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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwarte, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 242
Dienstag, den 2. September 1930. 193. Jahrgang
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Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bani und
Darm=
ſädter und Naionalbank.
Hnzelnnmmer 10 Pfennige
Eine dauernde Brandfackel.
De Kommuniſten am Werk. — Aufwiegelung der Maſſen durch kommuniſtiſche Agikakoren. — Skurm auf die
Geſchäftshäuſer. — Die Polizei verhinderk die Errichkung von Barrikaden.
Kundgebung gegen die Arbeitsloſigkeil.
Bolſchewiſtiſche Erperimenke.
EP. Budapeſt, 1. September.
In Budapeſt fanden heute Demonſtrationen der
ſozialdemokra=
tiſch organiſierten Arbeiterſchaft gegen die Arbeitsloſigkeit ſtatt.
Die Polizei hatte umfaſſende Vorkehrungen getroffen, um
Aus=
ſchreitungen in ihrem Entſtehen unterdrücken zu können.
Gleich=
zeitig mit der Polizeibereitſchaft, die geſtern abend eingeſetzt hat,
wurde auch die geſamte Budapeſter Garniſon alarmiert. Außer
Polizei und Militär ſind auch große Gendarmerieabteilungen aus
der Provinz in der Hauptſtadt eingetroffen. Heute früh wurden
alle wichtigen Punkte der Stadt polizeilich beſetzt, während
Mili=
tär und Gendarmerie in den Kaſernen verbleiben. Im Laufe des
geſtrigen Sonntags wurden in der Hauptſtadt zahlreiche Razzien
veranſtaltet. Dabei wurden mehr als 100 kommuniſtiſche
Unruhe=
ſtifter verhaftet. Die Sozialdemokratiſche Partei hat an allen
wichtigen Punkten der Aufmarſchlinie Ordnungskomitees poſtiert,
um den ruhigen Verlauf der Aufmärſche zu ſichern und die
kom=
muniſtiſchen Elemente aus den Reihen der Arbeiterſchaft zu
ent=
fernen. Das Straßenbild erinnert ſtark an den
Belagerungs=
zuſtand. Um 11 Uhr vormittags begann der Aufmarſch der
Maſſen von den Fabriken aus, deren Umgebung ebenfalls von
großen Polizeiaufgeboten beſetzt gehalten wurde. Die
Hauptver=
kehrsſtraßen ſind von Arbeitern überfüllt, die ſich einzeln oder zu
zweien in der Richtung nach dem Stadtwäldchen begeben, um
gegen die Arbeitsloſigkeit zu demonſtrieren. Auch die
Straßen=
bahnen ſind mit Arbeitern voll beſetzt, die aus den Fabriken
kommen und an der ſtummen Demonſtration teilnehmen wollen.
Plündernde demonſtranken. — Die erſten Schüſſe.
Nachdem der Aufmarſch der Arbeiterſchaft in den frühen
Vor=
mittagsſtunden ruhig verlaufen war, kam es gegen Mittag zu
Anſammlungen ſowohl an der Ecke der Königſtraße und des
Großen Ringes ſowie vor dem Café „New York”, die von der
Polizei zerſtreut wurden. Während der Aufmärſche in den
Haupt=
aufmarſchſtraßen und in den angrenzenden Nebengaſſen
ereigne=
ten ſich verſchiedentlich Zuſammenſtöße zwiſchen Polizei und
De=
monſtranten. Die Demonſtranten waren vielfach durch
Kommu=
niſten, die aufreizende Rufe ausſtießen, aufgehetzt worden. In der
Tabakgaſſe wurde bei einem Zuſammenſtoß mit der Polizei ein
Mann ſchwer verletzt. In der Andraſſy=Straße bewarfen die
Demonſtranten die vorbeifahrenden Autos und Straßenbahnen
mit Steinen. Ein Straßenbahnwagen wurde zertrümmert; von
den Inſaſſen erlitten mehrere Verletzungen. Im Villenviertel
verſuchte die Menge einige Villen zu ſtürmen und ließ ihre
Zer=
ſtörungswut an allen möglichen Einrichtungen aus. Einer Gruppe
von Demonſtranten gelang es, in der Benezurgaſſe in eine Villa
einzudringen, wo ſie zu plündern begannen. In einer anderen
Gaſſe überfielen die Demonſtranten einen Krankenwagen und
ſchlugen die Fenſterſcheiben ein. Die Polizei ging mit der blanken
Waffe vor. Sie wurde dabei mit Steinen und Eiſenſtücken
be=
worfen. Hierauf wurden Panzerwagen mit Maſchinengewehren
entſandt, die auf der Straße aufgeſtellt wurden. Die
Demon=
ſtranten warfen mit Steinen und aus den Fabriken
mitgebrach=
ten Bleiſtücken zahlreiche Fenſter ein und verwundeten viele
Paſ=
ſanten. Allein in einem in der Nähe befindlichen Sanatorium
wurden 200 Leute mit Notverbänden verſehen. Zur Fortſchaffung
der Verwundeten mußten Privatautomobile in Anſpruch
genom=
men werden, auf denen die Rote=Kreuz=Flagge gehißt wurde.
Am kritiſchſten war es zur Mittagszeit an drei Punkten
Bu=
hapeſts, und zwar in der Andraſſyſtraße, wo ſich die
Demonſtran=
in am hartnäckigſten zeigten, in der Benezurgaſſe, wo die
Poli=
i bereits auf die Plündernden eine Salve abgeben mußte, und
n der Dembinſki=Gaſſe, wo die Demonſtranten die Geſchäfte
plün=
rn. Auch in der Eliſabethſtraße werden die Geſchäfte
geplün=
ert. Auf einer Promenade wurden die Bänke zertrümmert, und
e Arbeiter gingen mit Latten auf die Polizei los. Ein
Polizei=
izier, deſſen Pferd ſcheute, wurde ſchwer verletzt. In der
An=
raſſygaſſe geriet u. a. ein Luxusauto, das umgeworfen wurde,
folge Exploſion in Brand. Auch die Journaliſtenautos werden
cht geſchont. Man ſchätzt die Zahl der Demonſtrierenden, die
n der Polizei mit einem großen Kordon umgeben werden, auf
ba 150 000. Zahlreiche Perſonen wurden bereits verhaftet.
Als die Menge am Ende der Andraſſygaſſe, beim
Landwirt=
haftsmuſeum, Straßenbahnen und Autobuſſe umſtürzte, machte
ie Polizei von der Schußwaffe Gebrauch. Gegen 14 Uhr
wer=
en offiziell ein Toter und drei Verwundete gemeldet. Private
Neldungen ſprechen jedoch bereits von fünf Toten und einer
oßen Anzahl von Verwundeten. Die Sanatorien in der
Um=
ebung des Stadtwäldchens, dem gefährlichſten Punkt der
Zuſam=
jenſtöße, ſind überfüllt.
Die heftigſten Zuſammenſtöße ereigneten ſich im Stadtwäldchen
nd in dem nahe gelegenen Villenviertel, wo ſich etwa 40 000
emonſtranten verſammelt hatten, die die Polizei vergeblich zum
marſch zu bewegen und zu zerſtreuen ſuchte. In der
Arena=
aße kam es zu einer förmlichen Straßenſchlacht. Die erregte
enge ging mit Steinwürfen und Holzlatten gegen die Polizei
r, die mit Reiterattacken und Säbelhieben antwortete.
Im Stadtwäldchen ſelbſt hatte ſich ein Teil der
Demonſtran=
n, nachdem er die umliegenden Gaſthäuſer verwüſtet und
ge=
ündert hatte, hinter Bänken, Stühlen, Tiſchen und anderen
Ein=
chtungsgegenſtänden verſchanzt. Hier war die durch Gendar=
merie und Militär verſtärkte Polizei gezwungen, da ein Vor= auffällig erſcheinen, daß ſich die kurdiſchen Aufſtände immer nur
gehen mit der blanken Waffe vergeblich blieb einige Salven ab= gegen die türkiſche Staatgewalt richten. Das war ſchon ſo zu
zufeuern. Erſt nach 2 Uhr gelang es der Polizei, das Stadt= Abdul Hamids Zeiten, allerdings nicht ſo heftig wie heute, weil
wäldchen zu ſäubern. Die in die Stadt zurückflutende Menge zer= dieſer ihnen ziemlich viel Freiheit beließ, das war ſo zur Zeit
trümmerte in den Hauptſtraßen der Eliſabeth= und Thereſienſtadt der Jungtürken, beſonders während des Weltkrieges, und das
zertrümmerte die Rolläden der Geſchäfte und plünderte die Lä= kemaliſtiſche Nationalismus alle Stammesunterſchiede
ver=
von einer wahren Panik ergriffen. Erſt um 3 Uhr nachmittags bürgertum ſchafffen wollte, wobei er auch noch mit
war die Ruhe in der Innenſtadt wiederhergeſtellt und die Menge der Abſchaffung des Fes und Befreiung der Frau die religiöſen
liegenden Berichten die Gewalttätigkeiten nicht wiederholten.
Die Kommuniſten nühen die Gelegenheit.
Ernſt Garami, ſo ſchwer mißhandelt wurde, daß er in ein Spital
gebracht werden mußte. Auch der Stadtrat Soltan Klar wurde allein bedienen können. Hier muß nachgeholfen, hier
verprügelt. Ein Automobil, in dem ſich ein Redakteur des muß Kriegsmaterial geliefert und von rei=
„8=Uhr=Blattes” befand, der über die Ereigniſſe berichten wollte, cheren Staaten bezahlt worden ſein, als es die
wurde von den Demonſtranten mit Steinen beworfen und der armen Kurden ſind, und hier müſſen in der
mo=
mert. Mehrere andere Journaliſten erlitten leichtere
Ver=
letzungen. Der bekannte ſozialdemokratiſche Führer, Abgeordneter
Peyer, der kommuniſtiſche Demonſtranten von dem Sturm auf ein
Reſtaurant im Stadtwäldchen abhalten wollte, wurde von ihnen
ſchwer mißhandelt und konnte erſt nach einer heftigen Schlägerei Kurden auch der Nachbarſtaaten der Türkei, Perſiens, des Fraks
von ſeinen Freunden befreit werden. Ueberhaupt wird in
politi=
blutigen Vorfällen in erſter Linie junge Kommuniſten die Schuld engeren kurdiſchen Führung folgerichtig erſcheinen, taktiſch war
tragen, die ſich unter die Arbeiterſchaft miſchten und die Menge
der Verwüſtung. Die Straßen ſind von zerbrochenen
Fenſter=
deckt. An einigen Stellen iſt das Straßenpflaſter aufgeriſſen, an
anderen ſieht man noch die blutigen Spuren der Kämpfe. In der
Provinz ſind die Demonſtrationen, ſoweit bisher bekannt, ruhig
verlaufen.
Zwei Toke, über 300 Verlehle.
ſtrationen haben in den erſten Nachmittagsſtunden zu blutigen
Zuſammenſtößen mit der Polizei geführt, die zwei Todesopfer
forderten, 57 Perſonen wurden ſchwer, 300 leichter verletzt. Einige
der Schwerverletzten ringen mit dem Tode. Unter den
Schwer=
verwundeten befinden ſich vier Poliziſten. Mehrere hundert
De=
monſtranten wurden verhaftet.
Neue Bombenaktenkake.
EP. Bombay, 1. September.
Zwei neue Bombenattentate ſind am Sonntag von indiſchen
Extremiſten in dem Orte Meynenſingh auf zwei Polizeibeamte
verübt worden. In der Wohnung des Detektivinſpektors Boſe und
eines Unterinſpektors wurden innerhalb einer halben Stunde je
eine Bombe geworfen. Beide Beamte blieben jedoch unverletzt,
dagegen trugen zwei Brüder des Inſpektors Boſe Verletzungen
da=
von. Die Täter konnten bisher nicht ergriffen werden.
Der bei dem Revolverattentat in Dacca in der vergangenen
Woche ſchwer verletzte Polizeigeneralinſpektor Lowan iſt am
Sonntag ſeinen Verwundungen erlegen. Der Vizekönig von
In=
dien hat an den Gouverneur von Bengalen ein
Beileidstele=
gramm geſandt, in dem die Verdienſte Lowans beſonders
hervor=
gehoben werden.
Die Friedensverhandlungen
Tei Saprus und Jayakars ſcheinen weitere Fortſchritte zu machen.
Nach einer längeren Ausſprache mit den in Allahabad im
Gefäng=
nis befindlichen beiden Nehrus überreichten die beiden
Kongreß=
führer den Friedensvermittlern ein Schreiben an Gandhi, in dem
ſie ihre Antwort zu der Haltung des Vizekönigs von Indien
nie=
derlegten. Wie es ſcheint, wird ernſthafter Widerſtand gegen die
Annahme der Bedingungen von Lord Irwin nur von dem
jünge=
ren Nehru erhoben. Falls es gelingt, ihn umzuſtimmen, dürften
nach Anſicht des in Allahabad erſcheinenden Blattes „Pionier” die
Verhandlungen mit Gandhi ſehr leicht fallen.
Konſtikuierung der chineſiſchen Nordregierung.
Peking, 1. September.
Der Zentralexekutivrat der Nordprovinzen hat heute
nach=
mittag eine Vollſitzung abgehalten und die Nordregierung als
Rivalin der Nankingregierung endgültig eingeſetzt. Es wurde ein
aus ſieben Mitgliedern beſtehender Staatsrat gebildet, dem Yen
Hſi=ſchan als Vorſitzender ſowie Feng Ju=hſiang und Tſchang
Hſue=
hliang angehören.
Der Machthaber der Mandſchurei, Marſchall
Tſchang Hſü=liang, der ſich in den Konflikt zwiſchen der
Nankingregierung und den aufſtändiſchen Generälen des Nordens
bisher neutral verhalten hat, ſtellt ſich nunmehr nach
Meldungen aus Peking auf die Seite der
nordchineſi=
ſchen Koalition. Tſchang Hſü=liang ſoll ſich mit der Politik
von Nanking, die Regierung zu einem Partei=Monopol zu machen,
nicht einverſtanden ſein und bereits Truppen zur Unterſtützung
der nordchineſiſchen Armee nach Peking entſandt haben.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
P. Konſtantinopel, Ende Auguſt 1930.
Das kurdiſche Volk umfaßt etwa drei Millionen Köpfe, von
denen in Perſien rund 1,7 Millionen, in der Türkei nur etwa
900 000, der Reſt in Syrien und dem Irak leben. Das läßt es
eine Unzahl Fenſterſcheiben, zerſtörte die Faſſaden der Häuſer, iſt beſonders ſchlimm in Erſcheinung getreten, nachdem der
den aus. Eine Zeitlang war die Einwohnerſchaft dieſer Bezirke wiſchen und ein allgemeines türkiſches
Staats=
in die äußeren Bezirke abgedrängt, wo ſich nach den bisher vor= Gefühle der beſonders ſtrengen kurdiſchen Mohammedaner
ver=
letzte. Immerhin hätte die revolutionäre Bewegung nicht ſo
leicht derartig ſchwere Formen annehmen können, wenn nicht
von außen auch hier das Schlagwort des Nationalitätenrechts
hereingetragen und mit Hilfsmitteln aller Art unterſtützt worden
Offenſichtlich nimmt das kommuniſtiſche Element überhand, wäre. Denn nomadiſierende Hirtenſtämme haben weder moderne
was daraus hervorgeht, daß der Führer der Sozialdemokraten, Handfeuerwaffen, noch Maſchinengewehre, die ſie ſchon gar nicht
Redakteur am Kopf ſchwer verletzt. Das Auto wurde zertrüm= dernen Kriegführung erfahrene Leute Führer
und Lehrer geſpielt haben.
Der jetzige Kurdenaufſtand begann mit einem Einfall der
Kurden in die Türkei. Als er aber eine ſolche Ausdehnung
annahm, daß er ſich jetzt rund um die türkiſche Oſt= und
Süd=
oſtgrenze zieht, da gewann er allmählich ein anderes Bild. Die
und Syriens, erhoben plötzlich die Forderung der
kur=
ſchen Kreiſen allgemein der Anſicht Ausdruck gegeben, daß an den diſchen Autonomie. Das mag vom Standpunkt der
es für den Verlauf des jetzigen Aufſtandes ein großer Fehler,
zu Gewalttaten und Plünderungen aufreizten. Das Stadt= die Kurden ſchufen ſich dadurch ſtatt des einen türkiſchen
Fein=
wäldchen und die umgebenden Teile der Stadt bieten ein Bild, des deren vier, denn nun waren alle Staaten, in denen Kurden
leben, daran intereſſiert, ſie nicht hochkommen zu laſſen. Vör
ſcheiben, umgeſtürzten Fuhrwerken und Straßenbahnwagen be= allem war ein Faktor, der ihnen den meiſten Vorteil gebracht
hatte, die verſteckte Unterſtützung, die die perſiſchen
Grenz=
behörden den Kurden gewährten, ausgeſchaltet: Die perſiſche
Zentralregierung hat ſich veranlaßt geſehen, ihrerſeits gegen die
Kurden im Grenzgebiet eine feindſelige Haltung einzunehmen,
ſo daß die Kriegsgefahr zwiſchen der Türkei und Perſien
ge=
bannt war und eine türkiſch=perſiſche Zuſammenarbeit möglich
Die von den Sozialdemokraten abgehaltenen Maſſendemon= erſchien. Der erſte und zweite Notenwechſel zwiſchen der Türkei
und Perſien ſchien einen Krieg in bedrohliche Nähe gerückt zu
haben; hinzu kam, daß Ismet Paſchas Zunge mit ſeinem
Tempe=
rament durchgegangen war, als er die berüchtigte Rede vor der
Angoraner Rechtsfakultät hielt. Seitdem hat er eingelenkt, der
weitere Notenwechſel war ſehr friedlich und freundſchaftlich
ge=
halten. Gerade die in Europa von London aus verbreiteten
Alarmgerüchte, aber auch ſolche aus Paris deuten auf die
wirk=
lichen Drahtzieher der Kurdenbewegung hin,
denen es nicht um die Freiheit der Kurden geht,
ſondern darum, den vorderen Orient nicht zur
Ruhe kommen zu laſſen. Sie wollen ſich damit die
Gelegenheit offen halten, eines Tages in dem brodelnden
Hexen=
keſſel als rettende Schutzengel zu erſcheinen und dann nicht mehr
aus der „Intereſſenſphäre” herauszugehen.
Darum war die Aufwerfung der Frage einer allgemeinen
kurdiſchen Autonomie ein ſchwerer taktiſcher Fehler der Kurden.
