Darmstädter Tagblatt 1930


07. Oktober 1930

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Wöchentliche illuftrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 277
Dienstag, den 2. Oktober 1930.
193. Jahrgang

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Spaniens ernſte Skunde.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
wer Nanhier und die Panonafehänften.
Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.

keine Klärung der Sikuakion. Die Berhandlungen mti den Parkeiführern vorerſt abgeſchloſſen.
Fragen der Außenpolikik und Preußen im Vordergrund.

Kakaſtrophe der Staaksparkei?
4. Brüning empfängk Adolf Hikler.

* Berlin, 6. Okt. (Priv.=Tel.)

i Beſprechungen des Kanzlers mit den Parteiführern
ſinwtm. Montag abend mit dem Empfang der Deutſchnationalen
zu eern vorläufigen Abſchluß gebracht worden. Die politiſche
Seintwon war dabei am Sonntag der Beſuch des nationalſozia=
liſtſten
Parteiführers Hitler. Die Regierung ſucht ſich für
Hl diehſe Beſuch zu entſchuldigen, indem ſie erklärt, ſie habe ledig=
lichiſſte
Parteileitungen eingeladen und habe es den einzelnen
Pcſmem überlaſſen, wen ſie entſenden wollten, ſo daß auf dieſe
ne Weſi auch Herrn Hitler der Beſuch beim Kanzler freigeſtanden
haht Trotzdem herrſcht links große Erregung darüber,
daßyer Kanzler ſich mit einem Staatenloſen eingelaſſen habe.
Di/ Einwand gegen den nationalſozialiſtiſchen Führer wirkt
nauhrade etwas beſchämend. Unter den Sozialdemokraten
ſellyfſmd mehrere Größen, die erſt ſchleunigſt die Deutſche
Steinzägenſchaft erwerben mußten, um eine amtliche Rolle ſpie=
lenntz
lönnen. Herr Hitler hat ja ſchließlich 4 Jahre im deutſchen
Heſitzt refochten, und damit iſt eigentlich ſeine Qualität als
De lſher hinreichend begründet, auch wenn aus irgendwelchen
Grſueri formell ſein Eintritt in den deutſchen Staatsverband
nicſtrfolgt. Er ſcheint übrigens, als ob Herr Hitler beim
Kacher, ſehr energiſch aufgetreten iſt. Er hat ſeine grund=
eufäitiche
Bereitwilligkeit zum Eintritt in eine
KlReſiarung aufrecht erhalten, aber auf die bekannten
Bebßiurngen, vornehmlich auf die Rückwirkungen nach
3 ᛋuis en aufmerkſam gemacht und als Vorausſetzung für
jedul ontive oder negative Unterſtützung die Reviſion des
VAſugplanes gefordert. Der Kanzler hat das zur Kennt=
inisihnommen
, ohne ſich irgendwie feſtzulegen, ſo daß die Be=
Aſprotng nur ſehr kurze Zeit dauerte.
1ᛋſte entlich längere Zeit hat die Unterhaltung mit den
Deſſtſchnationalen in Anſpruch genommen. Herr Dr.
Obyephmen iſt etwa 1½ Stunden bei Dr. Brüning geweſen,
ſeinie arhlichen Bedingungen haben ſich von denen der Natio=
nah
=ſtalliſten wohl nicht allzuſehr unterſchieden, nur daß er in den
Volhörg rund die Notwendigkeit eines Morato=
riſs
für den Tributplan ſtellte. Darauf hat ſich
denſſänzler nicht eingelaſſen wegen der Folgen, die aus
einug ſwlchen Moratorium für die internationale deutſche
Ar itfähigkeit entſtehen müßten. Dagegen iſt wohl
übechi" Möglichkeit geſprochen worden, die Reviſion des
Yoſugplanes in anderer Form in Fluß zubrin=
ge
ßworüber vermutlich die Verhandlungen noch weitergehen
wepih.
ſ8 Ganzes genommen, iſt aus den verſchiedenen Be=
ſproſtngen
der Schluß zu ziehen, daß die innerpolitiſche Lage
zunuſſt etwas geſpannt iſt. Der Kanzler hat die Brücken
naach cets nicht abgebrochen, wenn er ſich auch wohl im Unter=
bem
=itſein, mehr auf eine Unterſtützung durch die
MSoſalldemokraten verläßt, die, um einen Konflikt zu
ver mden, der Regierung wohl gerne über den toten Punkt
Ahinitlelfen möchten. Die Rechnung in Regierungskreiſen geht
jededenls dahin, daß mit Hilfe der Sozialdemokraten nicht nur
wder ütxag auf Aufhebung der Notverordnungen, ſondern auch
evehſtelle Mißtrauensvoten abgelehnt würden, und daß eben=
fall
)s uir ſozialdemokratiſcher Hilfe das Geſetz über den Ueber=
brückig
skredit Annahme finden kann, womit dann der Regie=
rum
)er Start im neuen Reichstag ermöglicht wäre. Allerdings
nur ſlange, bis die Beratungen über das ſachliche Programm
undy in neuen Etat beginnen, wenn auch nur unter der Voraus=

ſetzum Saß die mittelbare oder unmittelbare Anlehnung an die
Sez=ſſde mokratie nicht das Kabinett in ſeinem gegenwärtigen

Befiſtd von innen heraus ſprengt, eine Gefahr, die der Kanzler
bei in Haltung des Landvolkes und der Wirtſchaftspartei in

Rec Mug ſtellen muß.

NiA Litauen die Genfer Memelabmachungen
ſabokieren?

TU. Memel, 6. Oktober.
Af Grund der von der litauiſchen und deutſchen Regierung
in 0Ff getroffenen Vereinbarungen ſollte die Umgeſtaltung des
aus;Ltauiern zuſammengeſetzten Direktoriums des Memelgebietes
unvc iglich erfolgen. Im Gegenſatz hierzu erklärt jedoch der Prä=
ſideru
des Direktoriums, Reysgis, daß niemand das
Di etorium zum Rücktritt zwingen könne. Dieſe
Erkläung iſt zweifellos im Einverſtändnis mit dem litauiſchen
Gorurneur erfolgt, da es ein offenes Geheimnis iſt, daß Reysgis
keing ſchritte unternimmt, ohne ſich vorher der Zuſtimmung des
Gouureneurs verſichert zu haben. Unter dieſen Umſtänden dürfte
die hhtigkeit der Erklärung der Preſſeſtelle des litauiſchen Gou=
vermaerts
, daß die erforderlichen Schritte zur Um=
billdn
g des Direktoriums bereits eingeleitet
ſeiennbzuwarten ſein. Ebenſo iſt die Aufhebung der Preſſezen=
ſur
hiher noch nicht erfolgt, was ſich im Wahlkampf ſehr zum
Schaun der Memelländer bemerkbar machen werde, da alle Re=
den
de Kandidaten der Deutſchen Mehrheitspartei in den Zeitun=
genſſarnmengeſtrichen
werden, wodurch eine freie Meinungs=
bildem
unmöglich wird.
R übrigen fährt das litauiſche Direktorium fort,
ſich, inmemelfeindlichem Sinne zu betätigen. So iſt das bekannte
Obexchupt der Memeler Nationallitauer, Borchert, wiederum
zum litglied der Memeler Hafendirektion ernannt, der von
den behrheitsparteien abgeſetzte Polizeidirektor Toleikies wieder
auf ſiem Poſten geſetzt und eine große Anzahl Beamter und An=
geſtclllr
des Direktoriums entlaſſen worden. An ihre Stelle ſind
lita u eingeſte lte Perſönlichkeiten getreten. Im ganzen Memel=
gebiſetſt
man über das den Genfer Abmachungen Hohn ſprechende
Verghiten der litquiſchen Gewalthaber auf das äußerſte empört.

* Berlin, 6. Okt. (Priv.=Tel.)
Die Deutſche Staatspartei ſteht, wenn man Mitteilungen
glauben darf, die im Reichstag umgehen, unmittelbar vor einer
Kataſtrophe. Es wird ſogar allen Ernſtes behauptet, daß die
volksnationalen Reichstagsabgeordneten ent=
ſchloſſen
ſeien, innerhalb der Staatspartei nicht weiter mitzu=
arbeiten
, ſondern ſich dem Chriſtlich=Sozialen Volks=
dienſt
anzuſchießen. Darin wird aber wahrſcheinlich
eine künftig immerhin mögliche Entwicklung vorweg genommen.
Richtig iſt aber jedenfalls ſoviel, daß die Amalgamierung der
einzelnen Beſtandteile der Gruppen Koch und Mahraun noch
nicht gelungen iſt. Die Fraktion der Staatspartei hat zwar am
Montag einen einſtimmigen Beſchluß gefaßt, der eine Unter=
ſtützung
der Regierung Brüning bedeutet. An den inneren Ver=
hältniſſen
der Staatspartei geht er jedoch vollkommen vorbei.
Darüber ſoll am Dienstag vormittag eine Sitzung des Haupt=
ausſchuſſes
der Staatspartei entſcheiden, die, wie auch der
Jungdeutſche mitteilt, für die Entwicklung in der Deutſchen
Staatspartei von beſonderer Bedeutung ſein werde. Damit
wird alſo zugegeben, daß nicht alles in Ordnung iſt. Immerhin
kann man doch vielleicht eher mit der Möglichkeit rechnen, daß
diesmal noch ein Ausgleich gefunden wird, ohne deshalb des
Glaubens zu ſein, daß die ganze Partei in ihrer gegenwärtigen
Geſtalt den Winter überlebt.

Sowohl bei den Jungdeutſchen wie bei den Demokraten
ſcheint ſich in den letzten Tagen der Wunſch verſtärkt zu haben,
die Fraktionsgemeinſchaft in der Staatspartei wieder aufzu=
löſen
. Der bisherige Redakteur am Jungdeutſchen, Sommer=
feld
, iſt bereits zur Tägl. Rundſchau, dem neuen Organ
der Chriſtlich=Sozialen, übergegangen. Man erwartet, daß ſich
auch von den ſechs Nichtdemokraten der ſtaatsparteilichen
Reichstagsfraktion zum mindeſten die Mitglieder der chriſtlichen
Gewerkſchaften der Reichstagsgruppe des Chriſtlich=Sozialen
Volksdienſtes anfchließen, die dadurch Fraktionsſtärke erreichen
würde. Die ſechs Diſſidenten der Staatspartei ſind ſich darüber
unter ſich noch nicht einig. Die übrig bleibenden 14 Demo=
kraten
würden im Reichstage allein keine Fraktion
mehr bilden; ſie müſſen alſo gleichfalls Anſchluß ſuchen. Nach
welcher Seite das geſchehen ſoll, darüber gehen aber die Mei=
nungen
auch unter den Demokraten noch auseinander. Eine
ſtarke Gruppe, zu der namentlich Vertreter der Wirtſchaft ge=
hören
, dringt auf Anlehnung an die Deutſche Volks=

partei.

Schärfſter Vorſtoß des Jungdo.

Rendsburg, 6. Oktober.
Das hier verſammelte Meiſterkapitel des Jungdeutſchen Or=
dens
hat folgende Entſchließung angenommen:
Von dem Willen beſeelt, die Zuſammenfaſſung des Volkes
rechts und links, die Volksgemeinſchaft des deutſchen Staatsbür=
gertums
mit zu geſtalten, eröffneten der Jungdeutſche Orden und
die Volksnationale Reichsvereinigung den letzten Wahlkampf im
Rahmen der neu gegründeten Deutſchen Staatspartei. Nach den
Wahlen hat ſich herausgeſtellt, daß Herren wie Dr. Stolper, Rein=
hold
und Höpker=Aſchoff die Sammlung des verantwortungsbe=
wußten
deutſchen Staatsbürgertums gefährden. Weſensfremde
plutokratiſche und parteibürokratiſche Elemente dürfen in einer
ſtaatsbürgerlichen Bewegung keinen Einfluß gewinnen. Die
Deutſche Staatspartei iſt weder eine Fortſetzung der Demokra=
tiſchen
Partei, noch eine Linkspartei. Solange ein klares Abrücken
von den genannten Herren nicht erfolgt iſt, iſt nur die Volks=
nationale
Reichsvereinigung in der Lage, den Kampf um die
ſtaatsbürgerliche Aktivierung vorwärts zu treiben."

Fraklionsſihung der Staaksparkei.

Berlin, 6. Oktober.

Die Reichstagsfraktion der Deutſchen Staatspartei, die ſich
am Montag vormittag mit dem Programm der Reichsregierung
beſchäftigte, faßte folgenden Beſchluß: Die Fraktion der Deut=
ſchen
Staatspartei erblickt in dem Programm der Reichsregie=
rung
einen energiſchen Verſuch zur Erhaltung der deutſchen
Finanzwirtſchaft auf parlamentariſchem Wege. Sie wird ſich
dafür einſetzen, daß dieſer Verſuch zum Erfolg führt. Die
Fraktion der Deutſchen Staatspartei wird Abänderungs= und
Ergänzungsanträge zu gegebener Zeit dem Reichstage unter=
breiten
.

Abſchluß der deutſchen Ueberbrückungsanleihe.

UNB. New York, 6. Okt. (Eigene Meldung.)

Nach Mitteilung aus Bankkreiſen ſind die Vereinbarungen
für einen 125=Millionen=Dollar=Kredit der deutſchen Regierung
abgeſchloſſen. Es dürften Noten mit einer Laufzeit von ſechs
Monaten ausgegeben werden, die bald an allen internationalen
Märkten zur Auflegung kommen ſollen. Die Noten werden drei
Erneuerungsſcheine enthalten, die eine zweijährige Verlängerung
geſtatten. Vermutlich dürfte die Verzinſung 4½4 Prozent (2) be=
tragen
.

v. Gss. Madrid, Oktober 1930.

Die während der ſiebenjährigen Diktaturperiode von ver=
ſchiedenen
Gruppen ſo heiß erſehnte ſogenannte Freiheit be=
ginnt
ſich allmählich immer mehr bemerkbar zu machen, und
zwar auf eine Weiſe, die einem die Gänſehaut kommen läßt.
Wer dieſen freiheitlichen Idealzuſtand aus der vordiktatorialen
Zeit in Spanien kennt und weiß, wie er ſich ausgewirkt hat,
legt keinen Wert darauf, noch einmal ſo eine glückliche‟ Periode
in dieſem geſegneten Lande der Sonne mitzumachen. Niemand
von denen, die ein bißchen politiſche Witterung haben, iſt ſich
im unklaren darüber, wohin die Reiſe geht. Der politiſche
Horizont Spaniens hängt voller ſchwerer Wolken und das gei=
ſterhafte
Wetterleuchten nimmt bedenklich zu. Für feine Ohren
iſt das ferne Rollen des Donners ſchon bemerkbar, das aus dem
Nordoſten der Halbinſel dumpf herüberklingt in die kaſtiliſche
Hochebene, und deſſen Echo aus dem Süden und Nordweſten
ganz bedenklich widerhallt. Die Kräfte des Unfriedens ſammeln
ſich, der Zerſtörungswille macht mobil und hält Heerſchau ab
über ſeine Streitkräfte, während idiotiſche Freiheitstheoretiker
einem politiſch unmündigen Volke ſchwülſtige Phraſen vor=
dreſchen
und aus ihren weichen Klubſeſſeln heraus Salon=
revolutionen
konſpirieren.
Wenn man ſich ein Bild über die politiſche Zukunfts=
entwicklung
des Landes machen will, muß man ſich die Kräfte
näher anſehen, die zum Einſatz kommen ſollen. Drei große
Gruppen ſind es vor allem, die in den Kampf
treten werden. Zunächſt die allbekannten Be=
rufspolitiker
der vordiktatorialen Zeit, die
man ſchon lange tot geglaubt und die plötzlich wieder zum
Leben erwacht ſind. Sie tun ſo, als ob nie etwas in Spanien
paſſiert wäre, als ob ihr übles Gebaren nicht eine ſiebenjäh=
rige
Diktatur heraufbeſchworen hätte. Mit einem herzerfreuen=
den
Zynismus gehen ſie erneut an ihre verderbliche Arbeit, er=
richten
wieder ihre alten Lokaldiktaturen übelſten Angedenkens,
nützen ihre wirtſchaftliche Ueberlegenheit über die von ihnen
abhängigen Dorf= und Stadtbewohner aus, ſchieben und verge=
waltigen
, fälſchen und erpreſſen. Ernennungen von Bürger=
meiſtern
, Gemeindeſekretären und Amtsrichtern, ihre Verſetzung
oder Abſetzung, weun ſie ihnen nicht zu Geſicht ſtehen, halten dieſe
Herrſchaften für die einzig nötige Wahlpropaganda‟. Haben
ſie die richtige Beſetzung der oben genannten Stellen erreicht,
laſſen ſie den lieben Gott einen guten Mann ſein und ſehen
beruhigt in die Zukunft, denn unter dieſen Umſtänden muß es
ja klappen. Wehe denen, die etwa Widerſtand leiſten wollten,
kein Mitglied der Familie fände mehr Arbeit, hungern müßten
ſie und betteln gehen, wenn ſie ſich den Luxus einer eigenen
Meinung erlauben ſollten. Bei dieſer abſtoßenden Gruppe
ſpielt die eigentliche politiſche Richtung keine Rolle, ſie ſetzt ſich
aus Konſervativen (d. h. der ſogenannten konſervativen Partei)
und den regierungsfähigen Liberalen zuſammen, deren Ideal
die ſtreng geordnete Ablöſung in der Regierung des Landes iſt.
Charakteriſtikum dieſer Richtung iſt das faſt völlige Fehlen wirk=
licher
Anhänger im Volk, der rahmenartige Aufbau und die
auch heute wieder trotz jener Eigenart oder vielmehr gerade
wegen ihrer Eigenart große Ausſicht auf Erfolg im ſogenannten
Wahlkampf. Das Volk und die politiſchen Grup=
pen
aller Richtungen haſſen ſie wie die Peſt und
trotzdem ſind ſie eine Macht.
Dieſer Gruppe gegenüber, die ſich durch ihre Arbeit im
Stillen, ihre Konferenzen hinter verſchloſſenen Türen auszeich=
net
, ſteht die Gruppe der Aktiviſten, deren Erſcheinen
auf der politiſchen Bühne Spaniens eine begrüßenswerte Folge=
erſcheinung
der Diktatur iſt, bemüht ſie ſich doch, in die politiſche
Lethargie des Landes Schwung und Leben zu bringen. Sie
teilt ſich in zwei Lager, in das republikaniſche und
das mornarchiſche. Die erſtgenannte Nichtung ſetzt ſich
zuſammen aus den republikaniſchen Liberalen, den verſchiedenen
alten republikaniſchen Parteien und aus den Sozialdemokraten.
Das unſympathiſchſte Element dabei bilden die ſogenannten
Intellektuellen, die in Verbindung mit ein paar Tauſend un=
reifer
Studenten durch Straßendemonſtrationen, blöde Auf=
hetzerei
und Schlagwortakrobatik glauben Politik machen zu
können. Sie gefährden eine ruhige Evolution, ſind der Sozial=
demokratie
ein Dorn im Auge und werden niemals ihr Ziel,
die Errichtung einer Republik in Spanien, erreichen, es ſei denn
als Helfershelfer der ſpäter zu nennenden Syndikaliſten und
Anarchiſten. Die Zukunſt dieſes Lagers hängt davon ab, ob
die beſonnenen Elemente, die zielbewußte, arbeitsfreudige und
von Idealen beſeelte Richtung die Oberhand über die eben=
genannten
Schreier gewinnt. Im monarchiſchen Lager iſt die
Schar der aktiven Kräfte noch klein, aber zielbewußt und außer=
ordentlich
rührig. Ihr Hauptkontingent bilden die Vertreter
der Ideen Primo de Riveras, die Union monarquica
nacional. Ihre Mitglieder ſind keineswegs als Diktatur=
anhänger
anzuſehen, ſie bilden vielmehr die Vertretung eines
aktiven nationalen Geiſtes, dem Arbeit und poſitiver Fortſchritt
mehr bedeutet als hohle Phraſendreſcherei. Sie erkennen die
Gefahren, in die ſich die Monarchie durch ihr Paktieren mit der
Gruppe der Berufspolitiker begibt, ſie weiß, wie der monarchiſche
Gedanke verliert, wenn er nicht durch poſitive Leiſtungen, durch
Vorwärtsſtoßen der im Lande ſchlummernden Kräfte ſeine
Ueberlegenheit beweiſt. An der Spitze dieſer Monarchiſten ſteht
der Graf Guadalhorce, Verkehrsminiſter unter Primo
de Rivera, der fähigſte Kopf, den Spanien ſeit langer Zeit be=
ſeſſen
hat. Unantaſtbar, von lauterſter Geſinnung und ohne
jeden Flecken auf ſeiner politiſchen Hemdbruſt tritt er in den
Kampf ein zur Rettung der Monarchie, zur Rettung Spaniens.
Unbeeinflußte Wahlen, die ja leider nie zuſtande kommen wer=
den
, brächten ohne Zweifel eine überraſchende Zahl von An=
hängern
für ſeine Idee.
Die dritte Gruppe auf der politiſchen Bühne Spaniens
bilden die Syndikaliſten und Anarchiſten, jene Gei=
ſter
der Verneinung, deren Ideal die Zerſtörung um jeden
Preis, das Zerſchlagen des Staatsgefüges und die Herrſchaft
des Proletariats iſt. Sie haben ihren Hauptſitz in Katalonien
und eine nicht geringe Anhängerſchaft im Norden Spaniens,
mit anderen Worten in den Induſtriebezirken des Landes. An=

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Seite 2
Dienstag, den 7. Oktober 1930
ſehnliche Verſtärkung erhalten ſie aus dem Kontingent der Land=
arbeiter
Andaluſiens, wo eine irrſinnige Ausnützungspolitik die
Vom Tage.

Entmündigten der Revolution in die Arme treibt. Es iſt
geradezu lächerlich, daß die Regierung die Gefahren ableugnen
will, die aus dieſer Gruppe dem Lande drohen. Wenn nicht
bald eine weſentliche Verſchärfung des Auto=
ritätsprinzips
in Kraft tritt, dann kann man
ſich auf die übelſten Ueberraſchungen gefaßt
machen. Die nun ſeit Monaten immer wieder aufflackernden
Streiks in allen Teilen des Landes ſtellen weiter nichts dar als
eine Heerſchau der ſtaatsfeindlichen Elemente. Ihre Organiſa=
tion
iſt ausgezeichnet und die Mobilmachungen haben gerade in
den letzten Wochen hervorragend funktioniert. Wenn nicht bald
der Wille zur Autorität ſich bemerkbar macht und Maßnahmen
zur Sicherung der öffentlichen Ordnung getroffen werden, dann
wird niemand mehr für die Zukunft Spaniens garantieren
können, die durch republikaniſches Sprüchereißen und durch das
Wiedererwachen des Syndikalismus gefährdeter iſt als man
glaubt.

Der Abſchluß des Skahlhelmkages in Koblenz.
Koblenz, 6. Oktober.
Als Abſchluß der Kundgebung vor dem Deutſchen Eck fand
am Samstag abend vor dem Schloß ein Zapfenſtreich ſtatt, an
dem die Bevölkerung lebhaften Anteil nahm.
Auf der Karthauſe wurde am Sonntag vormittag zum
Appell angetreten. Der Aufmarſch von über 120000 Stahl=
helmern
dauerte bis zum Mittag. Nach einem kurzen Feld=
gottesdienſt
dankte der erſte Bundesführer Seldte den Stahl=
helmern
, daß ſie zum Teil unter erheblichen Opfern zum Front=
ſoldatentag
gekommen ſeien. Er gab dann die anläßlich des
11. Reichsfrontſoldatentages vom Bundesvorſtand gefaßten Ent=
ſchließungen
bekannt, in denen es u. a. heißt:
Der Verantwortung gegen unſer Volk bewußt, werden wir
den Kampf um die deutſche Freiheit in reſtloſer Hingabe fort=
führen
. Für den Stahlhelm gibt es nur Kampf und wieder
Kampf, um endlich die Reviſion der Schandverträge durchgeſetzt
zu ſehen. Hinweg mit der unfruchtbaren marxiſtiſchen Diktatur in
Preußen! Fort mit denen, die Deutſchland ins Unglück geführt
haben! Mit allen geſetzlichen Mitteln, auch mit der Waffe des
Volksbegehrens werden wir den Kampf und die Macht in Preu=
ßen
fortſetzen. Der Preußenhaß haßt Deutſchland! Der Reichs=
präſident
als Reichsverweſer ſoll in Zukunft auch das Amt des
preußiſchen Staatspräſidenten innehaben.
Die zweite Entſchließung behandelt das Uniformverbot der
bayeriſchen Regierung. Der Bundesvorſtand erklärt, daß der
Stahlhelm in der Nichtaufhebung dieſes Verbotes eine ſchwere
Beleidigung des Bundes der nationalen Frontſoldaten erblicke.
Bundesführer Seldte richtete zum Schluß an die Stahl=
helmer
die Aufforderung, in den kommenden Jahren ihren
Mann zu ſtellen, und ſchloß mit einem dreifachen Hurra auf
das deutſche Vaterland. An die Anſprache ſchloß ſich die Weihe
von 50 neuen Fahnen. Darauf erfolgte der Abmarſch in die
Stadt. An die Spitze des Zuges ſetzte ſich die Reichskraftfahr=
ſtaffel
, dann folgten die 100 000 Stahlhelmer, die in Gliedern zu
acht Mann an der Bundesleitung vorbeimarſchierten. Mit
dem Vorbeimarſch fand der 11. Reichsfrontſoldatentag ſeinen
Abſchluß.
Am Montag fand ein Aufmarſch des Landesverbands
Weſtmark in Trier ſtatt, an dem die weſtdeutſchen Verbände
teilnehmen.
Ankifasciſtiſcher Mord in der Provinz Görz.
EP. Mailand, 6. Oktober.
In der Provinz Görz hat ſich wieder ein blutiger antifasciſti=
ſcher
Zwiſchenfall ereignet. Der Lehrer von Verpogliano,
gleichzeitig Führer einer Milizabteilung, wurde vor den Augen
ſeiner Frau von Unbekannten aus dem Hinterhalt er=
ſchoſſen
. Der Ermordete war Vater von fünf Kindern. Der
Mord wird als ein politiſcher Racheakt von Slowenen bezeichnet.
Die Mörder hatten anſcheinend das Attentat von langer Hand
vorbereitet. Sie konnten unerkannt in der Dunkelheit entkommen.
Als Gegenmaßregel wurde die Redaktion der ſloweniſchen Zei=
tung
Noviliſt in Görz zerſtört. Die Polizei hat wei=
tere
antiſloweniſche Kundgebungen durch ſtarke Aufgebote verhin=
dert
, indem ſie die Redaktion der Zeitung und die Wohnungen
der ſloweniſchen Redakteure beſetzt hat. Die Ordnung iſt wieder=
hergeſtellt
. In Trieſt hat der Zwiſchenfall große Entrüſtung
hervorgerufen.

Reichspräſident von Hindenburg, hat am Montag
vormittag Dietramszell verlaſſen und iſt am Abend in Berlin ein=
getroffen
.
Am Montag vormittag iſt im Düſſeldorfer Krankenhaus die Mut=
ter
des Reichsaußenminiſters Dr. Curtius im Alter von über
80 Jahren verſchieden. An ihrem Sterbelager weilte der Miniſter
und ſeine Gattin.
Wie das chriſtlich=ſoziale Wiener Montagsblatt erfährt, wird
Major Pabſt ſchon in den nächſten Tagen nach Oeſterreich
zurückkehren. Eine diesbezügliche Entſcheidung ſtehe unmittel=
bar
bevor.
In Liſſabon wurde eine Verſchwörung gegen die Dikta=
tur
aufgedeckt. Zahlreiche Militär= und Zivilperſonen wurden verhaftet.
In Havanna wurde ein Anarchiſt verhaftet, der einen An=
ſchlag
gegen den Präſidenten Machado geplant hatte. Zahl=
reiche
Bomben ſowie Munition und Gewehre wurden bei ihm beſchlag=
nahmt
.

Sparwillen und Maſſenkaufkrafk.
In eine Zeit wirtſchaftlich ſchwerſter Depreſſion fällt das be=
deutſame
Ereignis, daß die Spareinlagen nach dem Stand vom
Juli 1930 die 10=Milliarden=Grenze überſchritten haben. Wenn
man bedenkt, daß die Sparkaſſen 1913 über knapp 20 Milliarden
Mark Spareinlagen verfügten, am Ende des Jahres 1924 jedoch
infolge der Inflationszeit nur 600 Millionen RM. hatten, ſo zeigt
ſich, daß innerhalb von fünf bis ſechs Jahren etwa die Hälfte der
Vorkriegserſparniſſe wieder zurückgelegt worden iſt. Allerdings
darf man darüber nicht vergeſſen, daß das Geld heute nicht die
Vorkriegskaufkraft beſitzt, und daß alſo die Hälfte der Vorkriegs=
erſparniſſe
erſt wirklich erreicht iſt, wenn nominell 15 Milliarden
geſpart worden ſind.
Aus dem Tempo des Sparprozeſſes, das im Geſamtdurchſchnitt
aller Nachkriegsjahre faſt 145 Millionen monatlich betrug, zeigt
ſich aber, daß die Spartätigkeit an ſich heute hinter dem Vorkriegs=
tempo
(monatlich knapp 100 Millionen) nicht zurückbleibt. Frei=
lich
iſt dabei zu beobachten, daß die Spartätigkeit außerordentlich
ſtarken Schwankungen unterworfen iſt. Jeweilige Wirtſchaftslage,
Maſſenkaufkraft und Spartätigkeit ſind eng voneinander ab=
hängige
Faktoren. 1928 erbrachte im Monatsdurchſchnitt mit 193
Millionen Spareinlagen 50 Prozent mehr als 1927, das nächſte
Jahr 1929 zeigt gegenüber 1928 ein Nachlaſſen um etwa 15 Pro=
zent
im erſten Halbjahr 1930 ſind die Sparbeträge wiederum faſt
20 Prozent geringer als 1929. Auch im Juli 1930 ſind mit 97
Millionen Spareinlagenzuwachs trotz der Zunahme gegenüber dem
Juni 30 Millionen weniger geſpart worden, als vor Jahresfriſt
(126 Millionen); vom Julibetrag entfallen zudem auf Zinſen und
Aufwertungsanteile 6,4 Millionen, ſind alſo keine wirklich neu=
erſparten
Beträge. Die 10=Milliarden=Summe hätte ſchon weſent=
lich
früher erreicht werden können, wenn die Wirtſchaftslage nicht
ein ſo außerordentliches Maß von Arbeitsloſigkeit gebracht hätte.
Durch das Sinken der Wochenumſätze der Konſumvereine wird
die vergrößerte Not der Maſſen veranſchaulicht. Als Argument
für die recht beachtliche Höhe des Spareinlagenzuwachſes kann
neben dem Hinweis auf die Tatſache, daß die Sparer keineswegs
nur Werktätige im Arbeitsprozeß der Wirtſchaft ſind, zutreffend
darauf hingewieſen werden, daß das drohende Schickſal
der Arbeitsloſigkeit für Tauſende von Arbei=
tern
und Angeſtellten den Sparwillen auf Ko=
ſten
der bisherigen Konſumgewohnheiten ſtärkt,
um für den Fall der Arbeitsloſigkeit kleine Reſerven zur Friſtung
des Lebensunterhaltes zu beſitzen.
Gouverneurwechſel bei der Banque de France.

Moreau.
Moret.
Der bisherige Gouverneur der franzöſiſchen Notenbank Moreau,
der als franzöſiſcher Sachverſtändiger bei der Youngkommiſſion
eine ausſchlaggebende Rolle geſpielt hat, trat von ſeinem Poſten
zurück. Sein Nachfolger wurde der bisherige ſtellvertretende
Gouverneur Moret.

* Pariſer Aukoſalon.
Deutſchlands Aukomobilinduſtrie ausgezeichnet
verkrefen.

Von Siegfried Doerſchlag.
Paris, 3. Oktober.
Der Autoſalon iſt eröffnet. In hellen Scharen ſtrömen die Pariſer
in die rieſige Halle an den Champs Elyſées, und zwiſchen eleganten
Wagen und kitſchigen, ernſten Neuſchöpfungen und Bluff, hört man alle
Sprachen der Welt. Der Pariſer Salon iſt eben die Autoausſtellung
der Welt, und weil die Berliner Autoſchau auf unbeſtimmte Zeit ver=
ſchoben
, hat die Pariſer beſondere Bedeutung. Dennoch aber ſo
groß iſt diesmal der Beſuch nicht wie in den früheren Jahren. So rege
wie einſt war die Nachfrage nach Ausſtellungsſtänden nicht mehr. Euro=
pas
Geldknappheit tritt auch hier zwiſchen Champs Elyſées und Eifel=
turm
in Erſcheinung.
Die Pariſer Autoausſtellung ſteht im Zeichen der Abwehr der euro=
päiſchen
Autoinduſtrie gegen die amerikaniſche. Frankreich hat durch
Zollerhöhung Autoeinfuhr faſt unmöglich gemacht. Frankreich hat jene
Hochſchutzzölle zum Schutze ſeiner Automobilinduſtrie eingeführt, wie ſie
auch die deutſche Automobilinduſtrie zum Schutze deutſcher Arbeit und
ihrer Intereſſen fordert. Amerikas größter Autokonzern, General
Motors, hat deshalb den Pariſer Salon nicht beſchickt. General Motors
veranſtalten eine Privat=Ausſtellung in Paris. Sie wird ebenſowenig
gewinnbringend ſein,wie es der Pariſer Salon für die deutſchen Aus=
ſteller
ſein wird. Mit Ausnahme von Luxuswagen oder Sportwagen
(wie Mercedes=Benz SS=Wagen, der neue Große Mecedes, der May=
bach
, Typ Zeppelin) ſind Auslandswagen in Frankreich nicht mehr zu
verkaufen. Deshalb haben auch Neuſchöpfungen anderer Länder ( ge=
nannt
ſei z. B. der neue Tatra=Zwölfzylinder) in der Pariſer Halle nur
den Propagandawert, daß ſie geboren ſind und der Weltmarkt von

ihnen Notiz nimmt.
Epochemachende techniſche Fortſchritte ſind in Paris nicht zu ver=
zeichnen
. Das Vorderrad=Antriebs=Prinzip hat ſich noch nicht eingebür=
gert
. Am Cord=Wagen und anderen Verſuchswagen hat man feſtſtellen
müſſen, daß der Vorderradantrieb zwar einige Vorteile hat (gute Kur=
venlage
, ſolange mit Gasgefahren wird), daß er aber auf ſtarken Stei=
gungen
verſagt, daß Vorderradantrieb nur für Wagen bis zu 4 Sitzen
in Frage kommen, daß auf Steilſtrecken der Wagen mit Hinterrad=
antrieb
der weitaus beſſerere und ſicherere iſt. Vom 4=Zylinder bis
zum 16=Zylinder iſt in Paris alles vertreten. Tieflage iſt Trumpf. Und
dennoch: was einige Fabriken ſich im Wunſche, möglichſt tiefliegende,
alſo ſtraßenſichere Wagen zu bauen, geleiſtet haben, iſt ſchier grotesk und
führt zum Gegenteil, nämlich zu abſoluter Straßenunſicherheit. Wagen
mit Tieflage von Oelwanne, Differential, Trittbrettern unter 15 Zen=
timetern
und darüber gehören nicht auf die Landſtraße. Ebenſo abzu=
lehnen
iſt die Modekrankheit, möglichſt niedrige Karoſſerien zu bauen.
Man muß in der Limouſine oder geſchloſſenen Cabriolet gefahrlos fahren
und den Hut aufbehalten können. Wagen, die ſo niedrig ſind, daß
man bei jedem Abſchlag gegen das Verdeck ſtoßen muß, ſind abzulehnen.

