Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 252
Freitag, den 12. September 1930. 193. Jahrgang
2I mm breiie Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfs
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Gewalt, wſe Krieg. Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
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aufräge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung fäll jedes
Rabatt weg. Bankonio Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natlonalbank.
Diind nnd Sendelſon dol ven soſterband
Briands Hinweis auf die Abrüſtungsfrage dürftig und nichtsſagend. — Sein Paneuropa=Proiekk ſoll nur im
Rahmen des Völkerbundes verwirklicht werden. — Angewöhnlich ſcharfe Forderung Henderſons nach
Erfüllung der Abrüſtungsbeſtimmungen der Friedensverkräge und des Bölkerbundspakkes.
Ein „gtoßer Tag” in Genſ.
Die europäiſche Ausſprache im Völkerbund.
* Genf, 11. September. (Priv.=Tel.)
Briand ſpricht! Das bedeutete für die
Völkerbundsverſamm=
lung ſchon immer ein vollbeſetztes Haus. Die Europa=Rede Briands
hatte am Donnerstag vormittag den Verſammlungsſaal im
Gen=
fer Wahlhaus bis auf den letzten Platz gefüllt.
In der Sitzung, die um 10,40 Uhr eröffnet wurde, betrat als
erſter Redner der kanadiſche Hauptdelegierte
Bor=
d en, der ſich in Deutſchland ſeinerzeit durch ſeinen Proteſt gegen
die Ruhrbeſetzung einen Namen gemacht hat, die Tribüne. Er,
deſſen Land jetzt aus dem Völkerbundsrat ausſcheidet, ging in
ſeiner Rede auf die Entwicklung der letzten zehn Jahre ein. Er
erinnert daran, daß Briand die moraliſche Abrüſtung fordere.
„Hat denn Briand”, ſo fragte Borden, „nicht ſelbſt durch den
Kelloggpakt und den Kriegsverzicht dieſe moraliſche Abrüſtung
herbeigeführt?
Was ſollen heute noch die Riefenrüſtungen?
Und warum macht man mit ihrem Abbau nicht die gleichen
An=
ſtrengungen wie in der moraliſchen Entwaffnung, nachdem man
auf den Krieg als Mittel der nationalen Politik verzichtet hat?‟
Unter dem Beifall der Verſammlung erteilte dann Titulescu
das Wort Briand zu ſeiner großen Europarede. Briand
er=
klärte zunächſt, daß er in zweifacher Eigenſchaft vor die
Ver=
ſammlung trete. Als Delegierter Frankreichs habe er in dieſer
Ausſprache über die Tätigkeit des Völkerbundes das Wort zu
er=
greifen und als Mandatar von 27 europäiſchen Staaten, in deren
Namen er der Völkerbundsverſammlung eine Mitteilung zu
machen habe. Briand fuhr fort: Ich habe tiefes Vertrauen zu
dem Völkerbund, der einer der wichtigſten Dämme gegen die
Ge=
fahr des Krieges iſt und in das Bewußtſein der Völker immer
tiefer eindringt. Der Völkerbund iſt wegen des angeblich
lang=
ſamen Fortſchreitens ſeiner Arbeiten zahlreichen Angriffen und
mannigfacher Ironie ausgeſetzt worden. Aber der Kelloggpakt,
die Generalakte über die Schiedsgerichtsbarkeit und die
zahl=
reichen regionalen. Abkommen ſind wirkſame, nicht zu
unter=
ſchätzende Beiträge zur Organiſierung des Friedens. Alle dieſe
Bemühungen, und hierin ſtimme ich meinem Vorredner zu,
wer=
den, wenn ſie nicht als Gegenſtück die Einſchränkung und
ſogar, wenn möglich, die
Beſeitigung der Rüſtungen
haben, etwas Unbeſtimmtes, Undefinierbares, bleiben. Es war,
um nur von meinem Lande zu reden, gegenüber der Tatſache, daß
der Friede gefeſtigt und die Sicherheit organiſiert wird,
unmög=
lich, gewiſſe Ziffern, gewiſſe Ausgaben aufrecht zu erhalten. Wir
ſind dabei auf Schwierigkeiten geſtoßen; wir haben lange Wochen
in London verhandelt und einen erfreulichen Anfang erzielt. Ich
ſtehe hier in Verhandlungen mit dem Vertreter eines
befreun=
deten und benachbarten Landes, durch die hoffentlich weitere
Mög=
lichkeiten geſchaffen werden. Ich habe mich, ſo rief Briand mit
ſtarker Betonung aus, in den Gedanken geradezu verbohrt, daß
ſolange ich bin und wirke, es keinen Krieg
geben darf.
Wenn irgendwelche Schwierigkeiten auftauchen, werden wir ſie im
Frieden und durch den Frieden regeln. Das iſt eine Ehrenpflicht
gegenüber den Nationen, die ihr Vertrauen auf uns ſetzten. Mit
der Bemerkung, daß der Völkerbund ſich mit allen, die
internatio=
nalen Beziehungen berührenden Strömungen in Fühlung halten
müſſe, leitete Briand auf die europäiſche Frage über. Briand
be=
zeichnete ſeinen Plan als eine weitere große Anſtrengung im
Dienſte des Friedens. Soweit alle Bemühungen, den Frieden zu
ſichern, im Rahmen des Völkerbundes geſchehen müßten, werde
auch dieſe Idee vom Geiſte des Völkerbundes getragen. Eine
Reihe von Tatſachen zwänge geradezu zu einer engeren
Zuſammenarbeit der europäiſchen Völker.
s läge in der Logik der Tatſache, daß die Völker, auf deren
erritorium ſich der Weltkrieg abgeſpielt habe und die heute
im=
ner noch unter den Folgen des Krieges litten, ſich zu einer
ge=
teinſamen Anſtrengung zur Ueberwindung dieſer Folgen
auf=
ifften. Briand führte weiter aus, daß er von Anfang an die
chwierigkeiten der Verſtändigung über ſeine Idee ins Auge
ge=
ißt habe. Dieſe müßten im Intereſſe des Friedens überwunden
erden. In ihrer Antwort auf ſein Memorandum hätten die 27
uropäiſchen Staaten ſich grundſätzlich in bejahendem Sinne
ge=
ußert und die kürzlich von ihm einberufene Konferenz dieſer
laaten habe ihm einmütig den Auftrag gegeben, die Frage der
uropäiſchen Einigung vor den Völkerbund zu bringen. Er habe
e Ueberzeugung, daß der Völkerbund dem Plan gleichfalls ſeine
uſtimmung gäbe, handele es ſich doch um die Verwirklichung
iner Idee, die auch dem Ziele des Völkerbundes entſpräche. Es
i ſelbſtverſtändlich, daß keine neue Organiſation neben dem
Völ=
erbund geſchaffen werden ſoll, ſondern daß die europäiſchen
inigungsbeſtrebungen, nur im Rahmen des
Fölkerbundes verwirklicht werden könnten. Auch könne
bſtverſtändlich keine Rede davon ſein, daß die geplante
Ver=
nigung ſich gegen andere Staaten oder Staatengruppen richte.
die Bundesverſammlung habe jetzt das Wort.
Die Rede Briands wurde von der Verſammlung mit ſtarkem
Beifall aufgenommen. Nach der engliſchen Uebertragung der Rede
4 Uhr, wo der engliſche Außenminiſter Henderſon ſprechen wird.
Henderſons Borſtoß in der Abrüſtungsfrage.
Die Donnerstag=Nachmittagsſitzung der 11.
Völkerbunds=
verſammlung, die um 4 Uhr nachmittags im Wahlhaus eröffnet
wurde, übte durch die Rede Henderſons eine mindeſtens ebenſo
der Erklärungen Briands.
Henderfon begann ſeine Ausführungen mit einem Nachruf
und einem Dank an Dr. Streſemann, was Briand leider Die Arbeitsloſigkeit nimmt dauernd zu . . .". „Die Laſt der
unterlaſſen hatte, deſſen überzeugte Friedenspolitik dazu
ge=
führt habe, daß das Rheinland heute frei ſei. Er gedachte auch nur die Nörgler. Die gleiche Stimmung herrſcht bei der breiten
des verſtorbenen Profeſſors Nanſen, dieſes Wohltäters der
Ge=
in politiſchen Bedeutung ſteigernden Ueberblick auf die
Euro=
pafrage, die allgemeine Völkerbundsarbeit und zum Schluß
in einem unerwarteten Vorſtoß auf die
Abrüſtungs=
frage ein. Henderſons Erklärungen ſind durch ihre
ungewöhn=
beſtimmungen, der Friedensverträge und des Völkerbundsver=
Abrüſtung eng verbunden. Nichts könne die Völker
ſtärker vor dem Ausbruch eines neuen Krieges ſchützen, als ein
ſolange das gegenwärtige Wettrüſten andauere. Das ganze
eng=
liſche Volk ſei ſich darüber einig, die Maſchinerie des
Völker=
bunds in der Sicherheitsfrage nur dann weiter auszubauen, Auffaſſung der Gewerkſchaften und derjenigen der
Beaverbrook=
endlich Wirklichkeit werde. Auf dieſem Grundſatz werde die
nicht die Mächte ſich entſchlöſſen, auf Grund eines internatio=
Rüſtungen beſtehen blieben. Deshalb ſei in Artikel 8 des
Völkerbundsvertrages
die Berpflichkung zu einer allgemeinen Herabſehung
und Beſchränkung der nakienalen Rüſtungen
aufgenommen werden. Schon elf Jahre werde die
Abrüſtungs=
frage ohne Fortſchritte behandelt. Jetzt ſei der Augenblick
gekommen, endlich zu handeln. Die
Abrüſtungsbeſtimmun=
gen des Völkerbundsvertrages bildeten einen Teil der
Friedens=
verträge. Jede Regierung ſei durch dieſe
Verpflich=
tungen gebunden. In den Verhandlungen im Jahre 1919
ſei dieſe Verpflichtung ausdrücklich wieder
feſtge=
legt und feierlich ſodann von neuem in der Schlußakte politiſchen Entſcheidungen notwendigerweiſe nach dieſer Wunſch=
Jahren habe die Völkerbundsverſammlung feierlich feſtgeſtellt, daß den Arbeitsloſigkeit richten müſſen.
der gegenwärtige Stand der Sicherheit den Abſchluß eines
allge=
meinen Abrüſtungsabkommens erlaube. Die Völker begännen an
Treu und Glauben der Regierungen zu zweifeln. Die Londoner
Flottenkonferenz ſei zweifellos ein Erfolg auf dem Wege zur
Ab=
rüſtung. England habe ſich in dem Londoner Abkommen
end=
gültig verpflichtet, die Schlachtſchiffe um 25 v. H. zu vermindern
und bis 1936 neue Schlachtſchiffe nicht zu bauen. England hoffe,
daß beim Zuſammentritt der Weltabrüſtungskonferenz weitere
weſentliche Herabſetzungen der engliſchen Seeſtreitkräfte erreicht
ſein würden.
Die Herabſehung der Rüſtungen einzelner Mächte
ſei keine Erfüllung der inkernakionalen
Abrüſtungsverpflichkungen.
Nur wenn ein allgemeines Abrüſtungsabkommen
für die Land=, See= und Luftſtreitkräfte abgeſchloſſen ſei, können
die Friedensverträge und der Völkerbundsvertrag als erfüllt
an=
geſehen werden. Nur dann werde der Friede Europas geſichert
ſein. England erwarte, daß der Abrüſtungsausſchuß
end=
lich zu einem praktiſchen Ergebnis gelangen werde, daß
die Regierungen ihren Vertretern Anweiſungen geben würden,
die einen Erfolg der Abrüſtungsverhandlungen ſicherten. England
erwarte ferner die
Einberufung der Weltabrüſtungskonferenz
zum Jahre 1931.
Es betrachte die Abrüſtungsfrage als die lebenswichtigſte und
dringendſte von allen politiſchen Fragen, die jetzt erörtert würden.
Die Regierungen hätten die Pflicht, den nächſten Krieg
unmög=
lich zu machen, der noch ſchrecklicher ſein würde, als der letzte.
Die engliſche Regierung rufe deshalb alle in Genf vertretenen
Regierungen auf, ihre Kräfte gemeinſam zur Erreichung des
Zieles einzuſetzen, für das der Völkerbund geſchaffen worden ſei.
Die Erklärungen Henderſons, insbeſondere die Feſtſtellung,
daß die Abrüſtung eine bindende Verpflichtung der
Friedensver=
träge darſtelle, wurde von einem großen Teil des Saales mit
ſtürmiſchem Beifall aufgenommen. Mehrfach wurden die
Aus=
führungen des engliſchen Außenminiſters durch ſtarken Beifall
unterbrochen.
England vor ſchwerwiegenden
Enkſcheidungen.
Die wirtſchaftliche Depreſſion. — Der Gewerkſchaftskongreß in
Nottingham. — Macdonalds Verhandlungen mit Lloyd George.
— Eine bemerkenswerte Nachwahl. — Die „vierte Partei” und
die Konſervativen. — Die Reichskonferenz.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, den 10. September.
In den ſechs Wochen, die ſeit dem Ende der Parlaments=
Briands vertagte ſich die Vollverſammlung auf heute nachmittag ſeſſion vergangen ſind, hat in England der allgemeine
Peſſimis=
mus über die ſich ſtändig verſchlechternde
wirt=
ſchaftliche Lage und zur gleichen Zeit das Verlangen nach
irgendwelchen entſcheidenden Maßnahmen zur Rettung der
Situation in auffallender Weiſe zugenommen. Leute, die nach
längerer Abweſenheit England wiederſehen, erhalten alle den
gleichen Eindruck. Es herrſcht in England zurzeit eine
Nieder=
geſchlagenheit, die faſt an Defaitismus grenzt. Ueberall hört
ſtarke Anziehungskraft aus wie die Vormittagsſitzung infolge man die gleichen Klagen: „Mit Englands Weltſtellung iſt es
aus . . .‟. „England iſt zu einer zweitklaſſigen Macht
gewor=
den . . .". „Englands Handel geht immer mehr zurück .. .",
Steuern iſt nicht mehr zu ertragen . . ." uſw. So ſprechen nicht
Wählermaſſe, bei der Arbeiterſchaft, bei den Gewerkſchaften. Und
fangenen und Flüchtlinge, und ging dann in einem ſich ſtändig toenn Ramfay Macdonald noch Beweiſe deſſen gebraucht hätte,
daß er vor der Notwendigkeit entſcheidender Beſchlüſſe ſteht, ſo
haben die letzten Wochen ihm ſolche in mehr denn reichlichem
Maße geboten.
Da iſt in erſter Linie der vorige Woche in Nottingham
ſtatt=
lich ſcharf formulierte Forderung der Erfüllung der Abrüſtungs= gehabte, bereits als „hiſtoriſche” bezeichnete Kongreß des
engliſchen Gewerkſchaftsbundes (der Trade
trages das Ereignis des Tages. Er führte u. a. aus: Nach der Unions). Er nahm, wie bereits bekannt, mit einer Mehrheit
Auffaſſung der engliſchen Regierung ſeien Sicherheit und von faſt 400 000 Stimmen einen Wirtſchaftsbericht an, in dem
erklärt wird, daß „es im Intereſſe der ganzen Bevölkerung
Englands und der Dominions liege, die wirtſchaftlichen
Be=
allgemeines Abrüſtungsabkommen. Die Sicherheit ſei undenkbar, ziehungen zwiſchen den einzelnen Teilen des Britiſchen Reiches
ſo weit wie nur möglich zu fördern .. ." Und obgleich der
Beſchluß einen ziemlich ſcharfen Trennungsſtrich zwiſchen dieſer
wenn die Abrüſtung aufhöre eine leere Phraſe zu ſein und Rothermere=Kampagne zieht, ſo trat dennoch im Verlaufe des
Kongreſſes mit aller nur wünſchbaren Deutlichkeit zutage (und
künftige engliſche Politik aufgebaut ſein. Von allen Maßnahmen, hierin liegt die hiſtoriſche Bedeutung dieſer Tagung, daß der
für die Sicherheit ſei die Abrüſtung bei weitem die wirkſamſte. Glaube an den unbedingten Freihandel im
Die Ziele des Völkerbunds würden niemals erreicht, wenn Lager der Trade Unions rapide im Schwinden
begriffen iſt und daß die zurzeit in ganz England mächtig
nalen Abkommens zur allgemeinen Abrüſtung zu ſchreiten. Die hervortretende Bewegung für Einführung allgemein=gültiger
Schöpfer des Völkerbundsvertrages, hätten niemals an eine Schutzölle nun auch von den Gewerkſchaften mitgemacht wird.
internationale Zuſammenarbeit geglaubt, wenn die nationalen Mit dieſem in Nottingham gefaßten Beſchluß der Gewerkſchaften
hat das alte liberale Dogma des Freihandels=Prinzips einen
neuen tötlichen Stoß erhalten. Hiermit iſt ferner der
unbeding=
ten Vorherrſchaft marxiſtiſcher Ideengänge im Lager der
briti=
ſchen Gewerkſchaften ein ſicher vorauszuſehendes Ende bereitet
worden. Mehr noch — der Kongreß von Nottingham leitet aller
Wahrſcheinlichkeit nach eine radikale Aenderung im Verhalten
der Labour Party gegenüber den großen wirtſchaftlichen
Pro=
blemen Englands ein. Vor allem die Tatſache war es, daß die
Zahl der Arbeitsloſen zurzeit zwei Millionen nicht nur erreicht,
ſondern bereits überſchritten hat, die auf die Gewerkſchaften die
Wirkung einer mächtigen Aufrüttelung gehabt hat. Namſay
Macdonald wird daher an den Beſchlüſſen von Nottingham nicht
achtlos vorbeigehen können. Er wird ſeine nächſten
wirtſchafts=
des Locarnovertrages beſtätigt worden. Vor zwei äußerung der Gewerkſchaften und der immer drohender werden=
Die immer höher und höher anſteigende Welle der
Arbeitsloſigkeit war es gleicherweiſe, die den Premier
Ende Auguſt veranlaßte, neue Verhandlungen mit den
Libera=
len und deren Leader, Lloyd George, anzuknüpfen. Die
ſen=
ſationellen Gerüchte, die an dieſe Verhandlungen geknüpft
wur=
den (Gerüchte von einer „Allianz” zwiſchen Macdonald und
Lloyd George, von der Bildung einer „Regierung der
natio=
nalen Wiederaufrichtung”, von einer Demiſſion Philip
Snow=
dens uſw.), können als bei ſolchen Fällen übliche
Uebertreibun=
gen abgetan werden. Doch wahr iſt, daß die letzten
Verhand=
lungen zwiſchen der Labourregierung und den Liberalen ſehr
weitgehende geweſen ſind und diesmal wahrſcheinlich nicht ſo
fruchtlos verlaufen dürften, wie die erſten Pourparlers vor
Jahresfriſt. An den diesmaligen Verhandlungen nahmen, außer
Macdonald und Lloyd George, noch teil: Philip Snowden,
Arthur Henderſon, Vernon Hartshorn (der neue Miniſter für
Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit) und Mr. Hubert Henderſon,
der ehemalige Herausgeber der „Nation” und eminenter
Econo=
miſt aus dem Lager der Liberalen. Von letzterem ſtammt der
bereits viel diskutierte Vorſchlag einer „milden
Schutzollpoli=
tik”, die eine Beſteuerung aller aus dem Auslande eingeführten
Waren (außer Lebensmitteln) mit 10 Prozent vorſieht. Dieſe
Beſteuerung würde angeblich dem Staate eine Mehreinnahme
von 80 Millionen Pfund Sterling pro Jahr (zur Bekämpfung
der Arbeitsloſigkeit) einbringen und eine Reihe von gefährdeten
Induſtrien mit neuer Kraft erfüllen. Zur gleichen Zeit wäre
ein ſo geringfügiger Zollſatz den liberalen Freihändlern als
Kompromis annehmbar. Den ſtärkſten Widerſtand ſetzt dieſem
Vorſchlag der Schatzkanzler Philip Snowden entgegen. Aber
man hofft ſeinen Starrſinn zu brechen. Nicht nur die Frage des
Zuſammenarbeitens zwiſchen Labour und Liberalen, ſondern
auch diejenige des Weiterbeſtehens des gegenwärtigen
Parla=
ments und der Arbeiterregierung iſt von der Annahme oder
Nichtannahme eines gemeinſamen Planes zur Bekämpfung der
Arbeitsloſigkeit abhängig. Die hierauf bezüglichen
Verhand=
lungen zwiſchen Labour und Liberalen werden in der nächſten
Woche wieder aufgenommen werden. Von den Entſcheidungen,
die während dieſer Verhandlungen gefaßt werden, wird für die
nächſte Zukunft Englands unendlich viel abhängen.
Die in letzter Zeit oft geſtellte Frage, was werden die
Konſervativen angeſichts all dieſer
Verände=
rungen in der innerpolitiſchen Lage tun?, iſt
durch den Ermerkenswerten Ausgang der Nachwahl in
Bromley dringender, denn je geworden. Dieſe Nachwahl
Seite 2
Freitag, den 12. September 1930
Nummer 252
war inſofern von epochemachender Bedeutung, als bei dieſer
Gelegenheit zum erſtenmal die neue, von Lord Rothermere
ge=
gründete „Reichseinheitspartei” (United Empire Party) an den
Wahlen teilnahm und der Kandidat dieſer Partei ganze 9 400
Stimmen (gegen 12700 des konſervativen Siegers) erhalten
hatte. (Bei den Generalwahlen hatten die Konſervativen in
die=
ſem Wahlbezirk im ganzen etwa 25 000 Stimmen erhalten;
dem=
nach hat die konſervative Wählerſchaft ſich diesmal geſpalten:
eine Hälfte ſtimmte, wie bisher, für Baldwin, die andere, kleinere
Hälfte für die neue „United Empire” Partei). Dieſer Ausgang
iſt von den Konſervativen mit Recht als eine ernſte Warnung
aufgefaßt worden. Stanley Baldwin ruht ſich zurzeit in Aix=les=
Bains aus. Doch nach ſeiner Rückkehr wird auch er vor die
Notwendigkeit wichtiger Entſcheidungen geſtellt werden. Das
Ergebnis der Nachwahl von Bromley muß ihm zum mindeſten
zwei Tatſachen klar vor Augen führen: 1. daß die Führerſchaft
der Konſervativen die unmittelbare Fühlung mit der
Wähler=
maſſe in bedrohlicher Weiſe verloren hat, und 2. daß die
Rother=
mere=Beaverbrook=Kampagne bei weitem nicht jenes „politiſche
Abenteuer” darſtellt, für das es zu Anfang gehalten worden iſt.
Verharrt Stanley Baldwin noch weiter auf dem Standpunkt,
daß er es ſich leiſten kann, auf eine Verſtändigung mit der
Nothermere=Beaverbrook=Gruppe zu verzichten, ſo wird in
Weſt=
minſter über kurz oder lang in der Tat eine vierte Partei
ein=
ziehen und werden die Konſervativen bei den nächſten
General=
wahlen eine noch viel vernichtendere Niederlage erleben, als
jene, die ihnen das letzte Mal widerfahren.
Die Notwendigkeit, entſcheidende Beſchlüſſe zu faſſen und
Klarheit, inbezug auf die zukünftige
Wirt=
ſchaftspolitik Englands zu ſchaffen, iſt noch
inſo=
fern von beſonderer Dringlichkeit, als bereits innerhalb von
drei Wochen in London die lang angekündigte und überaus
wichtige Reichskonferenz zuſammentreten wird. Die von allen
Teilen des Britiſchen Reiches in London zuſammenkommenden
Delegierten werden das Mutterland im Zuſtand einer großen
wirtſchaftlichen und innerpolitiſchen Inſtabilität vorfinden. Auf
dem Gebiete des Handels — Depreſſion und Niedergang. Die
Zahl der Arbeitsloſen — weit über 2 Millionen. Die Frage
„Freihandel oder Schutzzoll?” und das Problem des engeren
Zuſammenſchluſſes des Weltreiches auf der Grundlage von
Hochſchutzzöllen gegen ausländiſche Erzeugniſſe ſtehen wohl im
Vordergrunde der Diskuſſion. Von einer befriedigenden Löſung
ſind ſie aber ſehr weit entfernt. Der Zuſammentritt der
Reichs=
konferenz bietet nun eine ausgezeichnete Gelegenheit dar, all
dieſe Probleme, die Englands Sorgen darſtellen und die ſeine
Zukunft bedrohen, mit vereinten Kräften in Behandlung zu
neh=
men. Die Notwendigkeit einer entſchloſſenen Neuorientierung
der Wirtſchaftspolitik des Britiſchen Reiches wird ſich dabei
nicht vermeiden laſſen. Wird Macdonald dieſen Weg gehen?
Von allen Seiten, aus allen Lagern wird er hierzu gedrängt.
Es werden ſchwerwiegende Entſcheidungen ſein, vor die er
ſich in den nächſten Wochen geſtellt ſehen wird.
Henderſon über Paneuropa.
Henderſon nahm in ſeiner großen Rede vor der
Völkerbunds=
verſammlung auch zu den Paneuropavoſchlägen Briands
mit einigen kurzen Bemerkungen Stellung. Die engliſche
Regie=
rung habe bereits ihre Sympathien für die darin enthaltenen
Ge=
dankengänge ausgedrückt und dabei hervorgehoben, daß die
Zu=
ſammenarbeit nur in voller Uebereinſtimmung
mit dem Völkerbund vor ſich gehen könne und eine
end=
gültige Entſcheidung nur unter der Autorität
des Völkerbundes getroffen werden dürfe. Es müßten
Sicherheiten dafür geſchaffen werden, daß der endgültige Plan mit
den internationalen Verpflichtungen des Völkerbundes voll
über=
einſtimme und die Abrüſtungspolitik des Völkerbundes erleichtere.
Henderſon betonte dann, daß die engliſche Regierung der
Reform des Völkerbundsſekretariats, ebenfalls
große Bedeutung beilege und die diesbezüglichen Vorſchläge des
Verwaltungsausſchuſſes unterſtützen werde. Er wies ferner darauf
hin, daß die Schiedsklauſel des Internationalen Haager
Gerichts=
hofes über die friedliche Beilegung von Streitigkeiten bisher von
17 Völkerbundsſtaaten unterzeichnet worden ſei, von denen jedoch
elf die Klauſel noch nicht ratifiziert hätten. Er betonte weiter,
daß England der Anpaſſung des
Völkerbundsver=
trages an die Beſtimmungen des
Kelloggvertra=
ges große Bedeutung beimeſſe. Es bekenne ſich uneingeſchränkt
zu den Grundſätzen der friedlichen Regelung aller internationalen
Streitfälle. Die wahre Sicherheit könne jedoch nur durch eine
engere Zuſammenarbeit im Völkerbunde erzielt werden. Ein
be=
deutſamer Schritt auf dieſem Wege würde das
Zuſtande=
kommen eines Abkommens über eine finanzielle
Unterſtützung angegriffener Staaten darſtellen.
England ſei bereit, einem ſolchen Abkommen zuzuſtimmen, jedoch
nur unter der Bedingung, daß das allgemeine
Abrüſtungsab=
kommen angenommen und durchgeführt werde.
Dus Hramtut im elsiteete.
Senfation in Tromſö.
Von unſerem Sonderberichterſtatter Fritz Löwe
Kopenhagen.
Es muß der Zeitung „Politiken” hoch angerechnet werden,
daß ſie eine Eismeerexpedition ausgerüſtet und bedeutende
Be=
träge geopfert hat, um letzte Klarheit über das Drama Andrees
und ſeiner Gefährten zu ſchaffen. An der Spitze der Expedition
ſteht der bekannte däniſche Journaliſt Knut Stubbendorff, der
gemeinſam mit der Mannſchaft des „Isbjörns” die glänzenden
Reſultate erzielte, die zur vollen Aufklärung des Dramas
Andrees führen werden.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die von Dr. Horn und
der Mannſchaft des „Bratvaag” heimgebrachten Funde nur
Fragmente ſind. Drei Männer waren ſeinerzeit mit dem Ballon
dem Nordpol entgegen geflogen. Aber nur die Reſte von zwei
Männern wurden gefunden. Ungewiß ſtand man der Frage
gegenüber, wie die Kataſtrophe ſich eigentlich abgeſpielt hatte
Noch war es nicht möglich zu entſcheiden, ob der Ballon ſelbſt
auf den Gletſcher der „Weißen Inſel” getrieben war, oder ob
die drei Männer unter fürchterlichen Leiden den Marſch über
das Treibeis des Polarmeeres antraten, bevor ſie das Lager
errichteten. Man glaubte nicht, daß man in dieſem Jahre noch
mehr erfahren würde. Die ſchwediſchen Wiſſenſchaftler, die nach
Tromſö gefahren waren, ſprachen davon, man müßte im
näch=
ſten Jahre eine neue Expedition ausrüſten, um neue
Nachfor=
ſchungen im Lager Andrees anzuſtellen. Aber die Frage lag
nahe, ob die Eisverhältniſſe dann derartige Unterſuchungen
er=
möglichten.
Da kam gänzlich unerwartet nach Tromſö die Nachricht, daß
der „Jsbjörn” ein kleiner Eismeerſchoner, der von der „
Poli=
tiken” und anderen großen Tageszeitungen ausgerüſtet worden
war, auf der Weißen Inſel” eingetroffen und es ihm geglückt
war, im Lager Funde zu machen, die das Bild des Dramas Andrees
vervollſtändigen und Tatſachen über das Schickſal der Expedition
bringen. Plötzlich iſt das ganze Drama klar geworden. Endlich
ſind reale Grundlagen vorhanden, die den Schleier von dem
Polardrama ziehen, der das Schickſal der drei Männer ein
Menſchenalter verhüllt hat. Es unterliegt keinem Zweifel. Die
drei unglücklichen Männer haben den Ballon mit ſich nach der
„Weißen Inſel” genommen. Sie haben in ihrem Lager Tage
der Hoffnung und Furcht verlebt, bis der Tod kam, bis der
fürchterliche Polarſturm ihren Leiden ein Ende machte. Es
hat ſich herausgeſtellt, daß zahlreiche Einzelheiten der erſten
Vom Tage.
