Darmstädter Tagblatt 1931


12. Februar 1931

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 43
Donnerstag, den 12. Februar 1931. 194. Jahrgang

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Abſchluß der außenpolikiſchen Debakke.
Die gusgewanderke Oppoſikion in Berlegenheit.
* Berlin, 11. Februar. (Priv.=Tel.)
Der Reichstag hat ſich ſehr raſch in die neue Lage gefunden,
die durch den Exodus der Nationalſozialiſten und Deutſchnatio=
nalen
entſtanden iſt. Das Verblüffungsmoment war ſehr raſch
überwunden, und wenn die Zeitungen der Auswanderer be=
haupten
, daß die Reichsregierung in eine ſtarke Verlegenheit oder
gar Unſicherheit geraten ſei, dann iſt das falſch. Die Regierung
iſt durch die Nationalſozialiſten und Deutſchnationalen vor eine
Tatſache geſtellt; mit der ſie ſich abfinden muß und kann. Die Oppo=
ſition
iſt dagegen in der etwas peinlichen Lage, aus ihrem über=
ſtürzten
Beſchluß die Folgerungen zu ziehen.
Sie ſcheint vorübergehend daran gedacht zu haben, ſich ſelb=
ſtändig
zu machen und etwa in Weimar ein eigenes Parlament
aufzuziehen. Das wird zwar entſchieden beſtritten, aber unterrich=
tete
Kreiſe behaupten doch, daß Verhandlungen darüber zwiſchen
den Nätionalſozialiſten und Deutſchnationalen geſpielt hätten, die
aber abgebrochen wurden, weil die Deutſchnationalen ſich ſo weit
doch nicht vorwagen wollten. Die Nationalſozialiſten haben den
Reichstag verlaſſen und vor ihrer Abreiſe den Antrag geſtellt, die
durch ihre Abweſenheit geſparten Diäten den Erwerbsloſen zu=
zuleiten
. Die Deutſchnationalen dagegen haben am Mittwoch eine
ausgiebige Fraktionsſitzung abgehalten, ohne zu einer endgültigen
Entſcheidung zu gelangen. Sie wollen den Eindruck vermeiden,
daß ſie lediglich ein=Anhängſel der Nationalſozialiſten ſind und
ſuchen daher den Boden für eine ſelbſtändige Politik zu gewinnen,
die ſie, ſoweit ſich im Augenblick überſehen läßt, in der kommenden
Woche zur Rückkehr ins Parlament führen dürfte. In dieſer
Woche wollen ſie dem Reichstag noch fernbleiben. Zu Beginn der
kommenden Woche iſt eine kurze Faſtnachtspauſe vorgeſehen. Am
Donnerstag iſt dann wohl der Zeitpunkt gekommen, wo die Man=
nen
um Hugenberg wieder erſcheinen, wenn ſie auch um ihren
Rückzug zu verſchleiern ſich weitere Entſchließungen für eine
ſpätere Zukunft vorbehalten werden.
Die Unterhaltung über die neue Konſtellation im Reichstag
beeinflußte am Mittwoch die weitere außenpolitiſche Debatte ſehr
ſtark, ſodaß die Redner vor faſt leerem Hauſe ſprachen. Am Don=
nerstag
ſoll das durch den Rücktritt Stöhrs freigewordene Amt
des Vizepräſidenten neu beſetzt werden wahrſcheinlich durch den
früheren volksparteilichen Vizepräſidenten v. Kardorf. Man will
aber für die ſpätere Rückkehr der Nationalſozialiſten in den
Reichstag einen Weg ins Präſidium offen halten.
Bei der Abſtimmung zum Gehalt des Außenminiſters ergab
ſich die eigenartige Situation, daß ein großer Teil der von rechts
geſtellten Anträge in der Luft hing. Die Mittelparteien hatten
ſich dahin geeinigt, über dieſe Anträge zur Tagesordnung überzu=
gehen
. Das kommuniſtiſche Mißtrauensvotum gegen den Außen=
miniſter
wurde mit 265:87 Stimmen bei 29 Enthaltungen der
Wirtſchaftspartei abgelehnt. Selbſt wenn die geſamte Rechts=
oppoſition
dafür geſtimmt hätte, wäre das Ergebnis nicht anders
geworden, da ſich dann noch Zuzug aus der Wirtſchaftspartei
ergeben hätte, die ſich ſo den Lurus der Stimmenthaltung leiſten
konnte.
Ruhiger Sihungsverlauf bei poſiiiver Oppoſikion.
Reichstagspräſident Loebe eröffnete die Reichstagsſitzung
um 15 Uhr. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt
Abg. Döbrich (Lv.) für die Fraktion der Landvolkpartei
eine Erklärung ab, in der es heißt: Wir proteſtieren gegen die
Angriffe, die geſtern von den Nationalſozialiſten und von den
Deutſchnationalen gegen uns gerichtet worden ſind. Wir ſind
weder ein Tributpartei, noch eine Youngpartei. Wir weiſen auch
mit Entrüſtung die geſtrigen Aeußerungen des Abg. Dr. Wendt=
haufen
(Lv.) zurück, als ob wir nicht zum wahren Deutſchland
oder zur nationalen Oppoſition gehören. (Lebhaftes Hört, Hört!)
In unſerer Stellung zur Regierung hat ſich nichts geändert.
Wir ſtehen in Oppoſition zur Regierung, aber nicht in grund=
ſätzlicher
, ſondern in ſachlicher Oppoſition. Wir wollen im Par=
lament
ſachlich für unſere Ziele arbeiten. Darum haben wir
auch Aenderungen der Geſchäftsordnung zugeſtimmt, wie ſie
früher von den Deutſchnationalen ſelbſt gefordert wurden und
die ſie auch im Thüringer Landtag mit Zuſtimmung der Natio=
nalſozialiſten
eingeführt ſind und durchgeführt werden. ( Leb=
hafte
Hört=Hört!=Rufe.)
Die Ausſprache über den Etat des Auswärtigen Amtes wird
fortgeſetzt.
Abg. Stöcker (Kom.) bezeichnet die geſtrigen Erklärungen
der Nationalſozialiſten und Deutſchnationalen als Komödie und
Heuchelei.
Abg. Mollath (W.P.) betont, daß die Verhandlungen
des Studienausſchuſſes für europäiſche Zuſammenarbeit von
großer Bedeutung für die Weltwirtſchaft ſeien. Die Ergebniſſe
der Vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion hätten nicht
nur ſchwere Enttäuſchung, ſondern tiefſte Erbitterung in Deutſch=
land
ausgelöſt. Der Völkerbund iſt es ſich ſelbſt ſchuldig, in
dieſer Frage dem klaren Recht Deutſchlands Genugtuung zu
Eerſchaffen. Hinſichtlich der Durchführung des Ratsbeſchluſſes
in der Minderheitenfrage durch Polen kann man ſchivere
Befürchtungen nicht unterdrücken, die durch die Auslegung der
Ratsbeſchlüſſe in der polniſchen Preſſe noch unterſtrichen wer=
den
. Die Beſtrebungen des engliſchen Kolonialamtes, das oſt=
afrikaniſche
Mandatsgebiet den engliſchen
Kolonien einzuverleiben, verlangen ſchärfſte
Ablehnung. Der Anſpruch auf Rückgabe der deutſchen Kolo=
Eien iſt auch von prominenten Perfönlichke ten des Auslandes
unumſtößlich feſtgeſtellt. Auch gegen die Fortd=uer der Kriegs=
ſchuldlüge
muß ſchärfſter Einſpruch eingelegt werden. Fällt
dieſes Wahngebilde, dann fällt auch die meraliſche Berech=
tigung
auf Fortzahlung der Reparationen. Zum Schluß erklärt
der Redner, daß auch ſeine Partei ſich zu: nationalen Oppo=
ſition
rechne, daß ſie es aber für richtigen halte, von der Tri=
büne
des Reichstages für Deutſchlands Eüre und Freiheit zu
kämpfen, ſtatt die Flucht zu ergreifen und dieſe Dinge lediglich
in wüſter Agitgtion zu behandeln.

Abg. Hepp (Lv.): Ein Teil der nationalen Oppoſition hat
geſtern den Reichstag verlaſſen und damit nach unſerer Auf=
faſſung
das politiſche Kampffeld geräumt. Wir halten eine
derartige Demonſtration vor allem aus ſachlichen Erwägungen
heraus für unbegründet und falſch. Wenn die Deutſchnationalen
nach dem Auszug der Nationalſozialiſten fluchtartig den Saal
derkaſſen, und damit die letzten Reſte ſelbſtändiger Meinungs=
und Willensbildung zugunſten einer nationalſozialiſtiſchen
Führung aufgegeben haben, ſo iſt das ihre Sache. Wir ſtehen
auch in der nationalen Oppoſition, aber wir ſind nicht willens,
uns von Herrn Hitler oder Frick die politiſche Richtung vor=
ſchreiben
zu laſſen, die wir zu gehen haben. Nationale Oppoſition
in dieſem Hauſe iſt gerade in außenpolitiſchen Fragen notwen=
dig
, damit im Auslande nicht eine falſche Meinung über die
wahre Stimmung des deutſchen Volkes entſteht. Wir wollen
uns ſachlich auseinanderſetzen mit der Außenpolitik der Regie=
rung
, die wir nicht für richtig halten. Wir wünſchen durch eine
klare Auskunft des Außenminiſters von der
Sorge befreit zu werden, daß die Zuſtimmung
Frankreichs zum deutſchen Standpunkt in der
Minderheitenfrage in Polen etwa erkauft wor=
den
ſei durch ein deutſches Nachgeben in der Ab=
rüſtungsfrage
.
Außenminiſter Dr. Curtius: Ich kann ſofort antworten:
Ich habe keinerlei Zuſicherungen gegeben!
Abg. Simpfendörfer (Chr.=Soz.) betont, der Außen=
miniſter
habe zwar in Genf den Minderheitenſchutz nicht ohne
Geſchick und Erfolg vertreten, aber ein Sieg ſei es nicht geweſen.
Abg. Graf Quadt (Bayr. Vp.): Wir haben keine Veran=
laſſung
, von einem deutſchen Siege in Eenf zu reden. Es hieße
aber geradezu, dieſen erſten Anlauf des Völterbundes zur Pflicht=
erfüllung
im Keime erſticken, wenn wir aus dieſem Anlaß jetzt
unſere Zugehörigkeit zum Völkerbunde lündigen wollten. Dem
deutſchen 100 000=Mann=Heer ſtehen im Weſten 740000 Franzoſen
und Belgier, im Oſten 450 000 polniſche und tſchechiſche Soldaten
gegenüber. Deutſcherſeits muß nachdrücklichſt darauf gedrungen
werden, daß nun endlich auch die Vorarbeiten für die Ab=
rüſtungskonferenz
unter dem Geſichtspunkte der gleichen Gründ=
ſätze
für alle Staaten in Angriff genommen werden. Wir be=
grüßen
es, daß Dr. Curtius das in Genf klar zum Ausdruck ge=
bracht
hat. Wenn der Vertragsbruch der anderen Staaten fort=
geſetzt
wird, müſſen wir erklären, daß wir uns unſere Handlungs=
freiheit
zurücknehmen. Nach der Rheinlandräumung iſt jetzt un=
ſere
Außenpolitik ja nicht mehr zwangsläufig. In der Repara=
tionsfrage
machen wir eine Abenteuerpolitik
ebenſowenig mit wie aufjedem anderen Gebiet.
Wir haben das Vertrauen zur Reichsregierung und vor allem
zum Reichskanzler, daß ununterbrochen daran gearbeitet wird,
einen Weg zu finden, wie endlich finanzielle Erleichterungen für
das deutſche Volk erreicht werden können. Die Mißtrauens=
anträge
gegen den Reichsaußenminiſter werden wir ablehnen.
Von der Landvollpartei iſt inzwiſchen ein Mißtrauensantrag
gegen den Reichsaußenminiſter Dr. Curtius eingegangen.
Abg. Dr. Reinhold (Stp.): Seit Wochen haben die
Deutſchnationalen die außenpolitiſche Debatte verlangt und jetzt,
wo ſie da iſt, haben ſie ſich der Beteiligung durch die Flucht ent=
zogen
. Gegen ihren Willen haben die Rechtsradikalen
der Außenpolitik einen Dienſt erwieſen dadurch,
daß ſie uns geſtern endgültig von dem Albdruck befreiten, daß
deutſche Außenpolitik jemals unter ihrem Einfluß getrieben wer=
den
könnte. Ihr Auszug iſt vielleicht dadurch veranlaßt worden,
daß ihnen der Erfolg des Außenminiſters in Genf
das Konzept verdorben hat. Wir begrüßen es, daß der
Miniſter mit aller Klarheit feſtgeſtellt hat, daß wir die in Ver=
ſailles
diktierten Oſtgrenzen nicht anerkennen können. Wir
begrüßen auch ſeine Zurückweiſung der Kriegsſchuldlüge.
In einem Friedensdiktat kann die Kriegsſchuld eines Landes
nicht feſtgeſtellt werden. Ebenſowenig könnte natürlich die ein=
ſeitige
deutſche Unſchuldserklärung geſchichtliche Wahrheit ſchaf=
fen
. Das iſt Aufgabe der hiſtoriſchen Unterſuchung, die wir in
Ruhe abwarten können.
Es genügt keineswegs, daß Polen die Erklärung des Völker=
bundsrates
einfach ad notam nimmt. Alles wird davon abhängen,
wie dieſe Erklärung ausgeführt wird. Wir wünſchen das baldige
Zuſtandekommen eines deutſch=polniſchen Handelsvertrages. Die
engliſche Regierung ſollte die Tatſache beachten, daß ſämtliche Par=
teien
des Reichstags völlig einig ſind in der Zurückweiſung
der engliſchen Pläne für Deutſch=Oſtafrika. In
der Abrüſtungsfrage könnte keine deutſche Regierung das aner=
kennen
, was als Ergebnis der bisherigen Vorkonferenzen vor=
gelegt
worden iſt. Wir hoffen dringend, daß die Abrüſtungskon=
ferenz
ein poſitives Ergebnis haben wird. Der Völkerbund würde
ſeinen Sinn verlieren, wenn er bei der Abrüſtungsfrage Sicher=
heit
gegen Unſicherheit, Macht gegen Ohnmacht ſetzen würde.
(Beifall.)
Die Reviſion der Reparationspflichten iſt not=
wendig
, aber wir ſollten ſie in einem Zeitpunkt verlangen, wo
wir unſere Finanzen ſaniert haben und auch wirtſchaftlich als
gleichberechtigter Partner auftreten können. Der Antrag auf
Austritt aus dem Völkerbunde im jetzigen Zeitpunkt nach dem
deutſchen Erfolg in Genf zeigt den ganzen Dilettantismus
rechtsradikaler Außenpolitik. Wir werden den Außenminiſter
weiter unterſtützen, wenn er weiter klar im Ziel und feſt in der
Methode bleibt.
Abg. Abel (Volksnational): Wir haben vor den letzten
Genfer Verhandlungen den Antrag auf Austritt Deutſchlands aus
dem Völkerbunde geſtellt. Wer jetzt nach der Völkerbundsaktion
gegen den polniſchen Terror dieſen Antrag ſtellt, der handelt un=
klug
, denn wir würden bei Annahme eines ſolchen Antrages die
geſamte öffentliche Meinung der Welt gegen uns haben. In der
Reparationsfrage müſſen wir uns gegen die Theſe wenden: Erſt
innere Sanierung, dann Reviſion. Es iſt auch eine
Illuſion, die Löſung davon zu erwarten, daß Amerika die inter=
alliierten
Kriegsſchulden aufhebt. Wir ſchlagen vor, daß
Deutſchland beim Internationalen Schiedsgericht, im Haag eine
Feſtſtellungsklage einreicht: 1. War der zwiſchen dem Präſidenten
der U. S.A., Wilſon und ſeinen Vertragspartnern am 5. November
(Fortſetzung auf Seite 2 Spalte 1.)

Die neue Bagdad=Bahn.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.

FI. Bagdad, 15. Januar 1931.
Als im Oktober 1930 die erſten Nachrichten über den beab=
ſichtigten
Bau einer Eiſenbahn von Haifa am Mittelländiſchen
Meer nach Bagdad in der Weltpreſſe erſchienen, hat man zwei=
fellos
dieſe Pläne zunächſt einmal nicht übertrieben ernſt auf=
genommen
. Schließlich werden heutzutage ſo viele Eiſenbahn=
pläne
im Orient lanciert, daß man auch dieſes Projekt unter
die Kategorie ſchöner Träume zu reihen geneigt war. Aber
nichts wäre verfehlter als das. Mit dieſer Bahn iſt es durch=
aus
ernſt, und ſo wenig von ihr geſprochen wurde,
ſo eifrig werden bereits die Vorbereitungen
für den Bahnbau getroffen. Die Strecke der Bahn
liegt bereits feſt ſie wird von Haifa nach Kair Afrak, von
dort nach Rutba und nach Hit, und von da nach Bagdad führen
und nach einer amtlichen Ankündigung ſollen bis zum Mai
1931 ſämtliche Teilſtrecken vermeſſen ſein. Fünf einzelne Ex=
peditionen
ſind ſchon zu dieſem Zwecke in die Wüſte aufge=
brochen
, und die britiſche Regierung hat, um auch dem Ungläu=
bigen
jeden Zweifel zu nehmen, bereits erklären laſſen, daß ſie
den Bahnbau wohlwollend betrachte. Es kann alſo niemand
daran zweifeln, daß der Bau der rund tauſend Kilometer langen
Strecke in Kürze in Angriff genommen werden wird.
Die neue Bagdad=Bahn, die hier gebaut wird, iſt eins der
intereſſanteſten Unternehmen, die ſeit Kriegsende von den Eng=
ländern
im vorderen Orient unternommen wurden. Man kann
ſie durchaus jenem Unternehmen gleichſtellen, das ſeinerzeit vor
dem Kriege unter dem Namen Bagdad=Bahn berühmt turde.
Denn auch dieſe Bahn führt ja wieder nach Bagdad und ſoll
dieſe heute vom Weltverkehr ſo abgelegene Stadt über das
leicht zugängliche Mittelmeer mit Europa verbinden. Ja, auch
die ſtrategiſche Parallele trifft zu. Sollte die alte Bag=
dadbahn
die auseinanderſtrebenden Teile des
alten osmaniſchen Reiches wieder zuſammen=
faſſen
, ſo ſoll die neue Bagdadbahn die neu=
arabiſchen
Reiche der Engländer Paläſtina,
Transjordanien und Irak verbinden und ihnen
künſtlich das gemeinjame eiſerne Rückgrat geben, das die
Natur dieſen Landſchaften verſagt hat. Auch die Tranſit=Idee,
die einſt dazu Anlaß gab, daß die Bagdadbahn für wirtſchaftlich
ausſichtsreich gehalten wurde, kehrt diesmal wieder: man hofft,
daß die neue Bagdadbahn den Tranſitverkehr nach Perſien wie=
der
über das Irak leiten wird und damit Sowjetrußland
die Monopolſtellung für den Warentranſit
nach Perſien nimmt, unter dem die europäifchen Länder
im Verkehr mit Perſien ſo ſehr leiden. Endlich iſt die neue Bahn
ſtrategiſch von nicht zu unterſchätzender Bedeutung. Sie legt
vor die nach Norden ſtrebenden Wahabiten Zentralarabiens eine
Art modernen Hadrianswall, da die Bahn natürlich in regel=
mäßigen
Abſtänden bewacht ſein wird, ſo daß mitten in der
Wüſte eine wohlüberwachte Straße entſteht, die unbeachtet zu
paſſieren niemand in der Lage iſt.

Die neue Bagdadbahn iſt ſo zweifellos auch als Schluß=
ſtrich
unter die Entwicklung gedacht, die der Nachkrieg im Orient
gebracht hat. Ibn Saud der zurzeit mit den Engländern
über den Abſchluß eines endgültigen Vertrages verhandelt, der
ſeine Eroberungen anerkennen, ihn aber auch auf das Eroberte
beſchränken ſoll, den Engländern ſchwebt der Abſchluß eines
allarabiſchen Staatenbündniſſes und damit einer
Par Arabica vor wird durch die Bahn endgültig ſchachmatt
geſetzt. Die Bahn wird nach ihrer Vollendung eine ſtrategiſche
Aufmarſchlinie für ſeine Gegner darſtellen, die für den Herrn
der Wüſte unbezwingbar iſt, weil in der eigentümlichen flachen
Steinwüſte zwiſchen Syrien und Arabien etwaigen ſpähenden
Flugzeugen kein Beduine verborgen bleiben würde. Die mit
Automobilen ausgerüſteten Wachtpoſten würden jedes von den
Flugzeugen ausgeſpähte Beduinenneſt aufſuchen und ſo der
Freiheit dieſer Wüſten ein Ende bereiten. Was ſelbſt den ſtol=
zen
Römern nicht gelang, wird dann ſo den Engländern gelun=
gen
ſein: Nordarabien der Herrſchaft ſeiner Ureinwohner zu
entreißen, die dort ſeit Abrahams Zeiten in unbeſchränkter
Freiheit lebten.
Mit einer gewiſſen Beſorgnis ſieht man den Bahnbau merk=
würdigerweiſe
jedoch gerade in dem Lande, das von dem Bahn=
bau
den größten Vorteil haben ſoll: im Jrak. Man befürchtet
hier, daß England mit Liſt eine neue Schlinge um den Hals
des Landes gelegt hat, das ſich ſoeben erſt in einem mühſam
erkämpften Vertrage die Freiheit von der britiſchen Aufſicht er=
kämpfte
. Gerade die Eiſenbahnfrage iſt ja bei dieſem Vertrage
der Stein des Anſtoßes geweſen, über den die Vertragsverhand=
lungen
immer wieder ſtolperten. Für die Eiſenbahnen, die bri=
tiſches
Militär während des Krieges in Meſopotamien baute,
verlangten die Engländer eine Summe, die ſo hoch war, daß
ſie das arme Irak niemals erlegen konnte und ſo blieb es
den Engländern ſolange untertan, bis dieſe aus anderen poli=
tiſchen
Gründen es für richtig hielten, auf dieſe Eiſenbahn=
millionen
zu verzichten. Wird, ſo fragt man ſich im Irak nicht
mit Unrecht, das neue Eiſenbahnprojekt nicht zu ähnlichen
Manövern Anlaß geben? Vertragsmäßig ſoll nämlich das Irak
zwei Drittel der Strecke bauen, und die Engländer ſind bereit,
den erforderlichen Betrag vorzuſchießen‟ Dieſer Vorſchuß
erreicht aber die geringe‟ Höhe von 120 Millionen Goldmark
während die alte Forderung der Engländer ſich nur auf
rund die Hälfte belief, die aber das arme Meſopotamien auch
nicht zu zahlen in der Lage war.

Gegenüber ſolchen Verdächtigungen ſchmunzeln die Eng=
länder
nur überlegen einmal wird durch ſolche Ein;vände
der Bahnbau doch nicht verhindert, und dann können ſie darauf
hinweiſen, daß dieſer Bahnbau ja erſt das Irak reich machen
wird. Ganz abgeſehen vom Handelsverkehr, der durch die Bahn
belebt werden ſoll, wird ja auch erſt durch den Bahnbau die
Erſchließung der Petroleumfelder des Fraks
möglich. Die ſagenhaften Petroleumfelder von Moſſul werden
erſt durch dieſe Bahn überhaupt ausbeutbar! Garantiert doch
das nicht nur die Wirtſchaftlichkeit der Bahn, ſondern iſt doch
auch geradezu die Vorbedingung für die politiſche Befrei=
ung
des Frak vom Völkerbundsmandat. Ohne Petroleum
iſt Frankreich nicht bereit, das Mandat aufheben zu laſſen; ohne
Eiſenbahn gibt es kein Petroleum alſo muß das Irak, um

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Nummer 43

Seite 2
ſeine Befreiung zu erhalten, in den Bahnbau einwilligen, der es
erneut von den Engländern abhängig macht! Zwar nicht, weil
es die Engländer, ſondern weil es die Franzoſen ſo wollen.
Was bleibt den armen Irakis da übrig, als ſich unter das
finanzielle Joch zu beugen, um das politiſche loszuwerden?
Wenn irgendwo, dann haben jedenfalls hier die Engländer
eine geniale politiſche Leiſtung vollbracht, um die ſie
von den Franzoſen glühend beneidet werden. Der Einfall, ſich
Paläſtina durch die Judenfrage zu ſichern, iſt ebenſo bedeutend
wie der, ſich das Irak durch Errichtung eines ſelbſtändigen
Königsreiches zu ſichern, und endlich der dritte, beides ſich noch
einmal durch einen Bahnbau zu ſichern, auf den die Franzoſen
beſtehen müſſen, um überhaupt zu ihrem Petroleum zu kommen;
während die für die Franzoſen beſſere Vollendung der alten
Bagdadbahn (es brauchten hier nur die Schienen zwiſchen
Moſſul und Niſibin gelegt zu werden) gleichzeitig verhindert
wird, und zwar unter dem Vorwande, daß dieſe Bahn zu ſehr
unter der Kontrolle der Türken ſtände.
Jedenfalls haben ſich die Dinge im Orient ſehr zugunſten
der Engländer geändert. Wenn früher einmal die Vorgänge
im Orient von Frankreich benutzt werden konnten, um einen
Druck auf die Engländer in Europa auszuüben, ſo iſt das heute
dorbei. England hat hier ſeine abſolutze Vor=
herrſchaft
einwandfrei wieder hergeſtellt, ſo
ſehr, daß es ſogar die Franzoſen gezwungen hat, dem Bau der
neuen Bagdadbahn zuzuſtimmen, die die engliſche Vorherrſchaft
in Vorderaſien verewigen Ioll!

Schluß des Reichstags-Berichts.
(Fortſetzung von Seite 1 Spalte 2.)
1918 abgeſchloſſene Vertrag rechtsverbindlich? 2. Hatten die
Mächte das Recht, dem Deutſchen Reich in Verſailles einen von
dieſem Vertrage abweichenden Friedensvertrag gegen ſeinen
Willen aufzudrängen? 3. Iſt der Treuhänder des Vertrags vom
5. November, alſo die U. S.A., Deutſchland verantwortlich für die
Verletzung dieſes Vertrages?
Abg. Dr. Breitſcheid (Soz.) führt als erſter in der
zweiten Rednerreihe aus, die dornenvolle Erfüllungspolitik habe
mindeſtens den Erfolg gehabt, daß die ganze Welt jetzt einſehe,
wie ſchädigend eine Deutſchland zugemutete übermäßige Repara=
tionslaſt
auf die Wirtſchaft der ganzen Welt wirkt.
Abg. Graf Weſtarp (Konſ.) lehnt einen Zuſammenſchluß
europäiſcher Staaten, der lediglich die Grundlage des Verſailler
Vertrages aufrechterhalten ſolle, ab. Ohne Beſeitigung des
Verſailler Diktats bleibe die Sicherheit nicht nur Deutſchlands,
ſondern auch aller anderen europäiſchen Länder gefährdet. In der
Abrüſtungsfrage müſſe der deutſche Standpunkt unbedingt
klarer und entſchiedener herausgearbeitet werden. Der Welt
müſſe geſagt werden, daß auch dem deutſchen Volk
einmal die Geduld reiße, und daß es ſich nicht
länger das Recht nehmen laſſen könne, ſelbſt
über die Verteidigung von Heimat und Herd,
von Ehre und Freiheit zu entſcheiden. Die mora=
liſche
Verurteilung der polniſchen Gewaltpolitik in Genf ſei ein
Fortſchritt, doch ſei der tatſächliche Nutzen zu bezweifeln, da Polen
ſeine Verpflichtungen nicht loyal erfüllen wolle. Zum Schluß
fordert der Redner unverzügliche grundlegende Aenderung der
Tributlaſt ohne Rückſicht auf weitere innenpolitiſche Maßnahmen
und lehnt neue Auslandskredite ab.
Mit großer Mehrheit wird darauf Uebergang zur Tagesord=
nung
über die deutſchnationalen und nationalſozialiſtiſchen Miß=
trauensanträge
beſchloſſen.
In namentlicher Abſtimmung wird dann der Mißtrauens=
antrag
der Kommuniſten und des Landvolks mit 255: 87
Stimmen bei 29 Enthaltungen der Wirtſchafts=
partei
und der Volksnationalen abgelehnt. Für
den Antrag ſtimmten neben den Antragſtellern auch die Chriſtlich=
ſozialen
. Die Volkskonſervativen haben ſich an der Abſtimmung
nicht beteiligt.
Gegen 21 Uhr wurde die Sitzung auf Donnerstag, 15 Uhr,
vertagt. Tagesordnung: Erſatzwahl für den früheren Vizepräſi=
denten
Stöhr; außenpolitiſche Anträge; Etat des Wirt=
ſchaftsminiſteriums
.
Die engliſch-=franzöſiſchen Slolkenverhandlungen.
WTB. London, 11. Februar.
Zi dem Beſuch des britiſchen Abrüſtungsſachverſtändigen
Craigie in Paris, der ſich an die von Craigie in Rom geführten
Verhandlungen über die Flottenfrage anſchließt, verlautet, die
britiſche Regierunghoffe, daß der Beſuch zu einer Ver=
ſtändigung
über die Aenderung des franzöſiſchen
Flottenbauprogramms führen werde mit Rückſicht auf
die Erklärung des Marineminiſters Alexander, daß Großbri=
tannien
andernfalls zu einer Ueberprüfung
ſeiner Stellung zum Londoner Flottenvertrag
gezwungen ſein könnte.

Die Entkhronung des Silbers.
Von Dr. Emil Carthaus.