Sie täuſchen ſich, wenn ſie glauben, die Unterſtützung Englands
oder Frankreichs für eine Loslöſung kurdiſch beſiedelter Teile
von Perſien, dem Irak oder Syrien zu finden. Für die
Bil=
dung eines unabhängigen Kurdiſtan auf türkiſchem Boden
da=
gegen war ihnen ſtarke Unterſtützung ſicher. Ihr Geld, ihre
Maſchinengewehre und ſonſtigen Waffen, wie auch ihre
Muni=
tion waren mit engliſchem Gelde beſchafft, und bei
dem Einfall des Scheichs Hatſcho von Syrien aus konnte
feſt=
geſtellt werden, daß er mit franzöſiſchen Mitteln
ausgerüſtet war. Inzwiſchen iſt bekannt geworden, daß
in Aleppo, am Hauptſitz der kurdiſchen Intelligenz und dem
Aufenthaltsort vieler Türken, die auf der Liſte der
Unerwünſch=
ten ſtehen und aus der Türkei flüchten mußten, an den
gemein=
ſamen Beratungen franzöſiſche Offiziere in Zivil teilnehmen.
Und es iſt weiter bekannt geworden, daß die Franzoſen in
Syrien gerade die führenden Kurdenſcheichs zu
Grenzinſpek=
toren an der türkiſchen Grenze gemacht haben, wodurch ihnen
das türkenfeindliche Treiben natürlich weſentlich erleichtert iſt.
Anſcheinend haben die kurdiſchen Führer ihren Fehler mit
der übereilten Aufwerfung der geſamtkurdiſchen Frage bereits
erkannt, es iſt vorerſt ſtill davon geworden und, auch von der
erſten Meldung, die Kurden hätten ſich bereits in dieſer
An=
gelegenheit an den Völkerbund gewandt, verlautet nichts
mehr. Dafür fällt alles Intereſſe wieder auf den Aufſtand
der Kurden in der Türkei. Aus dem eigentlichen Kampfgebiet
iſt in den letzten Tagen kein wichtigerer Zuſammenſtoß zu
mel=
den geweſen, dagegen flackert weit ab davon bald hier, bald da
der Aufruhr empor. Und wenn die Türken dieſer Teilaktionen
auch immer Herr werden, ſo kommen ſie eben doch nicht zur
Ruhe, und die Koſten dieſes Aufſtandes für die türkiſche
Staats=
kaſſe ſteigen immer bedrohlicher an. Die Kurden können
als=
bald auch wieder feſtſtellen, daß ſich das türkiſch=perſiſche
Ver=
hältnis wieder mehr zu ihren Gunſten gewandelt, alſo verſchärft
hat. Nach der ungemein ſcharfen zweiten Note der Türkei an
Perſien, in der die Berechtigung für die türkiſche Armee
ge=
fordert wurde, auf perſiſchem Boden zu manöverieren, oder die
Abtretung des perſiſchen Teils des Ararat an die Türkei, die
ebenſo ſcharf von Perſien abgelehnt wurde, lenkte Ismet Paſcha
weſentlich ein und forderte in einer dritten Note nur noch die
gemeinſame türkiſch=perſiſche Bekämpfung der Kurden. Dieſer
Rückzug Ismet Paſchas hat ſcheinbar Teheran ermutigt; es
lehnt in ſeiner Antwort auf dieſe viel verſöhnlichere Note auch
die Zuſammenarbeit ab und will ſich nur dazu verſtehen, alles
zu tun, um ſeine Kurden zu hindern, denen auf der türkiſchen
Seite 2
Seite Hilfe zu leiſten. Damit iſt aber der Türkei nicht gedient,
und man darf uun geſpannt ſein, was nun Angora tun wird.
Die Zeit drängt. Gelingt es ihm nicht, bald den
Kurdenauf=
ſtand reſtlos niederzuwerfen, dann iſt in dieſen, zum Teil
mehrere Tauſend Meter hoch gelegenen Gebieten, der Winter
mit ſeinen furchtbaren Schneeſtürmen da, und
jede Kriegführung iſt dann unmöglich. Die
Kur=
den hätten dann Gelegenheit, ſich in aller Ruhe zurückzuziehen
und ſich von neuem auf den Kampf im nächſten Sommer zu
rüſten, inzwiſchen aber durch kleine Ueberfälle die Türken
im=
mer in Atem zu halten, wie das nun ſchon ſeit dem erſten
Kurdenaufſtand von 1925 dauernd geſchehen iſt.
Nehmen die Kurden jetzt von der Aufwerfung der
geſamt=
kurdiſchen Frage Abſtand, dann ſind ſie der geheimen Sympathie
der der Türkei benachbarten Staaten ſicher, mögen deren
Re=
gierungen auch noch ſoviel Neutralitäts= und
Loyalitäts=
bezeugungen nach Angora richten. Es ſpielt eben in all
dieſen Ländern doch der nach ihrer Meinung
vom Kemalismus bedrohte Islam eine ſtarke
Rolle, der lieber für die Kurden als für den „Verräter”
Kemal Partei nimmt.
Eine Erklärung des Genergloberften.
Berlin, 1. September.
Generaloberſt Heye übermittelt der Oeffentlichkeit folgende
Erklärung:
Um den Gerüchten, die ſich um meinen bevorſtehenden
Rück=
tritt gebildet haben und die ſich allmählich zum Schaden des
Reichsheeres auswirken, eine Ende zu machen, ſehe ich mich zu
folgender Erklärung veranlaßt:
1. Anfang Juni des Jahres hab ich aus eigenem
Entſchluß heraus den Herrn Reichspräſidenten
und den Herrn Reichswehrminiſter um
Zuſtim=
mung gebeten, nach Abſchluß der größten
Rah=
menübung 1930 mein Abſchiedsgeſuch einreichen
zu dürfen.
Dieſe Zuſtimmung habe ich erhalten.
2. Den Zeitpunkt meines Ausſcheidens aus dem Dienſt habe
ich daraufhin, den Belangen des Reichsheeres entſprechend,
Ueber=
gabe der Geſchäfte uſw., auf den 30. November 1930 feſtgeſetzt.
3. Wer, wie ich, über 42 Jahre der Armee gedient hat, davon
20 Jahre in ſchweren und verantwortungsvollen Stellungen in
Krieg und Frieden, wird meinen Wunſch verſtehen, die Führung
des Reichsheeres einer jüngeren Kraft zu überlaſſen.
Mit politiſchen Fragen hat mein Rücktritt
nicht das geringſte zu tun.
4. Ich habe mich über den Rahmen meines Amtes hinaus
nie mit Parteipolitik beſchäftigt und beabſichtige
auch zukünftig nicht, dies zu tun. Ich habe ſtets verſucht,
ledig=
lich als Soldat, dem das Vaterland weit über allen Parteien
ſteht, meiner Lebensaufgabe, dem Heere zu dienen.
5. Für das, was während meiner Amtszeit als Chef der
Hee=
resleitung von mir unterſtellten Offizieren geſagt oder getan
wurde, trage ich allein die Verantwortung. Die
Zeitungs=
angriffe gegen ſolche Offiziere ſind deshalb
ſach=
lich unrichtig und wirken für das Heer ſchädlich.
6. Ebenſo ſtehe ich dafür ein, daß die Führung des
Reichs=
heeres nach den Richtlinien des Reichswehrminiſters, als dem
verantwortlichen Mitglied der Reichsregierung, erfolgt iſt.
Von einer Sonderpolitik des Heeres oder
einzelner Offiziere zu ſprechen, kommt deshalb,
be=
wußt oder unbewußt, einer Irreführung der
öffent=
lichen Meinung gleich.
7. Ich darf erwarten, daß durch dieſe Erklärung der
Zei=
tungskampf gegen das Reichsheer und einzelne Offiziere
abge=
ſchloſſen iſt, zum mindeſten ſich nur gegen die Perſon richten wird,
die die Verantwortung trägt, alſo gegen mich.
8. Hierzu darf ich noch folgendes allgemeines bemerken:
Bei meinem Ausſcheiden nehme ich als feſte
Ueberzeu=
gung mit, daß das Reichsheer in allen ſeinen
Gliedern ſelbſtlos und treu ſeinen Dienſt an
Land und Volk ausübt. Wenn dieſe Tatſache bei
öffent=
licher ſachlicher Kritik mehr als bisher gewürdigt würde, wäre
nicht nur der Armee, ſondern auch den Intereſſen des Ganzen
beſſer gedient.
gez.: Heye, Generaloberſt.
* wie Mar neger ſchuſ.
Aus den Erinnerungen ſeiner Frau.
Der letzte Klaſſiker der deutſchen Muſik, Max Reger,
er=
ſcheint uns nun auch bereits im Lichte der Geſchichte. Der
ſtatt=
liche Briefband, der die Selbſtzeugniſſe des Meiſters ſammelte
hat uns tief hineinſchauen laſſen in ſeine Entwicklung und in
ſein Ringen, und nun erhalten wir ein neues wichtiges
Zeug=
nis in dem Erinnerungsbuch „Mein Leben mit und für Max
Reger”, das ſeine Witwe Elſa Reger ſoeben bei Koehler und
Amelang in Leipzig herausgibt. Reger war zunächſt der
Klavier=
lehrer ihrer Schweſter und verkehrte viel in ihrem Elternhauſe;
er verliebte ſich in ſie, fand aber zunächſt keine Erhörung. Schon
damals ſchäumte er über von allerlei Späßen und ſpielte einer
ſchöngeiſtigen Dame, die etwas Klaſſiſches hören wollte,
un=
zählige Variationen von „Du biſt verrückt, mein Kind!” vor;
als ſich dann die Dame nach dem Namen der „herrlichen
Kom=
poſition” erkundigte, ſagte Max: „Das wäre ein Stück, welches
Sie ſtudieren müßten, es iſt die 32. Rhapſodie von Liſzt‟.
Da=
mals ſchuf er im Gartenſaal des Landhauſes zwiſchen
Berchtes=
gaden und dem Königsſee, wohin die Eltern Elſas ihn
eingela=
den hatten, die zauberhafteſten Lieder. „Aber dieſe ſchöne Zeit
nahm ein plötzliches Ende”, erzählte ſie, „als Reger mich merken
ließ, daß er mehr für mich empfand als Verehrung und
Freund=
ſchaft. „Ich empfand nicht mehr, und der Abſchied war eine
Disharmonie. Er zerriß den Strauß der zehn Liebeslieder, gab
ſie nicht, wie er gewollt, in einem Band mir gewidmet heraus,
ſondern verſtreute ſie in verſchiedene Bände.” Später aber fanden
ſich doch die Herzen, und Elſa wurde ihrem Manne eine
auf=
opfernde Gattin. Sie ſammelte ſorgfältig alle ſeine Entwürfe,
die er achtlos fortwarf „Reger wollte ſich ausſchütten vor Lachen,
als ich mir eine große, grauleinene Taſche nähte und da hinein
meine ihm entwundenen Schätze barg. So iſt es mir gelungen,
z. B. alle Entwürfe der Orcheſterwerke zu retten.”
1906 traf Reger die erſte ſchwere Erkrankung, die ſich im
Ver=
fagen des Arms und Anſchwellen der Hand zeigte. Als er
end=
lich wieder geneſen war, zogen ſie im Frühling nach dem
Iſar=
tal: „Still ſaß ich neben ihm, ſah in das Frühlingsweben um
uns und wartete, bis Augen und Seele des neben mir ſitzenden,
wieder ſchaffenden Mannes zu mir zurückkehrten. Plötzlich ging
über Regers Züge ein Leuchten, dann wendete er ſich lächelnd
zu mir und ſagte: „Frau, eben kam mir das Thema zu einer
Serenade, ganz duftig und frühlingsmäßig.” Nun begann die
Innenarbeit, und es währte nicht lange, ſo kam auf dem Papier.
was auf der Konradshöhe in Reger angefangen hatte, zum
Klingen. Als der Sommer ins Land zog, da war die Serenade
für Streichorcheſter, Op. 95, geboren. Ein Geſang des Früh=
Dienstag, den 2. September 1930
Vom Tage.
Der Reichsaußenminiſter Dr. Curtius befindet ſich
wieder in Berlin. Er hat ſich von ſeinem Schwächeanfall faſt
reſtlos wieder erholt, hat aber am Montag die Amtsgeſchäfte im
Aus=
wärtigen Amt noch nicht wieder aufgenommen, da er ſich noch etwas
ſchonen wollte. Es beſteht aber berechtigte Ausſicht, daß er nach der
Hochzeit ſeiner Tochter die Wahlreiſe durch Süddeutſchland wieder
fort=
ſetzt.
Im Zuſammenhang mit der Kündigungder Löhne
der Bergarbeiter zum 30. September ds. Js. hat der
Zechenverband nunmehr auch die Gehälter der
tech=
niſchen und kaufmänniſchen Bergbauangeſtellten
zum 30. September ds. Js. gekündigt. Von dieſer
Maß=
nahme werden rund 24 000 Bergbauangeſtellte betroffen.
Der Geſundheitszuſtand des am Freitag von
Sol=
daten überfallenen polniſchen Vizemarſchalls
Dombſki iſt ſehr ernſt. Auch der Seimmarſchall Daginſki wurde
am Samstag mehrfach telephoniſch angerufen und bedroht. Die
Mili=
tärbehörden haben eine Unterſuchung gegen die Täter eingeleitet, die
Dombſki überfallen haben.
Die Warſchauer Polizei hat mehrere Senatoren
und Seimabgeordnete verhaftet, nachdem ihre
Abgeord=
netenimmunität erloſchen iſt. Meiſt handelt es ſich um Parlamentarier
der weißruſſiſchen Minderheit.
Vor dem Sondergericht zum Schutze des italieniſchen Staates
be=
gann in Trieſt der Prozeß gegen 18 ſüdſlawiſche
Ter=
roriſten, die beſchuldigt werden, in den letzten 4 Jahren 99
Ver=
brechen verübt zu haben. Den Angeklagten werden u. a. zur Laſt gelegt
31 Anſchläge gegen Fasciſten und Militärperſonen, 13 Morde, 18
Brand=
ſtiftungen und 4 Fälle der Spionage. Die Angeklagten werden auch
beſchuldigt, den Bombenanſchlag gegen die Zeitung „Popolo di Trieſte‟,
im Februar ds. Js. verübt zu haben, bei dem ein Redakteur tödlich
verletzt wurde.
Als letzte Staaten haben nunmehr Spanien und Rumänien
ihre Teilnahme an den Paneuropa=Beſprechungen in Genf
zuge=
ſagt. Spanien wird durch den Pariſer Botſchafter Quinones de
Leon, Rumänien durch den Außenminiſter Mironescu vertreten
ſein. Damit werden ſich alſo 26 Staaten am 8. September
in Genf einfinden, um die Briandſche Initiative auf
ihre Ausführungsmöglichkeiten zu prüfen.
Da aus verſchiedenen argentiniſchen
Provin=
zen beunruhigende Nachrichten eingelaufen ſind, hat
die Regierung beſchloſſen, die bereits
getrof=
fenen Sicherheitsmaßnahmen noch zu
verſchär=
fen. Sämtliche Reſerveoffiziere ſind zu ihren Truppenteilen
ein=
berufen worden.
Wie aus Lima berichtet wird, hat der Präſident der neuen
Militärregierung. Oberſt Sanchez Cerro, die Geſandten
Perus in Ungarn, Spanien, Oeſterreich und
Bel=
gien ihres Amtesenthoben und hat dem Geſandten
in Frankreich befohlen, nach Lima
zurückzu=
kehren.
Altona, 1. September.
Am heutigen fünften Tag des Bombenlegerprozeſſes ſtellte
der Vorſitzende zu Beginn das tägliche Fehlen einiger Angeklagter
feſt und wies darauf hin, daß es im eigenen Intereſſe der
Ange=
ſchuldigten liege, die Verhandlungen genau zu verfolgen, und daß
etwa dadurch entſtehende Nachteile ſie ſelbſt treffen müßten.
Darauf begann wieder die Verleſung von Protokollen, die
mit den Angeklagten aufgenommen worden ſind. Die Angeklagten
ſelbſt verweigerten eine Aeußerung zu dieſen Protokollen.
Rechtsanwalt Graf von der Goltz beantragte, Frau Ilſe
von Oertzen, geborene Neumann, zu laden. Sie ſoll im Dienſte
der Polizei ſtehen, den Angeklagten Volck beſpitzelt, an den
Er=
mittelungen teilgenommen, aber auch ſonſt vorher von den
An=
ſchlägen gewußt haben. Sie ſoll ſich ferner an den verſchiedenen
Beſprechungen beteiligt haben, alſo gewiſſermaßen als ſtaatlicher
Agent provokatoriſch gewirkt haben. Ueber dieſe Frau v. Oertzen
wurde in der Pauſe verbreitet, ſie gehöre zu den erſten Kräften
der politiſchen Abteilung des Berliner Polizeipräſidiums und
habe zu dem Angeklagten Volck freundſchaftliche Beziehungen
unterhalten, die ſie geſchickt ausnutzte, um die Landvolkorganiſation
wie auch die Bombenlegearbeit bis in die letzten Einzelheiten
ken=
nen zu lernen. Frau v. Oertzen ſoll bereits mehrfach in ähnlichen
Angelegenheiten eine ähnliche Rolle geſpielt haben.
Nach der Pauſe erklärte Oberſtaatsanwalt Dr. Gollnick die
Behauptung, Frau v. Oertzen ſei als Agent provocateur tätig
ge=
weſen, für abwegig und beantragte darum die Ablehnung des
An=
trags der Verteidigung. Das Gericht zog ſich dann zur
Beſchluß=
faſſung über den Beweisantrag zurück und gab dann folgenden
Beſchluß bekannt: Frau v. Oertzen ſoll als Zeugin geladen werden.
Die Verhandlung wurde dann auf Dienstag vormittag vertagt.
lings, des Erwachens der Natur zu Wachſen und Gedeihen, ſo
erſchien uns dies ſonnige, lebensbejahende Werk.” In einem
kurzen Jahrzehnt rieb ſich Reger durch raſtloſe Arbeit auf.