Der Proteſt der memelländiſchen Parteien gegen die durch die
Zu=
lafſung von Großlitauern zu den Wahlen zum memelländiſchen Landtag
beabſichtigte Verfälſchung des Wahlergebnifſes iſt von dem Vorſitzenden
der Wahlkreiskommifſion, dem litauiſchen Landrat Simonaitis,
ab=
gelehnt worden.
Der deutſche Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hat in Genf in
Erwiderung eines Beſuches gelegentlich der Haager Verhandlungen
dem ungariſchen Miniſterpräſidenten Graf
Beth=
len einen längeren Beſuch abgeſtattet. Die beiden
Staatsmän=
ner haben ſich bei dieſer Gelegenheit über die Frage des
Aus=
tauſches von Agrar= und Induſtrieerzeugniſſen
zwiſchen den beiden Ländern ausgeſprochen und ſind eingehend auf die
Minderheitenfrage eingegangen.
Nach Abſchluß ſeines Ferienaufenthaltes in Dietramszell hat
Reichspräſident von Hindenburg am Donnerstag mittag
mit dem fahrplanmäßigen D=Zug die Rückreiſe nach Berlin
angetreten.
Der italieniſche Nationalfeiertag vom 20. Sevtember zur
Erinne=
rung an den Einzug der italieniſchen Truppen in Rom vom Jahre 1870
wird auf den Vorſchlag Muſſolinis im nächſten Miniſterrat abgeſchafft
werden und vom kommenden Jahre an der 11. Februar, der Tag der
Unterzeichnung der Lateranverträge über die Verſöhnung zwiſchen
Vatikan und Quirinal, zum Nationalfeiertag erhoben.
Nach der Verurteilung der Rädelsführer des ſloweniſchen
Geheim=
bundes in der Provinz Trieſt beainnt gegen Ende des Monats vor
dem außerordentlichen Staatsſchutzgericht in Rom
ein neuer Prozeß gegen 70 ſloweniſche Angeklagte
die zahlreicher Sabotage= und Terrorakte gegen die Sicherheit des
Staa=
tes beſchuldigt werden. Mehrere dieſer Angeklagten ſind flüchtig.
In Nord=Anam in Franzöſiſch=Indochina iſt es
wie das Kolonialminiſterium mitteilt, erneut zu Unruhen
ge=
kommen.
In den letzten drei Tagen ſind in Hankan 29 chineſiſche
Kommu=
tiſten hingerichtet worden.
Bewerber
für die Reichstagswahl am 14. Sepkember.
Berlin, 11. September.
Nach Feſtſtellungen des Reichswahlleiters ſind für die
Reichs=
tagswahl 565 Kreiswahlvorſchläge und 24 Reichswahlvorſchläge,
insgeſamt 589 Wahlvorſchläge, zugelaſſen, gegenüber 642
Kreis=
wahlvorſchlägen und 31 Reichswahlvorſchlägen, gleich 673
Wahl=
vorſchlägen bei den Reichstagswahlen am 20. Mai 1928. Die
Zahl der Wahlvorſchläge iſt mithin zurückgegangen.
Die Zahl der Bewerber beträgt auf den Kreiswahlvorſchlägen
6651 (6051 männliche und 600 weibliche Bewerber), auf den
Reichs=
wahlvorſchlägen 464 (427 männliche und 37 weibliche Bewerber),
zuſammen 7115 (6478 männliche und 637 weibliche Bewerber)
Bei der Reichstagswahl am 20. Mai 1928 waren 6209 Bewerber
vorhanden, davon 5718 männliche und 491 weibliche Bewerber.
Die Zahl der Bewerber insgeſamt iſt mithin um 906, gleich 15
Prozent, die der männlichen um 760, gleich 13 Prozent, und die
der weiblichen Bewerber um 146, gleich 13 Prozent, geſtiegen.
Höchſter Polizeialarm in Berlin.
* Berlin, 11. September. (Priv.=Tel.)
Etwa 80 Kommuniſten marſchierten am Mittwoch abend
gegen 19,30 Uhr geſchloſſen die Wilhelmſtraße entlang und
grif=
fen den Poſten vor dem Reichspräſidentenpalais,
einen Polizeiwachtmeiſter, tätlich an. In der Notwehr gab der
Beamte einen Schreckſchuß ab, der aber niemand verletzte. Aus
dieſen und anderen Gründen hat es der Berliner Polizeipräſident
für richtiger gehalten, die Berliner Polizei für den Wahlſonntag
in höchſte Alarmbereitſchaft zu verſetzen. Offenbar befürchtet man,
daß es an dieſem Tage zu ſchweren Ausſchreitungen von
An=
gehörigen der radikalen Parteien kommen wird. Die Polizei
wird, ſoweit ſie nicht für den Straßendienſt kommandiert iſt, in
den Kaſernen zuſammengezogen oder auf den Polizeirevieren
zum ſofortigen Eingreifen zur Verfügung ſtehen. Auf den Straßen
werden die Doppelpoſten in großer Zahl eingeſetzt. Die
Bann=
meile, die um das Regierungsviertel einſchließlich
Reichstagsge=
bäude herumführt, ſoll ſcharf bewacht werden. Außerdem denkt
die Polizei daran, die als Kommuniſtenviertel bekannten
Stadt=
teile, alſo Neukölln und Wedding, die ſich am 1. Mai vorigen
Jahres einen traurigen Ruhm verſchafften, beſonders im Auge
zu behalten. Die Sicherheitsmaßnahmen der Polizei gehen
wahr=
ſcheinlich auf gute Informationen zurück, die ſie aus den Kreiſen
der radikalen Parteien erhalten hat. Aber auch für die letzten
Tage der Woche wird der Wachdienſt verſchärft, weil
erfahrungs=
gemäß an den Tagen unmittelbar vor der Wahl ſich die Zahl der
Zuſammenſtöße gegneriſcher Truppen zu häufen pflegt.
Nachrichten unrichtig waren. Die mit dem „Bratvaag” nach
Tromſö gebrachten Funde ergaben kein vollſtändiges Bild. So
erwartet man denn die Heimkehr des „Isbjörn” in Tromſö mit
großen Erwartungen. Bald wird das Drama Andrees und
ſei=
ner Kameraden in vollkommener Klarheit vor uns ſtehen.
Grauenvoll zeichnet ſich das Schickſal der Andree=Expedition
nach den letzten Nachrichten, die vom „Jsbjörn” eingegangen
ſind, von dunklem Hintergrunde des Polarmeeres ab. Als die
Mannſchaft des „Isbjörn” in den Eismaſſen nachgrub, fand
ſie einen Schädel und eine Leiche. Der Schädel iſt fraglos der
Andrees. Man fand auch die genauen Umriſſe der Hütte
nörd=
lich der Stelle, an der Dr. Horn das Steinmonument errichtete.
Die Hütte iſt fünf Meter lang und drei Meter breit. Die hintere
Wand bildet die Klippe. Zwei Wände waren aus Treibholz
errichtet. Bei der gefundenen Leiche fehlt der Unterkörper. Der
Tote lag auf der linken Seite. Der linke Arm war vorgebeugt,
die Hand lag unter dem Kopfe. Ganz in der Nähe des
Ge=
ſichtes lagen eine Flaſche und zwei noch nicht geöffnete
Konſer=
venbüchſen. Ferner fand man unter dem Kopfe eine Sonnen
brille, ein Taſchenmeſſer, zwei Notizbücher ſowie ein drittes
Dokument mit Segelgarn verſchnürt. Der Tote hatte braunes
Haar und braunen Bart. Zeichen von Skorbut wurden nicht
gefunden. Der Tote befand ſich in einer Stellung, von der die
Eismeerfahrer ſagen, daß ſie für den Tod durch Erfrieren
charakteriſtiſch ſei.
Infolge dieſer neuen Funde wird die ſchwediſche
wiſſen=
ſchaftliche Kommiſſion noch in Tromſö bleiben und die Ankunft
des „Isbjörns” abwarten, damit man die neuen Funde
gemein=
ſam mit den alten nach Schweden ſenden kann.
Die Leichenreſte wurden, in einer Kiſte verpackt, an Bord
des „Isbjörns” gebracht. Strindberg und Andree ſind bereits
identifiziert. Der zuletzt gefundene Tote iſt ſicher Fraenkel. Er
ſtarb im Lager, das reichlich mit Proviant verſehen war.
Es wäre niemals geglückt, ſo ſchnell und ſo gründlich das
Lager Andrees zu unterſuchen, ohne die Hilfe der ausgezeichneten
Beſatzung des „Isbjörns” unter Führung Knut Stubbendorffs,
des bekannten Mitarbeiters der „Politiken”.
Schkwatkins „Falſchſpieler”
Das Heſſiſche Landestheater überſendet uns zur Einführung
in Schkwarkins „Faſchſpieler” die nachſtehende Darlegung der
Ueberſetzerin Alexandra Ramm:
Es liegt in der Geſchichte Rußlands begründet, daß ſeine
großen Dichter in erfter Linie ſoziale Dichter waren; dies gilt
beſonders für Drama. In den Werken von Gribojedow, Gogol,
Oſtrowſki, Tolſtoi und Gorki, ob die Handlung in der Adels=
Briands cche.
In Berlin und in Genſ.
* Die Rede, die Briand am Donnerstag vor dem Völkerbund
über ſein Paneuropaproblem gehalten hat, ſcheint in der deutſchen
Delegation und auch in Berliner amtlichen Kreiſen durch ihre
Inhaltsloſigkeit einigermaßen überraſcht zu haben. Man hatte
damit gerechnet, daß Briand bei dieſer Gelegenheit eine
Gegen=
kritik zu den Denkſchriften der 26 europäiſchen Staaten geben und
neue Vorſchläge über die Abänderung ſeines urſprünglichen
Memo=
randums machen würde. Statt deſſen hat er ſich damit begnügt,
in ſehr verwaſchenen Redensarten die allgemeine Bereitſchaft zu
einer europäiſchen Zuſammenarbeit herauszuſtreichen. Das Ganze
iſt alſo nur ein Rückzugsgefecht, und dieſer Eindruck wurde noch
verſtärkt, weil er ſich offenſichtlich Mühe gab, den Völkerbund
darüber zu beruhigen, daß dieſer europäiſche Bund nicht als eine
Konkurrenz aufgezogen werden würde. Ob man daraus auf eine
ſtarke Reſignation Briands ſchließen kann, läßt ſich noch nicht
ſagen. Vielleicht hat er nur den Kritikern den Vortritt laſſen
wollen, um das, was er jetzt nicht geſagt hat, am Schluſſe der
allgemeinen Ausſprache nachzuholen. Auch in den Genfer
Cou=
liers hört man die Anſicht, daß ſeine diesjährige Rede eine der
ſchlechteſtens war, die er jemals im Völkerbund gehalten hat. Man
empfindet das auch in franzöſiſchen Kreiſen, erklärt aber, daß
Briand durch das Mandat, das ihm die 27 europäiſchen Staaten
übertragen haben, die Zunge gebunden geweſen ſei, denn er habe
ſich nur an der Oberfläche halten können und nicht auf die
weite=
ren Verhandlungen über die Organiſation Europas eingehen
dür=
fen, weil ſein Mandat ſo weit nicht gehe. Erſt das Echo und die
Ausſprache in der Verſammlung müſſen ergeben, wie man ſpäter
in der europäiſchen Frage verfahre, ob man einen eigenen
Aus=
ſchuß bilden oder ob man die ganze Frage in den großen
Aus=
ſchüſſen der Vollverſammlung noch im einzelnen durchberaten
werde.
Henderſon unkerſtüht den deutſchen Skandpunkk
in der Abrüſtungsfrage.
Die Erklärungen Henderſons werden in Konferenzkreiſen
übereinſtimmend als in ausgeſprochenem Gegenſatz zu der
fran=
zöſiſchen Stellungnahme in der Abrüſtungsfrage wufgefaßt. Man
verweiſt darauf, daß England ſich jetzt auf den
deut=
ſchen Standpunkt geſtellt hat, wonach ohne
all=
gemeine Abrüſtung die Friedensverträge und
der Völkerbundsvertrag nicht erfüllt ſind.
Fer=
ner hat Henderſon ebenfalls den deutſchen Standpunkt vertreten,
daß die allgemeine Abrüſtung die Vorausſetzung für die
allge=
meine Sicherheit und die Völkerverſtändigung bilde, während
Frankreich meint, daß nur nach Schaffung genügender
Sicher=
heitsbürgſchaften an die Abrüſtung gegangen werden könne.
Hen=
derſon hat die große Bedeutng der Wirtſchaftsfragen ſtark in
den Vordergrund gerückt, während Briand dieſe am Vormittag
mit keinem Wort erwähnte. Allgemein iſt ferner aufgefallen,
daß Henderſon im Gegenſatz zu Briand gleich zu Beginn ſeiner
Rede eingehend Spreſemanns gedachte und mit ſelten wanmen
Worten das Ableben Streſemanns bedauerte.
Deutſchland rollt in Genf die Minderheikenfrage auf.
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hat beim Präſidenten
der Völkerbundsverſammlung den Antrag geſtellt, den Abſchnitt
des Jahresberichtes des Völkerbundes über die
Minderheiten=
frage dem politiſchen Ausſchuß der Völkerbundsverſammlung zu
überweiſen. Die deutſche Regierung hat damit die von allen
Seiten dringend geforderte Initiative in der Minderheitenfrage
ergriffen. Der deutſche Antrag war notwendig, da das
Völker=
bundsſekretariat die Minderheitenfrage nicht auf die
Tagesord=
nung der diesjährigen Völkerbundsverſammlung geſetzt hatte und
ſomit ohne den deutſchen Antrag die Minderheitenfrage während
des Septembers überhaupt nicht zur Sprache gekommen wäre,
Durch den deutſchen Antrag iſt nunmehr die Möglichkeit gegeben,
daß in dem politiſchen Ausſchuß der Völkerbundsverſammlung
die bisher völlig ungenügende Regelung des
Minderheitenverfah=
rens und vor allem die wenig glücklichen Erfahrungen, die mam
mit den Madrider Minderheitenbeſchlüſſen des Völkerbundsrates
gemacht hat, zur Verhandlung gelangen. Auf deutſcher Seite
wird man dabei, wie verlautet, beſonders darauf hinweiſen,
daß die Veröffentlichungen des Völkerbundsſekretariates über
die bisher eingegangenen und behandelten
Minderheitenbeſchwer=
den tatſächlich völlig unzulänglich ſeien. Zu erwarten iſt ferner,
daß die deutſche Abordnung im politiſchen Ausſchuß praktiſche
Vorſchläge für eine Abänderung des Minderheitenverfahrens
vorbringen wird.
geſellſchaft ſpielt, unter finſteren Bauern oder in Nachtaſylen, —
immer ſind es ſoziale Konflikte, geboren aus der
Unzulänglich=
keit einer Geſellſchaft
Die dramatiſche Kunſt Weſteuropas dagegen nahm in der
vergangenen Epoche ihre Themen mit Vorliebe aus dem Beſtand
des „Ewigen”, ſie war gern erhaben über das Reale. Sie
dramatiſierte, könnte man ſagen, philoſophiſche Spekulationen,
Betrachtungen über die Unzulänglichkeit der menſchlichen Natur
(„Hamlet”, „Fauſt” uſw.), nicht aber der Geſellſchaftsordnung.
Und ſogar dort, wo ſie zum Realismus vorſtieß und „Milieu”=
Dramatik gab, ging es ihr, mit wenigen Ausnahmen, nur um
das Schickſal des Einzelindividuums, — „höchſtes Glück der
Erdenkinder iſt doch die Perſönlichkeit”
Schkwarkin knüpft mit ſeinem „Falſchſpieler” an die alte ruſſiſche
Tradition an. Er zeigt uns im Spiegel ſeines Stückes das
heutige Sowjetrußland, das eine Uebergangsepoche durchlebt:
das Alte iſt noch nicht völlig abgetan, das Neue noch nicht über
die erſten Anfänge des Werdens hinaus. Vor unſeren Augen
geſchieht der Zuſammenprall der Moral zweier Welten, weil eine
Geſellſchaftsform die andere abzulöſen beginnt
Das große ſoziale Drama des neuen Rußland iſt noch nicht
geſchrieben worden, und es konnte noch nicht geſchrieben werden.
Erſt wenn eine Ordnung ſich völlig gefeſtigt hat, kann ſie eine
ſatte, gereifte, phyſiſch und pſychiſch zum Beſtand des Menſchen
werdende Kultur hervorbringen. Um am typiſchen Einzelfall eine
beſtehende Geſellſchaft in all ihren Formen und Idealen
litera=
riſch geſtalten zu können, müſſen die neuen Lebensbedingungen
nicht nur in dem Bewußtſein der Generation veraukert ſein,
ſondern es muß auch eine gewiſſe zeitliche Diſtanz beſtehen.
Schkwarkins „Falſchſpieler” hat mit Gogols „Reviſor” nicht
nur eine äußerliche Aehnlichkeit. Iſt es bei Gogol ein
Hoch=
ſtapler, dem ſich eine ganze kleine Stadt zu Füßen wirft, ſo iſt
der Held im „Falſchſpieler” ein ehrlicher Mann, der durch eine
Reihe von Verkettungen zu einem Hochſtapler gemacht wird. Der
„Reviſor” wird von der Geſellſchaft it Empörung
weg=
geſtoßen, als ſeine Hochſtapelei erkannt iſt; doch die Nachkommen
dieſer Kleinſtadtbewohner, die ſich unter den neuen Verhältniſſen
genau ſo langweilen, wie ſie ſich unter den alten langweilten,
haben als Vertreter der alten Ordnung zwar ihre
Moralan=
ſchauung nicht gewandelt, aber ſie brauchen den Hochſtapler,
er iſt ihnen der „Held”, der Bundesgenoſſe gegen die neue
Ordnung, und ſie ſtoßen ihn von ſich, weil er nur ein biederer,
ehrlicher Mann ift.
Mit ſeinem leichten, ſpieleriſchen Aufbau erinnert der
„Falſchſpieler” an die romantiſchen Stücke des alten Dichters
Raimund. Schkwarkin gehört zu den jungen ſowjetruſſiſchen
Autoren und wird auf den ruſſiſchen Bühnen mit großem
Er=
folg aufgeführt.
K
[ ← ][ ][ → ]Nummer 252
Freitag, den 12. September 1930
Seite 3
Der heſſiſche Spikenkandidak der
Nakionalſozialiſken.
Gegen den Spitzenkandidaten der Nationalſozialiſtiſchen
Par=
tei für den Wahlkreis Heſſen=Darmſtadt, Herrn Münchmeyer,
waren in der Oeffentlichkeit verſchiedentlich ſchwere perſönliche
Vorwürfe erhoben worden, insbeſondere war behauptet worden,
daß Herr Münchmeyer ſich zu Unrecht Pfarrer a. D. nenne. Herr
Münchmeyer hat die Berechtigung dieſer Vorwürfe beſtritten.
Nunmehr gibt das evang.=lutheriſche Landeskirchenamt in
Han=
nover, die frühere Dienſtbehörde Herrn Münchmeyers, folgendes
bebannt:
„Aus mehrfachen Anfragen, die von verſchiedenen Seiten an
uns gerichtet werden, ſowie aus Zeitungsinſeraten und
Verſamm=
lungsberichten erſehen wir, daß über den früheren Paſtor in
Borkum, Ludwig Münchmeher, augenſcheinlich irreführende
Dar=
ſtellungen ſeines Ausſcheidens aus ſeinem früheren Amte und
über ſeine Befugniſſe zur Vornahme von Amtshandlungen
ver=
breitet werden. Wir ſehen uns daher gezwungen, folgendes
feſt=
zuſtellen:
Münchmeyer (der zurzeit als Spitzenkandidat der
National=
ſozialiſtiſchen Partei in Heſſen (Liſte 9) zum Reichstag kandidierr,
hat, nachdem ein gegen ihn am 23. Oktober 1925 eröffnetes
Diſ=
ziplnarverfahren mit ſeiner Verurteilung zu einem Verweiſe
am 26. Februar 1926 geendet hatte, auf Grund des für ihn
un=
günſtigen Ausganges eines Beleidigungsprozeſſes, in dem er als
Nebenkläger beteiligt war, und in dem von dem ordentlichen
Ge=
richt den Paſtor belaſtendes Material als tatſächlich erwieſen
feſt=
geſtellt wurde, ſein Pfarramt am 19. Mai 1926 unter Verzicht
auf die Rechte des geiſtlichen Standes niedergelegt.
Münchmeyer hat damit alſo Titel, Anſtellungsfähigkeit,
Be=
fähigung zur Vornahme geiſtlicher Amtshandlungen, ſowie den
Anſpruch auf Ruhegehalt und Hinterbliebenenverſorgung
ver=
loren. Mit dieſem vollzähligen Verzicht, den wir angenommen
haben, kam Münchmeyer der Einleitung eines ſonſt
unvermeid=
lichen neuen Diſziplinarverfahrens zuvor. Er iſt damit nicht
nur aus dem Dienſte der Evangeliſch=Lutheriſchen Landeskirche
Hannover ausgeſchieden, ſondern iſt auch weder anſtellungsfähig
noch befugt, irgendwelche geiſtlichen Amtshandlungen
vorzuneh=
men. Sollte er Amtshandlungen vornehmen, ſo ſind dieſe nichtig.
Wir haben ihm auf ſeinen Wunſch ſeinerzeit wit Verfügung
vom 19. Mai 1926 zunächſt bis auf weiteres und gegen Widerruf
gnadenweiſe die Befugnis zur Verwendung der Bezeichnung
„Pfarrer a. D.” belaſſen. Dieſe Verfügung haben wir ihm ſchon
mit Verfügung vom 31. Juli 1926 wieder entziehen müſſen, da
Münchmeyer bei ſeinem Auftreten in der Oeffentlichkeit den
Vor=
ausſetzungen nicht entſprochen hat, von denen wir bei dieſem
Gnadenerweis ausgingen. Wenn Münchmeyer alſo jetzt den Titel
„Pfarrer a. D.” gebraucht, ſo macht er ſich der unbefugten
Titel=
führung ſchuldig.”
Bei dem in obiger Erklärung erwähnten Beleidigungsprozeß
handelte es ſich um eine Klage gegen den Verfaſſer einer gegen
Münchmeyer gerichteten Broſchüre, die den Titel führte: „Der
falſche Prieſter oder der Kannibalenhäuptling der
Nordſeeinſu=
laner” von Dr. Sprachlos. In der Broſchüre waren Herrn
Münchmeyer, der damals Pfarrer in Borkum war, eine ganze
Reihe ſittlicher Verfehlungen vorgeworfen worden. Das Gericht
ſtellte in ſeinem Urteil feſt, daß „ſoweit Beleidigungen gegen
Pfarrer Münchmeyer in Frage kämen, der Wahrheitsbeweis im
weſentlichen als geführt angeſehen werden müſſe.” „
Selbſtver=
ſtändlich”, ſo heißt es dann an einer Stelle der
Urteilsbegrün=
dung, „kann unter keinen Umſtänden gebilligt werden, daß das
ein Geiſtlicher tut. Ein ſolcher Geiſtlicher verdient den Namen
des Geiſtlichen nicht. Er muß es ſich gefallen laſſen, daß er als
ein falſcher Prieſter bezeichnet wird.”
Programmakiſche Erklärungen führender
Nalionalſozialiſten.
In Anbetracht der kommenden Wahlen dürfte es für manche
unſerer Leſer vielleicht nicht unintereſſant ſein, einige
Erklärun=
gen führender Nationalſozialiſten über ihr Programm kennen zu
lernen:
Der bayeriſche Abgeordnete Streicher erklärt: „Von den
Kom=
muniſten trennt uns nur die Judenfrage.”
In der Zeitung „Der nationale Sozialiſt” verkündet Gregor
Straſſer: „Es geht um die Zerſtörung des egoiſtiſchen
Wirt=
ſchaftsſyſtems, des Kapitalismus, und ſeine Erſetzung durch den
gemeinwirtſchaftlichen Sozialismus.”
In dem „unabänderlichen Hauptprogramm” der
National=
ſozialiſten heißt Punkt 17: Wir fordern eine unſeren nationalen
Bedürfniſſen angepaßte Bodenreform, Schaffung eines Geſetzes
zur unentgeltlichen Enteignung von Boden für gemeinnützige
Zwecke Abſchaffung des Bodenzinſes und die Verhinderung jeder
Bodenſpekulation.”
Dazu ſchrieb am 1. März K. W. Meiſter in Straſſers
Natio=
nalſozialiſtiſchen Briefen: So ſteht der Inhalt des Artikels 17 in
einem diametralen Gegenſatz zu jedem bürgerlichen
Eigentums=
begriff, zu deſſen Schutz ſich die bürgerlichen Parteien unter den
Schlachtrufen: Schutz dem Privateigentum! Gegen die
Aushöh=
lung des Eigentumsbegriffes! Gegen kalte Sozialiſierung!
im=
mer wieder zuſammenfinden.” — — — Wer dem Artikel 17 nicht
die denkbar radikalſte Auslegung gibt, kennt nicht den
umfaſſen=
den Wert, der hiſtoriſch und logiſch begründet in ihm liegt.”
In dem Manifeſt des Programmatikers der
nationalſoziali=
ſtiſchen Partei, Gottfried Feder, lautet der 8 3: „Alle
Immo=
biliarſchulden, Hypotheken uſw., werden nach den im Grundbuch
eingetragenen Laſten wie bisher ratenweiſe zurückgezahlt. Das
auf dieſe Weiſe entſchuldete Vermögen an Haus= und Bodenbeſitz
wird teilweiſe Eigentum des Staates oder des
Selbſtverwal=
tungskörpers. Auf dieſe Weiſe kommt der Staat in die Lage,
die Mietpreiſe zu beſtimmen und abzuſenken.”
Auf einer agrarpolitiſchen Schulungstagung erklärte der
Nationalſozialiſt Georg Kenſtler, laut Bericht des Völkiſchen
Be=
obachters” vom 28. 3. 30: „Wir haben kein Intereſſe an der
Her=
ſtellung einer rentablen Landwirtſchaft.”
Amttteldat dor de Taht.
Die Meinungen über den Ausgang des Kampfes. — Ein zahlenmäßiges Bild von der kommenden
Volksverkrekung.
Auf die Nichkwähler kommk es an. — Ihre Skimmen
geben den Ausſchlag.
* Wohl bei keiner der letzten Wahlen ſind die
Meinun=
gen über den Ausgang des Kampfes ſo weit
aus=
einandergegangen wie diesmal. Auch die Vertreter der
Par=
teien, die nun wochenlang durch die Lande gereiſt ſind und
die Stimmung in den einzelnen Provinzen kennen gelernt
haben, weichen in ihrer Auffaſſung ſo vollkommen voneinander
ab, daß es kaum möglich iſt, auch nur annähernd ſich ein
zahlenmäßiges Bild von der kommenden
Volks=
vertretung zu machen. Darüber allerdings beſteht nur eine
Meinung, daß die Sieger der Wahl die Nationalſozialiſten ſein
werden, die ihre augenblickliche Mandatsſtärke vervielfachen
werden. Es gibt vorſichtige Beurteiler, die ihnen einen Gewinn
von etwa 60 Mandaten zubilligen, das wäre in Stimmen
um=
gerechnet, ein Zuwachs von mehr als 3½ Millionen. Das iſt
eine gewaltige Schar, die wohl nur realiſierbar iſt, wenn es den
Nationalſozialiſten gelingt, in die Zentrumshochburg des
Weſtens Breſchen zu ſchlagen. Auf der anderen Seite hat ſich
die Ausſicht der Deutſchnationalen im Verlaufe des Wahlkampfs
erheblich gebeſſert. Sie haben eine ſehr geſchickte
Wahlpropa=
ganda getrieben und haben es gut verſtanden, die wirtſchaftlichen
Nöte als eine Rechtfertigung ihrer Politik auszunützen.
Wäh=
rend man unmittelbar nach der Auflöſung unter dem Eindruck
des Auseinanderbrechens der Fraktion kaum geneigt war, ihnen
mehr als 25 bis 30 Mandate zuzugeſtehen, wird jetzt ſchon von
40 bis 45 Mandaten geſprochen, ſo daß alſo die Oppoſition rechts
von der Regierung mit etwa 110 Mandaten in Rechnung zu
ſtellen wäre.
Auf dem linken Flügel werden ſtarke Verſchiebungen kaum
zu erwarten ſein. Die Sozialdemokraten geben Stimmen zu
den Kommuniſten und wohl auch zu den bürgerlichen Parteien
ab. Sie hoffen aber, das durch Zuwachs aus den neuen
Wäh=
lern ausgleichen zu können. Auch die Kommuniſten werden ſich
im weſentlichen halten, ſo daß links von den Regierungsparteien
wieder mit 205—210 Mandaten zu rechnen wäre.
Bleiben die hinter der Regierung ſtehenden Parteien, deren
Ausſichten doppelt ſchwer abzuſchätzen ſind. Viel, vielleicht alles,
wird davon abhängen, ob der Zuwachs, den die
Nationalſozia=
liſten erhalten, nur aus bürgerlichen Lagern ſtammt oder ob es
Herrn Hitler gelingt, auch Anhänger aus dem feitherigen
ſozial=
demokratiſchen Lager zu gewinnen. Dazu kommt die weitere
Frage, inwieweit die Nichtwähler diesmal
mitmachen. Nach dem allgemeinen Eindruck wird man ſagen
dürfen, daß das Intereſſe an der Wahl größer iſt als vor zwei
Jahren. Auf der anderen Seite beſteht aber auch die Gefahr,
daß viele Wählern unſicher ſind und ſich auf der Landkarte der
bürgerlichen Parteien nicht mehr zurechtfinden und deshalb
ſchließlich zu Hauſe bleiben. Eine Schätzung, die auch in
amt=
lichen Kreiſen herumgereicht wird, geht davon aus, daß das
Zentrum ebenſo wie die bayeriſche Volkspartei im
weſent=
lichen ungeſchwächt aus dem Wahlkampf wiederkehren werden.
