Darmstädter Tagblatt 1930


21. September 1930

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Ginzelnummer 15 Pfennige

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Nummer 261
Sonntag, den 21. September 1930. 193. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strell u
erſiſt
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
nzeigen
auffräge und Lei
ng von Schadenerſatz. Bei
fonturs oder gerſchtiſcher Beſteſbung ſäſlt jede
Bankkonio Deutſche Banl und Darm
Rabatt weg. 2
ſtädter und Natlonalbank.

Fortgang der Minderbeitendebatte.
Koch-Weſer hält die deutſchen Forderungen aufrechk. Dringlichkeiksankrag für die Mewelländer.Vorſtoß
gegen die engliſch=franzöſiſche Völkerbundsbürokrakie. Noch ungelöſtes Agrarproblem.

22. Sef
Lamn

ſter.

litter.

Kleinarbeit der Ankerausſchüſſe.
* Genf, 20. Sept. (Eig. Bericht.)
Die Minderheiten=Ausſprache wurde am Samstag vormit=
tag
im Politiſchen Ausſchuß der Vollverſammlung, in dem
Briand wieder den Platz des franzöſiſchen Vertreters eingenom=
men
hatte, fortgeſetzt.
Der polniſche Außenminiſter Zaleſki
verlas eine ſehr ſcharfe Erklärung, in der er ſich gegen die poli=
tiſch
=agitatoriſche Ausnutzung der Minderheitenfrage verwahrte,
beſonders, wenn ſie, wie im politiſchen Ausſchuß, in jeder Ver=
ſammlung
ſyſtematiſch wiederholt werden ſollte. Er halte es
für vollkommen überflüſſig und unnütz, in der Ausſprache auf
beſtimmte Einzelfälle zurückzukommen. Der Ausſchuß könne ſich
ſiicht als Berufungsinſtanz auftun. Der Völkerbundsrat allein
ſei berechtigt, den beteiligten Mächten etwaige Aenderungen in
dem jetzigen Verfahren vorzuſchlagen. Die Verträge ſähen nur
das Eingreifen einer Ratsmacht vor, wenn die Gefahr eines
Bruches oder einer Verletzung der Minderheitenſchutzverträge
beſtände. Nur darin und allein darin beſtehe in Wirklichkeit das
ganze Verfahren zum Schutze der Minderheiten. Die Verträge
prächen nicht von Minderheitenbeſchwerden und =Petitionen.
Wenn man ſich genau an die Verträge halten würde, müſſe jeder
Fall einer Beſchwerde, um überhaupt verhandelt zu werden,
von einer Ratsmacht unter ihrer eigenen Verantwortlichkeit vor
den Rat gebracht werden. Die Minderheitenſtaaten hätten das
Verfahren freiwillig angenommen und, um ihren guten Willen
u beweiſen, das Verfahren auch kürzlich in Madrid verbeſſert.
Sie würden aber nicht zulaſſen, daß z. B. ein ſtändiger Minder=
Geiten=Ausſchuß geſchaffen werde. Trotzdem werde er ſich einer
Ausſprache über alle dieſe Anregungen nicht verſchließen. Man
tnüſſe aber dann daran denken, ob nicht die Einführung eines
ällgemeinen Minderheitenſchutzes angebracht ſei, dem ſich alle
Mitglieder des Völkerbundes ohne Ausnahme zu unterwerfen
hätten und der mit einer allgemeinen Klauſel in die Völker=
bunds
=Satzung aufgenommen würde.
Der jugoſlawiſche Außenminiſter Marinkowitſch ſtellte
ſich in einer auffallend gemäßigten Erklärung rechtlich auf den
Standpunkt, daß zu einer Aenderung des Minderheitenver=
fahrens
die Zuſtimmung der vertraglich gebundenen Staaten
notwendig ſei.
Eine vermittelnde Haltung nahm
der engliſche Delegierte Buxton
ein, der von vornherein erklärte, die ganze Minderheitenfrage
müſſe im Geiſte gegenſeitiger Zuſammenarbeit betrachtet wer=
den
. Die Labour=Kreiſe in England hätten keine Sympathien
für nationaliſtiſche Uebertreibungen des Minderheitenproblems.
Er habe ſogar einen gewiſſen Verdacht, daß dieſe Frage häufig
mißbraucht werde. Es ſei aber offenbar, daß vielfach die Ge=
fahr
einer Unterdrückung der Minderheiten
beſtände, und ſo wenig ſie für eine revolutionäre Bewegung
übrig hätten, ſo großen Wert legten ſie auf eine loyale Durch=
führung
der Minderheitenſchutzverträge. Es beſtehe eine Un=
zufriedenheit
, die beſeitigt werden müſſe ſo=
wohl
im Intereſſe der inneren Befriedung der beteiligten Staa=
ten
als auch zum Nutzen des Verhältniſſes der europäiſchen
Staaten untereinander. Die Minderheiten müßten die gleiche
ſtaatsbürgerliche Berechtigung erhalten wie die Angehörigen
der Mehrheitsvölker, denn nur ſo könnte eine wirkliche Zuſam=
menarbeit
in den Staaten herbeigeführt werden. Der Völker=
bund
habe die Verpflichtung zur Garantie der Minderheitenrechte
üibernommen, und die engliſche Regierung ſtehe von jeher auf
dem Standpunkt, daß dieſe Garantie auch angewandt werden
müßte. Der Völkerbund könne aber weder als Advokat noch als
Richter auftreten, ſondern müſſe ſich in der Hauptſache auf eine
Vermittlertätigkeit zwiſchen Minderheit und Staat beſchränken.
Eine deukſche Eniſchließung.
Die deutſche Abordnung hat im Politiſchen Ausſchuß einen
Entſchließungsentwurf für die Völkerbundsverſammlung einge=
reicht
, in der auf die unbedingte Notwendigkeit hingewieſen
wird, die geheiligten Rechte der Minderheiten zu
ſchützen. Danach ſoll die Vollverſammlung von dem Bericht des
Generalſekretärs des Völkerbundes über die Minderheitenfrage
Kenntnis nehmen und den Generalſekretär erſuchen, in Zukunft in
den Jahresberichten die Minderheitenfrage ausführlich zu vertreten.
Danach wird der Generalſekretär aufgefordert, die Entſchließung
vom 5. September 1923 über die Zuläſſigkeitder Minder=
heitenbeſchwerden
in möglichſt liberalem Sinne
auszulegen. Die Vollverſammlung behält ſich nach dem deut=
ſchen
Entſchließungsentwurf alle Rechte vor, zu einem ſpäteren
Zeitpunkt hierauf zurückzukommen, und hofft, daß ſämtliche Or=
gane
des Völkerbundes alle Mittel anwenden werden, um die
Madrider Beſchlüſſe über die Aenderung des Beſchwerdeverfahrens
vollſtändig durchzuführen.
Der ſchweizeriſche Bundesrat Motta, während deſſen Aus=
führungen
der deutſche Reichsaußenminiſter Curtius im Saal
erſchien, gab zu bedenken, daß die Erfahrungen mit dem neuen
Madrider Minderheitenverfahren noch nicht genügend und zu
wenig zahlreich ſeien, um ſich ein Urteil zu erlauben. Aus den
Minderheitenſchutzverträgen ergebe ſich klar, daß der Völkerbunds=
rät
die verantwortliche Inſtanz für die Wahrnehmung und Ueber=
wachung
der Durchführung der Minderheitengarantie ſei. Dieſe
Fragen ſeien aber alle mehr theoretiſcher als praktiſcher Natur.
Der Vertreter Deutſchlands
Abg. Koch=Weſer
gab in deutſcher Sprache erneut eine Erklärung ab, in der er
darauf hinwies, wie gefährlich es wäre, wenn das Vertrauen

der Minderheiten in den Schutz und die Bürgſchaften des Völ=
kerbundes
erſchüttert würde. Die deutſche Abordnung nehme an,
daß in Zukunft die Völkerbundsverſammlung regelmäßig mit
der Minderheitenfrage ſowohl im Intereſſe des Völkerbundes.
als auch im Intereſſe der Aufrechterhaltung des Friedens be=
ſchäftigt
werde.
Die Minderheitenfrage ſei eine große moderne Frage ge=
worden
. Die deutſche Abordnung ſei Briand dankbar, daß er
das ausdrücklich feſtgeſtellt hätte. Die deutſche Regierung deukt
nicht daran, heute ſchon Anträge auf Abänderung der vom
Völkerbundsrat in Madrid gefaßten Beſchlüſſe zu
ſtellen. Sie verlangt lediglich, daß die dort getroffene Regelung
fruchtbar ausgeſtaltet und tatſächlich ausgeſchöpft wird.
Die deutſche Abordnung erwartet jedoch, daß ihre Wünſche nicht
übergangen werden und daß in Zukunft jedes Mitglied des
Völkerbundsrates die Möglichkeit erhält, ſich über jeden Fall im
einzelnen zu unterrichten.
Koch=Weſer wies die Auffaſſung des polni=
ſchen
Außenminiſters Zaleſki zurück, daß eine
Aenderung des Verfahrens heute nicht möglich ſei und unter=
ſtrich
, daß die Schaffung eines ſtändigen Minder=
heitenausſchuſſes
beim Völkerbund im Jutereſſe des
Friedens durchaus notwendig ſei. Ein derartiger Aus=
ſchuß
könnte die Aufgabe haben, allgemeine Grundfragen über
die Behandlungen der Minderheitenfrage zu klären und eine
gemeinſame Meinung der Welt in der Minderheitenfrage heraus=
zuarbeiten
. Die Staaten haben ſich in den Friedensverträgen
der Garantie des Völkerbundes für die Behandlung der Min=
derheitenfrage
unterworfen. Graf Apponyi hat bereits feſtge=
ſtellt
, daß der Völkerbundsrat, falls erforderlich, von ſich aus
ein neues Verfahren für die Minderheitenfragen ſchaffen kann.
Es könnte von größter Gefahr für das geſamte internationale
Leben werden, wenn der Völkerbund nicht mehr das Organ
iſt, vor dem alle Unterdrückten und Bedrohten rechtzeitig zu Worte
kommen. Mit aller Offenheit müſſe er der Meinung ent=
gegentreten
, als ob die Minderheitenfrage
heute bereits befriedigend geregelt wäre. Man
ſtehe erſt am allererſten Anfang. Es gebe in Europa zahlreiche Ge=
fahrenzonen
, die er heute noch nicht näher bezeichnen wolle,
Man müſſe aber jetzt den Mut zu einer vertrauensvollen Zu=
ſammenarbeit
der Organe des Völkerbundes finden im In=
tereſſe
des Völkerbundes ſelbſt und des Weltfriedens.
Der Vorſitzende des Ausſchuſſes verlas hierauf eine
Erklärung des Völkerbundsſekretariats,
die ſich mit der geſtern vom deutſchen Vertreter an den Veröffent=
lichungen
über die Petitionen geübten Kritik auseinanderſetzt. In
der Erklärung heißt es, daß als Minderheitenpetitionen nur ſolche
Beſchwerden gelten können, die aus Staaten mit Minderheitenver=
pflichtungen
kommen und ſich mit den in den Verträgen behandel=
ten
Punkten befaſſen. Allgemeine politiſche Erörterungen könn=
ten
nicht berückſichtigt werden. Auf Vorſchlag des Vorſitzenden
wurde ſodann der ſchweizeriſche Bundesrat Motta einſtimmig als
Berichterſtatter für die Minderheitenfragen von der Verſammlung
beſtellt.
Deutſchland forderk ſoforkige Behand=
Tang der Mentelveſchißerve.
Die Reichsregierung hat am Samstag vormittag durch die
deutſche Abordnung in Genf im Völkerbundsrat einen Dringlich=
keitsantrag
eingebracht, die Beſchwerde des Memelgebietes auf die
Tagesordnung der gegenwärtigen Ratstagung zu ſetzen und un=
verzüglich
zur Verhandlung zu ſtellen. Der Dringlichkeitsantrag
derlangt die Vorwegnahme der zwei entſcheidenden Forderungen
der Beſchwerde: 1. Die Bildung des Memeldirektoriums auf
parlamentariſcher Grundlage nach dem am 10. Oktober ſtattfin=
denden
Wahlen zu ſichern. 2. Enthaltung jeder Beeinfluſſung
der bevorſtehenden Wahlen zum Memeler Landtag durch die
litauiſche Regierung.
Der deutſche Dringlichkeitsantrag weiſt u. a. darauf hin, daß
die Wahlen zum Memeler Landtag urſprünglich nach den allge=
meinen
litauiſchen Wahlgeſetzen erfolgen ſollten, daß jedoch im
Laufe der letzten Jahre und zuletzt noch vor ganz kurzer Zeit
Sondergeſetze für die Regelung der Wahlen erlaſſen worden
ſind, die nicht als zuläſſig angeſehen werden können, da die
Wahlen im Memelgebiet nur nach dem allgemeinen litauiſ hen
Wahlrecht ſtattfinden dürfen. Man nimmt auf deutſcher Seite
an, daß die übrigen zahlreichen Punkte der Memelbeſchwerde
im Hinblick auf ihren umfangreichen und rechtlich teils ſchwieri=
gen
Charakter zunächſt im Völkerbundsrat einem Juriſtenaus=
ſchuß
überwieſen werden, da der Völkerbundsrat kaum in der
Lage wäre, ſofort in eine eingehende ſachliche Prüfung der Be=
ſchwerde
einzutreten. Die übrigen Punkte der Memelbeſchwerde
würden damit aus fachlichen Gründen erſt auf die Januar=
Tagung des Völkerbundsrates geſtellt werden und dann zur Ver=
handlung
gelangen. Die beiden genannten entſcheidenden
Punkte müßten jedoch ſofort verhandelt weroen, um zu ver=
hindern
, daß der Rat inzwiſchen durch die litauiſche Regierung
einfach vor vollendete Tatſachen geſtellt wird.
Zwiſchen der deutſchen und der litauiſchen Abord=
nung
waren in den geſtrigen ſpäten Nachtſtunden Verhand=
lungen
geführt worden, in denen von deutſcher Seite verſucht
tworden war, eine direkte Verſtändigung mit der litau=
iſchen
Regierung herbeizuführen. Die Verhandlungen haben
ſich jedoch zerſchlagen, da die litauiſche Regierung ſich nicht
bereitfand, die berechtigten Forderungen des Memelgebietes an=
zuerkennen
. Infolgedeſſen hat ſich die deutſche Abordnung ge=
zwutigen
geſehen, den genannten Dringlichkeitsantrag auf ſofor
tige Eröffnung des Verfahrens vor dem Völkerbundsrat zu
ſtellen.

*Die Woche.
Wenn man das Wahlergebnis vom 14. September nicht nur
in ſeinen einzelnen Ziffern, ſondern in ſeinen Auswirkungen
betrachtet, kann es ſür jemanden, der die Entwicklung der Linge
in Deutſchland etwas genauer verfolgt hat, kaum eine wirkliche
Ueberraſchung bedeuten. War der Wahlerfolg der National=
ſozialiſten
wirklich die große Senſation? Mit 7080 Mandaten
hat man in unterrichteten Kreiſen wohl ganz allgemein gerech=
net
. Daß es 107 wurden iſt für die Beurteilung nicht das Ent=
ſcheidende
. Weſentlich und außerordentlich ernſt iſt aber die Tat=
ſache
, daß man eben von vornherein mit einem ſo außerordentlich
großen Wahlerfolg der Nationalſozialiſten rechnen mußte und
daß die Erwartungen in dieſer Beziehung dann noch übertroffen
wurden. Man ſollte ſich in allen Lagern einmal nüchtern und
objektiv ohne Parteibrille die Frage vorlegen und beantworten,
wie es dazu gekommen iſt. Nur wenn man ſich dieſe Frage
richtig beantwortet, wird man in der Lage ſein, die richtigen
Schlüſſe für die Zukunft zu ziehen.
Millionen von Stimmen haben die Nationalſozialiſten aus
dem bürgerlichen Lager bekommen, von Wählern, welche bei
früheren Wahlen ihre Stimmen den Parteien der bürgerlichen
Mitte, ja der bürgerlichen Linken, gegeben hatten. Ein Blick
auf die Wahlziffern der Sozialdemokraten und Kommuniſten
beweiſt, daß in dieſem Lager die nationalſozialiſtiſche Propa=
ganda
ziemlich wirkungslos verpufft iſt. War es das ſachliche
Programm, das ſo gewaltige Anziehungskraft für weite Kreiſe
des deutſchen Bürgertums bedeutete? Man wird dieſe Frage
unbedingt verneinen müſſen. Denn auch für den, der die poli=
tiſche
Entwicklung ſorgfältigſt verfolgt, iſt es ziemlich unmöglich,
ſich über das wahre Programm der Nationalſozialiſtiſchen Par=
tei
klar zu werden, weil in dieſer Partei die heterogenſten Ele=
mente
mit den verſchiedenartigſten Auffaſſungen zuſammenge=
ſchloſſen
ſind. Was alſo die Partei in ihrer Geſamtheit letzten
Endes praktiſch will, iſt nur ſehr ſchwer zu ſagen, und auch Herr
Feder, ihr Programmatiker, der am Freitag in Darmſtadt ſprach,
hat ſich nur auf allgemeine Redewendungen beſchränkt. Der
einzige Punkt, abgeſehen vom Antiſemitismus, der klar heraus=
gearbeitet
iſt, iſt die Pflege eines robuſten Nationalgefühls. Das
wäre an ſich recht erfreulich, insbeſondere weil ja gerade auf
dieſem Gebiet die Schwäche des Deutſchen liegt. Es liegt aber
auf der Hand, daß gerade dieſer Programmpunkt es nicht ge=
weſen
, der weite Kreiſe des Bürgertums veranlaßt hat, den
Nationalfozialiſten ihre Stimmen bei der Wahl zu geben, denn
gerade die ſtark national eingeſtellten bürgerlichen Kreiſe haben
ſtets die radikalen Forderungen der Nationalſozialiſten abgelehnt
und lehnen ſie auch heute noch ab. Gerade in dieſen Kreiſen
weiß man ſehr genau, daß man eine erfolgreiche Außenpolitik
nicht allein mit großen Worten machen kann, und man weiß
insbeſondere, daß uns ſchon die nahe Zukunft auch auf außen=
politiſchem
Gebiet vor Aufgaben ſtellen wird, die mit den von den
Nationalſozialiſten bisher vorgeſchlagenen Methoden ganz gewiß
nicht zu löſen ſind. Es iſt unter dieſen Umſtänden unbedingt
falſch, wenn man aus dem Wahlergebnis auf eine außenpolitiſche
Nadikaliſierung des deutſchen Volkes ſchließen wollte.
Man hat die Wahlen vom 14. September als Konjunktur=
wahlen
bezeichnet, und hat damit ſicherlich den Kern der Dinge
getroffen. Die Nationalſozialiſtiſche Partei hat dort ihre Stim=
men
geholt, wo die ſchweren wirtſchaftlichen Sorgen der Gegen=
wart
am härteſten drücken. Der kleine Mittelſtand, der um ſeine
Exiſtenz ringt, Angeſtellte, die ihre Exiſtenz verloren, weite
Kreiſe der Landwirtſchaft, ſie alle haben dem Nationalſozialis=
mus
zu ſeinem gewaltigen Wahlerfolg verholfen. Nicht und
das iſt das Entſcheidende weil ſie von der Verwirklichung
eines nationalſozialiſtiſchen Programms, das ſie nicht kennen,
eine Beſſerung der Zuſtände erhoffen, ſondern einfach, weil ſie
am Beſtehenden verzweifeln. Schlechter kann es nicht mehr
werden, vielleicht wird es beſſer. Welch ernſte Gefahr für
Gegenwart und Zukunft eine ſolche Einſtellung weiter und für
unſere Entwicklung überaus wichtige Kreiſe des Volkes be=
deutet
, liegt auf der Hand, und alle Beſchönigungs= und Be=
ſchwichtigungsverſuche
wären verhängnisvoll. Man ſoll ſich auch
nicht darüber hinwegzutäuſchen verſuchen, daß in der Ver=
gangenheit
unendlich viel verſäumt worden iſt, und daß man
die Dinge viel zu lange hat laufen laſſen, ſo lange, daß es faſt
ſchon zu ſpät war, als man ſich in Berlin endlich dazu entſchloß,
das Steuer herumzuwerfen.
107 Nationalſozialiſten und 76 Kommuniſten, 183 Abgeordnete,
die ſich ſelbſt als revolutionär bezeichnen, hat das deutſche Volk in
den Reichstag entſandt. Nur eine Lehre können und dürfen wir
aus dieſem Wahlergebnis vom 14. September ziehen, daß der
Kurs, den wir ſchon kurz vor den Wahlen endlich eingeſchlagen,
unter allen Umſtänden, mit aller nur denkbarer Energie weiter=
geſteuert
werden muß, der Kurs des wirtſchaftlichen Wieder=
aufbaues
, einer Sammlung unſerer politiſchen und wirtſchaft=
lichen
Kräfte bei gleichzeitiger äußerſter Sparſamkeit auf allen
Gebieten. Die großen politiſchen und wirtſchaftlichen Reformen,
über deren Notwendigkeit wahrlich keine Zweifel beſtehen, dür=
fen
nicht einen Tag länger mehr aufgeſchoben werden!
Wie iſt das mit dem Reichstag vom 14. September zu er=
reichen
, wer iſt dazu berufen und fähig, dieſen Kurs zu ſteuern:
Das iſt die große Frage, die wir in dieſen nächſten Wochen zu
beantworten haben werden. Daß unter den verſchiedenen par=
lamentariſchen
Kombinationen, die möglich wären, keine eine
auch nur einigermaßen homogene arbeitsfähige Regierungs=
mehrheit
ergeben würde, haben wir bereits in unſerem erſten
Kommentar ausgeführt *). Dabei ſcheint uns eine Regierungs=
front
von Hitler bis Kaas praktiſch noch unmöglicher wie eine
ſolche von Treviranus bis Breitſcheid. Es wäre gewiß ver=
lockend
, der Nationalſozialiſtiſchen Partei, die den Hauptwahl=
erfolg
davon getragen hat, nunmehr auch die Verantwortung
für die Regierungsbildung zu übertragen. Das wäre außer=
ordentlich
nützlich, weil auf dieſe Weiſe die demagogiſche Politik
uferloſer Wahlverſprechungen am ſchnellſten abwirtſchaften
würde. Aber es erſcheint doch völlig undenkbar, daß die Par=
teien
der bürgerlichen Mitte gemeinſam mit Herrn Hitler prak=
tiſche
politiſche Arbeit zu leiſten vermöchten, und Herrn Hitler
ein Minderheitskabinett gewiſſermaßen auf Abruf bilden zu

2 Montag, den 15. Septemher.

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Seite 2

Sonntag, den 21. September 1930

Nummer 261

laſſen, verbietet ſich ſchon deswegen, weil wir uns heute weniger
wie je derartige gewagte Experimente leiſten können.
Die ſtarke Mehrheit, welche die große Koalition noch im
vergangenen Reichstag hatte, iſt gebrochen. Um eine Mehrheit
herauszurechnen, müßte man ſchon den rechten Flügel der heuti=
gen
Regierungskoalition mit einbeziehen. Abgeſehen davon,
daß das von vornherein ausſichtslos erſcheint, iſt ja auch nicht
die geringſte Gewähr dafür gegeben, daß die Sozialdemokratie
dem notwendigen wirtſchafts= und finanzpolitiſchen Reform=
werk
gegenüber heute anders eingeſtellt iſt, wie vor einem Jahr.
Ein Monate langes Geſtreite über Reform der Arbeitsloſen=
verſicherung
, über Reform unſeres Steuerweſens, über Landwirt=
ſchaft
= und Oſthilfe können wir uns eben einfach nicht mehr leiſten.
Wir ſtehen vor einem außerordentlich ernſten Winter, und jeder
verlorene Tag kann verhängnisvolle Folgen zeitigen. So bleibt
alſo als einzige Möglichkeit der Fortbeſtand der Regierung
Brüning übrig. Gewiß, ſie kehrt ziffernmäßig geſchwächt aus
dieſem Wahlkampf zurück. Trotzdem aber dürfte ihre Stellung
heute ſtärker ſein als vor den Wahlen. Das hängt einmal
damit zuſämmen, daß das Zentrum auf die Sozialdemokratie
dadurch einen ziemlich ſtarken Druck auszuüben vermag, daß es
jeden Tag die preußiſche Regierung ſprengen kann. Des weiteren
hat der Wahlausfall, die außerordentliche Erſtarkung des Radi=
kalismus
rechts und links trotz aller gegenteiligen Verſicherungen
auch auf die Sozialdemokratiſche Partei ganz offenſichtlich einen
ſtarken Eindruck gemacht. Auf der anderen Seite hat inzwiſchen
auch ſchon Herr Hitler erklärt, daß er vorläufig nicht beabſichtige,
gegen die Regierung Brüning vorzugehen, ſolange ſie nicht mit
den Sozialdemokraten paktiere. (Wieweit bei dieſer Verlaut=
barung
die Verlegenheit eine Rolle geſpielt hat, in die er ge=
raten
würde, wenn er zu praktiſcher Mitarbeit aufgerufen
würde, iſt eine andere Frage.) Aber alle dieſe parlamentariſchen
Rechenexempel ſind ja letzten Endes nicht das Entſcheidende,
ſondern entſcheidend iſt und bleibt die unbedingte Not=
wendigkeit
, das einmal begonnene Reformwerk
nunmehr ohne jeden Zeitverluſt durchzuführen.
Davon dürfte zum mindeſten auch ein großer Teil der Sozial=
demokratie
überzeugt ſein.
Für die Parteien der bürgerlichen Mitte erwächſt daraus eine
ungeheure Verantwortung, aber ſie werden ſich dieſer Verant=
wortung
nicht entziehen können und dürfen. Sie werden den
Mut auch zu unpopulären Maßnahmen aufbringen müſſen, denn
hößer wie das Intereſſe einer Partei, ſteht das Intereſſe des
Staates, der Geſamtheit. Aber nur dann werden dieſe Par=
teien
der bürgerlichen Mitte, die ihnen aufgebürdete Laſt zu
tragen vermögen, wenn es gelingt, die Verbindung zu den
breiten Maſſen unſeres Volkes wieder herzuſtellen, die in dieſen
letzten Jahren in erſchreckendem Maße verloren gegangen iſt.
Die durchgreifende Parteireform, die vor den Wahlen geſcheitert,
muß nunmehr mit aller Energie in Angriff genommen werden.
Daß all die verſchiedenen getrennt marſchierenden Parteien und
Intereſſentengruppen auf die Wählermaſſen keine Anziehungs=
kraft
mehr auszuüben vermögen, hat der 14. September hoffent=
lich
nun auch denen bewieſen, die das bisher nicht verſtehen
konnten oder wollten. Das deutſche Bürgertum iſt der Strei=
tereien
um Nebenſächlichkeiten müde. Es empfindet, daß es jetzt
um große Dinge geht, um unſere Zukunft, und verlangt den
Zuſammenſchluß aller derer, die das gleiche Ziel erſtreben. Es
will heraus aus dem unfruchtbaren Hader der Vergangenheit
Wieviele haben ihre Stimmen den Nationalſozialiſten gegeben,
bloß deshalb, weil ſie glaubten, hier eine von Idealismus getra=
gene
Bewegung zu ſehen. Man ſollte einmal darüber nachdenken,
wie dieſe Wahlen ausgefallen wären, wenn an Stelle von einem
halben Dutzend Parteien und Gruppen eine einzige große Mittel=
partei
vor die Wähler getreten wäre, eine Partei, die den geiſti=
gen
Strömungen der Gegenwart Rechnung getragen hätte, und zu
der man gleichzeitig das Vertrauen hätte haben dürfen, daß
ſie den gewaltigen Aufgaben, welche die praktiſche Politik dieſer
Tage ſtellt, gewachſen wäre! Was vor den Wahlen mißlang,
muß nach der Lehre des 14. September von neuem begonnen
werden. Vielleicht iſt das Verſtändnis dafür jetzt größer geworden.
Vielleicht ziehen auch die Perſönlichkeiten auf Parteiführer=
poſten
, welche die Zeichen der Zeit bisher nicht verſtanden, nun=
mehr
die Konſequenzen, nachdem ſie geſehen, wohin der Weg
führt, den ſie bisher gegangen. Neue Wege weiſt uns die Gegen=
wart
und Zukunft. Fuhrer auf dieſen Wegen können aber nur
die ſein, die ſie aus innerer Ueberzeugung für die richtigen
halten.
M.

Vom Tage.
Reichspräſident von Hindenburg iſt am Freitag abend von der
Manövern wieder in Berlin eingetroffen.
Die Eröffnung der indiſchen Round Table=Konferenz in
London iſt endgültig auf den 10. November angeſetzt worden. Die
Konferenz dürfte etwa drei Monate dauern und über die Weihnachts=
feiertage
vertagt werden.
Die britiſche Reichskonferenz, zu der die Miniſterpräſi=
denten
aller Dominions nach London kommen, wird am 30. Sep=
tember
eröffnet werden.

Im Mittelpunkt der Beratungen der Tagung für Denkmal=
pflege
und,Heimatſchutz, die unter dem Vorſitz des Herrn Geheim=
rat
Clemen=Bonn und unter ſehr reger Beteiligung aller fach=
intereſſierten
Kreiſe vom 16.20. September in Köln ſtattfand.
ſtand die Frage der Erhaltung des Doms. Und erfreulicherweiſe
ſah man die Aufgabe nicht nur auf das Bauwerk als ſolches be=
ſchränkt
, ſondern man gab einen ebenſo breiten Raum den viel=
leicht
heute noch wichtigeren Auseinanderſetzungen über die Dom=
platzgeſtaltung
, über die ſtädtebauliche Einbeziehung des Domes
in ein wieder als Ganzes geſehenes Stadtbild. Der Kunſthiſtoriker
der Univerſität Köln, Prof. Brinkmann, hatte in ſeinem Vortrag
Kathedralen und Städte mit Recht darauf hingewieſen, daß
die Kathedrale über Jahrhunderte hin einen ſichtbaren Bedeu=
tungswandel
erfahren hat. Die Zeit der Romantik des beginnen=
den
19. Jahrhunderts, die uns das Bewußtſein für den Wert und
die Erhabenheit gotiſcher Kathedralen erſt wieder gegeben hat,
iſt deren ärgſte Feindin geworden. Was ſie in der Karche ſah,
war ihre einſame Größe. Sie idealiſierte ſie, und weil ſie in
einer Zeit, in der Schinkel die neue Wache in Berlin baute, in
Entwürfen von gotiſchen Räumen träumte, iſolierte ſie aus dem
gedanklichen Wunſchbild der Wertſteigerung heraus die Kirche,
Heute zeugen zahlreiche Bauten in Deutſchland und Frankreich
von dieſem Mißverſtändnis, ſo daß in der Abſicht, ſie zu ehren,
ſie ihrer wirklichen Lebensſphäre, ihrer eigentlichen Wirkſamkeit
beraubt wurden. Aus der Verbundenheit mit den ſich dicht an
ſie drängenden Bürgerhäuſern riß man ſie heraus, aber die neue
Platzgeſtaltung, die nun hätte einſetzen müſſen, die meiſt ohne
Rückſicht auf die Kirche eine Maßſtabverzerrung durch Umbauung
mit hiſtorizierenden Baukoloſſen bedeutete, blieb aus. Es ent=
ſtand
bloß ein Loch, eine Baulücke, die ungeſtaltet blieb. Man
fühlt gradezu die geſchlagenen Wunden bluten. Man löſte die
Kirche dadurch aus den Bindungen zum gegenwärtigen Leben,
um ihr Denkmalscharakter und damit allein hiſtoriſchen Wert zu=
zuſprechen
. Dieſen Irrweg haben wir heute erkannt. Prof. Sauer=
Freiburg konnte ihn nur noch präziſieren. Der Denkmalpfleger
hat den Doppelcharakter zu berückſichtigen, der darin liegt, daß
die Kirche nicht nur Denkmal, ſondern zunächſt Kirche iſt und
damit ein privilegierter ſakraler Raum, dem im Volksempfinden
ein nicht zu unterſchätzender Stimmungswert zuzumeſſen iſt. Man
muß der Kirche die Stadt und der Stadt die Kirche wiedergeben.
Das bedingt Ehrfurcht vor Gottes Haus, Stolz der Bürger und
künſtleriſche Schöpferkraft.: Künſtleriſches echtes freies Schaffen.
das iſt es! Denn auch Reſtaurieren kann zu einer ſuggeſtiven
Tätigkeit ausarten und von ſchöpferiſcher Geſtaltung wegführen.

General von Hammerſtein
Ehef der Heeresenang.
Berlin, 20. September,
Amtlich wird mitgeteilt: Ein Erlaß des Herrn Reichspräſi=
denten
beſtimmt den Generalmajor Freiherrn von Hammer=
ſtein
=Equord zum Nachfolger des auf ſeinen Entſchluß
zum 30. November 1930 aus dem aktiven Dienſt ausſcheidenden
Generaloberſt Heye. General von Hammerſtein wird mit
dem 1. Oktober unter gleichzeitiger Enthebung von der Stellung
als Chef des Truppenamtes zur beſonderen Verfügung des
Chefs der Heeresleitung geſtellt.

Der neue Chef der Heeresleitung, General v. Hammerſtein,
iſt am 20. September 1878 geboren und wurde 1898 Leutnant
im 3. Garderegiment zu Fuß. Nach Beſuch der Kriegsakademie
wurde er im Jahre 1913 Hauptmann im Generalſtab. Dort.
fand er auch während des Krieges Verwendung. Seine Er=
nennung
zum Major erfolgte 1917. In der Reichswehr komman=
dierte
er zunächſt ein Bataillon und wurde ſpäter Oberſt und
Chef des Stabes des Wehrkreiſes III in Berlin. Am 1. Februar
1929 wurde er zum Generalmajor befördert und Chef des
Stabes des Gruppenkommandos I in Berlin. Ihm fiel auch die
Aufgabe zu, die Reichswehr in politiſchen Prozeſſen, ſo im
Buchrucker=Prozeß und in Femeprozeſſen, zu vertreten. Am
1. Oktober 1929 erfolgte ſeine Ernennung zum Chef des Trup=
penamtes
, das er ſeither geleitet hat. General von Hammerſtein
iſt der Schwiegerſohn des bekannten Generals der Infanterie
Freiherrn von Lüttwitz.
* Mit dem bisherigen Chef der Oberſten Heeresleitung Heye
ſcheidet einer unſerer beſten Offiziere aus der Reichswehr. Heye
hat Jahrzehnte hindurch in der alten Armee gedient, hat ſich wäh=
rend
des Krieges beſondere Verdienſte erworben und iſt mit der
Auflöſung des Feldheeres in die Reichswehr übernommen worden.
Heye war der dritte Chef der Heeresleitung. Vor ihm hatten Ge=
neral
Reinhardt und Generaloberſt v. Seeckt dieſen Poſten
inne, die beide unter ſehr ſchweren Verhältniſſen den militäriſchen
Schutz des Reiches aufbauten, deren Arbeit aber immer wieder
durch die militäriſchen Ueberwachungsſtellen des Feindbundes ge=
ſtört
wurde. Trotzdem hat v. Seeckt aus unſerem Hunderttauſend
mann=Heer eine Truppe gemacht, die auch im Ausland ein hohes
Maß von Achtung beſitzt. An dieſer Aufbauarbeit hat Heye akti=
ven
Anteil genommen. Kurz vor ſeiner Ernennung zum Chef der
Heeresleitung war er Truppenkommandeur in Oſtpreußen. Als
Leiter der Reichswehr iſt er kaum in Erſcheinung getreten. Das
hing in der Hauptſache wohl damit zuſammen, daß nach der Ueber=
nahme
dieſes Amtes die Durchorganiſierung der Reichswehr
nahezu vollendet war,
Der neue Chef der Reichswehr iſt ebenfalls ein ſehr befähig=
ter
Offizier, der zu Hoffnungen berechtigten Anlaß gibt. Auf der
Linken genießt er allerdings nur geringe Sympathien. Die Links=
preſſe
hat monatelang gegen ihn einen ſcharfen Feldzug geführt
und ihm immer wieder nachgeſagt, daß er Diktaturplänen huldige.
Das hat ſchließlich dazu geführt, daß ſowohl Generaloberſt Heye
als auch der Reichswehrminiſter Groener ganz energiſch dieſen An=
griffen
gegenübertraten.

Da lag nun der Schwerpunkt des Problems. Denn was den
einen als ſchöpferiſch erlaubt ſchien, ſchien den anderen gegen die
Ehrfurcht zu verſtoßen. Sie verlangen Erhaltung. Erhaltung in
dem Sinn, daß die beſchädigten Teile getreu kopiert und ausge=
wechſelt
werden. Nun iſt der Kölner Dom in der geſamten Chor=
partie
ſehr baufällig. Der Verwitterungszuſtand iſt nach der
Schilderung des Dombaumeiſters Güldenpfennig von großer Man=
nigfaltigkeit
und die Art der Zerſtörung ſcheinbar willkürlich. Er
glaubt eine Geſetzmäßigkeit aufweiſen zu können, wonach der
Praktiker ſeine Verſuche mit Steinſchutzmitteln einrichten müßte.
um das Weitergreifen der Zerſtörung zu verhüten, die im weſent=
lichen
durch Feuchtigkeitsreſervoire im Innern des Steins und
die ſchweflige Säure der Induſtrievergaſungen in der Luft ent=
ſtehen
. Er glaubt im Bleiſpritzverfahren (Verſchließen der Poren
durch mit hohem Druck aufgeſpritztes flüſſiges Blei) einen wirk=
ſamen
Schutz zu ſehen.
Die Schwierigkeit ſetzt mit der Frage der Formerneuerung
ein. Da ſcheiden ſich die Geiſter. Aber die Ausſprache, die im
allgemeinen zu lang und zu ſchleppend war, brachte keine klaren
Formulierungen des ſchwierigen Problems, ob wir archäologiſch
getreu verfahren ſollen, oder ob wir das Recht für uns in An=
ſpruch
nehmen können, das auch das 17. und 18. Jahrhundert ge=
kannt
hat: Die Umgeſtaltung des Baus mit den Mitteln der
Zeit. Es erwies ſich deutlich die Relativität aller Theorien. Und
der Wunſch, beiſpielhafte Forderungen für alle ſakralen Bau=
werke
aufſtellen zu können, erfüllte ſich nicht. Man ſuchte Para=
digmata
. Aber man fand ſie nicht. Es war das Verdienſt der
Tagung, die Gedanken in Fluß zu bringen. Entſcheidend iſt in
Zukunft ſo ſagten auch Wichert=Frankfurt und Karlinger=
Aachen in ihren klugen Bemerkungen allein die künſtleriſche
Potenz. An die große Aufgabe dürfen nur die größten Künſtler
heran. Die Denkmalpflege iſt zu gut, um mittelmäßige Köpfe auf=
zunehmen
. Mehr Künſtler ans Werk!
Was in der Domplatzgeſtaltung nach den Vorſchlägen des
Architekten Bonatz=Stuttgart über die lokale Bedeutung hinaus=
geht
, iſt die ſtrenge Forderung, den Dom in ſeiner Einbeziehung
zur geſamten Altſtadt zu begreifen, iſt der Gedanke, den Verkehr
zu dezentraliſieren und dadurch einen Domplatz auf der Südſeite
zu ſchaffen, der in der Brandung des durch Einbahnſtraßen zer=
legten
Verkehrs durch Hochlegung des Platzniveaus um 5 Meter
und iſolierende Treppen, durch Einbeziehung der gegenüberliegen=
den
Häuſer zu einem Platzganzen für den Fußgänger ein Ruhe=
platz
wird, von dem aus die Größe und Schönheit des Doms erſt
recht zu Geltung kommt. Intereſſant ſind die Bemerkungen des
Oberbürgermeiſters Adenauer=Köln, der die allzugroße Ueber=
ſchätzung
des Verkehrs und des Autos für Mumpitz! erklärte.
Er ſetzt ſich für Abſaugung des Verkehrs aus der engſten Innen=
ſtadt
ein. Die weſentlichen Teile des alten Köln ſollen erhalten

Die Arbeiten des Wirtſchaftsausſchuſſes.
Im Wirtſchaftsausſchuß der Völkerbundsverſammlung beric=
tete
der Vertreter Polens, Glibbick, über die Warſchauer
Agrarkonferenz, die acht Oſtſtaaten veranſtaltet hätten, um
die Möglichkeit einer Verbeſſerung der Lage der Landwirtſchaft zu
prüfen. Er ſprach ſich für die Einberufung einer neuen
Wirtſchaftskonferenz des Völkerbundes im Frühjahr näch=
ſten
Jahres aus, die ſich insbeſondere mit den auf der Warſchauer
Konferenz erörterten Fragen beſchäftigen ſoll. Der belgiſche Dele=
gierte
van Langenhove erklärte, Belgien ſei bereit, in Ver=
handlungen
über internationale Vereinbarungen bezüglich be=
ſtimmter
Warengruppen, wie es England wünſche, einzutreten,
A
90
Im Abruſtungsausſchuß,
der ſich heute mit den Flugzeug= und Automobilver=
bindungen
des Völkerbundes in Kriſenzeiten beſchäftigte, bil=
dete
das Erſcheinen des auſtraliſchen Außenminiſters Scullin, der
ſich nur einen Tag in Genf auf der Durchreiſe nach London auf=
hält
, ein beſonderes Ereignis. Er ſprach zur Aufrüſtung und trat
dafür ein, daß nach Locarno, dem Kelloggpakt, der weitgehenden
Annahme der obligatoriſchen Schiedsgerichtsbarkeit und den Er=
gebniſſen
der Flottenkonferenzen von Waſhington und London
nunmehr die Weltabrüſtungskonferenz einberufen werde, weil ſie
größte Ausſichten auf einen erfolgreichen Ausgang habe. Die
Rüſtungen ſeien heute ungeheuer und eine untragbare Belaſtung
für die Völker. Die Menſchheit müſſe mehr und mehr von dem
Syſtem der barbariſchen Kriege zum ziviliſierten Syſtem der
rechtlichen Regelung bei internationalen Differenzen übergehen.
Abrüſtung, wenn es nötig ſei, ſchrittweiſe, aber als allgemeine
Aktion, ſei der einzig praktiſche Schritt zur Verbannung des Krie=
ges
. Die ungeheuren Schätze, die in unproduktiven Rüſtungen
angelegt würden, ſollten künftig für die größere Wohlfahrt der
Meuſchheit verwandt werden.
Kampf um die Reform des Sekrekariaks.
Im Budgetausſchuß wurde die Beratung der Reform
des Völkerbundsſekretariats aufgenommen. Dabei traten ſich die
Anſicht der Mehrheit, die das engliſch=franzöſiſche Uebergewicht in
der Völkerbundsverwaltung zu unterbauen verſucht, und die An=
ſicht
der Minderheit, die einen Ausgleich des Einfluſſes aller
Völkerbundsmächte auf die Leitung des Sekretariats herbei=
führen
will, ſcharf entgegen, wie ſchon im Dreizehner= Sachver=
ſtändigenausſchuß
. Der italieniſche Profeſſor Gallavreſi
vertrat den Standpunkt, daß die lebenslängliche Anſtellung der
Völkerbundsbeamten nur dazu führe, eine engſtirnige Bürokratie
zu ſchaffen, die mit den politiſchen Vorgängen in den verſchie=
denen
Völkerbundsländern jede Fühlung verlieren werde. Ein
ſchwediſcher Delegierter wandte ſich gegen den Mehrheitsvor=
ſchlag
, weil er eine Untergeneralſekretärs=Inflation bringe, und
Graf Bernſtorff, kritiſierte, daß der Titel Untergeneral=
ſekretär
, ſo, wie er heute beſtehe, irreführend ſei, weil die be=
treffenden
Beamten nur die Befugniſſe und Arbeiten von Direk=
toren
hätten. Bei der Wahl des Berichterſtatters, die vorauf=
ging
, zeigte ſich jedoch, daß in dem Ausſchuß die Kräfte in der
Mehrheit ſind, die gegen einen vernünftigen Ausbau des Völ=
kerbundsſekretariats
arbeiten.
Der Juriſten=Ausſchuß
hat heute die Beratung des neuen Statuts des Ständi=
gen
Internationalen Gerichtshofs im Haag abge=
ſchloſſen
und ein Juriſtenkomitee, beſtehend aus Gaus= Deutſch=
land
, Pilotti=Italien und Baedevant=Frankreich mit der Aus=
arbeitung
einer Zwiſchenlöſung beauftragt, auf Grund der die
Völkerbundsvollverſammlung übereinſtimmend mit dem alten
Statut demnächſt 15 Richter und 4 Beiſitzer wählen ſoll,, deren
Mandat bis zum Inkraftreten des neuen Statuts laufen wird.
Wichtigkuerei.
Berlin, 20. Sept. (Priv.=Tel.)
Der Reichstagsabgeordnete Dr. Breitſcheid läßt in
einem eigenen Telegramm aus Genf durch den Vorwärts mit=
teilen
, daß er aus der zweiten Kommiſſion des Völkerbundes,
die ſich mit Wirtſchaftsfragen beſchäftigt, ausgeſchieden und in
die Abrüſtungskommiſſion delegiert ſei, weil er ſich außerſtande
ſehe, die Wirtſchaftspolitik der Regierung BrüningSchiele zu
vertreten. Das muß einigermaßen überraſchen. Bisher galt es
wenigſtens als ſelbſtverſtändlich, daß die Vertreter der Oppoſi=
tionsparteien
, wenn ſie zu den Arbeiten der deutſchen Delegation
herangezogen wurden, dann keine Innenpolitik, ſondern Außen=
politik
machten. Es muß auch um ſo mehr überraſchen, daß der
Parteifreund und Fraktionsgenoſſe Dr. Breitſcheids, Dr. Baa=
der
, der Träger der ganzen Roggenſtützungsaktion iſt, noch vor
wenigen Wochen öffentlich erklärt hat, daß er mit dem Miniſter,
Schiele völlig übereinſtimme.
bleiben und nicht einſeitigen Verkehrsrückſichten geopfert werden.
Man hatte das Gefühl, daß der Tagung ein Zwieſpalt in der
Bewältigung der geſtellten Aufgaben anhaftete. Das hat wohl
auch veranlaßt, das Thema der Erziehung des Nachwuchſes wenig=
ſtens
anzuſchneiden. Es wird im Mittelpunkt der nächſten Tagung
ſtehen, die 1932 in Kaſſel ſtattfindet. Dr. Guſtav Barthel.

