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Franffurt a. M. 1304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Donnerstag, den 1. Januar 1931.
Nummer 1
194. Jahrgang
27 mm breiie Zelke im Kreiſe Darmſtadi 25 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 40 Reſchspfg. Rellamezelle (92. mm
breih 2 Reiſchsmark. Anzelgen von auswärts 40 Reſchepfg.
Flnanz=Anzeligen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Rellame=
zelle 3.00 Reſchemark. Alle preſe in Reichsmartt
(4 Dollar — 420 Marl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufrubr, Streil nſw., eriſcht
ſede Verpſichtung auf Efüllung der
Anzelgen=
aufräge und Teſtung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerichtlicher Beiteibung fänlt jeder
Nabatt weg. Bankfonio Deuiſche Bank und
Darm=
ſtädter und Naiſonalbank.
Der Reichskanzler zum Jahreswechſel!
Hinker uns ein ſchweres Jahr. — Dennoch geordneke Sinanzen und unſer ganzes ſtaakliches, ſoziales und
wirlſchafkliches Leben vor Kakaſtrophen bersahri. — Ptakliſche Polikik bedeukel Aufbau, nicht Zerſtörung.
Neujahrsgedanken 1931
Von
Reichskanzler Dr. Brüning.
Das Jahr 1930 werden Millionen und Abermillionen unſeres
Volkes mit einem gewiſſen Aufatmen ſcheiden ſehen; gut, daß
wir es hinter unshaben: Denn es war ein ſchweres
Jahr, ein Jahr, das uns viel zu ſchaffen machte. Die
Konjunk=
tur von 1927/28 ſetzte ihren Abſtieg von 1929 bis in das Tal
einer tiefen Depreſſion fort und machte Millionen deutſcher
Volks=
genoſſen erwerbslos. Die Finanzverhältniſſe des Reiches, der
Länder und Gemeinden wurden kritiſch, Depreſſion und Kriſis
der Finanzen nährten das Mißtrauen in unſerem Volke, ob das
Leben und das Wochstum unſerer Nation mit der gegebenen
verfaſſungsmäßigen Ordnung der politiſchen Kräfte am beſten
ge=
währleiſtet ſeien. Es wurden Bewegungen groß, die über dieſes
Mißtrauen hinaus die gegenwärtige Ordnung unſerer politiſchen
Verhältniſſe als des Ruins des Staates und der Nation
Schul=
dige anklagten und ſich anheiſchig machten, Volk, Staat und
Kul=
tur aus ihren Grundſätzen, ihrem Blute und ihrer Tatkraſt
er=
neuern zu können. Solche Beivegungen waren vorauszuſehen.
Sie zeigen ſich ſtets einige Zeit nach einer politiſchen
Neuord=
nung, weil dann die hinter der Umgeſtaltung Zurückgebliebenen
ſich im Angriff auf ſie mit jenen ſinden, die von ihr enttäuſcht
ſind, weil nicht alle ihre Blütenträume reiften. Von außen
fan=
den die innerpolitiſchen Erregungen Zündſtoff an der
allgemei=
uen politiſchen Unraſt in der Welt ſowie an der
Abneigung der Mächte, in den Fragen der Abrüſtung, der
deut=
ſchen Tiibutverpflichtung ſowie der Souveränitätsverhältniſſe im
Oſten eine ſchöpferifche, d. h. die Völker beruhigende, Gegner
ver=
föhnende, die Kultur der „Menſchheit fördernde Politik zu
aktivieren.
Politiſcher Verſtaud oder Unverſtand ſind bei
uns wahrſcheinlich noch weniger als bei anderen Völkern das
Reſerpat beſtimmter ſozialer Schichten oder Beruſe. Im Gegenteil
finden wir überall beides in hohen Graden. Dasſelbe
läßt ſich auch ſagen von der praktiſch=politiſchen Betätigung. So
kommt es, daß unſer politiſches Leben ſo mannigfaltig iſt, daß es
darin quirlt und brauſt, daß „immer etwas los iſt”, daß es aber
auch ſo ſchwer iſt, eine ſachliche, d. h. wirkliche Politik nach
wohl=
überlegten Richtlinien auf Jahre oder gar Jahrzehute berechnet,
zu betreiben, wie es doch eigentlich ſein muß. Dennoch aber
hat ſich im abgelaufenen Jahre ſoviel politiſches
Ver=
ſtändnis äußern und durchſetzen können, daß wir den Finanzen
wieder — trotz der fortſchreitenden Depreſſion — eine feſtere
Grundlage geben konnten. Und was geordnete Finanzen
nach den verſchiedenen Richtungen hin bedeuten, ſollte allgemein
bekannt ſein. Wir haben ſodann manches tun können, um den
Ablauf der Konjunktur zu erleichtern. Die
Arbeitsloſen=
verſicherung — die weit mehr iſt als ihr Name beſagt —
konnte beſonders dank der Arbeitnehmerſchaft
ſelbſt in ihren Leiſtungen geſichert werden. Wie
denn überhaupt unſer ganzes ſtaatliches, ſoziales
und wirtſchaftliches Leben glücllicherweiſe, und ich
ſage es ausdrücklich balbei, keineswegs nur durch die Tätigkeit
der politiſchen Organe, ſondern mindeſtens ebenſo ſehr durch
die Tätigkeit und Ordnungstreue aller
Ver=
nünftigen in Stadt und Land vor den
Kataſtro=
phenbewahrt geblieben iſt, die zeitweilig ernſthaft
droh=
ten. Wenn es aber Leute gibt, die da meinen und ausrufen, wir
ſteckten ja ſchon mitten in der großen Kataſtrophe drin, ſo kann
man demgegenüber nur ſagen: Sie wiſſen nicht, was ſie reden.
So ſtehen wir an der Schwelle zwiſchen dem alten und dem
neuten Jahre wie Männer, die von ſchwerer, gar nicht äſthetiſcher
Arbeit kommen und die Spuren davon an ſich tragen, und die
wiſſen, daß ſie morgen wieder ſo herangehen müſſen, weil das
Werk ja nochlängſtnicht fertig iſt, ja, die wiſſen, daß
es überhaupt nie fertig wird, weil Politik eine
Seite des Lebens iſt und alſo auch dauert,
ſo=
lange es Leben gibt. Aber wie echte Werlleute, die
ein=
mal ein Werk begonnen haben, es freiwillig nicht bei der
hal=
ben Sache bewenden laſſen, ſo werden auch wir von der
Geſtal=
tung unſerer Verhältniſſe zum Beſſeren, zu Höherem nicht
ab=
laſſen, ſolange Leben und Kraft in uns ſitzt. Leben und
Kraft aber haben wir, das hat uns das Ringen
des Volkes im ablaufenden Jahre bewieſen.
Freilich muß die Kraft diſzipliniert ſein, ſoll ſie aufbauen
und nicht zerſtören. Das gilt überall von ihr, aber wenn ich an
der Schwelle zum neuen Jahre uns allen und mir politiſch
etwas ganz Tiefes und Großes wünſchen darf, dann
iſt es dieſes: möge unſer Volk in ſeiner Geſamtheit, alſo in allen
Schichten, Berufen und Ständen und Lebensaltern zunehmen in
der Fähigkeit und Geſchicktheit, ſeine großen Anlagen und
uner=
ſchöpflichen Kräfte richtig zu behandeln und einzuſetzen —
beſon=
ders im Politiſchen —, möge es alſo einſehen, daß alle praktiſche
Politik Aufbau iſt, daß aber alles Aufbauen nicht darin beſteht,
daß alles zuglei ch getan wird, ſondern daß ein Stein
ſich auf den anderen fügt. Zerſtören geht viel raſcher
als Auſbauen, geht — ſozuſagen — gleichzeitiger und ohne
beſon=
dere Geſchichlichkeit. Mag ſein, daß deswegen ſo viele dafür
ſind, daß zunächſt einmal zerſtört wird. Lernen wir ſchätzen, was
wir haben, ſuchen wir, es zu erhalten und zu verbeſſern! Dazu
gehört mehr Mut als zum Zerſtören. Aber dazu gehört auch
noch anderes, nämlich: Fleiß, Ausdauer, Geduld, immer erneutes
Prüfen und Wägen ohne Haß und Neid (denn ſie wachen blind),
nnd ſtetige Arbeit, die geringe Dinge auch dann gering nimmt,
wenn ſie ſich wichtig geben und wichtige. Dinge wichtig nimmt,
auch wenn ſie kaum auffallen. Und lernen wir
Maßhal=
ten, nicht nur im Politiſchen ſelbſt, ſondern
auch in den Forderungen an unſere Politik. Sie
kann viel, aber ſie kann die Menſchen nicht
glück=
lich machen.
Es drängt mich, gerade heute dieſe Bedingtheiten
und die Grenzen jeder Politik hervorzuheben, einmal,
um vor Illuſionen zu warnen, ihnen folgt die Enttäuſchung, der
Enttäuſchung aber allzu oft nur das Verſogen im Reiche des
ſonſt Möglichen. Sodann aber meine ich, daß jeder die in ihm
ruhenden Kräfte um ſo beſſer zur Wirkung bringen wird, je mehr
er erkennt, wie er damit beitragen hann zum Gelingen in dem
großen Geſchehen, das wir Politik nennen.
Die Lufgaben, die dieſe uns ſtellt, ſind nicht neu; wir haben
ſie ja auch nur einen Augenblick — gleichſam wie Außenſtehende
—im Frühſchein des neuen Jahres betrachtet. Wir begrüßen
dieſes Jahr als Männer mit Erfahrung und Hoffnung, und
wen=
den uns morgen wieder dem unvollendeten Werke zu.
Hindenburg an die Wehrmachl.
Der Reichspräſident richtet an die Wehrmacht folgenden
Erlaß:
Am 1. Januar 1931 beſteht die Reichswehr ein Jahrzehnt
lang in der Form, die ihr der Vertrag von Verſailles beſtimmte.
In Zeiten tiefſter daterländiſcher Not wurde ſie unter meinem
Amtsvorgänger geſchaffen. Trotz aller ihr auferlegten Feſſeln
hat ſich die Wehrmacht als Hort des äußeren und
inneren Friedens, als eiſerne Klammer des Reiches und
als feſte Stütze des Staates erwieſen. Das ihr zu treuen
Händen übergebene Erbe der alten Armee und Marine hat ſie
gut verwaltet.
Ich danke der Wehrmacht für die Arbeit dieſes Jahrzehuts
und entbiete ihr meine herzlichſten Wünſche zum neuen Jahr.
Möge ſie weiterhin ihre Ehre darein ſetzen, in Gehorſam und
treuer Pflichterfüllung dem Vaterlande zu dienen.
Der Reichspräſident, gez. von Hindenburg.
Der Reichswehrminiſter, gez. Groener.
Die Wünſche der Saardeukſchen: Heirt ins Reich.
In der Neujahrsnummer der „Saarbrücker Zeitung” drückt
der Vorſitzende der Deutſch=Saarländiſchen Volkspartei,
Landes=
ratabgeordneter Schmelzer die Wünſche und Hoffnungen der
Deut=
ſchen an der Saar aus. Das zu Ende gehende Jahr ſei für das
Saargebiet ein Jahr der politiſchen Enttäuſchung geweſen. „Mit
großen Hoffnungen ſind wir”, ſo ſchreibt Schmelzer, „in die
Ver=
handlungen eingetreten, die das Ziel haben ſollten, dem
Saar=
gebiet ſeine Rückkehr zum Mutterlande zu bringen. Die
Hoff=
nungen ſind nicht in Erfüllung gegangen, die Verhandlungen ſind
vertagt, nicht abgebrochen. Es wäre von deutſcher Seite aus ein
Fehler, wenn zu ſehr auf die Wiederaufnahme gedrängt würde.
Immerhin wird es zweckmäßig ſein, wenn wir nicht unaktiv
bleiben, ſondern bei jeder Gelegenheit darauf hinweiſen, daß in
dem Saargebietsregime noch ein Kriegsrecht beſteht, das zu den
brutalſten gehört, was der Uebermut der Sieger dem Deutſchen
Reich im Verſailler Diktat an Laſten auferlegt hat.” Schmelzer
weiſt dann auf die ſtark gefärbten Tätigkeitsberichte der
Regie=
rungskommiſſion hin, die die Verhältniſſe im Saargebiet nie richtig
ſchildert. Im Saargebiet könnte es viel beſſer gehen, wenn die
Regierungskommiſſion mehr mit der Bevölkernug
zuſammenar=
beitete, wenn ſie weniger die franzöſiſchen Intereſſen den
ſaar=
ländiſchen voranſtellen würde. Zum Schluß drückt Schmelzer die
Hoffnungen aus, daß auch die Saarländer ein Recht
haben, in dem Verband eines einigen ſtarken
Deutſchlands wieder mitwirken zu können an den
höchſten Aufgaben zum Wohle der geſamten Menſchheit.
Der Vorſitzende der Zentrumspartei des Saargebietes,
Rechts=
anwalt Stegmann, ſchreibt zum Schluß ſeiner Betrachtungen in
der „Landeszeitung”: „Unſere deutſche Treue iſt unwandelbar.
Wir lehnen eine Autonomie als ein
lebensunfä=
higes, der Korruption ausgeſetztes Gebilde ab.
Wir wollen zum deutſchen Vaterland lieber
heute als morgen.”
Hoffnungen der Grenzmark.
Schneidemühl, 31. Dezember.
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hat an die Provinz
Grenz=
mark Poſen=Weſtpreußen folgenden Neujahrsglückwunſch geſandt:
„Die öffentliche Meinung Deutſchlands wendet ſich je länger je
mehr der bedrohlichen Lage des Oſtens zu. Auch die erſte Sorge
der Reichsregierung gilt dem deutſchen Oſten und ſeiner Not.
Meine kürzlichen Fahrten nach Oſtpreußen und Schleſien
entſpran=
gen dem Gedanken, nicht aus Berichten und Schilderungen,
ſon=
dern auch aus eigener Anſchauung ein lebendiges Bild von der
Lage der Dinge an Ort und Stelle zu gewinnen. Ich freue mich,
daß die Ausführung dieſes Gedankens ſo großes Verſtändnis und
ſo warme Zuſtimmung gefunden hat. Meine ſchwierige Aufgabe
in Genf wird mir durch die wertvollen Eindrücke und
Informa=
tionen, die ich von den bewährteſten Sachkennern im reichen Maße
erhalten habe, weſentlich erleichtert. Ich hoffe aufrichtig, daß das
neue Jahr der Grenzmark Poſen=Weſtpreußen, ſowie dem deutſchen
Oſten überhaupt, mit dem wachſenden Verſtändnis für ſeine Leiden
und Sorgen Erleichterung und Beſſerung bringt.
Oberpräſident Dr. h. c. von Bülow hat eine
Neujahrskund=
gebung herausgegeben, in der es u. a. heißt: Vom Friedensdiktat
ſo ſchwer getroffen, wie kaum ein anderer Fleck deutſcher Erde,
wirtſchaftlich das ſchwächſte Glied in der Kette preußiſcher
Provin=
zen und deutſcher Länder, ſo ſteht die Grenzmark Poſen=
Weſtpreu=
ßen heute an der Spitze aller deutſchen Not. Wappnen wir uns für
das Jahr 1931 mit Gottvertrauen, mit zähem Mut und
unbeug=
ſamen Willen, mit ſtarkem Trotz und noch viel ſtärkerer Hoffnung!
* Zum Jahreswechſel!
Mit Sorgen begann das Jahr 1930, mit Sorgen geht es zu
Ende. Aber trotz allem, trotz aller wirtſchaftlichen Nöte, die
uns bedrücken, auch dieſes Kriſenjahr hat uns einen Schritt
vorwärts gebracht auf dem ſteinigen Weg, der das deutſche Volk
aus dem Abgrund herausführen ſoll, in den uns der
Zuſammen=
bruch des Jahres 1918 geſtürzt. Vor einem Jahr noch
erklan=
gen franzöſiſche Hörner in den Städten und Dörfern der
deut=
ſchen Rheinlande, und in Berlin ſaß Herr Parker Gilbert, der
vom Konzern der Sieger beſtellte Kontrolleur deutſcher
Finanz=
gebarung. Nach langen Vorfeld=Kämpfen brachte erſt die 2.
Haager Konferenz im Januar 1930 die Entſcheidung. Vieles
haben wir damals im Haag nicht erreichen können, was wir
erreichen wollten. Zu wenig hatten wir dem übermächtigen
Druck der anderen entgegenzuſetzen. Erreicht aber wurde, daß
der Dawes=Plan mit ſeiner immer unerträglicher werdenden
Kontrollorganiſation durch den Young=Plan erſetzt wurde,
er=
reicht wurde, daß am Mittag des 30. Juni 1930 die Trikolore auf
dem großherzöglichen Schloß zu Mainz endgültig niedergeholt
wurde. Wir vergeſſen zu ſchnell. Wir ſprechen von der
uner=
träglichen Belaſtung der deutſchen Wirtſchaft durch die
gewal=
tigen Zahlungsverpflichtungen des Young=Planes, aber wir
denken kaum noch daran, was die Befreiung von den
Souverä=
nitätsbeſchränkungen des Dawes=Plans für uns bedeutet, ganz
abgeſehen davon, daß der deutſche Etat 1930 bei Fortbeſtehen
des Dawes=Plans mit weit mehr als 2½ Milliarden belaſtet
geweſen wäre, an Stelle der rund 1700 Millionen des Young=
Plans. Und müſſen wir abermals betonen, was die Befreiung
des Rheinlandes für das deutſche Volk bedeutet? Gewiß, wir
haben mit Recht auf dem Standpunkt geſtanden, daß die
Be=
ſetzung des Rheindlandes ihre Berechtigung, ſchon mit dem
Locarno=Vertrag verloren hatte. Aber das Recht
entſchei=
det nun einmal nicht im Völkerleben, ſondern die Macht, und
ſo konnte deutſches Recht erſt nach ſchweren politiſchen Kämpfen
und Opfern durchgeſetzt werden. Aber die Befreiung des
deut=
ſchen Rheins von der Fremdherrſchaft iſt zur Tatſache geworden,
ein neuer Abſchnitt deutſcher Geſchichte erreicht. Befreit iſt
unſere Außenpolitik von den drückenden Feſſeln, die ſie
jahre=
lang getragen. Die ſchweren wirtſchaftlichen Nöte laſſen die
Bedeutung dieſes Erfolges nicht ſo ſtark in Erſcheinung treten
wie das unter anderen Umſtänden der Fall wäre. Aber die
Geſchichte rechuet ja nicht mit Wochen und Monaten.
Dem Erfreulichen ſteht auch ſehr Unerfreuliches gegenüber.
Trübe iſt die politiſche Weltlage, trübe insbeſondere in Europa,
deſſen Völker einſt die Erde beherrſchten: Die Verſailler Pſhchoſe
hemmt noch immer bei den Völkern der ſogenannten Sieger,
insbeſondere bei den Franzoſen, die Erkenntnis, daß mit den
politiſchen Methoden der Vorkriegszeit die kataſtrophalen
Fol=
gen des Weltkrieges nicht zu beſeitigen ſind. Daß das
Ver=
ſailler Diktat, geſchaffen, um ein Kulturvolk von 60 Millionen
für alle Ewigkeit zu knebeln, durch die Entwicklung der Dinge
überholt iſt, die Einſichtigen aller Völker wiſſen es längſt. Aber
die amtliche Pariſer Politik hat ſich noch immer nicht entſchließen
können, nach dieſer Einſicht zu handeln, und ſo haben die
deutſch=franzöſiſchen Beziehungen, während des letzten halben
Jahres kaum eine Beſſerung erfahren, und wir müſſen darüber
hinaus ſogar mit ſchweren Rückſchlägen im kommenden Jahr
rechnen. Daß es ſich im Oſten um Lebensfragen des deutſchen
Volkes handelt, weiß allmählich auch jeder politiſche Laie, auch
wenn das brutale Vorgehen Polens gegen die deutſche
Minder=
heit nicht die Unſinnigkeit der Verſailler Grenzziehung
noch=
mals ſo ſinnfällig aller Welt vor Augen geführt hätte. In
Paris aber verhandelt man mit Herrn Zaleſki, offenbar um zu
einem gemeinſamen Vorgehen gegen den deutſchen Proteſt beim
Völkerbund zu kommen, und die maßgebende Pariſer Preſſe
regt ſich über Herrn Kaas auf, der im Vorwort für ein Werk
über die Außenpolitik Deutſchlands die Hoffnung ausgeſprochen
hat, daß die Welt Einſicht genug beſitzen werde, um eine neue
Simſon=Kataſtrophe zu verhüten. Man ſpricht von einem neuen
außenpolitiſchen Kurs des deutſchen Reiches, als ob man nicht
ſchon längſt wüßte, daß das deutſche Volk ſeit Jahren nur das
eine Ziel verfolgt und verfolgen kann, nämlich ſeine Freiheit
wieder zu erringen und eine Rebiſion aller der
Vertragsbeſtim=
mungen durchzuſetzen, die ihm ein friedliches Weiterleben
un=
möglich machen.
Wenig erfreulich ſind die franzöſiſch=italieniſchen
Beziehun=
gen, die während des vergangenen Jahres mehrfach ſcharfe
Zu=
ſpitzung erfuhren, wenig erfreulich die Lage in England,
das erſchüttert durch eine nicht abzuſehende Wirtſchaftskriſis,
vor ernſten politiſchen Entſcheidungen ſteht.
Unter dem Druck einer ſchweren wirtſchaftlichen Kriſis ſtehen
alle Völker der abendländiſchen Ziviliſation. Mit Recht ſprechen
wir von einer Weltwirtſchaftskriſis, aber wir dürfen deswegen
doch nicht überſehen, daß neben gemeinſamen Urſachen doch in
allen Ländern beſondere Urſachen vorhanden ſind, welche die
äußeren Erſcheinungsformen ſehr weſentlich beeinfluſſen.
Wäh=
rend die engliſche Induſtrie durch ein Zurückbleiben der
Fabri=
kationsmethoden und ein überhöhtes Lohn=Niveau, das ſich aus
der etwas voreiligen Valoriſation des Pfundes ergeben, in ihrer
Exportfähigkeit aufs äußerſte bedroht iſt, iſt die franzöſiſche
Bör=
ſenkriſis letzten Endes darauf zurückzuführen, daß man aus
po=
litiſchen Gründen gewaltige Kapitalien an öſtliche Staaten
ge=
geben hat, die infolge der Entwicklung jetzt mehr oder weniger
als verloren angeſehen werden müſſen. In Deutſchland hat die
Ausgabenwirtſchaft der öffentlichen Hand und eine
Sozialpoli=
tik, die der Leiſtungsfähigkeit unſerer Wirtſchaft nicht genügend
Rechnung trug, dieſe ſo ſchwer belaſtet, daß Exportmöglichkeit
und Rentabilität aufs äußerſte gefährdet ſind. Millionen von
Arbeitsloſen haben jetzt die wirtſchaftspolitiſchen Fehler der
Vergangenheit zu büßen. Einſchränkung der öffentlichen
Aus=
gaben, mit anerkennenswerter Energie iſt ſie von der
Reichs=
regierung in Angriff genommen worden, aber die ſo erzielten
Erſparniſſe werden wieder aufgezehrt durch die gewaltigen
Be=
träge, die für die Unterſtützung unſerer Arbeitsloſen erforderlich
geworden ſind. Es ſcheint faſt wie ein eireulus vitiosns, und
Sozialiſten ſprechen bereits von einer Kriſis des kapitaliſtiſchen
Syſtems. Das aber iſt gewiß nicht richtig. Denn die
kriſen=
haften Erſcheinungen ſind jedenfalls bei uns nicht bedingt durch
das kavitaliſtiſche Syſtem, ſondern dadurch, daß man das
kapi=
taliſtiſche Syſtem ſozialiſtiſch verfälſcht hat. Unſere Einſtellung
Rückſichtnahme, ſoziale
zum Menſchen verlan
Seite 2
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Nummer 1
Fürſorge auch in der Wirtſchaft. Das „Laissex kaire, laissez
aller” des alten Liberalismus würde in ſeinen Folgen für den
deutſchen Menſchen der Gegenwart — ganz abgeſehen von jeder
parteipolitiſchen Einſtellung — unerträglich ſein. Aber dieſe
ſoziale Einſtellung, die Rückſichtnahme auf die Maſſe darf nicht
dazu führen, daß die individuelle Bewegungsfreiheit des
Einzel=
nen im Wirtſchaftsorganismus erſtickt wird. Kartelle und
Truſte auf der einen und überſpannte Tarifpolitik auf der
ande=
ren Seite, überall begegnen wir jener „Entperſönlichung” die
mit dem kapitaliſtiſchen Syſtem unvereinbar iſt, das letzten
Endes doch beruht auf der perſönlichen Initiative des
Einzel=
nen. Wie können wir von einer Kriſis der freien Wirtſchaft
reden, wenn wir eine freie Wirtſchaft ſchon längſt nicht mehr
haben? Kehren wir zurück zu ihr, dann wird es uns ſehr bald
wieder beſſer gehen, und wir werden beſſer als jetzt in der Lage
ſein, dafür zu ſorgen, daß der wirtſchaftlich Schwache nicht
uuter die Räder gerät. Allzu lang hat man bei uns in
Deutſch=
land die Dinge laufen laſſen. Völlig unvorbereitet hat uns die
gegenwärtige Kriſis getroffen, und umſo verhängnisvoller ſind
ihre Auswirkungen. Aber zu durchgreifenden Reformen iſt es
ganz gewiß noch nicht zu ſpät. Wir müſſen nur den Mut haben,
das was in dieſen letzten Monaten unter Führung der
Reichs=
regierung begonnen, auch weiterhin tatkräftig fortzuſetzen.
Vor durchgreifenden Reformen darf auch unſer
Partei=
weſen nicht zurückſchrecken. Führen wir die Parteireform endlich
durch, die auf breiter Grundlage die Menſchen zuſammenfaßt,
um der Ideenwelt der Gegenwart auch politiſchen Ausdruck zu
geben. Erfaſſen wir das, was in uns allen heute bewußt oder
unbewußt lebendig iſt, ſo werden wir den Radikalismus
über=
wünden haben.
Wir leiden unter den wirtſchaftlichen Nöten der Gegenwart
und ſehen mit ernſter Sorge in die Zukunft. Aber das
berech=
tigt noch keineswegs zu jenem uferloſen Peſſimismus, der heute
weite Kreiſe unſeres Volkes beherrſcht. Umgekehrt wie der
verſtorbeite Coué, der durch Autoſuggeſtion eine Steigerung des
Wohlbefindens herbeiführen wollte, verſchärfen wir unſere
wirt=
ſchaftlichen Schwierigkeiten durch einen Peſſimismus, der in
die=
ſer Form jedenfalls in den meiſten Fällen nicht begründet iſt.
Wir wollen gewiß keine Vogel=Strauß=Politik treiben, aber wir
wollen und dürfen nicht das Vertrauen zu uns ſelbſt verlieren,
zu den ſtarken geiſtigen und materiellen Kräften, die das deutſche
Volk beſitzt, und die es groß gemacht haben. Gehen wir mit
dem feſten Willen in das Jahr 1931 hinein, der Schwierigkeiten
Herr zu werden, die uns bedrängen, dann wird ſich bald zeigen,
daß wir den tiefſten Stand bereits überwunden haben. M.
Zur Aengerung des Hefſiſchen
Steuer=
veragsschängsheſenrs.
Der Heſſiſche Induſtrie= und Handelskammertag hat zu
dem Geſetz vom 9. Dezember 1930, die Abänderung des
Steuervorauszahlungsgeſetzes vom 10. Dezember 1929
be=
treffend, eine Eingabe an den Herrn Heſſiſchen Miniſter
des Innern ſowie die übrigen Miniſterien gerichtet, in der
es u. a. heißt:
„Die heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammern haben mit
größter Ueberraſchung zunächſt lediglich aus der Preſſe und
dann aus dem Heſſiſchen Regierungsblatt Nr. 23 Kenntnis
er=
halten von dem am 9. Dezember d. J. im Heſſiſchen Landtag
verabſchiedeten Geſetz, die Abänderung des
Steuervorauszah=
lungsgeſetzes vom 10. Dezember 1929 betreffend. Durch dieſe
Geſetzesänderung wird dem Herrn Miniſter des Innern die
Er=
mächtigung erteilt, für die Realſteuern, insbeſondere für die
Gewerbeſteuern der Gemeinden, Kreiſe und Provinzen,
anzuord=
nen, daß die für das Rechnungsjahr 1930 geleiſteten
Voraus=
zahlungen als endgültige Steuerleiſtungen anzuſehen und daß
vom Rechnungsjahr 1931 ab die Gewerbeſteuern nach den
Ver=
anlagungsgrundlagen des vorvergangenen Jahres zu bemeſſen
ſind.
Dieſe Geſetzesänderung wird damit begründet, daß die
Ge=
ieinden in Zukunft von der alljährlich doppelten
Steuerfeſt=
ſetzung und =veranlagung zum Zwecke einer Vereinfachung der
Verwaltung befreit werden ſollen, und daß dieſe Aenderung auch
zum Wohle der Steuerpflichtigen ſelbſt ſei, inſofern nämlich,
als dieſe in Zukunft bereits zu Beginn des Rechnungsjahres
ihre endgültige Steuerſchuld erfahren würden. In der
Ueber=
gangszeit müßten etwa entſtehende Härten im Wege des
Billig=
keitserlaſſes beſeitigt werden.
Es bleibt außerordentlich bedauerlich und unberſtändlich,
daß der Herr Miniſter nicht Veranlaſſung genommen hat, den
Entwurf zu dieſer Geſetzesänderung gemäß § 1 des Heſſiſchen
Geſetzes die Induſtrie= und Handelskammern betreffend vom
25. Juni 1925 den geſetzlichen Berufsvertretungen zur
gutacht=
lichen Aeußerung zu unterbreiten, zumal es ſich hier um eine
für Induſtrie und Handel ungewöhnlich tief einſchneidende
Maßnahme handelt.
Die dem Entwurf beigegebene Begründung befaßt ſich
über=
wviegend und ganz einſeitig mit dem Intereſſe der Gemeinden
Daß es ein Lebensjahr werde!
„Nur vom Religiöſen aus läßt ſich das Jahr
erfaſſen, und erleben.”
Carl Sonnenſchein.
Wie ſchön, wenn Menſchen an der Schwelle des
qufhlingen=
den Jahres unter dem Worte einander die Hand reichen: „Daß
es ein Lebensjahr werde!“
Wie wunderſam das Herz anrührend, wenn Druck der Hand
und Glanz des Auges ſtummen Schwur bedeuten!
Ju, wie ſtärkend und die Seele erhebend, wwenn dieſe
Men=
ſchen fühlen, daß jenes Wort mehr als ein Glückwunſch iſt, daß
es ein Kampfgruß iſt, ein Offenbarwerden der Kraſt aus der
innerſten Werkſtatt!
Ein Sich=begegnen der tiefem Seinswelten!
„Daß es ein Lebensjahr werde!”
Das ſiſt das Wort vom inneren Jahr, das wir im
äußeren Zeitlafe ſelbeigen leben und mit aller Inbrunſt aus
reinem Impuls zu leben verſuchen mnſſen; es iſt das Wort vom
perſönlichen Jahr!, inmitten aller lärm= und
tumultvol=
len Gebärde einer underſönlichen Zeit.
Es bedeutet ſtilles, ſtarkes geiſt=ſeeliſches Schöpfertum im
richtungsloſen Gehabe unſchöpferiſcher Gegenwart, Geiſt zu ſetzen
wider den Ungeiſt, Ewigkeit wider das Nur=Zeitliche, inneren
Kosmos gegen äußeres Chaos!
Daß es ein Lebensjahr werde!
Das heißt, daß es in deinen und meinem Daſein ein
heroiſches Jahr werde und wenn es äußerlich ein
Trüm=
merjahr wird! Ein Jahr der Treue, und wenn Treuloſigkeit mit
ihren wildeſten Wogen brandet!
Ein Jahr der Liebe, und wem Liebloſigkeit zvie mit
ſchwar=
zen Waſſern unſeres Lebens Standort unternagen will!
In deinem, in meinem Leben ſoll es ein Jahr des
heilig=
großen Widerſtandes werden gegen alles Häßliche der Tage und
der Menſchen!
Das Hohe wollen wir ſtellen gegen das Niedere, die Würde
gegen die Unwürde, das Lebendige gegen das Tote, das Herz
beſvegte gegen das Erſtarrte!
Nur wo der echte und rechte Widerſtand iſt, wird Leben
ge=
halten und Leben geboren.
Alles Große in der Welt kam aus ſolchem Widerſtehen, und
alles Schöne und Beſeligende, Stärkende und Auſwärtstragend?
ward aus ſolchem Verhalten ans Licht gebracht.
Unſere beſondere Aufgabe in dieſer Zeit des allgemeinen
Niedergangs iſt es, wo wir ſtehen und was wir treiben mögen,
guch wem uns unſeres Volkes Lage und die eigene zu einem
Bom Tage.
Die Regierung in Düfſeldorf hat für die Stadt Wuppertal
nach zAblehnung der ſtädtiſchen Steuervorlagen einen
Staatskom=
miſſar ernaunt.
Mit Einverſtändnis und auf Antrag des Oberbärgermeiſters Dr.
Dudek ſind für Harburg=Wilhelmsburg zwei
Staats=
kommiſſare ernannt worden und zwar Oberregierungsrat Dr.
Halbrock für den Magiſtrat und Regierungsrat Dr. Goeßmann für das
Bürgervorſteherkollegium.
Der ſeit dem 1. April beſtehende vertragloſe Zuſtand zwiſchen dem
Verband kaufmänniſcher Berufskrankenkaſſen (
Er=
ſatzkafſen), Sitz Hamburg) und dem Reichsverband der
Zahn=
ärzte Deutſchlands e. V., Sitz Berlin, fand mit dem 31. Dez.
ſein Ende. Die Parteien haben einen neuen Kollektiovertrag
abgeſchlofſen.
Wie aus Moskau gemeldet wird, wird am Neujahrstag die
Arbeit in den Betrieben Moskans nicht unterbro
hen werden mit der Begründung, die bürgerliche Tradition des
Neu=
jahrsfeſtes zu unterbrechen.
Die kubaniſche Regierung hat eine über das ganze Land
verzweigte revolutionäre Verſchwörung aufgedeckt.
an dieſer Neuregelung. Sie irrt indeſſen, wenn ſie ſagt, die
für die Steuerpflichtigen entſtehenden Nachteile ſeien nicht ſo
bedeutend, daß ſie die Vorteile der einmaligen jährlichen
kommu=
nalen Steuerfeſtſetzung aufwiegen könnten. Demgegenüber
machen die heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammern die
nach=
ſtehenden Feſtſtellungen:
1. Bei der durch die Aenderung des
Steuervorauszahlungs=
geſetzes dem Herrn Miniſter des Junern erteilten Ermächtigung
handelt es ſich um eine grundlegende Aenderung des ſeitherigen
Syſtems. Dieſer könnte in Zeiten einer normalen
Wirtſchafts=
konjunktur zugeſtimmt werden. Unter den gegenwärtigen
Ver=
hältniſſen aber, die bekanntlich ſeit 1928 nicht nur einen noch nie
dageweſenen Rückgang der gewerblichen Einkommen gebracht
haben, ſondern in denen auch die Mehrzahl der Betriebe mit
Verluſten arbeitet und nur unter äußerſter Anſtrengung die
be=
reits ſtark reduzierte Zahl der Arbeiter und Angeſtellten noch
halten kann, bedeutet die geplante Syſtemänderung geradezu
eine Unmöglichkeit. Die Zumutung an die Zenſiten, die
Ge=
werbeſteuer des laufenden Rechnungsjahres nach dem am
1. Januar 1929 einmal vorhanden geweſenen Anlage= und
Be=
triebskapital und nach dem im Kalenderjahr 1928 erzielten
Er=
trag heute endgültig zu entrichten, hätte zur Folge, daß die
Mehrzahl der Steuerpflichtigen zu Unrecht eine viel höhere
Steuer zu leiſten hätte, als ſie den tatſächlichen
Verhält=
niſſen entſpricht. Wenn man glaubt, die Härtefälle im Wege
der Billigkeit abgelten zu können, ſo wird ſchon jetzt als
feſt=
ſtehend gelten müſſen, daß die Härtefälle die Regel ſein werden
und daß den Gemeinden durch ihre Behandlung eine noch
grö=
ßere Arbeitslaſt entſtehen wird, als durch eine ordentliche
Ver=
anlagung der Gewerbeſteuern nach den ſeitherigen Grundſätzen.
2. Die beabſichtigte Aenderung der Beſteuerungsgrundlagen
ſtellt weiterhin einen Verſtoß gegen den ſteuerrechtlichen
Grund=
ſatz der Kontinuierlichkeit dar. Jeder Steuerpflichtige muß die
Gewähr beſitzen, daß die jeweiligen Veränderungen ſeines
Einkommens uſw. nach oben und unten bei der nächſten
Steuer=
veranlagung ihre Berückſichtigung finden, daß er alſo nur, wie
es die Reichsverfaſſung vorſchreibt, ſeinen Kräften entſprechend
zu Steuerleiſtungen herangezogen wird.
3. Auch auf das Aufkommen der Reichsſteuern wird das
Abweichen von einer ordentlichen Veranlagung der
kommuna=
len Gewerbeſteuern nicht ohne Einfluß bleiben. Die Realſteuern
können am reichsſteuerpflichtigen Einkommen abgeſetzt werden.
Wenn der einzelne Zenſit alſo eine höhere Gewerbeſteuer zu
entrichten gezwungen würde, als es ſeinen tatſächlichen
Verhält=
niſſen entſpricht, ſo wird die an ſich ſchon durch das
Zuſammen=
ſchmelzen der Einkommen geringere Reichseinkommenſteuer noch
mehr vermindert.
4. Schließlich muß ſich eine ſolche Aenderung im
Veran=
lagungsſyſtem der kommunalen Gewerbeſteuern gerade im
gegenwärtigen Zeitpunkt im Sinne einer Durchkreuzung der
Realſteuerſenkungsmaßnahmen der Reichsregierung auswirken.
Den Gemeinden nun zu geſtatten, die Gewerbeſteuern ſtatt wie
in der ſeitherigen Weiſe nunmehr an Hand von weit
zurück=
liegenden, den jatſächlichen Verhältniſſen überhaupt nicht mehr
entſprechenden Grundlagen zu erheben, würde bedeuten, ihnen
auf Koſten der Zenſiten ein unverhältnismäßig höheres
Real=
ſteueraufkommen zu garantieren und damit gegen die Zwecke
der Notverordnung verſtoßen. Wir verweiſen in dieſem
Zu=
ſammenhang auch auf die Durchführungsbeſtimmungen zur
Not=
verordnung, in denen den Ländern ausdrücklich zur Pflicht
ge=
macht iſt, den auf die Realſteuerſenkung gerichteten Zweck der
Notverordnung nachdrücklichſt zu fördern, insbeſondere auch im
Hinblick auf die von ihnen zu geuehmigenden Gemeindeſteuern.
Auf Grund des vorſtehend Ausgeführten halten es die
heſſi=
ſchen Induſtrie= und Handelskammern, für ihre Pflicht, den
Herrn Miniſter hiermit noch rechtzeitig zu warnan,
von der ihm gegebenen Ermächtigung unter den gegenwärtigen
Verhältniſſen Gebrauch zu machen.
Leben ohne rechte Tätigkeit verurteilt, Aufgang zu bleiben.
Das ſtellt ein Heldentm beſonderer Art dar, ja eine Tat!
Das bleibe uns heilige Pflicht als Menſchen unter der
Wolke!
Dieſes Sichenicht=zermürben=laſſen ſei die Art unſeres
Le=
bensſieges, der gerade danm nicht gering anzuſchlagen iſt, wenn
er ganz in der Stille und in einem notbedrängten, kleinem
Da=
ſeinswinkel errungen wird.
Welch ein Vorbild jener Arbeitsloſer, jenes Handwerkers
der ſein Daheimliegenmüſſen benutzte, in allerlei Sachem
nach=
zudenken und darin für ſich tätig zu ſein und ſo eine bedeutſame
Erfindung in Automobilweſen, wie es jüngſt die Blätter
be=
richteten, machte. Das iſt Segen aus Widerſtand. Zum
Gleich=
nis kann, recht verſtanden, ſolches Tun werden im der Eigenwelt
des Geiſtes und der Seele.
Daß es ein Lebensjahr werde!
Und das ſoll nicht zuletzt heißen? Ein deutſches Jahr!
Echte, inerlich machtvolle Beſinnung auf deutſche Art und
Grundhaftigkeit, auf das Edeltum deutſchen Weſens, auf
Her=
mansgeiſt und wahres Vaterlandsgefühl, auf Opferſinn und
Gemeinſchafts=Empfinden!:
Ein neues Jahr ward uns gegeben.
Zeigen wir, daß wir aus ihm machen können trotz aller
Be=
drängnis von innen urnd außen, trotz aller Not und mancher
verhängnisvollen Mächte, die am Werke ſind!
Auf denm ins neue Jahr! Die Augen auf und die Herzen!
Mit voller Klarheit ins Neue!
Wir wollen zeigen, daß wir die wahrhaft Lebendigen, die
vom Geſchlechte der Unverüiſtlichen ſind!
R. B.
Heujade ia allen Jähreszeilen.
Wenn das neue Jahr am 1. Januar eingeläutet wird, ſo
iſt das natürlich eine willkürliche Feſtſetzung, und dieſer
Neu=
jahrstag iſt noch gar nicht ſo alt, ſondern erſt ſeit etwa 300
Jahren allgemein in der ziviliſierten Welt angenommen. Die
verſchiedenen Völker haben im Lauf der Geſchichte den
Jahres=
beginn ganz verſchieden feſtgeſetzt, und ein kurzer Ueberblick
wird uns zeigen, daß es Neujahr zu allen Zeiten des Jahres
gegeben hat. Als den Naturvölkern das Jahr als ein feſt
um=
grenzter Zeitraum bekannt wurde, da ſuchten ſie ſeinen Anfang
aus irgendwelchen beſonders auffälligen Erſcheinungen zu
er=
kennen. Bezeichnend iſt dafür der Jahresbeginn auf den Samoa=
Inſeln, der durch das Erſcheinen des Palolo=Wurmes angezeigt
wird; dieſes Meertier tritt nämlich im letzten Mondviertel beim
Beginn des Sommers oder Herbſtes auf. Bei anderen primi=
Beginn des Wirkſchaftskampfes
Aer Der Hagk.
Die Kündigung der Ruhrbergleute ausgeſprochen.
Eſſen, 31. Dezember!
Vom Zechenverband wird mitgeteilt: In den Zechen des
Ruhrgebietes wird am 2. Januar 1931 die Kündigung der
Beleg=
ſchaften durch folgenden Anſchlag bekannt gegeben werden:
„Die Schlichtungsverhandlungen über die Neugeſtaltung der
Lohnordnung, die durch die Verſchlechterung der Marktlage und
die bereits erfolgte Kohlenpreisſenkung notwendig geworden iſt,
haben zu keinem Ergebnis geführt. Wir ſind daher gezwungen,
zum Zwecke einer angemeſſenen Senkung der Löhne den
genann=
ten unter die Arbeitsordnung fallenden Belegſchaften hiermit zum
15. Januar 1931 zu kündigen. Ueber das Ausmaß der
erforder=
lichen Senkung der Gedinge= und Schichtlöhne wird rechtzeitig
Näheres bekannt gegeben werden. Jeder einzelne kann ſich alſo
ſeinen Arbeitsplatz erhalten, wenn er ſich bereiterklärt, mit
ver=
kürzten Löhnen weiterzuarbeiten.”
Kriliſche Lage im Kohlenbergbau von Südwales.
EP. London, 31. Dezember.
Der Bergarbeiterſtreik dürfte in Südwales nunmehr
Tat=
ſache werden, da auch die Delegiertenkonferenz der Arbeiter in
Cardiff die von den Grubenbeſitzern gemachten Vorſchläge in
der Lohn= und Arbeitszeitfrage abgelehnt hat. Von dem Streik
würden etwa 160 000 Arbeiter betroffen werden.
Bergarbeiter=
führer Cook bezeichnete in einer Erklärung die Lage als äußerſt
ernſt. Falls die Regierung nicht in elfter Stunde eingreife, ſei
nach ſeiner Anſicht ein Streik der Bergarbeiter von Südwales
nicht zu vermeiden. Durchweg rechnet man muit dem Beginn
des Streiks am 1. Januar. Mit einer gewiſſen
Befrie=
digung ſtellen Blätter wie die „Morningpoſt” feſt, daß gleichzeitig
guch die deutſche Ruhrkohleninduſtrie vor einer ſchweren
Kriſe ſtehe.
Klarheik zwiſchen Beamkenſchaft und Handwerk.
Berlin, 31. Dezember.
Inr Bundeshaus des Deutſchen Beamtenbundes fand auf
Veranlaſſung des Reichsverbandes des Deutſchen Handwerkes
dieſer Tage eine Ausſprache ſtatt zwiſchen den Vertretern des
Deutſchen Beamtenbundes und der Spitzenverbände des
Hand=
werks. Die Vertreter des Handwerks
verurteil=
ten jede unverantwortliche Hetze gegen das
Be=
amtentum. Sie wieſen ferner auf die außerordentlich
ſchwie=
rige Lage des Handwerks hin, die durch die Konkurrenz der
be=
amtenwirtſchaftlichen Einrichtungen eine weitere Erſchwerung
erfahre. Trotz aller Schwierigkeiten ſei das Handwerk bereit, die
Maßnahmen der Reichsregierung zur Senkung der Preiſe
weiteſt=
gehend zu unterſtützen.
Die Vertreter des Beamtenbundes errlärten,
daß die deutſche Becmtenſchaft dem Handwerk durchaus
Verſtänd=
nis entgegenbringe. Das Abrücken von der Hetze gegen die
Beamten werde von der Beamtenſchaft lebhaft begrüßt. Die
be=
ſonderen Opfer der Beamten zwängen dieſe zu Maßnahmen zur
Erhaltung ihrer Kaufkraft. Bezüglich der
beamtenwirtſchaft=
lichen Einrichtungen wurde betont, daß der Deutſche
Beamten=
bund das Recht auf wirtſchaftliche Selbſthilfe grundſätzlich
be=
jahe, indeſſen ſich mit derartigen wirtſchaftlichen Einrichtungen
nicht befaſſe.
Als Ergebnis der Ausſprache darf feſtgeſtellt werden, daß ſie
ihren Zweck, Klarheit über das Verhältnis beider
Berufsgrup=
pen zueinander zu ſchaffen, vollkommen erreichte.
Neuer Konflikt im Fernen Oſten.
Kowno, 31. Dezember.