Gold iſt volles, belebendes Sonnenlicht; Silber mildes,
geiſterhaftes Mondenlicht, beide gebannt an des Edelmetalles
ſchwere, gediegene Maſſe. Schön ſind ſie beide, dieſe unter
dem Namen Sahab und Keſeph bereits von der Bibel den ge=
nannten
Geſtirnen zugeſchriebenen metalliſchen Elementen. Schon
ſeit den früheſten Zeiten haben ſie deshalb ſo ſehr das Begehren
der Menſchen erregt, daß ſie in gemünzter Form, als Geld, ſeit
mehr als viertauſend Jahren das allgemeine Tauſchmittel der
Kulturwelt im Kaufhandel bilden, obgleich ſie als wirkliche
Nutzmetalle in der menſchlichen Wirtſchaft von verhältnismäßig
geringer Bedeutung ſind. Als derſchmähe es das Gold, mit an=
deren
Elementen Verbindung einzugehen, findet man es in der
Natur meiſtens in reinem, gediegenen Zuſtand und nur unter
Vermittlung von Schwefel, Arſen und einigen verwandten
Elementarſtoffen mit gewöhnlichen Metallen chemiſch verbunden.
Auch zu den die atmoſphäriſche Luft und das Waſſer zuſam=
menſetzenden
Elementargaſen zeigt das königliche Metall nicht
die mindeſte Zuneigung. Gerade dieſe große Beſtändigkeit iſt
neben ſeiner Schönheit der Hauptgrund, weshalb ſich das Gold
im Welthandel einer ſo außerordentlichen, bleibenden Wert=
ſchätzung
erfreut. Wohl trotzt auch das Silber wie wenige an=
dere
Metalle dem Zahn der Zeit, doch zeigt es eine ſo große
Zuneigung zum Schwefel, daß es ſich mit ihm ſehr leicht chemiſch
verbindet und ſeine weiße Metallfarbe verliert, die einem un=
ſchönen
Braun oder Schwarzbraun Platz macht. Dieſes ſchon
ſetzt das weiße Metall in der Wertſchätzung ſehr herab, da der
Schwefel ein Element iſt, das ſich in gewiſſen organiſchen Ver=
bindungen
wie den Eiweißſtoffen aus dem menſchlichen Haus=
halt
kaum ausſchalten läßt. Außerdem hat das Silber das
Beſtreben, ſich mit dem Chlor des Kochſalzes und anderer chemi=
ſchen
Körper zu verbinden, wobei es ſich mit einer trüben, weiß=
lichen
Haut überzieht. Trotzalledem iſt das Silber ein ſo ſchönes
Metall, daß es ſicherlich auf dem Weltmarkt den für es bis weit
in das vorige Jahrhundert hinein gezahlten hohen Preis be=
hauptet
hätte, wenn es der fortſchreitenden Technik nicht ge=
lungen
wäre, Silber aus Erzen, die von ihm nur einen gerin=
gen
Prozentfatz enthalten, wie viele Blei=, Kupfer= und Zink=
erze
gewiſſermaßen als Nebenprodukt in ſehr großen Mengen
mit verhältnismäßig geringem Koſtenaufwand durch ſogenannte
Treibarbeit durch Parkeſieren, Pattiſonieren und durch Elektro=
lbſe
zu gewinnen.
Da die reichen Silbererzlagerſtätten des ſächſiſchen Erz=
gebirges
bon Böhmen, Spanien, Nord= und Südamerika erſt

Donnerstag, den 12. Februar 1931

Vom Tage.
Der preußiſche Kultusminiſter Dr. Grimme hat die Vertreter der
evangeliſchen Kirchen nach Berlin eingeladen, um ihnen den
neuen Entwurf des Vertrages mit der evangeliſchen Kirche vor=
zulegen
.
Die deutſch=ſpaniſchen Luftfahrtverhandlungen,
die vom deutſchen Botſchafter mit der ſpaniſchen Regierung geführt wur=
den
, ſind durch Austauſch von Noten erfolgreich abgeſchloſſen
worden.
Die Arbeiten an dem Entwurf des Oſthilfegeſetzes ſind ſoweit
gediehen, daß das Reichskabinett ſich vorausſichtlich noch im Laufe dieſer
Woche mit dem Geſetzentwurf beſchäftigen wird.
Abgeordneter Dr. Otto Wiehmer, Vizepräſident des Preußi=
ſchen
Landtags, der der Deutſchen Volkspartei angehörte, iſt am Mitt=
woch
plötzlich geſtorben. Er wurde 1868 in Tilſit geboren und ge=
hörte
dem Preußiſchen Abgeordnetenhaus vom 3. November 1898 an.
Mitglied des Landtags war er ſeit 1921. Vor dem Kriege war er Mit=
glied
des Reichstags von 1898 an bis zum Jahre 1918.
Im Ausſchuß für auswärtige Angelegenheiten des polniſchen
Seims übte der deutſche Senator Dr. Pant im Rahmen der
Ausſprache über den Genfer Bericht Zaleſkis ſcharfe Kritik an der pol=
niſchen
Minderheitenpolitik.
Dienstag nachmittag überflogen drei italieniſche Mi=
litärflugzeuge
die öſterreichiſche Grenze am Brenner
in Richtung Innsbruck. Sie kamen bis Jodok, machten dann Kehrt und
flogen wieder zur Grenze zurück.
Das engliſche Unterhaus nahm den Geſetzentwurf über die
Nutzbarmachung landwirtſchaftlichen Bodens mit 282
gegen 226 Stimmen an. Die Vorlage, die nunmehr dem Oberhaus unter=
breitet
wird, ſtellt eine der Regierungsmaßnahmen zur Bekämp=
fung
der Arbeitsloſigkeit dar und ſieht die Schaffung von
zahlreichen kleinen Pachtſtellen und ihre Verteilung an Er=
werbsloſe
vor.
Wie aus Waſhington berichtet wird, erklärte der Unterſtaats=
ſekretär
im Schatzamt, Ogden Mills, daß er den Fehlbetrag des
laufenden Rechnungsjahres auf 500 Millionen Doll. ſchätze.

Die Patiſer Preſſe zur Curkius=Rede.
TU. Paris, 11. Februar.
Die Rede des Reichsaußenminiſters Dr. Curtius wird von
den Blättern, je nach ihrer politiſchen Einſtellung, verſchieden be=
urteilt
. Während die nationaliſtiſche Preſſe beſonderen Wert auf
die verſchiedenen Vorbehalte und Reviſionsandeutungen legt,
unterſtreichen die linksgerichteten Blätter den ehrlichen Willen
Deutſchlands an einer Befriedung Europas mitzuarbeiten. An der
Spitze der Unzufriedenen ſteht, wie immer, das Echo de
Paris, das aus den Ausführungen Dr. Curtius die Schluß=
folgerung
zieht, Deutſchland ſetze den leidenſchaftlichen Revanche=
krieg
fort. (!) Die Methoden, die es dabei anwendet, beſtünden
darin, ſich ſolange wie möglich des Völkerbundes zu bedienen, und
erſt dann zu anderen Mitteln zu greifen, wenn dieſe Hilfsquelle
vollkommen erſchöpft ſei. Die Offenheit, mit der der Reichsaußen=
miniſter
geſprochen habe, grenze direkt an Zynismus. Briand ſei
ſchlecht für ſeine Bemühungen belohnt, Deutſchland die Gewäh=
rung
der Bankkredite zu ermöglichen. Der Figaro ſieht in
den Erklärungen Dr. Curtius ebenfalls die Forderung auf obſo=
lute
Gleichheit auf allen Gebieten. Seine Rede verlange eine
Antwort, und es ſei zu wünſchen, daß ſie entſprechend ebenſo klar
und unzweideutig werde, wie die Forderungen, die der Reichs=
außenminiſter
geſtellt habe. Der Petit Pariſien unter=
ſtreicht
, daß die Rede Dr. Curtius' zwar nichts Neues enthalte, ſie
zeichne ſich jedoch durch den beſonderen Nachdruck aus, den der
Reichsaußenminiſter auf die einzelnen Forderungen legte. Das
linksgerichtete Oeuvre ſtellt feſt, daß Deutſchland neben der
Locarno=Politik auch diejenige von Rapallo fortzuſetzen wünſche.
Es wendet ſich ſogleich gegen die franzöſiſchen Schwarzſeher, die
ſich ſicherlich an die eine oder andere Erklärung feſtklammern
würden, um zu behaupten, daß Deutſchland die ganze Frage der
Annäherungspolitik aufs Spiel geſetzt habe. Die Ere Nou=
velle
ſchreibt, die Andeutungen über die deutſch=franzöſiſchen
Beziehungen ließen klar erkennen, daß Deutſchland den Reviſions=
gedanken
nicht fallen gelaſſen habe. Immerhin laſſe die Vorſicht,
mit der ſich der Reichsaußenminiſter ausgedrückt habe, erkennen,
daß er die Frage ſelbſt für äußerſt heikel halte. Das Blatt be=
hauptet
, daß eine Reviſion eine Atmoſphäre der Unſtetigkeit in
ganz Europa heraufbeſchwören werde. Die ſozialiſtiſche Popu=
laire
verzichtet auf eine Beſprechung der Rede Dr. Curtius' und
ſieht das Hauptereignis des Tages in dem beſchloſſenen Auszug
der Nationalſozialiſten und der Gruppe Hugenberg aus dem
Reichstag. Das Blatt glaubt nicht, daß die beiden Oppoſitions=
parteien
irgendeinen Vorteil aus ihrer Handlung ziehen könnten.
Im Gegenteil, ſie ſeien weit davon entfernt, das republikaniſche
Regime zu bedrohen.
Die Kinderreichen beim Reichskanzler.
Berlin, 11. Februar.
Reichskanzler Dr. Brüning empfing heute vormittag eine
Vertretung des Vorſtandes des Reichsbundes der Kinderreichen
unter Führung des Präſidenten Konrad. Die Vertretung berich=
tete
dem Reichskanzler über die gegenwärtige Lage und unter=
breitete
beſondere Wünſche hinſichtlich des ſittlichen und wirt=
ſchaftlichen
Schutzes der Familie, im Zuſammenhang mit dem
Schutz der Kinderreichen.

verhältnismäßig ſpät durch den Bergbau erſchloſſen wurden und
die alten Kulturländer ſehr arm an Silber waren, ſtellten es
die älteſten Urkunden des alten Pharaonenlandes und ebenſo ein
bekannter Ausſpruch des bibliſchen Königs Salomo im Wert
noch über das Gold. Zur Zeit der römiſchen Republik überwog
das Gold das Silber ſchon um das Neun= bis Elffache im
Preiſe. Ungefähr das gleiche iſt auch für die Zeit des euro=
päiſchen
Mittelalters anzunehmen, in der die berühmten Berg=
werke
von Laurion (Griechenland) zwar aufgehört hatten, größere
Mengen Silber abzugeben, an deren Stelle aber als Silber=
lieferanten
Spanien und ſpäter Sachſen auftraten. Dieſes
lieferte damals viele Millionen aus den Gruben des Erzgebirges
Als nach der Entdeckung der Neuen Welt dieſe ihren reichen
Silberſegen über Europa auszuſchütten begann und die jähr=
liche
Weltgewinnung von Silber mit rund 10 000 000 Kilo ſich
verzehnfachte, ſchritt die Entwertung des weißen Metalles dem
gelben gegenüber ruckweiſe ſo weit vor, daß um das Jahr 1660
15 Kilo Silber im Werte nur noch einem Kilo Gold gleichkamen.
Infolge der Vervollkommnung der Silbererzverhüttung und Er=
ſchließung
zahlreicher ſehr ergiebiger Lagerſtätten in Auſtralien
und vor allem Amerika, (wo die Comſtock=Minen in Nevada in
der Zeit von 18691882 allein für 900 Millionen Mark Silber
an den Weltmarkt abgaben), hat ſich dann das Preisverhältnis
zwiſchen Silber und Gold, trotz der Gegenbeſtrebungen der
Lateiniſchen Münzkonvention zu Ungunſten des Silbers in dem
Maße verſchlechtert, daß es ſich in den Jahren 1876 bis 1880
wie 1:17,81 ſtellte, zwiſchen 1891 und 1895 wie 1:25,56: zwiſchen
1901 und 1906 wie 1: 36,6 und 1915 wie 1:39,77 ſtellte. Nach
dem ſchnellen Sinken des Silberpreiſes im vorigen Jahre von
71,87 auf 55,20 Mark für das Kilogramm hat das Metall im
Januar dieſes Jahres einen Preisſturz bis auf weniger als
vierzig Mark erlitten. Durch dieſen neuen Preisrückgang hat
ſich der Wert des Silbers bis auf ein Achzigſtel von dem des
Goldes verſchlechtert.
Wohl wird ſich vielleicht der Preis des Silbers auf dem
Weltmarkt in gewiſſen Grenzen aufwärts bewegen, doch dürfen
dieſe deshalb nicht weit gezogen werden, weil der größte Teil
des heute in den Handel gebrachten Silbers, wie geſagt, als
Nebenprodukt aus ſilberhaltigen Blei= und Kupfererzen gewon=
nen
wird und ſomit der Silberpreis von der Verhüttungsmenge
dieſer Erze und der Nachfrage nach Blei und Kupfer auf dem
Weltmarkte abhängig iſt. Wie ſehr aber der Markt mit Silber
überſättigt iſt, kann man aus folgenden ſtatiſtiſchen Zahlen er=
ſehen
:
Die Weltgewinnung an Silber ſtellte ſich von der Zeit der
Entdeckung Amerikas an bis zum Weltkriege nach den ſorg=
fältigen
Berechnungen von Soetebeer auf annähernd 360 Milli=
onen
Kilogramm. Nach dem Kriege hat ſich die jährliche Weli=

Neuer Vorſtoß
Aegen oe Keiedsſchatdtäge.
Volkspartei und Zentrum hatten am Mittwoch im Reichs=
tag
folgende Entſchließung eingebracht, durch die der Kampf
gegen die Kriegsſchuldlüge erneut aufgerollt wird:
Der Deutſche Reichstag lenkt erneut die Aufmerkſamkeit
der internationalen Oeffentlichkeit auf die ſchwere Beeinträch=
tigung
der Gedanken des Friedens und der Verſtändigung durch
das Kriegsſchuldurteil des Verſailler Vertrages. Deutſchland
hat unter Zwang den Vertrag unterzeichnet, ohne jedoch damir
anzuerkennen, daß das deutſche Volk der Urheber des Krieges
ſei. Das im Artikel 231 ausgeſprochene einſei=
tige
Schuldurteil iſt nur geeignet, das Ver=
trauen
unter den Völkern, das für einen wahr=
haftigen
Frieden erforderlich iſt, dauernd zu
beeinträchtigen. Die reſtloſe Aufklärung der
Vorgänge die zum Weltkriege führten, auf der
Grundlage wahrheitsſuchender hiſtoriſcher
Forſchung iſt daher dringend erforderlich.
Deutſchland fordert aus dieſem Grunde zur Beſei=
tigung
des einſeitigen, den hiſtoriſchen Tatſachen nicht ent=
ſprechenden
Kriegsurteils, wie es in Art. 231 im Verſailler
Vertrag zum Ausdruck kommt, die Berufung eines inter=
nationalen
Ausſchuſſes von unparteiiſchen
Sachverſtändigen, der allein ein objektives Urteil über
die Vorgänge geben kann, die zum Ausbruch des Weltkrieges
geführt haben. Der Reichstag erſucht die Reichsregierung, alle
ihr möglichen Schritte zu tun, um dieſe Forderung durchzu=
ſetzen
."
Der ſchon ſeit langer Zeit propagierte internationale Aus=
ſchuß
ſoll damit greifbare Geſtalt gewinnen. Soweit wir wiſſen,
iſt der Antrag vorher mit dem Außenminiſter be=
ſprochen
worden. Die Regierung wird alſo alle Schritte
tun, um die Forderung durchzuſetzen, wenn auch kaum anzu=
nehmen
iſt, daß ſie damit im Augenblick Erfolg haben
wird. Das politiſch Entſcheidende iſt aber, daß auch die Sozial=
demokratie
, die ſich bisher ſehr zurückhielt, dieſem Antrag zuge=
ſtimmt
hat und ihm dadurch zu einer ſtarken Mehrheit verhalf.
Roggenſkandal.
Im Unterſuchungsausſchuß des Reichstages über die Roggen=
ſtützungsaktion
gab es am Mittwoch eine Senſation, als ſich her=
ausſtellte
, daß etwa 8 Perſonen die zum deutſch= pol=
niſchen
Roggenkomitee gehörten, ſich Nebenbe=
züge
von etwa 300000400 000 RM. bewilligt hat=
ten
. Dieſes Komitee war ſeinerzeit ins Leben gerufen worden,
um die Konkurrenzverhältniſſe des deutſchen und polniſchen Rog=
gens
zu regeln. Hinter dem Komitee ſtand ſelbſtverſtändlich auch
das Ernährungsminiſterium. Die Feſtſtellung, daß derartig hohe
Sonderaufwendungen gemacht wurden, obwohl die Mitglieder des
Komitees ſich in gut dotierten Stellungen befanden,
rief beträchtliches Aufſehen hervor. Es iſt anzunehmen, daß über
dieſen Zwiſchenfall eine beſondere Unterſuchung eingeleitet wird.
Man ſpricht davon, daß auch prominente Parlamen=
tarier
bloßgeſtellt ſeien.
Mißkrauensdebakte im Unkerhaus.
EP London, 11. Februar.
In der heutigen Unterhausſitzung wurde von Sir Laming
Worthington der konſervative Mißtrauensantrag gegen die Regie=
rung
eingebracht. In dem Antrag wird die Regierung wegen
ihrer Finanzpolitik ſcharf angegriffen.
Die Verteidigung der Regierung übernahm Schatzkanzler
Snowden, der es als eine Unverſchämtheit bezeichnete, daß die
Konſervativen nach ihrer verſchwenderiſchen Finanzpolitik wäh=
rend
ihrer letzten Regierungsperiode als Vorkämpfer für Spar=
ſamkeitsmaßnahmen
aufträten. Die Steuererhöhungen, die er
habe vornehmen müſſen, ſeien nichts weiter als die Folge der
leichtfertigen Finanzpolitik der Konſervativen geweſen. Die kon=
ſervative
Subſidienpolitik (finanzielle Unterſtützung für beſtimmte
Induſtriezweige) zum Beiſpiel habe das engliſche Volk nicht weni=
ger
als 48 Millionen Pfund gekoſtet. Ich erkläre
mit dem allergrößten Nachdruck, daß die finan=
zielle
Lage unſeres Landes ſehr ernſt iſt.. Durch=
greifende
Maßnahmen ſind nötig, wenn wir das Gleichgewicht des
Budgets aufrechterhalten wollen und wenn wir eine Erholung
auf dem Gebiet der Produktionswirtſchaft erſtreben wollen. In
einem Augenblick tiefgreifender induſtrieller Depreſſion werden
auch Ausgaben, die im Zeichen des Wohlſtandes leicht und erträg=
lich
ſein mögen, zur Unmöglichkeit.
Gegen Mitternacht wurde der Mißtrauensantrag mit 310 : 235
Stimmen abgelehnt. Der liberale Zuſatzantrag auf Einſetzung
einer kleinen unabhängigen Sparkommiſſion für den Etat wurde
gegen 21 Stimmen genehmigt.

produktion von dieſem Edelmetall zwiſchen 5,2 und 7,9 bewegt.
Im Jahre 1929 waren an dieſer Maſſenproduktion, die nach
amerikaniſchen Berechnungen 254 Millionen Unzen oder rund
7,9 Millionen Kilogramm umfaßte, Mexiko mit 165, die Ver=
einigten
Staaten von Nordamerika mit 60, Kanada mit 21 Mil=
lionen
Unzen beteiligt, wogegen die Silbergewinnung der
Alten Welt vollſtändig in den Hintergrund trat. Das im Jahre
1930 der Erde entnommene Silber zuſammengeſchmolzen würde
einen Rieſenbarren von ſechs Meter Höhe und Breite und mehr
als 20 Meter Länge bilden und wären, wenn man ihn zerteilte,
zu ſeiner Fortbewegung auf der Eiſenbahn, Emballage nicht
gerechnet, über 600 Güterwagen mit einem Höchſtladegewicht von
12,500 Kilogramm erforderlich. Es iſt das eine ungeheure Ge=
wichtsmenge
, doch würde das Silber trotz ſolcher Maſſengewin=
nung
immer noch zu weit höheren als den heutigen Preiſen in
der Weltwirtſchaft und im Gold= und Silberſchmiedegewerbe Ver=
wendung
finden, wenn die neuzeitliche Technik es nicht dazu
gebracht hätte, Legierungen aus billigen Metallen herzuſtellen,
welche von Silber garnicht oder kaum zu unterſcheiden ſind und
zerſetzenden Einflüſſen gegenüber ebenſo große Beſtändigkeit
zeigen. Wären dieſe ſchönen Legierungen nicht bekannt, wurde.
die Nachfrage nach Löffeln, Gabeln, Gefäßen und Luxusartikeln
aus Silber heute weit größer und damit auch der Preis auf
dem Weltmarkt höher ſein. Auch das ſeit ſechzig Jahren bei
der Anfertigung von Galanteriewaren verwendete Nickelmetall
hat der Nachfrage nach Silber erheblichen Abbruch getan.
Eine Entthronung des Silbers möchte ich es nennen, daß
es aufgehört hat, in gemünzter Form, als Geld, das Haupt=
tauſchmittel
im Handelsverkehr der Welt und das allgemein an=
genommene
Entgelt für Arbeitsleiſtungen zu bilden. Geld re=
giert
die Welt, wie man mit Recht ſagt, und welche Macht das
Silber als ſolches bis weit in die zweite Hälfte des vorigen
Jahrhunderts hinein ausgeübt hat, verraten manche alte deutſche
Redensarten wie die, daß ſilberne Schlüſſel alle Tore erſchließen
und Kugeln aus Silber ſelten fehlſchießen. Schon ſehr früh
war Silbergeld das Hauptzahlungsmittel, doch mußte das
Goldgeld im Handel= und Weltverkehr an ſeine Stelle treten,
als das Silber dem Gold gegenüber auf dem Weltmarkt mehr
entwertet wurde. Liegt es doch im Weſen des eigentlichen oder
gemünzten Geldes, als Wertmeſſer für Beſitz, Güter und Arbeits=
leiſtungen
, daß ſein Metallwert auf dem Weltmarkt gleichbleibend
iſt oder ſich nur in ſehr engen Grenzen bewegt. Beim Golde
iſt dieſes noch heute der Fall; es beläuft ſich ſein feſtſtehender, der
ganzen Geldwirtſchaft der Welt als Standardpreis dienender Wert
auf 2790 Mark für das Kilogramm. Gold iſt heute das allein voll=
wertige
Münzmetall, während das Silber in faſt allen Kultur=
ſtaaten
nur noch zum Prägen ſogenannter Scheidemünze ver=
wendet
wird, deren Nennwert von den Staaten beſonders

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Donnerstag, den 12. Februar 1931

Seite 3

Ctatberatung im Finanzausſchuß.

Techniſche Hochſchule Darmfkadk.
Kampf um die Zuſammenlegung der Pädagogiſchen
Inſtikuke nach Mainz.
In ſeinen Beratungen begann der Finanzausſchuß des
Landtags geſtern die Ausſprache zu Kapitel 68 Techniſche
Hochſchule. Das Kapitel zeigt in Einnahme 737000 RM.
(65 000 RM. mehr als 1930), in Ausgabe 2,5 Millionen (132000
RM. weniger als 1930). Der Staatszuſchuß beträgt 1,7
Millionen, gegen 1930 nahezu 200 000 RM. weniger. Das
Kapitel, enthält auch die Pädagogiſchen Inſtitute
Darmſtadt und Mainz. Die Regierung erſucht in einer
Vorbemerkung um die Ermächtigung, die Inſtitute in
Mainz zu einem einheitlichen Inſtitut zuſammen=
zulegen
.
In der Ausſprache wird vom Landbund darauf hinge=
wieſen
, daß gegen 1913 der Staatszuſchuß zu Univerſität und
Hochſchule ſich über jegliches erträgliche Maß hinaus geſteigert
habe. Während das geſamte Staatsbudget ſich nur nahezu ver=
doppelt
habe, ſei der Zuſchuß zur Univerſität von 1 Million auf
2,6 Millionen geſtiegen, der Zuſchuß zur Techniſchen Hochſchule
von 436 000 RM. auf 1,7 Millionen. Das Friedensverhältnis
müſſe wieder hergeſtellt werden. Das Lehrweſen ſei zu ſtark
in die Hände der Aſſiſtenten gekommen, und die Profeſſoren
hätten ihre Tätigkeit zu ſehr auf das Gebiet der Forſchung und
der praktiſchen Betätigung gelegt, offenbar weil hier ein recht
guter Nebenverdienſt ſei. Für die Profeſſoren müſſe die Lehr=
aufgabe
die Hauptſache ſein. Die Forſchung ſei ſozu=
fagen
nur ein Abfallprodukt (!), von dem der
Staat keinen Nutzen habe. Der Staat habe die Auf=
gabe
, für die Bildung ſeiner Beamten zu ſorgen; im übrigen ſei
er zu ſehr ins Kulturelle abgerutſcht. Es wird ähnlich wie bei
Kapitel 67 Univerſität Antrag auf Kürzung verſchiedener
Poſitionen um 1s bis ½½ der angeſetzten Beträge geſtellt.
Die Volksrechtpartei ſteht den Anträgen des Land=
bundes
ſympathiſch gegenüber, ſie hält jedoch die mechaniſche
Art der vorgeſehenen Abſtriche für nicht möglich und beantragt,
die Regierung möge in der Richtung der Anträge des Land=
bundes
weitere Einſparungen vornehmen.
Der Zuſammenlegung der Pädagogiſchen Inſtitute in Mainz
will die Volksrechtpartei nicht zuſtimmen. Im übrigen ſei die
Verlegung der Lehrerausbildung an die Hochſchule recht bedenk=
lich
, weil einmal der Staat nicht in der Lage ſei, die gehalt=
lichen
Folgen der Hochſchulausbildung zu tragen, ſodann weil
die Hochſchulausbildung über die Bedürfniſſe der Volksſchule
hinausgehe. Die Poſition der Inſtitute ſelbſt werde deshalb
abgelehnt.
Das Zentrum weiſt darauf hin, daß eine Zurückführung
der Univerſität wie insbeſondere der Techniſchen Hochſchule auf
den Stand von 1913 vollkommen unmöglich ſei.
Vor dem Kriege hätten Darmſtadt und Karlsruhe gleiche
Beſucherzahl aufgewieſen, heute zähle Karlsruhe 1200,
Darmſtadt 3000 Studenten.
Eine Techniſche Hochſchule könne nur auf der Höhe beſtehen
bleiben, wenn ſie mit modernſten Inſtituten und Apparaten aus=
geſtattet
ſei. Die Forſchung als Abfallprodukt zu bezeichnen, ſei
eine vollkommene Verkennung der Wirklichkeit. Der Profeſſor
ſelbſt könne gar nicht den geſamten Lehr= und Uebungsbetrieb
übernehmen. Aſſiſtenten ſeien nötig, der Aſſiſtentenberuf dürfe
jedoch nicht zum Dauerberuf werden. Der Sparwille der Re=
gierung
werde anerkannt, auch die Regelung bezüglich der Ver=
teilung
der Kolleggelder. Gerade an der Techniſchen Hochſchule
bedeute der Hochſchulprofeſſor für den Zuſtrom der Studenten
ſehr viel, wenn nicht alles. Durch die Verbindung mit der In=
duſtrie
und die gutachtliche Tätigkeit der Profeſſoren erwüchſen
auch der Hochſchule ganz außerordentliche Vorteile und Zuwen=
dungen
.
Von den Sozialdemokraten wird anerkannt, daß
Sie Techniſche Hochſchule nur aufrecht erhalten werden kann und
darf, wenn ſie beſtens eingerichtet ſei. Die Regierung möge
prüfen, ob nicht Doppeleinrichtungen in Gießen und Darmſtadt
an einer Stelle abgebaut werden können. Der Vergleich der
heutigen Aufwendungen mit denen von 1913 zeige, wie ſehr der
heutige Staat Kultur und Wiſſenſchaft pflege. Das ſei eine
Ehre für die Republik, die insbeſondere aus den Kreiſen der
Studenten Anerkennung verdiene. Durch die Techniſchen Hoch=
ſchulen
erführen auch die deutſche Wirtſchaft und der Arbeits=
markt
eine außerordentliche Anregung und Belebung. In einer
Nummer der Darmſtädter Hochſchulzeitung ſeien un=

erhörte Angriffe gegen den Staat und die Staatsform enthalten
geweſen. Ebenſo unſtatthaft ſei es, daß der Rektor der
Techniſchen Hochſchule kürzlich zu der Hochzeit
imehemaligen Großherzöglichen Hauſenamens
der Techniſchen Hochſchule ein Glückwunſchtele=
gramm
geſandt habe."
Die Volkspartei ſieht in dem Telegramm keine
politiſche Akuion der frühere Großherzog ſei zudem
Vorſitzender der Hochſchulgeſellſchaft , wenn man auch über die
Form verſchiedener Meinung ſein könne. Die erwähnte Darm=
ſtädter
Studentenzeitung ſtelle nur Machwerk dar. Heſſen könne
ſich nur eine erſtklaſſige Hochſchule leiſten oder gar keine. Die
Erweiterung der Techniſchen Hochſchule ſei durch die raſende
Entwicklung der letzten Jahre bedingt. Auch die geiſteswiſſen=
ſchaftlichen
Lehrſtühle könnten nicht entbehrt werden, da es
nicht gut ſei, wenn der Menſch nur von Technik höre. Die Ein=
ſparungen
des Landbundes ſeien undiskutabel. Die Päda=
gogiſchen
Inſtitute, ſollten in Darmſtadt und
in Mainz erhalten bleiben.
Auch die Demokraten betonen, daß nur eine beſte Hoch=
ſchule
erhalten werden könne, an einer beſſeren Inſtallations=
werkſtätte
habe der Staat kein Intereſſe. Die Pädagogiſchen
Inſtitute müßten in Darmſtadt und Mainz bleiben. Die Ein=
richtung
bedeute eine Etappe auf dem Wege zur völligen Hoch=
ſchulausbildung
. Die Verlegung nach Mainz, abſeits von
der Hochſchule, ſei ein Rückſchritt. Mehr als je ſei Ein=
tracht
der Konfeſſionen nötig, Tatſache ſei jedoch,
daß eine weite Oeffentlichkeit eine Verlegung nach Mainz
als ein Zugeſtändnis an die Richtung auffaſſe, die die Kon=
feſſionsſchule
vertrete. Für den größten Teil der heſſi=
ſchen
Bevölkerung ſei ein Studium in Mainz
koſtſpieliger als das Studium in Darmſtadt.
Kultusminiſter Adelung
weiſt darauf hin, daß der Darmſtädter Studentenausſchuß ſelbſt
die kritiſierte Studentenzeitung als Fehler erkannt und den
damaligen Redakteur entfernt hätte. Um den Fehler gutzu=
machen
, habe die nachfolgende Zeitung Auffſätze und Aufrufe der
verfaſſungstreuen und republikaniſchen Studentengruppen ent=
halten
. An und für ſich ſei eine Hochſchulzeitung überhaupt
unnötig. Ein Mitteilungsblatt genüge. Für die politiſche Auf=
klärung
und Bildung der Studenten, die wünſchenswert ſei,
ſorge das Amt für politiſche Bildung, durch das Redner aller
politiſchen Richtungen im Sinne ihrer Weltanſchauung, jedoch
nicht in rein parteipolitiſcher Weiſe, zu Wort kämen. Von dem
Telegramm des Rektors an die ehemalige Großherzögliche
Familie habe die Regierung bisher noch nichts gehört. Offen=
bar
werde ja auch nur die Form des Glückwunſches beanſtandet.
Die Regierung werde prüfen, ob es ſich nur um einen Höf=
lichkeitsakt
handele. Die Verbindung von Wiſſenſchaft
und Forſchung an Univerſität und Hochſchule müſſe bleiben.
Noch geſtern habe der Landbund von der glücklichen Miſchung
von Lehre und Forſchung geſprochen. Die heſſiſche Regelung
der Kolleggelder ſei die billigſte, weil ſie allen Profeſſoren
Rechnung trage.
Durch die Verbindung der Profeſſoren mit der Induſtrie
erhalte gerade auch die heſſiſche Induſtrie außerordentlich
bedeutungsvolle Arbeitsaufträge.
Die Regierung ſtehe einmütig auf dem Standpunkt,
daß für die Volksſchullehrer die Hochſchulbil=
dung
nötig ſei und bleiben müſſe. Eine Ver=
legung
der Pädagogiſchen Inſtitutenach Mainz
gefährde die Hochſchulbildung nicht. Die Zuſammenlegung in
Mainz bedeute keine Gefährdung des Simultan=
gedankens
und berge auch keine Gefahren für die Zukunft.
Konfeſſionelle Wünſche könnten viele eher bei getrennten In=
ſtituten
ſich Geltung und ſchließlich auch Durchſetzung verſchaffen.
Die Hineintragung des konfeſſionellen Momentes müſſe ver=
letzen
. Er fühle ſich durch die über alles Maß hinausgehenden
Angriffe des Evangeliſchen Bundes und des
Gvangeliſchen Preßverbandes perſönlich ver=
letzt
. Bei dem Lehrernachwuchs müſſe mehr als bisher darauf
geſehen werden, daß der Zuſtrom aus ländlichen Kreiſen ſtärker
berückſichtigt werde.
Von der Regierung wurde noch darauf verwieſen, daß die
durch die erſtaunliche Entwicklung verurſachten Neueinrichtungen
und Mehrkoſten zum großen Teil von der Induſtrie getragen
wurden und weiter getragen werden. Bei der Erſtattung
von Gutachten erfolge eine Entſchädigung durch ſehr reich=
liche
Belieferung der Hochſchule mit Arbeitsmaterial. In der
Aſſiſtentenfrage lägen bei der Techniſchen Hochſchule
andere Verhältniſſe vor, als bei der Univerſität. Die älteren

