Hnzelnummer 10 Pfenmige
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Franifurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet
Nummer 133
Donnerstag, den 14. Mai 1931.
194. Jahrgang
Z7 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Neſchepfr.
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breit) 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg4
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſebe Verpflſchtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerſchtiſcher Beltrelbung fäſl ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deuſche Banl und Darm=
Nädter und Natlonalbant.
Die Pruffbemenwahr m Gruntteiih!
Doumer im zweiten Wahlgang zum Präſidenken der Republik Frankreich gewählt.
Der Wahlkampf
in der Nakionalverſammlung.
Ein ſchwerer Schlag für Briand.
EP. Verſailles, 13. Mai.
So ruhig der Morgen des 13. Mai über der alten
Königs=
ſtadt Verſailles begann, ſo mächtig wuchs mit jeder Stunde, mit
jeder Minute das Getümmel in den Straßen, auf den Bahnhöfen
und in den Reſtaurants an, je höher die Sonne ſtieg. Verſailles
glich einem rieſigen Heerlager. Das Gebäude der
Nationalver=
ſammlung einem Bienenſchwarm. Der Andrang zu den Tribünen
iſt außerordentlich. Hunderte von Journaliſten üben ihre Pflicht
aus.
Um zwei Uhr eröffnete Senatspräſident und
Präſidentſchafts=
kandidat Doumer die Sitzung. Er wurde von lebhaftem Beifall
auf zahlreichen Bänken des Hauſes begrüßt. Er erklärte die
Sitzung für eröffnet und verlas die auf die Wahl bezüglichen
Artikel der Verfaſſung. Doumer erklärte unter dem Lärm der
Kommuniſten die Nationalverſammlung für konſtituiert. Mit
einem Brieföffner ſchlägt er ein Blatt in einem Buche auf, das
ſeit altersher dazu da iſt, zu beſtimmen, mit welchem Buchſtaben
des Alphabets mit dem Wahlakt begonnen wird. Der erſte
Buch=
ſtabe auf der linken Seite, links oben war L. Mit dieſem
Buch=
ſtaben begann alſo die Reihenfolge der Abſtimmung. Der
loth=
ringiſche Abgeordnete Labach wurde zuerſt aufgerufen und warf
ſeinen Stimmzettel in die Urne. Wenn bekannte Perſönlichkeiten
die Tribüne beſtiegen, um ihre Stimme abzugeben, wurden
Kund=
gebungen für ſie laut. Während der Wahlakt langſam
fort=
ſchreitet und wenig Intereſſe bietet, während die monotone
Stimme des Präſidenten die Namen der Parlamentarier aufruft,
die ihre Stimmzettel in die Urne zu werfen haben, iſt auf den
Tribünen des Saales, in den Wandelgängen, auf dem Schloßhof,
in den großen Reſtaurants ein ſtändiges Hin und Her. Endlich
iſt der erſte Wahlakt zu Ende. Das offizielle Wahlergebnis lautet:
442 Stimmen für Doumer,
401 Stimmen für Briand,
15 Stimmen für Henneſſy.
Die abſolute Mehrheit beträgt 449, 40 Stimmen waren
zer=
ſplittert. Man betrachtet hier dieſes Ergebnis als ſchweren
Schlag für Briand und hält es für unmöglich, daß der
Außen=
miniſter ſeine Kandidatur für den zweiten Wahlgang aufrecht
er=
halten wird, da ſeine Autorität geſchwächt worden ſei.
Gleich=
zeitig wird darauf hingewieſen, daß die Regierung Laval eine
beträchtliche Verminderung ihres Anſehens erfahren hat, da
Miniſterpräſident Laval offen für Briand geſtimmt hat.
Briand ziehl ſeine Kandidakur zurück.
Außenminiſter Briand hat daraufhin ſeine Kandidatur für
den zweiten Wahlgang zur Präſidentenwahl zurückgezogen.
Sein Kabinettschef Leger erklärte, alle Gerüchte, die über ſterium Bourgeois. Er wurde dann Generalgouverneur von In=
Briands Zukunftsabſichten umliefen, ſeien falſch. Die Frage der
Abreiſe nach Genf ſei noch nicht erörtert worden. Im übrigen
be=
deute die Abreiſe nach Genf gar nichts. Sie könne unter
Umſtän=
den lediglich dazu dienen, von der Europa=Union Abſchied zu
nehmen. Im Namen Briands teilte Leger noch folgendes
Kom=
munigué mit:
„Eine große Anzahl Mitglieder der Nationalverſammlung iſt
bei Briand vorſtellig geworden, um ihn zur Aufrechterhaltung
ſei=
ner Kandidatur für den zweiten Wahlgang zu veranlaſſen. Briand
hat der Anſicht Ausdruck gegeben, daß ſeine Würde ihm dieſe
Hal=
tung nicht erlaube. Denn wenn auch eine Erfolgsmöglichkeit
be=
ſtünde, würde er in den Umſtänden einer ſolchen Wahl nicht die
mögliche Autorität finden, die notwendig ſei, um das hohe Amt
des Präſidenten zu bekleiden.”
* In Berliner politiſchen Kreiſen hat der Gang der
franzö=
ſiſchen Präſidentenwahl überraſcht. Man hatte ſich eigentlich
allgemein auf die Wahl Briands eingeſtellt aus der
Ueberzeu=
gung, daß dieſer mit allen Waſſern gewaſchene Parlamentarier
eine Kandidatur überhaupt nur annehmen würde, wenn ſeine
Wahl ſicher wäre. Der erſte Wahlgang hat gezeigt, wie ſtark
Briand und ſeine Freunde ſich verrechnet haben. Briand muß
ſehr viel mehr geheime Feinde, als öffentliche Gegner haben.
Unter dem Schutz der geheimen Wahl hat ſich dann die
Anti=
pathie gegen den Außenminiſter entladen bei all denen, die ſich
bei dem Vertrauensvotum in der Kammer nicht zu äußern wag= Briand, auch wenn der Miniſterrat morgen darauf beſteht, daß er
ten. Sein Verzicht auf eine erneute Kandidatur nach Genf fährt, und wenn er dieſem Wunſche nachkommt, nach
für den zweiten Wahlgang bedeutet jedoch nichts mehr,
als die letzte Möglichkeit, einer ſicheren Nieder= klarer Wille.
lage aus dem Wege zu gehen — ein geſchickter
Schach=
zug — und zu retten, was zu retten war. Das konnte aber nicht
verhindern, daß Briand aus dieſem Kampf mit einer ſtarken
Einbuße an perſönlichem Preſtige hervorgegangen iſt. Er hat
einen hohen Einſatz gewagt, aber das Spiel verloren, und es
iſt mehr als fraglich, ob ſelbſt ihm das Kunſtſtück gelingt, ſich
nach ſeiner ſchweren Niederlage im Außenminiſterium zu halten.
Doumer und Marraud die einzigen Kandidaken.
Um 18,30 Uhr wurde die Sitzung wieder aufgenommen. Man
ſchritt gleich zum zweiten Wahlgang. Eine neue
Kandida=
raud, der keiner Partei angehört. — Henneſſy hat ſeine Freunde
aufgefordert, zugunſten des Senatspräſidenten Doumer zu
ſtim=
men, ſo daß, ſoweit man bisher ſieht, Doumer und
Mar=
raud die einzigen Kandidaten ſind.
Doumer, Nachfolger Doumergnes.
Doumer wurde mit großer Mehrheit zum Präſidenten der
Re=
publik gewählt. Das vorläufige, noch nicht offizielle Ergebnis
lautet: 504 Stimmen für Doumer und 334 Stimmen für Marraud.
Das Abſtimmungsergebnis wurde dann offiziell beſtätigt.
Als der Präſident des Nationalkongreſſes das Ergebnis der
Ab=
ſtimmung im Sitzungsſaal verlas, ſetzte auf der Rechten ein
Bei=
fallsſturm ein, der jedoch bald in dem ungeheuren Lärm einer
von links ausgehenden Gegenkundgebung unterging. Die Linke
veranſtaltete ein Pultdeckelgeklapper, wie man es noch ſelten
er=
lebt hat. Aus dem ohrenbetäubenden Lärm ſchrillten Pfiffe. Das
Toſen ging zuletzt in den Geſang der Internationale über. Daran
ſchloß ſich wieder ein Pultdeckelkonzert, das von Rufen: „Es lebe
der Friede!” begleitet wurde.
Der Nationalkongreß wurde darauf geſchloſſen.
* Der Mann, der nun im Triumph im offenen Wagen hinter
einer Schwadron Garde republicaine nach Paris zurückgeleitet
wurde, hat ſich um dieſe Ehre ſchon vielfach bemüht, zuerſt 1906,
als er gegen Falliers unterlag. Er hat ſein 74. Lebensjahr
voll=
endet, bevor ihm dieſer Erfolg vergönnt war. Urſprünglich
Pro=
feſſor und Tagesſchriftſteller, vertrat Doumer ſeit 1888 das
Aisne=Departement, ſeit 1912 als Senator die Inſel Korſika.
Seine Miniſtertätigkeit begann erſt im Jahre 1895/96 im
Mini=
dochina und hatte wiederholt — ſo im Miniſterium Briand im
Jahre 1921/22 und als Nachfolger Loucheurs 1925 — das
Finanz=
portefeuille verwaltet. Seit dem 14. Januar 1927 iſt er
Präſi=
dent des franzöſiſchen Senats, in dem er zu der großen Gruppe
der Radikal=Demokraten gehört. Er ſelbſt kommt von weiter
rechts her.
Briand will demiſſionieren.
Briand wird ſich morgen, wie vorgeſehen, zu den
Verhand=
lungen nach Genf begeben. Eine ſolche Reiſe Briands würde —
einer Aeußerung des Kabinettschefs Briands, Leger, zufolge —
nicht unbedingt bedeuten, daß Briand die Führung der
franzöſi=
ſchen Völkerbundsdelegation als Außenminiſter beibehält.
Dem=
gegenüber gibt die Agentur Radio, die gewöhnlich gute
Beziehun=
gen zum franzöſiſchen Außenminiſterium unterhält, am ſpäten
Abend des Mittwoch bekannt, es ſei noch nicht ſicher, daß Briand
am Donnerstag nach Genf reiſen werde. Er neige heute abend
zu der Anſicht, daß es angeſichts der ſchwerwiegenden Debatte über
die deutſch=öſterreichiſche Zollunion in Genf vorzuziehen ſei, wenn
Miniſterpräſident Laval und ſein Unterſtaatsſekretär Frangois
Poncét Frankreich vertreten würden, beſonders nach der
Abſtim=
mung in der Nationalverſammlung, die als gegen die Politik des
Außenminiſters gerichtet ausgelegt wird. Auf jeden Fall wird
ſeiner Rückkehr aus Genf demiſſionieren. Das ſei heute abend ſein
Likauens Ankwort in der Ausweiſungsfrage.
Kowno, 13. Mai.
Die deutſche Geſandtſchaft erhielt geſtern abend die litauiſche
Antwortnote auf ihre Note vom 1. Mai, in der ſie darauf
hin=
gewieſen hat, daß das in Artikel 33 des Handelsvertrags
vor=
geſehene Schiedsgericht auch für die Entſcheidung über die
Vor=
frage zuſtändig ſei, ob der Streit über die Rechtsmäßigkeit der
deutſcherſeits beanſtandeten Ausweiſungen ſich auf die
Aus=
legung oder die Anwendung des Vertrages beziehe. In der
Antwortnote vertritt die litauiſche Regierung den Standpunkt,
tur iſt aufgeſtellt worden, nämlich die des Senators Mar= daß das Recht zur Ausweiſung von Angehörigen des anderen
Teiles durch das Schlußprotokoll zu Artikel 1 dem Regime des
Handelsvertrags entzogen ſei und daß infolgedeſſen die
Voraus=
ſetzungen für die Anrufung des Schiedsgerichts nicht gegeben
ſeien.
Ein neuer franzöſiſcher Akkenband
über die Vorgeſchichke des Welkkrieges.
Poincaré im Jahre 1912: Die Revanche über alles!
Von
Profeſſor Guſtav Roloff, Gießen.
Der zweite Band der dritten Serie der großen franzöſiſchen
Aktenpublikation über die Vorgeſchichte des Weltkriegs iſt
ſei=
nem Vorgänger nach faſt zweijähriger Pauſe gefolgt. Wie ſchon
früher hervorgehoben (Vgl. „Darmſtädter Tagblatt” 7. Januar,
9. Auguſt 1930) erſcheint das franzöſiſche Werk offenbar mit
beabſichtigter Langſamkeit, und wenn es in dem bisherigen
Tempo fortſchreitet, wird es noch gut ein Jahrzehnt dauern,
bis die franzöſiſchen Geheimakten über den Ausbruch des Krieges
ſelbſt uns vorliegen und die franzöſiſche Wiſſenſchaft Stellung
zu den Fälſchungen des Gelbbuches von 1914 nehmen muß. Der
neue Band umfaßt auf 473 Seiten 431 Dokumente, die die Zeit
vom 8. Februar 1912 bis 10. Mai 1912, alſo eine Epiſode
verhältnismäßiger äußerer Ruhe in der europäiſchen Politik
be=
handeln. Es ſind die Monate zwiſchen dem Abſchluß des
fran=
zöſiſch=deutſchen Marokkozwiſtes und dem Ausbruch des
Balkan=
krieges (Herbſt 1912), dieſe ſtellt bekanntlich eine der wichtigſten
Vorſtufen des Weltkrieges dar, da er die Machtverhältniſſe am
Balkan zu ungunſten der Mittelmächte umgeſtaltete und die
An=
griffsluſt der Serben und ihrer panſlawiſtiſchen
Geſinnungs=
genoſſen gegen Oeſterreich außerordentlich ſteigerte. Der
ita=
lieniſch=türkiſche Krieg um Tripolis, der ſeit dem Oktober 1911
im Gange war, und in der franzöſiſchen diplomatiſchen
Korre=
ſpondenz ebenfalls eine große Rolle ſpielte, tritt an
nachhal=
tiger Bedeutung weit hinter den übrigen orientaliſchen
Ereig=
niſſen dieſer Tage, dem Abſchluß des geheimen ſerbiſch=
bulga=
riſchen Bündniſſes vom 13. März 1912 und der Vorbereitung
des Angriffs auf die Pforte durch die neuen Bundesgenoſſen,
zurück. Man wird daher von den neuen Akten in erſter Linie
Belehrung über die orientaliſchen Dinge erwarten und etwa die
Fragen aufwerfen: wie weit war die franzöſiſche Regierung
über das ſerbiſch=bulgariſche Bündnis und die Abſichten der
ruſſiſchen Regierung, die es lebendig gefördert hatte,
unter=
richtet? Kannte ſie die Gefahren, die dem europäiſchen
Frie=
den von der Angriffsluſt der Balkanſtaaten drohten? Hat ſie
Mittel ergriffen, den Ehrgeiz der Serben und Bulgaren zu
dämpſen, oder war ſie ſelbſt an der Umgeſtaltung der
Macht=
verhältniſſe am Balkan intereſſiert? Wie wirkten die
Balkan=
fragen auf die allgemeine Politik Frankreichs ein?
Zunächſt erkennt man mit voller Deutlichkeit, daß der Orient
der ſchwache Punkt in der franzöſiſch=ruſſiſchen Allianz war. Daß
die ruſſiſche Regierung in dieſer Zeit nach der Beherrſchung des
Balkans und dem Beſitze der Meerengen ſtrebte und ſich
poli=
tiſch wie militäriſch hierfür vorbereitete, kann heute nicht mehr
bezweifelt werden: Die Korreſpondenz des Miniſteriums des
Auswärtigen und ſeine Berichte an den Zaren liefern
unwider=
legliche Beweiſe. Frankreich hatte andere Ziele. Poincars,
Louis, der Botſchafter in Petersburg, die Brüder Cambon, die
Botſchafter in Berlin und London, Bomgard, der Botſchafter in
Konſtantinopel, waren einig darin, daß Frankreichs Intereſſen
es feſt an die Aufrechterhaltung der Integrität des „
Otto=
maniſchen Reiches bänden”. Frankreich brauche für ſeine großen
induſtriellen und kommerziellen Unternehmungen im Orient ein
blühendes türkiſches Reich und den guten Willen ſeiner
Re=
gierung, eine konſervative Politik ſei alſo für Frankreich
un=
erläßlich. Man war ſich durchaus klar, daß Rußland andere
Wege ging. Die Türkenfeindſchaft ſei der einzig charakteriſtiſche
Zug in Saſonows Politik, ſchrieb Bomgard an Poincaré; er
ſuche die Pforte zu ſchwächen, um die Erfüllung der
traditio=
nellen ruſſiſchen Wünſche vorzubereiten, und ſcheue ſich nicht,
zu dieſem Zwecke den Frieden auf der Balkanhalbinſel und
ſogar in Europa in Gefahr zu bringen. Deshalb riete er den
Italienern, Unruhen in Mazedonien hervorzurufen, und man
müſſe darauf gefaßt ſein, daß beim Erſcheinen einer italieniſchen
Flotte vor den Dardanellen ein ruſſiſches Geſchwader den
Boſporus überfallen werde: eine unkluge Politik, und „den
Intereſſen Frankreichs in der Levante aufs höchſte
entgegen=
geſetzt”. Allerdings ſparte die ruſſiſche Regierung nicht mit
Verſicherungen, daß auch ſie die Aufrechterhaltung des
beſtehen=
den Zuſtandes anſtrebe, aber weder Poincars noch die
Bot=
ſchafter trauten ihren Worten. Immer wieder betonten ſie, daß
Frankreich mit Rußland vor jeder Aktion Rußlands im Orient
feſte Abmachungen treffen müſſe, um nicht durch die Ereigniſſe
über die beſtehenden Verpflichtungen hinaus „fortgeriſſen zu
werden”. Nicht bloß die unmittelbaren franzöſiſchen Intereſſen
verlangten eine ſolche enge Fühlungnahme, ſondern die allgemeine
politiſche Bedeutung der Balkanprobleme; es handle ſich dabei
um nichts weniger als um das europäiſche „Gleichgewicht”,
ſagte Poincaré dem ruſſiſchen Botſchafter in Paris.
Aber dieſe franzöſiſche Reſerve gegenüber der ruſſiſchen
orientaliſchen Politik fand ihre Grenze an dem Gegenſatz zu
Deutſchland. Allerdings ſeien Rußland und Italien
Frank=
reichs Rivalen in Syrien, ſchrieb Cambon aus Berlin an
Poincaré, Deutſchland und Frankreich hätten dieſelben
Inter=
eſſen, aber die öffentliche Meinung in Frankreich ſei für
Spezialverträge mit Deutſchland nicht „realiſtiſch” genug, und
Poincaré charakteriſierte den Geiſt der franzöſiſchen Politik noch
deutlicher. Er ließ Saſonow als Auftakt einer Diskuſſion der
orientaliſchen Probleme die Antwort wiederholen, die ſchon im
Jahre 1895 eine franzöſiſche Regierung der ruſſiſchen auf die
Frage gegeben hatte, welche Hilfe Rußland zu erwarten habe,
wenn es durch die Initiative einer dritten Macht zur
mili=
täriſchen Intervention im Orient gezwungen ſei. Die
Ant=
wort lautete: „Nur ein großes nationales Intereſſe wie eine
Neuregelung der Frage, die ſeit 1870 Deutſchland und
Frank=
reich ſo gründlich trennt, würde erheblich genug ſein, um in
den Augen des franzöſiſchen Volkes Verpflichtungen für eine
militäriſche Aktion zu rechtfertigen, in welche die Großmächte
hineingeriſſen werden könnten und in der infolgedeſſen unſere
Anſtrengung zur höchſten Intenſität gebracht werden müßte.
Alſo, wenn Ausſicht beſteht, im Anſchluß an eine orientaliſche
Verwicklung einen ſiegreichen Krieg gegen Deutſchland zu
füh=
ren, iſt Frankreich bereit, Rußland zu unterſtützen und ſeine
levantiniſchen Intereſſen, die Aufrechterhaltung des Friedens
Seite 2
Donnerstag, den 14. Mai 1931
Nummer 133
und des beſtehenden Zuſtandes im Orient verlangen, aufs Spiel
zu ſetzen: Die Revanche iſt wichtiger als alles andere. Es iſt
derſelbe Gedanke, den, wie aus einem früheren Bande
her=
vorgeht, Delcaſſé im Jahre 1901 in Anlehnung an ein Wort
des ruſſiſchen Miniſters Muraview ausſprach, die
ruſſiſch=
franzöſiſche Allianz habe an dem Tage ihren Zweck verloren,
an dem Frankreich den Verluſt von Elſaß=Lothringen als
end=
gültig betrachte. Hält man ſich dies Bekenntnis Poincarés vor
Augen, ſo fällt daraus neues Licht auf ſeine Politik im Juli
1914. Damals hat er von Anfang an aufs ſchärfſte die
provo=
katoriſche Politik Rußlands gegen Oeſterreich=Ungarn
unter=
ſtützt: er muß alſo die Zuverſicht gehegt haben, daß ſich aus
dem durch Serbien geſchaffenen Balkankonflikt auch ein Krieg
gegen Deutſchland entwickeln werde.
Iſt nun Poincaré ſchon im Jahre 1912 durch denſelben
Gedanken in ſeiner orientaliſchen Politik beſtimmt worden?
Hat er etwva durch jene Antwort dem Bundesgenoſſen einen
Wink geben wollen, wenn er es für an der Zeit halte, die
äußerſten Konſequenzen der ruſſiſchen überlieferten Politik zu
ziehen, ſei Frankreich zu dem angedeuteten Preiſe zur
Unter=
ſtützung bereit? Eine klare Beantwortung dieſer Frage wird
ſich erſt geben laſſen, wenn die franzöſiſchen Akten bis zum
Ausbruch des Balkankrieges vollſtändig vorliegen, einſtweilen
kann man feſtſtellen, daß Poincaré im Frühling 1912 gegen die
am Balkan keimende Kriegsgefahr nichts unternommen hat.
Daß Serbien und Bulgarien den Krieg gegen die Pforte
vor=
bereiteten, war ihm kein Geheimnis. Der franzöſiſchen
Ne=
gierung war, wie wir aus ſerbiſchen, bulgariſchen und ruſſiſchen
Quellen wiſſen, ſchon lange bekannt, daß Serbien und
Bul=
garien unter ruſſiſcher „Patronanz” über ein Bündnis
verhan=
delten, auch über den Abſchluß wurde ſie bald danach durch
Saſonow offiziell unterrichtet. Wenn Saſonow mit Rückſicht
auf die konſervative Orientpolitik ſeines Bundesgenoſſen dem
Bündniſſe einen rein defenſiven Charakter zuſchrieb, ſo mußte
Poincaré dieſer Behauptung ebenſo mißtrauen wie der anderen,
daß Rußland ſelbſt nach Erhaltung des beſtehenden Zuſtandes
ſtrebe: aus früheren Mitteilungen der Serben und Bulgaren
in Paris wußte er, daß ſie die Realiſierung ihrer rationalen
Anſprüche, d. h. die Eroberung mazedoniſcher und wo möglich
öſterreichiſch=ungariſcher Provinzen erſehnten; wie ſollten auch
die bisherigen traditionellen Gegner ſich plötzlich in enge
Freunde verwandeln, wenn nicht auf Koſten von Dritten? Als
man dann bald noch von Bündnisverhandlungen zwiſchen
Bul=
garien und Griechenland — bisher ebenfalls heftige
Wider=
ſacher — hörte, konnte dieſe Nachricht den Verdacht, daß es
ſich um ein Eroberungsbündnis handle, nur verſtärken. Sodann
erfuhr Poincaré durch den ruſſiſchen Botſchafter, daß die
Ab=
machung ſtreng geheim gehalten werden müſſe, um nicht
Oeſter=
reich zur Beſetzung des Sandſchak zu reizen: mit Recht ſchloß
er daraus, daß das Bündnis irgendwie gegen die
Donau=
monarchie gerichtet ſein, alſo doch offenſive Tendenzen
ent=
halten müſſe. Endlich brachte die Geſchwätzigkeit eines
ruſſi=
ſchen Diplomaten in Sofia neues Licht. Er ſprach ſich vor dem
franzöſiſchen Geſandten ohne Rückhalt über die Pläne der
Bal=
kanſtaaten, mazedoniſche Landſchaften zu erobern, aus und
meinte, beim Erſcheinen einer italieniſchen Flotte vor Saloniki
würden Bulgarien und Serbien zum Angriff ſchreiten,
Griechen=
land und Montenegro würden ſich anſchließen. Schon ſeien die
Aktionsſphären für die einzelnen Bundesgenoſſen abgegrenzt.
Trotz aller dieſer bedenklichen Nachrichten hat Poincaré dazu
beigetragen, die Balkanſtaaten in ihrer Angriffsluſt zu
unter=
ſtützen. Er gewährte den Bulgaren eine bisher immer
ver=
weigerte Anleihe, weil Bulgarien bisher als
dreibundsfreund=
lich gegolten, jetzt aber nach dem Abſchluß des ſerbiſchen
Bun=
des ſeine Schwenkung zum Dreiverband vollzogen hatte. Ohne
Zweifel bedeutete dieſer Entſchluß Poincarés eine materielle
und moraliſche Stärkung der kriegeriſchen Strömung in Sofia,
wiederum darf man daher die Frage aufwerfen, ob er den
Vor=
ſatz hatte, die den Frieden bedrohenden Kräfte zu ſteigern
Allerdings war ihm bekannt, daß Rußland augenblicklich einen
Balkankrieg nicht wünſchte, weil es zur Entſcheidung der großen
Fragen, die ſich daran anknüpfen konnten, noch nicht genügend
gerüſtet war, er mag auch gehofft haben, daß es ſtets imſtande
fein werde, den unruhigen Balkanſlawen Ruhe aufzuerlegen,
zumal Serbien und Bulgarien in ihrem Geheimbund ſich
aus=
drücklich verpflichtet hatten, ohne Genehmigung des Zaren keine
Unternehmungen zu beginnen. Indeſſen dieſe Klauſel wurde
von jenem indiskreten ruſſiſchen Diplomaten ſelbſt als
gegen=
ſtandslos bezeichnet: die Balkanſtaaten, ſagte er, würden im
gegebenen Moment den Zaren nicht um Erlaubnis fragen, und
dieſer werde ſie mit Rückſicht auf die Stimmung der ruſſiſchen
Nation gewähren laſſen und ſie ſogar gegen eine etwaige
Be=
drohung durch Oeſterreich ſchützen müſſen. In der Tat ſtand
die ruſſiſche öffentliche Meinung durchaus auf der Seite der
Balkanſlawen; Saſonow betonte ſelbſt gelegentlich ihre
Wichtig=
keit für ſeine orientaliſche Politik, und der franzöſiſche
Bot=
ſchafter erklärte ſogar plötzlich antitürkiſche Beſchlüſſe des Zaren
nicht für ausgeſchloſſen. Poincaré hätte alſo wohl zweifeln
dürfen, ob Saſonow ſein Verſprechen, den Frieden im Orient
aufrechtzuerhalten, einzulöſen immer imſtande ſein werde und
daher an der Eindämmung der ſerbiſch=bulgariſchen
Kriegs=
gelüſte arbeiten müſſen, anſtatt ihnen durch die franzöſiſche
An=
leihe einen neuen Antrieb zu geben. Das Urteil über ſein
*
Hianntestährt oor 13 Jähten.
Das geſchichtlich denkwürdigſte Himmelfahrtsfeſt. — Die Schlacht
am Skagerrak 1916. — Der große deutſche Seeſieg
an Himmelfahrt.
Das Himmelsfahrtsfeſt des Jahres 1916 — es ſind gerade
15 Jahre her — wird in der Geſchichte ſtets eine beſondere
Be=
deutung haben, denn es ſah den großen Seekrieg, den
Deutſch=
land beim Skagerrak über die engliſche Flotte errungen hatte.
Am Vorabend des Himmelfahrtsfeſtes, am 31. Mai 1916, war
der große Augenblick gekommen, den die deutſche Flotte ſeit
langer Zeit herbeigeſehnt hatte, denn die engliſche Flotte ſtellte
ſich zum Kampfe. Die deutſchen Hochſeeftreitkräfte unter
Vize=
admiral Scheer waren am Morgen des 31. Mai ausgelaufen.
Die Operation war ſchon mehrere Tage vorher geplant geweſen,
verzögerte ſich aber wegen ungünſtiger Wetterverhältniſſe bis
zum 30. Mai. Der engliſche Admiral Jellicoe hatte bereits
am 30. Mai abends Nachrichten von einer ungewöhnlichen
Tätig=
keit der deutſchen Flotte erhalten und hatte die „Große Flotte‟
aus den verſchiedenen Häfen mit der Beſtimmung auslaufen
laſſen, ſich vor dem Skagerrak zu verſammeln. Um 4 Uhr 30
Minuten trafen die deutſchen Schlachtkreuzer unter Vizeadmiral
Hipper auf die engliſche Kreuzerflotte unter Vizeadmiral Beatty.
Während des Gefechtes näherten ſich die Hauptflotten einander.
Nun begann die gewaltigfte Seeſchlacht, die die Weltgeſchichte
bisher geſehen hat. Zahlenmäßig waren die Engländer
über=
legen, denn ihren 37 Großkampfſchiffen ſtanden nur 21 deutſche
gegenüber. Schon mit Beginn der Schlacht hatten die
Eng=
länder große Verluſte zu verzeichnen, denn mehrere engliſche
Schlachtkreuzer ſanken im deutſchen Feuer. Mit furchtbarer
Zähigkeit wurde auf beiden Seiten gekämpft, denn die Schlacht
dauerte bis ungefähr 11 Uhr 30 Minuten nachts. Der
Ein=
bruch der Nacht machte dem großen Ringen ein Ende. Die
deutſche Flotte behauptete ſiegreich das Schlachtfeld, denn
Jol=
licoe hatte trotz des Anmarſches von Verſtärkungen keinerlei
Verſuche gemacht, mit den deutſchen Seeſtreitkräften wieder
Füh=
lung zu erlangen, noch gar die deutſche Flotte zu verfolgen.
Die Engländer haben ſich bald nach dem deutſchen Seeſiege
bemüht, in der Oeffentlichkeit die Meinung zu erregen, daß die
Schlacht für die engliſchen Waffen erfolgreich geweſen ſei. Der
Verluſt der zahlreichen Kriegsſchiffe wurde von ihnen auf die
Wirkung deutſcher Minen, Unterſeeboote und Luftſchiffe zurück=
Vom Tage.
Im Reichsjuſtizminiſterium ſchweben zurzeit Verhanblungen über
eine Reform und Verſchärfung der Geſetzbeſtimmungen gegen
Werk=
ſpionage im Rahmen des Wettbewerbsgeſetzes. Binnen kürzeſter Friſt
dürfte mit einer entſprechenden Novelle an den Reichstag zu rechnen ſein.
Der Preußiſche Landtag nahm am Mittwoch in namentlicher
Schluß=
abſtimmung den Haushalt für 1930 mit 230 gegen 167 Stimmen an und
vertagte ſich dann bis zum 8. Juni, um ſich dann mit dem
Kirchenver=
trag zu beſchäftigen.
Das Schöffengericht Berlin=Mitte verurteilte den
Reichstagsabge=
ordneten Geheimrat Dr. Hugenberg wegen öffentlicher Beleidigung zu
500 Mark Geldſtrafe, hilfsweiſe zu 20 Tagen Haft. Miniſter Severing
und den Länderregierungen wurde Publikationsbefugnis zuerteilt.
Die Verſchärfung der Einwanderungsbeſtimmungen für die
Ver=
einigten Staaten hat zur Folge gehabt, daß die Einwanderung nach
Nord=Amerika während der letzten 8 Monate um rund 50 Prozent
gegen=
über dem Vorjahr zurückgegangen iſt.
letztes Motiv mag noch dahingeſtellt bleiben: Tatſache iſt, daß
er dazu beigetragen hat, die auf den Umſturz des beſtehenden
Zuſtandes im Orient abzielenden Mächte zu ſtärken und die
all=
gemeine Kriegsgefahr zu erhöhen.
Im übrigen bringen die Akten manche intereſſante und
pikante Einzelheiten, ſo über die Raffiniertheit, mit der die
Regierungen in Sofia und Belgrad die Diplomaten der
Groß=
mächte über ihre wahren Abſichten zu täuſchen verſtanden, und
über die mangelhafte Diſziplin der ruſſiſchen Diplomaten, deren
Aeußerungen mehrfach nicht nur untereinander ſondern ſogar
mit den Erklärungen Saſonows in Widerſpruch ſtanden. Auch
dieſe Erkenntnis hätte Poincaré gegen die Fähigkeit Saſonows,
die ruſſiſche Politik ſtets nach ſeinem Willen leiten zu können,
ſkeptiſch machen müſſen.
*
Frankreich vor Genſ.
Im Schakken der polikiſchen und welkwirkſchaftlichen
Kriſe.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 13. Mai.
Die Frage der Präſidentenwahl in Frankreich ließ ſich nicht
mehr von der Außenpolitik trennen. Betrachtet man die
Prin=
zipien, die Briand jetzt verteidigt, und die Vorwürfe, welche
die Nationaliſten gegen ihn erheben, ſo muß man feſtſtellen,
daß es ſich vielmehr um eine perſönliche und innenpolitiſche
Auseinanderſetzung handelt, als um einen Kampf um Ideen.
Denn in allen entſcheidenden außenpolitiſchen Fragen hört man
in Frankreich nur eine Argumentation; man ſpielt auf
ver=
ſchiedenen Inſtrumenten dieſelbe Melodie.
Die Unzufriedenheit wegen der Haltung Englands und
Ita=
liens tritt immer klarer zu Tage. Trotz aller perſönlichen
Fühlungnahme und der Fortſetzung „en margé” der
Beſprechun=
gen über das Navalabkommen iſt das Verhältnis zwiſchen
Paris, London und Rom ſo kühl wie nur möglich. Die
un=
freundliche Haltung der engliſchen Preſſe Briand gegenüber
iſt auffallend, beſonders in einem Augenblick, da ausländiſche
Preſſeſtimmen ihre Bedeutung haben.
Die diplomatiſche Lage vor der
entſcheiden=
den Zuſammenkunft in Genf iſt ziemlich konfus.
Noch nie waren alle Ergebniſſe der Nachkriegspolitik ſo in
Zweifel geſtellt wie vor der jetzigen Ausſprache in Genf.
An=
dererſeits war aber die Notwendigkeit noch nie ſo dringend,
eine Einigung oder wenigſtens eine Entſpannung
herbeizufüh=
ren. Die Wirtſchaftskriſe iſt ein weltpolitiſches Problem, das
ſchnelles und energiſches Handeln von allen Seiten erfordert.
Solange aber eine politiſche Entſpannung nicht herbeigeführt iſt
und eine ſachliche, von Preſtigehaſcherei freie
Auseinander=
ſetzung nicht erfolgt, kann man nicht einmal die Möglichkeit
einer durchgreifenden Aktion erwägen.
