Darmstädter Tagblatt 1930


18. September 1930

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Nummer 258 Donnerstag, den 18. September 1930. 193. Jahrgang

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Konhurs oder gerichtlſcher Beltreibung fällt jeder
Nabatt weg. Banſkonto Deutſche Bani und Darm=
Kädter und Nationalbank.

Annahme der Europa=Entſchließung.
Nenwahlen zum Völkerbundsrak. Chinas Wahl in den Rak abgelehnk. Engliſch=franzöſiſche Gegenſähe
im Abrüſtungsausſchuß.

England behält den Raksſik
für ein Dominion.
* Genf, 17. September. (Eigener Bericht.)
Zwei große Ereigniſſe brachte die Vollverſammlung am Mitt=
woch
: die Verabſchiedung der europäiſchen Entſchließung und die
Neuwahlen zum Völkerbundsrat.
Die europäiſche Entſchließung, die vorſieht, daß die europäi=
ſchen
Beratungen in der urſprünglichen europäiſchen Sieben=
undzwanziger
=Konferenz unter Hinzuziehung von Ueberſeeſtaaten, ten kommen nicht vom Fleck. Wie in den ganzen Vorbeſprechungen,
und Nichtmitgliedsſtaaten des Völkerbundes, wie Rußland und
der Türkei, fortgeſetzt werden ſollen, um endgültige Vorſchläge
auszuarbeiten, die der Vollverſammlung des Völkerbundes im
Jahre 1931 vorgelegt werden müſſen, wurde von der Verſamm= Verhandlung zwiſchen den Miniſtern der Kleinen Entente und
lung einſtimmig und ohne weitere Ausſprache angenommen.
Der Text der von uns bereits geſtern mitgeteilten europäi=
ſchen
Entſchließung wurde dahin klargeſtellt, daß nicht nur
europäiſche Nichtmitgliedsſtaaten, ſondern die Nichtmitglieds=
ſtaaten
des Völkerbundes überhaupt zu den europäiſchen Bera=
tungen
eingeladen werden. Der Präſident Titulescu legte außer=
dem
beſonderen Wert darauf, feſtzuſtellen, daß alle Arbeiten des
europäiſchen Ausſchuſſes ſämtlichen Mitgliedsſtaaten des Völker=
bundes
jederzeit ohne Ausnahme zur Teilnahme offen ſtänden.
Der Europäiſche Ausſchuß wird, wie in Genf verlautet, vor=
ausſichtlich
im kommenden Jahre dreimal zuſammentreten. Für
die gegenwärtige Völkerbundstagung iſt ein Zuſammentritt nicht
mehr vorgeſehen. Die erſte Tagung dürfte vielmehr im
Dezember oder Januar ſtattfinden, doch wird der Zeit=
runkt
und die Dauer dieſer Zuſammenkunft erſt beſtimmt, wenn
im dem Haushaltungsausſchuß der Vollverſammlung die notwen=
digen
Mittel für den Europaausſchuß bewilligt ſind, was noch
jiemliche Schwierigkeiten machen dürfte.
Die Verſammlung ſtimmte dann über eine Vorentſcheidung
zu den
Ratswahlen
ab, nämlich über die Frage, ob China für wiederwählbar er=
klärt
und damit zur Aufſtellung ſeiner Ratskandidatur berechtigt
werden ſollte oder nicht. Da China erſt vor zwei Jahren aus dem
Völkerbundsrat ausgeſchieden iſt und nach dem regelmäßigen Ver=
jahren
nicht vor dem nächſten Jahr wieder wählbar wird, war
dieſe Vorentſcheidung notwendig. Die Entſcheidung fiel gegen
China aus, da die erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht erreicht
wurde. Von 52 Staaten ſtimmten nämlich nur 27 für ſeine Wie=
derwählbarkeit
. Die Kandidatur Chinas für den Rat war da=
mit
hinfällig geworden.
Die darauf vorgenommenen Neuwahlen zum Völker=
bundsrat
brachten keine weitere Ueberraſchung, da die drei Favo=
ritenkandidaten
Guatemala, Norwegen und Irland
gewählt wurden. Guatemala erhielt von 52 abgegebenen Stimmen
41. Norwegen 38 und Irland 36. Portugal, das ebenfalls noch
ſeine Kandidatur aufgeſtellt hatte, erhielt nur 30 Stimmen.
Es ſcheiden nun aus dem Rat aus: Cuba, Finnland und
Kanada, die durch Guatemala, Norwegen und Irland erſetzt wer=
den
. Damit iſt auch die ſehr wichtige Entſcheidung darüber ge=
fallen
, daß der Sitz Kanadas wieder von einem engliſchen Reichs=
ſtaat
beſetzt wird. Es dürfte das nunmehr zu einem Gewohnheits=

recht werden.

Der neue Völkerbundsral

hielt ſofort in einem Nebenſaal des Batiment Electoral eine kon=
ſtituierende
Sitzung ab, um die Fragen der Tagesordnung zu über=
nehmen
und gleichzeitig mit der Vollverſammlung, wie es das
Statut vorſchreibt, die Erſatzwahl für den ausgeſchiedenen ame=
rikaniſchen
Richter des Ständigen Internationalen Gerichtshofes
im Haag, Hughes, vorzunehmen. Der frühere Staatsſekretär
Frank Kellogg erhielt 30 von den 47 Stimmen und wurde
damit vorerſt bis zum 31. Dezember 1930 zum Richter im Haag
gewählt. Die Wiederwahl Hughes dürfte zuſammen mit den
Neuwahlen für die übrigen Richterſtellen auf weitere neun Jahre
Ende des Monats durch die Völkerbundsverſammlung und den
Rat vorgenommen werden.
Am Mittwoch nachmittag 3 Uhr nehmen der Wirtſchafts=, Ab=
rüſtungs
= und Budgetausſchuß der Vollverſammlung ihre Ar=
beiten
auf.
China prokeſtierk.
Bei der chineſiſchen Delegation äußert man ſehr ernſte Ent=
täuſchung
über den Ausgang der Völkerbundsratswahlen. Man
weiſt darauf hin, daß das ungeheure aſiatiſche Reich mit ſeinen
380 Millionen Einwohnern trotz ſeiner inneren Schwierigkeiten
mindeſtens den gleichen Platz im Völkerbund einnehmen müſſe,
wie andere, bedeutend kleinere Länder mit viel geringerer Bevöl=
kerung
, die ebenfalls innere Schwierigkeiten zu überwinden und
trotzdem einen Ratsſitz inne hätten. Vor allem beſchwert man ſich
in chineſiſchen Kreiſen auch darüber, daß man von gewiſſen Völ=
kerbundsſtellen
ſehr ſchlecht beraten worden ſei, als man zur Stel=
lung
der Ratskandidatur und zum Verzicht auf die Kandidatur
zum Präſidenten der Vollverſammlung aufgefordert worden ſei.
Die Warſchauer Agrar=Enkſchließungen gehen an den
Wiriſchafts=Ausſchuß.
Die Vertreter der Kleinen Entente und Polens in Genf ver=
einigen
ſich Mittwoch nachmittag zu einer Beſprechung über ein
gemeinſames Vorgehen in den Agrar= und Minderheitenfragen
bei den Beratungen in den Hauptausſchüſſen der Völkerbunds=
Vollverſammlung. Entgegen der urſprünglichen Ankündigung,
haben die Teilnehmerſtaaten der Agrar=Konferenz von Warſchau

den rumäniſchen Finanzminiſter Madgearu nicht mehr vor der
Vollverſammlung zur Vertretung der Warſchauer Entſchließungen
auftreten laſſen, weil es bis jetzt nicht gelungen iſt, die geſamten
Agrar=Staaten auf ein beſtimmtes gemeinſames Vorgehen zu ver=
einigen
. Man iſt darum übereingekommen, die Warſchauer Ent=
ſchließungen
einfach an den Wirtſchaftsausſchuß der Vollverſamm=
lung
zu überweiſen und dort in Verbindung mit den übrigen
Wirtſchaftsproblemen auch die Agrarfrage in vollem Umfang
durchzuberaten.
Die oſteuropäiſchen Agrarverhandlungen ſtocken.
Die Agrarverhandlungen zwiſchen den oſteuropäiſchen Staa=
ſo
häufen ſich auch in Genf Schwierigkeiten auf Schwierigkeiten,
je näher man ſich den praktiſchen Fragen zu nähern verſucht. Aus
dieſem Grunde iſt auch die für heute nachmittag angekündigte
dem polniſchen Außenminiſter Zaleſki erneut vertagt wor=
den
. Von tſchechoſlowakiſcher Seite weiſt man darauf hin, daß
es jetzt außerdem viel zu ſpät wäre, für die Beratungen der Völ=
kerbundsausſchüſſe
noch gemeinſame Beſchlüſſe zu faſſen. Die Zeit
für die Vorbereitung ſolcher Beſchlüſſe oder eines gemeinſamen
Programms ſei viel zu kurz geweſen. Es bleibe nunmehr nichts
anderes übrig, als mit den Beſchlüſſen der Warſchauer Konferenz,
auf der ſich die Tſchechoſlowakei mit der Rolle eines Beobachters
begnügt hat, an den Wirtſchaftsausſchuß der Vollverſammlung zu
gehen, wo ſie als Meinungskundgebung der Oſtagrarſtaaten vor=
gebracht
werden könnten. Bei der augenblicklichen Wirtſchafts=,
vor allem aber auch politiſchen Lage im Donaubecken beſtünde
ſchon im Hinblick auf die Bedürfniſſe Ungarns für weittragende
Abmachungen ſehr wenig Ausſicht.
Zwiſchen den Wirtſchaftsſachverſtändigen der deutſchen
Abordnung und der jugoſlawiſchen Delegation ſind heute.
Beſprechungen wirtſchaftlicher Natur über beſtimmte Teilfragen
des Handelsverkehrs zwiſchen den beiden Ländern, ſowie über die
Durchführung der Reparations=Sachleiſtungen auf=
genommen
worden. Wirtſchaftliche Beſprechungen ſind auch vor=
geſehen
mit der Tſchechoſlowakei und Rumänien.
Forigang der Ausſchußarbeilen.
Die Hauptausſchüſſe der Völkerbundsvollverſammlung haben
am Mittwoch nachmittag die Einzelberatung der zahlreichen
aktuellen Völkerbundsprobleme aufgenommen.
Der Abrüſtungsausſchuß, unter dem Vorſitz des
Griechen Politis, begann mit der Beratung des Abkommenent=
wurfs
über die Finanzunterſtützung angegriffener und bedrohter
Staaten. Dabei trat ſofort der engliſch=franzöſiſche Gegenſatz wie=
der
auf, der im Sicherheitsausſchuß das Zuſtandekommen eines
gemeinſamen Abkommenentwurfs verhindert hat. Auch heute
konnte man ſich wieder nicht darüber einigen, ob man nach den
franzöſiſchen Vorſchlägen die Finanzhilfe zu einer Kriegs=
finanzierung
, oder nach den engliſchen Vorſchlägen zu einer
Drohkundgebung gegen etwaige kriegslüſterne
Staaten ausbauen ſoll. Man kam ſchließlich überein, die Sitzung
aufzuheben, um den Abordnungen die Möglichkeit zu geben, bis
Donnerstag nachmittag neue ſchriftlich niedergelegte Vorſchläge,
Vorbehalte und Anregungen einzureichen.
Der Haushaltsausſchuß, unter dem Vorſitz von Wiart=
Belgien, begann die Beratung des Verfahrens der Erneuerung
des Kontrollausſchuſſes, die am Donnerstag fortgeſetzt wird.
Die deutſchen Parlamentarier, welche den einzelnen Aus=
ſchüſſen
angehören, ſind zum Teil in Genf eingetroffen, ſo Dr.
Breitſcheid und Freiherr von Rheinbaben, während die Abgeord=
neten
Joos, Prof. Hoetzſch und Koch=Weſer für morgen erwartet
werden. Prälat Kaas hat Genf wegen der parlamentariſchen
Beſprechungen in Berlin wieder verlaſſen.
Japan ſtimmt dem Londoner Flokkenabkonmen zu.
EP. Tokio, 17. September.
Der Konflikt zwiſchen dem japaniſchen Kabinett und dem Ge=
heimen
Rat über die Ratifizierung des Londoner Flottenvertrags
dürfte nunmehr auf gütlichem Wege beigelegt werden. Der Son=
derausſchuß
des Geheimen Rates zur Prüfung des Londoner Flot=
tenabkommens
vom Standpunkt der nationalen Sicherheit hat auf
ſeiner heutigen, 12. Sitzung die Annahme des Londoner Vertrags
empfohlen. Gleichzeitig aber macht der Ausſchuß dem Rat den
Vorſchlag, ſeiner Ratifikation einen Annex beizufügen, worin das
Kabinett wegen ſeiner Haltung während der Londoner Verhand=
lungen
gerügt wird. Beſonderer Kritik ſoll die hartnäckige Oppo=
ſition
des Kabinetts gegen die Einwände und die Bedenken des
japaniſchen Generalſtabs unterworfen werden. Mit der Abhal=
tung
einer Plenarſitzung des Geheimen Rates und der endgül=
tigen
Ratifizierung des Abkommens wird für Anfang nächſter
Woche gerechnet. Damit wäre dann der Londoner Flottenvertrag
von allen drei Kontrahenten, nämlich England, den Vereinig=
ten
Staaten und Japan, ratifiziert.
Der neue amerikaniſche Zollkarif=Ausſchuß.
EP. Waſhington, 17. September.
Fünf Mitglieder des Tarifausſchuſſes, dem die im neuen ame=
rikaniſchen
Zolltarifgeſetz vorgeſehenen Befugniſſe des Präſidenten
Hoover übertragen werden ſollen, ſind nunmehr vom Präſidenten
Hoover ernannt worden. Es ſind dies die Republikaner Flet=
cher
Coulter und Broſſard, ſowie die Demokraten Page
und Dennis. Zum Vorſitzenden der Kommiſſion wurde Fletcher
beſtimmt. Nunmehr ſteht nur noch die Ernennung des ſechſten
Mitgliedes aus, das vorausſichtlich den Reihen der Demokratiſchen
Partei entnommen werden wird.

* Heſſiſche Bekrachkungen zur Reichs=
LagBwoahr.
Unmittelbar nach der Reichstagswahl, die mit außergewöhn=
lich
ſtarker und geräuſchvoller Agitation betrieben wurde, iſt es
in der Oeffentlichkeit auffallend ſtill geworden. Von dem Er=
gebnis
dieſer Wahl, das ſich ſo wohl kaum jemand vorſtellte, iſt
man in manchen Kreiſen betroffen, ja vor den Kopf geſchlagen.
Man wußte, daß die Nationalſozialiſten große Erfolge davon=
tragen
würden; man kannte die Gärung, die dieſe Partei im
Volke durch eine unerhörte Wühlarbeit hervorgerufen hatte.
Man ſah, daß die Anziehungskraft, die dieſe Hitlerleute nicht
nur auf die Jugend, ſondern auf alle Kreiſe der Bevölkerung
ausübten, in epidemiſcher Art um ſich griff, und ſelbſt die ſonft
politiſch Unintereſſierten in ihren Bann zog. Aber mit einem
ſolchen Anſchwellen der Bewegung, wie es in den Ergebniſſen der
Reichstagswahl in die Erſcheinung getreten iſt, hatte man doch in
den politiſchen Kreiſen nicht gerechnet. Die ſächſiſchen Wahlen
hatten ſchon verblüfft und nach den Erfahrungen, die dieſe ge=
bracht
hatten, mußte man an eine ähnliche Entwicklung im Reich
denken. Aber daß die Ergebniſſe der ſächſiſchen Wahlen in einem
Umfange übertroffen werden würden, wie es in der Reichstags=
wahl
geſchehen iſt und wie es in der Parlamentsgeſchichte des
Reichs einzig daſteht, konnte niemand vorausſehen.
Kein Wunder, daß in parlamentariſchen Kreiſen eine Rat=
loſigkeit
beſteht, die durch alles Nachdenken nicht zu beſeitigen
iſt. Im Reich iſt nicht nur der Zweck der Auflöſung des Reichs=
tags
, die eine Stärkung der Regierungsparteien bringen ſollte,
völlig vereitelt, ſondern es iſt eine Regierungsneubildung über=
haupt
kaum möglich. Zwar wäre, wenn man nach parlamen=
tariſchen
Grundſätzen an eine Heranziehung der Nationalſozia=
liſten
in die Regierung denken wollte, eine Mehrheitsbildung
der geſamten Rechten einſchließlich des Zentrums gegen Sozial=
demokraten
und Kommuniſten zahlenmäßig erreichbar, auch wenn
die Staatspartei die Mitwirkung verſagte; aber ein Zuſammen=
arbeiten
aller Rechtsparteien ſcheitert an den Gegenſätzen, die in
dieſen Parteien beſtehen. Eine Mehrheitsbildung durch Zu=
ſammenſchluß
der Großen Koalition iſt nicht mehr möglich; auch
bei Angliederung der Bayeriſchen Volkspartei und der Wirt=
ſchaftspartei
bleibt die Mehrheit ſo ſchwach, daß ein Zufall
eine hierauf, ſich ſtützende Regierung leicht zu Fall bringen
könnte.
Aehnliche Schwierigkeiten werden ſich in den Ländern er=
geben
, wenn dieſe durch Wahlen in die Lage kommen, ſich bei
der Regierungsbildung mit einem den Ergebniſſen der Reichs=
tagswahl
entſprechenden Anſchwellen der Nationalſozialiſten ab=
zufinden
. Wie man in Sachſen nun ſchon ſeit Monaten nicht
dazu kommt, ein Kabinett zu bilden, ſo wird auch in vielen
anderen Ländern der gleiche Schwebezuſtand eintreten, wenn
die Nationalſozialiſten in der Stärke in die Parlamente ein=
ziehen
, die ſich aus der Reichstagswahl errechnen läßt. Man muß
ſchon jetzt annehmen, daß die Weimarer Koalition, die in Preu=
ßen
faſt ſtändig die Regierung in der Hand hatte, durch die
nächſten Landtagswahlen, die allerdings erſt in zwei Jahren
ſtattfinden müſſen, geſprengt wird. Dasſelbe Schicſal wird dieſe
Koalition auch in Heſſen erfahren.
Unter den Auſpizien, die ſich bei Zugrundelegung der Er=
gebniſſe
der Reichstagswahl für die künftige Zuſammenſetzung
des heſſiſchen Landtags ergeben, iſt eine Betrachtung der politi=
ſchen
Lage in Heſſen von beſonderem Intereſſe. Man erinnert
ſich, daß die heſſiſchen Regierungsparteien unter Führung der
Sozialdemokratie unter ſehr geſchickter Ausnutzung der parla=
mentariſchen
Verhältniſſe eine Verlängerung der Legislatur=
periode
des Landtages auf vier Jahre durchſetzten und daß es
ihnen auch gelang, die Dauer des derzeitigen Landtages auf vier
Jahre zu erſtrecken. Dieſe Verfaſſungsänderung, die mit den
demokratiſchen Grundſätzen und mit der bisherigen Auffaſſung
der Sozialdemokratie ſo wenig im Einklang ſtand, hielt man
damals aus dem Grunde für zweckmäßig, weil man ſich mit dem
Programm von Sparmaßnahmen, die mit Rückſicht auf die
kritiſche Finanzlage des Landes durchgeführt werden müſſen,
nicht in einen Wahlkampf einlaſſen zu können glaubte, in wel=
chem
die Regierungsparteien die Unpopularität dieſer Maßnah=
men
hätten büßen müſſen. Man fürchtete daneben auch ſchon die
Agitationskraft der Nationalſozialiſten, einer Bewegung, von
der man ſich der Hoffnung hingab, ſie werde in kurzer Zeit wie=
der
abgeebbt ſein. Wenn ſich dieſe Hoffnung als trügeriſch er=
weiſt
, ſo wird es ſich herausſtellen, daß die Verlängerung der
Legislaturperiode ein Fehlgriff war, der gerade der Sozial=
demokratie
zum Verhängnis werden kann.
Es beſteht vorläufig kein Grund zu der Annahme, daß die
Nationalſozialiſten ſchon in einem Jahr abgewirtſchaftet haben
könnten; es iſt im Gegenteil durchaus möglich, daß ſie den Höhe=
punkt
noch nicht erreicht haben. Gehen wir von der Annahme
aus, daß die heſſiſchen Landtagswahlen, die in einem Jahr
ſtattfinden, dasſelbe Ergebnis zeitigen würden wie die Reichs=
tagswahl
, ſo würde ſich folgende Zuſammenſetzung des Landtags
ergeben: Sozialdemokraten 22 Sitze, Zentrum 10 Sitze, Demo=
kraten
3 Sitze, Nationalſozialiſten 14 Sitze, Kommnniſten 8 Sitze,
Deutſche Volkspartei und Landbund je 5 Sitze, Chriſtlichſoziale
2 Sitze, Deutſchnationale und Wirtſchaftspartei je 1 Sitz. Bei
dieſer Berechnung iſt vorausgeſetzt, daß, wie dies bisher der Fall
war, die Parteien der Weimarer Regierungskoalition getrennt,
die bürgerlichen Parteien im übrigen aber mit Ausnahme der
Nationalſozialiſten unter Verbindung ihrer Wahlvorſchläge in
den Wahlkampf gehen. Aus dieſer Mandatsverteilung ergibt
ſich, daß die derzeitigen Regierungsparteien eine Mehrheit nicht
mehr darſtellten, ſondern mit 35 Abgeordneten genau die Hälfte
des Landtages ausmachen. Sie müßten alſo, um eine feſte
Mehrheit hinter ſich zu haben, die Mitwirkung einer anderen
Partei, etwa des Landesbundes oder der Deutſchen Volkspartei,
in Anſpruch nehmen. Möglich wäre auch eine Regierungsbil=
durg
aller bürgerlichen Parteien mit den Nationalſozialiſten,
wobei die Sozialdemokraten und Kommuniſten mit zuſammen
30 Sitzen in der Minderheit blieben; eine ſolche Regierung
würde auch bei oppoſitioneller Stellung der Demokraten über eine
kleine Mehrheit verfügen.
Aus dieſen Betrachtungen, die wir in ihren Auswirkungen
im Einzelnen nicht weiter verfolgen wollen, ergibt ſich die Ve=
deutung
, die das Anwachſen der Nationalſozialiſten für die künf=
tige
heſſiſche Politik hat. Für die bürgerlichen Partei der Mitte

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Nummer 258

Seite 2

ergibt ſich namentlich die Lehre, daß ſie, wenn ſie nicht zwiſchen
den Mühlſteinen der extremen Parteien zermahlen werden
wollen, eine Baſis für ein gemeinſames politiſches Vorgehen
finden müſſen. Die Wählerſchaft hat kein Verſtändnis dafür,
daß das Bürgertum ſich in eine Anzahl von Parteigruppen zer=
ſpalten
muß, weil man in dieſem oder jenem Punkte nicht voll=
ſtändig
übereinſtimmt. Wenn die Parteiführer darüber noch
im Zweifel waren, ſo müſſen ſie durch die Reichstagswahl be=
lehrt
ſein. Sie müſſen auch erkennen, daß der Kampf, den die
Nationalſozialiſten gegen den Marxismus führen, die extremen
Linksparteien eher ſtärkt als ſchwächt, und daß die einzigen
Opfer dieſes Kampfes im bürgerlichen Lager zu finden ſind. Das
wird durch die heſſiſchen Wahlziffern ſehr deutlich vor Augen
geführt. Man ſehe nur das Anwachſen des Kommunismus in
den heſſiſchen Städten, wobei Worms und Mainz, aber auch
Darmſtadt und Gießen auffallen; wenn in Offenbach die Ziffer
gegen die letzte Wahl etwas zurückgeblieben iſt, ſo erklärt ſich
das aus der Haltung der dortigen oppoſitionellen Kommuniſten,
die Wahlenthaltung proklamiert hatten. Wie ſehr die bürger=
lichen
Parteien aber durch die nationalſozialiſtiſche Agitation
bedrückt werden, geht aus dem Beiſpiel von Mainz hervor, der
kaum erſt von der Franzoſenherrſchaft durch Streſemann befrei=
ten
Stadt, in welcher die Verdienſte des verſtorbenen volkspartei=
lichen
Führers um die Befreiung des Rheinlandes, wie diejeni=
gen
des Bürgermeiſters Dr. Ehrhard um die glückliche Be=
kämpfung
des Separatismus gegenüber dem Hakenkreuz nicht in
die Wagſchale fielen.
Ueberhaupt was gilt noch die Perſönlichkeit bei dem Liſten=
wahlrecht
? Da triumphiert Münchmeyer über Dingeldey! Es
wird eine Hauptaufgabe der geeinigten Mittelparteien ſein, den
geiſtigen und moraliſchen Werten wieder die ihnen gebührende
Geltung zu verſchaffen, und das Volk von der wüſten Agitation
der extremen Parteien zu Vernunft und Beſonnenheit zurück=
Spectator.
zurufen.

Ikalien in Genſ.
Von unſerem FKorreſpondenten.
Genf, 16. September.
Wenn man von Rom nach Genf kommt, ſo iſt alles dort viel
weniger bitzig als im Süden. In Rom noch dreißig Grad im
Schatten und in Genf ſchon Wetter zum Weſtentragen. Trotzdem
ſind die Leute in Genf viel weniger zugeknöpft als unten in der
Metropole des Duce. Man erfährt zunächſt, daß der italieniſche
Außenminiſter gerade nach Rom abgereiſt iſt, daß man ſich alſo
unterwegs mit ihm gekreuzt hat. Natürlich vermutet man aller=
lei
. Denn es muß ſchon etwas Beſſeres vorliegen, wenn Grandi
plötzlich und eilig nach Rom reiſt, um ſeinem Herrn und Duce Be=
richt
zu erſtatten.
Aber alle Vermutungen ſind überflüſſig, denn ſchon gibt Briand
in ſeiner geſpannt erwarteten Rede eine Begründung für Grandis
Reiſe, die von allen Kommentaren am wahrſcheinlichſten aus=
ſieht
. Denn Briand erzählt von einer benachbarten und befreun=
deten
Nation, mit der Verhandlungen zu weiteren Abrüſtungs=
möglichkeiten
im Gange ſeien, die vermutlich zu einem Erfolg
führen dürften. Briand iſt nicht ſehr gut oben auf der Journa=
liſtentribüne
zu verſtehen, denn er ſpricht leiſer als gewohnt, und
die Verſammlung findet nicht mehr in dem (an ſich entſetzlichen)
Reformationsſaal ſtatt, ſondern in dem umgewandelten und beſſe=
ren
großen Saal des Genfer Wahlgebäudes. Hier muß man aber
erſt die beſten akuſtiſchen Stellen ausprobieren, diejenigen, wohin
die Lautſprecher am ſtärkſten wirken. Aber man verſteht doch, daß
hier mehr als in Rom zu hören iſt, und ein gewichtiges Wort
über die fatalen Beziehungen zwiſchen Paris und Rom ausgeſpro=
chen
wird, das zu frohen Hoffnungen Anlaß geben kann. Damit
erklärt ſich, daß Grandi zu guten, nicht zu böſen Beratungen nach
Rom eilte.
Bald erfährt man auch aus dem Munde der Italiener, daß
tatſächlich in Paris zwiſchen den italieniſchen und franzöſiſchen
Diplomaten eine Formel gefunden wurde, mit der man in der be=
rüchtigten
Flotten=Abrüſtung und der leidigen Pari=
tät
, in der Italiens Stellung ſo ſtark feſtgelegt war, zu einem
Wege für eine Weiterarbeit und hoffentlich auch zur Verſtändi=
gung
gelangt ſei. Damit wäre ein nicht unbedeutender Schritt auf
der Bahn der Londoner Konferenz weiter getan worden. Daß dies
offenbar unter dem Druck der innenpolitiſchen und wirtſchaftlichen
Nöte Italiens und angeſichts der jugoſlawiſchen Rüſtungen ( viel=
leicht
auch unter dem Einfluß der großen franzöſiſchen Grenz=
manöver
) geſchieht, iſt eine Vermutung, die nahe liegt. Man
weiß, daß Muſſolini den Wunſch hat, trotz aller wilden Reden
vom Frühſommer, einen ruhigen Winter für Italien zu ſchaffen.
Denn die Dinge gehen eben doch meiſt etwas anders, als man ſie
wünſcht und von ihnen vorher ſchwärmt. Italien braucht Ruhe,
und wenn auch Briand in ſeiner Rede voll Glauben ausrief, daß
es ſolange keinen Krieg geben werde, ſolange er da ſtehe, wo er

Donnerstag, den 18. September 1930
Vom Tage.
Die ſowietruſſiſche Preſſe gibt der Anſicht Ausdruck, daß
es nach den Neuwahlen der deutſchen Regierung ſchwer ſein werde, den
gegenwärtigen außenpolitiſchen Kurs beizubehalten.
Die kanadiſche Kammer nahm einen Geſetzentwurf an, der
einen Kredit von 20 Millionen Dollars hauptſächlich für die
Durchführung von öffentlichen Arbeiten im Herbſt und im Winter vor=
ſieht
, um die gegenwärtige Arbeitsloſigkeit zu bekämpfen.
Aus Montevideo wird gemeldet, daß die uruguaviſche Re=
gierung
beſchloſſen hat, die diplomatiſchen Beziebungen
mit Peru abzubrechen, weil die veruaniſche Regierung den
uruguayiſchen Geſandten Forſalba in Lima für unerwünſcht bezeichnet
hat, da er bei dem Umſturz dem Präſidenten Lequia und einigen ſeiner
Anhänger Aſyl gewährt habe.
Nach einer Meldung der Agentur Indopacifi aus Schanghai iſt in
der Nordmandſchurei die Beulenpeſt ausgebrochen und
breitet ſich in der Richtung auf Tſitſikar aus. Es ſind bereits einige
Hundert Todesfälle zu verzeichnen. Der Bevölkerung hat ſich
große Unruhe bemächtigt.
Wiederholt wurde die Meldung verbreitet, daß der frühere König
Ferdinand von Bulgarien beabſichtige, nach Bulgarien
zurückzukehren. Alle dieſe Meldungen beruhen auf Erfin=
dung
. Der König befindet ſich zurzeit in einem Bade im Teutoburger
Walde und wird weiter ſeinen Wohnſitz in Koburg behalten.

jetzt ſei, ſo bleibt doch leider die eine Tatſache, daß auch Briand
einmal an einem anderen Punkte ſtehen kann, als an jenem, von
dem er ſein prophetiſches Wort ausſprach,
Auf jeden Fall aber iſt es ſehr begrüßenswert, daß von neuem
der Verſuch gemacht wird, zwiſchen Rom und Paris zu einer Eini=
gung
zu gelangen. Daß dabei Deutſchland wieder einen
Teil der Unkoſten zahlen muß, iſt bezeichnend für die ita=
lieniſche
Politik. Nachdem der Duce durch Jahr und Tag alles
getan hat, was den Eindruck erwecken konnte, es ſei ihm ernſt mit
einer Zuſammenarbeit mit Deutſchland, kam unlängſt (wie hier
ausführlich berichtet wurde), plötzlich die neue Marſchorder.
Deutſchland wurde in den Mülleimer geworfen, es wurde ihm
klar gemacht, daß eine Zuſammenarbeit mit Italien nirgends
möglich ſei, ja, daß Italien ſich eher mit Jugoſlawien einigen, als
den Anſchluß billigen würde. Und alles dies natürlich, um bei
Frankreich beſſer Wetter zu erbitten. Die erſten Folgen ſind nun
in der Pariſer Vorbeſprechung und in Briands Erwähnung Ita=
liens
in ſeiner Rede zu ſehen. Diejenigen Deutſchen aber, die
von links bis rechts wirklich gelaubt hatten, daß mit Muſſolini
ein Zuſammengehen möglich ſei, und die womöglich damit auch
noch einen Eindruck bei den Franzoſen erhofft hatten, werden
wohl endlich einſehen, daß mit Italien nichts zu machen iſt. Nur
wer ſehr viel Geld hätte, könnte etwas in Rom wirklich erreichen.
Oder iſt es ein Zufall, der mit der neuen italieniſch= franzö=
ſiſchen
Verſtändigung gar nichts zu tun hat, daß in Genf in fran=
zöſiſchen
politiſchen Kreiſen zugegeben wurde, Frankreich
habe die Abſicht, Italien eine Anleihe zu ge=
währen
? Die Italiener leugnen krampfhaft dieſes Gerücht.
Alſo wird es wohl wahr ſein.
Dſchiang=Kai=fhek ſiegk weiter.
EP. London, 17. Sept.
Die Nanking=Regierung will in ihrem Kampf gegen die
nordchineſiſche Koalition einen bedeutenden Erfolg errungen
haben. In einem offiziellen Kommuniqué läßt ſie bekanntgeben,
daß die Truppen des Generals Feng Yu=hſiang in einem er=
bitterten
Kampf, der die ganze Nacht andauerte, vollſtändig
geſchlagen worden ſeien. Dabei hätten die Nankingſtreit=
kräfte
mehrere Tanks und Geſchütze erobert. Die nationalchine=
ſiſchen
Truppen ſollen ſich infolge des Rückzugs der Armee Fengs
der Hauptſtadt der Provinz Honan, Kaifeng, nähern. Die
Stellungen der nordchineſiſchen Truppen werden nach dem offi=
ziellen
Bericht von Nanking täglich von Flugzeugen mit Bom=
ben
belegt.
Howjekiſtiſche Heße gegen die Wilwe Lenins.
EP. Warſchau, 17. September.
Das Moskauer Polit=Büro hat eine ſyſtematiſche Hetze gegen
die Witwe Lenins, Frau Krupſkaja begonnen. Es wird ihr
vorgeworfen, daß ſie der kommuniſtiſchen Ideologie untreu ge=
worden
ſei. Die nähere Veranlaſſung für dieſe Angriffe auf Frau
Krupſkaja bildet das von ihr jüngſt herausgegebene Buch über
Lenins Anſchauungen über das Agrarproblem und die land=
wirtſchaftliche
Kommune. Darin kritiſiert Frau Krupſkaja unter
Berufung auf Leninſche Zitgte die Agrarpolitik Stalins, insbe=
ſondere
auch die Kollektivierung der Landwirtſchaft. Die Mos=
kauer
Prawda fordert daher kategoriſch die Zurückziehung des
Werkes durch Frau Krupſkaja.
Der frühere Gewerkſchaftsführer Tomſki iſt von
der Sowjetregierung ſeines Poſtens als Leiter der ſowjetruſſiſchen
chemiſchen Induſtrien enthoben worden. Tomſki war
im Dezember 1929 mit dieſem Amt betraut worden, nachdem er
vorher wegen ſeiner Verbindung mit Trotzki verbannt und nach
einiger Zeit begnadigt worden war.

