Einzelnummer 10 Pfennige
Bei wöchentich 7maligem Erſcheinen vom 1. Januar
bis 31. Januar 2is Reichsmark und 22 Pfennig
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Frankfurt a. M. 1304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 9
Freitag, den 9. Januar 1931.
194. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspig.
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breitl 2 Reichsmarl.Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
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Rellame=
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1 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ede Bewpſiſchtung au Erfülung der
Anzeilgen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichticher Beitreibung ſäll jeder
Nabatt weg. Bankkonio Deutſche Bant und
Darm=
ſädter und Nationalbant.
Notverordnung im Rahrkonfikt.
Miniſterrak um die Beilegung der Lohnſtreikigkeiten. — Die Kohlenpreisſenkung das Kernftück der
Preis=
ſenkungsakkion der Regierung. — Weitere Schlichlungsverhandlungen vorgusſichtlich
ergebnislos. — Sonſt keine Löſungsmöglichkeiken mehr.
Abänderung der Schlichkungsordnung
zur Wiederherſtellung des ſogenannten Ein=Mgun=
Schiedsſpruches.
* Berlin, 8. Januar. (Priv.=Tel.)
Der Reichsarbeitsminiſter Dr. Stegerwald hat wegen des
Ruhrkonflikts Berlin erneut verlaſſen. Er hat ſich aber nicht
nach dem Weſten, ſondern nach dem Oſten begeben, um ſich mit
dem Reichskanzler Dr. Brüning, der ſich auf dem Wege von
Oſt=
preußen nach Oberſchleſien befindet, in der Nacht vom
Donners=
tag zum Freitag in Küſtrin zu treffen.
Die Reiſe des Miniſters iſt auf den Beſchluß eines
Miniſter=
rats zurückzuführen, der am Donnerstag mittag in Berlin unter
Vorſitz des Reichsfinanzminiſters Dr. Dietrich ſtattgefunden hat.
Dieſe Beſprechung hat ſich ausſchließlich um die Beilegung
der Lohnſtreitigkeiten im Ruhrbergbau —
wahr=
ſcheinlich auch um die im oberſchleſiſchen Revier — gedreht.
Be=
kanntlich bildet die Kohlenpreisſenkung das
Kern=
ſtück der Preisſenkungsaktion des
Reichskanz=
lers. Infolgedeſſen legt er ebenſo wie die geſamte
Reichsregie=
rung entſcheidendes Gewicht darauf, daß von vornherein jede
Entwicklung unterbunden wird, die geeignet iſt, die Preisſenkung
der Kohle, mit deren Hilfe die Wirtſchaft wieder etwas
ange=
kurbelt werden ſoll, zu einer verfehlten Aktion dadurch zu machen,
daß nun im Bergbau ſchwere Arbeitskämpfe ausbrechen, oder die
Arbeitsloſigkeit noch weiter ſteigt, wenn nicht ein voller
Aus=
gleich für den Bergbau ſelbſt geſchaffen wird. Am
Frei=
tag oder Samstag vormittag ſollen noch einmal
Schlichtungsverhandlungen ſtattfinden, die aber
wahrſcheinlich ergebnislos verlaufen werden, weil die
Unter=
nehmer ebenſowenig von ihrem 8prozentigen Lohnabzug
herunter=
gehen wollen, wie bei den Gewerkſchaften Neigung beſteht, mehr
als 4 Prozent zuzugeſtehen.
Auf Grund der Schlichtungsordnung gibt es jetzt keine
Möglichkeit mehr, den Konflikt aus der Welt zu
ſchaffen. Wäre ſeinerzeit im Eiſenkonflikt das Urteil des
Reichsarbeitsgerichts nicht ergangen, wodurch der Schiedsſpruch
des Schlichters, der damals ohne die Unterſtützung der einen
oder anderen Partei zuſtande kam, umgeſtoßen wurde, dann
würde auch jetzt der Ruhrſchlichter in der Lage ſein, einen Spruch
zu fällen, den der Arbeitsminiſter für verbindlich erklären könnte.
In den letzten Tagen iſt daher im Arbeitsminiſterium ſehr
leb=
haft der Gedanke erörtert worden, ob man nicht den
Reichs=
präſidenten bitten ſollte, eine Notverordnung
heraus=
zugeben, wonach die Schlichtungsordnung in der Weiſe
abgeändert wird, daß wieder der ſogenannte Ein=Mann=
Schiedsſpruch möglich iſt. Da ſich der Miniſterrat am
Donners=
tag davon überzeugt hat, daß es ausgeſchloſſen iſt, den
Arbeitsfrieden an der Ruhr zu erhalten, und da
unter Umſtänden mit einem ſehr ernſten und folgenſchweren Streik
zu rechnen iſt, hat man ſich entſchloſſen, auf den Erlaß einer
ſol=
chen Notverordnung zu ſtarten. Gibt der Kanzler ſein
Einverſtändnis, dann kann ſchon für die nächſten
Tage damit gerechnet werden, daß der
Reichs=
präſident eine dritte Notverordnung
unter=
zeichnet, die dem rheiniſch=weſtfäliſchen
Schlichter eine Handhabe gibt, von ſich aus
einen neuen Spruch zu fällen, gleichgültig, ob
die ſtreitenden Parteien damit einverſtanden
ſind oder ihn geſchloſſen ablehnen. Unter dieſen
Umſtänden iſt es gar nicht ſo ausgeſchloſſen, daß der Schlichter,
Profeſſor Brahn, am Freitag die Parteien bittet, ſich erſt in
eini=
gen Tagen wieder mit ihm zu treffen, damit dann wenigſtens noch
einmal formal Schlichtungsverhandlungen geführt werden, die
er dann, ſobald die Notverordnung vorliegt, in ſeinem Sinne
be=
enden kann. Da bekannt iſt, welche Haltung Profeſſor Brahn
ein=
nimmt, wird ſich der Bergbau und die Bergarbeiterſchaft auf eine
6prozentige Lohnſenkung einſtellen müſſen.
Angeſichts dieſer Situation entfallen auch alle anderen Pläne,
die noch zur Erwägung ſtanden und die darauf abzielten, einen
Ausweg zu finden. Es iſt davon geſprochen worden,
Subventio=
nen zur Senkung der Kohlenfrachten zu geben, die Knappſchaft
in den ganzen Konflikt einzuſchalten, oder die ungeheuren
Koh=
lenhalden zur Grundlage einer Stützungsanleihe für den
Berg=
bau zu machen. Man wird nun damit rechnen müſſen, daß vor
dem 15. Januar der Konflikt im Ruhrbergbau beigelegt iſt.
Was den Subventionierungsplan Dr. Dietrichs
anbetrifft, ſo hat die Donnerstagsſitzung des Vorſtandes der
An=
alr für Arbeitsloſenverſicherung, wie wir bereits vorausſagten,
nichts Neues ergeben. Der anweſende Vertreter des Reichs=
Arbeitsminiſteriums gab die Erklärung ab, daß Dr. Dietrich in
Skuttgärt lediglich ſeine Privatanſicht geäußert und das
Kahinett noch keine Beſchlüſſe gefaßt habe. Der Vorſtand der
Arbeitsloſenverſicherung hat infolgedeſſen auch keine Beſchlüſſe
gefaßt. Soweit wir unterrichtet ſind, haben alle intereſſierten
Kreiſe ganz energiſch alle Pläne abgelehnt, die die finanzielle
Lei=
ſtungsfähigkeit der Verſicherungsanſtalt beeinträchtigen oder die
Verſicherung ſelbſt aufgeben würden. Dr. Dietrich ſelbſt hat
in=
zwiſchen bereits erklärt, daß er gar nicht daran denke, die
Grund=
feſten der Verſicherungsanſtalt zu erſchüttern. Immerhin iſt es
be=
zeichnend, daß der Vorſtand der Arbeitsloſenverſicherung ſich
ver=
anlaßt geſehen hat, ſchon zweimal 24 Stunden nach der Dietrich=
Nede zuſammenzutreten, um dem Unbehagen über Dietrichs Pläne
Luft zu machen,
Stegerwalds Ankwort an den Zechenverhand.
Auf die vor wenigen Tagen veröffentlichte Erklärung des
Zechenverbandes verbreitet der Reichsarbeitsminiſter
Steger=
wald durch das Wolffſche Telegraphenbüro folgende
Gegen=
verklärung:
Der Zechenverband behauptet, daß er bei dem Lohnkonflikt
im Ruhrbergbau in zweifacher Hinſicht von der Reichsregierung
enttäuſcht worden ſei: Einmal hätten die Bergbauunternehmer
nach dem Gange der Verhandlungen über die Preisſenkung im
Reichswirtſchaftsminiſterium annehmen müſſen, „daß der
Reichs=
arbeitsminiſter ſich für eine Lohnſenkung von mindeſtens 8
Pro=
zent ab. 1. Januar einſetzen würde, und daß er ſich dabei im
Einverſtändnis mit dem Geſamtkabinett, insbeſondere dem
Reichskanzler, befände‟. Weiterhin habe es im Intereſſe der
Unternehmer gelegen, die Kündigung der Geſamtbelegſchaft ſchon
zum 1. Januar vorzunehmen, um von dieſem Zeitpunkt ab
freie Hand in der Lohngeſtaltung zu haben. Dies habe der
Reichsarbeitsminiſter verhindert mit dem Hinweis, daß ein
ver=
bindlicher Schiedsſpruch beſtimmt ſo zeitig erfolgen werde, daß
eine Lohnſenkung am 1. Januar 1931 eintreten könne. Dieſe
Behauptungen enthalten nur eine Teilwahrheit. Zu ihrer
Er=
gänzung ſind folgende Feſtſtellungen notwendig:
Berkennung des Schlichkungsweſens.
1. Der Zechenverband verkennt völlig die Struktur des
ſtaatlichen Schlichtungsweſens. Zunächſt iſt nicht richtig, daß
offenbar unter dem Druck der Regierung der Schlichter für
Weſtfalen ſich nicht eutſchließen könnte, „mit den Stimmen der
Arbeitgeber einen Spruch zu fällen”. Noch bevor das
Reichs=
arbeitsminiſterium ſich mit dem Ruhrkonflikt konkret beſchäftigte,
hat der zuſtändige Schlichter erklärt, daß er neben den
zahl=
reichen Feierſchichten der letzten Monate im Ruhrkohlenbergbau
eine Lohnkürzung von 8 Prozent nicht für tragbar halte.
Dar=
über ließe ſich erſt reden, wenn von Unternehmerſeite feſte
Zu=
ſicherungen über eine weſentliche Einſchränkung der Feierſchichten
ggeben werden könnten, was ſich aber bei mehreren Beſprechungen
als nicht möglich herausſtellte. Sodann ſind die Schlichter
keineswegs nur willfährige Werkzeuge in der Hand der
Re=
gierung, ſondern Perſönlichkeiten mit eigener Meinung und
Verantwortlichkeit, deren Unabhängigkeit im Geſetz ausdrücklich
gewährleiſtet iſt. Der Reichsarbeitsminiſter kann den
Schlich=
ter nicht hinſichtlich des Inhaltes der Schiedsſprüche feſtlegen,
ſondern lediglich darüber befinden, ob er den Schiedsſpruch
für verbindlich erklären will oder nicht.
Kein 8prozenliges Lohakürzungsverfgrechen
der Feillskelſeluf.
2. Von keiner Regierungsſtelle iſt den Unternehmern bei der
Kohlenpreisſenkung feſt in Ausſicht geſtellt worden (was bei der
Stellung der Schlichter auch gar nicht möglich war), daß im
Koh=
lenbergbau eine Lohnkürzung von „mindeſtens 8 Prozent ab
1. Januar eintreten werde‟. Der Staatsſekretär des
Reichswirt=
ſchaftsminiſteriums hat lediglich erklärt, daß bei Senkung der
Kohlenpreiſe für das Ausmaß einer Lohnkürzung drei
Anhalts=
punkte vorlägen:
u) Ein Artikel des Reichsarbeitsminiſters, worin nach der
Ver=
öffentlichung des Regierungsprogramms vom 30. September
vorigen Jahres ausgeführt ſei, daß, um Schlimmeres
hintan=
zuhalten, das deutſche Volk in den erſten Jahren ſich auf eine
Senkung ſeines Lebensſtandards um 5 bis 10 Prozent
ein=
richten müſſe;
b) die vorgeſehene Gehaltskürzung der Beamten um 6 Prozent;
() der Völckerſche Schiedsſpruch in der Berliner Metallinduſtrie
mit einer Lohnſenkung um 8 Prozent.
Daraus konnte nicht eine Lohnkürzung im Kohlenbergbau
„von mindeſtens 8 Prozent” abgeleitet werden. Zudem hat der
Reichsarbeitsminiſter den Unternehmern am 5. Januar in
Dort=
mund (alſo vor der Veröffentlichung des Zechenverbandes) eigens
geſagt, daß das Reichswirtſchaftsminiſterium auch heute noch aus
wirtſchaftlichen Gründen eine Lohnkürzung von 8 Prozent im
Kohlenbergbau für notwendig halte, daß aber die
Geſamtregie=
rung das Ganze ſehe und daher die wirtſchaftlichen und politiſchen
Nealitäten und Möglichkeiten auf einen Nenner zu bringen ſuchen
müſſe.
„Zweierlei Bolitik.”
3. In einer am 12. Dezember abgehaltenen Beſprechung
zwi=
ſchen den Zechenbeſitzern und dem Reichsarbeitsminiſter
erklär=
ten erſtere, daß ſie beſchloſſen hätten, die Geſamtbelegſchaft an der
Nuhr am 15. Dezember zum 1. Januar zu kündigen. Der
Reichs=
arbeitsminiſter entgegnete, daß die Ausführung dieſes Beſchluſſes
um Weihnachten ſo große politiſche und auch wirtſchaftliche und
finanzielle Gefahren zum Jahresultimo zur Folge haben werde,
daß die Reichsregierung ein ſolches Beginnen nicht ruhig
hin=
nehmen könne. Dieſe Politik ſtehe im ſtrikteſten Gegenſatz zu der
der Reichsregierung. Der Reichsarbeitsminiſter werde ſeinerſeits
darauf hinwirken, daß die Neuregelung rechtzeitig in Kraft trete.
Auf die ſpäten Verhandlungstermine am 29. Dezember 1930 und
am 7. Januar 1931, auf die ſich die Parteien geeinigt haben, hat
das Reichsarbeitsminiſterium aber keinen Einfluß ausüben
kön=
nen. Daß ſich der Reichsarbeitsminiſter bei den Beſprechungen
mit beiden Parteien und mit führenden Perſönlichkeiten am 5.
und 6. Januar in Dortmund die erdenklichſte Mühe gegeben hat,
um Unternehmern und Arbeitern zu einem Ausgleich Brücken zu
bauen, wird wohl nicht angezweifelt werden können.
Ein Termin, von dem ab ein etwaiger neuer Schiedsſpruch
Wirkung erlangt, ſteht gegenwärtig noch nicht feſt, ſo daß ſich
darüber zur Stunde weitere Bemerkungen erübrigen.
Zwiſchen Prag und Berlig.
Die zerfahrene Politik der Sudetendeutſchen.
Von unſerem C=Korreſpondenten.
Prag, 8. Januar.
Das Jahr 1931 ſtellt nach den als negativ zu bezeichnenden
„Ergebniſſen” der ſudetendeutſchen Politik in der
Tſchechoſlo=
wakei im vergangenen Jahr die deutſchen Volksvertreter im
tſchechiſchen Staate vor eine wichtige Aufgabe: es wird endlich
einmal die Frage gelöſt werden müſſen, ob es angängig und
moraliſch iſt, im Wege der großen Auslandspreſſe der Welt über
die nationale und wirtſchaftliche Bedrückung des deutſchen
Ele=
mentes in der Tſchechoſlowakei zu klagen, gleichzeitig aber,
ſo=
zuſagen am Rockſchoß der Prager Regierung hängend, alle
Be=
ſchlüſſe der tſchechiſchen Mehrheit zu ſtützen, obwohl ſie ſich in
den meiſten Fällen gegen die Intereſſen des Deutſchtums
aus=
wirken. Als „Brücke zu Deutſchland” haben die Sudetendeutſchen
die Aufgaben ihrer Politik nicht klar genug umſchrieben. Es
ſcheint aber, wenn man einen Blick auf das vergangene Jahr
zurückwirft, daß ſie ſich dieſer Pflicht nicht genügend bewußt
geweſen ſind.
Eine tſchechiſch=deutſche Verſtändigung, ein Ausgleich der
Gegenſätze zwiſchen Berlin und Prag iſt nur möglich, wenn
die tſchechiſche Oeffentlichkeit zu erkennen gelernt hat, daß mit
der oft genug abſolut ſinnloſen und verbohrten Hetze gegen
alles, was deutſch iſt, die politiſchen und wirtſchaftlichen
Kriſen=
erſcheinungen ſich auf unabſehbare Zeit hinaus häufen müſſen;
daß Abenteuer im Genre der Prager Hetze gegen den deutſchen
Tonfilm, der Verbote deutſcher Konzerte, der provokativen
Sokol=
einfälle in reindeutſche Städte niemals zur Entgiftung des
deutſch=tſchechiſchen Verhältniſſes beitragen können und daß es
klüger iſt, eine Politik zu verfolgen, die den weſentlichen
Kon=
fliktſtoff im Lande aus der Welt zu ſchaffen geeignet wäre, die
deutſche Frage. Man weiß heute, zwölf Jahre nach der
Grün=
dung der Republik, in Prag ſehr gut, daß der innere und
äußere Frieden ohne Löſung des deutſchen Problems nicht
herbeigeführt werden kann. Wenn aber die daran am ſtärkſten
intereſſierten Kreiſe, die Sudetendeutſchen, ihre Aufgabe ſo
gründlich verkennen, daß ſie ſich in ihrer Mehrheit dem bisher
noch immer deutſchfeindlichen Syſtem Prags anſchließen, ſtatt
jede tſchechiſche Kampfanſage gegen das Geſamtdeutſchtum mit
einer Kriegserklärung an Prag zu beantworten, dann begibt es
ſich des Rechtes, vor der Weltöffentlichkeit ein Lamento über
ſeine eigene nationale Not anzuſtimmen. Tatſächlich häufen
ſich die Anzeichen dafür, daß man in Prager Regierungskreiſen
das Sudetendeutſchtum und ſeine Führerſchaft nicht mehr
wirklich ernſt nimmt; leider, wie feſtzuſtellen iſt, nicht zu Unrecht.
Denn es iſt grotesk, in Verſammlungen und Kundgebungen
gegen die harte tſchechiſche Fauſt zu wettern, gleichzeitig aber
dieſe Fauſt in ſo innigem Händedruck zu umfaſſen, wie die
ſudetendeutſchen „aktiviſtiſchen” Parlamentarier dies tun. Es
darf nicht überſehen werden, daß die Mehrheit der
ſudetendeut=
ſchen Volksvertreter im Prager Parlament ſich mit der
tſchechi=
ſchen Regierungskoalition gefunden hat, damit einerſeits das
gegenwärtig immer noch radikal antideutſch orientierte Syſtem
der Prager Politik kräftigend und anderſeits die Ohnmacht
der deutſchen Oppoſition erheblich ſteigernd.
Dieſe Oppoſition ſieht ſich immer mehr an die Wand
ge=
drückt, erlebt es verzweifelt, daß eine deutſche Gruppe nach
der andern in den Schoß der tſchechiſchen Regierung flüchtet;
vergeblich wartet ſie darauf, daß ſich dieſe Parteien auf ihre
nationalen Aufgaben in dieſem Staate beſinnen, daß ſie, wenn
der tſchechiſche Größenwahn gegen das Deutſchtum ſich austobt,
der Regierung die Gefolgſchaft verweigern, ihre zwei Miniſter
abberufen und ſtrikt erklären; ohne Erfüllung der uns
ver=
faſſungsmäßig zuſtehenden Rechte ſehen wir keinen Anlaß, dieſen
Staat anzuerkennen, an ſeinem Aufbau mitzuarbeiten
Nichts von alledem geſchieht, und ſo geht man denn in Prag
heute mit einer beſchämenden Selbſtverſtändlichkeit über die
Sudetendeutſchen hinweg zur Tagesordnung über.
Solcherart entzieht ſich naturgemäß das Sudetendeutſchtum
ſeiner Aufgabe, die Brücke zwiſchen Prag und Berlin zu
bil=
den. So, wie die Dinge heute liegen, muß damit gerechnet
werden, daß die Annäherung der deutſch=tſchechiſchen Partner
eines Tages erfolgen wird, ohne daß hierbei die ſudetendeutſche
Politik eine Rolle ſpielen dürfte: freilich wird ſie dann
Deutſch=
land mit der Aufgabe betrauen, in Prag energiſch für ihre
Intereſſen einzutreten . . . genau ſo, wie ſie es im allgemeinen
den Vertretern des Reiches überläßt, auf den internationalen
Minderheitskongreſſen auch die „ſudetendeutſchen Belange” zu
vertreten.
So ſchwer es fällt, es auszuſprechen: es erſcheint
notwen=
dig, daß man im Reich, das mit den eigenen Sorgen
wahr=
lich mehr als ausreichend belaſtet iſt, in der Behandlung
ſudetendeutſcher Beſchwerden inſolange vorſichtige Zurückhaltung
pflegt, ſolange nicht die deutſche Politik im tſchechiſchen Staate
den Nachweis erbringt, daß es ihr ernſthaft um die
Verteidi=
gung geſamtdeutſcher Intereſſen zu tun iſt! Das derzeit geübte
Syſtem jedenfalls bietet, wie bedauerlich auch die Feſtſtellung
ſein mag, dafür keine Gewähr!
Seite 2.
Freitag, den 9. Januar 1931
Der Kanzler an der Weichſel.
Empfang der weſtpreußiſchen Wirkſchaftsverkrefer
beim Kanzler.
Marienwerder, 8. Januar.
Reichskanzler Dr. Brüning, der am Mittwoch nachmittag in
Allenſtein eingetroffen war, begab ſich von dort aus über Oſterode
nach Deutſch=Eylau zu einem privaten Beſuch des Grafen zu
Dohna. Der Sonderzug mit dem Reichskanzler und ſeiner
Beglei=
tung, bei der ſich auch Oberpräſident Dr. Siehr und
Landeshaupt=
mann Dr. Blunk befanden, iſt am Donnerstag morgen von Deutſch=
Eylau in Marienwerder eingetroffen. Auf dem Bahnhof wurden
die Herren durch Regierungspräſident Dr. Budding, Vertreter
der Stadt und Landrat Dr. Ulmer begrüßt. Dann fuhren ſie im
Kraftwagen die Weichſelgrenze entlang nach Kurzebrack und
iber Groß=Weide nach Weißenberg im Kreiſe Stuhm, wo
der Grenzſtein an der „Drei=Länder=Ecke‟
Nummer 9
beſichtigt wurde. Hier ſtoßen Deutſchland, Danzig, Polen
aufein=
ander. In großen Lettern ſteht hier eingemeißelt: „Traité de
Ver=
sailles” — Vertrag von Verſailles, der deutſches Land in drei Teile
zerſpaltete. Hierauf kehrten ſie nach Marienwerder zurück.
Dort fand im evangeliſchen Gemeindehaus die vorgeſehene
Be=
ſprechung ſtatt. Bei dem Empfang der weſtpreußiſchen
Wirtſchafts=
vertreter gab zunächſt Regierungspräſident Dr. Budding einen
zuſamenfaſſenden Bericht über das ſchwere Schickſal
Weſtpreu=
ßens. Nachdem darauf Wirtſchafts= und Behördenvertreter das
Wort genommen hatten, um die Lage der Provinz darzulegen,
ſprach der Reichskanzler. Dr. Brüning erklärte u. a.: Ich ſehe es
als meine vornehmſte Aufgabe an, dem deutſchen Volke zu zeigen,
daß nach der Befreiung der Rheinlande nunmehr unſere, ganze
Zukunftsarbeit ſich nach dem Oſten richten werde und müſſe. Den
deutſchen Oſten unter allen Umſtänden zu ſichern und die
Grund=
lage für ſeine Erhaltung zu feſtigen, wird die vornehmſte Pflicht
jeder Regierung in Zukunft ſein, wie ſie auch zuſammengeſetzt
wer=
den mag. Für die Form und die Art der Vorſchläge danke ich
ganz beſonders. Es iſt dies ein Geiſt, an dem ſich das übrige
Deutſchland ein Beiſpiel nehmen kann. Mir iſt es gelungen, in
großen Fragen über Parteigegenſätze hinaus die Einigkeit der
Auffaſſung zu wahren. Es iſt dies der beſte Dienſt zur Erhaltung
eines lebensfähigen Bodens, auf dem ſich alle Berufsſtände die
Hand reichen können.
Am ſpäten Nachmittag wurde die Weiterfahrt nach Küſtrin
angetreten, wo ſich noch mehrere Herren der Regierung aus
Ber=
lin dem Kanzler für die Weiterfahrt nach Oberſchleſien anſchloſſen.
Vom Tage.
In der Nacht zum Donnerstag wurden an verſchiedenen Stellen
Groß=Eſſens ſowie auf, mehreren Schachtanlagen des Ruhrgebietes
Plakate in weißer Farbe angeſchlagen, deren Inhalt ſich an die
Beam=
ten der Schutzpolizei wendet und dieſe zum Ungehorſam gegen die
Ge=
ſetze auffordert. Das Verfahren gegen die unbekannten Täter iſt
ein=
geleitet.
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius traf am
Donners=
tag nachmittag, von Heidelberg kommend, in Mannheim ein, um
mit ſeinen Parteifreunden Fühlung zu nehmen. Am Donnerstag
abend ſprach der Miniſter in geſchloſſener Mitgliederverſammlung der
Deutſchen Volkspartei über die politiſche Lage. Dr. Curtius wird
darauf nach Berlin zurückreiſen.
Im Hauptausſchuß des Preußiſchen Landtages wurde die
augen=
blickliche Schuldenlaſt des preußiſchen Staates mit
633 Millionen RM. bei einem Zinſendienſt von 67
Millionen angegeben.
Am Donnerstag nachmittag iſt nunmehr das Direktorium
des Memelgebietes nach monatelangen Verhandlungen
ge=
bildet worden.
Die polniſchen Regierungsblätter ergehen ſich in wüſten
Schimpfe=
reien über die Oſtreiſe des Reichskanzlers.
Der griechiſche Miniſterpräſident Venizelos,
der am Mittwoch früh in Nom eingetroffen iſt, wurde nach einer
Be=
ſprechung beim König von Mufſolini empfangen.
In ſpaniſchen Studentenkreiſen macht ſich eine verſtärkte Unruhe
be=
merkbar. 1500 Studenten der Madrider Rechtsfakultät ſind am Tage des
Wiederbeginns der Vorleſungen nach Weihnachten in den Streik
getre=
ten, um gegen die Verhaftung des Profefſors Fernando de los Rios
und einer Anzahl in die letzte revolutionäre Bewegung hineingezogener
Kameraden zu proteſtieren.
Die Ausſichten auf eine baldige Beilegung des
Kohlen=
ſtreiks in Südwales haben ſich weiter gebeſſert.
Die Vereinigten Staaten haben die Regierung des
Dr. Andrade in Guatemala anerkannt.
In Waſhington iſt bisher noch keine Antwort der Regierung von
Liberia auf die Stimſon Note eingegangen. Die Vereiniaten Staaten
werden die Anerkennung der neuen Regierung verweigern, ſofern die
geforderten Maßnahmen hinſichtlich der Abſchaffung der Sklaverei und
der Zwangsarbeit nicht durchgeführt werden. Gegebenenfalls würde dem
Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen das Einfuhrverbot für alle
Erzeugniſſe der Negerrepublik folgen..
Aus der Staaksparkei in Heſſen.
Der Landesvorſtand der Deutſchen Staatspartei in Heſſen
befaßte ſich geſtern mit der durch die jüngſt bekannt gewordenen
Austritte geſchaffenen Lage. Außer dem Fraktionsvorſitzenden
Reiber iſt jetzt auch der rheinheſſiſche Landtagsabgeordnete
Bürgermeiſter Eberle aus der Staatspartei ausgetreten.
Von den 6 Abgeordneten der demokratiſchen
Landtags=
fraktion iſt alſo jetzt nur noch Abg. Schreiber Mitglied
der Staatspartei. Zu gleichberechtigten
Landesvorſitzen=
den wurden gewählt: Abg. Schreiber=Bad Vilbel, Direktor
Schrauth=Darmſtadt, Gewerkſchaftsſekretär Meſchkat=
Worms.
Staaksſekrekär Kempkes
F.
Staatsſekretär z. D. Adolf Kempkes,
der langjährige Leiter der Geſamtorganiſation der Deutſchen
Volkspartei, iſt im 60. Lebensjahre in Berlin einem Herzſchlag
erlegen. Bei den letzten Wahlen hat Kempkes auf eine neue
Reichstagskandidatur verzichtet und Ende 1930 ſeinen Rücktritt
von den Parteiämtern vollzogen.
Ihre Enkwicklung im Jahre 1929-30.
Berlin, 8. Januar.
Das Reichsverſicherungsamt gibt foeben die von ihm
be=
arbeitete Statiſtik der Sozialverſicherung 1929/30 (Beilage zu
Nr. 12 der Amtlichen Nachrichten für Reichsverſicherung 1930,
Teil IV des Reichsarbeitsblattes) heraus. Danach betragen die
Beitragseinnahmen der Träger der Sozialverſicherung mit
Aus=
nahme der Arbeitsloſenverſicherung im Jahre 1929 4,1
Milli=
arden RM. Nimmt man die Vermögenserträgniſſe und
ſon=
ſtigen Einnahmen einſchließlich der noch durch nachträgliche
Auf=
wertung erhaltenen Beträge hinzu, ſo ergibt ſich eine
Geſamt=
einnahme von 4,5 Milliarden RM. für die Sozialverſicherung
(ohne Arbeitsloſenverſicherung). Die Geſamtausgaben ſtellen
ſich auf 3,7 Milliarden, wovon 3,4 Milliarden auf die Pflicht=
und freiwilligen Leiſtungen entfielen, das ſind 92 v. H. aller
Ausgaben oder 84 v. H. der Beitragseinnahmen. Für
Ver=
waltungskoſten wurden insgeſamt 6,35 v. H. der Beiträge
ver=
wendet.
Die Einnahmen überſtiegen die Ausgaben um 764 Millionen
RM. Das Geſamtvermögen iſt dadurch im Laufé des Jahres
1929 von 3,4 auf 4,2 Milliarden RM. angewachſen. Der
Ein=
nahmeüberſchuß iſt gegenüber dem Vorjahre (772 Millionen
RM.) etwas zurückgegangen.
In der Krankenverſicherung wurden insgeſamt
2,11 Milliarden RM. vereinnahmt und 201 Milliarden RM.