Die Sowjetregierung hat ihren Konſul in Charbin zum
ſviederholten Male ermächtigt, ſcharfen Proteſt in
Zuſammen=
hang mit der angeblich ſtarken Tätigkeit der weißgardiſtiſchen
Militärverbände zu übermitteln, die gegen die Sowfetunion im
Fernen Oſten kämpfen. Der Konſul verlangt die ſofortige
Ent=
ſwaffnung der Weißgardiſten in Charbin und im Gebiet der
chine=
ſiſchen Oſtbahn. Man erwartet, daß die Sowjets in der nächſten
Zeit vorgehen werden, um die Chineſen zu veranlaſſen, die
Weiß=
gardiſten zu entwaffnen. Die Moskauer Regierung beſitzt au
der ſowjetruſſiſch=chineſiſchen Grenze eine ſtarke Armee, die gegen
China vorgeſchickt werden kann.
tiben Völkern beſtimmt das Erſcheinen des Sternbildes der
Plejaden den Beginn des Jahres, doch hat man auch ſehr viel
einfachere Kennzeichen, wie z. B. das Ende der Ernte oder den
erſten Schneefall. Die alten Aegypter ſind ſchon ſehr früh über
die ganz allgemeine Beobachtung von Sommer und Winter
zur Kenntnis der Sonnenwenden gekommen, und ſie taten damit
einen Schritt in der Erfaſſung der Zeit, der von größter
Be=
deutung geworden iſt. Sie feierten Feſte des „Brandes” und
der „Geburt der Sonne” von denen das letztere der
Winter=
ſonnenwende entſpricht. Der Jahreslauf der Sonne wurde von
ihnen mit dem Leben eines Menſchen von der Geburt bis zum
Tode verglichen und dieſer Vergleich dann auf den Jahreslauf
übertragen. Als um das Jahr 2000 v. Chr. der Anfang des
Wandeljahres, das ſog. Neujahrsfeſt, auf den 6. Januar fiel,
zuſammen mit der Winterſonnenwende und dem Geburtsfeſt
der Sonne, da wurde dieſe Feier mit dem Neujahrsfeſt dauernd
verbunden und von da an der Jahresanfang auf den 6. Januar
gelegt, bis ſich ſpäter in römiſcher Zeit die Winterſonnenwende
allmählich verſchob und deshalb bei Chriſti Geburt das
Geburts=
feſt der Sonne am 25. Dezember gefeiert wurde. Bei den Juden,
die ein Mondjahr von 354 Tagen zählten, war der Anfang
zu=
nächſt in den Herbſt, dann aber ſeit Salomo in den Frühling
gelegt und das Jahr begann 14 Tage vor dem Paſſahfeſt,
Auch in China fiel Neujahr in den älteſten Zeiten in den
Herbſt, und zwar auf das Feſt des Hineintragens des Feuers.
während das Hinaustragen im Frühling begangen wurde.
Spä=
ter regelte man dann den Jahresbeginn durch die Beobachtung
der Sterne, und zwar wurde er durch das Aufgehen der Spika
in der Morgendämmerung bezeichnet. Außer dieſem
Jahres=
anfang kennt die chineſiſche Sternkunde noch einen anderen
Jah=
resbeginn, nämlich in der Zeit der Winterwende, wenn die
Sonne ihren „Nullpunkt” erreicht zu haben ſcheint. Ebenſo
beging man in Indien mehrere Neujahrsfeſte. Das eine von
ihnen fällt etwa auf den 12. Januar, wenn die Sonne in das
Zeichen des Steinbocks tritt und iſt ein Freudenfeſt, bei dem
man über das Aufhören der zweiten Jahreshälfte jubelt, die
unter dem Einfluß böſer Geiſter ſteht. Der erſte Feſttag wird
mit großen Feuern dem Sonnengott dargebracht. Das zweite
indiſche Neujahrsfeſt fällt in den April, zuſammen mit dem
Frühlingsanfang. Außerdem gibt es noch eine dritte
Neujahrs=
feier im Oktober, die der Herbſtgleiche entſpricht und als
glück=
bringendes Lampenfeſt begangen wird, bei dem man ſich
gegen=
ſeitig Geſchenke macht. Das Jahr der klaſſiſchen Griechen
be=
gann im Sommer, und zwar mit der Sonnenwende. Die alten
Etrusker feierten im Herbſt, am Vollmondstage des September,
Neujahr, wobei der Fürſt einen Nagel in den Tempel zur
Zäh=
lung der Jahre einſchlug. Dieſe Sitte wurde von den Römern
beibehalten, doch verlegten ſie den Jahresbeginn zunächſt in
Nummer 1
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Seite 3
Die Führer faſt aller deutſchen Parteien im
Reichstage haben uns auf unſere Bitte ihre
Neu=
jahrswünſche für das deutſche Volk zur Verfügung
geſtellt. Wir veröffentlichen ſie nachſtehend im
Wortlaut:
Dingelden (deutſche Bolksparkei):
Berlin, im Dezember 1930.
Ich wünſche dem deutſchen Volke für das Jahr 1931:
1. Eine ſtarke Staatsführung, die unbeirrbar und mit zäher
Entſchloſſenheit den Weg durch Reformen zur Geſundung der
deutſchen Wirtſchaft und Ueberwindung des Fluches der
Maſſen=
arbeitsloſigkeit beendigt.
2. Emn Parlament, das durch Umſchmelzung der
aufbrau=
ſenden viterländiſchen Bewegung, die durch das deutſche Volk
geht, mit Kraft und Beſonnenheit die unausbleibliche Reviſion
des „Diktats von Verſailles vorbereitet und unterſtützt.
3. Dei Geiſt der Volksgemeinſchaft, der die Kraft beſitzt, eine
neue Fom der Zuſammenbindung von Unternehmern und
Arbeitnehnern in Anerkennung des Privateigentums und der
freien Pe ſönlichkeitsrechte in allen Lagern unſeres Volkes zu
ſchaffen und uns ſo von den Fieberquellen wirtſchaftlicher Not
und Kämffe zu befreien.
Die „Nationalliberale Korreſpondenz” bringt unter der
Ueberſchrif „Parole 1931” Ausführungen des erſten
Vorſitzen=
den der Dſutſchen Volkspartei Dr. Dingeldey zur Jahreswende.
Nach Hinpeiſen auf die zerſtörenden Wirkungen des Pariſer
Friedensdftates und der politiſchen Erſchütterungen ſtellt er
vier Fordefungen auf, die im neuen Jahre verwirklicht werden
ſollten.
Die erfe Aufgabe des neuen Jahres iſt, daß man die alten
geiſtigen Grundlagen in neuen Formen und in neuer Sprache
ſuchen müſſe.
Die zweite Aufgabe iſt, daß die Flamme der vaterländiſchen
Hingabe keine ſorgenderen Hüter finden ſolle als uns.
Die dritte Aufgabe iſt: Wir wollen eine klare und
willens=
ſtarke Politik, nicht die der Phraſe und der Gaſſe, nicht die des
Abenteuers, aber auch nicht die der nackten Opportunität und
der Angſt. Weil der deutſche Staat, den wir bauen wollen, nicht
auf dem Schutt des Umſturzes und nicht auf dem Flugſand des
internationalen Sozialismus ſtehen darf, ſtehen wir gegen die
Sozialdemokratie. Weil wir Verantwortung und klaren
Wirk=
lichkeitsſinn höher werten als verworrene Wunſchbilder und
wirtſchaftliche Phantaſien, darum ſehen wir die ernſten
Ge=
fahren der nationalſozialiſtiſchen Bewegung.
Und weil wir an die Sendung der Perſönlichkeit im nationalen
Staate Deutſchland glauben, deshalb gehen wir unſeren eigenen
Weg. Wir beſtimmen unſere Politik und wir entſcheiden unſere
Taktik. — Nicht die Parolen derer links und rechts von uns.
Die vierte Aufgabe iſt: „Kein Verfallen in Grüppchen,
ſon=
dern eine Geſinnungsgemeinſchaft voll kameradſchaftlicher
Hal=
tung.
Das ſollen die Parolen ſein, die uns ins neue Jahr geleiten.
Ich habe den feſten Glauben, daß wir die trübe Gegenwart
überwinden, wenn wir ſo mit Kraft und Einigkeit der Zukunft
ins Auge ſehen.
Dr. Weber (Staaksparkei):
Löpten, 1930.
„Die große Aufgabe, die uns im neuen Jahr bevorſteht, iſt die
Reviſion des Youngplans. Dieſe Aufgabe gilt es vorzubereiten.
Vorzubereiten, wie ein Generalſtab eine große Schlacht
vorberei=
tet oder ein Unternehmer die Einführung eines neuen Artikels.
Was iſt dann nötig? Eine ſparſame Wirtſchaft in Reich,
Ländern und Gemeinden, damit man uns nicht mit dem Vorwurf
kommt, wir verſchwendeten im Innern, um nicht nach außen
zah=
len zu brauchen. Ein geordneter Haushalt, damit unſere
Unterhändler ſich nicht wie 1929 aus Furcht vor dem nächſten
Ver=
fallstag mit ungenügenden Zugeſtändniſſen begnügen müſſen.
Eine geeinte geſchloſſene Nation, die ſich nicht um
Fridericus oder Remarque die Köpfe blutig ſchlägt, ſondern die
weiß, worauf es ankommt, und ſich entſchloſſen und diſzipliniert
hinter die zur Führung berufene Regierung ſtellt. Dann wird
uns der Erfolg nicht fehlen.
Dr. Kaas (Zenkrum):
Trier, Weihnachten 1930.
Das Jahr 1931 wird außenpolitiſch — und damit
rückwir=
kungsweiſe auch innenpolitiſch — im Zeichen des Reviſions= und
Evolutionsgedankens ſtehen. Die Theſe vom Status quo iſt eine
Friedhofs=Theſe. Wer ſie vertritt, wird bewußt oder unbewußt
zum Schrittmacher chroniſchen Unfriedens. Europa wird erſt dann
geſunden und gedeihen können, wenn Deutſchlands Lebensrechten
in ehrlicher Parität mit den übrigen Völkern des Kontinents
Raum gegeben wird. Der Weg zu dieſem Ziel wird lang und
hart ſein. Nur ein einiges Volk wird ihn bis zum glücklichen
Ende gehen können. Darum kann die Parole des kommenden
Jahres nur heißen: Sammlung und nicht Zerklüftung.
Dr. Breilſcheid (5.P.2.):
Berlin, zum Jahresende.
Der Wünſche, die ein Sozialdemokrat an das Jahr 1931
rich=
ten muß, ſind zahlreiche. Ich erwähne nur ein paar von den
weſentlichen:
1. Der politiſche Kampf möge nicht länger mit Bomben,
Schlagringen, Revolvern und Dolchen, ſondern vielmehr mit den
Waffen des Geiſtes ausgefochten werden.
2. In dieſer Auseinanderſetzung möge das deutſche Volk zu
der Ueberzeugung kommen, daß nicht eine irgendwie geartete
Dik=
tatur, ſondern die Demokratie das Fundament bildet, auf dem es
ſeine Zukunft aufbauen kann.
3. Es möge ſich die Erkenntnis durchſetzen, daß die
Wirt=
ſchaftskriſe, unter der die Welt leidet, ihre letzten Wurzeln in der
kapitaliſtiſchen Wirtſchaftsordnung hat, und daß nur der
Sozialis=
mus — der „marxiſtiſche” Sozialismus — das Uebel zu bannen
vermag.
4. Es möge unter der Herrſchaft des kapitaliſtiſchen Syſtems
alles geſchehen, was die Folgen einer Kriſis namentlich für die
deutſchen Arbeiter zu lindern vermag. Es möge insbeſondere der
Erwerbsloſigkeit durch Verkürzung der Arbeitszeit, durch
Stär=
kung der Kaufkraft der Maſſen, nicht aber mit Lohnabbau zu
Leibe gegangen werden.
5. Es möge jenſeits der deutſchen Grenzen das Verſtändnis
dafür wach werden, daß die deutſchen Zahlungsverpflichtungen
nicht nur im Intereſſe Deutſchlands, ſondern in dem der Welt
herabgeſetzt und in einer weit kürzeren als der im Youngplan
vor=
geſehenen Zeit beendet werden müſſen.
6. Es möge dieſes Ziel angeſtrebt und erreicht werden durch
eine Politik gegenſeitiger Verſtändigung unter Verzicht auf
Ge=
walt und Bedrohung, und nicht zuletzt mögen die Siegerſtaaten
ſich bewußt werden, welche Folgen für Europa entſtehen, wenin ſie
die im Verſailler Vertrag und im Völkerbundspakt
übernomme=
nen Verpflichtungen zur Einſtellung ihrer Rüſtungen unerfüllt
laſſen.
Dr. Frick (N. 5.9.A. B.):
München, 25. Dezember.
Dem deutſchen Volke wünſche ich fürs Neue Jahr, daß ihm
die Erkenntnis Gemeingut werde, ſeit zwölf Jahren von
marxi=
ſtiſchen Verrätern und Betrügern und ihren bürgerlichen
Helfers=
helfern in das heutige politiſche und wirtſchaftliche Elend geführt
worden zu ſein, und daß es danach neue Bahnen beſchreite, um
mit der zur Willenseinheit geballten Kraft der Nation ſich die
innere und äußere Freiheit zu erkämpfen.
Dr. Gereke (Landvolk):
Berlin, 18. Dezember.
Das Deutſche Landbolk hat dankbar amerkannt, daß es den
Bemühungen des Reichsernährungsminiſters Schiele imt Jahre
1930 wenigſtens gelungen iſt, die Preiſe für deutſche
Agrar=
produkte von den völlig zuſammengebrochenen Weltmarktpreiſen
abzulöſen. Trotzdem hat ſich aber die Lage der deutſchen
Land=
wirtſchaft im vergangenen Jahre weiter ſtark verſchlechtert. Wir
erwarten, daß im neuen Jahre im deutſchen Volke die Erkenntnis
wachſen und ſich durchſetzen möge, daß es ſich bei den
Forderun=
gen nach wirkſamer Hilfe für die teilweiſe bereits mitten im
Zu=
ſammenbruch befindliche deutſche Landwirtſchaft nicht um
ein=
ſeitige Wünſche eines Berufsſtandes handelt, ſondern, daß die
Agrarfrage eine deutſche Schickſalsfrage iſt. Aufgabe aller
verantwortlichen Stellen in Reich und Ländern muß es im neuen
Jahre ſein, die Tributfragen und die
Landwirt=
ſchaftsfrage zu löſen. Nur wenn über alle Parteiſchranken
und =Hemungen hinwveg die große Mehrheit des deutſchen
Volkes gewillt iſt, im Intereſſe der nationalen Wirtſchaft und
da=
mit des Volksganzen der Landwirtſchaft wieder eine
Exiſtenz=
grundlage zu geben, ſehen wir die Möglichkeit, den allgemeinen
Zuſamenbruch zu verhindern. Vornehmſte Aufgabe der
Land=
volbpartei wird es ſein, der Erkenntnis, daß Bauernnot
Volkes Not iſt, in Regierung, Parlament und Oeffentlichkeit
zur Anerkennung zu verhelfen.
Graf. Weſtarp (volkskonſervakiv):
Berlin, 16. Dezember.
In erſter Linie wünſche ich dem deutſchen Volke einen
ge=
ſchloſſenen nationalen Widerſtandswillen gegen die Bedrückungen
des Verſailler Vertrages und eine Regierung, die das Werk der
Neviſion auf allen Gebieten mit Kraft und Erfolg in Angriff
nimmt.
Dr. Oberfohren (deukſchnakional):
Berlin, 31. Dez.
Deutſchlands geſchichtlicher Weg iſt durch viele dunkle Täler
gegangen. Schließlich aber iſt ihm jedes quälende Hemmnis zu
einer Aufgabe geworden, an deren Löſung es mit heißem Bemühen,
mit Aufbietung ſeiner ganzen ſittlichen Kraft gearbeitet hat.
Möge das neue Jahr endlich Deutſchlands Erneuerung
in dem Sinne bringen, daß die Vorausſetzungen für eine, wenn
nicht glückliche, ſo doch wenigſtens erträgliche Zukunft unſeres
Volkes geſchaffen werden.
Freidel (Wirtſchaftsparkeil:
Ich hege den Wunſch, daß das Jahr 1931 endlich die Erfüllung
der Forderung bringen möge, für die die Reichspartei des
deut=
ſchen Mittelſtandes (Wirtſchaftspartei) nun ſchon ſeit Jahren
kämpft, der Forderung nämlich, daß die deutſche Wirtſchaft befreit
werden möge von den Feſſeln, die ihr auf der einen Seite die
Tri=
butpolitik des Auslandes und auf der anderen Seite die noch
immer nicht voll überwundene innere Zwangswirtſchaft angelegt
haben. Kann unſere deutſche Wirtſchaft ſich wieder frei entwickeln
und wird ihr Unternehmungsgeiſt nicht gehemmt durch einen zu
ſtark aufgeblähten Verwaltungsapparat, ſo wird auch der deutſche
Mittelſtand wieder die Bedeutung erlangen, die ihm als der
ſtärk=
ſten Wurzel deutſchen Volkstums gebührt. Das iſt mein Wunſch
für das Jahr 1931.
Hoeſch bei Beiand.
Die deulſchen Völkerbundsbeſchwerden Gegenſtand
der Beſprechung.
Paris, 31. Dezember.
Von der deutſchen Botſchaft wird folgende amtliche Mitteilung
ausgegeben: Der deutſche Botſchafter von Hoeſch, der in den
Weihnachtstagen Gelegenheit hatte, mit dem Reichsaußenminiſter
Curtius zuſammenzutreffen, und der geſtern von ſeinem kurzen
Urlaub nach Paris zurückgekehrt iſt, hatte heute eine längere
Unterhaltung mit dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand über
ſchwebende politiſche Fragen.
Wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, hat der deutſche
Botſchafter vor allem die Beſchwerden zur Sprache gebracht, die
die Reichsregierung dem Völkerbund in der Frage der
oberſchle=
ſiſchen Minderheiten unterbreitet hat. Die Behandlung dieſer
Beſchwerden in Genf ſtößt ſelbſtverſtändlich auf lebhafteſten
Wider=
ſtand von polniſcher Seite. Es iſt anzunehmen, daß Polen auch in
dieſem Fall die Unterſtützung der franzöſiſchen Regierung finden
wird, wenn ſie die deutſche Forderung ablehnt und die
Zuver=
läſſigkeit des deutſchen Materials beſtreitet. Schon jetzt handelt
es ſich daher darum, einen Weg zu finden, der es ermöglicht, einen
Mißerfolg des deutſchen Vorſtoßes zu verhindern.
Die lehken Skunden des Marſchalls Joffre.
EP. Paris, 31. Dez.
Der Zuſtand des Marſchalls Joffre iſt in den frühen
Morgen=
ſtunden wieder ſo kritiſch geworden, daß jeden Augenblick mit dem
Ableben des greiſen Marſchalls gerechnet wird. Um 1 Uhr früh
wurde der Leibarzt des Marſchalls ans Krankenlager gerufen, und
um 2 Uhr morgens traf General Iſſalyt, der Chef des
General=
ſtabes des Marſchalls, im Sterbehaus ein. Der Arzt erklärte, daß
der Kranke äußerſt ſchwach ſei. — Der Kräfteverfall ſcheint ganz
plötzlich wieder eingeſetzt zu haben, denn die Aerzte hatten noch
geſtern abend gegen 10 Uhr eine weitere Beſſerung im Befinden
des Marſchalls feſtgeſtellt und die Anſicht geäußert, daß dieſer
un=
gewiſſe Zuſtand vielleicht noch mehrere Tage andauern werde. —
Der zähe Todeskampf des beinahe 79 Jahre alten Marſchalls
Joffre erregt die Bewunderung der Pariſer Preſſe. Der „Matin”
verſteigt ſich ſogar zu der grotesken Feſtſtellung, daß „das Wunder
der Marne” ſich geſtern wiederholt habe: „Der Marſchall Joffre
hat den Tod, zurückgeſchlagen, wie er die deutſche
Ueberſchwem=
mung zurückgewieſen hatte.”
den Frühling; das altrömiſche Jahr war ein reines Mondjahr
und begann mit dem März. Erſt Julius Cäſar, der auf Grund
ſeiner in Aegypten gewonnenen Kenntniſſe eine Neuordnung
des ſtark in Unordnung geratenen Kalenders vornahm, ließ
das Jahr mit dem Januar beginnen, ſo daß der erſte
Jahres=
beginn mit dem erſten Neulicht zuſammenfiel. Bei den alten
Germanen, die die Jahre nach Wintern zählten, bedeutete
dem=
gemäß der Beginn des Winters den Jahresanfang; man feierte
zuſammen mit dem Neujahr das Erntedankfeſt. Später haben
dann die Germanen den Kalender von den Römern
übernom=
men. Die chriſtliche Kirche knüpfte an den Jahresbeginn des
juliſchen Kalenders an und ſetzte die Geburt des Herrn mit der
Geburt der Sonne gleich. Da damals die Winterſonnenwende
auf den 25. Dezember fiel, ſo wurde zunächſt dieſer Tag als
Neujahr beſtimmt. Später wurde infolge der wachſenden
Marien=
verehrung der Jahresanfang am 25. März, dem Tag von Mariä
Verkündigung, gefeiert. Die chriſtliche Jahreszählung, die der
Abt Dionyſius der Kleine im Jahre 1525 aufſtellte, beſtimmte
den 25. März des Jahres 1 als Geburtstag Chriſti und
ver=
legte auch auf dieſes Datum das Neujahr. Doch hat der
Jah=
resanfang im Mittelalter noch lange Zeit geſchwankt, und erſt
im 16. Jahrhundert wurde dann das jetzige Neujahr am 1.
Januar allgemein üblich.
ck.
Bon Deutſchlands Hohen Schulen.
Halle a. S.: Der Direktor des Städtiſchen Muſeums, Dr. Schardt,
wurde zum Honorarprofeſſor an der Philoſophiſchen Fakultät ernannt
und erhielt gleichzeitig einen Lehrauftrag für Muſeumskunde und
Kunſt=
geſchichte.
Leißzig: Der Profeſſor für Neurologie Dr. med. et phil. Nießl von
Mayendorf wurde von der Société de Neurologie in Paris zum
korreſpondierenden Mitglied ernannt. Außer ihm wurde dieſe
Aus=
zeichnung nach dem Kriege nur einem einzigen deutſchen Neurologen
verliehen. — Der a. o. Profeſſor an der Theologiſchen Fakulät, Lic.
theol. et Dr. phil. Hans Leube, erhielt einen Ruf auf den
ordent=
lichen Lehrſtuhl der Kirchengeſchichte an der evangel.=theologiſchen
Fa=
kultät der Univerſität Breslau. Profeſſor Leube hat den Ruf
angenom=
men und wird ſeine Lehrtätigkeit an der Univerſität Breslau am 1. 4.
1931 aufnehmen. — In der Theologiſchen Fakultät iſt dem Aſſiſtenten
am Altteſtamentlichen Seminar Lie, theol. Gerhard von Nad die
Lehrberechtigung für das Fach der altteſtamentlichen Wiſſenſchaft und
dem Lic. Dr. Guſtav Städlin die Lehrberechtigung für das Fach der
neuteſtamentlichen Wiſſenſchaft erteilt worden. — Dem Dr. med.
Sieg=
fried Hoffheinz iſt die Leyrberechtigung für das Fach der Chirurgie
in der Mediziniſchen Fakultät der Univerſität Leipzig erteilt worden.
Danzig: An der Techniſchen Hochſchule iſt der perſönliche Ordinarius
der deutſchen Sprache und Literatur Profeſſor Dr. Heinz
Kinder=
mann zum planmäßigen Profeſſor ernannt worden
Der bayeriſche Marimiliansorden für Kunſt und
Wiſſenſchaft wählt neue Mitglieder.
Das Kapitel des bayeriſchen Maximiliansordens für Kunſt und
Wiſſenſchaft nahm die Zuwahl einiger neuer Mitglieder für die
im Jahre 1930 verſtorbenen Ritter des Ordens vor. Unſer Bild
zeigt: Oben links: Geheimrat Dr. Paul Wolters. Direktor der
Glyptothek in München. — Oben rechts: Dr. Paul Ernſt, St.
Ge=
orgen (Steiermark), Verfaſſer mehrerer Dramen in klaſſiſchem Stil
und einiger Eſſai=Bände. — Unten links: Joſeph Wackerle,
Mün=
chen. Schöpfer des Kriegerdenkmals vor dem Münchener
Armee=
muſeum. — Unten rechts: Profeſſor Max Rubner, Berlin,
Pro=
feſſor für Hygiene=Wiſſenſchaften an der Univerſität Berlin.
Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. — Silveſter 1930.
Die Fledermaus.
Operette von Johann Strauß.
Das alte Jahr beſchloß eine flotte Aufführung dieſer beſten
deutſchen Operette. Wir wiſſen und verſtehen die Gründe,
wes=
halb eine neue Operette, wie beabſichtigt, für heute nicht fertig
wurde. Denn die Fledermaus iſt trotz ihres ewigen Lebens in
dieſer Faſſung bei uns ſchon etwas abgeſpielt. Immerhin
ent=
wickelte ſich bald eine fröhliche Stimmung auf der Bühne, deren
Funken zündend in das beifallsluſtige Publikum fielen. Die
ſchmiſſige muſikaliſche Leitung Dr. Böhms mit ſeinem flott
ſpie=
lenden Orcheſter gab kräftigen Antrieb. Die beweglichen
Chöre die Liedeinlage Johannes Schockes, die Tänze
Hans Mackes und Irene Scheinpflugs folgten gut, die
Soliſten gingen in erfreulicher Weiſe aus ſich heraus.
Die Roſalinde Regina Harres und Käte Walters
Adele — vertauſchte Rollen! — ſind ſcharmant. Sylveſter
Bunſel iſt ein famoſer, eleganter Eiſenſtein, Karl
Stra=
lendorf und Heinrich Kuhn ſehr gewandt als Falke und
Frank. Hans Neys draſtiſcher Dr. Blind, Hans
Baumei=
ſters in Kalauern unerſchöpflicher Froſch, Käte Gothes
drol=
liger Orlowſky, Frl. Fleiſchmanns kecke Ida — alles
wohl=
bekannte Leiſtungen. Neu, und zwar in einer darſtelleriſch wie
geſanglich ſehr ſympathiſchen Art, fügte ſich Johannes Schocke
in das luſtige Enſemble.
So konnte, als der letzte Ton verklungen war, allen
Mitwir=
kenden für die heutigen und die vielen vorhergegangenen
Stun=
den dargebotenen Genuſſes mit Herz und Hand gedankt werden,
und männiglich ging, die Sorgen des Alltags lächelnd beiſeite
laſſend, zum Silveſterpunſch davon.
V. H.
Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
EUniverſität Gießen. Dem ordentl. Prof. Dr.
Ru=
dolf Herzog wurde vom Präſidium der Notgemeinſchaft der
Deutſchen Wiſſenſchaft die zur Erinnerung an ihr 10jähriges
Be=
ſtehen geſchaffene Medaille verliehen, die den um die
Notgemein=
ſchaftsarbeit beſonders verdienten Männern als Ausdruck des
Dankes und zugleich als Gemeinſchafts= und Erinnerungszeichen
ienen ſoll.
Seite 4
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Nummer 1
FROFFNUNGADEKORALION
IN DAMENHUTEN ALLERNEUESTER SCHOPFUNGEN
ROSA RIEFFEL
ERNST-
LUDWIGSTR. 10
OM
Uhre Verlobung geben bekennt
Luise Engelmenn
Hans Weißgerber
Wiesbaden
Adelheidstr. 67
Darmstadt
Wenckstr. 20
1. Januar 1931
Paula Segboth=Jährling
Karl Weigel
Verlobte
Nürnberg
Nieder=Ramſiadt
Untergaſſe
Ober=Ramſiadt
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Aufmerkſamkeiten anläßlich unſerer
Ver=
mählung ſagen wir Allen auf dieſem Wege unſeren
herz=
lichſten Dank,
Anion Germann und Frau Elſe, geb. Greter.
Gleichzeitig wünſchen wir allen Bekannten, Freunden und
Gönnern ein kräftiges
Proſit Neujahr!
Familie Philipp Ereter
Familie
Café.
Philipp Germann
Karlſtr. 28½=
Anton Germann.
(885)
Karlſtr, 63½3
Statt Karten
Herzlichen Dank
für die uns anläßlich unserer Verlobung zugegangenen
Glückwünsche und Blumenspenden.
Saalbaustr. K, Bangert Waldstr.
Lina Gehron
Heinrich Schäfer
Verlobte
Neujahr 1934
Kaupſtraße 37 Feldbergſtraße 88
Ihre Vermählung beehren
ſich anzuzeigen:
Georg Weber
Anna Weber
geb. Brunner
Heidenheim
a, Brz.
Schorſtr. 18
(417)
Für die vielen Glückwünſcheund
Geſchenke anläßlich unſerer
Ver=
mählung ſagen wir auf dieſem
Wege unſeren herzlichſten Dank.
Auch wünſchen wir allerſeits ein
recht glückliches neues Jahr.
Statt beſonderer Anzeige.
Heute Nacht entſchlief ſanft nach langem ſchweren Leiden
mein innigſigeliebter Mann, mein treuer Vater, der
Geheime Medizinalrat
Aruf.h.KaltMſch
Direktor
der mediziniſchen Aniverſitäts=Klinik
im 61. Lebensjahr.
Annp Hirſch, geb. Görz
Dr. Kark Georg Hirſch.
Bonn a. Rhein, den 28. Dezember 1930.
Koblenzerſtr. 441.
Die Einäſcherung findet Freitag, den 2. Januar in Mainz
ſtatt.
(1V. 376
philipp Jahme u. Fran.
Statt Karten.
Lungenverschleimung
hartnäckigen Huſten, Luftröhrenkatarrh,
Keuchhuſten, Bronchialkatarih, Aſthma
uſw. behebt. und lindert ſelbſt in
ver=
alteten Fällen der ſchleimlöſende
Dellheims Bruſt= und Lungentee
preis Mk. 1.25. 3u haben in den Apotheßen
Hauptniederlage: (V 17125
Bessunger Apotheke, Darmstadt.
37.
K. Döll
38
Todes=Anzeige.
Heute Vormittag verſchied ſanft nach kurzem
Krank=
ſein im 85. Lebensjahr unſer lieberVater,
Schwieger=
vater, Großvater und Urgroßvater
Aundhan Re
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen=
Georg Schenkel und Frau Margarete,
geb. Hein
Friedrich Lorenz und Frau Eliſabeih,
geb. Hein
Georg Hein und Frau Ottilie,
geb. Dittmar
8 Enkel und 3 Arenkel.
Roßdorf, Darmſtadt, den 31. Dezember 1930. (437
Die Beerdigung findet in Roßdorf ſtatt: Freitag, den
2. Januar 1931, nachmittags 3 Uhr.
Für die uns anläßlich unſerer Goldenen
Hochzeft erwieſenen Aufmerkſamkeiten
ſagen wir Allen hiermit unſeren
herz=
lichen Dank.
Andreas Krug V. und Fran
359)
Nieder=Beerbach.
Für die vielen Beweiſe
auf=
richtiger Teilnahme, die uns
beim Heimgang unſeres lieben
Vaters und Großvaters
Herrn
Heinrich Stöppler
gegeben wurden, insbeſondere
der troſtreichen Worte des Herrn
Pfarrers Behringer und des
Herrn Wenderoth im Auftrage
des Turnvereins Vilbel, ſowie
des Vorſitzenden des
Penſionär=
vereins ſagen herzlichen Dank
Im Namen der Hinterbliebenen:
Eliſabethe Döll
(383
geb. Stöppler.
V
Kopfwaſchen
(308a
Haarſchneiden
Ondulieren
Friſieren
Manicuren
Dauerwellen
Waſſerwellen
G. Kanzler
Schulſtraße 12
Tel. 2215
HIigem. Deutsch. Frauenverein
Deutsch. Staatshürgerinnen-Verh.
Ortsgruppe Darmſtadt.
Der 2. Teil des politiſchen Schulungskurſes:
Beiſpiele politiſcher Gegenwartsaufgaben
beginnt Montag, den 12. Jan., 17.15 Uhr
im Hehlshof, Weyprechtſtraße 6.
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loren. Andenk. e.
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ſtorb. Abzg. geg. Bel.
auf d. Fundbürg.
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verloren a. d. Wege
Neue Niederſtraße b.
Eberſtadt. Wiederbr
erh. gt. Bel. Becker
N. Niederſtr. 19.
Statt Karten!
Allen, die an unſerem großen Schmerze
Anteil nahmen und unſerem lieben
Verſtorbenen die letzte Ehre erwieſen
haben, ſprechen wir auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank aus.
Darmſtadt, den 30. Dezember 1930.
Sandbergſtr. 29.
Frau Philippine Schmidt
geb. Oeibel
Familie Ludwig Willmann
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da kauf ich mir einfach inschachtel „Lebewohl!”.
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Gardisten Fraße 17.
(II,Dr418
Nummer I.
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Seite
Darmſiadi, den 1. Januar 1931.
Tauſende haben vor wenigen Stunden unter dem Klang der
Kirchenglocken, bei Muſik und Tanz, beim ſchäumenden Sekt
oder beſcheiden im ſtillen Kämmerlein es einander zugerufen.
Tauſende, die ſich kannten und nicht kannten, tauſchten Wünſche
für alles Gute zum neuen Jahr. Seit Jahrhunderten iſt das
ſo. Seit Jahrhunderten gehen die Wünſche in Erfüllung oder
bleiben die Erfüllung ſchuldig.
In den rückliegenden Jahrzehnten haben formelle
Neujahrs=
wünſche einen tiefernſten Untergrund erhalten. Aus tiefſter
ſeeliſcher und materieller Not heraus ließ ein Jahr nach dem
anderen Hoffnung erſtehen auf ein Beſſerwerden. Von Jahr
zu Jahr wurden die Wünſche — in früheren guten Zeiten mehr
oder weniger Formſache — ernſter und ernſter. Und mit
wün=
ſchen wurde heißer die ſtille Hoffnung auf ihre Erfüllung. Von
Jahr zu Jahr wurde es ſchlechter, wuchs ſeeliſche und materielle
Not.
Trotzdem wurde in deutſchen Landen, im Kreis der
deut=
ſchen Familie, des Jahres letzte Stunde feſtlich, und wenn
auch beſcheiden, ſo doch immerhin in Fröhlichkeit begangen.
Das Leben fordert ſein Recht. Ständig klagen, ſtändig Trübſal
blaſen läßt leicht Mut und Hoffnungsfreudigkeit zu
Kleinmütig=
keit werden, und damit ſind wir nicht weit vom Verzweifeln.
Dazu aber iſt noch nicht Grund. Wenn wir zurückdenken an
ſchlimme, ſchwere Stunden — Gott ſeit Dank werden ſie leichter
vergeſſen wie gute und ſchöne — dann dürfen wir immerhin voll
mutig von uns abſchütteln, im Vertrauen auf Gott und auf den Reuß und Kleinſchmidt ſowie die Landgerichtsräte Hil=
Jahrtauſende bewährten Grundſatz „Gott verläßt keinen
Deutſchen!“
Unter Knallen und Krachen und Glockengeläut wurde, wie
immer, das alte Jahr auch in Darmſtadt zu Grabe getragen
und das neue begrüßt. Wer es daheim tat in den 4 Wänden ließ
noch einmal nach altem Brauch die Chriſtbaumkerzen erſtrahlen,
jedenfalls konnte, wer die Straßen durchwanderte, aus vielen
Fenſtern ihren Strahlenſchein aufleuchten ſehen. Wer es ſich
leiſten konnte, ging in ſein Stammlokal oder in eines unſerer
Cafés oder gar in die Traube, wo ſich, wie immer, die
Geſell=
ſchaft Darmſtadts zu feſtlicher Silveſterfeier traf. Eine toll
aus=
gelaſſene Stimmung war nirgends zu bemerken. Man war
wohl fröhlich, aber doch überall mit dem ernſten Unterton, den
die Not der Zeit geprägt.
In den Straßen ſelbſt war es ſehr ruhig, gemeſſen an den
Silveſternächten früherer Jahre. Das ſchlechte Wetter, faſt den
ganzen letzten Tag des Jähres ging dieſiger Regen, es war ein
Tag und eine Nacht eher von trüber Novemberſtimmung, als
Silveſterfeier=Umrahmung. Wer ganz romantiſch das neue Jahr
begrüßen wollte und wem Stimmung und Geldbeutel das
ge=
ſtatteten, der war den regennaſſen Straßen entflohen und mit Gießen. Amtsgerichtsrat Koeler in Mainz; 2. als
ſtellver=
ſeinen Skiern zu den Höhen des Schwarzwaldes oder ferner tretende Mitglieder: die Landgerichtsdirektoren Dr. Krug und
liegender Berge geeilt, um dort, in romantiſchem
Schönheits=
empfinden, das neue Jahr zu begrüßen. Aber ihrer waren wohl
nur wenige. Die es waren, ſind um ſolchen Genuſſes zu
be=
neiden. Sie fanden im engen Verbundenſein mit der Natur
Freude, was ungezählte Andere unter Zuhilfenahme eines ordentliche Mitglieder: Landgerichtspräſident Weiffenbach
Glaſes kräftigen Punſches ſich vortäuſchen mußten.
welcher Art die guten Wünſche geweſen ſein mögen, daß ſie alle
in Erfüllung gehen, darauf unſeren Leſern ein herzliches
Proſit Neujahr!
Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (GDA.). Die
Orts=
gruppe Darmſtadt wird am 1. Januar das neue Jahr in ihrem
eigenen Heim, im Kreiſe der Mitglieder begrüßen.
1. Januar 18.30, Ende gegen 22 Uhr
Carmen
B11
Preiſe 1.20—12Mk. 19.30, Ende gegen 22.30 Uhr
Der Daiterich
Preiſe 0.50—3 Mk. Freitag,
2. Januar 19.30—22.30 Uhr
Die Zauberflöte
D12 T, Gr. 1, 2 und 3
Preiſe 1—10 Mk. 20. Ende gegen 22 Uhr
Der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
K8. Bühnenvolksbund
Zuſatzm. Kl Pr. 1.20—6 M.
20—22.30 Uhr
Samstag, Das Glöckchen des Eremiten
3. Januar L 13, T. Gr. 5 und 6
Anf. 15, Ende gegen 17 Uhr
der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
Heſſenlandmiete I.3 u. I11,5
Preiſe 1—5 Mf.
20—22.30 Uhr
Preiſe 1— 10 Mk. Wie werde ich reich und glüchlich ?
Zuſatziniete 16, T. Gr. 7 u. 8
Preiſe 1 50—7.50 Mk. Eonntag,
. Januar Anf. 19. Ende geg. 22 Uhr
Königskinder
Preiſe 1—10 Mk. 20—22.30 Uhr
Wie werde ich reich und glücklich 2
H6, Büynenvolksbund Zuſatz=Miete 111,8, T, Gr. 4
Preiſe 1.50—7.50 Montag
5. Januar 20—21.30 Uhr
5. Sinfonie=Konzert
Preiſe 1.20—8 Mk. Keine Vorſtellung Dienstag
6. Januar 19.30—24 Uhr
Das Glöckchen des Eremiten der Mann, den ſein Gewiſſen trieb
A13
Preiſe 1—10 Mk. 20—822 Uhr
K8 Bühnenvoltsbund
Zuſ.=M. XII 1 20—6 Mk.
Heſſiſches Landestheater. Infolge techniſcher
Schwierig=
keiten muß die Aufführung des Weihnachtsmärchens „Die
Pan=
toffeln des Glücks und das Wunderbuch der
Technik” am Samstag, den 3. Januar, ausfallen. — Statt der
angekündigten Vorſtellung „Der fliegende Holländer”, geht
in=
folge mehrfacher Erkrankungen im künſtleriſchen Perſonal am
Sonntag, den 4. Januar, im Großen Haus „Königskinder”
von Humperdinck in Szene. — Die Aufführung der Spolianſky=
Revue „Wie werde ich reich und glücklich?” am
Sams=
tag, den 3. Januar, abends 20 Uhr, im Kleinen Haus iſt der
Zu=
ſatzmiete I zugeteilt. — Die erſten Wiederholungen des
Schau=
ſpiels von Maurice Roſtand „Der Mann, den ſein
Ge=
wiſſen trieb” findet am Freitag, den 2. Januar, abends, und
Samstag, den 3. Januar, nachmittags ſtatt. Heute gaſtiert das
Schauſpielenſemble des Heſſiſchen Landestheaters mit dem
Luſt=
ſpielſchlager der diesjährigen Spielzeit „Meine Schweſter
und ich” nachmittags und abends im Wormſer Feſtſpielhaus.
Heute am 1. Januar ſind es fünfzig Jahre, daß
Hein=
rich Hohmann die hieſige Buch= und Steindruckerei gründete,
nachdem er ſchon im Jahre 1877 in Rüſſelsheim a. M. eine
Buch=
druckerei und die noch heute erſcheinende Zeitung „Die
Main=
ſpitze” ins Leben gerufen hatte. Die Darmſtädter Anſtalt wurde
bald in ganz Deutſchland bekannt durch ihre künſtleriſchen
Vor=
drucke, die ſie an andere Druckereien lieferte. Aber auch auf das
kulturelle Leben unſerer Stadt nahm ſie einen beachtenswerten
Einfluß mit ſtilvollen Druckarbeiten und durch populäre
Veröf=
fentlichungen, von denen nur die bis zum Weltkrieg erſcheinende
„Darmſtädter Faſtnachtszeitung” und das jüngſte Meiſterwerk
„Datterich” von Niebergall genannt ſeien.
Der Gründer leitet heute noch in voller Rüſtigkeit ſeine
An=
ſtalt, unterſtützt von Sohn und Enkel und einer treuen
Gehilfen=
ſchaft, von der 3 Herren in nicht allzu langer Zeit ebenfalls ihre
50jährige Zugehörigkeit zur Druckerei Hohmann feiern können. —
Heinrich Hohmann iſt auch als erfolgreicher Schriftſteller mit einer
großen Anzahl Gedichten und einem Theaterſtück in Darmſtädter
Mundart und mit Reiſebeſchreibungen hervorgetreten. — Wir
wünſchen, daß die Druckerei Hohmann auch im neuen
Halbjahr=
hundert in gleicher Geſinnung und mit gleichem Erfolg weiter
arbeiten möge!
Das Geſamtminiſterium hat auf Grund des Art 19 des
Ge=
ſetzes, die Rechtsverhältniſſe der Richter betreffend (Reg.=Bl. 1922
S. 296 ff.) für die Zeit vom 1. Januar 1931 dis zum 31.
Dezem=
ber 1933 einſchließlich folgende Mitglieder und ſtellvertretende
Mitglieder der Diſziplinarſtrafgerichte für Richter
ernannt:
A. Für die Diſziplinarkammer bei dem Landgericht in
Darm=
hoffen ſein, dürfen Anwandlungen verzweifelter Stimmung ſtadt: 1. als ordentliche Mitglieder: die Landgerichtsdirektoren
debrand und Raab, ſämtlich in Darmſtadt; 2. als
ſtellver=
tretende Mitglieder; Landgerichtsdirektor Dr. Heß,
Amtsge=
richtsdirektor Dr. Schmuttermaier in Darmſtadt und
Amts=
gerichtsrat Schäl in Offenbach.
B. Für die Diſziplinarkammer bei dem Landgericht in
Gie=
ßen: 1. als ordentliche Mitglieder: Oberamtsrichter Hofmeyer
in Altenſtadt, Oberamtsrichter Schreiber in Vilbel,
Amtsge=
richtsrat Gros und Landgerichtsrat Trümpert in Gießen;
2. als ſtellvertretende Mitglieder: Landgerichtsdirektor
Cra=
mer. Amtsgerichtsdirektor Keller und Landgerichtsrat
Thurn in Friedberg.
C. Für die Diſziplinarkammer bei dem Landgericht in Mainz:
1 als ordentliche Mitglieder: Amtsgerichtsdirektor Dähn,
Amtsgerichtsrat Kopp, Landgerichtsrat Dr.
Münzenber=
ger, Amtsgerichtsrat Gahn, ſämtlich in Mainz; 2. als
ſtell=
vertretende Mitglieder: die Landgerichtsdirektoren Dr. Oſtern
und Dr. Goldſchmidt, Landgerichtsrat Lanz und
Amtsge=
richtsrat Dr. Hoffmann, ſämtlich in Mainz.
D. Für den Diſziplinarſenat bei dem Oberlandesgericht: 1.
als ordentliche Mitglieder: Landgerichtsdirektor Erckmann in
Mainz, Oberlandesgerichtsrat Schade die Landgerichtsräte
Gauf und Gros in Darmſtadt, Landgerichtsrat Neuroth in
Dr. Hetzel in Mainz ſowie Meyer in Darmſtadt.
Oberlandes=
gerichtsrat Dr. Maurer und Landgerichtsrat Weiß in
Darm=
ſtadt, Landgerichtsrat Dr. Wodgege in Gießen.
E. Für den Diſziplinarhof bei dem Oberlandesgericht: 1. als
und Oberlandesgerichtsrat Conradi in Darmſtadt, Landge=
Wie aber auch Silveſter und Neujahr gefeiert worden ſein, richtsdirektor Schudt in Gießen, Oberamtsrichter Rehart in
Ober=Ingelheim, Landgerichtsrat Dr. Friedenreich in Mainz
und Amtsgerichtsratrat Hoffmann in Friedberg; 2. als
ſtell=
vertretende Mitglieder: Landgerichtspräſident Neuenhagen
in Gießen, Oberlandesgerichtsrat Simon, Landesgerichtsdirektor
Müller. Landgerichtsräte Denk und Dr. Fuchs in
Darm=
ſtadt, Amtsgerichtsdirektor Wachtel in Bingen.
Ernannt wurden: am 9. Dezember 1930: der
Amtsgerichts=
rat bei dem Amtsgericht in Grünberg Philipp Glenz zum
Ober=
amtsrichter bei dem Amtsgericht in Reinheim i. O. — der
Ge=
richtsaſſeſſor Dr. Karl Specht in Darmſtadt zum
Amtsgerichts=
rat bei dem Amtsgericht in Michelſtadt i. O. mit Wirkung vom
15. Dezember 1930, — der Gerichtsaſſeſſor Dr. Wilhelm Chriſt
in Nieder=Olm zum Amtsgerichtsrat bei dem Amtsgericht in
Grünberg, mit Wirkung vom 16. Dzember 1930, — der
Gerichts=
aſſeſſor Rudolf Page in Mainz zum Staatsanwalt bei dem
Amtsgericht in Offenbach a. M., mit Wirkung vom 17. Dezember
1930, — der Gerichtsaſſeſſor Dr. Adolf Tautphaeus in Mainz
zum Amtsgerichtsrat bei dem Amtsgericht in Offenbach a. M.,
mit Wirkung vom 18. Dezember 1930, — der Gerichtsaſſeſſor
Her=
mann Laube in Offenbach zum Amtsgerichtsrat bei dem Amts=
Schmidt in Gedern und Helmut Vigener in Kloſter
Arns=
burg bei Lich zu Forſtaſſeſſoren.
Durch Entſchließung des Herrn Miniſters des Innern vom
24. Dezember 1930 wurde die am 17. Dezember 1930 gegründete
Bezirksſparkaſſe Bensheim mit Wirkung vom 1. Januar 1931
als öffentliche Sparkaſſe anerkannt und ihr zugleich die
Rechts=
fähigkeit verliehen.
Verſetzung in den Ruheſtand: Am 1. Januar 1931 tritt der
Bauinſpektor Wilhelm Becker zu Wöllſtein auf Grund des
Ge=
ſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli bzw.
19. Dezember 1923 in der Faſſung des Geſetzes über die
Einſtel=
lung des Perſonalabbaues in Heſſen und zur Aenderung des
heſſiſchen Perſonalabbaugeſetzes vom 8. Oktober 1925 in den
Ruheſtand — Am 18. Dezember 1930 wurde dem
Landgerichts=
rat Dr. Böckel in Mainz die nachgeſuchte Entlaſſung aus dem
ſtaatlichen Juſtizdienſt mit Wirkung vom 11. Januar 1931
be=
willigt.
Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die Kirchenregierung
wurde dem Pfarraſſiſtenten Pfarrer Otto Hahn zu Heppenheim
a. d. B. die erſte evangeliſche Pfarrſtelle zu Erbach, Dekanat
Er=
bach, und dem Pfarrverwalter Lic. Juſtus Ferdinand Laun zu
Okarben die evangeliſche Pfarrſtelle zu Okarben. Dekanat
Rod=
heim übertragen.
50 Jahre Reſtaurant Sitte. Am Neujahrstage 1881 übernahm
der Vater des jetzigen Inhabers, Herr Franz Sitte, den
Pfung=
ſtädter Brauerei=Ausſchank in der Karlſtraße 15, der im Jahre
1904 dem jetzigen Hauſe Platz machte. Die genannte Gaſtſtätte
genießt als gut bürgerliches Bierlokal nicht nur innerhalb
Darm=
ſtadts den beſten Ruf. Die Exportbrauerei Hildebrand ehrte den
Jubilar, Herrn Franz Sitte ſen, durch Ueberreichung einer
künſt=
leriſch ausgeführten Urkunde. Der heutige Tag wird durch ein
Jubiläumskonzert feſtlich begangen.
