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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 146
Donnerstag, den 28. Mai 1931.
194. Jahrgang
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4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höberer
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
auſträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konlurs oder gerſchticher Beltreibung ſälli” ſeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Banl und Darm=
Kädter und Nationalbant.
Der Auftakt zur neuen Notverordnung.
Empfänge beim Reichskanzler. — Berakungen über die innenpolikiſche Lage. — Der Reichskanzler ſagt
weikere Henkung des Brokpreiſes innerhalb kürzeſter Friſt zu. — Einführung einer Kriſenſteuer
und Erhöhung der Beiträge zur Arbeitsloſenverſicherung um 1 Prozenk?
Die S0uuldemerenten veim Ranzier.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
* Als Auftakt der am Donnerstag beginnenden
Beratun=
gen über die Geſtaltung der neuen
Notverord=
nung hat der Kanzler am Mittwoch neben anderen
Ver=
tretern auch die Sozialdemokraten empfangen,
die ihm ihre Auffaſſung über die Lage ſehr eingehend vortrugen.
Der Kanzler konnte allerdings nur darauf hinweiſen, daß er
nicht in der Lage ſei, ihnen etwas Endgültiges
mitzuteilen, weil das Kabinett mit ſeinen Beſprechungen
noch nicht zum Abſchluß gekommen ſei. Er hat den
Sozial=
demokraten ein Rechenexempel über die Lage des Reichsetats
auf=
gemacht und ihnen deutlich zum Bewußtſein geführt, daß wir
vor der Gefahr eines Zuſammenbruchs unſerer
ſozialen Einrichtungen wegen Mangels an
Mit=
teln ſtehen, daß deshalb auf dem Wege der
Steuer=
erhöhung, wie ihn die Sozialdemokratie vorſchlage, allein
nicht weiter zu kommen ſei. In der Frage des
Brotpreiſes allerdings hat der Kanzler den
Sozialdemo=
kraten recht gegeben, wobei er ankündigte, daß die
Regie=
rung auch zu einer Zollſenkung ſchreiten würde,
falls die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen würden.
Im ſogenannten „Finanzkränzchen” das aus dem Kanzler,
dem Finanzminiſter und dem Arbeitsminiſter beſteht, ſind die
Vorbereitungen weitergegangen. Es ſcheint, daß die
Er=
höhung der Umſatzſteuer wieder mehr in den
Hinter=
grund getreten iſt. Die Wiedereinführung der
Zuk=
kerſteuer iſt beſprochen worden. Es ſcheint, als ob der
Ge=
danke einer befonderen-Kriſenſteuer, feſtere
Geſtalt annimmt, alſo eine Steuer auf alle, die
heute noch in Lohn und Brot ſtehen. An ſichkann
ja die wirtſchaftliche Unwahrhaftigkeit des
gegenwärtigen Syſtems gar nicht ſchneidender
gekennzeichnet werden als dadurch, daß allein
die Tatſache des Arbeitens zur Grundlage einer
beſonderen Abgabe gemacht wird. Dieſe Abgabe
würde von allen Arbeitern, Angeſtellten und
Beamten erhoben werden, wobei die Sätze nach
oben geſtaffelt werden ſollten. Das ſoll ein
Aus=
gleich dafür ſein, daß ja bei Einkommen bis zu 700 RM.
monat=
lich ohnehin die Beiträge zur
Arbeitsloſenver=
ſicherung gezahlt werden müſſen, die vielleicht noch um
1 Prozent heraufgeſetzt werden ſollen. Gegen dieſe
Konſtruktion erheben ſich natürlich ſehr ſtarke Bedenken und
praktiſch würde ſich eine ſolche Abgabe als ein erheblicher
Zuſchlag zur Einkommenſteuer auswirken, nur mit
dem Unterſchied, daß die Länder davon nichts
bekom=
men würden. Es bleibt abzuwarten, ob das Kabinett dieſem
neuen Vorſchlag zuſtimmt, weil der Widerſtand des Reichsrates
hier doch ſehr ſtark einſetzen würde.
Die Sozialdemokraken über ihre Beſprechung
mit dem Kanzler.
Ueber die Beſprechungen zwiſchen dem Kanzler und den
Ver=
tretern der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion gibt die
Frak=
tion folgende Mitteilung heraus: Am Mittwoch fand eine
Be=
ſprechung zwiſchen dem Reichskanzler Dr. Brüning und den
Ver=
tretern der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion ſtatt.
Gegen=
ſtand der Ausſprache war nicht nur die Stellung
der Reichsregierung zu den Brotpreis=
Er=
höhungen, ſondern vor allem auch der beabſichtigte
Erlaß einer neuen Notverordnung zur
Sanie=
rung der öffentlichen Finanzen. Von den Vertretern
der Sozialdemokratie wurde darauf hingewieſen, daß das
Früh=
jahr weder eine pſychologiſche, noch eine wirtſchaftliche Entlaſtung
gebracht habe. Die Arbeitsloſigkeit ſei nur unweſentlich geſunken.
Die Ausſichten auf wirtſchaftliche Belebung ſeien gering, ſo daß
die lange Arbeitsloſigkeit und der trübe
Aus=
blick in die Zukunft ſchwer auf allen Schichten
der werktätigen Bevölkerung laſteten. Dieſer
Zuſtand ſei um ſo ernſter zu nehmen, weil ſich herausgeſtellt habe,
daß die von der Reichsregierung im
Dezember=
programm in Ausſicht geſtellte Ankurbelung
der Wirtſchaft durch Senkung der
Produktions=
koſten geſcheitert ſei. Die Löhne ſeien zwar
er=
heblich gekürzt worden eine entſprechende
Preisſenkung, eine rückſichtsloſe Bekämpfung
der Kartelle und die Schaffung vermehrter
Arbeitsgelegenheit aber ſeien ausgeblieben.
Die nun durch die neue Notverordnung drohenden Gefahren
würden infolgedeſſen bei der Maſſe der Bevölkerung ungleich
größeren Widerſtand finden, als die Dezember=Notverordnung, die
zu einer Zeit erging, in der ſtatt der jetzigen Enttäuſchung
Hoff=
nung auf Beſſerung beſtanden habe. Die
Sozialdemokra=
tie kenne den ernſten Zuſtand der öffentlichen
Finanzen. Sie halte auch nach wie vor ihre
Sanie=
rung für unbedingt erforderlich. Die
Sanie=
rung dürfe aber nicht erfolgen durch einen
Ab=
bau der ſozialen Leiſtungen, deren Umfang und
Höhe in Zeiten lang andauernder Kriſe des
vermehrten Schutzes bedürften.
Reichskanzler Dr. Brüning gab ſodann Aufſchluß über die
katſächliche Finanzlage, deren Entwicklung unter dem Einfluß der
Wirtſchaftskriſe ungünſtiger ſei, als man im Vorjahr hätte
an=
nehmen können. Die Reichsregierung ſtrebe nach
einer Löſung der Finanzſchwierigkeiten, die
verhindere, daß die Sozialeinrichtungen we=
gen Mangels an Mitteln zuſammenbrechen.
Bis=
her ſeien irgendwelche Beſchlüſſe des Reichskabinetts noch nicht
ge=
faßt. Es hätten bisher nur Beſprechungen in einem Ausſchuß des
Kabinetts ſtattgefunden, und dieſe Beſprechungen ſeien noch nicht
abgeſchloſſen. Die Einzelmaßnahmen müßten nach
Meinung der Regierung ſo geſtaltet werden, daß
ſie von den „Maſſen des Volkes als erträglich
angeſehen werden können. Was beſonders die
Brot=
preiſe angeht, ſo halte die Reichsregierung ihre Senkung in
kürzeſter Friſt für unbedingt erforderlich.
Wür=
den die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, ſo müſſe man zu
einer Senkung der Zölle ſchreiten. Jedenfalls iſt damit
zu rechnen, daß die neue Notverordnung noch
vor der Abreiſe des Reichskanzlers und des
Neichsaußenminiſters nach Chequers
fertig=
geſtellt wird, daß aber ihr Erlaß erſt nach der
Rückkehr von Chequers erfolgt.”
Bor der Fahrk nach Chequers. — Reparaligns=
Reviſion in Ekappen?"
* Vor der Fahrt nach Chequers wird in der Oeffentlichkeit
insbeſondere die Frage der Reparationsreviſion erörtert. Hierzu
iſt zu ſagen, daß eine Eutſcheidung im Kabinett noch nicht
ge=
fallen ſein kann. Man wird ſich ſicherlich in Chequers über dieſe
für Deutſchland ſchwerwiegende Frage unterhalten. Für die
Ent=
ſcheidung wird in Berlin auch ins Gewicht fallen, welche
Infor=
mationen der amerikaniſche Botſchafter Sackett, der anfangs Juni
aus Waſhington zurückkehrt, mitbringt. Sicher iſt wohl, daß der
Gedanke, der auch im Ausland ventiliert wurde, einen
Neparations=,Feiertag”, alſo einige freie Jahre,
ein=
zuſchieben, für Deutſchland nicht genügt.
Außer=
dem hat ſich auch der Reichsbankpräſident mit ſeiner Auffaſſung
durchgeſetzt, daß der Mechanismus des Youngplanes
von uns nicht in Bewegung geſetzt werden kann,
weil ſeine kreditpolitiſchen Folgen unſere
Wirtſchaft ſchwer treffen würden, weil außerdem
aber auch die wirtſchaftliche Entwicklung ſeit der Annahme des
Youngplanes ſo ſtarke Verſchiebungen aufzuweiſen hat, daß der
Youngplan in der Luft hängt. Wir werden alſo eine
Löſung neben ihm vorbei ſuchen müſſen, die nicht mit
Behelfs=
mitteln, wie etwa eine Anleihe oder vorübergehende
Zahlungs=
einſtellungen, arbeiten kann, ſondern aufs Ganze gehen muß
durch erneute Prüfung der Leiſtungsfähigkeit
Deutſchlands Einſchaltung der Goldklauſel,
Umgeſtaltung der Sachleiſtungen und alles was dazu gehört. Als
Ziel iſt im Auge zu behalten, die Herabſetzung der
Kriegsentſchädigung auf den ungeſchützten Teil der
Youngzahlungen, wobei wir freilich damit rechnen müſſen, daß die
internationale Entwicklung uns im Augenblick nicht günſtig iſt,
und daß wir deshalb froh ſein müſſen, wenn wir dieſes Ziel in
Etappen erreichen.
Die Jahresverſammlung der Sachlieferungs=
EP. Paris, 27. Mai.
Die Jahresverſammlung der Mitglieder der in den Haager
Verträgen vorgeſehenen Sachlieferungs=Kommiſſion wird am
Donnerstag hier ſtattfinden. Deutſchland wird durch Dr. Litter
vertreten ſein. Belgien, Frankreich, England, Italien, Japan
und Jugoſlawien ſind Mitglieder der Kommiſſion; Griechenland,
Portugal und Rumänien werden Beobachter entſenden.
Senakor Borah für Reviſion der Verkräge.
New York, 27. Mai.
Senator Borah hat ſich in einer über das ganze Land
ver=
breiteten Rundfunkrede erneut für die Reviſion der
Friedens=
verträge eingeſetzt. Borah führte u. 4. aus, daß Amerika an
der Abrüſtung intereſſiert ſei und daher den Erfolg der
Kon=
ferenz im Jahre 1932 erhoffe. Die Mitglieder der
Abrüſtungs=
konferenz würden ſich wahrſcheinlich auf irgendein
Studienpro=
gramm oder ein ſonſtiges Papiermanöver einigen, wie ſie der
Völkerbund der Welt ſchon ſeit 12 Jahren gegeben habe.
Die heutige Ordnung Europas beruhe auf den ſogenannten
Friedensverträgen und infolgedeſſen auf militäriſcher
Stärke; die Verträge ſeien nur durch dieſe
aufrechtzuerhal=
ten. Nicht einmal eine Zolltarifvereinbarung könne
zwi=
ſchen Nationen abgeſchloſſen werden, ohne daß ſie als eine
Herausforderung gegen den Frieden von Verſailles
ange=
ſehen würde. Solange aber jedes Recht auf eine Reviſion
des Verſailler Vertrags auf friedlichem Wege abgelehnt
werde, ſolange erwarte er keine Landabrüſtung in Europa.
Die Spannung wegen der ſogenannten Verträge nehme in
Euro=
pa Jahr für Jahr zu und ſtehe einer wirklichen Abrüſtung im
Wege. Hieraus ergebe ſich eine Stimmung, die das genaue
Gegenteil der für den Erfolg eines Abrüſtungsprogramms ſei.
Borah trat dann für eine Anbahnung ruſſiſch=amerikaniſcher
Wirtſchaftsbeziehungen mit Kreditgewährung nach dem
Vor=
bilde Deutſchlands und anderer Länder ein, da Amerika durch
ſeine Weigerung, die Tatſachen anzuerkennen und aufgrund
dieſer Tatſachen zu handeln, nichts gewinne, und Rußland
ſei eine der mächtigſten Tatſachen auf
inter=
nationalem Gebiete.
Rückblick
auf die heſſiſchen Ekaksverhandlungen.
Als der Landtag vor Pfingſten in die Ferien ging, hatte er
den Staatshaushaltsvoranſchlag für 1931 durchberaten und
an=
genommen. Die Verhandlungen, die zu dieſem Ergebnis führten,
werden einen weſentlichen Beſtandteil des Materials bilden, mit
dem im Herbſt dieſes Jahres der Wahlkampf für die Neuwahlen
zur heſſiſchen Volksvertretung beſtritten wird. Es iſt deshalb
angezeigt, die weſentlichen Geſichtspunkte noch einmal
heraus=
zuſtellen, unter denen ſich die Etatsverhandlungen abſpielten,
ins=
beſondere die Hauptſtreitfragen hervorzuheben, die zwiſchen der
Regierung und den Regierungsparteien auf der einen Seite und
den Oppoſitionsparteien auf der anderen Seite ſich auftaten.
Zwar wird der Landtag noch einmal zu einer Sommertagung
zu=
ſammentreten, bevor ſeine Legislaturperiode abläuft, um die neue
Gemeindeordnung zu beraten und zu verabſchieden. Dieſe
geſetz=
geberiſche Arbeit aber, der die Regierung ſo große Bedeutung
beimaß, daß ſie mit ihrer Erledigung die Verlängerung der
Landtagsdauer begründen zu können glaubte, wird vorausſichtlich
ohne große Aufregung fertiggeſtellt werden können, da dieſer
Geſetzentwurf keine neuen Wege geht, ſondern dieſe ängſtlich
ver=
meidet. Bei den Wahlen werden alſo die Streitpunkte die
Haupt=
rolle ſpielen, die ſich bei der Voranſchlagsberatung ergeben haben.
Die Regierungsparteien buchen es für ſich als einen
beſon=
deren Erfolg, daß es ihrer Koalition gelungen iſt, einen
aus=
geglichenen Staatsvoranſchlag vorzulegen. Wir
haben es dem Finanzminiſter Kirnberger ebenfalls als ein
Ver=
dienſt angerechnet, daß er den Ausgleich des Etats herbeigeführt
hat, obgleich nach der Entwicklung der letzten Jahre dieſem
Ergeb=
nis außerordentliche Schwierigkeiten entgegenſtanden. Dieſes
Ver=
dienſt wird auch dann nicht weſentlich geſchmälert, wenn ſich
ſchließ=
lich erweiſen ſollte, daß der Ausgleich doch nur auf dem Papier
vorhanden iſt und durch Mindereinnahmen infolge der ſchweren
Wirtſchaftskriſe beeinträchtigt wird. Wir haben aber von
vorn=
herein darauf hingewieſen, daß die Art, wie die Ausbalancierung
des Voranſchlags erfolgte, in weſentlichen Punkten unſere
Miß=
billigung finden müſſe. Wir haben erklärt, daß jede
Steuer=
erhöhung vom Standpunkte der notleidenden Wirtſchaft
betrach=
tet eine Erſchwerung der Lage bedeute, einerlei, ob ſie die
Er=
werbs= und Wirtſchaftskreiſe ſelbſt treffe, wie das bei der
Ge=
werbeſteuer der Fall iſt, oder andere Bevölkerungsſchichten
be=
laſte, deren Kaufkraft ſie beeinträchtige. Eine Grundſteuererhöhung
von 4 Millionen, wie ſie von der Regierung vorgenommen wurde,
liegt als ein ſchwerer Druck auf der Geſamtwirtſchaft, und die
Erhöhung der Sondergebäudeſteuer entſprechend der Rentabilität
des Hausbeſitzes trifft unmittelbar die Ladenmiete und verteuert
die Waren. Kein Wunder, wenn dagegen von Geſchäftswelt und
Hausbeſitz gemeinſam Proteſt erhoben wird. Offenbar hat die
Regierung nicht erkannt, wie aufreizend gerade in der jetzigen
Zeit wirtſchaftlicher Depreſſion ſolcher Steuerdruck wirken muß,
deſſen Schwere dadurch nicht gemildert wird, daß die Finanzämter
in Fällen beſonderer Härte die Steuer ganz oder zum Teil
un=
erhoben laſſen können. Verfehlt iſt es unſeres Erachtens, die
Berechtigung der Steuererhöhung in Heſſen damit begründen zu
wollen, daß man die Steuerbelaſtung anderer Länder heranzieht
und in dieſer und jener Beziehung die heſſiſche Belaſtung als die
geringere nachzuweiſen ſucht. Die Realſteuerbelaſtungen der
ver=
ſchiedenen deutſchen Staaten ſind ſo verſchiedenartig geſtaltet, daß
ein Vergleich außerordentlich erſchwert iſt, und überdies iſt die
Frage, ob eine Steuer gerecht iſt und getragen werden kann, nicht
nach ihrer abſoluten Höhe, ſondern nach der Steuerkraft der
Be=
völkerung zu beurteilen. Die heſſiſche Steuerkraft iſt aber
außer=
ordentlich zurückgegangen.
Im Bereich des Kultusminiſteriums hat die Verlegung
des Darmſtädter Pädagogiſchen Inſtituts nach
Mainz großen Staub aufgewirbelt, und dieſe mit der Perſon des
Staatspräſidenten aufs Engſte verknüpfte Entſchließung wird ſo
bald nicht zur Ruhe kommen, wie bedauerlich es auch iſt, daß bei
dieſen Erörterungen ein Stückchen Kulturkampf wieder aufleben
muß. Wenn man ſich fragt, welche Veranlaſſung vorlag, an die
Verlegung des Inſtituts heranzutreten, ſo muß der objektive
Be=
trachter feſtſtellen, daß es an jedem ſachlichen Anlaß fehlt. Die
Begründung, die von Regierungs= und Zentrumsſeite gegeben
wurde, daß die Zuſammenlegung der beiden Inſtitute in
Darm=
ſtadt und Mainz Koſten erſpare und für die Stadt Mainz eine
„Entſchädigung für den Verluſt der Garniſon bedeute, iſt natürlich
unſtichhaltig und ſoll nur die wahre Urſache verſchleiern. Dieſe
wahre Urſache braucht nicht unmittelbar in einem
Entgegen=
kommen gegenüber dem Zentrum auf konfeſſionellem Gebiet
ge=
funden zu werden, ſondern liegt wohl in dem do=ut=des=
Verhält=
nis, in welchem Zentrum und Sozialdemokratie als Mitglieder
der heſſiſchen Regierungskoalition zueinander ſtehen und bei
deſſen Entwicklung das Zentrum wieder einmal an der Reihe
war. Daß man dem Zentrum in dieſem Falle ein ſo wertvolles
Zugeſtändnis machte, bedeutet offenbar die Ausſtellung eines
Wechſels auf lange Sicht, deſſen Fälligkeitstag erſt nach den
Neuwahlen zum Landtag liegt. Für dieſe Auffaſſung ſpricht die
Tatſache, daß die Sozialdemokratiſche Partei nicht ſelbſt für die
Verlegung des Inſtituts eingetreten iſt, ſondern dieſe für eine
Verwaltungsangelegenheit erklärt hat, die lediglich vom
Kultus=
miniſterium zu vertreten iſt, ſo daß die Partei als ſolche ſich freie
Hand in der Angelegenheit vorbehalten hat und ihr bei
veränder=
ten Verhältniſſen eine veränderte Behandlung angedeihen laſſen
kann. Daß die Angelegenheit eine über die Dauer der derzeitigen
Regierungskoalition hinausgehende Bedeutung hat, ergibt ſich
auch daraus, daß der dritte Koalitionspartner, die Demokratiſche
Partei, zunächſt offenſichtlich von dem Plane der beiden anderen
Regierungsparteien keine Kenntnis hatte. Man nahm wohl an,
daß dieſe Partei für die Regierungsbildung nach den Neuwahlen
keinen weſentlichen Faktor mehr bilde. Wenn die Demokratiſche
Partei infolge dieſer Ueberraſchung faſt zu einer Sprengung ihrer
Landtagsfraktion und womöglich der Regierungskoalition
ver=
anlaßt wurde, ſo ergibt ſich auch hieraus die Wichtigkeit der
ganzen Angelegenheit. In der Tat werden die Wünſche des
Zen=
trums in vollem Maße befriedigt ſein, wenn der Verlegung des
Inſtituts nunmehr die entſprechend genehmen Ernennungen von
Dozenten folgen werden, und das iſt eine reine Verwaltungsſache.
Das Miniſterium des Innern, das ſich nach den
Verlautbarungen des Miniſters Leuſchner mit großen Plänen
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Nummer 146
trug, hat nur magere Erfolge aufzuweiſen. Auf dem Gebiete der
Kreisverwaltung ſollten unter Zugrundelegung der Vorſchläge des
Reichsſparkommiſſars weſentliche Organiſationsänderungen
vor=
genommen werden. Man wollte ſich vom Landtag die
Ermächti=
gung zur Durchführung der geplanten Reformen, die eine
zahlen=
mäßige Verringerung der Kreiſe zum Ziele hatte, erteilen laſſen,
um auf eigene Verantwortung handeln zu können. Die
Vor=
ſchläge des Reichsſparkommiſſars wurden deshalb geheim gehalten,
um auch die intereſſierten Gemeinden vor vollendete Tatſachen
ſtellen zu können. Alle dieſe Pläne ſind ins Waſſer gefallen. Als
der Widerſtand der Intereſſenten, die ſich von der Reform bedroht
fühlten, laut wurde, zog man die Angelegenheit hin, und mit der
Oppoſition des Landtags, die ſich gegen die Aufhebung zahlreicher
unterer Verwaltungsbezirke ausſprach, wollte man den Kampf
nicht aufnehmen.
Auch im Juſtizminiſterium führte man unter dieſen
Umſtänden die geplante Aufhebung einer Reihe von Amtsgerichten
nicht durch. Man hatte wohl auch hier Bedenken darüber, daß die
Zuſammenlegung von Gerichten nicht unweſentliche
Neuaufwen=
dungen erfordern, gegenüber denen in den nächſten Jahren die
erzielten Erſparniſſe nicht in Betracht kommen, ganz abgeſehen
von den Erſchwerungen, die ſich aus der Vergrößerung der Bezirke
für das Publikum ergeben. Daß der neue Leiter der
Juſtizver=
waltung den unberechtigten Angriffen des Abgeordneten
Sturm=
fels gegen den heſſiſchen Richterſtand mit aller Schärfe
entgegen=
trat, hat überraſchend, aber befriedigend gewirkt.
Den Forderungen der Oppoſitionsparteien gegenüber, die
auf Vereinfachung und Verbilligung der Verwaltung gerichtet
waren, haben ſich die Regierung und die Regierungsparteien auch
in dieſen Etatsberatungen ablehnend verhalten. Sie haben zwar
aus den Vereinfachungsvorſchlägen Einzelheiten übernommen, wie
namentlich die Streichung von 10 v. H. Miniſterialbeamten, wie
es die Deutſche Volkspartei beantragt hatte; ſie haben ſich aber
auf die Grundforderungen der Oppoſition nicht eingelaſſen. Sie
haben die Verringerung der Miniſterien und den damit zu
ver=
bindenden Aufgabenabbau für die Zentralbehörden und die
Ueber=
tragung von Zuſtändigkeiten an die Lokalſtellen bis zuletzt
ab=
gelehnt, obgleich die Demokratiſche Partei dieſen Standpunkt zu
revidieren geneigt iſt. Man behauptet, es handele ſich bei dem
Verlangen der Aufhebung zweier Miniſterien um eine politiſche
Forderung, während es auf der Hand liegt, daß eine großzügige
Verwaltungsreform nur möglich iſt, wenn von oben abgebaut
wird, wie wir es ſchon ſeit Jahren verlangen. Es iſt kein
Zwei=
fel, daß gerade dieſe Forderung im Wahlkampf des Spätjahres
Spectator.
eine weſentliche Rolle ſpielen wird.
Der franzöſiſche Miniſterrak billigk Briands Halkung
in Genſ.
Paris, 27. Mai.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand hat im heutigen
Miniſterrat auf die dringenden Vorſtellungen ſeiner
Miniſter=
kollegen ſeine Demiſſion zurückgenommen.
Ueber den unter dem Vorſitz des Präſidenten der Republik
Doumergue abgehaltenen franzöſiſchen Miniſterrat wird
folgen=
des Communiqué ausgegeben: Außenminiſter Briand erſtattete
Bericht über die Verhandlungen der europäiſchen
Studienkom=
miſſion und des Völkerbundsrats in Genf. Der Miniſterrat
billigte einmütig die Haltung der franzöſiſchen Delegierten.
Miniſterpräſident Laval erſuchte alsdann im Namen
der geſamten Regierung den Außenminiſter,
auf ſeinem Poſten die Friedens= und
Sicher=
heitspolitik, wie ſie bisher mit mehrfach
er=
neuerter Billigung des Parlaments betrieben
worden ſei, fortzuſetzen. Briand dankte
ſei=
nen Kollegen für dieſen Solidaritätsbeweis
und erklärte ſich damit einverſtanden, vor das
Parlament zu treten, um die in Genf
getrof=
fenen Beſchlüſſe darzulegen und zu vertreten.
Beginn der deutſch=ungariſchen
Wirkſchafts=
verhandlungen.
Die deutſch=ungariſchen Wirtſchaftsverhandlungen haben am
Mittwoch in Berlin begonnen. Sie wurden deutſcherſeits von
Miniſterialdirektor Poſſe und Geheimrat Windels,
ungariſcher=
ſeits von dem Geſandten Nickl, Staatsſekretär Ferenczy und
Mi=
niſterialdirektor Pécſy geführt.
* De Kumerddin.
Es wird jeden Abendländer zunächſt befremden, wenn er
lieſt, daß Konfuzius, auf dem heute noch die ganze chineſiſche
Weltanſchauung beruht, ſagt, alles wäre gut, wenn man nur den
Sinn der Worte wiederfände. Wenn mit den Namen Vater, Sohn,
Gatte uſw. nur wieder die Vorſtellung von ihrem rechten Inhalt
verbunden ſei, müſſe das Leben ſelber wieder recht werden.
Das will uns zunächſt doch allzu „intellektuell” erſcheinen. Wenn
wir aber beobachten — und jede Diskuſſion, ja jede
Teegeſell=
ſchaft gibt dazu reichlich Gelegenheit — daß heute die meiſten
Mißverſtändniſſe auf das bekannte An=einander=vorbei=reden
zurückzuführen ſind, dann beginnt man den chineſiſchen Weiſen
zu begreifen. Irrtümer des Verſtehens ſind für das ſeeliſche
Gleichgewicht eines Menſchen nicht bedeutungslos. Wie vieles
falſche Handeln und wie mancher qualvolle Gemütszuſtand
be=
ruht darauf, daß man falſche Vorſtellungen hat, und ſolche ſind
nun einmal nur vom Verſtand her zu berichtigen.
Wenn wir einer ſolchen modernen Diskuſſion oder
Unter=
haltung, wo die Geiſter aufeinanderprallen, zuhören, ſo haben
wir oft das Gefühl, einer babyloniſchen Sprachverwirrung
bei=
zuwohnen. Man gebraucht zwar dieſelben Worte, aber jeder
verſteht etwas anderes darunter, ja oft iſt fraglich, ob er ſelbſt
etwas ganz Beſtimmtes damit meint, und nicht bald dies, bald
jenes. Kein Thema iſt heute beliebter, als das über die
Be=
ziehungen zwiſchen Mann und Weib. Solange man an der
Oberfläche bleibt, beſteht eine gewiſſe Einigkeit darüber, daß
die Stärke der Frau auf ihrem ſicheren Inſtinkt und Gefühl oder
auf ihrer Intuition beruht. Geht man aber etwas in die Tiefe,
ſo beſtehen die größten Meinungsverſchiedenheiten darüber, was
eigentlich mit dieſen „Namen” gemeint ſei. Noch ſchwieriger
wird es, wenn die brennende Frage aufgeſorfen wird, ob die
Frau eigentlich ſchöpferiſch iſt. Vielleicht gibt jemand zu, daß
die Frau alle die Vorzüge beſitzt, die etwa eine Rednerin für
ſich beanſprucht, nur ſei ſchöpferiſch noch etwas anderes. Nun
beginnt der unfruchtbare Streit, bei dem jeder damit beginnt,
zu erläutern was er unter ſchöpferiſch verſteht, und wer damit
einen feſt umriſſenen Begriff verbindet, der nichts mit
heim=
lichen Wünſchen oder parteiiſchen Tendenzen zu tun hat, der
kommt entweder nicht zu Wort oder er muß den Schulmeiſter
ſpielen. Wer das oft erlebt hat, der beginnt zu verſtehen, was
der alte chineſiſche Weiſe meinte, als er alles von der
Wieder=
einſetzung der Namen in ihre wahre Bedentung erwartete.