Die Probleme, um die man kämpft, ſind direkte Folgen der
Weltwirtſchaftskriſe. Jede Löfung, welche dies außer acht
laſſen würde, könnte nur für den Augenblick von Wert ſein und
nur inſofern, als ſie die Grundlagen für die weitere Aktion
liefern könnte.
Die Weltwirtſchaftskriſe äußert ſich in den verſchiedenen
Ländern auf verſchiedene Weiſe, um ſo mehr, da man ihr auf
verſchiedene Weiſe begegnet. Trotz allem iſt aber die Situation
der einzelnen Länder nicht dermaßen verſchieden, wie man dies
auf Grund der ſtatiſtiſchen Angaben glauben möchte. In
Frank=
reich zum Beiſpiel ſind gewiſſe Folgen der Kriſe nicht
aufge=
treten, weil der Regierung beſondere Mittel zu Verfügung
ſtan=
den, die Kriſe zu bekämpfen. Im Grunde genommen
unter=
ſcheiden ſich aber dieſe Mittel nur der Form nach von denen,
die man in anderen Ländern anwendet. Sie haben ebenſo nur
einen proviſoriſchen Charakter und eine proviſoriſche
Gültig=
keit. Frankreich hat ein ebenſo großes Intereſſe an der
Ge=
ſundung der Weltwirtſchaft wie die anderen Länder, darum
iſt ſeine Poſition in dieſer Hinſicht garnicht ſo viel beſſer als
die der anderen Mächte.
geführt, da ſie mit Recht fürchteten, daß die Welt in dieſen
gewaltigen Verluſten, die die engliſche Flotte erlitten hatte, ein
Zeichen ihrer Niederlage erblicken würde. So ſollten die
Ver=
luſte nicht auf die Erfolge der deutſchen Waffen, ſondern
teil=
weiſe auf Unglücksfälle zurückgeführt werden. Es wurde darum
mit Recht von dem deutſchen Admiralſtab darauf hingewieſen,
daß weder Minen noch Unterſeeboote von unſerer Hochſeeflotte
verwendet worden ſind, ſondern daß die Verluſte der engliſchen
Flotte und die engliſche Niederlage nur auf die geſchickte deutſche
Führung, auf die vorzügliche Zuſammenarbeit unſerer Führer
und Mannſchaften ſowie auf die Wirkung unſerer Artillerie
und Torpedowaffe zurückzuführen ſeien. Die engliſchen Verluſte
haben faſt die dreifache Höhe der deutſchen erreicht. Die deutſche
Flotte hatte 2535 Tote und etwas mehr als 450 Verwundete zu
beklagen, während die engliſche Flotte ungefähr 6100 Tote und
1500 Verwundete hatte. Die engliſchen Schiffsverluſte betrugen
rund 170 000 Tonnen, denen 60 000 Tonnen deutſche Verlufte
gegenüberſtanden. Die Schlacht am Skagerrak hat zwar die
Kriegslage nicht ſonderlich beeinflußt, aber durch den großen
deutſchen Sieg wurde der Welt dargetan, daß der Ruf der
eng=
liſchen Flotte von ihrer Unbeſiegbarkeit nicht den Tatſachen
ent=
ſprach. Die junge deutſche Kriegsflotte, die ſich an Zahl und
Größe der Schiffe, an Stärke der Bewaffnung und Anzahl der
Mannſchaften mit der gewaltigen engliſchen nicht vergleichen
konnte, hatte ihre erſte große Feuertaufe erhalten und war aus
ihr mit den Ehren des Siegers hervorgegangen. Es war wieder
einmal der Beweis erbracht worden, daß die Zahl allein nicht
den Ausſchlag gibt, ſondern der Geiſt. Schon vorher hatten
ſich die deutſchen U=Boote als ein Schrecken der Meere und
der engliſchen Flotte erwieſen. Tapferkeit, kluge Leitung in
Verbindung mit ungewöhnlichen techniſchen Leiſtungen — alſo
Vorzüge des Geiſtes und des Charakters — hatten im U=
Boot=
krieg ebenſo wie jetzt in der großen Seeſchlacht den deutſchen
Waffen den Erfolg gebracht. Als der Morgen des 1. Juni
graute, konnten die zahlreichen deutſchen Torpedoboote, die nach
Norden über den Schauplatz der Seeſchlacht entſandt worden
waren, von der engliſchen Streitmacht trotz eifrigen Suchens
keine Spur mehr entdecken. Der engliſche Oberbefehlshaber
Jellicoe hat es vorgezogen, die deutſche Flotte nicht mehr zum
Kampfe zu ſtellen, denn ſeine Streitkräfte waren in drei Teile
zerſprengt und mußten ſich von der ſchweren Niederlage
er=
holen. So ſah der Himmelfahrtstag des Jahres 1916 den
erſten großen Seeſieg der deutſchen Flotte in der gewaltigſten
Seeſchlacht der Weltgeſchichte, ein geſchichtlich und national
denk=
würdiges Himmelfahrtsfeft!
Seltete
Enchenfeinotiche Ausſchrenängen
in der ſpaniſchen Provinz.
EP. Madrid, 13. Mai.
In Madrid herrſcht wieder völlige Ruhe; die
Hauptverkehrs=
adern und die ſtrategiſchen Punkte werden von ſtarken
Polizei=
truppen bewacht. Auch in Barcelona wurde, von kleinen
Kund=
gebungen abgeſehen, die Ruhe nicht geſtört; dagegen hat ſich die
kirchenfeindliche und antimonarchiſtiſche Bewegung mit doppelt
und dreifach verſtärkter Macht auf eine Anzahl größere
Provinz=
ſtädte ausgedehnt. Ueber die Unruhen in Sevilla iſt bereits
aus=
führlich berichtet worden. In Malaga hat ſich die Lage bedeutend
verſchärft. Die dortigen Behörden haben Truppen aus Sevilla
an=
gefordert, die die Ordnung wiederherſtellen ſollen. Zehn große
Kirchen und Gebäude im Beſitz von Monarchiſten ſind angezündet
worden. Es kam zu Straßenkämpfen zwiſchen den politiſchen
Geg=
nern; zahlreiche Verletzte mußten in die Krankenhäuſer
eingelie=
fert werden. In Alicante wurden die Gebäude der Jeſuiten
aus=
geplündert und angezündet. Dabei gingen auch ſieben andere
Ge=
bäude in den Flammen auf. Die Gebäude der beiden katholiſchen
und monarchiſtiſchen Blätter der Stadt wurden eingeäſchert. Ueber
die Stadt wurde der Belagerungszuſtand verhängt. — In Cadiz
konnte man das gleiche Schauſpiel beobachten. In Cordoba kam
es zu ſchweren Unruhen. Der Pöbel wollte ein Kloſter anzünden,
das von der Polizei bewacht wurde. Die Polizei machte von der
Schußwaffe Gebrauch, wobei drei Manifeſtanten getötet und fünf
verletzt wurden. Die Menge verſuchte darauf eine
Waffenhand=
lung zu ſtürmen. Auch hier griff die Polizei ein und es gab
zahl=
reiche Verletzte. Als Bilanz der Unruhen werden fünf Tote und
annähernd 30 Verletzte gemeldet. Der Belagerungszuſtand iſt
über die Stadt verhängt worden. — In den Orten jenſeits der
Grenze und ganz nahe an der Grenze ſelbſt haben ſich antiklerikale
Ausſchreitungen ereignet. Die Bevölkerung von Algeciras, San
Roque und La Linea ſtürmte die Kirchen, zerſtörte die Altäre und
warf die Statuen der Heiligen um, die dann mit Stricken um den
Hals von der johlenden Menge durch die Straßen gezogen
wur=
den. Die Tumulte ſollen von Kommuniſten, die aus Malaga
ge=
kommen ſind, angeſtiftet worden ſein; ſie verurſachten
beträcht=
lichen Schaden. Automobile mit Flüchtlingen, die nach Gibraltar
wollten, wurden angehalten und verbrannt, die Inſaſſen
ange=
griffen und ihr Gepäck zerſtört. In Gibraltar ſelbſt ſind die
Hotels überfüllt; zahlreiche Nonnen haben im hieſigen Lorette=
Kloſter Zuflucht gefunden. Die ungefähr 70 000 Mönche und
Non=
nen in Spanien haben in dieſen Tagen nicht wenig ausgeſtanden.
Bemerkenswert iſt übrigens, daß in Sevilla die Behörden erſt
neun Stunden, in Alicante acht und in Cadiz ſieben Stunden nach
dem Beginn der Meutereien einſchritten.
Der ſpaniſche Außenminiſter Lerroux gab Preſſevertretern
in Genf eine Erklärung über die Unruhen in Spanien ab. Die
Unruhen ſeien teilweiſe durch kommuniſtiſche Elemente aus
Sowjetrußland verurſacht worden, jedoch ſei die Regierung
ent=
ſchloſſen, die kommuniſtiſche Bewegung, die keinen weiten
Um=
fang in Spanien angenommen habe, mit allen Mitteln zu
be=
kämpfen, die gegenwärtige Geſellſchaftsordnung aufrecht zu
erhal=
ten und das Privateigentum zu ſchützen. Der ſpaniſche
Außen=
miniſter erklärte ferner, daß die neue ſpaniſche Regierung
ent=
ſchloſſen ſei, die gegenwärtige Stellung Spaniens in Marokko
unter allen Umſtänden aufrecht zu erhalten.
Berüchkigker Agenk der Moskauer 9GPA.
begibt ſich nach Madrid.
Der Berliner Korreſpondent des „Daily Expreß” erfährt
aus zuverläſſiger Moskauer Quelle ,daß der
Vollzugsaus=
ſchuß der Kommuniſtiſchen Internationale
einen der berüchtigſten Leiter der O. G. P. U.,
Trilliſſer, für Madrid beſtimmt hat. Trilliſſer
werde ſich bereits in einigen Tagen nach Spanien begeben, um
die ſpaniſche kommuniſtiſche Bewegung gegen die republikaniſche
Regierung zu organiſieren. Trilliſſer habe im Jahre 1927 den
Aufſtand in Korea organiſiert. Er habe ſogar innerhalb der
O. G. P. U. den Ruf außerordentlicher Grauſamkeit.
Oeſterreichs Außenminiſter in Genf.
Genf, 13. Mai.
Der öſterreichiſche Außenminiſter Dr. Schober iſt am Mittwoch
vormittag in Genf eingetroffen. Man nimmt an, daß Dr.
Scho=
ber noch im Laufe des heutigen Abends eine Beſprechung mit dem
italieniſchen Außenminiſter Grandi haben wird, der am
Spät=
nachmittag in Genf eintrifft.
die deutſche Koromder.
Von Elſe Frobenius.
Am 14. und 15. Mai wird in Lübeck=
Trave=
münde das Oſtſeejahr 1931 mit feftlichen
Ver=
anſtaltungen eröffnet.
RDV. In der hanſeatiſch=nordiſchen Küſtenwelt iſt man von
einer Atmoſphäre bedeutſamer Tradition und Geſchichte um
geben, die ſelbſt durch die fortſchrittlichen techniſchen und
kul=
turellen Leiſtungen der Gegenwart nicht verdrängt wurde. Man
ſpürt das bereits, wenn man von der Bahn aus die Silhouette
des alten Lübeck erblickt. Wie ſicher und ſchwer ruhen die
roten Backſteinbauten im Heimatboden! Wie frei und kühn
ſtre=
ben die ſchlanken Türme empor! Noch ſteht ein Teil der
frühe=
ren Befeſtigungen: das Holſtentor — der Stadt Wahrzeichen, das
hohe Burgtor mit der helmartigen Kappe; ein Stück des
Stadt=
walls, auf dem heute die „Wallanlagen” grünen. Sie reden von
der Geſchichte der Freien und Hanſeſtadt Lübeck, die 1143 von
Adolf von Holſtein gegründet und 1163 zum Biſchofsſitz erhoben
wurde. Seit 1226 freie Reichsſtadt, gewann ſie ſchnell große
Bedeutung als Stapelplatz für den Seehandelsverkehr nach dem
Norden und Nordoſten.
Lübecks Kirchen dienten allen Oſtſeeſtädten zum Vorbilde,
Gegenüber dem Rathaus reckt ſich hoch über den Marktplatz die
Marienkirche mit einer kunſtreichen alten Uhr, der berühmten
Totentanzkapelle, ſechshundertjährigen Glasgemälden, einem
Erzguß von Peter Viſcher. Auf breitem Lindenplan ragt nahe
dem Wall das wuchtige rote Mauerwerk des Doms auf, der 1173
von Heinrich dem Löwen in ſeiner erſten Geſtalt erbaut wurde.
Der mittelalterliche Backſteinſtil wiederholt ſich in der Petri= und
Jakobikirche, in der zum Ausſtellungsraum umgewandelten
ehe=
maligen Katharinenkirche und im Heiligen Geiſt=Hoſpital. Im
Haus der „Schiffergeſellſchaft” wo Schiffsmodelle von
alters=
geſchwärzten Balkendecken herabhängen und hochlehnige
Holz=
bänke die „Gelage”, d. ſ. die Tiſche der Schiffer, umgeben, tut ſich
die Erinnerung an das alte Innungsleben auf. Ebenſo in den
engen, von Steinportalen überwölbten Gaſſen, die zur Trave
führen. Patriziſche Lebensformen erſcheinen in den
Renaifſance=
häuſern der Mengſtraße, dem Buddenbrookhaus und dem
Schab=
belhaus. Lübeck iſt noch heute eine betriebſame Stadt. In den
Villenvierteln ſtrahlen die Häuschen in hanſeatiſcher Sauberkeit.
Im Hafen liegen Schiffe, die nach Lettland, Eſtland, Finnland,
Nummer 133
DDte Nor der Landontſchaft.
Rauger Lug in Heiſenpartäment.
Präſident Delp eröffnet die Mittwoch=Sitzung um 10½ Uhr
zur Einzelberatung des Wirtſchaftsetats.
Abg. Schott=D.V. P.
ſpricht über die große Not der Landwirtſchaft. Trotz einer auf
manchen Gebieten befriedigenden Ernte hätten die ins
Boden=
loſe geſunkenen Preiſe, namentlich für Wein, Kartoffeln und Vieh,
die ſaure Arbeit der Landwirtſchaft ohne Erfolg gelaſſen. Die
D.V.P. halte die Angliederung des Wirtſchaftsminiſteriums als
ſelbſtändige Abteilung an das Innenminiſterium für durchaus
möglich. Die Ueberſtundenregelung bei der Firma Opel in
Rüſ=
ſelsheim habe die Genehmigung der Regierung gefunden. Wir
Landwirte aus dem Weſten, erklärte der Redner, unterſtützen
vor=
behaltslos die Tätigkeit des Landwirtſchaftsminiſters Schiele.
Wenn die Zurückzahlung der Winzerkredite oder die Verzinſung
gefordert würde, dann müßte auf jeden Weinberg eine Hypothek
aufgenommen werden. In der Sonntagsheiligung könne die
Re=
gierung in der Erntezeit auf die Landwirtſchaft Rückſicht nehmen.
Abg. Galm=Komm. Opp.
volemiſiert gegen den Miniſter, der erkenne, daß er mit ſeinen
Mittelchen nichts ausrichte, aber nicht wage, das Steuer in
ſozia=
liſtiſche Bahnen zu werfen. Trotz aller Hilfsmaßnahmen werde
die Agrarrevolution kommen, da die Techniſierung der
landwirt=
ſchaftlichen Produktion dazu zwingt.
Abg. Dr. Müller=Lbd.
fordert Verbilligung des Feldbereinigungsverfahrens und
Nach=
prüfung der Richtlinien zur landwirtſchaftlichen Umſtellung auf
den wirtſchaftlichen Erfolg. Die Tributzahlungen wirkten
mör=
deriſch auf die Landwirtſchaft, während gleichzeitig die Laſten
der öffentlichen Hand ins Ungeheure ſtiegen. Ein Abbau der
Sozialleiſtungen laſſe ſich nicht mehr hinausſchieben. Der
Haupt=
punkt der Agrarkriſe liege neben der Produktions= und
Abſatz=
kriſe in der bevölkerungspolitiſchen Richtung. Der Menſch müſſe
nicht Objekt, ſondern Subjekt der Wirtſchaft ſein. Der Sozialdem.
Hilferding habe ſeinerzeit Richtpreiſe für Getreide feſtgeſetzt, die
wir heute noch nicht erreichen, trotzdem wagten die
Sozialdemo=
kraten einen ungehemmten Feldzug gegen die Zollpolitik der
Reichsregierung. Der Agrarindex ſei vom 1. April 1930 bis zum
1. April 1931 von 112 auf 105 Prozent geſunken. Die
Landwirt=
ſchaft erhalte für ihre Produktion zuſammen 12 Milliarden,
wäh=
rend die Verbraucherſchaft dafür 25 Milliarden zu zahlen habe.
Es müſſe Sache der Verbraucherſchaft ſein, dieſe Zwiſchenſpanne
von 13 Milliarden herabzudrücken. Der Schutz der Viehwirtſchaft,
die Chemie= und Kohlenproduktion überſteigt, bringe
volkswirt=
ſchaftlich und nationalpolitiſch den größten Nutzen. Die heſſiſche
Regierung müſſe unter allen Umſtänden für die Zölle zugunſten
der landwirtſchaftlichen Veredelungsproduktion eintreten.
Abg. Mann=Soz.
rechnet es der Privatwirtſchaft an, ſchuld an der heutigen
Wirt=
ſchaftskriſe zu ſein. Milliarden ſeien zu einer ſinnloſen
Ratio=
naliſierung der Induſtrie verpulvert worden. Die Reichsbahn
vergebe ihre Aufträge mit einer Zahlungsfriſt bis zu 1933 bei
ſiebenprozentiger Verzinſung. Leider ſei kaum mit einer
Be=
lebung am Baumarkt zu rechnen. Gegen Verſuche die
Sozial=
geſetzgebung jetzt zu zerbrechen, werde ſich die Sozialdemokratie
mit aller Macht entgegenſtellen.
Abg. Weſp=Zentr.
wendet ſich in ſcharfen Worten gegen die Deutſche
Bergwerks=
zeitung” und die ihr naheſtehenden Induſtriekreiſe. Auch die
Ausführungen des Abg. Dr. Müller beweiſen die gleichen
anti=
ſozialen Gedankengäge. Die Arbeiterſchaft verzeichne im
Ver=
gleich zu den Hilfsmaßnahmen für die Landwirtſchaft nur
Lohn=
abbau. Abbau am Urlaub, an den Familien= und den
Ueber=
ſtunden=Zulagen. Die deutſche Arbeiterſchaft werde den leeren
Phraſen der Kommuniſten nicht folgen, denn die wahren
Zu=
ſtände der Sowjetunion würden mehr und mehr bekannt.
Abg. Sumpf=Komm.
greift die ſozialdemokratiſchen und Zentrumsſprecher an, die
Schaumſchlägerei trieben angeſichts der bevorſtehenden
Neu=
wahlen.
Abg. Blank=Zentr.
ſieht einen Grund für die Verſchuldung der heſſiſchen
Glashaus=
beſitzer in dem langen Winter des Vorjahres und in der
Schleu=
derkonkurrenz aus Holland und dem übrigen Ausland. Es ſei
notwendig, daß die Regierung die Luſt der Bauern zur
Feld=
bereinigung nicht tötet.
Abg. Dr. Werner=Natſoz.
kritiſiert, daß bei Tagungen der Landwirtſchaftskammer von dem
Präſidenten Henſel politiſche Töne angeſchlagen würden. Trotz
der Notmaßnahmen der Regierung pfeife dieſes Syſtem auf dem
letzten Loch. Deutſchland werde immer mehr zu einer Kolonie
der fremden Finanzmächte, die auch die deutſche Landwirtſchaft
zum Erliegen bringen wollten. Anerkannt werden müſſe, daß
wenigſtens das Wirtſchaftsminiſterium ſich des Mittelſtandes
angenommen habe.
Abg. Dr. Müller=Lbd.
weiſt die Vorwürfe des Vorredners gegen die
Landwirtſchafts=
kammer zurück. Der Auszug der Nationalſozialiſten habe die
Landwirtſchaft geſchädigt und die Reichsregierung nach links
ge=
drückt. Auch in der Politik rächten ſich Unterlaſſungsſünden.
Skandinavien gehen oder auf dem Elbe=Trave=Kanal aus dem
deutſchen Binnenland kamen.
Der Weg von Lübeck nach Kiel führt zunächſt zum
oldenbur=
giſchen Städtchen Eutin, der „Roſenſtadt” in deren Straßen
die roten Backſteinhäuschen, das alte Schloß und die Gartengitter
faſt ausnahmslos von Roſen umrankt ſind. Es iſt ein Behagen,
im Voßhauſe, nahe dem Denkmal des Dichters Joh. Heinr. Voß,
zu raſten. Ein anderes Standbild ſtellt den aus Eutin
ſtammen=
den Komponiſten des „Freiſchütz”, Karl Maria von Weber, dar.
Es verlohnt auch, den nahen, von hohen Buchenwäldern
um=
gebenen Uklei= und Kellerſee in der Holſteinſchen Schweiz zu
be=
ſuchen. Die Wieſen, von blühenden Schlehdornhecken, den
„Knicks”, umrandet, ſind ſo ſaftig wie nur in Holſtein. Vieh
graſt auf den Wieſen. Niederdeutſche Bauernhäuſer mit ſteilen
Dächern und dem gekreuzten „Wodansbalken” am Giebel ſcheinen
organiſch mit der Landſchaft verwachſen zu ſein. Der Laubwald
zieht bis an die Geſtade der Oſtſee, wo es ſtille, dörfliche
Bade=
orte gibt. Die Bahn führt mitten durch die „Holſteiniſche
Schweiz” hält in Malente=Gremsmühlen am Diekſee, der
beſuch=
teſten Sommerfriſche der Gegend, — in Plön mit altem Schloß
und zwei großen Seen, — und iſt in zwei Stunden in Kiel.
Eine weite Stadt tut ſich auf, erfüllt vom Pulsſchlag
mo=
dernen Lebens. Schon am Bahnhof erblickt man, über den
Han=
delshafen hinweg, das eiſerne Sparrenwerk der Kruppſchen
Ger=
maniawerft mit dem berühmten Rieſenkran. Nördlich die
Deutſchen Werke A.=G., Werft Kiel, die aus den ehemaligen
Marinewerften hervorgegangen ſind. Die Stadt zieht ſich
lang=
geſtreckt um das Südende der Kieler Förde, einer tief ins Land
hineinreichenden, ſchmalen Oſtſeebucht.
Im ehemaligen Schloß der Herzöge von Holſtein=Gottorp,
dem Alten Rathaus, der Nikolaikirche, dem Thaulowmuſeum,
erſchließt ſich die Geſchichte Kiels, das bereits im 11. Jahrhundert
als Stadt erwähnt wird, Mitglied der Hanſa und Reſidenz der
Holſteiniſchen Herzöge war und im Ringen Schleswig=Holſteins
mit Dänemark und Schweden oft eine bedeutſame Rolle geſpielt
hat. Seit 1867 iſt es Hauptſtadt und geiſtiger Mittelpunkt der
Provinz Schleswig=Holſtein. Die bereits 1665 von Herzog
Chriſtian gegründete Univerſität hat muſtergültige moderne
Ein=
richtungen. Die große Blüte, die Kiel als Hafen der
Reichs=
marine erreicht hatte, war 1918 dahin. Der Stadt blieb jedoch
die günſtige Lage am Nordoſtſeekanal, den jährlich etwa 60 000
Handelsſchiffe durchfahren. Nahe Kiel, bei Holtenau, mündet er
in die Förde. Die Schleuſen von Holtenau und die neuen
Hafen=
anlägen bilden eine Sehenswürdigkeit Kiels. Ständig verkehren
Paſſagierdampfer auf der Förde, die nach Holtenau, zu den
Dorfbadeorten Altheikenhof und Möktenortsſowvie nach= Aaboe an
Nach polemiſchen Erwiderungen des Abg. Dr. Werner=
Natſoz. und Lux=Soz. gegen Dr. Müller kündigt Miniſter
Korell eine Enquete über den Verdienſt des
Bauern an. Eine Gegenüberſtellung zwiſchen Bauer und
Induſtriearbeiter ſei undiskutabel, denn der Landwirt verfüge
immer noch über „Beſitz”
Damit iſt die Generalausſprache geſchloſſen.
Das Haus vertagt um 2½ Uhr die Einzelberatung auf
Diens=
tag der kommenden Woche.
Um die heſſiſche Lehrerbildung.
Aus evangeliſchen Kreiſen wird uns geſchrieben: Leider will
die Frage der heſſiſchen Lehrerbildung immer noch nicht zur Ruhe
kommen. Aus eingeweihten Kreiſen werden wir darauf
aufmerk=
ſam gemacht, daß durch die Verlegung der Lehrerausbildung nach
Mainz für die weltanſchauliche Ausbildung der evangeliſchen
Lehrerſtudenten ein geradezu unhaltbarer Zuſtand eingetreten iſt.
Obwohl etwa ¼4 der Lehrerſtudenten in Mainz epangeliſch ſein
werden, wird die Ausbildung in den maßgebenden
wiſſenſchaft=
lichen Fächern, Pädagogik, Pſychologie und Philoſophie, faſt
aus=
ſchließlich von Nichtevangeliſchen erteilt. Der Direktor des Mainzer
Inſtituts, der zugleich Pädagogik lieſt, iſt ebenſo wie der einzige
Dozent für Philoſophie katholiſch. Pſychologie wird in Vertretung
von einem jüdiſchen Dozenten gelehrt. Wenn man hinzunimmt,
daß der Referent im Miniſterium ebenfalls nicht evangeliſch iſt, ſo
zeigt ſich, daß die ſchweren Bedenken, die von evangeliſcher Seite
gegen die Verlegung des Inſtituts nach Mainz erhoben wurden,
durchaus berechtigt waren. Die Beunruhigung des evangeliſchen
Volksteils wird durch den gegenwärtigen Zuſtand erneut in
ſtär=
kerem Maße hervorgerufen.
Abſchluß der Berliner
Kabinekts=
berakungen.
Abreiſe der deuſchen Lelegalion nach Genſ.
* Berlin, 13. Mai. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett hat am Mittwoch ſeine Beratungen über
die Haltung der deutſchen Regierung auf der Genfer Tagung
zu Ende geführt. Ein beſonderer Beſchluß wurde nicht gefaßt.
Das amtliche Communiqué begnügt ſich mit der Feſtſtellung, daß
die eingehenden Darlegungen des Reichsaußenminiſters „die
ein=
ſtimmige Zuſtimmung des Kabinetts” fanden. Die Delegation
ſelbſt hat am Mittwoch nachmittag unter Führung des
Außen=
miniſters die Fahrt nach Genf angetreten, wo zunächſt die
Europakommiſſion berät. Zur Verabſchiedung des Miniſters und
der Delegation, deren Zuſammenſetzung bereits bekannt iſt,
hat=
ten ſich der Staatsſekretär und andere höhere Beamte des
Aus=
wärtigen Amts und der Preſſeabteilung der Reichsregierung am
Anhalter Bahnhof eingefunden.
Sozialdemokrakiſche „Außenpolitik”.
Berlin, 13. Mai. (Priv.=Tel.)
Die Sozialdemokraten haben ſich heftig darüber aufgeregt,
daß in einem Rechtsblatt einige unbequeme Bemerkungen
ent=
halten waren, als man erfuhr, daß Herr Dr. Breitſcheid eine
diplomatiſche Rundreiſe antreten würde. Sie dürfen ſich aber
darüber nicht wundern, daß gegen ihre außenpolitiſchen
In=
ſtinkte einiges Mißtrauen herrſcht, wenn ſich bei jeder
Gelegen=
heit ergibt, daß ſie nur aus der Froſchperſpektive zu urteilen
verſtehen. An demſelben Tage, an dem die deutſche Delegation
nach Genf abreiſt, an dem eigentlich eine geſchloſſene
national=
politiſche Front zur Vorbereitung der Genfer Kämpfe
notwen=
dig wäre, erhebt der „Vorwärts”, das Zentralorgan der
Sozial=
demokraten, einen heftigen Angriff, weil Oeſterreich mit Ungarn
und Italien ein regionales Dreieck=Abkommen unterzeichnet hat,
obwohl das doch eine rein wirtſchaftliche Angelegenheit iſt.
Die Möglichkeit eines Zuſammenarbeitens der vier Länder iſt
für den „Vorwärts” eine wenig erfreuliche Ausſicht, er ſchreibt
wörtlich „ein Anſchluß Deutſchöſterreichs an das Italien
Muſſo=
linis und das Ungarn Horthys iſt ein außenpolitiſches
Experi=
ment, dem die Sozialdemokratie nur mit ſchärfſter Oppoſition
begegnen könnte‟. Da muß man aber doch fragen, was haben
denn Zollverträge mit der inneren Regierungsform der Länder
zu tun? Eine ſolche Einſtellung mutet wirklich
hinterwäld=
leriſch an. Die Sozialdemokraten haben ſeinerzeit gegen den
Rapollo=Vertrag gekämpft aus reinem Haß gegen die
Bolſche=
wiken. Sie ſollten inzwiſchen gelernt haben, daß Außenpolitik
nicht nach Sympathie oder Antipathie, ſondern nur nach den
nationalen Notwendigkeiten gemacht wird. Für uns kann nur
maßgebend ſein, ob wir mit einem anderen Land wirtſchaftlich
oder politiſch zuſammenarbeiten können, einerlei wie ſeine
Re=
gierungsform im Innern iſt.
der Kieler Außenförde gehen. Hier iſt der beſte
Beobachtungs=
ort für die internationale „Kieler Woche”, — ein Sportereignis
von Weltruf —, ſowie für den lebhaften Schiffsverkehr vom und
zum Nordoſtſeekanal. Nahebei das große Marine=Ehrenmal.
Gegenüber der Leuchtturm von Friedrichsort, deſſen Lichter über
dem Kieler Hafen ſtehen.
Parallel dem Nordoſtſeekanal führ die Bahn über
Oſterrön=
feld nach Rendsburg. Hier überſchreitet ſie auf einer
einzig=
artigen, kühn angelegten Brücke (mit 2500 Meter der längſten
in Deutſchland) den Nord=Oſtſee=Kanal, läßt das Städtchen
Rendsburg mit ſeinen roten Dächern tief unter ſich, macht eine
große Schleife und fährt nordwärts nach Schleswig.
Ein hoher Backſteindom ſpiegelt ſich dort im Waſſer der
Schlei, einer ſalzhaltigen, tief ins Land einſchneidenden ſchmalen
Förde. In Schleswig wurde vom Heiligen Ansgar die erſte
chriſtliche Kirche des Landes erbaut; ſchon 948 waro es zum
Bistum erhoben. Der Dom, mehrfach niedergebrannt und
wie=
deraufgebaut, ſpiegelt alle Bauſtile ſeit dem 12. Jahrhundert
wider. Auf den Höhen ſüdlich der Schlei, nahe dem Dorf
Haddeby, die „Oldenburg” hoch geſchichtete Erdwälle, die als
Reſte der Wikingerfeſte Haithabu feſtgeſtellt wurden. Man hat
Runenſteine, ein Bootkammergrab, den Grundriß eines
Wikin=
gerhauſes gefunden und weiß jetzt, daß Haithabu, das „Korinth”
des Nordens, im 9. Jahrhundert in hoher Blüte ſtand und den
Verkehr nach Skandinavien vermittelte.
Weiter nordwärts! Der Schnellzug trägt den Reiſenden in
anderthalb Stunden nach Flensburg, der größten Stadt des
Landes Schleswig, die ſich hufeiſenförmig um die Flensburger
Förde breitet. Auch hier rote Kirchen mit ſpitzen Türmen,
alter=
tümliche Straßen, das wuchtige Nordertor, das Alt=Flensburger
Haus, ein zur Gaſtſtätte umgewandeltes Patrizierheim. Unten
am Hafen ſchaukeln Schiffe auf der Förde, fahren hinaus nach
Schloß Glücksburg am waldigen Strande.
Das Nordufer der Förde mußte 1920 an Dänemark
abgetre=
treten werden; die Grenze führt mitten durch die Bucht und
ſchneidet Flensburg von ſeinem Hinterlande ab. Heute iſt es
Grenzſtadt, und ſein „Deutſches Haus” ward zum Mittelpunkt
volksdeutſcher Arbeit. Kraftwagenlinien führen über die Grenze
in das abgetrennte Nordſchleswig nach Sonderburg, Apenrade,
Lügumkloſter, Tondern. Man kann mit einem Paß viſumfrei die
Grenze überſchreiten, in einer Tagestour das jetzt däniſche
Ge=
biet beſuchen und bei Hoyerſchleuſe an der Noroſee enden.
Gegenüber dehnt ſich dort lang und ſchmal die Inſel Sylt. Von
hier kann man von Weſterland aus über den Hindenburgdamm,
dies Wunderwerk deutſcher Technik, auf das Feſtland
zurückkeh=
ren. Bieles lockt zum Bernch; die Halkigen und die Inſel=
Danzigs Nok.
Liſailles, die Urſache des Niederganges
der Danziger Wirtſchaft.
Danzig, 12. Mai.
Die Deutſch=Liberale Partei der Freien Stadt Danzig hielt
am 9. und 10. Mai in Danzig ihren Parteitag ab, der diesmal
ganz im Zeichen außenpolitiſcher Fragen ſtand. In einer
ein=
ſtimmig angenommenen Entſchließung wird ausgeführt, daß die
von Jahr zu Jahr zunehmende Verelendung der Danziger
Be=
völkerung auf die Beſtimmungen des Verſailler Vertrages
zu=
rückzuführen ſei. Die Nichterfüllung der uns als Entgelt für
die Abtretung Danzigs vom Reich gegebene Zuſage, daß
Dan=
zig als Zugang Polens zum Meere aufblühen ſolle, die
Unter=
minierung des Handels und Handwerks, der Induſtrie und
Landwirtſchaft Danzigs durch polniſche Wirtſchaftspraktiken und
der Bau des von Polen mit allen Mitteln begünſtigten Hafens
Gdingen ſind die weſentlichen Urſachen des Niederganges der
Danziger Wirtſchaft. Darum fordert der Parteitag der Deutſch=
Liberalen Partei, daß die Regierung der Freien Stadt Danzig
die erforderlichen Schritte zur Rettung Danzigs unternimmt,
um die in Art. 19 des Verſailler Vertrages vorgeſehene
Nach=
prüfung und Aenderung der Danzig=Beſtimmungen des
Ver=
ſailler Vertrages bei den zuſtändigen Inſtanzen des
Völker=
bundes durchzuführen. Im beſonderen werden dann die
For=
derungen erhoben, die ein Verbot der Bewilligung der den
Danziger Staatsangehörigen gewährten Rechte an polniſche
Staatsbürger, ferner den Zwang zur Benutzung des Danziger
Hafens als Zugang Polens zum Meere, die Beſeitigung des
Munitionsbeckens auf der Weſterplatte und die Entfernung der
widerrechtlich in Danzig eingedrungenen polniſchen
Staatsbahn=
direktion für Pommerellen ſowie eine Reviſion in der Paßfrage
betreffen.
