Einzelnummer 15 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 39
Sonntag, den 8. Februar 1931.
194. Jahrgang
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerichtlſcher Beitrelbung fällt jeder
Nabait weg. Banſtonio Deuiſche Bant und
Darm=
ſtädter und Nationalbanl.
Ablehnung der Mißtrauensanträge.
72 Skimmen
heit für das Kabinekt Brüning. — Uebergang zur Tagesordnung. — Der nakionalſozialiftiſche Ankrag
auf Reichskagsauflöſung mit 111 Skimmen Mehrheik abgelehnk.
Ein bedeukſamer Anfangserfolg.
Mit 293 gegen 221 Stimmen bei 13 Stimmenthaltungen hat
der deutſche Reichstag die Mißtrauensanträge gegen das Kabinett
Brüning abgelehnt. Ein ſtarker Erfolg unſtreitig für die
Reichs=
regierung, aber mehr noch: ein Sieg der Vernunft. Um
mehr geht es diesmal als um die Frage, ob ſich die Regierung
gegen die parlamentariſchen Widerſtände durchzuſetzen vermag.
Zur Entſcheidung ſteht, ob das deutſche Parlament überhaupt
noch in der Lage iſt, ſachliche Arbeit zu leiſten, oder ob die
Löſung der Kriſis nur auf außerparlamentariſchem Weg
herbei=
zuführen iſt. Ueberaus eindrucksvoll war der Appell, den der
deutſche Reichskanzler vor 2 Tagen an den Reichstag richtete,
„alles daran zu ſetzen, um in parlamentariſcher Verabſchiedung
dem Etat bis zum 31. März Geſetzeskraft zu verleihen”.
Ein=
drucksvoll wie dieſer Appell war die ganze Rede Dr. Brünings,
ein Ausdruck der zielbewußten ſachlichen Arbeit. Eine ſchwierige
Aufgabe wurde damit den Rednern der Oppoſition geſtellt, eine
Aufgabe, der ſich weder Herr Dr. Goebbels von den
National=
ſozialiſten, noch Herr Dr. Kleinert von den Deutſchnationalen
gewachſen zeigte. Mit allgemeinen Redensarten iſt nun einmal
die Logik der Tatſachen nicht aus der Welt zu ſchaffet, und als
Herr Dr. Kleinert dann den Verſuch machte, die Untätigkeit
der Reichsregierung verantwortlich zu machen für die Nöte des
deutſchen Oſtens, holte er ſich eine böſe Abfuhr. „Herr Dr.
Kleinert, Sie ſind zu jung im Parlament, um zu wiſſen, daß
im Jahre 1927 mit Ihrer Partei zuſammen eine Regierung
gebildet worden iſt, und daß einer der erſten Schritte dieſer
Regierung war, auf meinen Vorſchlag hin zuerſt den deutfchen
Oſten zu entſchulden und dann an die Reparationsfrage
heran=
zugehen” . . . „Im entſcheidenden Augenblick, wenn man vor
den ſchwerſten Entſcheidungen ſtand, ſind Sie jeweils aus der
Regierung ausgetreten. Eine Koalition Ihrer Partei hat gegen
unſeren Arbeitsminiſter die Saiſonarbeiter in die
Arbeitsloſen=
verſicherung einbezogen. Dieſe Dinge müſſen einmal feſtgeſtellt
werden.‟ Ein verſtändlicher Temperamentsausbruch, der in
wirkungsvollem Gegenſatz ſteht zu der leidenſchaftsloſen
ſach=
lichen Kühle, mit der Dr. Brüning ſonſt zu ſprechen pflegt.
Es wäre zu wünſchen, daß auch die breite Maſſe des
deut=
ſchen Volkes allmählich einſehen lernt, worum es geht, daß ſie
Verſtändnis zeigt dafür, daß die reine Verneinung einer
hem=
mungsloſen Oppoſition zum Unheil für das deutſche Volk
wer=
den muß. Es wäre an der Zeit, daß auch das deutſche Volk
allmählich wieder begreift, daß es den Männern, die ihre ganze
Arbeitskraft dafür einſetzen, der Schwierigkeiten der Gegenwart
Herr zu werden, zum mindeſten Achtung ſchuldig iſt, Achtung auch
dann, wenn die Meinungen über zu beſchreitende Wege
aus=
einandergehen.
Die geſtrige Ablehnung der Mißtrauensanträge bedeutet einen
erſten Schritt auf dem Wege zur Beſſerung. Das Vertrauen
beginnt wiederzukehren, und das bedeutet ſchon viel, bedeutet
insbeſondere viel für unſere notleidende Wirtſchaft, die nur
dann das Zerſtörte wiederaufzubauen vermag, wenn die
Grund=
lagen des Staates wieder geſichert ſind. Es wäre von kaum zu
überſchätzender Bedeutung, wenn die parlamcntariſche
Erledi=
gung des diesjährigen Reichshaushalts allen Schwierigkeiten
zum Trotz durchgeführt werden könnte, wenn das
Verantwor=
tungsgefühl der Parteien den Sieg davontragen würde über
die Angſt vor der Unpopularität.
Ein bedeutſamer guter Anfang iſt gemacht. Die uächſten
Tage und Wochen werden entſch=idend ſein ſür unſeres Volkes
Zukunft.
II.
Slärkung der Skellung des Kabinekks Brüning.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
* Die Abſtimmung über die Mißtrauensvoten hat dem
Reichskanzler am Samstag im Reichstag einen vollen Erfolg
gebracht, mit dem er zufrieden ſein kann. In der Minderheit
ſimmten nur die Kommuniſten, Nationalſozialiſten und
Deutſch=
nationalen, dazu die Abg. des Landvolks, die in ſtundenlanger
Flaktionsſitzung ſcharf aneinander geraten waren und
ſchließ=
lich ihren Vorſitzenden Gerecke desabouierten, der infolgedeſſen
mit vier anderen Abgeordneten der Abſtimmung fern blieb. Von
der Wirtſchaftspartei hat ſich die Hälfte enthalten, ein kleiner
Teil gegen die Mißtrauenvoten geſtimmt, ebenſo wie die
Chriſt=
lich=Sozialen.
Dieſer Ausgang war nach dem Verlauf der Debatte zu e
9 warten. Die Deutſchnationalen polemiſierten am Samstag ue
kurz mit zwei Erklärungen gegen den Kanzler und verſuchte
ihn noch einmal herauszulocken. Dr. Brüning verzichtete abe
darauf, weil er wohl mit Recht der Meinung war, daß di
Dinge zur Abſtimmung reif wären. Der Nationalſozialiſt Dr.
Ley ſchlug in die Kerbe ſeines Parteifreundes Goebbels und
ſprach das große Vort gelaſſen aus: „Wenn wir an der Macht
ſind, werden wir nicht die kleinen, ſondern die großen
Separa=
tiſten hängen”. Zu verändern war aber mit ſolchen
Schlag=
worten nichts mehr. Die Schlachtreihen hatten ſich ſchon ſeit
dem erſten Tag, eigentlich ſchon ſeit der Rede Goebbels
formiert. Bedauerlich nur, daß auch hier wieder die
Deutſchnatio=
nalen ſich bemühten, im nationalſozialiſtiſchen Fahrwaſſer zu
ſegeln, anſtatt ſich um einen Ausgleich zu bemühen.
Vorläufig iſt der Beſtand des Kabinetts einigermaßen
ge=
ſichert, und die Mehrheiten, die in vielen namentlichen
Abſtim=
mungen bis zum Uebergang der Tag=soronung über einen
Miß=
trauenantrag gegen den Miniſter Treviranus, ſowie zuletzt zur
Annahme des Etats des Kanzlers führten, waren, obwohl es
ſich hier nicht mehr um ausgeſprochen politiſche, ſondern um
ſachliche Entſcheidungen handelte, doch ſehr ſtark, ſo daß die
Ausſichten für eine parlamentariſche Verabſchiedung des Erats
weſentlich günſtiger geworden ſind. Von beiden Seiten zurrd
jetzt mit Vorbereitungen von Anträgen und Gegenanträgen für
den Kampf um die Aenderung der Geſchäftsordnung am
Mon=
tag gerüſtet. Mit welchen Mitteln die Entſcheidung ſchließlich
erzwungen werden kann, zeigt der letzte Antrag des Zentrums
beim Etat des Reichskanzlers, das alle noch unerledigten Kapitel
des Haushaltes in eine Abſtimmung zuſammenfaßt= und gegen
die Oppoſition auch durchſetzte. Begreiflich, daß dieſe Taktik bei
der Oppoſition verärgerte und ſie zum ſchärfſten Widerſtand
herausforderte: Sie hatte jedoch damit kein Glück, da ihr das
Zeutrum nachweiſen konnte, daß ſogar die Deutſchuationalen
mit den gleichen Methoden gearbeitet haben, als ſie noch in der
Regierung ſaßen. Die Sozialdemokraten ſind klug genug, nichts
zu unternehmen, was die Kluft zwiſchen der Mitte und der
Rechten überbrücken könnte. Sie werden ſich vorausſichtlich
auch am Montag, wenn das Ringen um die neue
Geſchäftsord=
nung beginnt, für dieſe einſetzen, ſo daß aller
Wahrſcheinlich=
keit nach vom Montag abend ab die radikale Oppoſition, gegen
die ſich hauptſächlich die neue G=ſchäftsordnung richtet, ſich dieſer
fügen muß.
Forfſehung der Ausſprache im Reichskag.
Vor Eintritt in die Tagesordnung verlangte Abg. Stöcker
(Kom.) die Abſetzung der Puukte von der Tagesorduung, die
ſich auf die Aenderung der Geſchäftsordnung und auf
Auf=
hebung der Immunität von Abgeordneren beziehen.
Abg. Gottheiner (Dnt.) beantragte, nach dem Abſchluß
der Debatte auch die Mißtrauensanträge gegen die
Miniſter Treviranus, Dr. Curtius und Wirth
zur Abſtimmung zu bringen.
Präſident Loebe erwiderte, die Mißtraueusauträge gegen
Curtius und Wirth könnten erſt bei den Etats dieſer Miniſter
erledigt werden. Miniſter Treuirauns habe allerdings keinen
beſonderen Etat.
Unter Pfui!=Rufen der Flügelparteien wurde dann der
An=
trag Stöcker gegen die Stimmen der Kommuniſten,
National=
ſozialiſten und Deutſchnationalen bei Stimmenthaltung des
Landvolkes abgelehnt. Die Tagesordnung wurde nur dahin
geändert, daß der Antrag Rauch abgeſetzt wurde und der
Miß=
trauenantrag gegen Treviranus heute zur Abſtimmung kam.
Die zweite Beratung des Haushaltes des Reichskanzlers
wurde dann fortgeſetzt. Präſident Loebe kam nohmals auf
die geſtrigen Lärmizenen zurück und bedauerte beſonders, daß
ſo ruhige Redner wie Dr. Pfleger und Joos überſchrien
wor=
den ſeien.
Abg. Bornemann (Volksn. NV.) erklärte, ſeine Freunde
würden den Mißtrauensanträgen nicht
zuſtim=
men. Es handelte ſich nicht nur um eine Wirtſchaftskriſe,
ſon=
dern um eine Volkskriſe. Wir leiden unter einem Syſtem, das
den Staat zur Beute privater Kreiſe macht und den größten
ſtaatlichen Einfluß privaten Parteien einräumt, die mit dem
Mittel der Demagogie arbeiten. Wir ſtimmen auch der
Aenderung der Geſchäftsordnung zu und den
Anträgen gegen den Mißbrauch der Immunität.
Deutſchnakionaler Vorſtoß gegen den Reichskanzler.
Abg. Dr. Oberfohren (Dnt.) wandte ſich dann gegen
die Ausführungen, die geſtern der Abg. Joos gegen Dr. Thyſſen
gemacht hat. Dr. Thyſſen habe in einer Verſammlung
deutſch=
ntationaler Induſtrieller nicht die Preisgabe deutſcher
Provin=
zen gefordert, ſondern gegen die Kreditverſklavung Deutſchlands
an Frankreich gekämpft. Dabei habe er geſagt, es ſei zu
er=
wägen, was ſchlimmer ſei, der Verluſt deutſchen Landes in der
Vergangenheit oder aber die goldenen Feſſeln, die nunmehr zu
der Tributverſklavung noch hinzukommen ſollten. Weiter wandte
er ſich dagegen, daß der Reichskanzler geſtern davon geſprochen
habe, Hugenberg habe eine neue Inflation vorgeſchlagen. Er
ſtellte an den Reichskanzler die Fragen, aus welchem Grunde er
einer Darlegung, die klar und deutlich von den Gefahren der
Deflation ſpreche, die Abſicht der Herbeiführung einer neuen
Inflation unterſchiebe, ob. der Reichskanzler nicht wiſſe, daß
wir uns mitten in einer verhängnisvollen Deflation befinden,
ob der Reichskanzler vergeſſen habe, daß ſchon zweimal das
Ausland einen planmäßigen Angriff auf unſere Währung durch
Zurückziehung kurzfriſtiger Kredite unternommen habe, daß er
bei dieſem Zuſtand der Dinge überhaupt keine ſelbſtändige
deutſche Politik führen könne und ob er es für möglich halte,
dieſen Zuſtand der Dinge als Dauerzuſtand beſtehen zu laſſen?
Die Behauptung des Reichskanzlers, dieſer habe 1927 Herrn
Hugenberg einen Vorſchlag gemacht, zuerſt den deutſchen Oſten
zu entſchulden und dann erſt an die Reparationsfrage zu gehen,
und daß es die Abſicht der damaligen Regierung geweſen ſei,
dieſen Vorſchlag zu verwirklichen, erklärte der Redner im
Ein=
verſtändnis mit Hugenberg und den damaligen deutſchnationalen
Miniſtern für eine Unwahrheit. Als der Redner ſeine
Aus=
führungen beendet hatte, ertönen auf der Rechten laute Nufe:
Der Herr Reichskanzler hat das Wort! (Der Reichskanzler
be=
fand ſich im Augenblick nicht im Saale.)
Abg. Dr. Kleinert (Dnt.) hielt dem Reichskanzler vor,
daß es ſeiner geſtrigen Erwiderung an Sachlichkeit und an
kon=
kretem Inhalt gemangelt habe. Von der Abſicht des Kanzlers
den Schleier von der Sabotage der Oſthilfe zu lüften, ſei nichts
übrig geblieben als eine agitatoriſche Polemik. Der
Reichs=
kanzler habe nicht die deutſchnationale Beweisführung
erſchüt=
tern können, daß die Abſicht, die Oſthilfe mit ausländiſchen
Krediten zu finanzieren, eine gefährliche Fortſetzung der
ver=
hängnisvollen Wirtſchafts= und Finanzpolitik bedeutet hätte,
die den Oſten ruiniert habe. Die unerfreulichen lärmenden
Begleiterſcheinungen bei der Oſtreiſe des Reichskanzlers lehne
die ganze nationale Bevölkerung der Grenzlande ab. Die Schuld
liege aber bei den Trägern der Erfüllungspolitik. Von einer
konfeſſionellen Hetze könne nicht die Rede ſein. Gerade die
Maſſen, die in Oberſchleſien ihrer Ablehnung gegenüber dem
Reichskanzler Ausdruck gegben hätten, ſeien zu 90 v. H.
katho=
liſch. Der Kampf der Deutſchnationalen gehe gegen die
Partei=
bürokratie des herrſchenden Syſtems und damit auch gegen die
Parteibürokratie des Zentrums, gegen das Zentrum, das nach
der Wahl Hindenburgs ein Flugblatt verbreitete: „Deutſches
Volk, was haſt du getan, du haſt Verrat geübt an deinen
heilig=
ſten Gütern.”
Ein Zwiſchenfal.
Während der Rede kam es zu einem Zwiſchenfall.
Ein ſozialdemokratiſcher Abgeordneter ruft dem Redner zu,
warum er nur nach rechts ſpreche. Darauf antwortete Dr.
Klei=
ner: „Damit ich Ihre Fratze nicht ſehe!” Präſident Loebe rief
Dr. Kleinert zur Ordnung und fügte, zu dem Abg. Schiller=
Oſtpreu=
ßen (Ontl.) gewandt, hinzu: „Sie haben zu einem ganz groben
Ausfall Beifall geklatſcht. Ich rufe Sie zur Ordnung! (Unruhe.)
Herr Abg. Dr. Quaatz (Dntl.) teilte mir eben mit, daß auch er
zu dieſer Ordnungswidrigkeit Beifall geklatſcht habe. Ich rufe auch
Herrn Dr. Quaatz zur Ordnung.” Nach dieſem Zwiſchenfall
be=
merkte man erregte Auseinanderſetzungen zwiſchen Dr. Quaatz
und einigen Abgeordneten der Deutſchen Volkspartei und des
Zen=
trums. Abg. Pfeffer (D.V.P.) rief zu den Deutſchnationalen
hinüber: „Und das wollen nun Akademiker ſein!“
Die Haltung der Wirkſchaftsparkei und des Landvolks
Erſt nach einigen Minuten beruhigten ſich die Gemüter und
Abg. Eucke kam als zweiter Redner der Wirtſchaftspartei zu
Wort. Er meinte, die gegenwärtige deutſche Wirtſchaftsnot ſei in
erſter Linie auf das marxiſtiſche Regiment in der Nachkriegszeit
zurückzuführen. Er erörterte die Entwicklung der Finanz= und
Steuerpolitik der letzten Jahre, um nachzuweiſen, daß die
Finanz=
not entſtanden ſei durch das Entgegenkommen gegen die
Forde=
rungen der Sozialdemokraten. Das ſei zum Schaden des
Mittel=
ſtandes geſchehen, weil die Deutſchnationalen die poſitive
Mit=
arbeit am Staate verſagt hätten. Die Rettung könne auch nicht
von den Nationalſozialiſten kommen, ſondern nur von einem
er=
ſtarkten deutſchen Mittelſtand. Der deutſche Mittelſtand kämpfe
nicht nur gegen den Marxismus von links, ſondern auch gegen
den mittelſtandsfeindlichen Sozialismus der „Nationalſozialiſten.
Die Wirtſchaftspartei habe, ſo erklärte der Redner
weiter, dem Kabinett Brüning von Anfang an ein
gewiſſes Vertrauen entgegengebracht.
Abg. Döbrich (Lv.) gab eine kurze Erklärung ab wonach
ſeine Fraktion den Antrag auf Reichstagsauflöſung
ablehnte, damit ſofort notwendige Maßnahmen
geſetzgeberi=
ſcher Art im Intereſſe der notleidenden Landwirtſchaft nicht
wei=
ter hinausgezögert würden. An der Einſtellung der Fraktion
habe ſich ſeit ihrer Erklärung im November vorigen Jahres nichts
geändert, ſie verlange eine Umbildung der Reichsregierung, die
dem nationalen Volkswillen entſpreche, und werde daher den
Mißtrauensanträgen zuſtimmen.
Abg. Dr. Ley (Natſ.) meinte, im Mittelpunkt der Debatte
habe nicht die Kanzlerrede, ſondern die Rede von Dr. Goebbels
geſtanden. Damit ſei die überragende Bedeutung der
National=
ſozialiſten gekennzeichnet. Der Redner wandte ſich gegen die
Aus=
führungen des Abg. Joos. Wo die Zentrumsanhänger die
Mehr=
heit haben, da werde von ihnen Terror und Gewalt geübt. Abg.
Joos habe es verſtanden, einen legalen Separatismus zu
verbrei=
ten, aber das Volk am Rhein unterſcheide nur zwiſchen denen, die
im Dienſte Frankreichs das Rheinland von Deutſchland
abtren=
nen wollten, und denen, die gegen dieſes Geſindel gekämpft haben.
Wenn wir die Macht haben, werden wir nicht die kleinen, ſondern
die großen Separatiſten hängen.
Präſident Loebe: Ich nehme an, daß Sie den Vorwurf,
Dienſte Frankreichs zu ſtehen, nicht gegen ein Mitglied des
Hau=
ſes richten wollen.
Abg. Dr. Ley: Das können wir im Augenblick nicht
feſt=
ſtellen.
Präſident Loebe: Damit weichen Sie meiner klaren
aus. (Unruhe.)
Die Ausſprache war damit beendet.
Seite 2
Der von den Nationalſozialiſten und Kommuniſten gegen das
Geſamtkabinett eingebrachte Mißtrauensantrag kam nunmehr zur
namentlichen Abſtimmung.
Für den Mißtrauensantrag ſtimmten mit den
Nationalſozia=
liſten und Kommuniſten die Deutſchnationalen und das Landvolk.
Der Mißtrauensantrag wurde mit 293 gegen
221 Stimmen bei 13 Enthaltungen abgelehnt,
(Pfuirufe bei den Kommuniſten.)
Die Abgeordneten Schlange=Schöningen und Baur von der
Landvolkpartei nahmen an der Abſtimmung nicht teil.
Die Mehrheit der Wirtſchaftspartei hat Stimmenthaltung
geübt, die Minderheit hat gegen den Mißtrauensantrag geſtimmt.
Abg. Eſſer (Ztr.) beantragte, nachdem das
Mißtrauens=
votum gegen das Geſamtkabinett abgelehnt war, Uebergang
zur Tagesordnung über den Mißtrauensantrag
gegen den Miniſter Treviranus.
Die Abgg. Gottheiner (Dntl.) und Dr. Frick (Natſ.) halten
eine ſolche Abſtimmung für unzuläſſig. Präſident Loebe wies aus
der Geſchäftsordnung die Zuläſſigkeit nach.
In namentlicher Abſtimmung wurde der Antrag auf
Ueber=
gang zur Tagesordnung mit 312 gegen 206
Stim=
men bei 7 Enthaltungen der Wirtſchaftspartei
angenommen.
Das Landvolk hatte in dieſem Falle für Uebergang zur
Tages=
ordnung geſtimmt, die Kommuniſten, Nationalſozialiſten und
Deutſchnationalen ſtimmten dagegen.
Der nationalſozialiſtiſche Antrag auf Reichstagsauflöſung
wurde dann in namentlicher Abſtimmung mit 318 gegen 207
Stim=
men abgelehnt.
Dafür ſtimmten die Nationalſozialiſten, die Deutſchnationalen
die Kommuniſten und vom Landvolk der Abg. Dr. Wendhauſen.
Abg. Stöhr (Natſ.) beantragte hierauf Vertagung. In der
Preſſe werde verbreitet, daß die außenpolitiſche Debatte ſchon am
Montag ſtattfinden ſolle. Das würde ein Verſtoß gegen die
Ver=
einbarungen des Aelteſtenrats und eine Illoyalität ſein.
Präſident Loebe erwiderte, er habe erſt vor wenigen
Mi=
nuten mit dem Außenminiſter darüber geſprochen, daß die
außen=
politiſche Debatte am Dienstag ſtattfindet.
Abwehrmaßnahmen der Regierungsmehrheit
gegen die radikale Oppoſikion.
Zunächſt wurden noch die Abſtimmungen zum Etat
vor=
genommen.
Der kommuniſtiſche Antrag auf Streichung des
Gehalts des Reichskanzlers wurde in namentlicher
Abſtimmung mit 314 gegen 207 Stimmen der Kommuniſten,
Nationalſozialiſten und Deutſchnationalen abgelehnt.
Mit ähnlichem Stimmenverhältnis wurden dann in einer
ganzen Reihe von namentlichen Abſtimmungen weitere
Streichungs= und Aenderungsanträge der
Na=
tionalſozialiſten Kommuniſten und
Deutſch=
nationalen abgelehnt.
Schließlich meldete ſich Abg. Eſſer (3.) zur
Geſchäfts=
ordnung. Er wurde von Nationalſozialiſten und Kommuniſten
mit lärmenden Rufen empfangen: Schieber! Habt Ihr den
Dreh. gefunden? Abg. Eſſer beantragte über alle
noch vorliegenden Aenderungsanträge zur
Tagesordnung überzugehen und über alle noch
nicht erledigten Kapitel des Etats gemeinſam
abzuſtimmen. (Rufe auf der äußerſten Linken und Rechten:
Unerhört!)
Abg. Stöcker (Komm.) erklärte dieſen Antrag für eine
Vergewaltigung der Minderheit und für
geſchäftsordnungs=
widrig; er widerſpreche zum mindeſten der geſamten bisherigen
Praxis. Der Redner verlangte namentliche Abſtimmung über
den Vorſchlag Eſſer.
Abg. Dr. Frick (Natſoz.) und Abg. Everling (Dnt.)
ſchloſſen ſich dieſem Proteſt und dem Verlangen nach
nament=
licher Abſtimmung an.
Mit 301 gegen 218 Stimmen der Nationalſozialiſten,
Deutſch=
nationalen, des Landvolks und der Kommuniſten beſchloß das
Haus
über alle Aenderungsanträge zur Tagesordnung
überzugehen.
Abg. Dr. Everling (Dut.) beautragte, über den
An=
trag Eſſer auf Annahme des Etats en bloe zur Tagesordnung
überzugehen, weil dieſer Antrag nicht ernſt gemeint ſei und
eine verfaſſungswidrige Entrechtung der Minderheit bedeute.
Abg. Stöhr (Natſoz.): Das Volk draußen wird Ihnen
(zur Mitte) die Antwort geben. (Lachen in der Mitte.) Ich
beantrage namentliche Abſtimmung über den Antrag Everling.
Abg. Eſſer (3.): Als die Deutſchnationalen in der
Re=
gierung waren, ſind wir ſchon einmal ſo verfahren, und zwar
auf Anregung von Dr. Everling. (Hört! hört! in der Mitte.)
* Der bunke Ball des 9.9.A.
Gewiß mag auch der V.D.A., vor allem die unermüdliche
Lei=
terin der Frauenortsgruppe, Frau Dr. Koepke, ſich gefragt
haben, ob es zu verantworten iſt, auch in dieſem Notjahr einen
„Bunten Ball” immerhin, eine Art Faſchingsveranſtaltung, zu
geben. Gewiß mag auch der eine oder andere, der ſonſt die
Tätig=
keit des V.D.A. durchaus anerkennt, es lieber geſehen haben, wenn
in dieſer fürchterlich poeſie= und freudloſen Zeit der Bunte Ball
unterblieben wäre. Dieſe aber blieben doch ſehr in der
Minder=
heit. Sowohl der über Erwarten zahlreiche Beſuch des Feſtes wie
ſein Verlauf und vor allem auch die dankenswerte
Opferbereit=
ſchaft der Darmſtädter Geſchäftswelt, wie auch die gleich
opfer=
freudige Tätigkeit und Mitarbeit einer ſo großen Zahl von Damen
und Herren bei der Vorbereitung und Durchführung des Feſtes
zeigten, wie die Erkenntnis heute überall durchdringt, daß es ſich.
hier, beim V.D.A., um etwas anderes handelt, als um Feſtefeiern.
Man erkennt doch allgemein die Notwendigkeit der
Be=
treungsarbeit für die Deutſchen im Auslande, die nicht
ſtilleſtehen darf. Man weiß, daß der V.D.A.
Verpflich=
tungen übernommen hat zur Unterhaltung deutſcher Schulen in
der Bukowina und in der Dobrudſcha. Und man weiß, daß
dieſe Unterſtützungen durch den V.D.A. heute nötiger ſind denn
je, da ja das Reich in ſeinen Miteln für dieſe Zwecke —
be=
dauerlicherweiſe — ſehr beſchränkt iſt. Und man weiß endlich,
daß zur Aufbringung der erforderlichen Gelder gerade der
„Bunte Ball”, (das traditionelle Feſt des „Deutſchen
Schulver=
eins”) immer noch das geeignetſte Mittel iſt, daß der Zweck
hei=
ligt. Die Mentalität der Menſchen, auch menſchliche
Unzuläng=
lichkeit, muß man auf allen Gebieten in Rechnung ſtellen! Dieſe
Erkenntnis ergab ſeit je, daß die Beſucher des Feſtes aus allen
Geſellſchaftsſchichten zählen, ohne Rückſicht auf etwaige politiſche
Nebengruppen oder Weltanſchauungen. Das Zugehörigkeitsgefühl
zu unſeren deutſchen Volksgenoſſen, die das Schickſal auf ferne,
vielleicht verlorene Poſten ſtellt, muß jeden Deutſchen beſeelen.
Das „Feſt der Feſte” für Darmſtadt hat ſich auch in dieſem
Jahre als ſolches behauptet. Wiederum konnten die Räume
unſe=
res Saalbaues die Scharen der Beſucher kaum faſſen. Alles
drängte, zum wohltätigen Zwecke zu opfern. Allerdings war auch
alles aufgeboten, die Feſträume ſo einladend und anziehend wie
möglich auszuſtatten. „Tauſend fleiß ge Hände regten .. . uſw.
Die tauſend fleißigen Hände aber fügten ſich wenigen Köpfen,
wenigen künſtleriſch begabten Kräften. Die dekorative
Ausſtat=
tung aller Feſträume unterſtand dem Bühnenarchitekten Armin
Sonntag, den 8. Februar 1931
Vom Tage.
In den letzten Wochen hat die Zahl der jungen Deutſchen, die
ber=
ſuchten, die bayeriſche Grenze in der Südpfalz zu überſchreiten, um ſich
zur Fremdenlegion anwerben zu lafſen, wieder erheblich zugenommen.
Allein im Bezirk Neulauternburg wurden im Monat Januar 29 junge
Deutſche durch die Grenzpolizei zurückgehalten, als ſie nach dem Elſaß
fliehen wollten, um zur Fremdenlegion zu gehen.
Als Nachfolger des verſtorbenen Abg. Haury wird
in den Heſſiſchen Landtag Regierungsrat a. D. Fabrikant
Heine (Offenbach), der Vorſitzende der Offenbacher Ortsgruppe der
Deutſchen Volkspartei, in den Darmſtädter Stadtrat
Bauunterneh=
mer Hummel, der ſchon früher dem Stadtrat angehörte, einziehen.
Die Durchführung eines großzügigen
Erſpa=
rungsprogramms wird bei den öſterreichiſchen Bun
desbahnen geplant. Der neue Generaldirektor Dr. Strafella hat
die Vertreter der Eiſenbahnergewerkſchaften zu ſich gerufen und ihnen
mitgeteilt, daß wegen der ſchweren Finanzkriſe und der ungünſtigen
Fi=
nanzlage der Bundesbahnen eine bedeutende Erſparnis an
Perſonalaus=
gaben erforderlich ſei.
Die engliſche Regierung hat beim Völkerbundsſekretariat das
Lon=
doner Flottenabkommen vom 22. 4. 1930 zur Eintragung und
Veröffent=
lichung eingereicht.
Die Verhandlungen zwiſchen der engliſchen Re.
gierung und der jüdiſchen Agentur in Paläſtina ſind
zum Abſchluß gelangt. Man hat ſich über den Text eines
Schreibens geeinigt, der die Anſicht der engliſchen Regierung über
die Verhältniſſe in Paläſtina wiedergibt und als Weißbuch erſcheinen
ſoll. In dem Schreiben werden wichtige Zugeſtändniſſe an die Zioniſten
gemacht.
Der in Rom verhaftete Anarchiſt Schirro hat in
einem Verhör eingeſtanden, einen Anſchlag auf Muſſolin;
horbereitet zu haben.
Der Miniſterpräſident des Frakſtaates teilte mit, daß der Plan
ines panarabiſchen Bündnis=Syſtems die Zuſtimmung
des Königs Ibn Saud gefunden habe.
Auf einer Konferenz der Miniſterpräſidenten der auſtraliſchen
Bun=
desſtaaten iſt ein Sachverſtändigenbericht unterbreitet worden, der eine
Art „Dreijahresplan zur Rettung Auſtraliens”
dar=
ſtellt. Darin wird eine Ausgabenſenkung der Bundesregierung und der
einzelnen Staatsregierungen in Höhe von ungefähr 15 Millionen Pfund
ährlich vorgeſchlagen.
Tiikoni †.
Rom, 7. Februar.
Senatspräſident Tommaſo Tittoni iſt heute abend kurz nach
7 Uhr geſtorben. Er lag ſeit einigen Tagen ſchwer krank
dar=
nieder. Schon vor einigen Monaten hatte er einen ſchweren
Schlaganfall erlitten, von dem er ſich jedoch wieder vollſtändig
erholte.
Tittoni hat ein Alter von faſt 82 Jahren erreicht. In den
80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts war er
kon=
ſervativer Abgeordneter der italieniſchen Kammer, ſpäter Präfekt
von Perugia und Neapel, ſeit 1901 Mitglied des Senats und
1903 unter Giolitti Miniſter des Aeußeren. Er nahm ſchon
da=
mals an der Verbeſſerung der Beziehungen zwiſchen
Frank=
reich und Italien lebhaften Anteil, wobei er aber noch am
Drei=
bund feſthielt. Später bahnte er auch beſſere Beziehungen zu
Rußland an. Er war ſeit 1910 in Paris als Botſchafter. Die
Frankreich freundliche Haltung führte ſchließlich zur Abkehr
Italiens vom Dreibund und zu deſſen Eintritt in den
Welt=
krieg an der Seite der Alliierten. 1916 trat er von ſeinem
Pariſer Poſten zurück und wurde 1919 unter Nitti wieder
Miniſter des Aeußeren, behielt dieſen Poſten jedoch nur kurze
Zeit bei, um dann Präſident des italieniſchen
Senats zu werden.
Lenz, der wiederum mit einer Schar freiwilliger Helfer die
Räume feſtlich und fröhlich verwandelte. Nicht nur, daß er Ideen
entwarf, in tagelanger Arbeit ſchaffte er ſelbſt mit, bis das ſchöne
Werk vollendet. Die Dekoration des großen Saales lehnt in der
Grundidee an Thema und Titel des Tanzſpiels an, das dem Feſte
Mittel= und Höhepunkt gab, „Die Wunder der
Spielzeug=
ſchachtel” (in überraſchend wirkungsvoller, origineller Weiſe
auch in dem Feſtprogramm charakteriſiert, in dem die Firma
Roetherdruck den Gäſten eine köſtliche Erinnerungsgabe bot)
Sie zeigte an den Wänden und der Decke, zu Seiten der Bühne
wie an den Säulen vor der Eſtrade in bizarren Farben und
For=
men Märchen= und Spielzeuggeſtalten aller Art und Größe. Als
ſei der Saal ſelbſt eine Spielzeugſchachtel gigantiſchen Ausmaßes,
dem die Geſtalten entſchweben. Die Beleuchtungskörper in
ver=
ſchrobenen Raumgeſtaltungen an Decke und den
Säulenwerkbin=
dungen betonen den Charakter des Feſtes als „Bunter Ball”,
Mit dem Hineinfluten der aus den Koſtümen der Beſucher,
beſon=
ders der Damen — Herren waren vielfach im Geſellſchaftsanzug —
ſtrahlenden Farbenpracht ergab das ein ſo phantaſtiſches
Zuſam=
menwirken von Farben und Formen, daß das Ganze
ſinnverwir=
rend wirkte.
Die Bühne blieb als Wirkungsbereich wieder der
un=
ermüdlichen Elli Büttner (Landestheater) vorbehalten,
deren viel und oft bewundertes Geheimnis, aus Wenigem
Wundervolles zu geſtalten, mit einfachſten Mitteln
eindrucks=
volle Wirkungen zu erzielen, ſich wieder beſtens bewährte. — Es
iſt wichtig und beim V. D. A. vorbildlich, in der Durchführung
des Feſtes zu ſparen, ſo daß der Ertrag nicht durch Vor=
Ausgaben geſchmälert wird.
Im Gartenſaal überdachten wieder wie im Vorjahre
bunte Bänder und Tannengrün das luſtige Jahrmarktstreiben.
Hier war wiederum das Aquarium ſtändig ſtark belagert,
das jedem Angler ſeinen überraſchenden Gewinn zuführte. Hier
war auch eine neuartige Ringwurfbude, an der der
Ge=
ſchickte und Treffſichere koſtbare Gaben „erwerfen” konnte. Und
hier hatten erfindungsreiche Köpfe als neue Ueberraſchung eine
„Jagd auf lebendes Wild” arrangiert auch „Schießbude am
laufenden Band” konnte man das neunen. Der immer
ideen=
reiche Maler Velte, der ſchon oft den „Schützen” des bunten
Balles wirkungsvolle Ziele bot, hatte dieſen Schlager geſchaffen.
Ingenieur Schellig (Fa. Wilk) hatte ihm dabei geholfen
durch Erſtellung der elektriſchen Einrichtung, die das „Wild”
lebendig machte.
Im Vorſaal ſtand das große Büfett, an dem
Erfriſchun=
gen aller Art geboten wurden. Wer’s erſchwingen konnte fand
auch Gelegenheit, bei perlendem Sekt die Sorgen zu bergeſſen
In den Saalecken ſtanden Verkaufsbuden, wo von ſchöner
Nummer 39
Abg. Torgler (Komm.) proteſtierte gegen die
Strangu=
lierung der Rechte der Minderheit.
Präſident Loebe: Ich ſehe in dem, was wir jetzt
be=
ſchließen, nur eine Notwehrmaßnahme. (Hört! hört!) Wer den
Verſuch macht, über jeden der Zehntauſende von Kapiteln und
Titeln des Etats namentliche Abſtimmung herbeizuführen, der
verſucht, die Erledigung des Etats unmöglich zu machen. (Sehr
richtig! bei der Mehrheit.) Die Abwehrmaßnahmen der
Mehr=
heit ſind alſo berechtigt. Ich möchte aber beide Teile don dieſem
Wege zurückrufen. Deshalb betone ich, daß es ſich im
Augen=
blick nur um eine Notwehrmaßnahme handelt, die übrigens mit
der Geſchäftsordnung nicht im Widerſpruch ſteht.
Abg. Dr. Everling (Dnt.): Wenn über alles im Ramſch
abgeſtimmt werden ſoll, dann könnte der Neichstag ja einfach
nach Hauſe gehen. (Rufe links: Gehen Sie doch!) Mit Ihrer
Demokratie iſt verflucht nichts mehr los! (Sehr gur! rechts.)
Abg. Stöcker (Komm.): Die Bemerkung des Präſidenten
beweiſt ſeine ganze Einſeitigkeit. Er gibt ſich nach außen den
Anſchein der Unparteilichkeit, während er tatſächlich der
Ein=
peitſcher der Vergewaltigungsaktion gegen die Minderheit iſt.
(Beifall bei den Kommuniſten.)
Es wird nun in namentlicher Abſtimmung der
Antrag Everling (Dnt.) auf Uebergang zur
Ta=
gesordnung über den Antrag Eſſer mit 298
ge=
gen 198 Stimmen abgelehnt.
Der Antrag Eſſer (Ztr.) auf en bloc=Annahme des
Haus=
halts des Reichsminiſteriums, des Reichskanzlers und der
Reichs=
kanzlei wurde hierauf mit 312 gegen 206 Stimmen angenommen.
Die Abgg. Dr. Frick (Natſ.) und Dr. Everling (Dntl.)
erklärten, nun müſſe erſt noch über den Etat abgeſtimmt werden.
Dieſe Abſtimmung verlangen ſie für Montag.
Abg. Eſſer (Ztr.) verwies demgegenüber auf den Wortlaut
ſeines ſoeben angenommenen Antrags, der die Annahme des
Etats feſtſtelle.
Präſident Loebe ſchloß ſich dem Abg. Eſſer an, erklärte
den Etat des Reichskanzlers uſw. für angenommen und ſchlug vor,
die nächſte Sitzung am Montag, 15 Uhr, abzuhalten und den
An=
trag auf Aenderung der Geſchäftsordnung auf die Tagesordnung
zu ſetzen.
Die Abgg. Torgler (Komm.) und Stöhr (Natſ.)
wider=
ſprachen dem Vorſchlag des Präſidenten und beantragten für
Mon=
tag die Beratung der Frage des verbilligten Friſchfleiſches.
Das wurde abgelehnt gegen die Stimmen der Antragſteller.
Ein deutſchnationaler Antrag auf Beratung des Etats des
Auswärtigen Amts am Montag wurde gleichfalls abgelehnt.
Gegen 16.30 Uhr wurde der Vorſchlag des Präſidenten
ange=
nommen. Auf der Tagesordnungoder
Montags=
ſitzung ſtehen alſo neben dem Etat des Reichspräſidenten, die
Anträge auf Aenderung der Geſchäftsordnung=
und auf Aufhebung der Immunität in beſtimmten
Fällen.
Der Präſident bat zum Schluß die Abgeordneten, ſich am
Montag auf eine lange Sitzung einzurichten.
Zu der Behauptung in der Erklärung des deutſchnationalen
Fraktionsführers Dr. Oberfohren in der heutigen
Reichstags=
ſitzung, daß die Feſtſtellung des Reichskanzlers, er habe nach der
Regierungsbildung 1927 dem Abgeordneten Dr. Hugenberg einen
Vorſchlag des Inhalts gemacht, zuerſt den deutſchen Oſten zu
entſchulden und dann erſt die Reparationsfrage aufzurollen, in
keinem Punkte den Tatſachen entſpräche, läßt der Reichskanzler
erklären, er bedauere, daß Herrn Hugenberg die Erinnerung an
die ſeinerzeitige Beſprechung im Stich gelaſſen habe; er ſei aber
durch Zeugennachweis jederzeit in der Lage, den Inhalt der
da=
mäligen Unterredung zu bekräftigen.
Parlamenkariſches.
Der Abg. Reiber (Dem.) hat im Landtag folgende Große
Aufrage eingebracht: „Zur Zeit läßt die Reichspoſt auf der
Neckarſtraße zwiſchen Neckargemünd und Neckarſteinach Kabel
legen. Nach zuverläſſigen Mitteilungen hat der Unternehmer
anſtatt ſür die Einſtellung der benötigten Arbeiter ſich der
zu=
ſtändigen Arbeitsämter und der Bürgermeiſter zu bedienen,
die Arbeiter im Eindernehmen mit dem dortigen
Vertrauens=
mann der NSDAP. eingeſtellt. Die überwiegende Zahl der
Arbeiter ſtammt nicht aus den Orten, in deren Bereich die
Arbeiten ausgeführt werden. Erſt nachträglich iſt es gelungeu,
einige Erwerbsloſe aus Neckarſteinach unterzubringen, obwohl
der Umfang der Arbeiten ausgereicht hätte, ſie zum größten
Teil zu beſchäftigen. Dagegen iſt der Sohn eines wohlhabenden
Neckarſteinacher Bürgers, der keine Erwerbsloſenunterſtützung
bezog, eingeſtellt ſvorden. — Ich frage an: 1. Sind der
Regie=
rung dieſe Vorgänge bekannt? 2. Was gedenkt ſie im
Inter=
eſſe der Erwerbsloſen und der betroffenen Gemeinde
Neckar=
ſteinach zu tun gegen eine ſolche Bevorzugung ſtaatsfeindlicher
Elemente bei der Arbeitereinſtellung?”
Hand und ſchönem Mund Scherzartikel aller Art feilgeboten
wurden. Wie dann überall „Helferinnen” unermüdlich tätig
waren.
In den oberen Räumen war Gelegenheit geboten, in
einer intimen Tanzklauſe ſich dem Genuß hinzugeben, auf
Klän=
gen des Jazz zu ſchweben, zu welcher Tätigkeit ebenfalls
jazz=
frohe übermütige Geſichter aus der Dekoration von den Wänden
herab grüßten (Jazzorcheſter der Rhenanen!). Hier war endlich
eine Bar und ein rieſengroßes Café. Auch dieſe Räume trugen
originelle, ihre Zweckbeſtimmung heiter und ulkig karikierende
Dekorationen an den Wänden. — Und überall von früh bis
wieder früh ein Auf= und Abwogen der Beſucher, lebendiges
Leben, ausgezeichnete (aber nicht ausgelaſſene!) Stimmung.
Zu den künſtleriſchen und unterhaltenden Darbietungen:
Es hat ſich bewährt, keine Stühle zu ſtellen, den Feſtſaal auch
wäh=
rend der Aufführungen zum Promenieren freizugeben, das „
Kauf=
geſchäft” zu beleben. Vom Eintreffen der erſten Gäſte an
konzer=
tierte im großen Saal das Stadtorcheſter unter Willy Schlupp.
Flott und ſchneidig wie immer.
Dann begann mit der unvermeidlichen, aber erträglichen
Ver=
ſpätung das Tanzſpiel: „Die Wunder der
Spielzeug=
ſchachtel”, Eine ganz entzückende, in ihrer Art auch originelle
Sache, bei der nicht weniger als 80 kleine und größere
Künſtle=
rinnen und Künſtler mitwirkten. Erſonnen und einſtudiert hätte
dieſes Tanzſpiel Aenne Reiß vom Landestheater, die ihren
ſchönſten Dank und Lohn in dem ganz ausgezeichneten Erfolg ihrer
Arbeit erblicken mag. Die kleinen Tanzkünſtlerinnen und =Künſtler
leiſteten nämlich durchweg ganz vorzügliches. So gutes, daß es
angebracht wäre, ſämtliche 80 mit Namen einzeln zu „kritiſieren".
