Sturm in
einen Geſchäftsräumen an der Hauptwache im
Zentrum der Stadt von zwei jungen Burſchen
füberfallen. Sturm war gerade im Begriff, Kaſſe
zu machen, als plötzlich die Scheibe eines Kaſſen=
raumes
eingeſchlagen wurde und zwei junge
Leute mit vorgehaltenem Revolver mit dem Ruf
Hände hoch Mund halten eindrangen und
den Kollekteur zwangen, ſich auf den Boden zu
legen. Sturm war ſo überraſcht, daß er an
Widerſtand nicht dachte. Er wurde dann von
den Tätern gefeſſelt und geknebelt. Während der
eine der Räuber mit der Piſtole den am Boden
gefeſſelten in Schach hielt, nahm der andere das
auf dem Tiſch abgezählt liegende Geld in Höhe
von 2500 Mark. Da auch der Kaſſenſchrank offen=
ſtand
, konnte der Täter auch aus dieſem noch
500 Mark Bargeld entwenden. Daraufhin nah=
men
die Räuber einen Schlüſſelbund vom Pult
des Kollekteurs und ſchloſſen damit den Ueber=
fallenen
ein. Nachdem Sturm ſich von ſeinen
Feſſeln wieder befreien konnte, benachrichtigte er
die Polizei. Das Ueberfallkommando mußte ſich
gewaltſam Zutritt zu den Räumen verſchaffen.
Die Täter ſind unerkannt entkommen.
Die Räuber aus der Schillerſtraße ermittelt.
Frankfurt a. M. Den eifrigen Bemü=
hungen
der Kriminalpolizei iſt es im Laufe des
Tages gelungen, die beiden Räuber, die den
Lotterieeinnehmer Sturm überfallen, gefeſſelt
und beraubt haben, zu ermitteln. Zurzeit wer=
den
die beiden noch geſucht; mit ihrer Feſtnahme
dürfte jedoch in abſehbarer Zeit zu rechnen ſein.
Es handelt ſich um den Dachdecker Henry oder
Harry Paul, geboren am 22. April 1910 in
Griesheim, und den Gärtner Guſtav Adolf
Böcker, geboren am 16. Auguſt 1910 in Frank=
furt
a. M.

Wiesbaden nimmt eine Defizitanleihe
von 2,4 Millionen auf.
Ba. Wiesbaden. In der heutigen Stadt=
verordnetenverſammlung
wurde über die Ent=
ſcheidung
des Preußiſchen Innenminiſteriums
nur in bezug auf Aufnahme einer Defizitanleihe
beraten. Die Zentral=Boden=Kreditgeſellſchaft
iſt gewillt, der Stadt Wiesbaden eine Defizit=
anleihe
in Höhe von 2.4 Millionen mit 7½ Pro=
zent
Verzinſung, 1½ Prozent Tilgung, 88½ Pro=
zent
Auszahlung und ½ Prozent Vertreterpro=
viſion
zu geben. Dieſe Geſellſchaft hat auf dem
Hotel Oranien in Wiesbaden eine Hypothek von
240 000 Mark ſtehen, davon muß nun die Stadt
23 000 Mark ſowie 3000 Mark Zinſen überneh=
men
. Das Hotel wird im nächſten Jahr wahr=
ſcheinlich
zur Verſteigerung kommen und die
Stadt wird dabei vermutlich die Hypothek ver=
lieren
. Doch iſt leider die Erhaltung der not=
wendigen
Defizitanleihe von der Uebernahme
der 26 000 Mark abhängig gemacht worden. Bei
der Abſtimmung gab die Staatspartei, die Wirt=
ſchaftspartei
, die Deutſche Volkspartei und Zen=
trumspartei
die einmütige Erklärung ab, daß ſie
ſich unter Zurückſtellung ſchwerer Bedenken dazu
bereit erklären, der Aufnahme zuzuſtimmen. Vor=
ausſetzung
aber iſt, daß die in den gedruckten
allgemeinen Anleihebedingungen geſtellte For=
derung
auf Rückzahlung der Summe bei Ein=
tritt
einer Zwangsetatiſierung aufgegeben wird.
In dieſem Sinne wurde die Aufnahme dieſer An=
leihe
gegen die Stimmen der Deutſchnationalen
Volkspartei, der N. S.D.A. P. und der K.P.D. be=
willigt
. Oberbürgermeiſter Krücke erklärte, daß
nach Verabſchiedung des Etats die dringliche
Verwaltungsreform ſofort in Angriff genommen
werde. Ein Antrag der Deutſchen Staatspar=
tei
, daß brachliegende ſtädtiſche Grundſtücke in
entſprechenden Parzellen koſtenlos an Arbeits=
loſe
zur feldmäßigen Bewirtſchaftung abzugeben
ſind, wurde angenommen und der Deputation
für Landwirtſchaft und Forſten überwieſen;
Stadtrat Dr. Jovy erklärte jedoch, daß zur Zeit
keine brachliegenden Parzellen vorhanden wären.
Ein kommuniſtiſcher Zuſatzantrag, daß den Be=
bauern
ihre Erzeugniſſe nicht von der Wohl=
jahrtsunterſtützung
abgezogen werden, fand eben=
falls
Zuſtimmung.
Die Sehnſucht nach dem Film hört nicht auf.
Wiesbaden. Wie oft iſt die Sehnſucht
der Menſchen zum Film nicht ſchon von Betrü=
gern
als Mittel zum Zweck benutzt worden! Aber
es ſcheint, als ob die Dummen nicht alle werden,
die glauben, die Anſtellung für Hollywood in der
Taſche zu haben, wenn ſie von einem mehr oder
weniger geeigneten Mentor den letzten Schliff
dafür bekommen. Die Zugkraft einer Anzeige
Wollen Sie zum Film? erprobte auch Frau
Emma Kelling, die in Mannheim wohnte, aber
für Wiesbaden ſo viel Offerten erhielt, daß ſie
ſich dort einquartierte, um einige Zeit Unterricht
in der Filmkunſt zu geben. Ein Kurſus dauerte
10 bis 20 Stunden, das Honorar ſtellte ſich auf
2 Mark pro Stunde. Ihren Schülern ſtellte Frau
Kelling glänzende Zeugniſſe aus, in denen ſie
hnen atteſtierte, daß ſie zum Regiſſeur, zum
Operateur, zum Direktor oder zum Schauſpieler
kaugten. Gelernt hatten ſie nichts was ſie
brauchen konnten. Da Frau Kelling keine Er=
aubnis
zum Unterricht hatte, erhielt ſie einen
Strafbefehl über 200 Mark, gegen den ſie Ein=
wruch
erhob. Das Amtsgericht erhöhte die
Strafe auf 300 Mark und betonte, daß die An=
geklagte
auf dem Filmgebiet keine Kenntnis
dabe, höchſtens, nach ihren Zuchthausſtrafen zu
urteilen, auf dem Gebiet der Abtreibung.

Große Unterſchlagungen eines Sparkaſſen=
beamten
.
Heidelberg. Seit Freitag iſt ein Beamter
der Städtiſchen Sparkaſſe verſchwunden, der dort
eit vielen Jahren angeſtellt war und volles
Vertrauen genoſſen hat. Es iſt der verheiratete
Oberverwaltungsſekretär Wilhelm Klumpp. Bei
Der Reviſion ſeiner Kaſſe bemerkte man, daß
große Beträge fehlten. Die Summe ſteht noch
iicht genau feſt, doch rechnet man mit mindeſtens
30 000 Mark. Wohin Klumpp ſich gewandt hat,
ſt bisher unbekannt.

Beginn der inkernakionalen Mokorbookregakka auf dem Templiner See.

Oben: Scharfer Endkampf zweier Boote.
Unten: Der Schwede Pehrſon nimmt in voller Fahrt eine Kurve.
Auf dem Templiner See bei Berlin begann die internationale Motorbootregatta, die in
bisherigen Verlauf einen Triumph des Außenbordmotorbootes darſtellt.

ihrem

Der Manchenet Oiaspalaft ausgeoramt.
Faſt ſämkliche Kunſtwerke, darunker 10 Darmſtädker Bilder, ein Raub der
Flammen. Nur 50 Gemälde gerekkel. Eine nakionale Kakaſtrophe für
die ganze deutſche Kunſt.

Der Glaspalaſt bis auf die Eiſen=
gerüſte
ausgebrannk.
München, 6. Juni.
In dem geräumigen Münchener Glaspalaſt,
der gegenwärtig wie alljährlich eine große Kunſt=
ausſtellung
beherbergt, brach heute früh 3 Uhr=
25 Min. ein Brand aus, der ſo heftig um ſich
griff, daß das Gebäude in kürzeſter Zeit in hel=
len
Flammen ſtand. Eine Stunde nach dem
Alarm der Feuerwehr, um 4 Uhr 25 Min. war
der Münchener Glaspalaſt vollkommen ausge=
brannt
. Es ſteht nur noch das Eiſengerüſt, aber
auch dieſes iſt an verſchiedenen Stellen bereits
eingeſtürzt. Die Feuerwehr mußte ſich darauf be=
ſchränken
, die angrenzenden Gebäude zu ſchützen.
Der Südwind trieb die Funken mehrere hundert
Meter weit. Trotz der frühen Morgenſtunde war
die Umgebung des Brandplatzes von einer tau=
ſendköpfigen
Menſchenmenge umlagert. Ueber
die Entſtehung des Brandes und den Wert der
vernichteten Gemälde iſt zur Stunde noch nichts
bekannt.
Der Schaden iſt ungeheuer.
Er ſoll in die Millionen gehen. Wenn auch der
materielle Wert größtenteils durch Verſicherun=
gen
gedeckt ſein dürfte, ſo iſt der ideelle Schaden
durch die Vernichtung einer ſolchen Ausleſe von
Kunſtwerken, wie ſie die vor kurzem eröffnete
Kunſtausſtellung vereinigt hatte, als nationale
Kataſtrophe zu bezeichnen. Für die Kunſtſtadt
München, für die Kunſt und für die Künſtler=
ſchaft
bedeutet die Brandkataſtrophe ein wohl
einzig daſtehendes furchtbares Unglück, denn die
erſt am vergangenen Montag eröffnete Kunſtaus=
ſtellung
barg Hunderte von Kunſtwerken, darunter
die aus der ganzen Welt beſchenkte äußerſt
wertvolle Romantikerausſtellung, die Sonderaus=
ſtellung
Herterich und die Sonderausſtellung
Samberger, die Sonderausſtellung Moritz von
Schwind. Insgeſamt waren in der diesjährigen
Kunſtausſtellung 2820 Werke der Malerei, Gra=
phik
und Plaſtik ausgeſtellt. Davon konnten
lediglich 50 bis 60 Gemälde geretkel
werden, und auch dieſe nur wahllos. Die unerſetz=
liche
Sonderſchau der Romantiker iſt völlig ver=
nichtet
. Der größte Teil des Lebenswerks von
Kuno Amiet, des bekannten ſchweizeriſchen Ma=
lers
, der allein mit 40 Werken auf der Ausſtel=
lung
vertreten war, iſt den Flammen reſtlos zum
Opfer gefallen. Eines der ſchönſten Bilder von
Moritz v. Schwind Ritter Kurts Raubfahrt iſt
ebenfalls verloren, ebenſo die prächtige Winter=
landſchaft
von Caſpar David Friedrich ſowie
Philipp Otto Runges Familienbildnis‟. Die
Verſicherungsfrage iſt noch nicht geklärt. Abge=
ſehen
von dem materiellen Schaden iſt der ideelle,
der in dem Verluſt unerſetzlicher Werke liegt, ſo
ungeheuer, daß man wohl von einer der größten
Kataſtrophen der nationalen Kunſt ſprechen kann.
Alle Löſchverſuche vergebens.
Im Laufe der Morgenſtunden erſchienen Kultus=
miniſter
Dr. Goldenberger und der Innen=
miniſter
Dr. Stützel am Brandplatz des Glas=

palaſtes. Um 7 Uhr morgens ſtand vom Glas=
palaſt
nur noch das äußere Eiſengerippe, von dem
ſich noch fortwährend Teil ablöſten. Es wurde
mit 32 Schlauchleitungen dem Feuer zu Leibe ge=
gangen
vergebens. Vollſtändig verbrannt iſt
u. a. die ſchon erwähnte höchſt wertvolle Roman=
tiker
=Ausſtellung. Von der Sonderausſtellung
Herterich, von der Sonderausſtellung Samberger,
ferner von der italieniſchen Gaſtſchule Salietti,
dann von der Leih=Ausſtellung der neuen Stutt=
garter
Sezeſſion konnten wenigſtens einige Bil=
der
herausgebracht werden. Die Bilder der zum
Glaspalaſt Eingeladenen waren zwangsverſichert,
dagegen waren im übrigen die ſelbſt ausſtellen=
den
Künſtler auf die Selbſtverſicherung angewie=
ſen
, und es muß angenommen werden, daß die
Künſtler, für die die Verſicherungsſumme zu hoch
war, am allerwenigſten verſichert waren und da=
rum
ſchwerſten Schaden erleiden.
Zum Brande des Glaspalaſtes, der in Mün=
chen
als eine nationale Kataſtrophe für die ganze
deutſche Kunſt empfunden wird, iſt noch zu mel=
den
: Im ganzen ſind 75 Ausſtellungsſäle mit
etwa 3000 Bildern vernichtet worden. Gerettet
wurden nur 80 Bilder. Bei den Löſcharbeiten
wurden 20 Feuerwehrleute verletzt, die in die
chirurgiſche Klinik eingeliefert werden mußten.
Der Generaldirektor des Glaspalaſtes, Zimmer=
mann
, hatte den Verſuch gemacht, in die bren=
nenden
Säle einzudringen, wurde aber von der
Feuerpolizei daran gehindert.
Der Brand des Glaspalaſtes
im weſenklichen gelöſcht.
Um acht Uhr war der Brand des Glaspalaſtes
im weſentlichen niedergekämpft. Die Feuerwehr
mußte aber auf dem Brandplatz bleiben, da im
Innern des zerſtörten Gebäudes immer noch
greße Brandherde beſtehen, und auch am Außen=
gerippe
des Gebäudes die noch nicht verbrannten
Holzteile weiterglimmen. Wegen beſonders ein=
ſturzgefährlicher
Gebäudereſte geht die Feuer=
wehr
mit Hydranten vor, um ſie durch den Waſ=
ſerdruck
niederzulegen. Im Innern der Brand=
ſtätte
kann man zahlreiche rußgeſchwärzte Fi=
guren
und Plaſtiken ſehen, während von den Bil=
dern
kaum noch Spuren zu entdecken ſind. Die
Künſtler ſtehen in Gruppen um die Brandſtätte
und geben ihrem Entſetzen über die Vernichtung
ihrer künſtleriſchen Arbeiten Ausdruck. Die
Feuerwehrmänner durften das Innere des Glas=
palaſt
=Traktes nicht mehr betreten, da die in der
Luft hängenden Eiſenteile fortwährend herunter
zu ſtürzen drohen. Mit beſondei. Wachſamkeit
wandte ſich Polizei und Feuerwehr dem Gebäude
des Staatlichen Laboratoriums für angewandte
Chemie zu, wo Aether und andere Exploſions=
ſtoffe
in größeren Mengen vorhanden ſind. Der
durch die Glaspalaſt=Kataſtrophe angerichtete
Schaden geht in viele viele Millionen.
Die bayeriſche Regierung ruft das
ganze deukſche Volk zur Hilfe auf.
Im bayeriſchen Kultusminiſterium fand am
Samstag mittag eine Beſprechung über den
Brand des Glaspalaſtes ſtatt. Dazu waren er=
ſchienen
ſämtliche bayeriſchen Staatsminiſter und
ihre Stellvertreter, Vertreter des Landtages und
der Stadt München, der Polizeipräſident, die
oberſte Baubehörde, Vertreter der Künſtlerſchaft
und des Hilfsbundes für die Einwohnerſchaft
Münchens. In der Beſprechung wurde beſchloſſen,
ſofort eine Hilfsaktion durch öffentlichen Aufruf
an das ganze deutſche Volk einzuleiten. Ferner
wurde vereinbart, eine Erſatzausſtellung zu ver=
anſtalten
, zu welcher die Kunſtverwaltung die
Räume der Neuen Pinakothek zur Verfügung
ſtellen wird.

Amokläufer auf einem Dampfer.
Zwei Perſonen getötet, 31 verletzk.
London. Auf dem kanadiſchen Dampfer
Empreß of Kanada wurde auf hoher See im
Stillen Ozean ein Philippine plötzlich wahn=
ſinnig
, rannte mit einem Meſſer einen dichtbe=
ſetzten
Gang entlang und ſtach ſinnlos auf die
Menſchen ein, ſo daß zwei chineſiſche Mitglieder
der Beſatzung getötet und zwei britiſche Matro=
ſen
verletzt wurden. Der Amokläufer verwundete
weitere 29 Perſonen, davon neun ſo ſchwer, daß
ſie ins Krankenhaus gebracht werden mußten.
Drei Verwundete liegen hoffnungslos darnieder.
Der Philippine konnte von der Beſatzung erſt mit
Hilfe eines heißen Waſſerſtrahls gebändigt und
in Eiſen gelegt werden. Er wird den Behörden
in Honkong übergeben werden.

Schwer beſtrafter Leichtſinn.
Flammersfeld (Weſterw.). Ein junger
Mann aus Willroth, der bis ſpät abends mit
einigen Bekannten in einer Wirtſchaft im benach=
barten
Güllesheim geweſen war, holte ſich aus
einem hinter der Wirtſchaft befindlichen Schup=
pen
, in dem das Motorrad eines der Bekannten
untergeſtellt war, ohne Wiſſen des Beſitzers das
Rad und fuhr in Richtung Willroth davon, ob=
wohl
er keine näheren Fahrkenntniſſe hatte. Erſt
nach längerer Zeit, als der Beſitzer des Motor=
rades
dieſes aus dem Schuppen holen wollte, fiel
auch das Verſchwinden des jungen Mannes auf.
Mit einem Kraftwagen wurde die Strecke Gül=
lesheim
Willroth abgefahren. An einer Kurve
fand man den jungen Mann blutüberſtrömt
neben dem Motorrad liegend vor. Er war gegen
einen Baum gefahren und auf die Straße ge=
ſchleudert
worden, wobei er ſich einen doppelten
Schädelbruch zuzog. In hoffnungsloſem Zuſtand
wurde der Schwerverletzte in ſeine Wohnung ge=
fahren
.
Verkehrsflieger als Feuermelder.
Rennerod (Wſtw.). Gegen 2 Uhr mor=
gens
brach in dem Anweſen der Witwe Auguſt
Hölper plötzlich Feuer aus, das unbemerkt blieb
und mit raſender Schnelligkeit um ſich griff. Ein
Verkehrsflieger bemerkte auf ſeinem Fluge über
dem Weſterwald den auskommenden Brand und
ging mit ſeiner Maſchine tief über das Dorf her=
unter
. Durch das knatternde Motorgeräuſch
weckte er die ſchlafenden Bewohner und machte
ſie auf die drohende Gefahr aufmerkſam, dar=
unter
den Nachbar des brennenden Hauſes, der
deſſen noch im tiefen Schlafe liegenden Bewohner
durch Einſchlagen der Haustüre aufweckte. Wäh=
rend
die Hausbeſitzerin gerade noch rechtzeitig in
Sicherheit gebracht werden konnte, vermochte ſich
ihr Sohn, da die Treppe bereits in Flammen
ſtand, nur durch einen Sprung aus dem Fenſter
zu retten.
Poſtübergabe am Nordpol von Zeppelin
an U=Boot.
Berlin. Es iſt beabſichtigt, mit Graf Zep=
pelin
anläßlich ſeiner Fahrt in das Nordpolar=
Gebiet Poſt zu befördern. In Ausſicht genom=
men
iſt eine Landung in Leningrad. Ferner ſoll
an verſchiedenen Stellen im Polargebiet Poſt ab=
geworfen
werden. Bei der Begegnung mit dem
Unterſeeboot Nautilus im Polargebiet ſoll
verſucht werben, dem Unterſeeboot Poſt vom
Luftſchiff zur Weiterbeförderung zu übergeben.
Zugelaſſen ſind gewöhnliche Briefe und Poſtkar=
ten
(Einzelgewicht bis 20 Gr.) an Empfänger an
beliebigen Beſtimmungsorten. Die Sendungen
erhalten einen Sonderſtempel.
Piccards Höhenflug mit 15 781 Meter vom
Schweizeriſchen Aeroklub anerkannt.
Baſel. Der Aeroklub der Schweiz hat nach
einer Prüfung der Inſtrumente Prof. Piccards
die Höchſtleiſtung Piccards und Dr. Kipfers mit
15 781 Meter in der Klaſſe A (Ballon) aner=
kannt
. Dieſe Anerkennung muß durch die Fédé=
ration
Aeronautique Internationale, die am
Montag in Bukareſt zuſammentritt, beſtätigt
werden.
Die weiteren Dispoſitionen des Do. K.
Natal. Wie Aſſociated Preß meldet, bleibt
Do. K 15 Tage hier bis zur Weiterreiſe, die
möglicherweiſe bis nach Recife führen ſoll.
Kapitän Chriſtianſen erklärte, er könne ſich
gegenwärtig nicht über einen etwaigen Flug
nach den Vereinigten Staaten äußern. Wie
Admiral Gagocoutinho ſagte, erfreute ſich der
Do. X weit beſſeren Windes bei dem Flug
nach Natal als bei dem Atlantikflug.
Der Enkdecker der Todesſtrahlen
nach Amerika verpflichkek.

Kurt Schimkus,
ein deutſcher Chemiker, dem in zäher Arbeit die
Entdeckung und techniſche Auswertung der Todes=
ſtrahlen
gelang, iſt von einem Finanzkomitee
nach Amerika berufen worden, das ihm dort
Geld für Verſuche größten Maßſtabes zur Ver=
fügung
ſtellen will.

[ ][  ][ ]

Seite 14

Sonntag, den 7. Juni 1931

Nummer 156

G.P. London, 4. Juni.

Von Oberlandesgerichtsrat Dr. Mayer.