(davon 1,86 Milliarden für Pflicht= und freiwillige Leiſtungen)
verausgabt.
In der Unfallverſicherung ſtellen ſich die
Einnah=
men auf 430 Millionen RM., die Ausgaben auf 411
Milli=
onen RM.
Die Invalidenverſicherung vereinnahmte 1,235
Milliarden RM. (davon 1,092 Milliarden an Beiträgen) und
verausgabte 931 Millionen (davon 868 Millionen für Pflicht=
und freiwillige Leiſtungen).
In der knappſchaftlichen
Penſionsverſiche=
rung der Arbeiter überſtiegen die Einnahmen mit 223
Millionen RM. die Ausgaben mit 196 Millionen RM. um
27 Millionen RM. Die Mehreinnahmen in den Zweigen der
knappſchaftlichen Penſionsverſicherung ſind den Zuſchüſſen des
Reichs aus Lohnſteuermitteln zu verdanken.
In der Angeſtelltenverſicherung belaufen ſich
die Einnahmen auf 471 Millionen RM., die Ausgaben auf 161
Millionen RM.
Die Arbeitsloſenverſicherung einſchließlich der
Maßnahmen zur Verhütung und Beendigung der
Arbeitsloſig=
keit (ohne Kriſenunterſtützung) erforderte 1,16 Milliarden RM.
für Leiſtungen.
Die Ergebniſſe für das jetzt abgelaufene Jahr 1930
laſſen ſich nur für einige Gebiete ſchätzen. So iſt das
finanzielle Ergebnis der Krankenverſicherung noch ungewiß. In
der Unfallverſicherung können die geſamten Ausgaben auf etwa
430 Millionen RM. geſchätzt werden. Die Einnahmen der
In=
validenverſicherung dürften auf 1,12 Milliarden RM., die
Aus=
gaben auf 1,07 Milliarden RM. anzunehmen ſein. In der
Angeſtelltenverſicherung werden ſich die geſamten Einnahmen
auf 524 Millionen RM. und die geſamten Ausgaben auf 226
Millionen RM. belaufen. Die knappſchaftliche
Penſionsverſiche=
rung wird vorausſichtlich Fehlbeträge in der Arbeiter=
Penſions=
kaſſe und in der Angeſtellten=Penſionskaſſe aufweiſen.
Die Geißel der Arbeitsloſigkeil.
Rund 4,4 Millionen Arbeitsloſe am 31. Dezember.
Berlin, 8. Januar.
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt hat in der Zeit vom 16.
bis 31. Dezember 1930 die Zahl der
Hauptunterſtützungsempfän=
ger in der Arbeitsloſenverſicherung um rund 210 000 auf rund
2 155 000, in der Kriſenfürſorge um rund 64 000 auf 667 000
zu=
genommen. Die Zählung der arbeitsloſen Arbeitſuchenden am
31. Dezember ergab rund 4 357 000, d. h. gegenüber Mitte des
Monats ein Anwachſen um rund 380 000 Perſonen. Ende
Dezem=
ber des Vorjahres wurde — nach einer Zunahme um rund
469 000 — eine Zahl von 2 851 000 Arbeitsloſen erreicht. Das
Zunahmetempo hat ſich im September 1930 gegenüber dem
Vor=
jahre erheblich verlangſamt.
Mehr als im Reichsdurchſchnitt iſt die Zunahme der Zahl der
Hauptunterſtützungsempfänger in den Bezirken Oſtpreußen,
Schle=
ſien, Pommern, Niederſachſen, geringer dagegen in Brandenburg,
Nordmark, Weſtfalen, Rheinland und Sachſen.
Ich dien!
Zum 60. Geburtstag des Prälaten D. Dr. Wilhelm Diehl,
10. Januar 1931.
Sowohl die Ueberſchrift dieſer öffentlichen Würdigung, wie
auch im weſentlichen die nachſtehenden Daten ſind einer
Feſt=
gabe entliehen, herausgegeben von Hans von der Au,
Hein=
rich Haſſinger und Hermann Bräuning=Oktavio
(L. C. Wittich Verlag Darmſtadt) an der eine große Anzahl
führender Männer der Feder, der Politik und der Kanzel, der
Wiſſenſchaft und der hiſtoriſchen Forſchung mitgearbeitet haben.
Einer Feſtgabe, die von ſich ſagt, ſie wolle nicht „in
liebenswür=
diger Form Wirklichkeit übertünchen. In dieſer Zeit überklebter
Geradheit geht ſie eigne Wege; ſie ſtellt Forderungen und fordert
Entſcheidungen”. — Ueber dieſe Feſtſchrift und ihr Programm
wird demnächſt noch einiges zu ſagen ſein. Für heute nur dies:
Keinen beſſeren Titel könnte man der Feſtgabe geben, nicht beſſer
konnten die Herausgeber und Mitarbeiter ſich und unſeren
Prä=
laten D. Dr. Diehl ehren als mit dieſem Titel: „Ich dien”.
Wahrlich, dieſes unvergleichlichen Menſchen ganzes Leben,
angefüllt mit fruchtbarſtem, geſegnetem Schaffen, angefüllt mit
unermüdlicher Arbeit für andere, geſtützt und geklärt durch eine
beiſpiellos gefeſtigte klare große Weltanſchauung und
Lebens=
auffaſſung, die nur kleine Geiſter nicht in ihrem ganzen
Ueber=
ragen erkennen können, war und iſt ein Dienen. Ein Dienen auch
(oder vielleicht vornehmlich) im Kämpfen! Denn dieſes
arbeit=
erfüllte Leben ging ſicherlich durch die Jahrzehnte nicht im
be=
ſchaulichen Schaffen, umſtrahlt von Lebensſonnen und leichtem
Erfolg dahin, es war ein Kämpfen oft hart auf hart, aber ein
Kämpfen, das feſt und unverrückbar gründete auf frohes
Gott=
vertrauen, und dem darum der Sieg des Erfolges nicht verſagt
bleiben konnte.
Zieht man aus den Würdigungen, die berufene Federn in der
vorgenannten Feſtſchrift dem vielſeitigen Wirken und Schaffen
Wilhelm Diehls zuteil werden laſſen, einem Schaffen, das viele
Gebiete umfaßt, und das ihm doch ſo viel Zeit und Kraft ließ, auch
in ſeinem ſeelſorgeriſchen, theologiſchen Beruf an die höchſte und
erſte Stelle des Landes zu rücken, die Querſumme, ſo ergibt ſich
überzeugend die eine Tatſache, daß Prälat D. Dr. Wilhelm Diehl
als Menſch und als Schaffender eine Einmaligkeit iſt. Ein
Menſch, dem man unendlich viel Bezeichnungen geben könnte, den
man auch, in des Wortes beſter Deutung, als Original bezeichnen
könnte, ohne dadurch ſeinem großen Menſchentum und ſeinem
Schaffen und Wirken auch nur entfernt gerecht zu werden.
Wenn heute zur Vollendung ſeines 60. Lebensjahres D. Dr.
Wilhelm Diehl Glückwünſche ausgeſprochen werden aus allen
Kreiſen der Bevölkerung, bis hinauf zum Staatspräſidenten.
Staatspräſident Dr. Adelung ſchrieb der Feſtſchrift das
Geleit=
wort — ſo ſind wir überzeugt, daß einerſeits dieſe Glückwünſche
durchweg mehr ſein werden als bloße Erfüllung einer Formalität,
daß ſie in ihrer übergroßen Mehrzahl herzlichſtem Bedürfnis
ent=
ſprechen, daß andrerſeits aber alle Ehrungen nicht im Stande ſein
werden, aus Wilhelm Diehls ſchlichter und in ihrer Schlichtheit
ſo großen Menſchlichkeit ſetwas anderes zu machen. Wilhelm
Diehl bleibt Wilhelm Diehl!
Wilhelm Diehl iſt geboren am 10. Januar 1871 in Groß=
Gerau als Sohn des Gutsbeſitzers Balthaſar Diehl. Mit 23 Jahren
promovierte er zum Lizentiaten der Theologie und wurde bald
darauf Pfarraſſiſtent in Darmſtadt. 1899 wurde er, nach kurzer
pädagogiſcher Tätigkeit an der Oberrealſchule, Pfarrer in
Hirſch=
horn, wo er bis 1907 verblieb. Von dieſem Jahr an, bis 1913,
war er als Stadtpfarrer in Darmſtadt tätig. 1913 wurde er
Profeſſor am Predigerſeminar in Friedberg, welches Lehramt er,
neben ſeiner Pfarrtätigkeit, 10 Jahre lang inne hatte. Schon
während der letzten 3 Jahre dieſer Tätigkeit war er Präſident
des Landeskirchentages und wurde 1923 zum Präſidenten der
Kirchenregierung und des Landeskirchenamtes mit der
Amtsbe=
zeichnung Prälat gewählt.
Seine geſchichtlichen und heimatkundlichen Arbeiten begann
ſchon der Schüler Diehl in der höheren Bürgerſchule. Er grub
und erforſchte römiſche und germaniſche Gräber ſeiner Heimat,
und das Reſultat ſeiner „Forſchungen und Ausgrabungen war
eine ſchon damals wertvolle Sammlung von Urnen,
Schmuck=
ſtücken, Münzen und beſonders Terrg Sigillata=Stücken. Es
dürfte nicht zum zweiten Mal ſein, daß das „Muſeum eines
Gymnaſiaſten bei Gelehrten nicht nur Beachtung fand, ſondern
in gutem Ruf ſtand. Als junger Student ſchon ſtritt er gegen
Altertumsforſcher vom Fach und behielt Recht in dieſem Streit.
Ein Spezialfach ſeiner geſchichtlichen Studien wurde ſehr
bald die Schul= und Kirchengeſchichte ſeiner Heimat.
Seine kämpferiſche Tätigkeit begann mit ſeinen Forſchungen
der Kirchengeſchichte. Sie brachten ihn bald in Widerſpruch
mit anerkannten Leuchten der Wiſſenſchaft. Diehl erkannte
in den reichen Akten der großen Generalkirchenviſitation
von 1628 einen für die Geſchichte des geiſtlichen Standes in Heſſen
wertvollen Ausgangspunkt. Er fand 1898 in dem Rationarum
Smodi Geravianae (1555) Akten, die mit die Hauptgrundlage
für die kirchliche Rechtsgeſchichte der Landgrafſchaft Heſſen=
Darm=
ſtadt bilden. Seine Kenntnis der Rechtsverhältniſſe in
Heſſen hat der evangeliſchen Landeskirche, in der Zeit der großen
Umwälzungen, manches Rechtsgut gewahrt. Ungemein zahlreich
ſind die Bücher, Broſchüren und Schriften, die Diehl im Laufe der
Jahrzehnte veröffentlichte. Aus einer ſchier unerſchöpflichen Fülle
von Kleinarbeit erwuchſen ihm immer wieder großzügige Werke
von grundlegender Bedeutung. Viel auch verdankt ihm die
heſ=
ſiſche Schulgeſchichte. In den Jahren 1902—1911 hat er, neben
dem einzig daſtehenden dreibändigen Werk „Die Schulordnungen
des Großherzogtums Heſſen”, zahlreiche geſchichtliche Bücher über
das Schulweſen in Heſſen veröffentlicht. 1907 gründete er das
heſſiſche Schulmuſeum, durch das er viele alte Schulbücher der
wiſſenſchaftlichen Forſchung zugänglich machte.
Die erſte, aber auch bedeutſame Anerkennung ſeiner Tätigkeit
als Literarhiſtoriker wurde Wilhelm Diehl zuteil vor nunmehr
27 Jahren durch die Univerſität Gießen, deren theologiſche
Fa=
kultät dem jungen Pfarrer „wegen ſeiner Verdienſte um die
heſ=
ſiſche Kirchengeſchichte” die Würde eines Dr. theol. verlieh.
Un=
zählig aber ſind die Arbeiten an Zeitungen und Zeitſchriften, die
ſeitdem noch aus Diehls Feder hervorgegangen und die Zahl
ſeiner Werke in Buchform würde allein in der Titelangabe Seiten
füllen.
Zu ſeinen bedeutendſten Schöpfungen zählen neben Hassia
sacrg zweifellos die heſſiſchen Volksbücher. Schon vor 2
Jahr=
zehnten hat Wilhelm Diehl damit etwas geſchaffen, was in den
letzten Jahren die großen Buchgemeinſchaften brachten. Sie
Nummer 9
Freitag, den 9. Januar 1931
Seite 3
Achi deutſche Bauern vor dem polniſchen Richker.
Rybnik, 8. Januar.
Vor der Strafkammer des Bezirksgerichts in Rybnik begann
am Mittwoch der Prozeß gegen die acht Bauern aus Colaſſowitz.
die beſchuldigt werden, den polniſchen Polizeibeamten Schnapka
am Tage vor den Wahlen zum Schleſiſchen Seim überfallen und
getötet zu haben. Die beiden Hauptangeklagten, Johann Kubla
und Adolf Schwierze, haben ſich wegen Körperverletzung mit
Todeserfolg, die übrigen Angeklagten wegen Beihilfe zu
verant=
worten.
* Die Terroriſierung der deutſchen Minderheit in Polen
während der letzten polniſchen Wahlen im November
vergan=
genen Jahres iſt wohl noch in aller Erinnerung. In dieſe
Zeit fiel auch die Drangſalierung der deutſchen Bauern durch
polniſche Aufſtändiſche in Colaſſowitz im Bezirk Pleß. In ihrer
Verzweiflung ſetzten ſich die deutſchen Bauern zur Wehr. Es
kam zu einem regelrechten Straßenkampf, in deſſen Verlauf der
volniſche Polizeifunktionär Schnapka, der ſich in Zivil unter lend iſt dabei, daß bei jedem Angeklagten die „deutſche
Natio=
die Aufſtändiſchen gemiſcht hatte und infolgedeſſen nicht als
Polizeibeamter erkenntlich war, getötet wurde. 30 deutſche
Bauern aus Colaſſowitz bekamen damals die polniſche Fauſt zu
fühlen, lernten die polniſchen Gefängnismethoden — bekannt
gelvorden durch die grauenvollen Vorgänge in Breſt Litowſk —
tern ſaren an der Tagesordnung, um ihnen Geſtändniſſe zu
erpreſſen, ivo nichts zu geſtehen war. Bis heute haben ſich die
nachzuforſchen, ob Schnapka, der ja wegen ſeiner Zivilkleidung
nicht als polniſcher Polizeibeamter erkenntlich war, im Dunkel
der Nacht während des leidenſchaftlichen Zuſammenpralls nicht
Aber nationaliſtiſcher Irrſinn triumphierte über die
Gerechtig=
der Deutſchen Tatſache.
regierung veranlaßt, energiſche Schritte in Genf gegen Polen
zu unternehmen, um das Minderheitsproblem vor dem
Völker=
bundsrat erneut aufzurollen. Polen holt nun zum Gegenſtoß
aus. Acht von den damals 30 Verhafteten Colaſſowitzer
deut=
ſchen Bauern hat man nun vor den polniſchen Richter geſchleppt,
um ihnen den Prozeß zu machen. Acht Tage vor Genf.
Ver=
gleicht man den eigentlichen Tatbeſtand mit der polniſchen
An=
klageſchrift, ſo liegt die Tendenz klar zu Tage: Noch vor der
Tagung des Völkerbundsrats ſoll der Oeffentlichkeit
dokumen=
tiert werden, daß Angehörige der deutſchen Minderheit einen
Totſchlag an dem polniſchen Polizeibeamten begangen haben.
Mit dem Prozeß wollen ſich die Polen vor dem
Völkerbunds=
rat entlaſten, um den Berechtigungsnachweis für ihr Vorgehen
gegen die deutſche Minderheit, die angeblich die Ruheſtörer ſind, Uniform.
zu erbringen. Schon unmittelbar nach den polniſchen Wahlen,
als die deutſche Oeffentlichkeit an das Weltgewiſſen appellierte,
hat das polniſche Außenminiſterium durch tendenziöſe
Er=
klärungen den wahren Tatbeſtand zu verſchleiern verſucht. Der
Rybniker Prozeß liegt in der gleichen Linie.
Der Reichsaußenminiſter Dr. Curtius wird in Genf einen
ſchweren Kampf um die Rechte der deutſchen Minderheit zu
be=
ſtehen haben. „Ein ſchwerer Gang ſteht mir bevor”, erklärte
Dr. Curtius noch vor wenigen Tagen im Kreiſe ſeiner
Pforz=
heimer Parteifreunde, bei denen er um Vertrauen warb,
nach=
dem es ihm gelungen war, ſich in Oſtpreußen und Oberſchleſien
gleichfalls Vertrauen zu erwerben. „Ich kann nicht verſprechen”.
ſagte Dr. Curtius bei dieſer Gelegenheit, „daß wir in Genf in
den entſcheidenden Fragen unſeres Vaterlandes große
außen=
politiſche Erfolge werden erzielen können . . . Ich kann aber
wohl verſprechen, daß ich meine ganze Perſönlichkeit für
Deutſch=
land und für Deutſchlands Ehre einſetzen werde. Ich hoffe den
Widerhall der ganzen Nation dafür zu finden, was ich in Genf
zu erklären habe. Im gegenwärtigen Augenblick ſtehen die
Fragen des nationalen Staates und der nationalen Idee im
Vordergrund unſeres geſamten innerpolitiſchen Geſchehens. Sie
ſind leider zu einem parteipolitiſchen Kampfobjekt erniedrigt
worden.‟ Dieſe Ausführungen des Außenminiſters ſind eine
deut=
liche Warnung: eine Warnung vor Illuſionen und eine Warnung
vor der Verquickung der Parteipolitik mit der Außenpolitik.
Wenn auch das Recht unſere ſtärkſte Waffe im völkerpolitiſchen
Ringen iſt, ſo wird doch bei der Januartagung des
Völker=
bundsrates nicht das Recht entſcheiden, ſondern die Macht. Nur
Phantaſten können ſich in dieſer Beziehung noch Täuſchungen
hingeben. Wann aber werden wir in Deutſchland endlich lernen,
daß Außenpolitik mit Parteipolitik nichts zu tun hat? ber.
Tendenziöſe Anklage.
Den Vorſitz der Verhandlung führt Strafrichter Stodollak.
Anweſend ſind u. a. ein Vertreter des deutſchen
Generalkonſu=
lats in Kattowitz, ein Vertreter der Kattowitzer Woiwodſchaft
ſowie der Rybniker Landrat. Sämtliche Angeklagten befinden
ſich ſeit dem 23. November in Unterſuchungshaft. Vier von ihnen
ſind Familienväter und alle, wie die meiſten Dorfbewohner,
evangeliſcher Konfeſſion. Die Angeklagten wurden gefeſſelt nach
Rybnik gebracht. Der Angeklagte Kubla, dem ſeinerzeit bei dem
Ueberfall auf das Dorf Colaſſowitz die Hand gebrochen worden
iſt, trägt noch immer eine Binde.
Der Antrag des Verteidigers, Rechtsanwalts Dr. Boj, den
Prozeß zu vertagen, weil nach der Verlegung des Prozeſſes von
Kattowitz nach Rybnik die in der Strafprozeßordnung vorgeſehene
Friſt zur Anberaumung des neuen Termins nicht eingehalten
worden ſei, wurde abgelehnt.
Sodann wurde die Anklageſchrift verleſen, die eine
ausführ=
liche Darſtellung der Vorgänge am 22. November gibt.
Auffal=
nalität” beſonders betont wird. Die Tätigkeit des
Aufſtändiſchen=
verbandes wird als recht harmlos hingeſtellt. Die Aufſtändiſchen,
die auf einem Laſtauto in Uniform nach dem Orte gekommen
waren, hätten lediglich das Vereinshaus, in dem die deutſche
Schule untergebracht iſt, „beſichtigt” und der Lehrerin erklärt,
an ihren eigenen Leibern kennen. Drangſalierungen und Mar= daß die Schule nur dann in die Luft fliegen würde,
wenn die Kinder in antiſtaatlichem Sinne erzogen würden. Am
Abend hatten ſich die Dorfbewohner, mit Stöcken und Meſſern
polniſchen Behörden nicht der geringſten Mühe unterzogen, bewaffnet, um die Kirche und das Vereinshaus verſammelt.
Da=
bei ſeien die Angeklagten Kubla und Watut auf den
Polizeikom=
mandanten Schnapka geſtoßen, wobei es zum Kampf gekommen
wäre. Schnapka ſei dann an den Verletzungen geſtorben.
Bezeich=
ein Opfer ſeiner eigenen Landsleute geworden war. Das wäre nend iſt der Schluß der Anklageſchrift; danach ſeien die
Beweg=
ein Akt der Gerechtigkeit gegenüber den Deutſchen geweſen. gründe der Tat nicht in der Selbſtverteidigung der von den
Auf=
ſtändiſchen terroriſierten Ortsbevölkerung zu ſuchen, ſondern, wie
keit. Für den polniſchen Nationalismus war und iſt die Schuld es wörtlich heißt: „In der deutſchen Aktion, in dem
Nationali=
täts=Antagonismus und in dem Haß gegen das polniſche Staats=
Dieſe und andere Vorfälle haben ſeinerzeit die Reichs= weſen ſeitens der Angehörigen der nationalen Minderheit.‟ Die
Anklageſchrift ſchließt mit den Worten: „Dies findet ſeine
Erklä=
rung in der ſeit einiger Zeit verſtärkten organiſatoriſchen
Agita=
tionstätigkeit der deutſchen Minderheit und in der Tatſache, daß
alle Angeklagten zur deutſchen Minderheit gehören.”
Die Vernehmung der „Angeklagken”.
In der Vernehmung erklärte der Angeklagte Watut ebenſo
wie der vorher vernommene Hauptangeklagte Kubla, daß er
den Polizeikommandanten Schnapka nicht erkannt habe. Er habe
den im Halbdunkel leuchtenden Adler auf der Kappe des vor ihm
ſtehenden Mannes für den Adler, einer Aufſtändiſchenkappe
ge=
halten. Bekanntlich tragen ja die oberſchleſiſchen Aufſtändiſchen
Aus der neueſten Nummer des „Simplicifſimus”.
„Meine Bewunderung, verehrter Meiſter Pilſudſki! Sie
ſoll=
ten mal unſere veralteten Höllenmethoden moderniſieren!“
waren Diehl gegenüber inſofern im Vorteil, als ihnen der ganze
moderne Apparat zur Verfügung ſtand, während Diehl in der
Zuſammenarbeit mit nur wenigen Freunden im Rahmen der
„Heſſiſchen Volksbücher” über 70 Bände herausbrachte. Nach
vier=
jährigem Beſtehen ſchon waren 20 000 Bände abgeſetzt, eine Zahl,
die ſich bis zum Kriegsausbruch um weitere 10 000 erhöhte. Heute
iſt die Zahl mehr als verdreifacht. „Möglich war die Arbeit nur,
weil das von Herausgeber und Mitarbeitern ſelbſtlos begonnene
und geleiſtete Werk letzten Endes von dem einen Wilhelm Diehl
getragen wurde; ohne Hintergedanken und ohne Nebenabſichten.
die ja zur Genüge ſonſt, beſonders in der deutſchen Volksbildung,
auch ſeit 1918, immer wieder hervorgetreten ſind. Man kämpft
für und gegen den Sozialismus und vergißt, daß das
Entſchei=
dende im Leben allein die ſoziale Geſinnung iſt, die
zur Tat wird. Diehl hat ſie auch bei den Heſſiſchen
Volks=
büchern bewieſen, indem er ſeine Arbeit, ſeine Kraft und ſein
Geld (ſtatt Schätze zu ſammeln, die der Roſt und die Motten
freſſen) dafür hingab.”
Von Hassia sacra ſind bisher vier Bände erſchienen. Der
erſte Band (1921) iſt betitelt: „Heſſen=darmſtädtiſches
Schul=
meiſterbuch” der zweite Band (1925) „Die Kirchenbehörden
und Kirchendiener in der Landgrafſchaft Heſſen=Darmſtadt von
der Reformation bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts”,
der dritte Band (1928) „Pfarrer= und Schulmeiſterbuch für
die Provinz Rheinheſſen und die kurpfälziſchen Pfarreien
der Provinz Starkenburg”, der letzte Band endlich (1930) „
Pfar=
rer= und Schulmeiſterbuch der Heſſen=darmſtädtiſchen
Souveräni=
tätslande‟. — Die Bände haben jeweils eine ausführliche
Be=
ſprechung in unſerem Blatt gefunden, ſodaß wir uns hier mit
die=
ſer Aufzählung begnügen können. Sie beweiſen deutlich,
nament=
lich der letzte Band, wie bei Diehl die wiſſenſchaftliche Arbeit
immer wieder im engſten Zuſammenhang mit ſeinem Dienſt ſteht.
D. Dr. Diehls Wirken im Lehramt und im Dienſte der Kirche
Dird berufener Feder vorbehalten in einem Aufſatz, der morgen
an dieſer Stelle folgt.
Dit Darmſtadt, ſeiner zweiten Heimat, iſt Wilhelm Diehl
und ſein Schaffen wohl enger noch verbunden als mit ſeiner
eigentlichen Heimat. Was aber iſt ſchließlich Heimat, wenn es ſich
um Orte oder Städte handelt, die nur wenige Wegſtunden
von=
einander entfernt liegen! Wilhelm Diehl iſt unſer! Das
ſagen wir, das dürfen alle Heſſen ſagen, und das ſagen viele
For=
ſcher, viele Theologen im ganzen deutſchen Vaterland. Und wie
wir ſagen, Diehl iſt unſer, ſo darf mit gutem Recht die heſſiſche
evangeliſchen Kirche ſagen, Diehl iſt unſer, und mit der
evangeli=
ſchen Kirche darf das ſagen die Kirchenregierung und der
Landes=
tirchentag, dem D. Dr. Wilhelm Diehl ſo lange mit ſeinem köſt=
lichen Humor und ſeinem ſcharfen Geiſte in wichtigen Tagungen
vorſtand.
Möge er noch lange Jahre der Unſere bleiben!
Mit dieſem Wunſch wollen wir, unſerem Diehl zu ſeinem
60. Geburtstag alles das wünſchen, was er in freudvollem
Gott=
vertrauen ſich ſelbſt von ſeines Lebens letztem Abſchnitt erhofft.
Wenn wir dabei aus kraſſem Egoismus heraus wünſchen, daß dies
ſein möge ein noch langes, frucht= und ſegenbringendes Schaffen
und Wirken, ſo mag der Egoismus entſchuldigt ſein in der
Tat=
ſache, daß Menſchen von der hohen Qualität Wilhelm Diehls uns
nicht oft gegeben werden.
Max Streeſe.
Ehrung für Goethe und Gukenbeig.
Am 22. März nächſten Jahres werden es hundert Jahre ſein,
ſeit Johann Wolfgang Goethe die Augen ſchloß. Den vielen
Gedenkfeiern, Ehrungen und Nachrufen geſellt ſich ein Werk zu,
das wohl am meiſten dem Weſen einer praktiſchen Ehrung des
toten Meiſters gleichkommt: Goethes ſämtliche Werke
ſollen in einer Weltausgabe geſammelt
erſchei=
nen. Träger dieſes Planes iſt die Stadt Mainz, die
Ge=
burtsſtadt des Erfinders der Buchdruckerkunſt. Johann
Guten=
bergs. Die Drucklegung dieſes monumentalen Werkes, das
ins=
geſamt 50 Bände umfaſſen ſoll, wird unter Leitung von Profeſſor
Kleukens in einer eigens hierfür geſchaffenen „Goethe=Welt=
Letter” erfolgen. Jahr für Jahr ſollen fünf Bände
herausge=
bracht werden, das Weimarer Schiller= und Goethe=Archiv
be=
ſorgt die wiſſenſchaftliche Herausgabe des Textes, die als
endgül=
tige Feſtlegung des reinen Goetheſchen Textes zu werten ſein
wird. Hier haben die Profeſſoren Kippenberg. Peterſen und
Wahl, letzterer Direktor des Goethe=Archivs, die Oberleitung.
Ohne irgendwelchen materiellen Gewinn ſoll das große Werk nur
der würdigen Ehrung Goethes und Gutenbergs in
aller Welt dienen.
— Was verſteht man unter dem „Vermögen” eines Unternehmens?
Die Zeitſchrift „Der Werksleiter”, Halbmonatsſchrift für
neu=
zeitliche Fabrikanlage, Betriebsführung und Organiſation (Schriftleitung
Dr.=Ing. Richard Koch und Dr.=Ing. Otto Kienzle, Berlin, Verlag;
Deutſche Verlags=Anſtalt, Stuttgart), beſchäftigt ſich in ihrem zweiten
Dezemberheft (Heft 24) des 4. Jahrganges mit dieſer Frage in dem
Artikel von Dr. Ernſt Dobler Freiburg i. Br. „Immaterielle Werte in
der Vermögensaufſtellung eines Unternehmens”, wobei der Verfaſſer von
dem Gedanken ausgeht, daß auch die immateriellen Werte, wenigſtens
ein Teil von ihnen, als Vermögen mit anzuſetzen ſeien. Ein
intereſſan=
tes Gebiet der Betriebskontrolle behandelt Hugo Wedekind, Berlin, in
der Darlegung „Optiſche Betriebskontrolle”, die mit ſehr klaren und
an=
ſchaulichen Bildern verſehen iſt. Die optiſche Methode iſt geeignet zur
ſchnellen Feſtſtellung etwaiger Mängel der Werkſtücke. Oberingenieur
E. Praetorius, Berlin Zehlendorf, wirft die Frage auf „Wie weit ſoll
ſich der Werksleiter mit Wärmewirtſchaft befaſſen?” und beantwortet ſie
Bemerkenswert iſt noch der Umſtand, daß der Vorſitzende,
mit erſtaunlicher Hartnäckigkeit immer wieder die Frage ſtellte,
ob die deutſchgeſinnten Einwohner, des Dorfes Colaſſowitz Haß
gegen die nationalpolniſch Denkenden empfänden. Der
Ange=
klagte Watut verneinte dies energiſch. Er gab noch an, daß er
auf dem Wege vom Polizeigefängnis zum Zivilgefängnis von
Poliziſten mit Fußtritten und Kolbenhieben bedacht worden ſei.
Der zweite Hauptangeklagte Swierze vervollſtändigt das Bild.
Er gab an, daß er ein Meſſer mitgenommen habe, um ſich gegen
die Aufſtändiſchen zu verteidigen. Er leugnet, bei der Schlägerei
Schapka geſtochen zu haben.