Das aber können wir uns erſparen, einmal, weil alle gleich gut
waren, zum andern aber, weil in dem hübſchen Programm
nicht nur ſämtliche Namen, ſondern auch köſtliche kleine Bilder
zu den einzelnen Tänzen enthalten ſind. Dieſes Programm, wie
ſchon geſagt eine Schöpfung und Stiftung des Roetherdrucks, iſt
eine aufſpringende Spielzeugſchachtel, die in Wort und Bild das
ganze Tanzſpiel wiedergibt. (Bilder von Erich Roether, Kliſchees
Hausmann). In den verſchiedenen Tänzen und Gruppen erſchienen
aus der unerſchöpflich ſcheinenden Spielzeugſchachtel, nach einem
originellen, reizenden „Auftakt”, nacheinander Gruppen von
Schornſteinfegerlein, Tanzpüppchen, das luſtige A B C, Harlekins,
Tänzerinnen aus dem Fernen Oſten, Teddybär, Kreiſel und
Teu=
fel, eine entzückende Schäferin, die 7 Negerlein, Indianer und
Cowboy aus Wild=Weſt, eine ganze Gruppe Gänſelieſeln,
Spanie=
rinnen, vielerlei Puppen und Girls zu Waſſer und zu Lande. —
Wirklich ſchwer zu ſagen, welches von den reizvollen, farbenfrohen
Nummer 39
Sonntag, den 8. Februar 1931
Seite 3
Graf d Ormeſſons Vorſchlag.
* Pariſer Sorgen.
In zwölfter Slunde ein Mahnruf.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 7. Februar.
Die franzöſiſche Budgetdebatte zieht ſich ſehr in die Länge. Die
franzöſiſche Kammer arbeitet viel zu langſam. Man befürchtet das
„zwölfte Proviſorium”, denn es ſieht nicht ſo aus, daß das
Bud=
get rechtzeitig votiert werden kann. In der Kammer iſt die
Si=
tuation eher ſchlechter, die linksſtehende Oppoſition organiſiert ſich;
in erſter Linie ſind die Radikalſozialiſten und die Sozialiſten
ein=
ander wieder näher gekommen. Man befürchtet zwar für den
Augenblick keine Regierungskriſe, aber eine enge Zuſammenarbeit
der Linksparteien bei den Wahlen. Allein der Gedanke eines
Linkskartells genügt, um die Kammer zu verſtimmen.
Die Oeffentlichkeit verfolgt mit wachſender Unruhe die
par=
lamentariſchen Kämpfe, welche die Regierung an jeder Aktivität
hindern, während ſich die Wirtſchaftskriſe täglich ſtärker fühlbar
macht. Die parlamentsfeindliche Stimmung, die unter Poincaré
ſo fühlbar war, könnte leicht wieder aufleben. Es gibt dem „
In=
tranſigeant” zufolge 350 000 Arbeitsloſe in Frankreich. Ihre Zahl
wächſt mit unheimlicher Geſchwindigkeit.
Wie immer in kritiſchen Zeiten, tauchen auch jetzt Hunderte von
originellen Vorſchlägen zur Beſeitigung der Kriſe
auf. Der intereſſanteſte von ihnen ſtammt von Pierre d’Ormeſſon.
Er hat, von allem abgeſehen, wenigſtens den einen Vorteil, den
deutſch=franzöſiſchen Meinungstaustauſch neu zu beleben.
Die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands und Europas iſt für die
Franzoſen kein Buch mit ſieben Siegeln mehr. Man kann wohl
behaupten, daß das gegenſeitige Kennenlernen zwiſchen
Deutſch=
land und Frankreich nach dem Kriege viel ſchnellere Fortſchritte
gemacht hat als die Verſtändigung.
Der Vorſchlag d’Ormeſſons berührt ſympathiſch inſofern, als
er eine vorurteilsloſe Prüfung der Situation zur Grundlage hat.
Aber die Propoſitionen ſind ganz eigentümlich ängſtlich. Der
Appell an England und Amerika iſt nichts neues, und die
Herab=
ſetzung der Militärausgaben ſelbſt um eine Milliarde würde —
von politiſchen Ueberlegungen ganz abgeſehen — nicht die
Wun=
derwirkung haben, die man davon vielerſeits erhofft. Die
ſchema=
tiſche Gegenüberſtellung der franzöſiſchen Armee mit der
Reichs=
wehr iſt überhaupt der ſchwächſte Punkt des Projektes. Immerhin
iſt es aber ſehr begrüßenswert, wenn der Meinungsaustauſch in
Europa endlich aufgenommen wird. Es iſt jetzt die zwölfte
Stunde.
Der Qugi d Orſan zu den Anregungen d Ormeſſons.
Zu dem Plan Wladimir d’Ormeſſons, für die nächſten
bei=
den Jahre Deutſchlands Reparationszahlungen um 50 Prozeut
zu ermäßigen und die dadurch frei werdenden Beträge zur
Linderung der deutſchen Wirtſchafts= und Finanznot zu
verwen=
den, ſchreibt der Außenpolitiker des „Oeuvre” Henry
Barde, der beſonders gute Beziehungen zum
fran=
zöſiſchen Außenminiſteriumunterhält; im Qnai
d’Orſay überlaſſe man d’Ormeſſon die
allei=
nige Verantwortung für ſeinen Vorſchlag.
Dieſer Plan ſei übrigens bereits im
Young=
plan ſelbſt enthalten. Es werde ſchwer ſein, die
Zuſtimmung der Vereinigten Staaten zu
er=
langen. Die Idee, eine entſprechende Kürzung der
franzö=
ſiſchen und deutſchen Rüſtungsausgaben vorzunehmen, ſei
ber=
führeriſch. — Der „Quotidien” erklärt, das Wort ſei jetzt
an den Vereinigten Staaten. Nur die
Internatio=
nale der Kanonen= und Maſchinengewehrhändler könne ſich den
von d’Ormeſſon vorgeſchlagenen Abmachungen widerſetzen.
Das Journal Induſtrielle ſchreibt: der Youngplan, die
Rheinlandräumung, ebenſo die Frage der Europa=Union legten
davon Zeugnis ab, daß man uneigennützig und beſtändig nach
einer Entſpannung ſuche. Das wahre Problem ſei das, das
Graf d’Ormeſſon ſchon früher geſtellt habe, als er ſein
beacht=
liches Buch „Vertrauen zu Deutſchland?” veröffentlichte.
Frank=
reich habe wirklich das Recht erworben, ſich darüber zu
ver=
ſichern, ob das Fragezeichen nicht mehr notwendig ſei.
Amerika und die Kriegsſchuldenermäßigung.
Der New Yorker Sonderkorreſpondent des „Petit Pariſien”
be=
ſchäftigt ſich in einem Artikel mit der Haltung Amerikas zu der
Möglichkeit einer Schuldenreviſion. Er ſchreibt: Selbſt wenn der
Zuſtand der amerikaniſchen Finanzen ſich demnächſt beſſern würde,
würde eine andere Tatſache der Reviſion der
Kriegsſchulden im Wege ſtehen, nämlich der Gei=
ſteszuſtand und die Kriegsrüſtungen in Europa,
Damit eine Herabſetzung der Schulden eine ſteigende Kaufkraft
der Schuldnerländer nach ſich zieht, müſſen die Regierungen in
Form von Steuerermäßigungen den einzelnen Bürgern den
Nutzen einer ſolchen Schuldenermäßigung zugute kommen laſſen.
Aber wer übernimmt die Gewähr dafür, daß eine
Schuldenermäßigung nicht dazu dienen wird, die
Ausgaben für die Rüſtungen zu erleichtern, die
die europäiſchen Regierungen nach Anſicht der
Graf Wladimir dOrmeſſon,
deſſen Vorſchlag auf Herabſetzung der Young=Plan=Zahlungen
berechtigtes Aufſehen erregte.
Vereinigten Staaten noch in allzu bedeutendem
Maße zu machen geneigt ſind? Wenn die
Abrü=
ſtungskonferenz 1932 glückt und auf die
Entſpan=
nung der Geiſter eine Herabſetzung der
Militär=
ausgaben folgt, dann wird das Gefühl des
ame=
rikaniſchen Volkes viel eher zu Konzeſſionen
be=
reit ſein. Außerdem müßte erſt noch eine Präſidentenwahl
ſtattfinden, damit die Regierung dem Lande den Puls fühlt,
be=
vor man die geringſte Initiative zu ergreifen wagen darf. Es
wäre alſo zwecklos, anzunehmen, daß eine Reviſion
der Kriegsſchulden beſtenfalls vor zwei bis drei
Jahren möglich wäre.
Der engliſche Bokſchafter wiederholk bei Briand.
Außenminiſter Briand empfing geſtern den engliſchen
Bot=
ſchafter Lord Tyrrell zu einer neuen Beſprechung, der zweiten
innerhalb von drei Tagen. Das „Journal” ſchreibt dazu, dieſe
geſteigerte diplomatiſche Tätigkeit erkläre ſich ſehr natürlich, denn
zwiſchen Paris und London ſeien zahlreiche Fragen zu erörtern:
die Vorbereitung des Europakomitees, die Linienführung für die
Moſſul=Petroleumleitung, die Grenzziehung zwiſchen Aegypten,
Tripolis und Franzöſiſch=Nordafrika und die Frage der
Seeabrü=
ſtung, deren Entwicklung von England mit beſonderer
Aufmerk=
ſamkeit verfolgt werde.
Franzöſiſche Anleihen an Deutſchland.
In den Wandelgängen der Kammer wurde geſtern abend die
Nachricht, daß zwei franzöſiſche Großbanken ſich mit Genehmigung
des Finanzminiſteriums an einem kurzfriſtigen Kredit für
Deutſch=
land in Höhe von 800 Millionen Franken beteiligt haben ſollen,
eifrig kommentiert. Wie bereits kurz gemeldet, beſchloß die
Finanzkommiſſion der Kammer auf Antrag des Abgeordneten
Mandel, den Finanzminſter über „ein Darlehen einer
franzöſi=
ſchen Bankengruppe an die deutſchen Eiſenbahnen, das mit der
Zuſtimmung der franzöſiſchen Regierung gewährt worden ſein
ſoll”, anzuhören. — In der außenpolitiſchen Kammerkommiſſion
proteſtierte der Abgeordnete Franklin=Bouillon ſehr erregt gegen
die Gewährung einer Anleihe an Deutſchland durch franzöſiſche
Banken und kündigte an, daß er eine Interpellation über dieſe
Angelegenheit beim Kammerbüro niedergelegt habe, die mit der
bereits vorgeſtern eingebrachten Interpellation des Abg. Dumat
von der Gruppe Marin in der gleichen Frage zuſammengelegt
werden wird. Eine erſte Diskuſſion der Angelegenheit wird
vorausſichtlich ſchon am Dienstag bei der Feſtſetzung des Datums
für die Diskuſſion der beiden Interpellationen ſtattfinden, für die
vorausſichtlich der Donnerstag in Ausſicht genommen wird.
Skahlhelm=Ankrag auf Bolksbegehren.
Die Parkeien der Rechken für Landkagsauflöſung
in Preußen.
* Berlin, 7. Februar. (Priv.=Tel.)
Die Ankündigung des Stahlhelms, daß er heim
Innenutini=
ſterium die Auflöſung des Preußiſchen Landtags beantragt habe,
hat in Kreiſen der preußiſchen Regierung überraſcht. Man hatte
ſich feſt darauf verlaſſen, daß, wie beim Kampf gegen den Young=
Plan, die Verſuche, eine Art Geſamtausſchuß zu bilden heitern
würden und keine einzelne Gruppe von ſich aus die Initiative
zu ſelbſtändigem Vorgehen aufbringen würde. Durch dieſe
An=
nahme iſt vom Stahlhelm ein Strich gemacht worden. Er hat die
Hoffnung aufgegegben, mit Nationalſozialiſten und
Deutſchnatio=
nalen zuſammen zum gemeinſamen Betreiben des Volksbegehrens
zu gelangen. Die Eiferſüchteleien unter den Führern ſind dafür
zu groß. Der Stahlhelm ſcheint aber nur die Sache aukurbeln,
das weitere aber den politiſchen Parteien überlaſſen zu woſlen.
Es iſt anzunehmen, daß die geſamte Rechtsoppoſition im Landtag
bis zur Volkspartei, alſo mit Ausnahme der Weimarer Parteien,
dem Antrag ſympathiſch gegenüberſtehen und ihn fördern werden.
Die Deutſchnationalen haben ſich bereits offen dafür
erklärt, ebenſo das Landvolk. Fraglich iſt allerdings, ob dem
Volksbegehren ein Erfolg beſchieden ſein wird. Zunächſt kann die
Landesregierung mit Verwaltungsmaßnahmen das Volksbegehren
ſehr lange hinauszögern, ſo daß es vielleicht Herbſt oder Winter
wird, bis darüber eine Entſcheidung fällt, und bis dann die
eigentliche Volksbefragung durchgeführt werden ſoll, kann es ſo ſpät
werden, daß ſich die Aktion nicht mehr lohnt, weil ohnehin im
nächſten Frühjahr in Preußen neu gewählt werden muß. Für die
Einleitung des Volksbegehrens ſind 20 Prozent der
Wahlberech=
tigten, alſo etwa 5½ Millionen notwendig, die nicht allzuſchwer
zu bekommen ſind. Ob aber die zur Annahme nötigen 50 Prozent
der Stimmberechtigten, alſo über 12 Millionen Stimmen ſich
fin=
den werden, daran kann gezweifelt werden, wenn man ſich die
Er=
fahrungen der bisherigen Volksbefragungen vor Augen hält.
Der Bund der Frontſoldaten hat dem Parteiführer der
Deut=
ſchen Volkspartei, Dingeldey, offiziell von der Einbringung des
Volksbegehrens auf Auflöſung des Preußiſchen Landtags
Mittei=
lung gemacht. Abg. Dingeldey hat geantwortet, daß die Deutſche
Volkspartei das Volksbegehren unterſtützen werde.
Severing lehnt Skahlhelm-Volksbegehren ab.
Berlin, 7. Februar.
Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der
preußiſche Miniſter des Innern, Severing, an den Stahlhelm,
Bund der Frontſoldaten, e. V., in Magdeburg, am 7. Februar
folgendes Schreiben gerichtet: Dem Antrag des Stahlhelms,
Bund der Frontſoldaten, e. V., die Liſtenauslegung für ein
Volks=
begehren zuzulaſſen, das auf Auflöſung des Preußiſchen Landtags
gerichtet iſt, vermag ich zurzeit nicht zu entſprechen. Der Antrag
trägt nicht die Unterſchrift von 20 000 Stimmberechtigten.
In=
folgedeſſen müßte der Vorſtand der antragſtellenden Vereinigung
Stahlhelm nach § 2. Abſatz 2 des Geſetzes über das Verfahren
bei Volksbegehren und Entſcheiden vom 8. 1. 1926, glaubhaft
machen, daß 100 000 der ſtimmberechtigten Mitglieder des
Stahl=
helms den Antrag unterſtützen,
Eine engliſche Skimme zu den franzöſiſchen Anleihen
Deutſchlands.
Der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph”
mel=
det, daß Herr von Kuehlmann bei den Beſprechungen über eine
Anleihe an die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft in Höhe von 130
Millionen Mark eine führende Rolle geſpielt habe. Nach den
Ver=
handlungen mit franzöſiſchen Banken in Paris habe er London
einen Beſuch abgeſtattet. In politiſchen Kreiſen ſei man
befrie=
digt über die Bereitwilligkeit der franzöſiſchen Finanz zur
Teil=
nahme an dieſer Transaktion. Man ſehe hieraus eine
freund=
lichere Haltung gegenüber Deutſchland, nachdem ſich die
Beſorg=
niſſe über die Stärkung der nationalſozialiſtiſchen Bewegung
ge=
legt hätten. Politiſche Perſönlichkeiten verſicherten, daß die
Aenderung der franzöſiſchen öffentlichen Meinung auch auf andere
Einflüſſe zurückzuführen ſei. Im Hinblick auf die
ſoge=
nannte „italieniſche Drohung” habe man in Frankreich
die Notwendigkeit erkannt, eine Annäherung an
Deutſch=
land zu ſüchen, um zu verhindern, daß es
gemein=
ſame Sache mit Italien mache. So ſuche die franzöſiſche
Finanz und Induſtrie ſchon ſeit einiger Zeit zu einer Art
Abma=
hung mit der deutſchen Finanz und Induſtrie zu gelangen.
und lebenerfüllten jugendlich=ſtrahlenden Tanzbildern ſchöner war.
Jedes in ſeiner Art ausgezeichnet! Und, was beſonders
zu begrüßen, es ging ſehr flott vonſtatten. Keine Wiederholungen
(bis auf eine Ausnahme) beeinträchtigten die Wirkung. (
Nach=
ahmenswert!) Ganz wundervoll, und in ſeinem Rauſch von Form
und Farbe, im prickelnden Rhythmus des Jazz, war das
impoſante Schlußbild. Die vielgeſtaltenen, farbenreichen und
originellen Koſtüme, deren zauberiſche Wirkung oft
ausſchlag=
gebend war, hatte Elli Büttner entworfen. Sie und
Aenne Reiß, deren tänzeriſche Erfindungsgabe und
päda=
gogiſches Geſchick in kaum mehr als drei Wochen der
Vorbereitung und des Einſtudierens ſolche Leiſtungen,
hervor=
rufen konnte, wurden mit Recht beſonders geehrt. Die muſikaliſche
Leitung der Tänze lag, wie oft ſchon, gut bei Siegfried
„May.
Schön und erfreulich wie der künſtleriſche und geſellſchaftliche
Erfolg des Feſtes mag auch wieder — die Hoffnung iſt berechtigt
auch vor dem „Kaſſenſturz” — der materielle ſein. Er wird unſeren
Deutſchen im Auslande zugute kommen und ihnen immer wieder
beweiſen, daß das große deutſche Volk keines ſeiner Glieder
ver=
gißt, auch nicht, wenn Länder und Meere uns trennen, und auch
nicht, wenn die eigene Not groß und ſchmerzlich iſt. Wenn immer
wieder die Darmſtädter Frauengruppe des V. D. A. in
der Arbeit und in der Aufbringung von Mitteln für dieſe Arbeit
an der Spitze marſchiert in dem großen Verband, iſt das in erſter
Linie zu danken der immenſen Arbeit durch Frau Dr. Koepke,
der zielbewußten Leiterin der Ortsgruppe, und ihrem bewährten
Stab, dem ſich ſeit einem Jahr in der Form einer
Arbeitsgemein=
ſchaft eine beträchtliche Zahl arbeitsfreudiger Helferinnen zugeſellt
hat, die gemeinſam in der Begeiſterung für eine als notwendig
erkannte Aufgabe alle Schwierigkeiten und Bedenken überwanden.
Als treue Stütze ſtand den Damen, wie immer, in der wichtigen
Arbeit der Propaganda Profeſſor Dr. Eugen Köſer zur. Seite.
M. St.
* Die Welkanſchauung Doftoiewſkis.
Zum 50. Todestag des Dichters am 9. Februar.
Von Peter Babin.
Fedor Michajlowitſch Doſtojewſki, neben Tolſtoi Rußlands
größter Dichter, iſt am 9. Februar 1881 in Petersburg im Alter
von 60 Jahren nach einem Leben voll Kampf und bitterer
Ent=
behrungen, voll ſchweren Unglücksfällen und großen Erfolgen
geſtorben. Schon zu ſeinen Lebzeiten galt er als ein Dichter
Bon Deutſchlands Hohen Schulen.
Halle (Saale): Dr. Ottomar Wichmann, Privatdozent für
Philo=
ſophie, praktiſche Pädagogik und Didaktik in der philoſophiſchen
Fakul=
tät, iſt zum nichtbeamteten außerordentlichen Profeſſor in der
genann=
ten Fakultät ernannt worden. — Der Lehrſtuhl der klaſſiſchen Archäo=
Plogie (an Stelle von Prof. G. Karo) iſt dem ordentlichen Profeſſor Dr.
Herbert Koch in Leipzig angeboten worden,
Breslau: Zur Wiederbeſetzung des durch den Weg
Prof.
Feodor Michajlowiſch Doſtojewſkij.
ungewöhnlichen Ranges, denn ſeine Werke waren nicht darauf
bedacht, einer müßigen Geſellſchaft zur Unterhaltung zu dienen,
ſondern ſie waren leidenſchaftliche Bekundungen einer großen
Seele, weltanſchauliche Aeußerungen eines hervorragenden
Man=
nes, der in ſeiner ganzen Weſensart der bedeutendſte und echteſte
Vertreter des ruſſiſchen Volkes, zu ſein ſchien. Die ganze
Dämonie, der Myſtizismus und die Zerriſſenheit des ruſſiſchen
Volkes ſpiegelt ſich in ſeinen Werken wieder. Die
Lebensphilo=
ſophie Doſtojewſkis kommt in den hervorragenden Perſönlich=
keiten ſeiner Romane mit großer Klarheit zum Ausdruck. Der
Held des Romans „Schuld und Sühne‟, Rodion Raſkolnikow,
der Mörder, der erbarmungslos als eine Art von Uebermenſch
eine alte Wucherin ermordet, weil ſie, wie er ſagt, nur ein
Un=
geziefer iſt, um ſich dann allmählich vor dem Leid der geknechteten
Menſchheit zu beugen, iſt nicht nur ein echt ruſſiſcher Charakter,
ſondern er ſtellt auch einen Teil der ſeeliſchen und
weltanſchau=
lichen Entwicklung Doſtojewſkis dar. Der Dichter predigt in
die=
ſem Roman, wie in den meiſten anderen, auf allerlei bizarren
Umwegen in dunklen myſtiſchen Andeutungen das Evangelium
der Liebe. Er tritt ein für die Erniedrigten und Beleidigten,
ſür die vom Leben und vom Staat gemarterten und iſt einer
der erſten, der darauf hinweiſt, daß die Schuld an dem
Ver=
brechen der Menſchen ebenſoſehr in der Geſellſchaft wie in der
Bruſt des Uebeltäters zu ſuchen iſt. Ueber dieſe ſozialen und
ſozialpolitiſchen Tendenzen, die in ſeinen erſten Romanen zum
Ausdruck kamen, erhebt er ſich ſpäterhin weit zu einer großen
Menſchheit umfaſſenden Weltanſchauung. Sie iſt allerdings echt
ruſſiſch, denn das ruſſiſche Volk iſt für Doſtojewſki ein heiliges
Volk, das den Gottesgedanken in die Welt tragen muß. Er
weiſt in ſeinen Romanen auch ſeinem Volke den Weg, wie es
nach einer inneren Umwandlung erlöſt werden kann, um auf
dieſe Weiſe die Welt zu erlöſen. In den Brüdern Karamaſow”,
beſonders in der Figur des Staretz, iſt die Weltanſchauung
Doſtojewſkis am klarſten herausgearbeitet. Er hat den
Pan=
ſlawismus nicht nur zu einer politiſchen, ſondern auch zu einer
religiöſen Lehre gemacht, allerdings über die nationalen Grenzen
niemals die ganze Menſchheit vergeſſen. Der echt ruſſiſche
Heimatcharakter ſeiner Kunſt war auch die Urſache dafür, daß
Doſtojewſki zu ſeinen Lebzeiten und in den erſten Jahren nach
ſeinem Tode außerhalb der Grenzen Rußlands wenig Erfolg
hatte. Als man aber durch Ueberſetzung ſeiner Werke in andere
Sprachen erkannte, welch ein gewaltiger Dichter und Denker hier
am Werke war, welch ein Bahnbrecher auf ſozialem Gebiete der
Menſchheit neue Wege wies, da wuchs ſein Nuhm von Jahr zu
Jahr. Man erkannte die Tiefe dieſes Geiſtes, der trotz ſeines
rein ruſſiſchen Chrakters weltumfaſſende Bedeutung hatte, und
man ſah in ihm einen gewaltigen Geſtalter, der die Seele des
Meuſchen in ihren Tiefen erforſcht und blosgelegt hat. Seine
myſtiſch=religiöſe Natur, die für die Liebesmacht des
Chriſten=
tums mit flammender Leidenſchaftlichkeit eintrat, erſchien in der
materiellen Zeit als ein Wegweiſer zu Innerlichkeit. So wurde
er als ein Erlöſer von den materiellen Tendenzen unſerer Zeit
empfunden und gefeiert. Die Weltanſchauung Doſtojelvſkis,
ſeine tiefe Religioſität und ſein Erlebnis Gottes ſind es, die
dem Dichter heute in der ganzen Welt eine große Gemeinde
geſchaffen haben.
Seite 4
Sonntag, den 8. Februar 1931
Nummer 39
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Kabelkanälen in der Rhein=, Eliſabethen=,
Neckar=, Heidelbergerſtraße und der
Straße nach Eberſtadt liegt bei dem
Telegraphenbauamt auf die Dauer von
4 Wochen aus.
Darmſtadt, den 6. Febr. 1931. (2408
Telegraphenbauamt.
Die Anmeldung
ſchulpflichkiger Kinder
zur Aufnahme in die Volksſchulen
an Oſtern 1931 hat Dienstag, den
10. Februar d. J., zu erfolgen.
Näheres in der Bekanntmachung in
den ſtädtiſchen Aushangkäſten und in
(ſt.1960
den Schulen.
Darmſtadt, den 27. Januar 1931.
Der Vorſitzende des Schulvorſtandes.
Mueller, Oberbürgermeiſter.
Wegen Ausbruch der Klauenſeuche in
einer Nachbargemeinde
fallen die Ferkelmärkke in Groß=
Bieberau bis auf weiteres aus.
Groß=Bieberau, den 30. Januar 1931,
Heſſ. Bürgermeiſterei Groß=Bieberau.
(1985
Am Freitag, den 13. Februae
1931, nachm. 3 Uhr, werden auf dem
Rathaus in Roßdorf, die unten
genann=
ten zwei Jagden der Gemeinde Roßdorf
auf die Dauer von 6 Jahren öffentlich
verpachtet:
Jagdbezirk 1: 471,7 ha Wald und
252,3 ha Feld,
Jagdbezirk 2: 407 ha Feld.
Roßdorf liegt an der Bahnſtrecke
Darmſtadt —Groß=Zimmern. Die
Jagd=
bezirke ſind von der Bahn in 5 Minuten
erreichbar. Bemerkt wird noch, daß ein
ſehr guter Rehwildſtand vorhanden iſt.
Roßdorf (Kr. Darmſt.), 6. Febr. 1931.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Lorenz.
(2377
Donnerstag, den 12. Februar
1931, vormitt. 10 Uhr beginnend,
werden aus dem Eberſtädter
Gemeinde=
vald, Diſtrikt Klingsackertanne, Abt. 61,
die nachverzeichneten Holzſortimente
meiſtbietend verſteigert:
7
36
75
43
18
3
1
St. Langholz Kiefer Kl. 2a — 2,71fm
2b — 19,38
3a — 58,64,
3b — 44 46
4a — 24,10
4b — 4,02,
5 — 216
Zuſammenkunft der Steigerer auf dem
Bäckerweg am Eingang des Waldes.
Bemerkt wird, daß ſämtliches Holz auf
einem Kahlhieb lagert und ſich ſehr ſchönes
Schnittholz und Pumpenholz darunter
befindet.
(2378
Nähere Auskunft erteilt Herr
Forſt=
gehilfe Mohr, Neue Darmſtädterſtr. 51.
Eberſtadt (Bergſtr.), den 6. Febr. 1931.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt (Bergſtr.).
Der Bürgermeiſter: Dr. Uecker.
Nummer 39
Sonntag, den 8. Februar 1931
Seite 5
Darmſtadt, den 8. Februar 1931.
Die bisherigen Leiſtungen der Hindenburg=Spende. Wie
erinnerlich, hatte Reichspräſident von Hindenburg die ihm
anläß=
lich ſeines 80. Geburtstages im Jahre 1927 dargebrachte
Ehren=
gabe zur Errichtung einer Stiftung Hindenburg=Spende
ver=
wandt, aus der ſatzungsgemäß Kriegsbeſchädigte,
Kriegshinter=
bliebene und Veteranen unterſtützt werden. Dem ſoeben von der
Geſchäftsſtelle verſandten Jahresbericht für das Jahr 1930 ent=
Kriegsbeſchädigte, Kriegshinterbliebene und Veteranen
veraus=
gabt wurden. Insgeſamt hat die Geſchäftsſtelle bis 31. Dezember
1930: 21 639 Perſonen mit rund 4 Millionen Reichsmark
unter=
ſtützt.
Bankbeamten bei der ehemaligen Landwirtſchaftlichen
Genoſſen=
ſchaftsbank, die über zwanzig Jahre im Hauſe des Wagenbauers
Reichel Hügelſtraße 75, wohnt, vollendet am 10. Februar ihr
rüſtigen Frau, von geſunder, bejahender Lebensauffaſſung, einen aller Leidtragenden, und doch brach die Winterſonne mit goldenen
geſegneten Lebensabend.
„8 Darmſtädter Zeichner”. Die Ausſtellung im
Kupferſtich=
kabinett des Heſſ. Landesmuſeums bleibt noch während des
Monats Februar geöffnet. Der letzte Ausſtellungstag iſt der
1. März.
— Stadtkirche. Unſere Leſer ſeien auf die kirchenmuſikaliſche
Feier, der heute nachmittag 5 Uhr in der Stadtkirche ſtattfindet,
aufmerkſam gemacht. Es kommen Orgelſtücke, Lieder und Arien
von Bach Händel und Mendelsſohn=Bartholdy zum Vortrag.
Orgel: „Studienrat Borngäſſer, Geſang: „Georg Maſſoth. Der
Eintritt iſt frei.
— Die Jungenſchaft der Johannesgemeinde im B.D.J.
veran=
ſtaltet heute abend im Gemeindehaus, Kahlertſtraße 26, einen
heiteren Spielabend, bei dem u. a. das Ritter=Schauer=Drama
„Blut und Liebe” von Martin Luſerke zur Aufführung
ge=
langt. Alle Freunde und Eltern werden hiermit herzlichſt
einge=
laden. Numerierte Programme, die zum Eintritt berechtigen, ſind
bei den Mitgliedern der Johannesbünde, ſowie abends an der
Kaſſe zu haben. Der Erlös des Abends iſt für das Gruppenheim
der Gruppe „Sturmvogel” beſtimmt.
— Der Richard=Wagner=Verband deutſcher Frauen wird am
Samstag, den 14. Februar, nachmittags im Hauſe ſeiner 1.
Vor=
ſitzenden, Frau v. Selzam, Neckarſtraße 19 wieder eine muſikaliſche
Feier zum Beſten der Richard=Wagner=Stipendienſtiftung
veran=
ſtalten, zu der in uneigennützigſter Weiſe. Herr Theo Herrmann,
der hochgeſchätzte Baſſiſt unſeres Landestheaters, und deſſen
Gat=
tin, ſowie der junge talentvolle Violinvirtuoſe Cyrill Kopatſchka
und Frau Hucke=Stöy ihre Mitwirkung zugeſagt haben. Herr
Herrmann wird Geſänge des jungen und alten R. Wagner, Herr
Kopatſchka Kompoſitionen von J. S. Bach und Pugnani=Kreißler
zu Gehör bringen. Frau Herrmann und Frau Hucke=Stoy werden
die Geſänge und Violinvorträge am Flügel begleiten. (Siehe
Anzeige.)
Heſſiſches Landesthealer.
— Heſſiſches Landestheater. Sonntags=
Vorſtellun=
gen des Landestheaters. Im Großen Haus findet heute
Sonntag eine Nachmittagsvorſtellung von „Glöckchendes
Ere=
miten” unter muſikaliſcher Leitung von Erwin Palm, ſowie
eine Abendvorſtellung der erfolgreichen Schlageroperette „
Vik=
toria und ihr Huſar” unter muſikaliſcher Leitung von Fritz
Bohne mit Walter, Bunſel, Stralendorf, Harre. Hinz, Knott,
Gallinger und Ney in den Hauptrollen ſtatt. Im Kleinen Haus
dieſer Spielzeit zurückblicken kann, und abends die politiſche
Ko=
mödie „Der Kaiſer von Amerika” deren Wiederaufnahme
mit Bernhard Minetti als Gaſt ebenſo ſtarken Beifall wie die
vorjährigen Aufführungen des unterhaltſamen Werkes finden
kgnnte. — Exſtaufführung „Der Tartuffe”. Molieres
„Tartuffe” gelangt in der Neufaſſung von Rudolf Blümner,
deren Bühnenvertrieb vom Bühnenvolksbund=Verlag beſorgt wird,
Freitag, den 13. Februar, im Großen Haus in der Inſzenierung
von Alfred Noller (Bühnenbild Lothar Schenck von Trapp) mit
Bernhard Minetti in der Titelrolle zum erſten Male zur
Auf=
führung. In Darmſtadt iſt „Der Tartuffe” zuletzt in der
Versfaſ=
ſung von Fulda geſpielt worden. Rudolf Blümners Neudichtung
iſt eine Proſafaſſung, die in ſtärkerem Maße als die Fuldaſche
Uebertragung bemüht iſt, die Komödienwelt Molieres in die
Sprachform der Gegenwart zu übertragen. — Max und
Mo=
ritz im Kleinen Haus. Die Max=und=Moritz=
Bühne, für deren letzte Darmſtädter Vorſtellung Hunderte von
Kindern keine Karten mehr erhalten konnten, gibt ihr letztes
Gaſt=
ſpiel heute Sonntag, vormittags um 11.30 Uhr, im Kleinen Haus
bei kleinen Preiſen (0,40 bis 2 RM.). Eine nochmalige
Verpflich=
tung der Max=und=Moritz=Bühne iſt ausgeſchloſſen.
8. Februar
14 30—17 Uhr
Das Glöckchen des Eremiten
Heſienlandmiete 11,3 u. 111,7
und P3, U2
Oſtdt. Volksb. Gruppe I-IV
Preiſe 0 80—8.00 Mk.
19.30—2.45 Uhr.
Viktoria und ihr Huſar
C14 Preiſe 1—10 Mk
Gültigkeit der Gutſcheine
aufgehoben 11.30—13 Uhr
Gaſtſpiel der Max= und =Moritz=
Preiſe 0 40—2 Mk.
14.30—17 Uhr
Außer Miete
Preiſe 1—4 Mk.
20—22.15 Uhr
Der Kaiſer von Amerika
Außer Miete
Preiſe 1—3 Mk. Montag
9. Febtuar Keine Vorſtellung Keine Vorſtellung Dienstag
10. Februar 19.30—22.30 Uhr
Die Portugaleſiſche Schlacht
417
Preiſe 1—10 Mr. Keine Vorſtellung Mittwoch,
11. Febrnar 19.30—22 45 Uhr
Carmen
H9 Bühnenvolksbund
Preiſe 1— 10 M: 20—21.45 Uhr
Zuſatzmiere 11 8
Preiſe 1.20—6 Mk. Donnerstag,
12. Februar 19.30—22.30 Uhr
Die Portuggleſiſche Schlacht!.
C15
Preiſe 1—10 Mk Liebesluſt oder die weißen Schuhe Freitag,
13. Februar 20, Ende gegen 22 Uhr
Zum erſten Male:
D 16. Der Tartuffe.
Preiſe 1—10 Mk. 19.30—22 Uhr
Außer Miete
Martha
Preiſe 1—5 Mk Samstag,
14. Februar 19.30, Ende nach 22 45 Uhr
Viktoria und ihr Huſar
K 11, Bühnenvolksbund
Preiſe 1—10 Mk. Zum erſten Male: Der Kreis
Zuſatzmiete V8
Preiſe 1.20—5 Mk Sonntag,
15. Februtar
15—17.3.) Uhr
Ein Sommernachtstraum
T. Gruppe 1—8
Halbe Preiſe 0.50—5 Mk.
19.30—22 Uhr
Meine Schweſter und ich
Heſſenlandnriete 1/ 8
Preiſe 0.80 —8 Mk.
11.30, Ende gegen 13 Uhr
von Lili Hickler
15.30—17 Uhr
Preiſe 0.50—2.50 Mk.
19 30—22 30 Uhr
Außer Miete
Preiſe 0.60—3 Mk.
** Wohl kaum ein anderer, im Brennpunkt des öffentlichen
Lebens ſtehender Parlamentarier und Kommunalpolitiker wurde
ſo geachtet und verehrt, wie gerade der ſo jäh verſchiedene
Abge=
ordnete und Stadtrat der D. V. P. Konrad Haury, und wohl
ſelten hat eine Nachricht wie die von dem plötzlichen Ableben
dieſes ausgezeichneten Mannes alle Kreiſe, die ihn kannten, ſo
ſtark erſchüttert. Politiſchen Freunden und Andersdenkenden, ſowie
Berufskollegen, naheſtehenden Bekannten, und den tieftrauernden
Verwandten des Verblichenen, ihnen allen, war es noch ſchier
unfaß=
nehmen wir, daß in dem Geſchäftsjahr rund 1000 000 RM. für bar, daß Konrad Haury, der noch vor wenigen Tagen, wie immer
friſch und arbeitsfroh, unter uns weilte und ſeiner emſigen
ſchweren Tagesarbeit nachging, nicht mehr unter den Lebenden
ſein ſollte. Und doch war es ſo. Der Tod hatte Haury in den
Sielen ereilt. Wie er gelebt, ſo war er von uns gegangen raſch,
— Hohes Alter. Frau Wilhelm Achenbach, Witwe des unerwartet, und der Tod hat wahrlich eine tiefe Lücke
hinter=
laſſen, aufrichtige Trauer hatte alle ergriffen.
Geſtern erwies man dem Verſtorbenen die letzte Ehre. Der
Sarg war vor der Totenkapelle in dem weiten Vorhof des
Wald=
achtzigſtes Lebensjahr. Wir wünſchen der immer rührigen, noch friedhofes aufgebahrt — eiſige Kälte ſenkte ſich in die Herzen
Strahlen durch, als wollte ſie die Verklärung des Toten, der
als wahrer Chriſt geſtorben war, allen kund tun. Ein Meer von
Kränzen war vor ſeinem Sarge niedergelegt, auf dem als
ein=
ziger ein Kranz ſeiner nächſten Verwandten als letzter Gruß lag.
Wie groß der Kreis der Trauernden war, bewies die Zahl der
Leidtragenden, unter denen man den Staatspräſidenten Dr.
Ade=
lung. Miniſter Leuſchner, Oberbürgermeiſter Mueller,
Landtags=
präſident Delp Abgeordnete und Stadträte aller Fraktionen,
Vertreter des Handels und Handwerks, zahlreiche Korporationen
und Verbände bemerkte. „Vor dem Sarge hatten ſich die nächſten
Verwandten niedergelaſſen.
Die Einſegnung
nahm Pfarrer Lautenſchläger vor. Schlicht und einfach, und doch
packend war dieſe kirchliche Feier, die mit dem vom Stadtorcheſter
geſpielten Choral „Jeſus, meine Zuverſicht” eingeleitet wurde.
Nach einem ergreifenden Geſang des deutſchen „Sanktus” von
Schubert durch den „Liederkranz” hielt Pfarrer
Lauten=
ſchläger eine tiefempfundene Gedächtnisrede, der er die
Offen=
barung Johannis, II. Kap., 10. Vers: Sei getreu bis in den
Tod, dann will ich dir die Krone des Lebens geben” zugrunde
legte. Nie verlangt die Seele mehr nach Licht, als an dem Sarge
eines Verſtorbenen und nie iſt die Seele ſtärker für Troſt
emp=
fänglich. Wir gedenken an dem Sarge dieſes teuren Verſtorbenen
ſeiner als Menſch, der nicht nur die Sorgen ſeines eigenen
Be=
rufes, ſondern auch die Sorgen ſo vieler anderer mittrug. Das
allgemeine Wohl lag ihm ſtets am Herzen, und das Vertrauen all
derer, die ſich an ihn wandten, war unerſchütterlich und wurde
nie getäuſcht. Er war ein echter deutſcher Mann von altem Schrot
und Korn. Er hat Treue gehalten im Wirken und Schaffen,
Treue den Menſchen gegenüber, der Stadt, die er liebte, und
ſeinem Heimatland, und Treue Gott gegenüber. Hier iſt eine
Seele reif geworden für das Leben, zu dem Gott die
Menſchen=
ſeele beſtimmt hat. Er iſt allzeit ein gläubiger Chriſt geweſen,
das hat ihn ſeine Kraft wachſen laſſen, und ſo gilt gerade für
ihn Gottes Wort; ſo will ich dir die Krone des Lebens geben”.
Gottes Wort, am Sarge geſprochen, ſpendet Troſt, und mehr noch,
es läßt einen Lichtſtrahl auf unſeren eigenen Weg und unſer
Wirken fallen, daß wir ſtets dem in Treue nachfolgen, der uns in
Treue Vorbild war Und in ſeinem Sinn ſoll Gottes Wort gel=
Bühne 6 luſtige Bubenſtreiche ten: Sei getreu bis in den Tod, dann will ich dir die Krone
des Lebens geben.”
Mit den Worten: „Der Herr behüte deine Seele, deinen
Ausgang und Eingang, von nun an bis in Ewigkeit” empfahl der
Meine Schweſter und ich Diener Gottes die Seele des Verſtorbenen ſeinem Herrn.
Ent=
blößten Hauptes wurde das Gebet des Herrn gebetet. Ein Choral
beſchloß die Einſegnungsfeier. Es folgten nun die
Kranzniederlegungen
durch die Vertreter der Behörden, Verbände und Vereine, die
alle des Verſtorbenen mit warmen Worten gedachten. In den
Anſprachen lag all das, was die Herzen erfüllte — Verehrung
und eine tiefe Trauer, die in Worten kaum gefaßt werden konnte.
Nachdem mit warmen Nachrufen die Vertreter der Zimmerleute,
die Vereinigung deutſcher Zimmermeiſter, des Mitteldeutſchen
Arbeitgeberverbandes, des Bundes deutſcher Zimmermeiſter
Kränze niedergelegt hatten, gedachte Landtagspräſident Delp in
aufrichtiger Trauer und tiefem Schmerz des verſtorbenen
Freun=
des, der mitten aus der parlamentariſchen Tätigkeit
herausge=
riſſen wurde. Er gedachte ſeines edlen Charakters, ſeiner
vor=
nehmen und offenen, ehrlichen politiſchen Kampfesweiſe durch
der Mann, den ſein Gewiſſen trieb die er ſich die Achtung und Anerkennung auch ſeiner politiſchen
Gegner errungen hatte.
Der Vorſitzende des Landesverbandes der Deutſchen
Volks=
partei, Landtagsabgeordneter Dr. Niepoth, ehrte den verſtor=
19 30. Ende gegen 22 Uhr benen Paxteifreund in einem warmen Nachruf. Die D. V. P.
verliere in ihm einen ihrer Beſten. Aufs tiefſte erſchüttert ſprach
Preiſe 0.50—3 Mk. er als Landesvorſitzender zugleich im Namen des Parteiführers
der D. V. P. Reichstagsabgeordneten Dingeldey am Sarge des
Freundes, deſſen Tod eine ſchier unerſetzliche Lücke geriſſen habe.
Der Name Haury allein bedeute ein Programm. Aus einer alten
nationalliberalen Familie ſtammend, habe er mit ihm treu
Schulter an Schulter im Kampf geſtanden. Neben der Zugehörig=
20. Ende gegen 22 Uhr keit zur Partei ſei er auch in enger perſönlicher Freundſchaft
verbunden geweſen. Der Verſtorbene ſei für das Handwerk und
Gewerbe eingetreten, wie kein anderer, und ſchwer, ja faſt
un=
möglich, ſei ein gleichwertiger Erſatz für ihn. Er habe manchen
Gegner, aber keinen Feind gehabt, denn alle wußten, daß Haury
nicht für ſeine eigenen Intereſſen, ſondern für höhere Ideale
äinder=Tanz= und Spiel=Lieder kämpfte. Der Lauterkeit ſeines Weſens konnte ſich niemand
ent=
ziehen, und ſein Andenken werde ſtets in Ehren gehalten. Im
Preiſe 0.50, 1 u. 2 Mk. Namen des Landesverbands der Deutſchen Volkspartei legte Dr.
Niepoth einen prachtvollen Kranz nieder. — Namens der
Land=
oas wunder d. spielzeugſchachtel tagsfraktion der D. V. P. widmete Abg. Dr. Keller dem
ver=
ſtorbenen Parteifreund herzliche Abſchiedsworte. Er wies darauf
hin, daß Haury ſeinen Parteifreunden ſtets ein guter Kamerad
war, auf den man ſich verlaſſen, dem man unbedingtes Vertrauen
Zar und Zimmermann ſchenken konnte. Man ſei eine ſchmale Front, aber man ſei ſtark
in guter Kameradſchaft geweſen. Herzinnige Freundſchaft ver=
Volnsvorſtellung z. halb preiſen band alle, nicht nur nach außen, nein, auch im Innern der
Par=
tei, es beſtand eine Mannesfreundſchaft, die nur der Tod
zer=
reißen konnte. Alle trauern um den ſeltenen Freund, der ſo
plötz=
lich ſcheiden mußte. Einen Kranz, als letzten Gruß, legte er an
der Bahre nieder. — Für die Stadtratsfraktion der D. V. P.
ſprach tiefbewegt Stadtrat Dr. Altendorf, der ſeinem
ver=
ſtorbenen Parteifreund nochmals innigen Dank nachrief. Die
D. V. P., aber auch die Allgemeinheit, verlieren viel an ihm und
werden ihn überall entbehren. Die Lücke ſei kaum auszufüllen.
Er war mehr als der treue und mannhafte Vertreter der
Mittel=
ſtandsintereſſen, er hat die Zuſammenhänge im Volke erkannt und
nur das eine Ziel im Auge gehabt, ſeinem Volke und Vaterland
zu helfen. Man werde ihm ſtets ein treues Andenken bewahren.