Be=
zeichnend für das innere Drängen, das ihn in einer Ahnung
frühen Todes zu immer neuem Schaffen trieb, iſt eine
Aeuße=
rung, die er ſpäter tat: „Ihr ahnt ja garnicht, wie es mich oft
bedrängt. Ich muß dann ſchreiben, weil ich ſonſt das Gefühl
habe, daß mein Kopf platzt.” Als er 1907 als
Univerſitäts=
muſikdirektor nach Leipzig kam, da war ſein liebſter und
häufig=
ſter Gaſt ſein alter Freund, der Organiſt Karl Straube. „Dieſen
zwei Männern bei der Unterhaltung zuhören zu dürfen” ſchreibt
Frau Reger, „war ein unvergeßlicher Genuß. Ich ſaß dann
ſtumm mit meiner Näharbeit in der Sofaecke, mir zu Füßen der
Hund. Es reifte damals kein Werk in Regers Hirn, das er
nicht mit dem Freunde, deſſen reiches Wiſſen ihm ebenſo wert
war als ſeine Perſönlichkeit, durchgeſprochen hatte. Immer war
der Beſuch Karl Straubes für uns eine Quelle reinſter Freude.
Reger gehörte zu den Menſchen, die viel lieber Beſuch erhalten
als Beſuche machen. Er war glücklich, wenn liebe, ihm
ſym=
pathiſche Menſchen zu uns zu Gaſt kamen, während er, auch wenn
er zu ſolchen geladen war, mit denen er ſich gern unterhielt,
zu=
erſt leiſe ſeufzte. „Als er das Streichſextett, Op. 118, vollendet
hatte und ein Bekannter den langſamen Satz als beſonders
ge=
lungen bezeichnete, ſagte Reger: „Ja, ſehen Sie, mein Lieber,
das iſt ein Geſpräch mit dem lieben Gott.” Frau Reger
be=
richtet uns auch von der intereſſanten Abſicht des Meiſters, eine
burleske Oper zu ſchreiben, für die ihm Ludwig Thoma ein
bayeriſches Volksſtück als Text verfaſſen ſollte. Aber auf einen
Brief antwortete Thoma nicht; er hat das ſpäter ſehr bedauert.
„Meine ſchwerſte Unterlaſſung” heißt es in einem ſeiner Briefe,
„war Reger, der mir ſchreiben ließ, ich ſollte mit ihm was
Alt=
bayeriſches machen. Und ich Eſel hab’s verſäumt. Heute würde
ich zu Fuß zu ihm wandern, um mit ihm ein Weihnachtsſpiel zu
ſchaffen.” Im Jahre 1916 äußerte er bereits vielfach dunkle
Vorahnungen von einem nahen Ende. Dann iſt er in Leipzig
während einer Reiſe im Hotel geſtorben, bis zuletzt unermüdlich
ſchaffend: „Auf dem Tiſch lagen aufgeſchlagen die
Korrektur=
bogen der „acht geiſtlichen Geſänge für gemiſchten Chor”
Op. 138, und die Stelle: „Der Menſch lebt und beſteht nur eine
kleine Zeit, und alle Welt vergeht mit ihrer Herrlichkeit.” ck.
Geheimral Profeſſor Dr. Eduard Meyer †.
Der bekannte Geſchichtsforſcher Geheimrat Profeſſor Dr.
Eduard Meyer iſt nach kurzer Krankheit am Sonntag morgen
gegen 9 Uhr in Berlin an Herzmuskelſchwäche plötzlich geſtorben.
Profeſſor Meyer wurde am 25. Januar 1855 in Hamburg als
Sohn eines Gymnaſiallehrers geboren. Er ſtudierte Geſchichte in
Nummer 242
Der Berkeilungsplan.
Berlin, 1. September.
Wie für den Weſten wird mit Etatsmitteln des Reiches und
Preußens auch für den Oſten eine umfaſſende
Hilfs=
aktion unternommen. Durch die Grenzhilfe wird eine Reihe
von Aufgaben weſentlicher Art, die ſich in den Grenzgebieten als
dringlich erwieſen haben, gefördert werden. Danach kommen für
die Grenzhilfe in Betracht die Provinzen Oſtpreußen,
Grenzmark Poſen=Weſtpreußen und
Oberſchle=
ſien, die an der Grenze gelegenen Teile der Provinz
Niederſchleſien ſowie die Regierungsbezirke
Köslinund Frankfurt a. d. O. Ferner wird Preußen auch
noch weitere Teile der Provinz Niederſchleſien und die Grenzkreiſe
des Regierungsbezirks Schleswig bedenken.
Für die Zwecke dieſer Hilfsaktion ſteht aus
Etatsmit=
teln des Reiches ein Betrag von 8, 3 Mill. RM. und
aus Erſatzmitteln Preußens ein Betrag von 10 Mill.
RM. zur Verfügung. Davon ſollen jedoch zunächſt nur rund
10 Mill. RM. zur Ausſchüttung gelangen. Der Reſt bleibt
zur Verhütung des Zuſammenbruchs
notleiden=
der Kommunen und für unvorgeſehene Fälle, die ſich etwa
während des Herbſtes und des kommenden Winters noch ereignen
können, einſtweilen zurückgehalten. Für Wege= und
Brücken=
bauten werden etwa 4, 2 Mill. RM. zur Verfügung geſtellt.
Kleinbahnbauten und Verbeſſerungen der
be=
ſtehenden Kleinbahnen ſollen mit etwa 1 3, Mill. RM.
unterſtützt werden. Für Kanaliſation und
Waſſer=
leitungen ſind rund 1 Mill. RM. vorgeſehen. Für
Kran=
kenhausneubauten und =Umbauten, für Errichtung von
Säuglingsheimen, Alersheimen, Kinderkrippen und
Wohlfahrts=
häuſern werden etwa 2 Mill. RM. aufgewendet. Auf
Schul=
bauten entfallen rund 900 000 RM. Außerdem ſollen durch
Hergabe von insgeſamt 600 000 RM. noch
Verkehrsunternehmun=
gen, Büchereien und ſonſtige Zwecke gefördert werden.
Dieſer Verteilungsplan iſt in enger Zuſammenarbeit zwiſchen
den beteiligten Reichs= und preußiſchen Reſſorts auf Grund der
Vorſchläge aufgeſtellt worden, welche die örtlichen Stellen über
die Oberpräſidenten der Grenzprovinzen gemacht haben. Die
er=
forderlichen Anweiſungen ſind bereits ergangen. Mit den
geplan=
ten Arbeiten ſoll ſofort begonnen werden, da die bereitgeſtellten
Mittel ſchon in den nächſten Tagen angefordert werden dürfen.
Vor allem ſollen diejenigen Arbeiten mit beſonderer
Beſchleuni=
gung in Angriff genommen werden, bei denen eine größere Zahl
Erwerbsloſer beſchäftigt werden kann. Auch das im Grenzgebiet
heimiſche Handwerk und die Induſtrie der Grenzprovinzen werden
durch die Oſthilfe alsbald Aufträge und Verdienſtmöglichkeit
er=
halten.
Eine franzöſiſche Stimme zur Berkragsteviſien.
Paris, 1. September.
Als Beweis dafür, daß nicht alle Artikel der franzöſiſchen
Preſſe dem Gedanken einer Vertragsreviſion gänzlich
verſtänd=
nislos gegenüberſtehen, wie es feſtgelegte Politiker wie
Poin=
caré tun, ſeien die Ausführungen des Wirtſchaftsorgans „Les
Echos” angeführt, das ſchreibt: Wenn man den Gedanken, daß die
Friedensverträge auf immer unantaſtbar ſein müſſen, zum
Dogma erheben wollte, dann würde man geraden Weges auf den
Krieg zuſteuern. Darüber muß ſich die öffentliche Meinung in
Frankreich klar ſein, kein Vertrag iſt jemals ewig geweſen. Es
gibt nur zwei Mittel zur Reviſion eines Vertrages, wenn der
Vertrag von einer der vertragſchließenden Parteien als
untrag=
bar erachtet wird: entweder mit Hilfe der Diplomaten oder mit
Hilfe der Gewalt. Wenn nun ein Land — und in dieſem Falle
handelt es ſich nicht um ein Land, ſondern um mehrere, ſowohl
unter den Siegern, wie unter den Beſiegten — nicht alle
Klau=
ſeln eines Vertrages annehmen zu können glaubt, dann hat es
das Recht, vor allem ſeitdem der Völkerbund beſteht, ſeine
Ein=
wände vorzubringen. Wenn der Völkerbund dazu nicht da wäre,
dann würde er gar keine Daſeinsberechtigung haben. Wenn man
von vornherein erklären wollte, daß man innerhalb des
Völker=
bundes über alles ſprechen werde, außer über Aenderung
unter=
zeichneter Verträge, dann würde man ja den gleichen Zuſtand
wieder haben, gegen den ſich glücklicherweiſe diejenigen aufgelehnt
haben, die am letzten Krieg aktiven Anteil genommen haben.
Bonn und Leipzig und ließ ſich dann 1879 als Privatdozent für
alte Geſchichte an der Univerſität Leipzig nieder, wo er 1884
außerordentlicher Profeſſor wurde. 1885 folgte er einem Rufe
als ordentlicher Profeſſor nach Breslau. 1889 ging er nach Halle,
und ſeit 1902 lehrte er in Berlin. Bei der erſten Rektorwahl
nach der Revolution wurde Profeſſor Meher 1919 zum Rektor
gewählt und hatte als ſolcher Gelegenheit, die Berliner
Univerſi=
tät in ſtürmiſcher Zeit erfolgreich zu vertreten. Seit 1923 iſt
er auf Grund geſetzlicher Beſtimmung als Profeſſor eremitiert,
doch war der Andrang zu ſeinen Vorleſungen auch weiterhin
ſehr ſtark.
Profeſſor Meyers wiſſenſchaftliche Hauptwerke ſind die
fünf=
bändige „Geſchichte des Altertums”, das dreibändige Werk „
Ur=
ſprung und Anfänge des Chriſtentums” ſowie zahlreiche Bücher
über Probleme der ägyptiſchen, griechiſchen und römiſchen
Ge=
ſchichte. Während des Weltkrieges war Profeſſor Meyer
ins=
beſondere als der Verfechter von Deutſchlands Recht tätig und
verfaßte damals zwei Schriften über Deutſchlands Verhältnis
zu England und Nordamerika. Sein Spezialgebiet blieb jedoch
die Geſchichte des Altertums, die er durch ſeine Schriften auf
ein ganz neues Fundament geſtellt hat, indem er durch eigene
Kenntnis mehrerer orientaliſcher Sprachen umfangreiche
Quel=
lenforſchungen vornehmen konnte. Die unbedingte
Zuverläſſig=
keit in allen Einzelheiten iſt das Kennzeichen ſeiner
wiſſenſchaft=
lichen Werke.
Grock erzählt ſein Leben! Grock hat die Sommerpauſe dazu
benutzt, die Erinnerungen ſeines in tauſend Berufen hart
geſot=
tenen Lebens lebendig zu machen und den Taſten ſeiner
Schreib=
maſchine anzuvertrauen, „wie er wurde”, wie er Uhrmacher war,
Aufwäſcher, Erzieher, Ausgeher, Kindermädchen, Klavierſtimmer,
Reiſender, Tauſendkünſtler und Hansdampf in allen Berufen und
wie er Grock, die Senſation aller Erdteile wurde. Ein Mann,
der Uhren und Klaviere reparieren kann, Kühe melken und
Kin=
der baden, Handſtand und Salto machen, der Klavier, Geige und
Bandonium ſpielt wie nur wenige andere, der mit einer einzigen
Grimaſſe die größten Säle der Welt bis zur Decke hinauf mit
Gelächter füllt, ein Mann, der in ſeinem Leben gelacht und
ge=
heult hat wie ein Schloßhund, der mit dem Leben gekämpft hat
wie mit einem Stier, dem kein Schornſtein zu hoch war, um
hin=
aufzuklettern, und keine Wand zu dick, um mit dem Schädel
hin=
durchzurennen, der aus Trübſal, Frechheit und Wagemut endlich
das Rezept des Erfolges braute; das iſt Grock. Es wäre ſchwer,
einen Biographen für ihn zu finden, wenn er nicht ſelber die
Niederſchrift ſeines Lebens in die Hand genommen hätte. Es iſt
ein dickes Manuſkript: ſo geſund und ſtark, ſo heiter und
unbän=
dig wie Grock ſelber! Keine Apotheke wird ein beſſeres Mittel
gegen Trübſal verſchreiben können als dieſe, jetzt in der Münchner
Illuſtrierten erſcheinende Lebensgeſchichte Grocks, erzählt von
Grock!
Nummer 242
Seite 3
Brünings außenpolikiſches Programm.
Abſage an alle offenen und heimlichen Gegner.
* In ſeiner Sonntagsrede in Trier hat der Reichskanzler
auch über die Außenpolitik geſprochen und mit beſtimmter
Be=
tonung ſich zu einer Kontinuität zur inneren Folgerichtigkeit
unſerer Friedenspolitik unter Ablehnung jeglicher Abenteuer
be=
kannt. Das iſt an ſich eine Selbſtverſtändlichkeit. Die Blätter
der Linken aber konſtruieren aus dieſen Worten in Verbindung
mit der ebenſo ſelbſtverſtändlichen Feſtſtellung, daß der Kanzler
und der Außenminiſter für die Außenpolitik allein
verantwort=
lich ſeien, eine Abſage an die Adreſſe des Miniſters
Treviranus, deſſen Anweſenheit im Kabinett ihnen ja von
Anfang an ein Stein des Anſtoßes geweſen iſt, zumal da ſie ihm
nachſagten, er habe nur die Abſicht, den Außenminiſter Dr.
Cur=
tius herauszudrängen und ſich an ſeine Stelle zu ſetzen. Die
„Korridor=Rede” von Treviranus hat noch ſtark dazu beigetragen,
ihm die Ungnade der demokratiſchen Preſſe — auch ſoweit ſie ſich
zur Staatspartei zählt — zurückzuziehen. Jetzt wird plötzlich Herr
Dr. Brüning über den grünen Klee gelobt, weil er Herrn
Tre=
viranus mit einem kalten Waſſerſtrahl abgeduſcht habe. Das iſt
für Jeden, der die Zuſammenhänge kennt, wahrer Unſinn. Der
Zentrumsabgeordnete Brüning war bereits mit dem
deutſchnatio=
nalen Abgeordneten Treviranus geiſtig und perſönlich ſehr eng
verbunden, und an dieſer Zuſammenarbeit hat ſich im Kabinett
nichts geändert, ſo daß Herr Dr. Brüning ſicher nicht daran
ge=
dacht hat, gerade ſeinen engſten Mitarbeiter öffentlich zu rüffeln.
Der tiefere Sinn der Rede von Trier ging alſo nicht gegen Herrn
Treviranus, ſondern gegen ſeine Kritiker im In= und Auslande,
die aus deſſen Korridor=Rede eine Abkehr von der Locarnopolitik
und eine Luſt zu politiſchen Abenteuern herausleſen
wollten. Das hat der Kanzler abgelehnt, und mit Recht
abgelehnt. Man muß alſo ſchon den Dingen Gewalt antun,
zu=
mal nachdem ſich nach einer Ausſprache im Kabinett vollſte
Einig=
keit herausgeſtellt hat, um eine Abſage, die an offene oder
heim=
liche Gegner des Kabinetts gerichtet war, in eine Abſage an ein
Kabinettsmitglied umzubiegen.
Der „Temps” zur Rede Brünings.
Ueber die geſtrige Wahlrede des Reichskanzlers Brüning
ſchreibt der „Temps”, es gebe nichts in der Rede des
Reichs=
kanzlers, was man als eine Desavouierung oder Billigung der
zündenden Reden des Miniſters Treviranus deuten könne. Der
Erwähnung wert ſei höchſtens der Satz, in dem der Reichskanzler
feſtſtellte, daß er und der Reichsaußenminiſter „allein für die
Außenpolitik des Reiches verantwortlich” ſeien. Indem der
Reichs=
kanzler gleichzeitig die Verſicherung gegeben habe, daß eine
Aben=
teuer=Politik nicht in Frage kommen könne, habe er durchblicken
laſſen, daß Treviranus nur in ſeinem eigenen Namen geſprochen
habe und ferner ſprechen werde. Es ſei aber für den
Reichs=
kanzler ſchwierig, den Miniſter für die beſetzten Gebiete zu
des=
avouieren, da der Reichskanzler im Grunde genommen ebenſo
denke wie jener. Man dürfe den Wert gewiſſer Sätze ſeiner Rede
nicht verkennen. Wenn er z. B. im Zuſammenhang mit Briands
Paneuropa=Memorandum den Willen Deutſchlands, mit allen
europäiſchen Staaten an einer wirklichen und dauerhaften
Stabi=
liſierung der internationalen Lage mitzuarbeiten verſichere, ſo
könne man dieſen Satz ohne Vorbehalt unterſchreiben. Wenn er
jedoch verkünde, daß der Wille, eine internationale
Zuſammen=
arbeit in die Wirklichkeit umzuſetzen, Deutſchland erlauben müſſe,
auf friedlichem und gerechtem Wege die für ſeine Zukunft
lebens=
notwendigen Fragen zu löſen, ſo empfinde man einiges
Miß=
trauen, denn es ſei unzuläſſig, daß Deutſchland durch die
inter=
nationale europäiſche Zuſammenarbeit die Erfüllung von
Wün=
ſchen zu erreichen ſuche, die ausſchließlich Deutſchland zugute
kom=
men würde.
Die franzöſiſche Preſſe zu den Wahlreden
in Deukſchland.
Der Wahlfeldzug in Deutſchland begegnet in der franzöſiſchen
Preſſe ſteigendem Intereſſe je näher das Datum der Wahlen
heranrückt. Die meiſten Blätter bemühen ſich, die Vorgänge in
Deutſchland ruhig und ſachlich zu beurteilen. Von der heutigen
Morgenpreſſe werden die geſtrigen Reden verſchiedener deutſcher
Staatsmänner ausführlich wiedergegeben. Einiges Aufſehen hat
die Rede des Generals von Seeckt erregt, ſoweit er von dem Schutz
des Deutſchtums im Oſten, von dem Kampf gegen den Verſailler
Vertrag und von dem Wert der italieniſchen und ruſſiſchen
Freund=
ſchaft für Deutſchland ſprach. Auch die von dem General erhobene
Forderung, die völlige Souveränität Deutſchlands wieder
herzu=
ſtellen, ſowie ſein Hinweis auf die Bedrohung Deutſchlands durch
die franzöſiſchen und polniſchen Rüſtungen haben Beachtung
ge=
funden. — Daneben veröffentlicht die Preſſe längere Auszüge aus
den Reden der Miniſter Treviranus und Wirth, ſowie aus dem
von den deutſchen Blättern veröffentlichten Antwort=Artikel des
Miniſters Treviranus an Poincaré.
Aus der vom Reichskanzler Brüning in Trier gehaltenen
Anſprache werden beſonders die Stellen hervorgehoben, in denen
der Kanzler davon ſprach, daß Deutſchland nicht in eine Aben=
Beiyntalig der Ainderiämnang.