Erfreulicherweiſe haben die deutſchen Fabriken hier durchweg Vernunft
bewahrt. Franzöſiſche Fabriken zeigen im Wunſche, das Modernſte zu
bieten, lächerlich und gefährlich niedrige Karoſſerien mit winzig ſchmalen
Fenſtern. Einige franzöſiſche Fabriken bringen geſchloſſene Wagen ohne
Trittbretter. Bequem iſt ſolch Einſteigen nicht, aber es iſt Modeſache.
Da lobe ich mir das Prinzip von La Lorraine. Dieſe franzöſiſche Fabrik
hat eine Limouſine ausgeſtellt, die an Stelle der Trittbretter ſchwer=
maſſive
ſeitliche Stoßſtangen (Seitenpuffer) trägt. Sie dienen zugleich
als Trittbrett. Das iſt praktiſch. Der Franzoſe liebt farbige Wagen.
Darum hat jeder Stand ſeine bunten Fahrzeuge. Nützliches Hilfswerk
aber, das das Fahren erleichtert und ſicherer geſtaltet, wie z. B. Fahrt=
richtungsanzeiger
, die vom Lenkrad aus zu bedienen ſind, doppelt wir=
kende
Scheibenwiſcher, vom Führerſitz aus ſchließbarer Fenſtervorhang des
Rückwand=Fenſters, das alles ſind Vorzüge deutſcher Fabrikate. Mode=
torheiten
hat Deutſchlands hier vertretene Automobilinduſtrie vermieden.
Was die deutſchen Fabriken zeigen, ſind ſchöne, techniſch und in ihrer
Aufmachung einwandfreie Gebrauchswagen. Gerade Paris lehrt es
heute eindrucksvoller denn je: nehmen wir den deutſchen Wagen in ſeiner
Geſamtheit, mit ſeinen für lange, ſchnelle Tourenfahrten geſchaffenen
Motoren, mit ſeinen guten Bremſen, mit ſeinen gediegenen, nicht mode=
verkitſchten
Karoſſerien, mit ſeinem Zubehör, mit ſeiner ausgezeichneten
Straßenlage, ja, auch in ſeiner Schwere, die mitunter als Nachteil ge=
deutet
wird, die aber nur von Stabilität und Dauerhaftigkeit zeugt, ja,
erwägen wir auch den Preis des deutſchen Wagens, ſo ergibt ſich die
freudige Feſtſtellung, daß es billigere, auch modiſchere Automobile geben
mag, als die deutſchen . beſſere, preiswertere aber nicht!
Adler, Brennabor, Horch, Maybach, Mercedes=Benz, Röhr und
Wanderer ſind die deutſchen Ausſteller. Faſt alle deutſchen Wagen ſind
mit deutſchen Continental=Reifen bereift, alle Wanderer mit Conti=
Rekord, und die Continental iſt in der (allerdings einem Irrgarten
gleichenden) Zubehör=Ausſtellung vertreten. Beim Zuhörer finden wir
auch die Zahnradfabrik A.=G., Schöpferin des geräuſchloſen Aphon=
Getriebes, Boſch und andere deutſche Firmen. Auf dem Wanderer=Stand
ſehen wir als beſonders umlagertes Ausſtellungsſtück ein tadelloſes
Chaſſis mit arbeitendem, durchſchnittenem Motor, das ſich in Aufhän=
gung
über einem rieſigen Spiegel um ſich ſelbſt dreht. Hinzu kommen
natürlich die ausgezeichneten und bewährten 10/50 PS Wandever= Sechs=
zylinder
und der neugeſchaffene leiſtungsfähige Wanderer=Vierzylinder=
Typ.
Mercedes=Benz, in Frankreich und in aller Welt bekannteſte aller
deutſchen Automobilfabriken, überraſcht mit dem Großen Mercedes
Das iſt ein Klaſſewagen, dem man ſeine Raſſe und Klaſſe anſieht, gleich,
ob er ſich als Luxuslimouſine oder als Chaſſis präſentiert. Der Große
Mercedes wird je nach Wunſch mit oder ohne Kompreſſor geliefert und
leiſtet bei 2800 Touren 150 bzw. 200 PS. Außer kugelgeſchaltetem Drei=
gang
=Getriebe beſitzt der Wagen noch ein Schnellganggetriebe; dies wird
vom Lenkrad aus geſchaltet. Bedienung der Kuppelung iſt beim Ein=
ſchalten
des Schnellgangs künftig nicht mehr erforderlich. Der keilför=
mige
Mercedes=Benz=Kühler, das Wahrzeichen aller Mercedes=Benz= Kom=
preſſorwagen
, wurde beibehalten. Auf dem Mercedes=Benz=Stand zeugen
ferner ein 3½=Liter=Wagen des Typs Mannheim ein Achtzylinder
(Typ Nürburg) und ein linienſchlanker, raſſiger SS=Wagen vom Kön=
nen
der Werke und Spitzenleiſtungen deutſchen Automobilbaues.
Adler iſt mit drei Wagen vertreten. Profeſſor Gropius hat
Karoſſerien entworfen, die in ihrer neuen Art und Kultur

Nummer 277

Das Leipziger Arkeil im Licht der Preiſt

Das Urteil gegen die drei Reichswehroffiziere findet in
Berliner Preſſe eine ſehr ausführliche Würdigung. Allerdiri

ſtehen ſich die Aeußerungen der einzelnen Zeitungen je ma=
ihrer
Parteieinſtellung ſcharf gegenuber. Während B.2/
Voſſ. Ztg. , Börſencourier und 8=Uhr=Abendblatt von eim
gerechten, notwendigen, fachlichen und dem Urteil des Rech
empfindens einer großen Mehrheit des deutſchen Volkes o
zenit
ſprechenden Votum des Reichsgerichts ſprechen, findet
tzt !

Rechtspreſſe, aber auch die gemäßigte Preſſe wie D. A. 3. u
Tägliche Rundſchau Worte ſchärfſter Kritik.
Das B. T. erörtert in erſter Linie den Soldateneid und bezeickt
den Gedanken, daß der Schutz des Vaterlandes dem Schutz der Vemp
ſung widerſpreche, als abſurd. Es müſſe dafür geſorgt werden, daß z
Inhalt des Eides von den Soldaten auch verſtanden werde,
Die Voſſ. Ztg. warnt davor, das ganze Offizierkorps als na=
nalſozialiſtiſch
verſeucht anzuſehen. Ausſchlaggebend werde immer ſ.
daß die Armee abſolut in der Hand der oberſten Führung ſei.
Der Börſencourier ſagt, der Staat gäbe ſich ſelbſt auf, wennm!"
den Gehorſam nicht fordere und notfalls erzwinge.
Das 8 Uhr=Abendblatt bezeichnet als Lehre von Leipzig die
derung, daß das Reichswehrminiſterium neben der rein militäriſe
Erziehung auch die Erziehung zum Vertrauen als ſeine vornehn
Aufgabe erkenne und erfülle. Niemand dürfte auf den Gedanken I=
men
, außerhalb der Reichswehr bei einer Partei, die Republik und ?
faſſung verneine, die Lehren über ſeine Pflichten zu finden.
Die D. A. Z. erklärt ausdrücklich, das Verhalten der verurteil
Offiziere nicht in allen Einzelheiten zu billigen, aber Vorbereitung
Hochverrat habe ihnen völlig ferngelegen. Bei den zuſtändigen mün
riſchen Stellen zeige ſich eine Ferne vom Pulsſchlag der jungen Geneu
tion und in der Armee, die man nur als bedenklich bezeichnen könne=

Die Tägl. Rundſchau ſagt, die Angeklagten hätten in ihrem g.
kleinen Bereich ein wenig von dem getan, was ein Yorck, ein Freihel
v. Stein, ein Schill getan hätten, die Rebellen geweſen wären, als
anfingen, und Befreier, als ihr Werk getan. Das Volk könne kein 39
trauen mehr zu einem Staat haben, der Juſtiz kenne, aber keine C
rechtigkeit.
Auch der Lokalanzeiger ſpricht vom Schillſchen Geiſt, der aus
Ausſagen aller jungen Offiziere, Zeugen und Angeklagten wehte. Die
Geiſt werde ſiegreich bleiben, auch wenn man ſeine Träger füſiliere, an
wenn man ſie wegen Hochverrats auf Feſtung brächte. Dem national=
Deutſchen ſeien ſie keine Hochverräter.
Die Kreuzzeitung nennt die Offiziere Opfer des Werkes vu
Weimar.
Die Deutſche Tageszeitung weiſt auf die außenpolitiſche Wirku=
des
Urteils hin. Die Wehrfeinde im deutſchen Volke dürften in
kunft keine Gelegenheit mehr finden, um an dem Geiſt, der uns nou
Anſehen der Welt verleihe, ihr Mütchen zu kühlen.

* Die Kommentare zu dem Leipziger Urteil ſcheinen uns
mehr wie einer Hinſicht am Weſentlichen vorbeizugehen. 9
Vaterlandsliebe der verurteilten Offiziere hat auch das Geric
in jeder Weiſe anerkannt. Aber deswegen bleibt doch der Ve=

ſtoß gegen das oberſte Geſetz jedes Heeres, die Manneszuch

ſtrafbar, auch wenn er, wie offenbar in dieſem Fall, aus mach,
gelnder Einſicht geſchieht. Die Tragik dieſes Falles liegt ehst
darin, daß durchaus reine und lautere Beweggründe aus und) abbo

70

vevolution
ſeiült
unt
igt

kenntnis der Zuſammenhänge und der tatſächlichen

zu einer Verfehlung führten. Man tut dem deutſchen Hen=

Ferhältni

* Unter

einen ſchlechten Dienſt, wenn man nun je nach der politiſched
Einſtellung jene jungen Offiziere zu Verbrechern oder zu Mäk)
thrern ihrer nationalen Geſinnung ſtempeln will. Daß alle dut
welche aus pazifiſtiſchen Ideologien heraus den Wehrgedank=
grundſätzlich
ablehnen, jetzt verſuchen, aus dem Leipziger Prozlniüchtigen
Kapital zu ſchlagen, iſt nicht weiter verwunderlich. Verwundersim
lich iſt dielmehr, daß ausgerechnet diejenigen Kreiſe der Rec=
ten
, die ebenſo wie wir ein möglichſt ſchlagkräftiges Heer alchr!
eine der Grundvorausſetzungen unſeres Staates anſehen, num ol
mehr gegen das Leipziger Urteil Stürm laufen. Wenn we
dem Organiſator und eigentlichen Schöpfer der Reichswehr, demd
General v. Seeckt für etwas Dank ſchulden, ſo iſt es dafur, d7
es ihm gelungen iſt, alle Verſuche, die Parteipolitik in die jun
Reichswehr hineinzutragen, mit Erfolg im Keim zu erſticken. Ais
kämen wir hin, wenn wir den Heeresangehörigen das Recſt
zubilligen wollten, gegen ihre Leitung aktiv vorzugehen, wemet
ſie dem Einzelnen falſch erſcheint? Es iſt die hohe Aufgabe 979

Heeres und insbeſondere des Offiziers, ſich vorbehaltlos d2ln
Diener des Staates zu fühlen. Es iſt der Geiſt des alten prein
ßiſchen Heeres, der von jedem Heeresangehörigen den unbeon
ten Gehorſam fordert. Daß dieſer Geiſt, der den Staat Fretzil
richs des Großen zur Großmacht erhoben, auch in der Reichswehl
eine Heimſtätte gefunden hat, iſt das Werk Seeckts. Im nekin
eſſe des deutſchen Volkes ſollten wir darauf bedacht ſein, dieſſ
Geiſt auch in Zukunft zu erhalten und uns darin nicht intll Gie erſte
machen laſſen durch parteipolitiſche Sympathien oder Anſich Uimich zehn,
pathien. Eine andere Frage iſt es, ob es von Anfang an noicſ 4arn dure
war, das ſchwere Geſchütz eines Hochverratsprozeſſes aufzuſckin Elſhen D
ren, oder ob nicht ein Diſziplinarverfahren dem ganzen Sag9) TLzſdent
verhalt beſſer entſprochen hätte. Wir ſind der Meinung, dad gelegation
man dadurch die Intereſſen des Staates ebenſo hätte wahiem 2lharden
können, ohne alle die unerfreulichen Begleiterſcheinungen, Wc Eim Pr
wir nun zweifellos noch lange verſpüren werden.

ſchmackvoll ſind. Bedeutungsvoller Vorzug des Adler=Achtzylinge
Cabriolets mit ſeiner bequemen, geſchmackvollen Gropius=Karoſſerie.
Verwendung des geräuſchloſen Aphon=Getriebes. Leider hat aber geien
dieſes ſchönſte der Adler=Ausſtellungsſtücke eine ſo bedenkliche Tieſtoßei
daß damit auf ſchlechteren Wegen fraglos nicht zu fahren iſt. Die Sene9
Wagen werden höhere Bauart erhalten. Die Vorderſitze können 9e
Riemeneinſtellung ausreguliert werden. Alle drei Adler=Wagen proſch
tieren ſich beigefarbig. Die Aſchbecher der Karoſſerie brauchen ni
mehr entleert zu werden; die Aſche gleitet auf die Straße herab. 7
iſt der praktiſche Kühlerverſchluß. Es gibt kein Schrauben mehre Me

Aten

ein Auf= und Zuklappen. Blanke Scheibenräder .2. Nur für 30
ſtüig
mit Chauffeur.
Horch zeigt neben ſeinen vielbewährten Achtzylindern den ve t.
Horch 8 Type 500, deſſen 5=Liter=Motor 100 PS leiſtet (bei 300 W 01 an4
drehungen). Der neue Horch=Motor hat den Vorzug ausgezeichle.
Einfachheit; obenliegende, durch die Nockenwelle geſteuerte Ventile b"
dem neuen Horch=Motor gedrängte Form. Die Kurbelwelle iſt zehne Aiß
gelagert. Alle Horch 8 ſind ſchön und gediegen.
tmehr
Brennabor trägt auf ſeinem Stand dem Intereſſe der Franſ
für Farbenfreudigkeit und Motorenbau Rechnung. Auch der 9ſe
des neuen Brennabor 8 wird auf einem Sockel gezeigt, der zinnoberh
mit beige abgeſetzte Brennabor=Sechszylinder iſt Tres joli, der
Brennabor 8 einer der preiswerteſten Achtzylinder des Weltmoſ.
Nur 6 Schmierſtellen automatiſche Schmierung große Breiſſ
regulierbare Vorderſitze neue Türgriffe mit Handauflage d0s
ſind Vorzüge der Brennabor,
Röhr hat mit ſeinem neuen Modell 31 den Motor verſtärkt.
die Karoſſerie iſt verſchönt. Das Chaſſis iſt verlängert, der Raoſe.
auf 3.15 Meter verbreitert worden. Die Kühlerform wurde tieſch.!
zogen, Kühlfläche und Waſſerinhalt vergrößert. Die Röhr=Karoſſe
ſind noch komfortabler geworden gerade für den Herrenfahre.
es viel Praktiſches, ſo z. B. das ſpielend leichte Auswechſeln de.
Armaturenbrett nebeneinander angebrachten, genau bezeichneten. ee .
rungen Nur zum deutſchen Wagen deutſche Reifen, bitte!
Und dann Maybach! Für den Maybach=Motorenbau hätte es."
beſſere Propaganda geben können als die ununterbrochenen Fahrn
Graf Zeppelin. Hier haben ja die Maybach 12=Zylinder bew.
was ſie zu leiſten vermögen. Der neue Maybach=Autotyp mit 3.
Mahbach=12=Zylinder=Motor trägt den Namen Graf Zeppelin.
neue Maybach beſitzt das neue Maybach=Getriebe mit vier geräuſg.
Gängen, die vom Lenkrade aus, ohne zu kuppeln, geſchaltet werdel."
nen. Damit iſt alſo ein idealer Wagen für den anſpruchsvollen be."
fahrer geſchaffen worden. Der neue Maybach=Zeppelin leiſtet 159%
meter.
Es mag ſonderbar erſcheinen, daß zur Zeit größter Wirtſchoſte
deutſche Fabriken, Mercedes=Benz und Maybach, die größten und ſe.
ſten Luxuswagen der Welt bauen, gegen die ein Rolls Royce nichts.!.
zu melden hat in ſeiner überholten Starrheit. In allen Länder)..
Welt aber, gibt es Magnaten und wohlhabende Sportsleute,
Künſtler mit Rieſengagen und Wirtſchaftsführer, die ſchnell, rühle
ſicher fahren wollen. Für dieſe oberen Millionen ſind dieſe Wag‟
ſchaffen. In Technik, Aufmachung, Ausſtattung aber freut ſich""
deutſche Beſucher der Pariſer Ausſtellung, feſtſtellen zu können: 8.%
nichts Schöneres, gibt nicht Beſſeres als dies Made in Germang

[ ][  ][ ]

durmer 277

Dienstag, den 7. Oktober 1930

Seite 3

WTB. Warſchau, 6. Oktober.
i neues, heute abend verbreitetes Interview mit Marſchall
Pixſſſi iſt wiederum der Budgetfrage gewidmet. Pilſudſki
Faſſo tjeder Staatshaushaltsplan ſei mehr oder
wieſſ=er Betrug. Bisher hätten die Abgeordneten betrogen,
jetztzteſſſuchten der Finanzminiſter und ſeine Beamten zu betrügen.
Aunzll ilitärs hätten ſchon das Budgetmachen gelernt, zumindeſt
dassſirdget des Kriegsminiſteriums werde er ſo
grot machen, wie es ihm paſſe.
emn=Marſchall Daſzynſki veröffentlicht einen offenen
Brchſai den Staatspräſidenten, in dem er ausführt, die fortwäh=
rennd
Beſchimpfungen der Abgeordneten ſeien unerträglich. Man
düynincht vergeſſen, daß es dieſelben Leute ſeien, die mit patrio=
tiſach
Gefühl im Jahre 1920 opferfreudig die Regierung unter=
ſtünkt
. Die Verhaftung der Abgeordneten ſei der
Güſjell der Willkür. Die Lage ſei dadurch beſonders ge=
fahzyll
, daß die Regierung nichts Poſitives geleiſtet habe. Die
Willrh) ft liege ſchwer darnieder. Alles könnte noch einigermaßen
in uung gebracht werden, wenn man dem Volke die Möglich=
keitte
er und gerechter Wahlen gebe. Dieſe Hoffnung ſei aber
ſehüfſwach. Es beſtehe die Befürchtung, daß die Wahlen gefälſcht
wünkſ. Daſzynſki ruft den Staatspräſidenten auf, fünf
Mhüucen vor Zwölf ein Machtwort zu ſprechen,
dem ess Volk, das nicht die Möglichkeit habe, ſeinem Willen in
Waſin Ausdruck zu geben, werde andere, gefährlichere Wege fin=
dem
)ess zu tun.
Iie ehemaligen Abgeordneten Kwapinſki (Sozialdemokrat),
Zaaſcu=; und Dr. Baran (Ukrainer), Adamowicz und Szapiel
(Bchunpartei) ſind verhaftet worden. Im ganzen ſitzen nun
9ü here Abgeordnete des Seims alſo rund
10ſſhuzent, in der Feſtung von Breſt=Litowſk oder
in zſänigniſſen. Kwapkinſki war der erſte Gehilfe Pilſudſkis in
der heimen Militärorganiſation noch während der ruſſiſchen
Reubun on. Er wurde ſeinerzeit von den Ruſſen zum Tode verur=
teillſ
no brachte zehn Jahre, von 1907 bis zum Ausbruch der
ruſſiüfer Revolution, im Zuchthaus Orel zu. Die Verhaftung
dieſſſzplelniſchen Märtyrers hat in allen Kreiſen großes Aufſehen
errax!

TU. Kowno, 6. Oktober.
1a. Meldungen aus Charkow hat ſich das Zentralkomitee der
rAſichen kommuniſtiſchen Partei in einer Sonderſitzung mit der
Frcſtdes andauernden Rückganges der Produktion im Kohlen=
beckſſe
an Donez beſchäftigt und eine Reihe dringender Maß=
nahumlbeſchloſſen
. Ueber die kataſtrophalen Zuſtände im Donez=
beckſrhäben
die Vorſitzenden eines beſonderen Ausſchuſſes, der mit
der ün rſuchung der Angelegenheit betraut war, Molotow und
Lobl); Bericht erſtattet. Sie ſtellten feſt, daß nunmehr an der
Tattſſte eines völligen Verſagens der Leitung der
Welle und Kohlengruben im Donezbecken und an
dennöeſtehen eines furchtbaren Durcheinanders
niähnrehr vorübergegangen werden dürfe. Alle
bishneonn Maßnahmen hätten ſich als ungenügend erwieſen, um
die ldu ung in dieſem für die geſamte Sowjetwirtſchaft lebens=
wickiſter
Gebiet wiederherzuſtellen. Das Zentralkomitee müſſe
dahr an=erkennen, daß die geſamte Leitung vollkommen verſagt
habtn.Es ſeien überall Fehler, bewußte Schädigung und große
Unſſigelmäßigkeiten aufgedeckt worden. Aber auch
volkfsiſſchaftlich habe ſich die Leitung ihrer Aufgabe nicht ge=
wachß
) ezeigt. Das Zentralkomitee der Partei beſchloß daher,
die ünze Angelegenheit der kataſtrophalen Zuſtände im Donez=
beckatdar
Moskauer Zentralbehörde zur Entſcheidung zu über=
gebeſil
=d ſchlug vor, daß die geſamte Leitung abgeſetzt werde.
Derrüſſtgelegenheit wird überall die größte Bedeutung beigelegt,
da ſſhals ein Beweis dafür angeſehen wird, daß es nicht gelun=
gen
Hidie im Rahmen des Fünfjahresplanes vorgeſehene Durch=
fühn
geeiner Induſtrialiſierung des Donezbeckens als des für die
geſaſm Wolkswirtſchaft wichtigſten Gebietes der Sowjetunion zu

WTB. Athen. 6. Oktober
tem reger Anteilnahme der geſamten Oeffentlichkeit wurde
die Ane Balkankonferenz eröffnet. Auf ihr waren Albanien
duratheſen, Bulgarien durch elf, Griechenland durch 30, Rumä=
nierin
unch 30, die Türkei durch zehn und Jugoſlawien durch
ſiebdtiSelegierte vertreten. Der frühere griechiſche Miniſter=
präſiſi
, Papanaſtaſiu überbrachte als Führer der griechiſchen
Deldktinen die Glückwünſche der griechiſchen Regierung. Sodann
wuvrü der griechiſche Miniſterpräſident Venizelos ſowie
der ᛋſäädent des Internationalen Friedensbüros in Genf zu
Ehr/ſarörfidenten ernannt.

EP. London, 6. Otkober.
Der Parteitag der Arbeiterpartei iſt heute vormittag in Llan=
dudno
eröſfnet worden. Als erſte Handlung gedachte der Partei=
tag
der Opfer der Luftſchiff=Kataſtrophe, die nach den Ausführun=
gen
des Außenminiſters Henderſon in vieler Hinſicht ohne Prä=
zedenzfall
in der Geſchſichte der Luftſchiffahrt daſtehe.
Die Eröffnungsrede hielt darauf Miß Suzan Lawrence,
die Präſidentin des diesjährigen Parteitages. Sie bezeichnete
das vergangene Jahr als ein Jahr voller Stürme und Kämpfe,
charakteriſiert vor allem durch eine Weltwirtſchaftskriſe, die Er=
werbsloſigkeit
und Elend in die Arbeiterklaſſe aller Länder ge
tragen habe. Als Hwuptaufgabe der Partei nannte die Präſiden=
tin
die Reorganiſierung der engliſchen Haupt=
induſtrien
. Den erſten Schritt auf dem Wege zu dieſem Ziel
ſtelle das Bergbaugeſetz dar. Miß Lawrene wies dann auf die
einzelnen Maßnahmen hin, die die Regierung zur Bekämpfung
der Arbeitsloſigkeit ergriffen habe und betonte, daß die Regie=
rung
als Minderheitenregierung in ihrer Arbeitsloſenpolitik er=
heblich
gehandicapt ſei. Längere Zeit verweilte Miß Lawrence
bei der Behandlung der bevorſtehenden Indienkonferenz,
bei der die Arbeiterpartei es als ihre Hauptaufgabe betrachte,
alles in ihren Kräften ſtehende zur Löſung des indiſchen Ver=
faſſungsprobles
zu tun. Sie verurteilte die Gewalt=
methoden
indiſcher Politiker und betonte, daß die
Achtung vor dem Geſetz und die Ordnung in Indiens eigenem
Intereſſe aufrecht erhalten werden müßten, da ſonſt ein Fort=
ſchritt
unmöglich ſei. Nach einem Hinweis auf die Hauptauf=
gaben
der gegenwärtigen Tagung der Reichskonferenz, nämlich
die Behandlung der Frage der Abrüſtung und des interimperia=
len
Handels, richtete Miß Lawrence unter Anſpielung auf die
Oppoſition des linken Flügels einen Appell an die Delegierten,
die Einheit der Arbeiterpartei zu erhalten. Eine Schwächung
der Partei in ihrem Kampf gegen mächtige und intelligente poli=
tiſche
Gegner bezeichnete die Rednerin als ein Verbrechen gegen
die Menſchheit.
Im weiteren Verlauf der Tagung brachte der Gewerkſchafts=
führer
Bevin eine Entſchließung ein, die die baldige Einbrin=
gung
eines neuen Gewerkſchaftsgeſetzes im Par=
lament
fordert. Die Reſolution wurde einſtimmig angenommen.
Außenminiſter Henderſon verſicherte den Delegierten, daß das
Geſetz während der kommenden Sitzungsperiode im Parlament
eingebracht werden würde.

EP. Paris, 6. Oktober.
Der vom Syndikat der Grubenarbeiter für heute beſchloſſene
24ſtündige Generalſtreik iſt, ſoweit ſich dies heute nachmittag über=
ſehen
läßt, in ganz Frankreich befolgt worden. Etwa 90 bis 95
Prozent der Bergarbeiter ſind der Streikparole ge=
folgt
. Manche Grubenleitungen ſind der Streikparole der Ar=
beiter
zuvorgekommen, indem ſie einfach eine 24 ſtündige
Feierſchicht für heute einlegten. Zu Ausſchreitungen iſt es
nicht gekommen. Der Streik iſt als Proteſt gegen die bisher
nicht erfüllten Forderungen auf bezahlte Ferien und
gewiſſe Verbeſſerungen in der Altersfürſorge gedacht. Mor=
gen
wird die Arbeit überall wieder aufgenommen werden.

WTB. New York, 6. Oktober.
Aus Braſilien hier eingetroffene Meldungen beſagen, daß
der bei den letzten Präſidentſchaftswahlen unterlegene Gegen=
kandidat
des Präſidenten Preſtes, Vargas, die Führung der
Auſſtändiſchen im Staate Rio Grande do Sul übernommen hat.
Die Rebellen marſchieren auf den Staat Santa Catharina
zu. Auch ein Teil der Marine ſoll zu den Aufſtändiſchen über=
gegangen
ſein. In Rio Grande do Sul greift die Be=
wegung
immer mehr um ſich. Die Stadt Alegrete iſt in die Hände
der Aufſtändiſchen gefallen, da die Regierungstruppen gemein=
ſame
Sache mit den Rebellen machen. Die Offiziere der Grenz=
truppen
haben ſich nach Uruguay in Sicherheit gebracht. Die
Stadt San Francisco de Boya wird ebenfalls von den Aufſtän=
diſchen
beherrſcht. Ein Teil der dort ſtationierten Regierungs=
truppen
iſt zu den Aufſtändiſchen übergelaufen, ein anderer Teil
nach Argentinien geflüchtet. Die Aufſtändiſchen haben einen Er=
laß
ausgegeben, wonach alle Männer im Alter von 21 bis 35
Jahren einberufen werden. Die Eiſenbahnen ſind in ihren Hän=
den
, ſo daß die Rebellen über die nötigen Beförderungsmittel
verfügen.

