Darmstädter Tagblatt 1931


08. Februar 1931

[  ][ ]

Einzelnummer 15 Pfennige

Bezugspreis:

Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Bei wöchentlich 7malgem Erſcheinen vom 4. Februar
bis 28. Februar 2us Reſchemark und 22 Pfennig
Abragegebühr abgeholt 2.25 Reichsmarl, durch die
Agenturen 2.40 Reichsmarl frel Haus. Poſtbezugspreie.
im Febr. ohne Beſtellgeld monatlich 2.25 Reichsmart.
Verantwortlichteſt für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nichte
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreſſes. Beſſellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf obne Verbindlichkeit für uns. Poſiſcheckkonto
Franfurt a. M. 1301.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illnſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſiattet.
Nummer 39
Sonntag, den 8. Februar 1931.
194. Jahrgang

Anzeigenpreis:
27 mm breie Zelle im Kreiſe Darmſtadi 25 Reichsplg.
Flnanz=Anzelgen 40 Reichspfg. Reklamezelle (92 mm
breiltl2Reichsmarl Anzelgenvon auswärte 40 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reſchepfg. 92 mm breite Reſlame=
zelle
300 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reſchsmart
(4 Dollar 420 Markl. Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strel uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerichtlſcher Beitrelbung fällt jeder
Nabait weg. Banſtonio Deuiſche Bant und Darm=
ſtädter
und Nationalbanl.

Ablehnung der Mißtrauensanträge.
72 Skimmen
heit für das Kabinekt Brüning. Uebergang zur Tagesordnung. Der nakionalſozialiftiſche Ankrag
auf Reichskagsauflöſung mit 111 Skimmen Mehrheik abgelehnk.

Ein bedeukſamer Anfangserfolg.
Mit 293 gegen 221 Stimmen bei 13 Stimmenthaltungen hat
der deutſche Reichstag die Mißtrauensanträge gegen das Kabinett
Brüning abgelehnt. Ein ſtarker Erfolg unſtreitig für die Reichs=
regierung
, aber mehr noch: ein Sieg der Vernunft. Um
mehr geht es diesmal als um die Frage, ob ſich die Regierung
gegen die parlamentariſchen Widerſtände durchzuſetzen vermag.
Zur Entſcheidung ſteht, ob das deutſche Parlament überhaupt
noch in der Lage iſt, ſachliche Arbeit zu leiſten, oder ob die
Löſung der Kriſis nur auf außerparlamentariſchem Weg herbei=
zuführen
iſt. Ueberaus eindrucksvoll war der Appell, den der
deutſche Reichskanzler vor 2 Tagen an den Reichstag richtete,
alles daran zu ſetzen, um in parlamentariſcher Verabſchiedung
dem Etat bis zum 31. März Geſetzeskraft zu verleihen. Ein=
drucksvoll
wie dieſer Appell war die ganze Rede Dr. Brünings,
ein Ausdruck der zielbewußten ſachlichen Arbeit. Eine ſchwierige
Aufgabe wurde damit den Rednern der Oppoſition geſtellt, eine
Aufgabe, der ſich weder Herr Dr. Goebbels von den National=
ſozialiſten
, noch Herr Dr. Kleinert von den Deutſchnationalen
gewachſen zeigte. Mit allgemeinen Redensarten iſt nun einmal
die Logik der Tatſachen nicht aus der Welt zu ſchaffet, und als
Herr Dr. Kleinert dann den Verſuch machte, die Untätigkeit
der Reichsregierung verantwortlich zu machen für die Nöte des
deutſchen Oſtens, holte er ſich eine böſe Abfuhr. Herr Dr.
Kleinert, Sie ſind zu jung im Parlament, um zu wiſſen, daß
im Jahre 1927 mit Ihrer Partei zuſammen eine Regierung
gebildet worden iſt, und daß einer der erſten Schritte dieſer
Regierung war, auf meinen Vorſchlag hin zuerſt den deutfchen
Oſten zu entſchulden und dann an die Reparationsfrage heran=
zugehen
. . . Im entſcheidenden Augenblick, wenn man vor
den ſchwerſten Entſcheidungen ſtand, ſind Sie jeweils aus der
Regierung ausgetreten. Eine Koalition Ihrer Partei hat gegen
unſeren Arbeitsminiſter die Saiſonarbeiter in die Arbeitsloſen=
verſicherung
einbezogen. Dieſe Dinge müſſen einmal feſtgeſtellt
werden. Ein verſtändlicher Temperamentsausbruch, der in
wirkungsvollem Gegenſatz ſteht zu der leidenſchaftsloſen ſach=
lichen
Kühle, mit der Dr. Brüning ſonſt zu ſprechen pflegt.
Es wäre zu wünſchen, daß auch die breite Maſſe des deut=
ſchen
Volkes allmählich einſehen lernt, worum es geht, daß ſie
Verſtändnis zeigt dafür, daß die reine Verneinung einer hem=
mungsloſen
Oppoſition zum Unheil für das deutſche Volk wer=
den
muß. Es wäre an der Zeit, daß auch das deutſche Volk
allmählich wieder begreift, daß es den Männern, die ihre ganze
Arbeitskraft dafür einſetzen, der Schwierigkeiten der Gegenwart
Herr zu werden, zum mindeſten Achtung ſchuldig iſt, Achtung auch
dann, wenn die Meinungen über zu beſchreitende Wege aus=
einandergehen
.
Die geſtrige Ablehnung der Mißtrauensanträge bedeutet einen
erſten Schritt auf dem Wege zur Beſſerung. Das Vertrauen
beginnt wiederzukehren, und das bedeutet ſchon viel, bedeutet
insbeſondere viel für unſere notleidende Wirtſchaft, die nur
dann das Zerſtörte wiederaufzubauen vermag, wenn die Grund=
lagen
des Staates wieder geſichert ſind. Es wäre von kaum zu
überſchätzender Bedeutung, wenn die parlamcntariſche Erledi=
gung
des diesjährigen Reichshaushalts allen Schwierigkeiten
zum Trotz durchgeführt werden könnte, wenn das Verantwor=
tungsgefühl
der Parteien den Sieg davontragen würde über
die Angſt vor der Unpopularität.
Ein bedeutſamer guter Anfang iſt gemacht. Die uächſten
Tage und Wochen werden entſch=idend ſein ſür unſeres Volkes
Zukunft.
II.

Slärkung der Skellung des Kabinekks Brüning.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.

* Die Abſtimmung über die Mißtrauensvoten hat dem
Reichskanzler am Samstag im Reichstag einen vollen Erfolg
gebracht, mit dem er zufrieden ſein kann. In der Minderheit
ſimmten nur die Kommuniſten, Nationalſozialiſten und Deutſch=
nationalen
, dazu die Abg. des Landvolks, die in ſtundenlanger
Flaktionsſitzung ſcharf aneinander geraten waren und ſchließ=
lich
ihren Vorſitzenden Gerecke desabouierten, der infolgedeſſen
mit vier anderen Abgeordneten der Abſtimmung fern blieb. Von
der Wirtſchaftspartei hat ſich die Hälfte enthalten, ein kleiner
Teil gegen die Mißtrauenvoten geſtimmt, ebenſo wie die Chriſt=
lich
=Sozialen.

Dieſer Ausgang war nach dem Verlauf der Debatte zu e
9 warten. Die Deutſchnationalen polemiſierten am Samstag ue
kurz mit zwei Erklärungen gegen den Kanzler und verſuchte
ihn noch einmal herauszulocken. Dr. Brüning verzichtete abe
darauf, weil er wohl mit Recht der Meinung war, daß di

Dinge zur Abſtimmung reif wären. Der Nationalſozialiſt Dr.
Ley ſchlug in die Kerbe ſeines Parteifreundes Goebbels und
ſprach das große Vort gelaſſen aus: Wenn wir an der Macht
ſind, werden wir nicht die kleinen, ſondern die großen Separa=
tiſten
hängen. Zu verändern war aber mit ſolchen Schlag=
worten
nichts mehr. Die Schlachtreihen hatten ſich ſchon ſeit
dem erſten Tag, eigentlich ſchon ſeit der Rede Goebbels
formiert. Bedauerlich nur, daß auch hier wieder die Deutſchnatio=
nalen
ſich bemühten, im nationalſozialiſtiſchen Fahrwaſſer zu
ſegeln, anſtatt ſich um einen Ausgleich zu bemühen.
Vorläufig iſt der Beſtand des Kabinetts einigermaßen ge=
ſichert
, und die Mehrheiten, die in vielen namentlichen Abſtim=
mungen
bis zum Uebergang der Tag=soronung über einen Miß=
trauenantrag
gegen den Miniſter Treviranus, ſowie zuletzt zur
Annahme des Etats des Kanzlers führten, waren, obwohl es
ſich hier nicht mehr um ausgeſprochen politiſche, ſondern um
ſachliche Entſcheidungen handelte, doch ſehr ſtark, ſo daß die
Ausſichten für eine parlamentariſche Verabſchiedung des Erats
weſentlich günſtiger geworden ſind. Von beiden Seiten zurrd
jetzt mit Vorbereitungen von Anträgen und Gegenanträgen für
den Kampf um die Aenderung der Geſchäftsordnung am Mon=
tag
gerüſtet. Mit welchen Mitteln die Entſcheidung ſchließlich
erzwungen werden kann, zeigt der letzte Antrag des Zentrums
beim Etat des Reichskanzlers, das alle noch unerledigten Kapitel
des Haushaltes in eine Abſtimmung zuſammenfaßt= und gegen
die Oppoſition auch durchſetzte. Begreiflich, daß dieſe Taktik bei
der Oppoſition verärgerte und ſie zum ſchärfſten Widerſtand
herausforderte: Sie hatte jedoch damit kein Glück, da ihr das
Zeutrum nachweiſen konnte, daß ſogar die Deutſchuationalen
mit den gleichen Methoden gearbeitet haben, als ſie noch in der
Regierung ſaßen. Die Sozialdemokraten ſind klug genug, nichts
zu unternehmen, was die Kluft zwiſchen der Mitte und der
Rechten überbrücken könnte. Sie werden ſich vorausſichtlich
auch am Montag, wenn das Ringen um die neue Geſchäftsord=
nung
beginnt, für dieſe einſetzen, ſo daß aller Wahrſcheinlich=
keit
nach vom Montag abend ab die radikale Oppoſition, gegen
die ſich hauptſächlich die neue G=ſchäftsordnung richtet, ſich dieſer
fügen muß.
Forfſehung der Ausſprache im Reichskag.
Vor Eintritt in die Tagesordnung verlangte Abg. Stöcker
(Kom.) die Abſetzung der Puukte von der Tagesorduung, die
ſich auf die Aenderung der Geſchäftsordnung und auf Auf=
hebung
der Immunität von Abgeordneren beziehen.
Abg. Gottheiner (Dnt.) beantragte, nach dem Abſchluß
der Debatte auch die Mißtrauensanträge gegen die
Miniſter Treviranus, Dr. Curtius und Wirth
zur Abſtimmung zu bringen.
Präſident Loebe erwiderte, die Mißtraueusauträge gegen
Curtius und Wirth könnten erſt bei den Etats dieſer Miniſter
erledigt werden. Miniſter Treuirauns habe allerdings keinen
beſonderen Etat.
Unter Pfui!=Rufen der Flügelparteien wurde dann der An=
trag
Stöcker gegen die Stimmen der Kommuniſten, National=
ſozialiſten
und Deutſchnationalen bei Stimmenthaltung des
Landvolkes abgelehnt. Die Tagesordnung wurde nur dahin
geändert, daß der Antrag Rauch abgeſetzt wurde und der Miß=
trauenantrag
gegen Treviranus heute zur Abſtimmung kam.
Die zweite Beratung des Haushaltes des Reichskanzlers
wurde dann fortgeſetzt. Präſident Loebe kam nohmals auf
die geſtrigen Lärmizenen zurück und bedauerte beſonders, daß
ſo ruhige Redner wie Dr. Pfleger und Joos überſchrien wor=
den
ſeien.
Abg. Bornemann (Volksn. NV.) erklärte, ſeine Freunde
würden den Mißtrauensanträgen nicht zuſtim=
men
. Es handelte ſich nicht nur um eine Wirtſchaftskriſe, ſon=
dern
um eine Volkskriſe. Wir leiden unter einem Syſtem, das
den Staat zur Beute privater Kreiſe macht und den größten
ſtaatlichen Einfluß privaten Parteien einräumt, die mit dem
Mittel der Demagogie arbeiten. Wir ſtimmen auch der
Aenderung der Geſchäftsordnung zu und den
Anträgen gegen den Mißbrauch der Immunität.
Deutſchnakionaler Vorſtoß gegen den Reichskanzler.
Abg. Dr. Oberfohren (Dnt.) wandte ſich dann gegen
die Ausführungen, die geſtern der Abg. Joos gegen Dr. Thyſſen
gemacht hat. Dr. Thyſſen habe in einer Verſammlung deutſch=
ntationaler
Induſtrieller nicht die Preisgabe deutſcher Provin=
zen
gefordert, ſondern gegen die Kreditverſklavung Deutſchlands
an Frankreich gekämpft. Dabei habe er geſagt, es ſei zu er=
wägen
, was ſchlimmer ſei, der Verluſt deutſchen Landes in der
Vergangenheit oder aber die goldenen Feſſeln, die nunmehr zu
der Tributverſklavung noch hinzukommen ſollten. Weiter wandte
er ſich dagegen, daß der Reichskanzler geſtern davon geſprochen
habe, Hugenberg habe eine neue Inflation vorgeſchlagen. Er
ſtellte an den Reichskanzler die Fragen, aus welchem Grunde er
einer Darlegung, die klar und deutlich von den Gefahren der
Deflation ſpreche, die Abſicht der Herbeiführung einer neuen
Inflation unterſchiebe, ob. der Reichskanzler nicht wiſſe, daß
wir uns mitten in einer verhängnisvollen Deflation befinden,
ob der Reichskanzler vergeſſen habe, daß ſchon zweimal das
Ausland einen planmäßigen Angriff auf unſere Währung durch
Zurückziehung kurzfriſtiger Kredite unternommen habe, daß er
bei dieſem Zuſtand der Dinge überhaupt keine ſelbſtändige
deutſche Politik führen könne und ob er es für möglich halte,
dieſen Zuſtand der Dinge als Dauerzuſtand beſtehen zu laſſen?

Die Behauptung des Reichskanzlers, dieſer habe 1927 Herrn
Hugenberg einen Vorſchlag gemacht, zuerſt den deutſchen Oſten
zu entſchulden und dann erſt an die Reparationsfrage zu gehen,
und daß es die Abſicht der damaligen Regierung geweſen ſei,
dieſen Vorſchlag zu verwirklichen, erklärte der Redner im Ein=
verſtändnis
mit Hugenberg und den damaligen deutſchnationalen
Miniſtern für eine Unwahrheit. Als der Redner ſeine Aus=
führungen
beendet hatte, ertönen auf der Rechten laute Nufe:
Der Herr Reichskanzler hat das Wort! (Der Reichskanzler be=
fand
ſich im Augenblick nicht im Saale.)
Abg. Dr. Kleinert (Dnt.) hielt dem Reichskanzler vor,
daß es ſeiner geſtrigen Erwiderung an Sachlichkeit und an kon=
kretem
Inhalt gemangelt habe. Von der Abſicht des Kanzlers
den Schleier von der Sabotage der Oſthilfe zu lüften, ſei nichts
übrig geblieben als eine agitatoriſche Polemik. Der Reichs=
kanzler
habe nicht die deutſchnationale Beweisführung erſchüt=
tern
können, daß die Abſicht, die Oſthilfe mit ausländiſchen
Krediten zu finanzieren, eine gefährliche Fortſetzung der ver=
hängnisvollen
Wirtſchafts= und Finanzpolitik bedeutet hätte,
die den Oſten ruiniert habe. Die unerfreulichen lärmenden
Begleiterſcheinungen bei der Oſtreiſe des Reichskanzlers lehne
die ganze nationale Bevölkerung der Grenzlande ab. Die Schuld
liege aber bei den Trägern der Erfüllungspolitik. Von einer
konfeſſionellen Hetze könne nicht die Rede ſein. Gerade die
Maſſen, die in Oberſchleſien ihrer Ablehnung gegenüber dem
Reichskanzler Ausdruck gegben hätten, ſeien zu 90 v. H. katho=
liſch
. Der Kampf der Deutſchnationalen gehe gegen die Partei=
bürokratie
des herrſchenden Syſtems und damit auch gegen die
Parteibürokratie des Zentrums, gegen das Zentrum, das nach
der Wahl Hindenburgs ein Flugblatt verbreitete: Deutſches
Volk, was haſt du getan, du haſt Verrat geübt an deinen heilig=
ſten
Gütern.
Ein Zwiſchenfal.
Während der Rede kam es zu einem Zwiſchenfall.
Ein ſozialdemokratiſcher Abgeordneter ruft dem Redner zu,
warum er nur nach rechts ſpreche. Darauf antwortete Dr. Klei=
ner
: Damit ich Ihre Fratze nicht ſehe! Präſident Loebe rief
Dr. Kleinert zur Ordnung und fügte, zu dem Abg. Schiller= Oſtpreu=
ßen
(Ontl.) gewandt, hinzu: Sie haben zu einem ganz groben
Ausfall Beifall geklatſcht. Ich rufe Sie zur Ordnung! (Unruhe.)
Herr Abg. Dr. Quaatz (Dntl.) teilte mir eben mit, daß auch er
zu dieſer Ordnungswidrigkeit Beifall geklatſcht habe. Ich rufe auch
Herrn Dr. Quaatz zur Ordnung. Nach dieſem Zwiſchenfall be=
merkte
man erregte Auseinanderſetzungen zwiſchen Dr. Quaatz
und einigen Abgeordneten der Deutſchen Volkspartei und des Zen=
trums
. Abg. Pfeffer (D.V.P.) rief zu den Deutſchnationalen
hinüber: Und das wollen nun Akademiker ſein!
Die Haltung der Wirkſchaftsparkei und des Landvolks
Erſt nach einigen Minuten beruhigten ſich die Gemüter und
Abg. Eucke kam als zweiter Redner der Wirtſchaftspartei zu
Wort. Er meinte, die gegenwärtige deutſche Wirtſchaftsnot ſei in
erſter Linie auf das marxiſtiſche Regiment in der Nachkriegszeit
zurückzuführen. Er erörterte die Entwicklung der Finanz= und
Steuerpolitik der letzten Jahre, um nachzuweiſen, daß die Finanz=
not
entſtanden ſei durch das Entgegenkommen gegen die Forde=
rungen
der Sozialdemokraten. Das ſei zum Schaden des Mittel=
ſtandes
geſchehen, weil die Deutſchnationalen die poſitive Mit=
arbeit
am Staate verſagt hätten. Die Rettung könne auch nicht
von den Nationalſozialiſten kommen, ſondern nur von einem er=
ſtarkten
deutſchen Mittelſtand. Der deutſche Mittelſtand kämpfe
nicht nur gegen den Marxismus von links, ſondern auch gegen
den mittelſtandsfeindlichen Sozialismus der Nationalſozialiſten.
Die Wirtſchaftspartei habe, ſo erklärte der Redner
weiter, dem Kabinett Brüning von Anfang an ein
gewiſſes Vertrauen entgegengebracht.
Abg. Döbrich (Lv.) gab eine kurze Erklärung ab wonach
ſeine Fraktion den Antrag auf Reichstagsauflöſung
ablehnte, damit ſofort notwendige Maßnahmen geſetzgeberi=
ſcher
Art im Intereſſe der notleidenden Landwirtſchaft nicht wei=
ter
hinausgezögert würden. An der Einſtellung der Fraktion
habe ſich ſeit ihrer Erklärung im November vorigen Jahres nichts
geändert, ſie verlange eine Umbildung der Reichsregierung, die
dem nationalen Volkswillen entſpreche, und werde daher den
Mißtrauensanträgen zuſtimmen.
Abg. Dr. Ley (Natſ.) meinte, im Mittelpunkt der Debatte
habe nicht die Kanzlerrede, ſondern die Rede von Dr. Goebbels
geſtanden. Damit ſei die überragende Bedeutung der National=
ſozialiſten
gekennzeichnet. Der Redner wandte ſich gegen die Aus=
führungen
des Abg. Joos. Wo die Zentrumsanhänger die Mehr=
heit
haben, da werde von ihnen Terror und Gewalt geübt. Abg.
Joos habe es verſtanden, einen legalen Separatismus zu verbrei=
ten
, aber das Volk am Rhein unterſcheide nur zwiſchen denen, die
im Dienſte Frankreichs das Rheinland von Deutſchland abtren=
nen
wollten, und denen, die gegen dieſes Geſindel gekämpft haben.
Wenn wir die Macht haben, werden wir nicht die kleinen, ſondern
die großen Separatiſten hängen.
Präſident Loebe: Ich nehme an, daß Sie den Vorwurf,
Dienſte Frankreichs zu ſtehen, nicht gegen ein Mitglied des Hau=
ſes
richten wollen.
Abg. Dr. Ley: Das können wir im Augenblick nicht feſt=
ſtellen
.
Präſident Loebe: Damit weichen Sie meiner klaren
aus. (Unruhe.)
Die Ausſprache war damit beendet.

[ ][  ][ ]

Seite 2

Der von den Nationalſozialiſten und Kommuniſten gegen das
Geſamtkabinett eingebrachte Mißtrauensantrag kam nunmehr zur
namentlichen Abſtimmung.
Für den Mißtrauensantrag ſtimmten mit den Nationalſozia=
liſten
und Kommuniſten die Deutſchnationalen und das Landvolk.
Der Mißtrauensantrag wurde mit 293 gegen
221 Stimmen bei 13 Enthaltungen abgelehnt,
(Pfuirufe bei den Kommuniſten.)
Die Abgeordneten Schlange=Schöningen und Baur von der
Landvolkpartei nahmen an der Abſtimmung nicht teil.
Die Mehrheit der Wirtſchaftspartei hat Stimmenthaltung
geübt, die Minderheit hat gegen den Mißtrauensantrag geſtimmt.
Abg. Eſſer (Ztr.) beantragte, nachdem das Mißtrauens=
votum
gegen das Geſamtkabinett abgelehnt war, Uebergang
zur Tagesordnung über den Mißtrauensantrag
gegen den Miniſter Treviranus.
Die Abgg. Gottheiner (Dntl.) und Dr. Frick (Natſ.) halten
eine ſolche Abſtimmung für unzuläſſig. Präſident Loebe wies aus
der Geſchäftsordnung die Zuläſſigkeit nach.
In namentlicher Abſtimmung wurde der Antrag auf Ueber=
gang
zur Tagesordnung mit 312 gegen 206 Stim=
men
bei 7 Enthaltungen der Wirtſchaftspartei
angenommen.
Das Landvolk hatte in dieſem Falle für Uebergang zur Tages=
ordnung
geſtimmt, die Kommuniſten, Nationalſozialiſten und
Deutſchnationalen ſtimmten dagegen.
Der nationalſozialiſtiſche Antrag auf Reichstagsauflöſung
wurde dann in namentlicher Abſtimmung mit 318 gegen 207 Stim=
men
abgelehnt.
Dafür ſtimmten die Nationalſozialiſten, die Deutſchnationalen
die Kommuniſten und vom Landvolk der Abg. Dr. Wendhauſen.
Abg. Stöhr (Natſ.) beantragte hierauf Vertagung. In der
Preſſe werde verbreitet, daß die außenpolitiſche Debatte ſchon am
Montag ſtattfinden ſolle. Das würde ein Verſtoß gegen die Ver=
einbarungen
des Aelteſtenrats und eine Illoyalität ſein.
Präſident Loebe erwiderte, er habe erſt vor wenigen Mi=
nuten
mit dem Außenminiſter darüber geſprochen, daß die außen=
politiſche
Debatte am Dienstag ſtattfindet.
Abwehrmaßnahmen der Regierungsmehrheit
gegen die radikale Oppoſikion.
Zunächſt wurden noch die Abſtimmungen zum Etat vor=
genommen
.
Der kommuniſtiſche Antrag auf Streichung des
Gehalts des Reichskanzlers wurde in namentlicher
Abſtimmung mit 314 gegen 207 Stimmen der Kommuniſten,
Nationalſozialiſten und Deutſchnationalen abgelehnt.
Mit ähnlichem Stimmenverhältnis wurden dann in einer
ganzen Reihe von namentlichen Abſtimmungen weitere
Streichungs= und Aenderungsanträge der Na=
tionalſozialiſten
Kommuniſten und Deutſch=
nationalen
abgelehnt.
Schließlich meldete ſich Abg. Eſſer (3.) zur Geſchäfts=
ordnung
. Er wurde von Nationalſozialiſten und Kommuniſten
mit lärmenden Rufen empfangen: Schieber! Habt Ihr den
Dreh. gefunden? Abg. Eſſer beantragte über alle
noch vorliegenden Aenderungsanträge zur
Tagesordnung überzugehen und über alle noch
nicht erledigten Kapitel des Etats gemeinſam
abzuſtimmen. (Rufe auf der äußerſten Linken und Rechten:
Unerhört!)
Abg. Stöcker (Komm.) erklärte dieſen Antrag für eine
Vergewaltigung der Minderheit und für geſchäftsordnungs=
widrig
; er widerſpreche zum mindeſten der geſamten bisherigen
Praxis. Der Redner verlangte namentliche Abſtimmung über
den Vorſchlag Eſſer.
Abg. Dr. Frick (Natſoz.) und Abg. Everling (Dnt.)
ſchloſſen ſich dieſem Proteſt und dem Verlangen nach nament=
licher
Abſtimmung an.
Mit 301 gegen 218 Stimmen der Nationalſozialiſten, Deutſch=
nationalen
, des Landvolks und der Kommuniſten beſchloß das
Haus
über alle Aenderungsanträge zur Tagesordnung
überzugehen.
Abg. Dr. Everling (Dut.) beautragte, über den An=
trag
Eſſer auf Annahme des Etats en bloe zur Tagesordnung
überzugehen, weil dieſer Antrag nicht ernſt gemeint ſei und
eine verfaſſungswidrige Entrechtung der Minderheit bedeute.
Abg. Stöhr (Natſoz.): Das Volk draußen wird Ihnen
(zur Mitte) die Antwort geben. (Lachen in der Mitte.) Ich
beantrage namentliche Abſtimmung über den Antrag Everling.
Abg. Eſſer (3.): Als die Deutſchnationalen in der Re=
gierung
waren, ſind wir ſchon einmal ſo verfahren, und zwar
auf Anregung von Dr. Everling. (Hört! hört! in der Mitte.)

* Der bunke Ball des 9.9.A.
Gewiß mag auch der V.D.A., vor allem die unermüdliche Lei=
terin
der Frauenortsgruppe, Frau Dr. Koepke, ſich gefragt
haben, ob es zu verantworten iſt, auch in dieſem Notjahr einen
Bunten Ball immerhin, eine Art Faſchingsveranſtaltung, zu
geben. Gewiß mag auch der eine oder andere, der ſonſt die Tätig=
keit
des V.D.A. durchaus anerkennt, es lieber geſehen haben, wenn
in dieſer fürchterlich poeſie= und freudloſen Zeit der Bunte Ball
unterblieben wäre. Dieſe aber blieben doch ſehr in der Minder=
heit
. Sowohl der über Erwarten zahlreiche Beſuch des Feſtes wie
ſein Verlauf und vor allem auch die dankenswerte Opferbereit=
ſchaft
der Darmſtädter Geſchäftswelt, wie auch die gleich opfer=
freudige
Tätigkeit und Mitarbeit einer ſo großen Zahl von Damen
und Herren bei der Vorbereitung und Durchführung des Feſtes
zeigten, wie die Erkenntnis heute überall durchdringt, daß es ſich.
hier, beim V.D.A., um etwas anderes handelt, als um Feſtefeiern.
Man erkennt doch allgemein die Notwendigkeit der Be=
treungsarbeit
für die Deutſchen im Auslande, die nicht
ſtilleſtehen darf. Man weiß, daß der V.D.A. Verpflich=
tungen
übernommen hat zur Unterhaltung deutſcher Schulen in
der Bukowina und in der Dobrudſcha. Und man weiß, daß
dieſe Unterſtützungen durch den V.D.A. heute nötiger ſind denn
je, da ja das Reich in ſeinen Miteln für dieſe Zwecke be=
dauerlicherweiſe
ſehr beſchränkt iſt. Und man weiß endlich,
daß zur Aufbringung der erforderlichen Gelder gerade der
Bunte Ball, (das traditionelle Feſt des Deutſchen Schulver=
eins
) immer noch das geeignetſte Mittel iſt, daß der Zweck hei=
ligt
. Die Mentalität der Menſchen, auch menſchliche Unzuläng=
lichkeit
, muß man auf allen Gebieten in Rechnung ſtellen! Dieſe
Erkenntnis ergab ſeit je, daß die Beſucher des Feſtes aus allen
Geſellſchaftsſchichten zählen, ohne Rückſicht auf etwaige politiſche
Nebengruppen oder Weltanſchauungen. Das Zugehörigkeitsgefühl
zu unſeren deutſchen Volksgenoſſen, die das Schickſal auf ferne,
vielleicht verlorene Poſten ſtellt, muß jeden Deutſchen beſeelen.
Das Feſt der Feſte für Darmſtadt hat ſich auch in dieſem
Jahre als ſolches behauptet. Wiederum konnten die Räume unſe=
res
Saalbaues die Scharen der Beſucher kaum faſſen. Alles
drängte, zum wohltätigen Zwecke zu opfern. Allerdings war auch
alles aufgeboten, die Feſträume ſo einladend und anziehend wie
möglich auszuſtatten. Tauſend fleiß ge Hände regten .. . uſw.
Die tauſend fleißigen Hände aber fügten ſich wenigen Köpfen,
wenigen künſtleriſch begabten Kräften. Die dekorative Ausſtat=
tung
aller Feſträume unterſtand dem Bühnenarchitekten Armin

Sonntag, den 8. Februar 1931

Vom Tage.
In den letzten Wochen hat die Zahl der jungen Deutſchen, die ber=
ſuchten
, die bayeriſche Grenze in der Südpfalz zu überſchreiten, um ſich
zur Fremdenlegion anwerben zu lafſen, wieder erheblich zugenommen.
Allein im Bezirk Neulauternburg wurden im Monat Januar 29 junge
Deutſche durch die Grenzpolizei zurückgehalten, als ſie nach dem Elſaß
fliehen wollten, um zur Fremdenlegion zu gehen.
Als Nachfolger des verſtorbenen Abg. Haury wird
in den Heſſiſchen Landtag Regierungsrat a. D. Fabrikant
Heine (Offenbach), der Vorſitzende der Offenbacher Ortsgruppe der
Deutſchen Volkspartei, in den Darmſtädter Stadtrat Bauunterneh=
mer
Hummel, der ſchon früher dem Stadtrat angehörte, einziehen.
Die Durchführung eines großzügigen Erſpa=
rungsprogramms
wird bei den öſterreichiſchen Bun
desbahnen geplant. Der neue Generaldirektor Dr. Strafella hat
die Vertreter der Eiſenbahnergewerkſchaften zu ſich gerufen und ihnen
mitgeteilt, daß wegen der ſchweren Finanzkriſe und der ungünſtigen Fi=
nanzlage
der Bundesbahnen eine bedeutende Erſparnis an Perſonalaus=
gaben
erforderlich ſei.
Die engliſche Regierung hat beim Völkerbundsſekretariat das Lon=
doner
Flottenabkommen vom 22. 4. 1930 zur Eintragung und Veröffent=
lichung
eingereicht.
Die Verhandlungen zwiſchen der engliſchen Re.
gierung und der jüdiſchen Agentur in Paläſtina ſind
zum Abſchluß gelangt. Man hat ſich über den Text eines
Schreibens geeinigt, der die Anſicht der engliſchen Regierung über
die Verhältniſſe in Paläſtina wiedergibt und als Weißbuch erſcheinen
ſoll. In dem Schreiben werden wichtige Zugeſtändniſſe an die Zioniſten
gemacht.
Der in Rom verhaftete Anarchiſt Schirro hat in
einem Verhör eingeſtanden, einen Anſchlag auf Muſſolin;
horbereitet zu haben.
Der Miniſterpräſident des Frakſtaates teilte mit, daß der Plan
ines panarabiſchen Bündnis=Syſtems die Zuſtimmung
des Königs Ibn Saud gefunden habe.
Auf einer Konferenz der Miniſterpräſidenten der auſtraliſchen Bun=
desſtaaten
iſt ein Sachverſtändigenbericht unterbreitet worden, der eine
Art Dreijahresplan zur Rettung Auſtraliens dar=
ſtellt
. Darin wird eine Ausgabenſenkung der Bundesregierung und der
einzelnen Staatsregierungen in Höhe von ungefähr 15 Millionen Pfund
ährlich vorgeſchlagen.

Tiikoni .
Rom, 7. Februar.
Senatspräſident Tommaſo Tittoni iſt heute abend kurz nach
7 Uhr geſtorben. Er lag ſeit einigen Tagen ſchwer krank dar=
nieder
. Schon vor einigen Monaten hatte er einen ſchweren
Schlaganfall erlitten, von dem er ſich jedoch wieder vollſtändig
erholte.
Tittoni hat ein Alter von faſt 82 Jahren erreicht. In den
80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts war er kon=
ſervativer
Abgeordneter der italieniſchen Kammer, ſpäter Präfekt
von Perugia und Neapel, ſeit 1901 Mitglied des Senats und

1903 unter Giolitti Miniſter des Aeußeren. Er nahm ſchon da=
mals
an der Verbeſſerung der Beziehungen zwiſchen Frank=
reich
und Italien lebhaften Anteil, wobei er aber noch am Drei=
bund
feſthielt. Später bahnte er auch beſſere Beziehungen zu
Rußland an. Er war ſeit 1910 in Paris als Botſchafter. Die
Frankreich freundliche Haltung führte ſchließlich zur Abkehr
Italiens vom Dreibund und zu deſſen Eintritt in den Welt=
krieg
an der Seite der Alliierten. 1916 trat er von ſeinem
Pariſer Poſten zurück und wurde 1919 unter Nitti wieder
Miniſter des Aeußeren, behielt dieſen Poſten jedoch nur kurze
Zeit bei, um dann Präſident des italieniſchen
Senats zu werden.
Lenz, der wiederum mit einer Schar freiwilliger Helfer die
Räume feſtlich und fröhlich verwandelte. Nicht nur, daß er Ideen
entwarf, in tagelanger Arbeit ſchaffte er ſelbſt mit, bis das ſchöne
Werk vollendet. Die Dekoration des großen Saales lehnt in der
Grundidee an Thema und Titel des Tanzſpiels an, das dem Feſte
Mittel= und Höhepunkt gab, Die Wunder der Spielzeug=
ſchachtel
(in überraſchend wirkungsvoller, origineller Weiſe
auch in dem Feſtprogramm charakteriſiert, in dem die Firma
Roetherdruck den Gäſten eine köſtliche Erinnerungsgabe bot)
Sie zeigte an den Wänden und der Decke, zu Seiten der Bühne
wie an den Säulen vor der Eſtrade in bizarren Farben und For=
men
Märchen= und Spielzeuggeſtalten aller Art und Größe. Als
ſei der Saal ſelbſt eine Spielzeugſchachtel gigantiſchen Ausmaßes,
dem die Geſtalten entſchweben. Die Beleuchtungskörper in ver=
ſchrobenen
Raumgeſtaltungen an Decke und den Säulenwerkbin=
dungen
betonen den Charakter des Feſtes als Bunter Ball,
Mit dem Hineinfluten der aus den Koſtümen der Beſucher, beſon=
ders
der Damen Herren waren vielfach im Geſellſchaftsanzug
ſtrahlenden Farbenpracht ergab das ein ſo phantaſtiſches Zuſam=
menwirken
von Farben und Formen, daß das Ganze ſinnverwir=
rend
wirkte.
Die Bühne blieb als Wirkungsbereich wieder der un=
ermüdlichen
Elli Büttner (Landestheater) vorbehalten,
deren viel und oft bewundertes Geheimnis, aus Wenigem
Wundervolles zu geſtalten, mit einfachſten Mitteln eindrucks=
volle
Wirkungen zu erzielen, ſich wieder beſtens bewährte. Es
iſt wichtig und beim V. D. A. vorbildlich, in der Durchführung
des Feſtes zu ſparen, ſo daß der Ertrag nicht durch Vor=
Ausgaben geſchmälert wird.
Im Gartenſaal überdachten wieder wie im Vorjahre
bunte Bänder und Tannengrün das luſtige Jahrmarktstreiben.
Hier war wiederum das Aquarium ſtändig ſtark belagert,
das jedem Angler ſeinen überraſchenden Gewinn zuführte. Hier
war auch eine neuartige Ringwurfbude, an der der Ge=
ſchickte
und Treffſichere koſtbare Gaben erwerfen konnte. Und
hier hatten erfindungsreiche Köpfe als neue Ueberraſchung eine
Jagd auf lebendes Wild arrangiert auch Schießbude am
laufenden Band konnte man das neunen. Der immer ideen=
reiche
Maler Velte, der ſchon oft den Schützen des bunten
Balles wirkungsvolle Ziele bot, hatte dieſen Schlager geſchaffen.
Ingenieur Schellig (Fa. Wilk) hatte ihm dabei geholfen
durch Erſtellung der elektriſchen Einrichtung, die das Wild
lebendig machte.
Im Vorſaal ſtand das große Büfett, an dem Erfriſchun=
gen
aller Art geboten wurden. Wer’s erſchwingen konnte fand
auch Gelegenheit, bei perlendem Sekt die Sorgen zu bergeſſen
In den Saalecken ſtanden Verkaufsbuden, wo von ſchöner

Nummer 39

Abg. Torgler (Komm.) proteſtierte gegen die Strangu=
lierung
der Rechte der Minderheit.
Präſident Loebe: Ich ſehe in dem, was wir jetzt be=
ſchließen
, nur eine Notwehrmaßnahme. (Hört! hört!) Wer den
Verſuch macht, über jeden der Zehntauſende von Kapiteln und
Titeln des Etats namentliche Abſtimmung herbeizuführen, der
verſucht, die Erledigung des Etats unmöglich zu machen. (Sehr
richtig! bei der Mehrheit.) Die Abwehrmaßnahmen der Mehr=
heit
ſind alſo berechtigt. Ich möchte aber beide Teile don dieſem
Wege zurückrufen. Deshalb betone ich, daß es ſich im Augen=
blick
nur um eine Notwehrmaßnahme handelt, die übrigens mit
der Geſchäftsordnung nicht im Widerſpruch ſteht.
Abg. Dr. Everling (Dnt.): Wenn über alles im Ramſch
abgeſtimmt werden ſoll, dann könnte der Neichstag ja einfach
nach Hauſe gehen. (Rufe links: Gehen Sie doch!) Mit Ihrer
Demokratie iſt verflucht nichts mehr los! (Sehr gur! rechts.)
Abg. Stöcker (Komm.): Die Bemerkung des Präſidenten
beweiſt ſeine ganze Einſeitigkeit. Er gibt ſich nach außen den
Anſchein der Unparteilichkeit, während er tatſächlich der Ein=
peitſcher
der Vergewaltigungsaktion gegen die Minderheit iſt.
(Beifall bei den Kommuniſten.)
Es wird nun in namentlicher Abſtimmung der
Antrag Everling (Dnt.) auf Uebergang zur Ta=
gesordnung
über den Antrag Eſſer mit 298 ge=
gen
198 Stimmen abgelehnt.

Der Antrag Eſſer (Ztr.) auf en bloc=Annahme des Haus=
halts
des Reichsminiſteriums, des Reichskanzlers und der Reichs=
kanzlei
wurde hierauf mit 312 gegen 206 Stimmen angenommen.
Die Abgg. Dr. Frick (Natſ.) und Dr. Everling (Dntl.)
erklärten, nun müſſe erſt noch über den Etat abgeſtimmt werden.
Dieſe Abſtimmung verlangen ſie für Montag.
Abg. Eſſer (Ztr.) verwies demgegenüber auf den Wortlaut
ſeines ſoeben angenommenen Antrags, der die Annahme des
Etats feſtſtelle.
Präſident Loebe ſchloß ſich dem Abg. Eſſer an, erklärte
den Etat des Reichskanzlers uſw. für angenommen und ſchlug vor,
die nächſte Sitzung am Montag, 15 Uhr, abzuhalten und den An=
trag
auf Aenderung der Geſchäftsordnung auf die Tagesordnung
zu ſetzen.
Die Abgg. Torgler (Komm.) und Stöhr (Natſ.) wider=
ſprachen
dem Vorſchlag des Präſidenten und beantragten für Mon=
tag
die Beratung der Frage des verbilligten Friſchfleiſches.
Das wurde abgelehnt gegen die Stimmen der Antragſteller.
Ein deutſchnationaler Antrag auf Beratung des Etats des
Auswärtigen Amts am Montag wurde gleichfalls abgelehnt.
Gegen 16.30 Uhr wurde der Vorſchlag des Präſidenten ange=
nommen
. Auf der Tagesordnungoder Montags=
ſitzung
ſtehen alſo neben dem Etat des Reichspräſidenten, die
Anträge auf Aenderung der Geſchäftsordnung=
und auf Aufhebung der Immunität in beſtimmten
Fällen.
Der Präſident bat zum Schluß die Abgeordneten, ſich am
Montag auf eine lange Sitzung einzurichten.

Zu der Behauptung in der Erklärung des deutſchnationalen
Fraktionsführers Dr. Oberfohren in der heutigen Reichstags=
ſitzung
, daß die Feſtſtellung des Reichskanzlers, er habe nach der
Regierungsbildung 1927 dem Abgeordneten Dr. Hugenberg einen
Vorſchlag des Inhalts gemacht, zuerſt den deutſchen Oſten zu
entſchulden und dann erſt die Reparationsfrage aufzurollen, in
keinem Punkte den Tatſachen entſpräche, läßt der Reichskanzler
erklären, er bedauere, daß Herrn Hugenberg die Erinnerung an
die ſeinerzeitige Beſprechung im Stich gelaſſen habe; er ſei aber
durch Zeugennachweis jederzeit in der Lage, den Inhalt der da=
mäligen
Unterredung zu bekräftigen.
Parlamenkariſches.
Der Abg. Reiber (Dem.) hat im Landtag folgende Große
Aufrage eingebracht: Zur Zeit läßt die Reichspoſt auf der
Neckarſtraße zwiſchen Neckargemünd und Neckarſteinach Kabel
legen. Nach zuverläſſigen Mitteilungen hat der Unternehmer
anſtatt ſür die Einſtellung der benötigten Arbeiter ſich der zu=
ſtändigen
Arbeitsämter und der Bürgermeiſter zu bedienen,
die Arbeiter im Eindernehmen mit dem dortigen Vertrauens=
mann
der NSDAP. eingeſtellt. Die überwiegende Zahl der
Arbeiter ſtammt nicht aus den Orten, in deren Bereich die
Arbeiten ausgeführt werden. Erſt nachträglich iſt es gelungeu,
einige Erwerbsloſe aus Neckarſteinach unterzubringen, obwohl
der Umfang der Arbeiten ausgereicht hätte, ſie zum größten
Teil zu beſchäftigen. Dagegen iſt der Sohn eines wohlhabenden
Neckarſteinacher Bürgers, der keine Erwerbsloſenunterſtützung
bezog, eingeſtellt ſvorden. Ich frage an: 1. Sind der Regie=
rung
dieſe Vorgänge bekannt? 2. Was gedenkt ſie im Inter=
eſſe
der Erwerbsloſen und der betroffenen Gemeinde Neckar=
ſteinach
zu tun gegen eine ſolche Bevorzugung ſtaatsfeindlicher
Elemente bei der Arbeitereinſtellung?

Hand und ſchönem Mund Scherzartikel aller Art feilgeboten
wurden. Wie dann überall Helferinnen unermüdlich tätig
waren.
In den oberen Räumen war Gelegenheit geboten, in
einer intimen Tanzklauſe ſich dem Genuß hinzugeben, auf Klän=
gen
des Jazz zu ſchweben, zu welcher Tätigkeit ebenfalls jazz=
frohe
übermütige Geſichter aus der Dekoration von den Wänden
herab grüßten (Jazzorcheſter der Rhenanen!). Hier war endlich
eine Bar und ein rieſengroßes Café. Auch dieſe Räume trugen
originelle, ihre Zweckbeſtimmung heiter und ulkig karikierende
Dekorationen an den Wänden. Und überall von früh bis
wieder früh ein Auf= und Abwogen der Beſucher, lebendiges
Leben, ausgezeichnete (aber nicht ausgelaſſene!) Stimmung.
Zu den künſtleriſchen und unterhaltenden Darbietungen:
Es hat ſich bewährt, keine Stühle zu ſtellen, den Feſtſaal auch wäh=
rend
der Aufführungen zum Promenieren freizugeben, das Kauf=
geſchäft
zu beleben. Vom Eintreffen der erſten Gäſte an konzer=
tierte
im großen Saal das Stadtorcheſter unter Willy Schlupp.
Flott und ſchneidig wie immer.
Dann begann mit der unvermeidlichen, aber erträglichen Ver=
ſpätung
das Tanzſpiel: Die Wunder der Spielzeug=
ſchachtel
, Eine ganz entzückende, in ihrer Art auch originelle
Sache, bei der nicht weniger als 80 kleine und größere Künſtle=
rinnen
und Künſtler mitwirkten. Erſonnen und einſtudiert hätte
dieſes Tanzſpiel Aenne Reiß vom Landestheater, die ihren
ſchönſten Dank und Lohn in dem ganz ausgezeichneten Erfolg ihrer
Arbeit erblicken mag. Die kleinen Tanzkünſtlerinnen und =Künſtler
leiſteten nämlich durchweg ganz vorzügliches. So gutes, daß es
angebracht wäre, ſämtliche 80 mit Namen einzeln zu kritiſieren".
Das aber können wir uns erſparen, einmal, weil alle gleich gut
waren, zum andern aber, weil in dem hübſchen Programm
nicht nur ſämtliche Namen, ſondern auch köſtliche kleine Bilder
zu den einzelnen Tänzen enthalten ſind. Dieſes Programm, wie
ſchon geſagt eine Schöpfung und Stiftung des Roetherdrucks, iſt
eine aufſpringende Spielzeugſchachtel, die in Wort und Bild das
ganze Tanzſpiel wiedergibt. (Bilder von Erich Roether, Kliſchees
Hausmann). In den verſchiedenen Tänzen und Gruppen erſchienen
aus der unerſchöpflich ſcheinenden Spielzeugſchachtel, nach einem
originellen, reizenden Auftakt, nacheinander Gruppen von
Schornſteinfegerlein, Tanzpüppchen, das luſtige A B C, Harlekins,
Tänzerinnen aus dem Fernen Oſten, Teddybär, Kreiſel und Teu=
fel
, eine entzückende Schäferin, die 7 Negerlein, Indianer und
Cowboy aus Wild=Weſt, eine ganze Gruppe Gänſelieſeln, Spanie=
rinnen
, vielerlei Puppen und Girls zu Waſſer und zu Lande.
Wirklich ſchwer zu ſagen, welches von den reizvollen, farbenfrohen

[ ][  ][ ]

Nummer 39

Sonntag, den 8. Februar 1931

Seite 3

Graf d Ormeſſons Vorſchlag.

* Pariſer Sorgen.
In zwölfter Slunde ein Mahnruf.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 7. Februar.
Die franzöſiſche Budgetdebatte zieht ſich ſehr in die Länge. Die
franzöſiſche Kammer arbeitet viel zu langſam. Man befürchtet das
zwölfte Proviſorium, denn es ſieht nicht ſo aus, daß das Bud=
get
rechtzeitig votiert werden kann. In der Kammer iſt die Si=
tuation
eher ſchlechter, die linksſtehende Oppoſition organiſiert ſich;
in erſter Linie ſind die Radikalſozialiſten und die Sozialiſten ein=
ander
wieder näher gekommen. Man befürchtet zwar für den
Augenblick keine Regierungskriſe, aber eine enge Zuſammenarbeit
der Linksparteien bei den Wahlen. Allein der Gedanke eines
Linkskartells genügt, um die Kammer zu verſtimmen.
Die Oeffentlichkeit verfolgt mit wachſender Unruhe die par=
lamentariſchen
Kämpfe, welche die Regierung an jeder Aktivität
hindern, während ſich die Wirtſchaftskriſe täglich ſtärker fühlbar
macht. Die parlamentsfeindliche Stimmung, die unter Poincaré
ſo fühlbar war, könnte leicht wieder aufleben. Es gibt dem In=
tranſigeant
zufolge 350 000 Arbeitsloſe in Frankreich. Ihre Zahl
wächſt mit unheimlicher Geſchwindigkeit.
Wie immer in kritiſchen Zeiten, tauchen auch jetzt Hunderte von
originellen Vorſchlägen zur Beſeitigung der Kriſe
auf. Der intereſſanteſte von ihnen ſtammt von Pierre d’Ormeſſon.
Er hat, von allem abgeſehen, wenigſtens den einen Vorteil, den
deutſch=franzöſiſchen Meinungstaustauſch neu zu beleben.
Die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands und Europas iſt für die
Franzoſen kein Buch mit ſieben Siegeln mehr. Man kann wohl
behaupten, daß das gegenſeitige Kennenlernen zwiſchen Deutſch=
land
und Frankreich nach dem Kriege viel ſchnellere Fortſchritte
gemacht hat als die Verſtändigung.
Der Vorſchlag d’Ormeſſons berührt ſympathiſch inſofern, als
er eine vorurteilsloſe Prüfung der Situation zur Grundlage hat.
Aber die Propoſitionen ſind ganz eigentümlich ängſtlich. Der
Appell an England und Amerika iſt nichts neues, und die Herab=
ſetzung
der Militärausgaben ſelbſt um eine Milliarde würde
von politiſchen Ueberlegungen ganz abgeſehen nicht die Wun=
derwirkung
haben, die man davon vielerſeits erhofft. Die ſchema=
tiſche
Gegenüberſtellung der franzöſiſchen Armee mit der Reichs=
wehr
iſt überhaupt der ſchwächſte Punkt des Projektes. Immerhin
iſt es aber ſehr begrüßenswert, wenn der Meinungsaustauſch in
Europa endlich aufgenommen wird. Es iſt jetzt die zwölfte
Stunde.
Der Qugi d Orſan zu den Anregungen d Ormeſſons.
Zu dem Plan Wladimir d’Ormeſſons, für die nächſten bei=
den
Jahre Deutſchlands Reparationszahlungen um 50 Prozeut
zu ermäßigen und die dadurch frei werdenden Beträge zur
Linderung der deutſchen Wirtſchafts= und Finanznot zu verwen=
den
, ſchreibt der Außenpolitiker des Oeuvre Henry
Barde, der beſonders gute Beziehungen zum fran=
zöſiſchen
Außenminiſteriumunterhält; im Qnai
d’Orſay überlaſſe man d’Ormeſſon die allei=
nige
Verantwortung für ſeinen Vorſchlag.
Dieſer Plan ſei übrigens bereits im Young=
plan
ſelbſt enthalten. Es werde ſchwer ſein, die
Zuſtimmung der Vereinigten Staaten zu er=
langen
. Die Idee, eine entſprechende Kürzung der franzö=
ſiſchen
und deutſchen Rüſtungsausgaben vorzunehmen, ſei ber=
führeriſch
. Der Quotidien erklärt, das Wort ſei jetzt
an den Vereinigten Staaten. Nur die Internatio=
nale
der Kanonen= und Maſchinengewehrhändler könne ſich den
von d’Ormeſſon vorgeſchlagenen Abmachungen widerſetzen.
Das Journal Induſtrielle ſchreibt: der Youngplan, die
Rheinlandräumung, ebenſo die Frage der Europa=Union legten
davon Zeugnis ab, daß man uneigennützig und beſtändig nach
einer Entſpannung ſuche. Das wahre Problem ſei das, das
Graf d’Ormeſſon ſchon früher geſtellt habe, als er ſein beacht=
liches
Buch Vertrauen zu Deutſchland? veröffentlichte. Frank=
reich
habe wirklich das Recht erworben, ſich darüber zu ver=
ſichern
, ob das Fragezeichen nicht mehr notwendig ſei.
Amerika und die Kriegsſchuldenermäßigung.
Der New Yorker Sonderkorreſpondent des Petit Pariſien be=
ſchäftigt
ſich in einem Artikel mit der Haltung Amerikas zu der
Möglichkeit einer Schuldenreviſion. Er ſchreibt: Selbſt wenn der
Zuſtand der amerikaniſchen Finanzen ſich demnächſt beſſern würde,
würde eine andere Tatſache der Reviſion der
Kriegsſchulden im Wege ſtehen, nämlich der Gei=

ſteszuſtand und die Kriegsrüſtungen in Europa,
Damit eine Herabſetzung der Schulden eine ſteigende Kaufkraft
der Schuldnerländer nach ſich zieht, müſſen die Regierungen in
Form von Steuerermäßigungen den einzelnen Bürgern den
Nutzen einer ſolchen Schuldenermäßigung zugute kommen laſſen.
Aber wer übernimmt die Gewähr dafür, daß eine
Schuldenermäßigung nicht dazu dienen wird, die
Ausgaben für die Rüſtungen zu erleichtern, die
die europäiſchen Regierungen nach Anſicht der

Graf Wladimir dOrmeſſon,
deſſen Vorſchlag auf Herabſetzung der Young=Plan=Zahlungen
berechtigtes Aufſehen erregte.
Vereinigten Staaten noch in allzu bedeutendem
Maße zu machen geneigt ſind? Wenn die Abrü=
ſtungskonferenz
1932 glückt und auf die Entſpan=
nung
der Geiſter eine Herabſetzung der Militär=
ausgaben
folgt, dann wird das Gefühl des ame=
rikaniſchen
Volkes viel eher zu Konzeſſionen be=
reit
ſein. Außerdem müßte erſt noch eine Präſidentenwahl
ſtattfinden, damit die Regierung dem Lande den Puls fühlt, be=
vor
man die geringſte Initiative zu ergreifen wagen darf. Es
wäre alſo zwecklos, anzunehmen, daß eine Reviſion
der Kriegsſchulden beſtenfalls vor zwei bis drei
Jahren möglich wäre.
Der engliſche Bokſchafter wiederholk bei Briand.
Außenminiſter Briand empfing geſtern den engliſchen Bot=
ſchafter
Lord Tyrrell zu einer neuen Beſprechung, der zweiten
innerhalb von drei Tagen. Das Journal ſchreibt dazu, dieſe
geſteigerte diplomatiſche Tätigkeit erkläre ſich ſehr natürlich, denn
zwiſchen Paris und London ſeien zahlreiche Fragen zu erörtern:
die Vorbereitung des Europakomitees, die Linienführung für die
Moſſul=Petroleumleitung, die Grenzziehung zwiſchen Aegypten,
Tripolis und Franzöſiſch=Nordafrika und die Frage der Seeabrü=
ſtung
, deren Entwicklung von England mit beſonderer Aufmerk=
ſamkeit
verfolgt werde.
Franzöſiſche Anleihen an Deutſchland.
In den Wandelgängen der Kammer wurde geſtern abend die
Nachricht, daß zwei franzöſiſche Großbanken ſich mit Genehmigung
des Finanzminiſteriums an einem kurzfriſtigen Kredit für Deutſch=
land
in Höhe von 800 Millionen Franken beteiligt haben ſollen,
eifrig kommentiert. Wie bereits kurz gemeldet, beſchloß die
Finanzkommiſſion der Kammer auf Antrag des Abgeordneten
Mandel, den Finanzminſter über ein Darlehen einer franzöſi=
ſchen
Bankengruppe an die deutſchen Eiſenbahnen, das mit der
Zuſtimmung der franzöſiſchen Regierung gewährt worden ſein
ſoll, anzuhören. In der außenpolitiſchen Kammerkommiſſion
proteſtierte der Abgeordnete Franklin=Bouillon ſehr erregt gegen
die Gewährung einer Anleihe an Deutſchland durch franzöſiſche
Banken und kündigte an, daß er eine Interpellation über dieſe
Angelegenheit beim Kammerbüro niedergelegt habe, die mit der
bereits vorgeſtern eingebrachten Interpellation des Abg. Dumat
von der Gruppe Marin in der gleichen Frage zuſammengelegt
werden wird. Eine erſte Diskuſſion der Angelegenheit wird
vorausſichtlich ſchon am Dienstag bei der Feſtſetzung des Datums
für die Diskuſſion der beiden Interpellationen ſtattfinden, für die
vorausſichtlich der Donnerstag in Ausſicht genommen wird.