Verwaltungsgerichtshof. Zeughausſtraße 2. Oeffentliche
Sitzung am Samstag, dem 3. Januar 1930, 9.15 Uhr:
Vorentſchei=
dung gegen den Gendarmeriehauptwachtmeiſter Fritzges in
Darmſtadt; 10.30 Uhr: Vorentſcheidung gegen den
Polizeihaupt=
wachtmeiſter Bott in Offenbach a. M.
Von Oberſtudiendirektor Dr. Keller, M. d. L.
Auf Grund des § 1über die Altersgrenze der
Staatsbeamten tritt am 1. Januar 1931 in den
Ruheſtand der Staatsrat Rudolf Block beim
Miniſterium für Kultus= und Bildungsweſen.
Die vorangeſtellte amtliche Mitteilung hat wohl Anſpruch
darauf, unſere Aufmerkſamkeit etwas ſtärker zu feſſeln, als das
ſonſt bei Ruheſtandsverſetzungen, ſofern ſie nicht uns Naheſtehende
betreffen, der Fall zu ſein pflegt. Denn mit Rudolf Block
ſcheidet nicht nur ein um unſere Verwaltung und die ihm
unter=
ſtellten Gebiete des Erziehungsweſens hochverdienter
Be=
amter aus dem Staatsdienſte aus, ſondern ein weit über die
Grenzen Heſſens und ſogar Deutſchlands hinaus bekannter
und beachteter Schulmann, daneben aber auch ein von
allen „Philologen” im weiteſten Sinn hochverehrter,
we=
gen ſeiner rein menſchlichen Eigenſchaften
ge=
ſchätzter Standesgenoſſe. Man kann ſogar noch mehr
ſagen: Die Ruheſtandsverſetzung Blocks bedeutet den
Schluß=
punkt unter einem Syſtem, das nicht zum Schaden
un=
ſeres heſſiſchen Schulweſens einſt in ſelbſtverſtändlicher Kraft war,
mit dem man dann nach der Staatsumgeſtaltung bewußt
ge=
brochen hat, und das nunmehr, wenn den Bach, Dorfeld, Lucius,
Süffert (um nur einige der nach Block Gekommenen und vor ihm
Gegangenen zu nennen) der letzte Schulreferent folgt, der nicht
von einer Partei auf Grund ſeiner Parteizugehörigkeit
präſen=
tiert worden iſt, als gänzlich der Vergangenheit angehörig
gel=
ten muß. Denn abgeſehen von dem farbloſen
Univerſitätsrefe=
renten und einem Gewerbeſchulrat, dem nicht allzuviel
Selb=
ſtändigkeit gelaſſen iſt, waltet von nun an ungeſtört und
un=
umſchränkt — wenn auch nicht gerade einig! — die
Koa=
lition der Regierungsparteien in allen
Angelegen=
heiten, die unter der bedeutſamen Ueberſchrift „Kultus und
Bil=
dungsweſen” zuſammengefaßt ſind.
Als Rudolf Block im Herbſte 1907 als Oberſchulrat ins
Mi=
niſterium berufen wurde, nachdem man ihn 1904, 10 Jahre nach
ſeiner Anſtellung als Oberlehrer, zum Direktor der Realſchule
Wimpfen ernannt hatte, war er in Fachkreiſen bereits kein
Un=
bekannter mehr. Außer Aufſätzen aus ſeinem engeren
Berufs=
gebiet und erfolgreichem Wirken für die Gleichſtellung realer
Schulbildung mit der humaniſtiſchen hatte ſeine Tätigkeit vor
allem der Organiſation der deutſchen Oberlehrerſchaft gegolten,
die in ihm heute noch, nachdem der Ruhm mancher ephemeren
Größe verklungen iſt, ihren Bannerträger ſieht und ihm mehr für
die Hebung des Anſehens verdankt als, irgend einem andern.
Ja, wenn heute die Geſchloſſenheit der Philologen allen übrigen
Gruppen der Akademiker als Muſter gilt, ſo kann Block ein gutes
Teil des Verdienſtes für ſich buchen. In der „Schulabteilung”
des Innenminiſteriums, die damals für ihren ganzen
Geſchäfts=
bereich nur die drei Referenten Eiſenhuth, Nodnagel und
Scheuer=
mann neben dem Neuling zählte, fand dieſer ein mehr als reiches
Arbeitsfeld, und als die älteren Mitarbeiter einer nach dem
an=
dern Platz machen mußten der Krieg mit ſeinen Neuaufgaben
und ſeinen zermürbenden Eindrücken kam, bedurfte es ſchon der
ganzen geſammelten Kraft eines geſtählten Manneswillens, um
an dieſer Stelle durchzuhalten. Block hat es fertig gebracht; er
hat ſeinen Poſten ausgefüllt, als die Revolution durchs Land ging,
und als in den Jahren der Inflation und des Ruhrkampfes die
beſten Nerven zu verſagen drohten; er iſt der ruhende Pol
im Kultusminiſterium geblieben, als „des Volkes Wille” immer
neue Männer parteilichen Vertrauens in die längſt ſelbſtändige
und gegen früher dreimal vergrößerte Bildungszentrale
einglie=
derte. Wer mit dem höheren Schulweſen Heſſens zu tun hatte,
konnte es ſich ohne Block kaum vorſtellen; vom Direktor bis
zum Referendar kannte und beanſpruchte ihn jeder: „aber die
Grenzen ſeiner Wirkſamkeit waren viel weiter geſteckt: er wurde
Führer im Lebenskampf der Auslandsdeutſchen
und hat (neben Boelitz) am klarſten die entſcheidende Rolle
er=
kannt, die in dieſem Kampfe der deutſchen Auslandsſchule ſowie
dem Zuſammenſchluß der dort tätigen Lehrerſchaft zufällt. Wie
allgemein die Leiſtung Blocks auf dieſem Gebiet anerkannt wird,
hat wohl auch Fernerſtehenden die letzte Tagung der
Ausland=
lehrer hier in Darmſtadt gezeigt.
Und nun ſteht der Fünfundſechzigjährige heute — zwar am
Ende ſeiner amtlichen Laufbahn, aber ſicher nicht ſeiner aus
ſtärk=
ſten ſeeliſchen Kräften geſpeiſten beruflichen und vaterländiſchen
Lebensarbeit — vor uns als Vorbild eines
unermüd=
lichen Volkserziehers und aufrechten deutſchen
Mannes. Gerade das letzte ſoll nicht vergeſſen werden. Er
war keiner von denen die „in ſchwankenden Zeiten auch
ſchwan=
kend geſinnt ſind”. Was er im alten Reiche für recht erkanut
hatte, das bekannte er unerſchrocken auch im neuen und in einer
Umgebung, wo er nicht auf Widerhall rechnen durfte. Mit
ge=
ziemender Achtung ſei feſtgeſtellt, daß der Geiſt der neuen Zeit
ihm deshalb die Möglichkeit des Schaffens nicht verkümmert.
allerdings ſich damit auch den wertvollſten Arbeiter erhalten hat.
Wer gelegentlich dies oder das an Staatsrat Block auszuſetzen
hatte und behauptete, er könne ſich nur ſelten mit ſeiner Meinung
durchſetzen, der mag bedenken, wie zahlreich die Widerſtände
waren, mit denen er zu ringen, wie gering der Rückhalt war,
den er zu erwarten hatte. Was er erreicht hat, hat er
lediglich durch die Macht ſeiner lauteren, bei
allen Parteien geachteten Perſönlichkeit
er=
reicht vielleicht zeigen ſpätere Geſchehniſſe, daß wir ihm
ebenſo viel Dank ſchulden für das, was er verhindert, wie für
das, was er getan hat.
Das beweiskräftigſte Urteil über Blocks Unentbehrlichkeit
ſpricht wohl eine zweite (ſicher auch amtliche) Mitteilung in
Nr. 300 der „Darmſtädter Zeitung”, in der es heißt, „daß es ſich
als notwendig erwieſen hat, daß Herr Block .. ſeine
bisherigen Geſchäfte bis 1. Mai 1931 weiterführt”, Freilich fragt
man ſich unter dieſen Umſtänden mit Kopfſchütteln: Warum
dann eigentlich die Ruheſtandsverſetzung? Das
Altersarenzengeſetz brauchte in dieſem ſingulären Fall ſo wenig
Anwendung zu finden wie in einem letztes Jahr
vorausgegan=
genen. Man hat etwa, wie es ähnlich ſchon mehr vorkam. unter
dem Druck deſſen oder derer gehandelt, für den oder für die ein
leerer Staatsratſeſſel Vorausſetzung für den Stuhl eines
Mi=
niſterialrats iſt? (Staatsratsſtellen ſollen nicht mehr beſetzt
wer=
den). Soll „raſch, eh die Brandung wiederkehrt” — und man hört
ſie ja ſchon ſehr vernehmlich brauſen! — der künſtlich verlängerte
Landtag noch eine oder mehrere Parteiernennungen mit ſeiner
Mehrheit decken? Die kommenden Wochen werden es uns lehren.
Aber ſelbſt dann iſt für Heſſens höhere Schule und ihre Lehrer
auf alle Fälle das ein Gewinn, daß bei den im
Staatsvoran=
ſchlag 1931 erneut geplanten Sparmaßnahmen die Sachkenntnis
und das warmfühlende Herz des Vaters unſeres
heſſi=
ſchen Philologenſtandes noch nicht ausgeſchaltet ſind, ob
gleich es ſich auch diesmal wieder nur darum handeln kann,
Schlimmſtes zu verhüten, nicht, Beſſeres aufzubauen.
Poſaunenchor der Martinsgemeinde. Der Poſaunenchor
der evang. Martinsgemeinde Darmſtadt feiert an Neujahr, abends
7 Uhr, nicht wie irrtümlich in den kirchlichen Nachrichten abends
8 Uhr bekannt gegeben wurde, für die aktiven und inaktiven
Mitglieder ſein Weihnachtsfeſt im Gemeindehaus, Liebfrauenſtr. 6.
Die letzte Kraftpoſt nach Brandau geht vom 5. Januar 1931
ab bereits um 18,25 Uhr in Darmſtadt (Hauptbahnhof) ab. Sie
trifft 19,05 Uhr in Ober=Ramſtadt (Poſt) und 19,57 Uhr in
Brandau (Poſt) ein.
Seite 6
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Nummer 1.
Zur Perlegung des Pädagogiſchen Inſtitutes
von Darmſtadt nach Mainz.
Der Heſſ Hauptverein des Evangeliſchen Bundes,
als der berufene Vertreter der evangeliſchen Intereſſen in der
Oeffent=
lichkeit, hat an die heſſiſche Staatsregierung nachfolgende Eingabe
ge=
richtet: Nachdem von verſchiedenen Seiten die wirtſchaftliche und
die pädagogiſche Seite der Angelegenheit erörtert worden iſt,
wer=
den in dieſer Eingabe die konfeſſionellen Gründe dargelegt.
Angeſichts der großen Erregung, die in weiteſten Kreiſen des ganzen
Landes entſtanden iſt, dürſte dieſe Eingabe beſondere Beachtung
ver=
dienen. Sie lautet:
Namens des Heſſiſchen Hauptvereins des Evangeliſchen Bundes
haben am 17. d. M. die Herren Landeskirchenrat D. Waitz, Pfarrer Berck
und Pfarrer Dr. Berger bei dem Herrn Staatspräſidenten gegen die
beabſichtigte Verlegung des Pädagogiſchen Inſtitutes von Darmſtadt
nach Mainz Einſpruch erhoben.
Wir erlauben uns, dieſen Einſpruch nochmals ſchriftlich zu
wieder=
holen und die Gründe dafür nacffolgend zuſammenzufaſſen, und geben
zugleich zur Kenntnis, daß wir ihn der Oeffentlichkeit übergeben werden.
1. Zu den wirtſchaftlichen und pädagogiſchen Gründen, die gegen die
Verlegung ſprechen, wollen wir uns nicht weiter äußern, da ſie von
an=
derer Seite genügend klargelegt worden ſind. Für uns ſind vor allem
die konfeſſionellen Gründe beſtimmend, die unſeres Erachtens
bei der ganzen Frage die eigentlich treibenden ſind, obwohl von allen
Seiten vermieden wird, auf ſie beſonders einzugehen.
Konfeſſionelle Gründe waren ſeinerzeit weſentlich mitbeſtimmend, als
das Pädagogiſche Inſtitut in Mainz eingerichtet und unter
ausgeſpro=
chen katholiſche Leitung geſtellt wurde.
Sie waren einzig und allein maßgebend bei der Errichtung einer
außerordentlichen Profeſſur für ſcholaſtiſche Philoſophie in Gießen und
Darmſtadt, ſowie bei der vorzugsweiſen Förderung und Umwandlung
dieſer Profeſſur in Darmſtadt in eine ordentliche.
Auch bei dem vorliegenden Plane der Verlegung des Pädagogiſchen
Inſtitutes von Darmſtadt nach Mainz ſind katholiſch=kirchliche und
poli=
tiſche Geſichtspunkte weſentlich beſtimmend.
Wir haben an und für ſich nichts dagegen einzuwenden, wenn
berech=
tigten katholiſchen Wünſchen Rechnung getragen wird, müſſen uns aber
dagegen wehren, daß dies auf Koſten und zum Schaden des evangeliſchen
Volksteiles geſchieht.
— Fünftes Sinfoniekonzert im Heſſiſchen Landestheater.
Waren die Vortragsfolgen der erſten Sinfoniekonzerte dieſes
Win=
ters deutſchen und deutſchſprechenden Meiſtern gewidmet, ſo führt
uns das am Montag, den 5. Januar, unter der Leitung von
Gene=
ralmuſikdirektor Dr. Karl Böhm ſtattfindende fünfte Konzert in
das Bereich der „ruſſiſchen Muſik. Prokofieff. Rimſky=Korſakoff,
Muſſoraſky und Tſchaikowſky ſind ihre bedeutenden Vertreter. Die
vierte Sinfonie in E=Moll von Tſchaikowſky wird in B=Moll und
die pathetiſche Nr. 6 in I=Moll viel aufgeführt. Im Jahre 1878,
gelegentlich der Pariſer Weltausſtellung, erzielte die vierte
Sin=
fonie in einem Konzert ruſſiſcher Komponiſten einen
außerordent=
lichen Erfolg. Sie iſt ein effektvolles, dramatiſch geſteigertes Werk
echt ruſſiſcher Eigenart. Am Anfang der Vortragsfolge ſteht ein
knappes, liebenswürdiges Stück, eine klaſſiſche Sinfonie von Serge
Prokofieff, der unter den jungen ruſſiſchen Komponiſten eine
her=
vorragende Stelle einnimmt. Dieſe kleine Sinfonie, wie auch das
Klavierkonzert von Rimsſky=Korſakoff und die Bilder einer
Aus=
ſtellung von Muſſorgſky, dem genialen Schöpfer, der auch hier mit
großem Erfolg öfters aufgeführten Oper „Boris Godunow”
ge=
langen an dieſem Abend zur hieſigen Erſtaufführung. Das
Kla=
vierkonzert und die Stücke für Klavierſolo von Muſſorgſky ſpielt
die in letzter Zeit viel genannte Pianiſtin Meta Hagedorn=
Chevalley.
— Kündigung des Darmſtädter Angeſtelltentarifvertrages.
Das Arbeitsgeberkartell hat den Angeſtelltenverbänden mitgeteilt,
daß der Vertrag zum 28. Februar 1931 gekündigt iſt. Der
Ge=
werkſchaftsbund der Angeſtellten wird in ſeiner
Hauptverſamm=
lung am 14. Januar 1931 zu dieſer Kündigung Stellung nehmen.
— Das Union=Theater bringt ab heute Kammerſänger Richard
Tauber, in Franz Lehars Welterfolgs=Operette „Das Land des
Lächelns”. Der Stimme Richard Taubers, die die ganze Welt
eroberte, liegt hier eine Handlung von unerhörter Feinheit
zu=
grunde, welche noch dazu von Franz Lehars entzückender,
ein=
ſchmeichelnder Muſik getragen wird.
— Die Helia=Lichtſpiele bringen ab heute Olga Tſchechowa,
Trude Berliner, Adalbert von Schlettow und Andrs Pilot in dem
erfolgreichen deutſchen Ton= und Sprechfilm „Das Mädel von der
Reeverbahn”, ein Liebesſpiel aus dem Hamburger, Hafen, zur
Vorführung.
— „Kapitän der Garde‟ (Das Lied der Freiheit), der Film,
der die Freiheit aller Völker beſingt und fabelhafte Ausſtattungen
zeigt, läuft ab heute mit der ſcharmanteſten Darſtellerin
Ameri=
kas, Laura La Plante, und John Boles in den Palaſt=Lichtſpielen.
Dazu das gute Beiprogramm.
Heilsarmee, Schulzengafſe 3. Neujahr, abends 8 Uhr:
Heilsver=
ſammlung. Freitag, abends 5 Uhr: Kinderverſammlung, abends 8 Uhr:
Heiligungsverſammlung. — Jedermann iſt eingeladen.
Schulgeldmahnung. Das Schulgeld für den Monat
Dezem=
ber 1930 für die hieſigen, höheren Schulen, ſowie für die ſtädt.
Maſchinenbau=, Gewerbe=, Handels= und Haushaltungsſchulen iſt,
nach der heutigen Bekanntmachung im Inſeratenteil, bei Meidung
der Beitreibung und Koſtenberechnung bis zum 10. Januar 1931
an die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu zahlen.
2. Der ebangeliſche Volksteil hat an der Ausbildung des
evange=
liſchen Lehrernachwuchſes kein geringeres Intereſſe als der katholiſche
Volksteil an der Ausbildung des katholiſchen. Er weiß, daß die
Volks=
ſchullehrer nicht nur Jugend=, ſondern Volksbildner ſein wollen und ſind.
Er muß daher fordern, daß die Lehrer, die an evangeliſchen Kindern,
in evangeliſchen Schulen und evangeliſchen Gemeinden wirken ſollen, ſich
in beſonderem Maße in evangeliſche Kultur, Geſchichte und Geiſtesart
einfühlen und einleben können. Die Lehrerausbildung wird weniger
durch den Stoffblan beſtimmt, als durch Sinn, Geiſt und Geſamthaltung
der Ausbildung. Dieſe wenig wägbaren, aber maßgebenden Umſtände
ſind in Darmſtndt andere als in Mainz. Seit 400 Jahren hat die
evan=
geliſche Kirche in Heſſen in engſter Verbindung mit der Schule und dem
Lehrerſtand geſtanden und ſich als eifrigſte Förderin ihrer geiſtigen
Be=
ſtrebungen erwieſen. Es iſt daher auch eine Forderung der hiſtoriſchen
Gerechtigkeit, die Ausbildung der evangeliſchen Lehrer auf evangeliſchem
Boden zu belaſſen.
3. Die Verlegung nach Mainz würde eine von uns als unerträglich
embfundene katholiſierende Beinfluſſung des geſamten
Lehrernachwuch=
ſes zur Folge haben.
Mainz iſt eine ausgeſprochen katholiſche Stadt, mit katholiſchem
Volkscharakter, katholiſchem Biſchofsſitz und katholiſchem Prieſterſeminar.
Daraus reſultiert eine katholiſche Geſamthaltung der Oeffentlichkeit, die
ſich u. a. ſelbſt in der Beeinfluſſung der Preſſe, des Theaters, der
öffent=
lichen Büchereien und anderer Bildungsmöglichkeiten geltend macht.
Es iſt zu befürchten, daß dieſer Einfluß ſich noch verſtärkt, zumal
wenn, wie jetzt, das Inſtitut unter katholiſcher Leitung ſtünde. Auch
würde ſich der katholiſche Einfluß auf die katholiſchen Verbindungen
und durch dieſe auf die ganze Studentenſchaft noch ſtärker fühlbar
machen.
Wir erblicken darum in der Verlegung des Inſtitutes nach Mainz
ein Nachgeben gegen katholiſche Wünſche unter Verletzung elementarſter
Lebensintereſſen des evangeliſchen Volksteiles.
Wir erwarten, daß die Staatsregierung auf das Recht des
Zwei=
drittel der heſſiſchen Bevölkerung bildenden, evangeliſchen Volksteiles
Rückſicht nimmt.
— Vogelsberger Höhenklub. Zweigverein Darmſtadt.
Ordent=
liche Mitgliederverſammlung. Die ſatzungsgemäße Tagesordnung
erledigte ſich dank der lebhaften Teilnahme der Erſchienenen glatt.
Jahres=, Wander= und Kaſſenbericht, ſowie der Voranſchlag für
das kommende Jahr fanden Billigung, nicht minder der vom
Wandermeiſter wieder mit Sorgfalt zuſammengeſtellte
Wander=
plan, der ſchöne, genußreiche Wanderungen verheißt. Fünf
Mit=
glieder nahm der Tod (Frau Marie Döll Wwe.,
Bahnhofsvor=
ſteher i. R. Rudolf Landmann, Betriebsbeamter Joſef Stolz,
Rechnungsrat i. R. Heinrich Stroh und Walter Schneider). Die
Geſangsabteilung ſucht nach Kräften ihre gute Grundlage zu
ver=
vollkommnen. Der bisherige Vorſtand wurde einhellig wieder
beſtimmt. Im kommenden Jahr kann der Zweigverein mit dem
Hauptverein ſein 50jähriges Beſtehen feiern. Dieſes Jubiläum
ſoll im einfachſten Rahmen begangen werden. Der Herbſtausflug
des Geſamt=V. H.C. hat unſere Stadt zum Ziel (5./6. September)
Der Vorſtand erbat zur würdigen Ausgeſtaltung die Mithilfe
aller Mitglieder und wahren V.H.Cer.
— Eine Gratisperſonenwaage. Wieviel wiege ich? So fragt
man oft. Und mancher wird eine der vielen Perſonenwagen
be=
ſteigen, um ſich ſein Wohlbefinden maſchinell und gewichtsmäßig
beſtätigen zu laſſen. Ein beſonderes Neujahrsgeſchenk iſt dem
Publikum zuteil geworden in Geſtalt einer Gratisperſonenwaage,
die die Firma Redag. Zürich, in der Paſſage des Kaufhauſes
Tietz am Markt aufgeſtellt hat. In 30 deutſchen Städten ſtehen
bereits ſolche Waagen, außerdem ſind die Gratiswaagen im
Aus=
land — außer in Amerika, wo bezeichnenderweiſe eine hohe
Platz=
miete für die Aufſtellung der Waagen verlangt wird — in den
bedeutendſten Städten aufgeſtellt. Die Waage hat eine
außer=
ordentlich komplizierte Apparatur, ſie iſt eine Erfindung des
In=
genieurs Hablützel. Bei jeder Gratiswaage ſteht eine
Aufſichts=
verſon, die auch Anweiſungen über Benutzung erteilt und in jeder
Weiſe zuvorkommend und behilflich iſt. Finanziert wird die
automatiſche Waage durch die aufſtellende Firma in der Form.
daß die Wiegekarten, auf denen das genaue Gewicht der die Waage
betretenden Perſon ſteht, als Reklameſchilder an verſchiedene
grö=
ßere Firmen Darmſtadts vergeben ſind. Einzelne Wiegekarten
ſind gleichzeitig Gutſcheine für Preisermäßigungen bei der
auf=
gedruckten Firma. Geſtern nach Eröffnung des Gratiswiegens
herrſchte bereits Großbetrieb. denn jeder Paſſant, der die
Per=
ſonenwaage entdeckt, fragt ſich: „Wieviel wiege ich?” und nahm
gerne die Gelegenheit wahr, ſich von ſeiner perſönlichen Zu= oder
Abnahme im verfloſſenen Jahre zu überzeugen.
— Märchentheater „Perkeo‟. Wie bereits geſtern an dieſer
Stelle ſchon mitgeteilt, findet morgen Donnerstag den 1. Jan.,
nachm. 3 Uhr, eine der ſehr beliebt gewordenen
Märchenauffüh=
rungen des Darmſtädter Volkstheaters ſtatt. Zur Aufführung
ge=
langt das entzückende Märchen „Dornröschen” in der Faſſung
von C. A. Görner. In den Hauptrollen ſind beſchäftigt Elſe
Wer=
ner, Doris Beutke, Irene Sänger. Erich Franke. Richard Hinz,
Hans zur Mühlen und Willy Werner. Die einzelnen Bilder
wer=
den wieder das Entzücken, und die Fahrt in den Dornröschen=
Wald den hellen Jubel der Kinder auslöſen. Die ganze
Hand=
lung iſt ſehr leicht verſtändlich.
Der Zentralverband deutſcher Kriegsbeſchädigter und
Krie=
gerhinterbliebener, Ortsgruppe Darmſtadt, feierte ſein.
Weih=
nachtsfeſt im überfüllten Saal der Beſſunger Turnhalle. Der
1. Teil des reichhaltigen Programmes, das ſich faſt pauſenlos
ab=
wickelte, war den Kindern gewidmet. Er wurde eingeleitet durch
einen von Frl. Keller geſprochenen, dem Zentralverband
gewid=
meten Prolog, dem ſich nach einer kurzen Begrüßungsanſprache
des 1. Vorſitzenden, Kameraden Maul, ein ergreifendes
Melo=
dram anſchloß. Künſtleriſch vollendet ſang Herr Jäniſch Lieder
zur Laute. Den Abſchluß bildete ein großes Weihnachtsmärchen,
in dem über 40 Kinder von Mitgliedern der Ortsgruppe
mit=
wirkten. Beſonders gefielen die von Frl. Rett einſtudierten
Tänze der Gnomen, Schneebällchen und Elfen. Sieben tapfere
Schwaben und ein winzig kleiner Däumling mit rieſengroßen
Stiefeln erfreuten die Herzen von Groß und Klein, ebenſo wie
der ganze Reigen der Märchenfiguren vom Rotkäppchen.
Schnee=
wittchen, Aſchenbrödel bis zum bärbeißigen Knecht Rupprecht,
Der 2, mehr den Großen und dem Humor gewidmete Teil brachte
ein nett geſpieltes Duett der Damen A. und M. Reuter, ſtürmiſch
belachte Couplets des bekannten Humoriſten L. Hildebrand, ſowie
herrliche Darbietungen von Damen der Turngeſellſchaft
Darm=
ſtadt, von denen beſonders zwei Tänze, Rheinländer und
Girls=
tanz, ſowie der Glühlampenreigen wiederholt werden mußten.
Zwei in ihrer urdraſtiſchen Komik unübertreffliche Heſſe=
Darm=
ſtädter Bauern und ein bemerkenswert gut geſpieltes Luſtſpiel.
aus der Friedens=Manöverzeit brachten die Stimmung auf den
Höhepunkt. Auch in dieſem Jahre wieder konnte an jedes
Mit=
glied als Weihnachtsgabe ein Säckchen mit 5 Pfund Mehl
ver=
teilt werden. Die Kinder erhielten hübſche Taſſen und einen
Beutel Konfekt, Lebkuchen und Nüſſe. Mit einem Tänzchen ſchloß
die wohlgelungene Feier.
— Orpheum. Ab heute 1. Januar, abends 8 Uhr, bringt das
Orpheum als Neujahrs=Spielplan die überaus luſtige Faſchings=
Operette „Die Tanzgräfin” in 3 Akten von Robert Stolz
zur Aufführung. Es ſind nur vier Aufführungen vorgeſehen.
Als Soubrette iſt als Gaſt Henny Walden verpflichtet, welche
hier bereits durch ihr außerordentliches tänzeriſches Können ſchnell
zu großer Beliebtheit gemacht wurde. — Die Operette iſt auf das
ſorgfältigſte einſtudiert und wird von Kapellmeiſter= Petuni die
prickelnde und ſchmiſſige Muſik dirigiert. Im Intereſſe
auswär=
tiger Beſucher beginnt die Vorſtellung, pünktlich um 8 Uhr. Es
gelten kleine Eintrittspreiſe von 1 Mk. an, ſo daß weiten Kreiſen
ein Beſuch ermöglicht iſt. Der Kartenvorverkauf iſt Verkehrsbüro
von 11—1 Uhr, Zeitungs=Kiosk am Paradeplatz von 10—6 Uhr
und Orpheumskaſſe ab 3 Uhr telephoniſch unter 389. (Siehe Anz)
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Er=
krankung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der
Hausarzt zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind
am Donnerstag, den 1. Januar 1931 folgende Aerzte zu deſſen
Vertretung bereit: Dr. med. Erb=Wenckſtraße 23, Tel. 1298;
Dr. med. Fockel=Oſannſtraße 50, Tel. 4784; Frl. Dr. med.
Stieler=Riedeſelſtraße 2, Tel. 2721.
Es verſehen den Sonntagsdienſt und in der daran ſich
an=
ſchließenden Woche vom 31. Dez. bis 3. Jan, den Nachtdienſt: die
Apotheße am Juſtizpalaſt, Bismarckſtraße 9, Einhorn=
Apo=
theke, Kirchſtraße 10½.
Lokale Veranſtaikungen.
Die hierunter erſcheinenden Noiizen find ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Stahlhelm Bund der Frontſoldaten
Orts=
gruppe Darmſtadt, veranſtaltet am 3. Januar 1931 in den
Räumen des Rummelbräu eine Neujahrsfeier, verbunden mit
Theater. Rezitationen, Knderbeſcherung, reichhaltige Tombola
(über 300 Gewinne) und Tanz. (Siehe heutige Anzeige.)
— Das Waldreſtaurant „Neues Schießhaus”
macht darauf aufmerkſam, daß ab heute das beliebte „Carolus=
Bier” für kurze Zeit im Ausſchank iſt. (Siehe Anzeige.)
— Städtiſcher Ratskeller. Heute abend 8 Uhr
Künſtlerkonzert bei freiem Eintrit. (Siehe Anzeige.)
Aus den Parkeien.
Allgem Deutſch Frauenyerein. Deutſch.
Staats=
bürgerinnen Verband. Ortsgruppe Darmſtadt. Der politiſche
Schulungskurſus unter Leitung von Frau Dr. Elsbeth Kulen=
Tageskalender für Donnerstag, den 1. Januar 1931.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus, 18,30 Uhr, B11:
Carmen”. — Kleines Haus, 19.30 Uhr: „Der Datterich”.
Orpheum, 20 Uhr: „Die Tanzgräfin”.
Konzerte
und Neujahrsfeiern: Café Oper, Hotel Schmitz, Span.
Bodega Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor, Hotel zur
Poſt, Reichskrone, Rheingauer Weinſtube, Waldſchlößchen,
Hotel zur Traube, Alte Poſt. Reſt. Bender, Städt. Ratskeller,
Darmſtädter Hof Bismarckeck. Zum Tropfſtein, Stadt Malaga,
Ludwigshöhe (ab 4 Uhr), Schloßkeller (ab 12 Uhr) Goldene
Krone (ab 11 Uhr), Reſt. Sitte Rummelbräu, Zum Datterich,
Reichshof. Zum Schwanen, Cafs Monopol (ab 4 Uhr), Café
Ernſt Ludwig (ab 4 Uhr), Herrngarten=Café, Thünger
Brau=
ſtübl. Cafs Jöſt (ab 4 Uhr). — Perkeo, 15 Uhr:
Märchen=
theater. — Städt. Saalbau, 16 Uhr: Weihnachtsfeier d.
Fechtv. Waiſenſchutz. — Mathildenhöhſaal. 16 Uhr:
Weihnachtsfeier d. Geſav. Frohſinn. — Beſſ. Turnhalle,
20 Uhr: Neujahrs=Tanz der Tade Beſſungen 1865 —
King=
vorſtellungen: Union=, Helia= Palaſt=Lichtſpiele
Union=Theater, vorm. 11.15 Uhr: Film=Morgenfeier.
BüSSINK
Ku
VEREIMIGTE NUTZKRAFTWAGEN AKTIENGESELLSCHAFT
BRAUNSCHWEIG
Aurch Zusammenfassung aller produktiven
Kräfte beider Werke
Burch Vereinigung ihrer 30jähr. Erfahrungen
im Bau von Nutzkraftwagen
durch ein einheitliches Programm, das allel
Typen von 1½ bis 8t Nutzlast umfaßt
durch Vereinheitlichung in Konstruktion und
Fabrikation, in Ersatzteil- und Kundendienst
Wir bleiben unserem Grundsafz kreus
BÜSSINO-NAO FÜHREND
General-Vertretung: Motorwagen-Verkaufs-G. m. b. H., Frankfurt am Main, Solmstrasse 19,
(. Bln.429
[ ← ][ ][ → ]Seite 7.
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Nummer 1
D/d. Arheilgen, 31. Dez. Ausdem Gemeinderat. Der
Bür=
germeiſter hatte für Dienstag abend zu einer dringlichen
Gemeinderats=
ſitzung geladen mit dem einzigen Punkt der Tagesordnung:
Erſchlie=
ßung neuer Steuerquellen. Zur. Deckung des durch die Wohlfahrtsunter=
Steuern notwendig geworden. Mit großer Mehrheit, nur drei
Ge=
meinderäte ſtimmten dagegen, wurde die von der Verwaltung beantragte
Bürgerſteuer, entſprechend den Landesſätzen, und eine Erhöhung der
der Abſtimmung etwas beeinflußt haben. Ausnahmsweiſe war bei
die=
ſer Sitzung die Oeffentlichkeit ſehr ſtark vertreten.
J. Griesheim, 31. Dez. Der Staatskommiſſar iſt da.
Nachdem der Gemeinderat die zur Abdeckung des Fehlbetrags im
Ge=
meindehaushalt erforderlichen Deckungsvorſchläge der Verwaltung
end=
gültig abgelehnt hat, iſt nunmehr durch Verfügung des Herrn Miniſters
des Innern vom 30. Dezember d. J. auf Grund des Geſetzes zur
Siche=
rung der Haushaltsführung der Gemeinden vom 11. Dezember d. J.
Herr Regierungsrat Dr. Wolff vom Kreisamt Groß=Gerau zum
Staats=
kommiſſar für die Gemeinde Griesheim ernannt worden. Der
Staats=
kommiſſar hat nun mit Verfügung vom 30. Dezember d. J. zur
Dek=
kung des Fehlbetrages im Rechnungsjahr 1930 folgende Anordnungen
ge=
troffen: 1. Die Koſten der Forſtverwaltung ſind, inſoweit ſie auf
Privat=
wald entfallen, auf die Waldbeſitzer auszuſchlagen. Der Ausſchlag hat
ſich auf die Jahre 1929 und 1930 zu erſtrecken. 2. Bei der Auszahlung
der Wohlfahrtsunterſtützung ſind die Richtſätze des Kreiswohlfahrtsamts,
die in der Regel nicht überſchritten werden dürfen, zu beachten. 3. Die
in Rubrik 34 für Straßenunterhaltung vorgeſehenen Beträge ſind,
ſo=
weit noch nicht verausgabt, und nicht unbedingt erforderlich,
einzu=
ſparen. 4. Die Getränkeſteuer wird für die Gemarkung der Gemeinde
Griesheim mit Wirkung vom 1. Januar 1931 eingeführt. 5. Die
Ge=
meindeumlagen werden für das Rechnungsjahr 1930 wie folgt feſtgeſetzt:
a) der Steuerſatz der Grundſteuer von Gebäuden und Bauplätzen von
0,48 Mk. auf 0.60 Mk., b) der Steuerſatz der Grundſteuer von land= und
forſtwirtſchaftlich oder gärtneriſch genutztem Grundbeſitz von 0.92 Mk.
auf 107 Mk., e) der Steuerſatz der Gewerbeſteuer vom Gewerbekapital
von 0,77 Mk. auf 0.,89 Mk., d) der Steuerſatz der Gewerbeſteuer vom
Gewerbeertrag von 3.10 Mk. auf 3,70 Mk. 6. Einſtellungen,
Anſtellun=
gen und Beförderungen von Angeſtellten und Beamten haben bis auf
weiteres zu unterbleiben. Im übrigen iſt mit Verfügung des Kreisamts
Darmſtadt vom 31. Dezember d. J. für die Gemeinde Griesheim auf
Grund der Ausführungsbeſtimmungen der Notverordnung des
Reichs=
präſidenten mit Rückwirkung vom 1. April 1930 ab, nach dem Heſſiſchen
Landerſatz zwangsweiſe verfügt worden.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 31. Dez. Bürgermeiſter Geibel
im Ruheſtand. Der neue, kürzlich zum Bürgermeiſter von Hahn
gewählte ſeitherige Beigeordnete Adam Weicker tritt im neuen Jahre
ſein Amt an. Der ſeitherige Bürgermeiſter, Jakob Geibel, hat ſich um
ſeine Gemeinde große Verdienſte erworben. Von 1893 bis 1906 war
Geibel Gemeinderechner. Außerdem verwaltete er von 1900 bis 1926
die Untererhebeſtelle. Bürgermeiſter war er ſeit 1906, alſo insgeſamt
24 Jahre lang. Bürgermeiſter Geibel führte ſein Amt gewiſſenhaft und
pflichttreu. Der neue Bürgermeiſter Weicker war ſeither auf dem Büro
der Zelluloidwarenfabrik in der Hahnmühle tätig.
— Eberſtadt, 31. Dez. Der Geſangverein „Liederkranz” hielt
ſeinen Konzert= und Theaterabend ab. Die Kavelle Breitwieſer=Roßdorf
eröffnete mit dem ſchneidig geſpielten Marſch „Durch Nacht zum Licht”
von Laukien die Veranſtaltung. Die Begrüßungsanſprache nahm der
1. Vorſitzende, Herr Wilhelm Kirſchner, vor, wobei er allen im
Auf=
trage des Vereins herzlich dankte für ihre Unterſtützung. Im Anſchluß
hieran überreichte Herr Kirſchner Herrn Georg Ludwig Haller 8. und
Herrn Georg Meher 5. aus Anlaß ihrer 25jährigen treuen
Mitglied=
ſchaft Ehrendiplome. Herr Haller dankte für dieſe Ehrung, auch namens
ſeines Sangesbruders Meher. Ein von den Damen Fräulein Schäfer
und Haller ſowie den Herren Kufner und Nir aufgeführtes Luſtſpiel:
„Wer trägt die Pfanne fort”, fand nicht endenwollenden Beifall. Ganz
beſonders hervorgehoben zu werden verdienen die von den Herren Braun
und Wedel vorgetragenen Trompetenſolos. Die von dem Verein
vorge=
tragenen Chöre. Die Nacht” von Schubert. „Weihe des Geſangs” von
Mozart. „Wie ich ſo lieb dich hab”” von Geis ſowie. Das Elternhaus”
von Büchſe, unter Leitung ſeines bewährten Dirigenten, Herrn Horan,
fanden reichen Beifall. Reichhaltig ausgeſtaltet waren die Gewinne für
die Tombola, weshalb auch die Loſe reißenden Abſatz fanden.
4a. Eberſtadt, 31. Dez. Dummerjungenſtreich. Am
Diens=
kag abend warfen unbekannte Täter in der Nähe der Halteſtelle
Lud=
wigshöhe aus dem Dunkel des Waldes heraus mit großen Apfelſinen
nach einem daherkommenden Straßenbahnzug. Dabei wurden zwei
Scheiben der Wagen zertrümmert. Zum Glück wurden Fahrgäſte nicht
verletzt. Polizei fahndete ſofort nach den Tätern, doch waren ihre
Be=
mühungen zunächſt nicht von Erfolg. — Ehrung verdienter
Mitglieder. Der Geſangverein „Liederkranz” ehrte die Mitglieder
Georg Ludwig Haller 8. und Georg Meher 5. wegen 25jähriger
Mit=
gliedſchaft durch Ueberreichung von Ehrendiplomen. — Der Bund
der Kinderreichen, Ortsgruppe Eberſtadt, konnte am
Jahres=
ende über 100 Kinder reich beſchenken. — Die Arbeiterwohlfahrt
Eber=
ſtadt ließ 163 Ortseinwohnern zum Jahresende bzw. Weihnachten
Ge=
ſchenke überreichen. Im Sommer konnte 21 erholungsbedürftigen
Kin=
dern eine zweiwöchentliche Erholungsreiſe ermöglicht werden. Einige
Kinder konnten einen Kuraufenthalt in Bad=Nauheim bekommen.
Im benachbarten Nieder=Beerbach konnten dieſer Tage die Eheleute
Andreas Krug ihre Goldene Hochzeit begehen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 31. Dez. Gemeinderatsbericht. Die
am 22. d. M. im Gemeindewald abgehaltene Holzverſteigerung fand im
Hinblick darauf, daß die Preiſe weit unter Tarif liegen und in keinem
Verhältnis ſtehen zum wirklichen Wert, nicht die Genehmigung des
Ge=
meinderates. Es wurde dahingegen beſchloſſen, eine weitere
Verſteige=
rung ſtattfinden zu laſſen, zu der auch auswärtige Kaufliebhaber
zugelaſ=
ſen werden ſollen. — Der Nachtragsvoranſchlag für das Rechnungsjahr
1930 wurde in der Faſſung des Verwaltungsvorſchlags genehmigt. Die
zur Deckung des Mehrbetrags erforderlichen Beſchlüſſe wurden dem
Vorſchlag des Bürgermeiſters entſprechend gefaßt. Der Gemeinderat
hatte trotz ſchwerſter Bedenken ſoviel Verantwortungsgefühl, den
Ge=
meinde=Etat ohne Zuhilfenahme des Staatskommiſſars auszugleichen.
— Das Geſuch des Wilh. Buß dahier um Erteilung der Genehmigung
zum Betrieb einer Schankwirtſchaft im „Schützenhof” wird unter
Be=
jahung der Bedürfnisfrage befürwortet. — Dem Anſinnen des
Kreis=
amtes auf Erwerb des Vorplatzgeländes vor dem Hauſe des Ernſt Geher
kann zurzeit noch nicht ſtattgegeben werden. — Das Verzeichnis der
un=
einbringlichen und zu liquidierenden Außenſtände, ſowie die für das
Rechnungsjahr 1929 entſtandenen Krediterweiterungen wurden
geneh=
migt. Die Verwaltung wird beauftragt, gegen einige Säumige
rückſichts=
los vorzugehen, ganz beſonders in den Fällen, wo es ſich um
rückſtän=
dige Mieten und Zinſen handelt. — Im Hinblick darauf, daß für das
Waſſerwerk im Rechnungsjahr 1929 durch die vorgenommene
Erweite=
rungsanlage ein größerer Koſtenaufwand entſtanden iſt, ſoll von
An=
legung des im Voranſchlag vorgeſehenen Betrages für den
Erneuerungs=
fonds abgeſehen werden. — Im Hinblick darauf, daß von ſeiten der
Auf=
ſichtsbehörde gewiſſe Bedenken gegen die ſeinerzeit beſchloſſene
Durchfüh=
rung der Stiftſtraße zur Bahnhofſtraße beſtehen, wird die Ausführung
des dieſen Teil betreffenden Ortsbauplans zunächſt ausgeſetzt. — Die
Lieferung einer eiſernen Tür und eines eiſernen Fenſterladens an das
Gebäude der Waſſerpumpſtation wird dem H. Ströber zum
Angebots=
preis übertragen. — Der Freiwilligen Sanitätskolonne wird auf Antrag
unter Vorbehalt der Genehmigung des Schulvorſtandes zur Abhaltung
eines Ausbildungskurſus ein Schulſaal des Gemeindeſchulhauſes zur
Verfügung geſtellt. — Ein Geſuch des Kino=Beſitzers Peter Traſer um
Anbringung von Plakattafeln für ſeinen eigenen Zweck wird abſchlägig
beſchieden. — Ebenſo ein Geſuch des Drehers Emil Kern um Gewährung
eines Darlehens zum Betrieb eines Hauſierhandels. — Der
Bürger=
meiſter erſtattet noch Bericht über die Unterhandlungen mit den
Ver=
tretern der Gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft „Wildnis” betr. Ver=
legung des Sportplatzes. Der Gemeinderat vertritt die Auffaſſung, den
Sportplatz nur dann verlegen zu können, wenn ihm von ſeiten der
An=
tragſteller anderes Gelände zu dieſem Zweck zur Verfügung geſtellt wird.
wobei der derzeitige Sportplatz im Hinblick auf die Notwendigkeit der
Sandausbeute als Tauſchobjekt nicht in Frage kommen kann.— Die
Be=
ſchäftigung lediger Arbeitsloſer ſoll in Zukunft nur noch nach dem Grade
der Bedürftigkeit erfolgen.
Ce. Ober=Beerbach, 30. Dez. Eine weihevolle Stunde
ſtützung entſtandenen Fehlbetrags waren auch hier neue und erhöhte war es, die uns Herr Theodor Peterſen=Darmſtadt mit ſeinem
Freun=
deskreiſe bereitete. Nicht hohe Kunſt” wollte man uns bieten, wohl
aber verdanken wir edler Volkskunſt ein tiefes Erleben. Mit einfachen
Mitteln, ohne Aufmachung, hatte man zu uns geſprochen. Zumeiſt
Realſteuern um ein halbes Ziel beſchloſſen. Der Gedanke an den bei zweiſtimmige Sätze, von zwei Geigen und einer Laute begleitet, auch
Ablehnung der Vorlage drohenden Staatskommiſſar mag das Ergebnis einige vierſtimmige Lieder redeten ſolch eindringliche Sprache; aber alle
zeugten von großer ſeeliſcher Hingabe. Dem Ganzen fügte ſich die
Orgel ſtimmungsvoll ein, die Herr Lehrer Beltz=Seeheim bediente. So
fanden die Weihnachtstage ihren innigen Ausklang, wofür Herr
Pfar=
rer Gundermann im Namen ſeiner Gemeinde allen Mitwirkenden
herz=
lichen Dank ausſprach.
Bh. Hergershauſen, 31. Dez. Gefaßter Wilddieb. Dem
Jagd=
aufſeher H. gelang es auf einem ſeiner Pirſchgänge in den letzten Tagen,
einen Wilddieb feſtzunehmen. Vom Waldrande bemerkte er einen Mann,
der hinter einem Spargelhäuschen ſtand und von hier aus Zielübungen
machte. Nachdem er den Mann einige Zeit beobachtet und ſich
verge=
wiſſert hatte, daß es ſich ohne Zweifel um einen Wilderer handelte, der
es auf Haſen abgeſehen hatte, ſchritt Jagdaufſeher H. zur Verhaftung.
Ohne Widerſtand ließ ſich der Ertappte feſtnehmen. In ſeiner inneren
Rocktaſche hatte er ſeine Waffe, ein Flobertgewehr mit abnehmbarem
Schaft, verſtaut, das ihm abgenommen wurde. Außerdem befanden ſich
in ſeinem Beſitz noch acht Patronen. H. nahm den Mann mit und
über=
gab ihn der Gendarmerie.
— Habitzheim, 31. Dez. 40jähriges Dienſtjubiläum.
Am 2. Januar begeht Herr Jakob Gerbig 2. ſein 40jähriges
Dienſt=
jubiläum. Er zeichnete ſich bei dem Gutspächter Herrn Gg. Heil durch
Fleiß und Treue aus.
Cg. Reinheim, 31. Dez. Preisabbau. Die durch Lohn= und
Gehaltsabbau ſtark geſunkene Kaufkraft der weiteſten
Verbraucherſchich=
ten veranlaßte am geſtrigen Abend das hieſige Gewerkſchaftskartell, die
Vertreter der Verbraucher zu einer gemeinſamen Sitzung einzuladen, in
der über die Wege beraten wurde, die zu einem fühlbaren Preisabbau
führen. Der Vorſitzende des Ortskartells Neinheim des Deutſchen
Be=
amtenbundes berichtete über die Schritte, die von ſeiten der
Beamten=
organiſation in dieſer Frage bereits unternommen wurden, und über die
Maßnahmen, die das Kreisamt Dieburg bereits eingeleitet hat und in
einer kürzlich daſelbſt ſtattgefundenen Beſprechung in Ausſicht ſtellte. Es
wurde vereinbart, eine gemeinſame Kommiſſion zu bilden, die die
An=
gelegenheit des Preisabbaues in der Gemeinde weiter fördern und mit
den anderen beruflichen und wirtſchaftlichen Organiſationen in
Verbin=
dung treten ſoll.