Wir wollen das hier einmal in aller Kürze verſuchen mit
einem Wort, das heute vielfach gebraucht wird. Faſt niemand
widerſpricht, wenn geſagt wird, die Frau müſſe die Kameradin
des Mannes ſein, und doch iſt das ganz unmöglich, wenn das
Wort Kamerad noch dasſelbe bedeuten ſoll, was es immer be=
Donnerstag, den 28. Mai 1931
Vom Tage.
Der Berliner Magiſtrat billigte das Vorgehen des Bürgermeiſters
Dr. Elſaß, der das Ziel verfolgt, einige leitende Beamte ſtädtiſcher
Ge=
ſellſchaften wegen Verquickung ihres Amtes mit privaten Nebengeſchäften
aus ihren Aemtern zu entfernen.
In Deutſch=Eylau ſind die Kommuniſtenführer Kurt Krolikowſki,
Karl Preuß und Otto Schönhof von der Polizei verhaftet worden. Sie
ſtehen unter dem Verdacht der Vorbereitung des Hochverrats. Die
Ver=
hafteten wurden in das Gerichtsgefängnis eingeliefert.
Im Landtag von Thüringen wurde ein Antrag der Linken
ange=
nommen, nach dem die von Dr. Frick erlafſene Verordnung „wider die
Negerkultur — für deutſches Volkstum” wieder aufgehoben wirb.
Der Hauptausſchuß des Oeſterreichiſchen Nationalrates nahm geſtern
den Bericht des Vizekanzlers und Außenminiſters Dr. Schober über ſeine
Verhandlungen in Genf entgegen. An den Bericht ſchloß ſich eine kurze
Debatte.
Die Agrarkonferenz der Balkanſtaaten wurde geſtern in
Anweſen=
heit der Delegierten und der diplomatiſchen Vertreter der Balkanländer
in Sofia eröffnet. Der Vorſitzende der bulgariſchen Abordnung, Sakiſoff.
hielt die Begrüßungsrede.
Die Konferenz für die Beſchränkung der Herſtellung der
Nauſch=
giftmittel iſt geſtern in Genf unter dem Vorſitz des belgiſchen Senators
de Broucker zuſammengetreten. Es ſind 52 Staaten vertreten, darunter
Deutſchland durch Freiherrn v. Rheinbaben. Die Konferenz hat darüber
zu beraten, durch welche praktiſchen Maßnahmen die Limitierung der
Rauſchmittelproduktion vorgenommen werden ſoll.
Einer Timesmeldung aus Honakong zufolge ſind in der Einfahrt
von Swatau auf Veranlaſſung der Kanton=Behörden Minen gelegt
worden, um Truppenlandungen der Nanking=Regierung zu verhindern.
Die Schiffahrt iſt gewarnt worden.
Das javaniſche Kabinett beſchloß die Verminderung der Bezüge der
ſtaatlichen Angeſtellten in der geplanten Weiſe durchzuführen. Vom 1.
Juni ab werden alle Gehälter und Löhne in Höhe von mehr als 100
Yen (200 RM.) monatlich um 8 bis 20 Prozent gekürzt werden.
Die „Germania” verlangt Klarſtellung der
ſüd=
flawiſchen Außenpolikik gegenüber Deutſchland.
In einem Artikel „Jugoſlavien und Deutſchland” weiſt die
„Germania” darauf hin, daß die jugoſlawiſche Oeffentlichkeit, vor
allem die Wirtſchaftskreiſe und ihre Preſſe, zum deutſch=
öſterrei=
chiſchen Zollabkommen eine durchaus vernünftige, den
wirtſchaft=
lichen Intereſſen des Landes Rechnung tragende Haltung
ein=
genommen haben, daß aber Marinkowitſch im Gegenſatz dazu in
Genf einen Ton angeſchlagen habe, der den Beneſchs noch an
Schärfe übertraf. Angeſichts der kriegeriſchen Ausführung des
jugoſlawiſchen Außenminiſters müſſe man den Wert der
beſon=
ders in der letzten Zeit recht häufigen jugoſlawiſchen
Freund=
ſchaftsverſicherungen Deutſchland gegenüber, ſowie die
jugoſla=
wiſchen Bemühungen nach einer engeren wirtſchaftlichen
Zuſam=
menarbeit mit Deutſchland etwas ſkeptiſch beurteilen. Was ſei
eigentlich das wahre Geſicht Jugoſlawiens? Eine Klarſtellung
der jugoſlawiſchen außenpolitiſchen Ziele Deutſchland gegenüber
ſei dringend nötig, denn auf der ſchwankenden Baſis der von
Marinkowitſch geleiteten jugoſlawiſchen Außenpolitik ſei ein
fruchtbares wirtſchaftliches und kulturelles Zuſammenarbeiten
ganz unmöglich.
Das neue polniſche Kabinekt.
Der plötzlich erfolgte Rücktritt der Regierung des Oberſten
Slavek, die ſeit dem 4. Dezember vorigen Jahres im Amte war,
hat hier nicht überraſcht. Schon ſeit Wochen wußte man in
ein=
geweihten Kreiſen, daß ſich Slavek mit Demiſſionsabſichten trage,
um wiederum die Leitung des Regierungsblocks im Seim zu
über=
nehmen. Die ſchwierige finanzielle Lage des Staates ſowie die
Schwierigkeiten innerhalb des Kabinetts, in der Frage der
Kür=
zung der Beamten= und Offiziersgehälter zu einer Einigung zu
gelangen, haben zweifelos die Amtsmüdigkeit Slaveks geſteigert.
Staatspräſident Mosziki hat den Rücktritt der Regierung
an=
genommen und den Miniſter für Handel und Induſtrie, Pryſtor,
mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt. Pryſtor hat den
Auftrag angenommen und der Staatspräſident hat die ihm von
dem vorgeſehenen Premierminiſter Pryſtor vorgelegte Liſte der
neuen Regierung beſtätigt. Als neue Mitglieder gehören dem
Kabinett an: Premierminiſter Pryſtor, Finanzminiſter Pilſudſki
(der Bruder des Marſchalls Pilſudſki) und Handelsminiſter
Ge=
neral Zarzycki. Das neue Kabinett ſieht ſonach folgendermaßen
aus: Premierminiſter General Pryſtor, Miniſter ohne
Porte=
feuille Pieratki, Innenminiſter Skladkowſki, Außenminiſter
Za=
leſki, Kriegsminiſter Marſchall Pilſudſki, Finanzminiſter Jan
Pil=
ſudſki, Juſtizminiſter Michalowſki, Bildung und Unterricht
Cher=
winſki, Landwirtſchaftsminiſter Janta=Polczynſki,
Handelsmini=
ſter General Zarzycki, Verkehrsminiſter Kühne, Poſt und
Tele=
graphie Boerner, Miniſter für Agrarreformen Kozlowſki,
Oeffent=
liche Arbeiten General Norwid=Neugebauer, Arbeitsminiſter
Hubicki.
deutet hat. Will man ihm aber eine neue Bedeutung geben, ſo
führt das irre, denn immer muß ihm noch etwas von der
alten Bedeutung anhaften. So aber wird durch dauernde
An=
wendung des ungeeigneten Wortes allmählich das tatſächliche
Verhältnis der Geſchlechter verborgen, von ihm etwas verlangt,
was es nicht ſein kann, und ihm etwas ſchuldig geblieben, was
unbedingt dazu gehört. Das immer wieder falſch gebrauchte
Wort wirkt ſuggeſtiv, anſteckend, und ſchließlich zerſtöreriſch.
Ehe wir das Wort Kamerad unterſuchen, wollen wir das
richtige Wort nennen,das gemeint iſt, falls überhaupt etwas
gemeint wird. Mann und Frau ſollen einander Gefährten ſein,
womöglich Lebensgefährten auf dem gemeinfamen Pfad durch
Glück und Leid. Dieſes Wort hat gar nichts mit dem Geſchlecht
zu tun, das Wort Kamerad bezeichnet indeſſen eine
ausſchließ=
lich männliche Beziehung. Es meint die Gemeinſchaft unter
Aehnlichen, Liebe und Ehe indeſſen iſt die Gemeinſchaft der durch
Geſchlechtsunterſchied einander polar Entgegengeſetzten. Das
Wort Kamerad iſt gleichbedeutend mit Kumpan. Welche Frau
aber möchte der Kumpan ihres Mannes ſein? Mit dem, was
eine Kumpanei ausmacht, will ſie mit Recht nichts zu tun
haben, denn einer ſolchen kehrt der Mann ſeine derbe, rauhe
Seite zu. Das erſte aber, was ſie von ihm verlangen muß, iſt
die Milderung ſeiner Rquheit. Damit meint ſie keineswegs, daß
dieſe Seite an ihm ganz verſchwinden ſoll, denn dann wäre ſie
die erſte, die fühlen würde, daß er kein rechter Mann iſt,
nur wünſcht ſie, daß ihr perſönlich dieſe Seite nicht dauernd
zugekehrt werde. Dies im perſönlichen Verkehr durchzuſetzen,
iſt ihre Kulturmiſſion, und auf dieſer beruht tatſächlich die ganze
abendländiſche Geſittung. Fehlt bei dem Mann die eine der
beiden Seiten, die rauhe oder die zarte, ſo iſt er im erſten
Fall ein Schwächling, im zweiten ein Rohling. Das Geſchlecht
der Frau, das ſie beſonders belaſtet, hat darum ein Anrecht auf
beſondere Behandlung, und deshalb muß die Forderung der
Kameradſchaft entweder zur Verrohung führen oder zu einem
Trug.
Das Wort Kamerao geht auf das italieniſche camerata —
Stubengemeinſchaft zurück; damit aber iſt gewiß nicht das
ge=
meinſchaftliche eheliche Schlafzimmer gemeint (das obendrein
die moderne „Kameradin” gerade abzulehnen pflegt*), ſondern
die Stubengemeinſchaft, wie ſie nur unter Menſchen gleichen
Geſchlechtes möglich iſt, die keine zarte Scham und die aus ihr
entſtehenden Toilettengeheimniſſe vor einander haben, die einen
derben Scherz vertragen können und den allzu zart Beſaiteten
der Lächerlichkeit überantworten. Gewiß kann auch die
Ka=
meradſchaft innige, zarte Saiten entwickeln, aber nichts geht
mehr gegen ihren Ton, als dieſe zu zeigen. Nur in pathetiſchen
Situationen, wo es ſich um Tod und Leben in gemeinſamer
Gefahr handelt, kommt ſie zum Ausdruck, wie das alte Lied:
„Ich hatt’ einen Kameraden” ſo ſchön zeigt. Die Frau würde
Raumensnhang deer wenſ.
Amtlich wird mitgeteilt: In der heutigen Sitzung des
Reichs=
kabinetts erſtattete Reichsminiſter Dr. Curtius einen
ausführ=
lichen Bericht über den Verlauf und die Ergebniſſe der Genfer
Tagung des Völkerbundsrates und des Europa=Ausſchuſſes. Nach
eingehender Ausſprache ſtimmte das Reichskabinett den
Ausfüh=
rungen des Reichsaußenminiſters zu, welchem vom Reichskanzler
der Dank der Reichsregierung zum Ausdruck gebracht wurde.
Nach Rückkehr der deutſchen Abordnung aus Genf iſt es
an=
gezeigt, den Verlauf der Dinge und den deutſchen Standpunkt,
ſo wie er von zuſtändiger deutſcher Stelle dargeſtellt wird, noch
einmal kurz zu umſchreiben.
In der Frage der Zollunion
war es die Aufgabe von Deutſchland und Oeſterreich, die
Stel=
lung zu halten, die beide Länder im Frühjahr eingenommen
hatten. Man war von Anfang an der Auffaſſung, daß eine
völ=
kerrechtliche Prüfung der Zollunion zuzulaſſen, aber jede
poli=
tiſche oder wirtſchaftliche Erörterung und Entſcheidung durch den
Völkerbund abzulehnen ſei. Dieſer Standpunkt iſt nach
Auffaſ=
ſung politiſcher Kreiſe reſtlos gewahrt. Eine Prognoſe für die
Zukunft läßt ſich nicht ſtellen. Die deutſche Regierung iſt aber
ebenſo wie die öſterreichiſche von ihrem guten Recht überzeugt
und erwartet, vor dem Haager Schiedsgericht Recht zu bekommen.
Bezüglich der Generalakte
iſt Deutſchlands Stellung ebenfalls nicht beeinträchtigt. Die
an=
gekündigte feierliche Niederlegung der Ratifikationsurkunden
durch Frankreich, England und Italien iſt nicht erfolgt, und der
deutſche Außenminiſter hat als Ratsvorſitzender feſtgeſtellt, daß
die von Deutſchland bevorzugten bilateralen Schiedsverträge der
Generalakte völlig gleichwertig ſind. Was
die Abrüſtungsfragen
betrifft, ſo kann Deutſchland von der Betrauung des britiſchen
Außenminiſters Henderſon mit dem Vorſitz der
Abrüſtungskonfe=
renz befriedigt ſein. Bei dem deutſchen Antrag auf Offenlegung
des Rüſtungsſtandes handelt es ſich in der Hauptſache darum,
er=
neut von dem Konventionsentwurf des Vorbereitungsausſchuſſes
abzurücken. Um die Offenlegung der Rüſtungen überhaupt nicht
zu verhindern, hat Deutſchland bei dem engliſchen Vorſchlag
Stimmenthaltung geübt.
In der Danzig=polniſchen Angelegenheit
hat Außenminiſter Dr. Curtius in ſeiner Eigenſchaft als
Rats=
präſident den Verſuch, Danzig einen beſonderen Makel
anzuhän=
gen, dadurch verhindert, daß er das Erſuchen, Unruhen zu
ver=
meiden, ebenſo auch an Polen richtete. Die polniſche
Stimment=
haltung bei dem Bericht des Völkerbundskommiſſars Gravina iſt
der beſte Beweis dafür, daß dieſer Bericht zugunſten Danzigs
aus=
gefallen iſt. Die Stellungnahme des Rats in der
Memelfrage
läßt hoffen, daß jetzt auch in der Frage des Finanzausgleichs eine
befriedigende Regelung mit Litauen zuſtande kommt. Durch die
Anerkennung der Unterzeichner des Protokolls iſt weiter erreicht,
daß die rechtlichen Streitfragen mit Litauen vor dem Haager
Schiedsgericht entſchieden werden können.
In der oberſchleſiſchen
Minderheiten=
angelegenheit
hat die entſchiedene Haltung des deutſchen Außenminiſters eine
überſtürzte Verabſchiedung des viel zu ſpät vorgelegten polniſchen
Berichts verhindert. Man iſt in amtlichen Kreiſen der
Auffaſ=
ſung, daß es völlig unmöglich geweſen wäre, in ſo kurzer Zeit
den polniſchen Bericht zu prüfen und zu ihm Stellung zu nehmen.
Bei der Tagung des Europa=Ausſchuſſes ſpielte die
Haupt=
rolle der franzöſiſche Programmentwurf.
Deutſchland hat dem Vorſchlage der Agrarpolitik Frankreichs
zuge=
ſtimmt, nachdem auf Grund der Zuſtimmung durch Frankreich,
Belgien, Italien und die nordiſchen Staaten der europäiſche
Cha=
rakterverband ſich gezeigt hatte. Die Haltung Englands iſt wegen
der Stellungnahme der Dominions noch zweifelhaft. Von den
übrigen Vorſchlägen Frankreichs, Induſtriekartelle,
Präferenz=
ſyſtem und bevorzugte Behandlung Oeſterreichs, erwartet man
nicht allzuviel praktiſche Ergebniſſe. Die Erklärungen der
einzel=
nen Delegierten zu den Präferenzzöllen laſſen vermuten, daß ein
multilateraler Vertrag nicht zuſtande kommen wird, ſondern daß
die bilateralen Verträge bevorzugt werden. Die von Frankreich
vorgeſchlagenen beſonderen Vorteile für Oeſterreich haben bei den
intereſſierten Staaten allgemeine Ablehnung gefunden, ſo daß
auch dabei nichts herauskommen wird. In politiſchen Kreiſen iſt
man der Auffaſſung, daß ſich herausſtellen wird, wie ungeeignet
das franzöſiſche Programm zur Sanierung Europas iſt.
ſich, wollte man ihr gegenüber mit der Kameradſchaft ernſt
machen, ſchön bedanken. Sie hielte ſie gar nicht aus, denn ihr
Weſen verlangt nicht nur Liebe, ſondern auch deren zärtlichen
Ausdruck, ein Unding zwiſchen Kameraden, die nicht auf einen
gewiſſen, heute gleichfalls beliebten Abweg geraten ſind.
Ich wohnte einmal einer philoſophiſchen Diskuſſion zwiſchen
einem jungen und einem etwas älteren Manne bei. Der Junge
wurde frech und anzüglich. Plötzlich ſchnitt der Aeltere, der eine
überlegene Jovialität bewahrt hatte, das Geſpräch ab, erhob ſein=
Glas und bot dem Jüngeren das Du an. Dieſer ging etwas
verlegen darauf ein, und nachdem ſie miteinander getrunken
hatten, richtete der Aeltere an den Jüngeren in gutmütigem Ton
die klaſſiſche Aufforderung Götzens von Berlichingen und fügte
hinzu: „Das konnte ich Dir nicht ſagen, ſolange wir uns noch
ſiezten, und jetzt laß uns Kameraden ſein”. Ich möchte die
Frau ſehen, die ſich dieſen Ton im Verkehr mit Männern
wünſchte; aber eine Frau, die das Herz am rechten Fleck hal,
wird herzlich darüber lachen und fühlen, daß er auch ſein Recht
hat — unter Kameraden.
Wenn alſo die heutige Forderung der Kameradſchaft unter
den Geſchlechtern gerade jene rauhe Derbheit nicht meint, die
für die Kumpanei unter Männern bezeichnend iſt, was meint ſie
dann? Sie meint, daß die Rückſicht, welche die Frau bom
Mann erwartet, ohne daß darüber geſprochen wird, zu Recht
beſtehen bleiben ſoll, ſie aber nicht länger verpflichtet iſt,
Ruck=
ſicht auf ſeine Geſchlechtseigentümlichkeit zu nehmen. Sie wiu
bei allem dabei ſein, auch wo es ſich um männliche Intereſſen
handelt, ſich aber allmählich immer mehr der eigenen
Geſchlechts=
rolle entziehen. Kurzum, es iſt ein ſchlechter Handel, bei dem
der Mann alles, die Frau nichts einſetzt. Was er dabei
ge=
winnt, iſt eine Frau, die keine Frau iſt, und einen Kameraden,
der kein Kamerad iſt.
Sollten wir nicht wirklich dem alten Chineſen folgen und
die Worte — es gibt noch manche andere, die deſſen bedürften —
auf ihren wahren Sinn prüfen?
D Eines der tiefſten Mißverſtändniſſe der modernen, beſonders der
deutſchen Frau. Als ich vor dem Kriege einmal mit einer Engländerin
davon ſprach, ſagte ſie, ſie habe geglaubt, die getrennten Schlafzimmer
der Deutſchen entſprächen einer Forderung des Mannes. Bei der Frau
ſei ſie ihr ſchlechthin unbegreiflich, da ſie dadurch doch unbedingt an
Einfluß auf den Mann verlieren müſſe. Nun gibt es mehrere ſehr
wichtige Gründe für getrennte Schlafzimmer in beſtimmten Fällen, aber
man ſollte nie vergeſſen, daß dieſe Einrichtung das Werden einer
wah=
ren Ehe mindeſtens erſchwert. Zunächſt wächſt das Erotiſche nicht
orga=
niſch in die Ehe hinein, denn bei getrennten Schlafzimmern wird es
entweder zu ſehr betont oder es ſchläft zu bald ein. Es ſoll aber nicht
betont, wohl aber immer da ſein. Ferner werden die wichtigſten Dinge
in der Ehe ohne bewußte Abſicht in der Stille geſprochen, wenn die
Lichter ausgelöſcht ſind, ganz zu ſchweigen von dem geheimnisvollen
Vorgang, daß das Unbewußte zweier nebeneinander ſchlafender
Men=
ſchen in inniger Verbindung bleibt.
u ver=
Nummer 146
Donnerstag, den 28. Mai 1931
Eine machkvolle Kundgebung
des eehrerftandeg.
Frankfurt a. M., 27. Mai.
Nach den mehr oder weniger internen Beratungen der
ver=
gangenen Tage war die Hauptverſammlung des Deutſchen
Lehrervereins, die am Mittwoch vormittag um 10 Uhr im
über=
füllten Hippodrom begann, eine machtvolle
Kundge=
bung des Lehrerſtandes. Etwa 4000 Lehrer und
Leh=
rerinnen aus allen Teilen Deutſchlands waren erſchienen,
eben=
ſo eine Reihe geladener Gäſte, unter ihnen Kultusminiſter Dr.
Grimme, Regierungspräſident Ehrler=Wiesbaden, ein Vertreter
der ſächſiſchen Regierung, Oberbürgermeiſter Dr. Landmann,
Polizeipräſident Steinberg, der Rektor der Frankfurter
Univerſi=
tät, der Rektor der Pädagogiſchen Akademie uſw. Der erſte
Vorſitzende Wolff=Berlin eröffnete die Hauptverſammlung mit
einer längeren Begrüßungsanſprache, in der er auf die Not
der Zeit und den ſchweren Stand der deutſchen
Lehrerſchaft hinwies. Nach einem Gruß an die deutſchen
Brüder an der Saar ging Wolff im einzelnen auf die
Probleme ein, die die deutſche Lehrerſchaft
be=
wegen.
Die Lehrerſchaft ſei ſich der Schwere ihrer Aufgabe
be=
wußt. Sie und die deutſche Beamtenſchaft entziehen ſich
nicht der Pflicht zu opfern und zu geben, was für die
Allgemeinheit notwendig ſei. Wir verweigern aber, ſo
ſagte Wolff mit Nachdruck, eine beſonders ungerechte
Be=
ſteuerung, die dazu dienen ſoll, das öffentliche Defizit zu
decken. Die Lehrerſchaft fühle ſich tief verbunden mit allen
Volksgenoſſen und allen Völkern in der Völkergemeinſchaft.
Der preußiſche Kulkusminiſter Grimme
zu den Sparmaßnahmen im Schulweſen.
Nach einer langen Reihe von Begrüßungsanſprachen nahm
Kultusminiſter Dr. Grimme das Wort. Der Miniſter
über=
brachte zunächſt die Grüße des Reichsinnenminiſteriums und
der preußiſchen Regierung und betonte, daß er es lieber
ge=
ſehen hätte, dieſes erſte Mal, wo ein preußiſcher Kultusminiſter
an einer Tagung des Deutſchen Lehrervereins teilnehme, fiele
nicht mitten hinein in die Zeit beſonders ſtarker Beunruhigung
der pädagogiſchen Welt, juſt nach dem Erlaß von
Sparmaß=
nahmen, die unleugbar ſchwer zu tragen und gewiß nicht gerade
dazu angetan ſeien, die Popularität einer Regierung zu ſichern.
Aber gerade weil ſich viele in ernſter Sorge um die Wahrung
der Kulturgüter der Nation einem angeblich verſtändnisloſen
Fiskalismus gegenüber als berufene Schutztruppe der Kultur
fühlen, iſt es ſehr gut, ſich auf einem ſolchen Treffen einmal
gemeinſam darauf zu beſinnen, daß ſich das ſachliche
Spannungs=
verhältnis zwiſchen den Forderungen der Organiſation und dem
fiskaliſchen Muß der Regierungen unter gar keinen Umſtänden
verlagern darf auf die perſönlichen Geſpanntheiten, denn der
Schule Not iſt unſer aller Sorge.
Die Verantwortung gegenüber der Zukunft unſerer Jugend
trägt nicht die Lehrerſchaft allein, ſie trägt auch die
Re=
gierung. Heute viel mehr denn früher iſt jeder, der ſich
dem Staat verpflichtet fühlt, hineingeſtellt in dieſes
Span=
nungsfeld von Idee und Geld, von Erfordnernis der
Pä=
dagogik und Rückſichtnahme auf die Verknappung der
öffentlichen Mittel. Wer heute Dienſt am Staate will,
kann nicht tun, als ſei die Welt der Pädagogik außerhalb
der allgemeinen Umwelt gelegen. Wer überhaupt die Not
des Staates ſieht, der darf nicht nur die Pädagogik ſehen,
natürlich auch nicht nur den Fiskus, ſondern beides, damit
am Leben bleibt, was die Vorausſetzung für alles
päda=
gogiſche Geſchehen iſt: der Staat. Heute erweiſt derjenige
der Pädagogik den ſchlechteſten Dienſt, der nicht in ſeinem
Wirkungskreis nach Sparmaßnahmen Ausſchau hält, damit
der Kelch des Staatsbankerotts an uns vorübergeht und
damit ſo verhütet wird, daß die Kultur ihr Fundament,
den Staat, verliert. Darum iſt gerade dem, der die Kultur
will, oberſtes Gebot der Stunde, daß er dem Staat hilft,
über ſeine Not hinwegzukommen.
Wer wollte nicht den Schmerz verſtehen, der den Lehrer packt,
wenn er den Abſtand ſieht zwiſchen dem, was ihm als
Wunſch=
bild der Erziehung vor der Seele ſteht, und dem Dürftigen, was
ihm der Alltag ſeiner Arbeit am Kind zu tun ermöglicht. Das
erſt macht den Lehrer zum Erzieher, daß er die Spannung löſt,
die zwiſchen dem freien Wachstumsbedürfnis des Kindes und
der Notwendigkeit liegt, das Kind hineinzuführen in die Welt
des objektiven Seins und in die Welt der abſoluten Werte. Wir
brauchen Menſchen, die unverbogen hineingewachſen ſind in dieſe
Welt und ihre Wirklichkeit, und die ſich nicht damit begnügen.
daß ſie einfach da ſind und ſich hineingeſtellt fühlen in ihre
Umwelt. Solch ein Geſchlecht zu bilden iſt Sinn der Arbeit
jedes Lehrers, gleichviel wie die Bedingungen beſchaffen ſind, in
deren Rahmen ſeine Arbeit liegt. Dieſes Ziel verleiht allem
Bildungsſtreben und allem organiſatoriſchen Planen Sinn und
Einheit, und iſt bereits ein Stück der weltanſchaulichen
Gemein=
ſamkeit für alle, deren Arbeit ſich auf die Schule richtet.
Nach den Begrüßungsrednern, unter denen ſich auch der
Frankfurter Oberbürgermeiſter Dr. Landmann befand, ſollte
Uni=
verſitätsprofeſſor Dr. Hoffmann=Heidelberg über „
Weltanſchau=
ung, Erziehung und Schule” ſprechen. Da aber der Redner mit
ſeiner Stimme nicht durch den Rieſenſaal durchdrang, wurde ſein
Vortrag abgebrochen. Er wird morgen mit Hilfe eines
Lautſpre=
chers gehalten werden. Hierauf ſprach Carl Weiß=Nürnberg über
„Die Einheit der deutſchen Bildung.”
Er führte u. a. aus: Die Einheit der deutſchen Bildung iſt ein
immer wieder neu geſtelltes Problem, das im Wandel der Zeit
in eine neue Beleuchtung gerückt wird. Notwendig iſt deshalb,
aus der Not der Zeit heraus nach dem Sinn dieſer Einbeit zu
fragen. Die Bereitſchaft, die eigene Perſönlichkeit aufzugeben
und Unterſchlupf bei den Kollektivmächten zu ſuchen, iſt heute weit
verbreitet. Der Einzelne fühlt ſich in der rationaliſierten Welt
der Großorganiſationen hilflos und verloren. Dem Glauben an
Vernunft und Freiheit iſt hinſichtlich der wachſenden Not eine
tiefe Enttäuſchung gefolgt, in der als neue Hoffnung die rettende
Aktion der Maſſen erſcheint. Während das Bildungsideal des
klaſſiſchen Humanismus ſeine volle Kraft nur in der Kampfzeit
des aufſteigenden Bürgertums entfalten konnte, geht heute alles
pädagogiſche Denken vom Sozialen aus und ſpielt auf das Soziale
ab. Dies birgt in ſich die Gefahr eines pädagogiſchen
Partikula=
rismus. Je ſchärfer die Gegenſätze, die im Schoße der Geſellſchaft
auf allen Lebensgebieten entſtanden ſind, hervortreten, deſto mehr
bricht der Wille hervor, darüber hinauszuwachſen. Soll die
Bil=
dung Lebensmacht ſein, ſo darf ſie an dieſen Spannungen nicht
vorbeigehen. Die Jugend, in der heute ethiſche Leidenſchaft und
lebensbejahender, wirklichkeitsnaher Idealismus brennt, bedarf
gemeinſamer Bildungsſtätten, um ihren Weg in die Zukunft zu
ſuchen. Die Einheit der Bildung ſoll aber auch im
Schichtenauf=
bau des Bildungsweſens zur Geltung kommen. Darum bedürfen
wir der differenzierten Einheitsſchule, die der kulturellen Einheit
wie der natürlichen Gliederung des Volkes entſpricht. Es kommt
nicht darauf an, daß man dieſer oder jener Schulart „
lehrplan=
mäßige” Teilaufgaben der Vereinheitlichung zuweiſt, ſondern daß
die Bildner aller Schulen einen gemeinſamen Kulturwillen
reprä=
ſentieren. Kulturpolitik des Staates darf keine Mathematik der
Paritätsanſprüche ſein, keine Zerteilung, um jedem Machtwilligen
ſeine geiſtigen Hausländereien zu ſchenken.