Beſprechungen
Moiſchen se. Brannng und 9. Scolz.
Koalikionsgeflüſter.
* Berlin, 17. Sept. (Priv.=Tel.)
Von der Regierungskriſe iſt es nach dem Beſchluß des Kabi=
netts
, weiterhin im Amte zu bleiben, zunächſt wieder einmal
ſtill geworden. Der Kanzler hat die Beſprechungen mit den hinter
der Regierung ſtehenden Parteien aufgenommen. Zunächſt mit
dem Volksparteiler Dr. Scholz. Er wird in den nächſten Tagen
wohl auch den neuen Fraktionsvorſitzenden der Staatspartei,
Dr. Weber, ſowie die Vertreter der anderen Fraktionen
empfangen, aber nur, um ſie informatoriſch über die Abſichten
der Regierung ins Bild zu ſetzen und um ihre Meinung ent=
gegen
zu nebmen.
Die Auffaſſungen zwiſchen dem rechten und
linken Flügel des Regierungsblocks gehen aber
ſoweit auseinander, daß eine mittlere Linie nicht wird
gefunden werden können. Herr Dr. Wirthhat geſtern im Ber=
liner
Rundfunk ſchmucklos erklärt, daß eine Zuſammenarbeit
mit den Nationalſozialiſten für das Zentrum undiskutierbar ſei
und außerhalb der politiſchen Möglichkeiten liege. In ſcharfem
Gegenſatz dazu ſtellt der Führer der Chriſtlichen Bauernpartei in
der Deutſchen Tageszeitung feſt, daß er eine andere Möglich=
keit
als die einer Rechtsregierung von der Volkspartei über das
Zentrum bis zu den Deutſchnationalen nicht ſieht, und daß ſeine
Partei jede Anregung, ſich an einer Großen Koalition mit den
Sozialdemokraten zu beteiligen, ein entſchiedenes Nein entgegen=
ſetzen
werde.
Unter dieſen Umſtänden bleibt dem Kanzler in der Tat
nichts anderes übrig, als ohne Erweiterung der Koalition vor
den Reichstag zu treten und abzuwarten, ob die Oppo=
ſition
eine neue Kriſe erzwingen wird. Herr Dr. Brüning ſcheint
ſich in den Glauben hinein zu leben, daß die Stellung ſeiner
Regierung jetzt ſtärker wäre als im alten Reichstag. Das klingt
daradox, fußt aber auf der Ueberzeugung, daß mindeſtens die
Sozialdemokraten ſchon aus parteiegoiſtiſchen Gründen jedem
Konflikt aus dem Wege gehen und ſich deshalb für die nächſten
Monate zur Verfügung der Regierung ſtellen werden. Aus dem
linken Flügel der Sozialdemokraten wird dagegen ſchon Pro=
teſt
angemeldet. Die verantwortlichen Führer der Pariei aber
halten ſich ſo vorſichtig zurück, daß Herr Brüning vielleicht recht
behält. Es iſt wohl kaum ein Zufall, wenn gerade in dieſem
Augenblick Preußen die Notverordnungder Reichs=
regierung
aufgreift und Richtlinien für die Einführung
der in den Notverordnungen vorgeſehenen Gemeinde= Getränke=
ſteuer
und Bürgerabgabe berät, gewiß doch aus dem inneren
Zwang heraus, daß die Gemeindefinanzen einer ſchleunigen
Entlaſtung bedürfen. Man wird daraus aber auch den politi=
ſchen
Schluß ziehen können, daß die Sozialdemokratie, die
in der preußiſchen Regierung federführend iſt, dann im Reichstag
nicht gut dieſer Notverordnung den Kampf anſagen kann. Es
liegt alſo nahe, aus dieſer Ankündigung herauszuleſen, daß die
preußiſche Regierung Wert darauf legt, ihre enge Zuſam=
menarbeit
mit dem Kabinett Brüning zu be=
tonen
, wofür in den nächſten Tagen noch andere Beweiſe er=
wartet
werden. Immerhin ein Umſchwung, nachdem dieſelbe
Sozialdemokratie, deren unbeſtrittener Führer der preußiſche
Miniſterpräſident iſt, wegen dieſer Notverordnung die Auflöſung
des Reichstages erzwang.
Frakkionsſihung der Skaalsparkei.
Am Mittwoch vormittag tagte die neugewählte Reichstags=
fraktion
der Deutſchen Staatspartei zum erſten Male. An der
Sitzung nahm der außerparlamentariſche Führer Arthur Mah=
raun
teil. In der Sitzung wurden auf Vorſchlag einer vorbe=
reitenden
Kommiſſion, die aus den Abgeordneten Abel, Hoepker=
Aſchoff und Koch=Weſer beſtand, proviſoriſche Wahlen vorgenom=
men
. Nachdem der bisherige Fraktionsvorſitzende der Deutſchen
Demokratiſchen Fraktion, Abg. Oskar Meyer, gebeten hatte, auf
ſeine Wahl zu verzichten, wurde einſtimmig der Abgeordnete Dr.
Auguſt Weber zum Fraktionsvorſitzenden, die Abgeordneten
Frau Bäumer, Bornemann und Meyer als ſtellvertre=
tende
Vorſitzende, und Dr. Heuß zum Schriftführer, ſowie zu
deſſen Stellvertreter Dr. Heſſe=Thüringen gewählt. Die Wahlen
gelten bis zur erſten Sitzung nach Neujahr.
Der erſte Parteitag der Deutſchen Staatspartei, ſoll am 30.
November oder 6. Dezember ſtattfinden. Kurz vorher wird die
Demokratiſche Partei ihren letzten, urſprünglich für den
15. Oktober vorgeſehenen Parteitag abhalten, auf dem die Ueber=
führung
der geſamten Partei in die Staatspartei beſchloſſen wer=
den
ſoll. In linksdemokratiſchen Kreiſen rechnet man jedoch damit,
daß Koch=Weſer die zur Auflöſung der Partei not=
wendigeDreiviertelmehrheit
nicht erhalten wird.

Stockholm und ſeine Ausſkellung.
Kopenhagen und Stockholm: nordiſche Hauptſtädte, Hafen=
ſtädte
, Waſſerſtädte. Beiden ſchenkt das Meer ein gut Teil ihrer
Schönheit. Dennoch ſind beide ſehr verſchieden. Beſſer, man
nimmt jede für ſich, ohne viel zu vergleichen, erſt recht, ohne zu
fragen, welche die ſchönere iſt. Daß beide ſchön ſind, iſt keine
Frage.
Stockholm iſt für uns mühſamer zu erreichen als Kopen=
hagen
. Auf direktem Weg mit Schiff nach Schwedens Hauptſtadt
zu gelangen, iſt kaum Gelegenheit. Mit einer gewiſſen Regel=
mäßigkeit
fährt ein Schiff von Danzig nach Stockholm; es be=
fördert
Paſſagiere und Fracht, aber die Fracht iſt die Haupt=
ſache
, und die Abfahrt richtet ſich nach ihr. Auch iſt eine vierzig=
ſtündige
Oſtſeefahrt nicht nach jedermanns Geſchmack. So wird
denn der Schnellzug über SaßnitzTrälleborg die gegebene Be=
förderung
ſein. Etwa 4 Stunden Fähre, etwa 12 Stunden Eiſen=
bahn
, alſo etwa 16 Stunden von Saßnitz aus, und das Ziel iſt
erreicht. Die ſchwediſchen Eiſenbahnen ſind gut. Die Schweden
ſelber rühmen ſie als die beſten in Europa. Es mag genug ſein,
wenn ich ſage: ſie ſcheinen mir ſehr gut. Manche Linien werden
elektriſch betrieben; die Geſchwindigkeit auf den Hauptlinien ift
groß; die Wagen ſind eher etwas bequemer als bei uns. Wunder=
lich
ſind ein paar Kleinigkeiten. Die mit Platzkarte beſtellten
Plätze werden (wie übrigens früher auch bei uns) nicht aus=
reichend
als belegt kenntlich gemacht; ſie werden daher oft von
anderen als den Beſtellern eingenommen und es gibt nachher pein=
liche
Szenen. Ueber die Oſtſee muß jeder, der die Durchgangs=
wagen
benutzt, eine Platz= (zugleich Zuſchlags=) Karte löſen; dazu
wird bei der Rückfahrt erſt in Trälleborg genötigt, und von hier
aus werden neue Platzkarten verkauft, ſo daß man unter Um=
ſtänden
den Platz, auf dem man 12 Stunden (ohne Platzkarten)
geſeſſen hat, räumen muß, weil er anderweit verkauft iſt.
Man ſagt immer, daß die Schweden gut deutſch ſprechen.
Meine Erfahrung iſt gering; aber allzuſehr darf man ſich auf
dieſe Erwartung nicht verlaſſen. Immerhin, man kommt mit
Deutſch durch, manchmal freilich etwas mühſam. Auch die Kell=
ner
können öfter nicht deutſch; und das gibt bei der Eigenart
der ſchwediſchen Speiſekarte ganz vertrackte Situationen. Aber
man hilft ſich, und es geht ſchließlich.
Stockholm iſt eine ſehr lebhafte Stadt. Vielleicht hat die
Ausſtellung in dieſem Sommer den Verkehr noch verſtärkt. Im=
merhin
, für eine Stadt von nur einer halben Million Einwoh=
nern
pulſiert das Leben dort recht kräftig. Um ſo ärgerlicher iſt
es für den Deutſchen, daß in Schweden links gefahren wird.
Man muß ſich alſo völlig umſtellen und doppelt vorſichtig ſein.
wenn man die Straßen überſchreitet,

Stockholm iſt Königsſtadt. Im älteſten Teile der Stadt,
auf dem Riddarholm, ſteht, ſchlicht und maſſig, in aller Sachlich=
keit
des Baues doch wuchtig und impoſant, das königliche Schloß,
nicht weit vom Ufer, vom Waſſer aus weithin ſichtbar. Stock=
holm
iſt Landeshauptſtadt: eine der großen Straßen der Innen=
ſtadt
führt den Namen Regierungsſtraße; zahlreiche Gebäude
Miniſterien, Geſandtſchaften der fremden Mächte erinnern
an jene Eigenſchaft. Stockholm iſt eine alte Stadt: man gehe
in die Riddarholmskirche, die eine Art Pantheon darſtellt. Hier
ſind die Gräber Guſtav Adolfs und Karls XII.; Schauer der
Ehrfurcht umwehen uns. Hier ſteht der vorläufige Sarkophag
der jüngſt verſtorbenen ſchwediſchen Königin; die Schleifen aller
der koſtbaren Kränze, die ihren Sarg ſchmückten, ſind in der
breiten Niſche ſorgſam angebracht. Ein Kranz, geſtiftet von
Kapitän, Offizieren und Mannſchaft eines deutſchen Schul=
ſchiffes
beim Beſuch Stockholms, fällt auf; ein Gruß Deutſcher
an eine deutſche Fürſtin. Stockholm iſt eine ſtolze Stadt mit
ſtarker Selbſtverwaltung; hoch ragt der Turm des mächtigen
Stadthauſes zum Himmel. Stockholm hat ſeine Kunſtſchätze,
ſeine Sammlungen . . . Aber das alles gibt ihm nicht das Ge=
präge
. Stockholms eigenartige, hinreißende Schönheit iſt in
der Lage, in der Landſchaft begründet. Der weitgeſtreckte Mälar=
ſee
reicht bis an die Stadt heran; von der Stadt aus kann man
ihn mit flinkem Schiff befahren. Vorgelagert aber iſt der Stadt
eine gewaltige Fülle von Inſeln aller Größen, bis zu den win=
zigſten
Eilanden. Grün ſind ihre Ufer; zwiſchen prächtigen
Wäldern liegen, meiſt einzeln, Landhäuſer und Villen; die Be=
ſitzer
haben eigene Segelboote oder Jachten; zahlreiche kleine
Dampfſchiffe vermitteln den Verkehr. Zwiſchen den Inſeln
ziehen ſich bald breite Waſſerarme dahin, bald ſo bei der
Fahrt nach dem Seebad Saltsjöbaden wunderbar roman=
tiſche
ganz enge Meeresſtraßen. Meilenweit reicht dies Inſel=
gewirr
, bis das Meer kommt, die große, weite Oſtſee. Es läßt
ſich denken, daß man ſich, wie mir ein Segelbootsbeſitzer er=
zählte
, zwiſchen dem Gewirr dieſer Inſeln leicht verirren kann.
Aber welche Schönheiten bieten ſie! Welch koſtbaren Blicke
über glitzerndes Meer und grünendes Land. Derartiges beſitzt
keine andere Stadt der Welt. Man ſpricht vom nordiſchen
Venedig‟. Gewiß, dort wie hier Stadt, Inſeln, Waſſer, Kanäle.
Aber der Vergleich ſagt ſonſt nicht viel. Die Schären der Oſtſee
und die Laguneninſeln Venedigs ſind völlig verſchieden. Wer
das nordiſche Meer und den grünen Wald liebt, der muß Stock=
holm
lieben.
In dieſem Jahr hat Stockholm eine große Ausſtellung
für modernes ſchwediſches Kunſtgewerbe,
Bauen und Wohnen. Keine internationale Ausſtellung;
Schweden allein ſtellt aus. Um ſo beſſer: man ſieht, was dieſes

doch wahrlich nicht ſehr große Land leiſtet. Und man ſtaunt.
Auch dem Laien wird ohne weiteres deutlich, daß Schweden
auf den Gebieten, denen die Ausſtellung gewidmet iſt, hinter
den anderen Ländern Europas nicht zurückſteht; vielleicht, wahr=
ſcheinlich
hat es bier oder dort einen Vorſprung. Zweck der
Ausſtellung iſt, zu zeigen, was Schweden zur modernen Bau=
und Wohnkunſt beiträgt. Dieſer Zweck wird in ausgezeichneter
Weiſe erreicht. Die letzten deutſchen Ausſtellungen, die ähnlichen
Zwecken dienten (1928 Berlin=Zehlendorf; 1929 Breslau), ſind
m. E. weit übertroffen. Allerdings zieht Stockholm die Grenzen
weiter. Die geſamte Inneneinrichtung der Wohnung iſt ein=
begriffen
; ſie bildet eine beſondere Abteilung. Verkehr, Straße,
Gartenbau, alſo der äußere Rahmen des häuslichen Lebens, ſind
gleichfalls berückſichtigt. Und wenn auch die Inneneinrichtung
zum Teil in den Wohnungen ſelbſt untergebracht iſt, ſo bieten
doch große Hallen wundervolle, überſichtlich geordnete Zuſam=
menſtellungen
von Porzellanen, Gläſern, Teppichen, und allem
anderen, was zum Wohnen gehört. Auf dieſen Gebieten, aber
auch in den techniſchen Einrichtungen wird Ausgezeichnetes ge=
boten
.
Die Wohnbauten der Ausftellung ſind, wie man ſich in
Schweden ausdrückt, funktionaliſtiſch‟. Das iſt etwa dasſelbe,
was man bei uns mit neuer Sachlichkeit bezeichnet. Ich
brauche daher dieſe Art nicht zu ſchildern; wir kennen ſie von
den letzten deutſchen Ausſtellungen, ſo von der Breslauer
Wuwa (1929) her. Aber ich habe den Eindruck, daß die Schwe=
den
gewiſſe Ausuferungen des neuen Stils, wie ſie Breslau
zeigte, vermeiden; ſo verfehlte Bauten, wie die dortige Aus=
ſtellung
wenigſtens teilweiſe aufwies, waren in Stockholm nicht
zu ſehen. Wohl aber iſt auch hier das Beſtreben deutlich, den ver=
fügbaren
Raum nach allen Richtungen auszunutzen und dazu
alle Hilfsmittel der modernen Technik heranzuziehen. Auch in
Schweden mühen ſich die Architekten, aus kleinem Raum möglichſt
viel herauszuholen. Man begreift zuerſt nicht recht. Schweden
hat nicht, wie Deutſchland, direkt unter dem Kriege gelitten;
warum auch hier dieſe Not um den Raum? Aber Europa iſt
eben doch eine Schickſalsgemeinſchaft, mehr, als wir Deutſchen
manchmal glauben. Schweden iſt ein ſehr teures Land, ohne
Zweifel zurzeit teurer als Deutſchland. Alſo muß, damit die
Miete oder der Preis des Eigenheims nicht unerſchwinglich
wird, an Raum geſpart werden. Und ſo begegnen wir in Stock=
holm
ähnlichen Löſungen wie bei uns; ja mir ſcheint beinahe,
als ſei man dort noch raffinierter in der Kunft, aus wenigem
Raum möglichſt viel zu machen. Betten werden übereinander
angebracht (wie früher in unſeren Kaſernen), Divans werden
nachts zu Betten umgeſtaltet; aus einem Divan werden ſogar
zwei Betten gemacht. Die Zahl der Zimmerchen iſt möglichſt
knapp; Nebenraum verſchwindet bis auf das Allernötigfte; die

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Nummer 258

Donnerstag, den 18. September 1930

Seite 3

Sie kommen und gehen.
Das Geſicht des neuen Reichskages.
* Berlin, 17. Sept. (Priv.=Tel.)
Die Zahl der Abgeordneten des neuen Reichstages iſt jetzt
wohl endgültig feſtgelegt, dagegen können ſich unter den Parteien
noch kleine Verſchiebungen ergeben, weil die Verrechnung inner=
halb
der einzelnen Wahlkreiſe, wenn die kritiſche Grenze von
60 000 Stimmen überſchritten oder unterſchritten iſt, Veränderun=
gen
zwiſchen Wahlkreisliſte und Reichsliſte bedingt. So iſt bei der
Staatspartei Dr. Windſchuh auf der Reichsliſte wahrſcheinlich
nicht gewählt, weil durch die Liſtenverbindung innerhalb der drei
ſchleſiſchen Wahlkreiſe der Wahlkreiskandidat Dr. Jänicke die
Grenze von 60 000 Stimmen erreicht hat. Die letzten Unklarheiten
werden vermutlich erſt am 27. Sept. bereinigt, wenn der Reichs=
wahlausſchuß
die endgültige Zählung vorgenommen hat.
Das Geſicht des neuen Reichstags iſt aber im weſentlichen
ſchon gezeichnet. Es wird gegenüber dem alten Parlament ſehr
weſentliche Veränderungen aufweiſen, da ungefähr 200 Volksver=
treter
zum erſten Male im Wallotbau einziehen. Die National=
ſozialiſten
kommen allein mit ungefähr 109 Geſichtern, von denen
eigentlich kein einziges der weiteren Oeffentlichkeit bekannt iſt.
Auch die Kommuniſten haben faſt die Hälfte ihrer Abgeordneten
geſtrichen und durch andere erſetzt, die vorläufig nur einen Namen
bedeuten. Einzige Ausnahme iſt vielleicht der ſagenhafte Heinz
Neumann, dem man nachſagt, daß er auch bei der chineſiſchen
Revolution in Nanking eine gefährliche Rolle geſpielt habe der
wohl auch mit Recht als der beſondere Vertrauensmann der Mos=
kauer
Zentrale gilt. Von den Sozialdemokraten iſt ein Teil der
alten Garde ausgeſchieden, unter ihnen der frühere heſſiſche
Staatspräſident Karl Ulrich, Dr. Queſſel und Peus. Von
dem Nachwuchs iſt die intereſſanteſte Erſcheinung der Agrarſozia=
liſt
Dr. Baade, der zuſammen mit dem Reichsernährungsmini=
ſter
Schiele die Getreideorganiſation aufgezogen hat. Die Staats=
partei
hat unter den alten Abgeordneten der Demokraten gründ=
lich
aufgeräumt: Dernburg und Fiſchbeck ſind nicht wieder
aufgeſtellt, Bernhard fiel bei der Kandidatenaufſtellung unter
den Tiſch. Auf dem Kampfplatz blieben außerdem noch der frü=
here
badiſche Staatspräſident Dr. Hummel Frau Lüders
und Oſtkommiſſar Rönneburg. Dafür kehrt Dr. Auguſt
Weber in den Reichstag zurück, der unter Bülows Zeiten im
Block=Reichstag als nationalliberaler Abgeordneter eine große
Rolle ſpielte. Auch der frühere Reichsfinanzminiſter Dr. Rein=
hold
iſt wieder gewählt worden. Einen ſtarken Gewinn für die
Fraktion bedeutet der preußiſche Finanzminiſter Hoepker=
Aſchoff. Dazu kommt der Jungdo=Einſchlag unter Führung des
Ordenskanzlers Bornemann und des Preſſechefs Abel. Auch
die Deutſche Volkspartei verzeichnet weſentliche Verſchiebungen in
ihren Reihen. Dr. Becker=Heſſen, Admiral Brüning=
haus
, Dr. Mittelmann, Zapf, v. Raumer, v. Rhein=
baben
, v. Gilſa und Hueck ſind im neuen Parlament nicht
mehr vertreten. Neu zieht General v Seeckt ein, neben ihm der
Führer der Jungen Volksparteiler Frank Glatzel und aus
Schleswig=Holſtein Dr. Schifferer, der ſchon im alten Preu=
ßiſchen
Landtag ſaß und ſeither im Reichsrat tätig war. Gering
iſt die Umſchichtung beim Zentrum, wo eigentlich nur das Aus=
ſcheiden
des Reichsverkehrsminiſters v Guérard bemerkens=
wert
iſt, der die Fühlung mit ſeinem Wahlkreiſe vollkommen ver=
loren
hatte und deswegen abgeſägt wurde. Dagegen ſind die Ver=
änderungen
auf der rechten Seite infolge des Zerfalls der Deutſch=
nationalen
Volkspartei ſehr groß. Von den Abgeſplitterten keh=
ren
, obwohl ſie an verſchiedenen Stellen kandidierten, v. Let=
tow
=Vorbeck und Dryander nicht wieder. Auch der
Außenpolitiker Profeſſor Dr. Hoetzſch, der frühere Miniſter
v. Keudell und Dr. Reichert werden nicht wieder anweſend
ſein. Unter den neuen Abgeordneten des Landbundes iſt die
ſtärkſte Perſönlichkeit vermutlich Dr. Gerecke. Auch die Deutſch=
nationalen
haben eine ſtarke Erneuerung erfahren. Hier fällt be=
ſonders
der alte Herr v. Oldenburg=Januſchau auf, der
als Führer der Konſervativen in der Vorkriegszeit den Typ des
preußiſchen Junkers repräſentierte und durch ſein Wort von dem
Leutnant mit den 10 Soldaten berühmt wurde; neben ihm Dr.
Schiele=Naumburg, der als Kapp=Miniſter eine kurze Rolle
gab, und verſchiedene Männer, die ſich im Preußiſchen Landtag
bereits einen Namen gemacht haben.
Aufhebung der Kapikalerkragsfteuer für feſtverzins=
liche
Werkpapiere.
Der Reichstagsausſchuß für die Wahrung der Rechte der
Volksvertretung (Ueberwachungsausſchuß) trat am Mittwoch
nachmittag unter Vorſitz des Abgeordneten Henke (Soz.) zuſam=
men
, um einen Verordnungsentwurf über die Aufhebung der Ka=
pitalertragsſteuer
bei feſtverzinslichen Wertpapieren zu beraten.
Ein ſozialdemokratiſcher Antrag, die Entſcheidung über dieſen
Gegenſtand dem neuen Reichstag zu überlaſſen, wurde abgelehnt.
Nach längerer Ausſprache wurde die Verordnung unverändert in
der Faſſung der Regierungsvorlage gegen die Stimmen der So=
zialdemokraten
und Kommuniſten angenommen. Die Verord=
nung
beſagt: Der Steuerabzug vom Kapitalertrag wird für die
Beträge aus feſtverzinslichen Wertpapieren und aus Vorzugs=
aktien
der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft nach näherer Maßgabe
der §§ 2 bis 4 aufgehoben. Feſtverzinsliche Wertpapiere im
Sinne dieſer Verordnung ſind Anleihen, die in öffentlichen
Schuldbüchern eingetragen ſind, Anleihen, über die Teilſchuldver=
ſchreibungen
ausgegeben ſind. Dieſe Verordnung gilt erſtmals für
Kapitalerträge, die nach dem 2. Januar 1931 fällig werden.

Gerüchke um Dr. Scholz.

* Berlin, 17. Sept. (Priv.=Tel.)
In einem Teil der demokratiſchen Preſſe wird das Gerücht
verbreitet, daß der Zentralvorſtand der Deutſchen Volkspartei
demnächſt zuſammentreten werde. Bei dieſer Gelegenheit werde
der Parteiführer Dr. Scholz ſeinen Rücktritt erklären. Wie wir
erfahren, denkt man in volksparteilichen Kreiſen nicht an einen
Rücktritt des Parteiführers. Weder der Zentralvorſtand noch
der Parteivorſtand iſt zu dieſem Zwecke einberufen worden.

Binlige zuſanmenföhe in un.
In Ulm veranſtalteten die Nationalſozialiſten einen Umzug
durch die Stadt, bei dem es mit Sozialdemokraten zu blutigen
Zuſammenſtößen kam. Der Führer der Nationalſozialiſten, der
Reichstagsabgeordnete Dreher, wurde dabei ſchwer verletzt.
Ferner trugen noch weitere 12 Perſonen beider Parteien durch
Stockhiebe ſchwere Verletzungen davon. Bei dem Krawall
wurden die Fenſterſcheiben der ſozialdemokratiſchen Donau=
wacht
eingeſchlagen.

Herbſtmanöver der Reichswehr.

Reichspräfidenk von Hindenburg
inſpizierk die Truppe.
Lebhafte Ankeilnahme der Bevölkerung.
Bad Kiſſingen, 17. September.
Der erſte Gefechtstag der großen Rahmen=
Uebung der Reichswehr zeigte am Dienstag im
Geſamtverlauf der kriegsmäßig durchgeführten Entwicklung
eine ſowohl in taktiſcher wie in militär =techniſcher Hin=
ſicht
intereſſante Lage. Rot und Blau hatten die Nacht von
Montag zu Dienstag zum Anmarſch und zur Aufklärung aus=
genutzt
. Dementſprechend entwickelten ſich die Gefechtshand=
lungen
zunächſt aus dem erſten Zufammenprallen der beiden
Aufklärungstruppen heraus. Auf beiden Seiten hatten die für
Rot und Blau eingeſetzten Aufklärungstruppen der Kavallerie=
diviſionen
ſich aus dem Raum Mellrichſtadt-Heuſtreu heraus

General der Kavallerie
v. Kayſer, Befehlshaber
der Roten Partei.