Auch im Namen der Stadtratsfraktion legte er einen Kranz
nieder. — Gleich warme Worte fanden die Vertreter der DV.P.
Worms und der Vertreter der Reichsgemeinſchaft junger
Volks=
parteiler, der gelobte, den Vorkämpfer für die gemeinſamen Ziele
nie zu vergeſſen und ihm als Vorbild ſtets nachzueifern.
Oberbürgermeiſter Mueller hielt einen warmempfundenen
Nachruf an dem Sarge des Verſtorbenen: Unter den vielen, die
durch den unerwarteten Heimaang des Herrn Haury in Trauer
verſetzt worden ſind, ſteht die Verwaltung unſerer Stadt und mit
ihr die Bürgerſchaft ſelbſt in der erſten Reihe. Denn, was ſo
ſympathiſch an ihm war und was den wirklichen Wert ſeiner
Per=
ſönlichkeit ausmachte, das war ſeine Bodenſtändigkeit, ſein
Darm=
ſtädtertum. Er war der typiſche Darmſtädter Bürger und
Hand=
werksmeiſter im beſten Sinne des Wortes; eine Hans=Sachs=
Natur, aufrecht und gerade, ſchlicht und zuverläſſig, fleißig und
treu: der Mann, der ſo oft umſtändlichen und gekünſtelten
Argu=
menten mit den ſcharfen Waffen ſeines geſunden
Menſchenver=
ſtandes, ſeiner erfriſchenden Offenheit und ſeines treffenden
Hu=
mors aufs wirkſamſte entgegentrat. Wie kaum ein anderer war
Konrad Haury berufen, die Intereſſen der Bürgerſchaft im
Stadt=
rat zu vertreten, und er hat das in mehr als 17jähriger Arbeit
in ſchwerſter Zeit auf den verſchiedenſten Gebieten mit einer
Hin=
gabe und Treue getan, die ihm weit über das Grab hinaus
un=
ſere Hochachtung und unſeren Dank ſichern. — Als echter
Darm=
ſtädter war Haury auch Mitträger und Mitkünder unſerer großen
kulturellen und geiſtigen Tradition. Ueber das ihm zunächſt
lie=
gende rein Praktiſche, das Lebensnotwendige hinaus hatte er
einen klaren und offenen Blick und ein warmes Herz für alle
Bil=
dungsbeſtrebungen und ſchönen Künſte und für einen geſunden
Fortſchritt. So war er ein überzeugter Freund unſeres Theaters
und ein unerſchrockener Kämpfer für ſeine Erhaltung, ein
rühri=
ger Verfechter auch der jungen deutſchen Luftfahrt — auch im
Ver=
waltungsrat der Heſſiſchen Flugbetriebsgeſellſchaft, die ſeinem
mannhaften Eintreten in ihren oft ſchwierigen Kämpfen viel zu
verdanken hat. Wie er vom Geſtern das Beſte übernahm, ſo
ſetzte er ſich ſtets zugleich für das Heute ein, wenn er ſich von
deſſen Wert für das allgemeine Wohl überzeugt hatte.
Freunde und Gegner in Bürgerſchaft und Stadtrat werden
ihn ſchmerzlich vermiſſen, nicht zuletzt die ſtädtiſche Verwaltung,
der er allezeit eine feſte Stütze war, wenn es galt, die Intereſſen
der Heimat zu vertreten. Ehre ſeinem Andenken!
Noch zahlreiche Kränze wurden niedergelegt, u. a. von
Ehren=
ſenator Nohl als Vertreter des Handwerks und Gewerbes und
zugleich im Namen der Handwerkskammer, des
Gewerbeverban=
des und des Vorſtands und Aufſichtsrats der Darmſtädter
Volks=
bank. In aufrichtiger Trauer gedachte er des Verſtorbenen, der ihm
ein Freund und dem Handwerk eine treue Stütze war. Im Namen
des Stadtrats ehrte Stadtrat Ziegs den Verſtorbenen, der auch
als politiſch Andersdenkender allſeits die gleiche Achtung genoß.
Nach vielen weiteren Kranzniederlegungen wurde der Sarg, zum
letzten Male von den trauernden Hinterbliebenen ehrfurchstvoll
gegrüßt, in die Totenhalle gebracht, Konrad Haury iſt nicht
mehr. Aber ſein Geiſt wird weiterleben. Möge ſein edler
Cha=
rakter in dieſen wirren Zeiten allen ein Vorbild ſein, mögen alle,
wie er, ſelbſtlos eintreten für ihre Mitmenſchen, für ihr
Vater=
land. Alle, die Konrad Haury kannten, ſchätzten und achteten ihn
wie einen verſönlichen Freund, alle, die ihn kannten, werden ihn
nicht vergeſſen. k. i. p.
— Die Allgemeine Ortskrankenkaſſe Darmſtadt=Stadt macht
darauf aufmerkſam, daß es im Intereſſe der Arbeitgeber und der
Verſicherten liegt, die Beiträge zur Krankenkaſſe bei Meidung von
beſonderen Koſten pünktlich zu entrichten.
— Abermals Beitragsſenkung der Deutſchen Angeſtellten=
Krankenkaſſe. Eine außerordentliche Hauptverſammlung der
Deut=
ſchen Angeſtellten=Krankenkaſſe der Krankenkaſſe des G.D.A., hat
die Beiträge für verſicherungspflichtige Mitglieder ab 1. März 1931
erneut erheblich geſenkt. Lehrlinge und Angeſtellte mit Einkommen
bis 105.— RM. monatlich zahlen nur noch eine
Krankenſchein=
gebühr von 25 Pfg. Trotz der abermals geſenkten Beiträge werden
weiterhin bedeutende Mehrleiſtungen gewährt; z. B. ſchon nach
ein=
jähriger Mitgliedſchaft Krankenpflege und Krankengeld für
39 Wochen, ſchon nach vierjähriger Mitgliedſchaft für 52 Wochen,
verlängert um die Zeit des Ruhens von Krankengeld bei
Gehalts=
anſpruch. Eine ideale ſoziale Neuerung wurde für die
nichtver=
ſicherungspflichtigen Mitglieder beſchloſſen. Dieſe ſind nicht nur von
der Krankenſcheingebühr und der Beteiligung an den Arznei=
und Heilmittelkoſten befreit, ſondern erhalten ſchon vom 8. Tage
der Arbeitsunfähigkeit ein Pflege= bzw Krankengeld das ſich
mit der Dauer der Krankheit und Mitgliedſchaft erheblich ſteigert.
Damit paſſen ſich die Barleiſtungen den tatſächlichen Bedürfniſſen
der Angeſtellten an. Die Beiträge für nichtverſicherungspflichtige
Mitglieder bleiben dennoch niedriger als vor dem Erſcheinen der
Notverordnungen.
Die Vorträge des Städtiſchen Gaswerks finden in Zukunft
jeden Donnerstag ſtatt. In der nächſten Veranſtaltung am 12.
Fe=
bruar 1931, abends 8 Uhr, im Bürgerhof. Eliſabethenſtraße 2.
wird außer den Koch= und Backvorführungen, die durch ein
Preisraten ergänzt werden, eine ausführliche Beſprechung der
neuzeitlichen Warmwaſſerapparate erfolgen Man unterſcheidet
zwei Syſteme von Warmwaſſerbereitern, Durchlauferhitzer und
Speicher. Erſtere haben ſich beſonders gut bewährt, da außer der
ſtetigen Betriebsbereitſchaft unbegrenzte Mengen von heißem
Waſſer entnommen werden können, während der Speicher nur in
einem beſtimmten Zeitabſchnitt eine durch die Speichergröße
feſt=
gelegte Waſſermenge liefert. Beſonders hervorzuheben ſind die
niedrigen Anſchaffungskoſten der gasbeheizten
Warmwaſſerappa=
rate. So koſtet der für die verſchiedenſten Zwecke verwendbare
Klein=Warmwaſſer=Bereiter „Eſchebach” nur 45,50 RM. und
über=
triffr dadurch alle Kleingeräte, die von einer anderen
Wärme=
quelle verſorgt werden. Ein weſentlicher Vorteil der
gasbeheiz=
ten Apparate beſteht in den niedrigen Betriebskoſten. Ein
Voll=
bad kann mit einer Gasmenge von etwa 1,0 Kubikmeter hergeſtellt
werden. Jede weitere Auskunft erhält man im nächſten Vortrag
oder im Ausſtellungsraum, Grafenſtraße 30. Dort werden auch
die Eintrittskarten für die nächſten Vorträge unentgeltlich
ausge=
geben.
— Gabelsberger=Stenographen=Verein (gegr. 1851).
Darm=
ſtadt. Ballonſchule. Hauptverſammlung. Die
Verſamm=
lung war ſehr gut beſucht. Aus dem Bericht des Vorſtandes war
zu entnehmen, daß der Verein, im abgelaufenen Jahre, dem 70.
Jahr ſeiner Tätigkeit auf kurzſchriftlichem Gebiete, einen
wei=
teren ſchönen Aufſtieg zu verzeichnen hatte. Die Mitgliederzahl
des Vereins betrug am Ende des Berichtsjahres 1183 Mitglieder,
mit welcher Zahl der Verein der größte Kurzſchriftverein im
heſ=
ſiſch=naſſauiſchen Verbandsgebiet und einer der größten
Kurz=
ſchriftvereine Deutſchlands iſt. Ein erfreuliches Bild über die
einſige Tätigkeit des Vereins auf ſeinem Gebiet gaben
insbeſon=
dere die Ausführungen über die unterrichtliche Tätigkeit des
Vereins, der Tätigkeit, in der ſich neben der Werbearbeit für die
Einheitskurzſchrift der Hauptzweck des Vereins erfüllt, die
Her=
anbildung ſeiner Mitglieder zu ſtenographiſch tüchtigen Kräften.
Daß der Verein hier ſeine Aufgabe auch im Berichtsjahr in beſter
Weiſe erfüllte, zeigten die Angaben über die Zahl der
Beſtan=
denen bei der Handelskammerprüfung, die insgeſamt 55 betrug,
und die hervorragenden Erfolge des Vereins bei Wettſchreiben
aller Art, ſo beim Bundeswettſchreiben in Berlin, beim
Bezirks=
wettſchreiben in Eberſtadt, Gauwettſchreiben in Eppertshauſen
und bei den beiden Vereinswettſchreiben. Die
Maſchinenſchreib=
ſchule des Vereins, deren weiterer Ausgeſtaltung ſich der
Vor=
ſtand mit beſonderer Sorgfalt annahm, hat ſich in günſtigſter
Weiſe weiter entwickelt. Der Beſuch war außerordentlich gut.
Ueber die weiteren Einrichtungen des Vereins, Bücherei,
Mo=
natsarbeiten, Vereinszeitung, über die Werbetätigkeit der
Mit=
glieder uſw. konnte ebenfalls nur Erfreuliches berichtet werden.
Zuſammenfaſſend war feſtzuſtellen, daß das auf rein ideale
Grundlage geſtellte, im Dienſte der Allgemeinheit ſtehende
Wir=
ken des Vereins auch im abgelaufenen Vereinsjahre ein
außer=
ordentlich erfolgreiches war, was in anerkennenden Worten des.
anweſenden Vorſitzenden des Heſſ.=Naſſ. Kurzſchriftverbandes,
Herrn Rechnungsdirektor Werner, beſtätigt wurde. Zum
Vor=
ſitzenden des Vereins wurde für das Jahr 1931 der ſeitherige
Vorſitzende Oberſtadtinſpektor Peter Meyer, einſtimmig
wieder=
gewählt. Ebenfalls einſtimmig gewählt wurde der weitere
Vor=
ſtand in der von dem Vorſtand vorgeſchlagenen Zuſammenſetzung,
die wenige Veränderungen gegen das Vorjahr aufwies. Im
Laufe des Abends wurde noch beſchloſſen das 70jährige
Be=
ſtehen des Vereins in größerem Rahmen, aber der Zeit
angepaß=
ter, würdiger Weiſe zu begehen. Zwei verdiente Mitglieder des
Vereins ſollen anläßlich des 70. Stiftungsfeſtes zu
Ehrenmitglie=
dern ernannt werden weitere Mitglieder ſollen die Urkunde
über 25jährige Mitgliedſchaft erhalten. Die Zahl gibt einen
Be=
weis für die ſeltene Treue, mit der die Mitglieder des Vereins,
der noch ein Mitglied aus dem Jahre 1862 in ſeinen Reihen hat,
zu ihrer Sache ſtehen. Mit dem Wunſche, daß dem Verein im
neuen Vereinsjahre ein weiteres Blühen und Gedeihen
beſchie=
den ſein möge, ſchloß die anregend und in ſchönſter Weiſe
ver=
laufene Verſammlung.
— Die Kaufmänniſche Stenograpben=Geſellſchaft e. V. macht
nochmals auf ihren am kommenden Montag, den 9. ds. Mts. in
ihren eigenen Unterrichtsräumen, Ecke Zeughaus= und
Schleier=
macherſtraße (Eingang Schleiermacherſtraße), beginnenden
Lehr=
gang für Anfänger in der Reichskurzſchrift aufmerkſam. Der
Kur=
ſus ſteht unter bewährter Leitung. Kurſe in Maſchinenſchreiben
können täglich begonnen werden.
— Offizialklage wurde erhoben gegen den Herausgeber einer
hieſigen Wochenſchrift wegen Beleidigung des Miniſters Korell.
Seite 6
Sonntag, den 8. Februar 1931
Nummer 39
Norffandsitzung des Verkehrs Vereins.
Wir erhalten noch den offiziellen Bericht, aus dem wir
nachſtehendes ergänzend mitteilen: Der engere Vorſtand des
Ver=
kehrs=Vereins hatte die Herren des Hauptvorſtandes zu einer
Sitzung in das Hotel zur Traube am 6. Februar 1931 eingeladen.
In erſter Linie ging es darum, dem Hauptvorſtand Rechenſchaft
über die bisherige Tätigkeit des engeren Vorſtandes abzulegen,
außerdem ſollte die Hauptvorſtandsſitzung Gelegenheit nehmen,
ſich über diejenigen Fragen klar zu werden, die in der
Hauptver=
ſammlung des Verkehrs=Vereins am 27. Februar 1931 im
Stadt=
rat=Sitzungsſaale im Rathaus zur Tagesordnung ſtehen. Schon
jetzt ſei auf dieſe Hauptverſammlung ausdrücklich hingewieſen,
mit der Bitte, dieſelbe zahlreich zu beſuchen.
Vor Eintritt in die Verſammlung gedachte der erſte
Vor=
ſitzende des Verkehrs=Vereins, Ferd. Schmidt, des verſtorbenen
Stadtratsmitgliedes K. Haury. Er, erwähnte die großen Verdienſte
des Verſtorbenen um die Stadt Darmſtadt. Die Verſammlung
erhob ſich zu Ehren des Toten. Das Angebot des Merkurverlags
Stuttgart, wegen Herausgabe eines Darmſtädter Führers, wird
gbgelehnt, da die Finanzierung durch Anzeigenwerbung bei der
Darmſtädter Geſchäftswelt erfolgten ſollte. Der Verkehrs=Verein
erachtet es als ſeine vornehmſte Pflicht, ſich in ſolchen Fällen
ſchützend vor die Geſchäftswelt zu ſtellen. Für die Herausgabe
eines auf dieſe Weiſe zu finanzierenden Führers, liegt keine
Ver=
anlaſſung vor, zumal die Stadtverwaltung Darmſtadt ſeit
mehreren Jahren ſolche Propagandahefte ohne irgend eine
Be=
laſtung der Geſchäftswelt herſtellt und verteilt.
Einen Erfolg hat die Leitung des Verkehrs=Vereins in der
Rundfunkangelegenheit zu verzeichnen. Nachdem die heſſiſche
Re=
gierung ſich in dankenswerter Weiſe der Vorſchläge und Wünſche
des Verkehrs=Vereins angenommen hat, und nachdem die
Stadt=
verwaltung ſchon ſeit Jahren immer wieder an den Rundfunk
herangetreten war, iſt nun erreicht, worden, daß Heſſen bzw.
Darmſtadt in Zukunft mehr berückſichtigt wird. Herr
Oberrech=
nungsrat Schneider betont, daß ſich Darmſtadt mit dieſem gewiß
anzuerkennenden Teilerfolg nicht zufrieden geben dürfe, ſondern
daß man mit Eingaben an die entſprechenden Stellen auf die
Er=
richtung eines Beſprechungsraumes in Darmſtadt hinweiſen müſſe.
Es ſei dringend erwünſcht, wenn die Staatsregierung und die
Stadt gemeinſam vorgehen würden. Herr Fiſchl regt die
An=
ſchaffung eines beſonderen Mitgliedsverzeichniſſes an, ebenſo die
Werbung neuer Mitglieder. Herr Karp betont, daß bei der
Uebertragung im Rundfunk doch auf das Glockenſpiel des
Darm=
ſtädter Schloſſes noch mehr als dies bisher der Fall ſei, Rückſicht
genommen werden ſolle.
Für das Jahr 1932 iſt mit Rückſicht auf Veranſtaltungen
be=
nachbarter Städte eine beſondere Werbetätigkeit geplant und
dringend geboten, da ſonſt zu leicht der Fall eintreten könnte, daß
Frankfurt mit ſeinem Goethejahr und ſeinem Sängerbundesfeſt
Darmſtadt vollkommen an die Wand drückt, während man bei
ge=
eigneten Maßnahmen doch annehmen kann, daß man von dem
Fremdenſegen, der ſich in das Rhein=Main=Gebiet ergießt, auch
etwas zu profitieren vermag.
Die Vorſtandsſitzung ſchloß gegen 12 Uhr. Sie bot das Bild
einer vollkommen reibungsloſen Zuſammenarbeit. Faſt alle Kreiſe
der Bevölkerung waren vertreten, und die Einmütigkeit der
An=
weſenden, alles für die Weiterentwicklung der Stadt Darmſtadt
zu tun, war der ſicherſte Beweis dafür, daß der Verkehrs=Verein
unter ſeiner neuen Leitung auf dem richtigen Wege iſt, eine
über=
parteiiſche Organiſation zu werden gewiſſermaßen eine
Platt=
form, auf der ſich Wünſche und Beſchwerden der Oeffentlichkeit
treffen. Die Oeffentlichkeit ſei nochmals auf die am 27. Februar
1931, abends, im Stadtratſitzungsſaal im Rathaus, ſtattfindende
Hauptverſammlung des Verkehrs=Vereins, bei der außerdem noch
ein intereſſanter Vortrag aus Darmſtadts Geſchichte gehalten
wird, hingewieſen.
— Konzert im ſtädtiſchen Altersheim. Am Donnerstag fand
im ſtädtiſchen Altersheim, hier, Emilſtraße 1. ein Konzert ſtatt,
welches außerordentlich gut beſucht war. Dieſes muſikaliſche
Er=
eignis wurde nicht nur von allen Inſaſſen, ſondern auch von
kunſt=
liebenden Freunden des Heimes mit beſonderer Freude begrüßt,
und ſo kam es, daß außer den Erſteren eine Anzahl Gäſte
erſchie=
nen war, um an dem Kunſtgenuß teilzunehmen. Ausführende an
dieſem Abend waren, Frau Fauth (Klavier) und Herr Fauth
(Pioline), beide hier wohnhaft, welche ſich in uneigennütziger
Weiſe zur Verfügung geſtellt hatten. Sie brachten Werke von
Bach, Mozart, Duſſek. Coſſee und Tartini zu Gehör, die
vortreff=
lich geſpielt wurden. Jedenfalls hat es allen Anweſenden
ausge=
zeichnet gefallen. Der beſte Beweis hierfür war der ſtarke Beifall,
der die Künſtler veranlaßte, noch zwei Zugaben zu bringen. Alle
Inſaſſen verließen alsdann den Saal. in der Hoffnung, daß ſich
ein ſolcher Abend recht bald wiederholen möge und die Gäſte das
Haus in dem Bewußtſein, genußreiche Stunden im ſtädt.
Alters=
heim verlebt zu haben.
— „Pohjohla”, Nordland. Ein weiterer Film des Nerother
Bundes, der bexeits in vielen anderen Städten warmen Anklang
gefunden hat. Die Nerother ſind ja keine Unbekannten mehr, denn
auch hier in Darmſtadt hatten wir ſchon oft Gelegenheit, Lichtbild=
und Filmporträge dieſer tatendurſtigen deutſchen Jugend zu ſehen
und zu hören. Dieſes Mal zeigt uns der Film ihre Erlebniſſe in
Finnland, dem Land der tauſend Seen. In vielen friſchen,
leben=
digen Bildern ſehen wir das fahrtenfrohe Leben der Nerother
auf ihren Wanderfahrten durch das Nordland zum Eismeer. Die
vielſeitigen Erlebniſſe dieſer Nerother Jungens hält der Film in
feſſelnder und anſchaulicher Weiſe feſt. Unter anderem ſehen wir
die Olafsburg, die Mönchsinſel Valamo, eine wilde
Stromſchnel=
len=Fahrt, Renntiere, finniſche Volksbräuche und Sitten,
inter=
eſſante Einblicke in das Leben und Treiben der Menſchen im
nörd=
lichen Eismeer, Fiſcherei, Eiſenerzgewinnung und die
Frachtboot=
erlebniſſe der Nerother auf ihrer Heimreiſe werden uns durch
prächtige Aufnahmen übermittelt. Der Film läuft am Dienstag,
dem 10. Februar, im Hörſaal 234 der Techniſchen Hochſchule. Zwei
kleine Beifilme zeigen uns ein Kriegsſpiel der Nerother und den
Beſuch des indiſchen Dichters Rabindra Nath Tagore auf ihrer
Jugendburg, der Rheiniſchen Jugendburg im Hunsrück. Volks=
und Marſchlieder, geſungen von den Darmſtädter Nerothern,
wer=
den den Abend verſchönern. Karten im Vorverkauf bei Arnold,
Ernſt=Ludwig=Straße. Wir verweiſen auf die heutige Anzeige.
—„Die Wunder der Spielzeugſchachtel”, das entzückende
Tan=
ſviel, das auf dem Bunten Ball der Frauenortsgruppe des V.D.A.
ſtürmiſchen Beifall fand, wird am Sonntag, den 15. Februar,
nach=
mittags, im Kleinen Haus des Landestheaters wiederholt. Viele,
die den Bunten Ball nicht beſuchen konnten, werden gern die
Ge=
legenheit benutzen, ſich am Faſchingsſonntag an dieſem anmutigen
Bild der Farbe und Freude, der Schönheit und Jugend zu ergötzen.
(Siehe Anzeige.)
— Die „Darmſtädter Seifenfabrik A.=G.‟, Scheinfirma im
D.H.V., hielt ihre 2. ordentliche Generalverſammlung ab, die einen
ſehr zahlreichen Beſuch verzeichnen konnte. Außer den Aktionären
waren auch andere Mitglieder der Ortsgruppe erſchienen. Nach
der Verleſung des Geſchäftsberichts, der eine in Anbetracht der
Wirtſchaftskriſe recht erfreuliche Entwicklung und einen günſtigen
Geſchäftsabſchluß für 1929/30 erkennen ließ, wurden die einzelnen
Punkte der Tagesordnung in der geſetzlich vorgeſchriebenen Weiſe
unter Zuſtimmung aller Anweſenden erledigt. Zahlreiche geſchickte
Frageſtellungen durch die Verſammlungsteilnehmer bewieſen
deren reges Intereſſe für die Geſchäftsvorfälle und gaben manche
wertvolle Anregung für den weiteren Ausbau der jungen Firma.
Den Abſchluß des Abends bildete ein hochintereſſanter
Lichtbilder=
vortrag, der alle Stadien der Entwicklung „vom Fett zur
Parfüm=
ſeife” in eindrucksvoller Weiſe veranſchaulichte.
„Die Provinzialſtraße vom Botaniſchen Garten bis Halteſtelle
Glasberg (ſog, alter Roßdörfer Weg) iſt wegen Ausführung von
Straßenbauarbeiten vom 28. Januar ab bis auf weiteres für
Kraftfahrzeuge und Fuhrwerke jeder Art geſperrt. Der Umweg
für den Durchgangsverkehr geht über die Beck= und Erbacherſtraße.
Die aufgeſtellten Schilder ſind zu beachten. Zuwiderhandlungen
werden zur Anzeige gebracht.
Der 29. Vortragsabend der Geſellſchaft fand vor einer
beſon=
ders zahlreichen Hörerſchaft ſtatt. Neben Angehörigen aller Kreiſe
der Darmſtädter Juriſtenwelt, konnte Herr Oberlandesgerichtsrat
Dr. Mayer, als Leiter der Verſammlung. Mitglieder der
Juri=
ſtiſchen Geſellſchaft der Nachbarſtadt Frankfurt a. M. begrüßen:
Herrn Oberlandesgerichtspräſidenten Dr. Hempen, Herrn.
Ober=
ſtaatsanwalt Dr. Binder und Herrn Juſtizrat Prof. Dr.
Wert=
heimer, ſowie als Vertreter der zwiſchenzeitlich der Geſellſchaft
vollzählig beigetretenen Ordinarien der Juriſtiſchen Fakultät der
Landesuniverſität in Gießen Herrn Prof. Dr. Roſenberg. Das
Referat war dem Präſidenten des Deutſchen Anwaltsvereins.
Herrn Juſtizrat Dr. Drucker aus Leipzig, übertragen. Er ſprach
über: „Die Zukunft der Rechtsanwaltſchaft in Deutſchland”.
Das Schickſal der deutſchen Anwaltſchaft, wie ſie heute
be=
ſtehe, ſtehe und falle mit dem Schickſal des im Augenblick aufs
Schwerſte bedrohten Staatsgefüges. Aber auch in ſeinem Rahmen
ſeien lebhafte Widerſtände gegen die Notwendigkeit eines als
Organ der Rechtspflege tätigen Anwaltsſtandes vorhanden.
Die=
ſer ſei notwendig. Seine Mitglieder dürften nicht dem
Gewerbe=
treibenden vergleichbare Verdienſtſucher, ſondern müßten
Ange=
hörige eines durch eine individuelle Berufsethik
zuſammengeſchloſ=
ſenen Standes ſein. Die bislang nur durch die Wirkſamkeit des
Deutſchen Anwaltsvereins und des Ehrengerichtshofes in Leipzig
verbürgte Gemeinſamkeit werde durch die in Ausſicht genommene
Schaffung einer Reichsanwaltskammer, trotz des
Kompromiß=
charakters dieſes Geſetzentwurfs geſtärkt. Als Grundſatz für die
anwaltliche Standespolitik müſſe gelten: Schaffung einer
Syn=
theſe zwiſchen dem ideellen Poſtulat des freien akademiſchen
Be=
rufs und der Lebensnotwendigkeit ſeiner Berufsgenoſſen.
Inſo=
weit ſei das innere Gleichgewicht im Augenblick aufs Aeußerſte
geſtört. Nicht die angebliche Ueberfüllung des Anwaltsſtandes ſei
daran ausſchlaggebend ſchuld.
Weſentlich ſei die Art der Verteilung der Anwaltſchaft über
das Reich und die Verſchiedenheit der wirtſchaftlichen Struktur
der einzelnen Tätigkeitsbezirke. Ob die zu erwartende
Freizügig=
keit der Anwaltſchaft im ganzen Reich viel daran ändern werde,
ſei zweifelhaft. Der numerus elausus ſei abzulehnen, ſchon
des=
halb, weil ein geeigneter Modus für die Auswahl nicht zu finden
ſei und er außerdem die Grundlage für die Bildung einer
zahl=
loſen „nobilitierten Winkeladvokatur” bilden müßte Abzuändern
aber ſeien die Vorausſetzungen für den Eintritt in den
Anwalts=
ſtand. Nicht die Tatſache, daß einer das Aſſeſſorenexamen
be=
ſtanden habe, aber ſeiner ſchlechten Zenſur halber in den
Staats=
dienſt nicht aufgenommen werde, dürfe ihn nunmehr veranlaſſen,
Anwalt zu werden. Außer einer ſowieſo zu fordernden
Beſchrän=
kung der Zulaſſung zum Vorbereitungsdienſt nach dem erſten
Examen müſſe für den künftigen Anwalt noch eine längere
Vor=
bereitungszeit nach beſtandenem zweiten Examen zur
Ausdeh=
nung ſeiner wirtſchaftlichen und ſozialen Kenntniſſe eingeſchoben
werden, da der Vorbereitungsdienſt in erſter Linie die
Ausbil=
dung des künftigen Richters und des Staatsanwaltes im Auge
habe. Das ſei um ſo mehr notwendig, als innerhalb des
Anwalts=
ſtandes ſelbſt ſich bedeutſame Umſchichtungen geltend gemacht
hät=
ten. Die reine Prozeßanwaltſchaft ſei allmählich immer mehr
zurückgedrängt durch die beratende Tätigkeit des die Prophylaxe
ſorgſamer Vertragsfeſtlegung über den ſpäteren prozeßrechtlichen
Austrag nach eingetretenem Streit ſtellenden Rechtsberaters.
Deshalb ſei andererſeits keineswegs eine Scheidung in der
An=
waltſchaft ſelbſt nach franzöſiſchem oder engliſchem Vorbild nötig.
Daneben liefen noch beſondere Beſtrebungen: der Vorſchlag z. B.,
Anwaltsgenoſſenſchaften zu gründen, die die einfachen
Beitrei=
bungsſachen übernähmen und damit ein weiteres erreichten,
näm=
lich die zu erſtrebende Erweiterung der anwaltlichen
Tätigkeits=
gebiete, vor allem auch die Zurückgewinnung verlorener
Arbeits=
möglichkeiten. Nach der einen Seite ſei insbeſondere auf die
nun=
mehr gegebene Möglichkeit hinzuweiſen, beſondere
Spezialkennt=
niſſe als Fachanwalt auszuwerten, und ſich als ſolcher zu
be=
zeichnen. Nach der zweiten Richtung ſei ſchärfſter Kampf zu führen
gegen das Rechtskonſulententum, gegen den durch die
Zuſtändig=
keitserhöhung des Amtsgerichts völligen Ausſchluß von
gewiſ=
ſen Verfahren, wie durch die Reichshahnſatzung bei Differenzen
zwiſchen der Reichsbahn und ihren Beamten, Ausſchluß der
An=
wälte vom Arbeitsgericht uſw. eingetretene Beſchränkung des
Spielraumes für anwaltliche Tätigkeit. In gleicher Weiſe müſſe
gegen die eine unerträgliche Bindung der Beteiligten bedeutende
Ueberhandnahme der Verbandsſchiedsgerichte Front gemacht
wer=
den. Auf ſolche Weiſe müſſe durch Kräftigung der Standesarbeit
im Wege der Verbeſſerung der Vor= und Fortbildung aber auch
durch feſten Zuſammenſchluß und entſchloſſenes Auftreten des
ganzen Standes die unentbehrliche Anwaltſchaft wieder einer
ge=
ſünderen Zukunft zugeführt werden.
Die ausgezeichnet klaren, ſcharf geſchliffenen und fein
poin=
tierten Ausführungen des Redners gaben die Grundlage für eine
kurze Diskuſſion, an der ſich Landgerichtspräſident Weiffenbach
und Oberlandesgerichtspräſident Dr. Hempen, Frankfurt a. M.,
mit Ausführungen beteiligten, die den Vortragsabend zu einer
eindrucksvollen Kundgebung des Geſchloſſenheitsbewußtſeins
zwi=
ſchen den Juriſten aller Stände, insbeſondere zwiſchen Richter und
Anwalt, werden ließen.
— Evang. Stadtmiſſion E. V., Mühlſtraße 24. Zu der am
Sonntag den 8. Februar 1931, nachmittags, im großen Saal der
Stadtmiſſion ſtattfindenden Kundgebung gegen den Karneval
laden wir herzlich ein. Alle, denen das Wohl, des Volkes am
Herzen liegt, werden aufgefordert, ſich an dieſer Kundgebung zu
beteiligen. Die vereinigten Gemeinſchaftschöre von Darmſtadt und
Umgebung werden durch geſangliche und muſikaliſche
Darbietun=
gen an der Feier mitwirken. Außerdem werden drei Anſprachen
gehalten werden. Herr Stadtmiſſionsinſpektor Bringmann
ſpricht über das Thema: „Das wahre Geſicht des
Kar=
neval”. Herr Studienrat Knöpp über; „Chriſtentum
und Karneval”, und Herr Pfarrer Köhler, über: „Die
beſſere Freude des Chriſten‟. Der Eintritt zu dieſer
Veranſtaltung iſt frei.
— Steuervortrag. Auf den morgen abend, in der „Krone‟,
ſtattfindenden Steuervortrag von Herrn Felis Graetz,
Darm=
ſtadt, wird nochmals hingewieſen. Es werden aktuelle
Steuer=
fragen und insbeſondere Einzelheiten der jetzt abzugebenden
Ein=
kommenſteuererklärung 1930 beſprochen werden. (Näheres ſiehe
Anzeige.)
1 Bin.445)
— Orphenm. Heute Sonntag 8½ Uhr, iſt die letzte
Vorſtellung der neuen Lachſchlager von Hermann Job. Die
ur=
komiſchen Schlager heißen: 1. „Kommt gar nicht in Frage”,
2. „Beſetzt”, 3. „Hermann weiß nichts davon‟. Die
Eintritts=
preiſe gehen aus der heutigen Anzeige hervor und iſt der
Kar=
tenvorverkauf im Verkehrsbüro von 11 bis 1 Uhr. Kiosk.
Parade=
platz, von 12 bis 6 Uhr, Orpheumskaſſe ab 3 Uhr, telephoniſch
unter 389. — Ab Montag, 9. Febr., bis auf weiteres, finden keine
Vorſtellungen ſtatt.
— Geſang=Verein „Harmonia”. In Anbetracht der
wirtſchaft=
lichen Notlage iſt unſer diesjähriger Jubiläums=Maskenball
ab=
geſagt.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe, erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu
rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 8. Februar 1931, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit:
Dr. med Buchhold 2., Aliceſtr. 19½, Telephon 3208: Dr. med.
Hof, Gervinusſtr. 46½ Telephon 48; Dr. med. Th. Schmidt,
Heinrichſtraße 38, Telephon 3882.
Es verſehen den Sonntagsdienſt und in der daran ſich
an=
ſchließenden Woche, vom 7. Febr. bis 14. Febr., den Nachtdiemſt die
Apotheße am Juſtizpalaſt, Bismarckſtraße 9. Einhorn=
Apo=
theke, Kirchſtraße 10½:
Kunſkngkizen.
urver Werte, Künſtiler oder künſfleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchiebt, behält ſich die Redaktion ihr Urteil voß.
— John George Ruſſell, the King of the Saxaphone.
London, Paris, New York, ſpielt, wie aus der Anzeige erſichtlich.
ab Montag im Caft „Zur Oper”. Nicht nur unter den weißen
Europäern, auch unter den dunkelhäutigen Raſſen findet man
vor=
nehme und gebildete Menſchen. Es iſt nicht die Hautfarbe allein,
die den „Gentleman” macht, dafür haben wir an John George
Ruſſell ein typiſches Beiſpiel. Er iſt in Jamaika geboren, ſein
Vater war engliſcher Arzt, ſeine Mutter Spanierin. Seine große
Muſikalität drängte ihn zur Künſtlerlaufbahn. Schon als
zehn=
jähriger Junge ſpielte er die Klarinette meiſterhaft, und durch
eifriges Studium errang er ſich den Titel eines Profeſſors an der
Londoner Muſikakademie. Er dirigierte längere Zeit hindurch
eine eigene Jazzkapelle. Jetzt unternimmt er Konzertreiſen und
iſt ein gern geſehener Gaſt an den verſchiedenen Rundfunkſendern
Raubmord im 9-3ug?
Gießen, 7. Februar.
Auf dem Bahnkörper zwiſchen Butzbach und Oſtheim wurde eine
männliche Leiche gefunden. Dazu erfahren wir noch folgendes: Der
Lokomotipführer und der Heizer des Perſonenzuges Friedberg.Gießen
des 6.39 Uhr in Friedberg abfahrenden Perſonenzuges bemerkten ein
unruhiges Funktionieren ihrer Lokomotive. Vor der Station Oſtheim
bei Butzbach hielten ſie den Zug an und underſuchten die Maſchine ohne
jedoch den Schaden feſtſtellen zu können. Auch in Butzbach wurde die
Maſchine nochmals unterſucht, ohne jedoch die Urſache der Störung zu
entdecken. Nach verſpäteter Abfahrt in Butzbach wurde der Zug in
Kirchgöns erneut angehalten und die Maſchine noch einmal genau
unter=
ſucht. Der Heizer kroch unter die Lokomotive und entdeckte dort eine
männliche Leiche Später fand man Kleidungsſtücke und Teile einer.
goldenen Uhr. Durch ſofort angeſtellte behördliche Ermittlungen wurde
der Tote als der Schuhfabrikant Franz Schuck aus Pirmaſens
identifiziert. Der Fabrikant war ſeit etwa acht Tagen auf Reiſen und
lebte in guten Verhältniſſen. Es tauchte der Verdacht eines
Raumor=
des auf. Möglicherweiſe wurde Schuck auf der Fahrt von Berlin nach
ſeiner Heimat im D=Zug beraubt und auf die Schienen geworfen. Kurze
Zeit nach dem Berliner D=Zug befährt der Perſonenzug die Strecke, auf
der die Leiche lag, die etwa vier Kilometer mitgeſchleift wurhe. De
Unterſuchung geht noch weiter.
— Helia=Theater. Im Rahmen einer Film=Morgenfeier läuft
heute vormittag 11.15 Uhr der Kulturfilm vom ſchönen
Süd=
deutſchland „Grüß mir die Heimat. Der Film zeigt die
Schön=
heiten des Deutſchen Süden vom Main und Neckar bis zur
Zug=
ſpitze. Jugendliche haben Zutritt.
Lakale Veranſtallungen.
Die bierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwſe als Beſprechung oder Kritf.
Chriſtlicher Verein junger Männer
Darm=
ſtadt e. V., Alexanderſtraße 22 (Inf. Kaſerne). Heute Sonntag,
nachmittags, ſprechen im Saal der Ev. Stadtmiſſion, Mühlſtr. 24,
Herr Stadtmiſſions=Inſpektor Bringmann. Herr, Studienrat
Knöpp und Herr Pfarrer Köhler über folgende Themen: „Das
wahre Geſicht des Karneval”, „Karneval und Chriſtentum” und
Die beſſere Freude des Chriſten und die wahre Bedeutung dieſer
Zeit. Wir laden zu dieſer Veranſtaltung noch einmal ganz
be=
ſonders ein, da die Behandlung dieſer Themen für die
augenblick=
liche Zeit von großer Bedeutung iſt.
— Im Reſt.=Café „Zum Datterich”, Kiesſtraße 27,
finden heute karnevaliſtiſche Veranſtaltungen ſtatt. Nachmittags:
Karnevaliſtiſcher Familiennachmittag und abends: Kappenabend.
(Siehe Anzeige.)
Aus den Parkeien.
—Deutſche Volkspartei, Frauengruppe
Darm=
ſtadt. Am kommenden Freitag, dem 13. Februar, findet abends
im Gelben Saal bei Sitte, Darmſtadt, Karlſtraße eine
Mitglieder=
verſammlung ſtatt. Nach Erledigung des geſchäftlichen Teils
(Jahresbericht und Vorſtandswahl) wird Frau Hübner über
den am 25. Januar in Bad=Nauheim ſtattgefundenen
Landes=
parteitag berichten. Anſchließend daran hält die Vorſitzende des
Landesfrauenausſchuſſes Frau Kloos einen Vortrag über das
Thema „Politik und Alltag‟. Da der Abend ſicherlich ſehr
an=
regend werden wird, empfiehlt ſich ein guter Beſuch.
—Deutſch=nationale Frauengruppe. Nächſten
Mitt=
woch, den 11. Febr., nachmittags, geſelliges Zuſammenſein bei Sitte. zu
dem unſere Mitglieder und Frende herzlichſt eingeladen wenden. Herr
Oberſtleutnant Barth wird uns von der Schulungswoche der
Deutſch=
nationalen Partei in Heidelberg berichten; außerdem ſollen
künſtleriſch=
muſikaliſche Vorträge geboten werden. Win bitten um vollzähliges
Er=
ſcheinen. Gäſte willkommen!
Tageskalender für Sonntag den 8. Februar 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 14.30 Uhr, II3 und
III7 b3 und U2 1—I0: „Das Glöckchen des Eremiten”;
19.30 Uhr, C14: „Viktoria und ihr Huſar”. — Kleines Haus,
11.30 Uhr: „Max und Moritz”; 14.30 Uhr: „Meine Schweſter
und ich”; 20 Uhr: Der Kaiſer von Amerika”. — Orpheum,
20 Uhr: Herm.=Job.=Gaſtſpiel. — Konzerte: Schloßkeller,
Café Oper, Datterich, Café Ernſt=Ludwig, Spaniſche Bodega,
Reſt. Bender, Rheingauer Weinſtube. Alte Poſt, Hotel Poſt,
Thünger Brauſtübl. Theater=Reſt., Cafs Jöſt, Rummelbräu,
Reichshof, Hotel Prinz Carl. Sportpl.=Reſt. am Böllenfalltor,
Bürgerhof: Ludwigshöhe 4 Uhr. — Kinovorſtellungen:
Union=, Helia= und Palgſt=Lichtſpiele. — 11.15 Uhr, Helia: Film
„Grüß mir die Heimat” — Karnevalsverein
Beſ=
ſungen, 20.11 Uhr, Beſſunger Turnhalle: Sitzung.
Das organiſche Wäſcheeinweichmittel
Burnus iſt in einfchlägigen Geſchäften in Ooſen zu den ermäßigten Preiſen von 22 und 54 Pf. erbäutlich. Weitere Auskunft über Burmus und ſeine Wirkung durch Juguſt Jacobi Akt.=Geſ., Darmſtadt.
hat infolge ſeines Gehaltes an Enzymen der Pankreasdrüſe
die wunderbare Eigenſchaft, faſt allen Schmutz an der
Wäſche ſchon beim Einweichen ſelbſitätig abzulöſen, ſo daß
das eigentliche Waſchen nur noch eine Art kurzer
Nach=
behandlung darſtellt. Erleichterung der Arbeit, Erſparniſſe
an Waſch= und Feuerungsmaterial und höchſte Schonung
der Wäſche ſind die großen Vorteile bei der Verwendung
von Burnus! Wiſſenſchaftliche Autoritäten und zahlreiche
Hausfrauen haben dies beſtätigt. Ein einziger Verſuch
über=
zeugt auch Sie. Machen Sie ihn bei Ihrer nächſien Wäſche
Nummer 39
Sonntag, den 8. Februar 1931
Seite 7
Aus Heſſen.
Selungnehuie der Arbeitsgemeinſchaft der
bürger=
ichen Genelndenerſieler.
ber Vorortgemeinden Arheilgen. Eberſtadt, Griesheim und Pfungſtadt
zu den Verfügungen des Herrn Staatskommiffars in der Gemeinde
Griesheim.
Unterm 31. Dezember 1930 wurde in der Gemeinde Griesheim durch
den Herrn Staatskommiſſar neben der Einführung der Bürgerſteuer,
5 Prozent Getränkeſteuer, Abwälzung der Koſten für die
Forſtverwal=
tung der Privatwaldungen auf die Beſitzer, eine außerordentliche
Er=
höhung der Anſchlagſätze für die Gemeindeumlagen als Auflage zum
Ausgleich des Etats angeordnet. Mit Befremden nehmen die
bürger=
lichen Gemeindevertreter Kenutnis von dieſen Vorgängen. Es bedeutet
dieſe Handhabung eine vollkommene Verkennung des ſchwveren
wirtſchaft=
lichen Exiſtenzkampfes des Bürgertums, obwohl Staats= und
Reichs=
behörden ſchon ſeit Jahren nachdrücklich auf das Erſtreben einer
Sen=
kung der Umlageſätze beſonders der Grund= und Gewerbeſteuer,
hin=
wveiſen und in den Notverordnungen wohl auch verankert haben, die
doch in klarer Erkenntnis der ſchwveren Lage die Einführung anderer
Steuern (Bürgerſteuer ufw.) verlangt haben, um eine Senkung der
Nealſteuern zu erreichen
Die bürgerlichen Gemeindevertreter der Arbeitsgemeinſchaft finden
es beſonders erſtaunlich, mit welcher Schnelligkeit der Herr
Staatskom=
muiſſar gerade in dieſem Falle gearbeitet hat: finden aber, daß ſich dieſe
Arbeit uohl eine berechtigte Kritik gefallen laſſen muß. Warum wurde
uicht mit derſelben Energie die Ausgabenſeite gehrüft, hier die ſo, oft
geforderte Einſparung erreicht und damit die Erleichterung und
Entſpan=
nung geſchaffen.
Die bürgerlichen Gemeindevertreter dürfen in Erkenntnis der
ſchwe=
ven wirtſchaftlichen Not des Bürgertums erwparten, daß derartige
Ent=
ſchließungen doch Gegenſtand einer reiflichen Ueberlegung nicht nur für
das Aufbringen, ſondern auch auf der Ausgabenſeite werden.