Die Kinderlähmung, eine Krankheit, die man früher kaum
zu kennen ſchien, iſt ſeit einigen Jahren zu einem Schreckgeſpenſt
der Mütter geworden. Früher wurden immer nur einzelne
Fälle bekannt. Seit die Krankheit aber in einigen Orten den
Charakter einer Epidemie angenommen hat und Todesfälle
be=
kannt geworden ſind, fürchtet man, daß die Kinderlähmung auch
als Maſſenerkrankung, ähnlich wie die Grippe, auftreten könnte.
In Wirklichkeit ſind ſchwere Fälle von Kinderlähmung
ver=
einzelt; leichte und ganz leichte Fälle können dagegen tatſächlich
in Form einer Epidemie auftreten und eine Häufung von
Er=
krankungen dieſer leichten Art zeigt ſich zu beſtimmten
Jahres=
zeiten immer wieder. Vor kurzem ſind Fälle von
Kinderläh=
mung durch die Tageszeitungen bekannt geworden, ſo im Elſaß
und in Baden. In den letzten Tagen wurde auch ein Fall in
Steglitz gemeldet, der Veranlaſſung gab, die Schulklaſſe zu
ſchlie=
ßen, die das kranke Kind beſucht. Dieſe Mitteilungen dürfen nun
in ihrer Bedeutung nicht übertrieben werden. Es beſteht keine
Veranlaſſung zu übermäßiger Angſt. Auch dem Arzt erſcheint die
Krankheit unheimlich, weil die Wege, auf denen ſich die
Kinder=
lähmung ausbreitet, ſchwer zu überſehen ſind. Wir wiſſen aber
heute, daß die ſog. Kinderlähmung in den meiſten Fällen
gut=
artig verläuft und ſchwere Lähmungen oder Todesfälle die
Aus=
nahme bilden. Die Krankheit tritt gewöhnlich nur als Schnupfen
oder leichter Katarrh auf, gelegentlich auch als Darmkatarrh.
Das Krankheitsgift wird wahrſcheinlich durch Nieſen oder
Aus=
huſten übertragen. Nur bei Perſonen, die für dieſe Krankheit
beſonders empfänglich ſind, dringt das Krankheitsgift tiefer in
die Schleimhaut und den Säfteſtrom des Körpers ein und
er=
reicht das Rückenmark, um von hier aus ſchwere Störungen
oder Lähmungen hervorzurufen. Es iſt eigentlich nicht richtig,
von Kinderlähmung zu ſprechen, denn es werden nicht nur
Kin=
der von ihr befallen und die Lähmungen ſind auch nicht die
Regel, ſondern Ausnahmen. Man nennt daher die Krankheit
jetzt in ärztlichen Kreiſen nach den Männern, die das
Krankheits=
bild zuerſt beſchrieben haben, „Heine=Medinſche Krankheit‟. Der
Erreger der Krankheit iſt ſchon vor vielen Jahren durch einen
Japaner entdeckt worden; er iſt nur in Ausnahmefällen
nach=
weisbar und läßt ſich nicht zur Erkennung der Kinderlähmung
oder zu deren Bekämpfung verwenden. Dagegen iſt das
Krank=
heitsgift (Virus) im Naſenſchleim durch Tierverſuch
nachweis=
bar. Impft man Affen mit den ſchleimigen Abſonderungen der
von der Heine=Medinſchen Krankheit Befallenen, ſo treten bei
den Affen typiſche Erkrankungen auf. Aus dieſen Beobachtungen
konnten ſehr wichtige Verhütungsmaßnahmen gegen die
Krank=
heit abgeleitet werden. Von den Geſundheitsbehörden ſind denn
Dienstag, den 2. September 1930
teuer=Politik hineingezogen werden dürfe, und daß man der
deut=
ſchen Außenpolitik eine größere Feſtigkeit geben müſſe. Während
die erſtere Erklärung allgemein begrüßt wird, hat die letztere
einige Beſorgnis hervorgerufen. — Der „Quotidien” bezeichnet die
Ausführungen des Kanzlers als eine pazifiſtiſche und verſöhnliche
Rede. Selbſt das „Echo de Paris” erkennt die Mäßigung in den
Aeußerungen des Kanzlers an, der zwar dieſelben Gedanken wie
unlängſt Treviranus entwickelt habe, der es aber nach dem
Bei=
ſpiel Streſemanns verſtehe, ſich als guter Europäer zu zeigen und
die Haltung Treviranus', die die internationale Oeffentlichkeit
beunruhigt habe, zu vermeiden. Im übrigen meint das
rechts=
ſtehende Blatt, man dürfe ſich nach dieſer Rede keinen Illuſionen
hingeben. Deutſchland rücke Schritt für Schritt auf die völlige
Reviſion der Verträge vor und bediene ſich zu dieſem Zweck der
Politik, die ihm Briand ſelbſt in die Hand gegeben habe.
24 Reichswahlvorſchläge.
Berlin, 1. September.
Nach Ablauf der Friſt für die Einreichung der
Reichswahl=
vorſchläge hat der Reichswahlausſchuß, der am Montag unter
dem Vorſitz des ſtellvertretenden Reichswahlleiters tagte, die
Reichswahlvorſchläge folgender 24 Parteien für zugelaſſen
er=
klärt:
1. Sozialdemokratiſche Partei Deutſchlands.
2. Deutſchnationale Volkspartei.
3. Deutſche Zentrumspartei.
4. Kommuniſtiſche Partei Deutſchlands.
5. Deutſche Volkspartei.
6. Deutſche Staatspartei (Deutſche Demokratiſche Partei,
Volks=
nationale Reichsvereinigung und verwandte Gruppen).
7. Reichspartei des Deutſchen Mittelſtandes (Wirtſchaftspart.)
8. Bayeriſche Volkspartei.
9. Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpartei (Hitlerbeweg.).
10. Volksrechtpartei (Reichspartei für Volksrecht und
Aufwer=
tung und Chriſtlich=Soziale Reichspartei).
12. Deutſche Baernpartei.
13. Landbund.
17. Chriſtlich=Sozialer Volksdienſt (Evangeliſche Bewegung).
18. Freibund des Handwerks, Kleinhandels und Gewerbes
(Reichsbund des deutſchen Mittelſtandes).
19. Nationale Minderheiten Deutſchlands.
20. Deutſche Einheitspartei für wahre Volkswirtſchaft.
21. Partei gegen den Alkohol.
22. Kriegsbeſchädigten und =Hinterbliebenen=Partei der
deut=
ſchen Mannſchaften, einſchließlich der Abgefundenen.
23. Unabhängige Sozialdemokratiſche Partei Deutſchlands.
24. Haus= und Grundbeſitzer.
25. Arbeiterpartei für das arbeitende und ſchaffende Volk.
26. Mieter= und Volksrechtpartei.
27. Handel, Handwerk, Hausbeſitz.
Die vom Reichsinnenminiſter unter den Nummern 14,
15 und 16 vorgeſehenen Reichswahlvorſchläge fallen aus,
da die betreffenden Parteien (Deutſch=Hannoverſche Partei,
Säch=
ſiſches Landvolk und Konſervative Volkspartei) anderen
Reichs=
wahlvorſchlägen angeſchloſſen ſind.
Sechs Reichswahlvorſchläge mußten vom Reichswahlausſchuß
zurückgewieſen werden. Die Parteien „Recht werde Macht”,,
„Kleinbeſitzer, Handwerker, Mittelbeſitzer”, „Zurückgedrängter
Mittelſtand und Invaliden und „Volksbund deutſcher Arbeit”
hatten nur Reichswahlvorſchläge, aber keinen Kreiswahlvorſchlag
eingereicht. Eine ſogenannte „Menſchheitspartei”, die ebenfalls
einen Reichswahlvorſchlag eingereicht hatte, mußte zurückgewieſen
werden, da Mängel in der Liſte der Unterſchriften für einen
Kreiswahlvorſchlag feſtgeſtellt worden waren. Die „Radikale
Deutſche Staatspartei”, die einen Kreiswahlvorſchlag im
Wahl=
kreis Köln=Aachen eingereicht hatte, konnte für den
Reichswahl=
vorſchlag gleichfalls nicht zugelaſſen werden, da der
Kreiswahl=
vorſchlag zum Teil ungültige Unterſchriften aufwies.
Die Saarfrage in Genſ.
* Nachträglich iſt auf die Tagesordnung des
Völkerbunds=
rates nun doch noch die Saarfrage gekommen. Der Präſident der
Saarregierung hat Mitteilung davon gemacht, daß der
inter=
nationale Bahnſchutz und die Bahnkommiſſion am 31. Auguſt
ver=
mindert werden ſollen und hat den Rat um die entſprechende
Ge=
nehmigung gebeten. Daß von deutſcher Seite die Genehmigung
nicht erteilt werden kann, iſt eigentlich eine Selbſtverſtändlichkeit,
Dieſer ſogenannte Bahnſchutz war durch Entſchließung des Rates
1927 lediglich dazu geſchaffen worden, um die rückläufigen
Ver=
bindungen der Beſatzungstruppen aus dem Rheinlande nach
Frankreich zu ſichern. Mit der Zurückziehung der Beſatzung fällt
daher die eigentliche Exiſtenzberechtigung des Bahnſchutzes fort.
Eine Verminderung, wie ſie die Saarregierung den Franzoſen
zu=
liebe vorgeſchlagen hat, iſt eine halbe Maßregel. Wenn der Rat
zu ſeinem eigenen Entſchluß von 1927 noch ſteht, wird ihm kaum
etwas anderes übrig bleiben, als die Aufhebung der Inſtitution
des Bahnſchutzes und damit ſeine Auflöſung zu beſchleunigen.
auch die nötigen Verordnungen erlaſſen worden. Heute iſt in
Deutſchland jeder Fall von Heine=Medinſcher Krankheit
melde=
pflichtig. Die Kranken müſſen von anderen Kindern
ferngehal=
ten und wie bei Scharlach oder Typhus unter Wahrung aller
Vorſichtsmaßregeln gepflegt, Ausſcheidungen und Wäſche müſſen
desinfiziert werden und auch das Krankenzimmer ſoll man nach
Ablauf der Krankheit einer Desinfektion unterziehen. Dieſe
Vorſchriften müßten auch auf alle Perſonen ausgedehnt werden,
die, ohne Lähmungserſcheinungen zu zeigen, der Krankheit
ver=
dächtig ſind. Es kommt alſo darauf an, dafür zu ſorgen, daß die
Infektion nicht durch ſcheinbar Geſunde, die ſich in der Umgebung
von Kranken aufgehalten haben, verbreitet wird.
Die Amerikaner, die vor einigen Jahren eine ſehr heftige
Epidemie erlebten, haben zeitweiſe recht energiſche, faſt
über=
trieben erſcheinende Maßnahmen getroffen. Im Staate
Verm=
mont wurde auf dieſe Weiſe eine ausgebreitete Epidemie, die
viele ſchwere Fälle aufwies, in wenigen Tagen unterdrückt.
Jedes Haus, in dem ſich ein Krankheitsverdächtiger befand,
wurde durch ein beſonderes Zeichen an der Haustür kenntlich
gemacht. Das Betreten ſolcher Häuſer war ſtreng verboten. Die
Zufahrtswege, Eiſenbahnen, Straßen, Flüſſe, wurden genau
kon=
trolliert, Theater und Schulen geſchloſſen. Nach voller
Durch=
führung dieſer Beſtimmungen traten nur noch drei
Krankheits=
fälle auf.
Wenn jeder Krankheitsherd iſoliert wird, iſt natürlich eine
ſolche Abſperrung ganzer Städte oder Staaten nicht nötig. Eine
dankenswerte Aufgabe iſt hier der hygieniſchen Volksbelehrung
geſtellt. Sie muß unermüdlich tätig ſein, um Kinder und
Er=
wachſene zu einer Hygiene, des Nieſens und Huſtens zu
er=
ziehen. Annieſen und Anhuſten iſt ſchon unter normalen
Ver=
hältniſſen eine üble Unſitte. In Zeiten von Grippe= und
Kinderlähmungsgefahr muß aber ſolch unanſtändiges Verhalten
geradezu als verbrecheriſch bezeichnet werden. Auch das Küſſen
kleiner Kinder iſt in ſolchen Zeiten ein unhygieniſcher und
be=
denklicher Unfug.
Der vernünftige und hygieniſch erzogene Menſch verzehrt
ſich nicht in Angſt und Sorge, wenn er in der Zeitung von
Kin=
derlähmung und anderen epidemieartigen Krankheiten lieſt,
ſon=
dern überlegt ſich, wie die Gefahr abgewendet werden kann.
Er braucht nur auf ſich und die Seinen zu achten und
Rück=
ſichten auf ſeine Mitmenſchen zu nehmen. Dann darf er auch
erwarten, daß die von den Geſundheitsbehörden mit großer
Mühe und Umſicht eingerichteten Vorbeugungsmaßnahmen wirk=
Dr. G. K.
lich ihr Ziel erreichen.
Die Jahresmappe 1930 der „Deutſchen Geſellſchaft für chriſtliche
Kunſt”, 12 Tafeln in Autotypie und Farbenkunſtdruck, 28 Seiten
mit 62 Abbildungen, Text von Prof. Dr. Oscar Gehrig,
Ro=
ſtock. (München, Ludwigſtraße 5)
Beulſchferkshiae Handgebangen
in Polen.
Beſchimpfungen gegen das Deutſchkum.
Kattowitz, 1. September.
Die von dem Weſtmarkenverein für den geſtrigen Sonntag
nach Kattowitz einberufene Proteſtkundgebung gegen die Rede des
Reichsminiſters Treviranus ſtellte ſich als eine ſchlimme Hetze
gegen die deutſche Minderheit dar. Obwohl die Mehrzahl der
Teilnehmer aus abkommandierten Aufſtändiſchen, Beamten uſw.
aus den entlegenſten Ortſchaften beſtand, denen freie Bahnfahrt
und Verpflegung zugeſagt war, war die Teilnehmerzahl
verhält=
nismäßig gering. Die polniſche Bürgerſchaft nahm an der
Ver=
anſtaltung ſo gut wie gar nicht teil. Etwa 1000 Menſchen
verſam=
melten ſich vor dem Stadttheater in Kattowitz, und nach mehreren
Anſprachen, die ſich ſcharf gegen die Rede des Miniſters
Trevira=
nus richteten, ſetzte ſich ein Demonſtrationszug in „Richtung des
deutſchen Generalkonſulats in Bewegung. Es wurden ſtarke
Poli=
zeikräfte eingeſetzt, um den Zug abzudrängen. Trotzdem gelang
es den Demonſtranten, die polizeiliche Abſperrung zu durchbrechen
und im Sturmſchritt nach dem Gebäude des deutſchen
General=
konſulats zu eilen, wo dem Zuge ein zweiter Ring von
Polizei=
beamten entgegentrat. Nachdem ſich die Demonſtranten in
Be=
ſchimpfungen gegen das Deutſchtum ergangen und das Rota=Lied
ſowie die Nationalhymne geſungen hatten, begab ſich der Zug nach
dem Woiwodſchaftsgebäude, um dem Woiewoden Granzyſnki eine
Entſchließung zu überreichen, mit der Bitte, dieſe an Marſchall
Pil=
ſudſki weiterzuleiten. Während des Zuges wurden vor den
Ge=
ſchäftslokalen der deutſchen Zeitungen Drohrufe ausgeſtoßen.
Starke Polizeiabteilungen, die dort poſtiert waren, verhinderten
aber Ausſchrertungen.
In der Reſolution wurde verſichert ,daß Polen bis zum
letz=
ten Blutstropfen jeden Fußbreit polniſchen Bodens verteidigen
werde. Vom Völkerbund wird verlangt, Deutſchland zu zwingen,
eine Verſicherung abzugeben, daß die Grenzen Polens unantaſtbar
ſeien. Ebenſo ſolle der deutſche Vertreter beim Völkerbund
ver=
anlaßt werden, „die ſtändige Provokation gegen Polen” zu
unter=
laſſen. Es wird weiter gefordert, daß alle in Oberſchleſien
be=
ſchäftigten Reichsdeutſchen ausgewieſen werden, weil ſie der
pol=
niſchen Wirtſchaft ſchadeten. Die weiteren Forderungen lauten:
Aufteilung des deutſchen Großgrundbeſitzes zugunſten der
polni=
ſchen Arbeiterſchaft, Auflöfung des Deutſchen Volksbundes und
aller deutſchen Organiſationen, Einziehung des Poſtgebiets für die
reichsdeutſchen Zeitungen, in denen eine Grenzreviſion gefordert
wird, Boykott der deutſchen Preſſe in Oberſchleſien, die eine
illoyale Haltung eingenommen hat, ſchärfſtes Vorgehen gegen die
deutſchen Gemeindevertreter, die ſich mit den
Proteſtentſchließun=
gen, die von den polniſchen Parteien eingebracht worden ſind, nicht
ſolidariſch erklärt haben.
Ausſchreikungen gegen deutſche Zeikungen und das
deutſche Konſulak in Lodz.
Lodz, 1. September.
Geſtern nachmittag iſt eine Gruppe halbwüchſiger Burſchen
plötzlich vor den Häuſern, in denen die Redaktionsräume der in
Lodz erſcheinenden deutſchen Tagesblätter „Freie Preſſe” und
„Lodzer Volkszeitung” untergebracht ſind, erſchienen. Es wurden
Fenſter eingeſchlagen. Eine zweite Gruppe von Demonſtranten iſt
unerwartet vor dem Hauſe erſchienen, in dem das deutſche
Konſu=
lat untergebracht iſt. In dieſem Hauſe wurden mehrere Fenſter
in den Privatwohnungen eingeſchlagen. In beiden Fällen ſchritt
die Polizei ſofort ein und verhinderte weitere Ausſchreitungen.
Die Unterſuchung der Fälle wurde unverzüglich energiſch
einge=
leitet.
In Lodz eingezogene Nachrichten laſſen erkennen, daß die
geſtrigen Kundgebungen vor dem deutſchen Konſulat einen
ernſte=
ren Charakter getragen haben, als die polniſche Preſſe gemeldet
hat. Da ſich gegenwärtig beim Konſulat eine Bauſtelle befindet,
benutzten die Demonſtranten die umherliegenden Steine, um das
Gebäude ausgiebig zu bewerfen. Die Fenſter waren durch
Roll=
läden geſchützt, ſo daß hier kein Schaden angerichtet werden konnte,
jedoch wurde das als Hoheitszeichen ausgehängte Schild des
Kon=
ſulats beſchädigt. Einige Demonſtranten verſuchten ſogar, in das
Innere des Gebäudes einzudringen. Daran wurden ſie jedoch von
der Polizei gehindert.