Prokeſkundgebung gegen weitere Belaſtung
der Beamkenſchaft.
Den Abſchluß der Veranſtaltung bildete eine kurze,
außer=
ordentlich eindrucksvolle Kundgebung der Lehrerſchaft zur Lage
des deutſchen Beamtentums. Rektor Wolff=Berlin wies auf die
Proteſtkundgebungen der Beamten am Mittwoch in Berlin hin
und betonte, daß die Beamtenſchaft volles
Verſtänd=
nis für die Kriſe von Wirtſchaft und Staat habe.
Die Beamtenſchaft habe auch ihren Anteil an den
Laſten getragen. Nur verlange ſie, daß alle
Stände im Staat die gleiche Pflicht gleichmäßig
erfüllen. Sie fordere daher Auflegung der
Steuer=
liſten, damit zu erſehen ſei, welche Leiſtungen der Einzelne
für die Geſamtheit getan habe. Schließlich erhebe die
Beamten=
ſchaft Einſpruch dagegen, daß zu den allgemeinen
Laſten der Beamtenſchaft weitere neue
Belaſtun=
gen kommen ſollen. Unter der lebhaften Bewegung der
Verſammlung proteſtierte Wolff=Berlin dagegen, daß
die Kinderzulage in Wegfall kommen ſolle. Keine
Maßnahme der Regierung könnte für die Beamtenſchaft unſozialer
ſein. Die Beamtenſchaft habe die Pflicht, dem Staat zu ſagen, daß
Zie Zentworme iin grauenkieid.
Von Wilhelm Michel.
Es gibt heute wie in jeder früheren Koſtümperiode eine
all=
gemeine „Zeitform” des Frauenkleides. Will ſagen: bei allem
Wechſel im Einzelnen behält das Frauenkleid von heute eine
be=
ſtimmte Allgemeinprägung. Dieſe iſt zweifellos von den
Geſin=
nungen, Kräften und Stiltendenzen beſtimmt, die in heutiger
Welt herrſchen. Alſo von ſportlichen Körpergefühlen, vom
moder=
nen Zweckdenken, von der heutigen Ausdrucksknappheit, die alles
ausgreifende Pathos ablehnt. Die natürliche Körperform hat in
der Kleidgeſtaltung die Führung, die weitläufigen Umdeutungen
und redneriſchen Figuren, wie ſie z. B. Jahrhunderte lang in
der Krinoline oder in der Schleppe oder noch zuletzt in den
phan=
taſtiſchen Aermelauswucherungen des Jugendſtils vorlagen,
ſpie=
len keine Rolle. Haben frühere Zeitformen des Frauenkleides
z. B. das Mütterliche, das Hausfrauliche überbetont — in der
Hüllform mit ihren Bauſchungen —, ſo iſt die Frau von heute
in ihrer Kleidung vorwiegend als Einzelperſon
charakteri=
ſiert, die ihr eigenes Leben lebt, in Abſehung von ihren
fami=
liären und ſelbſt ſozialen Bindungen. Der Zeitgeiſt, wie er in
der Kleidform wirkt, ſchiebt dieſe Funktionen nicht in den
Vor=
dergrund, er verneint ſie ſtiliſtiſch und hebt die ungebundene
Ver=
einzelung der Perſon hervor. Wie er ja auch das Altern
ſtili=
ſtiſch verneint und ewige Jugend als Pflicht, wenigſtens als
Schneiderforderung verkündet. Längere Zeit lief die Aufmachung
der Frau eindeutig auf der Linie der Kameradin. Das
eigent=
lich Weibliche wurde vom Kleid „überhört”, es wurde gleichſam
inoffiziell. Unter dem Geſichtspunkt von Jungſein, Geſundſein
und Vernünftigſein verwiſchten ſich — man denke auch an die
Aventüren der Hartracht — die Grenzen zwiſchen Geſchlechtern
und Altersſtufen. Die biologiſche Rhythmik, die ja heute dieſelbe
iſt wie zu allen Zeiten (ſolange die Familie und das Altern
nicht abgeſchafft ſind) wurde in der Kleidform zurückgedrängt
zu=
gunſten eines Standardbegriffs „Menſch”. Und der war durch
mächtige, wirtſchaftlich und ſoziologiſch unterbaute Stilzwänge
der Gegenwart ohne Zweifel begünſtigt, nährte ſich außerdem von
ameri aniſchen und demokratiſchen Geiſtesregungen.
Nun iſt es aber von jeher ſo geweſen, daß innerhalb der
koſtümlichen Zeitform gewiſſe Betonungswechſel ſtattfinden. Die
Zeitform iſt gewiſſermaßen das Inſtrument, auf dem nun doch
nacheinander die verſchiedenen Seiten des weiblichen
Ge=
ſamtweſens abgeſpielt werden. Ein ſolcher Melodiewechſel
ge=
ſchah auch, als die Mode von der ſtraffen, techniſch=ſchnittigen
Sportform zu den lyriſcheren, reicheren und duftigeren
Prägun=
gen der letzten Jahre überging. Einbruch einer gewiſſen „Ro=
mantik”, Rückbeſinnung oder Neubeſinnung auf die
Mehrdeutig=
keit des weiblichen Weſens. Es iſt für die erwähnten
Stil=
zwänge ſehr charakteriſtiſch, daß dieſe Wendung ins Romantiſche
ſich zunächſt in einer Art doppelter Buchführung des
Frauen=
kleides ausſpricht: das Geſellſchafts= und Abendkleid löſte ſich in
der ſtiliſtiſchen Führung vom Berufs= und Sportkleid, ja vom
Straßenkleid ab und trat in eine Sonderform ein, die die
Ele=
mente Rauſch und Verzauberung, Lockung und Koſtbarkeit neu
zu repräſentieren unternahm. Die Tendenz iſt zweifellos die einer
Erotiſierung des Frauenkleides, und dies weniger vielleicht in
den plaſtiſchen Formen als in den Linien, und vor allem in den
zarten, fließenden Stoffen, die die Dame von heute zu einer Art
undinenhaften Typs bilden. Da will wieder das „Geheimnis”
um das weibliche Weſen aufleben, und man kann faſt ſagen, daß
die Frau von heute in ihrer Kleidung „doppelſprachig” iſt, indem
die Berufs= und Sportkleidung ganz andere Dinge von ihr
aus=
ſagt als das Abendkleid. Auf dem Gebiete der Kleidung ſtellen
ſich hier ähnliche Ueberſchneidungen von Nüchternheit und Traum,
von rationalen und irrationalen Elementen dar wie in der Kunſt
von heute. Man kann auch daran denken, wie man in Amerika
heute hie und da Romantik ins nüchterne Tagleben einbrechen
läßt, indem man alte, verwahrloſte Barackenviertel in Los
Ange=
les, auch in New York, etwas ſäubert, hygieniſiert und
zurecht=
bügelt und ſie dann als pittoreske Ouartiers latins, als
Schwabingiaden dem Verkehr auftut — damit Auge und Gemüt
wieder etwas Unwillkürlichkeit, etwas blümerante Zufälligkeit zu
ſchmecken bekommen. Gegenſätze ſolcher Art gab es wohl in der
Kleidung ſchon immer, da ja das Feſtkleid z. B. ſtets etwas
Er=
höhteres, Farbigeres war als das Alltagskleid. Aber dieſer
Gegenſatz iſt in der Frauenkleidung von heute doch wohl beſonders
ſchroff. Er ſtellt die Frau von heute wahrſcheinlich öfters vor
Probleme des Stilwechſels der äußeren und inneren Umſchaltung,
die nicht leicht zu löſen ſein mögen. Aber er mag oft auch als
beſonders reizvoll empfunden werden. Im Tieferen deutet er auf
ernſte Kontraſte im geiſtigen Geſamtbild der Zeit, auf eine
Tren=
nung von Dingen, die eigentlich zuſammengehören — wie ja ſtets
die ernſten, geiſtigen Begebenheiten innerhalb einer Epoche ſich
ſpieleriſch ſpiegeln und wiederholen in der Mode und in anderen
der ewigen Kleinigkeiten des Lebens, dergeſtalt, daß es die
monu=
mentale Hiſtorie nicht verſchmäht, eine Revolution, die heute eine
Staatsform änderte, morgen zur Veränderung der Friſuren und
des Kleiderſchnittes zu benützen.
Calderon=Uraufführung in Mannheim.
Man hat der 250. Wiederkehr von Calderons Todestag
auch im Mannheimer Nationaltheater gedacht. Zunächſt gab man
Wilhelm von Scholz, dem erſten Präſidenten der viel=
Seite 3
hier ethiſche Werte auf dem Spiele ſtünden, und daß
der Radikalismus in den Kreiſen der Beamten
ſich verbreitern müſſe, wenn mit dieſen
unge=
rechten Maßnahmen verfahren werde. Dadurch
werde nur Unruhe in die Beamtenſchaft getragen. Wir
for=
dern vom Staat, ſo rief Wolff zum Schluß, daß er im
Innern Ordnung ſchafft und ſich nach außen in
Verbindung ſetzt mit den Ländern und Völkern,
um eine Erleichterung der Reparationslaſten
herbeizuführen. Wir ſind bereit zur Mitarbeit!
Am Nachmittag fand im Frankfurter Stadion das zweite
deutſche Lehrer=Turn= und Sportfeſt ſtatt, abends eine
Feſtvor=
ſtellung im Schauſpielhaus von „Götz von Berlichingen” und ein
Feſtkonzert im Saalbau.
Der Kanzler empfängt die Beamkenverkreter.
Berlin, 27. Mai.
Als Auftakt zu der großen Beamtenkundgebung, die
heute abend im Sportpalaſt gegen jeden weiteren
Ge=
haltsabbau ſtattfindet, gab der Preſſechef des Deutſchen
Be=
amtenbundes, Bürgermeiſter Heßlein, geſtern bei einer
Preſſe=
beſprechung bekannt, daß Staatsſekretär Dr. Pünder im Auftrag
des Reichskanzlers auf einen Brief des Deutſchen Beamtenbundes
geantwortet habe, daß der Reichskanzler wegen der
Be=
deutung der Angelegenheit bereit ſei, die
Beamten=
ſpitzenorganiſationen vor Faſſung endgültiger
Kabinettsbeſchlüſſe zu empfangen. Dieſer Empfang,
der Ende dieſer Woche ermöglicht werden ſolle, ſolle dazu dienen,
eine Ausſprache mit den Vertretern der Beamtenſchaft über
eine weitere Gehaltskürzung oder eine
Sonder=
belaſtung der Beamtenſchaft herbeizuführen.
Sfürmiſche Beamken=Prokeſtkundgebung
gegen Sonderbelaſtung.
Berlin, 27. Mai.
Im dicht beſetzten Berliner Sportpalaſt veranſtaltete der
Deutſche Beamtenbund heute abend eine Kundgebung, die ſich
mit den in der Oeffentlichkeit aufgetauchten Gerüchten über eine
weitere Gehaltskürzung befaßte. Bereits nach den erſten Worten
des Bundesvorſitzenden Flügel über den Gehaltsabbau ſetzte unter
den Anweſenden ein Sturm der Entrüſtung ein. Als
der Vorſitzende dem Reichsfinanzminiſter für den Vorſatz dankte,
auf jeden Fall einen weiteren Gehaltsabbau zu verhindern,
un=
terbrach ihn minutenlanger Lärm und Pfeifen. Der Referent des
Abends, Präſident Lenz, führte in ſeiner von zahlreichen
Zwi=
ſchenrufen unterbrochenen Rede u. a. aus, daß die
Beamten=
ſchaft es bisher nicht abgelehnt habe
ent=
ſprechend ihrer Leiſtungsfähigkeit ſich an
einem allgemeinen Notopfer des geſamten
Volkes zu beteiligen. Aber jeder müſſe nach
ſeinem Einkommen dazu beitragen. Eine große
Beunruhigung habe der Vorſchlag bei den Beamten
hervorgeru=
fen, den Kinderzuſchlag für das erſte Kind wegfallen zu laſſen,
denn eine ſolche Maßnahme verſtoße gegen jedes ſoziale
Empfin=
den. Der Kampf der Beamtenſchaft ſei von Bedeutung für
ſämt=
liche Arbeitnehmer, da ſich immer gezeigt habe, daß ein
Ge=
haltsabbau zugleich eine allgemeine
Abbau=
welle für ſämtliche Gehaltsempfänger nach ſich
ziehe. Beſonders bedauerlich ſei, daß durch die
tete Beunruhigung ein Teil der Beamtenſchaft
dem politiſchen Radikalismus in die Arme
ge=
trieben werde. Die Beamtenſchaft ſetze ſich für
eine ausreichende Unterſtützung der
Arbeits=
loſen und für die Erhaltung der ſozialen
Er=
rungenſchaften ein und fordere die ſolidariſche
Opferbereitſchaft des ganzen Volkes.
Herabſehung der Miniſtergehälker in Thüringen.
Weimar, 27. Mai.
Im Thüringiſchen Landtag begannen am Mittwoch die
Ab=
ſtimmungen zum Haushaltsplan 1931. Auf Grund eines
national=
ſozialiſtiſchen Antrags wurden die Miniſtergehälter von 16 000
auf 12000 RM. herabgeſetzt. Da durch dieſen Antrag die
Miniſte=
rialdirektoren ein höheres Jahreseinkommen als die ihnen
vor=
geſetzten Miniſter haben würden, erſcheint es fraglich, ob der
Be=
ſchluß durchführbar ſein wird. Die Annahme des Antrags
er=
folgte mit den Stimmen der Nationalſozialiſten, Kommuniſten
und Sozialdemokraten gegen die Stimmen der Deutſchen
Volks=
partei, Staatspartei und Deutſchnationalen bei Enthaltung der
Wirtſchaftspartei und der Landvolkpartei.
umſtrittenen Dichterakademie, Gelegenheit, in einer ſonntäglichen
Morgenfeier, umrahmt von altſpaniſcher Klaviermuſik und
alt=
ſpaniſchen Liedern, in einem Feſtvortrag ſeine Beziehungen zu
Calderon und ſeinem Werk zu entwickeln. Dann erlebte man die
gleichzeitige Uraufführung der deutſchen freien Nachdichtung des
Calderonſchen Werkes „Ueber allen Zauber Liebe‟
(Vgl. Bericht über die Aachener Aufführung.) Die Mannheimer
Aufführung war mit Liebe von Richard Dornſeiff
vorbe=
reitet. Er ließ die Scholzſchen Verſe mit innerer Gelöſtheit
ſpre=
chen, zuweilen begleitet von einer ſtimmungsvollen Muſik, von
Ernſt Cremer komponiert. Die Vorgänge ſelbſt hatte er mit
Hilfe des Bühnenbildners Dr. Löffler, der eine maleriſche
Szene=
rie erfand, nach einem märchenhaft=exotiſchen Bezirk entrückt, in
ein heiteres Reich von Nymphen, Dryaden und Faunen. Die
Darſteller vor allem Eva Fiebig als verführeriſche Circe und
Erich Muſil als jugendlich ſchäumender Ulyſſes, boten ihre Rollen
überzeugend. Eine Kabinettleiſtung war der Klarin von Bum
Krüger, ſeine Verzauberung echt erfühlt durchführend. Herzlicher
Beifall wurde allen Beteiligten an der Uraufführung geſpendet,
und der anweſende Wilhelm von Scholz mußte ſich mehrmals vor
der Rampe zeigen.
Dr. Konrad Ott.
Urauffübrung am Stadttheater Bochum: Wilhelm Hendel: Kampf
um den Rhein. Georg Forſter, der Held dieſes im vorigen Jahr bei
einem Wettbewerb des Deutſchen Theaterjahrbuches mit einem Preis
ausgezeichneten Stückes, über den ſich Goethe und Wilhelm von
Hum=
boldt gelegentlich ehrend geäußert haben, erſcheint hier entgegen der
geſchichtlichen Tatſache als Vermittler zwiſchen deutſchem und
franzö=
ſiſchem Weſen und als ein lediglich vom Menſchlichen beſtimmter
ideali=
ſtiſcher Vorkämpfer des Verſöhnungsgedankens zwiſchen den beiden
Na=
tionen. In =Wirklichkeit iſt dieſer kurfürſtliche Profeſſor und
Biblio=
thekar in der Zeit ſeiner Mainzer Tätigkeit unbedingter und einſeitiger
Parteigänger der franzöſiſchen Revolution geweſen, zweifellos in
ehr=
licher Geſinnung, aber nicht frei von doktrinärem Fanatismus. Die
Abſicht des Verfaſſers, mit ſeiner Arbeit mehr als ein politiſches Stück
zu liefern, vielmehr ein aus der Vergangenheit in die Gegenwart
wir=
kendes Bekenntnis zur Idee der Völkerverſöhnung abzulegen,
rechtfer=
tigt die Korrektur zugunſten ſeines Helden und macht dieſes
Erſtlings=
drama, deſſen Verfaſſer als Redakteur in Duisburg lebt, in ſeiner
Ten=
denz durchaus ſympathiſch, auch über manche Schwächen im Aufbau und
in der dramatiſchen Bindung des Stückes hinaus. Die zwölf knappen,
ſtellenweiſe eher ein epiſches als ein Bühnentalent verratenden Szenen
vermitteln ein lebendiges Bild jenes Zeitabſchnittes, der, uns durch
Goethes Berichte bekannt, für kurze Zeit im kurfürſtlichen Mainz die
erſte deutſche Revublik ſchuf. Ihr Führer Georg Forſter hatte ſich in
der Wirkung ſeiner zu hoch geſpannten Pläne verrechnet; ſein Kampf
um den Strom und um eine neue Staatsform war ein kurzer Traum.
die Verfechtung der Menſchlichkeitsidee und der Völkerverſöhnung blieb
gegen Kabinette und Gewalt eine Farce — bis heute. Das gibt der
Unterbezeichnung des Stückes als Tragikomödie eine beſondere
Be=
tonung. Unter der Spielleitung von Dr. Buxbaum erzielte es mit
Willi Buſch in der wirkungsvollen Hauptrolle einen ſtarken, auch trotz
der Einwände gegen den künſtleriſchen Beſtand der Arbeit verdienten
Premierenerfolg. Der anweſende Autor wurde am Schluß oft ge
rufen.
Seite 2
Donnerstkag, den 23. Maf 1931
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Off. u. S. 147 Gſch.*
4u
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Donnerstag, den 28. Mai 1931
Aus der Dandeshaugiſtaor.
Darmſtadt, den 28. Mai 1931
— Ruheſtandsverſetzungen. Auf Grund des Geſetzes über die
Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli bzw. 19 Dezember
1923 (Reg.=Bl. S. 509 und 511) in der Faſſung des Geſetzes vom
8 Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249) treten am 1. Juli 1931 in den
Ruheſtand: der Amtsgerichtsrat beim Amtsgericht Worms
Wil=
helm Trautwein, der Kanzleinſpektor beim Landgericht der
Provinz Rheinheſſen zu Mainz Heinrich Kleber, der
Büro=
direktor beim Landgericht der Provinz Starkenburg zu Darmſtadt
Heinrich Thomas.
— Erledigte Stelle. Die Stelle des dienſtaufſichtführenden
Richters (Beſoldungsgruppe A 2 c) bei den Amtsgerichten
Die=
burg, Nieder=Olm, Pfeddersheim und Zwingenberg iſt erledigt
und ſoll wieder beſetzt werden. Bewerbungen ſind bis 15. Juni
beim Juſtizminiſter einzureichen. Mit der Uebertragung der
Stelle iſt die Zuteilung der Dienſtwohnung verbunden.
— Hohes Alter. Am 30. Mai vollendet Frau Pfarrer
Mathilde Fuchs Witwe, hier. Frankfurter Straße 3, in voller
Friſche das 80. Lebensjahr. — Fr. Karoline Schrauth. Witwe
des Fechtmeiſters, feiert am 30. Mai ihren 80. Geburtstag.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die 2. diesjährige
Wanderung führt uns am Sonntag, dem 31. Mai, nach
Mann=
heim=Schwetzingen. Abfahrt ab Hauptbahnhof mit dem
Ferneil=
zug 6.49 Uhr, der auf unſer Geſuch hin auch ausnahmsri iſe um
6,52 Uhr am Südbahnhof hält, um unſere Mitglieder aus
Beſſun=
gen dort aufzunehmen. Die Wanderung unter der Führung der
Klubfreunde Dang und Seibel führt in Mannheim durch die
Stadtanlagen, am Rhein entlang nach dem Waldpark. Nach
einer kleinen Raſt im idylliſch gelegenen Waldpark=Reſtaurant
„Am Stern” wird der Naturſchutzpark (Reißinſel), der Tierpark
und das Strandbad beſichtigt. Zwei große Motorboote bringen
uns dann in 1½ſtündiger Fahrt auf dem den meiſten von uns
dort unbekannten Rheine nach der Inſel Ketſch, die wir in 20 Min.
hinter uns haben, um nach Schwetzingen mit Sonderwagen der
elektriſchen Bahn zu gelangen. Nach dem gemeinſamen
Mittag=
eſſen im Klublokal der dortigen Ortsgruppe. „Hotel Falken",
fin=
der die Beſichtigung des Schloßgartens, des ſchönſten und an
Bau=
denkmälern reichſten Gartens Deutſchlands, unter Führung von
Mitgliedern der dortigen Ortsgruppe und Mitgliedern des
Ver=
kehrsvereins ſtatt. Etwas über den Schloßgarten zu ſagen, hieße
Eulen nach Athen tragen; einen kleinen Ueberblick bietet uns das
Faltblatt des Schwetzinger Verkehrsvereins, das im Zuge
ver=
teilt wird; alles andere erleben wir an Ort und Stelle. Für
un=
ſere Damen wird hauptſächlich nach Beſichtigung des
Schloßgar=
tens der weltberühmte Spargelmarkt, Sonntags ½6 Uhr,
Inter=
eſſe erwecken. Rückfahrt um 19,45 Uhr in unſeren Sonderwagen,
die, ohne daß wir umſteigen müſſen, über Friedrichsfeld in die
Heimat geleitet werden. Allgemein iſt zu bemerken, daß uns
Sonderwagen zur Verfügung ſtehen, die ſich ab Darmſtadt an der
Spitze des Zuges befinden, und die unbedingt von uns benutzt
werden müſſen. Außerdem wird auf den Beſchluß des
Wander=
ausſchuſſes aufmerkſam gemacht, wonach die Einzeichnungsliſten
für die Schiffahrt und den Beſuch des Schloßgartens am Freitag
abend auf dem Klubabend geſchloſſen werden müſſen, um die
ge=
naue Anzahl der Teilnehmer am Samstag früh fernmündlich nach
Ketſch und Schwetzingen melden zu können. Der Preisnachlaß
bleibt deshalb auch nur bis Freitag abend beſtehen. Mitglieder,
die aus irgendeinem Grunde verhindert ſind, ſich bis dahin mit
Karten zu verſehen, werden gebeten, einen Bekannten mit der
Beſorgung zu betrauen. Ganz beſonders iſt zu beachten, daß die
Sonntagskarten nach Mannheim nur im Verkehrsbüro und am
Hauptbahnhof gelöſt werden können. Beſſunger, habt acht! (Siehe
Anzeige am Dienstag. 26. Mai.)
— Die Jugendgruppe Darmſtadr-Beſſungen des Jung=
Oden=
waldklubs veranſtaltet aus Anlaß ihres zehnjährigen Beſtehens
am Samstag, den 30. Mai, abends 8½ Uhr im Saale des
Feier=
abend, Stiftsſtraße 51 einen Feſtabend. Muſikvorträge, Lieder,
Tanzſpiele werden in bunter Reihenfolge wechſeln und ſollen von
dem Schaffen unſerer Jugend Kenntnis geben. Wir empfehlen
unſeren Mitgliedern den Beſuch dieſer Veranſtaltung, die bei
freiem Eintritt ſtattfindet. Den Teilnehmern an der
Familien=
wanderung am nächſten Tag ſei verraten, daß dieſes Jugendfeſt
bereits um 11 Uhr beendet iſt, ſo den Wanderern die Möglichkeit
bietend, trotz des Beſuchs dieſer Veranſtaltung, auch die
Wande=
rung ausführen zu können.
Kochvortrag. Wir machen nochmals auf den heute abend
8 Uhr im Bürgerhof. Eliſabethenſtraße 2, ſtattfindenden
Kochvor=
trag aufmerkſam. Das Einkochen mittels Gasbackofens wird an
Hand von praktiſchen Vorführungen erläutert. Der Eintritt
iſt frei.
— Jugendtagung der chriſtlichen Gewerkſchaften in Heſſen
und Heſſen=Naſſau. Am Sonntag, den 14. Juni, findet in
Ober=
urſel (Taunus) eine Landesjugendtagung der chriſtlichen
Ge=
werkſchaften im Bezirk Heſſen und Heſſen=Naſſau ſtatt. Der
Ta=
gung geht am Samstag ein Jugendführerkurs voraus. Die
Führer der chriſtlichen Gewerkſchaftsjugend, Reichsjugendleiter
Voß=Berlin, ſowie Prodöhl=Duisburg, werden in der
Führer=
tagung ſprechen über die ideelle Einſtellung der chriſtlichen
Ge=
werkſchaften ſowie über Fragen der praktiſchen Geſtaltung der
gewerkſchaftlichen Jugendarbeit. Die Haupttagung wird durch
Gottesdienſte eingeleitet, dann findet am Vormittag eine große
Jugend=Kundgebung ſtatt. Nachmittags iſt ein Aufmarſch der
Jugend, anſchließend Jugendſpiele u. a. auf der Stierſtädter
Heide.
Heſſiſches Landestheaker.
B8. Mai 19,30. Ende gegen 22.30 Uhr
Pentheſilea
E 25, T Gr. 6, 7 u. 8
Preiſe 1—10 Mr. 19.30—22 Uhr
Ariadne auf Naxos
Zuſ.=M. WI, 14 T, Gr. 1u. 2
Preiſe 1 50—7.50 Mr. Freitag,
29. Mai 19.30, Ende gegen 22.30 Uhrl
Pentheſileg"
D 24. T, Gr. 3, 4 u. 5
Preiſe 1—10 Mk. Keine Vorſtellung Samstag,
80. Mai 20—22.30 Uhr
Im weißen Nößl
Außer Miete
Halbe Preiſe 0.60—3 Mk. 19.30—22 Uhr
Ariadne auf Naxo8
Zuſatzmiete V,14
Preiſe 1.50—7 50 Mk. Sonntag,
31. Mai 17—22 Uhr
Parſifal
K18 Bühnenvolksbund
Preiſe 1.20—12 Mr. 20—22.15 Uhr
Der Kaiſer von Amerika
Außer Miete
Halbe Preiſe 0.60—3 Mk Montag,
1. Juni Keine Vorſtellung
20—21.45 Uhr
Kammertänze
Hierauf zum erſten Male:
Baby in der Bar
Tanzpantomime von Groß
Preiſe 0.50—2.50 Mr.
— Heſſiſches Landestheater. Kleiſts „Pentheſilea”
wird heute, Donnerstag, im Großen Haus, mit Beſſie Hoffart in
der Titelrolle zum erſten Male wiederholt. Die nächſte
Auffüh=
rung des Werkes findet morgen, Freitag, ſtatt. — „Ariadne
auf Naxos” von Richard Strauß, die letzte diesjährige Opern=
Neuinſzenierung des Kleinen Hauſes, wird heute, Donnerstag.
unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm, mit Anny v.
Stoſch in der Titelrolle und Walter, Harre, Schocke, Stralendorf,
Vogt. Kuhn, Lohmann, Liebel, Kienzl und Jürgas in den
üb=
rigen Hauptrollen wiederholt. — Richard Wagners Oper
„Parſifal” wird Sonntag, den 31 Mai im Großen Haus,
unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm mit Anny v.
rung kommen. Parſifal: Joachim Sattler; Kundry: Anita
Mitrovic.
50 Jahre V. H.C.
Anläßlich ſeines 50jährigen Jubelfeſtes, das der
Vogels=
berger Höhen=Club am 30. und 31. Mai d. J. feiern will,
gibt er ein Feſtbuch heraus, das der Bedeutung des Tages für
den V. H. C. gerecht werden ſoll. Der mit der Herausgabe
be=
auftragte Preſſeausſchuß iſt ſchon monatelang an der Arbeit, um
der würdig ausgeſtatteten Feſtſchrift einen gediegenen Inhalt
zu ſichern. Es iſt ihm gelungen, namhafte Mitarbeiter zu
ge=
winnen, die einen wertvollen Inhalt verbürgen. Die mehr als
30 literariſchen Beiträge haben eine zweckmäßige Gliederung
er=
fahren: 1. Der V.H.C. und ſeine Einrichtungen. 2. Der
Vogels=
berg. 3. Geſchichtliches aus dem Vogelsberg. 4. Der Sport im
Vogelsberg. 5. Humoriſtiſches. Aus der Reihe der Mitärbeiter
ſeien genannt Oberforſtmeiſter Prof. Dr. Baader in Darmſtadt,
Oberbergrat Schottler in Darmſtadt. Prof. Dr. Spilger in
Darmſtadt, Prof. Dr. jur. et phil. Eſſelborn in Darmſtadt, Prof.