Bielſeitigkeit der Stickerei.
Im näheren Bereich des Menſchen, in ſeiner Wohnung und Klei=
dung
gibt es kaum eine Stelle, wo die Nadelkünſte nicht
Gelegenheit zu formender, pflegender und lebenerhöhender Betätigung
fänden. Man nehme das ſoeben erſchienene Oktoberheft der be=
kannten
Kunſtzeitſchrift Stickereien und Spitzen ( Verlags=
anſtalt
Alexander Koch) zur Hand; in 32 Abbildungen einige ſiebzig
Objekte, die die Wand und das Sofa, den Tiſch und den Wäſcheſchrank,
die Tafel und das Bett, die Kleidung und das geſellſchaftliche Leben
betreffen. Man ſieht Tülldecken in allen Größen und Bearbei=
tungsarten
, Kiſſen geſteppt, geſtickt, auf Schnur gearbeitet, ir
ſchwerer Seide und in Taffet, dann Steppdecken und Daunen=
decken
von aparteſter Linienführung, Wandbehänge in Hand=
weberei
und beſtickter Baſtſeide, Tiſchläufer, Leinen= und Batiſtdecken
mit Durchbruch und farbiger Beſtickung; ſchließlich eine ganze geſtickte
Wandbeſpannung, deren Entſtehung beſonders intereſſant iſt, da ſie
unter Leitung einer märkiſchen Gutsfrau von Dorfkindern ent=
worfen
und ausgeführt wurde.
Trotz der Vielartigkeit des Materials wirkt das Heft durchaus ein=
heitlich
. Drei hervorragende Meiſterinnen der modernen Stickerei ſind
beteiligt: Ina von Kardorff, Maria Neppert=Boehland und Fini Ehren=
dorfer
=Skarica. Eine beſondere Anerkennung verdient der reiche
Textteil. Er bringt nicht nur Erläuterungen zu den abgebildeten
Arbeiten, ſondern auch manchen feinſinnigen Gedanken zu dem Thema
Stickerei oder Handarbeit überhaupt; auch Ausführungen zur
Herzens= und Geiſtesbildung, die tief und ſchön gedacht ſind und in
leichter Form vorgetragen werden.
Stickereien und Spitzen, 31. Jahrgang, Oktoberheft 1930 mit
zirka 32 Abbildungen, 5 Sepiaton=Beilagen, naturgroßer Vorlage und
vielen anregenden Texten. Preis 2,00 Reichsmark. Verlagsanſtalt
Alexander Koch G.m.b.H., Darmſtadt.
* M. Conſtantin=Weyer: Ein Blick zurück, und dann. Roman
(Propyläen=Verlag, Berlin.)
Wie Conſtantin=Weyer in dieſem ſtarken und lebenſtrotzenden
Buch die betrogene Liebe in der Einſamkeit der kanadiſchen Land=
ſchaft
ſchildert, wie er ein Gemälde gibt, ſcheinbar aus ſagenhafter
Urzeit beginnend, und das Hauptthema dann hineinſtellt mitten
in ein unglaublich ſtarkes, in der gewaltigen Einſamkeit gigan
tiſch wachſendes heroiſches Menſchendaſein in einer übermäch=
tigen
Natur, das iſt ganz meiſterhaft erfunden und geſtaltet. Ein
Buch, erfüllt vom Tempo unſerer Zeit, und doch ein Märchen aus
einer verklingenden Welt.
*

[ ][  ][ ]

Nummer 261

Sonnkag, den 21. September 1930

Seite 3

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De

tiſch
Aus=
die

alten
ere
pird.

* Berlin, 20. Sept. (Priv.=Tel.)
Der Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich hat am Freitag vor
dem Hauptausſchuß des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie
eine Rede über Wirtſchaft und Finanzen gehalten. Leider iſt
über den Inhalt dieſer Rede ſtrengſte Vertraulichkeit
proklamiert worden. Das hat erneut Anlaß zu ungünſtigen Ge=
rüchten
gegeben. In Berlin ſchwirren ſchon Zahlen herum, die
das neue Defizit des Reichshaushalts auf 1 Milliarde und dar=
über
ſchätzen. Es wäre deshalb wünſchenswert, daß bei der all=
gemeinen
Nervoſität möglichſt bald ein amtlicher Bericht
über dieſe Rede erſchien. Nach Mitteilungen, die uns zugegangen
ſind, hat Dr. Dietrich einem Wirtſchaftsoptimismus das Wort
geredet, allerdings auch zugegeben, daß in dieſem Winter die Ar=
beitsloſigkeit
ſich noch ſteigern werde, und daß es infolgedeſſen
möglich ſein könne, 400 bis 600 Millionen noch für die
Verſicherungsanſtalt freizumachen, die ja aller=
dings
nicht unbedingt aus dem Reichshaushalt zu ſtammen
brauchen. Dagegen hat, ſo wie uns mitgeteilt wird, Herr Dr.
Dietrich konkrete Angaben über die Lage des Etats nicht ge=
macht
, mit der Begründung, daß die Zahlen über die Steuer=
eingänge
im Auguſt, die zum erſten Male die Auswirkung der
Steuernotverordnungen zeigen, noch im Kabinett liegen, alſo für
die Veröffentlichung nicht freigegeben werden können.
Kabinettsſihung am Dienskag.
Das Reichskabinett wird am Dienstag zu ſeiner nächſten
Sitzung zuſammentreten, die in der Hauptſache ihren finanzpoliti=
ſchen
Plänen gilt. Es beſteht die Abſicht, die inzwiſchen noch aus=
gearbeiteten
Vorlagen ſchon in dieſer Sitzung zu verabſchieden. Am
Mittwoch wird der Kanzler die Verbindung mit den Führern der
hinter dem Kabinett ſtehenden Parteien aufnehmen und ſie von
den Beſchlüſſen des Kabinetts und ſeinem Reformprogramm in
Kenntnis ſetzen.

* Berlin, 20. Sept. (Priv.=Tel.)
Die Oppoſitionsparteien fangen an, ſich auf ihre Tätigkeit im
neuen Reichstag einzuſtellen. Allzu erfreulich wird ſie nicht aus=
fallen
. Schon der erſte Sitzungstag dürfte mit Skandalen ver=
bunden
ſein. Wir können uns ſehr gut vorſtellen, daß die 107 Na=
kionalſozialiſten
geſchloſſen in ihrer Hitleruniform einmarſchieren
werden. Eine derartige Demonſtration wird keineswegs ruhig
verlaufen, ebenſowenig wie ein etwaiger Einmarſch der ſtark an=
gewachſenen
kommuniſtiſchen Fraktion in Rotfrontuniform. Beide
Teile haben es ſchon im alten Reichstag darauf abgelegt, den Par=
lamentarismus
zu verhöhnen und lächerlich zu machen. Sie wer
Den auch jetzt von der alten Taktik nicht abweichen. Soweit ſie
Eich aber am parlamentariſchen Getriebe beteiligen ſollten, werden
ſie alles darauf abſtellen, um ſich gegenſeitig zu übertrumpfen
Die Nationalſozialiſten haben den Wahlkampf im Zeichen des
Youngplans geführt. Jetzt kommen die Kommuniſten mit der Ab=
icht
heraus, im Reichstag ſehr weitgehende Anträge vorzulegen.
Sie wollen ein Sparprogramm zur Debatte ſtellen, das von
dem alten Etat nicht allzuviel übrig läßt. Sie wollen neue
Steuerpläne vom Stapel laſſen und ſich des Erwerbsloſen=
problems
in ihrem Sinne annehmen, wollen aber auch und das
iſt das Wichtigſte die Einſtellung aller Tribut=
leiſtungen
aus dem Youngplan fordern. Da wird
den Nationalſozialiſten nichts anderes übrig bleiben, als ſich von
den Kommuniſten ins Schlepptau nehmen zu laſſen. Ihr Anſehen
wird dadurch gewiß nicht größer. Erklären ſie aber, mit den Kom=
muniſten
nicht Schulter an Schulter kämpfen zu wollen, ſo wird
auch das für ſie nicht leicht zu vertreten ſein. Im alten Reichstag
haben Nationalſozialiſten und Kommuniſten wiederholt in einer
Front gekämpft. Daher darf man wohl annehmen, daß zu den 76
Kommuniſten die 107 Nationalſozialiſten ſtoßen werden. Es fragt
ſich nun allerdings, was die Parteien machen, die am 12. März das
Haager Reparationsabkommen abgelehnt haben. Für die
Deutſchnationalen iſt die Situation wenig erfreulich, weil
ſie ſich ſagen müſſen, daß eine einſeitige Zerreißung des Young=
plans
für uns keinerlei Vorteile bringt, denn die Gläubigermächte
werden ſich ſofort ſchadlos halten. Herr Hugenberg iſt aber auf
den Kampf gegen den Youngplan eingeſtellt und muß ſehen, wie

er mit dem kommuniſtiſchen Antrag fertig wird. Bleiben noch
Wirtſchaftspartei, Bayeriſche Volkspartei, Deutſches Landvolk,
Chriſtlich=Soziale, Deutſche Bauernpartei, die Konſervativen, die
Deutſch=Hannoveraner und der Landbund, alſo Gruppen, die, wenn
auch unter anderer Firma, im Frühjahr gegen die Haager Ab=
machungen
geſtimmt haben. Sie werden ſich zu überlegen haben,
ob ſie ſich von den Kommuniſten ihr politiſches Handeln vorſchrei=
ben
laſſen wollen. Daß bei ihnen wohl nicht die geringſte Nei=
gung
dafür iſt, dürfte auf der Hand liegen, und man kann als
ſicher annehmen, daß bei ihnen die Vernunft ſiegt. Sollten
allerdings die Nein=Sager vom März beiſammen bleiben, dann
werden ſie insgeſamt 315 Stimmen aufbringen, während Sozial=
demokraten
, Zentrum, Volkspartei und Staatspartei allerhöch=
ſtens
über 261 Stimmen verfügen.

Berlin, 20. September.
Reichsinnenminiſter Dr. Wirth gewährte dem Berliner
Vertreter eines amerikaniſchen Nachrichtendienſtes ein Inter=
view
, in dem er u. a. folgendes ausführte:
Nach ſorgfältiger und kritiſcher Prüfung der politiſchen
Lage in Deutſchland, wie ſie mir amtsmäßig zukommt, kann
von einer Putſchgefahr nicht geſprochen werden.
Die kleine Wehrmacht iſt abſolut feſt in der Hand des Herrn
Reichspräſidenten. Verſuche, in der Reichswehr ſogenannte natio=
nalſozialiſtiſche
Zellen zu bilden, ſind abſolut fehlgeſchlagen.
Ein Prozeß wird in den nächſten Tagen vor dem Reichsgericht
in Leipzig entſchieden werden. Ueber die Polizei kann
abgeſehen von dem Fall in Thüringen, wo wir durch Sperrung
der Polizeigelder eingegriffen haben ebenfalls geſagt werden,
daß ſie ein zuverläſſiges Inſtrument in den Hän=
den
der Länder darſtellt. Jeder Verſuch, mit Gewalt
irgendwie gegen die Autorität des Staates anzugehen, würde
und das iſt die feſte Ueberzeugung der geſamten Reichsregierung
ſchon im Keime erſtickt werden. Zu Beſorgniſſen über
revolutionäre Umtriebe von rechts oder links iſt keine Ver=
anlaſſung
gegeben. Selbſtverſtändlich erfordert die explo=
ſionsartig
zutage getretene Radikaliſierung der deutſchen
Wähler nicht nur größte Aufmerkſamkeit von ſeiten aller nicht=
revolutionären
Parteien, ſondern man muß ſich auch aufrichtig
und ehrlich Rechenſchaft darüber geben, ob es fernerhin
angebracht iſt, Deutſchland und ſeine Jugend,
die zum größten Teil ohne Hoffnung lebt, unter
unethiſchen Bedingungen dahinſiechen zu
laſſen.
In dem gleichen Sinne äußerte ſich auch Reichskanzler Dr.
Brüning gegenüber amerikaniſchen Journaliſten

Wilhelmshaven, 20. September.
Die deutſche Flotte hat ihre Herbſtmanöver beendet und iſt
wieder im Hafen von Wilhelmshaven verſammelt. Im Laufe
des Freitag wurden die Schiffe in ihre Heimathäfen entlaſſen.
Die eigentlichen Manöver haben vom Montag bis Donnerstas
gedauert, ſie ſpielten ſich in der Deutſchen Bucht bis nördlich an
der norwegiſchen Küſte ab. Die Seeſtreitkräfte wären in drei
Parteien geteilt. Die Aufgaben waren diesmal nicht ſo geſtellt,
wie es früher üblich war, daß nämlich die Parteien ſich nach
einem feſtgelegten Plan traſen und das Feuer eröffneten, ſondern
jeder Befehlshaber konnte auf die Nachricht vom Kriegsaus=
bruch
ſelbſtändig handeln. Dadurch war kriegsmäßiges
Manövrieren gewahrleiſtet. Die Parteien hatten alle modernen
Hilfsmittel, wie Belauſchen der Funkmeldungen, Funkpeilungen,
Einnebeln uſw. zur Verfügung und kämpften ganz nach den Er=
fahrungen
des Seekrieges von 1914/18. Da Deutſchland nicht
genügend Schiffe zur Verfügung ſtehen, um einen Angriffskrieg
führen zu können, war die Aufgabe der deutſchen Parteien dahin
beſchränkt, mit den vorhandenen deutſchen Seeſtreitkräften, die
wichtigſten Häfen zu ſchützen.
Die Roggenſtühung ſoll dezenkraliſierk werden.
Berlin, 20. September.
Die weiteren Maßnahmen zur Bereinigung des Getreidemark=
tes
werden, wie wir erfahren, nach dem folgenden Plan vor ſich
gehen: Wenn der Berliner Preis auf den Stand der Provinz=
notierungen
gegen Ende voriger Woche geſunken iſt, wird die
Stützungsſtelle, ſoweit es überhaupt erforderlich iſt, ein weiteres
Fallen der Preiſe verhindern, um auch in der Provinz einem er
neuten Rückgang der Notierungen einen Riegel vorzuſchieben.
Ueberbaupt wird die bisherige Methode, deren Kern die Stützung

in Berlin war, aufgegeben. Der Hauptnachdruck der weiteren
Preisſtützung wird in die Provinz verlegt. Der Angriff der Spe=
kulation
gegen die bisherige Roggenſtützung ſei dadurch möglich ge=
worden
, daß es ſich faſt ausſchließlich um den Berliner Markt han=
delte
. Es lägen handgreifliche Beweiſe dafür vor, daß einzelne
Firmen in Berlin Verkäufe in einem Umfang vorgenommen hät=
ten
, der nicht entfernt den Erfaſſungsmöglichkeiten dieſer Firmen
im Lande entſpricht. Gegen dieſe Firmen werde mit allem Nach=
druck
vorgegangen werden. Daran ſei auch der ehrliche Getreide=
handel
intereſſiert, der weiterhin mit den amtlichen Stellen rei=
bungslos
zuſammenarbeiten könne. Bei der Durchführung der wei=
teren
Stützungsmaßnahmen in der Provinz würden im Gegenſatz
zur bisherigen Uebung keine feſten Plätze gewählt, damit nicht
wieder die Spekulation die Möglichkeit bekomme, ſich daran aufzu=
richten
.
Das Rheinſchiffahrts=Gutachken.
Löln, 20. September.
Das Rheinſchiffahrtsgutachten wird nun auszugsweiſe der
Oeffentlichkeit vorgelegt. Das Gutachten geht zunächſt auf den
herrſchenden Tonnageüberſchuß auf dem Rhein ein und die Aus=
wirkung
des allgemeinen Umbaues der Wirtſchaft auf die Schiff=
fahrt
. Ueber Angebote und Nachfrage wird geſagt, daß der
wechſelnde Waſſerſtand die Erträgniſſe am ſtärkſten beeinflußt.
Rentabel im Sinne von Zinserträgniſſen könne die Rheinſchiff=
ahrt
niemals ſein. Als größter Unſicherheitsfaktor wird der
Partikulierſchiffer hingeſtellt im Hinblick auf ſeine fehlende oder
mangelnde Buchführung. Die Behauptung, daß der Partikulier=
ſchiffer
nicht in der Lage ſei, ſeine Schiffshypotheken zu tilgen,
habe ſich als unrichtig erwieſen, denn 60 v. H. der unterſuchten
Kähne ſeien unbelaſtet, die reſtlichen liefen aber als amortiſiert
weiter.
Weiter wird in dem Gutachten feſtgeſtellt, daß außer einigen
franzöſiſchen und belgiſchen Geſellſchaften die internationale
Rheinſchiffahrt faſt ganz unter deutſchem Kapitaleinfluß ſteht und
85 Prozent der holländiſchen Reedereiflotten gleichfalls deutſcher
Beſitz ſind.
Ueber das Lohnverhältnis zwiſchen deutſchen und hollän=
diſchen
Arbeitern wird geſagt, daß, wenn die Belaſtung in
Deutſchland 10 000 RM. beträgt, ſie in Holland nur auf 8300
RM. kommt. Des weiteren wird betont, daß der Schiffer beſſer
lebt als der Arbeiter, wie überhaupt in dem Gutachten die kul=
turellen
Bedürfniſſe der Schiffer belebt werden. Das Gutachten
enthält zudem noch Vorſchläge zur Verbeſſerung der Lage mit
den verſchiedenſten Maßnahmen.
* Das neue franzöſiſche Budgei.
Von unſerem A=Korreſpondenten
Paris, 20. September.
Nach einem Miniſterrat, der als ſehr wichtig angeſehen
wurde, iſt das Budgetprojekt veröffentlicht worden. Das neue
Budget für 1931/32 verdient aus mehreren Geſichtspunkten Be=
achtung
. Innenpolitiſch iſt die Tatſache, das die Ausgaben um
300 Millionen verringert worden ſind, nicht ohne Bedeutung.
An und für ſich ſind 300 Millionen bei einem Budget von 40
Milliarden nicht ſehr bedeutend. Aber bisher brachte jedes Jahr
eine Erhöhung der Ausgaben von 5 Milliarden, und dieſem un=
haltbaren
Zuſtand will jetzt Tardieu ein Ende machen. Die Re=
gierungsblätter
feiern Tardieu als Retter der Finanzen; die
oppoſitionellen Blätter bringen ſpitze Bemerkungen über die ver=
gebens
erwarteten Steuerherabſetzungen.
Im Auslande intereſſiert man ſich allerdings mehr für einen
beſtimmten Teil des Budgets, und zwar für die Erhöhung
der militäriſchen Ausgaben. Es handelt ſich da um
750 Millionen. Die Rechtspreſſe behauptet, daß dieſe Erhöhung
der Militärausgaben in Verbindung mit dem Umſtand, daß das
Communigug über den Miniſterrat Paneuropa mit keinem Wort
erwähnt, eine Mißtrauenskundgebung der Regierung für Briand
und eine Antwort auf die deutſchen Wahlen dar=
ſtelle
. Das iſt in dieſer Form nicht richtig. Es mögen vielleicht
Differenzen zwiſchen Tardieu und Briand eher noch auf dem
innenpolitiſchen Gebiete beſtehen, aber eine ſolche Demonſtration
iſt in der franzöſiſchen Politik wenig üblich. Eine ſcharfe Aus=
einanderſetzung
innerhalb der Regierung, eine partielle Kriſe
alſo, kann auch deshalb leicht vermieden werden, da die Kam=
mer
nur außerordentlich ſpät, wahrſcheinlich erſt am 4. Novem=
ber
, zuſammentreten wird. Die Regierung will ruhig arbeiten,
da allen Vorausſagen nach die Atmoſphäre der Kammer ſehr
ſtürmiſch ſein wird.
Die Aufregung in der Preſſe wegen der deutſchen Wahlen
ließ noch nicht nach. Es wird eine höchſt intereſſante theoretiſche
Debatte darüber geführt, wer für den Wahlſieg der National=
ſozialiſten
in Deutſchland verantwortlich ſein ſoll, die franzöfiſche
Linke oder die franzöſiſche Rechte. Linke und Rechte überhäufen
einander mit Vorwürfen. Ueber die Weiterentwicklung der
deutſchen Innenpolitik herrſchen nach wie vor konfuſe Anſichten.
Einige rechtsſtehende Blätter übertreiben mit Abſicht die Be=
deutung
der Rechtsradikalen in Deutſchland.

Kleines Haus. Samstag, 20. September.
Uraufführung.

Schauſpiel von Georg Kaiſer.
In zehn deutſchen Städten ging heute abend Georg Kaiſers
Miſſiſſippi gleichzeitig über die Bühne. In zehn deutſchen
Städten legen in dieſem Augenblick die kritiſchen Federn ihre Ein=
drücke
nieder.
Der äußere Eindruck in Darmſtadt: Innerliche Wirkung
nach dem erſten, ſtarker Beifall nach dem zweiten Aufzug, ſchwäche=
rer
Widerhall am Schluſſe, wobei der Beifall nicht zum gering=
ſten
der Darſtellung galt.
Karl Ebert hat in ſeiner Inſzenierung mit Lothar
Schenck von Trapps Hilfe der Dichtung einen eindringlichen
Rahmen geſchaffen. Am Ufer des Miſſiſſippi, oberhalb von New=
Orleans, in Noels Farmerhaus hat die Bruderſchaft der
reiwilligen Armut ihren Mittelpunkt. Durch Gebet und
Geſang ſtärkt und begeiſtert ſie ſich zu ihrer Idee, mit ihrer Not,
mit ihrer Bedürfnisloſigkeit die falſchen Götzen der Welt zu ſtür=
zen
, auf daß die Güter der Erde wieder unter alle verteilt wer=
den
. Deshalb ſoll der anſteigende, raſende Fluß die Großſtadt, die
die Geldgier und alle böſen Lüſte verkörpert, hinwegſchwemmen.
Der zweite Aufzug zeigt den Zuſammenprall der
feindlichen Mächte. In einem düſteren Wellblech=Schuppen tritt
der Staatskommiſſar der Bruderſchaft entgegen. Er fordert Räu=
mung
der Anſiedlung, damit hier, in dem ärmſten und unfrucht=
barſten
Gebiet, der Damm durchbrochen und durch Ableitung des
Waſſers die Stadt gerettet wird. Er bietet überreiche Entſchä=
digung
. Die Bruderſchaft weigert ſich ohne Grundangabe, bis
Noels frühere Frau den wahren Grund verrät. Nun ſtehen die
beiden Prinzipien einander gegenüber: die Bruderſchaft als Ver=
treterin
der reinen Idee, der Staat als Vertreter der gegenwärtig
herrſchenden Ordnung. Er ſieht in dem Vorgehen der Bruderſchaft
eine Sabotage der Produktion, einen Angriff auf die Staats=
ordnung
. Deshalb läßt der Staatskommiſſar die Bruderſchaft zu
ihrem eigenen Schutz als Gefangene wegbringen; der Damm ſoll
mit Gewalt geſprengt werden.
Noel, der Führer, ſucht es zu verhindern, doch nicht ohne daß
ihm die bange Frage aufſteigt: entſpricht es der Reinheit des
Kampfes für die Idee, ſie mit Gewalt durchzuſetzen? Wird
nicht jede Idee durch Anwendung von Gewalt befleckt? Als Noel
eur letzten Gewalt greifen will, ſtreckt ihn ein Schuß der bewaff=

neten Macht nieder. Seine Gewalt iſt an der Gewalt des Geg=
ners
geſcheitert. Doch ſein Opfertod hat ihm die Frau wie=
dergewonnen
, die gemeinſam mit ihm in den Fluten untergeht
Wie ſchon in den einführenden Worten geſtern an dieſer
Stelle dargelegt, hat Georg Kaiſer in Miſſiſſippi wieder den
Boden der ideenhaften Handlung betreten. Die Brü=
der
der freiwilligen Armut ſind Träger und Werkzeuge einer
Idee: den Menſchen loszulöſen von der Macht der Maſchine und
des Geldes, die Güter der Erde unter allen zu verteilen: Es
muß von neuem auf der Erde begonnen werden, um die Erde zu
gewinnen
In ſchönen, vollen Tönen wird dieſer Grundgedanke im erſten
Aufzug angeſchlagen und dramatiſch geſtaltet. Die Spannung
hält auch bei der Auseinanderſetzung zwiſchen Bruderſchaft und
Staat an. Doch die Diskuſſion erſchöpft keineswegs das Pro=
blem
; ſie bleibt an der Oberfläche haften. Der Vertreter des
Staates arbeitet mit allzu billigen, äußerlichen Argumenten.
Eine Löſung des Problems gibt Kaiſer nicht. Das Drama
mündet in Reſignation. Doch ſein Opfertod bringt ihm eine Er=
füllung
in der Liebe der Frau, die zu ihm zurückkehrt: Du biſt
aufgebrochen aus allen Scharen, die ſich nicht überreden laſſen
allein. Iſt es nicht viel? Kann mehr gewonnen werden? In
knappen Worten erfüllt ſich das Schickſal, in Kaiſers Art manch=
mal
faſt blutleer, aber ſpannend gefaßt.
Eine ausgezeichnete Darſtellung trug unter Eberts Lei=
tung
über manche Schwächen des Werkes hinweg. Die Bruder=
ſchaft
der Sektierer war prächtig zuſammengeſchloſſen. Ihr
Halleluja ſteigerte ſich zu ſtärkſter Wirkung. Jede Szene war
eindringlich und packend geſtaltet.
Vortrefflich führte ſich Joſeph Keim als Noel ein: als Trä=
ger
der Idee verband er verhaltene Männlichkeit mit der In=
brunſt
des Sektierers und gab der Geſtalt eine ſchöne, ſympa=
thiſche
Menſchlichkeit.
Sein Gegenſpieler Siegfried Nürnberger unterſtrich
durch überforſches Auftreten die Dürftigkeit ſeiner Beweis=
führung
.
Als Noels Frau zeigte Sybille Schmitz ein ſicheres, leben=
diges
Spiel, Raſſe (man möchte vermuten, aus Berliner Blut),
Erſchütterung beim Tod des Sohnes; vielleicht findet ſie auch
noch mitſchwingende Wärme des Gefühls bei dem Opfertod des
Mannes
Dem geſchloſſenen Rahmen der Bruderſchaft ordneten ſich P.
Maletzki, R. Jürgas und K. Weſtermann als indivi=
duell
geprägte Geſtalten ausgezeichnet ein. Die bewaffnete Macht
des Staates verkörperte Hans Baumeiſter. Der Chor der
Farmer erhielt durch die Mitwirkung von ſoliſtiſchen Kräften,
wie Conradi, Elſe Knott, C. M. Richter, außergewöhn=
Z
liche Ausdruckskraft und Geſchloſſemheit.

Meine Deine Zwillinge‟.
Ich ſchäme mich ja ſo es war trotzdem ſehr ſchön. Kein
Menſch wußte, wem die Zwillinge gehören, wer mußte nicht
alles dafür herhalten, bis der Richtige gefunden wurde. Gründe,
ſchwerwiegende genug, einen Abend lang komiſche Situationen
heraufzubeſchwören. Männer in ihrem Stolz zu kränken, Frauen
ſogar rot werden zu laſſen. Doch es geht alles zum Guten aus.
Man verlobt ſich, heiratet nicht ſofort und das Publikum lacht,
freut ſich. Die Orpheum=Gemeinde geht ſchmunzelnd und beſeſſen
von Genüſſen heim. Alle tragen ſie dazu bei, der alte Roderich
nebſt Gattin Luiſe mit ihrem ſchamvollen Sohn Ludi, die hübſchen
jungen Mädchen Camilla, Lona und Magda und der ſchneidige
Herrenreiter Torger, alle I2. Es ſpielten mit: Theo Magor, Elſe
Pernak, Haus Ausfelder, Walther Geyer, Anni Born, Mizzi
Rauſchenberg, Friedl Große, Alois Ausfelder.
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Uebertragen von Herbert E. Herlitſchka. Mit Zeichnungen von Amp
Drevenſtedt. (Verlag E. P. Tal u. Co., Wien VII. Preis geh. 4 Mk.)
Der Zuſammenbruch einer der ſchönſten Brücken in Peru, der fünf
Menſchen in eine grauenhafte Tiefe hinabſchleuderte, wird von dem
Verfaſſer dieſes eigenartigen, aber geiſtvollen Buches zum Vorwurf
genommen, um in einer kunſtvollen Verflechtung von Schickſal und Liebe
nachzuweiſen, daß jedes der ſo jählings geendeten fünf Leben, die uns
in drei Erzählungen vorgeführt werden, irgendwie ein abgeſchloſſenes
Ganzes war. Als Unterlage hierfür diente dem Verfaſſer ein Werk
des Franziskanerbruders Juriper, der Zeuge der Kataſtrophe am 24.
Februar 1714 war und ſich mit der Frage beſchäftigte, ob der Zuſam=
menſturz
eine Fügung Gottes war. Er fragte ſich: Warum geſchab
das juſt dieſer Fünfen? Wenn es überhaupt einen Plan im Weltall gab,
wenn dem menſchlichen Daſein irgendein Sinn innewohnte, mußte er
ſich, wenn auch geheimnisvoll verborgen, ſicherlich in jenen ſo jählings
abgeſchnittenen Lebensläufen entdecken laſſen. Entweder leben wir durch
Zufall und ſterben durch Zufall, oder wir leben nach einem Plan und
ſterben nach dieſem Plan. Und in fenem Augenblicke faßte Bruder Ju=
riper
den Entſchluß, die geheime Lebensgeſchichte der fünf Menſchen.
die da vor ſeinen Augen in die Tiefe ſtürzten, zu erforſchen und die
Gründe ihres jähen Dahingerafftwerdens zu entdecken. Das Ergebnis
ſeiner jahrelangen Nachforſchungen war wie ein ungeheurer Foliant.
Das Schöpferiſche eines geiſtvollen Erzählers offenbart ſich in dieſem
Buche mit zwingender Stärke und Plaſtik. Er verleiht den Schilderun=
gen
der Schickſale der fünf Menſchen, die in ganz verſchiedener Weiſe
von der Macht der Liebe ergriffen werden, dagegen ringen, mißtrauiſch
ſich wieder abwenden und ſich ihr immer wieder zuwenden müſſen, einen
höchſt perſönlichen und eigenartigen Reiz, dem ſich der gefeſſelte Leſer
nirgends entziehen kann. Die geiſtvolle Darſtellung, kunſtvolle Aus=
geſtaltung
und der Scharfſinn der logiſchen Entwicklung nehmen ſo
ſehr gefangen, daß man das Buch mit reichem inneren Eewinn leſen
Lrdt sdenflich ms Dder Hand- Jegenwird.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Sonntag, den 21. September 1930

Nummer 261

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[ ][  ][ ]

Nummer 261

Sonnkag, den 21. September 1930

Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 21. September.
Heuke nachmiktag 3,30 Uhr
Eindet auf dem Stadion am Böllenfalltor das Handball=Län=
Derſpiel DeutſchlandOeſterreich ſtatt. Daß Darmſtadt
als Austragungsort für dieſen Kampf von der Deutſchen Sport=
behörde
ausgewählt wurde, iſt eine Anerkennung für das Darm=
ſtädter
Publikum, das bereits bei früheren großen und repräſen=
tativen
Spielen ſtets einen guten Verlauf ſicherte. Auch der Er=
folg
, der Studentenmeiſterſchaften hat wohl mit dazu beigetragen,
Daß ein Länderſpiel hierher gelegt wurde. Der heutige Kampf der
beiden National=Mannſchaften wird wohl der letzte ſportliche
Höhepunkt dieſes Jahres in Darmſtadt ſein, weshalb kein Sport=
freund
verſäumen ſollte, ſich das Treffen anzuſehen, bei dem Hand=
ball
in Vollendung von 22 Könnern demonſtriert werden wird.
(Näheres im Sportteil.)
200 Jahre Darmſtätter Kunſt, Mathildenhöhe.
Jetzt iſt es Zeit, das Verſäumte nachzuholen und die Aus=
ſtellung
auf der Mathildenhöhe zu beſuchen, die nur noch wenige
Wochen geöffnet bleibt. Viele waren inzwiſchen da, voll Erſtaunen
über die Reichhaltigkeit des Gebotenen: 200 Bilder aus Privat=
beſitz
, 40 Leihgaben aus Galerien der öffentlichen Sammlungen,
eine Gedächtnisſchau von 80 Bildern Verſtorbener wurden zuſam=
mengebracht
, um die Vergangenheit ans Licht zu bringen, 250
Werke bezeugen die Gegenwart. Werke von 46 Altmeiſtern des
vorigen Jahrhunderts, von 20 Toten der Freien Vereinigung
Darmſtädter Künſtler und von 12
lebenden heſſiſchen Künſtlern:
welche Fülle der Erſcheinungen! Alles Heſſen, die Ueberzahl
Darmſtädter von Geburt, die dieſe 120 Bildniſſe in Darmſtädter
Familien dieſe 100 Landſchaften in

Seite 5

Zur Ermittlung des endgültigen Abſtimmungsergebniſſes
im Wahlkreis Nr. 33 Heſſen=Darmſtadt wird auf Grund des 8 132
er Reichsſtimmordnung der Kreiswahlausſchuß auf Montag, den
22 September nachmittags 5 Uhr, in das Sitzungszimmer des
Staatsminiſteriums, hier, Neckarſtraße 7, berufen. Die Sitzung iſt
öffentlich.
Ernannt wurde: Am 8. September: die Kanzleigehilfin Eli=
ſabeth
Heeb zum Kanzliſten bei der Kanzlei des Miniſteriums
für Kultus und Bildungsweſen, vom 16. September 1930 an.
Die Dienſtſtunden des Polizeiamts Darmſtadt ſind ab 22.
September 1930 von 813 Uhr und von 14.3018 Uhr, Samstags
von 7.30 bis 13 Uhr feſtgeſetzt.
Städtiſches Archiv und Muſeum. Die Verwaltungsräume
des ſtädtiſchen Archivs und Muſeums befinden ſich nicht mehr im
Stadthaus, ſondern Waldſtraße 6, im zweiten Stock.
25jähriges Jubiläum Elſe Hochſtätter. Auch der Schüler=
vortragsabend
aus Anlaß des Jubiläums war ein voller Erfolg.
Frau Hochſtätter wurde durch rauſchenden Beifall und eine Fülle
von Blumenſpenden nach Verdienſt gefeiert.
Eine deutſch=amerikaniſche Zeitung zur 600=Jahrfeier Darm=
ſtadts
. Die in St. Paul (Union) erſcheinende Tägliche Volks=
zeitung
bringt in ihrer illuſtrierten Beilage ein Bild des um=
gebauten
Darmſtädter Rathauſes mit dem Marktbrunnen. Unter=
zeichnet
iſt das Bild: Eine Stadt 600 Jahre alt. Das Darm=
ſtädter
Rathaus, der Mittelpunkt der 600=Jahrfeier der Stadt.
Man ſieht, daß auch die Deutſchamerikaner einen erfreulichen An=
teil
an unſerer Heimatſtadt und ihrem Jubiläum nehmen.
Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Vortrag von Julius
Bab, Berlin, über Film und Kunſt, am 30. September.
Der Vortragende geht davon aus, daß es angeſichts des unge=
heuren
Einfluſſes, den der Film auf das Denken und Fühlen der
Maſſen gewonnen hat, völlig unmöglich iſt, ſich vom Standpunkt
einer geiſtigen Kultur hochmütig gegen dieſes wichtige Inſtru=
ment
zu verſchließen. Natürlich wird Bab auch auf den Ton=
film
und deſſen augenblickliche Gefahren zu ſprechen kommen.
Bab hat mit ſeinem glänzenden Vortrag über Bernard Shaw,
den er auf Einladung der Bücherſtube 1926 hielt, in hieſigen lite=
rariſchen
Kreiſen Aufſehen erregt. Seine Ausführungen über
Film und Kunſt erwartet man mit Intereſſe. Karten bei
der Bücherſtube.
Johannesgemeinde. Der Frauenverein der Gemeinde lädt
ſeine Mitglieder ein, am nächſten Dienstag, den 23. September,
nachmittags, zu einem geſelligen Zuſammenſein auf das Oberwald=
haus
zu kommen. In dem dortigen Gartenſaal wird der Kaffee
bereitet ſein, muſikaliſche Genüſſe werden für Unterhaltung ſorgen,
und die Mitglieder werden Gelegenheit haben, ſich in regem Ge=
dankenaustauſch
einander näher zu kommen. Damit die Beſtellun=
gen
für ausreichende Bewirtung rechtzeitig erfolgen können, wer=
den
die Mitglieder begeten, ſich ſpäteſtens am Montag abend bei
der Vorſitzenden, Frau Sanitätsrat Dr. Brückner ( Frankfurter=
ſtraße
39), anzumelden.
Bühnenvolksbund. Die Mietkarten ſind dieſe Woche abzu=
holen
. Wir verweiſen auf die Anzeige. Die Miete K beginnt
vorausſichtlich am Dienstag, den 30. September, mit der Oper
Schwanda. Die erſte Vorſtellung in der Miete I ſteht noch
nicht feſt. Für beide Mieten ſind aus dem Spielplan des Landes=
theaters
bis jetzt vorgemerkt Meiſterſinger Sommernachtstraum,
Die Geſchäftsſtelle bei
Simone Boccanegra. Der Falſchſpieler
Chriſtian Arnold iſt jeweils bis 5 Uhr abends geöffnet. Wir bitten
die Abholung möglichſt in die Vormittagsſtunden zu verlegen.
Neuanmeldungen können noch erfolgen.
Vortrag. Man ſchreibt uns: Am 27. September wird Herr
Dr. Max Winckel abends im Zeichenſaal der Mornewegſchule,
Hermannſtraße 21, einen Vortrag halten über Irrlehren und
Richtlinien der Volksernährung. Herr Dr. Winckel iſt bekannt.
lich der Schöpfer der großen Ernährungsausſtellung Berlin 192
und Begründer des Reichsvereins Volksernährung und der
Internationalen Arbeitsgemeinſchaft zum Studium der Volks=
ernährung
und hat bereits in einer großen Anzahl von Städten
Kurſe in Ernährungslehre und Diätetik und einzelne Vorträge
gehalten, ſo daß ſein Name im ganzen Reich bereits bekannt iſt.
Er iſt nicht der Vertreter einſeitiger Ernährungsſekten und Er=
nährungslehren
, ſondern er baut ſeine Lehren auf. auf dem Fun=
dament
der Ernährungsforſchung und exakten Wiſſenſchaft, der
praktiſchen Erfahrungen und der wirtſchaftlichen Notwendigkeit.
Wir werden in ihm einen Kenner der Verhältniſſe ſprechen hören,
der das ganze Gebiet der Volksernährung im Rahmen des ge=
ſtellten
Themas zuverläſſig und in klarer und lehrreicher Weiſe
abhandeln wird. Außer dem großen Vortrag wird Herr Dr.
Winckel für die Schulen und Schülerinnen einen beſonderen
Kurſus am Vor= und Nachmittag in der Mornewegſchule abhal=
ten
über Das Geſamtgebiet der Ernährung, Küchenchemie und
Diätetik. Wir zweifeln nicht, daß der Kurſus und die Vorträge
reichen Zuſpruch haben werden, da wir ja immer mehr einſehen,
daß gerade die geſunde Ernährung fundamental für die Hebung
der Geſundheit des einzelnen und des ganzen Volkes iſt.

zunt Buriſiadt ,Berein für Beisgeſchice und Heinatranve.

313. Veranſtalkung.

Der Redner des Abends, Herr Philipp Weber, berichtete
über heitere Epiſoden aus der alten Darmſtädter Ortsgeſchichte.
Er führte unter anderem aus, daß der Hang zur Satire und zum
Humor immer ein beſonderer Volkscharakter, ein beſonderer Zug
der Darmſtädter geweſen ſei; gehört doch ſchon der berühmteſte
deutſche Satiriker, Ludw. Chriſt. Lichtenberg, durch Geburt
und Jugend Darmſtadt an, ebenſo Merck, der ſarkaſtiſche Freund
Goethes, der zu den beſten politiſchen Satirikern unſrer Literatur
zählt. Auch ein Darmſtädter, Wilhelm Schulz, der uns die
wahrhaftige Geſchichte vom deutſchen Michel und ſeinen Schweſtern
geſchrieben hat und im Frankfurter Parlament einſt eine bedeu=
tende
Rolle ſpielte, gehört unter vielen anderen in dieſe Reihe.
Daß der Boden, auf dem die Raſſe der Darmſtädter Heiner mit
ihrer Eigenart und ihrer Sprache, die einen ganz beſonderen Ein=
ſchlag
hat, zu allen Zeiten gut gedieh, beweiſen die Zeitläufte.
So beſchäftigte ſich der Redner mit der Eigenart der Heiner
die ſchon im Jahre 1703, dem Hochwohllöblichen Rat wegen ihrer
Ungebühr allerlei Kopfzerbrechen machten; ſo wird berichtet daß
man wahrgenommen, daß auf Sonn= und Feiertäge, ſowohl inner=
halb
wie außerhalb der Stadtkirchen von Handwerks= und anderen
übel gezogenen Buben öfter großer Mutwillen mit raufen, ſchla=
gen
, werfen und ſonſt verübt werde, daß ſelbſt der Bettelvogt nicht
darüber Herr wurde‟. Es wurde geraten an der Stadtkirche, oder
am alten Friedhofseingang, Halseiſen anbringen zu laſſen, um
die Uebeltäter als abſchreckendes Beiſpiel dorten feſtnageln zu
laſſen, ein Vorſchlag, der aber von dem damaligen Landgrafen
als nicht praktikabel zurückgewieſen wurde.
Des weiteren ging der Redner auf die Strafverfahren und
Strafinſtrumente im alten Darmſtadt ein. Berichtete über die ſo=
genannte
Betzenkammer
den Driller, Laſterſtein Wipp=
galgen
und Schnellkorb, letzterer wurde beſonders für falſches
Maß und Gewicht in Anwendung gebracht.
Ergötzliches wußte er zu erzählen über den Kleiderluxus des
Darmſtädter Weibsvolks wie es in einer Verordnung von 168, da dieſe ſich nach Wortlaut der Verfügung ohne Unter=
ſchiede
des Standes und Alters einer übermäßig ſündlichen Pracht
ergeben.
von der üblichen Stadttracht abweichen und fremde
ausländiſche Manier nachmachen. Die Verordnung dagegen die
von der Kanzel der Stadtkirche verleſen wurde, ſieht für ſolche
Uebeltäter 10 fl. Straf oder auch Gefängnis vor. Stadtrats=
ſitzungen
, Beſchlüſſe, Grenzbegehungen in der alten Zeit, wurden
beleuchtet und bei den letzteren feſtgeſtellt, daß Labung mit Speis
und Trank in den alten Zeiten eine gründliche war; ein Ver=
zeichnis
weiſt bei einer Grenzbegehung auf: 16 Pfd Ochſenbruſt=
kern
9 Pfd. Schweizerkäſe 20 Pfd. Schweinefleiſch, 4 Ochſenzungen,
16 Pfd. Schinken, 1 weſtfäliſcher Schinken, 8 Pfd. Wurſt, 22 Pfd
Hammelsbraten 24 Pfd. Kalbsbraten und einige Paſteten.
Auch
über weitere Verzehrungen auf Regimentsunkoſten wurde be=
richtet
, wobei beſonders die Weingaben eine große Rolle ſpielten.
o erhielten z. B. alljährlich am 18. Januar, an dem Tag, wo
man die auf der Hauptwache befindlichen Schlüſſel der Stadt in
feierlichem Zuge auf das Rathaus brachte, alle Stadtbedienſtete,
bis herunter zum Totengräber, Nachtwächter und Hebamme je
ein Maß Wein. Auch der Rathauskeller mit ſeinem Wein ſpielte
in jenen Zeiten eine hervorragende Rolle.
Vom Gewerbe, wie z. B. den Bäckern und Metzgern, wurde
manche heitere Epiſode berichtet, desgleichen von den Apotheken

Eſperanto=Tagung in Darmſtadt. Der Südweſtdeutſche
Eſperanto=Verband wird ſeinen diesjährigen Verbandstag am
27. und 28. September in Darmſtadt abhalten. Der Verband hat
ſeinen Sitz in Wiesbaden und umfaßt Ortsgruppen in 14 Städten,
unter ihnen Darmſtadt, Offenbach, Mainz und Worms, und Ein=
zelmitglieder
n 70 anderen Orten. Am Samstag, den 27. Sept.,
findet ein Vergnügungsabend, am Sonntag, den 28. Sept., die
Eröffnungsſitzung mit anſchließender Beratung ſtatt. Alle Ver=
anſtaltungen
werden im Kaiſekſaal=Reſtaurant=Fürſtenſaal
Grafenſtraße 18, abgehalten. In der Eröffnungsſitzung die um
10.30 Uhr beginnt, wird Herr Augenarzt Dr. Raupp, Friedberg
(Heſſen), einen kurzen Vortrag über Eſperanto und ſeine neueſten
Erfolge darbieten. Zu dieſem Vortrag haben Damen und Herren,
welche ſich für Eſperanto intereſſieren, freien Eintritt.
Nachmittagsvorſtellung im Orpheum. Heute Sonntag nach=
mittag
4 Uhr iſt, vielfacher Anregung zufolge Volks= und Frem=
denvorſtellung
bei ganz kleinen Preiſen. (60 Pf. bis 1,50 Mk.)
Aufgeführt wird der Schwank Meine Deine Zwillinge, Kaſſe=
öffnung
3 Uhr. (Siehe Anzeige.)

Für die tägliche Pflege der Haut
ist die Oualität Ihrer Waschtisch-
Seife immer entscheidend. Deshalb
verwenden Sie ein Produkt, dessen
duserlesene Beschaffenheit in allen
Verbraucherkreisen gerühmt wird:
Dr. Dralle’s Bavendelseite
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Grosse Runde Form, RM. 0.75.