General der Infanterie
Haſſe Befehlshaber der
Blauen Paxtei,

entwickelt. Von Blau war der Verſuch gemacht worden, auf
den Höhen nordweſtlich von Kiſſingen die anmarſchierende rote
Infanteriediviſion zu überflügeln und in der Flanke zu faſſen.
Durch dieſen Flankenſtoß wurden die drei Infanterieregimenter
13, 14 und 15, die bereits nordöſtlich von Kiſſingen auf die
dritte, rahmenmäßig dargeſtellte blaue Infanteriediviſion ge=
ſtoßen
waren, gezwungen, auch nach Nordweſten Front zu
machen. In den Mittagsſtunden übte Blau, das immer weiter
den rechten Flügel von Rot zu umfaſſen ſuchte, einen ſtarken
Druck auf die bei Groß=Barsdorf in Stellung gegangene rote
Infanterie aus. Das von Rot am weiteſten rechts eingeſetzte
Infanterieregiment 15 wurde zurückgedrängt. Hierbei kam das
am Dienstag bereits zahlreich im Manöver=Gelände verſammelte
Publikum gut auf ſeine Koſten. Sogar ein regelrechtes Orts=
gefecht
gab es bei dem Dorfe Rödelmayer, das rote und blaue
Aufklärungtruppen wegen ſeiner beherrſchenden Lage beiderſeits
ſtark in Beſitz zu nehmen ſtrebten. Mitten zwiſchen ſtaunenden
Ortsbewohnern, wildgewordenen Gänfen, ſperrenden Ochſen=
fuhrwerken
knatterten die Schüſſe einer motoriſierten blauen Auf=
klärungstruppe
, klatſchten die Platzpatronen und bellten die
Maſchinengewehre. Der Truppenführer von Rot, der das Dorf
ſo gern in ſeiner Hand behalten hätte, mußte auf Schiedsgerichts=
entſcheid
mit ſeinem Stabe beſchleunigt weichen. Bald darauf
gab es bei Groß=Eibſtadt einen ſchneidig durchgeführten Vor=
ſtoß
von zwei blauen Tankwagen die unbekümmert durch
die roten Plänklerlinien hindurchpreſchten, links und rechts
Maſchinengewehrfeuer ſtreuend. Selbſtredend handelt es ſich bei
den Tanks nur um die von den Verſailler Mächten unbean=
ſtandet
gebliebenen Pappe=Atrappen.
Gleichzeitig erwies gerade dieſer Vorſtoß wieder einmal in
der Praxis, wie unſere Reichswehr hinſichtlich aller modernen

Rüſtung waffenlos gemacht worden iſt. So verfügten die roten
Truppen über keine Spezialwaffe, wie z. B. Infanteriegeſchütze,
die notwendig geweſen wären, um ſich im Ernſtfall der ver=
nichtenden
Wirkung des Tankeinbruchs erwehren zu können.
Gegen Mittag nahm der Reichswehrminiſter Dr. Groener
Gelegenheit, die Vertreter der Preſſe im Manövergelände zu be=
grüßen
. Er unterhielt ſich lange und eingehend mit ihnen. Seine
zwangsloſen Worte gipfelten in dem Wunſch, daß das deutſche
Volk in immer ſtärkerer Anteilnahme ſich mit ſeinem Berufs=
heer
zuſammenleben möge, und betonte, daß in dieſer Erziehung
zur Wehrmachtsbejahung die Preſſe eine beſonders verantwort=
liche
Aufgabe habe.
Daß unſere Feldgrauen hier im Lande nichts an der alten
Zuneigung eingebüßt haben, dafür bietet das ſtarke Intereſſe
aller Volkskreiſe an dem Verlauf der Uebungen den beſten Be=
weis
. Dieſe innere Anteilnahme erreichte am Dienstag nach=
mittag
einen Höhepunkt in der kleinen 300 Seelen zählende
Ortſchaft Königshofen. Da war kein Haus, das nicht Kranz=
und Fahnenſchmuck trug. Ueber die Hauptſtraße wimpelten
blau=weiße Fähnchen, unaufhörlich ſtrömten Menſchen zu Fuß
und allerlei Fahrgerät heran, um in unſerem Reichspräſidenten
den Mann zu begrüßen, der heute den Begriff aller großen
deutſcher Ueberlieferung in höchſter Pflichterfüllung gegenüber
dem Staat verkörpert. Gegen 5 Uhr nachmittags traf im Kraft=
wagen
Reichspräſident von Hindenburg ein, umjubelt von Tau=
ſenden
, feierlich begrüßt vom Stadtoberhaupt. Das war nicht
nur der übliche feſtliche Empfang, wie eine ſolche Gelegenheit
ihn zu bringen pflegt. Hier kam die Liebe einer treuen, über=
wiegend
bäuerlichen und bodenſtändiſchen Bevölkerung mit einer
Stärke zum Ausdruck, von der der Reichspräſident ſichtlich er=
griffen
war. Als der Wagen wieder anzog, um Hindenburg
nach dem nahen Schloß Sternberg in ſein Manöverquartier zu
bringen, gelang es nur mit Mühe, durch die zujubelnde Menge
der Menſchen ein Weg zu bahnen.
Als der Dienstag ſich neigte, war zu erkennen, daß die
Roten mit ihrem linken Flügel bei Königshofen in eine außer=
ordentlich
bedrängte Lage geraten waren. Deshalb entſchloß
ſich der Führer, General der Kavallerie v. Kayſer, öſtlich und
weſtlich der Haßberge mit der 5. Infanteriediviſion zurückzu=
gehen
, um eine neue Verteidigungsſtellung zu ge=
winnen
. Im Schutze der Nacht gelang die Operation inſoweit,
als Rot am Morgen in der Linie Stadt Lauringen Werres=
hauſen
SeßlachSchloß Banz lag. Aber Blau drängte von
Weſten her unvermindert nach. Das rote Oberkommando ſah
bereits nach Möglichkeiten zur Rückwärtsbewegung, bereits
baute der Führer der Nachrichtentruppe rückwärts ab bis nach
Haßfurth hin, als am Mittwoch mittag 12 Uhr eine neue von
der Uebungsleitung ausgegebene Lage den
Umſchwung
R.3i
einleitete. Blau wurde angehalten, ſeine Truppen für zwei neue
getrennte Aufgaben bereitzuſtellen. Nach Annahme mußte Blau
ſeine Kampftruppe am öſtlichen Flügel, der nur Rahmentruppe
war, einer gedachten blauen Hauptarmee für operative Bewegun=
gen
in der Bayreuther Gegend zur Verfügung ſtellen. Die
blaue Weſtgruppe aber hatte ſich zur Verwendung gegen einen
gedachten neuen im Vogelsberg und in der Rhön auftauchenden
roten Gegner loszulöſen und dieſe Loslöſung nach Möglichkeit
zu verſchleiern. Dieſe Verſchleierungsaufgabe wurde
der 3. Kavallerie=Diviſion unter Generalmajor v. Cinant zu=
erteilt
. Der Führer hatte damit die gleiche Aufgabe zu erfüllen,
die ihm als Generalſtäbler im Auguſt 1914 bei Gumbinnen zu=
erteilt
war. Es entwickelten ſich dann, als die blaue 5. In=
fanterie
=Diviſion merkte, daß der Gegner ſein Vorwärtsdrängen
einſtellte, erfreuliche infanteriſtiſche Gefechtsbilder, da nun die
Blauen nachrückten. Hierbei war zu erſehen, daß ſowohl die
Funkerei als auch das Fernſprechweſen recht gut motoriſiert
ſind. In den frühen Nachmittagsſtunden verſchärfte ſich dann die
Lage inſofern, als der äußerſte linke Flügel von Rot kräftige
Angriffe vortrug. Hier griff ebenfalls eine Abteilung motori=
ſierter
Tank=Fahrzeuge ein und es hatte den Anſchein, als ob
Rot eine ähnliche Flügelumfaſſung wie Blau am Dienstag vor=
bereitete
, um die Löſung der Blauen mit allen Mitteln zu ver=
eiteln
.

Küche iſt winzig, bietet aber alle Vorkehrungen in vollendeter
Ausführung. Schränke ſind in ſehr kleiner Zahl vorhanden, und
faſt nur Wandſchränke. Große Vorräte an Kleidern und Wäſche
ſchafft man ſich anſcheinend auch in Schweden nicht mehr an.
Gerade dieſer Vergleich mit deutſchen Verhältniſſen macht die
Stockholmer Ausſtellung für uns überaus intereſſant.
Die Ausſtellung profitiert von Stockholms Meeresſchönheit:
Sie liegt an beiden Ufern des Djargardsbrumvikens, einer
Meeresbucht an der Stadtgrenze. An dem einen Ufer entlang
geht ein breiter Korſo; dort ſind auch die meiſten Ausſtellungs=
hallen
. Eine Brücke verbindet beide Ufer. Ein rieſiger Feſtplatz
faßt 50 000 Menſchen. Schon dieſe Lage der Ausſtellung macht
ſie zu einer Sehenswürdigkeit erſten Ranges.
Die Ausſtellung neigt ihrem Ende zu. Aber Stockholm
bleibt auch ohne ſie ſchön. Und die Deutſchen werden mehr und
M. Sch.
mehr den Weg dorthin finden.

Eilt Lurmyaus für den Heichstag:
Wie kann das Problem des Platzmangels im Reichstag
gelöſt werden?
Ein Vorſchlag an die Reichsregierung. Unter=
bringungdes
Reichstagesund aller Miniſterien
im Turmhaus. Das Ende der Wilhelmſtraße‟?
Aus parlamentariſchen Kreiſen wird uns geſchrieben: Das
Reichstagsgebäude hat ſich, was bereits ſeit Jahren befürchtet
vird, infolge der ſtarken Vermehrung der Abgeordnetenſitze als
zu klein erwieſen. Zwar wird man durch Notbehelfe aller Art
allen Parlamentariern Platz ſchaffen. Es iſt aber fraglich, ob
das ein Dauerzuſtand bleiben kann, zumal die Möglichkeit be=
ſteht
, daß bei den nächſten Wahlen die Zahl der Abgeordneten
ioch um ein beträchtliches vermehrt wird. Aus dieſem Grunde
erging ſchon vor einiger Zeit an die Reichsregierung die Anregung,
von den geplanten Umbauten des Reichstagsgebäudes abzuſehen
und eine radikale Löſung aller Platzfragen durch Errichtung eines
Turmhauſes anzuſtreben. Das Reichstagsgebäude, das im Stil
der Hochrenaiſſance Italiens von Wallot erbaut iſt, kann nicht als
ein hervorragendes Baudenkmal gelten, deſſen Erhaltung eine
Rulturnotwendigkei: iſt. Durch ein Hochhaus würde nicht nur
die Platzfrage endgültig gelöſt werden können, ſondern darüber
hinaus wäre noch der unſchätzbare Vorteil erreicht, daß alle
Miniſterien hier gemeinſchaftlich untergebracht werden könnten.
Es würde alſo eine direkte Verbindung zwiſchen Reichstag und
Reichsminiſtern möglich ſein, die unter Umſtänden von großer

Bedeutung iſt. Die Verteilung der Regierungsſtellen auf ver=
ſchiedene
Straßen und Häuſer iſt nicht im Sinne einer ſyſtema=
tiſchen
Verwaltungsarbeit, ſondern nur durch die allmähliche
Entwicklung Preußens und des deutſchen Reiches bedingt. Im
Geiſte einer neuen Zeit und Arbeitsmethode wäre es als richtig
anzuſehen, wenn alle Regierungsämter Deutſchlands und Preu=
ßens
in einem Hauſe untergebracht werden können. Auch der
Preußiſche Landtag könnte hier Platz finden. Die Form des
Turmhauſes iſt gerade für eine Konzentration von Regierungs=
und Verwaltungsſtellen aller Art beſonders geeignet. Die prak=
tiſchen
Amerikaner, die auf zweckmäßige und ſchnelle Arbeit den
größten Wert legen, haben aus dieſem Beſtreben heraus die
Wolkenkratzer oder Turmhäuſer gebaut, und wir können wohl
kaum etwas Geeigneteres für derartige Zwecke erfinden. Auch
dem Laien werden die großen Vorteile einleuchten, die durch eine
Vereinigung der Parlamente und Regierungen in einem Hauſe
geſchaffen werden. Es iſt anzunehmen, daß das heutige Tempo
des Lebens und der Arbeit in der Zukunft noch ſtark beſchleunigt
werden wird. Dann wird die Verteilung der Regierungsſtellen
auf zahlreiche Häuſer in den verſchiedenſten Gegenden der Haupt=
ſtadt
geradezu wie eine Zweckwidrigkeit anmuten. Wenn man
alſo über kurz oder lang ſich dazu entſchließen muß, für eine
Unterbringung der Reichstagsabgeordneten in radikaler Weiſe
Platz zu ſchaffen, und einen einheitlichen Raum für alle Parla=
mentarier
in bequemer Form herzuſtellen, dann ſollte man nicht
Teilarbeit machen, ſondern eine ſinnvolle Löſung aller in Be=
tracht
kommenden Probleme durchführen. Ein großer Teil der
Miniſterien und der dieſen angegliederten Behörden hat in den
bisherigen Räumen durch die Ausbreitung der Geſchäfte nur
noch ſehr beſchränkten Platz, ſo daß die Raumfrage allenthalben
ſehr brennend wird. Auch dieſen Nöten würde das Turmhaus
mit einem Schlage abhelfen. Die großen Koſten, die durch die=
ſen
Bau entſtehen würden, ließen ſich z. T. durch die Verwertung
der nunmehr freiwerdenden Miniſterialgebäude wieder ein=
bringen
, zumal dieſe Gebäude in ſehr teuren Gegenden liegen
und große Vermögenswerte darſtellen. Einzuwenden iſt gegen
den Plan allerdings, daß ein guter Teil alter Tradition der
preußiſchen und deutſchen Politik zerſtört wird. Die Wilhelm=
ſtraße
iſt ſeit vielen Jahrzehnten ein geſchichtlicher Begriff ge=
worden
. In der ganzen Welt wird ſie ſo genannt, der Fran=
zoſe
nennt ſie ebenſo mit dem deutſchen Namen Wilhelmſtraße‟
wie der Engländer, wobei man nicht die Straße darunter ver=
ſteht
, ſondern das Regierungsviertel, das ſich hier befindet.
Durch das Turmhaus würde die Wilhelmſtraße natürlich ihre
alte geſchichtliche Bedeutung verlieren. Die Frage, wo das
Turmhaus errichtet werden ſoll, kommt erſt in zweiter Linie. Es
könnte im Tiergarten Platz finden, könnte aber auch in die

Außenbezirke von Berlin verlegt werden, wo durch Siedlungs=
bauten
für die Beamten der zahlreichen Miniſterien eine Regie=
rungsſtadt
entſtehen würde, eine Neuerung, die nicht nur von
größter Zweckmäßigkeit, ſondern auch von beſonderer Eigenart
wäre.

Die Kunft dem Volke‟.
Unter dieſem Signum ſtand die Eröffnungsfeier, die geſtern
aus Anlaß des Beginnes der neuen Spielzeit von der Darm=
ſtädter
Volksbühne im Kleinen Haus veranſtaltet wurde
und in deren Mittelpunkt grundlegende Sätze Wilhelm
Michels ſtanden, die ebenfalls dieſe Ueberſchrift trugen. Sätze,
die von Hanns Baumeiſter eindrucksvoll geſprochen wurden
und in denen Wilhelm Michel der Kunſt ewiges Sein und ihre
Unſterblichkeit in ſchwungvoller Proſa beſang. Die aber auch
Mahnworte waren, gerade an die Menſchheit des Heute, da hie
und da, leider zu oft, Anſichten laut werden oder gar zu Tatſachen
werden, daß die Kunſt entbehrlich in Zeiten wirtſchaftlicher Not,
oder in Zeiten, die regiert werden von Technik und politiſchem
Kampf. Worte, die kriſtallklar und überzeugend ſagten, daß es
falſch ſei, zu behaupten, Kunſt habe nur im oder für einen
blühenden Volksteil Platz. Denn keine Frucht ſei, der
nicht Blüte vorausgeht. Unentbehrlich, weil ſtets neues
Leben gebärend, ſei die Kunſt für das Volk, für die Menſchheit,
und tatſächlich hat es noch keine Menſchheit, keine Kultur gegeben
ohne Kunſt, die Fortſetzung des Lebens iſt mit anderen Mitteln.
Den poetiſchen Mahnworten Michels ließ Schulrat Storck,
der 1. Vorſitzende der Darmſtädter Volksbühne, ſolche proſaiſcher,
materieller Art folgen, in denen er nach herzlicher Begrüßung der
ſehr zahlreich Erſchienenen einen warmen Appell an dieſe richtete,
für die Volksbühne zu werben, die immer im Sinne der Aus=
führungen
Michels gewirkt und geſtrebt habe und das auch in
Zukunft tun werde.
Köſtliche Darbietungen hochkünſtleriſcher Art rahmten die
Feier ein und gaben ihr Inhalt. Eröffnet mit Franz Schuberts
Streichquartett in A=Moll, vom Schnurrbuſch=Quartett
mit feinſtem Empfinden geſpielt, ließen im weiteren Verlauf des
Abends ihre große und reife Kunſt klingen und ſingen: Karl
Stralendorf, Käthe Walter, Maria Kienzl und Paul
Schnurrbuſch. Lieder klangen und Arien von Mozart, Richard
Strauß, Duette aus Opern von Verdi, Puccini, Leoncavallo. Im
Streichquartett Grieg, Dittersdorf und in Paul Schnurr=
buſchs
Violinſolo Glazounow und Pugnani=Kreisler. Eine ge=
pflegte
, feſſelnde und reiche Vortragsfolge. Am Flügel wirkte
ſicher Erwin Palm.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 18. September 1930

Nummer 258

EHL

Silvia
Kliſabeth. Margarete, Köte
Anſer Hans=Heinz, Georg, Friedrich hat
ein Schweſterchen bekommen.
Dies zeigen in dankbarer Freude an
Hans Heldmann und Frau
Käte, geb. Heldmann.
Darmſtadt, am Sonntag, den 14. September 1930.
Martinſtr. 62
z. Zt. Marienhoſpital.
Die Geburt eines kräftigen Mädels zeigen

in dankbarer Freude an

Henn von Hombergk zu Vach
und Frau.

Gräfelfing b. München, den 15. Sept. 1930.
Thaſſiloſtr. 12.

Herzlichen Dank Allen, die
uns zu unſerer Silbernen
Hochzeit. Aufmerkſamkeiten
erwieſen.
Bürgermeiſter Jährling
und Frau, geb. Leißler
13825) Nieder=Ramſiadt.

meſſerloſe Behandlg
ſpez. f. Nagelbehdlg.
Ref. erſter Häuſer.
Aug. Dreſcher
Spez. f. Fußpflege,
Bismarckſtr. 56, p.
Telephon 1882 (3803a
Sprechſt. v. 27 Nm.

Todes=Anzeige.
Am Dienstag, den 16. September 1930, vormittags 7½ Uhr, verſchied unerwartet
Zeil Belpomdermelſter Suftas Sever
Mit dem Verſtorbenen iſt eine Perſönlichkeit dahingegangen, die im handwerklichen Leben eine be=
ſondere
Stellung eingenommen hat. Tange Jahre als Mitglied der Handwerkskammer und in den
ſchweren Kriegsjahren deren Vorſtand angehörend, war er Mitbegründer der heiſiſchen Handwerker,
zentralgenoſſenſchaft und ſiand ſeit dem Jahre 1917 an der Spitze des Aufſichtsrates. Für ſeinen eigenen
Berufsſtand gründete er vorausſchauend und führend die heſſiſche Malereinkaufsgenoſſenſchaft, deren
Pfiege und Entwicklung ihm Lebensbedürfnis war.
Dieſe Tätigkeit brachte ihn in Verbindung mit der gewerblichen Genoſſenſchaftsbewegung weit
über Heſſens Grenzen, wie er auch dem Vorſiand des Verbands gewerblicher Genoſſenſchaften Heſſens
angehörte.
In all dieſen auf die Förderung ſeines Berufes gerichteten gemeinnützigen Beſtrebungen hat der
Verſtorbene ſein reiches Wiſſen, ſeine großen Erfahrungen ſelbſilos und uneigennützig zur Verfügung
geſiellt. Unentwegt, arbeits= und lebenstreudig, trat er in die Mitarbeit ein und war ſein Rat, ſeine
Arbeitskraft allüberall hoch geſchätzt.
Die unterzeichneten handwerklichen Organiſationen verlieren in dem Verſtorbenen einen treuen
Freund und Berater, einen nie ermüdenden Mitſtreiter für ihre Beſirebungen.
Seine Teiſtungen und Verdienſte für das Handwerk werden unvergeſſen bleiben und werden die
Unterzeichneten dem Dahingeſchiedenen immerwährendes Gedenken bewahren.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teil=
nahme
und die zahlreichen Kranz= und
Blumenſpenden beim Tode unſerer lieben
Mutter ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
herzlichſien Dank. Ferner danken wir Allen,
die ihr die letzte Ehre erwieſen haben,
ſowie Herrn Pfarrer Nürnberger für ſeine
lieben Worte am Grabe.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Heinrich Matthes.
Ober=Ram ſiadt, den 12. September 1930.
Neue Schloßmühle.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem Hin=
ſcheiden
unſerer innigſigeliebten
Pally
ſagen innigſten Dank
Familie Val. Schropp.

Jurun!
Dr. Rechel
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Darmſtadt, den 17. September 1930.
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Verband der Erwerbs= und Wirtſchafts=
genoſſenſchaften
im Volksftaat Heſſen.

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Heſſ. Maler=Einkaufsgenoſſenſchaft.
Heſſiſche Handwerker=
Zentralgenoſſenſchaft.

Nachruf.
Am 16. September verſchied unerwartet unſer lieber
Wanderfreund
Herr Juſtus Weber
Ehrenmitglied des Geſamtodenwaldklubs.
Juſtus Weber gehörte zu den Pionieren der Weg=
bezeichnung
im Odenwald. Unermüdlich war der
Verſtorbene Jahrzehnte lang im Wegbezeichnungs=
ausſchuß
tätig. Der ſyſtematiſche Aufbau der
Markierungslinien iſt ſein Verdienſt und Werk;
an der Anlage der Linien hat er, wie wenige, tat=
träftig
und ſelbſtlos mitgearbeitet. Unauslöſch=
licher
Dank gebührt dem deutſchen Manne deshalb
über das Grab hinaus für ſeine Arbeit im Inte=
reſſe
der Heimat. Sein Name wird im Odenwald=
klub
unvergeſſen bleiben.
Darmſtadt, den 17. September 1930.
Der Hauptausſchuß des Odenwaldklubs:
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[ ][  ][ ]

Nummer 258

Donnerstag, den 18. September 1930

Seite 5

Das der Andeshänprninot.
Darmſiadt, den 18. September.
Ditigenkenkagung in Darmſtadt.
Der Heſſiſche Chordirigenten=Verband hält ſeine diesjährige
Hauptverſammlung am Samstag, den 4., und Sonntag, den 5. Okt,
in Darmſtadt im Saale des Muſikvereins, Wilhelm=Gläſſingſtr. 24
(früher Steinſtraße) in der Nähe des Neuen Palais ab.
Neben wichtigen Verbandsangelegenheiten (Beitritt zu einer Un=
fall
= und Sterbekaſſe) wird die berufliche Weiterbildung ſtark im
Vordergrund ſtehen. Tüchtige, in der Chorpraxis ſtehende, erfah=
rene
Fachleute, wie: Hubert Samper=Darmſtadt, Alfred Stauffer=
Mainz und Heinrich Weigand=Frankfurt a. M., werden wichtige
aktuelle Themen behandeln, Chorproben in denen neue Werke
von Prof. A. Mendelsſohn zum erſtenmal erklingen werden
die Chorpraxis berückſichtigen, in einem Chorkonzert Darmſtädter
Vereine werden ſorgfältig ausgewählte Werke der neuzeitlichen
Männerchörliteratur dargeboten. Der Pflege echter Kollegialität
iſt der Begrüßungsabend der Darmſtädter Ortsgruppe gewidmet.
Die Tagung wird in arbeitsreichen Stunden nicht nur eine Fülle
des Intereſſanten bringen, ſondern auch anregend und befruchtend
wirken. Die Mitglieder werden vollzählig erwartet, jedoch ſind
auch dem Verband nicht angeſchloſſene Dirigenten freundlichſt ein=
geladen
und herzlich willkommen. Anmeldungen (wegen Gratis=
zuſendung
der Noten zu den oben erwähnten Chorwerken) bis
20. September 1930 an die Geſchäftsſtelle des Heſſiſchen Chordiri=
genten
=Verbandes Offenbach a. M., Ludwigſtraße 23 erbeten, in
Ausnahmefällen auch bei Beginn der Tagung am 4. Oktober 1930,
nachmittags 5 Uhr.
Ingenieur und Hausfrau.
Als einer der bedeutſamſten Faktoren der Wirtſchaft, iſt die
Technik gerade durch ihre Beſtimmung, das Leben des Menſchen
leichter und behaglicher zu geſtalten, in beſonderem Maße auf die
enge Zuſammenarbeit mit der Hauswirtſchaft angewieſen. Die
große Zahl techniſcher Erzeugniſſe, die ausſchließlich für die Ver=
wendung
im Haushalt vorgeſehen ſind, legt beredtes Zeugnis ab
von dem eifrigen Beſtreben, der Technik auch im Heim Geltung zu
verſchaffen. Wie ſich indes gezeigt hat, verbürgt die Abſicht allein
noch nicht immer den erhofften Erfolg. Erſt ſeit die Arbeit auf
dem Gebiete der hauswirtſchaftlichen Technik aufgebaut iſt auf dem
engen Zuſammenwirken von Ingenieuren und
Hausfrauen, d. h. von Erzeugern und Verbrauchern, begin=
nen
ihre Ergebniſſe den in ſie geſetzten Erwartungen zu entſpre=
chen
und ſomit ihre Daſeinsberechtigung und =notwendigkeit zu er=
weiſen
.
Die Schau Technik im Heim die die Landeshauptſtadt
Darmſtadt und der Verein deutſcher Ingenieure in Gemeinſchaft
mit einer Reihe führender Organiſationen der Wirtſchaft vorbe=
reitet
, wird in ihrer Bedeutung dadurch gekennzeichnet ſein, daß
alles, was ſie zur Darſtellung bringt, hervorgegangen iſt aus
jener Gemeinſchaftsarbeit zwiſchen Hausfrau und Ingenieur. Sie
wird die Wege weiſen zur zweckmäßigen Ausnutzung der Haus=
halteinrichtungen
und zur Anwendung geeigneter Arbeitsverfah=
ren
; ſie wird durch Erziehung zum techniſchen und wirtſchaftlichen
Denken mannigfache Möglichkeiten zu Erſparniſſen an Haushalt=
geld
aufzeigen, keineswegs aber einen Anreiz bieten zu Anſchaf=
fungen
, die für weiteſte Kreiſe unerſchwinglich ſind. Die Ausſtel=
lung
beginnt am 21. September und dauert bis 19. Oktober.
Neuerwerbungen der Skadibücherei
(außer Romanen).

Wärnung vor Eintauf minderwertiger poiſtermobel.
Die Tapezier=, Polſterer= und Dekorateur=Zwangsinnung
ſchreibt uns:
Fremde Händler ziehen gegenwärtig mit Polſtermöbeln
(Chaiſelongues) auf einem Auto in Darmſtadt und Umgebung
umher und ſuchen für ihre minderwertigen Möbel (Schundware)
Käufer.
Um die Bevölkerung vor Schaden zu bewahren, machen wir
darauf aufmerkſam, daß dieſe Möbel aus minderwertigem Mate=
rial
, unſachgemäß gearbeitet ſind und deshalb keinerlei Gewähr
für Haltbarkeit bieten, vielmehr ſchon nach kurzer Zeit wertlos
ſind und ſomit das dafür bezahlte Geld verloren iſt.
Der geforderte Kaufpreis ſteht in gar keinem Verhältnis zu
dem wirklichen Wert eines ſolchen Möbelſtückes; die Händler er=
zielen
vielmehr, geſtützt auf die Gutgläubigkeit des Publikums,
einen durchaus ungerechtfertigten Gewinn.
Bislang war Gelſenkirchen einer der Hauptſitze der Fabrika=
tion
dieſer Schundware. Wie wir erfahren konnten, haben wilde
Händler mit einer mitteldeutſchen Firma im vorigen Jahre einen
Vertrag auf Abnahme von 10 000 Stück dieſer minderwertigen
Chaiſelongues getätigt. Mit Rücſicht auf das Allgemeinſchädliche
eines ſolchen Geſchäftsgebarens iſt zum Beiſpiel der Regierungs=
bezirk
Münſter dazu übergegangen, keine Wandergewerbeſcheine
mehr für dieſe Ware auszugeben, was nicht wundernimmt, wenn
man ſich das amtliche Unterſuchungsergebnis über ein ſolches
Möbelſtück vor Augen hält. Es heißt in dieſem Protokoll u. a.
wörtlich:
Als Ergebnis dieſer Unterſuchung wurde feſtgeſtellt, daß
das Polſtermaterial ausſchließlich aus Müll und Dreck beſtand,
in welchem ſich unter anderem ſcharfkantige Blechſtücke, Lumpen
und Papier befanden. Die Meinung der anweſenden Behörden=
vertreter
, ob im vorliegenden Falle eine Gefährdung des öffent=
lichen
Intereſſes im Sinne des A. L. R. 10. II. 17 vorliege, war
geteilt. Zwecks chemiſcher Unterſuchung des Füllmaterials (von
dem dauernd ein eckelerregender Geruch ausging) wurde von
dem Vertreter der Gewerbepolizei eine Probe mitgenommen.
Die Chaiſelongue gilt einſtweilen als behördlich beſchlag=
nahmt
.
Eine derartige Chaiſelongue wurde auch von der Tapezier=
Zwangsinnung Darmſtadt erworben und aufgeſchnitten. Sie wird
zurzeit zwecks Beſichtigung, mit entſprechender Aufſchrift verſehen,
durch Darmſtadt gefahren. Somit iſt jedem Intereſſenten Gele=
genheit
geboten, ſich über die Güte eines ſolchen Möbelſtückes
ſelbſt ein Urteil zu bilden.

Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7. Tel. 45

El. Liſſitzky. Rußland. Die Rekonſtruktion der Architek=
tur
in der Sowjetunion. 1930. (Neues Bauen in der Welt)
15 Ka 113. Richard J. Neutra, Amerika. Die Stilbildung des
neuen Bauens in den Vereinigten Staaten. 1930. (Neues Bauen
in der Welt) 15 Ka 138. Roger Ginsburger, Frankreich.
Die Entwicklung der neuen Ideen nach Konſtruktion und Form.
1930. (Neues Bauen in der Welt) 15 Ka 360. Walter Müller=
Wulckow. Die deutſche Wohnung der Gegenwart 1930. (Die
blauen Bücher) 20 Ka 195. Karl With, Chineſiſche Kleinbild=
nerei
in Steatit. 65 Kg 445. Gerhart Rodenwaldt. Die
Akropolis. Photographien von Walter Hege. 1930. 30 Kg 395.
Victor Curt Habicht Maria. 5 Kg 135. Otto Schmitt,
Barockplaſtik. 1924. 15 Kg 335 Richard Klapbock. Der Dom
zu Xanten und ſeine Kunſtſchätze Mit Aufnahmen von Walter
Hege. 1930. 55 Kg 900. Wilhelm von Bode. Mein Leben.
2 Bände. 1930. 70 Kg 120/121. Hans Oſtwald. Das Lieber=
mann
=Buch. 70 Kg 2215 Max Reinhardt, 25 Jahre deutſches
Theater. 10 Kg 70. Julius Kleiner. Die polniſche Litera=
tur
. (Handbuch der Literaturwiſſenſchaft.) 45 Kl 690 Franz
Mehring, Zur Literaturgeſchichte. 1. Band: Von Calderon
bis Heine. 5 Kl 335 2. Band: von Hebbel bis Gorki. 5 Kl 336.
Harry Maync. Detlev von Liliencron. Eine Charakteriſtik des
Dichters und ſeiner Dichtungen. 50 Kl 2073. Friedrich Bur=
ſchell
, Jean Paul. 1926. 50 Kl. 2475. Thomas Carlyle und
Jane Welſh, Liebesbriefe. 2 Bände, 5 L 1191/1192. Selma
Lagerlöf. Zacharias Tobelius. 1921. 5 L 7420. Hugo Ball,
Sein Leben in Briefen und Gedichten. Herausgegeben von Emmy
Ball=Hennings. 50 Kl 190. Max Dauthendev. Mich ruft dein
Bild. Briefe an ſeine Frau. 1930. 5 L 1477. Hans Thoma, Aus
achtzig Lebensjahren. 5 L 7298. Karl Neuhaus. Die Berg=
ſtraße
, ein Beitrag zur Verkehrs= und Siedlungsgeographie. 1930.
15 H. Hanns Kraft. Die Namen der Gemarkung Beſſungen.
1930. 1 Hd. Ravenſtein, Wegbezeichnungskarte vom Oden=
wald
, mit Erläuterungen. 15 H. Otfried Praetorius und
Theodor Ritſert. Alte Darmſtädter Familien. 1930 1 Hd.
Georg Gottfried Gervinus, Schul= und Lehrjahre. (Unter der
Diltheykaſtanie, Schulerinnerungen ehemaliger Darmſtädter Gym=
naſiaſten
.) 1930. 15 Hd.
Die Heſſiſche Rettungsmedaille wurde dem langjährigen
Badewärter am Woog, Herrn Adam Berlieb, kürzlich ver=
liehen
. Im Auftrage der Staatsregierung überreichte Herr Poli=
zeidirektor
Uſinger Medaille und Urkunde in feierlicher Weiſe.
Die vom Herrn Miniſter des Innern unterzeichnete Urkunde
lautet: Adam Berlieb aus Darmſtadt hat unter eigener Lebens=
gefahr
mit Mut und Entſchloſſenheit im Laufe mehrerer Jahre
in einer großen Anzahl von Fällen Perſonen vom Tode des Er=
trinkens
aus dem Woog gerettet. In beſonderer Anerkennung
dieſer Tat verlieh ihm das Geſamtminiſterium die Rettungs=
medaille
.
Hohes Alter. Am Sonntag, den 21. d. M., begeht Frau
Suſanna Schubert, Witwe, Kaupſtr. 42, ihren 80. Geburtstag.
Ausſtellung: Kelſterbacher Porzellan im Schloßmuſeum.
Heute Nachmittag, pünktlich um 4 Uhr wird Herr Dr. Röder wie=
der
einen Vortrag über die Geſchichte des Kelſterbacher Por=
zellans
und ſeine Manufaktur halten.
Wohltätigkeitskonzert. Auf das bereits geſtern bekannt=
gemachte
Konzert zum Beſten der Barmherzigen Schweſtern am
Mittwoch und Donnerstag abend, im Saal Nieder=Ramſtädter
Straße 30, ſei nochmals hingewieſen. Ergänzend mögen noch die
Namen der Künſtler genannt werden, welche in freundlicher Weiſe
ihr Können in den Dienſt einer guten Sache ſtellen. Es ſind dies
die Damen Frl. Lina Cramer, Konzertſängerin, Frl. Ilſe Reichen=
bach
am Klavier, die Herren Johannes Biſchoff, Opernſänger am
Landestheater, Ernſt Opfermann und Willi Hannewald, beide
Violine. Die Namen bürgen außer dem auserleſenen Pro=
gramm
für einen reizvollen Abend.

Umſicht, Vorſicht, Rückſicht!
Nach den ſtatiſtiſchen Erhebungen des Reichsverſicherungs=
amtes
ſind durch den Fall von Leitern, Treppen, aus Luken uſw.
in einem Jahr über hunderttauſend Unfälle allein
bei den in gewerblichen Berufsgenoſſenſchaften verſicherten Per=
ſonen
vorgekommen!

Gerade dieſe Art Unfälle gehört ſicher zu denen, die vermeid=
bar
ſind. Uebertriebene Haſt und Eile iſt nicht gleichbedeutend
mit Fleiß und Eifer. Vorſicht iſt Klugheit!
Wer durch Fahrläſſigkeit Unfälle anderer verſchuldet, macht
ſich ſtrafbar und kann womöglich haftpflichtig gemacht werden!

Aus den Parkeien.

Nat.=Soz. Deutſche Arbeiterpartei. Gottfried
Feder, M. d. R, ſpricht morgen, Freitag, in der Woogsturnhalle
(Siehe heutige Anzeige.)
Tageskalender für Donnerstag, den 18. September 1930.
Heſſ. Landestheater Großes Haus, 19.30 Uhr, E 2: Ein
Sommernachtstraum Kleines Haus: Geſchloſſen. Kon=
zerte
: Schloßkeller, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum Datte=
rich
, Café Renſchler. Kinovorſtellungen; Union=,
Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.

* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht hatte ſich am Mittwoch als erſtes
mit einem Autounfall in Dieburg zu beſchäftigen. Ein Darmſtädter
Kaufmann hat am 6. April in Dieburg ein 22jähriges Mädchen mit
ſeinem Perſonenauto überfahren, wobei es einige leichtere Verletzun=
gen
erlitt. Bei der Zeugenvernehmung ſtellt ſich heraus, daß ſich das
Mädchen anſcheinend ziemlich unüberlegt und unvorſichtig benommen
hat. Aber auch der Kaufmann trägt ein gur Teil Schuld, denn er iſt
ziemlich auf der linken Straßenſeite gefahren, an einer Stelle, wo die
Straße außerordentlich breit war und er gut auf der rechten Seite hin=
ter
dem Mädchen hätte vorbeifahren können. Das Gericht verurteilt
ihn deshalb wegen fahrläſſiger Körperverletzung zu einer Geldſtrafe
von 150 Mark, hilfsweiſe 15 Tage Gefängnis.
Es haben ſich dann zwei Nationalſozialiſten wegen Widerſtands
gegen die Staatsgewalt in Tateinheit mit Körperverletzung zu verant=
worten
. Am 25. April fand im Bürgerhof in der Eliſabethenſtraße
eine Parteiverſammlung der Kommuniſten ſtatt, zu der ſich auch eine
erkleckliche Anzahl von Nationalſozialiſten einfand. Es entſtanden im
Verlaufe der Verſammlung Reibereien, ſo daß die Polizei gebeten
wurde, wenigſtens den Hof und die Toreinfahrt von den dort befind=
lichen
Nationalſozialiſten zu räumen. Die Leute ſetzten jedoch der Poli=
zei
Widerſtand entgegen, beſonders einem der anweſenden Beamten, ſo
daß ſich dieſer genötigt ſah, zu ſeinem Gummiknüppel zu greifen. Er.
wurde von dem erſten Angeklagten, einem Weißbinder aus Crumbach,
in die Menge hineingeſtoßen, ſo daß er faſt hinfiel, der zweite Ange=
klagte
, ein hieſiger Kaufmann, hat mit ſeiner Aktentaſche auf ihn los=
geſchlagen
. Die beiden Angeklagten beſtreiten beide auf das entſchie=
denſte
, ſie wüßten ganz genau, daß ſich das nicht gehöre, und daß ſie
mindeſtens drei Monate zu gewärtigen hätten bei ſolchen Dingen. Der
zweite Angeklagte behaupter überdies, er habe ſeine Aktentaſche, da
Geld drin geweſen ſei, irgendeinem Mädchen gegeben, das er nicht ge=
kannt
habe. Nachher habe er ſie wieder bekommen. Das Gericht kann
jedoch den Angaben der Angeklagten keinen Glauben ſchenken und ver=
urteilt
den erſten wegen Widerſtands in Tateinheit mit Körperverletzung
in zwei Fällen zu insgeſamt zwei Monaten und einer Woche Gefängnis
und den zweiten wegen derſelben Delikte in einem Fall zu zwei Mo=
naten
Gefängnis. Der Vorſitzende führt aus, daß man gegen dieſen
neuerlichen üblen Brauch, politiſche Gegenſätze derartig auszutragen,
und auch bei ſolchen Gelegenheiten ſtets gegen die Polizei vorzugehen,
deren Amt gerade in dieſen Fällen wahrhaftig ſchwer genug ſei, ganz
energiſch vorgehen müſſe. Die Angeklagten behaupten bis zuletzt ihre
Unſchuld und wollen Berufung einlegen.
Es wird dann noch ein 64jähriger Viernheimer wegen Sittlichkeits=
verbrechens
in zwei Fällen zu einem Jahr und einem Monat Gefängnis
verurteilt. Die Unterſuchungshaft wird ihm mit zwei Monaten und
vier Wochen angerechnet. Man kann gegen dieſe Leute, die ſich an Kin=
dern
vergreifen, tatſächlich nicht ſtreng genug vorgehen.

Hiſtoriſcher Verein. Der letzte Ausflug dieſes Jahres
führt am Samstag, den 20. September, nach Höchſt im Odenwald.
Der Verein will dort zunächſt einer Pflicht der Dankbarkeit ge=
nügen
und ein von Freunden im Süd= und Weſtdeutſchen Ver=
band
für Altertumsforſchung und vom Hiſtoriſchen Verein geſtif=
tetes
Grabmal für den früheren Vorſitzenden Prof. Dr. Eduard
Anthes einweihen. Sodann wird das Kloſter zu Höchſt und an=
dere
Sehenswürdigkeiten beſichtigt; bei günſtiger Witterung ſoll
ein Gang nach einem der Hünengräber in der näheren Umge=
bung
unternommen werden.
Orpheum. Meine deine Zwillinge wird am Samstag
und Sonntag insgeſamt dreimal erſtaufgeführt. Es finden nur
dieſe drei Aufführungen, einſchließlich der Sonntas=Nachmittags=
Aufführung ſtatt. In den Rollen ſind beſchäftigt die Damen Rau=
ſchenberg
, Magor, Born, Sieger, die Herren Magor, Geyer, Aus=
felder
uſw.
Oſtaſienmiſſion. Der Kampf der Weltanſchauungen tobt
nicht nur in Europa in unverminderter Stärke fort, ſondern be=
rührt
auch die fernſten Länder der Erde, zumal dort, wo eine alte
Kultur den neuzeitlichen Ideen entgegenſteht. Die Oſtaſien=
miſſion
beobachtet ſeit 40 Jahren aufmerkſam das Ringen zweier
Kulturen im fernen Oſten. Wie es ſich zurzeit in Japan damit
verhält, will der neue Miſſionsinſpektor des Allgemeinen Evan=
geliſchen
=Proteſtantiſchen Miſſionsvereins, Herr Pfarrer Brach=
mann
aus Berlin heute Donnerstag, den 18. September, abends
8 Uhr, im Gemeindehaus der Johannesgemeinde, Kahlertſtraße 26,
beſprechen. Der Miſſionsvortrag findet im Rahmen eines Tee=
abends
ſtatt, zu dem die Ortsgruppe und der Frauenverein der
Oſtaſienmiſſion einladen. Lichtbilder werden die Denkmäler der
alten und neuen Zeit in Japan zeigen. Die alten und neuen
Freunde der Miſſion, wie auch die Mitglieder unſerer Männer=
und Frauenvereine ſind zu dem Abend herzlich eingeladen.

Hefſiſches Landestheaker.

Großes Haus Kleines Haus Donnerstag
18. Sept. 19.3022 15 Uhr
Ein Sommernachtstraum.
Preife 110 Mk.
E2 Geſchloſſen Freitag,
19. Sept. 19.3022.15 Uhr
D2 Simone Boccanegra
Preiſe 110 Mk. Geſchloſſen
Samstag,
20. Sept. 2022.45 Uhr Kein Kartenokf
Werbevorſtellung d. Dſt. Volksb.
Zar und Zimmermann
Komiſche Oper von Lortzing 2022 Uhr
Zuſ.=M. Vl,1 Miſſiſſippi
Preiſe 1.206 Mk. Sonntag,
21. Sept. 17½-22½ Uhr, Werbevorſtell.
Die Meiſterſinger von Nürnberg
Preiſe 16 Mk. 2022 Uhr
Zuſ.=M. III.1 Miſſiſſippi
Preiſe 1.206 Mk. Montag,
22. Sept. Keine Vorſtellung. Einmaliges Enſemble= Gaſt=
ſpiel
Paul Wegener
Der Gedanke Pr. 1.207.20M. Dienstag,
23. Sept. 2022.15 Uhr
E 3. Der Falſchſpieler
Preiſe 110 Mk. Keine Vorſtellung.

Zur Werbevorſtellung Die Meiſterſinger von Nürnberg
am Sonntag, dem 21. September, werden ab heute Eintrittskarten
der noch vorhandenen Platzkarten an der Tageskaſſe des Großen
Hauſes ſowie bei den Vorverkaufsſtellen: Verkehrsbüro, Harko und
C. L. Külp abgegeben. Bei den gleichen Vorverkaufsſtellen, ſind
von morgen Freitag ab Karten zum Wegener=Gaſtſpiel
im Kleinen Haus am Montag, dem 22. September, zu den Kaſſen=
preiſen
zu haben.
Eröffnungsvorſtellung des Kleinen Hauſes. Samstag, den
20. September, wird das Kleine Haus mit der Uraufführung von
Georg Kaiſers Schaufpiel Miſſiſſippi eröffnet. Dies Werk
gelangt am gleichen Tage an 16 deutſchen Theatern zur Urauffüh=
rung
. Inſzenierung: Carl Ebert; Bühnenbild: Lothar Schenck
von Trapp. In den Hauptrollen: Schmitz, Keim. Nürnberger,
Weſtermann. Baumeiſter, Jürgas, Maletzki, Kutſchera, Schindler,
Wegener=Gaſtſpiel. Montag, den 22. September, gibt
Paul Wegener mit Enſemble im Kleinen Haus ein ein=
maliges
Gaſtſpiel. Der bekannte Berliner Schauſpieler gaſtiert
in Andrejews Schauſpiel Der Gedanke, mit dem er in den
letzten Jahren auf zahlreichen deutſchen Bühnen ſtärkſten Erfolg
hatte. Vorverkauf zu Vorzugspreiſen für Mieter 16 Mk. heute
Donnerstag an der Tageskaſſe des Großen Hauſes, allgemeiner
Verkauf ab morgen.

Af
vopprinesr O

[ ][  ][ ]

Seite 6

Donnerstag, den 18. September 1930

Nummer 258

Aus Heſſen.
München und Oberammergan.
Bei der letzten mehrtägigen Sonderfahrt der Reichsbahndirek=
tion
Mainz nach München iſt diesmal die Angliederung einer
Fahrt nach Oberammergau zu dem letzten Paſſionsſpiel unter
außerordentlich günſtigen Bedingungen ins Auge gefaßt. Bei aus=
reichender
Beteiligung ſoll am Sonntag, den 28. Sept., vor=
mittags
in München abgefahren werden. Die Fahrt führt über
Murnau nach Oberammergau. Die beiden Nächte können im
Paſſionsſpieldorf verbracht werden. Wer das Paſſionsſpiel nicht
beſuchen will, wird gerne die Gelegenheit benutzen, am Sonntag
und Montag Garmiſch=Partenkirchen, Kloſter Ettal, Linderhof
und die anderen unvergleichlich ſchönen Plätze zu beſuchen. Die
Sonderzugteilnehmer genießen beim Beſuch des Paſſionsſpiels in
Oberammergau auf allen Plätzen eine Ermäßigung von 40 v. H.
Es koſtet ein 1. Platz 12,20 RM. anſtatt 20,00 RM., 2. Platz
9,20 RM. anſtatt 15,00 RM. 3 Platz 6,20 RM. anſtatt 10,00 RM.
und 4. Platz 3,20 anſtatt 5,00 RM. Dies erfolgt jedoch nur unter
der Vorausſetzung, daß bis zu 400 Plätze beſetzt werden, von denen
200 Karten 1. Platz, 100 Karten 2. Platz. 60 Karten 3. Platz und
40 Karten 4. Platz genommen werden. Bei der außerordentlichen
Ermäßigung dürfte die Entſcheidung auf einen beſſeren Platz nicht
ſchwer ſein. Die Anmeldungen müſſen durch Vermittelung der
Fahrkartenausgaben, bei denen die Sonderzugkarten für den zum
27. September nach München in Ausſicht genommenen Sonderzug
gelöſt werden, bis längſtens 24. September erfolgt ſein. Es
empfiehlt ſich jedoch, ſich ſogleich anzumelden, zumal die Teilneh=
merzahl
beſchränkt iſt.

J. Griesheim, 17. Sept. Am Donnerstag, den 18. September d. J.,
abends 8 Uhr, findet auf dem Rathaus eine Gemeinderatsſitzung ſtatt.
Am Sonntag nachmittag verſtarb an den Folgen eines vor fünf
Jahren crlittenen Schlaganfalles der Schloſſer Guſtav Roßmann 1. von
hier im Alter von 72 Jahren. Herr Roßmann war noch einer der
wenigen noch lebenden Gründer des ehemaligen Bürgervereins, des
Obſt= und Gartenbauvereins und der Freiwilligen Feuerwehr. Der
Verſtorbene war in allen Vereinen ein förderndes Mitglied. Am
Samstag abend zwiſchen 9 und 10 Uhr ſtieß ein Motorradfahrer aus
Darmſtadt am Viktoria=Sportplatz, unweit vom Felſenkeller, mit einem
Zigeuner=Fuhrwerk zuſammen. Der auf dem Sozius ſitzende Mitfah=
rer
wurde von ſeinem Sitz heruntergeſchleudert und erlitt einen mehr=
fachen
Unterſchenkelbruch, während der Fahrer eine ſchwere Kopfver=
letzung
davontrug. Nach Anlegung eines Notverbandes wurden beide
Verletzte in ein Darmſtädter Krankenhaus eingeliefert.
Cp. Pfungſtadt, 17. Sept. Hohes Alter. Mitte dieſer Woche
beging einer der älteſten hieſigen Einwohner, Chriſtian Gunkel, wohn=
haft
Mainzerſtraße, ſeinen 82. Geburtstag.
Aa. Eberſtadt, 17. Sept. Altveteran Weißmantel konnte
dieſer Tage ſeinen 82. Geburtsag begehen.
G. Ober=Ramſtadt, 17. Sept. Vorſicht bei der Obſternte.
Es beſteht Veranlaſſurng, wiederholt darauf hinzuweiſen, daß das
Ernten des Obſtes von ſolchen Bäumen, die in unmittelbarer Nähe von
Starhſtromleitungen ſtehen, mit beſonderer Vorſicht vorzunehmen iſt.
da ein direktes oder indirektes Berühren der Leitungen, beſonders der
Hochſpannungsleitungen, leicht einen tödlichen Unfall zur Folge haben
kann. Sollten Leitungen in unmittelbarer Nähe von Obſtbäumen vor=
beiführen
derart, daß das Ernten des Obſtes nicht ohne Gefahr vor=
genommen
werden kann, ſo iſt hierüber von dem Beſitzer der Heſſ.
Eiſenbahn A.=G. Mitteilung zu machen, damit eine Vereinbarung be=
treffend
Abſchaltung der Leitung getroffen werden kann.
G. Ober=Ramſtadt, 17. Sept. Brandhilfe. Zur Brandhilfe
bei einem in Roßdorf entſtandenen Feuer wurde geſtern mittag gegen
1 Uhr die hieſige Feuerwehr glarmiert. Sie rückte bald darauf mit
der Feuerſpritze, Schlauchmaterial und der nötigen Bedienung nach
Roßdorf ab. Obſtverſteigerung. Das Obſt von Bäumen der
Gemeinde am Nieder=Modauerweg, in der Aue und am Kuhfalltor
kommt am Donnerstag, den 18. d. M., nachmittags ab 4 Uhr. zur Ver=
ſteigerung
. Die Zuſammenkunft der Steigliebhaber iſt am Nieder=
Modauerweg in der Nähe des Schwimmbades.
Groß=Zimmern, 17. Sept. Männer=Geſang=Verein.
Die Bühnen=Gemeinſchaft des Männer=Geſang=Vereins Groß=Zimmern
bringt am 5. und 12. Oktober d. J. das große bürgerliche Trauerſviel
Kabale und Liebe von Friedrich von Schiller, zur Aufführung. Die
Leiſtung iſt um ſo höher zu bewerten, als vorerwähnte Bühnengemein=
ſchaft
hier am Platze die erſte Vereinsbühne iſt, die ein Werk von
Schiller zuv Aufführung bringt. Auf den am B. September ſtattfin=
denden
Familienabend für unſere Mitglieder und Gönner weiſen wir
noch beſonders hin.
Dieburg, 17. Sept. Vom Gruppenwaſſerwerk. Nach=
dem
die Arbeiten beim Pumpwerk Hergershauſen beendet ſind, iſt dieſes
zur Beſichtigung durch Intereſſenten freigegeben. Anträge auf Er=
teilung
der Erlaubnis zur Beſichtigung ſind an das Kulturbauamt
Darmſtadt zu richten unter Angabe des Tages und der vorausſichtlich
teilnehmenden Perſonenzahl.
Le. Groß=Umſtadt, 17. Sept. Hohes Alter. Am verfloſſenen
Sonntag konnte unſer älteſter Mitbürger, Herr Wagnermeiſter Bern=
hard
Heyl, in verhältnismäßiger Rüſtigkeit, ſeinen 91. Geburtstag be=
gehen
. Es iſt eine Freude für jedermann, ihn auf ſeinen täglichen
Spaziergängen zu beobachten. Zahlreiche Gratulationen und Geſchenke
gaben Zeugnis von der Wertſchätzung, deren er ſich im den weiteſten
Kreiſen erfreut.
Cs. Ueberau, 17. Sept. Ehrenchronik der Gemeinde.
Kurz nach Beendigung des Krieges wurde auf Anregung der Bürger=
meiſterei
ein Bild Ehrentafel der Kriegsteilnehmer ſowie der Gefalle=
nen
anfertigen laſſen. Auf derſelben ſind faſt alle am Krieg Beteilig=
ten
durch ihre Photographie in einem Sammelbild zuſammengeſtellt.
Das Bild hatte viel Abnehmer und große Anerkennung gefunden. Ge=
genwärtig
iſt zur Ergänzung das Ehrenbuch (Chronik) angeſchafft wor=
den
. Zum Zwecke der Vervollſtändigung desſelben wurde durch die Bür=
germeiſterei
jedem Kriegsteilnehmer von 19141918 ein Fragebogen
zugsſtellt.
Ce. Etzen=Geſäß, 17. Sept. Schadenfeuer. Am Mittwoch früh
wurden die Einwohner von Etzen=Geſäß durch Feuerlärm aus dem
Schlafe geweckt. Zwei Hofreiten in der Nähe der Stahlwarenfabrik von
Peter Lien ſtanden in hellen Flammen und mußten von ihren Beſitzern
fluchtartig verlaſſen werden. Die Feuerwehren von Etzen=Geſäß, Müm=
ling
=Grumbach, König und Nieder=Kinzig, die raſch zur Stelle waren,
konnten ei Umſichgreifen des Feuers verhindern. Die beiden brennen=
den
Häuſer mußten jedoch ihrem Schickſal überlaſſen werden und brann=
ten
faſt vollſtändig nieder. Nach zweiſtündiger Arbeit konnten die aus=
wärtigen
Wehren wieder abrücken. Die Urſache des Brandes konnte
nicht geklärt werden.
b. Erbach, 17. Sept. Gemeinderatsſitzung. Am Donners=
tag
, den 18. September, abends 5.30 Uhr, findet eine öffentliche Ge=
meinderatsſitzung
ſtatt. U. a. ſteht die Beratung des Voranſchlags für
das laufende Wirtſchaftsjahr zur Tagesordnung, ſo daß die Sitzung für
die Oeffentlichkeit von größtem Intereſſe ſein wird.
Cl. Gammelsbach, 17. Sept. Vom Preisſchießen. Am letz=
ten
Sonntag wurde das hieſige Preisſchießen zu Ende geführt. Der
Schießleiter, Herr Major Pohl aus Büdingen, war ſelbſt zugegen und
wurde von dem Schießwart Herrn Gg. Schwinn herzlich begrüßt. Auch
der Ehrengabe des neuen Jagdpächters ſei gedacht, der 300 Liter Bier
und einen Ehrenpreis zur Verfügung ſtellte. Herr Wiener, Brauerei=
beſitzer
Darmſtadt, hatte ſich mit dieſer Tat ſchnell die Zuneigung der
Bevölkerung erworben, durch ſeine Großzügigkeit. Beim Preisſchießen
ſelbſt wurden gute Ergebniſſe erzielt. 21 Preiſe konnten vergeben wer=
den
. Die Medaille für 1930 erhielt Karl Lang=Beerfelden. Den im
vorigen Jahre geſtifteten Wandervokal erhielt Revierjäger Emig= Gam=
melsbach
, mit 64 Ringen.

1930er

.

Oben links: Schöne Trauben gefällig? Oben rechts: Das Keltern der Trauben. Unten links: Der Wein wird in die Fäſſer
geſchöpft. Unten rechts: Und endlich probt der Kenner das edle Naß. Die Weinleſe in Deutſchland iſt in vollem Gang. Die
rheiniſchen Winzer haben alle Hände voll zu tun, um die Trauben einzubringen und den Weintrinkern der ganzen Welt einen guten
1930er zu beſcheren.

E Rimbach, 17. Sept. Wir brachten in Nummer 254 die Mitteilung
über einen bei Herrn Beigeordneten Trautmann zu Albersbach ausge=
brochenen
Brand. Am Schluſſe dieſer Mitteilung iſt geſagt: die Brand=
urſache
ſoll in Kurzſchluß zu ſuchen ſein. Hierzu ſchreibt uns die
Heag: Wir müſſen dem gegenüberhalten, daß nach Mitteilung unſerer
zur Unterſuchung entſandten Beamten die Inſtallations= und Panzer=
ſicherungen
nach dem Brande noch in Ordnung waren. Auch ſoll der
Brand an einer Ecke der Scheune ausgebrochen ſein, in der leine In=
ſtallation
war. Hieraus geht hervor, daß es ſich hier wieder um eine
Mitteilung handelt, in der man mangels einer beſſeren Erkenntnis
Kurzſchluß als Urſache bezeichnet hat. Die Elektrizitätswerke ſtellen feſt,
daß die elektriſche Beleuchtung die feuerſicherſte iſt.
Aa. Hirſchhorn, 17. Sept. Dekan Bernbeck=Hirſchhorn
tritt in den Ruheſtand. Mit Wirkung vom 1. Oktober ab
wurde Dekan Hermann Bernbeck in Hirſchhorn in den wohlverdienten
Ruheſtand verſetzt. Damit ſcheidet ein Geiſtlicher aus den Dienſten der
heſſiſchen Landeskirche, der ſich nicht nur als Seelſorger im engeren
Kreiſe, ſondern auch darüber hinaus im öffentlichen Leben als Förderer
des religiöſen und kirchlichen Lebens erfolgreich betätigte. Dekan Bern=
beck
ſteht im 67 Lebensjahr. Er wurde am 24. September 1863 zu
Altenſchlirf in Oberheſſen geboren. Nach ſeiner Ordination wurde er
am 3. April 1892 Hilfsgeiſtlicher in Darmſtadt. Von da aus kam er
am 28. Oktober 1894 als Pfarrverwalter nach Michelſtadt. Ein
Jahr ſpäter, am 20. Oktober 1895, wurde er zum Stadtpfarrer von
Michelſtadt ernannt. 1905 wurde er Oberpfarrer. Am 23. März 1918
wurde er zum Pfarrer von Hiſchhorn ernannt. Seit 1912 verſah er
übrigens, zuletzt auch von Hirſchhorn aus, das Amt eines Dekans des
Dekanats Erbach. Wenn Dekan Bernbeck ſich jetzt zur Ruhe ſetzt, kann
er die Gewißheit haben, ſtets ſeine Pflicht getan zu haben. Möge ihm
ein ſchöner Lebensabend beſchieden ſein!