Al. Höchſt i. Obw., 31. Dez. Ausdem Rathaus. Der
Gemeinde=
rat bejahte die Bedürfnisfrage für die Konzeſſion des Heinrich Arnold
jr. (Gaſthaus zur Burg Breuberg) mit der Begründung, daß die
Kon=
zeſſion beſteht und nur eine Uebertragung auf den Nachfolger ſtattfindet.
— Als Winterbeihilfe ſoll der im Voranſchlag vorgeſehene Betrag von
400 RM. verwandt und baldigſt zur Auszahlung gebracht werden.
Ueber die Aufbringung des Fehlbetrags ſoll der Bürgermeiſter in der
nächſten Sitzung Vorlage machen. — Die Bezirksſparkaſſe Höchſt i. O.
hat ab 1. Januar 1931 ihre Zinsſätze geſenkt und wie nachſtehend
feſt=
geſetzt: gewöhnliche Spareinlagen 6 Prozent, größere Einlagen mit
län=
geren Kündigungsfriſten 7 Prozent. Gemeindedarlehen, Hypotheken,
Kaufſchillinge und Bürgſcheine 8 Prozent, Kontokorrent (proviſionsfrei)
Haben 5 Prozent und Soll 8½ Prozent pro Jahr.
Cf. Birkenau, 31. Dez. Selbſtmord. Ein junger Mann von
hier, Oberprimaner des Realgymnaſiums Weinheim, machte vorgeſtern
abend ſeinem Leben durch Erſchießen ein Ende. Der junge Mann, der
ſich über die Feiertage auswärts bei Verwandten befand, kehrte
vor=
geſtern nachmittag hierher zurück und vollbrachte die Tat unmittelbar
nach ſeiner Rückkunft, nachdem er ſich in einem Zimmer eingeſchloſſen
hatte. Der Tat dürfte Schwermut zu Grunde liegen, da der junge Mann
in letzter Zeit ein ſcheues und verſchloſſenes Weſen zur Schau trug.
Bd. Zwingenberg a. d. B., 31. Dez. Am Nickelſchen Anweſen hatten
drei Autos trotz der Straßenverbreiterung nicht genügend Platz, um
gleichzeitig aneinander vorbeifahren zu können, weshalb ein Laſtwagen
ganz rechts einen doppelten Telegraphenmaſt umfuhr. Eine ganze
An=
zahl Drähte waren geriſſen und der Telephonverkehr geſtört. Durch eine
Telegraphenarbeiterkolonne aus Beusheim wurde der Schaden wieder
repariert. — Das hieſige Gaſthaus „Zur Bergſtraße” wechſelt wieder
den Beſitzer. Es wurde an einen Herrn aus Norddeutſchland verkauft.
Wie verlautet, will derſelbe ein Kaffee einrichten, allerdings mit
Voll=
konzeſſion. Der ſeitherige Beſitzer Martin Kruſe führt die Wirtſchaft
wahrſcheinlich noch bis zum 5. Januar 1931 weiter und übernimmt dann
ein in Offenbach am Main gemietetes Kaffee.
D.e. Großhauſen, 31. Dez. In letzter Zeit wurden in der hieſigen
Gegend maſſenhaft verendete Haſen gefunden. Man iſt ſich noch nicht
klar darüber, ob man es mit einer Seuche zu tun hat oder ob es durch
die naſſe Wittepung kommt, daß ſo viele Haſen eingehen.
* Zu dem Raubüberfall in Mainz.
Zu dem verwegenen Raubüberfall vor der Reichsbank in Mainz er
fahren wir noch folgende Einzelheiten: Die Ueberfallenen ſind die
Kaſſenboten der Mainzer Volksbank, Schneider und von der Hehdt, im
Alter von 18 und 20 Jahren. Es gehört zu ihren Aufgaben, jeden
Mor=
gen bei der Reichsbank die für den täglichen Bedarf der Volksbank
not=
wendigen Gelder abzuheben und zur Hauptkaſſe der Volksbank, die ſich
in der Neubrunnenſtraße befindet, zu bringen. Es wird angenommen,
daß die Täter über einige Ortskenntnis verfügten, wenn auch bis jetzt
noch keine Anzeichen dafür vorliegen, daß die Verbrecher den Ueberfall
von langer Hand vorbereitet hatten. Die Täter konnten annehmen, daß
am Ultimotage in der Mainzer Reichsbank größere Beträge zur
Aus=
zahlung gelangen würden. Die Kaſſenbeamten der Reichsbank erinnern
ſich zwar nicht, im Kaſſenraum verdächtige Perſonen bemerkt zu haben,
doch hielten ſich dort ſchon in den frühen Morgenſtunden des Dienstags
ſehr viele Leute auf, und iſt es durchaus nicht unwahrſcheinlich, daß die
Räuber ſich unter die auf Auszahlung Wartenden gemengt und
beobach=
tet haben, wie den Kaſſenboten Schneider und von der Hehdt die hohe
Summe ausgehändigt wurde. Das geht auch daraus hervor, daß ſie bei
Verübung der Tat ſofort nach der Taſche griffen, die die 90 000 RM. in
Papiergeld enthielt und ſich garnicht bemühten, die andere Taſche mit
den 200 RM. in Silbergeld auch zu rauben. Die den Tätern in die
Hände gefallene Summe von 90 000 RM. beſteht aus 20 000 RM. in
älteren Tauſendmarkſcheinen, 20 000 RM. in neuen Hundertmarkſcheinen,
30 000 RM. in Fünfzigmarkſcheinen und 20 000 RM. in
Zwanzigmark=
ſcheinen. Wie ſchon mitgeteilt, erleidet die Mainzer Volksbank, die
gegen Raub. Diebſtahlt uſw. verſichert iſt, keinen Verluſt. Die
Verſiche=
rungsgeſellſchaft hat auf die Wiedererlangung des geraubten Geldes eine
Belohnung von 1500 RM. ausgeſetzt.
Wie die Bonner Kriminalpolizei mitteilt, ſind am Dienstag abend
die Mainzer Bankräuber in einem Café im Bonner Talweg eingekehrt.
Bei ihrer Flucht haben die Räuber wahrſcheinlich den Weg über
Kreuz=
nach genommen. Das geſtohlene Auto wurde von einem Bonner
Bür=
ger, der die Beſchreibung des Verbrecherautos im Rundfunk gehört
hatte, erkannt. Die Kriminalpolizei wurde ſofort verſtändigt. Sie
rückte mit einem großen Aufgebot in den Talweg. Inzwiſchen hatte ſich
eine große Menſchenmenge angeſammelt, die davon gehört hatte, daß
die beiden Verbrecher in dem Café ſäßen. Als die Beamten den
Café=
raum betraten, waren die Räuber aber bereits verſchwunden. Sie waren
durch die neugierige Menge aufmerkſam geworden. Der Kraftwagen
mit der Nummer 1 T B529 wurde von der Kriminalpolizei
beſchlag=
nahmt. Die Täter werden wie folgt beſchrieben: Der eine iſt etwa
30 Jahre alt, etwa 1,65 Meter groß, von unterſetzter Figur, trug
dunk=
len Mantel und weichen, grauen Filzhut, der andere dürfte 35 bis 40
Jahre alt ſein 1.80 Meter groß, kräftige Figur, rotbäckiges Geſicht,
Glatze, hat Goldzähne, trug dunklen Mantel und ſchwarzen, ſteifen Hut.
Sie ſprachen niederrheiniſchen Dialekt. Man wundert ſich darüber, daß
die Räuber, trotzdem alle polizeilichen Stellen ſofort informiert wurden,
mit dem geſtohlenen Auto, deſſen Nummer bekannt war, bis nach Bonn
gelangen konnten, und daß ſie außerdem noch die Frechheit beſaßen, in
einem Café einzukehren und das Auto davor ſtehen zu laſſen. Der
Ueberfall dürfte auch Veranlaſſung ſein, die Methoden des Abholens
größerer Geldbeträge bei der Reichsbank zu revidieren. Es geht nicht
an, die jungen Leute ohne Schutz und ohne Waffen mit derartig hohen
Geldbeträgen durch die Stadt gehen zu laſſen.
Mainz, 31. Dez. Polizeibericht. Während eine Familie
auswärts zu Beſuch weilte, wurden aus ihrem Keller mehrere Zentner
Briketts und Nußkohlen geſtohlen. Das Vorhängeſchloß an der
Kellertür war unverſehrt, ſo daß angenommen werden kann, daß es
mit einem Nachſchlüſſel geöffnet worden war. — Ein Pferdepfleger der
einen obdachloſen Monteur am erſten Weihnachtsfeiertag mit in ſeine
Wohnung nahm, wurde während des Schlafes von ſeinem
Schlafkollegen beſtohlen. Als der Pferdepfleger am Morgen
aufwachte, machte er die Wahrnehmung, daß der Monteur verſchwunden
war. Ferner mußte er feſtſtellen, daß ihm ein Mantel und ein Paar
Handſchuhe geſtohlen worden ſind. — Der Fuhrmann eines Hechtsheimer
Bäckermeiſters gibt an, am Montag abend. Ecke Ebersheimerweg und
Philippsſchanze von zwei jungen Männern angefallen
worden zu ſein. Dieſe ſollen Geſichtsmasken getragen haben und
mit offenen Meſſern gegen den Fuhrmann zugeſprungen ſein. Sie haben
Geld von ihm verlangt. Der Fuhrmann, der laut um Hilfe ſchrie,
ſprang von ſeinem Fuhrwerk herunter und lief nach der Ebertſiedlung
davon. Die Täter ſollen durch die Hilferufe von der Verfolgung
Ab=
ſtand genommen haben und geflüchtet ſein. Das Notrufkommando, das
von dem Vorfall verſtändigt wurde, rückte ſofort nach dem Tatort ab.
Die Nachforſchung nach den Tätern iſt jedoch ergebnislos verlaufen. —
In einer Wirtſchaft in der Bingerſtraße ſuchte ein Schloſſer am
Mon=
tag nacht mit Gäſten Streit. Er riß einer Arbeiterin den Pelzkragen
vom Mantel und ſchlug einer anderen mit der Fauſt ins Geſicht. Dem
Wirt gelang es nur mit Hilfe anderer Gäſte, den Störenfried aus
ſei=
nem Lokal zu entfernen. Das verſtändigte Notrufkommando nahm den
Uebeltäter, der wegen einer anderen Straftat geſucht wird, feſt.
* Schwerer Unfall. Der 76jährige Landwirt Jak. Schüler aus Drais
erlitt geſtern nachmittag auf der Kellertreppe einen Schwindelanfall
und ſtürzte in den Keller hinab. Mit einem ſchweren Schädelbruch und
einem Naſenbeinbruch wurde er durch das Sanitätsauto hierher ins
Krankenhaus gebracht.
* Im Steinbruch verunglückt. Geſtern nachmittag fiel in einem
Steinbruch in Nierſtein einem 29jährigen Arbeiter aus Dienheim ein
ſchwerer Stein auf die linke Hand. Er erlitt eine ſchwere
Handquet=
ſchung und mußte Aufnahme im hieſigen Krankenhaus ſuchen.
Geſchäftliches.
Der nach neueſten Angaben zuſammengeſtellte Zeitungskatalog
1931 der Invalidendank=Annoncen=Expedition Hauptgeſchäftsſtelle
Berlin WN 9, iſt ſoeben erſchienen. In überſichtlicher Anordnung
enthält der Katalog wieder ſämtliche Tageszeitungen und
Fach=
zeitſchriften Deutſchlands ſowie die wichtigſten Tagesblätter des
europäiſchen Auslands.
Auch dieſer Zeitungskatalog des Invalidendank bietet wieder
die neuartige, äußerſt zweckmäßige Einrichtung, indem der in
Katalogen bisher übliche Anzeigenanhang fortgelaſſen iſt. Ein
vom Verlag für ſein Zeitungsorgan gewünſchter erläuternder
Zuſatztext iſt direkt unterm Zeitungstitel angebracht, wo er
ſeinem Weſen nach, zur Vermeidung des umſtändlichen
Herum=
blätterns in mehreren hundert Anzeigenanhangſeiten,
naturge=
mäß hingehört!
Nach Ausſage maßgebender Fachleute dürfte dieſer neue
Ka=
talog wieder ungeteilte Zuſtimmung finden und wird der
Inva=
lidendank=Annoncen=Expedition, welche bereits auf eine 58jähr.
Geſchäftstätigkeit zurückblickt, weiterhin neue Freunde zuführen.
Ein deutſcher Auslandserfolg.
Die Automobilwerke H. Büſſing A.=G., Braunſchweig haben
mit dem Alfa=Romeo=Werken in Mailand einen Lizenz=Vertrag
abgeſchloſſen, der die Abnahme von Büſſing=Schwerlaſtkraftwagen=
Konſtruktionen für Alfa=Romeo zum Inhalt hat. Dieſe Tatſache
kann als ein bedeutender Erfolg für die techniſche Ueberlegenheit
deutſcher Laſtkraftwagen=Konſtruktionen gebucht werden,
beſon=
ders wenn man in Betracht zieht, daß Alfa=Romeo zu den
beſt=
renommierten italieniſchen Automobilfabriken gehört und
ſtaat=
liche Unterſtützung genießt.
Wetterbericht.
Ausſichten für Donnerstag, den 1. Januar: Wechſelhaftes Wetter,
be=
wölkt, mit Schauern, ſpäter auch vorübergehend aufklarend. und
Temperaturrückgang.
Ausſichten für Freitag, den 2. Januar: Meiſt trockenes, teils bewölktes,
teils aufklarendes Wetter, kälter.
Sodbrennen, Verdauungsstörungen sind häufig Folgen unregelmäßigen Essens
oder einer Ueberanstrengung des Magens; sie werden durch etwas =Bullrich-Salze
lauch in Tabletten) nach jeder Mahlzeit vermieden, resp. sofort beseitigt
=Bullrich-Salzc ist seit über 100 Jahren in der ganzen Welt als unübertroffenes
Mittel bei Magenbeschwerden bekannt. Millionen nehmen es täglich. Es ist
selbst bei dauerndem, jahrelangem Gebrauch vollkommen unschädlich und von
stets gleichbleibender prompter Wirkung. — in allen Apotheken und Drogerie
len
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Donnerstag, den 1. Januar 1931.
Nummer 1
Anunnnnnaglangaiannnnnagnß
EI
19
Unserer werten Kundschaft,
Freunden und Bekannten
hier und auswärts
wünscht ein
glückliches
Neues Uahr!
OARL MION & OO.
Zementbau-,
H Asphalt-u. Terrazzogeschäft
EA
Brungnnnnntzngwiannngnnnaß
Seinen Gäſten, Freunden und
Be=
kannten wünſcht ein
frohes neues Zahr!
C. Brücher und Frau
„Reſtauration Schieferſtein=
Lichtenbergſtraße 72
Meiner hochverehrten Kundſchaft,
Nachbarſchaft, Freunden und
Be=
kannten ein
glückliches neues Jahr!
Friedrich Müller, Feinkoſt
Martinſtraße 12
Alen Göſſen, Freunden md
Be=
kannten ein
kräftiges
Proſit Neujahr!
Familie K. Döll
Koncordiaſaal (*) Waldſiraße 33
zMeiner werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten ein
glückbringendes
„Neues Jahr!“
Joh. Fornoff, Feinkoſt
Taunusſtraße 15
„o
J
Meiner werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
herzliche Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Familie Friedr. Schiller
Spenglerei und Inſtallationsgeſchäft
Sanitäre Anlagen
Kiesbergſtr, 31 (179) Tel. 2207
Ar 30 m ſ0,
Meiner werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten ein
herzliches
Proſit Neujahr!
Firma Jean Seeger
Südfrüchte Großhandlung
Vikioriaſtraße 32.
Friedrich Ewald
Molkereierzeugniſſe. Speiſefette, Eier
Import, Groß= und Kleinhandel
Elifabethenſtr. 46 Telephon 1163.
Meiner verehrten Kundschaft, Freunden und Bekannten
Viel Glück zum Dahreswechsel
178
Wilhelrn Barth und Farnilie
Grafenstraße 27 Kondltorel und Café Telephon 1327
Herzlichen Glückwunsch zum
Neuen Jahr
Familien
Valentin Wagner
Heinrich Haas 188
Brauerei zum goldnen Anker
Melner werten Kundschaft Freunden und
Be-
kannten die besten Glückwunsche zum
NEUEN UAHRI
Metzgerel Reeg
(163
Proſit Neujahr
unſeren werten Gäſten und Vereinen zum Jahreswechſel.
Familie Dintelmann.
NB. Wir übernehmen ab 2. Januar das Reſtaurant zur „Kanone‟‟
Heidelberger=
ſtraße 38 und werden weiterhin beſtrebt ſein, an Speiſen und Getränke nur das Beſie
zu bieten zum billigſien Tagespreis.
Am Sonntag, den 4. Januar, ab 7 Uhr, Eröffnungs=Konzert.
Achtungsvoll
W. Dintelmann, Metzger und Wirt.
O
Unſeren geehrten Kunden, Freunden
und Bekannten, ſowie der werten
Nachbarſchaft ein
glückliches neues Jahr!
Fahrzeughaus Schneider
Darmſtadt, Mauerſtraße 6
NaC
Gaten kagfang
im manen Jahr
Rauiu=Aaßlen
Unſerer werten Kundſchaft, Freunden
und Gönnern
die herzlichſten Wünſche
zum Jahreswechſel!
peter Gräber Wwe. und Familie
Schweinemetzgerei
175
Darmſtadt
Schuſtergaſſe 11
Unſeren werten Gäſten, verehrlichen
Kundſchaft, Nachbarſchaft, ſowie
Verwandten und Freunden
die herzlichſten
Glückwunſche
zum neuen Jahr!
Wilhelm Nagel
und Familie (355
Obſtweinkelterei u. Kelterei=Ausſchank
DOC
Unſerer werten Kundſchaft,
Freunden und Gönnern, ein
Glückliches neues Jahr!
Heinrich Lohr und Familie
Spedition=u. Fuhr=Betrieb
Salz=Niederlage.
Telephon: 1782
Bier= und Mineralwaſſer
Oepot=Kohlen=Handlung
Nieder=Ramſtädterſtr. 20
(173
Unſeren Mitgliedern die herzlichſien
Glückwünſche
zum Jahreswechſel!
Die Geſamtverwaltung des
Bezirks=Konſum=Vereins
Darmſtadt.
(171
wünscht
Paukt
Nauiate!
bummibereifung u. Uulkaniſieransta
lel.842 Waldſtr. 32 kel. 842
Ihrer werten Kundſchaft,
Nachbarn, Freunden und
Bekannten ein herzliches
Proſit Neujahr
wünſchen die Bäckermeiſter
Peter Sauer, schuſtergaſſe 17
Phil. Sauer, Georgenſtraße 13
Heinr. Weber, Bechſtraße 2.
360)
Allen werten Gäſten, Freunden
und Bekannten
ein glückliches
neues Jahr! 8
Gebr. Heid und Familien
Turnhalle Woogsplatz.
R 77
PROSTT HEUIAHRI
Muftutufufnfuftuffuftuftfutuftufuftftftftftftftuftfnfufufufunftf
AWOLF APOSTEL
Restaurant „Zum guten Schoppen‟
und Kohlenhandlung L. Haußner
Druft Nansafe!
Ein geſegnetes Neujahr
entbieten wir hiermit unſeren ſehr
verehrten Gäſten, Freunden und
Bekannten und bringen gleichzeitig
unſer angenehmes
Unterhaltungs=
konzert in gefi. Erinnerung.
Jalob Nummel é Frau
„Handelshof” Ludwigsplatz 8s
1. Januar 1931.
1375
Heinrichstraße 44
gooogeoooeoeooeooeoeeeee
Unſerer werten Kundſchaft die
Unſerer werten Kundſchaft und Freunden
wünſchen ein gutes
neues Jahr!
F.W. Preußner und Frau.
Spenglerei und Inſtallation (* Bleichſtraße 1.
(172
Familie Martin Donath
wünſcht Ihren Freunden, Gäſten und
Bekannten ein
glückliches neues Jahr
S
Ein berzliches Prosit Heujahr!
Adam Feiok u. Familie (
Kantinen-Pächter, Hess. Schutz-Polizei.
zum neuen Jahre!
Friedrich Oſelin
6 Inſtallationsgeſchäft für ſanitäre u. 9
elektr. Anlagen Eliſabethenſtr. 33 6
0
ooooooooeooooooooooooeee
U
Bekannten ein
glückliches neues Jahr
Familie Ludwig Dorn
„Martinsbierhalle” Liebfrauenſtr. 37
Hie
Freunden und Bekannten ein
glückliches neues Jahr
Familie Joh. Kani
Schuhmachermeiſter (363) Bleichſtr. 27
Unſeren werten Gäſten und Bekannten ein
Glück=Auf im
neuen Jahr
G. Mahlow und Frau
glückliches
Neues Jahr!
Steingaß & Roſenthal
(397
Eiergroßhandel
Nummer 1.
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Seite 9
FaHHAHHEARAH ANEI BIEIAnIg
Meiner werien Kundſchaft, Freunden
und Gönnern wünſchen
viel Glück im neuen Jahr
Familie Anton Horſt
Weißbindermeiſter.
Eungun zggrnv srnn gnnn Bunt
Gaſthaus„Zum halben Mond”
Kleine Kaplaneigaſſe Nr. 2
wünſcht ſeinen Gäſten ein
fröhliches neues Jahr!
Inh. Familie Ph. Becker
Eingutes neues Jahr
wünſcht ſeiner werten Kundſchaft
Ernft Zimmermann
Heizungs=Anlagen
Braunshardt.
365
glückliche Tage wünscht allen
Freunden, Bekannten und seiner
Kundschatt mit „Gut Licht‟
Fotohaus Perabo.
(158
Ein Glückliches
Neues Jahr
372)
wünscht seinen
Mit-
gliedern, Freunden
und Gönnern
Polizei-Sportverein
Darmstadt
Unſerer werten Kundſchaft, ſowie
allen Geſchäftsfreunden
und Gönnern unſere
besten Wünsche
zumneuenJahr!
J. Diefenbach & Sohn G.m.b.H.
Möbeltransport, Spedition,
Laſt=
wagenverkehr — Pankratiusſtr. 13
34
Meinen geschätzten Abonnenten
wiel Glück
im neuen
Jahr!
W. Didzuhn u. Familie
Zeitschritten-Vertrieb
Kranichsteinerstraße 6
O
8Unſeren werten Gäſten, Nachbarn ?
Zund Bekannten
herzliche
Glückwünſche
zum neuen Jahr
Familie Adam Treuſchg
Heinrichſtraße 104 (174 (
Ka5
Zum Jahreswechsel wünschen
wir unserer verehrl. Kundschaft,
allen Freunden und Bekannten
ein
glückliches
neues Jahrl
Familie Heinrich Jöst
Feinbäckerel - Konditorei
Kragichsteinerstr. 15
Kaffee-Restaurant
Am Hauptbahnhof (354
Baumer sBato
Darmstadts ältestes und einziges
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(seit 1901) (26
entbietet seiner w. Kundschatt,
Geschättstreunden u. Bekannten
herzlichste Neujahrswünsche.
Darmstadt
Rheinstraße
Fernruf 1223
Ein glückliches
neues Jahr
wünſcht allen (370
Ludwig Landzeitel und Frau
Bauſpenglerei u. Inſtallationsgeſchäft
Arheilgerſtr. 58. — Speſſartring 2.
Meiner hochverehrten
Kundschatt, Nachbarschatt,
Freunden und Bekannten
Ein gläckliches neues jahr!
Philipp Küster
Darmstadt, Bessungerstraße 29
Ochsen- und Schweinemetzgerei
Telephon 2049. (369
O
Allen werten Gäſien, Freunden
und Bekannten
ein herzliches
„Proſit Neujahr!”
Familie Georg Chriſt
Kaiſerſaal=Reſtaurayt
Fürſienſaal. 170
Kargggaggg,5
Meiner werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten 169
ein glückliches neues Jahr!
Metzgerei Johannes Jung
Barkhausſtr. 72
Barkhausſtr. 72
Meinen werten Kunden, ſowie
Freunden die
herzlichſten Glückwünſche
zum neuen Jahre!
Friedrich Stelz
Zigarreu, Zigaretten und Tabak
Darmſtadt, Eliſabethenſtraße 56
Griesheim b. D., Ludwigſtr, 45. (395
Ein glückliches, neues Jahr!
wünſcht ſeinen verehrten Gäſten,
Freunden und Gönnern
Roche, Paul und Familie
unſerer werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten.
Deto steteo
„Zum Hefſiſchen Haus
Tel. 1826 Darmſtadt Tel. 1826
Ecke Grafen= und Waldſtraße
Meiner werten Nachbarſchaft,
Gäſten
und Bekannten ein herzliches
Proſit Neujahr!
2 Familie Friedrich Rummel.
K Gleichzeitig möchte ich meinen werien
Gäſten und Geſchäftsfreuvden das
mir bisherige Vertrauen und
Wohl=
wollen auch im neuen Jahre erbitten.
3
sscse sossne
zun
Biuf
s Allen meinen werten Kunden,
Freunden und Bekannten ein
glückliches neues
Jahr!
Friedr. Gutfreund
Elektr. Anlagen
Karlſtraße 36
Telephon962
176
IIu
Unſerer werten Kundſchaft und Bekannten
ein herzliches, glückliches
neues Jahr.
Zusleich bielen Dank für die freundliche
Aufmerkſamkeit anläßlich unſerer
Ver=
mählung.
Albert Glemſer & Frau
Bäckermeiſter
Weinbergſtraße 16.
W.
zum neuen Jahr!
Familie Große
Brauerei zum Erbacher Hof.
Telephon 2355
A
Meiner verehrlichen Kundſchaft ein
geſegnetes neues Jahr!
Ochſen=, Kalbs= und Sammels=Metzgerei
Ernſi Sattler
Grüner Weg 4.
H. Hielſcher und Frau
Elektro=Inſtallation.
Unſerer werten Kundſchaft, ſowie allen
Freunden und Bekannten ein
am. Georg Pfeifter und Ruihs
Metzgermeiſter (366
Blumenthalſtr. 51 Telephon 2066
Reſtaurant
Waldſtraße 2
Stadt Coburg”
Telephon 3463
Beſtbekanntes Speiſe=Reſtaurant
Mittageſſen von 90 J an
Im Ausſchank die bel. Pfungſtädt. Biere
Unſeren werten Gäſten, Freunden u.
Bekannten ein herzliches u60
Proſit Neujahr!
Joſef Stocker und Frau
Unſerer werten Kundſchaft und
Bekannten
herzlichen Glück=und
Segenswunſch zum
neuen Jahr!
Frau Peier Hoffarth, Ww.
Eduard Illert und Frau
Schweinemetzgerei () Kaſinoſtraße
Meiner werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
wünſcht 384
ein geſundes,frohes
Neujahr!
Aun. SCHMInn
Speditiop, Möbeltransport
Darmſtadt Tel. 3180
Büro:
Weiterſtädterſtraße 35
Unſerer werten Kundſchaft, allen
Verwandten und Bekannten ein
Gebrüder Friedrich
Spedition und Möbeltransport.
Unſerer werten Kundſchaft, ſowie
Freunden und Bekannten
(Ein frohes
Neujahr!
Peter Hechler u. Frau
Waldſtr. 10 (*) Metzgerei
Allen Freunden und Bekannten,
ſowie unſerer werten Kundſchaft
Herzliche Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Familie Karl Scheerer
Gaſthaus „Zur Krone‟ Traiſa
Telefon Amt Darmſtadt 3372 168
OT0
Oo
Allen Bekannten, Freunden und
Gönnern
die beſten
Glückwünſche
zum neuen Jahre.
FamilieW. Hofferberth
„Zum grünen Laub‟
Große Bachgaſſe 16,
(348
oe
OO
o0
Zum Jahreswechſel
allen Kegelſchweſtern und
Kegel=
brüdern die herzlichſten
Glück=und Segenswünſche
mit dreifach kräftigem
„Gut Holz”
Kegler=Vereinigung Darmſtadt
und Umgebung e. V.
Der Vorſtand. (162
J
Unſerer werten Kundſchaft,
Verwandten und Bekannten
ein kräftiges
Proſit Neujahr!
* H. Volz und Familie
Kohlenhandlung •Gervinusſtr. 34
2a
I00T
O
Herzliches
ProſitNeujahr!
Piano=Berg
Heidelbergerſtraße 88
Unſeren werten Gäſten,
Freunden u. Bekannten
zum Jahreswechſel
dieherzlichſten Glück=
und Segenswünſche
Familie
W. Brauer
Zur goldenen Krone
Schuſiergaſſe 18 350
Ein glückliches
neues Jahr
wünſcht allen Geſchäftsfreunden,
Kunden und Paſſagieren des
Norddeutſchen Llotzd
Anton Fiſcher
Inh. Heinrich Schulte
Darmſtadt, Frankfurterſtraße 12/14
Rheinſtraße 17
Telephon 186
Z.
Unſeren werten Kunden u. Gäſien
die herzlichſten Glückwünſche zum
degen SJahre!
Konrad Gräff und Frau
Gaſtwirtſchaft und Metzgerei
s Nieder=Ramſtadt
Zum Jahreswechſel
meinen werten Siammgäſten,
Freunden und Bekannten ein
gläckliches neues Jahr
wünſcht
(411
Familie Petri
Gaſiwirt, Arheilgerſtraße 50
Die beſten Wünſche zum
Jahreswechſel
meinen werten Gäſten, Freunden und
Bekannten.
Jean Geßner
Thüringer Hof
Unſererwerten Kundſchaft,
Freun=
den und Bekannten ein herzliches
wünſchen
Wilhelm Schimpf und Frau
Tuch= und Maßgeſchäft, Traiſa
Telepfon 3600
365
Meiner werten Kundschaft
Freunden und Bekannten
ein herzliches
PrositNeujahr!
Familie A. Eidebenz
Schweine-, Kalbs- u.
Ochsen-
metzgerei Viktoriaplatz 8
Meiner werten Kundschaft, sowie
allen Freunden und Bekannten
die besten Wünsche
zum neuen Jahr!
Wilhelm Dreßler
und Frau
Metzgermeister
Ecke Arheilger- und Fuhrmannstraße
Kaiser-Friedrich
Nieder-Ramstädterstrasse 71
Allen Gästen und Bekannten
ein herzliches (347
Prosit Neujahr!
Frau Joh. Heist Ww.
Unſeren Gäſten, Verwandten,
Be=
kannten und Sportsfreunden
die beſten Wünſche
zum neuen Jahr!
Heinrich Karg und Frau
Woogſtraße 3.
Seite 10
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Nummer 1
Unſeren werten, Gäſten, Freunden
und Bekannten
herzl. Glückwunſch
Eingläcklichesneues Jahr!
zum neuen Jahre
Hotel Reſtaurant
Kolpingshaus
Joſeph Räſch u. Frau
Meinen werten Cäſten ſotvie allen
Ver=
wandten undBekannten wünſche ich ein
glückliches
Proſit Neujahr!
Jean Pfeil und Frau
Gaſthaus zum Taunuseck
Kranichſteinerſtraße 42
Meinerhochverehrten Kundſchaft,
Nach=
barſchaft, Verwandten, Freunden und
Bekannten
Meinen werten Stammgäſien,
Vereinen und Bekannten
die herzlichſien
Glück= und Segenswünſche
zum neuen Jahre
K. Heidenreich
Reſtauration Rummelbräu (*
Allen Gäſten, Verwandten und
Bekannten ein
Proſit Meujahr
Gg. Arnold und Familie
Bismarckſiraße 107
Unſerer werten Kundſchaft,
allen Freunden und Bekannten
ein glückliches
neues Jahr!
Leonhard Herrmann it Frau
T Krickſer Nachf.
Baudekoration (386
R. Stoll
Lebensmittel (*) Feldbergſtr. 69
Herzlichen Glückwunſch
zum Jahreswechſel
allen Kunden, Freunden u. Bekannten.
Farben=Krauth. (161
Viele Glückwünſche
zum neuen Jahre!
Familie Kaſt (156
Zur Reichstrone: Mühlſiraße 5
Unſeren hochgeſchätzten Kunden, allen Freunden,
Bekannten und Verwandten zum Jahreswechſel
ein frohes neues Jahr!
Familie Jakob Lautenſchläger jr.
Metzgerei
Kranichſteinerſtraße 13
Unſerer werten Kundſchaft, Freunden
und Gönnern wünſchen wir ein
glückliches, neues Jahr.
Familie Vernhardt
Schloßgartenſtr. 9½ Café Aſtoria.
Gleichzeitig mache ich darauf
aufmerk=
ſam, daß ich mein Geſchäft
ununter=
brochen weiterführe, und werde ich
jeden gerichtlich belangen, der unwahre
Gerüchte verbreitet.
Frau Marg. Bernhardt.
Meiner werten Kundſchaft, ſowie
Freunden und Bekannten
die beſten Glückwünſche
zum Jahreswechſel!
Oskar Kleider und Familie
Nieder=Namſtadt
Bäckerei
Allen werten Gäſten, Freunden und
Bekannten ein
Konditorei und Kaffee
Paul Angermann
(425
Grafenſtr. 12.
Unſeren verehrten Freunden und
Gäſten
zum neuen Jahr!
Weinſiuben „Zum Kaplan”
Mühlſiraße 68
Joh. Peter Bernbardt
und Helene Göbert, Geſchäftsführerin.
Soooogooosee
Meiner werten Kundſchaft
und Nachbarſchaft
ein glückliches und
frohes Neujahr!
Otto Geis u. Familie
Saalbauſtraße 41
Oooogeoooood
Viel Glück im neuen Jahr
wünſcht allen Gäſten und Bekannten
Heinrich Dillmann, Gaſthaus zur Inſel.
O
Viel Glück im neuen Jahr
wünſche ich meiner werten
Kund=
ſchaft und empfehle hiermit
meine erſtklaſſ. Qualitäts=Möbel
Adam Klein, Möbelhaus
412
Saalbauſtraße 22
Unſerer werien Kundſchaft, Freunden
und Bekannten
164
die beſſen Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Fatnilie Philipp Scheerer, Metzgermeiſter
Meiner werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten wüinſcht ein geſundes
und fröhliches
Proſit Neujahr!
Valentin Bund und Familie
(Muſikhaus, Schuchardſtraße9 (155
Meinen werten Fahrſchülern, allen
Freunden und Bekannten
die herzlichſten Glückwünſche
zum neuen Jahre!
Karl Zürtz und Familie
Autofahrſchule
Rhönring 18 Darmſtadt Telef. 3674
Meinen werten Kunden,
Freunden und Bekannten
ein herzliches
Proſit Neujahr
Fruchthaus Freeſe
Die beſten Wünſche
zum neuen Jahre!
Guſtav Geil, Darmſtadt
Elektro=Inſtallation (459
Kirchſtr. 1 und Nied.=Ramſlädterſtraße 51
Meiner werten Kundſchaft zum
Jahreswechſel
die beſten Gtuawunſche!
Metzgerei Oppenheimer
Wendelſtadtſtraße 26. 367
Die beſten Wünſche
zum neuen Jahre!
Frau Marie Geil, Witwe
Weinhaus Mascotte (458
Holzftraße 5
Holzſtraße 5
„Haferkasten
Elisabethenstrade 89 Telephon 3026
Allen Bekannten und werten Gästen
ein gutes neues Jahr
Familie Hermann Knauf. (*
G
DO
Zum neuen Jahre
allen meinen Kunden, ſowie
Freunden und Bekannten
diebergliabstenGluckwünsche
Fam. Wendel Göckel
Pankratiusſtraße 43. (426
Herzlichen Glückwunſch zum
Neuen
Aak
Jahr!
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Frauenbewegung, Handel,
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Zollwesen, Sozialpolitik,
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Nummer 1
Donnerstag, den 1.=Januar=1931
Seite 11.
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die kleinen Einkommen, Sie nehmen dem einzelnen
die Möglichkeit, Rücklagen zu machen für Zeiten der
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bis 383), Kahleberg 53 und 54 (Los 495
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des Nürnberger und fränk. Hausbeſitzes, des
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wirte=Gewerbes, des ſelbſtändigen Handwerkes und
Gewerbes wie überhaupt des geſamten Mittelſtandes.
Die wöchentlich erſcheinenden Beilagen „Nürnberger
Hausbeſitzer=Zeitung”, „Fränk. Gaſtwirte=Zeitung”
und „Süddeutſche Mittelſtands=Zeitung” erfreuen
ſich an Hand ihrer wertvollen redaktionellen Beiträge
größter Beachtung, ſtets ſteigender Beliebtheit und
ſtempeln die „Nürnberger Bürger=Zeitung” zur
größten deutſchen Mittelſtandszeitung im Sinne
der Wirtſchaftspartei.
Das geſteigerte Intereſſe überträgt ſich naturgemäß
auch auf den Anzeigenteil, ſo daß Anzeigen von auf=
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fallend guten Erfolgen begleitet ſind.
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L. C. Wirtich’ ſche Hofbuchdruckerei,
Darmſtadt
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Mit einem Bupferſtich (Tandgraf Georg II.
von Heſſen)und Proben von Wittichdrucken
aus den Jahren 1699, 170o und 1772 und
Fakſimilig von zwei Briefen des Hofrats
Wittich aus dem Jahre 1772. Dreifarbiger
Druck des Valendariums
Pappband mit Goldaufdruck
RM. 5.—
Soeben erſchienen!
Aus der Geſchichte des Heſſiſchen Geſangbuchs, das
ſeit über 230 Jahren in der L. C. Wittich’ſche
Hofbuch=
druckerei gedruckt wird, ſind zwei intereſſante Zeitabſchnitte
behandelt: die Jahre 1698 bis 1701, die im Zeichen des
tätig=wirkenden Pietismus ſtehen, und das Jahr 1772,
das für Heſſen, unter dem Einfluß der großen Landgräfin,
das erſte Geſangbuch der Aufklärung brachte. „Auch heute
noch, im Bann moderner Technik und im Bewußtſein der
Überlegenheit der Maſchine unſerer Zeit über den Menſchen,
werden wir gern die Arbeit bewundern, die der Begründer
der Druckerei, Meiſter Sebaſtian Griebel mit ſeinen Geſellen
von 1698—1701 für den Beſtand der Firma leiſtete, als
ſich Bogen um Bogen durch einige 3 Preſſen jagten und
neben dem Seter der rührige pietiſtiſche Stadtpfarrer Züehl
in fliegender Eile noch letzte Rorrekturen ſeiner
Geſang=
bücher las. Gern werden wir ſeiner Feder folgen und
aus „Gottes Rlage und Dermahnung an Teutſchlans”
Worte aufnehmen, als ſeien ſie für unſere Zeit gemünzt:
Du aber nimmſt diß nicht in acht / und wirſt zur
Sodoms=
ſchweſter /
hängſt mehr an geitz und kleider=pracht /an freſſenyſauffen
feſter /
an wein und bier / als lepder! mir: Oweh der ſund und
ſchanden!
der ſtarcken teuffels=banden! Ein ochs und eſel kennet doch
und liebet ſeinen Herren / ſo ſind auch zu gewinnen noch
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denten vom 1. Dezember 1930 ſind für
das Rechnungsjahr 1930 alle natürlichen
Perſonen bürgerſteuerpflichtig, die am
10. Oktober 1930 (Stichtag) über 20 Jahre
alt gewefen ſind und an dieſem Tag
ihren Wohnſitz oder — in Ermanglung
eines inländiſchen Wohnſitzes — ihren
gewöhnlichen Aufenthalt in Darmſtadt
gehabt haben. Perſonen, die am
Stich=
tage in mehreren Gemeinden einen
Wohn=
ſitz gehabt haben, ſind in jeder dieſer
Gemeinden bürgerſteuerpflichtig. Dabei
gilt als Wohnſitz in Darmſtadt der
Be=
ſitz einer Wohnung (hierzu rechnen auch
Einzel= und möblierte Zimmer uſw.)
unter Umſtänden, die auf die Abſicht
einer Beibehaltung derſelben ſchließen
laſſen. Der gewöhnliche Aufenthalt in
Darmſtadt wird angenommen, wenn ſich
hier eine Perſon unter Umſtänden
auf=
hält, die auf die Abſicht ſchließen laſſen,
hier nicht nur vorübergehend zu
ver=
bleiben. Wer nach dem 10. Oktober 1930
hier zugezogen iſt, iſt für das
Rechnungs=
jahr 1930 hier nicht bürgerſteuerpflichtig.
Bezüglich der geſetzlich möglichen
Be=
freiungen von der Bürgerſteuer verweiſe
ich auf meine — in den hieſigen
Zei=
tungen veröffentlichte —
Bekannt=
machung vom 12. Dezember.
Die Anforderung der Bürgerſteuer
iſt nunmehr erfolgt, und zwar durch die
Lohnſteuerkarte für 1931, bezw. durch
Steuerbeſcheid des Finanzamts
Darm=
ſtadt=Stadt.
An alle diejenigen
Bürgerſteuerpflich=
tigen, die eine Anforderung nicht
erhal=
ten haben, richte ich die Aufforderung
— zwecks Vermeidung von Nachteilen —
ſich alsbald im Stadthaus, Rheinſtr.
Nr. 16/18, Zimmer Nr. 23, zu melden.
Darmſtadt, den 31. Dez. 1930. (St430
Der Oberbürgermeiſter.
Vergebug han Sakrleſtugen
uu d Chaufſierungsarbeiten.
Das Anfahren der erforderlichen
Straßenbaumaterialien für die
Pro=
vinzialſtraße Griesheim — Wolfskehlen
ſowie die Chauſſierungsarbeiten für
die Verbreiterung der Provinzialſtraßen
Wildhof — Heuſenſtamm. Offenbach —
Rumpenheim und Tannenmühle—Groß=
Steinheim ſollen vergeben werden.
An=
gebotsvordrucke werden bei der
Provin=
zialſtraßenbauverwaltung in Darmſtadt,
Neckarſtraße 3, Zimmer 34, zum
Selbſt=
koſtenpreis abgegeben. Die Angebote ſind
verſchloſſen, portofrei mit entſprechender
Aufſchrift verſehen, bis ſpäteſtens
Sams=
tag, den 10. Januar 1931,
vormit=
tags 10 Uhr, hierher einzureichen. (393
Darmſtadt, den 30. Dez. 1930.
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Nummer V.
Seite 12-
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Reich und Ausland.
Schwerer Autounfall am Frankfurter
Opernplatz.
Frankfurt. Während der belebten
Mit=
tagszeit, kurz vor 1 Uhr, fuhr am Mittwoch am
Opernplatz ein Perſonenauto, das von einer
jun=
gen Dame geſteuert wurde, auf den Bürgerſteig
bis vor das Kaiſer=Wilhelm=Denkmal. Hierbei
wurde der 32jährige Spengler Grün, der mit
ſeinem Fahrrad vor dem Auto lag, ſchwer
ver=
letzt. Ein an der Unglücksſtelle befindlicher
Blu=
menſtand wurde umgeriſſen und die 39jährige
Blumenverkäuferin Kappert gleichfalls erheblich
verletzt. Die beiden Verunglückten mußten ins
Krankenhaus transportiert werden.
Drei Perſonen durch Gas vergiftet.
Fahrläſſigkeit die Urſache?
Frankfurt a. M. In dem Hauſe
Gold=
ſteiner Straße 36 im Stadtteil Niederrad
bemerk=
ten geſtern vormittag gegen 10 Uhr
Hausbewoh=
ner ſtarken Gasgeruch. Beim Eindringen in die
Wohnung des arbeitsloſen Jean Kolter fand man
drei junge Leute, nämlich Kolter und ſeine
bei=
den Freunde Krämer und Willi Thur auf dem
Boden liegend bewußtlos vor. Die drei hatten
am vorgeſtrigen abend in der Wohnung des
Kol=
ter gezecht und wahrſcheinlich in der
Trunken=
heit verſehentlich den Gashahn geöffnet. Bei
Krämer, der ebenfalls arbeitslos iſt, war bereits
der Tod eingetreten. Kolter und Thur wurden
in bedenklichem Zuſtand ins Städtiſche
Kranken=
haus eingeliefert.
Furchtbares Brandunglück.
Sechs Kinder bei lebendigem Leibe
verbrannt.
Zwickau. Infolge eines überhitzten Ofens
brach ein Zimmerbrand in der Wohnung eines
Handwerksmeiſters aus, der mit raſender
Ge=
ſchwindigkeit um ſich griff. Der Mutter und ihrer
16jährigen Tochter gelang es im letzten Moment,
ſich durch das Fenſter zu retten, wobei ſie je ein
Kind im Arme hatten und ſo vor dem Feuertode
bewahren konnten. Als ſie ihr Rettungswerk
fortſetzen wollten, um die noch eingeſchloſſenen
Kinder zu retten, gelang es ihnen nicht mehr, in
die in Flammen und Rauch eingehüllte Wohnung
einzudringen. Die ſechs noch eingeſchloſſenen
Kin=
der verbrannten bei lebendigem Leibe.
Ein Vierzehnjähriger erſticht einen
Siebzehn=
jährigen.
Chemnitz. Am Dienstag abend geriet auf
der Garniſonſtraße der 14 Jahre alte Schüler
Heinz Trillitſch mit dem 17jährigen
Schloſſerlehr=
ling Rudolf Kätzel, der nach Arbeitsſchluß das
Austragen einer hieſigen Tageszeitung beſorgte,
in eine zunächſt harmloſe Balgerei. Der
Zei=
tungsausträger begab ſich dann in ein Haus und
legte unten die Taſche mit den Zeitungen ab,
während er den Beziehern die Zeitung zuſtellte.
Dies hatte der Schüler beobachtet. Er nahm
mehrere Zeitungen an ſich und verſteckte ſie.
Des=
wegen entwickelte ſich wiederum eine Schlägerei,
bei der der Schüler ſein Tgſchenmeſſer zog und
auf den Zeitungsausträger mehrmals einſtach.
Dieſer erhielt einen Stich am Arm und einen
Stich ins Herz. Er brach ſofort tot zuſammen.
Der jugendliche Täter flüchtete in die Wohnung
ſeiner Eltern und wurde dort von den Beamten
der Mordkommiſſion feſtgenommen. Er iſt
ge=
ſtändig, auf den Zeitungsausträger eingeſtochen
zu haben. Jedoch habe er dieſen nicht töten
wol=
len. Er behauptet, bedroht geweſen zu ſein. Um
ein weiteres Zuſchlagen des Zeitungsausträgers
zu verhindern, habe er mit dem Meſſer dieſen in
die Hand ſtechen wollen.
Start des Braſiliengeſchwaders nicht vor
dem 4. Januar.
Rom. Das unter Führung des
Luftfahrt=
miniſters Balbo ſtehende italieniſche
Flugzeug=
geſchwader wird zur letzten Etappe, zur
eigent=
lichen Ozeanüberquerung, nicht vor Eintritt des
Vollmondes am 4. Januar, ſtarten. Wenn auch
vorher günſtige Witterungsverhältniſſe herrſchen,
ſo wird das Geſchwader dennoch Bolama (
Por=
tugieſiſch=Guinea) nicht früher verlaſſen.
Zas höchſte Gebäude der Welt als
Leflſchiffankermall.
Das Empire State Building in New York,
das mit einer Höhe von 303 Metern den
Wolken=
kratzerrekord um 18 Meter ſchlägt und ſogar den
Eiffelturm noch um 3 Meter überragt, wurde
nun fertiggeſtellt. Der neue Turm zu Babel iſt
ſo konſtruiert, daß ſeine Spitze als Ankermaſt
für Luftſchiffe gebraucht werden kann.
Die Schallplatte als Muſeumsführer
Der Grammophon=Führer im Märkiſchen Muſeum in Berlin.
Anſtelle des gedruckten Führers will man jetzt im Märkiſchen Muſeum in Berlin das Grammophon
gebrauchen. Die Schallplatte iſt mit den entſprechenden Erläuterungen für die fünf erſten Räume
beſprochen, und jeder Beſucher kann ſich ſo ohne Koſten in den notwendigen Kenntniſſen unterrichten.
Sparſamkeik als Grund für die Abrüſtung.