Dg. Arheilgen, 7. Febr. Bürgerſteuer. Für das
Rechnungs=
jahr 1930 iſt nunmehr auch die Bürgerſteuer in unſerer Gemeinde
ein=
geführt wvorden, und zwar nach den landesüblichen Sätzen. Die
Höh=
derſelben beträgt bei einem Einkommen bis zu 4500 Mark 6.— Mark.
bis zu 6000 Mark 9.— Mark, his zu 8000 Mark 12— Mark, bis zu
12 000 Mark 18— Mark uſw. Für die Ehefrau gilt jeweils die Hälfte
des veranſchlagten Satzes. Da die Bürgerſteuer in hieſiger Gemeinde
derſpätet eingeführt wurde, erfolgt die Zahlung an die Gemeindekaſſe.
Fälligkeitstag iſt der 10. Februar und der 10. März 1931. Der
Geſamt=
betrag kann daher in zwei gleichen Naten bis zum genannten Termin
bezahlt werden. Von der Zahlung der Bürgerſteuer ſind nach 8 4 der
Notverordnung des Reichspräſidenten vom 1. Dezember 1930 befreit
alle diejenigen, 1. welche am Stichtag (10. Oktober 1930) vom
Wahlrecht ausgeſchloſſen ſind: 2. welche am Fälligkeitstage
Arbeitsloſen= oder Kriſenunterſtützung empfangen; 3. welche am
Fäl=
ligkeitstage Bezüge aus öffentlicher Fürſorge (insbeſondere
Klein=
rentner) beziehen 4. welche am Fälligkeitstage Neuten aus
der reichsgeſetzlichen Sozialverſicherung (Sozialrentner) beziehen, ſofern
ſie uicht ſchon unter Nr. 3 fallen und ihr Jahreseinkommen 900 Mark
nicht überſteigt: 5. welche am Fälligkeitstage eine Zuſatzrente
nach 8 88 des Reichsverſorgungsgeſetzes vom 22. Dezember 1927
emnd=
fangen. Wenn an einem Fälligkeitstage die Vorausſetzungen
von Mk. 2 his Nr. 5 nur vorliegen, ſo gilt die Befreiung nur für
den am Fälligkeitstage zu entrichtenden Teilbetrag. Alle
übrigen über 20 Jahre alten Perſonen ſind grundſätzlich ſteuerpflichtig.
Ctwaige Neklamationen, die in der Hauptſache für Erwerbsloſe in
Frage kommen, werden jeweils nach dem Einkommen am Fälligkeistage
gebrüift. Neklamationen können nur an den Amtstagen (Montags und
Donnerstags) auf Zimmer 2 der Bürgermeiſterei vorgebracht werden.
Die Zuſtellung der Steuerbeſcheide für die Bürgerſteuer iſt in den
letz=
ten Tagen erfolgt. — Lichtbilder=Vortrag. Der frühere
Chefarzt der Lungenheilſtätte Winterkaſten, Herr Dr. Sell, wird am
Donnerstag, den 12. Februar, abends, im Gemeindehaus einen
Licht=
bilden=Vortrag halten über das Thema: „Das Wichtigſte und Wertvollſte
der Erblichkeitslehre‟,
— Weiterſtadt, 7. Febr Gemeinderatsbericht In der
borgeſtrigen Gemeinderatsſtzung wurden” folgende Beſchlüſſe gefaßt:
Vor Einttitt in die Tagesordnung wird auf Antrag der Punkt 5,
Bürg=
ſchaftsübernahme für W. Nau, von der Tagesordnung abgeſetzt, da der
Gemeinderat in ähnlichen Fällen, ſtets ablehnenden Standpunkt einnahm.
Punkt 1 und 3. Geſuche der Freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz
und der Arbeiter=Samariterkolonne wegen Erlaß der Billettſteuer für
Theaterabende, werden gemeinſam behandelt. Die Bürgermeiſterei wird
heauftragt, die Geſuchſteller zu veranlaſſen, ihre Anträge
zurückzu=
ziehen; die beiden Vereine ſollen bei größeren Anſchaffungen
Zuwendun=
gen aus Gemeindemitteln erhalten. Punkt 2. Geſuch des
Arbeiterſport=
kartells um Erlaß der Vergnügungsſteuer, wird vorläufig zurückgeſtellt
und die Bürgermeiſterei beauftragt, durch Rückſpache mit dem
Vor=
ſitzenden des A.=Sp.=Kartells die Angelegenheit zu klären. Auch Punkt
4. Geſuch des M. Beſt 4. um Verlegung ſeiner Garteneinfriedigung,
uuß zurückgeſtellt werden, bis die Ausſteinung des fraglichen Geländes
vorgenommen iſt. — Ueber die von der Bürgermeiſterei ausgearbeitete
Dienſtanweiſung des Faſelwärters entſpinnt ſich eine rege
Ausſprache=
mit einigen Abänderungen wird die Dienſtanweiſung angenommen.
Punkt 8 Sicherung der Haushaltsführung: Deu vorausſichtliche
Fehl=
betrag für Ni. 1930/31 von 6033 RM. ſoll z. T. durch die Bürgerſteuer
gedeckt wverden. Zur Deckung des ſich noch ergebenden Fehlbetrags wird
die Annahme der Bierſteuer mit erhöhten Sätzen für 1930 empfohlen
und demgemäß auch beſchloſſen; zugleich wird ſie auch für 1931
einge=
führt. — Die Stammholzverſteigerung vom 2. Februau wird genehmigt.
—In geheimer Sitzung werden noch Wohlfahrtsſachen behandelt.
J. Griesheim, 7. Dez. Gemeinderatsbeuicht. Seitens des
Gerrn Miniſters des Innern iſt der Gemeinde Griesheim aufgegeben
ſvorden, einen mehr der Muſterſatzung entſprechenden Entwurf einer
Friedhofs= und Begräbnisordnung vorzulegen. Der Gemeinderat
be=
ſchließt, die Beſtimmungen über die Erbbegräbniſſe in der Faſſung der
jetzigen Friedhofsovdnung dem 1. April 1903 bis zur Eröffnung eines
leuen Friedhofsteiles beſtehen zu laſſen. Ueber die Beiſetzung der
Aſchenreſte ſoll ein Nachtrag zur Friedhofsordnung zur Ausarbeitung
kommen. Zur Vermeidung eines der Friedhof zum Teil verunzierenden
Bildes ſoll eine Umbettung und Zuſammenlegung der auf dem
Fried=
hof beerdigten Angehörigen der Beſatzungstruppen vorgenommen
wer=
den. Die Verwaltung wurde beauftragt, die erforderlichen Schritte
ein=
zuleiten. — Philipp Höhl 20 hier, beabſichtigt die Errichtung einer
Not=
mohnung auf ſeinen Grundſtücken Flur 3 Nr. 103 und 104, die
außer=
halb des genehmigten Ortsbauplans gelegen ſind. Er ſucht deshalb um
Vofreiung von den Beſtimnungen des 8 4 der Ortsbauſatzung nach. Die
nachlgeſuchte Genehmigung wurde unter der Bedingung erteilt, daß
Höhl durch Ausſtellung eines Reverſes für ſich und ſeine Nechtsnachfolger
die Verpflichtung übernimmt, bei einer etwaigen Umlegung des dortigen
Geländes das zur Ausführung kommende Gebäude, falls ſich die
Not=
ſuendigkeit ergeben ſollte, niederzulegen oder umzubauen — Frau
Ober=
ppſtſekretär Georg Kleiſt Wive, in Darmſtadt iſt Eigentümerin des
Erb=
begräbnisglatzes Nr. 80 auf dem Neuen Friedhof, in welchem ihr
ver=
ſtorbener Ehemann bereits beſtattet iſt. Frau Kleiſt hat nun ihre
Be=
reitwvilligkeit zum Ausdruck gebracht, der Gemeinde ein ihr gehöriges
Sparkaſſenbuch mit einer Einlage von 577,80 RM. in Eigentum zu
überweiſen, uenn die Gemeinde die Verpflichtung zur gärtneriſchen
Unterhaltung der Grabſtätte übernimmt. Dieſes Angebot fand
ein=
ſtinmige Annahme. — Die Termine für die Fälligkeit der Büirgerſteuer
urden wie folgt feſtgeſetzt: 1. Nate bis 25. Februau 1931. 2. Rate bis
25. April 1931. — Die Wiederveräußerung des von der Gemeinde im
Zuangsverſteigerungsverfahren erworbenen Hauſes in der Gehaborner
Straße an die Valentin Gernand 1. Eheleute, hier, wurde beſchloſſen.
Als Verkaufspreis haben die Geſamtgeſtehungskoſten der Gemeinde
(Kaufpreis, Koſten, Zinſen pp.) zu gelten, die von der Verwaltung
feſt=
zuſtellen ſind.
Maudsfalender des berens Nr Januafere und
Terrarienkunde „Hokkonia” in Darmſtadk.
Der Februar iſt für die Aquarienliebhaber immer noch ein
ſchlim=
mer Monat; doch bald iſt auch dieſe köſe Zeit vorüber. Einzelne
Waſſer=
pflanzen zeigen ſchon ihr erſtes Grün, und man kann ſich über das
Erwachen der Natur erfreuen. An beſonders ſonnigen Standorten
ſchreiten Makropoden und verwandte Arten bereits zum Neſtbau, wovon
man ſie gegen Ende dieſes Monats auch nicht weiter abzuhalten braucht,
da ja im kommenden Monat die Beſchaffung des lebenden Futters nicht
mehr zu den Unmöglichkeiten gehört. Vollſte Aufmerkſamkeit iſt noch
immer der künſtlichen Heizung und Durchlüftung zu widmen. Die
Temperatur betrage nicht unter 18—20 Grad Celſius. Vor
Ueberhei=
zung der Behälter muß gewarnt werden, denn nichts rächt ſich bitterer
als eine übermäßige Verzärtelung der exotiſchen Fiſche, da mit Eintritt
natürlicher Verhältniſſe im Frühjahr und Sommer
Temperaturſchwan=
kungen, denen dann verweichlichte Fiſche leicht zum Opfer fallen, ſich
ſaum vermeiden laſſen. Futterreſte ſind ſtets zu entfernen, um ſchädliche
Stoffe, die das Waſſer verderben fernzuhalten. Lebendes Futter iſt
daher nur zu empfehlen; künſtliches Futter iſt und bleibt ein Notbehelf.
Ein beliebtes Futter ſind Waſſerflöhe, Flohkrebſe. Mückenlarven,
Enchh=
träen uſp. Geſchabtes Rindfleiſch wird ebenfalls angenommen, doch
muß man vorſichtig ſein, da bei allzu reichlicher Fütterung das Waſſer
trübe wird.
Ein Teil, der Terrarientiere befindet ſich noch im Winterſchlaf.
Ausländiſchen, wärmebedürftigen Reptilien und Amphibien kann man
außer den üblichen Heizungen mittels Tropenſonne die echte Sonne
teil=
weiſe erſetzen. In den Wintermonaten ließ die Freßluſt verſchiedener
Tiere bedeutend nach, doch ſtellt ſich jetzt erhöhter Appetit ein, ſo daß
für reichliche und abwechflungsreiche Nahrung geſorgt werden muß. Bei
größeren Gchſen, Schlangen, Krokodilen, Rieſen=Fröſchen und Kröten
iſt eine Natten= und Mäuſezucht unbedingt erforderlich. Sie laſſen ſich
leicht züchten und machen ebenfalls viel Freude. Für kleinere Tiere
empfiehlt ſich eine Zucht von Schmeißfliegen. Wachsmotten, Heimchen
uſwp. Wer Gelegenheit hat, japaniſche Heuſchrecken, die in manchen
Gewächshäuſern vorkommen, zu erhalten, kann ſich glücklich ſchätzen.
Ein ſehr beliebtes Futter iſt die Küchenſchabe (ſogenannte Schwaben),
allerdings der Schrecken der Hausfrau, aber das Entzücken eines jeden
Rebtilien= und Amphibienpflegers. Futtertiere wie Fiſche und Fröſche
ſoll man im Winter ſtets vorrätig hahen. Ohne Mehlwürmer kann man
in den Wintermonaten unmöglich auskommen; dieſes Futter wird gerne
angenommen. Ein Teil ausländiſcher Echſen lebt auch von vegetabiler
Koſt.
Schon jetzt bitten wir um Mithilfe zum Schutze von Fröſchen und
Kröten, die leider noch immer von unbeaufſichtigter Jugend, wenn die
Tiere kaum vom Winterſchlaf erwacht ſind und ſich in noch halberſtarrtem
Zuſtande befinden, in roheſter Weiſe mißhandelt werden. Ein jeder
helfe mit an dieſem großen Werke des Tierſchutzes. Einer allein iſt
machtlos, nur durch gemeinſame Arbeit kann und muß etwas erreicht
werden.
(Mitgeteilt vom Verein für Aquarien= und Terrarienkunde Hottonia
in Darmſtadt. Vereinsabende jeden erſten und dritten Samstag im
Monat im Vereinslokal Heſſiſcher Hof Mathildenplatz (1. Stock). Eigene
Freilandanlage und Pachtung von Teichen und Fiſcherei. Gäſte ſtets
4. Pa.
willkommen.)
F Eberſtadt 7. Febr. Nutzholzverſteigerung.
Donners=
tag, den 12. d. M., vormittags, werden aus dem Eberſtädter
Gemeinde=
wvald. Diſtrikt Klingsackertanne, 182 Kiefer Langhölzer der Klaſſen 2a,
2b, 3a, 3b, 4a, 4b und 5, zuſammen 156 Feſtmeter, öffentlich
meiſt=
bietend verſteigert. — Regelung des Reklameweſens und
Schutz der Verkehrszeichen. Anſtelle, der Polizeiverordnung
vom 27. Dezember 1928 iſt durch das Heſſiſche Kreisamt unterm 16. 1.
d. Js. eine neue Polizeiverordnung über, die Regelung des
Reklame=
weſens erlaſſen worden. Der Wortlaut der Bekanntmachung iſt an der
Aushängetafel im Rathaus angeſchlagen. — Bürgerſteuer. Nach
einer Bekanntmachung der Bürgermeiſterei iſt die Bürgerſteuer für 1930
in zwei gleichen Teilbeträgen von je 3 RM. bzw. 4,50 RM. bis 10. 2.
und 10. 3. d. Js. an die Gemeindekaſſe zu entrichten.
42. Gberſtadt, 7. Febr, Ueberfall. Ein Raußüberfall wurde in
den Abendſtunden zwiſchen dem Ortsausgang nach Pfungſtadt zu und
der Lämmchesbergſiedlung auf einen aus Pfungſtadt ſtammenden
Stein=
metzmeiſter unternommen. Die jugendlichen Täter ſaßen vorher in einer
Wirtſchaft mit ihrem Opfer zuſammen. Sie konnten indeſſen ihr Ziel,
dem Ueberfallenen ſein Geld zu entreißen, nicht erreichen. Da ſie
er=
kannt wurden, gelang es, ſie in polizeilichen Gewahrſam zu überführen.
Cp. Pfungſtadt, 7. Febr. Die
Spargelzüchtervereini=
gung von Pfungſtadt und umgebung, hielt dieſer Tage
hier eine Verſammlung ab, die ſich insbeſondere mit den
Abſatzmög=
lichkeiten für die diesjährige Spargelernte beſchäftigte. An der
Ver=
ſammlung nahmen Spargelzüchter aus Pfungſtadt. Hahn und
Eſcholl=
brücken teil. Es wurde betont, daß nur ein genoſſenſchaftlicher
Zuſam=
menſchluß aller Spargelzüchter in der Umgebung die beſte Gewähr für
eine befriedigende Löſung des Abſatzproblems gebe.
k. Roßdorf, 7. Febr Vortrag. Am Montag, 9. d. Mts hält
die Heſſiſche Eiſenbahn=A. G. Darmſtadt, im Saale „Zum Darmſtädter
Hof” dahier einen Vortrag, welcher die Elektrizität im
Haus=
halt behandelt, verbunden mit praktiſchen Vorführungen und
Probe=
kochen. Außerdem findet eine Filmvorführung ſtatt. Eintritt iſt frei.
f. Roßdorf, 7. Febr. Jagdverpachtung. Die Gemeinde
ver=
pachtet am Freitag, den 13. d. M., nachm. 3 Uhr, zwei Jagdbezirke auf
die Dauer von 6 Jahren. (Näheres ſiehe Anzeigenteil.)
C. Ober=Ramſtabt. 7. Febr. Generalverſammlung. Am
Sonntag, den 8. d. M., nachmittags, hält der Radfahrerverein 1893
Ober=Ramſtadt ſeine diesjährige Generalverſammlung im Gaſthaus von
Heinr. Fiſcher (Schafgrabengaſſe) ab. Pünktliches und zahlreiches
Er=
ſcheinen der Mitglieder erwünſcht.
Cg. Bickenbach, 7. Febr. Autounglück. Geſtern morgen
ereig=
nete ſich in der Gemarkung Bickenbach ein Autounglück, bei dem
glück=
licherweiſe kein Menſchenleben zu beklagen iſt. Ein befrachtetes
Liefer=
auto wollte an der zweiten Kurde in Richtung Bickenbach-Eberſtadt
einem Fuhrwerk ausweichen, wvobei es von der gepflaſterten Straße in
den Sandwveg geriet. Das Lieferauto fuhr ſich in dem aufgeweichten
Boden bis zu den Achſen feſt, knickte dabei zwei Obſtbäume um und ein
Telegradhenmaſt wurde glatt abraſiert. Das Auto wurde indes nur
leicht beſchädigt.
P. Rüfſelsheim, 7. Febr. Ueberfall auspolitiſchen
Mo=
tiven. Am Dienstag abend wurden in der Rheinſtraße vor dem
Volkshaus unter dem Schutze der Dunkelheit mehrere uniformierte
Natio=
nalſozialiſten, die ſich auf dem Heimwege von einer Verſammlung
be=
fanden, von Kommuniſten überfallen und ſchwer mißhandelt. Die Täter
entkamen unerkannt.
4h. Worms a. Rh., 7. Fehr. Wilderer empfangen einen
Jäger mit Schüfſen. In der Gemarkung Pfeddersheim wurden
zwei Wilderer von dem Jäger Gg. Wendel=Pfeddersheim verſcheucht,
Sie zogen ſich hinter ein Schützenhäuschen zurück und gaben auf den
Jäger einen Schuß ab, den Wendel aus ſeinem Drilling erwiderte.
Darauf gingen die Wilderer über die Gemarkungsgrenze unter weiterer
Abgabe von 4 Schiſſen aus 200 Meter Entfernung flüchtig.
— Erzhauſen, 7 Febr. Kirchenzettel: Sonntag, vormittags
10 Uhr: Gottesdienſt; abends 8 Uhr: Bibelſtunde im Ev.
Gemeinde=
baus: 9 Uhr: Anſchließend Jugend. — Montag: Vorſtandsſitzung des
Kirchenchors. — Dienstag: Frauenabend. — Mittwvoch: Jungmannſchaft.
— Donnerstag: Kirchenchor. — Freitag: Mädchengruppe. — Samstag:
Jungmannſchaft.
Entfettungs=Kuren im Winter
ſind von beſonderem Wert, da der Körper im Winter
eine beſondere Neigung zum Anſatz zeigt. Nehmen Sie
früh, mittags und abends 2—3 Toluba=Kerne;
I. Bln. 379
die Sie in Apotheken erhalten.
Geſchäfliches.
Beine die Sorgen machen. Den 75 Prozent aller
Beine und Füße, die nach Urteil, der Kenner und Fachleute der
Behandlung bedürfen, kann geholfen werden. Ueberwunden iſt
das zeitraubende Wickeln mit Binden, die verrutſchen und ſichthar
ſind. Der gummiloſe Kompreßſtrumpf „Graziana”, Syſtem Dr.
med. H. Garms, hilft bei Beinbeſchwerden und
Zirkulationsſtörun=
gen, ſowohl zur Beinverſchönerung, als auch zum Schutz und zur
Hilfe bei allen Beinleiden. — Koſtenloſe Vorträge, unverbindliche
Prüfung, Anprobe und Raterteilung erfolgt durch die
ärztlicher=
ſeits geſchulte Spezialiſten im Reformhaus Eos Thalyſia,
Ecke Eliſabethen= und Luiſenſtraße. Näheres ſagt die heutige
Anzeige.
Wer wenig Geld ausgeben will und doch gute
Ausſteuerqualitäten kaufen will, laſſe die Weiße Woche bei
J Rehfeld Ludwigsſtr. 15. nicht ungenützt vorübergehen. In
Weißwaren gibt es ſolche koloſſal billige Angebote, daß es
unbe=
dingt Pflicht einer jeden Hausfrau iſt, ſich dieſe Waren unbedingt
anzuſehen. Wollen Sie wirklich viel Geld ſparen, dann gehen Sie
ſofort. Weißwaren bei J. Rehfeld kaufen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibendes Weritags=Programm. 6.15: Weiter, Gymnaſtik.
2 6.45: Gymnaſtil. 8 7.30: Konzert. 0 8.30: Waſſerſtand. 8 12:
Zeit Wirtſchaftsmeldungen, Nachrichten, Programm. 0 12.15: Wetter.
O 12.20: Schallplatten. 6 12.55: Nauener Zeit. 8 13: Schallplatten.
S 14: Werbekonzert. 8 14.40: Nachrichten. 0 14 50, 15.50: Zeit,
Wirtſchaftsmeldungen. e 15.55: Wetter. 9 1745:
Wirtſchafts=
meldungen. 18.30: Zeit. 19: Zeit, Wetter, Wirtſchaft. 0 Ca,
22.15: Nachrichten, Sport, Wetter.
Sonntag, 8. Februar.
709: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. — Hafen=Konzert.
8.30: Adventslirche Kaſſel: Morgenfeier, veranſtaltet von der
Evan=
geliſchen Landeskirche Heſſen=Kaſſel. Mitw.: Pfarrer Velbinger
(Anſprache), Studienrat Heinrich Möller (Orgel), Gerta Bernhardt
Alt), der Kirchenchor der Lutherlirche.
9.45: Kolvinghaus, Koblenz: Stunde des Chorgeſangs. Ausf.*
Männergeſangverein „Arion”.
10.45: Von Mürzuſchlag: Zweite Arbeiter=Winterſport=Olympiade.
Uebertr, des Endſpiels um die Eishockey=Meiſterſchaft.
11.00: Stunde der Kammermuſik. Klavier: Reinhold Merten.
11.30: Arbeitsloſigkeit und die Möglichkit ihrer Behebung.
Dis=
kuſſion zwiſchen Fabrikant Richard C. Gütermann und Dr. Artur
Feiler.
12.15: Opern=Konzert auf Schallplatten.
13.50: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
1400: Frau Maria Overbeck: Die Aufgaben der
Bezirksfrauen=
bauernſchaft. — Was muß man beim Einkauf von Saatgut und
Sämereien beachten? Zwiegeſpräch zwiſchen Dr. Elbert von der
Landw. Verſuchsanſtalt Harleshauſen und einem Landwirt.
15.00: Stunde der Jugend: Kaſperl, der Spitzbub.
16.00: Dr. Ludwig Mareuſe: Fiodor Doſtojewſti (zum 50.
Todes=
tag am 28. Januar).
16.45: Stunde der Frankfurter Zeitung.
17.11: Stadthalle Mainz: Fremdenſitzung des Mainzer
Carneval=
vereins.
22.30: Zeit, Wetter Tagesnachrichten, Sport, Programm.
22.50: Stuttgart: Tanzmuſik auf Schallplatten.
Dazwiſchen ab 23.10: Uebertr, aus dem Stuttgarter Sechstagerennen,
Königswuſterhauſeu.
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 6.20:
Zeit, Welter für den Landwirt. 8 6.55: Wetter für den Landwirt.
6 7: Gymnaſtik. 6 10.30, 13.30: Nachrichten. 6 12.00: Schallplatten.
6 12.20: Wetter f. d. Landwirt (So. 12.50). O 12.55: Nauener
Zeit. 8 14: Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe. o 19.55:
Wetter für Landwirte. o Ca. 22: Wetter, Tages= u. Sportnachr,
Deutſche Welle. Sonntag, 8. Februar.
700: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. — Hafen=Konzert,
8.00: Mitteilungen und praktiſche Winke für den Landwirt.
8.15: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.25: Technik in der Landwirtſchaft. Ing. Ernſt Zander:
Landwirt=
ſchaftliche Maſchinen.
8,50: Morgenfeier, Stundenglockenſpiel der Potsdamer
Garniſon=
lirche. Anſprache; Kuratus Gebhardt. Mitw.; Kirchenchor der
St. Marienkirche, Spandau. — Anſchl.: Glockengeläut des Berliner
Doms.
10.05: Wettervorherſage.
11.00: Tino Pattiera ſingt. Schallplatten.
11½= Aus der Singakademie, Berlin: Feſtkonzert der
Akademi=
ſchen Liedertafel, anläßlich ihres 15. Stiſtungsfeſtes.
Anſchl.: Unterhaltungsmuſik Orcheſter Hansheinrich Dransmann.
Als Einlage: Aus Lauſcha: Deutſche Ski=Meiſterſchaft (Sprunglauf)
1400 Elternſtunde, Oberſtudiendirektor Dr. Franz Etzin: Vor der
Aufnahme in die höhere Schule.
14.30: Konzert. Mandolinenorcheſter „Con Paſſione 1912‟.
15.05: Jugendſtunde. Märchen: Abu Kaſems Pantoffel.
15.30: Aus der Philharmonie, Berlin: Veranſtaltung der
Katholi=
ſchen Aktion. Anſprache: Nuntius Ceſare Orſenigo. Mitw.:
Kathe=
dral=Chor, Louis van de Sande Baß), Joſeph Ahrens (Orgel).
16.15: „Liliom”, Vorſtadtlegende in ſiehen Bildern und einem
Vor=
ſpiel von Franz Molnar. Muſik: Theo Mackeben.
18.00: Dr. h. e. Brandes: Die Grüne Woche 1931.
18.25: Dr. Günther Scheffler: Kleiner Katechismus für froſtiges
Vergnügen in den Bergen.
18 50: Legationsrat Viſſer: Zwei Jahre im aſiatiſchen Hochgebirge,
19.15: Dr. E. Schütz: 30 Jahre Vogelwarte Roſſitten.
19.40: Dr. Alfred Wolfenſtein: Der Dichter Rimbaud.
20.00: Hamburg: Julius Einödshofer. Ein Abend zum Gedöchtuis,
Intermezzo: „Die Frau ohne Mann”. Operette von Erich Kaiſer,
Muſik von Julius Einädshofer.
22.00: Wetter. Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Aus dem Zoo, Berlin: Wohltätigkeitsfeſt des Groß=Berliner
Aerztebundes. Tanzmuſik. Kapellen: Daios Béla u. O. Kermbach.
Velſerberiſchl.
Die Tiefdruckſtörung über den Britiſchen Inſeln hat ihren Weg
ſüdöſtlich nach Frankreich eingeſchlagen, ohne Einfluß auf unſere
Wetter=
lage zu gewinnen. Durch das nächtliche Aufklaren und die beſtehende
Schneedecke ſind die Temperaturen über gauz Deutſchland noch weiter
zurückgegangen. Neue Anzeichen auf Umgeſtaltung des Witterungs=
Gharakters ſind zurzeit nicht vorhanden, ſo daß mit Anhalten des
Froſt=
wetters zu rechnen iſt.
Ausſichten für Sonntag, ben 8. Februau: Fortdauer des Froſtwetters.
ſtellenweiſe Dunſtbildung oder bewölkt, ſonſt meiſt klar und
auf=
heiternd.
Ausſichten für Montag, ben 9. Februar: Anhalten des Winterwetters.
Hauptiſchriftleſtung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Poliſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feulleion, Reich und
Aueliand und Heſche Nachrſchten: Mar Streeſei, für Sport: Kar! Bähmanni
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer ; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle
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Allen Verwandten, Freunden und Bekannien
die traurige Mitteilung, daß mein
innigſi=
geliebter Mann, unſer treuſorgender Vater,
Bruder, Schwager und Onkel
heute früh nach langem Leiden ſanft
ent=
ſchlafen iſt.
In tiefer Trauer:
Frau Ella Boos u. Kinder
Familie Hermann Boos.
Darmſiadt, den 7. Februar 1931.
(2405
Riedlingerſtr. 34.
Die Beerdigung ſindet Dienstag mittag 2 Uhr auf dem
alten Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtraße) ſtatt.
Statt Karten.
Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß entſchlief ſanft
nach kur zem Leiden
Overleutnant a. O.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 6. Februar 1931.
Dieburgerſtr. 78I.
Rf
Die Beerdigung findet am Moniag, den 9. Februar 1931, vormittags
11 Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofs aus ſiatt.
Todes=Anzeige.
Heute früh 11 Uhr verſchied, im Alter von 69 Jahren infolge eines
Schlaganfalles mein guter Mann, unſer guter Vater, Schwiegervater,
Schwager, Großvater, Bruder und Onkel
Landwirt
Heinrich Feldmann 1A.
aus einem arbeitsreichen Leben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Elſſabethe Feldmann Wwe., geb. Krauter.
Griesheim, den 7. Februar 1931.
Die Beerdigung findet am Montag; den 9. Februar, nachmittags
3 Uhr, vom Trauerhauſe, Kirchgaſſe 9 aus ſtatt.
Gott erlöſie heute vormittag meinen innigſt geliebten, herzensguten Mann
im 44. Tebensjahre von ſeinem ſchweren Herzleiden.
In tiefſiem Schmerz:
Elſe Rittershaus, geb. Groh.
Darmſtadt und Worms, den 2. Februar 1931.
Viktorlaſtraße 30.
(2398
Die Trauerfeier findet am Montag, den 9. Februar 1931, nachmittags 3 Uhr, in der
Ein=
ſegnungshalle auf dem Waldfriedhof ſiatt. Beiſetzung auf dem alten Friedhof in der Stille.
Von Beileidsbeſuchen bitte ſch herzlichſt abſehen zu wollen.
239
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Seite 8
Sonntag, den 8. Februar 1931
Nummer 39
Die Geburt einer Tochter.
zeigen hocherfreut an
Oberveterinärrat Dr. Monnard
U. Frau Else, geb. Volhardt.
Giessen, den 5. Februar 1931.
Univ.-Frauenklinik.
2376
Martha Gſchwind.
Chriſtian Eglg
Verlobte
Darmſtadt, den 8 Februar 1931.
Am 10. Februar 1931 begehen
die Eheleute
peter Kunkel u. Ehefrau Anng
geborene Harreus
das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glück auf zur Goldenen!
„Kriegerverein
Darmſtadt
1874
Geſſern verſchied unſer lieber
Kamerad und langjähriges treues
Mitglied, Herr
Chriſtian Bonhard
Oberleutnant a. D.
Veteran 1886/70/71.
Die Beerdlgung findet am
Montag, den 9. d8. Mis., vorm.
11 Uhr auf dem Friedhof an der
Nieder=Nomſtädterſtraße ſiatt.
Wir bitten um zahlreiche
Be=
teiligung.
A
Der Vorſtand.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange
unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Anna Maria Born
ſagen wir allen unſeren herzlichen
Dank. Beſonders Herrn Pfarrer
Fernges für ſeine troſtreichen Worte
am Grabe,
(2409
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Peter Born, Schmiedemeiſter
Oeffentlicher Vank!
Noſtenlos teile ich gern brieflich jedem,
der an Rheumatismus, Gicht Iſchias,
Nervenſchmerzenleidet, mit, wie ich von
meinen qualvollen Schmer en durch ein
garantiert unſ hädliches Mittel (keine
Arznei) befreit wurde. Nur wer wie ich
die ſchrecklichen Schmerzen ſeibſt gefühlt
hat, wird begreifen, wenn ich dies
öffentlich bekanntgebe
IV.1473
Krankenſchweſter Tbe eſe.
Bad Reichenha’l 393 (Byern)
Heinrich Lohr
Dorothea Lohr
geb. Moldener
Vermählte
Darmstadt
Nieder-Ramstädterstr. 20.
Februar 1931
Freitag nachmittag 2½ Uhr verſchied nach
kurzem Leiden, wohlverſehen mit den heiligen
Sterbeſakramenten, meine liebe Frau, unſere
herzensgute, treuſorgende Mutter, Großmutter,
Schwiegermutter, Schweſter und Tante
Hau Burbatd Meiter
geb. Maus
im noch nicht vollendeten 64, Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Riedeſelſtr. 68.
Die Beerdigung findet am Montag, den 9. Februar,
nachmittags 3½ Uhr, auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt. Das Seelenamt
iſt am Dienstag, den 10. Februar 31, um 8.45 Uhr
in der St. Ludwigslirche.
2373
Am Donnerstag trüh verſchied ganz
uner=
wartet unſer verehrter Senior=Chef
Zimmermeiſter
Der Verſtorbene hatte ſich durch ſein
auf=
richtiges und zuvorkommendes Weſen die
Hochachtung Aller erworben
Im Auftrag der Belegſchaft
des Zimmergeſchäfts Konrad Haurh
W. Größmann.
Dankfagung.
(Statt Karten.)
Für die zahlreichen Beweiſe aufrichtiger
Teil=
nahme an dem uns ſo ſchwer betroffenen Verluſt
unſeres innigſtgeliebten Entſchlafenen, des
Lehrers i. R.
Daniel Hamann
ſagen wir hiermit herzlichſten Dank. Ganz
be=
ſonderen Dank allen denen, die dem
Eni=
ſchlafenen das letzte Geleit gaben, für alle
Ehrungen bei der Beerdigung, jowie für die
zahlreichen Blumenſpenden
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinz Diether und Frau Marie, geb. Hamann
Ernſt Strößinger und Frau Eliſabeth,
geb Hamann
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Füße nicht abſchneiden.)
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Die Teilnahme am Unterricht erfolgt nach freier Wahl
der Schülerin. Der Unterrichispreis richtet ſich
nach der Zahl der Tage, die belegt werden.
Die Schülerinnen ſind nicht an Kurſe gebunden, ſondern
haben das Recht, monatlich zu kündigen.
Beginn des Sommerhalbjahres am 15. April 1931.
Am 29. u. 30. März Ausſtellung der Schülerinnenarbeiten.
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Nummer 33
Sonntag, den 8. Februar 1931
Seite 9
Aufruf!
Winterhilfe 1931 der freien Wohlfahrtspflege in Heſſen.
Der Winter 1930/31 ſtellt unſer deutſches Volk vor ungeheuere Not. Die
Zahl der Arbeitsloſen redet eine erſchütternde Sprache. Tauſenden unſerer
Volks=
genoſſen kann durch die Fürſorge des Staates, der Kreiſe und Gemeinden nicht
ausreichend geholfen werden. Nur dann, wenn alle Verantwortungsbewußten
von dem feſten Willen zu helfen beſeelt ſind, kann eine Linderung des Elends
erhofft werden.
Die unterzeichneten Verbände der freien Wohlfahrtspflege in Heſſen haben
ſich in der Erkenntnis ihrer gegenwärtigen Aufgabe zu einer Arbeitsgemeinſchaft
„Winterhilfe 1931” zuſammengeſchloſſen und beabſichtigen im ganzen
Heſſen=
land, eine vom Herrn Miniſter des Innern genehmigte Geldſammlung für die
notleidenden Volksgenoſſen durchzuführen.
Wir wenden uns an alle, die irgend helfen können und bitten Sie: „Seid
bereit, auch einmal ein Opfer zu bringen für die, deren Not noch härter iſt als
die Euere, gebt reichlich!”
Die Durchführung der Sammlung erfolgt durch Ausſchüfſe, die für die
einzelnen Kreiſe und größeren Städte gebildet ſind.
Darmſtadt, den 22. Januar 1931.
Die Arbeits gemeinſchaft der freien Wohlfahrtspflege in Heſſen=
Landesverband der Inneren Miſſion in Heſſen
Caritasverband für die Diöze e Mainz
Landesverband für die Iſraelitiſche Wohlfahrtspflege in Heſſen
und Heſſen=Naſſau
Heſſiſches Rotes Kreuz (Landesverein und Aliee Frauenverein)
Chriſtliche Arbeiterhilfe, Landesausſchuß Heſſen
Deutſcher Fünfter Wohlfahrtsverband, Bezirk Heſſen.
Vorſtehenden Aufruf bringen wir zur öffentlichen Kenntnis und bitten die
Bevölkerung, unſeren Sammlern, die mit entſprechenden Ausweiſen verſehen ſind,
Geldſpenden freundlichſt zu überweiſen
Darmſtadt, 2. Februar 1931.
410
Der Arbeitsausſchuß für die Stadt Darmſtadt:
Evang. Wohlfahrtsdienſt, Caritasverband, Iſraelitiſche
Wohlfahrts=
pflege, Heſſiſches Roies Kreuz (Landesverein u. Alicefrauenverein),
Arbeiterhilfe der chriſtlichen Gewerkſchaft,
Fünfter Deutſcher Wohlfahrtsausſchuß, Bezirk Heſſen.
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I. Gemäß § 46 der Satzung werden die Arbeitgeber mit fünf und mehr
Be=
ſchäftigten erſucht, die für Monat Januar erforderliche Nachweiſung nebſt
den fälligen Beiträgen bis ſpäteſtens 15. d. Mts. an die Kaſſe einzuſenden.
Erfolgt die Einſendung der Nachweiſung und der Beiträge in der
vor=
bezeichneten Friſt nicht, ſo iſt der Vorſtand auf Grund des § 318a R.V.O.
ermächtigt, die Beiträge zwangsweiſe feſtzuſetzen.
II. Ebenſo werden die Arbeitgeber mit weniger als fünf Beſchäftigten erſucht,
die Beitragsanforderung für Januar ſpäteſtens bis zum 15. d. Mts. zu
begleichen.
III. Die Dienſtherrſchaften werden erſucht, die Beiträge für ihre Hausangeſtellten
für den Monat Januar bis ſpäteſtens 15. d. Mts. zu entrichten. Bei
Ein=
zahlung an der Kaſſe iſt der zugeſtellte Jahresbeſcheid vorzulegen.
Wir bitten zu beachten, daß pro Monat nicht mehr als vier= bzw.
fünf=
wöchentlicher Beitrag zu überweiſen iſt. Hierbei verweiſen wir ganz
beſon=
ders auf die Rückſeite des überſandten Beſcheids — vergl. Monatsſpalte.
T. Die freiwilligen Mitglieder werden hiermit nochmals dringend aufgefordert.
ihre rückſtändigen Beiträge für Monat Januar bis 20. d. Mts zu entrichten.
Für die Beiträge, die bis zu dem feſtgeſetzten Termin nicht gezahlt ſind,
müſſen Mahngebühren erhoben und die mit erheblichen Koſten verbundene
Zwangsbeitreibung eingeleitet werden.
Wir machen beſonders daxauf aufmerkſam, daß für alle Zahlungen, die nicht
rechtzeitig erfolgen, außer den geſetzlichen Gebühren ½ % Verzugszuſchlage pro
Monat berechnet werden.
Bei Ueberweiſungen durch Poſt oder Bank iſt das Konto=Nummer und der
Zeitraum anzugeben, für den die Zahlung erfolgt.
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Sonntag, den 8. Februar 1931
Rätſelhaftes Gasunglück in Koblenz.
Koblenz. In einem Hauſe im Vorort
Neuendorf bemerkte ein Ehepaar in der Nacht
zum Freitag Gasgeruch. Das Ehepaar begab ſich
darauf ſofort in die Wohnung des Hauſes und
fand im 1. Stockwerk vier ſchlafende Kinder im
Alter von 8 bis 17 Jahren, die durch das Gas
bereits betäubt waren. In der Küche im
Erd=
geſchoß wurde der Schwager des Hausbeſitzers
ebenfalls vergiftet aufgefunden. Von Aerzten
ausgeführte Wiederbelebungsverſuche hatten bei
den Kindern Erfolg, während der Schwager des
Hausbeſitzers nicht mehr ins Leben zurückgerufen
werden konnte. Die Urſache des Unglücks konnte
bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Die einen
behaupten, daß Gas aus der Leitung
heraus=
geſtrömt ſei, die anderen dagegen ſind der
An=
ſicht, daß es ſich um giftige Gaſe handele, die aus
einer Dunggrube durch die Kanaliſation in das
Haus gelangt ſeien. Das Unglückshaus wurde
polizeilich geräumt.
Eine Handgranate im Mühlentrichter.
Niederzeuzheim. Am Mittwoch
nach=
mittag hätte ſich in der Oberziegenfurther Mühle
leicht ein ſchweres Unglück ereignen können. Als
bei der Vermahlung von Korn der
Mühlentrich=
ter faſt leergelaufen war, griff der Sohn des
Mühlenbeſitzers gewohnheitsmäßig in den
Trich=
ter hinein, um feſtzuſtellen, ob noch etwas Stroh
oder dergleichen vom letzten Gang
zurückgeblie=
ben war, das eine Verſtopfung des Trichters zur
Folge hätte haben können. Unter dem reſtlichen
Korn fühlte er einen harten Gegenſtand in der
Größe eines Hühnereies. Es ſtellte ſich dann
her=
aus, daß es ſich um eine engliſche Handgranate
handelte. Wie die Handgranate in das Korn
gekommen iſt, iſt noch nicht geklärt.
Wahrſchein=
lich hat ſie ſich in einem der Säcke befunden, in
denen die Frucht in die Mühle gebracht wurde.
Hätte der junge Mann die Feder gezogen, ſo
wären er und die in der Mühle anweſenden
Perſonen ſicher Opfer des gefährlichen Fundes
geworden. Die Granate wurde von der
Land=
jägerei Niederzeuzheim auf dem
Bürgermeiſter=
amt Oberzeuzheim deponiert.
Räuberfrechheit.
Haiger. In Ruppichteroth wurde auf
einen allein gelegenen Bauernhof ein
Raubüber=
fall verübt. Nachdem die Banditen den Hofhund
getötet hatten, drangen ſie in die Wohnung ein.
Dort ſchlugen ſie den Beſitzer zu Boden, daß er
ohnmächtig liegen blieb. Von der Frau
ver=
langten die Räuber dann die Herausgabe des
geſamten Geldes. Als ihnen von der entſetzten
Frau nur 30 Mark gegeben werden konnten,
forderten, ſie unter Todesdrohungen, daß die
Frau alsbald von der Sparkaſſe weiteres Geld
holen ſollte. Die Räuber entfernten ſich dann.
Feſtnahme einer großen Einbrecherbande.
Dortmund. Der Kriminalpolizei iſt es
gelungen, einer gut organiſierten
Einbrecher=
kolonne auf die Spur zu kommen, deren
Mitglie=
der in der letzten Zeit eine große Reihe von
ſchweren Einbrüchen ausgeführt hatten. Durch
einen überraſchenden Zugriff der
Kriminalpoli=
zei konnte die Einbrecherbande, die aus ſieben
Perſonen, darunter mehreren Frauen beſtand,
hinter Schloß und Riegel gebracht werden. Der
Geſamtwert der von der Bande im Laufe der
letzten Zeit geſtohlenen Sachen beläuft ſich nach
den bisherigen Feſtſtellungen auf über 40 000
Reichsmark.
Geſtändnis der Brandenburger Bahnpoſträuber.
Berlin. Der Ingenieur Willi Rexroth und
der Schmied Michelmann, die unter dem
Ver=
dacht verhaftet wurden, am vergangenen
Sams=
tag im Brandenburger Bahnpoſtamt eine
plom=
bierte Geldkaſſette mit 8600 Mark an amtlichen
Geldern geſtohlen zu haben, haben jetzt vor der
Kriminalpolizei die Tat eingeſtanden.
Schwerer Bootsunfall im Hamburger Hafen.
Hamburg. Im Ellerholzhafen wurde
geſtern ein mit 10 Perſonen beſetztes Ruderboot
von einem Schlepper überrannt. Zwei Perſonen
wurden getötet, zwei Perſonen in
ſchwerverletz=
tem Zuſtande geborgen, die übrigen Inſaſſen des
Bootes, die ſämtlich gerettet werden konnten,
hatten keine Verletzungen erlitten.
Ein ruſſiſcher Dampfer im Sinken begriffen.
Sebaſtopol. Der ruſſiſche Dampfer
„Sergiec”, der 100 Paſſagiere an Bord hat, iſt
in der Nähe von Sebaſtopol auf Felſen gelaufen
und befindet ſich in ſinkendem Zuſtande. Ruſſiſche
Kriegsſchiffe ſind zur Hilfeleiſtung ausgelaufen.
Schrifſteller Profeſſor Weddigen
80 Jahre alf.
Prof. Dr. Otto Weddigen,
der bekannte weſtfäliſche Heimatdichter, feiert
um 9. Felruar ſeinen 80. Geburtstag. Seine
jahlreichen Veröffentlichungen behandeln deutſche
Literaturgeſchichte, weſtfäliſche Heimatkunde
ſo=
wie deutſche Volksſagen. Auch als Dramatiker
iſt Wed gen hervorgetreten.
Nummer 38
Links: Jugendbild Aennchen Schuhmachers, der berühmten Lindenwirtin. — Mitte: Feierliche Einweihung des Aennchen=Heims. (In der Mitte
Aennchen Schuhmacher.) — Rechts: Der weltberühmte Gaſthof „Zur Lindenwirtin” — In Godesberg am Rhein wurde neben dem berühmten
Studentengaſthof „Zur Lindenwirtin” das Aennchen=Heim eröffnet, in dem alle Andenken, die die Lindenwirtin Aennchen Schuhmacher im Laufe der
vielen Jahre geſammelt hat, untergebracht ſind. An der Feier nahmen die Bonner Korporationen vollzählig teil.
des „Aennchen=Heims” in Godesberg.