Bn. Aus dem Neckartal, 17. Sept. Alte Goldmünzen ge=
funden
. In Neckargemünd gehen die umfangreichen Grabarbeiten
zei der Umgeſtaltung des Neckarlauers ihrem Ende entgegen. Es war
wohl vorauszuſehen, daß bei der infolge der Neckarkanaliſation erfor=
derlich
werdenden Umgrabung des hiſtoriſchen Bodens zwiſchen der Lan=
dungsſtelle
der Fähre und der Elſenzmündung, über den ungefähr zwei
Jahrtauſende der Fuß der Menſchen in friedlichen und kriegeriſchen
Zeiten wandelte, auch Spuren der Vorfahren zutage treten würden.
Beſonders an jener Stelle, an welcher der Schutt der einſt abgebroche=
nen
alten katholiſchen Kirche untergebracht wurde, wurden neben weni=
ger
wertvollen Silber==und Kupfermünzen, wie alten Kreuzern und
ruſſiſchen Kopeken, welche wohl aus den Freiheitskriegen von
ruſſiſchem Militär ſtammen, am vergangenen Samstag auch zwei
intereſſante alte Goldmünzen aufgefunden. Sie haben
ungefähr die Größe eines jetzigen Zehnpfennigſtücks, ſind aber bedeu=
tend
dünner als dieſe. Auf der einen iſt die Jahreszahl 1596, auf der
anderen 1617 oder 1647 zu leſen. Das Wappen mit einem Löwenkopf
wäre noch feſtzuſtellen. Die eine iſt ein Frankfurter Dukaten.
Eine Umſchrift lautet: Deus kortituto et spes nos (Gott unſere Tapfer=
keit
und Hoffnung). Nach dem beſtehenden Vertrag iſt die ausführende
Baufirma verpflichtet, ſolche Funde an das Neckarbauamt Heidelberg
abzuliefern. Es wäre aber zu hoffen und zu wünſchen, daß es der
Stadtverwaltung Neckargemünd gelingt, dieſe wertvollen Funde für
das im Entſtehen begriffene Neckargemünder Heimatmuſeum zu erwer=
ben
, da es doch wohl unſtreitbar für dasſelbe den größten Wert haben
dürfte.
W. Heppenheim a. d. B., 17. Sept. Traubenleſe. Die Vor=
leſe
der Portugieſer Trauben findet am Mittwoch und Donnerstag
dieſer Woche ſtatt. Winterſchafweide=Verpachtung. Am
Freitag, den 26. September 1930, nachm. 3 Uhr, werden im Saalbau
Kärchner die ſämtlichen ſtädtiſchen Wieſen, etwa 1500 Morgen als
Winterſchafweide, befahrbar mit 400 Stück Schafe, für 1930/31 verpach=
tet
. Daran anſchließend werden auch die Wieſen der Waſſergenoſſenſchaft
und der Langenwieſenkonkurrenz als Winterſchafweide verpachtet.

i. Von der Bergſtraße, 17. Sept. Der Verband der Süddeutſchen
Sektionen des Deutſch=Oeſterreichiſchen Alpenvereins veranſtaltet am
Sonntag, den 28. d. M., ſeine diesjährige Sternwanderung nach Hep=
penheim
a. d. B. Dort wird er im Hotel Halber Mond ein ge=
meinſchaftliches
Eſſen einnehmen. Der Verein Alt=Weinheim be=
ſchloß
gemäß einer Einladung des Verkehrsvereins Bensheim an die
Stadt Weinheim, ſich am Sonntag, den 21. d. M., anläßlich des zweiten
Bergſträßer Winzerfeſtes an dem Feſtzuge in Bensheim mit einer eige=
nen
Winzergruppe zu beteiligen.
D. Biblis, 17. Sept. Gemeinderatsſitzung. In der geſt=
rigen
Dringlichkeitsſitzung konnte man erneut die Beobachtung machen,
daß die Führung der Gemeindegeſchäfte und die Zuſammenarbeit des
Gemeinderats ſich endlich wieder auf vernünftiger Baſis aufbaut. Dies
iſt um ſo mehr zu begrüßen, als in der jetzigen Zeit wirtſchaftlicher
Allgemeinnot nur durch Sachlichkeit, Einigkeit und Zuſammenarbeit
etwas Rechtes geſchaffen werden kam. Im erſten Punkt der Tagesord=
nung
befaßte ſich der Gemeinderat mit der am 15. 10. 30 angeſetzten
Grundſtücksverſteigerung des J. H. von hier. Die Gemeinde als Gläu=
bigerin
von insgeſamt B 500 Mark iſt ſich darüber klar, daß der Fa=
brikant
Bode=Magdeburg, der evtl. als Käufer in dieſer Sache in Frage
kommt, bei Aufrechterhaltung ſeiner Vorſchläge den Beſitz haben kann.
Zuvor ſoll jedoch mit B. perſönlich Nückſprache genommen werden.
Der Gemeinderat wird dann entſcheiden, ob eine Verſteigerung oder ein
Verkauf in Frage kommt. Gemeinderat Joh. Metz ſprach ſich noch dar=
über
aus, daß er es als vollkommen verkehrt halte, wenn die Gemeinde
weiterhin Hypotheken übernehme. Dieſes Gebaven müſſe endgültig ab=
geriegelt
werden, da die Erfahrungen gelehrt haben, daß für die Ge=
meinde
Nachteile und Unannehmlichkeiten entſtehen. Der geſamte Orts=
vorſtand
ging mit der Anſicht des Gemeinderats Joh. Metz einig.
Punkt 2: Vergebung von Gemeindearbeit. Der Gemeinderat beſchließt.
daß das Anfahren von 180 Zentnern Steinen für die Eichung der Ge=
meindewage
auf dem Submiſſionsweg vergeben werden ſoll. Ein An=
gebot
von 50 Mark des Fuhrunternehmers J. Reis wird abgewieſen.
Darauf kam man auf die Arbeiten der hieſigen Ausgeſteuerten zu ſpre=
chen
. Zurzeit ſind 15 Leute an der Lindenſtuhlſchneiſe beſchäftigt. Wei=
tere
13 Ausgeſteuerte haben ein Geſuch um Beſchäftigung eingereicht.
Die Fürſorgekommiſſion wird entſcheiden, wer hier noch in Betracht
kommt. Gemeinderat Frz. Angert gibt Auskunft über eine Beſprechung
mit der Oberföyſterei, wobei auch die Abholzung am Südrand des Ge=
meindewaldes
in Erwägung gezogen wurde. Mit einer außerordent=
lichen
Holzfällung ſollen die Lohngelder der Arbeiter, die von der Lor=
ſcher
Sparkaſſe geliehen werden ſollen, gedeckt werden. Dem Küfermeiſter
Knecht=Gernsheim, der ſchon wiederholt um Ermäßigung des Steige=
rungspreiſes
von Scheitholz an die Gemeinde herangetreten iſt, wurden
nunmehr 36 Mark nachgelaſſen. Es wurde feſtgeſtellt, daß ſelbſt das
Nummernſcheit des Holzes von einem in unſerer Gegend ſelten vorkom=
menden
Bohrkäfer beſchädigt war. Ein Holzſteigerer von Bürſtadt hat
nun neuerdings ein Geſuch um Zweidrittel Ermäßigung des Steige=
rungspreiſes
eingereicht; ein Holzſteigerer von Worms will ſeine Schuld
auf einige Monate geſtundet haben. Beide Geſuche wurden rundweg
abgelehnt. Ueber Eigenſchlachtung der Landwirte entſpann ſich eine
längere Debatte. Die hieſigen Metzger hatten eine Beſchwerdeſchrift ans
Kreisamt gerichtet; es ſollen jetzt keine Schlachtſcheine mehr an Land=
wirte
ausgegeben werden. Der Gemeinderat konnte ſich über dieſe
heikle Frage nicht ſchlüſſig werden; außerdem iſt er letzten Endes hier
ja auch gar nicht zuſtändig. Bezüglich der Wegeverhältniſſe, Einfahrt
zum Anweſen Moter uſw., ſoll eine Kommiſſion ſich an Ort und Stelle
erkundigen und das Ergebnis dem Gemeinderat vorlegen. Darauf wurde
um 11 Uhr die Sitzung geſchloſſen.
Hirſchhorn, 17. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
16. September 0,80 Meter, am 17. Sevtember 0,77 Meter.
Gernsheim, 17. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
16. September 0,36 Meter, am 17. September 0.30 Meter.
*
Eberbach am Neckar, 17. Sept. Am Sonntag, den 21. September,
findet in Eberbach der Kuckucksmarkt ſtatt, auf dem viel geboten
wird und alle Sorgen des Alltags für einige Stunden vergeſſen werden
können. Aus dem reichhaltigen Tagesprogramm ſei u. a. die Preis=
krönung
hübſcher Odenwälder Mädchen, das Wettdirigieren durch Be=
ſucher
des Kuckucksmarktes, die Neckarbrückenbeleuchtung erwähnt. Ver=
bunden
mit dieſem Markt iſt eine große Schau landwirtſchaftlicher Ma=
ſchinen
und landwirtſchaftlicher Odenwälder und Neckartaler Produkte.
Ein Beſuch in Eberbach am Sonntag bis Montag iſt darnach außer=
ordentlich
lohnend. (Vergl. auch heutige Anzeige.)

Alles,was zu einen fertigen Soße gehört, enthält
NINUOT Daleflediee
nur noch mit Wasser zu kochen
MAGGIS
1Würfel für gut M4 Liter vorzügliche Bratensoße 15 Pfg.
Bratensoße /

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Nummer 258

Donnerstag, den 18. September 1930

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*Fahrt durch den Oſten.

3. Die Tſchechoflowakei.
w. sch. Prag.
Es iſt der fruchtbarſte Teil der alten öſterreichiſch= ungari=
ſchen
Monarchie, durch den der Schnellzug in mehrſtündiger
Fahrt von Ratibor über Prerau nach Olmütz, und ſpäter von Ol=
mütz
nach der Hauptſtadt Prag führt. Die Dörfer, tſchechiſche wie
deutſche, machen mit ihren weißgeſtrichenen Häuſern einen ſcu=
beren
, adreuen Eindruck. Bald hinter der Grenze die großen
Hochofenwerke von Mähriſch=Wittkowitz, die Kohlengruben des
Oſtrauer Gebiets. Und damm ſtundenlaug die Ausläufer der
Talra, das Beskidengebinge zur linken Seite, mit waldreichen
Höhen, die in der Ferne blau verdämmern. Ueberall gute Ernte
an Korn, Zuckerrüben, Hopfen uſw. Ein reiches Land ohne
Zweifel. Aber trotzdem ein Land mit ſchweren politiſchen und
wirtſchaftlichen Songen. Wenn auch die letzteren nicht das Aus=
maß
der im Deutſchen Reich und England drohenden annehmen,
ſo wird doch die Tſchechei vom der allgemeinen Wirtſchaftskriſe
ſchwer mitgenommen. Dazu aber kommen die beſonderen poli=
tiſchen
Kümmerniſſe.
Gerade jetzt iſt Tuka im Reviſionsprozeß wieder verurteilt
worden. Die ſlowaliſche Preſſe, der ſlowakiſche Klerus und das
ſlowakiſche Volk, ſoweit es politiſch intereſſiert iſt, ſchwenkt ſicht=
bar
von Prag ab. Damit wird die Majorität, die das in Ver=
failles
kümſtlich geſchaffene tſchechoſlowakiſche Staatsvolk beſitzt,
wankend, denn die Tſchechen allein ſind nur 6 Millionen von 13
Millionen Geſamtbevölkerung. Dieſer neue Staat, der Böhmen,
Mähren, Oeſterreichiſch=Schleſien umfaßt, und der ſich ſchmal und
ſchmaler am Hang der Karpathen hinzieht, dieſer Staat der
6 Millionen Tſchechen, 3½ Millionen Deutſchen, 34 Million Un=
garn
, halben Million Ruthenen, hat das Erbe des alten Oeſter=
reich
inſoſern übernommen, als auich er ein Nationallitätenſtagt
iſt, in dem allerdings eine Nation die tſchechiſche in jeder
Weiſe bevorzugt wird. Dieſe volkspolitiſchen Dinge ſind an
dieſer Stelle häſufig erörtert wovden. Es genügt ein Beiſpiel
zu geben: In irgendeiner kleinen Ortſchaft auf der Strecke zwi=
ſchen
Oderberg und Prerau befinden ſich zwei oder drei tſche=
chiſche
Kinder. Für ſie iſt eine Minderheitenſchule errichtet wor=
den
, die für eine Schule von 500 Kindern bequem hireichen
würde.
Die Tſchechei iſt ein junger Staat, ſtolz auf dieſer neuerwor=
bene
Stactlichkeit urnd von einer aggreſſiven Intoleranz allem
Nichttſchechiſchen, isbeſondere allem Deutſchen gegenüber be=
ſeelt
. Auf die Dauer aber iſt es nicht möglich, gegen natürliche
Tatſachen ſich zu ſträuben. Und ſo kann auch die Tſcheihei nicht
leugnen, daß etwa 70 v. H. aller Ausländer Angehörige des
Deutſchen Reiches ſind, die i den Sommermonaten ſei es
auf der Durchreiſe, ſei es für längere Zeit ſich in Böhmen
aufhalten. Die enge Verbindung mit dem Deutſchen Reich zeigt
ſich ſchon rein äußerlich auf den Bahnhöfen: da ſtehen neben den
Güterwagen der C. S.D., der Tſchechſiſchen Staatsbahn, immer
und imer wieder die Wagen der Deutſchen Reichsbahn. Jahre=
lang
hat mam in der Tſchechei verſucht, das Deutſche ſyſtematiſch
zu unterdrücken; nein: einfach als nichtexiſtierend hinzuſtellen.
Und ſo hat man denn von keinem Ausländer konnte mit Fug
und Recht die Keuntnis der tſchechiſchen Sprache verlangt wer=
den
franzöſiſche Sprache als zweite Sprache gebraucht. Es
empfiehlt ſich, in Prag oder anderweit einen Schutzmann fran=
zöſiſch
anzureden. Der Gute, jeder franzöſiſchen Sprachkenntniſſe
bar, wird prompt auf deutſch antworten. . . So lenkt man denn
allmählich ein. Eine amüſante Kleinigkeit. In den Speiſewagen
cuich das iſt eine antideutſche Maßnahme, daß nicht, wie es
natürlich wäre, in der Tſchechei die Mitropa verkehrt, ſondern
die Compagnie Internationale des Wagon Lits et des Grands
Expres Europeens in den Speiſewagen dieſer langatmigen Ge=
ſellſchaft
befinden ſich diverſe Aufſchriften älteren und jüngeren
Datums. Die älteren tſchechiſch=franzöſiſch=deutſch; die neueren
tſchechiſch=deutſch und evtl. franzöſiſch. Das ſind Kleinigkeiten.
Aber nur, wenn dieſe Alltäglichkeiten ſich ändern, wenn ſich das
Nacürliche wieder ſeinen Platz erobert, wird an eine dauernde
friedliche Beziehung zwiſchen den Eeiden Staaten gedacht werden
können. Intereſſant iſt es z. B., daß in den Werkſchulen der
Rieſenſchuhſabrik Thomas Bata alle Lehrlinge Deutſch als
Pflichtfach haben, daß Bata ſeine ausländiſche Korreſpondenz
wovon ich mich ſelbſt überzeugen konnte zum großen Teil
auf deutſch führt. Eben einfach, weil deutſch für den Nahen
Oſten die Handelsſprache iſt. So iſt der Tſchechei auch nicht
möglich, ſich der wirtſchaftlichen Macht Deutſchlands zu entziehen.
Nicht nur, daß viele tſchechiſche Firmen in teillweiſe deutſchem
Beſitz ſind; daß vor allem die Sudetendeutſchen rund 60 v. H.
der geſamten tſchechiſchen Induſtrie in Händen haben wobei
ſich der Hundertſatz noch mehr zu ihren Gunſten verſchiebt, wenn
man die zwangsweiſe tſchechiſchen, halbſtaatlichen Betriebe der
Skodawerke in Abzug bringt. Sondern die Tſchechei iſt einer
der Houptabnehmer deutſcher Erzeugniſſe, ſteht an vierter Stelle
der deutſchen Exportſtatiſtik. Die Tſchechei, als das reichſte Ge=
biet
der alten Monarchie, ſowohl in landwirtſchaftlicher wie
auch induſtrieller Beziehung, iſt in ührer Geſamtheit ein Staat
mit aktiver Hamdelsbilanz und ein Induſtrieexportſtaat. In
ihrem Verhältis zu Deutſchland kehrt ſich das ins Gegenteil
um. Deutſchland exportiert in der Houptſache induſtrielle Fer=
tigfabrilate
nach der Tſchechei, bezieht von hier aus Rohpro=
dukte
oder vielfach Halbzeug, und zuugleich iſt Deutſchlands
Bilanz der Tſchechei gegenüber ſtark aktiv. Rechnet man noch die
Einkünfte der Zahlungsbilanz, die Deutſchland aus in der
Tſchechei angelegten Kapitalien hat, hinzu, ſo ergibt ſich, daß die
Tſchechei für Deutſchland eines der wichtigſten wirtſchaftlichen
Ueberſchuß=Gebiete iſt. Tſchechiſche Kapitalanlagen im Reich
(vor allem der erwähnte Th. Bata) ſpielen demgegenüber nur
eine vorläufig untergeordnete Rolle.
Die Tſchechoſlowakei hat in den jetzt 12 Jahren ihres Be=
ſtehens
eine beachtliche Wirtſchaft aufgebaut zum großen Teil
die Leiſtung der Sudetendeutſchen, die 25 v. H. der Bevölkerung
haben, 60 v. H. der Indurſtrie und vielleicht 5 v. H. des politi=
ſchen
Einfluſſes. Daß die Induſtrie der Tſchechei konburrenz=
fähig
iſt, hängt vor allem mit ihren ſehr niedrigen Löhnen zu=
ſammen
. Dieſe ſind denn auch die Urſache dafür, daß zahlreiche
deutſche Betriebe, teilweiſe ſchon zur Deflationszeit 1924, teil=
weiſe
aber noch heute in die Tſchechei überſiedeln. Zweifellos
ſind die Geſtehugskoſten hier niedriger Löhne und Steuern

aber auf der anderen Seite iſt ſowohl der output, die Quanti=
tät
, wie auch die Qualität der deutſchen unterlegen. Es gibt
außerordentlich intereſſante Vergleiche zwiſchen den Leiſtungen
der öffentlichen Einrichtungen wie Poſt und Bahn in Deutſch=
bad
ud der Tſchechei. Sie alle die hier nicht angeführt
werden können beweiſen, daß die Leiſtugen natürlich abſolut
geringer ſind, der Ueineren Volkszahl entſprechend, daß ſie aber
vor allem auch relativ viel geringer ſind und damit die Konkur=
renzkraft
eines induſtriellen Werkes aufs ſchwerſte beeinträch=
tigen
. Denn wenn ein Eiſenbahnvaggon von Brünn nach
Deutſchland beiſpielsweiſe 20 Tage braucht, ſtatt der vorgeſchrie=
benen
drei oder wier, ſo iſt das außerordentlich unangenehm für
den betreffenden Lieferanten. Intereſſant iſt z. B., daß der
tſchechiſche Zolltarif noch vollkommen (im Aufbau, nicht in den
abſoluten Zahlen) der des alten Oeſterreich iſt. Man hat ſeiner=
zeit
auf den deutſchſprachigen öſterreichiſchen Zolltarif einen
Stempel Ueberſetzung gedrückt und dann hinterher eine tſche=
chiſche
Urſchrift angefertigt. Damit baſta. Das, trotzdem natür=
lich
die veränderten wirtſchaftlichen Verhältniſſe und Zuſammen=
hänge
längſt einen vollkommen neudurchdachten Zolltarif erfor=
dert
hätten. Aber ſchließlich iſt Prag und Böhmen jahrhunderte=
lang
öſterreichiſch geweſen, und ganz ohne Einfluß iſt das öſter=
reichiſche
Syſtem auch hier nicht geblieben. Man macht willig.
das nach, was andere vorher getan haben.
Die Friedensverträge von St. Germann und Trianon, denen
die Tſchechoſlowakei ihre Entſtehung verdankt (der Wilſonbahn=
hof
in Prag mit der Statue Wilſons vor ſeinem Ausgang er=
innert
daran), haben die alten wirtſchaftlichen Beziehungen der
k. u. k. Monarchie zerriſſen. Der tſchechiſche Induſtrielle, der bis
dahin mit dem Wiener Großhändler und dem Trieſter Reeder
zuſcmmengearbeitet hat, war durch die Politik des Hradſchin von

dieſen abgeſchnitten worden. Dr. Beneſch hat die Politik der
Abſperrung zunächſt weiter durchgeführt, aus rein politiſchen
Motiven, aus Angſt wie man wohl ſagen darf vor Ungarn
vor allem, und vor Oeſterreich. Aber auch mit Polen mit dem
man ja eigentlich wegen der Gegend von Teſchen im Streit liegt
und Südſlawien konnte keine Einigung erzielt werden. So
mußte ſich die tſchechiſche Induſtrie notgedrungen der deutſchen
Hilfe bedienen. Mam kann es ruhig ſagen: ein Haupterfolg der
Politik Dr. Beneſchs iſt die Tatſache, daß der größte Teil des
tſchechiſchen Handels heute über Berlin und Hamburg läuft. Erſt
in jüngſter Zeit Agrarkonferenz von Sinaia, Dowaukonföde=
rationsprojekte
Beneſchs will man die alten Zuſammenhänge
ingendwie wieder herſtellen. Wem dieſe Bemühungen auch ein
Beweis dafür ſind, daß die alte öſterreichiſch=ungariſche Donau=
monarchie
trotz ihrer Fehler ein ſo unſinniges Gebülde, wie man
es gerne zu ſagen beliebt, nicht geweſen iſt, ſo iſt doch auf der
anderen Seite kaum damit zu rechnen, daß die Pläne bald ver=
wirklicht
werden und damit dem deutſchen Exporteur ernſthaft
Abbruch tun.
Die volllich=politiſche Geſpanntheit zwiſchen Tſchechen und
Deutſchen machſt langſam auch auf tſchechiſcher Seite einer ver=
nunftgemäßen
Beurteilung der tatſächlichen Sachlage Platz (viele
und ſchwere Rückfälle in die Politik der erſten Nachkriegsjahre
zugegeben). Wirtſchaftlich bedeutet die Tſchechoſlowakei für
Deutſchland ein Aktivum, das nicht zu unterſchätzen iſt. Darüber
hinaus ſſt die Tſchechei das Verbindungsglied zum Balkan, zu
den Nachfolgeſtaaten der alten Donqumonarchie. Wenn auch ein
Mitteleuropa im Sinne Friedrich Nauanns nicht in abſeh=
baren
Jahrzehnten in Frage kommt, ſo iſt doch der Nahe Oſten
für die deutſche politiſche und wirtſchaftliche Stellung von ſo gro=
ßer
Bedeutung, daß eine genque und ſorgſame Beobachtung der
ſich auf dem Viereck Prag-Belgrad-BukareſtWarſchau ab=
ſpielenden
Vorgänge für Deutſchland nur lohnend ſeim kann.
Deutſchland am nächſten gelegen und damit der Ausgamgspunkt
für eine die Nachfolgeſtaaten einbegreifenden Wirtſchafts= und
Sſtaatspolitik iſt und daraus erklärt ſich ihre beſondere Wich=
tigkeit
Prag und die tſchechoſlowakiſche Republik.

Kaiſerkrönung in Abeſſinien.
Von Dr. med. Steinkühler,
ehem. Leibarzt des Negus Menelik.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
Addis Abeba, Ende Auguſt 1930.
Nach dem Tode der Kaiſerin Saoditu ſowie nach der
Beſeitigung aller noch etwa in Frage kommenden Kronpräten=
denten
war für den bisherigen Prinzgemahl und Regenten Ras
Tafari, der ſchon ſeit langen Jahren der eigentliche Inhaber der
kaiſerlichen Macht geweſen, der Weg zum Throne frei
geworden. Wie zu erwarten war, ſind weitere Streitig=
keiten
um die Nachfolge der Kaiſerin nicht mehr
entſtanden, und Ras Tafari konnte als Kaiſer Hayle Selaſſi I.
den Thron beſteigen.
Die Thronbeſteigung hat ſich in aller Ordnung vollzogen,
und Tafaris Machtſtellung ſtößt heute auf keinen Widerſpruch
mehr. Aus allen Teilen des Reiches ſind die Stammes=Könige
und Gouverneure zur Hauptſtadt geeilt, um die Oberherrſchaft
des neuen Kaiſers anzuerkennen und ihm zu huldigen. Ein
mächtiger Stammesfürſt aus dem Norden, der immer
als zweifelhaft galt, und während der Feldzüge gegen den auf=
ſtändigen
Ras=Gukſa abwartend beiſeite ſtand, hat es vorge=
zogen
, innerhalb zweier Wochen nach dem Siege des Negus und
dem Tode der Kaiſerin in der Hauptſtadt zu erſcheinen und ſich
der Regierung zur Verfügung zu ſtellen. Der
Kaiſer iſt mit Arbeiten überlaſtet. Dringende Re=
gierungsfragen
, Ernennungen, die Neuordnung aller Dinge be=
treffende
Beratungen und Entſchließungen beſchäftigen ihn vom
frühen Morgen bis oft tief in die Nacht.
Der ehemalige Finanzminiſter Meneliks iſt zum
Dank für ſeine Erfolge gegen Ras=Gukſa zum Kriegsmini=
ſter
ernannt worden. Dieſer einflußreichſte Miniſterpoſten iſt
alſo, dem ehemaligen einflußreichſten Parteigänger der Alt=
Kaiſerin Taitu übergeben, auch wieder ein Zeichen, daß von
dieſer Seite keine Gegnerſchaft zu befürchten iſt.
Des Kaiſers regſtes Intereſſe nehmen die Schulfragen
in Anſpruch. Er hat ſich Lehrer aus dem Auslande
kommen laſſen und läßt die Geſchichte des Landes für die Schule
ausarbeiten. Die ganze Erziehung der Jugend iſt auf vater=
ländiſche
Geſchichte und nationales Selbſtbe=
wußtſein
eingeſtellt. So hofft er ſie vorzubilden, daß ſie ihm
bald als zuverläſſiges und reifes Beamtentum in
der Verwaltung des Landes und Hebung ſeiner Kultur und ſei=
ner
mannigfachen Hilfskräfte zur Seite ſtehen kann.
Ueberall in Addis Abeba wird raſtlos gearbeitet, um alle die
Bauten, Straßen und ſonſtige Sachen noch bis zur Krönung,
die auf den 2. November feſtgeſetzt iſt, fertig zu ſtellen.
16 Staaten haben ihr Erſcheinen bis jetzt zugeſagt, und über
60 Vertreter fremder Mächte werden erwartet.
Cook hat angefragt, ob in den Hotels Platz für 3000 Ameri=
kaner
ſei. Bis jetzt reicht der Platz aber höchſtens für 100 bis
120 Perſonen, und deshalb wird Cook wohl Zelte mitbrin=
gen
müſſen, wenn er ſeine Rieſenkarawanen unterbringen
will. Für die hohen Gäſte werden in aller Eile Villen und
Pavillons gebaut, die größeren Gebäude werden ebenfalls für
ſie hergerichtet.
Man kann ſich in eine große europäiſche Stadt
verſetzt denken. Ueberall ſind die Straßen aufgeriſſen, die
Brücken werden erweitert, und zehn Straßenwalzen ſind vom
frühen Morgen bis abends um neun Uhr tätig, um die neue
Beſchotterung zu walzen. Sobald der beſtellte Aſphalt angekom=
men
iſt, werden die Straßen aſphaltiert und dem Verkehr über=
geben
.
Ein Waſſerwerk iſt in Angriff genommen worden, um die
Stadt mit einwandfreiem Trinkwaſſer zu verſorgen. Ganz
Addis Abeba ſoll elektriſche Beleuchtung erhalten, die
Maſten ſtehen ſchon in den Straßen. Alle alten Spelunken und
verfallenen Baracken in den Hauptſtraßen werden beſeitigt, und
mit Hilfe der Regierung werden beſtimmte aber verſchiedene
Häuſertypen gebaut. Die Zeichnungen hierzu werden geliefert
und die Arbeiten überwacht. Da die Regenzeit vor der
Tür ſteht, arbeitet alles mit fieberhafter Eile, der Kaiſer über=
wacht
mit eigenen Augen den Fortſchritt der Arbeit.

Um das Mauſoleum Meneliks, das von einem
Deutſchen erbaut iſt, werden Anlagen geſchaffen ſowie ein
großer Park, auch ſoll ein Denkmal dieſes bedeutendſten Herr=
ſchers
Abeſſiniens vor der Georgi=Kirche aufgeſ.ellt werden.
Die Statue iſt bereits aus Paris angekommen.
Addis Abeba wird mit einem Schlage, wenigſtens in den
Hauptgeſchäfts= und Verkehrsſtraßen, eine moderne europäiſche
Stadt. Aber auch hier wird nur mit Waſſer gekocht, denn es
fehlt zunächſt noch an dem nötigen Geld. Wenn auch die ange=
forderten
Summen bewilligt werden und das nötige Material
z. T. ſchon vorhanden iſt, ſo macht doch die Beſchaffung
der Mittel, wie auf der ganzen Welt, auch hier Kopfzer=
brechen
. In einem ſelbſtherrlich regierten Staate hindert das
aber nicht den Weitergang der Arbeit. Es muß zunächſt gear=
beitet
werden, die Bezahlung kommt wenn auch
ſpäter. Iſchi Naga ja morgen iſt der kennzeichnende
Wahlſpruch dieſes Landes, heute noch wie ehedem. Dabei fällt
der Taler entſprechend der Silberwährung
dauernd, und die Gehälter beſitzen nur die Hälfte des Wertes,
den ſie vor einem Jahre hatten. Man ſpricht davon, die Gold=
währung
einzuführen. Das Volk fügt ſich den Er=
eigniſſen
, wie einſt unter der Regierung des Kaiſers Menelik,
ohne den geringſten Widerſpruch.
Nur von den Grenzen hört man, daß die Engländer
und die Italiener wieder im Trüben fiſchen wollen und
ganz ſtill, aber unaufhörlich ihre Grenzen vorrücken, ihre Poſten
vorſchieben.

Geſchäftliches.

In wirtſchaftlich ſchwerer Zeit muß die Hausfrau beim Einkauf für
die Küche doppelt darauf achten, daß ſie nur gute Ware erhält. Daß ſie
dabei in erſter Linie auch die altbewährten Maggi=Erzeugniſſe (Würze,
Suppen und Fleiſchbrühwürfel) bevorzugt, iſt nicht zu verwundern,
denn Maggi’s Erzeugniſſe haben ſich allzeit als treue Helfer erwieſen.
Wer ſie verwendet, ſpart Geld, Zeit und Arbeit.
Lotterieglück! Nächſten Mittwoch, 24. September, findet die Ziehung
der Deutſchen Kunſtausſtellungs=Geldlotterie ſtatt. 18 000 Mark kommen
zur Ausſpielung, dabei ein Höchſtgewinn mit 10 000 Mark. Die letzten
Loſe zu 1 Mark ſind noch in den durch Plakate kenntlichen Verkaufs=
ſtellen
zu haben. Generalvertrieb für Heſſen A. Dinkelmann.
Worms. Poſtſcheckkonto, Frankfurt a. M. 15194.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Donnerstag, 18. September.
8.00: Bad Salzſchlirf: Konzert des Kurorcheſters.
15.00: Jugendſtunde.
16.00: Konzert. Ausf.: Das Amar=Quartett.
17.5o: Wanderratsſchläge des Taunusklubs.
18.05: Zeitfragen.
18.35: Dr. Ting: Das moderne China.
19.05: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.30: Stuttgart: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.
21.00: Stuttgart: Heimkehr: Hörſpiel von Eberhard Moes und
Otto Rombach.
22.00: Stuttgart: Klavierkonzert.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 18. September.
10.00: Schulfunk. Studienrat Dr. Noelle: Von beweglichen Pflanzen.
10.35: Mitteilungen des Verbandes der Preuß. Landgemeinden.
14.30: Jugendſtunde: Dr. Carl Hagemann: Reiſen und Abenteuer:
Von Leoparden, Schlangen und Kamelen.
15.00: Stud.=Rat Dipl.=Ing. Hüller: Wie entſteht eine Zeitung?
15.45: Frauenſtunde: Dr. Gerta Wendelmuth: Obſt und Gemüſe
im Tagesſpeiſezettel.
16.00: Stud.=Rat Dr. Hilpert: Künſterziehung im Unterricht der
höheren Schule.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Alexander Knoll: Das Myſterium der Straße.
18.00: Pfarrer Petri: Deutſches Leben in Bukareſt.
18.30: Poſtrat Dr. Vocke: Das amtliche Fernſprechbuch.
19.00: Spaniſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Ober=Landw.=Rat Gußmann: Die Schafweide.
20.02: Wovon man ſpricht.
20.30: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.
21.00: Stuttgart: Heimkehr, Hörſpiel von Eberhard Moes und
Otto Rombach.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle Gerhard Hoffmann.

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[ ][  ][ ]

Seite 8

Nummer 258

Donnerstag, den 18. September 1930

Raubmord in Frankfurk a. M.
Frankfurt a. M. Gegen 20 Uhr wurde
die 61jährige Witwe Eliſabeth Schreyer, geb.
Bullmann, in ihrer Wohnung, Maulbeerſtraße 7,
Parterre, tot aufgefunden. Die Leiche wies
Würgemale am Halſe auf, das Geſicht zeigte
Kratzſpuren. Die Beine waren mit Bindfaden
gefeſſelt; es hat vermutlich ein Kampf mit dem
Täter ſtattgefunden. Da ſämtliche Schränke und
Behältniſſe durchwühlt ſind, dürfte es ſich um
einen Raubmord handeln. Frau Schreyer iſt
gegen 3 Uhr nachmittags noch geſehen worden.
Zu dem Mord in der Maulbeerſtraße wer=
den
noch folgende Einzelheiten gemeldet: Die
Kriminalpolizei war mit ziemlich großem Auf=
gebot
faſt die ganze Nacht am Tatort beſchäftigt.
Vor allem ſuchten die Beamten des Erkennungs=
dienſtes
nach brauchbaren Tatortſpuren. Die
Unterſuchung dehnte ſich auch noch auf den Mitt=
woch
vormittag aus, ohne bisher nennenswerte
Ergebniſſe gezeitigt zu haben. Der Täter hat
hier, im Gegenſatz zu den beiden letzten großen
Mordfällen in Frankfurt, keine ſichtbaren Spuren
zurückgelaſſen, die direkt auf ſeine Perſon hin=
weiſen
. Da die Witwe Schreyer außerordentlich
zurückgezogen lebte und durchaus nicht in dem
Rufe ſtand, über große Mittel oder Wertgegen=
ſtände
, die einen Räuber reizen konnten, zu ver=
fügen
, ſo vertritt die Polizei die Anſicht, daß
hier kein vorbedachtes Verbrechen in Frage
kommt, ſondern daß es ſich um ein Gelegenheits=
verbrechen
handelt. Vielleicht hat der Täter
betteln wollen und im Aerger über eine Ab=
weiſung
die Tat begangen. Die Kriminalpolizei
iſt damit beſchäftigt, vor allem die verſchiedenen
Zeugen zu verhören, und hier zeigt ſich wieder
das gewohnte Bild, daß viele Leute etwas ge=
ſehen
haben wollen, was mit der Tat möglicher=
weiſe
zuſammenhängen kann. Ein Anwohner
will kurz nach 3 Uhr ein Individuum geſehen
haben, das bettelnd einige Häuſer an der Tat=
ſtelle
aufſuchte. Auch ein Straßenſänger iſt ver=
dächtigt
worden, obwohl kaum anzunehmen iſt,
daß ausgerechnet ein Sänger, der die Aufmerk=
ſamkeit
auf ſich lenkt, als Täter in Frage kommt,
Ein anderer Zeuge behauptet, daß Frau Schreyer
einen Hund beſeſſen habe, der ſeltſamerweiſe
vorgeſtern abend nicht mehr aufzufinden war.
Von dem Täter fehlt, wie geſagt, noch jede Spur.
Das Einzige, was einigermaßen als erwieſen
gelten kann, iſt die Zeit der Tat, zwiſchen 3 und
4 Uhr.