Aſiſtenten würden geſchont. Die Geiſteswifſenſchaften
müſſen an der Techniſchen Hochſchule erhalten werden. Es
könnte jedoch in dieſen Lehrgebieten Verbindung mit
Frankfurt und Heidelberg aufgenommen wer=
den
. Die beſtehende Doppeleinrichtung in Darmſtadt und Gie=
ßen
ſei im weſentlichen auf die in Darmſtadt zugelaſſene Aus=
bildung
der Lehrkräfte für die höheren Schulen zurückzuführen.
Es ſei zu prüfen, ob man hiervon nicht wieder abkommen müſſe.
Die Techniſche Hochſchule müſſe ſich aus verſchiedenen Gründen
auf die ihr weſenseigenen Gebiete beſchränken.
Vom Landbund wird die Zurückführung der Oberlehrer=
bildung
an die Univerſität für nötig erachtet. Die Zuſammen=
legung
der Pädagogiſchen Inſtitute in Mainz werde von dem
Landbund abgelehnt.
Zu der Frage der Verlegung des Pädagogiſchen Inſtitutes
ſind noch 6 Redner vorgemerkt. In einer ſehr ausgedehnten
Sitzung befaßte ſich am Mittwoch die ſozialdemokra=
tiſche
Fraktion mit der Angelegenheit, da ſich eine ſtarke
Oppoſition gegen die Verlegung nach Mainz
ausſprach. Die Entſcheidung im Ausſchuß wird heute
Donnerstag fallen. Ausſchlaggebend wird es ſein,
ob die Sozialdemokratie für die Abſtimmung
Fraktionszwang ausüben wird.
Der Petitionsausſchuß
überwies geſtern einen Zentrumsantrag, der für die Wein=
bergarbeiter
eine Gefahrenzulage beim Spritzen
von giftigen Stoffen verlangt, der Regierung zur Berück=
ſichtigung
. Im übrigen wurden zahlreiche Eingaben von
Privatperſonen erledigt.
Neee Hokverarsnang zum Takifwgeſen?
* Berlin, 11. Febr. (Priv.=Tel.)
Der Fall der Eiſenhütten Duisburg=Meiderich, der die
Oeffentlichkeit in den letzten Wochen ſtark beſchäftigt, hat dazu
geführt, daß man ſich im Reichsarbeitsminiſterium ſehr ernſthaft
überlegt hat, ob nicht auch das Tarifvertragsrecht unter die Lupe
genommen werden muß, damit eine Wiederholung ähnlicher
Vorkommniſſe, die die Exiſtenz von vielen Tauſenden von Ar=
beitern
und Angeſtellten aufs Spiel ſetzen, vermieden werden
kann. Das Reichsarbeitsminiſterium iſt bisher wegen ſeiner
Zurückhaltung ſcharf kritiſiert worden, doch muß man ihm zugute
halten, daß im Falle Duisburg=Meiderich keine gefetzlichen Mit=
teln
in ſeiner Hand lagen. Nun ſcheint man ſich allmählich mit
dem Gedanken angefreundet zu haben, mit Hilfe einer Notver=
ordnung
das Tarifrecht beweglicher zu geſtalten. Das Reichs=
arbeitsminiſterium
läßt allerdings ganz energiſch alle
Mitteilungen über eine Notverordnung dieſer Art demen=
tieren
. Derartige Dementis brauchen aber nicht immer als
volle Wahrheit hingenommen zu werden. Es iſt alſo keineswegs
ausgeſchloſſen, daß ſchon in abſehbarer Zeit eine Neuregelung
erfolgt. In welcher Richtung ſich dieſe bewegen würde, geht am
beſten aus dem Duisburger Beiſpiel hervor. Der Tarifvertrag
in der nordweſtdeutſchen Eiſeninduſtrie iſt langfriſtig abgeſchloſ=
ſen
und läuft erſt im Herbſt ab. Da die Betriebe der Hütten=
werke
in Duisburg=Meiderich unrentabel wurden, ſah ſich die
Verwaltung veranlaßt, entweder die Betriebe ſtillzulegen oder
aber Lohnkürzungen zu verlangen. Die Gewerkſchäften ſtellten
ſich auf den Standpunkt, daß der Tarifvertrag bindendes Recht
ſei und nicht angetaſtet werden dürfe. Infolgedeſſen rückt die
Entlaſſung von 7 000 Arbeitern in bedrohliche Nähe. Das Be=
ſtreben
geht nun dahin, Tarifverträge mit langer
Laufzeit dann, wenn ſie der geänderten Wirt=
ſchaftslage
nicht mehr entſprechen, im Notfall
elaſtiſcher zu geſtalten, um zu erreichen, daß Stillegun=
gen
und Arbeiterentlaſſungen vermieden werden.
Arabſtimmung in Auisburg=Meiderich.
Bei der am Mittwoch in Duisburg=Meiderich vorgenom=
menen
Urabſtimmung der Belegſchaft über die Vorſchläge der
Verwaltung ſtimmten von 6870 Stimmberechtigten 6 594 ab.
Für den Vorſchlag erklärten ſich 2 127, dagegen 4 400 Stimmen.
Von den 1027 Angeſtellten haben 998 abgeſtimmt, und zwar
892 für die Vorſchläge, nur 91 dagegen.
Der Reichsbahnakkien=Kredik abgeſchloſſen.
Die Verhandlungen über die Bevorſchuſſung der an die
Reichsverſicherungsanſtalt gegebenen Reichsbahnaktien ſind am
Mittwoch auch mit den engliſchen und franzöſiſchen Banken zum
Abſchluß gekommen. Die Verträge ſind unterzeichnet. Die Summe
von 130 Millionen, die dem Reich zufließt, iſt an ſich nicht ſehr
bedeutend; ausſchlaggebend iſt vielmehr die moraliſche Be=
deutung
dieſer Anleihe, die beweiſt, daß das Vertrauen
der ausländiſchen Börſen zu Deutſchland wie=
der
zurückgekehrt iſt, was auch für unſere Wirtſchaft von
Vorteil ſein wird.

garantiert wird. Mit wenigen Ausnahmen ſind alle Kultur=
ſtaaten
zur Einführung des Goldes als Zahlmittel für größere
Beträge oder zur Goldwährung übergegangen, und zwar zur
ſogenannten Goldkernwährung, welche das Gold ſelbſt in ge=
münzter
oder Barrenform zur Verhütung von Verluſt und Ver=
ſchleiß
möglichſt in den Staatsbanken ruhen läßt und durch
Hinterlegung desſelben im Werte geſichertes Papiergeld in den
Verkehr bringt. Silber könnte ſelbſt dann, wenn ſein Wert auf
dem Weltmarkt nicht ſchwankte, das Papiergeld nicht mehr er=
ſetzen
, weil es zur Begleichung der vielen hohen Geldwerte,
welche heute in der Weltwirtſchaft umgeſchlagen werden, viel
zu ſchwer iſt.
Mit einem Umſtand hat man leider bei der Verdrängung
der Silberwährung durch die Goldwährung auch in den großen
Landgebieten in Aſien, Indien, China und Indochina nicht
gerechnet. Ihre 800 Millionen Bewohner haben im Laufe der
Zeit geradezu ungeheuere Mengen Silber aufgeſpeichert, die
ſozuſagen ihren ganzen Reichtum bilden. Die durch die Ein=
führung
der Goldwährung ſo ſehr verminderte Kaufkraft des
Silbers hat nun für alle dieſe Aſiaten, welche mehr als ein
Drittel der ganzen Menſchheit ausmachen, geradezu kataſtro=
phale
Folgen gehabt und dürfte nicht in letzter Linie die Schuld
tragen an den in Oſt= und Südaſien vor ſich gehenden gewal=
tigen
ſozialen Umwälzungen. Hand in Hand geht damit ein
Rückſchritt des Handelsverkehrs in jenen weiten Gebieten, der
für die Weltwirtſchaft von nicht geringer Bedeutung iſt.

* Heſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. Mittwoch, den 11. Februar.
Carmen.
Oper von G. Bizet.
Johannes Draht aus Elberfeld, der heute ſich als
Escamillo vorſtellte, iſt im glücklichen Beſitz einer hervorragend
ſchönen und großen Baritonſtimme von metalliſchem Klang, dunk=
ler
Farbe und einem Umfang, die ihn, der in erſter Linie lyriſcher
Cänger iſt, die tiefliegende Partie beherrſchen ließ. Er hat, trotz=
dem
er klein iſt, eine feſſelnde Bühnenerſcheinung, ſchauſpieleriſche
Begabung und ſtarkes Temperament. Dieſe Eigenſchaften machen
ihn ebenfalls für dramatiſche Aufgaben durchaus geeignet. Seine
Leiſtung hatte Format. Vielleicht trug er zuweilen zu ſtark auf.
Gaſtſpiele bringen das leicht mit ſich. Auch fiel er begreiflicher=
weiſe
aus der Ebertſchen Regie etwas heraus. Eine Anſtellung
des vielſeitigen Künſtlers, kommt in Betracht. Doch dürfte die
Erprohung in einer lyriſchen Rolle abzuwarten ſein.
V. A.

* Uraufführung im Bremer Schauſpielhaus.
Paul Frank und Ludwig Hirſchfeld: Die neue Linie‟.
Von unſerem Bremer Mitarbeiter wird uns geſchrieben: Die
neue Linie entſteht, wie alle modernen Luſtſpiele, aus einem
dunklen Punkt und gerät juſt in der gefährlichen Kurve in tangen=
tiale
Berührung mit der Schwiegermutter, die dieſen unbeabſich=
tigten
Kontakt gern als Kraftquelle, für die Scheidung ihrer Tochter
vom verhaßten Schwiegerſohn nehmen möchte. Mit anderen Wor=
ten
: der Zahnarzt Dr. Ermold hat ein harmloſes Techtelmechtel
mit einer hübſchen Modiſtin, der er in der Hoffnung größerer Ge=
nüſſe
ein leckeres Mahl in einem kleinen Hotel bereitet. Ein
Spion hängt dieſe Sache an die große Glocke, das heißt: Der
Schwiegermutter wird die Geſchichte verraten. Wutgebläht er=
ſcheint
ſie auf dem Schauplatz der Handlung, den ſie von Herzen
gern zum Tribunal machen möchte. Aber ihr Töchterlein denkt
anders. Sie will nichts wiſſen von Scheiden und will, keinen
Skandal. Sie geht ihren Weg nach der neuen Linie. Die hübſche
Modiſtin wird mit einigen Kleidern ins Haus geholt und durch
einen geriſſenen Kniff dem überraſchten Eheherrn präſentiert. Bis
dahin iſt alles ganz nett, wenn auch nicht immer wahrſcheinlich,
aber nun hört auch die eigene Idee auf und Samiel muß nach
altem Rezept helfen. Er kann das nicht beſſer, als den Schwieger=
vater
zu einem Luſtgreis zu machen und die Probiermamſell dem
Hausfreund anzudrehen. Es wickelt ſich alles ohne Plattheiten
und Derbheiten ab, fließt flott und friſch vorüber, aber im gro=
ßen
und ganzen hat man doch das Gefühl, daß es viel Lärm um
nichts iſt. Den Erfolg des Stückes bedingte die Beſetzung des
Schauſpielhauſes, die Leben und Farbe in dieſes Wachsfiguren=
kabinett
brachte. In den führenden Rollen Viktor van Buren,
Hertha Ulrici und Lili Landreczki. Hans Burgers Regie gab dem
0. N.
Geſchehen beſchwingtes Tempo.

* Das Schickfal des Tores der Hoffnung.
Das Hedwig=Wangel=Werk vor der Auflöſung?
Das Lebenswerk der Schauſpielerin Hedwig Wangel, das
Heim, in dem ſie entlaſſene weibliche Strafgefangene aufgenom=
men
hat, um ihnen die Rückkehr ins bürgerliche Leben zu er=
leichtern
, iſt viel befprochen und oft auch anerkannt worden.
Hedwig Wangel, die ſich beinahe gänzlich von der Bühne zu=
rückgezogen
hatte, iſt dahin zurückgekehrt, um dadurch Mittel zur
Durchführung ihrer Idee heranzuſchaffen. Mit allen Kräften
hat ſie ſich für ihren Plan eingeſetzt, hat Freunde für ihr Werk
geworben, die ſich zu einem Verein Hedwig=Wangel=Hilfe zu=
ſammengeſchloſſen
hatten. Aber die Durchführung einer ſolchen
Idee koſtet viel Geld, und Hedwig Wangel iſt es trotz aller Liebe
und Mühe, die ſie auf ihr Werk verwandt hat, nicht vergönnt
geweſen, ihr Heim vor dem wirtſchaftlichen Ruin zu bewahren.
Ueber das Heim, das in herrlicher Lage zwiſchen Wäldern

und Seen unweit Berlins bei Storkow liegt, iſt Ende des
vergangenen Jahres die Zwangsverwaltung vom preußiſchen
Wohlfahrtsminiſterium eingeſetzt worden. Hedwig Wangel, die
nie an ſich gedacht hat bei ihrer Arbeit, die den Frauen, die aus
ihrer Bahn geſchleudert worden ſind, ein Heim bieten wollte, die
ihnen Anleitung in allerlei Arbeit, im Nähen, Kochen, Friſieren
uſw. geben wollte, damit ſie ſich ſchneller eine Exiſtenz gründen
könnten, iſt durch dieſe Maßnahme ſo deprimiert worden, daß
ſie allen Mut zur Weiterführung ihrer Arbeit verloren hat. Sie
hat in einer Sitzung, die kürzlich zwiſchen den Aufſichtsbehörden
und den älteſten Freunden ihres Werkes, die ſich tatkräftig dafür
eingeſetzt haben, die Erklärung abgegeben, daß ſie jetzt feſt ent=
ſchloſſen
ſei, ſich von dem Werk ihres Lebens völlig zurückzu=
ziehen
. Sie will nun auch nicht mehr dulden, daß ihr Name
weiterhin in Verbindung mit dieſer Wohlfahrtseinrichtung ge=
nannt
wird und auch den von ihr gewählten Namen für das
Heim, Tor der Hoffnung, will ſie nicht beibehalten wiſſen. Wer
auch die Weiterführung des Heims eventuell übernehmen würde,
es würde nicht mehr in dem Geiſt geführt, den ſie ihrer Arbeit
hat geben wollen.
Wenn man auch zugeben muß, daß heute die Dinge ſoweit
gediehen ſind, daß die Behörden mit Zwangsmaßnahmen ein=
ſchreiten
mußten, denn die finanziellen Schwierigkeiten des
Vereinsbunds des Storkower Heims ſind ſehr groß, ſo muß man
doch andererſeits immer wieder betonen, daß Hedwig Wangel
bei ihrem Liebeswerk wenig Unterſtützung gefunden hat.
Während andere Heimſtätten ähnlicher Art in der Nähe von
Berlin immer überfüllt waren, hat man dem Hedwig=Wangel=
Heim immer nur ſehr ſpärlich Gefangene zugeführt. Und ge=
rade
dieſes Heim in ſeiner herrlichen Lage, das große ſchöne
Haus, der Geiſt der Liebe und Kameradſchaftlichkeit, der in ihm
herrſchte, waren geeignet, Frauen, die verbittert durch ein hartes
Los, oft auch verſtockt, auf eine falſche Bahn geſchleudert waren,
wieder in das Leben der Gemeinſchaft zurückzuführen. Vielleicht
hätten andere die Verwaltungsarbeit beſſer erledigt als Hedwig
Wangel. Ihre Freunde waren ſchon gleich der Anſicht, als die
erſten Schwvierigkeiten begannen, daß ſie verwaltungstechniſch
und finanziell hätte entlaſtet werden müſſen.

Es bleibt nun nur noch zu hoffen, daß die Behörden ſich des
Werkes annehmen, da, wenn Hedwig Wangel ſich jetzt endgültig
zurückzieht, auch ein großer Teil der Freunde ihres Werkes ſich
davon zurückziehen wird. Die Möglichkeit einer behördlichen
Uebernahme des Heims iſt bereits angedeutet worden. Es
würden dann nicht nur wie bisher weibliche Strafgefangene
aufgenommen werden, ſondern auch gleichzeitig weibliche Lehr=
linge
Unterkunft finden. Hoffentlich findet ſich nur überhaupt
ein Weg, das mühevoll aufgebaute Werk nicht gänzlich unter=
Henriette Pahlen.
gehen zu laſſen

[ ][  ][ ]

eit

Donnerstag, den 12. Februar 1931

Nummer 43

Hngel 4 BieEnscntttat
Inh.: Jakob Lautenſchläger
Eliſabethenſtraße 19
Telephon 543
Erſtklaſſiges Fiſchſpezialgeſchäft
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Friedſiſhbäckerei täglich im Betrieb
(Bekan tlich wird nur das Beſte gebacken.)
NB. Prompter Stadt= u. Fernverſand. (

In unſer Handelsregiſter, Avteil B,
wurde heute bezüglich der Firma Ge=
werkſchaft
Meſſel auf Grube=Meſſel
folgendes eingetragen: Den Herren Be=
triebsleiter
und Chemiker Dr. phil. Georg
Beeger auf Grube=Meſſel bei Darmſtad
und Diplomkaufmann Bernhard Dreik
zu Halle a. d. Saale iſt Geſamtprokura
dahin erteilt worden, daß ein jeder von
ihnen die Gewerkſchaft gemeinſam mit
einem Grubenvorſtandsmitgliede oder
einem anderen Prokuriſten zu vertreten
berechtigt iſt.
(2537
Reinheim, den 9. Febr. 1931.
Heſſiſches Amtsgericht.

0.

(Stammholzverſteigerung.)
Dienstag, den 17. Februar 1931
von vormittags 9 Uhr ab, werden
im Gaſthaus Zum deutſchen Haus, in
Groß=Bieberau aus den Diſtrikten:
1. Leidert, 2. Loſe, 3. Nobkunz, 4. Wand.
5. Grund, 6. Grasberg, 7. Ankaufsgebiet
Gemarkung Rodau, 8. Gaßnersberg, 9
Riedbuſch, 10. Hainberg, 11. Kernbach,
12. Altſcheuer, 13. Eichelberg, 14. Erlen=
hecke
verſteigeit:
Stammholz=Abſchnitte; 73 Buche
3.5. Kl. 62,40 fm. 8 Stück Eiche
3.6. Kl. 8,61 fm, 18 St. Kiefer
3a 5. Kl. 26,51 fm.
Stammholz, Langholz: 43 St. Eiche
2. 5. Kl. 28,64 fm, 71 St. Kiefer
2a5. Kl. 44,12 fm, 166 St. Lärche
1a2b Kl. 45,07 fm. 161 St. Fichte
1a3a Kl. 51,42fw, 3 St Douglas
1b Kl. 1,09 fm, 31 Stück Weiß=
tanne
1a2a Kl. 4,97 fm.
Im Anſchluß hieran kommt 1 Nuß=
baum
=Stamm 3. Kl. mit 0,36 fm aus
dem Schloßpark zu Lichtenberg zur Ver=
ſteigerung
.
Hämtliches Holz iſt vorher ein=
zuſehen
. Spätere Einwendungen be=
züglich
der Güte des Holzes werden
nicht angenommen. Nähere Auskunft
erteilen: für die Diſtrikte 17 Förſter
Speier zu Groß=Bieberau, für Diſtrik=
8 Förſter Schnellbächer zu Groß=
Bieberau und für die Diſtrikte 914 und
den Stamm im Schloßpark Hilfsförſter
Heid zu Lichtenberg.
(252
Groß=Bieberau, den 10. Febr. 1931.
Heſſ. Forſtamt Groß=Bieberau.

Stamm= u. Nutzholz=
verſteigerung
.
Montag, den 16. Februar 1931,
vormittags 9½ Uhr anfangend,
wird aus dem Stadtwald Pfungſtadt,
Diſtrikt Klingsackertanne, Abt. 20 (Kahl=,
hieb), Abt 11. 17. 18, 21, 23, 31, 34, 41
42, 46, 47, 53, 54, 55, 59, 64 und 69 das
nachverzeichnete Kiefern=Stamm= und
Nutzſcheitholz an Ort und Stelle öffent
lich verſteigert. Vorherige Beſichtigung
wird empfohlen.
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3a 3034 35 3005
3b 3539 33 35,77
4a 4044 23 30,49
4b 4549 3 441,
2 . 420

102 Stück 108,46 fm
Abteil. 79 5 St. Akazienabſchnitte 2.40 fm
2a 43 Rm. Nutzſcheitholz, II. Klaſſe
1,50 m lang.
74 20 Stück Derbſtangen, 264 fm
zu Zuunpfoſten geeignet.
Zuſammenkunft am grünen Steg
(Forfthaus). Gegen Bürgſchaftsleiſtung
wird Zahlungsfriſt bis Martini 1931 ge=
währt
. Nähere Auskunft erteilt Förſter
Wiemer, Forſthaus. Bemeikt wird,
daß das Holz gut abzufahren iſt, un
daß es ſich um ſehr ſchönes Schnitthol
handelt.
Pfungſtadt, den 11. Februar 1931.
Heſſ. Bürgermeiſterei
2345b)
Schwinn.

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2b 65 45,50
3a 98 100,72,,
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4a 16 24,51,
4b 3 5,42,,
Eichen:
1 0,27
3 2 1.14.
Kirſchb.:
1 0,12,,
2

3 1 0.48,,
Lärche:
2b 3 2.47.
3a 6 7,70

3b 2 4,20
Fichten:
1a 87 14.09
1b 147 47,24,,
2a 45 29,17
2b 14 14,26,
Za 1 1.48,,
3b 1 2.27
Fichten: Derbſtangen: Kl. 1 78 Stück,
2 50
3 41
Zuſammenkunft vormittags 9 Uhr am
Bahnhof Roßdorf. Bei ungünſtiger
Witterung findet die Verſteigerung in
Roßdorf ſtatt. Bemerkt wird, daß das
Kiefernſtammholz aus einem 105 jähri=
gen
Beſtand (Kahlabtrieb) angefallen
iſt und ſehr ſchönes Schnittholz abgibt.
Nähere Auskunft erteilt Herr Förſter
(2538
Kirſchner. Roßdorf.
Roßdorf den 10. Februar 1931.
Heſſ. Bürgermeiſterei.
Lorenz.

Am Freitag, den 13. Febr. 1931,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokal, Ludwigs=
platz
8, verſchiedene Gebrauchs
gegenſtände aller Art zwangsweiſ
neiſtbietend gegen Barzahlung.

Darmſtadt, den 11. Febr. 1931. (255=
Noſtadt
Gerichtsvollz. Kr. A., Bismarckſtr. 42, p.

Am Freitag, den 13. Februar
1931, nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale, hier, =
gelſtraße
27, verſchiedene Gegen=
ſtände
öffentlich zwangsweiſe gegen
Barzahlung.
(2560
Vorausſichtlich beſtimmt ver=
ſteigert
wird:
1 Bücherſchrank, 1 Schreibtiſch, eine
Ständerlampe, 40 Druckſtöcke 584
Hefte Schieß=Sicherheit, 458 Hefte Be=
ſatztechnik
.
Hieran verſteigere ich an Ort u. Stelle:
1 Holzfräßmaſchine, 1 Kleiderſchrank.
1 Toileitentiſch, 1 Scheuertrommel
neu, 1 Kartothekſchränkchen, 1 Geh=
rungsſäge
, 1 Eleitromotor (3 PS),
1 Glasvitrine.
Hieran verſteigere ich an Ort u. Stelle
1 Kreisſchere (Papierzuſchneidemaſch.),
15 Ztr. Maſchinenlederpappe (neu)
1 Kaſſenſchrank, 1 Schreibmaſchinen=
tiſch
mit Rollvorrichtung. 1 Schreib=
tiſchſeſſel
, 13 Ztr. Buchbinderpappe
(grau), 1 Mercedes=Schreibmaſchine
Nr. 122229, 1 Kreisſäge Nr. 117, eine
Eckenabrundmaſchine.

Hieran verſteigere ich an Ort und
Stelle, Einſiedel bei Darmſtadt:

1 Schreibtiſch (Diplomat, dunkel ge=
beizt
), 1 Bücherſchrank, 2türig, ca. 30
Ztr. Heu.
Darmſtadt, den 12. Febr. 1931.
Böhm
ſtellvertr. Gerichtsvollzieher des Ger.=
Vollzieher Poriner, Darmſtadt,
Heinrichſtraße 93, I.

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Breſem . . 0.65 Rheinbackſiſche 0.45
23pfündige Heilbutt . .. Pfd. 0.95
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Blutfriſche gräneHeringe aPfd.50
... Pfd. 0.30
Prima Backſiſche
.. . . . Pfd. 0.28
Konſumſiſche

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1 Pfd.=Kiſte 60
½ Pfd. nur 20

Fiſchmarinaden:
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Prompter Stadt= und Fernverſand.

Jagd=Verpachtung.
Montag, den 16. Februar 1931,
nachmitt ags 2½ Uhr, wird die Wald=
jagd
der Gemeinde Zeilhard, 90 Hektar,
auf dem Bürgermeiſtereivüro, auf weitere
6 Jahre öffentlich verpachtet. Bemerkt
wird, daß das Jagdgebiet in 10 Minuten
von Station Meſſel zu erreichen iſt.
Zeilhard, den 9. Februar 1931.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Zeilhard
Kühn.
(2532b

Auf dem Markt
(gegenüber Rotſchild) (2551
Heefiſche billiger!

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Stockfiſch . Muſcheln
Breſem 0.60 Rheinbackfiſch 0 35

Am Freitag, den 13. Febr. 1931,
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtraße 32,/34
folgende Pfänder zwangsweiſe gegen
Barzahlung verſteigert werden, insbe=
ſondere
:
1 Bücherſchrank, 1 Schreibtiſch, ein
Silberlüſter mit Schirm, 1 Glaslüſter,
2 Laternen aus Holz, 1 Grammophon
mit 3 Platten, 1 Büfett, 1 Kredenz.
1 Kleiderſchrank, 1 Schnellwaage ( Ber=
kel
), 2 Schalttafeln, 1 Truhe (geſchnitzt,
mit Umbau und Spiegel, antik), ein
Regulator, 1 Ausziehtiſch, 1 Kredenz
2 Kiſten Porzellanſteckdoſen (4000 Stck.)
1 Regiſtrierkaſſe (National), 1 Schnell=
waage
(Taka), 1 Klavier, 1 Standuhr
1 Trumeauſpiegel, 1 ſchwarze Tiſch=
lampe
mit gelbem Seidenſchirm, ein=
Tiſchlampe vergoldet), 25 Vogelkäfige
1 Motor mit Anlaſſer, 1 Kleiderſchrank
1 Adler=Schreibmaſchine, 1 Spiegel
ſchrank, Möbel aller Art u. and. mehr
Darmſtadt, den 11. Febr. 1931. (2564
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

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licht über 6X9 mit
erſtklaſſig. Objektiv
geſucht. Angeb. unt.
V. 155 a. d. Geſch.*

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bill. zu kauf. geſ.
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Bism.-Heringe
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Gelecherinse OP.

Seutäde & Tangrane

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Donnerstag, den 12. Februar 1931

Seite 5.

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 12. Februar 1931.

Am 4. Februar 1931, verſtarb nach langem ſchweren Leiden
Studienrat i. R. Profeſſor Georg Heil. Da Profeſſor Heil
nahezu 30 Jahre an höheren Schulen Darmſtadts gewirkt und
auch ſonſt im öffentlichen Leben der Stadt eine bedeutende Rolle
geſpielt hat, erſcheint ein Rückblick auf ſein Leben angebracht.
Geboren am 7. Februar 1857 zu Rohrbach i. O., legte er im Herbſt
1876 an der damaligen Realſchule erſter Ordnung, dem heutigen
Realgymnaſium, ſeine Reifeprüfung ab. Das Studium der fran=
zöſiſchen
und engliſchen Sprache ſowie der deutſchen Literatur und
Geſchichte führte den Jüngling an die Landesuniverſität Gießen,
wo er im Jahre 1880 ſich der wiſſenſchaftlichen Prüfung für das
höhere Lehramt mit Erfolg unterzog. Seinen Vorbereitungsdienſt
verbrachte Georg Heil am Realgymnaſium Gießen, von wo ihn
ſeine erſte Verwendung nach dem Gymnaſium im idylliſchen Lau=
bach
führte (18821884) Während der Jahre 1884/85 unterbrach
der junge Lehrer ſeine Tätigkeit in Heſſen und wirkte ein Jahr
lang als assistant master am Deal College in Deal in England.
Durch dieſe Wirkſamkeit legte er den Grund zu ſeiner beherrſchen=
den
Kenntnis der engliſchen Sprache, die ihn lange Jahre für das
Amt eines gerichtlichen Ueberſetzers befähigte. Nach der Rückkehr
aus England erfolgte im Jahre 1886 die Anſtellung als Oberleh=
rer
an der Realſchule in Oppenheim. Er wirkte dort 9 Jahre
läng (18851894). Von 1894 war Georg Heil dann in Darmſtadt
tätig, zunächſt an der Ludwigs=Oberrealſchule (18941896), dann
am Realgymnaſium. Im Jahre 1908 wurde er hier zum Profeſſor
ernannt. Während des großen Kriegs leiſtete Profeſſor Heil, der
bei dem Leibgarderegiment 115 ſeiner Militärpflicht genügt hatte
(1880/1881), Militärdienſte als Hauptmann und Kompagniefüh=
rer
in dem Landſturmbataillon 39 I Worms (Septbr. 1914 bis
Ende 1915) Seit 1. Juli 1923 lebte Prof. Georg Heil im wohl=
verdienten
Ruheſtande.
Eine ganze Generation hindurch hat der Verſtorbene an und
mit der Darmſtädter Jugend gearbeitet, und eine ſchier unüber=
ſehbare
Zahl von Männern haben ihm als Schüler zu Füßen ge=
ſeſſen
. Alle ſind ſich einig in der Verehrung, die ſie ſeiner gerech=
ten
, feſten, bei allem Ernſt aber durchaus wohlmeinenden, väter=
lich
ſorgenden Perſönlichkeit entgegenbrachten; alle ſind ihm dank=
bar
für die gediegenen, feſt begründeten Kenntniſſe, mit denen ſie
der unermüdliche Pädagoge ausgerüſtet hatte. Bei ſeinen Amts=
genoſſen
war Georg Heil hochgeſchätzt wegen ſeines freundlichen,
zuvorkommenden Weſens, ſeiner beſcheidenen, ſtets hilfsbereiten,
menſchlichen Art. Neben ſeiner Tätigkeit in der Schule hat
Prof. Heil auch in ſtarkem Maße im öffentlichen Leben mitgear=
beitet
und ſeine Fähigkeiten der Allgemeinheit ſelbſtlos und un=
eigennützig
zur Verfügung geſtellt. Namentlich die evangel. Kirche
zählte ihn neben anderen Gemeinſchaften und Vereinen zu ihren
treueſten Gliedern: Im Kirchenvorſtande ſeiner Gemeinde und im
Kirchengeſangverein der Stadtkirche, zu deſſen Gründern er ge=
hörte
war Profeſſor Heil als Führer anerkannt und hochgeachtet.
Im Kreiſe ſeiner Freunde aber, mit denen er als glühender Be=
wunderer
der Natur gern hinauszog in die ſchönen Berge unſerer
engeren Heimat, wird er fortleben als lieber, treuer Freund von
wahrhaft vornehmem Charakter, als echter deutſcher Lehrer und
Mann.
Dr. Götz.