Die 33 000=Tonnen=Flugzeugmutterſchiffe der amerikaniſchen Marine U. S. S. „Lexington” (links)
und U. S. S. „Saratoga” (rechts), die beiden größten und teuerſten Kriegsſchiffe der Welt, die mit
einei Koſtenaufwand von je 40 Millionen Dollar erbaut worden ſind, ſollen nun aus dem Dienſt
herausgezogen und verſchrottet werden, weil ihre Indienſthaltung ungeheuere Summen verſchlingt.
Zum Beginn des Münchener
Alchimiſten=Prozefſes.
Der „Goldmacher” Tauſend,
der ſich in den nächſten Tagen vor dem
Münche=
ner Schöffengericht zu verantworten haben wird.
Tauſend hatte es wie ſein Düſſeldorfer „Kollege‟
Kurſchildgen verſtanden, die Aufmerkſamkeit auch
ernſter Kreiſe auf ſeine Experimente zu lenken.
Das bei Kap Juby verſchollene franzöſiſche
Poſtflugzeug aufgefunden.
Paris. Das franzöſiſche Poſtflugzeug, das
ſeit der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember
zwiſchen Dacar und Toulouſe verſchollen war,
und an deſſen Bord ſich außer dem Piloten,
einem Funker und einem Dolmetſcher der
ita=
lieniſche Vizekonſul von Fez befand, iſt von den
ausgeſandten Hilfsflugzeugen aufgefunden
wor=
den. Die Maſchine hatte ſüdlich von Kap Juby
eine Notlandung vornehmen müſſen, die glatt
verlaufen war. Eines der Hilfsflugzeuge hat die
Beſatzung und die Poſt übernommen und ſofort
den Rückflug über Caſablanca nach Toulouſe
an=
getreten.
Raubüberfall auf zwei Bankangeſtellte.
Dortmund. In Dortmund=
Luetgendort=
mund wurden geſtern abend kurz nach 7 Uhr zwei
Angeſtellte der Dortmunder Bank überfallen.
Die beiden Angeſtellten Elſe Laddoch und Fritz
Wimpers befanden ſich mit ihren Fahrrädern auf
dem Wege nach Luetgendortmund. Plötzlich
dran=
gen ihnen zwei Männer entgegen und zwangen
ſie, von ihren Rädern zu ſteigen. Einer der
Räu=
ber entriß der Laddoch das Fahrrad, während
der andere dem Wimpers ebenfalls das Rad und
eine Aktentaſche entriß. Als der Ueberfallene um
Hilfe ſchrie, erhielt er mit einem harten
Gegen=
ſtand einen heftigen Schlag auf den Mund. Die
Räuber ergriffen dann mit den Fahrrädern die
Flucht. In der Taſche befanden ſich etwa 450 Mk.
Hartgeld und ein Geldſchrankſchlüſſel und der
Schlüſſel der Räume der Filiale in Bochum.
Beide Angeſtellten hatten noch ungefähr 300 Mk.
in Papiergeld in ihren Rocktaſchen bei ſich.
Der Untergang der „Oberon” vor Gericht,
Kopenhagen. Vor dem Rathausgericht
in Helſingfors fand die Seeverklarung wegen des
Unterganges der „Oberon” ſtatt. Beide
Kapi=
täne geben ausführliche Berichte und erklärten,
daß ſie alles getan hätten, um das Unglück zu
vermeiden. Neues kam bei dieſen Erklärungen
nicht heraus, bis auf die Tatſache, daß ein
fal=
ſches Manöver, das aber auch nicht einem der
Kapitäne zur Laſt gelegt werden kann, letzten
Endes die Urſache der Kataſtrophe geworden iſt.
Aus den Berichten geht hervor, daß der Kapitän
der „Arkturus”, als er das erſte Signal der
„Oberon” hörte, der Anſicht war, dieſes Signal
von Backbord bekommen zu haben. In
Wirklich=
keit kam das Signal von Steuerbord. Es
han=
delt ſich dabei um eine akuſtiſche Täuſchung, die
durch den Nebel hervorgerufen worden iſt. Als
der Irrtum bemerkt wurde, war es bereits zu
ſpät. Die Verhandlung ergab, daß beiden
Ka=
pitänen vom ſeemänniſchen Standpunkt aus keine
Schuld beizumeſſen ſei.
Großfeuer in einem Dorfe in der Schweiz.
St. Gallen. In der Nacht zum Mittwoch
brach in einem Dorfe bei Wartau ein Feuer aus,
das infolge ſtarken Windes raſch um ſich griff.
Sieben Gehöfte des Unterdorfes ſind den
Flam=
men zum Opfer gefallen. Zehn Familien ſind
Kaplanei, ein hiſtoriſches
Ge=
obdachlos.
Jahrhundert, iſt vollſtändig
häude ai
niedergebrann:
Zum 100. Geburkskag des Hiſtorikers
Niebuhr.
Berthold Georg Niebuhr,
der bedeutende romantiſche Geſchichtsforſcher und
Staatsmann, ſtarb 55jährig am 2. Januar 1831
in Rom. Niebuhr, von Geburt ein Däne, hat
hauptſächlich auf dem Gebiet der alten Geſchichte
gearbeitet. 1800 trat er als Geheimer
Staats=
rat in preußiſchen Dienſt und war von 1816 bis
1823 Geſandter in Rom.
Schwere Stürme bei Norwegen.
Oslo. Auf einem wahrſcheinlich
unterge=
gangenen 4000 Tonnen großen Osloer Dampfer
„Torefjell” befanden ſich 22 Mann Beſatzung
ſowie die Frauen des Kapitäns und des erſten
Steuermanns, ſo daß bei dem Unglück insgeſamt
24 Perſonen ums Leben gekommen ſein dürften.
Die Reederei nimmt an, daß das Schiff in den
Stürmen der letzten Woche bei Lindesnäs auf
unterſeeiſche Klippen geraten und mitten
durch=
gebrochen ſei, ſo daß die an Bord befindlichen
Menſchen keinerlei Möglichkeit gehabt hätten, ſich
zu retten. Der deutſche Fiſchdampfer „Eſſen”=
Weſermünde iſt in Haugeſund (Norwegen)
einge=
laufen mit ſchwerer Havarie, die er ſich in den
Stürmen der letzten Woche zugezogen hat.
Ein großes Seebeben im Stillen Ozean?
London. Millionen von Fiſchen ſollen in
einem großen Seebeben umgekommen ſein, das
ſich in der Nähe der chileniſchen Küſte im
Stil=
len Ozean ereignet hat. Unter der
Küſtenbevöl=
kerung von Chile herrſcht große Furcht, da ſie die
geheimnisvollen Donnergeräuſche als die
Vor=
läufer eines neuen Unglücks änſieht. Längere
Erdbebenſtöße ſind in Vallenar und an anderen
Orten verſpürt worden. Uebelriechende grüne
Seen, ſo meldet Reuter, ſchlagen an die Küſte
von Nordchile. Die Behörden haben die
Ein=
wohner vor dem Baden in der See gewarnt und
auch die Berührung des Waſſers unterſagt, da
eine Unterſuchung ergeben haben ſoll, daß
erheb=
liche Mengen von verweſten Tieren darin
ge=
funden wurden.
Heftiger Erdſtoß öſtlich von Neapel.
Rom. Etwa 50 Kilometer öſtlich von
Ne=
apel in San Soſſio und Baroniſſi in der Provinz
Avelino wurde am Dienstag nachmittag ein
hef=
tiger Erdſtoß verſpürt, der unter der
Bevölke=
rung Beſtürzung hervorrief. Einige Häuſer, die
bei dem großen Erdbeben des vergangenen
Som=
mers bereits Riſſe erhalten hatten, ſind
einge=
ſtürzt. Das Erdbeben hat ſtellenweiſe die
Unter=
brechung der Licht= und Gasleitungen verurſacht,
wodurch mehrere Brände entſtanden ſind.
Bis=
her liegen keine weiteren Einzelheiten über das
Ausmaß des Erdſtoßes vor. Auch fehlen jegliche
Angaben über etwaige Opfer.
Erdbeben und Sturmflut in der Südſee.
Sydney. Nach einem Funkſpruch des
Damp=
fers „Duris” hat ein Erdbeben, das von einer
etwa 2,5 Meter hohen Sturmflut begleitet war,
am Weihnachtsabend die in der Südſee liegenden
Weſtlichen Inſeln nördlich von Neu=Guinea
er=
ſchüttert. Auf den zu ihnen gehörenden Awin=
Inſeln wurden Häuſer und Vieh ins Meer
ge=
riſſen.
Mahnung an die Sporkler.
Dieſes Schild hat eine evangeliſche Gemeinde
im Erzgebirge am Anfang des Ortes aufgeſtellt;
eine Mahnung an die Sportler, ein Stündchen
ihrer Zeit, die ſie in den weißen Bergen
ver=
bringen, für einen Kirchgang zu erübrigen.
Nummer 1
vonnerstag, den 1. Januar 1931
Seite 13
Leibesäßangen 1930
Auch die Sportler halten, wenn ein Jahr zu Ende geht, für
einen Augenblick auf ihrem Wege ein, um zurückzuſchauen. Man
will ſehen, wie weit man in dieſem Zeitabſchnitt gekommen iſt,
wie ſich die inneren Kräfte, die Ideen und das Leiſtungsvermögen
entwickelten. Bei dieſer ſtillen Reviſion der eigenen Verhältniſſe
kommen Erkenntniſſe, die für den weiteren Weg ſehr wertvoll ſein
können. Die Erkenntniſſe dürfen allerdings nicht an der
Ober=
fläche bleiben, ſie dürfen ſich nicht in der Aufzählung von äußeren
Erfolgen und Wachstum erſchöpfen, ſie müſſen ſich auch auf die
inneren Zuſammenhänge aller Dinge, auf die ideelle Stellung des
Sports und auf die Urſachen ſeiner Fehlaktionen ausdehnen.
Das Jahr 1930 war für den deutſchen Sport nicht in jeder
Hinſicht erfreulich. Die Kriſen, die den Sport ſchon 1929 ergriffen,
haben ſich zu einem Teil weſentlich verſchärft, und am Ende des
Jahres 1930 bietet der deutſche Sport in mannigfacher Beziehung
ein gleich troſtloſes Bild, wie es ſich auch auf anderen Gebieten
des öffentlichen Lebens und der Wirtſchaft zeigt.
Es iſt durchaus nicht gleichgültig, wie ſich
die wirtſchaftliche Situation
des Sports geſtaltet. Der Sport hat unbeſtreitbar eine kulturelle
Miſſion zu erfüllen. Die Phraſen von der „Ertüchtigung der
Jugend” und der „Erziehungsarbeit an der Jugend” ſind zwar
etwas abgedroſchen und man hört ſie nicht mehr gern, deshalb
bleibt aber doch die Tatſache, daß die deutſchen Leibesübungen
eine große und erfolgreiche Arbeit an der Jugend leiſten.
Natür=
lich iſt dieſe Arbeit mit nicht geringen Koſten verknüpft, Koſten,
die auf den Vereinen und Verbänden um ſo mehr laſten, als die
Unterſtützungen durch Staat und Kommunen (deren Aufgabe
eigentlich dieſe Erziehungsarbeit ſein müßte) immer mehr
ver=
ſiegen. Aber auch die Einnahmequellen des Sports ſind
unergie=
biger geworden. Die große Arbeitsloſigkeit macht ſich auch im
Sport ſehr nachteilig bemerkbar. Zwar ſind die Mitgliederziffern
der großen deutſchen Sport=Organiſationen im Jahre 1930 kaum
zurückgegangen, ſie ſind durchweg ſogar noch etwas geſtiegen, aber
einem erheblichen Prozentſatz der Mitgliedſchaft muß, weil er
er=
werbslos iſt, der Beitrag geſtundet bzw. ganz erlaſſen werden. Die
wirtſchaftliche Notlage macht ſich auch im Rückgang der
Zuſchauer=
maſſen ſehr bemerkbar. Es muß ſehr klug, ſehr ſparſam
gewirt=
ſchaftet werden, wenn die Turn= und Sportvereine mit den
weſent=
lich reduzierten Einnahmen ihr altes Aufgabengebiet beibehalten
wollen. Aber auch die ſparſamſte Wirtſchaft bewahrt viele Vereine
nicht vor einer ſchweren Notlage. Das trifft beſonders für die
Vereine zu, die in voraufgegangenen beſſeren Jahren ihre Kräfte
überſchätzt und Verpflichtungen übernommen haben, die jetzt
un=
heilvoll auf ihnen laſten. Mancher Verein mit gutem Ruf und
alter Tradition hat im Jahre 1930 ſeinen Konkurs erklären
müſſen.
Die Hoffnung, daß ſich die wirtſchaftliche Situation der Vereine
ſchon in abſehbarer Zeit wieder merklich beſſern wird, iſt leider
nur gering. Damit müſſen unſere Vereine rechnen und darauf
werden ſie auch ihre Wirtſchaft einſtellen müſſen.
Der Sport iſt in Deutſchland zu einem Machtfaktor geworden,
und dennoch führt er immer noch einen harten
Kampf um ſeine Anerkennung als Kulturfaktor.
Es kann nicht geſagt werden, daß in dieſem Kampf während des
letzten Jahres weſentliche Fortſchritte gemacht worden wären.
Im Gegenteil: die Poſition des Sports iſt im öffentlichen Leben
eher ſchwächer geworden. Staat, Kommunen, Wirtſchaftler und
Politiker haben ſo mit eigenen Sorgen und Schwierigkeiten zu
kämpfen, daß bei ihnen das Intereſſe für die Leibesübungen und
ihre kulturellen Aufgaben bedenklich nachgelaſſen hat. Es kommt
hinzu, daß weite Kreiſe ſich in der Beurteilung des Sports vielfach
von Aeußerlichkeiten, von Auswüchſen des Sportes beeindrucken
laſſen und keinen Blick für die unendlich große und wirkungsvolle
Kleinarbeit der Leibesübungen haben. Es darf allerdings auch
nicht verſchwiegen werden, daß ſich im Lager der Leibesübungen
ſelbſt vielfach Dinge ereignen, die dem Anſehen des Sports
außer=
ordentlich Abbruch tun. Die Gegnerſchaft des Sports iſt,
beſon=
ders in den Schichten des geiſtigen Deutſchlands, im letzten Jahre
zweifellos wieder gewachſen. Das müßte dem Sport — ſelbſt
wenn ſeine Kritiker vielfach von falſchen Vorausſetzungen
aus=
gehen — ſehr zu denken geben.
Das alles will aber nicht ſagen, daß die Poſition des Sports
wirklich gefährdet ſei. Der Sport iſt keine Modeerſcheinung, er iſt
nicht im gleichen Maße wie, ſie vergänglich, er iſt auf ſolideren
Fundamenten gewachſen. Daß er in den Maſſen Wurzel gefaßt
hat, zeigt am beſten die Tatſache, daß die deutſchen Leibesübungen
trotz der wirtſchaftlichen Miſeren ihren alten Beſtand bewahrt
und zum Teil ſogar an Anhängern gewonnen haben,
Eine ſchwere Kriſe brachte das Jahr 1930 einigen deutſchen
Sportverbänden mit den Kämpfen um
Auch ein Neujahrswunſch.
Seitdem es einen Jahreswechſel in unſerer Erinnerung gibt, war
die Sache wohl ſo, daß jedes neue Jahr dasſelbe Maß an Freude und
Miſere gebracht hat wie das alte. Seit mehr als zehn Jahren
aller=
dings iſt in Deutſchland eine Abweichung von dieſer allgemein gültigen
Regel feſtzuſtellen. Jedes Jahr hatte nämlich für uns noch weniger
Annehmlichkeiten und noch mehr Jammer aufgeſpart.
Unter dieſen Umſtänden iſt es nicht an der Ordnung, zur Stunde
der Jahreswende große Dinge in die Welt hinauszupoſaunen. Richtiger
ſcheint es, mit beſcheidenem Inſichgehen zu ſchweigen.
Dieſes Schweigen wird in Deutſchland nicht geſchätzt. Niemand gilt
bei uns weniger als der Mießmacher. Man darf die Dinge nicht ſo
ſchwarz malen, wie ſie ſind, nach dem Vorbild vom Hexenglauben
be=
ſeſſener alter Weiber, die den Teufel nicht nennen, damit er ihnen nicht
auf den Kopf komme. Schweigen in ſchickſalsſchwerer Stunde iſt
aller=
dings ſchon eine Art Mießmacherei. Es müſſen nach bewährtem Muſter
ſtarke Worte gefunden werden. Proklamationen zur Jahreswende gehen
elſo von allen ſportlichen Thronen aus ins Land.
Man kann nun nicht behaupten, daß ſich die von den deutſchen
Sportführern erlaſſenen Neujahrs=Proklamationen voneinander durch
beſondere Individualität der Gedanken unterſcheiden. Sie haben
zu=
mindeſt eine einheitliche Konſtruktion. Es heißt da in großen Zügen,
daß die deutſche Situation zwar ſchlecht ſei, daß aber die erdrückenden
Oualitäten des deutſchen Sports alle Schwierigkeiten überwinden
wür=
den. Im allgemeinen bewegen ſich die Erlaſſe aus Anlaß der
Jahres=
wende ebenſo wenig auf der Erde wie andere von deutſchen
Sportfüh=
rern gehaltene Reden. Man ſpricht von der Durchgeiſtigung des Sports,
von innerer Kraft und von Ehrenpflichten, weil es nun einmal neben
der Praxis, ſtarke Worte anſtelle der allgemein verſtändlichen zu
ge=
brauchen, auch noch Sitte iſt, die Dinge nicht beim richtigen Namen zu
nennen.
Wir brauchen im deutſchen Sport keine rheroriſch begabte Menſchen,
die uns Mut zureden. Daß der deutſche Sport nicht untergeht, wiſſen
wir, ſo daß es uns zur Zeit der Jahreswende nicht noch einmal
feier=
lich berſicherr zu werden braucht. Sollte aber der deutſche Sport doch
untergehen, ſo kann die Todesurſache nur an moraliſcher Fäulnis
lie=
gen, und dann wäre es ſowieſo nicht ſchade um ihn.
Es ſoll hier den ſportlichen Führern nicht das Recht beſtritten
wer=
den, an einem entſcheidenden Tag ihre Gedanken und ihren Willen zu
äußern. Das Volk hätte nur zu gern geſehen, daß die Herren mit
ihren Gefühlsausbrüchen ganz auf dieſem Planeten geblieben wären.
Hätte uns nicht einer verſprechen können, daß in ſeinem Reſſort
Eäch eiik Welkineiſter für älle Zeiten geächtet würde, wenn er ſich als
die Amateurfrage.
Dieſer Kampf iſt allerdings reichlich überſpitzt worden, und man
muß ſich eigentlich wundern, mit welchem Aufwand hier um ein
Problem gerungen wird, das in ſeiner Bedeutung abſolut hinter
anderen zurückſteht. Die urteilsloſe Oeffentlichkeit hat auf Grund
der Schärfe der Debatten vielfach ein vollkommen ſchiefes Bild
von den Zuſtänden im deutſchen Sport erhalten. Dadurch haben
ſich ſelbſt die Begriffe vom Sport verſchoben. In Wirklichkeit
lie=
gen aber doch die Dinge ſo, daß kaum der Bruchteil eines
Pro=
zentes der Aktiven von ſeiner Betätigung im Sport wirtſchaftliche
Vorteile hat, und daß mehr als 99 Prozent der Aktiven ihre
Leibesübungen pflegen aus Freude am Spiel und zum Beſten
ihrer Geſundheit. Die „Scheinamateure” aber können zudem noch
das Verdienſt für ſich in Anſpruch nehmen, daß ſie durch ihre
Tä=
tigkeit die Vereine und Organiſationen des Sports in erheblichem
Maße finanziert haben. Trotzdem ſollte man aber ernſtlich
da=
nach trachten, zu reinlichen Verhältniſſen zu kommen. Dazu iſt
durchaus nicht die Einführung des Profeſſionalismus
Vorbedin=
gung. Aber zu reinlichen Verhältniſſen führen auch nicht die
Wege, die man in letzter Zeit eingeſchlagen hat.
Eine der wenigen erfreulichen Erſcheinungen des letzten
Jahres war die
Einigung zwiſchen Turnen und Sport.
Damit wurde endlich einem Zuſtand ein Ende gemacht, der ſchon
längſt unheilvoll und grotesk war. Vielleicht werden im
kom=
menden Jahre allmählich auch die letzten Differenzen, die ſich
zwiſchen dieſen beiden großen Gebieten der deutſchen
Leibes=
übungen immer noch hier und da zeigen, verſchwinden. Auch die
Einigungsbeſtrebungen im deutſchen Radſport haben während
der letzten Zeit Fortſchritte gemacht. Es iſt immerhin erfreulich,
daß ſich hier und auch auf anderen Gebieten allmählich die
Er=
kenntnis von der Ueberorganiſation und dem Ueberfluß an
Bürokratie im deutſchen Sport Bahn bricht.
Das Leiſtungsvermögen
der deutſchen Leibesübungen zeigte im Jahre 1930 die gleiche
Tendenz wie im voraufgegangenen Jahre: Rückgang der
Spitzen=
leiſtungen und überragenden Könner, erhebliche Verbeſſerungen
im Leiſtungsvermögen der breiten Aktiven=Maſſe. Das gilt für
faſt alle Gebiete der Leibesübungen. Der Durchſchnitt der
Leiſtungen hat ſich gehoben und auch der Nachwuchs iſt durchweg
recht erfreulich. Wenn nicht alles trügt, wachſen uns auf
man=
chen Gebieten auch wieder Spitzenkönner heran, die der Sport —
auch wenn man die Bedeutung der ſportlichen Leiſtungen nicht
überſchätzt — unbedingt gebraucht, weil ſie die beſte Werbung
für den ſportlichen Gedanken ſind. Die ſportliche Leiſtung iſt
beiſpielgebend und der beſte Anreiz für die Jugend, ſich den
Leibesübungen zu widmen.
Im internationalen Sportleben
iſt das Anſehen der deutſchen Leibesübungen im Jahre 1930 durch
eine Anzahl ſchöner Erfolge gefeſtigt worden. Der Fußball
brachte neben Niederlagen (vermeidbaren übrigens) gegen
Ita=
lien und Dänemark, Siege über die Schweiz und Ungarn, ſowie
unentſchiedene Ergebniſſe in den Spielen gegen England und
Norwegen. Im Radfahren ſtellte Deutſchland den
Welt=
meiſter der Steher (Erich Möller), ſeine Mannſchaftsfahrer ſind
in die Welt=Spitzenklaſſe aufgerückt. Auch unſere Straßenfahrer
haben bei verſchiedenen Anläſſen mehr von ſich reden gemacht.
Das deutſche Hockey konn zu hohen Siegen über Holland
und Dänemark, dagegen ſchnitten unſere Rugby=Spieler
weniger gut ab. Sehr erfolgreich kämpften die
Leichtathle=
ten, die ihre Länderkämpfe gegen die Schweiz, Frankreich und
England gewannen, die bei den Frauen=Weltſpielen in Prag als
beſte Nation abſchnitten und ſich auch ſonſt in manchen
inter=
nationalen Kämpfen ſehr gut hielten. Bei den Schwimmern
waren die internationalen Erfolge weniger zahlreich, aber hier
wächſt ein ſo guter Nachwuchs heran, daß man die Hoffnung auf
einen baldigen Wiederaufſtieg haben kann. — Die Boxer
brach=
ten uns in Max Schmeling den Weltmeiſter aller
Gewichtskate=
gorien. Amateurboxer und Schwerathleten konnten in
internationalen Begegnungen ſehr erfolgreich bleiben. — Im
Tennis und im Motorradſport blieb Deutſchland auf
Grund beſonderer Verhältniſſe hinter den Erfolgen des Jahres
1929 zurück. Der Winterſport litt an einem Mangel an
Gelegenheit, der Winter war zu milde und darum konnten unſere
Aktiven auch nicht im wünſchenswerten Maße in Erſcheinung
treten. Es gab auf den genannten und auf anderen Gebieten der
Leibesübungen natürlich guch manchen Mißerfolg und manchen
Rückſchlag, aber im allgemeinen iſt doch die Entwicklung recht
gut geweſen. Ein beſonders erfreuliches Moment iſt die
Viel=
ſeitigkeit des deutſchen Sportlebens. Es gibt wenige Völker, die
im Sport ſo wenig einſeitig ſind und dabei doch auf faſt allen
Gebieten ſo gute Könner beſitzen wie Deutſchland.
Für das Jahr 1931 wollen wir hoffen, daß uns beſonders der
Nachwuchs Freude macht, denn das kommende Jahr wird
be=
reits ſtark unter den Ausſtrahlungen der Olympiſchen Spiele
1932 ſtehen:
Bernhard Gnegel.
ſchlechter Sportsmann aufführe? Von dem Sündengeld des
Profeſſio=
ſtalismus höre ich und muß dazu ſagen, daß ich ſelbſt nicht die Stirn
hätte, einen ſo tadelloſen Sportsmann wie den Berufsfußballſpieler
Gſchweidl herabzuwürdigen. Denn jeden Profi treffen dieſe Neujahrs=
Auslaſſungen gegen die Sportsleute, die um ſchnödes Geld ihr
Hand=
werk treiben. Ich vermiſſe dagegen den Abſcheu vor dem Amateur,
der ſeinesgleichen in den Leib tritt. Ich vermiſſe die puritaniſche
Un=
duldſamkeit gegen Sportsleute, die gegen den Geiſt der Fairneß
ſündi=
gen, auch ohne den Gegner an das Schienbein zu treten.
Wir wollen den Herrſchern im deutſchen Sport auch nicht einen
Teil ihrer Kommandogewalt ſtreitig machen. Im Gegenteil, ſie ſollen
ſie diktatoriſch ausnützen, wo es nötig iſt. Warum hat uns nicht einer
in der Neujahrsnacht geſagt, daß er die deutſche Jugend reinigen will
von Schlacken und Unrat? Ich muß es auf den Sportplätzen erleben,
wie Halbwüchſige gegen ergraute Männer die Hand heben, weil dieſe
Erſachſenen ihre unreifen ſportlichen Anſichten nicht teilen. Wo bleibt
die Ankündigung des ſtarken Mannes für die nächſten zwölf Monate?
Man ſoll dieſe Entarteten von den Sportplätzen herunterjagen, und
ſelbſt dann wenn ſie das Zeug in ſich haben, die größten Könner zu
werden. Man ſoll ſie für das ganze Leben ächten, wenn ſie einen
inne=
ven Wert nicht vorweiſen können. Das wäre eine Neujahrsbotſchaft
geweſen, meine Herren!
Die Vereinsführer haben es ſich im allgemeinen auch nicht nehmen
laſſen, laute und ſchöne Worte zu ſprechen. Nach demſelben Ritus wie
die großen Häuptlinge. Auch in dieſen Reden erdrückt das Schema die
unleugbare Wirklichkeit. Rhetoriſche Phantaſien verſprechen nichts, auf
daß man ſich an nichts zu halten habe,
Wie, meine Herren, ſpäre es mit der Ankündigung, daß im
kommen=
den Jahre wenigſtens die ſchlimmſten Fanatiker aus der Liſte der
Mit=
glieder geſtrichen werden? Nichts davon, vermutlich wird man im Laufe
des Jahres aber diele abgediente Vereinsveteranen ſtreichen, weil die Not
der Zeit ihnen nicht mehr geſtattet, die fälligen Mitgliedsbeiträge zu
zahlen, Sieger aus vielen für den Verein ausgetragenen Kämpfen
wer=
den darunter ſein. Warum gab es am Jahresſchluſſe keine Befreiung
von der Beitragszahlung für einzelne von dieſen Verdienten?
Das kommende Jahr ird nicht anders werden als das vergangene.
Was ſchlecht war, wird ſchlecht bleiben. Wer ſollte es ändern, wenn die
Führer es verſäumen, in der entſcheidenden Staunde den Hannibaleid
E. N.
zu leiſten.
Tennis.
Der 1. Darmſtädter Tiſch=Tennis=Club wurde in ſeinem erſten
Ver=
bandsſpiel gegen die hieſige Turngemeinde 46 nach hartem Kampf knapp
mit 8:7 Punkten geſechlngen, da er mit Erſatz antzeten mußte,
Der Spott des Soentags.
Ein reichhaltiges Sportprogramm.
Nach dem ſchwachen ſportlichen Auftakt des Neujahrstages bringk
der erſte Sonntag des Jahres in zahlreichen Sportarten ein reichhaltiges
Progxamm. Im Vordergrund ſteht der Fußball, der beſonders in
Süd=
deutſchland durch den Beginn der Endſpiele neben rückſtändigen
Ver=
bandsſpielen und intereſſanten Privattreffen zahlreich vertreten iſt.
Handball und Hockey warten ebenfalls mit zahlreichen Spielen auf und
von den übrigen Sportarten iſt es der Winterſport, der mit einem
ziemlich großen Betrieb im Reich und Ausland aufwartet.
Fußball.
Der programmäßige einheitliche Beginn aller ſüddeutſchen Endſpiele
am 4. Januar läßt ſich nicht durchführen, da in zahlreichen Gruppen die
Entſcheidungen über Meiſterſchaft und Plätze noch nicht gefallen ſind.
So ſind zunächſt von den vier Treffen in der Runde der Meiſter
nur drei durchführbax, weil der Meiſter der Gruppe Rhein noch nicht
er=
mittelt iſt. Es ſpielen: Spogg. Fürth — FK. Pirmaſens, Union
Bök=
kingen — Eintracht Frankfurt und Bayern München — Wormatia
Worms. In der Troſtrunde der Abteilung Nordoſt ſind durch
das Fehlen des Zweiten der Gruppe Rhein ebenfalls nur drei Spiele
möglich, und zwar: Rotweiß Frankfurt — FV. Saarbrücken, VfL.
Neu=
ſenburg — VfL. Neckarau und SV. Wiesbaden — Union Niederrad.
In der Abteilung Südoſt gibt es nur zwei Treffen. Hier ſtehen noch
die Dritten der Gruppen Nordbayern und Baden aus, Kickers Stuttgart
haben ein Privatſpiel gegen Vienna abgeſchloſſen und München 1860
weilt noch in Frankreich. Es ſpielen: Phönix Karlsruhe — 1. FC.
Pforzheim, Schwaben Augsburg — 1. FC. Nürnberg. Neben dieſen
Meiſterſchaftsſpielen gibt es auch noch eine Reihe weiterer rückſtändiger
Verbands= und Entſcheidungsſpiele der alten Runde,
In Würzburg ermittelt die Gruppe Nordbayern zwiſchen VfR.
Fürth und Bayern Hof ihren Dritten und in Baden läßt man
einſt=
weilen Schramberg und Villingen ein Entſcheidungsſpiel in
Schwennin=
gen austragen, das über den badiſchen Dritten entſcheidet, falls Raſtatt
in dem ebenfalls am Sonntag ſtattfindenden Verbandsſpiel gegen SC.
Freiburg einen Punkt verliert. Schließlich beſteht in der Gruppe
Rhein noch die Möglichkeit eines Entſcheidungsſpieles um die
Meiſter=
ſchaft zwiſchen Waldhof und Phönix Ludwigshafen, wenn Waldhof ſein
letztes Verbandsſpiel gegen Kirchheim am Neufahrstag gewinnt, woran
nicht zu zweifeln iſt. Zu dieſen Treffen kommen noch einige intereſſante
Privatſpiele guter ſüddeutſcher Mannſchaften gegen ausländiſche
Profis und Amateure. Kickers Stuttgart hat die Wiener Vienna zu
Gaſt, die ihre vier ſüddeutſchen Gaſtſviele alle ſiegreich geſtalten konnte
und der FK. Teplitz gaſtiert bei Jahn Regensburg. FSV. Frankfurt
kreuzt mit dem tſchechiſchen Amateurmeiſter Zidenice Brünn die Klingen.
Ein weiteres Privatſpiel führt Alemannia Worms zum FC.
Kreuz=
nach 07. München 1860 beenden ihre Frankreich=Reiſe mit einem
Tref=
fen gegen Olympique Marſeille und aus dem Ausland iſt ein
Städze=
ſpiel zwiſchen Paris und Prag erwähnenswert, das Prag auf der
Rück=
reiſe von Barcelona austrägt.
Handball.
In der füddeutſchen Bezirksliga haben die meiſten Spiele
nur noch hinſichtlich der teilweiſe ausſtehenden Abſtiegsentſcheidungen
Bedeutung. Die Meiſter ſtehen in faſt allen Grupden feſt. Das
Pro=
gramm der Handballer hat folgendes Ausſehen: Bezirk Main=
Heſ=
ſen. Gruppe A: Eintxacht Frankfurt — SV. 98 Darmſtadt.
VfR. Schwanheim — Polizei Darmſtadt, Gruppe B: Poli,
zei Wiesbaden — FSV. Mainz G5, SV. Wiesbaden — Polizei Worms.
Hockey.
Der erſte Sonntag des neuen Jahres bringt wieder eine Reihe von
Geſellſchaftsſpielen.
Tennis.
Das wichtigſte Ereignis im Hallentennis iſt der traditionelle Kampf
Rheinland — Amſterdam, der diesmal in Elberfeld am
Sams=
tag und Sonntag zum Austrag koz xt. — In Hamburg empfangen
die Uhlenhorſter Klippers eine Kopenhagener Mannſchaft zum Rückſpiel
und in Frankfurt iſt das Internationale
Diſchtennis=
turnier noch in vollem Gange.
Radſport.
Die Frankfurter Winterbahn wartet am Sonntag mit
ihrer vorletzten Veranſtaltung vor dem am 30. Januar beginnenden
Sechstagerennen auf. Diesmal ſteht ein 100 Km.=Mannſchaftsxennen in
ausgezeichneter Beſetzung auf dem Programm. Ein weiteres deutſches
Bahnrennen ſteigt in Breslau und in Paris geht Weltmeiſter
Möller an den Start.
Winterſport.
Die bisherigen Veranſtaltungen der Winterſportler waren nicht vom
Wetter begünſtigt. Die für den kommenden Sonntag vorgeſehenen
Ver=
anſtaltungen ſind demzufolge keineswegs ſicher. Groß iſt das Programm
der geplanten Ski=Veranſtaltungen. Im Harz wird die
Sai=
ſon mit einem Staffellauf vom Brocken nach Altenau forrgeſetzt.
Thü=
ringen läßt den Meiſterſchaften im Zweier= und Viererbob den
Renn=
ſteiglauf und einen Verbandsſprunglauf in Oberhof folgen. Aus dem
Schwarzwald melder Bad=Tölz ein Oberlandſpringen und in
Parten=
kirchen gehen die Münchener Ski=Wettläufe in Szene. Schließlich
ver=
anſtaltet der Mitteldeutſche Ski=Verband auf dem Hoherodskopf im
Vogelsberg ſeinen Jugend=Skitag mit Lang=, Abfahrts= und
Sprung=
lauf. Aus dem Ausland ſind die Meiſterſchaft von Tirol und
Vorarl=
berg in Dornbirn und das Springen auf der neuen Bolgenſchanze bei
Davos zu erwähnen. Der Eisſport bringt als wichtigſtes Ereignis
die öſterreichiſchen Paarlaufmeiſterſchaften in Graz. Im Eishockeh
iſt als deutſches Ereignis ein internationales Turnier auf dem
Rießer=
ſee zu erwähnen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 1. Januar 1931.
8.30: Morgenfeier der Evangeliſchen Landeskirche Frankfurt a. M.
Pfarrer Dr. Michel, Pfarrer Schumacher, R. Schucht (Orgeb.
10.30: Frühkonzert des Rundfunkquintetts.
11.30: Otto Rombach: Eine Reiſeerzählung.
12.00: Leipzig: Mittagskonzert. Dresdner Philharmonfe.
14.00: Aus Stuttgart: Stunde der Jugend:Rumpelſtilzchen.
Mär=
chenſpiel von Alice Berend.
15.00: Schallplattenkonzert.
16.00: „Beduiniſche Novelle” von M. Y. Ben=Gavrieel.
16.30: Aus Mannheim: Streichquartett in Es=dur, Op. 38, von
Jultus Klaas. Geſpielt vom Kergl=Quartett.
17.00: Aus Stuttgart: Unterhaltungskonzert des Philharmomiſchen
Orcheſters.
18.45: Dr. Baberadt: Blick nach Amerika, Bilanz einer
Journa=
liſtenreiſe.
19.05: Das Buch im Tiſchkaſten. Von Paul Lindau.
19.30: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Hermann Stachowiak.
20.15: Einleitende Worte zur folgenden Oper.
20.20: Die Entführung aus dem Serail. Singſpiel von Mozart,
22.35: Von Köln: Nachtmuſik und Tänze. Luſtiges Jahresende.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 1. Januar.
8.50: Morgenfeier. Uebertragung des Stundenglockenſpiels der
Potsdamer Garniſonkirche.
Anſchl.: Uebertragung des Glockengeläuts des Berliner Doms.
10.05: Wetter.
11.00: Willy Schaeffers: Neujahrs=Glückwünſche.
11.30: Enrico Caruſo ſingt (Schallplatten).
12.00: Aus Dresden: Mittagskonzert. Dresdner Philharmonie.
14.00: Berlin: Vom Herthaplatz Geſundbrunnen: Ausſchnitt vom
Fußball=Pokal=Turnier.
15.00: Goldberg=Variationen von J. S. Bach, Dr. Latzko (Cembalo),
15.30: Jugendſtunde: Fechten, ein ritterlicher Sport.
16.00: Königsberg: Konzert des Funkorcheſters.
17.30: Berlin: „Krach”, Luſtige Szenen aus dem Berliner Leben,
Von Georg Mühlen=Schulte.
18.30: Neue Unterhaltungsmuſik. Kapelle Ferdy Kauffman.
19.30: Reichswehrminiſter Groener: 10 Jahre Reichswehr.
20.00; Berlin: „Othello”. Oper von Verdi.
Ca. 23.00: Tanzmuſik. Kapelle Dajos Béla.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wiriſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleton, Reich uns
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſk: Andrea8 Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert. Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuble:
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Nückſendung nicht übernommen.
Die beutige Nummer hat 22 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] In der letzten Woche des Jahres 1930 hat der internationale
Ge=
treidemarkt die durchſchnittliche flaue Tendenz des letzten Jahres
behal=
ten. Kennzeichnend für die Preisbewegung in dieſem Jahre iſt, daß
der Weizenpreis zumeiſt einen Stand erreicht hat, der 50—60 Prozent
unter den Notierungen zu Beginn des Jahres liegt. Die Entwicklung
der Verhältniſſe auf dem Weltmarkt iſt ſchwerlich vorauszuſagen.
Im=
merhin haben die Preiſe im Auslande im allgemeinen einen ſo
niedri=
gen Stand erreicht, daß der Nückgang der Weizenpreiſe ſich unmöglich
in dem Maße der letzten Monate fortſetzen kann. Andererſeits iſt
natürlich nach Lage der Dinge auch nicht an eine Steigerung der Preiſe
zu denken. Gewiſſe Anzeichen ſprechen aber dafür, daß man mit einem
wahrſcheinlichen Stillſtand der Abwärtsbewegung rechnen kann.
Aller=
dings wird man mit einer verſtärkten Konkurrenz in der Ausfuhr
zwi=
ſehen Kanada, Argentinien und Auſtralien zu rechnen haben. In USA.
iſt es im letzten Quartal gelungen, die Preiſe an den Hauptplätzen
einigermaßen zu ſtabiliſieren, allerdings auf Koſten des Exports.
Schwieriger noch iſt die Lage in Kanada. Die Bereinigung des Pools
ſcheint inſofern fortzuſchreiten, als die Gefahr etwaiger
Zwangsver=
käufe aus dem Wege geräumt iſt, und zwar dermutlich mit Hilfe von
Regierungsbürgſchaften für die Bankdarlehen. Angeblich ſollen keine
Verſuche gemacht werden, den Weizenpreis auf einem beſtimmten Stand
zu halten, wie dies von einigen Farmergenoſſenſchaften verlangt
wor=
den war. Die Regierung ſoll von ſehr fachmänniſcher Seite dahin
be=
raten worden ſein, daß die Preiſe in kurzem ſteigen würden. Die
Bereinigung der Verhältniſſe bei dem kanadiſchen Pool wird um ſo
ſchwieriger ſein, als die neue argentiniſche Ernte in aller Kürze auf
dem Markt erſcheinen wird. Nach den erſten Schätzungen der neuen
Ernte ſeitens des Landwirtſchaftsminiſteriums wird das Ernteergebnis
auf 7,4 Millionen Tonnen geſchätzt gegen 3,7 Mill. To. nach der
vor=
jährigen Schlußſchätzung, ſo daß man es alſo mit einer doppelten La
Plata=Weizen=Ernte wird zu tun haben. Auch Auſtralien liefert
dies=
mal recht beträchtliche Weizenernten. Die ſichtbaren
Weizenerntenvor=
räte, bei denen aber diejenigen Rußlands vorläufig fehlen, wieſen am
1. Dezember 541 Millionen Buſhels auf gegen 553 Mill. gleichzeitig im
Vorjahre, 459 Mill. am 1. Dezember 1928 und 346 Mill. bzw. 300 Mill.
und 257 Millionen Buſhels Weizen am 1. Dezember der drei
vorher=
gehenden Jahre. Ein weiterer wichtiger Faktor am Weltmarkte iſt ſeit
dem letzten Halbjahr Rußland, das zum erſten Male nach dem Kriege
wieder in die Reihe der exportierenden Länder getreten iſt. Während
man zunächſt das Erſcheinen Rußlands am Weltmarkte als ein
Dum=
ping=Verfahren mit politiſchen Hintergründen auffaßte, mußte man ſehr
bald erkennen, daß es ſich um ein Beſtreben des Wiedereintritts in den
regelmäßigen Getreideexport handelte. In der letzten Woche hat
Ruß=
land wieder Charterungen von Frachten für die Schwarzmeerhäfen per
Januar und Februar vorgenommen, ſo daß man mit einem erneuten
Getreideexport rechnen muß. Ob dadurch ein erneuter Preisrückgang
eintritt, läßt ſich noch nicht überſehen.
Der deutſche Getreidemarkt ſtand im verfloſſenen Jahre unter dem
Zeichen eingreifendſter behördlicher Maßnahmen, die vor allem an dem
Roggenmarkt in Erſcheinung traten. Der außerorder/liche
Roggenüber=
ſchuß konnte jedoch nicht untergebracht werden. Auch eine Steigerung
der Verfütterung von Roggen, durch die Unterbindung der Einfuhr von
Mais und durch die Erſchwerung des Imports von Gerſte durch ſtarke
Zollerhöhung war nicht nennenswert zu erzielen. Eine Verbeſſerung
der Situation verſpricht aber die deutlich erkennbare Umſtellung des
Noggenanbaues auf Weizenanbau, wie ſie die diesjährige Schätzung des
Wintergetreideanbaues zeigt. Während ſich beim Winterroggen für das
Reich im ganzen eine Verringerung der Anbaufläche um 6,9 v.H. ergibt,
weiſt der Anbau von Winterweizen eine Zunahme um 6,9 v.H.
gegen=
über der vorjährigen Einſatzfläche auf. In unbedeutendem Maße hat
ſich auch der Anbau bei Wintergerſte (um 1,6 v.H.) erhöht. Unter
Zu=
grundelegung der prozentualen Schätzungen über die Zu= und Abnahme
der „Wintergetreideeinſaat würde ſich eine Abnahme des
Winterroggen=
anbques von rund 450 000 Hektar, dagegen eine Zunahme bei
Winter=
weizen um rung 110000 Hektar und bet Wintergerſte um 3000 Hektar
ergeben. Als wirkungsvollſte Maßnahme hat ſich der
Vermahlungs=
zwang für Inlandsweizen erwieſen, tvodurch ſich der Weizenpreis recht
ſtabil gehalten hat. Allerdings beſteht die Möglichkeit, daß der
In=
landsweizen diel früher verbraucht ſein wird, als angenommen. An
den Futtermittelmärkten vermochten die Zollerhöhungen für Gerſte eine
Beſſerung nicht hervorzurufen. — Am hieſigen Getreidemarkt konnte
das Geſchäft nach den Feiertagen noch nicht recht in Gang kommen. Die
Umſätze blieben äußerſt klein, bei faſt unveränderten Preiſen. Nur
In=
landsweizen lag infolge knappen Angebotes etwas höher — Am
Kar=
toffelmarkt hat nach vorübergehender Verringerung die bisher ſehr
be=
friedigende Nachfrage nach Futterkartoffeln wieder zugenommen, ohne
daß es aber möglich war, weſentlich günſtigere Preisverhältniſſe für
die Abgeber zu ſchaffen. Dagegen hat das Fabrikkartoffelgeſchäft eine
fühlbare Abſchwächung erfahren. Das Saatkartoffelgeſchäft im Inland
darf als beendet angeſehen werden. Nur vom Auslande war noch
einige Nachfrage vorhanden. Das Ausfuhrgeſchäft entwickelte ſich
wei=
ter günſtig. Der auswärtige Kartoffelhandel Deutſchlands im
Novem=
ber zeigte einen Ausfuhrüberſchuß in Höhe von 310 304 Doppelzentner
gegenüber 191 517 Dz. im Oktober 192
Berliner Probuktenbericht vom 31. Dezember. Die
Jahresſchluß=
börſe brachte naturgemäß keine Belebung des Geſchäfts im
Produkten=
verkehr. Einiges Intereſſe beanſpruchte die Abwicklung der Dezember=
Verpflichtungen im handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäft. Obwohl von
den heute beſichtigten 1020 Tonnen Weizen ein Teil nicht den
kontrakt=
lichen Bedingungen entſprach, ergaben ſich für Dezember=Weizen keine
nennenswerten Preisveränderungen; Dezember=Roggen ſetzte auf
Glatt=
ſtellungen 3 Mark niedriger ein. Im allgemeinen glaubt man, daß
nunmehr die Engagements erledigt ſind: Im Prompt=Geſchäft war die
Unternehmungsluſt gering, da andererſeits das Angebot nur mäßig
war, konnten die geſtrigen Preiſe behauptet werden. Für Weizen
wur=
den vereinzelt: 1 Mark höhere Forderungen bewilligt. Weizen= und
Noggenmehle bei unveränderten Mühlenofferten ſtill. Am Hafer= und
Gerſtenmarkte iſt die Unternehmungsluſt minimal; die Preiſe blieben
nominell unverändert.
7proz. Golb=Landesrentenbriefe der Preußiſchen Landesrentenbank.
Die Preußiſche Landesrentenbank in Berlin veröffentlicht in der
vor=
liegenden Ausgabe eine Anzeige, in welcher ſie auf ihre 7proz. Gold=
Landesrentenbriefe hinweiſt. Die Preußiſche Landesrentenbank hat die
Aufgabe, den für die landwirtſchaftliche Siedlung erforderlichen
Dauer=
kredit zu beſchaffen. Sie wurde 1928 unter gleichzeitiger Auflöſung der
provinziellen Nentenbanken im Intereſſe einer einheitlichen
Geldbeſchaf=
fung und Verwaltung errichtet. Die Gold=Landesrentenbriefe bieten
doppelte Sicherheit: ſie ſind durch die ihnen gegenüberſtehenden
Nentenleiſtungen der Siedler voll gedeckt; außerdem hat der Preußiſche
Staat Verzinſung und Tilgung garantiert. Sie beſitzen auch die
Reichsmündelſicherheit die Zulaſſung zum
Lombard=
verkehr der Neichsbank iſt beantragt und bevorſtehend.
Her=
vorzuheben iſt, daß die Tilgung nur durch halbjährliche Ausloſungen
von 100 Prozent, nicht durch Nückkauf am freien Markt erfolgt. Die
Stüicke werden zum amtlichen Berliner Kurs von zur Zeit 92,50 Proz.
abgegeben. Da die Kapitalertragsſteuer nicht mehr zur Anrechnung
kommt, bedeutet dies eine durchſchnittliche Rentabilität von 7,80 Proz.
Bei Uebernahme dieſer Sperrverpflichtung werden die Gold=
Landes=
rentenbriefe proviſionsfrei berechnet. Dasſelbe gilt für freie Stücke,
ſoweit ſie von der Preußiſchen Staatsbank (Seehandlung) in Berlin
direkt bezogen werden.
