Darmstädter Tagblatt 1931


23. April 1931

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Einzelnummer 10 Pfennkge


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9
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Nummer 112
Donnerstag, den 23. April 1931.
194. Jahrgang

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Kädter und Nationalbant

Vor venn Sufaiinenitit ves Kaumeng.
Der Reichslandbund weiſt den Kanzler auf den Erſt der Lage der Landwiriſchaft hin. Der Skreik um die
Zölle. Der Reichslandbund für Zollerhöhungen. Die Sozialdemokralie für Senkung der Gekreidezölle.
Erweikerung des Aufgabenkreiſes der Reichsregierung.

* Des Kanzlers Heimkehr.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der am Donnerstag von ſeinem Oſterurlaub zurückkehrende
Reichskanzler hat für den Vormittag bereits eine Unterredung
mit dem amerikaniſchen Botſchafter verabredet. Auch verſchiedene
Parlamentarier hatten ſich bei ihm angemeldet, doch hat ſich der
Kanzler mit Zeitmangel entſchuldigt, offenbar weil er Wert
darauf legt, zunächſt im Kainett eine Klärung der Mei=
nungen
herbeizuführen, ehe er mit den Parlamenta=
riern
die Unterhaltung aufnimmt. Das ſoll am Don=
nerstagnachmittag
geſchehen. Für Freitag vormittag
hat der Kanzler einzelne Parteiführer zu ſich gebeten, als erſten
den Volksparteiler Dingeldey. Um noch vor der
Kabinettsverhandlung zu Worte zu kommen, hat ſich der
Reichslandbund in einem Schreiben an den
Kanzler gewandt und auf den Ernſt der Lage der
Landwirtſchaft hingewieſen. Auf der anderen Seite haben
ſich die Sozialdemokraten gemeldet. Sie haben Brotpreiser=
höhungen
in einigen Städten zum Anlaß genommen, um eine
Herabſetzung der Getreidezölle zu fordern. Auch
die Landwirtſchaft wendet ſich gegen die Brot=
preiserhöhung
und fordert eine Verringerung
der Zwiſchenſpanne zwiſchen Erzeuger= und
Konſumentenpreis.
Die Gegenſätze ſtehen ſich alſo bereits ſehr ſcharf gegenüber.
Der Reichsernährungsminiſter glaubt aber trotzdem, ſein Pro=
gramm
im weſentlichen durchſetzen zu können.
Der Aufgabenkreis der Reichsregierung hat ſich inzwiſchen
dadurch erweitert, daß der Reichskanzler die Reichsreform
in ein beſchleunigteres Tempo leiten will. Er hat von Baden=
Weiler aus den Reichsinnenminiſter beauftragt,
möglichſt raſch eine Vorlage, über die Reichs=
reformauszuarbeiten
, die dann als Grundlage für die
weiteren Beratungen des Reichskabinettes dienen könnte. Als
Unterlage dazu werden vermutlich die Arbeiten des Länder=
ausſchuſſes
dienen, die vom Reichsinnenminiſterium im weſent=
lichen
übernommen werden dürften. Von heute auf morgen läßt
ſich allerdings das Problem der Reichsreform nicht löſen, ſo daß
noch eine ſchöne Anzahl von Wochen ins Land gehen dürfte.
Das Präſidium des Reichslandbundes
an den Kanzler.
Berlin, 22. April.
Die Präſidenten des Reichslandbundes haben am 22. April
ein Schreiben an den Reichskanzler gerichtet, in dem es u. a. heißt:
Es iſt nunmehr höchſte Zeit, daß die Reichs=
regierung
nach all den der deutſchen Landwirt=
ſchaft
und ihren Vertretern gemachten verbind=
lichen
Zuſagen endlich ſchleunigſt und durch=
greifend
im Sinne ihrer vor Jahresfriſt abge=
gebenenRegierungserklärung
handelt. Die Reichs=
regierung
hat unter dem 28. März 1931 vom Reichstag ein Geſetz
über Zolländerungen (Ermächtigungsgeſetz) erhalten und ange=
nommen
. Vordringliche Aufgabe iſt es daher jetzt, daß dieſes Er=
mächtigungsgeſetz
ſchleunigſt ausgenutzt wird, um auf den
Burzeit wichtigſten Gebieten, zu denen in erſter Linie die Verede=
lungswirtſchaft
gehört, Hilfe zu bringen. Dahin gehört vor allem
eine beträchtliche Erhöhung des Butterzolls, wie der
Zölle für alle übrigen Molkereiprodukte, im
Zuſammenhang mit der Erhöhung der Zollſätze
für Vieh und Fleiſch uſw., Maßnahmen zur Be=
reinigung
des Vieh= und Fleiſchmarktes, Ein=
fuhrſcheine
für Erzeugniſſe ausHafer undGerſte
und für Hülſenfrüchte, Verwendungszwänge ein=
ſchließlich
eines Deklarationszwanges für Mar=
garine
ſowie Beſeitigung der Zollbindungen
für Eier, Obſt, Wein, Gemüſe und Holz und die Er=
höhung
der Zollſätze hierfür, ferner Vorſorge für
die Preisbildung der kommenden Ernte getrof=
fen
wird. Für die hierzu erforderlichen Maßnahmen werden
wir noch geſondert Vorſchläge machen.
Der Reichslandbund begrüßt eine Zollunion zwiſchen
Deutſchland und Oeſterreich. Bevor aber nicht eine reſtloſe Klä=
xung
der verſchiedenen Zweifelsfragen herbeigeführt und Sicher=
heit
dafür gegeben iſt, daß dieſer Vertrag die deutſche Land= und
Fforſtwirtſchaft nicht ſchädigt, vermögen wir demſelben unſerer
Zuſtimmung nicht zu geben. Weitaus größer ſind aber unſere Be=
ffürchtungen
noch für den Fall, daß mit weiteren Staaten ähnliche
Vorzugsverträge geſchloſſen werden, wie ſie anſcheinend bei den
Deutſch=rumäniſchen Verhandlungen bereits ein=
Beleitet ſind. Nach den bisher vorliegenden Mitteilungen ſollen
hhierbei wiederum deutſcherſeits Zugeſtändniſſe auf agrariſchem
Bebiete gegen rumäniſche Zugeſtändniſſe auf induſtriellem Gebiete
wemacht werden. Wir müſſen heute ſchon ſchärfſten Widerſpruch
Hagegen erheben, daß in den jetzt laufenden und noch weiter be=
worſtehenden
Verhandlungen dieſe ſchädliche Gewohnheit beibehal=
Ten und wiederum die deutſche Landwirtſchaft geopfert werden ſoll.
Die Frage der Ausdehnung der Entſchuldungsgebieke
in der Oſthilfe.
Zu den in der Preſſe gegen die Regierung erhobenen Vor=
würfen
, daß die Oſthilfe nicht genügend raſch zur Auswirkung
omme, und daß die Regierung keine Ausdehnung der
Entſchuldungsgebiete vornehme, wird von ſehr gut

unterrichteter Seite daran erinnert, daß bereits ſeinerzeit bei
dem Inkrafttreten der Oſthilfe darauf hingewieſen wurde, daß
die ordnungsmäßige parlamentariſche Verab=
ſchiedung
des Reichshaushaltes und die Vor=
finanzierung
der künftigen Einnahmen der
Induſtriebank Vorausſetzung hierfür ſeien. Wenn
auch die eine Vorausſetzung, die der ordnungsmäßigen Etats=
verabſchiedung
, jetzt gegeben iſt, ſo beſtehen bei der zweiten
Vorausſetzung doch noch gewiſſe Schwierigkeiten. Einmal wird
die Induſtriebank, vorausſichtlich erſt Ende dieſes
Monats ihre Geſchäfte im vollen Umfange auf=
nehmen
können, und zum andern hat der für die Vor=
finanzierung
in erſter Linie in Frage kom=
mende
ausländiſche Geldmarkt, bisher nicht
viel Neigung gezeigt, ſich dafür zu intereſſieren.
Wenn die Reichsregierung die Entſchuldungsgebiete ausgedehnt
haben würde, ohne daß dieſe Vorausſetzung der Vorfinanzierung
erfüllt iſt, würde man ihr den Vorwurf machen können, daß
ſie leichtfertige Verſprechungen gegeben habe, deren Erfüllung
fraglich ſei.

Einſpruch des Reichslandbundes
gegen die Brokpreiserhöhung.

Berlin, 22. April.
Der Bundesvorſtand des Reichslandbundes hat zur Frage der
Brotpreiserhöhung folgende Entſchließung einſtimmig ange=
nommen
:
Gegen die Erhöhung des Brotpreiſes erhebt der Reichsland=
bund
energiſch Einſpruch. Die Spanne zwiſchen Korn=
preis
und Brotpreis beträgt zurzeit über 170
v. H. des Vorkriegsſatzes. Ihre Verringerung iſt vor
allem anzuſtreben. Ferner fordert der Reichslandbund
erneut eine ſofortige Beſeitigung des Nachtback=
verbotes
, wodurch eine weſentliche Verringerung der Spanne
zwiſchen Roggen= und Brotpreis erzielt werden kann.
Sozialdemokrakiſche Vorſchläge
zur Vermeidung der Brokpreiserhöhung.
Der Vorſtand der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion hat
an den Reichskanzler Brüning ein Schreiben gerichtet, in dem
daraufhin gewieſen wird, daß die in einer Reihe von Städten er=
folgte
Erhöhung des Brotpreiſes eine ernſthafte Beunruhigung in
der Bevölkerung hervorgerufen habe. Der Vorſtand der ſozial=
demokratiſchen
Fraktion hält deshalb die Durchführung folgender
Maßnahmen für dringend erforderlich: Ausreichende Senkung des
Roggenpreiſes, im Notfall Senkung des Roggenzolls, ferner ſo=
fortige
Verbilligung der Weizeneinfuhr, Verzicht auf die beb=
ſichtigte
Erhöhung des Haferzolles und Verbilligung der Futter=
gerſteneinfuhr
.
Die Bemühungen der Regierung gegen die
Brolpreiserhöhung.
Zu der Brotpreiserhöhung in Berlin wird von zuſtändiger
Stelle mitgeteilt, das Reichsernährungsminiſterium ſei der feſten
Auffaſſung, daß der vorhandene Roggenvorrat im Stande ſei, den
Roggenbedarf bis zur nächſten Ernte zu ſichern. In der letzten
Woche ſei auch die Verfütterung des Eoſin=Roggens gänzlich ein=
geſtellt
worden. Die Berliner Bäcker hätten ſich ſeinerzeit zur
Preisſenkung bereit erklärt unter der Bedingung, daß der Ver=
mahlungszwang
von 60 auf 70 erhöht werde, damit die Mehl=
preiſe
ſinken ſollten. Die Verhandlungen mit den Mühlen zwecks
Verbilligung des Mehlpreiſes würden fortgeſetzt. Auch mit den
Berliner Bäckern werde weiter verhandelt, um zu erreichen, daß
wenigſtens für das ſogenannte Konſumbrot der alte Preis von
46 Pf. beibehalten werde. Es werde augenblicklich geprüft, ob der
durchſchnittliche Brotpreis der letzten ſechs Monate in den deut=
ſchen
Großſtädten überſchritten worden ſei. Die Regierung werde
bei ſolchen Ueberſchreitungen die erforderlichen Maßnahmen er=
greifen
, um die Erhöhung rückgängig zu machen.
Der Stahlhelm bei der Stimmzählung.
* Berlin, 22. April. (Priv.=Tel.)
Im Zählapparat des Stahlhelms haben ſich einige Schwierig=
keiten
herausgeſtellt. Dadurch daß ſich die Organiſationen gelegent=
lich
überſchneiden, ſind Doppelzählungen vorgekommen, die ſich zu=
nächſt
nicht erkennen ließen, dann aber wieder ausgemerzt wer=
den
mußten. Der Stahlhelm rechnet mit einem vorläufigen Ge=
ſamtergebnis
für Donnerstag. Man ſchätzt die Zahl der Eintra=
gungen
auf zirka 6 Millionen. Wenn das auch noch eine vor=
läufige
Schätzung iſt, ſo bezweifelt man keinesfalls, daß die
Zahl von 5½ Millionen Stimmen überſchritten
iſt. Die Preußiſche Regierung kündigt an, daß ſie die Meldungen
ihrer Behörden bis 29. April erwartet und dann ein vorläufiges
Ergebnis bekanntgeben will.

Polniſcher Kleinkrieg gegen Danzig.
Von
Rolf Wingendorf=Danzig.
Der polniſche diplomatiſche Vertreter in Danzig hat ſeiner
Regierung das Erſuchen unterbreitet, ihn von ſeinem Poſten in
Danzig zu entheben. Als Begründung führt Herr Stras=
burger
an, daß er keine Möglichkeit habe, den Schutz der pol=
niſchen
Bevölkerung auf dem Gebiete der Freien Stadt Danzig
zu gewährleiſten. Als Beweis dafür werden die bekannten Vor=
fälle
in der letzten Zeit angeführt, wo angeblich Polen in Dan=
zig
überfallen wurden. In Wirklichkeit ſtellte ſich jedoch dann
heraus, daß dieſe angeblichen Ueberfälle von polniſcher Seite
provoziert oder ſogar frei erfunden wurden.
Das kraſſeſte Beiſpiel dafür war der letzte Fall, wo ein pol=
niſcher
Matroſe auf dem Gebiet der Schichauwerft in Danzig auf
einem dort zur Reparatur liegenden polniſchen Schiff angeblich
überfallen und mißhandelt wurde, indem ihm die Täter mit dem
Meſſer ein Hakenkreuz auf die Bruſt einritzten. Bei der Gerichts=
verhandlung
ſtellte ſich dann klar heraus, daß der ganze Ueber=
fall
geſtellt war, und daß der Pole ſich die Verletzung wahrſchein=
lich
ſelbſt beigebracht hat. Das Gericht konnte zu keinem anderen
Urteilsſpruch kommen, als den angeblich Ueberfallenen wegen
groben Unfugs zu beſtrafen.
Was aber tut die polniſche diplomatiſche Vertretung in Dan=
zig
? Einen Tag, nachdem das Urteil des Schöffengerichts ver=
kündet
iſt, ſetzt Polen eine Belohnung von 1500 Gulden für die
Ergreifung der angeblichen Täter aus und beginnt den Aufruf
mit folgenden Worten:
Am 2. Oſterfeiertag, das iſt am 6. April ds. Js., zwiſchen
8.20 und 9 Uhr abends, drangen auf den in dieſer Zeit auf
der Schichauwerft befindlichen Dampfer S. S. Kopernik drei
bisher nicht ermittelte Täter ein und verletzten den wachthaben=
den
Matroſen Wladyſlaw Jerzyk. Nach dieſer Tat ſowie
nach Ausführung von mehreren Sachbeſchädigungen haben
ſich die Täter entfernt.
Wenn auch als Aufgeber dieſer Anzeige, der Beſitzer des
Schiffes, nämlich die Reismühle in Gdingen, genannt iſt, ſo iſt
dieſe Stelle nur vorgeſchoben: denn aus dem Text geht hervor,
daß Meldungen an die polniſche Vertretung in Danzig zu rich=
ten
ſind. Polen ignoriert alſo einfach ein rechtskräftiges Dan=
ziger
Urteil und begeht damit wieder einen ſcharfen Affront
gegen den Danziger Staat.
Der polniſche diplomatiſche Vertreter Strasburger gibt in
ſeinem Rücktrittsgeſuch außerdem als Grund die Tatſache an,
daß der Staatsanwalt die Berufung in dem Prozeß gegen den
Danziger Gengerſki, der vom Danziger Gericht freigeſprochen
wurde, weil er in der Notwehr einen polniſchen Eiſenbahn=
beamten
erſtochen hatte, zurückgezogen hat. Das liegt genau
auf derſelben Linie wie der vorher erwähnte Fall.
Wenn Herr Strasburger jetzt ſeine Abberufung fordert, ſo
tut er das in einer Form, die faſt dem Abbruch der diplomati=
ſchen
Beziehungen gleichkommt. Das entſpricht ja nun voll=
kommen
dem Vorgehen Polens in letzter Zeit auf allen Gebie=
ten
. Polen führt eben einen ſyſtematiſchen Kleinkrieg gegen
Danzig auf politiſchem, kulturellem und wirtſchaftlichem Gebiet,
wobei alle dieſe Gebiete ineinander übergreifen.
Auf den polniſchen Matroſen ſoll angeblich ein politiſches
Attentat verübt ſein. Der polniſche diplomatiſche Vertreter in
Danzig droht daraufhin in einer Note, daß alle polniſchen Be=
ſtellungen
bei Danziger Werften zurückgezogen werden würden.
Die Hintermänner dieſes fingierten Ueberfalls ſind leider in dem
Prozeß nicht herausgekommen, aber nach der polniſchen Note
kann man faſt annehmen, daß ebenſoviel Wahrſcheinlichkeit be=
ſteht
, daß die polniſche Werft in Gdingen an dem Vorfall inter=
eſſiert
war, wie daß ihn irgendwelche politiſchen Kreiſe inſzeniert
haben.
Auch neben dem großen wirtſchaftlichen Kampf zwiſchen
Danzig und Gdingen geht ein ſyſtematiſcher Kleinkrieg. Unter=
geordnete
Polizeiorgane beſchlagnahmen überall in Polen Dan=
ziger
Waren mit der Begründung, daß Verdacht beſtehe, die
Waren könnten auf unrechtmäßigem Wege über Danzig nach
Polen eingeführt worden ſein. Nach Monaten bekommt der
Kaufmann ſeine Waren wieder, weil ſich der Verdacht natürlich
nicht beſtätigt, die Scherereien aber ſollen ihn davon abhalten, ein
andermal Waren aus Danzig zu beziehen. Dazu kommt, daß
dem Kaufmann die Umſatzſteuer ermäßigt werden kann, was
aber nie geſchieht, wenn er mit Danziger Waren handelt. Boy=
kottbewegungen
gegen Danziger Waren in Poken, die von
ſtudentiſchen Organiſationen in Szene geſetzt werden, dienen
demſelben Zweck. In welcher Weiſe die polniſche Preſſe an der
wirtſchaftlichen Verhetzung mitwirkt, braucht hier garnicht mehr
erwähnt zu werden.
Man hofft von polniſcher Seite anſcheinend, allmählich die
Danziger Kaufmannſchaft zu zermürben und den Poloni=
ſierungsbeſtrebungen
gefügiger zu machen.
Was auf wirtſchaftlichem Gebiet mit direkten Mitteln be=
trieben
wird, wird auf kulturellem Gebiet mit indirekten Mitteln
verſucht. In Danzig findet im Mai dieſes Jahres eine deutſche
Geographentagung ſtatt, prompt beruft Polen 8 Tage früher eine
polniſche Geographentagung nach Gdingen, die ein ausgeſproche=
nes
Kampfprogramm aufſtellt, während die deutſche Tagung
rein wiſſenſchaftlicher Natur iſt. Die ſogenannte polniſche Ge=
ſellſchaft
für Kunſt und Wiſſenſchaft veranſtaltet in letzter Zeit
in Danzig mehrfach Vorträge, die nach offenem Eingeſtändnis
der polniſchen Preſſe den Zweck haben, die Polen mit einem
Rüſtzeug für politiſche Propaganda zu verſehen. Um dieſe Tat=
ſache
nach außen zu bemänteln, läßt man ſich einen angeblich
deutſchen Journaliſten, der früher in Danzig tätig war, nach
Warſchau kommen, der die polniſche Kulturpropaganda unter=
ſtützen
muß. Dieſer Mann, deſſen Name hier genannt werden
muß, Gerhard Kraufe ſcheut ſich denn auch nicht, in dem
polniſchen Organ in deutſcher Sprache, der Baltiſchen Preſſe,
die Tätigkeit der polniſchen Geſellſchaft für Kunſt und Wiſſen=
ſchaft
als eine Bereicherung des Danziger Kulturlebens zu er=
klären
. Ja, er geht noch darüber hinaus und ſagt in einem
Radiovortrag, der in Polen und im Ausland verbreitet wird
daß der polniſche Einfluß der Danziger Kunſt ſeinen Stempel
aufdrücke. Polen läßt ſich dieſe Propaganda auch etwas koſten;
denn das amtliche polniſche Organ, die Baltiſche Preſſe, druckt
faſt täglich einen gut bezahlten Artikel dieſes deutſchen Kunſt=

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Donnerstag, den 23. April 1931

Nummer 112

Seite 2

ſachverſtändigen aus Warſchau ab, obgleich er polniſche Theater=
aufführungen
in Warſchau beſpricht, ohne die geringſte Kennt=
niſſe
der polniſchen Sprache zu haben.
In Danzig ſelbſt zeigt ſich die polniſche amtliche Vertretung
immer aktiver in der Beteiligung beim Ausbau der Organiſatio=
nen
der polniſchen Minderheiten. Man ſcheut dabei nicht vor
Druckmitteln zurück, indem Leute, die einen polniſchen Namen
haben und bei Betrieben beſchäftigt ſind, die irgendwie von
polniſchen Stellen abhängig ſind, gezwungen werden, polniſchen
Organiſationen beizutreten, wenn ſie nicht ihre Stellung ver=
lieren
wollen.
Wenn man bedenkt, daß demnächſt vor dem Völkerbund die
Frage der Vertragsverletzung Polens durch den Ausbau des
Gdinger Hafens zur Sprache kommen muß, wenn man in Be=
tracht
zieht, daß es Polen, immer noch an Material fehlt zur
Stützung ſeiner Beſchwerde über die angebliche Unterdrückung
der polniſchen Minderheit in Danzig, ſo ſind die Ziele der oben
geſchilderten polniſchen Nadelſtichpolitik unbedingt klar. Mate=
rial
, das nicht vorhanden iſt, ſoll eben konſtruiert werden, wirt=
ſchaftliche
Gegenſätze zwiſchen den beiden Staaten müſſen künſt=
lich
geſchaffen werden, der ausſchließliche kulturelle Zuſammen=
hang
Danzigs mit Deutſchland muß untergraben werden.
Wenn der polniſche diplomatiſche Vertreter in Danzig jetzt
ſeinen ſchon lange in der polniſchen Preſſe angekündigten Rück=
tritt
mit der angeblichen Unſicherheit in Danzig motiviert, ſo
liegt das auf demſelben Gebiet. Herrn Strasburgers Stellung
in Danzig iſt unhaltbar geworden durch ſeine mißglückten Ver=
ſuche
, Danzig gegenüber Polen ins Unrecht zu ſetzen. Wenn
er ſich jetzt einen dramatiſchen Abgang ſichert, der ſich auf einen
neuen ſchweren Vorſtoß gegen Danzig ſtützt, ſo beweiſt das, daß
wir noch im Anfang dieſes Kleinkrieges Polens gegen Danzig
ſtehen. Sein Nachfolger wird, darauf muß man gefaßt ſein, dieſe
Politik fortſetzen, wenn nicht noch zu verſchärfen ſuchen.
Danzig muß zu all ſeiner finanziellen und wirtſchaftlichen
Not auch noch dieſen Druck ertragen und ſteht in ſtändiger Ab=
wehr
gegen polniſche Stöße aus dem Hinterhalt.

Der Kirchenverkrag mit Preußen.
Annahme des evangeliſchen Kirchenverkrages.
* Berlin, 22. April. (Priv.=Tel.
Die Generalſynode der Altpreußiſchen Union
hat nach mehrtägigen Beratungen mit 166:47 Stimmen
den Kirchenvertrag mit Preußen angenommen.
Da die übrigen Kirchenregierungen ebenfalls zuſtimmten, iſt alſo
der Vertrag als genehmigt anzuſehen.
* In den Auseinanderſetzungen drehte es ſich faſt ausſchließ=
lich
um die politiſche Klauſel und die Schutzbeſtimmungen, die der
Kirche gegen einen Mißbrauch gegben ſind. Die Preußen=
regierung
hatte das von der Kirche geforderte Schiedsgericht
abgelehnt und ſich nur bereitgefunden zu der Zuſage, daß ſie
die politiſche Klauſel nur ſtaatspolitiſch, nicht
parteipolitiſch zur Anwendung bringen würde
und darüber hinaus eine gemiſchte Kommiſſion
zur Feſtſtellung beſtrittener Tatſachen einſetzen
wolle. Sie hat ſich aber die Entſcheidung über die Würdigung
von Tatſachen vorbehalten. Die Mehrheit hat dem Vertrag zu=
geſtimmt
und die Vorteile höher gewertet als die möglichen Nach=
teile
.
Hoffentlich braucht es die Evangeliſche Kirche nicht zu bereuen,
daß ſie der preußiſchen Regierung im Gegenſatz zum katho=
liſchen
Konkordat ſo weitgehende Einmiſchungsmöglichkeiten
gegeben hat.
Die Ergänzung der khüringiſchen Reglerung.
Weimar, 22. April.
Nach zweiſtündiger ſehr lebhafter Ausſprache, in deren Ver=
lauf
der ehemalige nationalſozialiſtiſche Staatsrat und Land=
tagsabgeordnete
Marſchler von der Sitzung ausgeſchloſſen wurde,
wurden heute im Landtag die Ergänzungswahlen zur thürin=
giſchen
Regierung vorgenommen.
Da der für das Gebiet Weimar vorgeſehene Abgeordnete
Krauſe (Wirtſchaftspartei) in letzter Stunde ſein Mandat für
das Kabinett ablehnte, bleibt von der Wirtſchaftspartei der bis=
herige
Staatsrat Fürth im Kabinett, ſo daß die Regie=
rungsliſtenach
ihrer Ergänzung wie folgt zuſammen=
geſetzt
iſt: Staatsrat Mackeldey (Landvolkpartei), für das
ehemalige Gebiet Weimar, Staatsrat Döbrich ( Landvolk=
partei
), für das ehemalige Gebiet Meiningen, Baumgärtel
(DVP.), für das Gebiet Reuß, Bauer (DVP.), für das Ge=
biet
Sondershauſen, Fürth (Wirtſchaftspartei), für das Ge=
biet
Rudolſtadt.

Vom Tage.
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hat am Mittwoch vormittag
die Dienſtgeſchäfte wieder aufgenommen.
Der Oſtkommiſſar, Reichsminiſter Treviranus, hat geſtern nach
ſeiner Rückkehr vom Urlaub Anweiſung gegeben, daß 7 Millionen
Reichsmark aus Mitteln des Betriebserhaltungsfonds als Ausfall=
bürgſchaft
für die Kunſtdüngernotlieferungen nach dem Oſten be=
reitgeſtellt
werden ſollen.
Der vom Reichstag eingeſetzte Unterſuchungsausſchuß zur Prü=
fung
der Roggenſtützung hat ein umfangreiches Material zu ver=
arbeiten
, und will auch während der Pauſe des Plenums weiter=
beraten
. Er hat am Mittwoch ſeine Arbeiten aufgenommen, wozu
auch die Nationalſozialiſten erſchienen.
Die Staatsanwaltſchaft I Berlin hat gegen die Stahlhelm=
führer
Seldte und Düſterberg Anklage wegen Vergehens gegen
das Republikſchutzgeſetz erhoben. Das Vergehen wird in der Ver=
öffentlichung
eines vom Seldte und Düſterberg unterzeichneten
Aufrufes mit der Ueberſchrift: Kampf dem Zwiſchenreich! im
Stahlhelm vom 18. Januar erblickt.
Die in München erſcheinende Halbmonatsſchrift Der baye=
riſche
Stahlhelm wurde wegen Zuwiderhandlung gegen die Ver=
ordnung
des Reichspräſidenten zur Bekämpfung politiſcher Aus=
ſchreitungen
bis 11. Mai 1931 einſchließlich verboten.
Der neue deutſche Geſandte in Brüſſel, Graf Lerchenfeld,
wurde am Mittwoch vom belgiſchen König empfangen, um ihm
ſein Beglaubigungsſchreiben zu überreichen.
Einer Mitteilung des Quai d’Orſay zufolge, iſt der italie=
niſchen
und der engliſchen Regierung eine Note überreicht worden,
in der der franzöſiſche Standpukt in den Flottenverhandlungen
dargelegt wird.
Die engliſche Regierung hat gleichfalls beſchloſſen, die neue
ſpaniſche Negierung als vorläufige Regierung der ſpaniſchen
Republic anzuerkennen.
Die belgiſche Univerſitätsliga für den Völkerbund hat an die
Internationale Univerſitätsliga für den Völkerbund ein Schreiben
gerichtet, in dem ſie um energiſche Stellungnahme in der An=
gelegenheit
des in Italien verhafteten belgiſchen Akademikers
Léon Meulin erſucht.
Der Präſident der Vereinigten Staaten von Nordamerika,
Hoover, hat die Regierung der ſpaniſchen Republik anerkannt.
In der amerikaniſchen Oeffentlichkeit findet eine Rede des
Präſidenten der amerikaniſchen Arbeitervereinigung, William
Groen, die er im Studentenklub der Harvard=Univerſität hielt,
ſtarke Beachtung. Groen bezeichnet die Streichung, mindeſtens aber
eine ſtarke Herabſetzung der Kriegsſchulden, als eine unerläßliche
Vorbedingung für die Wiederkehr geſunder Verhältniſſe in der
Weltwirtſchaft.

Deutſcher Miniſter in Rumänien.
Bukareſt, 21. April.
Miniſterpräſident Jorga erklärte, er werde ſein beſonde=
res
Augenmerk auf die kulturelle Entwicklung
der Minderheiten im Rahmen des rumäniſchen
Staates richten und werde alles tun, um ein gutes Ein=
vernehmen
zwiſchen Minderheit und Mebrbeit

Rudolf Brandſch.

des Volkes herbeizuführen. Als Zeichen dafür bot er
dem deutſchen Abgeordneten Rudolf Brandſch
das Unterſtaatsſekretariat im Miniſterpräſi=
dium
mit dem Referat für die Minderheiten an.
Brandſch iſt der erſte deutſche Miniſter und erſter Miniſter der
Minderheiten Rumäniens überhaupt. Dieſe Verfügung des
Miniſterpräſidenten hat überall einen ausgezeichneten Eindruck
gemacht.

X

Die franzöſiſche Einſtellung zu der neuen Republik.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 22. April. (Priv.=Tel.)
Die Republik jenſeits der Pyrenäen löſte in Paris keinen
Begeiſterungstaumel aus. Während man in Madrid die Mar=
ſeillaiſe
ſang und die Revolution mit der glorreichen franzöſiſchen
Revolution verglich ja angeblich trug man auch die phrygiſche
Mütze bereitete man ſich in Paris vor, den verbannten König
würdig zu empfangen. Dem Empfang fehlte es auch nicht an
Würde und Pomp. Der Königin von Spanien wurde in Paris
noch nie ein ſo feierlicher Empfang bereitet.
Es iſt eigentümlich, wie ablehnend man ſich zuerſt hier zur
ſpaniſchen Revolution verhielt. Während der letzten Wochen des
Königtums in Madrid, als ſchon die ganze Welt die Möglichkeit
der Nepublik ervog, nahm man hier die Tätigkeit der ſpaniſchen
Revolutionäre überhaupt nicht ernſt. Vielleicht iſt man der ſpa=
niſchen
Politik gegenüber allzu ſkeptiſch geworden. Die Kräfte,
über welche die Monarchie verfügte, wurden jedenfalls ſtark
überſchätzt, und heute verbirgt man das Erſtaunen darüber kaum,
mit welcher Leichtigkeit die republikaniſchen Strömungen die
Oberhand gewinnen konnten.
Der allzu feierliche Empfang, den man dem ſpaniſchen Königs=
paar
bereitete, machte gar manche in Paris ſtutzig. Die ſo=
genannte
große Informationspreſſe verriet dabei Gefühle, die
man kaum anders als rohaliſtiſch definieren könnte. Und die
Regierung ſelbſt ging nach der Meinung der Linken in der Gaſt=
freundlichkeit
zu weit. Man bemängelt in den Linkskreiſen be=
ſonders
, daß auf die Gefühle der neuen Republik zu wenig Rück=
ſicht
genommen wurde.
Die Beziehungen des ſpaniſchen Hofes zu Frankreich waren
die allerbeſten, und Quinones de Léon, der ſpaniſche Botſchafter,
genoß in Frankreich ein Anſehen wie kaum ein anderer fremder
Diplomat. Das iſt wohl die Erklärung für die große Herzlichkeit des
Empfanges. Denn, wenn man von den perſönlichen Beziehungen
abſieht, war der König keineswegs der Vertreter einer reſtlos
frankophilen Richtung. Deshalb läßt ſich auch im voraus nichts
über die Beziehungen Frankreichs zu der neuen
Republik ſagen. Es iſt wahr, von den Unruhen auf der
iberiſchen Halbinſel war man nicht entzückt. Weder politiſch
noch wirtſchaftlich. Ueberhaupt iſt man in Frankreich längſt nicht
mehr novarum rerum eupidus‟ Aber die Geſtaltung des
franzöſiſch=ſpaniſchen Verhältniſſes hängt davon nicht ab. Sie
wird wahrſcheinlich von der politiſchen Einſtellung der neuen
Regierung beſtimmt, wenn ſich eine ſolche überhaupt bald heraus=
kriſtalliſieren
wird. Daran ändert auch nichts die Tatſache, daß
Frankreich die neue proviſoriſche Regierung in Spanien bereits
anerkannt hat.

Deukſchland erkennk die vorläufige ſpaniſche
Regierung an.
Amtlich wird mitgeteilt: Auf Grund der Mitteilungen, die
die hieſige ſpaniſche Botſchaft dem Auswärtigen Amt über die
Bildung der neuen vorläufigen Regierung in Spanien gemacht
hat, iſt ihr heute die Antwort erteilt worden, daß die deutſche
Regierung ihren Botſchafter in Madrid angewieſen hat, unter
Anerkennung der vorläufigen Regierung die amtlichen Be=
ziehungen
mit ihr aufzunehmen.
* Von linksher iſt die Reichsregierung bereits ſeit einigen
Tagen ſtark bedrängt worden, ſchleunigſt die Anerkennung der neuen
proviſoriſchen ſpaniſchen Regierung auszuſprechen. Man verſtieg
ſich ſogar zu der Behauptung, daß bei einer weiteren Zurückhaltung
die guten Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Spanien in Mit=
leidenſchaft
gezogen werden könnten. Davon kann doch ganz ge=
wiß
nicht die Rede ſein. Das ſpaniſche Volk weiß ebenſogut wie
das deutſche, daß die zwiſchen beiden Völkern beſtehende Freutd=
ſchaft
auf ganz anderen Grundlagen beruht als auf der Erfüllung
von Formalitäten. Deutſchland hat zuſammen mit großen euro=
päiſchen
Staaten nach der notwendigen Rückfrage bei unſerer dip=
lomatiſchen
Vertretung, ob mit einer Stabiliſierung der Verhält=
niſſe
zu rechnen ſei und eine Gegenrevolution nicht unmittelbar
vor der Türe ſtehe, die offizielle Anerkennung zum Ausdruck ge=
bracht
. Daß darüber einige Tage ins Land gingen, iſt nichts
Aufregendes oder Außergewöhnliches.