Wirkſchaftliche Fragen im Bordergrunde.
Von unſerem Korreſpondenten.
G. P., London, 5. Oktober.
Die britiſche Reichskonferenz, die dieſe Woche in London, im
großen Empfangsſaal des Foreign Office zuſammengetreten iſt,
ſpiegelt in anſchaulicher Weiſe jene klug aufgebaute und impoſante
Staatenſtruktur wider, durch welche das demokratiſche Britiſche
Reich heute feſter und ſicherer zuſammengehalten wird, als es einſt
beim rein autokratiſch regierten Römiſchen Imperium der Fall war.
Bekanntlich gehören dem Britiſchen Weltreich, außer dem
eigentlichen Großbritannien und ſeinen Kolonien, noch folgende
ſieben Länder, als mehr oder weniger unabhängig verwaltete
Staaten oder Dominions an: Kanada, Auſtralien, Neu=Seeland,
die Südafrikaniſche Union. Neufundland, der Iriſche Freiſtaat
und Indien. Auf der gegenwärtigen Londoner Konferenz ſind
fünf dieſer Staaten durch ihre Premierminiſter vertreten, und
zwar: Kanada durch Mr. Bennett, Auſtralien durch Mr. Scullin,
Neu=Seeland durch Mr. Forbes, Südafrika durch General Hertzog
und Neufundland durch Sir Richard Saires. Den Iriſchen Frei=
ſtaat
vertritt der iriſche Außenminiſter Mr. McCilligan. Für
Indien führt der Maharadſcha von Bikaner das Wort.
Seit der letzten Reichskonferenz im Jahre 1926 ſind in Eng=
land
und in den meiſten Dominions (außer in Südafrika und Ir=
land
) neue Regierungen ans Ruder gekommen. In einem Lande
herrſchen die Kohſervativen, im anderen die Liberalen, im dritten
die Sozialiſten. Trotzdem verſtehen ſie ſich untereinander durchaus
nicht ſchlecht. Und auch die Tatſache, daß dieſes die erſte Reichs=
konferenz
in der Geſchichte Englands iſt, die eine Labour= Regie=
rung
einberufen hat, dürfte das Werk des Zuſammenhaltes der
verſchiedenartigen Teile des Britiſchen Reiches kaum ſchwerer ge=
ſtalten
als frühere Regierungen.
Eine bemerkenswerte Perſönlichkeit der Konferenz iſt der
kanadiſche Premierminiſter Mr. R. B. Bennett.
Er gehört der konſervativen Partei an und iſt der große Mann
Kanadas. Er war lange Jahre Direktionsmitglied der Canadian
Pacific Railway, dem Hauptlebensnerv des modernen kanadi=
ſchen
Staates. Mr. Bennett hat außerordentlich viel für das Hin=
eintragen
der Ziviliſation nach den Prairien und Wäldern des
Weſtlichen Kanada getan. Die Sorgen der kanadiſchen Landwirt=
ſchaft
, ſagte er in einem Interview, liegen ihm vor allem am Her=
zen
. Er iſt überzeugter Protektioniſt. Fragen, welche ſich auf das
konſtitutionelle Verhältnis der Dominions zum Mutterlande be=
ziehen
, intereſſieren ihn wenig. Eine intenſivere Entwicklung des
Handels zwiſchen allen Teilen des Britiſchen Reiches ſchwebt ihm
als Hauptaufgabe der Konferenz vor.
Der Premierminiſter von Auſtralien, Mr. Ja=
mes
Scullin, unterſcheidet ſich in vielen Dingen von ſeinem
kanadiſchen Kollegen. Er iſt keineswegs ein großer Unternehmer
oder Geſchäftsmann. Er iſt auch kein Konſervativer. Scullin iſt
Sozialiſt. Er iſt erſt ſeit einem Jahr im Amte. Man nennt ihn
den auſtraliſchen Macdonald, Ramſay Macdonald hat ihm im
Jahre 1906, als er Auſtralien beſuchte, bei der Wahlpropaganda
für Labour geholfen. Scullin iſt iriſcher Abkunft. Daher etwas
Stürmer und Dränger, etwas Fanatiker. Er will Auſtralien ſo
frei wie nur möglich von engliſcher Abhängigkeit ſehen. Doch
auch er hat Sorgen: er will die ſchwere Lage der auſtraliſchen
Arbeiter erleichtern und daher hat er, wie er das bei der Lan=
dung
ſofort erklärte, keinen ſehnlicheren Wunſch, als den Handel
zwiſchen Auſtralien und England ſtärker entwickelt zu ſehen..."
Mr. George Forbes, der Premierminiſter von
Neu=Seeland, iſt wiederum ein ganz anderer Typ: weder
Großunternehmer, wie Bennett, noch Sozialiſt, wie Scullin, ſon=
dern
biederer Farmer, ſolider, bedächtiger Mann, ſtrenger
Puritaner. Dem Aeußeren nach groß vom Wuchs, breitſchultrig,
beleibt, das am ſolideſten und behäbigſten ausſehende Mitglied
der Konferenz. Er gehört der liberalen Partei Neu=Seelands an.
Selbſt ein Farmer, iſt er vor allem um die Wohlfahrt der neu=
ſeeländiſchen
Farmer beſorgt, deren Wohlergehen, wie er erklärt,
einzig und allein von der Steigerung der neuſeeländiſchen Aus=
fuhr
nach Europa, vor allem nach England, abhängig iſt.
Sir Richard Squires der Neufundland ver=
tritt
, iſt ein Rechtsgelehrter, ein Konſervativer und ein über=
zeugter
Befürworter der Beibehaltung einer engen wirtſchaftlichen
und politiſchen Union ſeines Landes mit England. Mr. Patrick
McGilligan der Außenminiſter des Iriſchen
Freiſtaates betonte in ſeiner Rede, daß kein anderer Teil
des Britiſchen Reiches durch ſo enge wirtſchaftliche Bande mit dem
Mutterlande verbunden ſei, wie Irland, und daß der weitere Aus=
bau
der Handelsbeziehungen zu England im Moment Irlands
Hauptſorge ſei. Und der Maharadſcha von Bikaner, der
wohl in Ermangelung eines paſſenderen Delegierten, das zur Zeit

Großes Haus. Montag, den 6. Oktober.

r 40 Jahren hat Anton Bruckner ſeine achte Sinfonie
vollellnt und ſie dem Kaiſer Franz Joſeph gewidmet. Sie iſt
geiftlſſteinies der wertvollſten Denkmäler, die ſich der Meiſter
ſetzter im Kämpfen und Streben, ſeine demütige Beharrlichkeit,
ſein mſheten und die Sehnſucht nach der Herrlichkeit Gottes
brininie in ergreifender Weiſe zum Ausdruck. Bruckner hat in
der :At ſeines Schaffens an dieſer Sinfonie in vermehrtem
Maßkfreunde und Bewunderer gefunden, ſeine Werke ſetzen
ſich wr und mehr durch, wenn auch das Verſtändnis der All=
gemoehei
=t ſich nur ſehr ſchwer zu den Werken des Meiſters hin=
entwnilize
. In unſerer heutigen Zeit des Haſtens, des Mate=
rialilsuss
, der Brutalität erſcheint uns Bruckner ſchon faſt wie
ein /Awer aus einer anderen Welt, wie eine Mahnung, uns
auf us ſſelbſt zu beſinnen, wie eine Ueberraſchung, daß ſolche
Tiefſe no Verſunkenheit dem menſchlichen Geiſt gegeben ſein

kanm.=

Mwerdanken hier in Darmſtadt die Pflege Brucknerſcher
Kunnfſichael Balling, der im Laufe ſeines leider ſo kurzen hie=
ſigemükikens
alle Hauptwerke des Meiſters erſtehen ließ, und
er imemier anderen Muſik ſo lebte und zu verſinken vermochte
vdie =ſBruckner. Jede heutige Bruckneraufführung wird darum
die N Zeit Ballings ins Gedächtnis zurückrufen und zum
Versyih reizen. Zunächſt ein Aeußerliches. Balling hat es
nichte znaagt, die Achte an einem Abend alleinſtehen zu laſſen,
die Goohnheit, daß ein Sinfoniekonzert etwa zwei Stunden
auennmäiſſe, war zu ſeſt eingewurzelt, als daß man von ihr ab=
gegadnin
wäre. So ließ Balling der Achten einmal Mozarts
9=Mué infonie folgen eine ſehr wenig günſtige Zuſammen=
tellum
ein andermal ging ihr der langſame Satz der frühen,
von =Aukkner nicht veröffentlichten K=Moll=Sinfonie voraus, ein
echts ſückklicher Griff. Aber weit beſſer bleibt die Sinfonie
Alleisurrſcherin an einem Abend, damit ſie den empfänglichen
öre=aiz ihn ihrer Größe und Tiefe erfüllen kann.
Blirig ſchuf ſeine Brucknerinterpretationen ganz aus ſei=
nemniſigen
Temperament, aus ſeinem überſtrömenden Empfin=
den
, as ſeiner Seelenverwandtſchaft mit Bruckner heraus, da=
durchy
uden die damaligen Aufführungen ein großes Wagen,
ein Gemnſchaftliches Steigern, ein ſtarkes Unterſcheiden im
Orärſt rund Zögern. Er konnte es wagen, ſich ſchon im erſten
Satzfihr ſtark zu verausgaben, weil er ſtets imſtande war, bis
zum izale weiterzuſteigern, was ja bei Bruckner ein Weſens=

zug des ſinfoniſchen Stils iſt. Bei Balling konnte es geſchehen,
daß Details verſchwammen, aber die innere Spannung war
außergewöhnlich groß. Roſenſtock war dagegen überaus bewußt
in der Wiedergabe, wog aufs feinſte alle Spannungen gegen=
einander
ab, ſchuf feine Detailarbeit ohne den großen Zug zu
verfehlen, wirkte aber im ganzen kühler wie Balling. Die Auf=
führung
unter Dr. Karl Böhm hatte wiederum ihre eigene Note.
Im erſten Satz ſchien er uns ſehr zurückzuhalten und auch die
Steigerungen nicht völlig auszunutzen. Hier fanden wir auch
die typiſch Brucknerſche Phraſierung und Abſchnittsbildung, das
Einhalten nach einem Ritardando und Fortfahren mit neuem
Gedanken nach kurzer Ueberlegungspauſe wenig ausgeprägt.
Andererſeits brachte Dr. Böhm den Charakter der vier Haupt=
gedanken
und die große Form ſehr klar und überlegen zum Aus=
druck
. In dem glänzenden Scherzo und ſeinem lieblich=ruhigen
Trio ſteigerte ſich die innere Anteilnahme und Wärme, und das
Adagio in ſeiner kosmiſchen Größe und Erhabenheit gelang
vollendet ſchön. Ein Schwelgen im Klang, ein Schwärmen in
religiöſer Vertiefung, ein Hinſterben am Schluß. Und nun er=
hielt
Dr. Böhm dieſe Spannung bis zum Schluß und türmte
die Rieſenglieder des Finales in mächtiger Steigerung auf. Es
war bezeichnend für die ſtarke Wirkung auf die Zuhörer, daß
dieſe nach dem Schluß noch ſo ergriffen waren, daß nach langer
Stille erſt ganz allmählich der Beifall begann, um ſich dann zu
jubelndem Dank zu verſtärken.
Das Landestheaterorcheſter bewährte ſich wieder hervorragend.
Glücklicherweiſe iſt ſeine Beſetzung ſo geblieben, daß die Streicher
an Klangfülle nicht gegen die Bläſer abfallen, ja der Streicher=
klang
war ſogar ganz beſonders ſchön und voll. Sehr große Ver=
antwortung
tragen bei den Sinfonien Bruckners die Bläſer, die
nicht nur an den Höhepunkten meiſt Träger der Thematik ſind,
ſondern auch ſonſt häufig ſoliſtiſch ſich betätigen und vor allem
bei Bruckners reicher Kontrapunktik wichtige Gegenſtimmen ver=
treten
. Beſonders im langſamen Satz inſtrumentiert Bruckner
darin höchſt genial, daß er mit feinſtem Gefühl die Klangfarben
der Inſtrumente in ihren verſchiedenen Lagen berückſichtigt und
eine Farbigkeit feinſter Schattierungen entwickelt. So erwachſen
den Holzbläſern unendlich dankbare Aufgaben, die mit hervorragen=
dem
Können und künſtleriſcher Hingabe gelöſt wurden, ganz beſon=
ders
aber ſind die Blechbläſer bedacht, die Lieblinge des Bruckner=
ſchen
Klangbildes. Sie geben den Glanz in den großen Steigerun=
gen
des Scherzos und Finales, ſie verkörpern religiöſe Würde und
Andacht in den choralähnlichen Abſchnitten, ſie ſind ſchließlich die
Träger romantiſcher Empfindung und Entrücktheit, wie vor allem
die Hörner in den herrlichen Schlußzeilen des langſamen Satzes.
Darum gereicht es den hervorragenden Künſtlern unſeres Orche=
ſters
zu beſonderer Ehre, daß nirgends durch einen unvollkommenen
Anſatz oder ſonſt eine tonliche Störung der Eindruck beeinträchtigt
wurde.

Beſonders war es zu begrüßen, daß trotz der Schwere der Zeit
der Beſuch der Sinfoniekonzerte anſcheinend ſich nicht verringert
hat, denn die Konzerte des Landestheaterorcheſters ſind doch un=
ſtreitig
die führenden Veranſtaltungen unſeres Muſiklebens, und
ihr Beſuch iſt ein empfindlicher Gradmeſſer, für das muſikaliſche
Kulturbedürfnis in unſerer Stadt. Möge die Kunſt bei uns ihre
Bedeutung behalten und nicht mehr vor dem Amüſement zurück=
F. N.
weichen müſſen.
Mit Graf Zeppelin nach Süd= und Nordamerika, Reiſeeindrücke
und Fahrterlebniſſe. Von J. Breithaupt. Mit 53 Originalaufnahmen.
Geſtymackvoll kartoniert 4. RM. Verlag von Moritz Schauernburg
K.=G., Lahr (Baden).
Einer Einladung Dr. Eckeners folgend, hat der Verfaſſer die große
Atlantikfahrt des Graf Zeppelin von Anfang bis Ende mitgemacht.
Auf Grund eigenen Erlebens und mit großer Anſchaulichkeit verſteht
er es, den Leſer, als befände er ſich ſelbſt an Bord des Luftſchiffes, an
der bedeutſamen Reiſe mit ihren überwältigenden Schönheiten und man=
cherlei
Abwechſlungen teilnehmen zu laſſen. Iſt doch Graf Zeppelin
das erſte Luftfahrzeug geweſen, das die Fahrt von Europa bis zum
ſüdamerikaniſchen Feſtlande ohne Zwiſchenlandung ausgeführt und das
erſte Luftſchiff, das den Aequator überflogen hat. Lebhaft und feſſelnd
ſchildert Breithaupt die erſte Luftlinientaufe, die bei allen Teilnehmern
einen unauslöſchlichen Eindruck hinterlaſſen hat. Wir lernen die über=
wältigenden
Schönheiten Rio de Janeiros kennen und erleben das Luft=
ſchiff
in ſchwerem Sturm und Gewitterregen weit draußen auf dem
Ozean und über den franzöſiſchen Alpen, wo als Folge einer kräftigen
Böe alles Geſchirr in die Brüche ging. Die vielen künſtleriſchen Ori=
ginalaufnahmen
geben der ſpannend geſchriebenen Schilderung einen be=
ſonderen
Wert für alt und jung es iſt ein Buch, das jeder leſen muß.
Das Heidelberger Faß! Wer kennt es nicht, das vielbeſtaunte höl=
zerne
Ungetüm, das Scheffel als Denkmal deutſchen Küverfleißes und
deutſchen Durſtes beſungen hat? Nicht ſo geläufig iſt die romantiſche
Geſchichte der Entſtehung dieſes Faſſes und die Tatſache, daß die gigan=
tiſche
Tonne eine Reihe von Ahnen beſitzt, die an ſtattlicher Leibesfülle
mit der Letzten ihres Geſchlechts wohl wetteifern durften, ja im Punkte
künſtleriſcher Dekoration es weit übertrafen. Paul Daehne weiß in ſei=
nem
Büchelchen Das große Faß zu Heidelberg und ſeine Vorgänger
darüber zu berichten. Dieſes Heft (Preis 1 Mark) hat 16 Abbildungen
und eine Stammtafel über die Verwandtſchaft fürſtlicher Faßbauern.
(W. Vobach u. Co.)
Die Ideengeſchichte der letzten 25 Jahre im Spiegel einer
25jährigen Verlagsarbeit. Der Verlag Dr. Walther Rothſchild,
Berlin=Grunewald und Leipzig, konnte am 1. Oktober auf 25 Jahre
der Arbeit zurückblicken. Freunde und Mitarbeiter des Hauſes
brachten zu dieſem Tag unter dem Titel Staat und Menſchheit
eine Feſtſchrift dar, die, mit den Bildniſſen bedeutender Verlags=
autoren
geſchmückt, von Dr. Otto Bettmann verfaßt iſt. Es
wird hier das Werden dieſes Unternehmens von geiſtesgeſchicht=
lichem
Standorte her nachgezeichnet, alſo die Ideengeſchichte des
Verlages gegeben. Im Aufſtieg des Hauſes ſpiegelt ſich das Er=
wachen
und Wachſen der geiſtigen Strömungen der letzten 25
Jahre wider, welche die neue Fundierung der Staatswiſſen=
ſchaften
, der Jurisprudenz und der Geſchichte erſtrehten.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Dienstag, den 7. Oktober 1930

Nummer 277

noch auf den Dominion=Status wartende Indien vertritt, meinte,
daß er hier im Namen ganz Indiens nur auf die Indien und
den übrigen Teilen des Britiſchen Reiches gemeinſamen wirt=
ſchaftlichen
Intereſſen und auf die Notwendigkeit eines intenſive=
ren
Ausbaues dieſer Beziehungen hinweiſen wolle.
Als die vielleicht intereſſanteſte Perſönlichkeit der ganzen Kon=
ferenz
hat man endlich den Hauptdelegierten der Süd=
afrikaniſchen
Union, General Hertzog, zu betrach=
ten
. General Hertzog nahm bereits an der Reichskonferenz des
Jahres 1926 teil. Er gab auf der damaligen Konferenz den Ton
an. Die Konferenz von 1926 iſt, wie erinnerlich, dadurch bedeut=
ſam
und hiſtoriſch geworden, daß ſie die konſtitutionelle Abhängig=
keit
der einzelnen Dominions vom Mutterlande auf einer neuen,
weſentlich freieren Grundlage feſtlegte. Und General Hertzog vor
allem war es geweſen, der damals auf dieſes Ziel hingearbeitet
hatte. Seine Lebensgeſchichte iſt überaus bemerkenswert: nachdem
er im Burenkrieg gegen England gekämpft und überhaupt ſtets
zur extremen Partei der Nichtkapitulanten gehört hatte, widmete
er ſpäterhin ſeine politiſche Karriere ganz dem Ideal eines völlig
ſelbſtändigen Südafrikaniſchen Staates; als Führer der mächtigen
Partei der Nationaliſten, vereinigte er um ſich alles, was anti=
britiſch
fühlte und handelte: ſein Sieg über den gemäßigter ur=
teilenden
General Smuts im Jahre 1924 brachte ihn ans Re=
gierungsruder
; ſeit dieſem Zeitpunkt hat er alles getan, was in
ſeinen Kräften lag, um die Selbſtändigkeit Südafrikas weiter aus=
zubauen
; bis er endlich 1926 ſein Ziel ſo gut wie reſtlos erreichte;
auch auf der gegenwärtigen Konferenz dürfte ſein Hauptintereſſe,

im Gegenſatz zu demjenigen der anderen Delegierten, auf die kon=
ſtitutionellen
Fragen des Konferenzprogramms gerichtet ſein.
Immerhin fand er ſich, unter dem Druck der wirtſchaftlichen Not
daheim, bereit, in ſeiner eröffnenden Rede folgende durchaus un=
politiſche
und nüchterne Sätze aufzunehmen: Die Aufgabe dieſer
Konferenz, ſagte General Hertzog, wird faſt ausſchließlich in der
Löſung wirtſchaftlicher Fragen beſtehen. Und laßt uns hoffen, daß
wir hierin in gleicher Weiſe erfolgreich ſein mögen, wie wir es
1926 bei der Ausarbeitung der konſtitutionellen Probleme waren.
Dieſes, faſt ausſchließlich aufs Wirtſchaftliche
konzentrierte Verhalten aller Delegierten ohne
Ausnahme iſt überaus kennzeichnend für die britiſche Reichs=
konferenz
des Jahres 1930. Gewiß, ſämtliche Teile des Britiſchen
Reiches haben ihre politiſchen Sonderintereſſen und ihre ſepara=
tiſtiſchen
Beſtrebungen, die ſie in unverminderter Weiſe beſchäf=
tigen
und beunruhigen. Doch alle Teile des Britiſchen Reiches lei=
den
zur Zeit ebenfalls ſchwer unter der gleichen wirtſchaftlichen
Depreſſion, die auf England, die auf der ganzen übrigen Welt
laſtet. Bei allen beſteht daher volle Einigkeit darüber, daß vor
der großen Sorge um Milderung der Wirtſchaftsnot alle anderen
Fragen, ſo wichtig ſie auch ſein mögen, vor der Hand zurückzu=
treten
hätten, und daß alle vereinte Anſtrengungen zu machen
hätten, um England, die Dominions und hiermit die halbe Welt
aus der gegenwärtigen Kriſe herauszuführen. Sie geben hiermit
ein Beiſpiel, das ſo manchen anderen Ländern der Erde zu tun=
lichſter
Nachahmung anempfohlen werden könnte.

Die rumäniſche Regierung zurückgekreken.
EP. Bukareſt, 6. Oktober.
Die Regierung Maniu iſt zurückgetreten. Miniſterpräſid a
Maniu wurde heute nachmittag um 3 Uhr vom König im Sch.0
zu Sinaia in Audienz empfangen. Der Miniſterpräſident verle
eine halbe Stunde ſpäter das königliche Palais und teilte De
Journaliſten mit, daß der König die Demiſſion der ge
ſamten Regierung angenommen habe. Als Urſon
ſeines Rücktritts gab Maniu ſeinen erſchütterten Geſundheitsu
ſtand an. In dieſem Sinne iſt auch das um 6 Uhr abends=
ſchienene
amtliche Communiqus gehalten. Der tiefere Grund
Demiſſion liegt indes in Unſtimmigkeiten zwiſchen dem König un
dem Miniſterpräſidenten, der in der Audienz energiſch eine Ke
rung der Lage forderte. Maniu erklärte, die Verantwortung u
das nächſtjährige Budget nicht mehr übernehmen zu können, w=n
der König ihm keine Garantie dafür biete, daß die Regierny
wenigſtens noch ein Jahr lang am Ruder bleibe.
Das nächſtjährige Budget ſoll nämlich ein heroiſches Sru
budget ſein, und die Nationale Bauernpartei befürchtet, dadru
an Popularität einzubüßen.

Tpeie

OM
O Elſe Rindfren
Willy Franz Verlobte
Darmſiadt Lautenſchlägerftr. 20
Eindenhofftr. 4

Elisabeth Herche
Wilhelm Bund

Verlobte
Darmstadt, am 7. Oktober 1930.
Barkhausstr.
Arheilgerstr. 16

72

Statt beſonderer Anzeige.

Nach kurzer, ſchwerer Krankheit verſchied heute vormittag mein innigſigeliebter Mann,
unſer treubeſorgter Vater, mein guter Sohn, Bruder, Schwager und Onkel

Herr Ludwig Roßmann
Metzgermeiſter

im 46. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eliſe Roßmann, geb. Hehd und Kinder.
Darmſtadt, den 5. Oftober 1930.
(14725
Nieder=Ramſtädterſtraße 32b.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 8. Oktober, nachmittags 3 Uhr, von der Kapelle
des Nieder=Ramſtädter Friedhofes aus ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.

Dankſagung.
Jür die vielen Beweiſe inniger Teil=
nahme
, die uns anläßlich des Heim=
ganges
unſerer lieben Verſtorbenen er=
wieſen
wurden, ſagen wir unſeren herz=
lichſten
Oank.

Am 8. Oktober begehen die
Eheleute Georg Weber und
Frau Margareie, geb. Krämer,
Im Wingert 4, das Feſi der

ſilbernen Hochzeit.

A5

Familie Keſting.

14723)

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
Heimgange unſeres lieben Entſchlafenen

Georg Glock I.

ſprechen wir hiermit unſeren beſten Dank aus.
Beſonders danken wir Herrn Pfarrer Keitzer für
die troſtreichen Worte am Grabe, der Metzger=Innung
Bergſtraße, für die Kranzniederlegung ſowie für die
vielen weiteren Kranz= und Blumenſpenden.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Gg. L. Glock
Alsbach, den 6. Oktober 1930.
14708

Todes=Anzeige.

Wir geben unſeren Mitgliedern davon Kennt=
nis
, daß am 5. Oktober 1930 nach kurz vollendetem
46. Lebensjahr, nach ſchwerer heimtückiſcher
Krankheit, unſer treues Mitglied

Metzgermeiſter

Ludwig Roßmann

in der Vollkraft ſeines Schaffens von uns ge=
nommen
wurde.
Seinen frühen Heimgang bedauern wir ſehr
und werden ihm ſtets ein ehrendes Andenken
bewahren.

Darmſtadt, den 7. Oktober 1930.
Metzger=Innung Darmſtadt
Der Vorſtand.

Die Beerdigung findet Mittwoch, 8. Oktober 1930,
nachmittags 3 Uhr, vom Portal des alten Fried=
hofs
an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus, ſtatt.
Wir bitten die Kollegen um recht zahlreiche
Beteiligung.
(14724

Nachruf.

Das unerwartete plötzliche Hinſcheiden unſeres Ehren=
mitgliedes

Herrn Metzgermeiſter

Todes=Anzeige.
Nur auf dieſem Wege.

Gott dem Allmächtigen hat es in ſeinem unerforſch=
lichen
Ratſchluſſe gefallen, meinen innigſtgeliebten,
unvergeßlichen Mann, unſern herzensguten Sohn,
Bruder, Schwager und Onkel

Herrn Auguſt Knöpp
Lokomotivführer

Sonntag, den 5. Oktober, nachmittags ½6 Uhr
plötzlich und unerwartet zu ſich in die Ewigkeit
abzurufen.
In tiefer Trauer:

Chriſtine Knöpp, geb. Jackobi.
Auguſt Knöpp u. Familie.

Darmſtadt, Rodenſteinweg 21, Remagen, Siegen, Metz,
Hamburg, den 5. Oktober 1930.

Die Beerdigung findet Mittwoch, den 5. Oktober,
nachmittags 3½ Uhr auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme, ſowie
für die zahlreichen Blumenſpenden beim Heimgang
unſerer lieben Entſchlafenen

Frau Roſine Schrodt

Ludwig Roßmann

aus Darmſtadt bedeutet für unſeren Verein einen
herben Verluſt, eine Lücke, die nicht wieder auszu=
füllen
iſt.
Beſeelt von einem leidenſchaftlichen Idealismus für das
deutſche Lied und getragen von einem großzügigen
Opferſinn trat er ſederzeit für die Intereſſen des Vereins
ein. Er trug den Namen Ehrenmitglied in wahrem
Sinne des Wortes.
Treu wie er zu uns geſfanden, werden auch wir ihm die
Treue halten weit über das Grab hinaus. Sein Name
wird in der Geſchichte unſeres Vereins ſtets in goldenen
Leitern verzeichnet ſein.

(14748
Nieder=Ramſtadt, den 6. Oktober 1930.
Geſangverein Eintracht=Freundſchaft
Steuernagel
Block
Schrittführer.
Vorſitzender.

geb. Stuber
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren innigſten Dank.
Insbeſondere danken wir dem Herrn Pfarrer Marx für
die troſtreichen Worte am Grabe.

Die trauernden Hinterbliebenen:
Julius Schrodt
Familie E. Schott
P. Wild.
Darmſtadt, den 6. Oktober 1930.

Näh-u. Zusohneidekurge

Gründl. u. gewissenh. Ausbildung nach leicht erlernbare
Methode. Vorzgl. Paßform. Alle Schälerinnen, aucl
weniger gut begabte, können nach Beendigung eines Kursee
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Ph. Hergert, Wiesbaden, Rückertstr. 264.
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billigſt. Draht=Brückner, Holzſtr. (14659a

Statt Karten.

Für die Fülle von Gratulationen
und Geſchenke bei unſerer goldenen
Hochzeit ſagen wir allen Freunden
und Bekannten unſeren herzlichen
Dank. Pfarrer Marx, Stadtmiſſion,
Bläſerchor und Geſangverein, die
zum gelingen des Feſtes beige=
tragen
haben, herzlichen Dank. (*

fort
durch

und
tier

Auguſt Avemarie u. Frau.

Darmſtadt, im Oktober 1930.

Von der Reise zurück
Dr. CarlHappich
Facharzt für innere u. Hervenkrankh.
Sprechst.: Montag. Mittwoch und
Freitag v. 35 im Elisabethenstift,
Eingang. Nenbeu, Landgr. Georgstr.4

vr. Med. H. J. BGhdete
Karlstraße 90 Fernspr. 202,
hat seine ärztliche Tätigke t

wieder aufgenommen
A3G

Dr.it, Reiner

Mathildenstrasse 38

zurück

Ma

uun

Mein Mann iit fo gauna,
Niemand kann mein Alter erraten

Was iſt mit Ihnen ge=
ſchehen
, meine Liebe? Sie
ſehen um zehn Jahre jün=
ger
aus als vor drei Wo=
chen
, da ich Ihnen zum
letzten Male begegnete.
Ja, iſt das nicht wun=
derbar
? Alle meine Freun=
dinnen
ſagen es. Sogar
mein Mann gibt zu, daß
ich erſtaunlich jünger aus=
ſehe
.

Es iſt nunmehr bewie=
ſen
, daß Falten ein wel=
ker
Teint, ſchlaffe Wangen
und hervortretende Ge=
ſichtsmuskeln
nicht durch
das Alter, noch durch den
Einfluß des Wetters, ſon=
dern
durch Unterernährung der Haut
hervorgerufen werden. Hervorragende
Aerzte, darunter Wiener Profeſſoren
der Medizin, haben auch bewieſen, daß
Ihre Haut eſſen kann, d. h. ſie vermag
gewiſſe, beſonders bereitete Nährſtoffe
aufzunehmen, welche raſch in lebende
Zellen und Gewebe verwandelt wer=
den
. Die berühmte Pariſer Creme
Tokalon Hautnahrung, roſafarbig, ent=
hält
unter einer Garantie von 10 000
Mark jene höchſt bekömmlichen, beſon=
ders
bereiteten Nährſtoffe, prädigerierte
Sahne und Olivenöl, emulgierte Pflan=
zenextrakte
uſw. welche zufolge bedeu=
tender
Spezialiſten Ihre Haut braucht,
um friſch, feſt und frei von Falten zu
bleiben. Auf ſolche Weiſe kann eine wird Ihnen zurückerſtattet Erhäl

gend und Schönheit blühenden T
erlangen. Creme Tokalon wird
Haut ſchon in einer Nacht faſt
alles Erwarten wiederbeleben und
friſchen, und im Laufe von 28 Tco
wird ſie Ihnen einen neuen und 1
ernd ſchönen Teint verleihen. Sie 1
den die erſtaunlichen Reſultate
Ihrem eigenen Spiegel wahrnehne
Benutzen Sie Creme Tokalon O
nahrung, roſafarbig, des Nachts
Creme Tokalon Hautnahrung, w
nicht fettend, des Morgens. Sie
kieren nichts, wenn Sie Creme Toke
kaufen. Befriedigende Reſultate 1
den Ihnen garantiert oder Ihr 1

Frau von 50 Jahren nunmehr wie eine / in Parfümerien. Damenfriſier=Sa
30jährige ausſehen und einen von Ju= und Drogerien.
(II. Bln. 16

Gratis=Schönheitspäckchen, enthaltend drei kleine Tuben Cne
Tokalon Hautnahrung und einige andere Schönheitsmittel, wird gegen 25 Pfg.
Verſandſpeſen durch Aſche & Co., Hamburg, Pinneberger Weg 3 T. zugeſen

[ ][  ][ ]

ſttmmer 277
Aus der Landeshaupkftadt.
Darmſiadt, den 2. Oktober.
Die Beaufſichkigung der Hunde.
Tas. Polizeiamt Darmſtadt ſieht ſich veranlaßt, alle Hunde=
heei
und Begleiter von Hunden erneut auf den Befolg der Po=
1warordnung, betreffend die Beaufſichtigung der Hunde, hinzu=
mWn
-
I iſt es u. a. in letzter Zeit wiederholt beobachtet worden,
häunde auf den Markt, in Lebensmittelgeſchäfte (Metzgereien,
hereien und dergleichen), auf die Friedhöfe, in öffentliche
Aiſsebäude, Badehäuſer und zu öffentlichen Feierlichkeiten mit=
ſeurmen
wurden und deren Verweilen dort geduldet wurde,
tᛋnymn dies verboten iſt.
Areiterhin ſei darauf hingewieſen, daß
ſinnerhalb der Stadt Darmſtadt auf allen Wegen und Plätzen,
ſ. wie an allen Orten, wo Menſchen zu verkehren pflegen, biſ=
ſr
ge Hunde ſowie Bernhardiner, Neufundländer, Leon=
berger
, Doggen, Maſtiffts und alle Kreuzungen dieſer Raſſen
am einer kurzen Leine zu fuhren und erſtere auch außer=
alb
der Stadt mit einem das Beißen verhindernden Maul=
kworb
verſehen ſein müſſen;
in den dem Publikum geöffneten Gärten, in den Anlagen
usſtlich der früheren Main=Neckar=Bahn, in den Bahnhofs=
amlagen
zwiſchen Allee, Stirn= und Dornheimer Weg, in
2 ahnhöfen ſowie in Wirtſchaften und Wirtsgärten alle Hunde
um der Leine zu führen ſind und die Begleiter von Hunden
dmfür Sorge zu tragen haben, daß dieſe in den öffentlichen
Anlagen, in denen ſich Raſen, Blumenbeete oder Gebüſch=
Naapflanzungen befinden, nicht außerhalb der Wege umher=
laufen
;

jrranke Hunde und läufige Hündinnen überall dort wo
Menſchen zu verkehren pflegen, ſtets an der Leine zu führen
ſmd, und mit anſteckenden Krankheiten, insbeſondere Haut=
trankheiten
, behaftete Hunde zu Hauſe eingehalten werden
nrüſſen.
7erner haben alle Beſitzer und Begleiter von Hunden die er=
bemlichen
Maßnahmen dafür zu treffen, daß die Ruhe nicht
9ſch andauerndes Gebell und Geheul ihrer Hunde geſtört wird
msbeſondere das Anbellen von Perſonen, Zug= oder Reit=
ſin
, unterbleibt. Auch iſt es dem Hundebeſitzer unterſagt, ſeinen
bd; zur Nachtzeit (d. h. von 10 Uhr abends bis 5 Uhr morgens)
9/6lufſicht auf der Straße frei umherlaufen zu laſſen.
Shchließlich wird noch darauf hingewieſen, daß neben der An=
mlſung
eines Hundes auf der Bürgermeiſterei durch den
bdl=beſitzer dieſer dafür verantwortlich iſt, daß ſein Hund außer=
ſ
eines Hauſes, eines geſchloſſenen Grundſtücks oder ſonſtiger
uhooſſener Räume die von der Bürgermeiſterei verausgabte
bnoemarke am Halsband führt.
Alle Polizeibeamten ſind erneut angewieſen, den Befolg der
afnfährten Vorſchriften zu überwachen und Zuwiderhandlungen
eriöſichtlich zur Anzeige zu bringen.
Orpheum. Volksvorſtellung des original italieni=
ſ
16 ENarionetten=Theaters aus Rom. Ab heute Dienstag und
wende Tage, abends 8 15 Uhr, ſind die Eintrittspreiſe wie folgt
f Peietzt: Eſtrade 60 Pfg., Saal 80 Pfg., 2. Balkon, Seite, Par=
5u
e1MMark, 1. Balkon 1,25 Mk., 1., 2. Parkett und Mittelloge 1,50
ANk. Dieſe Preiſe ermöglichen jedermann, ſich dieſe hochkünſt=
eiche
Darbietung anzuſehen. Die Santoro Marionetten=Bühne
t. Konzert aus den Opern Rigoletto, Toska, Barbier von
GHlna, Cavalleria ruſticana uſw. Ferner Aufführung der Ope=
e
ſoie Geiſha, Muſik von Sidney Jones. Ferner eine An=
m
norigineller Varieté=Akte und Zirkusſzenen, darunter das
rurügs Hin ettſtück Kammermuſik‟. Das Ganze ſpielt in reizender
Eierie und prachtvollen Koſtümen. Die Geſangspartien wer=
Aſevon ausgezeichneten italieniſchen Sängern und Sängerinnen
Ri
ben gegeben. Es wird hiermit beſonders darauf aufmerkſam
ſrtiot, daß morgen Mittwoch, 8. Oktober, eine Jugend= und
Aswoorſtellung bei volkstümlichen Einheitspreiſen von 50 Pfg.,
k. und 1,25 Mk. für groß und klein ſtattfindet. (S. Anzeige.)
Heſſiſches Landestheaker.

Faag,
Oktober

Mwoch,
Oktober
Fenerrstag,
Oktober

NiA
Oktober

ſtSmag,
Oktober

44

Miiſte Hf
2022 15 Uhr
Der Falſchſpieler
Preiſe 110 Mk.

19.:022.30 Uhr
84 Zar und Zimmermann
Preiſe 110 Mk.

C5

19 3022 30 Uhr
Kabale und Liebe
Preiſe 110 Mr.

Frag,
Oktober

19. 022.15 Uhr
D5. Ein Sommernachtstraum
Preiſe 110 Mk.
1517 45 Uhr
Heſſenland=Miete 11 u. IIII
Ein Sommernachtstraum
Preiſe 0.808 Mk.

2023 Uhr
E5 Kabale und Liebe
Preiſe 110 Mk.
19 3022.15 Uhr
B5 Die ſchöne Helena K2 Miſſiſ ippi

Kleines Haus
22 Uhr
Heſſ. Spielgemeinſchaft
Der tolle Hund.
Preiſe 0.50250 Mk
Zuſ=M. V 2. 2022 Uhr
Meine Schweſter und ich
Preiſe 1205 Mk.
Keine Vorſtellung

Keine Vorſtellung

2022 Uhr
M 1. Darmſt. Volksbühne
Gruppe IIV
Fatme
Preiſe 15 Mk.

2022 19 Uhr
Preiſe 1.2012 Mk. (Darmſt. Volksb. Gr. I u, II
Preiſe 15 Mk.
Heſſiſches Landestheater. Die erſte Wiederholung des ſo
grierdentlich erfolgreich aufgenommenen Luſtſpiels Meine
5w eſter und ich nach Berr und Verneuil, von Robert
in. Geſangstexte und Muſik von Ralph Benatzky, findet am
ſrmoch, den 8. Oktober, in der Premierenbeſetzung ſtatt. In=
ſigen
ung: Renato Mordo; Bühnenbild: Elli Büttner, muſi=
Elſche Leitung: Fritz Bohne. Schillers Trauerſpiel Kabale
uſy Wiebe geht am Donnerstag, den 9. Oktober, 19.30 Uhr,
önoßen Haus in Szene Regie: Günter Haenel, Bühnenbild:
wa Schenck v. Trapp. In den Hauptrollen: Knott, Gothe, Con=
Wiebel, Wiener, Nürnberger, Kutſchera, Keim, Baumeiſter,
Lenar, Weſtermann.