Danzigs Prokeſt
gegen den polniſchen Wirtſchaftsboykoki.
Danzig, 13. Mai.
Am Dienstag fand eine von der Vereinigung der
Arbeit=
geberverbände in der Freien Stadt Danzig einberufene
Proteſt=
kundgebung gegen den polniſchen Wirtſchaftsboykott ſtatt. In
eindrucksvoller Weiſe wurde die ſchwere Bedrängnis dargelegt, in
der ſich die Wirtſchaft der Freien Stadt Danzig infolge der
pol=
niſchen Wirtſchaftspolitik befindet.
Polenausſchreikungen gegen deutſchen Kraftwagen
im Korridor.
Lauenburg, 13. Mai.
Auf der Fahrt von Lauenburg durch den Korridor nach
Dan=
zig begegnete der Kraftwagen eines Arztes aus Lauenburg auf
der Straße bei Gdingen einem von etwa 300 Polen
veranſtalte=
ten Demonſtrationszug. Als die Polen an dem Kraftwagen das
deutſche Kennzeichen ſahen, ſtürzten ſich einige Polen auf den
Wagen, riſſen das mit dem deutſchen Adler verſehene Schild des
A. D. A. C. ab und zertrümmerten eine Scheibe. Die Inſaſſen
erlit=
ten Verletzungen durch Glasſplitter. Die Polizei, die den Zug
begleitete, konnte den Ueberfall nicht verhindern.
Die Unkerſuchung gegen den polniſchen
Flieger=
haupkmann.
Berlin, 13. Mai.
Die Unterſuchung gegen den polniſchen Fliegerhauptmann, der
vor einigen Tagen bei Preußiſch=Holland notgelandet iſt, hat
er=
geben, daß er bereits kurz vorher ſchon einmal auf deutſchem
Ge=
biet eine Notlandung vorgenommen hatte, aber wieder geſtartet
war. Infolge Oelmangels mußte er dann bei Preußiſch=Holland
noch einmal niedergehen. Gegen den Flieger, der zurzeit noch in
Haft gehalten wird, wird wegen Verſtoßes gegen die
Luftver=
kehrsbeſtimmungen und gegen die Paßvorſchriften ein
Strafver=
fahren eingeleitet werden. Die Tatſache, daß der Flieger bereits
einmal auf deutſchem Boden notgelandet war und verſucht hatte,
zu entkommen, wird naturgemäß ſtrafverſchärfend wirken.
Endlich!
Berlin, 13. Mai.
Wie wir erfahren, hat die Pariſer Regierung den in die
Königsberger Spionageaffäre verwickelten Konſul in Königsberg,
Fauget, abberufen. Die Abbberufung des in dieſelbe
Angelegen=
heit verwickelten ſtellvertretenden Militärattachées in Berlin,
de Mierry, ſteht unmittelbar bevor.
Föhr, Huſum, die „graue Stadt am Meer‟. Dithmarſchen mit
dem Nordſeebad Büſum, die Kooge mit ihrer großartigen
Land=
gewinnungsarbeit, die Marſchen mit ihrer Viehzucht und der
hochſtehenden Bodenkultur. Ueberall ſieht man zähe Arbeit und
hochwertige Leiſtungen, ſieht Menſchen, die mit ganzer Seele an
ihrer Heimat hängen und ihr darum ein unermüdliches,
ziel=
bewußtes Schaffen weihen.
* Neues Licht auf Altgriechenland. (Die Grabungen
in Päſtum.) Die Tempel von Päſtum ſind die großartigſten
Ueberreſte der griechiſchen Baukunſt, die ſich auf dem
italieni=
ſchen Hauptland befinden. Das altgriechiſche Poſeidonia, das
römiſche Päſtum, dieſer berühmte Vorpoſten helleniſcher Kultur,
zieht jetzt von neuem die Aufmerkſamkeit aller Freunde des
klaſſiſchen Altertums auf ſich, denn neue Grabungen, die von dem
Direktor der italieniſchen Ausgrabungen Prof. Majuri geleitet
werden, haben wichtige Funde ans Licht gebracht. Das Ziel
der neuen Arbeiten beſteht darin, alles das freizulegen, was
innerhalb des Umkreiſes der altgriechiſchen Kolonie begraben
liegt. Der erſte Schritt war die Ausgrabung der Grenzmauern;
dieſe ſind nun in ihrem ganzen Umfange von etwa 5 Kilometer
ſichtbar und zeigen ſchwere Travertinblöcke. Die
Hauptgrabun=
gen werden nördlich der alten Straße vorgenommen, die von
dem Oſttor, der Porta Sirena, nach dem Weſttor, der Porta di
Mare, durch die Stadt führt. In dieſem Gebiete liegen die
Ruinen des ſog. Friedenstempels, der 1830 entdeckt wurde, aber
erſt jetzt näher unterſucht wird; ſeine Verbindung des
korinthi=
ſchen mit dem doriſchen Stil deutet darauf hin, daß er in der
vorrömiſchen Zeit erbaut wurde. Der Halbkreis von Steinſitzen,
der als „Theater” bekannt und jetzt ausgegraben worden ift,
ſtammt aus noch früherer Zeit. Die römiſche Straße, die ſich
hinter dem wundervollen Tempel des Neptun und der Ruine
der Baſilika hinzieht, iſt faſt in ihrer ganzen Länge freigelegt
worden. In dem ruinenhaften Bauwerk, das nördlich vom
Nep=
tun=Tempel ſich erhebt und als „Gymnaſium” bekannt iſt, hat
man eine Säule wieder hergeſtellt, ſo daß man ſich nun eine
genaue Anſchauung von dieſem Bauwerk mit ſeiner doppelten
Reihe doriſcher Säulen bilden kann. Das Amphitheater, das
aus der Römerzeit ſtamt, iſt bisher nur teilweiſe ſichtbar, wird
aber ebenfalls ganz ans Licht gehoben werden. Wenn es
ge=
länge, nach der Vollendung dieſer ſo fruchtbaren Arbeiten auch
noch die ſtörende Umgebung der modernen Häuſer zu beſeitigen,
dann würde eine der großartigſten Anlagen Altgriechenlands
wieder hergeftellt werden können und Italien um ein altgrie=
B.
chiſches Denkmal erſten Ranges reicher ſei=
Seite 2
Nummer 133
die Jumerang
ver vſterteicticen Kieont Anftätt.
Ruhigere Beurkeilung. — Hilfsmaßnahmen der BJ3.
kommen vorläufig nichk in Frage.
EP. Wien, 13. Mai.
Das Bekanntwerden der Schwierigkeiten der Oeſterreichiſchen
Kredit=Anſtalt hat naturgemäß auch im Auslande großes
Auf=
ſehen erregt. Andererſeits hat das raſche und zielbewußte
Eingreifen der Regierung zweifellos Beruhigung geſchaffen. Es
kann ſchon nach dem Verlauf des geſtrigen Tages geſagt
wer=
den, daß die öſterreichiſche Wirtſchaft dem gefährlichen Stoß,
der durch die Hilfsaktion der Regierung abgewehrt wurde,
ſtandgehalten hat. Heute findet die Sitzung des Miniſterrats
ſtatt, in der zwei mit der Sanierungsaktion zuſammenhängende
Geſetze eingebracht und erledigt werden ſollen. Das eine ſieht
die Ausgabe mehrjähriger Schatzſcheine im Betrag von 100
Mil=
lionen Schilling vor, das andere beſtimmt, daß der Gewinn=
Anteil des Staates an der Oeſterreichiſchen Nationalbank, der
bisher zur Tilgung der Darlehnsſchuld des Staates bei der
Nationalbank, verwendet wurde, nunmehr für eine Reihe von
Jahren zur Verzinſung und Tilgung der ausgegebenen
Schatz=
ſcheine verwendet werden ſoll. Ueber die Begebung dieſer
Schatz=
ſcheine werden Beſprechungen mit der BJZ. ſtattfinden, die
ſich auch ſchon der Oeſterreichiſchen Nationalbank zur Verfügung
geſtellt hat. Bisher war es nicht nötig, dieſe Hilfe in Anſpruch
zu nehmen, da keine Kündigungen ausländiſcher Kredite
beob=
achtet wurden. In Kreiſen der BJZ. beurteilt man gleichfalls
die Lage der Bank durchaus ruhig. Vorläufig kommen,
wie geſagt, Hilfsmaßnahmen ſeitens der BJZ.
nicht in Frage. Sollte aber durch etwaige Rückzüge
frem=
der Depots die Lage der Kredit=Anſtalt ſich etwas ſchwieriger
geſtalten, dann würde man ſich erneut ſeitens der BJZ. mit
der Prüfung der Lage befaſſen. Indeſſen glaubt man, daß die
Bank nach ihrer raſchen Sanierung auch weiter das Vertrauen
der ausländiſchen Finanzkreiſe genießen wird.
Zwei Vertreter der BJZ., denen ſich im Laufe des
heu=
tigen Tages noch ein Vertreter der Bank von England
zuge=
ſellen wird, ſind in Wien angekommen. Dieſe Sachverſtändigen
werden die Lage der Kredit=Anſtalt zu prüfen haben. — Wie
verlautet, wird auch das Kontroll=Komitee des Völkerbundes
ſich mit der Frage der Sanierung der Kredit=Anſtalt befaſſen.
Da die Bundesregierung Schatzſcheine im Betrage von 100
Mil=
lionen Schilling ausgibt, alſo eine Anleihe aufnimmt, ſind die
Donnerstag, den 14. Maf 1931
materiellen Vorausſetzungen für den Eingriff des
Kontroll=
komitees gegeben. Es wird erwartet, daß die Angelegenheit in
Genf eine raſche und wohlwollende Erledigung finden wird.
Der Geſehenkwurf zur Sanierung der Oſterreichiſchen
Credikanſtalt.
Die Regierung hat heute dem Nationalrat den endgültigen
Geſetzentwurf vorgelegt, durch den der Finanzminiſter ermächtigt
wird, zur Deckung des bei der Creditanſtalt eingetretenen
Ver=
luſtes den Betrag von 100 Millionen Schilling zu verwenden, von
denen 58,6 Millionen Schilling zum Ankauf von neuen Aktien der
Creditanſtalt und 41,4 Millionen zur Abdeckung des reſtlichen
Verluſtes verwendet werden ſollen. — Zu dieſem Zweck, und um
eine Rückwirkung auf den ohnehin durch die Kriſe ſehr
geſchwäch=
ten Kaſſenbeſtandes des Bundes zu vermeiden, ſoll ein Darlehen
im Höchſtbetrage von insgeſamt 150 Millionen Schilling durch
die Ausgabe von Bundesſchuldverſchreibungen oder von
Bundes=
ſchatzwechſeln in öſterreichiſcher oder ausländiſcher Währung mit
mehrjähriger Laufzeit aufgenommen werden. Die Oeſterreichiſche
Nationalbank wird ermächtigt, durch Beſchluß der
Generalver=
ſammlung Aktien der Creditanſtalt im Höchſtbetrage von 13
Mil=
lionen Schilling für ihre Reſerven zu erwerben. — Die
Rückzah=
lung der Darlehnsſchuld des Bundes an die Nationalbank ſoll bis
1935 ſiſtiert werden und der Anteil des Bundes am Reingewinn
der Nationalbank, für die Aktien der Creditanſtalt verwendet
werden. — Die Beendigung der Währungsreform durch die
Ver=
pflichtung der Bank zur Einlöſung ihrer Noten wird dadurch nicht
hinausgeſchoben, da die Darlehensſchuld des Bundes ſich ſeit 1923
um 160 Millionen Schilling auf ungefähr 96 Millionen Schilling
reduziert hat, ein Betrag, der an ſich kein Hindernis bietet, im
geeigneten Zeitpunkt die Verpflichtung der Bank zur Einlöſung
ihrer Noten in Kraft zu ſetzen. — Die Creditanſtalt erhält die
Erlaubnis, in der Bilanz von 1930 den zur Rekonſtruktion
auf=
gewendeten Betrag als bereits erhalten einzuſtellen. — Ohne
jede Debatte wurde die Vorlage ſofort dem Finanzausſchuß
über=
wieſen, der bereits heute in den ſpäten Nachmittagsſtunden dem
Hauſe berichten wird, ſo daß das Geſetz noch heute abend
ver=
abſchiedet werden kann.
Schulſtreik deutſcher Kinder in Polen.
Der polniſche Schulinſpektor im Kreiſe Schwetz hatte
ange=
ordnet, daß ab 30. April der evangeliſche Unterricht auch in den
deutſchen Schulen nur in polniſcher Sprache zu erteilen iſt. Ab
1. Mai begannen nun vereinzelt die deutſchen Kinder vom
all=
gemeinen Schulbeſuch fernzubleiben, was mit dem geſtrigen Tage
im Schwetzer Kreis zu einem allgemeinen Schulſtreik der
deut=
ſchen evangeliſchen Kinder führte.
Die Aeiessvermaderangsskonseiens-
Frankreich dringt mit ſeinen Sankkionsplänen nicht
durch. — Die Berhandlungen auf dem koken Punkk.
Genf, 13. Mai.
Die Verhandlungen über die vorbeugenden Maßnahmen zur
Kriegsverhinderung ſind auf einem toten Punkt angelangt. Der
italieniſche Vertreter de Marinis erklärte heute, daß ſein Land
keinem Abkommen zuſtimmen werde, das ſie ſatzungsgemäßen
Befugniſſe des Völkerbundsrates abändere, verringere oder
er=
weitere für den Fall von internationalen Streitigkeiten. Wenn
eine ſolche Abänderung durch das geplante Abkommen jedoch
nicht herbeigeführt werde, werde dieſes Abkommen überflüſſig
und zwecklos ſein. Der Ausſchuß entſchloß ſich, die bisherigen
Vorſchläge, bei denen die franzöſiſche Abſicht auf
Erweiterung der Sanktionsmöglichkeiten nicht
durchgedrungen iſt, an einen Redaktionsausſchuß
weiter=
zugeben, der verſuchen ſoll, auf der bisherigen Grundlage einen
einheitlichen Abkommensentwurf aufzuſtellen. Der Entwurf ſoll
ſpäter dem Völkerbundsrat und der Vollverſammlung zur
Ent=
ſcheidung vorgelegt werden. Der Gedanke an die
vor=
beugende Kriegsverhinderung iſt durch den
Ver=
lauf der bisherigen Verhandlungen zwar nicht, wie man es
anfangs befürchten mußte, geſcheitert; er iſt aber durch
die Meinungsverſchiedenheiten, die ſich zwiſchen
den einzelnen Staaten ergeben haben, auf die lange Bank
geſchoben worden und wird wohl erſt ſpäter wieder
auf=
gegriffen werden.
Bemerkenswert iſt, daß ſich in dem Ausſchuß ſehr
kri=
tiſche Stimmen gegen den ſchwediſchen
Vor=
ſchlag hören ließen, der eine Art internationale
Preſſezenſur für Zeiten politiſcher
Hochſpan=
nungen ſchaffen wollte. In dem Ausſchuß wurde auf die
Schwierigkeiten hingewiefen, die ſich aus Anordnungen des
Völkerbundsrates und der nationalen Geſetzgebung, ſowie dem
Grundſatz der Freiheit der Preſſe ergeben müßten. Allerdings,
ſo betonte man, werde es wohl nützlich ſein, gewiſſe
Empfeh=
lungen gegen etwaige Auswüchſe der Preſſekampagne in den
Abkommensentwurf aufzunehmen. — Der ſchwediſche Vertreter
Lange wies darauf hin, daß als Zwiſchenlöſung vielleicht die
eigene Radioſtation des Völkerbunds=Sekretariats in den Dienſt
der Aufklärung geſtellt werden könne, indem man amtliche
Ver=
lautbarungen und Kundgebungen an die internationale
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Nee
Nummer 133
Donnerstag, den 14. Mai 1931
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, den 14. Mai 1931.
Rof=Kreuz-Tag 1931.
Am Sonntag, den 14. Juni, findet wie alljährlich in ganz
Deutſch=
land der Rotkreuztag ſtatt, bei dem eine Straßen= und Hausſammlung
(letztere Anfang Juni beginnend) veranſtaltet wird. Jeder Deutſche
weiß, wie ungemein ſegensreich das Hilfswerk des Roten Kreuzes iſt,
wie ſeine Wohlfahrtseinrichtungen zur Linderung der Not beitragen und
wie die Tätigkeit der freiwilligen Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz
bei jeder größeren Veranſtaltung nützlich und bei Unfällen geradezu
unentbehrlich iſt. Die Haupteinnahme der Rotkreuzvereine, die ſie zur
Beſtreitung der mit der Hilfstätigkeit jeder Art nun einmal verbundenen
Ausgaben befähigt beſteht in dem Ergebnis des Rotkreuztages. Es iſt
deshalb zu hoffen, daß auch in dieſem Jahr das deutſche Volk nach
Kräf=
ten durch Gaben dazu beiträgt, dem Roten Kreuz die Erfüllung ſeiner
gemeinnützigen Aufgaben zu ermöglichen, indem jeder einzelne auch nur
ein kleines Scherflein dazu gibt. Dies um ſo mehr, als die
Rotkreuz=
vereine in ſolchen Notzeiten, wie wir ſie jetzt durchmachen, natürlich
be=
ſonders ſtark in Anſpruch genommen werden.
Das Rote Kreuz läßt jedem ſeine Hilfe angedeihen, der ihrer bedarf,
ohne nach Konfeſſion, politiſcher Geſinnung oder Stand zu fragen.
Andere Sammlungen, die etwa um dieſe Zeit ſtattfinden, haben mit
dem Roten Kreuz nichts zu tun.
Der Miniſter für Kultus und Bildungsweſen macht bekannt:
Am 29. Juni 1931 ſind ſeit dem Tode des Freiherrn vom
Stein 100 Jahre vergangen. In allen Schulen ſoll an dieſem
Tage eine Schulfeier ſtattfinden, in der die Perſönlichkeit des
her=
vorragenden Mannes gewürdigt und ſeine geſchichtliche und
Gegenwartsbedeutung im Sinne der Erziehung zum Staat
her=
vorgehoben wird. Der Unterricht fällt an dieſem Tage aus.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Alten=Buſeck, Kreis Gießen; Wohnung
wird in Kürze frei (Dreizimmerwohnung).
— Jubiläumsausſtellung Kröh—Müller. Für die
Ehrenaus=
ſtellung, die anläßlich des 90. Geburtstages der beiden Senioren
der heſſiſchen Künſtlerſchaft Profeſſor Heinrich R. Kröh und
Profeſſor Hermann Müller kommenden Sonntag,
den 17. d. M., 11½ Uhr, in der Kunſthalle am Rheintor,
er=
öffnet wird, zeigt ſich bereits bei der Bevölkerung ein beſonders
großes Intereſſe. Von Darmſtädter Kunſtfreunden, die Beſitzer
von Werken der beiden Altmeiſter ſind, gingen dem Kunſtverein
ſo zahlreiche Anmeldungen zu, daß es bei den Raumverhältniſſen
der Kunſthalle nur möglich war, einen Teil der zur Verfügung
geſtellten Arbeiten zur Ausſtellung zu bringen. Die
Jubiläums=
ſchau iſt jetzt zuſammengeſtellt, und es darf erwartet werden, daß
ſie großen Beifall finden wird. Der Vorſtand des Kunſtvereins
wird es begrüßen, wenn zu der Eröffnungsfeier, zu der die zu
ehrenden Jubilare ihr Erſcheinen zugeſagt haben, ſich auch die
Mitglieder des Vereins in recht ſtattlicher Zahl einfinden würden.
Kunſtausſtellung Darmſtadt 1931, Mathildenhöhe. Die
Aus=
ſtellung wird bereits am 7. Juni eröffnet werden. Die
Einlie=
ferung der Arbeiten auf der Mathildenhöhe wird vom 11. bis 20.
Mai erbeten (9—12, 15—18 Uhr). Spätere Ablieferungen können
nicht mehr berückſichtigt werden. Die Arbeiten der Künſtler in
Mainz, Offenbach, Gießen, Worms werden in dieſen Städten am
22. und 23. Mai juriert.
v.H.
— Johann Strauß mit ſeinem Wiener Orcheſter ſpielt heute
abend 8 Uhr in der Feſthalle. Wiener Muſik unter Leitung von
Johann Strauß bleibt für den Hörer ein unvergeßliches Ereignis.
Karten ab 11 Uhr vormittags an der Feſthalle. Beſonders ſei
darauf hingewieſen, daß dieſe Veranſtaltung ohne Reſtauration
als Stuhlkonzert ſtattfindet.
Konzerte des Reichsbundes ehem. Militärmuſiker. Die ſeit
Jahren allerwärts gut aufgenommenen Vereinskonzerte des
Reichsbundes ehem. Militärmuſiker, in erſter Linie dazu beſtimmt,
die ſchöne alte Militärmuſik zu erhalten und zu pflegen, werden
demnächſt wieder ihren Anfang nehmen. Sie haben ſich in allen
Volksſchichten immer mehr Anhänger erworben und werden trotz
nicht unerheblicher Schwierigkeiten auf Grund vielfacher
An=
regungen auch weiterhin durchgeführt werden. Volkstümliche
Pro=
gramme und ebenſolche Eintrittspreiſe werden ſicher auch diesmal
wieder ihre Anziehungskraft ausüben. Das erſte Konzert wird
vorausſichtlich Anfang Juni ſtattfinden.
Heſſiſches Landestheaker.
— Heſſiſches Landestheater. Zum 30. Male „Meine
Schweſter und ich”. Heute, Donnerstag, findet im Großen
Haus, außer Miete, bei kleinen Preiſen, die 30. Aufführung des
muſikaliſchen Luſtſpiels „Meine Schweſter und ich” von Robert
Blum nach Berr und Verneuil, mit Geſangstexten und Muſik von
Ralph Benatzky, ſtatt. Muſikaliſche Leitung: Fritz Bohne. In
den Hauptrollen Schmitz, Hinz, Gothe, Pfaudler, Gallinger,
Bau=
meiſter, Jürgas. — Lortzings volkstümliche Oper Zar und
Zimmermann” wird heute. Donnerstag, im Kleinen Haus,
außer Miete, als Vorſtellung zu halben Preiſen in Szene gehen.
Muſikaliſche Leitung: Erwin Palm. In den Hauptrollen:
Stra=
lendorf, Kuhn, Vogt, Harre, Bunſel, Overlack, Liebel. —
Spiel=
planänderung. Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß
morgen, Freitag, im Großen Haus, nicht die heitere Oper
Valerio” von Hans Simon, ſondern Jaromir Weinbergers
Volksoper. Schwanda, der Dudelſackpfeifer”, unter
muſikaliſcher Leitung von Karl Maria Zwißler, zur Aufführung
gelangt. Die nächſte Aufführung des „Valerio” findet Sonntag,
den 17. Mai, unter muſikaliſcher Leitung des Komponiſten Hans
Aufgefahren gen Himmel. ..
Großes Haus Kleines Haus Donnerstag,14. Mai WMNie
Meine Schweſter und ich
Vorſtellung zu klein. Preiſen!=
Außer Miete
Preiſe 0.50—4 Mk. ffRNf
Zar und Zimmermann
Vorſtellung zu halb. Preiſen
Außer Miete
Preiſe 0.60 bis 3 Mk Freitag,
15. Mai 19.30—22.30 Uhr
Schwanda der Dudelſachpfeifer
1, Gr. 4, 5 u 6
Preiſe 1—10 Mk. 19.30—22.15 Uhr
Die Wildente
Zuſatzmiete Vl,13
Preiſe 1.20—6 Mk. Samstag,
16. Mai 20— 22 Uhr
Sturm im Waſſerglas
Vorſtellung zu halb Preiſen
T. Gr. 2, 3, 7 u. 8
Preiſe 0.50—5 Mk. 20—22.30 Uhr
Liebesluſt
oder die weißen Schuhe
Preiſe 0.50—2.50 Mk. Sonntag,
17. Mai 19.30— 22 30 Uhr
Balerio
C 23
Preiſe 1—10 Mk. 19.30—22.15 Uhr
Zum letzen Male:
Der Graue
Zuſatzmiete 1V,11
Preiſe 1—5 Mk.
Der Glaube an die „Entrückung” heiliger oder hervorragender
Menſchen iſt weit über die Erde verbreitet. Man glaubte, daß
Perſonen, die von der Gottheit beſonders geliebt oder
ausgezeich=
net werden, dem Schickſal des Todes entgehen und bei lebendigem
Leibe an den Ort des ewigen Lebens gebracht werden, um hier
das glückliche Daſein der Götter zu teilen. Beſonders den
daſeins=
frohen Griechen war die Vorſtellung lieb, daß die von ihnen
ver=
ehrten Heroen nicht in die dunkle Dämmerung der
Unterwelt eingingen, ſondern daß ſie durch die Gnade
der Götter auf die Höhen des Olymp erhoben
wur=
den, um hier teilzunehmen an der ewigen Wonne
der Unſterblichen, mit ihnen Nektar und Ambroſia zu
genießen. Seit Alexander dem Großen, der ſich unter
den helleniſchen Herrſchern zuerſt göttliche Ehren
bei=
legte, wurden auch Könige ſolcher Gnade teilhaftig.
So erzählte man von Nero, er ſei nicht geſtorben,
ſondern ins Jenſeits entführt worden, und die
Jeru=
ſalemer Chriſten erwarteten ſeine Wiederkunft als
die Erſcheinung des Antichriſts: Antinoos, der ſchöne
Liebling Hadrians, ſollte zur Gottheit verklärt ſein
die Königin Berenike als Sternbild an den Himmel
verſetzt. Von dieſem Entrückungsglauben, der nach
dem Vorgang orientaliſcher Religionen zuerſt von
den griechiſchen Orphikern ausgebildet wurde, iſt zu
der Vorſtellung einer Auffahrt zum Himmel nur ein
Schritt, und dafür bot, wie Bachofen ausgeführt hat,
die Schar der leichtbeſchwingten Vögel, das nächſte
und verſtändlichſte Bild. So werden denn Vögel als
Symbole dieſer Himmelfahrt frommer Menſchen oder
auch der Seelen häufig verwendet beſonders der
Adler; aber auch in dem Dichterroß Pegaſus iſt wohl
ein ſolches Sinnbild der Entrückung des Künſtlers
in überirdiſche Sphären zu erblicken. Im Alten
Teſta=
ment finden wir die Himmelfahrt des Elias im
feu=
rigen Wagen, und von Henoch wird berichtet, daß er
„durch den Glauben weggenommen wurde, damit er
den Tod nicht ſähe‟. Auch den alten Germanen war
der Glaube an die „Entrückung” berühmter Helden
auf hohe Berge bekannt, wo ſie, vom Volke verehrt.
weiter fortleben ſollten. Die im Neuen Teſtament
erzählte Himmelfahrt Chriſti konnte daher im
Volks=
glauben leicht verwurzeln und wurde ſchon früh als
hoher Feiertag gefeiert.
Ob die erſten Ehriſten bereits die Himmelfahrt
des Herrn begangen haben, wiſſen wir nicht, aber zu
Anfang des vierten Jahrhunderts war eine ſolche
allgemeine Feier üblich, und auf dem Konzil zu
Elvira wurde 1305 der Donnerstag in der dem
Pfingſtfeſt vorangehenden Woche dazu beſtimmt. Das
Feſt erhielt den Namen „Auffahrt des Herrn”; nur
im Engliſchen hat ſich die volkstümliche Bezeichnung
„Heiliger Donnerstag” erhalten, und wir dürfen
wohl annehmen, daß im germaniſchen Glauben die
alten Flurumgänge, die zu Ehren des Wettergottes
Donar abgehalten werden, auf den nach dem Gott
genannten Wochentag, an dem das Feſt begangen
ward, verlegt wurden. In dieſen Flurumgängen iſt
der Keim der ſo beliebten Ausflüge am
Himmel=
fahrtstag zu ſuchen, die als „Auffahrten” bezeichnet
wurden, weil ſie beſonders gern auf Höhen und Berge
unternommen werden. Da bei dieſen Umgängen
die Frauen zu Hauſe bleiben, ſo ſind auf dieſe Weiſe
die Herrenpartien entſtanden. In den
Him=
melfahrtspredigten der Kirchenväter, beſonders des
Hieronymus, finden ſich ſehr lebendige Schilderungen
der Himmelfahrt des Herrn, die als der endliche und
höchſte Triumph des Erlöſers über ſeinen alten
chene Puppe unter allgemeinem Jubel in die Krche. Der erdde
Bericht über die kirchliche Feier des Himmelfahrtsfeſtes ſtammt
aus dem 11. Jahrhundert, und erſt zu Anfang des 19.
Jahrbun=
derts wurde verſchiedentlich, ſo im Bistum München, das
Hinauf=
ziehen der Chriſtusfigur verboten, hat ſich aber in Dorfkirchen
wohl noch bis zum heutigen Tage erhalten. In München wurde
früher am Vorabend des Feſtes ein Teufel durch die Straßen ge=
Widerſacher, den Teufel, gefeiert wird, weil ja
Chri=
ſtus nun triumphierend in den Schoß des Vaters heimkehrt. Bei
der Gemeinde recht deutlich zu machen, führte man im
Gottes=
dienſt eine dramatiſche Darſtellung ein, wobei man ſich auf den
ein lebensgroßes Chriſtusbild geſtellt, das möglichſt unauffällig
mit Stricken an der Decke der Kirche befeſtigt war. Nach einer
Chriſt fuhr gen Himmel”, und während Weihrauchdämpfe das
ner in weißen Kleidern” am Altare und verkündeten der
Ge=
meinde die frohe Verheißung der einſtigen Wiederkehr des
Ent=
ſchwundenen. Unterdeſſen wurde auf dem Kirchenboden ein
furcht=
bares Getöſe vollführt, das den Kampf Chriſti mit dem Teufel
anzeigen ſollte. Zuletzt fiel eine mit Pech und Schwefel beſtri= der Oeffnung.
Himmelfahrt Chriſti. Von Raffael Santi (483—1520).
hetzt und dann ſeine ausgeſtopfte Hülle während der Nacht aus
dem Beſtreben, dieſe geheimnisvollen Vorgänge der Heilslehre einem Turmfenſter der Frauenkirche gehängt. Nach der „Auffahrt”
Chriſti in das Gewölbe der Kirche wurde am Nachmittag der
Himmelfahrt die Teufelsgeſtalt unter die gaffende Menge hinaus=
Bericht der Apoſtelgeſchichte ſtützte. In der Mitte der Kirche ward geſchleudert und endlich vor dem Jſartor verbrannt. Mancherorts
durch eine Erhöhung der Oelberg verkörpert; auf dieſen wurde warf man auch angenehmere Dinge nach dem Verſchwinden des
Heilandes aus der Höhe auf die Andächtigen nieder, ſo
Naſch=
waren und Weizenbrötchen, oder in Tirol, Bildchen,
Blumen=
feierlichen Prozeſſion fand dann zwiſchen Prieſter und Gemeinde ſträuße und Aepfel. Wie mit dieſem Brauch Züge
altgermani=
ein Zwiegeſpräch ſtatt; hierauf ſang man das uralte Feſtlied ſchen Glaubens an den Donnergott Donar verbunden wurden
zeigt die weitverbreitete Anſicht, daß man aus der Richtung, nach
Bild wie mit einer Wolke umhüllten, wurde die Figur in den der die Heilandsfigur beim Hinaufziehen blickte, auf die Ge=
Kirchenhimmel hinaufgezogen. Dann erſchien die „zween Män= witterſeite dieſes Jahres ſchloß. „Wo ſich unſer Herrgott hindreht,
da der Wind hergeht” heißt eine Tiroler Bauernregel. Man
ſuchte auch bei dieſer Handlung einen Gewittervorgang zu
veran=
ſchaulichen, indem man von oben Feuer herabwarf und Waſſer
nachgoß, ſo daß die Gemeinde glaubte, es blitze und donnere aus
Sblinger=Frockenolle
die neue Handarbeits-Wolle für
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Kachenburger
Rheinstraße 1
(7602
Waldgottesdienſt am Himmelfahrtstage. Wie alljährlich,
ver=
anſtaltet die Stadtmiſſion auch in dieſem Jahre am
Himmel=
fahrtstage einen Waldgottesdienſt. Derſelbe wird ſtattfinden an
den Hirſchköpfen im Stadtwald, und zwar nachmittags 4 Uhr. Die
Chöre der Stadtmiſſion werden mitwirken. Außerdem Anſprache
von Herrn Stadtmiſſionsinſpektor Bringmann. Zur Teilnahme
an dieſer Veranſtaltung wird herzlich eingeladen.
Natskeller Gaststätte, Marktplatz
Auserlesene Speisenfolge von 1.50 an. Feinste Delikatessen der
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Saison. ff. Spezialbiere und Weine. Zivile Preise.
Oeffentliche
Verwaltungsgerichtshof. Zeughausſtraß
Sitzung am Samstag, den 16. Mai 1931: 9.15 Uhr: Klage des
Herz Bodenheimer in Darmſtadt gegen die Stadt Darmſtadt wegen
Anforderung von Straßenbaukoſten; 10.30 Uhr: Rechtsbeſchwerde
des Karl Kaſpar in Mainz wegen Heranziehung zur
Sonder=
gebäudeſteuer.
— Feier der Fünfzigjährigen=Schülerinnen der Rundeturmſchule
Darmſtadt. Auf dem Heiligen Kreuzberg hatten ſich die 50
jähri=
gen ehemaligen Schülerinnen der Rundeturmſchule zu einer
ge=
meinſamen Geburtstags= und Wiederſehensfeier
zuſammengefun=
den „Bei ſehr gut beſetztem Saale eröffnete die vorzügliche
Ka=
pelle Kauck durch einen flott geſpielten Marſch die Feier. Die
Schulkameradin Anna Roſenberger begrüßte alle Anweſenden auf
das herzlichſte, insbeſondere Herrn Schulrat Haſſinger, die Herren
Lehrer Hilsdorf, Mergler, die Schulkameradinnen nebſt
Angehö=
rigen ſowie alle Mitwirkenden. Nach einem von Lieſel Hafner
hübſch vorgetragenen ſinnigen Prolog hielt Herr Schulrat
Haſſin=
ger eine zu Herzen gehende Anſprache, welche in dem Gedanken
ausklang, daß ſich das ganze deutſche Volk genau ſo einig und
Gegenlätze überbrückend zuſammenfinden möge, wie die
Schulkame=
radinnen. Im weiteren Verlaufe der Feier zeigte der Orthſche
Männerchor durch prachtvoll zu Gehör gebrachte Chöre, daß er auf
der Höhe iſt. Vizedirigent Herr Karl Schlitz leitete ſicher alle
Chöre. Zur Verſchönerung des Abends trug Herr Ludwig Schaaf
bei durch ſeine ſchönen Lieder. Im weiteren entzückte alle
An=
weſenden Frl. Kraft (Heſſ. Landestheater) durch ihre
rhythmi=
ſchen Tänze, welche von großem Können zeugten. Im heiteren
Teil brachte der Humoriſt Herr Fritz Minkler einen
ſelbſtverfaß=
ten lokalen Schlager zum Vortrag. Alles in allem eine
wohlge=
lungene Veranſtaltung, für deren Zuſtandekommen Frau Anna
Roſenberger durch Frl. Adam der Dank der ehemaligen
Schüle=
rinnen zum Ausdruck gebracht wurde. Zum Schluß hielt Herr
Lehrer Hilsdorf eine Dankesrede.