Eine franzöſiſche Anleihe für die Tſchechoflowakei.
Die Verhandlungen, die in der letzten Zeit zwiſchen dem
franzöſiſchen Finanzminiſterium und einer bedeutenden franzöſi=
ſchen
Bankgruppe ſchwebten, führten heute zu einer vorläufigen
Einigung über die Bedingungen einer Anleihe. Die Anleihe ſoll
45 bis 50 Millionen Dollar betragen, zu 5½ Prozent verzinslich
ſein und bei einem Emiſſionskurs von rund 95 Prozent in 25
Jahren amortiſiert werden. Die Genehmigung durch die National=
verſammlung
iſt natürlich die Vorbedingung dieſer Anleihe.

Skoff und Terk der Oper Balerio

Der Stoff der Simonſchen Oper, die demnächſt im Landes=
theater
ihre Uraufführung erleben wird, iſt der Komödie Leonce
und Lena von Georg Büchner entlehnt. Die Art der Verwer=
tung
des Stoffes und der Bearbeitung des Textes regt zur Be=
trachtung
der grundſätzlichen Frage an, welchen Anforderungen
ein Opernbuch überhaupt entſprechen ſoll.
Schauſpiel und Oper (auch Muſikdrama) haben verſchiedene
Vorausſetzungen und folgen daher auch verſchiedenen Geſetzen. Die
Unkenntnis oder Verwiſchung der Grenzen führt immer zum Miß=
erfolg
.
Worin unterſcheiden ſie ſich?
In einem Brief an Gaillard ſchreibt Richard Wagner: Es
müſſen allerdings nur Stoffe gewählt werden, die keiner Behand=
lung
als nur der muſikaliſchen fähig ſind; nie würde ich einen
Stoff wählen, der von einem geſchickten Theaterdichter ebenſogut
zum rezitierenden Drama benutzt werden könnte. Als Muſiker
kann ich nur Stoffe wählen, Situationen und Kontraſte erfinden,
die dem dramatiſchen Dichter für das Schauſpiel ſtets fremd blei=
ben
müſſen. Hier dürfte alſo auch der Punkt ſein, wo Oper und
Drama ſich vollkommen ſcheidet.
Und derſelbe in Oper und Drama: Der charakteriſtiſche
Unterſchied zwiſchen Wort= und Tondichter beſteht darin, daß der
Wortdichter unendlich zerſtreute, nur dem Verſtand wahrnehmbare
Handlungs=, Empfindungs= und Ausdrucksmomente auf einen dem
Gefühl möglichſt erkennbaren Punkt zuſammendrängt; wogegen
nun der Tondichter den zuſammengedrängten, dichten Punkt nach
ſeinem vollen Gefühlsinhalt zur höchſten Fülle auszudehnen hat.
Dieſe klare Auseinanderſetzung, ſchon 80 Jahre alt, und heute
noch gültig, ſcheint immer wieder in Vergeſſenheit zu geraten
Aus ſolcher Grundlage erwachſen für die Oper eine Anzahl dra=
maturgiſcher
und techniſcher Forderungen, die ſie vom Schauſpiel
ſcheiden. Sie können nur angedeutet werden.
Ein Textbuch verlangt eine viel ſtärkere Beſchränkung in den
Grundlinien der Handlung, der Anzahl der Szenen und Ver=
wandlungen
und in der Perſonenzahl, als es das Schauſpiel zu=
läßt
. Schon allein der Zeit wegen, weil die Vertonung des ge=
ſprochenen
Wortes um mindeſtens das dreifache verlängert. Der
Stoff gehört auf die einfachſte Formel gebracht, der Text von
jedem überflüſſigen Wort befreit, die Handlung vorausſetzungs=
los
klargelegt. Es wird eine Verſchärfung und Begründung der

Charaktere erfordert, eine Innehaltung der Spannung, ein
Verwendung von Steigerungen, die dem Drama grundſätzlid
nicht eigen iſt. Es iſt eine viel größere Anſchaulichkeit notwer
dig als im Schauſpiel, weil die Muſik niemals eindeutig wie d
Wort einen Gedanken prägen kann, ſondern ja nur imſtande iſ
ſehr allgemein gehaltenen Seelenvorgängen Ausdruck zu ve
leihen. Die Expoſitionen, die dramatiſchen Höhepunkte, die Akt
ſchlüſſe müſſen der Muſik breite Entwicklungsräume gebe
Schließlich bedingen die Rollenfächer eine ſehr überlegte Ueber
einſtimmung mit den Stimmgattungen, und ſind Möglichkeitet
offen zu laſſen für vokale und inſtrumentale Zuſammenfaſ
ſungen und Einzelwirkungen. Alles Forderungen, um die ſi
der Wortdichter wenig oder gar nicht zu kümmern hat; ſie ſind
die Oper lebenswichtig. Der Oper iſt die Dichtung nicht Zwe
ſondern Anſtoß, nicht Ziel, ſondern Mittel. Die Muſik iſt übera
die beſtimmende Kraft.
Aus allem geht u. a. klar hervor, daß ein, wenn auch noc
ſo gekürztes Literaturdrama ſo ziemlich das ungeeignetſte Opern
buch abgibt. Denn überall dort, wo die Muſik Ausbreitung
raum verlangt, verſagt die Dichtung, während der Muſike
andererſeits gezwungen iſt, völlig widerſtrebende Teile in Mu
zu ſetzen, weil das für unantaſtbar gehaltene Wort der Dichtun
es verlangt. Man kann ja heute alles komponieren, wie Hind
mith und Kreneck es beweiſen. Ich halte ſolchen Mißbraue
ernſter Muſik zur Vertonung alltäglicher Proſa für einen al
wegigen Bluff; es kann eheſtens als Satire Geltung haben, al
ein witziges Kunſtſtück. Die ſogenannte Literatur=Oper iſt ja au
von ihren Kronzeugen Debuſſy und Strauß längſt verlaſſen wo
den. Immer noch aber gibt es Rückfälle (Wozzeck).
Aus der kurzen Betrachtung wird erſichtlich, daß es nid
leicht iſt, ein muſikgerechtes Opernbuch zu ſchreiben, und nur ein
beſondere, umfaſſende Begabung allen Anforderungen genügen
wird. Daher kommt es, daß es nur wenige wirklich gute Opern
bücher gibt (Figaro, Carmen) und die beſten ſich Komponiſte
ſelber ſchrieben (Wagner, Lortzing). Andererſeits iſt ſelbſt eit
Komponiſt wie Cornelius an ſeinen literariſchen Texten g
ſcheitert.
Ein brauchbares Opernbuch, das darf nun wohl als richti
angenommen werden, kann ſomit nur das ſein, das, einerlei wo
her Stoff und Handlung ſtammen, von muſikaliſchen und operr
dramaturgiſchen Geſichtspunkten aus zur Vertonung hergerichte
wurde.
Auch der Valerio=Stoff iſt ein umgearbeiteter Stoff, un
zwar ſo gründlich umgearbeitet, daß von Büchners Leonce un
Lena nicht viel übrig geblieben iſt. Das iſt keine Blasphemie
ſondern das unbeſtreitbare, hier notwendige Recht des Tonſetzer

und Textdichters. Es bleiben beide geſondert ſtehen: die Komödie
Büchners dort, das Opernbuch Valerio hier.
Die Bearbeitung hat die Szenenfolge der Komödie verein=
facht
, die Handlung verbreitert und veranſchaulicht, das Litera=
riſche
entfernt, die Charaktere verſchärft und neue Aktſchlüſſe
gefunden. Sie hat aus der romantiſch=ſatiriſchen Dichtung ein
handfeſt gezimmertes Opernbuch geſchaffen. Tbeodor Ginſter
nennt ſich der geſchickte Textdichter.
Die Hauptperſonen der Handlung ſind: Prinz Leonce, eine
jugendlich=ſchwärmeriſche Perſönlichkeit mit wechſelndem Tem=
perament
und liebenswürdigem Charakter. Prinzeſſin Lena, ſehr
jung, faſt noch Kind, ſeine Verlobte. Valerio, eine Art verkom=
menes
Genie, von abenteuerlichem Aeußeren, aber ritterlichem
Auftreten, voll Geiſt und Humor. Roſetta, eine tänzerinnen=
hafte
Erſcheinung von kapriziöſer Anmut. Dazu treten die
Sprechrolle des Königs, die kleinen Rollen des Hofrats, des
Bürgermeiſters, Amtmanns, Schulmeiſters, Chöre und Stati=
ſterie
den Szenen entſprechend.
Die Handlung gliedert ſich in drei Aufzüge zu je 1 Bild, nur
der zweite Aufzug hat zwei Bilder.
Der erſte Aufzug ſpielt im königlichen Schloß. Der
Hofrat bereitet Leonce auf ſeine vom König beſtimmte Hochzeik
vor, findet aber beim Prinzen kein Gehör, der gelangweilt in
die Landſchaft ſieht. Einer plötzlichen Laune folgend, läßt er
die Läden ſchließen, Kerzen anzünden, ruft nach Roſen, Wein
Muſik. Da tritt Roſetta ein, erinnert ihn an ſeine frühere Liebe
zu ihr, deren er jetzt überdrüſſig iſt (Duett). Verzweifelnd an
allem fällt Leonce in tiefe Melancholie. Da ſpringt Valerio in
die Szene und ſetzt keck dem Prinzen den Kopf zurecht. Er er=
ringt
ſchnell des Prinzen Vertrauen (Duett), gewinnt ihn dem
Leben zurück, fertigt als ſein Stellvertreter den drängenden
Staatsrat ab (Enſemble), und entflieht mit ihm, ſein Glück auf
eigene Hand zu ſuchen: die Fahrt ins Paradies beginnt.
Der zweite Aufzug bringt im erſten Gartenbild die
Prinzeſſin Lena mit ihrer Gouvernante in ſchwermütigem Ge=
ſpräch
über ihre bevorſtehende Vermählung mit dem unbekannten
Prinzen, die ihr die Freiheit rauben wird. Sie beſchließen, in
Verkleidung durch die Flucht ſich dem Zwang zu entziehen. Das
zweite Bild iſt eine Dorfſchenke im Freien. Landleute und Dorſ=
behörden
freuen ſich auf das morgige Hochzeitsfeſt im königlichen
Hauſe (Enſemble). Der Prinz und Valerio kommen des Weges.
Sie entſchließen ſich, im Wirtshaus zu bleiben, um morgen uner=
kannt
den Feſtzug anzuſchauen. Da überraſcht ſie Roſetta, die
den Flüchtlingen gefolgt, ſie zu verraten droht. Leonce ſtößt ſie
erneut von ſich, Valerio ſteht gebannt von ihren Reizen, Roſetta,
ſtark von ihm beeinflußt, kehrt ſchweigend um (Terzett). Es trifft
ſich, daß Prinzeſſin Lena mit der Gouvernante auf ihrer Flugr

[ ][  ][ ]

Nummer 112

Donnerstag, den 23. April 1931

Seite 3

über die Pädagogiſchen Inſtikuke abgeſchloſſen. Der Vorſihende des Landeslehrervereins
1 die Pädagogpläne des Kulkusminiſters auf das kiefſte‟. Helbſt die Kommuniſten
für Beibehalkung des ſeitherigen Zuſkandes!
tag jeden Schweineſtall auf einer Domäne bewilligen muß. Ich
bedaure, daß durch die vorgeſehenen Maßnahmen die Meinungs=
Ein krübes Bild.

* Die Landtagsverhandlungen des geſtrigen Vormittags be=
ſchäftigten
ſich ausſchließlich mit dem pädagogiſchen Inſtitut.
Wir haben immer und immer wieder davor gewarnt, durch
eine Maßnahme, wie die geplante Verlegung des Pädagogs nach
Mainz, die konfeſſionelle Frage aufzurollen. Wenn es einer
Beſtätigung bedurft hätte, wie berechtigt dieſe Warnung, der
geſtrige Vormittag hätte ſie in vollem Umfang gegeben. Soll=
ten
das die Väter des Verlegungsplanes, ſollte das der heſſiſche
Kultusminiſter nicht auch empfunden haben? Wir hatten geſtern
die Frage geſtellt nach den Gründen, die für ſein Vorgehen
beſtimmend geweſen ſind. Der Kultusminiſter hat ſich geſtern in
längeren Ausführungen gegen die verſchiedentlichen Angriffe
verteidigt. Er hat ſeine guten Abſichten immer wieder betont,
die eine entſcheidende Frage aber, die Frage nach dem Warum,
hat er mit keinem Wort berührt, geſchweige denn beantwortet.
Auch der ſozialdemokratiſche Schulrat Storck, der die offenbar
wenig angenehme Aufgabe hatte, den Plan ſeines Parteifreundes
zu vertreten, hat ſich wohlweislich gehütet, dieſes heiße Eiſen
anzufaſſen. Seine Ausführungen löſten verſchiedentlich Heiter=
keitsausbrüche
aus. Hervorragender Eiertanz lobte zum
Schluß der Abgeordnete Werner. Wohl am ſchärfſten wurde
der Kultusminiſter bemerkenswerter Weiſe vom Vorſitzenden
des Landeslehrerverbandes, Rektor Reiber, angegriffen, beſon=
ders
ſchmerzlich, da es ſich ja um einen Koalitionsgenoſſen han=
delte
. Mit Recht wies er auch die etwas künſtliche Entrüſtung
eines Teiles der Mainzer Preſſe zurück. Handelt es ſich doch
nicht darum, daß der Stadt Mainz eine Einrichtung weggenom=
men
werden ſoll, die ſie hat, ſondern darum, daß eine Einrich=
tung
von Darmſtadt nach Mainz verlegt werden ſoll. Es wird
für das Schickſal der Verlegungspläne nicht ohne Bedeutung
ſein, ob Herr Reiber und ſeine Parteifreunde ihre geſtrige Auf=
faſſung
auch in der heutigen Abſtimmung zum Ausdruck bringen.
Herr Storck hat ja ſchon geſtern in aller Harmloſigkeit erklärt,
es ſei doch das Zweckmäßigſte, den zu nichts verpflichtenden An=
trag
der Koalitionsparteien, die Einrichtung eines Pädagogs in
Gießen zu erwägen und dieſen Antrag hatte ja auch Herr
Reiber mitunterſchrieben anzunehmen und dadurch den zwei=
ten
Antrag des Herrn Reiber, es bei den bisherigen Zuſtänden
zu belaſſen, d. h. alſo die Verlegung abzulehnen, für erledigt
zu erklären. Herr Reiber iſt ja ein alter Parlamentarier und
wird wiſſen, wie er der Taktik ſeiner Koalitionsfreunde am beſten
entgegentreten kann.
Drei Tage lang haben ſich die Sprecher des Zentrums vor=
ſichtiger
Zurückhaltung befleißigt. Zuguterletzt iſt Herrn Studien=
rat
Hainſtadt noch ein kleines Malheur paſſiert. Kann man es,
ſo entflohen dem Gehege ſeiner Zähne, dem ſtets benachteiligten
Zentrum verdenken, wenn es ſich etwas zurückholt? O si
taeuisses . . . Was werden dazu die Koalitionsfreunde von der
Sozialdemokratie ſagen?
Es kann der heſſiſchen Bevölkerung ganz gewiß nicht gleich=
gültig
ſein, in welchem Geiſte ſeine Lehrerſchaft erzogen wird.
Bedeutſam alſo wird die vorausſichtlich heute fallende Entſchei=
dung
in jedem Falle ſein. Aber die Fragen, die jetzt aufgerollt
wurden, werden auch durch die heutige parlamentariſche Ent=
ſcheidung
noch keineswegs erledigt ſein, und das iſt das tief Be=
dauerliche
.
Präſident Delp eröffnete die Sitzung um 10½ Uhr bei ſchwach
beſetztem Parterre. Der demokratiſche Antrag, die Generaldebatte
zum Kultusetat noch einmal zu eröffnen, findet nicht die notwen=
dige
Unterſtützung des Hauſes.
Es folgt die Beratung des Kapitels 68/3 Pädagogiſche
Inſtitute.
Abg. Dr. Hoffmann (Zentrum)
ſieht in den geſtrigen Ausführungen des Abg. Axt eine Krän=
kund
des katholiſchen Volksteiles und verlieſt Stellen aus Zei=
tungsartikeln
für die Verlegung des Pädagogiſchen Inſtitutes
nach Mainz. Am meiſten bedauern wir, daß der Evang. Bund
das Wort ultramontan aus der Zeit des Kulturkampfes hervor=
geholt
hat. Wir proteſtieren nicht nur im Namen der lebenden
Katholiken, ſondern auch für die Hunderttauſende, die im Kriege
ihr Leben ließen nicht auf Weiſung von Rom, ſondern in treuer
Pflichterfüllung gegen ihr Vaterland (Beifall).
Abg. Reiber (Dem.)
erklärt, wir bedauern auf das lebhafteſte, daß man jetzt vor den
Wahlen dieſe Angelegenheit von entſcheidender Bedeutung zu
einem Akt der Verwaltung degradieren will, während der Land=
dasſelbe
Gaſthaus zur Raſt aufſuchen. Es wird Nacht. Leonce
und Lena, ſich gegenſeitig unbekannt, begegnen ſich und ent=
flammen
in der Liebe des erſten Blicks (Duett). Der übereif=
rige
Amtmann vermutet in den nächtlich Schwärmenden ver=
dächtiges
Gelichter und verhaftet ſie, da ſie Widerſtand leiſten
(Enſemble). Valerio, der im Verſteck den Auftritt belauſcht,
entflieht mit der Gouvernante ins Schloß, um den Knoten zu
löſen (Melodram).
Der dritte Aufzug ſpielt wiederum im Schloß. Die
Flucht des Prinzen iſt entdeckt, der König wütend. Valerio,
in der Maske des Hofrats, beordert durch Kabinettsbefehl und
Kurier den Amtmann ſamt Verhafteten ins Schloß. Wieder
droht Roſetta, die Valerio im Hofrat erkennt, das Geheimnis zu
verraten. Valerio zieht ſie durch ſein Liebesgeſtändnis auf ſeine
Seite (Duett). Als die Aufregung des Hofſtaates auf der Spitze
ſteht, treten die Verhafteten in den Saal. Die Hofgeſellſchaft
nennt erſtaunt ihre Namen, und nun erſt erkennen ſie ſich ſelbſt
(Enſemble). Nach anfänglicher Scham und Enttäuſchung ſiegt
ihre Liebe (Quartett). Valerio gibt ſich ſeinem Prinzen zu er=
kennen
und ſchließt triumphierend das Spiel der Flucht ins
v. HI.
Paradies.

R

Ausſtenang in Barwoatg.
Der Name Riemenſchneider war nicht allen Zeiten ſo geläufig
wie unſeren zeitgenöſſiſchen Kunſtfreunden. Sein Werk war ver=
geſſen
, ſein Name ſchlief in den Jahrhunderten, bis ihn die deutſche
Romantik wieder aufgriff und der Kunſtbetrachtung zuführte. Es
war allerdings nicht viel mehr als ein liebevolles Nachſpüren und
Einfühlen des auf das Mittelalter gerichteten Zeitgeiſtes, ähnlich
vielleicht der faſt ſchwärmeriſchen Liebe, die man in den aufgewühl=
ten
und erſchütterten Zeiten des Expreſſionismus ſeinen Arbeiten
enkgegentrug. Immer wieder beliebtes und allzu verführeriſches
Thema der kunſtgeſchichtlichen Forſchung, hat doch erſt die exakte
Kunſtwiſſenſchaft unſerer Tage unter kritiſcher Ausſchaltung der
Werkſtatt= und Schularbeiten die Eigenart des Meiſters und ſeine
kunſtgeſchichtliche Stellung deutlicher umriſſen.
Zwei Städte haben ſich die Ehre ſtreitig zu machen, das 400.
Todesjahr Riemenſchneiders feſtlich begehen zu dürfen: Hannover
und Würzburg. Hannover hat für ſich in Anſpruch zu nehmen,
daß der Künſtler in ſeinem Kunſtbezirk, in Oſterode am Harz (bald
nach 1460) geboren iſt. Würzburg kann mit vielleicht größerem

verſchiedenheiten auf das tiefſte aufgeriſſen wurden, die zweifellos
ſo raſch nicht aus der Welt geſchafft werden können. Die vor=
bereitenden
Maßnahmen des Herrn Staatspräſidenten haben tief
verſtimmend gewirkt, insbeſondere in den Kreiſen der Lehrer=
ſchaft
, auch meiner Kollegen in Mainz, was ich ausdrücklich be=
tonen
möchte. Wir hätten dieſe Maßnahme, nach den bisherigen
Einſparungen am Schulweſen für am letzten möglich gehalten. Wir
bedauern ebenſo tief, daß unter die Bevölkerung dieſer Zankapfel
des konfeſſionellen Haders geworfen wurde. Selbſtverſtändlich
hat niemand den Zank gewollt, aber er iſt da und darüber helfen
alle Erklärungen hier im Landtag nicht hinweg. Er wird auch
nicht ohne weiteres aufhören, und wir, die wir den konfeſſionellen
Frieden wünſchen, bedauern das. Weiter darf man nicht vergeſ=
ſen
, daß ein lebhafter Streit zwiſchen Darmſtadt und Mainz ent=
ſtanden
iſt, der beklagt werden muß. Ich lehne die Aufhebung des
Darmſtädter Inſtitutes und die Verlegung nach Mainz ab. erſtens,
weil die Konzentration der Lehrerbildung nach Mainz einen un=
bezweifelbaren
Rückſchritt in der Lehrerbildung, wie wir ſie 1925
in Heſſen geſchaffen haben, bedeutet. (Sehr richtig!) Es wird
mir ſehr ſchwer zu glauben, daß man die hochſchulmäßige Bildung
in einer Stadt erhalten kann, in der ſich eine Univerſität oder
Hochſchule nicht befindet, und nachdem durch die Beſeitigung des
Darmſtädter Inſtituts der Faden mit der Techniſchen Hochſchule
durchſchnitten worden iſt. Ich ſtehe auf dem Standpunkt, daß Hoch=
ſchulbildung
nur an einer Hochſchule möglich iſt (Sehr richtig!)
Wir Lehrer fordern dieſe Hochſchulbildung nach wie vor und wollen
die Ausbildung wie in Sachſen und Hamburg erreichen.
Ich habe im Finanzausſchuß am Darmſtädter Inſtitut ein=
mal
Kritik geübt und man hat das in Mainz für ſich ausgeſchlachtet.
Ich habe damit keineswegs dargetan, daß am Mainzer Inſtitut
nichts zu kritiſieren wäre. Ich habe niemals behauptet, daß der
Leiter und Direktor des Darmſtädter Inſtitutes die Intentionen
und Abſichten der Regierung zur Lehrerbildung ſabotiere. Wes=
halb
ich mich gegen die Verlegung nach Mainz erkläre, beruht
zum anderen auch darin, weil man aus dieſer Maßnahme den
Schluß ziehen könnte, daß die in Darmſtadt angewandte Methode
nicht richtig geweſen wäre. Im Gegenteil. Ich muß aber in
dieſem Zuſammenhang noch etwas ſagen:
Das Mainzer Inſtitut würde in dieſen 5 Jahren niemals
den ausreichenden Beſuch gehabt haben, wenn in Mainz
nicht Lehrer für Danzig und für Oldenburg ausgebildet
worden wären (Hört! hört!), wenn ihm nicht zwangsweiſe
von Darmſtadt aus Lehrerſtudenten zugewieſen worden
wären, die ſich für Darmſtadt angemeldet hatten. (Hört! hört!)
Das iſt kein Ausdruck akademiſcher Bildung, daß man Leute einem
anderen Inſtitut zuweiſt. Auch der jetzt eingeführte numerus
elausus iſt kein Ausdruck hochſchulmäßiger Bildung. In Mainz
haben von Anfang an nicht die Möglichkeiten für die Studenten
beſtanden wie in Darmſtadt, neben der Fachbildung noch an der
allgemeinen Abteilung der Hochſchule zu hören. Die Vorträge
von Dozenten auswärtiger Hochſchulen wurden in Mainz zu Vor=
leſungen
erklärt. Es fehlen die Beziehungen der Studenten zu
Studierenden anderer Wiſſenſchaften. Ich kann nicht anerkennen,
daß bei allem guten Willen die hochſchulmäßige Ausbildung
in Mainz garantiert iſt. Die Verlegung nach Mainz nimmt das
Urteil über die beiden Syſteme der Lehrerbildung vorweg und
nach meiner Meinung iſt die Darmſtädter Methode nicht ſchlechter
als die Mainzer. Drittens entſteht durch die Verlegung nach
Mainz eine Lücke. Ich habe geſtern der Entſchließung zugeſtimmt,
die Regierung möge ſofort Verhandlungen wegen der Errichtung
eines Inſtitutes in Gießen aufnehmen. Nach der geſtrigen Er=
klärung
des Staatspräſidenten, daß an die Errichtung in Gießen
vorwiegend aus finanziellen Gründen zunächſt nicht zu denken iſt,
muß ich meiner lebhaften Enttäuſchung Ausdruck geben. Wenn
erſt das Inſtitut nach Mainz gelegt iſt, glaube ich kaum, daß bei
der Aufregung, die man dann in Mainz entfachen würde, die Ver=
legung
nach Gießen jemals in Frage kommen würde. Man iſt ja
jetzt ſchon ein Gegner der Stadt Mainz wenn man einer anderen
Stadt nicht etwas nehmen und es Mainz geben will.
Wenn man finanzielle Erſparnisgründe ins Feld führt, dann
darf daran erinnert werden, daß die Techniſche Hochſchule nur von
einer Zuſammenlegung der Inſtitute geſprochen hat, aber nicht von
einer Verlegung nach Mainz, und daß man nicht gleichzeitig die
Errichtung eines Inſtituts in Gießen in Ausſicht ſtellen darf.
Da meine Redezeit abgelaufen iſt, kann ich leider zu einigen
anderen noch weſentlichen Punkten jetzt nichts mehr ſagen.
Abg. Storck (Soz.)
polemiſiert gegen den Vorredner, denn auch die Sozialdemokratie
trete nach wie vor für die akademiſche Lehrerbildung ein. Daher
muß das Inſtitut dahin kommen, wo die beſten Vorbedingungen
gegeben ſind. (Sehr richtig!) Nach den bindenden Erklärungen
des Staatspräſidenten kann die Angelegenheit keine politiſchen
Geſichtspunkte mehr haben. Zudem ſind in Mainz Einrichtungen
wie Studentenheim, billiger Verpflegung leichter gegeben als in
Darmſtadt. Wenn man ſich freimacht von einſeitigen Einſtellun=
gen
, dürfte man am beſten der Sache dienen.
Recht darauf hinweiſen, daß Riemenſchneider nach ſeiner Wander=
zeit
am Oberrhein und in Schwaben, von 1483 bis zu ſeinem Tode
in den Mauern der mainfränkiſchen Biſchofsſtadt anſäſſig war und
hier alle entſcheidenden Werke geſchaffen hat.
Trotz der Parallelausſtellung in Hannover bietet die Veran=
ſtaltung
des Städtiſchen Muſeums in Würzburg zuſammen mit
den untransportablen Arbeiten in den Kirchen der Stadt einen
überraſchend reichen Ueberblick über die Kunſt des großen Bild=
ſchnitzers
. Mittelpunkt ſind die berühmten Sandſteinfiguren von
Adam und Eva, die 1894 von ihrem urſprünglichen Standort,
dem Südportal der Marienkapelle, heruntergenommen wurden und
jetzt mit den zugehörigen Apoſtelfiguren in einer neu hergerichte=
ten
Ehrenhalle des Muſeums aufgeſtellt ſind. Adam und Eva ſind
die früheſten Arbeiten Riemenſchneiders in Würzburg, die aus Ur=
kunden
nachgewieſen werden können (149193 entſtanden). Auch
hier war wieder die alte bildhaueriſche Aufgabe der Ausſchmückung
eines Portals geſtellt, die die Plaſtik nur als Funktion eines Ar=
chitekturganzen
gelten läßt. Dieſe nicht nur optiſche, ſondern auch
Deſentliche Verbundenheit mit einer Umgebung iſt für die geſamte
plaſtiſche Leiſtung Riemenſchneiders charakteriſtiſch, ſeine Skulp=
turen
beziehen ſich entweder auf eine Außenarchitektur, auf einen
Kircheninnenraum oder auf den dunkelſchattigen ſpätgotiſchen
Altarſchrein. Sein Werk iſt eingebettet in die Vorſtellungs= und
Ausdruckswelt der Spätgotik, ihm iſt die auf den Menſchen be=
zogene
, vom Humanismus geförderte Laienemanzipation, die den
Typus des Renaiſſancekünſtlers namentlich im Süden heraufführt,
noch fremd. Merkwürdig nur: Dieſer in zunftgemäßer Einengung
ſchaffende, ganz aus der Welt des Mittelalters kommende Meiſter
hat mit Adam und Eva die erſten nackten Großplaſtiken der deut=
ſchen
Gotik geſchaffen. Sie erfreuen ſich allerdings noch nicht recht
der freien Selbſtherrlichkeit des Körpers. Ihre Nacktheit iſt ſchutz=
bedürftig
. Um ſo mehr ergreift dieſes verſchwiegen ſchamvolle
Stehen, dieſe erſte Wiederbefreiung des menſchlichen Körpers aus
der jahrhundertealten Askeſe der Kleidung. Mit der neugewon=
nenen
Freiheit ſtellt ſich auch die Schönheit der plaſtiſchen Energie
ein, die im ſtraffen Wuchs des Fleiſches aufſtrömt, in den Gelenken
abſetzt und verweilt und in der hehren Schönheit der Köpfe jeder
Erinnerung an das weltliche Thema (das erſte ſündige Menſchen=
paar
!) enthebt. Kein Zweifel, daß der Künſtler hier bei aller
Verbindung mit der Spätgotik von den unterirdiſchen Strömen
der neuen Zeit getroffen worden iſt.
Solche Fülle findet ſich wieder bei der Holzfigur Johannes
des Täufers aus Haßfurt. Stark und ausdrucksreich in der
Gebärde, voll mächtiger Stoßkraft der Plaſtik in Körper und Ge=
wand
. Einige Jahre vorher iſt die ſchöne Beweinung Chriſti
der Würzburger Univerſitätsſammlung entſtanden, voll tränen=