Anthropoſophiſche Geſellſchaft in Deutſchland. Vom 8. bis
12. Oktober findet in Stuttgart eine öffentliche Tagung der
Thema der
Anthropoſophiſchen Geſellſchaft in Deutſchland ſtatt.
Vorträge und künſtleriſchen Darbietungen iſt: Die Wiederver=
körperung
als Lebensfrage der Gegenwart.
10 Akademie=Konzerte. Daß die Soliſtenliſte der 10 Akade=
mie
=Konzerte für den kommenden Winter allgemeinen Anklang
fand, beweiſen die vielen Mietanmeldungen, die täglich einlaufen.
Es ſei deshalb allen, die die angeführten prominenten Künſtler
hören wollen und auf gute Plätze Anſpruch machen, geraten, ſich
umgehend Mietplätze zu ſichern. Der Abſchluß einer Miete iſt um
ſo mehr zu empfehlen, als für einige Abende, wie für die Lieder=
abende
von Duſolina Giannini, Louis Graveur uſw.,
erhöhte Eintrittspreiſe für Einzelkarten vorgeſehen ſind, von denen
die Mietpreiſe, die äußerſt niedrig gehalten ſind, nicht berührt
werden. Der Kartenverkauf für das erſte Akademie=Konzert am
Montag, dem 29. September, 20 Uhr, im Städtiſchen Saalbau hat
bereits im Sekretariat der Städtiſchen Akademie begonnen. Auck
hierfür macht ſich ein großes Intereſſe geltend hervorgerufen durch
das Auftreten der Klaviervirtuoſin Frau Frieda Kwaſt= Ho=
dapp
(Klavier) und das im Geiſte höchſter klaſſiſcher Kunſt von
der Künſtlerin aufgeſtellte Programm. Sicher iſt, daß den Be=
ſuchern
der 10 Akademie=Konzerte im kommenden Winter Kunſt=
genüſſe
erleſenſter Art bevorſtehen.
Liederkranz=Konzert. Im Herbſt=Konzert bringt der Lieder=
kranz
unter Leitung von Kapellmeiſter Friedel Fiſcher ſechs Chöre
von Arnold Mendelsſohn zur Uraufführung.

mit ihren abſonderlichen Heilmitteln; wie z. B. gedörrte Kröten,
mit Malvaſier zubereitete Regenwürmer, gebrannte Maulwürfe,
Elenshorn, Hirſchöl, Hirſchhaare, Hirſchtränen aus dem rechten
und linken Auge, rohe und calcinierte Menſchenſchädel Menſchen=
fett
, Bocksblut, Krebsaugen, Hechtzähne, Bieberſchmalz, Mücken=
fett
und dergleichen mehr.
Des weiteren ging der Redner auf allerlei Darmſtädter Volks=
ſagen
, wie die vom Geiſt im großen Woog, vom grauen Jäger
an der Oppermannswieſenſchneiſe, vom Muhkalb die auf dem
Brückelche
(heutige Kleine Bachgaſſe) ſich abſpielte und von
der Junker Wolffin, der Witwe des ehemaligen Kanzlers Wolff
von Todtenwart, die 1746 in der Stadtkirche beigeſetzt wurde und
als ruheloſes Geſpenſt, nach der Ausſage der alten Darmſtädter
in dem Gehege der Gärten beim ehemaligen Sporertor umgehen
ſollte, ausführlich ein.
Den Abſchluß der Ausführungen, die einen wertvollen Bei=
trag
zur Kulturgeſchichte des alten Darmſtadt boten, bildete ein
Altes Darmſtädter Nachtwächterlied, das die Poeſie vergangner
Tage verherrlichte. Reicher Beifall lohnte die wertvollen Dar=
bietungen
aus unſerer alten Stadtgeſchichte, die beſonders eine
Ausſprache über das ſogenannte Muhkalb mit ſeinem Sagen=
kreis
auslöſte, woüber ein guter Altmainzer. Herr Ingenieur
E. Barth, aus der Mainzer und rheiniſchen Heimatsgeſchichte,
wo dieſes Ungetüm ebenfalls eine Rolle ſpielte, ergötzliches zu be=
richten
wußte.
Von der Lokalhiſtorie ging es über zu heiteren Theatererinne=
rungen
, von denen Herr Schauſpieler Eduard Göbel einige feine
Ausſchnitte bot. So berichtete der gute Kenner unſerer Darm=
ſtädter
Bühne von Epiſoden aus dem Jahre 1805. von Theater=
anfängen
in einer Schoppenwirtſchaft in der Ochſengaſſe wobei
der Bäckergeſelle Bandel, ein Sattlergeſelle und ein Buchbinder
Pfersdorff, nachmaliger Requiſiteur des Hoftheaters, eine ſtarke
Rolle ſpielten, und wie im Gaſthaus zum wilden Mann all=
ſonntäglich
und auch in der Woche, wenn es die Arbeit zuließ
Komödie geſpielt wurde. Später fanden dieſe Vorführungen ſogar
im Rathausſaal ſtatt, und viele Bewohner des alten Darmſtadt
erinnern ſich noch mit Vergnügen der Darbietungen; wie Emilia
Galotti, Minna von Barnhelm, Gräfin Imperial, Kotzebue, Schil=
ler
, ſogar Leſſing und Goethe mußten herhalten. Einmal konnte
das angekündigte Stück, Schillers Räuber, nicht ſtattfinden, weil
der Bäckergeſelle Bandel, die Amalia, die Backnacht hatte
worüber das Publikum raſte, der E
oſchen Eintrittsgeld wurde
zurückbezahlt; welch ideale Zeiten‟:
für einen Groſchen fünf
Akte Räuber! O Schiller! O Bandel!. O Backnacht! ſo berichtet
Hermann Kniſpel in ſeinen Bunten Erinnerungen.
Im weiteren brachte Herr Ed. Göbel alte Erinnerungen an
den ausgeſprochenen Liebling der alten Darmſtädter, der heute
noch manchem älteren Semeſter bekannt ſein dürfte, den Schau=
ſpieler
Hermann Butterweck, ſowie allerlei Heiteres aus der
Darmſtädter Theaterzeit des Hofſolotänzers Auguſt Siems.
Mit lebhaftem Beifall dankte der zahlreiche Hörerkreis die
heiteren, aber auch feinen Darbietungen, denen ſich Herr Philipp
Weber mit Dankesworten an den Redner anſchloß.
Nächſte Veranſtaltung am Donnerstag, den 2. Oktober: Vor
trag von Herrn Profeſſor Dr. Hauptüber: Aus der Vergangen=
heit
des Heſſiſchen Gewerbemuſeums.

Helia. Heute morgen um 11.15 Uhr gelangt in den Helia=
Lichtſpielen als Film=Morgenfeier der große Expeditionsfilm von
Günther Plüſchow Silberkondor über Feuerland, des ruhm=
vollen
Flieger
rs von Tſingtau tollkühne Fahrt nach dem
Wunderland. Feuerland zur Vorführung. Jugendliche haben
Zutritt. Volkstümliche Preiſe.

Heſſiſches Landestheaker.

Großes Haus Kleines Haus Sonntag,
21. Sept. 7½-22½ Uhr, Werbevorſtell
Die Meiſterſinger von Nürnberg
Preiſe 16 Mk. 2022.15 Uhr
Zuſ=M. 11I.1. Miffſifſippi
Preiſe 1.206 Mk. Montag,
22. Sept. Keine Vorſtellung. Einmaliges Enſemble= Gaſt=
ſpiel
Paul Wegener
Der Gedanke Pr. 1.20-7.20 M. Dienstag,
23. Sept. 2022.15 Uhr
E 3. Der Falſchſpieler
Freiſe 110 Mk. Keine Vorſtellung. Mittwoch
24. Sept. 2022 45 Uhr. Miete B3
Ein Zommernachtstraum
von Shakeſpeare.
Preiſe 110 Mk. Heſ. Spielgemeinſchaft. Der tolle
Hund, oder: Des Burſchen Heim=
kehr
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20-22 15 Uhr. Pr. 0.502 50 Donnerstag,
25. Sept. 19.3022.15 Uhr
C 3. Simone Boceanegra
Preiſe 110 Mk. 2022.15 Uhr
Zuſ=M. V I. Miſſiſſippi
Preiſe 1 206 Mk. Freitag,
26. Sept. D 3 19 3022 Uhr
Schwanda der Dudelſachkpfeifer
Preiſe 110 Mk. Keine Vorſtellung Sam tag,
27. Sept. 2022.30 Uhr (Außer Mietel
25 jähr. Bühnenjubil. Käthe Gothe
Im weißen 9öß!
Preiſe 15 Mk. 2022 30 Uhr. Zuſ.=M VI=
Der Waffenſchmied
Preiſe 1.206 Mk. Sonntag,
28. Sept. Anfang 14 Uhr
Heſſen=Turnwettkampf
Preiſe 0.802 Mk.
1922 Uhr
A 3
Neu einſtudiert u. neu inſzeniert
Die ſchöne Helena
Preiſe 1.2012 Mk. 2022.15 Uhr. Zuſ.=M. II:
Miſſiſſippi
Preiſe 1.206 Mk.

Heſſiſches Landestheater. In der heutigen Meiſter=
ſinger
=Vorſtellung, in der Albert Lohmann zum erſten Male
die Partie des Hans Sachs ſingt, werden in der Pauſe im Roten
Die erſte
Foyer die Mietanmeldungen entgegengenommen.
Wiederholung des Schauſpiels von Georg Kaiſer Miſſiſſippi
Morgen
findet heute abend 20 Uhr im Kleinen Haus ſtatt.
Montag gibt Paul Wegener ein einmaliges Enſemble=Gaſtſpiel.
Zur Aufführung gelangt Der Gedanke von Andrejew
Käthe Gothe, die in dieſem Jahre auf eine 25jährige Tätigkeit an
der Darmſtädter Bühne zurückblicken kann, ſpielt am Samstag,
dem 27. September, in der Aufführung des Luſtſpiels Das weiße
Röß! die anläßlich dieſes Jubiläums als Vorſtellung außer Miete
bei volkstümlichen Preiſen angeſetzt wurde, die Rolle der Röß4
Wirtin. Vorverkauf für Mitglieder am Dienstag, dem 23. Septem=
ber
, an der Tageskaſſe des Großen Hauſes, allgemeiner Vorver=
kauf
ab Mittwoch, den 24. September, an der Tageskaſſe, ſowie bei
Verkehrsbüro, Harko und C. L. Külp.

Presseurkeile:
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[ ][  ][ ]

Seite 6

Sonntag, den 21. September 1930

Nummer 261

Aus dem Heſſiſchen Sängerbund.
Sängerehrungen.
Für 50jährige aktive Sangestätigkeit wurden vom Heſſiſchen
Sängerbund mit der Goldenen Ehrennadel und vom Deutſchen
Sängerbund mit dem Sängerehrenbrief ausgezeichnet: Hch. Schuh=
macher
, Sängerluſt Darmſtadt, Phil. Eiſe, Heiterkeit Gießen, Jean
Seelmann, Germania Offenbach=Bürgel, Kaſpar Lammert und
Kaſpar Ball, Harmonie Offenbach=Bürgel, Franz Arnold. Phil.
Diehl, Joh. Bohrer und Adam Schuhmacher, alle Liederkranz Klein=
Hauſen.
Für 40jährige aktive Sangestätigkeit wurden mit der Silber=
nen
Ehrennadel des Heſſiſchen Sängerbundes ausgezeichnet: Wil=
helm
Schweinsberger, Geſ.=Verein Kirchhain 1838, Hch. Mohn,
Adam=Isheimſche=Geſ.=Verein Grüningen. Joſ. Kern 2., MGV
Dieburg, Jak. Enders 4., MGV. Dieburg, Joſ. Berber, Heiterkeit
Gießen, Leonh. König, Sängerluſt Brensbach, Gg. Habermehl.
Eintracht Groß=Bieberau, Gg. Handſchuh, Liederkranz Wembach,
Wilh. Weiermann, Männerquartett Seligenſtadt, Joſ. Herbert,
Liederkranz Klein=Steinheim a. M., Guſt. Rauſch, Ferd. Heckwolf,
Alfred Roſenberg, Herm. Maugelmann, Franz Eckelhöfer, Andreas
Lotz, alle Germania Offenbach=Bürgel, Markus Krieger, Harmonie
Offenbach=Bürgel, Nikol. Joſ. Bauer, Liederkranz, Rimbach i. O.,
Franz Engelbert Schönhals, Adolf Freihöfer, beide Harmonie
Groß=Steinheim, Fritz Anhöfer, W. A. Völker, beide Frohſinn Neu=
Iſenburg.
7. ordentlicher Bundesſängertag des Heſſiſchen Sängerbundes.
Am Sonntag, dem 26. Oktober, vormittags 10 Uhr, findet in
Offenbach a. M. in der Goetheturnhalle der 7. ordentliche Bundes=
ſängertag
des Heſſiſchen Sängerbundes ſtatt.
Die Tagesordnung
ſieht vor: Bericht des Bundesvorſitzenden über die Bundestätigkeit
im abgelaufenen Geſchäftsjahr, Kaſſenbericht des Schatzmeiſters,
der Rechnungsprüfer und Beſchlußfaſſung über die Entlaſtungs=
erteilung
, Arbeitsprogramm für das neue Geſchäftsjahr. Wahl des
Ortes für den nächſten Sängertag 1931, Feſtſetzung des Mitglieds=
beitrages
, Erledigung von An=rägen. Dem Bundesſängertag geht
am Samstag, dem 25. Oktober, eine Geſamtbundesvorſtandsſitzung
voraus, die ebenfalls in der Goetheturnhalle ſtattfindet.
Neueinteilung des Liedertages des Gaues Darmſtadt=Stadt.
Für den Liedertag des Gaues Darmſtadt=Stadt wird für das
Jahr 1931 eine Neuregelung eingefuhrt werden. Die geſamten
Gauvereine werden in 5 Gruppen eingeteilt zu je 200250 Sän=
gern
, die je 2 Chöre zum Vortrag bringen. Den Abſchluß des
Liedertages wird ein Maſſenchor aller Sänger bilden. Auf dieſe
Weiſe kommen nur 11 Chöre zum Vortrag und ein ermüdendes
Programm von etwa 30 Chören wird vermieden. Damit iſt einem
Wunſche Rechnung getragen, der gelegentlich des letzten Lieder=
tages
vielfach geäußert wurde.
Das Sängerleben im Bild.
Die Vorbereitungen für die Herſtellung eines Lichtbildervor=
trages
über das geſamte Sängerleben, ſeine Entwicklung, Feſte
und ſonſtige Veranſtaltungen Feſtzüge und Wanderungen der
Sänger gehen ihrem Abſchluß entgegen. Der Heſſiſche Sänger=
bund
(Geſchäftsſtelle G. F. Roth) hat für dieſen Lichtbildervor=
trag
bereits eine große Anzahl ſchöner Bilder erhalten. Einſen=
dungen
ſind aber noch erwünſcht. Sie ſollten ſich auch auf Fahrten
ins Ausland erſtrecken, damit ein möglichſt umfaſſender Ueberblick
über das Schaffen in den einzelnen Vereinen, ſelbſt in den klein=
ſten
Landgemeinden, gegeben werden kann. Die an die Geſchäfts=
ſtelle
z.
zu uberſendenden Bilder ſollen mit einer kleinen Erläute=
erſehen
ſein. Umgehende Zuſendung iſt dringend er=
wünſcht
.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzial=Ausſchuſſes am
27. September vormittags 9 Uhr. 1. Klage des Preußiſchen Lan=
desfürſorgeverbands
Rheinprovinz gegen den Bezirksfürſorgever=
band
Stadt Darmſtadt und den Landesfürſorgeverband. Heſſen
wegen Zahlung von Pflegekoſten für Peter Legendre. 2. Klage
des Württembergiſchen Landesfürſorgeverbands gegen Landesfür=
ſorgeverband
Volksſtaat Heſſen, vertreten durch den Bezirksfür=
ſorgeverband
Kreis Groß=Gerau wegen Koſtenerſatzes und Ueber=
nahme
in Sachen des Sozialrentners Chriſtian Raichle von Wend=
lingen
. 3. Berufung der Gemeinde Dietzenbach gegen das Urteil
des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Offenbach vom 11. Juli 1930
wegen des Voranſchlags für 1930. 4. Klage der Brauerei Hennin=
ger
=Kempf=Stern A.=G. Frankfurt a. M. gegen die Entſcheidung
des Kreisamts Offenbach vom 24. Juli 1930 wegen Nichterteilung
der Schankwirtſchaftserlaubnis.
Klage des Rechtsanwalts W.
Löwenſtein, Stuttgart, Friedrichſtre
e 23 B. gegen den Polizei=
befehl
des Oberbürgermeiſters der
jadt Darmſtadt vom 7. Juni
1929. 6. Klage der Friedrich Fröhr Ehefrau Anna, geb. Sartory
zu Frankfurt a. M. gegen die Entſcheidung des Kreisamts Offen=
bach
vom 8. Juni 1930 wegen Nichterteilung der Erlaubnis zum
Betrieb einer Kaffeewirtſchaft ohne Alkoholausſchank im Hauſe
Mathildenſtraße 4 zu Offenbach a. M.

Allgemeine Ortskrankenkaſſe für die Landgemeinden des
Kreiſes Darmſtadt. Bei der ordentlichen Ausſchußſitzung der All=
gemeinen
Ortskrankenkaſſe für die Landgemeinden des Kreiſes
Darmſtadt haben ſich die Herren Kaſſenvertreter auch mit der Ver=
ordnung
zur Behebung finanzieller, wirtſchaftlicher und ſozialer
Notſtände befaßt. Die Kaſſe hat infolge Wegfalls einer geſetz=
lichen
Rücklage des Reſervefonds, Einführung der Krankenſchein=
gebühr
und Beteiligung der Verſicherten an den Koſten der Arz=
nei
=, Heil= und Stärkungsmittel ſowie der Einſparung der Karenz=
tage
für das Krankengeld ihre Beiträge auf 6 Prozent des Grund=
lohns
unter Fortbeſtehen ſämtlicher nach der Notverordnung zu=
läſſigen
Mehrleiſtungen mit Wirkung vom 1. Oktober d. J. herab=
geſetzt
. Für die Dauer von 26 Wochen erhalten: 1. Mitglie=
der
: Aerztliche und fachärztliche Behandlung, Arznei=, Heil=
Stärkungs= und Hilfsmittel, Krankenhauspflege (daneben wird
noch ein Hausgeld von 50 Prozent des Krankengeldes und ein
5prozentiger Aufſchlag nach dem Grundlohn für jeden
weiteren
Angehörigen gewährt.) Das Taſchengeld beträgt für Ledige 10
Prozent des Grundlohnes, Krankengeld 60 Prozent des Grund=
lohnes
von der 7. Woche ab. Als Wochenhilfe erhalten die Ver=
ſicherten
die Entbindungskoſten, ärztliche und fachärztliche Be=
handlung
, ſowie Hebammengebühr, außerdem Wochen= und Still=
geld
nach dem Grundlohn, Erholungskuren ohne Leiſtung irgend=
welcher
Zuſchüſſe ſeitens der Mitglieder. Bei Sterbefällen wird
als Sterbegeld das Zwanzigfache des Grundlohnes bezahlt. Für
die Dauer von 26 Wochen erhalten: 2. Familienangehö=
rige
: Freie ärztliche und fachärztliche Behandlun=
ng
. zwei Drittel
zu den Koſten für Arznei=, Heil=, Stärkungs= ur
dilfsmittel,
Krankenhauspflege (ohne Zuſchlag), Wochenhilfe einſchließlich ärzt=
licher
und fachärztlicher Behandlung, Arzneien und Entbindungs=
koſten
Erholungskuren (bis zu zwei Dritteln der Koſten), Sterbe=
geld
für den Ehegatten zwei Drittel des Mitgliederſterbegeldes,
für Kinder bis zu 16 Jahren die Hälfte des Mitgliederſterbegeldes.
Wir machen noch weiter darauf aufmerkſam, daß die Verſicherung
der ſelbſtändigen Handwerker und Gewerbetreibenden nach § 6 des
Satzungsnachtrags ebenfalls beſtehen bleibt. Die Beiträge nach
dieſem Satzungsnachtrag betragen für Verheiratete monatlich 6,75
Reichsmark, für Ledige monatlich 4,75 RM. Der § 313b der Reichs=
verſicherungsordnung
beſtimmt nun, daß die Mitgliedſchaft Weiter=
verſicherter
und Weiterverſicherungsberechtigter anderer Orts= oder
Landkrankenkaſſen, die im Landkreis Darmſtadt wohnen, bei der
obengenannten Krankenkaſſe zu erfolgen hat.
Hierdurch iſt
die
Möglichkeit gegeben, daß ſeither freiwllige Mitglieder der Allge=
meinen
Ortskrankenkaſſe Darmſtadt=Stadt, Kreis Bensheim, Kreis
Dieburg, Kreis Groß=Gerau, Frankfurt a. M. uſw. bei der Allge=
meinen
Ortskrankenkaſſe für die Landgemeinden des Kreiſes Darm=
ſtadt
ſich verſichern können, wenn der Wohnſitz in deſſen Kaſſen=
bereich
beſteht.
Die Satzung der Heſſiſchen Beamtenkrankenkaſſe iſt mit Wir=
kung
vom 1. Oktober 1930 dahin geändert, daß die Mitglieder der
Abteilung B von den Koſten aller Arznei=, Heilmittel uſw. 25 Pro=
zent
ſelbſt zu zahlen haben. In der Abteilung A werden die Koſten
nach wie vor voll übernommen.
Das Gaſtſtättengeſetz. Im Heſſiſchen Staatsverlag
iſt ſoeben unter dem Titel Das Gaſtſtättengeſetz eine Textaus=
gabe
des genannten Geſetzes mit Anmerkungen und Ausfüh=
rungsbeſtimmungen
des Reiches und des Volksſtaates Heſſen
(herausgegeben von Polizeidirektor Dittmar, Offenbach a. M.,
in Verbindung mit Polizeiverwaltungsoberinſpektor Schult=
heis
, Offenbach a. M.) erſchienen. Durch dieſes, kurze Zeit nach
Inkrafttreten des Gaſtſtättengeſetzes und ſeiner Ausführungs=
beſtimmungen
herausgegebene Buch hat die bekannte Geſetzes=
ſammlung
des Heſſiſchen Staatsverlages eine wertvolle Bereiche=
rung
erfahren. Gleichzeitig wird durch die Zuſammenfaſſung in
einem zu beſcheidenem Preis (2.55 RM. mit Porto) erhältlichen
Buch aller das Gaſt= und Schankſtättenweſen betreffenden Beſtim=
mungen
wie heſſiſche Ausführungsbeſtimmungen zum Gaſtſtät=
tengeſetz
und zum Notgeſetz, Beſtimmungen über die Polizeiſtunde
und deren Verlängerung, über die Beſchäftigung weiblicher An=
geſtellten
und von Lehrlingen in Gaſt= und Schankwirtſchaften,
und ſchließlich über die Behandlung von Bahnhofswirtſchaften
und Bahnhofsverkaufsſtellen einem in der Praxis aller mit
der Anwendung und Durchführung des Gaſtſtättengeſetzes beſchäf=
tigten
Behörden, Beamten, Rechtsanwälte und Gewerbetreiben=
den
dringend empfundenen Bedürfnis entſprochen. Die Anmer=
kungen
zu den einzelnen Beſtimmungen des Gaſtſtättengeſetzes
enthalten ohne ſich in tiefſchürfende wiſſenſchaftliche Erörte=
rungen
zu ergehen in kurzer verſtändlicher Form, unter Be=
rückſichtigung
der neueſten Rechtſprechung alles Wiſſenswerte zu
den in Frage kommenden Materien, insbeſondere wird jeweils
auf das einzuhaltende Verfahren hingewieſen, auch inſoweit das
im Geſetz und ſeinen Ausführungsbeſtimmungen nicht geſchehen
iſt. Beſondere Erwähnung verdienen die ausführlichen Anmer=
kungen
über die Regelung und Handhabung der Polizeiſtunde, die
in vorzüglicher Weiſe geeignet ſind, zur Beſeitigung vielfach be=
ſtehender
Zweifel und Meinungsverſchiedenheiten im Hinblick auf
die Polizeiſtunde beizutragen.

Großfeuer in den chemiſchen Fabriken
dr. kurk Albert G. m. b. H., Mainz=Amoneburg.
Samstag vormittag gegen 4 Uhr entſtand in einer Lagerhalle der
obengenannten Fabrik auf bis jetzt unaufgeklärte Weiſe Feuer, das in
raſender Schnelligkeit um ſich griff. In ganz kurzer Zeit ſtürzte die
brennende Lagerhalle, in welcher ſich Harz und andere feuergefährliche
Stoffe befanden, zuſammen. Das brennende Harz ergoß ſich, einem
Flammenmeer gleich, über den Hof und ſetzte die dort befindlichen
Hunderte mit Kolophonium gefüllten Fäſſer in Flammen. Das Feuer,
das eine rieſige Gefahr für alle umliegenden chemiſchen Fabrikbetriebe
bildete, erfaßte eine Reihe weiterer Lagerhallen, die innerhalb weniger
Minuten mit ihrem Inhalt ein Raub der Flammen wurden. Das
brennende Harz ergoß ſich in breitem Strom, gleich einem Lavaſtrom
auf ſeinem Weg alles Brennbare in Brand ſetzend, durch das Fabrik=
gelände
auf die Straße nach dem Rheine zu. Kurz nach Ausbruch des
Feuers waren die Amöneburger und Biebricher Freiwilligen Feuer=
wehren
ſowie ſämtliche Fabribwehren der Umgebung erſchienen, die aber
zur Bekämpfung des Großfeuers nicht ausreichten. Es mußten die
Berufsfeuerwehren von Groß=Mainz und Wiesbaden herbeigerufen wer=
den
, da ſich die brennende Maſſe in der Richtung nach anderen Fabrik=
gebäuden
bewegte und eine große Gefahr für dieſelben beſtand. Durch
die Mannſchaften der Feuerwehren unter Mithilfe von Fabrikarbeitern
wurden auf der Straße tief Gräben ausgehoben, um die brennenden
Maſſen, die ſich in einer Höhe von einem halben Meter über die Straße
ergoſſen, aufzuhalten. Verſchiedenemal mißlang dieſer Verſuch, und
die Feuerwehrleute mußten vor dem nachrückenden Feuerſtrom flüchten
und ihre Schlauchleitungen zurücklaſſen, die ein Raub der Flammen
wurden. Erſt nachdem mehrere Gräben geſchaffen worden waren und
der brennende Harz durch größeren Sandaufwurf zum Teil erſtickt wor=
den
war, konnte man die Gefahr für beſeitigt anſehen. Während der
Löſcharbeiten erlitten eine Reihe von Feuerwehrleuten leichte Brand=
wunden
und mußten Notverbände erhalten. Die geſamten Wehren be=
kämpften
das Feuer mit ungefähr 35 Schlauchleitungen. Verbrannt
ſind 4 Lagerhallen, eine Schreinerei und Tanſende von Fäſſern mit
Kolophonium wurden vernichtet. Die Abſperrungsmaßnahmen wur=
den
durch die Mainzer und Biebricher Polizei ausgeführt. Die Leitung
der Mainzer Berufsfeuerwehr unterſtand, dem Branddirektor Noehl.
Unter anderen hatte ſich auch der Dezernent des Mainzer Feuerlöſch=
weſens
, Bürgermeiſter Dr. Ehrhard, an der Branſtelle eingefunden.
Bis zur vollſtändigen Ablöſchung der brennenden Maſſen waren die
Wehren den ganzen Tag beſchäftigt.
Von der Firma Albert wird uns noch mitgeteilt, daß der Brand in
einem Holzgebäude wahrſcheinlich infolge Selbſtentzündung entſtand.
Durch Uebergreifen auf das in der Nähe befindliche Lager von Kolo=
phonium
nahm der Brand einen großen Umfang an. Der Brand des
Kolophoniums war mit einer weithin ſichtbaren Rauchentwicklung ver
bunden. Menſchenleben kamen nicht zu Schaden. Es iſt lediglich
Sachſchaden entſtanden, der durch Verſicherung gedeckt iſt. Außer einigen
wenigen wichtigen Nebengebäuden ſind die eigentlichen Fabrikations=
räume
und Lagergebäude unverſehr:. Die ganze Fabrikation kann
infolgedeſſen ungeſtört in allen Abteilungen weitergehen.

Herabſetzung des Krankenkaſſenbeitrags. Die Leiſtungen der
Krankenkaſſen werden durch die Notverordnung des Herrn Reichs=
präſidenten
neu geregelt. Die Berufskrankenkaſſe des Deutſchnatio=
nalen
Handlungsgehlifen=Verbandes, die Deutſchnationale Kran=
kenkaſſe
, Erſatzkaſſe hat Hand in Hand mit den Neuregelungen als
erſte der großen Erſatzkaſſen eine Beitragsſenkung um
durchſchnittlich 15 Prozent vorgenommen. Die Beitragsſenkung
tritt am 1. Oktober in Kraft.
Zuckerung von Wein. Das Polizeiamt weiſt darauf hin,
daß die Abſicht, Traubenmaiſche, Moſt oder Wein zu zuckern, ent=
ſprechend
den geſetzlichen Beſtimmungen bei Meidung von Strafen
der Ortspolizeibehörde unter Benutzung des vorgeſchriebenen For=
mulars
anzuzeigen iſt. Die gleiche Anzeige iſt bei der Herſtellung
von Haustrunk zu erſtatten.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe, erforderlich, ſo iſt ſtets, zunächſt der Hausarzt zu
rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 21. September 1930, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung
bereit: Dr. med. Bernet, Jahnſtraße 34, Telephon 2175:
Dr. med. Sachs
Hügelſtr. 41, Tel 726; Dr. med. Schiffer,
Theaterplatz 2. Telephon 1403.

Lolale Veranſtalfungen.

Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind aueſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krit
Im Hotel Prinz Heinrich findet heute Sonntag abend
Konzert mit Tanz ſtatt.
Orangeriehaus, Beſſunger Herrngarten, heute Sonn=
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abend Konzert mit Tanz bei freiem Eintritt. (Siehe Inſerat.)
Ludwigshöhe. Sonntag nachmittag Konzert.

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en wut=
Leitum

Nummer 261

Aus den Gerichlsſa.

Sonntag, den 21. September 1930

Seite 7


efunden.
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Aw. Zu Beginn der Freitagsſitzung des Bezirksſchöffengerichts wird
tisen zwei Brüder aus Reichenbach verhandelt, wegen ſchweren Dieb=
ſahls
. Sie ſind in ein Bauernhaus eingeſtiegen und haben dort etwa
4) Mark erbeutet. Da ſie beide arbeitslos und in großer Not waren,
Eennt ihnen das Gericht mildernde Umſtände in weiteſtem Umfange
u und verurteilt den Aelteren zu einem Jahr Gefängnis, da er im
Lückfall handelte, und den Jüngeren zu drei Monaten Gefängnis, da
noch nicht vorbeſtraft iſt. Bei beiden wird die Unterſuchungsbaft
ut zwei Monaten in Anrechnung gebracht.
Es iſt ſodann Anklage erhoben gegen einen 35jährigen Kaufmann
us Bensheim wegen Hausfriedensbruchs. Er iſt beſchuldigt, in einer
Propagandaverſammlung der Sozialdemokratiſchen Partei in Auerbach
m April dieſes Jahres auf Aufforderung des Verſammlungsleiters hin
nicht den Saal verlaſſen zu haben, ſo daß die Polizei eingreifen mußte.
Der Angeklagte behauptet, vollkommen in ſeinem Recht geweſen zu ſein,
enn nicht der Verſammlungsleiter, ſondern der Redner Dr. Mieren=
dorff
habe ihn aufgefordert, und der habe abſolut nicht das Recht dazu
gehabt. Er ſei zu der Verſammlung gekommen, da an die National=
ſozialiſten
in Bensheim die Bitte ergangen ſei, ihren Pg. Abt aus
Darmſtadt, der als Diskuſſionsredner auftreten wollte, im Notfall zu
ſchützen. Sie hätten auch keineswegs die Abſicht gehabt, die Verſamm=
lung
zu ſprengen. Daß die Nationalſozialiſten derartigen Tumult ge=
macht
hätten, ſei nur auf die provozierenden und beleidigenden Aus=
drücke
des Dr. Mierendorff zurückzuführen. Es ſchließt ſich dann eine
lange, teilweiſe von ſeiten des Verteidigers recht erregt geführte Zeugen=
vernehmung
an. Drei Gendarmeriewachtmeiſter, von denen nur einer
ghört hat, daß der ſeiner Aufgabe nicht gewachſene Verſammlungsleiter
die Leitung in die Hände Dr. Mierendorffs legte. Fünf ſozialdemo=
kratiſche
Zeugen, als letzter Dr. Mierendorff ſelber, die alle beſtätigen.
daß dem Redner die Leitung übergeben worden ſei. Ein Zeuge jetzt
Sozialdemokrat, damals aber noch Nationalſozialiſt, und als ſolcher
auch Verſammlungsteilnehmer, bekundet, er habe als Gberſtädter Orts=
gruppenführer
den Befehl erhalten, ſo zahlreich wie möglich in Auer=
bach
zu erſcheinen, um unter allen Umſtänden die Verſammlung zu
ſprengen. Die hierauf vernommenen ſieben nationalſozialiſtiſchen Zeu=
gen
wollen durchweg nichts davon gehört oder geſehen haben, daß Dr.
Mierendorff die Leitung übernahm. Sie bekunden alle, die Rede des
Dr. Mierendorff ſei ſchon gleich zu Beginn derart provozierend geweſen.
daß ſie ſich unbedingt dagegen wehren mußten. Zwei von ihnen geben
zu, von ihrer Partei die Aufforderung erhalten zu haben, zu der Ver=
ſammlung
zu gehen. Die anderen ſind alle nur von ſich aus hingegan=
gen
. Von einer Sprengungsabſicht ſei nie die Rede geweſen. Ein
Schneider aus Bensheim, Angehöriger des Stahlhelm. bekundet unter
allgemeiner Heiterkeit, die Nationalſozialiſten hätten ſich noch ſehr an=
ſtändig
benommen. Wenn Stahlhelmern oder gar Kommuniſten ſolche
Dinge geſagt worden wären, hätten ſie, in der Ueberzahl wie ſie waren,
den Saal beſtimmt in fünf Minuten geleert gehabt.
Der Staatsanwalt hält die Schuld des Angeklagten für erwieſen
und beantragt eine Geldſtrafe von 250 Mark, hilfsweiſe B Tage Ge=
fingnis
. Der Verteidiger behauptet, der Angeklagte ſei vollkommen in
ſeinem Recht geweſen, denn keiner außer den Parteigenoſſen des Dr.
Mierendorff habe etwas von der Leitungsübergabe gemerkt. Ueberdies
ſeien auch alle übrigen Nationalſozialiſten mit ihren Dazwiſchenrufen in
ihrem guten Recht geweſen, den allein ſchon in der Themaſtellung der
damaligen Nede Hakenkreuz und Stahlhelm ſind Deutſchlands Unter=
gang
läge eine Provokation der Nationalſozialiſten.
Das Gericht iſt der Auffaſſung, daß der Angeklagte unbedingt ge=
merkt
hat, daß die Leitung in den Händen des Dr. Mierendorff lag
und verurteilt ihn wegen Hausfriedensbruchs zu 100 Mark Geldſtrafe,
hilfsweiſe 20 Tage Gefängnis.
Es wird dann gegen einen 24jährigen Kunden verhandelt. Er hat
keimen feſten Wohnſitz, arbeitet mal hier, mal da ein biſſel, iſt ſchon
ifter vorbeſtraft und wird heute beſchuldigt, einmal in Götzenhain und
inr Sprendlingen gebettelt zu haben, dann ſoll er in Sorendlingen ein
Fad geſtohlen und in einer Wirtſchaft aus der Kaſſe etwa 3 Mark ge=
tohlen
haben. Er gibt alles zu, bis auf den Fahrraddiebſtahl. Er habe
tas in ſeiner Vorvernehmung nur zugegeben, weil er ſich gerne im
Gefängnis einen Anzug verdienen wollte, da er ſo nirgends Arbeit er=
halten
könnte. Er habe das Rad, das tatſächlich in Sprendlingen ge=
ſtohlen
war, an dem betreffenden Tag für 12 Mark einem fremden Mann
abgekauft. Er gibt Zeugen an, die ſeinen Aufenthalt um die fragliche
Beit nachweiſen können. Das Gericht glaubt den Ausſagen des An=
geklagten
, verurteilt ihn aber wegen Hehlerei, denn er konnte wiſſen.
ſaß man nur ein geſtohlenes Rad ſo billig verkaufen kann, und wegen
Oiebſtahls zu insgeſamt ſechs Monaten Gefängnis, abzüglich zwei Mo=

naten Unterſuchungshaft. Wegen Bettelns erhält er außerdem drei
Tage Haft, die durch die Unterſuchungshaft als verbüßt gelten.
Es ſitzen dann zwei junge Leute aus Biblis, B und 17 Jahre alt,
auf der Anklagebank wegen eines ganz dummen Lausbubenſtreiches.
Sie haben nämlich im Februar dieſes Jahres eine Wieſe in Brand ge=
ſteckt
. Es iſt, wie ſich nachher durch Ausſagen des Sachverſtändigen her=
ausſtellte
, tatſächlich dort üblich, den überwinterten, unbrauchbaven Gras=
rückſtand
zu verbrennen. Aber obwohl die beiden gar nicht wußten,
wem die Wieſe eigentlich gehörte, zündeten ſie dieſe doch an und gingen
fort und ließen das Feuer brennen. Dabei geriet ein neben der Wieſe
liegendes Erlenwäldchen auch in Brand, ſo daß der Gemeinde Biblis
ein Schaden von etwa 650 Mark entſtand. Ein größerer Schaden konnte
noch durch die rechtzeitig herbeigerufene Feuerwehr verhütet werden.
Die beiden Jungen ſitzen da und wiſſen nicht viel zu ſagen, und das
Gericht kommt zu der Auffaſſung, daß es wirklich nur ein Dumme=
jungenſtreich
war. In Anbetracht des hohen Schadens muß es ſie je
doch verurteilen, erkennt aber nur wegen fahrläſſiger Brandſtiftung für
den Aelteren auf eine Geldſtrafe von 40 Mark, hilfsweiſe 8 Tage Ge=
fängnis
, für den Jüngeren 20 Mark, hilfsweiſe 4 Tage Gefängmis.

gerichtliche Nach=
p
. Der Bensheimer Kommuniſtenprozeß. Das
Monate nach dem
ſpiel der Vorgänge des 6. Juli d. J. wird
Ereignis am 6. Oktober vor dem Bezirksſchöffengericht hier
beginnen. Die Verhandlungen dürften, da dreizehn Angeklagte in
Betracht kommen und 40 Zeugen geladen ſind, drei oder vier Tage
in Anſpruch nehmen.
CManſardeneinbrecher feſtgenommen. In den Monaten
März bis Juli 1930 wurden in Darmſtadt erſchreckend viel Man=
ſardeneinbrüche
verübt. Es wurden hauptſächlich die Erſparniſſe
der Dienſtmädchen, die dieſe in ihren Kleidern oder in den Betten
gufbewahrten, geſtohlen. Auch die wenigen Schmuckſachen der
Dienſtmädchen haben die Diebe an ſich genommen. Nunmehr iſt es
den eifrigen Ermittelungen der Kriminalpolizei Darmſtadt gelun=
gen
, die Täter, die ſich zu einer Diebesbande zuſammengeſchloſſen
hatten und Aufs Ganze gingen, zu überführen und hinter ſchwe=
diſche
Gardinen zu bringen. Es handelt ſich um drei junge
Männer aus Darmſtadt, von denen zwei erwerbslos waren. Die
Einbrecherwerkzeuge, die ſie ſich ſelbſt fabrizierten, wurden zum
Teil in der Landgraf=Philippanlage neben einem Baum vergraben
vorgefunden. Den größten Teil der Manſardeneinbrüche haben
die Täter bereits zugegeben. Das geſtohlene Geld und der Erlös
für die Schmuckſachen wurden in luſtigen Geſellſchaften in Wirt=
ſchaften
verausgabt. In Gegenwart von Unbeteiligten verſtändig=
ten
ſich die Täter nur in ihrer eigenen Gaunerſprache. Bei einem
Verſuch auf der Künſtlerkolonie, aus einer verſchloſſenen Garage
einen Perſonenwagen zu ſtehlen, wurden zwei der Täter, die ſich
in der Garage zu ſchaffen machten, durch ausſtrömende Benzingaſe
betäubt, ſodaß der eine Täter in der Garage längere Zeit liegen
blieb. Er ſchleppte ſich aber an die friſche Luft und verſuchte dann
trotzdem noch, nachdem er ſich wieder erholt hatte, das Auto fortzu=
fahren
.
Sachbeſchädigung. In der Nacht vom 16. auf 17. 9. 30
wurden in der Emil= Liebig= und Viktoriaſtraße an Mauern und
Vorgärten Sachbeſchädigungen, zum Teil ſchwerſter Art, von Roh=
lingen
begangen. Perſonen, die ſachdienliche Angaben machen
können, werden gebeten, bei der Kriminalpolizei, Hügelſtr. 31/33,
vorzuſprechen.
Nachtrag zur Tagesordnung für die Sitzung des Stadtrats
am 24. September 1930: 14 g Gewährung von kurzfriſtigen Bau=
darlehen
durch die Städtiſche Sparkaſſe; hier: Wegfall von Zins=
zuſchüſſen
. (Berichterſtatter: Stadtratsmitglied Wieſenecker.)

Tageskalender für Sonntag, den 21. September 1930.
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Meiſterſinger von Nürnberg. Kleines Haus 20 Uhr, III.1:
. 8.15 Uhr: Meine deine
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Zwillinge‟. Konzerte: Schloßkeller, Café Oper. Zum
Datterich. Hotel Poſt. Spaniſche Bodega, Goldene Krone,
Brauerei, Schul, Bürgerbof, Orangeriehaus, Rummelbräu.
Prinz Heinrich. Zum Schwanen, Reichshof: Ludwigshöhe: ab
Kinovorſtellungen; Union= Helia=, Palaſt=
1 Uhr.
Lichtſpiele. Dtſch. Oſtbund. vorm. 11½ Uhr, Fürſtenſaal:
Weiheſtunde Darmſt. Fechtklub. vorm. 10 Uhr und
Sportplatz
3 Uhr: Florettfechten, Soderſtr. 30
nachm.
des Sportvereins 1898, nachm. 3.30 Uhr: Handball=
Länderſpiel.

Brieſtafen.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsaulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nſcht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechteverbindſichkeit.
E. B. Ihr Sohn ſoll das Amt, das die Kriſenunterſtützung
gewährt, darauf hinweiſen, daß nach dem Bürgerlichen Geſetzbuch
die Mutter dem Sohn gegenüber nur unterhaltspflichtig iſt, ſoweit
ſie nach ihren wirtſchaftlichen Verhältniſſen
dazu imſtande iſt. Die letzteren ſchließen doch eine Unter=
haltsleiſtung
aus.
K. M., hier. Nach dem Geſetz hat der Vermieter die vermietete
Wohnung (nebſt Zubehör, zu dem der Küchenherd gehört) in einem zu
dem vertragsmäßigen Gebrauche geeigneten Zuſtande während der
Mietzeit zu erhalten. Daraus ergibt ſich, daß er auch verpflichtet iſt,
den Küchenherd durch einen neuen zu erſetzen, wenn der alte unbrauch=
bar
geworden iſt.
Zeichen W. 127. 1. Wenden Sie ſich an den Konſul der Ver=
einigten
Staaten von Nordamerika in Frankfurt a. M. 2. Art. 177 der
Reichsverfaſſung beſtimmt: Wo in den beſtehenden Geſetzen die Eides=
leiſtung
unter Benutzung einer religiöſen Eidesform vorgeſehen iſt,
kann die Eidesleiſtung rechtswirkſam auch in der Weiſe erfolgen, daß
den Schwörende unter Weglaſſung der religiöſen Eidesform erklärt
Ich ſchwöre‟. Es iſt genügend, wenn vor der Eidesleiſtung ein bezüg=
licher
Wunſch ausgeſprochen wird.
E. D. 1. Der Vermieter kann nicht kündigen, wenn der Erbe ein
volljähriger Verwandter bis zum zweiten Grade iſt und beim Tode
des Mieters zu deſſen Hausſtand gehört hat. 2. Eine Verheiratung
Ihrerſeits könnte an dieſem Verhältniſſe ebenſo wenig etwas ändern.
als das Engagement einer Haushälterin. 3. Nein. 4. Der Eintritt
des Erben in das beſtehende Mietverhältnis erfolgt kraft Geſetzes;
Schritte ſind zur Zeit nicht zu tun.
H. D. G. 1. Nein. Solche Befreiung wird nur auf Antrag für
fünf Jahre hinſichtlich der Grundſteuern gewährt. 2. Ja. Für die
Frage einer Steuerermäßigung wäre der endgültige Steuer=
beſcheid
des Finanzamtes abzuwarten. 3. Nach Art. 13 des Sonder=
gebäudeſteuergeſetzes
vom 11. Dezember 19B8 und Artikel 6 des Steuer=
vorauszahlungsgeſetzes
vom 10. Dezember 1929 dürfen die vorläufigen
Steuerſätze der Sondergebäudeſteuer für die Gemeinden den Satz von
7 Reichspfennigen je 100 Mark Friedenswert nicht überſteigen. Die
Frage unter 3, wäre übrigens näher zu erläutern.
Rechtsarchiv. Die Befriedigungsmittel des Gläubigers ſind bei
der Verfolgung des hypothekariſchen Anſpruchs genau beſtimmt (im
Gegenſatz zur Verfolgung eines perſönlichen Anſpruchs, der ſich unein=
geſchränkt
gegen das ganze Vermögen des Schuldners richtet.) Es ſind
dies die Zwangsvollſtreckung in ein Grundſtück durch: a2) Eintragung
einer Sicherungshypothek: b) durch Zwangsverſteigerung; e) durch
Zwangsverwaltung. Mangels eines perſönlichen Anſpruchs wird der
Gläubiger in dem von Ihnen geſchilderten Falle den Ausfall ſelbſt zu
8 367 BGB. kommt hier nicht zur Anwendung, da
tragen haben.
nach 8 1118 BGB. kraft der Hypothek das Grundſtück auch für die geſetz=
lichen
Zinſen der Forderung, ſowie für die Koſten der Kündigung und
der die Befriedigung aus dem Grundſtücke bezweckenden Rechtsverfol=
gung
haftet. Die im 8 367 vorgeſehene Verrechnungsweiſe kann durch
private Vereinbarung abgeändert werden. Die unlautere Ausnutzung
eines Urteils, das rechtskräftig geworden iſt, kann einen aus 8 826
BGB. verfolgbaren Schadenerſatzanſpruch des geſchädigten Teiles
begründen. 2. Die Jur. Wochenſchrift wird vom Deutſchen Anwalt=
verein
herausgegeben. 3. Hier handelt es ſich um eine amtliche
Sammlung der Mitglieder des Reichsgerichts. Beſtellungen geſchehen
durch die Buchhandlungen.
Sch., Wienerſtr. Wenden Sie ſich an die Nordbaher. Luftverkehrs=
A. G., Fürth.
P. K. Wenden Sie ſich an die Palaſt=LichtſpielA. G. in Darm=
ſtadt
, Rheinſtraße 4.
M. 6. Ein Rechtsanſpruch auf Witwenpenſion wäre gegenüber
dem Staate nicht gegeben, vielmehr die Gewährung ſolcher in das
Ermeſſen des zuſtändigen Miniſteriums geſtellt.
G. S. 100. Falls über die Abmachung eine ſchriftliche Abfaſſung
vorliegt, wäre deren Mitteilung erwünſcht, da ohne ſolche eine Be=
ratung
nicht gut möglich iſt. Wir behalten deshalb die Anfrage zurück.
H. 10980. 1. und 2. De es ſich um ein Scheingeſchäft handeln
kann, wäre eine Rechtsverfolgung beider zu empfehlen.
3. Den Lieferanten gegenüber bleiben Sie haftbar. 4. Ja. Die Höhe
der pfändbaren Bezüge iſt vom Einkommen des Reiſenden abhängig.
Zuziehung eines Anwalts empfiehlt ſich.