In der Nachmittagsverhandlung des Colaſſowitzer Prozeſſes
erklärten der Angeklagte Korchel und die beiden Brüder Szymek.
die vor dem Unterſuchungsrichter ausgeſagt hatten, daß ſie an der
Schlägerei in Colaſſowitz mitbeteiligt geweſen ſeien, ſie ſeien zu
dieſer Ausſage gezwungen worden. Der
Unterſuchungs=
richter habe ihnen gedroht, daß ſie außer der an
ſich verwirkten Freiheitsſtrafe weitere fünf
Jahre Gefängnis zu erwarten hätten, wenn, ſie
ihre Beteiligung an der Tat leugnen würden.
Der Angeklagte Wazlawik erklärte, von einem
organi=
ſierten Ueberfall auf den Polizeibeamten Schnapka könne keine
Rede ſein. Zu einem kleinen Zwiſchenfall kam es, als der
Staats=
anwalt Einſpruch dagegen erhob, daß der Verteidiger die
Ange=
klagten wiederholt fragte, ob ſie für ihre Tätigkeit in den
Ge=
meindeſitzungen uſw. von irgendeiner Seite politiſch beeinflußt
worden ſeien. Die Angeklagten verneinten das entſchieden.
Der Angeklagte Wazlawik erklärte mit großer Beſtimmtheit,
daß bei den evangeliſchen Vereinsveranſtaltungen in Colaſſowitz
niemals von Politik die Rede geweſen ſei. Eine ähnliche
Erklä=
rung hatten auch ſchon andere Angeklagte abgegeben. Es iſt dies
beſonders bedeutſam, weil ſchon in der erſten Meldung der
pol=
niſchen amtlichen Telegraphenagentur über die Vorgänge in
Co=
laſſowitz folgender Satz enthalten war: „In Colaſſowitz iſt in der
Nacht vom 22. auf den 23. November von einem deutſchen
Stoß=
trupp unter Führung des Paſtors Harlfinger in beſtialiſcher
Weiſe der Polizeikommandant Johann Schnapka ermordet
wor=
den.” Für dieſe Behauptung hat die Unterſuchung nicht
den geringſten Anhalt bieten können. So konnte auch
die Anklage auf Paſtor Harlfinger nicht ausgedehnt werden.
Der Verteidiger wies gegenüber dem Einſpruch des
Staats=
anwalts darauf hin, daß ja in der Anklageſchrift den
An=
geklagten ausdrücklich vorgeworfen werde, daß ſie
ſtaatsfeindlich geſinnt geweſen ſeien. Darauf
er=
klärte der Staatsanwalt, daß er nicht die Abſicht gehabt habe, dem
Prozeß irgendwelche politiſche Tendenzen unterzuſchieben.
Zum Schluß gibt der Angeklagte Waclawik unter lebhafter
Bewegung im Zuhörerraum bekannt, daß er im Colaſſowitzer
Haftlokal von der Polizei gezwungen worden ſei, auf Kohlen zu
knien. Aehnliche Angaben hatten am Vormittag auch die
Ange=
klagten Kubla und Watut gemacht. Zur Aufklärung der ſchweren
Vorwürfe wegen der Beeinfluſſung der Angeklagten
bei ihrer Vernehmung durch den
Unterſuchungs=
richter beſchloß das Gericht, den Unterſuchungsrichter ſelbſt und
zwei Polizeikommiſſare als Zeugen zu vernehmen.
Die Vernehmung der Zeugen.
Am 2. Verhandlungstage im Prozeß gegen die Colaſſowitzer
Bauern wurde mit der Zeugenvernehmung begonnen. Der
Organiſt Bigalke ſchilderte, wie er an dem fraglichen
Tage von den Aufſtändiſchen verfolgt worden ſei. Die
Auf=
ſtändiſchen hätten von ihm die Herausgabe deutſcher
Stimm=
zettel verlangt. Als er erklärt habe, daß er keine beſitze, wurde
er von ihnen ins Geſicht geſchlagen, auch hätten die
Aufſtän=
diſchen erklärt, wenn die „ſtaatsfeindliche Propaganda” nicht
auf=
höre, dann würden ſie das Gemeindehaus in die Luft ſprengen.
Der Zeuge Lux ſchilderte dann die Vorgänge bei dem Arzt
im Nachbardorf, der es abgelehnt habe, mitzukommen.
Die Lehrerin Erna Fuchs gab darauf eine
Schil=
derung des Ueberfalls der Aufſtändiſchen auf die deutſche Schule.
Die bisherigen Zeugenvernehmungen geben von dem
Ver=
lauf der Tat ſelbſt kein Bild. Hingegen geht ſchon jetzt klar
hervor, daß die ganze Bevölkerung unter dem Eindruck der
erſten Terrorakte der Aufſtändiſchen am Nachmittag von einer
Art Angſtpſychoſe erfaßt wurde, die überhaupt erſt die
Vor=
bedingungen für den Raufhandel geſchaffen hat, deſſen Opfer
der Polizeikommandant Schnapka geworden iſt.
Dr. Kwaſnewſki. ſoll Nachfolger Graczunſkis werden.
Kattowitz, 8. Januar.
Wie die „Polonia” zu berichten weiß, dürften die Gerüchte
iber eine Abberufung des Wojwoden Graczynfki nunmehr bald
ihre Verwirklichung finden. Mit aller Wahrſcheinlichkeit iſt
damit zu rechnen, daß Wojwode Graczynfki auf den Poſten des
Krakauer Wojwoden berufen wird, während der derzeitige
Kra=
kauer Wojwode Dr. Kwaſnewſki nach Kattowitz verſetzt werden
ſoll.
in den Abſchnitten: Falſche Wärmewirtſchaft, Wirtſchaftliche Grenze der
Wärmeerſparnis, Kapitaldienſt, Ausnutzung. In welchen Betrieben iſt
Wärmewirtſchaft beſonders wichtig. Wärmewirtſchaft als wichtiges Glied
der Gütererzeugung. Betriebsſicherheit, Güterverſteigerung.
Produktions=
ſteigerung. Sehr aufſchlußreich iſt die Abhandlung von Dr. H.
Buſch=
linger, Berlin, über „Aluminiumgefäße für Aufbewahrung und
Trans=
port flüſſiger Nahrungsmittel”, der Abbildungen dieſer neuartigen
Ge=
fäße, hauptſächlich für Milchwirtſchaft und Brauereibetrieb. beigegeben
ſind. An weiteren Arbeiten enthält das Heft noch von Dr. Freitag,
Leipzig. „Selbſtentzündungen” die bei Kohlen, Metallen, Fetten, Oelen
und zahlreichen anderen Stoffen zu befürchten ſind. „Umſatzbeteiligung
bei Lieferverträgen” von Dipl.=Ing. F. Dreher, Hamburg. „Die
Wirt=
ſchaftlichkeit automatiſcher Maſchinen” von Dipl.=Ing. Klaus, Deſſau,
ergänzen den wiederum ſehr reichhaltigen Inhalt dieſes Heftes, das
nach wie vor im Einzelverkauf 1 Mark koſtet, während das Abonnement
für 6 Hefte vierteljährlich 5 Mark beträgt. Man abonniert bei
Buch=
handlungen und Poſtanſtalten; wünſcht man aber ein Probeheft
einzu=
ſehen, ſo muß man ſich direkt an den Verlag wenden, der zur
koſten=
loſen Uebermittelung eines ſolchen gerne bereit iſt.
* Walther von Hollander: Die Angſt zu lieben. (Propylaeenverlag,
Berlin.) Drei kleine Romane. „Aus der Tatſache, daß Leben ſich
wan=
delt und verwandelt, und aus dem Wunſch, Liebe möchte lebendig und
doch unwandelbar ſein, kommt die Angſt zu lieben. Erſt aus der
Ueber=
windung der Angſt kommt die Bemeiſterung des Lebens.”
So gibt der Verfaſſer die Problemſtellung der drei kleineren
Ro=
mane an. Die Angſt zu lieben. Menſchen, deren Glück an Vorurteilen,
Angſt und Unwahrheiten ſcheiterte. Menſchen, die durch dieſe unbewußte
und ſpät erkannte Angſt verhindert wurden, einem peinigenden Alltag
zu entkommen und ſich dem Glück hinzugeben. Dieſe pſychologiſche Theſe,
verfochten in den drei kleinen Romanen, iſt durchaus modern, das
Pro=
blem der Angſt, die die Menſchen auch der Initiative beraubt, kennen
wir alle und auf allen Gebieten. Die Angſt, die Entſcheidungen
heraus=
ſchiebt und ihnen aus dem Wege zu gehen verſucht, war ſchon mehr
als einmal die Urſache von Tragödien, die einem unhaltbaren Zuſtand
ein jähes Ende bereiteten.
Hollgender zeichnet ſtark, doch bleiben ſeine Farben häufig dieſelben
mit wenigen Nuancen. Seine Geſtalten ſind voll Leben und doch etwas
ſchemenhaft. Sie ſind vielmehr Typen als Individuen. Allerdings ſtets
modern. Der Stil iſt klar und ſachlich, die Sachlichkeit iſt beinahe alt.
Es iſt ein Realismus, der von jeder Uebertreibung frei iſt. d. p.
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Seite 4
Freitag, den 9. Januar 1931
Nummer 9
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Nummer 9
Freitag, den 9. Januar 1931
Seite 5
Aus ver Landeshanptktadt.
Darmſtadt, den 9. Januar 1931
Enkſchließung der Freien Volkskirchlichen Vereinigung
in Heſſen gegen die Berlegung des Pädagogiſchen
Inſtikukes von Darmſtadt nach Mainz.
EPH. Gelegentlich der Feſtverſammlung der Freien
Volks=
kirchlichen Vereinigung in Heſſen, die mehrere hundert Pfarrer,
Lehrer und andere Perſönlichkeiten aus ganz Heſſen am 2.
Ja=
nuar im Städtiſchen Saalbau in Darmſtadt verſammelt hatte,
wurde die nachfolgende Entſchließung einſtimmig angenommen, die
hiermit der Oeffentlichkeit übergeben wird:
Die Freie Volkskirchliche Vereinigung in Heſſen, zu ihrer 25.
Jahrestagung in Darmſtadt verſammelt, erhebt einmütig und
ent=
ſchieden ihre Stimme gegen die von der heſſiſchen Regierung
be=
abſichtigte Verlegung des Darmſtädter Pädagogiſchen Inſtituts
nach Mainz.
Die Freiheit der Wiſſenſchaft, insbeſondere der pädagogiſchen,
erſcheint ihr nur im Zuſammenhang und in der Atmoſphäre einer
Hochſchule geſichert. Sie befürchtet eine für ſie untragbare
Kon=
feſſionaliſierung der ſeit langen Jahren nach Form und Geiſt
ſimultanen heſſiſchen Volksſchule. Sie ſieht die paritätiſche
Zu=
ſammenſetzung und Ausbildung der Lehrerſchaft, die eine
drin=
gende Forderung des evangeliſchen Volksteils iſt, in Gefahr.
Indem ſich die Freie Volkskirchliche Vereinigung auch die
übrigen von evangeliſcher Seite näher dargelegten Einwände zu
eigen macht, fordert ſie ihre Mitglieder auf, tatkräftig für die
Be=
laſſung des Inſtituts in Darmſtadt einzutreten.
* Offene Stellen. Bei dem Amtsgericht Vilbel iſt die
Stelle eines geſchäftsführenden (Ober=)Juſtizinſpektors zu
be=
ſetzen. Die Stelle iſt in Beſoldungsgruppe A 4a vorgeſehen;
Be=
werber, die noch nicht in dieſer Gruppe ſind, können jedoch vorerſt
nur in Gruppe 4 4b eingeſtuft werden. Bewerbungen ſind bis
zum 15. Januar 1931 an den Juſtizminiſter einzureichen. — Bei
dem Amtsgericht Offenbach iſt die Stelle eines Amtsgehilfen
zu beſetzen. Bewerbungen von Beamten des
Amtsgehilfendien=
ſtes bei den Juſtizbehörden können bis zum 15. I. M. an den
Juſtizminiſter eingereicht werden.
— Hohes Alter. Frau Roſine Heß Ww., hier, Kl.
Ochſen=
gaſſe 13, begeht heute ihren 80. Geburtstag.
Landesverbandstagung der Kriegsbeſchädigten und
Krie=
gerhinterbliebenen in Darmſtadt. Wie bereits gemeldet,
fin=
det am Samstag und Sonntag in Darmſtadt der 7. (ordentliche)
Landesverbandstag des „Zentralverbandes deutſcher
Kriegsbeſchä=
digter und Kriegerhinterbliebener”, (Sitz Berlin),
Landes=
verband „Starkenburg=Rheinheſſen” ſtatt. Am
Samstag findet eine Sitzung des Geſamt=
Landesverbandsvorſtan=
des ſtatt. Sonntag vormittag um 10 Uhr beginnt in Anweſenheit
geladener Gäſte die öffentliche Tagung im „Fürſtenſaal” in der
Grafenſtraße 18. Nach Begrüßung der Erſchienenen durch den
Landesverbandsvorſitzenden, Kaufmann Mosbach=Bingen a. Rh.,
findet eine Gefallenenehrung ſtatt, bei der Fräulein Ella Reff
den Prolog ſprechen wird. Die Gefallenen=Gedächtnisrede hat
Herr Schulrat Haſſinger, der Referent für „Jugendpflege und
Volksbildung im Kultusminiſterium, übernommen. Während der
Gefallenenehrung, die durch Muſik= und Geſangsvorträge umrahmt
wird, wird durch eine Abordnung auf dem Friedhof ein Kranz
niedergelegt. Nach Beendigung der Gefallenenehrung wird das
Hauptvorſtandsmitglied des Zentralverbandes deutſcher
Kriegs=
beſchädigter und Kriegerhinterbliebener, der Leiter der
Rechts=
abteilung, Herr Michel=Berlin, ſprechen über „Stand und
Ver=
ſorgung und die Forderungen der Kriegsopfer‟. Die
Nachmit=
tagsſitzung des Verbandstages wird den Geſchäfts= und
Kaſſen=
bericht entgegennehmen und die Erledigung der geſchäftlichen
An=
gelegenheiten vornehmen.
Verwaltungsgerichtshof. Zeughausſtraße 2. Oeffentliche
Sitzung am Samstag, den 10. Januar 1931, vorm. 9.15 Uhr:
Vor=
entſcheidung gegen den Polizeiwachtmeiſter Treber in Rüſſelsheim.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus Kleines Haus Freitag,9. Januar Keine Vorſtellung 20—22 Uhr
Der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
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Wie werde ich reich und glücklich
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11. Januar 19, Ende nach 22 Uhr
(armen
Heſſenlandmiete IV 6
Preiſe 1.20—1. Mk. 193 —22 Uhr
Meine Schweſter und ich
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12. Januar Keine Vorſtellung 20, Ende gegen 22 Uhr
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13. Januar 20—2z Uhr
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Preiſe 1 2——12 Mk. 20—21.30 Uhr
WVierter Beethoven=Abend
des Drumm=Quartetts
Preiſe 1 2, 3 Mk. Mittwoch,
14. Januar 19.30 — 22 30 Uhr
Königskinder
W3 Daimſt. Volksb. Gr. I-I0
Preiſe 1—10 Mk. 20, Ende gegen 22 Uhr
* 93
Zuſ.=M. 1I 7
Preiſe 1.20—6 Mk.
— Hefſiſches Landestheater. „Der Mann den ſein
Ge=
wiſſen trieb”, das ſeit Beginn der Spielzeit von mehr als 60
deutſchen Bühnen zur Aufführung erworbene Schauſpiel von
Mau=
rice Roſtand, wird heute Freitag im Kleinen Haus zum 5. Male
mit Keim, Baumeiſter, Gothe, Conradi, Jürgas, Richter, Wiener,
Karzau in Szene gehen. — „Wie werde ich reich und
glücklich ?‟. Felix Joachimſons Kurſus in zwei Abteilungen, der
durch die Aufführung des gleichnamigen Films neuerdings
geſtei=
gertes Publikumsintereſſe gefunden hat, wird in der Original=
Bühnenfaſſung, der von der Kritik dem Film gegenüber
allge=
mein der Vorzug gegeben wird, morgen Samstag im Kleinen
Haus wiederholt. Hauptrollen: Scheinpflug, Hinz, Hoffart,
Ma=
letzki, Gallinger, Knott, Baumeiſter, Keßler, Schindler, Jürgas,
Karzau. Muſikaliſche Leitung: Erwin Palm.
Uraufführung „Die fündundzwanzigſte Frau”. Bei der
Diens=
tag, den 13. Januar, ſtattfindenden Uraufführung der
Mormo=
nen=Komödie „Die fünfundzwanzigſte Frau”, in deren
Mittelpunkt die Figur des Präſidenten Brigham Young ſteht,
ſind die Hauptrollen mit Keim, Hoffart, Nürnberger, Schmitz,
Gothe, Hinz, Baumeiſter, Keßler, Pfaudler, Kutſchera.
Weſter=
mann. Maletzki, Conradi. Knott, Karzau, Scheinpflug, Saggau,
Liebel, Leitner, Gällinger beſetzt. Die Inſzenierung beſorgt
Re=
nato Mordo, das Bühnenbild wurde von Lothar Schenck von Trapp
entworfen.
„Meine Erlebniſſe als Bergarbeiker”
Ueber dieſes Thema ſprach geſtern abend vor einem
außer=
ordentlich zahlreichen Zuhörerkreis Graf Alexander Stenbock=
Fer=
mor. Sein Vortrag bildete die Fortſetzung der vom
Gewerkſchafts=
bund der Angeſtellten veranſtalteten Vortragsreihe. Der Redner,
deſſen Buch gleichen Namens wie das Vortragsthema ſtarken
An=
klang gefunden, verſtand es überaus packend, ſpannend und
leben=
dig über ſeine Erlebniſſe als Kumpel in einem Hamborner
Berg=
werk zu ſprechen. Aus finanzieller Not, in der Hauptſache aber
auch aus Abenteuerluſt hatte Graf Stenbock den ſchweren Beruf
eines Bergarbeiters kennen lernen wollen. Selten wohl ſind die
Gefahren des Bergarbeiters in ſo anſchaulicher Weiſe von einem
Manne geſchildert worden, der mitten in dieſem wenig
beneidens=
werten Berufe ſtand. In ganz kurzer Zeit zeichnete er in großen
Zügen die körperlichen Strapazen und die in der Tiefe der Erde
lauernden Gefahren ſo eindringlich, daß die Zuhörer gebannt
ſeinen Worten lauſchten. Seiner Arbeit mit den Kumpels au
der Grube Thyſſen, die ihn in einen ganz fremden Lebenskreis
hineinſtellte, vermochte er dank zäher Energie in geradezu
be=
wunderswerter Weiſe Herr zu werden. In draſtiſcher,
lebens=
naher Schilderung berichtete er von der gefahrvollen Arbeit der
Hauer unter Tage, ſchilderte einen der täglichen Unglücksfälle, die
erſchütternd für den Laien, den an Gefahren gewöhnten
Berg=
mann aber kaum noch zu berühren vermögen. Zum Schluß ſeiner
Ausführungen berichtete er eingehend über eine Ausſperrung, die
ſtan
geführt wurde. Bei dieſer Schilderung vermochte er ſich ganz in
die Pſyche des Arbeiters hineinzuſtellen und beleuchtete gerade
vom Standpunkt des erwerbsloſen Arbeiters aus die ſeeliſchen
Qualen, die aus der wöchenlangen, erzwungenen Arbeitsloſigkeit
entſtehen. Tiefen Eindruck machten die Ausſchreitungen, deren
ſich die notleidenden Bergleute zuſchulden kommen ließen, tiefer
aber noch drang er in die Herzen der Hörer, als er die ſchwere
Not der unverſchuldet außer Verdienſt gekommenen Familien
zeichnete. Lebhafter Beifall dankte dem Redner, der es verſtand,
ſeine Zuhörer in den fremden, von Gefahren bedrohten Beruf
des Bergarbeiters einzuführen.
Der 1. Vorſitzende des G. d. A., Jayme, gab dieſem Dank
in beredten Worten im Namen der Mitglieder des G. d. A.
noch=
mals Ausdruck.
Beachten Sie
die Fortſetzung unſeres
Preis=Ausſchreibens
Orpheum. „Die Frau im Hermelin”. Nur 4
Auf=
führungen ab heute Freitag, den 9., bis einſchließlich Montag,
den 12. Januar. Große Operette in 3 Akten von Rudolf
Schan=
zer und Ernſt Weliſch. Muſik von Jean Gilbert. Das Stück
ſtellt eine Epiſode aus dem öſterreichiſch=venezianiſchen Feldzug
um 1810 dar, gipfelt in der Monna=Vanna=Idee und hat den
Vorzug, den gewöhnlichen Operettenunſinn beiſeite zu laſſen. Der
Tenorheld (Guſtav Bertram) iſt ein Pandurenoberſt, ein
raubtierartiger Willensmenſch, aber Wachs im Anblick der
hold=
ſeligen Dame (Marga Peter) die ihm im Hermelin im
Traume erſcheint und ihn ſchließlich mit ihrer Hoheit bändigt.
Dieſes Standardwerk, aus der Zahl der klaſſiſchen Operetten
ent=
nommen hatte hier vor Jahren einen Rieſenerfolg. Die
dies=
malige Beſetzung bringt ferner in namhaften Rollen: Ottfried
Breiholz als Silhouettenſchneider und Henny Walden als
„Prima=Ballerina”, welche beide in drolliger Weiſe die Handlung
illuſtrieren. Die Beſetzung iſt alſo ganz dazu angetan, den
An=
ſprüchen zu genügen. Man hat gerade dieſes Werk gewählt, um
Guſtav Bertram bei ſeinem letzten Operetten=Gaſtſpiel
Gelegen=
heit zu geben, ſeine Stimme in einer ihm beſſer gelegenen großen
Tenorpartie glänzen zu laſſen. Beſonders ſei erwähnt, daß nur
4 Aufführungen ſtattfinden und eine Verlängerung nicht möglich
iſt, da die Operette nun anderen Gaſtſpielen Platz macht und ſich
mit den Aufführungen „Die Frau im Hermelin”
verab=
ſchiedet. Der Beginn der Vorführungen iſt wochentags auf 8.15
Uhr, Sonntags auf 8 Uhr feſtgeſetzt; Ende zirka 10.45 bzw. 10.30
Uhr. Eintrittspreiſe von 1 Mk. an. Karten ſind zu haben im
Verkehrsbüro und bei Hugo de Waal, Rheinſtraße 14, ſowie
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Volkstheater Darmſtadt (Dir. El. Werner). Um vielfach
geäußerten Wünſchen gerecht zu werden, gibt die Direktion des
Volkstheaters eine Abendvorſtellung am Sonntag, den 11. Jan.,
abends 8 Uhr, im Saale des „Perkeo”, Alexanderſtraße 14. Zur
Aufführung kommt der große Schwank „Der Onkel aus Amerika‟
von Kadelburg und Blumenthal. Die Hauptrollen ſind wie folgt
beſetzt: Elſe Werner, Doris Beutke, Irene Sänger, Ehrich Franke,
Richard Hinz, Willy Werner und Hans zur Mühlen. Die
Ge=
ſangseinlagen ſingen Doris Beutke und Richard Hinz. Der
Schwank iſt mit ganz beſonderer Sorgfalt einſtudiert und ſomit
eine flotte Aufführung gewährleiſtet. Lachen iſt Medizin. Wer
einmal ſo recht von Herzen lachen will, beſuche dieſe Aufführung.
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— Stenographie und Maſchinenſchreiben. Neue Kurſe in
Reichskurzſchrift beginnen heute abend in der
Handwerker=
ſchule dem Unterrichtslokal der Stenographen=Vereinigung,
Ecke Karls= und Nieder=Ramſtädter Straße. Beginn von
Maſchinenſchreibkurſen in der Fachſchule dieſer
Verei=
nigung, Karlsſtraße 23, Erdgeſchoß, iſt täglich nachmittags.
Siets
Prassel-Kaffee riseh geröstet Schnlstr. 10 ₰
— Märchentheater „Perkeo” (Dir. Eliſabeth Werner). Für
unſere lieben Kinder hat die Direktion für Sonntag, den 11. Jan.,
nachmittags 3 Uhr, etwas ganz Beſonderes vorbereitet. Es
ge=
langt zur Aufführung das Rittermärchen in 6 Bildern „Roſa von
Tannenburg” in der Faſſung von C. A. Görner.
Der Erbacher Totſchlag vor dem Schwurgericht.
Aw. Am Donnerstag begann die Verhandlung gegen den
Schloſſer Georg Konrad aus Erbach. Ein
ſchwäch=
liches Bürſchchen ſitzt angſtzitternd auf der Anklagebank und muß
ſeinen ganzen Willen und alle Kraft herannehmen, um aufrecht
zu bleiben, und es erſcheint einem unbegreiflich, daß dieſer junge
Menſch ſeine Braut, die er ſo ſehr geliebt haben ſoll, auf die
bru=
talſte Weiſe durch etwa 19 Stiche mit einem zweiklingigen Meſſer
getötet haben ſoll. Der Angeklagte erzählt zunächſt die
Vor=
geſchichte. 1927 lernte er das Mädchen kennen, und es war eitel
Freud und Herrlichkeit. Sie war zwar beinahe 8 Jahre älter, aber
allem Zuwiderreden der Verwandten von beiden Seiten zum
Trotz verlobten ſie ſich und wollten im Oktober vorigen Jahres,
wenn der Angeklagte 21 Jahre alt würde, heiraten. Sie quälte
ihn bald durch ſtändige Eiferſucht und machte ihm ſtändig
Vor=
würfe. Ein=, zweimal verließ er Arbeitsſtellen nach kurzer Zeit
wieder, weil ſie es aus irgendwelchen Gründen wünſchte. Auf.
den Vorhalt des Staatsanwalts, ob er denn als Mann gar keinen
eigenen Willen gehabt und gezeigt habe, meinte er: Ja, ſie habe
es ihm immer ſo zu ſeinem Vorteil darzuſtellen gewußt, und dann
ſei ſie ja doch ſo viel älter und vernünftiger geweſen als er, da
habe er ihr halt immer geglaubt und nach ihren Wünſchen
gehan=
delt. Vier Wochen vor der Tat hatte er ſie mal durchgeprügelt.
Da habe ſie ihm auch wieder Vorwürfe wegen anderen Mädchen
gemacht, und ihm ſogar mit einem Küchenmeſſer gedroht, das ſie
aus ihrer Taſche zog, daß er zitternd am ganzen Korper und
ſinn=
los vor Wut mit ſeinem Stock auf ſie eingeſchlagen habe. An
jenem Sonntag beſuchte er verſchiedene Wirtſchaften, aß nichts zu
Mittag und nichts zu Nacht, ehe er ſich mit ihr traf. Sie hatten
verabredet, ſich auf der Straße von Erbach und Michelſtadt, das
Mädchen wohnte in Michelſtadt, entgegenzukommen. Er traf noch
den Freund ſeiner Schweſter. Sie ſtiegen zu dritt, dieſer Freund,
ſeine Schweſter und er in ein Auto und fuhren nach Michelſtadt.
Unterwegs ſtieg ſeine Braut zu ihnen. Sie kehrten in
Michel=
ſtadt ein, tranken einiges, tanzten ein wenig und fuhren dann
nach Erbach zurück. Er wollte nach Hauſe, weil es ihm ſo ſchlecht
geweſen ſei, doch die Lina habe aſolut gewollt, daß er ſie wieder
nach Michelſtadt bringe. Im Felſenkeller in Erbach ſaßen die
Bei=
den nochmals eine Viertelſtunde, weil es ihm ſchlecht geweſen ſei.
Sie habe ihm ſpäter wieder Vorwürfe gemacht und ſein Meſſer,
mit dem ſie gerade Brot ſchnitt, gegen ihn erhoben, und da habe
er ſich mit ihr gebalgt und anſcheinend in der Wut das Meſſer
ge=
packt und auf ſie eingeſtochen. Der Angeklagte will von dem
Vor=
gang ſelber nichts mehr wiſſen. Er habe nie den Gedanken
ge=
habt, ſeine Braut zu töten, und wenn er anfangs angegeben
habe, ſie habe ſich ſelbſt erſtochen, ſo habe er das wirklich geglaubt.
Erſchöpft ſetzt ſich der Angeklagte nach dem Verhör wieder auf
ſei=
nen Platz. Die beiden mediziniſchen Sachverſtändigen, Dr.
Bergſträßer und Kreisarzt Dr. Hoffmann, geben in ihrem
Gutachten an, daß die Lina Flechſenhar, die Getötete. 19 Stiche
hatte. Am ſchlimmſten war ein acht Zentimeter tiefer Stich in
das linke Ohr. Doch betont insbeſondere Dr. Hoffmann, daß
ſei=
ner Meinung nach auch dieſer Stich nicht unbedingt hätte tödlich
wirken müſſen, daß vielmehr noch eine Schockwirkung hinzukam,
wodurch der Tod dann auf der Stelle eintrat.
Es werden dann die Angehörigen des Angeklagten, teilweiſe
unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit, gehört. Die beiden älteren
Brüder bekunden übereinſtimmend, daß der Angeklagte, der von
jeher ein zarter Bub geweſen ſei, vollkommen unter dem Einfluß
der Flechſenhar geſtanden habe, die ihn auch andauernd zu
uner=
hörten Exzeſſen angetrieben und ihn dadurch ganz
herunterge=
bracht habe. Sie hätten keine Macht mehr über ihn gehabt, er
ſei wie hypnotiſiert von dem Mädchen geweſen. Die Schweſter, die
Mutterſtelle an ihm vertreten hat, die Mutter war ſchon früh
ge=
ſtorben, ſagt aus, daß er ſchon immer leicht reizbar geweſen ſei.
In der letzten Zeit habe er viel über Kopfweh geklagt und ſei
immer müde und abgeſpannt geweſen. Er habe auch zweimal
nicht unerhebliche Unfälle mit ſchweren Gehirnerſchütterungen
er=
litten. Es werden dann noch die Verwandten und die
Arbeits=
kolleginnen der Getöteten vernommen, die ihr alle ein gutes
Zeugnis ausſtellen. Sie ſei fleißig und immer vergnügt und unter
ihren Kameradinnen ſehr beliebt geweſen. In der letzten Zeit
habe ſie aber viel geweint und oft geſagt, ſie wolle von dem Georg
wieder loskommen. Sie habe aber Angſt vor ihm, daß er ihr
dann etwas antun würde. Er ſei auch immer ſo grob zu ihr. Einer
Kollegin hatte ſie ſchon vor längerer Zeit geſagt, ſie wolle ſich das
Leben nehmen, und habe ihr einen Strick gezeigt. Die hat es ihr
dann wieder ausgeredet.
Um ½5 Uhr wird dann die Verhandlung auf Freitag
vormit=
tag 9½ Uhr vertagt.