Abg. Axt (V. R.P.)
weiſt erneut darauf hin, daß die Beibehaltung der beiden In=
ſtitute
keine Mißgunſt gegen Mainz bedeuten könne. Der Zuzug
von 90100 Lehrerſtudenten iſt keine Hilfe für die Stadt Mainz,
ihr muß durch eine praktiſch wirkſame Hilfe insbeſondere des
Reiches gedient werden. Der akademiſche und ſimultane Charak=
ter
der Lehrerbildung iſt bei dem jetzigen Zuſtand am beſten
gewährt. Es wäre Vogelſtrauß=Politik, wenn man die beſtehende
ſchwere konfeſſionelle Beunruhigung einfach überſehen wollte. Ich
bitte dringend, den Frieden des Landes zu erhalten und die bei=
den
Inſtitute beſtehen zu laſſen.
Abg. Frau Heraeus (Dnatl.)
ſtimmt dem Vorredner in vollem Umfang zu und erklärt für die
Deutſchnationalen, daß dieſe für die Beibehaltung des gegenwär=
tigen
Zuſtandes ſtimmen werden.
Abg. Frl. Birnbaum (D.V.P.)
unterſtreicht die Richtigkeit der Ausführungen des Abg. Reiber.
Der Abg. Storck (Soz.) habe ſelbſt zugegeben, daß die Konzen=
tration
in Mainz eine Schädigung der Lehrerbildung bewirken
könne. Gießen hat ſich zu finanzieller Beteiligung am Pädago=
giſchen
Inſtitut bereit erklärt.
Abg. Hammann (Kom.)
will ebenfalls den ſeitherigen Zuſtand behalten wiſſen, und pole=
miſiert
gegen den Kultusminiſter, der ſich dem Zentrum ver=
kauft
habe.
Abg. Dr. Müller (Lbd.)
fordert Beſeitigung der geſamten pädagogiſchen Inſtitute und
Einführung der Seminarbildung.
Nach Repliken der Abg. Heinſtadt und Frl. Birnbaum er=
klärt
Staatspräſident Adelung, daß die beiden Philoſophie=
Profeſſuren dem Rang nach völlig gleichgeſtellt ſind. In dieſem
Semeſter verzeichnen wir bereits einen Rückgang der Stadt=
Studenten an den Pädagogen. Der numerus elausus bei der
Aufnahme iſt angeſichts der Junglehrernot berechtigt. Daß die
akademiſche Lehrerbildung in Mainz gefährdet iſt, davon hat
mich Abg. Reiber nicht überzeugen können. Der um die Lehrer=
bildung
außerordentlich verdiente Leiter des Darmſtädter Inſti=
tutes
muß völlig aus der Debatte bleiben. Ich betone erneut, daß
ich keinerlei konfeſſionelle Strömungen aufkommen laſſen will,
und ich bin überzeugt, daß das Land meine Maßnahmen verſteht.
Abgs Axt (V. R.P.) erklärt,
nicht der ſtört den konfeſſionellen Frieden, der ſich dagegen
wehrt, daß ihm etwas genommen wird;
worauf Abg. Heinſtadt (Z.) erwidert, nicht der ſtört den kon=
feſſionellen
Frieden, der jahrzehntelang benachteiligt wurde und
nun etwas nachholen will. (Hört, hört!)
Damit iſt die Debatte geſchloſſen.
Zu Kap. 54: Stellvertretungskoſten, kritiſiert Abg. Hammann
(Kom.) die Herabſetzung der Anwärterbezüge.
Staatspräſident Adelung weiſt die Behauptung zurück, daß
ſich die Zahl der leitenden Beamten im Miniſterium verdreifacht
habe. Wo früher 1011 Beamte wirkten, ſtänden jetzt 1112
Beamte trotz geſteigerter Arbeitslaſt.
Zu Kap. 56: Kirchen, polemiſiert Abg. Hammann (Kom.)
gegen die Notverordnung, womit Kultureaktion und Kultur=
fascismus
die Aufklärung des Volkes verhindern wolle.
Vor 28 Abg. wird Kap. 57: Volksſchule, aufgerufen.
Abg. Arras (Lbd.) wünſcht Abſtellung einiger Mißſtände
bei kleinen Volksſchulen im Odenwald.
Abg. Heinſtadt (Z.) dankt dem V.D.A. und Staatsrat
Block für die Arbeit am Deutſchtum im Ausland.
Um 2 Uhr wird die Debatte auf Donnerstag 10 Uhr vertagt.
Der Elekkrizikätskampf in Oberheſſen.
Gießen, 22. April.
Der Vorſtand des Provinzialverbandes Oberheſſen des Heſ=
ſiſchen
Landgemeindetages befaßte ſich in einer Sitzung in Gießen
eingehend mit der Frage des künftigen Schickſals des Ueberland=
werks
Oberheſſen in Verbindung mit der angekündigten Still=
legung
des Wölfersheimer Schwelkraftwerks. Nach der Ausſprache
faßte man einmütig folgende Entſchließung:
Der Vorſtand des Provinzialverbandes Oberheſſen des Heſ=
ſiſchen
Landgemeindetages als die berufene Vertretung der ober=
heſſiſchen
Gemeinden verfolgt mit ſchwerer Sorge die Entwicklung
auf dem Gebiete der Elektrizitätswirtſchaft hinſichtlich des künf=
tigen
Schickſals des Ueberlandwerks Oberheſſen. Die oberheſſiſchen
Gemeinden erachten die Aufrechterhaltung der kommunalen Selb=
ſtändigkeit
des Ueberlandwerks Oberheſſen als eine Lebensnot=
wendigkeit
für die Intereſſen der Bewohner der Provinz auf dem
wichtigen Wirtſchaftsgebiet der Stromverſorgung. Es muß davor
gewarnt werden, die Stromverſorgung vollſtändig in die Hände
eines großen Elektrizitätskonzerns zu legen, der alsdann die
Stromperteilung in Oberheſſen bis zur letzten Lampe diktieren
wird. Die Provinz Oberheſſen darf unter keinen Umſtänden auf
ihr Ueberlandwerk verzichten, lediglich um einen anderen Betrieb,
der nicht rentabel iſt, aufrechtzuerhalten. Die oberheſſiſchen Ge=
meinden
haben ihre Stromlieferungsverträge mit der Provinz
Oberheſſen abgeſchloſſen und nicht mit einer Preußiſchen Elektrizi=
tätsgeſellſchaft
, die an Oberheſſen nur ganz geringes Intereſſe hat.
Sie müſſen deshalb verlangen, daß die Provinz unter keinen Um=
ſtänden
ihren Einfluß auf die Stromverſorgung der
Gemeinden aufgibt. Der Vorſtand des Oberheſſiſchen Landgemein=
detages
ſpricht die Erwartung aus, daß ſich die maßgebenden Or=
gane
der Provinzverwaltung bei ihren Entſchließungen in einer
ſo ſchwerwiegenden Frage nur von rein wirtſchaftlichen Geſichts=
punkten
unter Ausſchluß aller parteipolitiſchen Erwägungen leiten
laſſen.
loſen Schmerzes in den ſtill trauernden, klaſſiſch zurückhaltenden
Geſtalten. Von dem berühmten Magdalenenaltar aus
Münnerſtadt werden zwei, leider entſtellend bemalte Tafeln
gezeigt, die letzte Beichte der Heiligen und ihre Grablegung, die
noch in dem flachen Reliefſtil ausgeführt ſind, der für die früheſte
Zeit des Künſtlers bezeichnend iſt. Aus dem Creglinger
Marienaltar iſt eine Tafel Chriſtus unter den Schriftgelehr=
ten
zu ſehen.
Die Plaſtik der mittleren Jahre iſt eindrucksvoll ver=
treten
durch die Kreuzigungsgruppe aus Aub. Aber auch
dieſe Figuren bleiben in echt gotiſcher Geſinnung der Fläche ver=
haftet
, vielfälteliges Gewand verbindet ſich einheitlich mit dem
Körper, der Ausdruck liegt wieder in der Gebärde, in ſchmerzvollen
Geſichtszügen, in ſchönen Händen. In dieſen Jahren ſind die gro=
ßen
Schnitzaltäre in Rothenburg und Dettwang entſtan=
den
, für deren Abweſenheit gute Aufnahmen leider nur geringen
Erſatz bieten. Dazu iſt aus dem Rothenburger Altar wenigſtens.
eine Maria aus der Verkündigungsdarſtellung zu ſehen. Das viel=
leicht
ſchönſte Werk des Altersſtils iſt eine klagende Maria,
die um 1518 entſtanden iſt und dem Würzburger Muſeum gehört.
Ihre ſchmale Geſtalt iſt in ein faltenreiches, ſchützendes Gewand
eingehüllt, abgeſondert von aller Welt gibt ſich die Trauernde
ihrem Kummer und Gram hin.
Es kann nicht Aufgabe dieſer Beſprechung ſein, alle Werke, die
auf der Ausſtellung vereinigt ſind, namhaft zu machen. Gerade
bei den Plaſtiken Riemenſchneiders iſt die Beſichtigung der Ori=
ginale
dringend geboten, da ſelbſt die beſte Abbildung den plaſti=
ſchen
Eindruck auch nicht annähernd wiederzugeben vermag. Neben
ſolchen Einzeleindrücken iſt ja ſchließlich auch die größere Erkennt=
nis
entſcheidend, daß Riemenſchneider der ſtärkſte Plaſtiker, ja, der
Myſtiker der deutſchen Spätgotik war. Gewiß ſtand ihm nicht die
große künſtleriſche Beſchwörung ſo zu Gebot, wie etwa ſeinem jün=
geren
Zeitgenoſſen Hans Leinberger. Seine Kraft kommt aus
einer beſeelten Anteilnahme an den Geſchehniſſen der Evangelien
und Legende. Mit dieſer verhaltenen künſtleriſchen Leidenſchaft
wächſt er in die für die deutſche Plaſtik wichtigen drei erſten Jahr=
zehnte
des 16. Jahrhunderts hinein, in denen ſich eine Menge von
Begabungen erhebt und ausreift. Seine Kunſt iſt reiner Ausdruck
der Spätgotik, ſie gleitet nicht in deren letzte, ausdruckswilde Phaſe
hinüber, die man ſpätgotiſchen Barock genannt hat. Er verbindet
ſich hierin mit ſeinen größten Zeitgenoſſen, den Nürnbergern Veit
Stoß, Adam Krafft, Peter Viſcher. Zudem hat er in großer Syn=
theſe
verſchiedene Stammeseigentümlichkeiten in ſich vereinigt, er
hat oberrheiniſche Einflüſſe mit ſchwäbiſcher und fränkiſcher Art
zu einem Stil ausgebildet, der über Würzburg hinaus äußerſt
fruchtbar und ſchulbildend gewirkt hat.
Dr. Rrdolf Pérard.;

[ ][  ][ ]

Seite 4

Nummer 1172

Die polikiſche Beeinfluſſung verhinderl
durchgreiſende Beſſerung.
EP. Genf, 22. April.
Die Vorſchläge zur Linderung der europäi=
ſchen
Arbeitsloſigkeit, welche der Direktor des Inter=
nationalen
Arbeitsamtes, Albert Thomas, dem Studienausſchuß
für die Europa=Union in ſeiner Maitagung vorlegen wollte,
fanden bei der Ausſprache im Verwaltungsrat des
Internationalen Arbeitsamts von faſt allen
Seiten auffallend ſcharfe Ablehnung. Thomas
hatte vorgeſchlagen, eine europäiſche Arbeitsbörſe zu
ſchaffen und überall große öffentliche Arbeiten durchzuführen, wie
den Bau von Autoſtraßen, z. V. Madrid-ParisBerlin
Moskau, und die Einführung der automatiſchen Kupplung auf
allen europäiſchen Ciſenbahnen.
Der deutſche Arbeitervertreter Müller bezeichnete dieſe Vor=
ſchläge
als eine ſchwere Enttäuſchung. Mit ihnen werde nichts
an dem gegenwärtigen Zuſtand und der augenblicklichen unge=
heuren
Arbeitsloſigkeit gebeſſert. Die Arbeitsnachweiſe, die heute
bis ins Letzte in Deutſchland durchorganiſiert ſeien, hätten eigent=
lich
nur noch die Aufgabe, die Arbeitsloſen zu zählen. Offene
Stellen zu vergeben hätten ſie nicht mehr. Das werde auch bei
der vorgeſchlagenen europäiſchen Arbeitsbörſe der Fall ſein. Denn
heute hätte kein Land in Europa die Möglichkeit, neue Arbeits=
kräfte
aufzunehmen. Im Gegenteil, es herrſche überall ſtarke
Arbeitsloſigkeit. Die Deutſche Reichsbahn wäre ſchon ſelbſt auf
den Gedanken gekommen, die automatiſche Kupplung einzuführen,
wenn ſie gewußt hätte, woher das Geld für derartige umfangreiche
Arbeiten zu nehmen ſei. Auch der Bau von Autoſtraßen ſei nichts
Neues. Solange aber die notwendigen Kapitalien nicht vorhanden
ſeien, hätten ſolche Ideen nur theoretiſchen Wert. Man müſſe ſich
immer fragen, wer ſolche Arbeiten denn bezahlen ſolle. Man könne
an ſie zur Vermeidung einer drohenden Kriſe wohl denken, aber
zur Beſeitigung der jetzigen ungeheuren Kriſe ſeien die Vor=
ſchläge
ungeeignet. Am meiſten müſſe man ſich verſprechen von
einer Herabſetzung der Arbeitszeit. Außerdem müſſe Einfluß ge=
nommen
werden auf die Preisbildung durch Kartelle und Tuſts,
die heute die Preiſe künſtlich hoch hielten. Denn durch eine Preis=
ſenkung
mache man die Maſſe wieder real, kaufkräftiger und kur=
bele
damit auch die Erzeugung an. Es handele ſich auch darum,
jetzt nicht zu theoretiſieren, ſondern praktiſche Hilfe zu bringen,
oenn 20 Millionen Menſchen lägen auf der Straße und litten bit=
teren
Hunger.
Der franzöſiſche Regierungsvertreter Piquemal erklärte, er
könne ſich von der Schaffung einer ſolchen europäiſchen Arbeits=
börſe
nichts verſprechen, da heute in keinem Lande Bedarf nach
Arbeitskräften beſtehe.
Der engliſche und der italieniſche Regierungsvertreter gingen
ebenfalls nur ſehr lau auf die Vorſchläge Albert Thomas' ein.
Der deutſche Regierungsvertreter, Regierungsrat Lemml, hielt
gleichfalls die Vorſchläge Thomas für nicht geeignet, das Uebel
der Arbeitsloſigkeit von der Wurzel aus zu heilen. Am meiſten
könne man ſich noch verſprechen von der Durchführung öffentlicher
internationaler Arbeiten. Dazu müſſe man aber einmal aus der
Diskuſſion herauskommen und die Dinge praktiſch anfaſſen. Viel=
leicht
würde die Ausſprache im Europa=Ausſchuß und auf der
Internationalen Arbeitskonferenz Klarheit darüber bringen, in
welchen finanziellen, wirtſchaftlichen und politiſchen Fragen die
wirkliche Entſcheidung über eine Beſſerung des Arbeitsmarktes
liege.

Donnerstag, den 23. Wpril 1331
Im weiteren Verlauf der Beratungen des Verwaltungsrates
des Internationalen Arbeitsamts bezeichnete der franzöſiſche Ar=
beitervertreter
Jouhaux als die Haupturſache der Arbeitsloſigkeit
den Protektionismus und den Wirtſchaftskrieg, die man beſeitigen
müſſe, während der franzöſiſche Arbeitgebervertreter Lambert=
Ribot erklärte, öffentliche Arbeiten zur Behebung der Arbeits=
loſigkeit
ſeien nur dann ins Auge zu faſſen, wenn ſie ſofort durch=
führbar
und außerdem wirtſchaftlich vollkommen zu verantworten
ſeien. Die notwendigen Kapitalien für die Durchführung derar=
tiger
Arbeiten würden ſich auf den internationalen Kapital=
märkten
beſchaffen laſſen, wenn Vertrauen zu den Gläubiger=
ländern
und der wirtſchaftlichen Tragfähigkeit der auszuführenden
Arbeiten beſtünde.
Der Vertreter der deutſchen Arbeitgeber, Dr. Krüger, vertrat
den Standpunkt, daß die Vorſchläge am grünen Tiſch ausgedacht
ſeien, und von einer erſchreckenden Fremdheit des wirklichen Um=
fanges
der Arbeitsloſigkeit zeugten. Solange die politiſche Beein=
fluſſung
der normalen Geldbewegung noch beſtünde, könne man
keine durchgreifende Beſſerung der Arbeitsloſigkeit erhoffen. Die
Staaten müßten darauf verzichten, aus politiſchen Gründen ſtörend
in die internationale Wirtſchaftspolitik einzugreifen und müßten
nicht nur die normalen Funktionen der Geld= und Kapitalmärkte
wiederherſtellen, ſondern ſich auch entſchließen, die Moral zum
oberſten Geſetz einer wirtſchaftlichen Handlung zu machen.
Nach einer eingehenden Ausſprache, die bis in die Abend=
ſtunden
dauerte, beſchloß der Verwaltungsrat, dem Europa= Aus=
ſchuß
den Bericht Thomas wohl zuzuſtellen, ihm jedoch den ſteno=
graphiſchen
Bericht über die Ausſprache beizulegen und im übrigen
die Frage der Arbeitsloſigkeit auf eine ſeiner nächſten Zuſammen=
künfte
zu vertagen, beſonders da zu erwarten ſei, daß der Europa=
Ausſchuß ſich mit der Frage der Arbeitsloſigkeit nicht in vollem
Umfange befaſſen könne.
Mit dieſem mageren Ergebnis in der Frage der Arbeitsloſig=
keit
ſchloß die 63. Tagung des Verwaltungsrats des Internatio=
nalen
Arbeitsamts.
Weikerer Rückgang der Arbeitsloßigkeit im Reich.
Berlin, 22. April.
Die Arbeitsloſigkeit hat ſeit der letzten Veröffentlichung der
Reichsanſtalt einen weiteren erheblichen Rückgang erfahren. Die
Zahl der verſicherten Arbeitsloſen hat ſich um 212000 und die
der Kriſenunterſtützungsberechtigten um 3 4000 vermindert. Die
Geſamtzahl der Arbeitsloſen iſt hingegen nur um
120 000 zurückgegangen, was ſich zum Teil aus techniſch=
ſtatiſtiſchen
Gründen, zum Teil vermutlich aus einer ſtärkeren
Inanſpruchnahme der Wohlfahrtsfürſorge
der Städte erklärt.
Der Haupkausſchuß des Preubiſchen Landkags
für die 40-Skunden=Woche.
Berlin, 22. April.
Der Hauptausſchuß des Preußiſchen Landtages nahm am Mitt=
woch
einen ſozialdemokratiſchen Antrag an, der ſich für eine Sen=
kung
der Arbeitszeit auf 40 Stunden in der Woche bei entſprechen=
dem
Lohnausgleich, Beſchränkung der Ueberſtundenarbeit, Schutz
der Arbeitnehmer unter 18 Jahren und für eine Sonderregelung
der Arbeitszeit im Bergbau ausſpricht. Ferner ſollen für die Ar=
beitsbeſchaffung
und zur Ueberwindung der Wohnungsnot der
Arbeitnehmer ausreichende Mittel zur Verfügung geſtellt werden,
ebenſo für die Gemeinden zur Unterſtützung der Erwerbsloſen,
Auch ſoll ein Geſetzentwurf vorgelegt werden, der zu einer Ver=
einheitlichung
der Kriſenunterſtützung und der Unterſtützung der
Wohlfahrtserwerbsloſen führt.

Die Lagesoronung der b3. Halslagung.
Abrüſtung. Minderheikenbeſchwerden.
Polens Bericht und Zollunion.
* Genf, 22. April. (Priv.=Tel.)
Das Generalſekretariat des Völkerbundes veröffentlicht nun=
mehr
offiziell die Tagesordnung der politiſch ſehr wichtigen 63.
Tagung des Völkerbundsrats, die am 18. Mai unter dem Vor=
ſitz
des deutſchen Reichsaußenminiſters Dr. Curtius beginnt. Der
Rat hat ſich mit 32 Punkten zu befaſſen, wozu in der Hauptſache
der geſamte Fragenkreisder Abrüſtung, die ober=
ſchleſiſchen
Minderheitenbeſchwerden mit dem Be=
richt
der polniſchen Regierung über die Beile=
gung
der Zwiſchenfälle anläßlich der polniſchen
Wahlen und das deutſch=öſterreichiſche Zollab=
kommen
gehört, das auf einen engliſchen Antrag zur Erörterung
vor den Rat geſtellt wurde. Ueber alle dieſe Fragen beſpricht ſich
augenblicklich der Generalſekretär des Völkerbundes, Sir Eric
Drummond, in Berlin mit den zuſtändigen Stellen der Reichs=
regierung
. Ueber das deutſch=öſterreichiſche Regional= Zollabkom=
men
wird es vorausſichtlich vor der Erörterung im Rat zu einer
eingehenden Ausſprache vor dem Studienausſchuß für die Europa=
Union kommen, von deren Ergebnis die Haltung des Völkerbunds=
rats
weſentlich abhängt.
In der Abrüſtungsfrage wird der Rat Kenntnis von den Vor=
bereitenden
Arbeiten zur Durchführung der Abrüſtungskonferenz
1932 und von dem Angebot nehmen, das Genf als Tagungsort
dieſer Konferenz hinſichtlich der Unterbringung der Konferenz=
mitglieder
gemacht hat. Er wird ſich auch zu dem Bericht der
Sachverſtändigen über das Begrenzungsverfahren für die Heeres=
ausgaben
äußern, der es für unmöglich erklärt, eine genaue Ver=
öffentlichung
für jede Waffengattung durchzuführen. Die Offen=
legung
der Rüſtungen, die der Abrüſtungskonferenz 1932 voraus=
gehen
muß, wird den Rat auf Grund eines deutſchen Antrages
beſchäftigen, der auf einen Veröffentlichungsvorſchlag des Völker=
bundes
aus dem Jahre 1923 hinweiſt, in welchem bereits die Be=
kanntgabe
über die einzelnen Waffengattungen und die Beſtände
des gelagerten Kriegsmaterials verlangt wurde.
Ein britiſcher Antrag, der nicht ſoweit wie der deutſche geht,
verlangt lediglich zur Offenlegung der Rüſtungen die Aufweiſung
der in dem Abkommensvorentwurf des Völkerbundes vorgeſehenen
Rahmenangaben.
Außer den Hauptfragen hat der Rat noch zahlreiche politiſche,
verwaltungstechniſche, humanitäre und wirtſchaftliche Fragen ab=
zuſchließen
. In unterrichteten Völkerbundskreiſen nimmt man an,
daß trotz der ſehr ſtark beſetzten Tagesordnung die Verhandlungen
des Rates am Pfingſtſamstag zum Abſchluß gebracht werden kön=
nen
. Die Tagung des Europa=Ausſchuſſes, die am 15. Mai be=
ginnt
, wird auch während der Ratstagung noch fortgeſetzt werden,
da die große Ausſprache über die zollpolitiſche Lage Europas nicht
innerhalb der beiden Tage erledigt werden kann, die vorläufig
für die Verhandlungen des Europa=Ausſchuſſes nur vorgeſehen
ſind.
Einladung Oeſterreichs und der Tſchechoflowakei
zur Ralstagung.
Genf, 22. April.
Wie heute bekannt geworden iſt, wird der Generalſekretär
des Völkerbundes, nachdem die Tagesordnung der Mai=Tagung
des Völkerbundes jetzt den Regierungen zugeſtellt worden iſt, in
kürzeſter Zeit die öſterreichiſche und die tſchechoſlowakiſche Re=
gierung
einladen, an den Verhandlungen über das deutſch=
öſterreichiſche
Protokoll, das auf der Tagesordnung des Rates
ſteht, teilzunehmen.

OM

Für die anläßlich unſerer Silbernen
Hochzeit uns überſandlen Glückwünſche,
Blumenſpenden von nah und fern ſagen
herzlichen Dank
Adam Fiſcher und Frau
Traiſa, den 22. April 1931.

Dankſagung.
Für die zahlreiche aufrichtige
Teilnahme bei dem Heimgang
unſeres lieben Kindes ſagen wir
allen, beſonders Herrn Pfarrer
Irle für die troſtreichen Worte
am Grabe, herzlichen Dank.
Die tiefbetrübten Eltern:
Balth. Dörr.
Sandbergſtraße 65.

Trauer garderoben
werden in einigen Stunden
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Läden: Marktpaſſageneben Firma
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Auf Firma und Straße achten,

Dankſagung.

Für die überaus zahlreichen Beweiſe herzlicher
Teilnahme und den reichlichen Blumenſpenden, be
dem uns ſo ſchwer betroffenen Verluſte unſerer lieben
unvergeßlichen Entſchlafenen ſagen wir Allen herz=
lichen
Dank. Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer
Müller für die troſtreichen Worte am Grabe, ſowie
den Schweſtern der Paulusgemeinde für die liebe=
volle
Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Jahob Maurer und Kinder.

(Statt Karten.)
Dankſagung.
Für die uns erwieſene Teilnahme beim
Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen
ſagen wir Allen auf dieſem Wege herz=
lichen
Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Gg. Hch. Wolf.
Darmſtadt, den 21. April 1931.
Hermannſtraße 2

Wenig gespielte Flügel Fabrikat:
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vom Mai an. Aus=
kunft
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durch Kinderhaus
Heimgarten,
Jugenheim a. d. B.
(5555a)

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen

ſagen wir allen aufrichtigſten Dank. Beſonders dan=
ken
wir Herrn Pfarrer Paul für die troſtreichen
Worte am Grabe. Ferner danken wir für die Kranz=
niederlegungen
der Firma E. Merck, Darmſtadt, dem
Fabrikarbeiterverband, den Angeſtellten und Arbei=
tern
der techniſchen Abteilung Merck, dem Konſum=
verein
, dem Kohlenverein, ſowie auch dem Geſang=
verein
Sängerluſt für den ergreifenden Grab=
geſang
.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Eliſe Hauck Wwe., geb. Kroh
Philipp Hauck.
Traiſa, den 22. April 1931.
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Nummer 112

Donnerstag, den 23. April 1931

Aus der Landesgaupiſiaer.
Darmſtadt, den 23. April 1931.
* Die Heſſenflieger
erſchließen die Oſtſeite der Bergſtraße dem Segelflug
Zweieinhalbſtundenflug Jachtmanns vom Magnetberg.
Der Heſſenflieger=Verein für Luftfahrt in Darmſtadt hat in
den vergangenen Wochen mit großem Eifer ſeinen Schulbetrieb
in Groß=Bieberau am Vorſtberg aufgenommen und hier im Verein
mit auswärtigen Segelfluggruppen ein hervorragendes Schul=
gelände
geſchaffen. Eine Reihe von durchgeführten Gleitflugprü=
fungen
wurde in den letzten Wochen abgelegt und zeugt von dem
Fleiß und der Begeiſterung, mit der die einzelnen Vereine ſich
für die Sache des Segelfluges einſetzen. Das Gelände bei Groß=
Bieberau iſt für die Schulung im Gleitflug ganz vorzüglich ge=
eignet
. Der Start erfolgt am Vorſtberg, während zur Landung
die ringsum gelegenen Wieſen ſehr gut geeignet ſind. Unter an=
derem
iſt es dem Piloten Jachtmann von den Heſſenfliegern ge=
lungen
, mehrere Flüge von über 4 Minuten Dauer auszuführen.
Die Heſſenflieger haben durch ihren Fleiß, mit dem ſie überall
neue Vereine ins Leben rufen, und durch die Rührigkeit, mit der
ſie für die Heranbildung eines guten fliegeriſchen Nachwuchſes be=
ſorgt
ſind, einen großen Anteil daran, daß man dem Segelflug in
Heſſen ſo großes Intereſſe entgegenbringt.
Am vergangenen Dienstag unternahmen die Heſſenflieger
erſtmalig den Verſuch, die Segelflugmöglichkeiten an
der Bergſtraße bei Oſtwind zu ſtudieren. Die Berg=
ſtraße
iſt bisher lediglich bei weſtlichen Winden beflogen worden,
die beſſere Segelflugmöglichkeiten zu gewährleiſten ſchienen. Als
Standort war der Magnetberg, ſüdlich des Frankenſtein, aus=
erſehen
, der ſehr ſteil nach dem Tal abfällt und ausgezeichnete
Aufwindmöglichkeiten verſpricht. Der Segelflieger Jachtmann
ſtartete um 5 Uhr 18 nachmittags auf Miniſter Leuſchner einem
Segelflugzeug vom Typ Weſtpreußen, und erreichte ſofort im
Aufwind des Hanges größere Höhe über der Startſtelle. Trotz
des böigen Windes gelang es dem Piloten, ſich 2½ Stunden in
der Luft zu halten und dabei eine Höhe von über 150 Metern
über der Startſtelle zu erreichen. Der Segelflug wurde in einem
Gebiet von etwa 3 Kilometern Länge ausgeführt, wobei Jacht=
mann
den Frankenſtein als Kehrpunkt benutzte und nach ſeiner
Angabe hier die größte Höhe erreichte. Der Flug hätte noch
länger ausgedehnt werden können, wenn nicht die hereinbrechende
Dämmerung eine ſpätere Landung evtl. gefährlich geſtaltet hätte.
So landete Jachtmann um 7 Uhr 51 bei Nieder=Beerbach. Die
Heſſenflieger haben mit dieſem Flug eine ſehr beachtliche Leiſtung
vollbracht, der dadurch eine große Bedeutung beikommt, als hier=
mit
der Beweis dafür erbracht worden iſt, daß die Bergſtraße auch
bei öſtlichen Winden ohne weiteres mit Segelflugzeugen beflogen
werden kann. Die Verſuche werden fortgeſetzt.
K.

In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 16. April: der Ober=
ſtudienrat
an der Oberrealſchule am Friedrichsplatz zu Offenbach
a. M., Adam Roth, auf ſein Nachſuchen vom 1. Mai 1931 ab;
der Zeichenoberlehrer an der Oberrealſchule und höheren Land=
wirtſchaftsſchule
zu Groß=Umſtadt. Peter Frey, auf ſein Nachſuchen
vom 1. Mai 1931 ab.
Goldene Hochzeit feiern am 26. April bei guter Geſund=
heit
Herr Muſikdirektor a. D. Franz Stützel und Frau Gemahlin
Emma, geb. Behling. Darmſtadt, Beſſunger Str. 109. Herr Muſik=
direktor
Stützel begann ſeine militäriſche Laufbahn am 1. Oktober
1871 beim 1. Garde=Feldartillerie=Regiment und leitete vom
1. Juli 1880 bis 12. September 1891 als Stabstrompeter und vom
13. September 1891 bis 30. November 1906 als Muſikdirektor das
Trompeterkorps des Leib=Dragoner=Regiments Nr. 24 und iſt
den älteren Darmſtädter Einwohnern als Stabstrompeter beſtens
bekannt.
Jubiläum. Am Montag feierte der Kaufmann Herr Karl
Röth. Rhönring 4, ſein 25jähriges Arbeitsjubiläum bei der Firma
K. Schenck G.m.b.H. Er wurde von ſeinen Vorgeſetzten und Kol=
Tegen in reichem Maße geehrt.
80. Geburtstag. Die Witwe des im Jahre 1915 verſtor=
ſenen
Herrn Bernh. Riedmatter, Frau Margarete Riedmatter,
geb. Steingäßer ein Darmſtädter Kind welche bei ihrem
Schwiegerſohne, Herrn Bankprokuriſten Metzger, Nieder=Ramſtädter
Str. 65½, wohnt, begeht am 25. d. M. ihren 80. Geburtstag.
Die Feier ſeines 75. Geburtstages begeht am Donnerstag,
Ddem 23. d. M. unſer auch in weiteren Kreiſen bekannter Mit=
bürger
, der Erbauer und langjährige Beſitzer des Kaiſer= und
Ffürſtenſaals, einer unſerer bekannteſten und beſuchten Gaſtſtätten,
Herr Georg Chriſt ſen., in voller körperlicher und geiſtiger
Friſche. Aus kleinen Anfängen hat Herr Chriſt in unermüdlichem
Arbeitseifer und außerordentlicher Energie bei guten Leiſtungen
mnd jederzeit entgegenkommendem liebenswürdigem Verkehr es
werſtanden, die Schar ſeiner Gäſte und Freunde zu erhalten und
izu vermehren, ſo daß ſein Name und damit auch der unſerer Stadt
weit über die Grenzen hinausgetragen wurde. Durch tüchtigen
Nachwuchs iſt der gute Ruf des Hauſes geſichert, doch läßt es ſich
der Senior des Hauſes nicht nehmen, auch heute noch ſeine be=
währten
Kräfte zur Verfügung zu ſtellen.
Mozart=Verein. Für das am Montag. dem 27. April, ſtatt=
findende
Konzert ſind nur noch wenige Karten vorhanden. Wer
möchte ſich die Gelegenheit entgehen laſſen. Franz Völker vor ſei=
nem
Weggang nach Wien noch einmal zu hören? Zu den Liedern
des berühmten Sängers treten die Chöre, die der Mozart=Chor
nter Leitung von Kavellmeiſter Dr. Rehbock zu Gehör bringt.
Karten für Nichtmitglieder in den Muſikalienhandlungen, für Mit=
glieder
bei O. Titze, Eliſabethenſtr. 4.

Heſſiſches Landestheaker.

Großes Haus Kleines Haus Donnerstag,
23. April 19.30, Ende gegen 22 Uhr
Der fliegende Holländer
C 21
Preiſe 110 Mr 15, 17.30, 20,15 Uhr
Ufa=Tonfilm=Operette
Die Drei von der Tankſtelle
Preiſe 12.60 Mk. Freitag,
24. April 19.30, Ende gegen 23 Uhr
Viktoria und ihr Huſar
Außer Miete
Vorſtellung zu halb. Preiſen
Preiſc 0 505 Mk 2022 45 Uhr
Der Graue
T, Gr. 1, 4, 5, 6, 7 u. 8
Preiſe 15 Mk. Samstag
25. April 19.3022 30 Uhr
Zum letzten Male:
Königskinder
K 15 Bühnenvoltsbund
Preiſe 0.808 Mk. 2022.30 Uhr
Zum letzten Male:
Meine Schweſter und ich
Außer Miete
Vorſtellung zu klein. Preiſen
Preiſe 13 Mk. Sonntag,
26. April 18.30, Ende nach 22 Uhr
Hamlet
H11 Bühnenvolksbund
Preiſe 0.808 Mk 2022.15 Uhre
Blaubart
Zuſatzmiete 1V 10
T. Gr. 2 u. 3 1.206 Mk.

Heſſiſche Landestheater. Infolge mehrfacher Erkrankungen
n Opernperſonal findet heute im Großen Haus ſtatt Turandot
Lagners Fliegender Holländer ſtatt. Die Partie der Senta
ngt Frau Julie Schützendorf=Körner. Viktoria und
hr Huſar Paul Abrahams erfolgreiche Schlager=Operette, wird
gorgen, Freitag, im Großen Haus, als Vorſtellung zu halben
Preiſen mit der bekannten Beſetzung in Szene gehen.

Portrag im Hiſtoriſchen Verein.