Dienſtjubiläum. Am kommenden Sonntag, den 15. Fe=
bruar
, begeht Herr Auguſt Dreſte, Schuchardſtraße 16, ſein
25jähriges Dienſtjubiläum bei der Firma E. Merck.
Hohes Alter. Vorſchloſſer Fritz Georg Friedrich Lieb=
frauenſtraße
40, feiert morgen Freitag ſeinen 76. Geburtstag in
voller Rüſtigkeit. Derſelbe war 50 Jahre bei der Bahn beſchäftigt.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte, Kriegshinter=
bliebene
, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am Samstag,
den 14. Februar, vormittags von 812 Uhr durch die Stadtkaſſe.
Konzert im Realgymnaſium. Karten zu dieſem Konzert
am Donnerstag, 19. Februar, ſind auch in der Buchhandlung von
Schlapp, Schulſtraße, zu haben.
Petrusgemeinde. Lapp im Schnakenloch, ein
heiteres Spiel von Eduard Reinacher, gelangt am kommenden
Samstag, den 14. Febr., und Sonntag, den 15. Febr. 1931, in dem
Gemeindehaus der Petrusgemeinde, Eichwieſenſtraße 8, zur Auf=
führung
und dürfte wohl jedermann erfreuen. So ſei daraus
heute nur die Muſikantenkavelle unter Vorantritt eines Ziehhar=
monikaſpielers
, die zum Tanz aufſpielt, erwähnt. Die Knechte
und Mägde des Hofes Schnakenloch benutzen dieſe Gelegenheit,
und bringen aus unſerer engeren Heimat, dem Odenwald, drei
ältere Volkstänze unter anderem den Stemmtanz zur Vor=
führung
; ſchon allein dieſe verdienen, geſehen zu werden, und ſie
dürften bei den Zuſchauern einen beſonders nachhaltigen guten
und frohen Eindruck hinterlaſſen. Wenn auch der Ueberfüllung
durch zweimalige Aufführung vorgebeugt worden iſt, ſo iſt es
jedoch ratſam, insbeſondere mit Rückſicht auf die immer wieder=
kehrenden
Klagen auf Zuweiſung eines nicht ganz paſſenden
Platzes, die Eintrittskarten rechtzeitig im voraus zu löſen.

Hefſiſches Landestheater.

Großes Haus Kleines Haus Donnerstag,
12. Februar 19.3022.30 Uhr
C 15
Preiſe 110 Mk 20, Ende gegen 22 30 Uhr
Die Portugaleſiſche Schlacht Liebesluſt oder die weißen Schuhe
Preiſe 0.503 Mr. Freitag,
13. Februar 20, Ende gegen 22 Uhr
Zum erſten Male:
D16. Der Tartuffe
Preiſe 110 M 19.3022 Uhr
Außer Miete
Martha
Preiſe 15 Mk Samstag,
14. Februar 19.30, Ende nach 22 45 Uhr
K11. Bülnenvolksbund
Preiſe 110 Mk. 20, Ende gegen 22 Uhr
Viktoria und ihr Huſar /Zum erſten Male:Der Kreis
Zuſatzmiete V 8
Preiſe 1.206 Mk. Sonntag,
15, Februat
1517.30 Uhr
Ein Sommernachtstraum
Gruppe 18
Halbe Preiſe 0.505 Mk.
19.3022 Uhr
Meine Schweſter und ich
Heſſenlandmicte 1V 8
Preiſe 0.80 8 Mk.
11 30, Ende gegen 13 Uhr
Kinder=Tanz= und Spiel=Lieder
von Lili Hickler
Preiſe 0.50, 1 u. 2 Mk.
15.3017 Uhr
Das Wunder d. Spielzeugſchachtel
Preiſe 0.502.50 Mk.
19 3022 30 Uhr
Zar und Zimmermann
Außer Miete
Volksvorſtellung z. halb. Preiſen
Preife 0.603 Mk.

Heſſiſches Landestheater. Erſtaufführung Der
Tartuffe Molieres Komödie Der Tartuffe kommt
in der Bearbeitung von Rudolf Blümner, deren Bühnenvertrieb
vom Bühnenvolksbund=Verlag beſorgt wird, morgen, Freitag, im
Großen Haus mit Bernhard Minetti in der Titelrolle zum erſten
Male zur Aufführung. Die übrigen Rollen ſind mit Gothe Keß=
ler
, Hoffart, Gallinger, Knott. Hinz, Baumeiſter, Conradi, Schind=
ter
, Weſtermann, Wiener beſetzt. Die Inſzenierung beſorgt Alfred
Noller vom Oldenburger Landestheater als Gaſt; das Bühnen=
dild
hat Lothar Schenck von Trapp entworfen. Maughams Ge=
ſellſchaftskomödie
Der Kreis wird Samstag, den 14 Fe=
Oruar, im Kleinen Haus in der Inſzenierung von Siegfried Nürn=
derger
(Bühnenbild: Elli Büttner) zum erſten Male zur Dar=
ſtellung
kommen.

* Die Pſychologie der Kaufſtraßen und Schaufenſter.
Das Bild der Städte am Nachmittag. Warum die Hausfrauen
am Nachmittag einkaufen. Auch der Mann kauft hauptſächlich
nachmittags. Städtebau der Zukunft und Geſchäftsſtraßen.
Das Geſicht der modernen Stadt wird in erſter Reihe durch
die großen Kaufſtraßen beſtimmt, die, wie Dr. Paul Mahlberg
jüngſt in einem Vortrage ausführte, in den meiſten Städten nach
merkwürdigen Geſetzmäßigkeiten verlaufen. Die Straßen mit den
Luxusläden ſind nordſüdlich gerichtet, während die großen Kauf=
ſtraßen
meiſt in oſtweſtlicher Richtung liegen. Man findet der=
artige
Beiſpiele nicht nur in Berlin, wie z. B. bei der Leipziger
und Tauentzienſtraße, ſondern auch in zahlreichen anderen deut=
ſchen
Städten, wie in Dresden, Hannover, Bremen, Königsberg,
Breslau, Danzig und in anderen großen Städten fremder Länder,
wie z. B. Paris und London. Die Reklamekunſt hat allmählich
eine beſondere Pſychologie ausgearbeitet, die die tiefſten Gründe
der Kaufluſt der Menſchen und den Zuſammenhang zwiſchen
Stadtgeſtaltung und Geſchäft aufzudecken beſtrebt iſt. Seltſamer=
weiſe
iſt überall die Einrichtung feſtzuſtellen, daß die hauptſächlich=
ſten
Einkäufe am Nachmittag gemacht werden. Der Vormittag iſt
bei den Hausfrauen nur zum Einkauf der Mahlzeiten vorge=
ſehen
. Alle anderen Einkäufe dagegen werden von den Frauen
und gleicherweiſe von den Männern am Nachmittag gemacht. Eine
eigenartige Motivierung weiß Dr. Mahlberg dafür anzugeben.
Er erklärt dieſe Gewohnheit, die in Europa ebenſo anzutreffen
iſt wie in Amerika, mit der Uebergangsſtimmung der Dämme=
rungsſtunde
, die in uns ein phantaſtiſches Gelüſt zum Kaufen er=
weckt
. Es iſt eine Art von Rückerinnerung an die Raubgier der
früheſten Zeit des Menſchengeſchlechts, die in den Käufen in der
Dammerungsſtunde des Nachmittags zum Ausdruck kommt. Da=
mit
wird auch erklärt, daß bei den Käufen ſtets eine ſeltſame Art
von ſeeliſcher Erregung mitſchwingt. Es iſt die Erregung, die
man beim Raub empfindet. Das Schaufenſter muß durch ſein
Ausſehen, insbeſondere durch ſeine Lichtwirkung, den Menſchen
gewiſſermaßen anfallen. Es kann in zweierlei Arten wirken,
nämlich einmal durch ſeine ſchöne künſtleriſche Form, die den Be=
ſchauer
, ähnlich wie der Film, in ein Wunſch= und Traumland
erhebt. Fernerhin kann das Schaufenſter dadurch wirken, daß
es den Käufer berät und ihm Geheimniſſe mitteilt, die er wiſſen
möchte, ohne fragen zu müſſen. Die Kaufſtraßen werden allmäh=
lich
eine ſolche Bedeutung erlangen, daß die künftige Anlage der
Städte auf ſie wird Rückſicht nehmen müſſen. Es iſt nicht gleich=
gültig
, wie die Straßen ausſehen, wie ſie verlaufen, wie ſie be=
leuchtet
ſind, wie ſie bebaut werden, denn das Geſchäft hängt
hauptſächlich von dieſen einzelnen Punkten ab, deren Bedeutung
heute noch gar nicht voll erkannt worden iſt. Die City im wei=
teren
oder engeren Sinne wird alſo durch dieſe Pſychologie des
Käufers ein ganz beſonderes Geſicht erhalten. Der Städtebauer
und der wiſſenſchaftliche Pſychologe werden Hand in Hand gehen
müſſen, um diejenige Form zu finden, die für die Städte der Zu=
kunft
auch mit Rückſicht auf den Kaufmann und den Handelsver=
kehr
die richtigſte iſt. Bisher wurden Häuſer gebaut, und in die=
ſen
Häuſern wurden Läden eingerichtet, ja, wenn von Anfang an
Läden nicht vorhanden waren, dann wurden ſie nachträglich ein=
gebaut
, ohne daß die beſondere Geeignetheit der Straße und der
Gegend für Ladenzwecke dabei berückſichtigt wurde. Wie man
früher auch auf die Entwicklung des Verkehrs bei der Linienfüh=
rung
von Straßen keinen Wert legte und nur an die Gegenwart,
nicht aber an die Zukunft dachte, ſo war es auch bei dem Bau
von Geſchäftshäuſern, Straßen und Tunneln. Die Geſchäftsſtadt
der Zukunft wird unter den Geſichtspunkten der Geſchäftspſycho=
logie
errichtet werden müſſen, wenn ſie geeignet ſein ſoll, in dem
gewaltigen Konkurenzkampf der Menſchheit der Zukunft eine gün=
ſtige
Rolle zu ſpielen.
Orpheum: Es muß was gebodde wern! Wie
alljährlich, bringt am Faſchingsſamstag, =Sonntag und Roſenmon=
tag
das Orpheum ein köſtliches Faſchingsprogramm, und zwar
diesmal in beſonderer Aufmachung einer Revue, aber unter Mit=
wirkung
einer großen Anzahl artiſtiſcher Kunſtkräfte von Ruf.
Alſo eine Kombination von Revue und Varieté. Die artiſtiſche
Schau wird eingeleitet durch den Ortsbüttel, der den Einzug des
Prinzen Karneval 1931 mit Gefolge auf 8 Uhr 11 ankündigt. Der
Prinz, diesmal ein Sänger, wird nach einer Anſprache an ſein
Volk nach dem Lied Euch iſt mein ganzes Herz nebſt Hofſtaat
auf der Bühne Platz nehmen und ſeinem närriſchen Miniſter ( Lud=
wig
Klermont) Befehl erteilen, mit der Galafeſtvorſtellung zu be=
ginnen
. Eine Kette auserleſener Kunſtkräfte wird dann ſeine
hochwertigen Leiſtungen zeigen. Das Ganze ſteht unter dem
Motto: Wieder mal Varieté. Um jedermann Gelegenheit zu
geben, und damit man nicht zu tief in die Taſche greifen muß,
zahlt man mäßige Preiſe. Weitere Mitteilungen folgen.
Bühnenvolksbund. Aus den Kreiſen unſerer Mitglieder
wurde angeregtDie Portugaleſiſche Schlacht in unſeren Spiel=
plan
aufzunehmen. Auf Grund der mit der Generaldirektion ge=
führten
Verhandlungen ſoll Pentzoldts Werk der Miete K Ende
Februar zugeteilt werden, ſofern der Hauptdarſteller Minetti zu
dieſer Zeit den erbetenen Urlaub erhalten wird. In der Miete E
kann das Stück nicht gegeben werden. Um jedoch den H=Mietern
Gelegenheit zu geben, ſich das Werk anzuſehen, wird die zweite
Tauſchkarte aufgerufen. Die Portugaleſiſche Schlacht iſt ſicher
eines der wertvollſten Werke des letzten Jahres.
* Mozartfeier im Feſtſaal der Ludwigs=Oberrealſchule. Wir
werden erſucht, zu berichtigen, daß der Name in der vorletzten
Zeile heißt Studienrat Georg Büttenbender, nicht
Büdenbender.

gegen
Husten,
Heiserkeit (VI134

Lokale Beranſtalkungen.

Die hſerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu Estrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritit.
Vortrag. Es wird nochmals auf den heute abend im
Hotel zur Traube ſtattfindenden Vortrag des Verbandes Deutſcher
Diplom=Kaufleute hingewieſen. Profeſſor Dr. Auler ( Univer=
ſität
Gießen) ſpricht über das Thema: Weſen und Bedeutung
der Optimal=Kalkulation
Am Samstag, den 14. Februar, abends, veranſtaltet der
Ortsverband des BDJ. im Gemeindehaus, Kahlertſtraße,
einen öffentlichen Vortragsabend. Der Bundeswart, Pfarrer
Auguſt de Haas=Göttingen ſpricht über Der Bund Deutſcher
Jugendvereine und die Politik. Nach dem Vortrag folgt eine
Ausſprache. Der Eintritt iſt frei. Die älteren Mitglieder des
Ortsverbandes andere um politiſche Klarheit ringende Jugend
und Freunde ſind herzlich eingeladen.
Koſtümfeſt des Rot=Weiß, V.f.R. Glücklich iſt,
wer vergißt, was halt nicht zu ändern iſt! So lautet das Motto
der Rot=Weißen, die alle ihre Mitglieder, Gönner und Freunde
zu dem am Faſtnachtſamstag in den oberen Sälen der
Krone ſtatfindenden Koſtümfeſt einladen, um ſich dort auf
närriſche Art über dieſe närriſche Zeit wenigſtens von 20.11 bis
3.11 Uhr hinwegſetzen zu können. (Siehe auch beſ. Anzeige.)
Concordia=Maskenball. Wir erinnern nochmals
an unſeren an Faſtnachtſamstag ſtattfindenden Maskenball im
ſtädtiſchen Saalbau. Der Saal iſt feenhaft dekoriert. Die Muſik
ſtellt das Stadtorcheſter unter Leitung des Herrn Kapellmeiſters
Willi Schlupp. Eintrittskarten erhalten Sie in den Vorverkaufs=
ſtellen
. Korporations= und Mitgliedskarten ſind nur bei dem
1. Vorſitzenden, Herrn Karl Beſt, Gervinusſtraße 34, erhältlich.
Der Schmetterlings=Maskenball, findet wie
alljährlich Faſtnacht=Samstag in ſämtlichen Räumen des Rummel=
bräu
ſtatt. Der Eintrittspreis iſt den heutigen Verhältniſſen an=
gepaßt
. Näheres durch Plakate und Anzeige.

Bankier Gukkmann vor Gericht.
Aw. Am Mittwoch verhandelte das Bezirksſchöffengericht
gegen den 61jährigen Bankier Jakob Guttmann und den 29 Prokuriſten Moritz Wieſeneck, beide aus Darmſtadt.
Der Angeklagte Guttmann wird beſchuldigt, als Kaufmann, der ſeine
Zahlungen eingeſtellt hat, über deſſen Vermögen der Konkurs erkannt
wurde: 1. in dem Bewußtſein ſeiner Zahlungsunfähigkeit oder Ueber=
ſchuldung
fremde Wertpapiere, welche er in ſeinem Bankgeſchäft als Ver=
wahrer
oder Pfandgläubiger in Beſitz oder Gewahrſam hatte, ſich rechts=
widrig
angeeignet zu haben: 2. dieſe Wertpapiere nicht von ſeinen
eigenen Beſtänden getrennt aufbewahrt, den Kunden keine genügenden
Verzeichniſſe ausgehändigt und ſie dadurch benachteiligt zu haben;
3. Vermögensſtücke beſeitigt oder verheimlicht zu haben; 4. die
Bilanzziehung unterlaſſen zu haben; 5. in der Abſicht, ſich einen rechts=
widrigen
Vorteil zu verfchaffen, das Vermögen der Reichsbank durch
Vorſpiegelung falſcher und Entſtellung oder Unterdrückung wahrer Tat=
ſachen
geſchädigt zu haben; 6. in der Abſicht, ſich und dem Kaufmann
Hiemenz in Dieburg einen Vorteil zu verſchaffen, durch falſche Auskünfte
verſchiedene Firmen um erhebliche Beträge geſchädigt zu haben.
Der Prokuriſt Wieſeneck wird beſchuldigt, nachdem er von dem
Verſchwinden Guttmanns gehört hatte, Papiere im Werte von 13 600 Mk.
und 730 Mk. Bargeld beiſeite geſchafft zu haben.
Guttmann war im Jahre 1884 als Lehrling bei Neuſtadt, dem frü=
heren
Inhaber der Firma, eingetreten. 1902 übernahmen Prokuriſt
Nauheim und er die Bank. Guttmanns Eigenkapital betrug damals
etwa 40 000 Mk. Im November 1919 ſtarb Nauheim. Seine Frau blieb
noch fünf Jahre Teilhaberin. Im Jahre 1924 ſchied ſie aus und erhielt
eine Abfindung von insgeſamt etwa 160 000 Mr. Guttmanns Eigenkapi=
tal
betrug damals etwa 150 000 Mk. Darin war die Hälfte des Haus=
wertes
mit 55000 Mk. enthalten. 1923 wurde in Frankfurt eine Filicle
eingerichtet, die urſprünglich als Abrechnungsſtelle für die Börſe gedacht
war, die jedoch bald mit Verluſt arbeitete, 1927 nahm Guttmann eine
Hypothek von 100 000 Mk. auf ſein Haus, die er an ein Frankfurter
Bankgeſchäft für 80 000 Mk. weiter verkaufte. In den folgenden Jahren
gewährte er Kredite, an kleinere Handels= und Gewerbetreibende von
größtenteils zweifelhaftem Ruf, die bei Großbanken keinen Kredit giehr
bekamen, ſo daß im Jahre 1927 bereits eine Unterbilanz von 142 000 Mt.
entſtanden war. 1928 erlitt er abermals Verluſte von zirka 290 000 Mk.,
und übertrug in dieſem Jahre das Konto ſeiner Tochter von 34 000 Mk.
rückwirkend für 1927 auf das Kapitalkonto ſeiner Firma. Er begann da=
mit
, ſich durch Lombardierung von Wertpapieren Betriebskapital zu ver=
ſchaffen
. Die Lage verſchärfte ſich, als ein Verwandter aus New York,
der ſtändig ein umfangreiches Konto bei ihm hatte, dieſes plötzlich zurück=
zog
und er im Auguſt und Oktober 1928 58 600 Mk. nach Amerika ſchik=
ken
mußte. Es ergaben ſich daraus große Schwierigkeiten, und Gutt=
mann
wurde ſich allmählich über ſeine Lage klar. Am 22. Auguſt wan=
derte
er nachts gegen 2 Uhr nach dem Steinbrücker Teich, wo er ſich das
Leben nehmen wollte. Doch das Waſſer war nnht tief genug. Am drit=
ten
Tag kam er völlig erſchöpft und zuſammengebrochen nach Hauſe. Sein=
wager
nahm ihn mit nach Köln, wo er am 6. Sept. 1929 verhaftet
und in die Landes=Heil= und Pflegeanſtalt in Gießen gebracht wurde.
Am 23. Auguſt 1929 waren die Zahlungen der Firma eingeſtellt worden
und am 16. September wurde der Konkurs angemeldet. Der Fehlbetrag
war rund 400 000 Mk.
Auf Vorhalt des Beiſitzers erklärt Guttmann, daß er ſeinen Beruf
nicht darin geſehen habe, Geſetze zu ſtudieren. Er habe ſein Geſchäft
geführt, wie er es gelernt und von Jugend auf gehandhabt habe. Er
habe nichts von ſeiner Ueberſchuldung gemerkt, ſtets nur das Gefühl ge=
habt
, daß er nicht flüſſig ſei und immer auf eine Beſſerung der Ge=
ſchäftslage
gehofft. Es werden dann die ehemaligen langjährigen An=
geſtellten
der Bank vernommen, die ſämtlich keine Ahnung von dem
ſchlechten Stand der Dinge hatten: Herr Guttmann war ein Mann, der
allen gern helfen wollte und da vom kaufmänniſchen Standpunkt viel=
leicht
manchmal zu weit ging. Intereſſant iſt das Gutachten des medi=
ziniſchen
Sachverſtändigen Profeſſor Aſchaffenburg, der Guttmann
in Köln behandelte. Als er ihn am 25. Auguſt das erſtemal ſah, habe er
zuerſt Gehirnerweichung oder irgendeine arterioſklerotiſche Veränderung
vermutet. Guttmann war vollkommen zuſammengebrochen; eine Ver=
handlung
war nicht möglich. Er jammerte und weinte andauernd, daß
er ſeine Familie ins Unglück gebracht habe. Eine Geſetzeswidrigkeit ſtritt
er jedoch ab. Er ſagt weiter, daß Guttmann von maniſch=depreſſiver
Veranlagung ſei, energielos und allen Gefühlsempfindungen leicht zu=
gänglich
und nachgebend. Er iſt der Anſicht, daß Guttmann wochenlang
eine Vogel=Strauß=Politik betrieb, immer in der Hoffnung auf eine
glückliche Wendung, und daß er nicht die Energie aufbrachte, ſich Klarheit
zu verſchaffen. Er hält dafür, daß Guttmann ſchon vor dem 22. Auguſt
gemindert zurechnungsfähig, und von dem Tage an bis zu ſeiner Ent=
lafſung
aus Gießen nicht mehr zurechnungsfähig war. Der zweite
mediziniſche Sachverſtändige, Kreisarzt Dr. Schlapp, ſchließt ſich dem
Gutachten im großen und ga en an.
Bezüglich der Auskünfte über die Firma Hiemenz in Dieburg gibt
Guttmann an, daß er ſie in beſtem Glauben und der Wahrheit entſpre=
chend
abgegeben habe, denn die Firma habe damals noch gur geſtanden.
Es ergaben ſich lange Debatten zwiſchen Verteidigung, Konkursverwalter
und den Bankſachverſtändigen über Bilanz und Status, deren endgültige
Klärung von den Herren geſondert weitergeführt werden ſoll. Reichs
bankdirektor Müller bekundet als Zeuge, daß das Bankhaus Nauheim
bis zuletzt einen ausgezeichneten Ruf genoß. Um 7 Uhr abends wird
die Verhandlung auf Donnerstag, vormittags 9 Uhr, vertagt.

Vom Stadtſchulamt Darmſtadt wird uns geſchrieben: Um
wiederholte Anfragen von intereſſierten Eltern uſw. zu vermei=
den
, wird darauf hingewieſen, daß Klaſſen des 9. Schuljahres aus
Schülern und Schülerinnen der 1. Normalklaſſen wegen Mangels
an Lehrkräften in dieſem Jahre nicht eingerichtet werden können,
Die jetzt vorhandenen Klaſſen mit erweiterten Lehrzielen des 8.
und 9. Schuljahres werden als 9. bzw. 10. Schuljahr weitergeführt.
Samstag Ziehung der Krüppelfürſorgelotterie. Bei dem
Veranſtalter der Lotterie ſind ſämtliche Loſe vergriffen. Die letz=
ten
Loſe ſind nur noch in den hieſigen Loſeverkaufsſtellen der ſtaat=
lichen
Lotterieeinnehmer uſw. zu haben. Verſäume niemand die
Gelegenheit, noch ein Los zu erwerben, damit die Lotterie völlig
ausverkauft wird. Die Ziehung iſt am Samstag in Darmſtadt.
Die gezogenen Hauptgewinne werden ſofort von uns bekannt
gegeben.
Das dritte diesjährige Konzert des Muſikvereins findet am
Dienstag, dem 3. März, abends, in der Stadtkirche ſtatt. Es bringt
eine Aufführung des Oratoriums Joſua von G. F. Händel, das
hier, ſeit dem Jahre 1918 nicht zu Gehör gebracht worden iſt.
(Näheres wird noch bekannt gegeben.)

Aus den Parkeien.

Organiſationstagungen und öffentliche
Kundgebungen, der Deutſchen Staatspartei in

Heſſen am 28. Februar und 1. und 2. März 1931. Am
Samstag, dem 28. Februar, nachmittags, findet für die Provinz
Starkenburg in Darmſtadt und am Sonntag, dem 1. März, nach=
mittags
, für die Provinz Rheinheſſen in Mainz je eine Organi=

nächſt ähnliche Veranſtaltungen ſtattfinden.

Tageskalender für Donnerstag, den 12. Februar 1931.
Heſſ. Landestheater Großes Haus C15, 19.30 Uhr: Die
Portugaleſiſche Schlacht, Kleines Haus, 20 Uhr: Liebes=
luſt
oder die weißen Schuhe, Konzerte: Schloßkeller,
Café Oper, Datterich, Café Ernſt=Ludwig, Spaniſche Bodega,
Reſtaurant Bender, Rheingauer Weinſtube, Stadt Malaga,
Weinſtube Stolzenfels (gr bunter Abend) Kinovor=
vorſtellungen
: Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele. Saal
d. Städt. Akademie f. Tonkunſt Eliſabethenſtraße,
20,15 Uhr: Von der Kindheit zur Jugend, öffentlicher Vor=
trag
von Joachim Sydow=Hannover.

Jetzt gilt es, rauhe, aufgesprungene Haut zu verhüten.
Reiben Sie sich deshalb immer mit Creme Mouson ein, be-
vor
Sie sich dem Winterwetter aussetzen. Die glanzlosen
Fette ziehen sofort in die Haut ein und geben ihr Schutz
gegen die schädigenden Witterungseinflüsse.
Sdie Haut schon rauh und rissig sein: Creme Mouson
rasch und macht sie wieder glatt und geschmeidig.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Nummer 43

Donnerstag, den 12. Februar 1931

Wenn die Reroiher wandern ...
Wenn die jungen friſchen Nerother, Schüler und Studenten.
in die weite Welt wandern, wenn ſie fremde Städte und Länder
beſuchen, dann ſammeln ſie Eindrücke, die ſie im Leben nicht ver=
lieren
werden. Und dieſe Eindrücke werden in Filmvorträgen den
Eltern, Angehörigen und Freunden vermittelt, die nicht ſo glück=
lich
ſind, an einer ſolch frohen Wanderung teilnehmen zu können.
Sogad etwas wie friſche Wanderluft wird durch die ſchönen und
lebhaften Volks= und Marſchlieder vermittelt, die die Nerother
während der Filmvorführungen ſingen. Ihre Veranſtaltungen
erfreuen ſich daher ſtets großer Beliebtheit und ſtarken Beſuchs.
So auch die neueſte Filmvorführung von der Reiſe nach dem Nord=
land
im Jahre 1930, die im Hörſaal 234 der Techniſchen Hoch=
ſchule
gezeigt wurde. Der Saal konnte all die Beſucher kaum faſ=
ſen
. Die ganze Nerother Schar hatte ſich eingefunden, um ſich
nochmal im Film zu ſehen und ſich mit den anderen mitzufreuen.
Um es vorweg zu ſagen, die vorgeführten Filmſtreifen, die von
zwei Nerothern mit Laienapparaten zwanglos aufgenommen wur=
den
, zeigen Bilder von eindrucksvoller Schönheit und Lebendigkeit;
ſie gewähren intereſſante Einblicke in das Leben und Treiben der
Völker, die die Nerother beſuchten, und können Anſpruch auf größte
Beachtung machen. Sie ſind in ihrer Zuſammenſtellung nicht nur
unterhaltend, ſondern auch im höchſten Grade belehrend. Und aus
dieſem Grunde möchte man wünſchen, daß ſie weiten Kreiſen durch
Vorführung etwa in größeren Kinos zugänglich gemacht werden.
Die Nerother haben bekanntlich zunächſt gründlich durch Wande=
rung
in Deutſchland ihre eigene Heimat kennen gelernt; dann
trieb es ſie weiter, ſie beſuchten u. a. Griechenland, Rußland, das
Nordland (das wir geſtern ſahen), und ſie wollen nach Spanien,
Amerika fahren, ja man ſprach ſogar von einer Reiſe um die
Welt. Wirklich große Pläne, aber nach dem, was wir von den
Nerothern wiſſen, Pläne, die ſich durchaus verwirklichen laſſen,
und auch wir werden im Film an all dieſen Reiſen teil=
nehmen
können. Der treffliche Führer Oelbermann, die
Seele der Nerother, begrüßte die Erſchienenen herzlich und gab
dann zu den Filmen kurze Erläuterungen.
Zunächſt wurde in einem kleineren Bildſtreifen der rheiniſchen
Jugendburg der Nerother im Hunsrück ein Beſuch ab=
geſtattet
, und zwar zur Zeit, als gerade der indiſche Dichter
Rabindranath Tagore dort weilte. Der Hauptfilm führte uns
nach dem herrlichen Pojola, Nordland. 40 Schüler nahmen
während ihrer Schulferien an dieſer Wanderung teil, der jüngſte
war 11 Jahre alt: 13 Studenten, deren Ferien länger dauerren,
führten die Reiſe bis zum Ende durch, nachdem die Schüler zur
Arbeit nach Hauſe gefahren waren. Herrliche Aufnahmen
in Finnland mit ſeinen 35 000 Seen, hunderte prachtvoller
Landſchafts=, Fluß= und Seeaufnahmen, riefen in mancher ſchön=
heitsdurſtigen
Seele etwas wie Neid hervor, daß es einem nicht
auch vergönnt war, dieſe Schönheiten in natura zu genießen. Es
iſt unmöglich, alle Einzelheiten wiederzugeben, die abwechſlungs=
reich
und eindrucksvoll dem Beſchauer gezeigt wurden. Da waren
die Olafsburg, die Mönchsinſel Valand, es wurden Flußfahrten,
Stromſchnellen, die finniſchen Volksbräuche und Sitten, eine Eiſen=
erzgewinnung
und ein Fiſchereibetrieb, und bis zum Nördlichen
Eismeer, wohin die Fahrt ging, noch mancherlei Erlebtes, für
uns Neues, aus der Wanderfahrt gezeigt. Originell und erheiternd
war am Schluß das Kriegsſpiel der friſchen Jungens. Es war
im ganzen eine Veranſtaltung, die, wie immer, den Beſuchern
einige ſchöne Stunden vermittelte, und auf die die Nerother
Jugend ebenſo ſtolz ſein kann, wie auf ihre prächtigen Wande=
rungen
ſelbſt.