Horch=Sanierung 10:1 ſtatt 4:1. In der Sanierungs=G.V. der
Horchwerke Zwickau verfocht Dr. Kaufmann die Meinung, daß
ſpäte=
ſtens als Punkt der diesmaligen Tagesordnung eine offizielle Anzeige
gemäß 8 240 HGB. hätte herauskommen müſſen. Dr. Kloſterlitz (
Leip=
ziger Niederlaſſung der Commerz= und Privatbank) ſchlug ſodann ſtatt
des beantragten Schlüſſels von 4:1 einen ſolchen von 10:1 vor. Der
Antrag Kloſterlitz drang bei der Entſcheidung gegen die Stimmen
Kaufmanns durch. Dieſer gab bei folgenden Punkten Proteſt zu
Pro=
tokoll: Neu emittiert werden 3 Mill. RM. ab 1. 1. 1931
dividenden=
berechtigter 6proz. Inhaber=Vorzugsaktien, die von einem Konſortium
zu 103 Prozent übernommen und zum gleichen Kurs den bisherigen
Aktionären 6:1 angeboten werden ſollen. Zur augenblicklichen Lage
er=
klärt der Aufſichtsratsvorſitzende, im Rahmen einer nicht gerade
günſti=
gen Branchenkonjunktur ſei es den Horchwerken bis jetzt gelungen, ihre
Quote innerhalb einer beſonderen Typenklaſſe zu behaupten.
Bender u. Gattmann A.=G., Frankfurt a. M. Die im vorigen Jahre
unter Mitwirkung ausländiſcher Intereſſenten auf eine Kapitalbaſis von
3 Mill. RM. geſtellte Bender u. Gattmann A.=G. ſieht ſich genötigt, in
der am 24. Januar 1931 ſtattfindenden G.=V. einſchneidende
Sanierungs=
maßnabmen vorzuſchlagen. Das A.=K. wird im Verhältniſſe 50;4 zu=
ſammengelegt und alsdann unter Mitwirkung der Deutſchen Bank und
Diskonto=Geſellſchaft als Führerin eines Konſortiums wieder auf zwei
Mill. RM. erhöht werden. Der durch die Kapitalzuſammenlegung ſich
ergebende buchmäßige Ueberſchuß wird zur Tilgung des entſtandenen
Verluſtes und zu zeitgemäßen Abſchreibungen auf Anlagewerte
ver=
wandt. Außerdem iſt durch Gewährung von Krediten eine ausreichende
Kapitabverſorgung der Firma für die Zukunft ſichergeſtellt. Die
Ver=
luſte, die die Firma im letzten Jahre erlitten hat, ſind in der Hauptſache
dadurch entſtanden, daß neben der Ungunſt der wirtſchaftlichen
Verhält=
niſſe die Umſtellung von Heim= auf Fließarbeit größere Summen
der=
ſchlungen hat, als vorauszuſehen war, ferner durch gewiſſe
Fehldispoſi=
tionen infolge mangelnder Erfahrung in der neuen Produktionsweiſe
und ſchließlich noch dadurch, daß unter den heutigen Verhältniſſen
un=
ausbleibliche Einbußen an Außenſtänden zu beklagen waren, die aber
nicht über das normale Maß hinausgehen. Die Zuſammenſetzung des
Vorſtandes und des Aufſichtsrates wird Veränderungen bringen. Die
Rekonſtruktionsvorſchläge gründen ſich auf die Ueberzeugung der
be=
teiligten Kreiſe, daß der maſchinenmäßigen Herſtellung von Herren=
Konfektion, wie ſie von der Firma betrieben wird, die Zukunft gehöre,
nachdem ſich dieſe Fabrikationsmethode in den hauptſächlichſten Ländern
des Kontinents und beſonders auch in England und Amerika bereits
bewährt habe. Auch techniſch ſei das Geſchäft der Bender u. Gattmann
auf der Höhe, ſo daß auch hierauf die Bereitwilligkeit beruhe, von
neuem die finanziellen Vorbedingungen zur Aufrechterhaltung und
Ent=
faltung der Herren=Kleiderfabrik zu ſchaffen.
Vor der Fuſion amerikaniſcher Eiſenbahngeſellſchaften. Mehrere
große Eiſenbahngeſellſchaften im Oſten der Vereinigten Staaten ſtehen
unmittelbar vor der Fuſion. Die Verhandlungen, die ſeit zehn
Jah=
ren erfolglos geführt worden waren, ſind vor einigen Wochen auf
Wunſch des Präſidenten Hoover wieder aufgenommen worden, der die
finanzielle Stabilität der Eiſenbahnen zu ſtärken beabſichtigt. Der
Prä=
ſident erklärte geſtern, der Zuſammenſchluß werde einen vorteilhaften
Einfluß auf das geſamte Geſchäftsleben der Vereinigten Staaten haben.
Die Eiſenbahnwerte zogen an der geſtrigen Börſe an, und ihre
Kursſteigerung übte einen günſtigen Einfluß auf den ganzen Markt
aus.
Frankfurker und Berliner Effeklenbörſe.
Frankfurt a. M., 31. Dezember.
Die letzte Börſe im alten Jahr eröffnete auf Grund der feſten
Aus=
landsbörſen in etwas freundlicherer Haltung. Die Spekulation nahm
kleine Deckungen vor; dagegen nahmen die Banken zum Jahresſchluß
aus Bilanzgründen einige Käufe vor, ſo daß gegenüber der geſtrigen
Abendbörſe einige Verbeſſerungen eintraten. Das Geſchäft bewvegte ſich
aber in den engſten Grenzen, da von außen her keine Aufträge
vorge=
legen haben. Die weitere Kursentwicklung war nicht ganz einheitlich.
Beſſerungen im Ausmaße von 2 Prozent überwogen aber. J.G.
Far=
ben gewannen etwa 1,25 Proz. Elektrowerte bei kleinſtem Geſchäft bis
2 Prozent gedrückt. Den ſtärkſten Gewinn hatten Karſtadt, die 3
Pro=
zent gewannen. Montanwerte ſehr vernachläſſigt. Die übrigen Kurſe
im allgemeinen behauptet. Im Börſenverlaufe blieb die Stimmung
weiter freundlich, ohne daß die Kurſe weitere Erhöhungen erfuhren.
Zum Schluß der Börſe wurden noch einige Glattſtellungen
vorgenom=
men, ſo daß vereinzelt Kursrückgänge von 1—1,5 Proz. zu verzeichnen
waren.
Berlin, 31. Dezember.
Die heutige Börſe eröffnete im allgemeinen mit Beſſerungen von
1—3 Prozent. Der feſte Schluß der geſtrigen New Yorker Börſe hatte
ſchon vormittags und an der Vorbörſe eine freundlichere Stimmung
ausgelöſt. Verkaufsaufträge des Auslandes lagen kaum vor, zumal die
Schweiz und Holland heute Börſenfeiertag haben, und die Banken
unterſtützten kleine Meinungskäufe und Deckungen der Spekulation,
tvahrſcheinlich, um etwas höhere Bilanzkurſe zu erzielen. Die
Nach=
richten über den Ruhrkonflikt wurden zum großen Teil dadurch in ihrer
Wirkung aufgehoben, daß auch im Walliſer Bergbau Streikgefahr
be=
ſteht. Stärker gebeſſert eröffneten Dynamit Nobel, Elektriſche Licht u.
Kraft, Thüringer Gas, Berger, Deutſch Atlanten= und
Kunſtfeiden=
ſverte, die 3—3,5 Proz. anzogen. Später trat eine kleine Abſchwächung
ein, da Kündigungen in der Textilinduſtrie verſtimmten. Das Dementi
des Arbeitsminiſters, wonach Meldungen der Preſſe, daß den
Arbeit=
gebern im Nuhr=Konflikt eine 8prozentige Lohnſenkung garantiert ſei,
nicht zutreffen, wurde zur Kenntnis genommen. Gegen 1 Uhr durde
es allgemein wieder freundlicher da die Kaſſakurſe, auch der
Termin=
papiere, recht feſt zu werden ſcheinen; z. B. lag der Kaſſakurs für Ilſe
mit 180 Prozent nicht weniger als 11 Prozent über dem Termin=
Er=
öffnungskurs. Anleihen leicht abbröckelnd.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 23. Dezember hat ſich in
ber dritten Dezemberwoche die geſamte Kapitalanlage der Bank in
Wech=
ſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 187,2 Millionen auf 2 202,2
Millionen RM. erhöht. Im einzelnen haben die Beſtände an
Handels=
wechſeln und Schecks um 189,2 Mill. auf 1965,0 Mill. RM. und die
Lombardbeſtände um 9,9 Mill. auf 91,3 Mill. RM. zugenommen, die
Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um 11.9 Mill. RM. auf 43,4 Mill. RM.
abgenommen.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind 5,7
Mill. RM. in den Verkehr abgefloſſen, und zwar hat ſich der Umlauf
an Reichsbanknoten um 19,2 Mill. auf 42753 Mill. RM. erhöht,
der=
jenige an Rentenbankſcheinen um 13,5 Mill. auf 396,5 Mill. RM.
ver=
mindert. Unter Berückſichtigung, daß in der Berichtswoche
Rentenbank=
ſcheine in Höhe von 0,3 Mill. RM. getilgt worden ſind, haben ſich die
Beſtände der Reichsbank an Rentenbankſcheinen auf 50,9 Mill. RM.
er=
höht. Die fremden Gelder zeigen mit 451,3 Mill. eine Zunahme um
150,0 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich um
14,8 Mill. auf 2751,7 Mill. RM. vermindert. Im einzelnen haben die
Goldbeſtände um 0,1 Mill. auf 2215,6 Mill. und die Beſtände an
deckungsfähigen Deviſen um 14,7 Mill. auf 536,1 Mill. RM.
abge=
nommen.
Die Deckung der Noten durch Gold allein verminderte ſich auf 51,8
Prozent gegen 52,1 Prozent in der Vorwoche, diefenige durch Gold und
deckungsfähige Deviſen auf 64,4 Prozent gegen 65,0 Prozent.
Die Metallnotierungen in Berlin am 31. Dezember ſtellten
ſich für je 100 Kg. für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt.
Elektrolytkupfernotiz) auf 100,75 RM. — Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium. 98—99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 170 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren 99 Prozent, 174 RM.,
Rein=
nickel, 98—99 Prozent, 350 RM. Antimon Regulus 54,50—55,50
RM., Feinſilber (1 Kg. fein) 43—45 RM.
Bei der a.o. G.V. der Lenz u. Co. A. G. (Kolonialgeſellſchaft),
Ber=
lin, wurde mitgeteilt, daß der Poolvertrag mit der Dyckerhoff=
Geſell=
ſchaft gelöſt und man lediglich zu einem Abſatzkartell gekommen ſei.
Der Reichsarbeitsminiſter hat den Mehrarbeitsſchiedſpruch für den
mitteldeutſchen Braunkohlenbergbau für verbindlich erklärt.
Wie die F. Z. erfährt, hat ein Konſortium unter Führung der
D.D.=Bank und unter Beteiligſing der im Auslande an der
Zuckerindu=
ſtrie engagierten Württembergiſchen Melaſſefutterwerke G.m.b.H. (Joſef
u. Albert Flegenheimer) Stuttgart, durch Aktienerwerb weitgehendes
Intereſſe bei der Süddeutſchen Zucker A.G., Mannheim, gewonnen.
In einer Anſprache bei der Eröffnung der jugoſlawiſchen Wein=
und Obſtausſtellung in Amſterdam teilte der Vorſitzende der
holländiſch=
jugbſlaſiſchen Handelskammer, Van Dam, mit, daß die jugoſlawiſche
Ausfuhr nach Holland in dieſem Jahre um 275 Prozent, die Ausfuhr
aus Holland nach Jugoſlawien um 91 Prozent geſtiegen iſt.
Peinliche Ueberraſchung hat in engliſchen Schiffahrtskreiſen die
Er=
klärung der großen engliſchen Schiffahrtsgeſellſchaft White Star Line
hervorgerufen, wonach ſie für dieſes Jahr keine Dividende zur
Auszah=
lung bringen werde. Die Gerüchte die von einem Verkauf des
geſam=
ten Schiffsbeſtandes der Geſellſchaft wiſſen wollen, werden indeſſen
nirgends ernſt genommen.
„Am 21. Januar 1931 werden die neuen jugoſlawiſchen Banknoten,
die über zehn und über hundert Dinar lauten, in Umlauf geſetzt. Dieſe
Noten ſind in der Belgrader Notendruckerei hergeſtellt und tragen das
Datum des 1. Dezember 1929 die Aufſchrift „Königreich Jugoflawien”
ſowie die Unterſchriften des Bankgouverneurs Jgnjat Bajkoni und des
Generalrats Andrija Radovic.
Die Dividende der Jugoflawiſchen Nationalbank wird für 1930 wie
im vorangegangenen Jahre wieder 400 Dinar je Aktie betragen.
Sechs Banken, deren Deboſiten ſich auf insgeſamt 1 730000 Doll.
belaufen, haben geſtern im Staate Miſſiſſippi ihre Geſchäfte geſchloſſen.
Berliner Kursbericht
vom 31. Dezember 1930
Deviſenmarkt
vom 31. Dezember 1930
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg.
Bergmann Eleltr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
120.—
144.25
110.—
110.—
63.—
122.—
63.—
92.50
54.—
45.50
108.—
29.50
109.—
100.—
GG.
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgn
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw
Orenſtein & Koppe
91.—
125.—
81.75
89.—
74.50
61.875
69.50
127.50
55.—
G7.376
61.50
29.75
45.25
65.75
40.50
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alka
Agsb.=Nrnb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Ae
45.25
198.—
103.—
81.75
57.125
132.—
Han5
26.75
42.50
116.—
44.—
135.50
50.—
36.75
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Bucnos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Ar
00 Penge
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
12.Stg.
1 Pap. Peſe
1 Dollar
100 Belga
100 Lire
100 Franes
Geld
12.432
73.36
3.03
168.81 169.7
112.13
112.33
20.365
1.312
1.1940
58.56
21.96
16 46‟
Bri
10.55 10.57
59.03 59.15
12.452
73.50
3.043
112 3‟
112.10/112.3.
112.5
20.405
1.316
4.202
58.68
22.00
16.504
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambul
Kairo
Kanada
Uruguay
Jsland
Tallinn (Eſtl.)100 eſtl. Kr.
Riga
Währung
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
1 Milre 4
100 Dinar
100 Escudo8
100 Drachm
1 türk. 2
1ägypt. 2
1 canad. Doll
1 Goldpeſo
100 eſtl. Kr.
100 Lats
Geld
81.30
43.81
81.46
2.081
0.382
7.418
18.81
5.4331
—
20.885
4. 186
2 99:
91.8:
111.5:
60.71
Reckh
81.46
43.69
B I.c2
2.C85
C.:24
7.432
C.C5
5.443
20.Sa5
d. 1c4
3.C03
92.01
111.75
20.,87
Frankfurter Kursbericht vom 31. Dezember 1930.
7% Dtſch. Reichsanl
2Inter.,
Baden ....
80 Bahern ....
6%
8½ Heſſen v. 28
v. 29
6% Preuß. Staat
8% Sachſen..
...
7% Thüringen ..
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +‟/-
Ab=
löſungsanl..
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Me
85
73
n.
97.5
82.25
84.25
89
94
98
76
80.25
52,4
5.4
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe.
% Baden=Baden
% Berlin ....."
80 Darmſtadt v. 20
v. 28
Dresden ..
% Frankfurt a. M.
v. 20
v. 20
88 Mainz ..=
8% Mannheim v. 26
v. 27
München...."
Nürnberg ..."
82 Wiesbaden...
886 Heſſ. Landesbl
Goldoblie
% Heſſ. Lds.-
Hyp.=Bk.=Liquid.
O „Kom.=Obl.
Pre
pfbr.=Anſt. G. Pf.
1.6
8
67
79.25
78.25
76
94.4
80
70
78.25
86.5
70
90
91.25
82
99.5
91
94
84.6
79.75
100
80 Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen.Goldobl.
8½Kaſſeler Land.,
kredit Goldpfbr.
8% Naſſ Landesbk
4½%
Ziqu. Ob
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser. I
Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
80 Berl. Hyp.=Bk.
4½% „Liqu.=Pfbr.
80 Frkf. Hyp.=Bk..
4½% „ Lig. Pfbr.
„ Pfbr.=Bk.
„ „ Liqu.
4
% Mein. Gyp.=Bk.
½ %n Lig. Pfbr.
80 Pfälz. Hhp.=Bk.
4½%0 „ Lig. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bank ...
4½% „Lig. Pfbr. .
8% Preuß. Centrl.,
Bodener.=Bank
½% „ Lig. Pfb=
8% Rhein. Hyp. Bk
2 Lia. Pfbr.
3% Nhein.=Weſtf.,
Bd.=Credit ... ."
0 Südd. Bob.=
Cred.=Bank ...
„ Lig. Pfbr.
8% Württ. Hyp.=B
82
„Golboblial 97 162 Daimler-Benzl 64
97.75
98.75
85
100
85
87
A!.
67.5
13‟,
98
96
87
101
96.75
86.75
100.75
96.5
89.25
100
94.5
88
100
88.25
100.5
88
100
86
100
94.5
89
99.5
99.75
93.25
87‟
98.5
6 Dt. Linol. Werke
Klöckner=Werke
Mainkrw. v. 26.
Mitteld. Stahl.
% Salzmann u. Co
%Ver. Stahlwerke
8% VoigtcHäffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E.B.
L.Inveſt.
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
490 Türk. Admin.
10 „ 1. Bagdab
Zollanl.
4½0 Ungarn 191:
1914
4½%
Goldr.
1910
42
Artien
Alg. Kunſtziide Unie
A. E. G........."
AndreaeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P. ..
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Buderus Eiſen..."
Eement Heidelber/
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſe
Chem. Werke Albert
Chade .........."
Contin. Gummiw
Linoleum
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl ...
Gold= u. Silber=
Geide=Anſtalt
36.5
9.
84ar
77.25
93
86
21
21
39
3. 25
18.5
22
21.6
17.6
44.5
91.5
99.5
135.5
71.5
46.5
79
48
65
115
158
25.75
254
109
103
21.25
88
58.5
2cI.
Dt. Linoleumwerkei
„ Eiſenhandel. . .
Dyckerhoffu. Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk..
Eßlingen Maſchinen
Ettlingen Spinnerei
Faber & Schleicher
J. 0. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Gas.
Hof.
Geiling & Cie. ...
Gelſenk. Bergwer
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Dafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . . .
Hochtief Eſſen ...
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm
Genüſſ
Junghans. . . .
Kali Chemie. ..
Aſchersleben..
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, N. .. . . ."
Klein, Schanzlin".
Klöcknerwerke .
Lahmeher & Co. ..
Laurahütte .. .."
Lech, Augsnurg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
7
126
90.5
09
195
115
94
125
8.
118
49.5
80.75
89
37
35
168
110
155
73
125
80.5
115
61
72.5
175
99
33
108.5
126.5
33
67.5
105
54,5
113
34.5
74.5
178
46
11I.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . . .
Mannesm.=Nöhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſe
Oberbedarf ..
Phönix Bergbau.
Reiniger, Gebbert
Rh. Braunkohlen.
„Elektr. Stamm.
„ Metallwaren ..
„ Stahlwerke . . . .
Riebeck Montan. .
Roeder Gebr. ...
Rütgerswerke ...
Sachtleben A. G. ..
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. . .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau ..
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ...
Tucher=Brauere:..!
Unterſranken .
Veithwerke .
Ver. f. Chem. Ind.
„ Stahlwerke ..."
Strohſtoffabr. .
Ultramarin .. .
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haefſner.
65.5
130
60.5
32.5
69
65
40
40
50
32
54.5
71
146
115.5
78
R.
82.7!
43.25
127
200
200
184
61
90
108.5
120
94
144
27
135
276
63
n0
102
SC.25
2
62
57
120
121
33
146,75
Wayß & Frehtag. .
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali
Zellſtoff=Verein,
„ Waldhof.. ..
Memel..
Allg. Dt. Creditan ſt.
Badiſche Bant...
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
„ Hypothekbi.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=B1.
Dt. Bank und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank ...
Frankf. Bank. . . ."
„ Hyp.=Bank .."
Pfdbr.=Bk. . . . .
Mein. Hyp. Bank ..
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp. Bank.
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hyp.=Bank
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenbank
A.=G. t. Vertehrsw
Allg. Lokalb. Kraftn
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag ........."
Nordd. Lloyd..
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Alltanz. u. Stuttg.
Verſicherung ...
Verein. Ver
FrankonaRück= u. M
Mannh. Verſich.
40
133
41
94.5
73.5
135
98
100
128
117.5
218
110.25
145
109
95.5
09.5
93
154
154
158.5
27.4
127
228.5
133.5
40
9e1,
135
45.5
112
87"/.
62.25
62.25
86
150
160.5
101
Otavi Minen
Schantung Handels
30.5
26
Nummer 1
Donnerstag, den 1. Januar 1931
Seite 15
unz von kersien
URHERER-BECHTSSCHUTT DURCH VERLA6 OSRAR MEISTER, WERDAu
4)
(Nachdruck verboten.)
Eine Unterhaltung kam in Gang. Als höflicher Mann ſagte
der Lord einige konventionelle Phraſen, unter anderem fragte er
auch: „Wo waren Sie zuletzt tätig, Herr Groth?”
Dieſe Frage war peinlich, und Berndt mußte ſich
zuſammen=
uehmen. Er fühlte, wie Lady Durhams Blick fragend und
lächelnd auf ihm rubte.
Offen ſagte er: „In der Caſanova=Tanzdiele . . . als
Ein=
jänzer, Sir."
Nun war es heraus.
Aber der Lord verzog keine Miene. Er nickte und ſagte
ruhig, ſachlich: „Und vorher?“
„Vorher habe ich alles mögliche verſucht, Sir, aber . . ich
hatte kein Glück.”
„Lag das an Ihnen, Herr Groth?”
„Welcher Menſch iſt an ſeinem Unglück nicht ſelber ſchuld,
Mhlord? Ich habe einen großen Fehler, der mich im Leben
hemmt."
„Und der wäre?
„Ich kann nicht lügen!“
Der Lord ſchien aus ſeiner Lethargie zu erwachen. Er
ſtarrte den Sprecher erſtaunt an und ſchüttelte den Kopf.
„Haſt du gehört, Viola . . . Herr Groth kann nicht lügen.
Das iſt ein großer Fehler!“
„Mylord haben ſicher recht, aber ich bin in meine Haut
geſteckt und kann nicht heraus.”
„So haben Sie immer die Wahrheit geſagt?”
„Nicht immer, Mylord! Oft zwingt uns der Takt".
Lady Durham fiel ein: „Sie haben recht, Herr Groth! Als
mein Sekretär wird Ihnen aber Ihre Offenheit nie eine
Hemmung ſein.”
Der Lord nickte zu den Worten ſeiner Frau.
Dann ſagte er gedankenvoll: „Liebe Viola, du ſagſt das ſo
leicht! Ich bilde mir ein; Menſchen und Leben zu kennen.
Alle Menſchen lügen, müſſen lügen . . . müſſen ihr wahres
Geſicht verbergen, ſonſt gehen ſie unter, ſonſt zerrt ſie der
Mit=
menſch in den Schmutz. Nimm die Lüge von der Welt",
was bleibt dann? Nichts!”
Lady Durham antwortete nicht.
Aber Groth ſprang für ſie ein und ſagte eindrucksvoll:
„Gott, Mylord . .. dann bliebe er!“
Ein unendlich geringſchätziges Lächeln ging über Lord
Dur=
hams Züge. Dann ſprang er auf und fagte: „Ich bitte dich,
mich zu beurlauben, Viola!”
„Wirſt du zum Diner kommen?”
„No! Wird ſpät heute abend! Kann ſein, daß ich mit dem
Nachtexpreß nach Brüſſel fahre.”
Noch ein flüchtiger Gruß, ein Händeſchütteln, und nach
wenigen Augenlicken zog unten der Wagen neueſten Modells an.
Sie ſaßen ſich eine Weile ſtumm gegenüber, bis Lady
Dur=
ham ſagte: „Wie gefällt Ihnen mein Mann?”
„Bitte, erlaſſen Sie mir die Antwort, Lady!”
„Nein! Offen, Herr Groth!”
„Er .. gefällt mir nicht! Aber ich kenne ihn kaum fünf
Minuten, und mein Urteil iſt ganz gefühlsmäßig”.
Die junge Frau nickte.
„Das war ehrlich! Er gefällt mir .. . noch weniger, Herr
Groth, und ich habe noch keinen Menſchen kennengelernt, dem
er gefallen hat."
„Warum ſagen Sie mir das, Lady Durham?”
„Weil es zu Ihren Pflichten gehören wird, mich .
vielleicht vor meinem Manne zu ſchützen!"
„Ich verſtehe Sie nicht, Lady!”
Ihr blonder Kopf war gebeugt, ihr Blick lag auf der
ſchloh=
weißen Decke des Tiſches.
„Sie werden mich noch verſtehen lernen, Herr Groth. Es
iſt eine Geſchichte . . . eine Geſchichte des Grauens. Ich will
ſie Ihnen einſt erzählen.”
Sie beugte ſich zu ihm hinüber und ſagte leiſe: „Beſitzen
Sie einen Revolver, Herr Groth?”
„Nein! Aber wenn Lady wünſchen . . .
„Ich bitte Sie, einen Revolver ſtets bei ſich zu tragen. Sie
könnten ihn brauchen. Hören Sie weiter zu!” Ihre Räume ſind
durch eine Alarmklingel mit meinen Appartements verbunden.
Wenn dieſe Glocke einmal raſen ſollte, dann wiſſen Sie
eins=
dann bin ich in Todesnot . . . zögern Sie nicht, dann warte ich
auf den Helfer!“
Dieſe Worte berührten Berndt ſeltſam. Er fühlte, daß hier
ein Geheimnis waltete.
„Ich ſtehe zu Ihnen, Lady Durham, in jeder Situation,
ſie mag ſein wie ſie will!”
Nun ſtreckte ſie ihm die Hand entgegen. Ein warmer Glanz
lag in den ſonſt ſo kühlen Augen, als ſie ſprach: „Ich danke
Ihnen. Auf gute Freundſchaft, Herr Groth!”
Ihre Hände fanden ſich.
„Ich bin Ihr Ritter, Lady Durham!“
„Mademoiſelle . iſt der Hausmeiſter da?‟
„Er iſt ſoeben einen Weg gegangen, Mylady!”
„Und John?”
„Iſt im Keller und richtet ein!“
„Dann ſeien Sie ſo nett, Mademoiſelle, und zeigen Sie Herrn
Groth ſeine Räume!”
„Gewiß, Lady!”
Berndt folgte der kleinen, zierlichen Franzöſin mit den
Glut=
augen, die vorantrippelte.
Die Räume waren genau ſo exquiſit ausgeſtattet wie die
an=
deren. Ein vornehmes Wohn= und wundervoll lichtes
Schlaf=
zimmer. Als er zum Fenſter trat, lachte ihm der See durch zwei
hohe Föhren entgegen.
„Hier iſt gut ſein!” dachte er befriedigt.
„Gefallen Ihnen die Räume, Monſieur Groth?‟
„Sie ſind ſchön, Mademoiſelle Girard! Wer hat die Villa mit
ſo viel erleſenem Geſchmack eingerichtet?”
„Lady Durham ſelbſt! Oh, ſie beſitzt ſehr viel Geſchmack, das
iſt nicht zu leugnen. Man erzählt, daß ſie auch eine gute
Male=
rin iſt.”
„Sind Sie ſchon länger bei Lady Durham?
„Seit einem halben Jahre, Monſieur Groth. Ich bin mit ihr
von England herübergekommen. Sie iſt eine gütige Herrin, die
ich ſehr verehre, ſie hat keine Launen.”
„Ein gutes Wort, Mademoiſelle Girard! Das ſagt man
ſel=
ten von einer Frau! Hat Lady Durham in Deutſchland ſchon
einen Sekretär gehabt?‟
„Nein! Der engliſche Sekretär von Lady Durham wurde
ent=
laſſen. In Deutſchland hat ſie alles ſelbſt erledigt, aber es ſcheint
ihr jetzt zu viel zu werden. Ich hoffe, Monſieur, daß Sie für Lady
Durham die Kraft ſind, die ſie braucht.”
„Ich danke Ihnen für Ihre gute Meinung, Mademoiſelle!”
ſagte Berndt artig.
Ihre Blicke trafen ſich.
„Gefährliche Augen!” dachte Berndt, als ihm Mademoiſelle
Girards Augen entgegenlohten.
Er ſaß wieder Lady Durham gegenüber.
„Wir müſſen uns jetzt ein wenig über Ihre Pflichten und
Aufgaben unterhalten, Herr Groth!”
„Gewiß, Mylady!”
„Es iſt mir unmöglich, Ihnen eine peinlich geregelte
Stunden=
einteilung zu geben und Ihnen zu verſprechen, um die und die
Zeit endet Ihr Dienſt.”
„Tut nichts.”
„Ich bin gewöhnt, früh um ſechs Uhr aufzuſtehen. Ich
er=
warte das gleiche von ihnen. Um halb ſieben Uhr wird das
Früh=
ſtück eingenommen. Ich wünſche, daß Sie mit mir zuſammen
ſpeiſen.”
„Gewiß, Mylady!”
„Von ſieben bis acht Uhr war ich ſonſt gewöhnt,
auszufah=
ren. Wir werden jetzt gemeinſam eine Stunde auf dem See
fahren. Er gefällt mir gut und iſt um dieſe Zeit ruhig. Auch
dabei werden Sie mich begleiten. Dann in der Zeit von acht
bis zwölf Uhr bitte ich Sie, Ihren Platz in dem für Sie
einge=
richteten Arbeitszimmer einzunehmen. Ich diktiere Ihnen die
Poſt, gebe Ihnen meine Bankorders und andere Aufträge, die
meiſt telephoniſch zu erledigen ſind. Sie ſollen weiter meine
Be=
ſucher empfangen. Ich wünſche, über alle Menſchen, die zu mir
kommen, Ihr Urteil zu hören. Das intereſſiert mich. Seit ich in
Deutſchland bin, habe ich mir angewöhnt, das Mittagsmahl punkt
zwölf Uhr einzunehmen. Sie werden auch da mit mir
zuſammen=
ſpeiſen. Dann ſind Sie für zwei Stunden frei. Von halb ein
bis halb drei Uhr ruhe ich. Dieſe Zeit gehört Ihnen. Den
Nach=
mittag werden hauptſächlich geſellſchaftliche Verpflichtungen
aus=
füllen. Sie werden mich bei meinen Beſuchen begleiten.”
„Gewiß, Mylady!”
„Wir werden hin und wieder die Rennplätze beſuchen, da
und dort Beſuche machen. Ich habe das Gefühl, daß Sie in
allen vorkommenden Situationen den rechten Takt beſitzen, daß
das Vertrauen auf Ihre Ritterlichkeit, das ich beſitze, mir immer
ein Gefühl der abſoluten Sicherheit gibt.”
„Ich danke Ihnen, Mylady!” entgegnete Berndt.
Lady Durham fuhr fort: „Die Abende gehören Ihnen ...
natürlich. Es wäre zuviel verlangt, wenn ich Sie nach dem
Abendeſſen noch um Ihre Geſellſchaft oder Arbeitskraft bitten
würde. Aber ... wollen Sie mir eine Bitte erfüllen?”
„Sprechen Sie, Lady!”
„Tragen Sie ſtets Ihren Revolver bei ſich, halten Sie Ihre
Augen offen und machen Sie es möglich, daß Sie abends, wenn
es irgend geht, um zehn Uhr in meiner Villa ſind. Ich bitte
Sie darum. Meine Bitte mag ſeltſam erſcheinen, aber Sie
wer=
den nie Grund haben, mich falſch einzuſchätzen. Ich lebe in
Gefahr . . . das iſt keine fixe Idee. Ich bin nicht hyſteriſch! Ich
ſehe klar!“
„Mylady!” entgegnete Berndt feſt. „Fünfzehn Jahre iſt es
her, daß ich an der Front kämpfte . . . damals bei dem Morden
in Flandern und vor Verdun. Es war eine unſagbare Hölle.
Erinnerung iſt Qual. Nicht zu verſtehen iſt es, daß es ein
Menſch aushalten konnte. Aber eins war da, Mylady, das wog
mehr als Blut und Tod: das war die Kameradſchaft von Menſch
zu Menſch, die unerſchütterlich war. Dieſes
Kameradſchafts=
gefühl iſt noch in mir. Mylady, ich will Ihr Kamerad ſein!
Was Sie auch durchzufechten haben, ich ſtehe an Ihrer Seite
wenn Sie wollen!“
Die ſchmale Frauenhand ſtreckte ſich über den Tiſch zu ihm
herüber, und warm ſprach die Frau: „Ich danke Jögen! Dann
iſt alles gut!
(Fortſetzung folgt.)
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1. Preis: Frau Albine Günther, Darmſtadt, Rundeturmſtr. 7.
Herr Heinrich Fiſcher, Darmſtadt, Arheilgerſtr. 51.
2.
Herr Valentin Jakobi, Darmſtadt, Löffelgaſſe 16.
3.
Frl. Henny Guſſefeld, Darmſtadt, Clemensſtr. 15.
4.
Herr Leopold Mayer, Darmſtadt, Roßdörferſtr. 50.
5.
Herr Georg Golombeck, Darmſtadt, Riegerplatz 3.
6.
Frl. Luiſe Wiesner, Darmſtadt, Barkhausſtr. 8.
7
Herr Erich Kreuder, Darmſtadt, Rhönring 101, part.
8.
Herr Konrad Lautermann, Darmſtadt, Dieburgerſtr. 22.
9.
Frl. Berthild Benckendorff, Mainz, Kartauſtr. 13.
10.
Frl. Frieda Enders, Darmſtadt, Am Erlenberg 31, 1. St.
11.
Frl. Elſe Darmſtadt, Darmſtadt, Bismarckſtr. 78, 1. St.
12.
Herr Friedrich Becker, Darmſtadt, Liebfrauenſtr. 105, part.
13.
Frl. Ria Gölz, Darmſtadt, Fuhrmannſtr. 5.
14.
Frl. Sophie Langner, Darmſtadt, Wilhelminenplatz 2.
15.
Frl. Elſe Stark, Darmſtadt, Eſchollbrückerſtr. 27.
16.
Herr Johann Bönſch, Darmſtadt, Lindenhofſtr. 5.
17.
Frl. Marie Eiſenhauer, Darmſtadt, Beſſungerſtr. 97.
18.
Frl. Katharina Kyritz, Darmſtadt, Roßdörferſtr. 73.
19.
20.
Frau Elſe Schultz. Darmſtadt, Oſannſtr. 11.
Außerdem kommen 12 Troſtpreiſe zur Verteilung, die aus der
Menge der übrigen eingegangenen Löſungen gezogen wurden.
21.Preis: Frl. Eliſabeth Noll, Arheilgen, Friedrich=Ludwig=Jahnſtr. 21.
22.
Herr Wilhelm Baumhardt, Egelsbach, Bahnſtr. 1.
23.
Herr Fritz Oppenheimer, Darmſtadt, Viktoriaſtr. 76.
Frau Berta Fell, Darmſtadt, Heidelbergerſtr. 104.
24.
Herr Wilhelm Wolf, Darmſtadt, Kranichſteinerſtr. 201
25.
Frl. Dorothea Weber, Gräfenhauſen, Darmſtädterſtr. 13.
26.
Frl. A. Elſenbaſt, Darmſtadt, Kiesſtr. 133.
27.
Frau Emma Mayer, Darmſtadt, Riedeſelſtr. 23.
28.
Herr Ernſt Hanſtein, Darmſtadt, Kiesſtr. 27, 1. St.
29.
Herr Erich, Wollſchläger, Darmſtadt, Eckardſtr. 1, 3. St.
30.
Herr Jacob Lied, Darmſtadt, Eſchollbrückerſtr. 27.
31.
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„Niemand liebt Dich so wie ich‟
Im tönenden Beiprogramm:
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Königin-Suppe M. 1.50
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Diplomstenereme
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M. 1.50
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Geheimnis umwittert, wie der nebelverborgene Übergang von
einem Jahr zum anderen. Schon ſeit germaniſcher Vorzeit fällt
r zuſammen mit den heiligen zwölf Rauhnächten, in denen
niemand wagte, die Nachtzeit
m Freien zu verbringen, da
ſie um die Zeit das freie Feld
der entfeſſelten Naturgewalten
ſind. Und von allen Zwölfen
ſi gerade die Neujahrsnacht
die dämoniſchſie, wallen doch in
ihr ſelbſi vor der Zukunft die
Schleier auf, und wer’s nur
recht verſieht, kann zur
Mitter=
nachtsſtunde für den
Augen=
blick hineinſehen in das Leben
des kommenden Jahres.
So beherrſchend war die
Magie dieſer dunkelſien Nächte
des ganzen Jahrlaufes, daß
trotz Römerrecht und
Über=
nahme ſo vieler Lebensſitten
aus der antiken Welt dies eine
Mal die römiſchen
Vorſtellun=
gen zurückweichen mußten von
dem Bodenſtändigen. Das
Ge=
heimnis der Neujahrsnacht
warf den römiſchen Kalender
über den Haufen, ſeine
Vorſiel=
lungsmacht erzwang den
Jah=
resbeginn mit ihrer
mitter=
nächtlichen Stunde. Noch
ſieht als gleichſam ſinnlos
ge=
wordene Ruine einer
verlaſſe=
nen Vergangenheit in unſerem
Kalender Dezember als der
zehnte Monat am Ende eines
Zwölfmonatjahres, das
Sep=
tember anfing als den
ſieben=
ten zu zählen, weil eben in der
römiſch=antiken
Vorſiellungs=
welt der erſte März der
Neu=
jahrstag war und nicht das
nächtliche Dämmern des
tief=
ſten Mittwintertages. Wir aber
haben es durchgeſetzt, daß in
unſerer bürgerlichen Welt ein
Stück unſeter Naturmagie den
großen Wendepunkt markiert,
umden ſich ein ganzes Jahr der
ſiebzigſie Teil eines
wohlgerun=
deten Menſchenlebens dreht.
Ein Jahr iſi ſo lange Zeit für
jeden von uns, daß es wohl
lohnt, in dem Augenblick, da
ſich ſein Kettenglied an die
Ewigkeit knüpft, eine Minute
beſinnlich zu ſein und etwas zu
ſein und etwas zu fühlen von
dem großen Geheimnis, das
mit dem Jahresende hinüberwechſelt von Tod zu neuem Leben.
Denn das Gefühl der Altvorderen war tatſächlich gut
be=
raten und die Zwölfernächte ſind auch vor dem Forum exakten
Wiſſens und wirklichen Naturverſtändniſſes ein beſonderer
Abſchnitt, eine einmalige, im Jahrlauf nicht wiederkehrende
Zeit, die das ganze neue Jahresleben beſiimmt.
Die Botanik war es, die das entdeckt hat. Die deutſchen und
ruſſiſchen Pflanzenforſcher Pfeffer und Askenas; haben als
erſie bemerkt und es hat ſich dann tauſendfach erwieſen, daß im
Eeben des Baumes — natürlich auch jeder anderen Pflanze —
nicht der erſie März, ſondern die Zeit zwiſchen Weihnachten
und Dreikönig, in ihrem mittleren Punkt alſo gerade die
Neu=
jahrsnacht auch ein neues Wachstumsjahr einleitet. Es gibt
ein natürliches Neujahr für das geſamte Leben in
den Natur und das fällt mit unſerem zuſammen.
— Wenn im Spätherbſi der Laubfall beendet iſi, erliſcht damit
keineswegs das Leben der Bäume. Im Gegenteil, gerade dann
iſt im inneren Getriebe der Pflanze eine Zeit des Hochbetriebes.
Die Knoſpen des kommenden Jahres werden angelegt und
das Wort Advent hat auch im Leben der Natur ſeinen tiefen
Sinn. Ende November ſind aber alle dieſe Arbeiten beendet;
in den Stämmen der Bäume iſi das Nahrungslager des
Winters aufgeſpeichert, bei den einen als Zucker, bei den
anderen, ſo gerade bei dem eigentlichen Weihnachtsbaum,
nämlich bei der Tanne, als fettes Ol. Alle Blatt= und
Blüten=
knoſpen, die im kommenden Jahr die Welt mit Grün und
Blumenfarben erfüllen ſollen, ſind fertig und wohlverpackt.
Und dann iſi das Jahr für das Gewächs zu Ende. Die letzten
Dezemberwochen ſind tatſächlich eine Periode des Stoffwechſels
und der Lebensruhe.
So tief eingeboren iſt dieſer Rhythmus allem Leben, daß
die November=Dezemberzeit ſogar für den Menſchen den
Tiefſiand des Stoffwechſels bedeutet. Das Kirchengebot der
ruhigen Adventzeit hat ſeinen tiefen biologiſchen Sinn, und
ver ſich und ſeine Natur wirklich kennt und genau beobachtet,
weiß längſi aus eigener Erfahrung, was ich meine. Im Advent
gibt es keine Hochzeiten.
Aber das ändert ſich,
ſo=
bald die Zwölfernächte ſich
nähern. Weihnachten iſi auch
im biologiſchen die Geburt
eines neuen Lebens. Iſt es
die Winterſonnenwende, die
der Lebenskraft das Signal
zum Erwachen gibt? Kaum
glaublich, denn zunächſit ändert
ſich wochenlang nach dem
zwanzigſten Dezember kaum
Wahrnehmbares, eigentlich
nichts an Tageslänge und
Sonnenſchein. Im Gegenteil,
gerade jetzt iſt die Zeit von
Winternebel, Froſi und
läng=
ſien Nächten. Ein eingeborener
Rhythmus alles Lebens iſt es
vielmehr, der auch uns ebenſo
gut wie den Bäumen und
allem Leben die Feſiesfreude
der Weihnachts=Neujahrszeit
eingeimpft hat.
Tatſächlich auch die Bäume
feiern um die Zeit ein Feſi, die
Freude des neuen
Lebenser=
wachens. Genau um dieſe Zeit
ſchlägt die Stoffwechſelruhe.
plötzlich um. Die Ruhewochen
ſind aus. Ohne äußeren
An=
laß, aus innerer Wandlung
heraus. Oft genau auf den
Tag ſind Baum und Pflanze
nach Neujahr frühlingsbereit.
Während es vordem kaum
möglich war, vor dem r5.
De=
zember überhaupt nicht, ſie
zum Treiben zu bringen,
ge=
nügt jetzt ein Anſioß, um alle
Frühlingskraft aus ihnen
her=
auszulocken.
Advent iſt vorbei. Ein
neues Jahr beginnt.
Aller=
tiefſter Sinn ſieckt im Feſt der
Neujahrsnacht, das den Tanz
eröffnet, die Wochen
auf=
ſchäumender neuer Lebensluſi.
Unter dem Eis der
Winter=
bäche regt ſich genau um dieſe
Zeit das neue Wachstum der
Kleinpflanzen, die das Waſſer
beleben, und es berührt wie
Magie, daß gerade um die
Sil=
beſiernacht nach
vielwöchent=
licher Ruhe zum erſienmal
die tauſend Schwärmſporen dieſer winzigen Geſchöpfe ſichtbar
werden und die Liebesperiode der Algenwelt im
Waſſer=
tropfen einleiten . . .
Seltſamer Ring, der alles Leben, der irdiſches und kosmiſches
Sein zuſammenſchmiedet. Wer ſeiner Zauberkraft durch
Verſtänd=
nis inne wird, der erblickt in der Silbeſiernacht wirklich, wie es die
Altoorderen geglaubt, etwas vom neuen Leben des kommenden
Jahres. So entzweit, ſkeptiſch, blaſiert, ungläubig und
abge=
ſiumpft geht unſer Leben dahin, daß wir aufs tiefſie beglückt ſein
können, wenn in dieſer einen Stunde wirklich ſich der ganze
Vor=
hang vor dem Geheimnis der Welt zurückſchlägt und für den
Augenblick der magiſche Glanz der großen Ewigkeit ſichtbar wird,
in deren Meer unſer eigenes Leben ein rinnender Tropfen iſt.
Annannnang
ABannangnng
annnnnnnnann
nun
Proſit Neujahr
1861!
Wenn unſere Jüngſten 50 Jahre alt ſind ..
Wie wir die Welt in drei Jahrzehnten ſehen möchten.
Silbeſter r93o/zr beſchließt ein hartes und
ent=
behrungsreiches Jahr. — Unbeirrbarer Optimismus und
unerſchütterlicher Glaube an die Zukunft ſind die
Grund=
pfeiler unſeres Wiederaufſtieges, ebnen die Wege, die
unſere Jüngſien zu einer freudigen und ſorgloſen
Gegen=
wart führen ſollen, wenn ſie in drei Jahrzehnten:
„Proſit Neujahr — 196r!” rufen.
Ein freies Deutſchland im friedlichen Wettbewerb der Völker!
Von Reichskanzler a. D. Dr. Wilhelm Marx, M. d. R.:
Wie ich die Welt nach 3o Jahren eingerichtet ſehen möchte?
Die Erfahrungen des letzten Jahrzehnts haben bewieſen, daß die
Welt zuſammengeſchoben, zuſammengewachſen iſi. Was dem einen
Volke ſchadet, ſchadet auch dem anderen.
Die aller Gerechtigkeit bare, auch der wirtſchaftlichen Klugheit
widerſprechende maßloſe Überſchätzung der von Deutſchland
ver=
langten Reparationsleiſiungen bringen bei voller Ausführung auch
die Wirtſchaft der Gläubigermächte derart in Unordnung, daß ſelbſt
von den Gläubigern Abhilfemaßnahmen verlangt werden.
Die Erdteile rücken einander immer näher: Schnelldampfer,
Luftſchiffe, Flugzeuge, Kabel, Funkſprüche überwinden die Ozeane.
Die Weltbewohner werden wie zu einer Familie zuſammengezwungen.
Auch in der Familie ſind nicht alle Glieder gleich nützlich und gleich
verträglich; aber die Gutgeſinnten ſchließen ſich aneinander und
bezwingen die Störenfriede durch die Achtung ihrer Eintracht.
So ſehe und hoffe ich, daß ſchließlich, wenn ſchon nicht innere
Überzeugung und Erkenntnis des Beſſeren, doch wirtſchaftlicher und
finanzieller Vorteil ſchließlich auch finanzielles und wirtſchaftliches
Elend, die Eroberungsſucht und den böſen Willen der Völker in den
Hintergrund treten läßt. Die Völker werden vielleicht erſt, durch
unge=
heure wirtſchaftliche Not belehrt, einſehen, daß jeglicher Wettbewerb
in Handel und Verkehr, aber meiſt zuletzt in der Erſirebung
kul=
tureller Vervollkommnung am erſien und am beſien ihr Wohl
ſichert.
Die Menſchheit ſoll und wird in drei Jahrzehnten einen
be=
deutenden Schritt auf dem Wege zur Vollkommenheit vorwärts
getan haben.
Auch in drei Jahrzehnten wird die unwandelbare
Erſcheinungs=
form des Lebens ſein: Der ewig währende Prozeß zwiſchen Freiheit
und Beſchränkung — aber hoffentlich wieder Anerkennung deutſchen
Geiſies im In= und Auslande.
Walter von Molo.
„Der Maſchinenmenſch wird die Hausfrau niemals erſetzen”.
meint Hans Dominik, obwohler doch im Lande Utopia zu Hauſe iſt:
„Herr Dominik, Sie ſind doch Fachmann auf dem Gebiete der
Vorausſagungen für Techniſierung und Mechaniſierung der
Menſch=
heit. Gehen wir hier einem goldenen Zeitalter entgegen? Wird der
Maſchinenmenſch, der Roboter, die Rolle der Heinzelmannchen ſpielen
und uns alle Arbeit abnehmen?”