Der Vortrag von Archivrat Dr. Clemm am 20. ds. Mts.
über das Thema Krieg im Frieden an der Peters=
aue
bei Mainz 1841 führte in die Zeit des Deutſchen Bun=
des
und behandelte einen Fall der Selbſthilfe Heſſens gegen
Naſſau, der damals das größte Aufſehen erregt hat. Den Anlaß
bot der Ausbau des Hafens zu Biebrich durch Naſſau und die da=
mit
in Verbindung ſtehende Sicherung des Fahrwaſſers im Rhein=
arme
zwiſchen der heutigen Rettbergsaue und der Petersaue, die
durch den Bau einer faſt 500 Meter langen Fangbuhne von der
Spitze der heutigen Rettbergsaue aus im Stromarm zwiſchen
Peters= und Ingelheimeraue erzwungen wurde. Den Nachteil
von dieſen naſſauiſchen Hafen= und Rheinbauten hatte Heſſen: der
Mainzer Verkehr und Handel wurde zugunſten von Frankfurt,
das direkte Bahnverbindung mit Biebrich hatte, geſchädigt; außer=
dem
erlitt Heſſen dadurch eine Grenzverletzung und Beeinträchti=
gung
ſeines Hoheitsbeſitzes. Da für Heſſen Eile geboten war und
die für eine gütliche Auseinanderſetzung in Frage kommenden In=
ſtanzen
, der Deutſche Bund und die Rheinſchiffahrts=Kommiſſion,
unzuverläſſig waren, ſo ſchloß Heſſen in der Nacht vom 28. Februar
auf den 1. März den nach Biebrich führenden Rheinarm durch
einen Steindamm, der die Petersaume mit der Spitze der
naſſauiſchen Buhne verband. Der üble Eindruck, den die Sache
trotz der für Heſſen nicht ungünſtigen Rechtslage im In= und Aus=
land
machte, wurde durch das Eingreifen Oeſterreichs durch Er=
klärungen
der beiden Gegner verwiſcht, wobei Heſſen freilich die
Wiederherſtellung des Fahrwaſſers durch Abbruch des Dammes
zugeſtehen mußte. Trotzdem war ſachlich die Lage für Heſſen nicht
ſo ſchlecht, ſie beſſerte ſich je länger je mehr, beſonders nachdem
Naſſau auf einen ihm günſtigen Vergleichsentwurf aus Recht=
haberei
und Ungeſchicklichkeit nicht einging und die Verhandlungen
für ein Jahr ganz ins Stocken gerieten. Im Spätſommer 1842
führte ſchließlich Heſſen Klage beim Deutſchen Bunde; in neun=
monatiger
ſchwerer Arbeit gelang es der Vermittlung des Grafen
Dönhoff, des preußiſchen Bundestagsgeſandten, am 1. Auguſt 1843
einen Vergleich herbeizuführen: Naſſau behielt ſeinen Hafen und
das Fahrwaſſer blieb, wie es ja auch nie anders zu erwarten war;
in allen anderen Streitfragen ſiegte die Geſchicklichkeit des heſſi=
ſchen
Miniſters du Thil. Die Obiekte des Streites waren recht
wichtig. Es iſt von ausſchlaggebender Bedeutung für die Ent=
wicklung
der Stadt Mainz, daß die von Naſſau zu zwei Dritteln
beanſpruchte Ingelheimer Aue bei Heſſen blieb. Die Rivalität
zwiſchen Frankfurt und Mainz iſt ja heute noch nicht beendet. Und
ſchließlich bildet der ganze Streitfall mit dem Vertrag von 1843
den Auftakt zu der großzügigen Rheinkorrektion der folgenden
Jahrzehnte, die gleichfalls ihr Ende noch nicht gefunden hat. An=
dererſeits
ſind aber die Formen dieſes Streites kleinlich und
lächerlich, noch mehr aber eine bittere Beurkundung der Ohnmacht
des Deutſchen Bundes; daß Heſſen ohne Befragung des Deutſchen

Seitdem Profeſſor Dr. Kirſchmann im Jahre 1908 ſeine ver=
ſuchsmäßig
betriebene Forſchung über die Brauchbarkeit der latei=
niſchen
und der deutſchen Buchſtaben unter obigem Titel veröffent=
lichte
, ſind eine Menge wertvoller Arbeiten über dieſe Streit=
frage
herausgekommen. Sie iſt dadurch in ganz andere Beleuch=
tung
gerückt worden. Bis dahin war für die Verteidiger unſrer
Volksſchrift das wichtigſte Abwehrmittel der Hinweis auf die
Treue, die man einem mindeſtens vierhundertjährigen Erbgute
ſchuldet: die Buchſtaben, in welchen Bibel und Fauſt erſchienen,
dürfen nicht als unnütze Laſt über Bord geworfen werden; die
Handſchrift Kants und Bismarcks die Schrift unſerer Väter und
Mütter muß auch unſre Ausdrucksform bleiben. In den letzten
20 Jahren hat dieſer auf der Geſchichte ruhende Gedankengang
kräftige Stützen erhalten. Guſtav Ruprecht und Dr Häniſch
haben bewieſen, daß jeder Ausländer, der nur an Lateinſchrift
gewöhnt iſt, Sätze ſeiner Mutterſprache, die ihm in Fraktur vor=
gelegt
werden, glatt herunter lieſt. Ganz unhaltbar iſt demnach
z. B. die Behauptung, im Frankfurter Hauptbahnhof,
der auf ſeinen Schildern immer mehr Rudolf Kochs markige
deutſche Schrift verwendet und bald ganz deutſchſchriftig wird,
ſtehe der Ausländer vor ſolchen Rätſeln, wie ſie uns etwa ruſſiſche
Buchſtaben aufgeben., Der=Bund für deutſche Schrift hat eine
Menge Belege dafür geſammelt, daß im Auslande die deutſchen
Lettern als Auszeichnungs= und Schmuckſchrift benützt werden.*)
Durch Dr. Milchſack und Dr. Kautzſch iſt aufgehellt worden,
daß an der Wiege der Fraktur kein Geringerer als Albrecht
Dürer geſtanden hat: Dr. Haupt hat dargetan, wie ſehr die
deutſchen Buchſtaben den altgermaniſchen Formenſinn offenbaren
und den Namen Deutſche Schrift mit Recht tragen. Aber was
am beweiskräftigſten iſt: die neuen Unterſuchungen haben ergeben,
daß auch in der Zweckmäßigkeit die deutſche Präge der latei=
niſchen
überlegen iſt, wenn man die Beſchaffenheit unſrer Sprache
in Betracht zieht. Was auch Jakob Grimm nicht ſah, iſt jetzt
klar geworden: die Fraktur hat das Ziel jeder geſunden Schrift=
geſchichte
für unſre Sprache beſſer verwirklicht als die Antiqua;
ſie iſt ein unſrer Sprache gut angepaßtes Kleid geworden. Die
deutſche Wortbildung iſt anders als die romaniſche, anders auch
als die engliſche. Eine günſtige Schriftentwicklung hat dahin ge=
führt
, daß gerade diejenigen Laute und Lautfolgen, die im Bau
deutſcher Wörter eine wichtige Rolle ſpielen, durch auffallende Zei=
chen
wiedergegeben werden, ſo daß die Wortbilder geſchrie=
ben
und gedruckt, mit deutſchen Buchſtaben deutlicher werden, alſo
leichter lesbar. Alle dieſe von den Gegnern der deutſchen Schrift
bisher überſehenen Dinge wurden in der Verhandlung erörtert.
die die Deutſche Akademie, zu München geführt hat
(wohei als Vertreter der Schriftgießereien unſer Landsmann Dr.
Karl Klingſpor beteiligt war). Was in der zweitägigen Be=
ratung
Dr. Niemeyer, der Direktor der Hamburger Kunſt=
gewerbeſchule
, über Sprachbau und Schrift darlegte, über die
merkwürdige Anpaſſung der Fraktur an die Eigenart unſrer
Wortbildung, das hat ſtärkſten Eindruck hinterlaſſen. Daß die
Veröffentlichungen der Akademie künftig deutſch gedruckt werden
ſollen, iſt ein Zeugnis dafür. So haben wir das Recht. in unſrer
deutſchen Schrift ein wertvolles Gut echter Heimatskunſt zu ſehen,
das wir als Wahrzeichen unſres Volkstums in Ehren halten
Pickert.
müſſen.

*) Der heute (Donnerstag) Abend im Realgymnaſium ſtatt=
findende
Vortrag wird in Lichtbildern dieſe Verwendung zeigen.

Heſſ. Schützenbund, Sitz Darmſtadt. Im Fürſtenauerhof
in Darmſtadt fand eine erweiterte Bundes=Vorſtandsſitzung, ſo=
wie
anſchließend eine Gau=Mitgliederverſammlung ſtatt. Bei Be=
ginn
der Bundes=Vorſtandsſitzung wurden dem Bundes= Ehrenvor=
ſitzenden
, Jakob Fuchs, dem jetzigen Bundesvorſitzenden. Heinrich
Reuter, ſowie dem Gauvorſitzenden, Herrn Wüſt=Eppertsbauſen, für
Verdienſte im Heſſ. Schützenbund, das goldene Bundesabzeichen
überreicht. Nach Erledigung der Tagesordnung wurde die Gau=
Mitgliederverſammlung eröffnet. Im Laufe der Verſammlung
wurden mehrere wichtige Punkte beſprochen, und die für das Jahr
1931 gemeldeten Preisſchießen feſtgelegt und genehmigt. Das Er=
öffnungsſchießen
findet am 3. Mai vom Schießſport=Club Hubertus
in Darmſtadt, Mathildenhöhſaal, Dieburger Str., ſtatt. Mit einem
dreifachen Gut=Ziel! wurde die harmoniſch verlaufene Sitzung
geſchloſſen.
10. Akademiekonzert. Es ſei nochmals auf das heute ( Don=
nerstag
), 17 und 20 Uhr im Großen Saale des Städtiſchen Saal=
baues
ſtattfindende 10. Akademiekonzert (5. Orcheſterkonzert) mit
Prof Georg Kulenkampff (Violine) als Soliſt hingewie=
ſen
. Karten im Sekretariat der Städtiſchen Akademie für Ton=
kunſt
. Eliſabethenſtraße 36, und an der Abendkaſſe.

Bundes zur Selbſthilfe greifen mußte, um für ſich zu retten, was
noch zu retten war, das war ein Mißtrauensvotum gegen den
Bund und zugleich deſſen Blamage. So bleibt vom nationalpoli=
tiſchen
Standpunkt aus der Streit eine recht unerfreuliche Sache.
Eine glänzende Darſtellung, die nur in einigen unwichtigen
Einzelheiten der Berichtigung bedarf, findet ſich in Treitſchkes
Deutſche Geſchichte im 19. Jahrhundert, V 106/9.
In der anſchließenden Hauptverſammlung erſtattete
zunächſt der Vorſitzende, Univerſitätsprofeſſor Dr. Dieterich, den
Jahresbericht. Er gab einen Ueberblick über die Vorträge und
Ausflüge des vergangenen Jahres. Beſonders trat der Verein in
die Oeffentlichkeit durch die von ihm begangene Sechshun=
dertjahrfeier
der Stadt Darmſtadt bei der in An=
weſenheit
des Großherzogs und ſeiner Familie Stadtarchivar Dr.
Müller über die Darmſtädter Geſchichte ſprach. In der Mit=
gliederbewegung
drückt ſich die wirtſchaftliche Not unſerer Zeit
aus. 17 Mitglieder verlor der Verein durch den Tod, darunter
drei Ehrenmitglieder, Profeſſor Dr. Röſchen=Laubach, Stadt=
bibliothekar
Noack. Wilhelm Hermann Diehl=Groß=Gerau.
das Ausſchußmitglied Dekan Ebersmann=Dieburg und das
korreſpondierende Mitglied Profeſſor Dr. v. Lecog=Berlin.
Die Univerſität Gießen ernannte drei Mitglieder zu Ehren=
doktoren
. Profeſſor Dr. E. E Becker zum Doktor der Theologie,
Prälat D. Dr. Diehl zum Doktor der Rechte und Kammerdirek=
tor
Chr. Müller zum Doktor der Philoſophie. Auf Vorſchlag
des Vorſtandes wurden Oberbibliothekar Dr Velke=Gießen,
der dem Verein ſeit 50 Jahren angehört, und Präſident v. Hahn,
der Vorſitzende des Verbandes heſſiſcher Geſchichts= und Alter=
tumsvereine
, zu Ehrenmitgliedern ernannt. Nachdem der
1. Schriftführer, Profeſſor D. Dr. E. E. Becker, über die Ver=
einsſchriften
berichtet hatte, erſtatten die Vertreter der Zweig=
vereine
, ihre Berichte. Die Abteilung für Kirchen=
geſchichte
konnte nach dem Bericht von Prälat D. Dr. Dr.
Diehl ihren Mitgliederſtand von 198 trotz einiger Verluſte auf
200 erhöhen. Auch die Familiengeſchichtliche Vereini=
gung
wuchs im Berichtsjahre zunächſt nach Abgang von 28 Mit=
gliedern
von 444 auf 454. Bei den auswärtigen Veranſtaltungen
betätigte ſich beſonders der Vorſitzende, Regierungsrat Schäfer.
Ueber die Vereinigung Alt=Darmſtadt berichtete Amtmann
Weber, ihr Vorſitzender. Er konnte auf eine rege Tätigkeit hin=
weiſen
. Auch ſie konnte ihren Mitgliederbeſtand von 165 Mit=
gliedern
erhalten. Die Hauptverſammlung klang aus in Worten
des Dankes durch den Vorſitzenden und in der herzlichen Bitte an
die Mitglieder um weitere Treue auch in den ſchweren Notzeiten,
und um eifrige Werbung, damit der Verein ſeinen hohen Auf=
gaben
ſtets gewachſen ſei.
C. B.

Bezirk Darmſtadt der Kriegerkameradſchaft Haſſia. Der
in Darmſtadt ſtattgefundene Bezirkstag erfreute ſich eines ſehr
guten Beſuchs. Vertreten waren 29 Vereine aus Darmſtadt und
Umgegend. Echt deutſchen Worten der Begrüßung durch den
Bezirksvorſteher folgte die Feſtſtellung der Anweſenheitsliſte und
Annahme der Niederſchrift des 2. Bezirkstags 1930. Der Rech=
nungsabſchluß
wurde entgegengenommen und nach erfolgter Prüfung
dem Rechner Entlaſtung erteilt. Der Vorſchlag, die Bezirkstage
ab 1931 im Frühjahr in einem Landort und im Herbſt in Darm=
ſtadt
abzuhalten, wurde einſtimmig angenommen. Desgleichen
wurde als Tagungsort für den nächſten Bezirkstag Arheilgen
einmütig beſtimmt. Auch das Abhalten des Bezirksſchießens in
Dieburg am 25. Mai und das vorgelegte Programm wurden ohne
Widerſpruch angenommen. Weiter fand der Vorſchlag einſtimmige
Annahme, das Herbſtbezirksſchießen wegen der ſchlechten wirtſchaft=
lichen
Lage ausfallen zu laſſen. Dem Antrag des Schießleiters
wegen Verleihung des Schießabzeichens und der Ehrennadel, ſo=
wie
wegen des Bezirksmeiſterſchaftsſchießens wurde wohlwollende
Prüfung zugeſagt. Auch wurde vom Bezirksvorſteher der Wehr=
gedanke
und Schutz der Angehörigen der alten glorreichen Armee
erläutert. Hierbei wurde die jüngſte Auslaſſung des Schwelmer
Landrats gegen die Frontſoldaten des Weltkrieges verurteilt und
beſchloſſen, das Präſidium der Haſſia zu bitten, hiergegen entſchie=
dene
Verwahrung einzulegen. Auch wurde vom Präſidium der
Haſſia die politiſche Stellung der Kriegervereine gekennzeichnet.
die durch den Wahlſpruch Gott, Ehre. Vaterland feſtliegt, daher
erſt Deutſch und immerdar, niemals international. Anſchließend
wurden für Verdienſte um das Kriegervereinsweſen das Haſſia=
Ehrenkreuz an die Kameraden Hartmann 3 und Dietrich ſowie die
Haſſia=Ehrenmünze an Kamerad Hottes, ſämtlich in Groß= Zim=
mern
, verliehen. Die Wahl des Vertreters ſowie deſſen Stellver=
treters
für den Verbandstag erfolgte einſtimmig durch Zuruf;
den weiteren Vertreter, und zwar Kriegerverein Frankenhauſen,
beſtimmte das Los. Die Tagesordnung zum Verbandstag fand in ein=
zelnen
Punkten eine längere Ausſprache. Insbeſondere erläu=
terte
der Fürſorgeleiter die geplanten Notverordnungen über die
Beſchränkungen der Renten der Kriegsbeſchädigten und Krieger=
hinterbliebenen
, und der Vorſchlag des Bezirksobmannes fand
einſtimmige Annahme, die Haſſia möge entſchieden durch den Kyff=
häuſerbund
gegen die geplanten Rentenkürzungen Stellung neh=
men
. Zur Jugendpflege berichtet der Bezirksjugendführer über
deren erfreuliche Entwicklung und fordert auf zu weiterer noch
beſſerer Mitwirkung. Er beſchreibt ferner das Jugendlager in
Reinhardshain im Juli d. J. Die vorgebrachten Wünſche, die
Haſſia wolle die Jugendorganiſation für die Folge finanziell noch
mehr unterſtützen und ferner hinſichtlich des Aufnahmealters neue
Anordnungen treffen, ſollen, wie ſeitens des 1. Präſidenten der
Haſſia zugeſagt wurde, wohlwollende Unterſtützung finden. Wegen
der Anträge zum Verbandstag wird beſchloſſen, den Satzungs=
änderungen
zuzuſtimmen" für den obligatoriſchen Bezug des
Heſſiſchen Kamerad entſchieden einzutreten und der Ermäßigung
des Verbandsbeitrags nach Möglichkeit Rechnung zu tragen.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber die am Stadt=
theater
in Stettin engagierte Sängerin Annemarie Kaiſer
ehemalige Schülerin der Opernſchule der Städtiſchen Akademie
für Tonkunſt (Geſangsklaſſe Profeſſor Beines) ſchreibt die Stet=
tiner
Zeitung: Der luſtige Krieg: Mit ſehr viel Wärme
wurde die neue Sängerin Annemarie Kaiſer begrüßt, die wirklich
Sängerin iſt. Eine feine, wohlklingende Stimme, muſikaliſche
Sicherheit, liebenswürdiger Vortrag und lebendiges Spiel ſicher=
ten
der von ihr kreierten Geſtalt der Prinzeſſin Violetta gute
Wirkung. Man wird von ihr manche gute Leiſtung erwarten dür=
fen
. Das kleine Fräulein Li: Die ausgezeichnete
Maske, in der Annemarie Kaiſer die Titelrolle gibt, iſt wie ein
Symptom der Hingabe, mit der die geſtaltungsfrohe Künſtlerin
auch dieſe frohe Rolle im Grunde erfaßt. Ihre Grazie führt die
Geſtalt an den drohenden Klippen der Sentimentalität vorbei.
und ihr Geſang, der auch (wie ſich in einer der Nummern erweiſt)
feine Koloratur nicht zu ſcheuen braucht, ſtrömt ſo viel Wärme
aus, daß ihr Partner auch ein paar Grad wärmer werden dürfte.
Ueber die am Stadttheater in Stralſund engagierte Sängerin
Elſe Fiſcher, ebenfalls frühere Schülerin der Städtiſchen Aka=
demie
für Tonkunſt (Geſangsklaſſe Profeſſor Beines) ſchreiben
die Stralſunder Zeitungen anläßlich ihres Auftretens als Aenn=
chen
in der Oper Freiſchütz: Von jugendlicher Anmut und
Friſche getragen war das Aennchen, das ſich Elſe Fiſcher mit
ebenſoviel Natürlichkeit wie keckem Uebermut erſang. Wenn auch
die Stimme nicht allzu groß in der Mittellage iſt, ſo weiß ſie ſich
doch beſtens durchzuſetzen und auch im Duett und Terzett mit
wohlbegründeter Muſikalität zu behaupten. Das Aennchen,
Elſe Fiſcher, wirkte neben ihrer gemeſſenen Partnerin toll be=
weglich
, aber ſie ſpielte mit Grazie und Geſchick. Gutes Stimm=
material
und viel geſangliche Technik.
Volkshochſchule. Am Samstag nachmittag führt die zweite
Wanderung zur Beobachtung der Vogelſtimmen zu den Sumpf=
wieſen
von Griesheim. Wir fahren mit der elektriſchen Bahn
15.15 Uhr vom Schloß ab bis Endſtation. Die Führung hat Herr
Vonderheit Teilnehmerkarten ſind in der Geſchäftsſtelle der
Volkshochſchule zu haben. Serienkarten haben Gültigkeit.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Donnerstag, den 23. April 1931

Nummer 112

Kampf dem Krebs.

In drei Einzelvorträgen im Mozartvereinsſaal, dem geſtern
Abend noch ein Diskuſſionsabend im grünen Saal des Hotel
Traube angereiht wurde, behandelte der Präſident des deutſchen
Bundes für Krebsbekämpfung, Leiter des Zentralinſtituts zur
Bekämpfung des Krebs, der Tuberkuloſe und der Syphilis in
Mannheim, Dr. Wetterer, die wichtige Frage der Krebs=
behandlung
. Ein großes Auditorium folgte intereſſiert den Aus=
führungen
des Redners, der vor allem die Radiumtherapie und
die außerordentlich günſtigen Erfolge entwickelte, die durch dieſe
Radiumtherapie erzielt worden ſind. Ein Sondervortrag befaßte
ſich mit der richtigen Ernährung, durch die die Ziffer der Magen=
und Darmkrebſe vermindert werden kann.
Ausgehend von der Tuberkuloſebehandlung ſchilderte der
Redner in ſeinem erſten Vortrag Behandlung und Ver=
hütung
der Krebskrankheit zunächſt den Einfluß des
Lichtes, der Röntgenſtrahlen und namentlich des Radiums auf
den Organismus des Menſchen und auf gewiſſe Krankheitsprozeſſe
und führte u. a. aus: Die neueſte Form der Krebstherapie ſtehe
unſtreitig im Zeichen des Radiums, und zwar einer beſonderen
Methodik der Radiumtherapie. Dieſe Methode ſtamme aus Frank=
reich
(Prof. Regaud u. a.) und iſt von dem Redner weiter aus=
gebaut
worden.
Frühere Zeiten waren gegen den Krebs völlig machtlos. Erſt
die moderne Chirurgie vermochte hier Hilfe zu ſchaffen, und zwar
dann, wenn die Krebsgeſchwulſt noch gut begrenzt war und ſamt
ihren Ausläufern radikal entfernt werden konnte. In unzähligen
Fällen, in denen dieſes Stadium überſchritten war, ſiechten die
Kranken unter furchtbaren Schmerzen dahin. So lagen die Dinge,
als die neubegründete Behandlung mit Röntgenſtrahlen kam.
Jahrelang wurde auf dieſem Gebiete mit aller Anſtrengung ge=
arbeitet
, durchſchlagende Erfolge in ſchweren Fällen aber nur
ſelten erzielt. Dies hat ſich prinzipiell geandert, ſeitdem die
Dauerfernbeſtrahlung mit Radium in Form von
Moulagen (Wachsabdruckgebilde mit zahlreichen Radiumpatronen)
eingeführt wurde. Es gibt heute keinen Fall mehr, der nicht Vor=
teile
aus der Radiumbehandlung zöge. Die Krebszellen werden
durch die Radiumſtrahlung zum Zerfall gebracht, und dann durch
die Körperſäfte aufgelöſt, ihre Trümmer werden weggeſchafft und
kräftiges Narbengewebe tritt an ihre Stelle. Er entwickelte die
Theorien Bumm Wetterer Ruß.
Die Strahlentherapie mit Radium ſei die Methode der Zu=
kunft
in der Krebsbehandlung, die Strahlung ſei die Weckerin
wunderbarer Naturkräfte . Den Vorgang der Vernichtung der
Krebszellen charakteriſierte der Redner in guten Lichtbildern.
Kleinwelten waren in einem Prozeß der Auflöſung zu ſehen.
Durch Bilder waren die ungeheuren Wirkungen, die der Red=
ner
in weiteren Ausführungen, Erfolge und Enttäu=
ſchungen
, zur Sprache brachte, in reichem und überzeugendem
Maße demonſtriert.
Die beſten Erfolge wurden bisher bei den Krebſen der Haut,
Lippen, der Bruſt und derweiblichen Geſchlechts=
organe
erzielt. Auch der einſt ſo gefürchtete Zungenkrebs weiſe
bereits eine Heilungsziffer von 30 Prozent auf. Ganz außer=
ordentlich
ſchön ſeien die Erfolge beim Bruſtkrebs, ſo führte Dr.
Wetterer aus. Die Frühfälle, die durch einen kleinen verſchieb=
lichen
Knoten in der Bruſtdrüſe charakteriſiert ſind, werden vor=
erſt
noch operiert. Sei dieſes Stadium aber überſchritten, ſo bringe
der blutige Eingriff mehr Schaden als Nutzen. Durch Dauerfern=
beſtrahlung
mit Radium gelinge es nicht ſelten, auch jetzt noch
die Kranke vom Krebſe vollſtändig zu befreien, oder doch eine ſo
weitgehende Beſſerung herbeizuführen, daß dieſe einer Heilung
nahekomme. Auch in den troſtloſeſten Fällen bringe das Radium
Nutzen. Aehnlich liegen die Verhältniſſe beim Gebärmutterkrebs.
Man müſſe die günſtige Wirkung der Radiumtherapie immer wie=
der
unterſtreichen. Nicht ſelten vermöge ſie ſchon verloren gegebe=
nen
Exiſtenzen noch eine Reihe lebensfroher Jahre zu ſchenken.
Der Redner gedachte des großen Dreigeſtirns Röntgen, Curie,
Madame Curie mit Worten des Dankes.
Nicht minder wichtig als die Behandlung des Krebſes, ja ſo=
gar
noch wichtiger ſei ſeine Verhütung. Dem Auftreten des
Krebſes gehe ein unter Umſtänden jahrelang andauernder Zuſtand
voran, den man als präkarzinomatös bezeichne. (Manche
gutartigen Wucherungen. Entzündungen, Verhärtungen uſw., auch
Maſtdarmriſſe, Magengeſchwüre, die nicht ausreichend behandelte
Syphilis können Vorläufer des Krebſes ſein.) Außerdem ſpielen
die ererbte oder erworbene Dispoſition, der Mangel gewiſſer
Stoffe im Körper hierbei eine gewiſſe Rolle. In dieſem Zu=
ſammenhange
wies der Redner auf die hochintereſſanten Verſuche
des franzöſiſchen Forſchers Prof. Delbets hin. Prof. Delbet hat
nachgewieſen, daß die halogenen Salze des Magne=
ſiums
bei der Krebsentwickelung eine verhütende Rolle ſpielen.

Es ſei dringend zu empfehlen, daß alle Menſchen
reiferen Alters ſich der von Delbet angegebenen Kur unter=
ziehen
. (Delbiaſekur.) Die Ausführungen des Vortragenden
wurden durch zahlreiche Lichtbilder in anſchaulicher Weiſe er=
läutert
.
Für ſeinen Ernährungsvortrag hatte Herr Dr. Wet=
terer
das Thema gewählt: Wie kann durch Umgeſtal=
tung
unſerer Ernährung die furchtbar anwach=
ſende
Ziffer des Magen= und Darmkrebſes ver=
mindert
werden? Wenn es gelinge, die Menſchen zu der
entſprechenden Lebensweiſe zu erziehen und wenn dieſer Krankheit
mit den richtigen Mitteln auf den Leib gerückt werde, dann ver=
liere
auch der Krebs in ſeinen vielgeſtaltigen Formen ſeinen
Schrecken für die Menſchheit. Die Natur heilt die Schäden der
Natur. Darum die Forderung: Zurück zur Natur in unſerer gan=
zen
Ernährung. Nicht der übermäßige Fleiſchgenuß, nicht der
Alkohol, nicht das den Gaumen reizende pikante Eſſen kann uns
dienen, nein, wir müſſen die reinen Gaben der Natur ſchätzen ler=
nen
, wir brauchen vitaminreiche Koſt, alſo: kleiehaltiges Roggen=
brot
, Gemüſe, Obſt (Feigen, Bananen, Trauben, Orangen, Aepfel,
Birnen, Beerenfrüchte), Milch, Honig, Fiſche. Alles, was wir zur
Heilung brauchen, finden wir in der Natur, wir ſollten ſie über
alles lieben und ſchätzen. Dr. Wetterer iſt jedoch kein Phantaſt,
kein Einſeitiger, auch das Fleiſch iſt em leidlicher Vitaminträger.
Er will eine freiere Hindhede Form geben. Fünfmal ſoviel Ge=
müſe
, Kartoffeln, Früchte, Wurzeln als anderes. Im Sommer
2 Rohkoſtabende, einen Faſtenabend in der Woche.
Nach wichtiger erſcheine, daß noch mehr geſchehe zur Ver=
hütung
des Krebſes. Eine durchgreifende Aufklärung des
Volkes über dieſe und ähnliche Krankheiten tue not. Damit müſſe
ſchon in der Schule begonnen werden. Wieviel Krank=
heit
, Elend und Unglück könnte verhütet werden, wenn die Sorg=
loſigkeit
des Volkes dieſen Krankheiten gegenüber aus der Welt
geſchafft werden könnte; beſſer Krebsfurcht als Nachläſſigkeit und
fehlerhafte Einſtellung zu dem Krebs. Man möge nach dem Satz
des Hippokrates handeln: Die Verhütung einer Krankheit iſt die
ſchönſte Form der Bekämpfung . Die Geſundhaltung des Körper=
bodens
ſei die Löſung des Krebs=Problems.
In ſeinem geſtrigen Diskuſſionsabend antwortete
Dr. Wetterer in einem eigenen zuſammenhängenden Vortrag auf
alle an ihn gelangten Einzelfragen. Nach einer Darſtellung der
hiſtoriſchen Entwicklung der Krebsbehandlung bis zur Radium=
(Curie=)Therapie gab er nochmals einen eingehenden, für Laien
leicht verſtändlichen Ueberblick über das Weſen des Krebſes und
deſſen Behandlung. Ein graver Krebsfall, der zur Heilung ge=
langte
, habe ihn in gewiſſem Sinne optimiſtiſch werden laſſen,
wenn er ſich auch nicht verſchließe, daß auf dem Gebiet der Krebs=
behandlung
und =heilung noch viel zu arbeiten und zu lernen ſei.
Bei Erläuterung der Radiumtherapie kam Redner nochmals auf
die Krebszelle ſelbſt zu ſprechen, die ihre einzelnen Phaſen (d. h.
allgemeinverſtändlich ausgedrückt. Perioden oder auch Mauſe=
rungszeit
) habe, alſo müſſe der Tumor beſtändig während 1214
Tagen durch Radiumtherapie (Moulage) behandelt werden. Er
wies weiter auf die bereits erreichten Erfolge in der Krebsbe=
handlung
hin und betonte den Wert frühzeitiger Erkenntnis einer
beginnenden Krebserkrankung. Eine umfangreiche Laienaufklä=
rung
(wenn möglich, ſchon in der Schule) ſei von Vorteil. Vor=
beugende
Behandlung durch die Aerzte, die eine Krebsgefahr=
erkenntnis
ſchon bei einer gelegentlichen Unterſuchung erkannt
hätten, verhindere ſpätere ſchwerere Krankheitsfälle. Leider gebe
heute die ſoziale Einſtellung der Krankenkaſſen den Aerzten noch
einen ſchlechten Weg, ihre Patienten auch auf Krebs vorbeugend
zu unterſuchen oder zu behandeln. Die Radiumtherapie müſſe
in Deutſchland noch beſſer gehandhabt werden. (Er verwies auf
die Radiumausbildung in Italien.) Der Redner ſtreifte noch den
Erfolg der Vorbeſtrahlung und die Hauptgeſichtsbunkte der
Krebsverhärtung. Nach ſeinem abgeſchloſſenen Vortrag beant=
wortete
Dr. Wetterer noch eine Reihe an ihn geſtellte Einzel=
fragen
, verbreitete ſich u. a. kurz über die Krankheitsvorbeugung
durch Magneſium, weiter über Darmbäder, über die Krebskon=
trolle
und ſchließlich über die Ziele des Deutſchen Bundes für
Krebsbekämpfung, zu deſſen koſtenloſe: Mitgliedſchaft er einlud.
Zum Schluß betonte er nochmals in Beantwortung an ihn ge=
ſtellter
Fragen, daß Krebs keine Infektionskrankheit ſei, er er=
klärte
den Grund der Koſtſpieligkeit der Radiumbeſchaffung und
hob die Verdienſte des Entdeckers der Radiumtheravie des
P. Curie, der des Polonium, und ſeiner Gemahlin der M. Curie,
die das reine Radiumelement und ſeine Heilwirkungen entdeckte,
hervor. Die Ausführungen des Referenten, deſſen ganzer Vor=
tragszyklus
ſich ſtarken Beſuchs erfreute, fanden lebhaften Beifall.

Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Drei anſcheinend recht raufluſtige bayeriſche Stein=
hauer
aus Heppenheim hatten ſich am Mittwoch vor dem Be=
zirksſchöffengericht
wegen einer Schlägerei, die ſie im No=
vember
vergangenen Jahres in einer Wirtſchaft in Nieder=Liebersbach
veranſtaltet hatten, zu verautworten. Sie kamen eines Nachmittags in
die Wirtſchaft, in der die Hochzeit des Wirtsſohnes gefeiert wurde. Trotz=
dem
die Geſellſchaft eine geſchloſſene war, hieß der Wirt ſie dableiben,
und wies ſie an einen Seitentiſch. Die Angeklagten pflanzten ſich aber
mitten hinein in die Geſellſchaft und trieben es, namentlich, als ſie etwas
mehr Alkohol zu ſich genommen hatten und noch zwei andere hinzukamen,
recht bunt, ſo daß der Wirt ſie mehrmals zur Ruhe ermahnen mußte.
Als der Wirt gegen zwei Uhr von dem einen ein Bierglas an den Kopf
bekam, das ihn im Geſicht erheblich verletzte, wurden ſie nacheinander in
den Hof hinausbefördert. Dort machten ſie ſich noch eine Weile zu ſchaf=
fen
, und als ein harmloſer Schreinermeiſter aus Birkenau, der zur Hoch=
zeitsgeſellſchaft
gehörte, an ihnen vorbeikam, und ſie dabei zur Nuhe er=
mahnte
, fielen ſie über ihn her, ſchlugen ihn weidlich, und der erſte An=
geklagte
ſtach ihn mit ſeinem Taſchenmeſſer in den Kopf und in die
Bruſt. Der zweite Stich prallte zum Glück an der Hoſenträgerſchnalle
ab. Die beiden erſten, die anfangs eingeſtanden hatten, wollen heute die
Sache als äußerſt harmlos hinſtellen. Der erſte leugnet, ſein Taſchen=
meſſer
gebraucht zu haben. Doch angeſichts der Beweiſe hilft ihnen das
Leugnen wenig, und der erſte erhält, wegen gemeinſchaft=
lichen
Hausfriedensbruchs, einer fahrläſſigen und
einer gefährlichen Körperverletzung ſechs Monate
und zehn Tage Gefängnis, der zweite wegen gemein=
ſchaftlichen
Hausfriedensbruchs und gefährlicher
Körperverletzung vier Wochen und fünf Tage und
der dritte Angeklagte, der wohl nur mitrandaliert und nicht
geſchlagen hatte, erhält wegen gemeinſchaftlichen Haus=
friedensbruches
eine Geldſtrafe von 25 Mark, hilfsweiſe
5 Tage Gefängnis. Die beiden letzten nehmen ihre Strafen an, der erſte
will es ſich erſt nochmal überlegen.
Es wird dann eine 38jähriger Poſtaſſiſtent aus Die=
burg
vorgeführt. Der Mann, der von der Schupo kommend, ſeit 1928
bei der Poſt iſt, hat Gelder von rund 1200 Mark unterſchlagen. Er gibt
an, durch einen Umzug, durch Anſchaffung von notwendigen Kleidern
und Möbeln nicht mehr mit ſeinem Gehalt ausgekommen zu ſein, ſo daß
er ſich an den eingegangenen Poſtſcheckgeldern vergriff. Er will nicht die
Abſicht gehabt haben, das Geld ganz für ſich zu behalten, vielmehr nahm
er die Poſtſcheckabſchnitte mit nach Hauſe, um ſie ſpäter aus anderen ein=
gegangenen
Geldern wieder zu erſetzen. Er ſtopfte damit ein Loch zu.
um ein anderes wieder aufzureißen. Auch die Bücher führte er falſch,
indem er die unterſchlagenen Summen nicht in ſeine Bücher eintrug. Das
Gericht verurteilt ihn wegen Amtsunterſchlagung in Tat=
einheit
mit Urkundenfälſchung und wegen Beiſeite=
ſchaffung
von Urkunden zu insgeſamt eineinviertel
Jahr Zuchthaus. Es werden ihm mildernde Umſtände zugebilligt,
da er nach ärztlichem Gutachten ein neuraſtheniſcher, etwas willens=
ſchwacher
Menſch iſt, und durch die Not zu ſeinen Taten getrieben wurde.
Deutſche Jugendherbergen, Ortsgruppe Darmſtadt. Wir
weiſen nochmals darauf hin, daß am kommenden Freitag, abends,
im Zeichenſaal der Aufbauſchule, Lagerhausſtr. 7. unſere diesjäh=
rige
Hauptverſammlung ſtattfindet.
Ausſchuß für Leibesübungen Darmſtadt. Auf die heute
abend 9 Uhr im Reſtaurant Fürſtenſaal, Grafenſtraße, ſtattfin=
dende
ordentliche Hauptverſammlung werden die beteiligten Ver=
einsvertreter
nochmals aufmerkſam gemacht. Wegen der Wichtig=
keit
der Verſammlung wird um vollzahliges Erſcheinen gebeten.
Nachſendung von Poſtſachen. Wer in die Lage kommt, ſich
ſeine Poſtſachen nachſenden laſſen zu müſſen, tut gut daran, zu
dem Nachſendungsantrag für das ſeitherige Zuſtell=Poſtamt die
amtlichen Formblätter zu benutzen; dieſe ſind an den Poſtſchaltern
und von den Briefträgern zu erhalten. Die Verwendung der amt=
lichen
Formblätter gewährleiſtet die pünktliche Nachſendung.