Skahlhelm=Ankrag auf Bolksbegehren.
Die Parkeien der Rechken für Landkagsauflöſung
in Preußen.
* Berlin, 7. Februar. (Priv.=Tel.)
Die Ankündigung des Stahlhelms, daß er heim Innenutini=
ſterium
die Auflöſung des Preußiſchen Landtags beantragt habe,
hat in Kreiſen der preußiſchen Regierung überraſcht. Man hatte
ſich feſt darauf verlaſſen, daß, wie beim Kampf gegen den Young=
Plan, die Verſuche, eine Art Geſamtausſchuß zu bilden heitern
würden und keine einzelne Gruppe von ſich aus die Initiative
zu ſelbſtändigem Vorgehen aufbringen würde. Durch dieſe An=
nahme
iſt vom Stahlhelm ein Strich gemacht worden. Er hat die
Hoffnung aufgegegben, mit Nationalſozialiſten und Deutſchnatio=
nalen
zuſammen zum gemeinſamen Betreiben des Volksbegehrens
zu gelangen. Die Eiferſüchteleien unter den Führern ſind dafür
zu groß. Der Stahlhelm ſcheint aber nur die Sache aukurbeln,
das weitere aber den politiſchen Parteien überlaſſen zu woſlen.
Es iſt anzunehmen, daß die geſamte Rechtsoppoſition im Landtag
bis zur Volkspartei, alſo mit Ausnahme der Weimarer Parteien,
dem Antrag ſympathiſch gegenüberſtehen und ihn fördern werden.
Die Deutſchnationalen haben ſich bereits offen dafür
erklärt, ebenſo das Landvolk. Fraglich iſt allerdings, ob dem
Volksbegehren ein Erfolg beſchieden ſein wird. Zunächſt kann die
Landesregierung mit Verwaltungsmaßnahmen das Volksbegehren
ſehr lange hinauszögern, ſo daß es vielleicht Herbſt oder Winter
wird, bis darüber eine Entſcheidung fällt, und bis dann die
eigentliche Volksbefragung durchgeführt werden ſoll, kann es ſo ſpät
werden, daß ſich die Aktion nicht mehr lohnt, weil ohnehin im
nächſten Frühjahr in Preußen neu gewählt werden muß. Für die
Einleitung des Volksbegehrens ſind 20 Prozent der Wahlberech=
tigten
, alſo etwa 5½ Millionen notwendig, die nicht allzuſchwer
zu bekommen ſind. Ob aber die zur Annahme nötigen 50 Prozent
der Stimmberechtigten, alſo über 12 Millionen Stimmen ſich fin=
den
werden, daran kann gezweifelt werden, wenn man ſich die Er=
fahrungen
der bisherigen Volksbefragungen vor Augen hält.
Der Bund der Frontſoldaten hat dem Parteiführer der Deut=
ſchen
Volkspartei, Dingeldey, offiziell von der Einbringung des
Volksbegehrens auf Auflöſung des Preußiſchen Landtags Mittei=
lung
gemacht. Abg. Dingeldey hat geantwortet, daß die Deutſche
Volkspartei das Volksbegehren unterſtützen werde.
Severing lehnt Skahlhelm-Volksbegehren ab.
Berlin, 7. Februar.
Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der
preußiſche Miniſter des Innern, Severing, an den Stahlhelm,
Bund der Frontſoldaten, e. V., in Magdeburg, am 7. Februar
folgendes Schreiben gerichtet: Dem Antrag des Stahlhelms,
Bund der Frontſoldaten, e. V., die Liſtenauslegung für ein Volks=
begehren
zuzulaſſen, das auf Auflöſung des Preußiſchen Landtags
gerichtet iſt, vermag ich zurzeit nicht zu entſprechen. Der Antrag
trägt nicht die Unterſchrift von 20 000 Stimmberechtigten. In=
folgedeſſen
müßte der Vorſtand der antragſtellenden Vereinigung
Stahlhelm nach § 2. Abſatz 2 des Geſetzes über das Verfahren
bei Volksbegehren und Entſcheiden vom 8. 1. 1926, glaubhaft
machen, daß 100 000 der ſtimmberechtigten Mitglieder des Stahl=
helms
den Antrag unterſtützen,
Eine engliſche Skimme zu den franzöſiſchen Anleihen
Deutſchlands.
Der diplomatiſche Korreſpondent des Daily Telegraph mel=
det
, daß Herr von Kuehlmann bei den Beſprechungen über eine
Anleihe an die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft in Höhe von 130
Millionen Mark eine führende Rolle geſpielt habe. Nach den Ver=
handlungen
mit franzöſiſchen Banken in Paris habe er London
einen Beſuch abgeſtattet. In politiſchen Kreiſen ſei man befrie=
digt
über die Bereitwilligkeit der franzöſiſchen Finanz zur Teil=
nahme
an dieſer Transaktion. Man ſehe hieraus eine freund=
lichere
Haltung gegenüber Deutſchland, nachdem ſich die Beſorg=
niſſe
über die Stärkung der nationalſozialiſtiſchen Bewegung ge=
legt
hätten. Politiſche Perſönlichkeiten verſicherten, daß die
Aenderung der franzöſiſchen öffentlichen Meinung auch auf andere
Einflüſſe zurückzuführen ſei. Im Hinblick auf die ſoge=
nannte
italieniſche Drohung habe man in Frankreich
die Notwendigkeit erkannt, eine Annäherung an Deutſch=
land
zu ſüchen, um zu verhindern, daß es gemein=
ſame
Sache mit Italien mache. So ſuche die franzöſiſche
Finanz und Induſtrie ſchon ſeit einiger Zeit zu einer Art Abma=
hung
mit der deutſchen Finanz und Induſtrie zu gelangen.

und lebenerfüllten jugendlich=ſtrahlenden Tanzbildern ſchöner war.
Jedes in ſeiner Art ausgezeichnet! Und, was beſonders
zu begrüßen, es ging ſehr flott vonſtatten. Keine Wiederholungen
(bis auf eine Ausnahme) beeinträchtigten die Wirkung. ( Nach=
ahmenswert
!) Ganz wundervoll, und in ſeinem Rauſch von Form
und Farbe, im prickelnden Rhythmus des Jazz, war das
impoſante Schlußbild. Die vielgeſtaltenen, farbenreichen und
originellen Koſtüme, deren zauberiſche Wirkung oft ausſchlag=
gebend
war, hatte Elli Büttner entworfen. Sie und
Aenne Reiß, deren tänzeriſche Erfindungsgabe und päda=
gogiſches
Geſchick in kaum mehr als drei Wochen der
Vorbereitung und des Einſtudierens ſolche Leiſtungen, hervor=
rufen
konnte, wurden mit Recht beſonders geehrt. Die muſikaliſche
Leitung der Tänze lag, wie oft ſchon, gut bei Siegfried
May.
Schön und erfreulich wie der künſtleriſche und geſellſchaftliche
Erfolg des Feſtes mag auch wieder die Hoffnung iſt berechtigt
auch vor dem Kaſſenſturz der materielle ſein. Er wird unſeren
Deutſchen im Auslande zugute kommen und ihnen immer wieder
beweiſen, daß das große deutſche Volk keines ſeiner Glieder ver=
gißt
, auch nicht, wenn Länder und Meere uns trennen, und auch
nicht, wenn die eigene Not groß und ſchmerzlich iſt. Wenn immer
wieder die Darmſtädter Frauengruppe des V. D. A. in
der Arbeit und in der Aufbringung von Mitteln für dieſe Arbeit
an der Spitze marſchiert in dem großen Verband, iſt das in erſter
Linie zu danken der immenſen Arbeit durch Frau Dr. Koepke,
der zielbewußten Leiterin der Ortsgruppe, und ihrem bewährten
Stab, dem ſich ſeit einem Jahr in der Form einer Arbeitsgemein=
ſchaft
eine beträchtliche Zahl arbeitsfreudiger Helferinnen zugeſellt
hat, die gemeinſam in der Begeiſterung für eine als notwendig
erkannte Aufgabe alle Schwierigkeiten und Bedenken überwanden.
Als treue Stütze ſtand den Damen, wie immer, in der wichtigen
Arbeit der Propaganda Profeſſor Dr. Eugen Köſer zur. Seite.
M. St.

* Die Welkanſchauung Doftoiewſkis.
Zum 50. Todestag des Dichters am 9. Februar.
Von Peter Babin.
Fedor Michajlowitſch Doſtojewſki, neben Tolſtoi Rußlands
größter Dichter, iſt am 9. Februar 1881 in Petersburg im Alter
von 60 Jahren nach einem Leben voll Kampf und bitterer Ent=
behrungen
, voll ſchweren Unglücksfällen und großen Erfolgen
geſtorben. Schon zu ſeinen Lebzeiten galt er als ein Dichter

Bon Deutſchlands Hohen Schulen.
Halle (Saale): Dr. Ottomar Wichmann, Privatdozent für Philo=
ſophie
, praktiſche Pädagogik und Didaktik in der philoſophiſchen Fakul=
tät
, iſt zum nichtbeamteten außerordentlichen Profeſſor in der genann=
ten
Fakultät ernannt worden. Der Lehrſtuhl der klaſſiſchen Archäo=
Plogie (an Stelle von Prof. G. Karo) iſt dem ordentlichen Profeſſor Dr.
Herbert Koch in Leipzig angeboten worden,
Breslau: Zur Wiederbeſetzung des durch den Weg
Prof.

Feodor Michajlowiſch Doſtojewſkij.
ungewöhnlichen Ranges, denn ſeine Werke waren nicht darauf
bedacht, einer müßigen Geſellſchaft zur Unterhaltung zu dienen,
ſondern ſie waren leidenſchaftliche Bekundungen einer großen
Seele, weltanſchauliche Aeußerungen eines hervorragenden Man=
nes
, der in ſeiner ganzen Weſensart der bedeutendſte und echteſte
Vertreter des ruſſiſchen Volkes, zu ſein ſchien. Die ganze
Dämonie, der Myſtizismus und die Zerriſſenheit des ruſſiſchen
Volkes ſpiegelt ſich in ſeinen Werken wieder. Die Lebensphilo=
ſophie
Doſtojewſkis kommt in den hervorragenden Perſönlich=

keiten ſeiner Romane mit großer Klarheit zum Ausdruck. Der
Held des Romans Schuld und Sühne‟, Rodion Raſkolnikow,
der Mörder, der erbarmungslos als eine Art von Uebermenſch
eine alte Wucherin ermordet, weil ſie, wie er ſagt, nur ein Un=
geziefer
iſt, um ſich dann allmählich vor dem Leid der geknechteten
Menſchheit zu beugen, iſt nicht nur ein echt ruſſiſcher Charakter,
ſondern er ſtellt auch einen Teil der ſeeliſchen und weltanſchau=
lichen
Entwicklung Doſtojewſkis dar. Der Dichter predigt in die=
ſem
Roman, wie in den meiſten anderen, auf allerlei bizarren
Umwegen in dunklen myſtiſchen Andeutungen das Evangelium
der Liebe. Er tritt ein für die Erniedrigten und Beleidigten,
ſür die vom Leben und vom Staat gemarterten und iſt einer
der erſten, der darauf hinweiſt, daß die Schuld an dem Ver=
brechen
der Menſchen ebenſoſehr in der Geſellſchaft wie in der
Bruſt des Uebeltäters zu ſuchen iſt. Ueber dieſe ſozialen und
ſozialpolitiſchen Tendenzen, die in ſeinen erſten Romanen zum
Ausdruck kamen, erhebt er ſich ſpäterhin weit zu einer großen
Menſchheit umfaſſenden Weltanſchauung. Sie iſt allerdings echt
ruſſiſch, denn das ruſſiſche Volk iſt für Doſtojewſki ein heiliges
Volk, das den Gottesgedanken in die Welt tragen muß. Er
weiſt in ſeinen Romanen auch ſeinem Volke den Weg, wie es
nach einer inneren Umwandlung erlöſt werden kann, um auf
dieſe Weiſe die Welt zu erlöſen. In den Brüdern Karamaſow,
beſonders in der Figur des Staretz, iſt die Weltanſchauung
Doſtojewſkis am klarſten herausgearbeitet. Er hat den Pan=
ſlawismus
nicht nur zu einer politiſchen, ſondern auch zu einer
religiöſen Lehre gemacht, allerdings über die nationalen Grenzen
niemals die ganze Menſchheit vergeſſen. Der echt ruſſiſche
Heimatcharakter ſeiner Kunſt war auch die Urſache dafür, daß
Doſtojewſki zu ſeinen Lebzeiten und in den erſten Jahren nach
ſeinem Tode außerhalb der Grenzen Rußlands wenig Erfolg
hatte. Als man aber durch Ueberſetzung ſeiner Werke in andere
Sprachen erkannte, welch ein gewaltiger Dichter und Denker hier
am Werke war, welch ein Bahnbrecher auf ſozialem Gebiete der
Menſchheit neue Wege wies, da wuchs ſein Nuhm von Jahr zu
Jahr. Man erkannte die Tiefe dieſes Geiſtes, der trotz ſeines
rein ruſſiſchen Chrakters weltumfaſſende Bedeutung hatte, und
man ſah in ihm einen gewaltigen Geſtalter, der die Seele des
Meuſchen in ihren Tiefen erforſcht und blosgelegt hat. Seine
myſtiſch=religiöſe Natur, die für die Liebesmacht des Chriſten=
tums
mit flammender Leidenſchaftlichkeit eintrat, erſchien in der
materiellen Zeit als ein Wegweiſer zu Innerlichkeit. So wurde
er als ein Erlöſer von den materiellen Tendenzen unſerer Zeit
empfunden und gefeiert. Die Weltanſchauung Doſtojelvſkis,
ſeine tiefe Religioſität und ſein Erlebnis Gottes ſind es, die
dem Dichter heute in der ganzen Welt eine große Gemeinde
geſchaffen haben.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Sonntag, den 8. Februar 1931

Nummer 39

Hatüriiche

Mneralwäffel
zu Haustrinkkuren MMill
Altbuchhorſi Biskirchen Brül=
kenau
Dürkheim Ems
Fachingen Friedrichshall Hom=
burg
Karlsbad Kiſſingen
Lamſcheid Lauchſfädt Levico
Marienbad Mergentheim
Mondorf Neuenahr Ober=
Salzbrunn Ofen /Apenta und
Hungadi Janos) Salzſchlirf
Vichy Weilbach Wildungen
und andere.
Alleiniger Großvertrieb für hier und Um=
gegend
der
320a)
Kalser Friedrich-Cuefle, Elisa-
bethen
-Ouelle Vilbel
Alle Waſſer liefere zu Originalbrunnenpreiſe
hier und in die Umgegend frei Haus.
Martin Jahn, garmſtadt

Pallaswietenſtr 30

Telephon 303

lch habe den Vertrieb von
Flaschenbieren in Uriginal-
Brauereifüllung
der Brauerei Peter Brenner,
Groß-Umstadt übernommen
und empfehle mich zur
Lieferung der wohlbekömm-
lichen
, hochprozentigen
HonnelsBiere
Mein seitheriges Lager
Frankfurterstr. 55 u. Telefon
Nr. 4297 bleibt unverändert.
Priedrich Hanstein

Ki

(234:

Erstklassige, stets trische
Anoden-Batterien
der Firma Dr. E. Liedel, Elektrotech-
nische
Fabrik, Frankturt am Main
mit besond. Schutz gegen Selbstzerstörung
über ½½s billiger
Volt: 60 90 100 120 150
RM.: 480 7.20 8. 9.60 12.
zu haben bei
Firma August Engel
Inh. W. A. Raabe & H. Hunold,
Schuchardstraße 8. (206a

Etna-Heizung
viel tauſendfach be=
2währt und ausge=
führt
für
Einfamilien-
häuser

Säle, Fabrik-
räume
, Läden
vereinigt die Vor=
züge
der Zentral=
und Einzelheizung.
Billig in Anlage und Betrieb.
Proſpekte und Vorſchläge koſtenlos.
Luftheizungswerke G. m. b. H.
Frankfurt a. M. 2
Mainzer Landſtraße 193. (I. 1200

Bekannt reell und billig!
Meut Ganfeiegern
von der Gans gerupft, m. Daunen, dopp.
gewaſchen und gereinigt, beſte Qualität
a Pfund RM. 3., Halbdaunen 4.50,
3/ Daunen 6,25, Ia Volldaunen 9., 10.
Geriſſ. Federn m. Daunen, gerein., 3.40
und 4.75, ſehr zart u. weich 5.75. Ia 7
Verſand p. Nachn., ab 5 Pfd. portofrei
Garantie f. reelle, ſtaubfr. Ware. Nehme
Nichtgefallend zurück. Frau A. Wodrich,
Gänſemaſt. Neu=Trebbin (Oderbruch).

Damen-Sohlen und Fleck
2.50, 3.50, 3.90 4 50 Mk.
HerFell-Sonten Und FieCK
3.50, 4.50. 4,90. 5.50 Mr.
Liebfrauen=
Jakob Wöhrn, ſtrei (2380

Brauchen Sie
ein
Aaussalcnt
dann wenden Sie sich an den
Fachmanm
das ist in diesem Falle Ihr
Benlosvermeiier.
Mit Entwürfen und Preisangeboten
stehen unsere Mitglieder gern zur
Verfügung. (1965a
Schlosserinnung Darmstadt

Büstenhalter
aus Cretonne und Trikot mit Garnierung

Strumpfbandgürtel

mit 2 Paar Halter

Sportgürtel
kunstseiden Jacguard

Dam.-Trägerhemden
mit feiner Stickerei-Spitze

Damen-Nachthemden
veiß mit farbigem Besatz und langem Arm.
Damen-Hemdhosen.
Handklöppelspitze mit Stickerei-Motiv
Bettücher
aus solidem Haustuch mit Hohlsaum
.
4seitig garniert, mit
Wärädeklssen guter Stiekerei oder
feiner Klöppelspitze und Einsatz
Macco
80 cm, aus rein ägyptischer Baumwolle . . . Meter

Mitteldecke
80X8o, indanthren, moderne Muster . . . Meter
Bettdamast
130 cm, moderne Blumenmuster
Mieter
Damentücher
mit farbigem Okirand, indanthren . . . . ro Stüch
Macco-Damast
160 cm, elegante seidenglänzende Ware . . Meter
Damast-Tischtuch
30X16o, vollgebleicht, hübsches Karomuster . . . .
Macco-Damast
3o cm, vorzügliches Fabrikat, mod. Muster, 2 Meter
Halbleinen Tischtuch
150XI6o, erstes schlesisches Erzeugnis . . . . . . .

Steuerberatung!
Uebernahme laufender Buchführungs=
arbeiten
, Einrichten und Aöſchließen der
Buchhaltung, Ausarbeiten der Steuer=
erklärungen
, Reklamationen uſw. fach=
kundig
, gewiſſenhaft und preiswert,
Oskar Schlüter, Steuerberatung
Darmſtadt, Grafenſtraße 4.

Willſt dem Blinden Glück Du bringen,
Leg’ ihm Arbeit in den Schoß!
Täglich Brot ſich ſelbſt erringen,
Gilt ihm als ſein ſchönſtes Los.
Korbreparaturen, Rohrſtühle
jeder Art werden geflochten. Gute
Arbeit, beſtes Material, mäßige Preiſe.
Beſchäftigungs=
Blindensgerein e. B.
Darmſtadt, Karlſtraße 21 (2050a

Achtung! 100½ Kohlenerſparnis! Neu!
DoppelheizſparerZimmerfreude
Unentgeltliche Borführung im Betrieb ab
Sonntag 8 Febr vorm. 106 Uhr abends
bei Beitz, Am Hopfengarten 27. Überall an=
wendbar
. Billigſter Anſchaffungspreis. (*
durch geringe Ratenzahl. für jedermann erſchwinglich
Kinderzimmer
(reſeda lackiert)
beſtehend aus Schranf, Bett, Spieltiſch
und Stühlchen
(2389b
zuſammen 145.
Günſtige Gelegenheit.
Möbelhaus Menger, Bleichſtr. 17.
AnZuS
Mantel - Hlerd
wird hygieni ch
entstaubt, gedämpft
gebügelt mittels pat.
amerik. Hochd mpt-
druckmaschine
.
Bügel-Fix
Luisenplatz 4
Feinspr. 3403

Der Plan über die Herſtellung von
Kabelkanälen in der Rhein=, Eliſabethen=,
Neckar=, Heidelbergerſtraße und der
Straße nach Eberſtadt liegt bei dem
Telegraphenbauamt auf die Dauer von
4 Wochen aus.
Darmſtadt, den 6. Febr. 1931. (2408
Telegraphenbauamt.
Die Anmeldung
ſchulpflichkiger Kinder
zur Aufnahme in die Volksſchulen
an Oſtern 1931 hat Dienstag, den
10. Februar d. J., zu erfolgen.
Näheres in der Bekanntmachung in
den ſtädtiſchen Aushangkäſten und in
(ſt.1960
den Schulen.
Darmſtadt, den 27. Januar 1931.
Der Vorſitzende des Schulvorſtandes.
Mueller, Oberbürgermeiſter.
Wegen Ausbruch der Klauenſeuche in
einer Nachbargemeinde
fallen die Ferkelmärkke in Groß=
Bieberau bis auf weiteres aus.

Groß=Bieberau, den 30. Januar 1931,
Heſſ. Bürgermeiſterei Groß=Bieberau.
(1985

Am Freitag, den 13. Februae
1931, nachm. 3 Uhr, werden auf dem
Rathaus in Roßdorf, die unten genann=
ten
zwei Jagden der Gemeinde Roßdorf
auf die Dauer von 6 Jahren öffentlich
verpachtet:
Jagdbezirk 1: 471,7 ha Wald und
252,3 ha Feld,
Jagdbezirk 2: 407 ha Feld.
Roßdorf liegt an der Bahnſtrecke
Darmſtadt Groß=Zimmern. Die Jagd=
bezirke
ſind von der Bahn in 5 Minuten
erreichbar. Bemerkt wird noch, daß ein
ſehr guter Rehwildſtand vorhanden iſt.
Roßdorf (Kr. Darmſt.), 6. Febr. 1931.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Lorenz.
(2377

Donnerstag, den 12. Februar
1931, vormitt. 10 Uhr beginnend,
werden aus dem Eberſtädter Gemeinde=
vald
, Diſtrikt Klingsackertanne, Abt. 61,
die nachverzeichneten Holzſortimente
meiſtbietend verſteigert:

7
36
75
43
18
3
1

St. Langholz Kiefer Kl. 2a 2,71fm
2b 19,38
3a 58,64,
3b 44 46
4a 24,10
4b 4,02,

5 216

Zuſammenkunft der Steigerer auf dem
Bäckerweg am Eingang des Waldes.
Bemerkt wird, daß ſämtliches Holz auf
einem Kahlhieb lagert und ſich ſehr ſchönes
Schnittholz und Pumpenholz darunter
befindet.
(2378
Nähere Auskunft erteilt Herr Forſt=
gehilfe
Mohr, Neue Darmſtädterſtr. 51.
Eberſtadt (Bergſtr.), den 6. Febr. 1931.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt (Bergſtr.).
Der Bürgermeiſter: Dr. Uecker.

[ ][  ][ ]

Nummer 39

Sonntag, den 8. Februar 1931

Seite 5

Darmſtadt, den 8. Februar 1931.
Die bisherigen Leiſtungen der Hindenburg=Spende. Wie
erinnerlich, hatte Reichspräſident von Hindenburg die ihm anläß=
lich
ſeines 80. Geburtstages im Jahre 1927 dargebrachte Ehren=
gabe
zur Errichtung einer Stiftung Hindenburg=Spende ver=
wandt
, aus der ſatzungsgemäß Kriegsbeſchädigte, Kriegshinter=
bliebene
und Veteranen unterſtützt werden. Dem ſoeben von der
Geſchäftsſtelle verſandten Jahresbericht für das Jahr 1930 ent=
Kriegsbeſchädigte, Kriegshinterbliebene und Veteranen veraus=
gabt
wurden. Insgeſamt hat die Geſchäftsſtelle bis 31. Dezember
1930: 21 639 Perſonen mit rund 4 Millionen Reichsmark unter=
ſtützt
.
Bankbeamten bei der ehemaligen Landwirtſchaftlichen Genoſſen=
ſchaftsbank
, die über zwanzig Jahre im Hauſe des Wagenbauers
Reichel Hügelſtraße 75, wohnt, vollendet am 10. Februar ihr
rüſtigen Frau, von geſunder, bejahender Lebensauffaſſung, einen aller Leidtragenden, und doch brach die Winterſonne mit goldenen
geſegneten Lebensabend.
8 Darmſtädter Zeichner. Die Ausſtellung im Kupferſtich=
kabinett
des Heſſ. Landesmuſeums bleibt noch während des
Monats Februar geöffnet. Der letzte Ausſtellungstag iſt der
1. März.
Stadtkirche. Unſere Leſer ſeien auf die kirchenmuſikaliſche
Feier, der heute nachmittag 5 Uhr in der Stadtkirche ſtattfindet,
aufmerkſam gemacht. Es kommen Orgelſtücke, Lieder und Arien
von Bach Händel und Mendelsſohn=Bartholdy zum Vortrag.
Orgel: Studienrat Borngäſſer, Geſang: Georg Maſſoth. Der
Eintritt iſt frei.
Die Jungenſchaft der Johannesgemeinde im B.D.J. veran=
ſtaltet
heute abend im Gemeindehaus, Kahlertſtraße 26, einen
heiteren Spielabend, bei dem u. a. das Ritter=Schauer=Drama
Blut und Liebe von Martin Luſerke zur Aufführung ge=
langt
. Alle Freunde und Eltern werden hiermit herzlichſt einge=
laden
. Numerierte Programme, die zum Eintritt berechtigen, ſind
bei den Mitgliedern der Johannesbünde, ſowie abends an der
Kaſſe zu haben. Der Erlös des Abends iſt für das Gruppenheim
der Gruppe Sturmvogel beſtimmt.
Der Richard=Wagner=Verband deutſcher Frauen wird am
Samstag, den 14. Februar, nachmittags im Hauſe ſeiner 1. Vor=
ſitzenden
, Frau v. Selzam, Neckarſtraße 19 wieder eine muſikaliſche
Feier zum Beſten der Richard=Wagner=Stipendienſtiftung veran=
ſtalten
, zu der in uneigennützigſter Weiſe. Herr Theo Herrmann,
der hochgeſchätzte Baſſiſt unſeres Landestheaters, und deſſen Gat=
tin
, ſowie der junge talentvolle Violinvirtuoſe Cyrill Kopatſchka
und Frau Hucke=Stöy ihre Mitwirkung zugeſagt haben. Herr
Herrmann wird Geſänge des jungen und alten R. Wagner, Herr
Kopatſchka Kompoſitionen von J. S. Bach und Pugnani=Kreißler
zu Gehör bringen. Frau Herrmann und Frau Hucke=Stoy werden
die Geſänge und Violinvorträge am Flügel begleiten. (Siehe
Anzeige.)

Heſſiſches Landesthealer.

Heſſiſches Landestheater. Sonntags= Vorſtellun=
gen
des Landestheaters. Im Großen Haus findet heute
Sonntag eine Nachmittagsvorſtellung von Glöckchendes Ere=
miten
unter muſikaliſcher Leitung von Erwin Palm, ſowie
eine Abendvorſtellung der erfolgreichen Schlageroperette Vik=
toria
und ihr Huſar unter muſikaliſcher Leitung von Fritz
Bohne mit Walter, Bunſel, Stralendorf, Harre. Hinz, Knott,
Gallinger und Ney in den Hauptrollen ſtatt. Im Kleinen Haus

dieſer Spielzeit zurückblicken kann, und abends die politiſche Ko=
mödie
Der Kaiſer von Amerika deren Wiederaufnahme
mit Bernhard Minetti als Gaſt ebenſo ſtarken Beifall wie die
vorjährigen Aufführungen des unterhaltſamen Werkes finden
kgnnte. Exſtaufführung Der Tartuffe. Molieres
Tartuffe gelangt in der Neufaſſung von Rudolf Blümner,
deren Bühnenvertrieb vom Bühnenvolksbund=Verlag beſorgt wird,
Freitag, den 13. Februar, im Großen Haus in der Inſzenierung
von Alfred Noller (Bühnenbild Lothar Schenck von Trapp) mit
Bernhard Minetti in der Titelrolle zum erſten Male zur Auf=
führung
. In Darmſtadt iſt Der Tartuffe zuletzt in der Versfaſ=
ſung
von Fulda geſpielt worden. Rudolf Blümners Neudichtung
iſt eine Proſafaſſung, die in ſtärkerem Maße als die Fuldaſche
Uebertragung bemüht iſt, die Komödienwelt Molieres in die
Sprachform der Gegenwart zu übertragen. Max und Mo=
ritz
im Kleinen Haus. Die Max=und=Moritz=
Bühne, für deren letzte Darmſtädter Vorſtellung Hunderte von
Kindern keine Karten mehr erhalten konnten, gibt ihr letztes Gaſt=
ſpiel
heute Sonntag, vormittags um 11.30 Uhr, im Kleinen Haus
bei kleinen Preiſen (0,40 bis 2 RM.). Eine nochmalige Verpflich=
tung
der Max=und=Moritz=Bühne iſt ausgeſchloſſen.

Großes Haus Kleines Haus Sonntag
8. Februar
14 3017 Uhr
Das Glöckchen des Eremiten
Heſienlandmiete 11,3 u. 111,7
und P3, U2
Oſtdt. Volksb. Gruppe I-IV
Preiſe 0 808.00 Mk.
19.302.45 Uhr.
Viktoria und ihr Huſar
C14 Preiſe 110 Mk
Gültigkeit der Gutſcheine
aufgehoben 11.3013 Uhr
Gaſtſpiel der Max= und =Moritz=
Preiſe 0 402 Mk.
14.3017 Uhr
Außer Miete
Preiſe 14 Mk.
2022.15 Uhr
Der Kaiſer von Amerika
Außer Miete
Preiſe 13 Mk. Montag
9. Febtuar Keine Vorſtellung Keine Vorſtellung Dienstag
10. Februar 19.3022.30 Uhr
Die Portugaleſiſche Schlacht
417
Preiſe 110 Mr. Keine Vorſtellung Mittwoch,
11. Febrnar 19.3022 45 Uhr
Carmen

H9 Bühnenvolksbund
Preiſe 1 10 M: 2021.45 Uhr
Zuſatzmiere 11 8
Preiſe 1.206 Mk. Donnerstag,
12. Februar 19.3022.30 Uhr
Die Portuggleſiſche Schlacht!.
C15
Preiſe 110 Mk Liebesluſt oder die weißen Schuhe Freitag,
13. Februar 20, Ende gegen 22 Uhr
Zum erſten Male:
D 16. Der Tartuffe.
Preiſe 110 Mk. 19.3022 Uhr
Außer Miete
Martha
Preiſe 15 Mk Samstag,
14. Februar 19.30, Ende nach 22 45 Uhr
Viktoria und ihr Huſar
K 11, Bühnenvolksbund
Preiſe 110 Mk. Zum erſten Male: Der Kreis
Zuſatzmiete V8
Preiſe 1.205 Mk Sonntag,
15. Februtar
1517.3.) Uhr
Ein Sommernachtstraum
T. Gruppe 18
Halbe Preiſe 0.505 Mk.
19.3022 Uhr
Meine Schweſter und ich
Heſſenlandnriete 1/ 8
Preiſe 0.80 8 Mk.
11.30, Ende gegen 13 Uhr
von Lili Hickler
15.3017 Uhr
Preiſe 0.502.50 Mk.
19 3022 30 Uhr
Außer Miete
Preiſe 0.603 Mk.

** Wohl kaum ein anderer, im Brennpunkt des öffentlichen
Lebens ſtehender Parlamentarier und Kommunalpolitiker wurde
ſo geachtet und verehrt, wie gerade der ſo jäh verſchiedene Abge=
ordnete
und Stadtrat der D. V. P. Konrad Haury, und wohl
ſelten hat eine Nachricht wie die von dem plötzlichen Ableben
dieſes ausgezeichneten Mannes alle Kreiſe, die ihn kannten, ſo
ſtark erſchüttert. Politiſchen Freunden und Andersdenkenden, ſowie
Berufskollegen, naheſtehenden Bekannten, und den tieftrauernden
Verwandten des Verblichenen, ihnen allen, war es noch ſchier unfaß=
nehmen
wir, daß in dem Geſchäftsjahr rund 1000 000 RM. für bar, daß Konrad Haury, der noch vor wenigen Tagen, wie immer
friſch und arbeitsfroh, unter uns weilte und ſeiner emſigen
ſchweren Tagesarbeit nachging, nicht mehr unter den Lebenden
ſein ſollte. Und doch war es ſo. Der Tod hatte Haury in den
Sielen ereilt. Wie er gelebt, ſo war er von uns gegangen raſch,
Hohes Alter. Frau Wilhelm Achenbach, Witwe des unerwartet, und der Tod hat wahrlich eine tiefe Lücke hinter=
laſſen
, aufrichtige Trauer hatte alle ergriffen.
Geſtern erwies man dem Verſtorbenen die letzte Ehre. Der
Sarg war vor der Totenkapelle in dem weiten Vorhof des Wald=
achtzigſtes
Lebensjahr. Wir wünſchen der immer rührigen, noch friedhofes aufgebahrt eiſige Kälte ſenkte ſich in die Herzen
Strahlen durch, als wollte ſie die Verklärung des Toten, der
als wahrer Chriſt geſtorben war, allen kund tun. Ein Meer von
Kränzen war vor ſeinem Sarge niedergelegt, auf dem als ein=
ziger
ein Kranz ſeiner nächſten Verwandten als letzter Gruß lag.
Wie groß der Kreis der Trauernden war, bewies die Zahl der
Leidtragenden, unter denen man den Staatspräſidenten Dr. Ade=
lung
. Miniſter Leuſchner, Oberbürgermeiſter Mueller, Landtags=
präſident
Delp Abgeordnete und Stadträte aller Fraktionen,
Vertreter des Handels und Handwerks, zahlreiche Korporationen
und Verbände bemerkte. Vor dem Sarge hatten ſich die nächſten
Verwandten niedergelaſſen.
Die Einſegnung
nahm Pfarrer Lautenſchläger vor. Schlicht und einfach, und doch
packend war dieſe kirchliche Feier, die mit dem vom Stadtorcheſter
geſpielten Choral Jeſus, meine Zuverſicht eingeleitet wurde.
Nach einem ergreifenden Geſang des deutſchen Sanktus von
Schubert durch den Liederkranz hielt Pfarrer Lauten=
ſchläger
eine tiefempfundene Gedächtnisrede, der er die Offen=
barung
Johannis, II. Kap., 10. Vers: Sei getreu bis in den
Tod, dann will ich dir die Krone des Lebens geben zugrunde
legte. Nie verlangt die Seele mehr nach Licht, als an dem Sarge
eines Verſtorbenen und nie iſt die Seele ſtärker für Troſt emp=
fänglich
. Wir gedenken an dem Sarge dieſes teuren Verſtorbenen
ſeiner als Menſch, der nicht nur die Sorgen ſeines eigenen Be=
rufes
, ſondern auch die Sorgen ſo vieler anderer mittrug. Das
allgemeine Wohl lag ihm ſtets am Herzen, und das Vertrauen all
derer, die ſich an ihn wandten, war unerſchütterlich und wurde
nie getäuſcht. Er war ein echter deutſcher Mann von altem Schrot
und Korn. Er hat Treue gehalten im Wirken und Schaffen,
Treue den Menſchen gegenüber, der Stadt, die er liebte, und
ſeinem Heimatland, und Treue Gott gegenüber. Hier iſt eine
Seele reif geworden für das Leben, zu dem Gott die Menſchen=
ſeele
beſtimmt hat. Er iſt allzeit ein gläubiger Chriſt geweſen,
das hat ihn ſeine Kraft wachſen laſſen, und ſo gilt gerade für
ihn Gottes Wort; ſo will ich dir die Krone des Lebens geben.
Gottes Wort, am Sarge geſprochen, ſpendet Troſt, und mehr noch,
es läßt einen Lichtſtrahl auf unſeren eigenen Weg und unſer
Wirken fallen, daß wir ſtets dem in Treue nachfolgen, der uns in
Treue Vorbild war Und in ſeinem Sinn ſoll Gottes Wort gel=
Bühne 6 luſtige Bubenſtreiche ten: Sei getreu bis in den Tod, dann will ich dir die Krone
des Lebens geben.
Mit den Worten: Der Herr behüte deine Seele, deinen
Ausgang und Eingang, von nun an bis in Ewigkeit empfahl der
Meine Schweſter und ich Diener Gottes die Seele des Verſtorbenen ſeinem Herrn. Ent=
blößten
Hauptes wurde das Gebet des Herrn gebetet. Ein Choral
beſchloß die Einſegnungsfeier. Es folgten nun die
Kranzniederlegungen
durch die Vertreter der Behörden, Verbände und Vereine, die
alle des Verſtorbenen mit warmen Worten gedachten. In den
Anſprachen lag all das, was die Herzen erfüllte Verehrung
und eine tiefe Trauer, die in Worten kaum gefaßt werden konnte.
Nachdem mit warmen Nachrufen die Vertreter der Zimmerleute,
die Vereinigung deutſcher Zimmermeiſter, des Mitteldeutſchen
Arbeitgeberverbandes, des Bundes deutſcher Zimmermeiſter
Kränze niedergelegt hatten, gedachte Landtagspräſident Delp in
aufrichtiger Trauer und tiefem Schmerz des verſtorbenen Freun=
des
, der mitten aus der parlamentariſchen Tätigkeit herausge=
riſſen
wurde. Er gedachte ſeines edlen Charakters, ſeiner vor=
nehmen
und offenen, ehrlichen politiſchen Kampfesweiſe durch
der Mann, den ſein Gewiſſen trieb die er ſich die Achtung und Anerkennung auch ſeiner politiſchen
Gegner errungen hatte.
Der Vorſitzende des Landesverbandes der Deutſchen Volks=
partei
, Landtagsabgeordneter Dr. Niepoth, ehrte den verſtor=
19 30. Ende gegen 22 Uhr benen Paxteifreund in einem warmen Nachruf. Die D. V. P.
verliere in ihm einen ihrer Beſten. Aufs tiefſte erſchüttert ſprach
Preiſe 0.503 Mk. er als Landesvorſitzender zugleich im Namen des Parteiführers
der D. V. P. Reichstagsabgeordneten Dingeldey am Sarge des
Freundes, deſſen Tod eine ſchier unerſetzliche Lücke geriſſen habe.
Der Name Haury allein bedeute ein Programm. Aus einer alten
nationalliberalen Familie ſtammend, habe er mit ihm treu
Schulter an Schulter im Kampf geſtanden. Neben der Zugehörig=
20. Ende gegen 22 Uhr keit zur Partei ſei er auch in enger perſönlicher Freundſchaft
verbunden geweſen. Der Verſtorbene ſei für das Handwerk und
Gewerbe eingetreten, wie kein anderer, und ſchwer, ja faſt un=
möglich
, ſei ein gleichwertiger Erſatz für ihn. Er habe manchen
Gegner, aber keinen Feind gehabt, denn alle wußten, daß Haury
nicht für ſeine eigenen Intereſſen, ſondern für höhere Ideale
äinder=Tanz= und Spiel=Lieder kämpfte. Der Lauterkeit ſeines Weſens konnte ſich niemand ent=
ziehen
, und ſein Andenken werde ſtets in Ehren gehalten. Im
Preiſe 0.50, 1 u. 2 Mk. Namen des Landesverbands der Deutſchen Volkspartei legte Dr.
Niepoth einen prachtvollen Kranz nieder. Namens der Land=
oas
wunder d. spielzeugſchachtel tagsfraktion der D. V. P. widmete Abg. Dr. Keller dem ver=
ſtorbenen
Parteifreund herzliche Abſchiedsworte. Er wies darauf
hin, daß Haury ſeinen Parteifreunden ſtets ein guter Kamerad
war, auf den man ſich verlaſſen, dem man unbedingtes Vertrauen
Zar und Zimmermann ſchenken konnte. Man ſei eine ſchmale Front, aber man ſei ſtark
in guter Kameradſchaft geweſen. Herzinnige Freundſchaft ver=
Volnsvorſtellung z. halb preiſen band alle, nicht nur nach außen, nein, auch im Innern der Par=
tei
, es beſtand eine Mannesfreundſchaft, die nur der Tod zer=
reißen
konnte. Alle trauern um den ſeltenen Freund, der ſo plötz=
lich
ſcheiden mußte. Einen Kranz, als letzten Gruß, legte er an
der Bahre nieder. Für die Stadtratsfraktion der D. V. P.
ſprach tiefbewegt Stadtrat Dr. Altendorf, der ſeinem ver=
ſtorbenen
Parteifreund nochmals innigen Dank nachrief. Die
D. V. P., aber auch die Allgemeinheit, verlieren viel an ihm und
werden ihn überall entbehren. Die Lücke ſei kaum auszufüllen.
Er war mehr als der treue und mannhafte Vertreter der Mittel=
ſtandsintereſſen
, er hat die Zuſammenhänge im Volke erkannt und
nur das eine Ziel im Auge gehabt, ſeinem Volke und Vaterland
zu helfen. Man werde ihm ſtets ein treues Andenken bewahren.
Auch im Namen der Stadtratsfraktion legte er einen Kranz
nieder. Gleich warme Worte fanden die Vertreter der DV.P.
Worms und der Vertreter der Reichsgemeinſchaft junger Volks=
parteiler
, der gelobte, den Vorkämpfer für die gemeinſamen Ziele
nie zu vergeſſen und ihm als Vorbild ſtets nachzueifern.
Oberbürgermeiſter Mueller hielt einen warmempfundenen
Nachruf an dem Sarge des Verſtorbenen: Unter den vielen, die
durch den unerwarteten Heimaang des Herrn Haury in Trauer
verſetzt worden ſind, ſteht die Verwaltung unſerer Stadt und mit
ihr die Bürgerſchaft ſelbſt in der erſten Reihe. Denn, was ſo
ſympathiſch an ihm war und was den wirklichen Wert ſeiner Per=
ſönlichkeit
ausmachte, das war ſeine Bodenſtändigkeit, ſein Darm=
ſtädtertum
. Er war der typiſche Darmſtädter Bürger und Hand=
werksmeiſter
im beſten Sinne des Wortes; eine Hans=Sachs=
Natur, aufrecht und gerade, ſchlicht und zuverläſſig, fleißig und
treu: der Mann, der ſo oft umſtändlichen und gekünſtelten Argu=
menten
mit den ſcharfen Waffen ſeines geſunden Menſchenver=
ſtandes
, ſeiner erfriſchenden Offenheit und ſeines treffenden Hu=
mors
aufs wirkſamſte entgegentrat. Wie kaum ein anderer war
Konrad Haury berufen, die Intereſſen der Bürgerſchaft im Stadt=
rat
zu vertreten, und er hat das in mehr als 17jähriger Arbeit

in ſchwerſter Zeit auf den verſchiedenſten Gebieten mit einer Hin=
gabe
und Treue getan, die ihm weit über das Grab hinaus un=
ſere
Hochachtung und unſeren Dank ſichern. Als echter Darm=
ſtädter
war Haury auch Mitträger und Mitkünder unſerer großen
kulturellen und geiſtigen Tradition. Ueber das ihm zunächſt lie=
gende
rein Praktiſche, das Lebensnotwendige hinaus hatte er
einen klaren und offenen Blick und ein warmes Herz für alle Bil=
dungsbeſtrebungen
und ſchönen Künſte und für einen geſunden
Fortſchritt. So war er ein überzeugter Freund unſeres Theaters
und ein unerſchrockener Kämpfer für ſeine Erhaltung, ein rühri=
ger
Verfechter auch der jungen deutſchen Luftfahrt auch im Ver=
waltungsrat
der Heſſiſchen Flugbetriebsgeſellſchaft, die ſeinem
mannhaften Eintreten in ihren oft ſchwierigen Kämpfen viel zu
verdanken hat. Wie er vom Geſtern das Beſte übernahm, ſo
ſetzte er ſich ſtets zugleich für das Heute ein, wenn er ſich von

deſſen Wert für das allgemeine Wohl überzeugt hatte.
Freunde und Gegner in Bürgerſchaft und Stadtrat werden
ihn ſchmerzlich vermiſſen, nicht zuletzt die ſtädtiſche Verwaltung,
der er allezeit eine feſte Stütze war, wenn es galt, die Intereſſen
der Heimat zu vertreten. Ehre ſeinem Andenken!
Noch zahlreiche Kränze wurden niedergelegt, u. a. von Ehren=
ſenator
Nohl als Vertreter des Handwerks und Gewerbes und
zugleich im Namen der Handwerkskammer, des Gewerbeverban=
des
und des Vorſtands und Aufſichtsrats der Darmſtädter Volks=
bank
. In aufrichtiger Trauer gedachte er des Verſtorbenen, der ihm
ein Freund und dem Handwerk eine treue Stütze war. Im Namen
des Stadtrats ehrte Stadtrat Ziegs den Verſtorbenen, der auch
als politiſch Andersdenkender allſeits die gleiche Achtung genoß.
Nach vielen weiteren Kranzniederlegungen wurde der Sarg, zum
letzten Male von den trauernden Hinterbliebenen ehrfurchstvoll
gegrüßt, in die Totenhalle gebracht, Konrad Haury iſt nicht
mehr. Aber ſein Geiſt wird weiterleben. Möge ſein edler Cha=
rakter
in dieſen wirren Zeiten allen ein Vorbild ſein, mögen alle,
wie er, ſelbſtlos eintreten für ihre Mitmenſchen, für ihr Vater=
land
. Alle, die Konrad Haury kannten, ſchätzten und achteten ihn
wie einen verſönlichen Freund, alle, die ihn kannten, werden ihn
nicht vergeſſen. k. i. p.
Die Allgemeine Ortskrankenkaſſe Darmſtadt=Stadt macht
darauf aufmerkſam, daß es im Intereſſe der Arbeitgeber und der
Verſicherten liegt, die Beiträge zur Krankenkaſſe bei Meidung von
beſonderen Koſten pünktlich zu entrichten.
Abermals Beitragsſenkung der Deutſchen Angeſtellten=
Krankenkaſſe. Eine außerordentliche Hauptverſammlung der Deut=
ſchen
Angeſtellten=Krankenkaſſe der Krankenkaſſe des G.D.A., hat
die Beiträge für verſicherungspflichtige Mitglieder ab 1. März 1931
erneut erheblich geſenkt. Lehrlinge und Angeſtellte mit Einkommen
bis 105. RM. monatlich zahlen nur noch eine Krankenſchein=
gebühr
von 25 Pfg. Trotz der abermals geſenkten Beiträge werden
weiterhin bedeutende Mehrleiſtungen gewährt; z. B. ſchon nach ein=
jähriger
Mitgliedſchaft Krankenpflege und Krankengeld für
39 Wochen, ſchon nach vierjähriger Mitgliedſchaft für 52 Wochen,
verlängert um die Zeit des Ruhens von Krankengeld bei Gehalts=
anſpruch
. Eine ideale ſoziale Neuerung wurde für die nichtver=
ſicherungspflichtigen
Mitglieder beſchloſſen. Dieſe ſind nicht nur von
der Krankenſcheingebühr und der Beteiligung an den Arznei=
und Heilmittelkoſten befreit, ſondern erhalten ſchon vom 8. Tage
der Arbeitsunfähigkeit ein Pflege= bzw Krankengeld das ſich
mit der Dauer der Krankheit und Mitgliedſchaft erheblich ſteigert.
Damit paſſen ſich die Barleiſtungen den tatſächlichen Bedürfniſſen
der Angeſtellten an. Die Beiträge für nichtverſicherungspflichtige
Mitglieder bleiben dennoch niedriger als vor dem Erſcheinen der
Notverordnungen.
Die Vorträge des Städtiſchen Gaswerks finden in Zukunft
jeden Donnerstag ſtatt. In der nächſten Veranſtaltung am 12. Fe=
bruar
1931, abends 8 Uhr, im Bürgerhof. Eliſabethenſtraße 2.
wird außer den Koch= und Backvorführungen, die durch ein
Preisraten ergänzt werden, eine ausführliche Beſprechung der
neuzeitlichen Warmwaſſerapparate erfolgen Man unterſcheidet
zwei Syſteme von Warmwaſſerbereitern, Durchlauferhitzer und
Speicher. Erſtere haben ſich beſonders gut bewährt, da außer der
ſtetigen Betriebsbereitſchaft unbegrenzte Mengen von heißem
Waſſer entnommen werden können, während der Speicher nur in
einem beſtimmten Zeitabſchnitt eine durch die Speichergröße feſt=
gelegte
Waſſermenge liefert. Beſonders hervorzuheben ſind die
niedrigen Anſchaffungskoſten der gasbeheizten Warmwaſſerappa=
rate
. So koſtet der für die verſchiedenſten Zwecke verwendbare
Klein=Warmwaſſer=Bereiter Eſchebach nur 45,50 RM. und über=
triffr
dadurch alle Kleingeräte, die von einer anderen Wärme=
quelle
verſorgt werden. Ein weſentlicher Vorteil der gasbeheiz=
ten
Apparate beſteht in den niedrigen Betriebskoſten. Ein Voll=
bad
kann mit einer Gasmenge von etwa 1,0 Kubikmeter hergeſtellt
werden. Jede weitere Auskunft erhält man im nächſten Vortrag
oder im Ausſtellungsraum, Grafenſtraße 30. Dort werden auch
die Eintrittskarten für die nächſten Vorträge unentgeltlich ausge=
geben
.
Gabelsberger=Stenographen=Verein (gegr. 1851). Darm=
ſtadt
. Ballonſchule. Hauptverſammlung. Die Verſamm=
lung
war ſehr gut beſucht. Aus dem Bericht des Vorſtandes war
zu entnehmen, daß der Verein, im abgelaufenen Jahre, dem 70.
Jahr ſeiner Tätigkeit auf kurzſchriftlichem Gebiete, einen wei=
teren
ſchönen Aufſtieg zu verzeichnen hatte. Die Mitgliederzahl
des Vereins betrug am Ende des Berichtsjahres 1183 Mitglieder,
mit welcher Zahl der Verein der größte Kurzſchriftverein im heſ=
ſiſch
=naſſauiſchen Verbandsgebiet und einer der größten Kurz=
ſchriftvereine
Deutſchlands iſt. Ein erfreuliches Bild über die
einſige Tätigkeit des Vereins auf ſeinem Gebiet gaben insbeſon=
dere
die Ausführungen über die unterrichtliche Tätigkeit des
Vereins, der Tätigkeit, in der ſich neben der Werbearbeit für die
Einheitskurzſchrift der Hauptzweck des Vereins erfüllt, die Her=
anbildung
ſeiner Mitglieder zu ſtenographiſch tüchtigen Kräften.
Daß der Verein hier ſeine Aufgabe auch im Berichtsjahr in beſter
Weiſe erfüllte, zeigten die Angaben über die Zahl der Beſtan=
denen
bei der Handelskammerprüfung, die insgeſamt 55 betrug,
und die hervorragenden Erfolge des Vereins bei Wettſchreiben
aller Art, ſo beim Bundeswettſchreiben in Berlin, beim Bezirks=
wettſchreiben
in Eberſtadt, Gauwettſchreiben in Eppertshauſen
und bei den beiden Vereinswettſchreiben. Die Maſchinenſchreib=
ſchule
des Vereins, deren weiterer Ausgeſtaltung ſich der Vor=
ſtand
mit beſonderer Sorgfalt annahm, hat ſich in günſtigſter
Weiſe weiter entwickelt. Der Beſuch war außerordentlich gut.
Ueber die weiteren Einrichtungen des Vereins, Bücherei, Mo=
natsarbeiten
, Vereinszeitung, über die Werbetätigkeit der Mit=
glieder
uſw. konnte ebenfalls nur Erfreuliches berichtet werden.
Zuſammenfaſſend war feſtzuſtellen, daß das auf rein ideale
Grundlage geſtellte, im Dienſte der Allgemeinheit ſtehende Wir=
ken
des Vereins auch im abgelaufenen Vereinsjahre ein außer=
ordentlich
erfolgreiches war, was in anerkennenden Worten des.
anweſenden Vorſitzenden des Heſſ.=Naſſ. Kurzſchriftverbandes,
Herrn Rechnungsdirektor Werner, beſtätigt wurde. Zum Vor=
ſitzenden
des Vereins wurde für das Jahr 1931 der ſeitherige
Vorſitzende Oberſtadtinſpektor Peter Meyer, einſtimmig wieder=
gewählt
. Ebenfalls einſtimmig gewählt wurde der weitere Vor=
ſtand
in der von dem Vorſtand vorgeſchlagenen Zuſammenſetzung,
die wenige Veränderungen gegen das Vorjahr aufwies. Im
Laufe des Abends wurde noch beſchloſſen das 70jährige Be=
ſtehen
des Vereins in größerem Rahmen, aber der Zeit angepaß=
ter
, würdiger Weiſe zu begehen. Zwei verdiente Mitglieder des
Vereins ſollen anläßlich des 70. Stiftungsfeſtes zu Ehrenmitglie=
dern
ernannt werden weitere Mitglieder ſollen die Urkunde
über 25jährige Mitgliedſchaft erhalten. Die Zahl gibt einen Be=
weis
für die ſeltene Treue, mit der die Mitglieder des Vereins,
der noch ein Mitglied aus dem Jahre 1862 in ſeinen Reihen hat,
zu ihrer Sache ſtehen. Mit dem Wunſche, daß dem Verein im
neuen Vereinsjahre ein weiteres Blühen und Gedeihen beſchie=
den
ſein möge, ſchloß die anregend und in ſchönſter Weiſe ver=
laufene
Verſammlung.
Die Kaufmänniſche Stenograpben=Geſellſchaft e. V. macht
nochmals auf ihren am kommenden Montag, den 9. ds. Mts. in
ihren eigenen Unterrichtsräumen, Ecke Zeughaus= und Schleier=
macherſtraße
(Eingang Schleiermacherſtraße), beginnenden Lehr=
gang
für Anfänger in der Reichskurzſchrift aufmerkſam. Der Kur=
ſus
ſteht unter bewährter Leitung. Kurſe in Maſchinenſchreiben
können täglich begonnen werden.
Offizialklage wurde erhoben gegen den Herausgeber einer
hieſigen Wochenſchrift wegen Beleidigung des Miniſters Korell.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Sonntag, den 8. Februar 1931

Nummer 39

Norffandsitzung des Verkehrs Vereins.