*t. Verſammlung der Nationalſozialiſten. In Verfolg des
Auszugs der Nationalſozialiſten aus dem Reichstag hielt die
Ortsgruppe Darmſtadt der N. S.D.A.P. in der Woogsturnhalle
am Mittwoch abend eine öffentliche Verſammlung ab, die über=
füllt
war. Der Redner, M. d. R. Gemeinder=Frankfurt, gab
eine Menge Streiflichter aus der bisherigen Arbeit in der natio=
nalſozialiſtiſchen
Bewegung und unterſtrich, daß ohne politiſche
Machtänderung keine Ausſicht beſtände, aus den Feſſeln des Ver=
trages
von Verſailles befreit zu werden. Gemeinder ſetzte ſich
insbeſondere polemiſch mit der Sozialdemokratie auseinander und
ſchilderte dann die Tätigkeit der nationalſozialiſtiſchen Reichstags=
fraktion
in den letzten Monaten, vornehmlich in den Ausſchüſſen
und in den kürzlich vergangenen Tagen, die dann zu dem Exodus
führte, dieſer bedeute keine Kriegserklärung auf Sicht‟. Die
Verſammlung verlief reibungslos.
Gasvortrag. Wir weiſen auf den heute Abend im Bürger=
hof
. Eliſabethenſtraße 2. ſtattfindenden Gasvortrag hin. Ein=
trittskarten
ſind unentgeltlich im Ausſtellungsraum, Grafenſtr. 30.
erhältlich.
Orpheum (Märchentheater). Anläßlich des diesjährigen
Faſchings findet für die Kinder am Sonntag, den 15. Februar,
nachmittags 3.30 Uhr eine einmalige Aufführung des ſchönen
deutſchen Märchens Dornröschen ſtatt. Die Kinder ſollen in
Masken erſcheinen und werden die ſchönſten Masken mit Gut=
ſcheinen
bis zu 10 RM. prämiiert. Die Aufführung findet dies=
mal
bei feſtlich geſchmücktem und erleuchtetem Hauſe ſtatt, was
der ganzen Vorſtellung ein feſtliches Gepräge verleiht. Das Mär=
chen
erſcheint in neuer Einſtudierung und neuer dekorativer Aus=
ſtattung
und wird bei den kleinen Freunden begeiſterten Beifall
auslöſen. Preiſe von 30 Pfg. an feſtgeſetzt und in den bekannten
Vorverkaufsſtellen zu haben.
Kunſtnokizen.
Aever Werke, Künſtler oder künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchieht behält ſich die Pedaktion ihr Urteil vor
Zum Violin=Konzert Andreas Weißgerber welches, wie
bereits mitgeteilt, am 20. Februar, abends, im Saal der Ver=
einigten
Geſellſchaft ſtattfindet, erfahren wir, daß der Künſtler
auf ſeiner koſtbaren Stradivarius=Geige (aus dem Jahre 1708)
ſpielen wird. Das herrliche Inſtrument wurde vor zwei Jahren
von einem deutſchen und einem ausländiſchen Induſtriellen ge=
meinſam
für 5000 engl. Pfund (zirka 100 000 Mark) erworben
und dem Künſtler von den beiden Kunſtfreunden als Zeichen der
Verehrung überreicht. Seine letzten Tourneen, die ihn vor kur=
zem
durch drei Weltteile führten, waren nicht nur ein Triumph=
zug
für den Künſtler, ſondern auch eine Kulturpropaganda für
die deutſche Muſik überhaupt. Die Bourſe Egyptienne Kairo
ſchreibt über das dortige Konzert Weißgerbers: Noch nie ver=
mochte
ein Künſtler mit dem Vortrag Bachſcher Werke einen ſo
tiefen Eindruck zu machen, wie Andreas Weißgerber. Der Künſt=
ler
wird hier unter anderem auch ſpielen: Bach Chaconne (für
Violine allein), Strawinſky. Pergoleſi=Suite, Paganini= Szyma=
nowſky
, Caprice 24. Sein ſtändiger Begleiter Otto A. Graef be=
gleitet
ihn auch bei ſeinem hieſigen Konzert. Vorverkauf und Ver=
günſtigungen
ſiehe Ankündigung im heutigen Anzeigenteil.
Slimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gür die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaſtion keinertei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortſſch.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nc.
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Schließung des Schollwegs?!
Man beabſichtigt den Schollweg zu ſchließen; Einſprüche ſind bis
zum 18. d. M. beim Hochbauamt vorzubringen.
Gewiß kommt der Schollweg nur für den Fußgängerverkehr in
Frage, aber hierfür iſt er von ganz beſonderer Bedeutung als Verlänge=
rung
der Lichtenbergſtraße. Allen Bewohnern dieſer und der angrenzen=
den
Querſtraße dient der Schollweg als kürzeſte Verbindung nach dem
Platanenhain und der Künſtlerkolonie. Noch weit wichtiger iſt aber die
direkte Verbindung durch den Schollweg nach dem Woog. Dieſe Verbin=
dung
: SchollwegEugen=Bracht=Weg-Beckſtraße zur Kaſſe des Woogs
iſt faſt 500 Meter kürzer als die nach Schließung des Schollwegs kürzeſte
Verbindung unter Benutzung der Stiftſtraße. Man kann es den Be=
wohnern
dieſes Teils der nördlichen Straßen ſchlechterdings nicht zu
muten, nach des Tages Laſt und Mühe einen Umweg von faſt 1 Kilo=
meter
zu machen, um ihre Erholung im Woog zu finden. Es hande
ſich um ſchwer arbeitende Volkskreiſe, die Wert darauf legen müſſen,
ihre Erholungszeit nicht verkürzt und erſchwert zu bekommen. Schärfſter
Einſpruch iſt nötig, um dieſe Schädigung zahlreicher Bewohner fernzu=
halten
.

Aus Heſſen.
Starkenburg.
Dd. Arheilgen, 11. Febr. Verkehrsunfall. Geſtern abend
ereignete ſich auf der Frankfurter Straße, an den Dreibrücken, ein Zu=
ſammenſtoß
zwiſchen einem Frankfurter Perſonenauto und dem Fuhr=
werk
eines hieſigen Landwirtes. Der Autofahrer, der in der Richtung
nach Frankfurt fuhr, hatte bei dem regneriſchen Wetter das in der Kurve
ihm entgegenkommende, beleuchtete Holzfuhrwerk nicht rechtzeitig be=
merkt
und fuhr mit voller Wucht gegen die Pferde. Der Fuhrmann
konnte gerade noch beiſeite ſpringen, ſo daß der Unfall wenigſtens kein
Menſchenleben forderte. Die Pferde hatten Verletzungen am Kopfe und
Quetſchungen erlitten, konnten aber noch gehen. Das Auto mußte ab=
geſchleppt
werden. Glücklicherweiſe iſt der Fahrer verſichert, ſo daß die
angerichteten Schäden voll erſetzt werden.
Bl. Wixhauſen, 11. Febr. Der hieſige Geſangverein Liederkranz
der unter der Chorleitung von Herrn Merker=Griesheim ſteht, feiert am
4., 5. und 5. Juli das Feſt ſeines 60jährigen Beſtehens. Im Verlaufe
dieſes Feſtes wird ein nationaler Geſangswettſtreit veranſtaltet. Am
Delegiertentag, der in der Traube ſtattfand, meldeten ſich 17 Vereine aus
nah und fern, die den Wettſtreit durchführen wollen.
J. Griesheim, 11. Febr. Vogelſteller. Einige Mitglieder des
hieſigen Tierſchutzvereins, die für unſere im Winter notleidenden Vögel
in verſchiedenen Teilen der hieſigen Gemarkung Futterplätze errichtet
haben, und dieſe täglich mit friſchem Futter verſehen, bemerkten bei
ihrem Rundgang am Sonntag vormittag an einem dieſer Futterplätze
im früheren Gefangenenlager zwei verdächtige Perſonen, die auf Vogel=
fang
ausgingen und Leimruten auslegten. Als dieſe ſich entdeckt fahen,
nahmen ſie Reißaus. Einer dieſer Burſchen konnte geſtellt und der
Polizei zugeführt werden, die ihn aber wieder freilaſſen mußte, da ihm
nichts nachzuweiſen war. Wir möchten vor dieſem verbotenen Handwerk
warnen, da derjenige, der dabei erwiſcht wird, ſich einer ſtrengen Strafe
ausſetzt.
J. Griesheim, 11. Febr. Gauturnfeſt 1931der Deutſchen
Turnerſchaft. Einige Herren vom Gauvorſtand des Main=Rhein=
Gaues der Deutſchen Turnerſchaft haben die neue Sportplatzanlage der
Turnerſchaft am Felſenkeller, auf der bekanntlich das diesjährige 50.
Gauturnfeſt, verbunden mit Gau=Frauenturnen, abgehalten werden ſoll,
einer Beſichtigung unterzogen. Bei der anſchließend im Waldreſtaurant
Hauck abgehaltenen Beſprechung ſprachen ſich die Herren vom Gauvor=
ſtand
ſehr lobend über die neue Sportplatzanlage aus, die für das dies=
jährige
Jubiläums=Gauturnfeſt, zu dem über 70 Vereine mit über 3000
Turnern und Turnerinnen kommen werden, reichlich Platz biete. Des
weiteren wurde das Feſt in ſeinen einzelnen Teilen beſprochen und das
Programm vorläufig feſtgeſetzt, wobei ganz beſonders der derzeitigen
wirtſchaftlichen Lage Rechnung getragen wurde. Die Quartierfrage
wurde dabei ebenfalls erwähnt; da Griesheim zentral gelegen und zu
jeder Zeit mit der Bahn leicht zu erreichen iſt, iſt mit zirka tauſend
Quatieren zu rechnen. Das Feſt ſoll durch die erſtmalige Zuſammen=
legung
des Gau=Frauenturnens mit dem Gau=Männerturnen auf der
beſonders ſchönen, großen und ſchattigen Sportplatzanlage eines der
größten und ſchönſten Feſte geben, die je im Main=Rhein=Gau der Deut=
ſchen
Turnerſchaft abgehalten wurden.

Darmſtädter Fahrplanbuch
Neu erſchienen:
Berichtigungs= und Erganzungsblatt
Enthält den Fahrplan der Darmſtädter Straßen= und
Vorortbahnen vom 1. Januar 19z1 ſowie ſämtliche von
der Reich=bahn und der Reich poſt ſeit dem 6. Okiober
1930 bs zum 15. Januar 1931 getroffenen Fahrplan=
änderungen
. Umfang 9 Seiten.
(1416a
Preis 10 Rpfg.
Neubezieher des Darmſtädter Fahrpla buches (Ausgabe
5. Okiover 1930) erhalten das Ergänzungsblaut unentgeitlich

F. Eberſtadt, 11. Febr. Hilfsmaßnahmen für Erwerbs=
loſe
. In unſerer Gemeinde ſind in letzter Zeit Maßnahmen getroffen
worden, die den Zweck haben, die Nor der Arbeitsloſen und ſonſtiger
Bedürftigen nach Möglichkeit zu ſteuern. So wurde z. B. durch die
Arbeiterwohlfahrt mit Unterſtützung der Gemeinde eine Volksküche ein=
gerichtet
, die für den geringen Preis von 15 Pfg. täglich ein warmes
Mittageſſen ausgibt. Täglich werden etwa 100 Cſſen ausgegeben. Der
Evangeliſche Frauenverein hat eine Näh= und Flickſchule eröffnet, in
der Wäſche und Kleidungsſtücke, die von edeldenkenden Menſchen dorthin
gebracht werden, ausgebeſſert oder umgeändert und dann verteilt wer=
den
. Manche Not wird dadurch gelindert. Daneben ſind durch den
Ortsausſchuß für Volksbildung und Jugendpflege auf Anregung des
Miniſteriums für Kultus und Bildungsweſen Maßnahmen zur Behebung
der geiſtigen Nöte der Arbeitsloſen getroffen worden. In der Georg=
ſchule
iſt ein Leſe= und Beſchäftigungsſaal eingerichtet worden, der den
Arbeitsloſen tagsüber gleichzeitig einen angenehmen Aufenthalt bietet.
Montags unterrichtet Lehrer Kaffenberger 15 Erwerbsloſe in Deutſch
Montags und Freitags leitet ein Arbeitsloſer einen Kurſus mit 20 Teil=
nehmern
in Buchführung, in Stenographie laufen zwei Kurſe mit zu=
ſammen
40 Teilnehmern, die von Lehrer Kirſchner und Wilhelm Wolf
abgehalten werden. Lehrer Marquardt=Darmſtadt leitet einen Kurſus
mit 35 Teilnehmern in Eſperanto. Außer diefen geſchloſſenen Kurſen
halten zwiſchendurch Mitglieder des Lehrerkollegiums geſchichtliche natur=
wiſſenſchaftliche
, ſtaatsbürgerliche und heimatkundliche Vorträge, an
denen ſich alle Erwerbsloſen beteiligen können.
Aa. Eberſtadt, 11. Febr. Vom Standesamt. Nach den ſtan=
desamtlichen
Eintragungen kamen im Januar hier 14 Kinder, und zwar
7 Knaben und 7 Mädchen, zur Welt. Die Zahl der Todesfälle betrug
2. Außerdem fanden im Laufe des Januar nur 2 Eheſchließungen ſtatt.
Ständchen. Der Vereinschor des Geſangvereins Germania
erſchien dieſer Tage in der hieſigen Provinzial=Pflegeanſtalt und er=
freute
die Inſaſſen durch den Vortrag mehrerer Chöre. Es wurde ſo=
wohl
im Frauen=, als auch im Männerbau geſungen. Die Lieder fan=
den
ſtets das größte Intereſſe der Inſaſſen. Jubiläum des
Kaninchenzuchtvereins Verbandsſchau. Der hieſige
Kaninchenzuchtverein kann auf ein 25jähriges Beſtehen zurückblicken,
Das Jubiläum ſoll in Geſtalt einer Kaninchenſchau begangen werden,
die an den beiden Pfingſtfeiertagen im Schwanenſaal zur Abhaltung ge=
langen
ſoll. Auf einer in dieſen Tagen hier abgehaltenen Generalver=
ſammlung
des im Jahre 1929 gegründeten Verbandes der Heſſiſchen
Kaninchenzüchter wurde gleichzeitig beſchloſſen, die eine der diesjährigen
Verbandsausſtellungen mit der Eberſtädter Jubiläumsſchau zu verbin=
den
. Die Herbſt Landesausſtellung ſoll in Oberheſſen abgehalten wer=
den
. In der Verbandsverſammlung wurde außerdem der ſeitherige
Vorſtand wiedergewählt. Neu hinzugewählt wurden die Züchter Flügel=
Ernſthofen und Heſſel=Ober Ramſtadt.
Aa. Eberſtadt, 11. Febr. Brot für Erwerbsloſe. Auf Grund
von Verhandlungen mit den Vertretern der hieſigen Väckerinnung und
dem Gewerkſchaftskartell wurde vereinbart, daß die hieſigen Bäcker 320
Laib Brote auf die Dauer von ſechs Wochen für Arbeitsloſe bzw. aus=
geſteuerte
Erwerbsloſe zur Verfügung ſtellen. Die Verteilung geſchieht
durch das Gewerkſchaftskartell.
Cp. Pfungſtadt, 11. Febr. Nach den Standesamtseintra=
gungen
kamen im Januar hier 12 Kinder zur Welt, und zwar fünf
Knaben und ſieben Mädchen. Die Zahl der Sterbefälle betrug vier.
Eheſchließungen wurden drei vorgenommen. Der Gemeinderat
hielt in Sachen Verpachtung der Gemeindeiagd eine Sonderſitzung
ab; es handelte ſich dabei um die Frage der Verpachtung des größten
Teiles der Gemeindejagd. Es wurden geboten für Jagdbogen 4 und 5
von J. Nickel=Alsbach 600 RM., Peter Kraft=Hof Gräfenbruch hatte für
Jagdbogen 8 ſein Gebot auf 600 RM. erhöht, von Profeſſor Zimmer=
Darmſtadt wurden für Friedrich Ganß und Konſorten, für Jagdbogen
4 bis 8 500 RM. geboten. Gg. Haxt=Frankfurt hatte ebenfalls 2500 RM.
für die Jagdbogen 4 bis 8 geboten. Letzterer erhielt bei der Abſtimmung
die Mehrheit. Die Jagdverpachtung läuft nunmehr ab 1. Februar auf
ſienn Jahre. Die geſamte Jahrespacht beträgt jetzt einſchließlich der
Jagdbogen 1 bis 3. die zu 1000 RM. jährlich bereits an Seidel= Pfung=
ſtadt
verpachtet ſind, 3500 RM. (entgegen 10 000 RM. bei der vorher=
gehenden
Jagdperiode). Lichtbildervortrag. Lehrer Saal
hielt dieſer Tage im evgl. Gemeindehaus einen Lichtbildervortrag über
Paläſtina.

Ak. Nieder=Ramſtadt, 11. Febr. Holzverſteigerung. Die
geſtern im Gemeindewald ſtattgefundene Holzverſteigerung brachte als
letzte in dieſer Saiſon einen guten Erlös. Baugemeinſchaft.
Die Deutſche Baugemeinſchaft Leipzig, die in hieſiger Gemeinde bereits
über eine ſtattliche Zahl Mitglieder verfügt, hält am kommenden Sams=
tag
, dem 14. d. M., im Saale von Gaſtwirt Leißler einen aufklärenden
Lichtbildervortrag. Alle Intereſſenten ſind hierzu eingeladen.
Stromtarif. Die Anmeldungen zum Wohnungstarif gehen ſehr
ſpärlich ein. Offenbar iſt dies darauf zurückzuführen, daß ſich die Kon=
ſumenten
noch nicht ganz klar ſind darüber, bei welchem Tarif ſie am
günſtigſten fahren. Die Haupturſache der Antipathie gegen den neuen.
Wohnungstarif dürfte aber in dem Umſtand zu ſuchen ſein, daß die
Konſumenten genötigt wären, eine Umſtellung in der Stromzuleitung
vorzunehmen und damit alle vorhandenen Apparate und Glühbirnen
auszuwechſeln, was naturgemäß mit größeren Koſten verknüpft iſt. Den=
jenigen
Konſumenten, denen ein Anmeldebogen nicht zugegangen iſt, ſei
mitgeteilt, daß auf Grund der angeſtellten Berechnungen der neue Tarif
für ſie nicht vorteilhaft iſt. Es ſteht dieſen natürlich frei, ſich dennoch
anzuſchließen.
Traiſa, 11. Febr. Die Turngemeinde hat, unter Würdigung der
derzeitigen Not, von der Abhaltung ihres Maskenballes abgeſehen. Um
aber mit ihren Mitgliedern und Freunden doch einige vergnügte Stun=
den
zu verleben, veranſtaltet ſie am nächſten Samstag abend im großen
Kronenſaal einen Bunten Abend
* Büttelborn, 11. Febr. Im Gaſthaus Zum Schwanen fand die
Schlußfeier des Haushaltungskurſus W. Münch aus Darmſtadt ſtatt.
In einer Ausſtellung, die von 111430 Uhr geöffnet war und ſich eines
ſehr guten Beſuches erfreute, fanden die angefertigten Erzeugniſſe der
Schülerinnen allgemeine Bewunderung. Bei der anſchließenden Feier,
an der über 200 Perſonen teilnahmen, kam mancher verwöhnte Gaumen
auf ſeine Rechnung. Mit Konzert und einigen Theaterſtücken, von den
Schülerinnen ſelbſt aufgeführt, wurden die Gäſte unterhalten. Abends
fand nochmals bei vollbeſetztem Saal die Aufführung der Theaterſtücke
ſtatt. Anerkannt wurde die vorzügliche Ausbildung der Schülerinnen
durch die techniſche Lehrerin, Frl. Gertr. Schmidt. Die Dankbarkeit
wurde durch Ueberreichung eines wertvollen Geſchenkes an die Lehrerin
zum Ausduck gebracht.
Aus dem Kreiſe Dieburg. (Verſpätet eingegangen.) Am 31. Jan.
verſtarb nach längerem Leiden in Darmſtadt im Alter von 68 Jahren
Herr Veterinärrat Friederich eine markante Perſönlichkeit, ein
überaus tüchtiger Tierarzt, ein guter Geſellſchafter und weidgerechter
Jäger. Am 22. Juni 1863 als Sohn eines Landwirts in Nordheim in
Heſſen geboren, beſuchte er das Gymnaſium zu Worms und Bensheim.
Er widmete ſich dann dem Studium der Veterinär=Medizin an den Uni=
verſitäten
Gießen und München, in welch letzterer er auch ſeiner Militär=
pflicht
genügte. Von 1888 bis 1895 in Pfungſtadt als praktiſcher Tier=
arzt
tätig, wurde er dann 1895 als Kreis=Veterinärarzt in den Kreis
Dieburg verſetzt, wo er bis zu ſeiner Penſionierung im Jahre 1928 un=
unterbrochen
wirkte. Als Tierarzt galt er als einer der tüchtigſten
ſeines Faches, und ſo mancher Landwirt fand durch ihn Hilfe in der Not.
Das war es aber nicht allein, was ihn zu der unbeſtrittenen Volkstüm=
lichkeit
gelangen ließ. Er, als Bauersſohn, blieb ſein Leben lang ein
Mann des Volkes auf dem Lande, mit dem er durch viele wahre und
echte Freundſchaftsbeziehungen aufs engſte verbunden war. Es war ihm
ein nie verſagender Humor eigen, der ſich in der ſchwierigſten Lage oft
als Helfer erwies. Friederich war ein eifriger und weidgerechter Jäger,
gehörte dem Heſſiſchen Jagdklub an und hatte auch in dieſen Kreiſen
weitgehenden Einfluß. Dieſe allgemeine Wertſchätzung drückte ſich auch
darin aus, daß er eine Reihe von Ehrenämtern bekleidete; u. a. war er
Sachverſtändiger des Tierzuchtausſchuſſes der Landwirtſchaftskammer und
Vorſitzender des Aufſichtsrates der Bezirksſparkaſſe Groß=Umſtadt. Für
ſeine hervorragenden Dienſte auf dem Gebiete der Förderung der heſſi=
ſchen
Tierzucht verlieh ihm die Landwirtſchaftskammer anläßlich ſeiner
Inruheſtandverſetzung im Jahre 1928 die große ſilberne Medaille. Seine
Beiſetzung fand unter großer Beteiligung auf Wunſch des Verſtorbenen
im Freundeskreiſe am Mittwoch, dem 4. Februar, auf dem Alten Fried=
hof
zu Darmſtadt ſtatt. Eine tiefempfundene, vortreffliche Grabrede hielt
Herr Pfarrer Vogel, der ihm auch als Freund nahegeſtanden hatte, über
den Text Sprüche Salomonis 2, Vers 7: Er läßt’s den Aufrichtigen
gelingen, indem er ihn als aufrechten und geraden Charakter ſchilderte,
einen Mann, dem in einer rauhen Schale ein weiches und goldenes Herz
innewohnte. Dieſem Gedanken wurde auch in zahlreichen Kranznieder=
legungen
Ausdruck gegeben. Es legten u. a. Kränze nieder: Herr Bür=
germeiſter
Arzt als Direktor der Bezirksſparkaſſe Groß=Umſtadt, Herr
Direktor Reh für die Heſſ. Girozentrale, Herr Kreisdirektor Hemmerde
für den Kreis Dieburg; weitere Herren als Vertreter der Burſchenſchaft
Alemannia, des Alt=Herrenverbandes der Burſchenſchaft Alemannia, der
Vereinigung alter Burſchenſchaftler; ferner als Vertreter des Heſſiſchen
Jagdklubs Herr Profeſſor Zimmer, für die Dienstags=Geſellſchaft des
Jägerſtammtiſches Herr Studienrat Haſter, für die Landwirtſchaftskam=
mer
Herr Präſident Henſel, für die Fleiſchbeſchauer des. Kreiſes Dieburg
und für die Viehverſicherungsgeſellſchaft Süddeutſchland deren Vertre=
ter
. Allen, die ihn kannten, wird ſein Andenken unvergeſſen bleiben.
Gernsheim, 11. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
10. Februar: 0.35 Meter: am 11. Februar: 0,22 Meter.
Rheinheſſen.
Ah. Bingen a. Rh., 10. Februar. Vor der Menſur ver=
haftet
. In früheſter Morgenſtunde verſammelten ſich die Mit=
glieder
der Verbindungen Markomannia und Litteraria. Es
erſchien bald darauf ein Lieferwagen, in dem das Paukzeug und
die Kampfluſtigen verſtaut wurden. Als das Auto fortfahren
wollte, griff die Polizei zu und fuhr mit den Studierenden zur
Polizeiwache. Dort wurden die mitgeführten Waffen beſchlag=
nahmt
und die Namen der Mitglieder der Frühtour feſtgeſtellt.
Wie die Ermittlungen ergaben, ſollte es ſich um eine ſogenannte
Beſtimmungsmenſur mit ſcharfen Waffen handeln. Die in
letzter Zeit ſich mehrenden Fälle, in denen die Polizei aufgeboten
wird, um ſtudentiſche Menſuren zu vereiteln bzw. Teilnehmer an
Beſtimmungsmenſuren zu verhaften, geben Gelegenheit, die Frage
einmal grundſätzlich aufzuwerfen, ob es in heutiger Zeit noch be=
rechtigt
iſt, daß die Polizei ſich um dieſe Dinge kümmert. Mit in
heutiger Zeit ſoll gemeint ſein, eine Zeit, in der Boxkämpfe und
Rugby als Sport nicht nur erlaubt und in keiner Weiſe polizei=
lich
behindert, ſondern gar von denſelben Stellen propagiert wer=
den
, die ſich ſo intenſiv gegen die ſtudentiſchen Menſuren ſtellen.
Zwar beſteht eine ſtrafgeſetzliche Beſtimmung, die den Zweikampf
mit tödlichen Waffen verbietet. Die Jurisdiktion iſt ſich in keiner
Weiſe einig darüber, ob Schlägermenſuren unter dieſe Straf=
geſetzbeſtimmung
fallen. Wenn wirklich ſogar das Reichsgericht
ſich in Einzelfällen auf dieſen Standpunkt geſtellt hat, ſo ſtehen
zum mindeſten genau ſo viele Entſcheidungen auf gegenſätzlichem
Standpunkt. Auf jeden Fall bleibt die ſtrafgeſetzliche Beſtimmung
unzeitgemäß, wenn man in Betracht zieht, daß in den letzten
50 Jahren u. W. ein einziger Fall ſich ereignet hat, in dem in=
folge
einer Beſtimmungsmenſur ein Todesfall zu verzeichnen war.
Wie viele Todesfälle ſtehen dem wohl entgegen aus Boxkämpfen
und Rugbyſpielen? Man ſollte endlich auch an amtlichen Stellen
ſich zu der Erkenntnis durchringen, daß ſtudentiſche Menſuren
nichts anderes bedeuten als eine gute und geſunde ſportliche Er=
ziehung
. Eine Erziehung, nicht nur zur körperlichen Ertüchti=
gung
, ſondern auch zu perſönlichem Mut und zur Ritterlichkeit.
Man ſöllte endlich einſehen, daß die Polizei andere und wichtigere
Aufgaben hat als in Städten, wo Univerſitäten und Hochſchulen
ſind, entweder eine Art Spionagedienſt zu unterhalten oder ſelbſt
zu ſchnüffeln, wann und wo ſich Studierende zur Beſtimmungs=
menſur
zu treffen gedenken.
Ah. Schwabenheim (Rhh.), 11. Febr Bürgermeiſter Hamm .
Bürgermeiſter Hamm von Schwabenheim, der zehn Jahre lang als Ober=
haupt
der Gemeinde ſtets zum Wohle der geſamten Bürgerſchaft arbei=
tete
, iſt im Alter von 55 Jahren geſtorben.
Oberheſſen.
Gießen, 11. Febr. Fabrikant Schuck verunglückt.
Nach einer Mitteilung der Kriminalpolizei kann mit großer Sicherheit
damit gerechnet werden, daß der ſchwere Unfall, der ſich auf der Main=
Weſer=Bahn zwiſchen Oſtheim und Butzbach ereignete, und dem der
Pirmaſenſer Schuhfabrikant Schuck zum Opfer fiel, tatſächlich als ein
Unfall zu betrachten iſt. Die Annahme, daß ein Verbrechen vorliegen
könnte, ſcheide völlig aus. Ein Selbſtmord iſt in jedem Falle ſehr un=
wahrſcheinlich
. Der Sohn des Verunglickten, der einige Tage hier
weilte, hat zur Aufklärung des Falles weſentlich beigetragen.

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Donnerstag, den 12. Februar 1931

Seite 7

Für die uns anläßlich unſerer Silbernen Hochzeit
entgegengebrachten Glückwünſche und Geſchenke
danken aufrichtigſt
Friedrich Sieß und Frau
Eliſabeth, geb. Bourgeois.

Todes=Anzeige.
Verwandten und Bekannten hiermit die trau=
rige
Nachricht, daß es Gott dem Allmächtigen
gefallen hat, heute mittag um 3 Uhr unſere
liebe gute, treuforgende Schweſter, Schwägerin
und Tante
Frau
Mutte Galste Bior.
geb. Hauf
plötzlich und unerwartet im noch nicht ganz
vollendeten 50. Lebensjahre zu ſich in die
Ewigkeit abzurufen
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Wilh Hauf,
Gaſiwirt, Eſchollbrücken
Familie Philipp Hauf.
Frankfurt a. M.=Oberrad.
Eſchollbrücken, den 10. Februar 1931.
Die Beerdigung findei Freitag nachmittag ½4 Uhr
ſiatt.
(2544

Meine innigſigeliebte herzensgute Lebensgetährtin,
die treuſorgende Mutter

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
lieben Mann, unſeren lieben Vater, Sohn, Bruder
und Schwager

Wilheim Krohm
Frau Bertha Storck

geb. Kohler
iſt am 9. ds. Mis. von uns geſchieden.
Karl Storck, Reg =Baurat
Ortrud Storck
Karl Storck
Darmſiadt, im Februar 1931.
Heidenreichſtraße 17.
Auf Wunſch der Entſchlafenen findet die Beiſetzung in der Stille ſiatt.
Wir bitten von Beileidsbeſuchen abſehen zu wollen.

im 42. Lebensjahre zu ſich zu rufen.
In tiefſter Trauer.
Margareihe Krohm, geb. Becker
u. Kinder Elſe und Werner.
Bensheim, Darmſtadt, 11. Februar 1931.
Beerdigung am Freitag, 13. Februar, 3.30 Uhr auf
dem Waldftiedhof zu Darmſtadt

Gott dem Allmächtigen hat es ge=
fallen
, meinen lieben Mann, unſern
treuſorgenden Vater
Ludwig Heß
im Alter von 58 Jahren geſtern
um 5 Uhr in die Ewigkeit abzu=
rufen
.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Eliſe Heß, geb. Liſt
Darmſtadt, den 11. Februar 1931.
Kranich leinerſtr. 75.
Die Beerdigung findet am Freitag,
den 13. Februar, um 11 Uhr vor=
mittags
, auf dem Waldfriedhofe
ſtatt.