Die Beratungsſtelle für Volks= und Jugendmuſikpflege
beim Heſſiſchen Kultusminiſterium veranſtaltet am Donnerstag,
dem 23. April, abends 8 Uhr, im Saale des Heſſiſchen Gewerbe=
nuſeums
. Neckarſtraße 3, ihre vierte offene Singſtunde. Der Ein=
tritt
iſt frei; eingeladen iſt jedermann, der Freude am Singen
hat. Muſikaliſche Vorausſetzungen werden nicht gemacht. Es wer=
den
ſchöne alte Jägerlieder geſungen. Wer ein Inſtrument ſpielt,
vird gebeten, dieſes ſowie einen Notenſtänder mitzubringen.
Liederblätter ſind am Eingang koſtenlos zu haben. Es wird auf
den unterm Strich abgedruckten Aufſatz von Prof. Jöde über
Offenes und geſchloſſenes Singen verwieſen.
Kochvortrag. Wir machen auf den heute abend, 8 Uhr, im
Bürgerhof. Eliſabethenſtraße 2, ſtattfindenden Kochvortrag der
Direktion der ſtädt. Betriebe über die Zubereitung von Fiſch=
ſpeiſen
im Gasherd hiermit nochmals aufmerkſam.
Die Drei von der Tankſtelle, die zugkräftige Ufa=Tonfilm=
Operette mit Lilian Harvey, Willy Fritſch, Oscar Karlweis und
Heinz Rühmann in den Hauptrollen, wird nur noch heute Don=
nerstag
, um 15 Uhr, 17.30 Uhr und 20,15 Uhr im Kleinen Haus
zur Vorführung kommen.

Dos deben kriest nandern -Sim,
Jumm man des deren gtint
Lokale Veranſtalkungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchileßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu kerructen.
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kritit.
Sektion Starkenburg des Deutſchen und
Oeſterreichiſchen Alpenvereins. Es wird nochmals
auf den heute abend 20 Uhr im Hörſaal 326 der Techn. Hochſchule
ſtattfindenden Lichtbildervortrag des Herrn Studienreferendars
L. Borngäſſer über Bergfahrten in den Tauern hingewieſen.
Die Mitglieder der Sektion Starkenburg, ſowie der Sektion
Darmſtadt ſind freundlichſt eingeladen. Gäſte ſind willkommen.
Der Chriſtliche Verein Junger Männer
Darmſtadt e. V., Alexanderſtr. 22 (Inf.=Kaſerne), veranſtaltet
am Sonntag, den 26. April, abends, eine Frühlingsfeier, zu
der Mitglieder und Freunde des Vereins durch muſikaliſche und
rezitatoriſche Darbietungen beitragen werden. Die Konzertſänge=
rin
Frau Paula Engelter=Löſch und Herr Georg Maſſoth (Baß)
haben ihre Mitwirkung zugeſagt, ſo daß ein genußreicher Abend
zu erwarten iſt. Jedermann iſt herzlich willkommen. Eintritt frei.
Vereinskalender.
D.H.V., Ortsgruppe Darmſtadt. Heute Donnerstag
Abendſpaziergang mit anſchließendem gemütlichen Abend=
ſchoppen
. Treffen 8.30 Uhr an der Reklameuhr auf dem Theater=
platz
.

B., hier. Die Umlegung des Waſſergeldes auf die
iſt erſt von dem Zeitpunkt zuläſſig, an welchem die Neure=
in
Kraft getreten iſt. Hierüber haben wir ja ausführlich be
Nr. L. 101. 1. Wenn die Unterhaltspflicht ſich au
gerichtliche Entſcheidung oder einen vollſtreckbaren Vertrag
det, ſo müßten Sie erſt wegen weſentlich veränderter Verhö
eine Aenderung des Urteils oder des Vertrags im Wege
Klage verlangen. 2. Hier hilft wohl Anzeige beim zuſtä
Polizeirevier ab. 3. Natürlich, denn das Ausſchütteln war
ſetzlich. Einem Verlangen von Schadenerſatz ſollte die P
anzeige praktiſch voraufgehen und deren Erfolg abger
werden.

Hierdtde ooer Purlämen.

Mit dieſem Vortrag beſchloß vorgeſtern abend Profeſſor Hot=
neffer
=Gießen ſeinen Zyklus, der über den Sozialismus und den
Todeskampf des deutſchen Volkes handelte,
Auch bei der Prüfung der gegenwärtigen ſtaatlichen Verfaſſung
müſſen wir ſo ſagte der Redner auf die Grundfragen zurückgehen.
Daß der Staat heute nicht beim Volke beliebt iſt, hat ſeinen Grund
einmal in der Tatſache, daß er einen Krieg verloren hat. Einen weite=
ren
Grund müſſen wir in der Exiſtenz der Soziologie fehen, jener
Wiſſenſchaft, die den Staat nur als eine Form der geſellſchaftlichen
Organiſation des menſchlichen Lebens betrachtet. Ihr muß die Ver=
antwortlichkeit
für den Verfall der Staatsidee zugeſprochen werden. Die
Auffaſſung der Soziologie iſt falſch, denn es gibt nur den Menſchen im
Staat, denn als individualiſtiſches Weſen iſt der Menſch von Natur aus
aſozial. Der Staat allein macht die Menſchen ſozial, ſo weit, daß ſie
gemeinſam leben. Der Staat erreicht das durch die Gewalt, die nicht
angewendet zu werden braucht, die aber vorhanden ſein muß. Die Sitt=
lichkeit
kann nicht die bürgerliche Ordnung aufrechterhalten. Ohne den
Staat rollt die Geſellſchaft ins Nichts. Aber der Staat darf ſeine Macht
nur zum Guten gebrauchen! Der Staat iſt der Zwang zum Guten, er
iſt die Verbindung von Gewalt und Sittlichkeit. Der Staat iſt nicht
etwa durch den Volkscharakter bedingt, ſondern umgekehrt: wie das
Genie dem Volk die Maßſtäbe und das Vorbild liefert, ſo hat der Staat
den Volkscharakter gebildet. Der preußiſche Staat iſt nicht das Ergeb=
nis
des Volkscharakters, ſo wenig der engliſche Staat irgendwie das
Ergebnis des engliſchen Volkscharakters iſt, ſondern umgekehrt ſind das
preußiſche wie das engliſche Volk aus dem preußiſchen wie dem engliſchen
Staat erwachſen. Man ſieht nach der Spitze und man richtet ſich nach
ihr. Wenn oben Zügelloſigkeit herrſcht, dann kann es unten nicht beſſer
beſtellt ſein.
Es kann kein Zweifel darüber beſtehen, daß wenige Jahre nach der
Entſtehung der Weimarer Verfaſſung dieſe Verfaſſung wankt. Der Ruf
nach der Diktatur wird allenthalben laut.
Im Anfang der Geſchichte exiſtierten die ariſtokratiſch=monarchiſchen
Staaten, deren Leiter ſich mit einer Schar von privilegierten Männern
umgaben, die nachdem ſie ſich ſchließlich im Laufe der Jahrhunderte
als unfähige Epigonen erwieſen hatten der demokratiſchen Welle
weichen mußten. Die demokratiſche Forderung: Weg mit den Privi=
legien
! hat aber nur dann Sinn, wenn ſie ergänzt wird durch die For=
derung
: Freie Bahn dem Tüchtigen!
Die Demokratie des alten Athen war in ihren Anfängen, ebenſo
wie die mittelalterliche Demokratie in Florenz, eine Huldigung vor dem
Genie. Sie wurde aber Huldigung vor der Maſſe und beſiegelte damit
ihr Schickſal.
Der alte preußiſche Staat war der Staat der Perſönlichkeit. Dieſes
feudale Preußen hat Großes geleiſtet. Drei große Staatsmänner haben
vor allem ihm ſeine Richtung und ſeine Macht gegeben: Friedrich der
Große Stein und Bismarck. Friedrich der Große, der die geiſtige Frei=
heit
ſchuf. Und der Freiherr vom Stein, der die Selbſtverwaltung und
damit die wirtſchaftliche Freiheit brachte Und ſchließlich Bismarck, der
als Vollender der Paulskirche zu betrachten iſt. Er hat die königliche
Macht eingeſchränkt, allerdings nicht für das Parlament, ſondern für
das verantwortliche Miniſterium. Und Bismarcks Staat war der vol=
lendete
Staat ſchlechthin. Der junge Kaiſer ſah von der Macht des
leitenden Miniſters die Rechte der Dynaſtie bedroht. Er wollte ſein
eigener Herr und eigener Miniſter ſein und ſchaltete deshalb Bismarck
aus. Er überſpannte den Perſönlichkeitsgedanken (Gottesgnadentum).
Heute haben wir den Maſſenſtaat. Monarchiſche Staaten müſſen demo=
kratiſch
, demokratiſche Staaten müſſen monarchiſch regiert werden. Das
heißt nicht, daß eine Monarchie, eine Dynaſtie da ſein muß, ſondern
daß an die Spitze der Demokratie wirkliche Führer geſtellt ſind. Heute
iſt das Volk der Souverän, der da er nicht ſelbſt die Geſchäfte führen
kann ſich durch die Parteien vertreten läßt. Der Souverän aber ſoll nicht
herrſchen, er ſoll nur mit der Führung der Geſchäfte betrauen. Er muß
dazu die Fähigkeiten und Begabungen erkennen, ſeine eigene wie auch
die ſeiner Mitarbeiter. So wie es etwa Wilhelm I. tat. Die Parteien
heute nehmen ſich nicht ihn, ſondern Wilhelm II. zum Vorbild. Das
heißt: ſie wollen regieren, wenn ſie es auch nicht können. Nicht Par=
teien
können wirklich Politik treiben, ſondern nur einzelne Perſonen.
Man ſollte nicht die Staatsmänner allein aus den Parteien heraus=
ſuchen
. Falſch iſt es auch, ſo oft wie es heute geſchieht, zu wählen. Nur
zweimal ſollte man wählen, zur Gemeinde und zum Reichstag. Par=
lamentarismus
ſoll nicht die Selbſtherrſchaft der Parteien bedeuten. Es
geht nicht um die Form, ſondern um den Geiſt.
Eine gefährliche Täuſchung bedeutet es aber, wenn man das Heil
in der Diktatur ſucht. Sie iſt ein Rückfall ins Primitive. Der Kunſt=
ſtaat
der Sachverſtändigen iſt das Ideal, ſo wie er im alten preußiſchen
Staat vorlag. Jener Kunſtſtaat, den einſt Plato gefordert hat, und der
in Preußen ſogar ſoweit vorhanden war, daß nach Platos. Wunch
der König ein Philoſoph und der Philoſoph ein Köntg war ( Frieſ=
rich
II.). Die Weſtſtaaten ſind keine Demokratien. Amerika wie Frank=
reich
ſind Plutokratie, in England herrſcht die alte Ariſtokratie in Ver=
bindung
mit der Plutokratie. Für Deutſchland müſſen wie eine Idee=
kratie
fordern. Schlechte Demokratien töten den demokratiſchen Ge=
danken
. Am ſchlimmſten iſt es, wenn die Aemter nach Gunſt vergeben
werden. Die Günſtlingswirtſchaft der Parteien aber ſchreit zum Himmel.
Man ſoll nicht glauben, durch den radikalen Umſturz, durch die Dik=
tatur
etwas zu beſſern. Ganz abgeſehen davon, daß man nicht weiß,
ob uns ein Bürgerkrieg nicht genau ſo gut eine kommuniſtiſche Diktatur
bringen würde (was in Anbetracht der Tatſache, daß hinter den Kom=
muniſten
Rußlands geſamte Macht ſteht, wahrſcheinlich iſt. D. B.): der
freie Geiſt wird in der Diktatur bis zum äußerſten eingeſchränkt. Gewiß
hat Muſſolini ſeine Meriten. Aber der italieniſche Geiſt ſeufzt unter
dem Rutenbündel. Wir ſollten das geiſtige Erbe der Klaſſik nicht in
einem unbeſonnenen Augenblick wegwerfen!
Fordern müſſen wir eine politiſche Erziehung und eine Reform des
Parlamentarismus. Die Steinſche Selbſtverwaltung hatte die wunder=
volle
Einrichtung, daß die Oberbürgermeiſter und Bürgermeiſter auf
9 bis 12 Jahre gewählt wurden. Gewählt nach dem Vertrauen des
Parlaments. Aber nach der Wahl in der Lage, auf lange Sicht Politik
zu treiben und damit überhaupt erſt in der Lage, wirklich ſich zu be=
währen
. Die deutſche Selbſtverwaltung hat von Ausnahmen ab=
geſehen
gut funktioniert. Ein Führer muß Zeit haben, er darf nicht
auf Tage, ſondern er muß auf Jahre Politik treiben. Nicht die Macht
des Reichspräſidenten ſollte geſtärkt werden, denn wenn er nach Gut=
dünken
die Miniſter ernennen könnte, ſo iſt die Gefahr naheliegend, daß
er Kamarillgeinflüſſen erliegt. Man ſollte die Regierung für vier
Jahre (Dauer der Reichstagslegislatur) im Amt belaſſen, nachdem ſie
vorher vom Parlament nach Vertrauen berufen wurde. Die Führer
müſſen Zeit und Macht haben, ſich zu beweiſen.
Entweder iſt der demokratiſche Gedanke Wahnſinn, oder es gelingt,
die Mehrheit eines Volkes zu politiſcher Vernunft zu erziehen. Warum
aber ſollte dieſe Erziehung unmöglich ſein? Wir haben in knaap hun=
dert
Jahren aus dem Volk der Dichter und Denker ein Volk der Kauf=
leute
und Ingenieure erzogen. Wir müſſen uns die Aufgabe der Zu=
kunft
vor Augen ſtellen. Wir ſind ein Genievolk des Lernens. Wir kön=
nen
unſer Volk zu einem Staatsvolk erziehen. So wie es nach dem
dreißigjährigen Kriege in Brandenburg Preußen gelungen iſt, ſo muß
diesmal eine politiſche Erziehung gelingen. Zum Ziele muß dieſe poli=
tiſche
Erziehung haben: die freiwillige Unterordnung des Einzelnen
unter das Ganze.
Daß ſich das größte Werk vollende,
Genügt ein Geiſt und tanſend Hände!
Die Ausführungen Profeſſor Horneffers wurden wiederum mit
dankbarem Beifall aufgenommen. Eine kurze Ausſprache ſchloß ſich an.

CWer iſt der Eigentümer des Herrenfahrrades! Beim Poli=
zeiamt
Darmſtadt, Landeskriminalpolizeiamt, wurde ein Herren=
fahrrad
abgegeben, das wie folgt beſchrieben wird: Marke Ideal,
Fabriknummer 122 917, Rahmen, Felgen und Schutzbleche ſchwarö,
engliſcher Lenker mit roten Peters=Union=Gummigriffen, ge=
brochene
Handbremſe, Gummipedalen, Torpedofreilauf, rotbraunes
Diamantſattel, ſchwarzgraue Bereifung, Melasrückſtrahler. Pere
ſonen, die glauben, Anſpruch auf das Herrenfahrrad zu haben,
werden erſucht, beim Polizeiamt Darmſtadt, Landeskriminalpolie
zeiamt, Wilhelm=Gläſſing=Straße 21, Zimmer 54, vorzuſprechen.

Tageskalender für Donnerstag, den 23. April 1931.

Heſſ. Landestheater Großes Haus, Anfang 19.30 Uhr=
Ende gegen 22 Uhr: Turandot C 21. Kleines Haus, An=
fang
15. 17.30 und 20.15 Uhr: Ufa=Tonfilm=Operette: Die
Drei von der Tankſtelle. Orpheum. 20.15 Uhr: ... und
ſie betrügt dich doch!
Konzerte: Zur Oper, Schloß=
keller
, Tropfſtein, Theater=Reſtaurant, Hotel=Reſt Poſt.
Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt= Lichk=
ſviele
. Ausſtellung Der Menſch in der Vereinigten
Geſellſchaft. Freunde der Darmſtädter Realan=
ſtalten
, 20.30 Uhr: Monatsverſammlung bei Heß, Kirchſtr.
Bürgerhof, Eliſabethenſtr. 2, 20 Uhr: Vortrag von
Fräul. Klingler Die Zubereitung von Fiſch=Speiſen im Gas=
herd
. Deutſcher Sprachverein im Realgymnaſium,
20 Uhr: Lichtbildervortrag von Oberſtudienrat Pickert Deutſche
oder lateiniſche Schrift? Techn. Hochſchule. Hörſaal
326. um 20 Uhr: Lichtbildervortrag von Herrn Studienreſ=
L. Borngäſſer Bergfahrten in den Tauern.

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Scite 8

Aus Heſſen.

Cp. Gräfenhauſen, 22. April. Der Gemeinderat befaßte ſich
in ſeiner letzten Sitzung unter anderem mit der Neuregelung des Waſ=
ſergeldes
. Da ſeither in landwirtſchaftlichen Haushaltungen nur bei
vier Stück Vieh Waſſergeld zu entrichten war, ſoll jetzt alles Groß= und
Kleinvieh vom Waſſergeld erfaßt werden. Außerdem unterhielt man
laufen ſich auf rund 19000 RM. gedacht wird. Der Bürgermeiſter Der Antrag wird abgelehnt. Dem Gemeinderat wird eine Verfügung
hat freiwillig in einen 10prozentigen Gehaltsabzug eingewilligt. Mit des Kreisamts vom 21. März 1981 zur Kenntnis gegeben, und ſoll die
den anderen Gemeindebeamten ſollen Verhandlungen gepflogen werden.
J. Griesheim, 22. April. An einem ſchweren Nieren= und Herz=
leiden
, das er ſich im Kriege zugezogen hatte, iſt der Metzgermeiſter
war ein geborener Württemberger und kam vor etwa 30 Jahren nach werben. Das Geſuch wird abgelehnt. Die Heag hat ſich bereit erklärt,
Griesheim. Er war in hieſiger Gemeinde ein ſehr geachteter und be= den für die Anbringung einer Beleuchtungsanlage für das Zifferblatt
einigen Jahren gehörte er dem Vorſtand der Metzger=Zwangsinnung
des Landkreiſes Darmſtadt an und vertrat darin das hieſige Metzgerei=
gewerbe
In der Oberndorferſtraße wurde ein 5jähriges Kind, als
es über die Straße laufen wollte, von einem Auto angefahren. Es erlitt
dabei eine klaffende Kopfwunde, die vom Arzt in Klammern gelegt wer=
den
mußte. Der Autofahrer, der, als er das Kind beobachtete, ſofort
Eltern. Nach den polizeilichen Feſtſtellungen ſoll den Fahrer keine
Schuld treffen, da er kein übermäßiges Tempo und auch auf der rechten noch mehr Leute in ihren Betrieb aufnehmen.
Straßenſeite fuhr. Ein Motorradunfall ereignete ſich Ecke
Friedrich=Ebert=Straße und Neue Darmſtädter Straße. Hier wollte ein
Motorradfahrer noch vor einem von Darmſtadt kommenden Auto in die
Straße einbiegen und kam dabei mit dem Randſtein auf der linken Seite
in Kolliſion, wobei die Soziusfahrerin eine leichte Beinverletzung erlitt
Das Motorrad blieb unbeſchädigt. Am Donnerstag, den 23. April umher im Lande, wo immer man am Werden deutſcher Jugend und
ds. Js., abends 8 Uhr, findet auf dem Rathaus eine Gemeinde=
ratsſitzung
mit folgender Tagesordnung ſtatt: 1. Beſchlußfaſſung hier ſeit langem in aller Stille ein neuer Geiſt ſich regt. In Hornbach
über die Verleihung der Beamteneigenſchaft an einzelne Gemeindebeam= kann man ſehen, was auf dem breiten Boden unſerer deutſchen Volks=
ten
2. Erhebung der geſetzlichen Miete, in den Gemeindewohnungen, ſchule ohne beſondere Mittel erreicht werden kann, wenn eine ſchöpfe=
3. Anerkennung eines Geſtattungsvertrages für die Reichsbahn betr.
Küchlersgraben, 4. Abänderung der Waſſerbezugsordnung, 5. Aufhebung
des Gemeinderatsbeſchluſſes vom 17. Juli 1930, betr. Uebernahme der
Krankenverſicherungsbeiträge für Ausgeſteuerte 6. Neubildung eines
Fegeverbandes für den Landgraben, 7. Mitteilungen, 8. Steuer= und ſeinen engeren Umkreis hinausſtrömen und wirken. Es wäre nicht mög=
Stundungsgeſuche, 9. Wohlfahrts= und Armenſachen.
F. Eberſtadt, 22. April. Verhandlungen wegen Senkung
der Brot= und Fleiſchpreiſe. Im Rathausſaale fanden geſtern
abend unter dem Vorſitz des Bürgermeiſters Dr. Uecker auf Veranlaſ=
ſung
des Kreisamts Verhandlungen mit Vertretern der hieſigen Metzger=
und Bäckerinnung über die Frage einer weiteren Senkung der Brot=
und Fleiſchpreiſe ſtatt. Die Vertreter der Arbeiterſchaft, die zu der
Sitzung eingeladen waren, forderten mit Nachdruck unter Hinweis auf Verbindung mit der großen weiten Welt da draußen. Dann bildeten ſie
die Notlage in den Kreiſen der Arbeitnehmer, die abgleitende Entwick= eine Spielſchar, die Samstags und Sonntags in die Dörfer und Städt=
lung
der Arbeitslöhne und die anderwärts feſtgeſtellte Preisentwicklung
eine weitere Ermäßigung der Brot= und Fleiſch=
preiſe
. Beim Vergleich der Brotpreiſe mit denienigen anderer Vor=
ortgemeinden
ergab ſich verſchiedentlich eine geringe Spanne zuungunſten
Eberſtadts. Der Innungsobermeiſter Mohr führte die niedrigeren
tes zurück und erklärte ſolche niedrigeren Preiſe teilweiſe auch als ſog. heimiſcher Schreiner fertigte ſie an, und ſie wurden bar bezahlt! Jedes
Kampfpreiſe‟. Herr Mohr gab die Zuſage, daß die Bäckerinnung trotz Kind hat ſeinen redlichen Anteil an dem Werk. Die Gemeinde ließ ſich
der ſeit Wochen durch die neuen Zölle erhöhten Mehlpreiſe von dem an
ſich gegebenen Brotpreis aufſchlag abſehen werde. Zu einem Preisab= ſtehen nun die guadratiſchen, ſauberen Tiſche, große und kleine, und bei
ſchlag könne ſie ſich indeſſen zurzeit nicht verſtehen. Die Metzgerinnung
eine Senkung der Fleiſch= und Wurſtpreiſe beſchloſſen und am letzten
Montag bereits in Kraft getreten ſei. Anerkannt wurde ſeitens eines
Arbeitervertreters das Opfer, das die hieſigen Bäcker und Metzger im gehende Worte eine hohe Weihe. Er feierte vor allem den Geiſt der
letzten Winter durch koſtenloſe Abgabe von Brot und Fleiſch an notlei=
dende
Familien gebracht haben. Der Bürgermeiſter ſtellte als Ergebnis
der Ausſprache folgende örtlichen Preisnotierungen feſt: Miſchbrot (4
Pfd.) 90 Pfg., Roggenbrot (4 Pfd.) 80 Pfg. Rindfleiſch mit Knochen
unter Hinweis auf die weit niedrigeren Milchpreiſe in Oberheſſen Her=
beiführung
von Verhandlungen mit dem örtlichen Milchhandel zwecks
Senkung des Milchpreiſes, der zurzeit hier noch 30 Pfg. pro Liter be=
trägt
.
Cp. Pfungſtadt, 22. April. Liederabend. Der evgl. Bläſerchor
Strack führte in ſeinen Eingangs= und Begrüßungsworten aus, daß
und bleiben müßte. Dabei dürfe aber die Pflege des Volksliedes nicht
vernachläſſigt werden, da Choral und Volkslied zuſammengehörten und
ſichtlich gute Fortſchritte gemacht hat, ſeines Programms und fand mit
der Wiedergabe der alten und ſchönen Volkslieder großen Beifall. Da=
zwiſchen
ſang Frl. Lahmann unter Begleitung, von Karl Schäfer
mehrere Volkslieder, die ebenfalls beifällig aufgenommen wurden. Vor=
ausſichtlich
wird, das Konzert in Kürze wiederholt werden. Zum
Schulbeginn. Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden hier 157
Kinder, und zwar 71 Mädchen und 86 Knaben, neu in die Schule auf=
genommen
. Durch die Landwirtſchaftskammer wurde eine Körung
tagung. Der diesjährige Bezirkstag des Kurzſchriftbezirks Berg=
ben
in Einheitskurzſchrift verbunden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 22. April. Motorraddiebſtahl. Am
Montag früh wurde beim Ortseingang von Nieder=Ramſtadt nach Ober=
Ramſtadt auf der Straße liegend ein Motorrad aufgefunden. Dieſes
war etwas beſchädigt, auch weiſt eine Baumſchramme darauf hin, daß
der Fahrer offenbar den Baum angefahren haben mußte. Der Eigen=
tümer
des Motorrades wurde in der Perſon eines Darmſtädter Fahrers
ermittelt, dem das Rad in Eberſtadt, wo es vor einer Wirtſchaft ſtand,
geſtohlen wurde. Der Verdacht lenkt ſich auf einen im Mühltal bei
Nieder=Ramſtadt wohnhaften jungen Mann, der von Zeugen in der
Nacht von Sonntag auf Montag mit einem Motorrad geſehen wurde,
obſchon er keines beſitzt. Dieſer Vorfall ſollte jedem Motorradfahrer
wieder zur Warnung dienen. Motorräder ſind ein angriffliches Fahr=
zeug
, deshalb iſt doppelte Vorſicht am Platze. Landesſteuer.
Dieſer Tage wurden die Steuerbeſcheide für die Landesſteuer zugeſtellt.
Es gab hierbei gar manche Ueberraſchung, denn die Zielbeträge ſind
infolge Erhöhung der Realſteuerſätze des Staates um ein ganz Beträcht=
liches
geſtiegen. Die erſte Rate iſt übrigens nach einer Bekanntmachung
der hieſigen Untererhebſtelle ſchon bis zum B. April zu bezahlen. Ein
Troſt bleibt den Steuerzahlern. Die Gemeindeſteuern werden nicht er=
höht
, ſind vielmehr gegen das Letztjahr um die geſetzlich vorgeſchriebenen
Prozentſätze zu kürzen.
Di. Traiſa, 22. April. Mit einem Frühjahrskonzert gab
der Arbeiter=Geſangverein Eintracht Traiſa einen erneuten Beweis
ſeines Könnens. Die Vortragsfolge ſchon ließ in ihrem ſorgfältigen
Aufbau und der feinſinnigen Durchführung zielſichere Geſangskultur er=
kennen
. In durchaus glänzender Weiſe gelangten elf wertvolle Chöre
älterer und neuerer Tonſetzer zur Wiedergabe, von denen am Schluß
der Veſpergeſang von K. Kampf auf allgemeines Verlangen wiederholt
wenden mußte. Herr Chormeiſter M. Herfurth=Darmſtadt verſtand es,
wie immer, den Inhalt der Chöre voll auszuſchöpfen und die Einzel=
ſtimmen
ſeiner Sänger zu einem Tonkörper von eigenartig ſchönem
Wohlklang zu verweben. Beſondere Bewunderung fanden die herrlichen
Bäſſe; auch die Tenöre gaben ihr Beſtes. Zur Hochachtung nötigte die
klare Ausſprache. Echt künſtleriſche Darbietungen eines Darmſtädter
Muſikquartetts (darunter ein Sohn des Herrn Herfurth) erhöhten durch
Klavier, Violine und Cello den erleſenen Genuß,
* Traiſa 22. April. Samstag, den 25. April, abends hält der
Arbeiter=Radfahrer=Verein Waldesgrün (Darmſtadt) im Saale der
Reſtauration Krone (K. Scherer) einen Sportabend in radſport=
lichen
Darbietungen wie Einzelkunſtfahren, Kunſtreigen, Pyramidenbau
und Radballſpiele ab.