Wir erhalten noch den offiziellen Bericht, aus dem wir
nachſtehendes ergänzend mitteilen: Der engere Vorſtand des Ver=
kehrs
=Vereins hatte die Herren des Hauptvorſtandes zu einer
Sitzung in das Hotel zur Traube am 6. Februar 1931 eingeladen.
In erſter Linie ging es darum, dem Hauptvorſtand Rechenſchaft
über die bisherige Tätigkeit des engeren Vorſtandes abzulegen,
außerdem ſollte die Hauptvorſtandsſitzung Gelegenheit nehmen,
ſich über diejenigen Fragen klar zu werden, die in der Hauptver=
ſammlung
des Verkehrs=Vereins am 27. Februar 1931 im Stadt=
rat
=Sitzungsſaale im Rathaus zur Tagesordnung ſtehen. Schon
jetzt ſei auf dieſe Hauptverſammlung ausdrücklich hingewieſen,
mit der Bitte, dieſelbe zahlreich zu beſuchen.
Vor Eintritt in die Verſammlung gedachte der erſte Vor=
ſitzende
des Verkehrs=Vereins, Ferd. Schmidt, des verſtorbenen
Stadtratsmitgliedes K. Haury. Er, erwähnte die großen Verdienſte
des Verſtorbenen um die Stadt Darmſtadt. Die Verſammlung
erhob ſich zu Ehren des Toten. Das Angebot des Merkurverlags
Stuttgart, wegen Herausgabe eines Darmſtädter Führers, wird
gbgelehnt, da die Finanzierung durch Anzeigenwerbung bei der
Darmſtädter Geſchäftswelt erfolgten ſollte. Der Verkehrs=Verein
erachtet es als ſeine vornehmſte Pflicht, ſich in ſolchen Fällen
ſchützend vor die Geſchäftswelt zu ſtellen. Für die Herausgabe
eines auf dieſe Weiſe zu finanzierenden Führers, liegt keine Ver=
anlaſſung
vor, zumal die Stadtverwaltung Darmſtadt ſeit
mehreren Jahren ſolche Propagandahefte ohne irgend eine Be=
laſtung
der Geſchäftswelt herſtellt und verteilt.
Einen Erfolg hat die Leitung des Verkehrs=Vereins in der
Rundfunkangelegenheit zu verzeichnen. Nachdem die heſſiſche Re=
gierung
ſich in dankenswerter Weiſe der Vorſchläge und Wünſche
des Verkehrs=Vereins angenommen hat, und nachdem die Stadt=
verwaltung
ſchon ſeit Jahren immer wieder an den Rundfunk
herangetreten war, iſt nun erreicht, worden, daß Heſſen bzw.
Darmſtadt in Zukunft mehr berückſichtigt wird. Herr Oberrech=
nungsrat
Schneider betont, daß ſich Darmſtadt mit dieſem gewiß
anzuerkennenden Teilerfolg nicht zufrieden geben dürfe, ſondern
daß man mit Eingaben an die entſprechenden Stellen auf die Er=
richtung
eines Beſprechungsraumes in Darmſtadt hinweiſen müſſe.
Es ſei dringend erwünſcht, wenn die Staatsregierung und die
Stadt gemeinſam vorgehen würden. Herr Fiſchl regt die An=
ſchaffung
eines beſonderen Mitgliedsverzeichniſſes an, ebenſo die
Werbung neuer Mitglieder. Herr Karp betont, daß bei der
Uebertragung im Rundfunk doch auf das Glockenſpiel des Darm=
ſtädter
Schloſſes noch mehr als dies bisher der Fall ſei, Rückſicht
genommen werden ſolle.
Für das Jahr 1932 iſt mit Rückſicht auf Veranſtaltungen be=
nachbarter
Städte eine beſondere Werbetätigkeit geplant und
dringend geboten, da ſonſt zu leicht der Fall eintreten könnte, daß
Frankfurt mit ſeinem Goethejahr und ſeinem Sängerbundesfeſt
Darmſtadt vollkommen an die Wand drückt, während man bei ge=
eigneten
Maßnahmen doch annehmen kann, daß man von dem
Fremdenſegen, der ſich in das Rhein=Main=Gebiet ergießt, auch
etwas zu profitieren vermag.
Die Vorſtandsſitzung ſchloß gegen 12 Uhr. Sie bot das Bild
einer vollkommen reibungsloſen Zuſammenarbeit. Faſt alle Kreiſe
der Bevölkerung waren vertreten, und die Einmütigkeit der An=
weſenden
, alles für die Weiterentwicklung der Stadt Darmſtadt
zu tun, war der ſicherſte Beweis dafür, daß der Verkehrs=Verein
unter ſeiner neuen Leitung auf dem richtigen Wege iſt, eine über=
parteiiſche
Organiſation zu werden gewiſſermaßen eine Platt=
form
, auf der ſich Wünſche und Beſchwerden der Oeffentlichkeit
treffen. Die Oeffentlichkeit ſei nochmals auf die am 27. Februar
1931, abends, im Stadtratſitzungsſaal im Rathaus, ſtattfindende
Hauptverſammlung des Verkehrs=Vereins, bei der außerdem noch
ein intereſſanter Vortrag aus Darmſtadts Geſchichte gehalten
wird, hingewieſen.

Konzert im ſtädtiſchen Altersheim. Am Donnerstag fand
im ſtädtiſchen Altersheim, hier, Emilſtraße 1. ein Konzert ſtatt,
welches außerordentlich gut beſucht war. Dieſes muſikaliſche Er=
eignis
wurde nicht nur von allen Inſaſſen, ſondern auch von kunſt=
liebenden
Freunden des Heimes mit beſonderer Freude begrüßt,
und ſo kam es, daß außer den Erſteren eine Anzahl Gäſte erſchie=
nen
war, um an dem Kunſtgenuß teilzunehmen. Ausführende an
dieſem Abend waren, Frau Fauth (Klavier) und Herr Fauth
(Pioline), beide hier wohnhaft, welche ſich in uneigennütziger
Weiſe zur Verfügung geſtellt hatten. Sie brachten Werke von
Bach, Mozart, Duſſek. Coſſee und Tartini zu Gehör, die vortreff=
lich
geſpielt wurden. Jedenfalls hat es allen Anweſenden ausge=
zeichnet
gefallen. Der beſte Beweis hierfür war der ſtarke Beifall,
der die Künſtler veranlaßte, noch zwei Zugaben zu bringen. Alle
Inſaſſen verließen alsdann den Saal. in der Hoffnung, daß ſich
ein ſolcher Abend recht bald wiederholen möge und die Gäſte das
Haus in dem Bewußtſein, genußreiche Stunden im ſtädt. Alters=
heim
verlebt zu haben.
Pohjohla, Nordland. Ein weiterer Film des Nerother
Bundes, der bexeits in vielen anderen Städten warmen Anklang
gefunden hat. Die Nerother ſind ja keine Unbekannten mehr, denn
auch hier in Darmſtadt hatten wir ſchon oft Gelegenheit, Lichtbild=
und Filmporträge dieſer tatendurſtigen deutſchen Jugend zu ſehen
und zu hören. Dieſes Mal zeigt uns der Film ihre Erlebniſſe in
Finnland, dem Land der tauſend Seen. In vielen friſchen, leben=
digen
Bildern ſehen wir das fahrtenfrohe Leben der Nerother
auf ihren Wanderfahrten durch das Nordland zum Eismeer. Die
vielſeitigen Erlebniſſe dieſer Nerother Jungens hält der Film in
feſſelnder und anſchaulicher Weiſe feſt. Unter anderem ſehen wir
die Olafsburg, die Mönchsinſel Valamo, eine wilde Stromſchnel=
len
=Fahrt, Renntiere, finniſche Volksbräuche und Sitten, inter=
eſſante
Einblicke in das Leben und Treiben der Menſchen im nörd=
lichen
Eismeer, Fiſcherei, Eiſenerzgewinnung und die Frachtboot=
erlebniſſe
der Nerother auf ihrer Heimreiſe werden uns durch
prächtige Aufnahmen übermittelt. Der Film läuft am Dienstag,
dem 10. Februar, im Hörſaal 234 der Techniſchen Hochſchule. Zwei
kleine Beifilme zeigen uns ein Kriegsſpiel der Nerother und den
Beſuch des indiſchen Dichters Rabindra Nath Tagore auf ihrer
Jugendburg, der Rheiniſchen Jugendburg im Hunsrück. Volks=
und Marſchlieder, geſungen von den Darmſtädter Nerothern, wer=
den
den Abend verſchönern. Karten im Vorverkauf bei Arnold,
Ernſt=Ludwig=Straße. Wir verweiſen auf die heutige Anzeige.
Die Wunder der Spielzeugſchachtel, das entzückende Tan=
ſviel
, das auf dem Bunten Ball der Frauenortsgruppe des V.D.A.
ſtürmiſchen Beifall fand, wird am Sonntag, den 15. Februar, nach=
mittags
, im Kleinen Haus des Landestheaters wiederholt. Viele,
die den Bunten Ball nicht beſuchen konnten, werden gern die Ge=
legenheit
benutzen, ſich am Faſchingsſonntag an dieſem anmutigen
Bild der Farbe und Freude, der Schönheit und Jugend zu ergötzen.
(Siehe Anzeige.)
Die Darmſtädter Seifenfabrik A.=G., Scheinfirma im
D.H.V., hielt ihre 2. ordentliche Generalverſammlung ab, die einen
ſehr zahlreichen Beſuch verzeichnen konnte. Außer den Aktionären
waren auch andere Mitglieder der Ortsgruppe erſchienen. Nach
der Verleſung des Geſchäftsberichts, der eine in Anbetracht der
Wirtſchaftskriſe recht erfreuliche Entwicklung und einen günſtigen
Geſchäftsabſchluß für 1929/30 erkennen ließ, wurden die einzelnen
Punkte der Tagesordnung in der geſetzlich vorgeſchriebenen Weiſe
unter Zuſtimmung aller Anweſenden erledigt. Zahlreiche geſchickte
Frageſtellungen durch die Verſammlungsteilnehmer bewieſen
deren reges Intereſſe für die Geſchäftsvorfälle und gaben manche
wertvolle Anregung für den weiteren Ausbau der jungen Firma.
Den Abſchluß des Abends bildete ein hochintereſſanter Lichtbilder=
vortrag
, der alle Stadien der Entwicklung vom Fett zur Parfüm=
ſeife
in eindrucksvoller Weiſe veranſchaulichte.
Die Provinzialſtraße vom Botaniſchen Garten bis Halteſtelle
Glasberg (ſog, alter Roßdörfer Weg) iſt wegen Ausführung von
Straßenbauarbeiten vom 28. Januar ab bis auf weiteres für
Kraftfahrzeuge und Fuhrwerke jeder Art geſperrt. Der Umweg
für den Durchgangsverkehr geht über die Beck= und Erbacherſtraße.
Die aufgeſtellten Schilder ſind zu beachten. Zuwiderhandlungen
werden zur Anzeige gebracht.

Der 29. Vortragsabend der Geſellſchaft fand vor einer beſon=
ders
zahlreichen Hörerſchaft ſtatt. Neben Angehörigen aller Kreiſe
der Darmſtädter Juriſtenwelt, konnte Herr Oberlandesgerichtsrat
Dr. Mayer, als Leiter der Verſammlung. Mitglieder der Juri=
ſtiſchen
Geſellſchaft der Nachbarſtadt Frankfurt a. M. begrüßen:
Herrn Oberlandesgerichtspräſidenten Dr. Hempen, Herrn. Ober=
ſtaatsanwalt
Dr. Binder und Herrn Juſtizrat Prof. Dr. Wert=
heimer
, ſowie als Vertreter der zwiſchenzeitlich der Geſellſchaft
vollzählig beigetretenen Ordinarien der Juriſtiſchen Fakultät der
Landesuniverſität in Gießen Herrn Prof. Dr. Roſenberg. Das
Referat war dem Präſidenten des Deutſchen Anwaltsvereins.
Herrn Juſtizrat Dr. Drucker aus Leipzig, übertragen. Er ſprach
über: Die Zukunft der Rechtsanwaltſchaft in Deutſchland.
Das Schickſal der deutſchen Anwaltſchaft, wie ſie heute be=
ſtehe
, ſtehe und falle mit dem Schickſal des im Augenblick aufs
Schwerſte bedrohten Staatsgefüges. Aber auch in ſeinem Rahmen
ſeien lebhafte Widerſtände gegen die Notwendigkeit eines als
Organ der Rechtspflege tätigen Anwaltsſtandes vorhanden. Die=
ſer
ſei notwendig. Seine Mitglieder dürften nicht dem Gewerbe=
treibenden
vergleichbare Verdienſtſucher, ſondern müßten Ange=
hörige
eines durch eine individuelle Berufsethik zuſammengeſchloſ=
ſenen
Standes ſein. Die bislang nur durch die Wirkſamkeit des
Deutſchen Anwaltsvereins und des Ehrengerichtshofes in Leipzig
verbürgte Gemeinſamkeit werde durch die in Ausſicht genommene
Schaffung einer Reichsanwaltskammer, trotz des Kompromiß=
charakters
dieſes Geſetzentwurfs geſtärkt. Als Grundſatz für die
anwaltliche Standespolitik müſſe gelten: Schaffung einer Syn=
theſe
zwiſchen dem ideellen Poſtulat des freien akademiſchen Be=
rufs
und der Lebensnotwendigkeit ſeiner Berufsgenoſſen. Inſo=
weit
ſei das innere Gleichgewicht im Augenblick aufs Aeußerſte
geſtört. Nicht die angebliche Ueberfüllung des Anwaltsſtandes ſei
daran ausſchlaggebend ſchuld.
Weſentlich ſei die Art der Verteilung der Anwaltſchaft über
das Reich und die Verſchiedenheit der wirtſchaftlichen Struktur
der einzelnen Tätigkeitsbezirke. Ob die zu erwartende Freizügig=
keit
der Anwaltſchaft im ganzen Reich viel daran ändern werde,
ſei zweifelhaft. Der numerus elausus ſei abzulehnen, ſchon des=
halb
, weil ein geeigneter Modus für die Auswahl nicht zu finden
ſei und er außerdem die Grundlage für die Bildung einer zahl=
loſen
nobilitierten Winkeladvokatur bilden müßte Abzuändern
aber ſeien die Vorausſetzungen für den Eintritt in den Anwalts=
ſtand
. Nicht die Tatſache, daß einer das Aſſeſſorenexamen be=
ſtanden
habe, aber ſeiner ſchlechten Zenſur halber in den Staats=
dienſt
nicht aufgenommen werde, dürfe ihn nunmehr veranlaſſen,

Anwalt zu werden. Außer einer ſowieſo zu fordernden Beſchrän=
kung
der Zulaſſung zum Vorbereitungsdienſt nach dem erſten
Examen müſſe für den künftigen Anwalt noch eine längere Vor=
bereitungszeit
nach beſtandenem zweiten Examen zur Ausdeh=
nung
ſeiner wirtſchaftlichen und ſozialen Kenntniſſe eingeſchoben
werden, da der Vorbereitungsdienſt in erſter Linie die Ausbil=
dung
des künftigen Richters und des Staatsanwaltes im Auge
habe. Das ſei um ſo mehr notwendig, als innerhalb des Anwalts=
ſtandes
ſelbſt ſich bedeutſame Umſchichtungen geltend gemacht hät=
ten
. Die reine Prozeßanwaltſchaft ſei allmählich immer mehr
zurückgedrängt durch die beratende Tätigkeit des die Prophylaxe
ſorgſamer Vertragsfeſtlegung über den ſpäteren prozeßrechtlichen
Austrag nach eingetretenem Streit ſtellenden Rechtsberaters.
Deshalb ſei andererſeits keineswegs eine Scheidung in der An=
waltſchaft
ſelbſt nach franzöſiſchem oder engliſchem Vorbild nötig.
Daneben liefen noch beſondere Beſtrebungen: der Vorſchlag z. B.,
Anwaltsgenoſſenſchaften zu gründen, die die einfachen Beitrei=
bungsſachen
übernähmen und damit ein weiteres erreichten, näm=
lich
die zu erſtrebende Erweiterung der anwaltlichen Tätigkeits=
gebiete
, vor allem auch die Zurückgewinnung verlorener Arbeits=
möglichkeiten
. Nach der einen Seite ſei insbeſondere auf die nun=
mehr
gegebene Möglichkeit hinzuweiſen, beſondere Spezialkennt=
niſſe
als Fachanwalt auszuwerten, und ſich als ſolcher zu be=
zeichnen
. Nach der zweiten Richtung ſei ſchärfſter Kampf zu führen
gegen das Rechtskonſulententum, gegen den durch die Zuſtändig=
keitserhöhung
des Amtsgerichts völligen Ausſchluß von gewiſ=
ſen
Verfahren, wie durch die Reichshahnſatzung bei Differenzen
zwiſchen der Reichsbahn und ihren Beamten, Ausſchluß der An=
wälte
vom Arbeitsgericht uſw. eingetretene Beſchränkung des
Spielraumes für anwaltliche Tätigkeit. In gleicher Weiſe müſſe
gegen die eine unerträgliche Bindung der Beteiligten bedeutende
Ueberhandnahme der Verbandsſchiedsgerichte Front gemacht wer=
den
. Auf ſolche Weiſe müſſe durch Kräftigung der Standesarbeit
im Wege der Verbeſſerung der Vor= und Fortbildung aber auch
durch feſten Zuſammenſchluß und entſchloſſenes Auftreten des
ganzen Standes die unentbehrliche Anwaltſchaft wieder einer ge=
ſünderen
Zukunft zugeführt werden.
Die ausgezeichnet klaren, ſcharf geſchliffenen und fein poin=
tierten
Ausführungen des Redners gaben die Grundlage für eine
kurze Diskuſſion, an der ſich Landgerichtspräſident Weiffenbach
und Oberlandesgerichtspräſident Dr. Hempen, Frankfurt a. M.,
mit Ausführungen beteiligten, die den Vortragsabend zu einer
eindrucksvollen Kundgebung des Geſchloſſenheitsbewußtſeins zwi=
ſchen
den Juriſten aller Stände, insbeſondere zwiſchen Richter und
Anwalt, werden ließen.

Evang. Stadtmiſſion E. V., Mühlſtraße 24. Zu der am
Sonntag den 8. Februar 1931, nachmittags, im großen Saal der
Stadtmiſſion ſtattfindenden Kundgebung gegen den Karneval
laden wir herzlich ein. Alle, denen das Wohl, des Volkes am
Herzen liegt, werden aufgefordert, ſich an dieſer Kundgebung zu
beteiligen. Die vereinigten Gemeinſchaftschöre von Darmſtadt und
Umgebung werden durch geſangliche und muſikaliſche Darbietun=
gen
an der Feier mitwirken. Außerdem werden drei Anſprachen
gehalten werden. Herr Stadtmiſſionsinſpektor Bringmann
ſpricht über das Thema: Das wahre Geſicht des Kar=
neval
. Herr Studienrat Knöpp über; Chriſtentum
und Karneval, und Herr Pfarrer Köhler, über: Die
beſſere Freude des Chriſten‟. Der Eintritt zu dieſer
Veranſtaltung iſt frei.
Steuervortrag. Auf den morgen abend, in der Krone‟,
ſtattfindenden Steuervortrag von Herrn Felis Graetz, Darm=
ſtadt
, wird nochmals hingewieſen. Es werden aktuelle Steuer=
fragen
und insbeſondere Einzelheiten der jetzt abzugebenden Ein=
kommenſteuererklärung
1930 beſprochen werden. (Näheres ſiehe
Anzeige.)

1 Bin.445)

Orphenm. Heute Sonntag 8½ Uhr, iſt die letzte
Vorſtellung der neuen Lachſchlager von Hermann Job. Die ur=
komiſchen
Schlager heißen: 1. Kommt gar nicht in Frage,
2. Beſetzt, 3. Hermann weiß nichts davon‟. Die Eintritts=
preiſe
gehen aus der heutigen Anzeige hervor und iſt der Kar=
tenvorverkauf
im Verkehrsbüro von 11 bis 1 Uhr. Kiosk. Parade=
platz
, von 12 bis 6 Uhr, Orpheumskaſſe ab 3 Uhr, telephoniſch
unter 389. Ab Montag, 9. Febr., bis auf weiteres, finden keine
Vorſtellungen ſtatt.
Geſang=Verein Harmonia. In Anbetracht der wirtſchaft=
lichen
Notlage iſt unſer diesjähriger Jubiläums=Maskenball ab=
geſagt
.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe, erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu
rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 8. Februar 1931, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit:
Dr. med Buchhold 2., Aliceſtr. 19½, Telephon 3208: Dr. med.
Hof, Gervinusſtr. 46½ Telephon 48; Dr. med. Th. Schmidt,
Heinrichſtraße 38, Telephon 3882.

Es verſehen den Sonntagsdienſt und in der daran ſich an=
ſchließenden
Woche, vom 7. Febr. bis 14. Febr., den Nachtdiemſt die
Apotheße am Juſtizpalaſt, Bismarckſtraße 9. Einhorn= Apo=
theke
, Kirchſtraße 10½:

Kunſkngkizen.
urver Werte, Künſtiler oder künſfleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchiebt, behält ſich die Redaktion ihr Urteil voß.
John George Ruſſell, the King of the Saxaphone.
London, Paris, New York, ſpielt, wie aus der Anzeige erſichtlich.
ab Montag im Caft Zur Oper. Nicht nur unter den weißen
Europäern, auch unter den dunkelhäutigen Raſſen findet man vor=
nehme
und gebildete Menſchen. Es iſt nicht die Hautfarbe allein,
die den Gentleman macht, dafür haben wir an John George
Ruſſell ein typiſches Beiſpiel. Er iſt in Jamaika geboren, ſein
Vater war engliſcher Arzt, ſeine Mutter Spanierin. Seine große
Muſikalität drängte ihn zur Künſtlerlaufbahn. Schon als zehn=
jähriger
Junge ſpielte er die Klarinette meiſterhaft, und durch
eifriges Studium errang er ſich den Titel eines Profeſſors an der
Londoner Muſikakademie. Er dirigierte längere Zeit hindurch
eine eigene Jazzkapelle. Jetzt unternimmt er Konzertreiſen und
iſt ein gern geſehener Gaſt an den verſchiedenen Rundfunkſendern

Raubmord im 9-3ug?
Gießen, 7. Februar.
Auf dem Bahnkörper zwiſchen Butzbach und Oſtheim wurde eine
männliche Leiche gefunden. Dazu erfahren wir noch folgendes: Der
Lokomotipführer und der Heizer des Perſonenzuges Friedberg.Gießen
des 6.39 Uhr in Friedberg abfahrenden Perſonenzuges bemerkten ein
unruhiges Funktionieren ihrer Lokomotive. Vor der Station Oſtheim
bei Butzbach hielten ſie den Zug an und underſuchten die Maſchine ohne
jedoch den Schaden feſtſtellen zu können. Auch in Butzbach wurde die
Maſchine nochmals unterſucht, ohne jedoch die Urſache der Störung zu
entdecken. Nach verſpäteter Abfahrt in Butzbach wurde der Zug in
Kirchgöns erneut angehalten und die Maſchine noch einmal genau unter=
ſucht
. Der Heizer kroch unter die Lokomotive und entdeckte dort eine
männliche Leiche Später fand man Kleidungsſtücke und Teile einer.
goldenen Uhr. Durch ſofort angeſtellte behördliche Ermittlungen wurde
der Tote als der Schuhfabrikant Franz Schuck aus Pirmaſens
identifiziert. Der Fabrikant war ſeit etwa acht Tagen auf Reiſen und
lebte in guten Verhältniſſen. Es tauchte der Verdacht eines Raumor=
des
auf. Möglicherweiſe wurde Schuck auf der Fahrt von Berlin nach
ſeiner Heimat im D=Zug beraubt und auf die Schienen geworfen. Kurze
Zeit nach dem Berliner D=Zug befährt der Perſonenzug die Strecke, auf
der die Leiche lag, die etwa vier Kilometer mitgeſchleift wurhe. De
Unterſuchung geht noch weiter.

Helia=Theater. Im Rahmen einer Film=Morgenfeier läuft
heute vormittag 11.15 Uhr der Kulturfilm vom ſchönen Süd=
deutſchland
Grüß mir die Heimat. Der Film zeigt die Schön=
heiten
des Deutſchen Süden vom Main und Neckar bis zur Zug=
ſpitze
. Jugendliche haben Zutritt.

Lakale Veranſtallungen.
Die bierunier erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwſe als Beſprechung oder Kritf.
Chriſtlicher Verein junger Männer Darm=
ſtadt
e. V., Alexanderſtraße 22 (Inf. Kaſerne). Heute Sonntag,
nachmittags, ſprechen im Saal der Ev. Stadtmiſſion, Mühlſtr. 24,
Herr Stadtmiſſions=Inſpektor Bringmann. Herr, Studienrat
Knöpp und Herr Pfarrer Köhler über folgende Themen: Das
wahre Geſicht des Karneval, Karneval und Chriſtentum und
Die beſſere Freude des Chriſten und die wahre Bedeutung dieſer
Zeit. Wir laden zu dieſer Veranſtaltung noch einmal ganz be=
ſonders
ein, da die Behandlung dieſer Themen für die augenblick=
liche
Zeit von großer Bedeutung iſt.
Im Reſt.=Café Zum Datterich, Kiesſtraße 27,
finden heute karnevaliſtiſche Veranſtaltungen ſtatt. Nachmittags:
Karnevaliſtiſcher Familiennachmittag und abends: Kappenabend.
(Siehe Anzeige.)
Aus den Parkeien.

Deutſche Volkspartei, Frauengruppe Darm=
ſtadt
. Am kommenden Freitag, dem 13. Februar, findet abends
im Gelben Saal bei Sitte, Darmſtadt, Karlſtraße eine Mitglieder=
verſammlung
ſtatt. Nach Erledigung des geſchäftlichen Teils
(Jahresbericht und Vorſtandswahl) wird Frau Hübner über
den am 25. Januar in Bad=Nauheim ſtattgefundenen Landes=
parteitag
berichten. Anſchließend daran hält die Vorſitzende des
Landesfrauenausſchuſſes Frau Kloos einen Vortrag über das
Thema Politik und Alltag‟. Da der Abend ſicherlich ſehr an=
regend
werden wird, empfiehlt ſich ein guter Beſuch.
Deutſch=nationale Frauengruppe. Nächſten Mitt=
woch
, den 11. Febr., nachmittags, geſelliges Zuſammenſein bei Sitte. zu
dem unſere Mitglieder und Frende herzlichſt eingeladen wenden. Herr
Oberſtleutnant Barth wird uns von der Schulungswoche der Deutſch=
nationalen
Partei in Heidelberg berichten; außerdem ſollen künſtleriſch=
muſikaliſche
Vorträge geboten werden. Win bitten um vollzähliges Er=
ſcheinen
. Gäſte willkommen!

Tageskalender für Sonntag den 8. Februar 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 14.30 Uhr, II3 und
III7 b3 und U2 1I0: Das Glöckchen des Eremiten;
19.30 Uhr, C14: Viktoria und ihr Huſar. Kleines Haus,
11.30 Uhr: Max und Moritz; 14.30 Uhr: Meine Schweſter
und ich; 20 Uhr: Der Kaiſer von Amerika. Orpheum,
20 Uhr: Herm.=Job.=Gaſtſpiel. Konzerte: Schloßkeller,
Café Oper, Datterich, Café Ernſt=Ludwig, Spaniſche Bodega,
Reſt. Bender, Rheingauer Weinſtube. Alte Poſt, Hotel Poſt,
Thünger Brauſtübl. Theater=Reſt., Cafs Jöſt, Rummelbräu,
Reichshof, Hotel Prinz Carl. Sportpl.=Reſt. am Böllenfalltor,
Bürgerhof: Ludwigshöhe 4 Uhr. Kinovorſtellungen:
Union=, Helia= und Palgſt=Lichtſpiele. 11.15 Uhr, Helia: Film
Grüß mir die Heimat Karnevalsverein Beſ=
ſungen
, 20.11 Uhr, Beſſunger Turnhalle: Sitzung.

Das organiſche Wäſcheeinweichmittel

Burnus iſt in einfchlägigen Geſchäften in Ooſen zu den ermäßigten Preiſen von 22 und 54 Pf. erbäutlich. Weitere Auskunft über Burmus und ſeine Wirkung durch Juguſt Jacobi Akt.=Geſ., Darmſtadt.

hat infolge ſeines Gehaltes an Enzymen der Pankreasdrüſe
die wunderbare Eigenſchaft, faſt allen Schmutz an der
Wäſche ſchon beim Einweichen ſelbſitätig abzulöſen, ſo daß
das eigentliche Waſchen nur noch eine Art kurzer Nach=
behandlung
darſtellt. Erleichterung der Arbeit, Erſparniſſe
an Waſch= und Feuerungsmaterial und höchſte Schonung
der Wäſche ſind die großen Vorteile bei der Verwendung
von Burnus! Wiſſenſchaftliche Autoritäten und zahlreiche
Hausfrauen haben dies beſtätigt. Ein einziger Verſuch über=
zeugt
auch Sie. Machen Sie ihn bei Ihrer nächſien Wäſche

[ ][  ][ ]

Nummer 39

Sonntag, den 8. Februar 1931

Seite 7

Aus Heſſen.
Selungnehuie der Arbeitsgemeinſchaft der bürger=
ichen
Genelndenerſieler.
ber Vorortgemeinden Arheilgen. Eberſtadt, Griesheim und Pfungſtadt
zu den Verfügungen des Herrn Staatskommiffars in der Gemeinde
Griesheim.
Unterm 31. Dezember 1930 wurde in der Gemeinde Griesheim durch
den Herrn Staatskommiſſar neben der Einführung der Bürgerſteuer,
5 Prozent Getränkeſteuer, Abwälzung der Koſten für die Forſtverwal=
tung
der Privatwaldungen auf die Beſitzer, eine außerordentliche Er=
höhung
der Anſchlagſätze für die Gemeindeumlagen als Auflage zum
Ausgleich des Etats angeordnet. Mit Befremden nehmen die bürger=
lichen
Gemeindevertreter Kenutnis von dieſen Vorgängen. Es bedeutet
dieſe Handhabung eine vollkommene Verkennung des ſchwveren wirtſchaft=
lichen
Exiſtenzkampfes des Bürgertums, obwohl Staats= und Reichs=
behörden
ſchon ſeit Jahren nachdrücklich auf das Erſtreben einer Sen=
kung
der Umlageſätze beſonders der Grund= und Gewerbeſteuer, hin=
wveiſen
und in den Notverordnungen wohl auch verankert haben, die
doch in klarer Erkenntnis der ſchwveren Lage die Einführung anderer
Steuern (Bürgerſteuer ufw.) verlangt haben, um eine Senkung der
Nealſteuern zu erreichen
Die bürgerlichen Gemeindevertreter der Arbeitsgemeinſchaft finden
es beſonders erſtaunlich, mit welcher Schnelligkeit der Herr Staatskom=
muiſſar
gerade in dieſem Falle gearbeitet hat: finden aber, daß ſich dieſe
Arbeit uohl eine berechtigte Kritik gefallen laſſen muß. Warum wurde
uicht mit derſelben Energie die Ausgabenſeite gehrüft, hier die ſo, oft
geforderte Einſparung erreicht und damit die Erleichterung und Entſpan=
nung
geſchaffen.
Die bürgerlichen Gemeindevertreter dürfen in Erkenntnis der ſchwe=
ven
wirtſchaftlichen Not des Bürgertums erwparten, daß derartige Ent=
ſchließungen
doch Gegenſtand einer reiflichen Ueberlegung nicht nur für
das Aufbringen, ſondern auch auf der Ausgabenſeite werden.

Dg. Arheilgen, 7. Febr. Bürgerſteuer. Für das Rechnungs=
jahr
1930 iſt nunmehr auch die Bürgerſteuer in unſerer Gemeinde ein=
geführt
wvorden, und zwar nach den landesüblichen Sätzen. Die Höh=
derſelben
beträgt bei einem Einkommen bis zu 4500 Mark 6. Mark.
bis zu 6000 Mark 9. Mark, his zu 8000 Mark 12 Mark, bis zu
12 000 Mark 18 Mark uſw. Für die Ehefrau gilt jeweils die Hälfte
des veranſchlagten Satzes. Da die Bürgerſteuer in hieſiger Gemeinde
derſpätet eingeführt wurde, erfolgt die Zahlung an die Gemeindekaſſe.
Fälligkeitstag iſt der 10. Februar und der 10. März 1931. Der Geſamt=
betrag
kann daher in zwei gleichen Naten bis zum genannten Termin
bezahlt werden. Von der Zahlung der Bürgerſteuer ſind nach 8 4 der
Notverordnung des Reichspräſidenten vom 1. Dezember 1930 befreit
alle diejenigen, 1. welche am Stichtag (10. Oktober 1930) vom
Wahlrecht ausgeſchloſſen ſind: 2. welche am Fälligkeitstage
Arbeitsloſen= oder Kriſenunterſtützung empfangen; 3. welche am Fäl=
ligkeitstage
Bezüge aus öffentlicher Fürſorge (insbeſondere Klein=
rentner
) beziehen 4. welche am Fälligkeitstage Neuten aus
der reichsgeſetzlichen Sozialverſicherung (Sozialrentner) beziehen, ſofern
ſie uicht ſchon unter Nr. 3 fallen und ihr Jahreseinkommen 900 Mark
nicht überſteigt: 5. welche am Fälligkeitstage eine Zuſatzrente
nach 8 88 des Reichsverſorgungsgeſetzes vom 22. Dezember 1927 emnd=
fangen
. Wenn an einem Fälligkeitstage die Vorausſetzungen
von Mk. 2 his Nr. 5 nur vorliegen, ſo gilt die Befreiung nur für
den am Fälligkeitstage zu entrichtenden Teilbetrag. Alle
übrigen über 20 Jahre alten Perſonen ſind grundſätzlich ſteuerpflichtig.
Ctwaige Neklamationen, die in der Hauptſache für Erwerbsloſe in
Frage kommen, werden jeweils nach dem Einkommen am Fälligkeistage
gebrüift. Neklamationen können nur an den Amtstagen (Montags und
Donnerstags) auf Zimmer 2 der Bürgermeiſterei vorgebracht werden.
Die Zuſtellung der Steuerbeſcheide für die Bürgerſteuer iſt in den letz=
ten
Tagen erfolgt. Lichtbilder=Vortrag. Der frühere
Chefarzt der Lungenheilſtätte Winterkaſten, Herr Dr. Sell, wird am
Donnerstag, den 12. Februar, abends, im Gemeindehaus einen Licht=
bilden
=Vortrag halten über das Thema: Das Wichtigſte und Wertvollſte
der Erblichkeitslehre‟,
Weiterſtadt, 7. Febr Gemeinderatsbericht In der
borgeſtrigen Gemeinderatsſtzung wurden folgende Beſchlüſſe gefaßt:
Vor Einttitt in die Tagesordnung wird auf Antrag der Punkt 5, Bürg=
ſchaftsübernahme
für W. Nau, von der Tagesordnung abgeſetzt, da der
Gemeinderat in ähnlichen Fällen, ſtets ablehnenden Standpunkt einnahm.
Punkt 1 und 3. Geſuche der Freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz
und der Arbeiter=Samariterkolonne wegen Erlaß der Billettſteuer für
Theaterabende, werden gemeinſam behandelt. Die Bürgermeiſterei wird
heauftragt, die Geſuchſteller zu veranlaſſen, ihre Anträge zurückzu=
ziehen
; die beiden Vereine ſollen bei größeren Anſchaffungen Zuwendun=
gen
aus Gemeindemitteln erhalten. Punkt 2. Geſuch des Arbeiterſport=
kartells
um Erlaß der Vergnügungsſteuer, wird vorläufig zurückgeſtellt
und die Bürgermeiſterei beauftragt, durch Rückſpache mit dem Vor=
ſitzenden
des A.=Sp.=Kartells die Angelegenheit zu klären. Auch Punkt
4. Geſuch des M. Beſt 4. um Verlegung ſeiner Garteneinfriedigung,
uuß zurückgeſtellt werden, bis die Ausſteinung des fraglichen Geländes
vorgenommen iſt. Ueber die von der Bürgermeiſterei ausgearbeitete
Dienſtanweiſung des Faſelwärters entſpinnt ſich eine rege Ausſprache=
mit
einigen Abänderungen wird die Dienſtanweiſung angenommen.
Punkt 8 Sicherung der Haushaltsführung: Deu vorausſichtliche Fehl=
betrag
für Ni. 1930/31 von 6033 RM. ſoll z. T. durch die Bürgerſteuer
gedeckt wverden. Zur Deckung des ſich noch ergebenden Fehlbetrags wird
die Annahme der Bierſteuer mit erhöhten Sätzen für 1930 empfohlen
und demgemäß auch beſchloſſen; zugleich wird ſie auch für 1931 einge=
führt
. Die Stammholzverſteigerung vom 2. Februau wird genehmigt.
In geheimer Sitzung werden noch Wohlfahrtsſachen behandelt.
J. Griesheim, 7. Dez. Gemeinderatsbeuicht. Seitens des
Gerrn Miniſters des Innern iſt der Gemeinde Griesheim aufgegeben
ſvorden, einen mehr der Muſterſatzung entſprechenden Entwurf einer
Friedhofs= und Begräbnisordnung vorzulegen. Der Gemeinderat be=
ſchließt
, die Beſtimmungen über die Erbbegräbniſſe in der Faſſung der
jetzigen Friedhofsovdnung dem 1. April 1903 bis zur Eröffnung eines
leuen Friedhofsteiles beſtehen zu laſſen. Ueber die Beiſetzung der
Aſchenreſte ſoll ein Nachtrag zur Friedhofsordnung zur Ausarbeitung
kommen. Zur Vermeidung eines der Friedhof zum Teil verunzierenden
Bildes ſoll eine Umbettung und Zuſammenlegung der auf dem Fried=
hof
beerdigten Angehörigen der Beſatzungstruppen vorgenommen wer=
den
. Die Verwaltung wurde beauftragt, die erforderlichen Schritte ein=
zuleiten
. Philipp Höhl 20 hier, beabſichtigt die Errichtung einer Not=
mohnung
auf ſeinen Grundſtücken Flur 3 Nr. 103 und 104, die außer=
halb
des genehmigten Ortsbauplans gelegen ſind. Er ſucht deshalb um
Vofreiung von den Beſtimnungen des 8 4 der Ortsbauſatzung nach. Die
nachlgeſuchte Genehmigung wurde unter der Bedingung erteilt, daß
Höhl durch Ausſtellung eines Reverſes für ſich und ſeine Nechtsnachfolger
die Verpflichtung übernimmt, bei einer etwaigen Umlegung des dortigen
Geländes das zur Ausführung kommende Gebäude, falls ſich die Not=
ſuendigkeit
ergeben ſollte, niederzulegen oder umzubauen Frau Ober=
ppſtſekretär
Georg Kleiſt Wive, in Darmſtadt iſt Eigentümerin des Erb=
begräbnisglatzes
Nr. 80 auf dem Neuen Friedhof, in welchem ihr ver=
ſtorbener
Ehemann bereits beſtattet iſt. Frau Kleiſt hat nun ihre Be=
reitwvilligkeit
zum Ausdruck gebracht, der Gemeinde ein ihr gehöriges
Sparkaſſenbuch mit einer Einlage von 577,80 RM. in Eigentum zu
überweiſen, uenn die Gemeinde die Verpflichtung zur gärtneriſchen
Unterhaltung der Grabſtätte übernimmt. Dieſes Angebot fand ein=
ſtinmige
Annahme. Die Termine für die Fälligkeit der Büirgerſteuer
urden wie folgt feſtgeſetzt: 1. Nate bis 25. Februau 1931. 2. Rate bis
25. April 1931. Die Wiederveräußerung des von der Gemeinde im
Zuangsverſteigerungsverfahren erworbenen Hauſes in der Gehaborner
Straße an die Valentin Gernand 1. Eheleute, hier, wurde beſchloſſen.
Als Verkaufspreis haben die Geſamtgeſtehungskoſten der Gemeinde
(Kaufpreis, Koſten, Zinſen pp.) zu gelten, die von der Verwaltung feſt=
zuſtellen
ſind.

Maudsfalender des berens Nr Januafere und
Terrarienkunde Hokkonia in Darmſtadk.
Der Februar iſt für die Aquarienliebhaber immer noch ein ſchlim=
mer
Monat; doch bald iſt auch dieſe köſe Zeit vorüber. Einzelne Waſſer=
pflanzen
zeigen ſchon ihr erſtes Grün, und man kann ſich über das
Erwachen der Natur erfreuen. An beſonders ſonnigen Standorten
ſchreiten Makropoden und verwandte Arten bereits zum Neſtbau, wovon
man ſie gegen Ende dieſes Monats auch nicht weiter abzuhalten braucht,
da ja im kommenden Monat die Beſchaffung des lebenden Futters nicht
mehr zu den Unmöglichkeiten gehört. Vollſte Aufmerkſamkeit iſt noch
immer der künſtlichen Heizung und Durchlüftung zu widmen. Die
Temperatur betrage nicht unter 1820 Grad Celſius. Vor Ueberhei=
zung
der Behälter muß gewarnt werden, denn nichts rächt ſich bitterer
als eine übermäßige Verzärtelung der exotiſchen Fiſche, da mit Eintritt
natürlicher Verhältniſſe im Frühjahr und Sommer Temperaturſchwan=
kungen
, denen dann verweichlichte Fiſche leicht zum Opfer fallen, ſich
ſaum vermeiden laſſen. Futterreſte ſind ſtets zu entfernen, um ſchädliche
Stoffe, die das Waſſer verderben fernzuhalten. Lebendes Futter iſt
daher nur zu empfehlen; künſtliches Futter iſt und bleibt ein Notbehelf.
Ein beliebtes Futter ſind Waſſerflöhe, Flohkrebſe. Mückenlarven, Enchh=
träen
uſp. Geſchabtes Rindfleiſch wird ebenfalls angenommen, doch
muß man vorſichtig ſein, da bei allzu reichlicher Fütterung das Waſſer
trübe wird.
Ein Teil, der Terrarientiere befindet ſich noch im Winterſchlaf.
Ausländiſchen, wärmebedürftigen Reptilien und Amphibien kann man
außer den üblichen Heizungen mittels Tropenſonne die echte Sonne teil=
weiſe
erſetzen. In den Wintermonaten ließ die Freßluſt verſchiedener
Tiere bedeutend nach, doch ſtellt ſich jetzt erhöhter Appetit ein, ſo daß
für reichliche und abwechflungsreiche Nahrung geſorgt werden muß. Bei
größeren Gchſen, Schlangen, Krokodilen, Rieſen=Fröſchen und Kröten
iſt eine Natten= und Mäuſezucht unbedingt erforderlich. Sie laſſen ſich
leicht züchten und machen ebenfalls viel Freude. Für kleinere Tiere
empfiehlt ſich eine Zucht von Schmeißfliegen. Wachsmotten, Heimchen
uſwp. Wer Gelegenheit hat, japaniſche Heuſchrecken, die in manchen
Gewächshäuſern vorkommen, zu erhalten, kann ſich glücklich ſchätzen.
Ein ſehr beliebtes Futter iſt die Küchenſchabe (ſogenannte Schwaben),
allerdings der Schrecken der Hausfrau, aber das Entzücken eines jeden
Rebtilien= und Amphibienpflegers. Futtertiere wie Fiſche und Fröſche
ſoll man im Winter ſtets vorrätig hahen. Ohne Mehlwürmer kann man
in den Wintermonaten unmöglich auskommen; dieſes Futter wird gerne
angenommen. Ein Teil ausländiſcher Echſen lebt auch von vegetabiler
Koſt.
Schon jetzt bitten wir um Mithilfe zum Schutze von Fröſchen und
Kröten, die leider noch immer von unbeaufſichtigter Jugend, wenn die
Tiere kaum vom Winterſchlaf erwacht ſind und ſich in noch halberſtarrtem
Zuſtande befinden, in roheſter Weiſe mißhandelt werden. Ein jeder
helfe mit an dieſem großen Werke des Tierſchutzes. Einer allein iſt
machtlos, nur durch gemeinſame Arbeit kann und muß etwas erreicht
werden.
(Mitgeteilt vom Verein für Aquarien= und Terrarienkunde Hottonia
in Darmſtadt. Vereinsabende jeden erſten und dritten Samstag im
Monat im Vereinslokal Heſſiſcher Hof Mathildenplatz (1. Stock). Eigene
Freilandanlage und Pachtung von Teichen und Fiſcherei. Gäſte ſtets
4. Pa.
willkommen.)

F Eberſtadt 7. Febr. Nutzholzverſteigerung. Donners=
tag
, den 12. d. M., vormittags, werden aus dem Eberſtädter Gemeinde=
wvald
. Diſtrikt Klingsackertanne, 182 Kiefer Langhölzer der Klaſſen 2a,
2b, 3a, 3b, 4a, 4b und 5, zuſammen 156 Feſtmeter, öffentlich meiſt=
bietend
verſteigert. Regelung des Reklameweſens und
Schutz der Verkehrszeichen. Anſtelle, der Polizeiverordnung
vom 27. Dezember 1928 iſt durch das Heſſiſche Kreisamt unterm 16. 1.
d. Js. eine neue Polizeiverordnung über, die Regelung des Reklame=
weſens
erlaſſen worden. Der Wortlaut der Bekanntmachung iſt an der
Aushängetafel im Rathaus angeſchlagen. Bürgerſteuer. Nach
einer Bekanntmachung der Bürgermeiſterei iſt die Bürgerſteuer für 1930
in zwei gleichen Teilbeträgen von je 3 RM. bzw. 4,50 RM. bis 10. 2.
und 10. 3. d. Js. an die Gemeindekaſſe zu entrichten.
42. Gberſtadt, 7. Febr, Ueberfall. Ein Raußüberfall wurde in
den Abendſtunden zwiſchen dem Ortsausgang nach Pfungſtadt zu und
der Lämmchesbergſiedlung auf einen aus Pfungſtadt ſtammenden Stein=
metzmeiſter
unternommen. Die jugendlichen Täter ſaßen vorher in einer
Wirtſchaft mit ihrem Opfer zuſammen. Sie konnten indeſſen ihr Ziel,
dem Ueberfallenen ſein Geld zu entreißen, nicht erreichen. Da ſie er=
kannt
wurden, gelang es, ſie in polizeilichen Gewahrſam zu überführen.
Cp. Pfungſtadt, 7. Febr. Die Spargelzüchtervereini=
gung
von Pfungſtadt und umgebung, hielt dieſer Tage
hier eine Verſammlung ab, die ſich insbeſondere mit den Abſatzmög=
lichkeiten
für die diesjährige Spargelernte beſchäftigte. An der Ver=
ſammlung
nahmen Spargelzüchter aus Pfungſtadt. Hahn und Eſcholl=
brücken
teil. Es wurde betont, daß nur ein genoſſenſchaftlicher Zuſam=
menſchluß
aller Spargelzüchter in der Umgebung die beſte Gewähr für
eine befriedigende Löſung des Abſatzproblems gebe.
k. Roßdorf, 7. Febr Vortrag. Am Montag, 9. d. Mts hält
die Heſſiſche Eiſenbahn=A. G. Darmſtadt, im Saale Zum Darmſtädter
Hof dahier einen Vortrag, welcher die Elektrizität im Haus=
halt
behandelt, verbunden mit praktiſchen Vorführungen und Probe=
kochen
. Außerdem findet eine Filmvorführung ſtatt. Eintritt iſt frei.
f. Roßdorf, 7. Febr. Jagdverpachtung. Die Gemeinde ver=
pachtet
am Freitag, den 13. d. M., nachm. 3 Uhr, zwei Jagdbezirke auf
die Dauer von 6 Jahren. (Näheres ſiehe Anzeigenteil.)
C. Ober=Ramſtabt. 7. Febr. Generalverſammlung. Am
Sonntag, den 8. d. M., nachmittags, hält der Radfahrerverein 1893
Ober=Ramſtadt ſeine diesjährige Generalverſammlung im Gaſthaus von
Heinr. Fiſcher (Schafgrabengaſſe) ab. Pünktliches und zahlreiches Er=
ſcheinen
der Mitglieder erwünſcht.
Cg. Bickenbach, 7. Febr. Autounglück. Geſtern morgen ereig=
nete
ſich in der Gemarkung Bickenbach ein Autounglück, bei dem glück=
licherweiſe
kein Menſchenleben zu beklagen iſt. Ein befrachtetes Liefer=
auto
wollte an der zweiten Kurde in Richtung Bickenbach-Eberſtadt
einem Fuhrwerk ausweichen, wvobei es von der gepflaſterten Straße in
den Sandwveg geriet. Das Lieferauto fuhr ſich in dem aufgeweichten
Boden bis zu den Achſen feſt, knickte dabei zwei Obſtbäume um und ein
Telegradhenmaſt wurde glatt abraſiert. Das Auto wurde indes nur
leicht beſchädigt.
P. Rüfſelsheim, 7. Febr. Ueberfall auspolitiſchen Mo=
tiven
. Am Dienstag abend wurden in der Rheinſtraße vor dem
Volkshaus unter dem Schutze der Dunkelheit mehrere uniformierte Natio=
nalſozialiſten
, die ſich auf dem Heimwege von einer Verſammlung be=
fanden
, von Kommuniſten überfallen und ſchwer mißhandelt. Die Täter
entkamen unerkannt.
4h. Worms a. Rh., 7. Fehr. Wilderer empfangen einen
Jäger mit Schüfſen. In der Gemarkung Pfeddersheim wurden
zwei Wilderer von dem Jäger Gg. Wendel=Pfeddersheim verſcheucht,
Sie zogen ſich hinter ein Schützenhäuschen zurück und gaben auf den
Jäger einen Schuß ab, den Wendel aus ſeinem Drilling erwiderte.
Darauf gingen die Wilderer über die Gemarkungsgrenze unter weiterer
Abgabe von 4 Schiſſen aus 200 Meter Entfernung flüchtig.

Erzhauſen, 7 Febr. Kirchenzettel: Sonntag, vormittags
10 Uhr: Gottesdienſt; abends 8 Uhr: Bibelſtunde im Ev. Gemeinde=
baus
: 9 Uhr: Anſchließend Jugend. Montag: Vorſtandsſitzung des
Kirchenchors. Dienstag: Frauenabend. Mittwvoch: Jungmannſchaft.
Donnerstag: Kirchenchor. Freitag: Mädchengruppe. Samstag:
Jungmannſchaft.

Entfettungs=Kuren im Winter
ſind von beſonderem Wert, da der Körper im Winter
eine beſondere Neigung zum Anſatz zeigt. Nehmen Sie
früh, mittags und abends 23 Toluba=Kerne;
I. Bln. 379
die Sie in Apotheken erhalten.

Geſchäfliches.
Beine die Sorgen machen. Den 75 Prozent aller
Beine und Füße, die nach Urteil, der Kenner und Fachleute der
Behandlung bedürfen, kann geholfen werden. Ueberwunden iſt
das zeitraubende Wickeln mit Binden, die verrutſchen und ſichthar
ſind. Der gummiloſe Kompreßſtrumpf Graziana, Syſtem Dr.
med. H. Garms, hilft bei Beinbeſchwerden und Zirkulationsſtörun=
gen
, ſowohl zur Beinverſchönerung, als auch zum Schutz und zur
Hilfe bei allen Beinleiden. Koſtenloſe Vorträge, unverbindliche
Prüfung, Anprobe und Raterteilung erfolgt durch die ärztlicher=
ſeits
geſchulte Spezialiſten im Reformhaus Eos Thalyſia,
Ecke Eliſabethen= und Luiſenſtraße. Näheres ſagt die heutige
Anzeige.