Das wären zuſammen 75 Mandate.
Die Deutſche Volkspartei, die Staatspartei,
das Zentrum und die Wirtſchaftspartei haben im
we=
ſentlichen die gleichen Ausſichten. Die Berechnungen gehen dahin,
daß die Stärke dieſer Fraktionen um etwa 30 herumliegen, ſo daß
ſie insgeſamt etwa 120 Mandate aufbringen werden. Dazu kämen
dann noch die Volkskonſervativen, die nur mit einer Notorgani=
ſation kämpfen mußten und die ſchon froh ſein werden, wenn ſie es
auf 10 Mandate bringen. Vielleicht nicht ganz ſo hoch wird der
Chriſtliche Volksdienſt kommen und auch die Deutſche
Bauern=
partei kann vermutlich mit der gleichen Stärke rechnen, wozu dann
noch die Hannoveraner mit 4 Sitzen kommen. Das Ergebnis für
den Regierungsblock wäre insgeſamt 230 Stimmen, ſo daß er alſo
ſtärker wäre als die Oppoſition auf der Rechten und auf der
Lin=
ken jedes für ſich, aber doch von einer regierungsbedürftigen
Mehr=
heit ziemlich weit entfernt bliebe. Wir geben dieſe Zahlen auf
die Gefahr hin, von den Ereigniſſen völlig desavouiert zu werden.
Aber trotz dieſer Gefahr bleibt es immerhin intereſſant,
feſtzu=
halten, wie ſich unmittelbar vor der Wahl für die
Mit=
beteiligten die Ausſicht widerſpiegeln.
Mehr als 20 Prozent der Reichskagsabgeordneken
nicht wieder aufgeſtellkt.
BB. Schon läßt ſich ein umfaſſender Rückblick über die
Abgeord=
neten des alten Parlaments gewinnen, die in den neuen
Reichs=
tag nicht wieder einziehen werden, weil ſie bei der Aufſtellung
der Kandidaten unberückſichtigt blieben. Vergleicht man die
Kandidatenliſte zur Reichstagswahl vom 20. Mai 1928 mit den
jetzt vorliegenden Wahlvorſchlägen, ſo zeigt ſich, daß rund 20
bis 25 Prozent der damals aufgeſtellten und gewählten
Kan=
didaten auf den Wahlliſten zum 14. September nicht wieder
auf=
treten. Die Ausfälle ſind bei allen Parteien relativ gleich groß.
Beim Zentrum ſind es rund 11 Abgeordnete, die 1928
gewählt wurden und jetzt nicht wieder erſcheinen. Bei der
Volkspartei ſind es ebenfalls rund 10 Mann; bei den
Demokraten 9, bei der Bayeriſchen Volkspartei
3 und bei den Deutſchnationalen — unter
Berückſich=
tigung der Abſplitterung — 14. Die Sozialdemokraten,
die ähnlich wie die bürgerlichen Parteien möglichſt ſtreng an der
Kandidatenliſte von 1928 feſtgehalten haben und ſogar jede
Ver=
ſchiebung innerhalb der Reihenfolge vermeiden, zählen rund 25
Nichtwiederkehrende, was bei der Größe der Partei
an=
nähernd dem Durchſchnitt entſpricht. Von den großen Parteien
macht eine Ausnahme nur die kommuniſtiſche Partei,
bei der mehr als 20 Abgeordnete nicht wieder
auf=
geſtellt worden ſind, ſo daß die Kommuniſten mehr als ein
Drittel ausgewechſelt haben, was im weſentlichen wohl auf die
ſtarken internen Kämpfe zurückzuführen iſt. Die weitaus größte
Zahl der im Vergleich zu 1928 jetzt ausfallenden rund 100
Reichs=
tagsmandate iſt im politiſchen Leben weniger hervorgetreten,
ſo daß wohl lokale Wünſche und Intereſſenkämpfe für die
Ver=
ſchiebung maßgebend geweſen ſind. Aber man findet unter ihnen
auch eine ganze Reihe Prominenter, wie z. B. bei den
Kommu=
niſten die ehemaligen Abgeordneten Höllein und Sawadſki, bei
den Sozialdemokraten, den inzwiſchen verſtorbenen Münchener
Rechtsanwalt Alwin Saenger, den heſſiſchen Staatspräſidenten
a. D. Ulrich, den Wirtſchaftsminiſter im Kabinett Müller
Robert Schmidt, den ſozialiſtiſchen Journaliſten und
Schrift=
ſteller Queſſel, und ſchließlich den durch einen Unglücksfall
ums Leben gekommenen Paul Ludwig. Beim Zentrum fehlt
neben Guérard der Syndikus Nientimp, der ſeinerzeit in einen
unangenehmen Skandal verwickelt war, bei den Demokraten
Georg Bernhard, der verſtorbene Dr. Haas, Dr. Wieland, die
ausgetretenen Abgeordneten Tantzen und Erkelenz, Prof.
Hell=
pach und der im Rahmen der Oſtaktion bekannt gewordene
Rönneburg, bei der Volkspartei Staatsminiſter a. D. Dr.
Leut=
heußer, der Großagrarier Graf Stolberg=Wernigerode, und bei
den Deutſchnationalen u. a. ſchließlich Staatsminiſter a. D.
Wallraf und der der Induſtrie naheſtehende von Troilo.
„Nur am Rhein”
heißt der jüngſte deutſche Tonfilm (U. T.), dem die Regie Max
Macks eine ganze Reihe wunderſchöner Bilder gab und viel
Geſang und Muſik und viel Fröhlichkeit (die „rheiniſche
Fröhlich=
keit”, wie Mack ſie — falſch — verſteht!), neben einigen ernſten
Bildſtreifen, die ihre Exiſtenz nicht dieſem Film, ſondern den
Wochenſchauen verdanken, die aus den
Rheinbefreiungs=
feiern in Speyer, Worms, Koblenz und Trier dieſe
Aufnahme=
ſtreifen herſtellten und die Max Mack ſeinem Spielfilm
an=
hängte. Auch tonlich. Ob dagegen etwas vom filmtechniſchen
oder kritiſchen Standpunkt aus zu ſagen iſt, laſſen wir
dahin=
geſtellt. Dagegen aber, daß man glaubt aus dieſes
Anhäng=
ſels Charakter heraus den Film „Ein zeitgeſchichtlicher
Tonfilm von der Befreiung deutſcher Lande” zu
nennen, muß proteſtiert werden. Es könnte dadurch der
Ein=
druck erweckt werden, als ſei das ein Film von der
Rhein=
befreiung. Das große Eposaber, das uns die Jahre
der Beſetzung und der Befreiung der Rheinlande
von fremdem Joch zeigt, das iſt uns der Film
noch ſchuldig! Obwohl das eine Aufgabe ſein müßte des
Schweißes der Edelſten wert, die der Film auſzuweiſen hat.
Oder ſollten ſie ihm fehlen, weil ein derartiger Film ſchwer
exportfähig wäre?
„Nur am Rhein” iſt eine harmloſe, aber gut in vielen
wunderſchönen Bildern erzählte Liebesgeſchichte. In das
hübſche Töchterchen des Bürgermeiſters eines rheiniſchen
Städt=
chens verliebt ſich ein ebenſo hübſcher Kapitän der britiſchen
Beſatzungsmarine. Und dieſer Kapitän nimmt ſeinen Abſchied,
als die Beſatzung abzieht und heiratet die kleine
Bürgermeiſters=
tochter, die ſicher ſehr glücklich mit dem Engländer wird. Das
iſt in Wirklichkeit oft vorgekommen, bei Amerikauern und
Eng=
ländern. Der Film Max Macks aber bringt auch ein bißchen
Dramatik in die harmloſe Liebesgeſchichte. Das
Bürgermeiſter=
töchterlein hat einen Bruder, der Student iſt, und der den
Kapi=
tän, noch bevor er um die Schweſter anhalten konnte, zur
Reihen=
ſchaft zieht, weil ein deutſcher Verräter, ein Tolmetſ her der
britiſchen Beſatzung, ſchecht über die Schweſter ſprach. Er ſpielt
mit ſeinen Komilitonen dem Verräter einen böſen Streich und
wird — Befehl iſt Befehl — von ſeinem Schwager in spe
ver=
haftet. Ein paar Verzweiflungs= und Rührſzenen, dann macht
das Ende der Beſetzung auch der Haft ein Ende.
Im Rahmen der ſchönen Bildfolgen wird urhen guch ſehr
gut geſpielt, vielleicht hätte die Auswahl der deutſchen
Studen=
ten rein äußerlich mehr der der engliſchen Offiziere
ange=
paßt ſein dürfen. Die hier auftretenden ſind beſtenfalls Pri=
P.*
maner.
* Zum Tode Eugen diederichs”.
In Jena trauert ein Verlagshaus und mit ihm das ganze
literariſche Deutſchland. Eugen Diederichs iſt tot; der geiſtige
Vater, ſo manchen jungen Schriftſtellers, der Mann, deſſen
Initiative ſo manches Schrifttum ſein Beſtehen verdankt. Er
war es, der der Neuromantik ſeinen Verlag öffnete, der mit
einem faſt genialen Blick das Bedeutende aus der Vergangenheit
erkannte und durch ſeine Verlegertätigkeit mit der Gegenwart
wieder in Verbindung brachte.
Dr. Eugen Diederichs, Jena.
Diederichs war kein ſtarrer Logiker und Rechner in ſeinem
Beruf. Mehr fühlte er ſich als Förderer der Literatur, als
Kunſtgönner, vielleicht gar ſelbſt als Künſtler. Und in gewiſſem
Sinne war er es auch. Wenige verſtehen ſo, alle Faktoren in
den Dienſt der Idee zu ſtellen, wie er es verſtand.
Daß er ſich nicht nur als Geſchäftsmann fühlte, ſondern
in beſter Weiſe Schriftſtellertum und Verlag einander näher
brachte, hebt ihn als einen bewußten Führer deutſcher
Geiſtes=
bewegung hervor. Die von ihm gegründete politiſche Bibliothek
und die Staatsbürgerlichen Flugſchriften waren praktiſche
Bei=
ſpiele hierfür. —
Ueber ſeinen Tod hinaus wird ſein Lebenswerk Bedeutung
behalten, und dieſe Bedeutung wird in dem Maße mehr und
mehr erkannt werden, wie ſich ſeine letzten Arbeiten, ſeine
Volk=
heit=Serie, zu voller Höhe entwickelt.
* Deutſch=Ruſſiſche Likerakurgemeinſchaft.
(Im Verlag Waldemar Hoffmann, Berlin=Steglitz.)
Die deutſch=ruſſiſche Literaturgemeinſchaft hat ihre erſten zwei
Bände herausgebracht: Heinz Zucker, „Poet von heute”, und
Michael Gorlin, „Märchen und Städte‟
Dieſe beiden Gedichtſammlungen bedeuten ein Programm.
Zucker iſt 21, Gorlin 22 Jahre alt. Erfreulich, daß man den
Jun=
gen unter den Lyrikern Editionsmöglichkeit bietet. Aber auch
er=
freulich, daß hier dieſe Jungen eine neue Lyrik bieten.
Weſens=
verwandte Lyrik, trotz anderer Sprache und anderer Auffaſſungen.
Man hat das Wort Gebrauchslyrik geprägt. Es iſt nicht ganz
richtig und zutreffend für dieſen neuen Weg, den die Dichtung
eingeſchlagen hat. Man ſollte beſſer von einer Sachlichkeitslyrik
ſprechen. Verſchwunden ſind die mondſcheinhellen Nächte des
letz=
ten Jahrhunderts mit heißen Küſſen und tränenreichem
Knall=
effekt. Und vor uns ſteht in nackter Einfachheit Kunſt des
tatſäch=
lichen Lebens. Zucker iſt ein Dichter der Stadt. Er liebt die
Stadt, er iſt ihr Kind und macht aus ſeiner Liebe keinen Hehl.
Poet von heute iſt wirklich Poeſie aus moderner Zeit heraus. Sie
nimmt die Tatſachen, geſtaltet ſie künſtleriſch und gibt ſo dem
Leſer verſtändliche Anregung. Der Leſer kann mit dieſen
Gedich=
ten etwas anfangen. Und das gibt ihnen ihre künſtleriſche
Exiſtenzberechtigung.
Ebenſo bei Gorlin. Sicher verlieren Gedichte bei der
Ueber=
ſetzung. Aber auch in der deutſchen Sprache empfindet man, was
der junge Ruſſe fühlt und ausſpricht. Etwas weicher in der
Auf=
faſſung als Zucker, liegt doch über allem ein leiſer, feiner Zug von
Fronie, der gerade bei dieſem Jungen ſympathiſch und
anzie=
hend iſt.
Es ſteht zu hoffen, daß die Deutſch=Ruſſiſche
Literaturgemein=
ſchaft in gleicher Weiſe weiterarbeitet, wie ſie mit dieſen beiden
Bändchen begonnen hat. Es iſt ein vielverſprechender Anfang der
über die Grenzen deutſcher Dichtung hinaus wertvolle
Quer=
verbindung zu ruſſiſcher junger Kunſt herſtellt.
* Die großen Kataſtrophen, nach Berichten und Augenzeugen erzählt
von Eugen Szatmari. (Verlag R. Piper u. Co., München.)
Es iſt eine Reihe furchtbarer Ereigniſſe, die der Verfaſſer hier in
Erinnerung zurückruft und die gewiß ſtarken Intereſſes ſicher ſein darf.
Dampferkataſtrophen und Erdbeben, Grubenunglücke und
Brückenein=
ſtürze, Feuer= und Waſſerkataſtrophen ſind regiſtriert und werden friſch
und feſſelnd erzählt. Der Weg der Technik, der Menſchheit überhaupt,
iſt mit Opfern reichſter Zahl beſät. Das Buch gibt einen kleinen, aber
gewichtigen Ausſchnitt davon.
Seite 4
Freitag, den 12. September 1930
Nummer 252
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Ernst Oppenheimer
Gertrud Oppenheimer
geb. Lebach
Vermählte
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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Anteilnahme bei dem Heimgang
untres lieben Sohnes und
Bru=
ders, ſowie für die vielen
Blumen=
ſpenden u. Kranzniederlegungen
ſagen wir hiermit Allen unſren
tiefgefühlteſten Dank. Ganz
be=
ſonders danfen wir Herrn Pfarrer
Köhler für ſeine troſtreichen
Worte.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Friedrich Bernhardt
und Familie
Elſe Zaun.
Wiederbeginn meiner Sprechst unde (*td
wochentags von 9—10 und 3—4 Uhr
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Nummer 252
Freitag, den 12. September 1930
Seite 5
Aus der Lanveshaupiniast.
Darmſtadt, den 12. September.
200 Jahre Darmſtädter Kunſt.
Faſt könnte man die Ausſtellung eine Porträt=Ausſtellung
aus zwei Jahrhunderten nennen, denn ſie enthält in der
Kunſt=
halle allein 97 Porträts, auf der Mathildenhöhe 122 Bildniſſe
und Büſten.
In der Kunſthalle ſind es vor allem die mannigfachen
Bild=
niſſe der landgräflichen Familien Ludwig IIII., Ernſt Ludwigs
und der Großherzöge Ludwig I, II, III, der großen Landgräfin,
Maria Thereſias, Franz I., des Prinzen Emil und Chriſtian des
Schrautenbachers, der Gräflich Leiningenſchen Familie. Ferner
die Porträts von Wilhelm Merk (Gläſer), Dieffenbachs (Luas),
Johann Heinrich Merks und Karoline Flachslands von Strecker.
Schließlich die Selbſtbildniſſe Fiedlers (5), Gläſers, Schmidts,
Stahls
Aber auch auf der Mathildenhöhe befindet ſich in der
hiſto=
riſchen Abteilung eine nicht geringe Anzahl von Bildniſſen
be=
kannter Darmſtädter Perſönlichkeiten
Außer den Selbſtbildniſſen der Maler Bader, Baeſſel,
Brun=
ner Engel von der Rabenau Heim. Heinrich Hofmann, Kopp,
v. Loefftz, Lucas, Noack Scholl, Seeger, Thielmann, ſind es die
Bilder der Familien Seeger und des Bildhauers Scholl von
Engel (37, 38), Joſeph Hartmanns von Neſtel (126). Heinrich
Hofmanns und Auguſt Noacks von Stahl (188, 189)
Minnigero=
des von Noack (131), Jakob Felſings von Lucas (115). Ferner
das Porträt des Komponiſten v. Wartenſtein (Nr. 20), der Frau
Kantor Rink (Nr. 19), der Frau Profeſſor Kaup (Nr. 18), von
Ludwig Becker, des Kantors Rink (Nr. 53), des Hofgerichtsrats
Huth (Nr. 49), des Advokats Hofmann (1848er) (Nr. 52), von
Gläſer, des Geh. Rats Dr. A. Hoffmann von Heinz Heim (Nr.
257), des Rechtsanwaltes Siegfrieden von Ritgen (Nr. 142), der
Frau Geh. Rat Pabſt (Nr. 11), Herrn und Frau Geh. Rat
Sie=
bert (8, 9), von Backofen, des Herrn von Brentano von Rudolf
Hofmann (Nr. 77), der Frau Seeger (Nr. 64), der Familie
Stock=
hauſen (Nr. 56), Freiherr und Freifrau v. Biegeleben (Nr. 62,
63), der Schweſtern van der Capellen (Nr. 57), von Joſeph
Hart=
mann, des Ohermedizinalrats Leydhecker von Pfnor (Nr. 133),
des Oberſt Müller (Zeughausmüller) (Nr. 162) von Adolf
Schmitz, Anna Ethels von Schlöſſer (Nr. 159), ſowie noch 7
Bild=
giſſe von Trautſchold, 4 von Gläſer, 2 von Baeſſel, 1 von Meckel,
von Felſing, 3 von Noack, 1 von Schnitzſpahn 2 von App. 2 von
Rudolf Hofmann, 1 von Paul Weber. Schließlich die Büſten von
Ploennies (Nr. 173) Dr. Minnigerode (174) Direktor Lorey
(176). Geh. Rat Eckhardt (178), Prinz Chriſtian (175), von Joh.
Baptiſt und Karl Scholl.
In den andern Sälen befinden ſich Bildniſſe des Prof. Lemel
von Bantzer (291), des Grafen Keyſerling von Bialla (305), H.
Hohmann, von Heinz Hohmann (361), des Oberbürgermeiſters
Mueller von Theſing (503), Helferichs von Joſef Plenk (447), der
Ruth Schaumann, von Hugo Kunz (407). Ferner Bildniſſe von
Adolf Beyer Erich Bialla, Rich. Daenzer Richard Hoelſcher,
Kon=
rad Hommel, Wilhelm Horſt, Hermann Kätelhön, Vala
Lamber=
ger, Hed Mardner, Jean Metten. Pfiſter=Kaufmann. Eduard
Sel=
zam. Fritz und Karl Schmoll gen Eiſenwerth. Mathilde Stegmayer,
Hans Sutter. Erna Walther=Pallmann, Wilhelm Weiler, Maria
Ziegler. Schließlich Bildnisbüſten des Arnold Mendelſohn von
Robert Cauer (310), der Profeſſoren Meißner (378), Berl (379)
und des Oberbürgermeiſters Beutinger (380) von Heinrich Jobſt,
des Staatspräſidenten Ulrich (412) und des Oberbürgermeiſters
Gläſſing (413) von Ali Lichtenſtein, des Stadtrats Schupp (343)
von Ludwig Habich.
Müßte es nicht jeden Darmſtädter intereſſieren, die mehr als
200 Bildniſſe ihrer Vorfahren und Landsleute, die ſo nie mehr
zuſammenkommen werden, ſich anzuſehen?
V. H.
—Im Hinblick auf die bevorſtehenden Reichstagswahlen wird
wiederholt darauf hingewieſen, daß nach Artikel 48 des Heſſiſchen
Geſetzes, die Preſſe betreffend, vom 1. Auguſt 1862 und 8 73 Abſ. 2
der Heſſiſchen Ausführungsvergrdnung zur Gewerbeordnung
Druckſchriften ohne Unterſchied, ob dies gewerbsmäßig geſchieht
oder nicht, nur an ſolchen Stellen öffentlich angeſchlagen oder
an=
geheftet werden dürfen, für die das Polizeiamt ausdrücklich ſeine
Genehmigung erteilt hat. Zuwiderhandlungen werden beſtraft.
Auch wird darauf aufmerkſam gemacht, daß das Anheften oder
Anſchlagen von Druckſchriften an verbotenen Stellen eine
Sach=
beſchädigung im Sinne des 8 303 des Strafgeſetzbuchs darſtellt
und Zuwiderhandelnde daher auch aus dieſem Grunde beſtraft
werden können. Die Polizeiorgane ſind angewieſen, im Falle von
Zuwiderhandlungen unnachſichtlich Strafanzeige zu erſtatten.
— Hiſtoriſcher Verein. Nachdem vor vierzehn Tagen der Verein
den älteren Teil der Darmſtädter Kunſtausſtellung in der
Kunſt=
halle beſucht hat, ſoll nun am Samstag (13. September) eine
Be=
ſichtigung des jüngeren Teiles, von 1830—1930, ſtattfinden.
Pro=
feſſor Adolf Beyer, gewiß der beſte Kenner der Ausſtellung, hat
wieder in freundlicher Weiſe ſeine ſachkundige Führung zur
Ver=
fügung geſtellt. Zuſammenkunft am Ausſtellungsgebäude auf der
Mathildenhöhe.
Heſſiſches Landesthegker.
Deſſiches Lad ehasn Freitag,12. Sept. 20—22 Uhr
D 1. Der Falſchſpieler
Preiſe 1—10 Mr. Geſchloſſen Samstag.
13. Sept. 19.30—22.30 Uhr
E. 1. Simone Boceanegra,
Preiſe 1.30—12 Mk. Geſchlöſſen Sonntag,
14. Sept. 18.30—22 30 Uhr
Lohengrin
C 2
Preiſe 120—12 Mk. Geſchloſſen Montag.
15. Sept. Geſchlo ſen Geſchloſen. Dienstag,
16. Sept. 19.30—2. 45 Uhr
4 2. Simone Boccanegra
Preiſe 1.20—12 Mk. Geſchloſſen Mittwoch,
17. Sept. 20—22 Uhr
B 2. Der Falſchſpieler
Preiſe 1.0 —100) Mk. 20—22 Uhr
Werbeveranſtaltung
der freien Volksbühne
— Uraufführung „Der Falſchſpieler”. Im Großen Haus findet
heute Freitag die Uraufführung der Komödie „Der
Falſch=
ſpieler” von W. Schkwarkin, deutſch von Alexandra Ramm, mit
der Muſik von S. Germonowa (Bearbeitung von Heribert Zinner)
ſtatt. Inſzenierung und Bühnenbild: Günter Haenel. Wilhelm
Reinking. In den Hauptrollen: Leitner, Conradi, Gothe, Knott,
Karzau, Maletzki, Hinz, Gallinger, Pfaudler, Keßler.
— „Simone Boccanegra” von Verdi wird morgen Samstag
unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm im Großen Haus
wiederholt. Albert Lohmann ſingt erſtmalig die Titelpartie. Die
übrige Beſetzung bleibt die der Erſtaufführung.
— Sinfoniekonzerte im Landestheater. In dem bereits
be=
kanntgegebenen Geſamtprogramm, der Sinfoniekonzerte, für die
Spielzeit 1930/31 treten einige kleine Aenderungen ein: Im erſten
Konzert am 6. Oktober wird als einzige Nummer die gewaltige
achte Sinfonie von Bruckner geſpielt; die urſprünglich für
die=
ſen Abend noch vorgeſehene Tripelfuge von Wolfurt kommt im
6 Konzert an Stelle von Regers, Romantiſcher Suite” zur
Auf=
führung. Walter Gieſeking ſpielt im 6. Konzert, Donnerstag,
den 5. Februar, Mozarts G=Dur=Klavierkonzert und das
Kon=
zert für Klavier und Orcheſter von Joſef Marx, das den
Unter=
titel „Caſtelli Romani” führt und hier zur Uraufführung
kommt. Im 8. Konzert am 13. April kommt das urſprünglich für
den 9 Februar vorgeſehene Programm zur Ausführung. Den
Abſchluß der Konzerte bildet am 11. Mai ein klaſſiſcher
Abend, der Sinfonien von Beethoven (Nr. 7), Mozart (D=Dur)
und Haydn (D=Moll) bringt.
* Große Wahlkundgebung der Deutſchen Polkspartei.
die uns ſo weit gebracht haben. Wir leben beute noch unter den
Aus=
wirkungen der Erzbergerſchen Steuerreformen, die den Ländern und
Weatsandatt eoduto Dingeluey ſpricht. Gemeinden die Sorge und die Verantwortung dafür genommen haben.
t. Die dritte und letzte öffentliche Wählerverſammlung der
Deut=
ſchen Volkspartei im September=Wahlkampf in Darmſtadt fand am
Don=
nerstag abend im großen Saal des ſtädtiſchen Saalbaues ſtatt. Das
lebhafte Intereſſe der Bevölkerung an der Verſammlung zeigte ſich in
einem äußerſt ſtarken, ſo früh einſetzenden Beſuch, daß die Verſammlung
ohne die ſonſt bei Wahlverſammlungen übliche Verſpätung eröffnet
wierden konnte.
Herr Oberlandesgerichtsrat Altendorff, der Vorſitzende der
Ortsgruppe Darmſtadt der Deutſchen Volkspartei, der die Verſammlung
leitete, ſprach einführende Worte dann nahm Herr Rechtsanwalt
Diugeldey. der Spitzenkandidat der D.V.P. in unſerem Wahlkreis,
mit Händeklatſcken lebhaft begrüßt, zu dem Thema: „Wie retten
wir Deutſchlands, das Wort:
„Wie eine Oaſe in der Wüſte der dumpfen Stimmung der
Hoff=
nungsloſigkeit denke ich an den Sonnentag, an dem die Hunderttaufende
aus allen Schichten am freien Rhein den ehrwürdigen Reichspräſidenten
begrüßten. Damals das ſtolze Gefühl einmütiger Verbundenheit, der
wirklich einmal
zur Tat gewordenen Volksgemeinſchaft.
War das das wahre deutſche Volk oder die die ſchon am nächſten
Tage dort mit ihrer verhetzenden Agitation begonnen haben? Im
Auguſt 1914 und im Spätwinter 1923 haben wir es erlebt, was das
deutſche Volk zu leiſten vermag.
Die Vertruſtungen der parteipolitiſchen Hetze
haben leider ſo oft einen Schleier über das wahre Gefühl des deutſchen
Volkes zu legen vermocht. Wir haben vielleicht den Sinn für den großen
hiſtoriſchen Zuſammenhang verloren, die wir unter dem Druck der kleinen
täglichen Ereigniſſe geſtanden haben, und wir haben zu ſchnell vergeſſen,
Die Tatſache, daß der letzte franzöſiſche Soldat die Rheinlande
verlaſ=
ſen hat, bedeutet den Abſchluß
eines uralten Gegenſatzes
zwiſchen dem franzöſiſchen Machtwillen und deutſcher Abwehr. Dem
Ziel, die franzöſiſche Grenze an den Rhein zu verlegen, galten alle
Be=
ſtimmungen im Verſailler Vertrag. Die Franzoſen zogen an den Rhein,
um dort zu bleiben. Der Jubel, der unſer Volk beſeelte, als
der Rhein frei wurde, war echt und wahr.
Dem Ziel der Freiheit diente bis in die letzten Stunden ſeines
Lebens die Arbeit jenes Mannes, den wir mit Stolz unſeren Führer
nannten. Als ich in ſeinen letzten Stunden mit Streſemann zuſammen
war, ſprach er davon, daß nun nach der Erreichung des einen großen
Nachkriegszieles, die ganze Kraft ſeiner Arbeit
dem zweiten großen Ziel.
dem inneren Aufbau Deutſchlands gelten follte!
Es iſt die hiſtoriſche Schuld des Führers der Deutſchnationalen
Par=
tei, daß er, als Führer der ſtärkſten bürgerlichen Partei, in dem
Augen=
blick beiſeite trat und die Kräfte, die ſich ihm unterſtellt hatten, brach
liegen ließ, in dem es galt, an der Verantwortung teilzunehmen. So
wurde die Deutſchnationale Partei Steigbügelhalter für das Anwachſen
des ſozialiſtiſchen Geiſtes in Deutſchland.
Die nächſte außenpolitiſche Aufgabe
ſteht klar vor uns, die Befreiung des deutſchen Oſtens von dem Druck
durch die polniſche Flut. Jede Gelegenheit muß wahrgenommen
wer=
den um dieſen deutſchen Anſpruch vor der Geſchichte immer wieder zu
vertreten. Der andere Weg in der Außenpolitik muß dahin führen, das
Necht der deutſchen Minderheiten da überall zu vertreten, wo
immer=
hin ſich ſolche Minderheiten befinden mögen.