Balſer in Friedberg. Oekonomierat Dr. Wagner in Gießen. Prof.
Ferdinand Werner in Butzbach, Dr. Karl Koeniger, Chefarzt des
Krankenhauſes in Schotten, Landgerichtsrat Dr. Wodgege in
Gießen. Oberſtudiendirektor Philipps in Friedberg, Studienrat
Dr. Flörke in Gießen, Pfarrex i. R. Schick in Laubach, Dr. Karl
Rudolf Fiſcher in Gießen und viele führende Männer im V.H.C.
Neben dem Ernſt des Inhalts wird auch der Humor in der
Feſt=
ſchrift zu ſeinem Rechte kommen. Karl Schirmann in Mainz,
Georg Heß, der bekannte Mundartdichter aus Leihgeſtern, Louis
Frech in Gießen ſind mit heiteren Beiträgen vorteilhaft
vertre=
ten. Reicher Buchſchmuck erhöht den Wert der Feſtſchrift. Der
Preis für das Feſtbuch, das einen bleibenden Wert hat, wird ſo
niedrig bemeſſen ſein, daß die Anſchaffung jedem Freund unſerer
Beſtrebungen leicht möglich ſein wird. Das Feſtbuch, das in der
Friſchaufdruckerei Wilhelm Engel (Inhaber Dr. H. u. E.
Damb=
mann) hergeſtellt wird, erſcheint im Selbſtverlag des V.H.C., die
Auslieferung iſt dem Friſchauf=Verlag Schotten übertragen
wor=
den.
— Bannerausſtellung. In dem Schaufenſter der Firma
Seidenhaus Volz iſt zurzeit auf einige Tage das Banner
des Männerquartett Weſtend. Darmſtadt, zur
Beſich=
tigung ausgeſtellt. Dasſelbe iſt von dem Vorſitzenden des
Ver=
eins, Herrn Aßmuth, entworfen und gezeichnet und in
lie=
benswürdiger Weiſe von deſſen Frau Helene Aßmuth geſtickt.
Das ganze Material iſt in Darmſtädter Firmen angekauft.
(Fahnenſeide von der Firma Seidenhaus Volz; Stickſeide von
der Firma Luiſe Blum; Poſamentierarbeiten Herr Emil Zöller.)
Die Vorderſeite des Banners iſt in der Mitte mit dem Wappen
des Deutſchen Arbeiterſängerbundes umrankt mit Eichelzweigen,
während die Rückſeite mit dem Stadtwappen ausgeſtattet iſt.
Das ganze Banner iſt ſehr geſchmackvoll auch in
Farbenbeſtim=
mung zuſammengeſtellt und gereicht den Verfertigern und dem
Verein zur allgemeinen Ehre. Die Weihe des Banners ſelbſt
findet am 14. Juni unter Beteiligung von zwanzig auswärtigen
Vereinen ſtatt.
— Katholiſcher Kirchengeſangverein St. Ludwig. Es wird
uns geſchrieben: Das 75jährige Jubiläum begeht der
Kirchen=
geſangverein St. Ludwig durch ein feierliches Pontifikalamt am
Feſte Trinitatis und durch ein Feſtkonzert am 2. Juli im
Städti=
ſchen Saalbau. Seine Tradition getreu, bietet er im Gottesdienſt
und im Feſtkonzert Kirchenmuſik edelſter Art. Als Feſtmeſſe kommt
eine a eappella=Meſſe von Lud. Viktoria, einem Zeitgenoſſen
Pa=
leſtrinas, zur Auffführung. Dieſe Meſſe entlehnt ihre
Leitgedan=
ken einer Motette 0 quam gloriosum vom gleichen Komponiſten.
Wir haben es alſo mit einer Missa parodia zu tun, welche dem
Kenner polyphonen Stils gewiß einen auserleſenen Genuß
bie=
ten, die aber auch dem nicht muſikaliſch Geſchulten in ihrer
melo=
diöſen Stimmführung und frommen: Deutung des liturgiſchen
Textes eine große Freude bereiten wird. Zum Einzug des Herrn
Biſchofs ſingt der durch den Kirchenchor Liebfrauen verſtärkte
Chor das erhabene Ecce sacerdos für 7 Stimmen, Orgel und 3
Poſaunen von Anton Bruckner. Das Feſtkonzert bringt in ſeinem
erſten Teil a cappella=Chöre von Paleſtrina, Viktoria, Orlando,
Laſſo, Haller Bruckner und Wöß. Dieſer Teil will einen
Ueber=
blick geben über die Entwicklung der katholiſchen Kirchenmuſik
von Paleſtrina bis zur Neuzeit. Er gewährt einen Einblick in
die klaſſiſche Polyphonie und in das Schaffen neuerer Meiſter von
überragender Bedeutung. Es iſt reizvoll, zu beobachten, wie die
Meiſter der erſten klaſſiſchen Periode mit einfachen Mitteln durch
in mathematiſcher Sorgfalt geſetzte und klare Linienführung
Wir=
kungen erzielten, die das empfängliche Ohr überraſchen. Es iſt
nicht minder reizvoll, zu beobachten, wie die neuzeitliche
katho=
liſche Kirchenmuſik in den beiden Meiſtern Bruckner und Wöß
eine Ausdrucksform gefunden hat, die in der eigenartigen
Füh=
rung der Linien wie in dem überraſchenden Aufbau der
Klang=
meſſen höchſte Wirkung zu erzielen vermag. Der zweite Teil des
Feſtkonzerts gibt größeren Werken Raum. Hier wird der Chor
unterſtützt durch den Kirchenchor Liebfrauen und durch das
Or=
cheſter des Reichsbundes ehemaliger Militärmuſiker, Zur
Auffüh=
rung gelangen ein Te Deum von Viktor Wöß und das Halleluia
von Händel. Der herrliche Ambroſianiſche Lobgeſang hat in
den letzten Jahren verſchiedentlich Vertonung gefunden. Wöß,
welcher in den Wegen Bruckners geht, hat dieſem Lobgeſang eine
muſikaliſche Deutung von Kraft und Hoheit gegeben. Daß dem
Meiſter die Gedankenwelt, welche ſich ihm beim Schaffen dieſes
Te Deums erſchloß, noch nicht als erſchöpft erwies, daß die Größe
und Schönheit derſelben ihn in ſeinen alten Tagen noch begeiſtert,
beweiſt die Tatſache, daß er heute an einem Te Deum arbeitet,
das, donvelchörig geſtaltet, ihm die Möglichkeit bieten ſoll, den
großen Gedanken die erhebendſte muſikaliſche Form zu geben. Aber
auch hier in unſerem Te Deum findet Wöß Linien, welche mit
unſeren ſchönſten Choralhymnen wetteifern, findet er Harmonien
und chromatiſche Durchgänge, welche dem Texte edelſtes Gewand
ſind. Den Beſchluß des Konzerts, zu welchem Herr Opernſänger
Joh. Biſchoff aus Darmſtadt ſeine Mitwirkung zugeſagt hat, ſoll
das Halleluja machen.
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Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Wieder verhandelt das Bezirksſchöffengericht
wegen aufreizender Reden gegen einen
kommu=
niſtiſchen Redner. Er ſoll in einer Rede, die er am 25.
Fe=
bruar dieſes Jahres in Lampertheim hielt, behauptet haben, „es
gebe nur zwei Klaſſen: Ausbeuter und Ausgebeutete”, und er
forderte auf, „den Kapitalismus, die Ausbeuter, auszurotten”
Weiter hat er von dem „Miſthaufen” der Republik oder der
Demo=
kratie geſprochen; das Letztere iſt nicht mehr ganz aufzuklären.
Der Angeklagte ſagt zu ſeiner Verteidigung, daß er als einfacher
Arbeiter nach beſtem Können geredet habe, und nicht die Abſicht
hatte, gegen irgendein Geſetz zu verſtoßen. Das Gericht billigt
ihm denn auch mildernde Umſtände zu und verurteilt ihn wegen
Vergehens gegen, das Republikſchutzgeſetz und
aufhetzeriſcher Reden zu insgeſamt einem Monat
Gefängnis mit zwei Jahren Bewährungsfriſt.
Es kommt dann eine etwas merkwürdige
Körperver=
letzung. Am 8. Dezember vorigen Jahres fand man auf der
Straße von Groß=Rohrheim nach Biblis einen 18jährigen
Mau=
rer aus Groß=Rohrheim bewußtlos und mit blutendem Kopf auf
der Straße liegen. Er gab zunächſt an, ein Käſehändler aus
Pfungſtadt habe ihn mit ſeinem Lieferwagen angefahren und in
hilfloſem Zuſtande auf der Straße liegen laſſen. Der Käſehändler
beſtritt alles. 14 Tage vor der Verhandlung kam plötzlich ein
Brief von den Eltern des jungen Mannes, er habe eingeſtanden,
daß er gelogen habe. Er hätte ſich hinten an den Lieferwagen
angehängt und ſei abgerutſcht. Auch in der heutigen
Verhand=
lung bleibt er bei dieſer letzten Ausſage. Er habe das nur aus
Angſt daheim nicht geſagt. Da irgendwelche anderen Tatſachen
nicht vorhanden ſind. muß das Gericht den Käſehändler
frei=
ſprechen.
Zum Schluß hat ſich der frühere Bürgermeiſter von
Biblis wegen Amtsunterſchlagung und
Ver=
gehens gegen die Reichsverſicherungsordnung zu
verantworten. Als Bürgermeiſter mußte er für die Angeſtellten
und Arbeiter der Gemeinde Invalidenmarken kleben. Das Geld
zog der Gemeinderechner vom Lohn der Leute ab und händigte
es ihm aus. Es ſtellte ſich nun nach ſeiner Abſetzung im vorigen
Jahre heraus, daß nur ein ganz geringer Teil der Marken
ge=
klebt war. Der Bürgermeiſter gibt zu, einmal 300 Mark von
dem Gelde an einen Bekannten verliehen zu haben, das er ſpäter
nur zum Teil wieder bekam. Es könne auch möglich ſein, daß
es zu anderen Zwecken verwandt wurde, aber für ſich habe er
keinen Pfennig verwandt. Er gibt zu, daß er ſeine Amtsgeſchäfte
unordentlich und ſchlampig führte, aber er habe noch ſelber Geld
zugeſetzt. Er ſei der Anſicht, daß der Schutzmann, der in ſeinem
Auftrag die Marken geklebt habe, etwas Geld beiſeite geſchafft
habe und jetzt alles auf ihn ſchiebe. Das Gericht hält denn auch
eine Amtsunterſchlagung nicht für erwieſen. Es ſei wohl
nachge=
wieſen, daß zu wenig Marken geklebt wurden, aber es ſei
keines=
wegs klar, ob nicht auch der Schutzmann ſein Teil dazu
beigetra=
gen habe. Zudem ſei es möglich, daß das Geld zu anderen
Ge=
meindeangelegenheiten verwendet wurde, ſo daß es den
Ange=
klagten nur wegen Vergehens gegen die
Reichsver=
ſicherungsordnung zu einer Geldſtrafe von 500 Mk.
verurteilt.
— Endſpiel um die Deutſche Handball=Meiſterſchaft. Auf
Wunſch des Sportvereins 1898 Darmſtadt veranſtaltet das
Reiſe=
büro Wilhelm Köhler, G. m. b. H. Darmſtadt, Luiſenplatz 1.
Telephon 2418, am Samstag, den 30. Mai 1931. eine
Sonder=
fahrt mit Großkraftwagen zum Endſpiel um die Deutſche
Hand=
ball=Meiſterſchaft nach Magdeburg. Um möglichſt vielen
Sport=
freunden Gelegenheit zur Beſichtigung des Spiels zu geben, iſt
der Fahrpreis beſonders niedrig gehalten. Alles Nähere aus
der heutigen Anzeige erſichtlich.
— Volkshochſchule. Die Führung durch den Frankfurter
Rundfunk beginnt am Sonntag, den 31. Mai, um 11½ Uhr
pünktlich. Die Teilnehmer treffen ſich kurz vorher vor dem
Ge=
bäude. Eſchersheimer Landſtraße 33. Die beſtellten
Teilnehmer=
karten ſind auf der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule abzuholen.
Ohne Karte keinen Zutritt.
— „Hulla die Bulla”, eines der letzten Erzeugniſſe der
Schwank=
lieferanten Arnold und Bach, geht nur noch heute
Donners=
tag und morgen Freitag in Szene. Es ſollte jeder der
dieſen an luſtigen Situationen reichen Schwank noch nicht geſehen
hat, eine; der beiden letzten Vorſtellungen ſich anſehen. Die
aus=
gezeichnete Darſtellung der Nürnberger Gäſte findet allabendlich
lauteſte Anerkennung der Beſucher. Die Eintrittspreiſe ſind
denk=
bar niedrig gehalten (von 80 Pf. an), um weiten Kreiſen den
Beſuch zu ermöglichen. Das Orpheum iſt gut ventiliert, ſo
daß die Hitze wirklich nicht läſtig empfunden wird. Vorverkauf:
Verkehrsbüro und Hugo de Waal. Telephoniſche Beſtellungen
unter 389.
Eiferſüchtiger Liebhaber. Am 26. Mai, gegen 20 Uhr,
ſtellte ein junger Mann in der Eckhardtſtraße ſeine Geliebte, die
gerade mit Verwandten von einem Spaziergang zurückgekehrt
war, jedenfalls aus Eiferſucht zur Rede und verlangte von ihr,
daß ſie ſich mit ihm in ihr Zimmer begebe. Dies wurde
abge=
lehnt worauf der Liebhaber gegen das Mädchen tätlich wurde
und ihr beim Fortlaufen einen Dolch nachſchleuderte. Dann
be=
gab er ſich in die Wohnung von Verwandten des Mädchens und
wurde auch dort wieder tätlich. Nachdem dem Tärer geſagt wurde,
die Polizei würde benachrichtigt, flüchtete er und brachte ſich
kurz vor der Feſtnahme mit einem Teſching in der
Schwanen=
ſtraße einen Schuß in den Kopf bei. Er wurde durch das
Not=
rufkommando in das Stadtkrankenhaus eingeliefert. Die
Schuß=
verletzung iſt nicht ernſterer Natur.
Verkehrsunfall. In der Nacht vom 26. zum 27. Mai fuhr
ein Diplom=Ingenieur aus Darmſtadt mit ſeinem Motorrad
gegen einen in der Rheinſtraße haltenden Laſtkraftwagen der
eine Panne erlitten hatte. Der Motorradfahrer wurde am Kopfe
verletzt und in das Stadtkrankenhaus eingeliefert. Die
Schuld=
frage iſt noch nicht geklärt.
Einbruchsdiebſtahl. In der Nacht vom 26. zum 27. Mai,
gegen 3 Uhr, wurde eine Erkerſcheibe der Firma Kleiderheß in
Darmſtadt mit einem Backſtein eingeworfen und aus dem Erker
zwei Sliponmäntel, Größe 43 und 44, geſtohlen. Ein Mantel
iſt hellbeige und trägt innen die Firmenbezeichnung „Aquatite
Mancheſter London” mit dem Bild einer Wildente. Der zweite
Mantel iſt dunkelbeige (Farbe toup) und hat die
Firmenbezeich=
nung Kleiderheß. Als Täter kommen zwei Männer in Frage,
die kurz vor der Tat von Straßenpaſſanten geſehen wurden. Der
eine Mann trug helle Knickerbockerhoſe und war ohne Rock und
Kopfbedeckung. Der andere trug dunklen Anzug und blaue
Mütze, Letzterer flüchtete mit den geſtohlenen Mänteln bei der
Verfolgung in die Altſtadt. Perſonen, die zweckdienliche
An=
gaben über die Täter und den Verbleib der Mäntel machen
können, werden gebeten, bei der Kriminalpolizei in Darmſtadt,
Hügelſtraße 31 bis 33, Zimmer 3. vorzuſprechen.
Wäſchediebſtahl. Am 26. Mai wurde aus einer Torhalle
in der Hoffmannſtraße ein Paket mit Wäſche geſtohlen, das auf
einem Handwagen gelegen hatte. Die Wäſcheſtücke ſind
gezeich=
net E. B. Sachdienliche Mitteilungen nimmt die
Kriminal=
polizei Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 12, entgegen.
Kleintierdiebſtahl. In der Nacht vom 24. zum 25. Mai
wurden aus einem Kleintierſtall am Botaniſchen Garten von bis
jetzt noch unbekannten Tätern drei graue Stallhaſen geſtohlen.
Am 27. Mai wurde in einem Anweſen in der Lagerhausſtraße
ein Sack aufgefunden mit einem grauen Stallhaſen, der aus dem
Diebſtahl ſtammen könnte. Der Täter hat den Sack mit Inhalt
jedenfalls in das Anweſen geworfen. Perſonen die Angaben
über den Täter machen können, wollen bei der Kriminalpolizei,
Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 27, vorzuſprechen.
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Seite 6
Donnerstag, den 28. Mai 1931
Nummer 146
* Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Helia.
„An einem Nachmittag tritt ein elegant gekleideter, aber
recht verdächtig ausſehender Mann aus einem verrufenen Haus
von Soho, dem Londoner Einwandererviertel. Die Dirne Jenny
bringt den Mann an die Türe, der in dieſem Augenblick ein
Mädchen gewahrt, das die Straße herunterkommt. Kaum nimmt
er ſich Zeit, ſich zu verabſchieden, ſo ſtürzt er davon, dem Mädchen
nach. Bald hat er ſie eingeholt, angeſprochen und beſchloſſen, ſie
zu heiraten. Die Vorbereitungen zur Hochzeit werden getroffen
— recht eigentümliche Vorbereitungen. Denn dieſer Mann, ſein
Stock verrät es, iſt Mackie Meſſer, der Bandenführer Londons,
und das Mädchen iſt Polly Peachum, die Tochter des
Bettler=
königs. — In einem Speicher verſammelt ſich die Bande zum
Hoch=
zeitsſchmaus, und ein Pfarrer wird mit Gewalt gezwungen, das
Paar zu trauen. Als Ehrengaſt iſt der hohe Polizeiſheriff
perſön=
lich erſchienen, ein Jugendfreund Mackie Meſſers und ſein
gehei=
mer Komplice. — Vater Peachum tobt über die Hochzeit. Und
da Polly von einer Scheidung nichts wiſſen will, ſturzt Peachum
zum Polizeiſheriff Brown. Am nächſten Tag ſoll die Krönung
der Königin ſtatfinden. Brown kann nichts anderes tun, als
Mackie die Flucht zu raten. — Polly beſchließt die Abweſenheit
ihres Mannes zu einer Aenderung ihrer Exiſtenz auszunutzen.
„Was bedarf es des Diebſtahls und Einbruchs in eine Bank,
wenn das vorhandene Kapital der Bande dazu ausreicht, eine
Bank zu kaufen. — Als Polly und die Bande ihren Einzug in
die Bank halten, iſt Mackie Meſſer verhaftet. — Als Sieger kehrt
er, glänzend gerechtfertigt, in die Bank zurück.”
Das iſt die — „Dreigroſchenoper” im Film. Iſt,
richtiger geſagt, der ausgezeichnete, in bildtechniſcher und
dar=
ſtelleriſcher Hinſicht ganz hervorragende Tonfilm, den G. W.
Pabſts Regie (eine Meiſterleiſtung!) aus der Brecht—Weilſchen
„Dreigroſchenoper” gemacht hat. Man ſieht, es geht auch ſo! Die
Handlung iſt trotz „freier Bearbeitung” faſt die gleiche
geblie=
ben wie in der „Oper”, die Lieder und Songs ſind zum größten
Teil übernommen. Und trotzdem ein Anderes! Aber
Wertvolleres! Der Film hat es verſtanden, die Tendenz
herauszuarbeiten und in der Handlung zu geſtalten, die die
„Oper haben ſoll, aber nicht hat. Und die „freie Bearbeitung”
hat eine geſchloſſene Handlung von ſtarkem künſtleriſchen
For=
mat daraus geformt, jenes Gemiſch von Tragik und überlegenem
Spott, mit leichtem Einſchlag grimmigen Humors, wie ſie das
Leben in der Unterwelt wohl manchmal mixt. Heute, wie vor
300 Jahren. —
Dank der brillanten Darſtellung durch eine Reihe unſerer
erſten Tonfilmkräfte — Rudolf Forſter (Macky), Reinhold
Schünzel (Brown) Carlo Neher (Polly Peachum), Fritz
Raſp (Peachum) — iſt in dieſer Dreigroſchenoper einer der
bis=
her beſten Filme entſtanden.
Im Beiprogramm laſſen ſich u a. die beiden Virtuoſen
Obmann und Arden auf zwei Konzertflügeln hören.
Union=Theater
bringt den hier bereits bekannten Groß=Tonfilm „Dich bab‟
ich geliebt”, mit Mary Chriſtians in der Hauptrolle. Die
entzückende Künſtlerin in ihrer überragenden ſchauſpieleriſchen
Darſtellung. Kunſt und Mimik packt auch dann, wenn man ſie
ſchon einmal in derſelben Rolle geſehen hat. Das ergreifende
Abenteuer einer gefeierten Künſtlerin, das großzügig
geſellſchaft=
liche Leben im Gegenſatz zu dem ſchlichten, häuslichen Gleig einer
ungetrübten Ehe wird mit ſolch eindringlicher Lebendigkeit und
Warme vor Augen geführt, daß man ſich einem inneren
Mit=
gefühl nicht entziehen kann. Die Partner Mary Chriſtians paſſen
ſich ihr ſo vorzüglich an, daß ein abgerundeter Film entſtanden
iſt, der nichts zu wünſchen übrig läßt. Auch die Regie iſt
vorzüg=
lich und die tenliche Wiedergabe, beſonders des Schlagers „Dich
hab’ ich geliebt” ſehr gut. — Ein reichhaltiges Beiprogramm u.
a. zwei bemerkenswerte Kulturfilme, machen das diesmalige
Pro=
gramm des Union=Theaters wirklich ſehenswert.
Lokale Veranſtalkungen.
Di hlernnter erſcheinenden Notiyen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen m
i=
in leinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Verein ehem, Angehöriger des Großh.
Artilleriekorps. Wir weiſen hierdurch nochmals auf
unſeren am nächſten Sonntag nach Griesheim ſtattfindenden
Familienausflug mit Muſik beſonders hin. Abmarſch 2.15 Uhr
ab Kunſthalle, untere Rheinſtraße.
— Schuls Felſenkeller. Im kühlſten Garten
Darm=
ſtadts bilden die beliebten Mittwochs= Samstags= und
Sonntags=
konzerte das Tagesgeſpräch. (Siehe Anzeige.)
— Im Pfungſtädter Biergarten „Zum Datterich”
Kies=
ſtraße 27, findet heute abend wiederum eines der ſo ſehr
belieb=
ten Gartenkonzerte ſtatt.
Vereinskalender.
D.H.V., Ortsgruppe Darmſtadt. Heute Donnerstag, abends
8.30 Uhr, im Heim Monatshauptverſammlung.
Vor=
trag des Schriftführers des hieſigen Ortsausſchuſſes der R.f.A.,
Koll. Helmſtädter, über „Unſere Angeſtelltenverſicherung im
Zeit=
ſpiegel”.
Briefkaſten.
dr Laſtegr W Mh itt Demetguttms bchufüger.
niacht brastwortt. Dr Bemntwortmg etfeigt Ihe Rechteerdmicht
H. S., hfer. Ja, da die Friedensmiete wohl mehr als 5 v. H. des
Friedenswertes betragen haben wird. Wir verweiſen im übrigen auf
die Ausführungen in Nr. 114 vom 25. April 1931 und Nr. 124 vom
5. Mai 1931 unſeres Blattes, wo ja Gründe für Steuererleichterungen
angegeben und erläutert ſind.
R. 100. Wenn die Tochter wegen Rückgabe des zur Aufbewahrung
gegebenen Geldes klagend vorgehen will, ſo iſt nur das Landgericht
zu=
ſtändig, in deſſen Bezirk die Beklagte wohnt. Nach Ausſtellung eines
Armutzeugniſſes muß in dem an das Landgericht zu richtenden Geſuche
um Bewilligung des Armenrechts als Beweismittel die genaue Anſchrift
des Fräuleins beigefügt werden.
K. hier. Im lokalen Teil einer Aprilnummer haben wir über den
Titel „Baumeiſter” ausführliche Mitteilungen gebracht. In der
Ge=
ſchäftsſtelle werden Sie den Band erhalten und die Nummer nachſchlagen
können.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gür die Veröffentſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinertel Ve
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfant
der Einſender verantwortſſch.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nid
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Hilfe!
Die Inſaſſen der Häuſer entlang der Häuſer des Rhön= und
Speſ=
ſartringes haben ab abends 10 Uhr bis 12 Uhr, ja häufig bis 1 Uhr
nachts, unter entſetzlichem Knattern der Motorräder zu leiden, ſo daß
an Schlaf gar nicht mehr zu denken iſt, zumal früh zwiſchen 5 und
6 Uhr der Lärm von neuem losgeht.
Von Autos wollen wir gar nicht ſprechen. Wenn auch manche
Chauffeure mit heilloſem Geknatter losfahren und an allen
Straßen=
ecken hupen, ſo iſt das alles nichts gegen die Motorräder.
Es ſcheint, daß manche Burſchen es gerade darauf angelegt haben,
die Rhön= und Speſſartring=Anwohner in ihrer Ruhe zu ſtören. Denn
dieſe Burſchen fahren nicht ein=, ſondern mehrmals des Nachts durch die
gut ausgebaute Straße und ſcheinen ein Vergnügen daran zu finden,
mit 60 Kilometer Geſchindigkeit durchzuraſen und durchzuknattern.
Es wird namens vieler Anwohner höflichſt darum gebeten, einen
Wachtpoſten unauffällig zu poſtieren, der ſolche öffentlichen Ruheſtörer
zur Strafe notiert, damit dieſem Unfug des Nachts endlich mal
ge=
ſteuert wird
Einer für viele.
Tageskalender für Donnerstag, den 28. Mai 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus. 19.30 Uhr. E
T 6, 7. 8: „Phentheſilea” — Kleines Haus, VI. 14, T 1 u
19.30 Uhr: „Ariadne auf Naxos”. — Orpheum, 20.15 Uh
Hulla di Bulla”, Schwank in drei Akten. — Konzerte:
Oper, Schloßkeller, Herrngartenkaffee, Zum Tropfſtein. 3
Datterich. — Kinovorſtellungen: Union=, Helia= u
Palaſt=Lichtſpiele.
Aus Heſſen.
Die heſſiſchen Gemeindebeamken kagen.
Der diesjährige Vertretertag der Gewerkſchaft heſſiſcher
Gemeindebeamten findet am 31. Mai in Alzey in Rheinheſſen
ſtatt. Von einer offiziellen Veranſtaltung iſt Abſtand genommen
worden. Auf der Tagesordnung ſtehen neben der Abnahme des
Geſchäfts= und Kaſſenberichts, Referate über die Einführung
einer Stellenloſenunterſtützung für kommunale Angeſtellte.
Be=
ſonderes Intereſſe wird die Behandlung des Verſicherungsgeſetzes
für gemeindliche Beamte finden. Zurzeit liegt dem
Geſetzgebungs=
ausſchuß des Heſſiſchen Landtags ein Antrag auf Abänderung
dieſes Geſetzes vor. Die Beſtrebungen der Gewerkſchaft ſind
dar=
auf abgeſtellt, zu verhindern, daß durch dieſes Abänderungsgeſetz
eine grundſätzliche Aenderung der Penſionsrechte der
Gemeinde=
beamten eintritt.
Kurzeit und Badebetrieb
in Nenſtadt im Odenwald mit Burg Breuberg.
Az. In den beiden letzten Jahren hatte ſich gezeigt, daß
tieferlie=
gende Kurorte gezwungen ſind, ausgiebige Badegelegenheit zu ſchaffen.
Wenn auch am hieſigen Platze kein ſogenanntes „Schwimmbad”
vorhan=
den iſt, wie es verſchiedene Städtchen und Orte im Kreiſe und darüber
hinaus in muſtergültiger Weiſe beſitzen, ſo dürfen wir in den zwei
letz=
ten Sommern doch feſtſtellen, daß hier eine Badegelegenheit von Natur
aus gegeben iſt, die ſich viele Freunde erworben hat. Und ſo wollen wir
einmal rückſchauend die hieſigen Badeverhältniſſe einer Kritik
unter=
ziehen und Vorſchläge zur weiteren Ausgeſtaltung machen.