Donnerstag, den 23. April 1931
G. Ober=Ramſtadt, 22. April. Gemeinderatsſitzung. Der
Militärverein Germania Ober=Ramſtadt bittet um Ueberlaſſung von
Gemeindegelände in Flur 34 zur Errichtung eines Schießplatzes. Dies
wird abgelehnt, da das betreffende Gelände zu nahe am Ort gelegen,
zum Allmendfeld gehört und zum Teil mit Klee beſtellt iſt. Bei ſchrift=
licher
Abſtimmung wird dagegen mit 9 gegen 7 Stimmen der Kommiſ=
ſionsbeſchluß
angenommen, der dahin geht, daß die Kommiſſion im Ein=
vernehmen
mit dem geſuchſtellenden Verein anderes Gelände in Vor=
ſich
über die Neuregelung der Beſoldungsverhältniſſe der Gemeinde= ſchlag bringen ſolle. Heinrich Abendroth, hier, bittet um käufliche Ueber=
beamten
, wobei an eine Kürzung der Gehälter die Geſamtkoſten be= laſſung des Geländes der Gemeindebaumſchule in der Friedhofſtraße.
durch Penſionierung des Schutzmanns Göckel freigewordene Schutzmann=
ſtelle
vorerſt unbeſetzt bleiben. Die Beſchaffung von Uniformſtücken für
Schutzmann Kleppinger wird genehmigt. Georg Ludwig Anton will
Karl Eugen Keller im Alter von 51 Jahren verſtorben. Herr Keller einen Teil des an der Waldmühle gelegenen Mühlgrabens käuflich er=
liebter
Geſchäftsmann und verſtand es, durch ſeinen aufrichtigen Charak= der Rathausuhr erforderlichen Beleuchtungskörper nebſt Leitungen koſten=
ter
ſich einen großen Kunden= und Freundeskreis zu erwerben. Seit los anzubringen unter der Vorausſetzung, daß die Einrichtung dauernd
benutzt wird und die Unterhaltung des Beleuchtungskörpers nach Ablauf
eines Jahres auf die Gemeinde übergehen ſoll. Der Gemeinderat er=
klärt
ſich damit einverſtanden, daß die Anlage unter dieſen Bedingungen
zur Ausführung kommt.
T. Roßdorf, 22. April. Durch die Wiederaufnahme des Betriebes
in der Kleiderfabrik Adler, hier, haben wieder ca. 130 Perſonen Beſchäf=
bremſte
, brachte das verletzte Kind in das Haus ſeiner dort wohnenden tigung gefunden, ſo daß ſich die Zahl der Erwerbsloſen innerhalb der
Gemeinde etwas verringerte. Wie verlautet, will die betreffende Firma
* Hornbach, 21. April. Zu einer Feier eigener Art hatte die Horn=
bacher
Schule eingeladen: es galt, den neu eingerichteten Schulſaal einzu=
weihen
, und gleichzeitig dem Abgang derer, die die achte Klaſſe hinter
ſich haben, und dem Eintritt der ABC=Schützen einen feſtlichen Rahmen
zu geben. Der Name des Dörfchens Hornbach im Odenwald iſt weit
deutſcher Schule Anteil nimmt, nicht mehr unbekannt. Man weiß, daß
riſche Lehrerperſönlichkeit zäh und freudig ein klar erkanntes Ziel ver=
folgt
. Eben hierfür iſt Hornbach ein ſchönes Beiſpiel. Die Hornbacher
Schule beſitzt in ihrem Lehrer, Herrn Wilhelm Becker, einen Mann
wahrhaft ſeltener Prägung, deſſen poſitive, erſtaunliche Kräfte weit über
lich, über die kürzliche Feier zu berichten, ohne den Geiſt der Schule und
ihres Leiters anzudeuten. Drei Jahre iſt es ſchon her, daß die Horn=
bacher
Jugend mit dem Lehrer erkannte, die alten, gewohnten Schul=
bänke
, in denen man nicht bequem ſitzen und nicht gerade ſtehen kann,
paßten nicht mehr zu ihrem Geiſte. Aber neue Möbel koſten Geld,
und die Gemeinde hatte nichts übrig. Die Dorfkinder wußten ſich zu
helfen. Sie ſammelten Waldfrüchte und verkauften ſie für ſchönes Geld.
Dafür wurde zunächſt ein Radioapparat angeſchafft. So kamen ſie in
chen des Odenwaldes zog, und mit Spiel und Geſang Geld erwarb. Und
überall brachten ſie Freude durch ihre friſche, unverdorbene Kunſt. Bald
ſchwoll die Kaſſe. Aber auch die Pläne gingen kühn in die Ferne; in
den Sommerferien zogen ſie mit ihrem Lehrer auf große Fahrt nach
Oeſterreich, und im Jahre darauf in die Schweiz. Was mag da an
fruchtbarem Samen in die empfänglichen Kindergemüter gefallen ſein!
Brotpreiſe anderer Gemeinden auf Beſchaffenheitsunterſchiede des Bro= Und dieſes Jahr endlich kamen die neuen Möbel an die Reihe, ein ein=
noch
herbei, einen neuen glatten Boden legen zu laſſen, und auf ihm
jedem 4 reizende, niedliche Stühle. Sollte man ſo etwas nicht feiern
ließ durch ihren Sprecher, Metzgermeiſter Hartmann, erklären, daß dürfen?. Freude lag auf den Geſichtern all der jungen und alten Leut=
chen
, die drängend den Schulſaal füllten. Herr Schulrat Haffinger=
Darmſtadt gab der Nachmittagsfeier durch tiefempfundene und zu Herzen
Selbſthilfe, der allein unſer Volk wieder lichteren Zeiten entgegenführen
kann. Was hier auf kleinem Raume geſchaffen wurde, ſollte vorbildlich
werden für das ganze Vaterland. Daß das Dorf, der Prototyp der gro=
ßen
Nation, die Grundlage dieſer Arbeit iſt, das gibt ihr eine ganz be=
1 RM. Schweinefleiſch mit Knochen 90 Pfg., Leber= und Blutwurſt ſondere Bedeutung und läßt uns einen hoffnungsvollen Blick tun in eine
80 Pfg., Fleiſchwurſt und Schwartenmagen 1 RM., Kalbfleiſch 1.9 ſchönere, heilige Zukunft. Umrahmt wurde die Weiherede durch ſchöne
RM. Zum Schluſſe beantragte ein Vertreter des Gewerkſchaftskartells Spiele und Darbietungen der Jugend. Beſonders zu erwähnen wäre
der friſche und doch wunderbar fein abgeſtimmte Voutrag von drei
Schweizerliedern, welche die Kinder von ihrer Schweizerreiſe nach Hauſe
brachten. Ein kerniger Humor ſprach aus einem von dem Schmied Peter
Zopf ausgedachten Geſpräch zwiſchen junger und alter Generation in
der einheimiſchen Mundart. Die feierliche Schulentlaſſung der beiden
veranſtaltete im Gemeindehaus einen gut beſuchten Liederabend. Pfarrer älteſten Schüler und das von allen Anweſenden geſungene Lied So
nimm denn meine Hände beſchloſſen die Feier. Am Abend zeigte die
die eigentliche Aufgabe des Bläſerchors die Pflege der Choralmuſik ſei Hornbacher Jugend im großen Saale des Dorfes vor zahlreichen, fröh=
lich
geſtimmten Gäſten ihre herzerfriſchenden Künſte in lebendigem Spiel
und Geſang und eine aus Mainz herbeigeeilte Märchentante entzückte
urſprünglich aus einer Quelle ſtammten. Unter Leitung von Rektor kleine und große Kinder durch ihre ſchönen farbigen Lichtbilder, zu denen
Schäfer erledigte ſich dann der Chor, der in der letzten Zeit offen= ſie fein erzählte . . . Zurückbleibt von dem ſchönen Frühlingstage wohl
allen, die ihn in Hornbach verbringen durften, ein friſcher, feiner Klang.
und neuer Glaube an den neuen Lenz unſeres Volkes.
S. Bensheim, 22. April. Das Kreisamt Bensheim hatte zu einer
Bürgermeiſterverſammlung eingeladen. Tagungsort war
Seeheim. Im großen Saal des Hotels Suhrke verſammelten ſich unter
dem Vorſitz des Herrn Kreisdirektors Reinhart ſämtliche Bürgermei=
ſter
der Landgemeinden. Auch die Stadt Bensheim war durch die Her=
ren
Bürgermeiſter Dr. Angermeier und Beigeordneten Krenkel vertre=
von
Rindern und Kühen vorgenommen. Stenographen= ten. Das Kreisamt hatte wie immer mit einer ſehr reichhaltigen
Tagesordnung aufgewartet, ſo daß ſich die Verſammlung über acht
ſtraße findet am 3. Mai hier ſtatt. Mit der Tagung iſt ein Wettſchrei= Stunden hinauszog. Zur Einnahme des Mittagseſſens wurde eine
kleine Pauſe eingelegt. Als Hauptpunkte der Tagesordnung wären zu
erwähnen: 1. Die Durchführung der Verordnung des Herrn Reichsprä=
ſidenten
zur Bekämpfung politiſcher Ausſchreitungen; 2. Kriſen= und
Wohlfahrts=Erwerbsloſenfürſorge; 3. Realſteuerſenkung; 4. Umwand=
lung
von Steuern und die Umlagenfeſtſetzung für 1931. Durch einen
Beamten des Finanzamtes Heppenheim wurde ein Vortrag über die
Erhebung und Durchführung der Bürgerſteuer gehalten; dadurch fan=
den
viele Unklarheiten Klärung. Von Anfang bis zum Schluß wurde
eine lebhafte Debatte geführt, und dieſe Bürgermeiſterverſammlung
zeigte erneut, wie wichtig derartige Zuſammenkünfte ſind. Der Zweck,
durch gemeinſame Ausſprachen und Debatten Verſtändigung und Auf=
klärung
zu erzielen, wurde in jeder Weiſe erreicht. Bezüglich des Punk=
tes
2: Teilentwurf der neuen Heſſiſchen Gemeindeordnung für die Land=
gemeinden
, wurde eine Entſchließung einſtimmig angenommen, wonach
die Bürgermeiſterverſammlung die vom Vorſtand des Heſſiſchen Land=
gemeindetages
am 13. April 1931 in Frankfurt a. M. gefaßte Reſolu=
tion
in jeder Weiſe billigte. Als nächſter Tagungsort wurde Winter=
kaſten
i Odw. beſtimmt.
i. Von der Bergſtraße, 2. April. Wie vor einiger Zeit gemeldet
wurde, war der Kaufmann Auguſt Klemm aus Weinheim, der Vertreter
einer Mannheimer Holzgroßhandlung, wegen momentaler Zahlungs=
ſchwierigkeiten
nach Bayern zu flüchtig gegangen. Bald darauf wurde
am Donauufer eine Aktenmape von ihm gefunden. Jetzt kommt aus
Straubing die Meldung, daß 8 Km. von dieſem Orte entfernt ſeine
Leiche aus der Donau geländet und agnosziert worden ſei. Klemm war
34 Jahre alt und in Weinheim kinderlos verheiratet.
4a. Leeheim 2. April. Autounfall. Am heutigen Mittwoch
fuhr gegen 12 Uhr zwiſchen hier und Wolfskehlen ein Auto, das aus
dem Kreiſe Heppenheim ſtammt, wider einen Baum und wurde durch
den Anprall ſtark beſchädigt. Die beiden Inſaſſen trugen erhebliche
Verletzungen davon und mußten ſich in ärztliche Behandlung begeben.
Gernsheim a. Rh., 2. April. Waſſerſtand des Rheins
am 21. d. M.: 131 Meter; am 22. d. M.: 1,19 Meter.
Ich will nicht ver=
Gegen üblen Hundgerueh ſchmen, Ihnen Mit=
teilung
zu machen,
daß ich ſeit dem Gebrauch Ihrer Zahnpaſte Chlorodont nicht nur reine weiße
Zähne beſitze, ſondern auch den bei mir ſonſt üblichen Mundgeruch verloren
habe. Ich werde Ihr Chlorodont aufs beſte empfehlen. gez. E. G., Mainz.
Man verlange nur die echte Chlorodont=Zahnpaſte, Tube 54 Pf. und 90 Pf.,
und weiſe jeden Erſatz dafür zurück.
T Dr.5236

Nummer 112
Mädchenmörder Wilhelm Lehr zum Tode verurkeilk.
Das Schwurgericht Gießen verhandelte geſtern morgen gegen den
Mädchenmörder Wilhelm Lehr aus Altenſtadt i. d. W. Um 8.30 Uhr
begannen die Schwurgerichtsverhandlungen gegen den wegen Mäd=
chenmords
angeklagten Wilhelm Lehr, aus Altenſtadt.
Den Vorſitz führte Landgerichtsdirektor Kramer, die Anklage vertrat
Staatsanwalt Dr. Eckert, während Rechtsanwalt Dr. Engiſch die Ver=
teidigung
führte. Der Schwurgerichtsſaal war von Zeugen und Zu=
ſchauern
ſtark beſetzt.
Wilhelm Lehr wurde hereingeführt, ſah ſich ſcheu um, machte aber
im übrigen keinen niedergeſchlagenen Eindruck. Die Feſtſtellung der
Perſonalien ergab: Lehr iſt als Sohn des Landwirts Wilhelm Lehr zu
Altenſtadt i, d. W. am 7. Oktober 1909 geboren, er war nach der Schul=
entlaſſung
im Betriebe des Vaters tätig und beſuchte inzwiſchen die
Landwirtſchaftsſchule zu Büdingen.
Lehr erzählt bzw. gibt auf die Fragen über die Tat folgendes an:
Er lernte die Martha Peppel aus Ober=Seemen bei der Kirchweihe in
Höchſt a. d. Nidder kennen, und es entwickelte ſich ein Liebesverhältnis.
Ende Dezember 1930 verließ ſie ihre Stelle bei Familie Loni in Alten=
ſtadt
und ging zur Familie Rechtsanwalt Holzappel in Ortenberg. Er
begleitete die Peppel und verabſchiedete ſich am Bahnhof von ihr. Am
4. Januar (Sonntag) lieh er ſich das Fahrrad ſeines Freundes in Alten=
ſtadt
, um angeblich ſeinen Onkel in Bleichenbach zu beſuchen. Er gab
das Fahrrad auf und fuhr mit der Bahn nach Ortenberg. Er traf die
Peppel gegen Abend, nahm ſie mit nach Selters zu. Am Transfor=
matorenhäuschen
ließ er das Rad ſtehen und ging mit dem Mädchen
der Nidder zu. Er dachte, es wäre wegen der Schwangerſchaft
beſſer, wenn ſie wegwäre von der Welt. Er ſchleifte ſie zum Fluß, ſtieß
ſie ins hochgehende eiskalte Waſſer und wartete, bis die Fluten ſie weg=
geſchwemmt
hatten. Dann nahm er das Fahrrad und fuhr nach Alten=
ſtadt
zurick. Mit einem Bekannten kehrte er noch in der Wirtſchaft
Lips ein, legte ſich zu Bett, ſchlief gut und ging am anderen Morgen
zu ſeiner Arbeit. Auch die Angehörigen merkten ihm keine Aufregung
an. Selbſt bei der Gegenüberſtellung mit der Getöteten zeigte der
Mörder keinerlei Spuren von Erregung. Erſt drei Tage nach der Tat
geſtand er im Unterſuchungsgefängnis in Gießen den Mord ein.
Die Zeugenvernehmung ergab im weſentlichen die bereits geſchil=
derten
Tatſachen. Wachtmeiſter Maus erklärt daß der Vater Wilhelm
Peppel am Dienstag gemeldet hatte, ſeine Tochter ſei vermißt und
daraufhin habe man Wald und Feld abgeſucht und ſei dann zur Nidder
gegangen. Hier habe man Taſchentuch und Schirm am Waſſer gefunden,
Fußſpuren und auch Schleifſpuren feſtgeſtellt und ſchließlich die Leiche
unterhalb der Stelle gefunden. Martin Klarmann beſtätigt, daß er
ſeinem Freund Lehr das Fahrrad geliehen habe, Lehr habe zu ſeinem
Onkel nach Bleichenbach fahren wollen. Die beiden Dienſtherrinnen, Frau
Loni=Altenſtadt und Rechtsanwalt Holzappel=Ortenberg, ſowie Lehrer
Keller=Oberſeemen und Bürgermeiſter Kipper=Oberſeemen geben der
Martha Peppel bzw. der Familie Peppel das beſte Zeugnis. Frida
Weber, Otto Schenk und Fr. Böhm=Ortenberg erzählen, wie ſie am
Abend des Mordtages den Lehr in verdächtiger Weiſe in den Straßen
Ortenbergs geſehen haben. Der Margarethe Müller gegenüber äußerte
ſich Lehr: Dann iſt wieder eine weniger auf der Welt.
Medizinalrat Dr. Zinſer hat den Angeklagten unterſucht und hält
ihn für voll verantwortlich für ſeine Tat. Medizinalrat Dr. Balſer=
Büdingen und Dr. Meier=Bad Salzhauſen haben die Sektion der Leiche
vorgenommen. Es zeigten ſich keine Verletzungen und Würgemale, alle
Organe waren geſund, die Schwangerſchaft beſtand im dritten Monat.
Der Tod war infolge Herzſchlages in dem eiſigen Waſſer eingetreten.
Staatsanwalt Dr. Eckert beantragt die Todesſtrafe dauern=
den
Ehrverluſt und Tragung der Koſten des Verfah=
rens
. Der Verteidiger Dr. Engiſch plädierte für mildernde Umſtände
in Anbetracht der Jugend des Lehr. Nachdem das Gericht über eine
Stunde beraten hatte, verkündigte der Vorſitzende, Landgerichtsdirektor
Dr. Kramer, das Urteil. Es lautete auf Todesſtrafe, dauern=
den
Ehrverluſt und Tragung der Koſten des Ver=
fahrens
.
Rheinheſſen.
Aus Mainz.
* Gemeinſame Unterfuchungen der Städte Mainz=Wiesbaden in der
Rheinbrückenfrage. Die Straßenbrücke zwiſchen Mainz und Kaſtel ge=
nügt
bekanntlich auch nach ihrer, vorwiegend aus lokaler Notwendig=
keit
erfolgten Erweiterung bei weitem nicht mehr zur Bewältigung des
großen Fernverkehrs. Eine weitere Straßenbrücke iſt ein unabwend=
bares
Erfordernis. Zwei Fragen ſind es, die in dieſem Zuſammenhang
im Vordergrund des Intereſſes ſtehen. Einerſeits bemühen ſich die
Behörden und Wirtſchaftsverbände von Rüdesheim, Bingen und Um=
gebung
, in dortiger Gegend einen Erſatz anſtelle der für den Fuhrver=
kehr
geſperrten Hindenburgbrücke zu bekommen. Das Verlangen er=
ſcheint
durchaus verſtändlich und auch berechtigt, nachdem die Hinden=
burgbrücke
ſchon jahrelang neben Eiſenbahnzwecken auch dem Fuhrver=
kehr
gedient und die Wirtſchaft ſich ganz auf dieſe Brückenverbindung
eingeſtellt hatte. Bei aller Dringlichkeit handelt es ſich hier hauptſäch=
lich
um die notwendige Befriedigung lokaler Intereſſen. Unabhängig
hiervon iſt das zweite Problem, das die Leitung des ungeheuren, dau=
ernd
an Umfang zunehmenden Auto=Fernverkehrs über den Mittelrhein
zum Ziele hat. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß der Brennpunkt
dieſes Fernverkehrs zwiſchen Wiesbaden und Mainz liegend angenom=
men
werden muß. Infolge Mitberückſichtigung lokaler Wünſche waren
über die Linienführung der neuen Brücke drei beachtenswerte Vorſchläge
entſtanden, die in der Preſſe bereits ausführlich erörtert worden ſind.
Beſprechungen zwiſchen den Stadtverwaltungen von Mainz und Wies=
baden
haben inzwiſchen das ſehr erfreuliche Ergebnis gezeitigt, daß
auf dieſem Gebiet ein Zuſammengehen der beiden Städte möglich iſt.
Die Erkenntnis bricht ſich immer mehr Bahn, daß die beiden Städte‟
wie ſchon Beigeordneter Maurer=Mainz in einer Preſſeveröffent=
lichung
anläßlich des letzten Jahreswechſels treffend ausführte einen
nur durch den Rhein getrennten, ſonſt aber zuſammenhängenden Städte=
komplex
mit zahlreichen wichtigen gemeinſamen Intereſſen darſtellen.
Beide Stadtverwaltungen haben unter Zurückſtellung lokaler Sonder=
intereſſen
beſchloſſen, gemeinſame Unterſuchungen über die Durchführ=
barkeit
und Zweckmäßigkeit einer Linie anzuſtellen, die im Zuge des die
Landesgrenze zwiſchen Preußen und Heſſen bildenden Landgrabenweges
über die Weſtſpitze der Peters=Aue, an der Oſtſpitze der Rettbergs=
Aue vorbei, über die Ingelheimer Aue und den Floßhafen hinweg zwi=
ſchen
Alt=Mainz und Mainz=Mombach hindurch zur Binger Straße
führt. Die Vorarbeiten ſind bereits eingeleitet.
Wafſerſtands=Nachrichten vom 22. April. Rhein; Hüningen
1,52; Kebl 3 00: Maxau 4,83; Mannheim 3,97; Mainz 1,55: Bingen
2,50; Caub 2,8; Köln 3,12 Meter. Main: Schweinfurt 1,47;
Würzburg 1,57: Lohr 1,88; Steinheim 2.45; Hanau 3,02; Koſtheim
Staatspegel 1.3, desgl. Waſertiefe 3,14 Meter.
v. Alzey, 22. April. Der Stadtrat erhöhte das Schulgeld für
die Ober= und Unterprima der Oberrealſchule für hieſige Schüler von
24 auf 2 Mark, für auswärtige von 26 auf 32 Mark. Für Kinderreiche
bleibt die verbilligende Staffelung beſtehen. Die Stadt Alzeyz ſchließt
ſich der neu geſchaffenen Reviſionsſtelle für kommunale Betriebe in Heſ=
ſen
und Heſſen=Naſſau an. In Verfolg der regierungsſeitlich verfüg=
ten
Senkung der Realſteuern wird die Gewerebeſteuer um
12 Prozent, die Grundſteuer um 6 Prozent geſenkt. Die Sonderſteuer=
ſätze
bleiben beſtehen.
Ax. Gay=Algesheim, 22. April. Ueberfall. Abends gegen 11
Uhr wurde der Pjährige Küfer Georg Rohleder von hier auf dem
Heimwege von Ockenheim von zwei Unbekannten überfallen und durch
Schläge auf den Kopf ſo mißhandelt, daß er bewußtlos liegen blieb. Als
er nach etwa 10 Minuten das Bewußtſein wieder erlangte, waren die
Täter verſchwunden. Ob es ſich bei der Tat um einen Racheakt handelt,
iſt nicht bekannt.
Ah. Binger Naturweinverſteigerungen. In der Fortſetzung der
Naturweinverſteigerungen der Vereinigung Binger Weinbergsbeſitzer
wurden am zweiten Tage 52 Nummern 1929er und 1930er Faßweine der
Gemarkungen Bingen, Bingen=Büdesheim, Kempten und Dromersheim
ausgeboten. Der Binger Winzerverein erzielte für 25 G 930er
300370 RM., durchſchnittlich 325 RM., für 20 Halbſtück 1929er 450
bis 670 RM., durchſchnittlich 570 RM. Vom Weingut Fritz Soherr
Witwe in Bingen wurden für fünf Halbſtück 1929er 580760 RM., im
Durchſchnitt 665 RM. vereinnahmt. Geſamterlös rund 23 000 RM.

MAOeT Sar
ben
Nesal af lioth Or0
gder Würfel

[ ][  ][ ]

Nummer 112

Donnerstag, den 23. April 1931

Seite 9

*Oas Spionage=Netz nach dem Kriege.
Die franzöſiſche Splonage in Oſtpreußen. Milikärakkachés und Konſuln als Spionagehelfer.
Offizielle Miſſion und Beſuche‟ Die franzöſiſche Surele mililaife‟.
Die Aufdeckung der Spionage zweier franzöſiſcher Offiziere, wohl ſie nicht ſo mittelbar wie im Kriege eine Bedrohung der
n Oſtpreußen hat mit Recht das größte Aufſehen erregt. Da= Sicherheit der betreffenden Völker iſt. Die verſchiedenen Armeen

Ver=

durch wird wieder einmal beleuchtet, wie auch in der Nachkriegs=
eit
in Deutſchland umfangreiche Spionage betrieben wird, ob=
wohl
unſer kleines Heer für keinen der waffenſtrotzenden Nach=
parn
eine Gefahr bedeuten kann. Es iſt auch kein Zufall, daß die
wei franzöſiſchen=Spionageoffiziere in enger Verbindung mit
pem franzöſiſchen Konſul in Königsberg und mit dem franzöſi=
chen
Militärattaché ſtehen. Im allgemeinen ſind beſonders die
Militärattachés der verſchiedenen Botſchaften unter dem Schutz
ſhrer amtlichen Stellung Helfer der Spione ihrer Länder. In
dieſer Beziehung haben die Militärattachés beſonders in der
Vorkriegszeit Erſtaunliches geleiſtet. So war z. B. der ruſſiſche
Oberſt Baſarow, der Militärattaché der ruſſiſchen Botſchaft in
Berlin, im Jahre 1914 gezwungen, Berlin zu verlaſſen, weil man
ihm auf ſeine Spionagetätigkeit gekommen war, die er gar zu
punt betrieben hatte. Oberſt Gurko, der ruſſiſche Militärattaché
im der Schweiz, hat in der unglaublichſten Weiſe gegen Oeſter=
eich
ſpioniert, bis er eines Tages Pech hatte. Er hatte Ver=
indungen
mit zwei Damen, die ihm einen Herrn als Helfer
torſtellen wollten. Dieſer Herr war zufälligerweiſe ein Geheim=
poliziſt
und verhinderte die Spionagetätigkeit. Oberſt Zankie=
witſch
, der ruſſiſche Militärattaché in Wien, leitete geradezu eine
roße Spionagezentrale, die ſich mit den militäriſchen Verhält=
niſſen
auf dem Balkan befaßte. Vor dem Kriege erregte die
Spionageaffäre des ruſſiſchen Hauptmanns Koſtewitſch in Berlin
roßes Aufſehen. Dieſer Hauptmann war in offizieller Miſſion,
rach Berlin gekommen, war aber trotzdem ein Spion, der beſon=
ders
von dem ruſſiſchen Militärattaché Oberſt Maſarow geſchützt
wurde. Beſonders gefährlich ſind fremdländiſche Offiziere auf
rlaubsreiſen, wie in dem Falle der beiden Franzoſen, die be=
janntlich
auch nur eine Urlaubsreiſe nach Deutſchland gemacht
hatten, um die Schlachtfelder von Tannenberg zu beſichtigen.
Wenn es ſich gar noch um Generalſtabs=Offiziere handelt, dann
fann man davon überzeugt ſein, daß es zum mindeſten Ama=
teur
=Spione ſind. Die Konſuln dienen auch häufiger weniger
tem Handel und der Aufrechterhaltung der internationalen Be=
Mrehungen, als der Spionage. Wenn an irgendeiner Stelle wo
ein Konſul nicht durchaus notwendig iſt, plötzlich ein Konſulat
errichtet wird, dann kann man ſtets davon überzeugt ſein, daß
1ahinter mehr oder weniger Spionage ſteckt.
Das franzöſiſche Spionage=Netz, das in der Nachkriegs=
z
it als Spionage=Organiſation von General Goureaud geſchaf=
(f n wurde die sureté militaire ſpinnt ſeine Fäden über
gnnz Europa. In Deutſchland iſt die Tätigkeit dieſer Spionage=
4rganiſation beſonders eifrig. Es ſind mehrfach bereits Leute
verhaftet worden, die ohne jede Frage für Frankreich Spionage
tiieben. Vor zwei Jahren wurde ein däniſcher Infanterie= Haupt=
m
ann Lembourn verhaftet, der unter dem Namen Brown in
Dzeutſchland Spionage trieb, ganz offenbar im Auftrage Frank=
ru
ichs. Erſt jüngſt ſind ein Baumeiſter und ſeine Frau wegen
Swionage verhaftet worden, die er zugunſten Frankreichs betrie=
bzen
hat. Das Reichsgericht hat ſich häufig mit derartigen Fällen
zu beſchäftigen. Auch Polen unterhält ein großes Spionagenetz
m allen angrenzenden Ländern, beſonders aber in Deutſchland.
Wenn die Spionage im Kriege eine der größten Gefahren für die
Seere war, ſo iſt ſie im Frieden durchaus nicht ungefährlicher, ob=

würden nicht ungeheure Summen aufwenden, wenn ſie nicht das
Bewußtſein hätten, daß auch die größten Ausgaben ſich lohnen.
Die Methoden der Spionage bleiben immer dieſelben. Haupt=
ſächlich
wird mit Verbindungsmännern oder Verbindungsfrauen
gearbeitet. Frauen ſind viel argloſer und leichter auszuforſchen
als Männer, die bei Fragen von Ausländern nach deutſchen Hee=
reseinrichtungen
in den meiſten Fällen den Verdacht auf Spio=

nage haben. Aber den Frauen, die irgendwie mit Reichswehr=
angehörigen
Verbindung haben, nähern ſich die intereſſanten
Ausländer als Verehrer, und dann gelingt es ihnen häufig, die
Argloſigkeit dieſer Frauen zu mißbrauchen und ſich Kenntniſſe
von geheimzuhaltenden Dingen zu verſchaffen. Auch der photo=
graphiſche
Apparat ſpielt eine erhebliche Rolle. Nicht immer
wird er ſo plump gebraucht, wie jüngſt von den franzöſiſchen
Offizieren, die offenbar nicht daran dachten, daß man ihre =
tigkeit
beargwöhnen wird. Sonſt hätten ſie ſich photographiſche
Apparate mitgebracht, mit denen man Aufnahmen machen kann,
ohne daß es ſofort ſichtbar wird. Welche verheerenden Folgen
unter Umſtänden die militäriſche Spionage haben kann, geht aus
der berüchtigten Tätigkeit des öſterreichiſchen Generalſtabsoberſten
Redl hervor. Dieſer größte Verräter aller Zeiten war Schuld
daran, daß die Ruſſen über den Aufmarſchplan des öſterreichiſch=
ungariſchen
Heeres aufs genaueſte unterrichtet wurden. Nur
durch einen Zufall konnte der Mann entlarvt und beſeitigt wer=
den
. In der Nachkriegszeit geht wie zahlreiche Beiſpiele be=
weiſen
, die Spionagearbeit der Mächte ihren Gang weiter. j.

Der Kürten=Prozeß.
Die Plädoyers des Staaksanwallks und des Verkeidigers. Der Maſſenmörder 9mal zum Tode verurkeill.

Düſſeldorf, 22. April.
Am geſtrigen neunten und letzten Verhandlungstage ergriff
als erſter Staatsanwaltſchaftsrat Janſen das Wort zu ſeinem
Plädoyer, in dem er u. a. ausführte: Wir ſtehen am Ende eines
Prozeſſes von einem Ausmaße, wie wir ihn gegen eine einzige
Perſon wegen ſolcher Scheußlichkeiten wohl kaum je geführt haben.
Staatsanwaltſchaftsrat Janſen gab dann einen Ueberblick über die
Dinge, die zur Ermittlung des Täters erfolgt ſind. Drei Per=
ſonen
haben Kürten als den mutmaßlichen Täter angegeben. Aber
durch unglückliche Umſtände iſt es nicht dazu gekommen, Kürten
früher zu entlarven. Nachdem der Staatsanwalt noch die Um=
ſtände
, die zur Verhaftung des Angeklagten geführt haben, ſchil=
derte
, ſtreifte er das Leben des Kürten, der ſchon von früher Ju=
gend
an ſich zum Verbrecher herausbildete. Er war 17mal vor=
beſtraft
, aber niemals wegen Sittlichkeitsverbrechens.
Staatsanwaltſchaftsrat Janſen beendete ſeine zweiſtündigen
Ausführungen mit der Feſtſtellung, daß bei den letzten fünf Ver=
brechen
jede einzelne Tat einen Mord bzw. Mordverſuch mit
Ueberlegung darſtelle, wozu noch in einigen Fällen Notzuchtver=
brechen
hinzutreten.
Darauf entwarf Oberſtaatsanwalt Dr. Eich ein Bild von der
ſadiſtiſchen Entwicklung des Angeklagten, um daran die Frage
zu knüpfen, ob Kürten zurechnungsfähig ſei und wie ſeine Geſtänd=
niſſe
zu bewerten ſeien. Der Oberſtaatsanwalt hob ferner hervor,
daß Kürten alles, was außerhalb der erblichen Belaſtung ſtehe,
ſpäter zugelernt habe.
Oberſtaatsanwalt Dr. Eich beantragte im einzelnen
gegen Kürten die Todesſtrafe wegen Mordes in
den Fällen Klein, Scher, Reuter, Ohliger, Hahn, Hamacher, Lenzen,
Dörrier und Albermann. Er ſchloß ſeine Anklagerede mit den
Worten: Wenn jemals ein Luſtmörder die Todesſtrafe verdient
hat, dann iſt es Peter Kürten.
Der Angeklagte zeigte bei der Stellung der Strafanträge kei=
nerlei
Erregung. Darauf trat eine Pauſe ein.
Nach der Pauſe begann der Offizial=Verteidiger Rechtsanwalt
Dr. Wehner=Düſſeldorf ſein Plädoyer. Er wies darauf hin,
daß er als Pflichtverteidiger vor einer ſchweren und undankbaren
Aufgabe ſtehe. Wenn die Strafprozeßordnung vorſehe, daß gerade
dem ſchwerſten Verbrecher ein Verteidiger beigeordnet werden
müſſe, ſo geſchehe das aus dem Rechtsgedanken heraus. Die Ge=

ſchworenen müßten ſich trotz der Scheußlichkeit der Taten darüber
klar werden, daß die gefühlsmäßige Abſcheu zurückzuſtellen ſei zu=
gunſten
einer objektiven Einſtellung zu dem Angeklagten. Der
Verteidiger erklärte weiter, er halte es für ſeine Pflicht, einige
Punkte zu erörtern, die Zweifel an der ſtrafrechtlichen Verant=
wortung
Kürtens aufkommen ließen. Wenn der Angeklagte ſelbſt
vor der Ermordung unſchuldiger Kinder nicht zurückſchrecke, ſo ſei
das ein Beweis, daß ſein Geiſteszuſtand ein annormaler war, und
daß er zumindeſt als Grenzfall im Sinne des § 51 zu behandeln,
ſei. Kürten werde ſtets ein pſychologiſches Rätſel bleiben.
Der Staatsanwalt wandte ſich gegen die Anſicht des Ver=
teidigers
, daß Kürten die Ueberlegung bei der Tat gefehlt habe.
Dieſe Anſchauung ſtehe im Widerſpruch zu der Anſicht der drei
Sachverſtändigen.
Hierauf erhebt ſich Kürten zum Schlußwort. Er ſagte, die
von ihm begangenen Taten ſeien nach ſeiner jetzigen Erkenntnis
derart ſcheußlich, daß er nicht den Verſuch wage, dieſelben in
irgendeiner Form zu entſchuldigen.
Um 14,30 Uhr zog ſich das Gericht zur Beratung zurück.
Das Urkeil.
Düſſeldorf, 22. April.
Im Prozeß gegen den Düſſeldorfer Maſſenmörder Peter Kür=
ten
wurde am Mittwoch nachmittag 4,10 Uhr vom Schwurgericht
Düſſeldorf nach 1½ſtündiger Beratung das Urteil gefällt. Unter
lautloſer Spannung des vollbeſetzten Verhandlungsraumes ver=
kündete
Landgerichtsdirektor Roſe folgenden Urteilsſpruch:
Der Angeklagte iſt des Mordes in neun Fällen und
in zwei Fällen der Notzucht und der gewaltſamen Vornahme un=
züchtiger
Handlungen ſchuldig. Er wird für jeden Fall des
Mordes mit dem Tode beſtraft, ferner wegen Mordver=
ſuches
in ſieben Fällen zu einer Geſamtſtrafe von
15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die bürgerlichen Ehren=
rechte
werden ihm auf Lebensdauer aberkannt. Außerdem wird
er unter Polizeiaufſicht geſtellt. Die zu den Taten benutzten In=
ſtrumente
werden vom Gericht eingezogen. Die Koſten des Ver=
fahrens
fallen dem Angeklagten zur Laſt.

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Nummer 112

Seite 10

Donnerstag, den 23. April 1931

Reich und Ausland.
Der erſte dieſel=Flugmotor.
Berlin. Prof. Junkers iſt es nach 20jähr.
Forſchungsarbeit gelungen, den erſten Dieſel=
Flugmotor der Welt zu konſtruieren, der für die
Luftfahrt einen bahnbrechenden Fortſchritt be=
deutet
. Geſtern mittag wurde auf dem Tempel=
hofer
Feld das erſte Flugzeug, das mit einem
Junkers=Schwerölflugmotor ausgerüſtet iſt, Ju=
mo
IV vor namhaften Vertretern der Reichs=
regierung
, Induſtrie und Technik vorgeführt.
Prof. Junkers erklärte in einem einleitenden
Vortrag die wirtſchaftliche Bedeutung des neuen
Motors. Er betonte, daß die Einführung des
Jumo IV eine Revolutionierung der Luft=
fahrt
bedeute. Der Schwerölflugmotor erhöhe
die Brandſicherheit entſcheidend, er ſchaffe neue
Grundlagen für die Wirtſchaftlichkeit des Luft=
verkehrs
, da ſich die Brennſtofftaxen um 56 Pro=
zent
verringerten. Er verlängere infolge ſeines
ungewöhnlich geringen Brennſtoffverbrauches die
Flugſtrecke der Flugzeuge um 47 Prozent. Das
bereits beſtehende Verkehrsflugzeug mit einem
Maximal=Aktionsradius von beiſpielsweiſe 4000
Kilometern kann bei Einbau des Jumo IV"
5880 Kilometer im Non=Stop=Flug zurücklegen.