Der Grad der Entwicklung unſeres Wirtſchaftslebens iſt ſo
gewor=
den, daß wir die ſchlimmſten Befürchtungen für den kommenden Winter
hegen müſſen, wenn nicht eine zu Reformen bereite Mehrheit in den
neuen Reichstag einzieht. Es muß gelingen, die Millionen der
Arbeits=
loſen vor ſtaatspolitiſcher Verwirrung zu ſchützen und wieder in den
Geſamtorganismus des deutſchen Volkes einzugliedern. Das iſt noch
wichtiger als die wirtſchaftliche und die finanzielle Seite dieſes
Pro=
blems. Wir haben in Deutſchland einen Staatsapparat aufgebaut, der als
ein Koloß auf tönernen Füßen
im umgekehrten Verhältnis zu unſeren Mitteln ſteht. (Lebhafte
Zuſtim=
mung.) Ich ſpreche es offen aus, daß durch die Schuld aller
Par=
teien wir dahin gekommen ſind, da ſich alle Parteien in einem
hem=
mungsloſen Wettlauf um die Gunſt der Maſſen bemüht haben.
Be=
denken Sie, was es bedeutet, daß 1929 rund ein Drittel des Wertes der
deutſchen Produktion von vorneherein für Zwecke der öffentlichen Hand
in Anſpruch genommen wurde. Zu dieſen Zuſtänden im Innern kommt
von außen der Druck der Weltwirtſchaftskriſe. Ihrer vermögen wir
nicht Herr zu werden, aber die Faktoven im Innern können wir
be=
herrſchen und regeln. Der Fluch der Arbeitsloſigkeit, der unſer Volk
befallen hat, geht nun durch die ganze Welt und umfaßt auch die
kapital=
kräftigſten Mächte, macht nicht Halt vor Schuldner= oder
Gläubiger=
ländern, macht nicht Halt vor Staatsformen, umfaßt auch das fasciſtiſche
Italien. Wir können nicht alles Uebel nur auf die Laſt der Tribute
zurückführen und erleben nun den Wettlauf der Nationen um den
kleiner gewordenen Abſatzmarkt.
Er trifft unſer Volk in einem Zuſtand, in dem es durch eigene Schuld
ſchwer darniederliegt. Wir müſſen herunter von den
„Errungenſchaften” der letzten 10 Jahre,
für die Aufbringung der Ausgaben aufzukommen. Alle Koalitionen,
alle Parteien hat
dieſer verhängnisvolle Geiſt
erfaßt, denn alle Parteien waren bei den verſchiedenen Koalitionen
beteiligt. Dieſer Geiſt wurde durch die Staatsmaſchine in das Volk
hineingetragen, und gegen dieſen Geiſt müſſen wir auf das zäheſte
ankämpfen. Dieſer Geiſt führte zu der Korruption, die ſich, außer in
Berlin, infolge der Parteipolitik in vielen deutſchen Gemeinden gezeigt hat.
Der Sinn der Bürgerſteuer
liegt nicht in dem finanziellen Ertrag, ſondern darin, daß die Gemeinde
alle Bürger mit dieſer Abgabe belaſten muß und daß der Geiſt der
Sparſamkeit betont wird, bevor Steuern von denen bewilligt werden,
die ſie nicht zu tragen haben. Wir haben mit unſeren Sparmaßnahmen
den Kampf gegen den eigenen Freund bis zu ſeinem Ausſcheiden aus
dem Kabinett durchgeführt, ſind uns aber darüber klar, daß der
endgültige Finanzausgleich
nicht geſchaffen werden kann, wenn wir nicht gleichzeitig an die Löſung
der Frage der Neichs= und Verfaſſungsreform herantreten. Es muß
ein zentraler Wille vorhanden ſein, der nicht durch irgendeinen
kleinen Willen in irgendeinem Duodez=Staat lahmgelegt werden kann,
weil in irgendeinem Lande der politiſche Wille und die politiſche
Mehr=
heit anders eingeſtellt ſind als im Reich. Aus dem Stadium der
theore=
tiſchen Diskuſſionen müſſen wir endlich zu.
praktiſchem Handeln
kommen.
Auf dem Gebiet der Sozialpolitik haben ſich Zuſtände
ent=
wickelt, denen wir nicht länger gleichgültig zuſehen können. Denken
wir z. B. nur daran, wie überall die Paläſte der
Kranken=
kaſſenverwaltungen wie die Pilze aus der Erde geſchoſſen
ſind. Nur der iſt in Wirklichkeit ſozial, der mit ſtarker Hand ſich dafür
einſetzt, die Fehlerquellen zu verſtopfen, damit lebensfähig bleibt,
was lebensfähig iſt. (Sehr richtig!)
Die Regierung iſt von einem
einheitlichen Reformwillen
geleitet, in der zähen Entſchloſſenheit, die Reformen, die allein zu einer
Geſundung führen können, innerhalb des Parlaments und des deutſchen
Volkes durchzuſetzen. Der Reichspräſident hat ſein
vaterländiſches Verantwortungsgefühl
in die Waagſchale geworfen, und darum dürfen, darum müſſen wir
von einem Hindenburgprogramm ſprechen.
Zeiten der Not waren noch immer in der Geſchichte der Nährboden
für radikale Strömungen. Dann kam es darauf an, ob ſich der Geiſt
der Verantwortung ſtärker erwies als dieſe radikalen Kräfte. Darauf
kommt es auch heute wieder an. Wehe der Jugend, die nur die Führer
zur Leidenſchaft, nicht zum Aufbau findet. Wehe dem Volke, das nicht
einſieht, daß geiſtige Fragen nicht mit Stuhlbeinen und Gummiknütteln
gelöſt werden können. Den Nationalſozialiſten werfen wir vor, daß ſie
das Volk in einen Rauſchzuſtand romantiſcher Phantaſien verſetzen und
ihm dadurch den Mut zu verantwortungsbewußtem Handeln in der
Gegenwart nehmen. (Stürmiſche Zuſtimmung.) Wir warnen! Das
Unheil kann man wohl heraufbeſchwören, kann aber nicht wiſſen, welchen
Weg es dann nehmen wird. Im übrigen iſt das wirtſchaftliche
Pro=
gramm der Nationalſozialiſten ebenſo dilettantiſch wie
phan=
taſtiſch, dem Kommunismus mehr als nur weſensverwandt.
Die Sozialdemokrat ie hat durch die Tatſachen in den letzten
Jahren bewieſen, daß ſie als Mitarbeiterin bei den kommenden
Refor=
men nicht in Frage kommen kann. Aus der großen Bewegung iſt eine
Verſicherung auf Gegenſeitigkeit geworden zur Erhaltung der
Errungen=
ſchaften der letzten 10 Jahre.
Wir haben unſer Volk geiſtigunterernährt und müſſen die
inneren Kräfte wieder wecken,
die verloren gegangen ſind. Dieſe Aufgabe konnte bis zum Wahltag
nicht mehr gelöſt werden. Die Sammlungsgedanken ſind
ge=
ſcheitert, weil man doch wieder von rechts und links neue Scheidewände
aufgerichtet hat.
Von der Parteipolitik müſſen wir zur
Staatsgeſin=
nung, ich glaube, daß in unſerem deutſchen Volke die Kräfte der
Beſonnenheit ſtärker ſind als die Kräfte der Verneinung. Beſonnenheit
bedeutet zugleich Kämpfergeiſt, bedeutet Mut, den wir dem Bürgertum
der politiſchen Mitte wünſchen und mit dem wir unſer Deutſches Reich
wieder aufbauen wollen.”
Der Rede, die von der großen überfüllten Verſammlung in
muſter=
hafter Ruhe und Aufmerkſamkeit angehört wurde, folgte nicht
enden=
wollender, ſtürmiſcher Beifall. In der Ausſprache meldete ſich
zunächſt ein Vertreter der Staatspartei, der zum Teil lebhaft gegen die
Sozialdemokratie polemiſierte, dann ſprach nicht als Politiker, ſondern
als Wirtſchaftler Herr Dr. Büchner, der erklärte, zu neun Zehntel
den ausgezeichneten, klaren Ausführungen des Herrn Dingeldey
zuſtim=
men zu müſſen und weiterhin die Notwendigkeit einer ſtarken Mitte
als Wall gegen die Sozialdemokratie betonte. — Herr Dingeldey ging
in ſeinem Schlußwort eingehend auf die in der Diskuſſion
aufgewor=
fenen Fragen ein und erhielt auch für ſeine abſchließenden Ausführungen
wiederholte, lebhafteſte Zuſtimmung. Mit einem Hoch auf das deutſche
Vaterland und der erſten Strophe des Deutſchlandliedes ſchloß die
Kundgebung.
Der Frankfurter Rundfunk, der ſtets bemüht war, mit den
Theatern freundſchaftliche Beziehungen zu pflegen, verfolgt ſchon
ſeit langem das Ziel, ſeine Rundfunkteilnehmer auch für die
Spiel=
pläne der ortsanſäſſigen Theater zu intereſſieren. Verſtärkt wird
dieſes Intereſſe durch die Gewährung von Vergünſtigungen, die
nach Frankfurt nunmehr auch die Intendanz des Heſſiſchen
Lan=
destheaters Darmſtadt für das Große und Kleine Haus einräumt.
Die Vergünſtigungen ſind geſtaffelt und gewähren Einheimiſchen
gegen Vorweis eines Gutſcheines, der in den führenden
Radio=
geſchäften erhältlich iſt, für Plätze vom Sperrſitz bis Loge 10
Prozent Ermäßigung und auswärtigen Teilnehmern, auch als
Fahrtvergütung gedacht, 20 Prozent. Auch für diejenigen
Rund=
funkteilnehmer, die ſich abonnieren wollen, ſind Vergünſtigungen
vorgeſehen, über die Näheres im Mietbüro zu erfahren iſt.
Jahreshauptverſammlung der Deutſchen Baugemeinſchaft
e. G. m. b. H. Leipzig, Ortsgruppe Darmſtadt. Am 11. ds. Mts.
fand im Weißen Saal der Reſtauration Chriſt die Jahres=
Haupt=
verſammlung der DBG., Ortsgruppe Darmſtadt, ſtatt. Bei
außer=
gewöhnlich gutem Beſuch eröffnete der 1. Vorſitzende, Herr
Frah=
nert, die Verſammlung und gab nach der Begrüßung einen kurzen
Ueberblick über die Tätigkeit im abgelaufenen Jahr. Er ſchilderte
alle Vorfälle, die von Bedeutung für die Ortsgruppe Darmſtadt
waren. Die 2 Vorſitzende würdigte, in treffenden Worten den
Wert harmoniſcher Zuſammenarbeit innerhalb der Ortsgruppe
Darmſtadt, die unter ungünſtigſten Verhältniſſen gegründet
wurde, heute, nach einjährigem Beſtehen, mit zu den führenden
Ortsgruppen der Deutſchen Baugemeinſchaft zählt und ſchon ſeit
Monaten in der Spartätigkeit bei den Spitzenleiſtern genannt
wird. Freudig wurde eine ſchriftliche Mitteilung der
Hauptver=
waltung in Leipzig aufgenommen, welche die beſten Wünſche für
die ſtete Aufwärtsbewegung der hieſigen Ortsgruppe zur
Jahres=
haubtverſammlung übermittelt hatte. Betont wurde darin die
eifrige und überaus harmoniſche Zuſammenarbeit der Ortsgruppe.
Der ſeitherige Ortsgruppenvorſtand wurde einſtimmig
wieder=
gewählt und durch einige weitere Helfer ergänzt. Auf jeden Fall
beſitzt die Deutſche Bau=Gemeinſchaft Leipzig, die heute über 10000
Mitglieder zählt, das vollſte Vertrauen ihrer Mitglieder. Die
Mitglieder der Ortsgruppe Darmſtadt trennten, ſich in ſpäter
Stunde, einig in dem Beſtreben, weiter mitzuhelfen, an dem
großen Werke.
— Johannesgemeinde. Wir wollen unſere Vortragstätigkeit
beginnen mit einem Miſſionsvortrag, den Miſſionsinſpektor
Brachmann aus Berlin am kommenden Donnerstag, den 18.
September, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus. Kahlertſtraße 26,
halten wird. Sein Thema lautet: „Der Kampf der alten und
neuen Zeit in Japan‟. Lichtbilder werden die Hauptdenkmäler
jener merkwürdigen Doppelkultur Japans verdeutlichen und uns
in den Kampf der Weltanſchauungen und Religion einführen. Der
Abend findet in Form eines Teeabends ſtatt, zu dem auch der
Frauenverein ſeine Mitglieder herzlich einlädt. Eintrittskarten
zu 50 Pfg. ſind beim Kirchendiener und abends beim Eintritt zu
erhalten. — Die Konfirmandenſtunden des Südbezirks (Pfarrer
Goethe) nehmen am Mittwoch, den 17. September, wieder ihren
Anfang um 4 Uhr für die Mädchen und um ½6 Uhr für die Buben.
Unſer Kirchenchor beginnt ſeine Wintertätigkeit am Montag,
den 15. September. Die erſte Probe unter Leitung des Herrn
Kammermuſikers Adam findet an dieſem Tage abends um 8 Uhr
im Gemeindehaus ſtatt. Neue Mitglieder wollen ſich an dieſem
Abend in der Probe bei dem Dirigenten melden. Für dieſen
Win=
ter, in dem Herr Adam auf eine 20jährige Dirigententätigkeit bei
dem Verein zurückſieht, ſoll wieder ein größeres Oratorium
ge=
ſungen werden.
Die Dahlienſchau im Orangeriegarten. Die Dahlienſchau
im Orangeriegarten, die die Firma Hermann Schulz,
Erbacher=
ſtraße 101, unter Mitwirkung der Stadtgärtnerei am Samstag,
Sonntag und Montag, den 13., 14. und 15. d. M. veranſtaltet,
wird ein Ereignis werden. Die rund 1500, von der Firma
Her=
mann Schulz und der Stadtgärtnerei, ausgepflanzten Dahlien
ſtehen nun in voller Blüte. Es iſt ein wunderbares Bild, all
dieſe Dahlien in ihrer Blütenfülle anſchauen zu können. In der
anſchließenden Orangeriehalle wird dann der Dahlienfreund
ſämtliche Sorten des Sortiments in Vaſen ausgeſtellt ſehen. Eine
Rieſenmenge von Dahlienblumen wird hier erſcheinen, alle
ge=
ordnet nach Sorten, um auch den verwöhnteſten Geſchmack zu
be=
friedigen. Verſäumen Sie daher nicht, an einem dieſer drei Tage
nach dem herrlich gepflegten Orangeriegarten zu gehen und ſich
die Dahlienſchau anzuſehen. Der Eintritt zu dieſer Veranſtaltung
iſt frei. SSiehe Anzeige.)
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte,
Kriegshinterblie=
bene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am 15. September
1930, vormittags von 8—12 Uhr durch die Stadtkaſſe.
überwinden schwere Zeiten!
AallHeNeM OeIA
Bard, Mmel m Rune u TaMlLeTAA
Seite 6
Freitag, den 12. September 1930
Nummer 252
Sausorttſcaft und Tonsoniſcfaft
auf der Ausſtellung „Technik im Heim”
Im Jahre 1882 reinigte man in Deutſchland Teppiche
aus=
ſchließlich mit dem Teppichklopfer. 1907 war neben dem
Teppich=
klopfer die Teppichkehrmaſchine ſtark im Gebrauch. Und um 1925
begann der Staubſauger ſeine Herrſchaft. — 1882 gab es in
Deutſch=
land 1 325 000 Hausangeſtellte, 1925 nur noch 1020 000
Hausange=
ſtellte. Hat der Staubſauger die
Hausange=
ſtellten aus den Haushaltungen verdrängt,
ihre wirtſchaftliche Exiſtenz gefährdet? Ohne
Zweifel: nein! Denn die Verringerung der
Zahl der Hausangeſtellten vollzog ſich
reibungs=
los zugleich mit einer Vergrößerung der Zahl
der in Induſtrie und Gewerbe tätigen Menſchen.
Aber zwiſchen der Verringerung der Zahl der
Hausangeſtellten und der Vereinfachung der
Teppichreinigung — allgemeiner der
Verbeſſe=
rung der techniſchen Hilfsmittel des
Haus=
halts — beſtehen engſte Beziehungen.
So deckt vergleichende Statiſtik
Zuſammen=
hänge auf, die für die Hauswirtſchaft von
aller=
größter Bedeutung ſind. Sie erbringt ſogar den entemnn
Beweis, daß unſere gefühlsmäßige Bewertung
herrſchender Zuſtände falſch oder gar verderblich 270m PNen
iſt. Wir haben bisher den Haushalt als Wirt= 450uc M
ſchaftsfaktor unterſchätzt und uns um hauswirt= 750000
ſchaftliche Fragen nicht gekümmert. In faſt
keinem volkswirtſchaftlichen Lehrbuch der
Ver=
gangenheit hat die Hauswirtſchaft eine
gebüh=
rende Würdigung gefunden. Wenn es vor
wenigen Jahren eine Frau wagte, in einem
Parlament oder ſonſt irgendwo in der
Oeffent=
lichkeit dafür einzutreten, daß der Haushalt als
Wirtſchaftsfaktor gewürdigt oder die Tätigkeit
der Hausfrau als Beruf anerkannt werden ſolle,
dann fand ſie nur Ablehnung. Und faſt kein
Ingenieur hielt es in der Vergangenheit ſeiner
würdig, ſich mit dem wichtigſten aller Vorgänge,
der Nahrungszubereitung, planmäßig und
wiſ=
ſenſchaftlich zu beſchäftigen.
Die Statiſtik klärt uns auf, daß die Hauswirtſchaft heute noch,
trotz weiteſtgehender Arbeitsteilung, trotz der außerordentlichen
Entwicklung der Technik der Gütererzeugung, als die eigentliche
Verbrauchswirtſchaft der wichtigſte Wirtſchaftsfaktor iſt. In der
Hauswirtſchaft waren in Deutſchland im Jahre 1925 10,2
Mil=
lionen Frauen im Hauptberuf und 10 Millionen Frauen im
Neben=
beruf insgeſamt alſo 20,2 Millionen Frauen tätig, während in
Induſtrie und Handwerk nur 10,3 Millionen Männer und 2,9
Mil=
lionen Frauen (insgeſamt 13,2 Millionen Arbeitskräfte) und in
der Land= und Forſtwirtſchaft 48 Millionen Männer und 5
Mil=
lionen Frauen (zuſammen 9,8 Millionen Arbeitskräfte) beſchäftigt
waren. So ſteht die Hauswirtſchaft mit der Zahl der in ihr
be=
ſchäftigten Perſonen an erſter Stelle. Auch hinſichtlich der
umge=
ſetzten Werte verdient die Hauswirtſchaft allergrößtes Intereſſe.
Ueber die Hälfte des geſamten Volkseinkommens geht, durch die
Hände der Hausfrauen, nämlich bei einem Jahreseinkommen von
2500 RM., 67,5 v. H., bei einem Jahreseinkommen von 4500 RM.
64,5 v. H. Dieſe Zahlen zeigen aufs deutlichſte daß es für die
Volkswirtſchaft nicht gleichgültig ſein kann, wie die im Haushalt
umgeſetzten Werte verbraucht werden. Noch deutlicher tritt dies
in Einzelheiten in die Erſcheinung, beiſpielsweiſe an dem
Sonder=
problem des Brennſtoffverbrauches im Haushalt.
Ein Uebel erkennen, heißt meiſtens auch den erſten Schritt
zu ſeiner Beſeitigung tun. In dieſem Sinne bedeutet Aufklärung
der Oeffentlichkeit über die wirtſchaftliche Notwendigkeit der
Ver=
beſſerung des Haushalts: mit der Rationaliſierung ſelbſt beginnen.
Aus dieſem Grunde bildet auch eine Reihe von Bildern und
Mo=
dellen über die Zuſammenhänge von Hauswirtſchaft und
Volks=
wirtſchaft die Einführung in die Ausſtellung „Technik im Heim”.
Verbrauch der Haushaltungen
bei gerng bemittelten und besser gestellten Farnifen
Es entfallen auf
ſir Geschect
Seut Lefin
brin ur MMoMk — u5M — 65M4 100Mk. F50M— AFoik Hu0Mk Mit
Meich KrM S0Mk. — ROMk. Ia. Mif Mfe Mft Mfße
die Hand der Hausfreu gehen
Sonderveranſtallung des Hausftauenbundes
„Lebende Kochkunſt”
Der Verein hat es ſich zur Aufgabe gemacht, die Hausfrauen
Darmſtadts fortlaufend über die neueſten Ergebniſſe der
Ernäh=
rungswiſſenſchaft zu unterrichten. Er wird daher für die Dauer
der Ausſtellung eine Küche einrichten, dort wird er täglich ein
Mittageſſen und verſchiedene Einzelgerichte nach neuzeitlichen
Grundfätzen zubereiten und mit genauer Koſtenberechnung zur
Schau ausſtellen, ſowie Koſtproben abgeben, und zwar wöchentlich
wechſelnd:
1. Woche: Neuzeitliche Küche.
2. Woche: Fiſchkoſt.
3. Woche: Rohkoſt.
4. Woche: Neuzeitliche Küche.
Von einer ſtaatlich geprüften Schweſter wird außerdem
Kranken=
ſchonkoſt (für Magen= und Darmkranke) und Diätkoſt (für Nieren=
und Zuckerkranke) zubereitet und ausgeſtellt.
Dienstags und Donnerstags von 2.30 bis 3.30 Uhr finden
kleine Vorträge mit praktiſchen Vorführungen ſtatt.
Der Hausfrauenbund ſtellt ferner einige Wäſcheausſtattungen
in einfacher, gediegener, zeitgemäßer Zuſammenſtellung aus.
Aus den Parkeien.
— Die Volksrecht=Partei (Reichspartei für Volksrecht und
Aufwertung) hielt zuſammen mit der Chriſtlich=Sozialen
Reichspartei, mit der ſie vereint in den Wahlkampf zieht, am
letz=
ten Montag im Fürſtenſaal eine öffentliche Wählerverſammlung ab, die
ſehr gut beſucht war, ſo daß ſich der Saal als zu klein erwies. Der
Vor=
ſitzende, Profeſſor Axt, begrüßte die beiden Redner des Abends, Herrn
Landtagsabgeordneten Staatsanwalt Dr. Wolf=Mainz und Herrn
Stadtverordneten Streit=Niederlahnſtein, die Spitzenkandidaten der
bereinigten Parteien im Wahlkreis Heſſen=Darmſtadt, und wies in
ein=
dringlichen Worten auf den Ernſt der Lage und die Wichtigkeit der
be=
vorſtehenden Wahlen hin. — Dr. Wolf beleuchtete darauf in
einſtündi=
ger Rede die Zuſtände, wie ſie heute im Deutſchen Reich herrſchen. Er
erinnerte an die Verſprechungen der ſogenannten Volksbeauftragten im
Herbſt 1918. Was iſt aus dieſen geworden? Statt Würde, Freiheit und
Brot — Korrupkion in weiten Kreiſen, unerhörter Steuerdruck,
Kapital=
flucht, Erwerbsloſigkeit und eine dem Zuſammenbrechen nahe Wirtſchaft.
Beweis für letzteres: die Millionen Arbeitsloſe und ein ſtaatspolitiſch,
finanziell und moraliſch zuſammengebrochenes Reich. Und wer trägt in
erſter Linie Schuld an dieſem Zuſammenbruch? Die alten großen
Par=
teien, die nur an ſich ſelbſt, nicht an das Wohl des ganzen Volkes
dach=
ten, die durch die künſtliche Schaffung der Inflation das Recht beugten,
das Vertrauen zum Staat untergruben und durch die ſogenannten
Auf=
wertungsgeſetze die feſteſte Stütze des Staates, den ſparenden Mittelſtand,
vernichteten. Redner wies dann auf den Zuſammenhang hin zwiſchen
Inflation und den Laſten des Dawes= und Youngplanes, aber auch die
Wege, die zur Behebung der Arbeitsloſigkeit und auch heute noch zu
einer befriedigenden Löſung der Aufwertungsfrage führen können. —
Der zweite Redner, Herr Streit, wies zunächſt die Vorwürfe zurück,
die den ſogenannten Splitterparteien gemacht werden. Wenn heute in
den alten Parteien immer Gerechtigkeit und Sauberkeit herrſchen
wür=
den, dann wären keine neuen nötig. Redner geißelte dann die
herr=
ſchende Verſchwendungsſucht in Reich. Ländern und Gemeinden. — In
der nachfolgenden Diskuſſion ſchloß ſich Herr Looſer, Vorſitzender der
Deutſchen Invalidenhilfe, den Ausführungen der Vorvedner an. Er
ſchilderte die Lage der Wohlfahrtsempfänger, der Klein= und
Sozial=
ventner, deren Unterſtützung ohne das Verbrechen der Inflation heute
nicht in dem Maße nötig wäre Er empfahl mit warmen Worten das
Eintreten für die Wahl der Liſte 11. Profeſſor Axt dankte allen
Red=
nern für ihre Ausführungen und ſchloß die Verſammlung mit der
Aufforderung, das Gehörte in weitere Kreiſe zu tragen und ſo der
Liſte 11 und damit der Sache der Gerechtigkeit am Wahltag zu einem
Er=
folg zu verhelfen.
— Heſſiſche Frauen im Wahlkampf. Die
Statthal=
terin der jungdeutſchen Schweſternſchaft — Frau Roſe Kranz=
Ploch, die Führerin der demokratiſchen Frauen in Heſſen — Frau
Clara Grein und die bekannte Vorkämpferin in der ſozialen
Für=
ſorge — Frau Regierungsrat Keller erlaſſen einen Aufruf zur
Wahl an die heſſiſchen Frauen.. Wir verweiſen auf den heutigen
Inſeratenteil.
— Deutſchnationale Volkspartei Darmſtadt.
Heute abend 8.15 Uhr öffentliche Wählerverſammlung im „
Fürſten=
ſaal”. Referenten Dr. Ruppel und Pfarrer Struckmeier. Gerade
für die betont evangeliſchen Wählerkreiſe dürfte der
außerordent=
lich geſchätzte zweite Redner beſonderes Intereſſe haben. Wir
er=
warten vollzähliges Erſcheinen unſerer Mitglieder und bitten,
Freunde und Bekannte mitzubringen.
— Nat.=Soz. Deutſche Arbeiterpartei. Letzte
Maſſenverſammlung morgen Samstag, abends 8.15 Uhr, in der
Beſſunger Turnhalle. (Siehe heutige Anzeige.)
— Aufſtellung von Dreſchmaſchinen in
Orts=
durchfahrten. Seit dem Uebergang der Straßen auf die
Provinz wurde den Landwirten, die gezwungen waren,
Straßen=
gelände der Ortsdurchfahrten zur vorübergehenden Aufſtellung
von Dreſchmaſchinen in Anſpruch zu nehmen, nicht nur erhebliche
Schwierigkeiten gemacht, ſondern die Kreisämter erhoben auch für
die Ausſtellung der Erlaubnisſcheine in jedem Einzelfalle und
jedes Jahr aufs Neue eine Verwaltungsgebühr — meiſt 3 RM.
Auf Grund eines Antrags Dr. Niepoth, Dr. Keller und Genoſſen
(D.V.P.), der den Erlaß der Stempelgebühr forderte, hat nun
der Herr Miniſter des Innern verfügt, daß die Anträge dem
Kreisamt geſammelt vorgelegt werden können, ſodaß die
Kreis=
ämter alsdann die Genehmigung auf Widerruf auf unbeſtimmte
Zeit zu erteilen in der Lage ſind. Die Stempelgebühr iſt alſo für
eine Reihe von Jahren nur einmal, und zwar für die Geſamtheit
der Landwirte einer Gemeinde, zu entrichten. Mit dieſer Antwort
iſt dem Antrag der D.VP und den berechtigten Wünſchen der
Landwirtſchaft im weſentlichen entſprochen.
— Eine Warnung. Der Reichsbund der
Kriegsbeſchädig=
ten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen, Gau Heſſen=
Freiſtaat, Darmſtadt, Neckarſtraße 3, bittet uns, feſtzuſtellen, daß
der Reichsbund mit der an 22. Stelle der Reichswahlvorſchläge
ge=
nannten „Kriegsbeſchädigten= und Hinterbliebenenpartei der
deut=
ſchen Mannſchaften einſchließlich der Abgefundenen” weder
iden=
tiſch iſt, noch ſonſt das Geringſte mit dieſer eigenartigen Partei zu
tun hat. Der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten warnt die
Kriegsopfer, dieſe bedeutungsloſe Splitterpartei zu wählen. Er
fordert vielmehr dazu auf, nur großen und ſolchen Parteien die
Stimme zu geben, die einen entſcheidenden Einfluß auf die
Ent=
wicklung und den Ausbau der Kriegsopferverſorgung auszuüben
in der Lage ſind.
* Aus dem Gerichksſaal.
Aw Vor einem Jahr hatte, ein Sägewerksbeſitzer zu einem
Mitglied des Rimbacher Ortsgerichts unter anderem geſagt, ſie
ſeien alle Simpel und täten, was der Bürgermeiſter ihnen
vor=
ſchriebe. Der Mann erzählte das dem Bürgermeiſter, der es als
grobe Beleidigung auffaßte, und auf Beſchluß des ganzen
Orts=
gerichts wurde Strafantrag erhoben, und die Sache kam im Juni
vor dem Fürther Amtsgericht zur Verhandlung. Der
Sägewerks=
beſitzer behauptete, er wiſſe nicht mehr, ob er tatſächlich „Simpel”
geſagt habe. Er habe auf jeden Fall nur ſeiner berechtigten
Er=
regung dem Rimbacher Ortsgericht gegenüber Ausdruck gegeben,
das ihn in der Schätzung ſeines Grundſtücks ungerecht behandelt
habe. Das Amtsgericht verurteilte ihn jedoch zu einer Geldſtrafe
von 25 Mark. Gegen dieſes Urteil legte er Berufung ein, und die
Kleine Strafkammer verhandelte die Sache am Donnerstag von
neuem Der Staatsanwalt regte zunächſt einen Vergleich an. Der
Angeklagte ſolle eine Ehrenerklärung abgeben, die ja auf Wunſch
der Beleidigten an der Gemeindetafel angeſchlagen werden könne.