Einweihung des neuen Staatlichen Lyzeums
in Kaſſel.
Kaſſel. In Gegenwart des preußiſchen
Kultusminiſters Dr. Grimme wurde geſtern vor=
mittag
das von Stadtbaumeiſter Teſſenow er=
baute
Staatliche Lyzeum eingeweiht und zu=
gleich
dem Staat übergeben.
Eine Fabrik niedergebrannt.
Eſchwege. Von einem verheerenden Groß=
feuer
wurde Eſchwege in der vorletzten Nacht
betroffen. Die Fabrikgebäude der ſeit 150 Jahren
beſtehenden Firma Johs, Döhle, in der Brücken=
ſtraße
, wurden bis auf die Grundmauern ein=
geäſchert
. Die Flammen griffen auch auf die
angrenzenden Grundſtücke der Sohlleder= und
Leimfabrik von Chr. Döhle über und legte dort
die Scheune und Stallungen in Aſche. Die
Feuerwehr bekämpfte mit elf Schlauchleitungen
und einer Motorſpritze den Brand. Nach drei=
ſtündiger
Tätigkeit konnte das Feuer auf ſeinen
Herd beſchränkt werden. Die Entſtehungsurſache
iſt noch nicht geklärt. Vermutlich iſt das Feuer
in dem Lohmühlenraum der Firma Johs. Döhle
ausgebrochen. Der Schaden iſt ſehr groß. Die
Fabrik war gut beſchäftigt; noch in letzter Zeit
hatte ſie größere Aufträge erhalten. Der Be=
trieb
iſt vollſtändig ſtillgelegt.

Achtet auf eure Kinder!
Herborn. In Werdorf ſpielte das drei=
jährige
Töchterchen der Familie Otto Schneider
in der elterlichen Küche und ſtieß dabei einen
Eimer mit kochendem Waſſer um. Das Kind
wurde dabei ſo ſchwer verbrüht, daß es ſtarb.
Zwei Kinder in einem Baggerloch ertrunken.
Oberhauſen. In den ſpäten Nachmit=
tagsſtunden
ſpielten mehrere Kinder auf dem
Eiſenbahngelände des Bahnhofes Oberhauſen=
Weſt. Hierbei gerieten vier von ihnen in ein am
Bahndamm angrenzendes, drei Meter tiefes
Baggerloch. Einem Mann gelang es, zwei Kin=
der
aus dem Baggerloch zu retten. Zwei Kin=
der
brachen jedoch durch die auf dem Waſſer
lagernde Schlammſchicht ein und gingen unter.
Die Feuerwehr konnte die Kinder bis jetzt nicht
hergen.

Helbſtmord der Schauſpielerin
Margarekhe Köppke.

Margarethe Köppke,
die junge begabte Schauſpielerin, die ſeit meh=
reren
Jahren mit größtem Erfolg an erſten
Wiener und Berliner Bühnen ſpielte, hat ſich in
Wien mit Gas vergiftet.

Das vollkommen zertrümmerte Auto an der Bahnſtrecke bei Berlin=Roſenthal.
Wieder iſt ein Autofahrer das Opfer eines ſchrankenloſen Bahnüberganges geworden. Der Wagen
kreuzte die Eiſenbahnſtrecke bei Berlin=Roſenthal, wurde vom herannahenden Zuge ergriffen und
90 Meter mitgeſchleift. Das Auto wurde völlig zertrümmert, der Führer ſofort getötet.

Erſtes Originalbild vom Semmering=Rennen 1930.

Caracciola, der Sieger der Tourenklaſſe, beim Nehmen einer Kurve.
Der deutſche Meiſterfahrer Rudolf Caracciola ſiegte bei dem 18. Semmering=Rennen in der Sport=
wagen
=Klaſſe auf Mercedes=Benz mit 6:35. Die deutſche Marke Mercedes=Benz hat von den 18
Semmering=Rennen nicht weniger als 14 gewonnen.

Wieder ein Opfer der ſchrankenloſen Bahnübergänge.

engands Aoße seier Jum Too. Geottstag der Ehendagn.

Wie ein Bild aus alter Zeit. Aber am Führerſtand der 100jährigen kleinen Lokomotive ſteht
ein berühmter Heutiger: General Dawes, Amerikas Botſchafter in England.
In Liverpool wurde der 100. Jahrestag der Eröffnung des erſten Eiſenbahnverkehrs von Liverpool
nach Mancheſter mit großen Feſtlichkeiten begangen. Alle an der Feier teilnehmenden Damen waren
im Stile jener Zeit gekleidet. Auf der hiſtoriſchen Northumbrian, der erſten Lokomotive, die
die Strecke befuhr und die man zu dieſem Tage aus dem Muſeum geholt hatte, ſtand General
Dawes, der amerikaniſche Botſchafter in England.

Was alles geſtohlen wird.
Köln. In der Friedenskirche in Köln= Mül=
heim
wurden nachts von Dieben 719 Orgelpfei=
fen
von der Orgel abmontiert und mitgenom=
men
. Die Pfeifen wiegen 2,5 Zentner und haben
einen Wert von 2600 Mark.
Ein Gepäckmeiſter als Rauſchgiftſchmuggler.
Berlin. Detektive des Schatzamts verhaf=
teten
, wie dem T. aus New York gemeldet
wird, in Zuſammenarbeit mit dem Kapitän des
Norddeutſchen Lloyd=Dampfers Europa. Co=
modore
Johnſon, den Hilfsgepäckmeiſter Karl
Schoch vom Norddeutſchen Lloyd bei dem Ver=
ſuch
, Morphin im Werte von 20 000 Dollar nach
New York einzuſchmuggeln. Der Kapitän hatte
während der Reiſe Kenntnis davon erhalten,
daß Koffer mit Morphin an Bord ſeien. Er
unterrichtete durch Radio die New Yorker Zoll=

behörden, die Extrawachen aufſtellten. Tatſäch=
lich
wurden die Koffer eine Stunde nach Lan=
dung
der Europa auch durch Matroſen von
Bord gebracht. Die Zollbehörden hoffen, einen
großen Schmugglerring gefaßt zu haben.
Exploſion in einer Aſphaltfabrik.
Berlin. In der Aſphaltfabrik von Schlie=
mann
, in Rudow bei Berlin, explodierte geſtern
früh aus noch nicht geklärter Urſache ein Benzol=
lager
. 10 000 Liter Benzol ſtanden in wenigen
Sekunden in hellen Flammen. Die weithin hör=
bare
Detonation lockte Hunderte von Neugie=
rigen
herbei. Die Feuerwehr, die mit zehn
Zügen anrückte, bekämpfte den Brand mit neun
Schlauchleitungen und zwei Schaumlöſchgeräten.
Kurz vor 9.30 Uhr gelang es, den Brand zu
löſchen. Nach den bisherigen Feſtſtellungen
ſcheinen Menſchenleben nicht zu beklagen zu ſein.
Ein Arbeiter wurde verletzt.

Großangelegte Fahrkarkenfälſchungen
aufgedeckk.
Berlin. Nachdem die Ueberwachungsabtei=
lung
der Reichsbahndirektion Berlin vor einiger
Zeit einen Ingenieur in Hamburg überführen
konnte, für eine Bekannte aus Oſtpreußen eine
Fahrkarte von Berlin nach Königsberg in
Preußen gefälſcht zu haben, iſt es der Ueber=
wachungsabteilung
nach längerer Beobachtung
jetzt gelungen, einen Ingenieur in Berlin auf
friſcher Tat dingfeſt zu machen, als er mit ge=
fälſchten
Fahrkarten eine Reiſe nach Weſtdeutſch=
land
angetreten hatte. Eine Hausſuchung för=
derte
umfangreiches Belaſtungsmaterial zutage,
das nicht nur auf großangelegte Fahrkartenfäl=
ſchungen
, ſondern auch auf Urkundenfälſchungen
anderer Art hindeutete. Der Täter und einer
ſeiner Helfer wurden dem Unterſuchungsrichter
vorgeführt. Gleichzeitig konnte auf dem Bahn=
hof
Schmargendorf ein junger Mann dingfeſt
gemacht werden, der fortgeſetzt mit eigens für
dieſen Zweck vorbereiteten Metallſtückchen einem
Automaten Fahrkarten entnommen hatte.

Umfangreicher Kaviarſchmuggel.
Berlin. Der Zollfahndungsſtelle Berlin
und der Zollbehörde in Warnemünde iſt es ge=
lungen
, zwei Männer feſtzunehmen, die ſeit
langer Zeit einen außerordentlich großen
Schmuggel mit Kaviar betrieben haben. Vor
ca. 14 Tagen entdeckten nach einer Meldung
Berliner Blätter Beamte in einem Kühl=
haus
in der Nähe des Alexanderplatzes 400 Pfd.
Kaviar, die ſich als unverzollt herausſtellten.
Der Beſitzer dieſes Hauſes, der Kaufmann
Steinfeld, erklärte der Polizei, daß die Ware
von einem Dänen, deſſen Name ihm nicht be=
kannt
ſei, bei ihm untergeſtellt war. Sofort
wurden die Nachforſchungen nach dem Unbekann=
ten
aufgenommen. Den Zollbeamten in Warne=
münde
war ſeit langem ein Auto aufgefallen,
das mehrere Male im Monat die däniſche
Grenze paſſierte. Jede Durchſuchung des Wa=
gens
, der dem däniſchen Kaufmann Adolf Pe=
terſen
gehört, verlief negativ. Endlich kam man
jetzt hinter das Geheimnis des Autos. Die Hin=
terwand
des Fahrzeuges konnte geöffnet werden,
und man fand darin nicht weniger als 63 Doſen
Kaviar. Es ſtellte ſich heraus, daß dieſer Kaviar=
ſchmuggel
ſeit etwa drei Jahren von Peterſen
und Steinfeld erfolgreich betrieben wurde. Die
beiden Kaufleute ſind dem Richter vorgeführt
worden.
Schwerer Unfall bei den Reichswehrmanövern.
Berlin. Wie die Abendblätter melden, ge=
riet
bei den Reichswehrmanövern in Unter=
franken
ein mit Soldaten beſetzter Laſtkraft=
wagen
in einer Kurve bei Dörflis ins Schleu=
dern
und ſtürzte in den Straßengraben. Dabei
wurde der Obergefreite Holz von der erſten
Kompagnie des Infanterie=Regiments 17 aus
Braunſchweig getötet, während drei weitere
Reichswehrſoldaten Verletzungen erlitten.
Eine weitere Charter=Fahrt des Zeppelin.
Friedrichshafen. Der vom Bayeri=
ſchen
Automobilklub gecharterte Graf Zeppe=
lin
iſt geſtern morgen um 7.55 Uhr aufge=
ſtiegen
. An Bord befanden ſich 33 Paſſagiere.
Die Führung des Schiffes hatte Dr. Eckener
übernommen. Die vorausſichtliche Fahrtroute
führt über die Schweiz und Oeſterreich nach
München.
Ein ruſſiſcher Marinekutter bei Sebaſtopol
untergegangen.
Kowno. Wie aus Moskau gemeldet wird,
iſt ein Kutter der ruſſiſchen Schwarzmeerflotte
mit ſechs Matroſen während eines ſchweren
Sturmes umgeſchlagen und geſunken. Die ge=
ſamte
Beſatzung iſt ertrunken.
Beulenpeſt in der Nordmandſchurei.
Peking. In der Nordmandſchurei iſt die
Beulenpeſt ausgebrochen. Bis jetzt ſind 64 Todes=
opfer
zu verzeichnen.
Fünfzehn Verletzte bei einem Eiſenbahnunfall
im Antwerpener Zentralbahnhof.
Antwerpen. Ein von Esſchen kommen=
der
Zug fuhr bei der Einfahrt in den Antwer=
pener
Zentralbahnhof infolge Verſagens der
Bremsvorrichtung auf den Prellbock auf. Fünf=
zehn
Reiſende wurden verletzt. Sechs von ihnen
mußten in ein Krankenhaus gebracht werden.
Gefängnisrevolte in Baltimore.
New York. Im Gefängnis in Baltimore
haben die Gefangenen revoltiert und die Wäre
ter überwältigt. Zweihundert Polizeibeamte
umſtellten die Anſtalt und verhinderten ein
Entweichen der Sträflinge. Mehrere Perſonen
wurden verletzt.
Verlobung im Hauſe Macdonalds.

Miß Joan Macdonald und ihr Verlobter.

weite Tochter des engliſchen Miniſterpräſi=
Macdonald. Miß Joan Macdonald, hat

[ ][  ][ ]

Nummer 258

Donnerstag, den 18. September 1930

Sport, Spiel und Turnen.
Handball im Odenwald=Gau der 2.T.
der handoant-Landerramngfinsaräftder
Meiſterklaſſe: Erbach 2.König 1 9:5 Groß= Um=
ſtadt
2.Groß=Zimmern 1. 0:10. Nieder=Klingen 1.Michel=
Die deutſche Nakionalmannſchaft.
ſtadt 1. 1:1. A=Klaſſe Nord: Groß=Bieberau 1.Klein=
Umſtadt 1. 2:2. Lengfeld 1.Hergershauſen 1. 6:5. Gundernhau=
Die ſeitherigen Länderſpiele gegen Oeſterreich haben gezeigt, ſen 1.Sickenhofen 1. 4:4. 4, Klaſſe Süd‟: Höchſt 1.
daß der Handball den man dort ſpielt, an Güte durchaus dem Steinbuch 1 0:1. Zell 1.-König 2. 4:1. B=Klaſſe, Gr. 1:
deutſchen Handballſport ebenbürtig iſt. Wohl hat die deutſche HainſtadtWald=Amorbach 2:0. M.=GrumbachSteinbach 5:3.
Länderelf von den bisher ausgetragenen Kämpfen die Mehrzahl Gr. 2: Klein=Zimmern 1.Klein=Umſtadt 2 8:1 Schaafheim 1.
zu ihren Gunſten entſcheiden können. Die Tatſache jedoch, daß Heubach 1. 11. Gr. 3: Groß=Zimmern 2Habitzheim 1. 3:0.
die bisherigen Spiele nahezu ausnahmslos nur ganz knapp zu= Groß=Bieberau 2.Althein 1. 3:6. L=Klaſſe, Gr. 1: Er=
gunſten
der Deutſchen ausgingen, und daß ſogar auf deutſchem bach 3.König 3. 5:1. Zell 2.Momart 2. 33. Gr. 2: Richen 2.
Boden von Deutſchland einmal eine ſehr empfindliche Niederlage Lengfeld 2. 1:0. Gr. 3: Schaafheim 2.Langſtadt 2. 0:4. Gun=
hingenommen
werden mußte gab dem Spielausſchuß der Deut= dernhauſen 2.Schlierbach 1. 6:3
ſchen Sportbehörde Veranlaſſung, ſich zu bemühen, die wirklich ſpiele: Nieder=Klingen Jgd.Reinheim 2. 3:5. Spach=
ſtärkſte
Elf herauszuſtellen. Dieſe Veranlaſſung war um ſo mehr brücken 1.Altheim 2 5:4.
gegeben, als ja auch der gegneriſche Verband alles aufgeboten
Es gilt, einen allgemeinen Mißſtand zu bekämpfen, der
hat, ſeine wirklich ſtärkſte Vertretung nach Darmſtadt zu bringen, dem Buchſtaben nach zuläſſig iſt, ſich aber mit dem inneren Weſen
Die Reſultate aus den Spielen zwiſchen deutſchen und öſterreichi= der D.T. nicht verträgt. Bei Beginn der Pflichtſpiele, werden
ſchen Vereinsmannſchaften aus dem letzten Jahre haben überdies Lielerorts Mannſchaften geſtellt, die durch Einſtellen von
gezeigt, daß in Oeſterreich eine weitere Hebung der Spielſtärke
Spielern aus anderen Mannſchaften ihre Schlagkraft ganz
zu verzeichnen iſt; wir erinnern z. B. daran, daß an Pfingſten
weſentlich verſtärkt haben. In 2. Mannſchaften ſtellt man die
dieſes Jahres unſer einheimiſcher Süddeutſcher Meiſter die Ueber=
Kanonen der 1. Mannſchaft. Auf dieſe Weiſe ſichert man ſich
legenheit des öſterreichiſchen Meiſters glatt anerkennen mußte.
Punkte. Mögen ſolche Grundſätze auch anderswo gelten, in der
D.T. haben ſie keinen Platz. Wir wollen in der D.T. die Jagd
Man muß ohne weiteres zugeben, daß dem deutſchen Spiel= nach den Punkten nicht über alles ſtellen, ſondern immer noch un=
ausſchuß
die Auswahl der beſten Vertretung gelungen iſt Wohl ſere idealen Ziele hochhalten, und eines davon lautet: Stärkung
hätte man ſich hier in Darmſtadt eine ſtärkere Berückſichtigung der ſittlichen Kräfte. Ein zweiter Uebelſtand ſei gleich mit=
unſerer
guten einheimiſchen Kräfte gewünſcht; wie die Dinge nun erwähnt: Es mehren ſich die Klagen über das Verhalten der Zu=
einmal
liegen, muß man aber einräumen, daß die ſtärkſten Kräfte ſchauer. Der letzte Spielſonntag ſcheint ganz beſondere Blüten
des deutſchen Meiſters Polizeiſportverein Berlin auf jeden Fall getrieben zu haben. Wir weiſen die Verantwortlichen darauf hin,
in die deutſche Länderelf gehören, da ſie bisher ſtets und ſtändig, daß Gehäſſigkeiten und Beſchimpfungen zu unterbinden ſind. Die
ſich gegenüber allen anderen deutſchen Spielern ausgezeichnet Folgen ſind in der Kreisſpielverordnung nachzuleſen.
haben. Dies gilt in erſter Linie von Chuchra, dem Torwäch=
Während Königs 1. mit Erſatz für ſeinen Mittelläufer an=
ter
der Mannſchaft, der bei dem letzten in Darmſtadt ausgetra= treten mußte konnte Erbach eine verſtärkte Mannſchaft ins Feld
genen Repräſentativſpiel SüddeutſchlandBrandenburg im Tor ſtellen und obiges Ergebnis erzielen. Der Kampf in Nieder= Klin=
der
Berliner Leiſtungen vollbrachte, die ohne weiteres als einzig= gen iſt hart und ſtellt ein unſchönes Ringen um die Punkte dar.
artig bezeichnet werden müſſen. Daß ein beſſerer Torwächter in= Groß=Zimmern ſpielt jederzeit überlegen, Groß=Umſtadt verfehlt
nerhalb unſeres Verbandsgebietes nicht vorhanden iſt, wird wohl zwei ſichere Torgelegenheiten. Klein=Umſtadts 1. und Königs 2.
nirgends angezweifelt. Die rechte Deckungsſeite iſt ebenfalls dem ſind Spielweiſen anzuraten, die ſich freihalten von lauten und
Polizeiſportverein entnommen, ebenſo wie der Rechtsverbinder unſchönen Zurufen und Gezänk. In Lengfeld klappte das Antre=
und der Mittelſtürmer. Gerloff, Köbcke, Hinze und ten nicht, was Punktverluſt für die ſchuldige Mannſchaft nach ſich
Wolff ſind ſämtlich in Darmſtadt bekannt, Sie ſind ausgezeich= zieht. Gundernhauſen ſchlägt ſich in unſerem Gauverband recht
nete Cpieler, auf die immer Verlaß iſt und die mit aller Be= gut. Steinbuchs Tormann entſcheidet das harte Spiel für ſeine
ſtimmt eit ſich der internationalen Ehren würdig erweiſen wer= Mannſchaft. Wald=Amorbach muß ſich ein zweckmäßigeres Stür=
den
. Dieſen fünf Leuten des Polizeiſportvereins Berlin geſellen merſpiel angewöhnen. Bei Habitzheim muß die Hintermannſchaft
ſich weitere vier Berliner zu. Die markanteſte Figur unter dieſen ſchlagkräftiger werden. Turneriſch und in feiner Art wird das
iſt der Siemensmann Kaundinya, der Halblinks ſpielen wird. Spiel Groß=Bieberau 2Altheim 1. durchgeführt. Recht ſo!
Ueber ihn viele Worte zu verlieren, dürfte ſich erübrigen; es iſt
Kommenden Sonntag ſpielen; Meiſterklaſſe;
der idealſte Aufbauſtürmer, den man ſich denken kann, ein Ta= König 1.Nieder=Klingen 3.15 Uhr: Groß=ZimmernErbach 2.,
lent in jeder Beziehung. Zabel auf Rechtsaußen ſteht ihm nicht 3 Uhr. 4=Klaſſe Nord; Klein=Ulmſtadt 1Lengfeld 1.
viel nach, wie ja beide überhaupt als die beſten deutſchen Stür= 3.30 Uhr; Gundernhauſen 1.Groß=Bieberau 1., 3 Uhr; Hergers=
mer
gelten. Der Spandauer Poliziſt Schönwieſt und Schle= hauſen 1.Richen 1. 4=Klaſſe Süd: König 2Höchſt,
1.45 Uhr: Steinbuch 1.Zell 1., 3.30 Uhr: Kirch=Brombach 1.
gel vervollſtändigen mit Köbcke die Läuferreihe. Wohl ſind
Momart 1. 3.30 Uhr. B=Klaſſe, Gr. 1: Hainſtadt 1. Müm=
beide
in Darmſtadt weniger bekannt, doch weiß man, daß ſie zur
ling=Grumbach 1., 3 Uhr; Steinbach 1.Wald=Amorbach 1., 3 Uhr;
ſtändigen Vertretung der Brandenburger Elf gehören, ſo daß ſie
Gr. 2: Klein=Umſtadt 2.Schaafheim 1., 2 Uhr. Gr. 3: Rein=
den
großen Vorteil von vornherein für ſich haben, mit ſämtlichen heim 1.Groß=Bieberau 2., 3 Uhr. C=Klaſſe Gr. 1: Kirch=
übrigen
Berliner Spielern gut eingeſpielt zu ſein. Nur zwei Brombach 2.Momart 2, 2 Uhr: Steinbuch 2Zell 2., 2 Uhr.
Spieler ſind aus anderen Lades=Verbänden entnommen. Gr 2: Reinheim 2.Spachbrücken 1., 2 Uhr; Rimhorn 1.Groß=
Moorhorſt, der linke Verteidiger, iſt Angehöriger des Poli= Umſtadt 3, 11 Uhr. Gr 3: Hergershauſen 2.Altheim 2
zeiſportvereins Magdeburg und gilt als äußerſt ſicher. Unſeres
In der Meiſterklaſſe dürften Groß=Zimmern und König als
Wiſſens ſpielt er zum erſten Male international, ſo daß abzu= Sieger zu erwarten ſein. Den Ausgang des Kampfes Klein= Um=
warten
iſt, wie er ſich bewährt. Dies gilt auch von Feigk, dem ſtadt-Lengfeld laſſen wir offen, betonen aber, daß Klein=Um=
Linksaußen des Sportvereins Darmſtadt 1898, der ein ſehr durch= ſtadt eine ſpielſtarke Mannſchaft beſitzt. Groß=Bieberau wird ſich
ſchlagskräftiger und gewandter Spieler iſt, ſo daß man wohl das in Gundernhauſen die Punkte holen. Richen hat nach ſeinem Sieg
Zutrauen zu ihm haben kann, daß er ſich durchzuſetzen verſteht. über Lengfeld bewieſen, daß es zu kämpfen verſteht. In der Süd=
Grundvorausſetzung dabei iſt allerdings, daß die übrigen Ber= gruppe iſt das ſpannendſte Treffen Kirch=Brombach=Momart. Wir
liner Stürmer nicht allzu ſpärlich das fremde‟ Element mit tippen auf einen Sieg Kirch=Brombachs.
Vorlagen bedenken werden. Als Erſatzleute ſind aufgeſtellt:
Bender (Schwanheim), Delv (Darmſtadt 1898) Bohl (Polizei
TV. 1863 Groß=ZimmernGroß=Umſtadt 10:0 (8:0).
Darmſtadt) und Schalenz (Berlin). Die Berliner Spieler treffen
Am vergangenen Sonntag weilte Groß=Zimmern in Groß=
Samstag nachmittag 5.51 Uhr in Darmſtadt ein.
Umſtadt und konnte einen erfreulich hohen Sieg mit nach Hauſe
*
bringen. Wie aus dem Reſultat zu erſehen iſt, zeigte ſich Groß=
Zimmern in beſter Verfaſſung. Die erſten zehn Minuten verliefen
Wir weiſen darauf hin, daß Karten für Erwerbsloſe, für jedoch ohne Torerfolg, bis ſich endlich der Groß=Zimmerer Sturm
Jugendliche und Schüler nur an der Tageskaſſe zum Verkauf beſſer zuſammenfand und in wenigen Minuten 3 Tore erzielen
kommen. Die Preiſe betragen für Erwerbsloſe 50 Pfg., für konnte. Auch Groß=Umſtadt verſuchte nun ſich durchzuſetzen, konnte
Schüler und Jugendliche 30 Pfg.
aber infolge der guten Abwehr der Hintermannſchaft zu keinem

Seite 5

Mit Rückſicht auf den Handball=Länderkampf Deutſchland Oeſter=
reich
iſt vom Bezirk Main=Heſſen das für den 21. September angeſetzte
Fußball=Meiſterſchaftsſpiel SV. 98 Darmſtadt Alemannia Worms
von der Terminliſte abgeſetzt worden. Der neue Termin wird noch be=
kannt
gegeben.
Deuiſche Molorrad=Meiſterſchaft.
Die neuen Meiſter.
Nach ſechs in dieſem Jahre ſtattgefundenen Meiſterſchafts=Läufen,
Eilenriede, Königsbrück, Solitude, Rund um Schotten, Nürburgring
und Schleiz, ſtehen nunmehr die einzelnen deutſchen Meiſter feſt. Wie
die Oberſte Sportbehörde mitteilt, ſind dies: in der Klaſſe bis zu 250
Kubikzentimeter Arthur Geis=Pforzheim auf DKW. mit 20 Punkten.
bis zu 500 Kubikzentimeter Anton Bauhofer=München auf DKW.
mit 20 Punkten, und in der Klaſſe bis zu 1000 Kubikzentimeter Fritz
Wieſe=Hannover auf BMW. mit 17 Punkten. In der Klaſſe B bis
zu 350 Kubikzentimeter ſchwebt zurzeit noch eine Unterſuchung, ſo daß
der Meiſter dieſer Klaſſe erſt nach Klärung der Sachlage bekanntgegeben
werden kann.
Aus internationalen Ringen.
Joſe Santa, der portugieſiſche Canera, konnte ſich auch weiter=
hin
in Amerika erfolgreich durchſetzen. In Newark ſtand er dem
Chicagoer Torreano gegenüber, den er in der 4. Runde durch techniſchen
k.o. beſiegt. Der norwegiſche Schwergewichtler Edgar Norma gewann
bei derſelben Veranſtaltung über den Amerikaner Frankie Wine in der
7. Runde ebenfalls durch techniſchen k.o.
Johrny Risko, der nach ſeiner k.o.=Niederlage gegen Schme=
ling
ſich etwas verbeſſert hatte, ſcheint ſich nun wieder auf der abſtei=
genden
Linie zu befinden. Er mußte in Oklahoma=City von
Babe Hunt in einem 10=Rundenkampf eine Punktniederlage hin=
nehmen
.

Freundſchafts=
Erfolge gelangen. Durch ſchönes Zuſammenſpiel und gutplacierte
Würfe fielen noch 5 Tore, und ſchon bis zur Pauſe hieß es 8:0 für
Groß=Zimmern
Nach der Pauſe erzielte Groß=Zimmern noch zwei weitere
Tore. Alle Anſtrengungen des Gaſtgebers, das Ehrentor zu er=
zielen
, waren vergeblich. Groß=Zimmern hat auf Grund ſeines
Eifers und techniſcher Ueberlegenheit das Spiel verdient gewon=
nen
. Der Schiedsrichter war dem Spiel ein guter Leiter
Die 2. Mannſchaft hatte die 1. Mannſchaft von Habitzheim zu
Gaſt und gewann gegen dieſelbe verdient 3:0 (1:0) Das Spiel
hinterließ den Zuſchauern gegenüber einen guten Eindruck.
Am nächſten Sonntag, 3 Uhr, empfängt die 1. Mannſchaft die
bis jetzt noch ungeſchlagenen Erbacher.
Freie Turngde. Darmſtadt.
Am kommenden Sonntag beginnen nun auch für die Handballer
die Serienſpiele. Der Kampf um die Punkte wird wieder erhöhtes In=
tereſſe
finden, zumal ſich die Darmſtädter Handballabteilung mit zwei
erſten Mannſchaften an der Serie beteiligt. Durch die Erringung der
Meiſterſchaft in der 1. Bezirksklaſſe in der verfloſſenen Saiſon hat ſich
Darmſtadt den Aufſtieg zur Kreisklaſſe, der höchſten Klaſſe, geſichert.
In dieſer Klaſſe wird jetzt in drei Gruppen, im Vorjahre waren es nur
zwei, geſpielt. Durch dieſe Erweiterund ſtieg auch der Tabellenzweite
des vergangenen Jahres, Griesheim, mit auf. Die Darmſtädter
I2.=Mannſchaft trifft in dieſer Klaſſe auf Gegner, die über eine ganz
gervorragende Spielſtärke verfügen. Es ſind dies Rüfſelsheim. Mainz,
Bauſchheim, Griesheim, Bierſtadt, Hechtsheim.
Durch ihr zahlreiches Spielermaterial iſt es der Abteilung aber
weiterhin noch möglich, durch eine Ib.=Mannſchaft ſich an den Spielen
der 1. Bezirksklaſſe zu beteiligen. Die Mannſchaft trifft hier auf Geg=
ner
wie Erzhauſen, Dreieichenhain, Arheilgen, Dietzenbach, Ober=Roden
Ib, Sprendlingen. Weiterhin nehmen an den Spielen noch eine 2. Mann=
ſchaft
und Jugendmannſchaft teil.
Der kommende Sonntag ſieht nun ſämtliche Mannſchaften auf dem
Raſen. Es treffen nachmittags 2 Uhr auf dem Sportplatz Müllersteich,
alſo vor dem Fußballſpiel Darmſtadt Nieder=Modau, Darmſtadt

Rüſſelsheim aufeiander. Das erſte Spiel in der Kreisklaſſe ſtellt die
Darmſtädter Maunſchaft gleich vor eine ſchwierige Aufgabe. Die Mann=
ſchaften
ſtanden ſich ſchon einmal gegenüber, damals allerdings ein
Privatſpiel, und mußten ſich die Hieſigen der beſſeren Spielweiſe der
Rüſſelsheimer beugen. Mittlerweile hat aber die Darmſtädter Elf ſich
ſehr zu ihrem Vorteil gebeſſert, ſo daß man den Ausgang dieſes Spie=
les
als offen bezeichnen muß. In der Bezirksklaſſe heißt die Begegnung
Darmſtadt Ib Erzhauſen I. Dieſes Spiel findet nachmittags 12.30
Uhr auf dem Platze am Müllersteich ſtatt. Der Ausgang muß eben=
falls
als offen bezeichnet werden. Obwohl wir den Gaſt nicht unter=
ſchätzen
dürfen, wir eninnern nur an das 2:2 in der letzten Saiſon gegen
die la.=Mannſchaft. Weitere Spiele ſind Darmſtadt 2. Weiterſtadt 2.,
Darmſtadt Jugend Arbeilgen Jugend.