Dienstag, den 7. Oktober 1930

Seite 5

Heſſiſcher Handwerker= und Gewerbetag.

* Alsfeld, 5. Okt. Zu dem 5. Verbandstagdes Heſſiſchen
Handwerks= und Gewerbeverbands hatten ſich zahlreiche
Handwerker und Gewerbetreibende aus allen drei Provinzen des Heſſen=
landes
hier eingefunden. Der geſtrige Samstag brachte die Tagung des
Landesausſchuſſes, der ſich abends im Deutſchen Haus eine Begrü=
ßungsfeier
anſchloß.
Die heutige Hauptverſammlung fand im großen Saale des
Deutſchen Hauſes ſtatt und wies einen ſo ſtarken Beſuch auf, daß der
Saal und die Empore bis auf den letzten Platz beſetzt waren.
Der Präſident der Heſſiſchen Handwerkskammer, Nohl=Darmſtadt,
begrüßte die Gäſte und beſonders die Vertreter der heſſiſchen Regierung,
des Kreisamts und der Stadt Alsfeld und der Handwerker= und Ge=
werbevereine
. Unter den Ehrengäſten befanden ſich auch Gewerberat Dr.
Bünnings=Gießen, Syndikus Röhr=Gießen, Syndikus Dr. Reif= Fried=
berg
, Kommerzienrat Ramſpeck=Alsfeld. Namens des heſſiſchen Staates
ſprach Miniſterialrat Hechler=Darmſtadt, für das Kreisamt Alsfeld Kreis=
direktor
Dr. Stammler und für die Stadt Alsfeld Bürgermeiſter Dr.
Völſing.
Im Mittelpunkt der Tagung ſtanden zwei Vorträge von Dr. A.
Wagner=Marburg und Syndikus Dr. Vierrath=Berlin.
Ueber die Bedeutung und Aufgaben des deutſchen Handwerks in
der wirtſchaftlichen und politiſchen Kriſe der Gegenwart ſprach als
erſter Redner Dr. A. Wagner. Der Redner ſchilderte zuerſt die Be=
deutung
des Handwerkerberufes und deſſen Entwicklung in den letzten
hundert Jahren. Durch die Gründung der Fabriken ſeien viele Hand=
werkerberufe
verſchwunden. Im Jahre 1896 ſei ſogar von Dr. Bücher
ein Herabſinken des Handwerks zur Bedeutungsloſigkeit vorausgeſagt
worden. Trotz dieſen ſchlechten Prophezeiungen für das Handwerk
konnte man im Jahre 1925 das überraſchende Reſultat hören, daß das
Handwerk Dreiviertel aller deutſchen Gewerbebetriebe umfaſſe. Hand=
werk
und Bauerntum gelten ſomit als unausrottbare Wirtſchaftszweige.
Redner behandelte auch die Betätigung der öffentlichen Hand in der
Wirtſchaft und deren einſchneidende Wirkung. Um dieſer gegenwärtigen
Kriſe entgegentreten zu können, zeigte er zwei Wege. Erſtens ſoli=
dariſche
Zuſammenarbeit gegen die Konkurrenz der Fabrik und die
Gründung von ſtandespolitiſchen Organiſationen. Standesbewußtſein
müſſe hier vor Parteipolitik gehen. Nur wenn Handwerk und Mittel=
ſtand
lernen ſolidariſch zu fühlen, ſei hier eine Weiterexiſtenz möglich.
Stürmiſcher Beifall belohnte die Ausführungen des Redners.
Syndikus Dr. Vierrath=Berlin ſprach alsdann in ſehr
temperamentvoller Weiſe über Aufſtieg oder Niedergang, Schickſals=
fragen
des deutſchen Handwerks.
Der Redner ſprach zuerſt über den finanziellen Zuſammenbruch
Deutſchlands und kritiſierte das jetzige parlamentariſche Syſtem. Er be=
handelte
ferner die Notverordnung des Kabinetts Brüning und die
Schuldverbindlichkeit des Reiches. So ſeien im letzten Reichsetat 5½
Milliarden für Sozialverſicherungen aller Art verausgabt worden, die
öffentliche Verwaltung erfordere rund 23 Milliarden. Dieſe ungeheuere

Verwaltungsaufblähung, das Raſen der Geſetzgebungsmaſchinie, die
Ueberſpannung des ſozialen Gedankens und die Bewilligungsfreudigkeit
der Parlamente bildeten die größten Hinderniſſe für eine geſunde Wirt=
ſchaft
. Redner verurteilte auch die jetzige Ueberbildung bei den Beam=
ten
. Ein geſunder Staatsbetrieb benötige brauchbare Berufsbeamte,
aber keine politiſchen Beamten, wo das Parteibuch maßgebend ſei. Fer=
ner
ermahnte er zum Zuſammenſchluß, zur Gründung von Handwerker=
banken
, Erweiterung der finanziellen Macht, damit das Handwerk mehr
zur Geltung gelangen könnte. Nur wenn die Wirtſchaft intakt ſei, dann
könne auch der Staat leben.
Den ſehr temperamentvollen Ausführungen des Redners folgte ein
ſtürmiſcher Beifall.
Während dem Vortrag von Dr. Vierrath hat der Vertreter der
heſſiſchen Regierung den Saal verlaſſen. Miniſterialrat Hechler ergriff
nach Beendigung des zweiten Vortrags das Wort und wies aufs ſchärfſte
einige politiſche Ausführungen des Redners zurück. Er wurde jedoch
mehrmals durch laute Zwiſchenrufe ſtürmiſch unterbrochen. Nachdem
Dr. Vierrath erklärt hatte, daß ihm irgendwelche Beleidigungen fern=
gelegen
hätten, ſchlägt Präſident Nohl eine Erklärung vor, in der der
Vorfall ſehr bedauert wurde, da ſich die heſſiſche Regierung eines guten
Einvernehmens und beſter Zuſammenarbeit mit dem Handwerk erfreue.
Dieſe Erklärung wurde von der Verſammlung gebilligt. Ueber die Vor=
träge
entſpinnt ſich eine rege Ausſprache, an der mehrere Redner teil=
nahmen
.
Nach dem Tätigkeitsbericht durch Präſident Nohl und der Ent=
laſtungserteilung
des Geſchäftsführers. Direktor Schütler, werden noch
mehrere Anträge der verſchiedenen Vereine verleſen, die an den Vor=
ſtand
zur Bearbeitung vorgelegt werden ſollen. Eine Entſchließung mit
folgendem Inhalt wird alsdann angenommen:
Entſchließung.
Der Heſſiſche Handwerks= und Gewerbeverband nimmt mit Ent=
rüſtung
davon Kenntnis, daß im Landeszuchthaus Butzbach eine mit
modernſten Holzbearbeitungsmaſchinen ausgeſtattete Schreinerwerkſtatt
beſteht und ebenſo in dem Gefängnis zu Darmſtadt eine moderne Buch=
druckerei
und Buchbinderei eingerichtet iſt. Der Heſſiſche Handwerks=
und Gewerbeverband wendet ſich entſchieden gegen eine ſolche dem Hand=
werk
ſchwer ſchädigenden Konkurrenz ſeitens der ſtaatlichen Behörden.
Beſonders befremdlich findet es der Verband, daß eine ſtarke Kunden=
werbung
dieſer Staatseinrichtungen eingeſetzt hat, daß ſogar Straf=
anſtaltsinſaſſen
zu Handwerkern ausgebildet und zur Ablegung der Ge=
ſellenprüfung
angehalten werden.
Der Heſſiſche Handwerks= und Gewerbeverband beauftragt die Ver=
bandsleitung
, gemeinſam mit der Handwerkskammer mit aller Schärfe
gegen dieſe Einrichtung der Strafanſtaltsbehörden und der Juſtizver=
waltung
Stellung zu nehmen zum Schutze des Handwerks.
Den Abſchluß der Tagung bildete die Beſichtigung der Stadt und
des Muſeums.

Technik im Heim.
Die mechaniſche Waſchfrau.

In früherer Zeit führten zuweilen geſchickte Erfinder der
ſtaunenden Mitwelt mechaniſche Figuren vor, die äußerlich der
menſchlichen Geſtalt nachgebildet aller=
hand
Kunſtſtücke vollbrachten: Briefſchreiben,
MIk
Trompetenblaſen, Tanzen. Was damals tän=
delnde
Spielerei war, die Nachahmung menſch=
licher
Handlungen, das iſt heute zu praktiſch
bedeutſamer Wirklichkeit geworden in jenen
Maſchinen oder Apparaten, die nicht nur die
menſchlichen Arbeiten nachahmen, ſondern ſie
erſetzen oder zumindeſt in hohem Maße erleich=
tern
. Da iſt z. B. die mechaniſche Waſchfrau,
die Waſchmaſchine, wie wir ſie ſchlicht im täg=
lichen
Leben nennen. Zwar erſcheint dieſe
Maſchine nicht äußerlich in der Geſtalt einer
Waſchfrau,, aber ſie leiſtet die Arbeit einer
Waſchfrau, und damit erfüllt ſie wohl letzten
Endes den Zweck der Spielweiſen vergangener
Jahrhunderte: wirklich an die Stelle eines
Menſchen zu treten.
Wenn heute von der Ablöſung menſch=
licher
Arbeit die Rede iſt, ſo wird zuweilen
die Befürchtung ausgeſprochen, die Maſchine
könnte arbeitende Menſchen brotlos machen.
Abgeſehen davon, daß gerade durch die Fabri=
kation
einer Maſchine vielfältig neue Arbeits=
möglichkeiten
entſtehen, hat die Waſchmaſchine
ſchließlich eine ganz andere Aufgabe als
Waſchfrauen aus ihrer Arbeit zu verdrängen.
Denn in etwa 92 bis 95 v. H. der deutſchen
Die Scheukelwaschmaschine
Haushaltungen muß die Hausfrau heute noch
wirfk
ihre Wäſche ſelbſt reinigen. Und dieſen
die Wäsche in der Lauge
Hausfrauen, die bisher keine Waſchfrau zur
hin und her.)
Hilfe hatten, ſoll in erſter Linie die mecha=
16
niſche Hausfrau helfen.
Aus dieſem Grunde iſt auch in der Aus=
ſtellung
Technik im Heim, die in der
Feſthalle gezeigt wird, und die ſich vorwiegend, an die breiten
Schichten der Bevölkerung wendet, auf die Darſtellung der tech=

niſchen Hilfsmittel des Waſchens beſonderer Wert gelegt worden.
Angefangen vom einfachen und doch die Arbeit ſchon beträchtlich
erleichternden Wäſcheſtampfer bis zur völlig eingerichteten mecha=
niſchen
Waſchküche für Miethäuſer, iſt hier alles zu finden, was
den Waſchvorgang vereinfachen und erleichtern könnte. Die im
Betriebe gezeigten Vorrichtungen werden durch Modelle, Tafeln,

Are

aim

Wirkungsweise werschiedener Waschmaschinen

Die Ouirlwaschmaschine
rührt
die Wäsche in der Lauge.

Der Wescheutomat
durchflutel
die Wösche mit heißem Wasser
Dangf oder Luft.

Die Punpptiaschmeschihe
durchspült"
die Wäsche.

Die Gockenaschmaschine
stampft
die Wäsche und kreibt ce
Laugs hinderch.*

Die Tonmelwaschmeschine
wälzt
die Wäsche in der Lage u.

200 Jahre Darmſtädter Kunſt, Mathildenhöhe. Die Aus=
ſtellung
iſt um eine Woche verlängert worden, dauert alſo noch bis
Samstag, den 12. Oktober. Nachdem alle anderen Kunſtſchauen
des Jubiläumsjahres geſchloſſen haben, bleibt die Mathildenhöhe
als einzige noch offen und bietet die letzte Gelegenheit, ihren für
jeden Darmſtädter wichtigen und genußreichen Inhalt zu beſich=
v
. H.
tigen.
Gartenbauverein Darmſtadt e. V. Nach einer längeren
Sommerpauſe beginnt nunmehr wieder die Tätigkeit in den Ver=
einsabenden
. Am nächſten Donnerstag ſpricht Herr Dr. Goos
aus Nieder=Walluf über das aktuelle Thema der Steingärten. Der
geſchätzte Redner iſt durch einen früheren Vortrag bereits beſtens
eingeführt und es dürfte daher ein zahlreicher Beſuch zu erwarten
ſein. (Näh. im Anzeigenteil.)

Bilder erläutert und die Darſtellungen durch Angaben über
Koſten, Wirkungsweiſe und Handhabung ergänzt.

Volkshochſchule. Wir machen unſere Mitglieder auf die vor=
züglichen
Darbietungen des italieniſchen Marionettentheaters im
Orpheum aufmerkſam und empfehlen den Beſuch. Wir erhalten
an der Kaſſe weitgehende Ermäßigung gegen Vorzeigen der Mit=
gliedskarte
. Zur Lokalpoſſe Der tolle Hund am Dienstag im
Kleinen Haus des Landestheaters ſind ermäßigte Karten in
unſerer Geſchäftsſtelle zu haben.
Evangeliſcher Arbeiter= und Handwerkerverein. Die Mit=
glieder
werden auf die heute im Vereinshaus. Stiftsſtraße 51,
ſtattfindende Monatsverſammlung aufmerkſam gemacht. Die
Wichtigkeit der Tagesordnung erfordert vollzähliges Erſcheinen.
Das Einſperren der Tauben zur Saatzeit iſt angeordnet für
die Zeit vom 10. bis 25. Oktober ds. Js. Auf die amtliche
Bekanntmachung wird hingewieſen.

2

Das Licht darf nicht blenden, es muß reichlich und gut sein, dann
werden die Augen geschont, und die Arbeit geht schneller vonstatten.
Gutes Licht hilft Unfälle vermeiden. Sparen Sie nicht an Licht!

9t
TR4

IBIn 13948

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[ ][  ][ ]

Seite 6

Dienstag, den 7. Oktober 1930

Nummer 277

Das Beſchaffungsprogramm der Deutſchen Reichspoſt
im Bezirk der Oberpoſtdirektion Darmſtadt.
Arbeiten und Aufkräge zur Belebung der Wiriſchaft und zur Linderung der Arbeitsloſigkeit
durch die Deutſche Reichspoſt.

Der Präſident der Oberpoſtdirektion Darmſtadt Leiſter hatte zu
einer Preſſebeſprechung eingeladen, um Gelegenheit zu geben, die Oef=
fentlichkeit
darüber aufzuklären, wie die Reichspoſt bemüht iſt, zur Be=
lebung
der Wirtſchaft und zur Linderung der Arbeitsloſigkeit in unſe=
rem
Bezirk beizutragen. Herr Oberpoſtrat Klingelhöffer legte in
einem ausführlichen Referat dar, welche Arbeiten auf den Gebieten des
Poſt=, Telegraphen= und Fernſprechdienſtes, namentlich auch in dem
Bauweſen, geleiſtet wurden oder noch im Gange ſind; ein umfangreiches
Arbeitsprogramm im Bezirke der Oberpoſtdirektion Darmſtadt, welches
geeignet iſt, die Arbeitsloſigkeit weſentlich zu lindern.
Bekanntlich ſind 200 Millionen RM. zuſätzliche, über den Haushalt
hinausgehende Aufträge an die deutſche Wirtſchaft gegeben worden, und
zwar wurden etwa 132 Millionen RM. für die Schwachſtrominduſtrie,
23 Millionen RM. für die Maſchineninduſtrie, 20 Millionen RM. für
Bauten und der Reſt für verſchiedene Betriebe aufgewendet. Der Betrag
entſpricht einer Jahresbeſchäftigung von 125 000 Arbeitern. Durch die
Arbeitsaufträge an die einzelnen Induſtrien wurden weitgehende Preis=
ſenkungen
, von 10 Prozeut und darüber hinaus, erzielt; weitgehendes
Entgegenkommen ermöglichte der Reichspoſt, ihr Vorhaben durchzufüh=
ren
. Lediglich das Zementkartell hat ſich auf eine Preisſenkung nicht
eingelaſſen. Die Aufträge verteilen ſich auf 50 Firmen der Schwach=
ſtrom
= und Kabelinduſtrie, und auf Hunderte Firmen der Maſchinen=,
Fahrzeug= und Bauinduſtrie im Reich. Wenn auch Arbeiten im Rahmen
dieſes Beſchaffungsprogramms einbegriffen ſind, die zunächſt für das
kommende Jahr vorgeſehen waren, ſo wird doch nunmehr kein Unter=
ſchied
zwiſchen dieſen Arbeiten und ſolchen des laufenden Haushalts
gemacht, da ja der Hauptzweck der ſofortigen Arbeitserteilung die Be=
lebung
der Wirtſchaft, die Linderung der Arbeitsloſigkeit und die Preis=
ſenkung
iſt.
Nach dieſen allgemeinen Ausführungen wandte ſich Oberpoſtrat
Klingelhöffer den einzelnen Zweigen der Induſtrie zu, die durch das
Beſchaffungsprogramm der Deutſchen Reichspoſt Aufträge erhalten und
dadurch eine Belebung erfuhren. Da wurde zunächſt als die Schlüſſel=
induſtrie
die
Bauinduſtrie
genannt. Mit ihrer Ankurbelung werden Gewerbe aller Art: Erd=
arbeiten
, Maurer=, Bauzimmerer=, Schmiede=, Dachdecker= Spengler=,
Schreiner=, Schloſſer=, Glaſer= und Anſtreicherarbeiten belebt; mit ihr
erhält aber auch die Eiſeninduſtrie, die Heizungs= und Inſtallations=
induſtrie
und viele andere Aufträge. Im Bezirk der Oberpoſtdirektion
Darmſtadt fällt außerhalb des Rahmens der Arbeiten, die auf den lau=
fenden
Haushalt verbucht werden, zunächſt der große Umbau des Tele=
graphenamtes
in Mainz. Auch nach Vollendung dieſes großartigen
Baues, in dem viele Privatbetriebe Bureaus gefunden haben, wird
namentlich noch die Schwachſtrominduſtrie in Atem gehalten, da das
Fernſprech=Selbſtanſchluß= und Fernamt, ſowie eine Nohrpoſtanlage.
Poſtamt-Telegraphenamt noch im Aufbau begriffen iſt. In Mainz iſt
weiter noch der Umbau des alten Poſtgebäudes vorgeſehen,
womit unter Umſtänden eine Neuausgeſtaltung der Schalterräume ver=
bunden
werden ſoll. In Worms hatte ſich ſtarker Raummangel ge=
zeigt
, ſo daß zwei Nachbarhäuſer angekauft und zweckentſprechend um=
gebaut
werden mußten. In das Beſchaffungsprogramm der Reichspoſt
fällt der völlige Umbau des Erdgeſchoſſes im Hauptgebäude, die neu=
zeitliche
Schalteranlage, ein großer Seitenbau mit Verſtärkeramt und
Selbſtanſchlußamt mit großem Ueberweiſungsamt, der Um= und Erwei=
terungsbau
des Bahnhofspoſtgebäudes, das notwendig wird, da die Ab=
fertigung
für die abgehende Briefpoſt zur Entlaſtung des Hauptpoſt=
amtes
an die Bahn verlegt werden ſoll. Damit tritt eine weſentliche
Vereinfachung der Arbeitsgänge nach und vom Bahnhof ein. In
Neu=Ifenburg iſt ein neuer reichseigener Poſthausbau (mit etwa
anderthalb Jahren Bauzeit) vorgeſehen. Dieſer Bau kommt einer Auf=
tragserteilung
von zirka 200 000 RM. gleich.
Kleinere Um= und Ausbauten werden in Büdingen, Groß=
Umſtadt, Lollar, Kraftwagenhallenbauten in Bad=Nauheim,

Das Arbeitsbeſchaffungsprogramm bringk noch keine
Erleichkerung des kaufmänniſchen Skellenmarkkes.
Auf dem kaufmänniſchen Stellenmarkt hat nach den Beobach=
tungen
der Kaufmänniſchen Stellenvermittlung des DHV. das
Arbeitsbeſchaffungsprogramm der Reichsregierung im September
keine Erleichterung gebracht. Die Beunruhigung der Wirtſchaft
durch den Wahlkampf und die noch ungeklärte politiſche Lage
hatten im Gegenteil ein weiteres Abſinken des Beſchäftigungs=
grades
zur Folge. Im Berichtsmonat führten, wie bereits erwar=
tet
, die von Arbeitgeberorganiſationen vorbereiteten Perſonalteil=
und =geſamtkündigungen der Großunternehmen zu zahlreichen Ein=
zelkündigungen
in Mittel= und Kleinbetrieben. Der Bewerber=
zugang
war demnach auch im September ſehr beträchtlich, obwohl
er nicht ganz die Höhe des Vormonats, in den der Quartalkün=
digungstermin
fiel, erreichte. Der Bewerberſtand hat ſich jedoch
angeſichts der ungenügenden Vermittlungsmöglichkeiten, weiter
um 10,5 v. H erhöht. Beſonders fällt in dieſem Zuſammen=
hang
die Verlageruung der ſtellungsloſen Bewerber auf. Lediglich
die Abwicklung des Wahlgeſchäftes brachte eine regere Nachfrage
nach kurzfriſtigen Aushilfen.
Die erneute Verſteifung des Stellenmarktes findet ihren Aus=
druck
in den für die Kaufmänniſche Stellenvermittlung des DHV.
errechneten Meßzahlen: Andrangsziffer (Bewerber auf eine ge=
meldete
offene Stelle) 32,5 im September 1930 gegenüber 27,3 im
Auguſt 1930, bzw. 11,6 im September 1929.

Odenwaldklub. Ortsgruppe Darmſtadt. Ueber den Rhein
ging diesmal die Fahrt. Mit Liebe und Sachverſtändnis, wie es
ſich gerade in dieſem Falle geziemte, war die Wanderung geplant
und wurde ſie ausgeführt. Das zeigten die Darſtellungen der Füh=
rer
, der Herren Korell und Wehnert, im Wanderprogramm und
am Klubabend vor der Wanderung, das bewies in vollſtem Maße
die Wanderung ſelbſt. Kraftwagen die Harko hatte die Be=
förderung
übernommen und zu allgemeiner Zufriedenheit durch=
geführt
brachten die Wanderer in flotter Fahrt zum Rondell,
an der Straße WörrſtadtBingen, in deſſen Nähe die Wanderung
begann. Die Fernſicht, die ſich bei klarem Himmel bietet, war
durch das trübe Wetter beeinträchtigt. Immerhin, war es des
Sehenswerten genug. Und wer dort oben in den grauen Herbſt=
tag
hinein über die welligen Hochflächen Rheinheſſens den Blick
ſchweifen ließ, der mochte wohl die erſtarrten Wogen des einſtigen
Tertjärmeeres vor ſich liegen ſehen, deſſen Boden die wunderliche
und doch auf innerer Geſetzmäßigkeit beruhende Ausgeſtaltung
zum rheinheſſiſchen Hügelland erfuhr. Der Bismarckturm auf der
Waldeck über den die Wanderung nach Ingelheim führte, erinnerte
an das Auf und Ab wechſelvollen geſchichtlichen Lebens, das, herbe
und erhebend zugleich, ſeine Spuren tief eingegraben hat ins ganze
rheiniſche Land. Und über all dieſem Werden und Vergehen
ſchwebt heute der wunderſame Zuſammenklang ſchwerer Arbeit
und heiterer Poeſie. In ausdauernder Tätigkeit ſchuf die rhein=
heſſiſche
Bevölkerung die breit gelagerten Talauen um zu früchte=
geſegneten
Fluren, die Hänge aber ſäumt Rebgelände, nun in
herbſtliches Bunt gekleidet, das uns das edelſte Geſchenk der Natur
darreicht, den köſtlichen Wein. Den an der Quelle zu koſten, war
der eigentliche Zweck der Fahrt. Die Wanderſchar wurde auch
nicht enttäuſcht, weder bei der Frühſtücksraſt noch beim Mittags=
mahl
. Etwas Beſonderes boten die Kellerbeſichtigungen, zu denen
freundlich eingeladen hatten: die Weinkellereien Ph. Barth, Darm=
ſtadt
in Oberingelheim, die Kellereien der Firma Hartmann und
Kuhn der Firma P. Chr. Salwächter und des Winzervereins,
ſämtlich in Niederingelheim. denen auch hier noch einmal gedankt
ſei. Dank gebührt auch der Frau von Opel auf Schloß Weſterhaus,
die die Beſichtigung der Wirtſchaftsgebäude ihres Gutes und ihres
Geſtüts freundlich geſtattet hatte. Das fröhliche Zuſammenſein
im Reſtaurant Café Hartmann in Niederingelheim bildete den
ſtimmungsvollen Abſchluß. Die Kraftwagen brachten die Teil=
nehmer
über Mainz zurück, früh genug, um noch nicht die ſchützen=
den
Wände des Heims aufzuſuchen.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen ab heute ein Meiſterwerk des
Regiſſeurs F. W. Murnau Unſer täglich Brot (Die Frau aus
Chicago), der einen Einblick in das Hetztempo der Millionenſtädte
bringt, zur Vorführung. In der Hauptrolle Charles Farrell und
Mary Dnnenn.

Friedberg Schotten, Grünberg, Grebenhain und in
Höchſt (Odw.) ausgeführt. Die größte dieſer Anlagen in Bad=Nauheim
iſt mit 6070 000 RM. eingeſetzt. Die Bauzeit wird auf zwei bis drei
Monate berechnet. Arbeitsgelegenheit in der ſtillen Winterzeit iſt
durch zahlreiche Innenausbeſſerung und Aenderungen, alſo Arbeiten
unter Dach, vorgeſehen.
Hervorragenden Anteil an der Belebung des Bauhandwerks nimmt
die Wohnungsfürſorge. Die Tätigkeit auf dieſem Gebiete er=
hellen
zwei Zahlen: 1913 wurden von öffentlicher Hand für Wohnbau=
ten
31 Millionen, 1926/27 1,428 Milliarden verausgabt.
Reichseigene Wohnbauten werden in Mainz, Worms, Bingen, in
Michelſtadt, Offenbach a. M., Bad=Nauheim für Beamte. Arbeiter und
Angeſtellte errichtet, dazu 264 Wohnungen beſchafft durch Hergabe von
Reichshypotheken zu billigem Zinsfuß und geringſter Tilgung, z. T. zu=
ſammen
mit Land und Gemeinde. Reichshypotheken wurden auch an
gemeinnützige Baugenoſſenſchaften und Beamte, Arbeiter und Angeſtellte
zum Bau beſcheidener Eigenheime vergeben. Die Hergabe von Hypo=
theken
= und Baudarlehen an geringer beſoldete Beamte erfolgte durch
den Poſt=Spar= und Darlehensverein in Darmſtadt.
Durch umfangreiche
techniſche Einrichtungen
wurde die Spezial=Schwachſtrominduſtrie, namentlich in Berlin und in
Nürnberg, belebt. Unter den auszuführenden Kabelarbeiten ſind die
Verlängerung des Schnellverkehrkabels in Mainz zum neuenTelegraphen=
amt
, das Schnellverkehrkabel LampertheimWorms, die Fernleitungs=
kabel
HeidelbergEberbach, die Fernſprechkabel in 34 Ortsnetzen und
Kabelkanäle in vier Orten zu nennen. Hinzu kommt die Beſchaffung
von Fernſprechapparaten und der Bau zahlreicher Fernſprechſtellen. Die
Reichspoſt beabſichtigt die Aufſtellung von Fernſprech=
häuschen
an verſchiedenen belebten Stellen der größeren Städte des
Bezirks. Es iſt erfreulich, daß beabſichtigt iſt, auch in Darmſtadt Fern=
ſprechhäuschen
aufzuſtellen. Hoffentlich wird dieſer Plan bald verwirk=
licht
. Durch die
Erweiterung des Kraftfahrweſens und die Landverkraftung
werden bedeutende Neuaufträge an die Autoinduſtrie vergeben, und
zwar ſollen neue Perſonenwagen, Omnibuſſe und Laſtpoſtwagen be=
ſchafft
werden. Sechs neue Landpoſtämter ſind vorgeſehen,
d. h., die Land=Brief= und Paketzuſtellung ſollen allmählich verkraftet
werden. Abgeſehen davon, daß damit die beſchwerliche Fußbeſtellung
auf dem Lande aufhört, wird auch eine zweimalige Beſtellung und Be=
förderung
der Poſt möglich ſein. Landpoſtämter ſollen Darmſtadt,
Gießen, Grebenhain, Grünberg, Herbſtein und Schotten erhalten. Auf
dem Lande werden 111 neue Poſtſtellen errichtet.
Dieſes umfangreiche Arbeitsprogramm wird zweifellos zur Be=
lebung
der Wirtſchaft beitragen. Hand in Hand geht damit durch Be=
ſchaffung
von Gegenſtänden des laufenden Bedarfs eine erfreuliche Ab=
ſatzſteigerung
von verſchiedenen Gegenſtänden. Es werden beſchafft:
eine große Adremamaſchine für den ganzen Bezirk, 30 Poſtwertzeichen=
geber
, Rechenmaſchinen, Additionsmaſchinen, Schreibmaſchinen, Schließ=
fachſchränke
, Feuerlöſcher, elektriſch betriebene Uhren= und Entſtaubungs=
anlagen
, Briefkaſten, Zuſtelltaſchen und vieles andere.
Bei Vergebung und Ausführung der Arbeiten und Aufträge wurde
vor allem auf ſtrenge Wirtſchaftlichkeit geachtet; ferner wurden keine
unnötigen Inveſtitionen vorgenommen. Der Referent ſchloß mit der
Hoffnung, daß durch dieſes Beſchaffungsprogramm die ſchwere wirtſchaft=
liche
Lage wenigſtens etwas gebeſſert werden möge.
Präſident Leiſter ergänzte in ſeinem Schlußwort noch einzelne
Punkte dieſes dargebotenen großzügigen Beſchaffungsprogramms. In=
tereſſant
für Darmſtadt war zu erfahren, daß demnächſt der Fernſprech=
Schnellverkehr mit Frankfurt, Mainz, Worms und Mannheim aufge=
nommen
werden kann. Das Selbſtwählſyſtem wird für die nächſten
Jahre in unſerer Stadt nicht eingeführt werden, da die jetzige Appara=
tur
noch ausgezeichnet inſtand iſt.

2. Akademie=Konzert. Der Vorverkauf für das am Montag,
den 13. Oktober, 20 Uhr, im Großen Saal des Städt. Saalbaus
ſtattfindende 2. Akademie=Konzert (Soliſtin: Opernſängerin Magda
Spiegel, Frankfurt a. M.) beginnt heute Dienstag, den 7. d. M.,
im Sekretariat der Städt. Akademie für Tonkunſt, Eliſabethen=
ſtraße
36, Fernſprecher 3500 (Stadtverwaltung). Auch liegen dort=
ſelbſt
noch Abonnements für die reſtlichen 9 Akademie=Konzerte
auf.

Janken die aus dem SHErL RABINEII.E
Sie pparen!s

Eine neue Belaſtung der Angeſtellten. Die Beiträge der
Arbeitsloſenverſicherung werden ab 6. Oktober auf 6½ Prozent
erhöht. Obwohl bei einer Beitragszahlung von 3 vom Hundert
bereits 60 Millionen mehr gezahlt wurden, als für die Angeſtell=
ten
erforderlich waren, und dieſer Betrag jetzt mehr als 100 Mil=
lionen
betragen wird, kann den Angeſtellten, die ſtellungslos ſind,
keine beſondere Hilfe geleiſtet werden. Der Gewerkſchaftsbund der
Angeſtellten fordert deshalb die Schaffung einer beſonderen Kaſſe
der Angeſtellten. Ueber dieſe Forderung an den Reichstag und
noch anderes wird am Mittwoch, den 8 Oktober 1930, im GDA.=
Heim, Riegerplatz 3. Herr Stadtverordneter Geßner berichten.
(Alles Nähere ſiehe Anzeige.)

Das
Darmstädter Fahrplanbuch
(Winter-Ausgabe) ist
in allen bekannten Verkaufsstellen zum Preise von
80 Pfennig
erhältlich.
(T136
Lokale Veranſtalkungen.
Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Der
Kriegerverein Darmſtadt hat den Verbandsvorſtand und die Her=
ren
Vorſitzenden aller angeſchloſſenen Regimentsvereine zu einem
Familienabend am 11. Oktober im Mozartſaal eingeladen.
Der Allg. Verb. der Verſicherungsangeſtell=
ten
veranſtaltet heute Abend in der Krone (1. St.) eine Mit=
gliederverſammlung
, bei der Koll. Finkentey aus Barmen über
das Thema: Sozialverſ. und Sozialpolitik referiert. Alle Angeſtellte
in Verſicherungsbetrieben ſind hierzu freundlichſt eingeladen
Gleichzeitig wird auf den Kurs bei der Volkshochſchule über
Privat= und Sozialverſicherung von Herrn Direktor Scherf hin=
gewieſen
. Näheres iſt auf der Volkshochſchule oder der Geſchäfts=
ſtelle
des obengenannten Verbandes, Jahnſtraße 20, zu erfahren.

Volksbildungskag in Gießen.