Die beiden als Zeugen geladenen Ortsgerichtsmitglieder waren
ſoweit auch einverſtanden, es ſcheiterte jedoch an dem guten Willen
des Bürgermeiſters, der auch eine Ehrenerklärung des
Vertei=
digers verlangte, da dieſer in der Verhandlung erſter Inſtanz
ebenfalls beleidigende Aeußerungen getan habe. Der Verteidiger
lehnte das jedoch ab, da er ſich keiner Beleidigung bewußt ſei.
Das Gericht verwarf die Berufung des Angeklagten und beſtätigte
das Urteil erſter Inſtanz, da der Angeklagte in ſeiner Erregung
entſchieden die Grenzen des Erlaubten überſchritten habe.
Für die tägliche Pflege der Haut
ist dte Gualität Ihrer Waschtisck-
Seife immer entscheidend. Deshaib
verwenden Sie ein Produkt, dessen
duserlesene Beschaffenheit in allen
Verbruucherkreisen ger ühmt wird:
Dr. Dralle‟” Lavendelseife
Grosse Runde Form, RM. 0.75.
(II.8119
— Promenaden=Konzert. Am Freitag, den 12. Septembe
ſpielt das Stadt=Orcheſter unter Leitung ſeines Kapellmeiſter
W. Schlupp von 5—6 Uhr im Orangerie=Garten nach folgender
Programm: 1. Hoch Habsburg, Marſch von Kral. 2 Quvertür
zur Oper „Das goldene Kreuz” von Brüll. 3. Neu=Wien,
Walze=
von Strauß. 4. Zwei elſäſſiſche Bauerntänze von Merkline
5. Potvourri aus der Operette „Der Vogelhändler” von Zelle
6. Ernſt Auguſt=Marſch von Blankenburg.
Lokale Beranſtalkungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritli.
— Sportplatz=Reſtaurant und Café am
Böllen=
falltor. Heute abend findet ein großes Kunſt=Feuerwerk ſtatt,
welches von der Heſſ. Kunſtfeuerwerkerei Otto Günther
Darm=
ſtadt, ausgeführt wird. (Beachten Sie bitte die heutige Anzeige.)
Tageskalender für Freitag, den 12. September 1930.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 20 Uhr D 1: „Der
Falſchſvieler”, — Kleines Haus: Geſchloſſen. — Konzerte
Schloßkeller, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum Datterich, Schuls
Felſenkeller; Oberwaldhaus. — Kinovorſtellungen;
Union=, Helia= und Palaſt=Lichtſpiele.
Aus Heſſen.
Die Reinheit der Orisbrunnen.
— In der ländlichen Bevölkerung herrſcht vielfach völlige
Unklar=
heit darüber, wie leicht die zwiſchen den Häuſern gelegenen Dorfbrunnen
verunreinigt werden. Man kann mit ziemlicher Sicherheit behaupten,
daß alle dieſe Brunnen neuzeitlichen Anſprüchen an ein einwandfreies
Waſſer nicht genügen. Die Benutzer werden auf die Verunveinigung erſt
dann aufmerkſam, wenn ernſtliche Krankheiten der Verdauungsorgane
auftreten, oder wenn die Verunreinigungen ein ſo hohes Maß erreichen,
daß der Geſchmack des Waſſers beeinflußt wird. Leider ergeben nur
geringe Verunreinigungen aus Jauche= und Abortgruben eher eine
Ver=
beſſerung als eine Verſchlechterung des Geſchmacks. Je länger ein
Wohn=
platz beſiedelt iſt, um ſo tiefer dringen die Verunreinigungen ein und
um ſo größer ſind die geſundheitlichen Gefahren. Beſonders die
Brun=
nen in dem dicht bebauten Kern der Ortſchaft ſind deswegen meiſt
ge=
fährdet.
Dieſe Tatſachen werden nur dann aufgehellt, wenn eine
Veranlaf=
ſung zur chemiſchen Unterſuchung derartiger Brunnen vorliegt. Klagen
von Ortseinwohnern über eine Trübung des Waſſers in der Gemeinde
Groß=Zimmern (Kreis Dieburg) haben kürzlich Veranlaſſung zu
der=
artigen Unterſuchungen ergeben. Das Waſſer der neu erbauten
Waſſer=
leitung wird, da die Enteiſenungsanlage ſeither noch nicht voll wirkſam
war, zeitweiſe, insbeſondere in den frühen Morgenſtunden und bei
Spülungen der Leitung, durch geringe Mengen von Eiſen getrübt. Daß
die Bevölkerung hierüber ungehalten iſt, kann man verſtehen. Dieſe
Kinderkrankheit iſt aber inzwiſchen überwunden worden. Der
Beſchwerde=
führer wies darauf hin, daß der Hofbrunnen und ein in der Nähe
ge=
legener öffentlicher Brunnen auf der Straße „viel beſſeves” Waſſer
lie=
fere. Obwohl ſchon bei Betreten der Hofreite durch die Lage der
Dün=
gerſtätte und durch die hier ausſtrömenden Gerüche angenommen
wer=
den konnte, daß das Waſſer des Hofbrunnens verunreinigt ſei, wurde
eine chemiſche Prüfung vorgenommen, die das erwartete Ergebnis
zeitigte: Der Hofbrunnen war mit Jauche ſtark verunreinigt. Auch das
Waſſer des öffentlichen Brunnens iſt nicht einwandfrei, ſo daß es für
Trinkzwecke nicht mehr benutzt werden darf.
J. Griesheim, 10. Sept. Für die am Sonntag, den 14. September
d. J., ſtattfindende Reichstagswahl iſt die hieſige Gemeinde wiederum in
drei Abſtimmungsbezirke eingeteilt. Der erſte Bezirk umfaßt die Wähler
mit den Buchſtaben A bis G mit dem Wahllokal im Rathaus, der zweite
Bezirk die Wähler mit den Buchſtaben H bis M, mit dem Wahllokal
im zweiten Schulhaus, der dritte Bezirk die Wähler mit den Buchſtaben
N bis Z mit dem Wahllokal im vierten Schulhaus. Die
Abſtimmungs=
zeit für die hieſige Gemeinde fällt in die Zeit von 8 Uhr vormittags
bis 5 Uhr nachmittags.
Aa. Eberſtadt, 11. Sept. Zur Reichstagswahl iſt Eberſtadt
diesmal in ſechs Abſtimmungsbezirke eingeteilt. Neu hinzugekommen iſt
der Abſtimmungsbezirk der Villenkolonie „Ludwigshöhe”, der auch die
Marienhöhe umfaßt. Abſtimmungsleiter in den einzelnen Bezirken
ſind die Gemeinderäte Meidinger, Gärtner, Heißt, Dächert, Dr. Pleſer
und Bär. — Für Stimmberechtigte, die am Wahltag auswärts wählen
wollen, werden Stimmſcheine nur noch bis zum Samstag vormittags
10 Uhr auf der Bürgermeiſterei ausgegeben.
F. Eberſtadt, 11. Sept. Zur Reichstagswahl. Bei der am
kommenden Sonntag ſtattfindenden Reichstagswahl iſt zu beachten, daß
die Wahlzeit für die Wahlberechtigten der Abſtimmungsbezirke 1. 2. 3
und 4 auf die Zeit von 8—17 Uhr, des Abſtimmungsbezirks 5 (
Villen=
kolonie) auf die Zeit von 10—17 Uhr und des Abſtimmungsbezirks 6
(Prov.=Pflegeanſtalt) auf die Zeit von 9—12 Uhr feſtgeſetzt iſt. Das
Wahllokal für den neu gebildeten Abſtimmungsbezirk 5 (Villenkolonie)
befinder ſich im Café Henn. Neue Darmſtädter Straße 148, 1. Stock. Im
übrigen iſt hinſichtlich der Wahllokale eine Aenderung gegen früher nicht
eingetreten. Der zuletzt genannte Abſtimmungsbezirk umfaßt die
Vil=
lenkolonie nördlich des Löfflerwegs einſchließlich Marienhöhe und
Steckenborn.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 11. Sept. Bautätigkeit. Im
allge=
meinen war bis jetzt die Bautätigkeit eine äußerſt geringe. Außer der
Fertigſtellung der im Herbſt vorigen Jahres begonnenen Neubauten ſind
im ganzen nur zwei Wohnhäuſer neu errichtet und fertiggeſtellt worden.
Neuerdings ſcheint ſich aber die Bautätigkeit doch etwas zu beleben. Der
Bauunternehmer Schuchmann errichtet mehrere Flachbauten auf dem
Lohberg. Aller Vorausſicht nach werden auch noch weitere vier
Wohn=
hausneubauten begonnen und vor Eintritt des Winters im Rohbau
fer=
tiggeſtellt, Damit dürfte wieder manchem Handwerker Arbeit zugewieſen
werden.
Cs. Ueberau, 10. Sept. Hohes Alter. Seinen 80. Geburtstag
feierte in körperlicher und geiſtiger Rüſtigkeit der Landwirt Philipp
Waldhaus 2. — Am Sonntag vormittag fand eine Feuerwehrübung der
Freiwilligen und Pflichtfeuerwehr ſtatt. Die Errichtung unſerer
Waſſer=
leitung machte ſo manche Verbeſſerung der Löſchgeräte notwendig, deren
Anwendung in den gegenwärtigen Uebungen ausprobiert wird.
T. Werſau, 11. Sept. Die hieſige Bürgermeiſterwahl, die anläßlich
des Ablaufs der Wahlperiode des ſeitherigen Bürgermeiſters, Herrn
Feick, hätte ſtattfinden ſollen, konnte aufgehoben werden, da nur ein
einziger Wahlvorſchlag mit dem Namen des obengenannten vorlag.
Feick gilt ſomit als wiedergewählt.
j. Von der Bergſtraße, 11. Sept. Zollpolitik und
Teig=
wareninduſtrie. Die Stützungsaktion der Landwirtſchaft durch
hohe Getreideſchutzzölle hat gerade der deutſchen Teigwareninduſtrie
be=
ſondere Schwierigkeiten verurſacht. Der Weizeneinfuhrzoll iſt heute
ebenſo hoch, als die jetzigen amerikaniſchen Notierungen für Weizen.
Da die verſchiedenen Zollerhöhungen ſehr raſch aufeinander folgten,
mußten notgedrungen auch die Preiſe für Teigwaren mehrfach erhöht
werden, um auch nur einigermaßen die Zollmehraufwendungen
auszu=
gleichen. Daß in der heutigen wirtſchaftlichen Depreſſion ſolche
erzwun=
genen Preiserhöhungen umſatzmindernd für Teigwaren genau wie auch
für Mühlenprodukte wirben müſſen, dürfte ohne weiteres klar ſein. So
hören wir, daß mit verſchiedenen anderen maßgeblichen Firmen auch die
Weinheimer Firma W. Henſel (Teigwarenfabrik) vorübergehend in den
ſowieſo flauen Sommermonaten nur drei Tage in der Woche arbeiten
ließ und in den letzten Wochen wieder zur fünftägigen Schicht
über=
gegangen iſt. Der jetzt durch den Rückgang der Weizenpreiſe am
Welt=
markt ermöglichte Preisabbau kann ſelbſtverſtändlich in keinem
Verhält=
nis zu dem durch die hohen Zollſätze ausgelöſten Preisniveau ſtehen.
Bd. Hähnlein, 11. Sept. Die Alsbacher Straße, welche ſich in einem
ſehr ſchlechten Zuſtand befindet, wird jetzt einigermaßen wieder
herge=
richtet; 6 Mann ſind jetzt damit beſchäftigt, die vielen Schlaglöcher mit
Schrott und Teer auszufüllen. Beſonders von den Autpbeſitzern, welche
immer ſehr über Reifenſchaden und Federbrüche zu klagen hatten, wird
dieſe Maßnahme ſehr begrüßt. Es wird aber befürchtet, daß die Straße
innerhalb kurzer Zeit wieder viele Löcher aufweiſen wird, ſie müßte
des=
halb von Grund auf neu hergerichtet werden. — Mäuſeplage.
Die=
ſes Jahr ſind die Felder maſſenhaft mit Mäuſen bevölkert, welche an
den Feldfrüchten enormen Schaden anrichten. Hauptſächlich die
Kar=
toffeln und Dickrüben werden von den nimmerſatten Nagern mitunter
ganz ausgehöhlt. Um der Plage abzuhelfen, werden jetzt in die Gänge
der Nager vergiftete Weizenkörner hineingeſchoſſen, und zwar trägt die
Gemeinde die Koſten des Vernichtungsfeldzuges. — Mit dem Abernten
der Kartoffelfelder wurde jetzt begonnen. Die Ernte fällt
verhältnis=
mäßig gut aus; die Knollen weiſen durchweg ein anſehnliches Gewicht
auf. Momentan werden für gute Ware (gelbfleiſchig) noch 4 Mk. pro
Zentner bezahlt, doch hält man mit dem Kauf noch zurück, weil man
auf noch billigere Preiſe rechnet.
Bb. Bensheim, 10. Sept. Aus dem Stadtparlament. In
der letzten nichtöffentlichen aber dringlichen Sitzung des
Stadtvarla=
ments, die infolge Beurlaubung des Bürgermeiſters durch den
Beige=
ordneten Krenkel angeſetzt und geleitet wurde, kam als Bereitſtellung
von Arbeitsgelegenheit die Vergebung von Maurer= und
Tüncher=
arbeiten in den Schlichtwohnungen ſowie der Zimmerarbeiten für die
Schlicht= und Notwohnungen zur Verhandlung. Mit den Arbeiten,
die durchweg an hieſige Unternehmer vergeben wurden, ſoll ſo raſch als
möglich begonnen werden. Auch die Dachdeckerarbeiten werden durch
hieſige Fachhandwerker ausgeführt. Aus der Sondergebäudeſteuer
ent=
fallen nunmehr auf die Stadt 50 000 Mark, ſtatt eines früher zugeſagten
höheren Betrages, deren Annahme beſchloſſen wird. Zwecks Gewährung
des Differenzbetrages zwiſchen dieſer höheren Summe und den jetzt
ent=
fallenden 50 000 Mark, ſoll mit dem Miniſterium für Arbeit und
Wirt=
ſchaft unterhandelt werden, da die Vergebung der Baudarlehen auf
Grund des früher höheren Satzes erfolgt iſt. Dem Antrag des
Fried=
hofsverwalters Wenz auf vorzeitige Dienſtentlaſſung infolge geſchwächter
Geſundheit wurde entſprochen, der Antragſteller gilt als am 1.
Sevtem=
ber in den Ruheſtand verfetzt. Für die am Bahnhof haltenden
Kraft=
droſchken auf ſtadtſeitig von der Bahnverwaltung gepachtetem und von
der Stadt hergeſtellten und regelmäßig rein zu haltenden Platz wird eine
Gebühr von 6 Mark für das Jahr zu erheben beſchloſſen. Ferner wurde
die Auszahlung des Betrages für angekaufte Faſel genehmigt und über
die Verlegung einer Waſſerleitung im Friedmannſchen Bauviertel.
Er=
werb von Straßengelände u. dal. Beſchluß gefaßt.
Bd. Langwaden, 11. Sept. Anläßlich der Kirchweihe wurde am
letzten Montag wieder der vor der Wirtſchaft von Ad. Schneider
auf=
gehängt geweſene „Kerwekranz” von Hähnleiner jungen Burſchen
ge=
ſtohlen. Später kam es dann im Saale zu einer Rauferei zwiſchen
Hähnleiner und hieſigen Burſchen, bei welcher die Hähnleiner den
kür=
zeren zogen.
Nummer 252
Wiedereinweihung der Altheimer evgl. Dorfkirche.
Weithin bekannt in unſerem Heſſenlande durch ſeinen hohen, ſpitzen
Kirchturm iſt das Dorf Altheim bei Dieburg, was ihm den Namen
Spitz=
altheim eingetragen hat. Dieſer Turm bzw. dieſe Kirche, zwar nicht in
ihrer heutigen Geſtalt, reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Altheim
gehörte zu dieſer Zeit zu Dieburg als Mutterkirche. Es löſte ſich dann
ab und gründete, vermutlich durch adelige Familien, eine eigene Pfarrei.
So entſtand an derſelben Stelle, die heute noch das Gotteshaus trägt,
ein kleines, ſtilles und ſchlichtes Dorfkirchlein, von dem uns aus dem
Jahre 1356 die erſte Urkunde erhalten iſt. Geweiht war die Kirche dem
hl. Dionys und Maria Magdalena. Laut Urkunden entſtand 1466 der
heute noch vorhandene ſpätgotiſche Chor in gleicher Breite wie das
romaniſche Langhaus. In den Jahren 1760—1810 endlich mußten wegen
Raummangels, bedingt durch die außerordentlich geſtiegene
Einwohner=
zahl der Gemeinde, Emporen auf zwei Seiten der Kirche errichtet
wer=
den; die auch heute noch vorhanden ſind. Allerdings gingen durch
die=
ſen Umbau viele Schönheiten romaniſcher und gotiſcher Kirchenkunſt
an Fenſtern und Maßwerk verloren, da ſie entweder verbaut oder
über=
haupt beſeiligt werden mußten. Dies in kurzen Zügen der Werdegang
der Altheimer, zuerſt katholiſchen, ſeit der Reformation aber
evange=
liſchen, Dorfkirche, die ſomit eine der älteſten Kirchen der ganzen
Um=
gegend iſt.
Da ſeit 150—200 Jahren keine Wiederherſtellung ſtattgefunden hatte
wurde dieſe während des vergangenen Sommers durchgeführt, unter
Er=
haltung vieler aus früherer Zeit ſtammender Wandmalereien, die
größ=
tenteils beim Einbau der Gefallenentafel aufgedeckt wurden.
In dieſen Tagen nun konnte die neuhergeſtellte Kirche wieder
ein=
geweiht und ihrer Beſtimmung von neuem übergeben werden. Ein
berrliches Dorfkirchlein iſt entſtanden, auf das die Gemeinde wahrhaft
ſtolz ſein kann. Nicht minder aber ihr überaus rühriger Pfarrer Scheid
dem ſie die Anregungen und Durchführung zu verdanken hat. Das
ur=
alte Geſtühl konnte eine Erneuerung erfahren. Die alten
Wandmale=
reien, beſtehend in der Hauptſache aus 12 Kreuzen an der Längsſeite
des Langhauſes, und einem Bild des Chriſtophorus, des Schutzheiligen
der Landwirte, konnten erhalten und ſo ſpäteren Geſchlechtern
über=
liefert werden. Alles dies verleiht der Kirche mit ihrer ſinmig ſchon
früher angebrachten Ehrentafel für die gefallenen Söhne der Gemeinde
ein überaus feierliches Gepräge und hehre Würde.
Bei der am Sonntag erfolgten Uebergabe der neu hergeſtellten
Kirche an die edangeliſche Kirchengemeinde waren viele Mitglieder
der=
ſelben, als auch zahlreiche frühere Angehörige der Gemeinde, teils aus
weiter Ferne gekommen, um am Feſtgottesdienſt teilzunehmen. Der
eigentlichen Feier ging der Einzug der drei amtierenden Pfarver voraus,
gefolgt von den Kirchenvorſtänden. Eingeleitet wurde der Feſt= und
Weihegottesdienſt durch das gut wiedergegebene Präludium in Es=Dur
von J. S. Bach durch Herrn Lehrer Perſchhacher an der Orgel:
als=
dann folgte ein gemeinſames Lied, dem ſich die eigentliche
Weihehand=
lung durch Herrn Oberkirchenrat Dr. Müller anſchloß. Nach einem
kurzen Eingangsſpruch und einem Geſang des Schülerchors „Der Herr
iſt groß”, hielt Herr Oberkirchenrat Dr. Müller die feierliche
Weihe=
rede, der er den 84. Pfalm nebſt den Worten aus Joh. 17.17
zu=
grunde legte.
Hierbei führte er etwa folgendes in kurzen Zügen aus: Der
Sammelplatz eurer Väter zum Gottesdienſt ſeit Jahrhunderten iſt durch
die Vollendung der Kirche neu hergerichtet. Lobt Gott und preiſt ihn.
Die ganze Gedankenwelt und Auffaſſung von Glaube und Religion
prägt ſich in der Linienführung, Art und Form des Gotteshauſes aus.
So auch hier mit dem Turm weithin als Wahrzeichen bekannt.
Nach dem Weihegebet ſang der Männergeſangverein Altheim „Zum
Sanktus” von Schubert. Woran ſich ein herrlich geſpieltes Violinſolo
des Herrn Miniſterialrats Dr. Siegert=Darmſtadt mit Orgelbegleitung
anſchloß (Aria von Tenaglia). Dem gemeinſamen Lied „Sei Lob und
Ehre dem höchſten Gut” folgte die Anſprache des Ortsgeiſtlichen, Herrn
Pfarrer Scheid, des Vaters der ganzen Kirchen=Erneuerung, über Pſalm
26, Vers 8 und Pſalm 118, 24, 25. der in flüſſigen Worten der Gemeinde
den heutigen Freudentag und ſeine Bedeutung vor Augen führte. Nach
einem zweiten Violinſtück überbrachte Herr Dekan Reichert=Lengfeld den
Gruß des Dekanats. Nach einem Geſang des Schülerchors und einem
Gemeindelied folgten das „Vater unſer” und der Segen. Ein
Orgel=
nachſpiel beendigte die überaus weihe= und würdevolle Feier.
Am Nachittag fand im Gaſthaus Lehr eine Nachfeier ſtatt, die
ausgefüllt wurde durch die überaus lehrreichen Ausführungen von Herrn
Archivrat Dr. Herrmann „Ueber Einzelheiten der Errichtung der
Alt=
heimer Kirche”, ferner durch Herrn Pfarrer Schott=Klein=Umſtadt über
Wert und Sinn der Kirche. In den Pauſen erfreute der Männer=
Geſang=
verein Altheim durch paſſende Geſangsvorträge, ſo daß auch dieſe nett
Gemeindefreudenfeier einen überaus würdigen Abſchluß fand.
Bn. Hirſchhorn, 11. Sevt. Motorraddiebſtahl. Am
Kirch=
weihmontag wurde einem Motorradfahrer, der ſein Motorrad vor dem
Erbach=Fürſtenauer Hof aufgeſtellt hatte, während er in der Wirtſchaft
tanzte, dasſelbe von einem Unbekannten geſtohlen. Am Dienstag morgen
fand man die Maſchine bei Ziegelhauſen im Straßengraben. —
Rau=
ferei. Ein Bahnbedienſteter erlitt am Kirchweihmontag nachts im
Verlaufe politiſcher Händel eine Fußverletzung, ſo daß er dem St.
Boni=
fatiuskrankenbaus dahier zugeführt und dort aufgenommen werden
mußte. — Schußverletzung. Im benachbarten Filialdorf
Kortels=
hütte wollte der Waldhüter Johannes Schwöbel 2. ſeinen Revolver
rei=
nigen und achtete dabei nicht darauf, daß die Waffe geladen war.
Die=
ſelbe entlud ſich und verletzte Schwöbel derart an der linken Hand, daß
ihm dieſelbe im St. Bonifatiuskrankenhauſe dahier, wohin derſelbe
ver=
bracht wurde, abgenommen werden mußte.
— Hirſchhorn, 11. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
10. September: 1.02 Meter; am 11. September: 1.25 Meter.
— Gernsheim, 11. Sept. Waſſerſtand des Rheins am
10. September: 0,63 Meter: am 11. September: 0,65 Meter.
— Gießen, 11. Sept. Das Gießener Studentenbaus. Zu
Beginn des Winterſemeſters wird das neuerrichtete Gießener
Studen=
tenhaus ſeiner Beſtimmung übergeben werden. Trotz der überaus
ſchwie=
rigen wirtſchaftlichen Lage iſt es gelungen, die Mittel zu beſchaffen, um
das Gebäude in ſeinem größten Teile bezugsfertig zu machen. Dies
haben neben den Zuſchüſſen aus Reichsmitteln (die durch Vermittlung
des Deutſchen Studentenwerks in Dresden eingegangen ſind) und des
heſſiſchen Staates, neben den Beiträgen der Studentenſchaft und der
Do=
zenten die zahlreichen Spenden ermöglicht, die von den heſſiſchen
Pro=
vinzen, Kreiſen und Gemeinden, von Privaten und aus der Induſtrie
zugefloſſen ſind. Von letzteren ſind beſonders die großen Zuwendungen
der Buderus=Werke in Wetzlar und der A. E.G. zu nennen. Die
voll=
ſtändige Fertigſtellung des Gebäudes wird allerdings erſt im
kommen=
den Jahre erfolgen können. Aber ſchon fetzt kann die ſtudentiſche
Spei=
ſung in vollem Umfange darin ſtattfinden, ſchon jetzt werden die
Ar=
beits= und Aufenthaltsräume, unter denen ſich ein beſonderer
Aufent=
haltsraum für Studentinnen befindet, und ſämtliche
Studentenwohnun=
gen in Benutzung genommen, einſchließlich des Evangeliſchen
Theologen=
heims, über deſſen 12 Plätze das Heſſiſche evangeliſche Landeskirchenamt
verfügt.
Freitag, den 12. September 1930
Seite 7
Mminaigefcicfien.
Von Rudolf Gläſes.
Wer nach dem Kriege etwa zwiſchen zwölf und ſechzehn
Jah=
ren ſtand, erlebte in jenem weſentlichen Teil der Literatur, der
für zwanzig Pfennige pro Werk zu haben iſt, die erſchütternde
Tatſache, daß Harry Piel, Frank Allan und Nic Carter
gemein=
ſam über Old Wawerly herfielen und ihn totmachten. Das
ge=
lang ihnen nicht nur deshalb, weil die Indianer gezähmt ſind
und aus ihnen kaum noch etwas an Schaurigkeit zu gewinnen
iſt. Es lag vielmehr daran, daß der Apparat des
Indianer=
kämpfers Old Wawerly total veraltet war. Allan, der Rächer
der Enterbten, war dagegen mit Flugzeugen und lautloſen
Piſtolen mehr up to date, und die Gauner um ihn waren mit
denſelben Inſtrumenten viel gefährlicher als die wüſteſten
India=
ner. Denn nicht wahr, wenn wir damals zwei Groſchen
aus=
gaben, wollten wir das Land der unbegrenzten Möglichkeiten
ſchauen, und in den Indianergeſchichten waren nur noch begrenzte
Möglichkeiten. Man will ja doch ſo weit wie möglich in das
Un=
erhörte hinein. Das iſt es, weshalb man überhaupt Romane
lieſt: Die Wirklichkeit, ſo weit ſie tatſächlich und unmittelbar an
einen herankommt, erſchöpft in uns gewöhnlich nicht die ganze
Skala von Empfindungen, deren wir fähig ſind, was als
uner=
träglich empfunden wird. Es gibt hier natürlich Stufen. Aber
das Heldentum mit ſeinen Empfindungszuſammenhängen, das
in der Wirklichkeit mit erheblichen Unbequemlichkeiten verknüpft
zu ſein pflegt, und das Zittern, das im Privatleben eine
ſcheuß=
lche Angelegenheit iſt, machen in dem ſeeliſchen Bedarf faſt eines
jeden ein empfindliches Defizit auf, das aus den Bereichen der
Einbildung gedeckt werden muß. Man will die Angſt
wunder=
barer Gefahren auskoſten, ſelbſt wenn man dabei mit einer
Ziga=
rette auf dem Sofa liegt.
Edgar Wallace ſagte einmal, und er ſagte es im Frack auf
der Kanzel der Trinity Church in Glasgow, wo er eine Predigt
über Kriminalität hielt, die Verbrecher ſeien ſtupide,
hinter=
hältige und langweilige Geſellen. Die einzig wirklich
inter=
eſſanten Verbrecher finde man in ſeinen Büchern. Das iſt
eben=
ſo geſchmacklos wie unwahr. Wenn man einmal die Moral
außer acht läßt, ſo gibt es Verbrechen, die eine enorme geiſtige
Leiſtung darſtellen, ganz abgeſehen, was an Nerven dabei nötig
iſt. Der Kampf gegen das Verbrechertum wäre leichter, wenn
es nicht ſo viel Intelligenz einzuſetzen hätte. Die Wiſſenſchaften
und die moderne Technik liefern dieſer Intelligenz ein
gefähr=
liches Arſenal, und Edgar ſelbſt verdankt dieſem Umſtand zum
guten Teil, daß es unmöglich iſt, von ihm nicht gefeſſelt zu ſein.
Denn die tatſächlich ausgeführten Verbrechen müſſen ihm ja
ſehr oft für ſeine Bücher helfen. Der koloſſale Aufwand an
Ueberlegungen, in den man Einblick bekommt, bereitet mehr
Spannung als die Gefahr, wenn man etwas für das Denken
ein=
gerichtet iſt. Das gilt für die kriminelle Wirklichkeit wie für die
Bücher.
Da iſt Edgar Allan Poe, der mit leidenſchaftlichen Blicken
das Grauen abſchrieb aus den vier Elementen, der Peſt, der
Gier und dem Tode. Seine Verbrechevgeſchichten enthalten
wun=
derbare Ueberlegungen, indem auf Beobachtung von
unheim=
licher Schärfe und auf phänomenalem Wiſſen die Folgerungen
ſich aufbauen zu einer gedanklichen Konſtruktion von klaren
Schönheit wie eleganteſte Mathematik. Es wird nicht mit dem
Revolver gearbeitet, ſondern mit dem Gehirn. Die Kühnheit iſt
ganz beiläufig eingeſetzt mit einer ſympathiſchen
Selbſtverſtänd=
lichkeit. Es wird Anlaß genommen, zwiſchen dem Kriminaliſtiſchen
über Algebra, das Schachſpiel und Whiſt, die menſchliche
Intelli=
genz und andere Dinge zu philoſophieren. Die Genüſſe der
Auf=
regung ſind verknüpft mit denen des Denkens. Aus wenigen
Anhaltspunkten des Tatbeſtandes wird die Löſung entwickelt.