Wer wenig Geld ausgeben will und doch gute
Ausſteuerqualitäten kaufen will, laſſe die Weiße Woche bei
J Rehfeld Ludwigsſtr. 15. nicht ungenützt vorübergehen. In
Weißwaren gibt es ſolche koloſſal billige Angebote, daß es unbe=
dingt
Pflicht einer jeden Hausfrau iſt, ſich dieſe Waren unbedingt
anzuſehen. Wollen Sie wirklich viel Geld ſparen, dann gehen Sie
ſofort. Weißwaren bei J. Rehfeld kaufen.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Gleichbleibendes Weritags=Programm. 6.15: Weiter, Gymnaſtik.
2 6.45: Gymnaſtil. 8 7.30: Konzert. 0 8.30: Waſſerſtand. 8 12:
Zeit Wirtſchaftsmeldungen, Nachrichten, Programm. 0 12.15: Wetter.
O 12.20: Schallplatten. 6 12.55: Nauener Zeit. 8 13: Schallplatten.
S 14: Werbekonzert. 8 14.40: Nachrichten. 0 14 50, 15.50: Zeit,
Wirtſchaftsmeldungen. e 15.55: Wetter. 9 1745: Wirtſchafts=
meldungen
. 18.30: Zeit. 19: Zeit, Wetter, Wirtſchaft. 0 Ca,
22.15: Nachrichten, Sport, Wetter.
Sonntag, 8. Februar.
709: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. Hafen=Konzert.
8.30: Adventslirche Kaſſel: Morgenfeier, veranſtaltet von der Evan=
geliſchen
Landeskirche Heſſen=Kaſſel. Mitw.: Pfarrer Velbinger
(Anſprache), Studienrat Heinrich Möller (Orgel), Gerta Bernhardt
Alt), der Kirchenchor der Lutherlirche.
9.45: Kolvinghaus, Koblenz: Stunde des Chorgeſangs. Ausf.*
Männergeſangverein Arion.
10.45: Von Mürzuſchlag: Zweite Arbeiter=Winterſport=Olympiade.
Uebertr, des Endſpiels um die Eishockey=Meiſterſchaft.
11.00: Stunde der Kammermuſik. Klavier: Reinhold Merten.
11.30: Arbeitsloſigkeit und die Möglichkit ihrer Behebung. Dis=
kuſſion
zwiſchen Fabrikant Richard C. Gütermann und Dr. Artur
Feiler.
12.15: Opern=Konzert auf Schallplatten.
13.50: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
1400: Frau Maria Overbeck: Die Aufgaben der Bezirksfrauen=
bauernſchaft
. Was muß man beim Einkauf von Saatgut und
Sämereien beachten? Zwiegeſpräch zwiſchen Dr. Elbert von der
Landw. Verſuchsanſtalt Harleshauſen und einem Landwirt.
15.00: Stunde der Jugend: Kaſperl, der Spitzbub.
16.00: Dr. Ludwig Mareuſe: Fiodor Doſtojewſti (zum 50. Todes=
tag
am 28. Januar).
16.45: Stunde der Frankfurter Zeitung.
17.11: Stadthalle Mainz: Fremdenſitzung des Mainzer Carneval=
vereins
.
22.30: Zeit, Wetter Tagesnachrichten, Sport, Programm.
22.50: Stuttgart: Tanzmuſik auf Schallplatten.
Dazwiſchen ab 23.10: Uebertr, aus dem Stuttgarter Sechstagerennen,
Königswuſterhauſeu.
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 6.20:
Zeit, Welter für den Landwirt. 8 6.55: Wetter für den Landwirt.
6 7: Gymnaſtik. 6 10.30, 13.30: Nachrichten. 6 12.00: Schallplatten.
6 12.20: Wetter f. d. Landwirt (So. 12.50). O 12.55: Nauener
Zeit. 8 14: Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe. o 19.55:
Wetter für Landwirte. o Ca. 22: Wetter, Tages= u. Sportnachr,
Deutſche Welle. Sonntag, 8. Februar.
700: Hamburg: Glocken vom Großen Michel. Hafen=Konzert,
8.00: Mitteilungen und praktiſche Winke für den Landwirt.
8.15: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.25: Technik in der Landwirtſchaft. Ing. Ernſt Zander: Landwirt=
ſchaftliche
Maſchinen.
8,50: Morgenfeier, Stundenglockenſpiel der Potsdamer Garniſon=
lirche
. Anſprache; Kuratus Gebhardt. Mitw.; Kirchenchor der
St. Marienkirche, Spandau. Anſchl.: Glockengeläut des Berliner
Doms.
10.05: Wettervorherſage.
11.00: Tino Pattiera ſingt. Schallplatten.
11½= Aus der Singakademie, Berlin: Feſtkonzert der Akademi=
ſchen
Liedertafel, anläßlich ihres 15. Stiſtungsfeſtes.
Anſchl.: Unterhaltungsmuſik Orcheſter Hansheinrich Dransmann.
Als Einlage: Aus Lauſcha: Deutſche Ski=Meiſterſchaft (Sprunglauf)
1400 Elternſtunde, Oberſtudiendirektor Dr. Franz Etzin: Vor der
Aufnahme in die höhere Schule.
14.30: Konzert. Mandolinenorcheſter Con Paſſione 1912.
15.05: Jugendſtunde. Märchen: Abu Kaſems Pantoffel.
15.30: Aus der Philharmonie, Berlin: Veranſtaltung der Katholi=
ſchen
Aktion. Anſprache: Nuntius Ceſare Orſenigo. Mitw.: Kathe=
dral
=Chor, Louis van de Sande Baß), Joſeph Ahrens (Orgel).
16.15: Liliom, Vorſtadtlegende in ſiehen Bildern und einem Vor=
ſpiel
von Franz Molnar. Muſik: Theo Mackeben.
18.00: Dr. h. e. Brandes: Die Grüne Woche 1931.
18.25: Dr. Günther Scheffler: Kleiner Katechismus für froſtiges
Vergnügen in den Bergen.
18 50: Legationsrat Viſſer: Zwei Jahre im aſiatiſchen Hochgebirge,
19.15: Dr. E. Schütz: 30 Jahre Vogelwarte Roſſitten.
19.40: Dr. Alfred Wolfenſtein: Der Dichter Rimbaud.
20.00: Hamburg: Julius Einödshofer. Ein Abend zum Gedöchtuis,
Intermezzo: Die Frau ohne Mann. Operette von Erich Kaiſer,
Muſik von Julius Einädshofer.
22.00: Wetter. Tages= und Sportnachrichten.
Danach: Aus dem Zoo, Berlin: Wohltätigkeitsfeſt des Groß=Berliner
Aerztebundes. Tanzmuſik. Kapellen: Daios Béla u. O. Kermbach.

Velſerberiſchl.
Die Tiefdruckſtörung über den Britiſchen Inſeln hat ihren Weg
ſüdöſtlich nach Frankreich eingeſchlagen, ohne Einfluß auf unſere Wetter=
lage
zu gewinnen. Durch das nächtliche Aufklaren und die beſtehende
Schneedecke ſind die Temperaturen über gauz Deutſchland noch weiter
zurückgegangen. Neue Anzeichen auf Umgeſtaltung des Witterungs=
Gharakters ſind zurzeit nicht vorhanden, ſo daß mit Anhalten des Froſt=
wetters
zu rechnen iſt.
Ausſichten für Sonntag, ben 8. Februau: Fortdauer des Froſtwetters.
ſtellenweiſe Dunſtbildung oder bewölkt, ſonſt meiſt klar und auf=
heiternd
.
Ausſichten für Montag, ben 9. Februar: Anhalten des Winterwetters.

Hauptiſchriftleſtung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Poliſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feulleion, Reich und
Aueliand und Heſche Nachrſchten: Mar Streeſei, für Sport: Kar! Bähmanni
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer ; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L.C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſfripte wird Garanie der Rücſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 22 Geiten.

DeIIOO DDeIIO VOOIA
bringen eine Riesen-Auswahl der bekanntlich guten Qualitäten ganz außergewöhnlich billig. Seit 1214 haben Sie
nicht annähernd zu solchen Preisen gekauft. Für Brautleute, Hotels, Ergänzungen die beste Kaufgelegenheit.

Teh k
en gesamten Restbestand einer Bettwäsche- Fabrik
Paradekissen, Ueberschlagtücher
nur allerteinste Sachen. Diese Posten missen Sie sich ansehen

Beitdamaste nur 1a u.
rein Uako, feinste Ansstener Ware

Bektuck-Halbleinen
1.99 1.45 0.90
nur wirklich gute Oualitäten".

2.25 1.95 125
Bettstellen, Betten, Matratzen

in nur erstklassigen Qualitäten
kaufen Sle jeizt ganz außergewöhnlſch billig!

Während der Weillen Woche
gur sämtlichs
1O
Bet-Koſtern, Biker-Bett- A
tücher. Bettuch-Bfher Extr7 Rabatt

Wer sparen will,
kauft bei.

Barmstadt
ARAHFRLB LMduigstraße 15

[ ][  ][ ]

Allen Verwandten, Freunden und Bekannien
die traurige Mitteilung, daß mein innigſi=
geliebter
Mann, unſer treuſorgender Vater,
Bruder, Schwager und Onkel

heute früh nach langem Leiden ſanft ent=
ſchlafen
iſt.
In tiefer Trauer:
Frau Ella Boos u. Kinder
Familie Hermann Boos.
Darmſiadt, den 7. Februar 1931.
(2405
Riedlingerſtr. 34.
Die Beerdigung ſindet Dienstag mittag 2 Uhr auf dem
alten Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtraße) ſtatt.

Statt Karten.
Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß entſchlief ſanft
nach kur zem Leiden

Overleutnant a. O.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 6. Februar 1931.
Dieburgerſtr. 78I.
Rf
Die Beerdigung findet am Moniag, den 9. Februar 1931, vormittags
11 Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofs aus ſiatt.

Todes=Anzeige.
Heute früh 11 Uhr verſchied, im Alter von 69 Jahren infolge eines
Schlaganfalles mein guter Mann, unſer guter Vater, Schwiegervater,
Schwager, Großvater, Bruder und Onkel

Landwirt
Heinrich Feldmann 1A.

aus einem arbeitsreichen Leben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Elſſabethe Feldmann Wwe., geb. Krauter.
Griesheim, den 7. Februar 1931.
Die Beerdigung findet am Montag; den 9. Februar, nachmittags

3 Uhr, vom Trauerhauſe, Kirchgaſſe 9 aus ſtatt.

Gott erlöſie heute vormittag meinen innigſt geliebten, herzensguten Mann

im 44. Tebensjahre von ſeinem ſchweren Herzleiden.
In tiefſiem Schmerz:
Elſe Rittershaus, geb. Groh.
Darmſtadt und Worms, den 2. Februar 1931.
Viktorlaſtraße 30.
(2398
Die Trauerfeier findet am Montag, den 9. Februar 1931, nachmittags 3 Uhr, in der Ein=
ſegnungshalle
auf dem Waldfriedhof ſiatt. Beiſetzung auf dem alten Friedhof in der Stille.
Von Beileidsbeſuchen bitte ſch herzlichſt abſehen zu wollen.
239

Bilanzrevision
Buchführung
Steuerberatung
Fernbuchhaltung
lurch
Siegmand Krauss
Bücher,Revisor
Darmstadt, Spessartring 4
Telephon 4470

Achtung! Falßleidendel
D. R. G. M. 965690
D. R. G. M. 965691

Haben Sie Schmerzen
in Fuß und Wade, Platttuß, Senktuß, Frostballen oder sonstige
Fußbeschwerden? Da wo jede Einlage versagte, haben sich
Kleine’s Fußbandagen
auf das Beste bewährt!
Sie können sich van der Wirkung überzeugen bei der
kostenlesen Vorführung durch die
Erfinder-Firma B. Kleine, Leipzig
Vortührung

findet in meinem Geschätt am Mittwoch, den 11. Febr. 1937
statt. Verführung kostenlos kein Kaufzwang.

AummiaNörs

Schulstraße 7 Darmstadt Teleph. 2508
Lassen Sie sich durch gleichlautende Annoncen nicht irretieren!

Seite 8

Sonntag, den 8. Februar 1931

Nummer 39

Die Geburt einer Tochter.
zeigen hocherfreut an
Oberveterinärrat Dr. Monnard
U. Frau Else, geb. Volhardt.

Giessen, den 5. Februar 1931.
Univ.-Frauenklinik.

2376

Martha Gſchwind.
Chriſtian Eglg
Verlobte
Darmſtadt, den 8 Februar 1931.

Am 10. Februar 1931 begehen
die Eheleute
peter Kunkel u. Ehefrau Anng
geborene Harreus
das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glück auf zur Goldenen!

Kriegerverein
Darmſtadt
1874

Geſſern verſchied unſer lieber
Kamerad und langjähriges treues
Mitglied, Herr
Chriſtian Bonhard
Oberleutnant a. D.
Veteran 1886/70/71.
Die Beerdlgung findet am
Montag, den 9. d8. Mis., vorm.
11 Uhr auf dem Friedhof an der
Nieder=Nomſtädterſtraße ſiatt.
Wir bitten um zahlreiche Be=
teiligung
.
A
Der Vorſtand.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange
unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Anna Maria Born
ſagen wir allen unſeren herzlichen
Dank. Beſonders Herrn Pfarrer
Fernges für ſeine troſtreichen Worte
am Grabe,
(2409
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Peter Born, Schmiedemeiſter

Oeffentlicher Vank!
Noſtenlos teile ich gern brieflich jedem,
der an Rheumatismus, Gicht Iſchias,
Nervenſchmerzenleidet, mit, wie ich von
meinen qualvollen Schmer en durch ein
garantiert unſ hädliches Mittel (keine
Arznei) befreit wurde. Nur wer wie ich
die ſchrecklichen Schmerzen ſeibſt gefühlt
hat, wird begreifen, wenn ich dies
öffentlich bekanntgebe
IV.1473
Krankenſchweſter Tbe eſe.
Bad Reichenha’l 393 (Byern)

Heinrich Lohr
Dorothea Lohr
geb. Moldener
Vermählte

Darmstadt
Nieder-Ramstädterstr. 20.

Februar 1931

Freitag nachmittag 2½ Uhr verſchied nach
kurzem Leiden, wohlverſehen mit den heiligen
Sterbeſakramenten, meine liebe Frau, unſere
herzensgute, treuſorgende Mutter, Großmutter,
Schwiegermutter, Schweſter und Tante
Hau Burbatd Meiter
geb. Maus
im noch nicht vollendeten 64, Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Riedeſelſtr. 68.

Die Beerdigung findet am Montag, den 9. Februar,
nachmittags 3½ Uhr, auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt. Das Seelenamt
iſt am Dienstag, den 10. Februar 31, um 8.45 Uhr
in der St. Ludwigslirche.
2373

Am Donnerstag trüh verſchied ganz uner=
wartet
unſer verehrter Senior=Chef

Zimmermeiſter
Der Verſtorbene hatte ſich durch ſein auf=
richtiges
und zuvorkommendes Weſen die
Hochachtung Aller erworben
Im Auftrag der Belegſchaft
des Zimmergeſchäfts Konrad Haurh
W. Größmann.

Dankfagung.
(Statt Karten.)
Für die zahlreichen Beweiſe aufrichtiger Teil=
nahme
an dem uns ſo ſchwer betroffenen Verluſt
unſeres innigſtgeliebten Entſchlafenen, des
Lehrers i. R.
Daniel Hamann
ſagen wir hiermit herzlichſten Dank. Ganz be=
ſonderen
Dank allen denen, die dem Eni=
ſchlafenen
das letzte Geleit gaben, für alle
Ehrungen bei der Beerdigung, jowie für die
zahlreichen Blumenſpenden
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinz Diether und Frau Marie, geb. Hamann
Ernſt Strößinger und Frau Eliſabeth,
geb Hamann

TRÜAPFK
eder Art werden angeſtrick: 2440
Füße nicht abſchneiden.)
Maschinenstrickerei Braunwartk
Telephon 3369
Schulzengaſſe 3

Pianos zu vermieten
A. W. Zimmermann
Darmstadt Grafenstraße 21

288a

Dampfwäſcherei Edelweiß
Waldſtraße 30
Fernruf 138
Erſtklafſige Arbeit, billig (2400

Wäſche= und Handarbeitsunterricht
Lorenz, Kahlertſtraße 281/, II.
Der Unterricht umfaßt:
Weißzeugnähen (einfache, elegante Wäſche)
Schneidern (Bluſen, Kleider, handgeſtickte Kleider)
Weißſticken, Buntſticken, alle feinen junſtgewerb=
lichen
Arbeiten (Stoffmalerei), Flicken.
Die Teilnahme am Unterricht erfolgt nach freier Wahl
der Schülerin. Der Unterrichispreis richtet ſich
nach der Zahl der Tage, die belegt werden.
Die Schülerinnen ſind nicht an Kurſe gebunden, ſondern
haben das Recht, monatlich zu kündigen.
Beginn des Sommerhalbjahres am 15. April 1931.
Am 29. u. 30. März Ausſtellung der Schülerinnenarbeiten.
Gleichzeitig empfehle ich mich im Anfertigen von
Wäſche, Brautausſtattungen, Herrenhemden nach
Maß. Preisliſten ſind erhältlich.
ſtaatlich geprüfte Handarbeits=
Emmy Lorenz, lehrerin. Weißzeugmeiſterin.

Hite
f. Herren u. Damen
werd, nach neueſten
Formen umgepreßt,
jetzt 2 . Frankfurt.
Hutlager, Ecke Gra=
fen
= u. Bismarckſtr.*

Auschneide-und
1332a) Mähkurse
Neuanfertigen. Umrändern. Fründl. ge=
wiſſenh
. Ausbild, Tages= und Abendkurſe.
Adele Bachragt
Neiſterin, nur Wendelſtadtſtr. 47, part

Thaiysia-Asthma-Tee
regt die allgemeine Ausſcheidungs=
tätigkeit
des Körpers und ſpeziell die
Atmungsorgane bis in die kleinſten
Bronchien wohltätig an.
Preis Mk 2.
Thafysia-
Lungen-Kräufer-Tee
ſeit vielen Jahren erprobt, hat er ſich
bei Hals=, Bruſt= und Lung nleiden
hilfreich erwieſen. Großer Erfolg bei
Aſthma, Huſten. Heiſerkeit, Jufluenza,
Verſchleim ng und Bronchialle den
Preis Mk. 0.75.
2357
Reformhaus Eos‟ Thalysia
Ecke Eliſabethen= und Luiſenſtraße.

[ ][  ][ ]

Nummer 33

Sonntag, den 8. Februar 1931

Seite 9

Aufruf!
Winterhilfe 1931 der freien Wohlfahrtspflege in Heſſen.
Der Winter 1930/31 ſtellt unſer deutſches Volk vor ungeheuere Not. Die
Zahl der Arbeitsloſen redet eine erſchütternde Sprache. Tauſenden unſerer Volks=
genoſſen
kann durch die Fürſorge des Staates, der Kreiſe und Gemeinden nicht
ausreichend geholfen werden. Nur dann, wenn alle Verantwortungsbewußten
von dem feſten Willen zu helfen beſeelt ſind, kann eine Linderung des Elends
erhofft werden.
Die unterzeichneten Verbände der freien Wohlfahrtspflege in Heſſen haben
ſich in der Erkenntnis ihrer gegenwärtigen Aufgabe zu einer Arbeitsgemeinſchaft
Winterhilfe 1931 zuſammengeſchloſſen und beabſichtigen im ganzen Heſſen=
land
, eine vom Herrn Miniſter des Innern genehmigte Geldſammlung für die
notleidenden Volksgenoſſen durchzuführen.
Wir wenden uns an alle, die irgend helfen können und bitten Sie: Seid
bereit, auch einmal ein Opfer zu bringen für die, deren Not noch härter iſt als
die Euere, gebt reichlich!
Die Durchführung der Sammlung erfolgt durch Ausſchüfſe, die für die
einzelnen Kreiſe und größeren Städte gebildet ſind.
Darmſtadt, den 22. Januar 1931.
Die Arbeits gemeinſchaft der freien Wohlfahrtspflege in Heſſen=
Landesverband der Inneren Miſſion in Heſſen
Caritasverband für die Diöze e Mainz
Landesverband für die Iſraelitiſche Wohlfahrtspflege in Heſſen
und Heſſen=Naſſau
Heſſiſches Rotes Kreuz (Landesverein und Aliee Frauenverein)
Chriſtliche Arbeiterhilfe, Landesausſchuß Heſſen
Deutſcher Fünfter Wohlfahrtsverband, Bezirk Heſſen.
Vorſtehenden Aufruf bringen wir zur öffentlichen Kenntnis und bitten die
Bevölkerung, unſeren Sammlern, die mit entſprechenden Ausweiſen verſehen ſind,
Geldſpenden freundlichſt zu überweiſen
Darmſtadt, 2. Februar 1931.
410
Der Arbeitsausſchuß für die Stadt Darmſtadt:
Evang. Wohlfahrtsdienſt, Caritasverband, Iſraelitiſche Wohlfahrts=
pflege
, Heſſiſches Roies Kreuz (Landesverein u. Alicefrauenverein),
Arbeiterhilfe der chriſtlichen Gewerkſchaft,
Fünfter Deutſcher Wohlfahrtsausſchuß, Bezirk Heſſen.

ORM.
RÜHLJCHE
LEIHBIBLIOTHEK
LAUFEHDE
NEUERSCHENUMGER
W

Jg. Berufst. Frau
m. 2½j. Töchterchen
ſucht z. 1. 3. ſchön
mbl. Zim. in nur
gut. Einfamilienhs.
m. Gart., woſ. Kind
tagsüber verpflegt
werd. k. Ang. unt.
V. 19 Geſchſt.

Stud. ſucht ſaub. u.
gemütl. Zim., evtl.
ſep. Eing., in gutem
Hauſe. Preis nicht
über 30 . Ang. u.
V. 57 a d. Gſchſt.

OOL Ein Ruf an alle Geplagten! Hier iſt die Hilfe für ao49
Beine, die Borgen madhen

Ea

Vorträge

über Störungen der Butzirlu=
lation
in den Beinen, der weit=
verbreiteten
Urſache aller Bein=
leiden
und Beinbeſchwerden,
Ausſichten ihrer Heilung, Lin=
derung
, Verhütung durch
den neuen, verbeſſerten
gummülosen
Thalgſia=Kompreß= Sirumpf
Graziana

Vorführung
wie man bei Krampfadern. Ve=
nenſchmerzen
, Schwere u. =
digkeit
in den Beinen, plumpen
Vaden u. Feſſein, abendlichen
Schwellungen, Stechen, Krib=
beln
endlich wirkliche Hilfe
findet durch den neuartigen von
Dr. med. Garms verbeſſerten
gummilosen
Thalyſia=Kompreß=Strumpf
Graziana

mit völlig unverbindlicher Prüſung und Raterieilung durch die von Dr. med Garms
Anproße ausgebildete Spezialiſin. Das Wohlbeſinden beim Anlegen überzeugt Sle, daß
Ihnen wirklich hilft der gummiloſe Thalyſia=Kompreß=Strumpf Graziana. Vorträge finden wäh=
rend
der Woche vom 9. 14. Februar u. zwar vormitt. ½11 Uhr u. nachmittags ¼44 u. ½6 Uhr ſtatt.
Reformhaus Bos-Thafgsia
Ecke Eliſabethen u. Luiſenſir. Tel. 971. Autoriſ. Verkaufsſtelle der ThaltſigWerke, Leipzig=Süd. 8
KKRROP4

Gender Mdebs!

während der Weißen Woche

Allgemeine Orkskrankenkaſſe Darmſkadk=Stadk.
Oeffentliche Mahnung.
I. Gemäß § 46 der Satzung werden die Arbeitgeber mit fünf und mehr Be=
ſchäftigten
erſucht, die für Monat Januar erforderliche Nachweiſung nebſt
den fälligen Beiträgen bis ſpäteſtens 15. d. Mts. an die Kaſſe einzuſenden.
Erfolgt die Einſendung der Nachweiſung und der Beiträge in der vor=
bezeichneten
Friſt nicht, ſo iſt der Vorſtand auf Grund des § 318a R.V.O.
ermächtigt, die Beiträge zwangsweiſe feſtzuſetzen.
II. Ebenſo werden die Arbeitgeber mit weniger als fünf Beſchäftigten erſucht,
die Beitragsanforderung für Januar ſpäteſtens bis zum 15. d. Mts. zu
begleichen.
III. Die Dienſtherrſchaften werden erſucht, die Beiträge für ihre Hausangeſtellten
für den Monat Januar bis ſpäteſtens 15. d. Mts. zu entrichten. Bei Ein=
zahlung
an der Kaſſe iſt der zugeſtellte Jahresbeſcheid vorzulegen.
Wir bitten zu beachten, daß pro Monat nicht mehr als vier= bzw. fünf=
wöchentlicher
Beitrag zu überweiſen iſt. Hierbei verweiſen wir ganz beſon=
ders
auf die Rückſeite des überſandten Beſcheids vergl. Monatsſpalte.
T. Die freiwilligen Mitglieder werden hiermit nochmals dringend aufgefordert.
ihre rückſtändigen Beiträge für Monat Januar bis 20. d. Mts zu entrichten.
Für die Beiträge, die bis zu dem feſtgeſetzten Termin nicht gezahlt ſind,
müſſen Mahngebühren erhoben und die mit erheblichen Koſten verbundene
Zwangsbeitreibung eingeleitet werden.
Wir machen beſonders daxauf aufmerkſam, daß für alle Zahlungen, die nicht
rechtzeitig erfolgen, außer den geſetzlichen Gebühren ½ % Verzugszuſchlage pro
Monat berechnet werden.
Bei Ueberweiſungen durch Poſt oder Bank iſt das Konto=Nummer und der
Zeitraum anzugeben, für den die Zahlung erfolgt.
(2013a
Allgemeine Orkskrankenkaſſe Darmſtadk=Skadk.

EINEELOTOUNL

in Damen- und Kinder-Wäsche
wie: Taghemden, Nachthemden, Prin-
zeß
- Röcke, Hemdhosen, Untertaillen
usw. haben wir teilweise bis zu

im Preise ermäßigt.
Außerdem erhalten Sie auf alle
regulären Weiße Waren einen
EXTRA-RABATT von

Zur Beachtung!
Für Verbände, Vereine oder Kaſſen,
auch Geſchäftsfirmen, welche bei der
jetzigen Wirtſchaftslage eigenes Büro und
Perional nicht halten wollen übernimmt
anſäſſige ſtreng vertrauenswürdige neu=
trale
Firma mit modern. Kaſſeneinrichtung
Inkaſſo, Verwaltung, Zahlſtelle,
Büroangel. pp. Erforderl. Kaution kann
geſtellt werden. Ang. unt. V. 35 Gſchſt. (*
jeder Art werden
trümpfe angestriekt 255a
auch engl. Sohlen, sodaß solche
gut im Spangenschuh getr. werd.
können. Füße nicht abschneiden
Btrickerei Schmidt
Teichhausstr. 24, 1 Tel 2536
Näh- und Zuſchneide=Schule
von A. Hummel
Kurſe in Kleidern, Weißnäh. u. Sticken,
Preis pro Monat Mk.
Anmeldung täglich von 95 Uhr: (gm
Darmſtadt, Liebfrauenſtraße 109, 2. Stock.
25‟o Rabatt
auf einen Poſien
Kinderwagen
Leber200Stück am
Lager, nur bei
B. Orio
Karlsſtraße 14/16.
(250a)

Stork, Vorſitzender.
Privatschule Heinzerling
Sandstraße 34 am Marienplatz

umfaſſend:
1. Die 4 erſten Schuljahre für Knaben und Mädchen
2. Unterrichiskurſe für Mädchen von 1416 Jahren.
Vollunterricht in allen Fächern, befreiend von der
Pflichtfortbildungsſchule. Ausweiſe für 10jähr, Schulzeit.
Für das erſte Schuljahr ſind noch einige Plätze zu beſetzen.
Elisabeth Heinzerling
Schulleiterin
Sprechſtunden: Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag,
von 121 Uhr
(2372b
K
Paplere aller Ar
(in Rollen und Bogen)!
Wellpappe u. s. w. liefert

Aktiengesellsohaftfür cas Papierfach

3234

Papiergroßhandlung
Büro: Rheinstr. 20,
Lager: Marienplatz. 1
Fernspr. 4711, 12u. 13
Auf Wunsch Vertreterbesuch

Jg. Ehepaar (Mann
Anſt. Mädch. i Arb.
i. ſich. Stellg.) ſucht / 23 3.-W0hN9. ſ. leere hzb. Manſ.,

für ſof. 12 Zim. für 1. April od. 1
m. Küche z. m. An=/Mai geſ. Preisang.
geb. u. V. 31 Gſch.* unt. V. 54 Gſchſt.

ev. a. f. ſp. Ang. m.
Pr. u. V. 14 Geſch*

Aufruf!
Schütze Deine Familie u. Dich seibst
Die große wirtschaftliche Not unserer Zeit kennzeichnet
die kleinen Einkommen. Sie nehmen dem einzelnen
die Möglichkeit, Rücklagen zu machen für Zeiten der
Krankheit und Not. Sie machen es aber jedermann
zur sittlichen Pficht, vorzusorgen für den Fall der
Krankheit und Unfälle in der Familie. Die
Kranken-
66
Unt rstützungs-
ochIté
Kasse
deutscher Landwirte und freier Berufe
bietet jedermann und seiner Familie gegen den niedrigen
Wochenbeitrag von Mk. 1.20 (für die ganze Familie)
Schutz gegen Elend bei Krankheit und Unfällen.
Was bietet die Mothiffe? 268a
Freie Arztwahl, Vergütg, der Arznei-, Operations- und
Krankenbauskosten. Zahnbehdlung. Heilmittel Wochen-
hilfe
, Sterbegeld usw. nach Tarif. Auskunft erteilt:
H½Wilbelm-
Bezirksdirektioa Darmstadtstraße 53, pt.

Geräumige, ſonnige
3=Zim.-Wohng.
(beſchlagnahmefrei)
mit Küche, Bad, in
ſchöner. Lage bis 1.
Mai zu mieten geſ.
Off. u. U. 235 Gſch.*

Ausgenommen einige
Netto-Artikel.
Achten Sie genau auf die Firma!
DNeTA

Vegetarisches-
u
. Friseh kast-
Speisehaus/
Alkohol / Schäfer
treie
Elisabethen•
Getränke.
Geöcknet. st=K

220

von 11-21 Uhr
Telephon 4698

Aner:
kannt
gute Küche
preiswert
und reichlich

DARMSTADT

2361

LUDWIGSTR. 11.

ELIZABETH ARDEN

will, daß allen Damen nur Präparate
verkautt werden, die für sie wirklich
nötig sind. Aus diesem Grunde habe
ich neuerdings in den Berliner Arden-
Salons an einem besonderen Aus-
bildungs
-Kursus teilgenommen, und
berate Sie nun gerne, wie die be-
rühmten
Arden Präparate am vor-
teilhattesten
angewendet werden.
ELIZABETH ARDEN PRAPARAIE
übertretten alle Nachahmungen!
ALLEIN-VERKAUF:
PARFUMERIE FRANK
ELISABETHENSTR. 9

1996b

Achenbach-Garagen
WV.75
ab Lager
Wellblech-, Stahl- und Belonbauten
jeder Art. Angeb. u. Prosp. kostenlos
A Iete
Gebr. Achenbach G. m. b. H., Weidenau/Sieg
Eisen- und Wellblechwerke, Postfach Nr. 167
Vertreter: W. Röper, Darmstadt, Orangerie-A llee 6. Tel 230,

Fräulein
tagsüb. im Geſchäft,
ſucht per 15. Febr.
möbl. Zimmer
ohne Kaffee,
monatlich 20 Mark.
Angeb. erbet. unter
V. 45 a. d. Gſchſt.
Zwei Räume
lod. beſchlagnahmefr.
2=Zim.=Wohnung
m Zentr. f. Büro=
zwecke
zu mieten ge=
ſucht
. Angeb. unter
V. 22 Geſchſt. (*g

Akademiker ſucht
56=Zim.=Wohng.
mit Bad i. Süd. o.
Südoſten d. Stadt.
Mietb.=Karte vor=
handen
. Angeb u.
U. 165 Geſchſt. (

Eilk!
1= od. 2=Z.=Wohng.
ſof geſucht. Billige
Miete. Angeb. unt.
V. 46 a. d. Gſchſt. *

eſchlagnahmefreie
T 1-2 Z.=Wohnung
mit Küche per ſof. od
1.4 31 von jg Ehepaar
jeſucht. Ang m Preis
u U 250Gſchſt. 2326b

Kaufe Drehſpul=
Voltmeter. Ang. u.
U. 168 a. d. Gſchſt.

Guterh. Badeofen
geſucht. Angeb. mit
Preisangabe unter
V. 43 a. d. Gſchſt.

och besser
Noch schneller!
KUNBEAM
das Motorrad der englischen Spitzenklasse.
Vertretung:
L. BAUMERT, Mühlstraße 13.

Konentgarterein Barmf
Unser Geschäftslokal
befindet sich ab nächsten
Montag, den 9. ds. Mts.
nicht mehr Viktoriastraße 94, sondern
Lafddett HrLeboherrädktafterm.
Bürostunden von 8-6, Samstags von 8-4 Uhr.
Der Vorstan d.

Briustschaule Lucfas
Mathildenstr. 41, Teleph. 1068
628a)

Vorbereitung von Knaben und Mädchen
für die Sexta höherer Lehranstalten.
Hnmeldungen täglich 4 5 Uhr.
Martha Lucius, Schulleiterin.

Hygienische
chemische ROINIAUN8
nach neuestem Verfahren in ständig fließendem Benzin
Ruf 7as Reingeld auf zas
Chemische Kleiderreinigungsanstaft
Marktpassage, neben Firma Rothschild. Fabrik Kranichsteiner Str. 28/60.
(2044z
Abbolen und abliefern kostenlos,

[ ][  ][ ]

Seite 10

Sonntag, den 8. Februar 1931

Rätſelhaftes Gasunglück in Koblenz.
Koblenz. In einem Hauſe im Vorort
Neuendorf bemerkte ein Ehepaar in der Nacht
zum Freitag Gasgeruch. Das Ehepaar begab ſich
darauf ſofort in die Wohnung des Hauſes und
fand im 1. Stockwerk vier ſchlafende Kinder im
Alter von 8 bis 17 Jahren, die durch das Gas
bereits betäubt waren. In der Küche im Erd=
geſchoß
wurde der Schwager des Hausbeſitzers
ebenfalls vergiftet aufgefunden. Von Aerzten
ausgeführte Wiederbelebungsverſuche hatten bei
den Kindern Erfolg, während der Schwager des
Hausbeſitzers nicht mehr ins Leben zurückgerufen
werden konnte. Die Urſache des Unglücks konnte
bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Die einen
behaupten, daß Gas aus der Leitung heraus=
geſtrömt
ſei, die anderen dagegen ſind der An=
ſicht
, daß es ſich um giftige Gaſe handele, die aus
einer Dunggrube durch die Kanaliſation in das
Haus gelangt ſeien. Das Unglückshaus wurde
polizeilich geräumt.
Eine Handgranate im Mühlentrichter.
Niederzeuzheim. Am Mittwoch nach=
mittag
hätte ſich in der Oberziegenfurther Mühle
leicht ein ſchweres Unglück ereignen können. Als
bei der Vermahlung von Korn der Mühlentrich=
ter
faſt leergelaufen war, griff der Sohn des
Mühlenbeſitzers gewohnheitsmäßig in den Trich=
ter
hinein, um feſtzuſtellen, ob noch etwas Stroh
oder dergleichen vom letzten Gang zurückgeblie=
ben
war, das eine Verſtopfung des Trichters zur
Folge hätte haben können. Unter dem reſtlichen
Korn fühlte er einen harten Gegenſtand in der
Größe eines Hühnereies. Es ſtellte ſich dann her=
aus
, daß es ſich um eine engliſche Handgranate
handelte. Wie die Handgranate in das Korn
gekommen iſt, iſt noch nicht geklärt. Wahrſchein=
lich
hat ſie ſich in einem der Säcke befunden, in
denen die Frucht in die Mühle gebracht wurde.
Hätte der junge Mann die Feder gezogen, ſo
wären er und die in der Mühle anweſenden
Perſonen ſicher Opfer des gefährlichen Fundes
geworden. Die Granate wurde von der Land=
jägerei
Niederzeuzheim auf dem Bürgermeiſter=
amt
Oberzeuzheim deponiert.
Räuberfrechheit.
Haiger. In Ruppichteroth wurde auf
einen allein gelegenen Bauernhof ein Raubüber=
fall
verübt. Nachdem die Banditen den Hofhund
getötet hatten, drangen ſie in die Wohnung ein.
Dort ſchlugen ſie den Beſitzer zu Boden, daß er
ohnmächtig liegen blieb. Von der Frau ver=
langten
die Räuber dann die Herausgabe des
geſamten Geldes. Als ihnen von der entſetzten
Frau nur 30 Mark gegeben werden konnten,
forderten, ſie unter Todesdrohungen, daß die
Frau alsbald von der Sparkaſſe weiteres Geld
holen ſollte. Die Räuber entfernten ſich dann.
Feſtnahme einer großen Einbrecherbande.
Dortmund. Der Kriminalpolizei iſt es
gelungen, einer gut organiſierten Einbrecher=
kolonne
auf die Spur zu kommen, deren Mitglie=
der
in der letzten Zeit eine große Reihe von
ſchweren Einbrüchen ausgeführt hatten. Durch
einen überraſchenden Zugriff der Kriminalpoli=
zei
konnte die Einbrecherbande, die aus ſieben
Perſonen, darunter mehreren Frauen beſtand,
hinter Schloß und Riegel gebracht werden. Der
Geſamtwert der von der Bande im Laufe der
letzten Zeit geſtohlenen Sachen beläuft ſich nach
den bisherigen Feſtſtellungen auf über 40 000
Reichsmark.
Geſtändnis der Brandenburger Bahnpoſträuber.
Berlin. Der Ingenieur Willi Rexroth und
der Schmied Michelmann, die unter dem Ver=
dacht
verhaftet wurden, am vergangenen Sams=
tag
im Brandenburger Bahnpoſtamt eine plom=
bierte
Geldkaſſette mit 8600 Mark an amtlichen
Geldern geſtohlen zu haben, haben jetzt vor der
Kriminalpolizei die Tat eingeſtanden.
Schwerer Bootsunfall im Hamburger Hafen.
Hamburg. Im Ellerholzhafen wurde
geſtern ein mit 10 Perſonen beſetztes Ruderboot
von einem Schlepper überrannt. Zwei Perſonen
wurden getötet, zwei Perſonen in ſchwerverletz=
tem
Zuſtande geborgen, die übrigen Inſaſſen des
Bootes, die ſämtlich gerettet werden konnten,
hatten keine Verletzungen erlitten.
Ein ruſſiſcher Dampfer im Sinken begriffen.
Sebaſtopol. Der ruſſiſche Dampfer
Sergiec, der 100 Paſſagiere an Bord hat, iſt
in der Nähe von Sebaſtopol auf Felſen gelaufen
und befindet ſich in ſinkendem Zuſtande. Ruſſiſche
Kriegsſchiffe ſind zur Hilfeleiſtung ausgelaufen.

Schrifſteller Profeſſor Weddigen
80 Jahre alf.

Prof. Dr. Otto Weddigen,

der bekannte weſtfäliſche Heimatdichter, feiert
um 9. Felruar ſeinen 80. Geburtstag. Seine
jahlreichen Veröffentlichungen behandeln deutſche
Literaturgeſchichte, weſtfäliſche Heimatkunde ſo=
wie
deutſche Volksſagen. Auch als Dramatiker
iſt Wed gen hervorgetreten.

Nummer 38

Links: Jugendbild Aennchen Schuhmachers, der berühmten Lindenwirtin. Mitte: Feierliche Einweihung des Aennchen=Heims. (In der Mitte
Aennchen Schuhmacher.) Rechts: Der weltberühmte Gaſthof Zur Lindenwirtin In Godesberg am Rhein wurde neben dem berühmten
Studentengaſthof Zur Lindenwirtin das Aennchen=Heim eröffnet, in dem alle Andenken, die die Lindenwirtin Aennchen Schuhmacher im Laufe der
vielen Jahre geſammelt hat, untergebracht ſind. An der Feier nahmen die Bonner Korporationen vollzählig teil.

des Aennchen=Heims in Godesberg.

Oben: Daytona Beach, die Rennſtrecke Campbells.
Unten: Capt. Campbell in ſeinem Rennwagen Blue Bird II.
In Daytona Beach ſtellte Capt. Campbell einen neuen Autoſchnelligkeitsrekord mit 395 Stunden=
kilometern
auf, das bedeutet nicht weniger als 110 Meter pro Sekunde.

Doch Nordpolflug des Zeppelins?
London. Der amerikaniſche Journaliſt
Karl von Wiegand teilt im Daily Herald mit,
daß unter Mitwirkung der Aero=Arktis Pläne
für einen Zeppelinflug in die Arktis fertigge=
ſtellt
worden ſeien, der noch in dieſem Jahre
ſtattfinden ſoll. Die Expedition, an der auch
deutſche Wiſſenſchaftler teilnehmen ſollen, werde
unter der Führung von Dr. Eckener ſtehen. Un=
ter
den Wiſſenſchaftlern befindet ſich Prof. Otto
Schmidt, der Leiter der Sverdrup=Expedition.
In die Arktis ſeien bereits zwei Kolonnen vor=
geſchoben
worden. Sie bilden, wie Prof. Schmidt
erklärt, den Kern für die zwei Expeditionen, die
für den Polarflug notwendig ſeien. Der beab=
ſichtigte
Flug erfordere die Einrichtung von vier
Stationen, um Landungsmaſten, Brennſtoffe und
Nahrungsmittel bereitzuſtellen. Der Zeppelin
würde einen Teil der künftigen Route befliegen,
die eines Tages von London über das Polar=
gebiet
nach Alaska und dann nach Amerira füh=
ren
ſoll. Eine Beſtätigung dieſer Meldung
von Dr. Eckener iſt zurzeit nicht zu erhalten, da
er augenblicklich verreiſt iſt.

Exploſion auf einer amerikaniſchen Vergnügungs=
Jacht.
Ocala (Florida). Auf einer im Golf von
Florida kreuzenden Vergnügungsjacht, die mit
einem Glasboden ausgeſtattet war, um einen
Durchblick nach den Meerestiefen zu ermöglichen,
ereignete ſich eine Exploſion, die einen Brand
hervorrief. Die von einer Panik erfaßten Paſſa=
giere
ſprangen ins Meer. Man glaubt, daß die
meiſten gerettet werden konnten.
Erdbeben in Venezuela.
Caracas (Venezuela). Starke Erdſtöße
wurden in Cumana, in der Provinz Bermudez,
verſpürt. Dem Erdbeben folgte eine Sturmflut
in den benachbarten Häfen Caigure und Puerto
Sucre. Die Bevölkerung flüchtete, von Panik
ergriffen, aufs freie Land, da ſie eine Wieder=
holung
der furchtbaren Kataſtrophe befürchtete,
die im Jahre 1928 einen großen Teil von Vene=
zuela
verwüſtete. Bisher ſind jedoch keine Todes=
opfer
gemeldet worden.

Räuberiſche Diſſidenten ſtehlen 2000 Schafe.
Paris. Nach einer Meldung des Petit
Pariſien aus Rabat, haben franzoſentreue Ein=
geborene
einen etwa 100 Gewehre ſtarken Diſ=
ſidententrupp
, der 2000 Schafe geraubt hatte,
verfolgt und ihm die Beute wieder weggenom=
men
. Bei der Verfolgung durch die franzoſen=
treuen
Eingeborenen haben die Diſſidenten un=
gefähr
18 Tote verloren.
500 Millionen Mark Schaden im Neuſeeländer
Erdbebengebiet.
London. Die Rettungsarbeiten im Erd=
bebengebiet
von Neuſeeland machen Fortſchritte,
ſo daß die Regierung die zwangsweiſe Räumung
der Stadt Napir aufheben konnte. Die Angaben
über die Zahl der Toten gehen noch ſtark ausein=
ander
. Der durch das Erdbeben hervorgerufene
Geſamtſchaden wird auf 500 Millionen Mark ge=
ſchätzt
. Nach Anſicht von Sachverſtändigen iſt
ein Wiederaufbau der Stadt Napir unmöglich.
Schwere Wolkenbrüche in Auſtralien.
Sydney. Langanhaltende wolkenbruchar=
tige
Regenfälle haben in Queensland und Neu=
ſüdwales
ausgedehnte Ueberſchwemmungen ver=
urſacht
. Die Stadt Brisbane an der Küſte und
die Umgebung der Stadt ſind beſonders von
ſchweren Ueberſchwemmungen bedroht. In ver=
ſchiedenen
Teilen der Stadt Brisbane, beſonders
in den ſüdlichen Vororten der Stadt, ſteht das
Waſſer bereits mehrere Fuß hoch. Stromverſor=
gung
und Verkehr ſind unterbrochen, zahlreiche
Geſchäfte und Häuſer unter Waſſer geſetzt wor=
den
. An der Küſte von Neuſüdwales ſind veſon=
ders
die Orte Lismore, Kyogle und einige be=
nachbarte
Ortſchaften am ſchwerſten in Mitlei=
denſchaft
gezogen. Menſchenleben ſind bisher den
Fluten nicht zum Opfer gefallen.
Zwei japaniſche Dampfer geſtraudet.
Perth. Nach hier aufgefangenen Funk=
ſprüchen
iſt der japaniſche Dampfer Schunſei
Maru bei Cloates Point (Weſtauſtralien) auf
einem Riff geſtrandet. Der japaniſche Dampfer
Chofuku Maru, der ihm zu Hilfe eilen wollte,
iſt infolge des ſtarken Sturmes gleichfalls auf
Grund geraten, wobei das Waſſer in den Ma=
ſchinenraum
eindrang. Für die Beſatzung be=
ſteht
keine unmittelbare Gefahr.

Kattowitz. In der Nähe des Güterbahle=
hofes
von Krakau ſtießen geſtern früh, gegen
5 Uhr, zwei Schnellzüge der Linie Kattowitz
KrakauWarſchau aufeinander. Die beiden Lo=
komotiven
ſind entgleiſt und zahlreiche Wagen
zertrümmert.
Ueber das bereits gemeldete Eiſenbahnun=
glück
bei Krakau erfahren wir von der Eiſen=
bahndirektion
Kattowitz, daß gegen 5.30 Uhr
morgens der Schnellzug Bukareſt-Berlin mit
einem Schnellzug KattowitzWarſchau unweit
des Bahnhofes von Krakau zuſammenſtieß. In
der dortigen Gegend werden zurzeit Umbau=
arbeiten
vorgenommen, und man nimmt an, daß
dieſe die Urſache für den Zuſammenſtoß geweſen
ſind. Die eigentliche Urſache iſt jedoch noch nicht
bekannt. Die beiden Maſchinen ſind unbrauchbar.
Wie zu dem Eiſenbahnunglück in Krakau ergän=
zend
gemeldet wird, ſtellt ſich die Kataſtrophe als
außerordentlich ſchwer heraus. Die beiden
Schnellzüge ſtießen mit großer Wucht zuſammen.
wobei die Lokomotiven aus den Schienen
ſprangen und umſtürzten. Die beiden Heizer
wurden auf der Stelle getötet. Der Poſtwagen
des einen Zuges wurde vollſtändig zuſammen=
gedrückt
. Dabei ſind zwei Poſtbeamte getötet
worden. Von den Paſſagieren der Züge ſind
bisher ein Ingenieur aus Krakau und fünf
weitere Perſonen als Leichen aus den Trüm=
mern
geborgen worden. Ein großer Teil der
Verletzten hat ſchwere Verwundungen davon=
getragen
. Die Aufräumungsarbeiten ſind in
vollem Gange. Der Sachſchaden iſt außeror=
dentlich
groß.
Bei dem Zuſammenſtoß eines Schnellzuges
und eines Perſonenzuges in der Nähe von Kra=
kau
, und nicht, wie zuerſt gemeldet, zweier
Schnellzüge, ſind nach den neueſten Feſtſtellungen
10 Tote, 15 Schwer= und 31 Leichtverletzte zu
beklagen. Die meiſten Opfer ſollen Oſtoberſchle=
ſier
ſein.
Dieſe Verſion wird beſtätigt durch eine Aus=
kunft
beim Hauptbahnhof Beuthen, wonach der
ſonſt um 8.28 Uhr von Beuthen abfahrende Bu=
kareſter
Wagen geſtern erſt mit einer Verſpä=
tung
von 198 Minuten in Beuthen eintraf und
erſt mit dem um 12.22 Uhr von Beuthen abfah=
renden
D=Zug nach Berlin geleitet werden
konnte. Wenn es ſich um den Zuſammenſtoß
zweier Schnellzüge gehandelt hätte, wäre auch
der Bukareſter Wagen nicht bloß mit einer im=
merhin
erheblichen Verſpätung in Mitleiden=
ſchaft
gezogen worden.
Die Rettungsarbeiten an der Unglücksſtelle;
auf dem Krakauer Bahnhof ſind auch am Näch=
mittag
noch nicht beendet. Die Bergung der To=
ten
und Verletzten geſtaltet ſich außerordentlich
ſchwierig, da mehrere Wagen durch die Gewalt
des Zuſammenſtoßes ineinandergeſchoben und
teilweiſe hochaufgetürmt worden ſind. Faſt alle
Verunglückten müſſen mit Hilfe von Schneide=
apparaten
aus ihrer qualvollen Lage befreit
werden. Die beiden Lokomotiven bilden einen
einzigen wirren Trümmerhaufen, wie überhaupt
die ganze Unglücksſtelle einen furchtbaren An=
blick
bietet. Ueber die Zahl der Opfer ſind im=
mer
noch keine genauen Angaben zu erhalten.
Die Geſamtzahl der Verletzten beträgt inge=
ſamt
46.

Zeppelin=Verkehr über den Atlantik im Jahre
19322
Waſhington. Der Präſident der Zeppe=
lin
=Goodyear=Geſellſchaft, Litchfield, erklärte vor
der Senatskommiſſion für das Luftſchiffweſen,
falls der Kongreß die Poſtbeförderungsverträge
für eine Luftverkehrslinie zwiſchen den Verei=
nigten
Staaten und Europa genehmige, verde
dieſe Linie im Jahre 1932 in Betrieb genommen
werden. Die Luftſchiffe für dieſe Linie müßten
doppelt ſo groß ſein, als das Luftſchiff Graf
Zeppelin.
Untergrundbahnunglück in New York.
20 Verletzte.
New York. Bei einem Zugzuſammenſtoß
auf der New Yorker Untergrundbahn wurden
geſtern 20 Perſonen leicht verletzt. Der Unfall
ereignete ſich dadurch, daß ein Untergrundbahn=
zug
auf den letzten Wagen eines anderen Zuges,
der mit 150 Perſonen beſetzt war, auffuhr. Der
Verkehr auf der Untergrundbahnlinie war für
längere Zeit unterbrochen.

[ ][  ][ ]

Nummer 39

Sonntag, den 8. Februar 1931

Seite 11

2ste Beiten au sehr miedrigen Breisen!
Deckbetten mit echttarbig roten Inlett. Federn-, Halbdannen-

und Dannenfällung Mk. 19.50 22. 29. 37. 44.
47. bis 79.
Kissen
Mk. 6. 8. 10. 12.50 bis 21.
Matratzen, eig. Anfertigung, aus besten Stoffen, 3teilig mit
Keil, Seegras, Wolle, Kapok und Rosshaar
Mk. 20. 27. 33. 39. 42. 49. bis 175.
Reform-Unterbetten, Reform-Kissen
Alle Onalitäten, alle Farben. Federköper vom
Stück, sehr billig.

Boteell Bbchtef Haus

Betttedern und Dannan
Ik. 1.20, 2.10, 3., 4.50
5.75, 6.50, 7.50
bis 18.

Steppdecken in prima Ansführung, in allen Farben, Halb-
woll
- und Wollfüllung IIk. 13.50 24. 33. 45. bis zu
den feinsten Mk. 65.
Daunen-Steppdecken in viel. Farb. Mk, 63. bis 135.
Metall-Bettstellen, Holz-Bettstellen in hundertfacher
Ansmahl für Erwachsene und Kinder
Wolldecken, Kameihaardecken in allen Preislage
und selten schöner Answabl.
Bachdaht
Darmstadt, Markt 11 Mainz, Flachsmarktstr. 24
Telephon 2188
Telephon 2261 (3285

R

MäNRLICH
Zigarettenfabrik
vergibt Vertretung.
Angeb.: Poſtfach 8.
Leipzig N. 21.
(TF.2296)


Averg, Vertreiun
an rühr. Damen
Au. Heiren z. Beſ.
d Priv.=Kundſch.
Angen Tätigk. b.
hoh. Verd. Poſt=
fach
30, Schmiede=
feld
h. Suhl.

Höchstverdienst
ReSOIIOET AA erzielen Damen und Herren AApril a. Hauswirt=

Gebrauchsgraphiker
allererste Kraft
ideenreicher Praktiker,
25t
werbetschn. erfahren,
p. sof. 0. spät. gesueht.
Südd. Werbekunst, Ohlystraße 61.

Guke dauernde Eriſkenz
wird durch Uebernahme eines ſelbſtän=
digen
Vertriebsgeſchäfts für unſere Pro=
dukte
der Lebensmittelbranche, mit wirk=
ſamer
Einführung, ſtrebſamen Leuten
geboten. Exforderlich: Lagerraum, Lie=
ferwagen
, Betriebskapital. Ausführliche
Angebote u. V. 40 an die Geſchſt. (2359

Kunstmaler
Kunstgewerbler
Graphiker

Soesalisten
im Entwurt
von Packungs-
Reklamen (Keks,
eralinen, Schekd-
lade
, Porfüm, für frei
Mitarbeit gesucht.
Südd. Werbekunst,
Ohlystraße 81.

Führende Weingroßhandlung
Spez. Rhein= und Pfalzweine,
ſucht bei der Privatkundſchaft gut
eingeführte.
(2t7tb
Hertreter
gegen zeitgem. Proviſion. Angeb
Au U 153 an die Geſchäftsſt. ds. Bl. *

möglichst gelernter Drogist,
der in Kolonialwaren- und
Drogengeschätten gut einge-
tührt
ist, gesucht. (2388
Austührliche Angebote erbeten un-
ter
V. 58 an die Geschäftsstelle.
O
Die moderne Kunſtſtrickereik

Kat
der Femina=Strickmaſchine‟

bunsfarbige Weſten, Puulover, Sterick=
A kleider, Sportartikel bringe hoben Ver=
dienſt
. Leicht erlernbar. Bünſtige Be=
dingungen
. Proſpekt gratis und franko.
Trikotagen= und Strumpffabrik
Neher& Fohlen, Saarbrücken 3

(Haupt= oder Nebenberuf), durch
Verkuf von unſerem bekannten
vreier Bläluas-Häflee!
Alt=Bremer Import=u. Verſandhaus =Taſchengeld. Angeb.
Addicks CCo., Bremen !
Kaffe=Import= und Groß=Röſterel 2

Suche f. m. Tochter,
Real= u. Frauenſch.=
Abild., evgl., 18½ J.
Stelle auf 1. od. 15.
ſchaftslehrlg. (H.T.)
in g. Hauſe, auch b.
Kindern, wo Hilfe
porhand., mit voll.
Fam.=Anſchl. u. kl.
Au. V. 41 Gſch. (2352/

Lehrmädchen
aus guter Familie, intelligent, mit 10jähr.
Schubildung, zu Oſtern geſucht. Möglich=
keit
zur vielſeitigen Ausbildung. Angebote
unter V 64 an die Geſhäf Sſtelle.