Der Krakauer Illuſtrierte Kurier weiß ferner zu melden, daß
während des Angriffes der Demonſtranten auf das Konſulat ein
Polizeikommiſſar und 19 Schutzleute durch Steinwürfe verletzt
wurden.
Die religiöſe Kunſt tritt immer mehr aus der beſcheidenen
und ängſtlichen Zurückhaltung langer, bedeutungsarmer Jahre
hervor. Das künſtleriſche Ingenieum befreit ſich langſam aus den
Feſſeln einer allzu eng verſtandenen, meiſt ſtiliſtiſch begrenzten
Tradition, um ſich gegenwartsverbunden an die neue, perſönliche
und auch wohl eigenwillige Geſtaltung der ewigbeſtändigen
Mo=
tive chriſtlicher Weltanſchauung zu wagen. Wenn es einerſeits
gilt, von den Werten der dogmatiſch, liturgiſch und ikonographiſch
klar fixierten Glaubenslehre nichts preiszugeben, ſo kann doch
an=
dererſeits auch mit allen Mitteln der Beredſamkeit nicht
abge=
ſtritten werden, daß die chriſtliche Kunſt ſich an die Gegenwart
wenden muß, wenn ſie mithelfen will, den chriſtlichen
Glaubens=
inhalt lebendig und zukunftsſtark zu erhalten. In dieſem Sinne
will die Jahresmappe 1930 der Deutſchen Geſellſchaft für chriſtliche
Kunſt angeſehen ſein. Sie iſt gewiß kein Katalog für abſolute
Muſterbeiſpiele, wenn ſie auch den Anſpruch erheben darf, vom
Guten nur Allerbeſtes ausgeſucht zu haben, ſie iſt und kann nichts
anderes ſein als ein Ausdruck des Suchens nach neuer, ehrlicher
ind zeitverbundener, d. h. wirkungskräftiger Form. Ueber ein
halbes Hundert Künſtlerperſönlichkeiten hat Profeſſor Oscar
Geh=
rig=Roſtock (nach Auswahl der Jury der Deutſchen Geſellſchaft)
in ſeinen intereſſanten und klug geſchriebenen Text aufgenommen.
An der Hand dieſes kundigen, ſicheren Führers wird Fachmann und
Laie eines tiefen Erlebniſſes teilhaftig werden. Die
reproduk=
tionstechniſch ausgezeichneten Wiedergaben aus allen Gebieten
religiöſer Kunſt machen das Werk zu einer Publikation von Rang
und dauerndem Wert. Allen Menſchen, denen die Erneuerung der
religiös=künſtleriſchen Kultur am Herzen liegt, ſei die Mappe
dringlichſt empfohlen.
— Hans Teſſmer: Richard Wagner. Sein Leben und ſein Werk.
Mit 20 Abbildungen auf Kunſtdruckpapier. Verlag Deutſche
Buchgemeinſchaft, Berlin SW. 68. In Halbleder 4,90 Mk.
Die Literatur über Richard. Wagners Leben und Schaffen iſt
zahlenmäßig ungeheuer groß. Aber aus dieſer unglaublichen Maſſe
iſt heute für unſere Generation und für die Allgemeinheit nur
wenig noch lebendig. Dem Verfaſſer des vorliegenden Buches kam
es weſentlich darauf an, eine ſachlich wahrhaftige, menſchlich
leben=
dig erfüllte und klare Darſtellung dieſes ungemein dramatiſchen
Künſtlerlebens zu geben. Allgemeinverſtändliche, im engſten
Zu=
ſammenhang mit der Entwicklung des Genies ſtehende
Werkerklä=
rungen führen den Leſer in die literariſche und muſikaliſche
Be=
deutung der gewaltigen Wagnerſchen Muſikdramen ein. Das Buch
bringt in fließender, packender Darſtellung alles Weſentliche, und
zwar auf der Grundlage des neueſten Standes der
Wagnerfor=
ſchung. Die Forderung nach einem allen Leſerkreiſen zugänglichen
Buche über Wagner brachte es mit ſich, daß auch muſiktheoretiſche
und ſtiliſtiſche Fragen geſtreift und menſchlich beſonders wichtige
Kapitel, wie Wagners Freundſchaften mit Hans von Bülow,
Friedrich Nietzſche, Ludwig II. behandelt werden. Das Buch hat
als ein im beſten Sinne neuzeitlicher „Wagner für alle” trotz der
unüberſehbaren Wagner=Literatur eine wichtige Aufgabe zu
er=
füllen. Die auf Kunſtdruckpapier wiedergegebenen Bilder
illuſtrie=
ren den Text auf das lebendigſte.
Seite 4
Dienstag, den 2. September 1930
Nummer 242
II
A
Die glückliche Geburt einer geſunder
Tochter zeigen in dankbarer Freude an
Amtsgerichtsrat H. Hahn u. Frau
Rudi, geb. Mansfeld.
Nidda
Darmſtadt z. Zi. Städt, Krankenhaus.
Unſer lieber Freund Fr. Chr. Hechler
und ſeine Ehefrau Eliſabeth, geb.
Gandenberger, Frankfurterſtr. 4. feiern
morgen, Mittwoch, den 3. September
das Feſi der
Silberhochzeit.
Glückauf zur Goldenen!
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, un
ſeren lieben Vater, Schwiegervater, Groß.
vater und Onkel
Schuhmachermeiſter
nach kurzem ſchweren Leiden im 63.
Lebens=
jahre in die Ewigkeit abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Margarethe Heid, geb. Vetter
Kinder und Enkelkinder.
Darmſtadt, den 31. Auguſt 1930.
Woogsplatz 5.
Die Beerdigung findet Dienstag nachmittag
/,3 Uhr von der Kapelle des alten Friedhofes
aus ſiatt.
(13147
Todes=Anzeige.
Heute verſchied nach ſchwerem Leiden zu
Darmſtadt im Eliſabethenſiift unſere liebe
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
Ur=
großmutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Marie, geb. Völger
im 77. Lebensjahre.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Georg Benz XIY.
Arheilgen, den 1. September 1930.
Die Beerdigung findet ſiatt am Mittwoch,
den 3. September, 31, Uhr, in Arheilgen
vom Hauſe Mühlſtraße 37 aus.
Todes=Anzeige.
Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen,
meinen lieben Mann, unſeren guten, treuſorgenden
Vater, Großvater, Urgroßvater, Schwiegervater, Onkel
und Schwager
Herrn Wilhelm Fornof
nach längerem, mit großer Geduld ertragenem Kranken.
lager im Alter von 86 Jahren zu ſich in die Ewigkeit
abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Marie Fornof, geb. Ohl
Familie Johs. u. Heinr, Fornof, Wiebelsbach
W. Fornof, Groß=Umſtadt.
Wiebelsbach, den 31. Auguſt 1930.
(18165
Die Beerdigung findet am Dienstag=Nachmittag
2 Uhr ſtatt.
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Für die anläßlich unſerer Vermählung
erwieſenen Aufmerkſamkeiten danken
herzlichſt
Georg Becker und Frau
Kätha, geb. Peter.
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Gott der Allmächtige erlöſte
Sonn=
tag abend meine innigſtgeliebte
Tochter, unſere liebe gute Schweſter,
Schwägerin, Tante, Nichte und
Couſine
Fräulein Maria Fuhr
geſtärkt durch die Tröſtungen der
kath. Kirche, von ihrem langen,
ſchweren Leiden durch einen
ſanf=
ten Tod.
Die trauernd Hinterbliebenen:
Frau M. Fuhr Wwe.
Familie E. Schröder
Familie O. Trautmann.
Darmſtadt, den 1. Sept, 1930.
Heinheimerſtr. 16. (13167
Die Beerdigung findet am
Mitt=
woch, den 3. September, nachm.
3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Das Seelenamt iſt am
Donners=
tag, den 4. September, morgens
½7 Uhr in der St. Eliſabethenkirche.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen innigſtgeliebten
Mann, unſeren lieben guten Vater,
Schwiegervater, Großvater,
Bru=
der, Schwager und Onkel
Herrn Joſef Emig
nach langem ſchweren Leiden im
69. Lebensjahre in die Ewigkeit
abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Eliſe Emig Wwe., geb. Wambold.
Donnersbergring 34
Auguſt Emig u. Frau, geb. Bauer
Georg Koch u Frau, geb. Emig
Karl Emig u. Fran, geb. Koch
Ludwig Kropp u. Fran, geb Emig
Die Beerdigung findet am
Mitt=
woch, den 3. September, nachm
3 Uhr, vom Portal des
Stadtfried=
hofes, Nied.=Ramſtädterſtraße aus
ſtatt.
(13181
Geh. Medizinalrat
Dr. Happel
verreist!
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Vertreter die Herren:
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unſeren herzensguten, treubeſorgten Vater, Bruder, Schwiegervater,
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heute früh nach kurzem ſchweren Leiden durch einen ſanften Tod
zu erlöſen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Johannette Vetter, geb. Grünewald.
Darmſtadt, Pallaswieſenſtr. 28, den 1. September 1930.
Die Beerdigung ſindet ſiatt am Mittwoch, den 3. September 1930,
um 2½ Uhr, auf dem Waldfriedhof.
(13175
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werden in einigen Stunden ſchwarz gefärbt
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Nummer 242
Dienstag, den 2. September 1930
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 2. September.
Käfhe Gothes Bühnenjubiläum.
Käthe Gothe konnte geſtern, am 1. September, ihr 25
jäh=
riges Darmſtädter Bühnenjubiläum begehen. Die beſcheidene
Künſtlerin hatte ſich allen Jubiläumsveranſtaltungen entzogen,
konnte aber doch nicht verhindern, daß Generalintendant Ebert
eine Schauſpielprobe auf der Bühne des Großen Hauſes
unter=
brach, um Frau Käthe Gothe an der Stätte ihres langjährigen,
ungewöhnlich erfolgreichen Wirkens die herzlichen Glückwünſche
der Intendanz und des geſamten künſtleriſchen Perſonals des
Heſ=
ſiſchen Landestheaters zu überbringen. Profeſſor Ebert gab
hier=
bei bekannt, daß die Generaldirektion für eine öffentliche Feier
des Jubiläums eine Feſtvorſtellung des „Weißen Rößls” angeſetzt
hat und überreichte Frau Käthe Gothe eine auf Pergament
ge=
ſchriebene, in künſtleriſcher Vollendung von dem Darmſtädter
Zeich=
ner Oskar Becker ausgeführte Glückwunſchadreſſe, die von den
Vor=
ſtänden und Solomitgliedern des Landestheaters unterzeichnet iſt
und folgenden Wortlaut enthält:
„Liebe und verehrte Frau Käthe Gothe! Sie kennen ſicher
die Anekdote von Columbus und den Indianern, die beim Anblick
der ſpaniſchen Schiffe ausrufen: „Denn helpt dat nix, denn ſün
wir entdeckt!” Wenn Sie ſich auch noch ſo dicht in den Mantel
Ihrer Beſcheidenheit hüllen, ſo kann es doch der Mitwelt, ſoweit
ſie ſich aus Ihren Kollegen,
Benuf ſi. ie Leiſenſäine Kendenere Auneini ärchei.
Sie nichts, liebe Käthe Gothe! Wer ſoviel Lebensenergie, ſovie
ſchöpferiſche Kraft in ſich birgt wie Sie, deſſen Jugendfriſche kann
ſelbſt ein goldenes Jubiläum keinen Abbruch tun. Viele ernſte
Zufe ſeiergiſſt. Feden Sunden Uuefen Käunfeäe.
ſende, neben manch köſtlichen Augenblicken ſonnigſten Humors
ſtanden Tage und Wochen bitteren Leidens. Aber auch dieſe zogen
nicht unbewertet vorüber, ſondern halfen Ihr Innerſtes modeln
und durchglühen, bis es gehärtet und geſtählt aus der Feuereſſe
des Schmerzes kam; ſie ſchufen mit an Ihrer künſtleriſchen
Ver=
tiefung und ſeeliſchen Reife, ohne die ja unſer ſchöner Beruf nicht
denkbar iſt. Wenn Sie heute Ihr bisheriges Wirken ernſthaft
überſchauen, werden Sie inne, wie reich die Ausbeute Ihres
Schaf=
fens geweſen iſt, wieviel goldene Garben an künſtleriſchen Werten
und erfüllten Idealen Sie in die Scheuern Ihres Lebens einführen
konnten und wie ſchattenhaft die Stunden des Schmerzes, die
Ge=
ſpenſter des Leides entflohen ſind, zugedeckt und verſchüttet von
den buntfrohen Blüten der Liebe, Anerkennung und Verehrung
Ihrer Mitwelt. Und gerade Sie, liebe Käthe Gothe, dürfen als
Auserwählte eines freundlichen Schickſals gelten! Denn ein
güti=
ger Däman hat Ihnen verwehrt, zu erſtarren in den veralteten
Formen eines überlebten Künſtlertums. Sie durften Schritt
hal=
ten mit dem Tempo des Lebens und den Wandlungen der Kunſt;
und darum wirkt Ihre Darſtellungsweiſe heute ebenſo friſch,
lebensſaftig und unmittelbar wie vor fünfundzwanzig Jahren, als
Sie — ein munteres Backfiſchlein — die Darmſtädter Bühne zum
erſten Male betraten. Für Sie gab es kein Verſagen und keinen
Stillſtand. Unter all den zahlreichen Kollegen und Vorſtänden, die
mit Ihnen wirkten, iſt keiner, der nicht für Ihr Künſtlertum
reichſte Anerkennung, für Ihre liebenswürdigen menſchlichen und
kameradſchaftlichen Vorzüge innigſte und bleibende Verehrung
empfindet. Gönnen Sie uns darum die Freude, an dieſem
Jubi=
läum in Dankbarkeit und Liebe teilzunehmen und uns zum
Sprach=
rohr der vielen Tauſend Herzen zu machen, die Ihnen an Ihrem
heutigen Ehrentage freudig zurufen möchten: Möge unſere liebe
Käthe Gothe dem Heſſiſchen Landestheater und ſeiner
Gemein=
ſchaft noch viele, viele Jahre in gleicher künſtleriſcher Geberfreude
und reiner Menſchlichkeit erhalten bleiben wie bisher. Möge ſie
wiſſen und fühlen, daß ſie als wertvolles Werkzeug einer großen
und ſchönen Kunſt auch künftighin in den Herzen ihrer Freunde
und Verehrer, umhegt von der gleichen Liebe und Wertſchätzung
wie ſeit all dieſen fünfundzwanzig Jahren fortleben wird.”
— Ernannt wurden: Am 13. Auguſt: der Profeſſor Dr.=Ing.
E. Hueter zu Darmſtadt zum ordentlichen Profeſſor für
Elektro=
technik an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt, mit Wirkung vom
1. April 1930 an; der Abteilungsvorſteher Prof. Dr.=Ing. Wilh.
Moldenhauer zu Darmſtadt zum planmäßigen
außerordent=
lichen Profeſſor für analytiſche und theoretiſche Chemie an der
Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt, mit Wirkung vom 1. April
1930 an. Am 26. Auguſt: der Lehrer Johannes Lahr zu
Ens=
heim, Kreis Oppenheim, zum Lehrer an der Volksſchule zu
Fra=
mersheim, Kreis Alzey, mit Wirkung vom 1. September 1930 an.
— Erledigt ſind im Kreis Erbach: Eine Lehrerſtelle für einen
evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule zu Falken=Geſäß,
Dienſtwohnung iſt vorhanden und frei; eine Lehrerſtelle für einen
evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule zu Haiſterbach,
Dienſt=
wohnung iſt vorhanden; eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen
Lehrer an der Volksſchule zu Heſſelbach, Dienſtwohnung iſt
vorhanden und frei; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Leh=
rer an der Volksſchule zu Höllerbach, Dienſtwohnung iſt
vor=
handen und frei; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule zu Kimbach, Dienſtwohnung iſt vorhanden
und frei; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der
Volksſchule zu Lauerbach, Dienſtwohnung iſt vorhanden; eine
Lehrerſtelle für einen, evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule zu
Nieder=Kainsbach, Dienſtwohnung iſt vorhanden; eine
Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule zu
Ober=Finkenbach, Dienſtwohnung iſt vorhanden und frei;
eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule
zu Pfirſchbach, Dienſtwohnung iſt vorhanden, aber nicht frei.
— Evangeliſch=kirchliche Nachricht. Durch die
Kirchenregie=
rung wurde dem Pfarrer Ferdinand Eckhardt zu Wahlen die
zweite evangeliſche Pfarrſtelle zu Bingen, Dekanat Mainz,
über=
tragen.
— Hohes Alter. Am 3. September feiert der Witwer Nikolaus
Haag, Arheilgerſtr. 167, im Kreiſe ſeiner zahlreichen
Familien=
glieder den 80 Geburtstag. Wer den allgemein geachteten Herrn
kennt, wird ſeiner an dieſem ſeltenen Feſttage glückwünſchend
ge=
denken. Der Achtzigjährige war in jüngeren Jahren ein reges
und tätiges, und iſt auch heute noch ein geſchätztes Mitglied des
„Odenwald=Vereins”.
— Vogelsberger Höhen=Club, Zweigverein Darmſtadt. Wie
aus der heutigen Anzeige erſichtlich iſt, findet am Sonntag, dem
7. September, die dreizehnte Wanderung in dieſem Wanderjahre
ſtatt. Abfahrt erfolgt ab Oſtbahnhof mit Sonntagsfahrkarte
Wie=
belsbach. Die Wanderung führt auf ſchön ausgeſuchten Wegen
von Wiebelsbach über die Burg Breuberg nach Groß=Umſtadt.
Einzeichnungsliſte für Kaffee liegt bis einſchließlich 3. September
bei Mitglied Neudecker, Ernſt=Ludwigſtraße, offen. Um zahlreiche
Beteiligung wird gebeten.
Das Urteil im Rüſſelsheimer Unruhe=Prozeß.
Aw. Am Montag, um 1 Uhr mittags, verkündete der
Vor=
ſitzende, Landgerichtsdirektor Schmidt, folgendes Urteil:
Junge wird wegen Hausfriedensbruchs zu 3 Wochen.