Man muß mitarbeiten, was eine ſportliche Freude bereitet, aus
einem Bündel von Gleichungen mit vielen Unbekannten durch
exakte Operationen zur Löſung zu kommen.
Bei Wallace iſt mit Nachdenken gewöhnlich nichts zu
er=
reichen, weil die Elemente des Tatbeſtandes meiſt erſt auf der
fünfzehnten Seite vollſtändig beiſammen ſind. Die Ereigniſſe
häufen ſich wahnſinnig, die Spannungen explodieren wie eine
Kette von Minen. Von den handelnden Perſonen kann
manch=
mal keiner und jeder der Unhold ſein. Der große
Kriminal=
induſtrielle läßt einen bis kurz vor Schluß vollkommen im
Un=
klaren, welche Löſungspläne er unter ſeiner Melone bewegt. Die
Sachkenntnis Edgars iſt enorm. Die Regie manchmal fabelhaft,
manchmal verzweifelt gezwungen.
Spen Elveſtad hat ſich bei mir unmöglich gemacht, indem
ſein Herr Asbjörn Krag bald einen Gähnkrampf kriegen wollte,
weil einmal vier Monate kein „Fall” kam, ihn in Gefahren zu
tunben. Wenn etwa Sherlock Holmes keine Arbeit hat, ſpricht er
nur ganz beſcheiden davon. Die Phantaſtik iſt pompös bei
Elve=
ſtad. Alle Möglichkeiten abſurder Abenteuerlichkeit werden
aus=
geſchöpft. Bei manchem Revolverſchuß avgwöhnt man, daß er
nur um unſeres Herzklopfens willen kracht und der Autor auf
das Echo lauſcht.
Aber wenn man auch lächeln muß, ſind dieſe Dinge doch nicht
ohne Aufregung. Seinerzeit wirkten Helden ſolcher handfeſten
Art auf uns ſo, daß wir unter dem Glanz ihres Vorbildes
lern=
ten, auf zehn Meter mit der Piſtole aus freier Hand
Pfennig=
ſtücke herunterzuſchießen. Hätten wir damals Edgar A. Poes
genialen wiſſenſchaftlichen Detektiv ſchon gekannt, wären ſicher
einige von uns in Fanatismus für Algebra oder dergleichen
ent=
brannt. Wenn das Leben auch viele Ideale und Vorbilder ſich
aus der Literatur holt, ſo iſt andererſeits ſicherlich noch niemand
durch das Leſen von Kriminalromanen zum Gauner geworden,
wenn er nicht ſchon von Natur aus etwas derartiges war. Denn
in den primitiven Kriminalgeſchichten, wie ſie für primitive
Men=
ſchen in Betracht kommen, pflegt der Gute über den Gauner
gründlich zu triumphieren. Wo der Gegenſatz zwiſchen Gut und
Böſe ſcharf herausgeſtellt iſt, muß das Gute, äußerſtenfalls in
Geſtalt des edlen Verbrechers, unbedingt ſiegen, denn es iſt eine
erhebliche ſeeliſche Unbequemlichkeit, andernfalls, das Buch am
Ende mit Empörung und unbefriedigter Rachſucht zuklappen
zu müſſen.
Man muß Frank Heller lieben, weil er die Abenteuer voll.
Heiterkeit darreicht. Die Kühnheit feiert ihre Triumphe in
Lie=
benswürdigkeit, und auf den höchſten Spannungen ſteht das
Lächeln aufgepflanzt. Waren in den Schmökern für zwanzig
Pfennig die Gauner ſo primitiv, abſcheulich und geiſtlos, daß
ſie wahrhaftig keine Propaganda für das Gaunertum machen
können, ſo ſtellt der Gentleman Philipp Collin den Schlwindel
auf die Grenze zwiſchen einer Kunſt und einer Wiſſenſchaft. Mit
blendender Eleganz ſetzt er ſeine Coups in eine Schar von
Ha=
lunken hinein, die trotz ihrer Gefährlichkeit mit aller Komik
an=
geſtrichen ſind, welche die Finſternis unteren Menſchentums zur
Verfügung ſtellt.
Sir Arthur Conan Doyle, engliſcher Arzt, hat das Urbild
des Detektivs in der Geſtalt des Sherlock Holmes in die Welt
geſetzt, der aller Begeiſterung wert iſt. Dieſer Mann aus Hirn
und Stahl ſchreitet immer noch mit jenem gebändigten Elan auf
uns zu, der ihm ſeine Siege ſicherſtellt. Seine Geſtalt iſt ſo
klaſſiſch geworden, daß man ſich keine Macht des Todes über ihm
denken kann, und als er in der Schweiz für die Welt umräm,
trauerte dieſe Welt ſo um ihn, daß Doyle ihn aus unerhörten
Abenteuern gerettet wiederkehren ließ. Holmes ſteuert noch
kei=
nen Rennwagen und prüft noch keine Fälſchungen mit
ultra=
violettem Licht, aber es wird immer wie Zauberei anmuten, wenn
er einen unbekannten Menſchen aus ſeinem vergeſſenen
Spazier=
ſtock entziffert. Während Wallace ſein happy end gewöhnlich in
eine Ehe einmünden läßt, abforbieren Sherlocks Fähigkeiten
ſchon alles Intereſſe zur Genüge. Die Liebe wird mit einer
Trockenheit behandelt, wie es ſich für dieſes ungeklärte und
ſen=
timentale Stück Biologie in einer ſo eiſernen Sache wie einer
Kriminalaffäre nicht anders gehört, ſelbſt wenn es als Motor
auftvitt. Alles iſt wirklich, klar und nüchtern.
Wir haben in Deutſchland zweifellos immer gefährliche
Ver=
brecher gehabt, aber die literariſche Figur des Detektivs iſt aus
dem Pflaſter Londons herausgewachſen. Unſere Wünſche an
Romantik ertragen es offenbar nicht, wenn das Heldentum zur
Unterſtützung angegriffener behördlicher Autorität herangeholt
wird, aus einer verborgenen Scheu heraus, welche die
obrigkeit=
liche Ordnung gern in etwas Außermenſchliches, Unantaſtbares
hineinabſtrahiert. Das gibt eine Hemmung, dieſe Ordnung in
Büchern dem Anſturm der Unterwelt auszuſetzen, um dann die
ſponnende Rettung insſzenieren zu können. Außerdem werden
Kriminalromane nicht ernſt genommen, obwohl man ſie
leiden=
ſchaftlich lieſt, und unſere Dichter wollen nicht als Schriftſteller,
wohl aber unſere Schriftſteller als Dichter gelten.
Soweit die Werke der Kunſt oder der Phantaſie unwirkliche
Erfüllung verborgener Wünſche ſind, denen die Wirklichkeit dieſe
Erfüllung verſagt, bedeuten die Kriminalgeſchichten außer
Traumgefilden des Heldentums noch Schlachtfelder für die
ver=
drängten deſtruktiven und aſozialen Triebe und verneinenden
Leidenſchaften. Es ſind dies ungefähr dieſelben Kräfte, unter
deren Zwang E. T. A. Hoffmann das Tor zur Hölle aufriß.
Der Außenſeiter der Geſellſchaft hat wohl ſeine Rolle in der
deutſchen Literatur, aber das Weſentliche an dieſer Rolle iſt, im
großen und im Vergleich betrachtet, nicht die Strategie und das
erregende Auf und Ab ſeiner Kämpfe und ſeiner Bekämpſung.
Denn was neben den hölliſchen Antrieben die beſondere Nore
der Kriminalgeſchichten ausmacht, das iſt ein wilder Spaß an
verwickelten Kombinationen, eine ſpieleriſche Freude am
Ge=
dankenaufwand um ſeiner ſelbſt willen, was ſchon zum Part
pour lart hindrängt, ein Schuß Bluff und die liebenswürdige
Unbedenklichkeit, die Gaunerei als eine Kunſt hinzunehmen.
35. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotkerie.
28. Tag, 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung am
10. September fielen: 2 Gewinne zu je 25 009 Mark auf Nr.
136 370; 4 Gewinne zu je 10 000 Mark auf Nr. 176 199 254 995;
2 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 216 314: 2 Gewinne zu je
3000 Mark auf Nr. 43 166; 18 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr.
5633 47 151 72 640 118 095 159 660 173 521 186 789 308 728 394 574:
28 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 18 638 36 772 48 384 66 477
161 785 169 311 269 305 272 765 274 076 304 682 314 304 338 315
386 820 399 417: ferner 70 Gewinne zu je 500 Mark und 248
Ge=
winne zu je 300 Mark. — In der Nachmittags=Ziehung
fielen: 4 Gewinne zu je 10 000 Mark auf Nr. 82 870 390 702; 4
Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 194 039 201 204: 6 Gewinne zu
je 3000 Mark auf Nr. 230 472 233 076 279 171: 8 Gewinne zu je
2000 Mark auf Nr. 4584 51 032 237 257 361 290; 34 Gewinne zu
je 1000 Mark auf Nr. 3464 7529 10 756 16 992 90 745 93 276 99 162
125 065 125 795 232 106 255 786 277 196 281845 284 462 309 067
315 611 377 674: ferner 84 Gewinne zu je 500 Mark und 178
Ge=
winne zu je 300 Mark. — Im Gewinnrade verblieben:
2 Prämien zu je 500 000 Mark, 2 Gewinne zu je 25 000 Mark,
2 Gewinne zu je 10 000 Mark, 4 Gewinne zu je 5000 Mark,
10 Gewinne zu je 3000 Mark, 34 Gewinne zu je 2000 Mark.
40 Gewinne zu je 1000 Mark, 140 Gewinne zu je 500 Mark und
340 Gewinne zu je 300 Mark.
Hauptſchriftlenung: Rudolf Mauv=
Verantwortlich für Polttik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Felulle on Neich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V. Dr. C. H. Queiſch
für den Handel: Dr. C. H. Que iſch; für den Schlußdienſt: Andceas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpirgel in Bild und T. Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftiche Mitteiſungen: Willv Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt
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Alexanderſtr. 4 I
Seite 8
Freitag, den 12. September 1930
Nummer 252
Die letzten Vorbereitungen zum Wahlkampf.
Die amtlichen Wahlurnen,
die ſeit der Reichstagswahl einmagaziniert waren, werden für den 14. September bereitgemacht, an
dem ihr Inhalt für die Zukunft unſeres politiſchen Lebens ſo entſcheidend ſein wird.
Das Wahllokal für Seeleute in Hamburg,
das bereits jetzt eröffnet wurde, damit die Matroſen, die vor dem Wahltag in See gehen müſſen,
noch ihre Stimmen abgeben können.
Reich und Ausland.
Der vermißte Direktor.
Frankfurt a. M. Der ſeit 26. Auguſt
vermißte Direktor des ſtaatlichen chemiſchen
Un=
terſuchungsamtes in Frankfurt, Dr. Heinrich
Willeke, iſt noch nicht aufgefunden worden. Er
trat am 22. Auguſt ſeine Urlaubsreiſe nach Tirol
an und gab bis zum 26. Auguſt ſtändig Nachricht
an ſeine Angehörigen und Freunde. Die letzte
Nachricht ſtammt aus Zürich. Jetzt, nach Ablauf
ſeines Urlaubs, iſt er immer noch nicht
zurück=
gekehrt, ſo daß man nunmehr die Beſorgnis
hegt, daß er bei einem Unglücksfall ums Leben
gekommen iſt.
Der Bau der drei Rheinbrücken.
Mannheim. Das
Reichsverkehrsminiſte=
rium teilt mit, daß nunmehr das
Uebereinkom=
men über den Bau der drei Rheinbrücken bei
Ludwigshafen=Mannheim, Maxau und Speyer
endgültig feſtgelegt iſt. Die Deutſche
Reichs=
bahngeſellſchaft wird, nachdem alle
Vorbereitun=
gen zum Bau der Widerlager und Pfeiler und
der Herſtellung der eiſernen Ueberbauten für
die Brücke bei Ludwigshafen=Mannheim
getrof=
fen ſind, mit der Bauausführung unverzüglich
beginnen.
Piccard will am Samstag ſtarten.
Augsburg. Profeſſor Piccard hat auf
Grund der günſtigen Wetterprognoſe
angekün=
digt, daß er vorausſichtlich Samstag früh um
6 Uhr zu ſeiner Höhenfahrt ſtarten wird. Prof.
Piccard benutzte den geſtrigen und den heutigen
Tag zu einer eingehenden Prüfung der
Inſtru=
mente und der Luftdichtigkeit ſeiner Gondel.
„Graf Zeppelin” nach Friedrichshafen
zurückgekehrt.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt von ſeiner Fahrt nach Moskau am
Donnerstag vormittag 11,35 Uhr wieder nach
Friedrichshafen zurückgekehrt. Es hat die Strecke
des Rückflugs mit 2500 Kilometern in ungefähr
19 Stunden bewältigt. An Bord befanden ſich 22
Fahrgäſte.
Die deutſchen Ozeanflieger auf der Heimfahrt.
New York. Der deutſche Ozeanflieger von
Gronau hat mit ſeinen drei Begleitern an Bord
des Dampfers „Hamburg” die Rückreiſe nach
Deutſchland angetreten. Vor der Abreiſe erklärte
er, daß er auf die Einrichtung eines
regelmäßi=
gen Luftverkehrs zwiſchen Europa und Amerika
auf der Nordlinie hoffe.
Der Präſidenk der Deutſchen
Dichter=
akademie kritk zurück.
Walter v. Molo,
der Nachfolger von Wilhelm v. Scholz als
Prä=
ſident der Deutſchen Dichterakademie, legte ſein
Amt nieder. Als Grund nimmt man an, daß
die zahlreichen Angriffe, die während Molos
Amtszeit gegen ihn gerichtet wurden, ihn jetzt
zu dieſem Schritt veranlaſſen.
Das Rieſen=Verwallungsgebäude der 3.G. Farben in Frankfurk a. Main
vor der Vollendung.
Das großartige Zentralverwaltungsgebäude der J. G. Farbenwerke in Frankfurt a. Main
nach den Entwürfen von Profeſſor Hans Poelzig (Berlin), das am 1. Oktober ſeiner Beſtimmung
übergeben wird.
Ein deutſcher Wohltäter im rumäniſchen Banat.
Adam Hemmert †.
Am 27. Auguſt verſchied in der Temesvarer
Vorſtadt Fabrikant Ad. Hemmert, ein führender
Mann der dortigen deutſchen Organiſation.
Ob=
wohl ſein Name nie weit über ſeinen Wohnort
hinausgedrungen iſt, war er doch einer der
wackerſten Vorkämpfer des Deutſchtums. 1864
in der Gemeinde Mercydorf in einfachen
Ver=
hältniſſen geboren, kam er ſchon in jungen
Jah=
ren nach Temesvar, wo er durch die Erzeugung
von Sodawaſſer bald zu Wohlſtand und
Reich=
tum gelangte. Sein letzter Wille galt dem Wohle
ſeines Volkes. Adam Hemmert verfügte, daß ſein
Haus, ſein Geld und ſeine Wertſachen —
insge=
ſamt ein anſehnliches Vermögen — für eine
deutſche kulturelle Stiftung verwendet werden
ſollen. Damit hat er, der als Menſch immer
be=
ſcheiden war, ſich auf ewig den Dank aller
Deut=
ſchen des Banats verdient. Ehre ſeinem
An=
denken!
Flugzeugunglück in Mecklenburg.
Schwerin. Am Donnerstag vormittag
gegen 10,30 Uhr ſtürzte ein Flugzeug der
Ver=
kehrsfliegerſchule Braunſchweig an der Schwerin=
Ludwigsluſter Bahnſtrecke in der Nähe der
Ort=
ſchaft Ratow ab. Der Führer, Diplomingenieur
von Ungern=Sternberg aus Braunſchweig, der
ſich mit einem Udet=Flamingo=Doppeldecker auf
dem Fluge nach Warnemünde befand, wurde
ſo=
ſort getötet. Die Urſache des Unfalls wird auf
Motorſtörungen zurückgeführt.
Wolkenbrüche über England und Bombay.
Brand auf dem Zielſchiff „Zähringen”.
Berlin. Auf dem Zielſchiff „Zähringen” iſt
nach einem Treffer im Achterſchiff ein Brand.
ausgebrochen. Das Schiff liegt vor Holtenau zu
Anker. Die Löſchung des Brandes iſt zurzeit nöch
nicht beendet.
Zu dem Brand werden noch folgende
Einzel=
heiten bekannt: Am Mittwoch abend geriet die
Korkladung der „Zähringen” bei Schießübungen
durch einen Volltreffer in Brand. Das Schießen
wurde ſofort abgebrochen. Starke Schlepper des
Marinearſenals und der Deutſchen Werke
wur=
den auf drahtloſem Wege zur Hilfe
herbeige=
rufen. Als ſich der Brand immer weiter
aus=
breitete, wurde um 22.30 Uhr das
Feuerlöſch=
boot der Berufsfeuerwehr Kiel zur Hilfeleiſtung
angefordert, das auch ſofort längsſeits kam. Nach
der Ankunft im Kieler Hafen am Donnerstag
vormittag machte das Zielſchiff an Boje A 12
feſt, wo das Feuer zunächſt ſo weit gedämpft
wurde, daß ein weiteres Verholen nach dem
Ar=
ſenal ſtattfinden konnte. Um an die einzelnen
Brandherde gelangen zu können, wurde an
ver=
ſchiedenen Stellen das Deck mit
Schneidebren=
nern aufgeſchnitten. Der ſtark übelriechende
Qualm der Korkmaſſen erſchwerte die Arbeit
un=
gemein und rief bei den Löſchungsmannſchaften
mehrere leichtere Fälle von Rauchvergiftung
her=
vor. Um 9.30 Uhr war es gelungen, das
bren=
nende Schiff an der Mole des Arſenals
feſtzu=
legen, wo nunmehr auch die Löſcharbeiten vom
Lande aus mit aller Kraft fortgeſetzt werden.
Ein engliſcher Kreuzer zur Hilfeleiſtung
in San Domingo.
London. Der engliſche Kreuzer „Danae” iſt
in San Domingo eingetroffen und hat ſeine
Sol=
daten und Matroſen, ſowie ſein
Sanitätsper=
ſonal zur Unterſtützung der dortigen Behörden
gelandet. Ein großer Teil der Schiffsbeſatzung
wurde für die Aufräumungsarbeiten zur
Verfü=
gung geſtellt.
Schweres Straßenbahnunglück in Zürich
London. Ein ſchwerer Gewitterſturm,
ver=
bunden mit Wolkenbrüchen iſt über London
nie=
dergegangen. In kurzer Zeit waren zahlreiche
Straßen überſchwemmt und der Verkehr wurde
vorübergehend zum Stillſtand gebracht. In
eini=
gen Lichtſpielhäuſern mußte infolge Kurzſchluſſes,
hervorgerufen durch Blitzſchlag, die Vorſtellung
abgebrochen oder unterbrochen werden. — Auch
die Stadt Glasgow wurde von ſchweren Stürmen
heimgeſucht. Blitz und Ueberſchwemmungen
rich=
teten beträchtlichen Schaden an.
Bombay. Durch wolkenbruchartige Regen,
die über Bombay niedergingen, wurden viele
Teile der Stadt überſchwemmt und der Verkehr
in den Straßen lahmgelegt. Einige Straßen von
Bombay verwandelten ſich in regelrechte
Gieß=
bäche, da in acht Stunden nicht weniger als
45 Zentimeter Regen niedergegangen waren.
Infolge Einſturzes alter Häuſer wurde eine
Perſon getötet und drei verletzt. Die angeſetzten
Wahlen zum Geſetzgebenden Ausſchuß mußten
in=
folge des Unwetters verſchoben werden.
Auch Andrees Begleiter Fränkel
aufgefunden.
Eine Spur der ſeit 85 Jahren verſchollenen
Franklin=Expedition gefunden.
London. Der kanadiſche Forſcher Major
Burwaſh entdeckte, als er im Flugzeug von einem
Flug nach dem magnetiſchen Pol zurückkehrte,
auf der King=William=Inſel im nördlichen
Ka=
nada zwei Lager der ſeit 85 Jahren verſchollenen
Expedition Sir John Franklins, die auf 129
Of=
fizieren und Mannſchaften beſtand und im Jahre
1845 an Bord der beiden Schiffe „Erebus” und
„Terror” England verlaſſen hatte, um die
nord=
weſtliche Durchfahrt zu entdecken. Die Schiffe
wurden zuletzt am 26. Juli 1845 von einem
Walfiſchfänger in der Malville=Bay geſehen und
waren ſeither verſchollen. Auf einem 1859 auf
der King=William=Inſel gefundenen Bericht
ging hervor, daß die Schiffe 1848 nahe der
Nord=
weſtküſte von King=William=Land vom Eis
ein=
geſchloſſen und nach dem Tode Sir John
Frank=
lins von den übrigen Mitgliedern der
Expedi=
tion verlaſſen worden waren. Die 105
Ueber=
lebenden ſind zweifellos bei dem Verſuch, das
Feſtland zu erreichen, der Kälte, dem Hunger
und den Strapazen erlegen. Auch Major
Bur=
waſh ſoll nunmehr einige Dokumente gefunden
haben, die weiteren Aufſchluß über das Schickſal
der Expedition geben.
Die ſterblichen Reſte Fränkels,
eines Teilnehmers der Andree=Polarexpedition,
die nun ebenfalls im Eiſe bei Franz=Joſeph=Land
gefunden wurden, werden in das Küſtenlazarett
von Tromſö überführt.
Zwei Tote, zehn Verletzte.
Zürich. Ein ſchweres Straßenbahnunglück,
bei dem zwei Frauen ums Leben kamen und zehn
Perſonen verletzt wurden, ereignete ſich am
Mittwoch nachmittag in Zürich. In einem
Stra=
ßenbahngleis waren drei Wagen
aneinanderge=
kuppelt auf bisher unbekannte Weiſe in
Be=
wegung gekommen. Ehe der Vorgang bemerkt
werden konnte, rollten die Wagen auf dem etwas
abſchüſſigen Gelände aus dem Bahnhof hinaus.
An einer Halteſtelle fuhren die Wagen auf einen
dichtbeſetzten Straßenbahnwagen auf, der darauf
ebenfalls in raſende Fahrt geriet. Der Fahrgäſte
bemächtigte ſich eine furchtbare Panik. Ein
Fahr=
gaſt verſuchte abzuſpringen, blieb aber mit einer
ſchweren Schädelverletzung liegen. In einer,
Kurve ſprangen die Wagen aus den Schienen,
und der vorderſte Wagen zerſchellte an einer
Mauer. Die nachfolgenden Wagen ſchoben ſich
in die Trümmer des erſten Wagens hinein. Aus
den Trümmern erſchollen fürchterliche
Hilfe=
ſchreie. Glücklicherweiſe war ärztliche Hilfe gleich
zur Stelle. Die zehn Verletzten, unter ihnen ein
Fräulein Haller aus München, wurden ſofort in
ein nahegelegenes Krankenhaus geſchafft. Die
beiden Toten konten erſt nach mehrſtündiger
Ar=
beit geborgen werden. Der Wagenführer blieb.
unverletzt, erlitt aber einen Nervenſchock. Unter
dem Eindruck des furchtbaren Unglücks
unter=
nahm der Leiter des Depots einen
Selbſtmord=
verſuch.
Verwegener Raubüberfall
auf eine amerikaniſche Bank.
New York. Drei Banditen überfielen die
Filiale der Merchants Truſt Cy. in Patterſon
bei New Jerſey. Sie trieben zwei Angeſtellte
und drei Kunden der Bank, darunter eine Frau,
mit vorgehaltenen Revolvern in ein
Stahl=
gewölbe, ſchloſſen ſie dort ein und entkamen mit
einer Beute von 25 000 Dollar in einem
Renn=
automobil. Zum Glück überſahen die Banditen
in ihrer Eile einen Stapel Banknoten im Werte
von einer Million Dollar. Sie hatten jedoch
noch Zeit gefunden, einen Zettel zu hinterlaſſen,
auf dem ſie ihre Abſicht ankündigten, ſpäter mehr
abzuholen. Die fünf Gefangenen wurden erſt
eine Stunde nach dem Raub von dem Direktor
der Bank befreit, der bei ſeiner Ankunft aufs
höchſte darüber erſtaunt war, in der Bank ein
zahlreiches und ungeduldiges Publikum, aber
keine Angeſtellten zu finden.
Nummer 252
Freitag, den 12. September 1930
Seite 9
Dei epnlt voes Sonags.
Der Spori und die Wahlen.
Anläßlich der Reichstagswahlen hat man eine Anzahl von
Veran=
ſtaltungen abgeſagt bezw. auf einen ſpäteren Termin verlegt, weil man
den Aktiven nicht die Möglichkeit des Wählens nehmen wollte oder aber
auch, weil man an dieſem Tag ein vermindertes Publikumsintereſſe
be=
fürchtete. So beſchränkt ſich das Programm des Tages auf einen
ſtatt=
lichen Spielbetrieb in den Raſenſports, der jedoch durchweg nur lokaler
Natur iſt und auf eine Anzahl von mittleren Ereigniſſen in anderen
Sportgebieten. Beſonders hervorzuheben ſind der Frauen=Städtekampf
Verlin—Tokio—-London, die internationalen Ruderwettkämpfe in
Amſterdam mit Deutſchen, die Sommerſpielmeiſterſchaften der D.T. in
Weimar und der Große Preis der Nationen für Motorräder bei Monza.
Fußball.
Nach der großen Enttäuſchung von Kopenhagen bewegt ſich am 14.
September der Fußballbetrieb wieder in den alten Gleiſen: die
Ver=
bandsſpiele werden fortgeſetzt. Noch ſind die Kräfteverhältniſſe nicht
überall geklärt, aber doch ſondert ſich allmählich ſchon die Spreu vom
Weizen. Diesmal ſpielen: Nordbayern: 1. F.C. Nürnberg — V.f.R.
Fürth, Sp.Vg. Fürth — Bahern Hof. F. V. 04 Würzburg — A. S.V.
Nürnberg, F.C. Bayreuth — Kickers Würzburg. Südbayern:
Teu=
tonia München — Wacker München (Samstag), Bayern München — Jahn
Regensburg. D. S. V. München — Schwaben Augsburg, V. f. B.
Ingol=
ſtadt=Ringſee — S. V. 1860 München. Württemberg: V. f. B. Stuttgart
— FV. Zuffenhauſen. 1. FC. Pforzheim — V. f. R. Heilbronn, Union
Böckingen — Kickers Stuttgart. Baden: Freiburger F.C. — Sp.Vg.
Schramberg, V. f. B. Karlsruhe — Phönix Karlsruhe, F.V. Raſtatt —
Karlsruher F. V. Gruppe Rhein: V. f. L. Neckarau — V. f. R.
Mann=
heim. Sp.Vg. Mundenheim — Phönix Ludwigshafen, Sp.Vg.
Sand=
hofen — F. C. 08 Mannheim, S. V. Waldhof — F. G. Kirchheim. Gruppe
Saar: F.V. Saarbrücken — Sportfreunde Saarbrücken, V. f. R.
Pir=
maſens — F.K. Pirmaſens, F. C. Idar — Boruſſia Neunkirchen. V. f. B.
Dillingen — Saar 05 Saarbrücken. Gruppe Main: Kickers Offenbach —
F. S.V. Frankfurt, Rot=Weiß Frankfurt — Germania Bieber, Union
Niederrad — Sp.Vg. 03 Fechenheim. Eintracht Frankfurt — F.C. 93
Hanau. Gruppe Heſſen: S.V. Wiesbaden — Wormatia Worms, 1. F. C.
Langen — S.V. 98 Darmſtadt, Alemannia Worms — V. f. L. Neu=
Iſenburg, F. S.V. G5 Mainz — Viktoria Urberach. — Außerhalb des
ſüddeutſchen Verbandsgebietes intereſſiert das Freundſchaftsſpiel
Nord=
gegen Weſtdeutſchland in Eſſen. — In Berlin tritt der Bundesvorſtand
zu einer Sitzung zuſammen, auf der die durch den „Fall Schalke”
hoch=
aktuell gewordene leidige „Amateurfrage” im Mittelpunkt ſtehen wird.
Hockey.
Die erſten Repräſentativkämpfe der neuen Hockeyſaiſon finden am
Sonntag in München ſtatt. Es wird ein Damen=Spiel Süddeutſchland
— Oftſchweiz und ein Städteſpiel der Herren München — Zürich ſehen.
Der ſchweizeriſche Hockeyſport hat in den letzten Jahren ſchöne
Fort=
ſchritte gemacht, und es ſteht durchaus noch nicht ohne weiteres feſt, daß
beide Spiele mit Siegen der Süddeutſchen enden werden.
Rugby.
Nachdem die Rugby=Verbandsſpiele in Norddeutſchland bereits am
vorletzten Sonntag eingeſetzt haben, folgt jetzt auch Süddeutſchland. Den
Beginn macht hier der Mainkreis, der für den erſten Kampftag die
fol=
genden Punktekämpfe angeſetzt hat: Stadt=S.V. Frankfurt — Haſſia
Hanau. S.C. Worms — Eintracht Frankfurt, T.V. Aſchaffenburg —
S. C. 80 Frankfurt.
Handball.