Alleinmädchen
zuverläſſig, in allen
Hausarb. durchaus
erf., ſelſt. koch.
1 März geſ. Mor=
genhilfe
vorh. Ang.
u. V. 27 Geſchſt. (*

Fräul, kath. 24 J.
welches kochen und
backen gelernt hat,
ſucht Stelle bis z.
1-15. März a. Bei=
köchin
, am liebſten
in eine Anſtalt od.
Krkhs., gute Zeug=
niſſe
ſ. vorh. Briefe
a. Fr.Maria Lorenz,
Heppenheim a. B.,

Ehrl. ſolid. Mädel/Wilhelmſtr. 28 (2351
ſucht Beſchäftigung
i fein. Tageskaffee
Angeb. unt V. 26 G. Flickerin hat n.
a. d. Geſchäftsſt. (* Tage frei. Ang. u.
V. 61 a. d. Geſch. *

Waren-Verteiler
erziel.größ. Verdienst
dureh direkt. Bexus
uns ſein Qugl. Röst=
kaffee
. Preisliste tre!
We rich & lots
Hamburg 20.
2350)

Sich. Verdienft
erhalt, intellig. Leute
in jed. Ort durch Ver=
kauf
unſ. konkurrenz=
los
bill. Setſe, Waſch=
mittel
uſtv. (ſtren
reell). Für Muſterzu=
ſendung
. 40 Pfg. in
Briefm. erwünſcht.
Angeb an Haßf=Fabriß,
Berghauſen 154 (Bad.)
(11474)

Provisions-Agenten
zum Besuch von Kolonialwaren-,
Drosen-, Zuckerwaren-, Elekiro=
tecnnischen
-, / abrrad- nnd der-
gleichen
Cesehälten von bedeu-
tender
Firma der Markenartikel-
Branche gesucht. Hohe Provision
wird gezahlt. Vertrauenswürdige
Herren, die Marken-Artikel mit
Eikolg bereits verkauft haben u.
vor allem nicht nur den Stadt-,
sondern auch den Landberirk be-
arbeiten
, wollen ausführliche An-
gebole
mit Angabe der bisherigen
Tätigkeit unter A. B. 11082
über Rudolf Mosse, Magde-
burg
, abgeben
L.Mgd. 2299

Einige tüchtige (II. I. 2196 6
Bezirks=Pertreteré

werden noch eingeſtellt zum Be=
ſuch
der Landwirte und ländl.
Tierhalter für den Verkauf alt=
bekannter
und leichtverkäuflicher
Viehnährmittel, die in jeder Vieh=
haltung
gebraucht werden. Große
9Abfatzmöglichkeiten, daher hozes
Einkommen! Schriftl. Angeb. unt.
Angabe des bereiſten Bezirkes u.
L. P. 119 an d. Geſchäftsſt. ds. Bl.

Reichsdeutſch. Weg=
weiſer
(Finanz= u.
Immobilienzeitung)
vergibt b. gut. Ver=
dienſt
Generalver=
tretung
. Mitarbei=
ter
, ſow. Maklerfir=
men
genehm. Zu=
ſchr
. an Max Brand,
Hannov=Badenſtedt
Am Solbad 27.
(FI.2374)

Wäſchefabrik ſucht
Frivak=
Reiſende
f Bettwäſche Küch.=,
Tiſch=, Leibwäſche u.
Tapiſſerie bei hoh.
ſofortigen (IL.2298

Ang. an: Schließfach
246. Plauen i. V.

Lehrling geſucht!
Mod einger Bäcke=
rei
u. Konditorei i.
Dſtdt. ſ Lehrlg. a.
achtb. Familie. Es
wird Wert a. gute
Kleid. u. Zeugn. ge=
legt
. Solche, d. ber.
ſchulfr., w. bevorz.
Schriftl. Ang. unt.
U. 107 Geſchſt.

Die Kälte hält an,
schützen Sie lhre Gesundheit!
Brust- und Lungenschutzer.
Leibbinden und Kniewärmer
in reiner Wolle, wollgemischt und Macco,
Unterkleidung für Damen, Herren und Kinder.
Prof, Dr. Jaeger, Ribana, Gischo und andere führende Fabrikate
Küblers gestrickte Hanna-Schlupfhosen
in jedem Geschmack, für
Strickkleidung Damen, Herren, Kinder
Wollene Damenstrümpfe, Herrensocken, Kinderstrümpfe
Strumpfgamaschen f. Damen u. Kinder, Herrengamaschen
zu äußersten Preisen.
Spezlalhaus
Ton ditſitt &
2us Kirchstraße, Ecke Schustergasse.

WElBLIcH

Suche jg. Frau od.
Mädchen m. guten
Empf. f. 3 Tage i.
d. Woche vorm. 3St.
f. alle Hausarbeit.
Martinsſtraße 33 I
Vorzuſt v. 910 u.
121 Uhr.

Ja. ſaub. Lauffrau
vorm. geſucht. Meld.
1012 u. 46 Uhr.
Kiesſtraße 127.
Franke.

Angeſehene Lebensverſicherungs=Geſellſchaft
ſucht per ſofort für hieſigen Bezirk
1 Spezialbeamtens
zur Auswertung vorhandener Vertragsbe=
ziehungen
zu großen Beamten Verbänden.
Energiſchen, arbeitsfreudigen Fachleuten mit
guten Erfolgen u. einwandfreier Vergangen=
heit
iſt günſtige Auftiegsmöglichkelt bei ent=
ſprechenden
Bezügen und Speſen geboten
Bewerbungen mit Unterlagen unter J. V.556
an Invalidendank Ann.=Erped Frankfurtim.

Lehrnädchen
ſtens 15 Jahre alt,
geſucht.
Grele Welter
Kirchſtraße 4 u. 5.
Vorzuſtellen: Sonn=
tag
mittag 2 Uhr
Hermannſtraße 35.*

Tücht. Mädchen m.
gt. Zeugn. b. n. d.
Spül geſ. Näh. Gſch.*

Ordentliches
Mädchen.
mögl. vom Lande
z 1. März geſucht.*
Stud Rat Dipl.Ing.
Hainz. Gervinus=
ſtraße
79, 1. Stock.

WElBLICH
Aelt. eRl. Möcher
ſucht Laufſtelle.
Angeb. unter V. 42
an die Geſchäftsſt.*

Nebräſentative jüngere Herken
nicht über 25 Jahre, für leichte Reiſetätigkeit

Freie Fahrt, täglich Geld! Vorzuſtellen: Moniag
Kotel Tranbe, von 1012 Uhr bei Herrn Plachta.

(I. 2294

Süddeutſche
Peinimportfirma
ſucht Vertreter mit beſten Bez. zu
einſchl. Demigroßhandel ( Kolonial=
warengeſchäft
uſw.) Nur beſ. befäh
Verkaufskräfte werden um Bewerb.
m. Reſer, gebeten unter F. 0. K. 245
durch Rudolf Moſſe, Frankfurt a. B.

Fäuſein
perfekt i. Abſtecken
welche auch ſchon i.
Verkauf tätig war,
ſucht Stell. in Kon=
fektion
, damit ſie ſich
im Verkauf weiter
ausbild, kann. Ang.
unt. V. 56 Gſchſt.*

Geb. jg. Mädchen,
22 J. evgl Nord=
deutſche
, ſucht Stell.
als Haustochter m.
Fam.=Anſchluß und
Taſchengeld,woHilfe
vorhanden. Haush.=
Schule beſucht. (*sg
Angebote u. U. 238
a. d. Geſchäftsſtelle.

Köchin n. Hausmäd=
chen
, ſehr ſolid, ſuch.
bis 15. 2. oder 1. 3.
Stell., auch getrennt,
in nur gt. Häuſern.
Gute Zeugn. vorhd.
Ang. u. U. 113 Gſch.
(*mg)

27jähr. Mädch. ſucht
für ſof. i. Haush. v.
8 Uhr b. nach dem
Spülen Stell. Ver=
traut
i. Haush., gt.
Köchin. Jahreszeug=
niſſe
u. Referenzen
vorh. Angeb unter
V.52. a. d. Gſchſt.
Schweſter, vielſeitig
ausgeb., ſucht halbe
oder ganze Tages=
ſtelle
. Angeb. unt.
U. 216 an die Gſchſt
2363b)

Staatl. gepr. Kin=
dergärt
, ſucht tags=
über
pſſ. Wirkungs=
kreis
. Geht a. halbe
Tageu.übern leichte
Hausarb. Frld. An=
gebote
unt U. 229
a. d. Geſchäftsſt. (*

wännLich

Kaufmann
39 J. ſucht ſich zu
veränd,, bzw. tätig
zu beteiligen. An=
gebote
unter V. 20
an die Geſchäftsſt. *

Hrn.=Friſ. 1. Bubik. ſucht St.,
wo ihm Geleg. geb.
iſt, ſ. i. Damenfach
weiter auszub. geg.
mäß, Lohn. Ang u.
V.50 a. d. Gſchſt. *

Chauffeur, 23 J. alt
(Schloſſer) mit all.
Reparaturen vertr.
ſ. Arbeit, auch geg.
ger Vergüt. Zeug=
niſſe
vorh. Ang. u.
V. 16 Geſchäftsſt.

30 Mk. Belohn.
demien,, der mir z
1. März eine Stel=
lung
in Bäckerei
als Brotfahrer ver=
ſchafft
. Angeb. unt.
U. 132 a. d. Gſchſt.*

Werkſtätte
Karlſtr. 12. hell, 50
gm. m L. u Kraft.
Näh. Vdh. 1 St (526a

Im Zentrum iſt ein
heizbares. Zimmer,
parterre, mit eigen.
Eingang vom Hof
aus, geignet für
Werkſtatt Verkaufs=
raum
o. Lagerraum
mit anſchließenden
Kellern alsb. preis=
wert
zu vermieten.
Näheres in der Ge=
ſchäftsſtelle
.

Ein Ec=

Zum 1. kommend. Monats. evtl. früher,
2 ſchäune Bätos
(2 und 4 Räume) in unſerem Bürohaus
Eliſabethenſtr. 34 zu vermieten. (332a
Ludwig Alter A.=G.

m. 5 Schaufenſtern
am Schillerplatz bis
z. 1. März zu verm.
Näheres b: (1964a
W. Lehrbach,
Beckſtraße 68.

bill. z. ver=
Laden mieten.
Kahlertſtraße 42. p.

Klein, Laden
mit Keller und
Nebenraum
zu vermieten. Näh.
Doll & Benz,
Frankfurterſtr. 36.

Guk. Lagerraum
trocken, i. Zentrum
ſof. zu verm. Ang.
V. 63 Geſchſt.

Lagertaum
m. Büro u. Telefon=
benutzg
. i. Joh.=Vtl.
ſof. zu verm. Näh.
unt. V. 24 Gſchſt.

Garage

zu vermieken.
Garage=Becker,
Eliſabethenſtr.

Garage frei!
Hoffmannſtr. 23, II.

3. 1. April z. vm.
Herrſch. geräumige,
beſchlagnfr. 6=Zim.=
Wohn. m. gr. Diele.
Wintergart, 2 Bal=
kons
, Bad. Mädch=
zimm
. u. all. Zub.,
Gas. el. L. mit od.
oh. Garage u ertrag=
reich
. Garten. Näh.
Hausbeſitzerverein.
Rheinſtr. 1. (2173b

Einfamilienhaus.
Neub., part. od. 1.
Et., 4 Zim., Küche,
Diele, Bad, Zentr.=
Hzg., Balk. f. 15. 1.
od. ſpät. zu verm.
Zu erfr. Geſchſt.

Eliſabethenſtr. 29, I.
35 Zimmer.
zu vermieten. (252a

Beſchlagnahmefreie
33m Wchig
ſofort zu vermieten.
Arheilgen.
Frankfurterſtr. 18.

Beſchlagnfr. 3=Zim.=
Wohn. (Neub.) m.
Bad u. Ztr.=Hzg. in
ſchön. Lage d. Stadt
verm. Angeb. u.
V. 39 Geſchäftsſt. (*

2 gr. Zim. u. Küche
2. Etage, 1 Zim. 4.
Etage z. 1. März an
alleinſt. Perſ., auch!
an ält. Ehep, ohne
Kinder z. vm. Ang.
unt. V. 49 Gſchſt.
Manſarden=Wohng.
2 Zim. u. Zubehör.
p. 15. März zu ver=
mieten
. Angeb. unt.
V. 44 a. d. Gſchſt. *

2=Zim.=Wohng., mit
Küche und Balkon
geſucht. Preis bis
60 M. Mietberecht.
Karte vorhd. An=
gebote
unter V. 28
Geſchäftsſtelle.

23 Zimmerwohn.
m. Küche, tlw. mbl.,
3. St., abgſchl Vor=
platz
, ſof. beziehbar.
Hermannſtr. 51 pt.,
Ecke Heidelb.=Str. (

1 leeres Zimm.
ſofort zu vermieten.
Spengler Pankrat.=
Str 48 II. Vdh. *

Grafenſtr. 24. II.,
frdl. leeres Manſ.=
Zimmer z. 1. 3. zu
vermieten.
Eod

Eckhardtſtraße 21, I.
Zimmer mit od. oh.
Penſion zu vermiet.
(1858a)

Soderſtr. 44½, II.
mod. möb. Herren=
u
. Schlafz, z. v. E*sg
Am Hptbhf. Morne=
wegplatz
3, g.möb. 3.
Im. 1 od. 2 Bett. p.
1. März zu verm.*
Einſ. möb. Zim.
mit voller Penſion,
mit 2 Betten Mäß.
Preis. Angeb. unt
B. 47. a. d. Gſchſt. *

Gut möbl. Zim. an
berufst. Hrn. od. D.
zu verm. M. Harth.
Rheinſtr. 47, III. (
Pankratiusſtr. 4 II.
g. mbl. 3. z. vm. Ce

2 ſchöne Einzelzim.
an 2 berufst. ſolide
Herren z. vm. (el. L.)
Bismarckſtr. 100, I.
(3013 gm)

Eliſabethenſtr. 43,
Hth., I.r, ſeparat.
möbliertes Zimmer
zu vermieten.

Lukasweg 15. II.
g. möb. Zim. mit 2,
ohne Penſ., 1 od. 2
Betten, zu verm. (

Möbliert. Wohn= u.
Schlafzim. (2 Bett.)
Badez, abge Vor=
platz
(mit od, ohne
Küche), Speiſek. Ve=
randa
, Kell., el. L.
preisw. z. vm. Näh.
*
Geſchäftsſtelle.

Moosbergſtr. 52 II.
mbl. 3.p.ſofz. vm.
Wilhelminenpl. 15
b. Beck ſonn, möbl.
Zim. a. ſol. Dame o.
Bed. z. vm. 22 M.*

Sehr ſchönes möbl.
Schlafzim. m. Küche
an ſol. Zerſönlichk.
z. vermiet. Näheres
Geſchäftsſtelle.

Ländliches
Einfamilienhaus
mit Garten.
in nächſter Umgeb.
von Darmſt, ſpäteſt.
zum 1. April zu mie=
ten
geſucht. Angeb.
mit Mietforderung
uinter U 183 an die
Geſckäftsſt. 2222b

Einfaches Einfam.=
Haus i. öſtl. Stadt=
teil
, 7 Zim., klein.
Garten, für 18000
M. bei 68000 M.
Anzahl. zu verk u.
alsb. zu bezieh. An=
geb
. u. V. 29 Gſch.*

Etagenhaus,
maſſiv gebaut, mit
4X4 und 1 Zweiz.=
Wohnung in freier
ſchöner Lage des
nordöſtl. Stadtteils
in ſehr gutem Zu=
ſtande
m. Hof und
Bleichpl., Vorgart.
u. Badegeleg, ſowie
ſämtl. Zubehör zu
verkaufen. 4=Zim.=
Wohng, wird frei.
Angeb. unt. V. 32
an die Geſchäftsſt. (*

7500 qm
Gelände Südbahnh.
ſüdl. f. 5000 z. vk.
Ang. u. V. 13 Gſch. (*

Garten oder Acker,
Nähe Arh.=Weg zu
pacht. o. z. kauf. geſ.
Angeb. m. Pr. unt.
V. 11. Geſchäfts

Abſtgarken
zu kauf. od. pachten
geſ. Näh. Angab. m.
Prs. u. V. 21 Gſd

Zu kaufen geſucht:
Kleineres Haus
Alleinbewohn. in
Süd= od. Südoſtvtl.
geg. Barzahlg. (*fg
Ang. u. U. 130 Gſch.

3 3=Zim.=Haus mit
Laden u. fr. Wohn.
zu verk. Prs. 14 000
N bei 5000 An=
zahlung
. Angeb. u.
V. 60 a. d. Gſchſt.

Baumert, Mühlſtr.4
gebr. Automobile.

5fd Maf.
zu verkaufen.
Baujahr 30, kurze
Zeit gefahren, neu=
wertig
, 1200 Mark
Kaſſa. Zuſchr. unt.
V. 51 Geſchſt

420 Opel Luxus=
Zweiſitzer, offen, faſt
neu, ſchöner raſſig
Wagen, m. Verdeck
u. echter roter Le=
derpolſt
, umſthalb.
preisw. z. vk. Nied=
Ramſtädterſtr. 49 1.
zw. 6,8 U. abends.

3 Reifen Ballon
715X115u 730X130
abzugeb Artillerie=
ſtr
. 15. Tel. 1060. (*

Baumert. Mühlſtr. 1
BSA=Motorrd.z.vk.*

Schöne Ferkel
zu verkaufen.
Pankratiusſtr. 46.

1 ſch. Rheinländer
Zuchthahn zu ver=
kauf
. Forſtmeiſter=
ſtraße
20.

Weg. Krankheitsfall
50 00. Leſharn
zu verk., Stück 5.
Rhönring 10, 1II.1.

Prinz=Chriſtiansweg M.7
hübſches Herrſchaftsgebände, ſehr gut

geignet für

Privatklinik, Sanatorium, Penſion
uſw. iſt preiswert zu verkaufen und ſofort
beziehbar. Kaufpreis kann, gegen Hypother
ſtehen bleiben, Anfragen an die Landes=
genoſſenſchaftsbank
in Darmſtadt. 203

[ ][  ][ ]

Seite 12

Sonntag, den 8. Februar 1931

Nummer 39

Spoth Sher und Tatnen.

Zußball.

Sporkkalender.

Pol.=Sp.=V. F.C. Union.
Auf das heute vormittag 11 Uhr auf dem Polizeiplatz ſtattfindende
Verbandsrückſpiel ſei nochmals hingewieſen. Der Kampf zwiſchen dieſen
beiden Lokalmannſchaften verſpricht einen äußerſt intereſſanten Verlauf
zu nehmen.

Kreisliga Südheſſen.

Unſer Kreis hat faſt jedes Jahr beim Beginn der Rückrunde ſeinen
Meiſter ſchon ſo gut wie ſichergeſtellt. Dafür enrbrennt immer ein hef=
tiger
Kampf um den zweiten Tabellenplatz, zu dem bis knapp vor
Schluß oft noch fünf Teilnehmer berechtigte Ausſichten haben. Natür=
lich
iſt in dieſer Saiſon der Kampf um dieſen Platz um ſo heftiger, da
ja evtl. der Tabellenzweite dem Erſten gleichkommt wenn die
neute Einteilung kommt. Die Lage um Platz und Aenderung des Spiel=
fyſtems
iſt noch böllig ungeklärt; gerade aber dies gibt dieſer Angelegen=
heit
einen erhöhten Reiz. Die Spiele am 8. Februar bringen nun in
bezug auf die Platzausſichten eine gewiſſe Klärung. Sämtliche Teil=
nehmer
ſtehen im Kampf; zum Teil treffen ſich die Anwärter. Die
Paarungen lauten:
Olympia Worms Starkenburgia Heppenheim, Olympia Lam=
vertheim
Sportverein Hochheim, Normannia Pfiffligheim
Concordia Gernsheim, Sportverein Horchheim Olympia Lorſch,
Viktoria Nenhauſen VfN. Bürſtadt, VfL. Lampertheim
FV. Biblis.
Ebenſo bedeutungsvoll wie intereſſant wird natürlich die Begegnung in
Worms ſein, wo die Bergſträßer anzutreten haben. Trotz des großen
Könnens der Heppenheimer wird ihnen bei den Kleeblättern, wohl
kein Punktgewinn glücken Olympia Worms iſt in ſeiner derzeitig
guten Beſetzung auf eigenem Felde nicht zu ſchlagen. Olympia Lam=
pertheim
wird am Sonntag vorm. den Gäſten aus Hochheim wohl keinen
Punkt abtreten. Immerhin iſt die Sache ſeitens des Platzbeſitzers nicht
leicht zu nehmen, zumal Hochheim in derartigen Fällen ſchon oft über=
raſchende
Reſultate erzielte. Gernsheim kann auf eigenem Felde gegen
Pfiffligheim ſpielen, da die Normannen noch Platzſperre haben. Das
Vorſpiel, ebenfalls in Gernsheim, ging für die Gäſte zweiſtellig gewon=
nen
; diesmal werden die Pfiffligheimer auch mit einem knappen Sieg
vorlieb nehmen ſo er glückt! Lorſch könnte durch einen knappen Sieg
in Horchheim ſeine Poſition erheblich feſtigen. Die Sache iſt jedoch
nicht ſo einfach. Bürſtadt hat ſich mit dem Tabellenletzten dahingehend
geeinigt, daß das Spiel in Bürſtadt ſtattfindet. Den Raſenſpielern
winken die Punkte; den Gäſten aus Neuhauſen fette Einnahmen. Die
Begegnung in Lampertheim am Sonntag nachmittag iſt offen. Eine
Niederlage wird die Riedleute nicht beſonders empfindlich treffen.
A=Klafſe, Gau Ried.
Das entſcheidende Spiel des Riedgaues iſt endlich, endlich da. Die
Eutſcheidung iſt für den Tabellenführer inſofern erleichternd, als das
Spiel in Hofheim ſtattfindet. Es iſt dies die Begegnung
Hofheim Bobſtadt.
Hofheim iſt nach dieſem Spielgewinn Meiſter das ſagt gewiß alles.
Außerdem treffen ſich
Zwingenberg Biebesheim, Bürſtadt (priv.) Hüttenfeld.
Die Bergſträßer können durch einen Sieg über Klein=Hauſen in der
Tebelle kommen. Das wird ſie zu einer letzten Energie=Entfaltung an=
ſpornen
. Bürſtadt iſt im zweiten Falle Siegesanwärter.

Handball.
Um die ſüddeutſche Meiſterſchaft.
15.00 Uhr, Polizeiſportplatz: Polizei SV. 98 Darmſtadt.
Fußball.
11.00 Uhr, Pol.=Pl.: Polizei Union Darmſtadt.
Kraftſport.
10.30 Uhr, Soderſtr. 30: Darmſtadt 1910 Sachſenhauſen 84,

Deutſche Hallen=Tennismeiſterſchaften.
Bei den Iuternationalen Deutſchen Hallen=Tennismeiſterſchaften in
Bremen wurden am Freitag die Viertel=Finals der beiden Einzelſpiele
durchgeführt. Bei den Herren ſchied der letzte Deutſche, Dr. Deſ=
ſart
=Hamburg, nach einem ſchweren Kampfe gegen den Franzoſen
Broquedis 2:6, 7:5, 7:5. Der däniſche Meiſter Ulrich fer=
tigte
den Franzoſen Bernard 6:1, 7:5 ab. Der Däne Plougman ſchei=
terte
nach einem 5:7, 10:8, 6:2 über Menzel an dem Franzoſen
Landry, der 7:5, 3:6, 6:2 geſvann. Der ſchwediſche Titelverteidiger
Oeſtberg ließ den Cambridge=Studenten Avory 1:6, 6:3, 7:5 hinter
ſich, ſo daß ſich in der Vorſchlußrunde Broquedis und Bernard ſowie
Oeſtberg und Landry gegenüberſtehen.
Bei den Damen lieferten ſich Frl. Stöckel=Dänemark und Frl.
Hoffmann einen ſchweren Kampf, den die Dänin 7:5, 3:6, 14:12 gewann.
Frl. Krahwinkel fertigte die Engländerin Strawſon 6:2, 6:2 ab;
Frl. Roſt ſiegte gegen die Schwedin Fr. Frick 6:2, 6:2 und Frl. Peitz
ſchaltete Frl. Herbſt 6:2, 6:1 ab.

Neue Prüfungen für das Sporkabzeichen.
Der Ausſchuß für das Deutſche Turn= und Sportabzeichen trat
am Freitag in Berlin zu einer Sitzung zuſammen, um hier die
endgültigen Bedingungen für den Erwerb des Abzeichens auszu=
arbeiten
, die dem Vorſtand zur Annahme vorgelegt werden. Der
Ausſchuß einigte ſich dahingehend, das Segelfliegen für
Männer und Frauen, das Kleinkaliberſchießen, das
Großkaliber= und Piſtolenſchießen den Dauer=
marſch
mit Belaſtung und das Paddeln für Frauen dem
Vorſtand zur Aufnahme zu empfehlen. Nicht einig wurde man
über die Aufnahme des Kegelns. Der Ablehnung verfielen der
Fußballſport, die beantragten Mutübungen und das Eiskunſt=
laufen
. Weiterhin kamen auch einige Aenderungsantrage über be=
reits
beſtehende Uebungen zur Beratung. Die gewünſchten Er=
leichterungen
wurden durchweg abgelehnt, dagegen wurden in
bezug auf die Erſchwerung der einzelnen Bedingungen nur einige,
die ſich beim Frauen=Abzeichen als unbedingt nötig erwieſen ha=
ben
, angenommen.
Schwimm-Wektkampf Jung=Deutſchland gegen
Wiesbaden 1911.
Um es im Voraus zu ſagen, Jung=Deutſchland geſann den Klub=
wettkampf
überlegen und auch verdient. Nur eine der 6 Staffeln fiel
an die Gäſte: die Lagenſtaffel. Aber auch dieſe hätte bei beſſerer Ver=
faſſung
Jung=Deutſchland halten können. Ueberhaupt waren die Zei=
ten
, mit wvenigen Ausnahmen, nicht gerade gut. Aber man muß berück=
ſichtigen
, daß Jung=Deutſchland für Weicker Erfatz einſtellen mußte und
Richter infolge längerer Krankheit noch nicht ganz in Fahrt war. Trotz=
dem
entwickelten ſich recht ſpannende Kämpfe. Uebrigens konnten die
Damen alle angeſetzten Rennen ſiegreich beenden!
Die Ergebniſſe: Herrenkraul (10X100 Meter): 1 J.=D.
12:17,8 Min. (mit Orlemann, Richter, Förſter, Kleinſchmidt, Schüßler,
Ober, Fuchs, Göth, Kaiſer, Berges); 2. Wiesbaden, 12:34,5 Min.
Damenlagen (3X50 Meter): 1. J.=D., 2:08,6 Min (mit Sulzuann, Ge=
bauer
, Heeb). Herrenlagen (6X100 Meter): 1. Wiesbaden, 8:12,1 Min.;
2. J.=D., 8:18 Min. Hier hätten die Bruſtſchwimmer die nötige Diſtanz
herausſchwimmen müſſen! Damenlagen (4X50 Meter): 1. J.=D.,
3:08 Min. (mit Luley, Merlau, Weicker, Gebauer). Damenkraul
(3X50 Meter): 1. J.=D., 1:59,7 Min. (mit Stepp, Keller, Heeb).
Herrenkraul (15X50 Meter): 1. J.=D., 8:06,4 Min.; 2. Wiesbaden.
In dem darauffolgenden Waſſerballſpiel konnte Jung=Deutſchlands
Jugend nach hartem Kampfe 4:3 gewinnen, während die Herren ſicher
mit 10:2 gewinnen konnten. Schade, daß zu dem ſchönen Abend nicht
mehr Zuſchauer kamen; es bleibt zu hoffen, daß am nächſten Freitag
zum Rückſpiel in der Winterrunde Jung=Deutſchland Rot=
Weiß ſich die Schwimmſportanhänger zahlreicher verſammeln.
Ehrung.
Am Tage der Hauptverſammlung des Schwimmllubs Jung= Deutſch=
land
überreichte Medizinalrat Dr. Friedrich im Namen des Deutſchen
Schwimmverbandes Herrn Gießmann von Jung=Deutſchland das
DSV.=Ehrenabzeichen für langjährige verdienſtvolle Arbeit auf
dem Gebiete des Schwimmens, beſonders des Jugendſchwimmſports.

Deutſche Schwimm=Staffel=Beſtleiſtung.
Unter offizieller Kontrolle ſtellte in Osnabrück der SV. Nieder=
ſachſen
95=Münſter in der Kraulſtaffel (100, 200, 200, 100) mit
der Mannſchaft Haſelmann, Peter, Schwarze und Krüger mit 7:14,9
Min. eine neue Beſtleiſtung auf. Die bisherige Beſtzeit des VfS.
München ſtand auf 7:20.

Deutſche Ski=Meiſterſchaften.
Bayern gewinnt die Staffel=Meiſterſchaften.
Der zweite Tag der Deutſchen Ski=Meiſterſchaften in Lauſcha= Ernſt=
thal
brachte am Samstag die Staffel=Meiſterſchaft, die über eine Ge=
ſamtſtrecke
von 42,2 Kilometer führte. Die ſehr intereſſante und ab=
wechſlungsreiche
Strecke führte vom Start am Schnitzerkopf in Lauſcha
über den Rennſteig zurück nach der Eller in Lauſcha. Von 15 gemel=
deten
Staffeln traten 13 an. Schon nach dem erſten Wechſel lag Bayern II
an vierter Stelle. Die beſte Zeit für die 8,1 Kilometer lange Strecke
der erſten Staffeltour lief G. Müller=Bayriſch=Zell mit 37,21 Min. Auf
der zwveiten Staffelſtrecke trat die Ueberlegenheit der Bayern noch deut=
licher
in Erſcheinung. Die dritte Strecke über 9,3 Kilometer brachte
einige Ueberraſchungen und die Wendung des Rennens. Die drei
Bayern=Staffeln trafen in Ernſtthal=Rennſteigſchlößchen noch als Erſte
ein, aber in veränderter Reihenfolge, gefolgt von Schleſien, das durch
Lenpold mächtig aufgeh hatte. Der vierte Teil war mit 9,9 Kilo=
meter
der längſte und anſtrengendſte. Auch hier ſah man die Bayern
weiter an der Spitze. Als erſte Staffel ging Bahern II auf die letzte
und mit 6,7 Kilometer kürzeſte Strecke, die zum Schluß noch eine faſt
2 Kilometer lange Abfahrt aufwies.
Das Ergebnis
Deutſche Staffel=Meiſterſchaft (42,2 Kilometer): 1. Baheriſcher Ski=
verband
I (G. Müller, W. Bogener, Krebs, Hagen, Ponn), 3:27,35 Stun=
den
; 2. Bahern II (Wörndle, Greilinger, Darchinger, Trotz, Stache),
3:27,42 1 Stunden; 3. Thüringer Winterſport=Verband I (Spörer, Grei=
ner
, Willibald. Otto Wahl, Marx), 3:30,52 Stunden: 4. Schleſiſcher
Sti=Verband (Gottſchlich, Urban, Leupold, Letztel, Ermel), 3:34,26,2
Stunden; 5. Bayern III, 3:36,50 Stunden; 6. Skiverband Sachſen,
3:40,5,6 Stunden; 7. Thüringen II. 3:45,58 Stunden; 8. Stikluh
Schwarzwald, 3:46,44 Stunden; 9. Harzer Ski=Verband (Goslarer
Jäger), 3:46,50,12 Stunden; 10. Verband Mitteldeutſcher Ski=Vereine,
3:52,03 Stunden; 11. Thüringen III, 3:58,27,8 Stunden; 12. Fränkiſcher
Schneeſchuh=Bund, 4:07,32 Stunden; 13. Norddeutſcher Ski=Verband,
4:13,28,11 Stunden.
Endſpiel um den Bundespokal des DFB.
Gegen die Anſetzung des Endſpieles um den Bundespokal des DFB.
zwiſchen Süddeutſchland und Mitteldeutſchland, das ſeitens des DFB.
für den 19. April nach Dresden anberaumt war hat der Süddeutſche
Fußball= und Leichtathletik=Verband Einſpruch erhoben. Der Einſpruch
wird mit den Terminſchwierigkeiten der ſüddeutſchen Endſpiele und den
Abſtellungen ſüddeutſcher Spieler zu den Ländermannſchaften des
DFB. begründet.
Die für Samstag und Sonntag nach Gießen bzw. Karlsruhe ange=
ſetzten
Südweſtdeutſchen Meiſterſchaften im Eis=Schnellaufen und Eis=
Kunſtlaufen ſind wegen der ungünſtigen Eisverhältniſſe abgeſagt worden.
In Elizabeth im Staate New Jerſey wurde der Weltmeiſter Max
Schmeling überraſchenderweiſe verhaftet, und zwar wegen des Zwiſchen=
falles
im Hotel Commodore am letzten Montag. Schmeling hatte da=
mals
einen Bürogehilfen, der ihm im Auftrage eines Reihtsanwalts
eine Zahlungsaufforderung überbringen ſollte, etwas unſanft aus dem
Hotel gewieſen. Gegen Geſtellung einer Bürgſchaft von 10 000 Dollar
wurde er wieder aus der Haft entlaſſen.

Amkliche Winkerſporknachrichken.
herausgegeben von der Heſſ. Oeffentlichen Wetterdienſtſtelle am
Landwirtſch. Inſtitut der Univerſität Gießen am 7. Februar 1931.
Vogelsberg. Hoherodskopf: Klar, 14 Grad, 5060 cm. Geſamt=
ſchneehöhe
, Schneedecke Pulver, Sportmöglichkeit ſehr gut.
Herchenhainer Höhe: Klar, 9 Grad, 25 cm., Pulver. Sport=
möglichkeit
ſehr gut.
Odenwald. Tromm: Klar. 11 Grad, 30 cm., Pulver, Sport=
möglichkeit
ſehr gut. Neunkirchen: Klar, 8 Grad. 30 cm.,
Pulver, Sportmöglichkeit ſehr gut.
Taunus. Kleiner Feldberg: Klar, 13 Grad, 28 cm., Pulver,
Ski und Rodel gut.
Sauerland. Winterberg: Klar, 11 Grad, 65 cm., Pulver, Ski
und Rodel ſehr gut.
Rhön. Waſſerkuppe: Klar, 15 Grad, 40 cm., 610 cm. Neu=
ſchnee
, bereift. Ski und Rodel ſehr gut.
Schwarzwald. Feldberg: Bewölkt 12 Grad, 200 cm., 35 cm.
Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut. Hornisgrinde: Be=
wblkt
10 Grad, 160 cm.. Pulver, Ski und Rodel ſehr gut.
Ruheſtein: Bewölkt, 11 Grad, 140 cm., Pulver. Ski und
Rodel ſehr gut.
Alpen. Garmiſch=Partenkirchen: Schneefall. 10 Grad, 38 cm.,
35 cm. Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut.
Waldemar=Peterſen=Haus der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
(Hirſchegg, Kl. Walſertal): Klar, 15 Grad, 150 cm. Alt=
ſchnee
, in höheren Lagen mehr. 10 cm. Neuſchnee (Pulver).

Bei diesem Wetter
die einzig richtige Kleidung
für Sport und Schule
Die Preise sind ab 2. Februar
ermäßigt
Tebtel Kalbkaus

Markt 10

2384

Ankike
kleine Möbel
wie Schreibtiſchcher
Nähtiſchch., Schränk
chen. Kommodchen,
zu hoh. Preiſen zu
kaufen geſucht. Ang
unt. U. 237 Gſchſt.

Gut erh. kl. Küchen=
herd
ſoſort geſucht.
Angeb. ur Preis u
V65 an d. Geſchſt.

Darlehen,
Hypotheken
ſchnell und diskret
Gfl. Anfragen unt.
L. 58 Geſchſt: (*dg

Werleiht 30 M.
bis 1. März (gegen
50 zurück)? Ang.
unt. V. 53 Gſchſt.

Zapitalſuchende für
Hyp., Baugeld, Dar=
lehen
uſw. wenden
ſich a. Keßler, Darm.
ſtadt. Hotel z. Poſt
Perſönl nur anwe=
ſend
Montag, 9. Feb.,
v. 2-6½ Uhr. Keine
Vermittlungstätigk.
(II. Mch.2,

Geſchäftsmann ſucht
Geld. 700800 Mk.,
geg. ſehr gt. Sicher=
heit
u. gute Zins=
zahlung
. Ang. unt
V. 37 a: d. Gſchſt.

Teilhaber!
Maſſenarkikel.
Still oder tätig
mit Kapital

geſuchl.
Angeb. unter V. 55
an die Geſchäftsſt.

1/VoAppotbeken
u. hoh. Baraus=
zahlung
, Darlehen
a. Beamte diskre
und ſchnell.
Finanzbüro
Landwehrſtr, 21½ I.

ar
Bonab ansorus Totr Hastorkaans
Die gesamten großen Bestände in: Tapeten, Borden, Leisten,
Linoleum, Ehinamatten, Bohnerwachs, Beize und
Bodenreinigungsmittel werden zu jedem annehmbaren Preise
abgegeben. Tapeten von 5 Pfg. an.
1604b
Tapetenhaus Carl Hochstaetter
Elisabethenstr. 29.
G. m. b. H.
Fernruf 725.

A16
Ka

BERUNNN
Rf

Wer kauft
Prima=Wechſel?
Angeb. unter V. 36
an die Geſchäftsſt.

3000 M. Hypothek
auf Wohnh., Taxe
14000 M., v. Selbſt=
geber
geſucht. Ang.
u. V. 25 Geſchſt. (*

Lebensverſich. über
10 000 Mk. wd. ab=
geſchloſſ
., wenn Dar=
lehen
v. 23000 Mk.
gegeben wird. Rück=
zahlg
. nach 6 Mon.
in Raten. Sicherh.
iſt vorhanden. Ang
unt. V. 30 Geſchſt.

Guterhalt, weißlack.
Küche z. verk. Schu=
knechtſtr
. 55 III.I.(

Bruk-Apparak
elektr. Schrankbr
für 700 Eier zu ver=
kaufen
. Hütten
Liebfrauenſtr. 43.

Hühnerſtall
mit Umzäunung
billig zu verkaufen
Weinbergſtr. 6a. (*

Außergewöhnlich
billig. Angebo
ſolangeVorrat reich
1 Poſten eich. voll
nußb. abgeſetzte
Schlafzimmer
nur 580 Mk.
Speiſezimmer
nur 580 Mk.
Herrenzimmer
Bücherſchrk. 2 m br.
vol. Türen u. Schnit
zerei. u. Schreibtiſd
nur 580 Mk.
Nicht verſäumen!
Beorg Mederle
Bleichſtr. 27
(2414)

Preiswert. u. gutes
Beder!
Herrenſohlen v. 95.,
Damenſohlen v. 65. Z
Arbeiterſtief., 40/47,
v. 5,75 Mk. (254a
A.Rapin
Kirchſtraße 10.

Martinſtr. 70, III.
Lautſpr. f. 10 z. vk.

Herienrad, ſwie neu
26 Mk., Herrenrad
gut erh./ 12 Mk.
A Glatz, Neckarſtr 24

Schönes Pelzjackett
(Gr. 48) ſchwarz.
amerik. Gehrock u.
Weſte, ſchl. Figur,
bill. zu verk. Aha=
ſtr
. 10. 3. St. lks.

Gutes Knabenrad
30. Damen= und
Herreurad billig zu
verkaufen. Karlſtr. 14
(Laden),
(240ab

Kinder-Badew.
mit Geſtell,
ſchwarzes Noten=
geſtell
zu verkaufen.
Näh. Geſchäftsſt. (*

Infolge Betriebs=
einſtellung
einer
Schlafzimmer=
Fabrit übernahm
ich einige (243a
ſchwer eichene
Schlaf
zimmer
m. nußbaum ab=
geſetzt
, aller=
neueſte
Modelle,
die ich für
Mk. 580..
Möbel=
Müller

Ofarssk. 4 49 1=

Winterfker

Schweizerische
Untallversicherungs-
Gesellschaft

Unfall-,
Haftpflicht-,
Kautlons-,
Einbruch-Diebstahl-,
Aufo-

Lebensverzsicherungs-
Gesellschaft

Leben--
Versicherungen
mit und ohne
Gewinnanteil,
Renten-

Versicernnden
Prospekte und Auskünkte bereltwillisst:
Direktlonen für das Deutsche Reich
BERLIN SWG8, cherlellenstrage 7

Für Bezirk Hessen
Subdirektlon Frankfurt a. H.
Malnzerlandstraße 19

Mitarbelter überall gesucht!

VI.411675

Sämtliches Zubehör
zur Selbſtanfertigung v. Lampenſchirmen
la Japonſeide in 18 Farben a Mt. 3.50, da=
zu
paſſend Seidenfranſen, Schnüre, Rüſchen,
Quaſten uſw. Ferner fertige Lampen=
ſchirme
in großer Auswahl billigſt
Beſſungerſtraße 9. Linie 3, Hermannſtr.,
HerEy im Hauſe der Beſſunger Weinſtube 201a

Nähmaſchine.
gebraucht, zu verk.
Frankf. Str. 46 pt. (*

Smoking
und Cut mit Weſte,
mittl. Figur, billig
zu verkauf. Schloß=
gartenſtraße
17.

Fahrraddecken.Schläuche
immer am billigſten nur bei (1653a
Karls=
B. ORlO ſtr. 1416.

[ ][  ][ ]

Nummer 39

Tautzf

Gonntag, den 8. Februar

Die Lage am Geldmarki.
Während ſich in der abgelaufenen Woche am Tagesgeldmarkt nach
Ueberwindung des Ultimo eine fortſchreitende Erleichterung bemerkbar
machte und der Satz von 6 Prozent zu Beginn des Berichtsabſchnitts
auf 4 Prozent am Wochenende zurückging, vermochte der Markt für
Monatsgeld der nach unten gerichteten Tendenz nicht zu folgen. Mo=
natsgeld
hielt ſich im Verlauf der ganzen Woche ziemlich unverändert
auf der Höhe von 6½/s bis 7½ Prozent, wofür in erſter Linie der an=
haltend
ſtarke Kreditbedarf der Kommunen als Urſache anzuſehen iſt.
Warenwechſel waren geſucht und ſtellten ſich auf 5½/s Prozent. Nach der
anhaltenden Geſchäftsſtille in der letzten Zeit ſchien ſich der Handel
gegen Ende der Woche etwas zu beleben.
Am Deviſenmarkt gaben die Notierungen infolge des reichlicheren
Angebots zunächſt allgemein nach, erſt gegen Wochenſchluß machte ſich
eine Erholung geltend; am Samstag riefen Gerüchte über eine beab=
ſichtigte
Diskontermäßigung bei der Reichsbank eine Abſchwächung der
Reichsmark hervor. Auffallend war die internationale Feſtigkeit des
engliſchen Pfundes, wogegen der Dollar ſchwächer veranlagt war. Die
Depiſe Schweiz ſetzte die ſchon in der Vorwoche begonnene rückläufige
Bewegung weiter fort, auch Amſterdam gab auf Angebot im Kurſe nach.
Spanien ließ anhaltend Schwächeneigung erkennen, obwohl die Deviſe in
den letzten Tagen etwas größere Widerſtandsfähigkeit zeigte. Die Sen=
kung
des Diskontſatzes der ſchwediſchen Reichsbank blieb auf den Deviſen=
kurs
ohne größeren Einfluß.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Indexziffer der Großhandelspreife vom 4. Februar und im
Monatsdurchſchnitt Januar 1931. Die auf den Stichtag des 4. Februar
berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen Reichsamtes iſt mit
113,7 gegenüber der Vorwoche (113,9) um 0,2 v. H. zurückgegangen. Die
Indexziffern für die Hauptgruppen ſtellten ſich wie folgt: Agrarſtoffe
104.,8 (plus 0,3 v. H.), Kolonialwaren 99,9 (minus 1,7 v. H.), induſtrielle
Rohſtoffe und Halbwaren 106,3 (minus 0,5 v. H.) und induſtrielle Fertig=
waren
140,1 (minus 0,3 v. H.). Im Monatsdurchſchnitt Januar iſt
die Geſamtindexziffer gegenüber dem Vormonat um 2,2 v. H. auf 115,2
(117,8 )geſunken. Die Indexziffern der Hauptgruppen lauten: Agrar=
ſtoffe
106,7 (minus 3,4 v. H.), Kolonialwaren 101,7 (minus 3,3 v. H.),
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 107,5 (minus 2,2 v. H.) und indu=
ſtrielle
Fertigwaren 141,5 (minus 10 v. H.).
Vereinigte Deutſche Metallwerke A.=G., Altena i. W. In der A. R.
Sitzung der Vereinigte Deutſche Metallwerke A.=G., Altena i. W., wurde
die Bilanz und Gewinn= und Verluſtrechnung per 30. September 1930
vorgelegt. In dieſer Bilanz treten die Veränderungen, die durch das
Zuſammengehen der früheren Berg=Heckmann=Selve A.=G. mit der
Heddernheimer Kupferwerk und Süddeutſchen Kabelwerke G. m. b. H.
entſtanden ſind, in Erſcheinung. Dem Rohüberſchuß von 2 749 000 RM.
ſtehen Steuern, ſoziale Laſten, Zinſen und Handlungsunkoſten in Höhe
von 4 936 000 RM. gegenüber, die zuzüglich ordentlicher und außer=
ordentlicher
Abſchreibungen durch den Fuſionsgewinn ausgeglichen wer=
den
. G.V. 3. März in Frankfurt. Der Betriebsverluſt beträgt rund
2,2 Mill. RM.
Stillegungen in der Braunkohleninduſtrie. Da der Abſatz der Braun=
kohlenbriketts
trotz der winterlichen Kälte noch mehr zurückgegangen iſt
und faſt ganz ſtockt, ſieht ſich die Braunkohlen= und Brikettinduſtrie A.=G.
(Bubiag) genötigt, den geſamten Gruben= und Abraumbetrieb in Klein=
Leipiſch ſtillzulegen. Sie hat vorbehaltlich der Zuſtimmung des Demo=
bilmachungskomnmſſars
allen Belegſchaftsmitgliedern zum 15. Februar
gekündigt. Außerdem hat ſie ins Auge gefaßt, in ihren anderen Be=
trieben
für die Zukunft nur noch an zwei Tagen der Woche arbeiten zu
laſſen, während bisher wenigſtens an drei Tagen noch gearbeitet wurde.
Von den Entlaſſungen werden mehrere Hundert Arbeiter betroffen.
Abſchluß der Handels= und Gewerbebank in. Gießen für 1930. In
der Bilanzſitzung der Handels= und Gewerbebank in Gjeßen, die für die
Provinz Oberheſſen große wirtſchaftliche Bedeutung beſitzt, konnte feſt=
geſtellt
werden, daß die Entwicklung des Bankunternehmens trotz der
ungünſtigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe befriedigend war. Die Bilanz=
ſumme
ſtieg auf 3 237 438 RM., der geſamte Umſatz belief ſich auf 120
Mill. RM.; die fremden Einlagen betrugen 2 298 545 RM., das eigene
Vermögen 837 402 RM., die geſamten Garantiemittel 2 588 000 RM.
Aus einem Reingewinn von 63 094 RM. ſollen 8 Prozent Dividende
vorgeſchlagen werden.
Die Lohnbewegung in der Hanauer Induſtrie. In den letzten Tagen
wurden die Lohnbedingungen in verſchiedenen Induſtriegruppen Hanaus
neu geregelt. Es wurden Neuabſchlüſſe getätigt für die Einzelhandels=
arbeiter
, die Arbeitnehmer in der Hanauer Etuisinduſtrie und ſchließlich
für die gewerblichen Arbeitnehmer im hieſigen Großhandel, Transport=
und Verkehrsgewerbe. Ueberall fand, zumeiſt in freier Vereinbarung
zwiſchen den Vertragsparteien, ein Lohnabbau von 67 Prozent ſtatt,
wobei der ſtaatliche Schlichtungsausſchuß vermittelnd tätig war. In den
übrigen Induſtriegruppen, insbeſondere der Edelmetallinduſtrie und in
der Sperrholz=, Schäl=, Zigarrenkiſten= und Zigarettenwickelformen=
induſtrie
ſchweben noch Verhandlungen, die wohl in den nächſten Tagen
zum Abſchluß kommen werden.
Obligationsanleihe der Stadt Rotterdam. Die Rotterdamſche Bank=
vereenigung
und die Amſterdamſche Bank werden am 12. ds. Mts. eine
4prozentige Obligationsanleihe der Stadt Rotterdam zum Kurſe von
972½s Prozent zur öffentlichen Zeichnung auflegen. Von der 10 Millio=
nen
Gulden betragenden Anleihe werden 340000 Gulden von der Städt
Rorterdam zu Ablöſungszwecken im Portefeuille behalten.
Biehmärkke.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. d. B. am 7. Februar
waren 318 Tiere zugeführt Verkauft wurden 22 Stück, und zwar
Milchſchweine zu 714 RM. pro Stück, Läufer zu 1928 RM. pro
Stück. Der Marktverlauf war mäßig.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 7. Febr.:
Getreide. Weizen: März 797, Mai 83.25, Juli 67½, Sept. 67;
Mais: März 64½, Mai 67½, Juli 67.75, Sept. 67½; Hafer:
Mai 33½, Juli 33½; Roggen: Mai 40.75, Juli 40¾.
Schmalz: Febr. 8.10, März 8.15, Mai 8.25, Juli 8.42½.
Schweine: leichte 7.857.90, ſchwere 6.506.85: Schweine=
zufuhren
: Chicago 15 000, im Weſten 56 000.
Baumwolle: März 10.73, Mai 10.97.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 7. Febr.:
Schmalz: Prima Weſtern 8.85; Talg, extra, loſe 3.75.
Getreide. Weizen: Rotwinter 92; Mais, loko New York
79½; Mehl, ſpring wheat clears 4.404,50; Fracht: nach Eng=
land
1,62,3 Schilling, nach dem Kontinent 8 Cents.
Brodukkenberichte.
* Mainzer Produktenbericht. Großhandelseinſtandspreiſe per 100
Kilo loco Mainz am Freitag, den 6 Februar: Weizen 28,253,75,
rheinheſſ. Roggen 17,7518, Hafer 16, Braugerſte 2022, Induſtrie=
gerſte
1818,50. Futtergerſte 17,5018, Malzkeime 9,5011, Südd.
Weizenmehl Spez. 0 42 4043,15, Roggenmehl (60 Prozent) 26,5027,
Weizenkleie fein 10,75, Weizenkleie grob 12, Roggenkleie 10, Biertreber
10,3010,75, Erdnußkuchen 13,2514,25, Kokoskuchen 13,5017,25, Palm=

kuchen 1010,50, Rapskuchen 9,5010 weiße Bohnen 26. Tendenz:
Getreide ruhiger, Futtermittel feſt.

Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 7. Februar. Die Tendenz
iſt weiter feſt, doch iſt der Abſatz nur mäßig und beſchränkt ſich in der
Hauptſache auf die billigeren Sorten. Es notierten in Pfg. der Stück
nb loco Frankfurt a. M.: italieniſche 12,5013, bulgariſche 1111,50,
jugoſlawiſche 1111,50, rumäniſche 10,5011, polniſche 10,5011, cine=
ſiſche
910,50, hölländiſche 1214, däniſche 1214, belg.=flandr. 11,530
bis 13, ſchleſiſche 1012,50 baheriſche 10,5011,50, norddeutſche 11 bis
12,50. Kühlhauseier je nach Größe 79 Pfg.
Frankfurter Buttergroßhandelspreife vom 7. Februar. Infolge der
kalten Witterung iſt die Produktion merklich zurückgegangen und die
Preiſe daher weiter erhöht. Der Verkauf in billiger Ware iſt gut.
Auslandsbutter (holländiſche) 1 Faß 50 Kilo 1,82 RM., einhalb Faß
1,84 RM., in ½=Pfund=Stücken 1,86 RM. Deutſche Molkereibutter
26O RM. per Pfund im Großhandelsverkehr,

Berliner Produktenbericht vom 7. Februar. Auch die Wochenſchluß=
börſe
brachte keine Geſchäftsbelebung im Produktenverkehr. Das In=
landsangebot
von Brotgetreide und Hafer iſt mäßig, die Kaufluſt bleibt
jedoch angeſichts des zurückhaltenden Konſums allgemein gering. Die
Preiſe waren im Promtgeſchäft bei minimalen Umſätzen unverändert.
Am Lieferungsmarkte eröffnete Roggen in den ſpäteren Sichren gut be=
hauptet
. Hafer war um 31½ Mark befeſtigt. Weizen= und Roggen=
mehle
werden zu unveränderten Preiſen angeboten, Abſchlüſſe beſchrän=
ken
ſich auf die Deckung des notwendigſten Bedarfs. Hafer iſt in feinen
Weiß= und Gelbhafer=Qualitäten vereinzelt zu Saatzwecken gefragt.
Gerſte bei mäßigem Angebot luſtlos.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 7. Februar.
Die Wochenſchlußbörſe eröffnete zunächſt bei ſehr kleinem Geſchäft
nach den ſtarken Steigerungen an der Abendbörſe in leicht abgeſchwäch=
ter
Haltung, die die Kuliſſe die hohen Kurſe zu Gewinnmitnahmen be=
nutzte
, zumal auch von außenher infolge des früheren Börſenbeginns
noch keine Aufträge vorlagen. Die erſten Kurſe lagen denn auch meiſt
etwas nachgebend, doch betrugen die Rückgänge nur ſelten mehr als
1½ Prozent. Etwas mehr gedrückt eröffneten Deutſche Erdöl mit
minus 1¾ Prozent, Deutſche Linoleum mit minus 11 Prozent, Zell=
ſtoff
Aſchaffenburg mit minus 2 Prozent, und von Bankwerten neue
Reichsbankanteile, die 2¾ Prozent verloren. Ziemlich feſt tendierten
dagegen Zellſtoff Waldhof (plus 3¾ Prozent), Laymayer (plus 22/g Pro=
zent
) und von Montanaktien Gelſenkirchen mit plus 2 Prozent. Gleich
nach den erſten Kurſen ſchritt die Spekulation zu neuen Käufen, zumal
auch das Publikum einiges Kaufintereſſe zeigte. Stimulierend wirkten
auch die meiſt recht feſten Auslandsbörſen, die gefeſtigte Poſition der
Regierung Brüning und die zum größten Teil günſtig aufgenommenen
Bilanzziffern des Siemensabſchluſſes. Das Geſchäft wurde recht lebhaft,
und Kursbeſſerungen für Spezialwerte bis zu 3 Prozent waren ſehr
häufig. Das Gros der Papiere lag ebenfalls bis zu 1 Prozent gebeſſert,
ſo daß die Anfangsverluſte überwiegend eingeholt wurden. Am An=
leihemarkt
lagen Altbeſitzanleihe weiter feſter, dagegen blieben Neubeſitz
nur behauptet. Am Pfandbriefmarkt waren Liquidationspfandbriefe ge=
ſucht
und durchſchnittlich ½ Prozent höher. Reichsſchuldbuchforderungen
freundlich.
Im Verlaufe war die Kursgeſtaltung zunächſt nicht ganz einheitlich,
doch ſetzte ſich ſpäter eine neue Aufwärtsbewegung durch. Sehr ſtark ge=
ſucht
waren Schuckert, die 3 Prozent gewannen. Man motivierte dieſe
Steigerungen damit, daß Schuckert in der letzten Zeit beſonders ſcharfen
Baiſſeangriffen ausgeſetzt geweſen ſeien und von dieſer Seite jetzt ſtärker
gekauft werden. Die Börſe ſchloß mit bis zu 2 Prozent gebeſſerten Kur=
ſen
in feſter Haltung. Am Geldmarkt blieb Tagesgeld mit 4 Prozent
unverändert. Am Deviſenmarkt lag das Pfund international feſt, die
Mark auf Reichsbankdiskontſenkungsgerüchte recht ſchwach. Man nannte
Mark gegen Dollar 4,2050, gegen Pfunde 20,44¼. London=Kabel 4,8617½,
Paris 123,98, Mailand 92,80, Schweiz 25,16½, Holland 12,10½.
Berlin, 7. Februar.
Auch zum Wochenſchluß blieb die Tendenz weiter feſt. Die geſtrigen
hohen Frankfurter Abendkurſe wurden heute vormittag und an der Vor=
börſe
noch überſchritten, doch lagen die erſten offiziellen Kurſe nicht ganz
ſo feſt, immerhin aber doch überwiegend 13 Prozent feſter. Bei ein=
zelnen
Spezialwerten ſogar bis zu 6½ Prozent über geſtrigen Mittags=
ſchluß
. Das Geſchäft war ſehon zu Beginn für einen Samstag recht leb=
haft
. Vom Auslande und von der Provinz waren, beſonders am Elektro=
markt
und in einigen Spezialwerten, größere Kauforders eingetroffen
während die Spekulation, die geſtern ſtark gekauft hatte, eher etwas
Realiſatiosneigung bekundete. Auch die politiſche Lage wird weiter gut
beurteilt. Die unregelmäßige Haktung der geſtrigen New Yorker Börſe,
die etwas riickgängigen Stickſtoffabſatzziffern uſw. blieben ohne Einfluß
auf die Tendenz. Einige Werte, wie Harpener, Bergmann, AKU. und
Bemberg erſchienen mit +=Zeichen an den Maklertafeln. In den
Kunſtſeidewerten wollte man ſtärkere holländiſche Deckungen feſtſtellen,
Textilaktien waren ebenfalls gefragter. Nach den erſten Kurſen wurde
es auf Realiſationen zunächſt etwas ſchwächer, ſpäter ſetzte ſich aber,
ausgehend vom Elektromarkt, eine neue kräftige Aufwärtsbewegung
durch, zumal größere Auslandsorders eingetroffen waren. Das ſchon
vor kurzem erwähnte Gerücht einer großen internationalen Elektrifizie=
rungsanleihe
regte zu großen Käufen an. Später wurde es wieder
ruhiger, und die erzielten Gewinne konnten ſich nicht überall voll be=
haupten
, da neue Realiſationen vorgenommen wurden. Deutſche An=
leihen
ſchloſſen ſich der allgemeinen Aufwärtsbewegung an.