„Na, da bin ich doch etwas ſkeptiſch! Dem „Roboter in der
kom=
pletten Form, wie Sie von ihm zu träumen ſcheinen, gebe ich genau
ſo viel Chancen wie der „Androide in den achtziger Jahren. Das war
ein Schachautomat — „King Fu’ nannte ihn der geſchickte
Unter=
nehmer — der alle Kenner durch ſein meiſierhaftes Schachſpiel
ver=
blüffte, bis es ſich ſchließlich herausſiellte, daß im Innern dieſes
künſilichen” Menſchen, den die Androide verkörperte, ein lebender —
Zwerg ſieckte, deſſen ſcharfer Verſtand die Hände der Puppe dirigierte!
Anders wird es wohl auch mit dem Roboter nicht möglich ſein, der
den Menſchen völlig erſetzen ſoll!”
„Aber wenigſiens teilweiſe? Ich frage Sie jetzt als geplagte
Hausfrau, Herr Dominik, wird es meine Jüngſie in dreißig Jahren
im Haushalt wenigſiens leichter haben?”
„Das iſt etwas anderes. Da glaube ich allerdings, daß die
Aus=
ſichten bedeutend troſtreicher ſind. In dreißig Jahren werden in jeder
Wohnung ſicherlich die Küchenmotoren gleich eingebaut ſein. Die
Mechaniſierung und Elektrifizierung unſeres trauten Heims wird
ſolchen Umfang annehmen, daß die Hausangeſiellte in jedem Fall
in Wegfall kommt. Ich glaube nicht einmal, daß es noch dreißig
Jahre dauern wird, bis auch im kleinſien Haushalt die Küche am
laufenden Band arbeiten wird. Elektriſche Geſchirrabwaſch=, Trocken=
Dre Liebesprobe
Eine Neujahrsgeſchichte aus meiner ſchleſiſchen Dorfheimat.
Von Hans Chriſioph Kaergel.
Im Hauſe des alten Bauern Chriſtian Stein gehen heut alle
Türen. Sie ſchlagen immer wieder zu. Das Haus bleibt in einem
unheimlichen Zittern. Dann poltern ſchwere Schritte über die
Stiegen. Hundertmal muß die Mutter die Tür aufreißen und nach
dem Rechten ſehen. Aber ehe ſie recht zuſchaut, iſt die Geſialt
ver=
ſchwunden. Sie darf heut noch kein Licht anzunden. Das läßt ſich
heut der Vater nicht nehmen. Aber mit dem Jungen iſit etwas
ge=
ſchehen. Es kann nur Amadeus ſein, der ſo umgeht. Sie hört ſeine
Schritte und ſieht ihn nicht. Er iſi in einer ewigen Unruhe. Es wird
orübergehen — denkt die Mutter — und rührt dabei den Mohn in
der großen Tonſchüſſel, um die Mohnklöße, die wunderſame ſchleſiſche
Neujahrsſpeiſe, noch für den Abend auf den Tiſch zu bringen. Die
Semmelſtücke ſind ſchon geſchnitten. — Wenn ſie es nur wüßte.
ob es ſich Amadeus immer noch in den Kopf geſetzt habe, der Magd
nachzulaufen. Sie mag ihn nicht. Sie hat ihn am Weihnachtsabend
ſiehen gelaſſen. Der Vater hat gelacht: „Das geſchieht ihm
gan=
recht. Wenn er nicht weiß, wie man ſich das Weib einfängt, ſoll er es
bleiben laſſen. Mit Bitten und Beten iſi da nichts getan. Da ſei er
ein anderer Kerl geweſen!“ — Mein Gott, alle Väter ſind immer
andere Kerle geweſen! Die Mutter wolle beileibe nichts dazu ſagen.
aber es muß immer noch ein ſchlimmes Ding ſein, mit einem
Mäd=
chen fertig zu werden. Es kann immerhin ſein, daß das dumme Ding
doch einen anderen im Sinn hat. Aber dann hätte doch das Mädel
gekündigt. So aber iſt nichts geſchehen. Es wäre ſchade um das
Mädchen geweſen. Es iſt ein tapferer Kerl. Nicht ſchön — nein, nein,
da iſi der liebe Gott manches ſchuldig geblieben. Aber das etwas
breite, ſiarkknochige Geſicht iſt doch immer wie von einem geheimen
Zauber verklärt. Das kommt von den Augen her. Wenn man dem
Mädchen in die Augen ſieht, weiß man, daß es kein ſchöneres Weib
geben kann. Das wäre ſchon ein Weib für den Amadeus, meinte
der Vater. Aber Amadeus hängt den Kopf und wagt nicht mehr, das
Mädchen anzuſehen. Jetzt raſi er treppauf und zab. Der Teufel narrt
ihn. Es iſt Neujahrstag! Er weiß, jetzt ſieht das Schickſal vor der
Tür. Es klopft nur einmal an. Wenn er es nicht faſſen kann, geht es
weiter und kommt nie mehr vor das Haus.
Plötzlich reißt Amadeus die Tür zur Küche auf. Er iſt verändert.
In zwei mächtigen Sätzen ſpringt er zur Mutter, packt ſie am Arm.
Sie hält den Löffel feſt. Es hilft ihr nichts, ſie muß mit ans Fenſter.
und Wäſchemaſchinen, elektriſcher Fleiſchwolf, Gurkenhobel u. a. m.
werden der Hausfrau, und jeder Hausfrau, die Arbeit des Haushalts
weſentlich erleichtern.
Aber die Hoffnung auf den geiſivoll konſiruierten vollkommenen
Maſchinenmenſchen geben Sie bitte auf: er wird niemals ein Weſen
von Fleiſch und Blut, am allerwenigſten aber das Meiſierſtück der
Schöpfung, die Hausfrau erſetzen!“
Hanne Sobek, die deutſche Fußballkanone, ahnt den deutſchen
Sport in dreißig Jahren folgendermaßen voraus:
„Meiner Anſicht nach wird in dreißig Jahren wirklich jeder
Menſch Sport treiben, und zwar neben dem allgemeinen Sport
irgendeine Spezialität, die ſeinen körperlichen Eigenſchaften vom
Facharzt vorgeſchrieben wurde.
Selbſiverſtändlich werden in drei Dezennien ſich die Behörden
die größte Mühe geben, durch geeignete Anlagen Amateure und
Profeſſionals wirkſam zu fördern. Arbeiter und Angeſiellte werden
dann ausreichend Gelegenheit haben, ihren ſportlichen Neigungen
nachzugehen, ſo daß der deutſche Sport ein richtiger Volksſport wird.
Es wird keine Kämpfe mehr um ein frühes Wochenende geben! Von
Staats wegen ſehe ich große Sportüberwachungsſiellen vor mir,
Arzte, die Hand in Hand mit dem Magiſirat arbeiten und die alles
dazu tun, daß unſere Jüngſien ein ſiarkes Geſchlecht werden!
Was nun meinen eigenen Lieblingsſport anbelangt, ſo hoffe ich
zuberſichtlich, daß wir in einem Vierteljahrhundert bereits
Sport=
plätze beſitzen, auf denen etwa bei einem Fußballmatch, das ein
Großverein veranſialtet, hunderttauſend Zuſchauer und mehr Raum
finden. Das Spiel an ſich wird weniger auf das Körperliche, als auf
das Techniſche eingeſtellt ſein. Wir werden nur noch Feinheiten
herausarbeiten. Und Unarten werden in — drei Jahrzehnten ganz
vom Schauplatz verſchwunden ſein.
Mich ſelbſt ſehe ich als Fußballtrainer eines Vereins, denn für
meine jetzige Tätigkeit beim deutſchen Meiſier Hertha B. S. C. dürfte
ich dann wegen vorgerückten Alters wohl nicht mehr geeignet ſein.
Meine Hauptaufgabe wird dann darin beſiehen, die Jugendlichen
für meinen geliebten Fußballſport ſo vorzubereiten, daß
Deutſch=
land auf der „Weltrangliſie” auf dieſem Gebiet noch weiter vorrückt!“
In 30 Jahren weniger — Autos, aber laufender Bürgerſteig,
iſt die Meinung eines bekannten Verkehrsfachmanns:
„Das Straßenbild wird ſich in drei Jahrzehnten grundlegend
verändert haben. Amtlicherſeits ſchätzen wir, daß ſich die
Einwohner=
zahl der Großſtädte bis dahin annähernd verdoppelt haben wird.
Das wird zu einer Einſchränkung — jawohl, verehrter Leſer! —
zu einer Einſchränkung des pribaten Automobilverkehrs führen.
Ich kann mir breite Zufahrtsſtraßen mit unterirdiſchen oder
vor=
wiegend turmartigen Tagesgaragen denken, die zur Benutzung der
Automobiliſten in mehreren Stadtzentren ſiehen. Darüber hinaus
HamHfmmnmäfmmmamamamamſamnmmamamſmſammamfcamnmanfamf
müſſen ſie ſich von den öffentlichen Verkehrsmitteln ſchlucken laſſen,
unter denen ich vor allem Maſſenomnibuſſe verſiehe, die zur
gleich=
zeitigen Beförderung von zirka roo Fahrgäſien beſtimmt ſind.
Blitzuntergrundbahnzüge werden eine Rieſenzukunft haben,
während die Hochbahn langſam aber ſicher von der Bildfläche
ver=
ſchwinden wird, da ſie ſich ſchon jetzt als unpraktiſch und hemmend
erweiſt. Hingegen rechne ich ſiark mit dem laufenden Bürgerſieig,
der ſich ungefähr ſo in der Bewegung darſiellen wird, wie die
Roll=
treppen, natürlich völlig eben. Einem unterirdiſchen
Fußgänger=
verkehr möchte ich jedoch jede Zukunft abſprechen. Schon heute ſind
wir licht= und lufthungriger, als frühere Generationen. Daß wir Licht,
Luft und Sonne gegen auch bei beſter Ventilation muffige Tunnels
eintauſchen werden, hält mein beſchränkter Untertanenverſtand für
abſolut undiskutabel! Oder ſollte es auch in drei Jahrzehnten noch
ſein, daß das Individuum denkt und — ein hoher Magiſtrat lenkt?
Chancen gebe ich ferner den ſogenannten Etagenſtraßen, die
ſich durch Hochbauten ermöglichen laſſen und abſolut ausführbar
erſcheinen, wenn man allerdings die immenſen Baukoſien außer acht
läßt. Hoffentlich iſt jedoch dann die allgemeine Finanzlage ſchon ſo
gebeſſert, daß man ſich ernſthaft mit der Wegeſicherheit der Bürger
beſchäftigen kann.
Heute ſcheinen Ihnen, verehrter Leſer, wahrſcheinlich dieſe
Aus=
führungen als tolle Utopie: Warten Sie ab, wie das Straßenbild
ausſehen wird, wenn Ihre Jüngſien Anno r96o den 3o. Geburtstag
begehen. Sicherlich wird ſo mancher von Ihnen dann noch in der
erfreulichen Lage ſein, feſizuſtellen, ob ich recht oder unrecht
ge=
habt habe.”
„Die Kunſt muß wieder Volksgut werden!”
Von Hans Baluſcheck.
Die Kunſi geht nach Brot — eine uralte Wahrheit, die leider
heute mehr Geltung hat denn je. Denn wir haben bedauerlicherweiſe
die Mäzene und den kaufkräftigen Mittelſtand verloren.
Aber in drei Jahrzehnten wird der Künſiler hoffentlich wieder
freier und in geordneteren Verhältniſſen arbeiten können.
Zuver=
ſichtlich glaube ich an die Möglichkeit einer energiſchen Kunſterziehung
der Maſſe, die vom ſchaffenden Künſiler ſelbſt ausgehen wird und ſich
von Jugend an auf alle Erziehungsinſtitute erſtreckt. Der Künſiler
muß und wird alle Propagandamittel für ſein Vorwärtskommen
aus=
nützen, die ihm dann zur Verfügung ſiehen. Nicht nur hervorragende
Werke, ſondern auch das gute, künſtleriſche Mittelniveau müſſen dann
in weiteſiem Maße Volksgut geworden ſein!
Nötig iſi jedoch, daß ſich ſchon heute die rieſigen Organiſationen
unſerer Volksgemeinſchaft dafür einſetzen, daß in jedes Haus, in jede
Lehranſtalt, in jedes öffentliche Gebäude wahre Originalkunſt
ge=
tragen wird, und daß man auch für den weniger Begüterten die
Möglichkeit ſchafft, Kunſtwerke irgendwelcher Art zu erſiehen. Kul=
„Der Junge iſi närriſch geworden!“ — „Da — Mutter — da!"
Die Mutter ſieht nichts. Der Hof iſt leer. Der Himmel hat den grauen,
ſchweren Wolkenſack über die Welt geworfen. Der Tag iſt erdruckt
worden. Er duckt ſich nur noch mitten im Hofe. In den Mauern
und Ecken kriecht ſchon die Nacht. Sie ſchleicht lautlos herum und
löſcht alle Lichter. Der Schnee verliert ſeinen Glanz. Die weißen
Schneemützen auf den Zäunen ſind grau und ſchmutzig geworden.
Das Dach der Scheune iſt ſo hoch in den Himmel gewachſen, daß es
ſchon mit den Wolken eins geworden iſt. Die Mutter ſieht nur die
unſagbare Leere im Hofe. Aber der Sohn zittert am ganzen Leibe.
Er iſt nun ſchon bald dreißig Jahre und immer noch ein echter Junge.
„Laß mich doch los! Du tuſt mir doch weh! — Was hat’s denn?
Ich ſehe doch nichts?” — „Da — Mutter — da!‟ Er zeigt zum
Hühnerſtall. Ja, nun erkennt ſie es auch. Dort am aufgeſchütteten
Holz, das unter dem Schnee wie unter einem mächtigen Hügel liegt,
dort iſt ein Mädchen. Nur an der Schürze erkennt die Mutter die
Magd. Sie bückt ſich über den Schnee. Ihre Hände ſcharren nach
et=
was. Endlich zieht ſie ein Stück Holz hervor. Sie ſchwingt es in die
Luft. „Sei einmal ganz ſiille, Mutter!” Wahrhaftig, man hört einen
Schrei, einen freudigen Aufſchrei! Blitzſchnell dreht ſich das Mädchen
um. Nein, es iſi niemand im Hofe. Niemand kann ihr zuſchauen. Sie
kann alſo ruhig das Schickſal befragen. Von ihrer Unruhe getrieben,
wagt ſie es, den alten, nie verloren gegangenen ſchleſiſchen
Neujahrs=
glauben zu rufen, der ihr Antwort geben ſoll. Das verſuchen an dieſem
Abend wohl alle Mädchen, die einmal in die Zukunft ſchauen wollen.
Es iſt kein Spuk. Man greift nur blind in den Holzſioß hinein.
Er=
wiſcht man ein geſchnittenes Scheit Holz — ohne Rinde —, ſo wird
ein junger Burſche die Braut heimführen. Iſt es aber ein
Rinden=
ſtück, das die Hand ergreift, ſo wird es nur ein Witwer ſein. Freilich,
der Hahn allein kann es noch dazu anzeigen, ob das kommende Jahr
eine Hochzeit bringt oder ob das Ziel noch weit im Felde liegt. So
alt der Zauber iſi, er iſt in jedem Dorfe noch lebendig.
Darauf hat Amadeus noch gewartet. Er muß hinter das
Ge=
heimnis kommen. Gehen ihre Gedanken einem anderen Liebhaber
nach oder iſt ihre Flucht vor ihm nur eine Verſiellung. Nun ſieht
er ſie doch in dem Orakelſpiel der Neujahrsnacht. Sie hat alſo ein
friſch geſchlagenes Stück Holz erfaßt. Nun weiß ſie, daß ſie keinen
Witwer zum Manne bekommen werde, ſondern einen geſunden
jungen Mann. Nun müſſen noch die Hühner die Wahrheit verraten.
Wird ſie im kommenden Jahre Braut? Wenn ſie dieſen Kloben Holz
zu den ſchlafenden Hühnern in den Stall wirft und der Hahn ſchreit
nicht auf, dann geht ſie in dieſem Jahre leer aus. Jetzt hebt ſie den
Kloben Holz. Er fliegt in den Stall. Die Hühner gackern auf. Sie
ſchreien, aber der Hahn kräht nicht. Jetzt läßt Amedaus den Arm
ſeiner Mutter los. Er lacht aus vollem Halſe und klatſcht dabei auf
ſeine Oberſchenkel. Er kann ſich nicht beruhigen. Der Vater, der eben
zur Türe hereintritt, vermag nicht zu fragen. Das Lachen ſieckt ihn
an. Er lacht noch lauter als ſein Sohn. Die Mutter lacht, der Knecht
Jgnatz, der einmal in die Stube guckt, lacht mit. Endlich beruhigt
ſich der Vater. Er will nach der Urſache fragen — da ſieht er, daß es
ſchon ſo finſier iſi, daß er kein Geſicht mehr erkennen kann. „Ich muß
erſt Licht machen!“ — Das Wort verſiehen ſie heut alle. Es iſt anders
als an den anderen Abenden. Auch das Licht iſt voller Geheimniſſe.
Es darf kein elektriſches Licht zuvor im Hauſe brennen, ehe nicht das
Schickſal befragt wurde. Ein kleines Kerzenlicht muß dieſes Wunder
vollbringen. Wer ſeinen Schatten nicht an der Wand ſieht, dem
droht Unheil, wenn nicht gar der Tod. Um ſo glücklicher iſt immer das
ganze Haus, daß jeder ſeinen Kopf dabei entdeckt. Jgnatz, der Knecht,
tritt ein und klopft die Pfeife aus. Sie treten langſam an den runden
Tiſch. Der Vater, die Mutter, Amadeus, Jgnatz, die Kleinmagd
Berta. Es fehlt eins. Sie zählen ab. Ja, die Großmagd Marie fehlt
noch! Jgnatz will ſie rufen gehen. Da fällt ein Schatten in die Tür.
Marie iſt eingetreten. Sie zögert. Sie bleibt ſiehen und geht wieder
einen Schritt weiter zum Tiſch. Nun muß ſie hinter dem Stuhle
ſiehen. — „Laſſe es uns wie immer halten und ſehen, ob uns Gott
auch noch im neuen Jahre das Leben ſchenken will. Achte jetzt jeder
auf ſeinen Schatten an der Wand!” — Ein Kratzen auf der rauhen
Fläche der Zündholzſchachtel. Ein Leuchten ſpringt auf. Die Flamme
duckt ſich. Mit einem Male richtet ſie ſich auf. „Ahhh!” — Alle drehen
ſich nach der Wand. Da ſiehen die Schattenköpfe. „Ich habe einen
Kopf!” — „Ich auch!” Auf einmal gibt es einen leiſen, ſchreckhaften
Aufſchrei. Was gibt es denn? Warum ſchreit denn die Großmagd? —
„Es ſind bloß fünf Köpfe!” Sie zählen: eins — zwei — drei —
fünf!” „Amadeus hat keinen Kopf!” Kaum hat es der Knecht Jgnaßz
geſagt, da gellt auch ſchon ein Schreien auf und Marie ſiürzt aus der
Stube. Es eilt ihr einer nach, Amadeus. — Gottlob, ſie holen ſich
alle von dem Schreck. Die Mutter nur ſieht am Fenſier und ſtarrt
mit erſchrockenen Augen hinaus. Da rührt ſie einer an. Sie fährt
erſchrocken zuſammen. Da iſi’s der Vater. „Du — Mutter — ſie
bleiben lange!” „Ach, mein Gott, nun hats ja keinen Sinn mehr!“
— „Doch, doch, Mutter!“ — „Doch, doch, Mutter!“ — Da ſieht auf
einmal Amadeus wieder in der Stube. Jetzt liegt das helle Licht über
ihnen. Er hat Marie an der Hand. „Aber Amadeus — du haſt doch
deinen Kopf —” — „Verloren, Mutter! Deshalb ſierbe ich aber
nicht! Ich habe ihn jetzt für immer verloren. Und es iſt gut ſo. Marie
hebt ihn mir wieder auf!“— „Du ſollſi doch in der heiligen
Neujahrs=
nacht nicht mit ſolchen Dingen Spott treiben! Das Licht hat leider
noch nicht getrogen!“
kurpolitiker Pädagogen und Künſtler müſſen dazu Hand in Hand
arbeiten, denn — wenn die Kunſt in dreißig Jahren aus dem Vollen
ſchöpfen will, muß heute ſchon damit begonnen werden!
Wenn unſere Babies Babies kriegen...
Hierzu gab uns ein bekannter Gynäkologe folgende Vorausſage:
„Meiner Anſicht nach wird der Beſuch Freund Adebars ſicherlich,
wenn unſere Babys erſt ſelbſi einmal Babys bekommen, nur noch
ein Kinderſpiel ſein. Sie wiſſen, daß die mediziniſche Wiſſenſchaft
be=
reits heute auf dem Gebiete der Geburtenerleichterung erhebliche
Fortſchritte gemacht hat. Wird aber erſt einmal in drei Dezennien
der Storch auf dem Dache klappern, ſo wird man dann beſtimmt
im=
ſiande ſein, die erwartungsvolle Hauptperſon durch geeignete
In=
jektionen in einen ſo tiefen Dämmerſchlaf zu verſetzen, daß der
Ge=
burtsprozeß keineswegs leidet und daß erſt der erſie Schrei des neuen
Erdenbürgers ſie wieder ins Daſein zurückruft.
Auch glaube ich, daß man in dieſer Zeit dahin gekommen ſein
wird, das Geſchlecht des neuen Menſchleins vorher zu beſtimmen.
Vielleicht ſind wir dann ſogar ſchon ſoweit, daß Frau Schulze ſich
nicht mit vier Bengels herumzuärgern braucht, wenn ſie ſich doch ſo
glühend eine Tochter wünſchte. Ob ich’s genau weiß, fragen Sie?
Ja, in der Wiſſenſchaft muß man immer mit Überraſchungen rechnen.
Aber eins glaube ich ſicher: Der Storch wird, wenn unſere Babys
Babys kriegen, wieder weſentlich beliebter und erſehnter ſein als es
heute leider vielfach der Fall iſi.”
„In kreppenloſen Häuſern inmitten von Gärten. . ."
werden ſie wohnen, wie uns ein bekannter Baufachmann
voraus=
ahnend ſchreibt:
„Vor meinem geiſiigen Auge erſiehen Häuſerblocks, deren jeder
twa 6o Wohnungen umfaßt. Sie liegen im Grünen inmitteln
aus=
gedehnter Gärten. Meiſi werden ſie ſchon mit eingebauten Möbeln
errichtet. Keine dieſer Wohnungen wird 3 Zimmer überſchreiten.
Bäder, Waſch= Roll= und Plättſiuben ſind in einer geſonderten
Etage untergebracht. Keines dieſer Heime enthält eine regelrechte
Küche, ein Kochwinkel mit elektriſcher Inſtallation dient dazu,
Kleinigkeiten aufzuwärmen oder ſelbſt zuzubereiten. Denn die
Hauptſpeiſung geſchieht durch ſogenannte Zentralküchen, die keine
Einheitsgerichte liefern, ſondern aus denen jeder das geliefert
be=
kommen kann, was Geſchmack und Geldbeutel erwarten.
Im Souterrain dieſer Häuſer denke ich mir neben den
Speiſe=
aufjügen gefächerte Schränke, in die die Lieferanten all das
nieder=
legen, was die Hausfrau bei ihm telephoniſch beſiellte. Der Hauswart
dient gleichmäßig als Vertrauensperſon für beide Teile, er nimmt
die Waren in Empfang und zahlt ſie von dem ihm zur Verrechnung
gegebenen Gelde. Die gelieferte Ware wird per Aufzug in die
Wohnung befördert. — Für Schwiegermütter und andere Gäſie
hat dieſes Haus der Zukunft geſonderte Logierräume.
Selbſiver=
ſtändlich durchſchwirren Paternoſier und andere Aufzüge die Etagen,
da kein Treppenhaus mehr vorhanden iſt.
Für Amerika und Holland ſind meine Wunſchträume freilich
ſchon heute zum guten Teil Tatſache geworden. Unſer geldarmes Land
wird jedoch wohl mit der reſiloſen Erfüllung für alle
Bevölkerungs=
ſchichten warten müſſen, bis unſere Jüngſien dreißig Jahre alt ſind.
Dabei bedauert der Verfaſſer auf das Lebhafteſte nur das Eine, —
daß er zu alt iſt, um die Erfüllung ſeiner Wunſchträume noch zu
er=
leben!“
Wie man 1960 werben wird
Von Dr. Kurt Kauffmann, dem bekannten Werbefachmann:
r96o wird das Publikum Propaganda nicht mehr als „Reklame‟
ſondern als ſachliche Beratung empfinden, wo und wie es ſeine
Be=
dürfniſſe praktiſch und preiswert befriedigen kann, — und zwar nicht
nur die Bedürfniſſe von r93o, ſondern auch die von r96o! Oenn
dann werden Gewerbe und Induſirien zu werben haben, die es
heute noch gar nicht gibt oder erſt im Keime gibt. Nur ein einziges
Beiſpiel: Genau wie heute die Automobilfabriken, ſo werden r96o
die Flugzeugwerke werben und uns klar machen, weshalb es ſich lohnt,
ein Flugzeug zu kaufen. r96o werden uns Flugdroſchken=
Geſell=
ſchaften umwerben, die uns einladen, den Wochenendausflug nach
Paris oder Luzern am beſien mit ihren „ſauberen, bequemen und
zuverläſſigen Lufidroſchken” zu unternehmen.
Überhaupt wird es r96o kein Unternehmen mehr geben, das
planmäßige Werbung als „entbehrlich” betrachtet, ſondern
allge=
mein wird man wiſſen, daß die Werbung ſowohl dem Erzeuger und
dem Handel, aber auch genau ſo dem Verbraucher nützt!“
Bitte, wer lacht da?!
Von Kurt Veſpermann.
In dreißig Jahren wird das Raketenflugzeug ſicherlich ſchon ſo an
Terrain gewonnen haben, daß man die Stars einfach nach beendeter
„Nein, Mutter, aber diesmal doch! Denn ihr müßt wiſſen, daß
ich mich ſchnell unter den Tiſch beugte und darum keinen Kopf haben
konnte. Aber da habe ich doch geſehen, daß ich der Marie doch nicht
gleichgültig bin. Nun — das andere ſeht ihr ja!”
An dieſem Abend gab es noch ſo viel Lachen im Hauſe des Bauern
Chriſiian Stein, daß ſich die Nachbarn nicht genug wundern konnten.
Der alte Chriſtian ſchlug immer wieder mit der Fauſi auf den Tiſch
und lachte aus vollem Halſe. Jetzt wußte er auch, daß es im
kommen=
den Jahre eine Hochzeit geben würde, auch wenn der Hahn nicht
krähte. Er konnte ja auch gar nicht krähen. Amadeus hatte ihn am
Nachmittag zum Nachbarn in den Stall getragen. Die Mutter
ſchüttelte nur immer den Kopf und meinte, es kenne doch niemand die
Männer aus. Sie ſeien doch mit dem Teufel im Bunde, und wenn es
gar nicht ginge, dann müſſe die heilige Neujahrsnacht mithelfen!
Die Silveſterbowle.
Von Hans Arno.
Elly’s Bruder hatte ſeinen Studienfreund Hugo für die
Weih=
nachtsferien ins Haus ſeiner Eltern eingeladen. So war mit Hugo
ein junger Mann im Haus und Elly war ein junges Mädchen und...
Elly dachte ſich die jungen Männer ſo ganz anders. So, daß man ſich
vor ihnen nicht retten konnte. Für ihre Begriffe, mit einem Worte,
mehr Mann. Und Hugo war ſehr artig, ſehr wohlerzogen, unbedingt!
Aber — —! Man muß doch einer Frau ſo in bißchen Weihrauch
ſireuen! Noch kein einziges Mal hatte er ihr ein nettes Wort geſagt,
etwa — daß ſie hübſch ſei! Sie hätte ſich natürlich ſolche plumpe
Schmeicheleien ein= für allemal verbeten! So etwas ſagt man doch
nur zu einem Gänschen und nicht zu einer jungen Dame! — Aber
er hätte es doch wenigſiens mal ſagen können! — — Immer nur
ſeine ruhigen, klugen und dazu meiſt wiſſenſchaftlichen, geiſivollen
Geſpräche! Wie tüchtig ſie im Haushalt ſei, was für eine gute Tochter,
wie gut das Eſſen ſchmecke, das alles wertete er gar nicht, er ſprach
bei Liſch nur von den Sonnenfiecken und von anderen kosmiſchen
Stdrungen. Die ihrigen bemerkte er gar nicht, es war zum
Ver=
zweifeln! — Als ſie ihm die Krawatte mal ſo ordentlich feſch band,
bemerkke er mit überlegenem Lächeln, daß ſich die Erde weiter drehen
würde, gleichbiel, ob ſeine Krawatte ſo oder ſo gebunden ſei! Auf
ihre kleinen Herausforderungen und Neckereien ging er abſolut nicht
ein. Warum ſireichelte er das Händchen nicht, das ſeine Krawatte
knüpfte? Und warum —
Und Hugo? Zähe Energie, Privatunterricht, Stipendium hatten
ihm das Studium vollenden helfen. Nie hatte eine Frau ſeinen Le=
Filmaufnahme allabendlich ſo rechtzeitig von Hollywood nach Europa
zurückbefördert, daß ſie die Abendvorſtellung am gleichen Tage noch
wahrnehmen können. „Rivalen” gibt es dann beſiimmt nicht mehr,
— am Theater, i wo! — Ich ſielle mir vor, daß ein Schauſpieler,
dem dann eine große Rolle angetragen wird, ſich erſt kollegialerweiſe
erkundigt, ob nicht vielleicht ein anderes oder jüngeres Mitglied ſie
ſpielen möchte. Man wird dann beſtimmt nur noch neue Kräfte
be=
vorzugen und ein Starſyſiem nur noch hiſtoriſch dem Namen nach
kennen! (Wer lacht da?)
Die Filmautoren werden mit hundertprozentiger Sicherheit
bei Aufnahme ihrer Werke im Atelier die erſie Violine ſpielen —
(wenn man ihnen dann überhaupt noch Zutritt gewährt!), und die
Schauſpielergagen werden Einheitsgagen ſein! (Nicht unter rooo
Mark pro Abend!) Kitſch und Zenſur werden von der Bildfläche
ver=
ſchwunden ſein — jetzt muß ich aber wirklich aufhören, weil meine
Schreibmaſchine ſich zu ſiräuben beginnt.
Im übrigen beſitze ich gar kein Jüngſies, das rg6o ſeinen
dreißig=
ſien Geburtstag feiert, ſo daß ich zu Ihrer Umfrage alſo auch nicht
im allergeringſten Stellung nehmen kann!
Von Prof. Dr. Dovifat, Direktor des „Deutſchen Inſtituts für
Zeitungskunde‟:
Wie die Zeitung in 3o Jahren ausſieht, wird in erſier Linie von
den techniſchen Kräften abhängen, die ſie dann geſtalten werden.
Sie haben den Typ der Zeitung im letzten Jahrhundert von Grund
auf gewandelt und werden die Zeitung auch künftighin aufs ſiärkſie
beeinfluſſen.
Die vielfach erörterte Frage, ob das Radio die Zeitung beſiegen
wird, iſt falſch geſiellt! Der Menſch iſi immer mehr ein leſendes als
ein hörendes Weſen. Was er ſchwarz auf weiß beſitzt, feſſelt ihn mehr
und beeinflußt ihn ſtärker als das, was er nur durch das Ohr
vor=
übergehend aufzunehmen befähigt iſt.
Eine gänzliche Umwälzung im Zeitungsweſen würde erſi dann
ſiattfinden, wenn die Apparatur des Bildfunks ſo vervollkommnet
und verbilligt würde, daß die Zeitung ihren Inhalt in ſeiner ganzen
Mannigfaltigkeit und Fülle in Bildform bis zum kleinſien Beſitzer
eines Aufnahmeapparates verbreiten könnte. Ob das je möglich
wird, bleibe dähingeſiellt. Die Zeitung würde aber auch dann eine
Zeitung bleiben!
Die Menſchheit wird in vielem umlernen müſſen!
Von Dr. h. c. Graf Arco.
Die moderne Arbeitsteilung und das zerſplitterte
Spezialiſien=
tum haben zur Folge, daß jeder Beruf mit Abblendung nach links
und rechts die Welt einſeitig ſieht. Das gilt auch für den Ingenieur.
Demnach lebt der Ingenieur alſo beglückt und zufrieden im
abge=
grenzten Reiche ſeiner Technik, wo beinahe ſchon Tarnkappe und
Galoſchen des Glücks in — Serienfabrikation geliefert werden.
Vielleicht wünſcht er ſich noch etwas mehr Radio und Fernſehen,
bensweg gekreuzt, lieb zu ihm geſprochen. — — Und als ihm nun
Elly entgegentrat, wußte er einfach nicht, wie man ſich da benimmt.
Nur nichts Dummes reden! Nur keine Schmeicheleien, das war
un=
aufrichtig; denn die Liebe zum Weib muß durch Wahrheit geadelt
ſein! Wo ein anderer Mann inſtinktio das paſſende Wort gehabt
hätte, da verbot ihm ein ſolches ſiets ſeine Selbſikritik. Darüber
ärgerte er ſich dann wieder, kam ſich albern vor und wurde unſicher.
Das verbarg er hinter noch viel ſtärker kontrollierter Reſerve und
war dann erſt recht unzufrieden mit ſich.
Und Elly, durch ſeine Zurückhaltung gereizt, kränkte ihn, wo ſie
nur konnte, ſuchte ihn in Wut zu bringen, dichtete ihm die
unglaub=
lichſien Fehler an, verſuchte ihn eiferſüchtig zu machen.— — War ſie
dann allein, ärgerte ſie ſich über ſich ſelbſi, daß ſie ihm nur häßliche
Dinge und kein liebes Wort geſagt hatte. — Er aber prüfte nach,
ob die Fehler ſiimmten, die ſie bei ihm fand, ging ehrlich mit ſich
ins Gericht und verzweifelte manchmal an ſich ſelbſi. Sie aber meinte,
er lächelte nachſichtig und überlegen über ſie. — Wenn er ſie liebte.
ja warum ließ er es ſie nicht merken? Warum ſagte er ihr das nicht?
Sie konnten es ihm doch nicht ſagen! Das war doch gegen die
Er=
iehung, gegen die ſogenannte gute Sitte, das hatte ſie — verwünſcht
nochmal!! — doch leider ſo gelernt! Er redete nicht und ſie durfte
nicht reden! — Und ſo ſchliefen beide an dieſen Abenden oft ſchwer,
ſehr ſchwer ein.
Eines Tages, als ſie ſich allein im Wohnzimmer befand, hatte
er hier ſein Zigarrenetui vergeſſen und kam, es zu holen. Es mag die
Überraſchung geweſen ſein, ſie allein zu finden, daß er wortlos den
Gegenſtand an ſich nahm und ebenſo wortlos das Zimmer wieder
verlaſſen wollte. — Da brach ſie los. Es gehöre ſich doch wenigſtens
ein Wort des Grußes, wenn man in das Zimmer tritt. Er aber ſei
ungeſchickt, kein feiner Mann, überhaupt kein Mann und eines fehle
idm vollſiändig, das gute Benehmen!! — Hugo ſtand da, wie vom
Donner gerührt. Ein Menſch, der ſich ſeiner Hilfloſſgkeit bewußt iſt,
empfindet es doppelt, wenn es ihm ſo brüsk geſagt wird und
drei=
fach, wenn es gerade der Menſch ſagt, den man ſo liebhat, der einzige
Menſch, an deſſen lieben Worten einem liegt. Ihm wurde heiß und
kalt: „Ich werde Sie fürderhin nicht mehr mit meinem ſchlechten
Benehmen beläſtigen!“ — — Machte an der Tür eine Verbeugung
und ging kreidebleich. Und ſie hätte ſich am liebſten geohrfeigt.
Nun ging man ſich gegenſeitig aus dem Wege. Und litt darunter.
Mied den Blick des anderen bei den Mahlzeiten, das Wort zu
ein=
ander. Sie hörte ihn oben im Zimmer unruhig auf= und abgehen.
Er hörte ſie unten im Haus hin= und hergehen, ſprechen und
An=
weiſungen geben. Eine Treppe trennte ſie, zwanzig Stufen, zweimal
noch beſſere Fliegereioder ſonſiwie erhöhtes und druckknopfgeſieuertes
Lebenstempo.
Oder ſollten wir Ingeneiure uns im Triumphgefühl und
Könnens=Rauſch doch ein klein wenig geſtört finden von dem
gellen=
den Notſchrei des Nachkriegselends, das heute faſt die ganze Welt
erfüllt? Könnte uns etwa der Gedanke kommen, daß es unſere
Maſchinen waren, die die Arbeitsplätze der Welt dezimierten und
arbeitsfrohe Menſchen in die Armee der Arbeitsloſen getrieben
haben, ſo daß die wirtſchaftliche Weltkriſe zuſiande kam? Iſt dieſe
Kriſe wirklich wieder nur eine ſolche, die wir, wie wir früher glaubten,
mit Optimismus allein verſcheuchen können? Oder ſind es vielmehr
die Anfänge und ſchmerzvollen Wehen einer neuen Zeit, die eine
Neuanpaſſung unſerer ſozialen Einſiellung zur Maſchine fordern?
Ich glaube, deutliche Zeichen für die beginnende Umwertung
vieler Werte erkennen zu können. Was vor einem Menſchenalter
noch als höchſie Tugend galt, hat heute nur noch zweifelhaften Wert.
Wer glaubt noch an den Segen der großen Kinderſchar? Sind nicht
grade die Länder mit dichteſier Bevölkerung die des größten Elends?
Und iſt heute noch die Arbeit Selbſizweck, wie ich als Junge es
lernte? Und ſind Intellektausbildung, Berufstüchtigkeit und
Geld=
berdienen zuſammengenommen immer noch der Sinn des Lebens?
Gilt ethiſches Verhalten immer noch für entgleiſien Idealismus?
Nein, ich bin optimiſtiiſch genug, zu glauben, daß das Umlernen”
jetzt erſt anfängt. Vielleicht weniger Menſchen, aber beſſere, das iſt
das Motto der Zukunft, der Anfang einer neuen Menſchlichkeitsepoche.
Daß das nicht von heute auf morgen erreichbar iſt, ſoll uns nicht
ver=
zagen laſſen. Wir wollen uns vielmehr von Herzen freuen, daß
Wiſſenſchaft und Technik uns die Mittel in die Hand gegeben haben,
um bewußt und planvoll unſeren Kindern dieſes Zukunftsparadies
zu erſchließen.
Geahnte und ungeahnte Möglichkeiten des Flugverkehrs.
Von Dir. Dr. Schich.
Wie die Verkehrsfliegerei in dreißig Jahren ausſehen wird?
Erſchöpfend wird dieſe Frage keiner unſerer Berufenen beantworten
können. „Safety firſt” iſi und bleibt der Ruf der Welt bei der
Er=
oberung des Luftverkehrsweges. Ob dieſe Bedingung der engliſche
„Hannibal” oder das Windmühlenflugzeug, die Ente, der Luftrotor
Zeuzen, das Raketenflugzeug, Do. X oder Hauptmann Köhls
ſchwanzloſer „Nurflügel” erfüllen, ja, ſich überhaupt zu einer wahren
Verkehrsmaſchine entwickeln werden, iſt von Bedeutung; wir
ver=
langen aber neben größtmöglicher Sicherheit Vergrößerung der
Geſchwindigkeiten, bequemeres Luftreiſen. Daß wir mit dem Do. X
und ſeinen verbeſſerten Nachfolgern ſehr bald luftreiſen werden, iſt
anzunehmen, wenn wir einen Vergleich ziehen, wie heute die „
Bre=
men” über den Ozean eilt, während das bekannte Paſſagierſchiff
„Great Eaſiern” damals, im Konſtruktionsgedanken ſeiner Zeit
vor=
ausgeeilt, unterging.
Nicht anzunehmen iſt, daß wir uns in Zukunft in der Luft mit
kombiniertem Fracht= und Paſſagierverkehr abgeben werden:
Poſt=Umladen in Paſſagierfilugzeuge dürfte ganz abgeſchafft werden.
Dafür gibt es dann
ſelbſitätig fliegende Poſiboten
ohne Beſatzung: die Poſiladung ſchießt man einfach mit einer
Poſt=
rakete ab. Hingegen glaube ich nicht, daß die Raumrakete für den
Perſonenverkehr weiter entwickelt werden wird.
Wohl aber wird der Perſonen=Luftverkehr ſich auf ganz andere
Zuſammenarbeit mit dem Landverkehr einſiellen. Wer bahnreiſend
in Berlin am Zoologiſchen Garten eintrifft, wird ſich mit dem
Fahr=
ſtuhl nach oben auf die Dachlandefläche zum Luftrieſen begeben, von
dort mit einem Zubringer=Flugzeug hinauf zur großen
Verkehrs=
maſchine, die den Transatlantik= und Transkontinentverkehr von
Hauptſiadt zu Hauptſiadt verſieht. Die Pläne, mitten in der Stadt
Aufſtieg und Landungsplätze für Zubringer bzw. Fangflugzeuge zu
ſchaffen, gewinnen bereits ſo greifbare Form, daß wir in abſehbarer
Zeit damit rechnen können.
Und was ſteht in den Sternen?
Von Wilhelm Becker, Vorſitzender der Aſtrologiſchen Geſellſchaft:
Ich bin der Anſicht, daß wir einer Zeit ungeahnter Möglichkeiten
entgegengehen. Durch den Einfluß von Uranus und mutmaßlich
auch durch den neu entdeckten Pluto werden auf dem Gebiete der
Technik weitere große Entdeckungen gemacht werden.
Es iſi durchaus nicht ausgeſchloſſen, daß die aller Elektrizität
zugrunde liegende Energie — die Urkraft in der Natur — entdeckt
und der Menſchheit nutzbar gemacht wird. Und daraus würde ſich in
ſeinen Ausmaßen ein unabſehbarer Fortſchritt ergeben.
zehn Stufen, von denen jedes nur ro hätte dem andern
entgegenzu=
kommen brauchen.
So kam Silbeſier heran. — Hugo hatte viel nachgedacht. Es
ſiimmte ja, er war ein linkiſcher Menſch! Und ſie hatte ganz recht!
Er war auch kein Mann! Er hätte ihr längſt für ihre Arroganz eine
ſchlagfertige Antwort geben müſſen! Und das gute Benehmen?
Auch da mangelte es! Man muß gegen Damen galant ſein!
Unbe=
dingt! Dann war man ein feiner Mann! Er lächelte über dieſe Welt
der Lüge, die Nebenſachen beſſer wertet wie den Menſchen, aber ſie
war ſo und er gehörte ja in dieſe Welt! Er mußte tatſächlich anders
ſein, mehr Mann, Draufgänger, rückſichtslos! Die nächſie
Gelegen=
heit wollte er ergreifen! Sie ſollte mit Beginn des Jahres den neuen
Menſchen in ihm ſehen! Und deshalb und dazu zog er den Smoking
an. Nun die Krawatte! Ach, wenn doch Elly —
Schließlich ſchickte er ſich an, die Treppe hinabzugehen. Und da
kam Elly gerade unten vorbei, auf einem großen Tablett Weinfiaſchen,
die gefüllte Bowlenterrine, Gläſer, ſchwerbeladen, im Begriff, in
der Küche die Silveſierbowle anzuſetzen. — Kaum ſieht Hugo ſie, da
iſt er drauf und dran, galant zu ſein, ihr zu helfen, Mann zu ſein,
Draufgänger!! Die erſien zehn Stufen im Laufſchritt hinunter!
„Fräulein Elly, Fräulein Elly!” Elly bleibt unten ſiehen. Da poltert
und ſiampft die auf ſie herabſtürmende Liebe die zweiten zehn Stufen
herunter, gleitet aus, rutſcht, rutſcht aus, fällt und reißt ſie mit
männ=
licher Rückſichtsloſigkeit mit ſich und den Bowlengläſern, den Flaſchen
und allem drum und dran um. — Bums, Krach, Klitterabums!
Empörung ringt nach Luft: „Was wollen Sie denn?“ — — Nun hat
er endgültig verſpielt! Sein neues Menſchentum! Durch das er die
Geliebte zu ſich ziehen wollte! Und nun ſaß er mit ihr auf dem
Fuß=
boden, in den Scherben! Doch als er ihre Worte hört, da beſinnt
er ſich raſch. Und da ſchreit er ſie genau ſo wütend an, wie ſie ihn:
„Ihnen beweiſen, daß ich ein Mann bin!“ — Er hätte ihr helfen
wollen, galant ſein! — — Und ſie . . . Und er . . . ! Er greift ihre
Hände und küßt ſie immer= und immerzu. Und da vergißt ſie die
gute Sitte und die Erziehung: „Lieben Sie mich denn? . . ." Und als
er ſie an ſich riß und küßte, fand ſie, daß er eigentlich ein ſehr gutes
Benehmen habe! — Dann atmete ſie tief und ſelig auf und ſagte
mit hochrotem Geſicht: „Nun holen Sie mal raſch den
Scheuer=
lappen!“
Dann ſetzte Elly in der Küche eine zweite Bowle an. Und er war
bei ihr! Und half ihr dabei! Alſo, die Ananas ſchnitt er nun wirklich
total verkehrt! Sechsmal ſtieß er an den Küchentiſch! Und dann
ver=
ſiand er abſolut nichts davon, wie eine wirklich gute Silbeſierbowle
ſchmecken muß! Aber — er war ja ſo ein lieber, feiner Charakter!!
Und draußen, da läuteten die Glocken überall das neue Jahr ein.
Der Kalender.
Von Max Karſien.
Je mehr das Jahr ſich ſeinem Ende nähert, um ſo ſchmächtiger
wird der Kalender. Es iſt doch gar nicht ſo lange her, daß wir ihn,
gleich einem Bündel Hoffnungen, an die Wand hingen. Nun werden
bald die Werktage, die Sonntage, die Feſitage, die zuſammen r930
ausmachten, dahingeſchwunden ſein wie Blättchen Papier, die man
vom Block des Jahres reißt und, nach einem Augenblick nachdenklicher
Betrachtung, in den großen Papierkorb der Ewigkeit ſinken läßt.
Wenn das letzte Blatt des Jahres gefallen iſt, werden wir ein neues
Bündel Hoffnungen aufhängen und werden davon die Tage
ab=
pflücken, einen um den andern . .."
Der Kalender iſi ein ſorgfältig zu wählendes Geſchenk. Nicht
allein, weil uns ſein Anblick ein Jahr lang begleiten wird, ſondern
weil er einen gewiſſen Einſluß auf die Geſialtung des täglichen Lebens
auszuüben vermag. Noch heute, ganz wie ehemals, ſoll vom rechten
Kalender eine ordnende Kraft ausgehen, die uns mit vernünftiger
Einteilung der Zeit durch die zahlloſen und verwirrenden Anſprüche
des Tages leitet, die rechtzeitig an einmalige und ſiändig wieder=
ehrende Pflichten erinnert, welche an beſiimmte Termine gebunden
ſind oder zu beſiimmten Jahreszeiten erfüllt werden müſſen. Der
Kalender alſo ſoll uns die ohne Haſi und Aufregung abgewickelte
Tagesaufgabe bedeuten, mit anderen Worten, Hilfsmittel zu einer
harmoniſchen Lebensführung ſein.
Um dieſe Aufgabe bei der wachſenden Spezialiſierung der
Tätig=
keiten erfüllen zu können, hat er ſich in viele, verſchiedene
Kalender=
ſorten für die einzelnen Berufs= und Intereſſengruppen ſpalten
müſſen: Kalender für alle Arten Handwerker, Arbeiter, Kaufleute,
Wiſſenſchaftler, Künſiler, Ingenieure, Architekten, Landwirte,
Be=
amte, für Hausfrauen, Kinder uſw.
Aber ſo verſchieden dieſe Kalender ſind, ihre Form und
Anord=
nung wurzelt zumeiſit im Kalender der alten Zeit, den man als
An=
halt für Feſi= und Gedenktage brauchte und durch den man das
Datum für alle urkundlichen und ſonſiigen wichtigen Verrichtungen
des Lebens bereithielt. Immerhin überraſcht es, ſchon bei den Goten
einen Schreibkalender zu finden, der neben ſeiner urſprünglichen
Aufgabe auch Platz zum Eintragen wichtiger Begebenheiten läßt.