Nicht weit von der unteren Mümlingbrücke, an der ſogenannten
Wehranlage, findet ſich eine ausgezeichnete Badegelegenheit. Für
Schwimmer und Nichtſchwimmer iſt die Möglichkeit gegeben, dem
Schwimmſport in ausgiebigem Maße zu huldigen. Es konnte mit
Freu=
den feſtgeſtellt werden, daß dies im Laufe der letzten Sommer geſchehen
iſt. Für geübte Schwimmer iſt auf gerader Strecke vom Wehr aufwärts
in faſt 200 Meter Länge der Fall gegeben, ſich im Streckenſchwimmen
zu üben. Für Anfänger und ältere Nichtſchwimmer eignet ſich
unter=
halb des Wehrſteges eine ſandige Strecke ſehr gut. Die Beteiligung am
Schwimmſport war im allgemeinen zufriedenſtellend. Es hat ſich hier
ein erfreulicher Aufſtieg bemerkbar gemacht. Die Jugend insbeſondere
machte während der ſchönen Sommertage ausgiebig Gebrauch davon.
Daß man dabei auch öfters des Guten zuviel getan hat, ſei nicht
ver=
ſchwiegen. Anfänger haben teilweiſe im Schwimmen ſchon recht ſchöne
Erfolge aufzuweiſen. Die reifere Jugend war bemüht, ſich das
Rüſt=
zeug für in Frage kommende Wettkämpfe zu ſchaffen.
Es war an vielen ſchönen Tagen erfreulich, mit zuzuſehen, wie das
naſſe Element zum Schauplatz allgemeinen Wohlbehagens geworden iſt.
Auch ältere Leute machten es ihnen nach und ſuchten nach des Tages
Hitze Erholung und friſchen Mut. Wohl der Stadt, wohl dem Orte,
die Verſtändnis für die körperliche Ertüchtigung der Jugend zeigen.
Auch ſeitens der Kurgäſte ſuchte man das idylliſche Plätzchen gerne
auf. Die Natur hat es reichlich mit Vorzügen geſegnet. Die rauſchende
Mümling, die oben längs der Straße hinziehende Platanenallee, die
liebliche Inſel, mit ihren ſchönen Bäumen, mit ihrem Buſch= und
Strauchwerk, der im Hintergrunde thronende Breuberg, die lieblichen
Wehrgärten, die hiſtoriſche Wolfenmühle, das ſchöne Hornſche
Land=
haus, mit ſeiner maleriſchen Umgebung, das alles drückt dem Ganzen
den Stempel einer Idylle auf. Und nun zur Ausgeſtaltung der
Bade=
anlage einige Worte:
Die Räume für Kleiderablage genügen wohl in der Größe, ihre
innere Ausſtattung jedoch muß einer weiteren Verbeſſerung Platz
machen. Insbeſondere ſind entſprechende Bodenroſte für die Füße
an=
zubringen. Es wäre ſehr begrüßenswert, wenn die weiblichen
Schwim=
mer beſondere Auskleidegelegenheit hätten. Es dürfte gerade auf der
kleinen Inſel nicht ſchwierig ſein, die nach Form und Inhalt
kurge=
bräuchlichen Anforderungen entſprechenden Anlagen herzuſtellen.
Trotz des großen, freien Badeplatzes an den Wehranlagen dürfte
es im Intereſſe der Kurwirte, beſonders der am meiſten intereſſierten
liegen, ſelbſt noch einen Schritt vorwärts zu wagen. Wohl ſelten im
Mümlingtale ſind ſo ſchöne Gärten anſchließend an die Gaſthäuſer
ge=
legen, wo beides ſo harmoniſch miteinander verbunden iſt: angenehmer
Aufenthalt im Freien und günſtige Badegelegenheit. Es fehlen nur
ent=
ſprechende kleine Anlagen — die techniſche Seite dafür dürfte nicht
ſchwierig ſein —, wie ſie bereits früher (nun in etwas verbeſſerter
Auf=
lage!) beſtanden haben. Wer heutigen Tages in der Kurfrage — trotz
der ſchweren wirtſchaftlichen Not — weiterkommen will, muß ernſtlich
bemüht ſein, Gelegenheit zum bequemen Bad zu ſchaffen. Es iſt dies
eine ſo bedeutſame Frage, die an vielen Plätzen, ſelbſt in kleineren
Odenwald=Kurorten, bereits praktiſche Auswirkung erfahren und
dem=
gemäß gute Früchte getragen hat. Es gilt auch hier wie ſo oft im
Leben: „Wer wagt., gewinnt.”
Dle Modeform der Salson (V 6423
F Eberſtadt, 27. Mai. Opfer des Rheins. Der hier in der
Büſchlerſtraße wohnhafte Schloſſer Hermann Mange begab ſich geſtern
abend auf einem Motorrad nach Gernsheim, um im Rhein zu baden.
Er hatte ſich kaum in das Waſſer begeben, als er vor den Augen ſeines
Begleiters in den Fluten verſank. Die Leiche konnte bisher nicht
ge=
borgen werden. Der im 31. Lebensjahr ſtehende Mann hinterläßt Frau
und zwei Kinder. — Autounglück. Ein Autounglück, das
glimpf=
lich verlaufen iſt, paſſierte heute nachmittag 3 Uhr an der Kirchenmauer.
Ein von Heidelberg kommender Perſonenkraftwagen, der an der
Wirt=
ſchaft Schneider durch allerlei Umſtände in eine gewiſſe Bedrängung kam,
fuhr auf einen mit Gerüſtzeug beladenen Handwagen auf. Die beiden
Lehrlinge, die den Handwagen drückten, waren geiſtesgegenwärtig
ge=
nug, ſich rechtzeitig zu retten. Abgeſehen von leichten Beſchädigungen,
die der Perſonenwagen davontrug, verlief das Unglück ohne Schaden für
ſeine Inſaſſen. — Bergturnfeſt Am nächſten Sonntag, den
31. Mai, ziehen Jahns Jünger des Main=Rod=Gaues im A. D.T. hinauf
auf den Frankenſtein, um das herkömmlich gewordene Bergturnfeſt zu
feiern. Die Bedeutung des diesjährigen Bergturnfeſtes liegt in der
Tat=
ſache, daß es ſich dieſes Jahr zum 10. Male wiederholt. Der Main=Rod=
Gau hat aus dieſem Anlaß an die ihm angehörenden Vereine einen
be=
ſonderen Aufruf gerichtet, der ſeine Wirkung ſcheinbar nicht verfehlt hat,
denn die Zahl der bisher gemeldeten Wett=Turner überſteigt das
Ergeb=
nis aller früheren Bergturnfeſte. Dazu kommt noch, daß auch der Gau
Wetterau und der Gau Lahn=Dinsberg im A.D.T. ihre Beteiligung an
dem Turnfeſt zugeſagt haben. Die Wett=Turner treffen am Sonntag
mit den Frühzügen auf dem Hauptbahnhof in Darmſtadt ein und
wer=
den mit Sonderzügen der Heag nach Eberſtadt befördert. Hier werden
die Gäſte von der hieſigen Turngeſellſchaft empfangen und mit Muſik
durch den Ort nach dem in der Nähe der Burg Frankenſtein gelegenen
idealen Turngelände geleitet, wo um 9 Uhr das Wett=Turnen beginnen
wird. Um 2 Uhr nachmittags wird auf dem Schloßhofe der Burg
Frankenſtein in der üblichen Weiſe die Siegerliſte verkündet. Am
Vor=
abend findet im Vereinslokal „Zum Bergſträßer Hof” (Peter) nach einer
auf 7 Uhr anberaumten Preisrichter=Sitzung eine Begrüßungsfeier mit
gemütlichem Beiſammenſein ſtatt.
G. Ober=Ramſtadt, 27. Mai. Pfingſtverkehr. Reger Verkehr
herrſchte infolge des ſchönen Wetters allenthalben, und Hunderte von
Autos und Motorrädern paſſierten während der Feiertage unſeren Ort,
Im Schwimmbad — von auswärtigen Gäſten ob ſeiner herrlichen
Blumenanlagen ſchon als „Blumenbad” bezeichnet, war lebhafter
Be=
trieb, und es verlohnt ſich wirklich, in ſeinem klaren Waſſer nach des
Tages Anſtrengungen ein erfriſchendes Bad zu nehmen. Auswärtige
Beſucher ſeien wiederholt auf die Bedarfshalteſtelle „Schwimmbad” der
Heag=Omnibusverbindung Darmſtadt (Böllenfalltor—Ober=Ramſtadt
aufmerkſam gemacht. Für Autos iſt am Schwimmbad Parkgelegenheit.
* Wimpfen.
Als Bergſtadt, d. h. höchgelegen — ſteil — ob dem Neckar
iſt Wimpfen bekannt, aber als Waſſerſtadt iſt ſie nie ſo ſtark
und unternehmend wie an maiſonnigen Feſttagen.
Nicht unbedingt in gleichem Maße wie z. B. noch im vorigen
Jahr war der Paddler=Verkehr und nicht ganz ſo bunt war Boot
an Boot und Zelt an Zelt. Aber doch genug, um zu zeigen, wie
ſehr beliebt Wimpfen als Ausgangspunkt für Neckarfahrten iſt.
Schon am Samstag vor Pfingſten klang aus den offenen
Fen=
ſtern der Gaſthöfe Geſang und Muſik, und unten am Waſſer
glühten außer den bekannten Mathildenbad=Lampions viele
far=
bige Lichter auf.
Das Wetter war günſtig. Ueberall Leben und Treiben. Der
Wimpfener Ruderklub fuhr mit 20 Perſonen unter froheſter
Stimmung um 8 Uhr Richtung Neckargemünd ab. Ueber das
weite Land klang wie Segen für die Fahrt ein Choral, der vom
Blauen Turm geblaſen wurde, und treibend im raſchen
Waſſer=
lauf fuhren die Wimpfener in den ſonnigen Pfingſttag hinein.
Heidelberger, Heilbronner, viele vom Rhein. . . .
Vereinsmit=
glieder und „Wilde‟. Der Waſſergruß „Ahoi!” ſchallte von hüben
und drüben. Wo die Berge enger wurden und der Neckar
glitzernd im dunſtigen Sonnenlicht wie ein Hochgebirgsſee
ſpie=
gelte, da ſchienen di= Berghänge golden von blühendem Ginſter.
Burgen und Schlöſſer grüßten. Luſtiges Lachen klang über
ſcher=
zenden Zuruf der die drollige Kleidung der Paddelleute betraf.
Man ſah z. B. blutrote Halstücher und ſteife Zylinder uſw.
In Hirſchhorn zog eine Prozeſſion mit Geſang und
Bläſer=
muſik ihren Weg.
Leider (für die Waſſerfahrer) war das Betreten der
hoch=
blumigen Wieſen am Ufer verboten. Auch die kleinen
Dorf=
mädel im neuen Feſttagskleid ſangen ihre Spiellieder
kreisbil=
dend auf der etwas ſtaubigen Landſtraße. Die Bootsinſaſſen
hatten zwar keinen Staub, aber in der Mittagsglut große
Sehn=
ſucht nach dem Schatten.
Wirte und Gaſtwirte kamen zu ihrem Recht.
Recht unangenehm war das Durchſchleuſen in der einzigen
Stauſtufe bei Neckarſteinach Einmal waren in einem kleinen
Raum ein paar hundert Boote zuſammengepreßt, und dann
funktionierte wegen einer Reparatur das Oeffnen nicht; endlos
mußte gewartet werden, und wie durch ein Wunder kippte nicht
eines der Boote um, die Gefahr dafür beſtand reichlich. Muſik
macht manches gut. Ueber alles Schimpfen klangen muntere
Ziehharmonikaweiſen.
Die Züge waren nicht überfüllt — Pfingſten war
herr=
lich. . . . Am zweiten Feſttagabend kommen feuerrote, braune,
friſche Bootsleute zum Berg und Waſſerſtädtchen Bad Wimpfen
zurück.
Jubiläumsgabe für den V. H.C.
Schotten, 23. Mai.
Der Kreisausſchuß des Kreiſes Schotten hat in ſeiner am 21. Mai
ſtattgefundenen Sitzung beſchloſſen, dem Geſamtverein des Vogelsberger
Höhenelubs aus Anlaß ſeines fünfzigjährigen Beſtehens eine
Jubi=
läumsgabe im Betrage von 2000 Mark zum Zwecke der
Förderung der Heimatpflege und Jugendbewegung zu überreichen. Trotz
der geſpannten finanziellen Verhältniſſe des Kreiſes entſchloß ſich der
Kreisausſchuß einſtimmig zu dieſer Spende, um damit dem V.H.C.
ſei=
nen Dank für ſeine großen Verdienſte, die er ſich bisher auf dem
Ge=
biete der Heimatpflege und der Jugendbewegung erworben hat, zum
Ausdruck zu bringen. Auch die Stadt Frankfurt hat dem V.H.C.
für das Vater=Bender=Heim auf der Herchenhainer Höhe erneut einen
Betrag von 500 Mark zugewieſen, da das Heim gerade von der
Frank=
furter Jugend ſehr ſtark beſucht wird.
Dg. Arheilgen, 27. Mai. Wohlfahrtserwerbsloſe. Die
Wohlfahrtserwerbsloſen haben ſeit der Aufhebung der verlängerten
Kriſenfürſorge am 28 März in unſerer Gemeinde erheblich
zugenom=
men. So unterſtützt die Gemeinde gegenwärtig 142 von der
Arbeits=
loſenverſicherung ausgeſteuerte Erwerbsloſe. Die eigentliche Zahl der
ausgeſteuerten Erwerbsloſen iſt aber weſentlich höher, da es ſich bei
die=
ſer Zahl nur um die von der Gemeinde unterſtützten Erwerbsloſen
han=
delt, während die nicht Unterſtützten keiner Kontrolle unterſtehen und
deshalb die eigentliche Zahl dieſer ausgeſteuerten Erwerbsloſen nicht
feſtzuſtellen iſt. Die Gemeinde hat für dieſe Unterſtützungszwecke im
Voranſchlag für das Rechnungsjahr 1931 einen Betrag von 35 000 Maxk
eingeſetzt (im Vorjahre 10 000 Mark). Da aber die Gemeinde zurzeit
wöchentlich für die Wohlfahrtserwerbsloſen ſchon einen Betrag von rund
1300 Mark auswirft, iſt damit zu rechnen, daß die eingeſetzten 35 000
Mark bei weitem nicht ausreichen werden, um die notwendigen
Unter=
ſtützungen im laufenden Rechnungsjahre durchzuführen. —
Schweine=
zwiſchenzählung. Am 1. Juni ds. Js. findet wieder eine
Schweinezwiſchenzählung ſtatt. Die Ermittlung hat den Zweck, einen
genauen Ueberblick über den ſaiſonmäßigen Verlauf der
Geſamtſchlach=
tungen an Schweinen zu erhalten. Die Leitung der Zählung liegt bei
dem Landesſtatiſtiſchen Amt in Darmſtadt. Verbunden damit iſt die
Ermittlung der nicht beſchaupflichtigen Hausſchlachtungen in der Zeit
vom 1. März bis 31. Mai ds. Js. Vorſätzlich falſche Angaben werden
mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafen geahndet. Auch
kann Vieh, deſſen Vorhandenſein verſchwiegen wird, im Urteil für dem
Staate verfallen erklärt werden. — Hausſammlung. Die von
der hieſigen Ortsgruppe des Reichsbundes der Kinderreichen mit
mini=
ſterieller Genehmigung durchgeführte Sammlung hatte, den
Zeitver=
hältniſſen entſprechend, einen annehmbaren Erfolg zu verzeichnen. Die
geſammelten Gelder verbleiben in der hieſigen Ortsgruppe und werden
an Weihnachten den Müttern kinderreicher Familien überwieſen. Die
Ortsgruppe, die eine Abrechnung über die Sammlung dem Miniſterium
zugeſtellt hat, ſagt allen freundlichen Gebern herzlichſten Dank. —
Schüler=Unfallverſicherung. Da bis jetzt von einer
Ge=
ſamtſchülerzahl von 933 erſt 165 Schulkinder in unſerer Gemeinde der
Schüler=Unfallverſicherung beigetreten ſind, macht die Schulleitung
noch=
mals darauf aufmerkſam und empfiehlt dieſelbe aufs wärmſte
Ver=
ſicherungen können zu Jahresprämien von 1.— und 1,50 Mark
abge=
ſchloſſen werden. — Die nächſte Beratungsſtunde der Mütter=
und Säuglingsfürſorge findet am Dienstag, den 2. Juni, nachmittags
3 Uhr, im Rathausſaale ſtatt. — Ueber die Pfingſtfeiertage fanden hier
nicht weniger als 9 Trauungen ſtatt, eine Zahl von Heiratsluſtigen,
wie ſie hier noch ſelten zu verzeichnen geweſen ſein dürfte. —
Orts=
gewerbeverein und Handwerkervereinigung. Am
Donnerstag, den 28. Mai, findet bei Mitglied Philipp Büttner eine
Mitgliederverſammlung ſtatt. Da die Gründung einer Buch= und
Steuerſtelle am hieſigen Platze zur Beratung ſteht, werden die
Mitglie=
der um zahlreiches Erſcheinen gebeten.
J Griesheim, 27. Mai. Am erſten Pfingſtfeiertag abends befand
ſich der Kaufmann Ed. Schmidt von hier mit ſeinem Auto von Mainz
aus auf dem Nachhauſeweg. Als er gegen halb 10 Uhr hinter
Büttel=
born kaum den Eingang des Waldes paſſiert hatte, wurde das Auto
mit Steinen beworfen. Durch einen Wurf wurde der Kühler
des Autos beſchädigt, ſo daß das Waſſer auslief. Schmidt ſah
unmittel=
bar nach dem Vorfall links im Walde zwei junge männliche Perſonen,
1,68—1,70 Meter groß, die nur mit Hoſe und Hemd bekleidet waren,
und die alsbald nach dem Werfen im Walde verſchwanden. Vermutlich
handelt es ſich im vorliegenden Falle um dieſelben Täter, die am
Him=
melfahrtstage abends um dieſelbe Zeit auf der Straße Darmſtadt—
Griesheim einen Draht, der zweifellos zum Ueberſpannen der Straße
beſtimmt war, an einer Telegraphenſtange befeſtigt hatten. — Anläßlich
des am 27., 28. und 29. Jumi d. Js. ſtattfindenden Gauturnfeſtes werden
etwa 1500 Turner und Turnerinnen bereits Samstags abends hier
ein=
treffen. Die Turnerſchaft Griesheim wendet ſich deshalb an die
ge=
ſamte Einwohnerſchaft mit der Bitte, für die Nacht von Samstag auf
Sonntag eine entſprechende Anzahl von Quartieren zur Verfügung zu
ſtellen. Im Laufe dieſer Woche wird der Quartierausſchuß mit ſeiner
Arbeit beginnen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der hieſige
Ort in dieſer Hinſicht ſeinen guten Ruf als Feſtort wiederum wahrt.
* Jugenheim a. d. B., 27 Mai. Die Weintraubs==
Synco=
pators, die deurſchen Jazzkönige, die mit ſehr großem Erfolge in
Darmſtadt gaſtiert hatten, werden am Samstag, den 30 und Sonntag.
den 31. Mai, in der „Krone” zum Tanz aufſpielen. Nicht unerwähni
ſei, daß beim zweiten Gaſtſpiel, am Sonntag, 31. Mai, nachmittags um
3.30 Uhr, der Tanz im Freien ſtattfindet, und bei ſchlechtem Wetter im
Feſtſaal. (Vgl. geſtrige Anzeige.)
Dp. Zwingenberg, 27. Mai. Die erſten Kirſchen dieſes
Jah=
res wurden hier geſtern gepflückt. Im Laufe dieſer Woche wird die
Frühkirſchenernte beginnen. Die Boden= und Witterungsverhältniſſe
ſind für Frühkirſchen hier günſtig, weshalb man ſich immer mehr dem
Anbau früher und früheſter Sorten zuwendet.
Nummer 146
Donnerstag, den 28. Mai 1931
Seite 7
Jungſtiegerirefſen une Modeindelibelbero daf der Bafferrappe.
Von A. Keutzer, stud. met., Darmſtadt.
Bei herrlichem Sommerwetter, tiefblauem Himmel und
ſtrah=
lendem Sonnenſchein fand während der Pfingſtfeiertage der zweite
Modellwettbewerb des Deutſchen Luftfahrt=Verbandes verbunden
mit dem Jungfliegertreffen, auf der Waſſerkuppe ſtatt. Bereits
am Samstag waren etwa 500 Jungflieger aus allen Teilen
Deutſchlands, Hamburg, Bremen, Sachſen, Schleſien, dem
Saar=
gebiet, ſogar mit dem Rad von Flensburg, auf der Waſſerkuppe
eingetroffen.
Den Auftakt zum Jungfliegertreffen bildete ein am
Pfingſt=
ſamstag angeſetzter Fackelzug zum Fliegerdenkmal an dem die
geſamte Lagerbeſatzung teilnahm. Es war ein wirklich prächtiges
Bild, als der große Zug der Jungflieger ſich zur Kuppe hinauf
bewegte, während vereinzelte tiefhängende Wolkenfetzen über den
Berg hinweg huſchten und der über die Kuppe brauſende Wind
die Fackeln zu lodernder Glut entfachte. Am Denkmal hatte die
von der Stadt Gersfeld zur Verfügung geſtellte Kapelle
Aufſtel=
lung genommen, die die Heldengedenkfeier mit dem
Niederlän=
diſchen Dankgebet einleitete. Heulend fegte der Wind über die
Hänge, loderten die Fackeln in die ſchwarze Nacht, den trotzig gen
Weſten blickenden Adler in feurige Glut tauchend. Dann ergriff
Staatsminiſter a. D. Dominieus, der 1. Vorſitzende des Deutſchen
Luftfahrt=Verbandes, das Wort zur Begrüßung. Er gab ſeiner
Freude darüber Ausdruck, daß trotz der ſchwierigen wirtſchaftlichen
Lage, trotz der vielfach zu überwindenden großen Entfernungen
ſo viele Jungflieger zum Jungfliegertreffen zur Waſſerkuppe
ge=
eilt waren, um ſich gegenſeitig kennen zu lernen und neue
An=
regungen für die Zukunft zu erhalten. Staatsminiſter
Domini=
cus gedachte der im vergangenen Jahre als Opfer ihrer
Flug=
begeiſterung gefallenen ſechs Segelflieger und ermahnte ſeine
Zu=
hörer, im Geiſte der Toten zu handeln, dem Segelflug weiterhin
treu zu bleiben, ſich für ſeine Weiterverbreitung einzuſetzen im
Intereſſe der geſamten deutſchen Luftfahrt. Seine Anſprache
endete in einem Hoch auf die Fliegerei und das deutſche
Vater=
land. Mit dem Abſingen des Deutſchlandliedes fand die Feier
ihren Abſchluß.
Am Pfingſtſonntag eröffnete Profeſſor Georgii mit einer
Anſprache, in der er auf die große Bedeutung des Modellſportes
hinwies, den Wettbewerb. Es waren 227 Modelle erſchienen die
insgeſamt etwa 500 Starts ausführten. Die Modelle bewieſen
faſt durchweg, daß ihre Herſteller über große Erfahrungen auf
dieſem Gebiete verfügen und ſich mit großer Liebe der ſchwierigen
Arbeit des Modellbaues unterziehen. Das Siegermodell des
ver=
gangenen Jahres war in etwa zehn Exemplaren vertreten. Ein
beſonders beachtenswertes Modell führte Lahde=Magdeburg vor,
der eine Vorrichtung in ſeinem Modell eingebaut hatte, um es
kursſtabil zu erhalten und gleichzeitig die Geſchwindigkeit zu
regu=
lieren. Ein kleiner vom Wind angetriebener Propeller ſetzte eine
Dynamomaſchine in Betrieb, die auf äußerſt geſchickt erſonnene
Weiſe eine Steuerbetätigung erwirkte. Das Modell führte einige
ſehr ſchön gelungene Flüge durch, bis durch Wegfliegen des
Pro=
pellers die Verſuche unterbrochen werden mußten.
Der Wettbewerb ſelbſt brachte wiederum die hervorragenden
Ergebniſſe des Vorjahres. Es wurden mehrfach Strecken von
über 1000 Metern erreicht und Flugzeiten von 3 bis 5 Minuten.
Möbius=Hanau zeigte ein neues Modell, das außer Konkurrenz
ſtartete und eine Flugzeit von annähernd 10 Minuten erreichte.
Auch Dittmar=Waſſerkuppe konnte bei den Probeflügen am
Sams=
tag eine Flugzeit von 10½ Minuten erzielen. Die Veranſtaltung
ſelbſt litt etwas unter dem ſtarken Wind, dem viele der leichten
Modelle nicht gewachſen waren. Der auf der Waſſerkuppe ſonſt
ſo launiſche Wettergott meinte es auch in dieſem Jahre mit den
Jungfliegern ſehr gut, denn während der ganzen Dauer der
Ver=
anſtaltung herrſchte ein derartig hervorragend ſchönes Wetter.
daß allenthalben auf überflüſſige Bekleidungsſtücke verzichtet
wurde und die Badehoſe in Aktion trat. Eine große Menge
Zu=
ſchauer hatte ſich während der Feiertage auf der Waſſerkuppe
ein=
gefunden und konnte neben den teilweiſe hervorragend ſchönen
Segelflügen der kleinen Modelle noch eine ganze Reihe von
Segelflügen bewundern, die von den Schülern der Fliegerſchule
auf der Waſſerkuppe vorgeführt wurden, von denen fünf ihre
C=Prüfung ablegten und andere mehrere Flüge von faſt
Stunden=
dauer abſolvierten. Eine ganz beſondere Senſation war den
Jungfliegern die Enthüllung des Waſſerkuppen=Geheimniſſes, die
Vorführung des ſchwanzloſen Motorflugzeuges von Hauptmann
Köhl, das von dem Weltrekordſegelflieger Groenhoff in zwei
her=
vorragend ſchönen Flügen vorgeführt wurde. Lippiſch, der
Kon=
ſtrukteur des Flugzeuges, kann wirklich ſtolz auf dieſe
hervor=
ragende Leiſtung ſein. Das mit einem Motor von nur 35 PS
ausgerüſtete Flugzeug beſitzt eine Fluggeſchwindigkeit von etwa
130 Kilometerſtunden und zeigte beim Fluge eine Wendigkeit, die
wohl kaum zu überbieten ſein wird. Um auch den zahlreichen
Jungfliegern, die noch keinen Schleppſegelflug geſehen hatten,
dieſe neuartige Startmethode vorzuführen, ſtarteten Riedel und
Groenhoff am Montag, ſtiegen auf 1000 Meter, wo Groenhoff
ausklinkte und nach einem Fluge von einer Stunde Dauer
wie=
der auf dem Flugplatz landete. Die außerordentlich zahlreichen
Flüge des Wettbewerbes bedingten eine Verſchiebung der
Preis=
verteilung, die erſt am Montag nachmittag vorgenommen werden
konnte. Dieſe ergibt folgendes Bild:
Klaſſe B (Jungflieger unter 18 Jahren):
Größte Flugdauer: 1 Preis Schienerer=Berlin 50 ℳ,
2 Min. 2 Sek.; 2. Preis Gall=Coburg 30 ℳ. 1 Min. 57 Sek.;
Preis Dittmann=Weißenfels 10 ℳ, 1 Min. 26 Sek. — Größte
Flugſtrecke: 1. Preis Heilmann=Greiz 50 ℳ. 700 Meter;
2. Preis Dittmann=Weißenfels 30 ℳ, 505 Meter.
Klaſſe A (Jungflieger über 18 Jahre):
Größte Flugdauer: 1. Preis Gentſch=Dresden 100 ℳ.
3 Min. 36 Sek.: 2. Preis Gentſch=Dresden 75 ℳ, 3 Min. 16 Sek.;
3. Preis Winkler=Berlin 50 ℳ. 2 Min 45 Sek. — Größte
Flugſtrecke: 1. Preis Dittmar=Waſſerkuppe 100 ℳ. 1910 Mtr.;
Preis Winkler=Berlin 75 ℳ, 1310 Meter: 3. Preis Gentſch=
Dresden 50 ℳ. 1250 Meter.
Außer dieſen Preiſen gelangten noch eine Reihe von
Bau=
prämien für beſonders gute Modelle zur Verteilung, ſowie einige
Anerkennungspreiſe für neuartige Modelle und eine neue
Vor=
richtung zum Auslöſen eines Modells, am Drachen. Von der
Rhön=Roſſitten=Geſellſchaft war ein Geldpreis noch während des
Wettbewerbs ausgeſchrieben worden für den „erſten erfolgreichen
Zuſammenſtoß eines Segelflugmodells mit einem Segelflugzeug”.
Während des Wettbewerbes iſt es nämlich vorgekommen, daß
beim Vorüberfliegen eines Segelflugzeuges, auf dem gerade ein
Schüler ſeine C=Prüfung ablegte, ein Modell geſtartet wurde, das
ſehr ſchnell die Startſtelle überhöhte und dann mit voller Wucht
mit dem Segelflugzeug zuſammenſtieß, reſtlos zerſtört wurde und
beim Herabfallen noch zwei weitere Modelle ſchwer beſchädigte.
Weiterhin gelangten eine Reihe von Freiflügen zur Verteilung,
die von der Deutſchen Lufthanſa zur Verfügung geſtellt worden
waren.