— Volkshochſchule. Die nächſte und letzte Wanderung zur
Beobachtung der Vogelſtimmen, geführt von Herrn
Vonder=
heit, findet am Sonntag, den 17. Mai, ſtatt. Wir treffen uns
7.30 Uhr am Nordbahnhof.
Städtiſche Badeanſtalten am Woog. Die Eröffnung der
diesjährigen Badezeit erfolgt am Freitag, den 15. Mai. Von
dieſem Tage ab ſind die Städtiſchen Badeanſtalten am Woog bis
auf weiteres täglich von vormittags 5 Uhr bis zum Einbruch der
Dunkelheit ununterbrochen geöffnet. Die Badepreiſe haben gegen
das Vorjahr keinerlei Veränderung erfahren.
Seite 6
Donnerstag, den 14. Mai 1931
Nummer 133
* Aus den Darmſtädter Lichkſpielkheakern.
Palaſt=Lichtſpiele
bringen diesmal ein ſpannendes Doppelprogramm. Beide Filme
ſind dadurch gekennzeichnet, daß ſie nicht verſuchen, anſpruchsvolle
Kunſt zu bieten, dafür aber packender in ihren Mitteln und
Wir=
kungen auf die eigentlichen Filmſenſationen hinzielen. In dem
Fliegerfilm „Der einſame Adler” ſieht man die aufregendſten
Luftkämpfe, Abſtürze, das Leben einer deutſchen und engliſchen
Kampfſtaffel Ebenſo dramatiſch iſt der andere Film „
Galgen=
vögel”, der in der Kaliforniſchen Wüſte ſpielt, großartige Bilder
von Sandſtürmen zeigt und drei verwegene Bankräuber zu Helden
hat. Wer echtes Kino liebt, wird ſich bei dieſem Programm nicht
langweilen.
— Im Uniontheater läuft heute zum letzten Male der
köſt=
liche Luſtſpielſchlager „Der Widerſpenſtigen Zähmung” (nach
Shakeſpeare), mit Douglas Fairbanks und Mary Pickford in der
Hauptrolle. Dazu das gute Beiprogramm.
— Im Heliatheater ſieht man nur noch heute und morgen
Anny Ondra, das Mädchen mit den ſchönen Beinen, und Vlaſta
Burian, den beliebten Komiker, in dem neuen heiteren Tonfilm
„Er und ſeine Schweſter”. Roda=Roda, André Pilot, Berthe Oſtyn,
Hans Götz ſind die weiteren Hauptdarſteller. Dazu ein
reichhal=
tiges Beiprogramm.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen noch heute und morgen im
großen Doppelprogramm den Film aus der kaliforiſchen Wüſte
Galgenvögel” und im 2. Teil das Heldenlied von aufregenden
Kämpfen in den Wolken „Der einſame Adler”.
EPH. „Die Bauernführer” von Walter Flex.
wurde in Eiſenach von Gymnaſiaſten das Theaterſtück des Pri=
Im Jahre 1905
rgeſtellt.
faſſer ſelbſt ſpielte die Hauptrolle. Es hinterließ einen
unge=
heuer tiefen Eindruck, ſowohl wegen ſeiner dramatiſchen Kraft
als auch wegen ſeines Inhalts. Es zeigte ſich, daß der jugendliche
Verfaſſer ein Dichter ſei, der noch viel erwarten ließ. Das Stück
ſtellt die Ereigniſſe des Bauernkrieges von 1525 dar. Aber in
der Art wie es die Ereigniſſe erfaßt, iſt es von eindringlicher
Kraft für den heutigen Menſchen. Die Schuld des Führers iſt
keine ſittliche in Schillers Sinn. Die beſteht darin, daß er ſich
iſoliert von der Gemeinſchaft. „Walter Flex zeigt ſchon hier in
dieſem Jugendwerk die klare Linie ſeines Lebens: Ueberwindung
des reinen Individualismus, der zur Verkümmerung und zum
Untergang führt. Nur in der Hingabe an die Gemeinſchaft, im
Aufgehen an die Volksgemeinſchaft vollendet ſich das Schickſal des
Einzelnen. Die evangeliſche Jugendvereinigung der
Martins=
gemeinde Weſt wird, am kommenden Sonntag, dem 17. Mai,
abends 8 Uhr, im Gemeindehaus der Martinsgemeinde,
Lieb=
frauenſtraße 6. „Die Bauernführer” zur Vorführung bringen. In
ſorgfältigem Rollenſtudium und Ausbau wirkungsvoller
Bühnen=
bilder ſind die äußeren Bedingungen für das Gelingen des
Spie=
les gegeben. Jedermann iſt herzlich willkommen. Eintritt 30 Pf.
Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Da im Kleinen Haus bereits
Anfang Juni das Gaſtſpiel Bruno Harprechts beginnt, iſt die
Auf=
führung von Rüthleins Lokalpoſſe „Liebesluſt oder Die
weißen Schuhe” am kommenden Samstag, 16. Mai, 20 Uhr,
die letzte Vorſtellung der Spielgemeinſchaft in der laufenden
Spielzeit. Schon aus dieſem Grunde iſt zu hoffen, daß ein
voll=
beſetztes Haus die rein idealen Beſtrebungen der
Spielgemein=
ſchaft belohnt und ihr die Weiterarbeit auch in der kommenden
Spielzeit ermöglicht.
— Heute ſingen die Comedian Harmoniſts im Orpheum. Die
famoſen, allerſeits verehrten, „oft kopierten — nie erreichten”
Co=
median Harmoniſts, genannt die „deutſchen Revellers”,
geben heute abend 8,15 Uhr ihr mit Spannung und
ſtar=
kem Intereſſe erwartetes einziges Gaſtſpiel im Orp heum.
Wer einen genußreichen Abend verbringen will, lenke ſeine
Schritte ins Orpheum. Das Gaſtſpiel kann weder
prolon=
giert noch wiederholt werden! Der Kartenverkauf iſt
im Verkehrsbüro von 11 bis 1 Uhr ſowie an der Orpheumskaſſe
von 11 bis 1 Uhr und nachmittags ab 3 Uhr ununterbrochen.
Tele=
phoniſche Beſtellungen unter 389. (Siehe Anzeige.)
— Eltern= und Freundeabend der Jugendbünde der
Petrus=
gemeinde. Unſere Jugendbünde, die am vergangenen Sonntag in
Mörfelden im Gottesdienſt durch ihren Singkreis und abends
durch die Vexanſtaltung eines Heiteren Abend” wirkten und am
kommenden Sonntag das gleiche in Nieder=Ramſtadt zu tun
ge=
denken, laden die Eltern und Angehörigen ihrer Mitglieder und
die Freunde ihrer Sache recht herzlich ein zu einer frohen
Abend=
feier am Montag, dem 18. Mai, 20.15 Uhr, im Gemeindehaus,
Eichwieſenſtr. 8. Der Singkreis wird eine Reihe Frühlings=,
Jagd= und Wanderlieder vortragen, Geeſtländer und Odenwälder
Volkstänze ſollen dargeboten werden, und ein heiteres
Schatten=
ſpiel „Das Narrenſchneiden” nach Hans Sachs wird ſicherlich bei
allen das Zwerchfell erſchüttern. Der Eintritt iſt frei.
Verſchärfte Beſtimmungen zum Schutze der Geldbriefträger.
Im Hinblick, auf den Geldbriefträgermord in Berlin, hat das
Reichspoſtminiſterium die beſtehenden, zur Sicherung der
Geld=
briefträger erlaſſenen Dienſtvorſchriften verſchärft. Bis auf
wei=
teres ſollen Poſtanweiſungen an unbekannte, nicht ſicher und
zu=
verläſſig erſcheinende Empfänger in keinem Falle zugeſtellt
ſon=
dern zur Abholung gegeben werden. In ſolchen Fällen ſoll dem
unbekannten Empfänger ein Benachrichtigungszettel zugeſtellt
werden. Der Geldzuſteller darf auch bei dieſer Gelegenheit das
Zimmer des Untermieters oder, wenn dieſer ſelbſt öffnet, die
Woh=
nung nicht betreten. Poſtanweiſungen, die an fremde Perſonen in
Hotels, Gaſthöfen. Fremdenheimen uſw. gerichtet ſind, können
weiterhin zugeſtellt werden, wenn es möglich iſt, die Geldbeträge
in einem Vorraum oder einem Gemeinſchaftszimmer, das allen
Gäſten zugänglich iſt, auszuzahlen. Das Betreten der
Einzel=
zimmer, in denen die Gäſte wohnen iſt den Geldzuſtellern auch
weiterhin ausdrücklich verboten. Dieſe Sicherungsvorſchrift
be=
zieht ſich natürlich auch auf andere Sendungen, die der
Geldzu=
ſteller mit ſich führt, wie Nachnahmen, Zahlungsanweiſungen.
Vermeidung von Staubentwicklung bei Bauten. Das
Po=
lizeiamt teilt mit: Unter Bezugnahme auf unſere früheren
Be=
kanntmachungen weiſen wir wiederholt darauf hin, daß nach den
beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen 8 366 Ziffer 8 des
Reichs=
ſtrafgeſetzbuches, ſowie Artikel 112 und 292 des Polizeiſtrafgeſetzes
diejenigen Beſtrafung zu gewärtigen haben, welche es unterlaſſen,
bei Bauten, namentlich bei Abbruch von Gebäuden und bei der
Erneuerung des Verputzes, alle Vorkehrungen zu treffen, welche
geeignet ſind. Gefahren für Vorübergehende und eine beläſtigende
Staubentwickelung zu verhindern. Insbeſondere iſt dafür Sorge
zu tragen, daß 1. der Verputz und das Mauerwerk vor dem
Ab=
ſchlagen und während dieſer Arbeiten ausreichend benäßt wird,
daß 2. Bauſchutt nicht auf die Erde abgeworfen, ſondern
abgetra=
gen oder in Gefäßen abgelaſſen und hierbei — ebenſo wie bei dem
Aufladen auf Wagen und Abfahren — ausreichend benäßt wird,
daß 3. derartige Bauarbeiten, bei welchen eine Staubentwickelung
nicht ganz zu vermeiden iſt, nur in den frühen Morgenſtunden
(vor 8 Uhr vormittags) vorgenommen werden dürfen. Die
Po=
lizeibeamten ſind mit der Ueberwachung beauftragt.
Briefkaſten.
Dder Anftenr iſ die lehte Bezpotauittmg behmfögen.
Ma Gerdnn 1.. Lemn Rifn4
R. L., Darmſtadt. Birkenſaft iſt friſch ohne weiteres verwendbar,
geht aber bald in Gärung über. Zuſatz von Alkohol iſt zu empfehlen.
Fragen Sie einen Apotheker oder Drogiſten um Rat.
B. O. Ameiſen verſchwinden innerhalb weniger Stunden, wenn
um das Schlupfloch feinkörniges Kochſalz geſtreut wird. Ob dieſes
Mit=
tel auch bei fliegenden Ameiſen wirkt, iſt uns nicht bekannt.
H. H. Sie brauchen die Zuführung der Abwäſſer ſeitens des
Nach=
bareigentümers auf Ihr Grundſtück natürlich nicht zu dulden. Bevor
Sie wegen Eigentums=(Beſitz=)Störung klagbar werden, empfiehlt es
ſich, beim Amtsgericht Antrag auf Beweisſicherung durch Einnahme
eines richterlichen Augenſcheins zu ſtellen.
Das Taskanosbearfckran
und ſeine Bedeutung für unſer Volk.
Von Dr. Külz, Reichsminiſter des Innern a. D.
Anläßlich der bevorſtehenden 51. Jahrestagung des
Vereins für das Deutſchtum im Ausland zu Pfingſten
dieſes Jahres in Aachen bringen wir unſeren Leſern
folgenden hochbedeutſamen Artikel des Reichsminiſters
a. D. Külz über das gegenwärtige und zukünftige
Ver=
hältnis zwiſchen Reich und Auslandsdeutſchtum.
Deutſchland, das ſeit 1871 als Deutſches Reich wieder in geſchloſſener
ſtaatlicher Form in das Weltgeſchehen eintrat, iſt in der Vergangenheit
nicht immer mit warmherziger Fürſorge ſeinen Kindern in der Ferne
nachgegangen. Das Verſtändnis für die große Sendung der Deutſchen
im Auslande zugunſten des Anſehens, der Wirtſchaft, der Weltgeltung
des deutſchen Staatsvolkes war nicht Gemeingut des deutſchen Volkes.
Gerade mit der machtpolitiſchen Erholung der Deutſchen im Jahre 1871
trat eine gewiſſe Entfremdung zwiſchen dem, was fortan
reichs=
deutſch hieß, und dem, was im Grunde erſt jetzt
auslands=
deutſch wurde, ein. Beide Ausdrücke ſind jungen Urſprungs. Beide
ſind unzureichend und mißverſtändlich. Denn reichsdeutſch war nun auch
der im Auslande, vielleicht in Südamerika anſäſſige deutſche Kaufmann,
und auslandsdeutſch war der Sudetendeutſche, der vor den Toren des
Reiches im geſchloſſenen Siedlungsgebiet als ein von der
Reichsgemein=
ſchaft Ausgeſchloſſener wohnte. Ausdrücke, wie Binnendeutſche,
Grenz=
landdeutſche, Auslandsdeutſche ſind eigentlich nur Verſuche, die
ver=
wickelte Weltlage des deutſchen Volkes zu begreifen und bleiben als
ſolche Stückwerk.
Wir wollen nicht mit der Vergangenheit rechten oder der Gegenwart
beſondere Verdienſte für das Verſtändnis um das Auslandsdeutſchtum
zuſchreiben, da ſie ihr nur zum Teil gebühren. Der unglückliche
Aus=
gang des Krieges hat, und das iſt das Erfreuliche und Weſentliche, das
Auslandsdeutſchtum und das im Reiche wohnende deutſche Volk wieder
enger zueinander geführt. Der Krieg zerbrach unſere Wirtſchaft, die
Revolution erſchütterte unſere Kultur. Die ganze Deutſchtumsfrage kam
in Fluß. Die Wandlungen der weltwirtſchaftlichen und volksheitlichen
Einſtellung bei den Auslandsdeutſchtum=Gruppen wirkten auch auf die
geiſtige Bewegung im Reich tief zurück. Der in der Welt noch vielfach
verkannte deutſche Menſch der alten wie der neuen deutſchen
Siedlungs=
gebiete trat in Wechſelverkehr; die Gebiete verſchmelzen unter ſich, wie
mit dem Mutterlande in ſteigendem Maße zur kulturellen Einheit. Dem
Austauſch aus Erfahrungen im Kampfe um die Bewahrung des
Volks=
tums folgte zunächſt im Auslandsdeutſchtum ein bis dahin ungeahnter
Gemeinſchaftstrieb, und dieſe Volkswerdung wirkt ſichtbar zurück auf
die Deutſchen in der Heimat. Neue Beziehungen zwiſchen Reich und
deutſchen Siedlungsgebieten entſtanden, die vor dem Kriege noch ganz
unerhört geweſen wären, heute ſich aber als unabweisbare
Notwendig=
keiten ergeben, und auch international ſich als ein Recht auf die
Un=
antaſtbarkeit des Volkstums darſtellen.
Dieſe in der Bildung begriffenen Formen bereits heute auf Formeln
zu bringen, würde dem unaufhaltſamen Fluß des Lebens nicht gerecht
werden. Man muß ſehr deutlich zwiſchen der Bedeutung des
Auslands=
deutſchtums für das Reich als Staat unter Staaten, der unter den
Fol=
gen eines verlorenen Krieges und der Ungunſt der Weltlage leidet, und
zwiſchen der kulturellen Aufgabe, die das Auslandsdeutſchtum im weit=
umfaſſenden Bereich deutſcher Zunge und Sinnesart hat, unterſcheiden.
Politiſches und Kulturelles laſſen ſich nicht ganz trennen. Aber die
inneren Grenzen laufen anders, je nachdem, ob man an ein ſtaatlichesz
Zueinandergehören oder Zueinanderwollen, an ein ſchickſalsmäßiges
Ver=
bundenſein, an weit zurückliegende hiſtoriſche Gemeinſchaftserinnerungen
oder ſchließlich nur an die Gemeinſamkeit der Sprache und der
grund=
legenden Kulturwerte denkt. Das Kulturelle bildet hierbei den weiteſten,
das Politiſche einen engeren und das Staatliche den engſten Rahmen.
Alle drei ſind reſtlos mitbedingt durch den wirtſchaftlichen Sinn, durch
den Form gebenden Geiſt deutſcher Arbeit.
Die große Bewegung, die dank der vorzüglichen Aufklärungsarbeit
der mit der Deutſchtumsfrage befaßten Verbände, insbeſondere des
Ver=
eins für das Deutſchtum im Ausland, ein wachſendes Verſtändnis für
dieſe gegenſeitigen Beziehungen und Pflichten hervorgebracht hat, ſtößt
doch häufig noch auf ſpröde Ablehnung bei dem nur wirtſchaftlich
den=
kenden Menſchen, der gewohnt iſt, das Kulturelle und Volksheitliche als
Sondergebiete zu behandeln, die ſeine wirtſchaftlichen Aufgaben nicht
durchkreuzen oder gar belaſten dürfen. Hat ſich jedoch die Bedeutung
der Auslandsdeutſchen für das deutſche Volk zunächſt darin kundgetan,
daß die ſtumpfe Gleichgültigkeit gegen die Volkheit in uns der
Erkennt=
nis unſerer eigenen Weſensart mehr und mehr gewichen iſt, ſo würde
gleichwohl dieſes Erwachen im Reiche in folgenſchwerer Weiſe nur
un=
fruchtbare Romantik bleiben, wenn nicht auch der Sinn des
wirtſchaft=
lichen Menſchen ſich dafür ſchärfte, daß jede Arbeitsleiſtung volkheitlich
bedingt iſt, und daß dafür die für die wiederanwachſende Weltgeltung
unſeres Volkes erforderliche Qualitätsarbeit auf allen
Wirtſchaftsgebie=
ten nur dann wieder gewonnen wird, wenn wir mit vollem
Bewußt=
ſein unſere wirtſchaftliche Einſtellung auf den Generalnenner der
Volk=
heit ziehen. Daher muß auch die deutſche Wirtſchaft begreifen lernen,
daß der Auslandsdeutſche auf die Dauer allein ihr ſtärkſter und
zuver=
läſſigſter Träger im Ausland ſein kann. Es wäre eine kurzſichtige
Politik, ſich im Ausland zur Anknüpfung wirtſchaftlicher
Zuſammen=
arbeit nur mit dem Ausländer in Verbindung zu ſetzen. Iſt wie alles
Schaffen ſo auch das wirtſchaftliche volkheitlich bedingt, ſo kann allein
der Auslandsdeutſche die deutſche Weltgeltung in Handel und Verkehr
wieder aufbauen.
Erkennen wir dieſe Geltung des Auslandsdeutſchtums für die
Hei=
mat, dann werden wir den zurückkehrenden oder nur zeitweilig ſich hier
aufhaltenden Auslandsdeutſchen mit allen den Volksrechten ausſtatten,
die dem Reichsangehörigen auch dann zufallen, wenn er von Haus aus
fremdſtämmig oder durch ſeine innere Entwicklung dem geſchichtlichen
Zuſammenhang mit deutſchem Weſen entfremdet iſt.
Hier liegen neue Aufgaben der Gemeinſchaftsbildung für die innere
Verwaltung wie für die auswärtige Fühlungnahme vor, ohne deren
Löſung alles weltpolitiſche Streben zur Erfolgloſigkeit verurteilt ſein
würde. Im weiteſten Umfange muß unſere Jugend hier neu zulernen,
der Erwachſene umlernen. Nur ſo wird als Frucht einer ſchweren Zeit
das ſtolze, bisher nicht immer klar vorhandene Bewußtſein erwachſen,
einem großen und an Werten aller Art reichen Volksganzen
anzugehö=
ren, einem Volke, das nur zu einem einheitlichen Fühlen und
geſchloſſe=
nem Wollen über alle Grenzen hinweg durchzudringen braucht, um allen
fremden Gewalten zum Trotze innerlich unüberwindlich zu ſein.
Die Jugend bevorzugt: Schon für 513 Mark
eine Amerika-Reiſe.
Sonderpreiſe für Schülergeſellſchaften und Pfadfinder.
Im Verkehr zwiſchen Europa und New York hat die Hamburg=
Amerika=Linie nunmehr wie die übrigen am transatlantiſchen
Liniendienſt beteiligten Schiffahrtsgeſellſchaften eine 30prozentige
Ermäßigung auf den Rundreiſefahrpreis 3. Klaſſe von Europa
nach New York und zurück für alle in Gruppen von mindeſtens 10
Perſonen reiſenden, unter 19 Jahre alten Schüler, Pfadfinder und
dergleichen eingeführt. Nach dieſer ſtarken Preisermäßigung iſt
es den Mitgliedern ſolcher Reiſegruppen möglich, ſchon für 513
Mark mit dem beliebten Schnelldienſt der Albert=Ballin=Klaſſe
eine Rundreiſe nach New York und zurück zu unternehmen. Auch
für erwachſene Führer derartiger Gruppen ſind beſondere
Ver=
günſtigungen vorgeſehen.
Das
Barmsräuter TanlBran Baun
Sommer-Ausgabe
ist erschienen und an allen bekannten
Verkaufs-
stellen zum Preise von 80 Pfenntg erhältlich.
Beaufſichtigung der Hunde. Das Polizeiamt nimmt
Ver=
anlaſſung, alle Hundebeſitzer auf die Polizeiverordnung, die
Be=
aufſichtigung der Hunde betreffend, vom 24. März 1909
nachdrück=
lichſt hinzuweiſen. Hiernach ſind biſſige und kranke Hunde und
läufige Hündinnen auf der Straße und an Orten, wo Menſchen
zu verkehren pflegen, ſtets an einer Leine zu führen. Mit
an=
ſteckender Krankheit, insbeſondere Hautkrankheiten, behaftete
Hunde müſſen zu Hauſe eingehalten werden. Es iſt verboten, zur
Nachtzeit, d. h. in der Zeit von 22—5 Uhr, Hunde ohne Aufſicht auf
der Straße frei umherlaufen zu laſſen. Das Mitbringen von
Hun=
den auf Friedhöfe, den Wochenmarkt und die Meſſe ſowie in
öffentliche Dienſtgebäude, in Badehäuſer oder an die Badeplätze
des Woogs, zu öffentlichen Feierlichkeiten und in die Räume, in
denen Nahrungs= oder Genußmittel feilgeboten werden, iſt
ver=
boten. Die Beſitzer und Begleiter von Hunden haben die
erfor=
derlichen Maßregeln zu treffen, damit die Ruhe nicht durch
an=
dauerndes Gebell oder Geheul ihrer Hunde geſtört wird und
ins=
beſondere das Anbellen von Perſonen. Zug= und Reittieren durch
ihre Hunde zu verhindern. Zuwiderhandlungen werden unnach=
rufen.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu
ſenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Himmel=
fahrtstag, den 14. Mai, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung
be=
reit: Dr. med Grode, Roßdörfer Straße 20, Telephon 1419,
Dr. wed. Schiffer Theaterplatz 2, Telephon 1403, Dr. med.
Th. Schmidt, Heinrichsſtraße 38, Telephon 3882.
Lokale Beranfkalkungen.
w erſcheinenden Noiiyen find ausfchließtich als Hinmeife arf Ln
im keinem Talle irgendwie als Veſprechung oder Kriſk.
— Im Pfungſtädter Biergarten der Reſtauration
„Zum Datterich” Kiesſtraße 27, finden heute die erſten
dies=
jährigen Gartenkonzerte ſtatt. (Siehe Anzeige.)
Im Hotel Prinz Heinrich, am Alten Bahnhof, findet
am Himmelfahrtstag Garteneröffnung mit Konzert und Tanz
ſtatt. Bei ſchlechtem Wetter in den Lokalitäten. Der Beſuch wird
beſtens empfohlen.
Zu unſerem geſtrigen Bericht über die Kundgebung der
Deutſchen Volkspartei iſt richtigzuſtellen, daß nicht der
Stahl=
helm den Saalſchutz ſtellte, ſondern Mitglieder aus den
volks=
parteilichen Hochſchulgruppen und der Reichsgemeinſchaft junger
Volksparteiler zur Verfügung ſtanden.
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie
(Auſtral=/Kosmos=Linien). Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen
vorbehalten. Nach New York: D. Deutſchland ab Hamburg
13. 5., ab Cuxhaven 14. 5 M.S. Milwaukee ab Hamburg 15. 5.,
ab Cuxhaven 16. 5. D. New York ab Hamburg 20. 5., ab
Cux=
haven 21. 5. D. Albert Ballin ab Hamburg 27. 5., ab Cuxhaven
28. 5. M.S. St. Louis ab Hamburg 30. 5., ab Cuxhaven 31. 5. D.
Hamburg ab Hamburg 3. 6., ab Cuxhaven 4. 6. D. Cleveland ab
Hamburg 6. 6., ab Cuxhaven 7. 6. Nach Kanada (
Gemein=
ſchaftsdienſt Hapag/Lloyd): D. Hagen (Hapag) ab Hamburg 15 5.
M.S. Milwaukee (Hapag) ab Cuxhaven 16. 5. D. Bochum (
Ha=
pag) ab Hamburg 29, 5. D. Cleveland (Hapag) ab Cuxhaven 7. 6.
Nach Boſton, Philadelphia, Baltimore, Norfolk
(Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd) ab Hamburg: D. Hanau (
Ha=
pag) 13. 5. D. Hannover (Lloyd) 23. 5. D. Hamm (Hapag) 3. 6.
Nach der Weſtküſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt
Hapag/Lloyd) ab Hamburg: M.S. Portland (Hapag) 13 5. M.S.
Los Angeles (Llohd) 23. 5. D. Tacoma (Hapag) 3. 6. Nach
Cuba ab Hamburg: M.S. Phrygia 20. 6. Nach Mexiko (in
Gemeinſchaft mit der Ozean=Linie) ab Hamburg: M.S. Palatia
(Hapag) 16 5 M.S. Rio Bravo (Ozean) 27. 5. D. Alda (Ozean)
8 6. Nach Weſtindien (in Gemeinſchaft mit der Roland=
Linie, Bremen, und der Reederei H. C. Horn, Flensburg) ab
Ham=
burg: M.S. Ingrid Horn (Horn) 9. 5. M.S. Orinoco (Hapag)
16. 5. D. Kreta (Hapag) 23. 5. Nach den Weſtindiſchen
Inſeln in Gemeinſchaft mit der Reederei H. C. Horn,
Ham=
burg) ab Hamburg: D. Georgia (Hapag) 19. 5.
NachderWeſt=
küſte Zentral=Amerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag/
Lloyd) ab Hamburg: M.S Portland (Hapag) 13. 5 M. S. Orinoco
(Hapag) 16 5. M.S. Los Angeles (Lloyd) 23. 5. Nach der
Oſt=
küſte Südamerikas ab Hamburg: D. Hohenſtein 9. 5. D.
General Mitre 16. 5 D. Niederwald 23. 5. D. General San
Mar=
tin 29. 5. D. Antiochia 30. 5. D. Taunus 10. 6. Nach der
Weſt=
küſte Südamerikas (in Gemeinſchaft mit der Roland=Linie,
Bremen) ab Hamburg: D. Wido (Roland) 14. 5. D Poſeidon
(Hapag) 16 5. D. Itauri (Hapag) 21. 5. Nach Oſtaſien (
Ge=
meinſchaftsdienſt Hapaa/Lloyd) ab Hamburg: D. Preußen (Hapag)
9. 5. D. Saarbrücken (Lloyd) 13. 5. D. Anhalt (Lloyd) 16. 5. D.
Saarland (Hapag) 20. 5. D. Hindenburg (Hapag) 23. 5. D. Jſar
(Lloyd) 27. 5. Nach Niederländiſch=Indien (
Gemein=
ſchaftsdienſt der Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſellſchaft,
Aktiengeſellſchaft, Hamburg, und der N. V. Nederlandſche
Stoom=
paart Maatſchappif „Oceaan”): MS. Peiſander (Oceaan) ab
Ham=
burg 23. 5. D. Menes (Hapag) ab Rotterdam 26. 5. D. Neumark
(Hapag) ab Hamburg 10 6 Nach Auſtralien (
Gemeinſchafts=
dienſt der Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſellſchaft Hamburg,
des Norddeutſchen Lloyd, Bremen, und der Reederei Alfred Holt
u Co. Liverpool) ab Hamburg: D. Staßfurt (Hapag) 12. 5. D.
Aller (Lloyd) 2 6. M.S. Magdeburg (Havag) 17. 6. Nach
Süd=
afrika (Deutſch=Auſtraliſche Dampfſchiffs=Geſellſchaft, Aktien=
Geſellſchaft. Hamburg) ab Hamburg: D. Altona 23. 5. D.
Lüne=
burg 20. 6. Hamburg=Rhein=Linie ab Hamburg: D.
Köln 9. 5. D. Straßburg 13 5. D Karlsruhe 19. 5 Hamburg=
London=Linie; wöchentlich 3 Abfahrten. Mitgeteilt durch
die hieſige Vertretung: Hamburg=Amerika=Linie, Darmſtadt,
Lui=
ſenplatz 1, Telephon 1308/09.
Tageskalender für Donnerstag (Himmelfahrtstag), 14. Mai 1931.
Heſſ Landestheater, Großes Haus, 20—22.30 Uhr.
Vor=
ſtellung zu kleinen Preiſen, außer Miete: „Meine Schweſter und
ich” — Kleines Haus, Vorſtellung zu halben Preiſen, außer
Miete, 19.30—22.15 Uhr: „Zar und Zimmermann”
Orpheum, 20.15 Uhr: Comedian Harmoniſts. —
Kon=
zerte: Zur Oper, Schloßkeller, Rheingauer Weinſtube.
Dat=
terich Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor, Reſt. Rhönring”. Café
und Bar Martini, Brauerei Schul, Sport=Café=Reſt. am
Meß=
platz, Reichshof, Hotel=Reſt. Poſt. Monopol. Zum Tropfſtein,
Alter Ratskeller, Gaſthaus zum roten Löwen, Orangeriehaus,
Achdn Sro. eu Snin Denes et dete
Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=
Licht=
ſpiele.
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Nummer 133
Donnerstag, den 14. Mai 1931
Seite 7
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 13. Mai. Verkaufsſonntag in
Arheil=
gen. Auf Grund der Gewerbeordnung in der Faſſung vom 5. Februar
1919 über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe iſt den Inhabern der
offenen Ladengeſchäfte in der Gemeinde Arheilgen geſtattet, ihre
Laden=
geſchäfte am kommenden Sonntag, den 17. Mai 1931, in der Zeit von
1 bis 6 Uhr nachmittags offen zu halten und ihre Gehilfen und
Lehr=
linge zu beſchäftigen. Der Tag iſt, ebenſo wie in Darmſtadt, als
Werbe=
ſonntag gedacht, um der Bevölkerung, die gegenwärtig an Werktagen
durch Feld= und Gartenarbeit in Anſpruch genommen iſt, Gelegenheit
zu geben, ihren Sommerbedarf in aller Ruhe einzudecken. — 60 Jahre
evangeliſcher Jungmädchenverein. Der hieſige
Jung=
mädchenverein kann in dieſem Jahre auf ein 60jähriges Beſtehen
zurück=
blicken. Aus dieſem Anlaß findet am kommenden Samstag, den 16.
Mai, abends 8.30 Uhr, im evangeliſchen Gemeindehaus die Aufführung
des Spieles von der heiligen Eliſabeth ſtatt. Für Sonntag, den
17. Mai, ſind im Rahmen der Feſtfeier, die dem Ernſt der Zeit
ent=
ſprechend in ſchlichter, aber doch jugendlicher Fröhlichkeit ſtattfinden
ſoll, folgende Veranſtaltungen vorgeſehen: Vormittags 7 Uhr:
Choral=
blaſen des Poſaunenchors; 8 Uhr: Morgenwache in der Kirche; 10 Uhr:
Feſtgottesdienſt. Nachmittags 1.30 Uhr: Feſtzug durch die Ortsſtraßen
nach dem Pfarrwald in der Täubcheshöhle. Daſelbſt frohes
Jugend=
treiben und Aufführung eines Märchenſpiels. Nachmittags 5.30 Uhr:
Schlußfeier. Zu der Feier, an der ſich auch verſchiedene Jugendgruppen
aus der Umgebung beteiligen werden, iſt die ganze Gemeinde herzlich
eingeladen.
Dg. Arheilgen, 13. Mai Bekämpfung der Blutlaus an
den Obſtbäumen. Mit dem nun begonnenen Frühjahr machen ſich
auch wieder zahlreiche Obſtbaumſchädlinge in unangenehmer Weiſe
be=
merkbar. Ein ganz beſonderes Augenmerk iſt auf den den Bäumen
be=
ſonders gefährlichen Schädlings „Blutlaus” zu richten. Schon bei den
erſten Anzeichen ſeines Vorhandenſeins ſollte demſelben mit energiſchen
Bekämpfungsmaßnahmen entgegengetreten werden, da ſich die Blutlaus
bekanntlich überall ſehr raſch verbreitet und für die benachbarten
Baum=
grundſtücke eine ſtändige Gefahr iſt. Ein gutes Mittel zur Vertilgung
derſelben iſt das Beſtreichen der befallenen Aeſte mit Karbolinieum. Für
Bäume, die ſchon ſtärker von dem Ungeziefer befallen ſind, empfiehlt
ſich ſchon eine kräftigere Beſpritzung mit Karbolineum. Die
Bürger=
meiſterei weiſt deshalb ſchon jetzt auf eine Polizeiverordnung hin und
macht beſonders darauf aufmerkſam, daß alle Baumbeſitzer und
Nutzungs=
berechtigte verpflichtet ſind, bei jedem Vorkommen der Blutlaus ihre
Bäume alsbald gründlich zu reinigen und alle Aeſte, die übermäßig mit
dem Schädling behaftet ſind, zu entfernen. Bei Zuwiderhandlung
er=
folgt Beſtrafung und Reinigung der Bäume auf Koſten der Säumigen.