Auch die eben vom 27. bis 30. Mai in Eſſen abgehaltene
Tagung der von Franz von Liſzt gemeinſchaftlich mit ausländiſchen
Gelehrten gegründeten Internationalen Kriminaliſtiſchen Ver=
einigung
(J. K. V.) war immer noch keine internationale, wie
vor dem Kriege. Das Ausland, das inzwiſchen eine eigene Geſell=
ſchaft
unter Ausſchluß der deutſchen Länder gegründet hat, hält
ſich noch fern, eine Annäherung iſt noch nicht möglich geweſen. Nur
die deutſche Landesgruppe hat nach dem Kriege mit doppeltem
Eifer und vollem Erfolg die Gründung von Liſzts fortgeſetzt hat
vielfach Jahr für Jahr im Hinblick auf die bedeutungsvolle Reform
des Strafgeſetzbuches getagt, ſtets unterſtützt und gefördert durch

die Zuſammenarbeit mit unſeren öſterreichiſchen Freunden. Trotz
aller wirtſchaftlichen Not waren es doch weit über 200 Mitglieder,

welche ſich aus allen Teilen Deutſchlands eingefunden hatten, von
Oeſterreich waren, wie immer Prof. Graf Gleispach und Mini=
ſterialrat
Kadecka aus Wien erſchienen. Die Leitung der Verſamm=
lung
lag in den bewährten Händen unſeres Vorſitzenden, Ober=
reichsanwalt
Prof Dr. Ebermayer. Namens der Reichsregierung
ſprach Miniſterialdirektor Schäfer vom Reichsjuſtizminiſterium die
Hoffnung aus, daß der Rechtsausſchuß des Reichstags die Bera=
tungen
des Entwurfs bald bendet haben werde, und daß es
endlich gelänge, das durch die Ungunſt außen= und innenpolitiſcher
Verhältniſſe verzögerte Reformwerk zur Verabſchiedung zu
bringen.
Erſter Verhandlungsgegenſtand war der Berufsver=
brecher
und ſeine Bekämpfung. Oberverwaltungs=
gerichtsrat
Dr. Hagemann, der bis vor kurzem im Polizeipräſi=
dium
Berlin eine reiche kriminaliſtiſche Tätigkeit entfaltete, ent=
wickelte
in einem inhaltsreichen und eindrucksvollen Vortrag ſeine
Stellungnahme zum Problem des Berufsverbrechertums. Der dem
einzelnen Staatsbürger durch die neue Verfaſſung eingeräumten
größeren Freiheit muß eine Verpflichtung des Staates zum wirk=
ſamen
Schutz der Geſellſchaft entſprechen. Dies könne nicht durch
vereinzelte Novellen, ſondern nur durch ein einheitliches und dem
ſtaatsbürgerlichen Intereſſe entſprechendes Strafgeſetz erfolgen.
Die nach dem Krieg vereinfachte Methode der Reichskriminal=
ſtatiſtik
ſei für die Erkenntnis, ob eine Zu= oder Abnahme der
Intenſität des Verbechens eingetreten ſei, ungeeignet. Auszu=
wählen
ſeien vielmehr diejenigen Delikte, die vorwiegend Aus=
druck
der gewerbsmäßigen Kriminaliſtik ſeien, wie Tötungsdelikte.
Raub und räuberiſche Erpreſſung und Diebſtahl. Die Polizei=
ſtatiſtik
ergebe, daß bei dieſen Straftaten der Höhepunkt von 1924
faſt wieder erreicht ſei! In anſchaulicher und wirkungsvoller Weiſe
ſchilderte ſodann der Vortragende den Werdegang des Gewohn=
heitsverbrechers
der vornehmlich in den Großſtädten ſich aus
jugendlichen Miſſetätern und Gelegenheitsverbrechern entwickele.
Die durch Krieg und Nachkriegszeit eingetretene Umwälzung und
Umwertung, die Einwirkung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe und
der Einfluß der gegenwärtigen geiſtigen Strömungen, nicht zuletzt
die Einſtellung der heutigen Jugend, hätten zu einem Eindringen
des Verbrechers in die bürgerlichen Kreiſe und zu einer Verbür=
gerlichung
des Verbrechers geführt. Aufgabe des Strafechts ſei es.
nicht den Verbrecher, ſondern die Geſellſchaft zu ſchützen und das ſich
ſtets erneuernde Leben zu meiſtern.
Profeſſor Exner=Leipzig ging als zweiter Referent davon
aus, daß bereits im Rahmen des bisherigen Geſetzes die Möglich=
keit
einer ſcharfen Bekämpfung des Berufsverbrechers vorhanden
ſei, aber nicht genügend ausgenützt werde: die Zubilligung mil=
dernder
Umſtände und die Zuerkennung milder Strafen durch die
Gerichte ginge zu weit. Dies beweiſe eindeutig die Statiſtik, nach
der vielfach rückfällige Vermögensverbrecher nur in einem ge=
ringen
Prozentſatz zu Zuchthausſtrafen verurteilt wurden. Das zu=
künftige
Strafrecht müſſe, noch über die Beſtimmungen des Ent=
wurfs
hinausgehend, dem Richter die Verpflichtung auferlegen, die
Sicherungsverwahrung auszuſprechen, wenn aus der neuen Tat in
Verbindung mit den früheren Taten hervorgehe, daß der Täter
ein für die öffentliche Sicherheit gefährlicher Gewohnheitsver=
brecher
ſei. Strafverfahren, in denen die Anwendung der Ver=
wahrung
in Frage komme, müßten am Erweiterten Schöffen=
gericht
, am Sitz des Landgerichts, unter Mitwirkung beſonderer

Staatsanwälte verhandelt werden, für ſie ſei die Vorunterſuchung
netwendig. Dementſprechend müſſe der Strafvollzug für die zur

Sicherungsverwahrung Veruteilten beſonders geſtaltet werden.

An dieſe Vorträge ſchloß ſich eine längere Ausſprache. Prof.
Goldſchmidt=Berlin hielt nach wie vor an den Forderungen eines
liberalen Strafprozeſſes feſt: Abſchaffung der Vorunterſuchung,
keine Aktenkenntnis des Vorſitzenden, Kreuzverhör! Prof. Aſchaf=
fenburg
=Köln wies darauf hin, daß neben den geſchilderten Arten
des Verbrechertums die Leute mit Haltloſigkeit eine große Gefahr
bildeten. Im weiteren Verlauf wurde, beſonders von Prof. Graf
zu Dohna und Grünhut, die Frage der unbeſtimmten Verurteilung
in Verbindung gebracht mit der Bekämpfung der Berufsverbrecher.
Dies führte dazu, daß die Verſammlung beſchloß, daß unter ge=
wiſſen
Vorausſetzungen bei wiederholt vorausgegangenen Ver=
urteilungen
zu ſchweren Strafen das Gericht zu prüfen habe,
ob eine zeitliche Strafe ausreicht um die Geſellſchaft vor dem
Verbrecher zu ſchützen. Ergibt ſich aber weiter aus den Erfah=
rungen
des Strafvollzugs, daß die Vorausſetzungen hierzu vor=
liegen
, ſo ſoll ſogar das Vollzugsgericht eine zeitliche Strafe in
eine unbeſtimmte umwandeln können.
Den zweiten Verhandlungsgegenſtand bildete die wichtige
Frage des übergeſetzlichen Notſtands, unter beſonderer Berückſich=
tigung
des Staatsnotſtands, und der Schwangerſchaftsunter=
brechung
. Schon lange herrſcht allgemein die Ueberzeugung, daß
hier die geſetzlichen Beſtimmungen unzureichend ſind, und daß be=
ſonders
auf dem Gebiete der Schwangerſchaftsunterbrechung ge=
genüber
der zwingenden Vorſchrift des 8 218 R. St. G.B., das Le=
ben
der Mutter in Notſtandsfällen eines ſtärkeren Schutzes bedarf
Reichsgerichtsrat Wachinger gab einen erſchöpfenden Ueberblick
über die Rechtſprechung des Reichsgerichts auf dieſem Gebiet und
die von dem höchſten Gerichtshof dabei verfolgten Grundſätze. In
einem wohldurchdachten Vortrag erörterte Profeſſor Eberhard
Schmidt=Hamburg die verſchiedenen, für die Notſtandslehre in Be=
tracht
kommenden Theorien, indem er die Rechtſprechung des
Reichsgerichts kritiſch beleuchtete und als vielfach nicht zeitgemäß
bezeichnete. Für das künftige Recht hielt er es für geboten, nur
enger gefaßte Einzelnormen für einzelne, aus der Erfahrung be=
kannte
Notſtandsfälle bereitzuſtellen. Hinſichtlich der Schwanger=
ſchaftsunterbrechung
und Perforation ſchlug er vor den § 254 des
Entwurfs 1927 anzunehmen; danach liegt eine Abtreibung im
Sinne des Strafgeſetzes nicht vor, wenn ein approbierter Arzt eine
Schwangerſchaft unterbricht, weil es nach den Regeln der ärzt=
lichen
Kunſt zur Abwendung einer auf andere Weiſe nicht abwend=
baren
ernſten Gefahr für das Leben oder die Geſundheit der
Mutter erforderlich iſt. Weiter ſoll auch § 54 St. G.B zu folgen=
der
Norm ausgeſtaltet werden: nicht ſchuldhaft handelt, wer eine
rechtswidrige Handlung begeht, um ſich oder eine naheſtehende
Perſon aus einer gegenwärtigen, anders nicht abwendbaren Ge=
fahr
für Leib oder Leben zu retten, ſofern der Täter unter dem
überwältigenden Eindruck dieſer Gefahr gehandelt hat. In der
auch an dieſe Vorträge ſich anſchließenden Ausſprache wurde zu den
einzelnen Fragen, u. a. auch von Privatdozent Dr. Engiſch=Gießen
Stellung genommen, ohne daß man es für geboten hielt, eine Ent=
ſchließung
zu faſſen.
Eine Reihe von älteren Vorſtandsmitgliedern, wie die Pro=
feſſoren
Mittermaier, von Hippel, von Frank und Heimberger,
ſind aus dem Vorſtand ausgeſchieden; neu gewählt wurden die
Profeſſoren Grünhut=Bonn, Delaquis=Hamburg, Prof. E Schmidt=
Hamburg letzterer als Schriftführer und L.=G.=Dir Neu=
mann
=Berlin. Oberreichsanwalt Ebermayer wurde zum Ehren=
vorſitzenden
, der bisherige Schriftführer, Prof. Kohlrauſch, zum ge=
ſchäftsführenden
Vorſitzenden gewählt. Unter allſeitiger Zuſtim=

mung und lebhaftem, minutenlangem Beifall durfte Prof Mit=
termaier
am Schluß der Tagung dem langjährigen, verdienſtvollen
Leiter der J.K.V., dem allverehrten Oberreichsanwalt Prof. Dr.
Ebermayer den Dank der Verſammlung und aller Mitglieder für
ſeine umſichtige und ausgezeichnete Führung ausſprechen, verbun=
den
mit dem aufrichtigen Wunſche, ihn noch lange in gleicher kör=
verlicher
und geiſtiger Friſche am Vorſtandstiſch wirken zu ſehen

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Geſchichtliches über Chequers Courk.

Der offizielle Name des Landſitzes, auf dem während dieſes
Wochenendes die deutſchen und engliſchen Miniſter zuſammen=
treffen
werden, iſt Chequers Court, nahe Risborough, in der
Grafſchaft Buckinghamſhire‟. Wie alles in England, iſt auch
Chequers alt, uralt, von oben bis unten mit Legenden und
Ueberlieferungen grauer Jahrhunderte überwuchert. Dieſer Fleck
in der Nähe von Risborough, auf dem jetzt das Schloß ſteht,
wird erſtmalig in der Geſchichte Englands bereits im Jahre 43
nach Chr. Geb. erwährt. Damals hatte hier der britiſche Häupt=
ling
Caractacus, König der Trinobanten, eine Feſte, von der
aus er den unter Aulus Plautus anſtürmenden Römern tapfer
die Stirne bot; doch er wurde dennoch gefangen genommen, nach
Rom gebracht und dem Kaiſer Claudius als wilder, kulturloſet
Brite vorgeführt.
Als Gründungsdatum des Schloſſes Chequers ſelbſt hat
man ein Jahr um 1130 zu betrachten. Damals, zur Zeit Hein=
richs
II., ließ ſich der Schatzkanzler des Königs, Radulphus, hier
nieder und erbaute hier mit ſeinen beſcheidenen Erſparniſſen
einen ſchönen und ſtolzen Landſitz. Mit Hinweis auf das Amt
des geſchäftstüchtigen Radulphus (Clerk of the Exchequer)
wurde das Haus bald vom Volksmunde einfach Chequer ge=
nannt
. Hiervon ſtammt der Name dieſer hiſtoriſchen Stätte ab
und nicht, wie fälſchlich angenommen wurde, von einer Familie
De Chekers, die es in England nie gegeben hat. Im 16., 17.
und 18. Jahrhundert lebten in Chequers zuerſt die von beſag=
tem
Radulphus abſtammende Familie der Hawtreys und ſpäter
die mit Oliver Cromwell verwandten Ruſſels. Unter dieſen
beiden Familien wurde das Schloß zu einem typiſchen Eliza=
bethan
Houſe‟. Die Ruſſels bereicherten die Inneneinrichtung
durch zahlreiche Kunſtwerke und Cromwell=Reliquien. Und im
Laufe vieler Jahrhunderte herrſchte hier ein echtes, unbeküm=
meites
, heiteres engliſches Landleben ...
Bis Chequers Court im Jahre 1909 vom engliſchen Oberſten
und Staatsmann Sir Arthur Lee, dem ſpäteren Lord, Lee of
Faceham, gekauft und von ihm mit großer Sorgfali reſtauriert
wurde. Lord Lee war während des Krieges einer der militäri=
ſchen
Berater Lloyd Georges; im Jahre 1921 nahm er als briti=
ſcher
Marineminiſter an der Flottenkonferen; von Wafhington
teil; und im gleichen Jahre präſentierte er de. Schloß Chequers
der Nation, mit der Beſtimmung, daß es vor nun ab zum ſtän=
digen
Landſitz des jeweiligen Premiers werden ſolle. Lloyd
George, ein perſönlicher Freund von Lord und Lady Lee, nahm
als damaliger Premier das Geſchenk mit Freuden an und hielt
hier am 8. Januar 1921 feinen feierlichen Einzug.
Seit dem Tage haben in Chequers nacheinander gewohnt;
Lloyd George, Bonar Law, Stanley Baldwin, Ramſay Mac=
nonald
, wieder Stanley Baldwin und nun wieder Ramſay
Macdonald. Mit der Stiftung, die Lord Lee bei Uebergabe
ſeines Schloſſes an die Nation gründete, iſt auch eine laufende
Summe zum Unterhalt des Beſitzes verbunden. Im letzten
Abſatz wird gar eine Extraſumme feſtgeſetzt die ausdrücklich
dazu beſtimmt iſt, den jeweiligen offiziellen Bewohner dazu zu
ermuntern, ſich nach ſeinem Landſitz möglichſt oft Wochenend=
Gäſte einzuladen und diefe in würdiger Weiſe zu bewirten..."
Die deutſchen Miniſter werden alſo Samstag, genau genommen,
nicht ſo ſehr Gäſte der britiſchen Regierung oder Mr. Macdo=
nalds
, ſondern eher diejenigen des generöſen und weiſen Lord
Lee of Fareham ſein. Und ſollte der Charm und die ländliche
Ruhe von Chequers in der Tat zu den den europäiſchen Frieden
fördernden Abmachungen führen, ſo werden die Herzen bieler
Europäer diesſeits und jenſeits des Kanals dem noblen Lord
zufliegen und ihm noch nachträglich für ſeine menſchenfreundliche
Tat Dank ſagen.

[ ][  ][ ]

Rummer 156

Somtag, den 7. Juni 1931

Seite 15

Stwselbtd La SAdt

Geſchäftliches.

Sonderzug nach Hagen
zum Handball=Finale am 14. Juni.
Wir machen erneut darauf aufmerkſam, daß die Eintragung zur
Teilnahme an dem vom Darmſtädter Tagblatt geplanten Sonderzug
xum Handball=Entſcheidungsſpiel zwiſchen Darmſtadt 98 und Polizei
Berlin am Sonntag, dem 14. Juni, im Stadtſtadion in Hagen, am Mon=
tag
abend 6 Uhr abläuft. Anmeldungen in unſerer Geſchäftsſtelle oder
fchriftlich nach Rheinſtraße B3. Näheres ſiehe Anzeige.
Handoatt.
Darmſtädter Turnerſchaft Polizei Darmſtadt
0:16 (0:9).
Die Rennbahn war geſtern abend gut beſucht, denn die Handball=
anhänger
erhofften ſich einen raſſigen Kampf zwiſchen der Auswahl=
mannſchaft
der Darmſtädter Turnerſchaft und der Polizei Darmſtadt.
Beide Mannſchaften traten mit Erſatz an. In voller Premierenbeſetzung
wäre das Ergebnis vielleicht weniger kataſtrophal für die Turner aus=
gegangen
, aber die Turner=Spielleitung hätte auch nicht zulaſſen ſollen.
daß die Auswahlmannſchaft ohne vorherige Probeſpiele gegen den
ſchweren Gegner geſtellt wurde. So wurde das Treffen zu einem Katz=
und=Maus=Spiel der glänzend aufgelegten Poliziſten mit den allerdings
kleineren und körperlich, vielfach auch techniſch, unterlegenen Turnern.
Man konnte es verſtehen, daß dann einzelne gute Turnerſpieler die
Flinte ins Korn warfen. Es war ein Lehrſpiel und das Ergebnis be=
ſagt
alles. Turner Avemarie=Griesheim ſehr gut.
=ö=
Sportverein 1898, Jugend.
Es ſpielen: 3. Jgd. 1. Jgd. Münſter, Stadion, 13.45 Uhr: 4. Jgd.
2. Jgd. Union, Rennbahn, 13.45 Uhr: 2. Schüler 1. Schüler Groß=
Gerau, dort. Abfahrt mit Auto 13,30 Uhr (Marſtall).
A. S. C. Rotweiß Darmſtadt.
Im Rahmen der Werbeveranſtaltung hat der Akademiſche Sport=
Fub Rotweiß Darmſtadt zu einem Freundſchaftsſpiel verpflichtet. Beide
Mannſchaften verfügen über eine gute Spielſtärke, deren Beweis die
Gäſte in ihren Verbandsſpielen in der Liga geliefert haben. Der A. S. C.=
Sturm hat durch Neueinſtellungen an Durchſchlagskraft gewonnen. Die
Hintermannſchaft tritt wieder in ſtärkſter Aufſtellung mit Schwarz im
Tor an. Spielbeginn 3.30 Uhr.

Kreisliga Südheſſen.

Lorſch vor dem ſchwerſten Spiel!
Es beſteht kein Zweifel, daß dieſes heutige Spiel der Aufſtiegierie
in Walldorf einen äußerſt zähen Kampf, um die Punkte bringen wird.
Vor allem die Einheimiſchen werden mit aller Macht danach ſtreben,
durch einen Sieg mit Kaſtel punktgleich zu werden, um ſo allen Even=
zualitäten
die Spitze abzubiegen. Lorſch ſteht mit ſeinen vier Punkten
geſichert für die Bezirksliga. Wenn man bedenkt, daß letzten Endes die
ganze Aufſtiegſerie nur eine Formſache werden kann, ſo wird begreif=
lich
, daß der Meiſter unſeres Kreiſes aus der vorletzten Begegnung
Walldorf Lorſch
nicht unbedingt das Letzte herausholen muß. Es beſteht für Lorſch
noch die günſtigere Chance, durch einen Sieg oder ſogar ſchon durch
ein Remis gegen Kaſtel in Lorſch Meiſter der Aufſtiegſerie zu werden.
Wir erwarten deshalb für diesmal von dem erſten Vertreter unſeres
Kreiſes ein flottes Spiel mag dem Beſſeren, evtl. auch dem Glück=
licheren
, der Sieg zufallen.
Von den Spielen an Fronleichnam intereſſieren in erſter Linie das
:1 Unentſchieden von Spp. Arheilgen in Lorſch, ſowie die 1:7 Nieder=
lage
der Bibliſer auf eigenem Platze gegen Alemannia Worms.
Es macht ſich unter anderem auch an dem Abſchluß der freundſchaft=
lichen
Begegnungen bemerkbar, daß die ſechswöchige Ruhepauſe im
Fußballſpiel nicht mehr fern iſt. Es ſind diesmal bekannt gegeben:
Spb. Horchheim FV. Bobenheim; Spv. Rorheim Spv. Horch=
heim
: Spv. Pfeddersheim Normannia Pfiffligheim; FV. Biblis;
Pfalz Ludwigshafen; Olympia Lampertheim VfL. Lampertheim;
Starkenburgia Heppenheim Reſ. Alemannia Groß=Rohrheim: Spp.
Meſſel Zwingenberg; Spv. Alsheim Olympia Biebesheim. FV.
Hofheim hat anläßlich ſeines Vereinsjubiläums ein reichhaltiges Pro=
gramm
zuſammengeſtellt; gegen den feſtgebenden Verein ſpielt Germa=
nia
Eberſtadt.
Germania Eberſtadt (Pokal)Konkordia Gernsheim.
Man kann über den Unternehmungsgeiſt des A=Meiſters erſtaunt
ſein. Während ſich die 1. Mſch. nach Hofheim zum Jubiläumsſpiel be=
gibt
, empfängt die Pokalmannſchaft zu Hauſe um 15 Uhr Konkordia
Gernsheim. Man darf geſpannt ſein, wie ſich die Vorſtände aus der
Affäre ziehen.

Tennis.