Die Vorteile des Kochens mit Elektrizität gegenüber dem
Kochen auf andere Beheizungsarten ſind ſo augenſcheinlich und zu
groß, als daß ſie länger verkannt werden können. Erwähnt ſei
nur die ſtete Betriebsbereitſchaft des elektriſchen Herdes, das
müheloſe, ſaubere Kochen, die einfache und gefahrloſe Bedienung,
keine Heranſchaffung der Brennmaterialien, Fortfall jeglicher
Ab=
fallprodukte, Erhaltung der Nährſtoffe, Erſparnis an Fettſtoffen
und dergleichen mehr. Eine der Hausfrau innewohnende
An=
hänglichkeit an das Althergebrachte ließ bis vor kurzem nur
ſchrittweiſe die Elektrizität in der Haushaltküche Einzug halten,
aber nachdem der Anfang gemacht, iſt heute die Zahl der
elektri=
ſchen Küchen ſtark im Wachſen begriffen und allerorts werden
Neubauten und ganze Siedlungen planmäßig mit elektriſchen
Küchen eingerichtet. Auf den elektriſchen Herden geraten bei der
gleichmäßigen Hitzeentwicklung die Speiſen vorzüglich. Die
Bra=
ten ſchrumpfen nicht zuſammen, ſondern behalten ihr ſchönes
Aus=
ſehen. Die milde Hitze erhält die Nährſtoffe in den Speiſen, die
dadurch nicht nur nahrhafter, ſondern auch ſchmackhafter werden.
Eine ganze Reihe weiterer Vorteile wäre noch zu erwähnen, aber
überzeugender als alles andere wirkt ein Beſuch der Freitag=
Abend=Vorträge im Heaghaus. Der erſte Vortrag im neuen
Jahre wird heute abend 8 Uhr ſtattfinden und dürfte vielen
Hausfrauen manch neue Anregung geben. Der Beſuch iſt daher
ſehr zu empfehlen. Es ſei heute ſchon darauf hingewieſen, daß
der nächſte Vortrag am nächſten Freitag,
nach=
mittags 4 Uhr, ſtattfindet, um vor allen Dingen
den=
jenigen Hausfrauen, die die Abendvorträge nicht beſuchen können,
Gelegenheit zu geben, dies am Nachmittag zu tun. Für die
Zu=
kunft wird alſo jeden Freitag ein Vortrag ſtattfinden, und zwar
abwechſelnd einmal abends und am kommenden Freitag
nach=
mittags.
— Hausfrauenbund. Frau Liſi Paupié ſtaatlich geprüfte
Schweſter beſonders ausgebildet in Diätetik von Prof. Schlayer,
Berlin, Auguſta=Hoſpital, wird auf vielſeitigen Wunſch in unſerer
Küche, Heidelberger Straße 47, vom 12. bis 16. Januar ihre Kurſe
wiederholen. Es werden Mittag= und Abendkurſe eingerichtet.
Vorgeſehen iſt: 12. Januar, 1. Tag: Magen= und Darmſchonkoſt;
13. Jan., 2. Tag: Gallenſchonkoſt; 14. Jan., 3. Tag: Nieren=Djät;
15. Januar, 4. Tag: Zuckerdiät: 16. Januar, 5. Tag: Entfettung.
Außerdem wird noch mitgeteilt, daß auch einzelne Tage belegt
werden können, gleich ob Mittag= oder Abendkurs; auch iſt den
Teilnehmerinnen geſtattet, Mittag= für Abendkurſe umzutauſchen
oder umgekehrt. Anmeldungen: Rheinſtraße 7, II.
Wanderklub Falke 1916. Am kommenden Sonntag findet
die erſte diesjährige Wanderung ſtatt. Abfahrt mit der
Straßen=
bahn ab Luiſenplatz nach Eberſtadt. Von da Marſch über
Fran=
kenhauſen. Ernſthofen nach Nonrod. Rückfahrt ab Groß=Bieberau.
Führer: Karl Ballweg und Heinrich Appel. Gleichzeitig werden
die Mitglieder auf die am Dienstag, den 13. Januar, abends,
ſtattfindende Fortſetzung der Jahres=Hauptverſammlung
auf=
merkſam gemacht. Zahlreiches Erſcheinen iſt erwünſcht. (Näheres
ſiehe Anzeige.)
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erwenden. Nivea-Kinderseife
wird nach ärztlicher Vorschrift
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Haut Ihres Kindes nur die milde
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Und zwar vorher einreiben, bevor Sie in die rauhe Luft hinausgehen. Nivea-
Creme dringt vollkommen in die Haut ein, ohne einen Glanz zu hinterlassen.
Sie kräftigt und belebt die Haut und macht sſe widlerstandsfähig gegen
Wind und Weiter. Reiben Sie auch allabendlich vor dem Schlafengehen
Gesicht und Hände gründlich mit Nivea-Creme ein. Mit Freuden kännen Sie
dann immer wieder feststellen, wie weich und geschmeidig Ihre Haut sich
anfühlt, und wie gesund, wie jugendlich Sie aussehen. Ersetzen können Sie
Nivea-Creme nicht, denn es gibt keine andere Hautereme, die Eucerit enthält.
Fen zu RM 020, 0.30, 060 und 1.20 „ Tuben aus reinem Unn zu RM 060 und 100
Seite 6
Freitag, den 9. Januar 1931
Nummer 9
26. Heſſiſche Landwirtſchaftliche Woche.
Der Abſchluß des Vorkragskurſus. — Werivolle Anregungen für die Rindviehzuchk im klein= und
mitkel=
bäuerlichen Bekrieb. — Fragen der Milchprodukkion und des Milchkonſums.
**. Die diesjährige Heſſiſche Landwirtſchaftliche
Woche fand mit zwei wertvollen Fachreferaten ihren Abſchluß. Auch
die letzte Veranſtaltung im Reſtaurant Rummelbräu war ſehr ſtark
beſucht. Nach herzlichen Begrüßungsworten durch den Präſidenten
Henſel ergriff
Oberveterinärrat Gutbrod=Würzburg das Wort zu ſeinem
Neferct:
„Die bekriebswiriſchaftliche Skellung und Aufgabe
der Rinderzucht im klein= und
mikkel=
bäuerlichen Bekrieb.”
Der Redner legt ſeiner Darſtellung die Verhältniſſe in ſeinem
Wir=
kungskreis Unterfranken zugrunde. Dieſes reine Ackerbauland iſt
über=
wiegend von Kleinbauern bewohnt; es beſteht dort auch reiche
Vieh=
zucht. Das Wirtſchaftsfutter und die eigene Arbeit der Hausgenoſſen
ſind die Grundlage der Viehzucht. Leider fehlen den Kleinbauern zu
ſehr die neueren Züchtungserfahrungen. Redner kam nun auf die Vor=
und Nachteile des Aufbaues der Viehzucht auf Wirtſchaftsfutter zu
ſpre=
chen, das von der Ernte abhängig und nur ſehr ſelten genügend
eiweiß=
haltig ſei. Es komme nicht ſo ſehr darauf an, möglichſt viel Vieh im
Stalle zu haben, als vielmehr gut entwickeltes Vieh. Das Zuchtvieh
müſſe eingeſtellt ſein auf Tiere, die keine zu hohen Anſprüche ſtellen,
ſondern die auch bei knapperer Fütterung gut gedeihen. Der
Futter=
anben müſſe ſchon berückſichtigt werden. Schönheitsfehler bei Tieren
brauchen für die Leiſtung noch nichts zu bedeuten. Man dürfe die zweite
Aufgabe des bäuerlichen Viehes als Geſpanne und als Arbeitstiere nicht
vergeſſen. Gerade in Unterfranken lege man Wert auf Arbeits= (
Ge=
ſpanne=WVieh, das für die Bauern bei weitem von größerer Bedeutung
und Wert ſei, als vielleicht Pferde. Die Ausleſe hat alſo zu erfolgen
nach den Geſichtspunkten der Arbeitstüchtigkeit und des Ertrags. Heute
beſtehe typiſcher Mangel an allen Anforderungen entſprechendem gutem
Vieh. Sehr häufig vermiſſe man das wirtliche Qualitätsvieh. Heute
habe der Geſchmack der Verbraucher eine grundlegende Aenderung
er=
fahren. Man kam von dem fetten Suppenfleiſch auf das zarte, junge
Fleiſch. Dieſe Erſcheinung komme daher, daß früher mehr körperlich
gearbeitet werden mußte, während heute dieſe körperliche Arbeit durch
die Maſchine und durch mehr geiſtige Arbeit erſetzt ſei. Die Gebiete
mit Grünland ſollten aufziehen, während die Gebiete mit Hackfruchtbau
mäſten ſollten. Beſonderer Wert ſei auf die Aufzucht der Jungbullen
zu legen. Jedenfalls wäre es von größerem Vorteil, wenn man die
Bullen nicht ſo mäſten würde wie das häufig geſchehe. Die
Milch=
leiſtung der Kühe müſſe natürlich angemeſſen ſein; eine Kuh habe das,
4.5fache ihres Körpergewichtes an Milch im Jahr zu liefern. Heute laſſe
man ſich zu ſehr von Rekordzahlen blenden, als — wie das beſonders in
ſeiner Heimat geſchehe — darauf zu achten, daß die Qualität des Viehes
auch bezüglich ſeiner Langlebigkeit, ſeiner geſunden Vererbung und
ſei=
ner Widerſtandsfähigkeit in den Vordergrund zu ſtellen ſei. Der Streit
um die Typenfrage ſei ſeines Erachtens in ſeinen Auswüchſen zwecklos;
auch die kleinlichen Beanſtandungen mancher Schönheitsfehler der Tiere,
auf die die Kreisausſchüſſe öfter Wert legen, ſei nicht die Hauptſache.
Anzuſtreben ſei — und es könne wohl gelingen — daß ſtatt der mehr
als 20 Raſſen weniger, etwa drei bis vier, herausgebildet würden. —
Jedenfalls verdiene die Rinderzucht im klein= und mittelbäuerlichen
Betriebe beſondere Beachtung. Dieſen fleißigen Bauern gebühre aber
für ihre geleiſtete Arbeit dasſelbe Entgelt, wie jedem anderen
Berufs=
ſtand, damit er lebens= und konkurrenzfähig bleibe, damit nicht däniſche
Genoſſenſchaften oder amerikaniſche Ainge unſeren Bauern und damit
unſeren Hausfrauen die Lebensmittelpreiſe diktieren. Gott möge das
verhüiten und den Bauernſtand erhalten.
Die ausgezeichneten lebendigen und oft mit feinem Humor
durch=
würzten Ausführungen dieſes Fachkenners auf dem Gebiete der
Tier=
zucht fanden lebhafteſten Beifall, dem Präſident Henſel nochmals
beredten Ausdruck gab.
An zweiter Stelle ſprach Dr. h. c. Ströbel, Direktor der W
tembergiſchen Landwirtſchafts=Kammer, über:
„Die Milchpreisfrage‟
und führte etwa folgendes aus: „Zu etwa 22 Milliarden Liter
Inlands=
milch kommen 4 Milliarden Liter Auslandsmilch in Form von Butter
und Käſe und im Werte von rund 580 Millionen Mk. Mit 3,6
Mil=
liarden Mk. macht der Wert der deutſchen Milcherzeugung ein gutes
Viertel des Wertes der geſamten landwirtſchaftlichen Erzeugung aus.
— Dänemark mußte einen Teil ſeines Abſatzes nach England, an die
englifchen Kolonien Neuſeeland und Auſtralien, abtreten. Der Druck
auf den deutſchen Markt findet in Deutſchland nicht die erforderlichen
Schutzmaßnahmen vor. Durch Verbeſſerung der Futtergrundlage im
eigenen Betrieb, ſowie durch Steigerung der Milchleiſtungen kann die
Erzeugung erhöht werden, um die Auslands=Einfuhr wieder zu erſetzen.
Einem Durchſchnittsverbrauch in deutſchen Städten von 0,26 Liter
ſtehen Durchſchnittszahlen von 0,5—0,75 Liter in ausländiſchen Städten
gegenüber. Aufklärung über den Wert der Milch tut not. Auch eine
lebhaftere Propaganda zum Verbrauch von Inlands=Molkereiprodukten
ſei unbedingt erforderlich. Außerordentlich bedquerlich ſei zum
Bei=
ſpiel, daß in den meiſten deutſchen Reſtaurants und Hotels auf der
Speiſekarte alle ausländiſchen Käſeſorten angeprieſen und vermerkt
ſeien, aber keine deutſchen. Allerdings müſſe andererſeits auch dafür
geſorgt werden, daß große einheimiſche Qualitätsmengen hergeſtellt
würden, um einen einheitlichen Verbrauch von
Inlandsmolkereiproduk=
ten durchſetzen zu können. — Der Friſchmilchpreis ſetzt ſich zuſammen
aus dem Stallpreis und der Verſchleiß=Spanne. Von dem
Kleinhandels=
preis erhält der Erzeuger 62,9 Prozent, während die Verſchleißſpanne
37,1 Prozent beträgt. Gewiß eine ungerechte Verteilung angeſichts des
erheblichen Aufwandes an Arbeit im landwirtſchaftlichen Betrieb. Zu
erſtreben iſt eine Verbilligung des Verteilungs=Apparates. Zur
Siche=
rung des Werkmilchpreiſes iſt aber auch ein Schutz vor der
Auslands=
ware unerläßlich. Durch das jüngſte Abkommen mit Finnland iſt für
5000 Tonnen ein Butterzoll von 50 Mark eingeführt. Dieſes Zoll=
Kontingent muß auch anderen Meiſtbegüinſtigungsländern zugeſtanden
werden, ſo daß etwa 40 000 Tonnen Butter kontingentiert ſind, das iſt
ein Drittel der Geſamteinfuhr. Bei Käſe beſtehen leider noch
Zoll=
hindungen mit Italien, Holland. Dänemark und der Schweiz, weshalb=
Vertragsänderungen erforderlich ſind. — Im Ausland muß das
zer=
ſplitterte Angebot zuſammengefaßt werden. Die Eiſenbahntarife für
Frifchmilch, insbeſondere auch für Flaſchenmilch, ſind abzuändern. Die
durch Grünfütterung, Arbeitsleiſtung und durch die Ferienzeiten
be=
dingten Schwankungen im Milchabſatz müſſen durch entfprechende
Aus=
gleichsmolkereien beſeitigt werden. Das führt zu der Forderung:
Re=
gelung der Milchſtröme, Begrenzung der Einzugsgebiete, der Städte,
der Molkereien und Käſereien, genoſſenſchaftliche Erfaſſung und
Be=
ſeitigung der Auswüchſe des wilden Handels. — Unter dieſen
Geſichts=
punkten hat Württemberg einen Generalplan für die Vereinheitlichung
ſeiner Milchwirtzſchaft aufgeſtellt, in welchem von einem Ausſchuß der
intereſſierten Berufsgruppen die Friſchmilchgebiete feſtgeſtellt und die
Käſerei= und Mollerei=Bezirke abgegrenzt wurden. Das
Werkmilch=
gebiet wurde in leiſtungsfähige Milchwerkbezirke eingeteilt. Nach
die=
ſem Plan werden die Molkerei=Kredite bewilligt und damit auf die
Organiſationen eingewirkt, daß ſie ſich dieſem Generalplan fügen. Der
Bearbeitungszwang und der Milchhof=Zwang können zur Unterſtützung
herangezogen werden. Den Ausgleich von Land zu Land
er=
er Verband füddeutſcher Milcherzeuger, deſſen Vorſitzender
nungen i. ein edähtliges Urfel woch Ice weclich. Derweſhen Nt.
darin der Bearbeitungszwang und der zwangsweiſe Zuſammenſchluß
der Milcherzeuger, der Milchbearbeiter und Verarbeiter. Den
Markt=
beobachtungsſtellen Frankfurt und München, die von den ſüddeutſchen
Landwirtſchaftskammern eingerichtet wurden, fällt eine wertvolle Arbeit
zu. Die Marktnotierungen an den Börſen ſollten zweckmäßig für ganz
Deutſchland in einheitlicher Weiſe durchgeführt werden. — Folgende
Maßnahmen ſind alſo notwendig: Lückenloſer Zollſchutz, Steigerung des
Milchverbrauches, Verbeſſerung der Milchleiſtung der Kühe,
Qualitäts=
verbeſſerung der Milch und Milchprodukte, Regelung der Milchſtröme
im Inland, weitgehendſte Zuſammenfaſſung des Angebots Beſeitigung
der Schwankungen in der Anlieferung, Aufſtellung von Landesplänen
für leiſtungsfähige Milchwerke und Gewährung von
Reichsunterſtützun=
gen an dieſelben, angemeſſene Beteiligung der Landwirtſchaft an den
Milchhöfen ſowie Marktbeobachtung und richtige Marktnotierung. Dann
erſt wird die deutſche Milchwirtſchaft wieder rentabel und kann der
Bauernſtand das bleiben, was er zu allen Zeiten war: Die Grundfeſte
für Staat und Regierung, für Volk und Vaterland.
Intereſſant war das zahlreiche ſtatiſtiſche Material, an Hand deſſen
ßer Vortragende ſeine Ausführungen wachte. Aus dieſem Material
war, um nur wemiges herauszugreifen, zu erſehen, daß der Wert der
Kahresmodikkim ir: Deutſchland, beträgte Mich ſier 35, crm. Bn=
duſtrie für 3,0, Kohlenbergbau für 2,9. Fleiſch für 2,5 und
Mühlen=
erzeugniſſe für 2,3 Milliarden RM. Eine weitere Tabelle zeigt den
Bezug von Milch und Molkereiprodukten Deutſchlands aus dem
Aus=
land. Danach ſteht Dänemark an erſter Stelle. Deutſchland führt ein
aus
Polen .... 60 000 .... 50000 England 13000 Tſchechoſlowakei .. 13000 Frankreich . . .. 11000 Italien . .. 10000 Ungarn . .." 7000
Beſonders gefährlich halte er die Einfuhr aus den erſt aufſtrebenden
Ländern (in der Tabelle ab Schweden), da dieſe noch vergrößert werden
kann und ſie Deutſchland ſtark ſchädigen könne.
Das bedeutungsvolle Referat wurde mit lebhaftem Beifall
auf=
genommen. Präſident Henſel unterſtrich die Ausführungen des
Re=
ferenten und wies nochmals auf die Schwierigkeiten hin, die ſich der
Ordnungsſchaffung in der Milchwirtſchaft entgegenſtellen. Er wolle im
ſüddeutſchen Verband weiterarbeiten, er hoffe, daß in den einzelnen
Milchgebieten Ordnung eintreten werde. Leider mache die
Landwirt=
ſchaft ſelbft zurzeit auf dem Milchmarkte immer noch große Schwierigkeiten.
Wenn die Landwirtſchaft erſt einmal in dieſer Frage geſchloſſen
zuſam=
menſtehe, werde auch mit dem Handel eine Einigung erzielt weuden.
In der folgenden Diskuſſion wies Generaldirektor Hamann auf
die Bedeutung der Landwirtſchaftlichen Woche hin. Der Nutzen für
die perſönlich an dem Kurſe Teilnehmenden ſei nachgewieſenermaßen
ſehr bedeutend. Nach einer weiteren lebhaſten Ausſprache ſchloß gegen
1 Uhr Präſident Henſel mit warmen Dankesworten an alle, die an der
Veranſtaltung der Landwirtſchaftskammer teilgenommen hatten und mit
den beſten Wünſchen für die Zukunft der Landwirtſchaft die 26.
Land=
wirtſchaftliche Woche.
Die Tagung des Landesverbandes des Heſſiſchen
Geflügelzuchkvereins
fand im Rahmen der Landwirtſchaftlichen Woche geſtern nachmittag im
Fürſtenſaal (Grafenſtraße) ſtatt. Der 1. Vorſitzende, Landwirt Veith=
Reichelsheim, begrüßte herzlich die zahlreich erſchienenen Mitglieder und
Intereſſenten und namentlich die Ehrengäſte u. a. den Präſidenten der
Heſſiſchen Landwirtſchaftskammer, Henſel, die Vertreterin des
Haus=
frauenbundes, die erſchienenen Landtagsabgeordneten ſowie die
Refe=
renten. Der verſtorbenen Förderers des Geflügelzuchtweſens, Dr.
Ziegenbein, wurde ehrend gedacht.
Als erſter Referent ſprach Direktor Scheu von der
Eierverwer=
tungszentrale Frankfurt a. M. über das Thema: „Welche
Einrich=
tungen ſind für den Abſatz der Geflügelprodukte
vorhanden?” In der Vorkriegszeit habe die Geflügelzucht kaum
Beachtung gefunden, die Geflügelzucht wurde nur als Nebenzweig der
Landwirtſchaft betrachtet. In der Nachkriegszeit aber habe man die
große Bedeutung dieſes Zweiges erkannt, die Produktion wurde von
Jahr zu Jahr geſteigert und ergibt gegenüber 1913 (63,9 Millionen
Stück) eine Zunahme auf 76 Millionen Stück im Jahre 1928. Die
Eier=
erzeugung betrug nach der Statiſtik im Jahre 1923: 58,1, 1924: 63,6,
1925: 64,1 1926: 67,8. 1927: 72,3 Stück pro Jahr. „Hauptgewicht wurde
auf Schaffung von Qualitätswaren gelegt, damit der deutſche Markt
erobert werden kann. So kam es denn auch, daß die Beteiligung am
Welthandel auf 33 % bis 1937 geſtiegen war. Es wurden zur
Verwer=
tung der im Inlande produzierten Eier zunächſt Eierzentralen und
dann Eierverwertungsgenoſſenſchaften errichtet. Der Erfolg dieſer
Er=
faſſungsorganiſationen hängt naturgemäß von den Produzenten ſelbſt
ab. Gleichmäßige und gute Lieferung iſt notwendig.
Bezirksfammel=
ſtellen vermitteln die Lieferung an die Zentrale. Jedes Ei muß die
Mitgliedsnummer tragen. Auf den Bezirksfammelſtellen werden die
Eier durchleuchtet und in 3 Klaſſen verteilt. Nach Prüfung auf
Rein=
heit und Friſche erhalten die Eier den Adlerſtempel. Dieſer
Adlerſtem=
pel bietet dem Verbraucher Gewähr für ein gutes und friſches Ei. Die
Eier werden in verſchiedene Klaſſen geteilt, alſo verſchiedenfarbig
ge=
ſtempelt, und zwar Klaſſe 4 rot, Klaſſe B. braun und Klaſſe C ſchwarz.
Bedingung ſei, daß der Einheitsfront des Handels die Einheitsfront
der Landwirtſchaft gegenüberſtehe. Alle Landwirte ſollten von hier an
die Zentrale abliefern, die unbeſchränkte Mengen zu einem der
Markt=
lage entſprechenden Preis aufnehme. Bedenklich ſei, daß noch immer
täglich für 770 000 RM. Eier eingeführt werden. Der Zoll für Eier
ſei gegenüber anderen Ländern in Deutſchland (pro Doppelzentner 30.—
RM.) noch immer zu niedrig. Das Ausland tue alles um ſeine
Vor=
macht zu ſichern, die Ausfuhrmöglichkeiten ſeien für Deutſchland ſehr
ſchwierig. Dem Reichsminiſter Dr. Dietrich gebühre warmer Dank für
ſeine Unterſtützung. Aber jeder einzelne müſſe das Seine tun, damit
Erfolge erzielt werden. Die Eiercentrale Frankfurt a. M. habe ſich ſehr
gut entwickelt. Der Warenumſatz 1929/30 betrage ea, ½ Mill. RM.
70 Mitglieder ſeien heute bereits im Genoſſenſchaftsregiſter
eingeſchrie=
ben. Immer wieder müſſe aber ein feſteres Zuſammenhalten und ein
gemelnſamer Zuſammenſchluß verlangt werden.
Der zweite Referent, Gewerbelehrer Brohm=Darmſtadt, der
Vorſitzende des Starkenburger Geflügelzuchtverbandes, ſprach über das
Thema: „Wie geſtalte ich meine Geflügelzucht
renta=
bel?” Früher beſtand das geflügelte Wort: „Wer ſein Geld verlieren
will und weiß nicht wie, der halte ſich nur Federvieh‟. Heute könne
die Lage anders ſein. Der Redner zeigte nach praktiſchen Erfahrungen
die „Leiſtungszucht‟. Vor allem gehören zur erfolgreichen Hühnerzucht
praktiſche Kenntniſſe, z. B. müſſe ein Großfarmer den Ausgang ſeiner
Hühnerſtälle ſtets ſo legen, daß ſie Morgenſonne haben. Weiter gehöre
zum Erfolg Selbſtarbeit” und ſchließlich gehören zu einem Erfolg
50 Prozent Geſchäftsſinn des Farmers. Für die Kleingeflügelhalter ſei
die Berechnung der Rentabilität leicht. Das Futter pro Huhn dürfe im
Jahre nur. 12— Mk. betragen. Zweckmäßige, rationelle Fütterung ſei
die Hauptſache. Man rechnet 50—60 Gramm pro Huhn und Tag
Hüh=
nerfutter als ausreichend. Erſt nach dem Kriege wurden wiſſenſchaftliche
Verſuche über rationelle Fütterung angeſtellt. Man muß damit rechnen,
daß durchſchnittlich ein Huhn im Jahre 150 Eier legt. Bei genügender
Beobachtung und rationeller Fütterung kann jede Raſſe zur Leiſtungs=
und Legeraſſe herangezogen werden. Sogar bei Brahma amerikaniſcher
Nichtung waren namhafte Legeleiſtungen erzielt worden. Das
Lege=
futter (eiweißreiche Futter) dürfe aber nicht in der Mauſerzeit und
zur=
zeit des Aufbaues gefüttert werden. Zuvier Hähne für legereife Hühner
ſind nicht nötig. Es gibt auch in Deutſchland Farmen, die
Legelei=
ſtungen über 20 Stück pro Huhn und Jahr haben. Erfolg in der
Ge=
flügelzucht kann aber nur bei „liebevoller Pflege” erwartet werden. Der
Redner betonte die Ausführungen ſeines Vorredners, die Eier nur an
die Centrale abzuführen, nicht an die Zwiſchenhändler. Oberſter
Grund=
ſatz für erfolgreichen Abſatz muſſe Reellität ſein, weell in Gewicht und
Friſche bei Liefepung der Eier. Reine Eier werden durch reine Ställe
erzielt. Durch Torfmull wird leicht Reinlichkeit in den Stall gebracht,
Rheinſand im Auslauf ſei von Vorteil. Weiter iſt richtige
Be=
leuchtung durch weißes und blaues Licht von Vorteil für die
Lege=
tätigkeit der Hühner. Der Kleinhalter ſoll nach ſeiner Erfahrung nicht
ſelbſt züchten. Die praktiſchſte Zeit zur Anſchaffung von Küken iſt das
Alter von 6—7 Wochen. Aus der Brutmaſchine kommen
verhältnis=
mäßig geſundere Tiere als aus der Lebendbrut. Reiner Eierverkauf
bei Farmen iſt kaum venrabel, dagegen werden Lohnbruten, der
Verkauf von Küken und Bruthenmen für Farmen rentabel ſein.
Unter=
bunden werden müſſe, daß Kühleier als Friſcheier verkauft werden.
Kühleier müßten mit dem Stempel K bezeichnet werden. Schließlich
er=
läuterte der Referent theoretiſch die Entwicklung zweier Zuchtſtämme
und forderte zum Schluß auch in der Geflügelzucht genaueſte
Buchfüh=
rung. Die beiden klaren, umfaſſenden Vorträge fanden lebhaften
Veifall.
Der 1 Vorſitzende Veith ging in längeren Ausführungen auf die
Referate ein. Er hob die volkswirtſchaftliche Bedeutung der
Geflügel=
zucht hervor. Baldigſt müßten in Heſſen „Stammbücher” für die
Ge=
flügelzucht eingeführt werden. — Auch er forderte Produktion und
Lie=
ferung von Qualitätsware. Erforderlich ſei engſte Zuſammenarbeit, alle
Faktoren müßten ineinandergreifen, um zu einer möglichſt rationellen
Geflügelzucht zu kommen.
Es ſchloß ſich eine ſehr lebhafte Diskuſſion an, in der ſehr wertvolle
Anvegungen gegeben wurden, u. a. wrrde vor gllem verlangt, m
Deutſchland auch den Kauf und Verbrauch nur deutſcher Wären zu
puo=
pagieren. Beſonders beachtenswerte Ausführungen machte u. a. auch
Frl. Bopp. die Vertreterin der Landfrauenvereine, die den gemeinſamen
Zuſammenſchluß gerade in der Eierverwertung forderte. Mit Worten
des Dankes und den Wünſchen eines Erfolges für die Geflügelzucht
ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung.
53. Generalverſammlung des Hefiſchen
Landes=
pferdezuchtvereins.
Die heſſiſchen Pferdezüchter hatten ſich am Nachmittag im
Nummel=
bräu eingefunden. Der Vorſitzende, Oekonomierat Fritſch. überträgt
wegen ſeiner Erkrankung die Leitung der Verſammlung Oekonomierat
Dettweiler, der unter dem Beifall der Verſammlung dem Präſidenten
baldige Wiederherſtellung wünſcht. Die geſchäftlichen Punkte der
Tages=
ordnung wurden ohne Widerſpruch verabſchiedet.
Aus dem von Abteilungsvorſtand Dr. Denker, dem
Tierzucht=
inſpektor der Heſſ. Landwirtſchaftskammer, erſtatteten Jahresbericht ſei
erwähnt:
„Der Landespferdezuchtverein für Heſſen hat, ſoweit ihm die Mittel
hierzu zur Verfügung ſtanden, ſich auch im abgelaufenen Jahre 1930
auf dem Gebiete der Förderung der Pferdezucht und =
hal=
tung betätigt. Der Vorſtand beſchäftigte ſich in mehreren Sitzungen
mit den verſchiedenſten Fragen auf dem Gebiete der Pferdezucht.
Ins=
beſondere fanden verſchiedentlich ausgedehnte Ausſprachen über
Land=
geſtüt= und Leihhengſthaltung in Heſſen ſtatt.
In der Dezember=Vorſtandsſitzung wurden vor allem die Richtlinien
über Zuſchußvergebung bei Anlage von Weiden und
Tummelplätzen im Entwurf vorgelegt und nach Durchſprechung
bzw. Abänderung der einzelnen Punkte angenommen. Dieſe
Beſtim=
mungen werden in der Januar=Ausgabe des Heſſiſchen Pferdezüchters
veröffentlicht werden. Außerdem wurden über die evtl. Abhaltungen
einer Zuchtſtuten=Lotterie 1931 Vorbeſprechungen getätigt.
Der Landespferdezuchtverein zählte am Schluß des Jahres 1930
ins=
geſamt 353 Einzelmitglieder, gegenüber 362 in 1929. Von
die=
ſen Mitgliedern entfallen 148 auf Starkenburg, 137 auf Oberheſſen. 64
auf Rheinheſſen und 4, welche außerhalb Heſſens ihren Wohnſitz haben.