Da die Obſtbäume in hieſiger Gegend gegenwärtig in reicher Blüte ſtehen
und nach den Urteilen der Fachleute in dieſem Jahre eine ausgiebige
Ernte verſprechen, ſo liegt es doch ſchon im Intereſſe eines jeden
ein=
zelnen Obſtbaumbeſitzers, für die Bekämpfung aller Schädlinge von vorn=
Mühlchen wird am kommenden Samstag, den 16. Mai, nachmittags
5 Uhr, in 22 Loſen öffentlich meiſtbietend zur einmaligen Aberntung
verſteigert.
Cp. Pfungſtadt, 13. Mai. Verkauf von Grasſtücken. Am
Freitag nachmittag (15. Mai) wird die Grasnutzung von den
Sandbach=
ufern von der Griesheimer bis zur Goddelauer Brücke und dem
Mühl=
weg und im Anſchluß daran die Grasnutzung von den Modaubachufern
von der Neumühle bis zur Gemarkungsgrenze in mehreren Loſen an
Ort und Stelle öffentlich verſteigert. — Die Bürgermeiſterei gibt
be=
kannt, daß die Anlieferung von 40 Ztr. Hafer für die Faſelviehhaltung
vergeben werden ſoll. Angebote haben bis zum 15. Mai zu erfolgen.
n. Reichelsheim i. O., 13. Mai. Zu der am Sonntag, den 17. Mai,
ſtattfindenden Bürgermeiſterwahl, iſt Reichelsheim in zwei
Ab=
ſtimmungsbezirke eingeteilt. Die Wähler des Bezirks 1 ſtimmen im
Rat=
haus ab, des Bezirks 2 in der Landwirtſchaftlichen Winterſchule. Zu
dieſem Bezirk gehören alle Wähler ſüdlich der Gerſprenz. Die
Wahl=
zeit beginnt um 8 Uhr und dauert bis 5 Uhr. Vier Kandidaten werden
bis jetzt genannt: Bürgermeiſter Heiſt, Gemeinderat Philipp Röder,
Schreinermeiſter Philipp Volk, Holzhändler Peter Trautmann.
Wahl=
kommiſſar iſt Beigeordneter Werner. — Die 50=Jährigen trafen ſich am
Sonntag im Gaſthaus „Zum Adler”, die 60=Jährigen auf dem Schloß
Reichenberg zur Wiederſehensfeier. Die „Sängervereinigung
Eintracht” brachte beiden ein Ständchen. — Beim Spielen im Hof nahm
ein 7jähriger Junge den Deckel von der Pfuhlgrube und ſtürzte in die
faſt 2 Meter hoch gefüllte Grube. Ein junger Mann ſprang ihm nach
und konnte ihn noch rechtzeitig aus dem unfreiwilligen Bade retten.
Al. Forſtel i. Owd., 13. Mai. Feuer. Geſtern vormittag wurde
unſer Ort durch Feueralarm in Schrechen verſetzt. In der Scheune des
Landwirts Leonhard Schäfer brach auf bis jetzt ungeklärte Weiſe Feuer
aus. Bei dem ſchönen Wetter waren faſt alle Einwohner mit der
Feld=
beſtellung beſchäftigt, ſo daß das Feuer leider nur zu raſch um ſich
greifen konnte, ehe tatkräftige Hilfe zur Stelle war. Im Nu ſtand auch
die angrenzende zweite Scheune desſelben Beſitzers in Flammen. Die
alsbald herbeigeeilten Wehren von Hummetroth. Mümling=Grumbach,
Ober=Kinzig und die von Forſtel hatten große Mühe die
Nachbar=
anweſen vor einem weiteren Umſichgreifen des Feuers zu bewahren. So
brannten innerhalb kurzer Zeit beide Scheunen mit reichlichen
Stroh=
vorräten und landwirtſchaftlichen Maſchinen und Wagen vollſtändig
nieder. Leider erlitt hierbei auch ein Kind leichte Brandwunden an
Kopf und Arm.
Ch. Lützel=Wiebelsbach (Kreis Erbach) 13. Mai. Das hier
ſtatio=
nierte Poſtauto, welches die Strecke Lützel=Wiebelsbach-Neuſtadt—
Hain=
ſtadt—Obernburg bis zur Glanzſtoffabrik befährt, ſoll nun, nachdem es
bereits zwei Jahre dieſe Strecke gefahren iſt und die Mädchen der
ge=
nannten Orte zur Arbeitsſtelle befördert hat, eingeſtellt werden. Den
meiſten der in der Glanzſtofffabrik beſchäftigten Mädchen dieſer Orte
wurde gekündigt oder ſie wurden entlaſſen, ſo daß ſich die Beförderung
durch das Poſtauto nicht mehr rentiert.
Ch. Breitenbrunn (Kreis Erbach), 13. Mai. Der bisherige Pächter
unſerer Gemeindejagd ſtellte einen Bogen derſelben der Gemeinde zur
Verfügung, ſo daß dieſer wieder neu verpachtet werden mußte. Bei
dieſer Neuverpachtung war das Höchſtgebot 410 RM. (Franz Ziegler
aus Frankfurt). Der frühere Pachtpreis betrug 60 RM., ſo daß die
Gemeinde einen Schaden von 200 RM. hat.
Bn. Hirſchhorn, 13 Mai. Nachwehen des Hochwaſſers.
Durch das ſo plötzlich eingetretene Hochwaſſer waren auch alle nach dem
Nechar zuführenden Straßen überſchwemmt, ſo daß der Verkehr mit
Nachen durch Einſteigen in die oberen Stockwerke bewerkſtelligt werden
mußte Die Keller mußten, ſoweit ſie keinen Kanalabfluß hatten, mit
der Feuerſpritze leergepumpt werden. Auch hat die zufällig auf der
Durchreiſe nach Groß=Umſtadt ſich befindende Firma Metz aus
Karls=
ruhe mit ihrer Motorſpritze den Keller des Gaſthauſes „Zum Schwanen”
und des Forſtamtes Hirſchhorn mit ca. 12 000 Litern leergepumpt. Erſt
jetzt, nachdem der Neckar wieder in ſein Bett zurückgetreten iſt, kann
ungefähr feſtgeſtellt werden, welch großen Schaden dieſes über Nacht
ge=
kommene Naturereignis angerichtet hat. Es fehlen 4 Arbeiterſchuppen,
1 Autohalle, 1 maſſive Schmiede, 21 Rollwagen, 2 Waggon große
Maſchi=
nenkohlen, eine große Menge Holzſchwellen und Bauholz ſowie viel
ſonſtiges Gerät und Baumaterilien. Am meiſten iſt die auf dem rechten
Neckarufer tätige Firma Wolffer u. Göbel geſchädigt. Einen ganz
troſt=
loſen Anblick bieten die Gärten und Aecker am „Wolfenacker‟. Das
ver=
heerende Element hat hier die größtenteils bereits eingeſäten Gärten
vollſtändig zerſtört oder vollſtändig verſchlammt. Gartenzäune ſind
um=
geriſſen oder doch wenigſtens ſtark beſchädigt. Unter dem dort
ange=
ſchwemmten Schlamm beſinden ſich Rollwagen, Bretterhütten und alle
möglichen Baumaterialien.
Dp. Zwingenberg, 13. Mai. Die Sanitätsabteilung vom
Roten Kreuz traf ſich am Samstag um 7 Uhr mit der Auerbacher
Sani=
tätskolonne zu einer gemeinſamen Uebung. Dieſer Uebung lag
folgen=
der Gedanke zu Grunde: Zwei Männer ſind im Steinbruch am
Brun=
nentveg bei Zwingenberg von den Felſen geſtürzt und blieben in halber
Höhe liegen. Ihnen ſollte die erſte Hilfe gebracht werden und alsdann
die Bergung erfolgen. Nach Anlegung der Notverbände und bei einem
angenommenen Beinbruch, nach Anlegung von Schienen, aus Zweigen
geſchnitten, wurde der eine an Seilen heruntergelaſſen und der andere
von einem Sanitäter auf dem Rücken, das gebrochene Bein ausgeſtreckt,
aus ſeiner Lage befreit. Nach Anlegung von ſorgfältigeren
Notver=
bänden auf dem Verbandsplatz, erfolgte der Transport der
Verunglück=
ten. Außerdem wurde aus Niederholz und Seilen eine Tragbahre
ver=
fertigt zum Gebrauch in Ermangelung einer anderen. Der Verlauf der
Uebung verdient Anerkennung.
Die Porteile des Weideganges.
Von Oberveterinärrat i. R. Nuß, Darmſtadt.
Bei der Aufzucht unſerer landwirtſchaftlichen Nutztiere haben
alle jene Maßnahmen der Haltung und Pflege Platz zu greifen,
die neben zweckentſprechender Ernährung einen vollen Erfolg
ge=
währleiſten. Hierher gehört an erſter Stelle reichliche Gelegenheit
zur Bewegung in friſcher Luft, die in vollkommenſter Form nur
durch Aufenthalt und Ernährung auf der Weide zu bieten iſt.
Gerade heute bei den außerordentlichen Anforderungen der
Lei=
ſtungszucht an die Tierkörper bedeutet der Aufenthalt auf der
Weide das ſchätzbarſte Mittel zur Erhaltung von Geſundheit und
und Tummelplätze bedacht ſein, obwohl ſie nur einen kärglichen
Notbehelf gegenüber der Weidehaltung darſtellen. Keinesfalls
ſoll er es aber dann verſäumen, die Jungviehweiden der
Land=
wirtſchaftskammer zu benutzen, um ſeinen Fohlen und Rindern
wenigſtens während der Sommermonate die Vorteile der Weide
zukommen zu laſſen.
Durch den Weidegang werden die Bewegungsorgane (
Mus=
keln, Sehnen, Bänder und Knochen) durch den Gebrauch
gekräf=
tigt und geſtählt; bedeutet doch eine mäßige körperliche
Anſtren=
gung das wichtigſte Mittel für deren Pflege und richtige Bein=
und Feſſelſtellung. Ganz beſonders für Pferde und namentlich
bei der Aufzucht der Fohlen iſt Bewegung unerläßlich, damit ſich
der Bewegungsapparat, auf dem der ganze Wert dieſer Tiere
be=
ruht, kräftig entwickeln kann. Andererſeits nehmen die Tiere
mit dem Gras, Klee uſw. ein an Nährſtoffen und namentlich auch
an Kalk ſowie Phosphorſäure reiches Futter auf. Der hohe
Ge=
halt an dieſen Knochenſalzen ermöglicht es den jungen Tieren,
ihren großen Bedarf hieran ausreichend zu decken und
infolge=
deſſen die Knochen kräftig zu entwickeln, während ältere Tiere,
die durch unnatürliche Ernährungsweiſe an Salzen verarmt ſind,
ihren Salzgehalt wieder auf die Norm erhöhen können. Der
Weidegang verhütet deshalb nicht nur Knochenerkrankungen,
ſon=
dern heilt auch derartige Leiden.
Durch die bei der Bewegung in friſcher Luft geleiſtete
körper=
liche Anſtrengung ſowie durch das ſchmackhafte, ſaftige Futter wird
der Appetit und die Verdauung angeregt und deshalb bei
ent=
ſprechender Beſchaffenheit und Ausgiebigkeit der Weide der
Er=
nährungszuſtand der jungen Tiere günſtig beeinflußt, ſo daß außer
dem Bewegungsapparat auch das ganze Skelett, die
Körpermusku=
latur und die ſämtlichen Organe kräftig entwickelt werden.
Außerdem bedingt die Bewegung einen vermehrten
Stoff=
umſatz, eine geſteigerte Verbrennung organiſcher Nährſtoffe. Die
dadurch vermehrt gebildete Kohlenſäure und der erhöhte
Ver=
brauch an Sauerſtoff in den Geweben hat eine kräftigere
Herz=
tätigkeit und Atmung zur Folge. Der Herzmuskel wird durch
vermehrte Tätigkeit und reichlichere Blutverſorgung gekräftigt,
und die Lungen werden ausgiebiger ventiliert und hierdurch in
ihrer Ausbildung gefördert. Der Weidegang trägt zu einer
rich=
tigen Entwicklung der Bruſtbreite und Tiefe bei. Bei der
Be=
wegung werden die Lungen bis in ihre Spitzen und Ränder mit
Luft gefüllt. Infolge der tieferen Atmung wird die Anſammlung
von Schleim, der ja einen ausgezeichneten Nährboden für
Krank=
heitserreger, ſpeziell für Tuberkelbazillen, bietet, in der Lunge
verhindert während andererſeits die Luft im Freien
bakterien=
arm und im allgemeinen frei von Krankheitserregern,
insbeſon=
dere von Tuberkelbazillen, iſt. Dagegen enthält die
bakterien=
reiche Stalluft ſehr häufig Krankheitskeime, die bei der
oberfläch=
lichen Atmung, dem ſich anſammelnden Schleim uſw. viel leichter
Fuß faſſen und dadurch ihre krankmachende Wirkung entfalten
können.
Bd. Alsbach a. b. B., 12. Mai. In der letzten, unter Vorſitz des
Bürgermeiſters Glock ſtattgefundenen öffentlichen Gemeinderatsſitzung
wurden folgende Beſchlüſſe gefaßt: 1. Ein Wirtſchaftskonzeſſionsgeſuch
des V. Plößer wird genehmigt. 2. Die obere Hauptſtraße wird für
den geſamten Durchgangsverkehr für Kraftfahrzeuge geſperrt. 3. lag
dem Gemeinderat der Waldwirtſchaftsplan für das Jahr 1932 vor; er
wurde ebenfalls genehmigt. 4. wird der Laubtag bis 1. 6. d. J.
ver=
längert. Der Beitritt zu zwei Bauſparkaſſen (Bezirksſparkaſſe
Zwin=
genberg a. d. B., Giroverband, und Deutſche Bau= und
Siedlungs=
gemeinſchaft) wird genehmigt. 5. ſoll von einem Schulhausneubau der
ſchlechten wirtſchaftlichen Lage wegen abgeſehen werden. — Racheakt.
Hier wurde dem Jakob Stein auf ſeinem Grundſtück in der oberen
Jugenheimer Straße an einem zirka 10 Zentimeter dicken Kirſchbaum
von Bubenhänden die Rinde geklopft, ſo daß der Baum jetzt eingeht.
Es iſt dies nicht das erſtemal, ſchon mehrere Bäume ſind dem
Betreffen=
den ſo eingegangen. Eine ſolch niederträchtige Tat zeugt von einer ganz
großen Feigheit, und eine Tracht Prügel wäre die einzig rechte Strafe
für ſolche Schandtaten. Der Beſitzer des Baumes hat für die
Nam=
haftmachung des oder der Täter eine Belohnung von 25 Mk. ausgeſetzt,
und werden zweckdienliche Angaben, welche ſtreng vertraulich behandelt
werden, an die Ortspolizeibehörde Alsbach a. d. B. erbeten. — Was
lange währt, wird endlich gut! Schon lange beſteht hier
das Bedürfnis einer Verbreiterung der oberen (alten) Bergſtraße. Nicht
allein, daß ſie zu eng iſt, auch haben die Anwohner im Sommer ſehr
viel unter der Staubplage zu leiden. Jetzt wurde mit den
Vermeſſungs=
arbeiten zur Verbreiterung dieſer Straße begonnen und ſoll mit der
Neuherſtellung noch dieſes Jahr begonnen werden. Wenn die Straße
verbreitert und als ideale Autoſtraße hergeſtellt iſt, wird ſicher die neue
Bergſtraße im Autoverkehr entlaſtet. Auch werden die drei Luftkurorte
Alsbach, Jugenheim und Seeheim dann etwas mehr Fremdenverkehr
bekommen, was ſehr zu wünſchen wäre. — Am letzten Sonntag herrſchte
hier wieder, wie am vorletzten Sonntag, ein überaus großer Verkehr.
Die Gaſtſtätten waren von früh bis ſpät gut beſetzt und beſonders unſer
Schloß hatte wieder bei dem wunderſchönen Wetter Maſſenandrang zu
verzeichnen. Auf der Bergſtraße herrſchte ſtarker Autoverkehr.
Zwi=
ſchen 5 und 6 Uhr wurden 884 Perſonenwagen und 363 Motorradfahrer
ſowie eine Unmaſſe Fahrräder gezählt.
W. Heppenheim a. d. B., 13. Mai. 20. Sitzung des Ausſchuſſes
der Landkrankenkaſſe des Kreiſes Heppenheim. Nach der Begrüßung
der Anweſenden durch den Vorſitzenden des Vorſtandes und dem ſtillen
Gedenken eines in dieſem Jahre verſtorbenen Ausſchußmitgliedes ging
man zur Abwicklung der Tagesordnung über. Die Rechnungsführung
für das Geſchäftsjahr 1930/31 weiſt Einnahmen in Höhe von 80 579,62
RM. und Ausgaben von 180 191,29 RM. auf, ſo daß ein buchmäßiger
Kaſſenbeſtand von 388,33 RM. verbleibt. Rechnem wir dieſen Betrag
zu dem Kaſſenſaldo von 1929 in Höhe von 9377,85 RM., ſo erhöhen ſich
dieſe Betriebsmittel am Jahresſchluſſe auf 9766,18 RM. Als
durch=
laufender Poſten erſcheint in der Jahresabrechnung ein Betrag in Höhe
von 40 53,94 RM., der die erhobenen Arbeitsloſenverſicherungsbeiträge
darſtellt und nach Abzug der Verwaltungskoſten dem Landesarbeitsamt
Stuttgart zugeführt wurde. Das geſamte Anlage= und Betriebsvermö=
Der Wechſel der Witterung, dem die Tiere auf der Weide
mehr oder weniger ausgeſetzt ſind, übt einen günſtigen Einfluß
auf die wärmeregulierenden Organe des Körpers aus, ſo vor
allem auch auf die Haut. Hierdurch werden die Tiere, wie man
zu ſagen pflegt, abgehärtet; ſie werden gegen Erkältungen
wider=
ſtandsfähiger. Ihre Haut lernt die Wärmeabgabe den
Bedürf=
niſſen des Körpers anzupaſſen.
Außerdem wird durch ausgedehnten Aufenthalt und durch die
Bewegung auf der Weide auch die Fruchtbarkeit günſtig
beein=
flußt, was ſich ſpäter in höheren Trächtigkeitsprozenten, leichteren
Geburten und einer erhöhten Lebenskraft der Jungen außert. Die
leiſtungsfähigere Geſtaltung und Kräftigung der einzelnen
Or=
gane einſchließlich des Nervenſyſtems, wie ſie durch die günſtigen
Einflüſſe des Aufenthaltes und der Ernährung auf der Weide
zuſtande kommt, bedeutet eine Stärkung der Konſtitution des
Ge=
ſamtkörpers, eine Steigerung der Widerſtandskraft, der
Abwehr=
fähigkeit gegen Krankheitsurſachen und Krankheiten. Weidegang
iſt deshalb, das bedeutſamſte Mittel zur Aufrechterhaltung des
Gleichgewichtes im Haushalt des tieriſchen Körpers, das durch die
geſteigerten Forderungen, an denſelben durch erhöhte
Milch=
leiſtung, Frühreife oder Maſtfähigkeit von bedenklichen Störungen
bedroh: iſt: Störungen, die ſich entweder in verminderter
Lebens=
kraft, leichter Anfälligkeit gegen Krankheiten oder verringerter
Fruchtbarkeit und ähnlichen Erſcheinungen äußern
Die Vorteile der Weidehaltung nach dieſer Richtung können
wir in den Gegenden beobachten, in denen ausgedehnter
Weide=
betrieb auf ergiebigen Weiden ſtattfindet. Dort finden wir die
beſtgezüchteten und leiſtungsfähigſten Schläge und Zuchten.
Durch die bisher gemachten Erfahrungen hoffe ich, daß
all=
mählich auch in den viehzüchteriſchen Kreiſen jener Gegenden, wo
bisher nur in vereinzelten Fällen von der Weide Gebrauch
ge=
macht wurde, ſich die Erkenntnis Bahn bricht, daß zu dauernder
Erzeugung geſunder und leiſtungsfähiger Tiere die Weide ſpeziell
in der Aufzucht unentbehrlich iſt.
Vor dem Auftrieb auf die Weide ſind jedoch gewiſſe
Vor=
ſichtsmaßregeln zu beachten, wenn die oben geſchilderten Vorteile
der Weide den Tieren gleich von Anfang an ungeſchmälert
zu=
gute kommen ſollen. Es iſt eine bekannte Erfahrung, daß beim
unvermittelten Uebergang von der Trockenfütterung zur
Grün=
fütterung leicht Verdauungsſtörungen oder Krankheiten entſtehen,
wie z. B. Aufblähen, Kolik. Durchfall uſw. Dieſe Nachteile wird
man verhüten, wenn man ſchon etwa 14 Tage vor dem Auftrieb
zu Hauſe allmählich mit der Grünfütterung beginnt, und zwar
am einfachſten ſo, daß man das Grünfutter anfangs mit
geſchnit=
tenem Heu oder Stroh gemiſcht gibt, oder den Tieren vor der
Grünfütterung eine allmählich zu verringernde Menge
Trocken=
futter vorlegt.
Auch ſind Hufe und Klauen vor dem Weidegang einer
ange=
meſſenen Sorgfalt zu unterziehen, namentlich wenn es ſich um
Tiere mit bisheriger Stallhaltung handelt. Eine Förderung der
Bewegungsorgane, oder einer richtigen Beinſtellung wird nur
dann auf der Weide erwartet werden können, wenn die Tiere
nicht mit mißgeſtalteten Hufen oder Klauen dorthin gebracht
werden.
Zum Schluſſe ſei noch darauf aufmerkſam gemacht, daß nach
der Rückkehr von der Weide eine ſorgfältige und energiſche
Haut=
pflege einzuſetzen hat. Die ſchnelle Entfernung des häufig
vor=
handenen, als Selbſtſchutz des Körpers gegen die Unbilden der
Witterung während der Weidezeit gebildeten dichten Haarpelzes
wird durch fleißiges tägliches Putzen ſehr gefördert und iſt um ſo
mehr geboten, je ausgedehnter nach der Weide wieder eine
aus=
ſchließliche Stallhaltung einſetzt.
gen der Kaſſe ſtellt ſich auf 58 881,70 RM. Aus dem Geſchäftsbericht
war zu entnehmen, daß infolge der durch die Notverordnung getroffenen
Maßnahmen die Kaſſe von einer zu ſtarken Inanſpruchnahme verſchont
blieb. Lebhafte Diskuſſion ſchloß ſich an die Vernehmung des
Geſchäfts=
berichts. Einſtimmige Annahme erhielt der Voranſchlag für 1932, der
mit 182000 RM. in Einnahmen und Ausgaben abſchließt. Die durch
die Notverordnung teilweiſe bedingte Satzungsänderung wurde in einem
Satzungsnachtrag beſchloſſen und einſtimmig angenommen,
W. Heppenheim 12. Mai. Der Ortsausſchuß der
Angeſtellten=
verſicherung faßte in ſeiner Hauptverſammlung folgende
Ent=
ſchließung, die einſtimmig, ohne Diskuſſion, angenommen wurde: „Der
Ortsausſchuß der Vertrauensmänner der Angeſtelltenverſicherung
Bens=
heim=Heppenheim wendet ſich ſchärfſtens gegen die ſich in letzter Zeit
häufenden Angriffe auf das Vermögen der Angeſtelltenverſicherung,
insbeſondere aber gegen die Forderungen des Reichsverbandes deutſcher
Landesverſicherungsanſtalten vom 7. März 1931 an die
Angeſtellten=
verſicherung. Der Ortsausſchuß iſt überzeugt, daß die Forderungen der
Invalidenverſicherung unbegründet ſind und weiſt darauf hin, daß ſie
durch Geſetz vom 8. April 1927 ausdrücklich als endgültig geregelt
er=
klärt wurden. Mit der Verwirklichung der Abſichten der
Landesver=
ſicherungsanſtalten würde die bisher einigermaßen geſunde
Angeſtell=
tenverſicherung die finanzielle Grundlage ihrer dauernden
Leiſtungs=
fähigkeit verlieren, ohne aber die Geſundung der anderen
Verſicherungs=
zweige zu gewährleiſten.”
g. Gernsheim, 13. Mai. Geſeklenprüfung. Wie
alljähr=
lich, fand am Sonntag nachmittag im Saalbau „Darmſtädter Hof” die
Ueberreichung der Geſellenbriefe ſtatt. Die von den Prüflingen
aus=
geſtellten Geſellenſtücke fanden von ſeiten der Anweſenden Beifall. Der
Vorſitzende des Prüfungsausſchuſſes, Herr Maurermeiſter Schnatz 3.,
eröffnete den feierlichen Akt durch eine Begrüßungsanſprache Infolge
dienſtlicher Inanſpruchnahme war der Vertreter der
Gemeindeverwal=
tung, Herr Bürgermeiſter Lichtel, am Erſcheinen verhindert. Nach
einer kurzen Anſprache des Vorſitzenden an die Geſellinnen und
Ge=
ſellen, die einen belehrenden Charakter trug, ergriff Herr Dr. Kollbach
das Wort und übermittelte die Glückwünſche der Heſſiſchen
Handwerks=
kammer Darmſtadt als deren Vertreter 28 Geſellenbriefe wurden aus
der Hand des Prüfungskommiſſionsvorſitzenden überreicht, und zwar an
6 Maurer, 6 Tüncher, 5 Metzger, 1 Glaſer, 2 Zimmerleute, 2 Schloſſer
und 6 Schneiderinnen. — Am 15. Mai 1931 beginnt die Badeſaiſon
in der hieſigen Rheinbadeanſtalt. — Infolge der ſchönen Witterung
be=
ginnt am Geſtade des Rheines wiederum ein lebhaftes Leben und
Trei=
ben. Insbeſondere ſind es Paddler, die mit ihren Booten eintreffen
und alsdann von hier aus rheinabwärts die Fahrt antreten. — Am
Freitag, den 15. Mai 1931, nachmittags um 7 Uhr, findet im Bürgerſaal
des Rathauſes eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatr.
Die Beſtrebungen innerhalb des Krieger= und Militärvereins
bezüg=
lich der Erbauung eines Schießſtandes mehren ſich. Hoffentlich gelingt
es, das Projekt in abſehbader Zeit zu verwirklichen.— In dieſem Jahre
wird auch von hier wiederum eine größere Anzahl Kinder an
Bade=
kuren in Misdroy, Bad Nauheim uſw. teilnehmen. Nachdem laut
Kreis=
tagsbeſchluß die Kurkoſten vom Bezirksfürſorgeverband Groß=Gerau
allein getragen werden, kommt eine Koſtenbeteiligung der Gemeinde
nicht in Betracht.
— Gernsheim, 13. Maf. Waſſerſtand des Rheins am
12. Mai 2.17 Meter, am 13. Mai 1.89 Meter.
Rheinheſſen.
Ab. Worms a. Rh., 13. Mai. In ſiedendem Leim
ver=
brüht. In der Chemiſchen Fabrik „Delta” in Worms ſtürzte der
Fabrikarbeiter Jakob Cornelius in einen Keſſel mit ſiedendem Leim,
Mit fürchterlichen Verbrühungen wurde er ins Städt. Kramkenhaus
ge=
bracht. Dort iſt er unter qualvollen Schmerzen geſtorben.
Ah. Alzey, 13. Mai. Hummel verurſacht einen
Auto=
unfall. Auf der Straße nach Kirchheimbolanden flog einem
Kraft=
fahrer aus Frankenthal eine Hummel ins Geſicht. Der Führer verlor
die Herrſchaft über ſeinen Wagen, der nach dem Straßengraben zu raſte
und einen Nußbaum glatt umknickte. Auch der zweite Baum wurde
um=
geknickt. Der Autofahrer kam mit Hautabſchürfungen davon. Das
Auto wurde ſtark beſchädigt und mußte abgeſchleppt werden.
Seite 8
Donnerstag, den 14. Mai 1931
Nummer 133
Oberheſſen.
2. Vilbel, 12. Mai. Das „Volkshaus” in
Zahlungs=
ſchwierigkeiten. Die hieſige Volkshaus G. m. b. H., eine
ſozial=
demokratiſche Gründung, iſt in Zahlungsſchwierigkeiten geraten. Als
das „Volkshaus” vor rund drei Jahren in Betrieb genommen wurde,
koſtete es einſchließlich der inneren Einrichtung etwa 400 000 Mark. Es
verdient anerkannt zu werden, daß mancher Anhänger der Volkshausidee
durch unentgeltliche Arbeitsleiſtung weſentlich zum Gelingen und zur
Hevſtellung des Volkshauſes beitrug. Es ruhen aber auf dem Gebäude
trotzdem eine erſte Hypothek von 80 000 Mark, eine zweite von 60 000
Mark, gegeben von der Brauerei, und eine dritte von 50 000 Mark,
zuſammen 190 000 Mark. Für die letzten 50 000 Mark hat die Gemeinde
die Sicherheit übernommen. Die ſozialdemokratiſche Mehrheit des
Ge=
meinderats hat nun beſchloſſen, das Volkshaus in das Eigentum der
Gemeinde zu übernehmen und die Wirtſchaftlichkeit des Betriebs durch
den Einbau von Bädern mit Vilbeler Heilwaſſer, die etwa 80 000 Mark
koſten würden, herzuſtellen oder mindeſtens zu verbeſſern. Der
Bürger=
verein Vilbel, der dieſe gewagten Pläne ablehnt, rechnet aber in einem
Flugblatt auch für die Folge mit jährlich 35000 Mark Ausgaben und
höchſtens 8000 Mark (Pacht) Einnahmen. Er fürchtet, daß zu den 50 000
Mark, die die Gemeinde durch Sicherheitsleiſtung für die dritte
Hypo=
thek in das Unternehmen geſteckt hat, im Laufe der Jahre noch mancher
Betrag in dieſer Höhe kommen wird. Seine Vertreter ſtimmten deshalb
im Gemeinderat gegen die Uebernahme des Volkshauſes auf die
Ge=
meinde. Sicherem Vernehmen nach wird die Angelegenheit noch den
Kreis= und den Provinzialausſchuß beſchäftigen, die wohl nicht zulaſſen
werden, daß ſich eine Gemeinde, die mit Recht als „Notgemeinde”
an=
geſprochen ſein will, auf Jahre hinaus auf Gedeih und Verderb mit
einer übereilten und zu groß angelegten Gründung, wie ſie das
Volks=
haus iſt, belaſtet.
v. Friedberg, 12. Mai. Kundgebung für das deutſche
Wandern. Der Reichsverband deutſcher Gebirgs= und
Wanderver=
eine, dem auch die Geimiſchen Wandervereine angehören, veranſtaltet am
Himmelfahrtstage eine große Sternwanderung nach Friedberg. Dieſes
Wanderertreffen, das erſte ſeiner Art, ſoll eine machtvolle Kundgebung
der deutſchen Wanderer werden, ein Eintreten für die deutſche
Wander=
ſache in der breiten Oeffentlichkeit. Nach den bis jetzt vorliegenden
Meldungen darf mit mindeſtens 1500 Teilnehmern gerechnet werden.
r. Bad=Nauheim, 1. Mai. Ein heſſiſcher
Verkehrs=
mann †. Im Alter von 76 Jahren iſt hier Wilhelm Wallmann
geſtorben, eine in den heſſiſchen Verkehrskreiſen bekannte Perſönlichkeit.
An der Seite des verſtorbenen Notars Stahl hat er als Geſchäftsführer
der Verkehrskommiſſion und als Herausgeber des offiziellen „
Fremden=
verkehrs” ein Vierteljahrhundert lang viel für die Verkehrsintereſſen
des Bades getan. Auch im Heſſiſchen Verkehrsverband war der
Ver=
ſtorbene ein geſchätzter Mitarbeiter. Zu ſeinem 70. Geburtstage wurden
ihm zahlreiche Ehrungen zuteil.
der Bogelsberg
fängt in ſeinem Vorgelände wenigſtens eben an, ſein duftiges
Frühlingskleid anzulegen. Der hohe Vogelsberg iſt
bedauerlicher=
weiſe damit noch recht ſehr im Rückſtand, und der Oberwald hat
ſein junggrünes Blätterkleid, wie es ſcheint, bisher noch nicht
ein=
mal hervorgeholt. Ob noch manches daran ausgebeſſert werden
ſoll? Allmählich wirds aber Zeit, daß auch er ſich ſchmückt mit dem
friſchen Maiengrün. Flugs, ſpute dich, alter Geſell! Wenn der
Vogelsberger Höhen=Club in der Woche nach Pfingſten das Feſt
ſeines 50jährigen Beſtehens feiern wird, dann mußt du dabei ſein.
Du darfſt nicht fehlen unter den Gratulanten. Du mußt als lieber
Feſtgaſt ſtolz prangen im jungen Grün deiner lieblichen
Bergwie=
ſen, im ſchönſten Blätterſchmuck deiner weitgedehnten
Buchen=
wälder. Der VHC. hat es um dich verdient. Mit heißem
Be=
mühen hat er jahrzehntelang für dich geworben. Er hat
Wan=
derer ohne Zahl herbeigelockt in deine lauſchigen Täler, auf deine
ſtolzen Höhen, in die entzückende Pracht deiner Buchendome und
in das geheimnisvolle Düſter deiner Fichtenhine. Dafür biſt du
ihm Dank ſchuldig. Du mußt deinem Freund und Fürſprecher
frohe Glückwünſche entbieten zu ſeinem nahen Jubelfeſt. Dazu
mußt du ſelbſtverſtändlich dein ſchönſtes Gewand hervorholen, und
das iſt allemal das Frühlingskleid. Der VHC. erwartet das
von dir.
Ja, ja, was iſt alles in den 50 Jahren, die der VHC. hinter
ſich gebracht hat, geſchehen, um die Vorzüge des Vogelsbergs
herauszuſtellen, um ſie in ein günſtiges Licht zu rücken. Vor vielen
Jahren hat er ſchon zu Nutz und Frommen ſeiner Gäſte ein
eng=
maſchiges Netz farbig bezeichneter Wege über das geſamte
Ver=
einsgebiet, das den Vogelsberg und die Wetterau umfaßt und bis
nach Frankfurt und Gießen reicht, ausgebreitet. Er hat neue
Wanderziele geſchaffen, von denen nur der Bismarckturm auf dem
Taufſtein und das Denkmal für die im Weltkriege gefallenen
VHC.=Brüder auf der Herchenhainer Höhe genannt werden ſollen.
Er hat auf dem Hoherodskopf in ſeinen 3 Klubhäuſern
Unter=
kunftshäuſer geſchaffen und allenthalben im Vereinsgebiet
zahl=
reiche Jugendherbergen errichtet, von denen das Vater=
Bender=
heim auf der Herchenhainer Höhe mit ſeinen 90 Betten vor
ande=
ren zu erwähnen iſt.
„Das Goldene Jubelfeſt des VHC. wird alſo am 30. und 31.