Heute beginnen im 9. Kreis (Mittelrhein) D.T. die Vorſpiele um
die Kreismeiſterſchaften im Tennisſpiel. Die Damen der 2. Turnier=
llaſſe
ſpielen in elf Gruppen in den Städten Koblenz, Saarbrücken,
Darmſtadt, Mainz und Dierdorf. Die in jeder Gruppe ermittelte
Gruppenbeſte iſt ſodann zur Teilnahme an dem Kreismeiſterſchaftsturnier
berechtigt. Auf den Plätzen der Tennis=Abteilung der Turngemeinde
Darmſtadt 1846 ſtehen ſich heute die Damen der Gruppen 6, 7 und 8
gegenüber. Während die Damen Dill und Hermanns (Tgde. 1846) auf
den hieſigen Plätzen die Kämpfe beſtreiten, fahren die Damen Kliffmül=
ſer
und Graetz nach Mainz zum Turnverein 1817.

Fechlen.

Der Darmſtädter Fechtklub hat den Bensheimer Fechtklub für
Sonntag nachmittag um 4 Uhr auf dem Heiligen=Kreuz zu einem Mann=
ſchaftsrückkampf
für Damen und Herren eingeladen. Die beiden Klubs
laben ſich anfangs des Jahres in Bensheim getroffen, wobei D.F.C.
Sieger blieb. Inzwiſchen wurde eifrig trainiert, und die Bensheimer
lürften weſentlich ſtärker geworden ſein, ſo daß es ſich ſchwerlich vor=
ausſagen
läßt, welche Mannſchaften dieſes Mal den Sieg davontragen
werden, zumal der D.F.C. mit einer bedeutend ſchwächeren Mannſchaft
antreten muß.

Radſporl.

Am Sonntag, nachmittags 5 Uhr, findet auf der Rennbahn ( Heidel=
bergerſtraße
) ein
Raſenradball=Propagandaſpiel
Eatt zwiſchen dem Arbeiter=Radfahrerverein Waldesgrün Darmſtadt=
Süd gegen Opel Rüſſelsheim. Opel Rüſſelsheim iſt Deutſcher Mei=
ßer
im 6er Rafenradball 1930/31. Die Darmſtädter ſind daher auf eine
harte Probe geſtellt. Es lohnt ſich daher ein Gang auf die Rennbahn,
a Raſenradball für Darmſtadt etwas Neues iſt.
Piſtulla ſchlägt Gipſy Daniels.
Die erſten Hamburger Freiluft=Boxkämpfe der neuen Saiſon ver=
ſammelten
am Freitagabend auf der Dirt=Trackbahn wieder 20 000 Zu=
ſchauer
, die dank der guten ſportlichen Leiſtungen in allen Kämpfen auch
auf ihre Koſten kamen. Im Hauptkampf beſiegte der deutſche Eurova=
meiſter
im Halbſchwergewicht. Ernſt Piſtulla, den um 18 Pfund ſchwere=
en
Engländer Gipſy Daniels über 10 Runden klar nach Punkten.
Biſtulla boxte in den erſten ſechs Runden zu vorſichtig und verſänmte
Diederholt die Gelegenheit, den bereits angeſchlagenen Gegner entſchei=
dend
zu ſchlagen. Im Einleitungskampf holte ſich der Berliner Pfitzner
die Deutſche Bamtamgewichts=Meiſterſchaft zurück, die
er vor fünf Wochen überraſchend an Hinz=Barmen verloren hatte, Pfitz=
Ter war dem jungen Weſtdeutſchen in allen 12 Runden boxeriſch deutlich
berlegen, er ſchickte ſeinen Gegner einmal ſogar bis acht zu Boden
Und ſiegte ſchließlich hoch nach Punkten. Der kürzlich aus Amerika zu=
rückgekehrte
Bremer Halbſchwergewichtler Edu Hülſebus hatte in
tem Holländer de Boer einen äußerſt geriſſenen Mann zum Gegner, der
war in der erſten Nunde einmal bis ſieben zu Boden ging, ſpäter
ber doch noch zu einem verdienten Unentſchieden kam.

Darmſtädker Sporkkalender.
Sonntag, den 7. Juni 1931.
11.00 Uhr: Rheinſtraße: Stadt=Staffelauf.
14,30 Uhr: Hochſchulſtadion: Rahmenkämpfe aller Art.
Fußball.
15,00 Uhr: Müllersteich: Fr. Tgde. Fr. T. Wixhauſen.
Fechten.
16,00 Uhr: Heil. Kreuz: Dſt. Fechtklub F. Cl. Bensheim.

Sporkliche Wektkämpfe am Verfaſſungskäg 1931.
Amtlich wird mitgeteilt: Die Turn= und Sportvereine wer=
den
darauf hingewieſen, daß auch in dieſem Jahre zur Feier des
Verfaſſungstages am 11. Auguſt turneriſche und ſportliche Wett=
kämpfe
veranſtaltet werden. Der Reichspräſident hat genehmigt,
daß für beſondere Leiſtungen bei größeren Wettkämpfen
wiederum eine auf die Veranſtaltung des Tages hinweiſende Pla=
kette
verliehen wird. Die Plakette wird, wie im Vorjahre in
Silber (verſilbert) und in Bronze vergeben. Ferner iſt vor=
geſehen
, um die Zahl der Plaketten in angemeſſenen Grenzen zu
halten, Ehrenurkunden mit der Unterſchrift des Reichsprä=
ſidenten
zu verleihen, die als Auszeichnung für den 3. Sieger in
Betracht kommen und bei weniger bedeutenden Veranſtaltungen
die Plakette überhaupt erſetzen ſollen. Ueber die Verleihung der
Plakette wird wiederum ein Beſitzzeugnis ausgeſtellt werden.
Die für die Wettkämpfe und die Verleihung der Plaketten
uſw. geltenden Beſtimmungen können bei den Kreis=
ämtern
und den Oberbürgermeiſtern eingeſehen und bezogen wer=
den
. Es können Wettkämpfe in Leichtathletik, Schwimmen, Rad=
fahren
, Schießen. Boxen, Jiu=Jitſu. Segeln, Kanufahren. Fußball,
Handball, Kraftſport, Autoſport, Motorradſport und Kegelſport
unter den beſchriebenen Bedingungen ausgetragen werden. Es
wird jedoch beſonders darauf hingewieſen, daß die Verleihung der
Plaketten und der Ehrenurkunden nur für ſolche Wettkämpfe in
Betracht kommt, deren beſondere Beziehung zum Verfaſ=
ſungstag
feſtſteht.
Die Vereine, die zur Feier des Verfaſſungstages derartige
Wettkämpfe austragen, wollen eine nähere Beſchreibung der in
Ausſicht genommenen Veranſtaltung ſowie Angaben über die Zahl
der erforderlichen Plaketten und Ehrenurkunden mit Vorſchlägen
über die Verteilung dieſer Auszeichungen bis ſpäteſtens 12.
Juni 1931 bei dem Miniſterium für Kultus und
Bildungsweſen, Darmſtadt, Wilhelminenſtr. 3,
einreichen.
Waſſerballkurnier im Hochſchulſtadion.
Die Werbeveranſtaltung im Darmſtädter Hochſchulſtadion begann
geſtern mit zwei Waſſerballſpielen. Im erſten Spiel ſtanden ſich Jung=
deutſchland
, das mit ſeiner kompletten erſten Mannſchaft erſchienen war,
und Turngemeinde 46 Darmſtadt gegenüber. Trotzdem die Turner mit
Erſatz antraten, leiſteten ſie in der erſten Halbzeit großen Widerſtand,
ſo daß bei einem Stande von 2:1 Toren für Jungdeutſchland die Seiten
gewechſelt wurden. Nach der Pauſe ſetzte ſich jedoch die größere Spiel=
erfahrung
und das reifere Können des Schwimmklubs durch, ſo daß beim
Schlußpfiff das Spiel mit 8:1 Toren zu deſſen Gunſten ſtand.
Im zweiten Spiel gab es eine Ueberraſchung. Für den Akademiſchen
Sportklub, der nach den D.S.V.=Satzungen nicht ſtartberechtigt iſt,
ſpielte eine Sondermannſchaft der Techniſchen Hochſchule, die im weſent=
lichen
aus Spielern des A.S.C. und der zweiten Hochſchulmannſchaft
beſtand. Rotweiß trat mit einer abgeänderten Mannſchaftsaufſtellung
an. In der erſten Halbzeit konnten ſich die Hochſchüler nicht zuſammen=
finden
, ſo daß Notweiß mit 2 Toren in Führung gehen konnte. Nach
dem Wechſel klappte es bei der Hochſchulmannſchaft jedoch bedeutend
beſſer. Sie konnten bald ausgleichen und zur allgemeinen Ueberraſchung
dem Rotweiß=Tormann Müller noch dreimal das Nachſehen geben, ſo
daß ſie ſich für das Endſpiel am Sonntag qualifizieren konnten.
Nach den geſtrigen Ergebniſſen ergeben ſich nun folgende Paarungen
für die heutigen Spiele:
Im erſten Spiele, das um 14 Uhr 30 beginnt, ſpielen Rotweiß und
Turngemeinde 46 um den dritten und vierten Platz. Im zweiten Spiel
kämpfen Jungdeutſchland und die Mannſchaft der Hochſchule um den
erſten und zweiten Platz. Da die Spiele nach den geſtrigen Leiſtungen
intereſſant zu werden verſprechen, empfiehlt ſich der Beſuch dieſer Werbe=
veranſtaltung
. Außerdem ſei noch auf das Handballſpiel Rotweiß 1.
gegen A. S.C. und das Fußballſpiel SpV. Ober=Ramſtadt gegen A. S. C.
hingewieſen.
Jungdeutſchland 1. Frankfurter Schwimmklub.
Am Dienstag findet abends 8 Uhr das Verbandsrückſpiel der obigen
Vereine ſtatt. Die Darmſtädter konnten zwar das Vorſpiel in Frankfurt
klar für ſich entſcheiden, doch ſetzten ihnen die Frankfurter heftigen Wider=
ſtand
entgegen, ſo daß das Vorſpiel in der erſten Halbzeit ausgeglichen
war. Da beide Mannſchaften noch nicht ſehr viele Spiele ausgetragen
haben, und noch nicht in Höchſtform ſind, iſt das zweite Zuſammentref=
fen
unbedingt nicht leicht zu nehmen. Die Frankfurter ſind Anwärter
auf den zweiten Platz.
16 Meldungen zum Deukſchlandflug.
Auch Akaflieg Darmſtadt.
Das erſte Meldeergebnis für den vom Aero=Club von Deutſchland
ausgeſchriebenen Deutſchlandflug 1931 iſt recht befriedigend ausgefallen.
Obwohl die Ausſchreibung ſo gefaßt iſt, daß nur die modernſten Sport=
flugzeuge
, die noch dazu mit einem deutſchen Motor ausgerüſtet ſein
müſſen, zugelaſſen werden, ſind bis zum erſten Meldeſchluß 16 Nennun=
gen
eingegangen, und es iſt zu erwarten, daß ſich dieſe Zahl bis zum
zweiten Meldeſchluß am 1. Juli noch erhöht. Unter den bisher gemel=
deten
Bewerbern findet man die altbekannten Europaflieger Reinhold
Voß und Fritz Siebel, beide auf Klemm I. 26 Va mit Argus=As=Motor.
Den gleichen Typ benutzt auch die deutſche Kunſtflugmeiſterin Lieſel
Bach. Sehr begrüßenswert iſt die rege Teilnahme der verſchiedenen aka=
demiſchen
Fliegergruppen, von denen die Berliner zwei eine Jun=
kers
A 50 und Klemm I. 26 Va, die von Darmſtadt (Klemm I. 26
Va), Halle (B.M.W. 23 B), Aachen (Junkers A. 50), Leipzig (Klemm
I. 26) und Hannover (Klemm I. 26) je eine Maſchine gemeldet haben.
Vervollſtändigt wird die Liſte noch durch die Meldunge von R. Heß=
München (B. F.W. 23 B), L. Maier=Gießen (Klemm 26a), Flugverein
Niederrhein=Duisburg. Deutſche Luftfahrt G. m b. H., Luftfahrtvereini=
gung
Münſter und Akad. Flugwiſſenſchaftl. Arbeitsgemeinſchaft Königs=
berg
(ſämtlich Klemm I. 26).
A. D. A. C.=Bergrekord 1931 und Großer Bergpreis von Deutſchland.
Die Ausſchreibung für die internationalen Rennen in Freiburg iſt
bei der Sportabteilung des Allgemeinen Deutſchen Automobil=Clubs,
München, Königinſtraße 11a, erſchienen. Die Bedeutung des Rennens
wird durch die Tatſache unterſtrichen, daß Geldpreiſe in Höhe von
26 000 RM. den Siegern winken. Die Beſetzung verſpricht auch in
dieſem Jahre wieder ganz hervorragend zu werden. Man erwartet die
Meiſterfahrer des In= und Auslandes am Start.

Welterberichl.
Infolge der kräftigen Erwärmung des Feſtlandes im Laufe
des geſtrigen Tages iſt der Luftdruck weiter gefallen, ſo daß ſich
über Weſtdeutſchland eine flache Störung entwickelt hat. Somit
gelangte kühlere ozeaniſche Luft bis in unſeren Bezirk vor wo=
durch
die Witterung ſehr ſchnell umgeſchlagen iſt und Nieder=
ſchlagstätigkeit
aufkam. Das Wetter nimmt nunmehr, da für
neue, vom Ozean heranrückende Fallgebiete ein Weg gebahnt iſt,
einen wechſelhaften Charakter an. Wenn auch beim Vordringen
des neuen Irlandtiefs vorübergehend Aufheiterung einſetzt, ſo
dürfte doch bald wieder erneute Verſchlechterung nachfolgen. Die
Temperaturen ſind ebenfalls mit der Zufuhr verſchiedener Luft=
maſſen
gewiſſen Schwankungen unterworfen. Dabei treten zeit=
weiſe
zum Teil gewitterartige Niederſchläge auf.
Ausſichten für Sonntag, den 7. Juni: Wechſelhaftes Wetter, wol=
kig
mit vorübergehender Aufheiterung, Temperaturen ſchwan=
kend
, vereinzelte Niederſchläge.
Ausſichten für Montag, den 8. Juni: Weiterhin wechſelnd bewölkt
mit einzelnen, zum Teil gewitterartigen Schauern.

Vom 8. bis 10. Juni gibt die neuzeitliche Fußpflege Späth,
Darmſtadt. Emilſtraße 25, koſtenloſe Unterſuchung und Beratung
über alle Fußleiden. Es ſteht heute feſt daß etwa 60 Prozent

Snerien in Askeli. Glenfen und Nerven des Beinis. Ve
Folge iſt ein ſchleichender Gang, zaghaftes Auftreten und krampf=
hafte
Körperhaltung. Der Senk= Platt= und Spreizfuß iſt die
Berufskrankheit des Beamten, Arbeiters und Gewerbetreibenden
uſw. Quälen Sie ſich nicht länger und nützen Sie obige Gelegen=
heit
aus. (Siehe heutige Anzeige.)
Wagen für jeden Zweck...
Eine Fabrik, die ſich an einen großen Abnehmerkreis zu wen=
den
hat, muß verſchiedene, den jeweiligen Verwendungszwecken
entſprechende Typen erzeugen. Mehrere Typen nebeneinander in
rationeller Weiſe zu produzieren, iſt wiederum nur möglich, wenn
weitgehendſte Verwendung gleicher Konſtruktionselemente und
gleichmäßige Fabrikation aller Modelle im gleichen Produktions=
gang
gewährleiſtet ſind. Citroén, der größten europäiſchen Auto=
mobilfabrik
, iſt dieſes Vorhaben wohl reſtlos geglückt. Das Werk
erzeugt heute drei verſchiedene Haupttypen, die jeder in ſeiner
Klaſſe dank der Rieſenauflage, zu den preiswerteſten der Welt=
induſtrie
gehören.
Allen Citroén=Modellen iſt die außergewöhnliche Preis=
würdigkeit
eigen, die bei der hohen Qualität der Produkte nur
infolge der großen Produktionsſerien erzielt werden kann. Der
Citroén=Kunde hat auch den Vorteil, aus einer Reihe von Wagen=
typen
, die mit verſchiedenſten Karoſſerien und in verſchiedenen
Ausführungen lieferbar ſind, ſich das Fahrzeug auszuſuchen, das
ſeinen Anſprüchen und Wünſchen am beſten entſpricht.
Neues vom täglichen Brot.
Es iſt noch nicht lange, daß ſich die Wiſſenſchaft wieder mit den
Dingen unſerer alltäglichen Ernährung beſchäftigt, aber ſchon manche
neue Erkenntnis iſt zutage gekommen, manches Nätſel gelöſt worden.
So hat man z. B. feſtſtellen müſſen, daß unſer Brot in ſeiner heu=
tigen
Form nicht immer allen Erforderniſſen der modernen Ernährungs=
lehre
gerecht wird, weil durch die feine Ausmahlung dem Mehl wichtige
Nähr= und Aufbauſtoffe entzogen werden. In Schweden hingegen ißt
man heute noch allgemein ein Brot, das alle die wertvollen Beſtandteile
des Roggens noch enthält und unendlich viel beſſer ſchmeckt als jede
andere Brotſorte: Knäckebrot, das jetzt auch in Deutſchland mehr und
mehr Freunde gewinnt.
Weil es in Scheiben durchgebacken wird, iſt es wohlſchmeckender und
bekömmlicher, weil es nur 35 Prozent Waſſer enthält, iſt es ſparſamer
und haltbarer Und deshalb wird es neuerdings auf allen wiſſenſchaft=
lichen
Expeditionen verwendet und ſoll jetzt in verſchiedenen Staaten als
eiſerne Ration beim Heer eingeführt werden. Es iſt beſonders wich=
tig
, daß es aus reinem deutſchen Roggen hergeſtellt wird, und ſchon des=
halb
wäre zu begrüßen, wenn es an Verbreitung gewänne.
Die Leſer werden auf eine Anzeige für Krafts Knäckebrot an anderer
Stelle dieſes Blattes aufmerkſam gemacht.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibendes Werktags=Programm. 5.55: Wetter, Gymnaſtik.
o 6.30: Gymnaſtik. o 7.30: Konzert. o 8.30: Waſſerſtand.
11.40: Zeit, Wirtſchaftsmeld., Nachr. Programm. o 11.50: Kon=
zert
(Schallpl.). O 12.40: Nachr., Wetter, Sport, Programm. o
12.55: Nauener Zeit. 13.05: Konzert (Schallpl.) Fortſ. 0 14.00:
Werbekonzert. O 15.05: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen o 15.15: Gie=
ßener
Wetterbericht. 16.20, 18.00: Wirtſchaftsmeldungen o
Sonntag, 7. Junf.
7.00: Hamburger Hafenkonzert; Glocken vom Großen Michel.
8.15: Morgenfeier.
9.15: Oberlahnſtein a. Rh.: Stunde des Chorgeſangs. Ausf.:
Männergeſangverein; Frohſinn, Oberlahnſtein.
10.00: Nürburgring: Eifelrennen für Wagen und Krafträder. Start.
10.30: Dr. J. M. Nielen, Studenten: Studenten und Politik.
11.15: Nürburgring: Eifelrennen für Wagen und Krafträder.
11.30: Leipzig: Bach=Kantate Nr. 75: Die Elenden ſollen eſſen;
Ausf.: Das Städt. u. Gewandhaus=Orcheſter, Thomanerchor;
Soliſten: Grete Welz (Sopran), H. Lißmann (Tenor). A. Paulus
(Baß), Agnes Leydhecker (Alt), M. Feſt (Orgel), F. Sammler
(Cembalo), R. Kempe (Oboe d'amour), H. Teubig (Trompete).
12.00: Weilburg a. d. L.: Konzert der Kapelle der Weilburger
Städtiſchen Bürgergarde.
13.00: Operetten=Konzert auf Schallplatten.
13.50: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
14.00: 1. Was hat uns die Landwirtſchaftliche Wanderausſtellung
in Hannover Neues gebracht? 2. a) Dr. Fabian: Neue =
ſchinen
. b) Dr. Schaub: Neue Züchtungsergebniſſe.
15.0: Stunde der Jugend.
16.00: Stadtgarten Karlsruhe: Unterhaltungskonzert des Philhar=
moniſchen
Orcheſters.
17.30: Lieder und Arien: Ausf: Colette Wyß (Sopran), H. Lin=
gor
(Tenor), A. Haagen (Flügel).
18.00: Dr. Fleiſcher: Frankreich als Kolonialmacht.
18.25: Rektor Zimpel: Amerika, Warnung oder Vorbild?
18.50: Der Deut he im Ausland. Ein kleiner Zeiſe=Nnigge Der
Deutſche in Frankreich. Sprecher Stefan Großmann.
19.20: Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft. Anſchl.: Sport
19.30: München vor dem Krieg; Hörfolge von Erhard Göpel.
20 45: Unterhaltungskonzert des Rundfunk=Orcheſters: Mitw.: Th.
Demetriescu (Klavier).
22.15: Zeit, Wetter Nachrichten, Sport.
22.35: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 5.45:
Zeit. Wetter für den Landwirt. o 6.30: Gymnaſtik. 10.35, 13.30:
Nachrichten. 0 12.00: Wetter für den Landwirt, O 12.05: Schall=
platten
bzw. Schulfunk. 12.55: Nauener Zeit. O 14.00: Schall=
platten
. O 15.30: Wetter, Börſe.
Deutſche Welle: Sonntag, 7. Juni.
7.00: Hamburger Hafenkonzert. Glocken vom Großen Michel.
8.00: Mitteilungen und praktiſche Winke für den Landwirt.
8.15: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.25: Dr. Schürmann: Aufzuchtkrankheiten der Hühner.
8.55: Morgenfeier. Glockenſpiel der Potsdamer Garniſonkirche.
anſchl. Glockengeläut des Berliner Doms.
10.05: Wettervorherſage.
11.00: Oberſtudiendirektorin Dr. Matz M.d.R.: Selbſterziehung der
Eltern und Erzieher.
11.30: Leipzig: Bach=Kantate Nr. 75: Die Elenden ſollen eſſen;
Soliſten: Grete Welz (Sopran), H. Lißmann (Tenor). A. Paulus
(Baß), Agnes Leydhecker (Alt), M. Feſt (Orgel), F. Sammler
(Cembalo), R. Kempe (Oboe d'amore), H. Teubig (Trompete).
12.20: Staaken: Deutſche Luftfahrt=Werbewoche 1931. Reportage.
12.35: Potsdam: Einweihung des Denkmals für die gefallenen Ka=
meraden
der Deutſchen Kraftfahrtruppen.
12.55: Mittagskonzert. Berliner Konzert=Verein.
14.00: Jugendſtunde: Märchen.
14.30: Konzert. Joſef Fidelmann (Flügel).
15.00: Marienburg (Weſtpr.): Jahrestagung des Reichsverbandes der
gemiſchten Chöre Deutſchlands in der Marienburg.
15.30: Marienburg (Weſtpr.): Feſtkonzert des Oratorienvereins Ma=
rienburg
, anläßlich der Jahrestagung.
16.30: A. d. Kroll=Etabliſſement: Nachmittagskonzert. Muſikkorps d.
Kommandatur Berlin. Tanzkapelle Willi Groh.
18.00: Dr. Wagner: Das Kunſtwerk als Schlüſſel zum Lebensreich=
tum
.
18.30: W. Hausmann: Humor in der Schweizer Dichtung.
19.00: Gerda v. Bremen lieſt Dichtungen von Carlo v. Bremen.
19.30: Staatsoper Berlin: Die Macht des Schickſals. Oper v. Verdl.
22.30: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Tanzmuſik. Fred Bird Tanz=Orcheſter. Einlage: Chan=
ſons
. Karin Rößler u. W. Trenck=Trebitſch. J. Bürger (Flügel),

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Pollik und Wirtſchaft: Radelf Maupe: für Feuilleton, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; ſü=
Die Gegenwart, Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeraienteil und geſchäftiſche Mitellungen: Willy Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantte der Rückſendung nicht übernommen.