Bir haden es nicht nötig Ihnen biel zu erzählen, für unſer ſeit Jahren bekanntes Blut= und Nerven=Regenerationsmitter Fregalih".

n
denn die Beweiſe, die wir Ihnen hier vorlegen, ſprechen mehr als alle ſchönen Worte 9
Viele Tauſende, die unſer Fregalin bereits genommen haben, ſind nicht enttäuſcht worden. Außerordentlich bewährt hat ſich Fregalin bei Nervoſität, allgemeiner Schwäche, Mattigkeit,
Schwindelanfällen und rheumatiſchen Leiden. In beſonderen Fällen frage man den Arzt. Um den ſchweren Kampf ums Daſein führen zu können, braucht man ſtarke Nerven und geſundes Blut.
Leſen Sie bitte recht genau, was die hier Abgebildeten von ſelbſt über die Wirkung des Fregalin ſchreiben und Sie werden ſich danach ein Urteil bilden können.
In unſerem Archiv ſind noch viele tauſend derartiger Daniſchreiben aus dem In= und Auslande, die unaufgefordert eingegangen ſind und die Sie jederzeit m unſerem Büro einſehen können.

Fregalin
iſt kein
Geheimmittel.
Alle
Dankſagungen
ſind notariell
beglaubigt.

Krampfadernu. Kreuzſchmerzen.
Coßmannsdorf, 1. Mai 1930,
Bez. Dresden.
An der Kleinbahn Nr. 7.
Meine Frau litt an Kreuz=
ſchmerzen
und Krampfadern,
welche ganz dunkelblau ausſahen
und die Knöchel und Schienbeine
ganz geſchwollen waren. Im Zeit=
raum
von6Wochennach Gebrauch
von 12 Schachteln Fregalin waren
die Kreuzſchmerzen und nach
einem Vierteljahr die Krampf=
adern
vollſtändig verſchwunden
Ich hätte nicht gedacht, daß Ihr
Fregalin ſo wunderbar hilft, da
meine Frau ſchon 68 Jahre alt iſt.
Bitte ſenden Sie mir nun auch
für meinen Bedarf 12 Schachteln
Fregalin. Ich leide an Arterien=
ſkleroſe
und Schwinde anfällen.
Herm. Wolf, Werkmſtr.

Müdigkeitsempfinden.
Apolda i. Thür., 10.Mai 1929.
Niederroßlaer Straße 34.
Sage Ihnen hiermit meinen
beſten Dank! Ich litt ſeit 2 Jahren
an heftigemMüdigkeitsempfinden.
Da
Alle Mittel verſagten.
wandte ich mich an Sie, was ich
wahrlich nicht bereue. Nach dem
Gebrauch von 2 Schachteln ver=
ſpürte
ich ſchon bedeutende
Beſſerung.
Frau Anua Sosnowſki.

Kopfſchmerzen und Schwäche.
Lauban’Schl., Greiffenber=
gerſtr
27, den 17. 8. 30.
Früherwaren mirmeine Beine
ſo ſchwer wie Blei und jonnte ih
gar nicht weit gehen. Jetzt nach
Gebrauch von Fregalin habe ich
mit meiner Familie eine 7 ſtün=
dige
Fußtour, machen können
Ich hätte nie geglaubt, daß ich
nochmnals eine Gebirgswanderung
unternehmen könnte.
Wily Reimann

Magenbeſchwerden.
Wolferode bei Eisleben, den
22 Auguſt 192
Kuntzbergſtraße 21.
Ich bin 6. Jahce alt und ſeide
ſeit 12 Jahren an Magenbe=
ſchwerden
. Bisher hat mir noch
ein Mittel geholfen, und jetzt
konnte ſch zu meiner großeg
Freude feſtſiellen, daß ich nach
der 3 Sendung wieder Appetit
habe und kräftiger geworden bin.
Jih kann Fregalin jedem Menſchen
empfellen. Auguſt Ernſt.

Magenſchmerzen, Verſtopfung.
Gelſenkirchen, 12. Febr. 1929.
Fürſtinnenſtraße 2.
Fregalin wirkt wunderbar!
Ich litt 3. Jahre an Magen=
ſchmerzen
, Verſtopfung, Rücken=,
Nerven= u. Unterleibsſchmerzen;
kürzlich hatte ich Gelbſucht. Nach
2 Fregalin=Kuren ſind alle Be=
ſchwerden
verſchwunden. Ich
habe wieder Appetit und kann
wieder arbeiten. Ich danke
Ihnen, geehrter, Herr Doktor,
für Ihre Hilfe. Fran Gohr.

Frühermüde, jetzt mit 76 Jahren
wieder friſch und munter.
Döhlen, in Oldenburg, den
20. Auguſt 1930.
Ich kann. Ihnen mitteilen,
daß Fregalin mir gute Dienſte
geleiſtet hat. Früher war ich
immer müde und alles war mir
zur Laſt. Jetzt dagegen fühle ich
mich trotz meiner 76 Jahre wieder
friſch und munter und die Arbeit
wird mir leicht. Ich danke Ihnen
ür Ihre Hilfe und werde Fre=
galin
überall empfehlen.
Frau Theile Bwe.

Muskel=Rheumatismus, Bruſt=
ſchmerzen
, Arterienverkalkung.
Hüttigweiler (Saargebiet),
14. Januar 1930. Am sporwlatz.
Seit September leide ich an
Muskelrheumatismus mit heftigen
Bruſtſchmerzen und war nicht
mehr imſtande, mich 1000 m von
meinem Haus zu entfernen. Ich
hatte, außer dem Reißen in den
Armen noch Herzbeklemmungen
und ſchon nach den erſten drei
Schachteln Fregalin iſtdas Reißen
weg und die Bruſt= und Herz=
ſchmerzen
haben nachgelaſſen.
Alle anderen Mittel, die ich ver=
ſucht
habe, blieben ohne Erfolg.
Ich bitte um eine weitere Sen=
dung
Fregalin und ſende Ihnen
mein Bild zur Veröffentlichung.
Fakob Fuchs, Gewerbetreibender.

Wir verſenden völlig umſonſt und ohne Verbindlichkeit
50 000 Probe=Packungen!
Dazu erhält jeder, ebenfalls koſtenlos, das kleine Werk: Wie
erhalte ich meine körperlichen und geiſligen Kräfte? Schreiben
Sie bald, bevor die Proben vergriffen ſind an:
Dr. med. H. Schulze, Gmbs., Berlin=Charlottenburg 2/2831.

Gegen Rückſendung dieſes Scheines as Drucſache 3 pfennig.
Ich erſuche um eine Probe
Fregalin Blutz u. NerbenRegeneralions=Mitel
nebſt dem goldenen Buch des Lebens
umſonſt und ohne ede Verbindlichkett.

Name:
Stand:
Ort:
Straße:

Adriſſe bitte mit Bleiſtift zu ſchreiben 2831

Schwindelanfälle,Blutandrang.
Schlierſee/eberbay., den 21.
März 1930.
Miesbacher Str. 27.
Ichlitt ſeit Jahren an erhöhtem
Blutdruck und Schwindelanfällen
Ich hörte von Ihrem Fregalin,
ließ es mir kommen, nahm 3 Mo=
nate
lang täglich dasſelbe ein und
fühle mich jetzt ſo wohl, daß ich
ſelbſt nicht glaube, daß ich ſchon
70 Jahre alt bin. Ich ſage Ihnen
meinen herzlichſten Dank dafür
Anna Reil. Wwe

Allgem. Schwäche,
BerlinsH. 36, Adalbertſtr. 4
d. 28. Auguſt 1930.
Hocherfreut kann ich Ihnen
mitteilen, daß ich mich jetzt nach
Gebrauch einer Fregalin= Kurvoll=
ſtändig
geſund fühle. Ich hätte
nie geglaubt, daß ich mich noch
einmal o wohl fühlen würde.
Sollte ich ſpäter wieder einmal
irgend weſche Beſchwerdenhaben,
ſo werde ich mich ſofort an Sie
wenden. Meinen inn gſten Dank.
Chr. Karkoſſa b. O. Reimer.

Der Verſand
erfolgt durch
unſere
Verſand=
Apotheke.
Die Herſtellung
erfolgt unter
wiſſenſchaft=
licher
Ueber=
wachung
.

[ ][  ][ ]

Seite 8

Sonntag, den 21. September 1930

Nummer 261

Aus Heſſen.

Offenkliche Berſammlung der Landwirkſchaftskammer
in Reinheim und Goddelau
wegen Umſtellung des Roggenbaues auf Weizenbau.
Im Einvernehmen mit dem Heſſiſchen Miniſterium für Arbeit und
Wirtſchaft, Abteilung für Ernährung und Landwirtſchaft, veranſtaltet
die Landwirtſchaftskammer am Mittwoch, den 24. September, nachmit=
tags
2.30 Uhr, in Goddelau in dem Hotel Clauſius und am Frei=
tag
, den 26. September, nachmittags 2.30 Uhr, in Reinheim i. Odw.
öffentliche Verſammlungen, in denen die mit der Umſtellung im Ge=
treidebau
, insbeſondere von Noggen auf Weizen, zuſammenhängenden
Fragen einer öffentlichen Beſprechung und eingehender Ausſprache mit
den Landwirten der umliegenden Gebiete der Provinz Starkenburg
unterzogen werden ſoll. In dieſen Verſammlungen werden zwei Refe=
rate
gehalten, und zwar über Anbau und Düngungsmaß=
nahmen
ſowie über Saatgut und Sortenfragen bei
Weizen und Roggen. Anſchließend an die Erſtattung der Refe=
rate
findet eine Ausſprache ſtatt.
In Anbetracht der Wichtigkeit dieſer Fragen für die geſamte Land=
wirtſchaft
laden wir alle Landwirte zu zahlreichem Beſuch dieſer Ver=
anſtaltung
ein. Wir weiſen darauf hin, daß die Ausſprache insbeſon=
dere
alle beſtehenden Unklarheiten in den Fragen der Umſtellung des
Getreidebaues einer Klärung entgegenführen ſoll.
Gleichzeitig findet in den Sitzungsräumen eine öffentliche Ausſtel=
lung
von Proben anerkannten Roggen= und Weizen=Saatgutes aus den
Saatbauſtellen der Landwirtſchaftskammer ſtatt. Auch iſt den Land=
wirten
Gelegenheit gegeben, Beſtellungen auf Winterſaatgetreide vor=
zunehmen
.
J. Griesheim, 20. Sept. Die geſtern vormittag ſtattgefundene Ver=
ſteigerung
der gemeinheitlichen Birnen= und Nußernte erbrachte einen
Erlös von 252 Mark gegen 139,50 Mark im Vorjahre. Der Zentner
Birnen ſtellte ſich im Durchſchnitt auf 15 Mark. Geſtern vormittag
fuhren die fünf Opel=Autos, welche bei dem 15 000=Mark= Preisausſchrei=
ben
der Südweſtdeutſchen Rundfunk=Zeitung gewonnen werden können,
durch unſeren Ort. Das erſte Auto, auf dem ein Lautſprecher ange=
bracht
war, gab hierbei ein Konzert und machte die Einwohnerſchaft
auf die Veranſtaltung aufmerkſam. Der Bahnübergang an der
Pfützenſtraße iſt von Dienstag, den B. September, wegen Vornahme
von Gleisumbauarbeiten von vormittags 7 Uhr bis nachmittags 5 Uhr
für jeglichen Verkehr geſperrt. Nachdem das Gelände des früheren
Schießplatzes von einem Unternehmer nach Blingängern und ſonſtigen
Geſchoßteilen abgeſucht und das aufgefundene Material vernichtet wor=
den
iſt, hat nunmehr auch die Gemeinde Griesheim für die Abſuchung
des an das Schießplatzgelände angrenzenden Geländes (Gemeinde= und
Privat=Grundſtücke) und die Vernichtung des ſich ergebenden Materials
mit einem Sprengunternehmer aus Heidelberg einen Vertrag abge=
ſchloſſen
. Die Arbeiten werden am Dienstag aufgenommen. Die naſſe
uend kühle Witterung der letzten Zeit hat einen faſt vollſtändigen Rück=
gang
der gefürchteten Heuſchreckenſchwärme verurſacht, ſo daß kaum noch
einzelne Exemplare beobachtet werden können. Die für die Bekämpfung
der Plage aufgewendeten Beträge ſollen nunmehr im Feſtſtellungsver=
fahren
beim Reich geltend gemacht werden.
Cp. Pfungſtadt, 19. Sept. Der Gemeinderat befaßte ſich in
ſeiner letzten Sitzung mit den für die nächſte Zeit vorgeſehenen Not=
ſtandsarbeiten
zur Beſchäftigung einer größeren Zahl Wohl=
fahrtserwerbsloſer
. Der Gemeinde ſind für dieſe Zwecke für 40 000 RM.
Zinsverbilligung zugeſagt. Das Kapital ſoll bei der Heſſiſchen Landes=
bank
beſchafft werden. Außerdem beſchäftigte man ſich mit dem neuen
Waldwirtſchaftsplan. Ein endgültiger Beſchluß wurde aber
nicht herbeigeführt, da man erſt einen Vertreter des zuſtändigen Forſt=
amts
Eberſtadt ſelbſt hören will. Der Punkt wird alſo in der nächſten
Sitzung weiter beraten werden. Der Elektrizitätsausſchuß hatte ſich
vor der Sitzung eingehend mit Beſchwerden wegen Rundfunkſtörung uſw.
befaßt. Dabei wurde klargeſtellt, daß Beſchwerden überiſtundfunkſtörungen
nur bei der Poſt angebracht werden müſſen. Eine Weiterberatung des Vor=
anſchlags
fand nicht ſtatt; es kam hierüber nur zu einer Kontroverſe
zwiſchen den Vertretern der einzelnen Fraktionen. Dem Antrag der
Milchverwertungsgenoſſenſchaft auf Bürgſchaftsleiſtung wurde ſtatt=
gegeben
.
Cp. Pfungſtadt, 20. Sept. Darlehensaufnahme. Da die
Volksbank Pfungſtadt die Rückzahlung des für die Wiederherſtellung der
Modauufer und für die Erbauung von Flachbauten in der Ringſtraße
gewährten Darlehens in Höhe von 51500 RM. beantragt hat, wird die
Gemeinde zur Ablöſung dieſes Betrages bei der heſſiſchen Girozentrale
langfriſtiges Geld aufnehmen. Es iſt bereits zum Zinsſatz von 8 Pro=
zent
, einer Tilgung von 1 Prozent jährlich, Verwaltungskoſtenbeitrag
2/s Prozent jährlich, vom Darlehensreſt und einem Auszahlungskurs
von 95 Prozent zugeſagt. Zum Ausgleich der Vermögensrechnung 1929
ſollen insgeſamt zu dieſen Bedingungen 47 400 RM. aufgenommen und
hiervon 45 000 RM. der Volksbank Pfungſtadt zugeführt werden. Falls
die Pfungſtädter Volksbank auch die reſtlichen 6500 RM. zurückfordert,
ſoll der Reſtbetrag bei der Bezirksſparkaſſe Zwingenberg aufgenommen
werden. Der Gemeinderat hat nunmehr der Verpachtung von Ge=
meindegelände
an die Stadt Darmſtadt zur Errichtung von Brunnen=
anlagen
ſüdlich des Hauptpumpwerks, vorbehaltlich der Feſtſetzung der
Jahrespachtbeträge und eines Vertrages über die Waſſerverſorgung
Die Gemeinde hat für den
Pfungſtadts, ſeine Zuſtimmung erteilt.
Verkauf eines untauglich gewordenen Faſelebers die Anſchaffung eines
neuen Ebers beſchloſſen. Die Weiterberatung des Voranſchlages
dürfte nach der Kirchweihe erfolgen. Zur Kirchweihe, die am
Sonntag und Montag ſtattfindet, iſt beſtimmt, daß die Ladengeſchäfte
am Sonntag mit Ausnahme der Zeit während des Gottesdienſtes, bis
nachmittags 6 Uhr offen gehalten werden dürfen. Auch an der Nach=
kirchweihe
(28. September) dürfen die Geſchäfte geöffnet ſein.
F. Eberſtadt, 20. Sept. Offenlegung einerOrtsſatzung.
Die von dem Gemeinderat beſchloſſene Ortsſatzung über Verbringung
von Leichen in die Leichenhalle liegt vom 20. September ab eine Woche
lang auf Zimmer 2 der Bürgermeiſterei zur allgemeinen Einſicht offen.
Während dieſer Friſt können Einwendungen vorgebracht werden. Die
Kartoffel=Ernte vom Feld=Wald=Zwiſchenbau in Forſtort Klings=
ackertanne
wird am Dienstag, den 23. September, vormittags 10 Uhr,
die Ernte von Forſtort Kirchtanne, nachmittags 3 Uhr, öffentlich meiſt=
bietend
an Ort und Stelle verſteigert werden Zuſammenkunft der
Steigerer am Vormittag auf dem Bäckerweg (Waldeingang), am Nach=
mittag
auf dem Waſſerlochweg bei der Pflegeanſtalt. Aerztlicher
Sonntagsdienſt. Den ärztlichen Sonntagsdienſt verſieht am Sonn=
tag
, den 21. September, Dr. med. Gaßner.

Achtet auf die Herbſtzeitloſe!
(Mitteilung aus der Heſſiſchen Hauptſtelle für Pflanzenſchutz. Gießen.)

Nach der Grummeternte erſcheinen auf den Wieſen oft in großer
Zahl die fleiſchroten bis lila=farbigen Blüten der Herbſtzeitloſe. Der
Landwirt ſieht dieſe Blumen nicht gerne, gehören ſie doch mit zu den
ſchlimmſten Feinden der Landwirtſchaft, da die Pflanze in allen ihren
Teilen giftig iſt. Die Blätter, beſonders aber die Samen enthalten ein
Alkaloid, das Colchinin. Colchinin iſt ein langſam wirkendes Gift, wel=
ches
auf alle Wirbeltiere und auch auf den Menſchen ſchon durch ver=
hältnismäßig
kleine Gaben ſchädlich, oder gar tödlich wirkt. Obgleich
die Pflanze ſchon im Herbſt blüht, erſcheinen die Blätter erſt im Früh=
ling
des nächſten Jahres. Auch die Frucht erſcheint im Frühling, und
zwar wird die ſchon im Herbſt angelegte Kapſelfrucht durch Stengel=
ſtreckung
über den Erdboden gehoben. Die Pflanze gehört zu den
Zwiebelgewächſen.
Die Verbreitung geſchieht durch Samen. Im erſten Jahre entwickelt
ſich aus dem Samen nur eine Pflanze mit einem dünnen Blatt. Meh=
rere
Jahre vergehen, ehe die Pflanze zur Blüte kommt. Während die=
ſer
Zeit ſendet ſie ihre Zwiebel immer tiefer in die Erde. Die Zwiebel
dient den oberirdiſchen Teilen als Nahrungsvorrat und ſtirbt nach der
Blüte allmählich ab. Der fleiſchiche Wurzelſtock bildet darauf eine, ſelte=
ner
zwei neue Brutzwiebeln, die im folgenden Sommer volle Größe er=
reichen
.
Zur Bekämpfung ſind ſchon ſeit Jahren mehrere Methoden ange=
wandt
worden. Das Ausziehen der Pflanzen, das Ausſtechen der Zwie=
bel
mit einem Klauenheber, Beweiden der betreffenden Wieſen uſw.
Die Methoden, die auch hier und dort zu einem Erfolg geführt haben,
ſind aber doch nie Allgemeingut der Praxis geworden.
Neuerdings hat Otto Wehſarg in ſeinem Werk (Arbeiten der Deut=
ſchen
Landwirtſchaftsgeſellſchaft, Heft 365) auf Grund ſeiner jahrelangen
Verſuche folgende Bekämpfungsmaßnahmen als brauchbar mitgeteilt: Er
empfiehlt, das Ausziehen der Pflanze zur Zeit der Stengelſtreckung
vorzunehmen. Der günſtigſte Zeitpunkt hierzu iſt Anfang Mai, alſo
dann, wenn die Fruchtkapſel infolge der Streckung über den Erdboden
gehoben wird. Der Stengel reißt dann tief unten in der Erde, oberhalb
der alten Mutterknolle, oder auch oberhalb der jungen Tochterknolle ab.
weil Stengel und erſtes Laubblatt während dieſes Wachstumſtoßes weich
ſind. Die alte Knolle iſt um dieſe Zeit faſt bis zur völligen Erſchöp=
fung
entleert, ſie hat alle Vorratsſtoffe an die emporſchießende Pflanze
abgegeben und geht deshalb ein, während die junge Knolle noch ſo
ſchwach entwickelt iſt, daß ſie im Laufe des Herbſtes und Winters an
Erſchöpfung zu Grunde geht.

Aa. Eberſtadt, 20. Sept. Eine Feuerwehrübung findet am
Sonntag vormittag (21. September) ſtatt. Der Turnverein 1876 hält
ſeine Turnſtunden nunmehr wieder im Turnſaal in der Georgsſchule,
und zwar Mittwochs und Samstags, ab.
F. Eberſtadt, 19. Sept. Volksliederabend des Geſang=
vereins
Frohſinn (1842). Der Geſangverein Frohſinn (1842)
hält am Sonntag, den 19. Oktober, ſeine diesjährige Herbſtveranſtaltung
ab. In der Erkenntnis, daß es vornehyrſte Aufgabe der Geſangvereine
ſein muß, das deutſche Volkslied zu pflegen, wird Frohſinn zum
wiederholten Male mit einem Volksliederabend heraustreten.
Der Verein hat zu dieſem Zwecke eine Reihe der ſchönſten deutſchen
Volkslieder zuſammengeſtellt, mit deren Einſtudierung Dirigent und
Chor gegenwärtig beſchäftigt ſind. Eine beſondere Note wird dem Abend
durch das Auftreten eines Knabenchores verliehen werden. Etwa
70 jugendliche Sänger aus Darmſtadt werden dem Rufe des Dirigenten
des Vereins Folge leiſten und unter ſeiner Leitung Proben ſeines Kön=
nens
ablegen. Der Muſikverein Edelweiß ſtellt die erforderliche muſi=
kaliſche
Umrahmung. Die Veranſtaltung findet im Bergſträßer
Hof ſtatt.
Das beſte Frühſtück
iſt eine Taſſe Ovomaltine. Sie wird ſofort verdaut und gibt ſofort
neue Kraft für die Tagesarbeit. Der Arzt empfiehlt ſie.
In Apotheken und Drogerien vorrätig: 250 gr Büchſe RM. 2,70,
500 gr RM. 5.. Gratisproben und Druckſa hen durch:
(I.58
Dr. A. Wander, G m. b. H., Oſthofen=Rheinheſſen.
Aa. Eberſtadt, 19. Sept. Der Heſſiſche Schultiergarten
in der Klingsackertanne hat in der letzten Zeit eine Bereicherung ſeines
Tierbeſtandes erfahren. Neu hinzugekommen ſind Faſanen, Sumpfohr=
eulen
, Elſtern, Baummarder, Jgel, Hamſter, Sperber uſw. Demnächſt
ſollen noch Dächſe und Rehwild hinzukommen. Während des Sommers
wurde der Garten viel von Schulklaſſen aus der Umgebung beſucht.
G. Ober=Ramſtadt, 19. Sept. Gemeinderatsſitzung. In
der am 18 d. M. ſtattgefundenen Gemeinderatsſitzung war eine zahl=
reiche
Zuhörerſchaft anweſend. Zum 1. Punkt ſtand die Baulandum=
legung
Brückengaſſe‟. Nachdem die früher erhobenen Einwendungen
gegen das Umlegungsverfahren inzwiſchen erledigt ſind, wird beſchloſſen,
daß die Grundſtücke Flur I Nr. 767770, 776 teilweiſe, 777, 7772/4o,
778½/o, 7788/zo, 779783; Flur 43 Nr. 794/yo teilweiſe der Gemarkung
Ober=Ramſtadt, nach dem Geſetz über die Umlegung von Bauland, um=
gelegt
werden. Es iſt angeregt, die Freiwillige Feuerwehr gegen
Haftpflicht zu verſichern. Wenn der Abſchluß einer Kollektivverſicherung
zu niedrigſtem Prämienſatz möglich iſt, ſtimmt der Gemeinderat zu.
Das Gewerkſchaftskartell Ober=Ramſtadt hatte mit Schreiben vom 1. 8.
30 beantragt, die Wohlfahrtserwerbsloſen zu Laſten der Gemeinde bei
der Krankenkaſſe weiter zu verſichern. Der Durchführung dieſes An=
trags
ſtehen geſetzliche Beſtimmungen entgegen und der Antrag wird in
dieſer Form deshalb abgelehnt. Dagegen ſollen die Wohlfahrtserwerbs=
loſen
darauf hingewieſen werden, daß ſie ſich innerhalb geſetzlicher Friſt
ſelbſt weiter verſichern und, wenn ſie zur Zahlung der Beiträge nicht
mſtande, deswegen bei der Gemeinde vorſtellig werden ſollen. Ueber
ſolche Anträge ſoll alsdann nach einzelner Prüfung entſchieden werden.
Ueber die Koſten der außerordentlichen Straßenbauarbeiten, die Auf=
wendungen
der Gemeinde für die Kriſen= und Wohlfahrtspflege legt die
Verwaltung eine Aufſtellung vor. Ebenſo werden die miniſteriellen und
kreisamtlichen Verfügungen über die Erſchließung neuer Steuerquellen
ür die Gemeinde nach dem 2. Abſchnitt der Verordnung des Reichs=
präſidenten
vom 26. 7. 30 bekanntgegeben. Hierüber entſpinnt ſich eine
ſehr lebhafte Ausſprache, in deren Verlauf die Einführung weiterer
Steuern (Bier=, Getränke= und Bürgerſteuer) vom Gemeinderat in ſei=
ner
Geſamtheit als von der Allgemeinheit untragbar, entſchieden abge=
lehnt
wird. Zahlreiche Wohlfahrtsſachen wurden anſchließend in ge=
heimer
Sitzung erledigt.

Geſchieht das Ausziehen ſpäter, ſo ſind Stengel und Laubblatt feſt
geworden. Nur die oberirdiſchen Blätter reißen ab. Außerdem iſt die
junge Knolle ſoweit kräftig, daß ſie nicht abſtirbt. Geſchieht das Aus=
ziehen
früher, ſo reißen ebenfalls nur die oberen Blattbüſchel ab. Die
alte Knolle iſt noch nicht völlig erſchöpft, es tritt alſo nur eine
Schwächung ein.
Der Erfolg iſt alſo nur dann ſicher, wenn das Ausziehen zu
einem ganz beſtimmten Zeitpunkt ausgeführt wird, alſo
ur Zeit der Stengelſtreckung, ie nach Gegend und
Witterung verſchieden, ungefähr Anfang Mai.
Noch eine Maßnahme ſei berückſichtigt, die eine weitere Verbreitung
der Herbſtzeitloſe durch Samen verhindert. Da die Herbſtzeitloſe ſich
faſt ausſchließlich durch Samen vermehrt, ſpielt die Verhinderung der
Verbreitung durch Samen eine große Rolle.
Allgemein wird behauptet, daß die Samen vor und bei der Heu=
ernte
reifen und ausfallen. Dies trifft nur zu einem gewiſſen Teile zu.
Nach meinen Beobachtungen in hieſiger Gegend konnte ich feſtſtellen,
daß die Fruchtkapſeln vor und bei dem Mähen der Wieſe noch voll=
kommen
grün und geſchloſſen ſind, ſo daß die Samen noch gar nicht aus=
fallen
können. Erſt nach dem Mähen tritt eine Bräunung der Frucht=
kapſel
ein, und die Kapfel beainnt ſich zu öffnen, ſo daß die bereits
reifen Samen ausfallen. Der Ausfall, alſo die Verbreitung der Samen,
findet ſomit erſt einige Tage nach dem Mähen der Wieſe ſtatt. Dieſe
Verbreitung läßt ſich aber ohne große Mühe verhindern, wenn man
bei dem Mähen alle Herbſtzeitloſepflanzen auf der abgemähten Wieſe
aufſammelt und vernichtet. Dieſe Arbeit iſt nach meinen eigenen Er=
fahrungen
ohne große Mühe zu erledigen, da man die Herbſtzeitloſe=
pflanzen
(kenntlich an den breiten Blättern) ſehr leicht findet und auf=
ammeln
kann. Außerdem hat man auch die Gewähr, daß das Futter
frei von Herbſtzeitloſepflanzen und eine Vergiftung der Haustiere aus=
geſchloſſen
iſt. Wichtig iſt, daß die aufgeſammelten Pflanzen nicht acht=
los
beifeite geworfen, ſondern reſtlos vernichtet werden. Am beſten
verbrennt man dieſe Pflanzen, oder vergräbt ſie tief.
Mit einigem guten Willen läßt ſich dieſe Maßnahme ohne große
Schwierigkeit durchführen. Wenn auch eine Bekämpfung der vorhan=
denen
Pflanzen durch dieſe Maßnahme nicht erreicht wird (darüber ſiehe
oben), ſo trägt ſie doch weſentlich dazu bei, die weitere Verbreitung zu
verhindern und die Haustiere vor Vergiftung zu ſchützen.
Mammen.

Ci. Zwingenberg a. d. B., 20. Sept. Einbruch. In der letzten
Nacht wurde von unbekannten Tätern in der Wirtſchaft Zur Linde
ein Einbruch verübt. Der Beſitzer, Herr Schmidt, fand am Morgen die
Türen zu ſeinem Lokal geöffnet und vermißte eine größere Menge
Rauchmaterial. In derſelben Nacht wurde auch in Auerbach einge=
brochen
. Die Polizei ſtellte die Fingerabdrücke feſt. Man vermutet, daß
dieſelben Täter auf einem Motorrad die Gegend unſicher gemacht haben.
Ca. Lorſch, 20. Sept. Unglück. Ein Auto kam aus der Wormſer=
ſtraße
und wollte nach Bensheim weiterfahren. Als es faſt den Markt=
platz
hinter ſich hatte, bog vom Marktplatz her zu gleicher Zeit ein
Pferdefuhrwerk in die Ludwigsſtraße ein. Ein von Bensheim kommen=
der
Radfahrer, der anſcheinend ſeine ganze Aufmerkſamkeit dem Pferde=
juhrwerk
gewidmet hatte, überſah das Auto ganz, fuhr gegen dasſelbe
und ſtürzte ſchwer verletzt vom Rade. In der benachbarten Apotheke
wurde er ſofort von einem zu Hilfe gerufenen Arzt verbunden.
Bn. Hirſchhorn, 20. Sept. Verlegung der Bahnmeiſterei
Hirſchhorn. Die hieſige Bahnmeiſterei wird in nächſter Zeit nach
Neckargemüind verlegt und deren Vorſtand, Herr Bahnmeiſter Peter
Müller, ebenfalls nach dorthin verſetzt werden, da Neckargemünd für
den Bahnmeiſtereibezirk zentraler gelegen iſt, als Hirſchhorn, zumal auch
noch ein Teil der Strecke Neckargemünd-Meckesheim zu dieſem Bezirk
gehört. Nur ungern ſieht man die Familie Müller von hier ſcheiden;
auch die hieſige Ortsgruppe des Odenwaldklubs verliert dadurch fleißige
Wanderfreunde. Die durch die Verlegung im hieſigen Stationsgebäude
frei werdenden Räume follen nach vorherigen baulichen Veränderungen
zur Einrichtung eines Wirtſchaftsbetriebes Verwendung finden. Wer
mit der Führung der Wirtſchaft beauftragt werden ſoll, iſt noch nicht
beſtimmt. Vom Bau der Neckarkanalſtufen. Langſam.
aber mit deſto größerer Betriebsſicherheit geht der Bau der Stauſtufen
Neckarſteinach und Neckargemünd von ſtatten. Trotz der in der
letzten Zeit wiederholt vorgekommenen Ueberflutungen konnten die Tief=
bauarbeiten
bei den Stauſtufen ohne jede unliebſame Verzögerung recht=
zeitig
zu Ende geführt werden. Lediglich die Schleuſenverſchlüſſe und
die Maſchinen ſind nur noch in die Kraftwerke einzubauen. Di
Neckarbauverwaltung rechnet damit, daß die Inbetriebſetzung noch in
dieſem Jahre ſtattfinden kann. Für die beiden weiteren Stauſtufen
Hirſchhorn und Rockenau werden die Vorarbeiten zurzeit erledigt
und die Entwurfsunterlagen nunmehr endgültig fertiggeſtellt. Mit der
Stauſtufe Hirſchhorn iſt gleichzeitig der Bau einer Brücke vorgeſehen,
wodurch einem großen langjährigen Uebelſtand endlich Abhilfe geſchaf=
fen
wird. Die Ausſchreibungen für dieſe Bauarbeiten werden aller Vor=
ausſicht
nach zu Beginn des kommenden Jahres erfolgen, ſo daß im
kommenden Frühjahr auch hier die Arbeiten in Angriff genommen wer=
den
können.
Hirſchhorn, 20. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
19. September 0,80 Meter, am 20. September 0,75 Meter.
Gernsheim, 20. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
19. September 0,34 Meter, am 20. September 0.30 Meter.
Ad. Oppenheim, 20. Sept. Schwarztraubenleſe. Nachdem
ſich infolge der ungünſtigen Witterung ſtarke Fäulnis der Trauben be=
merkbar
macht, wird man hier mit der Leſe der Portugieſertrauben
bald den Anfang machen. Wie verlautet, ſind ſogar ſchon Verkäufe zu
21 Mark pro Aiche, d. h. 14 Liter Maiſche, zuſtande gekommen.
U. Nieder=Ingelheim, 20. Sept. In ein Kolonialwarengeſchäft
wurde eingebrochen. Die Diebe hießen Waren im Werte von etwa 150
Mark mitgehen. In derſelben Nacht iſt im benachbarten Wackernheim
ebenfalls in ein Ladengeſchäft eingebrocken worden. Man vermutet des=
halb
, daß die Täter einer Bande angehören, die auf Fahrrädern oder
im Auto ihre Diebesfahrten macht. Jedenfalls haben die Diebe ſich
durch Handſchuhtragen geſchützt, auch beſaßen ſie moderne Einbruchs=
werkzeuge
.

Stuhlverſtopfung. Nach den an den Kliniken für innere Krank=
heiten
geſammelten Erfahrungen iſt das natürliche Franz=Joſef=
Bitterwaſſer ein äußerſt wohltuendes Abführmittel. (TV.10123

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nicht nur das Geld für das Begräbnis und den Friedhof; auch
Geld zum Nötigsten für sich und ihre Kinder (auch die Pension
oder Rente ist oft selbst für das Nötigste unzureichend); und
häufig noch Geld um alte Schulden zu begleichen (z. B. für
Abzahlungskäufe)!
Auch Dich kanns eines Tages plötzlich treffen ein Unfall
eine tückische Krankheit. Hast Du für diesen Fall gesorgt
durch eine Lebensversicherung? Schon eine kleine Summe wird
die Deinen doch wenigstens vor dem Schlimmsten bewahren.
Vorsorge schützt vor dorge!

[ ][  ][ ]

Nummer 261

Sonnkag, den 21. September 1930

Seite 9

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zu verſchenken. Wo,
ſagt die Geſchſt. (*

Goreen
Janender Berägberäng.
Die Bürgermeiſterei Pfungſtadt be=
abſichtigt
einen zur Zucht untauglichen,
gut gemäſteten Faſeleber zu veräußern.
Bedingungen liegen auf der Bürger=
meiſterei
zur Einſicht offen. Schriftliche
Angebote pro Kilo Lebendgewicht ſind
bis Donnerstag, den 25. September
1930, vormittags 11½, Uhr, auf der
(14026
Bürgermeiſterei abzugeben.
Pfungſtadt, den 20. Sept. 1930.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Schwinn.

Schöne Ferkel zu
verkf. Marienpl.
K.
Zimmer 50.

Jgr. Dackel in gute
Hände z. verſchenken.
Näher, in Gſchſt. (*

[ ][  ][ ]

Seite 10

Nummer 261

Sonntag, den 21. September 1930

Das neue 14 000=Tonnen=Motorſchiff Monte Pascoal beim Stapellauf.
Auf der Hamburger Werft von Blohm & Voß iſt ein neues Motorſchiff der Hamburg=Südamerika=
Linie vom Stapel gelaufen. Die 14 000 Tonnen große Monte Pascoal, die das Erſatzſchiff für
die vor kurzem im Feuerland=Kanal in Südamerika geſunkene Monte Cervantes darſtellt, wird
bereits am 30. Januar ihre Jungfernfahrt antreten.

Weibliche Zeuerwehr in England.

Die Uebungen der weiblichen Feuerwehr in Reading.
Wie unſer Bild zeigt, ſcheinen die jungen Feuerwehrerinnen hier ihre Uebungen etwas ſcherzhaft
zu nehmen. Bei richtigen Bränden jedoch haben die vollkommen organiſierten weiblichen Feuer=
wehren
, die es in zahlreichen Städten Englands gibt bewieſen, daß ſie ebenſo ernſthaft arbeiten
können wie ihre männlichen Kollegen.

Die Heidelberger Millionen=
unkerſchlagungen
.

Heidelberg. Wie man zu der Unter=
ſchlagungsaffäre
weiter erfährt, hatte die Ver=
waltung
der zuſammengebrochenen Wohnungs=
bau
=Geſellſchaft m. b. H. ſich von der Kongre=
gation
der Armen Schulſchweſtern für den Bau
des Ludwigshafener Marien=Krankenhauſes
Blankowechſel beſchafft. Dieſe ſollten angeblich
für die Vermittlung von Zwiſchenkrediten
dienen, wurden in Wirklichkeit aber anderen
Zwecken (Automaten=Einrichtung uſw.) nutzbar
gemacht. Die Leitung des Ludwigshafener
Marienkrankenhauſes teilt mit, daß die Schwe=
ſtern
für die ausſtehenden Forderungen der be=
teiligten
Banken, Handwerker und ſonſtigen Un=
ternehmer
aufkommen und die laufenden Wechſel
zurückgehalten würden. Die gleiche Verſicherung
hat der bauleitende Architekt abgegeben. Es iſt
beabſichtigt, ein Konſortium von Geldgebern zu
bilden, das gegen hypothekariſche Sicherheiten
die nötigen Mittel zur Einlöſung der Wechſel=
verpflichtungen
aufbringen ſoll. Rechtsanwalt
Ludwig Müller, der am Freitag in Unter=
ſuchungshaft
genommen wurde, hat die Verun=
treuungen
eingeſtanden und erklärt, der Haupt=
ſchuldige
zu ſein. Die beiden andern Verdäch=
tigten
hätten von den Wechſel= und Geldtrans=
aktionen
nichts gewußt. Man hält die Angaben
Müllers jedoch nicht für glaubhaft. Alfred Gold=
ſchmidt
iſt ebenfalls ſeit einigen Tagen ver=
ſchwunden
. Paul Müller befindet ſich in der
Schweiz, von wo er als Schweizer ſicherlich nicht
ausgewieſen wird. Er hat von Baſel vorgeſtern
abend an die Heidelberger Neueſten Nachrich=
ten
einen Eilbrief geſchickt. Er habe ſich per=
ſönlich
nicht bereichert und auf ſeiner Reiſe nach
der Schweiz nicht mehr als 500 RM. aus perſön=
lichem
Beſitz bei ſich getragen. Trotzdem beſteht
der Verdacht, daß er nicht nur die Baugeſell=
ſchaft
und die Schweſternkongregation in Speyer
geſchädigt hat, ſondern auch Geld nach der
Schweiz gebracht hat. Die Wohnungsbau= Geſell=
ſchaft
, deren Unterbilanz ſich auf 2 Mill. RM.
beziffert, wird in den nächſten Tagen Konkurs
anmelden. Eine Stützungsaktion ſollte be=
ſchließen
, ſofort 1,3 Mill. RM. zur Verfügung
zu ſtellen zur Befriedigung der dringendſten
Schulden bei Handwerkern und Lieferanten für
den Ludwigshafener Krankenhausbau und auch
den Armen Schulſchweſtern in Speyer zu helfen.

Havarie des deutſchen Schnelldampfers
Cap Arcona.
New York. Wie Aſſociated Preß, aus
Rio de Janeiro meldet, hat der deutſche Schnell=
dampfer
Cap Arcona während eines ſchweren
Sturmes einen Schraubenflügel verloren. Der
Dampfer, der ſich auf der Rückreiſe nach Deutſch=
land
hefindet, wird jedoch ſeine Fahrt fortſetzen.
Profeſſor Eduard Sachau geſtorben.

Geh. Oberregierungsrat Prof. Eduard Sachau,
der Senior der deutſchen Orientaliſten und einer
der bedeutendſten Forſcher der orientaliſchen
Literatur, Mitglied der Akademie der Wiſſen=
ſchaften
, iſt im Alter von 85 Jahren in Berlin
geſtorben. Sachau, der bereits als 24jähriger
einen Lehrſtuhl an der Wiener Univerſität er=
hielt
, wurde 1876 an die Berliner Univerſität
berufen, wo er über fünfzig Jahre als Direktor
des Orientaliſchen Seminars Vorleſungen hielt.

800 Rhein= und Saarkinder huldigen dem Reichs=
präſidenten
.
Berlin. Der Reichspräſident nahm geſtern
im Garten ſeines Hauſes die Begrüßung durch
etwa 800 Kinder aus dem beſetzt geweſenen
Rheinland und dem Saargebiet entgegen, die
auf gemeinſame Koſten des Reiches, Preußens
und Heſſens zu ſechswöchentlichem Erholungs=
aufenthalt
in werſchiedene Heime an der See=
küſte
entſandt werden und auf der Reiſe an ihre
Beſtimmungsorte die Reichshauptſtadt paſſier=
ten
. Nach einer Anſprache des Führers des
Transportes, Landesrat Gerlach von der Reichs=
zentrale
Landaufenthalt für Stadtkinder, dankte
der Reichspräſident den Kindern für die Be=
grüßung
und ſprach ihnen in herzlichen Worten
ſeine beſten Wünſche für den Aufenthalt an der
See ſowie für ihr ferneres Leben aus.
Eröffnung der Welfenſchatzausſtellung vertagt.
Berlin. Die Ausſtellung des Welfenſchatzes
in Berlin, die im ſtaatlichen Schloßmuſeum
hatte ſtattfinden ſollen, iſt vertagt worden. Das
preußiſche Staatsminiſterium war, wie der Amt=
liche
Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, angeſichts
des politiſchen Hintergrundes der Frage des
Verkaufes des Welfenſchatzes der Auffaſſung, daß
die Ausſtellung grundſätzlich nicht in Staats=
räumen
ſtattfinden ſolle. Wie verlautet, ſind
Bemühungen im Gange, andere Räume für die
Ausſtellung zu gewinnen.
Eine Erklärung des Fliegers Raab.
Krefeld. Der Rechtsbeiſtand des Fliegers
Raab teilt folgendes mit: Durch die deutſche
Preſſe läuft eine Meldung der B. Z. am Mit=
tag
, wonach Raab nach erheblichen Unterſchla=
gungen
unter Mitnahme wichtiger Konſtruk=
tionszeichnungen
und zahlreichen Aktenmaterials
nach Amerika geflüchtet ſei. Dieſe Informierung
der deutſchen Oeffentlichkeit iſt in allen Punkten
unrichtig: 1. Herr Raab befindet ſich wegen Ab=
ſchluſſes
wichtiger Geſchäfte in Amerika. 2. Bei
dieſen Verhandlungen ſind natürlich Blaupauſen
gewiſſer Konſtruktionszeichungen notwendig, und
aus dieſem Grunde auch mitgenommen. Akten=
material
hat Herr Raab nur inſoweit anderweit
ſichergeſtellt, als er es für Klarſtellung ſeiner
Rechtsanſprüche benötigt. 3. Von Unterſchla=
gungen
irgendwelcher Art kann überhaupt keine
Rede ſein. Die Reiſe wird aus privaten, Raab
von dritter Seite zur Verfügung geſtellten Mit=
teln
beſtritten. 4. Raab hat bereits die rhei=
niſche
Luftfahrtinduſtrie von Amerika aus von
dem Stand der Verhandlungen verſtändigt. Im
übrigen wird unter Ablehnung weiterer Erklä=
rungen
auf den demnächſtigen Ausgang der
Rechtsſtreite verwieſen.

Schweres Unglück an einem Turmdrehkran.
Zweibrücken. Beim Montieren eines
großen Hauptaufzuges in der Maſchinenfabrik
Peſchke, Zweibrücken, brach am Freitag nachmit=
tag
ein Turmdrehkran, der ein Abſchlußſtück des
Aufzuges im Gewicht von 50 Zentnern trug.
Zwei dreißigjährige Arbeiter, die auf der Platt=
form
des Aufzuges beſchäftigt waren, kamen un=
ter
die Eiſenmaſſen zu liegen und wurden auf
der Stelle getötet. Erſt nach mehrſtündiger Ar=
beit
konnten die beiden verſtümmelten Leichen
mit Hilfe der Feuerwehr aus einer Höhe von
etwa 35 Metern herabgeholt werden.
Aufdeckung umfangreicher Spritſchiebungen.
Mehrere Verhaftungen.
Kehl. Auf Veranlaſſung der Zollfahndungs=
ſtelle
wurde der Steuererheber von Kork bei
Kehl, als er ſich im Finanzamt zur Abrechnung
aufhielt verhaftet. Er ſteht im Verdacht ſchon
eit mehreren Jahren Spritſchiebungen begün=
ſtigt
zu haben. Die eingeleiteten Nachforſchun=
gen
und eine während ſeiner Abweſenheit vor=
genommene
Hausſuchung, förderten ſchwer be=
laſtendes
Material zutage. Auf Grund des Er=
gebniſſes
der Hausſuchungen wurden auch in
Achern (Baden) und in Stuttgart Verhaftungen
vorgenommen. Weitere Verhaftungen ſollen be=
vorſtehen
.
Von Affen zu Tode geſteinigt.
Paris. Auf eigentümliche Weiſe fand ein
Algerier in der Nähe der nordafrikaniſchen Stadt
Maillot den Tod. Der Eingeborene wollte ſich
mit dem Auto nach Buira begeben und mußte
dabei einen bewaldeten Höhenzug überqueren.
Plötzlich ſah er ſich von zwei Affenherden um=
ringt
, die gegenſeitig im Kampf ſtanden und ſich
mit großen Steinen bewarfen. Kaum hatten die
Affen jedoch den Autofahrer bemerkt, als ſie ihre
Wurfgeſchoſſe auf ihn ſchleuderten, bis er tot
zuſammenbrach. Vorübergehende fanden den
Leichnam des Algeriers mit zerſchmettertem
Schädel am Steuer ſeines Wagens.
Schwerer Sturm im engliſchen Kanal.
London. Seit der Freitagnacht herrſcht an
der engliſchen Küſte ſchweres Sturmwetter, das
die Schiffahrt gefährdet. Im Kanal erreichte
der Sturm eine Geſchwindigkeit von 125 Stun=
denkilometern
. Die Schiffe ſuchen Schutz in den
Häfen. Der franzöſiſche Segler Leone wurde
bei Weymouth von ſeiner Verankerung losgeriſ=
ſen
und droht an den Klippen zu zerſchellen. Die
Beſatzung konnte von einem Boot der Rettungs=
ſtation
von Bord genommen werden. Im In=
land
wurden zahlreiche Bäume entwurzelt. Der
Ernteſchaden iſt beträchtlich. Der Sturm, der im
Laufe des Vormittags noch an Heftigkeit zu=
nahm
, iſt der ſchwerſte, der England ſeit Jahren
heimgeſucht hat.