Mai d. J. in der Kreisſtadt Schotten. dem Herzen des
Vogels=
bergs, gefeiert werden. Dort iſt der VHC. am 22. Juni 1881
ge=
gründet worden. Die Vorbereitungen dazu ſind in vollem Gange
und verſprechen einen ſchönen Verlauf der Veranſtaltung. Der
Zweigverein Schotten, dem die Ausrichtung des Feſtes von dem
Geſamtverein übertragen worden iſt, wird alles tun, um das
Ver=
trauen, das man in ihn geſetzt hat, als man ihm die
Vorberei=
tungsarbeiten übertrug, vollauf zu rechtfertigen. Der
Vogels=
berg erwartet zahlreichen Beſuch an ſeinen Freuden= und Ehren=
tagen, und er hat ein Recht darauf, ſingt doch der Dichter
von ihm:
Biſt ein Stück Vaterland,
C. I.
ſo ſchön wie eins!
Bad=Nauheim, 12. Mai. In Bad=Nauheim, das für Pfingſten
für viele ein beſonders lockendes Reiſeziel iſt, werden über die Feiertage
vom 23. bis einſchließlich 27. Mai 1931 Pfingſtkurkarten zum Preiſe
von 5 RM. ausgegeben. Dieſe Karten berechtigen zum freien Beſuch des
Kurhauſes und der Konzerte des ſtaatlichen Kurorcheſters, ferner auch
zur Benutzung der Kurmittel für die angegebene Zeit gegen
Entrich=
tung der hierfür beſonders feſtgeſetzten Gebühren.
* Gießen, 13. April. Ein rechtskräftiges Todesurteil.
Der 21jährige Landwirt Wilh. Lehr aus Altenſtadt (Oberheſſen), der
anfangs Januar bei Ortenberg das Dienſtmädchen Martha Peppel
ermordet hatte, weil es von ihm in anderen Umſtänden war und er ſich
ſeinen Verpflichtungen auf dieſe Weiſe entziehen wollte, wurde — wie
ſeinerzeit berichtet — am 21. April vom Oberheſſiſchen Schwurgericht in
Gießen zum Tode verurteilt. Gegen den Urteilsſpruch legte Lehr vor
etwa 14 Tagen Berufung ein, die er aber dieſer Tage wieder
zurückge=
nommen hat. Damit iſt das Todesurteil rechtskräftig geworden. Das
Heſſiſche Miniſterium hat nunmehr zu entſcheiden, ob es von ſeinem
Begnadigungsrecht Gebrauch machen will.
h. Gießen, 13. Mai. Der Zuchtviehauftrieb auf den 6=
Jungviehweiden des Landwirtſchaftskammer=Ausſchuſſes für
Oberheſſen iſt in dieſen Tagen erfolgt, nachdem das günſtige Maiwetter
mit ſeinen Gewitterregen einen guten Graswuchs im Gefolge hatte. Der
Geſamtauftrieb beträgt 109 Fohlen und 1134 Rinder. Diesmal wurden
auch Rinder des ſchwarzbunten Niederungsviehes zugelaſſen und auf
der Weide Lauterbach untergebracht. Die Beſchickung der einzelnen
Wei=
den iſt folgende: Tiergarten bei Hungen: 38 Fohlen, 106 Rinder;
Wer=
nings bei Gedern: 30 Fohlen, 66 Rinder; Warthof bei Grünberg: 18
Fohlen und 67 Rinder; Muſtergut Selgenhof bei Ulrichſtein: 15 Rinder.
h. Schotten, 13. Mai. Das 60jährige Jubiläum des
Alice=Frauenvereins fand im Beiſein der Großherzogin als
Protektorin der heſſiſchen Alice=Frauenvereine ſtatt. An der Feier
nah=
men ferner als Ehrengäſte teil: Die Vorſitzende des Hauptvereins, Frau
Staatsminiſter Ewald, Frau Dr. Merck=DDarmſtadt, Frau Oberin von
Pflugk=Darmſtadt, Kreisdirektor Dr. Jann=Schotten. Auch der
Groß=
herzog Ernſt Ludwig weilte in Schotten und beſichtigte das neue
Kran=
kenhaus und das Schweſternerholungsheim.
h. Aus Oberheſſen, 13. Mai. Zuchtviehverſteigerungen
der Landwirtſchaftskammer finden im Laufe dieſes
Som=
mers und Herbſtes ſtatt: Am 13. Juli in Alsfeld. 22. Juli in Lich,
7. September in Nidda, 14. Oktober in Lauterbach. —
Prämien=
märkte werden abgehalten: Am 19. Mai in Gedern, 26. Mai (3.
Pfingſttag) in Herbſtein und Schotten, 10. Juni in Lauterbach, 13. Juli
in Alsfeld, 22. Juli in Lich, 7. September in Nidda.
HIH
Ihre Verlobung geben bekannt
Elisebeth Darmstädter
Georg Schmahl
Darmstadt
Felsingstr. 2
Kiesbergstr. 10
Am Dienstag mittag iſi unſer lieber, unvergeßlicher
Loinat
Statt Korten.
Dr. med. Bruno Günther
Pauline Günther
geb. Ruder
Im Mai 1934
Vermählte
7577
Grafenftraße 4
Statt Karten.
Dr. Eduard Heise
Lore Heise
geb. Dathe
Vermählte
Dresden, 14. Mai 1931
Mosezinskystr. 21
7575
Todes=Anzeige,
Am 12. Mai verſchſed nachmittags 4 Uhr unſer guter
Vater, Großvater, Schwager, Onkel und Urgroßvater
Herr Florian Schulze
in bald vollendetem 86. Lebensſahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeth Sautſer Wwe., geb. Schulze
Margarethe Sautier Wwe., geb. Schulze.
Darmſtadt, den 13. Mai 1931.
Rhönring 41 III.
(7586
kurz vor ſeinem 2. Geburtstag infolge eines
Un=
glücksfalles ſanft entſchlafen.
In tiefer Trauer:
Anton Gemeinder und Frau
Franziska, geb. Kraus
Erika Gemeinder.
F2670
Darmſiadt, den 13. Mai 1931.
Landwehrſtr. 42.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 15. Mai 1931,
nachmittags 3 Uhr, von der Kapelle des Waldfriedhofes
aus ſtatt.
Geſtern entſchlief in Gottes Hände nach ſchwerem Leiden unſer
lieber Sohn und Bruder
Otto Pabſt
im Alter von 13 Jahren.
Pfarrer Pabſt
Frau Martha Pabft, geb. Schiwek
Arſula Pabſt.
Darmſiadt, den 13. Mai 1931.
Die Beerdigung ſindet in der Stille ſiatt.
Toues anzeige.
Wenige Tage nach dem Tode ſeiner Tochter
ver=
ſchied am Montag abend 6½ Uhr im
Kranken=
hauſe in Mainz nach langem, ſchwerem, mit
Geduld ertragenem Leiden mein herzensguter
Mann, unſer treuſorgender Vater, Bruder,
Schwager, Schwiegervater, Großvater und Onkel
Zeintic Mattel
Bildhauer
im noch nicht vollendeten 57. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Frau Eliſabefh Mäller und Söhne.
Darmſtadt, den 13. Mai 1931.
Heinheimerſtraße 42.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 15. Mai
1931, vormittags 11 Uhr, auf dem alten Friedhof
an der Nieder=Ramſtädter Straße ſtatt.
Die Beerdigung findet Samstag, den 16. Mai 1931,
nachmittags um 3 Uhr, auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten die
traurige Nachricht, daß unſer lieber Schwager
und Onkel, der
Landwirt und Feldgeſchworene
Pun? Balbiaug n.
im 81. Lebensjahr ſanft entſchlafen iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Ueberau und Darmſiadt. (7613
Die Beerdigung ſindet Freitag, den 15. Mai,
nach=
mittags 3 Uhr, in Ueberau ſtatt.
Gott der Herr hat meinen lieben Mann, unſeren
lieben, guten Vater, Schwiegervater, Großvater,
Bruder, Schwager und Onkel
Herrn
Arnn Senver
Spenglermeiſter
heute nachmittag 2½ Uhr im Alter von 62 Jahren
von ſeinem langen, ſchweren Leiden erlöſt.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Frau Kakh. Bender,
geb. Schneider.
Darmſtadt, den 12. Mai 1931.
Karlſtraße 51.
Die Beerdigung findet am Samstag, d. 16. Mai,
nachmittags 2½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtait.
„Der Bund”
Wenn Sie eine gute
Ehe wollen, so
sen-
den Sie uns zunächst
nur Ihre Adreise.
30 Pfg. Rückp.) Wir
zeigen Ihnen dann,
daß es
auch für Sie
mehr und bessere
Ehemöglichkeiten
gibt, als Sie heute
wissen. Ueberzeugen
Sie sich, daß hinter
unseren Worten, wie
stets, die Tat stent.
Niemand kann Ihnen
soviel
Erfolgsaus-
sicht bieten! Wir
sind bekannt
zuver-
äesig; auch für Sie
wollen wir arbeiten
für wenig Geld,
Einheiraten
in allen Gegenden haf
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Mannhelm
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riert. Fritz Ziegler,
Rheinſtr. 51. (7171b
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Traiſa,
nehen Waldesruhe.
Todes=Anzeige.
Heute nachmittag 5½ Uhr
ver=
ſchied ſanft nach längerem,
ſchwe=
rem, mit großer Geduld
ertrage=
nem Leiden unſer liebes, gutes
Heinzchen
im Alter von 2½ Jahren.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
W. Koch.
Darmſtadt, den 12. Mai 1931.
Weinbergſtraße 26.
Die Beerdigung findet in aller
Stille ſtatt.
Frauer garderoben
werden in einigen Stunden
ſchwarz gefärbt
Färberei Reingold
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Rothſchild. — Karlſtr. 117
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Nummer 133
onnerskag, den TZ. Mai 1531
*Römiſcher Reiterkampf.
Rom, 10. Mai.
„Von römiſchem Regen, deutſchen Reitern, dem früheren
Kronprinzen und einer außergewöhnlichen Maiwoche” könnte die
Ueberſchrift auch lauten. Um von hinten anzufangen: Eine
der=
artig unter Waſſer geſetzte Woche wie dieſe letzten acht Tage in
der berühmten Stadt der Frühlingsſonne, dem Rom unter dem
ſogenannten ewig blauen Himmel Italiens, haben ſelbſt die
älteſten noch aus Julius Cäſars Zeit ſtammenden Römer nicht
erlebt. Tag für Tag hat es mehr
oder weniger geregnet, mit
Ge=
witter oder Hagel. Am großen
Tag, an dem die Coppa
Muſſo=
lini”, der goldene Pokal den der
Duce als begehrteſten Preis des
ganzen Reitturniers in Rom vor
Jahren geſtiftet hat, goß es mit
Hagel und Gewitter derart vom
Himmel, daß die Austragung
des Turniers bis zur letzten
Minute in Frage geſtellt war.
Erſt mit zweiſtündiger
Verſpä=
tung konnte ſchließlich der
Wett=
kampf beginnen, obwohl der
Turnierplatz nur noch eine
ein=
zige Pfütze von Lehm und
Waſ=
ſer war. Aber trotz der
Regen=
fluten waren bereits ſoviel
Men=
ſchen auf der „Piazza di Siena”
mitten in der Villa Borgheſe
verſammelt, daß es unmöglich
war, den Preisritt abzuſagen
weil man natürlich nicht darauf
vorbereitet war, die bereits
ent=
werteten Eintrittskarten zu
er=
ſetzen.
Infolgedeſſen ritten die fünf
Offiziersmannſchaften der
Italie=
ner. Deutſchen, Franzoſen,
Bel=
gier und Rumänen trotz des
ſchier unmöglichen Zuſtandes des
Reitplatzes ein außerordentlich
ſchwieriges Springen, bei dem
andauernd die Gefahr beſtand,
daß die Pferde im glitſchigen,
waſſerdurchtränkten Boden dieſen
unter den Hufen verloren.
Merk=
würdigerweiſe aber gab es
kei=
nen Unglücksfall. Dafür aber
den großen Glücksfall, daß die
drei deutſchen Offiziere Haſſe,
Sahla und Momm, die die
deut=
ſche Mannſchaft bildeten, glatt
zoſen ſiegten. Die Belgier und
Rumänen waren ſchon bald
aus=
geſchieden. Der Sieg war um ſo begehrter, als die Italiener / Wanderpreis Muſſolinis gewonnen hat. Man hörte viel Deutſch
und ihn diesmal hätten gewinnen müſſen, wenn ſie dauernd in Menge deutſcher Reiſender zu dieſem Turnier ſich eingefunden
den Beſitz der Trophäe gelangen wollten. Der deutſche Sieg wurde hatte. Da eine gutſituierte Berliner Geſellſchaft aus Turfkreiſen
alſo viel beneidet, wenn auch ehrlich gegönnt.
der ebenfalls bei unglaublichen Bodenverhältniſſen ausgeritten alles zu unterrichten, was man wiſſen wollte. Mehr als dieſe
außerordentlich heftigem Regen nieder, der die Zuſchauer gerade, dann einen Hut, wenn der Regen die Haare wegzuwaſchen droht —
Hünen nicht gedeckt ſind — kein Menſch in Rom rechnet damit, deutſchen Herren — oft der Eindruck entſtand, als ſeien die
deut=
daß es im Mai noch außer einem gelegentlichen kurzen Gewitter= ſchen Offiziere im Gefolge des früheren Kronprinzen. Zufällig
guß zu echt winterlichen Wetterſtürmen kommt —, ſo kann man hatten die Italiener die deutſchen Reiter im gleichen Hotel ein=
außergewöhnlich gefährlich war, iſt klar. Es kamen deshalb auch
nur drei Offiziere glatt über die Hinderniſſe, und
erfreulicher=
weiſe als beſter ein Italiener. Zwar gab es ein paar Stürze,
aber ſie liefen noch glimpflich ab.
Da die deutſchen Reiter in drei der Konkurrenzen als Sieger
abſchnitten, ſteht augenblicklich der Ruf der deutſchen Reitkunſt
und der deutſchen Pferde ſehr hoch in Italien, zumal Deutſchland
das ſchwerſte „Kanonenrennen”, den Hochſprung, und den goldenen
Der Duce (X) beglückwünſcht die deutſchen Reiter zu ihren Erfolgen.
vor den Italienern und Fran= Die Reiter von links nach rechts: Oberleutnant Haſſe, Oberleutnant Sahla, Oberleutnant Momm
und Oberleutnant Goertz.
ſchon zweimal den Wanderbecher Muſſolinis errungen hatten in dieſen Tagen auf den Tribünen ſprechen, weil eine ganze
ſich unter den Zuſchauern befand, war man in der angenehmen
Dafür iſt den Italienern der Preis des Königs” zugefallen, Lage, ſich aus ihrer faſt ſtets genügend lauten Unterhaltung über
werden mußte. Kurz vor Beginn des Rennens am heutigen echten Berliner aber bildete ein anderer Berliner den
Mittel=
punkt des allgemeinen Intereſſes: der frühere Kronprinz. Mit
Sonntag ging nämlich ein wilder Wolkenbruch mit Hagel und ſeinen grauen, glatt zurückgeſtrichenen Haaren — er trägt nur
auf dem Wege zum Turnierplatz oder dort unter den berühmten, ſtand er meiſt inmitten einer kleinen Gruppe Deutſcher. Er ſuchte
Pinien der Villa Borgheſe überraſchte. Da die dortigen Tri= mit Vorliebe die deutſchen Reiter auf, ſo daß — ohne Zutun der
ſich ein Bild vom Zuſtand der Menſchen, Kleider und des fort= quartiert, in dem der Kronprinz wohnt, ſo daß — auch auf die
ſchwimmenden Wald= und Wieſenbodens machen. Daß unter zahlreichen photographiſchen Bildaufnahmen bezogen — wohl ein
dieſen Wetterumſtänden der Wettſtreit um den Königsbecher falſches Bild entſtehen könnte.
Seite 9
Geſchäfliches.
Woblfeile Pfingſtreiſen für jedermann. Auch
in wirtſchaftlich ſchweren Zeiten iſt es nicht nötig, auf eine
Ferien=
reiſe oder Erholungsreiſe ganz zu verzichten. Für viele iſt es
eine Erholung gerade in Zeiten der Not, dringendes Erfordernis.
Es kommt nur darauf an, mit den vorhandenen Mitteln ſo
haus=
hälteriſch wie möglich umzugehen. In dieſer Hinſicht iſt das
Reiſebüro der beſte Freund und Berater des Reiſenden. Bei
ſachverſtändiger Beratung kann man auch mit den beſcheidenſten
Mitteln eine Reiſe unternehmen. Viele Hotels haben ſich den
Zeitverhältniſſen angepaßt und ihre Preiſe herabgeſetzt. Das
Hapag=Reiſebüro am Luiſenplatz iſt die Stelle, die genau
unter=
richtet iſt und Sie aufs beſte beraten kann. (Siehe heutiges
In=
ſerat.)
Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 14. Mai.
8.15: Kathvliſche Morgenfeier.
10.45: A. Pieſenecker: Vom deutſchen Jugendherbergswerk.
11.00: Studienrätin Aenne Schmücker: Kulturprobleme nordiſcher
Völker
11.30: Der heimliche Bräutigam von G. Birkenfeld.
12.00: Schallplattenkonzert.
14.00: Stunde der Jugend.
15.00: Friedenskirche Frankfurt a. M.: Orgelkonzert; Ausf.: H.
Welcha.
15.30: Die Wilhelmshöher Waſſerſpiele: Mikrophonbericht v. P.
Laven.
16.00 Konzert des Rundfunk=Orcheſters. Mitw.; Käthe Walter
(Sopran)
18.30: Majandacht: Mitw.: Anita Franz (Sopran), Streichquartett,
beſtehend aus Mitgliedern des Rundfunkorch. Frankfurter A=
cap=
pella=Chor
19.30: Unſere Dichtersleut beime guete Viertele: Ein heiterer
Südfunk=Abend.
20.45: Klavierkonzert: Mitw.: Das Philharm. Orch. Stuttgart —
Soliſt: W. Rehberg (Klavier).
2115: Unterhaltungskonzert des Philharm. Orch. Mitw.: H.
Caſ=
ſmir ſpricht heitere Intermezzi K. Kirſten (Flöte), W. Maurer
(Eylophon)
22.50: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 14. Mai.
8.55: Morgenfeier. Glockenſpiel der Potsdamer Garniſonkirche.
anſchl. Glockengeläut des Berliner Doms.
10.05: Wettervorherſage.
11.00: Valerie Merck lieſt eigene Geſchichten.
11.30: Leipzig: Bach=Kantate: Lobet Gott in ſeinen Reichen. Mitw.:
Städt. u. Gewandhausorcheſter, Thomanerchor. Soliſten: Frieda
Dierolf (Alt) Anny Quiſtorp (Sopran), H. Schubert=Meiſter
(Tenor) K. A. Neumann (Bariton), G. Ramin (Orgel), F.
Sammler (Cembalo).
12.30: Mittagskonzert. Leipziger Sinfonie=Orcheſter.
14.00: Jugendſtunde: Märchen.
14.30: Konzert. Werke von Chopin, Breithaupt, Graener.
15.00: H. Siebert v. Heiſter: Reiſe ins Land der Mitternachtsſonne.
15.30: Mandolinenorcheſter=Konzert des Mandolinen=Orcheſters K.
Wölki. — Als Einlage: Trabrennbahn Ruhleben. Deutſches
Traber=Derby.
17.00: Blasorcheſter=Konzert Kosleckſcher Bläſerbund.
18.00: W. Stölting: Blick ins Weltall.
18.30: Dr. A. Schultze: Aus der Märchenwelt der amerikaniſchen
Tropen.
19.00: Dr. Meißner: Berühmte Geigen und ihre Schickſale,
19.30: Dr. Leffſon u. Dr. Michaelis: Goethes Marienbader Elegie.
20.00: Der Mai iſt gekommen. Text: M. Ophüls, Muſik: Ralton.
21.00: Orcheſterkonzert. Berliner Funkorcheſter.
22.15: Uebertragungsverſuch aus einem Breslauer Park: Das
Mi=
krophon belauſcht die Nachtigall.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle. Daios Bela.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
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Schrelbsen Sle, Frollein, sagt Milster Toungspleen zur Hotelsekretärin, die
ihm als Schreibhllfe zur Verfügung gestellt wurde. -An den Hern Reichs-
Fonzlerl, Ich bin kommend von Ameriko zu Deutschland, zu geben de
dautsche Flnanrwirtschaft eine Wendung für das Bezuere, Ich habe bed
melner Ankunft gelesen das uchöne Gedicht von Gertrud Hauptmanm=
Dem Herzen tut die Liebe wohl,
Den schwachen Füßen Kukirol.
Ich habe problert Kuktrol und bin very enthuslastie . .. Frolleln, schrelbsen
Sie dafür das deutuche Aundruck — also bin wirklich beselstert und bi
wunderlich - oder heißt es bewundert 7— daß Deutschland auf so schwachen
Füßen steht. Kuktrol löst ab die härtesten Hühneraugen, warum 1öucn
Sie nicht ab den uchmerrhaften Toungplan mit Kuktrol? Warum resleren
Sie mit Notrerordnungen, statt zu verordnen das nötiee Kuktrol-Fubbade-
Solz, domit Deutschland wieder kommt auf gezunde Faße7
Warum haben Sie an lrar Kreuger verkauft das Monopol auf Zändhölre
und wollen verkaufen das Monopol auf Zigaretten, statt auf Kuktrol7 Ich
bitze zu nchmen Kuktrol-Fabrik in Staatsbesitr durch neue Notrerordnung
und einzuführen eine Hühneraugensteuer, denn wo eine Steuer für den
Kopf lst, muß sein auch eine Steuer für den Füßen. Hoher Reichstog wurd
diesem großen Sache zustimmen, ich werde dle Ehre haben, Eure
Durch-
laucht demnächst zu bezuchen, well ich denke vorläntg einise Milllonen
Dollars anzulegen für
Kukirol-Monopol
und daru erbitten möchte Rat und Intormatlon von Eure Hohet. 1c
möchten gründen eine große Akttengesellschat, de Kuktrol nach allen
Ländern exporttert, damit Deutschlend bekommt viele Derisen.
Wir werden donn dle seit Markenartikelnotrerordnung ermöblsten Prelos
für Kuktrol um das dreifache erhöhen, weil sicher wirkendes Kuktrol mit der
großen Garantie jetzt viel zu billlg. Wenn Brot, Zigaretten und Bier Immes
teurer werden, können Fußleldende für Kukirol auch mehr besahlen.
Tourz truly. — So Frollein, nun geben Sie her zum unteruchrtitten und
besorgen Sie das Brief gleich zur Postoffce. —
Milster Toungspleens Plöne werden nicht gelingen. Die Kuktrol-Fabrik
war nle ein ausländlsches Unternehmen und wird es auch nicht werden.
Aber die Kuktrol-Pröporate sind weltberühmt. Nicht selt heute und gestern.
sondern seit vielen jahren. Das hundertmilllonentoch bewährte Kuttrol-
Plaster entternt Hähneraugen, Hornhaut, Schwtelen und Warren unter
Garantie in wenigen Togen slatt, sauber und ohne Beschwerden. Dos
Kuktrol-Fußbade-Sals verhlltet Schwitzen, Brennen und vorzeltiges
Er-
müden der Faße, macht zie kräftig und elostlach. Gesen Fußschmerren
gibt es kein wirksomeres Präparot. Das Kuktrolklühneraugen-Pllaster
kostet nur 78 Pig., das Kuktrol-Fußbode-Salr., ausreichend für 4 Böder,
ebenfalls. Für alle Kuktrol-Fräporote wird rolle Garantie gelelstet. Bei
einem etweigen Nichterfolge rahlen wir gegen Einseuuung der leeren
Packungen und der Garantie-Scheine anstandslos den vollen Kaufpreis
zurück. Die Kuktrol=-Fränarate sind in Apotheken, Drogerten und besseren
Partüimerlen erhältlich. Verlangen Sie die interessonte Druckschrit „
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Nummer 133
Donnerskag, den 14. Mai 1931
Seite 10
Deukſche Fliegerſtaffel beſucht England.
Für die während des Weltkrieges in Polen gefallenen deutſchen Soldaten
wurde in Warſchau ein Gedenkſtein auf dem Militärfriedhof errichtet.
Einer der Teilnehmer des England=Fluges wird bei der Landung in Heſton (England) begrüßt.
Auf dem engliſchen Flugplatz Heſton landete eine Staffel von ſieben deutſchen Fliegern, die ſich an
dem vom Deutſchen Luftfahrtverband veranſtalteten England=Flug beteiligten. Unter ihnen befand
ſich auch der frühere Staatsminiſter Dominicus.
Aeic untd Ausland.
Abſturz eines vollbeſetzten Omnibuſſes.
Marburg. Dienstag abend, kurz nach 21
Uhr, wollte ein mit etwa 12 Perſonen beſetzter
Omnibus aus Gießen den ſehr ſteilen, vom
Steinweg aus nach der Nordſeite des Schloſſes
abzweigenden Rotergraben hinauffahren. Als
der ſchwere Wagen die Bergſtraße halbwegs
erklommen hatte, kam er, anſcheinend durch
Ver=
ſagen der Umſchalteinrichtung des Motors, in
rückläufige Bewegung und ſtürzte eine etwa 1½
Meter hohe, ſeitwärts befindliche Mauer herab.
Wie durch ein Wunder kam das Auto wieder
auf die Räder zu ſtehen, ſo daß die Inſaſſen
un=
verletzt blieben und mit dem Schrecken
davon=
kamen. Es entſtand lediglich größerer
Sachſcha=
den an dem Auto und der Mauer, deren
Um=
faſſungsgeländer ſamt Sockelſteinen
herausge=
riſſen wurde.
Furchtbare Bluttat.
Köln. In Quadrath bei Bergheim
ereig=
nete ſich am Dienstag eine furchtbare Bluttat.
Der 50jährige Wohlfahrtserwerbsloſe Johann
Thyſſen ermordete ſeine beiden Kinder, Mädchen
im Alter von 14 und 8 Jahren. Darauf ſteckte
er das Haus in Brand und hängte ſich auf dem
Speicher an einem Balken auf. Durch den
Feuerſchein wurden die Nachbarn aufmerkſam
und drangen in das Haus ein. Thyſſen, den man
ſofort entdeckte, wurde abgeſchnitten, da er noch
Lebenszeichen von ſich gab. Er iſt aber ſpäter
im Krankenhaus geſtorben. Der Brand konnte
ſchnell gelöſcht werden. Thyſſen war Vater von
ſieben Kindern, von denen bei der Tat nur zwei
im Hauſe waren. Er hatte bereits vor zwei
Jahren den Familienangehörigen mit dem Tode
gedroht und damals auch eine Brandſtiftung
verſucht.
Die Unterſchleife im Reichsamt für
Landes=
aufnahmen.
Berlin. Die großen Unterſchlagungen im
Reichsamt für Landesaufnahmen haben einen
derartigen Umfang angenommen, daß bei der
Staatsanwaltſchaft ein Sonderdezernat zur
Un=
terſuchung eingerichtet worden iſt. Alle fünf
Be=
ſchuldigte beſtreiten jegliche Verfehlung. Sie
erklären, daß in den Büchern Fehler
vorgekom=
men ſein müßten. Feſt ſteht aber, daß in drei
wichtigen Büchern, die beim Reichsamt geführt
wurden, Eintragungen fehlen. Hierfür können
die Beſchuldigten keine Erklärung geben. Trotz
des mäßigen Einkommens der Beſchuldigten war
einer von ihnen namens Wolff in der Lage, ſich
im März 1924 ein großes Mietshaus in
Ber=
lin=Schöneberg zu kaufen. Er zahlte bar 20 000
Mark und drei Tage ſpäter den Reſtbetrag von
15 000 Mark. In der Folgezeit hat er für
Aus=
beſſerungsarbeiten noch etwa 10 000 bis 15 000
Mark ausgegeben. Wolff kann keine Erklärung
darüber abgeben, woher er dieſe Summen hatte.
In dem Hauſe trat er als Direktor auf. Auch im
Grundbuch iſt der Eigentümer als Direktor
Wolff eingetragen. Seine Eigenſchaft als
Reichs=
beamter ſcheint nirgends erwähnt worden zu
ſein. Das Mietshaus iſt von der Behörde
be=
ſchlagnahmt worden. Es ſoll der einzige
Ver=
mögenswert ſein, der bisher feſtgeſtellt wurde.
Von Zigeunern überfallen.
Rendsburg. Eine ſchwere Bluttat
er=
eignete ſich bei Sorgbrück, an der Chauſſee
Rendsburg — Schleswig. Hier hatte ſich eine
große Zigeunertruppe, die mit Bären und Affen
herumzieht, gelagert. Die Zigeuner wollten ihre
Pferde auf die Koppel eines Gaſtwirts treiben.
Als der Gaſtwirt ſich dies verbat, wurde er von
den Zigeunern umzingelt und mit einer Axt zu
Boden geſchlagen. Er trug ſchwere Verletzungen
am Kopf und an der Schulter davon und mußte
in beſinnungsloſem Zuſtand ins Krankenhaus
geſchafft werden, wo er zurzeit nicht
verneh=
mungsfähig darniederliegt. Der Sohn des
Gaſt=
wirts, der ſeinen Vater ſchützen wollte, und mit
einer Trenſe auf die Zigeuner losſchlug, erhielt
einen Meſſerſtich in die Hand. Die Haupttäter
wurden von einem Oberlandjäger verhaftet und
dem Gefängnis zugeführt.
„
1” probierk neue Landevorrichkungen.
SCHIENEN-
WAGEN
Oben links: Die Verankerung der Luftſchiffſpitze am Staakener Haltemaſt. — Oben rechts: Skizze
der neuen Landevorrichtung. — Unten: Der neue Schienenwagen, auf dem während der Landung
die hintere Maſchinengondel feſtmontiert wird.
Bei ſeinem Berliner Beſuch wird „Graf Zeppelin” im Luftſchiffhafen Staaken eine neue
Lande=
vorrichtung ausprobieren, die ſich allerdings an eine bereits in Betrieb genommene amerikaniſche
Anlage anlehnt. Rund um den Ankermaſt iſt eine Kreisſchiene gelegt, die von einem Wagen
befahren wird. Während die Luftſchiffſpitze an dem Ankermaſt befeſtigt wird, wird die hintere
Maſchinengondel auf dem Wagen feſtmontiert, der je nach der Windrichtung in die für das
Luftſchiff günſtige Lage gebracht werden kann.
„Graf Zeppelin” in Berlin.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt am Dienstag, 23.15 Uhr, unter
Führung von Kapitän Lehmann, zu ſeiner
Ber=
liner Landungsfahrt aufgeſtiegen und erſchien
Mittwoch früh, gegen 6 Uhr, im Lichte des
ſchönen Frühlingsmorgens über Berlin und
führte eine Schleifenfahrt über der
Reichshaupt=
ſtadt aus. Es nahm dann Kurs nach dem
Flug=
zeugfeld Staaken bei Spandau, wo die
Lan=
dung programmäßig um 7 Uhr erfolgen ſollte.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” landete punkt
7 Uhr, im Luftſchiffhafen Staaken und machte
nach einer Manövrierzeit von 10 Minuten am
Ankermaſt feſt, um hier bis 14 Uhr zu verweilen.
An Bord befanden ſich neun Paſſagiere.
Große Ueberſchwemmung in der Dobrudſcha.
Bukareſt. Ueber der Dobrudſcha ging in
der letzten Nacht ein verheerender Wolkenbruch
nieder, der das Land weithin überſchwemmte.
Mehrere Dörfer ſtehen unter Waſſer. Viel Vieh
iſt ertrunken. Auch einige Menſchenopfer ſind
zu beklagen.
Das Fahrtenprogramm des Luftſchiffes
„Graf Zeppelin”.
Wie die Hamburg=Amerika=Linie mitteilt,
wird das Luftſchiff „Graf Zeppelin” im Laufe
der nächſten Monate vorausſichtlich folgende
Fahrten unternehmen:
14. Mai: Fahrt nach Lübeck. Anſchließend
Oſt=
ſeejahr=Rundfahrt anläßlich der
Er=
öffnung des Oſtſeejahres 1931. Die
Rundfahrt führt über Kiel,
Flens=
burg, Kopenhagen, Rügen,
Greifs=
wald, Stralſund, Roſtock zurück nach
Lübeck. Am gleichen Tage Rückfahrt
nach Friedrichshafen.
20. Mai:
29. Mai:
1. Juni
5. Juni:
7. Juni=
8. Juni=
10. Juni:
14. Juni
18. Juni:
28. Juni
30. Juni:
5. Juli
11. Juli
Ein öſterreichiſches Poſtflugzeug in Lothringen
notgelandet.
Paris. Ein öſterreichiſches Poſtflugzeug
der Linie Wien—Saarbrücken mußte am Diens=
Ein. Kino niedergebrannk. 6h
Bisher 17 Toke, über 50 Verlehte.
Tokio, 13. Mai.
In Schimemaki (Halbinſel Hokkaido) brannte
bei der Vorführung eines amerikaniſchen Films
ein aus Holz gebautes Kino nieder. Aus den
Trümmern ſind bisher 17 Leichen geborgen
worden. Man rechnet damit, daß unter den
Trümmern noch weitere Leichen liegen. Man
vermutet, daß der Vorführer den Film mit einer
brennenden Zigarette berührte und dadurch zur
Entzündung gebracht hat.
Mordverſuch aus Eiferſucht?
Hamburg. In Bergedorf wurde die 35 Hausangeſtellte Marie Schümann unter
der Beſchuldigung des Mordverſuches an ihrem
Bräutigam feſtgenommen. Das Mädchen war
mit dem 29jährigen Maler Wilhelm
Kamp=
mann verlobt und wohnte mit ihm zuſammen in
Untermiete. Am Montag war Kampmann mit
ſeinem Freunde zum Angeln gegangen. Seine
Braut hatte ihm mit Wurſt belegtes
Butter=
brot als Frühſtück gegeben. Nach dem Genuß
des Brotes erkrankte Kampfmann unter
Ver=
giftungserſcheinungen und wurde dem
Kranken=
kaus zugeführt. Dort ſtellte ſich heraus, daß die
Wurſt vergiftet war. Sie enthielt Giftweizen,
wie er zur Vertilgung von Mäuſen verwandt
wird. Die ſofort angeſtellten Ermittlungen
führten zur Feſtnahme der Frau, die erklärte,
von der Polizei die Erlaubnis zur Tat erhalten
zu haben. Ob es nach dieſer Erklärung ſich um
den Mordverſuch einer voll verantwortlichen
Perſon handelt, kann bezweifelt werden. Auf
jeden Fall wird aber das Motiv zur Tat in
Eiferſucht zu ſuchen ſein, zumal es aus dieſem
Grunde bereits wiederholt zwiſchen den
Braut=
leuten zu Streitigkeiten gekommen war.