Neben den Geldpreiſen ſtanden dem Preisgericht auch noch
eine Unmaſſe von Ehrenpreiſen zur Verfügung. Der
Wander=
preis des Deutſchen Luftfahrt=Verbandes für die beſte
Geſamt=
leiſtung, der im vergangenen Jahre von Winkler=Berlin
gewon=
nen worden war, iſt in dieſem Jahre an Gentſch=Dresden
über=
gegangen in Anerkennung ſeiner ausgezeichneten Leiſtungen im
Dauer= und Streckenflug. Ein vom Reichsverkehrsminiſterium
geſtifteter Ehrenpreis in Geſtalt einer Kleinfilmkamera mit
Ver=
größerungsapparat wurde dem Segelflugverein Lilienthal=Berlin
zuerkannt. Den Pokal der Wiſſenſchaftlichen Geſellſchaft für
Luft=
fahrt erhielt Lahde=Magdeburg für ſein hervorragend
konſtruier=
tes Modell. Den Ehrenbecher des Deutſchen Modell= und
Segel=
flug=Verbandes erhielt Schul=Magdeburg, der eine Reihe von
ſchwanzloſen Modellen zeigte. Einen weiteren Ehrenbecher des
Rings der Segelflieger erkannte das Preisgericht Winkler=Berlin
zu. Aber auch der kleine Tzſchoppe aus Weißenfels, der bereits
im vergangenen Jahre ſehr hübſche Leiſtungen erzielt hatte, ging
nicht ganz leer aus. Er erhielt ein von den Bayeriſchen Motoren=
Werken geſtiftetes Modell eines BMW.=Motorrades. 15
Stopp=
uhren und ein Startſeil gelangten an verſchiedene Vereine zur
Verteilung. Der Bitterfelder Verein erhielt die Zeichungen eines
Gleitflugzeuges. Wohl mit die ſchönſten Preiſe erhielten, die
Gruppen Magdeburg, Horten=Bonn und die Herforder
Jungflie=
geraruppe, nämlich je einen Freiplatz in den Flugſchulen auf der
Waſſerkuppe, Roſſitten und Grunau. Am Montag abend fand das
Jungfliegertreffen nach der Preisverteilung ſeinen Abſchluß.
Zußball.
Sb. 98 Darmſtadt — Boruſſia Neunkirchen.
Durch die großen handballſportlichen Ereigniſſe der letzten
Wochen war es längere Zeit in Darmſtadt nicht möglich, gute
Fußballmannſchaften nach hier zu verpflichten. Am kommenden
Sonntag wird die längere Zwangspauſe nun unterbrochen durch
ein Spiel der 98er gegen eine der beſten Mannſchaften aus dem
Saargebiet, gegen Boruſſia Neunkirchen. Gerade durch die
Ver=
pflichtung anerkannt tüchtiger Gegner will die Vereinsleitung der
Fußball=Ligamannſchaft Gelegenheit geben, die wenigen Monate
vor Beginn der neuen Verbandsſpielſaiſon die aller Vorausſicht
nach durch die in Stuttgart beſchloſſene Aenderung des
Spiel=
ſyſtems die 98er doch wieder in der Bezirksliga ſehen wird, gut
auszunützen. Der Umſtand, daß den Sportvereins=Fußballern der
Abſtieg in die Kreisliga vermutlich erſpart bleiben wird, dürfte
viel dazu beitragen, daß der Tiefſtand der Spielſtärke, ſchnell
überwunden und der Weg zum alten Können gefunden wird,
Den Gäſten des kommenden Sonntags, geht ein guter Ruf
voraus. Boruſſia Neunkirchen hat es verſtanden, in den
Nach=
kriegsjahren im Süddeutſchen Fußballſport ſich durchzuſetzen und
einen glänzenden Namen zu ſchaffen. Die Elf war, mehrfach
Saarmeiſter und erwarb ſich ſeit Schaffung der Troſtrunde faſt
Jahr für Jahr das Recht auf Teilnahme an dieſer ſchweren
Kon=
kurrenz. Neben dem FC. Pirmaſens und dem FV. Saarbrücken
ſtellen die Boruſſen die ſtärkſte Mannſchaft im Saargebiet, deſſen
ſportliche Kultur ſich gerade im letzten Jahre bedeutend gehoben
hat. Da die Boruſſen ſchon ſeit langer Zeit nicht mehr hier in
Darmſtadt geſpielt haben, wird die Begegnung des kommenden
Sonntags ſicherlich Intereſſe finden.
Sportverein 1898 (Jugenb).
1. Jgd. — 1. Jgd. Kaiſerslautern, dort, 2:0; 2. Jgd. — 2. Jgd.
Phönix Ludwigshafen, dort, 2:1; 3. Jgd. — 2. Jgd. Kaiſerslautern,
hier, 2:0; 4. Jgd. — 2. Jgd. Griesheim, dort, 1:0; 1. Schüler — Union
(Gegner nicht vollzählig); 2. Schüler — 1. Schüler Eberſtadt, dort, 1:1.
SV. 1910 Weiterſtadt—Groß=Karben 5:3 (3:3).
Am 1. Pfingſtfeiertag hatte der SV. 1910 Weiterſtadt den
4=Meiſter des Taunusgaues, Sportverein Groß=Karben, zu Gaſt.
Das Vorſpiel konnte Weiterſtadt mit 4:1 gewinnen. Das Spiel
litt zwar etwas unter der Hitze, war jedoch ſehr ſchnell und fair.
Kurz nach Anpfiff konnten die Einheimiſchen in Führung gehen
und ſogar auf 2:0 erhöhen. Nach ſtärkerem Aufkommen der Gäſte
erzielten dieſe durch Elfmeter das erſte Tor und wenige Minuten
ſpäter den Ausgleich. Nach Anſtoß ſteht die Partie 3:2. Doch
ge=
lingt den Gäſten abermals der Ausgleich. Nach Seitenwechſel
ſah man ein immer ſpannender werdendes Spiel. Der Ball geht
auf und ab. In ſchöner Kombination merden von den
Einhei=
miſchen noch 2 weitere Tore erzielt, aber auf beiden Seiten auch
reichlich Torgelegenheiten verpaßt. Schiedsrichter Weiland=Groß=
Karben gut. — 2. Mannſchaften 0:2 (0:0) für Groß=Karben.
Die 1. Handballelf ſpielte gegen Rot=Weiß Darmſtadt
Reſerve. Trotz der Verſtärkung durch einzelne Ligaſpieler konnten
die Einheimiſchen ehrenvoll abſchneiden. Sie unterlag 5:6.
Wei=
terſtadt zeigte ein noch nie geſehenes ſchnelles und genaues
Zu=
ſpiel und die Mannſchaft hat beträchtliche Formverbeſſerung
gezeigt.
S.=V. 1922 Roßdorf — F.=G. Frankfurt a. M.=Seckbach 5:5.
S.=V. 1922 Roßdorf — Eintracht Darmſtadt 7:3.
Am Pfingſtſonntag hatte Roßdorf die Fußball=Geſellſchaft
Seckbach zu Gaſt. Roßdorf mußte für drei verletzte Spieler Erſatz
einſtellen, der ſich recht gut bewährte. Dagegen verſagte diesmal
Roßdorfs Mittelſtürmer vollſtändig. Zuerſt verdarb er ſeinen
Kameraden durch ſein andauerndes Kritiſieren die Freude am
Spiel, dann ſah er faſt eine halbe Stunde lang, ohne auch nur
einmal den Ball zu treten, dem Spiel zu, bis er endlich auf
Ver=
langen ſeiner Mitſpieler das Spielfeld verließ. Auch die Gäſte
aus dem „wunderſchönen” Seckbach enttäuſchten ſehr. Spieleriſch
war die Mannſchaft recht gut, aber durch ihre harte Spielweiſe
und ihre andauernden Reklamationen beim Schiedsrichter
hin=
terließen ſie einen ſehr ſchlechten Eindruck. So war man froh,
als das Spiel aus war,
Deſto ſchöner war das Spiel am Pfingſtmontag gegen
Ein=
tracht Darmſtadt. Für den ſtreikenden Mittelſtürmer hatte
Roß=
dorf Erſatz eingeſtellt, der ſich ſehr gut bewährte, wie man
über=
haupt in dieſem Spiel feſtſtellen konnte, daß Roßdorf über eine
große Anzahl ſehr. guter Erſatzleute verfügt, ſo daß man
wider=
ſpenſtige Spieler ruhig einmal für einige Zeit kaltſtellen kann,
bis ſie zur Vernunft kommen — Der beſte Mannſchaftsteil war
heute der Sturm, der vorzüglich ſchoß und kombinierte. In der
Läuferreihe überragte der Mittelläufer, der auch diesmal wieder
der beſte Mann auf dem Platze war. Die Verteidigung war ſehr
gut, der Erſatztorhüter erwies ſich vor allem beim Fangen von
hohen Bällen als ſehr ſicher, wogegen er bei flachen Torſchüſſen
ſchneller werden muß. Die Gäſte lieferten diesmal nicht ganz
das gute Spiel wie vor drei Wochen; allerdings hatten ſie auch
2 Erſatzleute eingeſtellt. Aber auch diesmal war das Spiel ſo
ſchnell, ſpannend und dabei ſo fair und ruhig, daß man ſeine
ungetrübte Freude daran haben konnte.
Schießſpork.
Windmühle Darmſtadt Gruppenſieger im 3. bayeriſchen Landesſchießen
zu Fürth in Bayern.
Ueber die Pfingſtfeiertage weilte in Teil unſerer Sportſchützen in
Fürth in Bahern, um an dem 3. bayeriſchen Landesſchießen
teilzuneh=
men. Das Schießen war von den beſten baheriſchen Schützen beſucht:
430 Mann ſtritten um die einzelnen Titel und die überaus zahlreichen
Ehrengaben. Der intereſſanteſte Kampf ſtellte aber der
Gruppenwett=
kampf um den Wanderpokal der Kgl. Priv, Schützengeſellſchaft Fürth
in Bayern dar. Alte Rivalen hatten ſich ſchon einen hartnäckigen Kampf
geliefert. Nürnberg lag in Führung. Da kam in letzter Stunde
Wind=
mühle Darmſtadt an und überholte den Favoriten mit 4 Ringen knapp,
aber verdient. Eine ausgezeichnete ſportliche Leiſtung, da die
Mann=
ſchaft nach langer Bahnfahrt, bei großer Hitze, ſofort zum Wettkampf
antreten mußte und dabei ihre Durchſchnittsleiſtung erzielte. Seit fünf
Jahren zum erſtmal mußte der Pokal die beiden Schweſternſtädte
Nürn=
berg und Fürth verlaſſen, um den Schrank der Windmühlſchützen auf
ein Jahr zu zieren. Der Wanderpokal und die den Gruppenſchützen
überreichten Becher und Kränze ſind ab Samstag im Waffengeſchäft Gg.
Link. Grafenſtraße, ausgeſtellt.
Auf Feſtſcheibe „Fürth” ſtanden Preſſel, Rau und Gg. Link mit
einer Zwölf” in den erſten Reihen. Auf Meiſterſcheibe 5, Schuß ſtehend
freihändig, wurden von Gräf und Schneider je 57, Preſtel. Stahl. Rau
je 56 und Danz 54 Ringe erzielt.
Die Preisverteilung fand am 2. Feiertag, abends 8 Uhr, ſtatt und
dauerte der überaus großen Anzahl von Ehrengaben halber bis 1 Uhr
nachts. Auf Feſtſcheibe Fürth gelangten 270 Ehrengaben zur Verteilung.
Die Stadt Fürth, die ja auch in vielen anderen Sportarten als
Hoch=
burg gilt, ſowie der feſtgebende Verein hatten hier für den Schießſport
Muſtergültiges geleiſtet.
Fechken.
Europameiſterſchaften der Fechter.
Unter ſehr ſtarker internationaler Beteiligung begannen am
Mitt=
woch zu Wien die Europameiſterſchaften der Fechter. Die
Wettbewerbe wurden eingeleitet durch die Länderkämpfe im
Florettfechten, an denen Deutſchland, Oeſterreich, Ungarn, die
Tſchechoſlowakei, Italien, England und Griechenland beteiligt ſind.
Gleich im Eröffnungskampf zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich gab es
eine große Ueberraſchung. Oeſterreich blieb über die aus Erwin
Cas=
mir, Roſenbauer, Leonhard und Eiſenecker gebildete deutſche Mannſchaft
mit 11:5 Siegen erfolgreich. Der vielfache deutſche Meiſter Erwin
Casmir war nicht in beſter Form, er verlor ſeine Gefechte gegen die
Wiener Dr. Ettinger und Dr. Bahſon. Anſchließend ſchlug die
Tſchecho=
ſlowakei Griechenland mit 11:5 Siegen. Ungarn fand in England einen
überraſchend ſtarken Gegner, der erſt nach Kampf mit 10:6 unerwartet
knapp beſiegt werden konnte.
Tennis.
Tade. 46 Darmſtadt.
Einen beachtenswerten Sieg errang Junior Werner Kabel bei dem
allgemeinen Junioren=Turnier in Frankfurt a. M. Infolge ungünſtiger
Ausloſung mußte Kabel in der erſten Runde gegen den diesjährigen
Frankfurter Juniorenmeiſter Hamel=Hanau ſpielen und trotz vorzüglichen
Spiels mit 6:4, 6:4 aus den Hauptſpielen ausſcheiden. Bei den
Troſt=
ſpielen errang er verdient den 1. Sieg. Im Herren=Doppelſpiel konnte
er außerdem mit ſeinem Darmſtädter Tennisfreund Colin (Tennis= und
Eisklub) den 3. Sieg buchen.
Handball.
TV. Wolfskehlen—Trebur (DSB.) 9:5 (6:3).
TV. Wolfskehlen—Mörfelden (DSB.) 9:3 (5:1).
Das ſchönſte Spiel beim Pokalturnier in Königſtädten war
das von Wolfskehlen gegen Trebur. Trebur konnte nur in den
erſten zehn Minuten gefährlich werden. Im letzten Spiel ſtanden
ſich die beiden Sieger der Vorſpiele Mörfelden—Wolfskehlen
gegenüber. Wolfskehlen konnte auch dieſes Spiel hoch gewinnen
und unter dem Jubel der zahlreichen Zuſchauer als Turnierſieger
den Platz verlaſſen. Wolfskehlen hat ſomit den Main=Rhein=Gau
in Königſtädten würdig vertreten. Die Placierung: 1.
Wolfs=
kehlen (DT.), 2. Mörfelden (DSB.). 3. Nauheim (DT.), 4.
Tre=
bur (DSB.).
Geſchäflliches.
Regelmäßige und gründliche Reinigung der Kopfhaut iſt die
Grund=
lage für geſundes und ſchönes Haar. Namentlich für ſolche Perſonen,
die an Schuppen und Schinr leiden und deren Haar anfängt, ſich zu
lichten, iſt es wichtig, mindeſtens wöchentlich einmal den Haarboden
gründlich zu waſchen und zu maſſieren. Ganz beſonders dazu
ge=
eignet und wegen ſeiner belebenden Wirkung geſchätzt iſt das ſeit
Jahr=
zehnten bekannte Pixavon und Pixavon=Shampoon. Die Leichtigkeit,
mit der Pixavon die Schuppen und den Schmutz von der Haut löſt, der
prachtvolle Schaum, der ſich ganz leicht von den Haaren herunterſpülen
läßt und eine umſtändliche Nachwaſchung mit ſchädlichen Säuren uſw.
unnötig macht, ſowie der ſympathiſche Geruch geben die Erklärung für
die Beliebtheit dieſes Präparates.
Eine ſehr günſtige Ausflugsgelegenheit
bietet das Rhein=Reiſe=Büro S. Halm. Mainz, am kommenden
Sonntag mit einer Sonderfahrt nach dem Rhein und der Nahe,
Nach einer Rheinfahrt ab Mainz iſt eine Beſichtigung des
be=
kannten Schlößchens Rheinſtein, das den meiſten Rheinreiſenden
nur durch Vorbeifahren bekannt iſt deſſen Beſichtigung aber
hoch=
intereſſant iſt und ſich lohnt. Ein ſpäterer Aufenthalt in
Rüdes=
heim kann nur gemütlich werden. Eine weitere Fahrt zweigt in
Bingen ab ins romantiſche Nahetal, nach dem tauſendjährigen
Weindorf Ebernburg, zur ehemaligen Talfeſte Franz von
Sickingens, der Schwarzen Katze‟. Unterwegs Beſuch des
Kur=
hauſes in Bad Kreuznach und einer Weinausſtellung. Dieſe
bei=
den Fahrten ſind ſehr intereſſant und recht abwechſlungsreich,
wobei es auch an der nötigen Stimmung nicht fehlt. Der
Kar=
tenvorverkauf hat bereits rege eingeſetzt. Karten ſind nur zu
haben in der Papierhandlung J. Ph. Leuthner,
Darmſtadt. Ernſt=Ludwigsplatz 2. Tel. 787. (Näheres ſiehe
An=
ſeige.)
Aus Bädern und Sommerfriſchen.
Die Leipziger Philharmoniker in Bad Orb.
Die Kurverwaltung Bad Orb im Speſſart hat für die Kurmuſik
das Leipziger Philharmoniſche Orcheſter verpflichtet. Die
Kon=
zerte haben bereits begonnen und ſind mit größtem Beifall
auf=
genommen worden.
Auto=Geſellſchaftsreiſen.
Die Nordiſche Geſellſchaft (Lübeck) veranſtaltet auch in dieſem
Sommer wieder eine Anzahl ihrer beliebten Auto=
Geſell=
ſchaftsreiſen. Die 14—18tägigen Fahrten nehmen in Erfurt,
Dresden und Heidelberg ihren Ausgang und berühren die
ſchön=
ſten Teile Süddeutſchlands, der Schweiz, der
Tſchecho=
ſlowakei und Ungarns. Die Reiſen, deren Teilnehmerzahl
auf höchſtens 20 Perſonen beſchränkt iſt, werden in äußerſt
be=
quemen Tourenwagen unternommen und legen beſonderen Wert
auf vornehme geſellſchaftliche Führung ſowie auf gute
Unter=
kunft und Verpflegung. Näheres durch die
Auskunfts=
ſtelle der Nordiſchen Verkehrsgeſellſchaft Berlin=Halenſee,
Eiſen=
zahnſtraße 64.
Hundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 28. Mai.
15.20: Stunde der Jugend: Der junge Hockeyſpieler. — Dr.
Ueber=
all aus Berlin.
16.30: Konzert des Rundfunkorcheſters. Mitw.: Roſy Hahn (Alt),
E. J. Kahn (Klavier).
18.00: Wirtſchaftsmeldungen.
18.10: Zeitfragen (Thema wird noch bekanntgegeben).
18.35: San.=Rat Dr. H. Fulda: Seeliſche Heilkräfte.
19.00: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.05: H. Simon: Tardieu.
19.30: Städt, Saalbau, Darmſtadt: Kundgebung d. republikaniſchen
Lehrerbundes.
20.30: Armin Knab zum 50. Geburtstage.
21.00: Robert Walter erzählt: Merkwürdige Begebenheiten.
21.30: Symphoniekonzert des Philharm. Orcheſters, Stuttgart.
So=
liſt: W. Stech (Klavier).
22.35: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.50: Mannheim: Troſt der Nacht: Rhapſodie aus Gedichten von
H. Heſſe. Muſik von W. Locks. Ausf.: W. Locks (Orgel),
Eli=
ſabeth Helferich (Rezitation).
23.20: Köln: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 28. Mai.
9.46: Staatsminiſter Dr. Schreiber: Die berufliche Bildung —
Weg und Ziel.
15.00: Kinderſtunde: Kunterbunt: Spiele in Wald und Feld.
15.45: Reg.=Rat Dr. Diehl: Wie kommen die Preiſe bei Obſt und
Gemüſe zuſtande?
16.00: Schulrat Dr. Nowack: Muſikpflege in ländlichen
Verhält=
niſſen in Schule und Haus.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof., Dr. H. Mersmann: Hausmuſik (Arbeitsgemeinſchaft).
18.00: F. H. Reimeſch: Goethe und das Deutſch=Böhmerland.
18.25: Prof. Dr. Saitſchick: Fauſts Ringen um das Kulturideal
und die innere Not unſeres Zeitalters.
19.00: Wetterbericht für die Landwirtſchaft.
19.06: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Gartenbauinſpektor. A. Demmig: Wie benutze ich die
Er=
fahrungen bei der Kohlüberwinterung für den diesjähr. Anbau?
19.50: Wetterbericht für die Landwirtſchaft.
20,00: A. d. Hotel Adlon: Unterhaltungmuſik d. Kapelle E. Rooßz.
20.40: R. Rieth: Stierkampf in Südfrankreich.
21.00: Uraufführung: „Stierkampf”; Hörſpiel v. R. Leonhard;
Muſik von G. Kneip.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten. — Anſchl.:
Abend=
unterhaltung des Notſtandsorcheſters der Arbeitsamtes Berlin=
Mitte.
Welterbericht.
Ausſichten für Donnerstag, den 28. Mai: Wechſelnd wolkiges
Wetter, ſchwül, nach Gewitterſtörungen leichte Abkühlung.
Ausſichten für Freitag, den 29. Mai: Teils bewölkt, teils
auf=
heiternd, einzelne gewitterartige Niederſchläge wahrſcheinlich.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Veranwortlich für Pollilk und Wirtſchaft: Rudelf Maupe: für Feuilleion, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; fr Sport: Karl Bidmanv;
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch” für den Schlußdlenſt: Andrcas Bauer ;.ü
„Die Gegenwart”,„ Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für demn Inſeratentell und geſchäftiche Mittellungen: Wills Kuble=
Druck und Verlag: C. C. Wittlch — ſämtich in Darmſtladt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantlie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] Seite 8
Reich und Ausland.
Zu dem Raubüberfall bei Steinau.
Der Täter verhaftet.
Frankfurt a. M. Wie von uns gemeldet,
wurde die Ehefrau Stein auf der Landſtraße
zwiſchen Steinau und Freienſteinau von einem
jüngeren Mann überfallen und durch
Meſſer=
ſtiche verletzt. Als auf die Hilferufe der Frau
ein in der Nähe arbeitender Landwirt
hinzu=
eilte, ging der Täter flüchtig. Mehrere Beamte
der Landeskriminalpolizeiſtelle Frankfurt
wur=
den nach dem Tatort geſandt. Ihren
angeſtreng=
ten Bemühungen gelang es in kurzer Zeit, den
Täter in der Perſon des 20 Jahre alten
Schmie=
des Erich Haucke aus Steinau zu ermitteln.
Es handelt ſich um einen Mann, der taub iſt,
jedoch ſprechen kann. Weitere Einzelheiten
können im Hinblick auf die noch im Gang
befind=
liche Unterſuchung nicht mitgeteilt werden.
Deutſche Kriegsopfer tagen am Rhein.
Die im Zentralverband deutſcher Kriegs=)
beſchädigter und Kriegerhinterbliebener (Sitz
Berlin N0. 18) organiſierten deutſchen
Kriegs=
beſchädigten und Kriegerhinterbliebenen halten
in der Zeit vom 29. bis 31. Mai d. J. ihre
Reichstagung in Koblenz am Rhein ab. Die
Tagung, die in eine für die Kriegsopfer nicht
günſtige Zeit fällt, wird ſich eingehend mit
der derzeitigen wirtſchaftlichen und ſozialen
Lage der Kriegsbeſchädigten und
Kriegshinter=
bliebenen beſchäftigen. Namhafte Vertreter der
deutſchen Kriegsopfer werden die in dem
Vor=
dergrund des Intereſſes für die Kriegsopfer
ſtehenden Fragen behandeln.
Schweres Unwetter in der Eifel.
Trier. Die Reichsbahndirektion Trier
teilt mit: Dienstag abend, kurz nach 8 Uhr,
ging in der Gegend zwiſchen Illersheim,
Gerol=
ſtein und Hohenfels ein heftiges Unwetter mit
ſchwerem Hagelſchlag nieder. Die Gleiſe der
Reichsbahn waren in kurzer Zeit mit
Hagel=
ſchloßen, Waſſer= und Sandmaſſen überſchwemmt,
ſo daß der Zugverkehr unterbunden werden
mußte. Zur Beſchleunigung der Weiterfahrt der
Reiſenden hat die Reichsbahndirektion ſofort
Poſtautos zur Verfügung geſtellt. Die Züge
der Richtung Köln-Trier hatten große
Verſpä=
tungen.
Drei Monteure abgeſtürzt.
Zwei Tote.
Oldenburg. Am Dienstag ſind in
Großenmeer bei Arbeiten an einer
Telephonlei=
tung zwei Arbeiter tödlich verunglückt. Ein
drit=
ter wurde ſchwer verletzt. Ueber der
Telephon=
leitung läuft eine Starkſtromleitung. Entweder
iſt auf unaufgeklärte Weiſe ein Monteur in die
Starkſtromleitung geraten oder es iſt
Stark=
ſtrom in der Telephonleitung geweſen. Ein
Monteur erhielt einen ſchweren elektriſchen
Schlag. Sein Körper verbrannte ſofort. Zwei
Kollegen, die ihm helfen wollten, erlitten
eben=
falls ſchwere Verletzungen. Alle drei Arbeiter
ſtürzten ab. Zwei Monteure waren tot. Der
dritte wurde verletzt und in hoffnungsloſem
Zu=
ſtand in ein Oldenburger Krankenhaus gebracht.
Donnerstag, den 28. Mai 1931
Nummer 146
„N
Admiral von Trotha, der Präſident des Bundes, ſchreitet die Front ab.
In Rudolſtadt fand zu Pfingſten der Bundestag der „Freiſchar junger Nation” ſtatt, zu dem etwa
6000 Mitglieder ſich zu einem fröhlichen Zeltleben vereinigten.
Neue Erdrutſche bei Chatelard.
Berlin. In der Gegend von Chatelard,
die wiederholt von ſchweren Erdrutſchen
heim=
geſucht worden iſt, iſt erneut eine Erdlawine zu
Tal gegangen. Auf der Landſtraße wurde ein
Mann von herabſtürzenden Felsblöcken
erſchla=
gen. Ein Radfahrer entging mit knapper Not
dem gleichen Schickſal.
Unterſchlagungen bei einer polniſchen Bank
in Deutſch=Oberſchleſien.
Ratibor. Bei der hieſigen Filiale der
polniſchen Bank Ludowy ſind Unterſchlagungen
aufgedeckt worden, die ſich auf rund 30 000 RM.
belaufen. Ein an der Unterſchlagung beteiligter
Angeſtellter der Bank iſt in Kattowitz verhaftet
worden, während die polniſche Polizei nach
ſei=
nem Gehilfen noch fahndet.
Zwei Kinder ertrunken.
Heilbronn. Beim Spielen an einem
Fabrikkanal des Neckars ſtürzte ein neunjähriges
Mädchen ins Waſſer und verſank in den Fluten.
Ein ſieben Jahre alter Junge verſuchte das
Mädchen zu retten und kam dabei gleichfalls
ums Leben.
Paris—London-Berlin-Paris in 12 Stunden.
Paris. Der bekannte engliſche
Rekord=
flieger Hauptmann Hawks, der ſich die Aufgabe
geſtellt hat, den Flug Paris-London-Berlin
Paris innerhalb von 12 Stunden einſchließlich
Zwiſchenlandungen zurückzulegen, traf um 13.35
Uhr auf dem Tempelhofer Feld ein. Hauptmann
Hawk hat als erſter es fertig gebracht, ſeinen
Morgenkaffee in Paris, ſein Frühſtück in
Lon=
don, ſein Mittageſſen in Berlin einzunehmen.
Zum Abendeſſen will er wieder in Paris zurück
ſein. Sein Start in Paris erfolgte um 8.16
Uhr, die Ankunft in London etwa eine Stunde
ſpäter. Um 9.35 Uhr flog er von London nach
Berlin. Sein Aufenthalt in Berlin dauerte etwa
eine Stunde.
Die Urſache des Eiſenbahnnnglücks
bei St. Mihiel.
Paris. Wie die erſte Unterſuchung
erge=
ben hat, ſcheint das Eiſenbahnunglück bei St.
Mihiel auf eine Dehnung und Lockerung der
Schienen durch die ſtarke Hitze zurückzuführen
ſein. Insgeſamt wurden bei dem Unglück zwei
Perſonen getötet und 14 verletzt.
Die Kanalſchwimmerinnen ſind wieder da.
Paris. Mit dem ſchönen Wetter finden
ſich auch die Kanalſchwimmerinnen wieder ein.
Dem „Petit Pariſien” zufolge ſind in Boulogne
bereits die beiden Engländerinnen Franch und
Weſt ſowie die Südafrikanerin Peggy Duncan
eingetroffen, die demnächſt verſuchen werden, den
Kanal von Cap Griz Nez nach Dover zu
über=
queren.
Leichtes Erdbeben in Italien.
Rom. In Caſſino, an der alten
Eiſenbahn=
linie nach Neapel, iſt am Dienstag nachmittag
ein Erdbeben verſpürt worden, das unter der
Bevölkerung einige Panik hervorrief. Es wurde
jedoch kein Schaden angerichtet. Das Beben
wurde auch an zahlreichen anderen Orten
wahr=
genommen. — In Torretta (Provinz Palermo)
erfolgte am Montag abend 7 Uhr ein Beben,
dem ein ſtarkes, donnerähnliches Rollen
voraus=
ging.