Oben: Daytona Beach, die Rennſtrecke Campbells.
Unten: Capt. Campbell in ſeinem Rennwagen Blue Bird II.
In Daytona Beach ſtellte Capt. Campbell einen neuen Autoſchnelligkeitsrekord mit 395
Stunden=
kilometern auf, das bedeutet nicht weniger als 110 Meter pro Sekunde.
Doch Nordpolflug des Zeppelins?
London. Der amerikaniſche Journaliſt
Karl von Wiegand teilt im „Daily Herald” mit,
daß unter Mitwirkung der Aero=Arktis Pläne
für einen Zeppelinflug in die Arktis
fertigge=
ſtellt worden ſeien, der noch in dieſem Jahre
ſtattfinden ſoll. Die Expedition, an der auch
deutſche Wiſſenſchaftler teilnehmen ſollen, werde
unter der Führung von Dr. Eckener ſtehen.
Un=
ter den Wiſſenſchaftlern befindet ſich Prof. Otto
Schmidt, der Leiter der Sverdrup=Expedition.
In die Arktis ſeien bereits zwei Kolonnen
vor=
geſchoben worden. Sie bilden, wie Prof. Schmidt
erklärt, den Kern für die zwei Expeditionen, die
für den Polarflug notwendig ſeien. Der
beab=
ſichtigte Flug erfordere die Einrichtung von vier
Stationen, um Landungsmaſten, Brennſtoffe und
Nahrungsmittel bereitzuſtellen. Der Zeppelin
würde einen Teil der künftigen Route befliegen,
die eines Tages von London über das
Polar=
gebiet nach Alaska und dann nach Amerira
füh=
ren ſoll. — Eine Beſtätigung dieſer Meldung
von Dr. Eckener iſt zurzeit nicht zu erhalten, da
er augenblicklich verreiſt iſt.
Exploſion auf einer amerikaniſchen Vergnügungs=
Jacht.
Ocala (Florida). Auf einer im Golf von
Florida kreuzenden Vergnügungsjacht, die mit
einem Glasboden ausgeſtattet war, um einen
Durchblick nach den Meerestiefen zu ermöglichen,
ereignete ſich eine Exploſion, die einen Brand
hervorrief. Die von einer Panik erfaßten
Paſſa=
giere ſprangen ins Meer. Man glaubt, daß die
meiſten gerettet werden konnten.
Erdbeben in Venezuela.
Caracas (Venezuela). Starke Erdſtöße
wurden in Cumana, in der Provinz Bermudez,
verſpürt. Dem Erdbeben folgte eine Sturmflut
in den benachbarten Häfen Caigure und Puerto
Sucre. Die Bevölkerung flüchtete, von Panik
ergriffen, aufs freie Land, da ſie eine
Wieder=
holung der furchtbaren Kataſtrophe befürchtete,
die im Jahre 1928 einen großen Teil von
Vene=
zuela verwüſtete. Bisher ſind jedoch keine
Todes=
opfer gemeldet worden.
Räuberiſche Diſſidenten ſtehlen 2000 Schafe.
Paris. Nach einer Meldung des „Petit
Pariſien” aus Rabat, haben franzoſentreue
Ein=
geborene einen etwa 100 Gewehre ſtarken
Diſ=
ſidententrupp, der 2000 Schafe geraubt hatte,
verfolgt und ihm die Beute wieder
weggenom=
men. Bei der Verfolgung durch die
franzoſen=
treuen Eingeborenen haben die Diſſidenten
un=
gefähr 18 Tote verloren.
500 Millionen Mark Schaden im Neuſeeländer
Erdbebengebiet.
London. Die Rettungsarbeiten im
Erd=
bebengebiet von Neuſeeland machen Fortſchritte,
ſo daß die Regierung die zwangsweiſe Räumung
der Stadt Napir aufheben konnte. Die Angaben
über die Zahl der Toten gehen noch ſtark
ausein=
ander. Der durch das Erdbeben hervorgerufene
Geſamtſchaden wird auf 500 Millionen Mark
ge=
ſchätzt. Nach Anſicht von Sachverſtändigen iſt
ein Wiederaufbau der Stadt Napir unmöglich.
Schwere Wolkenbrüche in Auſtralien.
Sydney. Langanhaltende
wolkenbruchar=
tige Regenfälle haben in Queensland und
Neu=
ſüdwales ausgedehnte Ueberſchwemmungen
ver=
urſacht. Die Stadt Brisbane an der Küſte und
die Umgebung der Stadt ſind beſonders von
ſchweren Ueberſchwemmungen bedroht. In
ver=
ſchiedenen Teilen der Stadt Brisbane, beſonders
in den ſüdlichen Vororten der Stadt, ſteht das
Waſſer bereits mehrere Fuß hoch.
Stromverſor=
gung und Verkehr ſind unterbrochen, zahlreiche
Geſchäfte und Häuſer unter Waſſer geſetzt
wor=
den. An der Küſte von Neuſüdwales ſind
veſon=
ders die Orte Lismore, Kyogle und einige
be=
nachbarte Ortſchaften am ſchwerſten in
Mitlei=
denſchaft gezogen. Menſchenleben ſind bisher den
Fluten nicht zum Opfer gefallen.
Zwei japaniſche Dampfer geſtraudet.
Perth. Nach hier aufgefangenen
Funk=
ſprüchen iſt der japaniſche Dampfer „Schunſei
Maru” bei Cloates Point (Weſtauſtralien) auf
einem Riff geſtrandet. Der japaniſche Dampfer
„Chofuku Maru”, der ihm zu Hilfe eilen wollte,
iſt infolge des ſtarken Sturmes gleichfalls auf
Grund geraten, wobei das Waſſer in den
Ma=
ſchinenraum eindrang. Für die Beſatzung
be=
ſteht keine unmittelbare Gefahr.
Kattowitz. In der Nähe des
Güterbahle=
hofes von Krakau ſtießen geſtern früh, gegen
5 Uhr, zwei Schnellzüge der Linie Kattowitz
Krakau—Warſchau aufeinander. Die beiden
Lo=
komotiven ſind entgleiſt und zahlreiche Wagen
zertrümmert.
Ueber das bereits gemeldete
Eiſenbahnun=
glück bei Krakau erfahren wir von der
Eiſen=
bahndirektion Kattowitz, daß gegen 5.30 Uhr
morgens der Schnellzug Bukareſt-Berlin mit
einem Schnellzug Kattowitz—Warſchau unweit
des Bahnhofes von Krakau zuſammenſtieß. In
der dortigen Gegend werden zurzeit
Umbau=
arbeiten vorgenommen, und man nimmt an, daß
dieſe die Urſache für den Zuſammenſtoß geweſen
ſind. Die eigentliche Urſache iſt jedoch noch nicht
bekannt. Die beiden Maſchinen ſind unbrauchbar.
Wie zu dem Eiſenbahnunglück in Krakau
ergän=
zend gemeldet wird, ſtellt ſich die Kataſtrophe als
außerordentlich ſchwer heraus. Die beiden
Schnellzüge ſtießen mit großer Wucht zuſammen.
wobei die Lokomotiven aus den Schienen
ſprangen und umſtürzten. Die beiden Heizer
wurden auf der Stelle getötet. Der Poſtwagen
des einen Zuges wurde vollſtändig
zuſammen=
gedrückt. Dabei ſind zwei Poſtbeamte getötet
worden. Von den Paſſagieren der Züge ſind
bisher ein Ingenieur aus Krakau und fünf
weitere Perſonen als Leichen aus den
Trüm=
mern geborgen worden. Ein großer Teil der
Verletzten hat ſchwere Verwundungen
davon=
getragen. Die Aufräumungsarbeiten ſind in
vollem Gange. Der Sachſchaden iſt
außeror=
dentlich groß.
Bei dem Zuſammenſtoß eines Schnellzuges
und eines Perſonenzuges in der Nähe von
Kra=
kau, und nicht, wie zuerſt gemeldet, zweier
Schnellzüge, ſind nach den neueſten Feſtſtellungen
10 Tote, 15 Schwer= und 31 Leichtverletzte zu
beklagen. Die meiſten Opfer ſollen
Oſtoberſchle=
ſier ſein.
Dieſe Verſion wird beſtätigt durch eine
Aus=
kunft beim Hauptbahnhof Beuthen, wonach der
ſonſt um 8.28 Uhr von Beuthen abfahrende
Bu=
kareſter Wagen geſtern erſt mit einer
Verſpä=
tung von 198 Minuten in Beuthen eintraf und
erſt mit dem um 12.22 Uhr von Beuthen
abfah=
renden D=Zug nach Berlin geleitet werden
konnte. Wenn es ſich um den Zuſammenſtoß
zweier Schnellzüge gehandelt hätte, wäre auch
der Bukareſter Wagen nicht bloß mit einer
im=
merhin erheblichen Verſpätung in
Mitleiden=
ſchaft gezogen worden.
Die Rettungsarbeiten an der Unglücksſtelle;
auf dem Krakauer Bahnhof ſind auch am
Näch=
mittag noch nicht beendet. Die Bergung der
To=
ten und Verletzten geſtaltet ſich außerordentlich
ſchwierig, da mehrere Wagen durch die Gewalt
des Zuſammenſtoßes ineinandergeſchoben und
teilweiſe hochaufgetürmt worden ſind. Faſt alle
Verunglückten müſſen mit Hilfe von
Schneide=
apparaten aus ihrer qualvollen Lage befreit
werden. Die beiden Lokomotiven bilden einen
einzigen wirren Trümmerhaufen, wie überhaupt
die ganze Unglücksſtelle einen furchtbaren
An=
blick bietet. Ueber die Zahl der Opfer ſind
im=
mer noch keine genauen Angaben zu erhalten.
Die Geſamtzahl der Verletzten beträgt
inge=
ſamt 46.
Zeppelin=Verkehr über den Atlantik im Jahre
19322
Waſhington. Der Präſident der
Zeppe=
lin=Goodyear=Geſellſchaft, Litchfield, erklärte vor
der Senatskommiſſion für das Luftſchiffweſen,
falls der Kongreß die Poſtbeförderungsverträge
für eine Luftverkehrslinie zwiſchen den
Verei=
nigten Staaten und Europa genehmige, verde
dieſe Linie im Jahre 1932 in Betrieb genommen
werden. Die Luftſchiffe für dieſe Linie müßten
doppelt ſo groß ſein, als das Luftſchiff „Graf
Zeppelin”.
Untergrundbahnunglück in New York.
20 Verletzte.
New York. Bei einem Zugzuſammenſtoß
auf der New Yorker Untergrundbahn wurden
geſtern 20 Perſonen leicht verletzt. Der Unfall
ereignete ſich dadurch, daß ein
Untergrundbahn=
zug auf den letzten Wagen eines anderen Zuges,
der mit 150 Perſonen beſetzt war, auffuhr. Der
Verkehr auf der Untergrundbahnlinie war für
längere Zeit unterbrochen.
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Seite 12
Sonntag, den 8. Februar 1931
Nummer 39
Spoth Sher und Tatnen.
Zußball.
Sporkkalender.
Pol.=Sp.=V. — F.C. Union.
Auf das heute vormittag 11 Uhr auf dem Polizeiplatz ſtattfindende
Verbandsrückſpiel ſei nochmals hingewieſen. Der Kampf zwiſchen dieſen
beiden Lokalmannſchaften verſpricht einen äußerſt intereſſanten Verlauf
zu nehmen.
Kreisliga Südheſſen.
Unſer Kreis hat faſt jedes Jahr beim Beginn der Rückrunde ſeinen
Meiſter ſchon ſo gut wie ſichergeſtellt. Dafür enrbrennt immer ein
hef=
tiger Kampf um den zweiten Tabellenplatz, zu dem bis knapp vor
Schluß oft noch fünf Teilnehmer berechtigte Ausſichten haben.
Natür=
lich iſt in dieſer Saiſon der Kampf um dieſen Platz um ſo heftiger, da
ja evtl. der Tabellenzweite dem „Erſten” gleichkommt — — wenn die
neute Einteilung kommt. Die Lage um Platz und Aenderung des
Spiel=
fyſtems iſt noch böllig ungeklärt; gerade aber dies gibt dieſer
Angelegen=
heit einen erhöhten Reiz. Die Spiele am 8. Februar bringen nun in
bezug auf die Platzausſichten eine gewiſſe Klärung. Sämtliche
Teil=
nehmer ſtehen im Kampf; zum Teil treffen ſich die Anwärter. Die
Paarungen lauten:
Olympia Worms — Starkenburgia Heppenheim, Olympia
Lam=
vertheim — Sportverein Hochheim, Normannia Pfiffligheim
Concordia Gernsheim, Sportverein Horchheim — Olympia Lorſch,
Viktoria Nenhauſen — VfN. Bürſtadt, VfL. Lampertheim
FV. Biblis.
Ebenſo bedeutungsvoll wie intereſſant wird natürlich die Begegnung in
Worms ſein, wo die Bergſträßer anzutreten haben. Trotz des großen
Könnens der Heppenheimer wird ihnen bei den „Kleeblättern”, wohl
kein Punktgewinn glücken Olympia Worms iſt in ſeiner derzeitig
guten Beſetzung auf eigenem Felde nicht zu ſchlagen. Olympia
Lam=
pertheim wird am Sonntag vorm. den Gäſten aus Hochheim wohl keinen
Punkt abtreten. Immerhin iſt die Sache ſeitens des Platzbeſitzers nicht
leicht zu nehmen, zumal Hochheim in derartigen Fällen ſchon oft
über=
raſchende Reſultate erzielte. Gernsheim kann auf eigenem Felde gegen
Pfiffligheim ſpielen, da die Normannen noch Platzſperre haben. Das
Vorſpiel, ebenfalls in Gernsheim, ging für die Gäſte zweiſtellig
gewon=
nen; diesmal werden die Pfiffligheimer auch mit einem knappen Sieg
vorlieb nehmen — ſo er glückt! Lorſch könnte durch einen knappen Sieg
in Horchheim ſeine Poſition erheblich feſtigen. Die Sache iſt jedoch
nicht ſo einfach. Bürſtadt hat ſich mit dem Tabellenletzten dahingehend
geeinigt, daß das Spiel in Bürſtadt ſtattfindet. Den Raſenſpielern
winken die Punkte; den Gäſten aus Neuhauſen „fette” Einnahmen. Die
Begegnung in Lampertheim am Sonntag nachmittag iſt offen. Eine
Niederlage wird die Riedleute nicht beſonders empfindlich treffen.
A=Klafſe, Gau Ried.
Das entſcheidende Spiel des Riedgaues iſt endlich, endlich da. Die
Eutſcheidung iſt für den Tabellenführer inſofern erleichternd, als das
Spiel in Hofheim ſtattfindet. Es iſt dies die Begegnung
Hofheim — Bobſtadt.
Hofheim iſt nach dieſem Spielgewinn Meiſter — das ſagt gewiß alles.
Außerdem treffen ſich
Zwingenberg — Biebesheim, Bürſtadt (priv.) — Hüttenfeld.
Die Bergſträßer können durch einen Sieg über Klein=Hauſen in der
Tebelle kommen. Das wird ſie zu einer letzten Energie=Entfaltung
an=
ſpornen. Bürſtadt iſt im zweiten Falle Siegesanwärter.
Handball.
Um die ſüddeutſche Meiſterſchaft.
15.00 Uhr, Polizeiſportplatz: Polizei — SV. 98 Darmſtadt.
Fußball.
11.00 Uhr, Pol.=Pl.: Polizei — Union Darmſtadt.
Kraftſport.
10.30 Uhr, Soderſtr. 30: Darmſtadt 1910 — Sachſenhauſen 84,
Deutſche Hallen=Tennismeiſterſchaften.
Bei den Iuternationalen Deutſchen Hallen=Tennismeiſterſchaften in
Bremen wurden am Freitag die Viertel=Finals der beiden Einzelſpiele
durchgeführt. Bei den Herren ſchied der letzte Deutſche, Dr.
Deſ=
ſart=Hamburg, nach einem ſchweren Kampfe gegen den Franzoſen
Broquedis 2:6, 7:5, 7:5. Der däniſche Meiſter Ulrich
fer=
tigte den Franzoſen Bernard 6:1, 7:5 ab. Der Däne Plougman
ſchei=
terte nach einem 5:7, 10:8, 6:2 über Menzel an dem Franzoſen
Landry, der 7:5, 3:6, 6:2 geſvann. Der ſchwediſche Titelverteidiger
Oeſtberg ließ den Cambridge=Studenten Avory 1:6, 6:3, 7:5 hinter
ſich, ſo daß ſich in der Vorſchlußrunde Broquedis und Bernard ſowie
Oeſtberg und Landry gegenüberſtehen.
Bei den Damen lieferten ſich Frl. Stöckel=Dänemark und Frl.
Hoffmann einen ſchweren Kampf, den die Dänin 7:5, 3:6, 14:12 gewann.
Frl. Krahwinkel fertigte die Engländerin Strawſon 6:2, 6:2 ab;
Frl. Roſt ſiegte gegen die Schwedin Fr. Frick 6:2, 6:2 und Frl. Peitz
ſchaltete Frl. Herbſt 6:2, 6:1 ab.
Neue Prüfungen für das Sporkabzeichen.
Der Ausſchuß für das Deutſche Turn= und Sportabzeichen trat
am Freitag in Berlin zu einer Sitzung zuſammen, um hier die
endgültigen Bedingungen für den Erwerb des Abzeichens
auszu=
arbeiten, die dem Vorſtand zur Annahme vorgelegt werden. Der
Ausſchuß einigte ſich dahingehend, das Segelfliegen für
Männer und Frauen, das Kleinkaliberſchießen, das
Großkaliber= und Piſtolenſchießen den
Dauer=
marſch mit Belaſtung und das Paddeln für Frauen dem
Vorſtand zur Aufnahme zu empfehlen. Nicht einig wurde man
über die Aufnahme des Kegelns. Der Ablehnung verfielen der
Fußballſport, die beantragten Mutübungen und das
Eiskunſt=
laufen. Weiterhin kamen auch einige Aenderungsantrage über
be=
reits beſtehende Uebungen zur Beratung. Die gewünſchten
Er=
leichterungen wurden durchweg abgelehnt, dagegen wurden in
bezug auf die Erſchwerung der einzelnen Bedingungen nur einige,
die ſich beim Frauen=Abzeichen als unbedingt nötig erwieſen
ha=
ben, angenommen.
Schwimm-Wektkampf Jung=Deutſchland gegen
Wiesbaden 1911.
Um es im Voraus zu ſagen, Jung=Deutſchland geſann den
Klub=
wettkampf überlegen und auch verdient. Nur eine der 6 Staffeln fiel
an die Gäſte: die Lagenſtaffel. Aber auch dieſe hätte bei beſſerer
Ver=
faſſung Jung=Deutſchland halten können. Ueberhaupt waren die
Zei=
ten, mit wvenigen Ausnahmen, nicht gerade gut. Aber man muß
berück=
ſichtigen, daß Jung=Deutſchland für Weicker Erfatz einſtellen mußte und
Richter infolge längerer Krankheit noch nicht ganz in Fahrt war.
Trotz=
dem entwickelten ſich recht ſpannende Kämpfe. Uebrigens konnten die
Damen alle angeſetzten Rennen ſiegreich beenden!
Die Ergebniſſe: Herrenkraul (10X100 Meter): 1 J.=D.
12:17,8 Min. (mit Orlemann, Richter, Förſter, Kleinſchmidt, Schüßler,
Ober, Fuchs, Göth, Kaiſer, Berges); 2. Wiesbaden, 12:34,5 Min.
Damenlagen (3X50 Meter): 1. J.=D., 2:08,6 Min (mit Sulzuann,
Ge=
bauer, Heeb). Herrenlagen (6X100 Meter): 1. Wiesbaden, 8:12,1 Min.;
2. J.=D., 8:18 Min. Hier hätten die Bruſtſchwimmer die nötige Diſtanz
herausſchwimmen müſſen! — Damenlagen (4X50 Meter): 1. J.=D.,
3:08 Min. (mit Luley, Merlau, Weicker, Gebauer). — Damenkraul
(3X50 Meter): 1. J.=D., 1:59,7 Min. (mit Stepp, Keller, Heeb). —
Herrenkraul (15X50 Meter): 1. J.=D., 8:06,4 Min.; 2. Wiesbaden.
In dem darauffolgenden Waſſerballſpiel konnte Jung=Deutſchlands
Jugend nach hartem Kampfe 4:3 gewinnen, während die Herren ſicher
mit 10:2 gewinnen konnten. — Schade, daß zu dem ſchönen Abend nicht
mehr Zuſchauer kamen; es bleibt zu hoffen, daß am nächſten Freitag
zum Rückſpiel in der Winterrunde Jung=Deutſchland — Rot=
Weiß ſich die Schwimmſportanhänger zahlreicher verſammeln.
Ehrung.
Am Tage der Hauptverſammlung des Schwimmllubs „Jung=
Deutſch=
land” überreichte Medizinalrat Dr. Friedrich im Namen des Deutſchen
Schwimmverbandes Herrn Gießmann von Jung=Deutſchland das
DSV.=Ehrenabzeichen für langjährige verdienſtvolle Arbeit auf
dem Gebiete des Schwimmens, beſonders des Jugendſchwimmſports.
Deutſche Schwimm=Staffel=Beſtleiſtung.
Unter offizieller Kontrolle ſtellte in Osnabrück der SV.
Nieder=
ſachſen 95=Münſter in der Kraulſtaffel (100, 200, 200, 100) mit
der Mannſchaft Haſelmann, Peter, Schwarze und Krüger mit 7:14,9
Min. eine neue Beſtleiſtung auf. Die bisherige Beſtzeit des VfS.
München ſtand auf 7:20.
Deutſche Ski=Meiſterſchaften.
Bayern gewinnt die Staffel=Meiſterſchaften.
Der zweite Tag der Deutſchen Ski=Meiſterſchaften in Lauſcha=
Ernſt=
thal brachte am Samstag die Staffel=Meiſterſchaft, die über eine
Ge=
ſamtſtrecke von 42,2 Kilometer führte. Die ſehr intereſſante und
ab=
wechſlungsreiche Strecke führte vom Start am Schnitzerkopf in Lauſcha
über den Rennſteig zurück nach der Eller in Lauſcha. Von 15
gemel=
deten Staffeln traten 13 an. Schon nach dem erſten Wechſel lag Bayern II
an vierter Stelle. Die beſte Zeit für die 8,1 Kilometer lange Strecke
der erſten Staffeltour lief G. Müller=Bayriſch=Zell mit 37,21 Min. Auf
der zwveiten Staffelſtrecke trat die Ueberlegenheit der Bayern noch
deut=
licher in Erſcheinung. Die dritte Strecke über 9,3 Kilometer brachte
einige Ueberraſchungen und die Wendung des Rennens. Die drei
Bayern=Staffeln trafen in Ernſtthal=Rennſteigſchlößchen noch als Erſte
ein, aber in veränderter Reihenfolge, gefolgt von Schleſien, das durch
Lenpold mächtig aufgeh” hatte. Der vierte Teil war mit 9,9
Kilo=
meter der längſte und anſtrengendſte. Auch hier ſah man die Bayern
weiter an der Spitze. Als erſte Staffel ging Bahern II auf die letzte
und mit 6,7 Kilometer kürzeſte Strecke, die zum Schluß noch eine faſt
2 Kilometer lange Abfahrt aufwies.
Das Ergebnis
Deutſche Staffel=Meiſterſchaft (42,2 Kilometer): 1. Baheriſcher
Ski=
verband I (G. Müller, W. Bogener, Krebs, Hagen, Ponn), 3:27,35
Stun=
den; 2. Bahern II (Wörndle, Greilinger, Darchinger, Trotz, Stache),
3:27,42 1 Stunden; 3. Thüringer Winterſport=Verband I (Spörer,
Grei=
ner, Willibald. Otto Wahl, Marx), 3:30,52 Stunden: 4. Schleſiſcher
Sti=Verband (Gottſchlich, Urban, Leupold, Letztel, Ermel), 3:34,26,2
Stunden; 5. Bayern III, 3:36,50 Stunden; 6. Skiverband Sachſen,
3:40,5,6 Stunden; 7. Thüringen II. 3:45,58 Stunden; 8. Stikluh
Schwarzwald, 3:46,44 Stunden; 9. Harzer Ski=Verband (Goslarer
Jäger), 3:46,50,12 Stunden; 10. Verband Mitteldeutſcher Ski=Vereine,
3:52,03 Stunden; 11. Thüringen III, 3:58,27,8 Stunden; 12. Fränkiſcher
Schneeſchuh=Bund, 4:07,32 Stunden; 13. Norddeutſcher Ski=Verband,
4:13,28,11 Stunden.
Endſpiel um den Bundespokal des DFB.
Gegen die Anſetzung des Endſpieles um den Bundespokal des DFB.
zwiſchen Süddeutſchland und Mitteldeutſchland, das ſeitens des DFB.
für den 19. April nach Dresden anberaumt war hat der Süddeutſche
Fußball= und Leichtathletik=Verband Einſpruch erhoben. Der Einſpruch
wird mit den Terminſchwierigkeiten der ſüddeutſchen Endſpiele und den
Abſtellungen ſüddeutſcher Spieler zu den Ländermannſchaften des
DFB. begründet.
Die für Samstag und Sonntag nach Gießen bzw. Karlsruhe
ange=
ſetzten Südweſtdeutſchen Meiſterſchaften im Eis=Schnellaufen und Eis=
Kunſtlaufen ſind wegen der ungünſtigen Eisverhältniſſe abgeſagt worden.
In Elizabeth im Staate New Jerſey wurde der Weltmeiſter Max
Schmeling überraſchenderweiſe verhaftet, und zwar wegen des
Zwiſchen=
falles im Hotel „Commodore” am letzten Montag. Schmeling hatte
da=
mals einen Bürogehilfen, der ihm im Auftrage eines Reihtsanwalts
eine Zahlungsaufforderung überbringen ſollte, etwas unſanft aus dem
Hotel gewieſen. Gegen Geſtellung einer Bürgſchaft von 10 000 Dollar
wurde er wieder aus der Haft entlaſſen.
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Taunus. Kleiner Feldberg: Klar, — 13 Grad, 28 cm., Pulver,
Ski und Rodel gut.
Sauerland. Winterberg: Klar, — 11 Grad, 65 cm., Pulver, Ski
und Rodel ſehr gut.
Rhön. Waſſerkuppe: Klar, — 15 Grad, 40 cm., 6—10 cm.
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ſchnee, bereift. Ski und Rodel ſehr gut.
Schwarzwald. Feldberg: Bewölkt — 12 Grad, 200 cm., 3—5 cm.
Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut. — Hornisgrinde:
Be=
wblkt — 10 Grad, 160 cm.. Pulver, Ski und Rodel ſehr gut. —
Ruheſtein: Bewölkt, — 11 Grad, 140 cm., Pulver. Ski und
Rodel ſehr gut.
Alpen. Garmiſch=Partenkirchen: Schneefall. — 10 Grad, 38 cm.,
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Nummer 39
Tautzf
Gonntag, den 8. Februar
Die Lage am Geldmarki.
Während ſich in der abgelaufenen Woche am Tagesgeldmarkt nach
Ueberwindung des Ultimo eine fortſchreitende Erleichterung bemerkbar
machte und der Satz von 6 Prozent zu Beginn des Berichtsabſchnitts
auf 4 Prozent am Wochenende zurückging, vermochte der Markt für
Monatsgeld der nach unten gerichteten Tendenz nicht zu folgen.
Mo=
natsgeld hielt ſich im Verlauf der ganzen Woche ziemlich unverändert
auf der Höhe von 6½/s bis 7½ Prozent, wofür in erſter Linie der
an=
haltend ſtarke Kreditbedarf der Kommunen als Urſache anzuſehen iſt.
Warenwechſel waren geſucht und ſtellten ſich auf 5½/s Prozent. Nach der
anhaltenden Geſchäftsſtille in der letzten Zeit ſchien ſich der Handel
gegen Ende der Woche etwas zu beleben.
Am Deviſenmarkt gaben die Notierungen infolge des reichlicheren
Angebots zunächſt allgemein nach, erſt gegen Wochenſchluß machte ſich
eine Erholung geltend; am Samstag riefen Gerüchte über eine
beab=
ſichtigte Diskontermäßigung bei der Reichsbank eine Abſchwächung der
Reichsmark hervor. Auffallend war die internationale Feſtigkeit des
engliſchen Pfundes, wogegen der Dollar ſchwächer veranlagt war. Die
Depiſe Schweiz ſetzte die ſchon in der Vorwoche begonnene rückläufige
Bewegung weiter fort, auch Amſterdam gab auf Angebot im Kurſe nach.
Spanien ließ anhaltend Schwächeneigung erkennen, obwohl die Deviſe in
den letzten Tagen etwas größere Widerſtandsfähigkeit zeigte. Die
Sen=
kung des Diskontſatzes der ſchwediſchen Reichsbank blieb auf den
Deviſen=
kurs ohne größeren Einfluß.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Indexziffer der Großhandelspreife vom 4. Februar und im
Monatsdurchſchnitt Januar 1931. Die auf den Stichtag des 4. Februar
berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen Reichsamtes iſt mit
113,7 gegenüber der Vorwoche (113,9) um 0,2 v. H. zurückgegangen. Die
Indexziffern für die Hauptgruppen ſtellten ſich wie folgt: Agrarſtoffe
104.,8 (plus 0,3 v. H.), Kolonialwaren 99,9 (minus 1,7 v. H.), induſtrielle
Rohſtoffe und Halbwaren 106,3 (minus 0,5 v. H.) und induſtrielle
Fertig=
waren 140,1 (minus 0,3 v. H.). — Im Monatsdurchſchnitt Januar iſt
die Geſamtindexziffer gegenüber dem Vormonat um 2,2 v. H. auf 115,2
(117,8 )geſunken. Die Indexziffern der Hauptgruppen lauten:
Agrar=
ſtoffe 106,7 (minus 3,4 v. H.), Kolonialwaren 101,7 (minus 3,3 v. H.),
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 107,5 (minus 2,2 v. H.) und
indu=
ſtrielle Fertigwaren 141,5 (minus 10 v. H.).
Vereinigte Deutſche Metallwerke A.=G., Altena i. W. In der A. R.
Sitzung der Vereinigte Deutſche Metallwerke A.=G., Altena i. W., wurde
die Bilanz und Gewinn= und Verluſtrechnung per 30. September 1930
vorgelegt. In dieſer Bilanz treten die Veränderungen, die durch das
Zuſammengehen der früheren Berg=Heckmann=Selve A.=G. mit der
Heddernheimer Kupferwerk und Süddeutſchen Kabelwerke G. m. b. H.
entſtanden ſind, in Erſcheinung. Dem Rohüberſchuß von 2 749 000 RM.
ſtehen Steuern, ſoziale Laſten, Zinſen und Handlungsunkoſten in Höhe
von 4 936 000 RM. gegenüber, die zuzüglich ordentlicher und
außer=
ordentlicher Abſchreibungen durch den Fuſionsgewinn ausgeglichen
wer=
den. G.V. 3. März in Frankfurt. Der Betriebsverluſt beträgt rund
2,2 Mill. RM.
Stillegungen in der Braunkohleninduſtrie. Da der Abſatz der
Braun=
kohlenbriketts trotz der winterlichen Kälte noch mehr zurückgegangen iſt
und faſt ganz ſtockt, ſieht ſich die Braunkohlen= und Brikettinduſtrie A.=G.
(Bubiag) genötigt, den geſamten Gruben= und Abraumbetrieb in Klein=
Leipiſch ſtillzulegen. Sie hat vorbehaltlich der Zuſtimmung des
Demo=
bilmachungskomnmſſars allen Belegſchaftsmitgliedern zum 15. Februar
gekündigt. Außerdem hat ſie ins Auge gefaßt, in ihren anderen
Be=
trieben für die Zukunft nur noch an zwei Tagen der Woche arbeiten zu
laſſen, während bisher wenigſtens an drei Tagen noch gearbeitet wurde.
Von den Entlaſſungen werden mehrere Hundert Arbeiter betroffen.
Abſchluß der Handels= und Gewerbebank in. Gießen für 1930. In
der Bilanzſitzung der Handels= und Gewerbebank in Gjeßen, die für die
Provinz Oberheſſen große wirtſchaftliche Bedeutung beſitzt, konnte
feſt=
geſtellt werden, daß die Entwicklung des Bankunternehmens trotz der
ungünſtigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe befriedigend war. Die
Bilanz=
ſumme ſtieg auf 3 237 438 RM., der geſamte Umſatz belief ſich auf 120
Mill. RM.; die fremden Einlagen betrugen 2 298 545 RM., das eigene
Vermögen 837 402 RM., die geſamten Garantiemittel 2 588 000 RM.
Aus einem Reingewinn von 63 094 RM. ſollen 8 Prozent Dividende
vorgeſchlagen werden.
Die Lohnbewegung in der Hanauer Induſtrie. In den letzten Tagen
wurden die Lohnbedingungen in verſchiedenen Induſtriegruppen Hanaus
neu geregelt. Es wurden Neuabſchlüſſe getätigt für die
Einzelhandels=
arbeiter, die Arbeitnehmer in der Hanauer Etuisinduſtrie und ſchließlich
für die gewerblichen Arbeitnehmer im hieſigen Großhandel, Transport=
und Verkehrsgewerbe. Ueberall fand, zumeiſt in freier Vereinbarung
zwiſchen den Vertragsparteien, ein Lohnabbau von 6—7 Prozent ſtatt,
wobei der ſtaatliche Schlichtungsausſchuß vermittelnd tätig war. In den
übrigen Induſtriegruppen, insbeſondere der Edelmetallinduſtrie und in
der Sperrholz=, Schäl=, Zigarrenkiſten= und
Zigarettenwickelformen=
induſtrie ſchweben noch Verhandlungen, die wohl in den nächſten Tagen
zum Abſchluß kommen werden.
Obligationsanleihe der Stadt Rotterdam. Die Rotterdamſche
Bank=
vereenigung und die Amſterdamſche Bank werden am 12. ds. Mts. eine
4prozentige Obligationsanleihe der Stadt Rotterdam zum Kurſe von
972½s Prozent zur öffentlichen Zeichnung auflegen. Von der 10
Millio=
nen Gulden betragenden Anleihe werden 340000 Gulden von der Städt
Rorterdam zu Ablöſungszwecken im Portefeuille behalten.
Biehmärkke.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. d. B. am 7. Februar
waren 318 Tiere zugeführt Verkauft wurden 22 Stück, und zwar
Milchſchweine zu 7—14 RM. pro Stück, Läufer zu 19—28 RM. pro
Stück. Der Marktverlauf war mäßig.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 7. Febr.:
Getreide. Weizen: März 797, Mai 83.25, Juli 67½, Sept. 67;
Mais: März 64½, Mai 67½, Juli 67.75, Sept. 67½; Hafer:
Mai 33½, Juli 33½; Roggen: Mai 40.75, Juli 40¾.
Schmalz: Febr. 8.10, März 8.15, Mai 8.25, Juli 8.42½.
Schweine: leichte 7.85—7.90, ſchwere 6.50—6.85:
Schweine=
zufuhren: Chicago 15 000, im Weſten 56 000.
Baumwolle: März 10.73, Mai 10.97.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 7. Febr.:
Schmalz: Prima Weſtern 8.85; Talg, extra, loſe 3.75.
Getreide. Weizen: Rotwinter 92; Mais, loko New York
79½; Mehl, ſpring wheat clears 4.40—4,50; Fracht: nach
Eng=
land 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent 8 Cents.
Brodukkenberichte.
* Mainzer Produktenbericht. Großhandelseinſtandspreiſe per 100
Kilo loco Mainz am Freitag, den 6 Februar: Weizen 28,25—3,75,
rheinheſſ. Roggen 17,75—18, Hafer 16, Braugerſte 20—22,
Induſtrie=
gerſte 18—18,50. Futtergerſte 17,50—18, Malzkeime 9,50—11, Südd.
Weizenmehl Spez. 0 42 40—43,15, Roggenmehl (60 Prozent) 26,50—27,
Weizenkleie fein 10,75, Weizenkleie grob 12, Roggenkleie 10, Biertreber
10,30—10,75, Erdnußkuchen 13,25—14,25, Kokoskuchen 13,50—17,25, Palm=
kuchen 10—10,50, Rapskuchen 9,50—10 weiße Bohnen 26. Tendenz:
Getreide ruhiger, Futtermittel feſt.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 7. Februar. Die Tendenz
iſt weiter feſt, doch iſt der Abſatz nur mäßig und beſchränkt ſich in der
Hauptſache auf die billigeren Sorten. Es notierten in Pfg. der Stück
nb loco Frankfurt a. M.: italieniſche 12,50—13, bulgariſche 11—11,50,
jugoſlawiſche 11—11,50, rumäniſche 10,50—11, polniſche 10,50—11,
cine=
ſiſche 9—10,50, hölländiſche 12—14, däniſche 12—14, belg.=flandr. 11,530
bis 13, ſchleſiſche 10—12,50 baheriſche 10,50—11,50, norddeutſche 11 bis
12,50. Kühlhauseier je nach Größe 7—9 Pfg.
Frankfurter Buttergroßhandelspreife vom 7. Februar. Infolge der
kalten Witterung iſt die Produktion merklich zurückgegangen und die
Preiſe daher weiter erhöht. Der Verkauf in billiger Ware iſt gut.
Auslandsbutter (holländiſche) 1 Faß — 50 Kilo 1,82 RM., einhalb Faß
1,84 RM., in ½=Pfund=Stücken 1,86 RM. Deutſche Molkereibutter
26O RM. per Pfund im Großhandelsverkehr,
Berliner Produktenbericht vom 7. Februar. Auch die
Wochenſchluß=
börſe brachte keine Geſchäftsbelebung im Produktenverkehr. Das
In=
landsangebot von Brotgetreide und Hafer iſt mäßig, die Kaufluſt bleibt
jedoch angeſichts des zurückhaltenden Konſums allgemein gering. Die
Preiſe waren im Promtgeſchäft bei minimalen Umſätzen unverändert.
Am Lieferungsmarkte eröffnete Roggen in den ſpäteren Sichren gut
be=
hauptet. Hafer war um 3—1½ Mark befeſtigt. Weizen= und
Roggen=
mehle werden zu unveränderten Preiſen angeboten, Abſchlüſſe
beſchrän=
ken ſich auf die Deckung des notwendigſten Bedarfs. Hafer iſt in feinen
Weiß= und Gelbhafer=Qualitäten vereinzelt zu Saatzwecken gefragt.
Gerſte bei mäßigem Angebot luſtlos.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 7. Februar.
Die Wochenſchlußbörſe eröffnete zunächſt bei ſehr kleinem Geſchäft
nach den ſtarken Steigerungen an der Abendbörſe in leicht
abgeſchwäch=
ter Haltung, die die Kuliſſe die hohen Kurſe zu Gewinnmitnahmen
be=
nutzte, zumal auch von außenher infolge des früheren Börſenbeginns
noch keine Aufträge vorlagen. Die erſten Kurſe lagen denn auch meiſt
etwas nachgebend, doch betrugen die Rückgänge nur ſelten mehr als
1½ Prozent. Etwas mehr gedrückt eröffneten Deutſche Erdöl mit
minus 1¾ Prozent, Deutſche Linoleum mit minus 11 Prozent,
Zell=
ſtoff Aſchaffenburg mit minus 2 Prozent, und von Bankwerten neue
Reichsbankanteile, die 2¾ Prozent verloren. Ziemlich feſt tendierten
dagegen Zellſtoff Waldhof (plus 3¾ Prozent), Laymayer (plus 22/g
Pro=
zent) und von Montanaktien Gelſenkirchen mit plus 2 Prozent. Gleich
nach den erſten Kurſen ſchritt die Spekulation zu neuen Käufen, zumal
auch das Publikum einiges Kaufintereſſe zeigte. Stimulierend wirkten
auch die meiſt recht feſten Auslandsbörſen, die gefeſtigte Poſition der
Regierung Brüning und die zum größten Teil günſtig aufgenommenen
Bilanzziffern des Siemensabſchluſſes. Das Geſchäft wurde recht lebhaft,
und Kursbeſſerungen für Spezialwerte bis zu 3 Prozent waren ſehr
häufig. Das Gros der Papiere lag ebenfalls bis zu 1 Prozent gebeſſert,
ſo daß die Anfangsverluſte überwiegend eingeholt wurden. Am
An=
leihemarkt lagen Altbeſitzanleihe weiter feſter, dagegen blieben Neubeſitz
nur behauptet. Am Pfandbriefmarkt waren Liquidationspfandbriefe
ge=
ſucht und durchſchnittlich ½ Prozent höher. Reichsſchuldbuchforderungen
freundlich.
Im Verlaufe war die Kursgeſtaltung zunächſt nicht ganz einheitlich,
doch ſetzte ſich ſpäter eine neue Aufwärtsbewegung durch. Sehr ſtark
ge=
ſucht waren Schuckert, die 3 Prozent gewannen. Man motivierte dieſe
Steigerungen damit, daß Schuckert in der letzten Zeit beſonders ſcharfen
Baiſſeangriffen ausgeſetzt geweſen ſeien und von dieſer Seite jetzt ſtärker
gekauft werden. Die Börſe ſchloß mit bis zu 2 Prozent gebeſſerten
Kur=
ſen in feſter Haltung. Am Geldmarkt blieb Tagesgeld mit 4 Prozent
unverändert. Am Deviſenmarkt lag das Pfund international feſt, die
Mark auf Reichsbankdiskontſenkungsgerüchte recht ſchwach. Man nannte
Mark gegen Dollar 4,2050, gegen Pfunde 20,44¼. London=Kabel 4,8617½,
Paris 123,98, Mailand 92,80, Schweiz 25,16½, Holland 12,10½.
Berlin, 7. Februar.
Auch zum Wochenſchluß blieb die Tendenz weiter feſt. Die geſtrigen
hohen Frankfurter Abendkurſe wurden heute vormittag und an der
Vor=
börſe noch überſchritten, doch lagen die erſten offiziellen Kurſe nicht ganz
ſo feſt, immerhin aber doch überwiegend 1—3 Prozent feſter. Bei
ein=
zelnen Spezialwerten ſogar bis zu 6½ Prozent über geſtrigen
Mittags=
ſchluß. Das Geſchäft war ſehon zu Beginn für einen Samstag recht
leb=
haft. Vom Auslande und von der Provinz waren, beſonders am
Elektro=
markt und in einigen Spezialwerten, größere Kauforders eingetroffen
während die Spekulation, die geſtern ſtark gekauft hatte, eher etwas
Realiſatiosneigung bekundete. Auch die politiſche Lage wird weiter gut
beurteilt. Die unregelmäßige Haktung der geſtrigen New Yorker Börſe,
die etwas riickgängigen Stickſtoffabſatzziffern uſw. blieben ohne Einfluß
auf die Tendenz. Einige Werte, wie Harpener, Bergmann, AKU. und
Bemberg erſchienen mit —+=Zeichen an den Maklertafeln. In den
Kunſtſeidewerten wollte man ſtärkere holländiſche Deckungen feſtſtellen,
Textilaktien waren ebenfalls gefragter. Nach den erſten Kurſen wurde
es auf Realiſationen zunächſt etwas ſchwächer, ſpäter ſetzte ſich aber,
ausgehend vom Elektromarkt, eine neue kräftige Aufwärtsbewegung
durch, zumal größere Auslandsorders eingetroffen waren. Das ſchon
vor kurzem erwähnte Gerücht einer großen internationalen
Elektrifizie=
rungsanleihe regte zu großen Käufen an. Später wurde es wieder
ruhiger, und die erzielten Gewinne konnten ſich nicht überall voll
be=
haupten, da neue Realiſationen vorgenommen wurden. Deutſche
An=
leihen ſchloſſen ſich der allgemeinen Aufwärtsbewegung an.
Der Eiſenmgekk im Lahn=Dill=Gebiet und Oberheſſen
im Janugr.
Die Erzabrufe ſind im Laufe des Januar weiter zurückgegangen.
Ebenſo hat ſich der Mehrverſand im Dezember über den Abruf hinaus
ausgewirkt. Es kann bei Förderung und Abſatz mit einem Ausfall von
rund 7000 To. gerechnet werden. Zu Ende des Monats ſind 6 Gruben
mit zirka 400 Mann Belegſchaft ſtillgelegt worden
Um die Lebensfähigkeit der wenigen noch in Förderung und Abſatz
ſtehenden Gruben zu erhalten, iſt eine Senkung der den Erlös
über=
ſteigenden Selbſtkoſten dringend notwendig geworden. Als weſentlichſte
Selbſtkoſtenfäktoren mußten daher die Löhne und Gehälter geſenkt
wer=
den. Ein mit Arbeitnehmerſtimmen gefällter Schiedsſpruch ſieht eine
Lohnſenkung ab 1. Februar 1931 von 7 Prozent vor. Da anderweitige
Erleichterungen der Selbſtkoſten noch nicht fühlbar in Erſcheinung
ge=
treten ſind, iſt die Lage der Betriebe nach wie vor äußerſt kritiſch,
zu=
mal auch die für den Weiterbeſtand dringend erforderliche Staatshilfe
noch nicht endgültig geſichert iſt. Wird die Staatsbeihilfe für 1931
weiter gewährt, können 4 von den 6 Gruben ihren Betrieb wieder
auf=
nehmen.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Nach dem ſtarken Abrufseingang Ende Dezember 1930 entſprach im
Inland die Nachfrage nach Stickſtoffdüngemitteln im Januar den
Er=
wartungen. Die Abrufe erreichten dementſprechend nicht ganz die Zahl
der Abrufe des gleichen Monats im vergangenen Jahre. Erzeugung
und Verſand verliefen programmäßig. Im Ausland war der Abſatz
be=
friedigend.