Mit Ausnahme von Württemberg=Baden ſind nun alle füddeutſchen
Gruppen mit Handball=Punktekämpfen beſchäftigt. Am Sonntag ſpielen:
Bezirk Main=Heſſen: Abteilung A: V. f. R. Schwanheim — S.V. 98
Darmſtadt, T. S.V. Langen — Rot=Weiß Darmſtadt, Rot=Weiß
Frank=
furt — Eintracht Frankfurt; Abteilung B: Hakoah Wiesbaden —
Wor=
matia Worms, Poſt S.V. Wiesbaden — Alemannia Worms, Polizei
S.V. Worms — S.V. Wiesbaden. Gruppe Rhein: F.C. 08 Mannheim
— Ludwigshafen 03. Sp.Vg. Mannheim 07 — S.V. Waldhof
Schwimm=
verein Frankenthal — V. f. R. Mannheim. Polizei Mannheim — F.V.
Frankenthal. M. T. G. Mannheim — Phönix Mannheim. Gruppe Saar:
S.V. Merzig — Weſtmark Trier, S.V. Saarlouis — Sp.Vg. Bous,
F. V. Saarbrücken — Sportfreunde Roden. Südbahern: Poſt=S.V.
Mün=
chen — Jahn München, 1860 München — D. S.V. München.
Nord=
bayern: Abteilung Oſt: Barkochba Nürnbexg — Nürnberger S.C.:
Ab=
teilung Weſt: Siemens=Schuckert Nürnberg — Pfeil Schweinau, F. C.
Bamberg — Polizei Bamberg.
Leichtathetik.
Bereits am Samstag findet in Berlin ein Frauen=Städtekampf
Ber=
lin—Tokio-London ſtatt. Beſonders gefährlich dürften für unſere
Ver=
treterinnen die Japanerinnen ſein, denn eine Hitomi iſt unter
Umſtän=
den mit ihrer Vielſeitigkeit ſo viel wie eine halbe Mannſchaft. An einem
internationalen Sportfeſt in Tammersfors (Finnland) nehmen auch
einige deutſche Kräfte teil. Im Reich ſteht am Sonntag das
internatio=
nale Sportfeſt der Krefelder Preußen im Vordergrund. Die Krefelder
Preußen haben zwar von ihrer alten Stärke eingebüßt, aber die alten
guten Beziehungen ſind noch da und deshalb hat auch das Sportfeſt
eine gute Beſetzung gefunden.
Schwimmen.
Der Schwimmerbund Schwaben Stuttaart veranſtaltet am Sonntag
kreisoffene Wettkämpfe. — An einem Wafſerballturnier in Prag nimmt
auch Hellas Magdeburg teil.
Rudern.
Starke deutſche Beſetzung weiſt die internationale Regatta in
Amſterdam auf. Am Rennen um den Hollandbecher im Einer nehmen
der deutſche Meiſter G. Boetzelen, ferner G. V. Düſterloh und der
Frankfurter Daul teil. Im Doppelzweier ſtarten drei deutſche Paare,
im Achter werden die deutſchen Intereſſen, durch die Mainz=Kaſteler
R. G. und im Junior=Einer durch den Frankfurter Timpe vertreten.
Tennis.
An einem internationalen Turnier in dem Tatra=Kurort Altſchmecks
nehmen die deutſchen Spielerinnen Schomburgk, Krahwinbel und
Nep=
pach, ſowie der Rheinländer Kuhlmann teil. — In Bühlerhöhe bei
Baden=Baden kommt ein kleineres Turnier zum Austrag, das aber durch
die Teilnahme des Berliner Heidenreich an Intereſſe gewinnt. — In
der Medenpokal=Vorſchlußrunde in Berlin treffen Rot=Weiß Berlin
und Rheinland zuſammen.
K
Wohnungs=
kauſch.
beboten: Einfam.=
Haus, 6 Zimm. u.
Zubeh., Diele,Bad
Vor= und
Hinter=
garten. (13462b
Geſucht: Große 3=
Zim.=Wohng. mit
Manſ. od. 4=Zim.=
Wohnung im
Oſt=
viertel. — Näher.
errngartenſtr. 35.
Wohn.-Tauſch.
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Durnen.
Weimav iſt am Sonntag Schauplatz zweier großer Veranſtaltungen
der Deutſchen Turnerſchaft, die hier ihre letzten
Sommerſpielmeiſter=
ſchaften und ein Tenmisturnier austrägt.
Rabſport.
Der Sonntag bringt Bahnrennen in Berlin (Rüttarena), Chemmitz,
Elberfeld, Erfurt und Paris (mit Weltmeiſter Erich Möller).
Motorſport.
Der Große Preis der Nationen für Motorräder in Monza hat
eine außerordentlich ſtarke Beſetzung gefunden. Die deutſche Expedition
mit Ulem=Düſſeldorf, Nüttchen=Erkelenz und dem Engländer Bullus
(alle auf N. S.U.) wird es ſchwer haben, ſich gegen die ſtarke
auslän=
diſche Konkurrenz durchzuſetzen. — Deutſche Fahrer und Fabrikate ſind
auch beim Semmering=Berarennen vertreten.
Pferdeſport.
Galopprennen gibt es am Sonntag in Grunewald, Leipzig,
Han=
nober und Paris.
handball in der 9.T.
2. Gaugruppe Kreisklaſſe.
Nur zwei Spiele ſind vorgeſehen: Griesheim b. D. — Groß=Umſtadt
und Aſchaffenburg — Klein=Wallſtadt. Während Aſchaffenburg auch ſein
drittes Spiel gewinnen dürfte, zumal das Treffen auf eigenem Platze
ausgetragen wird, greifen Griesheim und Groß=Umſtadt erſtmals in
die Pflichtſpielreihe ein.
Main=Rhein=Gau.
Die Meiſterſchaftsſpiele beginnen.
Der ſcharfe Wettſtreit im Frühjahr um den Gaumeiſter und damit
um den Aufſtieg zur Kreisklaſſe, ließ die Spannung, die den
Meiſter=
ſchaftsſpielen entgegengebracht wurde, bereits im voraus ahnen. Das
Ausſcheiden der zweiten Mannſchaften aus den Punktekämpfen wird jetzt
nur noch die erſten Mannſchaften zuſammenführen und den Spielen einen
erhöhten Anreiz bieten. Die Meiſterklaſſe ſpielt in zwei Gruppen. Dieſe
rekrutieren ſich aus den vorjährigen bekannten Vereinen und drei
Neu=
lingen. — Spiele am Sonntag:
Meiſterklaſſe, Gruppe Weſt: Büttelborn — Wolfskehlen,
Er=
felden — Tgſ. Darmſtadt, Worfelden — Nauheim. — Gruppe
Süd: Tgde. 1846 Darmſtadt — Bensheim, Beſſungen —
Sprend=
lingen. Heppenheim — Eberſtadt.
A=Klaſſe, Süd: Hähnlein — Auerbach, Tgſ. Ober=Ramſtadt —
Seeheim, Reichsbahn — Lorſch. — GruppeNord: Egelsbach —
Groß=Gerau, Urberach — Stockſtadt, Wallerſtädten — Roßdorf.
B=Klaſſe. Nord: Hahn — Erzhauſen, Buchſchlag — Neu=Iſenburg,
Nieder=Ramſtadt — Crumſtadt. — Gruppe Süd: Hüttenfeld —
Birkenqu. Groß=Hauſen — Schwanheim, Zell — Biebesheim.
Jugend: Egelsbach — Arheilgen, Erzhauſen — Langen, Nieder=
Ram=
ſtadt — Sprendlingen, Birkenau — Bickenbach. Lorſch — Reichsbahn,
Pfungſtadt — Heppenheim, Gernsheim — Tade. 1846 Darmſtadt,
Groß=Gerau — Griesheim und Walldorf — Nauheim.
Pferdeſport.
Rennen zu Karlshorſt.
1. Frechdachs=Hürdenrennen. Lehrlingsreiten. 2800 Mark.
3000 Meter. 1. Dombrowſkys Hella X (Bielke), 2. Habana. 3.
Wallia. Toto: 47 Platz: 14, 18, 14. 4—8 Lg. Ferner: Fechter,
Randgloſſe. Iwe, Patras, Hulda, Corrida.
2. Poſtillon=Jagdrennen. Verkaufsrennen für Dreijährige,
3500 Mark. 3000 Meter. 1. Borckes Tell (Unterholzner). 2.
Schloß=
uhr. 3. Blanco. Toto: 42. Platz: 11, 11. 10. 1½—4 Lg. Ferner:
Bodo, Wegwart, Tiefenfurt.
3. Otto=Suermondt=Jagdrennen. Herrenreiten, Ehrenpreis und
3500 Mark. 3400 Meter. 1. Durſt (v. Blottnitz). 2. Helgoländer.
3. Stattliche. Toto: 43. Platz: 14, 14. 12—6 Lg. Ferner Strius.
4. Preußen=Preis. Jagdrennen, Ehrenpreis und 7000 Mark,
4400 Meter; 1. Baumgärtners Bandola (Hauſer). 2. Tornado.
3. Quo Vadis. Toto: 13. Platz: 10. 4—8 Lg. Ferner: Kili.
5. Scheiding=Hürdenrennnen. Für Dreijährige, 3000 Mark.
2800 Meter: 1. Stahls Immerzu (Wolff). 2. Eilig. 3. Amalfi.
Toto: 19. Platz: 11, 11. 5—1½ Lg. Ferner: Märchenland, Moira.
6. Herbſt=Jagdrennen. Ausgleich III. 3000 Mark, 3700 Meter:
1 Maiers Senate (Oertel), 2. Mentor. 3. Radames. Toto: 94.
Platz: 30 39 30. K.—1½. Ferner: Szinarany, Forno, Welf,
Graphit Schäferburg, Feuermal, Zorndorf.
7. Haſe=Flachrennen. Herrenreiten, 3000 Mark, 1400 Meter:
1 Starkes Asvaita (Goldberg). 2. Jazzo. 3. Ledum. Toto: 277.
Platz: 54, 42. 27. H.—1. Ferner: Tarzan, Gero, Don Joſe,
Fer=
rautferi, Gaſſenjunge, Die Königin, Lanz.
Trabergeſtüt Stauffenburg wird aufgelöſt.
Der bekannte Breslauer Vollblut= und Traberzüchter Leo
Lewin hat ſich entſchloſſen, das Trabergeſtüt Stauffenburg im
Harz aufzulöſen, was im Intereſſe der deutſchen Traberzucht
außer=
ordentlich zu bedauern iſt.
Der Hockey=Länderkampf Deutſchland—Dänemark wurde auf
den 9. November verlegt, ſodaß die für dieſen Tag vorgeſehene
Silberſchild=Vorrunde bereits am 2. November ausgetragen
wer=
den muß.
Der am 19. Oktober in Budapeſt zur Entſcheidung gelangende
Jockeh=Club=Preis im Werte von 34 500 Pengö erhielt in Berlin fünf
Unterſchriften. Für das über 2800 Meter führende Rennen nannte das
Hauptgeſtüt Graditz die Dianapreis=Siegerin Stromſchnelle, der
Stall Halma den Vierjährigen Pale und der Stall Weinberg den
Vierjährigen Mantegna ſowie die beiden Dreijährigen Gregor
und Majordomus.
In Stuttgart findet am 20. September eine Beſprechung der
ſüddeutſchen Bezirksliga=Vereine ſtatt, die der Information über
die Anſichten und Wünſche der großen Vereine dienen ſoll.
Im Finale des internationalen Tennisturniers im Haag
blieb der engliſche Student Dower über den holländiſchen Meiſter
Timmer mit 6:2, 7:5, 6:4 erfolgreich.
Handballkampf Oeſterreich-Deutſchland.
Umſtellung der deutſchen Elſ.
Die deutſche Ländermannſchaft für den am 21. September in
Darmſtadt ſtattfindenden Handball=Länderkampf gegen Oeſterreich
hat jetzt noch einige Veränderungen erfahren. Den Poſten des
linken Verteidigers Krohn nimmt der Magdeburger Poliziſt
Mordhorſt ein, linker Läufer ſpielt Schlegel=SC. Charlottenburg
und an Stelle von Bartel=Polizei Darmſtadt wurde Faigk=SV. 98
Darmſtadt als Linksaußen aufgeſtellt. Die Elf hat nunmehr
fol=
gendes Ausſehen: Cuchra=PSV. Berlin; Gerloff=Polizei Berlin,
Mordhorſt=Polizei Magdeburg; Köbke=Polizei Berlin,
Schön=
wieſe=Polizei Spandau, Schlegel=SC. Charlottenburg; Zabel=
DHC. Berlin. Hinze, Wolff, beide Polizei Berlin, Kaudynia=
Siemens Berlin, Faigk=Darmſtadt 98. Als Erſatz ſteht die
Mann=
ſchaft des SV. 98 Darmſtadt zur Verfügung.
Dori Kürſchner, der bekannte Trainer des Schweizer Fußball=
Verbandes, hat jetzt ſein Amt niedergelegt.
Cecil Walker errang die amerikaniſche Fliegermeiſterſchaft
vor Horden, Martinetti und Honeman.
Geſchäftliches.
Unſerer heutigen Geſamtausgabe liegt ein Flugblatt der
Deut=
ſchen Volkspartei bei.
(13 595
Was ſagt uns die neue Ernährungslehre?
Eiweiß, Fett, Kohlehydrate und Salze galten früher als die
Grund=
ſtoffe zum Aufbau des menſchlichen Organismus. Die moderne
Ernäh=
rungsphyſiologie hat feſtgeſtellt, warum eine Ernährung mit dieſen
Grundſtoffen allein nicht ausreicht. Man hatte früher einen Bauſtein
überſehen, der unbedingt zur Nahrung noch hinzugehört und den man
erſt jetzt kennt: die Gruppe der Vitamine.
Nach den Buchſtaben des Alphabets werden ſie eingeteilt, es gibt
A, B. C. D und E=Vitamine. Alle haben eine beſondere Aufgabe. Sie
dienen zur Verhütung und Heilung von beſtimmten Krankheiten und
wirken allgemein günſtig auf die Körperkonſtitution. In natürlichen
Nahrungsmitteln kommen ſie vor, aber nur in ganz minimaler Menge.
Ein erwachſener Menſch, der gute und verſchiedenartige Koſt
ge=
nießt, nimmt ausreichende Mengen Vitamine zu ſich. Der Säugling
aber, der nicht mehr geſtillt wird, und das Kleinkind erhalten eine
ein=
ſeitige Ernährung und zu wenig Vitamine. Daher gilt heute der
Grundſatz: „Friſchen Obſtſaft dem Kinde.‟ Da hat es ausreichend C=
Vitamin gegen Skorbut. Wo aber findet es die anderen notwendigen
Vitamine? Alle anderen von A bis E enthält Neſtle’s Kindermehl, die
mit Nährſalzen und Vitaminen vervollkommnete Nahrung für unſere
Kleinen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 12. September.
8.00: Bad Neuenahr: Konzert des Kurorcheſters.
15.00; Elternſtunde. Rektor Wehrhan: Der Schutzmann und andere
Schreckensgeſtalten für die Kinder.
15.25: Kaſſel: Oberſtudienrat Graß: Die Geſtaltung des
Phyſik=
unterrichts im Sinne des Arbeitsunterrichts.
16.00: Bad Neuenahr: Konzert des Kurorcheſters.
17.50: Telegr.=Inſp. Wiederſpahn: Der Fernſprechſchnellverkehr.
18.05: Buch und Film — Ein Weltreich und ſeine Probleme.
18,35: Stuttgart: Prof. Beiſtel: Der Aufbau unſeres Sternſyſtems,
19.05: Stuttgart: Herm. Hagen: Wirtſchaft und Leben.
19.30: Stuttgart: Mandolinen=Muſik des Mandolinen= und
Gitarren=Vereins „Odeon”
20.00: Stuttgart: Anekdoten, vorgetragen von Martin Lang.
20.15: Stuttgart: Konzert des Philharmoniſchen Orcheſters.
21.45: Stuttgart: Der brüllende Notgroſchen. Groteske von J.
Fahrnholz.
22.10: Stuttgart: Beethoven=Sonaten.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Freitag, 12. September.
10.00: Prof. Dr. Lampe und Frhr. von Autenried: Gibt es noch
Kannibalen in der Südſee.
11.30: Schulfunk. Beſuch eines hannoverſchen Erdölfeldes.
15.00: Jungmädchenſtunde. Grete Maria Markſtein: Was leſen wir?
15.45: Frauenſtunde. Dr. Gerta Wendelmuth: Obſt und Gemüſe im
Tagesſpeiſezettel.
16.00: Stud.=Dir. Dr. Suſanne Engelmann: Der Konflikt der
Generationen und die Mädchenerziehung.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Dr. Krammer: Auf Deutſchlands hohen Schulen: Göttingen.
18.00: Prof. Dr. Bräuer: Konjunktur und Staatsausgaben.
18.30: Landtagsabgeordneter Dermietzel: Der deutſche Bauer.
19.00: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Wiſſenſchaftlicher Vortrag für Zahnärzte.
20.00: Aus bekannten und unbekannten böhmiſchen Werken. Ausf.:
Titania=Orcheſter.
20.30: Breslau: Heitere Stunde mit Franz Ulrich Krolop.
21.25: Breslau: „Lampioon wandert” Szenen aus dem Roman
„Salut gen Himmel” von Manfred Hausmann.
22.30: Abendunterhaltung. Ausf.: Berliner Konzertverein 1930.
Betterbericht.
Die Südſeite des ſkandinaviſchen Hochdruckgebietes bewirkt
über Deutſchland eine kontinentale Luftzufuhr, wodurch bereits
wieder leichter Temperaturrückgang ſtattfindet. Der Einfluß des
hohen Druckes hat ſich bis jetzt noch nicht weiter über Deutſchland
durchgeſetzt. Dagegen wandert das weſtliche Tief ſüdöſtlich nach
dem Mittelländiſchen Meer ab. Wir haben außer Bewölkung
keine weſentliche Beeinfluſſung durch die Störung zu erwarten, ſo
daß der gegenwärtige Witterungscharakter fortdauert.
Ausſichten für Freitag, den 12. September 1930: Neblig=wolkig,
auch aufheiternd, mäßig warm, trocken.
Ausſichten für Samstag, den 13. September 1930: Mehr
auf=
heiternd, ſonſt wenig Aenderung der Wetterlage.
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Die Italiener wollen ein großes Fernſprechkabel von Neapel
nach Bari legen, in Zukunft ein Zweigkabel, das über Meſſina
nach Palermo laufen ſoll. Dafür wird der italieniſche Staat etwa
45 Millionen Goldmark auswerfen. Angeſichts der in Italien
herrſchenden Arbeitsloſigkeit verſteht es ſich von ſelbſt, daß der
Auftrag im weſentlichen durch eine italieniſche Firma ausgeführt
wird. Trotzdem werden diejenigen Anlagen, für die deutſche
Fir=
men führend ſind, nach Deutſchland in Auftrag gegeben. Ein
großes deutſches Werk hat auch ſchon einen entſprechenden Beſcheid
aus Italien erhalten. Es iſt natürlich erfreulich, daß Deutſchland
berückſichtigt wird, daß alſo deutſche Erwerbsloſe, wenn auch nicht
allzuviele, Beſchäftigung finden können. Ein Zeichen der
Troſt=
loſigkeit unſerer Zeit iſt es aber doch, daß das italieniſche
Kabel=
projekt die Senſation des Tages darſtellt. Früher würde man
ohne viel Aufhebens über dieſe Angelegenheit hinweggegangen
ſein. Heute iſt es ſchon ein erleichtertes Aufatmen, wenn ein
Auf=
trag nach Deutſchland fällt, der für ein bis zwei Monate
zwei=
oder dreitauſend Arbeiter beſchäftigt. Wir würden, da wir auf
vielen Gebieten führend ſind, auch in der gegenwärtigen Zeit noch
manchen Auftrag hereinbekommen können, wenn unſere Induſtrie
in der Lage wäre, niedrigere Preisangebote zu machen. Das iſt
leider nicht der Fall, warum, iſt vielfach ſchon erörtert worden.
Wollen wir unſeren Export wieder erhöhen, dann wird es eben
höchſte Zeit, unſerer geſamten Finanzpolitik eine andere Richtung
zu geben und zu einer ſchleunigen Entlaſtung zu gelangen.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Erhöhter Reichsbahnauftrag an den Stahlwerksverband. Wie das
Reichsverkehrsminiſterium mitteilt, hat die Hauptverwaltung der
Deut=
ſchen Reichsbahngeſellſchaft das Reichsbahnzentralamt beauftragt, dem
Stahlwerksverband, mit September beginnend, monatlich 50 000 Tonnen
Oberbauſtoffe (ſtatt bisher nur 20000 Tonnen) zur Lieferung in
Auf=
trag zu geben.
Lahmeher will lettiſches Großkraftwerk bauen. Die lettiſche
Regie=
rung plant den Bau eines modernen Großkraftwerkes in Dole unweit
Riga. Die Anlage ſoll mit einer Anfangskapazität von 40 000 Kw.
aus=
gerüſtet werden, die ſpäterhin auf 70 000 Kw. erweitert werden ſoll.
Man ſchätzt die Bau= und Inſtallationskoſten auf rund 60 Mill. Latts
(rund 50 Mill. Mark). Wie wir hören, hat die Elektrizitäts A.=G.
vorm. Laymayer u. Co., Frankfurt a. M., der lettiſchen Regierung
be=
reits ein detailliertes Angebot gemacht.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Neue Verfahren: Offenbach a. M.: Fa. Erich u. Leo Jungmann,
Herſtellung von Metallwaren. Anmeldefriſt 3. 10.,
Gläubigerverſamm=
lung und Prüfungstermin 30. 10. Ortenberg: Gebrüder Traiſer,
Ba=
ſalvwerke in Gerden; Rudolf Traiſer; Erwin Traiſer. Anmeldefriſt
1. 10., Wahltermin 23. 9., Prüfungstermin 14. 10. Fürth i. O.: Fa.
Odenwälder, Obſtwein=Sektkellerei und Likörfabrik G. m. b. H. in
Lindenfels. Anmeldefriſt 15. 10., Prüfungstermin 31. 10. Offenbach:
Fa. Tannon=Werk G. m. b. H., Lederwerke in Neu=Iſenburg.
An=
meldefriſt 1. 10., Gläubigerverſammlung 18. 9 Prüfungstermin 23. 10.
Friedberg: Kfm. Louis Berenz in Aſſenheim. Anmeldefriſt 26. 9.,
Gläu=
bigerverſammlung und Prüfungstermin 30. 9. Worms: Fa. Muſikhaus
Carl Schweizer. Anmeldefriſt 6. 10., Prüfungstermin 18. 10.,
Anmelde=
friſt 15. 6. Neue Vergleichsverfahren: Offenbach a. M.:
Fa. Gebrüder Roſenberg, Fabrik feiner Lederwaren. Vergleichstermin
25. 9.; Fa. C. A. Happel u. Co., Lederwarenfabrik. Vergleichstermin
2. 10. Worms: Fa. H. Kleinſtreuer Ww., Inh. G. Eckert, Buch= und
Kunſthandlung. Vergleichstermin 27. 9. Darmſtadt: Fa. Wilhelm
Lehrbach, Alleininhaber Leo Weglein. Vergleichstermin 17. 9.
H. Fuchs Waggonfabrik A.=G., Heidelberg. In der in Köln
ab=
gehaltenen außerordentlichen Generalverſammlung, in der ein
Aktien=
kapital von 1951000 RM. vertreten war, wurden anſtelle des
zurück=
getretenen Aufſichtsrates folgende Herren neu in den Aufſichtsrat
ge=
wählt: Kommerzienrat Dr. Paul Charlier=Königswinter (Vorſitzender),
Dr. Alfred Haniel=Bruchhauſen b. Düſſeldorf (ſtellvertretender
Vorſitzen=
der), Dr. Werner Kehl, Vorſtandsmitglied der DD=Bank, Berlin,
Direk=
tor Ludwig Fuld, DD=Bank, Ludwigshafen, Generaldirektor Dr.
Kött=
gen=Köln=Deutz, Oberbürgermeiſter Dr. Meinhaus=Heidelberg, Geh.
Regierungsrat Dr. Sartorius=Wiesbaden.
Eiſenwerke Gaggenau A. G. Dieſer Tage wurden im Wege der
Zwangsverſteigerung die Grundſtücke der Eiſenwerke. Gaggenau
A. G. fur 200 000 RM. von dem Großgläubiger der Bankfirma Fuld
u. Co. erworben. Der Erſteigerer mußte aber damit noch 175 000
RM. Steuerforderungen übernehmen, ſo daß ſich ſeine eigenen
For=
derungen von 670 000 RM. nur um 25 000 RM. ermäßigten und
infolgedeſſen mit 645 000 RM. an die ſich um dieſen Betrag
er=
höhende freie Rechtsmaſſe übergeht. Insgeſamt ſind nunmehr
nach dem neueſten Status, rückwirkend per 1. Juli, 1,59 Mill.
RM. Forderungen vorhanden. An freien Aktien ſtehen nach
Ver=
kauf der Grundſtücke jetzt nur noch 331000 RM., darunter 159 000
RM. Vorräte, zur Verfügung. Nach Abzug von 170 000 RM.
be=
vorrechtigte Gläubiger teilen ſich die freien Gläubiger in eine
Reſtmaſſe von tatſächlich nur 161 000 RM., was einer Quote von
10 Prozent entſpricht. Berückſichtigt man noch die hohen
Liquida=
tionskoſten und ferner die Tatſache, daß ein Teil der bisher nicht
hierher fallenden 834 000 RM. geſicherter Gläubiger durch die ihr
übereigneten Vorräte und Debitoren nicht mehr voll gedeckt ſind,
alſo ebenfalls noch auf dieſe freie Maſſe Anſpruch haben, ſo
ver=
ſchlechtern ſich die Ausſichten der freien Gläubiger derart, daß dieſe
entweder nur eine ganz geringe oder wahrſcheinlich überhaupt
keine Quote mehr erhalten. Demgegenüber hat der Status vom
11. November 1928 noch eine Quote von rund 37 Prozent
errech=
net, die ſich infolge der langen Abwicklung im Vergleichsverfahren
und durch den kürzlichen ungünſtigen Grundſtücksverkauf nunmehr
faſt auf 0 Prozent verſchlechterte.
Viehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 11. September. Aufgetrieben ware
9 Ochſen, 125 Kälber, 2 Schafe. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälbe
a) 72—78, b) 65—71, c) 58—64 Pfg. pro Pfund. Marktverlauf: lebhaf
geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 11. September. Zufuhr und Preiſe
188 Kälber 62—82; 27 Schafe 42—46; 81 Schweine nicht notiert; 5=
Ferkel und Läufer: Ferkel bis vier Wochen 16—22, über vier Woche
26—32, Läufer 35—44; 1 Ziege 12—25. Marktverlauf: mit Kälber
ruhig, langſam geräumt; mit Ferkeln und Läufern lebhaft.
Frankfurter Viehmarkt vom 11. September. Zugeführt waren: Se
dem letzten Markt 65 Rinder, Kälber 771, Schafe 305, Schweine 36
Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht: Kälber b) 80—84, c)
bis 79, d) 70—74. Schafe al) 50—52, b) 43—49, Schweine nicht notier
Marktverlauf: Kälber rege, ſpäter abflauend ausverkauft. Schafe reg
ausverkauft: Schweine ſcheppend ausverkauft. Fleiſchgroßhandelspreiſe
Ochſenfleiſch 1. 90—100, dito 2. 80—90, Bullenfleiſch 88—94, Kuhfleiſch 2
70—80, dito 3. 60—70, Kalbfleiſch 2. 100—115, Hammelfleiſch 100—1
Schweinefleiſch 80—100. Gefrierfleiſch, Vorderviertel 58. Hinterviert
65, Geſchäftsgang langſam. Eingebracht waren: aus hieſiger Schlae
tung 754 Viertel Rinder, 120 ganze Kälber, 13 Hämmel, 469 halb
Schweine.
Mannheimer Produktenbericht vom 11. September. Bei
unverän=
derten Forderungen für in= und ausländiſchen Weizen und ſchwacher
Konſumnachfrage verkehrte die Börſe in ruhiger Haltung. Im
Vormit=
tagsverkehr hörte man folgende Kurſe in RM. per 100 Kilo waggonfrei
Mannheim: Weizen inl. neuer 25,50—26,25, ausl. 31,50—33, Roggen
inl. neuer 17,25—17,50, Hafer inl. neuer 16,25—17,50, Braugerſte inl.
(Durchſchnittsqualität) 21,50—23,50, Futtergerſte 18—19 füdd.
Weizen=
mehl Spezia Null mit Sack per September=Dezember 41,25, ſüdd.
Wei=
zenauszugsmehl per September=Dezember 45,25, ſüdd. Weizenbrotmehl
per September=Dezember 27,25, ſüdd. Roggenmehl 70—60prozentige
Ausmahlung 28,25—30, Weizenkleie feine 6,75—7, Biertreber mit Sack
10,25—10,75, Leinſaat 35, Raps 28.
Berliner Produktenbericht vom 11. September. Die unverändert
gehaltenen Preisſchätzungen für Weizen und Roggen während des Frei=
verkehrs traten auch bei der amtlichen Kursfeſtſtellung auf. Die ſeit
Dienstag beſtehende Stabiliſierung wurde fortgeſetzt, trotzdem wieder
vom Inland ſehr großes Angebot vorhanden war und die
Unterbrin=
gung von Ware auf den hieſigen öffentlichen und privaten Speichern
vereinzelt ſchon auf Schwierigkeiten ſtößt. Ueber das Ausland iſt zu
ſagen, daß von Amerika eine neue amtliche Ernteſchätzung bekannt wurde
die für einige Getxeidearten günſtiger ausfiel wie erwartet war und
da=
her drüben die nachbörsliche Haltung leicht abſchwächte. Auch ſonſt ſind
die Tendenz angebenden internationalen Märkte entgegenkommender.