Aus Andrées Tagebuch.
Stockholm. Die Regierung veröffentlicht
einen von den Profeſſoren J. G. Andersſon und
Hans W. Ahlmann ausgearbeiteten Auszug von
Andrées Tagebuch. Die erſten Seiten in dem
Tagebuch ſind beſchädigt, ſo daß die Schrift ſchwer
zu entziffern war. Die Aufzeichnungen geben
aſtronomiſche, geographiſche und meteorologiſche
Daten und laſſen andererſeits Andrées Sorge
um ſeine jüngeren Kameraden, aber auch einen
unbezwinglichen Lebenswillen des Expeditions=
leiters
erkennen. Es wird feſtgeſtellt, daß Näſſe,
Eis und Reif den Ballon niederdrückten und am
14. Juli auf 83 Grad nördlicher Breite, 30 Grad
öſtlicher Länge zum Landen zwangen. Nach einer
ſiebentägigen Schlittenfahrt begann am 22. Juli
die Eiswanderung. Am 30. Juli wird vermerkt,
daß die Expeditionsteilnehmer planen, über das
Treibeis nach bisher unbekannten Gegenden
nördlich von Franz=Joſephs=Land zu wandern,
Sehr langſam geht die Wanderung in öſtlicher
Richtung, höchſtens ein paar Kilometer pro
Tag, und der Trieb des Eiſes in weſtlicher Rich=
tung
wird ſo übermächtig, daß die Expeditions=
teilnehmer
am 4. Auguſt auf ungefähr 83 Grad,
17 Min. nördlicher Breite und 23 Grad 43 Min.
weſtlicher Länge den Gedanken an einen wei=
teren
Marſch in öſtlicher Richtung aufgeben.
Sie beſchließen, mit Hilfe des Treibeiſes in ſüd=
weſtlicher
Richtung zu gehen. Der Proviant von
dem Ballon iſt bald erſchöpft. Die Stimmung
iſt noch gut. Andrées Tagebuch zeigt Seite nach
Seite wiſſenſchaftliche Beobachtungen. Er hat
eine Sammlung von über 20 Proben von Ton,
Moos, Kies, Blättern und Treibholz zuſammen=
gebracht
. Tag um Tag kommt der Zug näher an
Spitzbergens Oſtküſte. Vom 12. bis 17. Septem=
ber
treibt das Eis 100 Kilometer in ſüdöſtlicher
Richtung, und, da die Kälte immer unerträg=
licher
wird, beſchließt man, auf einer Eisſcholle
zu überwintern. Am 17. September wird Vidön,
im Tagebuch New Island getauft, geſichtet. Eis=
bären
werden geſchoſſen. Man hat Proviant bis
zum April. Am 28. September zieht man in
eine Eishütte ein, aber am Morgen des 2. Okto=
ber
wird die Expedition durch ein furchtbares
Getöſe geweckt. Die Ausrüſtung und die Jagd=
beute
der Expedition treibt auf Eisſchollen um=
her
. Mitten in der Kataſtrophe ſchließt das
Tagebuch mit folgenden Worten: Mit ſolchen
Kameraden könnte man in allen Lagen durch=
halten
. Möglicherweiſe wird ein ergänzendes
Communiqué ſpäter herausgegeben.

Eine Neigungs=Ehe.
London. In aller Stille fand hier die
Hochzeit des Prinzen Louis Ferdinand von Or=
leans
=Bourbon mit der Prinzeſſin Marie Char=
lotte
de Broglie ſtatt. Damit wird eine mon=
däne
Angelegenheit zu vorläufigem Abſchluß ge=
bracht
, die ſeinerzeit größtes Aufſehen erregt
hatte. Prinz Louis Ferdinand, ein Vetter des
Königs von Spanien, war in Frankreich in
mehrere dunkle Affären verwickelt, ſo daß die
franzöſiſche Regierung ihn als läſtigen Auslän=
der
abgeſchoben hätte, wenn nicht König
Alfons XIII. ſich für den Prinzen eingeſetzt
hätte. Später ſagte ſich jedoch der König von
ſeinem Vetter los. Als die Verlobung des 41 Prinzen mit der 73jährigen Witwe des
Prinzen Amédé de Broglie bekannt wurde, brach
in Paris ein ungeheurer Skandal aus. Die Kin=
der
und ſonſtigen Erben der millionenreichen
Prinzeſſin beantragten ein gerichtliches Verbot
dieſer Heirat, da es der Prinz nur auf das
Vermögen der Braut abgeſehen habe. Das Ge=
richt
wies jedoch den Antrag, den Prinzen un=
ter
Kuratel zu ſtellen, ab. Nunmehr ſollte die
Trauung in Italien ſtattfinden, mußte aber im
letzten Augenblick verſchoben werden, weil die
dazu erforderliche Genehmigung des Königs von
Spanien ausblieb. Jetzt endlich ſcheinen alle
Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt worden
zu ſein, und dem Glück des ungleichen Paares
ſteht nichts mehr im Wege.
Der Bandenkrieg in den Vereinigten Staaten.
New York. Die Trocken=Polizei hatte in
Eliſabeth (New Jerſey) eine geheime Brauerei
ausfindig gemacht. Sie drang überraſchend in
das Gebäude ein und verhaftete einige Perſonen,
die gerade mit der Herſtellung des Bieres be=
ſchäftigt
waren. Bevor aber die Polizei noch die
Verhafteten abführen konnten, drangen 12 be=
waffnete
Bandenmitglieder in die Brauerei ein,
nahmen die Polizeibeamten unter Feuer, töte=
ten
den Polizeiführer Fienello, und befreiten
ihre verhafteten Kameraden.

[ ][  ][ ]

Nummer 261

Sport, Spiel und
Länderkreffen Deutſchland-Oeſterreich.

Das mit großer Spannung erwartete Länderſpiel Deutſch=
land
Oeſterreich beginnt, worauf wir nochmals ausdrücklich hin=
weiſen
wollen, pünktlich um ½4 Uhr. Vorher wird eine Junioren=
mannſchaft
des Platzvereins, des Sportvereins 1898 ge=
gen
eine Juniorenmannſchaft des Sportvereins
Wiesbaden ſpielen; dieſes Treffen wird ebenfalls auf dem
Hauptkampffelde ausgetragen werden, es ſei denn, daß allzu
naſſes Wetter die Schonung des Hauptkampffeldes für das Län=
derſpiel
erfordert.
Der zur Leitung des Spieles berufene Schiedsrichter
Küppers=Köln iſt durch Krankheit verhindert, dem ihm
übertragenen ehrenvollen Auftrag nachzukommen. In Ueberein=
ſtimmung
mit dem öſterreichiſchen Verband wurde daher jetzt Herr
Koer=Leipzig von der Deutſchen Sportbehörde zum Schieds=
richter
beſtimmt.

3.30 Uhr,
10.45 Uhr,
14.00 Uhr,

11.00 Uhr,
15.00 Uhr,

ab 10 Uhr,

Sonntag, den 21. September 1930

Turnen.

Sporkkalender.
Handball.
Stadion: Länderkampf Deutſchland-Oeſterreich.
Kranichſt. Str.: Tgeſ. 75
Tv. Büttelborn.
Müllersteich: Fr. Tgde. Rüſſelsheim.
Fußball.
Rheinallee: Rot=Weiß S.=V. Seeheim.
Nieder=Modau.
Müllersteich: Fr. Tgde.
Fechten.
Turnhalle Soderſtraße: Damen=Florett=Turnier der
Gruppe III (Mittelrhein).

Heute vormittag übernehmen beide Mannſchaften mit einem
von der Harko geſtellten Wagen eine Rundfahrt durch Darm=
ſtadt
und Umgebung. Der Herr Oberbürgermeiſter der Stadt
Darmſtadt hat ſich in liebenswürdiger Weiſe zur Finanzierung
dieſer Rundfahrt bereit erklärt.
Innenminiſter Leuſchner, als Vertreter des Heſſiſchen Staa=
tes
, und Oberbürgermeiſter Mueller werden dem Spiel bei=
wohnen
. Ebenſo werden die Spitzen der Deutſchen Sportbehörde
anweſend ſein.
Die Mannſchaften ſtehen ſich wie folgt gegenüber:
Deutſchland:
Chuchra,
Gerloff,
Mordhorſt,
Köbke,
Schönwieſe,
Schlegel,
Zabel. Hinze,
Wolf,
Kaundynia, Feick.
Perwein, Knöpflmacher, Meiſl, Bohonnek, Tauſcher,

Hoſchek,
Oeſterreich:

Herndl,

Luſtig,
Schnabel.

Wurmböck,

Nagl,

Süddeukſche Verbandsſpiele am Samstag.
1. FC. Nürnberg ſchlägt ASN. Nürnberg 6:1.
Auf eigenem Platz erlitt am Samstag nachmittag der ASN. Nürn=
berg
im Kampf gegen den von Spiel zu Spiel beſſer werdenden Club
eine glatte 1:6 (1:3)Niederlage. Der ASN. trat zwar mit Erſatz an,
dafür brauchte ſich aber auf der anderen Seite der Club gar nicht voll
auszugeben, um zum Sieg zu kommen. Bei den Unterlegenen war der
Sturm zu ſchwach, beim Club ſpielte gerade dieſe Reihe ſehr gut. Ge=
fallen
konnte auch die Hintermannſchaft. Der Club ging ſchon in der
achten Minute durch Reimann in Führung. Der ASN. hielt das Spiel
eine Weile lang offen und holte ſich auch in der 13. Minute durch Scherm
den Ausgleich. Als aber Scherm verletzt wurde und nur noch als Sta
tiſt mitwirken konnte, gewann der Club immer mehr Oberhand. Kund
und Hornauer brachten ihn bis zur Pauſe 3:1 in Führung. Bei ſtändig
überlegenem Spiel reihten in der zweiten Halbzeit Schmidt. Kund und
Kalb noch drei weitere Treffer an. Schneider=Niederrad leitete das von
5000 Zuſchauern beſuchte Spiel gut.
Erſter Punktverluſt der Bayern.
Im Spiel gegen den DSV. München konnte Bayern Mün=
chen
am Samstag nur zu einem 1:1 (1: 1) kommen. Bahern ſtellte
zwar die beſſere Elf, war jedoch der ſchlagkräftigen Abwehr der DSV.=
Leute, in der Ertl eine hervorragende Rolle ſpielte, nicht überlegen
genug. Der ſchlüpfrige Boden machte beiden Mannſchaften ſchwer zu
ſchaffen. Nach dem Führungstreffer der Bayern von Pöttinger, erzielte
DSV. noch vor der Pauſe durch einen Kopfball von Heckmayer den Aus=
gleich
. Trotz ſtändiger Ueberlegenheit der Bahern blieb die zweite
Halbzeit torlos. Schmidt=Offenburg konnte als Schiedsrichter gefallen.
Ueberlegener deutſcher Boxſieg gegen Spanien.
Am Freitag abend kamen die Amateurboxer Deutſchlands zu
einem überaſchend hohen 15:1=Sieg über die Amateurboxländer=
mannſchaft
Spaniens. Die Veranſtaltung, die im Münchener Zir=
kus
Krone vor 5000 Zuſchauern abgewickelt wurde, war ein glän=
zender
deutſchen Erfolg, wie man ihn in dieſer Höhe nicht erhofft
hatte. Die Ueberraſchung des Tages bildete eigentlich der Stutt=
garter
Bernlöhr, der ſich in ſeinem Kampf im Mittelgewicht gegen
den Spanier Torres als durchaus erſte internationale Klaſſe zeigte
und einen vorzüglichen Eindruck hinterließ. Auch Kugler= Mün=
chen
zeigte nach langer Pauſe wieder ganz großartige Leiſtungen.
Die Kämpfe: Fliegenwicht: Ausböck=Deutſchland ſchlägt Gi=
menz
=Spanien knapp nach Punkten. Bantamgewicht: Ziglarſki=
Deutſchland ſchlägt Arias=Spanien in der erſten Runde durch tech=
niſchen
k.o. Federgewicht: Schleimkofer=Deutſchland klarer Punkt=
ſieger
über Llibra=Spanien. Leichtgewicht: Held=Deutſchland ſchlägt
Rich=Spanien nach Punkten. Weltergewicht: Kugler=Deutſchland
klarer Punktſieger über Marcia=Spanien. Mittelgewicht: Bern=
löhr
=Deutſchland klarer Punktſieger über Torxes=Spanien. Halb=
ſchwergewicht
: Rauſch=Deutſchland und Jorda=Spanien unentſchie=
den
. Schwergewicht: Kurt Haymann=Deutſchland Punktſieger über
Giralt=Spanien.
Nach den Kämpfen, die vom Publikum mit großer Begeiſterung
aufgenommen wurden, ſtiftete die Stadt München dem Sieger eine
goldene Medaille. Die Spanier hinterließen einen vorzüglichen
Eindruck und waren beſonders hart im Nehmen, während die deut=
ſchen
Vertreter durchweg techniſch beſſer waren.
Pferderennen zu Karlshorft.
Am Samstag wurde die bedeutende Prüfung für Dreijährige, das
mit 15 000 Mark ausgeſtattete Haupt=Hürdenrennen, vor ſchwach beſetz=
ten
Tribünen zur Durchführung gebracht. Trotz des Dauerregens wurde
ein recht guter Sport geboten, deſſen Hauptereignis, das über 3000
Meter führende Hürdenrennen, ſieben Bewerber an den Start hrachte.
Es entwickelte ſich von Beginn an ein ſcharfes Rennen, in dem Stahls
Immerzu, von Wolff geritten, die Spitze inne hatte. Doch kurz vor
Schluß hatte ſich der zu ſchnell geführte Henſt verausgabt, er wurde
mühelos von Freiherr von Oppenheims Amalfi, der ein überraſchend
gutes Debüt lieferte, geſchlagen. Auch Böckerſchuß und San Domenieo
konnten Immerzu überholen und die Plätze beſetzen.
Haupt=Hürdenrennen: Für Dreijährige, Ehrenpreis und 15000
Mark, 3000 Meter: 1. S. A. v. Oppenheims Amalfi (Müſchen), 2. Böcker=
ſchuß
, 3. San Domenico. Toto: 46. Platz: 19, 43, 22. 83 Lg. Fer=
ner
: Mißgriff, Wintermärchen, Strona.
Großer Preis von Karlshorſt.
Für Deutſchlands wertvollſtes und bedeutendſtes Hindernisrennen,
als das der am 28. September zur Entſcheidung gelangende Große
Preis von Karlshorſt anzuſprechen iſt, blieben bei der letzten Einſatz=
zahlung
noch elf Pferde ſtartberechtigt. Deutſchlands ſtärkſte Waffe in
dem mit 33 000 Mark ausgeſtatteten und über 6600 Meter führenden
Nennen iſt die zweimalige Siegerin Bandola, die neben ihrer Stall=
gefährtin
Stattliche, ſowie Quo vadis, Oper, Merkur II, Oberjäger
und Malkaſten allerdings einen ſchweren Stand gegen die drei noch
ſtartberechtigten Vertreter franzöſiſcher Farben, Le Fils de la Lune,
Light Ship und Dark Way, haben wird. Schließlich findet ſich noch
der in ſchweizeriſchem Beſitz befindliche Prevohant vor.
Amerikas Alba.
Eine ähnliche Rolle wie der auf ſo tragiſche Weiſe ums Leben ge=
kommene
Alba ſpielt im amerikaniſchen Rennbetrieb Gallant Fox.
Dieſer hervorragende Dreijährige gewann jetzt den Jockehelub Goldeup
über zwei engliſche Meilen im Belmont=Park (New York) und erhöhte
damit ſeine diesjährige Geſamtgewinnſumme auf 350000
Dollar, alſo faſt 1½ Millionen Mark. Gallant Fox beſtreitet noch
ein oder zwei große Prüfungen, und ſein Trainer hofft, daß der Hengſt,
bevor er mit Ablauf der Saiſon ins Geſtüt geht, einen Gewinnrekord
aufſtellt, der eine Reihe von Jahren Beſtand haben wird. Der bisherige
Rekordträger Amerikas war der berühmte Zev mit 313 000 Dollar.
Süddeutſchland trägt die Vorrunde um den Hocfey=Silberſchild
gegen Norddeutſchland am 2. November in Hannover aus.

Gemeinſame Spielmeiſterſchaften
9.2.9.).b.
ssk. Die Verhandlungen, die zu einer praktiſchen Durchführung des
Einigungsvertrages DT.DSB.DFB. führen ſollen, ſind jetzt ſoweit
gediehen, daß man nunmehr ungefähr überblicken kann, wie die Spiele
vor ſich gehen werden. DSB. und DT. tragen auf Grund des Vertra=
ges
ihre Handballmeiſterſchaften getrennt aus. Dann ent=
ſendet
jeder Verband je vier Mannſchaften zur Feſtſtellung des
Deutſchen Meiſters. Die Endrunde wird nach dem Pokalſyſtem aus=
getragen
, d. h. der Unterlegene ſcheidet aus. Die Meiſterſchaft beginnt
am 31. Mai 1931, am 14. Juni folgt die Zwiſchenrunde, am B. Juni
wird das Endſpiel ausgetragen. Die Mannſchaften ſind in der Reihen=
folge
angeſetzt, daß in der Vorrunde die vier Turnermannſchaften gegen
die Sportlermannſchaften anzutreten haben. Die DT. hat für ihre
Vorſpiele folgende Termine feſtgeſetzt: Meldeſchluß der Kreismeiſter am
29. März, Kreisgruppenſpiele am 12. April und Vorſpiele am 26. April.
Die acht beſten Mannſchaften beſtreiten dann am 10. Mai die Zwiſchen=
ſpiele
. Die vier ſiegreichen Vereine treten dann als Vertreter der DT.
zu den Endſpielen an.
Im Lager der Fußballſpieler iſt eine generelle Regelung
nicht getroffen worden, die Kreiſe der Turnerſchaft verhandeln mit den
Unterverbänden des DFB. ſelbſt. Der Kreis Sachſen z. B. entſendet
die beſten Mannſchaften zu den Aufſtiegsſpielen des V.
. Sachſen=
Anhalt und Thüringen laſſen die Turnermannſchaften an den Gaumei=
ſterſchaftsſpielen
des VMBV. teilnehmen.
Für die Durchführung der Sommerſpielmeiſterſchaften
ſind noch keine Entſcheidungen getroffen. Vor Feſtlegung der Spiel=
pläne
wird entweder im Februar oder im März des nächſten Jahres
die DT. eine Sitzung der Kreisſpielwarte nach Stralſund auſetzen, auf
der dann über die Titelkämpfe beraten wird. Wie verlautet, ſollen
übrigens die erſten gemeinſamen Meiſterſchaften im Schlagball und
Fauſtball im nächſten Jahre in Duisburg vor ſich gehen.
Sihung der Inkernal. Sporkkommiſſion in Paris.
Am 17. September fand eine bedeutſame Sitzung der Internationa=
len
Sportkommiſſion in Paris ſtatt. Bei dieſen Herbſtſitzungen wird
alljährlich vor allem das Datum der einzelnen europäiſchen Großen
Preiſe feſtgelegt. Im Jahre 1931 finden folgende dieſer Veranſtaltun=
gen
ſtatt: 30. Mai. Großer Preis von Indianapolis; 21. Juni Gro=
ßer
Preis von Belgien; 18. Juli Großer Preis von Deutſchlank
19. Juli Großer Preis von Deutſchland für Sportwagen; 2. Auguſt
Großer Preis von Spanien; 22. Auguſt Großer Preis von

Be=
England; 6. September Großer Preis von Italien
züglich der Sportwagen wurde beſchloſſen, die Gewichtsbe=
grenzung
zu ſtreichen, ſo daß in Zukunft die Teilnahme von Sportwagen
an keine Gewichtsbeſtimmung mehr gebunden iſt. Die Erfahrun=
gen
mit der im letzten Jahre feſtgelegten Rennformel führten dazu,
dieſe wohl beizubehalten, jedoch bezüglich der an den Großen Preiſen
beteiligten Wagen zu beſtimmen, daß ſowohl nach dieſer Formel gebaute
Fahrzeuge meldefähig ſind, wie auch andere. Es beſteht demnach völlige
Freiheit in Beziehung auf konſtruktive Geſtaltung. Da es ſich in letzter
Zeit ereignete, daß kleinere Rennen unter dem Namen Großer Preis
ins Werk geſetzt wurden, iſt der Begriff des Großen Preiſes näher
umſchrieben worden. Darnach müſſen in Zukunft für die unter dieſem
Namen vor ſich gehenden Wettbewerbe Preiſe im Mindeſtbetrage von
50 000 Frs. ausgeſetzt werden. Ein von der engliſchen Delegation ge=
ſtellter
Antrag, die Umrechnung der engliſchen Meilen in Kilometer ins
internationale Reglement aufzunehmen, wurde angenommen.
Man weiß, daß die Zeitnahme bei Rennveranſtaltunger
nunmehr
nationale
faſt ausſchließlich auf elektriſchem Wege erfolgt. Die inte
Sportkommiſſion beſtimmt die Zuläſſigkeit der betreffenden Apparate
und hat in ihrer Sitzung einem neuen elektriſch=photographiſchen Ge=
ſchwindigkeits
=Meßapparat die Zulaſſung erteilt. Auch über die das
Sportweſen ſo ſehr intereſſierende Europa=Bergmeiſter
ſchaft, bei der die deutſchen Fahrer weit im Vordergrunde ſtehen,
wurde beraten. Das neue Reglement der Europa=Bergmeiſterſchaft wird
in der Oktoberſitzung aufgeſtellt werden.
9
Donveriins Zoroerungen.
Der Schöpfer der neuolympiſchen Bewegung gegen die Auswüchſe
im Sport.
Bei einem Vortrag in der Aula der Genfer Univerſität ſtellte
Baron de Coubertin, der Schöpfer der neuolympiſchen Bewegung, die
folgenden Theſen zur Bekämpfung der in der modernen Sportbewegung
zutage tretenden Auswüchſe (phyſiſche Ueberanſtrengung, Neigung zum
Merkantilismus) auf:
Der Staat hat ſich in ſtärkerem Maße, als das heute der Fall iſt,
mit den Erſcheinungen des ſportlichen Lebens zu befaſſen; vor allen
Dingen ſollte der Staat eine ſcharfe Kontrolle über die
Auswüchſe ſportlicher Betätigung ausüben.
Mit Hilfe des Staates ſollte es gelingen, von den Sport=
treibenden
ein ſchriftliches Gelöbnis zu erwirken, das ſie zwingt, auf
jeden materiellen Vorteil durch das Mittel des Sports zu
verzichten. Jünglingen im Alter von weniger als 16 Jahren ſollte die
Teilnahme an Wettkämpfen verboten werden, und außerdem ſollte den
Jünglingen nur das Recht zum Start unter den Farben ihrer Schule,
ihres Gymnaſiums zuerkannt werden.
Die Sportpreſſe muß eine intellektuelle Färbung erhalten.
Sie ſollte weniger Gewicht auf die Regiſtrierung von Ergebniſſen be=
ſonders
qualifizierter Wettkämpfer legen und dem Studium der grund=
ſätzlichen
Fragen, die die Sportwelt bewegen, größere Aufmerkſamkeit
ſchenken.
Eine Statiſtik der Unfälle im Sport würde den unkon=
trollierbaren
Gerüchten die Spitze abbrechen, die heute in der ſport=
feindlich
eingeſtellten Preſſe noch häufig zirkulieren. Die ſkandinaviſchen welche heute morgen mit ihrem Kern über England lag, hat aber=
Staaten dürften hier als Beiſpiel genommen werden.
Die Spezialiſierungstendenz iſt einzudämmen; die
Rückkehr zum Sportbetrieb, wie er in den alten Gymnaſien Griechen=
lands
herrſchte, iſt zu propagieren.
Eindämmung der Zahl der Meiſterſchaften, deren
Bedeutung oft ſtark übertrieben wird. Privaten Veranſtaltern ſollte bei bleibt der Witterungscharakter veränderlich. Niederſchläge tre=
werden
.
In ſeinen weiteren Ausführungen beſchäftigte ſich der Vater der
neuolympiſchen Spiele, mit der Frage Turnen und Sport Ausſichten für Sonntag, den 21. September 1930: Unbeſtändiges
Baron de Coubertin beſtätigte die in der Fachwelt längſt geteilte Auf=
faſſung
, daß zwiſchen Sport und Turnen kein unüberſteigbarer Wall
beſtehe. Beide Gattungen der Körperkultur ſuchen mit verſchiedenen
der Raſſe, zu erreichen. Baron de Coubertin wies beſonders nachdrück=
lich
darauf hin, daß man in den nordiſchen Ländern ſchon lange keinen, wölkung mit zeitweiſer Aufheiterung.
Gegenſatz zwiſchen Turnen und Sport mehr kenne.

Deutſche Motorrad=Welthöchſtleiſtungen.
Der B.M.W.=Fahrer Henne unternahm am Samstag mor=
gen
Weltrekordverſuche mit fliegendem Start über einen Kilo=
meter
und eine Meile. Dabei ſtellte er in der 750=Kubikzentimeter=
Klaſſe mit 221,539 Km. bzw. 219,618 Km., in der 500= Kubikzenti=
meter
=Klaſſe mit 203,504 Km. bzw. 200,200 Km neue Welthöchſt=
leiſtungen
auf. Die bisherigen Weltrekorde der Engländer Wright
und Handley ſind damit beträchtlich überboten. Die Rekordver=
*)
ſuche werden fortgeſetzt.

Seite 1T

Deukſche Tennis=Mannſchaftsmeiſterſchaft.
Bei kühlem Wetter begannen am Samstag in Mannheim die
Medenſpiele mit der Vorſchlußrunde. Da es die ganze Nacht geregnet
hatte, konnten die Spiele erſt am Nachmittag beginnen und wurden dem=
zufolge
auch nicht beendet. Der Beſuch war in Anbetracht des Wetters
noch als gut zu bezeichnen. Die Zuſchauer erlebten aber eine Ent=
täuſchung
, weil Rot=Weiß Berlin ohne Prenn und Dr. Kleinſchroth
antrat.
Im Treffen zwiſchen Baden und dem Berliner Tennis=
verband
wurde Baden ausgeſchaltet. Nachdem die Doppelſpiele einen
3:3=Stand ergaben, rechnete man damit, daß die Badener durch Gewinn
der Doppelſpiele den Kampf für ſich entſcheiden würden. Es kam aber
anders. Die beiden erſten Doppelſpiele gingen verloren, ſo daß das
noch ausſtehende Spiel an dem Siege der Berliner nichts mehr zu
ändern vermag. Die Ergebniſſe: Einzelſpiele: Dr. Buß Lorenz
5, 6:4, Heidenreich Wetzel 6:3, 7:5, Wolf (Berlin) Oppenheimer
(Baden) 6:3, 6:4, Schwenker (Berlin)
Fuchs (Baden) 7:5, 6:1,
Weihe (Baden) Tübber (Berlin) 4:6 7:5, 6:0, Klopfer (Baden)
Pietzner (Berlin) 6:2, 5:7, 6:3. Doppelſpiele: Pietzner/Keller (Berlin)
Wetzel/Fuchs (Baden) 6:2, 6:3, KnüppellSchwenker (Berlin)
Klopfer/Hildebrandt (Baden) 6:4, 6:4.
Die Begegnung Rheinland Rot=Weiß Berlin ſtand
nach Abſchluß der Einzelſpiele, ebenfalls 3:3. Das erſte Doppelſpiel
zwiſchen KuhlmannNourney (Rheinland) und Remmert /Rahe (Berlin)
wurde nach dem erſten Satz 6:3 für die Rheinländer wegen Dunkelheit
abgebrochen. Man rechnet damit, daß Rheinland den Endſieg davon=
trägt
. Die Ergebniſſe: Kuhlmann (Rheinland) Zander ( Ber=
lin
) 4:6, 8:6. 6:4; Nourney (Rheinland) Rahe (Berlin) 7:5, 6:1;
Lindenſtädt (Berlin) Heitmann (Rheinland) 6:2, 5:7, 6:2; Nemmert
(Berlin Hauß (Rheinland) 6:4, 7:5; Cohn (Rheinland) Menzel
(Berlin) 8:6, 2:6, 9:7; Henkel (Berlin) Statz (Rheinland) 6:4, 6:3.

Geſchäftliches.
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Schallplattenkonzert. O 12.55: Nauener Zeit. 6 13: Schallplatten.
14.50, 15.50: Zeit, Wirtſchaftsm. 16.10: Ind., Handelsk. (Di.
u. Fr.). 0 17.45: Wetter, Wirtſchaftsm., währ. d. Nachm.=Konzerts:
Vereinsnachrichten. O 18.05, 19.15 oder 19.30: Wirtſchaftsmeld.
Sonntag, 21. September.
7.00: Hamburg: Die Glocken vom Großen Michel. Hafenkonzert.
8.15: Morgenfeier der Freireligiöſen Gemeinde. Anſprache: Pfarrer
Clemens Taesler.
10.30: Volkswirt Dr. Bruno Neindorff: Von Wanderjugend und
ihren Herbergen.
00: Konzert des Frankfurter Motetten=Chors.
11.0
12.00: Preisausſchreiben des Rundfunks und der Südweſtdeutſchen
Zäder (Urteilsprüfung der Hörer). Konzert=Uebertragungen.
13.00: Landwirtſchaftskammer Wiesbaden: Unter welchen Bedingun=
gen
iſt der Ankauf von Saatgetreide zu tätigen? Die Vor=
bereitungen
im Kelterhaus für die neue Weinernte. Die Süß=
moſtbereitung
.
14.00: Stuttgart: Jugendſtunde. Mäh! Ein Sendeſpiel nach einem
alten Schwank von Franz Bauer.
15.00: Dipl.=Landwirt Bender: Wie kann der Landwirt die Milch=
produktion
rentabler geſtalten? Ludwia Nüdling: Mein Vater.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
16.20: Darmſtadt: Handball=Länderſpiel DeutſchlandOeſterreich.
10: Fortſetzung des Konzertes.
18.00: Dr. Carl Gebhardt: Schopenhauer in Frankfurt a. M. zu
70. Todestag.
inem
Dr. Walter Beſt: Das Theater ohne Geld.
19:
Stuttgart: Deutſche, ſchottiſche und waliſiſche Volkslieder.

6:
Stuttgart: Hochflut am Miſſiſſippi. Hörſpiel von K. Heynicke.
20.45: Stuttgart: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.
22.45: Stuttgart: Tanzmuſik. auf Schallplatten.

Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 5.50:
6.55:
Wetter für den Landwirt. o 6.30: Morgengymnaſtik.
Wetter für den Landwirt.
Ca. 7: Konzert. O 10.30, 13.30:
(So.
Neueſte Nachrichten. o 12.25: Wetter für den Landwirt.
12.50). O 12 bzw. 12.30: Schallplatten (außer So.). O
12.55:
Nauener Zeit. o 14: Berlin: Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe.
19.55: Wetter für den Landwirt.

Deutſche Welle. Sonntag, 21. September.
7.00: Hamburg: Die Glocken vom Großen Michel. Hafenkonzert.
8.00: Mitteilungen und praktiſche Winke.
8.15: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.20:
A. Bergmann: Neuzeitliche Hühnerhaltung.
8.50
Stundenglockenſpiel der Potsdamer Garniſonkirche.
9.05: Evangeliſches Vereinshaus zu Stettin: Morgenfeier.
Anſchl.: Glockengeläut des Berliner Doms.
11.00: Elternſtunde. Dr. Hildegard Schwab=Feliſch und Martin
Schumacher: Unſere Kinder können ſich nicht mehr freuen.
11.30
Aus der Volksbühne: Kundgebung zum 40jährigen Jubiläum
der Volksbühne.
königsberg: Mittagskonzert.
12.50:
14.30: Jugendſtunde. Dichter=Märchen.
15.00: Alice Jacob=Loewenſon: Klaviervorträge.
15.3
Funkgrotesken von Hans Philipp Weitz.
16.0
Unterhaltungsmuſik. Einlagen: Vom neuen SCC.=Platz: Inter=
nationales
Sportfeſt. Von der Olympia=Radrennbahn.
18.30
Prof. Dr. H. Sohnrey: Gemeindeabende im Gemeindehaus.
19
9.00: Ludwia Klinenberger: Joſef Kainz zum 20. Todestag.
19.30
urt Reinhard Dietz lieſt aus eigenen Werken.
gG
Wagner=Abend. Funkorcheſter. Soliſt: Kammerſänger Kirch=
hoff
. Aus Die Meiſterſinger von Nürnberg; Vorſpiel; Arie
Am ſtillen Herd; Vorſpiel zum dritten Akt: Preislied
Siegfried=Idyll und Schmiedelieder
us Siegfried‟. Einzug
der Götter, aus Rheingold.
Siegfrieds, Rheinfahrt, aus
Götterdämmerung
Winterſtürme, aus Die Walküre‟.
Vorſpiel und Gralserzählung aus Lohengrin. Ouvertüre
und Rom=Erzählung aus Tannhäuſer.
Danach: Tamzmuſik. Fred Bird=Tanz=Orcheſter.

Welterbericht.
Der Einfluß der Vorderſeite der neuen kräftigen Störung.
mals Niederſchlagstätigkeit ſowie Temperaturanſtieg verurſacht.
Unſere Wetterlage wird vorerſt weiter von der Störung beherrſcht.
ſo daß Bewölkung und Niederſchläge bei lebhafter Luftbewegung
auftreten. Mit dem Drehen der Winde von Südweſten über
Weſten ſetzt durch die kühlere Luft Temperaturrückgang ein. Da=
nicht
mehr das Recht zur Abhaltung von Meiſterſchaften zugeſtanden ten mehr in Form von Schauern auf, und die Wolkendecke, wird
durchbrochen, ſo daß vorübergehend Aufklaren ſich einſtellt.
Wetter, vorerſt weitere Niederſchläge, die ſpäter in Schauer
übergehen, auffriſchende, zeitweiſe ſtürmiſche, von Südweſt über
Weſt drehende Winde, kühler.
Mitteln das gleiche Ziel, die körperliche Ertüchtigung des Individuums, Ausſichten für Montag, den 22. September 1930: Nachlaſſen der
Niederſchläge, jedoch noch vereinzelte Schauer, wechſelnde Be=

Hauptſchriftilettung: Rudolf Maupe
Veranzworrlich für Poltik und Wirtſchaft: Rudolf Mau
für Feutllevon Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſei für Sp=
Karl Bshmann;
den Handel:
C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: J. V
Tarl=
öhmann
;
dur Die Gegenwart
agesſplegel in Bild und Wort: Dr
derbe
Netie.
für den Inſeratentel und ge
ſtliche Mittellungen: Willy Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 22 Geiten.

[ ][  ][ ]

Seite 12

Sonntag, den 21. September 1930

Nummer 261

OUM
O

Jſolde hat heute ein Schweſierchen bekommen.
Waltrud
foll es heißen.
Studienrat Dr. A. Heldmann und Frau

Darmſtadt, den 18. September 1930.
Friedrichſtr. 23 und Klinik von Dr. Hoffmann u. Dr. Wolff

Leni Fotz
Kurt Schneider

Verlobte
Darmstadt, 21. Sept. 1930.
2

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dung
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Aenderungen b. bill.
Berechnnug fertigt(
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M. Bangerk.
Schneidermeiſter,
Lauteſchlägerſtr. 6, II.

Walter Fuhrländer
Annelieſe Fuhrländer, geb. Knos
Vermählte
Darmſtadt, September 1930
Frank furterſtraße 15
Frankfurterſtraße 40
(*)
Kirchliche Trauung: Sonntag, 1.30 Uhr, in der Schloßkirche
(Im Dienstag, 2. Sept. 1230 feiern 1 20 Prozenl
die Eheleute Philipp Offenbächer
und Frau Marie, geb. Weiß=
Rabatl
mantel, Moosbergſtraße 68, das
gewähren wir bis
Feſt der Silbernen Hochzeit. (* ſauf weiteres au

Die Eheleute Friedrich Kunkel=
mann
, Arheilgerſtr. 96, begehen
am 23. ds. Mts. das Feſt der
Silbernen Hochzeit. (13933

Frau Ludwig Roth, hier, Heidel=
bergerſtr
. 112, beging geſtern in geiſtiger
Friſche und körperlich beſtem Wohl=
befinden
ihren
70. Geburtstag. (14018

Kinder- I.
Puppenwagen
unſeren neuen
Verkaufslokalen.
J. Donges & Wieſt,
Heinrichſtr. 52.
(13849a

Jg. Herr od. Dame
kann dch. Intereſſen=
einlage
b. Flugzeug=
vertreter
an Ueber
landflüg, teilnehm
Führerſchein kann
daſ. erworben wer=
den
. Angeb. unte
V. 121 Geſchſt. (*fg

Plötzlich und unerwartet verſchied am Freitag
mein lieber Mann, unſer lieber Vater, Schwa=
ger
, Onkel und Großvater
Fuhrunternehmer
Ru Sauel
im Alter von 54 Jahren intolge eines Herz=
ſchlags
.
In tiefer Trauer:
Frau Karl Bauer
und Kinder.
Darmſiadt, den 20. September 1930.
Stiftsſtraße 97.
Von Beileidsbeſuchen bitte abſehen zu wollen.
Die Beerdigung findet am Montag nach=
mittag
4 Uhr von der Kapelle des Friedhofs
an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt. (

Todes=Anzeige.

Unſer guter Vater
vater und Urgroßvater

Schwiegervater, Groß=

Georg Haller
Glaſermeiſter
iſt heute morgen um 9 Uhr im nahezu vollen=
deten
79. Lebensjahre ſanft entſchlafen.
Familie Karl Schupy
Friedrich Werner.

Arheilgen, 20. September 1930.
Die Beerdigung findet Montag, den 22. September,
um 5 Uhr, von Taunusſtraße 4 aus ſtatt. (14001
Rhein=
Privat=Handelsſchulefraße?
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Toni Oilbert
Ludwig Rumpf
Gerichtsreferendar
geben ihre Verlobung bekannt
Darmstadt, den 20. September 1930.
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Martinsstraße 56

Statt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, am 17. September unſere
liebe, gute Schweſter, Schwägerin, Tante und Großtante
Anna Kumbruch
nach kurzem ſchweren Leiden unerwartet zu ſich in die Ewigkeit ab=
zurufen
.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Berta Kumbruch.
Darmſtadt; den 21. September 1930.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.

Für die wohltuende Teilnahme bei dem Hinſcheiden
meines lieben Gatten, unſeres lieben Schwiegervaters
und Großvaters
I9
Heirn Suſtus Bever
ſprechen wir hiermit unſeren tiefempfundenen Dank aus.
Eliſabeth Weber, geb. Becker
Eduard und Walter Röhler.

Darmſtadt, den 21. September 1930.

(13968

Kriegerkameradſchaft Germania Darmſtadt.
Geſtern verſchied unſer lieber Kamerad und langjähriges treues Mitglied
K. Sauer
Fuhrunternehmer.
Die Beerdigung findet am Montag, den 22. ds. Monats, nachmittags
4 Uhr auf dem alten Friedhof, Niederramſtädterſtraße, ſtatt. (14006

Wir bitten um zahlreiche Beteiligung.

Der Vorſtand.

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Heute morgen ½8 Uhr iſt nach kurzer
2tägiger Krankheit mein lieber, treuer
Mann, unſer herzensguter Vater, Groß=
vater
, Bruder, Onkel und Schwager
Leunhard Sod
Straßenbahnſchaffner
im 56. Lebensjahre ſanft entſchlafen.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſiadt, Teſchhausſtr. 34, Offenbach a. M.,
Kiel, Heilbronn, den 19. September 1930.
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 23. Sep=
tember
, nachmittags 2 Uhr, auf dem Waldfriedhofe
ſtatt.

Todes=Anzeige.
Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen,
meinen lieben, guten, treubeſorgten Bruder
Herrn Friedrich Strauch
Reichsbahn=Betr.=Aſſiſtent
nach kurzem, ſchwerem Leiden, zu ſich in die ewige
Heimat zu nehmen nach kaum fünfmonatlichem Heim=
gang
unſerer lieben Schweſter.
In tiefer Trauer:
Karoline Strauch.
Darmſtadt, den 18. September 1930.
Schwanenſtraße 26.
Die Beerdigung findet Montag, den 22. September,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Alten Friedhof, Nieder=
Ramſtädterſtraße, ſtatt.
(13998

Mittwoch, den 17. September, nachmittags
½5 Uhr nahm Gott unſere heißgeliebte,
herzensgute Mutter
Frau Matia berw. 4einlhöld
geb. Greß
zu ſich in ſein himmliſches Reich.
Die tieftrauernden Kinder:
Hertha Stockhauſen, geb. Weinhold
Lenore Mehzer, geb. Weinhold
Erich Weinhold.
Darmſtadt und Annaberg.
Die Einäſcherung fand in der Stille ſtatt.
Kondolenzbeſuche dankend verbeten.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme während
der Krankheit und bei dem Heimgang meines lieben
Mannes, Bruders, Schwagers und Onkels
Herrn Heinrich Weber
Kaufmann
ſagen wir allen Verwandten, Freunden und Be=
kannten
nur auf dieſem Wege unſeren innigſten Dank.
Ganz beſonders danken wir für die überaus zahl=
reichen
Kranz= und Blumenſpenden, für die auf=
opfernde
Pflege der Barmherzigen Schweſtern, ferner
dem Kriegerverein Darmſtadt und Pfarrer Kleberger.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Lina Weber Wwe.
13966)

Dankſagung.
Für die überaus zahlreichen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgang meines lieben Gatten,
unſeres lieben Vaters
Herrn Heinrich Levi
ſprechen wir hiermit unſeren herzlichſten Dank aus.
Frau Julie Levi geb. Stein
und Kinder.
Darmſtadt, den 20. September 1930.
Viktoriaſtraße 50.

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Nummer 261

Sonntag, den 21. September 1930

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[ ][  ][ ]

Num mer 261

Die Tendenz des internationalen Getreidemarktes iſt weiterhin als
flau zu bezeichnen. Die Warenvorräte überſteigen bei weitem den Be=
darf
. Die neuerlichen Ernteſchätzungen aus der Union und Kanada,
die wohl als ungefähr endgültiges Bild angeſprochen werden können,
zeigen, daß die Weizenvorräte etwa 1 Mill. To. höher ſind als im Vor=
jahre
. Zwar beſtätigt ſich die Mißernte bei Mais voll und ganz, doch
zeigen die Schätzungsziffern für das übrige Futtergetreide und auch für
Hafer eine deutliche Erhöhung gegenüber dem Vorjahre. Es wird da=
her
die Verfütterung von Weizen in den Staaten nicht den erhofften
Erfolg haben. Daneben ſind auch in Argentinien und Auſtralien, wo
die neuen Ernten November und Dezember fällig ſind, dieſe als durch=
aus
günſtig zu beurteilen. Zudem macht Rußland bei der Verſorgung
Europas Amerika eine empfindliche Konkurrenz. Es iſt hierbei darauf
zu verweiſen, daß es ſich hier um Verkäufe zur Beſchaffung von De=
viſen
handelt, was angeſichts der ruſſiſchen Ernährungsſchwierigkeiten
ja nicht zu bezweifeln iſt. So wird auch der Mehrbedarf Europas, der
ſich aus unbefriedigenden Erntereſultaten ergibt, nicht in der Lage ſein,
den Weizenüberſchuß der Welt aufzunehmen. In Chicago notiert Sep=
tember
=Weizen bei 80 es noch 4 es niedriger als in der Vorwoche. Auch
Liverpool hat ſeine anfängliche Beſſerung wieder aufgegeben. Der
hieſige Getreidemarkt zeigte in der Berichtswoche eine ſchwache und luſt=
loſe
Tendenz. Der Ausgang der Wahlen hat ſich auf den Markt kaum
ausgewirkt. Dagegen führte die Erklärung von zuſtändiger Stelle über
die Umgeſtaltung der Stützungsaktion zu einer großen Unſicherheit.
Man weiß nicht, ob eine beweglichere Geſtaltung der Stützung mit
einem allmählichen oder ſofortigen Abbau der Stützungsmaßnahmen
identiſch ſein ſoll. Allgemein iſt man der Ueberzeugung, daß es mit
der Stützung nicht mehr lange dauern kann. Seitens der zuſtändigen
Stelle wird der Entſchluß für eine beweglichere Geſtaltung der Stützung
damit begründet, daß in der letzten Zeit von Tag zu Tag mit immer
größerer Deutlichkeit ſich eine umfangreiche Baiſſe=Spekulation in Ver=
bindung
mit politiſchew Tendenzen gegen die Stützungsſtelle gezeigt
habe. Wir wieſen bereits im Bericht über die Vorwoche darauf hin,
daß die Spekulation der Stützungsſtelle erhebliche Mengen angefirt
habe. Dazu kommt noch, daß auch die Landwirtſchaft angeſichts der
wirtſchaftlichen Verhältniſſe zu ſtärkeren Verkäufen ſchreiten mußte.
Jedenfalls bleibt abzuwarten, wie ſich die Stützung nunmehr geſtalten
wird. Die Weizenſtützung wurde bereits ſeit Beginn der Woche ( Diens=
tag
) eingeſtellt. Nach der anfänglichen Verwirrung wird aber die Si=
tuation
bereits beruhigter betrachtet, wenn auch ein erheblicher Rück=
gang
des Preiſes zu verzeichnen iſt. Allerdings hat ſich gegen Ende
der Woche die Lage wiederum befeſtigt. Dies iſt zurückzuführen auf
Gerüchte, daß noch in dieſer Woche im Reichsminiſterium für Ernährung
und Landwirtſchaft Beſprechungem über die Feſtſetzung der Vermah=
lungsquote
für Inlandsweizen für Oktober ſtattfinden ſollen. Man rech=
net
mit einer nicht unweſentlichen Erhöhung upd ſpricht von 80 Pro=
zent
. Daraufhin waren ſeitens der Mühlen größere Käufe feſtzuſtel=
len
, während andererſeits die Abgeber vorſichtig und zurückhaltend blie=
ben
. Auch am Roggenmarkt herrſcht allgemeine Zurückhaltung. Das
Angebot findet nur zu weichenden Preiſen Aufnahme. Es ſoll zum
eil noch unter der amtlichem Notiz zu Abſchlüſſen gekommen ſein.
Das Mehlgeſchäft zeigt wieder keine Veränderung. Die auftretenden
Forderungen tendieren leicht nach unten. Das Geſchäft am Markt für
Gerſte blieb ruhig. Die neue Gerſtezollverordnung macht ſich nicht be=
merkbar
. Feine Brauqualitäten blieben knapp. Die Abwicklung früherer
Ankäufe iſt ſchwierig durch die Klage über Beſchaffenheit. Für In=
duſtriegerſte
iſt das Geſchäft ebenfalls ſtller. Hafer gab im Verlaufe
der Woche etwas nach. Gute alte Ware tritt in den Hintergrund, da
von dem neuen Material beſſere Qualitäten herauskommen. Der Notiz=
unterſchied
: Hafer alter und neuer Ernte wurde aufgegeben. Futter=
mittel
zeigen immer noch ſchleppendes Geſchäft bei nachgebenden Preiſen.
Vom ſüddeukſchen Tabakmarkk.
Eine in Friedrichstal abgehaltene Verkaufsſitzung der dort zuſam=
mengeſchloſſenen
Vereine iſt ergebnislos verlaufen, da die Pflanzer
Sonderbedingungen ſtellten, auf die die Käufer nicht eingingen und ihre
Grumpen trotz vorliegender Gebote bis zu 36 Mark pro Zentner zu=
rückzogen
. Größere Grumpeneinſchreibungen fanden in Karlsruhe von
der Badiſchen Landwirtſchaftskammer und vom Landesverband bahe=
riſcher
Tabakbauvereine ſtatt. Die Grumpen ſind in dieſem Jahre bei
weitem nicht ſo farbig und auch viel weniger blattig als im vorigen
Jahre. Außerdem iſt natürlich, wie immer in naſſen Jahrgängen, mit
großem Gewichtsverluſt und Abgang durch Sand uſw. zu rechnen. Ueber
die Entwicklung der Sandblätter und des Obergutes am Dach hört
man bis jetzt keine Klagen. Wie die Beſichtigungen zeigten, hat der
ganzd Jahrgang mehr den Charakter eines Zigarettengut= als Schneide=
gut
=Jahres. In alten Tabaken hat die Nachfrage angehalten.