Am Sonntag, den 12. Oktober, findet in Gießen auf Anregung .
Geſellſchaft für Volksbildung Berlin, und des Goethe=Bundes Gießs,
ein Volksbildungstag ſtatt. Zu dieſer Tagung werden die Vertreter 8
öffentlichen wie des freien Volksbildungsweſens aus dem Gebiete Heſſ.
und Heſſen=Naſſau erwartet. Zweck dieſer Verſammlung iſt, die engge
Zuſammenarbeit dieſer Bildungsſtellen anzuregen, die durch die Not 8.
Zeit für die Erhaltung unſeres Bildungs= und Geiſteslebens dringes
erforderlich iſt. In dieſem Sinne ſoll vor allem Ausbau einer voln
tumhaften Bildungspflege, Wirtſchaftlichkeit und Planmäßigkeit im Vuo
tragsweſen, Aufbau einer leiſtungsfähigen Vortragstätigkeit auch
kleinen, für unſer Geiſtesleben aber ebenfalls bedeutſamen Orten, gegee
ſeitige Förderung und Unterſtützung der Bildungsarbeit in Angm
genommen werden. An Mitarbeitern wird es gerade in dieſem Gebin
nicht fehlen, da überall angeſehene oder aufbaufähige Bildungsſten)
beſtehen. (Staatliche und gemeindliche Bildungseinrichtungen, Vortragg
vereine auf allen Gebieten des Wiſſens und der Kunſt, Lehrerverein,
Bühnengemeinden, Bildungsabteilungen von gewerkſchaftlichen Verbiss Cetrundſit
den uſw.) Die Tagung wird eine Reihe von wichtigen Bildungsfra
zur Behandlung bringen. Am Vormittag wird der bekannte Voln
bildner Dr. h. c. Johannes Tews, der langjährige Geſchäftsführer 1.
Geſellſchaft für Volksbildung, Berlin, einen Vortrag über Gegenwar=
fragen
der freien Volksbildungsarbeit halten. Im Hinblick auf die 1.5
turelle Bedeutung der Tagung iſt nur zu wünſchen, daß die Verhamm
lungen zu einem den Beſtrebungen würdigen Ergebnis führen. Sänn
liche Bildungsſtellen unſeres Landesteiles ſind zu der Tagung ein
laden und willkommen. Weitere Auskunft, Einladungsdruckſachen, Eis Güigentül
laßkarten (die Teilnahme iſt unentgeltlich) und Anmeldungen durch i// garete
Geſellſchaft für Volksbildung, Vortragsabteilung, Berlin NW. 40, Lüry
burger Straße 21.

Wsermin
z m 2u
7 äur

Kreistag des D.H.V. Am 11. und 12. Oktober findet in Darn
ſtadt die diesjährige Tagung des Kreiſes Main=Neckar im Deutſchnattz
nalen Handlungsgehilfen=Verbande ſtatt, zu der über 300 Vertreter
wartet werden. Der bereits vorliegende Jahresbericht, deſſen Verabſchb
dung auf dem Kreistag erfolgen ſoll, gibt einen intereſſanten Einſ.
in die Arbeit dieſes größten Angeſtelltenverbandesd
Welt (Mitgliederbeſtand: über 400 000 nur männliche Kaufmanns;
hilfen und Lehrlinge). Im erwähnten Kreiſe zählt der Verband ruu
10 000 Mitglieder. Die Reinzunahme im letzten Jahre beläuft ſich o=
etwa
12 Prozent. Die Darmſtädter Ortsgruppe zählt ſi
1000 Mitglieder; auch ſie hat eine gute Entwicklung aufzuweiſen.
achtlich iſt neben der gewerkſchaftlichen und ſozialpolitiſchen Arbeit 4.
allem die auf die Ertüchtigung der Berufsangehörig
abgeſtellte Bildungsarbeit. In den beruflichen Lehrgängen, die
Ortsgruppen des Kreiſes veranſtalteten, wurden 1700 Mitglieder
faßt. Das iſt auch zugleich ein Beweis für den Bildungsdrang, den
Kaufmannsgehilfen haben. Beſondere Sorgfalt wird auch der 7ſt
gendarbeit gewidmet. Die Zahl der Lehrlinge hat eine Steigeray
um 25 Prozent im vergangenen Jahre erfahren. Beſondere Führe=
ſchulung
. Elternabende und Arbeitsabende ſind u. a. Mittel =
Erreichung des Arbeitszieles. An dem großen Gaujugendtag in Bite!
a. Rh. im Auguſt d. J. nahmen allein aus dem Kreiſe 503 Lehrlin=
und Mitglieder teil. Beſonders umfangreich mußte, durch die Verhs
niſſe beeinflußt, die Arbeit im Rechtsſchutz ſein. Im Kre
gebiet wurden im letzten Jahre 9577 mündliche und ſchriftliche Nech
auskünfte gegeben und 242 Klagen für die Mitglieder durchgeführt.
denen ſowie durch Vergleiche insgeſamt 132 665 RM. ſtrittige m
vorenthaltene Gelder hereingeholt wurden. Die 5 Geſchäftsſtellen ( Fra=
furt
a. M., Darmſtadt, Hanau, Höchſt, Offenbach) des Kreiſes ſind a
im beſonderen Maße für die Stellenvermittlung für Kal=
mannsgehilfen
und Lehrlinge, ebenſo auch für die Berufs
ratung, eingeſtellt. Trotz der ſchlechten Arbeitsmarktlage konnten
achtliche Erfolge auch in der Stellenvermittlung erzielt werden.
ganzen bietet die Arbeit dieſes Berufsverbandes, auch ſoweit der A
ſchnitt für den hieſigen Kreis in Frage kommt, ein anſchauliches
des regen Lebens, das die Kaufmannsgehilfen in ihrer Organiſatt
zur Sicherung ihrer Exiſtenz, zur Höherführung ihres Berufes und *
Beſten der Allgemeinheit leiſten.
Bund ehemaliger Heſſiſcher Leibgardiſten. Kommen
Sonntag, den 12. Oktober, findet in Mainz der Bundestag
maliger Heſſiſcher Leibgardiſten unter dem Vorſitz des Heu
Generalmajors a. D. Freiherrn M. von Preuſchen ſtatt. In ſi
licher Zahl werden die Kameraden des ehemaligen ſtolzen 4u
garde=Infanterie=Regiments Nr. 115, deſſen letzter Chef unſer
verehrter ehemaliger Großherzog Ernſt Ludwig war, ihre 20
gierten nach Mainz entſenden. Der Bund gliedert ſich zurzeitt
zirka 50 Ortsgruppen, die alle eine ſtattliche Anzahl Mitglisk/ koober ja
einzelne bis zu 1000 in ſich vereinigen, und dies nicht H.
in Heſſen, ſondern über ganz Deutſchland. Mit beſonders leb.
tem Intereſſe ſieht man dem diesjährigen Bundestag entgegen
er doch mit Abſicht gerade in das goldene Mainz, der St3
die alle Leiden der 12jährigen Beſatzungszeit durchgekoſtet hatt
gelegt worden, um ſo den Kameraden des beſetzten und nunnd
befreiten Gebietes Rheinheſſen, Heſſen=Naſſau, Rheinprox,
Weſtfalen, Saargebiet uſw. Gelegenheit zu frohem Wie
ſehen und zum Abſchluß und Beitritt zum Großen Ganzen
geben. Die Tagung beginnt Sonntag um 10 Uhr im Reſtauw
zur Stadt Mainz (Große Bleiche). Die Tagesordnung iſt
reichhaltig und bringt wichtige Beratungen. Nach der gläns
verlaufenen Wiederſehensfeier und Denkmalweihe, bei der
unſere Ehrenpflicht den teuren gefallenen Kameraden gegenug emal
erfüllten, hat ſich der Bund weiter gefeſtigt und vergrößert. / Berſtraß
ſieht unnmehr, wie auch ſeither, in der Pflege der Kameradſch
und der alten Tradition, ſowie echt vaterländiſchen Geiſtes
von aller Parteipolitik ſeine vornehmſte und wichtigſte Aufg.
Wer hilft? Die Zahl der Arbeitsloſen im Deutſchen FA
beträgt nahezu 3 Millionen. Zehntauſende unter dieſen wand!
auf der Landſtraße von Ort zu Ort, um ſich eine Arbeitsſtelle0
ſuchen. Auch in den kommenden Wintermonaten wird der S., die auf der Wanderſchaft unſere Stadt berühren,
verſiegen. Groß iſt hier die Not. Viele ſind krank, viele he‟
vollſtändig unzureichende oder abgeriſſene Kleidungsſtücke,
helfen zu können, wurde im Jahre 1924 durch Darmſtädter A
fahrtsverbände die Hausbettelbekämpfungsſtelle beim Städt. W.
fahrts= und Jugendamt gegründet, die zur Durchführung
Aufgaben der tatkräftigen Mithilfe der Einwohnerſchaft bee‟

7 Blatt
*3 Füur
zur
HöN
1 N

Dächer in
hofalle
Gochſch
enenk
gebäude
iſtadt ſol

fent

14 Dach

un

Und faſt jeder kann hier helfen. In vielen Haushalt:
en ſind alte, abgelegte Kleidungsſtücke,
Wäſche jeder Art, Strümpfe, Schuhe, OberkL
dung, Mäntel uſw. vorhanden, die man gern.

ſein will. Die Hausbettelbekämpfungsſtelle hat für all das
beſte Verwendung. Auch defekte und geflickte Kleidungsſtücke ſ.4
reparaturbedürftige Schuhe einerlei, ob es Stiefel oder Halbſch
ſind. Die obengenannte Stelle iſt für jede Gabe dankbar.

Sachen werden auf ſchriftliche oder fernmündliche (Nr. 3500, Sr ich
verwaltung) Nachricht ſofort abgeholt. Gleichzeitig ſei auf

ſind. Jeder Bedürftige erhält bei Vorlage eines ſolchen 6ch
bei der erwähnten Stelle die erforderliche Hilfe (Eſſen, Kleidu?
ſtücke, Uebernachtung, ärztliche Hilfe uſw.).

Briefkaſten.
Jedes Aufrage iſ die letzte Bezugsquittung behufägen. Aerte A
nicht beantwortet. Die Veantwortung erfolgt ohne Rachtewertimdlichtelt

G. D. Der unter den geſchilderten Verhältniſſen ausgeſpr d
nen Kündigung werden Sie mit Erfolg wohl die Einrede entgs‟
ſetzen können, daß dieſe nur den Zweck haben kann, Ihnen 2
den zuzufügen. Da das Gericht ſonach dieſer Kündigung te‟
Rechtsſchutz gewähren wird, würde das Mietverhältnis weiter!
ſtehen. Wurde die Lichtanlage ohne beſondere Abmachungen
dem Vermieter angebracht, ſo iſt Mieter nur berechtigt (und
verpflichtet), beim Auszug die Lichtanlage wieder wegzunehr
er hat dann auch auf ſeine Koſten den alten Zuſtand wieder he
ſtellen.

G. A. 3. 1. Nach 8 66 des Handelsgeſetzbuchs kann das Di
verhältnis zwiſchen Prinzipal und Handlungsgehilfen, wen?
für unbeſtimmte Zeit eingegangen und anderes nicht verein!
iſt, von jedem Teil für den Schluß eines Kalenderviertelia
unter Einhaltung einer Kündigungsfriſt von ſechs Wochen ge‟
digt werden. 2. Dieſe Abänderung kann nur als Kündigungs!
den Schluß eines Kalendermonats zugelaſſen werden, und die
klärung muß, um gültig zu ſein, freiwillig (nicht unter 3w
abgegeben worden ſein. 3. Iſt damit erledigt. 4. Ja.

Tageskalender für Dienstag, den 7. Oktober 1930,
eſſ. Landestheater, Großes Haus, 20 Uhr A 4:
Falſchſpieler. Kleines Haus, 20 Uhr: Der tolle Hund.
Orpheum, 20 Uhr: Gaſtſpiel des Theaters italieni
Künſtler und Marionetten Konzerte: Schloßkelleß
Oper, 3. Datterich, Reſt. Bender, Zur Stadt Malaga, Mcl‟

Sportplatz=Reſtaurant Böllenfalltor Feſthalle: Lehr
ſtellung Technik im Heim von 1019 Uhr Kinov
ſtellungen: Union= Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
Fürſtenſaal, nachm. 3.30 und 7.30 Uhr: Frauenvortrc.

[ ][  ][ ]

Dienstag, den 7. Oktober 1930

Seite 7

Rummer 277

Bürgmöbel-Bürobedart

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Mainz
Darmstadt Mannheim
Große Bleiche 23 P Rheinstrasse 28 T N. 3. 7/8
reLlsss-
Tel. 4205
TeLT22e35

Zwangsverſteigerung.
hmin: 21. Oktober 1930, nachmittags ½4 Uhr, im
ſitungsſaal Zimmer Nr. 219 des Neuen Gerichtsgebäudes
Darmſtadt.
hun=dſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 1, Blatt 659.
ir 1. Nr. 272, Hofreite Nr. 14, Schloßgaſſe, 115 qm.
6-chätzung: 5300 RM.
ſtartt 660.
ſtx I, Nr. 270, Hofreitegrund, Schloßgaſſe, 7 qm, Schät=
zung
: 100 RM.
tr I. Nr. 271, Hofreitegrund, Schloßgaſſe, 57 am,
chätzung: 100 RM.
Abiemtümer: Eheleute Gaſtwirt Philipp Kreh und Mar=
rete
, geb. Höcher, zu je ½½., bezw. die Genannten zu
und Hauptſteueramtsaſſiſtent Friedrich Shmitt und
ſe Kleidermacherin Katharina Schmitt zu je 1/.. (9273a
Darmſtadt, den 30. Mai 1930.
Heſſiſches Amtsgericht 1.

eihenwaſchilſche . Freitag vormittag
Six, in der Polizeiunterkunft Beſſunger= je 2 Stunden. Ang
We- auf Abbruch zu verkaufen. (14718/1. B 228 Geſchſt
zidingungen bei uns Paradeplatz 3, / Geſucht f Mitte Uft
wer 3, Obergeſchoß einzuſehen. w. gut kochen kann
Dirrmſtadt, den 4. Oktober 1930. für Villenhaush. nad
Hdſſ. Hochbauamt Darmſtadt.

Aledung von Bauleiſtungen
für die Herſtellung der Holzzement=/Dr. Demuth, z. Zeit
Yſter, in der Polizeiunterkunft Holz=/Darmſt., Saalbauſtr. 72 (
ſallee Nord und in der Techniſchen Filetſtopferinnen
5hichule (ehemaligen Magda=
eeirkaſerne
) ſowie nördl. Kanzlei=/Kittlerſtr. 46, I. (
ſude weſtl. Zwiſchenbau zu Darm= Geübte Strickerin
be ſollen nachſtehende Bauleiſtungen für Pullover, Str.
yſa der Reichsverdingungsordnung / Weſt.,Sportſtrümpf
znt ich vergeben werden, und zwar: geſucht. Meldungen
1achdeckerarbeiten, ca. 2500 qm tag und Mittwoch.
eisfreie Pappdächer,
Ppenglerarbeiten, ca. 475 Ifdm. Heinrichſtr. 16, I.
Grigekandel, ca. 200 qm Geſimsab=
et
=ungen,
zarüſtacbeiten, ca. 8850 qm Weiß= freundlich u. fleiß.,
ſicder= oder Leitergerüſt.
Zächnungen und Bedingungen ſind Kochen u. Servier.
us, Paradplatz 3, I. Obergeſchoß
Gw.er 3, einzuſehen, Abgabe erfolgt halt per 1. Novbr.
vui. Angebotsformulare werden, ſo= geſuchf.
v Vorrat reicht, dort ab 30. Septem=/Bewerb. u. B. 206
Ruogegeben.
Angebote ſind verſchloſſen, portofrei
1Memtſprechender Aufſchrift zum Eröff=
1 termin, Montag, den 13. Ok= 3=Perſ.=Haush., ver=
ſer
: 1930, 10 Uhr, bei uns einzu= fekt in bürg. Küche,
ſien. Die Vergebung nach Loſen bleibt’z. 1. Nov. geſ.
ſeHalten.
zuſchlagsfriſt 14 Tage.
Orrrmſtadt, den 27. Sept. 1930.
ſiſ ches Hochbauamt Darmſtadt.

ſerdedung=Verſteigerung.
Im Samstag, den 11. Oktobei
h, vorm. 10 Uhr, werden in der E
hil ligen Artilleriekaſerne 61 Beſſun=
heſtraße
125, ca. 15 Loſe Pferdedung WElBLICH
Atyatze) gegen Barzahlung verſteigert.
ſſäſches Polizeiamt Darmſtadt.
(14722b)

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ſorſitellg. m. Original=Zeugniſſ.od. ſonſt.
ſelegen über bisherige Tätigkeit am
ſitmwoch, den 8. Oktober 1930, vormittags
1 Uhr, im Bahnhof=Hotel in Darmſtadt.
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UTLRSTeTA
SPF.
RAVENKLAU
6PF.
staubfrei
schmecken
niemals bitter!

Oie Können ungere
Angaben nachprüfen:
Wenn Sie durch eine
HAUS NEUERBURG-
Zigarerte blasen -che
sie brennt- s0 wer-
den
Sie keine Spur
von Staub bemerken.

In der Weite des unbegrenzten
Weltalls wie in der Enge des
kleinsten Wassertropfens-
überall
findet sich Staub, un-
aufhörlich
fällt er von allen
Stoffen ab und teilt sich der
Umgebung als lästiger Nie=
derschlag
mit. Es darf deshalb
nicht überraschen, daß auch
bei der Verarbeitung des
Zigaretten-Tabaks ein gelb-
licher
Staub entsteht. Da er
zum größten Teil vom Tabak
selbst stammt, hat man ihn
bislang als unvermeidliches
Ubel hingenommen und sich
damit abfinden müssen, daß
dieser Staub beim Rauchen
einen bitteren Geschmack
verursacht. Haus Neuerburg
aber hat in seinem Kampf
gegen den Tabakstaub neu-
artige
Wege gefunden und
ist des hartnäckigen Gegners
Herr geworden. Unsere Zi-
garerten
sind frei von Staub
und jedem bitteren Beige=
schmack
; sie bieten deshalb-
den
ungeschmälerten Genuß
des edlen Macedonentabaks.
OT2Z
IIm

[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 7. Oktober 1930

Nummer 277

Aus Heſſen.
4. Gauſängertag im Gan Bergſtraße im Heſſ. 59.Bd.
Ce. Mit einem kurzen, aber herzlichen Heil! eröffnete der Gau=
vorſitzende
, Herr Lehrer Beltz=Seeheim, den diesjährigen Gauſängertag.
Der M.GV. Eintracht Birkenau i. D., der die Sänger zu dieſer
Tagung zu ſich gebeten hatte, eröffnete ſie mit einem ſchönen Rheinchor,
worauf Obmann Zopf=Birkenau ein kurzes Begrüßungswort ſprach.
Auch Herr Bürgermeiſter Jakob=Birkenau dankte dem Gau, daß dieſe
Tagung in ſeiner Gemeinde ſtattfinde. Um der Stunde ein feierliches
Gepräge zu geben, und ſie auf künſtleriſche Höhe zu bringen, war Frl.
Vera Wagner=Darmſtadt gewonnen worden, um die Sänger durch ein
paar ſchöne Liedgaben zu erfreuen. Schuberts Frühlingsglaube und
ſein Muſenſohn wurden mit wunderbar lockerer Tongebung geſungen,
ebenſo 8. Mahlers Wer hat dies Liedlein erdacht? mit den ſchönen
Koloraturen verrieten eine ſaubere Technik. Die junge Künſtlerin ern=
tete
reichen und herzlichen Beifall. Bei der anſchließenden Totenehrung
gedachte man 5 verſtorbener Sangesbrüder, die zum Teil über 40 und
50 Jahre ihren Vereinen und dem deutſchen Liede treu gedient hatten.
Stehend hörte die Verſammlung das Gedächtnislied an, das der Orts=
verein
mit viel Innigkeit ſang. Der geſchäftliche Teil erledigte als
Wichtigſtes zunächſt den Kaſſenbericht. Im Namen der Rechmungsprüfer
beantragte Herr Blumb=Bensheim Entlaſtung für den Rechner, Herrn
Joh. Bernhard=bähnlein, der ſeines Amtes mit großer Gewiſſenhaftig=
keit
gewaltet hatte, namentlich bei den Beſonderheiten des letzten
Jahres. Die grauen Nebel, die ſich durch den Kaſſenbericht ſchwer auf
die Verſammlung gelegt hatten, wußte Frl. Wagner durch einen reizen=
den
italieniſchen Geſangswalzer von Arditti zu verſcheuchen; ihr friſcher,
klingender Sopran und die rhythmiſch packende Begleitung des Herrn
Muſikdirektors Doebert=Bensheim riſſen die Verſammlung nur ſo mit
ſich fort, ſo daß der Vorſitzende auch für dieſe Gabe herzlichſt dankte.
Es begann die Beſprechung der Anträge; der 4. Gauliedertag ( Wer=
tungsſingen
) 1931 wird dem Liederkranz Bensheim zugeſprochen. Um
künftig eine ſelbſtſüchtige Einſtellung mancher Vereine dem Gau gegen=
über
zu unterbinden, nahm die Verſammlung einſtimmig einen Dopbel=
antrag
des Gauvorſtandes an, nach dem ausgeſchiedenen Vereinen vor
Ablauf von 5 Jahren der Wiedereintritt in den Gau nicht mehr gewährt
wird, daß andererſeits einem Verein grundſätzlich erſt nach 5jähriger Zu=
gehörigkeit
ein Gauliedertag zugeſagt werden kann, daß endlich ſich ein
Verein bei Uebernahme eines Gauliedertages zu 5jähriger Beteiligung
an den wichtigſten Belangen des Gaues verpflichten muß. Hoch gingen
ſodann die Wogen bei der Beſprechung der Verträge mit Afma und
Gema, die die Vereine als unerhört drückend empfinden. Sämtliche fünf
Anträge des Gauvorſtandes fanden einſtimmige Annahme. Sie gehen
im Weſentlichen darauf hinaus, die beiden Geſellſchaften zu veranlaſſen,
ſich ſelbſt ohne Hilfe unſeres Bundes mit den Einzelvereinen aus=
einanderzuſetzen
. Als Mindeſtforderung verlangte man, daß der Heſſ.
Sängerbund durch keinen Vertrag mehr gezwungen ſei, für jene Ge=
ſellſchaften
, gegen die eigenen Kinder gerichtlich vorzugehen. Der Vor=
ſitzende
forderte die Sänger auf, ihn bei der bevorſtehenden Ausein=
anderſetzung
auf dem Bundesſängertag zu untenſtützen, betonte aber
ausdrücklich, daß auch in dieſer Angelegenheit unſere Haltung nur eine
vornehm=ſachliche Oppoſition ſein könne. Nachdem noch einem Antrage
Heppenheim ſtattgegeben wurde, der die Herabſetzung der Bundesbei=
träge
verlangte, erſtattete der Vorſitzende den Jahresbericht, dem ein all=
ſeitiges
Wacker! dankte. Anſchließend überreichte der Vorſitzende den
Herren Maier, Dreiling und Antes, ſämtlich Heppenheim, die Ehren=
nadel
des Bundes für fleißige Vorbereitung des letzten Gauliedertages,
der Nheinfahrt. Dieſen Dank erweiterte er auch auf ſeine Mitarbeiter
im Vorſtand, ſonderlich auf Herrn Muſikdirektor Doebert=Bensheim.
der ſeit Gründung des Gaues 10 Jahre dem Vorſtand mit Liebe und
Treue angehört. Dem erſten Vorſitzenden ſprach unter dem Beifall der
Verſammlung Herr Mohr=Bensheim den Dank aus, worauf ein ſchöner
Rheinchor des Birkenauer Vereins die trotz des oft hohen Wogenganges
einträchtliche Verſammlung beſchloß.

F. Eberſtadt, 6. Okt. Geburtstagsfeier der Fünfzig=
jährigen
. Nach einer Begrüßungsanſprache durch Altkamerad Peter
Meerſtädter, in die er ein ſtilles Gedenken aller toten Kameraden
einſchloß, ſprach Fräulein Anna Müller mit friſchem Temperament
einen von Peter Heißt verfaßten herzlichen Prolog, wofür ſie einen
ſchönen Blumenſtrauß in Empfang nehmen durfte. Pfarrer Weiß=
gerber
ließ es ſich nicht nehmen, den Geburtstagskindern, die er
am letzten Sonntag zu einer ernſten Andacht in der Kirche verſammelt
hatte, noch einige herzliche Worte zur Feier zu ſagen. Rektor Becker
hielt die Feſtanſprache. Unter Hinweis auf die Umwandlung im menſch=
lichen
Organismus um die Wende des 50. Lebensjahres zeichnete Red=
ner
in großen Strichen die beſondere Bedeutung der Feier. Eine Polo=
naiſe
der Fünfzigjährigen eröffnete den Tanz, zu dem die Muſikkavelle
Edelweiß in gewohnter Weiſe aufſpielte. Die Pauſen füllten in der
Folge das Ehepaar Merker=Griesheim zwei recht amüſante Vortrags=
künſtler
, aus. Sie ernteten mit dem Gebotenen, das zur Unterhaltung
beſtens beitrug, lebhafteſten Beifall. Hervorzuheben ſind noch die Mund=
harmonikavorträge
der Gebrüder Meerſtädter, die zeigten, mit welcher
Vielfältigkeit man ſelbſt dieſe kleinen Muſikinſtrumente meiſtern kann.
Auch ihnen ſpendete man lebhaften Beifall. Daß auch alte vertraute
Lieder gemeinſam geſungen wurden, ſei nicht unerwähnt gelaſſen. Dies
gehört zu einer ſolchen Geburtstagsfeier, weil damit am eheſten alte
Erinnerungen wachgerufen werden, was ja Zweck ſolcher Feiern iſt.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 6. Okt. Rücktritt des Bürger=
meiſters
Geibel. Bürgermeiſter Geibel hat beim Kreisamt Darm=
ſtadt
ein Rücktrittsgeſuch eingereicht. Das Geſuch iſt bereits genehmigt.
Selbſtverſtändlich führt Bürgermeiſter Geibel die Amtsgeſchäfte vor=
läufig
weiter. Die durch ſeinen Rücktritt notwendig gewordene Neu=
wahl
dürfte vorausſichtlich Mitte November ſtattfinden.
Op. Pfungſtadt, 4. Okt. Annahme des Gemeindevoran=
ſchlages
. Der Gemeinderat befaßte ſich in ſeiner letzten Sitzung er=
neut
mit dem bereits Ende Auguſt vom Gemeinderat abgelehnten Vor=
anſchlag
für das Mechnungsjahr 1930. Zunächſt wurde der Gbereits ver=
öffentlichte
) Dringlichkeitsantrag der bürgerlichen Gemeinderatsfraktion
um Kürzung der Gemeindebeamten=Gehälter nach einer ſehr regen Aus=
ſprache
, die über eine Stunde dauerte, dem Finanzausſchuß überwieſen.
Bei der eigentlichen Beratung des Voranſchlages entſtand ebenfalls eine
längere Ausſprache. Die ſehr lebhafte Diskuſſion führte ſchließlich da=
hin
, daß ſich unmittelbar vor der Abſtimmung die bürgerliche Fraktion
zu einer letzten Sonderberatung zuſammenfand. Das Ergebnis ihrer
Beratung war, daß ſie übereinkam, den Voranſchlag nach wie vor abzu=
lehnen
. Bei der Abſtimmung wurde dann der Voranſchlag gegen neun
Stimmen der Bürgerlichen und des kommuniſtiſchen Gemeinderatsmit=
gliedes
mit den Stimmen des Bürgermeiſters, des Beigeordneten und
der ſozialdemokratiſchen Fraktion angenommen. Der Voranſchlag, der
in Einnahmen und Ausgaben mit 607 903,20 RM. abſchließt ergibt
einen ungedeckten Fehlbetrag, in Höhe von 192 598,61 RM. Der
Fehlbetrag ſoll durch folgende Ausſchlagsſätze gedeckt werden: Gebäude
und Bauplätze 42,4 Pfg. pro 100 RM. Steuerwert, land= und forſtwirt=
ſchaftlich
genutzte Grundſtücke 84,8 Pfg. Gewerbekapital 60,4 Pfg. Ge=
werbeertrag
2,55 RM., Sondergebäudeſteuer (ſtaatliches Steuerſoll) von
Steuerwerten bis zu 7000 RM. 41,75 Pfg., und bei den Werten über
7000 RM. 36,43 Pfg. Der Ausgleichsbetrag, der dem Reſerbefonds ent=
nommen
wird, beträgt 156,51 RM. Im Rechnungsjahr 1929 war ein
Fehlbetrag von 144 603,60 RM. zu verzeichnen. Die vorgeſehenen
Riol= und Kanclarbeiten ſollen mit Rückſicht auf die ausgeſteuerten Er=
werbsloſen
ſo bald wie möglich begonnen werden. Dabei erklärte ſich
der Gemeinderat mit der beantragten Mehrzahlung von 2 Pfg. für den
Quadratmeter für das Riolen der Randſtücke bei denen eine Mehr=
arbeit
bedingt iſt einverſtanden. Die Feldkartoffeln aus dem Ge=
meindefeldbau
ſollen eingekellert werden. Die Verſteigerung der Wald=
kartoffeln
findet bereits am Montag an Ort und Stelle ( Klingsacker=
tanne
) ſtatt. Auf Antrag können Natenzahlungen gewährt werden.

Der 6. Juli in Bensheim vor Gericht.

Darmſtadt, den 6. Oktober.
Aw. Vor vollem Saal verhandelt heute das Bezirksſchöffengericht
unter Vorſitz von Amtsgerichtsrat Lehr gegen die 14 Kommuniſten,
die an dem Angriff gegen die Feſtteilnehmer des Treffens ebemaliger
1U7er teilgenommen haben ſollen. Die Anklage beſchuldigt ſie, an einer
öffentlichen Zuſammenrottung teilgenommen zu haben, dabei gegen
Bivilverſonen und Polizeibeamte tätlich vorgegangen zu ſein. Die Vor=
unterſuchung
hat etwa folgendes ergeben:
Am 6. Juni hatten die Kommuniſten ihr Rotes Treffen in Worms
und kamen dazu von allen Seiten mit Laſtautos angefahren. Schon bei
der morgendlichen Durchfahrt ſollen von den Autos Drohrufe ertönt
ſein. Als am Abend gegen 7 Uhr wieder etwa acht Autos durch Bens=
heim
fuhren, kam es vor der Wirtſchaft Miſchler, in der ſich Feſtteilneh=
mer
befanden, zu einem Wortwechſel. Die beiden letzten Wagen hielten
kurz hinter der Wirtſchaft, die Inſaſſen kamen zurück, und es entwickelte
ſich eine Schlägerei. Es kamen Polizeibeamte dazu, die verſuchten, die
Kommuniſten zu ihren Wagen zu drängen, es wurde ihnen jedoch keine
Folge geleiſtet, ſondern teilweiſe Widerſtand entgegengeſetzt. Als die
übrigen, die weiter gefahren waren, kurz vor Zwingenberg durch einen
Motorradfahrer hörten, ihre Genoſſen ſeien angegriffen, und zwei von
ihnen inhaftiert worden, kehrten ſie teilweiſe um um ihnen beizuſtehen
und ſie zu befreien. Sie ſollen ſich zuvor mit Steinen. Latten uſw. be=
waffnet
haben und ſollen dann, wahrſcheinlich auf das Kommando der
Angeklagten Geher und Mühlbach hin, gegen die Sperrkette der Schu=
pos
und Ziviliſten vorgegangen ſein. Es ſollen teilweiſe ſchwere Miß=
handlungen
vorgekommen ſein.
Schon zu Beginn der Verhandlung kommt es zu lebhaften Ausein=
anderſetzungen
zwiſchen dem Vorſitzenden dem Saatsanwalt
Schlamp und dem Verteidiger Rechtsanwalt Stein=
ſchneider
, die ſich gegenſeitig Stimmungsmache vorwerfen. Es wer=
den
zunächſt die einzelnen Angeklagten gehört. Der 35jährige Bote
Jean Maurer aus Hanau will bei den Schlägereien gar nicht da=
bei
geweſen ſein. Es müßte das wohl eine Verwechſelung ſein. Der
24jährige Arbeiter Wilhelm Köhler aus Hanau war bei dem er=
ſten
Zuſammenſtoß dabei, will jedoch keine Tätlichkeiten begangen haben.
Er wird beſchuldigt, einen Schupo angefaßt zu haben, was er beſtreitet.
Als die Polizei kam, ſei er davon gelaufen und erſt etwa zehn Minuten
ſpäter verhaftet worden. Der 5ljähriger Arbeiter Heinrich Lang
aus Hanau gibt zu, daß er ſich ſeiner Feſtnahme widerſetzte, da er ſich
unſchuldig fühlte. Tätlich ſei er ebenfalls nicht geweſen, wie denn über=
haupt
alle Angeklagten jede Tätlichkeit abſtreiten. Der Bjährige
Mechaniker Karl Roſt aus Klein=Steinheim gibt an, ſie ſeien lediglich
bei der Wirtſchaft Miſchler ausgeſtiegen, um diejenigen feſtzuſtellen, die
ihnen provozierend nachgerufen und mit Steinen nach ihnen geworfen
hatten. Bei den Schlägereien ſei er nicht dabei geweſen. Daß er
Polizeibeamte geſtoßen oder geſchlagen haben ſoll, beſtreitet er entſchie=
den
. Der Bjährige Schuhmacher Rafael Vender aus Darmſtadt
kam mit von Zwingenberg zurück. Er wurde überfallen und erhielt
drei Stiche in den Rücken. Der Verteidiger bittet den Angeklagten über
die Behandlung von ſeiten der Poliziſten auszuſagen, die ganz unglaub=
lich
mit den Verletzten umgeſprungen ſein ſollen. Der Vorſitzende will
dieſe Frage nicht zulaſſen, da ſie mit der Sache an ſich nichts zu tun
hätte. Der Verteidiger bittet um Gerichtsbeſchluß, da das ſehr weſent=
lich
ſei zur Beurteilung der Ausſagen der Polizeibeamten, die allein
ſchon deshalb für die Angeklagten belaſtend ausſagen müßten, um ſich
zu entlaſten. Das Gericht beſchließt, dieſe Fragen, als nicht zur Sache
gehörig, nicht zuzulaſſen. Das Gericht ſei lediglich dazu da, die Schuld
der Angeklagten zu prüfen.
Der 17jährige Schloſſer Theodor Schmidt aus Egelsbach wurde
ebenfalls geſchlagen. Es wurden ihm von einem Ziviliſten die Paviere
abgenommen, der ihn dann auf das Polizeirevier brachte. Der 21jährige
Hilfsarbeiter Theodor Götz aus Darmſtadt gibt zu, ſich gegen An=
greifer
zur Wehr geſetzt zu haben. Der 38jährige Schloſſer Ludwig
Geyer aus Darmſtadt beſtreitet, ein Kommando zum Vorgehen ge=
geben
zu haben. Auch ihre gefangen genommenen Genoſſen wollten ſie
nicht befreien, denn ſie wußten gar nicht, daß welche verhaftet waren.
Er ſei zweimal auf ganz gemeine Weiſe zuſammengeſchlagen worden,
daß er ſchließlich beſinnungslos liegen blieb und von zwei Poliziſten
weggebracht werden mußte. Er wurde angeſpuckt und das Naſenbein
wurde ihm zertrümmert. Er wehrt ſich ganz entſchieden dagegen, Tät=
lichkeiten
begangen zu haben. Der 29jährige Arbeiter Karl Mühl=
bach
aus Darmſtadt ſagt aus, daß man in Zwingenberg und in Bens=
heim
eine Kundgebung vorgehabt habe, dieſe jedoch in Bensheim unter=
laſſen
habe, weil man ſchon Zuſammenſtöße befürchtete. Als er, von
Zwingenberg kommend, allein auf das Polizeirevier gehen wollte, um
ſich nach ſeinen Parteigenoſſen zu erkundigen, wurde er mit Stöcken
uſw. geſchlagen. Als er zu einem Schupo flüchtete und dieſen um Schutz
bat, habe der ebenfalls auf ihn eingeſchlagen. Auch er mußte von
Polizeibeamten fortgetragen werden. Der 21jährige Eiſendreher Willi
Lay aus Darmſtadt hat einen an einem Speer befeſtigten Wimpel
getragen, will jedoch nicht, wie die Anklage behauptet, damit geſchlagen
oder geſtoßen haben. Er ſei mit einer Bierflaſche zuſammengehauen
worden, ſo daß er ſchwere Verletzungen an Kopf. Arm und Unterleib
davontrug, an denen er heute noch zu leiden habe. Der 24jährige Hilfs=