Kamp=
mann befindet ſich außer Lebensgefahr.
Tagesfahrt nach der Schweiz.
Fahrt nach Sevilla, an die ſich eine
Rundfahrt um Spanien vom 30. bis
31. Mai anſchließt.
Rückfahrt nach Friedrichshafen.
Sonderfahrt.
Nach Magdeburg und am gleichen
Tage zurück nach Friedrichshafen.
Sonderfahrt des Württembergiſchen
Automobilklubs.
Sonderfahrt.
Nach Hannover mit anſchließender
Rückfahrt nach Friedrichshafen.
Tagesfahrt nach der Schweiz.
Fahrt nach Böblingen mit Landung
dort.
Nordland—Islandfahrt. Ueber die
Nordſeeküſte nach Norwegen bis
Ber=
gen, Island (Reykjavik). Rückfahrt
vorausſichtlich längs der engliſchen
Küſte.
Fahrt nach Gleiwitz mit
anſchließen=
der Rückfahrt am gleichen Tage.
Fahrt nach Wien mit anſchließender
Rundfahrt über Oeſterreich am 12.
Juli und Rückfahrt nach
Friedrichs=
hafen.
Der Hamburger Dampfer „Gravenſtein”
in Seenot.
Hamburg. Der der Hamburger Reederei
Adolf Bernſtein gehörige Dampfer „
Graven=
ſtein” hat auf 47 Grad nördlicher Breite und
27 Grad öſtlicher Länge das Ruder gebrochen
und Hilferrufe ausgeſandt. Das Schiff iſt mit
einer großen Ladung Ford=Automobile nach
Ant=
werpen unterwegs. Der Hamburger
Bergungs=
dampfer „Max Behrend” dürfte erſt im Laufe
des morgigen Tages bei der „Gravenſtein”, die
dem Kanal zutreibt, eintreffen. Man verſucht
inzwiſchen, den Schaden durch Bordmittel zu be=G
heben. An Bord iſt alles wohl.
Ein Hamburger Motorſchiff vor Warnemünde
geſunken.
Kiel. Das kleine Hamburger Motorſchiff
„Mariechen” iſt in der Nacht zum Dienstag vor
Warnemünde plötzlich geſunken. Die Beſatzung,
die nur das Notwendigſte retten konnte, ging
in das Rettungsboot und wurde ſpäter von
einem paſſierenden Motorſchiff aufgenommen
und in Kiel an Land gebracht. Das Wrack
liegt auf 24 Meter Waſſertiefe.
Al Capone verſchickt „Steuerzettel”.
In der zweiten Hälfte des Auguſt wird das
Luftſchiff „Graf Zeppelin” vorausſichtlich drei
Fahrten nach Südamerika unternehmen.
Chicago. Al Capone ſcheint ſich von dem
neugewählten Bürgermeiſter Cermak nicht
ein=
ſchüchtern zu laſſen. Er ſetzt ſein unſauberes
Handwerk fort, wie eine Klage der Färber=
Ver=
einigung der Stadt Chicago beweiſt, die von Al
Capone einen „Steuerzettel” in Höhe von
250 000 Dollar erhalten hat, mit der
Auffor=
derung, die Summe binnen 48 Stunden zu
be=
zahlen, andernfalls ſie mit Gewalt geholt werde.
Wie üblich, verſpricht Al Capone bei pünktlicher
Bezahlung, ſie vor ihrer Konkurrenz und den
anderen Banditen zu ſchützen. — Bürgermeiſter
Cermak hat erklärt, er nehme den Kampf, den
er als gegen ſich gerichtet betrachte, an.
tag wegen Brennſtoffmangels auf dem
Militär=
flugplatz bei Diedenhofen niedergehen. Da der
Führer eine verbotene Zone überflogen hatte,
wurde er in Haft genommen und nach Metz
übergeführt.
Förderkorbunglück in Transvaal.
Sieben Tote, neun Verletzte.
Johannesburg. In einem Schacht des
Bergwerks Conſolidated Mainreef ereignete ſich
ein Förderkorbunglück. Sieben Eingeborens
wurden getötet und neun verletzt.
Ein deutſches Heldenmal in Warſchau.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 133
Donnerstag, den 14. Mai 1931
Seite 11
UAp.Ss Lo sAdt
Wer kommk ins Handball=Finale?
SV. 98 Darmſtadk oder Polizei Spandau?
Vorſchlußrunde um die Deutſche Handball=Meiſterſchaft! Beide
ſüddeutſchen Vertreter noch teilnahmeberechtigt, ebenſo noch die
beiden Repräſentanten des Brandenburgiſchen Verbandes! Alle
übrigen Landesverbände ausgeſchaltet!
Kein Wunder, daß bei dieſer Konſtellation das Intereſſe für
die diesjährige Vorſchlußrunde im Süddeutſchen Handball=Lager
beſonders groß iſt. Die Anteilnahme wird noch ſtark dadurch
ge=
ſteigert, daß beide Spiele im letzten Gang vor dem Endſpiel in
Süddeutſchland ſtattfinden, und zwar mit Fug und Recht hier
ſtattfinden. Beide ſüddeutſchen Vertreter mußten in der
Zwiſchen=
runde auf den Plätzen der Gegner antreten und ſich ſo unter
er=
ſchwerten Umſtänden die Teilnahme an der Vorſchlußrunde
er=
kämpfen, während der Meiſter des Brandenburgiſchen
Verban=
des in der Zwiſchenrunde ſpielfrei war und in der Vorrunde
gegen den mitteldeutſchen Dritten keine allzu ſchwere Aufgabe zu
löſen hatte.
Die Vorſchlußrunde gibt darüber Aufſchluß, wer ins Endſpiel
um den Meiſtertitel der deutſchen Sportbehörde kommt. Die
end=
gültige Klärung werden erſt
ſtelt Mit de Wägung Boiſte Soandzu 2l Drmich2 1un
bringen. Der Reiz der diesjährigen Vorſchlußrunde liegt darin,
daß es nach dem diesjährigen Verlauf der beiden erſten Runden
zum erſten Male in der Geſchichte der Deutſchen Handball=
Meiſter=
ſchaft möglich iſt, daß unter Umſtänden zwei Vertreter
desſel=
ben Landesverbandes ſich die Qualifikation zum Endziel
erſtrei=
ten. Sollen ſich etwa beide Süddeutſchen durchſetzen, oder wird
gar Brandenburg triumphieren können, beide ſüddeutſchen
Ver=
treter vor eigenem Publikum beſiegt zu haben? Wie geſagt: beide
Möglichkeiten ſind vorhanden. Die Wahrſcheinlichkeitsmathematik
wird aber wohl dafür ſprechen, daß in einem Spiel Brandenburg,
im anderen Spiel Süddeutſchland Sieger bleibt, wobei allerdings
wieder erſt der Sonntag ergeben kann, ob Süddeutſchlands
Be=
ſiegter Spielvereinigung Fürth oder Sportverein Darmſtadt 1898
heißen wird. Gemiſchte” Paarung für das Endſpiel oder
in=
terne” Meiſterſchaft zwiſchen zwei Vertretern desſelben
Landes=
verbandes; das iſt die Alternative, zu deren Löſung der
bevor=
ſtehende Sonntag kommen wird.
Die Darmſtädter haben gegenüber Fürth die etwas leichtere
Aufgabe und damit — theoretiſch — die etwas beſſeren
Chan=
cen. Während die Spielvereinigung Fürth gegen den
Titelver=
teidiger und Meiſter von Brandenburg anzutreten hat, iſt der
Gegner der 98er „nur” der Berliner „Zweite‟. Trotzdem: Der
Gegner iſt ſpielſtark genug. Den Spandauer Poliziſten geht ein
vorzüglicher Ruf voraus. Die Elf, die bisher in Süddeutſchland
noch nicht geſpielt hat, beſitzt ihren Hauptvorteil in der
Ausge=
glichenheit des Könnens ſämtlicher Spieler. In der harten Schule
der Berliner Meiſterſchaftsſpiele ſchon ſeit Jahren erprobt, hat
ſich die Mannſchaft, deren Aufſtellung im einzelnen wir noch
an=
geben werden, alle die Vorzüge der erſtklaſſigen
Handballmann=
ſchaften angeeignet: Schnell, wuchtig, gut eingeſpielt und
auf=
opfernd, ſo wird ſich der Berliner Gaſt am Sonntag im
Hochſchul=
ſtadion präſentieren. Hauptſtärken; ein glänzender Torwächter,
ein beſonders guter Innenſturm und in Schönwieſe als
Mittel=
läufer ein geiſtiger Führer, wie ihn nur ganz wenige
Mannſchaf=
ten beſitzen. Daß auch die Darmſtädter Handball ſpielen können,
haben ſie ſchon in vielen ſchweren Spielen demonſtriert. In ihrer
ſtärkſten Aufſtellung, mit der ſie am Sonntag auf den Plan treten,
werden ſie den Spandauern ein gleichwertiger Gegner ſein. Wer
alſo Sieger wird, dürfte trotz aller Hoffnungen im Darmſtädter
Handball=Lager durchaus ungewiß ſein.
Wir empfehlen wiederholt die Benutzung des Vorverkaufs, der
für Sitz= und Stehplätze weſentliche Vorteile bringt.
Vorver=
kaufsſtellen ſind aus der Anzeige in der Freitagsausgabe zu
er=
ſehen.
Um die Bundes=Handballmeiſterſchaft der Reichsbahn.
Nachdem in den 18 Bezirken die Meiſter durchweg ermittelt
ſind, beginnen am Sonntag, den 17. d. M., im ganzen Reich die
Spiele der 1. Bundesrunde. Dieſelbe wird nach dem Pokalſyſtem
durchgeführt. Die Paarung iſt durch den Bundesfachwart
Ur=
mitzer, Frankfurt a. M. wie folgt feſtgeſetzt worden: 1. Berlin
—Frankfurt (Oder) (Sieger 1), 2. Kaſſel—Darmſtadt (Sieger 2),
3. Königsberg—Stettin (Sieger 3), 4. Breslau-Oppeln (
Sie=
ger 4), 5. Saalfeld-Nürnberg (Sieger 5), 6. Halle—Dresden
(Sieger 6), 7. Münſter—Eſſen (Sieger 7), 8. Elberfeld-Köln
(Sieger 8) 9. Magdeburg—Hamburg (Sieger 9). Die Sieger
dieſer Runde treffen am 31. Mai wie nachſtehend aufeinander:
2. Bundesrunde: 1. Sieger 1 — Sieger 9, 2. Sieger 2 —
Sieger 5; 3. Sieger 4 — Sieger 6; 4. Sieger 7 — Sieger 8;
5. Sieger 3 ſpielfrei.
Das Endſpiel der Bundesmeiſterſchaft findet am 5. Juli,
nachmittags 18 Uhr, in Darmſtadt, auf dem Hochſchulſtadion,
ſtatt, anſchließend an die leichtathletiſchen Bundesmeiſterſchaften.
Die Darmſtädter Elf ſpielt bereits am Himmelfahrtstage.
15 Uhr, auf dem Sportplatz des V. f. B. in Gießen gegen Kaſſel.
Die Kaſſelaner ſind eine der ſtärkſten Mannſchaften des Bundes
und waren 1928 bereits Bundesmeiſter. Man kann demnach mit
Recht geſpannt ſein, wie unſere einheimiſche Elf gegen dieſe
ſpiel=
ſtarke Mannſchaft abſchneiden wird. Wir wünſchen den eifrigen
jungen Grün=Weißen Glück und dem Spiel einen tüchtigen Leiter.
SV. 98 Darmſtadt (Eiga-Reſerve) — Wörrſtadl.
Am Himmelfahrtstag, 15 Uhr, hat auf dem Stadion die
ſpiel=
ſtarke Ligareſerve die ſehr eifrige 1. Mannſchaft der Wörrſtädter
Handballer zu Gaſt. Das Spiel verſpricht, da Wörrſtadt an
füh=
render Stelle ſeiner Klaſſe ſteht, recht ſpannend zu werden.
PolSV. Darmſtadt.
Das Spiel am Himmelfahrtstag wurde von Ober=
Ram=
ſtadt abgeſagt. Ebenſo das Spiel am Sonntag Polizeiliga
gegen Spb. Wiesbaden.
Handball in der 2.T.
An Himmelfahrt: Bickenbach-Turn= u. Fechtklub
Ha=
nau, Heppenheim—Tv 1910 Worms, Roßdorf-Bretzenheim,
Ur=
berach—Tgde. Ober=Roden und Buchſchlag—Wartburgverein
Frankfurt.
Im Vordergrund der wenigen Spiele ſteht die Bickenbacher
Begegnung mit Hanau. Die Gäſte ſieht man ſeit längerer Zeit
wieder einmal bei uns. Auch die übrigen Spiele werden alle
gegen benachbarte Gaue ausgetragen, wobei der Gedanke eines
Ausfluges mitbeſtimmend iſt. Das an Oſtern in Roßdorf
aus=
gefallene Spiel findet an Himmelfahrt, 3 Uhr, ſtatt.
handbalt in der 9.2. Lodenwaldgau).
Der 10. Mai 1931 brachte folgende Ergebniſſe:
Groß=Umſtadt—Michelſtadt 7:1. Groß=Umſtadt 2.—
Seligen=
ſtadt 1. 3:4 (abgebr.), Groß=Zimmern—Wenig=Umſtadt 2:4,
2. Mannſchaften 1:4, Nieder=Klingen—Steinbach 11:6. 2. Mann=
Zell 2.—Erbach 3. 0:7, Hergershauſen—Richen 2.
gleichwertig, vorm Tor dagegen nutzten nur die Groß=Umſtädter
O e et ei e e
genſtadt abgebrochen werden. Ein Spielabbruch, mag die Urſache
lauten, wie ſie will verrät, daß die Schuldigen Jahns Geiſt
noch nicht auf ſich wirken ließen, vielleicht Jahns Wollen gar nicht
kennen. Wenig=Umſtadt ſtellt beſte Meiſterklaſſe im Main=
Speſſart=
gau dar und trat mit einer wuchtigen, ausgeglichenen Mannſchaft
in Groß=Zimmern an. Infolge Daſchers Weggang hat Groß=
Zim=
mern an Spielſtärke etwas eingebüßt, was aber nur eine
vorüber=
gehende Erſcheinung ſein wird. Bei Beginn der Pflichtſpiele
wer=
den wir die Elf wieder in alter Form ſehen. Durch zwei
Straf=
würfe gingen die Gäſte mit 2:0 in Führung. Die zweite Halbzeit
ſah ein ſehr hartes Spiel, weil unbedingt auf Sieg geſpielt wurde.
Niederklingen. Saud Härte fät ein Bunitebiel. Die Schuld
lag an beiden Mannſchaften und am „Anfeuern” durch die
Zu=
ſchauer, was dem Schiri ſein Amt ſchwer machte. Bis zur Pauſe
hielt die junge Michelſtädter Mannſchaft Steinbuch die Waage,
hatte ſich aber dadurch für die zweite Halbzeit zu ſehr verausgabt
und fiel nun ſtark ab, ſo daß Steinbuch viermal hintereinander
er=
folgreich einſenden konnte. Die Kampfesweiſe ſelbſt war ritterlich
und fein. Momart hatte gegen Groß=Bieberau nicht viel zu
be=
ſtellen. Seine Hintermannſchaft zeigte eine auffallende Schwäche,
ſein Sturm litt an Schußfreudigkeit. Groß=Bieberaus 2. muß
ler=
nen das Handball mit der Hand und nicht mit dem Munde
ge=
ſpielt wird. Ein Handball=Werbeſpiel führten beide
Mannſchaf=
ten in Klein=Zimmern den Zuſchauern vor. Recht ſo! Verlieren
vor eigenem Publikum und doch echt turneriſches Betragen
beibe=
halten, das iſt Sportsgeiſt, das iſt Diſziplin. Leider läßt ſich
Glei=
ches von dem Treffen in Spachbrücken nicht ſagen. Hier mußte
der Schiri, Walter=Lengfeld, in der zweiten Halbzeit wegen
Un=
botmäßigkeit der Spieler den Kampf abbrechen. Endlich gelang
es Zell einmal wieder, ſich gegen einen ſtärkeren Gegner
durchzu=
ſetzen. Allerdings machte Erbach auch einen gewaltigen Fehler,
indem es immer demſelben Spieler zuſpielte, der
ſelbſtverſtänd=
lich gut abgedeckt wurde und nie zum Schuß kam. Hergershauſen—
Richen boten gleichwertige Leiſtungen.
Am Sonntag, dem 17. Mai ſpielen: Altheim—Münſter
um 3.15 Uhr, 2. Mannſchaften um 2 Uhr, Nieder=Klingen—
Gun=
dernhauſen um 3 Uhr, 2. Mannſchaften um 2 Uhr, Zell—
Stein=
bach um 3 Uhr, 2. Mannſchaften um 1.30 Uhr, Langſtadt—
Sport=
verein Babenhauſen um 4 Uhr, 2. Mannſchaften um 2 Uhr, Groß=
Umſtadt—Tv. Aſchaffenburg um 3 Uhr, Semd-Heubach um 3 Uhr,
Habitzheim-Lützel=Wiebelsbach um 3 Uhr, Reinheim—Richen um
2 Uhr. Reinheim Jgd.—Groß=Zimmern Jgd. um 1 Uhr, Kirch=
Brombach 2.—Hainſtadt 1. um 2 Uhr, Hergershauſen 2.—Groß=
Umſtadt 3, um 3 Uhr, Klein=Zimmern 2.—Georgenhauſen 1. um
1.30 Uhr.
Tennis.
T. E. C. Darmſtadt, Jun.—T. C. Mannheim, Jun.
Nach dem 5:5 gegen den T. u. H.C. Wiesbaden tritt die
Ju=
gendmannſchaft am Donnerstag gegen die badiſchen Junioren an.
Da die Mannheimer von jeher immer über eine ſtarke
Jugend=
mannſchaft verfügen, ſo ſteht die ſtark verjüngte. Darmſtädter
Mannſchaft vor einer ſchweren Aufgabe. Für den TE.C. werden
in dieſem Spiele folgende Juniorenſpieler antreten: Colin, Voigt,
Langenbach, Külp, Münſter, Rinn und Frl. v. Weber, Frl.
Reu=
ling, Frl. Beuer. Spielbeginn iſt um 10.30=Uhr.
Suuoant.
Polizei Darmſtadt — 1. FC. Langen.
Ee. Aſch Aſchene. Lanen au Seshäf u fis
ſtärkſten Aufſtellung an. In dieſer Aufſtellung ſollte es der
Mannſchaft gelingen, die Vorſpielniederlage auszugleichen.
Trotz=
dem dürfen die Langener nicht leicht genommen werden.
F.=C. Langen ſpielt in ſtärkſter Aufſtellung mit Anthes:
Keim 1., Keim 2.; Müſſer, Lamb. Reul; Immig. Irion. Jäckel,
Gutjahr, Barthel; die Polizei mit Hüppe; Matthes, Lenz;
Kaſpar 2., Wolf, Stephan; Göbel 2., Kaſpar 1., Seipp. Pfeiffer,
Müller.
Die Polizeimannſchaft hat ſich in der letzten Zeit durch ihre
faire und flüſſige Spielweiſe ein recht hohes Kontingent Zuſchauer
verſchafft. Auch dieſes Spiel ſollte dazu beitragen, neue Anhänger
zu werben. Der Eintrittspreis iſt den wirtſchaftlichen
Verhält=
niſſen angepaßt, ſo daß es jedem Fußballintereſſenten möglich iſt,
dieſes Spiel ſich anzuſehen.
Union—Germania Eberſtadt.
Wir weiſen auf das heute nachmittag 4 Uhr auf der
Renn=
bahn ſtattfindende Spiel obiger Gegner hin
Eberſtadt tritt in bedeutend ſtärkerer Aufſtellung wie im
Vor=
ſpiel an, auch Union hat nochmals eine Verjüngung ſeiner Elf
vorgenommen.
Schwimmen.
Reichsbahn Darmſtadt—T.V. Arheilgen.
Als Abſchluß der diesjährigen Schwimmſaiſon veranſtaltet
Reichsbahn einen Vereinswettkampf gegen Turnverein Arheilgen
am Montag, dem 18. Mai, abends 19,30 Uhr, in der großen Halle
des Schwimmbades. Nach einem Aufſchwimmen folgen
verſchie=
dene Staffeln, nach einem Schauſpringen dann als Abſchluß ein
Waſſerballſpiel beider Vereine. Die letzte, im November gut
ge=
lungene Veranſtaltung wird noch ſehr gut in Erinnerung ſein,
ſo daß ein Beſuch des Schwimmens zu empfehlen iſt.
„Rund um den Netoberg”.
v. Morgen (Berlin) auf Bugatti fährt die beſte Zeit.
Im Rahmen des Wiesbadener Automobilturniers kam am
Dienstag nachmittag das Rennen „Rund um den Neroberg” zum
Austrag. Die Rundſtrecke war diesmal auf 4,6 Kilometer
ver=
ringert und auch ihre Schwierigkeiten wurden vermindert.
Die Ergebniſſe; Sportwagen. Bis 1100 Kbzm.: 1.
Kohl=
rauſch=Eiſenach (BMW.) 56.45,1 Min. 2. Kandt=Eiſenach (BMW.)
51.11,2 Min. für die 69 Kilometer lange Strecke. — Bis 2000
Kbzm.: 1. Graf Lurano=Mailand (Alfa Romeo) 48.07,2 Min.
(Stundenmittel 86,5 Kilom.) 2. Seibel=Dietz a. d. L. (Bugatti)
50.14,4 Min. 3. Riſſe=Solingen (Bugatti) 51.59,1 Min. — Bis
3000 Kbzm.: 1. Burgaller=Berlin (Bugatti) 45.25,2 Min (
Stun=
denmittel 91 5 Kilom.) Beſte Zeit der Sportwagen — Bis 8000
Kbzm.: 1. Lehmann=Groß=Garſtroſe (Mercedes—Benz) 50.40,3
Min. (Stundenmittel, 81.5. Kilom.) 2. Dr. Winter=Chemnitz
(Mercedes—Benz) 51.54,4 Min — Rennwagen: 1. v. Morgen=
Berlin (Bugatti) 54.47 Min. für 92 Kilom. (Stundenmittel 101
Kilom.), beſte Zeit des Tages. 2. Prinz zu Leiningen=Amorbach
(Bugatti) 57.02,2 Min.
Arno Zaſpel=Freiberg, der deutſche Meiſter in der
Seiten=
wagenklaſſe bis 1000 Kbzm rannte in Naundorf gegen eine
Eiſenbahnbrücke und war ſofort tot.
Im Tennisklubkampf zwiſchen Rot=Weiß Berlin und der
ſpa=
niſchen Davispokalmannſchaft ſchlug der Spanier Enrico Meyer
(der in Heidenheim a., d. B. geboren iſt, deſſen Vater auch von
dort ſtammt) den befangenen v. Cramm 6:1, 6:2, während
Spa=
niens Altmeiſter Alonſo den ſeit langer Pauſe wieder
ſpielen=
den Prenn 3:6, 6:4, 6:3 beſiegte.
Die 8. Etappe der Deutſchlandrundfahrt von Breslau über
228,1 Kilometer nach Liegnitz gewann der Deutſche Buſe vor
ſei=
nem Landsmann Metze in 7:39,42 Stunden.
Eines der größten Ereigniſſe im weſtdeutſchen Rennſport
ge=
langte am Mittwoch im Preis von Weſtfalen (15 000 Mk) auf
der Dortmunder Bahn zur Entſcheidung. Oppenheims
Walzer=
traum (Grabſch) gewann das Rennen leicht vor v. Opels
Irlän=
der (Narr), während ſich Volumnius und Null Ouvert in den
3. Platz teilten. Die Zeit des Siegers, der 47:10 brachte, betrug
1:43 Min.
Wekterbericht.
Der hohe Druck über Mitteleuropa beherrſcht die Wetterlage und
führt in unſerem Bezirk zu meiſt heiterem und trockenem Wetter. Im
Nordweſten nähert ſich eine neue Störung den Britiſchen Inſeln, welche
durch ihre Südſeite ſpäter den hohen Druck abſchwächen dürfte. Dabei
beſteht die Möglichkeit, daß mit der zunehmenden Erwärmung auf dem
Feſtland Gewitterſtörungen entſtehen. Zunächſt bleibt jedoch das meiſt
heitere Wetter erhalten.
Ausſichten für Donnerstag, den 14. Mai: Meiſt heiteres Wetter mit
weiterer Erwärmung, ſpäter aufkommende lokale Gewitterneigung.
Ausſichten für Freitag, den 15. Mai: Gewitterſtörungen oder einzelne
gewitterartige Niederſchläge wahrſcheinlich.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwerülich für Peitikk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feullleton, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport: Karl Bödmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
fcr den Inſeratenteil und geſchäftiche Mittellungen: Wiliv Kubles
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämtiſch in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantte der Rückſendung nicht übernommen.
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Nummer 133
Donnerstag, den 14. Mai
Beinoelſente Tage
der Pflaſterſtein= und Schokkerinduſtrie.
Vom Reichsverband der deutſchen Pflaſterſtein= und
Schotter=
induſtrie wird uns geſchrieben:
Der Beſchäftigungsgrad der deutſchen Pflaſterſtein= und
Schotter=Induſtrie im Jahre 1930 war durchſchnittlich 30 Prozent.
Zirka 50 000 Steinarbeiter waren wegen Abſatzmangels zum
Feiern verurteilt.
In der Pflaſterſteininduſtrie allein fiel die
Beſchäftigungs=
möglichkeit teilweiſe bis auf 10 Prozent. Selbſt heute, in der Zeit
ſonſtiger Hochkonjunktur, liegen viele Werke ſtill.
Der Abſatz an Schottermaterial und ſonſtigen Wegebauſtoffen
iſt auch in der gegenwärtigen Zeit gleich Null. Die Hoffnung auf
Bahnſchotteraufträge hat viele, ſeit Sommer 1930 ſtilliegende
Schotterwerke zur Neueinſtellung ihrer Belegſchaft verleitet,
ob=
wohl die in Ausſicht geſtellten Mengen für 1931 50 Prozent hinter
dem Abruf 1930 zurückbleiben ſollen.
Die Mitte März erlaſſene Verfügung der
Reichsbahnhaupt=
verwaltung, alle Um= und Neubauten umgehend einzuſtellen, hat
die größte Enttäuſchung hervorgerufen und großenteils zur
ſo=
fortigen Entlaſſung der neu eingeſtellten Belegſchaft gezwungen.
Da keinerlei Ausſicht auf Abſatzbeſſerung beſteht, iſt die Lage
der Unternehmerſchaft und der Arbeiterſchaft der Pflaſterſtein=
und Schotterinduſtrie verzweifelt.
Höchſte Erbitterung hat die an die Mansfelder
Kupferſchlak=
keninduſtrie, eine beachtliche Konkurrenz der Pflaſterſteininduſtrie,
gewährte Subvention hervorgerufen.
Neben der Begünſtigung des ſchwediſchen Steinmaterials durch
Zollfreiheit unterſtützt ſomit die Regierung mit öffentlichen
Mit=
teln noch die inländiſche Konkurrenz der Pflaſterſteininduſtrie/
ob=
wohl ſie über die fürchterliche Notlage der Steininduſtrie aufs
beſte orientiert iſt.
Weitere Verödung der Induſtrie, erhöhte Zunahme der
Ar=
beitsloſigkeit unter den Steinarbeitern und ein Anwachſen der
finanziellen Zuſammenbrüche der Unternehmungen werden die
unausbleibliche Folge ſein.
Die Hoffnung, daß die Regierung die Einnahmen aus den
Benzinzöllen dem Straßenbau zuführen werde, iſt ebenſo illuſoriſch
geblieben wie die Erwartung, daß es der Regierung gelingen
möge, eine Auslandsanleihe für Straßenbauzwecke zu erhalten
Somit iſt auch auf dem Gebiete des Straßenbaues keine
Beſ=
ſerung zu erwarten, ſo daß auch keine günſtige Rückwirkung auf
die am Straßenbau intereſſierten Bauſtoffinduſtrien eintreten
kann.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Die Abſchlüffe des Allianz=Konzerns (Kurzfaſſung). In den in
Ber=
lin abgehaltenen Aufſichtratsſitzungen der Allianz und Stuttgarter
Lebensverſicherungsbank A.=G.,; Stuttgart, wurden die Bilanzen und die
Gewinn= und Verluſtrechnungen für das Jahr 1930 vorgelegt. Bei der
Allianz und Stuttgarter Verein Verſicherungs=Aktien=Geſellſchaft
er=
brachte das Jahr 1930 (alles in Mill. RM.) eine
Geſamtprämienein=
nahme von 196,2 (187,6), hiervon 118,3 (114,8) für eigene Rechnung.
Für Prämien= und Schadenreſerven wurden 116,1 (114,8) in Ausgabe
geſtellt. Der GV. wird vorgeſchlagen, aus einem Reingewinn von 5,7
(4,3) 0.47 (—) der geſetzlichen Reſerve, wieder 0,50 der Reſerve für
außergewöhnliche Schadenfälle zuzuführen, wieder 0.50 an die
Wohl=
fahrtseinrichtungen zu überweiſen, unverändert 12 Prozent Dividende
zu verteilen, eine Einzahlung von 1,2 (0,60) auf das nicht eingezahlte
Aktienkapital, welches alsdann mit 31 Prozent eingezahlt iſt, zu leiſten
und 0,52 (0,46) auf das Jahr 1931 zu übertragen. Die Garantiemittel
der Geſelllſchaft betragen 210,7 (207,1). Die Allianz und Stuttgarter
Lebensverſicherungsbank Aktiengeſellſchaft verzeichnet einen Neuzugang
von 531,0 (461,0) Verſicherungsſumme und einen
Geſamtverſicherungs=
beſtand von 3,2 Milliarden (2,8 Milliarden). Der Geſamtüberſchuß
be=
trägt 31.0 (24.0). Der GV. wird vorgeſchlagen, nach Ueberweiſung von
28,2, d. ſ., wie im Vorjahre 99 Prozent des Ueberſchuſſes an den mit
Gewinnbeteiligung abgeſchloſſenen Verſicherungen an die Gewinnreſerve
der Verſicherten ſowie wieder 0,35 an die allgemeine Riſikoreſerve und
1.25 (0,20) an die Fürſorgeeinrichtungen, eine Dividende von 16
Pro=
zent (16 Prozent) an die Aktionäre auszuſchütten, 1.0 (—) auf das Konto
„Forderungen auf noch nicht eingezahltes Aktienkapital”, welches
als=
dann mit 30 Prozent eingezahlt iſt, zu überweiſen und 0,21 (0,17)
vor=
zutragen. Die Geſellſchaft hat beſonders in der kleinen
Lebensverſiche=
rung, für die erſtmals eine Verſichertendividende von 20 Prozent der
Prämie feſtgeſetzt wurde, gute Fortſchritte gemacht. In der
Aufſichts=
ratsſitzung der zum Konzern gehörenden Neuen Frankfurter
Allge=
meinen Verſicherungs A.=G., Frankfurt a. M., wurde der Abſchluß für
1930 vorgelegt. Die Prämieneinnahme des Geſchäftsjahres belief ſich
auf 27,9 (i. V. für 5 Monate 10,7). Die Geſellſchaft hat ſich befriedigend
weiter entwickelt. Der GV. wird vorgeſchlagen, aus einem Reingewinn
von 408 200 RM. (i. V. für 5 Monate 114 200 RM.) wieder 50 000 RM.
dem Reſervefonds zu überweiſen, 25 000 RM. (—) den
Wohlfahrtsein=
richtungen zuzuführen, auf das nicht eingezahlte AK. 125 000 RM. (—)
einzuzahlen und nach Ausſchüttung von 10 (0) Prozent Dividende 66 800
(64 200) RM. vorzutragen.
Buntpapierfabrik A.=G., Aſchaffenburg. Die ungünſtigen
Produk=
tions= und Abſatzverhältniſſe, die im Jahre 1929 das Erträgnis der
Ge=
ſellſchaft nachteilig beeinflußten, haben ſich im Geſchäftsjahr 1930 nicht
unweſentlich verſchlechtert. Der Abbau der allgemeinen Unkoſten ſowie
der Löhne und Gehälter konnte nicht in dem Ausmaße erfolgen, wie es
im Hinblick auf die geänderten Verhältniſſe nötig geweſen wäre.
In=
folge des lebhaften Wettbewerbes im In= und Auslande, der eine
Ver=
ſchlechterung der Preiſe mit ſich gebracht hat, konnte beſonders bei den
Stapelſorten kein Nutzen erzielt werden, jedoch gelang es durch äußerſte
Sparſamkeit und durchgreifende Verbeſſerungen der Betriebseinrichtung,
einen Reingewinn von 211 705 RM. einſchließlich 71270 RM. Vortrag
zu erreichen, aus dem 5 Prozent Dividende auf 2,8 Mill. RM.
Stamm=
aktienkapital (im Vorjahre 8 Prozent) zur Verteilung vorgeſchlagen
werden und 71 705 RM. zum Vortrag gelangen ſollen. Die Gewinn=
und Verluſtrechnung weiſt einen Bruttoüberſchuß von 772 107 RM. aus,
Steuern und ſoziale Laſten werden mit 344 735 RM. und
Abſchreibun=
gen mit 215 666 RM. angegeben. In der Bilanz erſcheinen u. a.:
An=
lagen 2,13 Mill. RM Vorträge 1,085 Mill. RM. Außenſtände 1,21
Mill. RM., dagegen Verbindlichkeiten 0,98 Mill. RM.
Generalver=
ſammlung 20 . Mai.
Sanierung der Ludwigshafener Walzmühle genehmigt. In der
Ge=
neralverſammlung, bei der 2,86 Mill. RM. Stammaktien und 477 000
RM. Vorzugsaktien vertreten waren, gab der Aufſichtsratsvorſitzende
eine ausführliche Ueberſicht über die Entwicklung der Geſellſchaft und die
Entſtehung des Verluſtes. Die Anträge der Verwaltung wurden ohne
weitere Diskuſſion angenommen. Es werden alſo 400 000 RM.