Die Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 17. September iſt mit
123,0 gegenüber der Vorwoche (123,5) um 0.4 v. H. zurückgegangen.
Entlafſung von 1000 Arbeitern bei der Dillinger A.=G. Wie von der
Generaldirektion beſtätigt wurde, ſteht ein neuer großer Belegſchafts=
abbau
bevor. Außer etwa 100 Penſionierungen ſollen von der 6000
Mann ſtarken Belegſchaft weitere 1000 Mann abgebaut werden.
Mehlpreisermäßigung. Die ſüddeutſche Mühlenvereinigung hat den
Preis für Weizenmehl Spezial 0 um 0,25 RM. auf 40,25 RM. pro 100
Kg. ermäßigt.
Grubenſtillegung auf dem Weſterwald. Von den wenigen Eiſenerz
gruben, die bislang auf dem Weſterwald noch in Betrieb waren, wird
am 1. Oktober wieder eine ſtillgelegt. Es handelt ſich um die Kruppſche
Grube Silberwieſe‟ Infolge Abſatzmangel und Ueberfüllung der
Halden ſieht ſich die Verwaltung genötigt, die Tore zu ſchließen und 300
Bergleuten die Kündigung auszuſprechen.

Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 20. Sept.:
Getreide. Weizen: Sept. 81, Dez. 85½, März 88½, Mai 91½;
Mais: Sept. 895. Dez. 85.25, März 86½, Mai 88.50; Hafer:
Sept. 38.50, Dez. 40.25, März 42½, Mai 43½; Roggen: Sept. 51,
Dez. 55.25, März 59,75, Mai 62½.
Schmalz: Sept. 11.60, Okt. 11.55, Dez. 11.20, Jan. 11.12½.
Speck, loko 14.50.
Schweine: leichte 10.0010.65, ſchwere 10.1510.85; Schwei=
nezufuhren
: Chicago 6000, im Weſten 22 000.
Baumwolle: Oktober 10.89, Dezember 11.10.
Es notierten nach Meldungen ausNewYork am 20. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 12.35; Talg, extra, loſe 5.25.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 100, Hartwinter,
neue Ernte 90; Mais, loko New York 1025; Fracht: nach Eng=
land
1,62,3 Schilling, nach dem Kontinent 89 Cents.
Kakao. Die Börſe war heute geſchloſſen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Minimax A.=G., Berlin, ſchlägt der Hauptverſammlung am
25
Oktober für 1929/30 aus einem Reingewinn von 277 765 (451 751)
RM. eine Dividende von nur 5 (10) Prozent vor.
Die Preisindexziffer der Metallwirtſchaft ſtellte ſich am 17. Sep=
tember
auf 84,4 gegen 85,5 am 10. September, fiel alſo um 1.3 Prozent.
Die deutſche Kupferhüttenproduktion ſtieg im Auguſt auf 5247 To.
gegen 4202 To. im Juli. Die deutſche Kupferraffinadeproduktion betrug
im Auguſt 11 543 To. gegem 9805 To. im Juli.
Die Mannheimer Gummi=, Guttapercha= und Aſbeſtfabrik iſt illi=
quid
geworden und will ſich mit ihren Großgläubigern in Verbindung
ſetzen, um die Schwierigkeiten beheben zu können.
Unter der Firma Hoffmann u. Engelmann A.=G., Neuſtadt a. d. H.,
wurde mit einem Grundkapital von 850 000 RM. eine A.=G. gegründet,
die die ſeit 1874 beſtehende Feinpapierfabrik gleichen Namens weiter=
führt
.
Bei der Verliner Verkehrsgeſellſchaft werden entgegen den geſt=
rigen
Angaben der Direktion doch 600 Arbeiter des Verkehrsperſonals
entlaſſen.
Der Aufſichtsrat der Vereinigte Ultramarin=Fabriken A.=G., vorm.
Leverkus. Zeltner u. Konſorten, Köln, ſchlägt der Hauptverſammlung
am 10. Oktober eine Dividende von wieder 12 Prozent auf die Stamm=
uktien
vor.

Sonntag, den 21. Sept.

* Ausdehnung der Sinclair=Inkereſſen
in Deukſchland?
Während die großen Weltpetroleum=Konzerne ſchon ſeit langem
das deutſche Geſchäft in eigener Regie betreiben, hat der amerikaniſche
Sinclair=Konzern ſich bis vor kurzem nur indirekt an dem deutſchen
Geſchäft beteiligk. Erſt ſeit Beginn d. Js. fängt auch dieſer Konzern
an, ſich allmählich in Deutſchland feſtzuſetzen nud auszudehnen. Im
Januar wurde in Köln die Deutſche Sinclair Petroleum G.m.b.H. ge=
gründet
, die bereits in Weſtdeutſchland feſten Fuß gefaßt hat und in
einer Reihe von Städten Großtankſtellen und Depots errichtet hat.
Auch nach Süddeutſchland iſt die Geſellſchaft vorgedrungen, und ſehr
bald dürfte neben den vielen ſchon beſtehenden Pumpanlagen auch die
Sinco=Pumpe eine Rolle ſpielen. Die amerikaniſche Muttergeſellſchaft,
die Sinclair Conſolidated Oil Corporation hat ſoeben ihr Kapital
durch Verdoppelung auf rund eine Milliarde Dollar gebracht. Ein Teil
dieſes Kapitals dürfte, für den Ausbau der Anlagen in Deutſchland
Verwendung finden. Der Präſident des Konzerns H. F. Sinclair hat
ſoeben eine Studienreiſe durch ganz Deutſchland beendet. Der bekannte
Oelmagnat drückte ſich dem D.H.V.=Vertreter gegenüber äußerſt zuver=
ſichtlich
und befriedigt über das, was er in Deutſchland geſehen hat,
aus. Mr. Sinclair hat auch die Gelegenheit wahrgenommen, die
norddeutſchen Oelfelder eingehend zu beſichtigen. Inter=
eſſant
iſt, daß Mr. Sinclair im Gegenſatz zu der Skepſis, die in der
deutſchen öffentlichen Meinung in bezug auf das norddeutſche Oelgebiet
herrſcht, dieſes Gebiet außerordentlich optimiſtiſch beurteilt. Er glaubt,
daß die bisherigen geringen Erfolge darauf beruhen, daß die Bohrun=
gen
nicht weit genug in die Tiefe vorgedrungen ſeien. Nur in einem
Falle ſei man in Deutſchland bis zu 6000 Fuß (etwa 1880 Meter)
heruntergegangen, einer Tiefe, die in Amerika heute das Normale ſei.
Vereinzelt gehe man dort ſogar bis zu 9000 Fuß. Das Problem der
Entparaffinierung ſei in Amerika längſt gelöſt. Deutſcherſeits iſt be=
kanntlich
behauptet worden, daß man in der Lage ſei, die Produktion
mit den heutigen Bohrungen auf 250 000 Tonnen (gegenüber 100 000 To.
im Jahre 1929) zu erhöhen, wenn die Möglichkeit beſtände, das baraf=
inreiche
Oel zu entparaffinieren. Die Paraffinerzeugung aus Oel ſei
drüben ſchon ſeit langem eine rentable Nebenproduktion der Oelindu=
ſtrie
. Finanziell iſt die Sinclair=Gruppe bisher an der deutſchen Oel=
produktion
nicht beteiligt. Die ſeinerzeitige Meldung, daß die North
Europaan Oil Company zur Sinclair=Gruppe gehöre, iſt unrichtig. Es
ſcheint aber durchaus nicht unmöglich, daß ſich auch die Sinclair=Gruppe
für das norddeutſche Oelvorkommen intereſſiert. Vor allem, was Mr
Sinclair in Deutſ’land geſehen hat, erſchienen ihm neben den Oelvor=
kommen
die Ferngasanlagen der Ruhrgas A.G. am intereſſanteſten.
Frankfurker und Berliner Efſekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 20. September.
Die durch ſinnloſe Gerüchte hervorgerufene vorübergehende Beun=
ruhigung
in New York und London" über die politiſche Situation in
Deutſihland und die daraus reſultierende Schwäche der deutſchem Werte
beeinflußten die Börſe naturgemäß zum Wochenſchluß ſehr ungünſtig.
Die Haltung war allgemein weiter ſchwach, da von Publikums= und Aus=
landsſeite
wieder Material an den Markt kam. Die Verkäufe des Aus=
landes
nahmen jedoch nicht das vielfach befürchtete ſtarke Ausmaß an.
Andererſeits war aber die Aufnahmefähigkeit des Marktes wieder denk=
bar
gering, ſo daß ſich meiſt neue Kursrückgänge von etwa 13 Pro=
zent
ergaben. Größere Einbußen erlitten Reichsbankanteile mit 4½
Prozent und Deutſche Linoleum, die 6½ Prozent verloren. Im Ver=
laufe
konnte ſich eine beruhigtere Stimmung durchſetzen. Deckungen der
Kuliſſe, daneben aber auch vermutlich kleine Interventionskäufe von
Bankſeite, bewirkten meiſt Kurserholungen von etwa 1 Prozent. Tages=
geld
war zu 3 Prozent wieder etwvas leichter. Am Deviſenmarkt lag
das Pfund etwas feſter. Man nannte Mark gegen Dollar 4,1960, gegen
9
Pfunde 20,397/g. London=Kabel 4,8605,
Paris 123,69,
Nailand
,82. Madrid 45,35. Schweiz 25,04½, Holland 12,061/s. Die
Reichsbank dürfte wieder in nicht unerheblichem Maße Deviſen abge=
geben
haben.
Berlin, 20. September.
Die Rückgänge der deutſchen Werte im Auslande zogen, wie dies
nicht anders zu erwarten war, an der heutigen Börſe neue Kursab=
ſchläge
nach ſich. Man nannte vormittags und an der Vorbörſe nur
ſehr vorſichtige Taxen, da einerſeits bekannt war, daß aus dem Aus=
lande
Verkaufsaufträge eingegangen waren, man jedoch andererſeits

nicht überſeben konnte, inwieweit die Banken intervenieren würden.
Anſcheinend beabſichtigen die maßgeblichen Stellen keine allzu ſtarke
Stützung, da man die Anſicht vertritt, daß jeder Eingriff ziemlich zweck=
los
ſei, bevor ſich die Kriſenbewegung nicht ſelbſt ausgelaufen habe.
Immerhin haben die Großbanken heute Ware in ſich aufgenommen,
ohne daß jedoch dadurch verhindert wurde, daß die Eröffnung immer
noch 13 Prozent unter geſtrigem Schluß lag. Wenn es auch zu Beginn
des offiziellen Verkehrs nicht ganz ſo ſchwach wie befürchtet wurde, ſo
erſchien eine Reihe von Werten dennoch mit Minus=Minus=Zeichen, und
die Verluſte der Spitzenwerte betrugen bis zu 9½ Prozent. In den be=
ſonders
ſchwach veranlagten Werten, wie Polyphon, Schubert und Sal=
zer
, Spritaktien uſw. ſprach man von Exekutionen. Der Kurs der
Younganleihe ſoll in Holland, Zürich und London heute bis auf zirka
7777½ Prozent zurückgegangen ſein. Im Verlaufe blieb die Tendenz
zunächſt weiter zur Schwäche neigend, und es traten neue Rückgänge
von 12 Prozent ein. Salzdetfurth lagen vorübergehend um 3½ Pro
zent gedrückt. Später beſſerte ſich die Stimmung, zumal die heute fälligen
amerikaniſchen Kredite bei den Großbanken ohne jede Einſchränkung
durchaus günſtigen Bedingungen verlängert wurden, und aus New Yo=
Nachrichten vorlägen, in denen die Gerüchte, die an der geſtrigen New
Yorker Börſe kurſierten, als reine Baiſſemanöver bezeichnet wurden.
Auf Deckungen wurden die Verluſte teilweiſe wieder aufgeholt. Im
allgemeinen bewegten ſich die Kurſe bei ſehr nervöſer Stimmung bis
etwa 1 Prozent über oder unter der Eröffnung. Bergmann waren
3 Prozent ſchwächer, Spritwerte, Schubert und Salzer, Karſtadt uſw.
konnten bis zu 3 Prozent gewinnen. Anleihen etwas ſchwächer, von
Ausländern gaben Bosnier bis zu 1½ Prozent nach. In Pfandbriefen
fanden größere Entlaſtungsverkäufe ſtatt, die nur zu weſentlich ſchwä=
cheren
Kurſen Unterkunft fanden. Reichsſchuldbuchforderungen waren
bis zu 13 Prozent gedrückt. Deviſen nur wenig verändert, Buenos
ſchwach. Am Geldmarkt zog Tagesgeld auf 3½5½ Prozent an. Der
Privatdiskont wurde für beide Sichten um je /⁄₈ Prozent auf 3½ Pro=
zent
erhöht.

Die Berliner Metallnotierungen vom 20. September ſtellten
ſich für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Ham=
burg
, Bremen oder Rotterdam) (Notierung der Vereinigung für
die deutſche Elektrolytkupfernotiz auf 100.75 RM.

Mainzer Produktenbericht. Großhandelseinſtandspreiſe ver 100
Kilo loco Mainz, am Freitag, den 19. September 1930: Weizen 24 bis
24,2, Roggen 15,75, Hafer 16. Braugerſte 2022, Induſtriegerſte 17,75
bis 18,25, Futtergerſte 1717,50, Malzkeime 9,5010, ſüdd. Weizenmehl
Spez. 0 40.90, Roggenmehl 60proz. 26,5027,50, Weizenkleie fein 6,75.
Weizenkleie grob 7,50, Roggenkleie 7, Weizenfuttermehl 9,75, Biertreber
10,60, Erdnußkuchen 1414,75, Kokoskuchen 14,7519, Palmkuchem 10
bis 10,50, Rapskuchen 1010,75, weiße Bohnen 35,50. Tendenz: Starb
abgeſchwächt.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Marktlage: Die feſte Stim=
mung
, die ſeit einigen Tagen herrſcht, hielt auch zum Wochenſchluß an.
wobei ſich meiſt weitere Preisſteigerungen ergaben. Die Umſatztätigkeit
konnte ſich nach anfangs ſchleppendem Geſchäft ebenfalls leicht beſſern.
Es notierten in Pfennigen per Stück: Italiener nicht am Markt, Bul=
garen
10,7511,00, Jugoſlawen 10,0010,25, Rumänen 10,0010,B,
Ruſſen nicht am Markt, Polen 8,258,50, Chineſen nicht am Markt,
Holländer 12,5015,00, Dänen 12,5014,50, Belgier 13.0013,25, Fran=!
zoſen nicht am Markt, Schleſier 11,0012,00, Bayern 10,7511,00, Nord=
deutſche
11,5013,00. Auslandseier unverzollt ab Grenzſtation. In=
landseier
ab Station.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Marktlage: Die an=
dauernden
Preisrückgänge für ausländiſche Butter bewirkten auch auf
dem hiefigen Markt ein Nachgeben der Preiſe. Es koſtete das Pfund
im Großhandelsverkehr in Mark:
Auslandsbutter (holl. oder dän.)
1 Faß (50 Kg.) 1,70, einhalb Faß 1,72. in Halbpfundſtücken 1,75, deutſche
Molkereibutter 1,55.

Viebmärkke.

Auf dem Schweinemarkte in Weinheim a. b. B. am Samstag, den
20. d. M., waren 480 Tiere zugeführt. Verkauft wurden 416 Stück, da=
von
Milchſchweine das Stück von 1224, Läufer das Stück von 2840
Mark. Der Marktverlauf war gut.

Berliner Kursbericht
vom20. September 1930

Oeviſenmarkt
vom20. September 1930

Berl. Handels=Geſ.
Danatban
Deutſche Bant u. 1
Sconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapae
ſa Dampfſch.
dd. Lloyd
Bayr. Motorenw.
P. Bembere

Elektr.
derl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

135.5
170.50
118.
117.50
84.n5
126.:
84.
127.625
A
2.50
Rot
N.50

R. 6

Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Rlöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppe

121.125
141.50
101.25
128.50
93.5
80.
8.50
2..
15.
Ae
77N5
36.50
125
53.25

Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
eonh. 2chfa,
rein. (
izſt.
Verein. Stahlwe
5
Weſteregeln All
gsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfe
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. P
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Vogel?
ur. Draht
Wanderer=Werke

165.25
1.;
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59
195.2*
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62.-
K.25
4-
5.50
30.

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Sofia
Holland
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Belgien
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00 finn. M.
100 Schilling
Kr.
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Gulde
100 Kronen
100 Kronen
00 Kronen
2=Stg.
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100 Belga
100 Lire
00 Franes

0.547
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73.40
3.039 3.0
168.25
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16.465

Brie
10.567
59.3
12.46
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169.291
2.3:
112.4
20 413
512/ 1.51e
4.1
18.55
21
6.505

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janer
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Talinn Eftl
Riga

Mi Ge ld 100 Franken 81.35! 100 Peſetas /45.20 100 Gulden 81.4 m
8 * 0.4 10 Dina 7.4: 100 Escubos 18.8 0 Drachm. 5.445 jrk. 2 z 20.885 ca
1.De 4.196 Goldpeſo 3.447 100 eſtl. Kr. 8 100 eſtl. Kr. 111.73 100 Lats 80.78

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81.515
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1.65
2.075
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7.445
18.87
F.455
M.A.
1.204

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7% Dtſch Reichsan!
38 Baden .......
2 Bahern .....
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Heſſen
v. 29
% Preuß. Staat:
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Dtſche. Schutzge=
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8% Baden=Baden.
6% Berlin.
Darmſtadt v.
Dresden.
8% Frankfurt a.
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25 Mannheimv.
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8% Nürnbera ...
8% Wiesbaden

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Dt. Komm. Sam=
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Ser.
I. Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
80 Berl. Hyp.=Bk.
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2%Lig. Pfbr.
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Bd.=Credit.
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Cred.=Ban1 ...."
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Zellſtoff / 88.25
Bemberg J. P. ../ 82.5
Beigm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.

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Karlſtad
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Chem. Werfe Alber
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Contin.
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Erdöl ...."
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Dyckerhoffu. Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk
EßlingenMaſchine
EttlingenSpinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farben
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Felt. & Guilleaume
Frkft. Gas .......
Hof ....."
Geiling & Cie
delſenk. Ber
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Goldſchmidt Th.
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Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
barpener Berg
Henninger, Kemp
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hindrichs=Aufferm.
öirſch Kupfer. . . . .
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Klein, Schanzlin".
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Lech, Augsbur=
Löwenbr. M
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[ ][  ][ ]

Beim Trocknen farbiger Sachen werden oft
Pehler gemacht, die das gute Waschergebnis
in kraße stellen Ds lrochen fardiger
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so machen:

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ch
E
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warmem Eisen bügeln.
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lauge leicht durchdrücken, saugfähige Tücher einrollen. ausgebreitet trocknen,
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Nummer 261

Sonntag, den 21. September 1930

Seite 15

er
1. Sitat

Mr.

Dar sermitte
Misliensr.
Roman von Hearnden Balfour.
Nachdruck verboten.
Molly hörte, daß er zuſchloß, und hätte ſich prügeln mögen.
D ou biſt unverantwortlich leichtſinnig geweſen, ſchalt ſie ſich
mnerlich. Aber jetzt nimm dich gefälligſt zuſammen! Aber
arfächlich leiſteten ihr bleiches, verängſtigtes Geſicht und ihre
ſitternde Stimme ihr gute Dienſte, als Osborne ſie ſchließlich
utdeckte und hinter der Gardine hervorzerrte.
Was machen Sie hier? herrſchte er ſie an.
Ach, Sie ſind’s nur! ſtammelte Molly ſcheinbar erleichtert.
Ich dachte, es wäre Mylord ſelbſt.
Das macht keinen Unterſchied für Sie, wenn Sie nicht er=
lären
können, was Sie hier zu ſuchen haben, verſetzte Osborne
ngrimmig.
Oh, das kann ich aber. Kate war heut’ morgen ſo ſchlecht,
gräßlich ſchlecht war ihr zumute, und da ſag’ ich zu ihr, Kate,
ag’ ich
Was hat Kate damit zu tun?
Das ſag’ ich ja gerade. Ich ſag zu ihr: Kate, legen Sie
ſich man ein bißchen. Das Studierzimmer werd’ ich für Sie
einmachen. Und das hab’ ich denn getan. Aber nach gem Früh=
amn
ſtück merk’ ich, daß meine Broſche weg iſt und ich wußte doch.
daß ich ſie morgens angeſteckt hatte. Da dacht ich mir, die
mußt du im Studierzimmer verloren haben, aber bei Tage
näute ich mich hier natürlich nicht rein. Deshalb ſchlich ich
runter, als alles ſchlief wie ich mir einbildete. Ich werd'
ganz unglücklich ſein, wenn ich ſie nicht finde, Herr Osborne.
Ich häng’ ſo an der Broſche, weil Mutter ſie mir geſchenkt hat.
Na, und als ich eben hier beim Fenſter nachſah, hör’ ich jemand
deis
lbommen, und weil ich dachte, es wäri ſeine Lordſchaft, kriegte
ich es mit der Angſt und verſteckte mich hinter der Gardine.
Sie verſteckten ſich eh’ die Tür aufging?
Ja, natürlich, Herr Osborne. Ich kriegte ja ſo inen
Iten
Schreck!
Jam=
Sie ſahen mich alſo nicht hereinkommen?
ür
Nein, Herr Osborne.
Und Sie dachten, es wär‟ Seine Lordſchaft?
Ja, ja.
Na, Sie haben Glück, daß er’s nicht war. Und nun ſuchen
Sie nach Ihrer Broſche, während ich dabei bin, und wenn Sie
das Ding finden, will ich Ihnen die Geſchichte glauben. Aber
fungen Sie nicht an, nachts herumzuwandern, Edith. Das iſt
nicht geſund.
Ach, das werd’ ich auch gewiß nicht, Herr Osborne. Es
kann auch ſein, daß ich die Broſche wo anders verloren hab.
Na, ſehen Sie mal nach. Es wird beſſer für Sie ſein,
wenn Sie das Ding finden, verſetzte Osborne in drohendem
Ton. Mit einem ſchnüffelnden Laut, der faſt wie ein Schluchzen
Sim
klang, begann Molly zu ſuchen. Dabei ging ſie ſehr gründlich
Auß a
zuwege, denn Osborne beobachtete ſie mit kaltem, argwöhniſchem
Blick. Schließlich holte ſie die Broſche hinter dem Kiſſen hervor.
beſem
Das iſt ſie ja! Oh, wie bin ich frohl rief ſie freudig
rus. Alles hätt ich lieber verloren, als die Broſche.
Ihr Glück, daß Sie ſie gefunden haben knurrte Osborne.
Und nun machen Sie, daß Sie zu Bett kommen. Und daß ich
Sie nicht wieder beim Herumſchleichen ertappe‟
Ach, ganz gewiß nicht! Darauf können Sie ſich verlaſſen,
Serr Osborne. Gute Nacht und vielen Dank!
Molly lief gehorſam nach oben, aber ſie triumphierte inner=
ſich
.

Das würde ſie nicht getan haben, wenn ſie in Hörweite
geweſen wäre, als Osborne ſeinem Herrn am nächſten Tage
Bericht erſtattete.
Glauben Sie an ihre Geſchichte? fragte Fairleigh ſchroff.
Ich glaube nicht, daß ſie log. Ich meine, ſie war wohl
wirklich wegen der Broſche da. Natürlich kann ſie gelogen haben,
als ſie ſagte, ſie hätte mich nicht hereinkommen ſehen, aber ich
glaube es nicht.
Nun, darüber werden wir uns Sicherheit verſchaffen
müſſen.
Sie halten ſie doch nicht für ine Spionin? verſetzte Os=
borne
betroſfen.
Unmöglich iſt es nicht.
Sie verlieren doch nicht die Nerven, Sir? fragte Osborne,
der auf vertrauten Fuß mit ſeinem Herrn ſtand, ſeit der ihm
einmal das Leben gerettet hatte. Es war der einzige von
Fairleighs zahlreichen Werkzeugen, der nicht nur Reſpekt, ſon=
dern
auch Anhänglichkeit für Fairleigh empfand und deshalb
deſſen volles Vertrauen genoß.
Wie kommen Sie auf den Gedanken, Sam? fragte
Fairleigh.
Na, weil Sie Einbildungen haben
Vielleicht iſt es keine.
Aber, Sie ſtehen doch nicht in Verdacht, zum Teufel! Wer
ſollte da wohl Spione ausſchicken?
Sa, ich ſtehe in Verdacht. Wir müſſen uns Sicherheit
über dieſes Mädchen verſchaffen. Ich will Ihnen etwas ſagen:
ein ſchlauer Detektiv hat mir einmal geſagt, jeder Verbrecher be=
ginge
früher oder ſpäter einen Fehler, und dann würde er ge=
faßt
.
Das iſt ja das Feine an Ihnen, daß Sie nie einen machen,
erwiderte Sam voll ehrlicher Bewunderung.
Darin irren Sie ſich. Einen ſchlimmen hab’ ich mal ge=
macht
.
Wann denn?
Vor fünfundzwanzig Jahren. Da überſah ich die Bedeu=
tung
einer Frau, und das werde ich nicht wieder tun. Wir müſ=
ſen
dieſem Mädchen eine Falle ſtellen, Sam.
Weshalb denken Sie, daß man Sie in Verdacht hat?
Fairleigh zählte an dem Fingern ab. Erſtens intereſſiert
Strickland ſich für das Haus in der Graß=Straße. Seit zwei
Tagen wird Nr. 92 beobachtet. Zweitens beſuchte er Bloggs und
ging dann zu Pringle und Innes, um herauszuſinden, wer die
Hypothek auf das alte Kontor beſitzt.
Ach! Und deshalb 2"
Fairleigh nickte. Es war nötig. Die Leute müſſen ſich von
Zeit zu Zeit darüber klar werden, wie teuer Verrat zu ſtehen
kommen kann. Es war Pech für Bloggs, aber auf Holtz hat es
Eindruck gemacht.
Holtz iſt zuverläſſig.
Fairleigh lachte. Eine Ratte iſt er. Wenn er dächte, das
Schiff wäre am Sinken, würde er der erſte ſein, der es verließe.
Den kann man nur durch Bangemachen regieren. Ich muß da=
für
ſorgen, daß er mich mehr fürchtet als die Polizei.
Wenn ich ihn hier hätte, ich würde ihn ſchon klein kriegen!
ſagte Sam.
Sie ſind ’ne treue Seele, Sam. Ich werde mein möglichſtes
tun, um Sie zu retten, eh’ das Schiff ſinkt.
Darüber können wir reden, wem es ſo weit iſt, brummte
Som. Und weiter?. Wie iſt es mit Strickland?
Drittens: Der weiß von Pete Morgan.
Schockſchwerenot! Alles?
Nein, noch nicht, aber wenn er Boyds Papiere in die Hände
bekommt, wird er alles wiſſen.
Wie hat er es rausgefunden?
Der Nigger hat es dem jungen Crawley erzählt. Joes
Mädel lauſchte hinter der Tür. Crawley erzählte es Stricklond.
und jetzt wird jener Zeitungsberichterſtatter Merridew es wohl

auch ſchon wiſſen, denn er iſt ein Freund von Crawley. Was
meinen Sie wohl, daß Merridew hier macht, Sam? Und wes=
halb
tat Jim Crawley ſo, als ob er gar nichts von Bills Jacht
gehört hätte? Oh, man hat mich im Verdacht, das ſteht feſt!
Na, und wenn ſchon? Sie können ganz ruhig ſein. Be=
weiſe
können ſie nur kriegen, wenn ſie den Yankee finden, und
nach dem können ſie ſuchen, bis die Hölle erfriert!
Ja, ſagte Faärleigh ingrimmig, die Beruhigung habe ich
noch. Der Tag, an dem ſie mich verhaften, iſt Boys Todesurteil.
Und das werden ſie wohl wiſſen, ſo daß ſie ſicher gehen werden.
Sie hängen alle an Boyd, und das wundert mich nicht. Er iſt
ein reizender Kerl. Selbſt ich empfinde ſeinen Zauber.
Sind Sie aber gefühlvoll! grinſte Sam.
wenn wir
Wie lange es wohl mit ihm dauern wird
weg ſind! fuhr Fairleigh nachdenklich fort. Ich glaube ich
werde ihm erzählen, daß ſeine Freunde in ſeiner nächſten Nähe
nach ihm ſuchen. Schließlich hat er meine Angelegenheiten doch
ernſtlich gefährdet.
Ach was verhaften! ſagte Sam. In zwei, drei Tagen
haben wir die Papiere und können Scotland Yard auslachen.
Machen Sie ſich keine Sorge!
Strickland ſchläft in der Green=Straße, bemerkte Fairleigh.
Sam pfiff durch die Zähne und ſchwieg.
ſch denke mir, daß er einen zweiten Einbruch erwartet.
Glücklicherweiſe kawen wir gerade noch zur rechten Zeit dahinter
und konnten verhindern, daß Holtz hinging, um die Papiere zu
holen. Wir müſſen um jeden Preis verhindern, daß er ver=
haftet
wird.
Und was machen Sie nun?
Ich miete einen Fachmann, der nicht weiß, für wen er ar=
beitet
. Der Kerl nennt ſich Vine 1e Sport irgendein junger
Bengel, der aus dem Krieg zurückgekommen iſt und nach Auf=
regung
dürſtet. Son ritterlicher Roman=Einbrecher. Beſchränkt
ſeine Tätigkeit auf Kriegsgewinnler und hinterläßt jedesmal
eine Karte mit der gedruckten Aufſchrift Vine le Sport! Uebri=
gens
ein geſchickter Menſch. Natürlich ahnt er nicht, was vor=
liegt
. Ich hab ihm eine ſchlaue Geſchichte aufgebunden.
Aber wenn er nun gefaßt wird?
Wer nichts weiß, kann nichts erzählen.
Aber er könnte die Papiere hergeben.
Ich glaube nicht, daß er’s tun würde. Aber wir müſſen es
riskieren. Jedenfalls werden wir es binnen einer Stunde er=
fahren
, falls es geſchehen ſollte.
Und was dann?
Ich habe wohl genug, um mich zur Ruhe zu ſetzen, ſagte
Fairleigh. Und nun zur Sache, Sam! Wenn dieſes Mädchen
eine Spionin iſt, müſſen wir ſie loswerden, bevor Crawleyz her=
herkommt
.
Sagen Sie mal, Sir, wenn wir durchbrennen müſſen
was wird dann aus Fräulein Judith?
Wenn ich gehe, kommt ſie mit, erwiderte Fairleigh hart.
Ich dachte nur, ob es nicht ſicherer wäre, wenn
Lieber laß ich meinen letzten Schilling zurück, ſagte Fair=
leigh
. Und kümmern Sie ſich um Ihre eigenen Angelegenhei=
ten
, Sam. Wenn ich einen Rat von Ihnen brauche, werde ich
darum bitten.
Sam grinſte ſeelenruhig. Schön! ſagte er. Und wegen
Edith 2
Wem Sie herumſpioniert hat, müſſen wir ihr Gelegenheit
verſchaffen, es noch einmal zu tun. Aber wenn ſie nicht uner=
hört
dumm oder unerhört mutig iſt, wird ſie’s nur dann tun,
wenn ſie weiß, daß wir beide aus ſind. Morgen iſt Weihnachten,
und da bin ich abends bei meiner Schwägerin im Paſtorat zu
Tiſch eingeladen. Wenn du den Tag nun gern in Exeter ver=
bringen
möchteſt, ſo hobe ich nichts dagegen.
Sehr gütig von Ihnen, Sir, grinſte Sam verſtändnis=
voll
. Sehr gütig!
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Seite 16

Sonntag, den 21. September 1930

Nummer 261

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Heute nachm. von 47 u. abds.
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Teleph. 591
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ausgeführt vom Stadtorcheſter
Leitung: Konzertmeiſter Reitz.
Eintritt frei
Mittwoch, den 24. September,
nachmittags 4 Uhr
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Eintritt frei. (13971

Nur noch 2 Tagel
Und wieder singt
Al Yolsen
in dem großen Tonflm,

Nur moch 2 Tage!
Ein rauschender, triumphaler
Premieren-Erfolg!
Ein Meisterwerk der dentschen Tonälm-
kunst
, wie es in solcher Vollendung noch
nicht gehört wurde.

Nur noch 2 Tagel
Pola Hegri
die große Tragödin des Films
in dem erfolgreichen Großflm!
Eine Meisterleistung schauspiele-
rischen
Könnens und darstelleri-
scher
Gestaltungskraft:
Krsc
Ve

Der Jannsänger
Regie: Alan Crosland.
Die rührende Gescbichte eines
großen Künstlers, der in sein
Vaterhaus auf der Höhe des
Rahmes zurückfndet. Das ist
der Inhalt des Tonflms Der
Jazzsänger dessen Haupt-
rolle
AL. JOLSON, der be-
rühmteste
Darsteller der
Jetztzeit verkörpert.
Im Beiprogramm:
Benjamino Gieli, Marion Falley-
Guiseppe de Luca u. Jeanne Gordon
in dem Operntonkurzflm
Das Rigoletto-Quartett
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn: 2 Uhr.

ER0S
dei dielel
Regie: Richard Eichberg.
Die abenteuerliche sensationelleGeschichte
des Mannes, der den lichtscheuen Elemen-
ten
Londons die Hölle heiß machte und
den schönsten Frauen den Kopf verdrehte.
In weiteren Hauptrollen:
Charlotte Susa, Eugen Burg, Hertha
von Walther, Karl Ludwig Diehl,
Margot Walter, Harry Hardt, Erſch
Schönfelder, Hermann Blaß.
Im Beiprogramm:
Micky in
Die närrischen Zwerge

Die Strasse der
verlorenen Seelen
(Menschenschicksale von henie und ehedem)
Klar gezeichnet, ein Stück Leben.
von Panl Czinner kraftvoll und
doch dezent zu einer fesselnden
Handlung geformt.
Regie: Paul Cxinner.
In den Hauptrollen:
Lon
Pola Megri
John Hans Rehmann
Maxime Warwick Ward
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*

N
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*
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21. Beptember 1930

Illuſtrierte Wochenbeilage

Nummer 38

Soll man Muſterkinder erziehen?
Eine individualpſuchologiſche Studie von Fritz Hocke.

Viele Eltern handeln im beſten Glauben, wenn ſie aus
übertriebenem Pflichtgefühl und Ehrgeiz ihr Kind zu einem
ſogenannten Muſterkind erziehen wollen, während andere
wieder und es muß leider geſagt werden! ſich in die=
ſem
Beſtreben mehr oder minder von Egoismus leiten laſſen.
Die erſteren handeln vielfach auf Grund eines pädagogiſchen
Unverſtändniſſes, vielleicht, weil ſie ſelbſt zu Muſterkindern
herangebildet wurden, oder auch vielleicht gerade, weil lie
es ſelbſt nicht waren, wogegen die letzteren aus purer Be=
quemlichkeit
ſo paradox dies vielleicht auch bei ober=
flächlicher
Betrachtung der Dinge erſcheinen mag ihre
Kinder zu Muſterkindern machen wollen. Auf jeden Sall
iſt dieſe Art der Erziehung, die ſogenannte Autoritäts=
erziehung
, die dem Kinde das Selbſtvertrauen raubt, und es
bloß zur Unſelbſtändigkeit erzieht, für dieſes von großem
Schaden, und ſolche Eltern begehen den gleichen Fehler wie
jene anderen, die durch eine überzärtliche Erziehung dem
Kinde gleichfalls jeden Lebensmut und jede Selbſtändigkeit
nehmen. Gegen das Prinzip der Autoritätserziehung, die
ja vor allem auf Gehorſam abzielt, iſt gewiß nichts einzu-
wenden
; die Kinder ſollen ja zu arbeitſamen, geſitteten
und brauchbaren Mitgliedern der menſchlichen Gemeinſchaft
herangebildet werden. Aber dies iſt jedenfalls zu wenig,
denn ſie ſollen auch ſelbſtändig, tatkräftig, mutig und lebens=
tüchtig
ſein. Nun iſt für die Entwicklung der letzteren
Eigenſchaften zweifellos ein gewiſſes Veranlagungsmoment
nicht zu beſtreiten; aber andererſeits erſcheint es ebenſo
ſicher, daß ein Kind, an dem fortwährend herumgenörgelt,
bei dem jeder ſelbſtändige Handgriff kritiſiert wird, in
ſeinem Mut und Selbſtvertrauen ſtark erſchüttert wird. Un=
willkürlich
wird es ſich ſagen müſſen: Ich bin doch anders
als die anderen, weniger tüchtig, und werde es im Leben
zu nichts bringen! Damit aber hat ein Minderwertig=
keitsgefühl
Wurzel gefaßt, das ſich bei dem Kinde ſpäter
zu neurotiſchen Symptomen aller Art auszubauen und es
dann tatſächlich in ſeiner Lebensarbeit weſentlich zu beein=
trächtigen
vermag . . . ., weil ihm der Mut zu ſich ſelbſt
mangelt! Es iſt natürlich für viele Eltern ſehr angenehm,
Kinder ihr eigen nennen zu dürfen, die niemals ſtören,
die auf Befehl lieb und herzig ſind, wenn man ſie in Geſell=
ſchaft
führt , die in hübſchen Kleidern ſittſam mit den
Eltern ſpäzieren gehen, ungeachtet des Umſtandes, daß ſie
dadurch gehindert werden, zu laufen, zu ſpringen. im Sand
zu ſpielen , und die ſich zu Hauſe mäuschenſtill zu verhalten
haben, wenn man es gerade wünſcht und keine Seit für ſie
erübrigen will. Die Eltern vergeſſen hierbei, daß für das
Kind ſo oft es auch ſchon geſagt wurde die erſten
Eindrücke des Lebens die maßgebendſten ſind, daß es bereits
ein wenn auch noch primitives Seelenleben beſitzt, dem
in gewiſſen Grenzen Nechnung getragen werden muß.
Das Muſterkind, führt Erwin Wexberg, der Wiener
Individualpſuchologe, ſehr treffend aus, iſt gewöhnlich das
älteſte von mehreren Geſchwiſtern und blickt an dem ſtrengen

Vater als dem Oberhaupt und unumſchränkten Herrſcher
der Familie bewundernd auf, nicht ohne den Wunſch, es ihm
gleichzutun. In dem Augenblick, da ihm der Sinn des
Autoritätsgedankens bewußt wird und jüngere Geſchwiſter

*

3.

Ahr

da ſind, trachtet es, ſein Ideal zu verwirklichen. Nun wird
es muſterhaft und untadelig, es fühlt ſich zu den Großen
gehörig und ſucht, ſeinem Machtſtreben Genüge zu tun, in=
dem
es die jüngeren Geſchwiſter, ſobald dieſe etwas ange=
ſtellt
haben, bei den Eltern verklagt; in der Schule aber
wird es zum Aufpaſſer über die anderen Mitſchüler, die es
erbarmungslos an der Cafel ankreidet und der gerechten
Strafe überantworten kann. Bosheit und Schadenfreude
ſpielen hierbei keine geringe Volle. Natürlich iſt es auch

Ad

*

Dtnich
(6

A

in der Schule notwendig, ſich das Vertrauen des Lehrers
zu erringen, indem man all das lernt, nach dem man gefragt
werden kann , darüber hinaus aber nichts, etwa Baſteln,
Cheaterſpielen, Leſen, denn dies ſind ja Dinge, die von
Lehrer und Eltern nicht anerkannt werden. Alles, was der
Lehrer ſagt, wird zum Evangelium, an dem nicht gezweifelt
werden darf . . . . was Wunder, daß ſo ein Kind gänzlich
verlernt, ſelbſtändig zu denken, eine eigene Meinung ſich
anzueignen, da man ſich mit einer ſolchen höheren Ortes
nur mißliebig macht.
Hiermit iſt nun ſchon eine gewiſſe Lebensleitlinie‟
nach Dr. Adler gegeben, von der auch in ſpäteren Jah=
ren
nicht abgewichen wird, denn ſie iſt ſozuſagen einge=
fahren
. Muſterkinder eignen ſich nur für Beamte, wo
ſie aber durch Glück, Sufall oder Protektion zu ſelbſtändi=
gen
Lebensſtellungen gelangen, kommt das Subalterne ihrer
ganzen Lebenseinſtellung als Unzulänglichkeit nur zu deutlich
zum Ausdruck ; ſie werden zum Hemmſchuh jedes Be=
triebes
, der Initiative und ſelbſtändiges Handeln erfordert;
ſie erſchöpfen ſich in Kleinlichkeiten und verlieren dabei den
Blick für das Große und Ganze. Vielfach, ſind ſie aber
nicht einmal gute Beamte, ſondern bloß gute Bureaukraten,
die jede Verantwortung, wo ſie nur können, von ſich ab=
wälzen
, jeden Akt an die kompetente Stelle weiterleiten,
immer nur das tun, was Vorſchrift iſt, auf die ſie ſich bei
jedem etwaigen Sehlgriff verantwortungslos berufen
können , in einem Grade, der vielfach an paſſive Neſi=
ſtenz
gemahnt. Im allgemeinen mögen ſich ſolche Charaktere
in ihrer Anſpruchsloſigkeit ja zufrieden fühlen, aber glück=
lich
? Wenn ihnen auch ſchwere Schickſalsſchläge, Miß=
erfolge
, Enttäuſchungen erſpart bleiben mögen, das wahre
Glück des großen Erfolges, der eigenen, ſtets fortlebenden
Idee, bleibt ihnen verſagt! Wenn ſie aber aus ihrer Bahn
herausgeriſſen werden, dann ſtehen ſie, ohne die Fähigkeit
zu ſelbſtändigem Handeln, hilflos dem Schickſal gegenüber
und wiſſen nun plötzlich mit ſich und dem Leben nichts an=
zufangen
.
Aus dieſen Darlegungen erhellt wohl deutlich, was für
ein anzweifelbares Ideal das Muſterkind darſtellt, wie
unzweckmäßig für deſſen weiteres Leben leine Süchtung iſt,
und Eltern, wie auch Pädagogen, die ihre Pflicht wirklich
ernſt nehmen, haben allen Grund, die eigene Bequemlichkeit
ihrer großen Aufgabe gegenüber zurückzuſtellen. Will man
ſein Kind zu einem aufrechten und tüchtigen Menſchen her=
anbilden
, dann muß man ſich vor allem in Geduld üben;
man darf nicht überempfindlich für etwaigen Lärm, den das
Kind verurſacht, ſein; man muß im Nahmen des Sweck=
mäßigen
ſeinen Bedürfniſſen Nechnung tragen, was aber
nicht heißt, daß man ihm jeden Handgriff abnehmen ſoll;
denn es iſt äußerſt wichtig, daß man das Kind frühzeitig
anleitet, ſich ſelbſt an= und auszuziehen, ſelbſtändig zu eſſen,
es zu Selbſtändigkeit und Mut in jeder Hinſicht anzuſpornen
und ſeinen Ehrgeiz in dieſer Nichtung zu mobiliſieren, ohne
Nückſicht darauf, daß dies recht häufig für einen ſelbſt viel
umſtändlicher und zeitraubender ſein mag!

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Haatte

Hnnnzpnnnnnnng

annnnnnnnnnnannnnnnnnnnnnannnnnnnnnnn

[ ][  ][ ]

Wohltäterinnen der Menſchheit.
Gür die Hilfloſeſten unter den Hilfloſen.
Helen Kellers Blindenwerk.
Von Otto Flechſig.
Blinden iſt immer das beſondere Mitleid ihrer Umwelt ſicher.
Nichts erſcheint dem Geſunden ſo ſchrecklich wie der Verluſt des
Augenlichtes, und tritt zu der Blindheit gar noch ein anderes
Gebrechen hinzu, ſo dünkt uns das Los eines ſolchen Menſchen
kaum erträgglich. Und doch hat Leben und Arbeit einer Frau,
der blinden und taubſtummen Amerikanerin Helen Keller, ge=
lehrt
, daß auch ein ſolches Daſein zu mildern iſt und daß es
ſogar dem Dienſt an den ebenſo leidenden Brüdern und
Schmeſtern gewidmet ſein kann.
Helen Kellers Leben iſt ein hohes Lied von Willenskraft und
Nächſtenliebe. Sie war zunächſt ein normal entwickeltes Kind,
verlor erſt im Alter von zwei Jahren Geſicht, Sprache und Ge=
hör
durch eine ſchwere Krankheit und wurde unheilbar blind und
taubſtumm. Damals kannte man noch keine Blindenſchulung.
So lebte ſie bis zu ihrem ſiebenten Jahre in einem faſt tierähn=
lichen
Suſtand. Erſt durch den ſtarken Einfluß, die ungeheure
Geduld und nimmer ermüdende Sähigkeit ihrer Lehrerin, Miß
Sullivan, erwachte der Menſch in Helen Keller. Und da die na=
türlichen
Anlagen des Kindes außergewöhnlich hohe waren, ge=
lang
es der Lehrerin, das Mädchen trotz aller Gebrechen zu
dem klugen und feinempfindenden Menſchen zu machen, der
Helen Keller heute iſt. Bald lernte ſie ſchreiben, lernte ſogar
eine Art des Sprechens, die zwar leiſe und monoton klingt, aber
doch die Möglichkeit einer Verſtändigung bietet.
Die Energie, mit der das Mädchen und die Frau an die Er=
ſchließung
der ihr eigentlich verſagten Gebiete menſchlichen
Geiſtes ging, hat der Blindenerziehung neue Wege gewieſen.