Dieſes intereſſante Dokument, weit über rooo Jahre alt, ordnet die
Daten der Tage untereinander, ſetzt neben einzelne hiſioriſch
wich=
tige Ereigniſſe, neben andre Heiligennamen und läßt die meiſien Zeilen
für Eintragungen offen. Noch ältere Formen aus vorchriſtlich=
ger=
maniſcher Zeit ſind nur in dunklen Andeutungen auf uns gekommen.
Damals, als das Jahr mit dem Winter begann, ſchnitzte man die
Tage als Runen auf Stäbchen. Viele werden ſich aus Immermanns
Erzählung „Der Oberhof” an das „Schwert Karls des Großen”
er=
innern, das dort eine geheimnisvolle Rolle ſpielt. Aber in
Wirklich=
keit iſi das nichts anderes als Überlieferung eines alten Brauches,
Runenkalender auf Schwertern und Senſen anzubringen. Vor
hun=
dert Jahren wurden ſolche Gegenſtände in ländlichen Bezirken noch
als wertvolles Erbgut aufbewahrt. Dieſe primitiven Formen haben
eines vor denunſeren voraus: durch Teilung in Winter und Sommer,
die der Vorder= und Rückſeite des Schwertes entſprechen, iſi der
Unterſchied der Jahreszeiten und ihr weſentlicher Einfluß aufs
täg=
liche Leben ſchärfer angedeutet. Dieſer Sinn des Kalenders geht heute
langſam verloren. Wer betrachtet denn noch die Stellung der Sonne
zu den Sternbildern des Tierkreiſes? Den Menſchen früherer Zeiten
war es eben gegenwärtiger, daß damit die Anderung des Wetters
zuſammenhängt, von dem wiederum ſo viele Verrichtungen des
Tages abhängig ſind. Daher gab man dem Kalender auch eine
Ein=
richtung, die, ſpäter in die Bauernkalender übernommen, bis heute
bekannt geblieben iſi; man ſiattete ihn mit Regeln und Sprüchen
aus, die eine poetiſche, daher leicht zu merkende Anleitung für
Aus=
ſaat und Ernte gaben. Die Erfahrung vieler Generationen fand in
dieſen Sprüchen ihren Niederſchlag. Aber wie das ſo geht, die
Weis=
heiten ſind durch findige Geſchäftsleute verfälſcht worden, die damit
größere Käuferſchichten an ſich locken wollten. Mit Recht ſpottete man
über dieſe Art, und der berühmte Vers: „Wenn der Hahn kräht auf
Nummer 395.
Aufgabe 569.
Franz Palatz in Hamburg.
Urdruck.
d e
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Druck. Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei.
dem Miſt — Andert ſichs Wetter oder bleibt wie es iſt” geht auf ſolche
leichtſinnige Kalendermacherei.
Hierher gehören auch die „gaſironomiſchen Kalender”, die für
jeden Monat die beſie Speiſe empfehlen, zum Beiſpiel:
„Mit Auſiern und mit Kabiar
Befaſſe dich im Januar.
Im kühlen Februario
Mach dir mit Lachs das Leben froh.
Und drücke ſanft im Monat März
Gefüllte Kalbsbruſt an dein Herz.”
Bevor die Buchdruckerkunſt erfunden war, hatten nur wenige die
Möglichkeit, ſich teure, auf Pergament geſchriebene Kalender zu
kaufen. So ließ man denn ſchon in der Schule die Kinder Verſe auf
jeden Monat auswendig lernen, die alle merkenswerten
Heiligen=
namen enthielten. Dabei ſpielte der Sinn der Verſe überhaupt
keine Rolle, die Hauptſache war, daß die Namen an der richtigen
Stelle ſianden. Das heißt: wenn man die Worte einer Strophe
ab=
zählte, ſo mußte die Zahl, die auf den Namen fiel, ſeinem
Monats=
datum entſprechen. Für den Monat Oktober gab es zum Beiſpiel
folgenden Vers:
„Remigius, der hieß Franzen
Mit Gertruden fröhlich tanzen.
Dionyſius ſprach:
„Was bedeutet das?
Es wäre Gallen mit Lucge geſtanden bas”.
Urſula ſprach: „Wer kanzen welle,
Der ſei Simonis und mein Geſelle!”
Der erſie Tag des Oktober iſi alſo der des heiligen Remigius,
der vierte der des heiligen Franz, der ſechſie der der Gertrud uſw.
Wollte man die dazwiſchen liegenden bezeichnen, ſo ſagte man: ein
Tag nach Remigius, der Tag nach Lucae, zwei Tage vor Simonis
uſw. Auf ſolche Weiſe hatte jedermann ſeinen Kalender im Kopfe;
er war kein unbeachteter Beſitz an der Wand oder im Winkel.
Der älteſie vervielfältigte Kalender, den wir in Deutſchland
beſitzen, liegt vor Erfindung der Buchdruckerkunſi. Dieſer, von Johann
von Gmunden verfaßt, wurde von Holzſiöcken gedruckt, aber ſeine
Form erinnert ſchon lebhaft an neuere Werke. JedemMonat iſi eine
künſileriſche Darſiellung beigefügt, die eine Perſonifizierung der
Haupttätigkeit in dieſem Zeitabſchnitt darſiellt.
Als die wiſſenſchaftliche Aſtronomie von der Aſirologie
ver=
drängt wurde, die Entſcheidendes für Leben und Sterben der
Men=
ſchen aus den Sternen ſehen wollte, drangen ſolche Prophezeiungen
ſehr bald in die Kalender. Die wildeſien Angaben über Ereigniſſe
wurden vorgebracht: bald überwucherten ſie jeden anderen Inhalt.
Solche Beiſpiele zeigen, wie der Kalender immer ein lebhafter
Ausdruck ſeiner Zeit und deren geiſtigen Inhalts geweſen iſt. So
iſt auch erklärlich, daß mit dem aufblühenden Bürgertum die
Rat=
ſchläge für das Haus einen größeren Raum eroberten, daß er der
Verbreiter von Geſchichten wurde, daß endlich der Humor und ſelbſt
politiſche Tagesereigniſſe ihren Niederſchlag darin hatten. Erfriſchend
wirkt die Lektüre der Kalender, die der Berliner Adolf Glasbrenner
in den Nevolutionsjahren des vorigen Jahrhunderts herausgab.
Die politiſchen Fragen, um die damals lebhaft geſtritten wurde,
werden meiſt in ſatiriſcher Form behandelt. Beſonders die
Einen=
gung der perſönlichen und der Verſammlungsfreiheit will ihm gar
nicht gefallen. So weisſagt er für einen beſiimmten Tag des Jahres
7848: „In Galizien kommt eine Frau mit Drillingen nieder und
wird ſogleich mit ihren Kindern arretiert, weil Volksverſammlungen
verboten ſind.‟ Daneben finden wir auch den alten Berliner Humor,
unbelaſiet von drückenden Tagesfragen.
Proſit Neujahr!
Von Oſſip Dymow.
r. Januar. Früher Morgen. Über den Broadway ſchwankt ein
Gentleman. Auf dem Kopf trägt er eine mit einer Feder geſchmückte
Papiermütze. Sein Paletot ſieht weit offen. Der geſtärkte Kragen iſt
arg zerknautſcht, die Hemdbruſt von oben bis unten mit Kaffee und
Wein bekleckert. Er ſingt laut mit gröhlender Stimme.
In der Mitte der Straße ſieht ein Policeman und ſorgt für
Ruhe und Ordnung. Der fährt den frühen Wanderer barſch an:
„He! Sie da! Hier iſt kein Kabarett! Halten Sie gefälligſi die
Schnauze!”
Der Gentleman macht halt und ſpricht zu dem Policeman:
„Proſi Neujahr, Capt’n! Ich geh bloß ein bißchen nach Hauſe.
Ich will raſch ein paar Minuten ſchlafen. Sein Sie man nicht böſe.
Ich trink auch eins auf Ihr Wohl! Hurra! Zu Neujahr gibt’s keine
Popro=hibi=bition!” brüllt er in die Morgenluft hinaus.
„Ich werde Ihnen gleich zeigen, ob’s zu Neujahr Prohibition
gibt, Sie!” donnert der Policeman und fuchtelt mit den Händen
ſelt=
ſam übermütig in der Luft herum. „Sie ſind beide verhaftet!“
Der Gentleman ſchaut ſich verdutzt um, ſieht aber niemanden
in ſeiner Nähe.
„Wieſo beide?” fragt er ganz erſiaunt.
„Sie bilden ſich wohl ein, weil Sie Zwillinge ſind, kann ich Sie
nicht verhaften?” fragt der Policeman. „Mitkommen!”
komman=
diert er.
Sehr berblüfft folgt der Gentleman gehorſam dem Manne des
Geſetzes, gelegentlich nach ſeinem Zwillingsbruder bergeblich
Um=
ſchau haltend.
Eine halbe Stunde ſpäter meldet der Policeman, der darauf zu
achten hat, daß die heilige Prohibition an allen Tagen des Jahres
gilt, dem Vernehmungsrichter:
„Die beiden Brüder haben in ſchwer betrunkenem Zuſiande auf
dem Brogdway Lärm gemacht. Ich habe ſie beide mitgenommen,
Euer Ehren!“
Seine Ehren ſiarrt mit glaſigen Augen vor ſich hin, verhört den
Verhafteten und fragt dann den Policeman unſicher:
Warum bringen Sie denn gleich drei Leute mit? Alle drei
be=
ſoffen?"
Prüfſtellung: Weiß: Kc4 La5 c8 Sf4 15 Bd6 (6);
Schwarz: Ke6 Tg6 Sb4 Bd4 h7 (5); 3--
Partie Nr. 76.
Nachſtehende Glanzpartie wurde im Hauptturnier in Frankfurt
a. M. 1930 geſpielt.
Spaniſch.
Schwarz:
Weiß:
Huſſong
Hermann
ef—G5.
1. e2—84
Sb8—e6
2. 8g1—13
af—a6
3. Tf1—b5
4. Lb5—c4 Beſſer iſt La4.
8g8—f6
4.
If8—5
5. 42—d3
47—d8.
6. Lcl-e3
Le8—e6
7 Sbl—d2
Schwarz bekundet damit den kühnen
Entſchluß, daß er ſich durch Abtauſch ſeines
Läuferpaares zwei Doppelbauern machen
läßt, um dafür zwei offene Angriffslinien
Se6-e7
14. 44—a5
ge7—g6
15. D41—b3
Schwarz gibt ſeinen Damenflügel auf,
um unverhindert auf Königsangriff zu
ſpielen.
16. DbBXb7
17. Sf3—e1
18. Kg1—h1
19. 864—e3
20. DbR:e?
21. Dc7—c8+
22. De8Xe5
23. Df1—g1, mit
Sgé—f4
Di6—g5
Nt8—f8
ra8—t8
nk8—47
Sd7—18
Dg5—h5
der Abſicht,
die
Un6 mit 24. 8k1
Drohung 23.
und mit ſeinen Bauern die Zentralfelder, zu parieren. Schwarz überraſcht aber jetzt
mit einem weitberechneten Opferangriff:
zu beherrſchen.
d6xc5
8. Le38c5
F7Ke6
9. Le4ge6
Sf6—d7
10. Sd2—e4
11. a2—a 4 Dach der Anſicht des
Welt=
meiſters Dr. Ali chin nüßte Weiß Ausgleich
anſtreben und lt. aher 11. Dd2 (droht
Sa5 mit Abta ſch für nötig; wenn
11. .. . . b6 12. 63 )f6 13. Tad 1 nebſt
44 oder evtl. auch Dg5.
Dd8—f6
11...
0—0
12. 69—e3
Ta8—d8
13. 0—0
DhHXh2!
23.
Tf6—h6 *
24. Khlxh2
Sf4—e2+
25. Kh2—g3
Nk7—k41
26. Kg3—g4
+h6—h2.
27. Kg4—g5
Kg8Xf8
28. Do5sf8*
h7—n6*
29. Sel—f3
Kf8—g8
30. Kg5—g6
31. Sk3Xh2 (Es drohte rétz.)
Nk4—f5!
31.
32. Aufgegeben, da Matt im nächſten
Zuge nicht zu verhindern iſt.
Briefkaſten: J. in A.: 564. 1 Td1+7 Be2xTd1SI 554. 1. Sd6? L:d6!
2. Da5 Lc5! Löſung: 1. Dg21 K:f5 2. N:f74 Ke6 (L.f6) 3. Db3 (T. f6,4.
ſt in1 Schach ſteht
562. 1. N:e4 + (2) geht nicht, da Weiß d
Was alle erwarten.
6
3
— ni —
gel — lai —
— ban —
ni —o— ra —ri — ſper — tee — tra — 1 — ur.
Vorſtehende Silben ſchreibe man buchſtabenweiſe in die Quadrate
der Jahreszahl 1931, ſo daß die ſenkrechten Reihen Wörter von
folgen=
der Bedeutung enthalten: 1. deutſcher Komponiſt, 2. Muſe, 3. Fluß
(ſpaniſch), 4. deutſcher Dichter, 5. Name mehrerer Päpſte, 6. Getränk,
7. Oxer von Richard Strauß, 8. Vogel. — Die Anfangsbuchſtaben ver=
Carl Deubel.
raten, was alle vom Jahre 1931 erwarten.
Der verwandelte Stahl.
Durch Umlegung von 5 und Entfernung von einem Hölzchen wird
Carl Deubel.
der harte Stahl zu etwas unendlich Weichem.
Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H Nette. Darmſtadt. Fernſpr. 1, 2389— 2392. — Alle Rechte vorbebalten Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ] Ohne Geld in Monte Carlo.
Von Willi Reinhold Hacker.
Swei Mann hoch, prächtig in Kluft, ohne Kragen, ſo zogen
wir im Fürſtentum Monaco ein, das das ſchöne Monte Carlo
mit ſeinem weltbekannten Kaſino birgt. Es lag wohl nur an
dem guten, billigen Wein, den man hier unten ſchon für zwanzig
Ofennig das Liter haben kann, daß man uns über die Grenze
ließ, die von den Angehörigen der Gendarmerie glücklicherweiſe
unboaufſichtigt war. Der Fürſt von Monaco, Louis I., hat
näm=
lich ſeine eigene Armee, die mit der Gendarmerieabteilung genau
128 Man ſtark iſt und von vier Offizieren befehligt wird.
Un=
beſorgt kann Monaco in die Sukunft blicken, die umliegenden
Großmächte werden bei einem Angriff auf härteſten Widerſtand
ſtoßen. Nützt das nichts, ſchickt man die feindlichen
Befehls=
haber in die Spielſäle, wo ſie Blut laſſen müſſen und vielleicht
gar noch um das Geld zur Heimreiſe betteln werden.
Wir hatten bei unſeren Fahrten im Süden Europas ſchon
allerlei an menſchenfreundlichem Entgegenkommen erlebt; daß
man aber unſeren Einzug in Monaco mit Cauſenden von Fahnen,
Hirlanden und Böllerſchüſſen feierte, fand ich perſönlich doch
otwas übertrieben. Es ſtellte ſich dann allerdings heraus, daß
der Sürſt Geburtstag feierte, und unſer Hochgefühl wunde etwas
herabgeſchraubt, aber doch nicht völlig beſeitigt.
Immerhin merkten wir an den Blicken der uns begegnenden
Herrſchaften, daß man die Anweſenheit von Walzbrüdern hier
nicht am Platze fand. Die Leute ſehen ſich immer ſchnell und
forſchend um, als wollten ſie einen Schutzmann rufen, und auf
die Dauer wurde dieſer Suſtand unbehaglich. Wir ſahen ein, daß
wir ſo, wie wir waren, ſehr raſch wieder das ſchöne Ländchen
würden verlaſſen müſſen, wenn uns ein Poliziſt erwiſchte, weil
vir im unſerer wenig mondänen Aufmachung das Fürſtentum
beleidigten. Wir ſchlugen einen faſt überwachſenen Bergpfad ein,
Ans Sparſamkeitsgründen wurde ohne Seife raſiert.
der in der Nichtung La Curbie lief. Da der genannte Ort mit
der Sahnradbahn erreicht werden kam, dachte keier der
vor=
nehmen Beſucher Monte Carlos an eine Sußwanderung, und wir
blieben allein.
Ein immergrüner, dichtverwachſener Pflanzenzaun feſſelte
unſere Aufmerkſamkeit. Hinter ihm mußte ein Park liegen,
wenn nicht ein Dornröschenſchloß. Nach langen Mühen hatten
wir eine lichte Stelle in der Hecke gefunden und krochen hindurch.
Ein Schloß ſtand zwar nicht da, aber dafür eine verlaſſene
Gärt=
nerei, die uns faſt ebenſo lieb war. Das winzig kleine
Wohn=
haus war allerdings verſchloſſen, jedes Fenſter mit ſchweren
Senſterladen geſichert, aber es war da noch ein kleiner
Geräte=
ſchuppen mit offener Cür, einem Fenſter, Spaten, Sägen,
Gieß=
kannen, Hobelſpänen und leeren Verſandkiſten. Die nochmalige
Beſichtigung des Grundſtücks ergab, daß tatſächlich keine
Men=
ſchenſeele außer uns hier anzutreffen war. Schließlich fanden
vir ein Schild an der nach einer anderen Straße liegenden
Ein=
gangspforte, das beſagte: Dieſe Gärtnerei iſt zu verkaufen! Wir
Der zeitgemäße Haushalt.
Haltbare Schuhbänder für Kinderſchuhe. Da
bekanntlich an Kinderſchuhen die Bänder oder Senkel ſehr raſch
die ſteifen Schnüröhre verlieren und dann nur ſchwer einzuziehen
ſind, ſo ſollte man ſie auf folgende Weiſe ſelbſt herſtellen: Man
häkle zu dieſem Zwecke 4—5 feſte Handzwirn= und einen
Baum=
wollfaden zu einer Luftmaſchenkette in der nötigen Länge.
Um=
wickle dann die Enden dicht und feſt mit Zwirn und durchnähe ſie
mehrmals, damit ſie recht ſteif werden.
Wöchentliche Reinigung von Kleider=, Hand=,
Haarbürſten und Kämmen eine hygieniſche
For=
derung. Alles, was zur Kleider=, Körper= und Haarpflege
ge=
hört, ſollte wöchentlich einma lgründlich gereinigt werden.
Wie=
viel Staub, unkontrollierbarer Art ſetzt ſich z. B. allein in die
Kleiderbürſten ab und wird immer wieder auf andere
Gebrauchs=
gegenſtände übertragen. Man bereite ſich deshalb regelmäßig
eine handwarme Lauge von 3 Eßlöffel Perſil auf 1 Liter Waſſer,
weiche darin ſämtliche Kämme ein, während, man die Bürſten
gegenſeitig darin ausbürſtet. Dann mit lauem Waſſer mehrmals
geſpült, laſſe man die Bürſten, auf die Borſten geſtellt,
austrock=
nen. Die Kämme bearbeite man dann mit einer ſcharfen Hand=
E.
bürſte.
Eine gute Taſſe Tee. Der Winter iſt die Zeit des
ſtärkſten Teegenuſſes. Sehr ſelten erhält man aber eine Taſſe
wirklich aromatiſchen und anregenden Tee. Und warum nicht?
Weil der Tee zumeiſt ohne das richtige Verſtändnis für ſeine
Eigenart bereitet wird. Zu einer guten Taſſe Tee gehört:
1. Ein geſtrichener Teelöffel voll von einer guten Sorte
ſcwarzem oder einer Miſchung ſchwarzen und grünen Tees.
. Raſch zum Kochen gebrachtes, friſch aufgeſetztes Waſſer zum
Ueberbrühen desſelben.
3. 9—6 Minuten währendes Ziehenlaſſen des Tees an einer
heißen Herdſtelle oder im Waſſerbade.
4. Skändige Verwendung der gleichen Gefäße zum
Teeberei=
ten, alſo des Waſſerkeſſels, der Teekanne und =taſſen.
5. Geſondertes Reinigen der letzteren mit reinem Lappen, der
nie zum Kaffeegeſchirr verwendet wird, und nur Ausſpülen und
=laufen der Teekanne, ohne Austrocknen mit einem Tuch.
6. Aufbewahrung des Tees in luftdicht verſchließbaren
Büch=
ſen in Blech.
waren im Bilde: wir kauften ſie einſtweilen — mindeſtens auf
einige Cage— der dräuenden Armee von Monaco zum Crotze!
Der Geräteſchuppen wurde unſer Heim. Wir hatten ja ſo
ſchrecklich viel Arbeit, uns wieder in Ordnung zu bringen. Seit
14 Cagen, von Gena her, waren da unſere Lagerſtätten
ge=
weſen: Eiſenbahnunterführung, Kohlenkahn, Möbelwagen,
Orangenhain, Kaktusdickicht, Kirchentreppe, Heuboden,
Straßen=
graben, Laube, Eiſenbahnwagen, Siſcherkahn, Keller, Neubqu.
Die herrliche Riviera hatte alle anderen Gedanken verdrängt;
wir wanderten, ſangen, badeten und vernachläſſigten dabei die
Kleidung. Das ſollte nun anders werden.
Suerſt machten wir Kaſſenreviſion. Ich fand in meinen
Caſchen ein Caſchenmeſſer, einen Spiegel, einen Paß,
Streich=
hölzer, Cabakpſeife, leeren Cabaksbeutel, eine Blechſchachtel
mit Salz, Sigarettenpapier, Notizbuch, Bleiſtift, zwei italieniſche
Briefmarken und an Geld — einen deutſchen Sehnpfenniger. Es
war ausſichtslos, mit dieſem Kapital das Kaſino aufzuſuchen.
Lange ſah ich mir das hellerleuchtete Kaſino an.
Mei Walzbruder Guſtav als Barbier war dementſprechend
aus=
gerüſtet: Naſiermeſſer, Schere, Seife, Abziehriemen, einige
Hoſen-
knöpfe, ebenfalls Streichhölzer, Notizbuch und ein total
zer=
riſſenes Liederbuch. Einen Paß oder irgendwelche
Ausweis=
papiere hatte Guſtav überhaupt nicht. Er behauptete immer, es
gabe auch unbewachte Grenzübergänge.
An Eikäufe war demnach nicht zu denken. Wohl aber ging
bald ein großes Waſchen los. Vor allen Dingen wurde das
ein=
zige Hemd gewaſchen, wobei beinahe die ganze Naſierſeife Guſtavs
daraufging. Aus Sparſamkeitsgründen wurde dann ohne Seife
raſiert; ein Genuß, den wr der kennt, der ihn ſelbſt erlebt hat.
Das größte Glück beſtand in einem alten eiſernen Copf, der als
dienſtunbrauchbar in einer Ecke lag. Er wunde zum Gefäß
um=
geahnter leiblicher Genüſſe. Haben Sie ſchon einmal
Porree=
gemüſe mit Waſſer, ohne Butter und Kartoffeln gegeſſen?
Schmeckt nicht übel, iſt ſicher auch geſund, aber lättigt nicht.
Beſſer ſchon dick eingekochte Möhrenſuppe mit Veilcheneinlage,
hocharomatiſch und nahrhaft. Seſtere Suppenbeſtandteile fehlten
uns aber doch ſehr. Der Magen knurrte immer vernehmlicher.
Schließlich, als wir ſo gegen hundert Apfelſinen und einige
Schock der erdbeerartig auf der Sunge zerlaufenden Kaktusfeigen
gegeſſen hatten — alles Dinge, die „unſer” Garten beſcherte —
hielt es der Magen einfach nicht mehr aus. Guſtav erbot ſich,
Geld zu beſchaffen, ohne zu betteln. Er nahm ſein Naſierzeug
unter den Arm, überzeugte ſich erſt noch einmal, daß ſein Hemd
infolge Kragenmangels ein ſchillerkragenähnliches Gebilde um den
Hals aufwies, und ſchob los.
Er kommt zurück. Ich ſehe es ihm an, daß wir jetzt
eben=
falls den wohlhabenderen Kreiſen zuzuzählen ſind. Er trägt
aller=
hand Päckchen — Heringe, Kartoffeln, Käſe, Sucker, Brot und,
Wunder über Wunder — ein Stück Wurſt. Ja, ja, ſo ein
Raſiermeſſer iſt nahrhafter als Bleiſtift und Schriftſtellerhirn.
Er hat eine ganze Menge Fiſcher in Condamme raſiert. Sie
wußten erſt nicht, was er wollte, als er aber kurzerhand anfing,
einen alten Knaben zu raſieren und dafür wur einen halben
Franken verlangte, drängte ſich alles an Guſtav heran. Das war
ein Göttermahl. Faſt hatte ich Freudentränen in den Augen,
und die an ſich ſo ſchöne Welt war m Gold getaucht.
Die Dämmerung kam, und wir wurden frech. Das gute Eſſen
hatte unſerem Unternehmungsgeiſt Flügel verliehen. Man will
Falſche Honigkuchenſoße von Stollenreſten.
Wenn der Stollenvorrat zu Ende geht und verſchiedene
hartgewor=
dene Stollenſtückchen übriggeblieben ſind, ſo ſollte man dieſe mit
kaltem Waſſer einweichen und entweder eine Suppe mit Roſinen
davon kochen, die namentlich von Kindern ſehr gern gegeſſen wird,
oder mit Zitronenſchale, 1 blütenloſen Nelke und wenig Zimt
ver=
kocht, eine falſche Honigkuchenſoße bereiten, die man mit einer
dunkelbraunen Einbrenne verdickt und, mit Eſſig und Zucker
ab=
gewürzt, zu gekochter Rinderbruſt und Kartoffelklößen reicht.
Vorzüglicher Krautſalat. Einen feingehobelten
Rot= oder Weißkohlkopf lege man, locker aufgehäuft, auf ein
gro=
ßes Sieb und hänge dieſes über einen verdeckten Topf mit wenig
kochendem Salzwaſſer. 15—20 Minuten durchdämpft, wobei man
ihn öfter umwendet, menge man ihn wie üblich, mit Oel,
Zitro=
nenſaft oder Eſſig, Salz, Pfeffer und Zucker oder 1 Eßlöffel
Süß=
ſtofflöſung und reichlich in Streifen oder Würfel geſchnittenem,
ge=
kochten Sellerie. Beſonders Rotkohl in dieſer Verbindung iſt bei
Herren als Zuſpeiſe zu allerlei Braten ſehr beliebt.
H.
Punſch=Creme von Punſchreſten. Wenn vom
Punſch Reſte übrig blieben, ſo kann man ſie zu einer Creme
ver=
arbeiten, wozu man den Punſch nochmals erhitzt, dann mit
Kar=
toffel=, Reis= oder Maismehl dick ausquellen läßt. Dann mit
Zucker= oder Süßſtofflöſung, 1 Teelöffel friſcher Butter, etwas
ab=
geriebener Zitronenſchale, Rum oder Arrak abgeſchmeckt, rühre
man dann noch den ſteifen Schnee von 2—3 Eiern darunter und
fülle das Creme in Glasſchalen oder Gläſer. Vor dem Servieren
kann man das Creme noch mit aufgeſpritzter Schlagſahne,
einge=
machten Früchten oder kleinen Makronen garnieren.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Milzſuppe. Roaſtbeef mit Roſenkohl. Geſchmorte
Birnen.
Montag: Möhren mit dicken weißen Bohnen und Kochwurſt.
Dienstag: Grünkohl mit Bratkartoffeln und gebratenem
Schweinekamm.
Mittwoch: „Teltower Rübchen mit gekochter Rinderbruſt.
Donnerstag: Sauerkraut mit Erbsbrei und
Schweins=
knochen.
Freitag: „Gefüllter Schellfiſch mit Peterſilienbutter.
Samstag: Fleiſcheierkuchen mit Sellerieſalat
doch ſchließlich auch was ſehen, wenn man die Koſten einer ſolchen
Reiſe nicht ſcheut, nicht wahr? Alſo zogen wir auf
Entdeckungs=
fahrten aus. Unſere Habſeligkeiten trugen wir bei uns — zum
Glück, wie ſich bald herausſtellte.
Das hellerleuchtete Kaſino ſah ich mir lange an.
Während ich nämlich ſo ſtand und ſann — Guſtav war ſchon
etwas vorausgegangen —, hörte ich plötzlich entſchiedene Schritte
von einem Seitenwege des Kaſinogartens. Das klang nach einem
Manne, der weiß, was er will, und in der Cat war es ein
Poliziſt, der gleichzeitig als Parkwächter fungiert. Er ging auf
Guſtav zu, und ich verſchwand ſchnell im nächſten Gebüſch, ſprang
von Deckung zu Deckung und war bald auf der breiten
Auto=
ſtraße nach Nizza. Ich ahnte, daß Guſtav nicht lange auf ſich
warten laſſen würde, denn was wollte man in Monaco mit einem
wandernden Barbier anfangen?
Die ganze Küſte lag im magiſchen Scheine ungezählter Lichter
aus Villen und Hotels vor mir. Bunte Klänge durchwoben den
Abend. Die Luft war mild und von Blütendüften erfüllt. Ich
letzte mich auf eine niedrige Gartenmauer und ſchlief ein.
„Hallo, alter Junge, hier wird nicht gepent!” weckte mich
eine Stimme, während ſich eine Hand ſchwer auf meine Schulter
legte. Guſtav ſtand vor mir und lachte über das ganze
gut=
mütige Geſicht. Man hatte ihn mit zur Wache genommen, nach
ſeinem aſſe gefragt und etwas von einem Permis erzählt, was
Swei Mann hoch, prächtig in Kluft, ohne Kragen
Guſtav nicht verſtand, da er grundſätzlich keine fremden Sprachen
lernte. Guſtao hatte die Beamten nur immer angebrüllt: „
Staa=
tenlos! Rußland!”, trotzdem er mit Spreewaſſer getauft war, und
das mußte den Herren genügt haben. Einer der Beamten
be=
gleitete ihn auf die Straße nach Nizza, und die Welt ſtand ihm
wieder offen.
Die warme Nacht verlockte zum Schlafen im Freien. In einem
großen Garten, mitten zwiſchen Blumenbeeten, ſchliefen wir den
Schlaf der Gerechten, um am nächſten Morgen, durch Vogelſang
geweckt, frohen Mutes weiterzuziehen, ins ſchöne Südfrankreich.
Auflöſung der Rätfel aus Nummer 51:
Zwei ſymboliſche Bäume.
Verwandlungs=Rätſel.
Erbſe, Ulſter, China, Hebel, Ingwer, Harfe, Rebus, Gelb, Oland,
Torte, Teſſin, Eugen, Rakete, Genua, Eiſen, Heller, Ols, Ratte, Taler,
Drache, Eule, Regen, Krone, Alpen, Ungarn, Fuchs, Mailand, Achat,
Nichte, Neger. — „Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann.”
Z
Humor
Das ſeltene Tier.
„Dieſes Jahr werde ich auch eine Jagd pachten!”
Au, fein, Männe, da ſchießt du mir dann einen ſchönen
Seal=Electric!”
Im Café. „Heute iſt Konzert, da koſtet das Glas Bier
40 Pfennig, mein Herr!“
(Toledo Blade.)
So — iſt es ſonſt teurer?
Empfehlung. „Iſt der Stoff auch wirklich neu?
„Das allerneueſte Muſter, meine Dame
„Und bleicht er nicht an der Sonne?
„Ausgeſchloſſen! Er liegt ſchon über zwei Jahre im
Schaufen=
ſter und hat noch genau denſelben Farbton!“
(Schweizer Illuſtrierte.)
Die Erklärung. „Wie konnte ſich nur Ihr Mann die Arme ſo
verrenken?
„Ja, Herr Doktor, er iſt doch Mitglied des Anglervereins, und
geſtern wollte er zeigen, wie lange der Hecht war, den er am
(Karikaturen.)
letzten Sonntag gefangen hat."
Nach der Feier. „Haſt du bemerkt, wie glücklich Frau Janſen den
ganzen Abend ausſah?” — „Natürlich, ſie dachte gewiß an den
Pelz=
inantel, den ſie von ihrem Mann zum Geburtstag bekommen hat.”
„Aber Herr Janſen machte ein recht trübſeliges Geſicht!“
(Tit Bits.)
wahrſcheinlich dachte er an dieſelbe Sache.”
Im Sporthotel.
Wenn man die neue Winterſportmode ſozuſagen
in „Reinkultur”, kennenlernen will, genügt ein
Blick in die Halle eines vielbeſuchten Berghotels,
denn dort kann man ſicher ſein, erſchöpfend
unterrichtet zu werden.
Wer der Meinung iſt, daß die ſportliche Mode
ſich nicht ändere, wäre ganz entſchieden falſch
bera=
ten, denn es gibt hier natürlich genau ſo wie in der
Tagesmode zahlloſe Schwankungen und
Variatio=
nen, die nicht allein in der Silhouette der
Sportdreß, ſondern auch in ihren Farben und
Materialien zum Ausdrucke kommen.
Abgeſehen von dieſen Fragen gibt es aber in der
Winterſportmode einige Faktoren, die beſonders
beachtet werden müſſen. Vor allen Dingen hat die
Kleidung abſolut zweckentſprechend zu ſein.
Uebertriebener Luxus wäre alſo ebenſo fehl
ange=
bracht, wie eine am falſchen Platze verwendete „
ab=
ſichtliche Primitivität”.
In einem ſportlichen Stück muß man ſich abſolut
wohl fühlen, darf durch die Kleidung unter keinen
Umſtänden beengt ſein, muß aber unter allen
Um=
ſtänden flott ausſehen.
Auch ſoll es ſich immer um Materialien handeln,
die einerſeits waſſerdicht, andererſeits ſo beſchaffen
ſind, daß Feuchtigkeit und Schnee ihnen nichts
an=
haben und ſich nicht einſaugen kann, ſondern
mög=
lichſt raſch „abläuft”.
Ferner iſt auf abſolute Farbechtheit großes
Gewicht zu legen, denn die viele Näſſe und die
win=
terliche Sonne ſtellen große Anforderungen an die
Sportgarderobe, wirken auf Farben kräftig ein
und bleichen ſie, wenn ſie nicht ganz erſtklaſſig ſind,
was natürlich ſehr unſchön ausſieht.
Trotzdem aber iſt kräftiges Kolorit in der
Winterſportmode ſehr beliebt, denn gerade in der
Schneelandſchaft nehmen ſich bunte Farben ſehr
gut aus!
Da für dieſe Zwecke die Strickmode am
gebräuch=
lichſten iſt, ergibt ſich ſchon dadurch ein großer
Far=
benreichtum, da dieſe Erzeugniſſe ja gerade aus der
markanten Ornamentik ihre beſten Effekte holen.
Am netteſten ſind wohl die verſchiedenen intarſierten
Winterſportſachen, die in ihrer Deſſinierung nicht mehr ſo ſtreng
ſind wie die Modelle der vorigen Saiſon, da man jetzt die Wolle
„aufzurauhen” pflegt, wodurch ſich ein ſehr aparter,
verſchwim=
mender Effekt ergibt, der in ſeiner flauſchigen Art
außerordent=
lich gefällt.
Die Winterſportaufmachung richtet ſich natürlich ganz nach
dem Verwendungszweck, da es keineswegs einerlei iſt, ob eine
Dreß etwa für den Skiſport, für den Eislauf, zum Rodeln oder
für die Promenade im Schnee beſtimmt iſt.
Die Eisläuferin wird ſich zweifellos zu einem im
gan=
zen gearbeiteten Strickkleide bekennen (womit der
Unterſchied zu den Jumpermodellen der vorigen Saiſon feſtgeſtellt
ſei), um ſo mehr, als dieſe Kleider beſtimmt ungemein praktiſch
ſind; außerdem wirken die neuen Jerſey=Muſter
höchſt originell, und beſonders die „Chenille=
Tech=
nik” konnte ſich in kürzeſter Zeit viele Freunde
er=
werben, wiewohl daneben auch noch die
verſchiede=
nen Paſtillen= und Confetti=Muſter einen breiten
Raum im Sportmodebild einnehmen. Die
Rock=
partie dieſer Jerſey=Kleider iſt entweder leicht
glockig oder in Falten gelegt, um beim Eislauf
nicht hemmend zu ſein.
Der Skiſport ſteht nach wie vor im Zeichen
der Norwegerhoſe, mit dem Unterſchiede bloß, daß
die elegante Frau zu dieſer Hoſe immer ſeltener den
früher ſo beliebt geweſenen Lumberjack trägt,
ſon=
dern die Kaſak vorzieht, die der neueſten
Mode=
richtung Rechnung trägt, durch einen Gürtel
hoch=
tailliert wird und die Figur groß und ſchlank
er=
ſcheinen läßt. Hier gibt es wundervolle bunte
Mu=
ſter, von denen in erſter Linie die verſchiedenen
in=
tarſierten und „gerauhten” Strahlenornamente zu
gefallen ſcheinen. In unſerem Bilde zeigen wir an
erſter Stelle eine ſchick kombinierte Skidreß mit
flam=
menartig intarſierten Motiven, die ſich auch auf den
Aermeln wiederholen. Die Sweaterform iſt heuer
— wie man ſieht — wieder ſehr beliebt. Eine
eng=
anliegende Wollmütze, in der gleichen Muſterung
ſtellt die richtige Ergänzung einer ſolchen
Auf=
machung dar.
Der Herr trägt heuer zu Knickerbockers
ausſchließ=
lich den „Canadier” jene flotte Wollbluſe, die
„Shaker” und „Weſte” in glücklicher und
geſchmack=
voller Art verbindet. (Bild 2.)
Unter einem Trotteur=Pelzmantel ſieht für die
winterliche Promenade ein geſtricktes Koſtüm
immer ſchick aus, bei dem vornehmlich die neue
„Dreiteiligkeit” zu beachten wäre, die dadurch
ent=
ſteht, daß der Rock mit einem Kaſak=Oberteil
kom=
biniert und durch ein Cardegan=Jäckchen ergänzt
wird. Unter der Kaſak kann eine Bluſe mit einem
flotem Fichu getragen werden, die auswechſelbat
iſt und ſomit immer nett und appetitlich wirkt. Für
ſolche Koſtüme ſehen Streifenornamente immer am
allerbeſten aus. (Figur 3.)
Für die Rodelbahn wird ein in Falten
ge=
legter (nicht zu langer) Strick=Shetland=Rock mit
einer aſymmetriſch intarſierten Kaſak kombiniert,
deren gerauhter „Stuartkragen” eine ganz beſondere Neuheit
der Strickmode darſtellt.
Auch hier iſt Buntheit natürlich ſehr am Platze, wenn man
nicht Gefahr laufen will, mit ſeiner Dreß im hellen Schnnelichte
der Winterlandſchaft allzu belanglos, wenn nicht unſchick,
auszu=
ſehen und gänzlich „abzufallen".
Willy Ungar.
Die neueſte Strickkleidung für Frauen.
Iſt es wirklich wahr, daß die entzückenden, flotten, echt
Wiener Kleider aus Chenille=Jerſey, Crepe=Jerſey und
Jerſey=
boutonné, aus Strickmaterial beſtehen? Kaum möchte man es
für möglich halten, wenn man die neueſten Modelle dieſer Art
wieder und immer wieder bewundert. Bald zeigen ſie ſich uns in
Schwarz=Weiß, bald wieder in Braun und Dunkelblau=Weiß, bald
wieder diagonal geſtreift, bald geflammt, getüpfelt, geſpritzt, oder
mit ähnlichen neuartigen Deſſins, unter denen der zweifarbige,
unterbrochene Fadenſtreifen vielleicht am meiſten gefällt. Auch
tweedartige Effekte und Fiſchgrätenmuſter ſind an dieſer neuen
Verarbeitung der Strickkleidung zu finden und wirken in
entſpre=
chender Farbenwahl, äußerſt effektvoll. Die neuen
Strickkleid=
chen aus einem Stück, mit einem oft pliſſeeartig gewirktem Rocke,
zeigen entweder V=förmigen, ſchmal viereckigen Ausſchnitt, in der
natürlichen Taillenlinie einengenden Gürtel und hier und da am
Rocke noch eingearbeitete Gehfalten. Jedenfalls ſind ſie ſo elegant
und ſchick gefertigt, daß ſich die Dame bei entſprchender Wahl der
Kopfbedeckung, auch im Café damit zeigen, darin Beſuche machen
kann, kurzum, ſich den ganzen Tag über bei allen möglichen Ge=
legenheiten darin zeigen darf, immer in der Gewißheit,
hoch=
modern und immer völlig modegerecht gekleidet zu ſein.
„Geſellſchaft und Mode” ſind die beiden Pole, um die ſich das
gegenwärtige allgemeine Intereſſe dreht. Mit Geſellſchaftskultur
und Mode beſchäftigen ſich die reichilluſtrierten Artikel in dem
ſoeben erſchienenen neuen Heft der „Eleganten Welt”, das
in Form und Inhalt wieder vorbildlich ausgeſtaltet iſt. Der
großen Vorliebe für Bridge, das neueſte, unterhaltſame
Ge=
ſellſchaftsſpiel, entſpricht ein intereſſanter Artikel „Bridge=Party”,
Wäſche für die Dame.
Das Wäſcheſtück in ſchöner, zarter Ausführung iſt
ja immer der Wunſch der eleganten Frau; nicht
immer aber langen die Mittel, um ſolche Dinge
anſchaffen zu können, und darum hat ſich gerade in",
letzter Zeit die Tendenz durchzuſetzen vermocht, die
Wäſche ſelbſt herzuſtellen.
Jede Dame wird an dieſer Arbeit ſicherlich viel
Freude haben und gar bald feſtſtellen können, daß
auf dieſe Weiſe viel zu erſparen ſei.
Ein oder das andere Stück wird man natürlich
nach wie vor fertig kaufen, um über den richtigen
Schnitt genau informiert zu ſein und auf Grund
deſſen erſt die anderen Sachen herzuſtellen, die aber
ſelbſtverſtändlich nur in der Linie, nicht aber in
ihren Details, Garnierungen uſw. übereinſtimmen
ſollen, da ja jede Dame froh iſt, ihre eigenen Ideen
hier zur Geltung zu bringen.
Bei der Ergänzung der Wäſcheausſtattung müßte
man ſich vor allen Dingen vor Augen halten, daß
es hier zwei Gebiete gibt: die Strapazwäſche
und die Wäſche für Nachmittag und
Abend, die natürlich nicht nur in der
Ausfüh=
rung, ſondern auch im Schnitt voneinander
voll=
kommen verſchieden ſein müſſen, da im erſteren
Falle das Hauptgewicht auf beſondere
Widerſtands=
fähigkeit gelegt wird, während bei eleganter Wäſche
6
gute Wirkung und zarte Ausarbeitung das
wich=
tigſte iſt, da ja ein ſolches Wäſcheſtück vielfach im
Ausſchnitte des Kleides ſichtbar wird, oft auch durch
die dünnen Modeſeiden hindurchſchimmert, alſo
ſo=
zuſagen einen Teil der Aufmachung darſtellt und
darum beſondere Berückſichtigung verdient.
Beginnen wir alſo mit dieſem Kapitel der
Wäſche=
mode, das — da es das phantaſiereichere iſt —
ſicherlich auch lebhafterem Intereſſe begegnen wird.
Die neue Wäſche für den Abend iſt natürlich (da
die Mode, wie man weiß, Aufputzeffekte in jeder
Form liebt) faſt immer garniert, und zwar hat ſich
auf dieſem Gebiete heuer ganz entſchieden der
Spitzenbeſatz durchzuſetzen vermocht, wodurch ſich
außerordentlich geſchmackvolle Wirkungen ergeben.
Die Rock=Kombinationen werden — der neuen Silhouette
ent=
ſprechend — oben enganliegend, unten aber glockig gearbeitet und
ſowohl am oberen Rande als auch zum Abſchluſſe mit Spitzen
be=
ſetzt, die in der Farbe vom paſtellgetönten Grundmateriale des
Wäſcheſtückes abſtechen ſollen, da dieſer Kontraſt außerordentlich
gefällt. Der obere Spitzenanſatz pflegt noch derart eingearbeitet
zu ſein, daß er gleichzeitig als Büſtenhälter zu dienen vermag,
womit der Unterkleidung eine Vereinfachung gegeben wurde, die
ſicherlich überaus beifällig begrüßt werden wird. — Für
ſolche Wäſche=Typen herrſcht heuer Röſa und: Lachs in ällen
Tönungen vor, doch gefällt auch ein zartes Blau=Grün, das
aber viel heller ſein muß als das bisher im Vordergrund
geſtan=
dene „Türkis”, das nach und nach vollkommen verſchwindet, da
man dieſer Farbe doch müde geworden zu ſein ſcheint. Mitunter
ſind abendliche Wäſchemodelle auch in zarter Zyklamen= und
Orchideenfarbe gehalten, die ſehr fein zur Geltung kommt. Zu all
dieſen Tönen wirken naurfarbene (alſo nicht weiße, ſondern
wie der Fachausdruck lautet — „cremierte‟)
Spitzen ausgezeichnet und ſichern einen
Geſamt=
effekt, der unbedingt ſympathiſch und
außerordent=
lich dezent iſt und überdies dem Gſchmacke der neuen
Mode reſtlos angepaßt erſcheint (Mittelbild).
Ganz anders ſind die Wäſche=Typen, die für
Strapazzwecke und insbeſondere, für den Sport
in Frage kommen. Hier muß man nämlich auf die
ſtarke Inanſpruchnahme Rückſicht nehmen und tut
am beſten daran, von allen Garnierungen
abzu=
ſehen und auch jede Farbwirkung zu vermeiden, da
in dieſem Falle weiße, gut waſchbare Wäſche
ſicher=
lich am richtigſten gewählt iſt.
Es überwiegen hier enganliegende Modelle, die
einen einfachen Oberteil mit einem ſchlichten
Hös=
chen, vereinigen (vorletzte Skizze). Solche Stücke
ſind beſonders für den Winterſport ungemein
prak=
tiſch, da man ja oft genötigt iſt, ſie im Hotel
reini=
gen zu laſſen und derartige Wäſche auch bei wenig
behutſamer Behandlung keinerlei Schaden nimmt.
Eine beſondere Wandlung iſt in der Mode der
Nachthemden zu verzeichnen; hier wird nämlich
von der nüchternen, „ſachlichen” Form ein wenig
abgerückt und der Phantaſie erhöhter Spielraum
gelaſſen, ohne daß dieſe Stücke aber überladen
wären! Eine gute, bequeme, loſe Faſſon iſt nach
wie vor beliebt. Gelegentlich werden
beiſpiels=
weiſe die Aermel in kelchartiger Form mit Spitze
beſetzt, wie auch ein eingearbeitetes Spitzenmotiv
(ſehr beliebt ſind Maſchen im Stil Ludwigs XV.)
am Vorderteil ſehr ſchön ausſieht. (Letztes Modell.)
Ein Nachthemd dieſer Art iſt ſofort in ein
aus=
gezeichnetes Hauskleid zu verwandeln, wenn man
dazu einen geraden Paletot vorſieht, der aus
wei=
chem, warmem Material verfertigt (am
empfeh=
lenswerteſten wäre paſtellfarbener Samt) und mit
bunter Wollſtickerei oder mit Applikationen aus
bunten Materialreſtchen garniert werden kann,
eine Arbeit, die man ſicherlich gerne ſelbſt herſtellen
wird (Bild 1), um ſo mehr, als ſie keinerlei
Schwierigkeiten bietet.
Schließlich ſei auch noch das Schlaf=Pyjama
er=
wähnt, für das natürlich unbedingt farbechtes
Ma=
terial herangezogen werden muß, damit man bei der Wäſche keine
Enttäuſchung erlebe. Die zuſammenhängende Overall=Form, die
aber ſo wirken ſoll, als ob ſie zweigeteilt wäre, iſt augenblicklich
beſonders bevorzugt. Die Bluſe reicht in dieſem Falle in die
Hoſe, die mit einem Gürtel zuſammengehalten wird, oberhalk
aber etwa in Zweifingerbreite mit einer Kante hervorſieht
und=
damit eine Wirkung ſchafft, die ungemein ſchick und jugendlick
iſt. (Figur 2.)
Willy Ungaz.