Hafer ſetzte ſtark ein, Oktoberlieferung war etwas feſter. Die
Provin=
zen offerieren vorſichtig; es fehlt aber auch auf der anderen Seite an
Nachfrage. Alter Hafer iſt gegenwärtig ganz vernachläſſigt, dagegen
bleibt neuer in feiner Qualität geſucht. Gerſte ſchwer abzuſchätzen; ſelbſt
die beſſeren Sorten ſind ruhig; Mehl ſtill.
Frankfurter und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 11. September.
Auch heute wurde die Börſe im Hinblick auf den immer näher
heran=
rückendem Wahlentſcheid von einer noch größeren Zurückhaltung
be=
herrſcht. Die Grundſtimmung blieb aber unter dem Einfluß der feſten
geſtrigen Auslandsbörſen und verſchiedener Hoffnungen auf eine
beſ=
ſere Zukunft recht widerſtandsfähig. Das Geſchäft konnte jedoch nur
langſam in Gang kommen, da heute Aufträge kaum eingetroffen waren,
und die Spekulation in ihrer abwartenden Haltung kein Intereſſe zeigte,
noch vor den Wahlen Neu=Engagements einzugehen. Ungünſtige
Wirt=
ſchaftsnachrichten warem nicht mehr hinzugekommen, aber es fehlte
auf der anderen Seite an Anregungen, die der Börſe von Nutzen hätten
ſein können. Gegenüber der geſtrigen Abendbörſe ergaben ſich ſchon bei
kleinſter Nachfrage zumeiſt geringfügige Kurserhöhungen. Am
Elektro=
markt eröffneten Licht und Kraft und Schchert um Bruchteile eines
Prozentes höher, während in AEG. etwas Material herauskam, was
aber nicht drückend wirkte, doch gab der Kurs leicht nach. J. G.
Far=
ben lagen knapp behauptet; Rütgerswerke waren unverändert. Am
Montanmarkt traten Gelſenkirchen mit plus 1 Prozent etwas mehr
hervor. Rheinftahl eröffneten dagegen 1 Prozent ſchwächer. Von
Ban=
ken konnten Commerzbank und Dresdner Bank faſt 1 Prozent gewinnen.
Bauunternehmungen und die damit verwandten Unternehmungen waren
zumeiſt etwas gedrückt. Südd. Zucker beſſerten ſich leicht. Sonſt waren
beſondere Bewegungen nicht zu verzeichnen; Erſtnotierungen wurden nur
in beſchränktem Umfange feſtgeſetzt. Am Rentenmarkt konnten ſich
Alt=
beſitz wieder beſſern, während von Ausländern Mexikaner erneut etwas
nachgaben.
Auch im Verlaufe blieb die Umſatztätigkeit beſcheiden; die
Spekula=
tion verhielt ſich abwartend; die Kurſe waren gegen Anfang kaum
ver=
ändert. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 2,5 Prozent unverändert
leicht. Am Deviſenmarkt war die Lage faſt unverändert. Man nannte
Mark gegen Dollar 4,1981, gegen Pfunde 20,41½, London-Kabel
4,8622, Paris 123,82½, Mailand 92,84, Madrid 44,10, Schweiz 25,05¾,
Holland 12,07/s.
An der Abendbörſe hielt infolge des andauernden
Orderman=
gels die Geſchäftsſtille an. Mangels Indereſſe kamen nur wenige Werte
zur Notiz. J. G. Farben waren knapp gehalten, gaben im Verlaufe
ſogar bis etwa 1 Prozent nach. Felten minus 1 Prozent. Am
Banken=
markt gaben Dvesdner Bank gerinfügig nach. Im übrigen waren kaum
Kursveränderungen zu verzeichnen. Auch an den Rentenmärkten herrſchte
Geſchäftsloſigkeit. Altbeſitzanleihe 62,25, Adca 107,5. Danatbank 180,5,
Dresdner Bank 123,75, Gelſenkirchen 109, Harpener 101, Aſchersleben
199, Salzdetfurth 325 Weſteregeln 204,5, Mannesmann 84,25 Phönix
77. Stahlverein 78. Aku 82,5. AEG. 137,25, Bemberg 88, Chade 312,
Licht und Kraft 140,5, J. G. Farben 151—150f/g, Felten 105, Holzmann
83,5, Metallgeſellſchaft 102,5. Südd. Zucker 143, Hapag 91,5, Nordd.
Lloyd 912/s.
Berlin, 11. September.
Die heutige Börſe eröffnete bei faſt völliger Geſchäftsſtagnation in
widerſtandsfähiger Haltung und mit qut behaupteten Kurſen. Der feſte
Schluß der geſtrigen New Yorker Börſe, die Verbindlichkeitserklärung
des Ruhrſchiedsſpruches, das Abkommen Motoren Deutz mit Peugeot
und die 12prozentige Dividende bei Görlitzer Waggon vermochten ſich
nur ſtimmungsmäßig auszuwirken, die Zurückhaltung der Spekulation
und des Publikums im Hinblick auf die kommenden Wahlen konnte
da=
durch nicht überwunden werden. Die Veränderungen betrugen im
all=
gemein nur Bruchteile eines Prozentes. Im Verlaufe änderte ſich im
allgemeinen an der Geſchäftsloſigkeit nichts. Die Tendenz blieb bei ganz
minimalen Veränderungen nach beiden Seiten widerſtandsfähig.
An=
leihen waren ruhig und wenig verändert.
Metaunotierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin am 11. September für je
100 Kg. ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt.
Elektrolytkupfernotiz) 105,50 RM. — Die Notierungen der
Kom=
miſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Be=
zahlung) ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, 194 RM.,
Rein=
nickel, 98 bis 99 Prozent, 350 RM., Antimon Regulus 53—56 RM.,
Feinſilber (1 Kg. fein) 49,75—51,75 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 11. September ſtellten ſich
für Kupfer: September 94,50 (96), Oktober 94 (95), November
93,75 (94,50) Dezember, Inauar, Februar 93,75 (94,25), März,
April. Mai, Juni, Juli, Auguſt 94,25 (94,25). Tendenz ſtetig. Für
Blei: September, Oktober, November, Dezember, Januar,
Fe=
bruar, März, April. Mai, Juni, Juli, Auguſt 35,25 (35,75).
Ten=
denz: ſtetig. Für Zink: September 31,25 (32), Oktober 31,50
(32,25), November 32 (32,50) Dezember 32,25 (33), Januar 32,75
(33,50) Februar 33 (33,75), März 33,25 (33,75) April 33,50 (34),
Mai, Juni 33,50 (34,25) Juli, Auguſt 34 (34.50). Tendenz: ſtetig.
— Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 11. Sept.:
Getreide. Weizen: September 82½, Dezember 87½, März
1931 91, Mai 94½; Mais: September 95½, Dezember 90¾, März
1931 9238, Mai 94½; Hafer: September 38½, Dezember 42½,
März 1931 44½, Mai 45¾; Roggen: September 57. Dezember
61,50, März 1931 65½, Mai 68½8.
Schmalz: September 11,50, Oktober 11,45, Dezember 11.15,
Januar 1931 11.10.
Speck, loco 14,50.
Schweine: Leichte 10,25—10,90, ſchwere 10,10—10,75;
Schweine=
zufuhren in Chicago 20 000, im Weſten 62 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 11. Sept.:
Schmalz: Prima Weſtern 12,25; Talg, extra loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 101½, Hartwinter
92½: Mais: loco New York 108½; Mehl: Spring wheat clears
4,50—5,00; Fracht nach England (in sh und d) 1,6—2,3, nach dem
Kontinent (in Dollarcts.) 8—9.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Eine der größten deutſchen Zigarrenfabriken, die Firma
Au=
guſt Blaſe in Lübbecke i. W., die etwa 4300 Arbeiter beſchäftigt,
iſt mit Wirkung vom 1. Januar 1930 ab unter der gleichen Firma
in eine Aktiengeſellſchaft umgewandelt worden. Das Grundkapital
iſt auf 2 Mill. RM. feſtgeſetzt.
Direktor Max H. Schmidt wird mit Wirkung vom 1. Oktober
1930 auf eigenen Wunſch aus dem Vorſtand der Heinrich Lanz
A.=G., Mannheim, ausſcheiden.
In der Sitzung des Generalrates der Oeſterreichiſchen
Na=
tionalbank berichtete die Bankleitung, daß die im Verlaufe einer
längeren Zeitperiode unter vorſichtiger Berückſichtigung der
je=
weiligen Lage des Geldmarktes allmählich durchgeführten
Gold=
käufe nunmehr zur Ausweiſung gelangen ſollen, ſo daß der
Wochen=
ſtand der Bank vom 7. d. M. eine Steigerung des im Barſchatz
verrechneten gemünzten und ungemünzten Goldes um rund 46
Millionen aufweiſen wird.
Die Wochenbilanz der Bank von Frankreich weiſt eine weitere
Zunahme des Goldbeſtandes um 246 Millionen Franken auf
47,477 Milliarden Franken aus.
Von der rumäniſchen Getreideernte ſtehen für den Export
fol=
gende Quantitäten frei: 1600 000 Tonnen Mais, 1½ Millionen
Tonnen Gerſte, 750 000 Tonnen Weizen. 300 000 Tonnen Roggen,
250 000 Tonnen Hafer, 50 000 Tonnen Erbſen und Linſen.
Die Federal Reſerve Bank von Texas hat ihren Diskontſatz
von 4 Prozent auf 3½ Prozent herabgeſetzt.
Berliner Kursbericht
vom1 1. September 1930
Oeviſenmarkt
vom 11. September 1930
Danatbank
180.50 143.— Elektr. Lieferung
J. G. Farben 129.50
151.— Polyphonwerke
Rütgerswerke Vie
55.25 Helſingfor: 100 finn. Mt Währung /Geld 10.55 Brieſ
10.572 Schweiz Währung
100 Franken/81.38 Re Ree
81.54 Deutſche Bant u. 123.25 Gelſ. Bergw. 109.— Salzdetfurth Kali 326.50
Wien 100 Schillingl59.24 59.36 Spanien 100 Peſetas 45.90 46 00 Disconto=Geſ. Geſ.f.elektr. Untern. /141.— Leonh. Tietz 135.—
Prag 00 Tſch. Kr. 12.451 12.47 Danzig 100 Gulden 81.50 81.66 Dresdner Ban 123.50 Harpener Bergbau 100.50 Verein. Glanzſtoff/119.-
Budape 100 Pengo 73.44 73.58 Japan 1 Yen 2.0 5 2.079 Hapag 90.— Hoeſch Eiſen 87.50 Verein. Stahlwerke 77.50
Sofia 100 Leva 3.037 3.043 Rio de Janeiro Milreis 0.422 10.424 Hanſa Dampfſch 136.50 Phil. Holzmann 83.75 Weſteregeln. Alka 203.— Holland
100 Gulden /168.83 69.1 Jugoſlawien 00 Dina 7.43 7.445 Nordd. Lloyd 90.75 Kali Aſchersleben 198.50 Agsb.=Nrnb. Maſch 68.75 Oslo 100 Kronen 112.22 112.44 Portugal 100 Escudos 18.81 18.65 A. E. G. 137.25 Klöcknerwerke
Mannesm. Röhr. 8o.
Köln=Neueſſ. Bgw./ 87.50 Hirſch Kupfer Baſalt Linz 33.125 Kopenhager 1100 Kronen 112.2‟ 112.51 Athen
100 Drachm 5.44 1.45! Bahr. Motorenw. 57.— Berl. Karlsr. Ind 56.— Stockholm 100 Kronen 112 112 Iſtambu
türk. 2 J. P. Bemberg 88.75 124.— Lon von 1 2-Stg. 120.394 20.4: 41 Kairo Bergmann Elektr. 165.50 Maſch.=Bau=Untn. 83.875 Hohenlohe=Werfe 65.— Buenos=Aires Pap. Pe 1.56 1.564 Kanada 1 canad. Doll. 4iges 4. 2065 Berl. Maſch.=Bau 42.— 41.125 Lindes Eismaſch. 159.— New Yort Dollar. 4. 1945 1.20.
Uruguar Goldpeſo 3.47 3.483 Conti=Gummi 142.25 Nordd. Wolle 71.50 Herm. Poege 14.—
Belgien 100 Belga 58.485 58.605 Jsland 100 eſtl. Kr 92.22 12.40 Deutſche Cont. Gas 33.— Oberſchleſ. Koksw. 85.— VogelTelegr. Draht 74.25 Italien 100 Lire 21.97 22.01 Tallinn Eſt! 100 eſtl. Kr. 111.72 111.95 Deutſche Erdöl 72.50 Orenſtein & Koppe 58.— Wanderer=Werke 40.— „
Paris 100 Francs 16.465 16.505 Riga 100 Lats 80.87 81.03
Frankfurter Kursbericht vom 11. Sepiember 1930.
7% DtſchReichsanl
6% Baden..
8% Bayern.
6%
8% Heſſen v. 2
89
v. 2‟
6% Preuß. Staat
8½ Sachſen ..
6% Sachſen..
7% Thüringen
Diſche. Anl. Auslo'
ſungsſch. X‟=Ab=
(öſungsanl. . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.
—
Dtiche Schutzge
bietsanleihe
8% Baden=Baden.
6% Berlin ....."
8%
2s
70 Dresden
8% Franffurt a. M.
Schätze. . .v. 29
79 Frankfurt v. 26
6%
v. 26
88 Mainz
8% Mannheim v. 2
6%
v. 27
8% München
8% Nürnbera"
8% Wiesbaden
% beiſ. Landesbt.
Goldpfbr.. . . .
Goldpfbr
830
Goldoblig.
4½% Heſſ. Lds.-
Hhp.=Bk.=Liauid.
4:/.% „Kom.-Obl
8% Preuß. Lds..=Anſt. G. Pf
8%. Goldoblig
mel=Ablöſ.=Anl. Ausl. Ser. 61.5 62.1 *Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.= 74.5 Abl. (Neubeſitz)
— 14 7.8 8%o Berl. Hyp.=Bk. 99 G1.25 4½% „Ligu.=Pfbr.
30 Frrf. Hyp.=Bt. 87.25 .8 102 96.5 92 Lig.- Pfbr. 88.1 78.5 „ Pfbr.=B 102 89.5 „ Lig. Pfrb.
Mein.Hyp=B 95 89.75 8 1.%0 „ Lig. Pfbr. 89‟. 8% Pfälz. Hhp.=Bk 102 Aus 4½% „ Lig. Pfbr. 90.25 90 8% Preuß. Boden= 93.2* cred=Ban! 101.75 4½% „Lig. Pfbr. . 96.5 % Preuß. Centrl.= Bodencr.=Ban: 101.25 „ Lig. Pfbr Rhein. Hyp. Bk. 101.5 96 Lig. Pfbr. 90 10- Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit.. . .
Südd. Bod. 9C
96 10c Cred.=Ban 87.25
76.5 Lig. Pfbr 38.25
88‟ Württ. Hhp. 2 99.75 102 98 % Daimler=Benz 70.5
8% Dt. Linol. Werke
8% Klöckner=Werke
%o Mainkrw. v. 26
6 Mitteld. Stahl.
8% Salzmann u. Co.
7% Ver. Stahlwer!
8% VoigtcHäffne
J. G. FarbenBond
5% Bosn. L. E.B.
L.Inveſt.
4½% Oſt. Schätze
40 Oſt: Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½2g
40
4% Türk. Admin
4‟
1. Bagdat
4%
Zollanl.
4½% Ungarn 1913
4½
1914
42
Goldr
1910
Artier
Rig. Kunſtziide Unie
A. E. G..
AndregeNoris Zahn
Aſchaffba. Brauere
Zellſtoff
Bemberg „. P.
Beigm. El.-Werfe
BrownBoverickCie
Buderue Eiſen
Cemen Heidelberg
Karlſtad
J. G. Chemie, Baſe
Chem. Werfe Albert
Chade
Contin. Gummiw
Linoleum
Daimler=Benz AG.
Dt. Atl. Telegr
Erdöl.
Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt .
100
91.5
85.5
87.5
26‟.
96
Mr6
24
9.15
15.75
7.45
5.25
20.75
136.75
109
150
95
88.5
165
103
120.5
179
43
141.7!
US
99
73.5
141
Dt. Linoleumwerke
„ Eiſenhandel. . .
Dyckerhoff u. Widm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.-Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
EßlingenMaſchinen
EttlingenSpinnerei
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſt.
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaume
Frkft Gas.
Hof
Geiling & Cie
Gelſenk. Bergwer
Gei f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frrft.
Hammerien (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger Kempf
HilpertArmaturfbr
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer
Hochtie: Eſſen
Holzmann Por
Ilie Berab Stamm)
Genüſſe
Junghans
Ka Chemie
Aſchersleben.
ammgarnſpinn.
Karſtadt, R...
Klein, Schanzlin ...
Klöcknerwerke
Lahmener & Co
Laurahütte
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
173
141
218
39
107
Kn
73.5
50
29.75
108.25
141.25
25.5
30.5
105.25
12.
16‟
140
6.5
12-
76
83.5
220.5
118.25
198
100
30
97.75
219
49.5
1475
Mainkr.=W. Höchſt
Mainzer Akt.=Br...
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallge). Franrf..
Miag. Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſe
Overvedar;
Phönix Bergbau".
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Metallwaren
Stahlwerte
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerfe
Suchtleben u. G
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind
Schramm. Lackfabr.
Schriftg. Stempel
Schuckert Elettr
Schwarz=Storchen
Siem Glasinduſtr.
Siemene & Halete
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svensfa Tändſticks
Zellns Bergbau.
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard..
Tucher=Brauere: .1129
unterfranter 104
Beithwerte
Ver. f. Chem. Ind./ 60
Stahlwerke
Strohſtoffabr.
Ultramarin .. . !
Vogtländ. Maſchin.
Boigt & Haeffner. 250
160
102
45.5
50
75
145
52.5
76.5
107
133
32
85
85
32:
210
229
75
154
13.
40.5
143.25
Wayß & Freytag..
Wegelin Rußfabrik
Weſteregeln Kali. 120
Zellſtoff=Verein ... 63
Waldhof
Memel
Allg. Dr. Crebitan)
Badiſche Bank
Br. f. Brauinduſtr.
BarmerBankverein
Bayer. Hyp. u. W.
Beri Handelsgeſ. 1142
Hypothelbt
Comm. u. Privatb.
Darmſt u. Nt.=B1. /180
Dt. Bant und Disc
Dr. Efi. u. Wechie
Dresdener Ban
Fran:f Ban
Hyp=Ban
Pfdbr B;
Mein Hnp. Ban
Oſt Creditanſta
Pfalz. 6np. Ban
Reichsbanf=Ant
Rhein Hhp=Bani. /355
Sudd Bob-Cr. BI.
Wiener Baniverein
Württb. Aotenbar
94
106.75
12
115.5
Sias
22.5
10=
123
1C2
69
i8
42.5
249
144.5
1021.
134
99
90
16
77.75
154
140.75
43.5
..0 Ber lemsn
Allg. Lotalb. Kraftt
7% D.. Reichsb. Vz
Japag.
Nordd. Lloyd.
Südd Eiſenb=
Allanz. u. Smttg
Verſicherung .
„Verein. Verſ.
FrankonaRück=u. M
Mannh Verſich
Otavi Winen
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68.
136
A.
90.I
105
180
184
274
[ ← ][ ][ → ]Nummer 252
Freitag, den 12. September 1930
Seite 11
dar sarmistn
Missianar.
22)
Roman von Hearnden Balfour.
Nachdruck verboten.
Jim ſteckte ſich eine Zigarette an und hüllte ſich in Schweigen.
„Weißt du irgend etwas darüber zu ſagen?” fragte Jack.
„Gar nichts”, erwiderte Jim. „Erzähl” weiter und laß
hören, weshalb du ihn für einen ausgemachten Narren hältſt.
Ich lerne allmählich, wie man mit dir umgehen muß.”
Jack lachte. „Gut pariert! Alſo ich weiß, daß der Mann
nach London kam. Wenn dieſer Kerl eine genaue Beſchreibung
beigelegt hätte, nach der ich ihn hätte erkennen können, würde
es mir vielleicht genützt haben. Aber groß, blond, glatt raſiert” —
was hilft mir das? Und dieſer Brief beſagt”, er griff nach
einem andern, „daß ein mit W. P. B. gezeichneter Kupeekoffer
am 4. im Handgepäckraum von Kings Eroß von einem Mann
abgegeben iſt, der ſich Bower nannte. Ich fuhr hin und öffnete
ihn. Es iſt wirklich Bills Koffer, der nichts weiter als einen
Anzug, ſeinen Ueberzieher und ein Paar Schuhe enthält. Aber
das beweiſt nichts weiter, als daß der angebliche Herr Bower,
der Bill darſtellte, ſich in London umgezogen hat, was natürlich
ſelbſtverſtändlich war. Natürlich kann der blödſinnige Angeſtellte
ſich nicht darauf beſinnen, wie er ausſah. Alle übrigen Briefe
ſtammen von hyſteriſchen Wahnſinnigen aus jedem erdenklichen
Ort von Penzance bis Edinburgh her.”
„Du biſt grauenvoller Laune, was?” grinſte Jim.
„Ja, das bin ich. Seit vierundzwanzig Stunden habe ich
keine Sekunde geſchlafen, meine Kehle tut ſeit dem Strauß mit
Bills verwünſchtem Nigger immer noch gehörig weh, und Bloggs
u. Co. haben ſich als eine reelle kleine Importfirma enthüllt,
die ganz bekannt iſt und für vollkommen ſolide gilt. Herr John
Bloggs iſt alleiniger Vertreter der Firma und Beſitzer jenes
Hauſes in der Graß=Straße. Er wohnt nicht dort, ſondern in
einem hübſchen Gartenhaus namens „The Laurels” in Golders
Green. Ich werde ihn morgen beſuchen, erwarte jedoch nicht,
irgend etwas Intereſſantes zu erfahren. Und zum Schluß ſieh
mal dies komiſche Kabeltelegramm an.”
Jim hob den braunen Streifen auf und las:
„Nichts Amtliches über Morgan bekannt. Vermutlich
angenommener Name. Schenkenbeſitzer in Eagle erinnert ſich
eines Mannes namens Morgan, der im Winter 1900 halb
verhungert ankam. War mit einem Fairly befreundet und
ging mit ihm auf Goldſuche. Beide kamen nicht wieder.
Be=
dauere nicht mehr erfahren zu können. D. Quinton. Dawſon,
Kentucky."
„Wer iſt das?” fragte Jim.
„Königliche berittene kanadiſche Polizei”, ſagte Jack. „Ich
kabelte ihm am Samstag, nachdem wir Jonas” Bericht gehört
hatten. Tüchtiger Kerl, was?"
Jim vertiefte ſich nochmals in das Telegramm.
„War mit einem Fairly befreundet” murmelte er. „Meinſt
du, daß es John Fairleigh geweſen iſt?”
Jack nickte.
„Ich kann mich ja irren”, fuhr Jim fort. „Aber wenn
Quinton mit ſeiner Behauptung, daß ſie zuſammen losgezogen
ſind, recht hat, kommt es mir vor, als ob ſie nicht ein und
derſelbe ſein können, verſtehſt du.”
„Du biſt ein intelligenter Kunde, was?” entgegnete Jack
bedächtig. „Habt ihr denn etwas ausgeheckt? Ich meine, du
und Jonas?”
„Ja”, ſagte Jim. „Wir haben uns den Kram recht nett
zurechtgelegt. Haſt du deinen drahtloſen Freund geſprochen?”
„Natürlich — ſchon alles abgemacht. Und nun laß hören!“
„ Es hängt natürlich ganz davon ab, ob ſie Jonas noch
einmal mit Bill ſprechen laſſen, aber wenn ſie’s tun, wird ſich
die Sache machen laſſen. Ein Stichwort zu finden war
leich=
ter, als ich gedacht hatte, und Jonas ging ſofort auf den
Vor=
ſchlag ein. Es ſcheint, daß Jonas oft mit Bill geſpielt hat,
als der noch klein war, und dabei hatten ſie eine ganze Anzahl
von Worten ausgeheckt, wenn ſie dem alten Maſir John und
anderen etwas verheimlichen wollten. Wenn Bill dem Neger
ein Geheimnis anvertrauen wollte, pflegte er z. B. genau das
Gegenteil von dem, was er meinte, zu ſagen und dabei in dem
Satz das Wort „Klapperſchlange” anzubringen. Ein anderes
nützliches Wort war „Schmierfink” — eine Ableitung von dem
bekannten Schimpfnamen der Mexikaner, auf die ſie verfallen
waren, weil ein mexikaniſcher Viehtreiber auf der Farm auf
Kriegsfuß mit der Wahrheit ſtand. Auch ſonſt haben wir noch
allerlei auf Lager, was ich wohl nicht alles herzuzählen brauche.
Aber wenn ſie Jonas nur noch einmal mit Bill ſprechen laſſen,
werden wir die Choſe ſchon mimen.”
„Ganz nett!” erklärte Jack höchſt befriedigt. — —
„Sie haben wohl keine Ahnung von der Welle?” fragte
Sandy Mc. Dougal.
„Nicht die geringſte”, erwiderte Jack. „Deshalb haben wir
Sie ja erſucht, uns zu helfen.”
„Oho! Und der Mann iſt en Verbrecher, ſagen Sie. Alſo
wohl ein Schwarzhörer, was?”
„Höchſt wahrcheinlich”, ſagte Jack. „Oder vielmehr
zweifel=
los.”
„Na, dann wird er ſich wohl nicht an die Vorſchriften
kehren.”
„Ganz gewiß nicht.”
„Hm, dann wollen wir mal inen Verſuch machen.”
Herr Mc. Dougal ſtülpte einen Hörer über die Ohren und
beugte ſich brummend über ſeinen Apparat. Jim begegnete Jacks
Blick und unterdrückte ein Lächeln. Raſch wandte er ſich ab
und betrachtete das unordentliche kleine Zimmer und Mc.
Dou=
gals breiten Rücken, deſſen ganze Haltung geſpannteſtes
Ver=
tieftſein verriet.
Nach einigen Minuten ſah der Schotte ſich um.
„Setzen Sie mal die beiden anderen Hörer auf, Sie beide‟
fagte er. „Wir wollen mal einen Verſuch machen.”
Sie gehorchten und ließen nahezu zwei Stunden lang jähe
Muſikausbrüche, abgeriſſenes Gerede und gelegentliche
Erläu=
terungen ſeitens des Schotten über ſich ergehen. Schließlich fing
Mc. Dougal einen Laut auf, bei dem er mit den buſchigen
Augenbrauen zuckte.
„Morſe, nicht wahr?” fragte Jack.
Es kam ihm vor, als hätte er genau denſelben Laut während
der letzten zwei Stunden ſchon hundertmal vernommen.
„Von einem Schiff iſt das nicht”, meinte Mc. Dougal. „
Ver=
ſtehen Sie ſich auf Morſe=Syſtem?”
Jack nickte und alle lauſchten.
„C. C. Das wird die angerufene Station ſein”, ſagte
Mc. Dougal.
Der Anruf wiederholte ſich mehrmals und dann wurde er
plötzlich beantwortet. Jack zog ein Notizbuch hervor und kritzelte
die Worte nieder.
„Hier Swallow”, ertönte es. „Wer da?‟
„C. C. Weiter ſprechen”, lautete die Antwort.
„Waren glücklich abgeliefert. Alles in Ordnung.
Erwar=
ten weitere Inſtruktionen.”
„R. D.,” tickte es als Erwiderung. „Bis auf Weiteres
Swanſea. Jeden Moment zur Abreiſe bereithalten. Schluß.”
Dann wurde es ſtill.
„Sie ſind fertig”, erklärte Mc. Dougal. „Wird das Ihnen
nützen?”
„Ich denke, es wird die Station ſein, die wir wiſſen
wollen”, ſagte Jack gelaſſen, aber ſeine Augen funkelten vor
Er=
regung.
„C. C.”, murmelte Jim nachdenklich. Dann aber klärte ſein
Geſicht ſich auf. „Ach ja, natürlich! Das —.” Er verſtummte jäh,
als er Jacks Blick begegnete. „Na, wenigſtens wiſſen wir jetzt
die Welle”, ſetzte er gleichmütig hinzu.
„Wenn ſie nächſtes Mal dieſelbe benutzen”, bemerkte Jack,
und der Schotte nickte beiſtimmend.
Sie warteten weiter. Um zwei ſah Jim nach der Uhr.
Wenn alles glatt abgelaufen war, mußte Jonas jetzt in der
Graß=Straße ſein. „Mein Gott!” dachte er. „Wenn wir nun
nicht die richtige Welle finden, bevor er mit Bill ſpricht!“
Er ſah Jack an, aber der trug eine unerſchütterliche Miene
zur Schau.
Eine Viertelſtunde verſtrich, und ſie fingen verſchiedene
Laute auf, aber nicht was ſie brauchten.
„Wir wollen’s mal mit einer beliebigen Welle verſuchen”,
ſagte Mr. Dongal. „Siebenundvierzig z. B.”
Wenige Minuten ſpäter wurden ſie durch einen ſeltſamen
Ton überraſcht. Erſt war er ſehr ſchwach, ſchwoll dann aber zu
dem Klang einer Glocke an, die von einem kleinen Klöppel in
beſonderer, rhythmiſcher Weiſe berührt wurde.
Eins — zwei — drei, und dann zwei Schläge in raſcher
Folge. Dies wiederholte ſich ein= oder zweimal, und dann
er=
folgte die Antwort. Tieg — ting — ting — ting — ting — ting.
Der Ton war ſehr leiſe, aber als ſie eine Stimme vernahmen,
wirkte ihre Deutlichkeit überraſchend.
„Sind Sie’s, Holtz? Sie haben die Sache doch nicht
ver=
pfuſcht?”
„Nein, Sir. Alles in Ordnung. Aber der Nigger beſteht
darauf, den Yankee noch mal zu ſprechen.”
(Fortſetzung folgt.)
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