Man verſuchte, das Sehen mit dem Caſtſim das bei Helen
Keller nach ihren eigenen Erklärungen ſehr fein entwickelt iſt
auch bei anderen Blinden zu ſteigern. Das gelang in vielen
Huf
Z
Der Celler.
Von Hans Friedrich Blunck.
Grade wie ich an meinem Hoftor, das unter dem vielen
Negen ein wewig aufgequollen iſt, das Holz abhobeln will, kommt
einer die Landſtraße herauf, ſchaut mir eine Weile zu, ich weiß
ſchon, was jetzt kommen wird und fragt, ob ich nicht ein oder
zwei Stunden Arbeit für ihn hätte. Außerdem hätte er ſeit
geſtern nichts im Magen. Und ob ich nicht ich muß plötzlich
aufſchauen, iſt mir doch, als hätte ich dieſen alten zerriſſenen
Bummler ſchon einmal geſehen.
Ja, ſage ich alſo, ich muß die Pforte ausheben, helfen
Sie mal.
Er verſucht es mit zitternden Händen; viel Unterſtützung
habe ich nicht dabei, zudem iſt der Schnapsgeruch mir wider=
lich
. Aber daß er lange nichts gegeſſen hat, glaube ich auch,
und weil die Gärtnersfrau gerade ihren Mann zum Eſſen ruft,
frage ich ſie, ob ſie einen Celler Suppe übrig hätte. Es iſt eine
gutmütige junge Frau, ſie bringt bald, eine dampfende Erbſenſuppe
auf einem blaugefaßten Warenhausteller nach draußen, einen
Sinnlöffel dazu, wie ſie ihn für ſolche Armen ſtets zur Hand hat.
Der Landſtreicher guckt mich an. Ich nicke ihm zu: Ja,
eſſen Sie jetzt nur, ich werde allein fertig. Aber in dem Augen=
blick
, wo ich ſeinen Blick fing, habe ich ihn auch wiedererkannt,
fällt mir eine vertrackte Geſchichte aus der Seit ein, wo ich
als Student unſere Landſchaft ablief, gut Freund und brüderlich
mit jedem, der gleich mir die Straße trottete, und begeiſtert für
Heuſchober und Geſpräche mit wanderndem Volk. Für welches
wir damals eme weit größere Vorliebe hatten als für alle
bürgerliche Heimſeligkeit.
Und während mein müder Suppengaſt hungrig den Celler
auslöffelt und ich mit dem Hobel über die ausgequollene Cür
hin= und herfahre, bin ich plötzlich in meinen Gedanken weit zurück
auf der Landſtraße, wandere ich mit einem verbummelten Muſik=
lehrer
; er hat eine zweiſaitige Geige unter dem Arm und im
Herzen eine barbariſche Wut auf das nächſte Wirtshaus, wo
man ihm und er ſchildert es mit ungeheurer Eindringlichkeit
das letzte Aufſpielen micht genug bezahlt hat.
Ich werde ebenſo zornig wie neugierig auf das geizige
Krögerpaax, und weil der Kamerad von der Muſik voll

Fällen bei geiſtig begabteren Blinden. Und ebenſo war es bei
den Caubſtummen. Helen Keller ſchrieb zum Beiſpiel in einem
ihrer zahlreichen Bücher, daß ſie Muſik zu hören vermöge; zwar
nicht mit dem Gehör, aber wohl mit der Haut. Der Klang einer
Orgel, Geigenſtriche oder Klavierſpiel löſen in ihr freudige oder
traurige Empfindungen aus, harte Geräuſche wiederum verur=
achen
ihr Unbehagen. Ein Menſch mit geſunden Sinnen vermag
das Unglaubliche dieſer Wahrnehmungen kaum zu verſtehen, weil
er ja alles hört. Aber Verſuche, die man mit Cauben oder
Caubſtummen anſtellte, ergaben, wenn auch in nicht ſo ſtarkem
Maße wie bei Helen Keller, die Nichtigkeit ihrer Eindrücke.
Heute gehört Helen Kellers ganze Schaffenskraft der Arbeit
für die Blinden und Caubſtummen. Sie leitet die Blindenabtei=
lung
im Wahlfahrtsdepartement der Vereinigten Staaten, ſie
hilft, wo ſie immer kann, die Lage dieſer Bedauernswerten zu
beſſern. Und wer wäre dazu eher imſtande als dieſe Frau, be=
gnadet
mit einem beſonders feinfühligen Apparat der ihr ver=
bliebenen
Sinne, die mit ihren Erkenntniſſen der menſchlichen
Fürſorge neue und beſſere Wege für die Blinden und Caub=
ſtummen
weiſen kann; damit ſchließlich die Blinden das Licht
und die Cauben den Klang erleben jene koſtbaren Sinne, die
ihnen die Natur verſagte.
Unvergeſſen ſei es ſchließlich Helen Keller, daß ſie während
des Weltkrieges den Blinden aller kriegführenden Länder den
Reinertrag ihrer Bücher überſchrieb und zwar in der Weiſe,
daß die deutſchen Blinden den Ertrag der ins Deutſche über=
etzten
Bücher erhielten, die Franzoſen den Ertrag der ins
Franzöſiſche überſetzten Bücher, uſw. Sie hat damit der Blin=
denfürſorge
in dieſer ſchweren Seit, als überall die Stimme des
Wohltuns unter dem Krachen der Granaten verſtummen mußte,
eine bedeutende Hilfe geleiſtet und ihre wahrhaft humanitäre
Geſinnung durch praktiſche Hilfe und parſönliches Opfer
bekundet.
*
*
Für Frauen= und Kinderrecht!
Ellen Keus revolutionäre Cat.
Von Dr. Franz Krüger.
Boshafte Literatenzungen nannten ſie die Cante Europas.
Sie war eine kluge und gütige Frau, eine ſehr ſympathiſche
Lante, die die Lage ihrer Mitmenſchen erkannte und in erſter
Linie den ſozialen Fortſchritt der Frauen und Kinder erſtrebte.
Ellen Key wurde 1849 in einer kleinen ſchwediſchen Stadt,
in Sundsholm in Smäland, geboren; ſie ſtammte mütterlicher=
ſeits
aus einem alten nordiſchen Adelsgeſchlecht, und ihr Vater
war ein bekannter Politiker und ſchwediſches Neichsratsmit=
glied
. Sie begann ihre ſoziale Arbeit, der ſie ihr ganzes Leben
widmete, ſchon als junge Lehrerin an einer gemiſchten Schule;
mit Dr. Nyſtröm zuſammen gründete ſie das erſte ſchwediſche
Inſtitut der Arbeit, das ſie lange Jahre leitete. Aber ihre
beſondere Liebe und Leiſtung gehörten der Frauenbewegung und
der Kindererziehung. Ihre für die damalige Seit unerhort radi=
kalen
und kühnen Broſchüren und Bücher, die ſie an die Frauen
Europas richtete, ſind in der Geſchichte der Frauenbewegung
als eine revolutionäre Cat zu werten; ſie wurden überall, in
Frauenverſammlungen, in politiſchen Klubs, leidenſchaftlich dis=
kutiert
und fanden bei einer Minderheit der Frauen begeiſterte
Suſtimung. Die anderen lehnten ſie ab, weil ſie die Konſe=
quenzen
, die Ellen Key aufzeigte und mit Mut forderte, ab=
chreckten
. Daß ſie für freiere Beziehungen der Geſchlechter,
für die Gleichſtellung der unverheirateten Mutter mit der ver=
veirateten
Frau eintrat, wurde ihr ſehr verübelt. Keine Ver=
leumdung
war ihren Gegnern ſchmutzig genug, um ſie ihr nicht
anzuhängen.
Als ſie das Jahrhundert des Kindes proklamierte, wandte
ſie ſich an alle Eltern, die hoffen, im neuen Jahrhundert den
neuen Menſchen zu bilden Und dieſer neue Menſch ſollte in
Luft und Freiheit aufwachſen, ſollte unabhängig von der ſozialen
Stellung ſeiner Eltern eine frohe und ſonnige Jugend haben,
und in Gemeinſchaft ſo erzogen werden, daß er ſpäter imſtande
iſt, den Pflichten gegen ſeine Mitmenſchen nachzukommen. Es
iſt ſelbſtverſtändlich, daß ſie ſich aus dieſer Einſtellung heraus
gegen die damals noch erlaubte Kinderarbeit wandte und daß
ſie eine Eugenik der Ehe forderte. Und als ſie im Jahre 1926
ſtarb, hatte ſie noch die Genugtuung erlebt, viele ihrer kühnen
Anſchauungen verwirklicht zu ſehen und in den Geſetzbüchern
mancher Staaten verankert zu finden. Sahlreiche ihrer Forde=
rungen
, die einſt verlacht und als unſinnige Utopie angeſehen
wurden, fanden noch zu ihren Lebzeiten Eingang in die menſch=
Hämffanmfmmmkmmnmmaſmmmaſcamfſcſämmfkmf
Schabernack ſteckt und ich noch einige Groſchen in der Caſche
habe, lade ich ihn auf einen Celler Suppe ein. Und einen
Schnaps wollen wir auch dazu trinken er koſtete um die Seit
noch einen halben Groſchen. Kurz und gut, die Einladung wurde
angenommen, nur wurde es mir zur Oflicht gemacht, wegen der
möglichen feindlichen Geſpräche nichts anderes als hm und
mm zu ſagen, das andere wolle er ſchon beſorgen.
Nicht ohne Spannung löffelte ich an jenem Cage die Suppe
bis zum Boden, gerade ſo heißhungrig wie mein Macker. Und
das war gut, denn im Augenblick, wo er fertig war, entdeckte
er etwas, entdeckte mit einem überraſchten Schrei den Celler,
kehrte ihn um und rieb ihn, blies darauf wie ein Münzſammler,
hielt ihn ſchräg, fuhr mit kurzſichtigen Augen den unteren Nand
entlang, daß ſogar ich die Brille aufſetzte aber es war ein
ganz gewöhnlicher Celler, ein wenig altmodiſch vielleicht.
Wo haben Sie um Gottes willen den Celler her? ſchrie
der andere plötzlich. Einige Gäſte horchten auf, der Wirt unter=
brach
die Leſung der Kreiszeitung ſo plötzlich, daß ihm der
Klemmer auf die Naſenſpitze rutſchte, die Wirtin hielt auf, die
Cheke abzuwiſchen. Den Celler haben Sie wohl ſchon lange
Seit, wohl ſchon mächtig lange?"
Es waren damals die Jahre, wo man ſich auf gutes altes
Handwerk beſann, wo man auch draußen auf dem Lande wußte,
daß unter altem Gerümpel, das man bis dahin in Bauſch und
Bogen verkauft hatte, beim Crödler ſich wertvolle Stücke
anfanden.
Eine Art Entdeckungsfieber war überall wach geworden,
wie ſollte die geizige Krögerin nicht davon wiſſen, die bei der
Sonntagsmuſik die Groſchen ſparte?
Was ſagſt du? fuhr der andere mich an, Delft, ſage ich,
ein ganz altes Delfter Stück!
Hm, ſage ich gemäß unſerer Verobredung. Und dann
merke ich, er muß irgendwo etwas aufgeſchnappt haben, er weiß
etwas von vier oder fünf faſt mittelalterlichen Delfter Siegeln
mir wird unheimlich vor ſeinem Wiſſen.
Hm. hm, antworte ich bedrückt.
Aber das iſt das prächtigſte Stück, das ich jemals geſehen
habe, er dreht den Celler gegen das Licht, er läßt ihn auf der
Kante laufen, er läßt ihn wirbeln, als gehörte das alles zur
Unterſuchung.

liche Geſellſchaft und wurden ernſthaft diskutiert. Einer
päteren Generation mit geſchichtlichem Abſtand aber bleibt es
vorbehalten, Ellen Keus Schaffen und ihren Einfluß zu unter=
ſuchen
und, wahrſcheinlich, anzuerkennen.

Die namenloſen Briefe.
Von Dr. Fritz Droop.
Der anonyme Brief, im landläuſigen Sinne iſt weder der
heimliche Gehilfe des Wohltäters noch der verſchwiegene Bote
des Liebenden, ſondern die Waffe des Seiglings und das ſchmut-
ige
Mittel gemeiner Denkungsart: in neunundneunzig von
hundert Fällen geſchrieben mit verſtellter Hand, wenn keine
Schreibmaſchine dienſtbar iſt . . . . . Schmähſucht, Neid, und
bübiſche Niedertracht, finden ſich zuſammen, um ihr dunkles
Handwerk zu treiben, und immer wieder gelingt es dieſem Kom=
plott
, ſeine meiſt ahnungsloſen Opfer zur Strecke zu bringen.
Nur Menſchen von gefeſtigter Kultur wiſſen ſich ſolcher Schäd=
linge
zu erwehren, indem ſie ſich erinnern, daß der Verfaſſer
eines anonymen Schmähbriefes weder beleidigen noch kränken
kann, weil ihm die ſittliche Legitimation fehlt, weil er nicht ein=
mal
die Verantwortung für ſein ſchändliches Creiben über=
nimmt
.
Denoch erleben wir es immer wieder, daß ſonſt vernünftige
Leute Polizei und Gericht gegen die Schreiber anonymer Briefe
aufbieten. Ob ſie damit nicht ihrer eigenen Würde zu nahe treten,
vermag der Außenſtehende nicht immer zu beurteilen. Es kann
ſein, daß zwar der Feigling und ſeine ſchmähſüchtige Abſicht, dem
aus dem Verſteck Ueberfallenen gleichgültig waren, jedoch be=
ſtimmte
Indiskretionen oder verleumderiſche Verdrehungen von
Catſachen ſein Intereſſe beanſpruchen. Dann käme das Indi=
viduum
, das durch ſeine Kampfesweiſe das Necht auf perſönliche
Beachtung verwirkt hat, als Mittelglied beſtehender Intrigen
und Ohrenbläſereien in Betracht. Die dumme Weſpe, die zu
ſtechen memte, ermöglicht es vielleicht dem Opfer des Klatſches,
das verborgene Weſpenneſt auszuheben, ehe ihm die heimlichen
Verbrecher einen wirklichen Schaden zugefügt haben.
Die raffinierteſte Form des Meuchelbriefes ſtellte das billet
doux dar, das zur Seit Ludwigs XIV. in Paris beliebt war.
Es enthielt keine Grobſchlächtigkeiten, es unterſchied ſich in

Ich weiß nicht, was das Stück wert iſt. Woher haben Sie
ihn? fragt er nochmals. Gewiß hat einer ihn von einem Feld=
zug
mitgebracht, oder kommt Ihr von Holland?
Und zu mir gewandt: Drüben iſt alles abgegraſt, ſage ich,
aber hier wiſſen die Leute nicht, was für Schätze ſie im Haus
haben. Was für ein Prachtſtück! Nicht unter hundert Mark,
was ſage ich, nicht unter hundertundfünfzig Mark zu haben,
Herrgott, und die Leute ſetzen uns ſolch Stück vor, das man bei
Gott einmal fallen laſſen könnte.
Hm., hm, erwidere ich pflichtgemäß und beuge mich neu=
gierig
zu ſeinem Celler hinüber. Dabei flüſtert er plötzlich: Geh
voran und laufe, was du kannſt! Und während ich überraſcht
und zögernd aufſtehe, wie um die Cür zu finden, ſehe ich meinen
ſonderlichen Freund, noch ehe die überraſchte Wirtin noch reiht
ugreifen kann, mit dem Celler um Fenſter zu ſtapfen, ſehe, wie
er ihn gegen das Sonnenlicht hält, höre noch: Ohne Sweifel,
geliefert für das königliche Schloß im Haag es iſt, als leſe
er eine Waſſermarke im Licht. Und plötzlich, während die an=
dern
ſich näher drängen und er den Celler höher und höher
gegen die blinkende Sonne da draußen hält vorſichtig habe
ich die zwei Groſchen für die Suppe auf den Ciſch gelegt ,
plötzlich geſchieht es, daß mein Freund wohl ausgleitek, oder in
ſeiner Aufregung das Gleichgewicht verliert. Unter einem
Schreckensruf aus fünf Kehlen, unter einem Entſetzungsgekreiſch
der hinzuſpringenden Wirtin, fliegt der Delfter Celler im Bogen
auf den Flieſenboden und zerſpringt in hundert Scherben. Mein
Gott, mein Gott, wie ſchade, ſchreit mein Freund. Und wäh=
rend
Wirt und Wirtin und Gäſte alle im erſten Schreck nach
den Scherben langen er durch die Cür mit langen Beinen,
die Geige im Arm, die Landſtraße hinab; kaum kann ich folgen.
Na, keucht er, die Geizkragen haben es gekriegt, denen
tut ein paar Cage der Celler leid.
Der letzte Span iſt abgehobelt, ich will die Cür wieder
einſetzen. Der Landſtreicher vor meinem Hauſe ſetzt den Celler
hin und will mir helfen, aber das Leben hat ihm arg mitgeſpielt,
er macht nur noch die Gebärden, als höbe er mit, ich muß ſchon
der Gärtner zu Hilfe rufen. Grade will ich fragen, wie es ihm
in der Swiſchenzeit ergangen iſt, will ſo gütlich leiſe die alte Ge=
ſchichte
in Erinnerung bringen, da hebt mein Freund, unbe=
ſchäftigt
, wie er iſt, plötzlich den Celler hoch, hebt ihn gegen das

[ ][  ][ ]

form und Inhalt nicht von den zärtlichen Noſabriefchen, die
ſwiſchen ſchlanken Kavalieren und zierlichen Dämchen flatterten.
och wehe dem armen Nitter, der den Duft dieſer Billetts ein=
ſa
mete. Die Chemie des 17. Jahrhunderts war nicht imſtande,
dus geheimnisvolle Sift zu entdecken, das aus dieſen wahren
ettres de cachet wehte, und die Polizei entdeckte die anonu=
en
Schreiber nicht oder ſuchte ſie nicht, weil ſie ſie zu finden
fürchtete. E. C. A. Hoffmann hat die geſchichtliche Wahrheit
in einer Novelle behandelt, und Otto Ludwig hat aus der No=
velle
ein Drama gemacht.
Der Noman und das Cheater ſind lange bevorzugte Cummel=
plätze
der anonymen Briefe geweſen. Ein klaſſiſches Beiſpiel
iſt Schillers Don Carlos, der vor der dramatiſchen Verwick=
lung
zu Ende wäre, wenn die Prinzeſſin Eboli die Einladung
zum Schäferſtündchen mit ihrem Namen unterſchrieben hätte.
Heute iſt der Brief als techniſches Verlegenheitsmittel ſchon
recht abgebraucht. In der Dichtung iſt auch der anonyme Brief
edler Gattung oft vertreten. Da flüſtert in namenloſen Seilen
chüchterne Liebe, die nicht den Schleier zu lüften wagt. Da
lattert dem von Gefahr Bedrohten mit einem Settel, deſſen
Herkunft er nicht verrät, die rettende Warnung vor die Füße.
Da kündigt der geheimnisvolle Befreier ſein Kommen an. Nicht
ganz enträt ſelbſt die nüchterne Wirklichkeit der guten Geiſter,
die ihren Namen verſchweigen. Gern ſetzt ſich echte Wohltätig=
keit
, jene, die nicht auf eitlen Lohn ſpekuliert, die Carnkappe
auf. Von Hilfeleiſtungen, die für den Helfer gefährlich waren,
und ihn zum Inkognito veranlaßten, weiß die Welthiſtorie man=
ches
zu erzählen. Noch häufiger bleibt Knabe Amor anonym.
Im Anfang der Begebenheiten wenigſtens. Muſſet führte in
Jahren einen Briefwechſel mit der unbekannten Geliebten,
Hottfried Auguſt Bürger bot dem Schwabenmädchen. Herz
und Hand an, ehe er wußte, daß das Schickſal ſeiner letzten
Cage den Namen Eliſe Hahn trug.
Ein beſonderes Kapitel gehört dem anonymen Sei=
ungsartikel
und dem Buch. Die literariſche Moral ſteht
heute auf dem Standpunkt, daß es im allgemeinen Pflicht jedes
Autors iſt, für ſeine Meinung und ſein Urteil perſönlich einzu=
ſtehen
, und beſonedrs dann, wenn er Angriffe gegen andere
Perſonen unternimmt; es wäre denn, daß Nückſichten der Selbſt=
erhaltung
, jedoch Nückſichten, die nur eine gute Sache aufer=
egen
darf, den Verlager oder Redakteur beſtimmen, die Ver=
antwortung
ungeteilt zu übernehmen. Doch ſelbſt in ſolchem
Falle bewirkt Anonymität eine Minderung des Schwergewichts.
Daß der Verfaſſer der berühmten Junius=Briefe‟ (1769
772), dieſer die Staatseinrichtungen und den Chron Englands
erſchütternden Seitungsartikel, ſeinen Namen verhüllte, mag
nan begreifen, ſeit Macaulau erforſcht hat, daß er (Sir Philipp
Srancis) ein Unterbeamter des Kriegsminiſteriums geweſen iſt;
die Verteidiger der gottgewollten Abhängigkeit wären jedoch

UN

vor einem Gegner mit offenem Viſier in noch üblerer Lage
geweſen. Um die Wende des 19. Jahrhunderts herrſchte in
der deutſchen Literatur geradezu eine Epidemie anonymer Pas=
quille
und Pamphlete. Auch die Beſten taten manchesmal mit;
und da man nicht einmal Goethe, den Verfaſſer von ater
Brey und Götter, Helden und Wieland, mit der Sumutung
verſchonte, anonume Spottdichtungen geſchrieben zu haben
und in dieſem Vorwurf auch nichts Ehrenkränkendes erblickte
ſteckte doch ein bißchen Heuchelei hinter dem Scherbengericht,

Licht, dreht ihn nach allen Seiten. Uebrigens, fragt er heiſer,
wo haben Sie den Celler her? Altes Erbe, wahrſcheinlich?
Hören Sie mal, ich verſtehe mich etwas darauf.
Er begreift nicht, warum ich plötzlich in ein ſo barbariſches
Gelächter ausbreche. Es verwirrt ihn, ein roter Schein fliegt
über ſein blaſſes, ſtoppeliges Geſicht. Warum lachen Sie doch?
Kreislauf.
Von Hermann Heiſe.
Cäglich um die gleiche Mittagsſtunde verließ Hans, der junge
Architekt, das Entwurfsbüro, in das ihn das Erwerbsleben
geſpült hatte.
Suerſt empfand er die kurze Erholungspauſe als läſtige Seit=
vergeudung
, die er müßig vertun mußte auf Koſten um ſo längerer
Nachmittagsarbeit. Luſtlos nahm er einen Schnellimbiß in einer
der billigen Automatengaſtſtätten und überquerte eiligen Schritts
die verkehrsbrandende Aſphaltſtraße zum Ciergarten, der ſich
unmittelbar im Herzen der Weltſtadt breitete. Bald ward ihm
dieſer mittägliche Spaziergang eine liebe Gewohnheit, ein Aus=
ſpannen
aus dem Gleichmaß der Zellenfron, deren Kerker=
wände
das Kratzen emſiger Seichenfedern und das harte Klopfen
der Schreibmaſchinen einpferchten.
Allein in dieſe Nieſenſtadt geſtellt, dünkte ihn der Weg eine
Notwendigkeit, ein Atemholen aus dumpfer Haft der Swangs=
arbeit
in der hellen Stadtlunge. Er durchwanderte glücklich
die gewundenen Pfade und Laubgänge, in deren Grottengrün das
Vergehen ſeine Brandfackel warf, daß die Ahornblätter pur=
purn
aufflammten. Ein herrlicher Herbſt lachte über der grünen
Inſel des Häuſermeeres, die als Baumoaſe inmitten der Stein=
wüſte
aufwuchs. Ein Herbſt, der einen Abglanz aus fernen
Selderbreiten herüberzauberte, für die er unter Erntekränzen
Krönung der Jahreskreiſe bedeutet. In blutende Buchengründe
tauchten Neiter. Unter mütterlicher Obhut ſpielten Kinder mit
Neifen und Bällen, zwiſchen vergilbenden Birken. Das Park=
eiland
ſchien nur ſorgloſe Heiterkeit zu hüten.
Als Hans verſunken den ſmaragdköpfigen Enten zuſah, die
am Seerand eilig nach geſpendeten Brotbrocken ruderten, ſchob
ein junges Mädchen ein altes Mütterlein in einem Fahrſtuhl

das über Kotzebues. Doktor Bahrdt mit der eiſernen Stirn
gehalten wurde. Indeſſen können dieſe öffentlichen Späße und
Bosheiten ohne Unterſchriften nicht mit der Krypto=Infamie
anonymer Privatbriefe verglichen werden.
Ein reinlicherer Geſchmack hat die anonumen Bücher faſt
gänzlich vom Markte verdrängt; den anonymen Briefſchreiber
hat die Welt aber noch nicht auszurotten vermocht. Seine
Exiſtenzfrage iſt eine Angelegenheit der Kultur. Wenn es ge=
lingt
, ein Lümpchen zu entlarven, ſo genügt es immerhin, ſeinen

Namen zu nennen. Die anſtändigen Menſchen wiſſen dann, mit
wem ſie es zu tun haben und rücken ihre Stühle von ihm ab,
weil es nicht gut in ſeiner Nähe riecht. Er erinnert an Asa
koetida; der Volksmund nennt dieſe Pflanze ſehr treffend
Ceufelsdreck.
Dinge zwiſchen Himmel
und Erde.
Geſpräch mit einer Fallſchirmpilokin.
Von Hans Brückner.
Eine kleine handgeſchriebene Viſitenkarte: Lucie Buczkowſky,
Fallſchirmpilotin. Ein Sraphologe würde aus dieſer Hand=
chrift
deuten: eine Frau, die in die Höhe ſtrebt. Die Linie des
kleinen k’s, dieſe krumme Linie, hat etwas an ſich von einem
vom Wind getragenen Fallſchirm. Ein Schwung, ein Sprung,
ei raſches Denken, eine zielbewußte Entſchloſſenheit. Ob das
nur nachträglich ſo aus den Buchſtaben gedeutet werden kann?
Mag ſein! Nach einigen Cagen wird man aus der Viſitenkarte
der jungen Frau gar keine Schlüſſe mehr ziehen können, denn
ſie läßt ſich eben gerade Karten drucken. Fräulein Lucie Bycz=

vorüber, einem der wenigen freien Sonnenplätze auf den Nuhe=
bänken
zu.
Zurückkehrend erblickte er das unbedeckte Goldhaupt der
Jungen liebevoll zu dem Silberhaar der Alten geneigt. Dieſes
anmutige Bild ſtand nach Stunden wieder vor ſeinem Auge, als
er, über ſeinen Seichentiſch gebeugt, die Kitſchfaſſade des neuen
Kaufhauſes perſpektiviſch in Anſichtsſkizze feſtbannte.
Auch am nächſten Morgen lachte ihm aus dem öden Seichen=
blatt
dieſer liebliche Anblick am See entgegen. Eine innere Un=
ruhe
, von der er ſich keine Nechenſchaft zu geben wußte, ließ
ihn kaum den Beginn der Mittagspauſe abwarten. Haſtiger
noch als ſonſt nahm er ſein Frühſtück ein und eilte den gleichen
Weg entlang zum See. Auf derſelben Bank wie geſtern ſaß
das junge Mädchen neben dem Fahrſtuhl und betrachtete lächelnd
das frohe Getümmel der Kinder auf den Spielwegen und das
Quiddern des Entenvolks auf dem blitzenden Waſſer.
Ein Platz war noch frei auf der Bank. Doch in unbewußter
Scheu wagte er ſich nicht zu ſetzen, obwohl er fühlte, wie ſich
die Augen des jungen Mädchens plötzlich ihm zuwandten. Solche
Augen hatte er noch nie erſchaut. Ein ſeltſames Naturſpiel
hatte das eine Auge braun getuſcht wie die Brombeeren im
Buſch, das andere aber tiefblau wie den Mittagshimmel.
Kaum vermochte er den Blick von dem quellreinen Jung=
mädchenantlitz
mit dieſem wunderſamen Augenpaar zu wenden.
Die Augen, die einen Herzſchlag lang in den ſeinen geruht hatten,
ließen ihn nicht mehr los. Ihr Leuchten hatte ſich in ſeine Bruſt
geſenkt, die ihren Edelſchatz unvergeßlich wie in einem Schrein
umſchloß.
Ein paar Regentage, an denen er wie ſtets ſuchend die be=
kannten
Wege durchſtreifte, hatten ſeine Unbekannte verſcheucht.
Doch als die Sonne wieder aufgebrochen war, erſpähte er ſie
Und mit verſtohlenem Gruß zwang es ihn nieder auf die Bank
neben ſie.
Nun leuchtete der ganze Cag für ihn aus dieſer einen Stunde.
Ein ſtilles Einverſtändnis ſchien zwiſchen ihr und ihm zu walten.
Und wie ſie dem brandroten Blitz des Eichkätzchens oder den
Droſſeln zuſchauten, die zwiſchen dem Wurzelwerk nach Wür=
mern
ſtocherten, ergab es ſich faſt von ſelbſt, daß Worte fielen
zwiſchen den dreien.
Sie ſprachen vom Herrſcher Herbſt, der die Buchen auf=
pruken
ließ in Brokat von Schgrlach und Schwefel, der dis

kowſku iſt nämlich erſt ſeit einigen Stunden Fallſchirmpflokkn.
Sie hat ſoeben ihre letzte Prüfung vor der ſtrengen Kommiſſion
abgelegt, und nun fühlr ſie ſich glücklich. Sie darf hinter ihrem
Namen als Beruf die ſtolze Bezeichnung führen: Fallſchirm=
pilotin
.
Sechs Sprünge hat es mich gekoſtet, erzählt mir die blonde
Flugakrobatin, und einen Haufen Geld. Früher war es viel
leichter. Man packte ſich den Schirm in den Nuckſack und mel=
dete
ſich in Staaken bei der Flugwache: Guten Cag, ich will
ſpringen. Man flog in die Höhe, man ſprang herunter, und
fertig war die ganze Sache. Man bekam eine Beſcheinigung:
Herr oder Fräulein R. A. hat das Fallſchirmabſprungexamen
beſtanden und iſt berechtigt, bei Flugveranſtaltungen Sprünge
vorzuführen. Seit aber einige Sprungakrobaten, wie der un=
glückſelige
Hundertmark und andere, den grauſigen Nervenkitzel
des Publikums mit ihrem Leben bezahlt haben, iſt auch dieſes
Feld, das Sprungfeld nämlich, ſchwerer zugänglich gemacht wor=
den
. Sechs Sprünge muß man aufweiſen können, ſechs offizielle
nämlich, um als ausgebildete Pilotin zu gelten. Die Bedingungen
ſind ziemlich ſtreng. Die Kommiſſion iſt unnachſichtig, aber am
härteſten iſt die eigene Natur, die man bekämpfen muß. Hier
gibt es keinen Croſt: wenn ich durchfalle bei einer der ſechs
Prüfungen lege ich eben eine mehr ab. Durchfallen iſt hier eine
bitterernſte Sache; man kann ſich im wahrſten Sinne des Wortes
dabei das Genick brechen.

Was mich auf den Gedanken gebracht hat, dieſes hals=
brecheriſche
Gewerbe aufzunehmen? Ich hatte immer eine große
Sehnſucht nach der Sliegerei; auch der Drang, etwas Beſon=
deres
zu leiſten, war nicht zum geringſten Ceil die Criebfeder für
mein Beginnen. Meine Verwandten und Bekannten lachten
mich aus. Ich aber ruhte nicht eher, bis ich meinen Willen
durchgeſetzt hatte. Ich ſetzte mich mit einem Manager in Ver=
bindung
, kaufte mir einen Fallſchirm, ließ mich von der Sirma in
der Handhabung desſelben genau unterrichten und meldete mich
in Staaken bei der Flugpolizei. Der erſte Sprung war ein Muß.
Ich ſagte mir eben: du mußt ſpringen, und dachte auch an gar
nichts anderes als an den Sprung. Ich ſprang, der Schirm
öffnete ſich, der Sprung gelang! Der zweite Sprung war ſchon
viel leichter; einen gelungenen hatte ich ja ſchon hinter mir. Bei
dem dritten mußte ich einige Schwierigkeiten überwinden lernen.
Ich ſprang aus einer Höhe von 450 Metern ab: der Schirm
öffnete ſich zu ſpät, und ich konnte nur mit größter Mühe landen,
wobei der Schirm ſtark beſchädigt wurde. Seitdem habe ich mir
vorgenommen, nie mehr aus einer ſo geringen Höhe abzuſprin=
gen
. Ja, mein Herr, nie werde ich unter 600 Metern ab=
ſpringen
.
Sie lagte das ſo natürlich, als wenn jemand ſagt: ich ſetze
mich nie in ein Auto. Sie erklärte mir dann, daß ſich der Sall=
ſchirmpilot
um ſo ſicherer fühlt, je höher der Abſprung erfolgt.
Man ſoll nie ſtaunen, wenn Flieger aus einer Höhe von ein=
oder
zweitauſend Metern abſpringen; das iſt ein Kinderſpiel.
Aber manchmal iſt man doch einer Gefahr ausgeſetzt. Bei
einem Prüfungsſprung trieb ſie der Wind über die Flughalle
von Staaken.

geſchälten Wundmale der Platanengiganten borkig verharſchte
und zwiſchen noch immer ſilbergrünen Pappeln die Birken gold=
flockig
über dem ſchneeigen Stamm aufſprühen ließ.
Sie vernahmen voneinander, wie die Nachwirkungen des ver=
lorenen
Krieges ihnen ein ähnliches Elendslos bereitet hatten,
das Hinſterben der Liebſten, das Einſchrumpfen der Vermögen,
den mühſeligen Kampf um das tägliche Brot. Hans ſah ſeine
Künſtlerträume im Zeichenbüro verſanden. Eleonore, wie die
Großmutter ihre Enkelin rief, verdiente nach dem Code der
Mutter, die der Gram dem gefallenen Gatten nach ins Grab
zog, durch kunſtgewerbliche Arbeiten tapfer ihren Lebensunter=
halt
für die gelähmte Großmutter und ſich. Das ſeltſame Jar=
benſpiel
der Augen, das eine Generation überſprungen hatte,
war aus deren Augen wieder in denen ihres Enkelkindes erwacht.
Gemeinſam ſchoben nun die beiden jungen Menſchen den
Fahrſtuhl der gütigen Frau. Es gab ſich, daß plötzlich die
Hände der beiden nebeneinander lagen, daß die Hand des Man=
nes
die Eleonores berührte. Ein heißer Schreck durchzuckte ihn,
ein naturnotwendig geſchloſſener Stromkreis, der zwei Pole
verband. Eleonore ließ die Hand ſtill neben der ſeinen ruhen.
Und als ſie aufblickte, ſchaute er in ihr reines Augenpaar, das
braun und blau vor ihm aufblühte.
Die Blätter waren alle ſchon geſunken. Manche fielen auf
tiefer liegende Sweige und täuſchten künſtliches Leben vor, bis
ſie ein Hauch zur Erde wehte. Vieläſtig ſtanden die kahlen
Bäume gleich ſchmiedeeiſernem Gegitter gegen den hellen Him=
mel
. Die Sichenrecken hielten noch ſpärliches Altgold in ihren
Bronzekronen. Im Windſchutz verflammte ein einſamer Buſch
wie eine Feuerpflanze, über der als Nauchbaum nacktes Sweig=
gewirr
aufſchwelte. Noſtrot lag das Fallaub gebreitet und hatte
auf tote Seenarme den trügeriſchen Ceppich ſeiner Laubmulden
geſchüttet.
Und an einem ſpäten Herbſttage, als blaßblauer Nebeldunſt
die erſte Ahnung nadelfeiner Schneekriſtalle ſpann, legten ſich
die beiden Hände an dem Griff des Fahrſtuhls feſt aufeinander.
Still ſchloß die Alte die gütigen Augenſterne, deren Farben=
ſpiele
ſie ihrem Enkelkinde geſchenkt hatte. Lächelnd ließ ſie ſich
auf leiſe rollenden Nädern aus dem Herbſt in den Winter glei=
ten
, geführt von den ſorgenden Händen der Jungen..."
Und aus dem Winter in den Frühling, der ihr im Glück
ihrer Kinder neu euferſtand.

[ ][  ][ ]

Die Flughalle iſt hundert Meter hoch und mit Glas bedeckt.
Wenn ich darauf falle, bin ich verloren. Sum Glück hatte das
mein Pilot, der ein Kunſtflieger war, bemerkt. Er riß die
Maſchine herum und flog zwiſchen dem Glasdach der Halle und
mir mit größter Geſchwindigkeit hindurch. Durch den dadurch
entſtehenden Gegenwind wurde der Fallſchirm in eine andere
Nichtung gedrängt; ich landete auf dem Feld und war gerettet.
Sie erklärte mir die Cechnik des Abſpringens. Wichtig iſt
das richtige Zuſammenrollen des Seidenſchirmes und noch wich=
tiger
das ſachgemäße Behandeln der Reißleine. Es iſt eine ge=
wöhnliche
dünne Schnur, deren eines Ende am Nuckſack mit dem
Fallſchirm befeſtigt wird, und das andere hinter dem Führerſitz
der Flugmaſchine. Im Moment des Sprunges reißt die Schnur
ab und zieht den Fallſchirm aus dem Nuckſack heraus. Die Flug=
polizei
hat jetzt angeordnet, daß die Reißleine nur drei Meter

Met eu,
*

Aust, garten iden Keiler

S..

lang ſein darf, da bei einer größeren Länge der Flugzeugführer
der Gefahr ausgeſetzt iſt, daß die ſchwingende Leine ſich um
ſeinen Hals ſchlingt und ihn erdroſſelt. Eine Erfahrung der Sall=
ſchirmpiloten
iſt es aber, daß die Leine mindeſtens fünf Meter
lang ſein muß. Bei der kurzen Leine kann es leicht paſſieren,
daß der Fallſchirm ſich noch in der Nähe der Flugmaſchine öffnet,
und ſich in einem ſolchen Falle die Seide und die Schnüre in den
Stützen der Cragflächen verfangen können. Gewöhnlich muß
ſich der Wind nach 24 Meter blindem Fall in dem Schirm
fangen.
Woher wiſſen Sie, daß Sie bereits 24 Meter gefallen ſind?
Und was iſt der Fall, wenn der Schirm ſich nicht öffnet?"
Das iſt ſehr einfach. Gewöhnlich zähle Nh bis drei.
Dann ſehe ich nach oben, und wenn der Schirm ſich noch nicht
geöffnet hat, dann greife ich mit beiden Händen nach rückwärts
und ziehe die Seide auseinander, damit ſich der Wind fangen
kann. Die kritiſchſten Momente ſind die erſten zwei Sekunden.
Eins, zweil Bei drei greift man unwillkürlich hinter ſich nach
dem Nuckſack mit dem Schirm. Der meine hat allerdings noch
kei einziges Mal verſagt, obwohl ich nicht nur bei den Prüfun=
gen
abgeſprungen bin, ſondern auch ſchon bei Veranſtaltungen.
Meine Frage, was ſo ein Sprung vor Cauſenden einbringt,
beantwortet ſie mit: Das kommt darauf an. Von 250 Mark
aufwärts. Es iſt nicht zu viel und die Gelegenheit iſt nicht
häufig, aber es macht Vergnügen.
Fallſchirmpiloten gibt es nur ſehr wenig in Deutſchland.
Bisher waren es elf, und ſie iſt die zwölfte.

Danaidenarbeit der Hausfrau.

Von H. Nannow.
Alle Cage dasſelbe, nie wird man fertig mit ſeinem Pen=
ſum
, wie gut haben es doch die jungen Mädchen und Frauen
in ihren Berufen, die ſich nicht mit häuslichen Nöten plagen
müſſen! So und ähnlich lautet der häufig wiederkehrende
Nefrain der Hausfrauenklage über ihre immer gleichbleibende,
nie endende Arbeitslaſt.
Iſt dieſe Klage berechtigt? Die moderne, einſichtige Haus=
frau
wird die Frage verneinen. Freilich gibt es im Haushalt
immer wieder neue Arbeit und vieles iſt gleichbleibend tagaus,
tagein. Aber iſt es denn in außerhäuslichen Berufen anders?
Soweit es die gleichartige Arbeit betrlfft, in den meiſten Fällen

Nummer 381.

Aufgabe 545.
Roman Mayer in Wien.
(Die Schwalbe‟, 1929.)
g

Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Kb4 Df1 Te3 Le5 Sc5 Bb2e2 14 (8):
Schwarz: Kd5 Tg3 Lc2 Bc6 d2 d4 g2 h3 (8); 3-.
Aufgabe 546.
W. u. S. Pimenoff in Roſtow.
(Die Schwalbe‟ 1929.)
Weiß: Xh8 Dg7 Tg3 La8 g5 8b6 d2Bb2 b4 (9);
Schwarz: Kdt Deß Bd3 d5 d6 e6 f6 (7).
Matt in zwei Zügen.
Löſungen der Aufgaben 535538.
635. Dr. 3. Mach. 1. Preis, Caſopis, 1909. (Kg3 Dd2 Tf8 8g5, Ke5 8d1 Bb6
Dt e7: 3+) 1. Dd2e11 (Wartezug) 8 2. Dc3+ Kd6 3. Td8A: 1...
Be3 2. De7+ Kd4 3. Td8F 1. ... Be6 2. Sf7+ Kd4 3. Td8+: 2....
Kf5 3. Dg5F; 1. . . K 2. Td8+. Die Aufgabe enthält ein reines Echo=
paar
nach 1. . . . 8 bzw. 1. . . . Be3.

wahrlich micht. Gewiß gibt es ſehr intereſſante Wirkungskreiſe,
aber ſie ſind außerordentlich ſelten, und nur Wenige ſind dafür
geeignet. Die überwiegende Mehrzahl der Frauen und Mädchen
ebenſo wie die der Männer hat in ihrem Beruf eine viel
einförmigere Cätigkeit als die Hausfrau. Das gilt ganz beſon=
ders
heute bei der Nationaliſierung im Wirtſchaftsleben. Neh=
men
wir als Beiſpiel die uns allen bekannte Cärigkeit einer
Kaſſiererin im Kaufhauſe. Worin beſteht ſie in der Hauptſache?
In, immer gleichbleibenden Geldeinnehmen nach vorgeſchriebenen
Kaſſenzetteln. So ein Poſten iſt durchaus nicht leicht, beſonders
nicht bei lebhaftem Geſchäftsgange, da die Kaſſiererin die volle
Verantwortung für die Nichtigkeit, der Kaſſe zu tragen hat;
aber interoſſant und abwechſlungsreich iſt dieſe Arbeit nicht.
Und dieſes Beiſpiel ließe ſich verhundertfachen.
Wie ganz anders iſt es dagegen, trotz aller Normierung und
Cupiſierung, die auch auf die Hauswirtſchaft übergreift, mit der
Cätigkeit der Hausfrau beſtellt! Ihr Wirkungskreis läßt ſich
trotz aller gleichbleibenden Arbeiten außerordentlich intereſſant
geſtalten, ja, ich möchte behaupten, er gibt ſogar einen weiten
Spielrqum für eine gewiſſe künſtleriſche Betätigung. Man muß
nur das Schöne im Hausfrauenberuf zu finden wiſſen und ſich
am Kleinſten erfreuen können, dann wird auch die ſchwierigſte
Arbeit leicht. Schon die Subereitung des Eſſens, und ſei es
noch ſo einfach, kann der Hausfrau zur Freude gereichen, wenn
es mit Geſchick und Geſchmack angerichtet iſt und dadurch trotz
ſeiner Einfachheit allen zum Genuß wird. Oder, um ein anderes
Beiſpiel herauszugreifen: die Arbeit des Gardinenaufſteckens.
Wieviel eigener, perſönlicher Geſchmack läßt ſich hierbei ent=
falten
, und wie reich wird die Hausfrau für die vorangegangenen
Arbeiten des Waſchens und Plättens entſchädigt, wem ihre
helleuchtenden Fenſterbekleidungen ihr entgegenſtrahlen. Beſitzt
ſie gar noch die Fähigkeit, die Kleidung für ſich und die Kinder
ſelbſt zu ſchneidern, ſo kann ſie gerade hierbei ihre ſchöpferiſche
Begabung beſonders zur Geltung bringen. Das ſind nur einige
Beiſpiele, die die vielſeitige und intereſſante Arbeit des Haus=
frauenberufes
zeigen; es ließen ſich noch ſehr viele andere dafür
anführen. Es iſt daher keine Uebertreibung, wenn man ſagt,
daß die Hausfrau zu den beneidenswerten Menſchen gehört, die
ſelbſt etwas ſchaffen und ſich immer und immer wieder am wohl=
gelungenen
Werk erfreuen können. Wie ſelten trifft gerade dies
in anderen Berufen zu!
Was nun die nie endende Arbeit in der Hauswirtſchaft be=
trifft
, ſo unterſcheidet ſie ſich von der außerhäuslichen Cätigkeit
vor allem dadurch, daß ſie nicht wie dieſe auf beſtimmte Stunden

des Cages beſchränkt iſt. Sie beginnt beim Aufſtehen und endet
beim Schlafengehen. Und iſt eine Arbeit getan, ſo ſteht ſchon
wieder eine, nein, eine ganze Anzahl anderer drohend vor der
armen, geplagten Hausfrau. Wieviele tauſend gibt es, die ſich
da nicht zu helfen wiſſen, die von früh bis ſpät ununterbrochen in
Bewegung, ja, in Hetz ſind, eine Arbeit anfangen, lingen laſſen,
um ſich einer anderen zuzuwenden, die plötzlich dringender er=

536. G. Brogi. 1. Pr. i. 13. Meredith=Turn. 1921. (Ko8 Db6 Ta4 La1 15
Sc5 h6; Ke5 Tc3 Sd8 e3 Bd5: 2-.) 1. Kc8 c71 Zwei hübſche ſymmetriſche
Entfeßlungsſpiele: 1. . . . . Sc6 2. 8d7+: 1. . . . Sc4 2. 8d3+.
537. F. Lazard, 1./2. Pr., Maghar Sakkvilag, 1927. (Kb5 Dh1 Tg5 Lg6 Sb8
c2 Bh5; Kd5 Tb3 f3 Ld2 Sd8Ba5 b4 d6 e5 e6ft gtg7: 3+.) 1. Dh1
b41 (Droht 2. T: e5+) 1. . . . Lc3 2. Sa6; 1. . . . Te3 2. Sd7. Wechſelſeitiger
Feldverbau von T und L. Blockpunkte: c3 und e3.
538. O. C. Budde. Nordiſk Skaktidende, 1880. (Kd1 Db4 La2 8d7 Bd2e6
g2: Ke4 Bd4 15; 2+.) 1. Db4e71 Jede der vier Zugmöglichkeiten von Schwarz
ergibt ein ſchönes, reines Matt.