Todes=Anzeige.
Plötzlich und unerwartet ſchied heute unſer
lieber Vater, Schwiegervater, Großvater,
Bruder, Schwager und Onkel
Beorg Heinrich Deltau
Bauoberinſpektor
im 61. Tebensjahr von uns.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Emmh Eckha d, geb. Deltau
Karl Eckhard
Greta Valentin, geb. Deltau
Hans Valentin
und 3 Enkel.
Dieburg, den 11. Februar 1931. (2539
Beerdigung Freitag, den 13. Februar 1931, nachmittags
3½ Uhr, vom Trauerhauſe aus.

Kriegerverein
Darmſtadt
1874
Am 9. ds. Mts. verſchied unſer
lieber Kamerad und langjähriges,
treues Mitglied
Herr Adolf Kugler
Heſſ. Kammermuſiker i. R.
Die Beerdigung, findet am Don=
nerstag
, den 12. Februar 1931.
nachm 3 Uhr, auf dem Friedhof an
der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Wir bitten um zahlreiche Be=
teiligung
.
Der Vorſtand.

Dankſagung.
Herzlichen Dank allen, die uns bei dem überraſchenden
Heimgang unſeresteuren, unvergeßlichen Entſchlafenen,
des Landwirts
Heinrich Feldmann IX.
helfend und tröſtend zur Seite geſtanden haben.
Beſonderen Dank Herrn Pfarrer Mangold für die
tröſtenden Worte am Grabe, der Krankenſchweſter für
die liebevolle Hilfe. Auch Dank für alle Ehrungen bei
der Trauerfeier ſelbſt, ſowie für die zahlreichen Biumen=
und Kranzſpenden. Weiteren Dank der land= und
forſtwirtſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft und dem
Vertreter der Landwirtſchaftskammer.
Im Namen der Leidtragenden:
Frau Eliſabethe Feidmann Bwe.
geb. Krauter
Griesheim, den 11. Februar 1931.

Unserer werten Kundschatt zur gefl. Kennt-
nis
, daß ich das Friseurgeschätt im Sinne
meines verstorbenen Mannes in unveränderter
Weise weitertühre.
Frau Auguste Schnebele Wwe.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teil=
nahme
bei dem Heimgang unſeres lieben
Gatten und Vaters jagen wir au
die em Wege innigſten Dank. Beſon=
ders
danſen wir Herrn Pfarrer Weigel
ür die troſtreichen Worte am Grabe,
dem Poſaunen= und gemiſchten Chor,
der Fa Wacker & Doerr und evang.
Gemeinſchaft ür die Kranzniederlegung.
ſowie für die zahlreichen Blumen und
Kranzſpenden und allen denen, die
dem Entſchlafenen die letzte Ehre er=
2558
wieſen.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Richter u. Kinder.
Nieder=Ramſtadt, den 10. Febr. 1931.

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[ ][  ][ ]

Donnerstag, den 12. Februar 1931

Nummer 23

Die Technik hälk Einzug in die Pakikaniſche Skadl.

Der gräßke Milchhof Europas.

Papſt Pius
weiht das neuerrichtete Kraftwerk der
Vatikaniſchen Stadt ein.

Marconi prüft die Funkſtation des Vatikans,
die am 12. Februar mit einer Rede des Papſtes
eingeweiht wird.

Flugzeugaufnahme des neueröffneten Milchhofs Nürnberg.
Täglich werden dort etwa 150 000 Liter Milch verarbeitet, und zwar geſchieht das in einem fortz
laufenden Arbeitsprozeß nach dem Prinzip des laufenden Bandes.

Reich und Ausland.
136 000 Mark Kirchenſteuer
unkerſchlagen.
Frankfurt a. M. Bei einer außerordent=
lichen
Prüfung der Bücher und Kaſſe der Stadt=
ſynode
der evangeliſch=lutheriſchen und evange=
liſch
=uniierten Kirchengemeinden in Frankfurt
a. M. wurde feſtgeſtellt, daß der Vorſitzende des
Kirchenſteuerausſchuſſes, Stadtverordneter Kauf=
mann
Nagel, von 1925 bis 1929 von den durch
ſeine Hände gegangenen Geldern größere Be=
träge
unterſchlagen hat, die er zur Stützung
ſeines notleidenden Geſchäftes verwandte. Die
Unterſchlagungen hat er durch falſche Uebertra=
gungen
der Einnahmen auf das Kirchenſteuer=
poſtſcheckkonto
verdeckt. Der geſamte Fehlbetrag
beläuft ſich auf 136 000 Mark. Nagel, gegen den
Strafanzeige erſtattet wurde, iſt geſtändig. Der
Landeskirchenrat erklärte in einer Preſſebe=
ſprechung
zu den Unterſchlagungen, daß die Unter=
ſchlägungen
nur in den Jahren von 19251929
erfolgten. Nagel habe ſich nach dem Kriege in
der ſchweren Zeit große Verdienſte um den Auf=
bau
der Vereinigten evangeliſchen Stadtſynode
erworben. Die Unterſchlagungen ſeien dadurch
möglich geweſen, daß man Nagel eben wegen
ſeiner Verdienſte unbegrenztes Vertrauen ent=
gegengebracht
habe. Nagel habe damals viertel=
jährliche
Aufſtellungen gegeben, bei denen er
Eingänge aus den Zahlungen über das Finanz=
amt
, die Kirchenſteuerzahlſtelle und das Poſt=
ſcheckkonto
und die Ueberweiſungen an die Bank
der Synode und an die beiden Stadtſynoden
nachweiſen mußte. Bei den regelmäßigen Prü=
fungen
durch die Reviſionsausſchüſſe der beiden
Synoden habe er dann nur die Belege über die
Ueberweiſungen vorgelegt, nicht aber Urbelege.
Dieſe Art der Nachweiſung ſei wohl einmal be=
anſtandet
worden, aber man habe es dabei be=
wenden
laſſen, als Nagel die Urbelege trotzdem
nicht eingereicht habe. Die drei verſchiedenen
Kirchenſteuereinzahlungsarten über das Finanz=
amt
, über die Zahlſtellen und über das Poſtſcheck=
konto
hätten zu einer gewiſſen Unüberſichtlichkeit
geführt, ſo daß die Vereinigten Synoden ſchon
im vergangenen Jahr, alſo zu einem Zeitpunkt,
an dem man an Unterſchlagungen noch nicht ge=
dacht
habe, ein neues Buchungs= und Kaſſen=
prüfungsverfahren
eingeführt habe. Darauf iſt
es offenbar auch zurückzuführen, daß Nagel die
Unterſchlagungen im Jahre 1930 nicht mehr
fortſetzte. Der im vergangenen Jahr geſtorbene
Rechner, der die genaue Prüfung der Abrech=
nungen
vorzunehmen hatte, habe inſofern Fehler
gemacht, als er die Zahlungen im Vertrauen auf
Nagel nicht richtig nachgeprüft und die Richtig=
keit
beſcheinigt habe. Die ſehr langwierige
außerordentliche Unterſuchung durch die Buch=
prüfer
hat dann die Verfehlungen feſtgeſtellt.
Der Landeskirchenrat hat zur Klärung der An=
gelegenheit
auf den 17. Februar eine außer=
ordentliche
Tagung der Vereinigten Stadtſynode
einberufen, die ſich ausſchließlich mit den Unter=
ſchlagungen
Nagels beſchäftigen wird.
Zum Raub an der Metzgersfrau.
Frankfurt a. M. Der wegen Verdachts
des Raubes an der Frau des Metzgers Eggerth
feſtgenommene Landwirtſchaftsknecht Otto. Gies
kommt als Täter für dieſe Straftat nicht in Be=
tracht
. Die Ermittlungen haben die Angaben
des Verhafteten als richtig ergeben, daß er am
1. Februar auf einem Gutshof bei Frankenthal
in der Pfalz einen Melker 1680 Mark aus deſſen
verſchloſſenem Schrank geſtohlen hat. Die auf
Grund von Mitteilungen aus dem Publikum er=
folgten
kriminalpolizeilichen Nachforſchungen in
der Raubſache haben bisher zu keinem Ergebnis
geführt.
Im Leichtflugzeug nach Südamerika.
Der Rekord ſoll gebrochen werden.
London. Der frühere engliſche Militärflie=
ger
Roſe iſt geſtern in einem Leichtflugzeug von
dem Flugplatz in Lympne zu einem Flug Eng=
land
-Kapſtadt aufgeſtiegen. Roſe hofft, den be=
ſtehenden
Rekord um mindeſtens einen Tag ver=
beſſern
zu können.
Kapſtadt. Die drei engliſchen Heeres= Flug=
zeuge
, die am 7. Februar den Flug von Kairo
nach Kapſtadt erfolgreich beendet hatten, ſind
geſtern zum Rückflug von Kapſtadt nach Kairg
aufgeſtiegen.

Einzigarkige Bergung eines Schiffswracks an der Themſemündung.

Das auseinandergeborſtene Wrack des Schiffes Nurtureten wird abgeſchleppt.
An der Themſemündung ſtrandete das Schiff Nurtureten und wurde durch die Brandung in
zwei Teile auseinandergeriſſen. Trotzdem gelang es, das halbe Wrack noch abzuſchleppen und in
Sicherheit zu bringen. Dieſe Bergung eines halben Schiffes ſteht ohne Beiſpiel da.

Wieder ein Eiſenbahnanſchlag
bei Braunſchweig.
Gleislockerung bei Bahnhof
Oebisfelde.
Hannover. Am Mittwoch entdeckte, einer
Mitteilung der Preſſeſtelle der Reichsbahndirek=
tion
Hannover zufolge, der Streckenwärter auf
der Strecke HelmſtedtOebisfelde in der Nähe
des Bahnhofs Oebisfelde auf Braunſchweiger
Staatsgebiet einen Anſchlag auf die Eiſenbahn=
anlagen
. In der Verbindung zweier Schienen
waren ſämtliche vier Laſchenſchrauben von den
Muttern gelöſt und außerdem eine Schraube ent=
fernt
, die Schiene und Schwelle zuſammenhält.
Die Schrauben waren ſeitlich vom Tatort ver=
ſtreut
. Vermutlich ſind der oder die Täter ge=
ſtört
worden, ſo daß der Anſchlag mißglückte und
eine unmittelbare Gefahr für den Zugverkehr
nicht beſtand. Es iſt bislang nicht gelungen, die
Täter feſtzuſtellen. Die Unterſuchung iſt in vol=
lem
Gange. Der Tatort iſt nur etwa 40 Kilo=
meter
von dem Dorfe Leiferde an der Strecke
Berlin-Hannover entfernt, wo im Auguſt 1926
infolge eines ähnlichen verbrecheriſchen An=
ſchlags
ein D=Zug entgleiſte und 25 Perſonen
ums Leben kamen.
Eröffnung des Hauptverfahrens gegen die
Breslauer Erbſchaftsſchwindlerinnen.
Breslau. In der Strafſache gegen die
Erbſchaftsſchwindlerinnen Frau Schneider und
ihre Schweſter, Frau Hartmann, hat die 6. Straf=
kammer
des hieſigen Landgerichtes die Haftbe=
ſchwerde
der angeklagten Frau Hartmann zurück=
gewieſen
. Ferner hat das Schöffengericht das
Hauptverfahren gegen die Beteiligten eröffnet.
Die Unterſuchung hat ergeben, daß die beiden
Frauen, von denen Frau Schneider bereits vor
25 Jahren wegen Erbſchafts= und Darlehens=
ſchwindeleien
zu fünf Jahren Gefängnis verur=
teilt
worden war, für etwa zwei Millionen Mark
Zeſſionen auf eine fingierte Erbſchaft in Umlauf
gebracht haben.
Hilfsaktion des Roten Kreuzes für die Opfer
der Erdbebenkataſtrophe auf Neuſeeland.
Paris. Das Internationale Komitee vom
Roten Kreuz und die Liga der Rote Kreuz= Ge=
ſellſchaften
wenden ſich an die Rote Kreuz= Geſell=
ſchaften
aller Länder mit einem Aufruf zugun=
ſten
der von dem letzten Erdbeben ſchwer heim=
geſuchten
Städte Neuſeelands, in denen 70 000
Einwohner obdachlos ſind. Vom engliſchen Ro=
ten
Kreuz ſind bereits 1000 Pfund und vom
amerikaniſchen Roten Kreuz 5000 Dollar dem
neuſeländiſchen Roten Kreuz übermittelt worden.

Eine beſorgte Mutter verhütet ein großes
Unglück.
Stromberg. Auf der hier ſtellenweiſe zu=
gefrorenen
Sieg tummelten ſich etwa 30 Schul=
kinder
und zahlreiche Erwachſene. Eine Frau,
deren Kinder ſich ebenfalls auf dem Eiſe be=
fanden
, bemerkte zu ihrem Entſetzen, wie das
weiter aufwärts der Sieg ſich ſtauende Treibeis
langſam in Bewegung geriet. Auf die War=
nungsrufe
der Frau hin eilten Kinder und Er=
wachſene
vom Eis auf feſte Land zurück. Gleich
darauf prallte das treibende Eis gegen die feſte
Eisfläche, die teilweiſe zerbarſt. Das Eis türmte
ſich dann übereinander, wodurch ſich das Waſſer,
der Sieg ſtaute und über die Ufer trat. Hätte
die beſorgte Mutter die Sportbegeiſterten durch
ihr Rufen nicht gewarnt, ſo wäre ein großes
Unglück unvermeidlich geweſen.
Eine große franzöſiſche wiſſenſchaftliche Expedition
nach Mittel=Aſien.
Unter Führung des Forſchers George=Marie
Haardt wird am 1. März dieſes Jahres in Paris
eine große Expedition aufbrechen, die ſich zum
Ziele geſetzt hat, in Mittel=Aſien geographiſche,
archäologiſche, topographiſche, ethnographiſche,
wirtſchaftliche und politiſche Studien zu machen.
Die Expedition iſt von dem Automobilfabrikan=
ten
Citroén ausgerüſtet worden, der die noch in
aller Erinnerung ſtehende Durchquerung der
Sahara im Automobil (1922/23) und die Durch=
querung
des afrikaniſchen Kontinents vom Mit=
telmeer
bis zum Indiſchen Ozean mittels mo=
dernſter
Verkehrsmittel organiſiert hat. Die
diesmalige Expedition erhält von den amtlichen
und wiſſenſchaftlichen Stellen Frankreichs große
Erleichterungen. Die amerikaniſche geographiſche
Geſellſchaft in Waſhington hat der Expeditions=
leitung
ihre volle Unterſtützung zugeſagt. Sie
hat dem Expeditionsleiter die gleiche Geldſumme
zur Verfügung geſtellt, die ſie Byrd für deſſen
Südpolarexpedition gegeben hat. Sieben ſchwere
Laſtwagen werden die Expedition in die wenig
erforſchten Gebiete Zentral=Aſiens führen. In
einem Wagen befindet ſich eine komplette Radio=
ſtation
, Reichweite 20 000 Kilometer; in zwei
anderen Wagen eine ganze Tonfilmapparatur.
Die Expedition will nacheinander den Irak, Per=
ſien
, Turkeſtan, die Wüſte Gobi und die Gegend
von Ordos durchſtreifen. Erſtes Ziel iſt Peking.
Von da wird die Expedition Saigon zu erreichen
ſuchen. Die Reiſeroute iſt noch nicht genau feſt=
gelegt
und richtet ſich nach den jeweiligen Ver=
hältniſſen
. Die Expedition gedenkt am 1. Sep=
tember
in Peking und Ende November 1931
in Saigon einzutreffen. Der Heimweg wird über
Siam, Burma, Britiſch=Indien, Perſien und
Arabien führen.

Schweres Bergwerksunglück in der
Mandſchurei.
3000 Bergleute eingeſchloſſen.
London. Ein ſchweres Grubenunglück hat
ſich, wie aus Peking gemeldet wird, in dem
Bergwerk von Fu Shun in der Mandſchurei er=
eignet
. Von 3000 Bergleuten, die zurzeit der
Kataſtrophe in dem Bergwerk arbeiteten, ſind
die meiſten verſchüttet worden. Man befürchtet,
daß alle Verſchütteten ums Leben gekommen ſind.
Raubüberfall auf einen Perſonenzug.
Budapeſt. Donau=Poſt meldet aus Bu=
kareſt
: Bei Schulina wurde ein Perſonenzug von
Räubern angehalten und die Fahrgäſte wurden
ausgeplündert. Die Räuber erbeuteten unge=
fähr
320 000 Lei in bar und eine ganze Anzahl
wertvoller Gepäckſtücke. Verletzt wurde von den
Reiſenden niemand.
Banditen gegen Banditen.

New York. In St. Louis drangen drei
Banditen in eine geheime Schenke ein und er=
öffneten
ein Schnellfeuer aus ihren Revolvern
auf die anweſenden Gäſte. Ein Alkoholſchmugg=
ler
und zwei Frauen wurden getötet. Die Mör=
der
entkamen in der allgemeinen Verwirrung
unerkannt. Die Polizei nimmt an, daß es ſich
um eine Epiſode in einem ſeit dem vorigen
Jahre andauernden Banditenkrieg handle.
In Detroit wurde der gefürchtete Bandit La
Mare, von zahlreichen Kugeln durchbohrt, tot
aufgefunden. La Mare war vor zwei Jahren
von dem Automobilkönig Ford als Leibwache
angeſtellt worden, nachdem andere Banditen
einen Mordanſchlag gegen das Leben des In=
duſtriellen
unternommen hatten.
Zum Dampferzuſammenſtoß bei Kobe.
Elf Tote.
Tokio. Bei dem Zuſammenſtoß zwiſchen dem
franzöſiſchen Dampfer Porthos und einer Hafen=
fähre
vor Kobe ſind nach den neueſten Meldun=
gen
11 Perſonen ertrunken. Die übrigen 58 Paſ=
ſagiere
der Fähre ſind von kleinen Fahrzeugen
die ſofort an die Unfallſtelle geeilt waren, ge=
rettet
und an verſchiedenen Stellen gelandet
worden. Dadurch erklärt es ſich, daß man die
Zahl der Geretteten erſt ſo ſpät ermitteln konnte.
Für 10 Pfennige
kann jeder ſeine Briefe lippen.

Der neue Schreibmaſchinen=Automat
deutſcher Konſtruktion, der in Amerika bereits
wie Fernſprechzellen an öffentlichen Plätzen auf=
geſtellt
wurde. Nach Einwurf eines Geldſtücks
wird die Maſchine für 1000 Anſchläge freige=
geben
, was einem normalen Brief entſpricht.
Sobald der 1000. Anſchlag gemacht iſt, ſpringt
automatiſch die Sperrvorrichtung wieder ein,

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Donnerstag, den 12. Februar 1931

Seite 9

Kochen unter dem Mikroſkop.
Die erſte deutſche Schule für Ernährung. Das Kochlaborakorium. Der Kochvorgang auf der Leinwand.

Von Hans Brückner.

In den letzten Jahren kam es zu einer Umwälzung auf dem
Gebiet der Ernährung. Neue Theorien entſtanden, neue Ideen
brachen ſich Bahn, die Vitaminlehre warf die ganzen alten An=
ſchauungen
über den Haufen, neue Apoſtel traten auf, Vege=
tarier
, Rohköſtler, Fanatiker, die gegen die alte Küche Sturm
liefen. Auch in der ernſten Medizin entſtanden die neuen
Lehren von Gerſon und Sauerbruch, und von geſtern auf heute
ſpielte ſich die Revolution in der Küche ab.
Bald mußte auch dieſer Revolution eine Aufbauarbeit fol=
gen
. Es galt die Syſtematik der neuen Lehre praktiſh zu ver=
werten
. Ein alter Kämpe für Volksernährung und Diätkoſt,
Dr. Mar Winckel, hat nun die erſte Schule für Ernäh=
rung
in Berlin eingerichtet, und wie ſich dieſe Schule aus den
erſten Anfängen entwickelt, ſcheint ſie zu einer kleinen Hochſchule
der Küchenkunſt zu werden. In aller Stille begann ſie ihre
Arbeit. In einer Reihe von Kurſen wurden zuerſt Fachleute
ausgebildet, das heißt nicht die Köche der großen Hotels und
Reſtaurants, ſondern Aerzte, Krankenpfleger und Schweſtern.
Vor allem wurden die Probleme der Krankenkoſt durchgenom=
men
, aber nach und nach kamen die brennenden Alltagsfragen
zur Behandlung; wie man gleich ſo kocht, daß es zu einer Diät=
koſt
nicht zu kommen braucht, nämlich für den geſunden Magen.
Jeder weiß, daß Diätkoſt meiſt eine Folge von verkehrter Koſt
iſt. Man muß alſo auch hier vorbeugend arbeiten und die Grund=
lagen
der bekömmlichen Küche aufſtellen.
Nun folgen nach den erſten Kurſen für Diätkoſt die Kurſe
für normale Koſt. Es waren die erſten Kurſe, die nicht nur für
Fachleute offen waren, ſondern für jedermann. Ein kleiner
Kreis von jungen Frauen intereſſierte ſich für die neue Wiſſen=
ſchaft
. Es ſind die Hausfrauen von morgen. Es iſt höchſt inter=
eſſant
zu ſehen, wie dieſe Pioniere der neuzeitlichen Küche ihre
Aufgaben erfüllen, wie ſie in dieſer Schule der Ernährung
hinter Mikroſkopen, Reagenzgläſern, Retorten und Verſuchs=
ſchalen
ſtehen wie in einem richtigen chemiſchen Laboratorium
und dieſe uralte Chemie, die Chemie des Alltags, die Magen=
chemie
, ſtudieren. Es gibt wohl kaum noch eine Küche auf der
ganzen Welt, die ſo modern eingerichtet wäre wie die Küche
dieſer Schule. Wenn man genau ſein will, iſt ja die ganze Schule
eine Küche. Auf dem Podium wird gekocht, an der Tafel werden
die Kochrezepte und Formeln der Küchenchemie aufgeſchrieben.
In den Neagenzgläſern ſind die Säfte, Extrakte und Löſungen
aller Art von Nahrungsmitteln, und wenn der Lehrer eine Kar=
toffel
ſchält, eine Karotte ſchabt, einen Apfel zerſchneidet oder
werden wohl nicht geſehen, aber die Schichten, in denen ſie ent=
dem
Glasplättchen unter dem Mikroſkop unterſucht. Die Vitamine
werden wohl nicht geſehen, aber die Schichten in denen ſie ent=
halten
ſind, können genau feſtgeſtellt werden und Zweckmäßig=
keit
oder Unzweckmäßigkeit des Kochens läßt ſich danach be=
ſtimmen
.
Nach der neuen Lehre iſt eigentlich das Wichtigſte die Er=
kenntnis
, ob das Kochen überhaupt von Nutzen iſt oder nicht.
Die Fanatiker der Rohkoſt haben nicht immer recht, aber in
einem ſind ſie gerechtfertigt: das Kochen iſt unter Umſtänden
ein zerſtörender Vorgang, es zerſtört ſehr oft die allerwichtigſten
Beſtandteile der Nahrungsmittel. Die erſte Aufgabe iſt alſo,

feſtzuſtellen, welche Nahrungsmittel durch Kochen leiden und
welche überhaupt nur roh zu genießen ſind, wenn man ſie ſchon
kocht, wie lange und mit welchen Hitzegraden.
Es ſoll das Ziel erreicht werden, die Nahrungsmittel chemiſch
vorzubereiten für ein zweites chemiſches Laboratorium: den
Magen. Was in dieſem dunklen Laboratorium vorgeht, iſt be=
reits
Sache des Mediziners, aber was im Kochtopf vorgeht, iſt
Sache der Hausfrau. Bis heute konnte man dieſen Vorgang
des Kochens nie genau verfolgen, aber in der Hexenküche der
modernen Ernährung gibt es auch dafür Mittel und Wege.
Unter den Mikroſkopen ſteht eins, das nicht von den Schülern,
ſondern nur von dem Lehrer benutzt wird. Ein kleiner geheim=
nisvoller
Apparat, das ſogenannte Mikrolyd, das kochende
Mikroſkop oder der Koch unter dem Mikroſkop. Im allgemeinen
kocht man ja in Töpfen, Pfannen, Kaſſerolen, aber hier in dieſem
Mikrolyd wird auf Glas gekocht: auf den kleinen Glasplättchen,
auf denen der Chemiker oder der Mediziner ſeine Präparate
unterſucht. Ein winziges Quantum Butter, Margarine oder
Fett wird auf das Plättchen geſchmiert mit einem Körnchen
feinen Salzes und einem Stäubchen Mehl, dann wird mittels
des Steckkontaktes der elektriſche Strom eingeſchaltet. Es han=
delt
ſich aber nicht um einen elektriſchen Kocher, der ganze
Apparat hat eine Einrichtung wie eine Bogenlampe. Zwei
Kohleſtifte glühen auf und erhitzen das Glasplättchen. Auf dem
Glas beginnt dann ſofort der Vorgang des Kochens.
Wohl könnte man den ganzen Prozeß durch das Mikroſkop
betrachten, aber das wäre für den Unterricht ſehr langwierig.
30 ungeduldige Schüler müßten einer nach dem anderen an
das Mikroſkop treten und durchſehen, und dabei ſpielt ſich der
ganze Prozeß des Mikrokochens in einigen Sekunden ab. Der
Verſuch müßte alſo vielmals wiederholt werden und nähme
Stunden in Anſpruch. Auch hierfür gibt es eine neue Methode.
Der Unterrichtsraum wird verdunkelt, eine weiße Leinwand über
die Tafel heruntergelaſſen und das Kochſpiel der winzigen Teil=
chen
wird als kleiner aufregender Film projiziert. Es iſt das
Drama des ſich durch den chemiſchen Aufruhr in Bewegung
ſetzenden Nährſtoffes. Man ſieht, wie das Fett zerläuft, wie
das Salzkörnchen zu einer feinen Dampffäule wird und die
Mehlkörner ſchwellen und ſchließlich zerplatzen. Eine chemiſche
Kräfteveiſchiebung hat ſich hier vor den Augen der Zuſchauer
abgewickelt.
In dieſem Fall was es ja nur ein einfaches Rezept. Bei
komplizierteren Miſchungen ſpielen ſich noch viel rebelliſchere
Vorgänge ab, kleine Revolutionen. Es macht einen großen Ein=
druck
auf den Zuſchauer, der bisher gar nicht daran dachte, daß
bei dem alltäglichen Vorgang des Kochens ſo viel Umwälzungen
und Aenderungen vor ſich gehen.
Das Mikrolyd leiſtet eine große Aufklärungsarbeit. Wie
man mir erzählt, wirken die mikroſkopiſchen Kochſtunden auf die
Zuſchauer verblüffend, die Augen werden ihnen geöffnet, man
ſieht, man verſteht, man erfaßt vieles, was bisher unbekannt
war. Nach einigen dieſer myſtiſchen Kochſtunden ſtehen die
Schülerinnen ihrer Aufgabe in der Küche mit ganz anderem
Rüſtzeug gegenüber als vorher,

Sport, Spiel.
Süddeutſche Handball=Meiſterſchaft.
5.B. Darmſtadt 1898 5.5.5. Mainz 05.
Der Sportverein Darmſtadt 1898 trägt am kommenden
Sonntag das letzte Spiel der Vorrunde innerhalb der Weſtgruppe
um die ſüddeutſche Meiſterſchaft aus. Gegner in dieſem am Böl=
lenfalltor
ſtattfindenden Treffen iſt der Meiſter der Gruppe B
des Bezirkes Main=Heſſen, Fußballſportverein Mainz 05, der in
ununterbrochener Reihenfolge in dieſem Jahre zum dritten Mal
Tabellenerſter geworden iſt. Wenn auch die Mainzer in den
ſeitherigen Endſpielen wenig erfolgreich gekämpft haben, ſo macht
doch gerade der Spielausgang des letzten ausgetragenen Spieles,
das in Waldhof erſt in den Schlußminuten mit 0:2 verloren ging,
augenſcheinlich, daß der Meiſter der Gruppe B es verſteht, hart=
näckigen
Widerſtand zu leiſten. Die 98er werden alſo gegen
Mainz 05 einen ſchweren Stand haben. Obwohl zwar allgemein
anerkannt wird, daß im Bezirk Main=Heſſen die Gruppe A gegen=
über
der Gruppe B als ſpieltüchtiger gewertet werden muß, ſo
muß die Tatſache, daß ſich die Gäſte gerade im Spiel gegen den
ſüddeutſchen Altmeiſter beſonders hartnäckig und aufopfernd um
ein erfolgreiches Abſchneiden bemühen werden, für die 98er An=
ſporn
genug ſein, um das Spiel im Gegenſatz zu dem Treffen
gegen Waldhof von vornherein mit dem notwendigen vollen
Einſatz des Könnens aufzunehmen. Man weiß, daß die Mainzer
Elf hart zu ſpielen verſteht und demgemäß einen einmal er=
kämpften
Vorſprung gut zu verteidigen weiß. Um ſo mehr müſſen
die Einheimiſchen, für die es ja gilt die Tabellenführung weiter
zu behaupten, beſtrebt ſein, von Anbeginn den Spielverlauf
günſtig zu geſtalten, um eine unliebſame Ueberraſchung zu ver=
meiden
.
Ueber die Aufſtellung der Sportvereinself werden wir noch
berichten. Vorausſichtlich wird der bewährte Mittelſtürmer
Fuchs am nächſten Sonntag wieder ſpielfähig ſein. Das Spiel
beginnt um 2,30 Uhr.
Handball in der 9.T.
Der 8. Februar 1931 brachte folgende Ergebniſſe:
Groß=Bieberau Kirch=Brombach . ."
9:4:
Momart 1. Richen 1.
3:4:
Momart 2. Nichen 2. . . . . . . . . . . . . . 5:6:
Das Vorſpiel um den Beſten der A=Klaſſe kann Groß=Bieberau hoch
gewinnen. Es hat Anſtoß, und gleich in der erſten Minute gelingt ihm
der erſte Einſchuß. In regelmäßigen Abſtänden ſetzt es noch zwei wei=
tere
Tore hinzu. Nun rafft ſich auch Kirchbrombach zuſammen. Infolge
Deckungsfehler von ſeiten Groß=Bieberaus holt es zwei Treffer auf. Bis=
zur
Pauſe ſchießen beide Mannſchaften noch je einmal ein, ſo daß beim
Stande 4:3 gewechſelt wird. Nach Beginn der zweiten Halbzeit lautet
das Ergebnis bald 4:4. In der weiteren Spielzeit verſagt Kirch= Brom=
bachs
Hintermannſchaft vollſtändig. Groß=Bieberaus gut arbeitender
Sturm findet daher wenig Widerſtand und ſtellt das hohe Endergebnis
her. Der Sturm Kirchbrombachs war durch die ſchwache Leiſtung ſeiner
Hintermannſchaft mutlos geworden, und verlor immer mehr den Zu=
ſammenhang
, ſo daß Tore nicht mehr fielen. In Momart trafen ſich
gleichwertige Mannſchaften. Die Spiele waren ſpannend von Anfang
bis zu Ende. Anſcheinend hat ſich die Umſtellung der Momarter 1. doch
nicht ſo bewährt, wie man hoffte. Richen lieferte das beſſere Zuſammen=
ſbiel
und gewann verdient. Die Kämpfe wurden in ruhiger Art durch=
geführt
, die Torwächter waren beiderſeits gut.
Sonntag, den 15. Februar, ſpielen:
roß=Zimmern 1. Erbach 1., um 3 Uhr; Steinbach 1. Er=
bach
2./3., um 2 Uhr; Momart 1. Steinbuch 1., um 3 Uhr: Schaaf=
heim
1. Langſtadt 1., um 3 Uhr; Schaafheim 2. Langſtadt 2., um
2 Uhr; Habitzheim 1. Schlierbach 1., um 3 Uhr.

und Turnen.