Der Eiſenmgekk im Lahn=Dill=Gebiet und Oberheſſen
im Janugr.
Die Erzabrufe ſind im Laufe des Januar weiter zurückgegangen.
Ebenſo hat ſich der Mehrverſand im Dezember über den Abruf hinaus
ausgewirkt. Es kann bei Förderung und Abſatz mit einem Ausfall von
rund 7000 To. gerechnet werden. Zu Ende des Monats ſind 6 Gruben
mit zirka 400 Mann Belegſchaft ſtillgelegt worden
Um die Lebensfähigkeit der wenigen noch in Förderung und Abſatz
ſtehenden Gruben zu erhalten, iſt eine Senkung der den Erlös über=
ſteigenden
Selbſtkoſten dringend notwendig geworden. Als weſentlichſte
Selbſtkoſtenfäktoren mußten daher die Löhne und Gehälter geſenkt wer=
den
. Ein mit Arbeitnehmerſtimmen gefällter Schiedsſpruch ſieht eine
Lohnſenkung ab 1. Februar 1931 von 7 Prozent vor. Da anderweitige
Erleichterungen der Selbſtkoſten noch nicht fühlbar in Erſcheinung ge=
treten
ſind, iſt die Lage der Betriebe nach wie vor äußerſt kritiſch, zu=
mal
auch die für den Weiterbeſtand dringend erforderliche Staatshilfe
noch nicht endgültig geſichert iſt. Wird die Staatsbeihilfe für 1931
weiter gewährt, können 4 von den 6 Gruben ihren Betrieb wieder auf=
nehmen
.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Nach dem ſtarken Abrufseingang Ende Dezember 1930 entſprach im
Inland die Nachfrage nach Stickſtoffdüngemitteln im Januar den Er=
wartungen
. Die Abrufe erreichten dementſprechend nicht ganz die Zahl
der Abrufe des gleichen Monats im vergangenen Jahre. Erzeugung
und Verſand verliefen programmäßig. Im Ausland war der Abſatz be=
friedigend
.
In den Beſtrebungen, die Firmen der weſtdeutſchen Dachpappen=
induſtrie
in einem Kartell zuſammenzuſchließen, iſt ein gewiſſer Still=
ſtand
eingetreten, da die mit der Bearbeitung verſchiedener Fragen, u. a.
der Feſtlegung des Kontingentierungsſchlüſſels betraute Kommiſſion in
letzter Zeit nicht mehr zuſammengetreten iſt. Trotz dieſer Verzögerung
werden die Ausſichten auf das Zuſtandekommen eines Syndikats nicht
ungünſtiger als bisher beurteilt.
Die in der Milchkannenvertriebsgeſellſchaft m. b. H. zuſammenge=
ſchloſſenen
Fabrikanten von verzinnten Milchtransportkannen und Mol=
kereigeräten
haben beſchloſſen, zur Förderung der Unterſtützungsaktion
der Regierung für die Landwirtſchaft die Preiſe für Molkereigeräte mit
ſofortiger Wirkung um 10 Prozent zu ermäßigen.
Die Häute= und Felle=Großhandlung Louis A. Fiſcher in Hannover=
Linden, eine der bekannteſten Großkäuferinnen auf den weſt=, ſüd= und
nordweſtdeutſchen ſowie mitteldeutſchen und Berliner Häuteverſteigerun=
gen
, mußte ſich wegen Zahlungsſchwierigkeiten an ihre Gläubiger wen=
den
. Die Verpflichtungen ſind ſehr bedeutend.
Es iſt die Behauptung aufgeſtellt worden, daß der Weſtdeutſche
Zementverband nach Verſtändigung mit den Außenſeitern und deren
Aufnahme in den bis 31. Dezember 1931 verlängerten Verband ſeine in
den Monaten des ſtarken Wettbewerbes, erheblich geſenkten Preiſe wie=
der
erhöhen werde. Dagegen erfahren wir, daß beim Weſtdeutſchen Ze=
mentverband
die bisherigen Preiſe unverändert weiter beſtehen bleiben.
Das Bezugsrecht auf die V.A. Lit. B. der Triton=Werke=Bamberger
Leroi A.=G., Hamburg=Frankfurt a. M., gelangt an der Berliner Börſe
am 13., 14. und 16. Februar 1931 zur Notiz.
Wie bereits vermutet, hat die Copper Exporters Ine, den Ver=
kaufspreis
für Wirebars um 0.25 Cents auf 9,80 Cents per 1b cif Nord=
ſeehäfen
herabgeſetzt. Der Preis iſt dadurch auf den niedrigſten Stand
ſeit je angelangt. Elektrolytkupfer notierte 92½ (93¾4).
Im Konkursverfahren der Gemeinnützigen Bauvereinigung G. m.
b. H. in Vacha ſtand eine Maſſe von 3450 RM. zur Verfügung, wogegen
die Forderungen 357 980 RM. betrugen.
Die zahkungsunfähig gewordene Bankfirma J. Herrmann ( Würz=
burg
) ſtrebt einen außergerichtlichen Vergleich an. Wie verlautet, wird
mit einer Quote von gtwa 40. Prozent gerechnet.
Die Rheiniſche Betonbau A.=G. in Mainz weiſt für das Jahr 1929
einen Verluſt von 25 000 RM. aus. In der Bilanz ſtehen u. a. 32500
NMM. Debitoren und 24000 RM. Kreditoren zu Buche.
In Beſtätigung der geſtern an der Londoner Börſe verbreiteten
Nachrichten erfährt Reuter, daß eine 5½prozenrige Anleihe für Indien
in Höhe von 17 Mill. Pfund Sterling zum Emiſſionskurs von 97 Pro=
zent
aufgelegt werden wird.

Berliner Kursbericht
vom T. Februar 1931

Oeviſenmarkt
vom 1. Februar 1931

Re
Danatbank . . . . . . .
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

Nshe
142.50
110.50
110.25
64.,125
109.
66.
99.50
64.12
59.
113.50
35.
115.
114.75
66.25

lektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann 76.25
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgt
Mannesm. Röhr. 66.-
Maſch.=Bau=Untn
ſtordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw
Orenſtein & Koppt

416.
138.625
78.
110.
77.
63.50
138.
58.
67.50
31.875
51.375
43.50

Mce
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali (206.
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch. 49.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

48.25
106.
84.
59.
145.
58.
45.25

45.50
36.75

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris

Währung.
100 finn. Ml
100 Schilling
1100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
1100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
12.=Stg.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franes

R
10.571
59.035
2.433
73.320
3.0441
168.71
112.40
112.42
112.52
20.423
1.282
201
8.63
22.0os
16 47

Brie
10.591
59.155
12.453
3.360
3.05
169.0.
1126
112.64
12.74
20.463
1.286
4.209
58.75
22.045
16.51

Schweitz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambu!
Kairo

Kanada
Uruguny
Jsland
Tallinn (Eſtl,

Riga

Währung /Geld
100 Peſetas 142.91
100 Gulden
Yen
1 Milre
100 Dinar
100 Drachm.
1 türk. 2
canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 Lats

100 Franken/81.185/ 81.345
81.63
0.362
7.408
100 Escubosl 18.83 18.87
5.44
11äghpt. 2 120.935120.575
2.807
1100 eſtl. Kr. 1 92.00/ 92.18

Brief
12.99
81.79
2.080/ 2.084
0.364
7.422
5.457
4.200 4.208
2.813

1100 eſtl. Kr. 1Jn1.79/ 112.01
80.89 71.05

Frankfurter Kursbericht vom 7. Februar 1931.

Ma
2aIntern.,
8%Bäden :.
80 Bahern.
GS
88 Heſſen v.
v. 29
6½ Preuß. Staat
8% Sachſen ....."
......
7% Thüringen. . .
Dtſche. Anl. Auslo=
ſunsſch
. +1/, Ab=
löſungsanl
.
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Deutſche Schutzge
bietsanleihe ...
30 Aachen v. 29
3½ Baden=Baden
6% Berlin
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
8 Dresden..
8% Frankfurt a. A
v. 26
v. 2
88 Mainz ...
8% Mannheim v. 26
v.2
82 München .....
8% Nürnberg. . . .
8% Wiesbaden ...!
82 Heſſ. Landesbk.
Goldoblig.
4½½ Heſſ. Lbs.
Hyp.=Bk.=Liquid.
20 Kum.=Ob
Preuß. 2bs.
pfbr.=Anſt. G. Pf.
89 Goldoblig

Refe
85
74
74
997
su.7
85.5
89
94.75
991,
80.5

1.9

87.5
82

82.25
74.25
95
80
68
82.5
87.5
92*Ig
84
100
91.75
94
85.5
7.5

Ma
Bk. Girozentr. für
Heſſen Goldobl.
8½ Kaſſeler Land=
kredit
Goldpfbr.
7% Kaſſeler Lanb.
kredit Goldpfbr.
2 Naſſ.Lamdesbl

4½% Liqu.Ok
Dt. Komm. San
mel=Ablöf.=Anl.
AuslSer.
Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
Berl. Hyp.B!
½Liqu.=Pfbr.
Frkf. Hyp.=Bk.
g . Lig. Pfbr
Pfbr.=Bk.
Ligt
2 Mein.Hyp.=Bk.
Lig. Pfbr
Pfälz. Ghp.=B
% Lig. Pfbr.
825 Preuß. Boden
ered.=Bank ...
½% Lig. Pfbr.
Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank
O Lig. Pfb=
180 Rhein. Hyp. B
Lig. Pſ.
Rhein.=Weſtf
.

% Lig. Pfbr.

95
98.5
95
85
100
94.75
83.7
87.75

49.5
67.5
12.5
98.75
96
88
99
96.75
87.25
101.25
96.5
89.25
101:
96.55
88.15
100.25
89.55
101.25
91.75
99.25
87.25
101
94.5
88.5
100
109
Bs

Me
0 Daimler=Benz
% Dt. Linol. Werk
Klöckner=Werk=
Mainkrw. v. 2
6 Mitteld. Stahl.
Salzmann u. Co
% Ver, Stahlwerk
8% Voigt &Häffne
J. G. Farben Bond
z0 Bosn. L.E.B.
2.Inveſt.
Bulg. Tah. v. 02
½%g Oſt. Schätze
D Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%
6 Türk. Admin.
1. Bagdad
Zollanl.
04 Ungarn 1913
1914
Goldr.
1910
Aktien
Ma. Kunſtziide Uni
A. E. G.
AndregeNoris Zahn!
Aſchaffbg. Brauere
Zellſtof
Bemberg, J.
Bergm. El.=Werkel
BrownBoverickC!
Buderus Eiſen. ...
Cement Heidelber
Karlſtadt
F. G. Chemie, Baſell263
Them. Werke Alber
Gummiw.
Linoleum
gimler=Benz....!

91
80.75
76.5
81
78.35
92.75
9B2I,

Ns
99.5

73.25
112.5
27.75
80
28

103
245!

Dt. Atl. Telegr.
Erdöl ...."
Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Linoleumwerke
Eiſenhandel.
Dyckerhoff u. Widn
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninbuſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frankf. Gas i. Lig
Hof....."
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f.elektr. Untern.
Boldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger .).
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer. .. ..
Hochtief Eſſen ..."
Holzmann, Phil.
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſel‟
Junghans

Fali Chemie

Aſchersleben.
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.
Klein, Schanzlin
Klöcknerwerke
Knorr C. H...
Lahmeher & Co.
Laurahütte ...
Lech, Augsburg ...

85.s
126.75
73.5
05
114.5
113
190
36
103
91.5
46
u77
26
36.5
30.5
157
112

00
126
61.5
96.75
59.5
148

Mach
R
Lübenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
403.5 Mainz. Akt.=Br. . . .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Berg.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mählenbau
MontecatiniMailb.
Motoren Darmſtad
Deutz
Oberurſel
Sberbedarf ....."
138 Phönix Bergbau..
Reiniger. Gebbert
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Metallwaren
Stahlwerke ...
110 Riebeck Montan. . .
Roeder Gebr. ..
Rütgerswerke.
Sachtleben A. G.
Salzdetfurth Kali".I
Salzw. Heilbronn /.
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Sübb. Immobilien
Zucker=A. G. 1118.5
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau.
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard
Tucher=Brauerei
Anterfranken .....
Beithwerke".
Ver. f. Chem. Ind.
Stahlwerke
Strohſtoffabr.
Ultramarin ...4112

Vefe
43.5
14.5
128

Rf
H5
45.5
38
49

130
205
165
270
56
118

180
20

72

86

M Huh
Voigt & Haeffner
Wayß & Freytag.
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali..
Zellſtoff=Verein . ..
Waldhof.....
Memel .. . . . ..
Allg. Dt. Credttanſt. 96.5
Badiſche Bank....
Vk. f. Brauinbuſtr.
BarmerBankverein
Bayer. Hyp. u. W. /129.5
Berl. Handelsgeſ.
Hypothefbk.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Dt. Bank und Disc. 110.25
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank...
Frankf. Bank ....
Hhp.=Bank ..."
Pfdbr.=Bk. . . . .
Mein. Hyp. Bank ..
Oſt. Crebitanſtalt".
Pfälz. Hyp.=Ban!
Reichsbank=Ant. .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenbank

A.=G. ſ. Verkehrsiv. 48.75
Allg. Lokalb. Kraftw 119.5

M.
104.5
100.5
219
1117f.
142
95.5
110.5
21
143.5
143.5
150
277.4
28
137
131.5
4.5
134

7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag.
.
Norbb. Llohb. . . .
Südd.
nb.=Ge

87.5
G5
G6.4
S5

Alktanz. u. Stutt
Verſicherung .
28.
Verein. Ve
Frankoua Rück=u
Men

[ ][  ][ ]

Nummer 39

Sonntag, den 8. Februar 1931

Vereinigte Geſellſchaft

Heute vorm. 11½ Uhr Film-Horgenfeier
Der Film vom schönen Süddentschland

RICH. WAGNER-VERBAND
DEUTSCHER FRAUEN
Samstag, 14. Febr., 5 Uhr
nachmittags, Neckarſtr. 19
MUSIKALISCHE FEIER
Mitwirkende: Olga Herrmann,
ElſeHucke=Stoh, Theo Herrmann
2416
Cyrill Kopatſchka
Karten für Mitglieder zu 1
bei Fr. v. Selzam, Neckarſtr. 19,
für Nichtmitglieder zu 2 bei
Ch. Arnold, am weißen Turm,
Karl Arnold, Ecke Erbacher= und
Mühlſtr. Heß, Eliſabethenſtr. 34
DER VORSTAND

Ecke Rhein- und Neckarstraße
Darmstadt.

Wir empfehlen unsere schönen
Festräume
zu Veranstaltungen von Bällen, Gesell-
schaften
, Konzerten, Vorlesungen usw.
Vorzügliche preiswerte Weine
aus unserer Kellerei
Anerkannt gute Küche unseres
Restaurateurs.
RRff

nnnnannAnF HnnannganvpanaHInpanAwÄpnEA

Wur noch heute und morgen

Heute letzter Tag

Nur noch heute und morgen

Das neue Tonfilm-Drama
aus der Faschingszeit

Ein Tonfilm nach der
Komödie von Otto Ernst.

Reſtaurant
Rummeibräg
Rheinſtr. 101, gegenüb, der Feſthalle, Tel. 2519

Regie: Ernst Lubitsch
auf ihrem Siegeszug um den
Erdball.
Ein Filw. wie ihn wirklich
nur Meister Ernst Lubitsch
schaffen konnte und der
einen Abend voll Vergnügen
und guter Laune sichert.
In den Hanptrollen:
Jeanette Mac Donald
und
Mauriee Chevalfer
der Mann, den alle kennen
lernen wollen.
Haurice Chevalier.
dessen Charme und natürliche
Männlichkeit unwiderstehlich
sind, und Jeanette Mac
Donald singen in diesem
Film die schönsten Tenfilm-
Schlager, die Sie je gehört
haben. (V.225.
Dazu das
reichhaltige Beiprogramm.

Bekanut vorzüglich bürgerlichen
Mittagstiſch v. 1., 1 30, 1.60, 2.
Heute abend Konzert

mit Paul‟ Henkels, Ckarlotte
Ander, Alfred Braun, Gustav
Rickelt und Kurt Lilien.
Regie: Garl Heinz Wolff
Der selige alte Flachsmann-
Stoff, hat durch das Zu-
sammenspiel
eines herrlichen
Ensembles im Tonfilm eine
würdige Auferstehung gefunden
Ein Film für denkende
Menschen, ein Werk für Alle.

Sonntag, den 15. Februar, 15.30 Uhr, im
Kleinen Haus des Landestheaters.

ausgef, von einem Teil des ſtädt. Orcheſt,
Saalöffnung 7 Uhr . Eintritt frei

Stadt Malaga
Heute
Prsiklass. Künstler-Konzert


Regie: Joh. Mever
In den Hauptrollen:
Cläre Rommer, Evelyn Holt,
Hans Stüwe, Karl L. Diehl,
Erna Morena,
Hans Junkermann u. a.
Ein Volksstück aus der Vorkriegszeit,
das den Zuschauer bis zum Schluf
in Spannung hält.
Dazn das gute Beiprogramm
Beginn: 2. 4.05, 6.10 und 8.20 Uhr

Ein Tanzspiel, einstndiert von Aenne Reis,
getanzt von den Tanzgruppen des Bunten
Balles, 100 Mitwirkende, Kostämentwärfe
von Elli Büttner.
Eintritt 0.502.50 RM. Vor-
verkauf
an der Theaterkassse.
V
(2379

Dazu der tönende
Lachschlager:

Beckshaut
(2403
Heute
Bunter Abend

in sämtlichen Räumen
Stimmungskapelle Raffkini

Beginn: 2, 4.05, 6.10n. 8.20 Uhr

ſesinn: 2, 4.05, 6.10 u. 8.20 01

Restauration Bürgerhof
Carl Behrens (fr. Hotel Behrens-Hufnagel Traisa)

Kolpingshaug
Rheinstr. 48
Heute Konzert

Reitſtiefel 39/40
Arbeitsſchuhe 40/41
ſtarke
Nähmaſchine.
Große Bachgaſſe 22.
1. Stock.

Mittagstisch von 1.00 an.
Reichhaltige Abendkarte.
Heute Kappen-Abend
8.11, im weißen Saal

Heute Sonntag, den 8. Februar 1931
letzte Vorstellung der
(2401
Hob’s lustige Bühne‟
3 neue urkomische Lachschlager -
1. Kommt zarnicht in Frage‟
2. Beseizt. . . !""
3. Hermann weißſ nichts davon‟

Rheinstraße 12, gegenüber der Hauptpost
Täglich abends ½9 Uhr Konzert der Kapelle Geiss
Jeden Mittwoch und Samstag Gesellschafis-Abend
Mittwochs und Sonntags bis 3 Uhr, Samstags bis 5 Uhr geöffnet

D
Familien-Nachmittag
Abends 811 Uhr 271a
Kappen-Abend

Uberraschungen. Kappen und 1 Kreppei gratis.

Hesenl-A. I5, II7
Großes Haus F3. v2 (Gr. 14

Das Glöckchen des Eremiten
Preise 0.808 Mk.

Vorzeiger dieser Anzeige erhalten an der Kasse des
Orpheums täglich für sich und weitere 3 Personen
numerierte Plätze zum halben Kassenpreis, sowie
Saal für 80 Pfg und Estrade für 50 Pfg. (Tel. 389).

Viktoria und ihr Husar
Preise 110 Mk.

W snaaa6.

Wochenprogramm

Hessisches
Landestheater

Max und Moritz, 6 lustige
Bubenstreiche. Preise 0.402Mk.

Ausschneiden!

Schloßkellers

Sonntag,
8. Februar 1931

Meine Schwester und ich
Preise 13 Mk.

Außer Miete
14.:017 Uhr

Ludwigshöhe

Alexanderstraße 5
Attraktionsdrchester Willi Walter
Montag: Großer bunter Abend
Dienstag: Wiener Walzer- u. Operetten-Abend
Mittwoch: Großer Marschabend
in Uniform der gelben Dragoner
Donnerstag: Großes Karnevalstreiben
Hicky-Maus-Umzug
Ueberraschungen
Freltag: Gr. Preis-Marschdirigieren
unter Mitwirkung des Publikums
Samstag u. Sonntag:
Die wohlbekannten Groß-Konzerte.
Sonntags von 1214 Uhr Matine

auf Voll= und Hori
zontalgatter übern
Wilhelm Mahr,
Kirſchenallee 93.
(2283b)

Der Kaiser von Amerika
Preise 13 Mk.

Teleph. 591
Heute nachmittag 4 Uhr

Außer Uiete
2022.15 Uhr

Gebrauchte
Nähmaſchinen
Singer . . . 25 Mk.
Anker . . . 40 Mk
Singer . . . 45 Mk
Kayſer
45 Mk
Pfaff
95 Mk.
Haid &. Neu 75 Mk.
Gükking
Schuchardſtraße 10.
(2368b)

ausgeführt vom Stadtorcheſter
Leitung: Konzertmeiſter Reitz
Eintritt frei (2364
Der Weg nach der Elektriſchen iſt beleuchtet.

Maria Franke
aus Berlin 931a
Gesangs- u. Vortragsmeisterin
Neuartige Methode
Die Gesangslehre der Zukunft.
Kiesstr. 127 Darmstadt Fernr. 1860

Waldlschlößchen

Sonntags ab 4 Uhr nachm
(1947

Halteſtelle der Linie 9
Sonntag, den 8. Febr., ab

Schirme
größte Auswahl zu
billigſten Preiſen
überziehen u. reparieren.
Johanna Techel
Schillerpl. 3. Uhren=
haus
. Kein Laden.
193a)

Verſchied. Damen=
Masken=Koſtüme zu
verleihen. Näheres
Riedeſelſtr. 66, Stb.

Weg. Stell. i. Aus=
land
verkf. fabrikn.
Schlafzim. (Goldb.)
Off. u. V. 62 Gſch.

Beſ. Prnst Tchneider

A. Roſe, Luiſenſtraße 10, 2. Stock.
Zu den im Februar beginnenden
gutbürgerlichen Kurſen für Anfänger
u. Fortgeſchrittene werden noch Anmel=
dungen
entgegengenommen. Der Unter=
richt
wird von jüng. Lehrkraft erteilt.
Ungen. Einzelunterricht z. jed. Tageszeit.
Vortrag
von Herun Oberſtudienrat
Dr. Poepperling, Darmſtadt.

Breisraten


Neue Kurse
in der Reichskurzschrift beginnen:
Montag, den 9. Februar
abends 8½ Uhr in unseren neuen
Unterrichtsräumen kein Schulf aus)
Ecke Zeughaus- u. Schleiermacherstraße
Eingang Schleiermacherstraße).

indem am Donnerstag, 12. Februar
im Bürgerhof, Eliſabethenſtraße 2,
20 Uhr, ſtattfindenden
Gas-Hortrag
mit prakt, Vorführungen
von Fräulein Klingler.
Eintrittskarten im Ausſtellungsraum,
Grafenſtraße 30 erhältlich. (st. 2407
Koſtproben. Eintritt frei. Fachm. Beratung.
Direktion der ſtädt. Betriebe.

Ab Montag kurzes Gastsplel Cnur
2so5
einige Tage) von
DONN GEORGE RUSSEL
der König des Saxophons
New Vork
Parls
London

400 Ltr. gute Voll
milch tägl. abzugeb.

an Händler frei an
Ort u. Haus gelief
205 p. Ltr., Krank.., Schul., Bäcke=
reien
u. dergl. 228

Tägl. Beginn der Kurse
für Anfänger und Vorgeschrittene!
Tages- oder Abend-Unterricht
20 jährige Unterrichtserfahrung.
Auskunft von 1012, 24 u. 710 Uhr
abends dortselbst.
Einziger Verein Darmstadts, der seinen
gesamten Unterricht nicht in einem
Schulhause abhält.

Mittwoch, den 11. Febr. 1931, abds 8 Uhr,
im Feſtſaal des Realgymnaſiums, Kirchſtr.
Gäſte willkommen!
Kleiner Unkoſtenbeitrag am Saaleingang,
Zu zahlreichem Beſuche laden ein:
Darmſtädter Lehrerinnenverein.
Ortsgruppe Tarmſtadt des A. D. F.
(Deutſcher Staatsbürgerinnenverb.
Frauengruppe Darmſtadt desB. D, T. M.
B. D. der Jugendleiterinnen und Hort=
nerinnen
.

Gewerbe• Handel - Industrie• Hausbesitz

Lichtbilder=Portrag
über Bogelſchutz

Montag, den 9. Februar 1931, abends 8½ Uhr, Gasthaus zur Krone‟
Offentlicher Vortrag

am Mittwoch, 11. Februar 1931, abends
8 Uhr, im Saale des Bürgerhofes,
Eliſabethenſtraße 2, Darmſiadt
von Stud. paell. Walter Röhler
Alle Tierfreunde und Mitglieder des Tier=
ſchutzvereins
, des Pogelſchutzvereins, der
Vereinigung der Vogelliebhaber, des Ge=
fügelzuchtvereins
, des Gartenbauvereins
ſind herzlichft eingeladen. / Eintritt frei!
der Borſtand des Tierſchutzvereins.

POAIOLA
NORDLAND
Ein Film über die Erlebniſſe deutſcher
Jungen in Finnland, dem Land der
Tauſend Seen mit Liedern zur Laute,
Der Film läuft am 10. Februar 1931,
abd?. 8 Uhr, im Hörſaal 234 d. Techn.
Oft
Hochſchule.
Karten zu 1. u. 1.50 im Vor=
verkauf
bei Arn d, Ernſt=Ludwigſtr.

1975b
jetzt:
Ecke Zeughaus- und Schleiermacherstr.
(Eingang nur Schleiermacherstr

Erläutert und erklärt von Steuer- und Wirtschaftsberater
Felix Graetz, Darmstadt.
Wirischaftspartel / Landesverband Herssen
ritt Frel!
Provinz Starkenburg.
2348

per Liter Rmk. 3.60 o. Glas
empfiehlt Adler=Drogerie Anton Fiſcher,
Frankfurterſtr, 1214, Tel. 186. IV.,2336

Ln


Vh
LA

[ ][  ][ ]

Nummer 39

Sonntag, den 8. Februar 1931

Seite 15

Ailffz sottefsieh

dRHEBER-RECHTSSchUTZ DUREH VERLA6 OSRAR MEISTER, WERDAu
40)
(Nachdruck verboten.)
Pitſchau vertrat den Standpunkt, die Organiſation ſo klar
wie nur möglich zu geſtalten, nichts zu komplizieren und die nur
indirekt produktiven Betriebe ſo klein wie möglich zu halten. Er
vertrat auch den Standpunkt, daß man gut tun würde, wenn man
dem Hüttenwerk eine Reihe Nebenbetriebe angliedere, die das
gewonnene Leichtmetall es hatte noch keinen Namen ver=
arbeite
und an die Induſtrie weitergebe.
Seine Ausführungen intereſſierten in noch höherem Maße.
Eine Diskuſſion ſetzte ein.
Pitſchau und Waters blieben keine Antwort ſchuldig. Auch
über den Wegebau und die Organiſation des Abtranspoxtes
ſprach man ausführlich.
Als die Generalverſammlung zu Ende ging, hatten die Aktio=
näre
, genau ſo wie Durham, deſſen halbes Vermögen darin ſteckte,
die Uebewzeugung, daß alles in beſten Händen ſei.
Berndt Groth hatte ſich in Begleitung der Filmleute mit
ſeiner Frau nach Amerika eingeſchifft.
Iris Verheiratung und ihre Annahme eines Filmengagements
hatte Amerika, ſpeziell Amerikas Frauenwelt, aufs ſtärkſte erregt.
Und ſo kam es, daß Iris, als ſie mit ihrem Gatten an Land
trat, von einer tauſendköpfigen Menſchenmaſſe jubelnd begrüßt
wurde.
Der Empfang tat Iris im Herzen wohl. Sie fühlte, daß hier
Herzen mit ihr ſchlugen, daß man ihr Vertrauen und Glauben
entgegenbrachte. Das war wohltuend für ſie.
Im Hotel wurde das junge Paar von Reportern überfallen.
Berndt und Iris ließen ſich interviewen, gaben, ſoweit ſie
wollten, Auskunft, ſagten, daß ſie ſich auf die Aufgabe freuten, die
ihnen von Präſident Dobracka geboten worden ſei. Es ſei ihr
feſter Wille, die Herzen des großen amerikaniſchen Volkes zu
gewinnen.
Sie gefielen überall. Die Reporter waren von dem natür=
lichen
Weſen der beiden ſchönen Menſchem begeiſtert.
Das ſchönſte Paar! brachte der Herald eine fette Ueber=
ſchriſtzeile
, und darunter erſchien beider Bild.
Am nächſten Tage reiſten ſie weiter nach Hollywood.
Präſident Dobracka hatte ſeine Anweiſungen ſchon ſeiner Ge=
ſellſchaft
gekabelt, und ſo empfing man Lady Iris und ihren Gat=
ten
aufs großartigſte.
Tauſende und Abertauſende umlagerten das Grandhotel, in
dem das Paar zunächſt wohnen ſollte.

Fris ergreifende Schönheit, die ſtrahlenden, glücklichen Augen
gefielen ebenſo wie die charaktervolle Herbheit des Deutſchen.
Ein Mann! ſagten ſie.
Tauſend Blicke prüften die Geſichter, und alle mußten erken=
nen
, daß Lady Iris wahrlich alle Bedingungen erfüllte, ebenſo
ihr Gatte, die der Film ſtellen mußte.
Am Abend fand im Grandhotel ein großer Empfang ſtatt, zu
dem alle Prominenten von Hollywood erſchienen. Greta Garbo
war vertreten, das Ehepaar Fairbanks, Gloria Swanſon und
wie ſie alle heißen.
Die Natürlichkeit und Herzlichkeit der beiden Menſchen be=
geiſterte
die Filmkünſtler. Man kam ihnen mit einer ſpontanen
Herzlichkeit entgegen, die Berndt und Iris etwas verwirrte.
Ganz beſonders bemühte ſich Fwirbanks mit ſeiner ewig
jungen Frau um ſie. Wie eine kleine Königin umſorgte man
Iris. Tauſend Verſprechungen wurden gegeben. Freundſchaf=
ten
wurden verſichert.

gewiß! Bohnen=
kaſſtee
ſchmackt gut. Aber
Kathreiner ſchmeckt
auch gut-und iſt (ſehr

voo

WVre2it

Als Präſident Dobracka gegen Mitternacht das Glas erhob,
und bat, daß alle mit ihm auf das Wohl der beiden trinken, tat
alles jubelnd mit.
Iris wurde dann aber ſo müde, daß ſie ſich mit ihrem Gat=
ten
zurückzog. Die Gäſte verließen das Hotel, und nur noch
Präſident Dobracka mit ſeinen Regiſſeuren und einigen befreun=
deten
Filmdirektoren und Journaliſten blieb zurück.
Der Journaliſt Bayle klopfte Dobracka auf die Schulter:
Herr Präſident, das war bis heute Ihr genialſter Schachzug!
Wie haben Sie es denn fertig gebracht, Lady Iris zu ver=
pflichten
?
Dobracka ſchnunzelte und ſagte dann: Das iſt mein Ge=
heimnis
, Mr. Bayle. Hauptſache: Ich habe ſie hier und ich kann
Ihnen verſichern, das iſt eine Chance ... und wos für eine

Chanee!. Der neue Stern, der über der Welt leuchten wird .,.
Iris Groth!
Wollen Sie keinen anderen Namen wühlen?
Nein! Iris Groth ... das klingt doch und prägt ſich ein.
Lady Durham kann ich nicht ſagen, da verderbe ichs mit den
Inſelleuten.
Läuft die Reklame ſchon?
Ah .. . längſt, Mr. Bayle! Ich arbeite gern auf etwas
lange Sicht. Wie iſt es mit Ihrer Unterſtützung?
Well, die iſt ſicher! Habe in Deutſchland über hundert
große Zeitungen, die ich verſorge, in England vierzig, in den
anderen europäiſchen Staaten über zweihundert. Sie wiſſen:

Frankreich ganz ſpeziell."
Weiß, Bayle! Beſuchen S
im Büro.
Treffe ich Sie ſelbſt?
Ihnen beſprechen. Auch Scheck!
Very well, Mr. Dobracka!

Sie mich morgen nachmittag

No, aber Arthur iſt da der iſt im Bilde. Wird alles mit

Am nächſten Morgen ſuchte Dobracka das Ehepaar auf.
Gut geſchlafen?
Sie dankten.
Alſo, Herrſchaften, ich habe Ihnen ein Heim beſchafft. Wol=
len
Sie es ſich anſehen?
Hoffentlich nicht zu luxuriös, wie ich Ihnen ſagte, Mr. Do=
bracka
! Ein Heim für zwei Leute mit vier Mann Dienerſchaft,
Sie wiſſen?
Unbeſorgt, Mr. Groth! Ein kleines, entzückendes Heim,
ſechzehn Zimmer, an einem wunderhübſchen Teich gelegen, gro=
ßer
Garten, Golfplatz und was weiß ich noch alles! Es wird
Ihnen gefallen.
Und es koſtet?
Koſtet ... ah, danach habe ich noch nicht gefragt! Das
fällt ja auch nicht ſo ins Gewicht. Ich kalkuliere ... zwanzig=
tauſend
Dollar im Jahre.
Eine ſchöne Summe Herr Präſident! warf Iris ein.
Dobracka lachte. Unſere verehrte Lady wird ſchon ein ſpar=
ſames
Hausmätterchen.
Wir wollen es uns anſehen! entſchied Berndt und ſie fuh=
ren
nach dem Frühſtück mit dem Wagen nach dem Objekt.
Es war tatſächlich ein kleines Paradies. Das Haus ſelbſt
war nicht zu groß, aber um den Beſitz zogen ſich mehrere Morgen
Park und ein Golfplatz hin. Der Teich entzückte Iris.
Der Beſitzer war ſelbſt anweſend. Es war der Millionär
Ned Summer, ein Bankkröſus aus Frisko.
Ned Summer, ein Mann von vielleicht fünfundſechzig Jah=
ren
, hatte ſich dieſen Herrenſitz bauen laſſen, kam aber ſelten ein=
mal
nach Hollywood. Er hatte bisher ſeinen kleinen Palaſt noch
keinem Menſchen vermietet, aber als er hörte, daß Iris, deren
Prozeß er mit der größten Anteilnahme verfolgt hatte, mit ihrem
Gatten in Hollywood ein Engagement angenommen, hatte er Do=
bracka
telegraphiſch gebeten, dem Ehepaar ſeinen Sommerſitz an=
zubieten
.
(Forkſetzung folgt.)

Pliſſees,
Hohlſäume,
Stichereien,
Handmalerei
moderne Ausführung
im
Gpezialgeſchäſt F. Breitermann
schulſtraße 9, im Hauſe Fauldxaht
Eingang durch die Torhalle

Sport=Kabrioletk
6/30 Fiat, ſchnittiger, eleganter
Wagen, wenig gefahren, zum halben
Neuwert abzugeben.
(2371b
Rhein=
Müller & Ober, ſtr. 39.
Kein Bluff
F nur ſolange Vorrat reicht
Herren=Gummiabſätze 70 3
Damen=
50 8
aufnageln einb griffen. Sie können darauf
warten. Für Qualität bürgt
(1790a
Hohlen=Wagner
Alexanderſtraße 10.

BRIEFMAZKSN-SAMMLER
welche angenehm.Anschl. zw. Autbau ihrer
Samml.wünsch., sind uns willkommen. Wir
bring. Auswahlen f.gr. u. kl. Sammler z. solid:
Preisen. Verlang. Ste uns. Drucksclriften u.
Probeauswahl bei Standesangabe. (2003b
Internation. Philatelisten-Vereinigung
Berlin-Neukölln, Nogatstraße 23.

10 Martz monatlich für fabrikneue
Schreibmaſchinen
in Miete. Bei evtl. Kauf volleAnrech=
nung
der Mietsraten Verlangt Angebot
durch Poſtkarte von Schreibm.=Gener.=Vertr
Darmſtadt, Poſtfach 192.
1564b

Geflügelzucht=
Verein
Darmſtadt
e. V.
Montag, 9. Febr. 31,
um 20 Uhr:
Monatsverſammlg
im Fürſtenſaal,
Glafenſtr. 20.
Tagesordung:
1. Mitteilungen.
2. Lichtbildervortrag
3. Verloſung. (2358
Der Vorſtand.

Speiſekartoffeln
la gelbfl., handv.
lief. froſtfr. z. bill
Tagespr. fr. Keller
Ph. Rebſcher. Eber=
ſtadt
. Heidelberger=
ſtr
. 72, Tel. 370. (

Schreibmaſchinen=
Arbeiten ſauber u.
billig. Angeb unt.
U. 233 a. d. Gſchſt.

Achtung!
Welch. Schneider m.
Schneiderarb. gegen
Schreinerarb. Ang.
u. U. 230 Gſchſt. E

Ernſte
Polikiker
neudeutſcher Volks=
wirtſchaft
finden an=
regenden
Gedanken=
austauſch
in gleich
geſinnt Kreif. Adr.
zw. Zuſamenſchl. u
1. 16 Geſchſt erbet.
(2010 b)

T. 84
Da Freitag 12 Uhr
n. mögl., b. nochm.
Antwort u. Adr. (*

Montag

Mittwoch

die drei letzten Tage meines

Verkaufs

St
Oann& Häbatt
auch auf alle schon bedeu-
tend
zurückgesetzten Reste
Kaufen Sie daher jetzt bei mir
Sie haben große Vorteile dabei
Barmstädter
Teppich- u. Gardinen-Haus
Darmstadt
Heinrich Meyer Ernst- Ludwigste. 15
Größtes Spezial-Geschäft Darmstadts

Leeee

(VI.144
Frankfurt 2. R. 3
Taunusstraße 5
Tel. 33036

I. Bin. 1056

-Kieinfieisch
DPostkolli netto9 Pfd. 2.95
Bahnkübel,, 33 9.90
C. RAMM, Wurstfabril
Nortorf (Holst.) 447

Fahrradreparaturen
am beſten, billigſten und ſchnellſten
(1752a
nur bei
Karls=
B.OLlO ſtr. 1416.

Reelle Heiraten für
Dam. u. Herr. jed.
Ber u. Stand., ſow.
Einh. vorgem. Büro
FrauG. Schuchmann.
Darmſt. Stiftſtr. 46.

Damen=Sohlen u. Fleck
2.50
Serren=Sohlen u. Fleck
3.50
Schuhmacherei
Joh. Thaiheimer,
Weinbergſtr. 17. (257a

4=Pfd. Werbepäckch.
m. Schink=, Zervel.=
Salami=, Landleb.=
Wurſt 6 franko.
O. J. Sievers,
Niendorf b. Lokſtedt
(Holſtein). (2158b

Dame, Beamtenw.,
Mitte 30, wünſcht
Freundſchaft
m. gutſit. Herrn. Ev.
ſpät. Führ. gemein=
ſam
. Haushalts od.
Heirat. Zuſchr. unt.
U. 248 a. d. Gſchſt. *

Vierziger
Idealiſt und Schöngeiſt, vermögend, auf
idylliſchem Landſitze bei Berlin lebend,
erſehnt eine herzliebe Gattin. I. A. 2204
befördert Rudolf Moſſe, Berlin,
Tauentzienſtr. 2
I. Bln. 3155

809
Hu nt
859
n
leinen
Tage
Hus n
Aa lfe
He
Ee e

Ga. Heckmann-Schmidt
2360 Ecke Markt und Ludwigstraße

Glückliche
Heirat, Einheirat, Briefwechsel
Neue Wege durch Ring der Freun 1e
Keine Vermittlung. Dickr. Auskunft
gegen Rückporto durch:
(253.
V. Rodd, Bonn, Drususstr. 2.

Beſſeres Fräul
Anf. 30, evgl. ver=
mög
., wünſcht geb.,
ſolid. Herrn zwecks
Heirat kenn. z. ler=
nen
. Zuſchr. unte
V. 18 a. d. Gſchſt.

Preis=Abbau!
Schneidergeſch. fer=
tigt
Anzüge n. Maß
f. 25 Mark. Ueber=
nehme
auch Kunden
außerh. Für gute
Arbeit wird garan=
tiert
. Anprobe im
Haus. Angeb. unt.
V. 17 Geſchäftsſt. (
Unt. Beamt. i. R.,
Witwer, rechtl. Cha=
rakter
, anf 60 J.,
wünſcht mit unabh.
Frau od. Frl. i. d.
50. Jahren mit be=
ſcheid
. Einkommen
zw. gemeinſ. Haus=
haltführ
. in Ver=
bindung
zu treten.
Wohn. u. Einricht.
vorh. Spät. Ehe ev.
nicht ausgeſchl. Gfl.
Zuſchr. unt. V. 23
a. d. Gſchſt. d. Ztg.*

Ernſtigemeink!
Jge. Witwe. 34 J.
alt, mit 2 Junigen
anſtänden Mann
zwecks ſpäterer Hei=
rat
kennen zu ler=
nen
. Anonym zweck=
los
. Angebote unt.
V. 34 an die Ge=
ſchäftsſtelle
.

Ueber 150000
woll. heiraten durch
en Bund‟! Gute
Einheiraten in Ge
schäft, Fabrik Land
wirtsch., Handwerk
Gut usw. usw. für
Herren. Für Damen
viele Beamte, Fest-
besoldete
KeineVer
mittlung, daher vor-
schußtrei
! Nur
gebildete Kreise.
Auskunft und Bera=
tung
kostenlos geg.
30 Pfg. Rückp.
Nähere Angaben erb.
geg. Dirkret. (IV.151
Der Bund‟‟
Mannheim A. 15
einr.-Lanzstr. 15.

Mathemat., reine u
angew., d. akad. geb.
Lehre. Vorber.a.alle
Ziele. Nachh. Witt=
mannſtr
. 30, I. (273

Gramm. u. Konve.
ſat. ert. geb. Franzöſ
zu mäß. Hon. Ang.
u. T. 71 Gſch. (*dge

Ausländerin
wünſcht
Deutſchunterricht.
Ang. u. V. 59 Gſch

Kochſtunde.
Erlern. d. gutbüre
Küche, Süßſpeiſen,
Backen. Kurs
J. Friedrich.
Frankf.=Str. 74. I.*


Gründl. Rachh.
in Lat. u. Mathem.
v. erteilt. Anfr. u.
V. 15 a. d. Gſchſt.

Wer erteilt Unter
richt in flottem
figürlichen
Zeichnen? Gfl. An=
geb
. mit Preis unt.
V. 12 Geſchſt. Ohne
Preisang. zwecklos.*

nußb. lackiert 38.
weiß lackiert . 45.
zweitürig, nußbaum
lackiert
60.
weiß lack, mit glat=
ten
Türen
72.
eichen
78.
nußb. poliert 85.
Belkftelle
1½ſchläf., roh 29.
lackiert 39.
eichen gebeizt. 59.
nußb. poliert 69.
Nachkkiſch
in roh
13.
nußb. lackiert 17.
weiß lackiert 18.
eich. m. Marm. 25.. m. Marm. 30.
Duſc=
kommode

Inßb. lack. 45 u. 48.
weiß lackiert 48.
Mit Spiegelaufſatz,
Kriſtallſpieg., Blatt=
gr
. 110cm 85 u. 90.
Eich. od. nußbaum
pol. mit Marmor,
110 cm 145 u. 150.
Nur neue Möbel
Möbel-Verkrieb
Rob. Heerwagen.
Gr. dchſeng. 10.

Fahrräder
am billigſten und
beſten bei (1861a
Fr. Gütting,
Schuchardſtraße 1/

Heirak!
Solid. Junggeſelle,
30 J. alt, ſchwarz,
1,75 Meter groß, m.
etwas Vermögen,
wünſcht ſich m. nett.
Mädchen glücklich z.
verheiraten. Ange=
bote
unter V. 33 a
d. Geſchäftsſtelle.

A

vergeudet nutzlos Geld. Die praktisch denkende
Hausfrau kennt den sichersten Weg zur Erlangung
guten Hauspersonals: die kleine Anzeige im werbe-
starken
Darmstädter Tagblatt!

Bei Stuhlverftoptung auer Ssr hstuprodutt.

in Apotheken, Drogerien,
V.902) Reformhäuser

Heda-Früchtenürfel

[ ][  ][ ]

Rr 8

Sonntag, den 8. Februar 1981

Nützen Sie noch die wenigen Tage aus.
Mit wiel Besseren Aualitäten
und mit weniger Geld
als im vorigen Jahre, können Sie jetzt
hre Aussteuer-Bestände auffrischen.

Damen-Berufsmäntel
aus kräftigem weißen Stoff,
Größe 4248
Damen-Berufs-Kittel.
zum Durchstecken, aus gutem
geißen Stoff, Größe 4248

Stickerei-Lätzchen
in verschiedenen schönen Ans-
führungen
. . . . . . .
Lammfell-Ueberjäckchen
mit Kragen in hübsehen
arben .....

Damen Servierſchürzen
weiß Linon, mit schöner
Stickerei .... . . . ..
Damen Servierſchürzen
mit Durchbruch und breiter
Stieckerei ...."

Biber-Bettücher.
gute Köperware
Größe 145/220
Biber-Bettücher
weißgebleichte Oualität,
Größe 140720

Streifen-
Damast
nur bewährte Qua-
litäten
, 130 cm breit
1.35, 0.98,

Blumen-
Damast
gut kräftige Ouali-
täten
, 160 cm breit
2.50, 2.10,

Weiße Tischdecken
Größe 130/160 cm, gezeiehnet,
aus kräftigem Hanstuch..
Damen-Neſſelſchürzen
gezeichnet, in guter
Qualität ...."

Kissen-Bezüge
aus gutem Cretonne mit festo-
hierten
Bogen ...
Paradekissen
mit Klöppel-Einsatz und
Spitzo garniert K

Ein Posten
Herren Einſatzhemden
gute makoartige Oualität, mit
hübschen Einsätzen, Gr. 46
Ein Posten
Charmeuse-Schlupfhosen
Damen-Größen, in hellen Farben

Bettücher
aus kräftigem Hanstneh
225 cm lang
Koltertücher
gute Qualität mit handgezoge-
nem
Hohlsaum .

Ein Posten
Unterzieh-Hosen
für Damen, gewebt, in weiß
und farbig sortiert
Ein Posten
Windel-Hemd-Hosen
gewebt, echt Mako, Damen-
Größen ..."

Handtücher
Gerstenkorn mit farbiger Borde,
gesäumt und gebändert. ...
Hand tücher
Halbleinen-Drell, besond. gute
Gualität . . . . Größe 40/100

Renforeé

Wäschetuch

Croisé
solide gutgerauhte
kräftige Ware,
0.68, 0.49

Croisé

Damen-Nachtjacken
weiß Croisé, mit Kragen und
langem Arm . .
Damen-Nachthemden
Croisé, mit Kragen und langem
Arm, solide Verarbeitung . .

Große Posten
Spannstoffe
130 cm breit, Utr. 0.95, 0.78,
Sonder-Posten
Landhaus-Gardinen
60 cm breit, Meter 0.69, 0.28,

reinweiß gebleichte,
solide Ware, 80 cm
breit, 0.58, 0.39

vorzigl.Onalitäten
tür Leibwäsche,
80 cm br., 0.680,58,

feinfädige Ware,
für eleg. Wäsche,
80 cm br., 0.78,0,55,

ganz vorzigliche
Finetteware, 80 cm
breit, 0.98, 0.88,

Jäcguard.
Halbleinen, häbsche
Blumen-Dessins,
Meter 0.78, 0.68,

Weiß Gebild I Waffeltuch

Gerstenkorn

Gerstenkorn

Handklöppel-Spitze
echt chinesisch. in mod Mustern,
außerordentlich billig .Ueter Wu!
Stickerei-Coupons.
in verschiedenen Breiten, nur Ia Qualitäten
Serie 12O ISerie II.
ISerie III
303mOOd 4,60m0S9 460m959

Fantasierolle-Garuituren
eigene Anfertignng, modern
Verarbeitet, 3teilig
Bettstellen
mit Patent-Matratze, weiß
lackiert, 33 mm Rohr
21.50, 18.75. *

Halbleiv mit roter
Borde, Meter
0,68, 0.48

gut gebleichte Fab-
rikate
, in Karo und
Streifen, 0.60, 0.49,

besonders schöne
Qualität., w. Borde
Ueter 0.65,

mit schöner bunter
Borde, Meter
038, 0.18

8
Bettuch-
Haustuch
weißgebl. Strapa-
zier
-Oual doppelbr.
1.25, 0.88,
6S RLtA
Bettuch-
Halbleinen
solide strapazier-
täh
. Ware, ca. 150cn
1.65, 1.45,
95= Chng
Bettuch-
Halbleinen
Ia Qual. m. verst.
Mitte, 150 cm breit
2.50, 2.25,
1.65 TOT
Bettuch-
Biber
mollige Winter-
Qualit., doppelbr.
135, 0.95.
68 .
Betuch-
Biber
weißgebleichte
Ia Cöperware
150 cm, 2.50, 1.95,
1.65 Cretonne
vorzügliche
Oualitäten für Kopf-
kissen
, 80 cm breit
0.88, 0.65,
55 Bettwäsche
Linon
glanzreiche Ware
für Kopfkissen
80 cm breit
0.60, 0.50,
30= Cretonne
reinweiße strapa-
zierfäh
. Oualitäten
150 cm breit
1.20
8S= A
Linon
glanzreiche Wäre
für Koltertücher,
160 cm breit
155, 1.35,
1.10 Te
Dowlas
der bevorzugte
Bettwäschestoff,
160 cm breit
1.95, 1.55,
1.35 Blumen- Mako- Streifen- Damast Damast Damast reichglänz. Quali- besonders gute Fa- selbstauegerüstete täten, 130 cm breit brikate, 130 cm br. Ware, 160 cm br. 1.75, 1.25, 2.25, 1.95, 1.95, 1.70, 88 1.25 95. u d
. 8. 116

[ ][  ][ ]

8. Februar 1931

Nummer 7

Aa

nnnannnnnnnnnar

Wie Hauſer ſprechen.
Von alten Hausinſchriften.
Von E. B.
Es iſt eine alte und ſchöne Sitte, das Haus außen und
innen mit ernſten und heiteren Verſen und Sprüchen zu
ſchmücken. . . . Dieſer Hausſchatz deutſcher Spruchverſe
iſt in ſeiner Art nicht minder reich an lauterem Gold, wie
das eigeniliche Volkstied ſchreibt H. W. Niehl, der be=
kannte
Sozialpolitiker, im Jahre 1858 in ſeinem Buch über
die Familie‟. Die älteſte Form der Hausinſchrift iſt die
ſogenannte Hausmarke, das iſt der Hausnamen; ſpäter
folgen Jahreszahl und Namen des Eigentümers, bau=
geſchichtliche
und ſchließlich chronologiſche Zuſätze; zum
Schluß entwickeln ſich die Hausſprüche, von denen
hier die Nede ſein ſoll.
Die älteſten erhaltenen Inſchriften ſtammen aus dem
14. Jahrhundert, und zwar aus dem ſüdlichen Elſaß; eine
lateiniſche aus dem Jahre 1525 und zwei deutſche aus den
Jahren 1328 und 1330. Die Hauptmaſſe aller Hausinſchrif=
ten
gehört jedoch obſchon ſich auch vom 15. bis 17. Jahr=
hundert
eine ganze Anzahl von ihnen findet der Seit
von 1770 bis 1860 an; ſpäter treten ſie mehr zurück. Sum
Handwerklichen der Hausſprüche iſt zu ſagen, daß es ſogen.
Cünchſprüche gibt, d. h., mit Farbe auf Lehm= oder
Stuckgrund aufgetragene, meiſt mehr oder weniger im
Verein mit bildlichen Darſtellungen. (Dieſe Cünchinſchriften
ſind beſonders verbreitet in Oberbauern und Cirol und fin=
den
ſich auch im Heſſiſchen, im Elſaß, in der Baar, in Chü=
ringen
und der ladiniſch ſprechenden Schweiz); ferner
Schnitzinſchriften hierbei ſind die Buchſtaben
entweder ins Holz eingegraben oder erhaben ausgeſchnitten
(eine Art, die über ganz Deutſchland und einen großen Ceil
der Schweiz verbreitet iſt), und die in Stein oder Stuck
eingegrabene Schrift, die weit ſeltener ſich findet, meiſt an
Nokokoſtucktafeln. Betrachten wir die Form der Buch=
ſtaben
, ſo ſcheint es, als ob Nord= und Mitteldeuiſch=
land
die Antiqua, Süddeutſchland und Heſſen die Fraktur
bevorzugten. Laſſen ſich die Hausſprüche auf dieſe Weiſe
rein äußerlich wenigſtens einigermaßen nach Gegenden
verteilen, ſo iſt das inhaltlich, gedanklich, keineswegs mög=
lich
. Sprüche völlig gleichen Inhalts, ja häufig in völlig
gleichem oder zum mindeſten ſehr ähnlichen Wortlaut finden
ſich nicht nur in verſchiedenen Jahrhunderten, ſondern auch
in ganz verſchiedenen Gegenden. Wenn man von den Bibel=
ſprüchen
abſieht, ſind das in erſter Linie Sprüche, die be=
ſagen
, daß jeder vor ſeiner Cür kehren ſolle, denn Geld
gäbe ja doch keiner dem anderen zum Bau, daß man im
übrigen die Leute reden laſſen müſſe. Dieſe Sprüche finden
ſich mit geringen Abwandlungen und Erweiterungen un=
zählige
Male, hie und da wohl auch einmal unter Hinzu=
fügung
eines ſelbſtändigen Gedankens.