Ge=
fängnis verurteilt, die durch die erlittene Unterſuchungshaft für
verbüßt gelten. Sumpf erhält wegen Landfriedensbruchs und
Hausfriedensbruchs 3 Monate und 10 Tage Gefängnis. Mauer
wegen Nötigungsverſuchs 2 Monate Gefängnis, abzüglich 4
Wochen Unterſuchungshaft. Weidauer wegen Aufforderung
zum Landfriedensbruch 3 Monate Gefängnis, abzüglich 5 Wochen
Unterſuchungshaft. Albus und Treuſch wegen ſchweren
Land=
friedensbruchs je 6 Monate Gefängnis. Greiff wegen
Haus=
friedensbruchs eine Woche Gefängnis und Oskar Müller
eben=
falls wegen Hausfriedensbruchs 2 Wochen Gefängnis. Die
An=
geklagten Bickelhaupt, Hahn und Henrich werden
frei=
geſprochen.
In der Begründung führte der Vorſitzende etwa
folgen=
des aus: Man mußte den Prozeß in dieſer Länge und
Ausführ=
lichkeit führen, um zu verſuchen, die ganzen Umſtände, die die
An=
geklagten als ausſchlaggebend für ihr Verhalten am 12. Februar
angaben, zu klären. Die Angeklagten hatten die ſchlechten Löhne
und das Lohnſyſtem, die Entlaſſung des Angeklagten Junge und
die Zurdispoſitionsſtellung der Betriebsräte angeführt. Ob die
Löhne tatſächlich zu niedrig ſind, laſſe ſich außerordentlich ſchwer
feſtſtellen, jedoch ſcheine es nach dem vorliegenden Tarif und den
Ausführungen des Zeugen Bernauer nicht der Fall. Die
Zur=
dispoſitionsſtellung der Betriebsräte von ſeiten der Firma ſei
wohl, ſoviel man überblicken könne, ein Formfehler geweſen, auch
das ließe ſich jedoch aus Materialmangel nicht vollkommen klären.
Es ſeien das überhaupt alles reine Wirtſchaftsfragen, über die ſich
das Gericht kein Urteil erlauben könne. Auf jeden Fall ſei das
Gericht zu der Anſicht gekommen, daß von Notſtandshandlungen,
wie es von den Angeklagten behauptet wurde, hier kein Rede ſein
könne.
Um nun zum Landfriedensbruch zu kommen: Die Firma Opel
ſei zwar ein vollſtändig abgeſchloſſenes Unternehmen, das ſchließe
jedoch den Begriff der Oeffentlichkeit nicht auf jeden Fall aus.
Die Vielfältigkeit des Betriebes, die Größe der Belegſchaft, wo
kaum einer den anderen kennt, und der ſtete Wechſel in der
Beleg=
ſchaft ließen das Gericht zu der Anſicht kommen, daß in dieſem
Falle der Begriff der Oeffentlichkeit gegeben ſei. Da es auch zu
Gewalttätigkeit gegen Perſonen gekommen iſt, ſei alſo der volle
Tatbeſtand des Landfriedensbruchs gegeben. Allerdings könne
man nicht jeden Einzelnen für alles Geſchehene
mitverantwort=
lich machen. Auch das Abſtellen der Motoren könne nicht als
Gewalttätigkeit im Sinne des § 125 gewertet werden, und es
mußte ſomit bei allen Angeklagten, außer Sumpf, Albus und
Treuſch, wegen Landfriedensbruchs auf Freiſpruch erkannt
wer=
den. Sumpf hat ſich der Teilnahme am Landfriedensbruch
ſchul=
dig gemacht, denn er war zugegen, als Gewalttätigkeiten geſchahen,
und iſt nicht dagegen eingeſchritten; als Rädelsführer kommt er
jedoch nicht in Betracht. Bei Albus und Treuſch wurde durch
Zeu=
genausſagen bewieſen, daß ſie Gewalttätigkeiten gegen Perſonen
begingen. Bei Weidauer ſieht es das Gericht als erwieſen an,
daß er in ſeiner Rede zum Landfriedensbruch aufforderte. Auch
bei Mauer ſieht es das Gericht als erwieſen an, daß er mit ſeinem
Ausſpruch: „Macht geht vor Recht, und jetzt haben wir die Macht”,
wie Dr. Wolff bezeugte, einen Nötigungsverſuch beging. Die
An=
geklagten Junge, Sumpf, Greiff und Oskar Müller mußten wegen
Hausfriedensbruchs verurteilt werden, da ſie alle nicht zum
Betre=
ten der Fabrik berechtigt waren. Bei Mauer und Weidauer kann
man annehmen, daß ſie der Auffaſſung waren, ſie hätten als
Be=
triebsräte noch das Recht, die Fabrik zu betreten, und ſie mußten
deshalb wegen Hausfriedensbruchs freigeſprochen werden. Bei
dem Angeklagten Junge kommen ſtrafverſchärfend ſeine Vorſtrafen
in Betracht. Bei den übrigen Angeklagten erkannte man auf die
Mindeſtſtrafen, da ſie auf dieſem Gebiete noch nicht vorbeſtraft ſind
und lediglich ihre Wirtſchaftsintereſſen vertraten. Bei
Haus=
friedensbruch war das Gericht der Auffaſſung, daß auf Geldſtrafen
nicht erkannt werden konnte in Anbetracht der Größe der Gefahz
bei Gelingen ihres Vorhabens.
— Spielzeiteröffnung des Heſſiſchen Landestheaters. Sonntag,
den 7. September, nimmt die neue Spielzeit des Heſſiſchen
Lan=
destheaters mit der Erſtaufführung der Oper „Simone
Boccanegra” von Giuſeppe Verdi, in Szene geſetzt von
Carl Ebert (Bühnenbild: Wilhelm Reinking) unter
muſi=
kaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm ihren Anfang. Es folgt
am Dienstag, dem 9. September ebenfalls im Großen Haus. „Ein
Sommernachtstraum” von Shakeſpeare, neu in
Szene geſetzt von Renato Mordo (Bühnenbild: Lothar Schenck
von Trapp), unter muſikaliſcher Leitung von Karl Maria
Zwißler. — Mietanmeldungen für die Theatermiete 1930/31
werden von der Mietabteilung des Heſſiſchen Landestheaters
(Fernruf, 3782) werktäglich von 9 bis 13,30 Uhr
entgegen=
genommen.
Die Ausgabe der Mietkarten des Heſſiſchen Landestheaters
für die Spielzeit 1930/31 und für die Konzertmiete erfolgt am
Schalter 4 der Hauptkaſſe des Landestheaters, und zwar heute
Dienstag für die Namen mit den Anfangsbuchſtaben A bis H,
morgen Mittwoch und übermorgen Donnerstag für I bis R.
fer=
ner Freitag und Samstag für S bis 3.
— Die Jubiläums=Blumen= und Pflanzenausſtellung
verlän=
gert. Der ſtarke Beſuch der herrlichen Blumenausſtellung der
Darmſtädter Gartenbaubetriebe am Sonntag, dem 31 Auguſt hat
die Ausſtellungsleitung veranlaßt, den allgemein geäußerten
Wün=
ſchen entſprechend die Ausſtellung bis einſchließlich
Mitt=
woch, den 3. September zuverlängern. Die
Schnitt=
blumen werden zu dieſem Zweck erneuert, ſo daß das
Ausſtellungs=
bild das gleich ſchöne bleiben wird wie bei Beginn. Der Beſuch
der Ausſtellung kann deshalb am Dienstag und Mittwoch noch
angelegentlichſt empfohlen werden. Der Eintrittspreis iſt am
Dienstag und Mittwoch auf 30 Pf. ermäßigt. Die Tombola, die
ſo viel Anklang gefunden hat, wird ebenfalls bis zum Schluß der
Ausſtellung beſtehen bleiben. Schulen haben Preisermäßigung.
LUXUS
Saau das altbewährte
NSt1039S
— Ausſtellung „Kelſterbacher Porzellan‟. Die Direktion des
Schloßmuſeums hat ſich entſchloſſen, von jetzt ab an verſchiedenen
Nachmittagen die Ausſtellung von Kelſterbacher Porzellan zu dem
ermäßigten Eintrittspreis von 50 Pf. pro Perſon (anſtatt 1 Mk.)
zu öffnen, damit allen Kreiſen Gelegenheit geboten wird, dieſe
einzigartige Schau heſſen=darmſtädtiſcher Porzellane zu ſehen.
Heute Dienstag nachmittag von 3—6 Uhr gilt zum erſten. Male
dieſe Vergünſtigung. Die weiteren Tage werden noch bekannt
gegeben.
— Eine Vertreterin des Allgemeinen Deutſchen Lebrerinnen=
Vereins beim Völkerbund. Der Vorſtand des Allgemeinen
Deut=
ſchen Lehrerinnen=Vereins iſt vom Generalſekretariat des
Völker=
bundes aufgefordert worden, für die Dauer von drei Wochen
innerhalb der diesjährigen Tagung des Völkerbundes eine
Ver=
treterin nach Genf zu ſchicken. Sie iſt während dieſer Zeit
Mit=
glied des Generalſekretariats und hat die Möglichkeit, ſich von der
Arbeit des Völkerbundes genaue Kenntnis zu verſchaffen. Das
Generalſekretariat trägt die Koſten des Aufenthaltes. In der
Einladung wurde der Wunſch ausgeſprochen, die vom A.D.L.V.
entſandte Vertreterin möchte ihre in Genf gewonnenen Kenntniſſe
dazu benutzen, um weitere Kreiſe von Lehrerinnen mit der Arbeit
des Völkerbundes vertraut zu machen. Der Vorſtand des A. D.L.V.
hat Frau Eberſtudienrätin Eliſabeth Toelpe mit der Vertretung
in Genf beauftragt.
— Stenographie. Heute abend eröffnet die
Stenogra=
phen=Vereinigung Gabelsberger”
Handwerker=
ſchule, Ecke Karls= und Nieder=Ramſtädter Straße, neue Kurſe
in Reichskurzſchrift ſowie Redeſchriftkurſe unter Leitung ſtaatlich
geprüfter Lehrer der Stenographie. Der Maſchinenſchreib=
Unter=
richt in der Karlsſtraße 23, Erdgeſchoß, unter Leitung fachkundiger
Lehrer findet täglich ſtatt und können die Stunden nach Wunſch
belegt werden. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.)
— Zum Jungmeiſtertag der Provinz Starkenburg. Ergänzend
zu unſerer geſtrigen Notiz über das 25jährige Meiſterjubiläum
wird mitgeteilt, daß es ſich um ein Prüfungsmeiſterjubiläum
handelt.
* Mi der Reichsbahn nach Baden=Baden.
Es war, wie im voraus bemerkt werden darf, eine
wohlgelun=
gene Fahrt, die die Teilnehmer des Sonderzuges Mainz—Baden=
Baden hatten. Nicht nur das Wetter begünſtigte ſie, auch die
Organiſation klappte ausgezeichnet. Mit bemerkenswerter
Pünkt=
lichkeit traf der Sonderzug ſowohl in Baden=Baden als auch
abends wieder in Darmſtadt ein. Ein kleiner Unfall — infolge
ſcharfen Bremſens riß bei der Einfahrt in Karlsruhe eine
Kup=
pelung — wurde ohne Aufenthalt behoben. Die rein techniſche
Fahrtleiſtung war vorzüglich, um ſo mehr. als am vergangenen
Sonntag infolge der großen Rennen in Iffezheim (und vor der
Tariferhöhung!) ein beſonders ſtarker Verkehr herrſchte. Aber
nicht nur das Techniſche, auch das Organiſatoriſche war ſehr gut
geregelt. Die Fahrtleitung lag in den bewährten Händen des
Herrn Reichsbahnoberinſpektors Beck, der dafür Sorge trug, daß
alle Fahrgäſte zu ihrem Rechte kamen. Der Zug war gut, wenn
auch nicht übermäßig ſtark beſetzt. Im ganzen etwa 600 Menſchen
nahmen an der Fahrt teil, wovon etwa 150 aus Darmſtadt, ſo
daß die Beteiligung von hier wieder an der Spitze ſtand.
Bei ſchönſtem Wetter verließ der Zug kurz nach 7 Uhr den
Bahnhof Darmſtadt. Vorüber an den ſanftgewellten Höhenzügen
des Odenwaldes, über Friedrichsfeld — ohne Heidelberg oder
Mannheim zu berühren — ins Badiſche. Nach kurzem Aufenthalt
in Karlsruhe ging es immer in Eilzugsgeſchwindigkeit auf der
großen Linie über Raſtatt weiter. Zur Linken die erſten Höhen
des Schwarzwaldes, der charakteriſtiſche — in ſeiner
Linienfüh=
rung an den Melibokus gemahnende — Gipfel des Merkur, des
Wahrzeichens von Baden=Baden. Von der Hauptſtrecke
abzwei=
gend. dann in das enge, windgeſchützte Tal der weltberühmten
Kurſtadt, die ihr internationales Gepräge auch heute noch
ge=
wahrt hat, wenn auch die vielen Ruſſen, die früher dem Platz ſeine
beſondere Note gaben, nicht mehr zu ſehen ſind. Dafür hört man
ſehr viel Engliſch und auch verhältnismäßig oft Franzöſiſch. Es iſt
ja nicht weit bis zur Reichsgrenze.
Was ſoll man viel von der Schönheit Baden=Badens erzählen?
Von den wundervoll gepflegten Wegen in den nahen Wäldern;
von den Prachtexemplaren alter und ſeltener Bäume; von der
Lichtenthaler Allee? Oder von der außen eindrucksvoll ſchlichten
Architektur des Kurhauſes, das in den 20er Jahren des vorigen
Jahrhunderts von demſelben Architekten Weinbrenner gebaut iſt,
deſſen vielfache Schöpfungen im klaſſiziſtiſchen Stil der
Landes=
hauptſtadt Karlsruhe ihr beſonderes Gepräge verleihen. Das
alles iſt ſehenswert und wunderſchön, wie auch das viele andere,
das hier nur aufgezählt werden kann: die Bäder, die
Trink=
pavillons, die Stiftskirche, das alte und das neue Schloß, und
dann der Merkur mit der überraſchend ſchönen Ausſicht auf die
Stadt. Und ſchließlich: die Rennen in Iffezheim, deren letztes
diesjähriges am vergangenen Sonntag ſtattfand. Es gibt heute
vielleicht mondänere Rennen. In Grunewald oder in Hamburg.
Eins aber haben dieſe Rennen nicht: die Tradition, die hier bis
zum Jahre 1854 zurückreicht. Und noch eins fehlt ihnen, was den
Zuſchauer hier in Iffezheim beſonders erfreut; der wundervolle
Blick, den man hier von den Tribünen hat. Nicht nur über die
Rennbahn, ſondern darüber über eine ſchöne Baumgruppe hinweg
zu den Bergen des Schwarzwaldes, deren Konturen in der prallen
Sonne am Horizont zittern und die im leichten Dunſt des Tages
blau verdämmern ..
— Oeffentliches Singen. Am Sonntag, den 7. September,
empfängt der Liederkranz. Darmſtadt den Männergeſang=Verein
Mainz, Frohſinn Neu=Iſenburg und Liederkranz Worms.
Nach=
mittags 4 Uhr findet unter Leitung von Herrn Kapellmeiſter
Friedel Fiſcher ein gemeinſames Singen auf dem Marktplatz ſtatt.
Es kommen Maſſenchöre bei einer Beteiligung von 350 Sängern
zum Vortrag.
Die Sitzung des Kreiswahlausſchuſſes des Wahlkreiſes
Nr. 33 Heſſen=Darmſtadt zur Prüfung und Feſtſetzung der
Kreis=
wahlvorſchläge für die Reichstagswahl, am 14. September 1930
findet am Mittwoch, dem 3. September 1930, vormittags um 11.30
Uhr, im Sitzungszimmer des Staatsminiſteriums in Darmſtadt,
Neckarſtraße 7, ſtatt. Die Sitzung iſt öffentlich.
— Taubſtummen=Gottesdienſt. Am 7 September, nachmittags
2.30 Uhr, findet in Darmſtadt im Gemeindehaus der Kiesſtraße
Taubſtummen=Gottesdienſt ſtatt. Wegen des
Fahrt=
ausweiſes wende man ſich an Pfarrer Heß, Hügelſtraße 6.
Für glückliche Tage...
Wer liebf nicht die schlanke, rassige Form des DKW.
Sporz-
wagens, dns Brummen der tempernmentvollen Maschine...!
Und sparsam ist er, zuverlässig und freu! Venzillosen
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und nur 82 Mark Jahressteuer. Viel Platz für zwei
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Dienstag, den 2. September 1930
Nummer 242
Fruchtwechſel!
Eine vorbengende Abwehrmaßnahme gegen die Verunkraukung des Bodens.
(Mitteilung aus der Heſſiſchen Hauptſtelle für Pflanzenſchutz. Gießen.)
Verſuche und Beobachtungen haben gezeigt, daß durch den
An=
bau beſtimmter Früchte auf ſtark verunkrauteten Feldern manche
Unkräuter ſich mit Erfolg bekämpfen und unterdrücken laſſen. Bei
der Aufſtellung des diesjährigen Fruchtfolge= und
Beſtellungs=
planes liegt es im Intereſſe jedes Landwirts, dieſe Maßnahmen
weitgehendſt zu berückſichtigen.
Einmal iſt es der Hackfruchtbau, der weſentlich zur
Beſeiti=
gung des Unkrautes beiträgt. Weiterhin zeigt ſich der Anbau
von Futterpflanzen bei ſtarker Verunkrautung ſehr wirkſam.
Be=
ſonders iſt bei dem Anbau von Futterpflanzen die dichte
Beſchat=
tung des Bodens durch einen ſchönen, geſchloſſenen Beſtand von
Bedeutung, da dadurch ein Aufkommen und Ueberwuchern des
Un=
krautes verhindert wird. Günſtig iſt bei mehrjährigen
Futter=
pflanzen der wiederholte Schnitt. Durch den öfteren Schnitt
wer=
den beſonders die Wurzelunkräuter zum Teil in ihrer
Entwick=
lung ſehr geſchwächt, tritt dann noch eine genügende Beſchattung
des Bodens hinzu, ſo können dieſe Unkräuter ſich auf die Dauer
nicht halten und gehen ein. Wintergerſte= und Winterroggenbau
wirkt ebenfalls günſtig. Erſtens können durch die frühzeitige
Entwicklung dieſer Kulturpflanzen die Keimpflänzchen der
Un=
kräuter ſich nur ſehr ſchlecht entwickeln, und zweitens räumen
Roggen und Gerſte meiſtens ſo zeitig das Feld, daß ein Ausſamen
des Unkrautes kaum ſtattfinden kann. Sonſt aber begünſtigt im
allgemeinen der Getreidebau die Verunkrautung der Felder,
be=
ſonders der Anbau von Sommergetreide.