Durch Werbung bei verſchiedenen Gelegenheiten ſind dem
Landespferde=
zuchtverein im Laufe des Jahres wieder eine Anzahl Mitglieder
heige=
treten. Daß trotzdem die Mitgliederzahl ein wenig zurückgegangen iſt,
dürfte auf die ſchlechte gegenwärtige Wirtſchaftslage zurückzuführen ſein.
Ferner ſind 14 Pferdezüchtervereinigungen mit einem
Mitgliederſtand von etwa 500 Mitgliedern dem
Landespferde=
zuchtverein angeſchloſſen. Der Darmſtädter große Frühjahrs=Pferde=
und Fohlenmarkt fand am 28. April 1930 ſtatt. Allgemein genommen
kann auch der diesjährige Markt als recht befriedigend angeſehen
wer=
den. Das Pferdematerial, welches gelegentlich der Prämiierung
vorgeführt wurde, war ein wenig beſſer als im Vorjahr.
Das Material der Händlerpferde war gut, der Befuch ebenfalls. Jedoch
ging das Kaufgeſchäft ſchleppend.
Für Prämiierungszwecke hat der Landespferdezuchtberein
im abgelaufenen Jahre insgeſamt 600 RM. aufgewendet. Hiervon haben
die Marktſtädte Gießen, Friedberg, Alsfeld, Groß=Umſtadt Beerfelden
und Alzetz je 100 RM. erhalten. Außerdem wurden, noch beſondere
Prämiierungszuſchüfſe für die Provinzial=Pferdeprämiierungen in
Nie=
der=Olm und Weſthofen gegeben. Erhielten 1929 zum erſtenmal 37
Mitglieder des Landespferdezuchtvereins Weidegeldzuſchüfſe
ſo können auch für 1930 42 Mitglieder einen Weidegeldzuſchuß in Höhe
von 20 RM. erhalten, welche Fohlen im Laufe des Sommers auf den
Weiden der Landwirtſchaftskammer aufgetrieben haben. Es wurden
fo=
mit für dieſen Zweck 840 RM. aufgewendet. Der größte Teil der
aus=
geſchütteten Mittel ergibt ſich aus den Ergebniſſen der Darmſtädter
Pferdemarktlotterie.
Mit der Landwirtſchaftskammer und dem Landesverband der
heſſi=
ſchen Reit= und Fahrvereine ſtand der
Landespferdezucht=
verein wiederum in reger Fühlungnahme. Es wurde verſchiedentlich
verhandelt bei der Durchführung der verſchiedenen
Förderungsmaßnah=
men, insbeſondere bezüglich Leiſtungsprüfungen uſw.
Mögen Wirken und Schaffen des Landesbferdezuchtvereins weiter
dazu beitragen, die Beſtrebungen der Pferdezucht und Pferdehaltung in
Heſſen zu fördern und zu heben zum Wohle der Landwirtſchaft.
Ueber die Erfahrungen mit der Leihhengſt=
Ver=
gebung entſvinnt ſich eine lebhafte Diskuſſion. Dr. Denker teilt
mit, daß der Staat Beſitzer der Hengſte bleiben wolle.
Jeden Deckhengſtverſchleuß wolle man verhindern. Das
vorläu=
fige Ergebnis könne als gut bezeichnet werden.
Land=
ſtallmeiſter Hertel bezeichnet die Hengſthaltung als gut; die
Ver=
erbungs= und Befruchtungserfahrungen müſſen
abgewartet werden. Einige Halter von Leibhengſten ſind mit
ihren Erfolgen durchweg zufrieden. Für 12 weiter hinausgehende Hengſte
liegen jetzt 96 Meldungen von Pferdezüchtern vor. (1)
Pferdezuchtinſpektor Dr. Hetzel=Würzburg referierte dann über
die Stellung des Pferdes im heutigen Wirtſchaftsleben und ſeine
un=
verminderte Bedeutung in der Ertragſteigerung der Landwirtſchaft.
Der Redner kam zu dem Ergebnis, daß trotz der umfaſſenden
Pro=
paganda für die Motoriſierung im landwirtſchaftlichen Betrieb das
Pferd ſeine alte Stellung im landwirtſchaftlichen Leben beibehalten habe,
denn die Landwirtſchaft bediene ſich zu 85 Prozent des geſamten
Pferde=
beſtandes. — Den Abſchluß der Tagung bildete ein inſtruktiver Film
über Viel=Anſpannung des Pferdes.
Erneute Störung des Deutſchlandſenders durch einen
ruſſiſchen Telegraphieſender. Nachdem durch die Verhandlungen
mit der Telegraphenverwaltung der Sowjetunion die Störungen
des Deutſchlandſenders Königswuſterhauſen auf Welle 183,5 k II=
(1635 Meter), durch den ruſſiſchen Telegraphieſender R4X Anfang
Dezember vorübergehend verſchwunden waren, ſind ſie ſeit einiger
Zeit durch die Ueberwachungsſtelle des Reichspoſtzentralamts
(Telegraphentechniſches Reichsamt) erneut feſtgeſtellt worden.
Daß dieſe Störungen tatſächlich beſtehen, beweiſen auch zahlreiche
Klagen von Rundfunkteilnehmern aus allen Teilen Deutſchlands.
Das Reichspoſtminiſterium iſt daher erneut bei der
Telegraphen=
verwaltung der Sowjetunion wegen dringender Abſtellung der
Störungen vorſtellig geworden.
— Der Gabelsberger Stenographenverein von 1861 erteilt
ſeinen Unterricht in der Ballonſchule und in der Beſſunger
Kna=
benſchule. Heute beginnen nun wieder neue Kurſe für Anfänger
in beiden Unterrichtshäuſern. Die Leitung liegt in den Händen
geprüfter Lehrkräfte. (Wir verweiſen nochmals auf die letzten
Anzeigen.)
Vermißt wird ſeit dem 1. Januar 1931: Cruſius,
Her=
mann, geboren am 23. Dezember 1884 in Pirna, zuletzt wohnhaft
in Darmſtadt, Nieder=Ramſtädter Straße 13. Beſchreibung: 1,65
Meter groß, unterſetzt, Haare dunkelblond, Augen braun, bartlos.
Trägt Ehering 9. II. 19 III.—7. IV.: 24. und einen kleinen
Ring mit blauem Stein. Bekleidung; blaugrauen Anzug, ſchwarz
und weiß=kariertes Hemd mit gleichem Kragen. Wäſchezeichen
vermutlich P C. braune Schnürſchuhe, hat goldene Uhr und
150 — Mk. Bargeld bei ſich. Es wird vermutet, daß er ſich ein
Leid angetan hat.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinwelſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwſe als Beſprechung oder Krſilk.
— Männergeſangverein „Concordia‟
Darm=
ſtadt gegr. 1883. Wir möchten nochmals darauf hinweiſen, daß
unſer Winterfeſt am kommenden Sonntag. den 11. Januar,
nach=
mittags, im Concordiaſaale, Waldſtraße, ſtattfindet. Der Leiter,
Ehrenmitglied Emil Thomas, hat ein auserleſenes Programm
zuſammengeſtellt, das neben Geſang, Rezitationen, Duetten uſw.
auch einen von ihm verfaßten Zweickkter, betitelt: Sehr peinlich”
(Uraufführung) bringt. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.)
Tageskalender für Freitag, den 9. Januar 1931.
Heſſ. Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung.
— Kleines Haus, 20 Uhr, IV 7: „Der Mann, den ſein Gewiſſen
trieb‟.
Orpheum: „Die Frau im Hermelin”,
Konzerte: Schloßkeller, Café Oper, Café Ernſt=Ludwig,
Alte Poſt, Spaniſche Bodega, Reſt. Bender. —
Kinovor=
ſtellungen: Union= Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
Luiſenſtr. 12. 20 Uhr: Vortrag von Frl. Hellwig.
Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 9. Jan.: Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 45 Min.
Samstag, den 10. Jan.: Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min:
Predigt. — Sabbatausgang 5 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen.
Morgens 7 Uhr 30 Min. — Abends 6 Uhr 00 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der Fſraelitiſchen Neligionsgeſellſchaft.
Samstag, den 10. Jan.: Vorabend 4 Uhr 25 Min — Morgens
8 Uhr. — Nachm. 4 Uhr. — Sabbatausgang 5 Uhr 40 Min.
Bochentags: Morgens 7 Uhr 65 Min, — Abends 4 Uhr 15 Min
Nummer 9
Seite 7
Aus Heſſen.
Dd. Arheilgen, 8. Jan. Ausder evangel. Gemeinde. Im
verfloſſenen Jahre wurden von dem hieſigen Pfarrer 100 Taufen, 62
Trauungen und 53 Einſegnungen vollzogen. Konfirmiert wurden an
Oſtern 1930 insgeſamt 102 Kinder. Die entſprechenden Zahlen aus dem
Jahre 1929 ſind 99 Taufen, 55 Trauungen, 54 Einſegnungen und 129
Konfirmanden. — Im Laufe dieſer Woche findet in unſerer Gemeinde
eine Hausſammlung für die evileptiſche Anſtalt in Ober=Ramſtadt ſtatt.
— Weiterhin iſt darauf hinzuweiſen, daß nächſten Sonntag aus Anlaß
des Landesmiſſionsfeſtes ein Feſtgottesdienſt abgehalten wird.
— Büttelborn, 8. Jan. Heute eröffnete das Unternehmen W. Münch=
Darmſtadt im Gaſthaus zum Schwanen einen von der techn. Lehrerin
Frl. Gertr. Schmidt geleiteten Haushaltungskurſus, an welchem ſich
26 Damen beteiligen.
4a. Eberſtadt, 8. Jan. Rückgang der Geburten. Die Zahl
der Geburten iſt hier im vergangenen. Jahre gegen 143 im Jahre 1929
auf 128 zurückgegangen. Die Zahl der Todesfälle ging von 127 auf 103
zurück. Eheſchließungen wurden im abgelaufenen Jahre 88
vorgenom=
men. Im Jahre 1929 waren es gerade zehn mehr. In der Provinzial=
Pflegeanſtalt ſtarben im vergangenen Jahre insgeſamt 35 Perſonen. —
Holzmachen im Gemeindewald. Die zweite Abteilung der
Holzmacher hat die Arbeiten im Gemeindewald am Donnerstag
aufge=
nommen. Es ſind annähernd 50 Mann. Es wird ſowohl in den
Diſtrik=
ten des Griesheimer Waldes (Klingsackertanne) als des
Frankenſteiner=
waldes gearbeitet. Die erſte Partie Holzmacher, 62 an der Zahl, hat
ihre Arbeiten kürzlich beenden können.
4a. Eberſtadt, 8. Jan. Nächtlicher Unfugund Diebſtabl.
In einem Photogeſchäft in der Heidelberger Straße wurde in der
ver=
gangenen Nacht von unbekannter Seite eine große Erkerſcheibe
einge=
ſchlagen. Dabei wurden einige photographiſche Apparate entwendet.
Unterſuchung iſt eingeleitet. — Im Dezember 1930 waren hier nach den
Eintragungen des Standesamts 6 Geburten (drei Knaben und drei
Mäd=
chen), fünf Sterbefälle und elf Eheſchließungen zu verzeichnen. — Der
Turnverein 1876 unternimmt am kommenden Sonntag ſeine zweite
Wanderung. Es iſt eine Nachmittagswanderung, die nur ins Mühltal
führt.
Cp. Pfungſtadt, 7. Jan. Vom Standesamt. Nach den
Ein=
tragungen in das hieſige Standesamtsregiſter kamen hier im Monat
Dezember acht Kinder, und zwar drei Mädchen und fünf Knaben, zur
Welt. Die Zahl der Sterbefälle betrug ſieben. Eheſchließungen fanden
14 ſtatt. — Im Nachbarort Eſchollbrücken waren im Jahre 1930
genau ſoviel Geburten wie im Jahre 1929, nämlich zwölf, zu
verzeich=
nen. Eheſchließungen wurden im Jahre 1930 zehn vorgenommen. Die
Zahl der Todesfälle betrug ſieben. — Die Hundehaltung iſt in
Eſcholl=
brücken gegen 1929 etwas zurückgegangen.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 8. Jan. Bürgermeiſterwechſel.
Der neugewählte Bürgermeiſter von Hahn, Adam Weicker, wurde im
Beiſein der Gemeinderäte durch Oberregierungsrat Haberkorn vom
Kreisamt Darmſtadt in ſein Amt eingeführt und eidlich verpflichtet. Bei
dieſer Gelegenheit richtete der Kreisamtsvertreter an den Bürgermeiſter
und die Mitglieder des Gemeinderates mahnende Worte zu einem
er=
folgreichen Zuſammenarbeiten zum Wohle der Gemeinde. Insbeſondere
dankte er dem ſeitherigen Bürgermeiſter Geibel für ſeine pflichteifrige
Dienſtführung. Bürgermeiſter Weicker verſprach, ſtets die Intereſſen der
Geſamtgemeinde und ihrer Einwohnerſchaft zu vertreten.
Freitag, den 9. Januar 1931
Ak. Nieder=Ramſtadt, 7. Jan. Statiſtiſches. Im Kalenderjahr
1930 wurden in den hieſigen Standesamtsregiſtern regiſtriert (die in
Klammern angegebenen Zahlen bedeuten diefenigen des Vorjahres):
Geburten 35 (50), darunter Knaben 19 (22), Mädchen 16 (28),
Sterbe=
fälle 28 (30), darunter aus den hieſigen Anſtalten 12 (14),
Eheſchließun=
gen 26 (25). Die Zahl der am 1. Januar I. J. in hieſiger Gemeinde
angemeldeten Hunde beträgt 139. — Einbruchsdiebſtahl. In
der zur Gemeinde Nieder=Ramſtadt gehörenden Ziegelei „Mordach”
wurde in einer der letzten Nächte ein Einbruchsdiebſtahl verübt. Aus
einer verſchloſſenen Baracke wurden einem in der Ziegelei beſchäftigten
Arbeiter eine Steppdecke, ein gut erhaltener Sonntagsanzug, eine
Taſchenuhr und verſchiedenes andere geſtohlen. Die polizeiliche
Unter=
ſuchung iſt im Gange. Gewiſſe Verdachtsmomente liegen vor. —
Ge=
ſangverein „Eintracht=Freundſchaft‟ Die ordentliche
Jahresver=
ſammlung findet am Samstag, den 10. d. M., ſtatt. Die
Tages=
ordnung umfaßt außer den üblichen Punkten noch einen über
Satzungs=
änderung, bedingt durch den Zuſammenſchluß mit dem ehemaligen
Ge=
ſangverein „Freundſchaft” — Krieger= und Veteranenverein.
Am Sonntag, den 11. d. M., findet die Jahresverſammlung ſtatt.
Sterbefälle. Auffallend groß iſt die Zahl der Sterbefälle zu
Be=
ginn des neuen Jahres. Nicht weniger als drei Opfer hat der Schnitter
Tod im neuen Jahre aus hieſiger Gemeinde gefordert, darunter zwei
durch Schlaganfälle, die dem Leben der Betroffenen ein raſches,
uner=
wartetes Ende bereiteten.
— Ober=Ramſtadt b. Darmſtadt, 7. Jan. Geſangswettſtreit.
Der hieſige Männergeſangverein „Sängerluſt” feiert in den Tagen vom
4. bis 6. Juli 1931 ſein 60jähriges Beſtehen, verbunden mit einem
gro=
ßen Geſangswettztreit. Zu demſelben ſind bedeutende Geldpreiſe,
wert=
volle Ehrenpreiſe, ſowie Dirigentenpreiſe vorgeſehen. Seit Jahren
nimmt vorgenannter Verein an nur großen Wettſtreiten teil und kann
auf Grund der geſammelten Erfahrungen die volle Gewähr bieten, den
angeſagten Wettſtreit ſtreng reell und unparteiiſch durchzuführen. Es
ſind drei Stadt=, drei Land=, eine Quartett= ſowie eine
Nichtpreisge=
krönten=Klaſſe vorgeſehen. Durch dieſe Klaſſeneinteilung braucht kein
Verein gegen eine weit höhere Sängerzahl zu ſingen. 1. Stadtklaſſe 80
und mehr Sänger, 1. Preis 1000 RM., 2. Preis 600 RM., 3. Preis 300
RM.; 2. Stadtklaſſe 50—79 Sänger, 1. Preis 500 RM., 2. Preis 300
RM., 3. Preis 150 RM.; 3. Stadtklaſſe, 25—49 Sänger, 1. Preis 300
RM., 2. Preis 150 RM., 3. Preis 75 RM.; 1. Landklaſſe, 70 und mehr
Sänger, 1. Preis 600 RM., 2. Preis 350 RM., 3. Preis 150 RM.;
2. Landklaſſe, 45—69 Sänger, 1. Preis 400 RM., 2. Preis 200 RM.,
3. Preis 100 RM.; 3. Landklaſſe, 21—44 Sänger, 1. Preis 200 RM.,
2. Preis 125 RM., 3. Preis 75 RM.; Quartettklaſſe, bis zu 20 Sängern,
1. Preis 100 RM., 2. Preis 75 RM., 3. Preis 40 RM.:
Nichtpreisge=
krönten=Klaſſe, 1. Preis 75 RM. Die weiteren Preiſe ſind wertvolle
Kunſtgegenſtände. In jede Klaſſe fällt ein Ehrenpreis (bei mehr als
6 Vereinen 2 Ehrenpreiſe), ein höchſter Ehrenpreis ſowie ein
Dirigen=
tenpreis. Hierdurch iſt den Vereinen Gelegenheit geboten, 4 Preiſe zu
erringen. Der Delegiertentag findet Sonntag, den 18. Januar 1931,
nachmittags 2 Uhr, im Saalbau „Schützenhof” ſtatt.
b. Erbach, 8. Jan. Geflügelausſtellung. Dem
Geflügel=
zuchtverein iſt die Geflügelausſtellung des Bezirks 7 des Starkenburger
Geflügelzuchtverbandes übertragen, die mit einer allgemeinen Schau
verbunden iſt und am Sonntag, den 11. d. M., in der Städtiſchen
Feſt=
halle unter den Linden ſtattfindet. Die Ausſtellung wird aus dem
ge=
ſamten Odenwald und dem Rodgau äußerſt zahlreich beſchickt. Zumal
in ihrer Vielſeitigkeit wird ſie einen klaren Ueberblick über den
gegen=
wärtigen Stand der deutſchen Raſſe=Geflügelzucht geben. Der Beſuch
iſt beſonders unſerer Landwirtſchaft dringend zu empfehlen.
er. Brensbach, 8. Jan. Von einem ſchnellen Tode ereilt wurde
geſtern der hieſige Ortsbürger Adam Eidenmüller. Er war trotz hohen
Alters noch mit ſeinem Sohne im Holzwalde, um Leſeholz zu holen.
Auf dem Heimweg klagte er plötzlich, er hätte Schwindel, fiel um und
war ſofort tot.
Bd. Alsbach a. d. B., 7. Jan. Holzverſteigerung. Geſtern
nachmittag fand an Ort und Stelle im hieſigen Gemeinde vald eine
Holz=
verſteigerung, zu der ſich die Steigliebhaber ſehr zahlreich eingefunden
hatten, ſtatt. Nachdem in den umliegenen Ortſchaften die Holzpreiſe
gegen das Vorjahr ganz bedeutend geſunken ſind, wurde auch hier mit
niederen Holzpreiſen gerechnet. Aber gerade hier wurden
außergewöhn=
lich hohe Preiſe erzielt. Es wurden für die einzelnen Sorten folgende
Preiſe geboten: Kiefernknüppel 3,50—5,00 Mark, Lärche und
Fichten=
ſtangen pro Stück 1—2,50 Mark, Kiefern=Wellen, teilweiſe gemiſcht mit
Buche 4—6 Mark pro 50 Stück; Buchenſcheitholz pro Meter 10—13 Mk.,
Buchenſtockholz pro Meter 6—8 Mk. Das Buchen=Knüppelholz kam
nicht zum Ausgebot und auch die buchenen Wellen wurden nicht
ver=
ſteigert, weil dieſes Holz unter die Ortsbürger verloſt wird. Die
Bür=
ger zahlen für dieſes Holz nur den Macherlohn. Ueber die
Verſteige=
rungsbedingungen iſt bemerkenswert, daß ſolche Liebhaber, welche länger
als ein Jahr mit einer Holzgeldzahlung im Rückſtand ſind, vom Bieten
ausgeſchloſſen waren. Die Abfuhrſcheine können ab kommenden
Mon=
tag, nachdem entweder Bürgen geſtellt wurden, oder gegen bar in
Emp=
fang genommen und das Holz abgefahren werden. Hähnleiner
Einwoh=
ner boten nur ſehr wenig mit.
e. Aus dem Neckartal, 7. Jan. Wieder hoher
Waſſer=
ſtand am Neckar. Nachdem wir ſchon in den letzten Monaten öfters
als ſonſt hohen Waſſerſtand hatten, iſt der Neckau ſeit Samstag infolge
ſtarken Regens bedeutend geſtiegen. Er hat in der Nacht zum Dienstag
zum größten Teil das Vorgelände leicht überſchwemmt. Es iſt aber
nicht mit Hochwaſſer zu rechnen, zumal von Heilbronn kein Anwachſen
des Waſſers mehr gemeldet wurde.
Aus Mainz.
Mainzer Polizeibericht. Nachts iſt das Schaufenſter eines
Geſchäftes am Schillerplatz mit einem Stein eingeworfen worden.
Der Stein war in Zeitungspapier und Verbandsſtoff eingewickelt. Dem
Täter gelang es, aus dem Schaufenſter unbemerkt 3 Coupons Stoff in
Werte von ungefähr 200.— RM. zu ſtehlen — Im Nachgang zu der
vor kurzem in der Preſſe veröffentlichten Mitteilung über die
Feſt=
ſahme des Taſchendiebes wird noch zur Kenntnis gebracht, daß,
dieſer am Kupfernen Sonntag in einem hieſigen Warenhaus eine
Geld=
börſe geſtohlen hat, in der ſich ein Trauring mit der Gravierung „A. T.,
Weihn. 1928” befand. Ferner gab er zu, im Auguſt einem Manne vor
der Stadthalle einen Ring aus der Taſche geſtohlen zu haben. Der
Ring beſteht aus einem flachen Goldreif, auf dem ein hellilafarbiger,
rechteckiger Stein ſitzt, der in Gold gefaßt iſt und der an beiden Seiten
durch Verdoppelung des Reifes geſtützt wird.
Wafferſtands=Nachrichten vom 8. Januar Rhein: Hüniugen
1.29, Kehl 2,95, Maxau 5 06, Mannheim 4,66, Mainz 2,48, Bingen 3,45,
Caub 4,19, Köln 5,62 Meter. Main: Schweinfurt 2,50, Würzburg
2.95, Lohr 3,37, Steinheim 3,24. Hanau 3,31, Koſtheim 2,25, dito
Waſſer=
tiefe 4,32, dito Fahrtiefe 2,30 Meter.
— Gernsheim, 8. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
7. Januar 2,21 Meter, am 8. Januar 1.99 Meter.
Statt Kerten.
Für die uns aus Anlaß unserer Ver-
Jobung erwiesenen Aufmerksamkeilen
danken herzlichst
Karl J. Kumpf und Braut.
Todes=Anzeige.
Am Mittwoch, den 7. Januar ſtarb nach langem,
ſchwerem, mit großer Geduld ertrajenem Leiden
unſere liebe Mutter, Großmutter, Schwiegermutter
und Tante
Hrau Margaleie Keil
vorverehelichte Niebel, geb. Hartmann
im 76. Lebensjahre,
Im Namen der Hinterbliebenen:
Georg Niebel und Familie, Mörfelden
Frau Kath. Eckſtein, geb. Keil u. Familie,
Herchenrode
Phinpp Keil u. Familie, Klein=Bieberau.
Klein=Bieberan, den 8. Januar 1931.
(784
Die Beerdigung findet Samstag, den 10 Januar 1931
um 1.30 Uhr nachmittags ſtatt.
Todes=Anzeige.
Heute morgen entſchlief ſonft nach kurzem Leiden
unſere liebe, gute, treuſorgende Mutter,
Schwieger=
m.tter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwägerin und
Tante
Frau Jakob Schwebel Wwe.
geb. Vogel
im 71. Lebensjahr.
Die tranernden Hinterbliebenen:
Famitie Leonhard Hechler
Familie Otto Wundenberg
Lteſel Schwebel.
Obernhauſen i. ddw., darmſtadt, den 8. Januar 1931.
Die Beerdigung findet Samstag, den 10. Januar,
nachmittags 2 Uhr ſtatt
13
Nach Gottes Ratſchluß entſchlief heute morgen 3 Uhr
nachlangem ſchwerem Leiden unſereliebe, treuſorgende
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter,
Schwigerin und Tante
Geau enfadelye Anfd Dier.
geb. Mager.
In tiefer Trauer:
Philipp Quick
Wilhelm Quick
Eva Quick.
Darmſtadt. Kiesſtr. 24, Traiſa b. D.
Die Beerdigung findet Samstag, den 10. Januar 1931,
nachmittags 3 Uhr, auf dem aten Friedhof an der
Nieder=Ramſädterſtraße ſtatt.
Statt Karien.
Geſtern Vormittag entſchlief ſanft unſere gute
Mutter, Schweſtier, Schwägerin und Tante
geb. Weiſſenbruch.
Witwe des Direktors der Realſchule zu
Alzeh, Dr. Karl Germann
im 71. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Adolf Germann, Darmſtadt.
Darmſiadt, den 7. Januar 1931.
Die Einſeznung findet Freitag, den 9. Januar um
16.30 Uhr in der Kapelle des Städtiſchen Krankenhauſes
Darmſtadt die Beerdigung auf Wunſch der Entſchlafenen
auf dem Friedhof in Alzey in aller Stlle ſtatt.
Todes=Anzeige.
Nach langem, ſchwerem mit großer Geduld
ertra=
genem Leiden verſchied Donnerstag mittag 1½ Uhr
un=
jere gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
drau Margärere Dalmann
im 67. Lebensjahr.
geb. Stofft
Darmſtadt, den 8. Januar 1931.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Heinrich Zalmann
Familie Fritz Nahrgang.
Dſe Beerdſgung ſindet Samstag, den 10. Januar, 2 Uhr
nachmittags, auf dem Waldfriedhof, ſtatt.
Allen, die uns beim Heimgange unſeret
lieben
ihre
verzliche
Teilnahme
ſo
reichlich
F
vieſen
danken
jaben
Herzen
von
wit
A
Keſſel
Familie
und
Lehrer
R
Januar
Darmſtadt
den
1931
Todes-Anzeige
Nach ſchwerem, mit großer
Ge=
duld getragenem Leiden ver
ſchied heute meine liebe Gattin
meine liebe Mutter, Tochter
Schwiegertochter. Schweſter,
Schwägerin und Tante
Mind keuer
geb. Hahn
im Alter von 32 Jahren.
Familie Chriſtoph. Neber
Georg Schmidt I.
Karl Neber.
Pfungſtadt, Ober=Modar
8. Januar 1931.
Die Beerdigung findet am
Samstag, den 10. Januar 1931,
nachmittags 3 Uhr. in Ober=
(84(
Modau ſtatt.
(Statt Karten.)
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme
an dem ſchweren Verluſi, den wir duich den
Heimgang unſeres teuren Entſchlafenen, erlitten
haben, ſagen wir allen unſeren herzlichſi. Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Minna Ober, geb. Birzx.
Darmſiadt, den T. Januar 1931.
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Reform=Reſtaurant
Alexanderſtr 4 I.
Dankſagung.
Allen denen, die uns in unſerem
großen Leid durch den Heimgang
un=
ſeres lieben
Hugo
welcher am Sonntag, den 4. d8. Mts.
im ſtädtiſchen Krankenhaus an
Lungen=
entzündung und Ophiherie verſchied.
ihre Teilnahme ſchenlten und dem
lieben Entſchlarenen durch Blumen und
Kranzipenden Liebe und Ehre
erwie=
en, danken von ganzem Herzen
Frau Pollet, Poſlaſſ. Wwe.
Heinr. Pollet (Bruder).
Adeie Hambach Tante).
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[ ← ][ ][ → ]Seite 8
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Nummer 9
Freitag, den 9. Januar 1931
Amerikaniſche Box=Mixed=Pickles.
Wie einem Borer der Welkmeiſter Tikel
aberkannk wird.
Von Charles B. Miller.
Der Wirrwarr der amerikaniſchen Box=Kommiſſionen. — Jutrigen
und Geſchäft.
Frenndſchaft und Schiebung. — Buſines is
Buſines.
Die New Yorker Box=Kommiſfion hat dem deutſchen
Welt=
meiſter Max Schmeling den Titel aberkannt, da Joe Jacobs,
der Vertreter von Schmeling ſich weigerte, Sharkey als Gegner
Dieſer erſte Auftakt des zukünftigen Weltmeiſterkampfes hat
gezeigt, daß hier allerlei Intrigen geſpielt werden. Alle
unter=
richteten Kreiſe wußten bereits Wochen vorher, daß es ſo
kom=
men wird, denn die Freunde des amerikaniſchen Boxers
Shar=
key, insbeſondere ſein Manager Buckley und ſein ſehr
einfluß=
reicher Freund Jimmy Johnſon haben ſchon ſeit langer Zeit
daran gearbeitet, dieſen Spruch der Boxkommiſſion zuſtande zu
bringen. Das ſind private Angelegenheiten eines großen
Freun=
deskreiſes, und ſie werden zuerſt durch freundliche
Unterredun=
gen erledigt, bevor ſie das höchſt offizielle Geſicht einer amtlichen
Handlung annehmen. Das Wichtigſte dabei iſt das Geſchäft.
Daneben aber auch die ſportliche Eitelkeit. Sharkey iſt
Ameri=
kaner und muß Weltmeiſter werden. Der Boxkampf bringt viel
Geld und muß darum in New York abgehalten werden. Aus
Max Schmeling (Mitte) mit Farley (links), dem Präſidenten der New Yorker Boxkommiſſion,
beim Abſchluß des Weltmeiſterſchaftskampfes.
für den kommenden Weltmeiſterſchaftskampf anzunehmen. Dieſer
Beſchluß der New Yorker Kommiſſion bedeutet eine kleine
natio=
nale Gehäſſigkeit, die man nicht allzu ernſt nehmen darf. In
Wirklichkeit beſagt ſie nicht viel, nämlich nur das, daß ihr
Prä=
ſident Farley unter allen Umſtänden für ſeinen Freund
Shar=
key eine Chance retten will. Sharkey iſt ein bekannter
Tief=
ſchlager, und Farley, der einflußreichſte New Yorker Bosmann,
hat aus dieſem Grunde ſich ſogar dazu verſtanden, den
Tief=
ſchlag als ein geſetzliches Kampfmittel anzuerkennen.