Eim Hildesheimer Hausſpruch aus dem Jahre 1611 ſagt
kurz und bündig:
Wer bawen will an freier ſtraßen,
Muſ ſich viel unmutz geſwetz nich irren laſſen,
und ein Spruch aus Garmiſch von 1767 lautet alſo:
wer baut an die Gaſen,
mueß alle reden laſen.
die Leitt, die Netten vill.
ich due mein dail denchen und ſchweie immer ſtil.
Der niewand hats erbautt, der niemand hats gemohllen,
der niemand duett drein zallen.
Aus Niederachen bei Innzell ſtammt der folgende Spruch:
Es kann keiner bauen auf der Wellt
Das es jeden Menſchen gefellt.
Ich dencke ſo gefelt es mir.
Ein jeder kiert vor ſeiner Chier.
Am Nathaus i Wernigerode ſteht zu leſen (von 1492):
Einer acht’s, Der andre verlacht’s,
Der dritte betracht’s, Was macht’s?
Ein Haus von 1702 in Adelboden fordert dagegen energiſch:
Welcher ſelbſten nitt vill kan
Soll dies Haus untadlet lan
Gott ſeines wägs fortgahn.
Neben der Freude am Haus ſteht der Kummer über die
Baukoſten. Hausverſe dieſer Art finden ſich auch wieder
zu allen Seiten und in den verſchiedenſten Gegenden. Knapp
und einprägſam heißt es an einem Haus in Wohra bei
Gemünden:
Bown ißt luſt aber ’s kuſt.
Und ein Haus in Waldeck warnt:
Stehe ſtill und leſe mich,
Eh du bauſt bedenke dich.
Baun iſt eine ſchöne Luſt,
Die Koſten hab ich nicht gewußt.

Daneben ſtehen die zahlloſen Sprüche, die das Haus und
ſeine Bewohner Gottes Schutz anbefehlen, ſo zum Beiſpiel
ein Spruch in Blatten:
Ich gehn aus oder ein
So ſoll Gott mein Beſchitzer ſein.
Von einer Wirtſchaft in Ciermatten (175)) ſtammt folgen-
der
Spruch:
Gott laſſe dieſes Hauß. In ſeinem Segen ſtehen,
Daß man hier ein und aus Geſegnet möge gehen.
Herr, bleibe Du bey mir Allhier auf dieſer Erden;
Und laß mich dort beu Dir Ein Erb des Himmels werden.
Häufig beſchäftigen ſich die Hausſprüche mit Cod und
Ewigkeit. So findet ſich in Hannover der Spruch:
Minſche, Bedenke den Ende
Der dodt is ſchnel unde Behende. Amen.
In Kanderſteg (1704) leſen wir:
Ich läb, und wis nit wie lang;
Ich ſtärb, und wis nit wan;
Ich fare dahin und wis nit wohin;
Mich wundert, das ich ſo fröhlich bin.
Ein Kippeler Spruch mahnt:
Alſo ſolt du wonnen in dinnem Hus
Als ob du mieſteſt morgens drus
Lug das dir ſig ein Hus bereit
Das ſtand in Ewigkeit. (Von 1651.)
Gute Natſchläge ſind überhaupt beliebt. So heißt es
1706 in Adelboden:
Hüt dich, ſchwer nicht in meinem Huß,
Oder gang zur Cür heinuß.
Dan Gott der Her vom Himmelrich,
Möcht Bid ſtrafen, mich und dich zuglich.
Einer in Kanderſteg von 1822 lautet:
Junges Blut ſpar dein Gut
Armut im Alter wehe tut.
Einen recht nachdenklichen Spruch findet der Wanderer
in Nothenburg o. C. von 1550:
Dies Haus iſt mein und doch nicht mei,
der nach mir kommt, dem wirds auch nicht ſein.
Den Dritten trägt man auch hinaus,
drum Wandrer ſprich, wem iſt dies Haus?
Derſelbe Spruch, mit geringer Abwardlung, kehrt in
Cirol und anderwärts wieder. Nicht ſelten geben die

Hausſprüche den Grund an, warum ein Haus neu gebaut
wurde, ſo z. B. ein Spruch in Werdorf (Kreis Wetzlar):
Hier ward durch Feurs Wuht der alte Bau gerichtet,
bewahre Gottes Hut den wir hier neu errichtet,
daß uns des Feuersbrand nicht abermals aufſchrecket
ſei unſer Dorf und Land durch Gottes Schild gedecket.
Aehnlich ein Spruch aus Wenns in Cirol, deſſen Ver=
faſſer
offenbar ſein Gottvertrauen etwas eingebüßt hatte:
Dies Haus ſtellt ich in Gottes Hand,
Da iſt es drei Mal abgebrannt.
Nu hab ichs Sankt Florian anvertraut,
Und hoff, daß er beſſer danach ſchaut.
Auch Soziales ſpielt wohl einmal hinein. So heißt es
an einem Haus in Katzenfurt:
Es iſt das Beſte in der Welt
Daß der Cod nimmt kein Geld
Sonſt möchten ſich die reichen Geſellen
Den armen an die Spitze ſtellen.
Nicht nur die Häuſer ſind mit Sprüchen geſchmückt,
ſondern häufig auch Speicher und Stadel. Ein ſolcher in
Diemtigthal ſpricht:
Man ſammelt einen ſchönen Nütz
In dieſe Vorrats Kammern;
Bewahre es, o großer Gott,
Vor Einbruch Feur und Jammer.
Neben all dieſen bisher angeführten, durch alle Jahr=
hunderte
und Gegenden wandernden Sprüchen gibt es noch
eine große Anzahl anderer Gattungen, von denen das
gleiche gilt, die alle, auch nur probeweiſe, zu nemen, im
Rahmen dieſer Plauderei nicht möglich iſt. Es gibt eine
Unzahl mehr oder minder vollſtändiger Sammlungen. Eine
ganze Anzahl von Hausſprüchen gibt es aber auch, deren
Dichter ſich nur wenig oder gar nicht an Uebliches an=
gelehnt
haben, und von dieſen, teilweiſe ſehr gelungenen
Reimen ſeien noch einige Beiſpiele gegeben, bei denen die
Phantaſie frei geſpielt hat; von einem Haus in Brunneck:
Befiehl Gott deine Wege, du lieber frommer Chriſt,
Und falle nicht vom Stege, wenn du betrunken biſt.
Etwas eigennützig wünſcht ein Glaſermeiſter im Salz=
kammergut
:
Der Herr beſchütze Korn und Wein.
Der Hagel ſchlag bloß die Senſter ein.
In Simbach am Inn heißt’s:
Wilſt du ſein ein guter Chriſt,
Bauer! Bleib bei deinem Miſt!
Laß die Narren Freiheit ſingen,
Düngen geht vor allen Dingen.
Sum guten Schluß ſtehe hier noch der beſinnliche Spruch
eines ehemaligen Seifenſiederhauſes am Cegernſee:
Bläſt uns o Welt in deinem Haus,
Der Cod das Lebenslichtlein aus,
Wird am Geruch es offenbar,
Wer Calglicht und wer Wachslicht war

Altes Fachwerkhaus in Hildesheim.

[ ][  ][ ]

Wie Ooſtojewski ſtarb.
Von B. M. Markewitſch.
Der Schriftſteller Markewitſch, der hier die
Codesſtunde Doſtojewſkis ſchildert war ein
Seitgenoſſe des großen Künſtlers.
Als ich in der Nowoje Wremja eine Notiz las, das J. ENt
Doſtoſewſki ernſtlich erkrankt ſei, wollte ich zunächſt nicht recht
an die Gefährlichkeit ſeines Suſtandes glauben. Ich dachte, es
handle ſich wieder um einen der gewohnten epileptiſchen Anfälle
(Doſtoſewſkis, der vielleicht ſtärker ausgefallen ſei als ſonſt, den
er aber wohl auch ohne Schaden überſtehen würde.
Immerhin läutete ich burz von acht Uhr abends an der Cür
von Doſtojewſhis beſcheidener Wohnung am Kusneiſchni Pereu=
lok
Nr. 5 an. Noch während ich auf der Creppe ſtand, hörte ich
aus der Wohnung einen eigenartigen Laut hervordringen,
dann wurde die Cür aufgeriſſen, und ein junger Mann, Doſto=
jewſkis
Stiefſohn, rief mir mit entſtellter Stimmme zu: Schnell,
Herr Doktor, ſchnell! Ehe ich noch etwas erwidern konnte,
eilte ein zehnjähriges blondes Mädchen herbei und ſchrie: Herr
(Doktor, um Gotteswillen, retten Sie Papa, er röchelt!
Eben, als ich erklärte, ich ſei nicht der Arzt, erſchien bleichen
Angeſichts und mit fiebrig glänzenden Augen Apollon Michailo=
witſch
Maikow im Vorzimmer. Er begrüßte mich, führte mich
in den anſtoßenden Naum und teilte mir mit kurzen Worten
mit, er ſei vor einer halben Stunde hergekommen und habe den
Eindruck, daß es mit Doſtojewſki zu Ende gehe. Dieſer habe
einen ſchweren Bluterguß erlitten, ſei am vergangenen Cag ſe=
doch
wieder verhältnismäßig wohl und guter Laune geweſen,
und habe ſogar ſcherzhaft bemerkt, er gedenke noch alle zu über=
leben
. Dieſen Morgen jedoch habe ſich ſein Zuſtand von neuem
verſchlechtert, und ein weiterer Blutſturz ſei eingetreten; jetzt
.. . Maikow war zu erſchüttert, um weiterzuſprechen. Auf
meine Bitte, führte er mich, in das Krankenzimmer. Dort bot
ſich wir ein Bild, das ich mein Leben lang nicht vergeſſen werde.
Im Hintergrund ſeines unanſehnlichen, düſteren Arbeitszim=
mers
lag Doſtofewſki angekleidet auf dem Diwan, den Kopf auf
das Kiſſen zrückgebeugt. Das Licht der neben ihm ſtehenden
Lampe fiel auf ſeine kreideweißen Wangen und auf einen dunkel=
roten
Blutflecken auf ſeinem Kim. Hwar röchelte er nicht, wie
ſeine Cochter ſich ausgedrückt hatte, aber ſein Atem drang pfei=
fend
aus ſeiner Kehle und durch die krampfhaft geöffneten Lip=
pen
; ſeine Augen waren halb geſchloſſen. Auf ſeinem wohlbe=
kannten
, von Gedanken und leidenſchaftlichem Feuer geformten
Antlitz war keine Spur phyſiſcher Qual zu erkemen, denn Doſto=
jewſki
war tief bewußtlos.
Vor ihm auf den Knien lag in namenloſer Verzweiflumg
ſeme Frau. Sie preßte ſeine regungslos herabhängende Hand
an ſich und betete unausgeſetzt: die Kinder, Sohn und Tochter,
ſchlugen haſtig und angſterfüllt das Kreuzeszeichen. Plötzlich

Das luſtige Väterchen.
Von J. Kaſatkin.

Mit ſeinem runden Nücken, ſeiner großen Naſe, den Schuſter=
riemen
über dem Nacken hockt das Väterchen auf dem Birken=
klotz
. Er bohrt mit dem Pfriemen Löcher in die aufgeweichte
Birkenrinde; jedesmal, wenn er den Baſtfaden durch das Loch
zieht, klopft er mit dem Pfriemen den Stich glatt. Seine Arme
mit den ſpitzen Ellenbogen, und die Schultern, die wie zuſammen=
gefaltete
Slügel unter dem Hemd hervorſtehen, bewegen ſich im
Cakt mit dem Baſtfaden. In der Pauſe, in der der Pfriem
ein Loch zu bohren hat, wird der Baſtfaden in den Mund ge=
nommen
; bevor er durch das Loch gezogen wird, muß ſein Ende
mit der Sungenſpitze befeuchtet werden.
Draußen iſt es Nacht. Der Wind ziſcht und wirft loſen
Schnee gegen das kleine Fenſter. Man kann das Stroh auf dem
Dach raſcheln hören. Die angefaulte Dachlucke kreiſcht und
klappert. Auf der Bank brennt eine winzige Nachtlampe.
Die rote Sunge der Flamme zittert, ihre Spitze endet in einem
dümen, ſchwarzen Faden. Ueber dem Jaden pluſtern Nußflöck=
chen
und fliegen direkt uter Väterchens lange Naſe. Die weiße
Katze, hager und großköpfig, reibt ihre eingefallenen Flanken an
Väterchens Beinen. Den Schwanz hält ſie hoch, ſchnurrt ſchmei=
chelnd
und ſchaut mit ihren grünen Augen bittend den Kindern
ins Geſicht, die ihr Väterchen umringen wie Schwämme einen
alten Baumſtrunk. Es ſind vier, und es iſt ſchwer zu ſagen, ob
es Mädchen oder Jungens ſind. Alle haben ſie lange Haare,
Schmutznaſen und ſtecken in langen, breiten, ſackähnlichen Ge=
wändern
. In den Echen iſt es dunkel, über die Wände bis zur
Decke hinauf wankt Väterchens Nieſenſchatten, wirft die langen
Arme auseinander, ſo, als wollte er die ganze Hütte mit allem,
was drin iſt, umarmen.
Väterchen erzählt er erzählt alles, was ihm gerade in den
Kopf komt, ud die Kinder hören mit ofſenen Mäuſchen zu.

ſtürzte ſein Cöchterchen auf mich z, ergriff meine Hand und rief
unter Cränen: Bitte, beten Sie für Papa, daß der liebe Gott
ihm ſeine Sünden vergibt, wenn er ſolche begangen hat.
Ich ſuchte die Sitternde aus dem Simmer zu führen, doch ſie
riß ſich von mir los und eilte an das Sterbelager ihres Vaters
zurück. Nach langem Sureden gelang es Maikow, Frau Doſto=
jewſki
dazu zu bringen, daß ſie ins Nebenzimmer ging. Dort ließ
ſie ſich auf einen Seſſel wiederfallen und ſtöhnte: Oh, welchen
Mann verliere ich!"
Welchen Mann verliert Nußland! riefen Maikow und ich
gleichzeitig aus.
Wir reichten ihr Waſſer. Er wollte noch leben, ſagte ſie.
Das Leben hat je erſt begonnen, ihm zuzulächeln! Er hoffte,
noch ſo viel zu ſagen! Und jetzt .. . Noch heute ſagte er:
Mein ganzes Leben lang habe ich mich geplagt und wie ein
Pferd gearbeitet, um des täglichen Brotes willen. Jetzt habe ich
endlich gehofft, die Kinder ſicherſtellen zu können; aber ſiehe da,
ich laſſe ſie als Bettler zurück!!
Der ſo ſehnlichſt erwartete Arzt erſchien nun endlich, begab
ſich eilig zu dem Kranken, öffnete das Fenſter und verlangte,
daß ſich alle Anweſenden bis auf Doſtojewſkis Stiefſohn ent=
fernen
ſollten. A. M. Maikow und ich blieben bei Frau Anna
Grigorjewna; es vergange neinige unbeſchreiblich bange Minuten
der Erwartung. Dann öffnete ſich die Cür des Arbeitszimmers,
und der Arzt trat zu uns. Iſt es zu Ende? rief die unglück=
liche
Frau aufſpringend.
Mit ſanfter Gewalt drückte der Arzt ſie wieder auf ihren
Seſſel nieder und ergriff ihre Hand. Noch iſt es nicht ſo weit,
ſagte er, doch es geht dem Ende zu. Ich halte es für meine
Oflicht, Sie darauf aufmerkſam zu machen, daß von allen Sinnen
das Gehör als letzter zu funktionieren aufhört. Quälen Sie alſo
den Sterbenden nicht mit Ihrer Verzweiflung.
Oh. Herr Doktor, ich will mich ganz ruhig verhalten, aber
laſſen Sie mich zu ihm! Mit dieſen Worten eilte Anna Grigor=
jewna
, von ihren Kindern gefolgt, an das Krankenlager. Alle
kmiten nieder, und es trat Codesſtille ein. Der Atem Doſto=
jewlkis
war nicht mehr zu vernehmen.
Mittlerweile war der Geiſtliche erſchienen, der nu mit
flüſternder Stimme Gebete ſprach. Der Arzt beugte ſich über
den regungslos Daliegenden, öffnete das Hemd auf der Bruſt,
befühlte dieſe mit der Hand und gab mir ein Heichen. Alles
war zu Ende. Ich blickte auf die Uhr es war acht Uhr
36 Minuten ...."
Später habe ich erfahren, daß Doſtojemlki einige Stunden
vor ſeinem Ende die Gattm gebeten hatte, ihm das abgegriffene

Doſtojewſkis Cokenmaske.

HIf
IIEHkf
Das Großväterchen ſitzt alſo in der Waldhütte berichtet
das Väterchen : hat ein Feuerchen angezündet, wartet und
wartet; weg iſt Glanka, verſchwunden iſt Glanka. Ach du‟,
ſagt das Großväterchen ach zu Hundeſohn, ſagt er
ach du Lauſeaffe, ſo und noch ganz anders ſchimpft er au
ſeinen verſchwundenen Enkel. Gut, ſagt er, ich werde
warten.
Aber zuletzt wurde ihm das Warten doch langweilig. Nacht
war es ſchon, und im Wald erklang es uuuhuuu-uuh, Negen
und Sturm machten einen ſchrecklichen Lärm. Plötzlich, mir
nichts, dir nichts, iſt Glanka wieder da. Crägt die Ilinte auf
der Schulter und lacht. Och, ſagt er, müde bin ich fürchter=
lich
, und dann geht er zum Feuer, ſetzt ſich mitten hinein und
löſcht mir nichts, dir nichts, das Feuer aus, bums, und wiehert
dabei wie ein Noß und dam wie ein Wolf, dieſer dumme Hund;
plötzlich war er wieder weg. Das Großväterchen erſchrak ganz
fürchterlich, die Haare ſtanden ihm zu Berge; im Wald aber
ſchreit es uuuuuuuhuuh!
Alſo hört z, langſam, langſam kam das Großväterchen
wieder zu ſich, ſitzt da und wagt kaum zu atmen, ſitzt da und
denkt denkt. Die Geſichter der Kinder ſind vor Ver=
wunderung
ganz lang geworden; voller Angſt warten ſie, was
weiter kommt, und das Väterchen erzählt und erzählt; aber
Märchen, wie ſie andere ſo ſchön erzählen können, die hat er
nicht, dafür aber ſo eine Menge eigenen Kram. Bei ſeiner
Arbeit im Walde hat er viele Geſchichten und Begebenheiten
zu hören bekommen, ſo viele, daß er ſelbſt nicht mehr weiß, ſind
es Märchen oder Wirklichkeit. Solche Geſchichten entſtehen
ganz von ſelbſt während der Dämmerung im Walde. Sie ſchwim=
men
über dem Keſſel, in dem die Suppe kocht, während aus dem
Walddickicht und den Sümpfen dunkle, knorrige Corfſtocher und
härtige Holzfäller herbeikommen, alle ſchwarz wie die Teufel.
So vergeht die Seit, die Zunge mahlt und mahlt, der Dfriemen
ſticht Löcher, die Lampe blakt friedlich und ſchwärzt Väterchens
lange Naſe, die angefaulte Dachluke kreiſcht und klappert.
Endlich verſtumt das Väterchen, fenchtet den Bahaden an.

Evangelien=Büchlein zu reichen, das ihm einſt auf der Fahrt
in die ſibiriſche Gefangenſchaft eine mildtätige Frau geſchenkt
hatte. Einer alten Gewohnheit folgend, öffnete Doſtojewſki das
Buch an einer vom Sufall oder von der Vorſehung beſtimmten
Seite und reichte es ſeiner Frau, damit dieſe ihm die aufge-
ſchlagene
Stelle vorleſe. Es war das Wort Chriſti aus dem
Matthäus=Evangelium: Halte mich nicht zurück, denn es ge=
ziemt
uns, das Wort des Herrn zu erfüllen.
Candy=Girl
im Schlaraffenland.
Als Arbeiterin in Amerika.
Von Maria Leitner.
Dort, wo die Ananas= Mandeln= und Roſinenberge ſtehen,
Schokoladenflüſſe unverſiegbar quellen, Honig und Sirup ſich in
Nieſenfäſſern türmen, dort, ſollte man meinen, müßte es ſchön
ſein, zu leben, vielleicht ſogar zu arbeiten.
Da ſich das Schlaraffenland heutzutage nr in einer Schoko=
ladenfabrik
befinden kann, ſcheint die Sache auch gar nicht aus=
ſichtslos
. Man geht durch das Cor eines Wolkenkratzers, fragt
den Portier nach der Arbeiterannahmeſtelle, ſteht beſcheiden
vor dem Perſonalverwalter, und ſchon bekommt man einen Set=
tel
in die Hand gedrückt, auf welchem die künftige Arbeitsſtelle
verzeichnet iſt. Kein Wort gefragt, man kann gleich anfangen
zu arbeiten. Sein, daß man ſo leicht ins Schlaraffenland gelangen
Kann.
Ich bekomme von der Nurſe, halb Aufſeherin, halb Pfle=
gerin
, die Uniform und einen Schrank zugewieſen. Sie ſagt mir,
es ſei beſſer, die Uniform über die Kleider anzuziehen, dann
friere man weniger.
Aber heute iſt doch ein furchtbar heißer Cag, denke ich;
doch man iſt eben im Schlaraffenland, man ſoll ſich über nichts
wundern. Ich gehe die Creppen hinauf zu meiner Arbeitsſtelle.
Welche Aufſchriften!
Ich betrat einen rieſigen Arbeitsſaal. Sofort bekam ich kalte
Füße. Eine ältere Dame, wie ſich ſpäter herausſtellte, die Fore=
lady
, flatterte mir entgegen, in einem weißen Kleid und mit
einem Spitzenhäubchen angetan. Sie hatte eine rote, erfrorene
Naſe, und frug mich nach meimen Perſonalien. Auch teilte ſie
mir die Arbeitsbedingungen mit, 24 Cent die Stunde. In der
Saiſon kann man Ueberſtunden machen.
Die Arbeiterinnen blicken gar nicht auf. Sie ſind in Woll=
tücher
, Witermäntel, Sweaters gehüllt. Die Luft iſt trotz der
Kälte ſchlecht, die Senſter feſt verſchloſſen.
Das kokette Spitzenhäubchen: Wenn Sie eine Minute zu
ſpät kommen, wird eine halbe Stunde abgezogen. Die Kontroll=
karte
muß viermal, immer im Arbeitsſaal, abgeſtempelt werden.
Morgens, bei Beginn und Ende der Mittagspauſe, und abends,
wenn man nach Hauſe geht.
Ich glaube, ich habe auch ſchon eine rote Naſe. Freilich, es
muß kalt ſein, damit die Bonbons nicht zerſchmelzen. Daran
hätte ich gleich denken müſſen.
Ich werde an einen Ciſch geſetzt. Plötzlich bin ich umgeben
von Kartons, Seidenpapier, Stanniol. Immer neue Platten voll
Bonbons werden vor mich hingeſchoben. Ich muß packen. Das
Spitzenhäubchen erklärt: Jedes Stück umdrehen und genau
prüfen. Die ſchlecht gelungenen müſſen beiſeite gelegt werden
mit der Nummer, die auf jede Platie aufgeklebt iſt. Die ſoll
man nicht eſſen. Die Arbeit der Herſteller muß geprüft werden.
Ich fange an, gehorſam zu drehen, zu prüfen, zu packen.
Nur mit den Singerſpitzen, nur mit den Singerſpitzen, ſagt
noch das Spitzerhäubchen und entſchwindet.
Hier machte ich die Bekanntſchaft mit Nr. 68, die nicht etwa
ich bin. Ich repräſentiere eine bedeutend höhere Nummer, bin
Viervierzwodrei.
Bald ſtellte ſich heraus, daß die Plattennummern imer be-
ſondere
Individualitäten enthüllten. Da war z. B. die tadelloſe
Nummer 25, die korrekte 25; es war ein Vergnügen, ſie zu
packen. Da war die etwas zerfahrene Nummer 35, und dann
alſo auch die Nummer 68.
Ich weiß nicht, ob ich deshalb Sympathien für ſie empfand,
weil ich fühlte, daß ich genau ſo ſchiefe, zerquollene Bonbons
mit ſo fleckigem Guß herſtellen würde, wenn mich das Schickſal
noch auserſehen ſollte, Pralinen zu machen. Jedenfalls verſuchte
ich, ſoweit es in meiner Macht ſtand, Nummer 68 zu retten.
Ich die verdorbenen Stücke, ſie waren ſchlecht, dafür aber
verboten; ich verlor die Settelchen mit der Nummer, ich ſchmug=
gelte
ſogar einige Stücke der tadelloſen Nummer 25 und der
korrekten Nummer 25 zu, denen das doch nichts ſchaden kann.
Am nächſten Cag, welches Wunder, übertrifft Nummer 68
an Korrektheit ſogar die Nummern 25 und 25. Ich ahnte gleich
Böſes. Und wirklich, als ich mich nach Nummer 68 erkundigte,
HIamTmſmkmff
zieht ihn durch die Schuhe, und ſinnt darüber nach, was er noch
zum Beſten geben könnte. Langſam erwachen die Kinder aus
ihrer Erſtarrung und erholen ſich von der ausgeſtandenen Angſt.
Sie warten, aber das Väterchen erzählt nichts mehr; er zieht
einen neuen Schuh über den Leiſten und ſchnauft ſachlich. Da
holt das Aelteſte, ein ſiebenjähriges Mädchen, aus irgendeinem
Winkel ein zerledertes Bilderbuch hervor; es iſt ganz ange=
ſchwollen
vom vielen Blättern. Schau her, Miſchka, ſagt
ſie, den Finger auf ein Bild preſſend, was für ein Menſch
mit einer Crompete und in den Händen hält er eine Peitſche
und hier ſitzt ſeine Großmutter und ſpinnt; ſchau mal, was
für ein laanger Jaden das iſt. Das iſt ihr Haus, aus dem
Schornſtein kommt Nauch. Der Jüngſte, der, der vorhin in
der Naſe bohrte, beugt ſich tief über das Buch. Ich ſehe
auch den Nauch ſehe ich; ſie kochen Kartoffeln, ſagt er ſehr
beſtimmt, hebt den Kopf und heult los. Ich will auch Kartof=
feln
eſſen. Der Mittlere, deſſen Hemd unter den Achſeln mit
einer Schnur zuſammengeſchnürt iſt, ſpitzt die Ohren und ſagt
zaghaft durch die Naſe: Väterchen, gib ein Stückchen Brot.
Geig mal, Anni, zeig mal, ſagt das Väterchen plötzlich
ſehr neugierig und legt eilig den Schuh beiſeite, was iſt das
für ein Bild; tatſächlich, ein Menſch mit einer Crompete! Er
macht ein verwundertes Geſicht, beugt ſich tief, tief über das
Bild, ſchütkelt den Kopf und ſchnalzt mit der Sunge. Cat ſäch=
lich
, ſchau, ſchau, ſogar eine Peitſche hat er, Donnerwetter!
ereifert ſich das Väterchen und ſtreicht die langen Haare aus der
Stirn. Sofort umringen ihn die Kinder, alle außer Anni wollen
das Bild ſehen. Garaſſka, Miſchka, wo ſeid ihr. ſchaut mal,
ſieht die Alte nicht genau ſo aus wie die Nenilowa?: bei Gott,
wie ſie leibt und lebt, und ſpinnen tut ſie. Dies ſind Weiß=
ruſſen
, ſo ein ungetauftes Volk. fangen Eisbären mit bloßen
Händen, ah und hier noch ein Bild; wollen wir es mal gründ=
lich
anſchauen. Er macht aus dem Heigefinger einen Haken,
benetzt ihn und blättert meiter. Schaut mal hierher. Jernlalem,
die Stadt, der Dlatz Gottes; ſieh ſie dir an. Miſchka: Kinder,
laßt mal den Michka näher heran. Dies iſt alſo Jerſalem,

[ ][  ][ ]

mußte ich wich von der Sweckloſigkeit jeder individuellen Hilfs=
ſaktion
überzeugen. Denn man ſagte mir: Meinen Sie die Alt=
oder
die Neue. Denn ſeit heute iſt eine andere da. Die Alte iſt
geſtern Knall und Fall entlaſſen worden.
Neben mir ſitzt ein Mädchen, dem man auch anmerkt, daß
es ein Neuling iſt. In der ganzen Umgebung ſind wir die ein=
zigen
, die ſich für die Erzeugniſſe Schlaraffenlands intereſſieren.
Wir koſten alles, kritiſieren, haben Vorlieben. Wenn das Spit=
zenhäubchen
entſchwindet, machen wir Nundgänge in unſerem
Arbentsſaal. Wir gehen an den Frauen voxbei, die Datteln ent=
kernen
. Nüſſe öffnen, Ananas zerſchneiden. Jedesmal, wenn
wir vorbeigehen, langen wir in die Körbe und eſſen. Erſchrocken
ſehen wir uns um, aber nichts geſchieht. Es iſt erlaubt. Die

Frauen ſehen uns augenzwinkernd nach. Sie ſcheinen ſich über
uns zu amüſieren.
Während ich packte, flog mir ein Stück ſaure Gurke z
Eine Arbeiuerin aus der alten Garde frühſtückte. Ich lachte.
Aber am dritten Cage brachte ich mir in Eſſig geſäuerte
Swiebeln zum Frühſtück mit. Meine Nachbarin ſchien ſich zu
freuen, als ich ihr auch welche anbot.
Am dritten Cage mußte ich meinen bequemen Platz, der mir
allerdings erſt ſpäter ſo bequem erſchien, verlaſſen, und wurde
vom Spitzenhäubchen zu den Maſchinenpackern kommandiert.
Das Suſtem iſt hier ganz ähnlich wie das berühmte laufende
Band. Quer durch den Saal lauſen die Maſchinen, vor denen
die Arbeiterinnen packen. Eine Glaswand, mit je einer Oeff=
nung
vor jeder Maſchine, trennt uns von den Pralinenherſtel=
lern
. Hier gibt es kein gemütliches Schlendern mehr, die Ma=
ſchinen
ſchreiben die Bewegungen der Packerinnen wie der
Bonbonherſteller vor.
Man ſteht hier in der eiſigen Kälte acht oder manchmal auch
neun Stunden lang, ohne einen Augenblick ſich ausruhen oder
ſetzen zu können. Das Spitzenhäubchen erſcheint immerfort,
umkreiſt uns ſtändig wie ein Phonograph in die Ohren: =
dels
, lernt eure Hände ſchnell bewegen; Mädel, lerne deine Hand
ſchnell bewegen (Girlie, learn to durn vour hands quickly,
girlie, learn to turn gour hands quickly), immer ohne Unterlaß.
So ſieht es aus im Schlaraffenland.
Und trotzdem geht es vor unſerer Maſchine ſehr lebhaft, ja
luſtig zu. Da iſt zum Beiſpiel Siulietta, die ſchöne Italienerm.
Sie kann nicht wur ſchnell packen, ſondern gleichzeitig auch
Charleſton tanzen und ſingen: Aes Sir, ſhe is mu baby.
Dann ſind die beiden Freundinnen da, die ſich ſtändig zanken
und ſich gegenſeitig, zur allgemeinen Freude, alte Sünden vor=
werfen
. Und dann haben wir Boccaccio hier, freilich einen
weiblichen Boccaccio, und ſchon das allein muß die Arbeit unter
den Maſchinenpackern erträglicher machen.
Denn Boccaccio iſt eine Nummer ganz für ſich. Von unge=
wöhnlicher
Neizloſigkeit. Crägt eine Brille auf einer ſpitzen
Naſe, und hinter dieſer Brille ſchielen farbloſe Augen. Die
Haut iſt fleckig, die Haare ſträhnig. Doch welche üppige, ſtrot=
zende
Phantaſie verbirgt dieſes trockene Aeußere.
Boccaccio iſt natürlich italieniſcher Abſtammung, wohnhaft
und aufgewachſen in der Mulberry=Street, dem ſchmutzigſten,
dichtbewohnteſten Ceil des italieniſchen Viertels. Dort, wo die
Nachbarn keine Geheimniſſe voreinander haben können, wo die
Wände überhaupt nur aus Ohren beſtehen, wo mehrere Samilien
in einem Simmer wohnen.
Und Boccacrio hat immer alles geſehen und gehört. Und
Boccaccio erzählt, faſt ohne Unterlaß, ohne daß man darum
bitten müßte. In einem trockenen, dozierenden Con berichtet lie
der Ort, an dem jetzt auch euer Mütterchen wohnt; alle, die
ſterhen, kommen hierher, ſchaut nur, wie viele Menſchen.
ſcheinen alle irgendwohin zu gehen. Da, nehmt, es ſind noch
mehr Bild drin; Anni, zeig ſie ihnen mal.
Sum hunderiſten Male wurde das Buch angeſchaut; der
Reihe nach wurden immer dieſelben verblaßten Bilder betrach=
tet
; ſie blieben ſich immer gleich, und doch konnte man ſie jedes-
mal
anders erklären. Wie lange ſchon zauberte dieſes Buch
märchenhafte Welten in dieſe dunkle Hütte. Unbekannte Länder
zogen vorüber, unbekannte Menſchen, Sabeltiere und Ungeheuer,
die ſich gegenſeitig fraßen und auch Menſchen nicht verſchmähten.
Miſchka iſt der eifrigſte Wanderer in dieſen Sauberwelten, aber
heute iſt er nicht ſo ganz dabei. Einen ſchnellen Blick wirft er
noch auf Jeruſalem die Stadt, auf die Nenntiere, die vor
einen Schlitten geſpannt ſind und die er für Kälber hält, konnte
der rundäugigen Eule auf dem dicken Aſt ſeine Bewunderung
nicht verſagen; als er aber bis zu den Kindern gekommen war,
die, mit Löffeln bewaffnet, um einen Ciſch ſaßen und auf den
Haferbrei warteten, den die Mutter in einer Schüſſel zur Stube
hereinbrachte, da war es mit ſeiner Selbſtbeherrſchung vorbei.
Eſſen will ich. heulte er los. Väterchen. gib ein Stückchen
Brot, unterſtützte ihn ſofort der mit dem Strick zuſammenge=
Haltene Garaſika. Sie heulten zweiſtimmig. Ich werde euch
zeigen, ſchrie das Väterchen und klopfte mit dem Pfriemen auf
die Bank marſch, ins Bett, ihr Nachtwandler. Anni, was
guckſt du ihnen in die Mäuler, jage ſie auf den Ofen. Die
Kinder ſchwiegen, rückten vom Vater ab und tuſchelten mitein=
ander
. Miſchka hockte ſich hin und betrachtete noch einmal die
Bilder. Hinter den Wänden ziſchte der Wind und warf loſen
Schnee gegen das kleine Fenſter; die Dachluke kreiſchte auf
und klappte ein paarmal auf und zu. Als hätten ſie ſich ver=
abredet
, baten die Kinder plötzlich alle einſtimmig um Brot. ſo=
dar
Anni war mit dabei. Das Väterchen ſprang auf. als hätte
Ion jemand hochgeworfen: Iſt kein Brot da, laßt mich in
Nuhe: habe doch ſchon mal geſagt, daß wichts da iſt. Seine
kraurigen Augen liefen ratlos hin und her, dam ergriff er das

von unwahrſcheinlichſten Samiliengeſchichten, haarſträubenden
Liebesgeſchichten, Großmütter und Kinder, Chineſen und Neger
kommen da vor; oft iſt auch Boccaccio ſelbſt die Heldin. Die
Mädchen biegen ſich vor Lachen.
Nur eine lacht nie, ſpricht wenig. Die Bleiche. Sie ſtöhnt
ſtändig: Ach, wie meine Hände frieren, O, mein Nücken.
Die Schokolade ſtrömt aus der Maſchine ohne Unterlaß
Immer die gleichen B wegungen. Wenn eine neue Art Schoko=
lade
aus der Maſchine kommt, ſeufzt die Bleiche: Ach, ſchreck=
lich
, dieſe ewige Abwechſlung.
Will jemand dipper werden?
Wollen Sie, girl? fragt mich das Spitzenhäubchen, und
ich nickte freudig ja. Die dupper arbeiten ſitzend. Sie über=
ziehen
Pralinen mit Schokolade.
Sie werden jetzt ein trade‟ (Handwerk) lernen, ſagte mir
die Dicke, die mich underweiſen ſoll.
Aes, m’am, flüſtere ich ehrfürchtig, denn ich weiß, daß ein
trade Karriere bedeutet.
Meine Nachbarin teilt mir mit, daß dieſe Woche 28 Dol=
lar
in ihrem Lohnumſchlag waren. Das iſt was anderes, als
die 10 Dollar der Packer.
Als die Dicke weggeht, frage ich meine Nachbari, ſeit wann
ſie dipper iſt.
Seit acht Jahren. Ja, in der erſten Seit kann man das
cuch nicht verdienen.
Ich ſitze nun vor einem großen Keſſel voll Schokolade, halte
eine Holzkelle in der Hand und rühre fleißig. Wenn die Dicke
nicht wäre, könnte ich mich jetzt Kindheitserimnerungen hin=
geben
und denken: Schlaraffenland.
Aber die Dicke erinnert mich mit allem Nachdruck an den
Ernſt des Lebens. Immer aufpaſſen, daß die Schokolade ſchön
flüſſig bleibt; wenn ſich kleine, harte Stücke bilden, müſſen dieſe
ſofort herausgenommen werden.
Aber wieſo erfriert nicht die Schokolade ſofort in dem kal=
ten
Naum? Wie wird ſie überhaupt flüſſig erhalten?
Auf eine ſehr einfache und ſinnreiche Art. Unter jedem
Schokoladenkeſſel iſt eine ſtark iſolierte elektriſche Leitung, die
nach Bedarf eingeſchaltet werden kann. Sobald die Schokolade
ihren gleichmäßigen Glanz zu verlieren beginnt, wird die elek=
triſche
Heizung unter dem Keſſel angeknippſt, muß aber dann
immer wieder ausgeſchaltet werden, denn die Schokolade darf
nicht heiß werden.
Die dipper ſitzen mit aufgeſtülpten Aermeln vor den Keſ=
ſeln
, die Arme mit eiem Schokoladenguß überzogen, und tauchen
Cremefüllungen, Datteln, Ananas in die Schokolade. Jede Sorte
muß auf eine beſondere Art gedreht werden, muß eine beſondere
Größe und Form haben.
Gerade um die Heit, wem wir die Fabrik verlaſſen, para=
diert
vor uns der Autobus einer anderen großen Schokoladen=
fabrik
. mit den verlockendſten Aufſchriften: Wir machen die
beſte Schokolade der Welt Wir ſtellen Arbeiterinnen unter

den beſten Hedingungen ein. Wir befordern unſere Arbeite=
rinnen
frei im Auto zur Arbeitsſtelle (merkwürdig nur, daß nie
jemand in dieſem Autobus ſitzt).
Aber Giulietta weiß etwas Beſſeres. Habt ihr denn nicht
das Auto der Würßelzucker=Geſellſchaft geſehen, mit dem Jazz=
band
=Orcheſter. Das ſcheint ein luſtiges Haus zu ſein.
Und ſchon tanzt ſie wieder Charleſton und ſingt: No, Sir
don’t ſau mau be.

Die Bleiche aber ſagt: Ich haſſe jede Abwechſlung. Dam
ſieht man erſt, wie ſchrecklich gleich alles iſt.

Mi

alte, verroſtete Salzfaß, das auf dem Ciſch ſtand: Da habt ihr
was lachte er, leckt ein bißchen Salz, hinterher ſchmeckt
das Waſſer ſo gut; da, Anni, gib jedem ein bißchen, ſagte er
geſchäftig und blickte zur Seite. Miſchka, du Dummerjan, nimm
Ganjka, Garaſika, was laßt ihr die Ohren hängen, nehmt,
nehmt; ſchaut her, ich nehme auch. Ah, ſchmeckt fein, prahlte
er, machte ein ſüßes Geſicht und ſchnalzte laut und was für
herrlichen Durſt man davon bekommtl, nicht zu ſagen. Da,
nehmt. Er beklopfte das Salzfaß und ſchüttete ein Häufchen
Salz auf den Ciſch; er wartete. Aber die Kinder ließen die
Köpfe hängen, Miſchka heulte plötzlich los, und alle folgten ſei=
nem
Beiſpiel. Das Väterchen war ganz verbieſtert, ſtellte das
Salzfaß beiſeite und tappte mit ausgebreiteten Armen in der
Stube herum einen Blinden nachahmend. Wer heult hier
her mit ihm! ſcherzte er. Gebt mir mal den Miſchka her, wo
ſteckt er?, wo iſt der Haſe? Anni. Garaſika, fangt ihn, jagt
ihn, haltet ihn; auf den Bauch mit ihm, auf den Bauch aha,
da habe ich das Bürſchchen! Das Väterchen packte alle auf
einmal und warf ſie zu Boden. Wenn ſchon ſpielen, dann
ordentlich. Aha, Freundchen, habe ich dich; kitzelt ihn. Kin=
der
, an den Ferſen, an den Ferſen, das liebt der Schlingel.
Lang, ungeſchickt und hager, machte ſich der Vater mit
den Kindern zu ſchaffen, warf ſie wie funge Katzen auf einen
Haufen, kugelte ſie hin und her und kitzelte ſie und rollte ſie
durcheinander. Suerſt ſchnauften die Kinder mr, dann fingen ſie
an zu lachen, und ſchließlich vergaßen ſie alles. kreiſchten vor
Vergnügen, verſchluckten ſich, bekamen keine Luft vor lauter
Lachen; verſuchten, ſich zu verteidigen, aber das Väterchen ließ
nicht locker; er rollte ſie über den Sußboden, kitzelte ſie mit ſeinen
harten Händen und gluckſte luſtig; aber in ſeinem langnaſigen
Geſicht war weder Fröhlichkeit, noch die Spur eines Lächelns;
ſeine Augen waren ſehr erſchrocken: es war ihm, als hätte eine
fremde Macht ſich ſeiner Hände bemächtigt.
Aha, rief er wenn ihr lachen könnt, ſeid ihr auch ſatt,
ſeid noch nicht ganz von Kräften. wo iſt der Miſchka?. wo iſt
der Haſe?, fangt ihn, wieder mit ihm! Plötzlich verſtummte

Müſſen Mütter einſam werden?
Von G. Berglar.
Dieſe Frage bezieht ſich nicht auf jene Fälle, in denen die
Kinder, der Kindheit entwachſen und nun eigene Perſönlichkei=
ten
, auch den eigenen Lebensweg antreten, ſei es zur wirtſchaftz
lichen Selbſtändigkeit, ſei es zur Eigengeſetzlichkeit einer Ehe
und damit neuen Samilie; ſondern ſie geht an die Mütter, die
trotz der nach außen hin betonten Samilienbeziehung leiſe kla=
gen
, daß ſie einſam geworden ſeien; einſam im Sinne des Nicht=
mehrineinanderlebens
, des inneren Abſeitsſtehens oder Nicht=
mehrverſtehens
. Nicht ſelten hören wir dieſe Klage; geht man
ihr aber nach, dann findet man zumeiſt den Grund dafür in
einer vielfach zu eng und darum falſch aufgefaßten Mütterlich=
keit
. Man trifft auf Sehler, die faſt immer unbewußt aus einer
Art von Egoismus der Mutterliebe entſpringen. In dieſem
Sacro egolsmo ſteckt die Hauptfehlerquelle; ſie führt ins
Sentrum der obigen Frage.
Oſts nicht oft ſo, daß wir die Kinder, ein Ceil unſerer ſelbſt,
nun auch nach uns ſelbſt modeln möchten? Und legen wir in
dieſem liebenden Beſtreben nicht leicht Maßſtäbe an, die in der
Kinderſeele noch nicht den rechten Naum haben? Cun wir’s,
ohne es zu wiſſen, oft nicht ziemlich ſchablonenhaft und nicht der
erwachenden Kind=Individualität entſprechend? Doch, wir
transponieren uns gar oft in unſere Kinder; transponieren
unverſehens unſere Erwachſenen=Welt in die Kind=Welt, und
vergeſſen dabei, daß neben uns etwas Eigenes, wird, das zwar
aus Blut und Vorfahrenreihe her Erbe iſt, das aber ſchon früh
beginnt, dieſe Erbmaſſe ſich ſelbſt und dem Eigenwerden erfah=
rungsmäßig
anzugleichen! Swar hat der Wandel der letzten
Jahre da mancherlei gebeſſert; dennoch ſteht die Fehlerquelle
noch offen!
Aus ihr gängelt immer wieder das geformte Ich, das in
Formung begriffene Ich, und greift zu mehr oder minder ſcha=
bloniſierten
Maßſtäben, bisweilen ſogar zu fiktiven Sdeal= Maß=
ſtäben
, und vergißt darüber, daß in dieſe (nun ſchon etwas ver=
ſchobene
) Mutter=Kind=Welt ſchnell die Schul=Welt einbricht,
die ihrerſeits wieder mit neuen Maßſtäben zu arbeiten beginnt.
Damit aber gerät der Geiſt der Kinder, wenn in eine neue
autoritäre Abhängigkeit, ſo doch in eine allmählich ſich erwei=
ternde
Unabhängigkeit von uns ſelbſt; und da wir aus dem erſten
Sehler und der ſich jetzt rapid vergrößernden Altersſpannung
zur gewiſſen Erſtarrung neigen, ſo ergeben ſich aus der Linie
SchuleKindMutter bereits kleine Komplikationen, die ge=
wiß
nicht erheblich zu ſein brauchen, die vielleicht nicht einmal
bemerkt werden, und die doch den Keim zur Entfremdung in ſich
bergen, wenn wir in unſerem Sehler beharren!
Je länger und intenſiver das Gängelverhältnis dauert, deſto
gefahrenreicher wird dann das Verhältnis MutterKind in der
kritiſchen Seit beginnender Sexualreife! Wurden bisherige
kleine Disharmonien leicht verkleiſtert, ſo tut ſich jetzt die große
Disharmonie einer ausgeſprochenen Vertrauenskriſe auf! Die
überaus ſtarke ſeeliſche und geiſtige Empfindſamkeit dieſes
Uebergangsſtadiums, das Kreiſen um das Geheimnis des Eros
und der eigenen pſuchologiſch biologiſchen Beziehungen und
Neaktionen auf dieſe erwachenden Komplexe: Das alles wagt
ſich nun nicht mehr vertrauend vor, weil es in der fragwürdi=
gen
Autorität unſerer Sehler bisher ſcheu gemacht wurde. Die
unvernünftige Mutter wird, wenn ſie inſtinkthaft dieſe Span=
nungen
erſpürt, entweder vergeblich um das zerrüttete Kind=
vertrauen
ringen, oder ſie verhärtet ſich aufs neue gegen dieſe
Vertrauensloſigkeit! Das Gefühl der Vereinſamung be=
ginnt
.
Und doch würde das alles verhindert, wenn wir die Nutz=
anwendung
aus dieſen Sehlern zögen: Jungbleiben und Wieder=
erwachſen
mit unſeren Kindern, das iſt unſer Seſam, öffne
dich! Es ſetzt zwar eine gewiſſe Prädispoſition poraus, aber
noch mehr guten Willen zur Erkenntnis! Spielen wir doch ge=
troſt
kindlich mit unſeren Kindern! Lernen wir doch die Kunſt
des erzieheriſchen Lehrens in und aus dieſem Spiel! Laſſen
wir doch unſere Maßſtäbe und mehr oder minder großen Auto=
ritätsfimmel
beiſeite zugunſten vertrauender Kameradſchaft!
Dies wundervolle Spielvertrauen, wie ichs nennen möchte, iſt
unzerſtörbar! Baſieren wir darauf den weiteren Erziehungs=
weg
, ſo ergibt ſich, wenn wir ſtets auch uns der geiſtigen Ent=
wicklung
und Wandlung lernend anpaſſen, zugleich das Arbeits=
vertrauen
! Und in gleicher Linie erwächſt dann bei geeigneter
Aufklärung und Unprüderie zur rechten Seit, wenn nicht immer,
ſo doch meiſt das Sexualvertrauen der Kinder. Wo einzelne
Crübungen auftauchen, wirkt ſorgendes Hineinlauſchen, lieben=
des
Schweigen, tröſtliche Aufmunterung wahre Wunder, die
Kriſis relativ leicht zu überwinden! Und das erzeugt immer wie=
der
jene edelſte Kameraderie, die dem Kinde (wie dem Manne)
gegenüber das Schönſte iſt, was wir in unſerem Frauen= und
Mutterſein nur jemals finden können!

Miſchka; alle quiekſten, lachten, ſtrampelten, wur Miſchka war
ganz ſtill und bewegte ſich nicht; er war ganz blau, hatte die
Augen verdreht und ſchluckte heftig. Halt, Kinder, genug!
ſagte das Väterchen. Haben dem Jungen zu viel zugemutet;
laßt ihn mal ganz in Nuhe, wird ſchon wieder zu ſich kommen;
Miſchka, du Dummerchen, was machſt du denn für Geſchichten,
wir ſcherzen mit dir und du machſt ſolche Sachen. Du Hähnchen,
Spänchen, du Mücken=Kücken. Er nahm Miſchka auf den
Arm und trug ihn von Winkel zu Winkel, ſagte ihm die zärt=
lichſten
Worte, ſchalt ihn kleinmütig und nannte ihn einen komi=
ſchen
Kerl. Miſchka kam zu ſich, lachte ſofort wieder, fing dann
aber plötzlich bitterlich zu weinen an; er ſchluchzte herzbrechend.
Ganz eilig liefen die großen Cränen über ſein ſchmutziges Geſicht=
chen
. Sehr traurig wurde das Väterchen, drückte Miſchka feſt
an ſeine Bruſt und wußte gar nicht mehr, was er ihm zum Croſt
ſagen ſollte. Er jagte die Kinder auf den Ofen, ſtieg mit Miſchka
in den Armen ſelbſt hinauf, deckte alle warm zu und erzählte
ihnen die Geſchichte von dem ausgezeichneten Jäger Pankrat,
der den komiſchen Einfall hatte, einen Bären mit den Händen
zu fangen und dem der Bär den Kopf dafür abbiß.
Beim Erzählen ſtreichelte er Miſchkas Bauch; er liebte ihn
heftig, noch mehr, als alle anderen. Neulich erſt hatte er ihm
aus dem Wald einen Igel mitgebracht, der aber bald krepierte.
Nachdem eine lange Seit vergangen war, ſetzte ſich das Väter=
chen
wieder auf den Birkenklotz und machte ſich an die Arbeit.
Das ſchwarze Nußfädchen zitterte von ſeinem Atem, Pfriemen
und Baſtfaden arbeiteten wie toll, der Nieſenſchatten an der
Wand breitete ſeine langen Arme aus, als wollte er die ganze
Hütte mit allem, was, drin war, umarmen. Die Katze ſprang vom
Ofen, rieb ihre eingefallenen Flanken an Väterchens Bein, riß
ihren roſa Nachen weit auf und wollte laut miauen, ſchnurrte
aber nur ganz leiſe.
Die Kinder ſchienen zu ſchlafen. Nur Anni, das hinterliſtige
Ding, hat nur ſo. als wäre ſie eingeſchlafen. Vom Ofen, hinter
dem Schornſtein. blickten zwei große, traurige Augen unverwendt
auf das Väterchen.

[ ][  ][ ]

Gefühlvoller Pelzkauf.
Von Heinz Scharpf.
Die magiſche Anziehungskraft, die Pelzgeſchäfte auf Frauen
ausüben, ließen auch Frau Marieluiſe vor jeder Cierfelhand=
lung
andächtig verweilen.
Dem Gatten rannen dann kühle Schauer über den Rücken,
und er drängte ſanft von dieſen falzinierenden Auslagen hin=
weg
, in denen wilde Katzen die Hähne gegen die anmaßenden
Preiſe von zahmen fletſchten und die Stinktiere unter dem

Wieſel, Hermelin und Sobel.