Die Vernehmung der Villenräuber.
Frankfurt a. M. Die polizeiliche Ver=
nehmung
der drei Villenräuber Weidmann,
Kullmann und Herpich ergab ein übereinſtim=
mendes
Geſtändnis. Der Gedanke des Raubüber=
falls
iſt von Weidmann ausgegangen, der ſich
ſchon längere Zeit mit dem Plan trug, ein
großes Ding zu drehen. Grundbedingung da=
für
war der Beſitz eines Autos, das er durch
das Märchen von den reichen Amerikanern, die
er in Deutſchland ſpäzieren fahren ſollte, von
ſeinem Vater erhielt. Seine Komplizen fand
Weidmann in übelbeleumdeten Lokalen. Be=
kanntlich
ſollte zunächſt auch der ſechsjährige
Sohn des Direktors Riefſtahl entführt werden.
Weidmann war wiederholt mit ſeinem Wagen
in der Nähe der Villa und unterhielt ſich mit
dem Knaben, um mit ihm bekannt zu werden
und ihn dann bei paſſender Gelegenheit in dem
Wagen mitzunehmen. Bereits am letzten Frei=
tag
war das Trio in der Nähe einer anderen
Villa, um dort einen Raub auszuführen, der
aber dadurch vereitelt wurde, daß unerwartet
Leute in das Haus gingen und es nicht wieder
verließen. Auch der Zechprellerei haben ſich die
Burſchen ſchuldig gemacht. Alle drei waren der
Polizei bekannt und bereits vorbeſtraft. Herpich
iſt erſt Ende Februar aus dem Gefängnis ent=
laſſen
.
Brillanten im Mülleimer.
Frankfurt a. M. Im Herbſt des ver=
gangenen
Jahres wurden in einem Juwelier=
laden
im Steinweg Brillanten im Wert von
über 6000 Mark geſtohlen. Als des Diebſtahls
verdächtig kam eine alte Putzfrau in Frage, die
im Mülleimer eine Mappe gefunden hatte, in
der die Steine aufbewahrt geweſen waren. Tat=
ſächlich
fand ſich auch der größte Teil der Bril=
kanten
in der Mappe wieder. Ueber den Reſt
vermochte die Finderin keinen Aufſchluß zu
geben. Sie wurde entlaſſen. Nach einiger Zeit
ſtellte ſich heraus, daß der Dieb ein älterer Ge=
ſchäftsmann
geweſen war, der in dem Laden
telephoniert hatte. In einem angrenzenden
Hausflur hatte er dann die Taſche flüchtig durch=
ſucht
und im Hinterhof in den Mülleimer ge=
worfen
. Die Gerichtsverhandlung ergab ein
überaus trauriges Bild über die Hintergründe
des Diebſtahls. Der Angeklagte war morphium=
ſüchtig
und hatte Unterſchlagungen bei ſeiner
Firma begangen. Er hatte ſich auch demnächſt
wegen umfangreicher Rezeptfälſchungen zu ver=
antworten
. Das Gericht erkannte auf ſechs
Monate Gefängnis.
Der Wiesbadener Defraudant in Berlin
verhaftet.
Wiesbaden. Vor 14 Tagen ging der
38jährige Landesoberſekretär Ernſt Baumgarten
von hier flüchtig, weil gegen ihn der Verdacht
der Unterſchlagung von Amtsgeldern erhoben
wurde. Es ſoll ſich um eine Summe von 25 000
Mank handeln, die Baumgarten in ſeiner Eigen=
ſchaft
als Pfleger für geiſtig ſchwache Perſonen
zu verwalten hatte. B. begab ſich nach Berlin
und hielt ſich dort in einer Penſion im Weſten
verborgen. Auf einen Funkſpruch der Kriminal=
polizei
Wiesbaden nahmen Berliner Beamte die
Ermittlungen auf und konnten den Flüchtling
vorgeſtern in der Penſion feſtnehmen. B. be=
ſtreitet
die Unterſchlagungen.
Veruntreuungen beim G.d.A.
Berlin. Vor dem Schöffengericht Berlin=
Mitte begann geſtern der Prozeß gegen den
Verlagsbuchhändler Dr. Marius Matthießen,
der den G. d. A. um 700 000 Mark geſchädigt hat.
Er war im Jahre 1926 als Geſchäftsführer des
Siebenſtäbeverlages und des dem G.d.A. eben=
falls
angeſchloſſenen Buchverlages ſowie der
Buchdruckerei R. Boll angeſtellt. Gegen gefälſchte
Quittungen von Schriftſtellern, die mit dem Sie=
benſtäbeverlage
in Verbindung ſtanden, über
angeblich empfangene Honorare entnahm er Gel=
der
aus der Kaſſe. Der Angeklagte ließ ſich
ferner Wechſel über 450 000 Mark geben, die er
bei einem Bankhaus mit dem gefälſchten Giro
des G.d.A. für 150 000 Mark diskontierte.
Außerdem entnahm er noch der Kaſſe 25 000
Mark und ergriff die Flucht. Im Juni 1930
kehrte er nach Deutſchland zurück und ſtellte ſich
der Staatsanwaltſchaft.
Selbſtmord des früheren deutſchen U= Boot=
führers
Boldt.
Berlin. Nach Meldungen aus Rio de
Janeiro, die dem Lokalanzeiger über London zu=
gegangen
ſind, hat der frühere deutſche U= Boot=
kommandant
, Oberleutnant z. See a. D. Boldt,
in Cali (Kolumbien) Selbſtmord begangen.
Boldt, der 1928 nach Kolumbien gekommen und
während des Krieges Kommandant von U. 69
war, war ſeinerzeit mit ſeinem Kameraden Dit=
mar
vom Reichsgericht zu 4 Jahren Gefängnis
verurteilt worden, weil beide als Offiziere auf
einem U=Boot die Torpedierung eines angeb=
lichen
Lazarettſchiffes nicht verhindert hatten.
Im November 1921 entwich Boldt aus dem Ge=
fängnis
und entkam ins Ausland.

Schloß Kappenberg wird Freiherr v. Skein=Muſeum.

Karl Freiherr v. Stein,
Schloß Kappenberg bei Lünen in Weſtfalen,
der Lieblingsaufenthalt und das Sterbehaus des großen preußi= geboren am 26. Oktober 1757 in
ſchen Reformators, wird anläßlich des 100. Todestages Steins. Naſſau a. d. Lahn, geſtorben am 29.
(29. Juli) in ein Muſeum umgewandelt werden, in dem An= Juli 1831 auf Schloß Kappenberg.
denken und Dokumente aus dem Leben des Staatsmannes
geſammelt werden ſollen.

Lippen-Negerinnen in Berlin.

Frihi Maſſary und Mar Pallenberg in Siam.

Die Schauſpielergatten bei einer Rikſchah=Spazierfahrt in Bangkok.
Auf ſeiner Weltreiſe iſt das deutſche Schauſpieler=Ehepaar Pallenberg=Maſſary in der ſiameſiſchen
Märchenſtadt Bangkok eingetroffen.

Geheimrat Heck vom Berliner Zoo empfängt ſeine ſchwarzen Gäſte.

Als Gäſte des Berliner Zoo trafen eine Gruppe afrikaniſcher Lippen=Negerinnen und mehrer
männliche Pygmäen ein. Die ſchwarzen Damen tragen als Schmuck von Jugend an zwei rieſig
Holzplatten in den Lippen, ſo daß der Mund ſchließlich wie eine gräßliche Klappe ausſieht. Vo
erſt ſind die Geſichter der Frauen noch verhüllt, doch wenn ſie die Schleier fallen laſſen, ſehen ſie
ſo aus, wie unſer Bild links unten zeigt. Aber die Männer aus dem zwergenhaften Pygmäe
ſtamm ſind auch nicht ſchöner.

Die Unterſuchung des Oſteroder Truppen=
unfalls
.
Oſterode. Im Laufe des vorgeſtrigen Ta=
ges
wurden die Ermittlungen zum Unglücksfall
auf dem Exerzierplatz von den zuſtändigen Trup=
pendienſtſtellen
, dem Oberſtaatsanwalt bei dem
Landgericht Allenſtein und dem Amtsgericht
Oſterode an Ort und Stelle aufgenommen bzw.
fortgeſetzt. Soweit bisher feſtgeſtellt war, liegt
ein Verſchulden irgendwelcher Perſonen nicht
vor. Es ſcheint ſich um einen Unglücksfall zu
handeln. Der Obergefreite Olbrich der 2. Eska=
dron
iſt geſtern nacht ſeinen Verletzungen im
Kreiskrankenhaus Oſterode erlegen. Somit hat
das Unglück ein zweites Todesopfer gefordert.

Großfeuer in der Wiener Techn. Hochſchule.
Wien. In der Wiener Techniſchen Hochſchule
ſt ein Großfeuer ausgebrochen. Der Brand, der
wahrſcheinlich auf Ueberheizung zurückzuführen
iſt, war im alten Track ausgebrochen und wurde
erſt um 10 Uhr entdeckt, nachdem er wahrſchein=
lich
ſchon längere Zeit gewütet hatte. Der Dach=
ſtuhl
geriet in einem Ausmaß von 200 Quadrat=
metern
in Brand. Das Uebergreifen des Feuers
auf den neuen Track konnte von der Feuerwehr
verhindert werden. Verbrannt ſind Altmaterial,
alte Möbel und Hefte, die auf dem Dachboden
aufgelagert waren. Nach halbſtündigen Be=
mühungen
der Feuerwehr war die Gefahr be=
ſeitigt
.

Allgem. Deukſcher Lehrerinnen-Berein.
Der Allgemeine Deutſche Lehrerinnen=Verein.
der etwa 40 000 Lehrerinnen aller Schulgattun=
gen
von der höheren, der mittleren, der Volks=
ſchule
und der Berufsſchule umfaßt, wird Pfing=
ſten
1931 vom 23.27. Mai ſeine 21. Haupt=
verſammlung
in Stuttgart abhalten. Am Abend
des 23. Mai wird ein Jugendabend ſtattfinden,
auf dem beſonders vor weiblicher Jugend über
Inhalt und Formung des Lebens der berufs=
tätigen
Frau geſprochen werden wird. Am
Pfingſtſonntag wird für die am 13. Mai 1930
verſtorbene Begründerin des Deutſchen Lehrerin=
nenvereins
, Helene Lange, die 30 Jahre lang
ſeine Vorſitzende war, eine Gedächtnisfeier ab=
gehalten
werden. Am Nachmittag wird in der
1. Mitgliederverſammlung das Thema Völker=
bund
und Schule behandelt werden. Am
Pfingſtmontag wird in der 1. öffentlichen Ver=
ſammlung
Frau Miniſterialrat Dr. Gertrud)
Bäumer über das Thema Erziehung der
Mädchen zu ihren Aufgaben als Frau und
Staatsbürgerin ſprechen. In der 2. öffentlichen
Abendverſammlung am Dienstag, die ganz be=
ſonders
auch für Eltern vorgeſehen iſt, wird
Frau Direktorin Glinzer, Hamburg, Die Aus=
wirkung
unſerer pädagogiſchen Erkenntniſſe in
Schule und Haus behandeln. In der 3. öffent=
lichen
Verſammlung am Mittwoch, den 27. Mai,
werden eine Vertreterin der höheren Schule,
eine Vertreterin der Berufsſchule und eine Ver=
treterin
der Volksſchule über das Thema Ge=
genwartsforderungen
an Unterricht und Leben
der Schule ſprechen. Die 20. Hauptverſamm=
ung
des Allgemeinen Deutſchen Lehrerinnen=
Vereins fand Pfingſten 1929 in Wien ſtatt.
Weit über 2000 Lehrerinnen aus Deutſchland
und Oeſterreich haben an dieſer Tagung teilge=
nommen
. Es ſteht zu erwarten, daß die Teil=
nahme
an der 21. Hauptverſammlung in Stutt=
gart
nicht geringer ſein wird.

Einweihung eines deutſch=italieniſchen Inſtitut=
für
Meereskunde.
Pola. In Gegenwart des italieniſchen
Großadmirals Thaon de Revel und des deutſchen
Botſchafters v. Schubert wurde vorgeſtern in
Rovigno das deutſch=italieniſche Inſtitut für
Meereskunde feierlich eröffnet. Der Feier wohn=
ten
ſämtliche deutſchen und italieniſchen Mie
glieder des Inſtituts bei. Thaon de Revel, de
Präſident des Inſtituts, erinnerte in einer An=
ſprache
an die edlen Traditionen der wiſſen,
ſchaftlichen Zuſammenarbeit zwiſchen Italien
und Deutſchland und rühmte den Geiſt des Eir
vernehmens, der zur Schaffung dieſes Inſtitut=
geführt
habe, und der die Völker in den Errurn
genſchaften der Ziviliſation vereinigen könn=
Der deutſche Botſchafter Dr. v. Schubert gal
in ſeiner Dankesrede der Zuverſicht Ausdruch
daß das Inſtitut der Sitz enger Zuſammenarbei
der Vertreter der deutſchen und der italieniſchei
Wiſſenſchaft ſein und ſo die freundſchaftlichen
Bande zwiſchen Deutſchland und Italien zu einer
immer engeren geiſtigen und kulturellen Ein;
gung der beiden Völker geſtalten werde.

[ ][  ][ ]

Nummer 112

Donnerstag, den 23. April 1931

Seite 11

Opoll Spier und Turnen.

Gewinnauszug
1. Klaſſe 37. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Nachdruck verboten
Ihne Gewähr

Handball in der 2. T. (Odenwaldgau).

Der 19. April 1931 brachte folgende Ergebniſſe:
Groß=Zimmern Groß=Wallſtadt 7:3: Spachbrücken 1. Richen 2.
15:0; Kirch=Brombach 1. König 1. 2:7: 2. Mannſchaften 2:3; Leng=
feld
1. Michelſtadt 1. 5:4: Schaafheim 1. Habitzheim 1. 5:3; Gun=
dernhauſen
1. Reichsb. Darmſtadt 2. 5:1: Groß=Zimmern 2.
Semd 1. 2:2; Groß=Umſtadt 3. Wald=Amorbach 1. 6:1: Erbach 2.
Reinheim 1. 4:3: Michelſtadt 2. Hainſtadt 1. 4:4: Klein=Zimmern 1.
Urberach 1. 3:5: Momart 1. Zell 1. 10:2: 2. Mannſchaften 3:3.

Durch ſeinen eindrucksvollen Sieg über Groß=Wallſtadt hat ſich Gr.=
Zimmern den Eintritt in die Kreisklaſſe erkämpft. Wir beglückwünſchen
es hierzu aus vollem Herzen. Das Ergebnis des Kampfes Spachbrücken
Richen ſpricht für ſich. Königs 1. lieferte ein produktives Stürmer=
ſpiel
, wie man es ſchon lange nicht mehr bei ihr geſehen hat. Sologänge
und Eigenſinnigkeiten unterblieben, ſo daß ein ſchöner Erfolg gebucht
werden konnte. Michelſtadt trat mit einer ſtark verjüngten Mannſchaft
in Lengfeld an. Das Treffen zeigte gleichſtarke Kräfte auf beiden Seiten.
Der glückliche Sieger wurde Lengfeld. Das Spiel in Schaafheim
hatte eine ritterliche erſte Hälfte und eine unritterliche zweite, die durch
lautes Zurufen noch unſchöner wurde. Die beſſere Geſamtleiſtung war
bei Schaafheim. Gundernhauſen war während des ganzen Spieles ſei=
nem
Gegner überlegen und gewann verdient. Der Reichsbahn= Wider=
ſtand
war gering, was zum Teil an dem aufgeweichten Boden lag. Trotz
ſeiner 10 Spieler erzwang Groß=Zimmerns 2. infolge ihrer reiferen
Technik ein Unentſchieden gegen Semd. Wald=Amorbach, das 10 Mann
zur Stelle hatte, gab keinen gefährlichen Gegner für Groß=Umſtadt ab.
Im Spielaufbau hat es bei den Gäſten ſehr gemangelt. Erbachs 2.
ſpielte anfangs ſehr zerfahren; die drei Tore rühren aus Strafwürfen
her. Reinheims Sturm gefiel gut. Gegen Schluß war das Treffen aus=
geglichen
. Michelſtadt Hainſtadt boten eine ſchwache Leiſtung. Ur=
berach
war in der erſten Halbzeit überlegen, nach den Wechſel kam der
Platzverein auf und konnte dreimal einſenden.

Am Sonntag, den 26. April, ſpielen: Groß=Umſtadt 1.
Groß=Gerau 1. um 3.30 Uhr: Altheim 1. Kirch=Brombach 1. um
3.30 Uhr: 2. Mannſchaften um 2.30 Uhr; Schaafheim 1. Zell 1. um
2.30 Uhr: 2. Mannſchaften um 3.30 Uhr; Gundernhauſen 1. Arheil=
gen
2. um 3.15 Uhr; Gundernhauſen 2. Arheilgen 3. um 2 Uhr:
Habitzheim 1. Lengfeld 1. um 3 Uhr; König 2. Steinbuch 1. um
3 Uhr; König 3. Richen 2. um 1.30 Uhr: Wald=Amorbach 1. Heu=
bach
1. um 3 Uhr: Steinbach 1./2. Hainſtadt 1. um 2.30 Uhr; Spach=
brücken
1. Reinheim 2. um 3.45 Uhr (rückſt. Pflichtſpiel).

Um die Deutſche Handball=Meiſterſchaft.
Die Vorrunde fällt aus.
Der Verwaltungsausſchuß der von der Deutſchen Turnerſchaft,
Deutſchen Fußball=Bund und der Deutſchen Sportbehörde für
Leichtathletik gebildeten Arbeitsgemeinſchaft beſchloß auf ſeiner
letzten Sitzung, daß zu der Endrunde der deutſchen Handball=
meiſterſchaft
jeder Verband nur einen Vertreter ſtellen darf. Bis=
her
war feſtgeſetzt worden, daß die beiden beſten Mannſchaften der
D.T. und D.S.B. bei den Männern und Frauen in einem Vor=
rundenſpiel
am 14. Juni und dann im Endkampf am 28. Juni zu=
ſammentreffen
. Durch dieſen neuen Beſchluß fällt nun die Vor=
runde
am 14. Juni aus. Die D.T. benutzt dieſe Gelegenheit, um
an dieſem freigewordenen Termin auch ihrerſeits einen eigenen
Meiſter feſtzuſtellen, was bis jetzt nicht vorgeſehen war.

SVgg. 04 Arheilgen Starkenburgia Heppenheim.
Zu einem Freundſchaftstreffen haben die Arheilger am Sonntag
(16.30 Uhr) obengenannten Verein, den Tabellendritten des Kreiſes Süd=
heſſen
, der in einem noch ausſtehenden Spiel mit VfR. Bürſtadt Zweiter
werden kann, verpflichtet. Heppenheim hat in der letzten Zeit viel von
ſich hören laſſen und gegen ganz beachtliche Gegner ausgezeichnete Re=
ſultate
erzielt. Die Sportvereinigung probiert junge Leute aus und
darf man ſich deshalb das in Bürſtadt erzielte Reſultat, das mit einer
kompletten Mannſchaft anders gelautet hätte, auch erklären. Am kom=
menden
Sonntag ſteht vorausſichtlich die Mannſchaft mit einigen Um=
ſtellungen
wieder wie in den Verbandsſpielen. Beide Mannſchaften hal=
ten
wir für gleich ſtark und den Ausgang des Spieles für vollſtändig
offen. Vorher ſtehen ſich in der Alten=Herren=Runde die A.=H.=
Mannſchaft von Arheilgen und SV. 98 Darmſtadt
gegenüber. Auch dieſes Spiel dürfte ſehr intereſſieren, ſtehen doch in
beiden Mannſchaften alte Kämpen mit ehemaligem großen Können.

Vitau, der Trainer des franzöſiſchen Weltrekordlers Ladou=
mégue
, wurde vom franzöſiſchen Verband von der Liſte der Ma=
nager
geſtrichen.

Kegler-Vereinigung Darmſtadk und Umgebung.
Frühjahrsgautagung in Darmſtadt.
Die diesjährige Frühjahrs=Geſamtvorſtandsſitzung des ſüd=
deutſchen
Gaues findet Sonntag, den 26. April, in Darmſtadt im
Bürgerverein ſtatt. An dieſer beteiligen ſich ſämtliche Verbände
des Gaues durch ihre Vorſitzenden. Zunächſt ſind verſchiedene
Fragen organiſatoriſcher Natur, zu erledigen. Im Vordergrund
der Intereſſen ſteht die Beſchlußfaſſung über die Gaumeiſter=
ſchaften
1931, welche in großem Rahmen vom 30. Mai bis
7. Juni 1931 in Frankfurt a. M. ſtattfinden ſollen.
Der Gauſportausſchuß plant eine grundlegende Umgeſtaltung
der alljährlich ſtattfindenden ſüddeutſchen Gauſportwoche, die in
Verbindug mit der Jahreshauptverſammlung zur Durchführung
kommt. Gewählt werden auch die Vertreter des Gaues in dem
Geſamtvorſtand des Deutſchen Keglerbundes. Jedes Mitglied iſt
zur Teilnahme berechtigt.
Bezirksmeiſterſchaftskämpfe.
Am kommenden Sonntag finden die letzten Starte der Rück=
kämpfe
in den einzelnen Bezirken ſtatt. Es ſind gleichzeitig auch
die Entſcheidungskämpfe für Beſtimmung der Meiſter und der=
jenigen
Mannſchaften, die zur Gaumeiſterſchaft zugelaſſen werden.
In Darmſtadt ſtamſn vom 1. Bezirk die Mannſchaften von
Frankfurt=Griesheim, c ankfurt=Schwanheim und Frankfurt ſelbſt.
Spannende Kämpfe ſtehen bevor.

Deutſcher Reiterſtart nur in Rom.
Die deutſchen Reiter=Offiziere ſind mit ihrem Pferdematerial
bereits in Rom eingetroffen, wo ſie vom 1. bis 10. Mai an einem
großen internationalen Turnier teilnehmen. Von einem zweiten
Start in Florenz wurde Abſtand genommen, da ſich inzwiſchen
weitere Möglichkeiten von Auslands=Starts ergeben haben. Die
Reiteroffiziere werden Ende Mai und Anfang Juni an den kurz
aufeinander folgenden Turnieren in Wiesbaden, Koblenz und
Hannover teilnehmen. Weiterhin hat die Reichswehr die Teil=
nahme
an den Turnieren in Dublin (5. bis 9. Auguſt), Budapeſt
und an den reiterlichen Wettkämpfen in den Vereinigten Staaten
in Ausſicht genommen.
Reichstrainer Dr. Nerz erhielt eine Einladung der amerika=
niſchen
Univerſität Philodelphia, im Frühjahr 1932 dort Vorle=
ſungen
über Aſſociations=Fußball zu halten.
Mit dem Kreuz der Ehrenlegion wurde der in Paris anſäſſige
Boxpromotor Jeff Dickſen für ſeine Verdienſte um den Sport
ausgezeichnet.

Geſchäftliches.
Wachſende Beliebtheit der Mittelklaſſe im Paſſagierverkehr
nach Südamerika.
Wie auf der nordatlantiſchen Route, ſo macht ſich auch in der
Fahrt nach Südamerikt die Neigung des Paſſagierverkehrs, billi=
gere
Beförderungsgelegenheiten zu wählen, in zunehmendem Maße
geltend. Die HamburgAmerika=Linie iſt dieſem in den Zeitver=
hältniſſen
begründeten Wunſche vor etwa Jahresfriſt durch die
Indienſtſtellung ihrer großen, mit modernen Mittelklaſſe= Einrich=
tungen
verſehenen Paſſagierſchiffe General Oſorio, General
San Martin und General Artigas entgegengekommen. Die
genannten Schiffe bieten ihren Fahrgäſten in der Mittelklaſſe eine
Reihe eleganter Geſellſchaftsräume, behaglich ausgeſtattete Ka=
binen
, große geſchützte Promenadendecks, Schwimmbad und Wan=
nenbäder
, Friſierſalons, Verkaufsſtände, Bibliotheken, kurz einen
Komfort, wie ihn auch die 1. und 2. Klaſſe nicht vollſtändiger zu
gewähren vermag. In ihrem jetzt einjährigen Dienſt haben dieſe
Schiffe ſich in jeder Hinſicht bewähren können. Sie erfreuen ſich
eines ſtetig zunehmenden Zuſpruches der am beſten zeigt, wie ſehr
mit der Erweiterung und modernen Ausgeſtaltung der Mittelklaſſe
im Südamerika=Paſſagierverkehr der Hapag eine zeitgemäße For=
derung
erfüllt wurde.

Hauptſchriftleltung. Rudelt Maupe
Verantworilich für Polltik und Wirtſchaft: Rudelf Maupe; für Feuilleten, Reich un
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort Dr. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuble=
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſiadt
Fär unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 14 Geiten

Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar ſe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II

21. April 1931
2. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
gezogen
6 Gewinne zu 5000 m. 2367 119976 313377
4 Gewinne zu 3000 M. 104988 237383
8 Gewinne zu 2000 on. 106291 197948 346066 394527
20 Gewinne zu 1000 M. 43682 115786 123896 173774 176249 227259
243631 248294 300259 305278
40 Gewinne zu 800 M. 2086 44666 78568 93018 96628 119704
129758 198403 222682 255961 306362 328051 336139 338190 346914
352471 357891 359861 369224 387897
50 Gewinne zu 500 M. 155 619 31696 42354 60034 71888 83441
121709 122921 129206 139958 153525 164151 204653 213732 245739
285276 294638 296641 317899 318458 318482 364890 368154 378540
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
gezogen
2 Gewinne zu 50000 M. 23490
4 Gewinne zu 10000 M. 67281 309234
2 Gewinne zu 5000 a. 276021
4 Gewinne zu 3000 M. 110746 399220
8 Gewinne zu 2000 M. 140105 274267 337136 347984
30 Gewinne zu 1000 a. 16291 18848 27717 46321 160779 213117
226061 239379 247379 275782 343101 359057 365562 380759 380909
32 Gewinne zu 800 M. 1931 21662 31664 110480 117436 15628
163063 208620 234039 238376 256631 305235 319451 333060 364477
383054
58 Gewinne zu 500 M. 19894 22843 28531 62164 77847 118830
126502 149425 159071 170787 172350 180194 187859 202767 216575
219961 225427 261587 256111 276035 277966 295106 309040 320842
322573 337933 340609 383160 399320

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Donnerstag, 23. April.
10.20: Schulfunk: Auf einem oſtpreußiſchen Gutshof.
15.30: Stunde der Jugend: Ausf.: Elſa Pfeiffer und K. Köſtlin.
16.30: Nachmitt skonzert: Werke von Mozart, Lüttgers. Leucht,
Smetana Muſſorgiky, Tſchaikowſky: Das Leipziger Symphonieorch.
18.15: H. Klamforth: Vom richtigen Denken.
18.45: Dr. Irene Levis: Modernes Gift.
19.15: Prof. Dr. Sittig: Der Himmel im Mai und Jum Die
Lebensdauer eines Sternes und insbeſondere unſerer Sonne.
19.45: Aus Carl Maria von Webers Wanderjahren: Mitw.: Prof.

cello), Eliſabeth Helffrich (Rezitation).
21.00: Gaſtſpiel der Ganghofer=Thoma=Bühne, Egern am Tegern=
ſee
: Magdalena, Ein Volksſtück von L. Thoma.
22.50: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 23. April.
15.00: Kinderſtunde: Eine Hortgruppe kommt zu uns zu Beſuch.
15.45: Käte Graber: Die alleinſtehende Frau.
16.00: Dr. L. Weismantel: Geſagtes und Geſtaltetes i. d. Sprache.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof. Dr. H. Mersmann: Hausmuſik.
18.00: Min.=Rat Joachim: Aus der Praxis des Arbeitsrechts.
18.30: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.05: Berlin: Geh. Juſtizrat Prof. Dr. Heilfron: Rechtsfragen
19.30: Generaldir. Pickel: Mie Milchverſorgung der Großſtädte.
20.00: A. d. Hotel Adlon: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Rooſz.
20.30: Programm der Aktuellen Abteilung.
21.00: Sinfonie=Konzert. Werke von Gluck, Beethoven, Mozart,
Danach: Café Berlin: Tanzmuſik. Kapelle George Nettelmann.

Weiterbericht.
Infolge ſtärkerer Temperaturgegenſätze hat über Polen der Luft=
druckfall
zugenommen und ſich eine Störung entwickelt, die weſtwärts
über Deutſchland ihren Einfluß entfaltet. Wahrſcheinlich wird die Rück=
ſeite
der Störung noch weiter über Deutſchland vorgreifen, ſo daß unſer
Bezirk mit in den Bereich gelangt und dadurch noch kühles und wechſel=
haftes
Aprilwetter mit einzelnen Schauern herrſcht.
Ausſichten für Donnerstag, den 23. April: Wechſelnd wolkig mit vor=
übergehender
Aufheiterung, noch kühl, vereinzelte Schauer.
Ausſichten für Freitag, den 24. April: Bewölkt mit Aufheiterung. Tem=
veraturen
wenig verändert, ſtrichweiſe leichte Niederſchläge.

Am Freitag, den 24. April 1931,
verſteigere, ich zwangsweiſe gegen Bar=
zählung
:
(6350
a) Vormittags 9 Uhr, an Ort und
Stelle Rheinſtr. 26:
1 Wanduhr, 1 Manikürtiſch, 1 Tru=
meaufpiegel
, 1 Glastransparent, 10
elektr. Beleuchtungskörper, 2 Ober=
gardinen
, 1 Bild, 1 Kleiderleiſte, ein
Stockſtänder, 1 Firmenſchild, 1 Laden=
Ausſtellungsſchrank, 1 Ausſtellungs=
ſchrank
mit Schiebetür, 2 Büſten,
Haarſchmuck, Puderquaſten. Seiſe,
Schwämme,Bürſtenwaren, Parfümerie=
waren
, Toiletten=Artikel uſw.
b) Nachmittags 3 Uhr, in meinem
Verſteigerungslokal Ludwigs=
platz
8:
1 Diwan, 1 Eisſchrank. 1 Radio= Ap=
parat
, 2 Eleſtro=Grammophone, zwei
Notenſchränke, 3 Ladentheken, 1 Flur=
garderobe
, 1 Trumeauſpiegel, 2 Kleider=
ſchränke
2 Schreibtiſche, 140 Garten=
ſtühle
, 20 Gartentiſche, 1 Korbmöbel=
Garnitur, 2 Arbeitstiſche, 1 Plüſchſofa,
2 Plüſchſeſſel, 1 Grammophon mit
Platten, 3 Zimmerteppiche, 2 große
Bilder, 1 Sekretär, 1 Eiswagen, zwei
Regiſtrierkaſſen, 1 Bücherſchrank, ein
zweiteil. Waſchbecken, 1Klavier, 1 Herd,
1 Schreibmaſchine, 1 Rauchtiſch uſw.
Darmſtadt, den 22. April 1931.
Eißer
Gerichtsvollzieher Kr. A.,
Rheinſtraße 28, H., II. Hof, rechts.

Am Freitag, den 24. April 1931,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungslokale, hier, Hügelſtr. 27
verſchiedene Gegenſtände öffentlich
zwangsweiſe gegen Barzahlung.
Scharmann,
ſtellv. Gerichtsvollzieher des Ger.=Vollz
Portner, Heinrichſtr. 93, I. ( 634

Liter Mopöl
2 Farden-Kraufh, Escholbr.-Str. 3. 1339

Auto
leihweiſe v. Selbſt
fahrer f. eine Woche
weg. Reparatur d.
eig. Wagens geſucht
Zuſchrift. u. L. 112
a. d. Geſchſt. (6352 In Frankfurt a. M.
Haus mit Café und Weinſtube
ſehr gute Lage, z. verkf. Anz. 20 Mille.
Haus mit Hotel=Reſtaurant,
ſehr hohe Rente, Anzahlung 20 Mille
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Spottpreis v. 95 Bäckerei
u. Kondikorei
ſofort beziehbar, in
Rüſſelsheim z. ver=
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Groß=Gerau.
Margaretenſtr. 3.
(6337b) Zu verkaufen
Küchenſchrank und
Tiſch, Treppenſtuhl,
Vogelk. m. Geſtell,
kl. Waſchm., Fen=
ſtertr
., ein Kinder=
herd
. Einmachtöpfe.
Wilhelminenſtr. 9,
2. Stock links. zu verkauf. Anfr. u.
L. 98 Geſchſt. (6333 Schreibmaſchine
gebr., billig abzug.
Anzuſ. v. 46 Uhr
Friedmann,
Luiſenplatz 1.

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Soderſtraße 59. (*

Kadio, 2=R.=Gerät
m. Aku. u. Lautſpr
f. 28 zu vk. Hei
delbergerſtr. 102, p.*

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abzug. Griesheim
Pfungſtädterſtr. 48
(6324)


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und Breiter
faſt neu. billig zu
verkaufen. Philipp
Müller 10., Gries=
heim
, Bahnhofſtr.
(6363)

Am Freitag, den 24. April 1931.
vorm. 10 Uhr, ſollen in meinem
Ferſteigerungslokale Luiſenſtraße 32/34
folgende Pfänder zwangsweiſe gegen
Barzahlung verſteigert werden:
1 Salonſchrank, 1 Diwan, 1 Schreib=
tiſch
, 1 el. Motor, 1 Kleiderſchrank 1
Waſchtiſch. 1 Partie Parfüm p. p.,
8 große und 2 kleine Anlaſſer, 28
Bohrmaſchinen, 1 elektr. Haarſchneide=
maſchine
, 6644 Lochzähne, Möbel
aller Art u. a. m.
Ferner hieran im Anſchluß an Ort
und Stelle Eliſabethenſtr. Nr. 34:
1 Ladentheke, 2 Warenſchränke, zwei
Regale, 5 Grammophone,
Ferner hieran im Anſchluß an Ort
und Stelle (wird noch bei obiger Ver=
ſteigerung
bekannt gegeben): 2 Laden=
heken
, 4 Warenſchränke, 1 Ladenkaſſe
(6364
und 1 Trumeauſpiegel.
Darmſtadt, den 22. April 1931.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Aus Konkurs=Nachläſſen, ſowie im gefl.
Auftrage ſtehen in meinem Lokale:
1e Bleichſtraße 1
3 Schlafzimmer
mod. in birke, nußbaum und eichen,
3 Speiſezimmer
mod. in eichen mit Vitrinen und Kredenz,
3 Herrenzimmer
mod, eichen und nußbaum.
3 prachtvolle Küchen=Einrichtungen
1 gebr. weiß. Schlafzimmer mit 2teiligem
Spiegelſchrank u. Waſchkomm. m. Marmnor
und Spiegel, 2 Vertiko, Bücherſchränke,
Spiegel= u. Kleiderſchränke Waſchkommoden
u. Nachttiſche in weiß u. nußb., Diplomat=
u
. Rollſchreibtiſch, Auszug=, runde, Steg=
u
. Küchentiſche, Stehpult, Sekretär, Paneel
diwan, Lederſofa, 1 Sofa, 1 II. D.van m
2 Seſſel, Backen=, Ruhe= und Korbſeſſel, 1
Sofabank m. Seſſel und Stühlen, Zimm.. Küchenſtühle, Rokoko=, Gold= und Tru
meauxſpiegel, vollſt. gl. Betten, Chaiſel.
einf. Teppiche, Oelgemälde, Bilder uſw
Biedermeier=Möbel (6339
ein eleg, nußb. ant Schrank, 2tür.
Johannes Krummeck
Auktionator und Taxator. Tel 4133
Annahme v. Berſteigerungenu. Taxationen.