In den Beſtrebungen, die Firmen der weſtdeutſchen
Dachpappen=
induſtrie in einem Kartell zuſammenzuſchließen, iſt ein gewiſſer
Still=
ſtand eingetreten, da die mit der Bearbeitung verſchiedener Fragen, u. a.
der Feſtlegung des Kontingentierungsſchlüſſels betraute Kommiſſion in
letzter Zeit nicht mehr zuſammengetreten iſt. Trotz dieſer Verzögerung
werden die Ausſichten auf das Zuſtandekommen eines Syndikats nicht
ungünſtiger als bisher beurteilt.
Die in der Milchkannenvertriebsgeſellſchaft m. b. H.
zuſammenge=
ſchloſſenen Fabrikanten von verzinnten Milchtransportkannen und
Mol=
kereigeräten haben beſchloſſen, zur Förderung der Unterſtützungsaktion
der Regierung für die Landwirtſchaft die Preiſe für Molkereigeräte mit
ſofortiger Wirkung um 10 Prozent zu ermäßigen.
Die Häute= und Felle=Großhandlung Louis A. Fiſcher in Hannover=
Linden, eine der bekannteſten Großkäuferinnen auf den weſt=, ſüd= und
nordweſtdeutſchen ſowie mitteldeutſchen und Berliner
Häuteverſteigerun=
gen, mußte ſich wegen Zahlungsſchwierigkeiten an ihre Gläubiger
wen=
den. Die Verpflichtungen ſind ſehr bedeutend.
Es iſt die Behauptung aufgeſtellt worden, daß der Weſtdeutſche
Zementverband nach Verſtändigung mit den Außenſeitern und deren
Aufnahme in den bis 31. Dezember 1931 verlängerten Verband ſeine in
den Monaten des ſtarken Wettbewerbes, erheblich geſenkten Preiſe
wie=
der erhöhen werde. Dagegen erfahren wir, daß beim Weſtdeutſchen
Ze=
mentverband die bisherigen Preiſe unverändert weiter beſtehen bleiben.
Das Bezugsrecht auf die V.A. Lit. B. der Triton=Werke=Bamberger
Leroi A.=G., Hamburg=Frankfurt a. M., gelangt an der Berliner Börſe
am 13., 14. und 16. Februar 1931 zur Notiz.
Wie bereits vermutet, hat die Copper Exporters Ine, den
Ver=
kaufspreis für Wirebars um 0.25 Cents auf 9,80 Cents per 1b cif
Nord=
ſeehäfen herabgeſetzt. Der Preis iſt dadurch auf den niedrigſten Stand
ſeit je angelangt. Elektrolytkupfer notierte 92½ (93¾4).
Im Konkursverfahren der Gemeinnützigen Bauvereinigung G. m.
b. H. in Vacha ſtand eine Maſſe von 3450 RM. zur Verfügung, wogegen
die Forderungen 357 980 RM. betrugen.
Die zahkungsunfähig gewordene Bankfirma J. Herrmann (
Würz=
burg) ſtrebt einen außergerichtlichen Vergleich an. Wie verlautet, wird
mit einer Quote von gtwa 40. Prozent gerechnet.
Die Rheiniſche Betonbau A.=G. in Mainz weiſt für das Jahr 1929
einen Verluſt von 25 000 RM. aus. In der Bilanz ſtehen u. a. 32500
NMM. Debitoren und 24000 RM. Kreditoren zu Buche.
In Beſtätigung der geſtern an der Londoner Börſe verbreiteten
Nachrichten erfährt Reuter, daß eine 5½prozenrige Anleihe für Indien
in Höhe von 17 Mill. Pfund Sterling zum Emiſſionskurs von 97
Pro=
zent aufgelegt werden wird.
Berliner Kursbericht
vom T. Februar 1931
Oeviſenmarkt
vom 1. Februar 1931
Re
Danatbank . . . . . . .
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag”
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Nshe
142.50
110.50
110.25
64.,125
109.—
66.—
99.50
64.12
59.—
113.50
35.—
115.—
114.75
66.25
lektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann 76.25
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgt
Mannesm. Röhr. 66.-
Maſch.=Bau=Untn
ſtordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw
Orenſtein & Koppt
416.
138.625
78.—
110.—
77.—
63.50
138.—
58.
67.50
31.875
51.375
43.50
Mce
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali (206.—
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch. 49.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
48.25
106.—
84.—
59.—
145.—
58.—
45.25
45.50
36.75
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Währung.
100 finn. Ml
100 Schilling
1100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
1100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
12.=Stg.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franes
R
10.571
59.035
2.433
73.320
3.0441
168.71
112.40
112.42
112.52
20.423
1.282
201
8.63
22.0os
16 47
Brie
10.591
59.155
12.453
3.360
3.05
169.0.
1126
112.64
12.74
20.463
1.286
4.209
58.75
22.045
16.51
Schweitz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambu!
Kairo
Kanada
Uruguny
Jsland
Tallinn (Eſtl,
Riga
Währung /Geld
100 Peſetas 142.91
100 Gulden
Yen
1 Milre
100 Dinar
100 Drachm.
1 türk. 2
canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 Lats
100 Franken/81.185/ 81.345
81.63
0.362
7.408
100 Escubosl 18.83 18.87
5.44
11äghpt. 2 120.935120.575
2.807
1100 eſtl. Kr. 1 92.00/ 92.18
Brief
12.99
81.79
2.080/ 2.084
0.364
7.422
5.457
4.200 4.208
2.813
1100 eſtl. Kr. 1Jn1.79/ 112.01
80.89 71.05
Frankfurter Kursbericht vom 7. Februar 1931.
Ma
2aIntern.,
8%Bäden :.
80 Bahern.
GS
88 Heſſen v.
v. 29
6½ Preuß. Staat
8% Sachſen ....."
......
7% Thüringen. . .
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſunsſch. +1/,
Ab=
löſungsanl.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Deutſche Schutzge
bietsanleihe ...
30 Aachen v. 29
3½ Baden=Baden
6% Berlin
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
8 Dresden..
8% Frankfurt a. A
v. 26
v. 2
88 Mainz ...
8% Mannheim v. 26
v.2
82 München .....
8% Nürnberg. . . .
8% Wiesbaden ...!
82 Heſſ. Landesbk.
Goldoblig.
4½½ Heſſ. Lbs.
Hyp.=Bk.=Liquid.
20 Kum.=Ob
Preuß. 2bs.
pfbr.=Anſt. G. Pf.
89 „Goldoblig
Refe
85
74‟
74
997
su.7
85.5
89
94.75
991,
80.5
1.9
87.5
82
82.25
74.25
95
80
68
82.5
87.5
92*Ig
84
100
91.75
94
85.5
7.5
Ma
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
8½ Kaſſeler
Land=
kredit Goldpfbr.
7% Kaſſeler Lanb.
kredit Goldpfbr.
2 Naſſ.Lamdesbl
4½% „Liqu.Ok
Dt. Komm. San
mel=Ablöf.=Anl.
AuslSer.
„„ Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
Berl. Hyp.B!
½„Liqu.=Pfbr.
Frkf. Hyp.=Bk.
g „. Lig. Pfbr
Pfbr.=Bk.
„ Ligt
2 Mein.Hyp.=Bk.
Lig. Pfbr
Pfälz. Ghp.=B
% Lig. Pfbr.
825 Preuß. Boden
ered.=Bank ...
½% „ Lig. Pfbr.
Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank
O „ Lig. Pfb=
180 Rhein. Hyp. B
„ Lig. Pſ.
Rhein.=Weſtf
.
% „ Lig. Pfbr.
95
98.5
95
85
100
94.75
83.7‟
87.75
49.5
67.5
12.5
98.75
96
88
99
96.75
87.25
101.25
96.5
89.25
101:
96.55
88.15
100.25
89.55
101.25
91.75
99.25
87.25
101‟
94.5
88.5
100
109
Bs
Me
0‟ Daimler=Benz
% Dt. Linol. Werk
Klöckner=Werk=
Mainkrw. v. 2
6 Mitteld. Stahl.
Salzmann u. Co
% Ver, Stahlwerk
8% Voigt &Häffne
J. G. Farben Bond
z0 Bosn. L.E.B.
„ 2.Inveſt.
Bulg. Tah. v. 02
½%g Oſt. Schätze
D Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
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„ 1914
„ Goldr.
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80.75
76.5
81
78.35
92.75
9B2I,
Ns
99.5
73.25
112.5
27.75
80
28
103
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Fali Chemie
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126.75
73.5
05
114.5
113
190
36
103
91.5
46
u77
26
36.5
30.5
157
112
00
126
61.5
96.75
59.5
148
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H5
45.5
38
49
130
205
165
270
56
118
180
20
72
86
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M.
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100.5
219
1117f.
142
95.5
110.5
21
143.5
143.5
150
277.4
28
137
131.5
4.5
134
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag.
.
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87.5
G5
G6.4
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Men
Nummer 39
Sonntag, den 8. Februar 1931
Vereinigte Geſellſchaft
Heute vorm. 11½ Uhr Film-Horgenfeier
Der Film vom schönen Süddentschland
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Samstag, 14. Febr., 5 Uhr
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Wur noch heute und morgen
Heute letzter Tag
Nur noch heute und morgen
Das neue Tonfilm-Drama
aus der Faschingszeit
Ein Tonfilm nach der
Komödie von Otto Ernst.
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Rheinſtr. 101, gegenüb, der Feſthalle, Tel. 2519
Regie: Ernst Lubitsch
auf ihrem Siegeszug um den
Erdball.
Ein Filw. wie ihn wirklich
nur Meister Ernst Lubitsch
schaffen konnte und der
einen Abend voll Vergnügen
und guter Laune sichert.
In den Hanptrollen:
Jeanette Mac Donald
und
Mauriee Chevalfer
der Mann, den alle kennen
lernen wollen.
Haurice Chevalier.
dessen Charme und natürliche
Männlichkeit unwiderstehlich
sind, und Jeanette Mac
Donald singen in diesem
Film die schönsten Tenfilm-
Schlager, die Sie je gehört
haben. (V.225.
Dazu das
reichhaltige Beiprogramm.
Bekanut vorzüglich bürgerlichen
Mittagstiſch v. ℳ 1.—, 1 30, 1.60, 2.—
Heute abend Konzert
mit Paul‟ Henkels, Ckarlotte
Ander, Alfred Braun, Gustav
Rickelt und Kurt Lilien.
Regie: Garl Heinz Wolff
Der selige alte Flachsmann-
Stoff, hat durch das
Zu-
sammenspiel eines herrlichen
Ensembles im Tonfilm eine
würdige Auferstehung gefunden
Ein Film für denkende
Menschen, ein Werk für Alle.
Sonntag, den 15. Februar, 15.30 Uhr, im
Kleinen Haus des Landestheaters.
ausgef, von einem Teil des ſtädt. Orcheſt,
Saalöffnung 7 Uhr —.— Eintritt frei
Stadt Malaga
Heute
Prsiklass. Künstler-Konzert
Regie: Joh. Mever
In den Hauptrollen:
Cläre Rommer, Evelyn Holt,
Hans Stüwe, Karl L. Diehl,
Erna Morena,
Hans Junkermann u. a.
Ein Volksstück aus der Vorkriegszeit,
das den Zuschauer bis zum Schluf
in Spannung hält.
Dazn das gute Beiprogramm
Beginn: 2. 4.05, 6.10 und 8.20 Uhr
Ein Tanzspiel, einstndiert von Aenne Reis,
getanzt von den Tanzgruppen des Bunten
Balles, 100 Mitwirkende, Kostämentwärfe
von Elli Büttner.
Eintritt 0.50—2.50 RM.
Vor-
verkauf an der Theaterkassse.
V
(2379
Dazu der tönende
Lachschlager:
Beckshaut
(2403
Heute
Bunter Abend
in sämtlichen Räumen
Stimmungskapelle Raffkini
Beginn: 2, 4.05, 6.10n. 8.20 Uhr
ſesinn: 2, 4.05, 6.10 u. 8.20 01
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Reitſtiefel 39/40
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Mittagstisch von 1.00 an.
Reichhaltige Abendkarte.
Heute Kappen-Abend
8.11, im weißen Saal
Heute Sonntag, den 8. Februar 1931
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(2401
Hob’s lustige Bühne‟
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1. „Kommt zarnicht in Frage‟
2. „Beseizt. . . !""
3. „Hermann weißſ nichts davon‟
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Jeden Mittwoch und Samstag Gesellschafis-Abend
Mittwochs und Sonntags bis 3 Uhr, Samstags bis 5 Uhr geöffnet
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Abends 811 Uhr 271a
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8. Februar 1931
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Mittwoch: Großer Marschabend
in Uniform der gelben Dragoner
Donnerstag: Großes Karnevalstreiben
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Freltag: Gr. Preis-Marschdirigieren
unter Mitwirkung des Publikums
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im Feſtſaal des Realgymnaſiums, Kirchſtr.
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Frauengruppe Darmſtadt desB. D, T. M.
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ſind herzlichft eingeladen. / Eintritt frei!
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NORDLAND
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Jungen in Finnland, dem Land der
Tauſend Seen” mit Liedern zur Laute,
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Frankfurterſtr, 12—14, Tel. 186. IV.,2336
Ln
Vh
LA
Nummer 39
Sonntag, den 8. Februar 1931
Seite 15
Ailffz sottefsieh
dRHEBER-RECHTSSchUTZ DUREH VERLA6 OSRAR MEISTER, WERDAu
40)
(Nachdruck verboten.)
Pitſchau vertrat den Standpunkt, die Organiſation ſo klar
wie nur möglich zu geſtalten, nichts zu komplizieren und die nur
indirekt produktiven Betriebe ſo klein wie möglich zu halten. Er
vertrat auch den Standpunkt, daß man gut tun würde, wenn man
dem Hüttenwerk eine Reihe Nebenbetriebe angliedere, die das
gewonnene Leichtmetall — es hatte noch keinen Namen —
ver=
arbeite und an die Induſtrie weitergebe.
Seine Ausführungen intereſſierten in noch höherem Maße.
Eine Diskuſſion ſetzte ein.
Pitſchau und Waters blieben keine Antwort ſchuldig. Auch
über den Wegebau und die Organiſation des Abtranspoxtes
ſprach man ausführlich.
Als die Generalverſammlung zu Ende ging, hatten die
Aktio=
näre, genau ſo wie Durham, deſſen halbes Vermögen darin ſteckte,
die Uebewzeugung, daß alles in beſten Händen ſei.
Berndt Groth hatte ſich in Begleitung der Filmleute mit
ſeiner Frau nach Amerika eingeſchifft.
Iris Verheiratung und ihre Annahme eines Filmengagements
hatte Amerika, ſpeziell Amerikas Frauenwelt, aufs ſtärkſte erregt.
Und ſo kam es, daß Iris, als ſie mit ihrem Gatten an Land
trat, von einer tauſendköpfigen Menſchenmaſſe jubelnd begrüßt
wurde.
Der Empfang tat Iris im Herzen wohl. Sie fühlte, daß hier
Herzen mit ihr ſchlugen, daß man ihr Vertrauen und Glauben
entgegenbrachte. Das war wohltuend für ſie.
Im Hotel wurde das junge Paar von Reportern überfallen.
Berndt und Iris ließen ſich interviewen, gaben, ſoweit ſie
wollten, Auskunft, ſagten, daß ſie ſich auf die Aufgabe freuten, die
ihnen von Präſident Dobracka geboten worden ſei. Es ſei ihr
feſter Wille, die Herzen des großen amerikaniſchen Volkes zu
gewinnen.
Sie gefielen überall. Die Reporter waren von dem
natür=
lichen Weſen der beiden ſchönen Menſchem begeiſtert.
„Das ſchönſte Paar!” brachte der „Herald” eine fette
Ueber=
ſchriſtzeile, und darunter erſchien beider Bild.
Am nächſten Tage reiſten ſie weiter nach Hollywood.
Präſident Dobracka hatte ſeine Anweiſungen ſchon ſeiner
Ge=
ſellſchaft gekabelt, und ſo empfing man Lady Iris und ihren
Gat=
ten aufs großartigſte.
Tauſende und Abertauſende umlagerten das Grandhotel, in
dem das Paar zunächſt wohnen ſollte.
Fris ergreifende Schönheit, die ſtrahlenden, glücklichen Augen
gefielen ebenſo wie die charaktervolle Herbheit des Deutſchen.
Ein Mann!” ſagten ſie.
Tauſend Blicke prüften die Geſichter, und alle mußten
erken=
nen, daß Lady Iris wahrlich alle Bedingungen erfüllte, ebenſo
ihr Gatte, die der Film ſtellen mußte.
Am Abend fand im Grandhotel ein großer Empfang ſtatt, zu
dem alle Prominenten von Hollywood erſchienen. Greta Garbo
war vertreten, das Ehepaar Fairbanks, Gloria Swanſon und
wie ſie alle heißen.
Die Natürlichkeit und Herzlichkeit der beiden Menſchen
be=
geiſterte die Filmkünſtler. Man kam ihnen mit einer ſpontanen
Herzlichkeit entgegen, die Berndt und Iris etwas verwirrte.
Ganz beſonders bemühte ſich Fwirbanks mit ſeiner ewig
jungen Frau um ſie. Wie eine kleine Königin umſorgte man
Iris. Tauſend Verſprechungen wurden gegeben.
Freundſchaf=
ten wurden verſichert.
„gewiß!—
Bohnen=
kaſſtee ſchmackt gut. Aber
Kathreiner ſchmeckt
auch gut-und iſt (ſehr
voo
WVre2it
Als Präſident Dobracka gegen Mitternacht das Glas erhob,
und bat, daß alle mit ihm auf das Wohl der beiden trinken, tat
alles jubelnd mit.
Iris wurde dann aber ſo müde, daß ſie ſich mit ihrem
Gat=
ten zurückzog. Die Gäſte verließen das Hotel, und nur noch
Präſident Dobracka mit ſeinen Regiſſeuren und einigen
befreun=
deten Filmdirektoren und Journaliſten blieb zurück.
Der Journaliſt Bayle klopfte Dobracka auf die Schulter:
Herr Präſident, das war bis heute Ihr genialſter Schachzug!
Wie haben Sie es denn fertig gebracht, Lady Iris zu
ver=
pflichten?”
Dobracka ſchnunzelte und ſagte dann: „Das iſt mein
Ge=
heimnis, Mr. Bayle. Hauptſache: Ich habe ſie hier und ich kann
Ihnen verſichern, das iſt eine Chance ... und wos für eine
Chanee!. Der neue Stern, der über der Welt leuchten wird .,.
Iris Groth!”
„Wollen Sie keinen anderen Namen wühlen?”
„Nein! Iris Groth ... das klingt doch und prägt ſich ein.
Lady Durham kann ich nicht ſagen, da verderbe ichs mit den
Inſelleuten.”
„Läuft die Reklame ſchon?”
„Ah .. . längſt, Mr. Bayle!” Ich arbeite gern auf etwas
lange Sicht. Wie iſt es mit Ihrer Unterſtützung?”
„Well, die iſt ſicher! Habe in Deutſchland über hundert
große Zeitungen, die ich verſorge, in England vierzig, in den
anderen europäiſchen Staaten über zweihundert. Sie wiſſen:
Frankreich ganz ſpeziell."
„Weiß, Bayle! Beſuchen S
im Büro.”
„Treffe ich Sie ſelbſt?”
Ihnen beſprechen. Auch Scheck!”
„Very well, Mr. Dobracka!”
Sie mich morgen nachmittag
„No, aber Arthur iſt da der iſt im Bilde. Wird alles mit
Am nächſten Morgen ſuchte Dobracka das Ehepaar auf.
„Gut geſchlafen?”
Sie dankten.
„Alſo, Herrſchaften, ich habe Ihnen ein Heim beſchafft.
Wol=
len Sie es ſich anſehen?”
„Hoffentlich nicht zu luxuriös, wie ich Ihnen ſagte, Mr.
Do=
bracka! Ein Heim für zwei Leute mit vier Mann Dienerſchaft,
Sie wiſſen?”
„Unbeſorgt, Mr. Groth! Ein kleines, entzückendes Heim,
ſechzehn Zimmer, an einem wunderhübſchen Teich gelegen,
gro=
ßer Garten, Golfplatz und was weiß ich noch alles! Es wird
Ihnen gefallen.”
„Und es koſtet?”
„Koſtet ... ah, danach habe ich noch nicht gefragt! Das
fällt ja auch nicht ſo ins Gewicht. Ich kalkuliere ...
zwanzig=
tauſend Dollar im Jahre.”
Eine ſchöne Summe Herr Präſident!” warf Iris ein.
Dobracka lachte. „Unſere verehrte Lady wird ſchon ein
ſpar=
ſames Hausmätterchen.”
„Wir wollen es uns anſehen!” entſchied Berndt und ſie
fuh=
ren nach dem Frühſtück mit dem Wagen nach dem Objekt.
Es war tatſächlich ein kleines Paradies. Das Haus ſelbſt
war nicht zu groß, aber um den Beſitz zogen ſich mehrere Morgen
Park und ein Golfplatz hin. Der Teich entzückte Iris.
Der Beſitzer war ſelbſt anweſend. Es war der Millionär
Ned Summer, ein Bankkröſus aus Frisko.
Ned Summer, ein Mann von vielleicht fünfundſechzig
Jah=
ren, hatte ſich dieſen Herrenſitz bauen laſſen, kam aber ſelten
ein=
mal nach Hollywood. Er hatte bisher ſeinen kleinen Palaſt noch
keinem Menſchen vermietet, aber als er hörte, daß Iris, deren
Prozeß er mit der größten Anteilnahme verfolgt hatte, mit ihrem
Gatten in Hollywood ein Engagement angenommen, hatte er
Do=
bracka telegraphiſch gebeten, dem Ehepaar ſeinen Sommerſitz
an=
zubieten.
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8. Februar 1931
Nummer 7
Aa
nnnannnnnnnnnar
Wie Hauſer ſprechen.
Von alten Hausinſchriften.
Von E. B.
„Es iſt eine alte und ſchöne Sitte, das Haus außen und
innen mit ernſten und heiteren Verſen und Sprüchen zu
ſchmücken. . . . Dieſer Hausſchatz deutſcher Spruchverſe
iſt in ſeiner Art nicht minder reich an lauterem Gold, wie
das eigeniliche Volkstied” ſchreibt H. W. Niehl, der
be=
kannte Sozialpolitiker, im Jahre 1858 in ſeinem Buch über
die „Familie‟. Die älteſte Form der Hausinſchrift iſt die
ſogenannte „Hausmarke”, das iſt der Hausnamen; ſpäter
folgen Jahreszahl und Namen des Eigentümers,
bau=
geſchichtliche und ſchließlich chronologiſche Zuſätze; zum
Schluß entwickeln ſich die Hausſprüche, von denen
hier die Nede ſein ſoll.
Die älteſten erhaltenen Inſchriften ſtammen aus dem
14. Jahrhundert, und zwar aus dem ſüdlichen Elſaß; eine
lateiniſche aus dem Jahre 1525 und zwei deutſche aus den
Jahren 1328 und 1330. Die Hauptmaſſe aller
Hausinſchrif=
ten gehört jedoch — obſchon ſich auch vom 15. bis 17.
Jahr=
hundert eine ganze Anzahl von ihnen findet — der Seit
von 1770 bis 1860 an; ſpäter treten ſie mehr zurück. Sum
Handwerklichen der Hausſprüche iſt zu ſagen, daß es ſogen.
„Cünchſprüche” gibt, d. h., mit Farbe auf Lehm= oder
Stuckgrund aufgetragene, meiſt mehr oder weniger im
Verein mit bildlichen Darſtellungen. (Dieſe Cünchinſchriften
ſind beſonders verbreitet in Oberbauern und Cirol und
fin=
den ſich auch im Heſſiſchen, im Elſaß, in der Baar, in
Chü=
ringen und der ladiniſch ſprechenden Schweiz); ferner
Schnitzinſchriften — hierbei ſind die Buchſtaben
entweder ins Holz eingegraben oder erhaben ausgeſchnitten
(eine Art, die über ganz Deutſchland und einen großen Ceil
der Schweiz verbreitet iſt), und die in Stein oder Stuck
eingegrabene Schrift, die weit ſeltener ſich findet, meiſt an
Nokokoſtucktafeln. Betrachten wir die Form der
Buch=
ſtaben, ſo ſcheint es, als ob Nord= und
Mitteldeuiſch=
land die Antiqua, Süddeutſchland und Heſſen die Fraktur
bevorzugten. Laſſen ſich die Hausſprüche auf dieſe Weiſe
— rein äußerlich wenigſtens — einigermaßen nach Gegenden
verteilen, ſo iſt das inhaltlich, gedanklich, keineswegs
mög=
lich. Sprüche völlig gleichen Inhalts, ja häufig in völlig
gleichem oder zum mindeſten ſehr ähnlichen Wortlaut finden
ſich nicht nur in verſchiedenen Jahrhunderten, ſondern auch
in ganz verſchiedenen Gegenden. Wenn man von den
Bibel=
ſprüchen abſieht, ſind das in erſter Linie Sprüche, die
be=
ſagen, daß jeder vor ſeiner Cür kehren ſolle, denn Geld
gäbe ja doch keiner dem anderen zum Bau, daß man im
übrigen die Leute reden laſſen müſſe. Dieſe Sprüche finden
ſich mit geringen Abwandlungen und Erweiterungen
un=
zählige Male, hie und da wohl auch einmal unter
Hinzu=
fügung eines ſelbſtändigen Gedankens.
Eim Hildesheimer Hausſpruch aus dem Jahre 1611 ſagt
kurz und bündig:
Wer bawen will an freier ſtraßen,
Muſ ſich viel unmutz geſwetz nich irren laſſen,
und ein Spruch aus Garmiſch von 1767 lautet alſo:
wer baut an die Gaſen,
mueß alle reden laſen.
die Leitt, die Netten vill.
ich due mein dail denchen und ſchweie immer ſtil.
Der niewand hats erbautt, der niemand hats gemohllen,
der niemand duett drein zallen.
Aus Niederachen bei Innzell ſtammt der folgende Spruch:
Es kann keiner bauen auf der Wellt
Das es jeden Menſchen gefellt.
Ich dencke ſo gefelt es mir.
Ein jeder kiert vor ſeiner Chier.
Am Nathaus i Wernigerode ſteht zu leſen (von 1492):
Einer acht’s, Der andre verlacht’s,
Der dritte betracht’s, Was macht’s?
Ein Haus von 1702 in Adelboden fordert dagegen energiſch:
Welcher ſelbſten nitt vill kan
Soll dies Haus untadlet lan
Gott ſeines wägs fortgahn.
Neben der Freude am Haus ſteht der Kummer über die
Baukoſten. Hausverſe dieſer Art finden ſich auch wieder
zu allen Seiten und in den verſchiedenſten Gegenden. Knapp
und einprägſam heißt es an einem Haus in Wohra bei
Gemünden:
Bown ißt luſt — aber ’s kuſt.
Und ein Haus in Waldeck warnt:
Stehe ſtill und leſe mich,
Eh du bauſt bedenke dich.
Baun iſt eine ſchöne Luſt,
Die Koſten hab ich nicht gewußt.
Daneben ſtehen die zahlloſen Sprüche, die das Haus und
ſeine Bewohner Gottes Schutz anbefehlen, ſo zum Beiſpiel
ein Spruch in Blatten:
Ich gehn aus oder ein
So ſoll Gott mein Beſchitzer ſein.
Von einer Wirtſchaft in Ciermatten (175)) ſtammt
folgen-
der Spruch:
Gott laſſe dieſes Hauß. In ſeinem Segen ſtehen,
Daß man hier ein und aus Geſegnet möge gehen.
Herr, bleibe Du bey mir Allhier auf dieſer Erden;
Und laß mich dort beu Dir Ein Erb des Himmels werden.
Häufig beſchäftigen ſich die Hausſprüche mit Cod und
Ewigkeit. So findet ſich in Hannover der Spruch:
Minſche, Bedenke den Ende
Der dodt is ſchnel unde Behende. Amen.
In Kanderſteg (1704) leſen wir:
Ich läb, und wis nit wie lang;
Ich ſtärb, und wis nit wan;
Ich fare dahin und wis nit wohin;
Mich wundert, das ich ſo fröhlich bin.
Ein Kippeler Spruch mahnt:
Alſo ſolt du wonnen in dinnem Hus
Als ob du mieſteſt morgens drus
Lug das dir ſig ein Hus bereit
Das ſtand in Ewigkeit. (Von 1651.)
Gute Natſchläge ſind überhaupt beliebt. So heißt es
1706 in Adelboden:
Hüt dich, ſchwer nicht in meinem Huß,
Oder gang zur Cür heinuß.
Dan Gott der Her vom Himmelrich,
Möcht Bid ſtrafen, mich und dich zuglich.
Einer in Kanderſteg von 1822 lautet:
Junges Blut ſpar dein Gut
Armut im Alter wehe tut.
Einen recht nachdenklichen Spruch findet der Wanderer
in Nothenburg o. C. von 1550:
Dies Haus iſt mein und doch nicht mei,
der nach mir kommt, dem wirds auch nicht ſein.
Den Dritten trägt man auch hinaus,
drum Wandrer ſprich, wem iſt dies Haus?
Derſelbe Spruch, mit geringer Abwardlung, kehrt in
Cirol und anderwärts wieder. — Nicht ſelten geben die
Hausſprüche den Grund an, warum ein Haus neu gebaut
wurde, ſo z. B. ein Spruch in Werdorf (Kreis Wetzlar):
Hier ward durch Feurs Wuht der alte Bau gerichtet,
bewahre Gottes Hut den wir hier neu errichtet,
daß uns des Feuersbrand nicht abermals aufſchrecket
ſei unſer Dorf und Land durch Gottes Schild gedecket.
Aehnlich ein Spruch aus Wenns in Cirol, deſſen
Ver=
faſſer offenbar ſein Gottvertrauen etwas eingebüßt hatte:
Dies Haus ſtellt ich in Gottes Hand,
Da iſt es drei Mal abgebrannt.
Nu hab ichs Sankt Florian anvertraut,
Und hoff, daß er beſſer danach ſchaut.
Auch Soziales ſpielt wohl einmal hinein. So heißt es
an einem Haus in Katzenfurt:
Es iſt das Beſte in der Welt
Daß der Cod nimmt kein Geld
Sonſt möchten ſich die reichen Geſellen
Den armen an die Spitze ſtellen.
Nicht nur die Häuſer ſind mit Sprüchen geſchmückt,
ſondern häufig auch Speicher und Stadel. Ein ſolcher in
Diemtigthal ſpricht:
Man ſammelt einen ſchönen Nütz
In dieſe Vorrats Kammern;
Bewahre es, o großer Gott,
Vor Einbruch Feur und Jammer.
Neben all dieſen bisher angeführten, durch alle
Jahr=
hunderte und Gegenden wandernden Sprüchen gibt es noch
eine große Anzahl anderer Gattungen, von denen das
gleiche gilt, die alle, auch nur probeweiſe, zu nemen, im
Rahmen dieſer Plauderei nicht möglich iſt. Es gibt eine
Unzahl mehr oder minder vollſtändiger Sammlungen. Eine
ganze Anzahl von Hausſprüchen gibt es aber auch, deren
„Dichter” ſich nur wenig oder gar nicht an Uebliches
an=
gelehnt haben, und von dieſen, teilweiſe ſehr gelungenen
Reimen ſeien noch einige Beiſpiele gegeben, bei denen die
Phantaſie frei geſpielt hat; von einem Haus in Brunneck:
Befiehl Gott deine Wege, du lieber frommer Chriſt,
Und falle nicht vom Stege, wenn du betrunken biſt.
Etwas eigennützig wünſcht ein Glaſermeiſter im
Salz=
kammergut:
Der Herr beſchütze Korn und Wein.
Der Hagel ſchlag bloß die Senſter ein.
In Simbach am Inn heißt’s:
Wilſt du ſein ein guter Chriſt,
Bauer! Bleib bei deinem Miſt!
Laß die Narren Freiheit ſingen,
Düngen geht vor allen Dingen.
Sum guten Schluß ſtehe hier noch der beſinnliche Spruch
eines ehemaligen Seifenſiederhauſes am Cegernſee:
Bläſt uns o Welt in deinem Haus,
Der Cod das Lebenslichtlein aus,
Wird am Geruch es offenbar,
Wer Calglicht und wer Wachslicht war
Altes Fachwerkhaus in Hildesheim.
[ ← ][ ][ → ]
Wie Ooſtojewski ſtarb.
Von B. M. Markewitſch.
Der Schriftſteller Markewitſch, der hier die
Codesſtunde Doſtojewſkis ſchildert war ein
Seitgenoſſe des großen Künſtlers.
Als ich in der „Nowoje Wremja” eine Notiz las, das J. ENt
Doſtoſewſki ernſtlich erkrankt ſei, wollte ich zunächſt nicht recht
an die Gefährlichkeit ſeines Suſtandes glauben. Ich dachte, es
handle ſich wieder um einen der gewohnten epileptiſchen Anfälle
(Doſtoſewſkis, der vielleicht ſtärker ausgefallen ſei als ſonſt, den
er aber wohl auch ohne Schaden überſtehen würde.
Immerhin läutete ich burz von acht Uhr abends an der Cür
von Doſtojewſhis beſcheidener Wohnung am Kusneiſchni
Pereu=
lok Nr. 5 an. Noch während ich auf der Creppe ſtand, hörte ich
aus der Wohnung einen eigenartigen Laut hervordringen,
dann wurde die Cür aufgeriſſen, und ein junger Mann,
Doſto=
jewſkis Stiefſohn, rief mir mit entſtellter Stimmme zu: „Schnell,
Herr Doktor, ſchnell!” Ehe ich noch etwas erwidern konnte,
eilte ein zehnjähriges blondes Mädchen herbei und ſchrie: „Herr
(Doktor, um Gotteswillen, retten Sie Papa, er röchelt!”
Eben, als ich erklärte, ich ſei nicht der Arzt, erſchien bleichen
Angeſichts und mit fiebrig glänzenden Augen Apollon
Michailo=
witſch Maikow im Vorzimmer. Er begrüßte mich, führte mich
in den anſtoßenden Naum und teilte mir mit kurzen Worten
mit, er ſei vor einer halben Stunde hergekommen und habe den
Eindruck, daß es mit Doſtojewſki zu Ende gehe. Dieſer habe
einen ſchweren Bluterguß erlitten, ſei am vergangenen Cag
ſe=
doch wieder verhältnismäßig wohl und guter Laune geweſen,
und habe ſogar ſcherzhaft bemerkt, er gedenke noch alle zu
über=
leben. Dieſen Morgen jedoch habe ſich ſein Zuſtand von neuem
verſchlechtert, und ein weiterer Blutſturz ſei eingetreten; jetzt
.. . Maikow war zu erſchüttert, um weiterzuſprechen. Auf
meine Bitte, führte er mich, in das Krankenzimmer. Dort bot
ſich wir ein Bild, das ich mein Leben lang nicht vergeſſen werde.
Im Hintergrund ſeines unanſehnlichen, düſteren
Arbeitszim=
mers lag Doſtofewſki angekleidet auf dem Diwan, den Kopf auf
das Kiſſen zrückgebeugt. Das Licht der neben ihm ſtehenden
Lampe fiel auf ſeine kreideweißen Wangen und auf einen
dunkel=
roten Blutflecken auf ſeinem Kim. Hwar röchelte er nicht, wie
ſeine Cochter ſich ausgedrückt hatte, aber ſein Atem drang
pfei=
fend aus ſeiner Kehle und durch die krampfhaft geöffneten
Lip=
pen; ſeine Augen waren halb geſchloſſen. Auf ſeinem
wohlbe=
kannten, von Gedanken und leidenſchaftlichem Feuer geformten
Antlitz war keine Spur phyſiſcher Qual zu erkemen, denn
Doſto=
jewſki war tief bewußtlos.
Vor ihm auf den Knien lag in namenloſer Verzweiflumg
ſeme Frau. Sie preßte ſeine regungslos herabhängende Hand
an ſich und betete unausgeſetzt: die Kinder, Sohn und Tochter,
ſchlugen haſtig und angſterfüllt das Kreuzeszeichen. Plötzlich
Das luſtige Väterchen.
Von J. Kaſatkin.
Mit ſeinem runden Nücken, ſeiner großen Naſe, den
Schuſter=
riemen über dem Nacken hockt das Väterchen auf dem
Birken=
klotz. Er bohrt mit dem Pfriemen Löcher in die aufgeweichte
Birkenrinde; jedesmal, wenn er den Baſtfaden durch das Loch
zieht, klopft er mit dem Pfriemen den Stich glatt. Seine Arme
mit den ſpitzen Ellenbogen, und die Schultern, die wie
zuſammen=
gefaltete Slügel unter dem Hemd hervorſtehen, bewegen ſich im
Cakt mit dem Baſtfaden. In der Pauſe, in der der Pfriem
ein Loch zu bohren hat, wird der Baſtfaden in den Mund
ge=
nommen; bevor er durch das Loch gezogen wird, muß ſein Ende
mit der Sungenſpitze befeuchtet werden.
Draußen iſt es Nacht. Der Wind ziſcht und wirft loſen
Schnee gegen das kleine Fenſter. Man kann das Stroh auf dem
Dach raſcheln hören. Die angefaulte Dachlucke kreiſcht und
klappert. Auf der Bank brennt eine winzige Nachtlampe.
Die rote Sunge der Flamme zittert, ihre Spitze endet in einem
dümen, ſchwarzen Faden. Ueber dem Jaden pluſtern
Nußflöck=
chen und fliegen direkt uter Väterchens lange Naſe. Die weiße
Katze, hager und großköpfig, reibt ihre eingefallenen Flanken an
Väterchens Beinen. Den Schwanz hält ſie hoch, ſchnurrt
ſchmei=
chelnd und ſchaut mit ihren grünen Augen bittend den Kindern
ins Geſicht, die ihr Väterchen umringen wie Schwämme einen
alten Baumſtrunk. Es ſind vier, und es iſt ſchwer zu ſagen, ob
es Mädchen oder Jungens ſind. Alle haben ſie lange Haare,
Schmutznaſen und ſtecken in langen, breiten, ſackähnlichen
Ge=
wändern. In den Echen iſt es dunkel, über die Wände bis zur
Decke hinauf wankt Väterchens Nieſenſchatten, wirft die langen
Arme auseinander, ſo, als wollte er die ganze Hütte mit allem,
was drin iſt, umarmen.
Väterchen erzählt — er erzählt alles, was ihm gerade in den
Kopf komt, ud die Kinder hören mit ofſenen Mäuſchen zu.
ſtürzte ſein Cöchterchen auf mich z, ergriff meine Hand und rief
unter Cränen: „Bitte, beten Sie für Papa, daß der liebe Gott
ihm ſeine Sünden vergibt, wenn er ſolche begangen hat.”
Ich ſuchte die Sitternde aus dem Simmer zu führen, doch ſie
riß ſich von mir los und eilte an das Sterbelager ihres Vaters
zurück. Nach langem Sureden gelang es Maikow, Frau
Doſto=
jewſki dazu zu bringen, daß ſie ins Nebenzimmer ging. Dort ließ
ſie ſich auf einen Seſſel wiederfallen und ſtöhnte: „Oh, welchen
Mann verliere ich!"
„Welchen Mann verliert Nußland!” riefen Maikow und ich
gleichzeitig aus.
Wir reichten ihr Waſſer. „Er wollte noch leben,” ſagte ſie.
„Das Leben hat je erſt begonnen, ihm zuzulächeln! Er hoffte,
noch ſo viel zu ſagen! Und jetzt .. . Noch heute ſagte er:
Mein ganzes Leben lang habe ich mich geplagt und wie ein
Pferd gearbeitet, um des täglichen Brotes willen. Jetzt habe ich
endlich gehofft, die Kinder ſicherſtellen zu können; aber ſiehe da,
ich laſſe ſie als Bettler zurück!!”
Der ſo ſehnlichſt erwartete Arzt erſchien nun endlich, begab
ſich eilig zu dem Kranken, öffnete das Fenſter und verlangte,
daß ſich alle Anweſenden bis auf Doſtojewſkis Stiefſohn
ent=
fernen ſollten. A. M. Maikow und ich blieben bei Frau Anna
Grigorjewna; es vergange neinige unbeſchreiblich bange Minuten
der Erwartung. Dann öffnete ſich die Cür des Arbeitszimmers,
und der Arzt trat zu uns. „Iſt es zu Ende?” rief die
unglück=
liche Frau aufſpringend.
Mit ſanfter Gewalt drückte der Arzt ſie wieder auf ihren
Seſſel nieder und ergriff ihre Hand. „Noch iſt es nicht ſo weit,”
ſagte er, „doch es geht dem Ende zu. Ich halte es für meine
Oflicht, Sie darauf aufmerkſam zu machen, daß von allen Sinnen
das Gehör als letzter zu funktionieren aufhört. Quälen Sie alſo
den Sterbenden nicht mit Ihrer Verzweiflung.”
„Oh. Herr Doktor, ich will mich ganz ruhig verhalten, aber
laſſen Sie mich zu ihm!” Mit dieſen Worten eilte Anna
Grigor=
jewna, von ihren Kindern gefolgt, an das Krankenlager. Alle
kmiten nieder, und es trat Codesſtille ein. Der Atem
Doſto=
jewlkis war nicht mehr zu vernehmen.
Mittlerweile war der Geiſtliche erſchienen, der nu mit
flüſternder Stimme Gebete ſprach. Der Arzt beugte ſich über
den regungslos Daliegenden, öffnete das Hemd auf der Bruſt,
befühlte dieſe mit der Hand und gab mir ein Heichen. Alles
war zu Ende. Ich blickte auf die Uhr — es war acht Uhr
36 Minuten ...."
Später habe ich erfahren, daß Doſtojemlki einige Stunden
vor ſeinem Ende die Gattm gebeten hatte, ihm das abgegriffene
Doſtojewſkis Cokenmaske.
HIf
IIEHkf
„Das Großväterchen ſitzt alſo in der Waldhütte” — berichtet
das Väterchen —: „hat ein Feuerchen angezündet, wartet und
wartet; weg iſt Glanka, verſchwunden iſt Glanka.” „Ach du‟,
ſagt das Großväterchen — „ach zu Hundeſohn”, ſagt er —
„ach du Lauſeaffe”, ſo und noch ganz anders ſchimpft er au
ſeinen verſchwundenen Enkel. — „Gut,” ſagt er, „ich werde
warten.”
Aber zuletzt wurde ihm das Warten doch langweilig. Nacht
war es ſchon, und im Wald erklang es uuu—huuu-uuh, Negen
und Sturm machten einen ſchrecklichen Lärm. Plötzlich, mir
nichts, dir nichts, iſt Glanka wieder da. Crägt die Ilinte auf
der Schulter und lacht. „Och”, ſagt er, — „müde bin ich
fürchter=
lich”, und dann geht er zum Feuer, ſetzt ſich mitten hinein und
löſcht mir nichts, dir nichts, das Feuer aus, bums, und wiehert
dabei wie ein Noß und dam wie ein Wolf, dieſer dumme Hund;
plötzlich war er wieder weg. Das Großväterchen erſchrak ganz
fürchterlich, die Haare ſtanden ihm zu Berge; im Wald aber
ſchreit es uuuu—uuuh—uuh!”
„Alſo hört z, langſam, langſam kam das Großväterchen
wieder zu ſich, ſitzt da und wagt kaum zu atmen, ſitzt da und
denkt — denkt. — Die Geſichter der Kinder ſind vor
Ver=
wunderung ganz lang geworden; voller Angſt warten ſie, was
weiter kommt, und das Väterchen erzählt und erzählt; aber
Märchen, wie ſie andere ſo ſchön erzählen können, die hat er
nicht, dafür aber ſo eine Menge eigenen Kram. Bei ſeiner
Arbeit im Walde hat er viele Geſchichten und Begebenheiten
zu hören bekommen, ſo viele, daß er ſelbſt nicht mehr weiß, ſind
es Märchen oder Wirklichkeit. Solche Geſchichten entſtehen
ganz von ſelbſt während der Dämmerung im Walde. Sie
ſchwim=
men über dem Keſſel, in dem die Suppe kocht, während aus dem
Walddickicht und den Sümpfen dunkle, knorrige Corfſtocher und
härtige Holzfäller herbeikommen, alle ſchwarz wie die Teufel.
So vergeht die Seit, die Zunge mahlt und mahlt, der Dfriemen
ſticht Löcher, die Lampe blakt friedlich und ſchwärzt Väterchens
lange Naſe, die angefaulte Dachluke kreiſcht und klappert.
Endlich verſtumt das Väterchen, fenchtet den Bahaden an.