Die deutſche Fußball=Elf gegen Ungarn.
Die für den Länderkampf gegen Ungarn aufgeſtellte Fußball= Mann=
ſchaft
mußte bereits in einigen Punkten geändert werden. Die Ein=
tracht
Frankfurt wollte für den Länderkampf nur einen Spieler zur
Verfügung ſtellen, da ſie das am gleichen Tage ſtattfindende Punkte=
ſpiel
gegen Offenbacher Kickers unbedingt austragen will. Mantel und
Stubb wurden deshalb nicht freigegeben, dagegen kann Schütz ſpielen,
da der ſüddeutſche Meiſter Verteidiger von Format genügend hat. An
Stelle von Mantel wird Hergert=Pirmaſens ſpielen. Im Sturm hat man
Hornauer zurückgezogen und dafür den ſehr talentierten Lachner ( Mün=
chen
60) eingeſetzt. Die Mannſchaft hat alſo jetzt folgendes Ausſehen:
Kreß (Rot=Weiß Frankfurt); Schütz (Eintracht Frankfurt), Burkhardt
(Brötzingen); Heidkamp (Bayern München), Leinberger (Sp.Vg. Fürth),
Hergert (FK. Pirmaſens); Bergmaier (Bahern München) Lachner
(München 60), Hohmann (Benrath), Richard Hofmann (Dresden) Lud=
wig
Hofmann (Bayern München). Mit zwei Ausnahmen ſetzt ſich die
deutſche Elf alſo aus ſüddeutſchen Kräften zuſammen. Die unga=
riſche
Mannſchaft wird erſt nach dem Länderkampf Ungarn
Oeſterreich, der am Sonntag in Wien ſtattfindet, aufgeſtellt.
F.C. Union Wixhauſen Sp.V. Erzhauſen 9:0 (5:0).
Am letzten Sonntag hatte der F.C. Union ſein zweites Verbands=
ſpiel
in Erzhauſen gegen den dortigen Sportverein auszutragen. Wie
zu erwarten, hatte Wixhauſen nicht viel Mühe, um Erzhauſen dieſe
hohe Niederlage beizubringen. Erzhauſen, eine Mannſchaft ohne viel
Erfahrung, aber trotzdem ſehr eifrig, ſpielt einen primitiven Fußball.
der nur ganz ſelten Torerfolge bringen kann. Trotz des hohen Sieges
war es der Unionmannſchaft nicht möglich, ein gutes Spiel zu zeigen,
da das Spielfeld zu klein iſt. Die Blauweißen, die von Anfang bis
Schluß im Angriff lagen, konnten bis Halbzeit trotz tapferer Abwehr
der Erzhäuſer Verteidigung 5 Tore buchen. Nach Wechſel verſuchte
Erzhauſen mit aller Energie einen Erfolg zu erzielen und konnte auch
verſchiedene Male bis an die Unionverteidigung herankommen. Wir=
hauſen
ſpielte ſo gut wie möglich auf dem kleinen Spielfeld und konnte
bis Schluß auf 9:0 erhöhen. Schiedsrichter leitete einwandfrei. Am
kommenden Sonntag treffen die Einheimiſchen in Wirhauſen auf den
Sp.V. Eppertshauſen. Hierbei muß die Unionmannſchaft alles
aufbieten, um erfolgreich abzuſchneiden.

Italiens Saint=Leger.
Auf der Rennbahn in San Siro bei Mailand ſtellten ſich acht
Bewerber zum Kampf um das italieniſche Saint=Leger über 200 Me=
ter
. Die mit 100 000 Lire an Preiſen ausgeſtattete Dreijährigen= Prü=
fung
fiel an den ſieggewohnten Stall de Montel, deſſen Oſtiglia
unter Jockei P. Caprioli nach Kampf mit einer Länge gegen den von
Jockei L. Varga geſteuerten Derbyſieger Emannuele Filiberto gewann.
Acht Längen zurück beſetzte Orpello unter Benſon den dritten Platz.

Deutſcher Damen=Schwimmrekord.
Die bekannte Dresdener Schwimmerin Dora Schönemann
ſtellte in ihrer Vaterſtadt einen neuen deutſchen Rekord im 1500=Meter=
Freiſtilſchwimmen auf. Trotz niedriger Waſſertemperatur, es wurden
16 Grad gemeſſen, verbeſſerte ſie die bisherige Beſtleiſtung von Reni
Erkens=Oberhauſen unter offizieller Kontrolle von 26:43,2 um acht Se=
kunden
auf 26:35,2 Minuten.
Der Berufung des Sächſiſchen Schwimmkreiſes wurde vom Land=
gericht
Dresden ſtattgegeben und zur Abwendung des Konkurſes das
Vergleichsverfahren eingeleitet.
Titania Stettin, die bekanntlich ihren Konkurs anmelden mußte, iſt
jetzt aus dem Deutſchen Fußball=Bund ausgetreten.
Zum Profeſſional wurde vom amerikaniſchen Tennis=Verband der
in letzter Zeit bekannt gewordene Spieler Fritz Mereur wegen Ver=
ſtoßes
gegen die Amateur=Beſtimmungen erklärt.
Nurmi wird zuſammen mit Matti Järvinen, dem Weltrekordmann
im Speerwerfen, am 24. September in Köln an Start gehen.
Frankreichs Fliegengewichtsmeiſter Francois Morrachini wurde in
Marſaille in einem Streit erſchoſſen.
In Helſingfors blieb bei einem internationalen Turnier der Ama=
teurboyer
der Kölner Rennen im Finale nach Punkten gegen den Eſthen
Kuura erfolgreich, während ſein Landsmann Beſſelmann außer Kon=
kurrenz
den Finnen Reſch auspunktete.

Wetterberichl.

Sehr raſch hat ſich das Regengebiet der neuen Tiefdruckſtörung.
welches geſtern über England und Irland lag, oſtwärts fortbewegt, ſo
daß bereits in den heutigen Morgenſtunden in unſerem Bezirk Nieder=
ſchlagstätigkeit
einſetzte. Durch die zurzeit beſtehende Verteilung des
tiefen Druckes über der Nord= und Oſtſee, deſſen Bereich ſich zum größ=
ten
Teil mit über Deutſchland evſtreckt, ferner durch die erneuten Stö=
rungsanzeigen
im Weſten gebt die Wetterlage noch keiner Beſtändigkeit
entgegen. Der hohe Druck im Südweſten über Frankreich und der Bis=
kaha
, der vorübergehend bis in unſeven Bezirk zur Geltung kam, wird
weiter abgebaut und ſein Einfluß verſchwindet wieder.
Ausſichten für Donnerstag, den 18. September: Veränderliches, wech=
ſelnd
wolkiges Wetter, kühl, zeitweiſe Niederſchläge.
Ausſichten für Freitag, den 19. September: Noch kein beſtändiges
Wetter.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleion, Reich und
Ausland und Heſche Nachrichten: Max Sireeſe: für Sport: Karl Bähmann; für
den Handel: Dr. C. 8. Que tſch; für den Schlußdienſt: J. V. Karl Böhmann;
für Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herberi Nette.
für den Inſeratenteil und geſchäffliche Mittellungen: Willv Kuble:
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten

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KLinne Kande
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[ ][  ][ ]

Donnerstag, den 18. Sept.

Nummer 258

Deviſenabgänge.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 15. September hat ſich in
der zweiten Septemberwoche die geſamte Kapitalanlage der Bank in
Wechſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 200,6 Mill. auf
1531,5 Mill. RM. verringert. Im einzelnen haben die Beſtände an
Handelswechſeln und =ſchecks um 25.7 Mill. auf 1366,2 Mill. RM.
abgenommen, die Lombardbeſtände um 5,6 Mill. auf 62,6 Mill. RM.
zugenommen. Beſtände an Reichsſchatzwechſeln, die am Ende der Vor=
woche
0,5 Mill. RM. betragen hatten, ſind nicht mehr vorhanden.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind 243,1
Mill. RM. in die Kaſſen der Bank zurückgefloſſen, und zwar hat ſich
der Umlauf an Reichsbanknoten um 240,6 Mill. auf 4245,6 Mill. RM.
der Umlauf an Rentenbankſcheinen um 2,5 Mill. RM. auf 403,2 Mill.
RM. verringert. Dementſprechend haben ſich die Beſtände der Reichs=
bank
an Rentenbakſcheinen auf 44,7 Mill. RM. erhöht. Die fremden
Gelder zeigen mit 352,2 Mill. RM. eine Abnahme um 16,2 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich um
71,8 Mill. auf 2939,2 Mill RM. vermindert. Im einzelnen haben die
Goldbeſtände um 155 000 RM. auf 218,7 Mill. RM. und die Beſtände
an deckungsfähigen Deviſen um 71,6 Mill. RM. auf 320,5 Mill. RM.
abgenommen.
Die Deckung der Noten durch Gold allein erhöhte ſich von 58,4
Prozent in der Vorwoche auf 617 Prozent, diejenige durch Gold und
deckungsfähige Deviſen von 67.1 Prozent auf 69,2 Prozent.
Wirtſchafliche Rundſchau.
Preisſenkung für Baumwollnähgarne. Im Hinblick auf den Rück=
gang
der Rohbaumwollpreiſe hat der Verband deutſcher Baumwollnäh=
fadenfabriken
(Nähgarnverband) beſchloſſen, die Preiſe der durch die
Vertriebsgeſellſchaft deutſcher Nähfadenfabriken (Nähgarnvertrieb) zum
Verkauf gelangenden Garne mit Wirkung vom 15. September um rund
10 Prozent gegen die letzten Liſtenpreiſe zu ermäßigen.
Die Lage der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie im Auguſt. Auch
der Monat Auguſt brachte nach dem Bericht des Eſti=Bundes den Werken
der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie keine Beſſerung der Geſchäftslage.
Aus den einzelnen Bezirken wird u. a. berichtet: Die Lage der Indu=
ſtrien
im ſüdweſtfäliſchen Gebiet hat ſich nicht gebeſſert. Abſatzſchwierig=
keiten
führten in vielen Betrieben zu neuen Entlaſſungen und erheb=
lichen
Arbeitszeiteinſchränkungen. In der Eiſenfertigwaren=Induſtrie
haben ſich die Schwierigkeiten weiter vermehrt. Insbeſondere leidet die
Geſenkſchmiedebranche. Die Schraubeninduſtrie liegt gleichfalls ſtark
darnieder. Bei den Kalbwalzwerken und Drahtziehereien iſt die Lage
unbefriedigend.
Rheinmühlenwerke Mannheim. Die G.=V. genehmigte nach Dis=
kuſſion
einſtimmig die Kapitalerhöhung von 2 auf 5 Mill. zwecks Ueber=
nahme
der H. Hildebrand u. Söhne K.=G. Mannheim. Die Verſchmel=
zung
erfolgte zur Rationaliſierung der Verwaltung. Der Vertrag gilt
rückwirkend ab 1. Januar 1930. Die neue Geſellſchaft firmiert H.
Hildebrand u. Söhne=Rheinmüchlenwerke A.=G. Der Einbringungsver=
trag
zwiſchen der Geſellſchaft und der H. Hildebrand u. Söhne wurde
gleichfalls einſtimmig genehmigt. Kurt Hildebrand. Mannbeim, tritt
in den Vorſtand der neuen Geſellſchaft ein.
Vom Rotmoſtherbſt in der Pfalz. In der Pfalz hat bereits in
einigen Gemeinden der Rotmoſtherbſt eingeſetzt. Dies trifft namentlich
auf die Oberhaardt zu. Das Ergebnis kann man als einen Dreiviertel=
herbſt
anſprechen. Als Moſtgewichte wurde feſtgeſtellt in St. Martin
bis 68, Diedesfeld bis 65 Grad. Der Säuregehalt ſchwankt zwiſchen
10 und 14 pro Mille. Im Handel iſt es noch ſehr ruhig nur das aller=
dringlichſte
wird gekauft. Die Gebote für die 40 Liter Maiſche ſchwan=
ken
zwiſchen 800, 9,50 und 10,50 RM., während die Forderungen der
Winzer auf 1011 RM. lauten. Ueberwiegend verkaufen die Winzer
zum Herbſtmittelpreis. Aus dem Edenkobener Gebiet hört
man in Venningen Rotmoſtpreiſe von 8 RM., Wachenheim beginnt die
Leſe am 17. Hambach am 16. Duttweiler am 18. September. Die letz=
ten
kalten Nächte haben verſchiedentlich, namentlich in niedrig gelegenen
Gemarkungen, bereits erheblicheren Schaden angerichtet.

Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 17. September ſtellten
ſich für je 100 Kilogramm, für Elektrolytkupfer, prompt cif Ham=
burg
, Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für
die deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 103 RM. Die Notie=
rungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Liefe=
rung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium,
98= bis 99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 190 RM.,
desgl. in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 194 RM., Reinnickel,
98= bis 99proz. 350 RM., Antimon=Regulus 5356 RM., Fein=
ſilber
(1 Kilogramm fein) 49.7551.75 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 17. September ſtellten ſich
für Kupfer: Sept. 91.50 (92.50), Okt. 91.50 (91.75), Nov. 91.50
(91.50), Dez. 91.25 (91.50), Jan. und Febr. 91 (91.50), März und
April 91.25 (91.50), Mai und Juni 91 (91.25) Juli und Auguſt
90,75 (91). Tendenz: ſchwächer. Für Blei Sept. 35.25 (35.50),
Okt. 34.,75 (35), Nov. bis Febr. 34,75 (35.25), März bis Auguſt
34.,75 (35). Tendenz: ſchwächer. Für Zink: Sept. 31 (32),
Okt. 31 (31.25), Nov 31.25 (31.75) Dez. 31.50 (31.75), Jan. 31.75
(32), Febr 32.25 (32.50), März 32.50 (33). April 32,75 (33.25),
Mai und Juni 33 (33.50) Juli und Auguſt 33.25 (33,50). Ten=
denz
: matt. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern
Amerikaniſche Kabelnachrichken.

haltende Gerüchte über eine angeblich bevorſtehende neue Zollerhöhung
und Erhöhung der Vermahlungszwangsquote maßgebend waren. Am
Roggenmarkt hält demgegenüber die Verwirrung an. Das Effektiv=
angebot
zum Stützungspreiſe iſt nach wie vor übermäßig groß, über die
Abſichten der Stützungsſtelle wurde bisher nichts bekannt. Am Liefe=
rungsmarkt
mußten ungefähr 30 000 Tonnen bei den erſten Notierungen
aufgenommen werden, um die Preiſe aufrecht zu erhalten. Mehl liegt
wiederum faſt geſchäftslos. Hafer bei zurückhaltenderem Angebot ſtetig.
Gerſte wird nur in feinſten Qualitäten aus dem Markte genommen,
abfallende Sorten haben ſehr ſchwieriges Geſchäft.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 17. Sept.
Nachdem an der geſtrigen Abendbörſe die Stimmung weitere Fort=
ſchritte
gemacht hatte kam die Aufwärtsbewegung der Kurſe zu Be=
ginn
der heutigen Börſe zum Stillſtand. Die Zurückhaltung faſt aller
Börſenkreiſe hat ſich wieder verſtärkt, da bei dem Rätſelraten über die
innerpolitiſche Weiterentwicklung brauchbare Ergebniſſe kaum zuſtande
kamen. Zu den erſten Kurſen beſtand etwas Abgabeneigung, große
Verkäufe dürften jedoch kaum vorgenommen worden ſein. Bei im all=
gemeinen
kleinen Umſätzen waren die Eröffnungskurſe meiſt gehalten.
Die Kursentwicklung war wieder nicht einheitlich. Am Chemiemarkt
gaben J. G. Farben auf einige Verkäufe ¾ Prozent nach. Am Elektro=
markt
konnten Siemens erneut 1 Prozent anziehen, während A. E. G. und
Licht u. Kraft knapp behauptet blieben. Einiges Intereſſe beſtand für
Gesfürel. Montanwerte waren vernachläſſigt und eher etwas ſchwächer,
Rheinſtahl verloren 1 Prozent. Bankaktien konnten ſich durchweg gut
behaupten. Schiffahrtswerte lagen dagegen ſchwächer, Hapag minus
1½ Prozent. Kunſtſeideaktien blieben auf dem ermäßigten Niveau der
Abendbörſe knapp gehalten. Von den Kaliwerten zogen Salzdetfurth
weiter leicht an. Bauunternehmungen lagen uneinheitlich. Am An=
leihemarkt
waren Schutzgebiete etwas gefragt; Ablöſungsanleihen an=
ziehend
. Von Auslandsrenten Mexikaner und Rumänen feſter.
Im Verlaufe trat etwas lebhaftere Nachfrage nach J. G. Farben
hervor, die 1 Prozent anzogen. Siemens gaben dagegen ihren lproz.
Gewinn wieder her. Im übrigen herrſchte Zurückhaltung. Der befrie=
digende
Reichsbankausweis fand nur wenig Beachtung. Am Geldmarkt
war Tagesgeld ſtark angeboten; der Satz wurde auf 2½ Prozent er=
mäßigt
. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar 4,1870
gegen Pfunde 20,40. London=Kabel 4,8608, Paris 123,74, Mailand
92,80 Madrid 45,50, Schweiz B,02=, Holland 12,06¾.
Die Abendbörſe zeigte ſehr ſtilles Geſchäft. Die Werte lagen
auf Baſis der erhöhtem Mittagsſchlußkurſe behauptet. Beachtung fand
der veröffentlichte Reichsbankausweis, der eine fortdauernde Entlaſtung
zeigt, während andererſeits erheblicher Deviſenabgang zu verzeichnen
war. Auch im Verlauf der Börſe trat eine weſentliche Veränderung
nicht ein, doch blieb die Haltung durchaus widevſtandsfähig. Nur Gold=
ſchmidt
auf die Mitteilung über ſchlechten Abſatz weiter 2 Prozent ge=
drückt
. Der Rentenmarkt zeigte unveränderte Kurſe. An der Nachbörſe
nannte man Farben 149½4. Von Kurſen ſind zu nennen: Deutſche 121.
Danat 176½, Dresdner 122. Commerzbank 128. Gelſenkirchen 106½,
Harpener , Mannesmann 821 Rheinſtahl 88½, Weſteregeln 205½=
Hapag 8834. Nordd. Lloyd 89½ Licht und Kraft 139, Gesfürel 139,
Schuckert 150½, Siemens 190, Wahß u. Frehtag 58, Aku 80½. Bem=
berg
88.
Berlin, 17. Sept.
Das Hauptmoment für die feſtere Grundſtimmung der geſtrigen
Abendbörſe und des heutigen Vormittagsverkehrs war die Tatſache, daß
ſich das Ausland durch das Wahlergebnis nicht hat beunruhigen laſſen
und weder Geldabzüge noch nennenswerte Effektenverkäufe vorgenom=
men
hat. Auch die gegen Schluß des Verkehrs in New York ein=
getretene
kräftige Erholung, die Beruhigung an der Londoner Börſe,
die beſſeren Ausſichten für eine innerpolitiſche Verſtändigung (die Hörſe
hofft auf eine Regierung der Großen Koalition) und diejenigen Mel=
dungen
, die in den letzten Tagen keine Beachtung gefunden hatten. be=
ſonders
die günſtigen Außenhandelsziffern, wirkten ſich auf die Geſamt=
tendenz
im günſtigen Sinne aus. Die erſten Notierungen entſprachen
zwar den etwas hochgeſpannten Erwartungen nicht ganz, doch waren
einige Werte über den üblichen Rahmen von 1 bis 2 Prozent hizaus
bis zu 3 Prozent gebeſſert. Berger zogen auf die Meldungen von dem
befriedigenden Geſchäftsgang um 8 Prozent an. Im Verlaufe wurde
es zunächſt etwas unſicher, und die Kursentwicklung war nicht einheit=
lich
. Der mit einer Entlaſtung um 200 Millionen Reichsmark als
günſtig enzuſprechende Reichsbankausweis für die zweite September=
Woche übte keinen ſtärkeren Einfluß aus. Anleihen konnten ſich etwas
erholen.

Abſchluß der Südweſtdeutſchen Möbelmeſſe.
Die Südweſtdeutſche Möbelmeſſe vom 14. bis 17. September in
Frankfurt a. M. verzeichnete eine ſehr gute Beſchickung bei doppelt ſo
viel Ausſtellern wie im Vorjahre. Der Beſuch war an den beiden erſten
Tagen durchaus gut, hat aber am dritten und vierten Tage ſtark nach=
gelaſſen
. Eine neuartige Erſcheinung war verſchärfte Abſperrung
gegenüber den Nichtkäufern wegen der Befürchtung, daß die Modelle
der Ausſteller kopiert werden könnten. Die Meſſe hatte nämlich zahl=
reiche
neue Modelle ausgeſtellt, die infolge des in der Möbelbranche ein=
getretenen
ſtarken Modewechſels offenbar ſtärker behütet werden ſollten.
Neben den neuen Sachen, die naturgemäß eine ſtärkere Belaſtung des
Möbelgewerbes darſtellen, fand man noch die gewohnten Serien= und
Typen=Möbel. Das geſchäftliche Ergebnis der Möbelmeſſe war nicht
ganz einheitlich. Gut ging der Verkauf von Großmöbeln in allen Ab=
teilungen
, in denen teilweiſe gerade teure Qualitätsmöbel bevorzugt
waren. Bei polierten Sachen wurde Schleiflack vorgezogen. Angeſichts
der geringen Erwartungen kann das Geſchäft als befriedigend bezeich=
net
werden. Einige Firmen hatten ſehr große Aufträge, während aber
der große Durchſchnitt auf Spezialitäten ſowie kleinere Stücke entfiel.
Eine Reihe von Firmen, auch ſolche, die dieſesmal nicht ausſtellten,
haben bereits für die kommenden Jahre neu belegt. Die Termine für die
nächſten ſüdweſtdeutſchen Möbelmeſſen in Frankfurt a. M. ſind bereits
feſtgelegt für 1931 vom 4. bis 7. Oktober, für 1932 vom 18. bis 21. Sep=
tember
und für 1933 vom 17. bis 20. September.
Diebmärkke.
Pferdemarkt in Gießen am 17. September. Auf dem heutigen
Pferdemarkt in Gießen, der unter der regneriſchen Witterung zu leiden
hatte, ſtanden 213 Pferde und 23 Fohlen zum Verkauf. Infolge des
ungünſtigen Wetters und der Kapitalnot der Landwirtſchaft war das
Geſchäft im allgemeinen ruhig. Man bezahlte für leichte Pferde 300
bis 450 RM., mittelſchwere Pferde 450750 RM., ſchwere Tiere 750
bis 1200 RM., Schlachtpferde 10150 RM.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Wie wir erfahren, hat die Stadt Hannoven eine Anleihe von zehn
Mill. RM. mit 29jähriger Laufzeit zum Zwecke der Ablöſung kurzfri=
ſtiger
Schulden bzw. deren Umwandlung in eine langfriſtige Schuld
aufgenommen.
Der Verband deutſcher Samt= und Plüſchfabrikanten in Krefeld
teilt mit, daß die: Verhandlungen über die Verlängerung des Ver=
bandes
weitergehen und die Firma Girmes ſich bereit erklärt hat, ihre
Kündigung unter gewiſſen Vorausſetzungen zurückzuziehen.
Die Betriebsſtoff=Konvention hat beſchloſſem, ab 18. September im
ganzen Reich eine Preisherabſetzung um 1 Pfg. je Liter eintweten zu
laſſen. Damit ſtellen ſich die Preiſe in Frankfurt für Benzin auf 37.
Benzol 48. Benzin=Benzol=Gemiſch 42 Pfg.
Im den Vorſtand der Adam Opel A.=G., Rüſſelsheim, iſt der Gene=
raldirektor
der General Motors G. m. b. H., Berlin, A. J. Wieland,
eingetreten. Zu ſeinem Nachfolger iſt der Leiter der Warſchauer Fa=
brik
der General Motors, George W. Wolf, beſtellt worden.
Der Bürgerausſchuß Heidelberg wird ſich am 19. Sevtember mit
dem Beſchluß des Stadtrats zu befaſſen haben, i Heidelberg=Rohrbach
eine Hopfenſiegelhalle zu errichten. Die Siegelgebühr beträgt für einen
Ballen 4,50 RM., die Wiegegebühr für Ballen bis 50 Kg. 0.25, über
50 Kg. 0.50 Mk.
Im ſüdlichen Teil von Tanganiika (dem ehemaligen Deutſch= Oſt=
afrika
) wurden reiche Kohlenfelder mit Hunderten von Millionen Tonnem
bituminöſer Kohle entdeckt. Die Flöze enſtrecken ſich ſtellenweiſe über
20 Kilometer an der Erdoberfläche. Von Sachverſtändigen wird die ſo=
fortige
Ausbeute dieſer Kohlenfelder als lohnend bezeichnet.
In Boulogne=ſur=Mer iſt geſtern wieder eine neue Goldſendung für.
Frankreich im Werte von 43 Millionen Franken eingetroffen. Das Gold
war von England aus verſchifft worden.
Die Handelsbilanz Polens einſchließlich der Handelsbilanz aus dem
Verkehr mit dem Freiſtaat Danzig für Auguſt d. J. weiſt eine Ein=
fuhr
von 324 830 To. im Werte von 188 489 000 Bloty, eine Ausfuhr
von 1 627 673 To. im Werte von 201 486 000 Bloty auf. Der Aktivſaldo
der Handelsbilanz beträgt 12 997 000 Bloty.
Der ſpaniſche Bergarbeiterſtreik in Barcelona hat ſich an der geſt=
rigen
Madrider Börſe ſtark ausgewirkt. Eine allgemeine Baiſſe ſämt=
licher
Werte war zu verzeichnen.

die

Berliner Kursbericht
Oeviſenmarkt
vomt:.Septenberzaso Deutſche Bank und Disconto=Geſellſchaſt vomtrSeptenber193o

Mee
Danatbank 141.
476.50 D
J. G. Farben Mafe
149.50 Mnnee
Rütgerswerke 179.-
55.75 Helſingfors Währung GeldBrieſ
100 finn.Mk.l 10.55 10.57 Schweiz Währung
100 Franken Reid
81.33 Bref
B1 49 Deutſche Bant u. 121. Gelſ. Bergw. 106.50 Salzdetfurth Kali 320.75
Wien 100 Schillint 59.20 59.32 Spanien 100 Peſetas 44.93 45.07 Disconto=Gef. Geſ.f.elektr. Untern 139.50 Leonh. Tietz 133.
Prag 00 Tſch. Kr. 12.442 12.462 Danzig 100 Gulben 81.46 81.62 Dresdner Bank 121.50 Harpener Bergbau 95.50 Verein. Glanzſtoff f 120. Budapeſt 100 Pengo 73.30 73.54 Japan Yen 2.070 2.074 Hapag 88.25 Hoeſch Eiſen 87. Verein. Stahlwerke 75.125
Sofig 100 Leva 3.037/ 3.043 Rio de Janerol 1 Milreis 0.423 0.425 Hanſa Dampfſch. 139. Phil. Holzmann 80.25 Weſteregeln Alkal 11205.
Holland 100 Gulden 168.86 169.20 Jugoſlawien 100 Dina: 7.726 7.440 Nordd. Llohzd 88.25 Kali Aſchersleben 199.75 Agsb.Nrnb. Maſch. Dslo. 100 Kronen 112.18 112.40 Portugal 100 Eseudos 18.82 18.e6 A. E. G. 135.55 Klöcknerwerke 82.25 Baſalt Linz Kopenhagen 1 100 Kronen 112.20 112,42
Athen. 100 Drachm. 5.435 E.445 Bahr. Motorenw. 56. Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr. 81.50
Maſch.=Bau=Untn. 40.50 Berl. Karlsr. Ind. 57. Stockholm 1 100 Kronen 112.63 112.84 Iſtambul t türk. 2 J. P. Bemberg 89. 86.50 Hirſch Kupfer. 21.50 Lond 1 2
von E=Stg. 20. .3791 20.419 Kairo. 1 ägypt. 2 20.* Bergmann Elektr. 164. Hohenlohe e=Werie 60. Buenos= Aires 1 Pap. Pe o) 1.518! 1.522 Kanada 1 canad. Berl. Maſch.=Bau 44. Lindes Eis, maſch. 155. New Yo R 1 Dolla= r 4.1925/4.2 2005 Uruguah Goldt Conti=Gummi 139.75 Nordd. Wolle 70.375 Herm. Poege. 14.
Belgien. 100 Belga 58.445 3158.565 Jsland 100 eſtl. Kr. 52.30 5 Deutſche Cont. Gas= 130. Oberſchleſ. Koksw. 83.625 VogelTelegr. Draht 75.
Italien 100 Lire 21.955/21.995 Tallinn Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 111.73 11.os Deutſche Erdöl 70. Orenſtein & Koppell 57.50 Wanderer=Werke. 39. Paris 100 Franes 16.465/ 16.505 Rigg. 100 Lats 80.30 80.96

Surmftadter unu Kariokaldant, Komrmanoiigefeafchaft auf Aulfen, Sariftäst

Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 18. Sept.:
Getreide. Weizen: Sept. 83½, Dez. 87½, März 90½, Mai
93½; Mais: Sept. 9258, Dez. 97½, März 89, Mai 90¾; Hafer:
Sept. 38.50, Dez. 41.25, März 43½, Mai 44½; Roggen: Sept.
54½, Dez. 59, März 63.75, Mai 85.75.
Schmalz: Sept. 11.65, Okt. 11.60, Dez. 11.32½, Jan. 11.17½.
Speck, loko 14.50.
Schweine: leichte 10.0010.65, ſchwere 10.1510.90; Schwei=
nezufuhren
: Chicago 16 000, im Weſten 69 000.
Baumwolle: Oktober 11.04, Dezember 11.24.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 18. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 12.40; Talg, extra, loſe 5.25.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 102½, Hartwinter,
neue Ernte 92.25; Mehl, ſpring wheat clears 4.604.90; Fracht:
nach England 1,62,3 Schilling, nach dem Kontinent 89 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; =Umſätze: 552; Loko: 6.25; Sept.
5.81, Okt. 5.90, Dez. 6.11, März 6.44, Mai 6.66, Juli 6.83.
Produkkenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 17. September. Die heutige Pro=
duktenbörſe
eröffnete anfangs in ruhiger Haltung, wobei die Preiſe
noch unverändert lagen. Später jedoch wurde die Tendenz trotz der
feſten Liverpooler Meldungen ziemlich flau, und Weizen gab bei ſehr
ſtarkem Angebot bis 5 Mark nach. Noggen war infolge der weiteren
Stützungsaktion nur wenig ſchwächer. Hafer bei kleinem Geſchäft faſt
unverändert. Am Weizenmehlmarkte war das Geſchäft trotz der er=
mäßigten
Preiſe nur ſehr gering. Roggenmehl in den Forderungen
entgegenkommender; das Geſchäft iſt auch hier ſpärlich. Futtermittel
ſtill. Es notierten: Weizen 242,50245, Roggen 170, Hafer neue Ernte
162,50165, Weizenmehl ſüdd. 40,0040,75, dito niederrh. 39,7540,50,
Roggenmehl 27,5038,50, Weizenkleie 6,506,75, Roggenkleie 6,50. All=
gemeine
Tendenz: flau.
Berliner Produktenbericht vom 17. September. Am Weizenmarkt
iſt mit dem Aufhören der Stützungskäufe eine Beruhigung eingetreten,
und das Geſchäft bewegt ſich wieder in ziemlich normalen Bahnen. Das
Angebot iſt gegenüber der vorhandenen Nachfrage der Mühlen aus=
reichend
, die Preiſe ſind recht gut gehalten. Am Lieferungsmarkt er=
fuhr
der Preis für Lieferung im laufenden Monat einen Rückgang, die
ſpäteren Sichten lagen dagegen feſter, wofür in der Hauptſache ſich er=

Frankfurter Kursbericht vom 17. September 1930.