Die beutige Nummer hat 24 Seiten.

[ ][  ][ ]

Seite 16

Sonntag, den 7. Juni 1931

Nummer 156

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ſofort Stellung, gl.
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[ ][  ][ ]

Nummer 24

nnnnnan
Ian

E

der heiligen Walder.

Das Land, das wir heute auf der Landkarte als Oſt=
preußen
bezeichnet finden, wurde vor ſieben- bis achthundert
Jahren von den Pruzzen, den alten Preußen, bewohnt, einem
friedlichen, aber vaterlandsliebenden indogermaniſchen Volke,
das auf hoher Kulturſtufe ſtand. Sie nannten ſich ſelbſt
Pruzzen, von Paruſha, d. i. Gott, alſo die Gottzugewandten.
Ihr Heiligtum lag im Samlande, das ſchon den alten Süd=
völkern
als Bernſteinland bekannt war und von ihren Boo=
ten
angefahren wurde. Wer das Herz dieſes oſtpreußiſchen
Landes geſpürt hat und es gehören dazu mindeſtens
ein paar Wochen beſinnlichen Aufenthalts , der wird emp=
finden
, wie ſich alle Eindrücke langſam ins Große heben,
wie etwas Unausſprechliches über dieſer Landſchaft gebreitet
liegt, etwas, das ſich nicht erkennen läßt, deſſen Anweſen=
heit
aber zuweilen ſo überragend werden kann, daß man es
ſchon als mythiſch bezeichnen muß. Und ſo iſt es. Der
noch nicht wieder ausgeſprochene, unausgedeutete pruzziſche
Mythos wirkt im Unbewußten auch heute noch weiter. In
jedem Orts=, Fluß= und Hügelnamen verrät ſich das uner=
kannte
Weiterwirken einſtmals bewußt, geweſener Kräfte.
Denn die magiſchen Kräfte der Oertlichkeiten, an denen die
Alworderen ihre Heiligtümer errichteten, ſind durchaus nicht
verſiegt doch es hat auch keinen Sweck, wenn dies Ge=
ſchlecht
der Cechnik an ſolchen Stellen wiſſenſchaftliche Meſ=
ſungen
erdmagnetiſcher Strömungen vornimmt . . . Die
heiligen Wälder, in denen einſt auf ſteinernen Altären die
Bernſteinfeuer brannten, ſind noch von keinem Pflug durch=
ſchnitten
und haben ſich bis heute aus ſich ſelbſt ergänzt.
Große Fehler ſind alſo in der Erhaltung dieſes geſegneten
Stückchens Erde nicht gemacht worden.
Wo immer man im Samlande weilt und wandert: der
empfindſame Menſch wird ſogleich von der Stimmung be=
ſonderer
Weihe ergriffen ſei es in den wuchtigen
Parks uralter Schlöſſer oder an Ceichen und Seen, die ſich
dier in einer offenbaren Reſerviertheit verhalten, ſei es auf
den trotzigen Höhen der ſteilen Küſte, zu deren Füßen die
durch keine Ebbe und Flut beunruhigten Wogen der Oſtſee
rauſchen, ans Land werfend den köſtlichen Bernſtein oder
die Ueberreſte einſt verſunkener großer Wälder. Man geht
durch Ortſchaften, deren Namen künden, daß einſtmals hier
Hünengräber gelegen haben. Die Gräber ſind fort, aber aus
den Steinquadern, daraus die Häuſer gefügt ſind, erſieht
man, woher die Bauenden ihr Material geholt, ja, daß ſie
ihre Steinbauten direkt auf den Hügeln errichtet haben. Sel=
ten
aber wird man auf einem ſo engen Naum, wie in ſeiner
natürlichen Begrenzung das Samland iſt, ſo mannigfache
Landſchaftstypen finden. Schluchten, Berge, Cäler, Wäl=
der
, Idullen und Großartigkeiten, mondäne Bäder und als
Ergänzung die Kuriſche Nehrung, die Wüſte im Meer
Forſten und Großgrundbeſitz haben es verhindert, daß durch
Beſiedlung der grandioſe Einſamkeitscharakter dieſes Länd=
chens
zerſtört wurde. Dadurch hat ſich auch die Cierwelt
hier ſehr lebendig erhalten. Wir treffen Kraniche, Reiher,

Eisvögel und Faſane an, ganz zu ſchweigen von der Unmaſſe
gelegentlicher Seltenheiten, wenn im Frühjahr und Herbſt

Marienburg

das große Ereignis des Vogelzuges über das Land dahin=
flutet
. Daß ſich in den Wäldern der Kuriſchen Nehrung der

Schloß Allenſtein im Ermland.
Elch erhalten hat, iſt allbekannt und ſei hier nur der Voll=
kommenheit
wegen erwähnt.

Der Bärtingſee.

Die Kuriſche Nehrung mit ihren Ortſchaften von Cranz
bis Schwarzort war einſtmals bewußt und mit Abſicht der
Gegenſatz zu Worpswede. Die Maler des ſpäteren Expreſ=
ſionismus
ſind ohne die Nehrung gar nicht zu denken. Es
war jedoch hier oben mitunter ein karges Leben, das oft ein
Muſenjünger mit ein paar Bildern ſtatt mit Münze bezahlen
mußte. Freilich heute repräſentieren dieſe Bilder mit
berühmten Namen einen Wert. Und heute iſt die Kuriſche
Nehrung längſt ſalonfähig geworden. Geiſtigen Orts ge=
hört
es ſchon zum guten Con, die Kuriſche Nehrung zu
kennen.
Das Kuriſche Haff mit ſeinen ſchweren, merkwürdig be=
wimpelten
Keitelkähnen iſt ein eigenartiges Gewäſſer. An
heißen Sommertagen kann man oftmals auf den weißen
Nehrungsdünen von einer Sata Morgana überraſcht wer=
den
, während an glaſigen Wintermorgen ſehr häufig ein
nur im hohen Norden bekannter Sonnenhalo von ſeltſam=
ſten
Formen ſich zeigt. Herb und durchdringend iſt hier der
ewige Siſchgeruch, iſt doch das Kuriſche Haff das ſtint=
reichſte
Gewäſſer der Erde. Allerdings ſchmeckt dann hier
alles ein wenig nach Fiſch; das Gemüſe, das mit Siſchen
gedüngt wird, das Fleiſch, deſſen Ciere mit Fiſchmehl ge=
füttert
werden, das Geflügel uſw. Auch der Flunderrauch
der zahlloſen Näucherſtellen der Nehrungsfiſcher, der im
Sommer über allem gebreitet liegt, gehört zu dieſer Land=
ſchaft
, die ſich im Leben eines Menſchen, der ſie einſtmals
kennen lernte, auch durch Gerüche in plaſtiſche Erinnerung
bringt.
Jenſeits des Haffes liegt das Mündungsgebiet der
Memel, die ihr Waſſer aus dem Innern Rußlands, dem
Quellgebiet der Flüſſe des Schwarzen Meeres, herträgt. Die
reißenden Mündungsarme des Stromes umſchließen eine
ſchwermutgeſättigte Landſchaft, die ſich gleichſam mit Seuf=
zen
durch die Jahreszeiten ringt. Frühjahr um Frühjahr
toſen die Fluten des Hochwaſſers mit zermalmenden Eisfel=
dern
über die Niederung hin und fordern ihre Opfer an
Menſch, Vieh und Gebäude. Und Sommer für Sommer ſteht
der Bauer auf dem moorigen Felde, dem Boden das karge
Leben abzuzwingen. Dieſe ſtumme, immerdauernde Ergeben=
heit
, dieſes haſtfreie und ſozuſagen horizontloſe Beharren
erinnert daran, daß mit den Waſſern des Memelſtromes ſehr
weit aus dem Oſten Bedingniſſe mitfluten müſſen, die ſo
etwas nach Löß riechen. Und auf einmal wird ganz gegen=
wärtig
, daß Europa eine Halbinſel Aſiens iſt, und daß ſich
gerade hier ein Horizont zu weiten beginnt, mit dem der
Europäer nichts zu beginnen weiß, weil unter ſolchem Him=
melskreis
die Uhren und Kalender ihre Bedeutung verlieren
und das Werden der Seit ihre Abſchnitte in eigenwilligen,
weitgeſpannten kosmiſchen Ningen über Menſch und Land
legt. Darüber hinaus geben der oſtpreußiſchen Landſchaft
die Cupe die Ordensritterburgen, die auf Lichtſignalweite von=
einander
entfernt liegen, zum Ceil erhalten, großenteils reſtau=
riert
ſind, und um die ſich von Königsberg, Marienburg bis
Paſſenheim hin merkwürdige Städte gruppiert haben. Die
Vielzahl ſolcher Burgen ſie iſt eminent beweiſt den
Heldenſinn der Urbevölkerung. Und ihre Anlage kündet
deutlich ihren Sweck. Denn die Burg iſt zugleich als Feſtung
und Kirche gebaut und erzählt uns, daß hier die ſanfteſte
aller Neligionen mit dem Schwerte verbreitet wurde
fünfundſiebzig Jahre hindurch. Die Pruzzen müſſen einen
ſtarken Gott gehabt haben. Er iſt in den Falten des Volkes
auch heute noch lebendig und bohrt den Blick ſchonungslos
in die wunden Seelen derjenigen, die von Chriſtus reden und
mit dem Widerſacher leben. Deshalb iſt der oſtpreußiſche
Menſch religiös zerſplittert. Nirgends gibt es ſo viel Sekten
und religiöſe Vereinigungen. Wer den Kampf in ſich erlebt
und als Flamme lodert, ſteht auf und predigt. Und in dieſem
einſamen, wortkargen Lande findet ſchließlich jeder Con ein
Ohr allerdings kein urteilsloſes.

HHHHannnnnnnnnngnnnannnnnnnnnnnnnnnnnnnrnnnnnnni

Aand

[ ][  ][ ]

In der Elektriſchen.
Der Agent Müller und der Kaufmann Becker treffen ſich im
Straßenbahnwagen und unterhalten ſich über die ſchlechten Sei=
ten
und ähnliche beliebte Chemata. Ewig wird für alle mög=
lichen
guten Swecke geſammelt und an uns Bürgern gezoppt.
ſagt Müller, ich habe beſchloſſen, überhaupt nichts mehr zu
geben.
Na hoffentlich machen Sie da am nächſten Sonntag, am
Notkreuztag, eine Ausnahme, meint Becker darauf, denn der
Sweck, für den da geſammelt wird, iſt doch wirklich zugunſten des
ganzen Volkes, und auch Sie können ja lelbſt einmal von den
Einrichtungen des Noten Kreuzes Nutzen ziehen.
Das kann ſein und kann auch nicht ſein. Ich weiß über=
haupt
nicht, wozu die Leute immer wieder Geld brauchen, die
müſſen doch endlich einmal fertig eingerichtet ſein.
Nun, die Unterhaltung und Ergänzung der Einrichtung
koſtet doch auch eine Menge Geld, und dann hat das Note Kreuz
in letzter Seit eine ganze Menge neue Aufgaben erhalten, deren
Löſung große Mittel beanſprucht, und die zum Ceil auch Sie
perſönlich gerade beſonders angehen.
Da wäre ich doch begierig? meint Müller.
Nun, Sie fahren doch im Kraftwagen auf Ihren Geſchäfts=
reiſen
und haben ſicher bemerkt, daß auf den Autoſtraßen überall
die Unfallmeldeſtellen und Unfallhilfsſtellen des Noten Kreuzes

eingerichtet ſind. Gar mancher Autler hat ſchon den Segen die=
ſer
Sache bei Unfällen verſpürt, wenn ſofort ſachverſtändige
Hilfe zur Stelle war.
Und doch gefehlt, lacht Müller, ich habe nämlich infolge
der ſchlechten Seit mein Auto abgeſchafft.
Aber, meint Becker mn ebenfalls lachend, ich weiß, daß
Sie im Sommer häufig nach Freiweinheim zum Wochenende
fahren und im Vhei baden und paddeln. Da können Sie ſich

eimmal informieren, was das Note Kreuz alles für Einrichtung
eines Waſſerrettungsdienſtes getan hat, Ausbildung von Net=

Im Frühling.
Von E. Samjatin.
Draußen ſcheint die Sonne, und die Straße iſt wieder
trocken. Frühlingsſtaub treibt durch die Luft, und es iſt ſo trau=
rig
und lüß zugleich, in den erſten Frühlingsſtaub zu blicken, daß
einem ſogar Cränen in die Augen treten können aber vielleicht
fliegt auch nur eine Wolke vorüber, und von Cränen keine Spur.
Alles Dummheiten! Die Erwachſenen aber ja, die Erwach=
ſenen
können Naſtja wirklich leid tun, denn die können es doch
ſicher nicht begreifen, wie ſüß das iſt, ſo dazuſitzen und in den
erſten Srühligsſtaub zu gucken. Wenn es nach ihr ginge, würde
ſie einen ganzen Cag auf dem Fenſterbrett hocken, aber das geht
natürlich nicht, man hat zu tun, da iſt die Schule, Bücher, der
Hut vom Hut ſagte ſie geſtern: Vom Hut ſind nur noch Sik=
tionen
übrig geblieben, er gehört ſchon lange in den Ofen.
Hut unter den Ciſch, Sopf nach hinten und die Creppe hinunter,
drei, vier Stufen auf einmal. Am Cor iſt eine Linde, Blätter
hat ſie noch nicht, bloß ſo einen zarten grünen Schleier, der in der
Sonne weht. Und unter der Linde ſteht er, über der Oberlippe
hat er ſo feine Härchen, und ſein Lieblingswort iſt Fiktion.
Jeden Cag ſteht er hier und wartet. Und jeden Cag flattert
Naſtjas Herz wie ein Spatz, denn er hat ſich doch noch nicht er=
klärt
und wer kann wiſſen, ob er nicht heute . Und dann
hat Naſtja geſtern auch noch eine Wette an ihn verloren, denn er
hat doch keine Vier in der Schule bekommen, wie ſie geglaubt hat,
und wer kann wiſſen, was er jetzt alles von ihr verlangen kann?
Kolja begleitet Naſtja jedesmal bis an das alte, bemooſte Stadt=. Als ſie ſich verabſchieden, erinnert ſich Kolja zufällig, wirk=
lich
ganz zufällig: Ach, ja, ich habe doch die Wette gewonnen,
beinahe hätte ich es vergeſſen. Er hält Naſtjas Hand, läßt ſie
nicht los, iſt rot geworden und ſeine Stimme iſt fremd und dun=
kel
vor lauter Angſt. Ich kann jetzt verlangen, was ich will
ich bin nicht ſchuld, Sie haben die Wette ſelbſt vorgeſchlagen
er ermannt ſich und ſtürzt ſich geradezu kopfüber ins Waſſer,
bauz und ich werde Ihnen jetzt einen Kuß geben, und Sie dür=
fen
nicht nein ſagen, denn Sie haben doch die Wette verloren.
und es wäre einfach gemein . . . Er beugt ſich über Naſtja,
das Echo wiederholt einen ganz zarten, kaum hörbaren Laut.

tungsſchwimmern, Anſchaffung von Nettungsgerät und von Wie=
derbelebungsapparaten
uſw. Und wie nötig das bei dem immer
zunehmenden Freibaden iſt, brauche ich Ihnen als begeiſterter
Schwimmer ja nicht zu ſagen.
Ja, meine Herren, miſchte ſich nun ein gegenüberſitzender
Arbeiter is Geſpräch, das iſt ja alles ganz ſchön, aber unſer=
einer
fährt weder Auto, noch kann er Sonntags im Nhein baden,
dazu langt es bei uns nicht.
Aber, entgegnete Becker darauf, daß das Note Kreuz in
dieſem Winter allein in Darmſtadt 97 Kinder von Arbeitsloſen

Wochen lang unentgeltlich geſpeiſt hat, m Worms ud in
Offenbach noch länger, daß i Bingenheim 46 arbeits=
loſe
Mädchen in 5 Freizeiten von je 4 Wochen untergebracht
waren, daß dort jetzt im Sommer zweimal 10 erwerbsloſe Mäd=
chen
in einem Kurſus von je 10 Wochen i Haushalt ausgebildet
werden und daß ſechsmal je 14 Kinder 14 Cage lang zur Kur
und Erholung dorthin kommen, abgeſehen von der dauernden
Unterſtützung der Veteranen und Invaliden, der Kriegshinter=
bliebenen
und Kriegsbeſchädigten und der Sorge für die Erwerbs=
loſen
durch Lebensmittel= und Kohlenzuteilung, das geht doch
ſchließlich auch Sie an, und was die Krankenſchweſtern in uner=
müdlicher
Cätigkeit leiſten, und wie nützlich die Sanitätskolomen
immer und überall ſind, das iſt doch eine Sache, die ganz das
Volk mtereſſieren ſollte und ſomit auch Sie. In welchem Jach
arbeiten Sie denn eigentlich?
Ich arbeite in eier chemiſchen Jabrik.

Na alſo, da haben ja gerade Sie Nutzen auch von einer der
neuen Einrichtungen des Noten Kreuzes. Die Kolonnen werden
jetzt nach und nach mit Gasſchutzgerät ausgerüſtet, im erſter Linie,

um den Arbeitern i chemiſchen und ähnlichen Fabriken im Not=
fall
ſichere Hilfe leiſten zu können. Aber das koſtet ein Heiden=
geld
!
Ich dachte, meint der Arbeiter, die Seuerwehr wäre dem=
entſprechend
ausgebildet.
Stimmt, erklärt Becker, aber die hat dei großen Un=
glücksfällen
mit der Brandbekämpfung ſo viel zu tun, daß ſie
unmöglich auch noch den Abtransport Verwundeter oder Be=
täubter
und die Wiederbelebung der letzteren übernehmen kann.
Da müſſen die Sanitäter helfen. Doch leider muß ich jetzt aus=
ſteigen
, aber ich hoffe, daß unſer Geſpräch daz beigetragen hat,
daß Sie beide doch auch am nächſten Sonntag etwas für die
Sammlung des Noten Kreuzes übrig haben.

Und Naſtja . .. wurde nicht ein bißchen böſe. Nun ja, ſie wollte,
wollte ſich ja eigentlich abwenden aber es kam ſo, daß ſie es
nicht tat, und vielleicht ſogar . . . Naſtjas Augen ſchloſſen ſich
für einen Augenblick, unter den Füßen ſchwankte alles. Im
Frühling wirbelt manchmal ſo ein ſanfter Wind durch die Straße,
reißt ſich los und fliegt in den Himmel. Und ſo geht es auch
Naſtja, ſie fliegt und weiß nicht was, wie und wo . . . Sie
macht die Augen wieder auf, ſo richtig gucken kann ſie gar nicht,
und ſie kann gar nicht verſtehen, wo Kolja plötzlich geblieben iſt
und wieſo die Alexeewna vor Naſtja ſteht. Ah, Naſtjenka,
guten Cag, guten Cag, Liebe, du küßt dich ja bereits mit Kava=
lieren
auf der Straße, ſo, ſo und dabei kommt ſie immer
näher, und man kann ſchon die Warzenhärchen auf ihrem Kinn
ſehen, und die Warzen zittern vor Freude. So, ſo eine biſt du,
ſo eine Unverſchämte, na warte mal, morgen muß ich ſowieſo zu
deiner Mutter, dann werde ich ihr dieſe freudige Mitteilung ja
machen können. Was ſoll man dazu ſagen, Alexeewna iſt
doch ſo eine alte Jungfer, die kann man doch überhaupt mit nichts
weich ſtimmen. In der Schule vergißt man für Augenblicke alles
verſinkt alles in fröhlichen Frühlingslärm. Draußen iſt doch
ſolch ein Sonnenſchein und plötzlich verdunkelt ſich alles, ver=
blaßt
Naſtja läßt den Kopf ſinken. Ueber, mein, über mein
Eigenſtes wird laut geſprochen werden, oh . Es
klingelt Schluß, aber nach Hauſe kann man nicht, es regnet.
Die Mädchen verſammeln ſich in der Garderobe und öffnen das
Fenſter in den Garten. Dort iſt alles Grün erſchrocken und ver=
ſtummt
es kann doch ſein, daß der ganze fröhliche Mai und
die Sonne plötzlich ein Ende haben? Aber Naſtja denkt
nur: Wie iſt das alles ſo einfach und ſchnell gekommen wahr=
ſcheinlich
iſt überhaupt alles ſo ſchrecklich einfach. Und dann
fallen luſtige, glitzernde Cropfen, das reinſte Vergnügen. Fal=
len
auf all das Grüne, lärmen, als hätte man eine Schar aus=
gelaſſener
Kinder ins Freie gelaſſen. Und dann leuchtet die
Sonne wieder, noch ſtrahlender Frühlingstränen trocknen
ſchnell. Zu Hauſe, im Vorzimmer, ſtehen Alexeewnas widerliche
Ueberſchuhe und ihr ſchäbiger Mantel baumelt da alſo
die Mutter kommt der Cochter mit einer Verbeugung entgegen:
Bitte, meine Liebe, bitte und dann fängt es an, alles, bis
zum Letzten und ob ſie ſich denn gar nicht ſchämt? . . . Die
Alexeewna erzählt und kichert dazu. Naſtja hat ſich an die

Die glücklichen Inſeln.
Von James B. Wilkinſon.