Die vorbeugenden Maßnahmen, im Gegenſatz zu den direkten
Abwehrmaßnahmen (Anwendung chemiſcher Mittel uſw.)
be=
zwecken:
1. durch günſtigen Fruchtwechſel die Weiterentwicklung des
Un=
krautes zu hemmen;
2. durch Verwendung reinen Saatgutes, Vernichtung der in
Ab=
fällen befindlichen Unkrautſamen, wie durch Verwendung
rei=
nen Düngers u a. die unmittelbare Verunreinigung des
Bodens durch Unkrautſamen zu verhindern;
3. durch wirkſame Bearbeitung des Bodens die Kulturpflanzen
zu kräftigen, das unkrautverdrängende Wachstum
anzu=
regen.
Während die direkten Bekämpfungsmaßnahmen meiſtens, ſo
durch Beſchaffung von chemiſchen Mitteln uſw. beſondere Unkoſten
verurſachen, laſſen ſich die vorbeugenden Maßnahmen durchweg
bei rechtzeitiger und ſachgemäßer Einſchaltung ohne großen
Auf=
wand an Zeit, Arbeit und Geld durchführen.
Welche Unkräuter laſſen ſich nun durch ſolche
Abwehrmaßnah=
men, insbeſondere durch den Fruchtwechſel, in ihrer Entwicklung
hemmen und vernichten?
Zunächſt iſt es der Flughafer, der ſich auch in Heſſen
mehr und mehr breit macht. Beſonders iſt er in Rheinheſſen
außerordentlich ſtark vertreten, und man findet kaum ein
Sommer=
gerſten= oder Haferfeld, wo er nicht auftritt. Doch auch in
Ober=
heſſen droht der Flughafer ſich immer weiter auszubreiten. Ich
habe in letzter Zeit mehrere Auszählungen vorgenommen und
feſtgeſtellt, daß ein prozentiger Beſatz der Felder an
Flughafer=
pflanzen von 10 bis 15 v. H. keine Seltenheit iſt. Berechnet man
den Ertrag dieſer Pflanzen an Flughaferfrüchten, ſo ergibt das
die überraſchende Zahl von 10 Zentnern pro Hektar. Dieſe zehn
Zentner Flughaferfrüchte, die pro Hektar gebildet werden, werden
aber nicht mitgeerntet ſondern fallen ſchon zum größten Teil vor
der Ernte ab und auf den Boden. Es werden alſo pro Hektar
10 Zentner Flughaferfrüchte mit produziert, ohne daß dieſe auch
nur den geringſten Nutzen abwerfen. Im Gegenteil: dieſe 10
Zentner, die ſich aus über 20 000 000 Flughaferfrüchten
zuſammen=
ſetzen, verſeuchen den Boden auf viele Jahre. Dieſe Zahlen mögen
genügen, ganz abgeſehen von dem Nährſtoff=, Waſſer=, Licht= und
Raumentzug dieſes Unkrautes, den Flughafer als ein äußerſt
ſchädliches Unkraut zu beurteilen. Die Verſchleppung geſchieht in
der Hauptſache durch das Saatgut, denn ein kleiner Teil der
Früchte wird immer mitgeerntet. Um eine weitere Verbreitung
zu verhindern, iſt es notwendig, nur flughaferfreies Saatgut zu
verwenden. Auch darf das Saatgut nicht von ſolchen Feldern
ge=
nommen werden, auf denen bereits Flughafer auftritt, da erſtens
eine reſtloſe Entfernung, insbeſondere aus Hafer, aus dem
Ge=
treide kaum möglich iſt, und zweitens während der Blüte die
Möglichkeit einer Kreuzung zwiſchen Flughafer und Kulturhafer
beſteht. Tritt der Flughafer bereits auf dem Felde auf, ſo iſt eine
reſtloſe Beſeitigung nach einjähriger Arbeit unmöglich zu
errei=
chen. Unterſuchungen über die Keimungsverhältniſſe des
Flug=
hafers haben gezeigt, daß im erſten Jahre auch unter den
günſtig=
ſten Bedingungen nur ein Teil der Früchte keimt. Ein großer
Teil beibt immer einige Jahre ungekeimt im Boden liegen.
Wei=
terhin hat ſich herausgeſtellt, daß beſtimmte Kulturpflanzen auf
die Flughaferfrüchte keimungshemmend einwirken.
Unter Berückſichtigung dieſer Geſichtspunkte iſt es möglich,
eine Bekämpfungsmaßnahme durchzuführen, die auch in anderen
Gegenden allgemein Anklang gefunden hat, und zwar durch eine
zweckentſprechende Fruchtfolge in der Art, daß zweierlei
Kultur=
pflanzen miteinander abwechſeln:
1. ſolche, in denen das Unkraut nicht aufkommt, d. h. nicht
keimt, alſo keimverzögernde Pflanzen, wie dichte Beſtände von
Winterroggen, Wintergerſte, Luzerne, Rotklee u. a.
2. ſolche, in denen das Unkraut auf direktem Wege entfernt
wird, wie Hackfrüchte und Grünfutterpflanzen.
Zu vermeiden iſt aber auf jeden Fall der Anbau von Hafer
und Sommergerſte. So lange dürfen dieſe Pflanzen auf dieſen
Feldern nicht angebaut werden, bis man beſtimmt weiß, daß kein
Flughafer mehr vorhanden iſt.
Man wird alſo am zweckmäßigſten zuvor mehrere Jahre
hin=
tereinander keimverzögernde Früchte anbauen, damit die im Boden
liegenden Unkrautfrüchte nach mehrjähriger Ruhezeit in größerer
Zahl keimen werden, als nach einjähriger Pauſe. Darauf folgend
hintereinander abwechſelnd Hackfrüchte und Grünfutterpflanzen.
Wichtig iſt, daß durch den Anbau keimverzögernder Pflanzen ein
ſchöner, geſchloſſener Feldbeſtand erreicht wird.
Winterfeſtigkeit und Beſtockungsfähigkeit der betreffenden
Roggenſorte ſpielt hierbei eine große Rolle. Um Lücken zu
ver=
meiden, iſt eine frühzeitige, möglichſt dichte Ausſaat zweckmäßig.
Bei Luzerne und anderen Grünfutterpflanzen ſind einige Lücken
weniger von Bedeutung, da durch rechtzeitiges Abmähen der
Flughafer ſowieſo vernichtet wird.
Auch die Ackerwinde, die in dieſem Jahre wieder
beſon=
ders ſtark auftritt, läßt ſich ſehr wohl durch eine zweckentſprechende
Fruchtfolge vermindern. Hier iſt die Einſchaltung einer
mehr=
jährigen Futterpflanze, oder der Anbau von Hackfrüchten ſehr am
Platze.
Auf ſehr vielen Aeckern gehört auch der Huflattich zu den
unangenehmſten Unkräutern. Verſuche zur Bekämpfung haben
er=
wieſen, daß dieſes Unkraut durch den Kartoffelanbau bei
gründ=
lich durchgeführter Reinhaltung ſich im Laufe von zwei Jahren
vernichten läßt.
Immerhin hat neben ſorgfältig durchdachtem Fruchtwechſel
auch gründliche Bodenbearbeitung und Pflege ſtattzufinden.
Mammen.
Die Volksrechtparkei,
die ſich für die bevorſtehende Reichstagswahl mit der gleichfalls
für die Wiederherſtellung des verletzten Rechts kämpfenden
chriſt=
lich=ſozialen Partei vereinigt hat, hielt im Fürſtenſaal ihre erſte
Wahlverſammlung ab. Schulrat i. R. Gunderloch begrüßte die
Erſchienenen und erteilte das Wort dem erſten Redner des
Abends, Profeſſor Axt, zu ſeinem Vortrag über die Frage:
„Warum iſt die Volksrechtpartei eine Notwendigkeit?‟
Einlei=
tend ging der Redner auf die Zuſammenhänge ein, die zwiſchen
dem Kapitalraub und unſerer Wirtſchaftsnot beſtehen. Wenn
ge=
ſagt werde, die Weltwirtſchaftskriſe habe ſich bei uns nur deshalb
ſchlimmer ausgewirkt als in andern Ländern, weil wir den Krieg
verloren hätten und ungeheure Reparationszahlungen leiſten
müßten, ſo ſei das nur halb wahr: denn ſicherlich trage die durch
den Kapitalſchwund verurſachte Verminderung unſerer Kaufkraft
weſentlich zu unſerer wirtſchaftlichen Not bei, wie das auch jetzt
von einzelnen Volkswirtſchaftlern wie z. B. von Karl Marſchner
in Berlin, anerkannt werde. Das mit den Erſparniſſen der
kleinen Leute in die Taſchen der Neureichen verſchobene Kapital
des Mittelſtandes wandere, wie allgemein bekannt, aus
ſteuer=
lichen und andern Gründen ins Ausland und ſei für die deutſche
Wirtſchaft ſo gut wie verloren. Man mache jetzt wieder, ſo führte
der Redner dann aus, der Volksrechtpartei den Vorwurf, daß ſie
ſich nicht einer der großen alten Parteien anſchließe, ſondern
ſelbſtändig vorgehe und damit die ohnehin ſchon allzu große Zahl
der Parteien noch vermehre, überſehe dabei aber, daß alle dieſe
Parteien durch ihre Stellungnahme zu der Aufwertungsfrage das
Vertrauen der Inflationsopfer verwirkt hätten. Wohl habe
bei=
ſpielsweiſe die Sozialdemokratiſche Partei, als ſie in der
Oppoſi=
tion geſtanden, gegen das Abwertungsgeſetz geſtimmt, ſpäter aber,
als ſie zur Regierungspartei geworden, nichts unternommen, um
das Los der Geſchädigten zu verbeſſern. Eigentümlich berühre es
auch, daß ihr Mitglied, der Miniſterpräſident Braun, die
Spar=
kaſſen in Preußen, die eine weſentlich höhere Aufwertung
ge=
währen könnten und wollten, daran hindere. Aber auch von den
neueren Parteien ſei in der gleichen Frage nichts zu erhoffen. So
werde in Thüringen, wo die Nationalſozialiſtiſche Arbeiterpartei
die Macht habe, in der Aufwertung immer noch nach dem
berüch=
tigten Wilhelmshavener Syſtem verfahren. Rettung könne für
Deutſchland nur durch die Umkehr zur Gerechtigkeit und
Ehrlich=
keit Sparſamkeit, Ordnung und Sauberkeit kommen, wofür die
Volksrechtpartei mit der Chriſtlich=Sozialen Partei kämpfe, die
einzigen Parteien, die auch ihren Abgeordneten unterſagten,
Auf=
ſichtsratspoſten anzunehmen, wofür Rieſenbeträge bezahlt
wür=
den, ohne daß dafür etwas geleiſtet werde.
Reicher Beifall folgte dieſen Ausführungen. Der zweite
Red=
ner des Abends Juſtizrat Lind, beleuchtete in ergänzender
Weiſe noch verſchiedene Fragen, die für unſere Notlage von
großer Wichtigkeit ſind, wie das unſinnige Steuerſyſtem das den
Schwachen belaſte und den Kapitalkräftigen ſchone, die
Verſchwen=
dungsſucht, den aufgeblähten Verwaltungsapparat und die Not
der Kleinrentner, indem er gleichzeitig zeigte, wie eine
Ver=
beſſerung ermöglicht werden könnte. Auch er erntete reichen
Bei=
fall. Der Verſammlungsleiter dankte den beiden Rednern und
benutzte die Gelegenheit, Juſtizrat Lind zu ſeinem 70.
Geburts=
tag, den er Montag, den 1. September d. J., begehe, zu
beglück=
wünſchen der Hoffnung Ausdruck gebend, daß er ſich noch lange
ſeine geiſtige Friſche bewahre und weiter wie ſeither die
Inter=
eſſen der Geſchädigten vertreten könne. Mit dem Wunſche, daß die
Erſchienenen im Kreiſe ihrer Freunde und Bekannten für die
Wahl (Liſte 11) werben, wurde die Verſammlung um 10½ Uhr
geſchloſſen.
— Evangel. Männervereinigung der Petrusgemeinde. Mit
der Monatsverſammlung, die Donnerstag, 4. September I. J. im
Gemeindehaus, Eichwieſenſtraße 8, ſtattfindet, beginnt die M.V.
der Petrusgemeinde ihre Herbſt= und Winterarbeit, und zwar hat
ſie zu dieſer Veranſtaltung einen vorzüglichen Redner gewonnen
in dem Univerſitätsprofeſſor Dr. E Cahn=Frankfurt a. M., der
über ein wichtiges zeitgemäßes Problem ſprechen wird: „
Kapita=
lismus und Sozialismus in chriſtlicher Beleuchtung‟ Der
ge=
ſchätzte Redner iſt den Mitgliedern der Männervereinigungen
Darmſtadts ja nicht unbekannt, da er auf ihrer Verbandstagung in
Bad=Nauheim im letzten Frühjahr mit ſeinem Vortrag „Moral
ohne Gott” im Mittelpunkt der Verhandlungen ſtand.
Schulgeldmahnung. Das Auguſtſchulgeld für die hieſigen
höheren Schulen ſowie für die Städt. Maſchinenbau=, Gewerbe=.
Handels= und Haushaltungsſchulen iſt nach der heutigen
Bekannt=
machung im Inſeratenteil bei Meidung der Beitreibung und
Koſtenberechnung bis zum 10. September I. J. an die Stadtkaſſe,
Grafenſtraße 28, zu zablen.
— Neue Kurſe. Die Kaufmänniſche Stenographen=
Geſell=
ſchaft, bekannt durch die Erfolge Pringsheims, eröffnet, wie aus
dem Anzeigenteil unſeres Blattes erſichtlich, am Freitag dem
5. und Dienstag dem 9. September, in ihren eigenen
Unter=
richtsräumen, Ecke Wieſen= und Schleiermacherſtraße, neue Kurſe
in Reichskurzſchrift und in Maſchinenſchreiben. Die Kurſe ſtehen
unter bewährter Leitung, das Unterrichtsgeld iſt niedrig bemeſſen
und kann in Raten beglichen werden.
ag
UTSTE
Aus den Parkeien.
— Deutſchnationale Volkspartei Darmſtadt.
Am Mittwoch, 3. September, abends 20,15 Uhr, ſpricht im
Fürſten=
ſaal, Grafenſtraße, der Reichstagskandidat der Deutſchnationalen
Volkspartei, Lothar Steuer=Kaſſel, zur Darmſtädter
Wähler=
ſchaft Es wird um vollzähliges Erſcheinen gebeten. Freunde
und Bekannte mitbringen!
a. Offenbach, 1. Aug. Mit einer gut beſuchten Verſammlung, in der
der bisherige Vertreter der Deutſchen Volkspartei Heſſens im Reichstag,
Rechtsanwalt Dingeldey, ſprach, eröffnete die hieſige Ortsgruppe
der Partei den Wahlkampf. Der Redner führte in mehr als
einſtündi=
gem Vortrage aus: Ueber die großen Gefahren der Außenpolitik habe
man der deutſchen Innenpolitik biasher zu wenig Beachtung geſchenkt.
Die Vernachläſſigung der Innenpolitik habe bereits zu ſchweren
Zu=
ſammenbrüchen, Stillegungen und Arbeitsloſigkeit geführt, ſo daß
manche Volkskreiſe geneigt ſeien, die Rettung aus der Not bei den
radi=
kalen Parteien rechts und links (Nationalſozialiſten, Sozialdemokraten
und Kommuniſten) zu ſuchen. Wirtſchaftlich geſehen, gehe die
national=
ſozialiſtiſche Partei, und das ſolle ſich das deutſche Bürgertum wohl
überlegen, auch von ſozialiſtiſchen Grundſätzen aus, und ſie predige
da=
mit die Erziehung der Maſſen zur wirtſchaftlichen
Verantwortungsloſig=
keit. Wir ſtänden zweifellos vor einem Wendepunkt unſerer Politik
und unſerer Geſchichte. Faſt alle Parteien hätten bisher zu ſehr um die
Gunſt der Maſſen der Wähler gebuhlt. Das hätte die heutigen Zuſtände
heibeigeführt. Ueberall müſſe nun ſparſamſte Verwaltung und
ſpar=
ſamſte Verwendung der öffentlichen Gelder Platz greifen. Das Reich
werde ebenfalls manche Aufgaben, die es übernommen habe, nicht
voll=
ſtändig durchführen können. Es ſei auf die Dauer unerträglich, daß die
öffentliche Hand ein Drittel des Wirtſchaftsertrages als Steuer
weg=
nehme. Der Redner beſprach ſodann ausführlich die Mängel der
Arbeitsloſenverſicherung, der Krankenverſicherung, die Umgeſtaltung des
Reiches uſw. In zäher Arbeit nur könne ſich das deutſche Volk wieder
in die Höhe arbeiten. Geiſtige Kämpfe könnten aber nicht mit dem
Dolchmeſſer und dem Gummiknüppel durchgefochten werden. Die
Samm=
lung aller, die das Staatswohl über alles ſtellen, ſei das große Ziel. Der
Vortrag löſte bei manchen Stellen und auch am Schluſſe lebhaften
Bei=
fall aus.
Tageskalender für Dienstag, den 2. September 1930.
Konzerte: Schloßkeller Café Oper, Hotel Schmitz, Zum
Dat=
terich. — Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele. — Vereinigte Geſellſchaft:
Jubi=
läums=Blumen= und =Pflanzen=Ausſtellung.
Weikerberichl.
Der Ausläufer des ſkandinaviſchen Tiefs, welcher geſtern bis in das
Nordſeeküſtengebiet ragte, hat ſich wieder über Deutſchland ausgebreitet
und zum Kaltlufteinbruch geführt. Neben allgemeinem
Temperaturrück=
gang, der im weſtlichen Deutſchland ſeit geſtern morgen 6—8 Grad
aus=
macht, herrſcht überall ſtärkere Vewölkung und ſtellenweiſe treten
Nie=
derſchläge auf. Die Niederſchlagsmengen ſind jedoch nicht von ſtärkerer
Art; nur die Waſſerkuppe meldete 15 Millimeter. Mit der Kaltluft
ſetzt bereits wieder leichter Barometeranſtieg ein, und der hohe Druck
über den britiſchen Inſeln gewinnt oſtwärts nach dem Feſtland an
Raum. Wenn auch vorerſt etwas wechſelhaftes Wetter herrſcht, d. h.
Bewölkung und vereinzelt geringe Schauer auftreten, ferner weitere
Abkühlung einſetzt, ſo ſteht durch den hohen Druck doch wieder eine
Beſſerung in Ausſicht.