Pe
689
6% Baben.....
8% Bahern .....
68

8% Heſſen v. 28
8% v. 29
6% Preuß. Staat.
8% Sachſen.....
6% Sachſen:.....
72 Thüringen ...

Dtſche. Anl. Auslo
ſungsſch. 4ſ.Ab=
(öſungsanl. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)

Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
...

8% Baden=Baden.
6% Berlin ......."
8% Darmſtadt v. 26
v.28
% Dresden .....
8%0 Frankfurt a. M.
Schätze. . v. 29
Frankfurt v. 26
v. 26
8% Mainz.......
8% Mannheim v. 26
v.27
88 München ...
82 Nürnberg
3% Wiesbaden

2% Heiſ. Landesbt.
Goldpfbr.. . ..
Goldpfbr.
29
Goldoblig.
4½% Heſſ. Lds.=
Shp.=Bk.=Liauid.
4/.% Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds-
pfbr
.=Anſt. G. Pf.
8½. Goldoblig.

101
87.75
80.25

85
88.5
93.75
99.75
100.5
*6
85.75

61.8
7.55

2.7
91.5

84

98.25
86.5
78.75

93.25
m
96.5

92

10n
96
90

86.25

102
98

Mitfche
Bk. Girozentr.für
Heſſen .Goldobl.
8%Kaſſeler Land. Goldpfbr..,

80
18% Naſſ. Landesbk.

16%
4½%0

Liqu. Obl.

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. I
-Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).

89 Berl. Hyp.=Bk.
4½% Liqu.=Pfbr.
8% Frlf. Hyp.=Bk.,
4½%0 Lig. Pfbr.
Pfbr.=Bk.
4½%0 Lig. Pfrb..
8% Mein. Hyp.=B*
4½%0 n Lig. Pfbr.=
18% Pfälz. Hyp.=Bk.
4½% Lig. Pfbr.
8%0 Preuß. Boden=
ered
.=Bon ....
4 ½%0 Lig. Pfbr. .
820 Preuß. Centrl.=
Bodener.=Bant
4½%0 Lig. Pfbr.
Rhein. Hyp. Bi
7 Lig. Pfbr..
Rhein.=Weſti.=
Bd.Credit .. ...
8% Südd. Bod.=
Cred.=Ban
4½% Lig. Pfhr.
82o Württ. Hhp.=B.

6% Daimler=Benzl 7c

28.5

99.5
85

85.75
86‟I.

60
74.5

99
97.25
87
102
96.5
85
102
94
88.75
101.5
97.25
88.
102
96.25

101.5

1o
87.5
101.5
96
89:),

100

99.75
96.25
88.1
99.25

Peie
/ Kiöckhner=Werke
7%0 Mainkrw.v. 26.
7%0 Mitteld. Stahl.
82 Salzmannu. Co.
7% Ver. Stahlwerle
8% Voigtck Häffner

J. G. FarbenBonds

5% Bosn. L.E.B.
2.Inveſt.
520
4½% Oſt. Schätze
47 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4%
4% Türk. Admin.
4%
1. Bagdad
2 Zollanl.
4½% Ungarn 1913
1914
4½2
Goldr.
420
49
1910
Aktien

Alg. Kunſtzüide Unte
A. E. 0..........
AndregeNoris Zahr
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg J. P. ..
Beram. El.=Werke.
BrownBoverickCie
Buderus Eiſen.
Cemen: Heidelberg
Karlſtadt
J. G.Chemie. Baſell
Chem.Werle Albert
Chade ........
Contin. Gummiw.
Linoleum!
Dammler=Benz AG.
Di. Atl. Telegr.
Erdöl ......."
Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt . 1

91

85.25
87.5

85.75
95

97.25

41
92ſ.

7.3
4

5.225

*

135.25
104

92.75

58
103.25

179
43

140
172

105
71

138.75

Dt. Linoleumwerke
Eiſenhandel. ..
Ohckerhoffu. Widm.
Eichbaum=Werger.
Eleftr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen
EttlingenSpinnereil
Faber & Schleicher
J.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaume
Frkft. Gas
.!1
Hof".
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th...
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Dafenmühle Frift.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.
Hilpert Armaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer
Hochtiei Eſen
Holzmann Phrt
Flie Berab. Stamm
Genüſſe
Junghans
Kali Chemie.
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, N.
Klein, Schanzlin t
Klöcknerwerie.

Lahmener & Co
Laurahütte.
Lech, Augsburg
Löwenbr. Minch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.

169
53.75
86

138.5
217
37

109
149
72

130
50
29.75

50
30
165

125

145
76.*
67
122
71.5
791,
220.5
118
32.25

201
26
97
130

40.25
(2
213
49.25
14½.

Dam a Hauf 78.75 Mainzer Akt.=Br.. 160 Mannesm.=Röhren Mansfeld Bergb. Metallgeſ. Frankf.. 1101 Miag, Mühlenbau. 81 MontecatiniMailb. 45.5 Motoren Darmſtadt Deutz Oberurſel u55 Oberbedarf Phönix Bergbau .. Reiniger, Gebbert. 108 Rh. Braunkohlen Elektr. Stamm. 130 Metallwaren .. 92 Stahlwerke.... Riebeck Montan. Roeder Gb.Darmſt. 98.5 Rütgerswerie. Sachtleben A. G. 150 Salzdetfurth Kali. 1320 Salzw. Heilbronn. 210 Schöfferhof=Bind. 225 Schramm, Lackfabr. 25 Schriftg. Stempel. 112 Schuckert Eleſtr. Schwarz=Storchen.
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Hypothekbk.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Banl und Dise.
Dt. Eff. u. Wechſel);
Dresdener Bant.
Franif. Bant
Hyp.=Bank II
Pfdbr.=Bi.
Mein. Hyp. Bank .
Sſt. Ereditanſtalt
Pfälz.Hyp.Bank
Reichsbank=Ant. .
Rhein. Hyp=Bank.
Südb. Bod.-Cr. Bk.
Wiener Bantverein
Bürttb Notenban:

58
89
205
61
128.25
94

105.5

A.-0 f. Beriehrsw.
Alg. Lokalb. Kraftw
72 Dt. Reichsb. Vzg
Hapag. ...
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Südd Eiſenb.=Geſ.

Allanz. u. Srng.
Verſicherung ...!
Verein. Ver)
FrankonaRück=u. M
Mannh. Verſich.

Otavt Minen.
Schanzung Hant

125
114
133.5

220
123
176.5
120.5
108
121.5
W
161
158
164
27.8
140.75
Ris
154.5
140"
10.4
139

67.5
131

87.75
881),
105

182.5
e

[ ][  ][ ]

Nummer 258

Donnerstag, den 18. September 1930

Seite 11

930

Dnr sorraniste

Misienar.

Roman von Hearnden Balfour.
Nachdruck verboten.
XV.
Während der Nacht ſchlug das Wetter um, und es begann
zui ſtürmen und regnen. Jim war ſehr enttäuſcht, den er hatte
ſich vorgenommen, die Küſte von Coombe mittels des Craw=
leighſchen
Segelbootes zu erforſchen, was bei dieſem Orkan ein
Ding der Unmöglichkeit war. So zog er denn, innerlich fluchend,
ſein Oelzeug an und wanderte nach Ilfracombe. Dort angekom=
men
ſuchte er eine Bar auf und wartete auf ſein beſtelltes Ge=
tränk
, als er plötzlich laut und heiter angerufen wurde.
Was, hoh! Was, hoh! Wie geht’s dem luſtigen alten
Spürhund?"
Entſetzt fuhr Jim herum: Großer Gott!
Pſt! Nur ne Verkleidung. In Wirklichkeit iſt mein
Name Meridew. Na, wie ſteht’s mit Ihnen und Ihrer Suche?
Bei dieſem Wetter jagt man doch nicht erwiderte Jim
und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: Brüllen Sie um Gottes=
willen
nicht ſo! Binks, wo können wir uns ſprechen?
Binks betrachtete ihn voller Bewunderung. Großartig
gemimt! murmelte er. Erſtaunlich, was eine kurze Woche bei
guter Belehrung bewirkt!
Kommen Sie mit raus! ſagte Jim gebieteriſch, und Binks
gehorchte, indem er Herzloſes Ungetüm! raunte. Als ſie aber
in den ſtrömenden Regen hinauskamen, wich er mit einem halb=
erſtickten
Schrei zurück.
Jim packte ihn jedoch am Kragen und ſchob ihn auf die
Straße hinaus.
Und er wanderte in den Orkan hinaus und ward nicht
mehr geſehen murmelte Binks mit bebender Stimme.
Hören Sie zu, Binks, ſagte Jim, indem er ihn einhakte
und in das Schneewaſſer hinauswatete. Halten Sie um
Himmelswillen den Mund und ſagen Sie mir, was Sie hier
machen.
Beides zugleich kann ich nicht, klagte Binks. Aber da
Sie eine ſo tiefe Neigung zu mir hegen (ſo tief, daß ſie tatſäch=
lich
nicht wahrnehmbar iſt), nehme ich an, daß Sie hergekommen
ſind, um meine ergreifende Geſchichte zu hören.
Da haben Sie recht verſetzte Jim.
Nun denn begann Binks ſeufzend, ich bin in Geſchäften
hier.
Was ſind das für Geſchäfte? fragte Jim.
Dieſelben wie Ihre, altes Roß.
Soll das heißen, daß Sie hier ſind, um nach Bill zu
ſuchen?

Allerdings ſozuſagen als Nebenbuhler. Jack wollte
mich nicht dabei haben, und deshalb verſuche ich ihn auszuſtechen.
Oh! Und haben Sir irgend etwas entdeckt?
ne ganze Menge, danke ſchön.
Was denn? Herrgott, Binks, hören Sie auf, den Narren
zu ſpielen, und ſagen Sie’s mir.
Warum ſollte ich das? Sie mit Ihrer Geheimnis=
krämerei
! Sie trauen dem fidelen alten Archibald nicht, und
wenn er auf eigene Hand arbeitet, wollen Sie ſein Gehirn
ausplündern. Pas si je le connais!"
Ach, ſeien Sie doch vernünftig, Binks! Man darf ſich
doch keinen Privatzwiſt leiſten, wenn ein Menſchenleben auf dem
Spiele ſteht.
Gelegenheit! Damenhüte
Günſtig für Modiſtinnen! in Filz. Samt u. Schenillin kaufen
Sie billigſt garniert und ungarniert in der
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Eigene Fabrikation.
Telefon 4130.
Oho, Sie pfeifen ja plötzlich aus einem ganz anderen
Loch!
Ja, ja! Aber ſeit wir uns zuletzt ſahen, hat ſich viel
ereignet.
So. ſo‟ Nun, wenn Sie verſprechen, Jack nichts davon
zu ſagen, will ich Ihnen allerlei erzählen.
Wie kann ich das verſprechen? Seien Sie doch ver=
nünftig
, alter Junge! Ich gebe ja zu, daß Jack ein bißchen
kurz angebunden gegen Sie war, aber dafür haben Sie ſich ja
mit Ihrem Angebot einer Belohnung ſeitens Scotland Yard
gerächt.
Binks kicherte. Na, wenn Sie mir ſagen, was Sie erreicht
haben, werde ich Ihnen dafür erzählen, was ich gemacht habe."
Abgemacht! Wenn Sie verſprechen, reinen Mund zu
halten.
Freund meiner Jugendjahre! Diskretion iſt mein Tauf=
name
. Alſo los dafür! Als wir uns damals in der Green=
Straße trennten, war es mir natürlich klar, daß Jack glaubte,
Bill ſei entführt worden, und als ich mir die Sache überlegte,
ſagte ich mir gleich, daß er Fairleigh für den Täter hielte. Als
ich ſo weit war, trabte ich von dannen und hielt Kriegsrat mit
meinem Chef. Ich brachte ihn bald zu der Ueberzeugung, daß
ich Devonſhire mit meiner Anweſenheit beehren müßte, und
gleich am nächſten Tage fuhr ich her und machte Lord Fairleigh
meine Aufwartung.
Großer Gott!
Beruhigen Sie ſich. Ich ſagte, daß ich Zeitungsartikel über
alte Häuſer der weſtlichen Grafſchaften ſchriebe, und bat um
Erlaubnis, mich in Coombe umzuſehen.
Was ſagte er dazu?
Nun, ihn ſelbſt habe ich nicht geſprochen. Er ließ mir durch
ſeinen übrigens höchſt unangenehmen Haushofmeiſter

ſagen, daß er ſich nie mit Journaliſten abgäbe und mir die
Geſchichte von Schloß Coombe von Henry Gardiner empfehle.
Na, ich überlegte, was ich machen würde, wenn ich ein Gut be=
ſäße
und dort irgend jemand verſtecken möchte, und entſchied
mich dafür, daß die alte Ruine der geeignete Ort dafür ſei. Die
Eingeborenen glauben, daß es da ſpukt, ſo daß ſie irgend etwas
Ungewöhnliches, was es da zu hören oder zu ſehen gibt, un=
bedingt
Geſpenſtern und Kobolden zuſchreiben würden. Ich
ſpionierte da alſo in einer mondhellen Nacht herum, und denken
Sie ſich! Der alte Knabe hat da ein richtiges Fallgatter, das
noch dazu heruntergelaſſen war. Da wußte ich, woran ich war,
und ſagte mir: Archibald, mein guter Junge, ich verwette die
Lombard=Straße gegen eine Apfelſine, daß dies Boyds Gefäng=
nis
iſt! Na, da dort weiter nichts zu machen war, ließ ich mich
am nächſten Tage von einem Fiſcher in ſeinem Boot hinfahren.
Aber nichts zu wollen, mein Sohn! Die Klippe iſt ſo ſteil wie
eine Mauer. Aber ich gebe die Sache nicht auf. Ich ſchmeichle
mir, die weſentlichſten Eigenſchaften eines erfolgreichen Detek=
tivs
zu beſitzen: die feſte Ueberzeugung, zur Wahrheit durchzu=
dringen
, und die Gabe, ſich feſt an die erwählte Theorie zu
klummern, ſelbſt wenn ſie nicht mit den Beweiſen übereinzu=
ſtimmen
ſcheint.
Nun, dann geben Sie Ihre Theorie zum beſten!
Boyd wird in den Verlieſen der alten Burg gefangen=
gehalten
."
Stimmt nicht. Bin geſtern ſelbſt drin geweſen. Sie ſind
leer.
Darin beſteht gerade Ihr Irrtum. Sie ſind nicht leer!
Was meinen Sie damit?
Das werde ich Ihnen ſagen, aber laſſen Sie uns umkehren.
Ich kann beſſer ſprechen, wenn ich auf dem Heimweg bin. Alſo
hören Sie! Ich überlegte mir, daß der Gefangene doch gelegent=
lich
gefüttert werden muß, und iſt deshalb irgendeinmal je=
mand
aus= und eingehen ſehen würde, wenn ich da öfters
herumlungerte. Geſtern abend ſchlenderte ich alſo mit einem
Kodak bewaffnet nach der Burg hinüber. Ich ſtand ganz un=
befangen
vor dem Fallgatter und bewunderte ſeine maſſive
Stärke, als es begann, ſich langſam zu heben. Sofort begab
ich mich in Deckung, da ich meinte, irgendjemand würde heraus=
kommen
, aber es kam niemand zum Vorſchein, und ſchließlich
ging ich hin, um zu rekognoſzieren. Es war aber keine Spur
von irgend jemand zu ſehen. Ich benutzte die Gelegenheit, um
mich auf dem Hofe umzuſehen, wurde dann kühner und ging
in eins von den drolligen Zimmerchen im Wartturm hinein.
Und da bekam ich den größten Schreck meines Lebens. Ich hörte
Stimmen, die ſich dem Eingang näherten. Der Gedanke, hier
als Unbefugter angetroffen zu werden, war mir ſehr unan=
genehm
, und irgendwelche Deckung war nicht vorhanden. Da
ich aber ein Mann bin, der ſich immer zu helfen weiß, kletterte
ich blitzſchnell in den Rauchfang hinauf und war kaum außer
Sicht, als zwei Männer das Zimmer betraten. Raten Sie mal,
wer ſie waren!
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ]

Seite 12

Donnerstag, den 18. September 1930

Peter Schäfer
(13330
singt im
Kleinen Maus

Heute und folgende Tage!

Heute leizter Tag!

Ab beute!

Datterich
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Guter Mittag= und Abendtiſch.

Ein rauschender, triumphafer
Premiéren-Erkolg!
Ein Meisterwerk der dentschen Tonflm-
kunst
, wie es in solcher Vollendung noch
nicht gehört wurde.

Das große Abenteuer-
Doppel-Programm
Carlo Aldini
der bewährte Darsteller
waghalsiger Sensationen

Und wieder singt
Al Yolson

in dem großen Tonflm, bearbeitet nach
dem Bühnenwerk von Alfred Cohn

in

Besucht vom 20.22. Sept. den
AVGKÜCKS-HARKT

RS

KHABD

Wer hat

in EBERBACH am Neckar.
Häroder Jahrmarkt/Voiksbelusligmng=Ausstellungen:
Landw. Maschinen, Geräte (Lehrschau der
Landwirtschaftskammer mit Lautsprecher=
vorträgen
), Saatgut Grünland, Futter-
u
. Düngemittel, Schädlingsbekämpfung
Kuche und Haus durch Haustrauenverein
(sehr sehenswert f. die Frauen) das Frischei,
Milch- und Molkereiprodukte, Gährungs-
lose
Süßmostbereitung.
Am MONTAG, den 22. September:
EZuchtviehschau /Zucht-, Handels- u. m
ESchlachtviehmarkt / / Prämierung. ym
UNhm. 13835

CHBERGS

TeileT

esehen

Regie: Richard Eichberg.
Musik: Hans May.
Dieabentenerliche gensationelleGesehiehte

des Manneg, der den lichtschenen Elemen-

Ein spannender Aben-
teuerfilm
, voll der toll-
kühnsten
Sensationen.

Der Jangsänger
Mttultlf

ten Londons die Hölle beiß machte und

Miltenberg a. Main

den schönsten Frauen den Kopf verdrehte.

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(jenseits der Mainbrücke)
Pension RM. 5.. 4 Mahlz. Garagen
Exquisite Küche.
Neue fachm. Leitung: J. Lothammerl!
(rüher Kurhaus Nonrod). (13784a

In weiteren Hauptrollen:
Gharlotte Susa, Eugen Burg, Hertha
von Walther, Karl Ludwig Diehl,
Margot Walter, Harry Hardt, Erich
Schönfelder, Hermann Blaß sowie
die Polizeizentrale Scotland Vard.

II. Teil.
Der große Russenfilm
Henschenn
Arsenal

Regie: Alan Crosland.
Musik: Vitaphone-Orchester.

Bitte ausschneiden. R
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Ehren- und Freikarten aufgehoben.
Beginn: 3.30, 5.45, 8.20 Uhr.
Des großen Andranges wegen bitten wir
die Wachmittags-Vorstellungen besuchen
zu wollen.

Regie: A. Room
Dieser Film behandelt
das Schicksal amerika-
nischer
Petroleumarbei-
ter
und schildert die Zu-
stände
in den modernen
amerikanischen Zucht-
häuser
.

Die rührende Geschichte eines großen
Künsters, der in sein Vaterhaus auf der
Höhe des Ruhmes zurückfndet. Das ist
der Inhalt des Tonflms Der Jazzsänger,
dessen Hauptrolle AL JOLSON, der be-
rühmteste
Darsteller der Jetztzeit ver-
körpert
. Seit langem bemühte sich die
amerikanische Filmindustrie, ihn für den
Film zu gewinnen, bis es Warner Bros
gelang, ihn für die Hauptrolle des Films
Der Jazzsänger der Al Jolson’s eigene
Lebensgeschichte darstellt, zu verpflicht.

Beginn: 3½ Uhr.

Jugendllehe haben Zutrltt.
Beginn: 3.30, 5.45, 8.15 Uhr.
Ehren- und Freikarten aufgehoben.

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mit Günther Plüschow des ruhmvollen Fliegers von Tsingtau grandioser Film von seiner tollkühnen Fahrt im
kleinen Segelkutter über den Atlantik zu Brasiliens, Argentiniens und Chiles Küsten nach dem Wunderland Feuer-
land
von seinen verwegenen Flügen über unerforschte, wilde Höchgebirge, verwunschene Fjorde, über tiefgrünenden
Urwald. Ein Film, der allen Beschauern Erwachsenen wie Jugendlichen zum unvergeßlichen Erlebnis wird!
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Beginn: 11.15 Uhr.
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in Bensheim vom 20. 23. Sept. 1930

Winzerdorf
auf dem Marktplatz

Ausstellungen
Winzerfestzug -Vergnügungsplätze
(am 21. September)
Aufführungen
(13813
TANZ KONZERTE

GH

Hessisches
Landestheater

Donnerstag
18. September 1930

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Kleines Haus

Ein Sommernachtstraum
Von Shakespeares
Preise 110 Mk.

Geschlossen.

GettFried Feder, A. d.R.

spricht morgen Freitag, den 19. September 1930
abends 8.15 Uhr in der Woogsturnhalle
über das Thema:

Bie politische Lage

Saalöffnung Nat. Soz. Deutsche Arbeiterpartei (Hitlerbewegung)
7 Uhr * Ortsgruppe Darmstadt

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nach Gießen, Mann=
heim
, Frankfurt u.
Offenbach w. angen.
Umzüge
werden pr. ausgef.
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Liebfrauenſtraße 33
Telefon 1011.

Veſteigerungezeige,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale, hier, =
gelſtraße
27, verſchiedene Gegen=
ſtände
öffentlich zwangsweiſe gegen
(13846
Barzahlung.
Darmſtadt, den 18. September 1930.
Scharmann
Stellvertr. des Ger.=Vollz. Portner.

Ledka=Beſohlung
(D.R.P.a.)

2.00

Dam.=Sohl. u. Fleck

2.60

Herr.=Sohl. u. Fleck
Ledka=Werkſtätte
Beſſungerſtr. 86.
Annahme auch
Friedrichſtr 14, pt.
(*id)

Ab 1. Okt. beginn.
Abendkurſe
i. Näh. u. Zuſchneid.
kön, ſich noch einige
Damen beteiligen.
J. Eyſſen,
Damenſchneidermei=
ſterin
, Soderſtr. 55,I.

20 Prozenl
Rabakt

gewähren wir bis
auf weiteres auf
Kinder-u.
Puppenwagen
in unſeren neuen
Verkaufslokalen
Heinrichſtr. 52.
(13849a)

Mutter
eioe

kann koſtenlos
abgeholt werden.
Näh. Baubüro
Beſſungerſtraße 208.
(13823)

Geschäftssübernahme.

Wir beehren uns den Baubehörden, den Herren Architekten und dem
verehrten Publikum mitzuteilen, daß wir die im Jahre 1845 gegründete
Bauglaserei Georg Schulz, nur Bessungerstraße 74,
käuflich erworben haben. Das Geschäft wird von uns unter dem seit-
herigen
Namen weitergeführt. Durch langjährige praktische Tätig-
keit
sind wir in der Lage, sämtliche ins Fach schlagende Neu-
arbeiten
und Reparaturen bei billigster Berechnung erstklassig aus-
zuführen
. Wir bitten Sie, uns Ihre gütige Unterstützung zu gewähren
Hochachtungsvall
Georg Schulz Nachf.
Inhaber Guido Winter, Glasermeister / Albert Mäder.

Es ist mir ein Bedürfnis den Herren Architekten und meiner treuen
Stammkundschaft für das mir entgegengebrachte Vertrauen herzlichst
zu danken. Gleichzeitig bitte ich, dasselbe in ebenso reichem Maße
auf meinen Nachfolger übertragen zu wollen. / Hochachtungsvoll

Georg Schulz, Glasermeister.

(13811

Hefſiſche Anſtalt Aiceſtiſt:.

Im Wege des öffentlichen Anerbie=
tens
ſoll für die Zeit vom 1. Okt. 1930
bis 31. März 1931 die Lieferung nach=
verzeichneter
Waren vergeben werden:
Ca. 500 kg Blockſchmalz, ca. 500 kg
Kochſalz, ca. 1000 kg Hülſenfrüchte, ca.
500 kg Weizenmehl, ca. 500 kg Hafer=
flocken
, ca. 800 kg Graupen und Grütze,
ca. 100) kg Reis, ca. 100 kg Faden= u.
Gemüſenudeln, ca. 500 kg Kriſtallzucker,
ca. 200 kg Grünkern, ca. 300 kg Sago,
ca. 150 Zentner Kleie, ca. 1000 kg Gries.
65 Anzüge aus Cordſtoff nach Maß,
175 Meter Leinen für Bettbezüge, 200
Meter Molton für Betteinlagen, 100 Stück
Handtücher für die Küche, 300 Stück
weiße Handtücher, 20 Stück Betteppiche,
50 Meter Stoff für Unterröcke ( Normal=
ſtoff
), 200 Meter Stoff für Knabenunter=
hoſen
(Normalköper), 150 Meter Flanell
für Mädchenhemden, 100 Meter Schür=
zenſtoff
, 50 Meter Leibchen=Drell, 50 Met.
Badetuchfrotté, 500 Stück Taſchentücher,
150 Stück Waſchlappen, 100 Meter Biber
für Nachtjacken, 20 kg Wollgarn, 100
Meter Flanell für Kleider (Daucleflanell).
Die in dem Angebot anzuerkennen=
den
Lieferungsbedingungen liegen am
24. und 25. September, vormittags 10
bis 12 Uhr, zur Einſicht offen.
Angebote ſind verſchloſſen und ver=
ſehen
mit der Aufſchrift Lieferungsver=
gebung
bis zum Eröffnungstermin,
Dienstag, den 2. Oktober 1930, vor=
mittags
10 Uhr, hierher einzureichen.
Die einzureichenden Warenmuſter
müſſen getrennt von den Angeboten ver=
packt
mit der Aufſchrift Muſter zum An=
(13829
gebot verſehen ſein.
Zuſchlagsfriſt: 14 Tage.
Darmſtadt, den 17. Sept. 1930.

Verdingung.

Jungermann
Gerichtsvorzieher in Darmſtadt.

Geräte=Verſteigerung
auf dem
Uebungsplatz Griesheim b. D.
ca. 2000 Mannſchaftsbetten (Eiſen und
Holzboden), 500 mehrteilige Baracken=
ſchränke
, große Kochkeſſel und Herde,
ſowie Alteiſen (13817b
Montag, den 22. September. 2 Uhr nachm.
Reichsvermögensſtelle.

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von Fräulein Hellwig
Hessische Eisenbahn A.-G.
Darmstadt, Luisenstr. 1216

Freude am Kochen duch den
Wi764
elektrischen Herd!

MorgenFreitag
den 19. Sept,, abends 8 Uhr
Eintritt frel! Kostproben!

Für den Neubau des Finanz= und
Zollamtes zu Bensheim an der Berg=
ſtraße
ſollen auf Grund der Reichsver=
dingungsordnung
öffentlich vergeben
werden:
1. Zimmerarbeiten,
2. Dachdeckerarbeiten,
3. Spenglerarbeiten.
Die Verdingungsunterlagen werden,
ſoweit der Vorrat reicht, von der unter=
zeichneten
Dienſtſtelle, Rathaus, Zimmer
Nr. 19, von Donnerstag, den 18. ds.
Mts. ab, während den Dienſtſtunden von
912:/, Uhr und nachmittags von 4 bis
6½), Uhr abgegeben, wo auch die Zeich=
nungen
einzuſehen ſind. Die Angebote
ſind bis 1. Oktober 1930, vormittags
10 Uhr (Bahnzeit), verſchloſſen, mit
entſprechender Aufſchrift verſehen, porto=
und beſtellgekdfrei an die unterzeichnete
Dienſtſtelle einzureichen. Die Angebots=
eröffnung
erfolgt im Beiſein der etwa
erſchienenen Bewerber. (13814
Stadtbauamt Bensheim.

Am Freitag, den 19. Sept. 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokal Ludwigs=
platz
8 verſchiedene Gegenſtände zwangs=
weiſe
meiſtbietend gegen Barzahlung.
Insbeſondere:
1 Eiswagen, 1 Ladentheke, 1 Büfett,
1. Diplomatſchreibtiſch, 1 Elektro=
(48838
Grammophon.
Darmſtadt, den 17. Sept. 1930.
Noſtadt
Gerichtsvollzieher Kr. A., Bismarckſtr. 42.

Am Freitag, den 19. Sept. 1930,
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtraße 32/34
folgende Pfänder zwangsweiſe gegen
Barzahlung verſteigert werden: (13845
1 Ruhebett mit Decke, 1 Kleiderſchrank,
1 Waſchtiſch, 2 Nähmaſchinen (Haid &
Neu), 1 Küchenſchrank (3,60 m Inlett,
7,20 m Dimiti), 1 Motorrad (NSV.),
1 Klavier (Arnold), 1 Bücherſchrank,
1 Schreibtiſch.
Ferner hieran im Anſchluß um 10".
Uhr an Ort und Stelle, Rheinſtr. 26:
2 Warenſchränke und 1 Theke m. Glas=
aufſatz
.
Ferner hieran im Anſchluß um 11 Uhr
an Ort und Stelle, Frankenſteinſtr. 45:
1 Schreibmaſchine (Schmid=Bos), einen
Schreibtiſch und 1 Telephonzelle, eine
Unterwindfeuerung, 2 Fräßköpfe.
Darmſtadt, den 17. Sept. 1930.

af d