Waſſerball.

Die deutſchen Ringer in Malmö beſiegt.
Die deutſchen Ringer: Brendel=Nürnberg, Földeck=Hamburg, Müller=
Kreuznach, konnten ſich bei dem internationalen Ringkampfturnier in
Malmö nicht durchſetzen und mußten mit Plätzen vorlieb nehmen.
Brendel verlor in der Entſcheidung gegen Hanſſon; Földeak
mußte dem Schweden Friis den erſten Platz überlaſſen, und Müller.
belegte im Schwergewicht hinter Europameiſter Nichthoff=Schweden und
deſſen Landsmann Sjöſtedt den dritten Platz, nachdem er den Finnen
Kujanpäg in drei Minuten auf die Schultern gelegt htte.

Jung=Deutſchland1. Frankfurter S. C. 6:2.
Einen beachtlichen Erfolg errang am Dienstag abend der
Darmſtädter S.C. Jung=Deutſchland in Frankfurt, indem es ihm ge=
lang
, in der Fortſetzung der Spiele der Winterrunde den 1. Frank=
furter
Schwimmclub 6:2 (2:1) zu ſchlagen. Die Darmſtädter
Mannſchaft zeigte ſeit langer Zeit wieder einmal ein ausgezeich=
netes
Spiel und gewann durch größere Reife in dieſer Höhe durch=
aus
verdient. Alle Mannſchaftsteile waren ſehr gut auf dem
Poſten, und die Mitwirkung Richters gab der Mannſchaft beſon=
ders
im Sturm ſeit langem wieder den richtigen Halt. Da der
angeſetzte Schiedsrichter ſtatt nach Frankfurt nach Darmſtadt ge=
fahren
war, wurde das Spiel von Handwaſſerballwart Belz
(1. Frankfurter S.C.) geleitet.

Im Berliner Sportpalaſt fertigte die amerikaniſche Eishockeymann=
ſchaft
Schweden mit 3:1 ab.
Vom 1. bis 3. Mai wird in Berlin die Davispokal=Begegnung zwi=
ſchen
Deutſchland und Südafrika ausgetragen.

Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 12. Februar.
13.05: Köln: Mittagskonzert. Orch, des Weſtd. Rundfunks.
15.30: Stunde der Jugend.
16.30: Mannheim: Nachmittagskonzert der Kapelle Hamann=Webau.
Soliſtin: Sofie Karſt.
18.10: Eine Viertelſtunde der Deutſchen Reichspoſt. Poſtinſpektor
Schöll: Briefe, die ihn nicht erreichten.
18.25: Zeitfragen.
18.50: Dr. Fritz Neumark: Die wirtſchaftliche Lage Frankreichs.
19.20: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.45: Neue Film=Muſik. Ausf.: Das Rundfunk=Orcheſter.
20.45: Stuttgart: Renaiſſance, Barock, Rokoko. Engliſche Renaiſſ=
ſance
. Hörwerk von Paul Enderling. Die tragiſche Geſchichte
vom Doktor Fauſt. Drama von Chriſtopher Marlowe.
22.35: Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Gerhard Hoffmann.
0.30: Nachtkonzert. Ausf.: Licco Amar (Violine), Maurits Frank
(Violoncello), Hans Rosbaud (Klavier).
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 12. Februar.
10.10: Schulfunk. Prof. Dr. Baſtian Schmid: In den Reihen=
kolonien
ungariſcher Sümpfe.
15.00: Kinderſtunde. Von Zwergen, Kobolden und ſonſt allerlei
Luſtigem.
15.45: Frauenſtunde. Die Staatsangehörigkeit der Ehefrau.
16.00: Pädagog. Funk. Studienrat E. Soltau: Kulturgeſchichte an
griechiſchen Vaſen. (Unterrichtsbeiſpiel.)
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof. Dr. Hans Mersmann: Hausmuſik.
18.00: Dr. W. Meckauer: Altdeutſche Faſchings= und Narrenverſe.
18.30: Hochſchulfunk. Dr. Carl Hagemann: Theater und Kultur.
19.00: Frhr. v. Rheinbaben: Völkerbund und Weltwirtſchaftskriſe.
19.30: Baudirektor Scheelhaaſe: Licht und Luft in den Stallungen.
20.00: Intendant J. Chriſtian: Zum Abendprogramm des Deutſch=
landſenders
.
20.25: München: Unterhaltungskonzert. Kleines Funkorcheſter.
21.05: München: Die Hummel‟. Eine Groteske von Haſſe= Zetter=
ſtröm
. Geleſen von Otto Framer.
21.20: München: Konzert. Rundfunk=Orcheſter. Soliſtin: Margot
Leander (Sopran).
Ca. 22.30: Tanzmuſik. Kapelle Gerhard Hoffmann.

Hauptichriftlenung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feullleion, Reich uut
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Bshmann
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort. Dr. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Wiliv Kuhle
Druck und Verlag. L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rücklendung nicht übernommen.

Geſchäftliches.
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Die Verkaufspreiſe für Kukirol=Pflaſter ſind erheblich ermäßigt wor=
den
. Die kleine Packung, deren Inhalt zur Behandlung von 10 Hühner=
augen
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Kaufpreis zurück. Die Anwendung der Kukirol=Präparate iſt durch dieſe
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Die Grippe geht um...!
Das weiß jeder. Gerade jetzt ſind Vorſichtsmaßregeln am Platze.
Mit jedem Atemzug können Krankheitserreger in den Mund und Nachen
eindringen. Panflavin=Paſtillen üben eine wachstumhemmende Wirkung
gegen die Krankheitskeime aus, ſchützen daher gegen Grippe, Halsent=
zündung
und Erkältung.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 36. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verbofen
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
1. Ziehungstag
9. Februar 1931
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 50000 M. 196390
12 Gebinne zu 5000 M. 139161 187717 217967 240106 278038
391027

16 Gewinne zu 3000 M.
237200 357077 395683

69862 202358 207187 263268 208463

Die heutige Nummer hat 42 Seiten.

52 Gewinne zu 2000 M. 5522 76974 110623 185131 168530 171184
205036 213479 224663 226178 236953 246674 260376 266581 302227
314400 314562 317669 323646 339176 340136 341956 344813 357537
367389 376557
112 Gewinne zu 1000 m. 31930 40700 45733 50622 52174 53511
58376 72925 83392 84394 90718 106551 124171 124988 180084
133171 153638 161627 170795 173246 192120 208467 214628 236591
938166 239667 943831 247321 248241 261944 267876 273184 281681
288688 289463 290944 292156 300764 311616 313214 314720 320070
328460 331905 337342 337733 340662 348612 369393 371139 378025
3783265 378991 380227 381997 393801
180 Gewinne zu 500 M. 9669 13807 20931 21610 26870 29417
94249 34594 37944 41271 48541 60969 67682 64472 78000 82498
82640 84885 86914 87188 92083 92613 98539 100349 108795 113548
116540 127268 134674 140785 144351 153723 160826 163778 164355
176014 179442 181583 195798 197352 198380 203364 206476 207288
207442 210698 220389 221223 221417 224512 005073 229354 230976
245156 247375 650873 251641 260801 261016 2611 12 268818 273692
283168 285493 586453 587384 289004 297723 297787 299572 303236
303926 3046 16 304810 319482 330304 348980 356046 365646 365980
370718 374703 374934 376300 379677 382180 985287 385996 391838
393221
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 25000 M. 173123
8 Gewinne zu 10000 M. 33245 127106 203469 303187
20 Gewinne zu 5000 M. 8483 17844 63983 196178 229250 242249
334821 366606 369830 377145
16 Gewinne zu 3000 M. 58333 227423 247450 295894 320928
Merne Mſnſ
66 Gewinne zu 2000 M. 3306 12259 20419 31580 38804 49134
69000 79492 86079 103137 137422 137989 140498 150766 188133
170460 178161 178670 186329 202455 225732 940007 259179 261480
266862 266890 288161 302657 308079 345026 378238 393254 398737
96 Gewinne zu 1000 M. 939 3910 7254 10106 14019 22657
38143 46539 48766 61716 86598 98817 187725 142814 148548 154506
158986 166682 177704 179740 182110 188370 188728 189128 189543
192094 235056 236271 237374 237398 238532 247184 251608 274451
279628 00 3194 593641 294486 298962 306779 313736 314460 316693
317667 330003 372386 377066 396313
194 Gewinne zu 600 M. 3348 3660 12387 14660 19771 23635 26171
28904 32026 37784 39370 40070 48812 54020 65887 66083 68885 77158
77224 78326 88089 103044 103651 107884 117350 131587 132936
135011 144358 152198 155112 159042 160165 161457 163526 165350
185887 166514 167456 170462 173240 179731 189477 190318 198154
196346 207009 014154 215938 216127 216586 218666 129726 229777
n34899 235696 236640 236949 247098 249557 253636 263817 265587
265824 267316 274814 275028 261127 286700 293517 296834 297158
807994 308057 317500 319140 327476 332990 334438 339977 343558
344650 348328 350227 362891 362933 366685 373725 378283 378687
379407 379476 380243 381966 388316 389142 398994
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 2 Gewinne
zu je 500000, 2 zu je 300000, 2 zu je 200000, 4 zu je 100000,
6 zu je 75000, 10 zu je 50000, 28 zu je 25000, 192 zu je 10000,
468 zu je 5000, 968 zu je 3000, 2882 zu je 2000, 5792 zu je
1000, 9626 zu ie 500. 28996 zu je 400 Mark.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 36. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterle.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten

Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II

2. Ziehungstag
10. Februar 1931
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400. M.
gezogen
4 Gewime zu 10000 M. 213131 297944
8 Gebinne zu 5000 M. 81589 81852 114526 256705
14 Gewinne zu 3000 M. 119107 165241 228117 229692 320306
366076 369863
62 Gewinne zu 2000 M. 14856 16347 20026 24564 39612 39933
57774 98118 119970 143383 172245 174984 176888 221459 227844
232165 287794 282481 293861 296754 297603 335816 346404 363082
367173 383986
106 Gewinne zu 1000 M. 70 8326 32154 38365 39268 39584 40826
55773 59040 66585 80537 87281 87301 91591 102244 136859 143839
147740 158967 165172 186343 178715 182424 187050 194430 199867
200 706 909884 219649 216497 225767 237935 241598 244671 256458
263931 369691 269710 280072 282061 280174 292767 293380 800567
316570 317812 320567 362424 353799 365333 366828 378207 378580
208 Gewinne zu 600 M. 4847 7838 8129 11014 18186 22607 29223
33194 35459 37336 37712 38653 40383 40436 51146 64198 54910
65021 87838 57845 62514 70578 78500 87748 93880 94782 97926
99810 99868 102526 112203 113618 113902 119821 121166 128424
132176 147688 154010 165188 155489 156718 166607 170117 188089
187588 187664 189413 191986 199642 206277 207108 207592 207646
208701 211276 215478 216619 225244 233957 234804 241624 243428
348408 348373 348946 3606 15 260707 274647 276478 279810 381883
281940 283719 288682 590869 293115 309462 316200 321780 323824
326422 309348 331151 340948 342806 345816 349377 352539 3606656
361922 366891 367773 376480 379033 382365 362653 883220 387748
391264 394945 396689 396042
2. Tag. 5. Klaſſe. In der Nachmittags=Ziehung
fielen: 2 Gewinne zu je 25 000 Mark auf Nr. 245 611; 4 Ge=
winne
zu je 10 000 Mark auf Nr. 65 609 257 365; 14 Gewinne zu
je 3000 Mark auf Nr. 71 596 75 116 101 788 123 612 158 559 161 730
329 483; 44 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr. 1531 63 870 70 692
101 487 110675 121951 127378 152 265 177 684 185 767 187 359
228 423 239 559 258 758 263 938 277 833 329 996 343 710 352 316
362 154 373 271 390 119; 106 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr.
1006 5757 6000 35 183 45 713 45 795 49 043 61 425 68 070 80 315
86922 87 493 95 745 100 882 108 219 119 151 122 081 132 655
134 732 135 694 151 181 152 667 163 514 185 699 186 583 198 687
206 250 212 619 213 838 220 741 238 259 242 461 247 813 253 808
273 925 278 614 282 495 283 826 295 712 316 543 321 149 321 844
321866 329 701 335 165 357 398 364 570 369 888 371530 381 210
384 625 388 716 389 560; ferner 188 Gewinne zu je 500 Mark und
568 Gewinne zu je 400 Mark. Im Gewinnrade verblieben:
2 Prämien zu je 500 000 Mark. 2 Gewinne zu je 500 000 Mark.
2 Gewinne zu je 300 000 Mark. 2 Gewinne zu je 200 000 Mark,
Gewinne zu je 100 000 Mark. 6 Gewinne zu je 75 000 Mark,
10 Gewinne zu je 50 000 Mark. 26 Gewinne zu je 25 000 Mark,
184 Gewinne zu je 10 000 Mark. 460 Gewinne zu je 5000 Mark.
940 Gewinne zu je 3000 Mark, 2786 Gewinne zu je 2000 Mark.
5580 Gewinne zu je 1000 Mark 9232 Gewinne zu je 500 Mark
und 27 866 Gewinne zu je 400 Mark.

Weikerbericht.

Ausſichten für Donnerstag, den 12. Februar: Nach vorübergehendem
Aufklaren mit leichtem Nachtfroſt wieder Eintrübung und milderes
Wetter mit einzelnen Niederſchlägen.
Ggs
Ausſichten für Freitag, den 13. Februar: Wechſelhaftes, teil
teils aufklarendes, Wetter, vereinzlte Schnuer.

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Kranzentſcer Dierſchaftsverichr.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 10. Februar.
Die fortſchreitende Kriſe der Wirtſchaft gibt zu immer mehr Beun=
ruhigung
Anlaß. Die Aktivität der Induſtrie geht zurück und die Ar=
beitsloſigkeit
wächſt von Tag zu Tag. Die Statiſtiken geben nur ein
unvollkommenes Bild darüber, da ſie ganze Kategorien der Arbeitsloſen,
fe ner die Ausländer in Frankreich und die Kurzarbeiter nicht erfaſſen.
Unter ſolchen Umſtänden iſt man auf Schätzungen angewieſen; die ver=
läßlichſten
von ihnen ſprechen von einer Zahl von 350 000. Dieſe Zahl
iſt im Vergleich zu der Arbeitsloſigkeit in den wichtigſten Ländern gewiß
noch nicht groß; dagegen iſt die Schnelligkeit, mit der die Arbeitsloſigkeit
zunimmt, erſchreckend.
Die Teuerung dauert weiter an, das heißt, die Detailpreiſe ſind im
Verhältnis zu den Engrospreiſen noch immer ſehr hoch. Die Senkung
der Detailpreiſe iſt, wenn der Abſatz geſteigert werden ſoll, unvermeidlich.
Mit der Budgetdebatte wird die Frage der Steuerherabſetzungen
wieder aktuell. Man kann aber in dieſer Beziehung keine hoben Erwar=
tungen
hegen, denn das Gleichgewicht des Budgets iſt bereits bedroht.
Nur die Transportſteuern ſollen herabgeſetzt werden; der ſtarke Rückgang
des Perſonenverkehrs und die Stagnierung des Handels haben nämlich
die Eiſenbahngeſellſchaften ſehr empfindlich getroffen.
Die Effektenbörſe lag bedeutend feſter und es waren auf
allen Gebieten Kursſteigerungen zu verzeichnen. Der Umſatz läßt aber
noch ſehr viel zu wünſchen übrig.
Auf dem Nohſtoffmarkte ſind mehrere Preisſchwankungen zu
verzeichnen; die Stagnierung iſt vielleicht nicht mehr ſo drückend, die
Preiſe können ſich aber nicht erholen. In dieſem Punkte gehen in
Frankreich die Anſichten übrigens ſtark auseinander; viele betrachten die
niedrigen Rohſtoffpreiſe als eine normale Erſcheinung, andere behaupten
wieder, daß eine Hauſſe der Rohſtoffpreiſe unvermeidlich iſt, wenn die
Wirtſchaft ſich von der Kriſe überhaupt erholen ſoll.
Der Eiſenmarkt lag ſchwach. Nach einigen Schvankungen be=
finden
ſich jetzt die Preiſe wieder auf jenem ganz niedrigen Niveau vom
November des Vorjahres. Die Lieferungstermine wurden von zwei
Monaten auf einen Monat herabgeſetzt. Den Preisſenkungen von 68
vom Hundert, die auf dem Eiſenmarkt vor kurzem erfolgten, werden
ähnliche Preisherabſetzungen auf dem Röhren= ſowie auf dem Draht=
markt
folgen. Die ganze Schwerinduſtrie klagt über geringe Ertrags=
fähigkeit
und die Frage der Lohnkürzung ſteht auf der Tagesordnung.
Die Lage des Kohlenmarktes iſt entſprechend der Stagnie=
rung
der Schwerinduſtrie und deren Induſtriezweige wenig günſtig. In
wehreren Zechen arbeitet man nur fünf Tage in der Woche.
Der Metallmarkt lag ſchwach. Auf dem Kupfermarkte
herrſcht faſt vollkommene Ruhe. Obwohl die amerikaniſche Produktion
in rapider Weiſe zurückgeht, vermindern ſich die Vorräte nicht.
Der Zinnmarkt war deprimiert. Es ſcheint, daß weder die
Rationaliſierung noch die Einſchränkung der Zinnproduktion gelingt.
Die Einigkeit zwiſchen den Produzenten hat aufgehört, und dadurch ſind
die Ausſichten für die Verwirklichung des neuen Einſchränkungsplanes
ſehr gering geworden.
Die Bleipreiſe erfuhren wieder eine Baiſſe. Man betont jetzt
vielfach, daß die Bleiproduktion infolge der Sperrung vieler Minen
ſtark zurückgehen wird, und daß dadurch die Vorräte binnen kurzem auf=
gebraucht
werden. Der Bleimarkt iſt belebter, als er noch vor einigen
Wochen war; auf eine Hauſſe kann aber bei der jetzigen Konjunktur nicht
gerechnet werden.
Die Lage des Zinkmarktes iſt geradezu kataſtrophal. Die
Preiſe ſtürzen forwährend und ſind ſchon ſo niedrig, wie nie zuvor;
auch im Vergleich zu den übrigen Metallpreiſen ſind ſie außerordentlich
niedrig. Die größte Schwierigkeit für den Zinkmarkt bilden die amerika=
niſchen
Vorräte, deren Abſatz augenblicklich ſchier unmöglich erſcheint.
Während die belgiſchen und nordafrikaniſchen Minen größtenteils ge=
ſchloſſen
wurden, ſetzen die amerikaniſchen die Produktion weiter fort.
Die unverkäuflichen Vorräte häufen ſich ſchnell auf: Ende. Dezember
waren ſie faſt doppelt ſo hoch wie zum gleichen Zeitpunkte 1929.
Der Kalimarkt lag ebenfalls deprimiert. Die Produktion ging
in den letzten Monaten ſtark zurück, jedoch nicht in ſolchem Maße wie der
Verbrauch. Die amerikaniſche Landwirtſchaft die wichtigſte Abnehme=
rin
für franzöſiſchen Kali befindet ſich in einer ſehr ſchweren Lage
und kann nicht kaufen. Der Sturz der Kaliwerte wird nicht ausſchließ=
lich
mit den Abſatzſchwierigkeiten erklärt; er ſoll auch durch die ungün=
ſtige
Lage einer Finanzgruppe bedingt ſein.
Der Phosphatenmarkt war wieder lebhafter, da die nord=
afrikaniſchen
Minen zahlreiche Beſtellungen aus Spanien und Italien
ſowie vom franzöſiſchen Staat bekamen.
Der Petroleummarkt iſt gedrückt. Die Einſchränkungsbeſtre=
bungen
blieben erfolglos. Man will es jetzt mit ſtaatlicher Hilfe ver=
ſuchen
, was bisher allerdings niemals half. Die Geſamtproduktion an
Petroleum für die ganze Welt wird für 1930 auf 1403 Millionen Barils
geſchätzt. Dieſe Ziffer iſt etwa um 6 Prozent niedriger als die Produk=
tion
des Jahres 1929. Der Abſatz ging aber in viel ſtärkerem Maße zu=
rück
. Die kataſtrophale Lage der rumäniſchen Petroleuminduſtrie ver=
urſachte
eine heftige Baiſſe der dortigen Oelpreiſe, die tief unter Welt=
marktparität
ſanken. Die rumäniſche Regierung beſchloß eine Herab=
ſetzung
der Steuer dieſe bildet in der Tat 40 Prozent der geſamten
Herſtellungskoſten , um die Oelinduſtrie vor einem völligen Zuſammen=
brich
zu retten.
Wirtſchafliche Rundſchau.
Frankfurter Hypothekenbank in Frankfurt a. M. Die Frankfurter
Hypothekenbank bringt am 24. d. M. zum 1. April 1931 rund 1,5 Mill.
Goldmark 4,5prozentige Liquidationspfandbriefe Reihe 5 zur Ausloſung.
Damit erhöht ſich der von der Frankfurter Hypothekenbank zur Ver=
loſung
gebrachte Betrag an Liquidationspfandbriefen auf rund 5 Mill.
Von den Liquidationspfandbriefen Reihe 5 befinden ſich zurzeit noch
rund 90 Mill. Goldmark im Umlauf.
Miag, Mühlenbau und Induſtrie A.=G., Frankfurt a. M. Die
Börſengerüchte, daß die Miag für 1930 eine ſehr ſtarke Dividendenſen=
kung
vornehmen wird, werden als übertrieben bezeichnet. Nach dem bis=
herigen
Geſchäftsverlauf könne erhofft werden, daß eine niedrigere Divi=
dende
als 6 Prozent gegen 10 Prozent nicht in Frage zu kommen braucht.
Pſchorrbrän A.=G., München. Die Geſellſchaft bringt wieder ſechs
Prozent Dividende auf die V.=A., und 10 Prozent auf die St.=A., in
Vorſchlag. Hierbei iſt zu berückſichtigen, daß neben dem alten Kapital
von 3 Mill. RM. aus der letztem Kapitalerhöhung 1 Mill. RM. neue
St.=A. voll und 600 000 RM. zur Hälfte dividendenberechtigt iſt.
Der Arbeitskonflikt im Textilgebiet von Lancafhire. Die in Man=
cheſter
abgehaltene Konferenz der Webreibeſitzer in Lancaſhire hat, wie
zu erwarten war, keine Wendung in dem Arbeitskonflikt in Lancaſhire
gebracht. In dem Communiqué, das nach Schluß der Sitzung ausge=
geben
wurde, wird erklärt, daß die Unternehmer, wenn auch wider Wil=
len
, ihre bisherige Politik aufrechterhalten müßten. Die Unternehmer
ſeien jedoch bereit, mit bevollmächtigten Vertretern der Arbeiter jeder=
zeit
Verhandlungen wieder aufzunehmen. Sie bedauern den Entſchluß
der Weber lebhaft, ihren Füihrern keine Ermächtigung zu neuen Ver=
bandlungen
erteilt zu haben.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 11. Febr.:
Getreide. Weizen: März 79½ Mai 84, Juli 70, September
69½: Mais: März 65½, Mai 68½, Juli 68½, September 68,50;
Hafer: März 33½, Mai 34½, Juli 333; Roggen: März 39½8,
Mai 4238, Juli 42.
Schweine: Leichte 7.908,10 ſchwere 6,506,85; Schweine=
zufuhren
in Chicago 24 000, im Weſten 124 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 11. Febr.:
Schmalz: Prima Weſtern 8,85; Talg, extra loſe 33
Getreide. Weizen: Rotwinter 92½; Mais: loco New York
90; Mehl: ſpring wheat clears 4,404,70: Getreidefracht nach
England 1,62,3 sh, nach dem Kontinent 8 C.

Biebmärkke.

Friedberger Frühjahrspferdemarkt. Der Friedberger Frühjahrs=
bferdemarkt
, eine Einrichtung, die auf die Landwirte der Wetterau ſtets
ſtärkſte Anziehungskraft ausübt, findet am 17. Februar ſtatt.

Drodukkenberichke.

Frankfurter Produktenbericht vom 11. Februar. Der Frankfurter
Produktenmarkt war im ganzen ruhig, aber infolge der feſteren Aus=
landsmeldungen
feſter geſtimmt. Die Umſätze in Brotgetreide hielten ſich
Mehlgeſchäft keine Be
jedoch nach wie vor in engen Grenzen, zumta)

lebung erfahren hat. Hafer und Gerſte ruhig. Futterartikel waren in
prompter Ware etwas geſucht. Weizen konnte ſich leicht befeſtigen, wäh=
rend
im übrigen die Preiſe gut behauptet blieben. Es notierten Weizen
282,50285, Roggen 182,50, Gerſte 210215, Hafer 157,50162,50,
Weizenmehl ſüdd. Spezial Null 42,2543,25, desgl. niederrhein. 4243,
Roggenmehl 60prozent. Ausmahlung 26,2527,25, Weizenkleie 10, Rog=
genkleie
950. Die Preiſe verſtehen ſich für Getreide je Tonne; für die
übrigen Waren je 100 Kilo Frachtverrechnung Frankfurt a. M. für als
baldige Lieferung.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 11. Februar.
Die heutige Börſe eröffnete in ſchwächerer Haltung, nachdem bereits
an der Abendbörſe Realiſationen erfolgt waren. Während im Vorbörſen=
verkehr
noch relativ behauptete Kurſe genannt wurden, verſtärkte ſich
zum offiziellen Beginn der Börſe das Angebot, zumal auch das Ausland
überwiegend als Verkäufer im Markte war. Die weitere, wenn auch
langſame, Zunahme der Arbeitsloſenziffern bewirkte eine ſtärkere Zu=
rückhaltung
. Von den zum Teil ſehr feſten Auslandsbörſen ging kaum
eine Anregung aus. Die erſten Kurſe brachten bei recht lebhafterem
Geſchäft überwiegend Kursrückgänge von 1,53 Prozent. Stärker unter
Kursdruck ſtand der Elektromarkt. Schuckert gaben 4,5 Prozent, Sie=
mens
, Licht und Kraft und Elektr. Lieferungen bis zu 3,5 Prozent nach.
AEG. und Geſfürel verloren je 1,75 Prozent. Chemieaktien zeigten
durchweg Rückgänge von 12,5 Prozent. Nur für Metallgeſellſchaft er=
gab
ſich ein Gewinn von 1,5 Prozent. Am Anleihemarkt neigten deutſche
Anleihen ebenfalls zur Schwäche. Lediglich für Schutzgebiete und von
fremden Werten für Türken erhielt ſich einiges Intereſſe. Der Pfand=
briefmarkt
lag im ganzen ruhig, aber nicht unfveundlich. Nachfrage be=
ſtand
noch nach Induſtrieobligationen und Reichsſchuldbuchforderungen.
Im Verlaufe war die Börſe mehrfachen Schwankungen unterworfen,
doch herrſchte die Abgabe= und Verkaufsneigung eher vor. Die Kurſe
blieben gegen den Anfang ziemlich gehalten. Von den nur am Einheits=
markt
notierten Werten erſchienen Voigt u. Häffner auf den voraus=
ſichttichen
Dividendenausfall (i. V. 7 Prozent) mit Minus=Minus=
Zeichen. Eine Taxe war nicht zu hören. (Letzter Kurs 146 Prozent.)
Am Geldmarkt war Tagesgeld infolge größerer Ueberweiſungen nach
Berlin am hieſigen Platze etwas knapper. Der Satz wurde daher auf
4 Prozent erhöht. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar
4,246½, gegen Pfunde 20,44½, London-Kabel 4,862, Paris 123,95,
Mailand 92,86. Madrid 48,50, Schweiz 25,18, Holland 12.109.
Die Abendbörſe verkehrte in durchaus ſchwacher Haltung. Die
innerpolitiſchen Befürchtungen infolge des Auszugs der Nationalſozia=
liſten
aus dem Reichstage verſtimmten. Auch die Aufnahme der Rede
Curtius' im Auslande wurde nicht beſonders günſtig beurteilt. Die Spe=
kulation
ſchritt zu Abgaben, teilweiſe auch Blankoabgaben, ſo daß ſich
die Kurſe allgemein abſchwächten. Farben verloren gegenüber dem Mit=
tagsfchluß
1,75 Pro= Elektrowerte teilweiſe bis 2 Proz. ſchwächer. Deut=
ſche
Linoleum 2,75 Proz. niedriger. Am Schiffahrtsmarkte Nordd. Lloyd
2 Proz. ſchwächer angeboten. Auch die übrigen Märkte lagen durchweg
gedrückt. Am Anleihe= und Rentenmarkt waren Liquidationspfandbriefe
und Induſtrieobligationen zu höheren Kurſen geſucht. Im Verlaufe
blieb die Börſe widerſtandsfähig.
Berlin, 11. Februar.
Die Vorgänge im Reichstag, vor allem die Abſtinenz der extremen
Rechten, hatten geſtern nachmittag in Frankfurt zu einem mehrprozen=
tigen
Nachgeben der Kurſe geführt, da man wieder mit einer ſtärkeren
innerpolitiſchen Beunruhigung rechnen zu müſſen glaubte. Die hiervon
ausgehende Verſtimmung erfuhr im heutigen Vormittagsverkehr in Ber=
lin
eine gewiſſe Abſchwächung, als die günſtigen Börſenmomente, wie die
ſehr feſte Haltung New Yorks, die weitere Kupferpreiserhöhung auf
10.,30 Dollarcents, die etwas beſſere Situation an den Baumwollmärkten
und der allerdings ſchon geſtern bekannte holländiſche Lokomotivauftrag,
ſich auszuwirken begannen. Zu den erſten Kurſen zeigte es ſich jedoch,
daß das Ausland mit ſeinen Deckungen und Käufen etwas mehr Zurück=
haltung
übte, und daß auch von ſeiten der Inlandskundſchaft etwas Ware
an die Märkte gelangte. Die noch immer recht vorſichtige Spekulation
neigte gleichfalls zu Gewinnmitnahmen, und ſo kaum es bei gegen die
Vortage nicht unerheblich verkleinerten Umſätzen überwiegend zu Rück=
gängen
von 13 Prozent. Einzelne Nebenwerte waren jedoch weiter
gefragt und erſchienen teilweiſe ſogar mit + =Zeichen. Im Verlaufe
war die Tendenz ziemlich uneinheitlich. Bei mehrfachen kleinen Schwan=
kungen
ergaben ſich überwiegend weitere Abbröckelungen. Später ſetzte
ſich dann wieder eine leichte Erholung durch, die jedoch nur gelegentlich
über das Anfangsniveau führte. Anleihen unfreundlich.