Dis=
qualifikationen wegen Fouls gibts nicht mehr, wenn der
Tief=
ſchlag nicht beabſichtigt war. Da die Schiedsrichter aber von
Farley abhängig ſind, ſo wird die Abſicht wohl niemals
feſtzu=
ſtellen ſein, falls Sharkey ſich eines derartigen Vergehens
ſchul=
dig machen ſollte. In Amerika wäſcht eine Hand die andere,
und zwar in ganz umfangreichem Maße, wie aus den jüngſten
Skandalgeſchichten auf dem Gebiete des Polizeiweſens und des
Gerichts hervorgeht. Aeußerlich muß nur die Form gewahrt
werden. Dann iſt alles in Ordnung. Zuerſt wird alſo der
Tiefſchlag für Recht erklärt, dann erfolgt er beim Boxkampf, und
derjenige Mann ſiegt, der nach Wunſch Farleys ſiegen ſoll. New
York iſt aber nicht Amerika. Die wirkliche Boxkommiſſion, die
für ganz Amerika ausſchlaggebend iſt, iſt die ſogenannte „
Natio=
nale Box=Kommiſſion” die 33 Staaten umfaßt und die ſich um
das Urteil von New York überhaupt nicht kümmert. In
Zu=
kunft wird ſich New York ſeine eigenen Weltmeiſter ſchaffen
müſſen. Es wird alſo Weltmeiſter von New York geben und
Weltmeiſter von der übrigen Welt.
dieſen 3 Faktoren, der Freundſchaft, der ſportlichen Eitelkeit und
dem Geſchäftsſinn entſtehen dann Entſcheidungen, die hin und
wieder ſogar außerhalb New Yorks ernſt genommen werden,
und zwar von Leuten, die die amerikaniſchen Verhältniſſe nicht
genau kennen. Auch die Politik ſpielt noch ein wenig hinein.
Die Frage, ob man Demokrat oder Republikaner iſt, iſt nicht
nur bei den Wahlen wichtig, unter Umſtänden auch beim Boxen.
Alle einflußreichen Männer der Boxſportbehörde New Yorks
ſind Demokraten, d. h. ſie haben die große Parteimaſchine zur
Verfügung, die über viel Geld und ſehr einflußreiche
Verbin=
dungen zu Geſchäfts= und Regierungsleuten verfügt. So eine
Par=
teimaſchine iſt in Amerika etwas ganz anderes wie in Europa.
Sie iſt in allen öffentlichen Angelegenheiten ein Machtfaktor
erſten Ranges, auch wenn ſie nicht in ihrer Wirkſamkeit an die
Oeffentlichkeit dringt. Es genügt, daß ſie ſich im Geheimen
betätigt. Man wird dann ſchwer feſtſtellen können, wieviel für
manche Entſheidung bezahlt wird und wer an großen
Ein=
künften, wie ſie z. B. die Boxweltmeiſteraſpiranten beziehen,
be=
teiligt iſt. Alles iſt „geſetzlich” und mit Aufklärungsmaßnahmen
macht man ſich lächerlich. Gegen Freundſchaft iſt nichts zu
machen. Schiebungen werden nicht öffentlich durchgeführt. Nur
diejenigen, die fern vom Schuß ſind, und gewiſſermaßen als
Objekt der Behörden dienen, ſind die Leidtragenden. Sie haben
keine Freundſchaften, keine Beziehungen und werden ihres
Welt=
meiſtertitels für verluſtig erklärt, ohne daß ſie das geringſte
machen können. Die Hauptſache iſt das Geſchäft. An ſo einem
Seite
hartnäckigen deltſchen Weltmeiſter, der das Geſchäft ſtört, iſt
nicht viel zu verdienen. Da muß man alſo Geſetze machen, durch
die er am Kampf behindert wird, wenn er ſich nicht durch
Tief=
ſchlag lebensgefährlich verletzen laſſen will. Und wenn er ſich
dann weigert zu kämpfen, dann verliert er ſeinen
Weltmeiſter=
titel und zwar durch Geſetz.
Der Kopf des Zeuerwehrmannes.
— Paris. Ja, es geht um einen Kopf, um den Kopf eines
Feuerwehrmannes. Georges Gombaud heißt er, hat bisher fleißig
und pflichttreu ſeinen. Dienſt bei der Pariſer Feuerwehr verſehen,
iſt beliebt bei ſeinen Vorgeſetzten und Kollegen — aber trotzdem
geht es jetzt um ſeinen Kopf. Allerdings wird ſich nicht der
fin=
ſtere Herr Deibler, der Pariſer Scharfrichter, auf ſeine radikale
Art mit dieſem Kopfe zu beſchäftigen haben, ſondern nur ein
Pariſer Zivikgericht in einem Prozeſſe, in deſſen Mittelpunkt der
beſagte Kopf Georges Gombauds im Mittelpunkt der gegneriſchen
Auslaſſungen ſtehen wird.
Georges Gombaud iſt nämlich nicht nur ein
braver Feuerwehrmann, ſondern auch ein hübſcher
Kerl. Vor drei Jahren wurde durch Zufall der
Direktor einer Militäreffekten= und Uniformfabrik.
die auch Feuerwehrſachen herſtellt, auf ihn
auf=
merkſam und überredete Georges Gombaud ſich für
Propagandazwecke im Feuerwehrhelm für ihn
photographieren zu laſſen. Da dieſe Bitte durch ein
anſtändiges Honorar unterſtützt wurde und ein
Feuerwehrmann, auch in Paris nicht gerade ein
Rieſengehalt bezieht, ging Georges Gombaud ohne
Zaudern auf den Vorſchlag ein, und ſeit damals
ziert ſein gelungenes Bildnis jedes Zeitungs= und
Zeitſchriften=Inſerat jener Firma. Ja, man kann
ruhig behaupten, daß es ebenſo volkstümlich
gewor=
den iſt wie ſeinerzeit jene bekannte langhaarige
Anna Czillag, die vor der geſchichtlichen Epoche des
Bubikopfes Bombengeſchäfte mit ihrem
Haarwuchs=
mittel gemacht hat.
Dieſe bequeme und außerdem noch mit der
Mög=
lichkeit des Berühmtwerdens verbundene Methode,
ſich einige hundert Franken nebenbei zu erwerben,
hat durchaus den Beifall Georges Gombauds
er=
worben, und er ſtand daher nicht an, ſich im Herbſt
des ſoeben verfloſſenen Jahres einer anderen Firma
zu denſelben propagandiſtiſchen Zwecken zur
Ver=
fügung zu ſtellen. Diesmal handelte es ſich um die
Herſtellerin eines Metallputzmittels, für die er ſich
wieder ein Kopfbild im Feuerwehrhelm anfertigen
ließ, das gleich darauf das Licht der Oeffentlichkeit
erblickte mit der fettgedruckten Unterſchrift:
„Wer hat den blankeſten Helm der Pariſer
Feuerwehr? Georges Gombaud. Denn er putzt ihn
regelmäßig mit Pur=Pur!”
Wenn es auch eine ganz andere Photographie
als die erſte war, ſo fühlte ſich die Effektenfabrik
dadurch doch benachteiligt und hat jetzt die Metall=
Reklame mit dem eindrucksvollen Kopfe Georges
putzfabrik vor dem Zivilgericht auf Unterlaſſung der
Gombauds verklagt. Und gleichzeitig iſt bei dem
Wenn nicht New York, dann eben Chicago. Chef der Pariſer Feuerwehr eine andere Klage
ein=
gelaufen, unterzeichnet von einem Dutzend Pariſer
Feuerwehrleuten, alſo Kollegen Gombauds, die ſich
durch die Unterſchrift des Metallputz=Inſerats in
ihrer Würde gekränkt und in ihrem Rufe geſchädigt, fühlen
denn ſie wollen unter Beweis ſtellen, daß ihr Helm mindeſtens
ebenſo blank iſt wie der des ſonſt durchaus beliebten Kollegen
Gombaud —
Die zähen Joffres.
Paris. Marſchall Joffre iſt nun inzwiſchen nach einem. man
darf ſchon ruhig ſagen: heroiſchen Todeskampf, geſtorben. Mit zähem
Lebenswillen hat er ſich bis zuletzt gegen den Allſieger Tod gewehrt.
Dieſe Bärennatur iſt, wie ein Pariſer Blatt erzählte, ein altes Erbſtück
in der Familie Joffre. Zum Beweis dafür berichtet es aus der Feder
eines Augenzeugen die Geſchichte, wie ein Onkel Joffres vor etwa
zwan=
zig Jahren gegen den Tod gerungen hat.
Der alte Herr lag, vierundſiebenzigjährig, auf dem Sterbelager, die
beiden Aerzte des Städtchens hatten ihn aufgegeben, und die Familie
berief telegraphiſch alle auswärts wohnenden Mitglieder nach Hauſe.
Und ſie trafen auch ohne Ausnahme ein, aus Rennes, aus Paris, aus
Caen. Der Sterbende hatte ſchon das Bewußtſein verloren, aber immer
noch, tagelang, bei künſtliſcher Ernährung, atmete er, und am vierten
Tage nach der Ankunft ſeiner auswärtigen Familienmitglieder kam er
wieder zu ſich, wunderte ſich über die Anſammlung an ſeinem Bette.
ſchimpfte und — — ſtand am übernächſten Tage ſogar auf, um ſeine
Hühner eigenhändig zu füttern (!). Und blieb auch auf, bis ſeine Lieben
wieder nach Rennes, nach Paris und Caen abgefahren waren, verblüfft
über dieſe unglaubliche Lebenszähigkeit des alten Mannes, der in ihrem
Beiſein einfach nicht ſterben wollte. Kaum zu Hauſe angekommen,
er=
hielten ſie dann ein Telegramm, daß der Greis ſich gleich nach ihrem
Fortgang wieder habe hinlegen müſſen und in der darauffolgenden
Nacht ſat
Seite 10
Freitag, den 9. Januar 1931.
Nummer 9
Gedenkfeier zum 100. Geburkskag Heinrich von Skephans.
Mik Burd zum
Die Feier der Reichspoſt in der Berliner Singakademie. In der erſten Reihe: Reichspoſtminiſter
Dr. Schätzel (1), Handelsminiſter und Reichsſchatzſekretär a. D. von Sydow (2).
Die Vertreter der Reichs= und Staatsbehörden verſammelten ſich anläßlich des 100. Geburtstages
Heinrich von Stephans, des Schöpfers der deutſchen Poſtverwaltung, zu einer würdigen Gedenkfeier
in der Berliner Singakademie.
Ein Rieſen=Walfiſch taucht aus einer Eisſpalte empor.
Aus dem Tonfilm der Byrd=Südpolexpedition, der jetzt in Berlin ſeine deutſche Uraufführung erlebt,
Die Wiedergabe in Bild und Ton der von Admiral Byrd geleiteten Südpol=Forſchungsexpedition
mit ihrer Fülle von Abenteuern und Gefahren ſtellt eines der intereſſanteſten Kulturdokumente dar.
(Photo Paramount.)
Heiig antd Aubland.
Die Grubenſicherungs=Kommiſſion
über die Alsdorfer Kakaſtrophe.
Alsdorf. Der Unfallausſchuß der
Gruben=
ſicherheitskommiſſion Bonn hat geſtern die Grube
Anna II befahren. Die inzwiſchen freigelegte
Benzollokomotive in der öſtlichen Richtſtrecke der
360 Meterſohle iſt durch Sachverſtändige und
den Unfallausſchuß eingehend geprüft worden.
Auf Grund dieſer Ergebniſſe ſteht der Ausſchuß
auf dem Standpunkt, daß die Lokomotive nicht
die Exploſion verurſacht haben kann. Der
Aus=
ſchuß hat weiter den Unglücksſchacht (
Eduard=
ſchacht) ſelbſt befahren und dabei feſtgeſtellt, daß
dieſer grubenfeucht iſt und infolge ſeines
Auf=
baues größere Ablagerungen von Kohlenſtaub
in ihm nicht möglich ſind. Er hat weiter
feſt=
geſtellt, daß eine Exploſion durch Benzolgaſe im
Vorſchacht nicht ſtattgefunden haben kann. Die
Analyſen der Abwäſſer der Grube und ihrer
Nebenanlage, die dem Klärteich zugeführt
wer=
den, haben keinen Benzolgehalt ergeben. Die
Proben wurden durch die Bergbehörden unter
Hinzuziehung eines Mitgliedes der
Betriebs=
vertretung vorgenommen. Der Unfallausſchuß
ſteht in ſeiner Mehrheit auf dem Standpunkt,
daß unter Tage eine Schlagwetterexploſion
ſtatt=
gefunden hat, bei der Kohlenſtaub mitgewirkt
hat. Dieſe Exploſion hat dann über Tage im
Schachtgebäude eine ſtarke Kohlenſtaubexploſion
ausgelöſt. Nach dem Umfang der Zerſtörungen
zu urteilen, müſſen unter Tage große Mengen
Grubengaſe freigeworden ſein. Urſache und
Herd, der Exploſion konnten nicht” feſtgeſtellt
werden.
Rindvieh gegen Auto.
Fritzlar. Auf der Landſtraße Fritzlar—
Wabern führte ein Viehtreiber vier Stück
Rind=
vieh. Als den Tieren ein Perſonenwagen
ent=
gegenkam und hupte, wurden die Tiere aufgeregt
und rannten geradewegs in das Auto hinein.
Durch den Zuſammenprall wurde ein Rind
ſchwer verletzt, ſo daß es ſofort geſchlachtet
wer=
den mußte. Der Wagen wurde gegen einen Baum
gedrückt und ſchwer beſchädigt. Er mußte
abge=
ſchleppt werden. Dem Autofahrer ſelbſt paſſierte
außer einem kleinen Ohnmachtsanfall nichts.
Aus Fahrläſſigkeit erſchoſſen.
Winkel (Rheingau). Bei der Prüfung
mehrerer Waffen durch den Polizeibeamten
Eiſenbach von hier entlud ſich auf unerklärliche
Weiſe ein Revolver. Die Kugel drang der
da=
beiſtehenden Stieftochter des Beamten in den
Kopf. Die Schwerverletzte wurde ſofort ins
Eltviller Krankenhaus eingeliefert, wo ſie noch
in der Nacht verſtarb. Der Vater, der ſonſt als
ſehr zuverläſſig und vorſichtig bekannt iſt, erlitt
einen Nervenzuſammenbruch.
Selbſtmord eines bekannten Berliner Arztes.
Berlin. In ſeiner Wohnung brachte ſich
am Mittwoch abend der ſtellvertretende Direktor
der Univerſitäts=Frauen=Klinik Prof. Dr.
Hor=
nung einen Kopfſchuß bei, an deſſen Folgen er
im Verlaufe der Nacht geſtorben iſt. Die
Ur=
ſache der Tat iſt noch nicht geklärt.
Vereitelter Einbruch in eine Sparkaſſe.
Lauenburg. In den ſpäten
Abendſtun=
den konnte ein Raubüberfall auf eine
Spar=
kaſſe in Steinhorſt rechtzeitig verhindert werden.
Nach den vielen Raubüberfällen der letzten Zeit
haben die Sicherheitsbeamten auf dem Lande
Anweiſung, Geldinſtitute beſonders zu
über=
wachen. Nun traf vorgeſtern abend ein
Kraft=
wagen aus Hamburg mit ſechs Perſonen in
Steinhorſt ein. Einige Inſaſſen des Autos
waren bereits ausgeſtiegen, um in die Sparkaſſe
einzudringen, als ein Landjäger ſie bemerkte.
Die anderen ergriffen daraufhin die Flucht. Es
gelang den herbeigeeilten Beamten, zwei der
Kraftwageninſaſſen und noch eine weitere
Per=
ſon dingfeſt zu machen. Dabei entwickelte ſich
zwiſchen den Beamten und den Räubern ein
regelrechtes Feuergefecht. Verletzt wurde dabei
niemand.
Zwei ſchwere Unfälle des ikalieniſchen
Ueberſeeflug=Geſchwaders.
Fünf Tote.
Rom. Amtlich wird in der Nacht zum
Don=
nerstag mitgeteilt, daß ſich beim Start des itaz
lieniſchen Ueberſee=Fluggeſchwaders in
Bo=
lama zwei Unfälle ereignet haben, die fünf
Tote forderten. Das Flugzeug des Kapitäns
Recagno (Nr. 9 der roten Gruppe) mußte eine
Notwaſſerung vornehmen, nachdem es bereits
eine Höhe von 50 Metern erreicht hatte. Bei der
Notwaſſerung wurde das rechte Flugboot
be=
ſchädigt, in dem ſich zur Zeit des Niedergehens
ein Mechaniker befand, der dabei den Tod
er=
litt. Das Flugzeug des Kapitäns Boer (Nr.,5
der weißen Gruppe) mußte in voller
Geſchwin=
digkeit notwaſſern, nachdem es bereits zehn
Mi=
nuten geflogen war. Bei dem Aufprall entſtand
ein Brand. Die Beſatzung, beſtehend aus
Kapi=
tän Boer, Leutnant Barbicinti, dem Mechaniker=
Sergeant Nenſi und dem Funker=Sergeant
Im=
baſtari, fand hierbei den Tod. Beide Unfälle
ſind eine Folge zu großer Belaſtung der
Flug=
zeuge.
Von den beiden Flugzeugen, die unterwegs
gewaſſert ſind, wird das eine heute in San
Fer=
nando Noronha erwartet, während das zweite
am Freitag vor der Inſel eintreffen dürfte.
Aus der amtlichen Meldung geht hervor, daß
zu dem Ueberſeeflug nicht nur die urſprünglich
für den Flug vorgeſehenen zwölf Flugzeuge
ge=
ſtartet ſind, ſondern ebenfalls die beiden
Reſer=
veflugzeuge, die das Geſchwader eigentlich nur
bis Bolama begleiten ſollten. Der aus Neapel
gebürtige Hauptmann Boer gehörte zu den beſten
italieniſchen Fliegern und hatte bereits an dem
großen Geſchwaderflug nach dem öſtlichen
Mit=
telmeer teilgenommen.
Beide=Zwiſchenfälle werden in einer
amt=
lichen Erklärung als Folgen der Gefahren
be=
zeichnet, die mit einem Start von
Ozeanflug=
zeugen bei voller Ladung unvermeidlich verbuns
den ſeien. Wenn trotzdem zwölf Flugzeuge zum
Ozeanflug ſtarten konnten, ſo iſt dies dem
Um=
ſtand zu verdanken, daß die zwei ausgeſchiedenen
Flugboote ſofort durch die beiden als Reſerve
mitgeführten Werkſtättenapparate erſetzt werden
konnten.
Beryl Hart fliegt in Richtung Azoren weiter,
Hamilton (Bermudas). Die
amerika=
niſche Fliegerin Beryl Hart und ihr Begleiter,
Kapitän Mac Laren, werden ihren Flug in der
Richtung Azoren fortſetzen. Die Flieger
erklär=
ten, daß das Wetter auf ihrer erſten Etappe.
ziemlich ungünſtig geweſen ſei, und daß ſie
dau=
ernd in einer Höhe von etwa 1300 Meter fliegen
mußten.
Lieber Dorf als Stadk.
Berliner Tor und Johanniterburg in Lagow (Mark).
Lagow in der Mark, das kleinſte Städtchen Brandenburgs, will auf ſeine Stadtrechte verzichten
und Dorf werden, da es die hohen Verwaltungskoſten nicht mehr aufbringen kann.
Folgenſchwere Gasexploſion.
Hamburg. In der Erdgeſchoßwohnung
eines Neubaublocks der Buchdruckergenoſſenſchaft
ereignete ſich eine ſchwere Gasexploſion.
Wäh=
rend ſich im Küchenherd Feuer befand und der
Gashahn geöffnet war, entzündete ſich das
her=
ausſtrömende Gas mit einer ſolchen Wucht, daß
ein dreiteiliges Fenſter auf die Straße
ge=
ſchleudert wurde, eine Wand zwiſchen Wohnſtube
und Badezimmer einſtürzte und mehrere Türen
zerſplitterten. Bis zu dem dritten Obergeſchoß
wurden in ſämtlichen Zimmern die
Verklei=
dungen von den Türen losgeriſſen, zahlreiche
Türfüllungen eingedrückt und Schlöſſer und
Sperrhaken durch den gewaltigen Luftdruck
ge=
öffnet. In der Wohnung fand man den 55
jäh=
rigen Wohnungsinhaber tot auf. Ob es ſich um
einen Unglücksfall oder die Tat eines
Lebens=
müden handelt, ſteht noch nicht feſt.
Das todbringende Hochzeitsgeſchenk.
Die Opfer des Lawinenunglücks bei Briancon
geborgen.
Paris. Nach angeſtrengter Arbeit iſt es
einer Hilfskolonne von 100 Alpenjägern
ge=
lungen, die Leichen der ſechs verſchütteten
fran=
zöſiſchen Touriſten in den Alpen bei Briancon
aufzufinden. Unter ihnen befindet ſich ein Vater
mit zwei Kindern. Die ſechs Touriſten waren
bekanntlich am Samstag mörgen bei dem
Ver=
ſuch, einen Bergkamm von 2400 Meter Höhe zu
erſteigen, durch eine Lawine überraſcht und
ver=
ſchüttet worden. Die Nachforſchungen nach den
noch immer verſchollenen vier Touriſten und nach
dem Pariſer Studenten ſind bisher ergebnislos
verlaufen. Man wird vorausſichtlich die
Schnee=
ſchmelze abwarten müſſen, ehe man mit Ausſicht
auf Erfolg weiterſuchen kann.
Zwei vollbeſetzte Fiſcherboote im Finniſchen
Meerbuſen verſchollen.
Tilſit. Bei einer Hochzeit in
Gerhards=
felde brachte ein Poſtbote ein
Glückwunſchtele=
gramm. Die Braut reichte ihm ein gefülltes
Schnapsglas. Kaum hatte der Bote das Glas
an die Lippen geſetzt und geleert, als er
zuſam=
menbrach. Unter den Hochzeitsgäſten entſtand
eine große Aufregung. Man ſtellte feſt, daß der
Bote an Stelle von Likör Karbol getrunken
hatte. Das Unglück iſt darauf zurückzuführen.
daß eine Likörflaſche, die zur Aufbewahrung von
Karbolſäure diente, irrtümlich unter die
Hoch=
zeitsgetränke geraten war. Es gelang nicht, den
Mann am Leben zu erhalten. Die unglückliche
Braut verſuchte ſich aus dem Fenſter zu ſtürzen,
wurde jedoch daran gehindert.
Tragiſcher Unglücksfall in einem Wohnwagen.
Paris. Ein tragiſcher Unglücksfall
ereig=
nete ſich in einem Wohnwagen, der ſeit Monaten
in einem Pariſer Außenbezirk ſteht, und in dem
eine fünfköpfige Familie lebt. Als am
Mitt=
woch mittag man keines der
Familienmitglie=
der den Wagen hatte verlaſſen ſehen, öffneten
die Nachbarn die Tür gewaltſam und fanden die
ganze Familie bewußtlos auf ihren Ruhelagern.
In der einen Ecke des Wagens glimmte noch ein
Koksofen, der das Unglück herbeigeführt hat. Ein
ſofort benachrichtigter Arzt konnte bei der Frau
und einem Kinde nur noch den Tod feſtſtellen,
während der Mann und zwei andere Kinder iit
lebensgefährlichen Kohlenoxydgasvergiftungen
in das Krankenhaus übergeführt wurden.
Helſingfors. Durch einen ſtarken Sturm
im öſtlichen Teil der Finniſchen Bucht iſt das
Eis aufgebrochen und hat in der Nacht Sum
Mittwoch eine Menge Fiſchergeräte im
W=
von 150 000 Mark ins Meer hinausgetri
Zwei Fiſcherboote begaben ſich ſofort auſ
Suche nach ihren Geräten in die eisgefüll=
Bucht. In dem einen Boot ſaßen 16 Fiſcher, in
dem anderen 7 und 2 Frauen. Am Mittwoch,
gegen Mittag, bemerkte man von einem
Feuer=
turm aus das eine Boot. Das Fahrzeug
ver=
ſchwand aber ſchnell in dem Packeis. Kurze Zeit
darauf ſah man, wie der ruſſiſche Eisbrecher
„Kraſſin” mit Kurs auf Leningrad an der
frag=
lichen Stelle vorbeikam. Man hofft, daß die
Fiſcher an Bord des Eisbrechers genommen
wor=
den ſind. Die Boote hatten keine
Nahrungs=
mittel an Bord, ebenſowenig warme Kleid
ſo daß die Fiſcher nicht imſtande geweſen ſein
können, ſich eine Nacht auf dem Meere
aufzu=
halten. Man befürchtet daher vorläufig das
Schlimmſte für das Schickſal der Verſchwundenen.
Mehrere Flieger, die von Helſingfors
uufge=
ſtiegen ſind, haben bisher auch noch keine Spur
der Abgetriebenen gefunden.
über den
Karte der Philippinen.
Der Kanal von Korinth geſperrt.
Athen. Der Kanal von Korinth mußte
wegen andauernder Erderſchütterungen, die
ſtarke Erdrutſche verurſachen, für die geſamte
Schiffahrt geſperrt werden.
Ein Wirbelſturm, der die Philippinen
heim=
ſuchte, hat nach den bisherigen Meldungen 130
Todesopfer gefordert. Drei Dampfer und an 40
kleinere Schiffe kenterten, auf der Inſel Leyte
wurde die geſamte Kokosernte vernichtet.
Nummer 9
Freitag, den 9. Januar 1931
Seite 11
Sonntag, den 11. Januar, vormittags 11½ Uhr, im Rahmen einer Film
Morgenfeier der aufsehenerregende Film der Welt-Kraftkonferenz 1930
zeigen wir Ihnen durch praktiſche
Waſch=
vorführungen, daß unſere „Miele”=
Elektro=Waſchmaſchinen ſchneller und
billiger waſchen und dabei die Wäſche
auf das Beſte ſchonen.
Montag, den 12. Januar 1931
nachmittags von 4 — 6 Uhr und
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ſinden im „Heag”=Ausſiellungsraum,
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Regie: Carl Bogse.
Den Wettstreit in der Attacke
auf die Lachmuskeln bestreiten:
Fritz Schulz
Lucie Englisch
Paul Hörbiger
Max Adalbert
und andere.
unter Zngrundelegung der
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namigen Operette v. Edm. Eysler.
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Im Beiprogramm
Im Beiprogramm
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Joppen von Mäntel von [ ← ][ ][ → ]
Seite 12
Freitag, den 9. Januar 1931
Nummer 3
Sport, Spiel und Turnen.
Zer Sport ors Jonntagg.
Großkampftag im Fußball und im Winterſport.
Das reichhaltige Sportprogramm des verfloſſenen Sonntags wird
von den Ereigniſſen am bevorſtehenden Sonntag weſentlich übertroffen.
Auf allen Gebieten, vornehmlich dem Fußball und Winterſport, gibt es
eine große Zahl von Veranſtaltungen von teilweiſe ſehr großer
Wich=
tigkeit. Beſonders ſind aus der Reihe der Sonntagsereigniſſe
hervorzu=
heben: die Zwiſchenrunde um den Fußballpokal des DFB. mit ihren
Spielen in Mannheim und Beuthen, die Fortſetzung der ſüddeutſchen
Endſpiele, die letzten Entſcheidungen um die Teilnahme an den
ſüd=
deutſchen Troſtrunden, Entſcheidungsſpiele um die Handballmeiſterſchaft
in zwei Gruppen, das Dortmunder Sechstagerennen, das Gaſtſpiel
fran=
zöſiſcher Tennisſpieler in Berlin und eine große Reihe von
winterſport=
lichen Veranſtaltungen.
Fußball.
Als wichtigſtes Ereignis im Fußball iſt die Pokal=Zwiſchenrunde
zu nennen, die Süddeutſchland und Weſtdeutſchland in Mannheim,
Süd=
bſtdeutſchland und Mitteldeutſchland in Beuthen zuſammenführt. Für
das Mannheimer Treffen wurden folgende Mannſchaften nominiert:
Süddeutſchland: Jakob (Regensburg); Schütz Stubb (Eintracht
Frank=
furt); Mantel (Frankfurt), Bretzing (Waldhof), Heidkamp (Bayern
München); Schaller, Möbs. Ehmer (alle Frankfurt), Hörnle (Ph.
Lud=
wigshafen), Hofmann (Bayern München); Weſtdeutſchland: Buchloh=
Speldorf; Buſch=Duisburg, Weber=Kaſſel; Kluck=Rheine, Münzenberg=
Aachen Flory=Köln; Albrecht, Hochgeſang=Düſſeldorf, Niggemeher=
Mülheim, Zarges, Schmitz=Sülz. Süddeutſchland geht als Favorit ins
Rennen, wenn man auch den Weſten keineswegs leicht nehmen darf,
Der Ausgang des Beuthener Treffens iſt durchaus offen. — In den
ſüddeutſchen Endſpielen ſtehen neun Treffen auf dem Programm. Von
den Spielen in der Runde der Meiſter wurden die Treffen Eintracht —
Waldhof und KFV. — Bayern München wegen Spielerabſtellungen
zum Süd=Weſt=Spiel abgeſetzt, dafür aber ein Treffen KFV. — Waldhof
anberaumt, obwohl auch Waldhof an dem Mannheimer Treffen
betei=
ligt iſt. Die Austragung dieſes Treffens und auch des
Troſtrunden=
treffens der Ludwigshafener Phönix in Saarbrücken iſt alſo fraglich.
Angeſetzt ſind: FK. Pirmaſens — Union Böckingen, Karlsruher FV. —
SV. Waldhof, Wormatia Worms — Sp.Vg. Fürth Troſtrunde
Nord=
weſt: SV. Wiesbaden — VfL. Neu=Iſenburg, FV. Saarbrücken —
Phönix Ludwigshafen, FC. Idar — Rotweiß Frankfurt. Troſtrunde
ſich Bahern, Teutonia, Wacker und DSV. beteiligen, ſowie zwei
Geſell=
ſchaftsſpiele, und zwar: Boruſſia Neunkirchen — Wacker. Wien und
FSV. Frankfurt — ASV. Nürnberg.
Handball.
Mit Rückſicht auf den für den 18. Januar feſtgeſetzten Beginn der
ſüddeutſchen Meiſterſchafts=Endſpiele beeilen ſich nun auch die noch
aus=
ſtehenden Gruppen mit der Ermittlung ihrer Meiſter. In der Gruppe
Saar treten ſich Weſtmark Trier und VfR. Kaiſerslautern in
Saar=
brücken zum 3. Entſcheidungsſpiele gegenüber. In Nordbayern ſteigt
zwviſchen dem 1. FC. Nürnberg und der Sp.Vg. Fürth das erſte
Ent=
ſcheidungsſpiel. In den übrigen Gruppen ſtehen noch folgende
Ver=
handsſpiele auf dem Programm: Main=Heſſen A: SV. 98 Darmſtadt
FSV. Frankfurt; Main=Heſſen B: Polizei Worms — Polizei
Wies=
aden, Hakoah Wiesbaden — Alemannia Worms; Gruppe Rhein:
VfN. Mannheim — SV. Waldhof, Ludwigshafen 03 — MTG.