arbeiter Georg Otto Köhler aus Darmſtadt weiß nicht viel zu
ſagen. Jedenfalls will auch er nicht tätlich geworden ſein. Dem 30 jäh=
rigen
Kaufmann Felix Knappe aus Darmſtadt wird das Wort ent=
zogen
, da er darauf beſteht, aus der Anklageſchrift vorzuleſen, die nach
Anſicht des Vorſitzenden hier gar nichts zu tun habe. Der 26jährige
Metzger Ludwig Frech aus Gießen gibt zu, daß auch von kommuni=
ſtiſcher
Seite mit Steinen geworfen wurde. Er wiſſe jedoch keine Namen.
Er wurde von einem Schuß in den Oberarm getroffen. Der Bjährige
Sattler Luſt aus Weiterſtadt, bei dem ohne daß er im Beſitz eines
Waffenſcheines war, ein feſtſtehendes Meſſer gefunden wurde, will dies
ſtets als Jagd= und Brotmeſſer bei ſich führen. Geſtochen habe er nicht.
Es beginnt dann um 11.30 Uhr nach kurzer Pauſe die
Zeugenvernehmung.
bis 1 Uhr, die um 3.30 Uhr wieder fortgeſetzt wird. Es werden am
Morgen nur Zivilzeugen vernommen, die genauere Angaben über die
einzelnen Angeklagten nicht machen können. Zwei wollen von den am
Morgen durchfahrenden Autos den Ruf: Heute abend rechnen wir mit
euch ab! gehört haben. Einer wurde von einem jüngeren Kommuni=
ſten
am Rock gepackt, den jedoch zwei hinzukommende Kommuniſten weg=
riſſen
. Ein anderer hat eine ſchwer verletzte Frau geſehen, und den
Täter, einen Feſtteilnehmer, der ſich durch die Menge wegdrückte. Ein
Zeuge macht recht merkwürdige Ausſagen, die ſich andauernd wider=
ſprechen
, ſo daß das Gericht zu der Auffaſſung kommt, daß man darauf
nicht viel geben kann. So behauptet er, es ſei von einem kommuniſti=
ſchen
Auto mit Backſteinen geworfen worden. Es iſt aber nachgewieſen,
daß dort kein Auto ſtand. Ein anderer hat geſehen, daß ein Kommuniſt
einen hingefallenen Schupo packte, kann jedoch nicht mit Beſtimmtheit
behaupten, daß es der Angeklagter Köhler war; er habe das in der
Vorvernehmung nur zugegeben, weil die Poliziſten ihm andauernd ge=
ſagt
hätten, Köhler müſſe es ſein, es ſei gar kein anderer dageweſen.
Ein Feſteilnehmer, ein Kaufmann aus Kreuznach, ſagt aus, daß ein
Kommuniſt, er kennt ihn nicht, mit einem erhobenen Revolver auf ihn
losgekommen wäre, in der Notwehr habe er ſein Taſchenmeſſer genom=
men
und auf ihn eingeſtochen. Er habe ihn aber anſcheinend nicht ge=
troffen
, denn die Klinge ſei nachher abgebrochen und ganz unblutig
auf dem Boden gelegen. Der Zeuge Zöller, Kommuniſt, der zunächſt
unbeeidigt vernommen wird, will geſehen haben, wie ein Ziviliſt den
Angeklagten Geyer zuſammenſchlug. Er bekundet auch, daß die meiſten
Schupos ruhig zugeſehen hätten, wie die Leute zuſammengeſchlagen
wurden. Ein Kommuniſt habe einen mächtigen Prügel gehabt, den er
aber auf ſeine Mahnung hin gleich wegwarf. Er ſelber habe ſich bei den
Schlägereien nicht beteiligt.
Es folgen dann nachmittags vier Polizeibeamte aus Bensheim, deren
Vernehmung ſehr langſam und unter mancherlei erregten Zwiſchenfäl=
len
ihren Fortgang nimmt. Der Polizeioberinſpektor Bie=
ker
ſagt unter anderen ganz gemütlich: Wo ſie (Publikum, Feſtteil=
nehmer
) nachher noch einen (Kommuniſten) erwiſchten, hats natürlich
auch ordentlich geſetzt‟. Der Polizeimeiſter Ruſt belaſtet den
Angeklagten Roſt, der nach ſeiner Meinung, anſtatt ſeine Leute zu be=
ruhigen
, ſie noch aufgehetzt habe. Von kommuniſtiſcher Seite ſeien am
Ritterplatz drei Schüſſe gefallen. Er habe an die Beamten den Befehl
zum Hochſchießen erteilt. Er ſelber habe weder ſeinen Gummiknüppel
noch Revolver bei ſich gehabt. Wenn die Angeklagten Geher und Mühl=
bach
behaupteten, er habe auf ſie eingeſchlagen, ſo ſei das eine Lüge.
Er macht ſeiner Empörung recht heftig Luft, als der Verteidiger von
ſeiner Unglaubwürdigkeit redet: Das verbitte ich mir, mein Herr!
droht er ihm mit hocherhobenem Finger. Es werden zwiſchendurch
zwei Zuſchauer aus dem Zuſchauerraum heraus, in dem lebhafte
Unruhe herrſcht, in eine Ordnungsſtrafe von 24 Stunden Haft
ab geführt. Der Zeuge hat den Angeklagten Lay mit dem Speer
geſehen, dieſer habe jedoch nicht damit geſtochen. Auch das Verhör des
Polizeihauptwachtmeiſters Taſchinſki, der auf das
freundlichſte ſeine Bekanntſchaft mit dem Verteidiger erneuert geht
gegen Ende etwas lebhafter zu, als der Angeklagte Geher ihn beſchul=
digt
, auf ihn eingehauen zu haben. Auch die ihm von dieſem Angeklag=
ten
zur Laſt gelegten Ausſprüche will er nicht getan haben. Er ſei von
verſchiedenen Kommuniſten am Koppel angefaßt worden, unter ihnen
die Angeklagten Maurer und Roſt. Als der Angeklagte Mühlbach ihn
fragt, wievielmal er geſchoſſen habe, meint er: Das geht Sie gar nichts
an! Der Polizeiwachtmeiſter Hoffmann wurde von einem
Kommuniſten, den er nicht kannte, zuſammengeſchlagen. Er hat aus
einem kommuniſtiſchen Auto ſchießen ſehen, er ſelber habe nicht geſchoſ=
ſen
, da er an der rechten Hand verletzt war. Der Polizeihaubt=
wachtmeiſter
Treffert glaubt, daß der Angeklagte göhler den
Polizeibeamten Hoffmann zuſammengeſchlagen habe, kann es jedoch nicht
mit Beſtimmtheit behaupten. Köhler beſtreitet das energiſch.
Der Verteidiger beantragt noch zum Schluß, die Aufhebung des
Haftbefehls gegen die ſämtlichen inhaftierten Angeklagten. Der Staats=
anwalt
hält das für baren Unſinn‟. Das Gericht hebt den Haftbefehl
gegen die Angeklagten Wilhelm Köhler und Rafgel Vender auf. glaubt
es jedoch bei den übrigen nicht verantworten zu können. Dach der Ver=
eidigung
des Zeugen Zöller wird dann die Sitzung um 7.30 Uhr abge=
brochen
und auf Dienstag vormittag 9 Uhr vertagt.

Cp. Pfungſtadt, 6. Okt. Neuer Vorſteher des Poſtamts.
Poſtmeiſter Ahlheim hat dieſer Tage die Leitung des hieſigem Poſtamts
übernommen. Der vom Gemeinderat genehmigte Voran=
ſchlag
der Gemeinde, des Elektrizitätswerkes und des Waſſerwerkes
für das Rechnungsjahr 1930 liegt ſeit Beginn der Woche auf die Dauer
einer Woche auf der Bürgermeiſterei auf. Die Bäckerinnung
von Pfungſtadt, Hahn und Eſchollbrücken teilt mit, daß von dieſer Woche
ab folgendes Brot hergeſtellt wird: Gemiſcht=Brot 4 Pfund 90 Pfennig.
Zweipfünder 45 Pfennig, Roggenbrot Vierpfünder 80 Pfennig. Zwei=
pfünder
40 Pfennig. Für Selbſtverſorger beträgt, das Backgeld für
Roggenbrot 15 Pfennig.

ust

MMRN
OReeuE

Cp. Pfungſtadt, 6. Okt. Alte Leute. Am Wochenende wurde
der frühere Makler und Gaſtwirt Michael Diehl 85 Jahre alt, während
die Witwe Katharina Ley 86 Jahre alt wurde.
T. Münſter, 4. Okt. Unter dem Druck der Arbeitsloſigkeit hat ge=
rade
die hieſige Gemeinde ſehr ſchwer zu leiden. Es gibt hier nicht
weniger als zirka 400 Arbeitsloſe, darunter über 150 Ausgeſteuerte. Es
ſind dies meiſt fleißige, arbeitswillige Leute, die nun ohne Verdienſt=
möglichkeit
und Unterſtützung ſind.

den ſ. Oktober, abends 6 uhr, ſindet eine öfentliche Gemeinderatsſitzun
ſtatt, auf deren Tagesordnung als einziger Punkt die Erhebung eime
Gemeinde=Bier= und Getränke=Steuer ſteht. Handball. Die er
Mannſchaft des Tv. Erbach (Kreisklaſſe) konnte die am Sonntag erli
tene Schlappe gegen die Turngeſellſchaft Obernburg, gegen dere
Bruderverein, den Turnverein Obernburg, am Sonntag auswetzen.

gelang ihr, in überlegener Form den Gegner 5:1 zu ſchlagen. Die
zweite Mannſchaft (Meiſterklaſſe) konnte Michelſtadts Erſte, die in der
gleichen Klaſſe ſpielt, im Michelſtädter Stadion 4:2 ſchlagen. Leider
wurde dieſes Treffen nur als Freundſchaftsſpiel gewertet, da der Schieds=
richter
ausgeblieben war. Fußball. Auch die erſte Mannſchaft des
Vf.N. Erbach hatte einen guten Tag in Beerfelden. Sie konnte die
dortige erſte Mannſchaft auf deren Platz 4:2 ſchlagen und brachte ſo
die 2 Punkte mit nach Hauſe.
j. Von der Bergſtraße, 4. Okt. Vorgeſtern abend nahm der Pro=
vinzialinſpektor
der Provinz Starkenburg der Freiwilligen Sanitäts=
kolonnen
vom Roten Kreuz, Kolonnenarzt Dr. Simmet=Birkenau,
einen Alarm der Kolonne Heppenheim vor. Als Uebungsobiekt
war ein ſchweres Autounglück beim Brunnen vor Heppenheim vorge=
ſehen
. Die junge Kolonne Heppenheim wußte ihne nicht leichte Aufgabe
ganz vortrefflich zu löſen und bewies hiermit die gute Ausbildung
ihrer geſamten Mannſchaft. Neben der erſten Hilfeleiſtung wurde haupt=
ſächlich
auch die Beleuchtungsfrage geprüft.

5. Ortober; 082 Meter; am 8. Oktober: 158 Meter, Morg, 530 Ubr.
Gernsheim 6. Okt. Waſſerſtand des Rheines an
5. Oktober: 037 Meter; am 6. Oktober: 0.46 Meter.
Au. Wallerſtädten, 6. Okt Bürgermeiſterwahl. Geſter:
war die endgültige Bürgermeiſterwahl. Ludwig Gerhard 5, wurde mi
333 Stimmen gewählt. Heinrich Gerhard bekam 297 Stimmen. Ar
Abend wurde dem neuen Bürgermeiſter ein Ständchen gebracht. In de
Wirtſchaften gab es Freibier und wurde getanzt.
Bab=Nauheim, 6. Okt. Vom Mufikleben der Bade
ſtadt. Nachdem in den letzten Jahren wiederholt erhebliche Umſte
lungen im Kurorcheſter vorgenommen worden waren, dürften mit End
der diesjährigen Saiſon auch die Mitglieder des Meininger Orcheſter
nicht mehr wiederkehren. Sie werden im kommenden Sommer durd
das Städtiſche Orcheſter in Mainz erſetzt. Die Leitung der Kurkavel
verbleibt jedoch in den Händen von Generalmuſikdirektor Heinz Bon=
gartz
. Dieſer wird im kommenden Winter in einer Reihe von Sin
fonie=Konzerten in Mainz tätig ſein. Wertvolle Funde aus der
jüngeren Eiſenzeit hat man bei Erdarbeiten an der Homburge
Straße gemacht, an der Stelle, die in der prähiſtoriſchen Literatur a
Wohnſtätte der keltiſchen und ſpäter germaniſchen Salinenleute ſcho
lange bekannt iſt.

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[ ][  ][ ]

R 101, das zerſtörte Rieſenluftſchiff.

Bieſo ſich die Kakaſtrophe ereigneke.
ſigs erſte Luftſchiff mit Schwerölmotoren. Vorteile und Nach=
ſite
der neuen Antriebe. Der umbau des Luftſchiffes vor
züigen Wochen. Zu großes Eigengewicht und zu geringe
Geſchwindigkeit.
Das Luftſchiff R 101 das mit ſeinem Inhalt von 160000
gokmetern das größte Luftſchiff der Welt war, iſt ſchon bei
ſſeer erſten größeren Fahrt zerſtört worden, die von allen Luft=
lſtf
=Fachmännern mit größter Spannung erwartet wurde. Das
9iſchiff ſtellte nämlich einen ganz neuen Typ dar, da es mit
awerölmotoren ausgerüſtet war. Von dieſen Motoren ver=
ſtuh
man ſich viel für die Zukunft der Luftſchiffahrt, da ſie
u 60 Prozent des Brennſtoffes benötigten, den die Benzin=
ptore
verbrauchen und außerdem ſehr billig arbeiteten. Die
läyrt nach Indien, die mit den gewöhnlichen Motoren un=
ſgihr
18 000 Mark gekoſtet hätte, ſollte mit den Schwerölmotoren
En ſu den fünften Teil der Koſten beanſpruchen. Man berechnete,
wder lu man für den geſamten Flug Brennſtoff in Höhe von
derauf 1903 800 Mark brauchen würde. Es iſt klar, daß eine der=
unſt
, uge Verbilligung der Brennſtoffverſorgung auch auf die Fahr=
ſp
ſe einen erfreulichen Einfluß gehabt hätten, ſo daß Ozean=
lüge
mit Luftſchiffen ſich nicht viel teurer geſtellt hätten, als
der 0 Preiſe für Schiffskarten. Auch aus einem anderen Grunde
nd g. )0 man dem erſten Fluge des R 101 mit Spannung entgegen.
ſweſen, /93 Luftſchiff hatte ſich nämlich als zu ſchwer und unlenkbar
i en ſwieſen und mußte darum umgebaut werden. Zur Erhöhung
ſu im ſe Sicherheit war ein Teil des Luftſchiffrumpfes aus Stahl
o ſauut worden. Um die Fehler der erſten Konſtruktion zu be=
ſtigen
, wurde das Luftſchiff im Sommer dieſes Jahres in
ſai Hälften entzwei geſchnitten und ein neuer Teil wurde ein=
pigt
. Der Inhalt des Luftſchiffes wurde dadurch um unge=
ür
20 000 Kubikmeter vergrößert, ſo daß auch ſeine Hubkraft
Aagn zeigert wurde. Auch die Motorenſtärke wurde auf rund
den er /9) PS geſteigert, ſo daß man nunmehr damit rechnen konnte,
ſei den ſot das Luftſchiff auch für ſeinen großen Flug geeignet ſein
ſude. Bedenklich war allerdings der Umſtand, daß es eine
Ne
behältnismäßig geringe Geſchwindigkeit hatte, die auch eine der
üachen ſeiner Kataſtrophe geweſen zu ſein ſcheint. Während
eſtei. Eaf Zeppelin über eine Stundengeſchwindigkeit von 130 Kilo=
tüurlä
flner mühelos verfügt, hat der R. 101 nur eine Höchſtgeſchwin=
ſet
deu ſiteit von 105 Stundenkilometern und eine Durchſchnittsleiſtung
zu be hu ungefähr 95 Stundenkilometern gehabt. Erprobt waren
gieſl uh dieſe Leiſtungen noch nicht, und wir wieſen ſchon darauf
Iu paß man gut daran tun wird, bei einem ſo neuartigen Typ
ſu die Erfolge abzuwarten, ehe man ein Urteil fällt. Erfah=
ugsgemäß
ſind die Erfahrungen in der Praxis häufig anders,
ſer oa igt bei der Berechnung auf dem Papier. Bei einer Geſchwin=
ſber
bteit, wie ſie im beſten Falle das zerſtörte engliſche Luftſchiff
endurh kigen ſollte, iſt es ſehr ſtarken Stürmen nicht im erforderlichen
üße gewachſen. Sogar der Graf Zeppelin, der über eine
breblich größere Schnelligkeit verfügt, geriet bekanntlich bei
dur d3 t irm Flug über den Ozean ernſtlich in Gefahr. Nur die Tat=
da
tge, daß es ſich um ein bewährtes Syſtem handelte, das in
ge ftaken Stürmen hundertmal erprobt war und den Anforderun=
beſchu
ie der Elemente entſprechend gebaut war, verhütete ein Un=
ſgelae
/411. Das engliſche Luftſchiff verfügte aber nicht über Ein=
ſei
kritirngen, die auf eine dreißigjährige Erfahrung aufgebaut
ihne Ftorerr. Im Gegenteil: Schon vor mehreren Monaten, als nach
A ei Urhriger Bauzeit die beiden Luftſchiffe R 100 und R101
einen giggeſtellt waren, wurden in England Stimmen laut, daß
öüe Luftſchiffe nicht flugtüchtig ſeien. Der große Amerika=
fur
des K 100 vor mehreren Wochen offenbarte zwar einige
arutt! uler des Syſtems, bewies aber doch, daß dieſe Typen nicht fo
lgecht waren, wie die Kritiker behaupteten. Das Luftſchiff

R101 unterſchied ſich aber in vielen Baueinzelheiten von
dem R100 und es ſcheint, als ob dieſe Neuerungen das
furchtbare Unglück mitverſchuldet haben. Man wird noch ge=
nauere
Mitteilungen über den Verlauf der Kataſtrophe abwarten
müſſen, ehe man ein abſchließendes Urteil fällen kann. Insbe=
ſondere
wird feſtgeſtellt werden müſſen, ob und welchen Anteil
die Schwerölmotoren an der Zerſtörung des Luftſchiffes haben,
da davon viel für die günſtige Entwicklung des Luftſchiffes zu
einem Maſſenverkehrsmittel über Ozeane und Kontinente ab=
hängen
wird. Bedauerlich iſt die Tatſache, daß ſich ſoviel Men=
ſchen
dieſem unerprobten Luftſchiff anvertrauten, zumal es be=
reits
im Sommer gezeigt hat, daß es nicht im beſonderen Grade
leiſtungsfähig iſt. Die Vorſorglichkeit der Leiter der Zeppelin=
werft
zeigt ſich darin, daß wichtige Dauerflüge mit neuen Luft=
ſchiffen
erſt dann unternommen werden, wenn die betreffenden
Zeppeline in großen Probefahrten ihre völlige Leiſtungs=
fähigkeit
auch unter widrigen umſtänden erwieſen haben. Dies
wurde in England verſäumt.
Die engliſche Morgenpreſſe zur Exploſionskakaſtrophe
des h. 101.
Oeffentliche Unterſuchung gefordert.
London 6. Oktober.
Die heutige Londoner Morgenpreſſe veröffentlicht ſeiten=
lange
detaillierte Berichte, über das entſetzliche Unglück des
R. 101, denen gegenüber ſämtliche anderen politiſchen Meldun=
gen
in den Hintergrund treten. In langen Leitartikeln be=
faſſen
ſich die Blätter mit der Kataſtrophe, ihren möglichen Ur=
ſachen
und ihren Lehren. Uebereinſtimmend wird eine genaue
und ſtreuge Unterſuchung über die Urſachen des Unglücks in
aller Oeffentlichkeit gefordert. Die Nation wolle die ganze
Wahrheit wiſſen, erklärt der Daily Telegraph, will nichts
zurückbehalten haben, aus Gerechtigkeit gegen die Opfer, deren
vorzeitiges Ende von ihr mit großer Sorge betrauert wird.
Manche Blätter bringen Zweifel an der Ueberlegenheit des Luſt=
ſchiffs
gegenüber dem Flugzeug zum Ausdruck und bezeichnen
die Kataſtrophe des R. 101 als eine entſcheidende Entmu=
tigung
, neue Luftſchiffe zu bauen. Die früher mehrfach ge=
hörte
Kritik an der Konſtruktion der beiden engliſchen Rieſen=
luftſchiffe
iſt auch wieder aufgelebt. Es wird darauf hinge=
wieſen
, daß Sachverſtändige ein Unglück wie das geſtrige bereits
vor Monaten vorausgeſagt hätten. Nicht nur eine Unter=
ſuchung
über die Urſachen müſſe ſtattfinden, ſagt der Daily
Expreß, ſondern auch eine Prüfung der Frage, ob Luftſchiffe
überhaupt eine praktiſche Erfindung ſeien.
Sihung des engliſchen Lufkfahrk=Ausſchufſes.
Scharfe Unterſuchung der Kataſtrophe in Ausſicht geſtellt.
Der engliſche Luftfahrtausſchuß hat am Sonntag abend im
Luftfahrtminiſterium eine Sonderſitzung abgehalten, auf der die
möglichen Urſachen der Kataſtrophe erörtert wurden. Es wurde
beſchloſſen, eine öffentliche Unterſuchung über die Urſachen des
Unglücks in ganz England durchzuführen. Der Zeitpunkt hierfür
wird noch feſtgeſetzt.
Die Opfer der Luftſchiffkataſtrophe werden an Bord eines
engliſchen Kriegsſchiffes nach England gebracht und mit mili=
täriſchen
Ehren beigeſetzt werden.
Von engliſchen Sachverſtändigen wird als mögliche Urſache
der Kataſtrophe die Beſchädigung eines Gasbehälters angeſehen.
Die Tatſache, daß das Luftſchiff mit der Spitze etwas nach unten
geſenkt Cardington verließ, glaubt man mit einer Undichtigkeit
eines oder mehrerer Gasbehälter erklären zu müſſen.

Luftmarſchall Salmond, der auf die Unglücksnachricht hin
nach Frankreich geflogen war, beſuchte die Unglücksſtätte, ſprach
mit einigen der Verletzten und hatte längere Unterredungen
mit den Vertretern der franzöſiſchen Behörden. Er kehrte gegen
Abend im Flugzeug nach England zurück. Nach ſeiner Anſicht
wird eine ſcharfe Unterſuchung über die Urſache des Unglücks
eingeleitet werden müſſen. Er iſt jedoch zurzeit ſelbſt nicht in
der Lage, ſich irgendeine Meinung über die Urſache des Unglücks
zu bilden.
Das verunglückte Luftſchiff R. 101 deſſen Bau über elf
Millionen Mark koſtete, war, wie alles übrige Regierungseigen=
tum
, nicht verſichert. Wie verlautet, ſoll auch die Mannſchaft des
Luftſchiffes gegen Unfall nicht verſichert geweſen ſein.
New Yorker Skimmen zum Luftſchiff-Unglück.
New York, 6. Oktober.
Die Newyork World beſchäftigt ſich in einem Leitartikel
mit der Kataſtrophe des R. 101 Das Blatt führt das Unglück
darauf zurück, daß zur Füllung Waſſerſtoff anſtatt Helium ver=
wendet
worden ſei. Sehr gefährlich ſei es auch ge=
weſen
, den Pafſagieren, das Rauchen zu ge=
ſtatten
. Die Kataſtrophe ſei zweifellos ein ſchwerer Schlag
für das ganze Luftfahrtweſen. Es ſeien ungünſtige Rückwir=
kungen
auf dem Transatlantikdienſt zu erwarten.
Das Beileid des Reichsverkehrsminiſters zum
Auffäifenafſte.
Berlin, 6. Oktober.
Reichsverkehrsminiſter von Gusrard hat dem engliſchen Luft=
fahrtminiſterium
zugleich im Namen der deutſchen Luftfahrt die
wärmſte Teilnahme aus Anlaß des Luftſchiffunglücks ausge=
ſprochen
. Dabei hat er ganz beſonders des Luftfahrtminiſters
Lord Thomſon und des Zivil=Luftmarſchalls Sir Sefton
Brancker gedacht. Mit letzterem war Miniſter von Gusrard erſt
vor kurzem bei den Segelflugveranſtaltungen auf der Waſſer=
kuppe
zuſammen.
Solche Ueberraſchungen für Graf Zeppelin
MWdenlaif.
Kapitän von Schiller erklärte
gelegentlich der Landung des Luftſchiffes Graf Zeppelin in
Görlitz einem Vertreter der Telegraphen=Union, eine abſchließende
Stellungnahme zu der Kataſtrophe des R. 101 ſei erſt nach
Kenntnis der genauen Einzelheiten möglich. Es ſei aber voll=
kommen
verkehrt, auf Grund dieſer Kataſtrophe irgendwelche Be=
fürchtungen
für die deutſche Luftſchiffahrt zu hegen. Während ſich
der engliſche Luftſchiffbau noch im Verſuchs=
ſtadium
befinde, könne Friedrichshafen auf eine derart lange
Erfahrung zurückblicken, daß ſolche Ueberraſchungen wohl kaum
im Bereich der Möglichkeit lägen. Graf Zeppelin ſei das
127. Luftſchiff, das die Werft in Friedrichshafen verlaſſen habe
und es habe während ſeiner Dienſtzeit bereits über 140 Fahr=
ten
zurückgelegt, die ohne weſentliche Störungen verlaufen ſeien.
Für die deutſche Oeffentlichkeit, ſo betonte er mit Nachdmck, Gege
ein Grund zu irgendwelchen Befürchtungen nicht vor.
Ma Mte
Verantwortich für Polliſt und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feutlleion. Reich und
Auoſand mnd Heſche Nachichten. Mar Streſe. Mr Sport, Karl Behmann; Me
den Handel: Dr. C. H. Que iſch: für den Schlußdienſt: T. V. KarlBöhmann;
für Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herber: Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliſche Mittellungen: Wily Kuhle.
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtiadt.
Für mnverlangte Mannſteivte wird Garantie der Rückſendung nicht übermommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten

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(V.N0B54

[ ][  ][ ]

Seite 10

Dienstag, den 7. Oktober 1930

Nummer 27

Europaflug des 2. 2000.

Das viermotorige Junkersflugzeug G. 38 (Zulaſſungsnummer D. 20000).
Deutſchlands größtes Landflugzeug ſtartete unter der Leitung der Flugkapitäne Zimmermann und
Brauer zu einem Europaflug, bei dem 15 Staaten beſucht werden ſollen. Der Flug führt zunächſt
über Prag, Wien, Budapeſt, Belgrad, Bukareſt, Konſtantinopel, Saloniki, Athen nach Rom und
dann die Mittelmeerküſte entlang.

Reich und Ausland.
Vor einer überraſchenden Aufklärung
des Raubmordes von Bad Orb.
Nicht Raubmord, ſondern Selbſtmord?
Bab Orb. Die nach der Auffindung des
Chauffeurs Nikolaus Kuhnmünch in Bad Orb
eingeſetzten Ermittlungen ergaben zunächſt den
Verdacht eines Raubmordes. Es wurde feſtge=
ſtellt
, daß K. in der Nacht zum Donnerstag gegen
3 Uhr ſeinen Wagen in der Garage in Bad Orb
niedergeſtellt hatte, nachdem er ſich von Freunden
verabſchiedet hat. Unmittelbar danach iſt er aber
mit dem Wagen wieder fortgefahren. Auf dieſer
Fahrt iſt er dann zu Tode gekommen. Es konnte
aber niemand ermittelt werden, der ihn zu der
zweiten Fahrt veranlaßt hatte. Von Angehörigen
war behauptet worden, daß am Tatort eine gol=
dene
Uhr gelegen hätte, und daß K. ſich im Beſitz
einer größeren Summe baren Geldes befunden
habe. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen er=
gaben
aber, daß ſich die Uhr in der Wohnung be=
funden
hatte. Auch die Angabe, daß K. eine
größere Summe Geld bei ſich geführt habe, wurde
durch Ermittlungen widerlegt. Es konnte feſt=
geſtellt
werden, daß K. ungefähr eine Stunde vor
ſeinem Tode in einer Wirtſchaft war, wo er ſeine
Zeche in Höhe von 2 Mark nicht bezahlen konnte.
Weiter gaben die Angehörigen und näheren
Freunde bei dem Verhör an, bei K. niemals eine
Schußwaffe geſehen zu haben. Aber auch hier
konnte die Kriminalpolizei feſtſtellen, daß er
doch im Beſitz einer Waffe geweſen iſt. Vor acht
Tagen zeigte K. ſeine Waffe einer von der Poli=
zei
ermittelten Perſon und bat dieſe, ihm Muni=
tion
zu beſorgen. Zwei Tage ſpäter teilte K.
dem Zeugen mit, daß er ſich ſelbſt Munition be=
ſorgt
habe. Es handelt ſich um eine Treyſe=
Piſtole, Kaliber 7,63 Millimeter, alſo um die
gleiche Waffe, wie eine ſolche am Tatort ge=
funden
wurde. K. hatte von dem Beſitz der Waffe
niemand etwas geſagt. Bei der polizeilichen
Durchſuchung der Wohnung wurde aber keine
Waffe gefunden. Es darf daher mit großer
Wahrſcheinlichkeit angenommen werden, daß die
am Tatort gefundene Waffe das Eigentum des
K. war. Wenn es ſich nun im vorliegenden Falle
um einen Mord handeln würde, ſo iſt es merk=
würdig
, daß der Täter ausgerechnet auch eine
Treyſe=Piſtole zur Tat benutzte und am Tatort
zurückgelaſſen hat, wohingegen die Waffe des K.
verſchwunden ſein müßte. Für die Kriminalpoli=
zei
taucht jetzt der Verdacht auf, daß es ſich hier
im Bad Orber Fall um einen Selbſtmord han=
deln
muß, den K. unter Rückſichtnahme auf ſeine
Angehörigen in geſchickter Weiſe als einen Raub=
mord
vortäuſchte. Samstag nachmittag fand
durch mehrere Aerzte unter Hinzuziehung von
Schießſachverſtändigen und des Gerichtschemikers
Dr. Popp=Frankfurt die Sektion der Leiche ſtatt.
Die Sachverſtändigen kamen unabhängig von den
Ermittlungen der Beamten der Landeskriminal=
polizei
ebenfalls zu dem Ergebnis, daß die Ver=
letzung
an der linken Hand des K. und die töd=
liche
Kopfwunde nur durch einen Schuß ent=
ſtanden
ſind. Es wurde einwandfrei ermittelt,
daß K. die Handoberfläche der linken Hand auf
die rechte Schläfe aufgelegt und dann die Mün=
dung
der Piſtole auf die Handfläche aufgeſetzt
hat. Für die Ermittlung der Art der Ausfüh=
rung
, wie ſie K. machte, gibt es eine einfache
kriminaliſtiſche Erklärung, auf die aber hier nicht
eingegangen werden kann. Die Verletzungen ſind
jedenfalls kaum von anderen Perſonen herbei=
geführt
worden. Es ergeben ſich auch keine Ver=
dachtsmomente
für die Täterſchaft anderer Per=
ſonen
. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen
und der Sektionsbefund ſprechen jedenfalls in
keiner Weiſe gegen einen Selbſtmord des K.
Das Motiv der Tat glaubt man wie folgt zu
klären: Im Juli hatte K. bei Lichtenau einen
Zuſammenſtoß mit einem Motorradfahrer, der
dabei zu Tode kam, während der Sozius ſchwer
verletzt wurde. Wegen dieſer Sache ſtand bei dem
Aſchaffenburger Gericht für den 2. Oktober Ter=
min
gegen K. wegen fahrläſſiger Tötung an. K.
konnte befürchten, ſeinen Führerſchein zu ver=
lieren
und auch zu Schadenerſatz verurteilt zu
werden. Dies mag ihn veranlaßt haben, einige
Stunden vor dem Termin ſeinem Leben ein
Ende zu machen. So läßt ſich vielleicht eine bei
der Durchſuchung der Wohnung aufgefundene
letzte Beſtimmung des K. erklären, in der er über
ſein Eigentum im Falle eines Unglücks, das
ihm auf der Landſtraße zuſtoßen werde, ver=
fügte
.