Stamm=
aktien und 100 000 RM. Vorzugsaktien, die ſich im Beſitze der Geſellſchaft
befinden, eingezogen. Das Grundkapital wird dann im Verhältnis 5:3
zuſammengelegt d. h. es werden Stammaktien im Nennwerte von 3,6
Mill. RM. und Vorzugsaktien im Nennwerte von 500 000 RM. auf
2,16 Mill. RM bzw. 300 000 RM. herabgeſtempelt. Auf dieſe Weiſe
ſoll der in der Bilanz ausgewieſene Verluſt von 615 114 RM. abgedeckt
werden. Es verbleibt außerdem ein Ueberſchuß von 1 299 885 RM., der
zu weiteren Abſchreibungen auf Immobilien und Maſchinen und zu
ſon=
ſtigen Rücklagen verwendet wird. Der Geſellſchaftsvertrag wurde in
einigen Punkten abgeändert und der Sitz des Unternehmens von
Mann=
heim nach Ludwigshafen verlegt. Außerdem wurde beſchloſſen, das
Stimmrecht der Vorzugsaktien, das bisher allgemein ein ſechsfaches war.
auf das Eineinhalbfache herabzuſetzen; dieſes ſoll beſchränkt werden auf
Beſchlußfaſſungen über Aufſichtsratswahlen, Kapitalveränderungen und
Auflöſung. Nach Schluß der Generalverſammlung gab das
Aufſichts=
ratsmitglied Geheimer Hofrat Prof. Dr. von Schulze=Gaevernitz,
Frei=
burg, einen intereſſanten Ueberblick über die Geſtaltung der
Verhält=
niſſe, im beſonderen innerhalb der Mühleninduſtrie. Er wandte ſich
da=
bei ſcharf gegen die derzeitige Zollpolitik und gegen den von Miniſter
Schiele ausgehenden Druck.
Produkkenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 13 Mai Weizen (
Hektoliter=
gelvicht von 74 Kilo) 305, Roggen (Hektolitergewicht von 70—71 Kilo)
217,50, Hafer 215—217,50, Weizenmehl ſüdd. 42,25—44,50 dito
nieder=
rhein. 42—43,50, Roggenmehl 30—32, Weizenkleie 13,50—13,65,
Roggen=
kleie 14. Tendenz ruhig.
Frankfurter und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 13. Mai.
Trotz des ſchwachen Schluſſes der geſtrigen New Yorker Börſe und
der meiſten übrigen Auslandsplätze eröffnete der heutige Verkehr
be=
merkenswert widerſtandsfähig. Die Spekulation ſchritt eher zu kleinen
Rückkäufen, zumal das noch herauskommende wenige Material ohne
Schwierigkeiten Aufnahme fand. Das Geſchäft war im ganzen ziemlich
klein, da die Unterbrechung des morgigen Geſchäftes durch den Feiertag
die Kuliſſe zur Zurückhaltung veranlaßte. Auch die ſchwebenden innen=
und außenpolitiſchen Fragen wirkten geſchäftshemmend. Gegenüber der
geſtrigen Abendbörſe ergaben ſich jedoch meiſt kleine Beſſerungen. Im
weiteren Verlauf der Börſe ſchritt die Kuliſſe zu neuen Deckungen und
für Spezialwerte wie Siemens, A.E.G., Bemberg und J. G. Farben
ergaben ſich nochmalige Beſſerungen bis 2 Prozent. Am Geldmarkt
machte ſich im Hinblick auf den bevorſtehenden Medio etwas Nachfrage
bemerkbar, ſo daß der Satz auf 4 Prozent erhöht wurde. Die Lage
war im ganzen jedoch unverändert leicht. Am Deviſenmarkt lagen der
Dollar und der Franc gegen London feſt. Man nannte Mark gegen
Dollar 4,1980, gegen Pfunde 20,41. London-New York 4,8620, —Paris
124,26. —Mailand 92,90, —Madrid 48,60, —Schweiz 25,23. —Holland
12.106/s.
Die Abendbörſe eröffnete trotz ſchwächerer Anfangskurſe aus
New York meiſt gut behauptet, zum Teil aber bis zu 1 Prozent feſter,
da für einige Papiere etwas Nachfrage aus Publikumskreiſen beſtanden
haben ſoll. Später wurde die Tendenz recht unſicher, da der bisherige
Verlauf der Präſidentenwahl in Frankreich, der eine Mehrheit für
Doumer erſcheinen läßt, etwas verſtimmte. Die Spekulation ſchritt
daraufhin zu Gewinnſicherungen, ſo daß die Kurſe im Verlaufe meiſt
noch um 1 Prozent unter den Berliner Schlußkurſen lagen. Das
Ge=
ſchäft bewegte ſich im ganzen in engen Grenzen. Später bekundete man
in Erwartung des oben erwähnten Wahlausganges allgemein ſtarke
Zurückhaltung.
Berlin. 13. Mai.
Für die heutige Börſe war aus rein techniſchen Gründen eine
Er=
holung zu ertparten, da ſich die Spekulation geſtern ziemlich ſtark nach
unten engagiert hatte. Trotzdem ſah man vormittags und an der
Vor=
börſe der Eröffnung ziemlich wenig zuverſichtlich entgegen. Der matte
Schluß in New York ließ neue Auslandsabgaben befürchten, und
bedeu=
tendere neue Anregungen lagen nicht vor. Immerhin war die Meldung
des Daily Herald entſchieden dementiert worden, die Rheinſtahl=
Divi=
dende ſoll nach Preſſemeldungen am 16. Mai wahrſcheinlich doch mit
6 Prozent in Vorſchlag gebracht werden, der Monatsbericht der
Dres=
dener Bank lag nicht ungünſtig, und beim Rheiniſchen
Braunkohlen=
ſyndikat ſoll ſich der Abſatz etwas gebeſſert haben. Von Publikumsſeite
her kam nicht mehr allzu viel Ware heraus, die Spekulation zeigte
etwas Deckungsneigung und auch die Banken nahmen hier und da noch
vorliegendes Angebor ziemlich glatt auf. Bei nicht ganz einheitlicher,
ziemlich unſicherer Tendenz ergaben ſich gegen geſtern meiſt kleine
Er=
holungen, und die Abweichungen nach beiden Seiten betrugen im
all=
gemeinen nur 1—2 Prozent. Im Verlaufe war das Geſchäft zunächſt
äußerſt ruhig, und die Kurſe hatten mehrfach kleine Schwankungen zu
erleiden. Gegen 13 Uhr wurde es auf Deckungen und kleine Käufe
etwas freundlicher. Anleihen ziemlich unverändert, von Ausländern
H5prozentige Mexikaner ½ Prozent höher. Pfandbriefe ruhig und knapp
behauptet, Reichsſchuldbuchforderungen nach kleinen Erholungen auf
geſtrigem Niveau gehalten. Deviſen weiter nachgebend. Pfunde und
Buenos international ſchwächer. Paris weiter anziehend. Spanien
ſchwankend. Geld weiter entſpannt. Tagesgeld 3—5 Prozent,
Monats=
geld 5½—5¾ Prozent, Warenwechſel zirka 5—5½ Prozent. Am
un=
notierten Markt hörte man Deutſch=Petroleum auf den dividendenloſen
Abſchluß vecht ſchwach mit 56 Prozent B. nennen.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 13. Mai ſtellten ſich für
100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 88.75 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium, 98= bis
99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren 99proz. auf 174 RM..
Rein=
nickel 98= bis 99proz., 350 RM., Antimon Regulus 51—53 RM.,
Feinſilber (1 Kilogr. fein) 39—41 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 13. Mai ſtellten ſich für
Kupfer: Mai 73 (75), Juni 73.25 (74.75), Juli 76 (77), Aug.
77.25 (77.75), Sept. 77.75 (78), Okt. 78 (78.25), Nov. und Dez.
78.25 (78.50), Jan. bis April 78.75 (79). Tendenz: ſchwach. — Für
Blei: Mai 22.50 (23), Juni und Juli 22 (23), Auguſt und Sept.
22.25 (23), Okt. 22.75 (23), Nov. 22.50 (23.25). Dez. 22.75 (23), Jan.
und Febr. 22.75 (23.25), März und April 23 (23.50). Tendenz
abgeſchwächt. — Für Zink: Mai 19.50 (20.50). Juni 20 (20.25),
Juli 20.25 (20.75), Auguſt 20.50 (21), Sept. 20.75 (21.25). Okt.
20.75 (21.50), Nov. 21.25 (21.75), Dez. 21.50 (22), Jan. 21.75
(22.50), Febr. 22.50 (22.75), März 22.75 (23.50), April 23 (23.25).
Tendenz: ſchwächer. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klammern Brief.
Amerikanifche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 13. Mai:
Getreide. Weizen: Mai 84½, Juli 63.75, Sept. 62½, Dez.
66½; Mais: Mai 60, Juli 60¾, Sept. 58½, Dez. 51½; Hafer:
Mai 28½, Juli 28½, Sept. 28.50, Dez. 30½; Roggen: Juli
39½, Sept. 40, Dez. 43.75.
Schmalz: Mai 8, Juli 8.12½, Sept. u. Okt. 8.25.
Speck 8.75.
Schweine: leichte 7.00—7.25, ſchwere 6.30—6.75;
Schweine=
zufuhren: Chicago 18 000, im Weſten 94 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 13. Mai:
Schmalz: Prima Weſtern 8.75: Talg, extra, loſe 3½.
Getreide. Weizen: Rotwinter 93.25; Mais, loko New York
73.50; Mehl, ſpring wheat clears 4.55—4,65; Fracht: nach
Eng=
land 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8—8.50 Cents.
Kakao. Tendenz: feſt; Umſätze: 134; Lokonotiz: 5; Mai
4.76, Juli 4.90, Sept. 5.03, Okt. 5.11, Dez. 5.22, Jan. 5.31, März
5.41.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die meiſten ſüddeutſchen Mühlen haben den Preis für Weizenmehl
Spezial 0 ab Mittwoch um 25 Pfg. ermäßigt, ſo daß ſich 100 Ka. ver
Mai=Juli auf 42,75 RM. und September=November auf 39,75 RM.
ſtellen.
Es verlautet, daß die Pfalzwerke A.=G., Ludwigshafen, eine neue
Kapitalerhöhung um 5 Mill. RM. auf 15 Mill. RM. vorzunehmen
be=
abſichtigen. Bekanntlich wurde im Vorjahre eine Erhöhung des
Kapi=
tals von 9 auf 10 Mill. RM. vorgenommen. Der Kreis Pfalz ſoll
2,5 Mill. RM. der neuen Aktien übernehmen.
Die Deutſche Michelin=Pneumatik=A.=G. Mainz, die
Tochtergeſell=
ſchaft der franzöſiſchen Reifenfabrik Michelin u. Co., Clairmond=
Fer=
rand, ſchließt das Geſchäftsjahr 1930 bei einem Rohgewinn von 1 312 748
RM. (i. V. 1228 462 RM.) nach Abzug der Unkoſten mit einem
Rein=
gewinn von nur 4117 (12865) RM.
In der Aufſichtsratsſitzung der Main=Kraftwerke A.=G., Frankfurt
a. M.=Höchſt, wurde beſchloſſen, der auf den 9. Juni d. J.
einzuberufen=
den GV. die Verteilung von wieder 6 Prozent Dividende auf das 22.40
Mill. RM. betragende Aktienkapital vorzuſchlagen.
Die Hannoverſche Waggonfabrik A.=G. (Hawa), die für 1929/30 die
Dividendenzahlung mit 5 Prozent wieder aufgenommen hatte, dürfte
laut „B.T.”, für das am 31. 3. 31 abgelaufene Geſchäftsjahr keine
Aus=
ſchüittung vornehmen.
In der AR.=Sitzung der G. Meinecke A.=G; Breslau, wurde
be=
ſchloſſen, für 1930 eine Dividende nicht auszuſchütten, nachdem im
Vor=
jahr 10 Prozent verteilt worden waren. Es iſt ein Gewinn von 60 000
RM. entſtanden, um den ſich der Gewinnvortrag von 148000 RM.
erhöht.
Nach Abſchreibungen von 1.30 gegen 1,21 Mill. RM. ergibt ſich
bei der Deutſchen Petroleum A.=G. für 1930 einſchließlich Vortrag ein
Gewinn von 363 000 RM. gegen 1,66 Mill. RM., der vorgetragen wird
gegenüber 4 Prozent Dividende i. V.
Die GV. des Verbandes der deutſchen Hausſchubfabrikanten
be=
ſchloß, das Augenmerk der Reichsregierung auf die auf eine Erhöhung
der Schutzzölle hinzielenden Bemühungen der franzöſiſchen und
ſchwei=
zeriſchen Schuhinduſtrie zu lenken. Die Verſammlung forderte, keinen
Schritt unverſucht zu laſſen, um eine Erhöhung der ausländiſchen
Ein=
fuhrzölle für Hausſchuhwerk zu verhindern.
Berliner Kursbericht
vom 13. Mai 1931 Seür
Oeviſenmarkt
vom 13. Mai 1931.
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank . . . . . .
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lioyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Nee
127.—
102.50
102.—
53.25
70.—
54.—
94.625
56.75
88.50
n4.75
42.—
108.25
122.—
63.875
Eleftr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern. 102.75
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Vhil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Un in
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw.
Orenſtein & Koppel
105.50
138.125
70.75
57.75
54.—
76.—
132.125
54.25
59.—
68.50
36.50
45.25
69.—
42.—
Polyphonwerke 1132-
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerk=
Weſteregeln Alkali 135.50
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirich Kupfer
Hohenlobe-Werke
Lindes Eismaſch. 130,50
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werle / 57.—
47.625
Nf. 5
98.25
—
46.50
60.—
21.25
40.50
110.50
39.—
40.50
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stodholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Mie
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. m
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
00 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1x.Stg.
1 Pap. Peio
1 Dollar
100 Beige
00 Lire
00 Franc 8
10.553
73.10
3.032
168.43
112.26
112.24
112.4
20.39
1.30
4.194
58.33
21.96
16 407
e biBrief
10.57:
18.95 59.07
2.4231 12.44:
73.24
3.041
1 68.77
112 46
112.46
112.65
20.431
1.3 13
4.202
58.45
22.00
16.4471
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeire
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambw
Kairo
Kanada
Uruguah
Jsland
Tallinn (Eſtl.)/100 eſtl. Ki.
Riga
Währung
1100 Frankenls0.33 C0.29
00 Peſetas
100 Gulden
1 Den
1 Milre i*
100 Dinar
100 Escubos
100 Drachm
11 türk. 2
1ägypt. 4
canad. Doll.
1 Goldpeſo
00 is1. Kr.
100 Lats
Gelt
41.et
2.075
0.269
7.381
18.36
20.91
4.191
22.04
111.59
80.78
Frankfurter Kursbericht vom 13. Mai 1931.
77 Dtſch Reichsanl”
6%
½%Intern.,
6B Baden ...
8½ Bayern ..
6%
88 Heſſen v. 28
v. 2.
8% „
6% Preuß. Staat.
8% Sachſen ......
69
..."
7%0 Thüringen. ..
M
84.75
74
78
100.3
81.5
91.5
95
95.5
99.75
78
87.25
Darmſtädter Viehmarkt vom 13. Mai. Aufgetrieben waren 10 Ochſen,
125 Kälber, 2 Schafe. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber a) 63—68,
h7—62, 9 52—55 Pfg. dro Pfund. Marktverlauf: geränmt.
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſunsſch. 4/,
Ab=
löſungsanl. . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
jungsſch. (Neub.)
—
Deutſche
Schutge=
bietsanleihe ...
8% Aachen v. 29
8% Baden=Baden
6% Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
8% „ v. 21
7% Dresden.. . . .
8% Frankfurt a.M.
Li
7%
60 „ . 26
8% Mainz .......
8% Mannheim v. 26
6% „ v. 27
8½ München ....
8% Rürnberg. . . . .
8B Wiesbaden ...!
—
8% beſſ. Landesbl.
8% „ Goldoblie
4½% Heſſ. Lb3.=
Hyp.=Bk.=Liquid.
4¾% Kum.-Obl.
8% Preuß. Lds.,
pfbr.=Anſt. G. Pf.
70
88.—,Golsbif
Ki
Aa
2.3
ge
91
89.5
89
987I=
88"
n.25
89
93
76
95.5
M. e
Aue
95.25
96.5
R
84.75
100.5
g7
(m
We Lan
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
8½ Kaſſeler Land
kredit Goldpfbr.
7.2 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6%
Mntda.
72
6%
4½½ „Lieu. Ob
—
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAuslSer.
„ „ Ser. 1I
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)..
8%
Berl. Hyp. Bk.
4½%„Liqu.=Bfbr.
126 Frkf. Hyp.=Bk.
7%0
½% Lig. Pfbr.
8% „ Pfbr.=Bk
7%
Liqu.
4½%
18% Mein. Hhp.=Bk.
2
4½% „Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.=Bl.
4½% „ Lig. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bank ..
4½% „Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank
4½% — Lig.Pfbr
8% Rhein. Syp. Bk.
790
4½% Lig. Bſbr..
8½ Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ... ..
80 Südd. Bob.
Cred.=Bank ...."
4x; Ba. Brbr.
96
100
95
86
101.25
94.5
86.5
Mé
53.5
72.5
11
100
97
90
101=
97.5
90.85
101.5
97.5
92.75
101.5
977
90I.
101
93.1
101.5
91.25
1o1
96
100
97.25
91
100
100.75
95.5
92h
Re
6% Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werke
96 Klöchner=Werke
Mainkrw. v. 26
Mitteld. Stahl
18‟ Salzmannu. Co
7½ Ver. Stahlwerke
8½ Voigt &Häffner
—
F. G. Farben Bond=
—
5% Bosn. L.E.B.
5% „ L.Inveſt.
5% Bulg. Tab. v.02
4½% Lſt. Schätz
4% Oſt. Goldrentel
% vereinh. Rumän
4½%
426
4% Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdat
148 „ Zollanl.
4½½ Ungarn 1913
1914
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142 „ 1910
Altien
Aig. Kunſtztide Unie
N. E. G. ....."
AndregeNonis Zahn
Aſchaffba. Brauere=
Zellſtoff
Bemberg. J. P..
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen...
Sement Heidelber/
„ Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert
Chade .........."
Contin. Gummiw.
Linoleum
mrabmm :..
An
70
95
87.5
85.75
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94
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—
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Ouf
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl ......"
Gold= u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
Linoleumwerke
Eiſenhandel..
Dhckerhoff u. Widn
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft /109
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnere
Faber &. Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaume
Frankf. Gas i. Lia.
Hof... . .."
Eelſenk. Bergwer
Geſ. f.eleltr. Untern.
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Haſenmühle Fikft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . . . .!
Hochtief Eſſen.
Holzmann, Phil
Flie Bergb.Stamm
Eenüſſe
Junghans
Kali Chemie
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. .
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke
Knorr C. H.....
Lahmerer Co.
Laurahütte
Lech. Augsburz
R4
124.75
.25
83
203
28
85.5
92
139.25
31.25
36
71.5
—
39.5
33
159.5
132
58:1,
7
110
75.5
102
102.5
42
39.5
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R5
—
22.5
77
Wirnge che
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. . . .
Mannesm.= Röhren
Mansfeld Bere. .
Metallgeſ. Frankf.
Miag. Mühlenbau
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Tberbedar;
Bhönix Bergbau.
Reiniger, Gebben
Rh. Braunkohlen ..
Elektr. Stamm
„ Metallwaren.
Stahlwerke ..
Riebeck Montan. . .
Roeder Gebr. .
Rütgerswerie
Sachtleben A. C.
Salzdetfurth Kalf
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm. Lackfbr.
Schriftg. Stempel
Schuckert Eleftr. .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr
Siemen &&k Halsfe.
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svenslo Tändſtic?
Tellus Bergbau.
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ..
Tucher=Brauerei
Unterfran ſen
Beithwerie
Ver. f. Chem. Ind
Stahlwerke . .
Strohſtoffabr.
Altramari ...
V
39.5
12.75
63
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66.25
57.75
37
49-l,
109
68
z
135
204
175
170
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—
131.5
157
26.5
116
37.5
67
18.5
57
AN
115
Maen Kace
Boigt & Haeffner
Bayß 4 Freytag.
Wegelin Außfabril
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff=Verein..
Waldhof....."
Memel..."
114.5
24
35
38
Allg. Dt. Creditanſt./ 90),
Badiſche Bat. . . . 141
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein!100
Bayer. Kyp. u. W./123
Berl. Handelsgef..
„ Sypothelbl. 212
Tomm. u. Privatb./104
De—mſt. u. Nat.=Bk. 126.5
Dt. Bank und Disc. /102
Dt. Eff. u. Wechſell 94.75
Dresdner Bank. . . 101.75
Frankf. Bank
„ Hyp.=Ban: /140
Pfdbr.=Bk.
Mein. Hyp. Bank . ./146
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Ban1 /130
Reichsbank=Ant. . /141.5
Rhein. Hyp.=Bank./130
Südb. Bod.-Cr. Bf./138
Wiener Banlverein
Württb. Rotenban//129
88
150
A.-G. I.Beriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftn
7% Dt. Reichsb. Vzgl
Hapag ...."
Nordd. Lloyd.
Südd. Eiſenb.-Ge
Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung . . . 220
„ „ Berein. Verſ. 212
FrankonaRück-u. M/103
Mannh. Ver’ſich
51
114
87.75
53
A.6
89.5
Otav iMinen
Knae 6
u
Brief
41.89
81.52 7 1.68
2.079
C.271
297
18.30
5.436 F.446
20.95
4.199
2.597/ 2.503
92.22
71.81
60.94
Nummer 133
Donnerstag, den 14. Mai 1931
Seite 13
Stawia weid suttätet
Roman von Alexandra von Boſſe.
(Nachdruck verboten.)
Cophright 1930 by Karl Köhler u. Co., Berlin=Zehlendorf.
Bei wem ſollte er ſich nun nach ihr erkundigen? Gemeinſame
Bekannte hatten ſie nicht gehabt, außer ſolchen, denen er flüchtig
im Hauſe ihrer Tante begegnet war und deren Namen er ſich
nicht mehr erinnerte. Wie ſollte er ſie nun finden? Dabei wünſchte
er ja, ſie zu finden und über ſie ſich erkundigen zu können, ehe
ſie von ſeiner Anweſenheit etwas ahnte. War zu ihr die Kunde
ſeines Todes gedrungen, hatte ſie ſich bereits mit einem anderen
verheiratet, dann war es ja beſſer für beide Teile, er verſchwand
ſtillſchweigend, und ſie erfuhr nie, daß er noch lebte.
Er ſuchte die enge, kleine Straße auf dem Viminal auf, wo
die Kirche lag, in der ihre heimliche Trauung ſtattgefunden hatte.
Er meinte, hier könne man ihm vielleicht ſagen, wo er Flavias
geiſtlichen Vetter, Don Domenico Sarti, finden würde, den
jun=
gen Padre, der ſie getraut. Er ging in die Kirche hinein, darin
alles unverändert war. Von außen unſcheinbar, war innen doch
die Pracht, die alle Kirchen Roms auszeichnete. Marmormoſaik
am Boden, Goldverzierungen an den reichen Ornamenten der
Säulen, Wände und des Deckengewölbes. Altarniſchen mit
alters=
dunklen Gemälden von goldblitzenden Kirchengeräten auf dem
mit zahlreichen Kerzen beſtellten Altar. Die Kirche war faſt leer,
nur einige alte Weiber knieten hier und da vor einem Strohſtuhl.
Richard ſchritt durch die Stille des Raumes, ſuchte die Altarniſche,
in der er mit Flavia getraut worden. Die ungewohnte, weiche,
erſchlaffende Luft Roms hatte ihn müde gemacht, er ſetzte ſich
auf einen der Strohſtühle und blickte zum Altar hin, an dem jede
Einzelheit noch ſo war, wie vor acht Jahren. Sogar an das
Muſter der breiten Spitzen an der Altardecke, Schäfchen, die ein
Kreuz trugen, glaube er ſich zu erinnern. In ſchweren ſilbernen
Leuchtern ſtanden meterhohe gelbe Wachskerzen rechts und links
von dem Altargemälde. Ein kleiner Mann in ſchäbiger Soutane
hantierte lautlos an den Kerzen, ging hin und wieder und warf
ab und zu einen lauernden Blick zu Richard hinüber, in dem er
wohl einen Fremden vermutete. Endlich meinte er, dieſer habe
ſeine Andacht lange genug ausgedehnt, kam die Stufen herab und
redete Richard flüſternd an:
„Der Herr bewundert gewiß das Gemälde hinter dem Altar”,
ſagte er. „Es iſt ſehr ſchön. Es wird einem der beſten Schüler
Raffaels zugeſchrieben, iſt freilich ſehr nachgedunkelt.. Wenn es
dem Hern gefällig iſt, kann ich ihn hinunter in die Krypta führen,
wo ſich wundervolle Fresken befinden, die aus den erſten
Jahr=
hunderten des Chriſtentums ſtammen."
Richard begriff, daß der kleine Sakriſtan ein Trinkgeld an
ihm verdienen wollte. Das Männchen ſah alt und verkümmert
aus, und er wußte, daß die niederen Diener der Kirche ſchlecht
be=
zahlt wurden, ſo daß ſie nur mühſelig ihr Daſein friſteten. Er
ſah ihn ſich genauer an. War der nicht vielleicht ſchon vor acht
Jahren hier Sakriſtan geweſen? Da fragte er ihn, ob er wohl
Don Domenico Sartie kenne, der früher an dieſer Kirche
Sacer=
dote war.
„Der Sakriſtan nickte:
„Freilich habe ich den gekannt, dieſen Heiligen.”
„Ah, dann könnt Ihr mir vielleicht ſagen, wo ich ihn finden
könnte.”
„Auf Erden nicht mehr, Herr.”
„Iſt er tot?‟
„Er ſtarb am Iſonzo, als er ſterbenden Soldaten das
Sakra=
ment verabreichte."
Richards Geſicht verdüſterte ſich. Alſo war nun auch die
Hoff=
nung, durch Don Domenico Näheres über Flavia zu erfahren,
da=
hin. Er gab dem Sakriſtan eine Lire, wofür ihm dieſer nun erſt
recht alle Sehenswürdigkeiten der Kirche zeigen wollte und, ſie
anpreiſend, ihn bis an die Kirchentür begleitete. Aber Richard
war nicht in der Stimmung, Sehenswürdigkeiten zu betrachten, er
lehnte freundlich ab, hob den ſchweren Teppich, der den Eingang
deckte, und trat wieder auf die Straße hinaus. Die war eng und
von häßlichen hohen Häuſern eingefaßt. Verkehr war hier nicht.
Vor den Haustüren ſaßen Handwerker bei ihrer Arbeit. Hier
klopfte ein Schuſter an alten Stiefeln, dort nähte ein Schneider
Flicken auf zerriſſene Hoſen. Schadhafte Wäſche hing überall an
den Fenſtern und an Schnüren über die Straße, die voll Unrat
war. Zerbrochene Flaſchen lagen herum, Obſtſchalen und faulende
Gemüſereſte, dazwiſchen ſorglos und vergnügt zerlumpte, ſchmutzige
Kinder ſpielten. Alle möglichen undefinierbaren Gerüche
durch=
zogen das Gäßchen, darin der nach Käſe und Knoblauch
vor=
herrſchte.
Richard ſah ein, daß er in Rom ſchwerlich etwas über
Flavia erfahren würde. Wenn die Roccaferris von römiſchem
Adel geweſen wären, würde das leichter geweſen ſein. Dann
hätte ihm wohl jeder beliebige Droſchkenkutſcher genaueſte
Aus=
kunft über ihre Familie und all ihre Mitglieder gegeben. Ob
die Frau des Marcheſe ihm treu war oder Liebhaber hatte,
ob die Töchter ſich verheiratet hatten und an wen. Denn das
römiſche Volk kennt ſeinen eingeborenen Adel und liebt ihn
auf ſeine Weiſe. Es beobachtet und kritiſiert das Tun ſeiner
Mitglieder, verſpottet ihre Fehler, freut ſich aber an den
ſchönen Frauen der Colanna, der Roſpilioſi und Doria oder
Borgheſe, wenn es die Damen in ihren glänzenden
Equi=
pagen durch den Korſo fahren ſieht.
Aber die Roccaferri waren Turiner.
Ehe er ſich jedoch entſchloß, nach Turin zu reiſen, dort
Erkundigungen einzuziehen, wollte er noch einen alten Freund
ſeines Vaters, einen geborenen Münchener, den Maler Falk,
aufſuchen. In München hatte man ihm geſagt, daß Falk wieder
in Rom lebe. Falk hatte früher auch bei der Conteſſa
Cor=
ſano verkehrt. Am folgenden Tage begab er ſich zu der
frühe=
ren Wohnung des Malers, doch hier wohnte er nicht mehr. Der
Hauswirt, den er ſprach, ſagte ihm, Herr Falk bemühe ſich
um die Herausgabe ſeines perſönlichen Eigentums, das
ſeque=
ſtiert ſei, wie auch ſeine eigenen Werke, die bei Kriegsausbruch
im Atelier zurückgeblieben waren. Da ſich die Verhandlungen
aber hinzögen, ſei er in die Albaner Berge gefahren, dort zu
malen. Er wohne gewöhnlich in dem kleinen, außerhalb des
Ortes Frascati gelegenen Albergo del Sole, habe dort ſein
Abſteigequartier.
Richard beſchloß, nach Frascati hinauszufahren.
Falk hatte früher viel in italieniſchen Kreiſen verkehrt,
war immer voll Klatſchgeſchichten geweſen, über intime
An=
gelegenheiten, die ſich in dieſer oder jener römiſchen Familie
abgeſpielt hatten. Der wußte doch vielleicht was über die
Roccaferris und was aus Flavia, die er gekannt hatte,
ge=
worden war.
Es waren jetzt nur wenige Fremde in Rom, und der Zug
nach Frascati war ſchwach beſetzt, die eifrig ihre Zeitungen
laſen, rauchten und, nach italieniſcher Gewohnheit, häufig aus
dem Fenſter ſpuckten. Erſt als ſie ſich Frascati näherten,
be=
gannen die Herren ſich miteinander zu unterhalten, den Lärm
des Zuges auf den ausgefahrenen Schienen überſchreiend. Und
plötzlich hörte er ſie wiederholt den Namen Roccaferri nennen.
Bis dahin hatte Richard auf ihr Geſpräch nicht geachtet, aber
nun horchte er geſpannt, während er ſcheinbar die Tribuna las.
Der ältere Herr war ſehr lebhaft, fuchtelte mit beiden
Hän=
den, nun ſprang er auf und wies erregt aus dem Fenſter:
„Ecco! Ecco la Villa Valcena! Eccola!”
Richard folgte der weiſenden Hand mit dem Blick und
ſah in einiger Entfernung, am Fuße des Hügels, auf dem
Frascati lag, und abſeits davon ein rötliches Dach aus dichten
Baumgruppen hervorlugen.
Der jüngere Herr blickte gar nicht hin, nickte nur und
er=
klärte, die Villa ſei ein alter, halbzerfallener Kaſten,
vollge=
ſtopft mit altem Gerümpel. Roccaferri, der ihm das ſelbſt
geſagt, habe den Beſitz aber für die Schuld annehmen müſſen,
um nicht ganz um ſein Geld zu kommen. Der andere
wider=
ſprach lebhaft. Das behaupte Roccaferri, er ſei aber ein
ſchlauer Hund, der für die paar Skudi, welche er während des
Krieges für den alten Oeſterreicher auslegte, ungeheure Werte
an ſich gebracht habe. Die Villa ſei einmal ein alter
halb=
zerfallener Kaſten geweſen, den der Oeſterreicher billig gekauft,
dann aber von Grund aus hergeſtellt habe. Und das alte
Ge=
rümpel, von dem Roccaferri ſo geringſchätzig rede, beſtehe aus
unſchätzbaren Kunſtwerken. Die italieniſche Regierung habe den
ganzen Beſitz, ohne den Wert der Einrichtung von
Sachverſtän=
digen prüfen zu laſſen, an Roccaferri als Erfatz für die geringe
Schuld, die er von dem öſterreichiſchen Grafen zu fordern hatte,
überlaſſen und damit das italieniſche Volk, in erſter Linie aber
die „Combattenti” (Kriegsteilnehmer), darum betrogen, die doch
heiliges Anrecht auf das ſequeſtierte Privatvermögen der
be=
ſiegten Feinde Italiens hatten.
Jetzt miſchte Richard ſich in das Geſpräch und fragte, ob
der Marcheſe Roccaferri, von dem die Rede ſei, der Turiner
Familie Roccaferri angehöre.
„Gewiß” erwiderte der alte Herr, „Marcheſe Ruggiero
Roccaferri. Er beſitzt in Turin einen hübſchen Palazzo, dazu
in der Umgebung jener Stadt ein anſehnliches Landhaus.
Aber”, fügte er grollend hinzu, „er zieht es trotzdem vor, jetzt
in dem verfallenen, alten Kaſten, Villa Valcena, inmitten
wert=
loſen, alten Gerümpels zu wohnen, haha!"
Richard wollte feſtſtellen, ob dieſer Marchefe tatſächlich
Flavias Vater wäre und ſprach weiter.
(Fortſetzung folgt.)
Hlente leizter Tag
Douglas Fairbanksn.
Mary Pickford
in dem köstlichen Lnstspielseblager
Der
Widerspenstigen
Länmang
Mach Shakespeare.
Regie: Sam Taylor.
Douglas Fatrbanks vieder in
einer glänzenden Rolle die er ganz
seiner bekannten bravourösen
Eigen-
art gemäß, als der siegreich lächelnde
Held zu gestalten weiß und Mary
Pickford als seine Partnerin,
er-
schließen das romantische Milien der
Handlung mit aller Kunst ihrer
Darstellung.
(V.7583
Dazu
das gute Beiprogramm.
Nur noch heute u. morgen / Nur noch heute u. morgen
im großen Doppelprogramm.
Ein eindrncksrolles Filmwerk aus
der kalifornischen Wüste
Galgenvögel
(Hell’s Herves)
Regie: W. Wyler
In den Hauptrollen:
Charles Bickford, Raymond
Hatton und Fred Kohler
Der Film bringt Bilder der Steppe,
Sandstürme, wild dahinstärmende
Reiter in abwechslungsreicher Folge
und zeigt das Schicksal dreier
Vaga-
bunden unter den glühenden Strahlen
einer unbarmherzigen Wästensonne.
Im II. Teil:
Der einsame
Adler
Ein Heldenlied v. Kämpfen
in den Wolken
mit Oskar Marion, Ralm.
Keane, Donald Stuart,
Barbarn Kent u. a.
Anny Ondra u. Vlasta Burian
m dem neuen heiteren Tonfilm
Erund seine
Schwester
mit Roda-Roda, Berthe Ostyn,
Hans Götz, André Pilot u. a.
Nach der gleichnamigen Posse von
Berph. Buchbinder, für den Film
bearbeit. von Roda-Roda.
Regie: Carl Lamas.
Eine TonFilm-Humoreske von
unerhörtem Temperament und einer
Fälle urkomischer Szenen.
Jedes Bild ein Lachschlager.
Anny Ondra, das Mädcben mit
den schönen Beinen, und VInsta
Burian, bekannt als „falscher
Feld-
marschall”, zusammen mit Roda-
Roda ergeben ein Dreigestirn, über
das man Tränen lacht.
Dazu ein
relchhaltiges Beiprogramm
ginn: 2, 405, 6.10 und 8.20 Uhr / Beginn: 2, 4.05, 6.10 und 8.20 Uhr.
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