Evangelien=Büchlein zu reichen, das ihm einſt auf der Fahrt
in die ſibiriſche Gefangenſchaft eine mildtätige Frau geſchenkt
hatte. Einer alten Gewohnheit folgend, öffnete Doſtojewſki das
Buch an einer vom Sufall oder von der Vorſehung beſtimmten
Seite und reichte es ſeiner Frau, damit dieſe ihm die
aufge-
ſchlagene Stelle vorleſe. Es war das Wort Chriſti aus dem
Matthäus=Evangelium: „Halte mich nicht zurück, denn es
ge=
ziemt uns, das Wort des Herrn zu erfüllen.”
Candy=Girl
im Schlaraffenland.
Als Arbeiterin in Amerika.
Von Maria Leitner.
Dort, wo die Ananas= Mandeln= und Roſinenberge ſtehen,
Schokoladenflüſſe unverſiegbar quellen, Honig und Sirup ſich in
Nieſenfäſſern türmen, dort, ſollte man meinen, müßte es ſchön
ſein, zu leben, vielleicht ſogar zu arbeiten.
Da ſich das Schlaraffenland heutzutage nr in einer
Schoko=
ladenfabrik befinden kann, ſcheint die Sache auch gar nicht
aus=
ſichtslos. Man geht durch das Cor eines Wolkenkratzers, fragt
den Portier nach der Arbeiterannahmeſtelle, ſteht beſcheiden
vor dem Perſonalverwalter, und ſchon bekommt man einen
Set=
tel in die Hand gedrückt, auf welchem die künftige Arbeitsſtelle
verzeichnet iſt. Kein Wort gefragt, man kann gleich anfangen
zu arbeiten. Sein, daß man ſo leicht ins Schlaraffenland gelangen
Kann.
Ich bekomme von der „Nurſe”, halb Aufſeherin, halb
Pfle=
gerin, die Uniform und einen Schrank zugewieſen. Sie ſagt mir,
es ſei beſſer, die Uniform über die Kleider anzuziehen, dann
friere man weniger.
„Aber heute iſt doch ein furchtbar heißer Cag”, denke ich;
doch man iſt eben im Schlaraffenland, man ſoll ſich über nichts
wundern. Ich gehe die Creppen hinauf zu meiner Arbeitsſtelle.
Welche Aufſchriften!
Ich betrat einen rieſigen Arbeitsſaal. Sofort bekam ich kalte
Füße. Eine ältere Dame, wie ſich ſpäter herausſtellte, die „
Fore=
lady”, flatterte mir entgegen, in einem weißen Kleid und mit
einem Spitzenhäubchen angetan. Sie hatte eine rote, erfrorene
Naſe, und frug mich nach meimen Perſonalien. Auch teilte ſie
mir die Arbeitsbedingungen mit, 24 Cent die Stunde. In der
Saiſon kann man Ueberſtunden machen.
Die Arbeiterinnen blicken gar nicht auf. Sie ſind in
Woll=
tücher, Witermäntel, Sweaters gehüllt. Die Luft iſt trotz der
Kälte ſchlecht, die Senſter feſt verſchloſſen.
Das kokette Spitzenhäubchen: Wenn Sie eine Minute zu
ſpät kommen, wird eine halbe Stunde abgezogen. Die
Kontroll=
karte muß viermal, immer im Arbeitsſaal, abgeſtempelt werden.
Morgens, bei Beginn und Ende der Mittagspauſe, und abends,
wenn man nach Hauſe geht.”
Ich glaube, ich habe auch ſchon eine rote Naſe. Freilich, es
muß kalt ſein, damit die Bonbons nicht zerſchmelzen. Daran
hätte ich gleich denken müſſen.
Ich werde an einen Ciſch geſetzt. Plötzlich bin ich umgeben
von Kartons, Seidenpapier, Stanniol. Immer neue Platten voll
Bonbons werden vor mich hingeſchoben. Ich muß packen. Das
Spitzenhäubchen erklärt: „Jedes Stück umdrehen und genau
prüfen. Die ſchlecht gelungenen müſſen beiſeite gelegt werden
mit der Nummer, die auf jede Platie aufgeklebt iſt. Die ſoll
man nicht eſſen. Die Arbeit der Herſteller muß geprüft werden.”
Ich fange an, gehorſam zu drehen, zu prüfen, zu packen.
„Nur mit den Singerſpitzen, nur mit den Singerſpitzen,” ſagt
noch das Spitzerhäubchen und entſchwindet.
Hier machte ich die Bekanntſchaft mit Nr. 68, die nicht etwa
ich bin. Ich repräſentiere eine bedeutend höhere Nummer, bin
Viervierzwodrei.
Bald ſtellte ſich heraus, daß die Plattennummern imer
be-
ſondere Individualitäten enthüllten. Da war z. B. die tadelloſe
Nummer 25, die korrekte 25; es war ein Vergnügen, ſie zu
packen. Da war die etwas zerfahrene Nummer 35, und dann
alſo auch die Nummer 68.
Ich weiß nicht, ob ich deshalb Sympathien für ſie empfand,
weil ich fühlte, daß ich genau ſo ſchiefe, zerquollene Bonbons
mit ſo fleckigem Guß herſtellen würde, wenn mich das Schickſal
noch auserſehen ſollte, Pralinen zu machen. Jedenfalls verſuchte
ich, ſoweit es in meiner Macht ſtand, Nummer 68 zu retten.
Ich aß die verdorbenen Stücke, ſie waren ſchlecht, dafür aber
verboten; ich verlor die Settelchen mit der Nummer, ich
ſchmug=
gelte ſogar einige Stücke der tadelloſen Nummer 25 und der
korrekten Nummer 25 zu, denen das doch nichts ſchaden kann.
Am nächſten Cag, welches Wunder, übertrifft Nummer 68
an Korrektheit ſogar die Nummern 25 und 25. Ich ahnte gleich
Böſes. Und wirklich, als ich mich nach Nummer 68 erkundigte,
HIamTmſmkmff
zieht ihn durch die Schuhe, und ſinnt darüber nach, was er noch
zum Beſten geben könnte. Langſam erwachen die Kinder aus
ihrer Erſtarrung und erholen ſich von der ausgeſtandenen Angſt.
Sie warten, aber das Väterchen erzählt nichts mehr; er zieht
einen neuen Schuh über den Leiſten und ſchnauft ſachlich. Da
holt das Aelteſte, ein ſiebenjähriges Mädchen, aus irgendeinem
Winkel ein zerledertes Bilderbuch hervor; es iſt ganz
ange=
ſchwollen vom vielen Blättern. — „Schau her, Miſchka”, ſagt
ſie, den Finger auf ein Bild preſſend, „was für ein Menſch —
mit einer Crompete — und in den Händen hält er eine Peitſche
— und hier ſitzt ſeine Großmutter und ſpinnt; ſchau mal, was
für ein laan—ger Jaden das iſt. Das iſt ihr Haus, aus dem
Schornſtein kommt Nauch.” — Der Jüngſte, der, der vorhin in
der Naſe bohrte, beugt ſich tief über das Buch. „Ich ſehe —
auch den Nauch ſehe ich; ſie kochen Kartoffeln”, ſagt er ſehr
beſtimmt, hebt den Kopf und heult los. „Ich will auch
Kartof=
feln eſſen”. Der Mittlere, deſſen Hemd unter den Achſeln mit
einer Schnur zuſammengeſchnürt iſt, ſpitzt die Ohren und ſagt
zaghaft durch die Naſe: „Väterchen, gib ein Stückchen Brot.”
— „Geig mal, Anni, zeig mal”, ſagt das Väterchen plötzlich
ſehr neugierig und legt eilig den Schuh beiſeite, — „was iſt das
für ein Bild; tatſächlich, ein Menſch mit einer Crompete!‟ Er
macht ein verwundertes Geſicht, beugt ſich tief, tief über das
Bild, ſchütkelt den Kopf und ſchnalzt mit der Sunge. „Cat—
ſäch=
lich, ſchau, ſchau, ſogar eine Peitſche hat er, Donnerwetter!”
ereifert ſich das Väterchen und ſtreicht die langen Haare aus der
Stirn. Sofort umringen ihn die Kinder, alle außer Anni wollen
das Bild ſehen. „Garaſſka, Miſchka, wo ſeid ihr. ſchaut mal,
ſieht die Alte nicht genau ſo aus wie die Nenilowa?: bei Gott,
wie ſie leibt und lebt, und ſpinnen tut ſie. — Dies ſind
Weiß=
ruſſen, ſo ein ungetauftes Volk. fangen Eisbären mit bloßen
Händen, ah — und hier noch ein Bild; wollen wir es mal
gründ=
lich anſchauen.” Er macht aus dem Heigefinger einen Haken,
benetzt ihn und blättert meiter. „Schaut mal hierher. Jernlalem,
— die Stadt, der Dlatz Gottes; ſieh ſie dir an. Miſchka: Kinder,
laßt mal den Michka näher heran. — Dies iſt alſo Jerſalem,
mußte ich wich von der Sweckloſigkeit jeder individuellen
Hilfs=
ſaktion überzeugen. Denn man ſagte mir: „Meinen Sie die
Alt=
oder die Neue. Denn ſeit heute iſt eine andere da. Die Alte iſt
geſtern Knall und Fall entlaſſen worden.”
Neben mir ſitzt ein Mädchen, dem man auch anmerkt, daß
es ein Neuling iſt. In der ganzen Umgebung ſind wir die
ein=
zigen, die ſich für die Erzeugniſſe Schlaraffenlands intereſſieren.
Wir koſten alles, kritiſieren, haben Vorlieben. Wenn das
Spit=
zenhäubchen entſchwindet, machen wir Nundgänge in unſerem
Arbentsſaal. Wir gehen an den Frauen voxbei, die Datteln
ent=
kernen. Nüſſe öffnen, Ananas zerſchneiden. Jedesmal, wenn
wir vorbeigehen, langen wir in die Körbe und eſſen. Erſchrocken
ſehen wir uns um, aber nichts geſchieht. Es iſt erlaubt. Die
Frauen ſehen uns augenzwinkernd nach. Sie ſcheinen ſich über
uns zu amüſieren.
Während ich packte, flog mir ein Stück ſaure Gurke z
Eine Arbeiuerin aus der alten Garde frühſtückte. Ich lachte.
Aber am dritten Cage brachte ich mir in Eſſig geſäuerte
Swiebeln zum Frühſtück mit. Meine Nachbarin ſchien ſich zu
freuen, als ich ihr auch welche anbot.
Am dritten Cage mußte ich meinen bequemen Platz, der mir
allerdings erſt ſpäter ſo bequem erſchien, verlaſſen, und wurde
vom Spitzenhäubchen zu den Maſchinenpackern kommandiert.
Das Suſtem iſt hier ganz ähnlich wie das berühmte laufende
Band. Quer durch den Saal lauſen die Maſchinen, vor denen
die Arbeiterinnen packen. Eine Glaswand, mit je einer
Oeff=
nung vor jeder Maſchine, trennt uns von den
Pralinenherſtel=
lern. Hier gibt es kein gemütliches Schlendern mehr, die
Ma=
ſchinen ſchreiben die Bewegungen der Packerinnen wie der
Bonbonherſteller vor.
Man ſteht hier in der eiſigen Kälte acht oder manchmal auch
neun Stunden lang, ohne einen Augenblick ſich ausruhen oder
ſetzen zu können. Das Spitzenhäubchen erſcheint immerfort,
umkreiſt uns ſtändig wie ein Phonograph in die Ohren:
Mä=
dels, lernt eure Hände ſchnell bewegen; Mädel, lerne deine Hand
ſchnell bewegen” (Girlie, learn to durn vour hands quickly,
girlie, learn to turn gour hands quickly), immer ohne Unterlaß.
So ſieht es aus im Schlaraffenland.
Und trotzdem geht es vor unſerer Maſchine ſehr lebhaft, ja
luſtig zu. Da iſt zum Beiſpiel Siulietta, die ſchöne Italienerm.
Sie kann nicht wur ſchnell packen, ſondern gleichzeitig auch
Charleſton tanzen und ſingen: „Aes Sir, ſhe is mu baby”.
Dann ſind die beiden Freundinnen da, die ſich ſtändig zanken
und ſich gegenſeitig, zur allgemeinen Freude, alte Sünden
vor=
werfen. Und dann haben wir Boccaccio hier, freilich einen
weiblichen Boccaccio, und ſchon das allein muß die Arbeit unter
den Maſchinenpackern erträglicher machen.
Denn Boccaccio iſt eine Nummer ganz für ſich. Von
unge=
wöhnlicher Neizloſigkeit. Crägt eine Brille auf einer ſpitzen
Naſe, und hinter dieſer Brille ſchielen farbloſe Augen. Die
Haut iſt fleckig, die Haare ſträhnig. Doch welche üppige,
ſtrot=
zende Phantaſie verbirgt dieſes trockene Aeußere.
Boccaccio iſt natürlich italieniſcher Abſtammung, wohnhaft
und aufgewachſen in der Mulberry=Street, dem ſchmutzigſten,
dichtbewohnteſten Ceil des italieniſchen Viertels. Dort, wo die
Nachbarn keine Geheimniſſe voreinander haben können, wo die
Wände überhaupt nur aus Ohren beſtehen, wo mehrere Samilien
in einem Simmer wohnen.
Und Boccacrio hat immer alles geſehen und gehört. Und
Boccaccio erzählt, faſt ohne Unterlaß, ohne daß man darum
bitten müßte. In einem trockenen, dozierenden Con berichtet lie
der Ort, an dem jetzt auch euer Mütterchen wohnt; alle, die
ſterhen, kommen hierher, — ſchaut nur, wie viele Menſchen.
ſcheinen alle irgendwohin zu gehen. — Da, nehmt, es ſind noch
mehr Bild drin; Anni, zeig ſie ihnen mal.
Sum hunderiſten Male wurde das Buch angeſchaut; der
Reihe nach wurden immer dieſelben verblaßten Bilder
betrach=
tet; ſie blieben ſich immer gleich, und doch konnte man ſie
jedes-
mal anders erklären. Wie lange ſchon zauberte dieſes Buch
märchenhafte Welten in dieſe dunkle Hütte. Unbekannte Länder
zogen vorüber, unbekannte Menſchen, Sabeltiere und Ungeheuer,
die ſich gegenſeitig fraßen und auch Menſchen nicht verſchmähten.
Miſchka iſt der eifrigſte Wanderer in dieſen Sauberwelten, aber
heute iſt er nicht ſo ganz dabei. Einen ſchnellen Blick wirft er
noch auf Jeruſalem — die Stadt, auf die Nenntiere, die vor
einen Schlitten geſpannt ſind und die er für Kälber hält, konnte
der rundäugigen Eule auf dem dicken Aſt ſeine Bewunderung
nicht verſagen; als er aber bis zu den Kindern gekommen war,
die, mit Löffeln bewaffnet, um einen Ciſch ſaßen und auf den
Haferbrei warteten, den die Mutter in einer Schüſſel zur Stube
hereinbrachte, da war es mit ſeiner Selbſtbeherrſchung vorbei.
„Eſſen will ich.” heulte er los. „Väterchen. gib ein Stückchen
Brot,” unterſtützte ihn ſofort der mit dem Strick zuſammenge=
Haltene Garaſika. Sie heulten zweiſtimmig. — „Ich werde euch
zeigen”, ſchrie das Väterchen und klopfte mit dem Pfriemen auf
die Bank — „marſch, ins Bett, ihr Nachtwandler. Anni, was
guckſt du ihnen in die Mäuler, jage ſie auf den Ofen.” — Die
Kinder ſchwiegen, rückten vom Vater ab und tuſchelten
mitein=
ander. Miſchka hockte ſich hin und betrachtete noch einmal die
Bilder. Hinter den Wänden ziſchte der Wind und warf loſen
Schnee gegen das kleine Fenſter; die Dachluke kreiſchte auf
und klappte ein paarmal auf und zu. Als hätten ſie ſich
ver=
abredet, baten die Kinder plötzlich alle einſtimmig um Brot.
ſo=
dar Anni war mit dabei. Das Väterchen ſprang auf. als hätte
Ion jemand hochgeworfen: — „Iſt kein Brot da, laßt mich in
Nuhe: habe doch ſchon mal geſagt, daß wichts da iſt.” Seine
kraurigen Augen liefen ratlos hin und her, dam ergriff er das
von unwahrſcheinlichſten Samiliengeſchichten, haarſträubenden
Liebesgeſchichten, Großmütter und Kinder, Chineſen und Neger
kommen da vor; oft iſt auch Boccaccio ſelbſt die Heldin. Die
Mädchen biegen ſich vor Lachen.
Nur eine lacht nie, ſpricht wenig. Die Bleiche. Sie ſtöhnt
ſtändig: Ach, wie meine Hände frieren”, „O, mein Nücken.”
Die Schokolade ſtrömt aus der Maſchine ohne Unterlaß
Immer die gleichen B wegungen. Wenn eine neue Art
Schoko=
lade aus der Maſchine kommt, ſeufzt die Bleiche: „Ach,
ſchreck=
lich, dieſe ewige Abwechſlung.”
„Will jemand „dipper” werden?”
Wollen Sie, girl?” fragt mich das Spitzenhäubchen, und
ich nickte freudig ja. Die „dupper” arbeiten ſitzend. Sie
über=
ziehen Pralinen mit Schokolade.
„Sie werden jetzt ein „trade‟ (Handwerk) lernen,” ſagte mir
die Dicke, die mich underweiſen ſoll.
„Aes, m’am,” flüſtere ich ehrfürchtig, denn ich weiß, daß ein
„trade” Karriere bedeutet.
Meine Nachbarin teilt mir mit, daß dieſe Woche 28
Dol=
lar in ihrem Lohnumſchlag waren. „Das iſt was anderes, als
die 10 Dollar der Packer.”
Als die Dicke weggeht, frage ich meine Nachbari, ſeit wann
ſie „dipper” iſt.
„Seit acht Jahren. Ja, in der erſten Seit kann man das
cuch nicht verdienen.”
Ich ſitze nun vor einem großen Keſſel voll Schokolade, halte
eine Holzkelle in der Hand und rühre fleißig. Wenn die Dicke
nicht wäre, könnte ich mich jetzt Kindheitserimnerungen
hin=
geben und denken: Schlaraffenland.
Aber die Dicke erinnert mich mit allem Nachdruck an den
Ernſt des Lebens. „Immer aufpaſſen, daß die Schokolade ſchön
flüſſig bleibt; wenn ſich kleine, harte Stücke bilden, müſſen dieſe
ſofort herausgenommen werden.”
Aber wieſo erfriert nicht die Schokolade ſofort in dem
kal=
ten Naum? Wie wird ſie überhaupt flüſſig erhalten?
Auf eine ſehr einfache und ſinnreiche Art. Unter jedem
Schokoladenkeſſel iſt eine ſtark iſolierte elektriſche Leitung, die
nach Bedarf eingeſchaltet werden kann. Sobald die Schokolade
ihren gleichmäßigen Glanz zu verlieren beginnt, wird die
elek=
triſche Heizung unter dem Keſſel angeknippſt, muß aber dann
immer wieder ausgeſchaltet werden, denn die Schokolade darf
nicht heiß werden.
Die „dipper” ſitzen mit aufgeſtülpten Aermeln vor den
Keſ=
ſeln, die Arme mit eiem Schokoladenguß überzogen, und tauchen
Cremefüllungen, Datteln, Ananas in die Schokolade. Jede Sorte
muß auf eine beſondere Art gedreht werden, muß eine beſondere
Größe und Form haben.
Gerade um die Heit, wem wir die Fabrik verlaſſen,
para=
diert vor uns der Autobus einer anderen großen
Schokoladen=
fabrik. mit den verlockendſten Aufſchriften: „Wir machen die
beſte Schokolade der Welt” „Wir ſtellen Arbeiterinnen unter
den beſten Hedingungen ein”. „Wir befordern unſere
Arbeite=
rinnen frei im Auto zur Arbeitsſtelle” (merkwürdig nur, daß nie
jemand in dieſem Autobus ſitzt).
Aber Giulietta weiß etwas Beſſeres. „Habt ihr denn nicht
das Auto der Würßelzucker=Geſellſchaft geſehen, mit dem
Jazz=
band=Orcheſter. Das ſcheint ein luſtiges Haus zu ſein.”
Und ſchon tanzt ſie wieder Charleſton und ſingt: „No, Sir
don’t ſau mau be.”
Die Bleiche aber ſagt: „Ich haſſe jede Abwechſlung. Dam
ſieht man erſt, wie ſchrecklich gleich alles iſt.”
Mi
alte, verroſtete Salzfaß, das auf dem Ciſch ſtand: „Da habt ihr
was” — lachte er, „leckt ein bißchen Salz, hinterher ſchmeckt
das Waſſer ſo gut; da, Anni, gib jedem ein bißchen”, ſagte er
geſchäftig und blickte zur Seite. „Miſchka, du Dummerjan, nimm
Ganjka, Garaſika, was laßt ihr die Ohren hängen, nehmt,
nehmt; ſchaut her, ich nehme auch. — Ah, ſchmeckt fein”, prahlte
er, machte ein ſüßes Geſicht und ſchnalzte laut — „und was für
herrlichen Durſt man davon bekommtl, nicht zu ſagen. Da,
nehmt.‟ Er beklopfte das Salzfaß und ſchüttete ein Häufchen
Salz auf den Ciſch; er wartete. Aber die Kinder ließen die
Köpfe hängen, Miſchka heulte plötzlich los, und alle folgten
ſei=
nem Beiſpiel. Das Väterchen war ganz verbieſtert, ſtellte das
Salzfaß beiſeite und tappte mit ausgebreiteten Armen in der
Stube herum — einen Blinden nachahmend. „Wer heult hier
her mit ihm!” ſcherzte er. „Gebt mir mal den Miſchka her, wo
ſteckt er?, wo iſt der Haſe? Anni. Garaſika, fangt ihn, jagt
ihn, haltet ihn; auf den Bauch mit ihm, auf den Bauch — aha,
da habe ich das Bürſchchen!‟ Das Väterchen packte alle auf
einmal und warf ſie zu Boden. Wenn ſchon ſpielen, dann
ordentlich. — Aha, Freundchen, habe ich dich; kitzelt ihn.
Kin=
der, an den Ferſen, an den Ferſen, das liebt der Schlingel.”
Lang, ungeſchickt und hager, machte ſich der Vater mit
den Kindern zu ſchaffen, warf ſie wie funge Katzen auf einen
Haufen, kugelte ſie hin und her und kitzelte ſie und rollte ſie
durcheinander. Suerſt ſchnauften die Kinder mr, dann fingen ſie
an zu lachen, und ſchließlich vergaßen ſie alles. kreiſchten vor
Vergnügen, verſchluckten ſich, bekamen keine Luft vor lauter
Lachen; verſuchten, ſich zu verteidigen, aber das Väterchen ließ
nicht locker; er rollte ſie über den Sußboden, kitzelte ſie mit ſeinen
harten Händen und gluckſte luſtig; aber in ſeinem langnaſigen
Geſicht war weder Fröhlichkeit, noch die Spur eines Lächelns;
ſeine Augen waren ſehr erſchrocken: es war ihm, als hätte eine
fremde Macht ſich ſeiner Hände bemächtigt.
„Aha”, rief er — „wenn ihr lachen könnt, ſeid ihr auch ſatt,
ſeid noch nicht ganz von Kräften. wo iſt der Miſchka?. wo iſt
der Haſe?, fangt ihn, wieder mit ihm!” Plötzlich verſtummte
Müſſen Mütter einſam werden?
Von G. Berglar.
Dieſe Frage bezieht ſich nicht auf jene Fälle, in denen die
Kinder, der Kindheit entwachſen und nun eigene
Perſönlichkei=
ten, auch den eigenen Lebensweg antreten, ſei es zur wirtſchaftz
lichen Selbſtändigkeit, ſei es zur Eigengeſetzlichkeit einer Ehe
und damit neuen Samilie; ſondern ſie geht an die Mütter, die
trotz der nach außen hin betonten Samilienbeziehung leiſe
kla=
gen, daß ſie einſam geworden ſeien; einſam im Sinne des
Nicht=
mehrineinanderlebens, des inneren Abſeitsſtehens oder
Nicht=
mehrverſtehens. Nicht ſelten hören wir dieſe Klage; geht man
ihr aber nach, dann findet man zumeiſt den Grund dafür in
einer vielfach zu eng und darum falſch aufgefaßten
Mütterlich=
keit. Man trifft auf Sehler, die faſt immer unbewußt aus einer
Art von Egoismus der Mutterliebe entſpringen. In dieſem
„Sacro egolsmo” ſteckt die Hauptfehlerquelle; ſie führt ins
Sentrum der obigen Frage.
Oſts nicht oft ſo, daß wir die Kinder, ein Ceil unſerer ſelbſt,
nun auch nach uns ſelbſt modeln möchten? — Und legen wir in
dieſem liebenden Beſtreben nicht leicht Maßſtäbe an, die in der
Kinderſeele noch nicht den rechten Naum haben? — Cun wir’s,
ohne es zu wiſſen, oft nicht ziemlich ſchablonenhaft und nicht der
erwachenden Kind=Individualität entſprechend? — Doch, wir
transponieren uns gar oft in unſere Kinder; transponieren
unverſehens unſere Erwachſenen=Welt in die Kind=Welt, und
vergeſſen dabei, daß neben uns etwas Eigenes, wird, das zwar
aus Blut und Vorfahrenreihe her Erbe iſt, das aber ſchon früh
beginnt, dieſe Erbmaſſe ſich ſelbſt und dem Eigenwerden
erfah=
rungsmäßig anzugleichen! — Swar hat der Wandel der letzten
Jahre da mancherlei gebeſſert; dennoch ſteht die Fehlerquelle
noch offen!
Aus ihr gängelt immer wieder das geformte Ich, das in
Formung begriffene Ich, und greift zu mehr oder minder
ſcha=
bloniſierten Maßſtäben, bisweilen ſogar zu fiktiven Sdeal=
Maß=
ſtäben, und vergißt darüber, daß in dieſe (nun ſchon etwas
ver=
ſchobene) Mutter=Kind=Welt ſchnell die Schul=Welt einbricht,
die ihrerſeits wieder mit neuen Maßſtäben zu arbeiten beginnt.
Damit aber gerät der Geiſt der Kinder, wenn in eine neue
autoritäre Abhängigkeit, ſo doch in eine allmählich ſich
erwei=
ternde Unabhängigkeit von uns ſelbſt; und da wir aus dem erſten
Sehler und der ſich jetzt rapid vergrößernden Altersſpannung
zur gewiſſen Erſtarrung neigen, ſo ergeben ſich aus der Linie
Schule—Kind—Mutter bereits kleine Komplikationen, die
ge=
wiß nicht erheblich zu ſein brauchen, die vielleicht nicht einmal
bemerkt werden, und die doch den Keim zur Entfremdung in ſich
bergen, wenn wir in unſerem Sehler beharren!
Je länger und intenſiver das Gängelverhältnis dauert, deſto
gefahrenreicher wird dann das Verhältnis Mutter—Kind in der
kritiſchen Seit beginnender Sexualreife! Wurden bisherige
kleine Disharmonien leicht verkleiſtert, ſo tut ſich jetzt die große
Disharmonie einer ausgeſprochenen Vertrauenskriſe auf! Die
überaus ſtarke ſeeliſche und geiſtige Empfindſamkeit dieſes
Uebergangsſtadiums, das Kreiſen um das Geheimnis des Eros
und der eigenen pſuchologiſch — biologiſchen Beziehungen und
Neaktionen auf dieſe erwachenden Komplexe: Das alles wagt
ſich nun nicht mehr vertrauend vor, weil es in der
fragwürdi=
gen Autorität unſerer Sehler bisher ſcheu gemacht wurde. Die
unvernünftige Mutter wird, wenn ſie inſtinkthaft dieſe
Span=
nungen erſpürt, entweder vergeblich um das zerrüttete
Kind=
vertrauen ringen, oder ſie verhärtet ſich aufs neue gegen dieſe
Vertrauensloſigkeit! Das Gefühl der Vereinſamung”
be=
ginnt.
Und doch würde das alles verhindert, wenn wir die
Nutz=
anwendung aus dieſen Sehlern zögen: Jungbleiben und
Wieder=
erwachſen mit unſeren Kindern, das iſt unſer „Seſam, öffne
dich!” Es ſetzt zwar eine gewiſſe Prädispoſition poraus, aber
noch mehr guten Willen zur Erkenntnis! Spielen wir doch
ge=
troſt kindlich mit unſeren Kindern! Lernen wir doch die Kunſt
des erzieheriſchen Lehrens in und aus dieſem Spiel! Laſſen
wir doch unſere Maßſtäbe und mehr oder minder großen
Auto=
ritätsfimmel beiſeite zugunſten vertrauender Kameradſchaft!
Dies wundervolle Spielvertrauen, wie ichs nennen möchte, iſt
unzerſtörbar! Baſieren wir darauf den weiteren
Erziehungs=
weg, ſo ergibt ſich, wenn wir ſtets auch uns der geiſtigen
Ent=
wicklung und Wandlung lernend anpaſſen, zugleich das
Arbeits=
vertrauen! Und in gleicher Linie erwächſt dann bei geeigneter
Aufklärung und Unprüderie zur rechten Seit, wenn nicht immer,
ſo doch meiſt das Sexualvertrauen der Kinder. Wo einzelne
Crübungen auftauchen, wirkt ſorgendes Hineinlauſchen,
lieben=
des Schweigen, tröſtliche Aufmunterung wahre Wunder, die
Kriſis relativ leicht zu überwinden! Und das erzeugt immer
wie=
der jene edelſte Kameraderie, die dem Kinde (wie dem Manne)
gegenüber das Schönſte iſt, was wir in unſerem Frauen= und
Mutterſein nur jemals finden können!
Miſchka; alle quiekſten, lachten, ſtrampelten, wur Miſchka war
ganz ſtill und bewegte ſich nicht; er war ganz blau, hatte die
Augen verdreht und ſchluckte heftig. — „Halt, Kinder, genug!”
ſagte das Väterchen. „Haben dem Jungen zu viel zugemutet;
laßt ihn mal ganz in Nuhe, wird ſchon wieder zu ſich kommen;
Miſchka, du Dummerchen, was machſt du denn für Geſchichten,
wir ſcherzen mit dir und du machſt ſolche Sachen. Du Hähnchen,
Spänchen, du Mücken=Kücken.‟ Er nahm Miſchka auf den
Arm und trug ihn von Winkel zu Winkel, ſagte ihm die
zärt=
lichſten Worte, ſchalt ihn kleinmütig und nannte ihn einen
komi=
ſchen Kerl. Miſchka kam zu ſich, lachte ſofort wieder, fing dann
aber plötzlich bitterlich zu weinen an; er ſchluchzte herzbrechend.
Ganz eilig liefen die großen Cränen über ſein ſchmutziges
Geſicht=
chen. Sehr traurig wurde das Väterchen, drückte Miſchka feſt
an ſeine Bruſt und wußte gar nicht mehr, was er ihm zum Croſt
ſagen ſollte. Er jagte die Kinder auf den Ofen, ſtieg mit Miſchka
in den Armen ſelbſt hinauf, deckte alle warm zu und erzählte
ihnen die Geſchichte von dem ausgezeichneten Jäger Pankrat,
der den komiſchen Einfall hatte, einen Bären mit den Händen
zu fangen und dem der Bär den Kopf dafür abbiß.
Beim Erzählen ſtreichelte er Miſchkas Bauch; er liebte ihn
heftig, noch mehr, als alle anderen. Neulich erſt hatte er ihm
aus dem Wald einen Igel mitgebracht, der aber bald krepierte.
Nachdem eine lange Seit vergangen war, ſetzte ſich das
Väter=
chen wieder auf den Birkenklotz und machte ſich an die Arbeit.
Das ſchwarze Nußfädchen zitterte von ſeinem Atem, Pfriemen
und Baſtfaden arbeiteten wie toll, der Nieſenſchatten an der
Wand breitete ſeine langen Arme aus, als wollte er die ganze
Hütte mit allem, was, drin war, umarmen. Die Katze ſprang vom
Ofen, rieb ihre eingefallenen Flanken an Väterchens Bein, riß
ihren roſa Nachen weit auf und wollte laut miauen, ſchnurrte
aber nur ganz leiſe.
Die Kinder ſchienen zu ſchlafen. Nur Anni, das hinterliſtige
Ding, hat nur ſo. als wäre ſie eingeſchlafen. Vom Ofen, hinter
dem Schornſtein. blickten zwei große, traurige Augen unverwendt
auf das Väterchen.
Gefühlvoller Pelzkauf.
Von Heinz Scharpf.
Die magiſche Anziehungskraft, die Pelzgeſchäfte auf Frauen
ausüben, ließen auch Frau Marieluiſe vor jeder
Cierfelhand=
lung andächtig verweilen.
Dem Gatten rannen dann kühle Schauer über den Rücken,
und er drängte ſanft von dieſen falzinierenden Auslagen
hin=
weg, in denen wilde Katzen die Hähne gegen die anmaßenden
Preiſe von zahmen fletſchten und die Stinktiere unter dem
Wieſel, Hermelin und Sobel.
Pſeudonym Skunks ſich in die Gunſt des Publikums
einzuſchlei=
chen wußten.
Aber die Gattin ſetzte jedesmal dem Druck des Gatten eine
paſſive Reſiſtenz entgegen und konzentrierte den Blick auf
irgendein beſonders ſchönes Stück, von dem ſie das Auge nicht
reißen konnte.
„Ach”, ſeufzte ſie dann, „ſo eine Fehjacke, wenn ich
be=
läße . . .!” und ſie verſchlang dieſe mit jener gewiſſen
verlangen=
den Verliebtheit, um derentwillen es ſich einzig und allein für
einen Mann verlohnte, eiferſüchtig zu ſein.
Der Alann, der wußte, daß, einer Frau einen Wunſch
ver=
ſagen, tauſend andere gebiert, ſtellte ſich durchaus nicht
abge=
neigt, ihr die Feenhafte zu kaufen. Da er aber in der Gegend
des Geldſacks von einer Sugeknöpftheit war wie ein winterlich
geſchloſſener Crenchcoat, hatte er ſich ein Syſtom der
Pelzaus=
treibung zurechtgelegt, das keine Schlagſchatten auf ſeine
an=
geborene Nobleſſe werfen konnte. Er faßte den gewünſchten
Pelz erſt nicht lange an ſeinem weichen Haar, ſondern ſeine
Gattin lieber an ihrem weichen Herzen, das, wie bei allen
Marien und Luiſen, leicht wie Mauonnaiſe zu rühren war, wenn
man ihm vur tropfenweiſe zuzuſetzen verſtand, wie folgt:
„Liebſte”, „nickte er zuſtimmend, „ſilbergraue Fehe würde
wundervoll zu Deinem Blond paſſen. Weißt Du übrigens,
wo=
her Feh ſtammt? Vom ſibiriſchen Eichhörnchen. Ein munteres
kleines Cierchen, von denen viele, viele ihre Haut zu Markte
tragen müſſen für ſo eine ſchicke Jacke. Ganze Creibjagden
wer=
den auf dieſe zierlichen Nager veranſtaltet; die Hunde verbellen
ſie auf den Bäumen, vergebens ſuchen die erſchreckten
Nuß=
knacker von Aſt zu Aſt zu flüchten, und in ihrer Codesangſt
ſtürzen ſie ſich oft von den höchſten Gipfeln herab und hauchen,
jämmerlich quiekend, ihre armen Soelen aus. Wenn die Frauen
wüßten, wieviele herzzerreißende Codesſchreie in ſo einem
Feh=
pelz erſtickt ſind, es müßte ſie ſchütteln darin.”
Frau Marieluſſe ließ daraufhin, von der Febjacke ab und
wandte ihr Intereſſe einem Perſianermantel zu.
„Perſianor?” rief der Mann erfreut, „darin trifft ſich
wio=
der einmal unſer beiderſeitiger Geſchmack. Ein Perſianer iſt
nicht nur ein elegantes Cragen, ſondern auch von unglaublicher
Dauerhaftigkeit, wenn man bedenkt, daß das Fell von einem ſo
zarten, noch ungeborenen Lebowoſen ſtammt.”
„Wieſo?” hob die Frau den Kopf.
„Nun, das wirſt Du ja wiſſen”, warf der Gatte leicht hin,
die Mutter des kleinen Unſchuldslämmleins, das den Pelz
liefert, das Perſianerſchaf, muß das Loben laſſen, noch ehe das
Kind das Licht der Welt erblickt hat. Denn nur im Schoße der
Mutter hat das junge Cier noch die weichen Locken feſt
ge=
ſchloſſen aneinander gepreßt. Zwei ſterben aſſo hier für ein
Fell von 20 Gentimeter Breite und 30 Hentmeter Länge.”
Frau Marieluſe widmete der verſianiſchen Cragödie eine
heimliche Cräne und ſchaltete das Verlangen auf einen
Chin=
chilla um.
„Chinchilla?” durchfuhr es den Gatten. als hätte mon hinter
ihm ein Schlachtmeſſer gewetzt. „Gott ſei Dank, hat die Ve=
Chinchilla und Stinktier.
gierung jetzt endlich auf die letzten Chinchillas ein Jagdverbot
erlaſſen. Denk” mal, vor einigen Jahren noch bevölkerten dieſe
niedlichen Springer die Gebirge von Chile, Peru und Bolivien,
daß man von einem wahren Chinchillaparadies und einer
Chin=
chillaplage ſprechen konnte. Hinter jedem Baum und Strauch
guckte ſo ein dreiſter Kobold hervor. Die große Liebe des
Chi=
lenen zu den drolligen Kerlchen hinderte ihn freilich nicht, gegen
ſchnödes Geld ein Blutbad unter ihnen anzurichten, wie es aus
denſelben gewinnſüchtigen Motiven der berüchtigte Conquiſtador
Pizarro ſeinerzeit unter den Peruanern nicht ſchauriger
an=
gerichtet hat.”
„Nein?” ſtaunte die Frau.
„Ja,” beſtätigte der Mann. „Die Mode iſt das gefräßigſte
Naubdier; lie rottet erbarmungslos die Fauna eines ganzen
Landes aus. Wenn man mit der Hand über ein Chinchillafell
ſtreicht, keniſtert es wie eine ſtumme Klage: „Wir Millionen
harmloſer Chinchillas mußten ſterben .. .!"
Betroffen ließ Frau Marieluiſe auch vom Chinchilla ab.
Und noch von vielen anderen Pelzen, die ihr der Gatte, der
große Cier= und Naturfreund, aus tiefſtem Herzensgrund zu
verekeln verſtand.
Einmal wagte ſie den ſchüchternen Einwand, daß im fertigen
Pelz die Ciere ja ſchon tot ſeien und kein Mitleid lie mehr
lebendig machen könne.
„Oh Du Cörichte”, lächelte aber da der Mann. „Du
ver=
gißt, daß die Nachfrage das Angebot hervorruft. Jeder
Pelz=
träger iſt ein poſthumer Pelzüäger!”
So ging Frau Marieluiſe an den Pelzgeſchäften mit
bluten=
dem Herzen vorüber; einesteils der Pelze wegen, die die
Ciere, andernteils der Pelze wegen, die ſie laſſen mußte.
Doch eines Tages, nach einem kleinen ſhopping mit einer
Freundin, kam ſie in einem prachtvollen Pelzmantel nach Hauſe.
Die Nechnung für denſelben hielt ſie dem erſtaunten Gatten
gleich beim Eintritt entgegen. Und ein Lächeln ſtand in ihrem
Geſicht, als hätte ſie eine gute Cat vollbracht.
„Jetzt habe ich einen Pelz nach meinem Herzen”, rief ſie
triumphierend aus, „es iſt ein Sobell. Denke Dir dieſes
blut=
rünſtige Cier laugt nicht nur den jungen hilfloſen Vögelchen im
Neſt das Blut aus; es beißt auch erbarmungslos den Alten die
Kehle durch und läßt ſie einfach liegen. Es mordet alles, was
ihm in den Weg kommt, aus purer Grauſamkeit. Sur Strafe
für ſeine Naubgier habe ich nicht lange gehandelt, ſondern den
Pelz lofort an mich geriſſen. Möchten doch alle Frauen nur
Sobel kaufen, damit der ſchreckliche Räuber in Bälde
ausge=
rottet wird. Aber”, fügte Frau Marieluiſe bedauernd hinzu,
„das ſcheitert leider an der ökonomiſchen Frage, Hobel iſt
näm=
lich einer der touerſten Pelze.”
Die Leſer in den Frühzügen.
Von Ella Menſch.
Ein altgewohntes Bild, das aber immer von neuem zu
Be=
trachtungen Anlaß gewährt: Dieſe Cauſende, von Fahrgäſten,
die die Frühzüge an ihren Arbeitsplatz befördern, eifrig
ver=
tieft in ein Seitungsblatt oder in ein Buch. Es iſt der letzte
kurze Seitraum, der ſich zwiſchen Morgenimbiß und ſtrammer
Arbeitstätigkeit einſchiebt. Er muß ausgenützt, ausgekoſtet
wer=
den, bovor das Cagespenſum zur vollſten Krafthergabe
ver=
pflichtet. Das geſchieht am beſten durch Leſen.
Am meiſten wird in den Untergrund= und Hochbahnen
ge=
leſen, ſtehend, ſitzend. Wer einen Sitzplatz in den vollbeſetzten
Sügen erwiſcht hat, kann es ſich ſogar recht behaglich machen.
Ich gerate in ein Naucherabteil der Linie, die vom Weſten
nach Warſchauer Brücke fährt. Inſaſſen meiſt Herren; denn
die jungen Damen, ſelbſt wenn ſie dem berauſchenden Nikotin
verfallen ſind, rauchen ſehr ſelten auf der Fahrt; Seitungsblatt
und Sigarre — es erinnert faſt an ein Café; der Lautſprecher
fehlt zum Glück. Der mittelalterliche Herr, er iſt vielleicht
Büro=
chef, kann ſich, bequem in den gepolſterten Ecklſitz geſchmiegt,
vielleicht auf die Dauer einer Viertelſtunde die Illuſion
ver=
ſchaffen, er jäße im gemütlichen Klubzimmer. Was wollen denn
alle dieſe Menſchen, ehe der Werktag ſie umklammert haben
wird, wenn ihre Augen ſo intenſiv auf die gedruckten Blätter
ſtarren? Olluſion, Bilder, Ablenkung, Unterhaltung begehren
ſie; wollen noch für Minuten Freiheitsgefühl ſchlürfen.
Das Seitungsblatt beſorgt das am ſchnellſten. Mag es auch
die ſtärkſten Senſationsnachrichten enthalten — der Großſtädter,
an die Fülle der ſich jagenden Weltbegebenheiten gewöhnt, regt
lich über nichts mohr auf; er läßt ſich nur anregen, geiſtig
be=
ſchäftigen und weiß, daß neben der Nachricht über einen Orkan
oder ein Erdbeben ſich der Bericht über die neueſte
Kabarett=
nummer findet.
Vom Kopf der geleſenen Seitungen könnte man zuweilen
auf die politiſche Nichtung des Leſers ſchließen; aber auch nur
zu=
woilen. Denn, wer ſich orientieren will, nimmt mitunter auch
ein gegneriſches Blatt zur Hand. Jedoch ärgern mag man ſich
auch nicht gleich am frühen Morgen, und deshalb findet der
neutrale Ceil, die Sportberichte und dann alles, was unter dem
Strich ſteht, den meiſten Suſpruch. Auch die „Illuſtrierten”
führen ſo otwas wie Lebensfreude mit ſich. Und das gerade
braucht man doch! Hie und da taucht in dem Blätterwald eine
Fachzeitung auf, wie „Der Mechaniker”. Der Holzhandel”;
da weiß man dann genau, daß der Beſitzer, noch ehe er ſein
Fahrtziel erreicht hat, ſchon mit allen Sinnen und Gedanken in
ſeinem Beruf ſtockt. Ebenſo wie die Schüler, die noch ſchnel
eine Aufgabe durchgehen; die Studenten, die einen Band
mit=
ſchleppen, deſſen Inhalt in Beziehung ſteht zu dem Kolleg, das
ſie in einer halben Stunde hören werden. Wollte oder könnte
man nachprüfen, ſo würde es ſich doch herausſtellen, daß in der
Hauptſache Flucht vor dem Alltag der Antrieb zur Wahl der
Lektüre iſt.
Die hübſche kleine Warenhausangeſtellte möchte, ehe ſie ihr
gewinnendſtes Verkäuferinnenlächeln aufſetzt: „Womit kann ich
dienen, Gnädigſte?” doch erſt erfahren, ob ſich das Schickſal der
Heldin im Noman, der von hundert Gefahren umdrängten
Film=
diva, zum Guten wendet. Daraus will ſie ſchließlich ihren
etwai=
gen eigenen Uebergang zum Film einrichten.
Der junge Werkſtudent, dem die Welt zunächſt nur in
Ge=
danken offen ſteht, berauſcht ſich, während die Wagen durch die
öde Strecke, Gleisdreieck— Möckernbrücke—Halleſches Cor—
Prinzenſtraße uſw. uſw. gleiten, an den entzückenden Natur= Rudolf Prosbers „Frühling in Nervi”. Solche
Bücher entwickeln ihre volle Leuchtkraft, wenn man recht tief im
Dezembernebel ſteckt. Der ſpaniſche Dichter Calderon hat zwar
vor etwa 250 Jahren erklärt: „Was alle ſind, das träumen
alle!” Stimmt!. Aber ebenſo auch das andere: Was alle nicht
ſind oder nicht haben, träumen ſie am liebſten.