Auf den Inſeln der Kleinen Antillen iſt es unſagbar füß zu
leben. Der immer wehende Wind eines himmlichen Klimas trägt
uns den Duft der Blumen zu und die balſamiſchen Gerüche des
Meeres. Auf dieſen paradieſiſchen Inſeln ſind die Menſchen ein=
fach
geblieben, willfährig und glücklich. Eine junge, verſchwen=
deriſche
Natur ſorgt für alle ihre Bedürfniſſe.
Die Cropen . . . Ich hatte erwartet, hier die harten Far=
ben
, das blendende Licht, die große Hitze Afrikas anztreffen...
Wie angenehm war ich von der Wirklichkeit überraſcht! Der
erſte Anblick iſt der Ozean. Mächtige Wellen ſtürzen ſich auf die
ſteilen Küſten und brechen ſich in ungeheuren, weißen Garben auf
den ſchwarzen Felſen. Ein opalfarbiger, bewölkter Himmel er=
innert
mit ſeinem gedämpften Licht an feuchte, nordiſche Som-
mer
. Aber welch ein Pflanzenwuchs überall! Welcher Nauſch
von Grün! Bald friſch und klar, bald tief und reich, bald warm.

m Goldfönen, bald blau mit metalliſchem Farbenſpiel, bald dumpf
und ſamtartig, aber imer ſonor. Es iſt eine Symphonie in Grün,
eine Halluzination, eine Ekſtaſe. Und dieſe Blumen! Durchſichtig
und zart wie koſtbare Seide, üppig und blutend wie friſches
Fleiſch, düſter und häßlich wie die ſchuppige Haut von Neptilien
oder auch behaart wie Cierleiber, aber ſtets m dieſes unerbitt=
liche
Grün gefaßt, das ihnen den ſchimmernden Glanz des Emails
verleiht.
Auf dem Bergpfad kommt uns eine Gruppe Frauen ent=
gegen
. Sie gehen hoch aufgerichtet und halten mit den erhobenen
Armen ein Brett mit Fruchten, das ſie auf dem Kopfe tragen.
Sie ſingen im Chor oder plaudern miteinander. Wenn ſie allein
wären, würden ſie ſich mit den Blumen unterhalten oder Gott an=
rufen
, dem die Neger verabſcheuen die Stille, und die großen,
ſchlanken Frauen mit der ſchönen Schulterlinie und den geſchmei=
digen
Hüften ſind Schwarze. Ihre Sprache iſt ſehr ſanft. Die
harten Kehllaute ſind ihrer ſingenden Kreolenausſprache, die das
zr unterdrückt, ubekannt. Dieſe Trägermnen, deren Füße
nackt ſind, ſchreiten raſch und ſicher. Früher wurde alles auf dem
Kopfe getragen. Frauen liefen für ihre Dienſtherren zwiſchen
Sonnenauf= und untergang über die Inſeln, 50 bis 60 Kilo=
meter
weit, mit Laſten bis 40 Kilogramm. Wenn ſie einmal nicht
zur Seit eintrafen, dann konnte man ſicher ſein, daß ihnen ein
Unglück zugeſtoßen war. Heute noch werden die Kohlen von
Frauen in die Schiffe geladen. Man ſieht ſie, wie ſie ſich, ge=

Wand geſtellt, und die Hände hat ſie auf den Rücken gelegt.
Lieber Gott, hilf mir, lieber, lieber Gott ader Kolja hat ge=
ſagt
, daß er nicht mehr glaubt und daß es Seit ſei, die Kinder=
ſchuhe
abzulegen nein lieber Gott, lieber, hilf mir doch!"
Die Mutter zündet ſich eine neue Sigarette an. Nun, ſagt
Alexeewna die Wahrheit, wie?
Ja, die Wahrheit. Naſtja wird feuerrot, aber läßt die
Augen nicht ſinken. So, die Wahrheit alſo, und du gibſt es
zu und reißt die Augen noch auf dabei was wird aus dir noch
werden wofür hat Gott mich ſo geſtraft? Alexeewna nicht
mit dem Kopf und ſtreichelt ihr Samttäſchchen oh, ohl
Deinem Helden werde ich es ſchon heraustreiben, hinter den
Mädchen herzulaufen heraustreiben! Die Mutier
klopft mit der Hand auf den Ciſch: Heute abend noch fahre 10
zu ſeinem Schuldirektor und erzähle ihm alles herausfliegen
wird er ." Wie fürchterlich, fürchterlichl, und ſehr leie
ſagt Naſtja: Gut, wenn du wirklich zum Direktor gehſt, dann
weiß ich, was ich tue. Man braucht ſich ja mr ganz weit aus
dem Fenſter zu lehnen, und alles iſt vorüber dann wird die
Mutter natürlich Cränen vergießen aber . . ."
Sie hat noch die Dreiſtigkeit, zu drohen! eGehe ſofort auf
mein Zimmer, und nicht einen Schritt willſt wohl davon=
laufen
? Willſt du ſchon gehen, Alexeewna? Vergiß nicht,
Sonntag zum Eſſen zu kommen. Damit das dumme Mädel nicht
davonlaufen kann, nimmt die Mutter Naſtja Schuhe und
Strümpfe fort und verſchließt ſie in der Kommode. Naſtſa bleibt
allein im Simmer, ſetzt ſich auf das Bett, kauert ſich zuſammen
und läßt die Cränen in das Kiſſen fließen. Wie ſchrecklich iſt doch
alles, wie ſie ſich ſchämt!. Wenn ſie wirklich zum Direktor geht,
dann wird man ihn doch aber ſo einſperren wie ſie wird man
ihn Gott ſei Dank nicht, ſo barfuß alſo ſtimmt es doch, was
er immer von den nicht gleichen Nechten von Mädchen und Män=
nern
geſprochen hat, da ſitzt man nun ohne Strümpfe und Schuhe
und ſchämt ſich. Warum es ſo iſt aber das Bitterſte für
Naſtia iſt jetzt, ohne Schuhe und Strümpfe barfuß dazu=
ſitzen
. Sie verſteckt die Füße unters Kleid, Kummer, Kummer,
der überhaupt kein Ende mehr nehmen kam. Neugierig blickt
die Sonne durch die weißen Fenſtervorhänge und färbt Naſtjas
roſa Ohr ganz golden, die Cränen fallen auf das Kiſſen, neben ihr
goldnes Haar, alle Cränen ſaugt das Kihen auf.

[ ][  ][ ]

beugt unter der Laſt der ſchweren Körde, in geſchloſſenen Nechen
über die Schiffsſtege drängen.
Schickt man ein kleines Mädchen mit einem Brief, ſo wird es
ihm nicht einfallen, dieſen m der Hand zu tragen. Es wird ihn
auf den Kopf, dann einen Stein darauf legen und mit wiegendem
Gang davoneilen. Noch begreift hier der Schwarze nicht, daß ein
Weißer irgend etwas tragen könne. Groß war daher das Er=
ſtaunen
, als ſie mich mit meiner Leinwand, meinen Gemälden und
meiner Staffelei beladen ſahen.
Die Städte ſind im allgemeinen nichtsſagend, die Viertel in
der Nähe des Meeres, die man zuerſt ſieht, ſchmutzig und nicht
intereſſant. Nur wenn man ins Innere vordringt, wird man die
Schönheit der Landſchaft entdecken, die alten Gebräuche, die köſt=

lichen patriarchaliſchen Sitten, die bunten Koſtüme. Nur wenn
man verweilt, kann man die alten Geſchichten erfahren, die alten
Lieder hören, die Seele des Kreolen verſtehen. Es iſt indeſſen
keine leichte Sache, zu verweilen; auch nicht einfach, von einer zur
anderen Inſel zu gelangen, wenn dieſe verſchiedener Nationalität
ſind. Die engliſchen Dampfer legen nicht an den franzöſiſchen
Inſeln an, und umgekehrt gilt dasſelbe. Man muß miſerable
Segelſchiffe zu unerhört hohen Preiſen heuern, tagelang unter
unbeſchreiblichen Bedingungen leben, die Unbilden des Wetters
ertragen, und ſich gegen das Ungeziefer verteidigen, das dieſe
Schiffe bevölkert. Das iſt keine Couriſtik mehr, das iſt For=
ſchungsreiſe
, Aufklärungsdienſt! Um von Grenada nach St. Vin=
cent
zu fahren, 80 Meilen nördlich, mußte ich 5 Cage und 5
Nächte auf einem kleinen Segler verbringen. Man kann im
Dog hutsch (Hundehütte) ſchlafen, einer Art Sarg, der auf
das Deck gekettet iſt. In den. Anblick des ſüdlichen Kreuzes ver=
ſunkten
, verbrachte ich wundervolle Nächte. Meerleuchten oder
Siſche, die feurige, phosphoreszierende Furchen durchs Waſſer
zogen, erhellten ſie märchenhaft. Cagsüber ſchlief ich unter einem
Segel. Manchmal gingen wir im Archipel der Grenadilles an
Land, um Waſſer zu faſſen oder Früchte zu holen. Die Winde
blieſen immer von Südoſten nach Nordweſten. Kamen wir in den
Schatten einer Inſel, dann befanden wir uns in völliger Wind=
ſtille
und konnten nur mit den Nudern vorwärts kommen; Rudern
kieben die Schwarzen aber nicht. Wir blieben deshalb lange auf
derſelben Stelle. Es ſchien mir, daß ich Beſchreibungen Steven=
ſons
erlebe, und ich habe von dieſem außerordentlichen Abenteuer,
das mich im Augenblick des Erlebens faſt außer Faſſung brachte
unvergängliche Eindrücke bewahrt.
Würde man mich befragen, dann würde ich von den Antillen
die franzöſiſchen Inſeln ſowie Crinidad als die intereſſanteſten
empfehlen. In den erſteren findet man die alten Ueberlieferungen
und die kreoliſche Seele wie im 18. Jahrhundert. Die andere, mit
ihrer Bevölkerung von Hindus, verſetzt uns nach Indien. Nach
Aufhebung der Sklaverei war Crinidad ohne Arbeitskräfte und
man führte kontraktlich verpflichtete Hindu=Familien ein, um die
fehlenden Hände zu erſetzen. Nach Ablauf des Kontraktes zogen
es aber viele vor, zu bleiben, anſtatt nach Indien zurückzukehren.
Heute beſteht die große Geſamtbevölkerung der bedeutenden Inſel
faſt ausſchließlich aus Hindus. Man hat mir ſogar verſichert,

daß Gandhi auf Crmidad ſeinen Kreuzzug begonnen habe, und
daß ſeine Ideen dort zuerſt angenommen worden ſeien.
Vor dem Golf von Paria liegt Port of Spam, die ſchöne
Hauptſtadt der Inſel. Während des kolonialen Niederganges
Spaniens wurde dieſe ungeheure Bucht die Suflucht von Kor=
ſaren
und Seeräubern. Spanien beſaß nicht mehr die Macht, dieſe
zu verjagen, und England, durch den Kapitän Vaugan vertreten,
verfolgte die rebelliſchen Fregatten (1796). Daraus entſpann ſich
ein Krieg, durch den Spanien Crinidad an England verlor.
Drei Meilen von der Stadt gehen wir vor Anker. Mit Aus=
nahme
von Sainte=Lucie und Martinique, und viel weiter nörd=
lich
auf der Inſel Saint Chomas gibt es keine Häfen. Das Waſ=
ſer
iſt zu tief oder nicht tief genug, um Kais zu bauen. Die
Küſtenſchiffer nützen die Gelegenheit aus, um ſich auf Koſten der
Reiſenden zu bereichern.
Port of Spain ſteigt ſanft auf grünen Hügeln empor. Es iſt
eie große und ſehr ſchöne Stadt mit prächtigen Parks, Paläſten
und herrlichen Wohnhäuſern. Hier iſt fieberhafte Cätigkeit,
Lärm und lebhafter Handel. Eine buntgewürfelte Menſchen=
menge
aller Naſſen flutet durch die Straßen und die Bogengänge
des Squares. Indier in ſtolzer Haltung, mit ſcharf ziſelierten
Profilen und großen, tiefen Augen! Schöne indiſche Frauen, die
einen zartfarbigen, ſeidenen Schleier über den Kopf geworfen
haben, tragen koſtbare Juwelen im linken Naſenflügel, ſilberne
Armbänder an den ſchlanken, braunen Armen und ſchwere
esclavages (ſilberner Beinſchmuck) um die zierlichen Feſſeln.
Sie ſchreiten in ſeidenen Babuſchen wie Märchenfürſtinnen. Kind=
lich
-lebhafte, weißgekleidete Neger! Koloniſten im ſchweren
Cropenhelm und in tadelloſer, weißer Kleidung! Franzöſiſche
Mulattinnen mit halbſeidenen, buntſchillernden Kopftüchern, in

langen Kleidern, deren Schleppen ſie in den Gürtel gerafft haben,
den ſie hoch tragen, wie in der Seit des Empirel Olivenfarbige,
hagere Venezuelaner mit Sieberaugen! Negerpoliziſten brüſten
ſich in Uniformen, die ſo weiß ſind, daß man glauben möchte, ſie
ſeien aus Papier. Bettler aller Naſſen in Lumpen! Kranke und
blinde Obſtverkäufer! Im Schatten alter Bäume kontemplative
Hindus! Welche Bilder für den Ethnographen!
Aber erſt nachdem wir die Stadt verlaſſen haben, ſehen wir
das Wunderbare der Cropen. Die Straße führt durch eine Kathe=
drale
rieſiger Kokospalmen, deren Wedel in allen nur denkbaren
Farbtönen prangen, von Gold über das zarteſte Grün bis zum
tiefſten Violett und allen nur vorſtellbaren Schattierungen von
Gelb, Orange und Noſtbraun abgeſtuft. Hier und dort ſind kleine
Häuschen, deren Dächer mit den getrockneten Blättern der
Samtpalme gedeckt ſind. Hahlreiche Samilien ſuchen hier nachts
Unterkunft. Die Luft zirkuliert ausgezeichnet durch das Weiden=
geflecht
der Wände und die breiten Oeffnungen ohne Fenſter.
Die Hütte ſteht auf Pfählen zum Schutz gegen in der Nacht krie=
chende
Schlangen. Cagsüber wohnt man im Freien. Das Eſſen
wird auf einem Feuer zwiſchen zwei Steinen gekocht, die Wäſche
im Fluß gewaſchen. Die Kinder ſpielen am Wegrand. Gärten
gibt es nicht, aber man braucht nur die Hand auszuſtrecken, um

Bananen oder Früchte des Brotfruchtbaumes oder Sternäpfel zu
pflücken, man braucht ſich nur zu bücken, um eine Ananas abzu=
ſchneiden
oder eine Aams= oder Cannias=Wurzel auszureißen,
die mit der Frucht des Brotfruchtbaumes hier die Kartoffel er=
ſetzen
und bei keiner Mahlzeit fehlen dürfen.
Hier iſt das Paradies auf Erden, aus dem der nichts ahnende
Menſch noch nicht vertrieben worden iſt!
Höckerbüffel, deren Fell wie altes Elfenbein ſchimmert, liegen
wiederkäuend unter mächtigen Mangobäumen, aus denen von
Seit zu Seit eine reife Frucht, die ſüß wie Honig iſt, mit dumpfem
Aufſchlag zu Boden fällt. Ferner leuchtet unter hohen Palmen
ein weißer Hindutempel. Hinter weißer Einfriedigung Prieſter
in wallenden Gewändern aus gelber Seidel Sie haben weiß=
gemalte
Stirnen. Crompetenſchall! Ein nackter, ſkelettdürrer
Fakir ſitzt mit fernabweſendem Blick unter einem rieſigen Bom=
baxbaum
, im verſchlungenen Gewirr der monſtröſen Wurzeln.
Unter dem zitternden Grün von Bambusdickichten fließt ein
unſichtbarer Fluß. Eine ſeltſame Stille herrſcht, oder iſt es das
große Weben der Natur? Inſekten ſchwirren, eine Katze miaut,
es knirſcht im Gebüſch, trockene Blätter raſcheln . . . dort
ſchwimmt etwas . . . ein Kaiman! Ein Kolibri ſteht über einer
Blüte in unbeweglichem Schwebeflug. Eine rote Krabbe huſcht
einen Palmenſchaft hinauf und verſteckt ſich. Eine große erdfar=
bene
Schlange mit ſilbrigen Neflexen entrollt ſich geräuſchlos am
Uferrand. Nieſenfröſche platſchern ins Waſſer . . . Wir ſind im
Dſchungel, und dieſes plötzliche Bewußtſein hat etwas beklem=
mend
Unheimliches.
Auf einer 60 Kilometer langen, ſchönen, breiten und glatten
Straße erreichen wir den Ozean. Eine wilde, ungeſtüme See bricht
ſich in der hohen Giſcht der Brandung an ungeheuerlichen
Wellenbrechern. An dieſem flachen, unendlich langen Ufer kann
man kein Boot ins Meer ſetzen. Es wird deshalb von der großen
Schiffahrt gemieden. Der Kokospalmenwald erſtreckt ſich faſt bis
in den Schaum der Wellen. Hier ſtrandete einſt eine mit Kokos=
nüſſen
beladene Barke, und die hier ans Land geſpülten Nüſſe
waren der Urſprung des großen Palmenhaines von Manzanilla
Bay.
Aber Crinidad verdankt ſeinen großen Wohlſtand vor allem
ſeinen unermeßlichen unterirdiſchen Bodenſchätzen. Sein Aſphalt=
ſee
(Pitch=Lake), den man ſeit den Entdeckungsfahrten des eng-
liſchen
Seefahrers Drake ausbeutet, ſcheint unerſchöpflich zu ſein.

Eine Nacht genügt, um die Aushöhlungen wieder zu füllen, welche
die Cagesarbeit der modernen Maſchinen gegraben haben.
Ueberall wird Petroleum gebohrt. Neuzeitliche, fieberhafte
Arbeitsſtädte verdrängen nur allzu raſch die Siedlungen, den
läſſigen Neiz der alten kolonialen Hütten, wo im Schatten der
Veranden eine wahrſcheinlich glücklichere Menſchheit ihre ſorg=
loſen
Cage verlebte.
(Genehmigte Ueberſetzung von Adolf Siegler.)

Naſtjenkal Naſtſenka! das iſt die alte Kinderfrau.
Liebe, Sie haben mich gerettet!
Du biſt ja eingeſchlafen, Naſtjenka, haſt dich müde geweint.
Ich habe gar nicht geſchlafen, laßt mich in Nuhe.
Die Alte ſtellt Celler auf das kleine Ciſchchen, es iſt nun mal
Jo, Beſtrafte bekommen ein kalt gewordenes Mittageſſen.
ſagt die Mutter und mach keine FSaxen.
Umſonſt die Aufregung eſſen werde ich nicht. Katerina,
Tragen Sie alles wieder fort. Die Alte ſchüttelt betrübt den
Ropf und trägt die Celler wieder hinaus. Eigentlich hat Naſtja
einen fürchterlichen Hunger wenn man doch wenigſtens eine
Brotrinde hätte! Naſtja ruft der Alten nach: Warte, warte
mal! ſchluckt den Speichel herunter, es iſt ſchwer, ſich zu be=
zwingen
, aber ſie bezwingt ſich. Nein, ich will nichts bring
rir nur meine Bücher, ſie liegen im Vorzimmer. Das iſt auch
roch ſo eine Sache, morgen kommt Naſtja in der Geſchichtsſtunde
Oran, und man hat ihr ſchon geſagt, ſie müſſe ſich beſſern, wie
aber ſoll man lernen, wenn man den Kopf voll hat? Die
Illama wird zum Direktor fahren und wird ihm alles ſagen und
Sann . . . Naſtja blättert die Seiten um, ja was hatte ſie nur
auf, ſie erinnert ſich nur, daß auf der Seite links in der Ecke ein
Dreieck gemalt war und in dieſem Dreieck Augen und ein Mund,
und an den Mund war ein erſtaunlicher Schnurrbart gezeichnet.
Die Mutter ſitzt mit geſchloſſenen Augen im Seſſel, jetzt zieht ſie
Sas Niechfläſchchen heraus und hält es an die Naſe. Migräne,
ahal geſchieht ihr recht, hat ſie verdient, das iſt weil .. . Und
plötzlich läßt Naſtja das Buch fallen, unten ruft eine helle
Stimme: Naſtja, ſind Sie da? Kommen Sie, wir wollen Krocket
pielen!. Naſtjas Herz ſchlägt wie eine Crommel, aber ſie rührt
uch nicht. Kommen Sie doch, verſtellen Sie ſich doch nicht, ich
DAbe Sie am Fenſter geſehen. Der Wind bläht die Gardine.
ein, nein, micht dorthin blicken. Naſtja klammert ſich ans Buch,
an das ſchrecklich fremde Wort Vercingetorix, Vercingetorix
Ehn-, zwanzigmal und unten . Sie wollen alſo nicht
einmal was ſagen? Ich rufe zum letzten Mal. Kolja, ich
Di doch, Kolja, ich will, ſchreit Naſtja unhörbar. Und wieder
Zereingetorix . . . Noch eine Minute, noch eine Minute blickt
kolja zum Fenſter hinauf, aha, ſie ſchweigt, alſo war das von
Beute früh auch nur eine Fiktion na ſchön Kolja lacht extra
r und geht m Warſuſchka, ſie iſt ſo rund, ein kleiner Kegel,

wirklich, aber ſoll er nur. Wollen wir zuſammen ſpielen,
Warja?. Immer kann man doch nicht böſe ſein, und von Feind=
ſchaft
iſt es nur ein Schritt bis zur Die runde Warja kichert
und Kolja lacht, ſie ſpielen, alles kann man hören. Ihr iſt alles
egal er iſt luſtig . . . Vereingetorix . . . alles, alles iſt leer,
Ende alles. Die Sonne iſt untergegangen, der Himmel leer,
und dunkler Abendwind weht. Vor dem Fortgehen zündet die
Mutter die Lampe an, aber Naſtja freut ſich nicht, daß die Mut=
ter
geht, denn zu Ende iſt der Frühlingstag, der helle Cag zu
Endel . . . Und das Schrecklichſte iſt, gleich wird ſie zum Direk=
tor
fahren, was ſoll man nur tun. Kolja! Kolja! Niemand
iſt auf dem Hof. Ein ſchwarzer, nackter Sweig hebt ſich vom
Himmel ab, und ſolch eine Craurigkeit kommt von dieſem Sweig,
daß Waſtia am liebſten aber da rechts um die Ecke kommt ein
luſtiges Kreiſchen, das iſt ſie, die Nunde, und hinter ihr her läuft
Kolfa ach, warum tut er das . . . er holt ſie ein, und beide
laufen unter das Dach des Schuppens, dort iſt es dunkel ..
Naſtja denkt: Nur noch ein bißchen feſter die Sähne aufeinan=
derbeißen
, und man hat lauter kleine, weiße Knochenſtückchen im
Mund. Jetzt muß man ſchon jetzt iſt ſchon alles egal. Naſtja
blickt in die Ciefe, das Pflaſter ſcheint ſo nah ſchrecklich, und
Naſtja tut alles ſo leid, ſie ſich ſelbſt und der helle Frühling!
Alles egal es muß ſein, man muß nur warten, bis es dunkel
geworden iſt nur noch ihn warnen, daß die Mutter ... Er
kommt ganz, ganz langſam an das Fenſter. Sie?, ach Sie,
Naſtja, ich habe Sie aufgehalten, wir haben geſpielt . . ." Naſtja
hält ſich am Fenſterbrett feſt: Es iſt nichts, Kolja ich wollte
nur die Mutter wird gleich fahren, ſie wollte zu Ihrem Direk=
tor
, alles erzählen . . ." Und Naſtfa denkt: Gleich wird ihm
alles wieder einfallen, was heute früh war und alles, alles wird
wieder Heute morgen? ſo ein Unſinn! Kolja lacht.
Die Mutter iſt ja ſchon fortgefahren, ich habe ſie geſehen, ſie
hat den Mops mit, alſo fährt ſie nur ſpäzieren, denn mit einem
Mops zum Direktor, ha, ha.
Naſtfa zieht den Vorhang zu. Schande, Schandel und das
Schlimmſte iſt, daß die Mutter mit dem Mops." aber man
muß ſtill werden, alles verzeihen, wie vor dem Abendmahl. auch
ihm, und dann warten, bis es ganz dunkel wird. Und hinter
dem Vorhang flüſtert Naſtia: Lieber Kolja, ich verzeihe dir,

lieber Gott, hilf, daß ich ihm alles verzeihen kann.