Engliſche Ehrung Profeſſor Einſteins.
London. Die große ſchwarze Wandtafel,
auf der Profeſſor Einſtein ſeine Vorleſungen
über die Relativitätslehre in Oxford erläuterte,
wird im Rhodos=Haus in Oxford unter Glas
und Rahmen als Erinnerungszeichen aufbewahrt
werden.
Eiſenbahnzuſammenſtoß.
London. Bei einem Zuſammenſtoß
zwi=
ſchen einem einlaufenden mit einem haltenden
Zug in Fakenham in Norfolk wurde eine Perſon,
getötet, 11 verletzt. Mehrere Wagen wurden
vollſtändig zerſtört.
Feuer im Palais des engliſchen Vizekönigs.
London. Im Südflügel des Palais des
Vizekönigs von Indien brach ein Brand aus.
Das Arbeitszimmer des Vizekönigs mit
wert=
vollen Wandgemälden und Kronleuchtern
brannte aus. Das Feuer iſt anſcheinend durch
Wegwerfen einer brennenden Zigarette
ent=
ſtanden.
39 Todesopfer bei einem Bergwerksunglück
in Indien.
Madras. Bei einem furchtbaren
Gruben=
brand in dem Goldbergwerk von Nundydroog
im Staate Myſore wurden bisher 39 Tote
ge=
borgen; 58 Bergleute mußten mit
Rauchvergif=
tungen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
12 Bergarbeiter werden noch vermißt. Man
will verſuchen, aus einer Nachbargrube an die
Eingeſchloſſenen heranzukommen. Ueber ihr
Schickſal beſteht völlige Ungewißheit.
Ein Denkmal für die Opfer der „Titanic”.
Waſhington. Hier erfolgte unter
rie=
ſiger Beteiligung der Bevölkerung und
offiziel=
ler Kreiſe die Enthüllung eines Denkmals für
die Opfer des Ozeandampfers „Titanic”, der vor
19 Jahren, nach dem Zuſammenſtoß mit einem
Eisberg, unterging. Präſident Hoover und ſeine
Gattin wohnten der Einweihungsfeier bei. Das
Denkmal wurde durch den ehemaligen
Präſiden=
ten Taft eingeweiht. Staatsſekretär Stimſon
leitete die Feier. Das Denkmal ſtellt einen in
ein Leichentuch gehüllten Menſchen dar, der die
Arme nach dem unendlichen Raum ausſtreckt.
Ein Frau begeht fünf Verſicherungsmorde.
New York. In Chicago wurde die 47 Frau Mary Summer unter der
Beſchul=
digung verhaftet, im Laufe eines Jahres fünf
Perſonen, nämlich ihren Gatten, ihren Neffen
und drei bei ihr in Penſion wohnende junge
Leute vergiftet zu haben. Die Unterſuchung hat
ergeben, daß ſämtliche fünf Perſonen an
Arſenik=
vergiftung verſtorben ſind, nachdem ſie vorher
Lebensverſicherungen zugunſten der Frau
Sum=
mer eingegangen waren.
MHRE EHESCHLIESSUNG GEBEN
BEKANNT
Dr. OARL. HABICHT
ANNE MARIE HABICHT
GEB. GREISER
ORESHEIM b. DARMSTADT. 28 MAl 1931
(8”
Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme und Blumenſpenden bei
dem Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Eliſe Henrich Wwe.
geb. Aßmuth
imigſten Dank. Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer
Müller (Paulusgemeinde) für die troſtreichen Worte
und Herrn Dr. Bernet für ſeine ärztlichen Bemühungen,
ferner für die liebevolle Hilfsbereitſchaft der Schweſter
Johanna und der Krankenpflegerin Fräulein Schmahl
(Paulusgemeinde).
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Fran Clara Eichentopf Wwe.
Ludwigshöhſtr. 20.
Darmſtadt, den 27. Mai 1931.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſſe herzlicher
Teil=
nahme bei dem ſo unerwarieten
Heim=
gang meiner lieben Frau, unſerer
her=
zensguten Mutter, Schwägerin, Schweſter
und Tante
Frau Roſa Bender
ſage ich Allen herzlichen Dank,
ins=
beſondere Herrn pfarrer Weigel für die
troſtreichen Worte. Ferner danke ich
herzlichſt dem Herrn Dr. Schultheiß
und Herrn Dr. Mäller und der
Krankeg=
ſchweſter für die aufopternde pſlege.
Im Namen der Trauernden:
Friedrich Bender II. u. Kinder.
Rieder=Ramſtadt, den 27. Mai 1931.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 146
Donnerstag, den 28. Mai 1931
Seite 9
Der Angriff auf die Stratoſphäre.
Prof. Piccard und ſein Afſiſtenk Ingenieur Kipfer zum Skrakoſphärenflug geſtarkel. — Der Ballon in 14000 Meter Höhe.
Die Grenzen der Zirrus=Wolken überſchrikken.
Zwei kühne Forſcher.
Glakter Slark.
Augsburg, 27. Mai.
Entgegen den erſten mißglückten
Startver=
ſuchen vollzog ſich diesmal der erſte Teil des ſo
viel beſprochenen Stratoſphärenflugs Profeſſor
Piccards ſchnell und glatt. Der Gelehrte hatte
geſtern den ganzen Tag über mit ſeinem
Mit=
arbeiter Ingenieur Kipſer an den
Vorbereitun=
gen gearbeitet und ſich nur kurze Ruhe gegönnt.
Als um 23 Uhr mit der Füllung des
Rieſen=
ballons begonnen wurde, war die Gondel ſchon
fertig verproviantiert und wiſſenſchaftlich
aus=
gerüſtet. Um 3 Uhr war alles ſtartbereit. Faſt
regungslos ſtand der rieſige birnenförmige
Bal=
lon, der genau dieſelbe Füllung wie beim erſten
Startverſuch (2200 Kubikmeter iſt gleich ein
Siebentel des Faſſungsvermögens) erhalten hat,
über der ſchwarz=ſilbernen Aluminium=Gondel,
von zahlreichen Tauen gehalten. Die
Abſper=
rung um den Ballon war diesmal auf das
ſtrengſte durchgeführt, ſo daß ſelbſt die
zahl=
reichen Preſſevertreter und Photographen nicht
an die Gondel herankonnten. Nur die oberſte
Werkleitung und die aus Schupoleuten und
Ar=
beitern der Ballonfabrik beſtehende
Startmann=
ſchaft war um die Gondel beſchäftigt. Man
ſah Profeſſor Piccard im grünen Sportanzug,
eine Zipfelhaube auf dem Kopf, die letzten
An=
weiſungen erteilen.
Gegen 3 Uhr morgens kam mehr und mehr
ein ſtarker Oſtwind auf, ſo daß bereits zu
be=
fürchten war, die Gondel könnte beim Auftieg
gegen das Fabrikgebäude ſtoßen. Um 3 Uhr
45 beſtiegen Profeſſor Piccard und
ſein Aſſiſtent Ingenieur Kipfer
die Gondel. Um 3 Uhr 50 wurde der
Ver=
ſchluß zugeſchraubt. Um 3 Uhr 57 ertönte das
Kommando „los!”, und der Ballon wurde
zon leichten Winden in nordöſtlicher Richtung
davongetragen. Schon in geringer Höhe drehte
ſich die Luftſtrömung. Der Ballon wurde
zu=
nächſt gegen Süden getrieben und wendete ſich
dann nach Oſten. Raſch erreichte er eine große
Höhe und befand ſich gegen 345 Uhr in einer
Schicht von Strathoswolken faſt ſenkrecht über
Augsburg. Profeſſor Piccard erwartet in
gro=
ßer Höhe nordöſtliche Winde vorzufinden, ſo daß
er vorausſichtlich nach einer 5= bis 7ſtündigen
Fahrt in der Gegend zwiſchen Freiburg (
Breis=
gau) und Baſel landen dürfte.
Der Ballon Prof. Piccards wurde gegen 7.
Uhr früh über Kaufbeuren im Allgäu geſichtet.
Gegen 8 Uhr wurde der Ballon von Kempten
aus am nordweſtlichen Horizont
wahrgenom=
men. Der Ballon erſchien als kleine glänzende
Kugel in ſehr beträchtlicher Höhe. Er flog in
ſüdlicher Richtung gegen den Bodenſee zu.
piccard in der Strakoſphäre?
Eine weitere Meldung über den Höhenflug
Prof. Piccards beſagt: Gleich nach dem Start
wurde der Ballon infolge der Bodenſtrömungen
einige hundert Meter weſtlich abgetrieben. Der
Ballon ging ſehr raſch in die Höhe und nahm
ſofort ſüdweſtlichen Kurs. Mit großer
Ge=
ſchwindigkeit ſtieg er auf 10 000 Meter, um 7.
Uhr hatte der Ballon bereits die Stratoſphäre
erreicht. Er wurde dann ſüdöſtlich abgetrieben
in Richtung Kaufbeuren. Um 8.15 Uhr wurde
er in Ober=Günzburg und um 8.33 Uhr in
Kempten wahrgenommen. Der Ballon befand
ſich in rieliger Höhe und konnte nur
als winziger Punkt beobachtet
werden. Von Kempten nahm der Ballon
Kurs auf Iſny an der bayeriſch=württember=
giſchen Grenze. Hier verſchwand er hinter einer
Wolke.
Piccards Ballon wurde auf ſeinem
Strato=
ſphärenflug im Laufe des Vormittags in
ver=
ſchiedenen in der Nähe liegenden Orten in
be=
trächtlicher Höhe als kleine ſilberne Kugel
ge=
ſichtet, u. a. in Kempten um 8.15 Uhr und etwas
ſpäter über Lindau am Bodenſee.
hafen. Es iſt anzunehmen, daß der Ballon
nun=
mehr die Wolkenſchicht, die ſich nach Schätzung
Sachverſtändiger in einer Höhe von 10= bis
15 000 Meter Höhe befindet, durchſtoßen hat.
Zurzeit iſt der Ballon außer Sicht. Er treibt
vermutlich in weſtlicher Richtung auf das
Rhein=
tal zu, ſo daß man annehmen kann, daß die
Lan=
dung entweder dort oder in den Ausläufern der
teilt die Ballonfabrik Riedinger auf Anfrage
mit, daß Piccard nicht nur Luftvorrat, ſondern
auch Lebensmittel für mindeſtens zwei Tage an
Bord hat.
Der Flug Piccards.
Um 18.45 Uhr ſtand Piccards Ballon, der auf
der ganzen Fahrt von Murnau bis Garmiſch=
Partenkirchen, mit ſeiner hell, in der Sonne
glänzenden Hülle deutlich zu ſehen war, über
dem Wetterſteinmaſſiv bei Garmiſch=
Partenkirchen. Der Ballon hat inzwiſchen
gewaltig an Höhe verloren und ſcheint ſich
an=
zuſchicken, im Werdenfelſer Keſſel oder im
Inn=
tal niederzugehen. Die Höhe des Ballons wird
zurzeit auf etwa 5000 Meter geſchätzt. Selbſt
die Gondel, die in Murnau nur mit Fernglas
zu beobachten war, iſt nun deutlich mit freiem
Auge wahrzunehmen. Die Bevölkerung ſchenkt
dem Ballon unr wenig Aufmerkſamkeit; man
ſieht nur an einzelnen Punkten kleinere
Grup=
pen den Flug Piccards aufmerkſam verfolgen.
Ueber Garmiſch.
Um 19 Uhr iſt der Ballon noch immer
deut=
lich von der Sonne hell beleuchtet am
wolken=
loſen Himmel ſichtbar. Er hat inzwiſchen ca.
1000 Meter an Höhe verloren, dürfte alſo noch
in Höhe von etwa 4000 Metern ſtehen. Dennoch
ſind irgendwelche Anzeichen dafür, daß eine
Landung unmittelbar bevorſteht, nicht zu
er=
kennen. Der Ballon ſcheint in der Luftſchicht,
in der er jetzt ſchwebt, ſtarke Strömungen
vor=
gefunden zu haben, denn die Gondel
ſchwankt, für das freie Auge
deut=
lich erkennbar, in den
Luftſtrö=
mungen hin und her.
Um 19.25 Uhr iſt eine Maſchine des
Leicht=
flugzeug=Clubs München, Führer Fechner, vom
Flugplatz München=Oberwieſenfeld in Richtung
Garmiſch=Partenkirchen geſtartet, um Piccards
Ballon zu beobachten.
Piccard über dem Inntal.
Der Ballon Prof. Piccards wurde um 19.30
Uhr über Imſt im Oberinntal mit der
Flug=
richtung gegen das Pitztal eder das Oetztal
ge=
ſichtet. Beide ſind rechte Nebentäler des Inn.
Die Höhe des Ballons wird auf etwa 4—5000
Meter geſchätzt.
In Richtung Süd abgetrieben.
Nach einer WB.=Meldung teilt der Leiter
des Flugplatzes Innsbruck, der den Ballon
beobachtete, mit, daß man dort Notſignale
ge=
geben habe und glaube, daß ſie vom Ballon aus
erwidert wurden. Seit Einbruch der
Dunkel=
heit gegen 49 Uhr ſei der Ballon nicht mehr
ſichtbar und habe Kurs in ſüdliche Richtung
ge=
nommen. Er ſei auf ca. 3000 Meter
herab=
gegangen und auch von der Nordkettenbahn im
Hafele=Kar geſichtet.
Nach einer Mitteilung um 22.15 Uhr von der
Ballonfabrik teilt die Tll. mit, daß der Ballon
bereits italieniſches Gebiet überfliege und von
Freunden Prof. Piccards die italieniſchen
Be=
hörden unterrichtet worden ſeien.
Nach einer noch unbeſtätigten Meldung aus
München ſoll der Ballon nach Einbruch der
Dunkelheit im Gebirge niedergegangen ſein.
Aus Innsbruck wird gemeldet, daß die
Lei=
tung des dortigen Flughafens erwägt, heute
(Donnerstag) bei eindeutiger
Standortbeſtim=
mung einen Apparat aufſteigen zu laſſen, der
den Ballon auf ſeinem Fluge beobachten ſoll.
Prof. Piccard (links) mit ſeinem Begleiter Kipfer vor der Aluminium=Kugelgondel des Ballons.
Nach Mitteilung von ballonſachverſtändiger
Seite hat Profeſſor Piccard mit ſeinem Ballon,
ſoweit man ſeinen Flug verfolgen konnte, die
Grenze der Zirruswolken bereits
überſchritten und damit eine Höhe von
10= bis 12000 Meter erreicht.
Piccard 14 000 Meker über dem
pelſe.
Wie die Schweizeriſche Depeſchen=Agentur
meldet, hat der Flugplatz in Baſel gegen 12.30
Uhr die Nachricht erhalten, daß Piccard in
un=
gefähr 14 000 Meter Höhe über dem Bodenſee
ſchwebe. Der Ballon treibe in weſtlicher
Rich=
tung.
Die Verfolgung Piccards
im Krafnigen.
Von den Vertretern der „Neuen Augsburger
Zeitung”, die den Flug Piccards im
Kraft=
wagen verfolgen, erhalten wir um 11.50 Uhr
folgenden Bericht:
Unſere Fahrt ging von Augsburg zunächſt
nach Krumbach. Hier wurde der Ballon um 6
Uhr geſichtet. Um 7 Uhr erſchien er über
Kauf=
beuren, zwiſchen 8 und 8.30 Uhr über Kempten.
Dann ſchlug er weſtliche Richtung ein. Es iſt
anzunehmen, daß er in der langen Zeit zwiſchen
7 und 8.30 Uhr, die der Ballon zur
Zurück=
legung der kurzen Strecke zwiſchen Kaufbeuren
und Kempten brauchte, in die Stratoſphäre
auf=
geſtiegen iſt. Dann ging der Flug über
Mem=
mingen, Leutkirch, Ravensburg und Friedrichs=
Vogeſen ſtattfinden wird. Nach Angaben
Pic=
cards wollte er zwiſchen 11 und 13 Uhr landen,
doch erklärte er noch kurz vor dem Aufſtieg, daß
er, wenn die Verhältniſſe günſtig ſeien, ſich drei
Stunden in der Stratoſphäre aufhalten wolle.
Prof. Piccard hat zu ſeinem
Stratoſphären=
flug nur Mundvorrat für einige
Stunden, dagegen zwei Flaſchen
Sauerſtoff in die Gondel
genom=
men, die ihm einen Aufenthalt
von 20. bis 24 Stunden in großen
Höhen möglich machen würden. Der
Flug des Gelehrten wird in der ganzen Welt
mit großer Spannung verfolgt, da in allen
Län=
dern an einem Stratoſphären=Flugzeug
gear=
beitet wird, das in 12= bis 15 000 Meter über
der Erdoberfläche ungehindert von Winden und
anderen ntmoſphäriſchen Einflüſſen
Schnellig=
keiten bis zu 600 Kilometern erreichen ſoll.
Prof. Piccard beſitzt keinerlei
Wärmevorrich=
tung in der Aluminiumgondel, ſondern benutzt
die Sonnenſtrahlen als Heizkörper, ſo daß ihm
das ausgezeichnete ſonnige Wetter bei ſeinem
Verſuch ſehr zuſtatten kommt.
Den bisherigen Höhen=Weltrekord für
Frei=
ballons hält ſeit 1901 der Freiballon „
Preu=
ßen” mit den Profeſſoren Berſon und Sühring,
der eine Höhe von 10800 Metern erreichte.
Piccard hat Luftvorrat und Lebensmittel
für zwei Tage.
Augsburg, 27. Mai.
Zu den aufgetauchten Befürchtungen, daß
Pic=
cards Luftvorrat in der verſchloſſenen
Metall=
gondel nur für 12—15 Stunden reichen würde,
300 Jahr=Feier des Rokhenburger „Meiſterkrunks”.
Der hiſtoriſche Schäfertanz auf dem Marktplatz zu Rothenburg o. d. Tauber,
Rothenburg o. d. Tauber begeht in dieſem Jahre das 300jährige Jubiläum der Errettung der Stadt
vor der Zerſtörung durch Tilly durch den Meiſtertrunk des Bürgermeiſters Nuſch. In der Stadt
fanden zu Pfingſten Aufführungen des Feſtſpiels „Der Meiſtertrunk”, des hiſtoriſchen Feſtzugs.
und des alten Schäfertanzes vor dem Rathaus ſtatt,
Die erfolgreichſten europäiſchen Flieger bei der Jubiläumsfeier in Paris.
ſon links nach rechts: Lady Bailey (England), Hermann Köhl (Deutſchland), Wouters (Belgien),
lifford Harmond, der Präſident und Gründer der Liga, Coſtes (Frankreich), Amy Johnſon
England). — Die Internationale Flieger=Liga feierte in Paris ihr fünfjähriges Beſtehen. Aus
ollen Ländern waren die erfolgreichſten Flieger anweſend.
Donnerstag, den 28. Maf
Ueber 14 Milliarden Mark Lebensverſicherungen.
Nach dem Bericht des Verbandes Deutſcher
Lebensverſicherungs=
geſellſchaften für das erſte Vierteljahr 1931 waren in Kraft: in der
großen Lebensverſicherung 2 578 228 Verſicherungsſcheine über 11,92
Milliarden Mark Verſicherungsſumme; in der kleinen Lebensverſicherung
5 467 674 Verſicherungsſcheine über 2,32 Milliarden Mark — zuſammen
8045 902 Verſicherungsſcheine über 14,24 Milliarden Reichsmark
(7 446 945 Verſicherungsſcheine über 13,01 Milliarden Mark);
aufgewer=
tete Verſicherungen 3 517 084 Verſicherungsſcheine über 0,64 Milliarden
Mark. Die Geſamtprämieneinnahme des laufenden Jahres belief ſich
bis zum Ende der Berichtszeit (drei Monate) auf 167 683 857
(157 682 320) Reichsmark.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Rhein. Braunkohlen. Die Rheiniſche A.=G. für
Braunkohlenberg=
bau und Brikettfabrikation, Köln, hat, wie mitgeteilt wird, im
abgelau=
fenen Geſchäftsjahre (April 1930 bis März 1931) einen Minderabſatz
von etwa 12 Prozent gehabt, ſo daß ſich der Ertrag entſprechend
ge=
ringer geſtalten dürfte. Irgendwelche Schätzungen der Dividende
könn=
ten aber vor der Bilanzſitzung nicht gemacht werden, die auf den 3. Juli
feſtgeſetzt ſei (im Vorjahre 10 Prozent Dividende).
Odenwälder Hartſtein=Induſtrie A. G., Darmſtadt. Im
Ge=
ſchäftsbericht 1930 war der Abſatz im erſten Halbjahr im
allgemei=
nen noch befriedigend, in der zweiten Hälfte ließ die Nachfrage
doch ſehr zu wünſchen übrig. Infolgedeſſen iſt ein weſentlicher
Rückgang im Verſand zu verzeichnen und Hand in Hand damit
ein weiterer ſcharfer Rückgang der Verkaufspreiſe. Die Urſache
hierfür iſt in der allgemeinen Wirtſchafts= und Finanzkriſe zu
ſuchen, wodurch die wegebaupflichtigen Behörden und beſonders
auch die Reichsbahn zur Zurückhaltung gezwungen wurden. Auch
die private Bautätigkeit konnte ſich nicht entfalten. Der Abſatz
an Kleinſchlag für Wegbau und Gleisbettung ſowie an Groß=
und Kleinpflaſterſteinen war durchaus ungenügend lediglich die
Produktion an Feinmaterial für den modernen Straßenbau
ſo=
wie an Waſſerbauſteinen konnte abgeſetzt werden. Die
anhalten=
den Stockungen im Abſatz zwangen die Geſellſchaft zunächſt zu
Betriebseinſchränkungen und ſchließlich zur Stillegung der
Be=
triebe. Das Ergebnis zeigt einen Bruttogewinn von 0,262 (0,364)
Millionen, wovon nach 0.187 (0.200) Mill. RM. Abſchreibungen
ein Reingewinn von 75 493 (163 450) RM. verbleibt, woraus 5
(8) Prozent Dividende auf die St.A. verteilt werden. Die Bilanz
zeigt in Mill. RM. unv Ak. 1,332, Geſ.=Reſerve 0,133, Sonder=
Rücklage 0.050 (0,020) Buchſchulden 0,257 (0,387), andererſeits
Gelände „206 (0,221), Fabrikgebäude 0,150 (0,116). Wohngebäude
0,138 (0,132) Maſchinen 0,558 (0,555), Vorräte 0,184 (0.204)
Außenſtände 0,667 (0.798) Mill. RM.
Produktionseinſchränkungen in Oppau Zu verſchiedenen
Erör=
terungen in der „Pf. P.” über eine bevorſtehende Stillegung des Werkes
Oppau wird uns von zuſtändiger Stelle folgendes mitgeteilt: Eine
Folgeeerſchinung der im Geſchäftsbericht der J. G. Farbeninduſtrie
A.=G. für 1930 bereits erörterten Vorgänge am Stickſtoffmarkt iſt auch
die Einſchränkung an Produktion und Abſatz im Werk Oppau, die
not=
wendigerweiſe auch die Verſuchsbetriebe und Laboratorien betreffen
muß. Verſchiedene Verſuchsarbeiten baben eine Entwicklung erreicht,
die geſtatten, die Unterſuchungen abzuſchließen oder ſie für die
betriebs=
mäßige Auswertung umzuſtellen. Einige andere Verſuche konnten unter
dem Eindruck der derzeitigen Weltwirtſchaftskriſe als zurzeit weniger
aktuell zurückgeſtellt werden. Um die damit notwendigen Entlaſſungen
auf ein Mindeſtmaß einzuſchränken, wird die allgemeine Kurzarbeit auf
40 Stunden pro Woche, wie ſie bei den Betrieben ſchon grundſätzlich
be=
ſteht, auch bei den Verſuchsbetrieben und Laboratorien, ſoweit es aus
techniſchen Gründen möglich iſt, eingeführt Ueber das Ausmaß etwaiger
Entlaſſungen läßt ſich heute noch nichts Beſtimmtes ſagen, da man erſt
die Auswirkungen der Kurzarbeit abwarten muß. Die neuen
Maßnah=
men in den Verſuchsbetrieben und Laboratorien follen letzten Endes
dazu beitragen, die Weiterführung des Werkes Oppau auch unter den
gegebenen ſchwierigen Wirtſchaftsverhältniſſen ſicherzuſtellen.
Internationale Geſellſchaft für chemiſche Unternehmungen A.=G. Die
J. G. Chemie, die Schweizer Holdinggeſellſchaft der J. G.
Farbenindu=
ſtrie, weiſt für 1930 einen Reingewinn von 16,9 gegen 16,06 Mill. ffr.
aus, woraus wieder 12 Prozent Dividende für das St.A. vorgeſchlagen
werden, während außerdem im Vorjahr 3 Prozent Bonus zur
Vertei=
digung kamen. Auf die 105 Mill. ffr. mit 20 Prozent eingezahlten St. A.
kommt infolge Verzicht der Aktionäre eine Dividende wieder nicht zur
Ausſchüttung. Die Einberufung der Reſtzahlung auf die neben den 65
Mill. ffr. vollbezahlten noch umlaufenden 80 Mill. ffr. mit 50 Prozent
einbezahlten St.A. iſt auch im laufenden Jahr nicht beabſichtigt. Der
Bericht des Verwaltungsrats ſtellt feſt, daß die internationale
Wirt=
ſchaftskriſe auch die Erträge der der J. G. Chemie naheſtehenden
Unter=
nehmungen beeinflußt hat, jedoch könnten die Ergebniſſe als relativ
be=
friedigend bezeichnet werden. Die Kapitalermäßigung der J. G. Farben
wird begrüßt, da ſo der Dividendenſatz höher gehalten werden könne.
Das Hauptaktivum der Geſellſchaft, die Beteiligungen und Wertpapiere,
verzeichnet eine Erhöhung des Buchwertes von 91.98 auf 94,03 Mill.,
während die Kreditoren von 171,4 auf 163,6 Mill. ffr. abnahmen.
An=
dererſeits erſcheinen Kreditoren von 6.7 gegen 0.4 Mill. ffr.
5 Milliarden Lire neue italieniſche Schatzſcheine gezeichnet. Der
Ertrag der geſtern abgeſchloſſenen Zeichnung der neuen italieniſchen
Schatzſcheine wird auf rund 5 Milliarden Lire geſchätzt und hat damit
eine Ueberzeichnung von 1 Milliarde gebracht. Die Konvertierung der
in dieſem Herbſt verfallenden neunjährigen Schatzſcheine, die für die
neuen Scheine zur Einlöſung gebracht werden, iſt alſo ſichergeſtellt. Der
Ueberſchuß kann laut Emiſſionsdekret auf die urſprünglich vorgeſehene
4=Milliarden=Anleihe übernommen werden. Nach dem „Maſſagero” iſt
die Zeichnung ohne jede Störung des italieniſchen Geldmarktes vor ſich
gegangen. Beſonders erfreulich ſei, daß die italieniſchen Staatsfinanzen
ohne Inanſpruchnahme ausländiſcher Geldmärkte die Einlöſung der alten
Schatzſcheine vornehmen können.
Produkkenberichke.
Frankfurter Produktenbericht vom 27 Mai. Weizen 300, Roggen
217,50, Hafer inländ. 210—215, ſüdd. Weizenmehl Spezial 0 41—42,
niederrhein. Weizenmehl Spezial 0 40,75—41,25, Roggenmehl (60
Pro=
zent Ausmahlung) 29,75—31,75, Weizenkleie 12 75, Roggenkleie 13,50.
Tendenz ruhig. Die Preiſe verſtehen ſich für Getreide je Tonne, für
die übrigen Waren je 100 Kilo Frachtverrechnung (Parität) Frankfurt
a. M. für alsbaldige Lieferung.
Berliner Produktenbericht vom 27. Mai. Das Geſchäft an der
Pro=
duktenbörſe bleibt ſchleppend, und die Umſatztätigkeit beſchränkt ſich in
der Hauptſache auf den handelsrechtlichen Lieferungsmarkt, an dem
Mairoggen eine Sonderbewegung zu verzeichnen hatte, und unter
Deckungen um vier Mark anzog. Die ſpäteren Sichten waren nur
wenig verändert. Weizen ſetzte angeſichts der günſtigen
Witterungs=
verhältniſſe in der Septemberſicht 1,50 Mark ſchwächer ein.
Brotge=
treide neuer Ernte war zu unveränderten Preiſen ausreichend
ange=
boten, die Käufer halten aber mit Anſchaffungen zurück. Auch prompte
Ware findet infolge des ſchleppenden Mehlgeſchäfts kaum Unterkunft.
Das Preisniveau war kaum verändert. Weizen= und Roggenmehle
in unveränderter Marktlage. Hafer iſt ausreichend offeriert und bei
Zurückhaltung der Käufer nicht immer behauptet. Gerſte ruhig.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 27. Mai ſtellten ſich für
Kupfer: Mai 70 (72), Juni 70.50 (72) Juli 73 (73.25) Aug.