Löſerliſte: Franz Buchty in Mainz (alle, auch 531534);
Hermann Garnier, (531536, 538); Georg Peter in Hainchen
(536 und 538).

Schachliteratur uſw.: 12 gelungene Karikaturen internatio=
naler
Schachmeiſter (Dr. Alechin, Rubinſtein, Dr. Tartakower, Maroſzy,
Marſhall, Kmoch, Ahues, Sämiſch, Sir Thomas, H. Weenink, Sultan
Khan und Weltmeiſterin Frl. Menſchik) ſind als Poſtkartenſerie in einer
Mappe von dem bekannten Schachberlag Hans Hedewigs Nachf. Curt
Ronniger, Leipzig C 1. zum Preiſe von nur 1. Mark zu beziehen.

Kätſel

IDM

Aus=Rätſel.

3 3 3 3 aus

2 2 2
3 aus 2
13 3 3 3 3 aus
2 22 3.3 2 aus 2 2 aus 2 2 2 3
An Stelle der Fragezeichen ſind Buchſtaben zu ſetzen, ſo daß
8 Wörter untenſtehender Bedeutung erſcheinen, die der Reihe nach
mit den Buchſtaben T, H, H, B, L, F, S und B beginnen. Die
auf die fettgedruckten Fragezeichen nennen etwas, das jetzt auch
aus iſt.
1. Zahl. 2. männliche Dienſtverſon, 3. Fiſch, 4. ein Haus, das
jeder gern beſucht, 5. aber ein Haus, das niemand gern beſucht,
6. Bühnenwerk von Goethe, 7. Mausart, 8. heftiges Gift.
Carl Deubel.
Die verwandelte Tonne.

Die Tonne ſoll durch Umlegung von 5 Hölzchen in einen Teil des
Hauſes verwandelt werden.
Carl Deubel.

ſcheint, die keinen Augenblick Nuhe finden, bis ſie endlich tod=
müde
ins Bett ſinken, mit dem dumpfen Gefühl, daß alles, was
ſie geleiſtet, doch nur eine Danaidenarbeit geweſen iſt. Eine

einſichtige, erfahrene Frau wird jedoch auch mit dieſen unleugbar
großen Schwierigkeiten des Hausfrauenberufs fertig, indem ſie
ſich eine genaue Cageseinteilung macht, an der ſie aber auch ſo
weit als möglich feſthalten muß. Dadurch gewinnt auch ſie ihre
Mußeſtunden wie jede andere Frau, findet auch ſie Seit zur Er=
holung
und zur Befriedigung ihrer geiſtigen und kulturellen
Bedürfniſſe.
Will jemand ſeinen Beruf voll und ganz ausfüllen, ſo daß er
ihm ſelbſt zur Freude gereicht, ſo muß er Neigung und Eignung
und eine entſprechende Ausbildung für ihn beſitzen. Dies gilt
nicht nur für die außerhäusliche Catigkeit, ſondern gleichermaßen
auch für den Hausfrauenberuf. Daran hat es aber in den letzten
Jahrzehnten vielfach gefehlt, und dies rächt ſich heute und iſt der
Hauptgrund für viele bittere Klagen. Darum ſind die Beſtre=
bungen
und Einrichtungen fs freudigſte zu begrüßen, die der
heranwachſenden Frauengeneration ſchon während der Schulzeit
oder im Anſchluß daran Gelegenheit geben, ſich auf die künftige
hausfrauliche Cätigkeit vorzubereiten. Dies läßt neben vielem
anderen Guten aber auch hoffen, daß dem Hausfrauenberuf und
damit der ganzen hauswirtſchaftlichen Arbeit in Sukunft wieder
mehr Liebe und Achtung entgegengebracht wird. Dann wird
die Klage über die Danaidenarbeit der Hausfrau, wenn nicht
ganz verſtummen, ſo doch ſicher ſehr eingeſchränkt werden, und
die Hausfrau wird ſich nicht mehr als Sklavin, ſondern als Her=
rin
in ihrem Neich fühlen.

Bleinigkeiten.

Die Dummenſteuer.
Um den unaufhörlichen Geldbedürfniſſen Ludwigs XIV. ge=
recht
zu werden, ſah ſich der franzöſiſche Finanzminiſter Col=
bert
genötigt, die unmöglichſten Steuerprojekte auszuarbeiten.
Dankbar nahm er jede diesbezügliche Anregung an.
Einſt wurde ihm von einem Philoſophen ein Vorſchlag zu
einer Beſteuerung der geiſtigen Anlagen überreicht, mit der
Bemerkung, daß wohl jeder, der dazu Veranlagten die
Steuer gern zahlen würde, ſchon aus dem Grunde, nicht als
Dummkopf zu gelten.
Vortrefflicher Gedanke, ſagte Colbert, Sie ſollen dafür
von dieſer Steuer frei bleiben.

Eine hochwillkommene Rede.
In der franzöſiſchen Deputiertenkammer ſtand die Stabili=
ſierung
des Franken zur Debatte.
Der Abgeordnete Piétri fragte Poincaré, ob die bevor=
ſtehende
Finanzaktion eine Erhöhung der Preiſe zur Solge
haben werde.
Poincaré erwiderte: Das glaube ich nicht. Vielmehr
nehme ich an, daß, während ich hier ſpreche, die Preiſe empfind=
lich
heruntergegangen ſind.
Darauf erfolgte von der Linken laut und freudig der Su=
ruf
: Weiterreden! Weiterreden!.

Füllrätſel, Eine Briefmarke‟.
al, am, ar, as. be, c. c. di, di, dy. eu. he, ie. in. le, Ie, II.

ma, ne, ne, re, ri, ſp, ſt, ſt
Obige Buchſtabenpaare (nicht Silben!) ſetze man buchſtabenweiſe
an Stelle der Kreuze, ſo daß die 9 wagrechten Reihen Wörter von fol=
gender
Bedeutung enthalten: 1. Gurkenkraut, 2. ioniſche Stadt, 3. Neben=
fluß
des Rheins, 4. Mineral, 5. Befeſtigungsmittel, 6. Singvogel,
7. Frauenname, 8. Gliedertier 9. Raubvogel. Die beiden oben mit
einem Stern bezeichneten ſenkrechten Reihen, je von oben nach unten
geleſen, nennen der Briefmarke Tod.
Carl Deubel.

Die Buchſtaben ſind ſo zu ordnen, daß ſenkrecht und wagrecht
gleichlautende Wörter ſtehen, und zwar: Quadrat I: 1. Gebäude,
2. arabiſcher Volksſtamm, 3. Gebirge, 4. Naturprodukt; Qua=
drat
II: 1. Kommando, 2. Pflanze, 3. Geſtalt der Nibelungenſage,
4. kein Ganzes.
Die beiden erſten Wörter zuſammen ſagen, wem viele Frauen
den größten Teil ihres Lebens widmen.
Carl Deubel.

Druc. Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittichſche Hofbuchdruckerei Rheinſtr 23 Verantwortl für die Redaktion: Dr. 5 Nette Darmſtadt

Auflöſung der Rätſel ans Nr. 37,
Gegenſätze.
Unten reden, loben, anfangen, unterlaſſen, binden, ſchwelgen,
ehren, nieder, dumm, einſam. Urlaubsende!

Fernſpr 1. 23892392. Alle Rechte vorbehalten Nachdr verboten.

[ ][  ][ ]

2.

b
ſie ihre
Er=

er
mur

Aach gud, hott ſäller Mann geſagt, wo er mit de Wixbärſcht
woch de Katz geworfe hott, un hott ſei Schwiejermudder ge=
droffe
.. . ."
Aach gud, ſagt ich mir, wo ich am Mondag däß erſtaunliche
Wahlräſſuldadergäbnis beaugenſcheinicht hab. Aach gut! Dann
s deitſche Volk is jo ſo forchtbar ſuwwerehn, un kann wehle, wen
als ſe’s will. Un: gewehlt is gewehlt! Do beißt kaa Maus en
Fadem ab. Un wann de Herr Dockter Brüning, der a gäbliche
Reichskanzler, aach vor de Wahl net gewißt hott, was es am
Wahlſunndag for Wädder gibt jetzt waaß er’s ganz beſtimmt,
ut ich hoff, er hott en waſſerdichte Räjeſchärm bei de Hand
Jawohl: gewehlt is gewehlt; un beſſer falſch gewehlt,
wie gornet. Dann in dem Fall ſieht mer doch wenichſtens emol,
wo un wie, un grau, teurer Freund, is alle Theorie, däß hott
jedenfalls die Reichsdagswehlerei un Wahlſchlächterei widder
emol bewieſe, drotz alle Wahlredde un Flugzeddel un Lugzeddel.
Ja iwwerhaubt, die Lieje!
Ach du allmächdicher Strohſack, ich kann jo gewiß ſchun e ganz
ſchee Portzion Lieje verdrage, un bei mir dauerts lang, bis ich’s
endlich merk, wann mich aaner allieje dhut. Awwer was zu viel
is, is zu viel, un in dem Wahlkambf hab’ ich doch manchmol denke
miſſe: No, jetzt macht awwer eier Bett enei, un macht emol de
Schimmel net ſchei; ’s is genug Stroh hunne! Awwer alle=
mol
hawwe ſe widder en neie Booſe Stroh erunner geholt, daß
mer ſich hott wunnern miſſe, wo ſe’s nor all herhadde.
Freilich, däß ſäh ich jo ei, die Lieje geheern halt emol zu de
Wahle, un do kann mer, glaaw=ich, nis dro mache, un wer net
lieje kann, wie’s de Brauch is, der ſoll liewer ſei Hend vun de
Bolledick loſſe. Un däß muß mer dene Natzi loſſe, ſie hawwe ſich,
ihrm Erfolch nooch gemäſſe, iwwerraſchend ſchnell in dem ver=
zwickte
Meddjeh zurecht gefunne; allerhand Hochachdung!
Was nu mei Freundin is, die Madamm Endebärzel, die
ſpielt ſich jetzt als Münchmeyern uff, un hott mer, wie ſe mer am
Mondag begäjend is, ſchun vun weidem zugeruffe: Heil unn
Sieg! un hott ſich in die Bruſt geſchmiſſe, wie’n wälſcher
Giggel.

A

Allerdings, die Endebärzelſen hott ſchun manchmol Heil un
Sieg gekriſche, dann warum? es is e Stimmungswehlern, ſie
wehlt jeweils, wie=ſer in de Strumb baßt. Hinnenooch hott ſe
mwwer noch jedesmol die Heilerei un Siegerei verflucht un ver=
wunſche
. So war’s anno achtzeh uff neunzeh, do hott ſe es alde
Reſchiem in grundserdsboddem enei verdunnert un hott geruffe:
Nor die Demogradie kann uns redde! Do hatt ſe ihr rebbubli=
ganiſch
Härz endeckt, un hott uff Schwazzrotgold geſchworn. Wie
awwer die Läwensmiddel deirer un deirer, un knabb un knäbber
ſin worrn, do is ihr zuſähens ihr rebbubliganiſch Härz in die Hoſe
geritſcht, un ſie hott lammediert: ach hette mer doch widder
Schwazzweißrot, was worn däß ſcheene Farwe, un was war da=
mals
alles ſo billich . Nadierlich hott ſe bei de nechſte Wahl
die ganz Demmogradie links lieje loſſe, un hott rechts gewehlt.
Do kam dann die Inflatzion . Wie ſe die iwwerſtanne
hatt, hott ſe geſagt, iwwerhaubt weern ihr die Farwe ganz egal,
vun ihr aus kennte ſe’s domit halte, wie ſe wollte, ſie wollt jeden=
falls
ihr Sach uffgewärd hawwe. Un weil do zufellich grad wid=
der
Wahl war, wo unner dem Schlagwort Uffwärdung gefiehrt
is worrn, do hott ſe ſich noch rechſer gewend un hott ſich em Herr
Geheimrat Beſt an die Bruſt geworfe. Wie ſe dann aus dem
Uffwärdungsduſel widder zu ſich kumme is, un war genaa ſo blott,
wie vorher aach, do war’s widder aus mit de Lieb, do hott ſe ge=

Der zeitgemäße Haushalt.

Waer

Eine Wildfrucht, die mehr in der Küche ver=
wendet
werden ſollte. Zu den köſtlichen Wildfrüchten,
die uns der Wald umſonſt ſpendet, gehören die ſchwarzfrüch=
tigen
Brombeeren. Dieſe ergeben nicht nur ein köſtliches
Kompott, friſch zubereitet, ſondern auch ſteriliſiert für die
obſtarmen Wintermonate. Aus ihnen kann auch der aromatiſche
Brombeerſaft bereitet werden. Ferner die wohlſchmeckende
Brombeerſuppe, wozu man die Beeren mit wenig Stan=
genzimt
und friſcher oder getrockneter Zitronenſchale mit Waſſer
bedeckt zum Kochen aufſetzt. Dann durch ein Sieb geſtrichen und
mit wenig angerührtem Kartoffelmehl ſämig gemacht, ſowie mit
aufgelöſtem Süßſtoff nach Bedarf, ſowie 1 Eßlöffel Butter ab=
geſchmeckt
, reiche man dazu Suppenmakrönchen. Ebenſo vorzüg=
lich
ſind auch kleine Brombeertörtchen, zu denen man ent=
weder
Mürbe= oder Hefeteig verwendet, die man lichtbraun ge=
backen
, mit im eigenen Saft geſchmorten, geſüßten Brombeeren
delegt, um von dem Saft, mit Gelatine verrührt, den man kurz
vor dem Erſtarren darüber gießt, (mit Rum oder Arrak, ſowie
Vanillezucker gewürzt) eine Geleedecke zu bereiten. Für die
männlichen Feinſchmecker läßt ſich dann noch aus Brombeeren
ein vorzüglicher Likör herſtellen, der auch der Gäſtetafel zur
Ehre gereicht.
Heidekraut als unvergänglicher Zimmerſchmuck. Recht kräftig
dunkelgefärbte Blütenſtengel ſtelle man fünf bis ſechs Stunden in
eine Miſchung von 9 Teilen Waſſer und 1 Teil Salzſäure, nachdem
man die Stiele etwa fingerlang von der äußeren Rinde durch Ab=
ſchaben
befreite. Dann laſſe man ſie gut abtrocknen und ordne ſie
nun ohne Waſſer recht gefällig in Vaſen. Sie halten ſich auch in
geheizten Zimmern, wenn man ſie nicht zu ſehr in die Nähe des
L.
Ofens ſtellt.
Vorzügliches Waſchmittel für ſchwarze Kleider. Die in Gärten
üppig wuchernde Pfefferminze koche man in reichlich Waſſer, bis
zu den Wurzeln abgeſchnitten und grob gewiegt, ½ Stunde aus,
laſſe nahezu erkalten, gieße vom Kraute durch ein Haarſieb ab,
füge die gleiche Menge reines Waſſer bei, lege das betr. Klei=
dungsſtück
hinein und laſſe es eine Stunde darin ziehen, ehe man
es leicht zwiſchen den Händen gedrückt, ſtaucht. Ohne zu ſpülen,
triefendnaß aufgehängt, bügle man es nach fleißigem Wenden und
Umhängen noch halbfeucht von links trocken. Drei große Hände
voll auf 3 Liter Waſſer gerechnet, genügen für ein Jungmädchen=
kleid
.
Woran man junges Geflügel erkennt. Da in den Herbſt=
monaten
wieder ein ſtarkes Angebot von allerlei Hausgeflügel
zu verzeichnen iſt, ſo dürften vielen unerfahrenen Hausfrauen
folgende Winke bei ihrem Einkauf erwünſcht ſein:
Junge Enten beſitzen einen verhältnismäßig langen
Schnabel, ſchwache Flügel, dünne Haut, während alte Tiere

kriſche: Rechts ſteht die Gefahr! un is zu de Sozze abgeſchwenkt
un hott uff rot geſchworn; was waaß ich, was=ere die all ver=
ſproche
hadde, un net halde konnde. Un jetzt is ſe alſo bei de
Natzi geland, uff all die ſcheene Verſprächunge hin, un ſchwert
däßhalb widder uff Schwazzweißrot. Un net ſo
knabb, dann wie geſagt, ſie hott ſich mächdich in ihrn
Biſtehalder geſchmiſſe, un hott geſagt: Wahldag is en Zahl=
dag
, un dißmol hawwe mer’s dem außenannerkonnzendrierde
Bircherdumm emol gezeicht, un de annern aach, un hawwe=ſen
haambezahlt . . .
Offe geſtanne, ich hab zwar net begriffe, was ſein haambezahlt
hawwe, awwer ich hab=ere bei däre Geläjenheid, un ganz ſo vun
hinnerum mit m Scheierdor gewunke, un hab geſagt, däß mit dem
Haambezahle dhet mir eilleichte, un ſoviel ich wißt, hette mir aach
noch e unausgegliche Rächnung mitnanner, un ich wißt bloß net,
ob ſie mir domols die fimf Mack gelehnt hett, odder ich

ihr. ..
Ich hab nadierlich ganz gut gewißt, daß ich ihr die fimf Mack
gelehnt hatt; ’s war uffm Mack un ſie hott geſagt, ſie hett ihr
Portmanneh vergäſſe; ich wollt=ſer bloß net ſo vor die Blatt
ſage. No, un feiner un ſchlauer kann mer’s aam doch net bei=
bringe
, daß mer noch was vun=em zu krieje hott. Un ich hab na=
dierlich
a genumme, daß ſe ſich a’ſtandshallwer e bißche ſchenniert
hett, un hett offe un ehrlich geſagt, ſo un ſo, un Sie hawwe ganz
recht, Bimmbernellſen, un däß is mer jo ganz aus’m Gedächtnis
kumme dorch die Uffrechunge in de letzte Woche, un nemme Se
mer’s net for iwwel, un do hawwe=Se Ihr Gäld widder, jau,
was ſeecht däß ungehowwelte Weibsbild zu mir?
Ich, ſeecht=ſe, ich braicht ihr noch lang net mit’m Scheierdor
zu winke, ſeecht=ſe, ſie wißt ganz genau, daß ich ihr die fimf Mack
gelehnt hett, awwer krieje kreecht ich=ſe noch lang net, ſundern
ich ſollt froh ſei, daß mein verlodderte Kabbidhalißmuß in ſo gude
Hend weer, ſeecht=ſe; un es weer noch e Frog, ob ich ihr noch emol
die Ehr a dhu därft un därft ihr was lehne; unner die jetziche
Umſtend dhet=ſe noch net emol vun jedem was nemme, ſeecht=ſe
un iwwerhaubt dhet’s jetzt annerſt wärrn, ganz annerſt; däß weer
vabei, daß aam ſo hergelaafene Leit wie ich am helllichte Dag un
uff de offene Stroß Gäld abverlange dhete, ſeecht=ſe; un jetzt kemt
emol Ordnung enei, un der ganze Schwindel dhet uffgedeckt wärrn,
ſeecht=ſe, un däß dhet=ſe mer gleich ſage, ſeecht=ſe, bezahle dhet=ſe
net ehnder, bis de Adolf Hittler Reichsbräſendend weer, un dann
kennt ich ihr in Goddesname en Gerichtsvollzieher ſchicke, do wißt=
e
wenichſtens, daß=ſe en Mann vor ſich hett, dem wo’s Vaderland
iwwer alles ging, die heidiche weern jo doch lauder Lumbe. Un
domit ab un=en Walzer, un jetzt kennt ich’s halte, wie ich’s wollt,
un kennt ihr de Buggel eruff odder runner rittſche, däß dhet=ſe
mer vollkomme freiſtelle, indem=ſe die Freiheit vun meine Ent=
chließunge
abſelud net beei drächdiche meecht, un indem ſie iwwer=
haubt
for perſeenliche un eichenhendiche Freiheit weer, ſeecht=ſe
un wann ich noch emol vun dene fimf Mack affange dhet, do dhet=
ſe
mer ihrn greeßte Kaffeedibbe uff de Kobb haage, daß mer die
Zinſe mitſamſtm Kabbidhal aus de Naſelöcher rauslaafe dhete, un
daß ich de Himmel for=e Wahllokahl un de Minchmeyer for’n Sidd=
lichkeidsapoſtel
a gucke dhet, ſeecht=ſe; un wann ich noch aan Mux
dhet, dann dhet=ſe mir emol e Ausläs vun ihre eins A Zwiſcheruf
un Wahlreddensarde in’s Geſicht ſchmeiße, daß mer Heern un
Sähe vergingt, un im iwwriche weer ich e Schenneralowwer=
wucherern
un for ihresgleichen iwwerhaubt Luft . . . .

Domit hott=ſe mich ſteh loſſe, ganz abgeſähe, daß ich jo aach
net gewißt hab, was ich dodruff hett ſage ſolle, es hott mer voll=
ſtendich
die Redd verſchlage, un ich bin doch im allgemeine gewiß
net uff’s Maul gefalle. Awwer ich hab mer im Stille bloß ge=
denkt
, wann die Minchmeyern ſo mit dir umſpringt, wie mege
do die annern erſt mit’m Reichskanzler un ſo Art Leit umgeh
No, mer wolle mol abworde un Tee drinke, valleicht is däß
alles halb ſo wild mit dene Natzi. Un wann mer ſich erzehlt, ſie
wollte ganze Miniſterie ſchlugge, ſo mecht ich ſage, daß es doch
ſchließlich kaa Kannibahle ſin, un kaa Menſchefräſſer, dann ſoviel
ich waaß, is bei dene s Miniſtereſſe ſowieſo ſtreng verbodde. No
un wann=ſe erſt emol ihr Freifahrkadd dorchs ganz deitſche Reich
erſter Klaß in de Daſch hawwe, un kenne ihr Diäte ei’ſtreiche un
die Berliner Luft genieße, do wärrn=ſe valleicht umgenglicher mit
de Zeit ’s weer net des erſtemol.
Un was nu mei Freundin bedrifft, die Endebärzelſen, du
liewer Himmel, die wärd nooch=ere Weil um e Endeiſchung reicher
ſei, dann däre ihr ganz Läwe beſteht aus nix wie Endeiſchunge,
awwer ſie fiehlt ſich wohl debei, un däß is jo ſchließlich die Haubt=
ſach
. Geſpannt bin ich bloß, weller Baddei ſe bei de nechſte Wahl
ihr Fiſtelſtimm a dreht: ſie hott kaa groß Auswahl mehr, ſie is ſo
immlich dorch, un valleicht wehlt ſe ’s nechſtemol widder ganz
links; vorausſage kann mer däß allerdings net, dann wie geſagt,
ie wehlt wie=ſer in de Strumb baßt, mit de Vernumft hott
däß nix zu dhu, dann die wärd jo ſowieſo bei wenichen bloß
gefunden, un bei de Endebärzelſens vergäwens . . . ..
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Noochdräglicherweis e paar ganz=
ganzklaane
Klaanichkeide; s brauch mer’s awwer niemand nooch=
zudrage
:
Nummer eins: In de Schrift ſteht doch, mer ſollt die link
Hand net wiſſe loſſe, was die recht dhut; un ferner: mer ſoll
Gudes dhu, un niſcht miede werden; un weider: wer zwei Röcke
hat, gäbe dem einen, der keinen hat; un aach: wirf alles von dir
und folche mir nach
; awwer närjends wo hab ich in de
Schrift geläſe, daß mer ſich domit briſte ſoll . . . Un dann hab
ich iwwerhaubt net behaubt daß gornix geſchähe dhet, ſundern
ich hab in aller Unſchuld bloß gemaant, ’s miſt noch viel mehr
geſchähe. Däß is en großer Schiedunner, un ich glaab, in däre
Beziehung ſin mer uns doch ganich; odder wie? . . .
Nummero zwaa: Schun de Dattrich hott geſagt: däß alsfort
dockdern, däß hott was uff ſich; alleweil die Minud hab ich e
Abbedhekerrächnung bezahlt . Um dem alsfort dockdern ab=
zuhälfe
, hott mer in unſere uffgekleerte Zeit, des Dockdern und
Abbedehkern ſogar mit=ere Strof belegt, ſozuſage: s koſt fuffzich
Fennich, eh mer nor’s Maul uffmacht un: Ah ſeecht. Un daß
es Leid gibt, die wo die fuffzich Fennich im Ernſtfall net hawwe,
will ich net beſtreide. Die Regel is es awwer doch wohl net,
dann wann ich ſo dorch’s Städtche geh, un ſäh die viele Eiswäje,
beinoh an jedem Eck ſteht aaner, ſogar mit Audomobillbedrieb
dann ſag ich mir, dofor is doch aach Gäld do. Un for’s Kino
aach. Die Sach muß alſo doch en annern Hooke hawwe. ..
Nummero drei: Unſer Juwiläumsjohr geht ſeim End zu, un
ich glaab, es hott ausgedagt for diß Johr. Ich hab nadierlich die
Dagungsberichte mit beſunnerem Indräſſe verfolcht, s wor awwer
immer alun dieſälb Leyer: erſt hott mer ſich begrießt, am annern
Dag hott dan ärjend e groß Dier aus Berlin (nadierlich!) ge=
redd
, iwwer die Not, iwwer de Steierdruck, iwwer die Schulde,
womer bloß noch hett; un zum Schluß hott mer ſich um=en weiß=
gedeckte
Diſch geſetzt, un hott ſei Sorje und ſei Schmerze enunner
geſchwenkt.
Nummero vier: Dann ſin mer die Woch in Darmſtadt mit=
eme
Steubenplatz beglickt worrn, un mer hott dodezu ausge=
rächent
en Blatz gewehlt, wo ſozuſage kaa Haiſer druff ſteh, nem=
lich
de alde Bahnhofsblatz. Mer hott däßhalb zwaa Haiſer vun
de Landgraf=Fillibb=Allag dezu genumme, damit’s wenichſtens e
paar Leit in Darmſtadt gibt, die wo am Steubenplatz wohne.
Iwwrichens hawwe die Leitcher recht erſtaunte Aage gemacht, wie
ſe morjens uffgewacht ſin, un hawwe gemärkt, daß ſe iwwernacht
ausgezoge worn ſin
Nummero fimf: Un de Middwoch awend ſähe mer uns
doch hoffentlich widder, ’s gibt im Klaane Haus als zweide Große=
Gala=Feſt=Juwiläums=Vorſtellung de Dolle Hund. Alſo,
ich mecht kaan ſähe, der wo net do is! Ehrenſach!

einen dicken, harten Schnabel, dicke Haut und rauhſchuppige
Füße aufweiſen.
Junge Hühner zeigen einen roten, dünnen Kamm, glän=
zende
, glatte Beinſchuppen, zarte Haut, kleinen Kopf, glatte,
mehr gelbliche Haut der Zehen, ſowie dünne Beinknochen, wäh=
rend
alte Hühner einen dicken Kamm, rauhe Beinſchuppen,
harte Sporen und ſteifen Schnabel beſitzen.
Junge Gänſe haben einen blaßgefärbten Schnabel, deſſen
obere Hälfte ſich leicht nach oben brechen läßt. Ferner blaſſe
Füße. Die Bauchform iſt bei jungen Gänſen noch rund, bei zar=
ter
Haut (beſonders unter den Flügeln) erkennbar. Alte Gänſe
haben einen großen Kopf mit ſtarkem, langem Schnabel, ſtark=
knochige
Beine und grobe, mehr ins Graue ſpielende Haut, bei
ſogenanntem Legebauch.
Junge Tauben haben eine ſehr zarte Haut, durch die oft=
mals
das Fleiſch und die blauen Adern ſchimmern, ferner leicht
einknickbare Füße mit glatten Schuppen. Alte Tauben eine
mehr ins Gelbliche, ſtärkere Haut, einen harten Schnabel und ſo=
genannte
Kalkbeine mit rauhen, oftmals ſplittrigen Zehen.
Roſinen=Auflauf. ¼ Pfund Butter rühre man mit 100 Gr.
Zucker und 3 Eigelb ſchaumig, füge dann 2 in Milch eingeweichte
Brötchen, Saft und abgeriebene Schale einer Zitrone, 1 Taſſe ver=
leſene
, kernloſe Roſinen, 5 Eßlöffel geriebene Semmel, 2 Eßlöffel
eriebene, ſüße Mandeln. 1 Likörglas Rum ſowie 1 Teelöffel
Natron bei. Ziehe zuletzt den Eiſchnee darunter und backe die
Maſſe in feuerfeſter Form bei Mittelhitze ½3 Stunde und ſer=
viere
den Auflauf in der Form heiß mit Mandelſoße.
Mailänder Suppe. Ein Viertelpfund zerbrochene
Makkaroni laſſe man in Salzwaſſer weichkochen; füge dann zwei
Eßlöffel Champignons und 100 Gramm feinſtreifig geſchnittenen
gekochten Schinken und Zunge bei. Fülle dann noch mit Fleiſch=
brühe
nach Bedarf auf und ſerviere die mit Salz und friſcher
Butter abgeſchmeckte Suppe mit geriebenem Parmeſankäſe.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Tomatenſuppe. Rouladen mit Rotkraut, Roſinen=
auflauf
mit Mandelſoße.
Montag: Pfifferlinge in Reisrand.
Dienstag: Erbsſuppe. Sauerkraut mit Pökelknochen.
Mittwoch; Fleiſchgefüllter Wirſing.
Donnerstag: Ungariſches Gulaſch mit Semmelknödel.
Freitag: Geſpickter Seelachs mit Tomatenſoße.
Samstag: Hefeplinſen mit geſchmorten Pflaumen.
Was bringt die neue Mode? Eine Antwort auf dieſe Frage
gibt die ſoeben erſchienene letzte Nummer der E.W. in einem
ausführlichen Artikel Pariſer Modeouvertüre, in dem die neuen
Kollektionen der maßgeblichen Modehäuſer einer Kritik unter=
ſogen
werden, aus der wiederum ſich das Bild der neuen Mode
kriſtalliſiert. Sämtliche neuen Stoffe für Vormittag, Nachmittag
und Abend werden in photographiſchen Aufnahmen dargeſtellt,
ſodaß die Lektüre des Heftes eine erſchöpfende Information über
die Modeneuheiten vermittelt.

Humor

Der Sonntagsjäger.

Nun, Onkel, was getroffen?
Nein, Kinder, getroffen leider nichts, aber Angſt haben die Viecher
gehabt, ſag ich euch!
Der Schriftſteller. Was iſt denn eigentlich aus dem Roman ge=
worden
, den du an die Zeitung geſchickt haſt? Ach Herrje, der iſt
mir ſo ſte
gekürzt worden, daß ich ihn geſtern unter Humor ge=
ſeſen
habe.
(Matin.)
Nach dem Konzert. Sängerin: Haben Sie bemerkt, wie
meine Stimme den Raum füllte?:"
Ja, eine ganze Anzahl
Zuhörer verließ den Saal, um ihr Platz zu machen
(Karikaturen.)
Erziehung. Wenn einem jemand auf die rechte Wange
ſchlägt, dann wende man ihm auch die linke zu. Wenn dich alſo
ein Junge ſchlägt, mein Sohn, was wirſt du dann tun? Wie
groß iſt der Junge
(Söndagsniſſe.)
Der Sonntagsreiter. Guten Morgen, Herr Stiefel, ſagen
Sie, reiten Sie nicht ſonſt immer ein ſchwarzes Pferd?
Kg
wiß, aber man will doch auch mal wo anders hin.
(Kaſper.)
Onkel (zum Neffen): Was, du weißt nicht, wer Columbu
war? Schäme dich! Und du biſt der Sohn eines Eierhändlers?
Nebelſpalter.)
Beim Mittageſſen. Iſt das eine Wirtſchaft! Die Kartoffeln
ſind ja nur halb weich! Dann doch nur die weiche Hälfte
und laß die andere liegen!
Buen Humor.)
Mutter und Tochter. Deine Großmutter hatte noch Haare,
die bis zur Erde fielen
Das tun meine auch, wenn ſie beim
Friſeur geſtutzt werden!
(Götz.)

[ ][  ]

Koſtüme für den Herbſt.
Jede Mode hat ihre beſondere Geſchichte, und
mitunter iſt ein modiſches Schickſal ſogar außer=
ordentlich
intereſſant, um ſo mehr, als es ja meiſt
mit äußeren Erſcheinungen in Zuſammenhang zu
bringen iſt, da ja die jeweilige Epoche auf die
Mode ſtarken Einfluß nimmt und der Bekleidungs=
ſtil
mithin für die Eigenart ſeiner Zeit ſpricht.
Es gibt Moden, denen nur eine ſehr kurze Dauer
beſchieden iſt; meiſt handelt es ſich in dieſen Fällen
um jene Eintagsmoden die einer willkürlichen
Laune entſpringen, alſo nicht organiſch aus dem
Geſchmacke einer Zeit erwachſen.
Dann wieder hört man von einem Stil, der ſich
jahrelang im Vordergrunde hält; da handelt es ſich
dann meiſt um jene Bekleidungsformen, die von
beſtimmten großen Geſellſchaftsſchichten als geeig=
net
befunden und ſomit nach und nach traditionell
werden.
Dies war beiſpielsweiſe beim Koſtüm der Fall,
denn vor etwa einem Jahrzehnt gab es wohl
keine Dame, die nicht auch ein= oder mehrere
Koſtüme beſaß, denn es gab dieſe Stücke einerſeits 1
für Trotteurzwecke, andererſeits für die Promenade
und für den Beſuch, ſo daß dieſe Schaffungen ganz
entſchieden das Modebild beherrſchten und im Laufe
der Zeit als Standard=Kleidung betrachtet wurden.
Dann aber ſchien das Koſtüm mit einem Male
aus der Tagesmode verbannt; niemand wußte, /
warum dies eigentlich geſchehen war, denn jeder=
mann
war mit dem Koſtüm reſtlos einverſtanden
geweſen.
Und erſt heute, da man die damalige Situation
aus der Perſpektive zu betrachten imſtande iſt, weiß
man, worauf ſeinerzeit der Umſchwung zurückzu=
führen
war.
Er ſcheint ſeinen Grund einzig und allein darin
gehabt zu haben, daß man in den großen Mode=
ſalons
das Complet ſchuf und es wie jede
Neuheit mit allen Mitteln in den Vordergrund

zu drängen trachtete, um ſo mehr, als der Gedanke
der Gleichheit des Kleides und der Umhülle
der modebefliſſenen Frau ſchon längſt nahegebracht
worden war und man die Mehrteiligkeit eines Koſtüms demzufolge
als unpraktiſch anſah und ſpäterhin ſogar als geradezu unſchick zu
empfinden begann.
Nur eine ganz kurze Spanne Zeit konnte ſich die Koſtümmode
in der Folge wieder ins helle Licht rücken: es war dies zur Zeit
der Gargonne=Epoche die dieſen Bekleidungsſtil aus keinem
anderen Grunde als ſeiner maskulinen Note wegen bevorzugte.
Aber auch dieſe Mode ging verhältnismäßig raſch vorüber,
ſo daß vom Koſtüm jahrelang kaum mehr die Rede war.

Wie Schmuck=Kolliers
wirken die intereſſanten Garnituren auf den neuen, ſchönen,
herbſtlichen Beſuchskleidern, die man in den großen Modeſalons
zu ſehen bekommt und die die neue Saiſon erfolgreich einleiten.
Dieſe Effekte dürften wohl des Beifalls der eleganten Frau

Erſt im Vorjahre als die Beliebtheit, des Complets ſchon
im Abnehmen begriffen war machten die großen Modeſalons
einige (ziemlich ſchüchterne) Verſuche, neuerlich für das Koſtüm
zu werben, aber ohne eigentlich von einem ſofortigen, durchſchla=
genden
Erfolge überzeugt zu ſein: doch ſiehe da, der Beifall blieb
nicht aus, denn es ergab ſich die merkwürdige Situation, daß das
Koſtüm ſchon ſo ſehr in Vergeſſenheit geraten war, daß man es
nun wieder als ausgeſprochene Neu=Schöpfung auffaßte und es
außerordentlich gerne ſah.

ſicher ſein, weil das moderne Kleid, das ja ſonſt ganz ſchlicht iſt
und eigentlich nur durch ſein ſchönes Material wirkt, ſolchen
Garnituren jenen Akzent verdankt, der immer eigenartig iſt und
die perkönliche Note und den gepflegten Geſchmack der Trägerin
Zerrät.
Man hat ſich die neuen Garnituren als ſtiliſierte Stickereien

Der letzte Sommer zeigte daher die Koſtüm=
mode
ſchon in allen erdenklichen Varianten, und es
kann ſomit nicht wundernehmen, wenn die Herbſt=
ſaiſon
vollends im Zeichen des Jackenkleides ſteht,
deſſen jugendliche Eleganz man nun wieder ſehr zu
ſchätzen weiß.
Und es iſt ganz intereſſant, zu beobachten, wie
mannigfaltig man den Koſtümgedanken nun aus=
gearbeitet
und wie die bedeutenden Salons dieſe
Modellart bevorzugen.
Vom ſportlichen Koſtüm über das Promenade=
Jackenkleid zum nachmittäglichen Koſtüm iſt es ja
ſicherlich kein kleiner Sprung, und trotzdem muß
man ſagen, daß die verſchiedenen Modelle immer
wieder ganz ausgezeichnet wirken, jedem Verwen=
dungszwecke
gerecht werden und dem Modenbilde
der neuen Saiſon ganz entſchieden ihre Note auf=
prägen
.
Die neuen Koſtüme ſind niemals aufdringlich,
ſondern befleißen ſich ſelbſt, wenn es ſich um
durchaus nachmittägliche Modelle handelt einer
gewiſſen zurückhaltenden Note, die ja immer ein
Zeichen kultivierter Eleganz iſt.
Für den Sport und für regneriſches Herbſt=
wetter
iſt ein Koſtüm aus grobem Tweed ſehr
beliebt, und zwar ſchätzt man heuer ſelbſt farbige
Stoffe, da man der etwas montonen Wirkung der
Neutralſchattierungen aus dem Wege zu gehen ver=
ſucht
. Eine ſchicke, ſportliche Verbrämung iſt natür=
lich
immer gut am Platze. Der Verſchluß wird gerne
durch einen ſchmalen Wildledergürtel beſorgt. Der
Rock wirkt zwar gerade, bringt aber faſt immer
eingeſetzte Glockenkeile oder Falten, die für die Be=
wegungsfreiheit
bei Trotteurkoſtümen wichtig ſind
Das Koſtüm für den Nachmittag iſt faſt
immer dunkel. Weinrot, mitternachtsblau, fiolen=
grün
, flaſ, engrün, rehbraun, immer aber in tiefen,
ſatten Falöſtellungen gehalten. Vorherrſchend aber
Schwarz, das die ſchlanke Silhouette ja unſtreitig
am meiſten fördert. Im allgemeinen vereinigt man
einen leichtglockigen Rock mit einem geraden, halb=
langen
, pelzverbrämten Paletot, und ſieht zu einem
ſolchen Koſtüme eine helle Seidenbluſe in Elfenbein=
2
weiß oder Roſa vor, da dieſe Farben für den Nach=
mittag
erfahrunggemäß die eleganteſten ſind (Bild 2)
Die Koſtüm=Modelle aber, die für Beſuchszwecke verwendet
und gelegentlich auch für den 5=Uhr=Tee gebraucht werden, ſind
immer aus beſonders ſchönem Materiale gearbeitet.Hier kommen
vor allen Dingen die verſchiedenen glänzenden Tuche in Frage,
aber auch Samt ſpielt eine nicht geringe Rolle. In dieſem
Materiale kommt ein glockiger, kaſakähnlicher Schnitt wundervoll
zur Geltung, ebenſo eine Verbrämung aus langhaarigem Fell,
die der Erſcheinung die moderne Note gibt. . .
(Letzte Skizze.)
Willy Ungar.

aus Metallperlen und bunten Steinen vorzuſtellen, die aber nur
an manchen Stellen mit einem loſen Stiche an das Kleid fixiert
werden, ſo daß auf dieſe Weiſe die Collier=Wirkung ge=
wahrt
bleibt
Mitunter werden auch gleichartige Manſchetten vorgeſehen,
wodurch ſehr ſchöne Geſamtwirkung entſteht.

Die Jungdamenmode
früher unter dem Schlagworte Backfiſchkleidung

bekannt, iſt ganz unſtreitig ein Stil, der nach und
nach verſchwindet. Dies liegt nicht etwa daran, daß
die Mode auf Jungdamen keine Rückſicht nehmen
werde, ſondern vielmehr an der Tatſache, daß die
Zeit der Backfiſchmode in den letzten Jahren eigent=
lich
vollkommen überſprungen wird.
Unſere Jungdamen ſind eben kaum der Schule
entwachſen wirkliche junge Damen und wollen
von der früher üblich und traditionell geweſenen
Gänschen=Zeit nichts wiſſen.
Es iſt dies ja auch ganz richtig: unſere Zeit iſt
viel zu ſachlich, zu nüchtern und zu haſtig, als daß
für himmelblaue Jugendſeligkeit, die geringſte
Möglichkeit gegeben wäre.
Die Mode aber iſt immer wieder ein Spiegel
ihrer Zeit, und daher kommt es, daß auch die
moderne Aumachung der Jungdamen durchaus
ſachlich iſt, ſodaß alle, jene mitunter ziemlich ver=
logen
geweſene Zartheit und Anmut (und wie
die vielen ähnlichen Schlagworte wohl geheißen
haben mögen) heutzutage einfach undenkbar ge=
worden
iſt.
Die jungen Mädchen wiſſen heute ſehr genau,
wie ihre Garderobe ausſehen ſoll, wiſſen, daß ſie in
der Regel mit knappen Mitteln haushalten müſſen,
daß es auch ganz unmöglich ſei, großen Aufwand zu
treiben, daß vielmehr ein Garderobeſtück oft für
vielerlei Zwecke in Frage komme, wobei es einer
gewiſſen Kombinationsgabe bedarf, um das Rich=
tige
zu finden.
Im Prinzip unterſcheidet ſich die Jungdamen=
garderobe
kaum von der Aufmachung der Erwach=
ſenen
, es ſei denn, daß man in dieſem Falle, ohne
zu zögern, zu lebhafteren Farben greift und eine
K
jugendlichere Wirkung nicht erſt lange bedenkt.
J
Im allgemeinen pflegen die Jungdamen aus
eigener Ueberzeugung und ſehr zu Gefallen ihrer Sudit
Mütter ihre Garderobe auf das Allernotwendigſte
zu beſchränken, denn einige wenige aber gediegene E
Stücke, ſind ſicherlich empfehlenswerter als eine
ganze Reihe belangloſer Kleider, von denen keines
wirklich ganz das iſt, was gebraucht wird.
Das Wichtigſte für die neue Herbſtausſtattung iſt natürlich ein
Mantel; er kann da man ja für alle Trotteurzwecke mit dem
Koſtüm ſein Auslangen findet
durchaus nachmittäglichen
Charakter haben und derart gerabeitet ſein, daß er gelegentlich
auch für den Abend (Theater, Konzert, Beſuch uſw.) geeignet iſt.
kurzum jenes Stück darſtellt, das aus jeder Verlegenheit zu helfen
vermag und immer gut wirkt. Solche Mäntel pflegt man heuer

entweder aus ſchwarzem Tuch zu arbeiten, deſſen feiner Glanz
immer gefällt, oder aber aus Samt, weil ja dieſes Material für
die kommende Saiſon als ſehr ausſichtsreich gilt und übrigens auch
viel ſtrapazierfähiger iſt, als man denkt, und überdies unſtreitig
ſehr eigenartig wirkt.
Am netteſten ſind ja ganz fraglos die geraden Mäntel, die
aber vielfach durch capeartige Flügel einen ſehr flotten Akzent
erhalten, wobei man den Kragen und die Flügelkanten in Strei=

fenform verbrämt, während die Aermel aus ſehr
begreiflichen Erſparungsrückſichten ungeputzt
bleiben. Wir zeigen ein Modell dieſer Art als erſte
Skizze und machen mithin mit jenem ganz neuarti
gen Herbſtmantel vertraut, der als elegantes Stück
ſicherlich das Richtige iſt. Die Verbrämung kann
aus ſchönem Phantaſiefell gearbeitet ſein (braunes
Pelzwerk gefällt auf ſchwarzen Mänteln nach wie
vor am beſten, wiewohl man ſich doch auch ſchon an
die von den großen Modeſalons bevorzugte ſchwarz=
graue
Kombination zu gewöhnen beginnt).
Für ſportliche Gelegenheiten, für Weekendfahr=
ten
, für Strapazzwecke in der Stadt, ferner als Auf=
machung
für trübes, regneriſches Wetter, verwendet
man immer gerne ein Koſtüm=Complet.
.
Bekanntlich iſt heuer die Strick=Mode mit
ihren eigenartigen herbſtlichen Schaffungen in den
Mittelpunkt des allgemeinen Intereſſes gerückt, da
die neueſten Modelle in ihrer Strickart durchaus
wie Tweeds wirken, nur noch bedeutend origineller
in der Muſterung und aparter in ihren feinen Farb=
N
zuſammenſtellungen ſind. Man hat dieſe geſtrickten
Koſtüm=Complets als Zuſammenſtellung von Kleid
und Jäckchen aufzufaſſen, wobei die Kleider meiſt
einen geraden Oberteil mit Herrenfaſſon und eine
in Hohlfalten geſtrickte Rockpartie bringen, die
S
da man die enge Paſſe, ſehr gerne ſieht, weil ſie
außerordentlich ſchlank macht und die Figur vor=
teilhaft
zur Geltung bringt tiefer anſetzt als
man es bisher gewohnt war. Zu einem ſolchen
Kleide trägt man die gerade Jacke aus geſtricktem
Tweed. Koſtüme dieſer Art bleiben faſt ausnahms=
los
unverbrämt, da man ſich an kein beſtimmtes
Pelzwerk binden will, ſondern jedwede Fellſchleife,
die man zur Verfügung hat, dazu zu tragen wünſcht.
Eine angeſichts der fortſchreitenden Saiſon raſch
zu entſcheidende Frage iſt die des abendlichen
Kleides, da ja ohnedies eine größere Auf
machung für die kommenden Tanzveranſtaltungen
notwendig wird, während für die Vorſaiſon alſo
für die allernächſten Monate ein Kleid genügt,
das nachmittäglichen und abendlichen Zwecken
dienen ſoll.
Für ſolche Gelegenheiten zeigen die großen
Salons ſehr ſchicke Stufenmodelle, deren Wieder=
erſcheinen
ſicherlich mit der neu erſtandenen Kaſak=Linie in
Zuſammenhang zu bringen iſt. Dieſe Schaffungen pflegen aus
Georgette oder auch aus Satin verfertigt zu ſein, und ſind meiſt
in einer ſchönen, gedeckten Farbe gehalten, etwa in Steingrün,
Weinrot, Negerbraun, vornehmlich aber in Schwarz, das ſelbſt in
der Jungdamengarderobe überwiegt (letztes Bild).
rt Hohenber.g