Unwetter im ſüdlichen Schwarzwald.
Freiburg i. Br. Seit Samstag abend
weht über dem ſüdlichen Schwarzwald ein hef=
tiger
Südweſtſturm mit einer Stärke von 15 Se=
kundenmetern
. Die Temperatur iſt auf den
Höhen auf den Nullpunkt geſunken. Im Fern=
ſprechverkehr
ſind in den über die Höhen führen=
den
Leitungen umfangreiche Störungen einge=
treten
. Auch der Schaden in den Wäldern iſt
erheblich. Der Sturm iſt von ſtarken Regenböen
begleitet, ſo daß ein beträchtliches Anſchwellen
der Schwarzwaldflüſſe und des Oberrheins zu er=
warten
iſt. Ebenſo kommen vom Bodenſee Sturm=
meldungen
. Der Schiffsverkehr erlitt zeitweiſe
Unterbrechungen. Unfälle ſind nicht gemeldet
worden.
Ein derber Scherz.
Münſingen (Wttbg.). In einer kleineren
Landgemeinde bieſiger Gegend wurde dieſer Tage
ein junges Paar getraut. Nach der landesüb=
lichen
Hochzeitsfeier, die ſehr angeregt und heiter
verlief, begab ſich das junge Paar in ſeine neue
Wohnung, um von den Strapazen des bedeu=
tungsvollen
Tages auszuruhen. Aber gegen 1.30
Uhr früh brach in dem Zimmer plötzlich ein
Höllenlärm los. Es ſtellte ſich heraus, daß Witz=
bolde
nicht weniger als dreißig Weckeruhren im
Brautſchrank verſteckt hatten, die alle pünktlich
nacheinander abliefen. Da der Schrank verſchloſ=
ſen
und der Schlüſſel verſteckt war, mußte man
warten, bis die Uhren abliefen.
Graf Zeppelin in Friedrichshafen.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff Graf
Zeppelin iſt von ſeiner Landungsfahrt nach
Leipzig und Görlitz am Montag früh um 4 Uhr
wieder in Friedrichshafen eingetroffen. Die
Landung erfolgte um 7.03 Uhr glatt und ohne
jeden Zwiſchenfall auf dem Werftgelände.

D. 2000 in Belgrad.
Belgrad. Am Sonntag mittag traf das
Junkers=Großflugzeug D. 2000 auf dem Bel=
grader
Flughafen ein. Bei der Landung ſpielten
ſich unbeſchreibliche Szenen der Begeiſterung ab,
als die rieſige Menſchenmenge die Militär= und
Polizeiketten durchbrach und dem Flugzeug mit
begeiſterten Zurufen entgegenſtürzte. Der Rumpf
war derart von Menſchen umdrängt, daß es der
Beſatzung längere Zeit unmöglich war, auszu=
ſteigen
. Als die Rundflüge begannen, entſtand

Schweres Autounglück.
Poſen. In der Nacht zum Montag fuhr auf
der Chauſſee von Poſen nach Schrimm in der
Nähe von Czempin ein Automobil gegen ein
Brückengeländer und wurde vollſtändig zertrüm=

ein regelrechter Kampf um den Zutritt. Leute,
die bereits die Treppe zum Flugzeug erklettert
hatten, wurden wieder heruntergeriſſen und an=
dere
drängten ſich vor. Erſt als eine Militär=
verſtärkung
eingetroffen war, konnte der Platz
geräumt werden.
G. 38 in Bukareſt gelandet.
Bukareſt. Das deutſche Großflugzeug G. 38
iſt am Montag mittag von Prag kommend hier
eingetroffen und auf dem Flugplatz Beneaſa ge=
landet
.

mert. In dem Wagen ſaßen der Bürgermeiſter
von Samter, Scholl, und der Bürgermeiſter von
Witkow. Neymann, mit drei anderen Herren.
Scholl und Neymann waren ſofort tot. Die an=
ſeren
drei Fahrgäſte ſind ſchwer verletzt.

Schweres Flugzeugunglüt
bei Dresden.
Kurz vor der Landung abgeſtürzi.
Acht Tote.
Dresden, 6. Oktobe
Die Lufthanſa teilt mit: Heute vormit
kurz nach 9 Uhr verunglückte das Streckenf!
zeug BerlinDresden D. 1930 vor der Land
auf dem Flughafen Dresden, gerade als es
Begriff war, im Gleitflug in den Flugplatz
zuſchweben. Die Maſchine ging bei dem ſo
nannten Priesnitzgrund zu Bruch, wobei
acht Inſaſſen den Tod fanden, und zwar z
Mann der Beſatzung und ſechs Paſſagiere. Un
ſuchungskommiſſionen der Flugpolizei, der De
ſchen Verſuchsanſtalt für Luftfahrt und der Lu
hanſa befinden ſich am Unfallort.
Ueber das Flugzeugunglück bei Dresden
fahren wir von der Direktion der Lufthat
daß die Zahl von acht Toten feſtſteht. An B
der Maſchine befanden ſich der Pilot, der Ba
monteur und ſechs Paſſagiere. Sieben Perſon
waren ſofort tot, die achte iſt auf dem Transno
ins Krankenhaus ihren Verletzungen erleg
Es handelt ſich bei der Maſchine um eine Meſſ
ſchmidt M. 20, die für 15 Perſonen zugela
iſt. Ueber die Urſache läßt ſich im Augenbl
noch nichts ſagen. Die Maſchine iſt von dem A
prall vollkommen zerſtört. Sie iſt jedoch r
verbrannt. Das Flugzeug war im Begriff,
übliche Schleife vor der Landung zu ziehen,
den Windverhältniſſen entſprechend von Oſt=S
oſt ſich dem Boden zu nähern. Augenzeugen hal
nur geſehen, daß ſie in der Schleife hinter
Bäumen eines Hügels verſchwand. Im We
kann die Urſache nicht zu ſuchen ſein, da die S
zehn Kilometer und die Wolkenhöhe 600 Md
betrug.
Wie wir zu der ſchweren Flugzeugkataſtro
bei Dresden noch erfahren, hatte das Flugs
um 9.15 Uhr bereits zur Landung angeſetzt,
es plötzlich ins Schwanken geriet. Gleich dar
gelang es dem Piloten, das Flugzeug wieder
die normale Lage zu bekommen. Unmittell
darauf erfolgte der Abſturz. Aus den Ausſau
der wenigen Augenzeugen, die das Flugzeug
dem waldigen Gelände bei den Reichswehr=
Polizeiſchießſtänden abſtürzen ſahen, läßt ſich v
erſt nur entnehmen, daß das Flugzeug ſich
geringer Höhe befand und faſt ſenkrecht zwiſch
den Bäumen abſtürzte, zumal die Bäume kein
lei Beſchädigungen aufweiſen. Die acht Inſa
haben ſämtlich ſchwere Schädelbrüche erlit
da ſie offenbar gegen die Decke des Flugzeun
geſchleudert wurden. Einige Augenzeugen wo
noch bemerkt haben, daß kurz vor dem Abſtu
der Motor nicht mehr arbeitete.
Die Todesopfer des Dresdener Flugzeugungli
Bei dem bei Dresden verunglückten Flu
zeug handelt es ſich um das planmäßige FlI
zeug BerlinWien. Getötet wurden alle /
Inſaſſen, und zwar: Pilot Puſt, Flugzeugn
ſchiniſt und Funker Lange; die männlichen Pa
giere Blanckwell, Foeldes (Reiſeziel Wien),
Kühnelt (Reiſeziel Wien), Knittel (Angeſtelu
der Lufthanſa), ferner Frau Graefe, die Gac
des Flugleiters der Lufthanſa in Sofia
Fräulein Blümel (Reiſeziel Dresden).
Führer des Flugzeuges, Pilot Puſt, hatte
reits mehr als 400 000 Flugkilometer zurücky
legt und galt als außerordentlich zuverläſſi
Flieger. Die Toten ſind inzwiſchen in eine Dre
dener Leichenhalle übergeführt worden.

Der Vater vernimmt den Mörder ſeiner Toch /
Köln. Hier wurde ein 25jähriges Mädck
auf offener Straße von ihrem Begleiter, ein
20jährigen jungen Manne, erſchoſſen. Der
flüchtete, konnte aber feſtgenommen werden.
ſeiner Vernehmung wurde er auf der Krin
nalwache dem Vater der Erſchoſſenen vorgefü
ohne daß dieſer wußte, daß es ſich bei der Tod
um ſeine jüngſte Tochter handelte. Erſt im Lau
der Vernehmung ſtellte ſich dies heraus.
Vater begab ſich ſofort an den Tatort, wor
auch die Mutter und Schweſter der To
ahnungslos kamen, weil ſich die Kunde von
Bluttat in dem Stadtviertel verbreitet hat
Alle erkannten nun erſt, daß es ſich um ihre W
wandte handelte. Der Verhaftete gab an,
der Schuß verſehentlich ſich gelöſt hat und 9
es ſich um einen Unglücksfall handelt.
Das Erdbeben in Perſien.
Teheran. Ein Reuter=Vertreter hat /
Erdbebengebiet des Damavend=Vulkans auf
ſucht und zahlreiche Ortſchaften zerſtört vor)
funden. Die Einwohner ſind auf die Felder /
flüchtet. Bei dem Erdbeben ſind drei Perſon
ums Leben gekommen und zahlreiche verletzt wu
den. Im Laufe des Tages ſind noch mehr,
leichte Erdſtöße erfolgt.
Sechs Dörfer durch ein Erdbeben zerſtört
47 Tote.
Kairo. Wie aus Teheran berichtet wi
ſind durch ein in Nordperſien in der Nähe
erloſchenen Vulkans Manavend ſtattgefunde‟
Erdbeben ſechs Dörfer vollkommen zerſtört u.
den. Das Erdbeben hat 47 Todesopfer geford!!
außerdem wird ein großer Teil der Bevölkerun
vermißt. Die perſiſche Regierung hat eine Hi!
expedition mit Medikamenten und Lebensn)
teln in das Erdbebengebiet entſandt.
Das Banditenunweſen in Amerika.
New York. In Pittsburg drangen B.
diten, die mit Maſchinengewehren und Maſ9
nenpiſtolen bewaffnet waren, in ein kleines 4
lonialwarengeſchäft ein und ſchoſſen vier Xe
ſonen, den Beſitzer, ſeinen Bruder, ſeine F!
und einen Kunden nieder. Die erſchoſſene Fr
ſtand unmittelbar vor ihrer Niederkunft.
Polizei entdeckte in dem Laden große Vorrl
von Whisky. Sie ſchließt daraus, daß der
haber mit Schmugglern in Verbindung ſtcl
und von einer rivaliſierenden Bande aus D.
Wege geräumt wurde.

Die neue Pädagogiſche Akademie in Dorkmund.

Die neuerbaute Pädagogiſche Akademie in Dortmund, nach dem Entwurf von
Regierungsbaurat Fechner.
Der Bau enthält über 200 Räume und iſt mit den modernſten Errungenſchaften ausgeſtattet.
Leben den Seminaren befinden ſich Tagesheim, Muſikzellen, Dozentenzimmer und ein großer Feſt=
raum
mit Orgel in dem Gebäude.

Ouk ibiediel Monscken komnt 1Qutg‟
in

Unſere Darſtellung zeigt den Kraftwagenbeſtand in einigen der wichtigſten Ländern der Welt ur
das Verhältnis des Beſtandes zu der Bevölkerung. Faſt Dreiviertel des geſamten Weltbeſtand
entfällt auf die Vereinigten Staaten, wo bereits auf jeden 5. Einwohner ein Automobil komm
dagegen kann in dem arm gewordenen Deutſchland erſt jeder 97. Einwohner ſich Automobilbeſitze
nennen. Verwunderlich iſt, daß in dem ſonſt ſo modernen Japan erſt auf jeden 735. Bewohner ei
Auto entfällt.

[ ][  ][ ]

Nummer 277

Dienstag, den 7. Oktober 1930

Seite 11

Sport, Spiel und Turnen.

Haupkausſchuß=Sihung der 2.T.
Die Hauptausſchuß=Tagung der Deutſchen Turnerſchaft wurde
mm Sonntag morgen im Münchener Rathausſaal zunächſt in
ichtöffentlicher Sitzung fortgeſetzt. Es erfolgten zunächſt einige
kehrungen verdienter Turner durch Verleihung der höchſten
Erre, welche die Deutſche Turnerſchaft zu vergeben hat, die
Edren=Urkunde. Die Schwvierigkeiten, die der D.T. durch die
ußerordentliche Notzeit erwachſen, wurden längere Zeit beraten
ud der Vorſtand ermächtigt, ſofort Notmaßnahmen durchzufüh=
ea, wobei u. a. an eine Ermäßägungder Kopfſteuer
Jür 1931 um 5 Pfg. pro Mitglied gedacht iſt.
In öffentlicher Sitzung erſtattete dann zunächſt Oberturn=
Toart Steding Bericht über die Maßnahmen zur Förderung
Eyd Organiſanon des Waſſerwanderns in der D. T., das
inen großen Aufſchſwung genommen hat. Eine Stellungnahme
Fes Hauptausſchuſſes zur Frage der Teilnahme der D.T. an den
Fächſten Olympiſchen Spielen in Los Angeles wurde ver=
mt
, da infolge der Wirtſchaftslage die Möglichkeiten einer ſolchen
Beteiligung zurzeit überhaupt nicht überſehen werden können.
Freisvertreter Hegele vom Schwäbiſchen Turnbreis berichtete
Fain über die Fortſchritte der Vorbereitngen zum 15. Deutſchen
Füurnfeſt, das 1933 in Stuttgart ſtattfinden ſoll. Eine groß=
Aüxige Anlage wird geſchaffen, die die Durchführung der Groß=
Veranſtaltung in jeder Hinſicht einwandfrei gewährleiſtet. Dr.
)ominieus, der Vorſitzende der D.T., ſtellte feſt, daß alle Vorbe=
heitungen
für ein gutes Gelingen des Feſtes erfüllt ſeien, vor
llem Dingen auch die wirtſchaftliche Sicherſtellung. Daraufhin
rfolgte die endgülltige Uebertragung der Veranſtaltung nach
ituttgart, die einſtimig beſchloſſen wurde.
Die Beſtandserhebung ſoll auch zukünftig in der bis=
eräigen
Weiſe durchgeführt werden. Die nächſte Hauptausſchuß=
ſtzung
wird am 28. und 29. März 1931 in Berlin abgehalten.
tach Genehmigung des Berichtes des Geſchäftsführers wurden
ie Vereine dara erinnert, daß ſie durch Verkauf von Wohl=
uhrtsriefmarken
Mittel für ihren Vereinsbetrieb gewinnen könn=
en
. Die Zuſammenarbeit mit dem Rundfunk wurde in
itier kurzen Ausſprache erörtert. Das zweite Alterstref=
en
der D.T. wird 1932 zuſamen mit dem ſchleſſiſchen Kreis=
umfeſt
in Oberſchleſien abgehalten. Die Errichtung eines
irgendheimes der D.T. am Nationaldenkmal in Dannen=
eig
wurde genehmigt und damit der Turnarbeit im Oſten eine
ere Pſlegeſtätte geſchaffen.
Kreisliga Südheſſen.
Trotz des nicht beſonders annehmbaren Fußballwetters und der

iteswegs roſigen Platzverhältniſſe wurden in unſerem Kreiſe mit
lus nahme der Begegnung HeppenheimPfiffligheim ſämtliche Spiele
urchgeführt. Der Platz am Galgen war, wie immer nach ſolchem
tauerregen, ſpielunfähig. Der Platzverein hätte daraus evtl. ſeinen
or teil ziehen können, denn die Gäſte hätten bei dieſen Verhältniſſen
ſnäts zu beſtellen gehabt. Natürlich gab es wieder die für den Süd=
uſſenkreis
ſtereotypen Ueberraſchungen: Gernsheim hat knapp ver=
iun
ſtatt gewonnen; die Bibliſer nahmen ſich zuſammen und hiel=
un
dadurch den zweiten Platz; Olympia Worms hat durch ſeine Nieder=
age
in Lampertheim den Anſchluß an die Spitzengruppe verloren. Die
Xᛋſultate lauten: FV. Biblis-Viktoria Neuhauſen 4:2, Konkordia
ſermsheimSpV. Hochheim 3:4, SpV. HorchheimVfL. Lampertheim
70. Olympia LampertheimOlympia Worms 2:1, Starkenburgia Hep=
tnheim
-Normania Pfiffligheim (ausgefallen). Die Bibliſer haben ſich
taßz der mißlichen Umſtände ehrenvoll geſchlagen. Die Mannſchaft des
Jeilings leiſtete ſtarken Widerſtand und hätte bei etwas mehr Routine
iſtmmt ein beſſeres Reſultat erzielt. In der zweiten Spielhälfte wur=
tn
die Leiſtungen durch anhaltenden Regen ſtark herabgemindert.
eberraſchend kommt die Niederlage der Gernsheimer auf eigenem Feld
ſegen die nicht einmal gut disponierten Hochheimer. Dem Spielverlauf
uch hätten die Einheimiſchen glatt gewinnen müſſen. Der VfL. Lam=
mheim
iſt in ſeinen letzten Spielen ſtark zurückgegangen. Gewiß, es
nicht ſo leicht, in Horchheim zwei Punkte zu holen, aber nach dem
iſtrigen Stand der Dinge hätten die Lampertheimer Gäſte bei etwas
ehr Energie unbedingt wenigſtens ein Nemis erzielen müſſen. Die
eleeblätter konnten wieder einmal nicht überzeugen. Olympia Lam=
ſer
=heim hatte erneut die Mannſchaft umgeſtellt; diesmal mit mehr
lick als ſonſt. Das Spiel war an und für ſich keine Offenbarung.
horſch und Bürſtadt waren ſpielfrei. Die Tabelle ſieht neuerdings
aus:
Spiele gew. un. verl. Punkte

Olympia Lorſch.
F.V. Biblis
Sportverein Horchheim
Normania Pfiffligheim".
V. f. R. Bürſtadt
Olympia Worms
V. f. L. Lampertheim
Starkenburgia Heppenheim
Olympia Lampertheim
Konkordia Gernsheim
Sportverein Hochheim".
Viktoria Neuhauſen".

SV. 1910 WeiterſtadtSV. Geinsheim 2:0 (1:0).

Obwohl Weiterſtadt für den aktiven Verteidiger Becker, der immer
noch nicht ſpielen kann, Erſatz ſtellen mußte, konnte es mit 2:0 verdient
als Sieger den Platz verlaſſen. Der alte frühere Verteidiger Chr. Schuch=
mann
hat an dem Sieg mit ein großes Verdienſt und hat während des
Spieles mit ſeinem geſunden Abſchlag ſich nur von ſeiner beſten Seite
gezeigt. Greifenſtein im Tor hielt vorzüglich und machte ſelbſt die beſten
Angriffe durch ſein entſchloſſenes Handeln unſchädlich. Man ſah ein
wirklich ſchönes und allezeit ſchnelles Spiel. Nur der guten Abwehr
und des Torwächters Sicherheit hat Geinsheim zu verdanken, daß die
Niederlage nicht höher ausfiel. Trotz der Niederlage hätte Geinsheim
doch den Sportgruß ausbringen dürfen. Der Schiedsrichter war ſtets
ein ſicherer und gerechter Leiter. Die 2. Mannſchaft unterlag gegen
die gleiche von Geinsheim 1:0. Die erſte Damenelf unterlag gegen
Griesheim mit nur neun Spielerinnen 3:2. Eine Verbeſſerung iſt hier
ſtark bemerkbar. Das Spiel der 1. Handballer gegen Braunshardt
endete 0:0, das vom Schiedsrichter infolge Regen abgepfiffen wurde.
5. Süddeutſche Kegelſporkwoche.
Mit großem Intereſſe wurde allſeits der 5. Süddeutſchen Sport=
woche
entgegengeſehen, die am 5. Oktober in Aſchaffenburg begann. Die
Meldungen ſetzten ſich aus 15 Städtemannſchaften, 55 Klubriegen, 30
Startern um das Bundesabzeichen und 25 zum 300=Kugel=Kampf zu=
ſammen
.
Zur feſtgeſetzten Zeit, Sonntag früh 10 Uhr, leitete der Verbands=
vorſitzende
Göllens=Aſchaffenburg die Sportwoche durch die Begrüßung
der erſchienenen Gäſte und Kegelbrüder ein. Sein Gruß galt u. a.
Bezirkswart Reichert, dem in Vertretung des Gauſportwartes die Lei=
tung
der Sportwoche übertragen wurde. Alsbald begann auf allen
Bahnen ein lebhafter Betrieb. Von beſonderer Bedeutung iſt der
Kampf um die Süddeutſche Städtemeiſterſchaft und der Großkampf über
300 Kugeln. Daneben ſetzten noch Kämpfe um den Spellmann= Wander=
pokal
Verteidiger Darmſtadt ein, ferner wird um das Bundes=
ſportabzeichen
gekämpft. Die bisher erzielten Ergebniſſe ſind:
Süddeutſche Städtemeiſterſchaft (1000 Kugeln): Darmſtadt, 5297
Holz.
Spellmann=Wanderpokal: 1. Aſchaffenburg, 2723 Holz; 2. Darmſtadt,
2659 Holz; 3. Gelnhauſen, 2631 Holz; 4. Hanau, 2623 Holz.
300=Kugelkampf: 1. Harth, Partenſtein, 1646 Holz; 2. Sattler,
Darmſtadt, 1611 Holz; 3. Weber, Frankfurt, 1519 Holz;
4. Bopp, Hanau, 1492 Holz; 5. Willi Wetzler, Offenbach, 1325 Holz.
Bohle=Rückvergütung (10 Kugeln): 1. Miſchon, Aſchaffenburg, 75 Holz;
2. Born, Partenſtein, 74 Holz; 3. Reinhardt, Frankfurt, 73 Holz;
4. Grimm, Aſchaffenburg, 71 Holz; 5. Harth, Partenſtein, 71 Holz.
Klubwettkämpfe (250 Kugeln): Fall net Hanau, 1277 Holz: Gemüt=
lichkeit
Gelnhauſen, 1229 Holz; Zwölfer‟ Darmſtadt, 1228 Holz.
Sportabzeichen iſt bis jetzt nicht verteilt worden.
Die Städtemannſchaft von Darmſtadt erzielte im ein=
zelnen
im Kampf um die Süddeutſche Städtemeiſterſchaft: 1. Grün, 573
Holz; 2. Mees, 556; 3. Reichert, 538; 4. Wilbert, 535; 5. Ringler, 532;
6. Thümmel, 525; 7. Reinhardt, 518; 8. Hübner, 518; 9. Sattler, 508;
10. Gehardt, 494 Holz; zuſammen 5297 Holz.

Schleßſpork.
Hefſiſcher Schützenbund (Gau Darmſtadt).
Bei dem geſtrigen Gau=Abſchießen konnte mit Freuden feſtgeſtellt
werden, daß alle Vereine des Gaues, ſowie befreundete Schützenvereine
anderer Verbände äußerſt zahlreich vertreten waren. Die neue Stand=
anlage
(15 Meter) der Schützengeſellſchaft Fledermaus, die mit allen
Neuerungen verſehen iſt, hat dazu beigetragen, daß das Schießen in
der vorgeſehenen Zeit reibungslos zu Ende war. Nachſtehend die Er=
gebniſſe
:
Gau=Meiſterſchaft (viermal 6 Schuß): 1. Gräf (Fledermaus) 255
Ringe, 2. Ehrich (Fledermaus) 245 Ringe, 3. Hermann Junk ( Hu=
bertus
) 242 Ringe.
Gruppenſchießen der Gauvereine: 1. Feurio 139 Ringe 2. Diana
138 Ringe, 3. Tell 133 Ringe, 4. Weidmannsheil 129 Ringe.
Vereins=Wettkampf, offen für alle Vereine: 1. Schützengeſellſchaft
Feurio 149 Ringe, 2. Schützengeſellſchaft Bickenbach 145 Ringe,
3. Schützengeſellſchaft Ober=Ramſtadt 143 Ringe, 4. Schützengeſellſchaft
Wildſchütz 141 Ringe.
Klaſſen=Schießen. Sonderklaſſe: 1. Ehrich (Fledermaus) 65
Ringe. 1. Klaſſe: 1. Claß (Hubertus) 60 Ringe, 2. Schinsheimer=
Arheilgen 10 Ringe. 2. Klaſſe: 1. Hoffmann (Diana) 59 Ringe,
2. Handſchuch (Fledermaus) 59 Ringe. Altersklaſſe: 1. Becker
(Tell) 59 Ringe.
Werbeſchießen. 1. Schupp 35 Ringe, 2. Loſer 35 R., Schneider,
Preſtel, Gräf, Handſchuch, Wilke, Rau, Stahl, Henkelmann, H. Junk,
je 34 Ringe.
Ladoumegue läuft Weltrekord. Das Sportfeſt im Jean=
Bouin=Stadion am Sonntag in Paris geſtaltete ſich zu einem
glanzvollen Abſchluß der diesjährigen franzöſiſchen Leichtath=
letikſaiſon
. Den Höhepunkt der Veranſtaltung bildete der neue
Weltrekord Ladoumegues im 1500=Meter=Lauf:
In der fabelhaften Zeit von 3:49, 2 Minuten durchlief
Ladoumegue die Strecke und unterbot damit die ſeit=
herige
Welthöchſtleiſtung Dr. Peltzers von 3:51 um 2,2 Sek.
Ladoumegue ließ ſeine Gegner weit hinter ſich; gegen ſeinen
weitausgreifenden Schreitſtil, ſein durch keinen toten Punkt be=
einträchtigtes
Tempo waren dieſe machtlos. Zweiter wurde der
Italiener Becali in 3:57,8.
Czepan und Kuzorra, die zu Berufsſpielern erklärten Mitglieder
des FC. 04 Schalke, werden ab 1. November für Vienna Wien ſpielen.
Die Hockey=Elf des SC. 80 Frankfurt ſiegte in der Schweiz gegen
den HC. Zuoz 3:2 und ſpielte gegen eine Stadtmannſchaft von Zürich
Null zu Null.
Im Kegel=Länderkampf Deutſchland Schweden in Hamburg ſieg=
ten
die ſchwediſchen Kegler mit 5462: 5177 Punkten.

Das Hohenſkeinrennen.

Der Automobilklub 04 veranſtaltete zuſammen mit dem Gau 11 des
A. D.A. C. (Dresden) das Hohenſtein=Bergrennen, das ebenſo wie zahl=
reiche
andere Sportveranſtaltungen im Reich unter dem ſtrömenden Re=
gen
zu leiden hatte. Die 2,6 Kilometer lange Rundſtrecke war äußerſt
ſchwierig zu befahren und befand ſich teilweiſe in ſtark aufgeweichtem
Zuſtande. Der Dresdener Lizenzfahrer Heinrich Haubold auf AJS.
kam in einer Kurve ins Schleudern und ſtürzte ſo ſtark auf den Kopf,
daß er ſich einen ſchweren Schädelbruch zuzog und ſchon bei
der Einlieferung ins Krankenhaus verſchied. Die abſolut beſte
Zeit des Tages, alſo nicht nur der Motorräder ſondern auch der Wa=
gen
, fuhr der Münchener DKW.=Fahrer Bauhofer in der 500 Ku=
bikzentimeterklaſſe
der Motorräder mit 2:08.4. Die beſte Zeit der Bei=
wagen
fuhr der Dresdener Zant auf OD. mit 2: 23.4. Caracciola be=
teiligte
ſich ebenfalls am Rennen der Sportwagen, konnte aber nur mit
2:12,2 die beſte Zeit aller Wagen herausfahren.
Pſerdeſpork.
Rennen zn Karlshorſt.
Durch anhaltenden Regen wurde der Karlshorſter Renntag am
Montag verdorben. Nur wenige Zuſchauer waren erſchienen, um die
intereſſanten Rennen zu ſehen. Das als Hauptereignis anzuſprechende
Große Hürdenrennen im Werte von 15000 Mark endete mit dem er=
warteten
Sieg des Mydlinghover Prellſtein, der in ſehr ſicherer Manier
das übrige Feld ſchlug. Geſpannt war man auf den unſcheinbaren
belgiſchen Hengſt Le Revenant, der unter Jockei de Pauw ein anſpre=
chendes
Debut gab, wenn er auch nicht in die Entſcheidung eingreifen
konnte. Das Rennen ſelbſt nahm einen ſpannenden Verlauf. Die ſieben
Pferde, die an den 4000 Meter=Start gingen, lagen zuerſt geſchloſſen
zuſammen, bis ſich im erſten Bogen Böhms St. Robert freimachte und
klar in Führung ging. Prellſtein unter Müſchen wurde ziemlich ver=
halten
geritten, kurz vor dem Einlauf ging er an die Spitze und ſiegte
ſicher. Als zweiter kam Mannestreue aus dem Stalle Hönwalt ein.
St. Robert ſchlug Le Revenant knapp für das dritte Geld.
Großes Hürdenrennen; 15000 Mark, 4000 Meter: 1. Mydling=
hovens
Prellſtein (Müſchen) 2. Mannestreue, 3. St. Robert. Toto:
26; Pl. 11. 15 17. 22½ Lg. Ferner liefen: Le Revenant, Helgolän=
der
, Askari, Maikater.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Dienstag. 7. Oktober.
15.00: Hausfrauen=Nachmittag.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
18.05: Dr. Springer: Kann die Medizin die Gefahren des Kraft=
wagenverkehrs
verringern?
18.35: Dr. K. O. Bertling: Was iſt uns Steuben?
19.30: Hans Rosbaud: Die Inſtrumente des Orcheſters: Fagott,
Kontrafagott. Heckelphon.
20.00: Der Affenprozeß von Tenneſſee. Als Hörfolge rekonſtrufert
von Actualis.
21.15: Klavier=Abend. Ausf.: Alice Roſenbaum.
22.00: Harry Kahn lieſt aus eigenen Werken.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag. 7. Oktober.
14.30: Kinderſtunde. Kunterbunt.
15.00: Frauenſtunde. Künſtleriſche Handarbeiten: Ein lederner
Tabaksbeutel.
16.00: Stud.=Rat Erich Soltau: Die Schätze des Alten Muſeums
und ihre Verwertung für den Unterricht der höheren Schule.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Zeitungstempo. Lehrſpiel von Martin Licht.
18.30: Hochſchulfunk. Prof. K. W. Goldſchmidt: Der Stand der
Entwicklungslehre.
19.00: Franzöſiſch für Anfänger.
19.30: Min.=Rat Goslar: Die deutſche Reichsverfaſſung.
20.00: Köln: Leichte Muſik. Funkorcheſter.
22.15: Berlin: Dr. Joſef Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau.

Wekkerbericht.

Unter erheblicher Vertiefung iſt der Islandswirbel ziemlich raſch
oſtwärts gewandert und hat in Deutſchland zum Teil recht erhebliche
Niederſchläge verurſacht. Sein Kerngebiet liegt heute morgen mit Baro=
meterſtänden
von unter 735 Millimetern über Südſchweden. Somit wird
nunmehr unſer Wetter von ſeiner Rückſeite beſtimmt, die ſich bereits
durch einſetzende Abkühlung bemerkbar macht. Durch das teilweiſe leb=
hafte
Zufließen der ozeaniſchen Luftmaſſen aus höheren Breiten geſtaltet
ſich die Witterung unbeſtändig, wobei Regenſchauer auftreten. Die Ab=
kühlung
ſchreitet vorerſt weiter fort. Ausſichten auf beſſeres Wetter
ſind zur Zeit noch nicht zu erkennen.
Ausſichten für Dienstag, den 7. Oktober: Unbeſtändig, wechſelnd wolkig,
dabei vorübergehend ſchon aufklarend, noch Regenſchauer, etwas
kühler.
Ausſichten für Mittwoch den 8. Oktober: Noch kein beſtändiges Wetter.