Donnerstag, den 12. Februar

Haupkgemeinſchaft des Deutſchen Einzelhandels.
Auf der Mitgliederverſammlung der Hauptgemeinſchaft des Deutſchen
Einzelhandels in Berlin erſtattete das geſchäftsführende Mitglied Dr.
Tiburtius, M.d.V.RWR., den Geſchäftsbericht. Er behandelte in
erſter Linie die Erfahrungen mit der Preisſenkung und die Frage, wie
der außerordentliche Rückgang der Preiſe durch Senkung der Unkoſten im
Einzelhandelsbetriebe für eine weitere Zukunft geſichert werden könne.
Dabei betonte er die poſitive Einſtellung des Einzelhandels zum Preis=
abbau
, die ſich nicht nur durch Erklärungen und Verſicherungen, ſondern
auch durch die Tat gezeigt habe. Die Markenartikelverordnung habe zwei=
fellos
zu Schwierigkeiten geführt, da die in ihr enthaltene Aufzählung
der Warenarten ſich vielfach nicht mit den üblichen Warenhezeichnungen
der Wirtſchaft decke und dadurch zu Mißverſtändniſſen und Zweifeln An=
laß
gebe und Irrtümer über die Möglichkeiten der Preisſenkung auch bei
den breiten Schichten der Konſumenten fördere. Zur Frage der Unkoſten=
ſenkung
betonte er beſonders die Notwendigkeit ſchleuniger Senkung der
kommunalen Tarife (Gas, Waſſer, Elektrizität), die auch vom Reichskanz=
ler
bei einer ausführlichen Beſprechung mit den Mitgliedern des Vor=
ſtandes
der Haupkgemeinſchaft voll anerkannt worden ſei. Zu den Fra=
gen
der Sozialpolitik übergehend, wies Dr. Tiburtius beſonders auf die
Notwendigkeit hin, alle Maßnahmen zu ergreifen, um zu einer Belebung
der Kaufkraft breiter Schichten der Arbeitnehmermaſſen, beſonders durch
ihre Wiedereinſtellung in den Produktionsprozeß, zu erreichen. Dabei
beſprach er die verſchiedentlich aufgetauchten Vorſchläge zur Verminde=
rung
der Arbeitsloſigkeit durch Verkürzung der Arbeitszeit und erörterte
die Durchführbarkeit auch im Einzelhandelsbetriebe. Auch zur Senkung
der Ladenmieten werde man baldigſt gemeinſam mit den Verbänden
der Hausbeſitzer Schritte einleiten müſſen . Vor allem aus dem indu=
ſtriellen
Weſten und Berlin kommen aus den Kreiſen des Einzelhandels
Klagen über die Ausſchaltung des regulären Handels durch die Werks=
Konſumanſtalten, wodurch nicht nur der Einzelhandel geſchädigt wird;
in ihrer unzweckmäßigen Ausdehnung mit Zuſchüſſen der Werke müſſe
ein Abweichen von der konſequenten Reallohnpolitik erblickt werden. Seit
längerer Zeit werden Verhandlungen mit den induſtriellen Verbänden
und den betroffenen Werken geführt, und es ſei dringend nötig, daß ſie
nunmehr in baldigſter Friſt zu einem befriedigenden Abſchluß gebracht
werden.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Ueber die mit 300 000 RM. A.=K. arbeitende Aller=Farbenwerke
und Chemiſche Fabrik A.=G., Eſſen, iſt Konkurs eröffnet worden.
Der Frankfurter Milchhandel beſchloß eine Senkung des Milchpreiſes
von 28 auf 27 Pfg. bei Abholung und von 32 auf 30 Pfg. bei Frei=
Haus=Lieferung.
Der Konkursantrag gegen die Schumann=Theater G. m. b. H.,
Frankfurt a. M., iſt mangels Maſſe abgelehnt worden. Die Paſſiven
ſtellen ſich auf mehr als 100 000 RM. Das Theater wird bekanntlich
von der Albert Schumann G. m. b. H. weitergeführt.
Das ordentliche Vorſtandsmitglied der J. G. Farbeninduſtrie A.=G.,
Profeſſor Dr. Albrecht Schmidt in Höchſt a. Main, iſt gelegentlich
der Feier des 50jährigen Beſtehens der Landwirtſchaftlichen Hochſchule
Berlin wegen ſeiner Erfindungen und Verdienſte auf dem Pflanzenſchutz=
gebiet
zum Ehrenbürger dieſer Hochſchule ernannt worden.
Eine Bankengruppe unter Führung der Bayeriſchen Vereinsbank
und der Baheriſchen Hypotheken= und Wechſelbank verhandelt gegen=
wärtig
noch mit der Stadt München wegen Gewährung einer kurzfriſti=
gen
Anleihe, deren Gegenwert zum Teil zur Rückzahlung der am 1. April
d. J. fällig werdenden dreijährigen Hprozentigen Schatzanweiſung der
Stadt München vom Jahre 1926 im Geſamtbetrage von 16 Mill. RM.
zu 108-Prozent dienen ſoll.
Infolge der ſcharfen Heraufſetzung der Notierungen in London und
New York hat ſich die Cooper Exporters Ino, veranlaßt geſehen, die
Verkaufspreiſe für Wirebars heute erneut von 10,05 auf 10.30 cs. ver
Ib. cif Nordſeehäfen zu erhöhen.
Das amerikaniſche Schatzamt hat die Einfuhr von Holz und Holz=
brei
ruſſiſchen Urſprungs aus vier beſtimmten Bezirken (darunter Halb=
inſel
Kola und Murmaniſche Küſte) verboten, es ſei denn, daß die Ab=
ſender
beweiſen können, die Ware ſei nicht durch Sträflingsarbeit herge=
ſtellt
worden.
Sieben höhere Beamte, darunter der Vorſitzende und der Stellver=
treter
des Vorſtandes der (nicht ſtaatlichen) Bank der Vereinigten Staa=
ten
, die am 11. Dezember mit einem Paſſivüberſchuß von 75 Millionen
Dollar ihre Schalter ſchloß, ſind des Betruges und anderer Delikte ange=
klagt
worden. Steckbriefe wurden gegen ſie erlaſſen.

Berliner Kursbericht
vom 11. Februar 1931

Berl. Handels=Geſ.
Danatbank. . . . . . ."
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
F. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi .
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

Oeviſenmarkt
vom 11. Februar 1931

123.
143.
110.
109.75
66.75
69.
103.75
n0.75
63.
115.25
37.50
118.
114.875
68.75

Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgr
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchlef. Koksw.
Orenſtein & Koppf

121.875
139.50
81.
114.25
no55
G7.875
78.
139.
62.
74.50
69.50
34.
57.75
74.50
49.50

Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſto
Verein. Stahlwerkel 61.75
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind. 50.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Dra
Wanderer=Werke 40.875

N
50.75
214.50
108.50
87.
145.50
61.
23.
116.
147.75
48.50

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stodkholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien

Paris

Währung
100 finn. M.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
14.=Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franes

Geld,
10.572/ 10.594
59.015
12.43
73.30
3.044
168.67
112.4:
112.42
112.56
20.425
1.294
4.201
58.595
21.59
16 471

Briei
59.135
12.45
73.44
3.05(
169.01
1126
12.E
112.71
20.46
1.298
4.209
58.715
22.03
8.511

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeirol1 Milre
Jugoſlawien
Athen
Iſtambu=
Kairo

Kanada
Uruguay
Jsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga

Währung Geld Brief 100 Franken 81.115 81.275 1100 Peſetas 42.16 42.24 100 Gulden 81.64 81.80 1 Yen 2.08 2.084 0.36 0.370 100 Dinar 7.401 7.415 Portugal 100 Escudo= 18.85 18.89 100 Drachm. 5. 445 5.455 11 türk. 2 äghpt. 20.94 20.98 1canad. Doll. 4.198 4.207 11 Goldpeſo 2.837 2.843 100 eſtl. Kr. 92.03 12.21 100 eſtl. Kr. 111.84 112.c6 100 Lats 80.90 71.06

Frankfurter Kursbericht vom 11. Februar 1931.

2 Dtſch. Reichsanl
2aIntern.,
69Baden.
8% Bahern
88 Heſſen v. 2
v. 29
60 Preuß. Staat
8% Sachſen ....."
...
72 Thüringen.. .
Dtſche. Anl. Auslo=
ſunsſch
. +1/, Ab=
löſungsanl
..
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
..
820 Aachen v. 2
8% Baden=Baden.
6%Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
% Dresden..
8% Frankfurt a.M.
v. 26
v. 2
8% Mainz......"
8% Mannheim v. 26
b. 27
8% München ..
8% Nürnberg. . . .
8% Wiesbaden ..
8½ Heſſ. Landesbk.
Goldoblie
4½% Heſſ. Lds.=
Hhp.=Bk.=Liguid
4¾½0 Kum.=Obl
Preuß. 26s
pfbr.=Anſt. G. P
Goldoblig! 97

98.5 % Landeskomm.= Bk. Girozentr. für 75.as Heſſen Goldobl. 97.5 75.5 8½ Kaſſeler Land 100 kredit Goldpfbr.. 81.7 7% Kaſſeler Land.= 86 kredit Goldpfbr. 95 89.5 85 94.75 8% Naſſ. Lamdesbk. 100 99.5 94.75 77.5 83.75 18 81.5 4½% Liqu. Ob
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl. 87.75 54 +AuslSer. I Be Ser, II 68.25 5.75 Dt. Komm. Samm. Abl. (Neubeſitz). 11 2.25 0 Berl. Hyp.Bl 99 96 87 4½2 Liqu.=Pfbr 88 3% Frkf. Hhp.=Bk., 96.75 4½%0 Lig. Pfbr 88 Pfbr.=B 101.75 85 96.75 . Liqu 8SSl= 96.5 82 Mein. Hyp.=Bk. 101.5 81 96.75 70 ½220 Lig. Pfbr.
18% Pfälz. Hyp.=B
89 30 4½ Lia. Pfbr
89 Preuß. Boden= 71 ered.=Bank 4½% Lig. Pfbr
0 Preuß. Centrl. 92.25 87 Bodencr.=Bank. 100.25 100 ½2%0 Lig. Pfbr 872o 92.25 % Rhein. Hyp. Bk. /101 94 945 4½% Lig. Pfbr. 892, 86.5 Rhein.=Weſtf. 7.5 Bd.=Credit ... ..
Südd. Bod 1o0 100.5 Cred.=Bank ..../100 94.25 4½% Lig. Pfbr. 89.25!.

8% Württ. Hyp.=B.
30 Daimler=Benz

J. G. Farben Bond

L.Inveſt.
ulg. Tah. v.02
Oſt. Schätz

4½%

2io

1. Bagdad
Zollanl.
Ungarn 1913
19141
Goldr.
. 1910
Aktien

100 A. E. G. ... . . . . . ."
905). AndreaeNoris Zahn
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Zellſtof
A
Bemberg, J. P....
Bergm. El.=Werke
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen. ..
Cement Heidelber,
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Them. Werke Albert
Thade .........
Contin. Gummiw
Linoleum

99.25
66.5
94.5
87.75
94.75
84.25
78
88
80.25
93.75

96.5
21.5
Ree
361I
14.45
7.4

67
104.1

78.5

81.5
50
83
168.2
321
115.5
112
2425

Dt. Atl. Telegr.
Erdöl .......
Gold=u. Silber
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Karſtadt, R..
Klein, Schanzlin.
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Knorr C. H.....
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Laurahütte .. . ..
Lech. Augsburg..

Si.s

125
112

121
116.75
191

91
1403
g7
86.75
119
40
113.25
31.5
161
116
135
82
123
81
112
67
78

102
139

m
61.75
151
128
32.2*
34,5

Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . .
Mannesm.= Röhren
Mansfeld Berg.
Metallgeſ. Frankf
Miag, Mühlenbau
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſe!
Sberbedarf .. .
Phönix Bergbau ..! 58.75
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Rh. Braunkohlen ..
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Rütgerswerke" .
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38
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74.75
77.5
50
134
168
180
56
125.5
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126

78
105
86
18
64
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Dt. Bank und Disc. 170.75
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resdner Bant. . . 111
Frankf. Bank .. ..! 92
Hyp.=Bank .. . 144
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Verſicherung . . . 142
Verein. Verſ. 151
FrankonaRück=u. M
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tavi Minen ...
Schantung Handels

35.5
88

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Wiie sohiersien

WRHEBER-RECHTSSCHUTZ DURCB VERLA6 OSRAA MEISTEA, WERDAU
3,
(Nachdruck verboten.)
Unſer Glück, Iris! ſtammelte er leiſe. Unſer Glück iſt ſo
froß ... wir wollen kämpfen, daß es immer bei uns bleibt."
Es wird bleiben, Berndt! Du biſt ſo ſtark. Du hälſt auch
ſas Glück feſt!
In dieſer Nacht konnte Berndt keine Ruhe finden.
Das Glücksgefühl, der Jubel in ihm war ſo ſtark und hatte
hn ſo überwältigt, daß er nicht einzuſchlafen vermochte.
Oft beugte er ſich nieder zu ſeinem ſchlafenden Weibe und
jebkoſend, unendlich zart ſtrichen ſeine Hände über ihr weiches
ogar.
Dann erſchien hin und wieder ein ſtrahlendes, beſeeltes
Lächeln auf den Zügen der werdenden Mutter, daß er den Atem
anhielt.
Madonna . . . oh, meine Madonna! ſo ſprach eine Stimme
in ihm.
Am nächſten Tag fuhren beide nach Hollywood zurück, wo
ihnen zu Ehren ein glänzendes Bankett ſtattfand.
Dann gönnte ſich das Ehepaar einige Tage Ruhe.
Mittlerweile war die Zeit vorgerückt, und der Winter hatte
ſeinen Einzug gehalten. Es war kein angenehmer Winter in
Hollywood. Stürme und Regen, Regen über Regen.
Wenige Tage nach dem Bankett empfing Präſident Dobracka
ein Kabeltelegramm von Jolly Robbers, in dem der Detektiv
mitteilte, daß die Nachforſchungen gut vorwärts gingen, und daß
er hoffe, bald zu einem beſtimmten Reſultat zu kommen.
Dobracka begab ſich mit dem Telegramm zu den Groths und
teilte es ihnen mit. Beide waren erfreut, obwohl das Vergan=
gene
bei ihnen beiden nicht mehr, die große Rolle wie früher
ſpielte.
Dobracka fragte auch, wann man mit dem zweiten Film be=
ginnen
könne.

Nicht vor einem Jahre! ſagte Berndt in Iris' Abweſenheit
Dobracka ſah ihn erſtaunt an.
Warum eine ſo . . . lange Pauſe?
Berndt ſah ihn ernſt an und entgegnete leiſe: Meine Frou
.. fühlt ſich Mutter, Herr Präſident.
Alles hatte Dobracka erwartet, aber dieſen Umſtand hatte er
nicht mit in Rechnung gezogen, und er wußte im Augenblick nicht,
ob er froh oder unglücklich ſein ſollte.
Er entſchied ſich für das erſtere und tat, als ob er ſich gleich=
falls
auf das Ergebnis ſehr freue. Er verſprach auch, daß er ab=
ſolute
Diskretion üben werde.

Donnerstag, den 12. Februar 1931
Was wollen Sie jetzt anfangen? Werden Sie in Hollywood
bleiben, oder gedenken Sie zu reiſen?
Es. iſt mir zuviel Regen in dieſem Winter in Hollywood.
Ich will auf einige Monate nach Deutſchland.
Dobracka nickte eifrig und ſofort brachte er dieſen Vorſatz
mit einem Geſchäftsvorſchlag in Verbindung.
Lieber Groth, wenn Sie nach drüben reiſen . . . wollen Sie
auch drüben etwas im Intereſſe unſerer Geſellſchaft tun?
Gern! Was wäre das?
Wir bringen doch jetzt den Kampf ums Glück auch in
Deutſchland heraus. Er wird in vielen Kinos laufen und ich
würde Sie darum bitten, der Erſtaufführung in einigen Groß=
ſtädten
beizuwohnen. Berlin München Leipzig . .. Sie
wiſſen ſchon.
Berndt nickte. Er war gern einverſtanden.
Am Abend ſprach er dann mit Iris.
Liebſte, ſagte Berndt, Dobracka hat mich gefragt, wann wir
an den zweiten Film herangehen können.
Und was haft du ihm geſagt, Berndt?
Nicht vor einem Jahre.
Sie ſah ihn dankbar an.
Ja ... das war gut ſo, Berndt!
Es iſt das Beſte, Liebſte! Ich möchte die Zeit über auch
nicht in Hollywood bleiben. Der viele Regen macht uns melan=
choliſch
. Laß uns reiſen, Iris!
Ja, gern! Wohin zieht es dich, Berndt?
Ich wollte mit dir nach . . . Deutſchland. In die Berge
wo es noch einen deutſchen Winter gibt. Ich würde auch mit dir
nach deiner Heimat fahren".
Meine Heimat iſt, wo du biſt, Liebſter!
So wirſt du gern mit mir nach Deutſchland reiſen?
Ich freue mich darauf, Berndt.
Dann werde ich mit John ſprechen. Wir reiſen über=
morgen
.
Sie nickte ihm löchelnd zu. Sie, die werdende Mutter
ſie war hellhörig: Sie hatte gefühlt, daß Heimatſehnſucht in
ihm war.
Die Heimat rief den Sohn wieder zu ſich.
3.
Juſtizrat Giſh erhielt das Telegramm, das den Beſuch
Berdnts und Iris’ meldete, und er war von Stunde an voll Auf=
regung
, ſo daß ſeine Frau, eine gebürtige Engländerin, die ihn
als ruhig, als zu ruhig nur kannte, ganz erſtaunt war.
Giſh holte Iris und Berndt vom Zuge ab und begrüßte ſie
in herzlichſter Weiſe.
Er duldete nicht, daß ſie in einem Hotel abſtiegen, ſondern
ſetzte durch, daß man die Gaſtfreundſchaft ſeines Hauſes in An=
ſpruch
nahm, ſamt John und James, die mitgereiſt waren, wäh=
rend
Henry und Betty in Hollywood das Haus hüteten.
Alles war aufs Behaglichſte für die Gäſte eingerichtet und
ſie fühlten ſich vom erſten Augenblick an wohl.

Seite 11
Der ſonſt ſo zurückhaltende, kühle Mann war von einer Ge=
ſprächigkeit
ohnegleichen.
Als man nach dem Abendeſſen zuſammenſaß, mußte er be=
richten
. Es gab viel zu erzählen.
Die Anglo=Perſiſche Erzgeſellſchaft war gegründet, und
unten in Perſien arbeitete man mit Hochdruck. Die Papiere
waren an der Börſe hochgetrieben, obwohl faſt kein Material
herauskam, denn es war in wenigen Händen. Sie ſtanden heute
bereits auf über dreihundert, denn die Erzlagerſtätten erwieſen
ſich als denkbar ergiebig.
Lord Durham hatte das Hauptbüro in Berlin, ab und zu
kam er auch nach London, aber nur vorübergehend. Es war,
als ſcheue er ſich, in dieſer Stadt zu ſein, wo er zwar ſiegte,
aber doch der Verurteilte war.
Lord Durham, ſo führte Giſh aus, habe eine gewaltige
Energie entfaltet, und er tue alles, um dieſe ſeine größte
Lebenschance voll auszunützen. Unermüdlich pendele er mit
ſeinem großen Junkersflugzeug zwiſchen Berlin und Perſien
hin und her. Seine Aktivität ſei bewundernswert.
Viele und auch die kleinſten Einzelheiten wurden durchge=
ſprochen
, und es war ſehr ſpät, als die Gäſte zur Ruhe gingen.
*
Am nächſten Tag gab es eine Ueberraſchung.
Jolly Robbers, der Detektiv, ſtellte ſich vor.
Herzlich hieß man ihn willkommen und lud ihn zum Früh=
ſtück
ein. Währenddeſſen hörte man geſpannt auf ſeine Aus=
führungen
.
Woher wußten Sie, daß wir in Deutſchland ſind?
Ich ſtehe mit Dobracka in Verbindung. Er hat es mir ge=
kabelt
, und da habe ich mir geſagt, es wird Sie ſicher inter=
eſſieren
, etwas über den Fortgang der Nachforſchungen zu
hören.
Gewiß, Herr Robbers! ſagte Berndt. Wir ſind ſehr ge=
ſpannt
.
Alſo . . . da will ich von vorn anfangen. Lord Durham
hat in ſeiner unmittelbaren Umgebung zwei Vertrauensperſo=
nen
. . . der eine heißt Ellis Waters und iſt genauer Kenner
von Perſien, Hüttenfachmann, Organiſatior uſw. Das bin ich . ."
Die Ueberraſchung war eine vollkommene.
Donnerwetter! ſagte Berndt bewundernd. Wie haben
Sie das fertig gebracht?
Ganz einfach, ich kenne Perſien wirklich ausgezeichnet, wie
auch mein Gehilfe Kerry Peterſen überſetzt: Salten. Wir
haben, ehe ich Detektiv wurde, einige Jahre in Perſien verbracht
und ich bin von früher her wirklich Hüttenfachman. Ich war
Hütteningenieur. Das übrige beſorgte nun meine ſogenannte
Intelligenz. Jedenfalls . . . ich bin der Kopf Lord Durhams
in allen Fragen der Anglo=Perſiſchen Erzgeſellſchaft.
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ]

Seite 12

Donnerstag, den 12. Februar 1931

Nummer 43

Schmetterlingsklub 1905
Darmſtadt
Motto: Loß’ wern wie’s will!
Faſtnacht=Samstag, 14. Febr. 1931,
in ſämtl. Näumen des Rummelbräu
ßer Maskenball
Eintritt mit Tanz u. Steuer pro Per=
ſon
1.50 Mk., auch an der Abendkaſſe.
Der Elferrat.
Vorverkauf: Kurz=, Weiß= u. Woll=
warengeſchäft
W. Mees, Karlſtr. 63.
Damen= und Herren=Friſeurgeſchäft
E. Gräf, Bismarckſtr. 105

Heute und folgende Tage Nur noch heute und morgen /Nur noch heute und morzen
Vielfachen Wänschen
Ein Film vom Leben für das Leben
entsprechend in Wiederholung.
Die beiden Lieblinge des
Publikums
Boykott
Pat und
(Primanerehre)
Patachon in
nach dem vielgelesenen Roman von
Kurt Ulitg
Regie: Robert Land
Raketen-
mit

mit Willy Forst, Paul Hörbiger, Trude
Lil Dagover, Karin Evang, Rolf
Lieske, Else Elster, Elma Bulla u. a.
van Goth und Theoder Loos
Omnibus
Regie: Geza von Bolvary.

Die musikalische Lnstspielgroteske
Der Herr
auf Bestellung

Stadt Malaga
* Nieder-Ramstädterstraße 14
O
Heute
DLafttger Kapperadend
Kein Preisaufschlag
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Soeeeteetee
6
3 Rot=Weiß V. f. R. Darmſtadt
3 Verein für Leibesübungen /El. Mask. u. K=M.!
Faſtnachtſamstag in der
Krone (obere Säle)

Musik von Robert Stolz.
Orchester: Lewis Ruth Band.
Eine Kette von Späßen und lustigen
Situationen ein Tontilm mit Schneid
und vielen neuartigen Regieeinfällen
ein Werk voll fröhlichen Unfugs ein
Gemisch aus Lustspiel, Operette u. Satire.
Dazu das gute Beiprogramm

Beginn 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

Regie: Monty Banks, der
bekannte Komiker.
Pat u. Patachon machen
in diesem Film als Autobus-
Chauffenr und -Schaffner mit
ihrem vorsintflutlichen Gefährt
die Straßen Londons unsicher.
Dazu das reichhaltige
Beiprogramm.
Ingendliche zugelassen.
Beginn 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

Zwei junge Menschen stehen sich einander
gegenüber. Einer bricht den Stab über den
anderen, ohne zu ahnen, daß er sich dabei
selber das Todesurteil spricht.

* Beginn 20.11 Uhr. Ende 3.11 Uhr.
* Eintritt: Herren 1.50 Mk., Damen O
2 und Erwerbsloſe 1. Mk. (2528
Sososesssssssssssese

Koſtümfeſt

Schöne Damen= u./
Herrenmasken z. v.
Arheilgerſtr. 2, III.
z. vl. Grafenſt. 18, III.
(2459a)
D.=Masken b.z, vl.*
Beſ.=Str. 74, III. r
9.-Masken
Achtung! Gr. Ausw.
ſpottb. z. vk. u. verl.*
Ganßert,Rhönr. 10,I.

ORPHEUA
(Märchentheater)
Sonntag, 15. Februar, ½4 Uhr:
Bornröschen
Märchen in 5 Bildern von Hennig.
Erscheint in Hasken!
Prämiierung bis zu 10 RM. für die
schönsten Masken. (2563

Reinſeid. Koſtüm
(Hoſe) bill. z. verl.*
W.=Gläſſingſtr. 22.
Seid. Damenmaske,
aſt neu, ſchl. Figur.
zill, zu verkaufen.
Riedlingerſtr. 19. pt.

D.= u. H.=Masken v.
3 an verl. Volz,
Luiſenpl. 1, H. I. (*df

Polſtermöbel
Matratz, werd. bill.
aufgearbeitet. Off.
u. V. 146 Geſchſt.

Ställe,
Geräte,
Bruteier,
Küchen.
Beſte Legeraſſen. Katalog
u. Anleit. frei. Geflügel=
hof
in MergentheimK4.
TV 1328

Haalnf Die Portugalesische Schlacht Hessisches
Landestheater C.15 Komödie von Ernst Penzoldt
Preise 110 Mk.
Donnerstag
12. Februar 1931 Liebeslust oder die Weissen Schuhe
Lokalposse von Heinrich Rüthlein
Preise 0 503 Mk. Kleines Haus 20 kis nach 22 Uhr

Beinſtaze Otojzenfeis
Soderſiraße 6½ Heute abend 8 Uhr 41 Min.
Gtofel vamer Auend!
Muſik, Geſang
Bütten=Reden Stimmung, Kumor.
Leitung Richard Hinz.
Es ladet ein: Marg. Niebel.
Eintritt frei!

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00

MotelBrinz Kapl
Heute Donnerstag

treundl. Einladung

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M. Schnellbacher.

Liederzweig Darmſtadt 1655
Samstag, den 28. Februar 1931,
abends 8 Uhr, im Kneipſaale der
Turn=Gemeinde am Woogsplatz

wozu wir unſere werten Mitglieder zu
recht zahlreichem und pünftlichem Er=
ſcheinen
höflichſt einladen. EtwaigeAn=
träge
ſind bis zum 25. Febr.an unſeren
2. Vorſitzend., Herrn Ludwig Dillmann,
Teichhausſtraße 51, einzureichen.
Der Vorſtand. (2531

Maanfg
fährt
nach Koblenz
üb. Mainz, Bingen.
Beiladung
übernimmt
Auguſt Stilling,
Hochſtr. 4, Tel. 421

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gebraucht, jedoch sehr gut erhal
ten, preiswert abzugeben. (2555t
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Elisabethenstr. 34. Tel. 4104.

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Schloßgartenſtr. 17.

Rheinstraße 12, gegenüber der Hauptpost
Täglich abends ½9 Uhr Konzert der Kapelle Geiss
Jeden Mittwoch und Samstag desellschafis-Abend
Mittwochs und Sonntags bis 3 Uhr, Samstags bis 5 Uhr geöffnet
Muntitktutututufttutltutututututtututtettututututututift
Mutftutftflt

Eltern kommt, macht den Versuch im
Herzen eurer Söhne zu lesen, es kann
manche Tragödie vermieden werden.
Dazu das reichhaltige Beiprogramm.
Ingendliche zugelasen. (.2518
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr

Schlagzeug
d. Studentenkapelle
preisw. zu verkauf.
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Herdweg 93, part.
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Gelegenheit!
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Karlſtraße 54.

Rheingauer Weinstabe
Rheinischer Karneval
mit sehenswerter Dekoration von Samstag,
den 14. bis Dienstag, den 17. Februar
Samstag u. Sonntag: 4 Uhr Tee mit Tanz
Tischbestellungen, sowie für ein ausgewähltes Souper zeitig erbeten.

Hestaur an güun Weiksckastel
Kiesstraße 32-
Heute abend, den 12. Februar

wozu ergebenst einladet

Freitag, den 20. Februar 1931,
abends 8 Uhr,
im Saalder Vereinigten Geſellſchaft
Violin=Konzert
Andreas Weißgerber
Am Bechſtein=Flügel:
Otto A. Graef, München.
Aus dem Programm:
Bach: Chaconne (für Violine allein)
Strawinski: Pergoleſi=Suite
Paganini=Szymanowski: Caprice 24
Karten zu 1.40. 1.80, 2.50. 3.30,
Studierende und Schüler 1. im
Vorverkauf bei der Buchhandlung
H. L. Schlapp, Schulſtraße 5, im
Verkehrsbüro am Schloß und an
der Abendkaſſe,
Rundfunkteilnehmer1., 1.40,2.
2.70 gegen Vorweis eines ROG.=
Gutſcheines.
Mitglieder des Bühnenvolksbundes
ermäßigte Karten durch Chriſtian
Arnold, Muſikalienhandlung, Ernſt
Ludwigſtraße, am Weißen Turm.
Konzertflügel C. Bechſtein aus der
Alleinvertretung W. A. Zimmer=
mann
, Grafenſtraße 21. (2535

Carl Se

ORPHEUM

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Auf allerhöchst. Befehif

Seiner Tollität des

Faschlng-Samstag, 14.
Sonnlag, 15. 9 Februar
Rosenmontag, 16.

Karnevalistische

U FestvorstellungenU
bei festlich geschmücktem
und erleuchtetem Hause
Sichern Sie sich honte schon
Plätze. Verkehrsbüro und
Hugo de Waal. (2562


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gelaufſatz
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Küchenſchrank, klei=
ner
Eisſchrank, eine
Partie Uebervor=
hänge
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Annahme von Ver=
ſteigerungen
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gelſchr
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Am Faſtnacht=Samstag
in der Mainzer Stadthalle

Zum grossen
Prinzengarde-
Maskenball! s
Eintrittspreis: Vorverkauf Mk. 2.
Kaſſe Mk. 3.50. Saalöffnung 7.11 Uhr.
Der Vorverkauf in den bekannten Stel=
len
hat begonnen. (Siehe Plakate.)

Die HeiestenBehtäger
für Salon=Orcheſter ſowie B’asmuſik=
beſetzung
, teilweiſe zu Einführungs=
preiſen
von 0.60. 0.90, 1.20, ebenſo
die neueſten Tanz=Albenn. Potpourris
für Klavier u. Bioline, wie 1000 Takte
Tanz, Bd. 5, Tee und Tanz, Bd. 16,
Fünf Uhr=Zee, Bd. 16 uſw. ſind ein=
getroffen
und iſt der Eingang aller
Neuerſcheinungen in größter Aus=
wahl
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Mühlſtraße 74 (am Kapellplatz)
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aller Art und deren ſämtlichen
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Lehgich Beachten Sie bitte, bevor Sie einkaufen, 1673a
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Kirchſtraße 10,
bei J. Rubin gegenüber d. Stadthirche

VORTRAG
von Fräulein Hepting
Hessische Eisenbahn-A. G.
Darmstadt, Luisenstraße 12/16

Die Elektrizität im Haushaft!

Morgen Freitag
13. Februar, nachmittags 4 Uhr
Eintritt frei!
V773