Mann=
heim. Mannheim 08 — Pfalz Ludwigshafen, Mannheim 07 — Polizei
Mannheim. — Ferner ſteigt am Samstag im Hippodrom zu Frankfurt
ein Hallenturnier, für das der Poſtſportverein Frankfurt
verantwort=
lich zeichnet.
„Gockey.
Beſondere Bedeutung genießt hier ein internationales Turnier, das
der HC. Cleve unter Teilnahme zweier holländiſcher Mannſchaften
ver=
anſtaltet. In Süddeutſchland gibt es Geſellſchaftsſpiele.
Schwimmen.
In Nürnberg geht ein Repräſentatiokampf zwiſchen Nordbahern
und Württemberg in Szene. Aus dem Reich intereſſiert das
internatio=
uale Schwimmfeſt von Poſeidon Aachen und ein Waſſerballtreffen der
alten Rivalen Waſſerfreunde Hannover und Hellas Magdeburg in
Han=
nover.
Radſport.
Außer dem am Freitag begonnenen 6. Dortmunder Sechstagerennen,
das 14 Mannſchaften am Start verſammelt ſah, verzeichnet der
Termin=
kalender der deutſchen Winterbahnen keine Rennen.
Winterſport.
Das milde Wetter des letzten Sonntags hat eine Reihe vorgeſehener
Veranſtaltungen im Winterſport zum Scheitern gebracht, die zum Teil
auf dieſen Sonntag verlegt wurden, ſo daß das ohnehin ſchon ſtattliche
Winterſportprogramm dieſes Sonntags noch einige Bereicherungen
er=
fährt. Allerdings ſteht es auch diesmal noch keineswegs feſt, daß die
Freunde von Ski, Rodel, Bob und Schlittſchuh diesmal auf ihre
Rech=
uung kommen.
Bennis.
Die Franzoſen Borotra, Bouſſus, Brugnon und Gentien und die
Damen Neufeldt und Adamoff gaſtieren am Samstag und Sonntag in
der Berliner Tennishalle und kreuzen mit der Berliner Extraklaſſe das
Nacket.
Ringen.
Als letzte der vom Deutſchen Athletik=Sportverband von 1891
an=
geſetzten Olympia=Ausſcheidungen treffen ſich die Weltergewichtler am
Sonntag in Nürnberg. Zu dem Wettbewerb ſind fünf Meldungen
ein=
gegangen.
Boxen.
Zwei Ereigmiſſe aus dem Amateurlager gehen in Wien und Stettin
vor ſich. In Wien gaſtiert die bayriſche Auswahlmannſchaft zum
Rück=
kampf gegen die öſterreichiſche Nationalmannſchaft, die kürzlich in
Mün=
chen ſtartete und klar verlor. Ungariſche Amateurboxer befinden ſich
auf einer Deutſchlandreiſe und geben ihr Debüt in Stettin gegen eine
Auswahlſtaffel des Nordoſtdeutſchen Boxverbandes.
Mikkelrhein=Kreis und Main=RheinGau 9.T.
Kreis=Winterwanderung. — Kampf um die Kreismeiſterſchaft im
Hand=
ball. — Lehrarbeit im Main=Rheingau.
Kreis und Gau nehmen am 11. Januar ihre programmäßig
feſt=
geſetzte Arbeit für 1931 wieder auf. Zunächſt bildet einen würdigen
Auf=
takt im Kreis am 11. Januar die von Prof. Bender eingeführte Kreis=
Winterwanderung. Urſprünglich nur als eine Fahrt auf den Feldberg
im Taunus gedacht, ſoll ſie jetzt an hiſtoriſch bedeutſame Orte gehen.
In dieſem Jahre gab das Gedächtnis des 100. Todestages des Freiherrn
vom Stein Gelegenheit, nach Naſſau a. d. Lahn zu pilgern. Sonntag,
den 11. Januar, um 12.30 Uhr, findet am Denkmal des Freiherrn eine
Kundgebung ſtatt. Der Nachmittag führt die Teilnehmer der Fahrt zu
frohem Beiſammenſein zuſammen. Erfreulich iſt, daß ſich an dieſer
Fahrt auch die mittelrheiniſche Turnerjugend in großer Zahl beteiligt
und durch ihre jugendgemäße Art, Feſte zu feiern, dieſer Winterfahrt
ihr eigenes Gepräge gibt. — Von Intereſſe dürfte das erſte Spiel um
die Kreismeiſterſchaft im Handball ſein, welches am kommenden
Sonn=
tag in Mühlheim ſtattfindet. Hier ſtehen ſich die Meiſter der fünften
und zweiten Gaugruppe, Mühlheim und Aſchaffenburg — letzterem
unterlag der Tv. Arheilgen mit knappem Endergebnis — gegenüber.
Aller Vorauſicht nach wird der Tv. Koblenz=Mühlheim den Turnverein
Aſchaffenburg nur knapp bezwingen.
Im Main=Rheingau verſammeln, ſich Leiter und Leiterinnen von
Turnerinnen=Abteilungen in Arheilgen am Sonntag, den 11.
Ja=
nuar, vormittags 8.30 Uhr, zur erſten diesjährigen Gau=Lehrſtunde. In
dieſer ſollen für das diesjährige 12. Gau=Frauenturnen die erſten
Vor=
arbeiten geleiſtet werden. Der Lehrſtoff dieſes Zuſammentreffens ſetzt
ſich aus Körper= und Bewegungsſchule in Feſtformen ſowie
Gerätetur=
nen in Wettkampfformen zuſammen. Ebenſo ſoll der Volkstanz, der
heute mit in erſter Linie zur Schauvorführung eines Frauenturnens
ge=
hört, beſonders behandelt werden. Nachmittags findet eine Tagung der
Uebungsteilnehmer ſtatt, auf welcher Rück= und Ausblick auf 1930 und
1931 gehalten werden ſoll. Der Gau=Spielausſchuß beginnt mit der
Aus=
bildung von Schiedsrichter=Anwärtern, um ſo zunächſt Erſatz
heranzubil=
den für ſolche, die für die kommende Spielreihe das Amt eines
Schieds=
richters nicht mehr ausüben werden. Auch will man hierdurch eine
Re=
ſerve heranbilden, auf die man immer wieder bei Schiedsrichtermangel
zurückgreifen kann.
Handball.
Rot=Weiß Darmſtadt — Polizei Darmſtadt.
Am kommenden Sonntag, vormittags 11 Uhr, ſtehen ſich obige
Mannſchaften auf dem Rot=Weiß=Platz im Rückſpiel gegenüber.
Das Vorſpiel wurde von Rot=Weiß auf dem Platz des Polizei=
Sportvereins gewonnen, was die Polizei=Elf veranlaſſen dürfte,
jetzt alles daranzuſetzen, das Rückſpiel für ſich zu entſcheiden. Da
bei Rot=Weiß Hotz und Lehr immer noch geſperrt ſind, auch Merz.
deſſen Sperre abgelaufen iſt, ſich, wie man hört, einen Bluterguß
im Bein zugezogen hat, wird Rot=Weiß auch dieſes Spiel wieder
mit 3 Mann Erſatz beſtreiten müſſen. Für Rot=Weiß alſo die
denkbar ungünſtigſten Ausſichten, und darf man für dieſe
Mann=
ſchaft nur dann wieder an einen Sieg glauben, wenn ſich jeder
einzelne in das Mannſchaftsgebilde einfügt und alle eigenſinnigen
Soloſzenen vermeidet. Auf alle Fälle iſt mit einem raſchen und
intereſſanten Spiel zu rechnen.
Infolge einer Verletzung kann der deutſche Weltergewichtsmeiſter
Guſtav Eder am kommenden Samstag nich= in Paris gegen den
Fran=
zoſen Raphael antreten.
Die Boxſtaffel von Colonia Köln erzielte bei ihrem erſten Start in
Frankreich gegen eine Städtevertretung von Soiſſons ein Unentſchieden
von 8:8 Punkten.
Infolge der Ausſchreitungen im Spiele Heſſen Hersfeld —
Kur=
heſſen Marburg wurde Heſſen Hersfeld bis auf weiteres von den
Mei=
ſterſchaftsſpielen ausgeſchloſſen.
Zwei Athletik=Länderkämpfe der Frauen wurden von
Weſtdeutſch=
land abgeſchloſſen, und zwar gegen Holland und Frankreich.
Rundfunk=Brogramme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 9. Januar.
15.20: Berufsberaterin Moeßner: Hauswirtſchaft als Beruf.
15.50: Rudolf Eins: Jugend und Technik.
16.30: Wiesbaden: Konzert des Städt. Kurorcheſters, Wiesbaden.
18.10: Buch und Film: Thomas Manns Storm=Ausgabe.
18.30: Dr. Franz Wallner: Eine Viertelſtunde Deutſch.
19.35: Stuttgart: Aerztevortrag: Ueber ſpinale Kinderlähmung.
18.50: Stuttgart: Dr. Goldſchmitt: Das Kulturgut der Heidelberger
Landſchaft.
20.05: Aus der Liederhalle, Stuttgart: Symphonie=Konzert des
Philharmoniſchen Orcheſters.
22.05: Stuttgart: Tanzmuſik der Kapelle, Barnabas von Ge zy.
Schallplatten.
22.35: Stuttgart: Junge amerikaniſche Dichtung. Ein Querſchnitt.
Von Erich Franzen.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Freitag. 9. Januar.
10.10: Schulfunk: Jupiter, ein Weltbild im kleinen.
11.30: Landw.=Rat Dr. Feuerſänger: Wirtſchaftseigene Futtermittel
und Kraftfutter.
15.00: Jungmädchenſtunde: Praktiſche Menſchenkenntnis.
15.45: Jugendſtunde: Jugendjahre in der Bukowina.
16.00: Rektor Otto Winter: Von der Vorbereitung des Lehrers
auf den Geſamtunterricht.
16.30: Aus Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Stud.=Rat Georg Thiel: Das Fliegen und die Naturgeſetze.
18.00: Prof. Dr. Kuske: Die Rheinſchiffahrt.
18.30: Prof. Dr. Korff: Geiſt der Klaſſik.
19.00: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.35: Aus Wien: Chorkonzert Richard Strauß. Mitw.: Margit
Angerer, Joſef Kalenberg, Joſef Manowarda, Geſamtchor der
Staatsoper, Wiener Singakademie und Sinfonie=Orcheſter.
20.20: Berlin:” Unterhaltungsmuſik. Kapelle Arkadi Flato.
21.10: Aus Leipzig: „Hans Kuckuck”. Funkoper von Karl Bleyle.
Leipziger Sinfonie=Orcheſter.
22.30: Mandolinenorcheſter=Konzert. Mandolinen=Orcheſter „1912‟.
Amkliche Winkerſporknachrichken
herausgegeben von der Heſſiſchen Oeffentlichen Wetterdienſtſtelle
am Landwirtſchaftlichen Inſtitut der Univerſität Gießen, am
8. Januar 1931.
Vogelsberg. Hoherodskopf: Schneefall, — 8 Grad, 8—10 cm.
Schnee, 6 cm. Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut.
Herchen=
hainer Höhe: Schneefall — 5 Grad, 15 cm. Schnee, 10 cm.
Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut.
Odenwald. Tromm: Schneefall. — 4 Grad, 3 cm. Pulverſchnee.
Keine Sportmöglichkeit. Neunkirchen: Schneefall, — 5 Grad.
6 cm. Pulverſchnee. Keine Sportmöglichkeit.
Taunus. Kleiner Feldberg: Bewölkt, — 9 Grad, 8 cm.
Pulver=
ſchnee. Ski und Rodel gut.
Sauerland. Winterberg: Bewölkt, — 9 Grad, 30 cm. Schnee, 1—2
cm. Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut.
Rhön. Waſſerkuppe: Bewölkt: — 9 Grad, 15 cm. Schnee, 3—5
cm. Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut.
Schwarzwald. Feldberg: Klar. — 11 Grad, 30 cm. Pulverſchnee.
Ski und Rodel ſehr gut. Ruheſtein: Bewölkt, — 8 Grad 18
cm. Pulverſchnee. Ski und Rodel gut. Furtwangen: Bewölkt,
— 6 Grad, 25 cm. Schnee. 3—5 cm. Pulverſchnee. Ski und
Rodel ſehr gut.
Alpen. Garmiſch=Partenkirchen: Bewölkt, — 5 Grad, 14 cm.
Schnee, 3—5 cm. Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut.
Harz. Schierke: Bewölkt, — 8 Grad, 30 cm. Schnee, 3—5 cm.
Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut. Braunlage: Leichterer
Schneefall, — 8 Grad, 32 cm. Schnee, 1—2 cm. Pulverſchnee.
Ski und Rodel ſehr gut.
Thüringer Wald. Oberhof: Bewölkt, — 10 Grad, 25 cm. Schnee,
6—10 cm. Pulverſchnee. Ski und Rodel ſehr gut. Inſelsberg:
Bewölkt, — 11 Grad, 35 cm. Schnee, 6—10 cm. Pulverſchnee.
Ski und Rodel gut
Sächſiſches Gebirge. Johanngeorgenſtadt: Stärkerer Schneefall,
6 Grad, 38 cm. Schnee, 6—10 cm. Pulverſchnee. Ski und
Rodel ſehr gut.
Weilerbericht.
Ausſichten für Freitag, den 9. Januar: Zunahme des Froſtes, lokale
Nebel= und Dunſtbildung, ſonſt vielfach klar und heiter, trocken.
Ausſichten für Samstag, den 10. Januar: Anhalten des Froſtwetters.
Hauptſchriftleitung. Rudol) Mauve
Verantwortich für Poltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauven für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; ſür den Schlußdienſt: Andreas Bauer;; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen. Willy Kuhle.
Druck und Verlag L. C. Wittich — jämtlich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſkrivte wird
antie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten
Hochverzinsliche u. sichere Kapitalanlage
Die Meuausgabe von 8%igen Hypotheken
Goldpfand-
briefen wird seit längerer Zeit von den zuständigen
Be-
hörden nicht mehr genehmigt und sämtliche deutsche
Hypothekesbanken und Realkreditinstitute haben
beschlos-
sen, von 8. 1. 31 ab. 8%ige Goldptandbriefe öffentlich
nicht mehr anzubieten.
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Nummer 9
Freitag, den 9. Januar
eſſNeueſte.
Wirkſchaftliche Rundſchan.
Vor der endgültigen Verteilung der Reichsbahn=Aufträge. Die
Verteilung der Lokomotiv=Aufträge der Reichsbohn für 1931 hat durch
die Transaktion AGG.=Borſig einige Aenderungen erfahren. Die
Un=
terzeichnung des Vertrages dürfte nunmehr bald erfolgen. Insgeſamt
wird die Reichsbahn 108 Lokomotiven in Auftrag geben; die Henſchel
u. Sohn A.=G. erhält hiervor nur 2 Lokomotiven (urſprünglich 21).
Ebenſo erhält Krupp eine Lokomotive weniger in Auftrag, während die
neue AGG.=Borſig ſtatt 12 nunmehr 14 Lokomotiven liefern ſoll. Von
den auf Henſchel entfallenden 20 Lokomotiven ſind 13
Schnellzugsloko=
motiven. Der Geſamtwert für die einzelnen Gruppen wird ſich wie
folgt ſtellen: Henſchel rund 3,2 Mill. RM., Krupp 2,8, AEG.=Borſig
2,6. Hanomag 2,4, Schwarzkopff 2,3, Schichau 25, Maffei=Kraus 1,5,
Orenſtein u. Koppel 0,6 und Eßlingen rund 0,3 Mill. RM.
Schiedsſpruch in der mitteldeutſchen Metallinduſtrie. Nach
mehr=
ſtündiger Verhandlung fällte der Schlichtungsausſchuß Halle geſtern in
der vierten Morgenſtunde im Lohnſtreit in der mitteldeutſchen
Metall=
induſtrie für die Tarifgebiete Lalle, Magdeburg, Anhalt und Thale
einen Schiedsſpruch, der die alten Lohnſätze vom 18. Februar 1928 am
1. Dezember 1930 wieder in Kraft ſetzt. Ab 23. Februar werden die
Stundenlöhne um weitere 2 Pfg., d. h. von 80 auf 78 Pfg., geſenkt.
Der Antrag auf Einführung von Ortsklaſſen in Anhalt iſt abgelehnt
worden. Damit werden die Löhne um 4 Pfg. in der Spitze abgebaut.
Die vorſtehende Lohnregelung kann erſtmalig mit vierwöchiger Friſt
zum 1. Auguſt 1931 gekündigt werden. Erklärungsfriſt 15. Januar
1931.
Kein öffentliches Anbieten von 8prozentigen
Goldpfandbrie=
fen ſeitens der Hypothekenbanken mehr ab 8. Januar. In den
Rahmen der Preisſenkungsbeſtrebungen fällt der Beſchluß
ſämtli=
cher Hypothekenbanken und ſonſtiger Realkreditinſtitute
Deutſch=
lands, mit Wirkung vom 8. Januar 1931 ab die 8prozentigen
Goldpfandbriefe öffentlich nicht mehr anzubieten. Um das
Hypo=
thekengeld zu verbilligen und die Bautätigkeit anzuregen,
ge=
langen von jetzt ab nur noch 7prozentige Goldpfandbriefe zur
Neuausgabe. Das Bankgeſchäft Louis Krämer, hier,
Schuchard=
ſtraße 15. Eingang Luiſenſtraße, macht in dieſem Zuſammenhang
auf die heutige Anzeige aufmerkſam.
Die Sparkaſſenaufwertung in Heſſen=Naſſau. Zu Frankfurter
Mel=
dungen, daß die für Heſſen=Naſſau feſtgeſetzte Sparkaſſenaufwertung
von 17 Prozent (wobei die bisherige Auszahlung von 15 Prozent mit
2 Prozent nachzuvergüten iſt) ſehr bald erfolge, teilt der Heſſen=
Naſſauiſche Sparkaſſenverband mit, daß dieſe Erwartungen noch
ver=
früht ſind. Zwar ſei die Sechſte Preußiſche Verordnung zur
Durch=
führung der Sparkaſſenaufwertung erſchienen, nicht jedoch bisher die
zur Durchführung erforderlichen Ausführungsbeſtimmungen.
Außer=
dem ſei es durchaus ungewiß, ob es bei einem Satz von 17 Prozent
bleiben werde, der nur als vorläufiger Satz von der preußiſchen
Ver=
ordnung angenommen werde. Es ſei durchaus denkbar, daß dieſer Satz
nach der endgültigen Prüfung der Aufwertungsbilanzen durch den
Sparkaſſenverband geändert werde. Aus dieſem Grunde könnten auch
die verſchiedentlich vom Sparer kommenden Wünſche auf Nachvergütung
bzw. endgültige Aufwertungsberechnung vorerſt nicht erfüllt werden.
H. Fuchs Waggonfabrik A.=G. Heidelberg. Die Geſellſchaft
er=
zielte in dem am 30. Juni 1930 abgelaufenen Geſchäftsjahr einen
Be=
triebsüberſchuß von 1,39 Mill. (im Vorjahre iſt die Gewinn= und
Ver=
lurſtrechnung durch Sanierung ausgeglichen worden). Die Unkoſten
ſowie die Auflöſung der Abteilung Laſtzugbau erforderten 0,91 (0,46)
Mill. RM., Steuern und Zinſen 0,21 (0,37) Mill. RM. und
Abſchrei=
bungen 0,12 (0,12) Mill. RM. Aus dem verbleibenden Neingewinn in
Höhe von 146 839 RM. ſoll bekanntlich eine Dividende von 5 Prozent
(0) verteilt werden. 40000 RM. ſollen dem geſetzlichen Reſervefonds
zugeführt und 6839 RM. auf neue Rechnung vorgetragen werden. Aus
dem Geſchäftsbericht iſt zu entnehmen, daß die Warenvorräte ſehr
ver=
ringert worden ſind, und zwar ohne Schädigung des Betriebs. Der
Bericht weiſt ferner darauf hin, daß ſich die Aktienmehrheit im Beſitz
der Vereinigten Weſtdeutſchen Waggonfabriken A.=G. Köln=Deutz,
be=
findet. Das laufende Geſchäftsjahr habe bisher weſentlich geringere
Aufträge gebracht. Ueber das Ergebnis könne jedoch nichts geſagt
werden.
Süddeutſche Zucker A.=G. Mannheim. In dem Geſchäftsbericht der
Geſellſchaft für das Jahr 1929/30 wird ausgeführt, daß ſich die im
Vor=
jahre gehegten Erwartungen für einen befriedigenden Abſchluß erfüllt
haben, da das Jahr für die deutſche Zuckerinduſtrie im allgemeinen bei
meiſt guten Rübenernten mit hohem Zuckergehalt zufriedenſtellend
ge=
wveſen ſei. Die hohe Produktion mußte auch in dem Berichtsjahre eine
höhere Ausfuhr zur Folge haben, die bei dem unbefriedigenden
Welt=
marktpreiſe eine ſtarke Beeinträchtigung des Erlöſes mit ſich brachte.
Man hatte mit einer Steigerung des Inlandsverbrauches gegenüber
hem Vorjahre um wenigſtens 3 Prozent gerechnet, dagegen iſt dieſer faſt
3 Prozent kleiner geweſen, ſo daß der tatſächliche Verbrauch um
an=
nähernd 6 Prozent hinter den Vorberechnungen zurückgeblieben iſt. Die
deutſche Zuckerinduſtrie iſt von der Zerrüttung des Weltzuckermarktes
in ihrem Inkandsgeſchäft nahezu unberührt geblieben, und die
Preis=
bewegung für Inlandszucker iſt ziemlich gleichmäßig verlaufen. Der
ſcharfe Wettbewerb der Firmen untereinander führte bis Ende
Sep=
tember 1930 zu Preiseinbußen von annähernd 4 RM. je 100 Kilo
gegen=
über dem höchſten Stande im Sommer, jedoch trat inzwiſchen wieder
eine Erholung ein. In den Weiß= und Rohzuckerfabriken iſt der Betrieb
yhne Stockung verlaufen, die Raffinerien arbeiteten gleichfalls
zufrie=
denſtellend. Das Geſchäftsjahr 1929/30 ſchließt mit einem Ertrag, der
den vorjährigen Reingewinn etwas überſteigt und ſich unter
Einrech=
nung des alten Gewinnvortrages auf 4,799 Mill. RM. ſtellt. Die
Ver=
waltung ſchlägt vor, auf die Stammaktien eine Dividende von 10
Pro=
zent, auf die Vorzugsaktien eine Dividende von 7 Prozent zu verteilen
und den verbleibenden Reſt von 1,811 Mill. RM. auf neue Rechnung
vorzutragen. In der Bilanz ſtehen u. a. Anlagen mit (alles in Mill.
RM.) 10,0. Vorräte 15,99, Debitoren und Bankguthaben 2,86.
Wert=
papiere und Beteiligungen 3,27 und landwirtſchaftliche Werte 8,55. Die
Paſſivſeite der Bilanz zeigt neben dem Grundkapital von 30 Mill. RM.
und der geſetzlichen Rücklage von 5 Mill. RM. eine Sonderrücklage in
Höhe von 0,300 Mill. RM., Verbindlichkeiten von 19,28 Mill. RM. und
linerhobene Dividenden von 0,43 Mill. RM. Die nicht nur in
Süd=
deutſchland, ſondern im ganzen Reich außerordentlich große Rübenernte
hat den ſchweren Nachteil mit ſich gebracht, daß eine noch größere Menge
des Zuckers ausgeführt werden muß als im Jahre 1929/30. Dieſe
Aus=
fuhr iſt einſtweilen mit 25 Prozent der Erzeugung bemeſſen und wird
weiter erhöht werden müſſen, wenn nicht die zurzeit ſchwebenden
inter=
nationalen Verhandlungen eine andere Löſung bringen.
Bayeriſche Brauerei Schuck=Jgeniſch A.=G., Kaiſerslautern. Nach
Abſchreibungen von 162 585 (152 608) RM. ergibt ſich einſchließlich
Vor=
trag ein berminderter Reingewinn von 310 277 (370 936) RM., woraus
eine von 10 auf 8 Prozent ermäßigte Dividende zur Verteilung auf
3 Millionen Stammaktien vorgeſchlagen wird.
Kapitalverdoppelung Walsheim Brauerei A.=G. vorm. Schmidt u.
Guttenberg, Saarbrücken. Der Generalverſammlung wird neben dem
Abſchluß für 1923/30 der Antrag auf eine Erhöhung des Grundkapitals
um 4,2 Millionen Franken durch Ausgabe von 7000 Inhaberaktien
üiber je 600 Franken mit je zwei Stimmen zum Nennwert unter
Aus=
ſchluß des Bezugsrechtes der Aktionäre gegen Barzahlung unterbreitet.
Damit würde das Aktienkapital auf 8,4 Millionen Franken ſteigen.
Diebmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 8. Januar. Aufgetrieben waren
Ochſen 117 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber a) 65—71,
58—64, c) 51—57. Marktverlauf: geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 8. Januar. Dem heutigen
Kleinvieh=
artt waren zugeführt: Seit dem letzten Markt 87 Rinder. Ferner
W ſtälber, 346 Schafe und 1205 Schweine, darunter 269 Litauer.
Be=
zähr wurden pro Zentner Lebendgewicht: Kälber b) 68—74, c) 62—67.
30—bl, Schafe al) 45—48 b) 38—44. Marktverlauf: Kälber ruhig;
Scafe lebhaft, geräumt; „Schweine ſchleppend, Ueberſtand. Fleiſch=
Aoßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1 80—88, dito 2 70—80, Bullenfleiſch
M—86, Kuhfleiſch 2 65—75, dito 3 45—55, Kalbfleiſch 2 100—110,
Schweinefleiſch 1 80—85, dito 2 65—75. (Litauer) Geſchäftsgang
lang=
ſam.
Produktenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 8. Januar. Am Produktenmarkt iſt
eine gewiſſe Geſchäftsſtagnation eingetreten und Käufer und Verkäufer
ſtehen ſich abwartend gegenüber. Nach den Preisſteigerungen der letzten
Zeit iſt die Provinz bei dem gegenwärtigen Stillſtand mit Angebot
zu=
rüſthaltend, andererſeits läßt die Beruhigung des Mehlgeſchäftes keine
großere Kaufluſt aufkommen. Das Weizenangebot iſt mäßig, Roggen
wird ausreichend offeriert, ohne daß ſich von einem Abgabedruck ſprechen
läßt. Die Preiſe für prompt verladbare Ware waren infolgedeſſen
kaum verändert. Am Lieferungsmarkt hielten ſich die
Preisveränderun=
gen gleichfalls in engen Grenzen. Von den heute zum erſten Male in
dieſer Saiſon notierten Juli=Sichten wurden Juli=Weizen mit einem
Aufgeld von 3½ Mark gegenüber Mai=Lieferung bewertet. Weizen= und
Roggenmehle haben bei nominell unveränderten Preiſen nur Geſchäft
für den laufenden Bedarf. Hafer iſt an der Küſte vernachläſſigt, der
Platz=Konſum bekundet zu ſtetigen Preiſen einiges Intereſſe. Gerſte in
wenig veränderter Marktlage.
Frankfurker und Berliner Efſekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 8. Januar.
Die feſtere Haltung der geſtrigen Abendbörſe konnte ſich im heutigen
Vormittagsverkehr nicht mehr behaupten, und die Börſe eröffnete zu
den erſten Kurſen in erneut abgeſchwächter Haltung. Ein Druck auf die
Stimmung wurde von neuem durch die Kursabſchwächung von Spenska
um 11 Mark ausgeübt, die als Folge der in den Börſenkreiſen weiter
verſtimmenden Kapitalerhöhung der Geſellſchaft anzuſehen iſt. In dem
Papier ſoll namentlich wieder die ausländiſche Arbitrage ſtärker
ver=
kauft haben. Auch die Ermattung der geſtrigen New Yorker Börſe
be=
deutete eine gewiſſe Enttäuſchung, da ſich die Kuliſſe geſtern etwas
ſtär=
ker engagiert hatte und heute wieder unter dem Druck der neuen
un=
günſtigen Momente aus der Wirtſchaft Glattſtellungen vornehmen
mußte. Verſtimmend wirkte vor allem noch der ausgebrochene Streik in
Oberſchleſien, nachdem man über die teilweiſe Beilegung des Konfliktes
im Ruhrgebiet befriedigt war. Das Geſchäft war im ganzen wiederum
klein, doch waren faſt durchweg Kursrückgänge feſtzuſtellen. Stärkeres
Angebot beſtand am Markte der Kunſtſeideaktien; der ungünſtige
Ab=
ſchluß bei Bemberg wirkte weiter nach, ſo daß Aku 4 Prozent und
Bem=
berg 3 Prozent verloren. Am Markte der Elektrowerte ſtellten ſich
A. E. G. um 134 Prozent, Schuckert um 2 Prozent und Siemens um
2½ Prozent niedriger. Felten konnten dagegen leicht anziehen. Licht
und Kraft lagen ſelbſt unter Berückſichtigung des Dividendenabſchlages
noch 1½ Prozent ſchwächer. J. G. Farben verloren 2½ Prozent. Am
Montanaktienmarkt bußten Rheinſtahl 1½ Prozent und Gelſenkirchen
1½ Prozent ein. Salzdetfurth konnten ſich behaupten. Süddeutſche
Zucker lagen in Nachwirkung der ungünſtigen Ausführungen im
Ge=
ſchäftsbericht dieſer Firma 3 Prozent ſchwächer. Am Bankenmarkt
konn=
ten ſich Reichsbank und Barmer Bank um je 1 Prozent befeſtigen,
wäh=
rend im übrigen Verluſte bis zu 1½ Prozent eintraten.
Schiffahrts=
werte bis 1 Prozent niedriger. An den übrigen Märkten herrſchte
in=
folge der Orderloſigkeit Geſchäftsſtille. Von Anleihen zogen Altbeſitz
etwas an. Auslandsrenten ohne Intereſſe. Der Pfandbriefmarkt lag
ruhig, bei meiſt unveränderten Kurſen.
Im Verlaufe blieb das Geſchäft klein, und die Kurſe zeigten bis zum
Schluß, nach einer vorübergehend leichten Erholung, meiſt wieder
ſchwä=
chere Kurſe. Spenska erreichten mit 232 Mark einen neuen Tiefſtand.
Der Geldmarkt war weiter leicht. Tagesgeld unverändert 3½ Prozent.