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[ ][  ][ ]

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Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 6. Oktober.
Die Beurteilung der Weltwirtſchaftskriſe erfuhr
neuerdings eine Aenderung. Man neigt weniger zum Peſſimismus als
früher. Die Kriſe ſoll angeblich ihren Höhepunkt, ſchon überſchritten
haben, für Anfang nächſten Jahres erwartet man eine allgemeine, wenn
auch langſame Beſſerung. Viele glaubten, daß die Engrospreiſe, ähn=
lich
wie zwiſchen den Jahren 18801890, längere Zeit eine ſinkende Ten=
denz
aufweiſen werden, was jedoch nicht bedeutet, daß zu gleicher Zeit
die Lage der Wirtſchaft ungünſtig ſein muß. In Frankreich konnte man
davon bis jetzt nichts erfahren, im Gegenteil erhöhen ſich die Preiſe,
ebenſo, der Lebensmittel wie der Induſtrieartikel mit einer Schnellig=
keit
, die geradezu beängſtigend iſt. Für die Teuerung wird ausſchließ=
lich
die Steuerpolitik verantwortlich gemacht. Für Steuerherabſetzungen
iſt keine Ausſicht vorhanden, man befürchtet aber, daß die hohen Preiſe
ſchließlich zu einem ſtarken Rückgang des Abſatzes führen werden. Die
Lage der Effektenbörſe gab ebenfalls zu vielen Erwägungen Anlaß. Die
Depreſſion herrſcht zwar weiter, aber nicht in ſolchem Maße wie früher,
Die Agrarkriſe löſt noch mehr Beunruhigung aus als die
Induſtriekriſe. Ihre Ausmaße für das eigentliche Frankreich ſind über=
ſchätzt
und übertrieben, dagegen iſt die Lage in den Kolonien beinahe
kataſtrophal, da dort die Vorräte an Zucker, Reis, Baumwolle uſw. gar=
nicht
abgeſtoßen werden können.
Die Lagedes Kohlenmarktes iſt wenig günſtig. Die Mehr=
zahl
der Käufer warten ab. Das iſt auch daran erſichtlich, daß die Zahl
der Kohlentransporte ſowohl auf der Eiſenbahn, wie auf dem Waſſer=
wege
erheblich geringer iſt als im Vorjahre. Der Textilſtreik in den
nordiſchen Departements hat den franzöſiſchen Kohlenbergwerken eben=
falls
viel Schaden zugefügt.
Der Eiſenmarkt lag ſchwach. Aehnliches gilt für den Stahl=
markt
. Die Produktion wurde um 25 Prozent reduziert, um einem et=
waigen
Preisrückgang vorzubeugen. Dieſer wurde um ſo mehr be=
fürchtet
, als in den franzöſiſchen Wirtſchaftskreiſen viele Alarmgerüchte
in Umlauf waren, unter anderen auch über eine eventuelle Auflöſung
des Kartells. In der Wirklichkeit iſt das Kartell bis zum 1. Januar
1931 verlängert worden. Dagegen wurde das Verkaufskontor für Halb=
produkte
aufgelöſt, doch nicht endgültig, ſondern nur zum Zwecke einer
Umorganiſierung. Der Internationale Stahlmarkt ſoll nach hieſiger
Auffaſſung Zeichen eines leiſen Aufſchwungs aufweiſen, während auf
dem Innenmarkte der Abſatz in fortlaufendem Rückgang begriffen iſt.
Die Kupferpreiſe wurden wieder herabgeſetzt. Seit achtund=
zwanzig
Jahren waren die Preiſe nie ſo niedrig wie jetzt. Doch ver=
mochte
dieſe Billigkeit den Abſatz nicht zu ſteigern, und ſo rechnet man
zurzeit auf keine Aufwärtsbewegung der Preiſe. Eine Baiſſe befürchtet
man allerdings auch nicht, da zahlreiche Minen infolge des anhaltenden
Preisſturzes den Betrieb einſtellen mußten. Man rechnet darauf, daß
die Produktion in dieſem Jahre um 20 Prozent niedriger ſein wird als
im Vorjahre.
Der Zinnmarkt lag ſchwach. Die Produktionseinſchränkung
wurde vielfach durchgeführt, manche Konzerne produzieren nicht mehr
als 1520 Prozent der früher hergeſtellten Mengen. Das größte Uebel
für den Markt iſt die ungünſtige Lage der amerikaniſchen Induſtrie,
die ſchon ſeit Monaten ſehr wenig kauft. Sechzehn Minen der Anglo=
Orientgeſellſchaft haben den Betrieb proviſoriſch eingeſtellt.
Auf dem Bleimarkte gibt es viele Preisſchwankungen, doch
keine von großen Ausmaßen. Die beiden bedeutendſten Abnehmer des
Bleimarktes, die Elektroinduſtrie und die Bautätigkeit ſind noch aktiv
genug. Die Elektroinduſtrie wurde verhältnismäßig wenig von der Kriſe
betroffen und die Bautätigkeit nahm ſogar zu. Doch dieſer Aufſchwung
des Abſatzes hilft wenig den Minen, die infolge der niedrigen Preiſe
die Herſtellungskoſten kaum aufbringen können. Es verlautet, daß
mehrere auſtraliſche Minen den Betrieb völlig einſtellen werden, wäh=
rend
ſpaniſche, nordafrikaniſche, vor allem tuneſiſche Minen ihre Pro=
duktion
ſtark reduzierten.
Die Zinkpreiſe ſind ſehr niedrig. Demgemäß haben auch viele
Minen, beſonders in Tunis, die Produktion ganz eingeſtellt. Die Pro=
duktion
ſoll ſeit dreißig Jahren nicht ſo gering geweſen ſein wie jetzt.
In franzöſiſchen Wirtſchaftskreiſen iſt man der Meinung, daß die Zink=
preiſe
bald eine Hauſſe erfahren werden, da ſie bereits einen unnatür=
lichen
Tiefſtand erreicht haben.
Auf dem Petroleummarkte herrſcht nach wie vor keine Klar=
heit
. Die meiſten großen Truſts halten krampfhaft daran feſt, die Pro=
duktion
einzuſchränken und die Preiſe hinaufzuſchrauben. Sie haben
aber dabei wenig Erfolg aufzuweiſen. Andererſeits herrſcht ein erbitter=
ter
Konkurrenzkampf zwiſchen den Raffinerien. Das Reſultat von all
dem iſt eine häufige Schwankung der Engrosvreiſe. Die Erträge, die
viele Petroleumgeſellſchaften bei dieſen künſtlich aufgehaltenen Preiſen
erzielen, ſind trotzdem oft kläglich. Es wird ſehr oft behauptet, daß die
Petroleuminduſtrie in der ganzen Welt ſchlecht organiſiert ſei. Die
rumäniſche Petroleuminduſtrie, im Gegenſatz zu der amerikaniſchen, er=
ſtrebt
keine Reduzierung. Demgemäß war auch ihre Produktion im
erſten Halbjahre von 1930 um 30 Prozent höher als während desſelben
Zeitraumes im Vorjahre. Die Lage der polniſchen Petroleuminduſtrie
iſt infolge des ruſſiſchen Dumpings ſehr ungünſtig.
Die Lage des Nitratenmarktes, iſt ſeit dem Zuſtande=
kommen
des Kartells ſehr günſtig. Die Preiſe zeigen eine bemerkens=
werte
Stabilität. Auf dem Phosphatenmarkte iſt der Abſatz
im ſtändigen Steigen begriffen. In Algerien wurden neue Phosphaten=
lager
erſchloſſen, die ſehr reichhaltig ſein ſollen.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

7proz. deutſche Kommunalanleihe von 1930. Der Deutſche Sparkaſſen=
und Giroverband teilt mit, daß in Fortführung der Konſolidierung kurz=
friſtiger
Kommunalkredite ein Betrag von 15 Millionen RM. 7prozentige
Deutſche Kommunal=Goldanleihen von 1930 (Ausgabe 1) innerhalb der
Sparkaſſen=Organiſation zum freihändigen Verkauf aufgelegt wird. Der
Verkaufspreis beträgt bekanntlich 93,5 Prozent. Die Anleibe wird bei
den Sparkaſſen ohne Inanſpruchnahme des offenen Marktes unterge=
bracht
. Der größere Teil der Anleihe iſt bereits feſt begeben.
Betriebsvertretungen im Bankgewerbe. Bei einer vor kurzem durch=
gefüchrten
Erhebung über die organiſatoriſche Verteilung der kaufmän=
niſchen
Betriebsvertretungs=Sitze wurden in 266 Bankplätzen 967 Banken
und Bankfirmen mit insgeſamt 2871 Betriebsvertretungs=Mitgliedern
erfaßt. Davon gehören 232, alſo über 70 Prozent, dem Deutſchen Bank=
beamtenverein
an, während der freigewerkſchaftliche Bankangeſtellten=
Verband (209) und der Deutſchnationale Handlungsgehilfen=Verband
(212) je rund 7 Prozent zu ihren Mitgliedern zählen. Rund 15 Prozent
in verſchiedenen Organiſationen zerſplittert oder überhaupt nicht
organiſiert
Emelka=Verkauf vor dem Abſchluß. Die Verhandlungen über
den Verkauf der Aktienmehrheit der Emelka durch das Reich
ſcheinen, dem B. T. zufolge, jetzt in ein akutes Stadium getreten
zu ſein, und zwar glaubt man, auf einen baldigen Abſchluß mit der
von Kommerzienrat Krauß=München, dem langjährigen Leiter
des Unternehmens geführten Gruppe, rechnen zu dürfen. Wie
das Blatt berichtet, beſtehe in Filmkreiſen die Auffaſſung, daß
bei dem Uebergang der Emelka=Mehrheit an die Gruppe Krauß
für die Führung der Theater eine Kombination mit der Ufa be=
abſichtigt
ſei. Auch weiſe man darauf hin, daß an der Gruppe
Krauß, die das Aktienpaket erwerben will, offenſichtlich auch fran=
zöſiſches
Kapital beteiligt iſt.
Zink=Hüttenproduktion. Nach den Berechnungen der Metall=
geſellſchaft
A. G., Frankfurt a M., ſtellte ſich die Zink= Hüttenpro=
duktion
im Auguſt 1930 in Amerika auf 48 730 Tonnen gegen
47 276 Tonnen im Juli d. J., in Auſtralien auf 4711 (4755) Tonn.,
in Aſien auf 2200 (2200) Tonnen und in Afrika auf 1524 (1595)
Tonnen. Die Produktionsziffer für Europa kann nicht angegeben
werden, da Belgien, Polen und die Niederlande noch nicht über
ihre Erzeugung berichtet haben. Deutſchland produzierte 8163
(8316) Tonnen, Frankreich 7050 (7360) Tonnen.

Metallnokierungen.

Die Metallnotierungen in Berlin am 6. Oktober für je
100 Kg. ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt.
Elektrolytkupfernotiz) 96,25 RM. Die Notierungen der Kom=
miſſion
des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Be=
zahlung
) ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium. 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM. desgleichen
in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent. 194 RM., Reinnickel. 98
ſis 99 Prozent. 350 RM., Antimon Regulus 5154 RM., Fein=
ſild
(1 Kg. fein) 4951 RM.

Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.

Frankfurt a. M., 6. Oktober.
Zu Beginn der neuen Woche kam das Geſchäft am Effekten=
markt
nur ſehr, ſchwer in Gang. Die allgemeine Zurückhaltung
und Luſtloſigkeit, die ſchon im Verlaufe der Samstagsbörſe in Er=
ſcheinun
gtrat, hat ſich noch verſtärkt, da man die weitere, noch
völlig ungewiſſe Entwicklung der innerpolitiſchen Lage abwarten
will. Geſchäftshemmend wirkte ſich ferner die ſchwache Haltung
der New Yorker Wochenſchlußbörſe aus. Bei minimalen Umſätzen
überwog die Abgabeneigung, und die erſten Notierungen lagen
überwiegend 12 Prozent ſchwächer. Elektrowerte waren etwas
ſtärker angeboten; Geſfürel büßten 3 Prozent, Schuckert 2½ Proz.,
AEG. 1½ Prozent und Siemens 1 Prozent ein. J. G. Farben
eröffneten 11 Prozent niedriger, während ſich Scheideanſtalt und

dto. gebündelt 2,00, Treber 1010,75. Induſtriekartoffeln hieſigen
Gegend per Zentner 2,002,10 Mark.
Mannheimer Produktenbericht vom 6. Oktober. Die Feſtig
keit der letzten Tage an den ausländiſchen Börſen hat zu einer
weſentlichen Erhöhung der Preiſe beigetragen. Auch deutſch
Weizen ſind entſchieden höher gehalten. Die Stimmung iſt allge
mein feſter und auch der Konſum hat endlich ſeine bisherige Zu
rückhaltung verlaſſen und eine größere Menge Weizen aufgenom
men. Im Vormittagsverkehr hörte man folgende Kurſe pro 10

( 1 Proz.), Weſteregeln ( 1½ Proz.). Montanwerte lagen faſt
vollkommen umſatzlos, ſodaß Notierungen zunächſt nicht zuſtande
kamen. Auch Banken hatten kaum Geſchäft bei meiſt behaupteten
Kurſen. Am Markte der Bauunternehmungen blieben Wayß u.
Freytag gehalten. Cement Heidelberg auf eine größere Verkaufs=
order
jedoch 4½ Prozent abgeſchwächt. Am Anleihemarkt wurden
Altbeſitz nach der mehrtägigen Unterbrechung infolge der Ziehung
erſtmals wieder mit 57 Prozent notiert. Neubeſitzanleihe gaben
leicht nach. Auslandsrenten ſtill. Am Pfandbriefmarkt war das
Geſchäft ebenfalls gering. Im Verlaufe hielt die Geſchäftsſtille
an, und die Kurſe bröckelten meiſt weiter etwas ab. Siemens
waren etwas ſtärker gedrückt. Am Geldmarkt war Tagesgeld zu
½½ Prozent angeboten. Am Deviſenmarkt nannte man Mark
gegen Dollar 4,2015, gegen Pfunde 20,42, London Kabel 4,8600,
Paris 123,83. Mailand 92,81, Madrid 47,00, Schweiz
25,03½, Holland 12,05.
An der Abendbörſe herrſchte im Hinblick auf die iſraelitiſchen
Feiertage Geſchäftsſtille. Außerdem wurde die Unternehmungsluſt durch
ſchwache New Yorker Anfangskurfe gehemmt. Die Kursveränderungen
gegen den Berliner Schluß blieben meiſt gering.
Berlin, 6. Oktober.
Der Präſident des Börſenvorſtandes Richard
Pohl iſt von ſeinem Leiden erlöſt worden. Heute vormittag um halb
12 Uhr fand im Kreiſe ſeiner Vorſtandskollegen eine Trauerfeier ſtatt,
die der Herr Kommerzienrat Cielenziger, Herr Schwarz von Schwarz,
Goldſchmidt u. Co., und Herr Miniſterialdirektor Erwin vom Preußi=
ſchen
Handelsminiſterium warme Worte für den Entſchlafenen fanden.
Ueber eine eventuelle Trauerfeier der Börſe wird in einer ſpäteren
Sitzung Beſchluß gefaßt werden. Da gerüchtweiſe verlautete, daß viel=
licht
ſchon zu Beginn der heutigen Börſe eine Feier abgehalten werde,
kam das Geſchäft anfangs nur zögernd in Gang. Man hörte bei der
herrſchenden Geſchäftsſtille eher ſchwächere Kurſe, beſonders da Sonder=
inregungen
völlig fehlten und der Abſchluß des 125 Millionen Dollar=
kredites
noch nicht beſtätigt worden iſt. Die Anfangsnotierungen lagen
recht uneinheitlich und waren meiſt von Zufallsorders abhängig; über=
wiegend
ergaben ſich jedoch Abſchwächungen. Später wurde es auf
Deckungen etwas freundlicher, gegenüber den Tagestiefkurſen ergaben ſich
kleine Beſſerungen, die nur bei Kaliwerten, Elektriſche Lieferungen und
Conti Gummi etwas über Anfang führten. Anleihen ſtill. Altbeſitz
wurde nach der Ausloſung mit 57 Prozent wieder notiert, Ausländer
behauptet.

Produktenberichte.

Frankfurter Produktenbericht vom 6. Oktober. Der Frankfur=
ter
Produktenmarkt eröffnete die neue Woche in etwas feſterer
Haltung, und namentlich Weizen und Futtermittel waren ſtärker
geſucht, nachdem in letzteren ſchon zum Wochenſchluß größere Um=
ſätze
getätigt worden ſein ſollen. Weizen konnte um 5 Mark an=
ziehen
, während Hafer, dagegen bis zu 2½ Mark nachgab, und
Roggen gut behauptet blieb. Futtermittel konnten ſich bis zu einer
halben Mark befeſtigen. Am Mehlmarkt wurden Weizenmehle
wieder um 0,25 auf 40,50 Mark erhöht. Roggenmehl ebenfalls
twas höher. Rauhfuttermittel unverändert. Von Hülſenfrüchten
waren Linſen wieder ſtärker ermäßigt. Am Kartoffelmarkt kam
die Deroute etwas zum Stillſtand. Es notierte: Weizen 250,
Roggen 165, Hafer inl. 155160, Weizenmehl ſüdd. 4040,75, dto.
niederrhein. 39,7540,50, Weizenkleie 6,50, Roggenkleie 6,75 bis
7.00, Roggenmehl 26,5027,25, Erbſen 2835, Linſen 3260, Heu
ſüdd. 5,506,00, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepr. 2,252,50,

Kilo im RM. waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 2525,50, aus
32,5034, Roggen inl. 16,7517, Braugerſte inl. 2123, Futter
gerſte 16,5017,50, Hafer inl. 1516. Biertreber 10,5010,75
ſüdd. Weizenmehl Spezial Null Okt.Jan. 40,50, ſüdd. Weizen
auszugsmehl Okt.Jan. 44,50, ſüdd. Weizenbrotmehl Okt.Jan
26.50, ſüdd. Roggenmehl 7060prozentige Ausmahlung 2820
Weizenkleie, feine 6,25, Leinſaat 33,50.

Biebmärkte.

* Mainzer Viehmarkt vom 6. Oktober. Aufgetrieben waren: 13
Ochſen, 2 Bullen, 324 Kühe oder Färſen, 220 Kälber, 1250 Schweine.
Markverlauf: bei Großvieh mäßig belebt, ausverkauft, bei Schweinen
lebhaft, ausverkauft. Es wurden pro 50 Kg. Lebendgewicht folgende
Preiſe in RM. bezahlt: Ochſen 5861, 4550; Bullen 4050, Kühe 4
bis 50, 3443, 2533, 2025, Färſen 5161, Kälber 6375, 566=
Schweine 5760, 6164.
Mannheimer Viehmarkt vom 6. Oktober. Zufuhr und Preiſe,
299 Ochſen 5262. 190 Bullen 4354, 245 Kühe 2054, 405 Far=
ſen
4263, 566 Kälber 5888, 25 Schafe 4246 3993 Schwein
5061, 10 Ziegen 1224, Marktverlauf: Mit Großvieh mittel=
mäßig
, kleiner Ueberſtand, mit Kälbern und Schweinen lebhaft
geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 6. Oktober. Zugeführt waren
1369 Rinder, 380 Ochſen, 144 Bullen, 418 Kühe, 427 Färſen, 48
Kälber, 110 Schafe, 5719 Schweine. Bezahlt wurden pro Zentne
Lebendgewicht: Ochſen a1) 5860, a2) 5357, b) 4852, Bullen
457, b) 4953, Kühe a) 4850, b) 4347, c) 3841, d) 3337
Färſen a) 5961, b) 5558, c) 5054, Kälber b) 7881, c) 73 bi
77, d) 6672, Schafe nicht notiert, Schweine b) 5759, c) 5752
d) 5759, e) 5658. Marktverlauf: Rinder ruhig, nahezu aus
verkauft, Schweine ruhig, ausverkauft, Kälber ruhig, Schafe rege
geräumt. Fleiſchgroßmarkt: aus hieſigee Schlachtung: 375 Vierte
Rinder, 61 ganze Kälber, 271 halbe Schweine und 21 Schafe, vor
auswärts 165 Viertel Rinder, 1 Kalb, 2 halbe Schweine, 2 Schafe
3 Stück Kleinvieh. Ochſenfleiſch T95103 dto. II 8090, Bullen
fleiſch 8894, Kuhfleiſch II 7080, dto. III 6070, Kalbfleiſch I.
110120, Hammelfleiſch 100105, Schweinefleiſch T 7580, Gel
ſchäftsgang ruhig.

Amerikaniſche Kabelnachrichten

Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 6. Oktober
Schmalz: Oktober 11,55, November 11,30, Dezember 10,725
Januar 1931 10,625.
Speck, loco 14,50.
Schweine: Leichte 9,3510,10, ſchwere 9,8510,35; Schweinel
zufuhren in Chicago 32 000, im Weſten 90 000.
Baumwolle: Oktober 10,31, Dezember 10,46.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 6. Oktober

Schmalz: Prima Weſtern 12,45; Talg, extra loſe 428.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 97½, Hartwinter,
neue Ernte 91½: Mais: loco New York 102,25; Mehl: ſpring
wheat clears 4,654,90; Fracht nach England 1,62,3 sh, nach
dem Kontinent 78 C.

Kleine Wirkſchaftsnachrichten.

Die Süddeutſche Mühlenvereinigung hat den Preis für Weizenmeb!
Spezial Null um 25 Pfg. auf 40,50 RM. für 100 Kg. ab Mühlenſtatior=

erhöht.
Die J. Latſcha A.=G., Lebensmittelgroßhandlung, Frankfurt a. M.,
ſchließt 1929/30 nach 201 969 (132 282) RM. mit einem Reingewinn vore
163 375 (159 767) RM., über deſſen Verwendung keine Angaben gemacht
werden.

Berliner Kursbericht
vom 6. Okiober 1930

vom

Oeviſenmarkt
6. Oktober 1934

Berl. Handels=Geſ.
Danatbanf
Deutſche Bant u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd Lloyd
A. E. G.
Zahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Zergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdö

133.50
61.
116.
115.50
78.
123.
78.875
122.

73.
149.
36.50
29. 25
17.375
66.

Elettr. Lieferung
J. G. Farbei
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Kordd. Wolle
Oberſchleſ. Kofsw.
Orenſtein & Koppe

1.
137:25
98
124.
87.12!
77.
74.50
194.75
72.
79.50
72.875
35.50
64.50
74.5
48.

Polyphonwerfe
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ta
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerk
Weſteregeln Alkal=
gsb
.=Nrnb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Wer te
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drat!
Banderer=Werke

150.
50.
280.
120.
111.
70.
196.25
69.25
30.50
50.375

59.25
145.
66.375
34.

Helſingfo!

Wien
Prag

Budape
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos-Atres
New Yor;
Belgien
n
Italien
2
Paris

Bährung
100 finn. Mk.
00 Schillingl
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen u12.74
1 &.Stg.
1 Pap. Pe ol
Dollar
00 Belge 158.545
100 Lire
100 Francs

Rid

Brie

10.561
59.21
12.459
73.42
3.04
169.27
112.31
112.34
20.397
1.480
.197

10.58
9.33
12.479
73.56
3.0491
169.6
112.53
112 56
112.96
20.4:
1.4821
4.205
8.665

21.975/22.01
16 465/ 16.505

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien 1100 Dina
Portugal
Athen
Iſtambu

Kairo

Kanada
Uruguar

Jsland
Tallinn Eſtl.)/100 eſtl. Kr.
Riga

Währung Ge de 100 Franken 81.48 100 Peſetas 43.21 100 Gulden 81.52 1 Yen 2.076 1 Milre 0.425 7.43c 100 Escudos 18.83 1100 Drachm. 5.43 türt. 2 ägypt. z 20.91 1 canad. Doll 4. 200 1 Goldpeſo 3.357 100 eſtl. Kr. 92.29 111.79 100 Lats 80.81

Brie
El.6
43.2
81.6
2.01
o.R24
7.41
18.S
5.4

20.5
4.20
3.21
92.4
112-
A.-

7% DtſchReichsan!!
5%
6% Baden..
8% Bahern.
62
.
8% Heſſen v. 2
v. 29
82
6% Preuß. Staat.
8½ Sachſen .....
6% Sachſen ....."
72 Thüringen

Dtſche. Anl. Auslo‟
ſungsſch. +/. Ab=
löſungsanl
. . . ."
Dtſche. Anl. Ablö=
ungsſch
. (Neub.

Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
.. .

8% Baden=Baden.
6% Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
8%
v. 28
7% Dresden ..."
8% Frankfurt a. M.
Schätze. . . v. 29
% Frankfurtv. 26
6
v. 26
8% Mamz..
8½ Mannheim v. 26
6
v. 2
8% München.
8% Nürnbera
8% Ziesbaden

% beſſ. Landesbt.
Goldpfbr.. .
Goldpfbr
Goldoblig
4½F Heſſ. Lds.
Hyp.=Bk.=Liauid.
42/.% Kom.-Obl.
8% Preuß. Lds.
pfbr.=Anſt. G. Pf.
8X. Goldoblig.

98.75
87.75
76.5
100.25
84.6
86.75
89.5
97/.
99
80
81.25

56:1.
6.65

2.55

73.5

78

94:1.
88
74.5
83
90.1
74.5

84.5

97.5
93.5
93.5

Landeskomm.-
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl
8½Kaſſeler Land.
redit Goldpfbr.

60
8% Naſſ. Lanbesbt.

(S
4½%

Sim. Obl

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser.
*Ausl. Ser. I
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)

8% Berl. Hyp.=Bk.
4½%Liqu.=Pfbr.
3% Frkf. Hyp.=Bk..
4½% Lig. Pfbr.
Pfbr.=Bk.

4½% Lia Pfrb..
3% Mein. Hyp.=B
% -Lig. Pfbr.
Pfälz. Hyp.=B
Lig. Pfbr
8½ Preuß. Boden=
cred
.=Banl ....
½%Lig. Pfbr.
% Preuß. Centrl
Bodencr.=Ban1
4½% Lig. Pfbr
% Rhein.Hyp.B
% Lia. Pfbr
3% Rhein.=Weſtſ.
Bd.-redit.
% Südd. Bod.
Cred.=Ban
Lig. Pfbr
8% Württ. Hyp.=B

98.5

99.5
85
100.25
85.5
85.25

56.8
73

14

97
96.25

101.5
94.5
84.75
101.5
86
87
100.25
97
8R
101.5

101
89

99.5

R.
96.75
87.1
98.5

8% Dt. Linol. Werke
Klöchner=Werke
70 Mainkrw. v. 26.
7%6 Mitteld. Stahl.
3½ Salzmann u. Co.
7% Ver. Stahlwerle
3½ VoigtéHäffner

J. G. Farben Bonds

5% Bosn. L.E.B
5%
L. Inveſt
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4%
4% Türk. Admin.
4%0
1. Bagdad
4
Bollanl.
4½% Ungarn 1913
4½2
1914
Goldr.
1910
artien

Alg. Kunſtziide Unie
A. E. G.....
AndregeNoris Zahr
Aſchaffbg. Brauere
Zellſtoff
Zemberg J. P..
Beigm. El.=Werke.
Brown BoverickCie.
Buderus Eiſen..
Cemen Heidelbero
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſe
Chem. Werfe Albert
Chade
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz AG.
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl ........
Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt .

R
90
81.75
81
86
79.5
90

92.9

21-/.
21:
39.7

9.2
14.9

5
25.1
19.1

63
104
86.75

92

Dt. Linoleumwerker
Eiſenhandel. . .
Dyckerhoff u. Widm.
Eichbaum=Werger.
Eleftr. Lieſerg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Berowert..
EßlingenMaſchinen
EttlingenSpinnerei
Faber & Schleiche=
J. G. Farbeninduft
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frift Gas
Hof
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchine,
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauk
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer....
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans
Kall Chemte.
Aſchersleben
Kammgarnſpinn
Karſtadt, R. ..
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerte

57

3

102
137.25
67

49

100
124
44
31
165
120

160

Miate duche
Mainzer Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallge). Frankf.
Miag. Mühlenbau
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſe

Oberbedarf
Phönix Berabau.
Reiniger. Gebbert
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm.
Metallwaren
Stahlwerke ..
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerie

Sachtleben A. G
Salzdetfurth Kali
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel
Schuckert Eleftr
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halste
Südd. Immobilien
Bucker=A. G.
Svensfo Tändſticks

Tellus Bergbau ..
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard".
Tucher=Brauerei.

145

43.5
98.5
78
44.5
50
66
154.5

1oz

125
88
75.25

G
50.5

141
280.5
210
00
3
136

179.5
36
133.5

Bayß & Freytag. .
Wegelin, Rußfabrik
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff=Verein ...
Waldhof...
Memel ..

Alig. Dt. Credutan)
Badiſche Bant
Bt. f. Brauinduſtr
BarmerBantverein
Bayer. Hyp. u. W.
Berl Handel
Eypothefb!
Comm. u.
Darmſt. u. N
Dt. Bankur
Dt. Eff. u.
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[ ][  ][ ]

Nummer 277

Dienstag, den 7. Oktober 1930

Seite 13

Dar sarmißtn

Misianar.

Roman von Hearnden Balfour.
Nachdruck verboten.
Bill glaubte ihr und goß den Mundvoll herunter. Nektar!
igte er.
Molly lachte beſeligt. Aber dann ſeufzte ſie und fuhr fort:
Ach, Bill, wenn du Fairleigh doch nie geſehen hätteſt!
Na, da bin ich anderer Anſicht! verſetzte Bill. Wen ich
jenem Diner nach Hauſe gereiſt wäre, hätte ich
Er verſtummte. Molly ſprang auf und ſtampfte mit dem
zuß. Zum Kuckuck, Bill! rief ſie wutentbrannt. Dies iſt das
ſittemal, bei dem du anfängſt, etwas zu ſagen, und dann ab=
pppſt
. Was zuu Donnerwetter iſt denn mit dir los!
Oh, nichts. Ich wollte ſagen errr, begamm Bill bedrückt.
Bemüh dich nicht, dir meinetwegen eine Lüge auszudenken,
mgegnete Molly, die ſich ihrer zitternden Stimme zornig be=
ußt
war.
Einen Augenblick trat Stülle ein. Bill lehnte die Schulter
egen die Wand und ſtarrte vor ſich hin.
Begreifſt du denn nicht, daß wir dies verdammte Loch viel=
licht
nie lebend verlaſſen werden? ſagte er gepreßt.
Aber mein Gott! Iſt das nicht gerade ein Grund mehr
Nolly verſtuumte. Bill hatte ſich auf dem Abſatz umgedreht und
lickte ihr gerade ins Geſicht. Voll inneren Zornes fühlte ſie,
ihr das Blut in die Wangen ſtieg. Plötzlich lachte er auf,
rachte einen langen Schritt und hielt ſie feſt umſchlungen.
Das meinte ſich nicht, proteſtierte Molly eine Minute ſpä=
i
, indem ſie ſich losmachte. Ich wollte ja nur, du ſollteſt mir
gen was du mir ſagen wollteſt.
Bill ſaß lachend auf der Tiſchecke. Sein Haar war ſehr un=
ndentlich
, und ſeine Augen blitzten vor ſündiger Heiterkeit.
Ich werd’ dir ga ar nichts ſagen, erwiderte er gedehnt,
ger liebenswürdig. Mit dir iſt ja noch ſchwerer fertig zu wer=
en
, als mit Fairleigh!"

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Bill!

Na ja, wenn du ahnteſt, was für Höllenqualen ich ausge=
ſtanden
habe, ſeit du hier geladet biſt. Und dann ſluchſt du noch,
wenn ich den Murnd halte!

Weshalb tateſt du das denn auch?
Oh, ſtell dir doch vor! Wem du dir nun keinen Pfiffer=
ling
aus mir gemacht hätteſt? Das wäre luſtig geworden, was?
Hier Tag für Tag zuſammen eingeſperrt zu ſitzen zu zweien,
unter ſolchen Umſtänden. Dreimal bin ich beinah damit heraus=
geplatzt
, aber glaub' mir, es hätte ſich auf dreihundertmal ſtei=
gern
können."

Ich verſtehe, ſagte Molly gedankenvoll. Dann fingen ihre
Augen an zu tanzen. Mun, wie wär’s denn, wenn du jetzt damit
herauskämſt? ſchlug ſie vor.

Bill ergriff ihre Hände, drehte ſie um und küßte die inneren
Flächen.
Dame, ſagte er ſehr ernſt, du biſt das tapferſte, fröhlichſte
und entzückendſte Geſchöpf, das Gott je geſchaffen hat, und ich
vergöttere den Boden, den deine Füße berühren, ſeit ich dich zum
erſtenmal ſah. Dann lächelte er plötzlich. Genügt das?
fragte er.
Ja, ſagte Molly und ſchlang einen Arm um ſeinen Hals.

KXIII.
Am Morgen des 27. erhielt Jim einen Brief von Judy,
worin ſie ihm mitteilte, daß ſie am nächſten Tage in England
eintreffen werde. Jim war bekümmert. Er hatte gehofft, die
ganze Sache würde abgemacht ſein, bevor ſie heimkehrte. Aber
es ließ ſich nuicht ändern, und ſo machte er ſich denn recht bedrückt
mit Jonas nach Coombe auf, wo man ihm mitteilte, ſeine Lord=
ſchaft
ſei bis zum zweiten Frühſtück beſchäftigt. Während Jonas
ſeine Sachen oben auspackte, ermahnte Jim den ſchwarzen Hünen,
ſich um Himmelswillen vorzuſehen, nicht auf eigene Hand nach
Bill zu ſuchem und überhaupt nicht über ihn zu ſprechen.
Wir ſitzen hölliſch in der Klemme, ſchloß er, und wenn
Sie unvorſichtig ſind, kann es Bill das Leben koſten. Und dieſem
Haushofmeiſter Osborne gehen Sie möglichſt aus dem Wege.
Er ſteckt mit dahinter und wird ſicherlich verſuchen, Sie auszu=
horchen
.

Füke daru
Delüitteit Lein
Umdr ih.
Catäkant ei
Mo......."
Den lieben langen Tag sitzen Ihre
Füße in einem engen Gefängnis
und müssen noch dazu ein bis zwei
Zentner Gewicht, nämlich Ihren
Körper, mit sich herumschleppen.

Kein Wunder, daß Sie wenigstens
abends sich ausruhen möchten.
Richtig ausruhen, mit Vergnügenaus-
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Ich werd tun, als ob ich nichts weiter als, inen dummer
alter Nigger wäri. Hoben Sie man keine Angſt, Maſr Jim.
grinſte Jonas.
Aber Jim war doch recht ſorgenvoll, als er nach der Bib=
liothek
hinunterging, urm noch ſchmell vorm Frühſtück nachzu=
ſehen
, ob dort Berichte von Molly vorhanden wären. Obwohl
niemand im Zimmer war, hotte er doch ein unbehagliches Ge=
fühl
, als ob er beobachtet würde und wanderte erſt eine Zeitlang
an den Regalen entlang, indem er hier und da ein Buch heraus=
zog
, einen Blick hineinwarf und es wieder wegſtellte. Schließlich
blieb er vor den Punch=Bänden ſtehen, nahm zwei heraus und
taſtete hinter den übrigen herum, indem er einen von ihnen wie=
der
hineinſchob. Es war wirklich ein Brief da, den er blitz=
ſchnell
in die Taſche gleiten ließ. Dann nahm er am Kamin Platz
uend blätterte in dem Band herum, bis Fairleigh erſchien, ihn
freundlich begrüßte und plaudernd am Feuer ſtehen blieb, bis
der Gong ertönte.
Wie fanden Sie denn geſtern abend die Leiftungen unſerer
ländlichen Talente? fragte er beim Frühſtück.
Merkwürdig gut, erwiderte Jim.
Ich auch. Aber das unheimliche Melodrama ſcheint einem
von meinen Hausmädchen auf die Nerven gegangen zu ſein.
Wieſo? fragte Jim höflich.
Nun, ſie ſcheint nah an einer Ohnmacht geweſen zu ſein, ſo
daß ſie hinausgehen mußte, um friſche Luft zu ſchöpfen, wie ſie
zu dem Mann an der Kaſſe geſagt hat. Es war allerdings un=
erträglich
heiß in dem Saal. Das Langweilige an der Sache iſt
aber, daß ſie ſich ſeitdem nicht wieder hat ſehen laſſen.
Jim fühlte, daß ihm das Herz ſtockte. Meinen Sie damit,
daß ſie verſchwunden iſt? fragte er.
Es ſcheint ſo. Sie wurde erſt vermßt, als ſie heute morgen
nicht herunterkam, um ihre Arbeit zu verrichten. Als meine
Houshälterin hinaufging, um nach ihr zu ſehen, war das Zim=
mer
leer und das Bett unbenutzt. Natürlich hatten die Dienſt=
boten
alle angenomen, ſie wäre direkt aus dem Konzert nach
Hauſe gegangen. Eine langweilige Geſchichte! Ich ſah mich ge=
nötigt
, die Ortspolizei zu benachrichtigen, die jetzt überall nach
ihr ſucht. Ich werde noch ganz abergläubiſch werden, wenn das
mit dem Verſchwinden hier ſo weitergeht. Erſt Boyd, umd dann
dies Hausmädchen! Solche dunklen Vorfälle ſind nmr verhaßt!
(Fortſetzung folgt.)

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