Naoe Wtate

Das ging aber schnell!
Ja, durch eine kleine Hnzeige
im Darmstädter Tagblatt.

Bauarbeiten.
Bei der Errichtung von Reihenhäuſern
an der Beſſungerſtraße und der Apotheke
an der Beckerſtraße ſollen die nachſtehend
ingeführten Arbeiten auf Grund der
Reichsverdingungsordnung vergeben
werden:
1. Schloſſer=u. Anſchlagerarbeiten,
2. Anſchlagen von Fenſter klapp=
läden
,
3. Anfertigung von Fenſterklapp=
läden
,
4. Anfertigung von Eiſenbeton=
pfoſten
,
5. Verſetzen v. Eiſenbetonpfoſten,
6. Tapezierarbeiten,
7. Fußboden= und Wandplatten=
arbeiten
,
8. innere Weißbinderarbeiten,
9. äußere Weißbinderarbeiten.
Die Bedingungen liegen bei dem
unterzeichneten Amte Grafenſtraße 30, I.,
Zimmer Nr. 9 offen.
Angebote für die Arbeiten unter 1
bis 7 ſind bis Samstag, den 2. Mai
1931, 10 Uhr, und für die Arbeiten
unter 8 und 9 Samstag, den 2. Mai
1931, 10,30 Uhr, bei dem ſtädt. Hoch=
bauamt
, Grafenſtraße 30, I., Zimmer 9.
(st. 6342
einzureichen.
Darmſtadt, den 23. April 1931.
Städt. Hochbauamt.

[ ][  ]

Die Arbeitsmarkilage in Heſſen und Heſſen=Naſſau.
Die Zahl der Arbeitſuchenden fiel, nach Feſtſtellung des Landes=
arbeitsamtes
Heſſen, in der erſten Aprilhälfte um 12 487 gleich 4,3 Pro=
zent
auf 280 071, vom 15. bis 31. März war ſie um 16 217 gleich 5,2 Pro=
zent
, geſunken; in den gleichen Zeitabſchnitten des Vorjahres dagegen
um 20 293 gleich 9 Prozent und 14 997 gleich 7.3 Prozent. Die Arbeits=
loſigkeit
geht alſo merklich langſamer zurück als im Vorjahr. Bis jetzt
wurden faſt nur die Saiſonberufe entlaſtet, nämlich um 10 040, und
zwar nahmen die Arbeitſuchenden in der Landwirtſchaft um 1079, in der
Induſtrie der Steine und Erden um 2278, im Baugewerbe um 4698
und in der Lohnarbeit wechſelnder Art um 1985 ab. Hinzu kommt
vornehmlich der Rückgang in der Tabakinduſtrie (937), in Holzbearbei=
tung
(860) und im Bekleidungsgewerbe (Schneiderei und Putzmacherei
872). Die übrigen Konjunkturberufe folgen nur äußerſt zögernd. In
den meiſten Berufsgruppen mögen dabei allerdings die zahlreichen Ent=
laſſungen
von Lehrlingen mitgewirkt haben, die Ende März ihre Lehr=
zeit
beendet hatten. Zu einem Teil beruht darauf wohl auch die große
Zunahme der arbeitsloſen Angeſtellten um rund 1600. Die Haupt=
unterſtützungsempfänger
gingen durch Arbeitsaufnahme und Ausſteue=
rung
um insgeſamt 19 388 auf 164 136 zurück; davon erhielten 116 163
Arbeitsloſen= und 47 973 Kriſenunterſtützung. In der letzten März=
woche
wurden 6238 Kurzarbeiter unterſtützt gegen 7671 Ende Februar.

Wittſchaftliche Rundſchau.
Zinn=Bergwerksproduktion. Nach Berechnungen der ſtatiſti=
ſchen
Abteilung der Metallgeſellſchaft A.=G., Frankfurt a. M.. be=
trug
die Zinn=Bergwerksproduktion im Monat März 1931 insge=
ſamt
(in metr. To.) 13824 gegenüber 14 357 im Februar 1931.
Davon entfallen auf Aſien 9 379 bzw. 10 494, auf Amerika ( Boli=
vien
) 2 812 bzw. 2530 (Verſchiffungen), auf Afrika 1033 bzw.
733, auf Europa 400 bzw. 400 (geſchätzt) und auf Auſtralien 200
bzw. 200 (geſchätzt). Die Tagesproduktion ſtellte ſich im März
1931 auf 446, in der gleichen Zeit des Vorjahres auf 482 und im
März 1929 auf 534 metr. To.
Ruhrgas A.G., Eſſen. Der der H.V. am 4. Mai vorzulegende
Abſchluß für 1930 wird eine weitere beträchtliche Erhöhung des im Vor=
jahr
um 1,62 auf 3,58 Millionen erhöhten Verluſtvortrages ausweichen,
da Verteilungsapparat und Leiſtungsnetz ſich noch im Banſtadium be=
finden
. In den nächſten Tagen wird der große Hauptſtrang von Duis=
burg
über Düſſeldorf nach Köln dem Betrieb übergeben werden. Nach=
dem
durch den Hekoga=Vertrag das ſüddeutſche Abſatzgebiet erſchloſſen
iſt, erſcheint die Herſtellung einer Querverbindung zwiſchen Rheinland=
Weſtfalen und Süddeutſchland geboten. Verhandlungen mit der Stadt
Bonn, an denen auch die Thyſſenſchen Gas= und Waſſerwerke beteiligt
ſind, werden vorausſichtlich demnächſt erfolgreich abgeſchloſſen werden,
ebenſo auch die mit anderen Städten, wie Siegburg, Godesberg, Meh=
lem
, geführten Verhandlungen, die für den Anſchluß an einen ſüddeut=
ſchen
Strang in Frage kommen.
Frankfurter Hof A.G., Frankfurt a. M. In der Bilanzſitzung der
Frankfurter Hof A.G, wurde beſchloſſen, der auf den 28. Mai d. Js.
einzuberufenden G.V. vorzuſchlagen, den Betriebsgewinn von 171 158
(i. V. 437 913) RM. zu Abſchreibungen zu verwenden. Eine Dividende
gelangt demnach wieder nicht zur Verteilung, nur die Vorzugsaktien
erhalten die ſtatutariſche Verzinſung von 6 Proz.
Deutſche Eiſenbahngeſellſchaft, Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft
hat mit der Kraftverkehrs A.G. Bahern ein Abkommen getroffen, wo=
nach
einige kleinere Kraftwagenlinien in der Pfalz, von Neuſtadt a.d.H.
nach Landau, von Neuſtadt nach Bad Dürkheim und nach Immendingen
von der letzteren Geſellſchaft ab 1. Juni 1931 übernommen werden.
Michael Lavis Söhne, Eiſen=Hoch= und Brückenbau, Offenbach a. M.
Bei der in Zahlungsſchwierigkeiten geratenen Firma iſt ein außerge=
richtlicher
Vergleich zuſtande gekommen. Sämtliche Gläubiger werden
voll befriedigt. Von den Verpflichtungen, die insgeſamt rd. 160000
RM. betragen, werden rd. 70 000 RM. zum größten Teil Ende dieſes
Jakres bezahlt, die reſtlichen rd. 90 000 RM. werden von ſieben Groß=
gläubigern
bis 1. Oktober 1932 geſtundet, von wo ab die Tilgung in
vierteljährlichen Raten geſchieht. Die Sicherung der geſtundeten Beträge
erfolgt hypothekariſch auf dem anſehnlichen, größtenteils. gering belaſte=
ten
Immobilienbeſitz. Der Betrieb, der keine Unterbrechung erfahren
hat, arbeitet in der ſeitherigen Weiſe weiter; es liegen Neuaufträge,
darunter ſolche von Behörden, vor. Die Firma, deren Mittel früher
reichlich waren, war in Zahlungsſtockung geraten, weil ſie in den letzten
Jahren rund 300 00 RM. für Verbeſſerung ihres Betriebes, der im
hieſigen Bezirk als mit der beſteingerichtete gilt, ausgegeben hat und ca.
50 000 RM. Verluſte in der letzten Zeit hatte.
Fulmina=Werk. A.G., Mannheim=Friedrichsfeld. Die Ueberſchul=
dung
der Firma, die aus den letzten Jahren ſtammt, konnte durch das
Eintreten eines Großaktionärs beſeitigt werden. Durch größere Ab=
ſchreibungen
auf alte Beſtände in Höhe von 217 173 (72 027) RM. war
der Verluſtvortrag allerdings nicht ganz zu beſeitigen und beträgt
35 492 RM., bei 200 000 RM. Aktienkapital.
Umwandlung Landesgewerbebank für Südweſtdeutſchland A.=G.,
Karlsruhe. Das Inſtitut, das an der Favag einen Geſamtverluſt von
etwa 500 000 RM. erlitt, verwendet auch 1930 ſeine Gewinne zu Ab=
ſchreibungen
und glaubt, jetzt ſeine Bilanz völlig bereinigt zu haben.
Laut Bericht ſei an einem kleineren Teile der Genoſſenſchaften die Not=
lage
nicht ſpurlos vorübergegangen, überwiegend ſei aber ein günſtigere
Fortentwicklung feſtzuſtellen. Der Umſatz des Inſtitutes betrug 1,04
(1,32) Milliarden NMM. Vereinnahmt wurden aus Zinſen und Provi=
ſionen
503 000 (620 C00) RM., dazu aus Effekten, Deviſen 78000 RM.
Unkoſten erforderten 429 000 (442000) RM., Steuern 71000 (58000)
RM. Für Abſchreibungen wurden 257000 (356 000) RM. verwendet.
Die Bilanz zeigt bei einem umlaufenden Aktienkapital von 2,0 (2,5) Mill.
RM. keine freien Reſerven mehr (im Vorjahre 200 000 RM.), feſt=
befriſtete
Einlagen 5,82 (6,87) Mill. RM., Kontokorrent,Einlagen 3,0
(2,57) und ſonſtige 0,22 (0,21), andererſeits Bankguthaben 1/48 (2,64),
Wertpapiere 0,55 (0,47), Wechſel und Schecks 1,71 (1.13), Lombard= For=
derungen
0,14 (0,25), Beteiligungen 0,21 (0,21), Debitoren 6,21 (6,92),
Bankgebäude 0,42 (0,43) Mill. RM. Die Giroverbindlichkeiten werden
mit 7,76 (9,45) Mill. RM., Bürgſchaftsverpflichtungen mit 1,26 (1,38)
Mill. RM. angegeben. Bei dem Inſtitut ſteht eine bemerkenswerte
Transaktion inſofern vor, als, wie bekannt wird, die Umwandlung in
eine gemeinnützige Aktiengeſellſchaft beabſichtigt iſt wodurch der Charak=
ter
als reine Genoſſenſchaftszentrale hergeſtellt würde. Der Beſitz von
500 000 RM. eigenen Aktien ſoll durch Generalverſammlungs=Beſchluß
beſonders verwendet werden. Möglicherweiſe ſollen auch 500 000 RM.
Inhaber=Aktien aus dem Verkehr gezogen werden.

Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 22. April:
Getreide. Weizen: Mai 82¾8, Juli 63,50, September 63,25,
Dezember 66,75; Mais: Mai 60½, Juli 61½, September 61½,
Dezember 53½; Hafer: Mai 30, Juli 30½, September 30,25, De=
zember
32,50; Roggen: Mai 36,50, Juli 38,75, September 40,75,
Dezember 43½.
Schmalz: Mai 8,40, Juli 8,55, Sept. 8,70, Dez. 8,675.
Speck: 9,875.
Schweine: Leichte 7,357,55, ſchwere 6,506,85; Schweine=
zufuhren
in Chicago 16 000, im Weſten 90 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 22. April:
Schmalz: Prima Weſtern 9,15; Talg, extra loſe 4½.
Getreide. Weizen: Rotwinter 93½; Mais: loco New York
73½; Mehl: ſpring wheat clears 4,054,50; Getreidefracht nach
England 1,62,3 sh, nach dem Kontinent 88½ C.
Kakao: Tendenz willig, Umſätze 163, Loconotiz 5½; Mai 5,11,
Juli 5,28, Sept. 5,44, Okt. 5,52, Dez. 5,65, Januar 1932 5,71,
März 5,81.
Metallnokierungen.

Die Metallnotierungen in Berlin am 22. April ſtellten ſich
für je 100 Kg. für Elektrolytkupfer prompt eif Hamburg. Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Dt. Elek=
trolytkupfernotiz
) auf 93,50 RM. Die Notierungen der Kom=
miſſion
des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe ver= 80
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium 98 bis 99 Hyp.=Bk.=Liquid.
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 170 RM., des=
gleichen
in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent. 174 RM., Rein=
nickel
, 98 bis 99 Prozent, 350 RM., Antimon=Regulus 5153
RM., Feinſilber (1 Kg. fein) 39,2541,25 RM.

Die Berliner Metalltermine vom 22. April ſtellten ſich für
Kupfer; April 81 (82,50) Mai 81,75 (82,50), Juni 82 (82,50),
Juli 83,50 (83,75), Auguſt 83,75 (84,25), September, Oktober 84
(84,50), November 84,25 (85), Dezember, Januar, Februar, März
84,75 (85). Tendenz: ſtetig. Für Blei; April 23 (24,75), Mai
23,50 (24 50), Juni 23.25 (24,75), Juli 23,75 (24,75), Auguſt 24
(24,75), September, Oktober 24 (25) November, Dezember 24,25
(25), Januar Februar März 24,50 (25) Tendenz: ſchwächer. Für
Zink; April 22 (23,50) Mai 22,25 (23.50) Juni 22,50 (23,25),
Juli 22,75 (23,50), Auguſt, September 23 (23,25) Oktober 23,25,
(23,75), November 23,50 (24). Dezember 23,75 (24,25), Januar 24
(24,75), Februar, März 24,50 (24,75). Tendenz: kaum ſtetig.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 22. April.
Die heutige Börſe eröffnete wegen des ſehr ſchwachen Schluſſes der
geſtrigen New Yorker Börle in abgeſchmächter Haltung, nachdem im
geſtrigen Abendverkehr weitere Befeſtigurf: w verzeichnen waren. Die
Spekulation bekundete ſtarke Zurückhaltung, a von außenher keine
Käufe vorgelegen haben und auch das vorläufige Ergebnis des Volksbe=
gehrens
leicht verſtimmte. Bei ſehr geringer Umſatztätigkeit lagen die
wenigen erſten Notierungen durchſchnittlich bis 2 Proz. ſchwächer. Stär=
kere
Kurseinbußen hatten am Elektromarkt A. E.G. und Siemens, die
bis 3,5 Proz. nachgaben. Schuckert blieben dagegen relativ behauptet.
Deutſche Linoleum und Karſtadt lagen mit je minus 3,5 Proz. ebenfalls
ſtärker im Angebot. Von Kunſtſeideaktien gaben Aku 1,5 Proz. und
Bemberg 2,5 Proz. nach. J.G. Farben ſetzten 2 Proz. und Deutſche
Erdöl 1,5 Proz. niedriger ein. Vollkommen geſchäftslos lag der Mon=
tanmarkt
. Am Rentenmarkt lagen Altbeſitzanleihe ½/ Proz. niedriger.
Der Pfandbriefmarkt lag ruhig und kaum verändert. Im Verlaufe
konnte ſich die Stimmung wieder merklich beſſern. Die Kuliſſe ſchritt
wieder zu Rückdeckungen, ſo daß nicht nur die erſten Kurſe wieder er=
reicht
, ſondern teilweiſe bis zu 2 Proz. überſchritten wurden. Das Ge=
ſ
=häft konnte ſich leicht beleben. Bemberg holten einen Teil ihres Ver=
luſtes
wieder zurück. Gegen Schluß der Börſe wurde die Tendenz wie=
der
ſchwächer, da die meiſten Auslandsbörſen in recht ſchwacher Hal=
tung
eröffnet haben ſollen. Die Kuliſſe benutzte die im Verlauf erziel=
ten
Gewinne zu Realiſationen, ſo daß einige Papiere Kursverluſte bis
zu 1,5 Proz. zu verzeichnen hatten. In recht feſter Haltung ſchloſſen
Kaliwerte, auf die bekannt gegebenen Ausführungen in der heutigen
Generalverſammlung der Kaliwerke Aſchersleben. Am Geldmarkt trat
wieder eine Erleichterung ein, ſo daß Tagesgeld auf 3,5 Proz. ermäßigt
wurde. Am Deviſenmarkt konnte ſich die Mark nach der Abſchwächung
von geſtern wieder etwas befeſtigen. Madrid lag dagegen weiterhin ſehr
ſchwankend. Man nannte Mark gegen Dollar 4.1998, gegen Pfunde
20.40¾, London-New York 4.8592, Paris 124.30, Mailand 92.80,
Madrid 48.90 Schweiz 25.22‟/s, Holland 12.10.
Die Abendbörſe verlief geſchäftslos. Die Kurſe waren meiſt
abgeſchwächt, wenn auch die Kursverluſte kein ſonderliches Ausmaß an=
nahmen
. Der Ausgang des Volksbegehrens findet ſtarke Beachtung.
Man befürchtet eine Verſchärfung der innenpolitiſchen Gegenſätze. J. G.
Farben eröffneten etwas unter Mittagsſchluß; Kunſtſeidewerte weiter
bis 1 Proz. abgeſchwächt. Am Elektromarkt waren A. E. G. 1,5 Prozent
niedriger geſucht. Kaliwerte 0,5 bis 1 Prozent ſchwächer. Im Verlauf
blieb die Börſe behauptet. Farben ſchloſſen 148.25 Von Kurſen ſind
zu nennen: Deutſche 107,75; Dresdener 107,25; Buderus 55; Gelſen=
kirchen
81,5; Rheinſtahl 83; Aſchersleben 165,5; Salzdetfurth 252;
Nordd. Lloyd 65,5; AEG. 108 5; Siemens 176; Geffürel 127; Holz=
mann
101,5; Zell Aſch. 81,5; Bemberg 98,5.
Berlin, 22. April.
Bereits im heutigen Vormittagsverkehr nannte man ſchwächere
Kurstaxen. Eine Verſtimmung ging von der erneuten Abwärtsbeweg=
ung
der New Yorker Effektenkurſe aus. Der Erfolg des Stahlhelm=
Volksbegehrens wirkte ſich dagegen weniger ſtark auf die Tendenz aus,
da man nicht damit rechnet, daß irgendwelche politiſche Folgen eintreten
werden. Weſentlich größere Beachtung fanden dagegen einige Sonder=
bewegungen
nach unten, die auf die Allgemeintendenz nicht ohne Ein=
fluß
blieben. So ſprach man bei Karſtadt von einem ungünſtigen Ab=
ſchluß
und der Wahrſcheinlichkeit eines Dividendenausfalles. Dieſes
Papier erſchien anfangs auch mit Minus=Minus=Zeichen und wurde 32/
Prozent niedriger feſtgeſetzt. Im Verlaufe war die Tendenz zunächſt
unregelmäßig, dann wirkten ſich die bekanntwerdenden Generalverſamm=
lungsreden
im Salzdetfurth=Konzern ſtärker aus Kaliwerte zogen bis
zu 4 Proz. an. Auch auf den übrigen Marktgebieten ergaben ſich zahl=
reiche
Beſſerungen bis zu 2 Proz., da ſich die Spekulation zu Deckungen
veranlaßt ſch. Anleihen abbröckelnd.

Broduktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 22. April. An der Produkten=
börſe
herrſchte im Hinblick auf die Beratungen im Reichskabinett wegen
der Zollfragen und des Brotpreiſes ſtärkers Unſicherheit und allgemeine
Zurückhaltung. Das Angebot ulieb, indeſſen weiter gering und die
Preife gegen die Notierungen vom Montag gut behauptet. Einige Nach=
frage
erhielt ſich für prompte Futterartikel. Es notierten in RMM.:
(Getreide je Tonne, alles übrige per 100 Kilo): Weizen 307,50, Roggen
217220, Hafer 212,50215, Weizenmehl ſüdd 43,5044,50, desgl. nie=
derrhein
. 43,5044,00; Roggenmehl 3032; Weizenkleie 12,50; Roggen=
kleie
13,2513,50.
Berliner Produktenbericht vom 22. April. Nach ruhigem Vormit=
tagsverkehr
eröffnete die Produktenbörſe bei nicht ganz einheitlicher
Preisgeſtaltung in ſtetigerer Haltung. Die Unternehmungsluſt war
allerdings infolge der fortbeſtehenden Unſicherheit bezüglich der künftigen
Höhe des Weizeneinfuhrzolles ſowie der beabſichtigten Regierungsmaß=
nahmen
zwecks Verhinderung einer weiteren Brotpreiserhöhung ſehr
gering. Weizen wird hier infolge des ſchleppenden Mehlabſatzes nur
zögernd gekauft; die rheiniſchen Mühlen nehmen auch gute mitteldeut=
ſche
Qualitäten auf; die Preiſe waren ebenſo wie im handelsrechtlichen
Lieferungsgeſchäft kaum verändert. Roggen zeigte wieder feſtere Ver=
anlagung
. Bei ſchwachem Inlandsangebot wurden für prompte Ware
von den hieſigen und den Provinzmühlen 1 Mk. höhere Preiſe bezahlt,
während die Lieferungspreiſe bis 2 Mk. feſter einſetzten. Weizenmehl
ſtill. Roggenmehl hat bei wiederum erhöhten Preiſen nach wie vor be=
friedigenden
Abſatz. Hafer und Gerſte bei knappem Angebot gut be=
hauptet
.

Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Das Reichsarbeitsminiſterium hat den am 23. März vom Landes=
ſchlichter
im Lohnkampf der badiſchen Textilinduſtrie gefällten Schieds=
ſpruch
auf Antrag der Arbeitgeber für verbindlich erklärt. Der Schieds=
ſpruch
war von den Arbeitnehmervertretern abgelehnt worden. Der
Schiedsſpruch tritt rückwirkend ab 31. März 1931 in Kraft.
Die in Berlin abgehaltene G.V. der Bayeriſchen Elektrizitäts= Liefe=
rungs
=Geſellſchaft A. G., Bayreuth, genehmigte den Abſchluß mit wieder
4 Proz. Dividendenverteilung. Mit Ausnahme der im vorigen Jahre
friſtlos entlaſſenen Vorſtandsmitglieder wurde dem Aufſichtsrat und
Vorſtande Entlaſtung erteilt.
Nachdem die Weitergewährung der Staatshilfe im Lahn=Dill=Gebier
einſchließlich Oberheſſen zunächſt geſichert iſt, ſind Verhandlungen mit
den Erzabnehmern im Gange, die den Zweck haben, den Gruben den
für ihre Exiſtenz unbedingt erforderlichen Mindeſtabſatz an Erzen zu
ſichern.
Der Aufſichtsrat der Schloßhotel A. G., Heidelberg, hat beſchloſſen,
der G.V. für das Geſchäftsjahr 1930 die Verteilung einer Dividende
von 8 Proz. vorzuſchlagen.
Laut Beſchluß der G.V. wird das Stamm=Aktienkapital der F. Gru=
ner
A.G. in Eßlingen durch Ausgabe von neuen Aktien von 3000 auf
60 000 RM. erhöht. Das neue A.K. iſt voll eingezahlt, das allgemeine
Bezugsrecht der Aktionäre wird ausgeſchloſſen.
Die G.V. der Schiele u. Bruchſaler Induſtriewerke A. G. in Baden=
Baden erledigte die Regularien und genehmigte die 5proz. Dividende
auf 1.25 Mill. RMM. A.K. Die Geſellſchaft erzielte in 1930 einen Brutto=
überſchuß
von 0,96, wovon Geſamtunkoſten 0,80 und Abſchreibungen
0,13 Mill. RM. erforderten.
Die Maſchinen= und Waggonbau A.G., Berching (Oberpfalz) hat
bereits Ende Oktober 1925 den Betrieb vollſtändig ſtillgelegt mangels
Beſchäftigung. Nunmehr werden die Bilanzen 1928/29 und 1930 vor=
gelegt
. Per Ende 1930 ſchließt die Geſellſchaft mit einem Geſamtver=
luſt
von rd. 544 000 RM. bei 400000 RM. A.K.

In den beiden der Mitteldeutſchen Hartſteininduſtrie gehörenden
Steinbrüchen in den Diſtrikten Rothe Kuh und Nieder=Ofleiden wur=
den
in den letzten Tagen eine Anzahl neue Arbeiter eingeſtellt.
Die GV. der Land= und Forſtbank A.G. in Nürnberg beſchloß die
Verteilung einer Dividende von 6 Prozent aus dem erzielten Rein=
gewinn
von 81 530 RM. 100 000 RM. werden dem Reſervefonds zuge=
wieſen
; zum Vortrag gelangen 8530 Mk.
Die New Yorker Filiale der Bank Lazard Freres hat bekanntge=
geben
, daß der gegenwärtig nach New York unterwegs befindliche
Dampfer Paris eine Goldſendung von 3,5 Millionen Dollar an Bord
habe. Wie bereits gemeldet hat auch die Bank von Frankreich Gold=
barren
im Werte von 2 Millionen Dollar nach New York verfrachtet.
Es ſind dies die erſten Goldſendungen, die ſeit längerer Zeit wieder
von Frankreich nach den Vereinigten Staaten gehen.

Berliner Kursbericht
vom 22. April 1931

Oeviſenmarlt
vom 22. April 1931

M
Danatbank.. .. . . .
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llond
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Heutſche Erdöl

123.25
138.
107.
107.50
64.
86.25
65.875
110.125
81.
102.25
92.
49.
122.75
137.
75.50

Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bow.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Unin.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw.
Orenſtein & Koppel

Ve
150.
81.
128.
71
69.
103
168
n0.
74.
n7.
45
G2.
80
51

50
125
75
50
Z5

.875
E0
75

Fa
R

Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Elanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſieregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch
Baſalt Linz
Berk. Karler. Ind.
Hir ch Kupfer
Hokenlohe. Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werte

168.50
E6.375
256.
116.50
415.
58.25
172.
C6.
25.
48.
113.
43.50
165.
45.25
59.

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Sslo
Kopenhagen
Stodholm
London
Buenos=Aireé
New York
Belgien
Italien
Paris

Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
12.Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar.
100 Belga
100 Lire
100 Francs

Rrid
10.55
58.99
12.426
73.14
3.040
168.47
112.2:
112.21
12.36
20.387
1.376
4.195:
55.32
21.975
16 40

Rie
10.578
59.11
12.446
73.28
3.046
168. 81
12 44
112.43
112.56
20.427
1.380
2035
58.44
22.015
6.44

Schweiz
Spanien 100 Peſetas
Danzig
Jaxan
Rio de Janeir=
Jugoſlawien
Portugal 1100 Escudos

Athen.
Iſtambul
Kairo
Kanada
uruguay
Jsland
Tallinn (Eſtl.
Riga

Währung /Gelde drie‟ 100 Franken 80.81 E0.27 41.61 41.69 100 Gulden 81.48 41.64 1 Yen 2.073 2.077 1 Milr is 0.293 C.295 100 Dina: 7.379 7382 18.86 18.30 100 Drachm 5.435 5.445 1 türk. 2 D 11 ägypt. * 20.91 20.95 lcanad. Doll. 4.193 4.201 1 Goldpeſo 2.797 2.803 1100 is1. Kr. 92.03 92.21 100 eſtl. Kr. 111.ss 111.98 100 Lats 80.76/ s0.s2

Frankfurter Kursbericht vom 22. April 1931.

Pn
69

5½2%Intern.,
6% Baden...
8% Bahern ......!
..
6%
88 Heſſen v. 28
8% v. 29
6% Preuß. Staat.
8½ Sachſen ......"
68

7½ Thüringen. ..

Dtſche. Anl. Auslo=
ſunsſch
. 4/, Ab=
löſungsanl
. . . . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.

Deutſche Schuszge=
bietsanleihe
..."

8% Aachen v. 29
8% Baden=Baden
6% Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
8%
v. 28
7% Dresden.....
8% Frankfurt a.M.
7%0

GON
v. 26
8% Mainz .......
82 Mannheim v. 2e
6%
v. 27
8% München ..
8% Nümberg..
8% Wiesbaden

8% Heſſ. Landesbl./
Goldoblig.
4½% Heſſ. Lds.,
4½% Kum.=Obl.
8% Preuß. Ld3.
pfbr.=Anſi. G. Pf.)
82 Soldoblig

J
84.75
777.
80.25
100
81.75
921/,
95.25

99.5
79.5
86

57.1
6.2

2.8
92.5
91
90.5
85
99
K.r6
79.25
T4.5
T.
96.5
92
100.5
25.25
26.5
90SI.

10c.5
O
97

Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen. Goldobl
8½ Kaſſeler Land=
kredit
Goldofbr. . 1100
7% Kaſſeler Land. Goldpfbr..
6%
82% Naſſ. Lamdesbl.
729
6%
4½2 Liqu. Obl

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
*AuslSer. I
Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).

8% Berl. Hyp. Bt.
72
4½½Liqu.=Pfbr.
8% Frlf. Hyp.=Bk.
4½% Lig. Pfbr
Pfbr=Br./101.25
4½% Lial
18% Mein. Hyp.=B!.
%
4½% Lig. Pfbr..
18% Pfälz. Hyp.=B!.
4½% Lig. Pfbr.
18% Preuß. Boden=
cred
.-Bank
1½% Lig. Pfbr.
2 Preuß.Centrl.
Bodencr.=Bank".
4½% Lig. Pfbr.
8% Rhein.Eyp.B1
4½% Lig. Pſbr.
Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ...."
Südd. Bod.=
Cred.=Banl...."
4½% Lig. Pfbr.

97.25
86
100.25
95
86.75
92.25

75
11
100
95
91.75
101.5
97.5
92
97.5
92.75
102.25
95
92.8
93.6

93.5
101
91:
101.5
97.25
2.45
1oz
101.25
95.5
93.5

8% Württ. Hyp.=B.)
Ge Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werke
Klöchner=Werke
Mainkrw. v. 26
Mitteld. Stahl.
8% Salzmann u. Co
7% Ver. Stahlwerke
8% Voigt &Häffner

J. G. Farben Bonds

5% Bosn. L. E. B.
L. Inveſt.
Bulg. Tah. v.02
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%

4%

4% Türi. Admin.
4% 1. Bagdad
4% Zollan..
4½%0 Ungarn 1913
4½% 1914
4%
Goldr.
1910
42
Aktien
Rig.Kunſtziide Unie
N. E. G. ........"
AndregeNoris Zahn
Aſchaffba. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg. 3. P...
Bergm. El.=Werle
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen.."
Eement Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade ........"
Toniin Gummiw
Linoleum
Dalmier=Bent ...

100
74
98
8911,
96
88.25
87.4

86.5
95.5
N e
21
20.75
28.5
38.5
23.4

15.25

18.9
19
16‟/,

88.5
110.25
128.5
81
103
91.5
68
55
E0
180
38
122
93.25
31.5

Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
...
Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Linoleumwerke
Eiſenhandel. ..
Dyckerhoff u. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieſerg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerf..
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frankf. Gas :. Lig.
Hof....."
Gelſenk. Bergwerl
Geſ. f. elettr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frift
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Kofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninget, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . ..
Hochtief Eſſen .."
Holzmann. Phil
Flie Bergb. Stamm
. Eenüſſe
Junghans
Kali Chemie
Aſchersleben".
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.... .."
Klein, Schanzlin.
Klöcknerwerke
Knorr C. O....
Lahme Co.
Laurahütte
Lech. Augsburz.. .

103
77
1333/.
94.25
76
98

126.25
207
37
100.5
150.1
90
119
35
R 5
49
39
178
1o9

72
82
59
116
78.5
102
107.5
30
112.5
168
55
68
160
39

Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr Darmſt.
Mainkr.-W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. . . .
Mannesm.= Röhren
Mansfeld Bere. ..
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Sberbedar;
Phönix Bergbau".
Reiniger. Gebbert
Rh. Braunkohlen . .
Elektr. Stamm
Metallwaren ..
Stahlwerke ...
Riebeck Montan. . .
Roeder Gebr. ..
Rütgerswerle
Sachtleben A. C...
Salzdetfurth Kali
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Eleftr. . .
Schwarz=Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemen & & Kalste.
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svenslo Tändſticks
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard .."
Tucher=Brauerei.
Anterfran ler
Beithwerke" .
Ver. f. Chem. Ind
Stahlwerke ..
Strohſtoffabr.
Ultramarin ...

Ja
13
68
124.5

71
40


41

80
118.5

66
145
254
180
189
52
86
141.5
92
177
24.5
128
40

101.5
95.25
18
60
131

Bogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner.
Wahß 4 Freytag.
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein ...!
Waldhof......"
Memel..

Allg. Dt. Ereditanſt.
Badiſche Bank....
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Bayer. Hyp. u. W.)
Berl. Handelsgeſ..
Shpothelbk.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Dt. Bank und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank..
Frankf. Bank
Hhp.=Bank ...
Pfdbr.=Bl....
Mein. Hyp. Bank ..
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.-Cr. Bk.
Wiener Banlverein
Württb Notenbant
A.-G. I. Verlehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vzol
Hapag ....."
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