Am Deviſenmarkt ergaben ſich keine nennenswerten Veränderungen.
Man nannte Mark gegen Dollar 4,222, gegen Pfunde 20,397/8.
Lon=
don=Kabel 4,8550, —Paris 123,69. —Mailand 92,74. —Madrid 45,80,
—Schweiz 25,0. —Holland 12.0620.
Die Abendbörſe war äußerſt zurückhaltend und klein. Zu
Beginn lagen die Kurſe etwas freundlicher, ausgehend von einer
Er=
holung am Kunſtſeidenmarkt, wo Aku 21/ Prozent anziehen konnten,
auch Bemberg mitgezogen. Die übrigen Märkte lagen ſtill. Die wenig
genannten Kurſe waren meiſt leicht erholt. Farben ſchloſſen 125½.
Berlin, 8. Januar.
Nachdem im Anſchluß an die feſtere Tendenz der geſtrigen
Abend=
börſe im heutigen Vormittagsverkehr noch ein freundlicherer Grundton
geherrſcht hatte, konnte man an der Vorbörſe bereits eine ſtärkere
Un=
ſicherheit beobachten, und der offizielle Beginn lag dann überwiegend
ſchwächer. Verſtimmend wirkte der ſchwache Schluß der geſtrigen New
Yorker Börſe, die Erhöhung des Fehlbetrages der Reichsfinanzen um
140 Millionen Mark im November, der ſchlechte Abſchluß der
Metall=
geſellſchaft und der Bemberg A.=G., der ſtarke Rückgang des
Auftrags=
beſtandes bei den Deutſchen Hütten, die Streikbewegung in
Oberſchle=
ſien und verſchieden wenig günſtige Geſellſchaftsnachrichten. Vor allem
rief aber der weitere Rückgang der Svenska=Aktien um über 11 Mark
ſtarke Verſtimmung hervor. Der Verlauf war nicht einheitlich, meiſt
er=
gaben ſich bei kleinem Geſchäft weitere Rückgänge bis 1 Prozent.
Spenska konnten ſich vorübergehend um 2 Mark erholen, gingen aber
ſpäter wieder faſt 3 Mark zurück. Deutſche Anleihen dagegen eher feſter.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 8. Januar ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 100.75 RM. — Die
Notie=
rungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte
Liefe=
rung und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium,
98= bis 99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM.,
desgl. in Walz= oder Drahtbarren 99proz. auf 174 RM.
Rein=
nickel, 98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 55—57,
Fein=
ſilber (1 Kilogramm fein) 41.50—43.50 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 8. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 85.75 (86.75), Februar 86.75 (88), März 87.25
(88.25), April 87.50 (88.50) Mai 88 (89), Juni 88.50 (89), Juli,
Auguſt und September 88.75 (89), Oktober, November und
De=
zember 88.25 (88.50). Tendenz: ſchwach. — Für Blei: Januar
27 (28.75), Februar 27.50 (28.25), März 27.50 (28.50), April und
Mai 28 (28.50), Juni, Juli und Auguſt 28.25 (28.50). September,
Oktober, November und Dezember 28.25 (28.25). Tendenz:
ſchwächer. — Für Zink: Januar 26 (27), Februar 26.50 (26.75),
März 26.75 (27.25), April 27 (27.50), Mai 27.25 (28), Juni 27.50
(28.50), Juli 27.75 (28.75), Auguſt 28 (29) September 28.50
(29.25), Oktober, November und Dezember 28.75 (29.25).
Ten=
denz: ſchwächer. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klam=
mern Brief.
Amerikaniſche Kabelngchrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 8. Jauar:
Getreide. Weizen: März 80½, Mai 8158, Juli 66½; Mais:
März 71.25, Mai 725, Juli 73½; Hafer: März 33½, Mai 34½,
Juli 33.50; Roggen: März 42, Mai 4238, Juli 427.
Schmalz: Januar 8.92½, März 8.97½, Mai 9.15, Juli 9.27½
Speck, loko 11.50.
Schweine: leichte 8 bis 8.10, ſchwere 7.30 bis 7.65;
Schweine=
zufuhren: Chicago 50 000, im Weſten 152 000,
Es notierten nach Meldungen aus New York am 8. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 9.65; Talg, extra, loſe 4.50.
Getreide. Weizen: Rotwinter 94½; Mais, loko New York
85½; Mehl, ſpring wheat clears 4.15 bis 4.46; Getreidefracht:
nach England 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent 7—8 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze: 99; Loko: 6.25; Januar
6.06, März 6.10, Mai 6.15, Juli 6.45, September 6.56,
Okto=
ber 6.62.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
An der Berliner Donnerstagsbörſe wurde der Privatdiskontſatz um
je ¼ v. H. auf 488 v. H. für kurze bzw. 4¾ v. H. für lange Sicht
her=
abgeſetzt.
Im Zuſammenhang mit der Senkung der Spiegelglaspreiſe durch
die Spiegelglasinduſtrie hat auch der Flachglas=Großhandel ſeine
Wei=
terverkaufspreiſe herabgeſetzt. Die Verbilligung beträgt im
Geſamt=
durchſchnitt 6,8 Prozent aller Arten. Infolge dieſer Maßnahme ſind die
Handelspreiſe wieder auf den Preisſtand des Jahres 1928
zurückge=
gangen.
Vom 2. Januar 1931 ab wird die Notiz für 7pro. Preußiſche
Staatsſchatzanweiſungen von 1929 Folge I, fällig 20. Januar 1931. an
der Frankfurter Börſe eingeſtellt.
Die Vereinigung Deutſcher Kaltaſphalt=Fabriken G. m. b. H.,
Frank=
furt a. M., hat beſchloſſen, am 12. Januar 1931 über ein
Zuſammen=
gehen im Jahre 1931 weiter zu verhandeln. In welcher Form und
wel=
cher Art das Zuſammengehen endgültig ſein wird, wird erſt am Ende
der Beratungen einwandfrei feſtſtehen.
Der Berichterſtatter der „Times” in Tokio meldet: Der japaniſche
Finanzminiſter Inouhe erklärte im Kabinett über die Ausſichten der
japaniſchen Wirtſchaft, daß ſeiner Anſicht nach die ſchlimmſte Zeit der
Depreſſion vorüber ſei. Die japaniſche Preſſe iſt allerdings der
Mei=
nung, daß Japan nicht wieder zum Wohlſtande gelangen kann, ſolange
der chineſiſche Markt in Unordnung iſt und ſolange der Seidenhandel
infolge der amerikaniſchen Wirtſchaftskriſe leidet.
Berliner Kursbericht
vom 8. Januar 1931
Deviſenmarkt
vom 8. Januar 1931
Berl. Handels=G
Danatbank
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
120.50
143.—
110.—
111.—
60.50
115.—
60.875
91.—
54.50
43.625
104.50
29.75
111.75
102.—
58.75
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgu
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw
Orenſtein & Koppe
Nafe
125.—
80.—
91.625
75.50
58.75
n0.
128.50
55.—
68.—
61.—
29.75
40.75
65-75
41.125
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln. Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hobenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
137
44.625
196.—
83.—
58.25
135.50
60.—
42.75
137.—
4a8
32.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budape
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Ftalien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
12=Stg.
1 Pap. Pe
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franes
Re4
10.563/ 10.583
59.04
12.444
168.96/ 169.30
112.19
112.18
112,3.
20.382
N30t
4. 1980/ 4.2060
58.56 58.68
21.98
6 47
Brie
19.16
12.464
73.35 73.49
3.039/ 3.045
112 41
112.40
112.56
0.423
1.310
22.02
16.51
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien .=
Portugal
Athen
Iſtambu
Kairo
Kanada
Uruguay
Jsland
Tallinn (Eſtl.)
Riga
Währung
100 Franken
100 Peſetas
00 Gulden
1 Yen
Milre
100 Dinar
100 Escudos
100 Drachm.
türk. 2
1äghypt. *
canad. Doll
Goldpeſo
100 eſtl. Kr.
100 eſtl. Kr.
100 Lats
Beid Brief
81.37 E1.53
44.51 44.59
81.44 81.60
2.078 2.(82
0.381 (.:63
7.025 „39
18.82 7.76
5.4371 5.447
20.90 20.24
4.182
2 927/ 2 933
91.85 92.03
111.58 1.80
80.75 s0.21
*
6% Dtſch. Reichsanl
8½%Intern.,
8% Baden.......
6% Bahern......
8%
8½ Heſſen v. 28
v. 2‟
8% Preuß. Staat.
Sachſen. . . . .
78 Thüringen .
Otſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +‟/=
Ab=
löſungsanl. . . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schntzge=
bietsanleihe ...
88 Baden=Baden.
6% Berlin ......"
80 Darmſtadtv. 26
v. 28
7% Dresden .....
8% Frankfurt a. M.
v. 26
v. 26
8% Mainz ......
8% Mannheim v. 26
v. 27
München. ....
3½ Nürnberg ..."
8% Wiesbaden..
826 Heſſ. Landesbl.
Goldoblig
Heſſ. Le
Hhp.=Bk.=Liquid.
„Kom.-Ob
Preutß. Ld‟
pfbr.=Anſt. G. Pf.
82 „Geldoblig!
Frankfurter Kursbericht vom 8. Januar 1931.
100.25
85
71.75
75.25
98.75
82.25
86
89.5
94‟.
98.5
75.25
81.75
1.8
88.5
7
91.75
82
99.5
91.75
94
B5.*
72.5
8½ Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl./ 97.75
8%Kaſſeler Land. Goldpfbr.. / 98.5
85
88 Naſ. Lodesbe.
84.75
4½% „Liq. Dbl./ 88.25
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
Ausl. Ser. II 50.5
Ser. II 67.5
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)./ 13
8% Berl. Htzp.=Br./ 99
96
½% „Liqu.=Pſbr./ 87.5
8% Frkf. Hhp.=Bk.. 1101
Nar6
4½% Lig. Pfbr./ 87.35
„ Pfbr.=Bk.
96.5
„ Liqu./ 9071
Mein. Hhp.=Bk. 1100.75
96.75
„ Lig. Pfbr../ 89
3 Pfälz. Hyp.=Bk.
½
„ Lig. Pfbr./ 90
8% Preuß. Boden=)
cred.=Bant .. . . 1101
4½% „Lig. Pfbr. . / 89
Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank.1101
½%6 „ Lig.Pfbr./ 87.5
Rhein. Hyp. Bk.
95
% Lig.Pfbr.. / 88.7
Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit . . . . . 1100
Südd. Bod.
99
Creb.=Ban;
94
Lig. Pfbr. 90
Württ. Hyp.=B./ 99.5
6% Daimſer=Benz 66.5
3% Dt. Linol. Werke/
8 Klöchner=Werke
O7 Maintrw. v. 26.
70 Mitteld. Stahl.
8½ Salzmann u. Co.
7% Ver. Stahlwerkel
8% BoigtckHäffner
J. 6. Forben Bonds
5% Bohn. L.E.B.
L. Inveſt.
4½0 Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4
4% Türk. Admi.
1. Bagdadl
420
4% „ Zollanl.
4½0 Ungarn 1913
1914/
Goldr.
1910
Altien
Alg. Kunſtzilde Unte
A. E. G...... ....
AndreaeNoris Zahn!
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P. ..
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen. . . .
Eemen: Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Alber:/ 28.25
Chade ........."
Contin Gummiw.
Linoleum
2aimler=Benz
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl
Gold= u.
Silber=
cheide=Anſtalt
325
g7.75
Aaf
13.1
6.85
A
90.2!
7.5
163.5
129‟,
Dt. Linoleumwerte/101:)
Eiſenhandel. . .
Dyckerhoffu. Widml 64
Eichbaum=Berger. 1125
Elektr. Lieferg=Gef.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerl. . ſ19
EßlingenMaſchinen
Ettlingen Spinnerei/1.10
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter!
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Gas ..
Hof
Geilmg & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
eſ. f. elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
ritzner Maſchinen
Brün & Bilfinger.
Hafenmühle Frift..
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbat
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer..
Hochtief Eſſen.
Holzmann. Phil.
Flie Bergb. Stamm
Genüſſe
zunghans.
Kal Chemte.
Aſchersleben..
Kammgarnſpinn.
Karſtadt. R... . . ..
Klein, Schanzlin ../ 99
Klöcknerwerke
Lahmeyer & Co
Laurahütte
Lech. Augsburg
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.
A.
125.05
48
34.5
29.5
167
110
152.5
74.75
122
80.5
56
115
62.5
71
161
32
125
68.5
54.5
113
35
72.5
178.5
46
12-25
Mie che
Mainz. Akt.=Br. . .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag. Mühlenbau
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtad=
Deutz"
Oberurſe
Oberbedart
Bhönix Bergbau
Reiniger. Gebber.
Rh. Braunkohlen
„Eleftr. Stamm.
Metallwaren".
Stahlwerke .. .
Riebeck Montan. . .
Roeder Gebr.
Rütgerswerte
Sachtleben A. 6.
Salzdetfurth Kali
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau.
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard.
Tucher=Brauere ..
Unter ranken
Beithwerte
Ver. f. Chem. Ind.
Stahlwerke
Strohſtoffabr.
„ Ultramarin . . . 125
Vogtländ. Maſchin.
Boigt & Haefſuer 147.75
Hai6
41.25
40
47.5
34
112.25
28
83.5
AJ
124
197.5
195
188.25
61
82.5
102
92
20
63.25
58
Mitue
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali".
Zellſtoff=Verein.
„ Waldhof..."
Memel.
Allg. Dt. Creduanſ=
Badiſche Ban1 ..
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBantverei
Bayer. Hhp. u. W
Berl. Handelsgeſ.
Hhpothetbl.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nat.=B1.
Dt. Bant und Dise
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban1 ...
Frankf. Bank..
Hyp.=Banl ..
Pfdbr.=Bk. . ..
Mein. Hyp. Ban1 ..
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp. Ban1.
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Ban).
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Banwerein
Württb. Notenbank
N.-G. ſ. Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vzs
Hapag ....
Nordd. Lloyd..
Südd Eiſenb.=Geſ.
Allianz. u. Stuttg.
Berſicherung ...
Verein. Verſ.
FrankonaRück= u. A
Mannh. Verſich
99.5
97
100.5
127.5
220
111
143
110
95.25
111
93
148
147.75
54.5
27.4
127
236
134
139.5
92I,
135
148
160.75
105
25
Otavi Minen
Schantug Handelsl W
Neececte. Ia SällAFUnREISe
Lehreiſenlsehine, Habel leicht Aetmmt handlich.
Beachten Sie bite die morgige Ausgabe, welche die Foriſetzung des Preisausſchreibens enthält.
Schn d. IO
Southtzung un6 Prsitanssraitens (Mr. 15-88)!
a) Wie heißen und wo befinden ſich die abgebildeten Geſchäfte und Lokale?
b) Wie heißen die abgebildeten Fabrikate, Waren= oder Schaufenſterzeichen? (Bezieht ſich nur auf die Nrn. 78 bis 85 und 82)
In den Togen vom 4. bis 11. Januar
veröffentlichen wir Photos hieſiger Geſchäftshäuſer, bei denen das Firmenſchild. ganz oder teilweiſe fortgelaſſen iſi, ferner auch Abbildungen von Fabrikaten bekannter
Marken=
fimen. Unſere Leſer können zeigen, wieweit ihnen die Geſchättehäufer Darmſtadts bekannt ſind. Wer ein gutes Gedächtnis hat und auch jeweils dem Anzeigenteil des
D T. ſeine Autmerkſamkeit entgegenbringt, wird manche Aobldungen erkennen, ohne daß er ſich die Fronten der Häuſer beſieht, aber den größten Teil wird er nur löſen
können, wenn er ſich aut die Suche begibt. Die Löſung der Aufgabe iſt alio gar nicht ſchwer, mag auch etwas Zeit dazu benötigt werden. Die Mühe der Tüchtigſien
wird belohnt durch Preiſe in Geſamthöhe von
1100.— Mark in bar oder Gutſcheinen.
Darmſtädter Tagblatt.
Verlag L. C. Wittich.
Die Photos Nr. 1—74 ſind in den Ausgaben vom 4., 6., T. und 8. Januar 1931, die Teilnahmebedingungen in der Nummer vom 4. Januar 1931 veröffentlicht.
Nummer 9
Freitag, den 9. Januar 1931
Seite 15
Hin2 vohlersien
VEHEBER-REChTSSCHUTZ DURcH VERLA6 OSRAR MEISTER, WERDAU
(Nachdruck verboten.)
11,
Aber dann fand er ſich mit Humor in die Situation.
Der Prinz war ein eleganter Plauderer. Es war
ange=
nehm, ihm zuzuhören. Melodiſch plätſcherte ſeine Rede.
Lady Durham ſprach wenig. Sie hörte zu und ließ die
beiden Männer das Geſpräch allein beſtreiten, nur ab und zu
warf auch ſie ein Wort in die Unterhaltung.
Sir Colleen war ein feiner Menſchenkenner. Mit dem
un=
trüglichen Inſtinkt des Zeitungsmannes ahnte er, auf was
Viola wartete.
Allmählich lenkte er das Geſpräch auf die perſiſche
Gruben=
angelegenheit.
Prinz Huſſein wich ſeltſamerweiſe nicht aus.
Colleen fragte: „Haben Sie abgeſchloſſen, Hoheit?”
Nein, ſo raſch geht das nicht! Aber ich glaube, daß es
ſich bald erledigen laſſen wird. Ihr Landsmann, Sir
Wyus=
dal hat einen ſo glänzenden Bericht geliefert.
„Den Sie kennen?”
Der Orientale lächelte: „Gewiß, wörtlich! Auf dieſen
Be=
richt hin — wer wollte an einer ſolchen Autorität wie Sir
Bynsdal zwveifeln? — wird der Abſchluß in dieſer Woche
perfekt werden.”
„Aendert ſich die Pauſchalſumme?"
„Nein!” ſagte der Prinz.
Lady Durham warf ein: „Warum beutet Ihr Vaterland
diefe Bodenſchätze nicht ſelber aus?”
„Es fehlt uns an Geld und Kräften, Lady!”
„Dieſe beiden Dinge ſind ſchließlich zu beſchaffen, Hoheit!“
bemerkte Colleen langſam und ſah den Prinzen erwartungsvoll
an. „Ich kenne Wynsdal. Er iſt unbeſtechlich, ehrlich und
gründlich. Seine Gutachten ſtehen feſt. Das iſt gewiß. Und
wenn es ſich ſchließlich tatſächlich um das geheimnisvolle leichte
Metall handelt, dann . . . ja, dann hätten Sie damit ja einen
Vorteil für ſich, der nicht hoch genug einzuſchätzen wäre, der die
wirtſchaftliche Lage Ihres Vaterlandes mit einem Male in
eine glänzende verwandeln könnte.”
Zu aller Erſtaunen antwortete Prinz Huſſein: „Sie haben
recht, Sir Colleen. Wir würden auf Grund der erwieſenen
Tatſachen beſtimmt das Geld erhalten, um ſelber ausbeuten
zu können.”
„Ja, dann verſtehe ich nicht, daß Sie das Schürfrecht für
eine Pauſchale von zwei Millionen Pfund verkaufen wollen.”
„Und gegen eine Beteiligung!”
„Steht deren Höhe ſchon feſt?”
Der Prinz nickte wieder. Dann ſchien er einen Augenblick
zu überlegen. Langſam eindrucksvoll ſprach er weiter:
„Ich will mit offenen Karten ſpielen. Offenheit gegen
Offenheit! Die Quote lautet auf zwanzig Prozent für die
nächſten zwanzig Jahre, dann erfolgt Neuaufſetzung auf Grund
der bisherigen Ergebniſſe.”
„Nur zwanzig Prozent?”
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Sollten Sie die Vorteile unseres
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Darmstadt, Schützenstraße 4.
820
Der Prinz lächelte und entgegnete liebenswürdig: „Sie
ſind eigentlich jetzt ganz unengliſch, Sir Colleen, da Sie Ihren
Landsleuten — Sie wiſſen doch, daß zur Zeit nur mit der
engliſchen Intereſſentengruppe Verhandlungen geführt werden
— den Preis verteuern wollen.”
„Das liegt mir fern. Für mich gilt das gute Prinzip des
Kaufmanns, nicht billigſt, ſondern preiswert zu kaufen.”
„Haben Sie nicht bedacht, daß der geforderte Preis unter
Umſtänden . nicht einmal preiswert ſein kann?” entgegnete=
Prinz Huſſein zu aller Erſtaunen.
Einen Augenblick war Sir Colleen verdutzt.
„Ich verſtehe Sie nicht, Hoheit!“
„Nun, ich will weiter offen ſein. Die Schürfergebniſſe, das
Gutachten Ihres Landsmannes, Sir Colleen, ſteht auf feſten
Füßen. Daran zweifelt keiner meiner Landsleute, ebenſo=
wenig wie ich ſelbſt. Aber haben Sie ſich ſchon ausgerechnet,
welch ungeheure Summen zur Erſchließung der Schätze erſt
ein=
mal inveſtiert werden müſſen, ehe an einen Ertrag von
Be=
deutung gedacht werden kann?”
„Ich bin unterrichtet. Auch darüber liegt ein Gutachten vor.”
„Es ſind über zehn Millionen Pfund.”
„Ich weiß! Aber nun weiter: Wiſſen Sie auch, daß es
nahezu fünf Jahre dauern wird, bevor der Betrieb voll laufen
kann?“
„So iſt es eingeſchätzt!“
„Wiſſen Sie, was in fünf Jahren ſein wird?
Sir Colleen lehnte ſich im Seſſel zurück und ſah den
Prin=
zen eine Weile an. Er ſah, wie Lady Durham mit größtem
Intereſſe bei der Sache war.
„Ah Sie denken an politiſche Schwierigkeiten, Hoheit?”
„Ja und nein! Von meinem Vaterlande ſind Sie nicht zu
erwarten. Verſien hat ein Intereſſe daran, daß die Ausnützung
der Gruben reibungslos vor ſich geht.”
„Indien?”
Prinz Huſſein zuckte die Achſeln.
„Indien! Dort haben Sie jetzt Schwierigkeiten, richtig, aber
immerhin ich glaube, das wird für mein Vaterland nicht
ſo viel zu beſagen haben, und ich ſchätze die Schwierigkeiten
in Indien nicht zu hoch ein, ſondern vertrete den Standpunkt,
daß England, wenn es ein gewiſſes Entgegenkommen zeigt, gut
über die nächſten fünfzig Jahre hinwegkommt. Es iſt etwas
anderes, Sir Colleen.”
Die Spannung wuchs.
„Auf was ſpielen Sie an, Hoheit?”
Bedeutungsvoll ſagte der Prinz: „Der Fluch ... der
Demawend ruht auf der Ausbeutungsſtätte, in dem Augenblick,
da die Arbeiten einſetzen!“
Alle ſahen ſich überraſcht an, und Sir Colleen machte ein
dummes Geſicht.”
„Wie ſoll ich Sie verſtehen, Hoheit?”
„Ich will etwas deutlicher werden, Sir Colleen. Am
Dema=
wend, in der entſetzlichen Einöde in den Felſen gehauen, liegt
das Kloſter der Brüderſchaft vom Demawend. Seit
urdenk=
lichen Zeiten hauſen die Brüder dort. Man weiß nichts Näheres
über ſie. Aber es iſt vor kurzer Zeit ein Bruder des Ordens
bei meinem hohen Verwandten, dem Schah, geweſen und hat
gedroht, daß in dem Augenblick, da man dem Elbrus ſeine Schätze
entreiße, der Fluch der Brüder vom Demawend ausgeſprochen
werde.”
„Und was hat es mit dieſem Fluche für eine Bewandtnis?”
„Der Fluch der Demawend . . lächeln Sie nicht als
Euro=
päer . . .. er hat wohl an die zehnmal über Perſien gelegen und
meinem Vaterlande ſchweres Unglück gebracht, Hungersnöte,
Kriege, Elend über Elend. Man lagt den Brüdern vom
Dema=
wend übernatürliche Eigenſchaften nach, ja, es gibt ſogar in
unſerem Volke viele, denen die Brüder vom Demawend wie die
perſiſche Gottheit erſcheinen.”
(Fortietzung folgt.)
A.
ur un Mitglieder
Für unſere werten A
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1.20
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... . . . Pfd. 1.10
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. Pfd. 1.15
beſtes Kalbfleiſch. . . . . Pfd. 1.40, 1.30, 1.20, 1.10
ff. Bauchlappen, Koteletts, Schnitzel, Rippen, Dörrfleiſch
ff. Friſch= und Dauerwurſt, Aufſchnitte, Schinken,
Doſenwürſtchen.
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Miſchbrot, ff. Milchbröichen, Waſſerbrötchen, Mohnweck,
Mürbgebäck, Kuchen, Kaffeegebäck, Zwieback.
Täglich friſche Kreppel . . . . . . . . Stück 8 Pfg.
333
5%0 Rückvergütung
auf alle Waren und auf die volle Einkaufsſumme.
DGlchimitglieder machen ſich und ihre Anſtifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
2 122 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſtrafbar. — Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf in
Mieren Verteilungsſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.
Wannenbäder
Römerbad
Zimmerstr. 5-7 Tel 3034
Auch Sonntags vormittags
9-13 Uhr geöffnet.
Ien Krankenkassen zugelassen. BBl2
Seite 16
Freitag, den 9. Januar 1931
Das konnte er nicht wissen,
daß seine „Taten einen
Solchen Massenandrang
bewirken würden, daß die
Türe zeitweise geschlossen
und ein
neuer Rekord an Käuferzahlen
erreicht wurde. Dennoch ist Stegmüllers
Auswahl noch riesenhaft und auf
786
weiteren Massenbesuch eingestellt.
Eilen Sie sich aber, es wird Zeit!
war er auf die höheren Preislagen
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bester Austührung, jetzt spottbillig, nur
105.—
95.— 85.— 75.—
65.—
Herren-Wintermäntel
Modell-und Maßersatz- Stücke, jetzt nur noch
95.—
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75.—
68.—
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Das Modernste für Anspruchsvolle, jetzt
nur noch 95.—
85.—
78.—
Bekanntmachung.
Ueber das Vermögen der Ehefrau
Georg Kramer, Marie, geb. Witt,
Inhaberin eines unter dem Namen von
Georg Kramer betriebenen
Kolonial=
warengeſchäfts zu Darmſtadt.
Jahr=
ſtraße 69, iſt am 30. Dezember 1930,
vormittags 10 Uhr 30 Minuteu das
Kon=
kursverfahren eröffnet worden.
Konkurs=
verwalter: Amtsgerichtstaxator Dr. jur.
Michel in Darmſtadt, Bismarckſtr 18.
Konkursforderungsanmeldungen ſowie
offener Arreſt und Anzeigepflicht bis zum
10. Februar 1931. Erſte
Gläubiger=
verſammlung 29. Januar 1931,
vor=
mittags 10 Uhr, Zimmer 220, und
allgemeiner Prüfungstermin 19. Febr.
1931, vormittags 10 Uhr, Zimmer
220, vor dem unterzeichneten Gericht.
Darmſtadt, den 30. Dezember 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I. (811
Betr.: Kanaliſation Kelſterbach a.M
Arbeitsvergebung.
Zur teilweiſen Kanaliſation der Main=,
Berg= und Rüſſelsheimerſtraße in der
Gemeinde Kelſterbach (Kreis Groß=
Gerau) ſollen die Arbeiten und
Liefe=
rungen für die Herſtellung von rd. 1100
Ifdm. Kanälen von 150—900 mm
Durch=
meſſer einſchließlich der zugehörigen
Haus=
anſchlüſſe vergeben werden.
Angebotsvordrucke ſind, ſolange
Vor=
rat reicht, gegen =Bareinſendung von
1 RM. bei der unterzeichneten Behörde
erhältlich, bei der auch Pläne und
Be=
dingungen offen liegen. Die Angebote
ſind verſchloſſen und mit entſprechender
Aufſchrift v iſehen bis Samstag, den
31. ds. Mts., vorm. 10"/, Uhr, bei
Aulturbauamt Darmſtadt, Bleichſtraße 1,
einzureichen.
Freie Auswahl, unter den Anbietern
und die Zuſchlagserteilung bleiben
vor=
behalten.
(834
Darmſtadt, den 8. Jan. 1931.
Heſſiſches Kulturbauamt.
Urafgen 3
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Spanischer Garten
Kirchstraße 17/19
3 Pfund 55 Ptennig
70
90
3 Stück 10
1 Kranz 20
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Nummer 9
Tadl. Eßzim., mod.,
(Büf. 2.50 lg.) ſehr.
preisw. zu verkf.
Herdweg 95. Gths.
Brautleute! Geleg. e. Poſten neue
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radebezuge, 6
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radekiſſen, 6 gleiche
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Angeb. unt. P. 159
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richtung f. 55ℳ z. vk.
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verkaufen. — Näh.
Bleichſtr. 1c. Laden
(812).
Mangels Zahlung
zurückgeholte.
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Bekanntmachung.
Die Nutz= und
Brennholzver=
ſteigerung vom 5. Januar 1931 iſt
genehmigt. Ueberweiſungs= und erſter
Fahrtag Freitag, den 9. Januar 1931
mit Zuſammenkunft vormittags 9 Uhr
am Forſthaus Wieſental. Ablauf der
dreiwöchigen Barzahlfriſt am 26. Januar
1931.
(801
Mörfelden, den 5. Jan. 1931.
Heſſ. Forſtamt Mörfelden.
Am Montag, den 12. Januar
1931, von vormittags 9 Uhr ab,
werden im Gaſthaus zum „Sa lbau”
(Herzberger) in Mör elden, Bahnhofſtr. 5,
aus dem Staatswald des Forſtamts
Mörfelden Forſtort Alter Schlichter,
Abt. 1—33 folgende Holzmengen
ver=
ſteigert:
Holznummern 1—4!7 und 625—685.
Scheitholz, rm: Buche 10 I. Kl., 4 II.
Kl., Hainbuche 14 I. Kl., davon 4 rd.,
1 II. Kl., Eſche 19 I. Kl., Eiche 207
I. Kl., 18 II. Kl., Birke 8 I. Kl., Erle
14 I. Kl., davon 3 rd., 6. II Kl., Linde
2 I. Kl., Kiefer 78 I. Kl., rund.
Knüppelholz, rm. Buche 9, Hainbuche
48, Eiche 100, Birke 9, Erle 10, Linde6,
Kie er 119.
Das Holz iſt vor der Verſteigerung
einzuſehen. Blau unterſtrichene
Num=
mern kommen nicht zum Ausgebot.
Auskunft erteilen Herr Förſter
Vög=
lin zu Forſthaus Schlichter und die
unterzeichnete Stelle.
(*00
Mörfelden, den 7. Jan. 1931.
Heſſ. Forſtamt Mörfelden.