73.75 (74.25), Sept. 74 (74.50), Okt. 74.25 (74.50) Nov. 74.50 (75),
Dez. und Jan. 74.75 (75), Febr. 75 (75.25) März 75.25 (75.25).
April 75.25 (75.50). Tendenz: ſchwächer. — Für Blei: Mai und
Juni 22 (23), Juli, Auguſt. Sept. 22.25 (23.25) Okt., Nov.. Dez.
22.75 (23.25), Jan. und Febr. 22.75 (23.50), März und April 23
(23.50). Tendenz: luſtlos. — Für Zink: Mai 20 (21) Juni
und Juli 20 (21.50), Aug. 20.50 (21.75), Sept. 20.50 (22), Okt. 21
(22.25). Nov. 21.25 (22.25), Dez. 21.75 (22.75) Jan. 22.25 (23)
Febr. 22.50 (23.25) März 22.25 (23.50), April 23 (23.50).
Ten=
denz: luſtlos. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klam=
mern Brief.
Biehmärkke.
Schweinemarkt in Schotten. Der geſtrige Schweinemarkt hatte einen
Auftrieb von ca. 850 Ferkeln zu verzeichnen, die bei lebhaftem
Geſchäfts=
gang faſt alle abgeſetzt wurden. Man bezahlte für bis zu 6 Wochen alte
Tiere 12—15 Mark, für 6—8 Wochen alte Tiere 15—2) Mark, für 8 bis
13 Wochen alte Tiere 20—25 Mark. Läuferſchweine brachten 30 Mark,
Einlegſchweine je 40 Mavk per Stück.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 27. Mai.
Nach den ſtarken Rückſchlägen im geſtrigen Börſenverkehr zeigte der
heutige Beginn ein etwas beruhigteres Ausſehen, da die Kuliſſe auf dem
erniedrigten Niveau kleine Rückdeckungen vornahm und auch die Banken
einige Käufe vorgenommen haben dürften. Dieſe leichte Erholung
be=
ruht in der Hauptſache auf börſentechniſcher Grundlage. Einen gewiſſen
Stimulus boten der Reichsbankausweis für die dritte Maiwoche, der
eine weitere Entlaſtung um rund 100 Millionen brachte, die leichte
Be=
feſtigung der Reichsmark und die etwas gebeſſerte geſtrige New Yorker
Börſe. Andererſeits bildeten aber die bevorſtehenden Notverordnungen
und die Zuſammenkunft der Staatsmänner in Chequers ein
unverkenn=
dares Unſicherheitsmoment, und man beobachtete daher ziemliche
Zurück=
haltung. Das Geſchäft war nur ſehr eng begrenzt.
Im Verlauf konnten ſich die Mehrzahl der Kurſe erneut etwas
be=
feſtigen, da das Bleiben Briands als Außenminiſter befriedigte. Später
bröckelten die Kurſe jedoch etwas ab, da am Kaſſamarkt zu
Geldbeſchaf=
fungszwecken für den Zahltag ſtärkeres Angebot vorgelegen haben ſoll.
Spezialwerte lagen etwa ½ Prozent unter dem Anfangsniveau,
wäh=
rend das Gros der Papiere ziemlich behauptet blieb. Siemens kamen
verſpätet mit plus 3 Prozent zur Notiz. Unter dem Eindruck eines
Baiſſeangriffes auf die Aktien der Danatbank und der Erhöhung des
Privatdiskontes wurde die Tendenz gegen Schluß der Börſe allgemein
ſchwächer. Die Kursrückgänge betrugen von 1—2 Prozent, wobei
Danat=
bank, Siemens, Salzdetfurth, Bemberg und J. G. Farben im
Vorder=
grunde ſtanden. An der Nachbörſe nannte man J. G. Farben mit
127¾ Prozent nach 128½ Prozent im Schlußverkehr. Am Geldmarkt
war Tagesgeld mit 4 Prozent ziemlich leicht. Am Deviſenmarkt lag die
Mark gegen London etwas erholt. Man nannte Mark gegen Dollar
4,21, gegen Pfunde 2,47½. London — New York 4,8637, Paris 124,26,
Mailand 92,93, Madrid 50,25, Schweiz 25,16½, Holland mit 12,09¾
feſter.
Die Abendbörſe ſetzte bereits knapp behauptet ein, verzeichnete
im ſpäteren Verlauf jedoch noch weitere Abſchwächungen, wobei auf die
Betriebseinſchränkungen im Werk Oppau der J. G. Farben, vor allem
auf den erneut ſchwachen Verlauf der New Yorker Börſe hingewieſen
wurde. Auch inner= und außenpolitiſche Beſorgniſſe begünſtigten die
Neigung für Blankoabgaben.
Berlin, 27. Mai.
Nach den ſtarken Rückgängen an der geſtrigen Börſe rechnete man
bereits heute vormittag mit einer techniſchen Erholung, zumal die
Ligut=
dation vorüber iſt und ſich trotz der recht erheblichen Minusdifferenzen
anſcheinend keine größeren Schwierigkeiten ergeben werden. Außerdem
meldete New York Anzeichen einer Beſſerung, die allerdings in erſter
Linie auf die angekündigte Unterſuchung des Geſchäftsgebarens der
Baiſfiers zurückzuführen war. Der Reichsbankausweis für die 3.
Mai=
woche fand eine ziemlich günſtige Aufnahme, am Deviſenmarkt vermochte
ſich die Mark etwas zu beſſern. Zur Zurückhaltung mahnte allerdings
die noch immer nicht völlig geklärte Angelegenheit der Oeſterreichiſchen
Creditanſtalt. Vereinzelt gelangte anfangs noch etwas Ware an die
Märkte, die jedoch ſeitens der Spekulation zu Deckungszwecken
auf=
genommen wurde. Im allgemeinen ergaben ſich trotz der heute in den
Notierungen enthaltenen Reports per Ultimo Juni kleine
Kursbeſſe=
rungen. Allerdings war die Kursgeſtaltung nicht immer ganz
einheit=
lich, da an einigen Märkten neue Limite fehlten. Die neue Ermäßigung
des amerikaniſchen Kupferpreiſes wirkte ſich nicht aus. Im Verlaufe
wurde es auf Deckungen 1 bis 2 Prozent feſter, zumal das Verbleiben
Briands im Amte langſam bekannt wurde. Nach Beendigung der
Deckungen vermochten ſich die Beſſerungen jedoch nicht zu behaupten, und
die Kurſe bröckelten wieder ab.
Maßnahmen gegen die Baiſſe=Spekulanken
an der New Yorker Börſe.
Der New Yorker Börſenvorſtand hat den Börſenmitgliedern eine
Mitteilung übermittelt, in der darauf hingewieſen wird, daß die
Baiſſe=
ſpekulation, die zu einer weitgehenden und durch die
Wirtſchaftsdepreſ=
ſion nicht gerechtfertigten Entwertung der Kurſe geführt hatte, ein Ende
nehmen müßte, damit das Vertrauen des anlageſuchenden Publikums
wieder hergeſtellt werde. Die Börſenbehörde iſt der Anſicht, daß die
übermäßigen Kursrückgänge durch eine mächtige Gruppe von
Börſen=
ſpekulanten herbeigeführt worden ſeien, und ordnet daher an, daß. in
Zukunft alle Börſenagenten die Firmen bekannt geben müſſen, die die
zur Baiſſe Veranlaſſung gebenden Geſchäfte in Wertpapieren vornehmen.
Die Oeſterreichiſche Kreditanfktalt.
* Das Schickſal der Oeſterreichiſchen Kreditanſtalt iſt trotz der
Un=
terſtützung durch den öſterreichiſchen Staat immer noch nicht geſichert,
und man ſieht in europäiſchen Bankkreiſen dem Monatsende mit Sorge
entgegen. Es beſteht immer noch die Gefahr, daß die Kreditanſtalt ihre
Schalter ſchließen muß, was bei der zentralen Stellung der
Kredit=
anſtalt für die Induſtrie in faſt allen öſterreichiſchen Nachfolgeſtaaten
eine Kataſtrophe von unabſehbarem Ausmaß bedeuten würde. Der
un=
mittelbare finanzielle Verluſt würde allerdings in erſter Linie
Eng=
land und Amerika treffen, während Frankreich nur geringer beteiligt
iſt und auch Deutſchland kein hohes Riſiko läuft. Die Bemühungen
gehen daher intenſiv weiter, der Anſtalt wenigſtens zunächſt über Ultimo
hinwegzuhelfen und ſie dann endgültig zu ſanieren. Es handelt ſich
da=
bei um recht erhebliche Summen. Man hat zunächſt verſucht,
Deutſch=
land auszuſchalten, iſt aber davon wieder abgekommen. Die erſten
Ver=
handlungen zwiſchen den Großbanken und dem Außenminiſter haben
beim Reichsbankpräſidenten ſtattgefunden und ſcheinen zu einem
be=
friedigenden Ergebnis zu führen. Fraglich iſt nur, welche Sicherheiten
dem Bankenkonſortium gegeben werden könne. Man ſcheint in erſter
Linie wieder auf die Garantie des Staates zurückgreifen zu wollen. Die
öſterreichiſche Regierung ſoll Schatzſcheine ausgeben, die von dem
Ban=
kenkonſortium übernommen würde, wobei allerdings wohl auch von der
öſterreichiſchen Regierung für die Schatzſcheine Pfänder verlangt werden.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 27. Mai:
Getreide. Weizen: Mai 85, Juli 59½, Sept. 58.50. Dez. 62;
Mais: Mai 55.25, Juli 55½, Sept. 5258, Dez. 46½; Hafer:
Mai 26.75, Juli 26½, Sept. 26.50, Dez. 28½; Roggen: Juli
38.50, Sept. 38.25. Dez. 41.50.
Schmalz: Mai 7,27½, Juli 7,32½, Sept. 7.46, Drt. 7.45.
Speck 8.
Schweine: leichte 6.15—6.25, ſchwere 5.85—5.90;
Schweine=
zufuhren: Chicago 18 000 im Weſten 93000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 27. Mai:
Schmalz: Prima Weſtern 8.00; Talg, extra, loſe 3.50.
Getreide. Weizen, Rotwinter 90½; Mais, loko New York
69.50; Mehl, ſpring wheat clears 4.10—4.50; Fracht: nach
Eng=
land 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8—8.50 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze: 126; Lokonotiz: 4.75;
Juli 4.60, Sept. 4.75, Okt. 4.81, Dez. 4.93, Jan. 4.99, März 5.12,
Mai 5.23.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Privatdiskontſatz wurde für beide Sichten um je ein Achtel auf
4¾ Prozent erhöht.
Die deutſche Zinkproduktion betrug im Monat April 1931 3396
Ton=
nen gegen 4220 Tonnen im März 1931 und 8107 Tonnen im
Monats=
durchſchnitt des Vorjahres. „In Amerika wurden insgeſamt 39 653
Ton=
nen produziert gegen 42 841 Tonnen bzw. 50 429 Tonnen, in Auſtralien
4544 Tonnen gegen 4665 Tonnen bzw. 4662 Tonnen; die Produktion
Aſiens belief ſich auf 2200 Tonnen gegen 2250 Tonnen bzw. 2216
Ton=
nen, in Afrika wurden 1026 Tonnen produziert gegen 1356 Tonnen bzw.
1516 Tonnen.
Die Kurheſſiſche Raiffeiſenbank e. G. m. b. H. und die
Zentral=
genoſſenſchaftsbank e. G. m. b. H. hatten ſich zur Kurheſſiſchen
Zentral=
genoſſenſchaftsbank e. G. m. b. H. vereinigt, auf deren
Generalver=
ſammlung in Hanau beſchloſſen wurde, aus dem Reingewinn von
59 669 RM. 5 Prozent (6) Dividende zu verteilen und 3183 RM. auf
neue Rechnung vorzutragen. Neu in den Aufſichtsrat wurden
Kon=
rektor Wilde und Land= und Gaſtwirt Sondergeld=Hofbieber gewählt.
Die Gläubigerverſammlung der Lampertheimer Vereinsbank e. G.
m b. H., Lampertheim, hat den Vergleichsvorſchlag angenommen, der
eine 100prozentige Befriedigung der Gläubiger vorſieht. Es werden je
10 Prozent am 1. 3. und 1. 11. 1932, 30 Prozent am 1. 11. 1933 und
50 Prozent am 1. 3. 1934 zur Auszahlung kommen.
Die Verhandlungen der Deutſchen Reichsbahn wegen Uebernahme
der Firma Schenker u. Co. Wien, mit ihren Tochterunternehmungen in
Berlin, Budapeſt und Belgrad dürften ſo gut wie perfekt ſein. Die
Firma wird in eine A.=G. umgewandelt werden, in die einige Inhaber
als Direktoren übernommen werden.
Berliner Kursbericht
vom 27. Mai 1931
Deviſenmarkt
vom 27. Mai 1931
erl. Handels=Geſ.
anatbank . . . . . ."
utſche Bank u.
disconto=Geſ.
resdner Ban!
apag
anſa Dampfſch.
Cordd. Lloyd
„E. G.
fahr. Motorenw.
P. Bemberg
ergmann Elektr.
rl. Maſch.=Bau
onti=Gummi
eutſche Cont. Ga
deutſche Erdöl
Nere
120.50
101.—
100.25
49.125
69.875
50.875
87.25
42.50
68.50
62.—
45.25
100.—e
109.75
58.75
Me Hee
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Rlöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bow
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppel
Mse
128.50
63.50
92.50
51.—
47.—
72.—
120.—
50.—
52.75
63.25
33.50
37.5
63.50
38.125
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Gilanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke
126
45.—
179.25
94.—
82.25
44.—
123.50
56.—
35.625
109.—
35.—
120.—
37.25
48.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Lslo.
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New Yorl
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
00 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
E=Stg.
Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
00 Francs
Zadt
10.58
9.13
12.4621 12.48
73.31 73.45
3.05:
169.0
112.62
112.6
112.75
20.450
1.27
4.206!
58.54 58.66
22.02
16 459
Brief
0.60
59.25
3.05
169.42
112 84
112.8:
112.97
20.496
1.275
4. 214,
22.06
16.49‟
Schweiz
Spanien . . .
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Fugoſlawien 1100 Dinar
Athen
Iſtambu 1 türk. 2
Kairo
Kanada
Uruguay
Jsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga
Währung
100 Franker
100 Peſetas
100 Gulden
11 Yen
Milreis
Portugal 100 Escubos
100 Drachm
1ägypt. 2
canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 isl. Kr.
100 eſtl. Kr.
100 Lats
Beld
st.28
4091
31.795
2.07‟
0.281
7.423
18.90
5.451
—
20.975
4.204
2.39
92.21
111.84
80.04
Zrief
81.45
10.99
81.955
2.063
C.283
7.437
18.94
5-461
21.015
4.212
2.402
22.39
7:2.08
80.20
Frankfurter Kursbericht vom 27. Mai 1931.
Miee Mich Lüdenſcheid Metall 40 Lutz Gebr. Darmſt 13.5 Mainkr.=W. Höchſt 627- Mainz. Akt.=Br. . . Mannesm.=Röhrer 63.5 Mansfeld Berg. . Metallgeſ. Frankf. 59.5 Miag, Mühlenbau. MontecatiniMaild. Motoren Darmſtadt 37 Deutz Oberurſel Oberbedar . . . . .. Phönix Bergbau .. Reiniger. Gebbert 4 Rh. Braunkohlen „Elektr. Stamm 95.5 „ Metallwaren .. „ Stahlwerke ... Riebeck Montan. . . Roeder Gebr. . . .. Rütgerswerke ... 45 7% Dtſch. Reichsan
6%
5½%Intern., „
6%Baden ......"
8% Bayern .....
A
8½ Heſſen v. 28
8% „ v. 29
6% Preuß. Staat
8% Sachſen ....."
„
7% Thüringen. ..
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4:/.
Ab=
löſungsanl..
Dtſche. Anl. Ablö
ſungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .. .
8% Aachen v. 29
% Baden=Baden
6%Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
72 Dresden....
8% Frankfurt a.M
v. 26
23
v. 26
8% Mainz ......
8% Mannheim v. 2
6‟
v. 27
8% München ....."
8% Nürnberg. . . .
8% Wiesbaden
3% Heſſf. Landesbk.
8% Goldoblit
4½% Heſſ. Lds.
Hhp.=Bk.=Liquid
4¾½ „Kom.=Obl.
8% Preuß. Lbs.,
pfbr.=Anſt. G. P
82 Soboblig
99
A.
,
75.75
99.9
81.25
91
94
94.8
99.75
n6.75
85
53.55
4.4
2.1
Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
8% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
7½ Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
6%
8% Naſſ. Lamdesbk.
6%
4½% „Liqu. Ob
—
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+AuslSer.
„ „ Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
Rr6
84.75
74.5
S1.5
74.5
—
8.5
95
95.5
88.25
84.5
100.5
97
Berl. Hyp. Bk. /100
4½%nLigu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp.=Bk.. 1100
„
4½% — Lig. Pfbr./ 88.5
Pfbr.=Bk./101
—
4½% „Liqu
8% Mein. Hyp.=Bk. /101.25
4½ %. „Lig. Pfbr.
Pfälz. Hyp.=Bk./100
„ Lia. Pfbr.
8% Preuß. Boden
cred.=Bank . . . . 1101.25
4½% „Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank
4½% — Lig.Pfb.
8% Rhein. Hyp.B!
Lig. Pfbr.. / 89.75
Rhein.=Weſtf
Bd.=Credit
Süde. *
Cred.=Bank .. . ./100
14½x•An.Pfbr.
96.25
100
35
101.25
86
90.5
51.5
70.5
11
97
89.5
97.5
97.5
91.75
97
91.5
91.75
90
100
88.5
99.75
25.5
97.25
95.25
8% Württ. Hyp.=B
6‟ Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werke
8% Klöckner=Werke
% Mainkrw. v. 26
7% Mitteld. Stahl.
8½ Salzmannu. Ce
7% Ver. Stahlwverke
8% Veigtck Häffner
F. G. Farben Bond=
—
5% Bosn. L. E.B
% „ L.Inveſt.
5% Bulg. Tab. v. 02
4½ Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4%
4% Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdad
4½ „ Zollanl.
4½% Ungarn 1913
1914
4½2
Goldr
420
4½
1910
Aktien
Alg. Kunſtziide Unie
A. E. G. .........
Andrege Noris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei!
Zellſtof
Bemberg, J. P....
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie
Buderus Eiſen...
Eement Heidelbere
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſe
Chem. Werke Alber
Chade ........."
Contin. Gummiw.
P „ Linolenn
Daimler=Benz .
99.5
66.5
93
81.5
78.5
n7.2
93.5
89.75
15.75
281/=
n.4
14.25
3. 25
15.5
17
58.5
87.25
119
65.25
59.5
49
52.5
89
161.25
20.25
250
53
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl ......"
„ Gold=n. Silber=/118
ſcheide=Anſtalt
Linoleumwerke
„ Eiſenhandel. . .
Dyckerhoff u. Widm!
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht n. Kraft
Eſchw. Bergwerk..
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſt=
Feinmech. (Jettor)
Felt. & Gnilleaume
Frankf. Gas i. Lig.
Hof .."
Gelſent. Bergwerk
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempſ
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . . . .
Hochtief Eſſen".
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm
„ Genüſſe
Junghans
Kali Chemie
„ Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R... . ..
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke
Knorr C. H.
Lahmeher E Co. ..
Laurahütte
Lech, Augsburg..
76
60.75
81
A6
30
80
128.75
322/,
6
33.6
29.5
156
132
50
69
109.5
71.5
A
23
95
116.5
34
36.75
100
46
162
105.5
28.5
79
Sachtleben A. G.
Salzdetfurth Kali
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halsfe.
Südd. Immobilien
„ Zucker=A. G.
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ..
Tucher=Brauerei
nnterfranken .. ...
Beithwerke ..
Ver. f. Chem. Ind.
„ Stahlwerke
„ Strohſtoffabr.
120
175
153
40.5
108
139
26
114.25
8ü.s
88
188I.
44.75
103
Aar36
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner".!
Baß & Frehtag..
Wegelin Rußfabri
Weſteregeln Kali..
ſellſtoff=Verein .. .
„ Waldhof... . . .
Memel .. . . . .
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank. . . . 140.5
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBanlverein
Bayer. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
„ Hypothefbk.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nat.=B.
Dt. Bank und Dic.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bant... 100.25
Frankf. Bank...
„ Hhp.=Bank ...
„ Pfdbr.=Bk.. . .
Mein. Hyp. Pank ..
Oſt. Creditanſtalt".
Pfälz. Hyp.=Ban!
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Bank
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenban
A.=G. . Verfehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag ...... ...
Nordd. Lloyd:. . . .
Südd. Eiſenb.=Geſ.
100
23
28
33
89.5
*
118.5
210
101
119
100.5
92
88
135.25
145.75
13
126
127.5
Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung ..
„ Verein. Verſ. /198
FrankonaRück=u. M 105
Mannh. Verſich.
8.75
129
45
—
85.5
48.5
51.25
Otavi Minen
Schantung Hanbels
A
[ ← ][ ][ → ]Nummer 146
Donnerstag, den 28. Mai 1931
35)
Stga mais misg
Roman von Alexandra von Boſſe.
(Nachdruck verboten.)
Copyright 1930 by Karl Köhler u. Co., Berlin=Zehlendorf
„Ja, er ſagte, er habe Wichtiges mit Ihnen zu beſprechen, die Treppe hinauf. Der Wirt, der wohlbeleibt war, konnte ihm
wir aber wußten nicht, daß Sie, Herr Graf, ſich zur Zeit nicht ſo ſchnell gar nicht folgen, wandte ſich wütend gegen den
Ma=
in Naſano befanden. Er mietete einen Wagen —‟
„Und iſt hingefahren?” ſchrie Bronchi, faßte dabei den Ho= denn wer weiß, was die beiden, der Graf und der Deutſche,
telier an die Bruſt.
„Ja, heute morgen”, ſtammelte der, „aber —"
„Wer war der Fremde? Wie hieß er?”
„Der Name iſt mir im Augenblick entfallen, ein deutſcher ſie nach oben.
Name —
„Ein Deutſcher war er?”
„Ja, doch ſprach er fließend Italieniſch und —”
„Beſorgen Sie mir ſofort den ſchnellſten Wagen, der auf= er Flavia geſehen? Hatte er ſie geſprochen? Was war in
zutreiben iſt! Sofort! Sofort!” ſchrie Bronchi ganz außer ſich. Raſano geſchehen?
„Ich muß ſofort fahren, ſofort! Warten Sie: Sagte der Fremde,
daß er mich — mich ſprechen müßte?"
„Jawohl, er fragte nach Ihnen. Doch ſchien er Sie nicht zu da — Zweiunddreißig! Ohne anzupochen, riß er die Tür auf.
kennen, da er glaubte, Sie wären der alte Herr Graf. Er iſt vor
einer Stunde zurückgekommen, nachdem er Sie natürlich in blickte auf den wenig belebten Platz der Kleinſtadt hinab.
Raſano nicht antraf, aber —
„Zurückgekommen? Aber Menſch, warum ſagten Sie das geworden war. Es war ihm gar nicht recht, daß er Flavia noch
nicht gleich! Iſt er noch da? Iſt er wieder abgereiſt?”
„Er iſt noch da, weil heute abend kein Zug mehr —”
„Hier im Hotel? Wo — wo? Ich muß ihn ſogleich ſehen, ſetzung kommen, und die hätte er ihr gern erſpart. Nur ihr ſo
ſogleich ſprechen!"
Der Manager hatte unterdeſſen ſchon die Fremdenliſte be= ihr in der Begründung dieſes Wunſches recht geben mußte,
fragte und ſagte:
„Signor Droſten, ecco! Von Rom angekommen, ſeine
Zim=
mernummer —
Aber der Wirt winkte ihm haſtig ab. Bronchi war ſo auf= ziniſchen Studien aufnehmen und vollenden dann an einem
geregt, daß es ihm nicht geraten ſchien, ihn mit dem Deutſchen, ſchönen Fleck des bayeriſchen Hochlandes ein Sanatorium bauen
ohne dieſen darauf vorzubereiten, zuſammentreffen zu laſſen.
„Wenn Sie wünſchen, Herr Graf”, ſagte er haftig, „werde reich begründen, darin Flavia Königin ſein ſollte. Die
not=
ich den Herrn benachrichtigen, daß Sie angekommen ſind und —” wendigen Geldmittel ſtanden ihm ja, dank Onkel Checcos Treue,
„Wie iſt die Zimmernummer?” ſchrie Bronchi den Ma= zur Verfügung.
nager an.
„Zweiunddreißig im zweiten Stock”, ſtotterte der ganz er= die Tür gehen hörte. Er fuhr auf, meinte, er habe das Klopfen
ſchrocken, und ehe der Wirt es hindern konnte, ſtürzte Bronchi, überhört, und der Kellner wäre hereingekommen. Im Zimmer
nager, ihm Vorwürfe machend, daß er die Nummer genannt,
miteinander hatten. Wer weiß, was geſchah, wenn nur der Graf
in ſeiner Aufregung bei dem Deutſchen ins Zimmer platzte.
Aber es war zu ſpät, ihn daran zu hindern. Aengſtlich horchten
Bronchi war tatſächlich ganz von Sinnen. Der Fremde
war Droſten, Richard Droſten; der Manager hatte ſeinen
Na=
men genannt. Und er war heute in Naſano geweſen! Hatte
Atemlos kam er im zweiten Stock an, lief den Gang
ent=
lang, die Zimmernummer ſuchend. Dreißig — Einundoreißig —
Richard, Droſten ſtand am Fenſter ſeines Zimmers und
Lange ſchon ſtand er ſo, während es langſam um ihn dunkel
in Raſano zurückgelaſſen hatte, in dem Hauſe des Mannes, der
ſie liebte und begehrte. Wenn Bronchi zurückkam, würde es
ſicherlich zwiſchen ihm und ihr zu einer heftigen
Auseinander=
beſtimmter Wunſch hatte ihn dazu vermocht, und obgleich er
bereute er doch ſchon, ihr nachgegeben zu haben.
Aber er machte ſchon Pläne. Sobald wie möglich wollte
er mit Flavia nach Deutſchland zurückkehren, dort ſeine
medi=
oder ein ſchon beſtehendes übernehmen — ein kleines König=
So ſtand er ganz in Sinnen verſunken, als er hinter ſich
war es ſchon ganz dunkel, und nur undeutlich ſah er gegen
die weiß lackierte Tür eine dunkle Geſtalt ſich abheben.
„Was wollen Sie?” fragte er.
Der an der Tür ſtand regungslos, er hörte ihn haſtig atmen,
dann fragte eine erregte, heiſere Stimme:
„Sind Sie Herr Richard Droſten?”
Natürlich war die Frage in italieniſcher Sprache geſtellt,
und Richard antwortete:
„Ja, was wollen Sie? Wer ſind Sie?”
Jetzt erkannte er ſchon, daß der Mann an der Tür nicht
ein Kellner war, und zugleich bemerkte er, daß er einen
blin=
kenden Gegenſtand in der Hand hielt. Langſam ging er auf
ihn zu.
Oreſte Bronchi taſtete nach dem Drücker bei der Tür, das
elektriſche Licht flammte auf. Im Augenblick darauf erkannte
Richard in ihm den jungen Italiener, dem er in Kufſtein
ge=
fällig geweſen war und der ſich Graf Bronchi genannt; doch
Bronchi ſeinerſeits war viel zu aufgeregt, um den Deutſchen zu
erkennen. Er ſah nur den Feind, den Bedroher ſeines Glücks
vor ſich, rote Flecken tanzten vor ſeinen Augen. Er hob die
Waffe.
„Sie waren in Raſano?” ziſchte er zwiſchen
zuſammen=
gebiſſenen Zähnen hervor.
„Ja.”
„Sie ſahen Flavia?”
Richard ſah den Revolver in Bronchis Hand, die Mündung
auf ſich gerichtet. Ohne die letzte Frage zu beantworten, ſprang
er auf ihn zu, ihm die Waffe zu entwinden oder aus der Hand
zu ſchlagen, da krachte ſchon der Schuß. Richard taumelte, ein
zweiter Schuß folgte unmittelbar, Richard brach zuſammen.
Wie zu Stein erſtarrt ſtand Oreſte Bronchi und ſtierte mit
verglaſten Augen auf den Geſtürzten, der ſich zuerſt auf eine
Hand ſtützte, als wollte er ſich wieder aufrichten, dann
auf=
ſtöhnend zurückſank und regungslos liegen blieb. Aber nun wurde
hinter Bronchi die Tür aufgeriſſen, vor Entſetzen verzerrte
Ge=
ſichter zeigten ſich, zwei Kellner ſtürzten herein, ein Hausdiener,
der Manager, endlich auch keuchend der dicke Wirt. Immer
mehr Leute drangen herein.
„Was haben Sie gemacht, Sie Sie —2” ſtammelte
angſt=
bleich der Wirt.
„Aſſaſinol Aſſaſino!” ſchlug es an ſein Ohr.
Ein Kellner und der Hausdiener packten ihn an den Armen,
der andere Kellner beugte ſich zu der regungsloſen Geſtalt
hin=
ab, verſuchte Droſtens Kopf aufzurichten, Blut träufelte über
das todblaſſe Geſicht.
„Morte?” ſagte er fragend.
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