Pſeudonym Skunks ſich in die Gunſt des Publikums einzuſchlei=
chen
wußten.
Aber die Gattin ſetzte jedesmal dem Druck des Gatten eine
paſſive Reſiſtenz entgegen und konzentrierte den Blick auf
irgendein beſonders ſchönes Stück, von dem ſie das Auge nicht
reißen konnte.
Ach, ſeufzte ſie dann, ſo eine Fehjacke, wenn ich be=
läße
. . .! und ſie verſchlang dieſe mit jener gewiſſen verlangen=
den
Verliebtheit, um derentwillen es ſich einzig und allein für
einen Mann verlohnte, eiferſüchtig zu ſein.
Der Alann, der wußte, daß, einer Frau einen Wunſch ver=
ſagen
, tauſend andere gebiert, ſtellte ſich durchaus nicht abge=
neigt
, ihr die Feenhafte zu kaufen. Da er aber in der Gegend
des Geldſacks von einer Sugeknöpftheit war wie ein winterlich
geſchloſſener Crenchcoat, hatte er ſich ein Syſtom der Pelzaus=
treibung
zurechtgelegt, das keine Schlagſchatten auf ſeine an=
geborene
Nobleſſe werfen konnte. Er faßte den gewünſchten
Pelz erſt nicht lange an ſeinem weichen Haar, ſondern ſeine
Gattin lieber an ihrem weichen Herzen, das, wie bei allen
Marien und Luiſen, leicht wie Mauonnaiſe zu rühren war, wenn
man ihm vur tropfenweiſe zuzuſetzen verſtand, wie folgt:
Liebſte, nickte er zuſtimmend, ſilbergraue Fehe würde
wundervoll zu Deinem Blond paſſen. Weißt Du übrigens, wo=
her
Feh ſtammt? Vom ſibiriſchen Eichhörnchen. Ein munteres
kleines Cierchen, von denen viele, viele ihre Haut zu Markte
tragen müſſen für ſo eine ſchicke Jacke. Ganze Creibjagden wer=
den
auf dieſe zierlichen Nager veranſtaltet; die Hunde verbellen
ſie auf den Bäumen, vergebens ſuchen die erſchreckten Nuß=
knacker
von Aſt zu Aſt zu flüchten, und in ihrer Codesangſt
ſtürzen ſie ſich oft von den höchſten Gipfeln herab und hauchen,
jämmerlich quiekend, ihre armen Soelen aus. Wenn die Frauen
wüßten, wieviele herzzerreißende Codesſchreie in ſo einem Feh=
pelz
erſtickt ſind, es müßte ſie ſchütteln darin.
Frau Marieluſſe ließ daraufhin, von der Febjacke ab und
wandte ihr Intereſſe einem Perſianermantel zu.
Perſianor? rief der Mann erfreut, darin trifft ſich wio=
der
einmal unſer beiderſeitiger Geſchmack. Ein Perſianer iſt
nicht nur ein elegantes Cragen, ſondern auch von unglaublicher
Dauerhaftigkeit, wenn man bedenkt, daß das Fell von einem ſo
zarten, noch ungeborenen Lebowoſen ſtammt.
Wieſo? hob die Frau den Kopf.
Nun, das wirſt Du ja wiſſen, warf der Gatte leicht hin,
die Mutter des kleinen Unſchuldslämmleins, das den Pelz
liefert, das Perſianerſchaf, muß das Loben laſſen, noch ehe das
Kind das Licht der Welt erblickt hat. Denn nur im Schoße der
Mutter hat das junge Cier noch die weichen Locken feſt ge=
ſchloſſen
aneinander gepreßt. Zwei ſterben aſſo hier für ein
Fell von 20 Gentimeter Breite und 30 Hentmeter Länge.
Frau Marieluſe widmete der verſianiſchen Cragödie eine
heimliche Cräne und ſchaltete das Verlangen auf einen Chin=
chilla
um.
Chinchilla? durchfuhr es den Gatten. als hätte mon hinter
ihm ein Schlachtmeſſer gewetzt. Gott ſei Dank, hat die Ve=

Chinchilla und Stinktier.

gierung jetzt endlich auf die letzten Chinchillas ein Jagdverbot
erlaſſen. Denk mal, vor einigen Jahren noch bevölkerten dieſe
niedlichen Springer die Gebirge von Chile, Peru und Bolivien,
daß man von einem wahren Chinchillaparadies und einer Chin=
chillaplage
ſprechen konnte. Hinter jedem Baum und Strauch
guckte ſo ein dreiſter Kobold hervor. Die große Liebe des Chi=
lenen
zu den drolligen Kerlchen hinderte ihn freilich nicht, gegen
ſchnödes Geld ein Blutbad unter ihnen anzurichten, wie es aus
denſelben gewinnſüchtigen Motiven der berüchtigte Conquiſtador
Pizarro ſeinerzeit unter den Peruanern nicht ſchauriger an=
gerichtet
hat.
Nein? ſtaunte die Frau.
Ja, beſtätigte der Mann. Die Mode iſt das gefräßigſte
Naubdier; lie rottet erbarmungslos die Fauna eines ganzen
Landes aus. Wenn man mit der Hand über ein Chinchillafell
ſtreicht, keniſtert es wie eine ſtumme Klage: Wir Millionen
harmloſer Chinchillas mußten ſterben .. .!"
Betroffen ließ Frau Marieluiſe auch vom Chinchilla ab.
Und noch von vielen anderen Pelzen, die ihr der Gatte, der
große Cier= und Naturfreund, aus tiefſtem Herzensgrund zu
verekeln verſtand.
Einmal wagte ſie den ſchüchternen Einwand, daß im fertigen
Pelz die Ciere ja ſchon tot ſeien und kein Mitleid lie mehr
lebendig machen könne.
Oh Du Cörichte, lächelte aber da der Mann. Du ver=
gißt
, daß die Nachfrage das Angebot hervorruft. Jeder Pelz=
träger
iſt ein poſthumer Pelzüäger!
So ging Frau Marieluiſe an den Pelzgeſchäften mit bluten=
dem
Herzen vorüber; einesteils der Pelze wegen, die die
Ciere, andernteils der Pelze wegen, die ſie laſſen mußte.
Doch eines Tages, nach einem kleinen ſhopping mit einer
Freundin, kam ſie in einem prachtvollen Pelzmantel nach Hauſe.

Die Nechnung für denſelben hielt ſie dem erſtaunten Gatten
gleich beim Eintritt entgegen. Und ein Lächeln ſtand in ihrem
Geſicht, als hätte ſie eine gute Cat vollbracht.
Jetzt habe ich einen Pelz nach meinem Herzen, rief ſie
triumphierend aus, es iſt ein Sobell. Denke Dir dieſes blut=
rünſtige
Cier laugt nicht nur den jungen hilfloſen Vögelchen im
Neſt das Blut aus; es beißt auch erbarmungslos den Alten die
Kehle durch und läßt ſie einfach liegen. Es mordet alles, was
ihm in den Weg kommt, aus purer Grauſamkeit. Sur Strafe
für ſeine Naubgier habe ich nicht lange gehandelt, ſondern den
Pelz lofort an mich geriſſen. Möchten doch alle Frauen nur
Sobel kaufen, damit der ſchreckliche Räuber in Bälde ausge=
rottet
wird. Aber, fügte Frau Marieluiſe bedauernd hinzu,
das ſcheitert leider an der ökonomiſchen Frage, Hobel iſt näm=
lich
einer der touerſten Pelze.

Die Leſer in den Frühzügen.
Von Ella Menſch.
Ein altgewohntes Bild, das aber immer von neuem zu Be=
trachtungen
Anlaß gewährt: Dieſe Cauſende, von Fahrgäſten,
die die Frühzüge an ihren Arbeitsplatz befördern, eifrig ver=
tieft
in ein Seitungsblatt oder in ein Buch. Es iſt der letzte
kurze Seitraum, der ſich zwiſchen Morgenimbiß und ſtrammer
Arbeitstätigkeit einſchiebt. Er muß ausgenützt, ausgekoſtet wer=
den
, bovor das Cagespenſum zur vollſten Krafthergabe ver=
pflichtet
. Das geſchieht am beſten durch Leſen.
Am meiſten wird in den Untergrund= und Hochbahnen ge=
leſen
, ſtehend, ſitzend. Wer einen Sitzplatz in den vollbeſetzten
Sügen erwiſcht hat, kann es ſich ſogar recht behaglich machen.

Ich gerate in ein Naucherabteil der Linie, die vom Weſten
nach Warſchauer Brücke fährt. Inſaſſen meiſt Herren; denn
die jungen Damen, ſelbſt wenn ſie dem berauſchenden Nikotin
verfallen ſind, rauchen ſehr ſelten auf der Fahrt; Seitungsblatt
und Sigarre es erinnert faſt an ein Café; der Lautſprecher
fehlt zum Glück. Der mittelalterliche Herr, er iſt vielleicht Büro=
chef
, kann ſich, bequem in den gepolſterten Ecklſitz geſchmiegt,
vielleicht auf die Dauer einer Viertelſtunde die Illuſion ver=
ſchaffen
, er jäße im gemütlichen Klubzimmer. Was wollen denn
alle dieſe Menſchen, ehe der Werktag ſie umklammert haben
wird, wenn ihre Augen ſo intenſiv auf die gedruckten Blätter
ſtarren? Olluſion, Bilder, Ablenkung, Unterhaltung begehren
ſie; wollen noch für Minuten Freiheitsgefühl ſchlürfen.
Das Seitungsblatt beſorgt das am ſchnellſten. Mag es auch
die ſtärkſten Senſationsnachrichten enthalten der Großſtädter,
an die Fülle der ſich jagenden Weltbegebenheiten gewöhnt, regt
lich über nichts mohr auf; er läßt ſich nur anregen, geiſtig be=
ſchäftigen
und weiß, daß neben der Nachricht über einen Orkan
oder ein Erdbeben ſich der Bericht über die neueſte Kabarett=
nummer
findet.
Vom Kopf der geleſenen Seitungen könnte man zuweilen
auf die politiſche Nichtung des Leſers ſchließen; aber auch nur zu=
woilen
. Denn, wer ſich orientieren will, nimmt mitunter auch
ein gegneriſches Blatt zur Hand. Jedoch ärgern mag man ſich
auch nicht gleich am frühen Morgen, und deshalb findet der
neutrale Ceil, die Sportberichte und dann alles, was unter dem
Strich ſteht, den meiſten Suſpruch. Auch die Illuſtrierten
führen ſo otwas wie Lebensfreude mit ſich. Und das gerade
braucht man doch! Hie und da taucht in dem Blätterwald eine
Fachzeitung auf, wie Der Mechaniker. Der Holzhandel;
da weiß man dann genau, daß der Beſitzer, noch ehe er ſein
Fahrtziel erreicht hat, ſchon mit allen Sinnen und Gedanken in
ſeinem Beruf ſtockt. Ebenſo wie die Schüler, die noch ſchnel
eine Aufgabe durchgehen; die Studenten, die einen Band mit=
ſchleppen
, deſſen Inhalt in Beziehung ſteht zu dem Kolleg, das
ſie in einer halben Stunde hören werden. Wollte oder könnte
man nachprüfen, ſo würde es ſich doch herausſtellen, daß in der
Hauptſache Flucht vor dem Alltag der Antrieb zur Wahl der
Lektüre iſt.
Die hübſche kleine Warenhausangeſtellte möchte, ehe ſie ihr
gewinnendſtes Verkäuferinnenlächeln aufſetzt: Womit kann ich
dienen, Gnädigſte? doch erſt erfahren, ob ſich das Schickſal der
Heldin im Noman, der von hundert Gefahren umdrängten Film=
diva
, zum Guten wendet. Daraus will ſie ſchließlich ihren etwai=
gen
eigenen Uebergang zum Film einrichten.
Der junge Werkſtudent, dem die Welt zunächſt nur in Ge=
danken
offen ſteht, berauſcht ſich, während die Wagen durch die
öde Strecke, Gleisdreieck MöckernbrückeHalleſches Cor
Prinzenſtraße uſw. uſw. gleiten, an den entzückenden Natur= Rudolf Prosbers Frühling in Nervi. Solche
Bücher entwickeln ihre volle Leuchtkraft, wenn man recht tief im
Dezembernebel ſteckt. Der ſpaniſche Dichter Calderon hat zwar
vor etwa 250 Jahren erklärt: Was alle ſind, das träumen
alle! Stimmt!. Aber ebenſo auch das andere: Was alle nicht
ſind oder nicht haben, träumen ſie am liebſten.
Und ſo bedeutet denn auch für viele Alter und Geſchlecht
bewirken ſaum einen Unterſchied die Fahrt im Morgen=
grauen
mit Buch und Seitung einen Abſtecher ins Craumland.

Ate d
Aufgabe 578.
Martin Kühl in Hannober.
(Ehrenpreis in der Dreizüger=Abteilung der Schwalbe‟, 1930 I.)

a b
d
g

prüſtelung: Weißf Th.4 das nas es 123 8ts g9 Ber 2215 00,
Schwan: Rit lez es loses 8b3 r Bbs 17 0,34

In obiger Aufgabe iſt das Vorhandenſein von zwei gleichfarbigen
Läufern kein Fehler, denn ſie ſind thematiſch bedingt.
Löſungen der Weihnachts=Preisaufgaben.
Aufgabe 567. Dr. Ado Kraemer. Urdruck. (Ka4 Db2 Se7 d5 Ba3 b5 64 e2
k4; Kd6 Un8 Le8 g7Ba5 b6 b7 05 d7 k5 T6 k7: 44.) 1. De3 (2) ſcheitert an
1. ... T481 Es folgt dann auf 2. De33 Urgl oder 2. D433 Un81 Löſung:
1. Db2h3!! (broht 2. De3 Uf8 3. Sestt)1. . . Tn8 481 Anti=Grimſhaw,
der die Sperrung durch T18 aufhebt, 2. Db3e3! Durch dieſes Tempomanöver
wrd Schwanz der Zugzwang zugeſchoben, und bei Zurüichnahme des antikritiſchen
Turmzuges geht er an der Grimſhaw=Verſtellung zugrunde: 2. . . . . Thig)s
(Kritikus) 3. Dc3pe3 If8 4. Sef8:2. . . Te8 3. S:e8t Keß4. De34k.
2..... Ih8 3. be3e3; 1. . .. . Th.8h3 2. Db34h3! (Nicht 2. Se8t7Ke6
3. D:h32 wegen Bd6)) 3. Se8+ 4. De3. Sehr fein!
Aufgabe 568. T. R. Dawſon. urdruck. (Kn6 Td6 Lb6 Se2 a5 Ba2; Kb5
Ubs b4 Lelk1 Sh7Bt5g5: Schachbieten= Zickzack, 64k)1. Ta6f8:mb4.h4 4
2. Kh6g7 Schwarz zieht nicht; 3. Kg7k7 Lf1o4t 4. Kf7g7 Schwarz
zieht nicht; 5. Ba2a 4F. 1. .. . . Tb3h34 2. Kh6g7 Schwarz zieht nicht:
3. Nk6 Lel-e3+ 4. Kg7f7 Schwarz zieht nicht; 5. Se2a34k. Zwei
ſchöne Grimſhaw=Verſtellungen. Leider geht auf 1.
Th3+ 2. Kg7 auch 3. Kk7
be4tt 4.K87 5. Sd44.
Weihnachts=Löſungs=Preisausſchreiben.
Es gingen in der vorgeſchriebenen Zeit 15 Bewerbungen ein. Merk=
würdigerweiſe
hat keiner der Löſer die beiden Spiele in der zweiten
Variante von Aufgabe 568 angegeben. Von den Einſendungen mußten
einige wegen fehlerhafter oder unvollſtändiger Löſungsangabe ausſchei=
den
. Aus den übrigen wurde durch das Los die Reihenfolge der Preis=
träger
ermittelt: 1 Dr. E. J. van den Berg in Apeldoorn (Holland);
2. Guſtav Seeh in Eberſtadt; 3. G. Juhlendorf in Altona; 4. Hans Mei=
dinger
in Eberſtadt: 5. stud. ing. Sbaenarr in Darmſtadt: 6. K. Flatt
in Zürich; 7. K. Henke in Hamburg: 8. eand. areh. J. Naidenowitſch in
Darmſtadt; 9. and. mzeh. N. Schomerus in Darmſtadt.
Wir beglückwünſchen die Preisträger und wünſchen den Nichtpreis=
trägern
bei unſeren nächſten Löſungs=Preisausſchreiben beſten Erfolg.
Auch danken wir unſeren Löſern für die vortrefflichen Ausarbeitungen
Löſerliſte: Dr. G. J. van den Berg, G. Seeh, G. Fuhlendorf,
6. Meidinger, A. Spaenarr, K. Flatt, K. Henke, J. Naidenowitſch,

R. Schymerus Nenad S. Petrovié in Zagreb, Martin Kühl in Han=
nover
, Franz Buchty in Mainz; Br. Zaſtrow in Karby (567, 568) Peter
Andres in Arheilgen, Willi Kemnitz in Farchant (568).
Briefkaſten: V. K. in F.. In Aufgabe 557 ſteht die weiße
Dame auf b2.
Auflöſungen der Rätſel aus Nummer 6
Kreuzworträtſel.

Magiſches Quadrat.
Afbeſt, Beutel, Stelle.
Silbenrätſel.
1 Daune 2 Emir 3 Notiz, 4 Stuttgart, 5 Taunus, 6 Ouver=
türe
. 7 Lorelei, 8 Zieten. 9 Empore 10 Negri, 11 Sonntag,
12. Ibſen 13 Energie 14 Gervais. 15 Evilog, 16 Rudel, 17 Sar=
dou
, 18 Trichine, 19 Unglück. Das Zitat lautet: Den ſtolzen
Sieger ſtürzt ſein eignes Glück.

Druck, Verlag u. Kliſches: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rbeinſtr. 23. Verantwortl., für die Redaktion: Dr. 5 Nette. Darmſtadt, Fernſpr. 1, 2389 2392. Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.

[ ][  ][ ]

Alſo wärklich, manchmol bin ich iwwer die okullde Fähichkeide,
die wo ich an mer, odder in mer hab, diräkt bladd: ich krick diräkt
angſt for mer ſällwer, wann ich mer denk, daß ich ärchendwie e
Verhältnis hawwe kennt zu de värte Diffiſſion, odder wie mer die
iwwernadierlich Gäjend haaße dhut, wo die Sache baſſiern, vun
dene ſich unſer Schulweisheit nis draame leßt. Jedenfalls, däß is
net mehr wäck zu leichne, daß ich hällſäheriſche Kräfte hab, um
die mich mancher Illuſſioniſt un Staatsmann beneide kennt. Un
ich drag mich däßhalb als emol im Stille mit dem Gedanke, ob
ich mich net als Wahrſagerin uffdhu ſoll, die wo de Leit hoor=
ſchaff
vorausſeegt, was gäſtern baſſiert is. Beiſpielsweis widder
bei dem Breisausſchreiwe vun wäje dene bekannte unbekannte
Firmabilder, wo vum Darmſtädter Dagblatt in die Wäld geſetzt
is worrn. Alſo do hatt ich mer’s vun vornerei zu dreivärdels
gedenkt, un zu viervärtels hott mer’s geſchwant, daß ich mit Glanz
un Gloria näwe nunner ſchaukele dhu; daals dieſerhalb, daals
iwwerhaubt un ſo. Un dadſächlich ſoll mer’s for menſchen=
meechlich
halte? mei ſchwanehafte Ahnunge hawwe mich
widder mol net bedroge. Is däß net ganz wunnerbarlich, wann
mer ſo Vorahnunge hott, die wo zu allem Unglick aach noch ei=
dräffe
. . . Alſo mich ſolle ſe in Berlien als Hällſehrätin a’ſtelle,
als Staatswahrſagerin, valleicht vergeht en dann es Verwunnern,
un wann widder mol äbbes verkorxt is, do brauche ſe wenichſtens
hinnenooch kaa dumme Geſichter zu mache, nemlich do ſag ich=ſen
ſchun vorher, daß es ſchief geht
No, alſo, was ſoll ich ſage, ich bin gewiſſermaße mit Pauke
un Saxoföner bei dem Breisausſchreiwe dorchgefalle. Dann erſtens
hab ich weder die zwaahunnerdfuffzich Mack krickt, noch ſonſt en
Gäldbreis, un zweidens krick ich noch net emol en Gudſchei, dann
nemlich drittens, ich hab e ganz Baddie vun dene Bilder, die wo
ich mer verrote hab loſſe, richdich verkehrt gehatt. Un net bloß
däß, ſtndern ich hab nemlich noch mehr geleiſt als wie all die, wo
iwwerhaubt mitgeſpielt hawwe, indem ich ſage un ſchreiwe ſex
Liſte ausgefillt hatt, un hatt, um ganz ſicher zu geh’, uff jeder Liſt

e anner Firma hiegeſchriwwe. Un daß ich drotzdem näwe naus=
geritſcht
bin, deß lag jetzt net an meine Oddegravieh, dann do bin
ich firm, do mach ich brinzibinell kaa Fehler, un do macht mir ſo
leicht kaaner was vor; äweſowenich wie mit meine Schrift, dann
ich ſchreib ſo geſtoche wie gedruckt. Naa, daß ich drotz meine ſex
Liſte, wo ich ei geſchickt hab, nis gewunne hab, däß lag bloß an
eme klaane unbedeidende Labbſuß, indem ich nemlich zufellich uff
jeder Liſt e paar Name hatt, die wo zufellich net geſtimmt hawwe.
Wann ſe ſich uff em Dagblatt die klaa Mieh gemacht hette, un
hette unner dene 8000 Löſunge ſich uff meine ſex Liſte die richdiche
Name zuſammegeſucht, do wer aach e Liſt zuſammekumme, wo
richdich war. Alſo wie geſagt, richdich hatt ich die Löſunge all, ſie
hawwe zufellich bloß net richdich uff aaner Liſt beinanner ge=
ſtanne
. So en Zufall! Mecht mer do net ſexſpennich aus de
Haud fahrn!
Noch mehr ärcher ich mich awwer iwwer die Endebärzelſen,
däß ſcheiheiliche Geſteck. Laaft die jo jetzt in de ganze Stadt erum,
un ſeeckt, ſie hedd um a Hoor de erſte Breis mit geſchlagene zwaa=
hunnerdfuffzich
Mack krickt, indem ſe alle Firma richdich gelöſt
hett, ja ſogar noch richdicher, als wie ſe die Woch in de Zei=
dung
geſtanne hedde; bloß ſie hedd aus Verſähe anſtatts die Liſt
vun dene richdiche Löſunge, den ausgefillte Vordruck vun ihre
Eikummensſteiererklärung an’s Dagblatt geſchickt, während ſe die
Breisreedſel=Liſt am Finanzamt abgäwe hett. Un jetzt will ſe ’s
Finanzamt uff Schadeerſatz verklage
No, in Dreideiwelsname, ſoll ſe klage, die ald Spinatwachtel,
dann ’s Klage is jo heit an de Dagesordnung. Alles klagt
äwe, un ſogar die, die wo eichendlich gäje alle Klage immun
ſei ſollte. Wie zum Beiſpiel die Narrhalla. Ich muß ſage, daß
ich däß vun dene am wenichſte erwadd hett, dann dene ihr ur=
eichendſtes
Gebied ſollt doch ſei, e bische Frohſinn in die Menſch=
heit
enei zu bringe, däßhalb brauch mer noch lang net iwwer die
Streng zu ſchlage. Un wann mer ſchun in Berlien e ganz grie
Woch veraſtalde dhut, warum ſoll mer do in Darmſtadt, bei=eme
Gläsche Bier net aach emol en bunde Awend vera’ſtalde kenne.
In Berlien hawwe ſe bei all däre Klagerei ſicher aach net bloß
Kammilletee un Himmbeerwaſſer gedrunke
Und grad bei ſo=eme Kabbeawend kann mer emol ſeim be=
drickte
Härze Luft mache. Däß hott die Torngemeinde bewieſe.
Un dene ihr neier erſter Sprecher hatt drum net mehr wie recht,
wann=er gemaant hott: Doch glaubt mir genau wie Euch, ſchlägt
auch in des Narren Bruſt ein Herz; genau wie Euch quillt
lindernt ihm die Träne, wenn ihn bedrückt ein Schmerz, un ſo
weider, ſiehe Bajazzo. Schließlich: die gelachte Drene kumme
aus’m ſällwe Quell, wie die gegreinte...
Iwwrichens, die Idee mit dem umgearweide Bajazzobrolog
war zwar wenicher nei, wie orſchinell, un wann kimfdich en
Kannewallsredner net die Kuraſch hott, die Verhältniſſe mit
Humor zu gloſſiern, dann ſoll er ſich an die Klaſſicker halte, die
nemme=ſem weiders net iwwel. So kennt ich mer denke, daß
nechſtens aaner als Fauſt in die Bitt ſteiht un ſeeckt:
Vun Sorchen befreid ſind Närrinnen und Narren,
Dorch des Faſchings freelich beläwenden Blick,

Im Saale grienet Narrenglick;
Der alde Griesgram in ſeiner Schwäche
Zieht ſich in dunkele Ecken zurick.
Von dort her ſendet er, grämlich nor,
Ohnmächtige Schauer gifdichen Geifers
In Spritzer iwwer der Narren Humor,
Awer umſunſt is die Mieh ſeines Eifers.
Iwwerall regt ſich freeliches Streben,
Alles will ſich mit Farben beleben;
Un fehlt’s aach am Gäld im Narrenrevier,
So geniegt e bundich Kabb vun Babier
no un ſoweiter etzäddera pepe.
Odder wie wer’s mit dem beriehmte Monoloe vum Ham=
lädd‟
:
Narr oder nicht Narr! das iſt die Frage.
Ob’s edler im Gemiethe zu erdragen,
Die Laſt un Tücken des Geſchicks, odder
Sich waffnend gegen eine See von Steuern,
Und durch Humor ſie enden? Lachen ſcherzen
Nichts weiter und zu denken, daß der ein Schaf
Der all die Achs un dauſend Wunden ſtillt,
Un peift uff das Finanzamt ’s wär ein Ziel
Aufs Innichſte zu winſchen
Alſo wer ſich e klaa bische in de Klaſſiker auskennt, dem
kann’s uff die Art net ſchwer falle, ſich mit Glanz aus de Affeer
zu ziehe. Vun mir aus kann ſogar anner als Wolfram pun
Egelsbach kumme und kann losleeche:
Blück ich umher in dieſem fröhlichen Kreiſe,
Welch luſticher Anblick macht mein Härz ergliehn!
Soviel der Narren, Heſſe oder Preiße,
Ein bunder Farbwald, blau=rot=gelb=un=grien.
Jedenfalls, weder der maddriälle noch der geiſtiche Uffwand
brauch bei ſo=ere Kannewallsſitzung beſunners groß zu ſei, ſodaß
mer ſich dodewäche kaa Gewiſſensbiſſe zu mache braicht ſunſt
kennt mer aach ’s Therjader zumache, dann do deckt ſich der
geiſtiche Uffwand mitm maddriälle aach net un die
Leit lache doch
Ich loß alſo däßhalb de Narrhalla ihr Ausredd net gälde,
ſundern ich frog heechſtens: Wo bleibt in dem Fall widder unſer
Stadtverwaldung? Hett die mit ihre Stadträt net in die
Bräche ſpringe kenne?! Dann daß ſe des Zeich dezu hawwe,
däß hawwe ſe doch ſchun oft genuch bewieſe. Mir hawwe ſogar
unner unſere Stadträt Bitteredner, die dorch ihrn unfreiwilliche
Humor als oft ’s ganze Rodhaus zum waggele bringe, un um die
uns jeder Kannewalsverein beneide kennt. Alſo ich glaab, wann
unſer Stadtverwaldung mit allem was ſo dra un drum henkt,
ſo=en Kabbeowend veraſtalde dhet die Feſthall weer geſchwab=
belt
voll. Un daß es zimmlich bundich hergingt, däß waaß mer
aus Erfahrung. Jedenfalls, die Stadt hett dodebei e Geſchäft
mache kenne, was=er doch zimmlich ſälde baſſiert. Leider hott ſe
ſich die Gelächenheid widdermol endgeh loſſe..
Bienche Bimmbernell.

Der zeitgemäße Haushalt.

Wie man das gute Ausſehen der Sportſtiefel
erhält. Jeder Sport, gleichviel, ob es ſich um Sommer= oder
Winterſport handelt, benötigt ein Paar kräftige Stiefel, die neben
ihrer Zweckmäßigkeit auch gutes Ausſehen beſitzen müſſen. Nament=
lich
die für den Winterſport gebrauchten Stiefel bedürfen einer
öfleglichen Behandlung, um immer tadellos auszuſehen. Dazu
gehört vor allem, daß ſie nach Gebrauch ſofort auf Leiſten gezogen
oder mit Spannern geſtrafft werden, damit nicht nur ſämtliche
Falten und Brüche verſchwinden, ſondern auch die vom Sport ver=
urſachten
Schäden an Sohlen und Abſätzen vom Fachmann ſofort
beſeitigt werden, wobei auch das Oberleder nicht vergeſſen wer=
den
darf. Nachdem man alte Creme mit lauem Salmiakwaſſer
abgerieben hat, muß dann der trockene Stiefel dünn und gleich=
mäßig
mit Wilbra eingepinſelt werden, wodurch fleckige Stellen,
Schrammen, aufgerauhtes Leder uſw. vollſtändig verſchwinden
und die Sportſtiefel ein vollkommen neues Ausſehen und lange
I.
Gebrauchsdauer erhalten.
Keine Faſtnacht ohne Schmalzgebäck. Wie jede
Saiſon ihr beſtimmtes Gebäck, ſo hat auch die Faſtnachtszeit ihr
Schmalzgebäck in Bereitſchaft, das wohl jede Hau.frau am liebſten
ſelbſt herſtellt. Nachfolgend einige wenig bekannte Rezepte:
Schmalzſchlingen. 12 Eier verrühre man mit 2 =
löffel
Zucker, 1 Eßlöffel Süßſtofflöſung, dem Abgeriebenen einer
Zitrone, 1 Meſſerſpitze Salz und ſo viel Mehl, daß ſich ein ge=
ſchmeidiger
Teig arbeiten läßt. Auf bemehltem Brett, nicht zu
dünn ausgemangelt, ſchneide man davon 10 Zentimeter lange und
5 Zentimeter breite Streifchen, die man in der Mitte etwas
ſchlitzt, um eine Ecke als Knoten durchzuziehen. In ſiedendem
Schmalz lichtbraun gebacken, ſiebe man ſie mit Puderzucker ein.
Schmalz=Apfelringe. 12 Eier verquirle man mit
2 Taſſen Milch, ½ Teelöffel Salz. 1 Eßlöffel Süßſtofflöſung,
1 Likörglas Rum und ſo viel Mehl, daß ein dickflüſſiger Teig ent=
ſteht
, unter den man ½ Teelöffel Backpulver oder Natron rührt.
In dieſen tauche man die geſchälten, entkernten und gezuckerten
Apfelſcheiben und backe ſie in ſiedendem Fett lichtbraun. Warm
wie kalt ganz vorzüglich.
Vanille=Muzen. 2 Eier verrühre man mit dem Ab=
geriebenen
einer halben Zitrone, 50 Gramm Butter, 1 Eßlöffel
Rum, 23 Eßlöffel Vanillezucker, 300 Gramm Mehl, ſowie 1 Back=
pulver
und verarbeite alles zu feſtem Teig, den man ausgerollt
mit kleinen Muzenförmchen ausſticht, um ſie in ſchwimmendem
Fett lichtbraun zu backen.
Kartoffelbällchen mit Marmeladefülle. Ein
Teller gekochte, geriebene Kartoffeln verknete man mit 1 Ei, dem
Abgeriebenen einer Zitrone, 1 Päckchen Vanillezucker und ſo viel
Mehl, daß ein mittelfeſter Teig entſteht. Von dieſem forme man
kleine Kugeln, die man mit ſteifer Marmelade oder Pflaumen=
mus
füllt und backe ſie in ſchwimmendem Fett hellbraun. V. . . a.
Gefrorene Kartoffeln für den Genuß zu
retten. Man lege ſie in eine Schüſſel mit kaltem Waſſer und
laſſe ſie ſo lange, darin, bis ſich an der Oberfläche Eiskriſtalle
zeigen. Das abgegoſſene Waſſer wird nun ſo oft durch neues
erſetzt, bis ſich kein Eis mehr darauf zeigt. Die aufgetauten Kar=
toffeln
müſſen dann ſehr ſchnell verbraucht werden. Beim Kochen
von Schalkartoffeln füge man dem Kochwaſſer 2 Eßlöffel Salz bei,
wödurch ſich der ſüße Geſchmack verliert. Man kann auch gefrorene
Kartoffeln zu Kartoffelpuffer oder =kuchen verwenden, ohne daß
dieſen irgend einen Beigeſchmack zeigen.
Meerrettich in verſchiedener Form. Wenn man
zu Fiſch oder Fleiſch Meerrettich geben will, ſo kann man ihn
entweder in Form einer heißen oder kalten Soße ſervieren, oder
mit Mayonnaiſe verrühren, wozu man auf 23 Eßlöffel gerie=
benen
Meerrettich 1 Eßlöffel Mayonnaiſe verwendet. Ferner
kann man ihn auch mit 1 Eßlöffel Sahne oder Milch verrühren.
Für die Gäſtetafel iſt eine Miſchung von Meerrettich und unge=
ſußter
Schlagſahne ſehr empfehlenswert, ebenſo eine ſolche von
jeingeriebenen ſäuerlichen Aepfeln, Sahne und Meerrettich. H.

Von Lola Stein.
Wenn die Hausfrau ein Stück Schlachtfleiſch erwirbt, dann
pflegt ſie das Kochfleiſch dem Bratſtück deshalb vorzuziehen, weil
es, wie ſie behauptet, vorteilhafter iſt und beim Kochen noch die
gute, gehaltreiche Fleiſchbrühe ergibt, mit der ſie die verſchiedenen
Gemüſe zubereiten oder mit Einlage Suppen herſtellen kann.
Iſt aber dieſe Verwendung des teuren Fleiſches tatſächlich rat=
ſamer
wie das Braten und Dämpfen dieſes begehrten Nahrungs=
mitkels
? Wir ſagen nein, und zwar lehrte langjährige Erfah=
rung
, daß jene Hausfrau, die nur kleine Fleiſchportionen anſchaf=
fen
kann oder wöchentlich nur wenige Fleiſchgerichte in den Speiſe=
zettel
einzuſchieben vermag, dem geſch norten, gebratenen oder ge=
dämpften
Fleiſch immer vor dem nur gekochten den Vorzug geben
ſollte. Die Suppe kann ſie ungleich billiger und vorteilhafter aus
Knochenbrühe oder den vielen und in ſehr großer Geſchmacks=
abwechſlung
fertigen Suppentafeln oder =würfeln aus Hülſen=
fruchtmehl
oder den verſchiedenen Nudeleinlagen, durch Suppen=
würze
gekräftigt, bereiten, ganz abgeſehen von jeden Frucht=,
Milch=, Fiſch=, Gemüſe= Brot= Bier= und Obſtweinſuppen, die alle
auf billigſte und dabei doch immer ſchmackhafte Weiſe zu bereiten
ſind, ohne daß das teure Fleiſch mehr oder weniger dazu aus=
gelaugt
werden muß.
Die neuere Bereitungsweiſe der verſchiedenen Arten von Ge=
müſe
bedarf ebenfalls der Fleiſchbrühe als Geſchmacksverbeſſerung
nicht. Viel leichter kommt bei ihnen die Hausfrau mit einem
Löffel friſcher Butter zum gewünſchten Ziele, zumal ja die mög=
lichſt
kurz gehaltene und daher um ſo kräftigere Bratenſoße, die
zum ebenfalls kurzgehaltenen Gemüſe gereicht wird, eine ganz köſt=
liche
Beigabe dazu iſt. Unzweifelhaft aber mundet ein Stück ge=
bratenes
Fleiſch ungleich beſſer wie ein gekochtes. Es bedarf bei
dem viel kräftigeren Geſchmack desſelben nur einer kleinen Por=
tion
, um irgendein Gemüſegericht aufs wirkſamſte zu ergänzen.
Dabei werden mit den köſtlichen Geſchmacksſtoffen des gebratenen,
geſchmorten oder gedämpften Fleiſches nicht nur dem Gaumen
größere Reize geboten, der Geſchmack alſo viel mehr befriedigt wie
im anderen Falle, ſondern die Nährſalze und Extrakte werden
beim raſchen Anröſten des Fleiſches von allen Seiten erhalten und
kommen nun in konzentrierter Form dem Körper zugute.
Die Hausfrau ſage nur nicht, daß ihr die Dreiteilung eines
Gemüſegerichtes, in geſondert gebratenes Fleiſch und ebenſolches
gekochtes Gemüſe weſentlich mehr Mühe bereite wie das Eintopf=
gericht
, das zudem noch die Suppe in ſich vereinige. Die geringe
Mühe, die die geſonderte Vorbereitung und das Reinigen der ver=
ſchiedenen
Töpfe verurſacht, wird reichlich aufgewogen durch den
viel höheren Genuß, den ſie ihrer Familie durch ein der=
artiges
Mittagsmahl bereitet. Berechnet ſie aber die entſtehen=
den
Koſten aufs genaueſte, dann wird ſie leicht feſtſtellen können,
daß das geringe Mehr an dieſen kaum in die Wagſchale fällt
gegenüber der größeren Labe und gründlicheren Sättigung, die ſie
ihrer Familie mit dieſer gehaltreicheren Koſt bietet. Vielfach
kann ſie es leicht aufbringen durch Verringerung des bisherigen
Quantums, ſowohl an Kartoffeln und Gemüſe wie auch an Fleiſch.
Schon die erſten Verſuche nach dieſer Richtung hin werden leicht
den Beweis dafür erbringen.

Speiſezettel.

Sonntag: Markſuppe. Rindslende mit Roſenkohl. Geſchmorte
Aprikoſen.
Montag: Blumenkohlauflauf.
Dienstag: Kartoffelnudeln mit Fleiſchfüllung.
Mittwoch: Wirſing mit gedämpftem Rindsherz und Brat=
kartoffeln
.
Donnerstag; Kartoffelpuffer mit Apfelmus.
Freitag: Warmer Kartoffelſalat mit gebackenen grünen
Heringen.
Samstag: Pichelſteiner von Dörrgemüſe.

u mor

Im Muſeum. Und in dieſem Gefäß, meine Herrſchaften, befindet
ſich die Aſche der Königin Roſamunde! Alle Wetter! Hat denn die
(Dimanche illuſtré.)
Dame ſoviel in ihrem Leben geraucht?

Im Dunkeln. Haſt du jemals ein Eiſenbahnunglück miterlebt?
Ja bei der Fahrt durch einen Tunnel küßte ich ſtatt der Tochter
(Belfaſt News.)
den Vater.

Weiblichkeit. Er: Einer meiner Freunde hat eine hervorragende
e: Ach wie heißt er denn?
Erfindung gemacht!
LRebelſpalter.

Konſultation.

Zunächſt beantworten Sie mir eine Frage: Was trinken
Sie?
O! zu liebenswürdig, Herr Doktor, am liebſten ein Gläschen
Burgunder!
Der kleine Peter ſtellt gern unbequeme Fragen. Neulich will
er von ſeinem Vater wieder einen ſchwierigen Ausdruck erklärt
haben. Papa, was iſt denn das eigentlich: Die Beſtie im Men=
ſchen
? Aber Peter haſt du denn nie etwas von einem
Bandwurm gehört?
(Götz.)
Gründlich. Kann ich mal den Herrn Landwirtſchaftsminiſter
ſprechen?
Gnädige Frau, er iſt überaus beſchäftigt, um was handelt es
ſich denn?
Ach, meine Geranien auf dem Balkon wollen gar nicht recht
gedeihen.
(Tit=Bits.)
Das genügt. Ich hätte ja Urſula gern geheiratet, aber ſie
machte eine Bemerkung, die es mir unmöglich machte! Was
hat ſie denn Schlimmes geſagt? Sie ſagte: Nein!"
Der Landbriefträger. Ich glaube, ich muß während der Som=
mermonate
eine Hilfe bekommen. Es dauert manchmal bis 8 Uhr
abends, bevor ich die ganze Poſt durchgeleſen habe. (Paſſ. Show.)

Empfindlich. Als ich ihn fragte, wie alt er mich ſchätze, ſagte er
dreißig. Darauf habe ich ihm natürlich den Rücken gekehrt! Se
richtig, mein Fräulein! Ich kann auch die Schmeichler nicht leiden!
(Mouſtique.)
Schauſpieler=Ehe. Sie: Gib mir einen Kuß, Liebling!
Er: Ach, Greta, laß doch das ewige Fachſimpeln! (Nebelſpalter.
Beim Altertumshändler. Iſt dieſer Seſſel wirklich antik?"
Allerdings! Der war ſo alt, daß ich gezwungen war, die Lehne zu
erneuern, andere Beine anzubringen und den Sitz neu zu be=
ziehen
."
(Péle=Méle.)
Sonderbar. Denke mal, wir gehen zu Bett, und die Leute in
Neu=Seeland ſtehen jetzt auf. Faule Geſellſchaft! (Pages Gaies.)
Segen der Technik. Wunderbare Erfindung, das Radio! Jazz=
muſit
, gelehrte Vorträge, politiſche Reden, Soliſtengeſang, Marct=
berichte
, Opern=Vorführungen, die unzähligen anderen Unterhaltungen,
und all das kann man mit einem einzigen kleinen Ruck zum Schweigen
bringen.
(Götz.
Der Hauswirt. Ich bin froh, Herr Lehmann, daß Sie endlich
aufgehört haben, ſich über den herabfallenden Stuck zu beklagen.
Ja jetzt iſt alles herunter!
(Pafſing Show.)
Im Reſtaurant. Herr Wirt, vor dem Gänſibraten ziehe ich den
Af
Hut!" Freut mich, wenn es Ihnen ſo gut ſchmeckt!
gerade nicht, aber das Alter ſoll man ehren.
Kaf

eruhigung. Sie ſprachen da fortwährend von einem Idioten
U hoffen, daß Sie nicht mich meinen! Bewahre! Es gibt,
(Péle=Mele.
indere Idioten in der Welt.
Imkarriere. Er; Ich heirate dich nur, wenn du mir verſprichſt,
Film zu gehen. Sie: Gern, aber das bringt ia ſo wenig
man hat mir als Programmwerteilerin ſechzehn Mark in der
Pages Gaies.)
geboter

[ ][  ]

Krepp=Satin, das Material von dem man ſpricht.

Die nachmittägliche und abendliche Mode iſt
heuer wahrhaftig nicht arm an Materialien, da ſo=
wohl
die leichten, durchſichtigen Seiden (Georgette
und Gaze), wie auch die kompakteren Sorten ( China=
krepp
, Mongol, Marrocain uſw.) Verwendung fin=
den
.
Merkwürdigerweiſe aber waren gerade die Glanz=
ſeiden
lange Zeit hindurch ziemlich unbeachtet ge=
blieben
, und erſt die vielbeſprochene Neu=Empire=
Mode brachte ſie wieder in den Vordergrund, weil
dieſer Stiel auch wenn er nur andeutungsweiſe
herangezogen wird ein kompaktes, wirkungsvolles
und womöglich glänzendes Material erfordert, da
ja auch die klaſſiſchen Empiremoden in der Haupt=
ſache
Glanzſeiden heranzogen.
Man widmet dieſen Materialien darum in letz=
ter
Zeit ungeteilte Aufmerkſamkeit und die Folge
davon iſt, daß ſie in zahlreichen Abwandlungen zu
ſehen ſind. Am gebräuchlichſten iſt und bleibt wohl
der Krepp=Satin, der immer wieder gefällt und nie=
mals
enttäuſcht und auch inſofern ſympathiſch iſt,
als er ſich vortrefflich trägt und zu den verhältnis=
mäßig
wenig empfindlichen Seiden zählt, ſodaß man
ein daraus verfertigtes Kſeid gut auszunützen ver=
mag
.
Seit einigen Wochen iſt auch eine ſchwere, atlas=
ähnliche
Seide auf dem Plan erſchienen, die jenem
Gewebe ähnelt, das in früheren Jahren für Braut=
kleider
herangezogen wurde, alſo ein Material dar=
ſtellt
, das ſchwer fällt und dennoch graziös iſt. Es
kommt ſelbſtverſtändlich niemals für Nachmittags=
kleider
(die unter allen Umſtänden ein weiches Ge=
webe
erfordern) in Frage, ſondern ausnahmslos
für abendliche Schaffungen, bei denen ſich gerade der
ſchwere Fall als ſehr effektvoll erweiſt und der Wir=
kung
der Aufmachung außerordentlich förderlich iſt.
Satin=Seiden ſehen zwar in allen Farben ſchön
aus, doch iſt ſicherlich ſchwarz vorherrſchend, da
man es aus praktiſchen Gründen am liebſten verar=
beitet
, um ſo mehr, als ein ſolches Modell von der
Saiſon ziemlich unabhängig iſt und jederzeit getra=
gen
werden kann.
Für den Abend aber ſetzt ſich in der Hauptſache
weiß durch, da man erkannt hat, daß dieſe Farbe
wirkungsvoll, eigenartig und jugendlich und auch
für die kommende Saiſon noch ſehr ausſichtsreich ſei,
da man ja ein weißes Satinkleid gelegentlich ſogar im Sommer
ſehr gut tragen kann. Außer weiß ſchätzt man für den Abend
auch die verſchiedenen gebrochenen Paſtellfarben, die fein ſtili=

Die letzten Methoden auf dem Gebiet der Schönheitspflege
behandelt das als Spezial=Schönheitsnummer erſcheinende neueſte
Heft der Eleganten Welt‟. Es iſt heute eine allgemein

ſierte Effekte ergeben. In den großen Salons werden als neueſte
Modetöne Aquamarin, Heugrün, Meſſinggelb und Perlenroſa
oft genannt. Zu den ſchönſten Wirkungen auf dieſem Gebiete

anerkannte Tatſache, daß Schönheit gleichbedeutend mit Geſund=
heit
iſt. Und wie man Geſundheit und Schönheit erlangt ſagt
Ihnen dieſes Heft der Eleganten Welt, in dem Sie intereſſante,

zählen die Kombinationen der glänzenden und
matten Seite der Glanzſeiden, weshalb dieſer Effekt
auch vielfach ausgenützt wird und wir ihn in unſerer
Bildgruppe feſtgehalten haben.
Als ſehr markante Type der Abendmode iſt das
in unſerem letzten Bilde ſkizzierte Kleid anzuſehen.
Es iſt aus weißem Lunaſſol gedacht, einem Mate=
riale
, das wie ſchwerer, weicher Atlas wirkt und der
allerneueſten Mode angehört. Die ſchlanke, graziöſe
Silhouette wird hier dadurch erreicht, daß das ganze
Kleid aus ſchmalen Streifen zuſammengeſetzt er=
ſcheint
, die ſich, nach oben zu verjüngen. Während
nun die ganze Streifenpartie aus der glänzenden
Seite der Lunaſſol=Seide gearbeitet iſt, hat man ſich
den Sattel aus der matten Rückſeite hergeſtellt zu
denken, ſodaß jener ſchöne Kontraſt entſteht, von dem
früher die Rede war.
Aber auch für Beſuchsmodelle kommt dieſe Zu=
ſammenſtellung
vielfach in Frage. Man ſieht bei=
ſpielsweiſe
in Figur 1 ein elegantes, nachmittäg=
liches
Kleid mit ſchöner Spitzengarnitur am Kragen
und zarten Spitzen=Doppelſtulpen an den Aermeln.
Das Modell iſt aus glänzendem Satin hergeſtellt,
während die bogenförmig geführte Hüftpartie auf
der umgekehrten (matten) Seite eingearbeitet wird,
was inſofern vorteilhaft iſt, als dadurch die Figur
bedeutend ſchlanker erſcheint.
Sehr elegant ſind die verſchiedenen Abend=
Complets aus Satin oder Lunaſſol; bei denen ein
ärmelloſes Kleid mit einem langärmeligen Jäckchen
kombiniert wird, ſodaß eine Zuſammenſtellung dieſer
Art außerordentlich verwendbar, erſcheint und für
kleine Zwecke ebenſo wie für größere Gelegen=
heiten
herangezogen werden kann. Eine Agraffe oder
eine Anſteckblume als Verſchluß des Jäckchens pfle=
gen
die einzige Garnierung darzuſtellen (Modell 2).
Die neueſte Mode hat wie man weiß die
Eigenart, auf ganz einfache, in Trotteurſtil ausge=
führte
Seidenkleider beſonderen Wert zu legen, eine
Tendenz, die zweifellos der näherrückenden Früh=
jahrsſaiſon
zuzuſchreiben iſt. Unſere vorletzte Skizze
macht mit einer derartigen Schaffung vertraut, die
den verlängerten (aber prinzeßartig eingeſchweiften
und mithin kurz taillierten) Oberteil mit einer fal=
tigen
Rockpartie verbindet, die für die kommende
Mode ebenſo maßgebend zu werden verſpricht, wie
die fein ausgearbeitete und mit Spitzen gerandete lichte Garni=
tur
, die ſolchen Modellen ihr auf Schlichtheit bedachtes und gerade
darum ſo außerordentlich elegantes Gepräge gibt. W. Ungar,

reichilluſtrierte Artikel über alle neuzeitlichen Schönheitsbehand=
lungen
, über kosmetiſche und hygieniſche Gymnaſtik uſw. aus
berufener Feder finden.

Fell auf Kleidern.
Jetzt, da die Modeſaiſon ihren Höhepunkt erreicht
hat, kriſtalliſieren ſich einige markante Details
heraus, die weil ſie ſicherlich nicht alltäglich
ſind beſondere Beachtung verdienen. Hierher ge=
hören
vor allen Dingen die verſchiedenen Garnie=
rungen
, die ja heuer bekanntlich eine ganz außer=
ordentliche
Abwechſlung bieten und der Mode eben
durch die vielen Varianten eine Fülle von Eigenart
geben.
Zu den allermarkanteſten Erſcheinungen auf
dieſem Gebiete aber zählen ganz entſchieden die in=
tereſſanten
Fellverbrämungen auf Kleidern, die
trotzdem es ſich um eine Neuheit der allerletzten
Wochen handelt doch ſchon ſehr viele Anhän=
gerinnen
beſitzen. Es iſt ganz merkwürdig, daß ſich
dieſe Garnierungen erſt jetzt vollkommen durchſetzen,
da ja die großen Modeſalons wiederholt verſucht
hatten, ähnliche Effekte dem Intereſſe der Mode=
dame
nahezubringen, aber alle Bemühungen in die=
ſer
Richtung vorher ſcheiterten und der große Erfolg
erſt jetzt einzuſetzen ſcheint.
Die große Eigenart dieſer neuen Mode iſt darin
zu ſuchen, daß die Fellverbrämungen auf nach=
mittäglichen
und abendlichen Kleidern
erſcheinen, bei denen ſonſt Wirkungen ähnlicher Art
unbedingt vermieden wurden.
Da man aber daran denken muß, daß über einem
ſolchen Kleide auch eine Umhülle getragen wird,
wäre unbedingt, darauf zu ſehen, entweder ganz
flaches Fell zu wählen, das nicht aufträgt, oder
aber ein Pelzwerk heranzuziehen, das zwar lang=
haarig
, aber ſo weich iſt, daß es ſich unter dem Man=
tel
keinesfalls abzeichnet.
Die Farbe der Felle, die hier in Frage kommen,
richtet ſich immer nach der Schatiterung des betref=
fenden
Materials, für deſſen Garnierung ſie be=
ſtimmt
ſind, doch kann man als feſtſtehend anneh=
men
, daß man ſchwarzen Stoff oder Seide (ſchwarz
iſt ja nach wie vor die führende Farbe der Mode!)
unter allen Umſtänden wieder mit ſchwarz oder mit
weiß garniert, während graues oder braunes Fell
ausſchließlich für farbige Modelle herangezogen wird.
Die Anbringung des Fells iſt ganz dem Geſchmacke
der Trägerin und ihrer individuellen Einſtellung zur Mode über=
laſſen
, hängt aber natürlich auch ſehr von der Note des betreffenden
Modeſalons ab.
Vielfach wird die Pelzgarnierung auf den Aermel verlegt,
oftmals ſtellt ſie auch den Abſchluß der Kaſak dar, die ja wie
man weiß heuer in der Mode eine ganz überragende Rolle
ſpielt.
Bisweilen werden auch Blenden und Streifenbahnen aus Fell
vorgeſehen (in dieſem Falle handelt es ſich natürlich ausnahmslos
um flaches, kurzhaariges Pelzwerk) und häufig dient ein ſchöner

Fellbeſatz als unterer Abſchluß des Abendkleides, deſſen Rockpartie
durch dieſen Effekt eine ganz neuartige, ungemein originelle Note
erhält und dem Stil der gegenwärtigen Mode entſpricht.
Merkwürdigerweiſe machen die Fellbeſätze auf den neuen Klei=
dern
keinen ſchweren Eindruck, ſondern ergeben jenen ſchicken
Kontraſt, der außerordentlich ſympathiſch wirkt.
Wir haben die eigenartigen Möglichkeiten dieſer Mode=Idee
in einer Reihe, von Skizzen, feſtgehalten, die nicht nur über die
Schaffungen der großen Salons einen gewiſſen Ueberblick zu geben
vermögen, ſondern gleichzeitig zeigen, daß auch die kommende

Frühjahrsmode vielfach noch unter dem Einfluſſe
der Pelzbeſätze ſtehen wird. Die erſte Skizze bringt
ein großes Abendkleid in enganliegender Prinzeß=
form
mit ſtark erweiterter Rockpartie, die mit einem
langhaarigen Fell. (belgiſche Kaninchen=Wammen
ſind nicht koſtſpielig und dabei doch ſehr dekorativ!)
abgeſchloſſen wird. Das Kleid ſelbſt kann aus jed=
wedem
Materiale verfertigt ſein. Große Mode für
den Abend iſt Brokat und bunter Velourſchiffon,
auch ein mit Velourſchiffonmotiven durchſetzter Rou=
main
, der ſich als Faſſonné in den großen Mode=
ſalons
in letzter Zeit wieder Geltung verſchaffen
konnte. Am reizvollſten aber ſieht die Pelzgarnie=
rung
auf Spitzenſtoffen aus, da hier der Kontraſt=
effekt
am eigenartigſten iſt.
Das ſogenannte Gelegenheitskleid, ſtellt die
zweite Skizze dar. Es iſt dies jene Aufmachung, die
man für Beſuche und Theater verwendet, kurzum:
das Kleid, das nicht nur nachmittäglichen Zwecken
dienen ſoll, ſondern auch anſtelle der kleinen Abend=
aufmachung
zu tragen iſt. Es kann aus Georgette,
Marrocain, Satin und anderen Seiden verfertigt
ſein und ſtellt eine aparte Variante der Kaſakidee
dar, da der verlängerte (in erſter Linie durch Säum=
chen
akzentuierte) Oberteil mit einer handbreiten
Fellbahn abgeſchloſſen wird und damit den Tunik=
Effekt unterſtreicht. Die Rockpartie iſt leicht glockig.
Ein ſolches Kleid wird am liebſten in zwei Teilen
gearbeitet, um die Möglichkeit zu ſchaffen, die Kaſak
gelegentlich auch zu einem anderen Rocke tragen zu
können. Intereſſant ſind hier die bauſchigen, mit
Fell abgeſchloſſenen und um das Handgelenk engen
Aermel. Die vorletzte Skize bringt ein verbräm=
tes
Kleid, dem ebenfalls die Kaſak=Linie zugrunde
liegt. Für die Garnierung wurde hier Breitſchwanz=
plüſch
herangezogen, der heuer ſelbſt in den aller=
vornehmſten
Modeſalons verarbeitet wird und
keineswegs als talmi elegant gilt, ſondern ſogar
außerordentlich geſchätzt wird. Dieſer Plüſch iſt dem
Breitſchwanz derart gut nachgebildet, daß er von
echtem Fell, kaum unterſchieden werden kann. Das
Kleid, das wir im Bilde feſtgehalten haben, bringt
dieſe Garnierung in Form einer Zackenpaſſe, und
zwar als Kante der Kaſak, ferner in Geſtalt kleiner
Stulpen am Oberärmel und ſchließlich als eine zu
einer Maſche verknotete Blende, die den Ausſchnitt
randet. Zu den reizvollſten Erſcheinungen der neuen Linie
gehören die mantelartigen Kleider, die für jede Geſtalt vorteil=
haft
ſind, da ſie erfahrungsgemäß ſehr ſchlank machen. Dieſe Linie
dürfte denn auch für die kommende Frühjahrsmode große Bedeu=
tung
erlangen, da man ja Mantelkleider ſeit jeher als vorteil=
hafte
Mode ſchätzt. Unſer letztes Modell, das als klaſſiſcher Ver=
treter
dieſer Richtung betrachtet werden darf, bringt ſeitlich zwei
flotte, abgeſtuft angebrachte Glocken, deren jede mit Fell gerandet
iſt, ein Effekt, der ſehr vornehm wirkt und als Vorläufer der
Uebergangsſaiſon großem Intereſſe begegnen wird. W. Ungar.