Eine koſtbare, durchſichtige Nacht ſenkt ſich nieder, ohne
Schatten, ohne Blätterrauſchen. Das zarte Gras wird dunkel,
bekommt einen violetten Schimmer, die Bäume fürchten ſich, ſich
zu regen, um den durchſichtigen Himmel nicht mit einem Aſt zu
beſchädigen. Auf der Straße bleiben zwei, die Arm in Arm
gehen, ſtehen. Niemand kennt ſie, in Frühlingsnächten irren ſo
viel Verzauberte umher. Die Unbekannten bleiben ſtehen, es iſt
ihnen ſo ums Herz, daß ſie nicht weiter gehen können, ſie blicken
in die Ferne, auf die im letzten Abendrot leuchtenden Häuſer mit
den geöffneten Fenſtern. Am liebſten möchten ſie ſich auf die
Erde ſetzen, mit den Händen über das taufeuchte Gras ſtreichen
und dann die kühlen Hände an die glühenden Wangen legen.
Undeutlich und zärtlich lockt den Knaben die Nacht, er geht auf
die Straße, Lichter werden ſchon angezündet. Er atmet das Gift
des Frühlingstaues ein, ſteht ein Weilchen ganz ſtill, reibt ſeine
von einem ſeltſamen Nebel beſchatteten Augen und läuft zu Naſt=
jas
Fenſter, ſtolpert, reckt die Arme hoch und ruft, und ihm iſt,
als könnte nur er ſein Rufen hören: Naſtja, Naſtja! Naſtia
zuckt zuſammen, erhebt ſich von den Kiſſen. Naſtja, ich werde vor
dir knien, willſt du? Sieh, ich habe es ſchon getan, nur ſchweige,
ſchweige nicht länger ich Iiebe dich doch und das,
was ich vorhin getan habe Das Leben iſt wieder da. Naſtja
ſtürzt zum Fenſter, eine warme Cränenflut überſchwemmt ſie.
Die Mutter hat mich und dann auch du noch. Swiſchen
die Finger hindurch rollen ſo koſtbare Cränenperlen und fallen
nach unten. Naſtia, liebe, ich weiß doch alles, alles, wenn ich
jetzt bei dir wäre, würdeſt du mir doch alles verzeihen, ich würde
dich ich weiß nicht, was ich tun würde . Irgendwo wird
ein Fenſter geöffnet, man guckt und lacht: Sollen ſie ſchon, jetzt
ſchämt man ſich nicht mehr, iſt ja alles für Kolja, alles andere iſt
ja nur eine Siktion! Und er wird ſich nicht von den Steinflieſen
erheben. Unter Cränen wehrt Naſtja dem Lachen, legt ſich weit
aus dem Fenſter und breitet au=h die Arme aus. O du, mein
Lieber! Ich reiche nicht bis zu dir ſchweigt einen Augenblick
und erblickt über ſich unklare Frühlingsſterne, freut ſich. Kolja,
weißt du, deinetwegen wollte ich mich doch ſchon aus dem Fenſter
ſtürzen, nach unten ſieh mal die Sierne! Aus dem gegen=
überliegenden
Fenſter lacht man die beiden aus. Ach, ſollen ſie
nur lachen, ſie verſtehen doch nichts, die Erwachſenen, können
nichts verſtehen, die Armen.

[ ][  ][ ]

Sünf kleine Amſelkinder.
Von Wilhelm Michel.
Manchmal werden Burgruinen wieder ausgebaut und von
wohlhabenden Romantiktern als Wohnſtätten bezogen.
Auch unſere Amſel verfuhr auf dieſe romantiſche Weiſe: ſie
ſchlug ihren Wohnſitz in der Nuine eines vor drei Jahren ver=
ſtorbenen
Efeuſtockes auf, der ſich an der Waſchküche im Hof
nicht entern, und gegen den Negen iſt ſie durch ein Gewirre von
entlangzieht. Da hängt die Amſelwohnung mitten im toten Ge=
ſtrüpp
, und ihre Innenausſtattung iſt nicht reicher, aber bei Gott
auch nicht viel ärmer als die der aller=allermodernſten Menſchen=
wohmngen
. Die Lage iſt vortrefflich. Die Katzen können ſie
Efeuranken und welken Blättern geſchützt. Sum Ueberfluß iſt
noch eine feine Markiſe aus Spinnweb darübergeſpannt.

Seit Wochen lagen da fünf blaue Eierchen im Neſt, braun=
geſprenkelt
, wie es ſich gehört, und die Mutter laß darauf und
brütete.
Ich machte mich oft ans Neſt heran. Die Amſel ſah mich
immer lehr ſcharf an, die ſpitze Naſe nach vorn, ein niedriges
Köpfchen darüber, die gelbrandigen Augenkenöpfe ſtreng wie bei
einer alten Engländerin. Man ſah eigentlich an dem ganzen Kopf
nur eine rieſige, quere Schnabelſralte und darüber dieſe wachen,
genauen Augen als wäre ich ein alter Aegypter und ſie ein
winziger Sperborgott, der mir etwas zu ſagen hätte.
(Bögel ſehen immer etwas ſtreng und nervös aus; ſo hübſch
ſie ſingen, ihre Augen ſagen immer: die Welt iſt eine verdächtige
Angelegenheit, man muß lich in acht nehmen.)
Seit geſtern haben wir nun fünf kleine Amſelkinder. Cöch=
terchen
kam eilfertig die Creppe herauf, ganz rot vor Freude:
Eben iſt eins ausgekrochen!. Ich begab mich zum Neſt und ſah
hinein, wie ein Standesbeamter. Da hockte das winzige flei=
ſcherne
Etwas, kaum ein paar Härchen auf dem Nücken, und
zuckte janft. Knöchelchen mit ein bißchen warmer Hant drum
herum. Wenn ich mit den Fingern hineinfühle, merke ich über=
haupt
nicht, daß ich etwas anrühre, ſo zart iſt es.
Aber es zeigt mir gleich, daß es etwas in ſich hat. Es hebt
das nackte Köpfchen ſenkrecht in die Höhe und ſperrt den Schna=
bel
auf. Da iſt das ganze Cierchen nur noch Schlund. Augen hat
es noch keme; die ſind vorerſt nur zwei große blaue Beulen rechts
und links. So ſtarrt es blind in die Höhe und reißt den Schnabel
zu einem ſchwarzen, lautloſen Klaffen auf. Nur Durſt. Nur
Hunger. Es ſieht faſt wie grenzenlole Verzweifung aus. Bei=
nahe
kippt das Köpfchen hintüber.
Wenn man dieſe Gebärde vergrößerte und ſetzte das Cierchen
tauſendmal ſo groß in Stein auf eine Bergſpitze: es wäre ein
Bild des blinden Urweltdurſtes, ein furchtbarer Schrei des
ewigen Hungers und der Verlaſſenheit aller Kreatur, die nur
leben kann, wem irgend etwas von Draußen ſich ihrer er=
barmt
. Mit Croſt, mit Suſpruch, zu einem Halt.
Glücklicherweiſe handelt es ſich im vorliegenden Falle bloß um
Negenwürmer.
In kurzen Abſtänden kommen dann Brüder und Schweſtern
des Amſelkindes zur Welt. Schließlich ſind die Fünf beiſammen,
Köpfe, Flügel, Güße, Schulterblätter ordnungslos untereinander
gewirrt, immer von zarten Zuckungen bewegt, in denen man faſt
das Cicken der fünf kleinen, ſchnellen Vogelherzen zu ſehen glaubt.
Mit den abgeſetzten Köpfen, den nackten Gliedmaßen ſehen ſie
wie flaumige Miniaturgeiſter aus. Von Seit zu Seit hebt eins
den Kopf und giert blind mit klaffendem Schnabel in die Welt
hinaus. Dann ſchmiegen ſich alle wieder friedlich zuſammen zu
einem lüßen kleinen Kuddelmuddel von Leben. Es ſimd nicht fünf
verſchiedene Weſen, es iſt etwas Ungeſchiedenes und faſt Flüſiges
an Dalein, das in dem Neſt wie in einem Copfe brodelt.
Glück auf, ihr kleinen Amſeln. Jetzt ſeid ihr noch bloße
Schaumflocken von Leben, kleine, warme Nichtſe, beſſere Eidotter
ohne Schale mit einem bißchen Flaum am Rücken. Der Cod oder

der Schlaf der Ungeborenen iſt euch noch näher als das Schwirren
im Blau und Gold dieſer erſten Sommertage. Aber die weichen
Knöchelchen und die gelben Schnäbel werden lich härten, die
großen blauen Augenbeulen werden ſich in wenig Cagen auftun.
Schwarze, ſtarre Federn werden euch wachſen, ihr werdet raſche,
liſtige Nabenvögel werden wie eure Eltern, werdet die Gärten in
ſchnellen Schleifen durchſchneiden und ſachverſtändige Wurmjäger
werden. Ihr werdet geſchäftig wie Briefträger den ganzen Cag
unterwegs ſein, ihr werdet lernen, was eine Amſel wiſſen muß,
z. B. daß friſchgerechte Beete höchſt wahrſcheinlich Samenkörner
enthalten, daß junge Rolenblätter und rote Kirſchen gut ſchmecken
und daß man mit etwas Frechheit weiter kommt als mit Be=
ſcheidenheit
. Ihr werdet in den Pauſen zwiſchen Schlafen und
Eſſen eure quellenden, kurzen Liedverſe ſingen, die in den betau=
ten
Morgengärten wie in Marmortempeln widerhallen und die ſo
prall voll Melodie ſind, daß man die ganze tolle Energie eures
Vogellebens darin ſpürt.
Und ihr werdet eines Cages die Liebe erleben und den Seß=
haftigkeitsdrang
und werdet ſelber ein Neſt bauen. Das Neſt
wird eine vorbildliche Löſung der Probleme des Amſel= Wohn=
baues
ſein: Sicherung gegen Katzen von unten, Sicherung gegen
Negen von oben.
In dem Neſt werdet ihr ſitzen und mit grellen, gelbgeränder=
ten
Augen, ſtreng und zrechtweiſend, den Menſchenkopf anſehen,
der neugierig ans Neſt herankommt.
Dieſer Kopf, werdet ihr euch denken, gehört als oberer Be=
ſtandteil
zu jener ſonderbaren Klalſe von Weſen, denen man das
eine Gute nachſagen kann, daß ſie nicht ſo gefährlich ſind wie die
Katzen, die aber eine unbegreifliche Neigung haben, ſich um Dinge
zu kümmern, die ſie nicht das Geringſte angthen.
Der Mann als Vorbild
ſeiner Seit.

Wie pird das Borbid mſerer Sakauft ausſchens

Vom Herkules der Antike bis zum modernen Sportsmann.
Von P. Holmgren.
Wir leben in einer Seit, der man allgemein die ſteigende
Bedeutung der Frau zuerkennt. Auf geiſtigem, ſozialem, wirt=
ſchaftlichem
Gebiet macht ſich ihr Einfluß geltend eine Ent=
wicklung
, die einen gewiß nur rein äußerlichen Ausdruck findet
in der Mode der Schönheitsköniginnen. Wird eine dieſer
Frauen einmal ſpäterhin als Vorbild ihrer Seit angeſprochen
werden? Wohl kaum.
Der Lauf des Jahrhunderts wird beſtimmt durch eine Hand
voll Menſchen. Ein oder mehrere Männer wurden
zum Ausdruck einer Epoche. Sie vertraten den Cyp Menſch, der
zu ihrer Seit, um es modern auszudrücken, am höchſten im Kurs
ſtand. Sie waren zugleich Ausdruck und Siel ihrer Seit. Aus
vorgeſchichtlichen Epochen überliefert uns die Sage die Odeal=
geſtalten
der Völker. Das Griechenland der Antike verehrte
Herkules und Achill. Sinnbilder von Kraft und Schön=
heit
. Den Aufſtieg zum Geiſtigen verkörperte Oduſſeus, der
geniale Menſch mit dem zerriſſenen Leben, der vielgeprüften
Seele; den Niedergang zur Dekadenz wies der ſchöne, verzärtelte
Knabe Adonis.
Es iſt ein weiter Weg von dem ſieghaft ſtrahlenden Helden
der nordgermaniſchen Mythenwelt, Fritjof, bis zu dem großen
engliſchen Dichter Buron, dem Helden und Vorbild der Vo=
mantik
. Byron iſt der Menſch, der ſein geniales Cemperament
zwiſchen den Extremen des Daſeins und der Empfindungen hin=
und herwirft. Der Mann, der von der höchſten Höhe geſell=
ſchaftlicher
, literariſcher und menſchlicher Erfolge durch die

Wankelmütigkeit der öffentlichen Meinung heruntergeftürzt wlrs.
Dieſes Geſicht iſt mein Schickſal, hatten K. nderte von Frauen
geſagt. Byron, der in der Einſamkeit und i. Elend menſchlicher
Verlaſſenheit zum Dichter des Weltſchmerzes wird.
Ueber ihn hinaus gab es keine Entwicklung mehr. Aus dem
Reichtum der Jahrhundertwende konnte nur noch ein Mann wie
Oscar Wilde richtunggebend für ſeine Seit werden. Ein
Menſch voll hoher Begabung, dem jedoch als tupiſche Oekadenz=
erſcheinung
das Künſtliche wertvoller ſchien als das Natürliche,
deſſen übertriebener Aeſthetizismus und überſteigerte Phantaſie
ihn zum Ende führten. Mit ihm ſeine Seit.
Das Nebenſpiel zum Frity,f iſt in der leutſchen Sage der
Siegfried. Als Goethe ſeinen Werther geſchrieben
hatte, brach eine Selbſtmordepidemie in Deutſchland aus. Wer=
ther
, der romantiſche Held, hatte die Seit und ihre Strömung
charakteriſiert, Werther, der Menſch der Ideale, zerbricht an der
feſter gegründeten Welt.
Mitte und Ende des vergangenen Jahrhunderts brachte
Deutſchland die Geburt der Cechnik, die Entwicklung der In=
duſtrie
, den Beginn der Herrſchaft der Maſchine. Sieger der
Seit wurde, wer die Maſchine meiſtert.
Von der Diktatur der Maſchine befreite der Sport. Ueber
den beengenden Swang der Näder und Hebel triumphierte der
menſchliche Körper. Schönheit und Kraft wurden zum Wahlſpruch
einer Generation. Ehrgeiz türmte Leiſtung über Leiſtung
Neſorde über Rekorde. Der Sportstypiſt der Mann
von heute ein moderner Siegfried.
Wird auf dieſe Seit nach dem Geſetz der Entwicklung eine
Epoche der geiſtigen, künſtleriſchen Erneuerung folgen?

Lord Byron,
der Held der Romantik.

Oskar Wilde,
Dr. Peltzer,
Abgott um die Jahrhundertwende.
der Sportsmann als Vorbild ſeiner Seit

I
Schach

Nummer 418.

Aufgabe 604.

Nils Rutberg in Oernſköldſvik (Schweden).
(Nya Dagligt Allehanda, 1994.)
b 4
h

Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
PBrüfſtellung: Weiß: Eh8 De6 Ta6 a6 (41.
Schwarz: Kh1 Dg2 Bd4 15 h6 (5); 3c.

Partie Nr. 80.
Geſpielt in einem theoretiſchen Korreſpondenzwettkampf.
Engliſche Partie.
Beiß: N. N. Schwarz: 6. Müller
Die ſtärſte Angriffsfortſetzung gegen
1. e34
7H.
den Bauern a4, den Stolz der weißen
2. 8s11
8b8o6

Partieanlage.
5. 551es
Sg8i8
9. Bd1d3
d7d5
4. 0244
a5544
45441
10. b2-b3
5. Srssd4
T18541
11. Dd3xd4
Nicht beſſer iſt
Entwickelung mit gleichzeitiger Feſſe= 11. L.:e6t Kis 12, L:a8 L:ost mit
lung des ſtrategiſch bedeutſamen feindlichen Figurengewinn.
Damenſpringers.
R.
Ta8ds
8. 844x8a6. Für beſſer wird jetzt
12. Lg22B o64 Ke818
Terehlten.
18. L08d5
TaSFLASI
S

b7xe6
Weiß gab auf, da der kocke Turm we=
7 g2g3
Da8e7
gen des auf a2 drohenden Matts nicht zu
Droht Dot mit Bauerngewinn.
nehmen iſt.
8.Lf1g2
Ue8a gi
(Anmerkungen nach Hans Müller in Kagans Neueſten Schachnach=
richten
, 1929.)
Schachliteratur: Wiener Schachzeitung. Organ für das ge=
ſamte
Schachleben. Gegründet 1898. Jährlich 24 Kummern. Redaktion:
Wien II. Wiedner Hauptſtraße 11. Bezugsgebühr 10 Mk. Die von
Prof. Becker hervorragend geleitete Zeitſchrift zählt namhafte Meiſter
zu ihren Mitarbeitern. Die beliebte Schachzeitung hat nunmehr auch
eine Unterhaltungsbeilage.

Streichholz=Rätſel.
Wie heißt die

Dies erfährt man durch Umlegung von 7 Hölzchen und Verſchiebung
s e an vierte Stelle.
Carl Deubel.

In der Schule.
Lehrer: Müller, nenne mir eine Stadt in Deutſchland!
Müller: 4897912 11132311451196 391010 u
93 10910
Schlüſſelwörter: 123456 Vogel, 78910 Zahl, 11 121314
Flüſſigkeit.
Carl Deubel.
Auflöſungen der Rätſel aus Nr. 23.
Zum Entziffern.
Wenn ich gut Waſſer habe, laß ich das Bier ſtehen und trinke
Wein.
1 2 3 4 5 6 7 Schwank, 8 9 10 11 Brut. 12 13 14 15 16 Gilde.
Silbenrätſel.
1 Rhombus, 2 Erika, 3 General 4 Neapel. 5 Eidechſe. 6 Tan=
talus
. 7 Sappho, 8 Auerhahn, 9 Maioran, 10 Olifant. 11 Sofa,
12 Toggenburg, 13 Eingeweide, 14 Redslob, 15 Talmi 16 Ananas,
17 Galopp, 18 Scherif. 19 Oſterei, 20 Robinſon. 21 Eſſig, 22 Genius.
23 Nogat, 24 Elegie, 25 Thorwaldſen.
Die Bauernregel lautet: Regnets am Oſtertag, ſo regnets
alle Sonntage bis Pfingſten.
Pyramidenrätſel.

Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckeret. Rheinſtr. 23. Verantwortl, für die Redaktion: Dr. 5 Nette. Darmſtadt. Fernſpr. 1, 23892392. Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten

[ ][  ][ ]

s is e allbekannte un dadſächliche Dadſache, un wer’s drotzdem
toch net waaß, dem will ich’s hiermit ſage: nemlich es is viel
leichter, in aller Effendlichkeit uff äbbes zu ſchimbfe, als wie,
in Gäjeſatz dezu, äbbes aus vollem Hals zu lowe. Dann wann
mer ſchimbft, do halte am die Leit for ſaumeßich geſcheid
in glaawe aam uff’s Wort. Lobt mer dohärngäje, dann rimbfe
ſ= die Nas un ſage: was waaß dann der! Däßhalb hawwe aach
die Schimbfer heidichendags en viel greeßere Zulaaf un Nooch=
lraf
, als wie die Lower, die wärrn ſozuſage kaum noch was äſti=
miert
. Un was ſo die richdiche Schimbfer ſin, die ſchimbfe däßhalb
uff alles, bloß net uff ſich; was awwer dohärngäje ſo die richdiche
Lower ſin, die lowe vieles, bloß net ſich, indem däß Letztere be=
kanntlich
meiſtens net ganz geruchlos is, wie ſchun des Sprich=
wort
ſeegt. Däßhalb richt awwer de Schimbfer ihr Geſchimpft net
wenicher nooch Eichelob. ..
Annererſeiz ſeegt awwer aach des Sprichwort, daß mer mit
dem Lob ſehr vorſichdich ſei ſoll, dann es haaßt net umſunſt: Mer
ſoll de Wei net vor de Hochzeit lowe, un de Dag net vorm Awend.
Däßhalb bin ich jo aach mit meim Lob im allgemeine ſehr vor=
ſchdich
, un daals net ehnder aus, als abſolud needich.
No, un drotzdem kann mer mol eneifalle.: So hab ich alſo am
vorichemol dem Wonnemonat Mai mei Lob ſpendiert un ſei Sidde=
buch
im Voraus geſchriwwe, weil ich mer geſagt hab, hott ſich der
Lauſert dreißich Dag lang aſtendich uffgefiehrt, ſo wärd er in de
letzte zwelf Stund aach grad kaa Unmenſch ſei.
Un doch war=ers! Er hott’s genau gemacht, wie’s als ſo
haamdickiche Dienſtmädcher mache, dene mer äxdra e gud Zeichnis
gibt, um ſe fortzulowe, un die dann im letzte Momend, korz vor
dem ſe de Dier enaus geh, noch emol äbbes kabuddſchmeiße, ſei’s
e deier Waas, odder aach nor e Portzion Däller.

So hott’s alſo aach dißjohr der vielbeſungene un vielberiehmte
tixnutziche Monat Mai gemacht. Scheiheilich wie er is, hott=er
uns im gude Glaawe geloſſe, er wer dadſächlich der ſogenannte
Wonnemonat. Un korz vordem er ſich uff franzöſiſch embfohle
hott, hott er in unſere liewe ſcheene Bergſtroß noch emol es ganze
Geſchärr zuſammegehaage. Is däß aach e Benemmedidäd?!
To, er mag ſich’s geſagt ſei loſſe, s war es letztemol, daß ich en
gelobt hab; liewer beißt ich mer in Zukunft die Zung ab, als daß
ich dem verwehnte Lauſert noch emol was Gudes noochſage dhu.
Freilich, es kringe’s jo aach minche als kaum imwer’s Härz,
dem odder ſäll iwwerhaubt was Gudes noochzuſage; im Gäje=
daal
, ſie ſage viel liewer was Schlechtes voraus. Däß hott
mer widder mol deidlich an dem wäldbewegende Höhenflug vun
meim Kolleech Piccard geſähe.
Bidde, nor kaan Neid, wann ich ſag; mei Kolleech; dann
erſtensmol brauchts bei mir net viel, dann geh ich hoch, un zwei=
densmol
hab ich ſälbſt ſchun Vorſteeß in die Straddosfähre ge=
nacht
die Pole kenne heit noch vun Glick ſage, daß ich domols
ſet bei=en geland bin..
Alſo, was mei Kolleech is, de Herr Brofäſſer Piccard, mit zwaa
waaſche zeh in de Midd (iwwrichens; unſrer haaßt Pickert, un
der macht nor Vorſteeß in’s hochdeitſche Sprachgebied), alſo wie
dem Brofäſſer Piccard ſei erſter Uffſtiech in die heechere Reſchione
mißglickt is, do hawwe ſich gleich welche gefunne, die wo ihrn
hilliche Witz driwwer gemacht hawwe, un hawwe mit ihre zweifel=
hafte
Weisheit gebrunkt. No un am letztemol, wo der Piccard

wärklich hoch gange is, do konnde ſeim gornet frieh genuch es
Läwe abſage; die gewiſſenloſe Schlagzeileſchinder!
Awwer gottlobundank, der Piccard is aaner vun dene Ge=
lehrte
un Wiſſenſchaftler, die wo wenicher mit=eme Iwwermaß vun
Eichedinkel, ſundern mehr mit=ere gude Doſiß Humor behafft ſin;
er hott alſo bloß emol härzhafft gelacht. Er hott gelacht, wie die
Sach beim erſtemol net richdich funkzioniert hott, un hott gelacht,
wie er dißmol erunner kumme is, un war noch am Läwe, s muß
alſo mitm Lache doch e ganz eiche Bewandnis hawwe; ſchad, daß
es ſo wenich Menſche kenne. ..
Domit is nadierlich net geſagt, daß die Sach do owwe in däre
gottvergäſſene Gäjend edwa zum Lache gewäſe weer. Ganz un
gor net. Un wann ich mich in die verzweifelt Siddewatzion enei
verſetz, wo die zwaa kiehne Forſcher do owwe, ſächzeh Killomeder
hoch alſo beinoh ſo hoch wie vun Hier bis nooch Goddlau
alſo wie die do owwe beinah verſchmacht weern, un hawwe die
Drobbe vun de Wand läcke miſſe, die wo ſich do zum Glick gebild
hawwe, alſo, wann ich dodro denk, do iwwerlaaft mich e Gens=
haut
! Ich, mit meim bildſcheene Dorſcht! . .. s is net auszu=
denke

s gibt nadierlich aach widder welche, die ſage: no, was dhun
die aach do owwe?! Ja, genau ſo hawwe ſe mich domols aach
gefrogt, wie ich ſeinerzeit bei Nacht un Näwel in’s Ungewiſſe
gegondelt bin. Awwer uff ſo e Frog waaß mer kaa Andword,
dann, wie geſagt: Verſteh kann’s der nor, der’s erläbt. . .
Awwer hott’s unſer Herrgott net zuletzt noch gud mit dene
zwaa unerſchrockene Menner gemaant, indem er ſe uff de Alwe hott
lande loſſe? Jawohl, er hott ſich affach geſagt: Auf der
Alb, do gibt’s kaa Sind .. ." un hot ſe, genau wie’s hechſte Eiſe=
bahn
war, ufffen ſauwere Glättſcher geſetzt, odder ſauwer ufffen
Glättſcher geſetzt, was a' un däßſällwe is. Dann mer ſoll ſich
nor emol vorſtelle, er hett ſe edwa in Minche vor’m Hofbraihaus.
odder in Frankfort uffm Römerberg, odder meintwäje bei uns
uffim Exert lande loſſe glaabt dann a verſchnimfdicher Menſch,
daß do die zwaa Forſcher mit heiler Haud devo kumme weern?
Im ganze Läwe net. In Sticker hedde ſe ſe geriſſe. Sälbſt=
redend
for Begeiſterung! Mer kennt die Art vun Begeiſterung
Un ob in dem Fall noch was vun ihre koſtbare Inſtrumende,
ja ſogar vun ihrem Balloh iwwrich gebliwwe weer ich mecht
däß einichermaße bezweifele.
No, die Sach is geglickt, un mir kenne dem kiehne Forſcher un
fimfkebbiche Familljevadder aus ganzem Härze graddeliern.
Iwwrichens, daß der Brofäſſer Piccard, mit zwaa waaſche
zeh in de Midd, bei ſeine Wiſſenſchaft, aach ſeine Familljeflichte
drei un gewiſſenhaft noochkimmt, däß is en beſunners ſcheener
Zug vun=em. Fimf Kinner, däß is for en Brofäſſer doch allerhand!
Noja, wann ſchun aaner in ſo ſchwieriche ſtraddosfähriſche Ver=
hältniſſe
ſein Mann ſtellt, do wärd erin in wenicher ſchwieriche, un
mehr admosfähriche Verhältniſſe aach ſtelle. Mer kann’s
awwer aach verſteh, wann er ſeegt, er hett an dem aane Höhenfluch
genug, un wollt ſich alſo jetzt widder mehr ſeine Famillje widdme.
Noch mehr? No, do weer’s jo net ausgeſchloſſe, daß er aach
in Beziehung uff den Familljezuwax en Höhenreggord uffſtellt!

Mein Säje hott=er, dann ſcheinbar kennt mer in dem ſeine Heimad
in Bezugnahme uff de Klabberſtorch noch kaa Nodverordnung. . . .
Nodverordnung! Alſo, däß is nu allerdings ſo e
kitzelich Sach, un däre kann mer weder was Gudes nooch=, noch

was noch Schlechteres voraus=ſage. Dann ſo e Nodverordnung
hott’s in ſich, un mer waaß nie, was hinne debei eraus kimmt.
Ich endhalt mich däßhalb emol vorerſt jeder Aißerung, ſundern
mach mich uff alles meechliche un unmeechliche gefaßt. . . .
Iwwrichens hott jo unſer allerheechſte Reichsreſchierung mitt=
lererweil
mit däre Nodverordnung en Vorſtoß gemacht, un zwar
net in die ſtrahlungsloſe, ſundern in die zahlungsloſe Straddos=,
fähre. Sie wolle ihre engliſche Kolleeche emol ganz ärnärſchich de
Daume ins Wax dricke. Hoffendlich hawwe die zwaa bollidiſche
Wiegendler Glick mit dem Verſuchsballoh, den wo ſe do ſteije
loſſe, un lande net äwenfalls uff=eme Glättſcher.
Däß weer in dem Fall grad des Gäjedaal vum Piccard ſeim
Duſel.
Alſo: Glick ab!
Bienche Bimmbernell,
Poſtſchkribbdum; Grad wo ich mich in Owichem iwwer
däß zeitgemeße Thema: Lowe odder Schimbfe ausgebabbelt hab,
do weht mir in letzter Minud de Wind e Zeidungsblatt, nemlich
unſer heſſiſch Reſchierungsorgan, uff de Diſch, vun dem allgemein
behaubt wärd, es dhet unner Ausſchluß der Effendlichkeit erſcheine.
Un do ſteht nemlich en Uffſatz drinn, vun aam, der wo uns
dieſer Dag widder mol nei endeckt hott. Neue Stadt ſchreibt
ſich der Addickel vun dem Endecker. Un do wärd unſer Darmſtadt
noch Strich un Faden gelobt, während harngäje mir Darm=
ſtädter
net ſo gud abſchneide, uns wärd’s widdermal geſagt.
Der Verfaſſer betont ausdricklich, daß er ſich vun niemand hett
beeifluſſe loſſe, weder vum Bädeker, noch vun ſunſt ere beruffene
Perſeenlichkeid; er ließ alſo nor ſei Härz ſpräche. Mer kann
demnooch net behaubte, daß ſich’s bei dem Addickel um e beſtellt
Arweid hannelt.
Un drotzdem, ich därf den Addickel läſe vun vorne bis hinne,
un vun hinne bis vorne, ſo will mir’s ſcheine, als hett ich däß,
was do iwwer Darmſtadt un die Darmſtädter geſchriwwe is, in
letzterer Zeit ſchun des öfteren geheert, un zwar äwenfalls aus be=
rufene
Minder. So hott beiſpielsmeßich unſer Herr Owwer=
owwer
in ſeine Edadsredd neilich beinoh dieſälwe Redewendunge
gebraucht, insbeſunnere in Bezugnahm uff ſei Heiner..."
Un äwedäßſälwe wärd in dem Addickel vun uns behaubt. So
haaßt’s vun uns‟ Darmſtädter mir weern gediege, manchmal
aach e bißche ſteif un zurickhaldend. Im nechſte Abſatz
krieje mer dann uff Duwack, dann do haaßt’s gleich druff, mir
Darmſtädter weern edwas vorlaut, mir ließe erſt alles an uns
herakumme, awwer dann dhete mer ſchimbfe un räſſenniern un
ſchreie, wie mer’s ſunſt net leicht widder heern
dhet. Un beſunners kemt uns do unſer braader Dialäckt zugud. . . .
Ich vermud, daß der Verfaſſer noch net aſch weit in Deitſch=
land
erum kumme is. Heilichgewärzzel, der ſoll erſt emol die
Minchner ſchimbfe heern, odder die Studdgadder, die Frankforter,
die Köllner, odder gar die Berliener, ganz abgeſähe vun de ge=
miedliche
Saxe. Alſo, gäje die ſin mir die reinſte Waaſe=
biebcher
.
Gewiß, ich gäbs zu, mir Darmſtädter ſin ſehr kommblizierte‟
Nadurn; mir hawwe halt aach unſer Hemmunge‟! Awwer die
ſin momendan wenicher ſeelicher, ſundern mehr finanziäl=
ler
Nadur. Un die Großmannsſucht, die ſich do un dort uff unſer
Koſte, bei uns gäldend macht, die liggt uns nu emol net. . . .
Im iwwriche awwer maan ich, wen de Zufall emol uff e paar
Dag hierher gefiehrt hott, der ſollt ruhich unſer beriehmte ald=
frenkiſche
Gaſtfreundſchaft in Aſpruch nemme, awwer er ſollt net
gleich aus em Handgelenk eraus e Urdaal iwwer uns abgäwwe,
däß ſchickt ſich net. Wann er uns erſt emol lengere Zeit kennt, dann
wärd er valleicht zu=eme annere Urdaal kumme. Dann mir Darm=
ſtädter
ſin wärklich beſſer, als unſer Ruf, un bei weitem net ſo
dumm, wie die annern ausſähe..
Was der gude Mann iwwer Darmſtadt als Stadt geſagt hott,
mag gälde. Iwwer unſer Zukunft ſoll er ſich awwer emol kag
Kobbweh mache. Mit=eme gude Rat is uns do net gedient, dann
guder Rat is bekanntlich deier.
Jedenfalls: unſer Wärtſchaftsfiehrer ſin aach net vun geſtern,
die wärrn ſchun achtbaſſe, daß mer de A’ſchluß net verſaime.
Un was unſer kulldurälle Endwicklung bedrifft, do wolle mer uns
nooch wie vor uff unſern geſunde Menſcheverſtand verloſſe.. . . ."

Der zeitgemäße Haushalt.

Küchenzettel für die Zeit vom 8. bis 14. Juni 1930.
(Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt, e. V.)
Die Koſten des Speiſezettels ſind für 6 Perſonen berechnet.
Montag, den 8. Juni:
0.30
Kerbelſuppe
1.95
Omelettenk mit Fleiſch (Reſte)
0.40
Grüner Salat
2.,65
Dienstag, den 9. Juni;
1.00
Rohkoſtplatte‟
1.62
Reisauflauf
0.40
mit Fruchttunke
Nf
Mittwoch den 10. Juni=
0.30
Ger. Grießſuppe
2.00
geſpicktes Kalbsherz
0.80
mit Mangold, Kartoffeln

Donnerstag, den 11. Juni
Königinſuppe (Würfel)
Kartoffelpudding
und Spargelgemüſe
Freitag den 12. Juni:
Gemüſeſuppe
geb. Fiſchfilets
mit Salat und Kartoffeln
Sauermilchſpeiſe*
Samstag, den 13. Juni:
Leberſuppe
Arme Ritter
mit Kompott (Vorrat)
Sonntag, den 14. Juni:
Tomatenſuppe (Puré)
Kaſſeler Rippenſpeer
mit Spargel, Kartoffel
Rettich= oder Gurkenſalat
Frucht=Eis

3.10
0.30
1.10
1.20

2.60
0.60
2.00
0.55
0.57

3.72
1.00
1.29

2.29
0.54
3.40
1.35
0.70
1.58

757

Omeletten mit Fleiſch: Gewiegte Zwiebeln und Peterſilie
a Butter gedämpft, gewiegtes Fleiſch, dazu 5 bis 6 Eier mit
Löffel Milch verqirlt, zu dem gedämpften Fleiſch, und die
(aſſe wie ein gewöhrliches Omelette gebacken.
Rohkoſtplatte: Junge, friſche Gemüſe, wie Karotten, Spinat,
Tohlrabi, Gurken, werden gerieben oder fein geſchnitten und mit
Tahm oder Oel und Zitronenſaft vermiſcht und mit gehackten
rautern überſtreut. Auf einer Platte hübſch anrichten,

Sauermilchſpeiſe: ½ Liter dicke, ſaure Milch verrührt man
mit 150 Gramm Zucker, Zitronenſchale (ger.), Saft einer ganzen
Zitrone, 1 Likörglas Rum, 15 Gramm in wenig heißem Waſſer
aufgelöſter, roter Gelatine, füllt alles in eine naßgemachte Form,
hält ſie vor dem Stürzen einen Augenblick in heißes Waſſer.
Vanilletunke dazu.
O, dieſer ſtarke Stromverbrauch! . .. So oder ähnlich ſeufzt
ſo manche Hausfrau, wenn wieder einmal die Rechnung der
ſtädtiſchen Werke vorgelegt wird. Die Folge iſt dann meiſt ſtark
verringerte Inanſpruchnahme aller elektriſchen Geräte und
ſtrengſte Ueberwachung des elektriſchen Lichtes. Damit allein iſt
aber in zahlreichen Fällen der hohe Stromverbrauch nicht erklärt,
ſondern dieſer wird bedingt durch zu lange Gebrauchsdauer der
elektriſchen Birnen, ſowie unzweckmäßigen Gebrauch der elektri=
ſchen
Haushaltshelfer, wie Bügeleiſen, Staubſauger, Heizkiſſen,
Kocher uſw. So kann z. B. das elektriſche Bügeln weſentlich ver=
billigt
werden, wenn von Zeit zu Zeit während der Arbeit der
Stecker von der Leitung entfernt wird, denn das Eiſen hält die
angeſammelte Hitze immer längere Zeit gebrauchsfähig, und es iſt
ſeibſtverſtändlich, daß dadurch reichlich Strom erſpart wird. Die
Birnen aber ſind direkte Räuber an dieſem koſtbaren Leuchtſtoff,
wenn ſie zu lange Dienſt tun. In dieſem Falle ſteigert ſich der
Verbrauch mit zunehmendem Alter ſtändig, und die Hausfrau
ſollte, ſtatt ſich über ihre unverminderte Gebrauchsdauer zu freuen,
ſie ſobald wie möglich ausſchalten, wenn der Stromverbrauch ein
unverhältnismäßig hoher iſt, was ſie bei genauer Beobachtung des
Normalverbrauchs und Vergleich der Rechnungen mit dem Monat
im Vorjahre annähernd feſtſtellen kann. Wichtig iſt, zu dieſem
Zwecke entſprechende Notizen im Haushaltsbuch zu machen, alſo
ſorgſam zu notieren, wann die verſchiedenen Birnen in Gebrauch
E.
genommen wurden.
Waſſerflaſchen mit ſchlechtem Geruch zu reinigen. Haben dieſe
Flaſchen mehrere Tage verkorkt ohne Inhalt im Schlafzimmer ge=
ſtanden
, ſo nehmen ſie einen dumpfen Geruch an. Eine Miſchung
von 1 Löffel kleinwürfliger Kartoffeln mit Schale, ebenſoviel Salz
und Eſſig und damit tüchtig geſchüttelt, beſeitigt nicht nur den
H.
Geruch, ſondern macht das Glas wieder ſpiegelklar.
Können Sie Gemüſe richtig kochen? Welch komiſche Frage‟
werden die meiſten Hausfrauen beim Leſen obiger Ueberſchrift
denken und doch gibt es noch immer wenige unter ihnen, die es ſo
kochen, daß es im Vollbeſitze ſeiner Nährwerte bleibt. Wichtig iſt
vor allem die Waſſermenge. Man nehme nur ſoviel, daß es
nicht einbrennt, und verwende dann beim Auffüllen des Gemüſes,
da in ihm ja alle wertvollen Nährſalze, wie Stärke, Zucker, Eiweiß,
Fett, Nährſalze und Vitamine enthalten ſind. Außerdem füge man
gleich dem Dämpfwaſſer etwas Salz bei; man verhütet auf dieſe
Weiſe, daß die Nährſalze ſich reſtlos dem Kochwaſſer mitteilen
und ſetze das Gemüſe mit heißem Waſſer an, da kaltes es auslaugt.
Blattgemüſe, wie Spinat und Mangold, werden beſonders kräftig
im Geſchmack, wenn man ſie nicht wie üblich zuvor abwellt,
ſondern nach dem Verleſen und Waſchen roh fein wiegt und dann
der Mehlſchwitze beifügt, um ſie damit unter öfterem Rühren
G.
10 bis 15 Minuten dünſten zu laſſen.

Beweiskräftig.
Deine Schuhe ſind wohl noch nicht bezahlt, die knarren
ja mächtig!
Na, entſchuldige mal, das beweiſt doch gar nichts
da müßte ja der Anzug auch knarren!
Beim Arzt. Ich möchte Ihnen zur Kräftigung Ihrer Nerven
empfehlen, ſich jeden Morgen mit eiskaltem Waſſer abzubrauſen!
Jawohl, Herr Doktor, und kann ich das Waſſer immer vorher
(Pages Gaies.)
etwas anwärmen?
Die Liebenden. Sie: Liebſt du mich wirklich, Alfred?
Er: Ueber alle Maßen, mein Kind! Sie: Könnteſt du
für mich ſterben? Er: Nein, meine Teure, meine Liebe iſt
unſterblich!
(Berlingſke Tidende.)
Beim Arzt. Das beſte Mittel gegen Ihre Krankheit
friſche Luft! Was ſind Sie denn von Beruf? Flieger!
(Humoriſt.)
Das Dienſtmädchen. Gnädige Frau, ich kann das große Stück
Kohle nicht klein kriegen! Aber Minna! Bilden Sie ſich mal
ein, es ſei eine Taſſe von dem guten Service dann wird’s
ſchon gehen!
(Herold.)
Nachbarn. Ich hatte geſtern abend einen heftigen Wort=
wechſel
mit meiner Frau. Haben Sie eigentlich etwas gehört
Herr Knulp? Ja, ich verſtand jedes Wort was ſie ſagte.
(Paſſing Show.)
Neulich habe ich ganz zufällig einen Satz gebildet, in dem
und’ fünfmal hintereinander vorkam. Unmöglich! Wet=
ten
wir um eine Mark? Abgemacht! Alſo, ich heiße doch
Schmidt und mein Geſchäftsteilhaber Weber. Da haben wir neu=
lich
beſchloſſen, ein neues Firmenſchild machen zu laſſen. Wir
ließen den Schildermaler kommen, und ich ſagte zu ihm: Malen
Sie uns ein Schild Schmidt und Weber' und ſorgen Sie dafür.
daß zwiſchen Schmidt und und und und und Weber immer fünf
(Nebelſpalter.)
Zentimeter Zwiſchenraum bleiben.