Und ſo bedeutet denn auch für viele — Alter und Geſchlecht
bewirken ſaum einen Unterſchied — die Fahrt im
Morgen=
grauen mit Buch und Seitung einen Abſtecher ins Craumland.
Ate d
Aufgabe 578.
Martin Kühl in Hannober.
(Ehrenpreis in der Dreizüger=Abteilung der „Schwalbe‟, 1930 — I.)
a b
d
g
prüſtelung: Weißf Th.4 das nas es 123 8ts g9 Ber 2215 00,
Schwan: Rit lez es loses 8b3 r Bbs 17 0,34
In obiger Aufgabe iſt das Vorhandenſein von zwei gleichfarbigen
Läufern kein Fehler, denn ſie ſind thematiſch bedingt.
Löſungen der Weihnachts=Preisaufgaben.
Aufgabe 567. Dr. Ado Kraemer. Urdruck. (Ka4 Db2 Se7 d5 Ba3 b5 64 e2
k4; Kd6 Un8 Le8 g7Ba5 b6 b7 05 d7 k5 T6 k7: 44.) 1. De3 (2) ſcheitert an
1. ... T481 Es folgt dann auf 2. De33 Urgl oder 2. D433 Un81 — Löſung:
1. Db2—h3!! (broht 2. De3 Uf8 3. Sestt)1. . . Tn8— 481 Anti=Grimſhaw,
der die Sperrung durch T18 aufhebt, 2. Db3—e3! Durch dieſes Tempomanöver
wrd Schwanz der Zugzwang zugeſchoben, und bei Zurüichnahme des antikritiſchen
Turmzuges geht er an der Grimſhaw=Verſtellung zugrunde: 2. . . . . Thig)s
(Kritikus) 3. Dc3pe3 If8 4. Sef—8:2. . . Te8 3. S:e8t Keß4. De34k.
2..... Ih8 3. be3—e3; 1. . .. . Th.8—h3 2. Db34h3! (Nicht 2. Se8t7Ke6
3. D:h32 wegen Bd6)) 3. Se8+ 4. De3. Sehr fein!
Aufgabe 568. T. R. Dawſon. urdruck. (Kn6 Td6 Lb6 Se2 a5 Ba2; Kb5
Ubs b4 Lelk1 Sh7Bt5g5: Schachbieten= Zickzack, 64k)1. Ta6—f8:mb4.—h4 4
2. Kh6—g7 Schwarz zieht nicht; 3. Kg7—k7 Lf1—o4t 4. Kf7—g7 Schwarz
zieht nicht; 5. Ba2—a 4F. 1. .. . . Tb3—h34 2. Kh6—g7 Schwarz zieht nicht:
3. Nk6—eß Lel-e3+ 4. Kg7—f7 Schwarz zieht nicht; 5. Se2—a34k. Zwei
ſchöne Grimſhaw=Verſtellungen. Leider geht auf 1.
Th3+ 2. Kg7 auch 3. Kk7
be4tt 4.K87 5. Sd44.
Weihnachts=Löſungs=Preisausſchreiben.
Es gingen in der vorgeſchriebenen Zeit 15 Bewerbungen ein.
Merk=
würdigerweiſe hat keiner der Löſer die beiden Spiele in der zweiten
Variante von Aufgabe 568 angegeben. Von den Einſendungen mußten
einige wegen fehlerhafter oder unvollſtändiger Löſungsangabe
ausſchei=
den. Aus den übrigen wurde durch das Los die Reihenfolge der
Preis=
träger ermittelt: 1 Dr. E. J. van den Berg in Apeldoorn (Holland);
2. Guſtav Seeh in Eberſtadt; 3. G. Juhlendorf in Altona; 4. Hans
Mei=
dinger in Eberſtadt: 5. stud. ing. Sbaenarr in Darmſtadt: 6. K. Flatt
in Zürich; 7. K. Henke in Hamburg: 8. eand. areh. J. Naidenowitſch in
Darmſtadt; 9. and. mzeh. N. Schomerus in Darmſtadt.
Wir beglückwünſchen die Preisträger und wünſchen den
Nichtpreis=
trägern bei unſeren nächſten Löſungs=Preisausſchreiben beſten Erfolg.
Auch danken wir unſeren Löſern für die vortrefflichen Ausarbeitungen
Löſerliſte: Dr. G. J. van den Berg, G. Seeh, G. Fuhlendorf,
6. Meidinger, A. Spaenarr, K. Flatt, K. Henke, J. Naidenowitſch,
R. Schymerus Nenad S. Petrovié in Zagreb, Martin Kühl in
Han=
nover, Franz Buchty in Mainz; Br. Zaſtrow in Karby (567, 568) Peter
Andres in Arheilgen, Willi Kemnitz in Farchant (568).
Briefkaſten: V. K. in F.. In Aufgabe 557 ſteht die weiße
Dame auf b2.
Auflöſungen der Rätſel aus Nummer 6
Kreuzworträtſel.
Magiſches Quadrat.
Afbeſt, Beutel, Stelle.
Silbenrätſel.
1 Daune 2 Emir 3 Notiz, 4 Stuttgart, 5 Taunus, 6
Ouver=
türe. 7 Lorelei, 8 Zieten. 9 Empore 10 Negri, 11 Sonntag,
12. Ibſen 13 Energie 14 Gervais. 15 Evilog, 16 Rudel, 17
Sar=
dou, 18 Trichine, 19 Unglück. — Das Zitat lautet: Den ſtolzen
Sieger ſtürzt ſein eignes Glück.
Druck, Verlag u. Kliſches: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rbeinſtr. 23. — Verantwortl., für die Redaktion: Dr. 5 Nette. Darmſtadt, Fernſpr. 1, 2389— 2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ] Alſo wärklich, manchmol bin ich iwwer die okullde Fähichkeide,
die wo ich an mer, odder in mer hab, diräkt bladd: ich krick diräkt
angſt for mer ſällwer, wann ich mer denk, daß ich ärchendwie e
Verhältnis hawwe kennt zu de värte Diffiſſion, odder wie mer die
iwwernadierlich Gäjend haaße dhut, wo die Sache baſſiern, vun
dene ſich unſer Schulweisheit nis draame leßt. Jedenfalls, däß is
net mehr wäck zu leichne, daß ich hällſäheriſche Kräfte hab, um
die mich mancher Illuſſioniſt un Staatsmann beneide kennt. Un
ich drag mich däßhalb als emol im Stille mit dem Gedanke, ob
ich mich net als Wahrſagerin uffdhu ſoll, die wo de Leit
hoor=
ſchaff vorausſeegt, was gäſtern baſſiert is. Beiſpielsweis widder
bei dem Breisausſchreiwe vun wäje dene bekannte unbekannte
Firmabilder, wo vum Darmſtädter Dagblatt in die Wäld geſetzt
is worrn. Alſo do hatt ich mer’s vun vornerei zu dreivärdels
gedenkt, un zu viervärtels hott mer’s geſchwant, daß ich mit Glanz
un Gloria näwe nunner ſchaukele dhu; daals dieſerhalb, daals
iwwerhaubt un ſo. Un dadſächlich — ſoll mer’s for
menſchen=
meechlich halte? — mei ſchwanehafte Ahnunge hawwe mich
widder mol net bedroge. Is däß net ganz wunnerbarlich, wann
mer ſo Vorahnunge hott, die wo zu allem Unglick aach noch
ei=
dräffe. . . Alſo mich ſolle ſe in Berlien als Hällſehrätin a’ſtelle,
als Staatswahrſagerin, valleicht vergeht en dann es Verwunnern,
un wann widder mol äbbes verkorxt is, do brauche ſe wenichſtens
hinnenooch kaa dumme Geſichter zu mache, nemlich do ſag ich=ſen
ſchun vorher, daß es ſchief geht
No, alſo, was ſoll ich ſage, ich bin gewiſſermaße mit Pauke
un Saxoföner bei dem Breisausſchreiwe dorchgefalle. Dann erſtens
hab ich weder die zwaahunnerdfuffzich Mack krickt, noch ſonſt en
Gäldbreis, un zweidens krick ich noch net emol en Gudſchei, dann
nemlich drittens, ich hab e ganz Baddie vun dene Bilder, die wo
ich mer verrote hab loſſe, richdich verkehrt gehatt. Un net bloß
däß, ſtndern ich hab nemlich noch mehr geleiſt als wie all die, wo
iwwerhaubt mitgeſpielt hawwe, indem ich ſage un ſchreiwe ſex
Liſte ausgefillt hatt, un hatt, um ganz ſicher zu geh’, uff jeder Liſt
e anner Firma hiegeſchriwwe. Un daß ich drotzdem näwe
naus=
geritſcht bin, deß lag jetzt net an meine Oddegravieh, dann do bin
ich firm, do mach ich brinzibinell kaa Fehler, un do macht mir ſo
leicht kaaner was vor; äweſowenich wie mit meine Schrift, dann
ich ſchreib ſo geſtoche wie gedruckt. Naa, daß ich drotz meine ſex
Liſte, wo ich ei geſchickt hab, nis gewunne hab, däß lag bloß an
eme klaane unbedeidende Labbſuß, indem ich nemlich zufellich uff
jeder Liſt e paar Name hatt, die wo zufellich net geſtimmt hawwe.
Wann ſe ſich uff em Dagblatt die klaa Mieh gemacht hette, un
hette unner dene 8000 Löſunge ſich uff meine ſex Liſte die richdiche
Name zuſammegeſucht, do wer aach e Liſt zuſammekumme, wo
richdich war. Alſo wie geſagt, richdich hatt ich die Löſunge all, ſie
hawwe zufellich bloß net richdich uff aaner Liſt beinanner
ge=
ſtanne. So en Zufall! — Mecht mer do net ſexſpennich aus de
Haud fahrn!
Noch mehr ärcher ich mich awwer iwwer die Endebärzelſen,
däß ſcheiheiliche Geſteck. Laaft die jo jetzt in de ganze Stadt erum,
un ſeeckt, ſie hedd um a Hoor de erſte Breis mit geſchlagene
zwaa=
hunnerdfuffzich Mack krickt, indem ſe alle Firma richdich gelöſt
hett, ja ſogar noch richdicher, als wie ſe die Woch in de
Zei=
dung geſtanne hedde; bloß ſie hedd aus Verſähe anſtatts die Liſt
vun dene richdiche Löſunge, den ausgefillte Vordruck vun ihre
Eikummensſteiererklärung an’s Dagblatt geſchickt, während ſe die
Breisreedſel=Liſt am Finanzamt abgäwe hett. Un jetzt will ſe ’s
Finanzamt uff Schadeerſatz verklage —
No, in Dreideiwelsname, ſoll ſe klage, die ald Spinatwachtel,
dann ’s „Klage” is jo heit an de Dagesordnung. Alles „klagt”
äwe, un ſogar die, die wo eichendlich gäje alle „Klage” immun
ſei ſollte. Wie zum Beiſpiel die „Narrhalla”. Ich muß ſage, daß
ich däß vun dene am wenichſte erwadd hett, dann dene ihr „
ur=
eichendſtes Gebied” ſollt doch ſei, e bische Frohſinn in die
Menſch=
heit enei zu bringe, däßhalb brauch mer noch lang net iwwer die
Streng zu ſchlage. Un wann mer ſchun in Berlien e ganz grie
Woch veraſtalde dhut, warum ſoll mer do in Darmſtadt, bei=eme
Gläsche Bier net aach emol en bunde Awend vera’ſtalde kenne.
In Berlien hawwe ſe bei all däre „Klagerei” ſicher aach net bloß
Kammilletee un Himmbeerwaſſer gedrunke —
Und grad bei ſo=eme Kabbeawend kann mer emol ſeim
be=
drickte Härze Luft mache. Däß hott die Torngemeinde bewieſe.
Un dene ihr neier erſter Sprecher hatt drum net mehr wie recht,
wann=er gemaant hott: „Doch glaubt mir genau wie Euch, ſchlägt
auch in des — Narren Bruſt ein Herz; genau wie Euch quillt
lindernt ihm die Träne, wenn ihn bedrückt ein Schmerz”, un ſo
weider, ſiehe „Bajazzo. Schließlich: die gelachte Drene kumme
aus’m ſällwe Quell, wie die gegreinte...
Iwwrichens, die Idee mit dem umgearweide Bajazzobrolog
war zwar wenicher nei, wie orſchinell, un wann kimfdich en
Kannewallsredner net die Kuraſch hott, die Verhältniſſe mit
Humor zu gloſſiern, dann ſoll er ſich an die Klaſſicker halte, die
nemme=ſem weiders net iwwel. So kennt ich mer denke, daß
nechſtens aaner als „Fauſt” in die Bitt ſteiht un ſeeckt:
„Vun Sorchen befreid ſind Närrinnen und Narren,
Dorch des Faſchings freelich beläwenden Blick,
Im Saale grienet Narrenglick;
Der alde Griesgram in ſeiner Schwäche
Zieht ſich in dunkele Ecken zurick.
Von dort her ſendet er, grämlich nor,
Ohnmächtige Schauer gifdichen Geifers
In Spritzer iwwer der Narren Humor,
Awer umſunſt is die Mieh ſeines Eifers.
Iwwerall regt ſich freeliches Streben,
Alles will ſich mit „Farben” beleben;
Un fehlt’s aach am Gäld im Narrenrevier,
So geniegt e bundich Kabb vun Babier
no un ſoweiter etzäddera pepe.
Odder wie wer’s mit dem beriehmte Monoloe vum „
Ham=
lädd‟:
Narr oder nicht Narr! das iſt die Frage.
Ob’s edler im Gemiethe zu erdragen,
Die Laſt un Tücken des Geſchicks, odder
Sich waffnend gegen eine See von Steuern,
Und durch Humor ſie enden? — Lachen — ſcherzen
Nichts weiter — und zu denken, daß der ein Schaf
Der all die Achs un dauſend Wunden ſtillt,
Un peift uff das Finanzamt — ’s wär ein Ziel
Aufs Innichſte zu winſchen”
Alſo wer ſich e klaa bische in de Klaſſiker auskennt, dem
kann’s uff die Art net ſchwer falle, ſich mit Glanz aus de Affeer
zu ziehe. Vun mir aus kann ſogar anner als „Wolfram pun
Egelsbach” kumme und kann losleeche:
„Blück ich umher in dieſem fröhlichen Kreiſe,
Welch luſticher Anblick macht mein Härz ergliehn!
Soviel der Narren, Heſſe oder Preiße,
Ein bunder Farbwald, blau=rot=gelb=un=grien.
Jedenfalls, weder der maddriälle noch der geiſtiche Uffwand
brauch bei ſo=ere Kannewallsſitzung beſunners groß zu ſei, ſodaß
mer ſich dodewäche kaa Gewiſſensbiſſe zu mache braicht — ſunſt
kennt mer aach ’s Therjader zumache, dann do deckt ſich der
geiſtiche Uffwand mitm maddriälle aach net — un die
Leit lache doch —
Ich loß alſo däßhalb de „Narrhalla” ihr Ausredd net gälde,
ſundern ich frog heechſtens: „Wo bleibt in dem Fall widder unſer
Stadtverwaldung?” — Hett die mit ihre Stadträt net in die
Bräche ſpringe kenne?! — Dann daß ſe des Zeich dezu hawwe,
däß hawwe ſe doch ſchun oft genuch bewieſe. Mir hawwe ſogar
unner unſere Stadträt „Bitteredner”, die dorch ihrn unfreiwilliche
Humor als oft ’s ganze Rodhaus zum waggele bringe, un um die
uns jeder Kannewalsverein beneide kennt. Alſo ich glaab, wann
unſer Stadtverwaldung mit allem was ſo dra un drum henkt,
ſo=en Kabbeowend veraſtalde dhet — die Feſthall weer
geſchwab=
belt voll. Un daß es zimmlich „bundich” hergingt, däß waaß mer
aus Erfahrung. Jedenfalls, die Stadt hett dodebei e Geſchäft
mache kenne, was=er doch zimmlich ſälde baſſiert. Leider hott ſe
ſich die Gelächenheid widdermol endgeh loſſe..
Bienche Bimmbernell.
Der zeitgemäße Haushalt.
Wie man das gute Ausſehen der Sportſtiefel
erhält. Jeder Sport, gleichviel, ob es ſich um Sommer= oder
Winterſport handelt, benötigt ein Paar kräftige Stiefel, die neben
ihrer Zweckmäßigkeit auch gutes Ausſehen beſitzen müſſen.
Nament=
lich die für den Winterſport gebrauchten Stiefel bedürfen einer
öfleglichen Behandlung, um immer tadellos auszuſehen. Dazu
gehört vor allem, daß ſie nach Gebrauch ſofort auf Leiſten gezogen
oder mit Spannern geſtrafft werden, damit nicht nur ſämtliche
Falten und Brüche verſchwinden, ſondern auch die vom Sport
ver=
urſachten Schäden an Sohlen und Abſätzen vom Fachmann ſofort
beſeitigt werden, wobei auch das Oberleder nicht vergeſſen
wer=
den darf. Nachdem man alte Creme mit lauem Salmiakwaſſer
abgerieben hat, muß dann der trockene Stiefel dünn und
gleich=
mäßig mit Wilbra eingepinſelt werden, wodurch fleckige Stellen,
Schrammen, aufgerauhtes Leder uſw. vollſtändig verſchwinden
und die Sportſtiefel ein vollkommen neues Ausſehen und lange
I.
Gebrauchsdauer erhalten.
Keine Faſtnacht ohne Schmalzgebäck. Wie jede
Saiſon ihr beſtimmtes Gebäck, ſo hat auch die Faſtnachtszeit ihr
Schmalzgebäck in Bereitſchaft, das wohl jede Hau.frau am liebſten
ſelbſt herſtellt. Nachfolgend einige wenig bekannte Rezepte:
Schmalzſchlingen. 1—2 Eier verrühre man mit 2
Eß=
löffel Zucker, 1 Eßlöffel Süßſtofflöſung, dem Abgeriebenen einer
Zitrone, 1 Meſſerſpitze Salz und ſo viel Mehl, daß ſich ein
ge=
ſchmeidiger Teig arbeiten läßt. Auf bemehltem Brett, nicht zu
dünn ausgemangelt, ſchneide man davon 10 Zentimeter lange und
5 Zentimeter breite Streifchen, die man in der Mitte etwas
ſchlitzt, um eine Ecke als Knoten durchzuziehen. In ſiedendem
Schmalz lichtbraun gebacken, ſiebe man ſie mit Puderzucker ein.
Schmalz=Apfelringe. 1—2 Eier verquirle man mit
2 Taſſen Milch, ½ Teelöffel Salz. 1 Eßlöffel Süßſtofflöſung,
1 Likörglas Rum und ſo viel Mehl, daß ein dickflüſſiger Teig
ent=
ſteht, unter den man ½ Teelöffel Backpulver oder Natron rührt.
In dieſen tauche man die geſchälten, entkernten und gezuckerten
Apfelſcheiben und backe ſie in ſiedendem Fett lichtbraun. Warm
wie kalt ganz vorzüglich.
Vanille=Muzen. 2 Eier verrühre man mit dem
Ab=
geriebenen einer halben Zitrone, 50 Gramm Butter, 1 Eßlöffel
Rum, 2—3 Eßlöffel Vanillezucker, 300 Gramm Mehl, ſowie 1
Back=
pulver und verarbeite alles zu feſtem Teig, den man ausgerollt
mit kleinen Muzenförmchen ausſticht, um ſie in ſchwimmendem
Fett lichtbraun zu backen.
Kartoffelbällchen mit Marmeladefülle. Ein
Teller gekochte, geriebene Kartoffeln verknete man mit 1 Ei, dem
Abgeriebenen einer Zitrone, 1 Päckchen Vanillezucker und ſo viel
Mehl, daß ein mittelfeſter Teig entſteht. Von dieſem forme man
kleine Kugeln, die man mit ſteifer Marmelade oder
Pflaumen=
mus füllt und backe ſie in ſchwimmendem Fett hellbraun. V. . . a.
Gefrorene Kartoffeln für den Genuß zu
retten. Man lege ſie in eine Schüſſel mit kaltem Waſſer und
laſſe ſie ſo lange, darin, bis ſich an der Oberfläche Eiskriſtalle
zeigen. Das abgegoſſene Waſſer wird nun ſo oft durch neues
erſetzt, bis ſich kein Eis mehr darauf zeigt. Die aufgetauten
Kar=
toffeln müſſen dann ſehr ſchnell verbraucht werden. Beim Kochen
von Schalkartoffeln füge man dem Kochwaſſer 2 Eßlöffel Salz bei,
wödurch ſich der ſüße Geſchmack verliert. Man kann auch gefrorene
Kartoffeln zu Kartoffelpuffer oder =kuchen verwenden, ohne daß
dieſen irgend einen Beigeſchmack zeigen.
Meerrettich in verſchiedener Form. Wenn man
zu Fiſch oder Fleiſch Meerrettich geben will, ſo kann man ihn
entweder in Form einer heißen oder kalten Soße ſervieren, oder
mit Mayonnaiſe verrühren, wozu man auf 2—3 Eßlöffel
gerie=
benen Meerrettich 1 Eßlöffel Mayonnaiſe verwendet. Ferner
kann man ihn auch mit 1 Eßlöffel Sahne oder Milch verrühren.
Für die Gäſtetafel iſt eine Miſchung von Meerrettich und
unge=
ſußter Schlagſahne ſehr empfehlenswert, ebenſo eine ſolche von
jeingeriebenen ſäuerlichen Aepfeln, Sahne und Meerrettich. H.
Von Lola Stein.
Wenn die Hausfrau ein Stück Schlachtfleiſch erwirbt, dann
pflegt ſie das Kochfleiſch dem Bratſtück deshalb vorzuziehen, weil
es, wie ſie behauptet, vorteilhafter iſt und beim Kochen noch die
gute, gehaltreiche Fleiſchbrühe ergibt, mit der ſie die verſchiedenen
Gemüſe zubereiten oder mit Einlage Suppen herſtellen kann.
Iſt aber dieſe Verwendung des teuren Fleiſches tatſächlich
rat=
ſamer wie das Braten und Dämpfen dieſes begehrten
Nahrungs=
mitkels? Wir ſagen nein, und zwar lehrte langjährige
Erfah=
rung, daß jene Hausfrau, die nur kleine Fleiſchportionen
anſchaf=
fen kann oder wöchentlich nur wenige Fleiſchgerichte in den
Speiſe=
zettel einzuſchieben vermag, dem geſch norten, gebratenen oder
ge=
dämpften Fleiſch immer vor dem nur gekochten den Vorzug geben
ſollte. Die Suppe kann ſie ungleich billiger und vorteilhafter aus
Knochenbrühe oder den vielen und in ſehr großer
Geſchmacks=
abwechſlung fertigen Suppentafeln oder =würfeln aus
Hülſen=
fruchtmehl oder den verſchiedenen Nudeleinlagen, durch
Suppen=
würze gekräftigt, bereiten, ganz abgeſehen von jeden Frucht=,
Milch=, Fiſch=, Gemüſe= Brot= Bier= und Obſtweinſuppen, die alle
auf billigſte und dabei doch immer ſchmackhafte Weiſe zu bereiten
ſind, ohne daß das teure Fleiſch mehr oder weniger dazu
aus=
gelaugt werden muß.
Die neuere Bereitungsweiſe der verſchiedenen Arten von
Ge=
müſe bedarf ebenfalls der Fleiſchbrühe als Geſchmacksverbeſſerung
nicht. Viel leichter kommt bei ihnen die Hausfrau mit einem
Löffel friſcher Butter zum gewünſchten Ziele, zumal ja die
mög=
lichſt kurz gehaltene und daher um ſo kräftigere Bratenſoße, die
zum ebenfalls kurzgehaltenen Gemüſe gereicht wird, eine ganz
köſt=
liche Beigabe dazu iſt. Unzweifelhaft aber mundet ein Stück
ge=
bratenes Fleiſch ungleich beſſer wie ein gekochtes. Es bedarf bei
dem viel kräftigeren Geſchmack desſelben nur einer kleinen
Por=
tion, um irgendein Gemüſegericht aufs wirkſamſte zu ergänzen.
Dabei werden mit den köſtlichen Geſchmacksſtoffen des gebratenen,
geſchmorten oder gedämpften Fleiſches nicht nur dem Gaumen
größere Reize geboten, der Geſchmack alſo viel mehr befriedigt wie
im anderen Falle, ſondern die Nährſalze und Extrakte werden
beim raſchen Anröſten des Fleiſches von allen Seiten erhalten und
kommen nun in konzentrierter Form dem Körper zugute.
Die Hausfrau ſage nur nicht, daß ihr die Dreiteilung eines
Gemüſegerichtes, in geſondert gebratenes Fleiſch und ebenſolches
gekochtes Gemüſe weſentlich mehr Mühe bereite wie das
Eintopf=
gericht, das zudem noch die Suppe in ſich vereinige. Die geringe
Mühe, die die geſonderte Vorbereitung und das Reinigen der
ver=
ſchiedenen Töpfe verurſacht, wird reichlich aufgewogen durch den
viel höheren Genuß, den ſie ihrer Familie durch ein
der=
artiges Mittagsmahl bereitet. Berechnet ſie aber die
entſtehen=
den Koſten aufs genaueſte, dann wird ſie leicht feſtſtellen können,
daß das geringe „Mehr” an dieſen kaum in die Wagſchale fällt
gegenüber der größeren Labe und gründlicheren Sättigung, die ſie
ihrer Familie mit dieſer gehaltreicheren Koſt bietet. Vielfach
kann ſie es leicht aufbringen durch Verringerung des bisherigen
Quantums, ſowohl an Kartoffeln und Gemüſe wie auch an Fleiſch.
Schon die erſten Verſuche nach dieſer Richtung hin werden leicht
den Beweis dafür erbringen.
Speiſezettel.
Sonntag: Markſuppe. Rindslende mit Roſenkohl. Geſchmorte
Aprikoſen.
Montag: Blumenkohlauflauf.
Dienstag: Kartoffelnudeln mit Fleiſchfüllung.
Mittwoch: Wirſing mit gedämpftem Rindsherz und
Brat=
kartoffeln.
Donnerstag; Kartoffelpuffer mit Apfelmus.
Freitag: Warmer Kartoffelſalat mit gebackenen grünen
Heringen.
Samstag: Pichelſteiner von Dörrgemüſe.
u mor
Im Muſeum. Und in dieſem Gefäß, meine Herrſchaften, befindet
ſich die Aſche der Königin Roſamunde!” — „Alle Wetter! Hat denn die
(Dimanche illuſtré.”)
Dame ſoviel in ihrem Leben geraucht?”
Im Dunkeln. „Haſt du jemals ein Eiſenbahnunglück miterlebt?‟ —
„Ja — bei der Fahrt durch einen Tunnel küßte ich ſtatt der Tochter
(„Belfaſt News.”)
den Vater.”
Weiblichkeit. Er: „Einer meiner Freunde hat eine hervorragende
e: „Ach — wie heißt er denn?
Erfindung gemacht!
LRebelſpalter.”
Konſultation.
Zunächſt beantworten Sie mir eine Frage: Was trinken
Sie?‟
„O! zu liebenswürdig, Herr Doktor, am liebſten ein Gläschen
Burgunder!
Der kleine Peter ſtellt gern unbequeme Fragen. Neulich will
er von ſeinem Vater wieder einen ſchwierigen Ausdruck erklärt
haben. „Papa, was iſt denn das eigentlich: Die Beſtie im
Men=
ſchen?” — „Aber Peter — haſt du denn nie etwas von einem
Bandwurm gehört?”
(„Götz.”)
Gründlich. „Kann ich mal den Herrn Landwirtſchaftsminiſter
ſprechen?
„Gnädige Frau, er iſt überaus beſchäftigt, um was handelt es
ſich denn?”
„Ach, meine Geranien auf dem Balkon wollen gar nicht recht
gedeihen.
(Tit=Bits.)
Das genügt. „Ich hätte ja Urſula gern geheiratet, aber ſie
machte eine Bemerkung, die es mir unmöglich machte!“ — „Was
hat ſie denn Schlimmes geſagt?” — „Sie ſagte: Nein!"
Der Landbriefträger. „Ich glaube, ich muß während der
Som=
mermonate eine Hilfe bekommen. Es dauert manchmal bis 8 Uhr
abends, bevor ich die ganze Poſt durchgeleſen habe.” (Paſſ. Show.)
Empfindlich. „Als ich ihn fragte, wie alt er mich ſchätze, ſagte er
dreißig. Darauf habe ich ihm natürlich den Rücken gekehrt!“ — „Se
richtig, mein Fräulein! Ich kann auch die Schmeichler nicht leiden!“
(„Mouſtique.”)
Schauſpieler=Ehe. Sie: „Gib mir einen Kuß, Liebling!”
Er: „Ach, Greta, laß doch das ewige Fachſimpeln!” („Nebelſpalter.”
Beim Altertumshändler. „Iſt dieſer Seſſel wirklich antik?"
„Allerdings! Der war ſo alt, daß ich gezwungen war, die Lehne zu
erneuern, andere Beine anzubringen und den Sitz neu zu
be=
ziehen."
(„Péle=Méle.”)
Sonderbar. „Denke mal, wir gehen zu Bett, und die Leute in
Neu=Seeland ſtehen jetzt auf.” — „Faule Geſellſchaft!” („Pages Gaies.”)
Segen der Technik. „Wunderbare Erfindung, das Radio!
Jazz=
muſit, gelehrte Vorträge, politiſche Reden, Soliſtengeſang,
Marct=
berichte, Opern=Vorführungen, die unzähligen anderen Unterhaltungen,
und all das kann man mit einem einzigen kleinen Ruck — zum Schweigen
bringen.”
(„Götz.”
Der Hauswirt. „Ich bin froh, Herr Lehmann, daß Sie endlich
aufgehört haben, ſich über den herabfallenden Stuck zu beklagen.”
„Ja — jetzt iſt alles herunter!“
(„Pafſing Show.”)
Im Reſtaurant. „Herr Wirt, vor dem Gänſibraten ziehe ich den
Af
Hut!" „Freut mich, wenn es Ihnen ſo gut ſchmeckt!“
gerade nicht, aber das Alter ſoll man ehren.”
Kaf
eruhigung. „Sie ſprachen da fortwährend von einem Idioten
U hoffen, daß Sie nicht mich meinen!“ — „Bewahre! Es gibt,
(„Péle=Mele.
indere Idioten in der Welt.”
Imkarriere. Er; „Ich heirate dich nur, wenn du mir verſprichſt,
Film zu gehen.” — Sie: „Gern, aber das bringt ia ſo wenig
man hat mir als Programmwerteilerin ſechzehn Mark in der
Pages Gaies.”)
geboter
Krepp=Satin, das Material von dem man ſpricht.
Die nachmittägliche und abendliche Mode iſt
heuer wahrhaftig nicht arm an Materialien, da
ſo=
wohl die leichten, durchſichtigen Seiden (Georgette
und Gaze), wie auch die kompakteren Sorten (
China=
krepp, Mongol, Marrocain uſw.) Verwendung
fin=
den.
Merkwürdigerweiſe aber waren gerade die
Glanz=
ſeiden lange Zeit hindurch ziemlich unbeachtet
ge=
blieben, und erſt die vielbeſprochene Neu=Empire=
Mode brachte ſie wieder in den Vordergrund, weil
dieſer Stiel — auch wenn er nur andeutungsweiſe
herangezogen wird — ein kompaktes, wirkungsvolles
und womöglich glänzendes Material erfordert, da
ja auch die „klaſſiſchen” Empiremoden in der
Haupt=
ſache Glanzſeiden heranzogen.
Man widmet dieſen Materialien darum in
letz=
ter Zeit ungeteilte Aufmerkſamkeit und die Folge
davon iſt, daß ſie in zahlreichen Abwandlungen zu
ſehen ſind. Am gebräuchlichſten iſt und bleibt wohl
der Krepp=Satin, der immer wieder gefällt und
nie=
mals enttäuſcht und auch inſofern ſympathiſch iſt,
als er ſich vortrefflich trägt und zu den
verhältnis=
mäßig wenig empfindlichen Seiden zählt, ſodaß man
ein daraus verfertigtes Kſeid gut auszunützen
ver=
mag.
Seit einigen Wochen iſt auch eine ſchwere,
atlas=
ähnliche Seide auf dem Plan erſchienen, die jenem
Gewebe ähnelt, das in früheren Jahren für
Braut=
kleider herangezogen wurde, alſo ein Material
dar=
ſtellt, das ſchwer fällt und dennoch graziös iſt. Es
kommt ſelbſtverſtändlich niemals für
Nachmittags=
kleider (die unter allen Umſtänden ein weiches
Ge=
webe erfordern) in Frage, ſondern ausnahmslos
für abendliche Schaffungen, bei denen ſich gerade der
ſchwere Fall als ſehr effektvoll erweiſt und der
Wir=
kung der Aufmachung außerordentlich förderlich iſt.
Satin=Seiden ſehen zwar in allen Farben ſchön
aus, doch iſt ſicherlich ſchwarz vorherrſchend, da
man es aus praktiſchen Gründen am liebſten
verar=
beitet, um ſo mehr, als ein ſolches Modell von der
Saiſon ziemlich unabhängig iſt und jederzeit
getra=
gen werden kann.
Für den Abend aber ſetzt ſich in der Hauptſache
weiß durch, da man erkannt hat, daß dieſe Farbe
wirkungsvoll, eigenartig und jugendlich und auch
für die kommende Saiſon noch ſehr ausſichtsreich ſei,
da man ja ein weißes Satinkleid gelegentlich ſogar im Sommer
ſehr gut tragen kann. — Außer weiß ſchätzt man für den Abend
auch die verſchiedenen „gebrochenen” Paſtellfarben, die fein ſtili=
Die letzten Methoden auf dem Gebiet der Schönheitspflege
behandelt das als Spezial=Schönheitsnummer erſcheinende neueſte
Heft der „Eleganten Welt‟. Es iſt heute eine allgemein
ſierte Effekte ergeben. In den großen Salons werden als neueſte
Modetöne Aquamarin, Heugrün, Meſſinggelb und Perlenroſa
oft genannt. — Zu den ſchönſten Wirkungen auf dieſem Gebiete
anerkannte Tatſache, daß Schönheit gleichbedeutend mit
Geſund=
heit iſt. Und wie man Geſundheit und Schönheit erlangt ſagt
Ihnen dieſes Heft der „Eleganten Welt”, in dem Sie intereſſante,
zählen die Kombinationen der glänzenden und
matten Seite der Glanzſeiden, weshalb dieſer Effekt
auch vielfach ausgenützt wird und wir ihn in unſerer
Bildgruppe feſtgehalten haben.
Als ſehr markante Type der Abendmode iſt das
in unſerem letzten Bilde ſkizzierte Kleid anzuſehen.
Es iſt aus weißem „Lunaſſol” gedacht, einem
Mate=
riale, das wie ſchwerer, weicher Atlas wirkt und der
allerneueſten Mode angehört. Die ſchlanke, graziöſe
Silhouette wird hier dadurch erreicht, daß das ganze
Kleid aus ſchmalen Streifen zuſammengeſetzt
er=
ſcheint, die ſich, nach oben zu verjüngen. Während
nun die ganze Streifenpartie aus der glänzenden
Seite der Lunaſſol=Seide gearbeitet iſt, hat man ſich
den Sattel aus der matten Rückſeite hergeſtellt zu
denken, ſodaß jener ſchöne Kontraſt entſteht, von dem
früher die Rede war.
Aber auch für Beſuchsmodelle kommt dieſe
Zu=
ſammenſtellung vielfach in Frage. Man ſieht
bei=
ſpielsweiſe in Figur 1 ein elegantes,
nachmittäg=
liches Kleid mit ſchöner Spitzengarnitur am Kragen
und zarten Spitzen=Doppelſtulpen an den Aermeln.
Das Modell iſt aus glänzendem Satin hergeſtellt,
während die bogenförmig geführte Hüftpartie auf
der umgekehrten (matten) Seite eingearbeitet wird,
was inſofern vorteilhaft iſt, als dadurch die Figur
bedeutend ſchlanker erſcheint.
Sehr elegant ſind die verſchiedenen Abend=
Complets aus Satin oder Lunaſſol; bei denen ein
ärmelloſes Kleid mit einem langärmeligen Jäckchen
kombiniert wird, ſodaß eine Zuſammenſtellung dieſer
Art außerordentlich verwendbar, erſcheint und für
„kleine Zwecke” ebenſo wie für „größere
Gelegen=
heiten” herangezogen werden kann. Eine Agraffe oder
eine Anſteckblume als Verſchluß des Jäckchens
pfle=
gen die einzige Garnierung darzuſtellen (Modell 2).
Die neueſte Mode hat — wie man weiß — die
Eigenart, auf ganz einfache, in Trotteurſtil
ausge=
führte Seidenkleider beſonderen Wert zu legen, eine
Tendenz, die zweifellos der näherrückenden
Früh=
jahrsſaiſon zuzuſchreiben iſt. Unſere vorletzte Skizze
macht mit einer derartigen Schaffung vertraut, die
den verlängerten (aber prinzeßartig eingeſchweiften
und mithin kurz taillierten) Oberteil mit einer
fal=
tigen Rockpartie verbindet, die für die kommende
Mode ebenſo maßgebend zu werden verſpricht, wie
die fein ausgearbeitete und mit Spitzen gerandete lichte
Garni=
tur, die ſolchen Modellen ihr auf Schlichtheit bedachtes und gerade
darum ſo außerordentlich elegantes Gepräge gibt. W. Ungar,
reichilluſtrierte Artikel über alle neuzeitlichen
Schönheitsbehand=
lungen, über kosmetiſche und hygieniſche Gymnaſtik uſw. aus
berufener Feder finden.
Fell auf Kleidern.
Jetzt, da die Modeſaiſon ihren Höhepunkt erreicht
hat, kriſtalliſieren ſich einige markante Details
heraus, die — weil ſie ſicherlich nicht alltäglich
ſind — beſondere Beachtung verdienen. Hierher
ge=
hören vor allen Dingen die verſchiedenen
Garnie=
rungen, die ja heuer bekanntlich eine ganz
außer=
ordentliche Abwechſlung bieten und der Mode eben
durch die vielen Varianten eine Fülle von Eigenart
geben.
Zu den allermarkanteſten Erſcheinungen auf
dieſem Gebiete aber zählen ganz entſchieden die
in=
tereſſanten Fellverbrämungen auf Kleidern, die —
trotzdem es ſich um eine Neuheit der allerletzten
Wochen handelt — doch ſchon ſehr viele
Anhän=
gerinnen beſitzen. Es iſt ganz merkwürdig, daß ſich
dieſe Garnierungen erſt jetzt vollkommen durchſetzen,
da ja die großen Modeſalons wiederholt verſucht
hatten, ähnliche Effekte dem Intereſſe der
Mode=
dame nahezubringen, aber alle Bemühungen in
die=
ſer Richtung vorher ſcheiterten und der große Erfolg
erſt jetzt einzuſetzen ſcheint.
Die große Eigenart dieſer neuen Mode iſt darin
zu ſuchen, daß die Fellverbrämungen auf
nach=
mittäglichen und abendlichen Kleidern
erſcheinen, bei denen ſonſt Wirkungen ähnlicher Art
unbedingt vermieden wurden.
Da man aber daran denken muß, daß über einem
ſolchen Kleide auch eine Umhülle getragen wird,
wäre unbedingt, darauf zu ſehen, entweder ganz
flaches Fell zu wählen, das nicht „aufträgt”, oder
aber ein Pelzwerk heranzuziehen, das zwar
lang=
haarig, aber ſo weich iſt, daß es ſich unter dem
Man=
tel keinesfalls abzeichnet.
Die Farbe der Felle, die hier in Frage kommen,
richtet ſich immer nach der Schatiterung des
betref=
fenden Materials, für deſſen Garnierung ſie
be=
ſtimmt ſind, doch kann man als feſtſtehend
anneh=
men, daß man ſchwarzen Stoff oder Seide (ſchwarz
iſt ja nach wie vor die führende Farbe der Mode!)
unter allen Umſtänden wieder mit ſchwarz oder mit
weiß garniert, während graues oder braunes Fell
ausſchließlich für farbige Modelle herangezogen wird.
Die Anbringung des Fells iſt ganz dem Geſchmacke
der Trägerin und ihrer individuellen Einſtellung zur Mode
über=
laſſen, hängt aber natürlich auch ſehr von der Note des betreffenden
Modeſalons ab.
Vielfach wird die Pelzgarnierung auf den Aermel verlegt,
oftmals ſtellt ſie auch den Abſchluß der Kaſak dar, die ja — wie
man weiß — heuer in der Mode eine ganz überragende Rolle
ſpielt.
Bisweilen werden auch Blenden und Streifenbahnen aus Fell
vorgeſehen (in dieſem Falle handelt es ſich natürlich ausnahmslos
um flaches, kurzhaariges Pelzwerk) und häufig dient ein ſchöner
Fellbeſatz als unterer Abſchluß des Abendkleides, deſſen Rockpartie
durch dieſen Effekt eine ganz neuartige, ungemein originelle Note
erhält und dem Stil der gegenwärtigen Mode entſpricht.
Merkwürdigerweiſe machen die Fellbeſätze auf den neuen
Klei=
dern keinen „ſchweren” Eindruck, ſondern ergeben jenen ſchicken
Kontraſt, der außerordentlich ſympathiſch wirkt.
Wir haben die eigenartigen Möglichkeiten dieſer Mode=Idee
in einer Reihe, von Skizzen, feſtgehalten, die nicht nur über die
Schaffungen der großen Salons einen gewiſſen Ueberblick zu geben
vermögen, ſondern gleichzeitig zeigen, daß auch die kommende
Frühjahrsmode vielfach noch unter dem Einfluſſe
der Pelzbeſätze ſtehen wird. — Die erſte Skizze bringt
ein großes Abendkleid in enganliegender
Prinzeß=
form mit ſtark erweiterter Rockpartie, die mit einem
langhaarigen Fell. (belgiſche Kaninchen=Wammen
ſind nicht koſtſpielig und dabei doch ſehr dekorativ!)
abgeſchloſſen wird. Das Kleid ſelbſt kann aus
jed=
wedem Materiale verfertigt ſein. Große Mode für
den Abend iſt Brokat und bunter Velourſchiffon,
auch ein mit Velourſchiffonmotiven durchſetzter
Rou=
main, der ſich als „Faſſonné” in den großen
Mode=
ſalons in letzter Zeit wieder Geltung verſchaffen
konnte. Am reizvollſten aber ſieht die
Pelzgarnie=
rung auf Spitzenſtoffen aus, da hier der
Kontraſt=
effekt am eigenartigſten iſt.
Das ſogenannte „Gelegenheitskleid”, ſtellt die
zweite Skizze dar. Es iſt dies jene Aufmachung, die
man für Beſuche und Theater verwendet, kurzum:
das Kleid, das nicht nur nachmittäglichen Zwecken
dienen ſoll, ſondern auch anſtelle der „kleinen
Abend=
aufmachung” zu tragen iſt. Es kann aus Georgette,
Marrocain, Satin und anderen Seiden verfertigt
ſein und ſtellt eine aparte Variante der Kaſakidee
dar, da der verlängerte (in erſter Linie durch
Säum=
chen akzentuierte) Oberteil mit einer handbreiten
Fellbahn abgeſchloſſen wird und damit den Tunik=
Effekt unterſtreicht. Die Rockpartie iſt leicht glockig.
Ein ſolches Kleid wird am liebſten in zwei Teilen
gearbeitet, um die Möglichkeit zu ſchaffen, die Kaſak
gelegentlich auch zu einem anderen Rocke tragen zu
können. Intereſſant ſind hier die bauſchigen, mit
Fell abgeſchloſſenen und um das Handgelenk engen
Aermel. — Die vorletzte Skize bringt ein
verbräm=
tes Kleid, dem ebenfalls die Kaſak=Linie zugrunde
liegt. Für die Garnierung wurde hier
Breitſchwanz=
plüſch herangezogen, der heuer ſelbſt in den
aller=
vornehmſten Modeſalons verarbeitet wird und
keineswegs als „talmi elegant” gilt, ſondern ſogar
außerordentlich geſchätzt wird. Dieſer Plüſch iſt dem
Breitſchwanz derart gut nachgebildet, daß er von
echtem Fell, kaum unterſchieden werden kann. Das
Kleid, das wir im Bilde feſtgehalten haben, bringt
dieſe Garnierung in Form einer Zackenpaſſe, und
zwar als Kante der Kaſak, ferner in Geſtalt kleiner
Stulpen am Oberärmel und ſchließlich als eine zu
einer Maſche verknotete Blende, die den Ausſchnitt
randet. — Zu den reizvollſten Erſcheinungen der neuen Linie
gehören die mantelartigen Kleider, die für jede Geſtalt
vorteil=
haft ſind, da ſie erfahrungsgemäß ſehr ſchlank machen. Dieſe Linie
dürfte denn auch für die kommende Frühjahrsmode große
Bedeu=
tung erlangen, da man ja Mantelkleider ſeit jeher als
vorteil=
hafte Mode ſchätzt. Unſer letztes Modell, das als „klaſſiſcher
Ver=
treter” dieſer Richtung betrachtet werden darf, bringt ſeitlich zwei
flotte, abgeſtuft angebrachte Glocken, deren jede mit Fell gerandet
iſt, ein Effekt, der ſehr vornehm wirkt und — als Vorläufer der
Uebergangsſaiſon — großem Intereſſe begegnen wird. W. Ungar.