[ ][  ][ ]

Neue Crikot=Anzüge für den Strand.
Man iſt längſt davon überzeugt, daß am Waſſer nur ori=
ginelle
und farbenfreudige Sachen gefallen können, ſo daß hier
Buntheit immer am Platze iſt. Darum wird es auch niemand
wundernehmen, zu hören, daß die Badeanzüge der Saiſon von

den primitiven Formen abgehen und intereſſante, phantaſiereiche
Kombinationen bringen, die nicht nur apart, ſondern auch kleid=
ſam
ſind und ſicherlich der Bademode einen ganz neuen Impuls
zu geben vermögen.
Zwar betrachtet man das dunkle Schwimmtrikot noch immer
als Baſis der neuen Badeausſtattung, da die Schwimmerin beim
Sport natürlich nicht behindert ſein will und hier nach der
zwangloſeſten und primitivſten Form greift. (Skizze im Hinter=
grunde
.)
Zu dieſen Schwimmanzügen aber gibt es kleine Trikotröckchen
mit bunten Applikationen und überdies ärmelloſe Weſten
(Strand=Cardegans) und bolero=ähnliche Jacken, die den far=
bigen
Auflage=Effekt wiederholen. Auf dieſe Weiſe ergibt ſich
eine ganz neue Type, die allergrößtem Beifall begegnet. (Bild
vorne), um ſo mehr, als die modeorientierte Frau die praktiſche
Verwendbarkeit des Trikotmaterials gerade für den Strand
außerordentlich zu ſchätzen weiß.
R. H.

Für den Ruderſport
der von einem Jahr zum anderen an Verbreitung zunimmt, gibt
es einen neuen, ſehr kleidſamen Trainings=Anzug, der aus
waſſerdichtem, aber ſehr leichten Material hergeſtellt wird.
Selbſtverſtändlich muß darauf geſehen werden, die Form ſo
unkompliziert als möglich zu wählen, weshalb man einem hemd=

artigen, mit kurzen Aermeln verſehenen Oberteil in Verbindung
mit den neuen, halblangen Beinkleidern den Vorzug gibt.
Aufgeſetzte und geknöpfte Taſchen ſind immer praktiſch und
dürfen unter keinen Umſtänden fehlen.
Die beſte Kopfbedeckung iſt und bleibt nach wie vor die Pull=
mannkappe
, von der man ſich zwar ſchon vielemal losgeſagt hat,
letzten Endes aber doch immer wieder reuig zurückkehrt, weil ſie
nicht nur kleidſam iſt, ſondern auch jene ſichere Paßform gewähr=
leiſtet
, die für die ſportliche Frau ausſchlaggebend iſt. R. H.

Das Hausperſonal weiß die langen Kleider beſonders

zu ſchätzen. . .

denn nun fegt Madame den Boden mit ihrer Schleppe,
bis er blitzhlank iſt!

Das Pyjama
war eigentlich noch vor verhältnismäßig kurzer Zeit ein wenig
populäres Garderobeſtück, und erſt im Laufe der letzten Saiſons
ſetzte es ſich in dem Maße durch, daß heute keine elegante Frau
den Haus= oder Strandanzug entbehren will und ihn beiſpiels=
weiſe
für die Sommerreiſe für unbedingt notwendig erachtet.
Darum gewinnt das Pyjama auch gerade jetzt erhöhte Aktug=
lität
, und man tut gut daran, ſich mit dieſem Thema rechtzeitig
zu befaſſen, um ſich in aller Ruhe darüber einig zu werden, was
man eigentlich wünſcht, ſo daß man nicht Gefahr läuft, durch eine
übereilte Anſchaffung letzten Endes enttäuſcht zu werden.
Natürlich iſt die perſönliche Einſtellung zur Mode gerade auf
dieſem Gebiet ausgezeichnet zum Ausdruck zu bringen, da in der
Haus= und Strandkleidung jede Farbe, jede Silhouette, jedes
Material erlaubt ſind und auf die Einflüſſe der Tagesmode kei=
nerlei
Rückſichten genommen werden müſſen.
Bei den Pyjamas kann ſich jede Frau ſozuſagen ihren
eigenen Stil ſchaffen, da ſie ja nur dann das Gefühl haben
wird, vollendet ſchick und ungezwungen zu wirken.
Eine gewiſſe, allerdings nicht ſcharf umriſſene Grundform iſt
natürlich auch hier gegeben, eine Baſis alſo, die man nicht gerne
verläßt. Sie iſt heuer vornehmlich durch die Beinkleider
der modernen Pyjamas beſtimmt, die nicht mehr die im Knie
enge und unten aufſpringende Linie bringen, die im Vorjahre
gebräuchlich war, ſondern ſchon von der Hüfte an weit und loſe
geſchnitten ſind, wodurch der Geſtalt jene Ungezwungenheit ge=
ſichert
iſt, die gerade bei Strandanzügen beifällig begrüßt wird
und abſolut das Richtige iſt.
Der Pyjama=Oberteil hingegen kann ganz nach eigenem
Stil geſchaffen werden; da gibt es bluſige Partien und Boleros,
Kaſaks und Schöſſel=Effekte, kurzum: Varianten ohne Zahl.
Das hier in Frage kommende Material iſt faſt immer
deſſiniert, und zwar geblumt, kariert oder ſtiliſiert=ornamental
gehalten, wobei ſich natürlich die Farb=Einflüſſe der neuen Hoch=
ſommermode
deutlich bemerkbar machen.
Auch hier liebt man ganz wie in der Tagesmode bei
den Imprimés nur jene Muſter, die zwar eventuell groß= deſſi=
niert
, unbedingt aber verſchwimmend ſind, während Ma=
terialien
mit ſogenannten Streumotiven als gänzlich unaktuell
gelten. Falls aber dennoch ein ähnlicher Effekt gewünſcht wird,
pflegt man intereſſante Applikationen zu verwenden, die außer=
ordentlich
gut gefallen und jene maleriſche Note bringen, die
gerade am Strande ganz vorzüglich zur Geltung kommt.
Es wäre gewiß ein Fehler, Pyjamas in allzu ruhigen Far=
ben
zu halten, da es eine erwieſene Tatſache iſt, daß nur jene
Strand= und Haus=Anzüge gut ausſehen, die einen Teil ihrer
Wirkung aus flotten Farbkombinationen holen.
Darum pflegt man auch unter den geblumten Materialien
nur ſolche zu wählen, die markante Farbtöne bringen.
Mit dem Pyjama allein aber iſt die Strandaufmachung noch
lange nicht vollſtändig, denn es gibt hier zahlloſe Attribute, die
für die Geſamtwirkung nicht nur wichtig, ſondern oft ſogar ent=
ſcheidend
ſind. Vor allen Dingen muß der Beſchuhung ungeteilte
Aufmerkſamkeit gewidmet werden; bekanntlich ſtehen heuer die
verſchiedenen Sandalentypen im Vordergrunde, die wenn ſie
im Hauſe getragen werden ſollen aus Leinen, für den
Strand aber aus Gummi hergeſtellt werden, wobei man

natürlich verſucht, auch die Schuhe zum Pyjama in der Farbe
richtig abzuſtimmen.
Außerdem ſieht die neueſte Mode ſehr intereſſante Halsketten
vor, die in dieſem Falle natürlich nicht aus Glas beſtehen, ſon=
dern
, bei abſichtlicher Betonung der primitiven Note, aus Holz=
kugeln
und dergleichen zuſammengeſtellt werden, die in ihrer
Vielfarbigkeit außerordentlich reizvolle Effekte ergeben.
Auch eine richtige Strand=Kopfbedeckung iſt von Wichtigkeit,
da man damit das Haar vor dem Sande zu ſchützen vermag. Es
gibt hier kleine, pullmannkappen=artige Mützen, dann auch halb=
breite
, geſteppte Leinenhüte, ferner breite Badehüte aus Stroh,
und ſchließlich grellfarbige Kopftücher, die man allerdings ſchick zu
binden wiſſen muß. . . .
Einige Pyjamas neueſter Schaffung, die für die Mode als
richtunggebend zu bezeichnen ſind, haben wir in unſerer Gruppe
feſtgehalten:
Am gebräuchlichſten iſt die Verbindung einer weiten Hoſe mit
einer Kaſak, über die wie dies unſer zweites Bild zeigt ein
vorne geteilter Berthenkragen fallen kann, der einen kurzen Armel
erſetzt. Ein ſolcher Strandanzug ſieht zweifellos in buntdeſſiniertem
Material ſehr vorteilhaft aus.
Schick und nicht alltäglich iſt auch ein gegürtetes Pyjama,
deſſen Oberteil breite Revers und ein glockiges Schöſſel bringt.
(Fig. 3.) Hier wäre lebhaftes Material zu verwenden und ein in
flotten Farben gehaltenes Karo empfehlenswert!
In letzter Zeit ſetzt ſich eine ganz neue modiſche Richtung durch,
die darin beſteht, das Strandpyjama nur aus Hoſe und Paletok
zu kombinieren, da der Oberteil ja durch das darunter zu tra=
gende
Badetrikot gegeben iſt. Wir zeigen dieſe Neuheit im letzten
Bild. Hoſe und Paletot ſowie der mit ſchickem Spangenverſchluß
zuſammengehaltene Gürtel ſind hier aus einfarbigem Material
hergeſtellt, wobei das großgepunktete Badetrikot eine aparte Ab=
wechſlung
ſchafft und der Geſamtwirkung ſehr förderlich iſt.
Ungemein anmutig und jugendlich ſind die ſogenannten
Bolero=Pyjama=Complets; ſie beſtehen aus einem overall=artigen,
mit einem grellfarbigen Bandgürtel markierten Strandanzug, der
mit einem kurz=ärmeligen Bolero kombiniert wird, das durch eine
flotte Applikation einen aparten Akzent erhält. (Bild 1.)
Aus all dieſen Skizzen kann man erſehen, daß die Pyjamamobe
in letzter Zeit derart ausgebaut wurde, daß ſie heute ſchon ein ſehr
beachtenswertes modiſches Kapitel darſtellt. WillyUngar.

Hüte aus Blüten und Blumenblättern
ind ganz entſchieden markante Momente im hochſommerlichen
Nodebilde und werden zur eleganten Aufmachung oft und gern
getragen werden. Natürlich muß man hier inſofern vorſichtig ſein,
als gerade ſolche Modelle im allgemeinen nur Blondinen paſſen
und nur für zartkonturierte Geſichter in Frage kommen, während
in ſtreng=profilierter Kopf mit ſolch einem Modehut niemals
günſtig wirkt. Blütenhüte gibt es in den verſchiedenſten Varian=
en
. Sehr eigenartig ſind die aus großen Strohblättern gebil=
deten
Fermen, die vorne einen kleinen Blütentuff bringen, nicht
veniger originell in der Wirkung die enganliegenden Stroh=
appen
, die mit einer Blütengirlande gerandet werden.
Ganz fraglos iſt hier eine intereſſante Neuheit entſtanden, die
ich wenn man alle Details genau beobachtet als nichts an=
eres
darſtellt, denn als Wiedererſcheinen des Biedermeierſtils,
er ſich gerade in letzter Zeit auf allen modiſchen Gebieten deut=
W. U.

[ ][  ][ ]

Nummer 156

Sonntag, den 7. Juni 1931

Seite 23

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44)
Roman von Alexandra von Boſſe.
Copyright 1930 by Karl Köhler u. Co., Berlin=Zehlendorf.
Als dann Richard fragte:
Würdeſt du es dir zutrauen, Gino, ihr dieſe Botſchaft zu ſeinem Willen beugte.
überbringen? Da flammte es in den klugen, ſchwarzen Augen
des Knaben auf, und freudig rief er:
Ja, Herr, ich will’s!
Wie willſt du das machen?"
Wieder faltete ſich Ginos Stirn, er ballte die Fäuſte und run= beängſtigend abgemagert. Dunkle Schatten lagen unter ihren
zlte die feingezeichneten Brauen, ſo angeſtrengt dachte er nach. Augen, Falten gruben ſich in ihre Stirn ein. Sie war ganz ver=
Am Tage geht es nicht, murmelte er überlegend. Nachts zweifelt und fing an, mutlos zu werden.
nuß ich in den Park gelangen, von dort ihr ein Zeichen geben.
Das Fenſter ihres Zimmers ſieht auf die weſtliche Parkſeite, und
es iſt das einzige Schlafzimmerfenſter, das auf dieſer Seite des
Parkes liegt. Die Marcheſina Flavia wird nicht gut und feſt ſchla=
fn
, weil ihr Herz voll Kummer iſt, ich werde mich ihr bemerklich
n achen können.
Aber im Park warf Richard ein, wird nachts, wie mir der
Wirt des Albergo del Sole in Frascati ſagte, ein ſehr biſſiger
Zund frei laufen gelaſſen.
Gino lachte, und verächtlich wölbten ſich ſeine Lippen:
Freilich iſt er biſſig, der Zappo, aber vorher hat er meinem
Tetter Matteo in Frascati gehört und kennt mich, der tut mir
nichts. Wenn ich ihm pfeife, wird er nicht einmal bellen.
Keinen beſſeren Boten hätte ich wählen können! rief Richard
efreut aus.
Nein, ganz gewiß nicht! verſicherte ſelbſtbewußt Gino.
Und ſo willſt du ihr den Brief bringen, der ſie beruhigen
uird und ihr Hoffnung auf Befreiung geben ſoll?
Ja, ich will’s!
Aber ſehr bald muß es geſchehen. Eile iſt geboten. Und das
begreifſt du, Gino, keine Seele in der Villa Valcena darf das ge=
ungſte
davon merken."
Ginos Spitzbubenaugen funkelten ſchlau und unternehmungs=
laſtig
und boshaft zugleich, denn neben dem heißen Wunſch, ſeiner
anngebeteten Marcheſina zu dienen, brannte in ihm das rachſüchtige
Berlangen, ſich an dem Marcheſe rächen zu dürfen, der ihn wie
nen Hund fortgejagt hatte.
Selbſt die Mäuſe in der Villa werden nichts merken, ver=
ſicherte
er kühn. Ich weiß ſchon, wie ich es machen werde, Herr.
Ich mach’s!"
Siebzehntes Kapitel.
Eine Nachtigall flötet im Park.
Flavia befand ſich in einem furchtbaren Zuſtand nervöſer aber Flavia konnte nicht ſchlafen. Wie eine Laſt lag es auf ihrer
Abſpannung. Seit vier Tagen hatte ſie ihr Zimmer nicht ver= Bruſt, und um leichter atmen zu können, hatte ſie beide Flügel
laſſen; denn wenn der Marcheſe von Valcena abweſend war, durfte ihres Fenſters weit geöffnet, kühl ſtrich die Nachtluft durchs Zim=
ſie
auch an den gemeinſamen Mahlzeiten nicht teilnehmen. Und mer. Durch die Stille der Nacht hörte ſie eine Turmuhr in Fras=
faſt
war ſie der Verzweiflung nahe, denn kein Zeichen von außen cati die Stunden ſchlagen. Schon war Mitternacht vorüber, und
war bisher zu ihr gedrungen, das ihr Hoffnung auf Befreiung noch immer lag Flavia mit offenen Augen, ſtarrte ins Dunkel.
geben konnte, keine Ausſicht beſtand, daß ſie ſelbſt ſich befreien
Knnte. Selbſt wenn ihr das möglich geweſen wäre, wohin hätte, ſich regte, ihrem Leben ein Ende zu machen.
ſie ſich wenden ſollen? Sie wußte nicht, wo Richard war, ob er
von ſeiner Verwundung geneſen war, ob er ſich überhaupt noch
in Italien befand. In der letzten Unterredung mit ihrem Vater begann draußen im Park leiſe zu flöten, ganz leiſe, und verwun=
hatte
dieſer ſie vor die Alternative geſtellt, entweder Tocelli zu dert horchte Flavia darauf. Daß eine Nachtigall im Spärtherbſt
heiraten oder ins Kloſter zu gehen. Wenn er wirklich ſeine ſingt, war merkwürdig. Flavia erinnerte ſich nicht, jemals vorher
Trohungen wahr machen ſollte, ſie in ein Kloſter einzuſperren, eine im Herbſt ſingen gehört zu haben.
Süß und leiſe flötete ſie.
wirde das ſo geheim geſchehen, daß es Richard kaum möglich wer=
den
konnte, ſie da auszukundſchaften und ihre Befreiung zu ver=
uchen
. Mit den jetzt in Italien herrſchenden Mächten verbunden, leiſe eine menſchliche Stimme!
hatte ihr Vater wohl die Macht, ſie gegen ihren Willen in ein
Kloſter mit ſtrenger Klauſur zu bringen und ſie bis an ihr Le=
Aria serena dopo la tempesta

(Nachdruck verboten.)

bensende dort gefangenzuhalten, mindeſtens ſo lange, bis ſie ſich
Da ſie an Bewegung in friſcher Luft gewöhnt, fing die Ge=
fangenſchaft
an, ihre Geſundheit anzugreifen und niederdrückend
aufs Gemüt zu wirken. Träge ſchlich das Blut durch ihre Adern,
ſie ſchlief faſt nicht mehr, verlor ganz den Appetit und war ſchon

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Es war Nacht. In der Villa Valcena ſchlief alles längſt ſchon,
So mutlos, ſo verzweifelt war ſie ſchon, daß in ihr der Wunſch
Es war ſo ſtill um ſie, als läge ſie ſchon im Grabe.
Aber plötzlich wurde die Stille unterbrochen, eine Nachtigall
Aber plötzlich brach ſie ihr Lied ab, und ſtatt deſſen erklang
Che bella cosa un giorno pien di sole,

Flavia lag wie erſtarrt und horchte mit verhaltenem Atem.
Der Geſang, der aus der Höhe zu kommen ſchien, ging weiter:
Nell aria fresca pare gia una festa
Che bella cosa un giorno pien di sole!"
Gino! Es war das Lied, das ſie ihn einmal gelehrt und das
er ſeitdem am liebſten ſang, die neapolitaniſchen Worte in ſeine
eigene Mundart umſtellend. Wie oft hatte ſie ihn, wenn er Pferde
ſtriegelte oder Geſchirr putzte, das Lied ſingen oder pfeifen hören
Richards Lieblingslied. Sie richtete ſich auf, horchte ange=
ſpannt
. So leiſe war der Geſang, daß ſie an eine Täuſchung ihrer
Sinne glauben wollte, und etwas lauter erhob ſich die Stimme
draußen jetzt:
Ma un sol piu bello
Sorride a me,
O sole sole mio "
Gino! Niemand anders konnte es ſein! Nur er ſang das Lied
auf dieſe Weiſe!
Flavia ſprang auf, atemlos vor Herzklopfen und an allen
Gliedern bebend, eilte ſie im Nachtgewand ans Fenſter, beugte ſich
weit hinaus und verſuchte mit dem Blick das Dunkel zu durchdrin=
gen
, doch konnte ſie nichts ſehen. Der Geſang war verſtummt, und
nichts regte ſich unten im Garten. Doch aus der Luft kam jetzt
eine leiſe Flüſterſtimme, ſo leiſe, als wiſpere der Wind durch die
Zweige der Bäume: Marcheſina! Marcheſina!"
Gino, biſt du es?
Ich bin es, Marcheſina.
Du warſt die Nachtigall?
Ja, ja, ich!"
Flavia beugte ſich noch weiter hinaus, blickte nach oben; rät=
ſelhaft
war die flüſternde Stimme des Knaben.
Gino
Marcheſina?
Wo biſt du?
Im Wipfel der Pinie, die Eurem Fenſter gegenüberſteht,
Marcheſina, wiſperte es. Unten hätte ich zu laut pfeifen und
ſingen müſſen, damit Ihr mich höret, und ich ſchwor, daß ſogar die
Mäuſe in Villa Valcena mich nicht merken ſollten, nur Ihr
allein.
Aber wie kamſt du dahin? zitterte Flavias Stimme. Der
Hund es iſt ein ſehr böſer Hund im Garten, Gino.
Leiſes Kichern folgte.
Der Zappo iſt mein Freund. Er ſitzt unten am Stamm und
paßt auf, daß keiner uns ſtört.
Wer wer ſchickte dich? Kamſt du von ſelbſt?"
Ein Deutſcher mit dem Arm in der Schlinge hat ſich mit mir
verbündet, Marcheſina. Er ſagt, er ſei Euer Freund und bereit,
ſein Leben hinzugeben, Euch zu befreien.
Ein leiſer Jubelruf, dann flüſterte erregt Flavias Stimme:
Gottes Segen über dich, Gino! Du gibſt mir das Leben
wieder!
Das meine geb’ ich hin, wenn’s zu eurem Glück iſt, Marche=
ſina
! verſicherte pathetiſch der kleine Held, der wie ein Aeffchen
aus einem armdicken Aſt der Pinie hockte. Bei dieſer Verſicherung
hob ſich ſeine Stimme ein wenig, aber dann flüſterte er wieder ſo
leiſe, daß es wieder nur wie das Wiſpern des Windes war, der
durch das Gezweig des Baumes ſtreicht: Einen Brief habe ich
von ihm für euch, darin ſteht alles. Jetzt werde ich hinunterklet=
tern
, und Ihr müßt einen Faden herablaſſen, daran ich den Brief
binden kann. Darauf, Marcheſina, ſchreibt eine Antwort, ſchnell,
ſchnell, dann mache ich mich davon.
Aber du kommſt wieder, Gino?
Verlaßt euch darauf. Wenn nach Mitternacht die Nachtigall
flötet
(Fortſetzung folgt.)

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