Ausſichten für Dienstag, den 2. September: Kühles Wetter, Bewölkung
und Aufheiterung wechſelnd, zunächſt ganz vereinzelt geringe
Schauer.
Ausſichten für Mittwoch den 3. September: Beſſeres, mehr
aufheitern=
des und trockenes Wetter wahrſcheinlich.
Aus Heſſen.
Die Ausgrabungen an der Einhards=Bafilika.
Cd. Michelſtadt, 30. Auguſt.
Michelſtadt mit ſeinen prächtigen alten Fachwerksbauten, dem
alten ehrwürdigen Rathaus und dem Schloß Fürſtenau, zieht ſchon ſeit
altersher die Beſucher aus nah und fern an, die hier auf einer
Oden=
waldwanderung vorbeikommen oder auch hier ihre Ferien verleben.
Nur wenige von den vielen Beſuchern aber wiſſen, daß nicht weit von
Schloß Fürſtenau eine der beſterhaltenen karolingiſchen Kirchenbauten
ſich befindet. Im Orte Steinbach ſteht inmitten von Obſtgärten das
alte, oft geflickte Gemäuer, dicht mit Efeu bewachſen. Es iſt die von
Einhard, dem Baumeiſter Karls des Großen, um das Jahr 821 erbaute
Kirche, die ſeit zwei Wochen neue Aufmerkſamkeit auf ſich zieht. Eine
Grabung des Mainzer Zentralmuſeums ſucht dem Boden noch ſeine
letzten Geheimniſſe zu entreißen, was nur mit viel Geduld gelingt. Die
alte Baſilika, ein dreiſchiffiger Bau mit der Vorform eines Querſchiffs
und einer höchſt beachtenswerten Kryptaanlage, iſt doch nicht ganz ohne
einigen Schaden durch die elf Jahrhunderte hindurchgekommen. Doch
können und müſſen wir dankbar ſein, daß die prachtvollen, im reinſten
Verhältniſſe aufgeführten Arkaden im Mittelſchiff mit den
darüber=
liegenden koralingiſchen Fenſtern und der halbrunden Apſis, ſowie der
einen Querſchiffhälfte noch heute voll aufrecht ſtehen. Das Fehlende
wenigſtens im Geiſte zu ergänzen, konnte nur der Spaten vermitteln.
Für kurze Zeit nun ſind die Fundamente der Seitenſchiffe und der im
Weſten gelegenen Vorhofsräume zur Unterſuchung freigelegt worden.
— Durch Gräber in Steinſarkophagen hindurch ziehen ſich die
Ver=
ſuchsgräben, die im Erdſchnitt, in Mörtelſtreifen uſw. dem Fachmann
noch allerlei zu ſagen haben. — Unter dem öſtlichen Teil des Baues
liegt die Krypta, eine klare, ausgezeichnet erhaltene Anlage, denen
in Kreuzform angelegten Gänge uns viel über Einhard, den Gelehrten
und Künſtler am karolingiſchen Hofe erzählen können. — Eine erſt jetzt
entdeckte, von außen in die Krypta führende Tür unter der Mittelapſis,
führt geradeaus zu den Grabniſchen für Einhard und ſeine Gemahlin
Imma. In der Mitte des Ganges zweigten ſich beiderſeits, ein Kreuz
bildend, zwei weitere Gänge ab, deren einer erhaltener an einer
Altar=
niſche vorbei durch eine Tür zum Seitenſchiff und in die Kirche führte.
827 ließ Einhard aus den römiſchen Katakomben die Reliquien von
Marcellinus und Petrus unter vielen Mühen über die Alpen hinweg in
ſeine Kirche bringen, wo ſie allerdings nur ein Jahr in der Krypta
waren, bis ſie, da ſie ſich nach einem Traum des Kirchendieners in
Stein=
bach nicht wohlfühlten, nach Seligenſtadt überführt wurden. Bald nach
den heiligen Reſten verließen auch die Prieſter das ſtille Tal und ließen
dieſen für die damalige Zeit ſehr bedeutenden Bau nach ihrem Tode an
das Kloſter Lorſch fallen, dem Steinbach in der Folgezeit noch viele An=
und Zubauten verdanken ſollte. Die Kirche wurde ſpäter nach Weſten
verlängert, vermutlich ein Weſtchor und bis jetzt noch nicht wieder
auf=
gefundene Türme, gebaut, deren reicher Schmuck ihnen zum Verhängnis
werden ſollte. Noch heute zeigt ſich das weite karolingiſche Mittelſchiff
mit ſeinen feinen Verhältniſſen und ſeiner alten Schönheit, bisher nur
beſucht und behütet von Bauhiſtorikern und den Wenigen, deren Liebe
zur Heimat auch Kenntnis ihrer Geſchichte iſt.
O. Erzhauſen, 1. Sept. Gemeinderatsbericht. Vor
Ein=
gang in die Tagesordnung rügte der Bürgermeiſter die Vorkommniſſe
in der vorletzten Sitzung und verlas den § 113 der
Landgemeindeord=
nung. Er ermahnte den Gemeinderat, bei den Verhandlungen ſachlich
zu bleiben, um die Tagesordnung raſcher und ordnungsgemäß erledigen
zu können. Wegen Vorwürfe, die unbegründet dem Protokollführer
Karl Gaußmann, der bereits acht Jahre das Protokollbuch geführt hat,
gemacht wurden, legte dieſer ſein Amt nieder. — Auf Antrag der Fr.
Sportvereinigung wurde die Billettſteuer auf Vorſchlag des
Gemeinde=
rats Becker auf 100 Mark Pauſchale feſtgeſetzt. — Zur Wahlkommiſſion
für die Reichstagswahl wurden ernannt: als Wahlvorſteher
Bürger=
meiſter Lorenz, Stellvertreter Beigeordneter K. Seibold; Beiſitzer
Gaußmann, Becker, Heinz, Haaß, Thomas und Kling. — Es ſollen drei
Ziegenböcke angekauft werden. Gemeinderat Schmitt übernimmt den
An=
kauf. — Die Kirchweihe wurde auf den 7. September gelegt. — Das
Forſtamt Mörfelden hat den Holzhieb von 280 Mark auf 295 erhöht. —
Der Kreisfeuerwehrinſpektor ſtellt Antrag auf Haftpflichtverſicherung
der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr.
J. Griesheim, 1. Sept. Ergänzung des Gemeinderats.
Nachdem das feitherige Gemeinderatsmitglied Johannes Schupp 3. ſein
Amt niedergelegt hat, iſt eine Ergänzung des Gemeinderates erforderlich
geworden. Nach den geſetzlichen Beſtimmungen hat an die Stelle der
Ausgeſchiedenen der Bewerber zu treten, der dem gleichen Wahlvorſchlag
angehört und nach dem Grundſatz des Artikels 57, 1 der Wahlanleitung
hinter dem Gewählten in erſter Linie berufen iſt. Die
Gemeindewahl=
kommiſſion hat feſtgeſtellt, daß Georg Nothnagel 3. an die Stelle des
Ausgeſchiedenen zu treten hat. Das Protokoll nebſt den zugehörigen
Schriftſtücken des Wahlverfahrens liegt in der Zeit vom 1. bis
einſchließ=
lich 3. September d. J. auf der Bürgermeiſterei (Zimmer 3) während
der Dienſtſtunden offen und können dortſelbſt während der
Offenlegungs=
friſt bei Meidung des Ausſchluſſes Einwendungen ſchriftlich oder durch
Erklärung zu Protokoll von den Stimmberechtigten erhoben werden. —
Auffindung von Blindgängern und Geſchoßteilen.
Auf den weſtlich des Schießplatzes gelegenen Privatgrundſtücken (
ſoge=
nanntes Auslaufgelände) ſind an der Oberfläche wiederholt Blindgänger
und ſonſtige ſcharfe Geſchoßteile aufgefunden worden. Die hieſige
Bür=
germeiſterei weiſt deshalb in einer Bekanntmachung auf die
außerordent=
lich große Gefahr hin, die die Berührung mit ſolchen Fundſtücken mit
ſich bringen kann. Die Bürgermeiſterei richtet deshalb an die Finder
derartiger Stücke das Erſuchen, ihr von jedem Fund unverzüglich
Mit=
teilung zu machen, damit ſie in der Lage iſt, für Verwahrung und
Ver=
nichtung dieſer gefährlichen Gegenſtände Sorge zu tragen. Im übrigen
kann jetzt ſchon darauf hingewieſen werden, daß alsbald nach der
Abern=
tung der Grundſtücke das in der Gefahrenzone gelegene obere Feld auf
Koſten des Reiches von ſachkundigen Perſonen nach Blindgängern pp.
gründlich durchſucht und das geſamte zur Sichtung kommende Material
vernichtet wird.
— Nieder=Ramſtadt, 1. Sept. Am 4. September feiert Helene
Grü=
nig Witwe in geiſtiger und körperlicher Friſche ihren 78. Geburtstag.
Mord in Raunheim.
Der Täker verhaftel.
P. Rüſſelsheim, 1. September.
Am Sonntag abend gegen 7 Uhr wurde im benachbarten Raunheim
der 40jährige Ludwig Teubert aus Rüſſelsheim von dem gleichaltrigen
Arbeiter Heinrich Oppermann auf der Straße durch einen Revolverſchuß
getötet. Nach den Angaben der geſchiedenen Ehefrau des Täters, die
als einzige Tatzeugin in Betracht kommt, liegt vorſätzlich und mit
Ueber=
legung ausgeführter Mord vor. Die Ehe des Mörders wurde im Juni
dieſes Jahres geſchieden und der Ehemann als ſchuldiger Teil erklärt.
Das aus der Ehe entſprungene fünfjährige Kind wurde durch das
Schei=
dungsurteil der Mutter zugeſprochen und der Vater zur
Alimentenzah=
lung verurteilt. Dieſer kam Oppermann bisher nicht nach, verlangte
vielmehr von ſeiner geſchiedenen Ehefrau die Herausgabe des Kindes.
Verſchiedene Verſuche, das Kind gegen den Willen der Mutter an ſich
zu bringen, ſcheiterten. Am Sonntagnachmittag machten die Frau und das
Kind in Begleitung des mit ihr verlobten Teubert einen Spaziergang
nach Raunheim. Auf dem Maindamm folgte ihnen Oppermann
wäh=
rend des ganzen Weges in verdächtiger Weiſe in etwa 50—100 Meter
Abſtand. Die Frau ahnte Schlimmes und bat ihren Bräutigam, mit
ihr von Raunheim aus ſofort nach Hauſe zurückzufahren. Da noch etwa
eine Stunde Zeit bis zum Abgang des Zuges war und Oppermann
nicht aus der Nähe wich, begaben ſich Teubert, die Frau und das Kind
in eine am Bahnhof gelegene Wirtſchaft. Auch hier folgte ihnen
Opper=
mann. Als Teubert mit ſeiner Braut und dem Kinde kurz vor Abgang
des Zuges die Wirtſchaft verließen, trat Oppermann auf ſie zu,
ver=
langte von der Mutter die Herausgabe des Kindes und machte ihr
Vor=
würfe wegen ihrer bevorſtehenden Verheiratung mit Teubert. Die
Mutter gab bezüglich des Kindes eine ablehnende Antwort. Jetzt griff
Oppermann in die Rocktaſche und zog einen Revolver. Erſchreckt ſchrie
die Frau um Hilfe, Oppermann ſchoß dem Begleiter durchs Herz, ſo
daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die Frau flüchtete mit dem Kinde
nach der Wirtſchaft. Oppermann richtete nun die Waffe nach der Frau,
glücklicherweiſe verſagte die Piſtole. Nach der Tat flüchtete Oppermann
in den nahen Wald, wurde aber abends in Raunheim verhaftet, als er
ſich nach dem Schickſal ſeines Opfers erkundigte. Der Verhaftete wurde
im Laufe des Montags, nach der von einer Gerichtskommiſſion aus
Groß=Gerau und Beamten der Staatsanwaltſchaft und des
Landeskriminal=
polizeiamtes Darmſtadt vorgenommenen Ortsbeſichtigung vorläufig nach
Groß=Gerau ins Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Die Frau iſt
in=
folge des Schreckens ſchwer krank. Nach den bisherigen Feſtſtellungen
liegt Mord vor. Die Gerüchte, wonach der Tat eine Schlägerei zwiſchen
dem Täter und dem ſpäter von ihm Getöteten ſtattgefunden habe,
be=
ſtätigten ſich nicht.
Nummer 242
Dienstag, den 2. September 1930
Die Landwirtſchaftskammer für Heſſen
zur Wirtſchaftslage.
Seite 7
Der Vorſtand der Landwirtſchaftskammer befaßte ſich in einer
Vorſtandsſitzung mit der derzeitigen Lage der Landwirtſchaft. In
großer Sorge ſieht er der Entwicklung der Verhältniſſe in der
Land=
wirtſchaft entgegen. Nachdem ſchon das vergangene Jahr einen
erheb=
lichen Preisſturz der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe gebracht hatte, der
vielfach bis zur Unverkäuflichkeit der Ware führte, ſind die diesjährigen
günſtigen Ernteausſichten durch die Witterungsverhältniſſe vernichtet
worden. Die Getreideerträge bleiben weit hinter den Erwartungen
zurück, und ein Teil der Ernte iſt durch das dauernde Regenwetter in
ſeiner Beſchaffenheit nachteilig beeinflußt. Dazu kommt, daß im
Ver=
gleich zum Vorjahr in dieſem Jahr für das Getreide noch niedrigere
Preiſe wie 1929 geboten werden, ſo daß die Landwirtſchaft bei denſelben
ihr Auskommen unmöglich finden kann. Eine weitere Verſchuldung
der=
ſelben, die heute ſchon einen ſehr hohen Grad erreicht hat, iſt die
un=
ausbleibliche Folge.
Der Vorſtand bedauert, daß deutſche Vereinigungen der Induſtrie
und des Handels in Kundgebungen Stellung genommen haben gegen
die von der Reichsregierung und dem Reichstag beſchloſſenen, die
Land=
wirtſchaft gegen die Uebermacht des Auslandes begünſtigenden Zollſätze
und Beſtimmungen. Nachdem unſere Reichsregierung beim Abſchluß
der Handelsverträge die Meiſtbegünſtigung in ſo freigiebiger Weiſe
zu=
geſtanden hat, wird es ihr heute dadurch in vielen Fällen unmöglich
ge=
macht oder mindeſtens ſehr erſchwert, im Intereſſe der heimiſchen
Wirtſchaft Aenderungen der Zollſätze und Zollbeſtimmungen
vorzu=
nehmen.
Der Vorſtand der Landwirtſchaftskammer iſt ferner der Auffaſſung,
daß der Bedeutung des inneren Marktes eine größere Aufmerkſamkeit
wie ſeither von der geſamten deutſchen Wirtſchaft geſchenkt werden
müßte. Die im letzten Reichstag von der Reichsregierung zugunſten der
Landwirtſchaft beſchloſſenen Aenderungen der Zollſätze und
Beſtimmun=
gen dienen der Stärkung und Feſtigung des inneren Marktes. Eine
Stellungnahme hiergegen wirkt ſich nach Auffaffung der Landwirtſchaft
auch gegen die anderen Berufsſtände aus.
Die Stellungnahme verſchiedener Vereinigungen von Induſtrie und
Handel gegen die Forderung der Landwirtſchaft auf Kündigung des
deutſch=finniſchen Handelsvertrags bedauert der Vorſtand insbeſondere
deswegen, weil bei Aufrechterhaltung der derzeitigen
Handelsvertrags=
beſtimmungen mit Finnland, ebenſo mit anderen nach Deutſchland
Butter und Käſe einführenden Erzeugungsländern, die von der
Reichs=
regierung angeregte und dem Reichstag unterſtützte Umſtellung unſerer
deutſchen Milchwirtſchaft nicht nur gefährdet, ſondern unmöglich gemacht
wird. Die erhebliche Einfuhr von Auslandserzeugniſſen der
Milchwirt=
ſchaft kann durch entſprechende Umſtellung der einheimiſchen Milch= und
Landwirtſchaft zum größten Teil erſetzt und dadurch Deutſchland vom
Ausland unabhängig werden.
Der Vorſtand der Landwirtſchaftskammer bedauert, daß andere
be=
rufsſtändiſche Vertretungen die Boykotterklärung der niederländiſchen
Molkereiem zum Anlaß genommen haben, eine Aenderung der zugunſten
der Landwirtſchaft getroffenen handelspolitiſchen Beſtimmungen zu
for=
dern. Der Vorſtand der Landwirtſchaftskammer hätte erwartet, daß
als Gegenmaßnahme gegen die Boykotterklärung die geſamte deutſche
Induſtrie und der Handel in lohaler Zuſammenarbeit mit der
Land=
wirtſchaft zur Stärkung des inneren Marktes die deutſche Bevölkerung
aufgefordert hätten zur ausſchließlichen Verwendung einheimiſcher
deut=
ſcher Erzeugniſſe. Die Einfuhr aus den Niederlanden hat ſich in den
letzten Monaten in einer für den geſamten deutſchen Gemüſe= und
Gar=
tenbau kataſtrophalen Weiſe entwickelt. Die Niederlande werfen ebenſo
wie andere Auslandsſtaaten zu jedem Preis Ware auf den deutſchen
Markt, da ſie nicht mehr in der Lage ſind, nach anderen Ländern ihre
in den letzten Jahren erheblich ausgedehnte Erzeugung unterzubringen,
und verſuchen, ſo den deutſchen Markt zu erobern. Dieſe Einfuhr führt
zu einer Schwächung weiter Berufskreiſe und zu einer Gefährdung
vie=
ler tauſender ſelbſtändiger Exiſtenzen.
Die gegenwärtige Entwicklung der wirtſchaftlichen Lage hat an den
wichtigſten Getreidebörſen Süddeutſchlands, insbeſondere in Frankfurt
und Mannheim, zu einer monopolartigen Stellung der Großmühlen
ge=
führt, der ſich beim Aufkauf von Getreide an dieſen Börſen zum
Nach=
teil der Landwirtſchaft und des Landhandels auswirkt. Der Einfluß
des Landhandels wird faſt vollkommen ausgeſchloſſen.
Der Vorſtand der Landwirtſchaftskammer erhebt Einſpruch gegen
die von einigen Großmühlen geäußerte Abſicht, ihre Mühlen
ſtillzu=
legen, wenn die Einfuhr ausländiſchen Weizens nicht in gewünſchter
Weiſe genehmigt und gefördert wird. Der Vorſtand der
Landwirt=
ſchaftskammer iſt der Auffaſſung, daß einheimiſcher Weizen in größeren
Mengen, auch noch alter Ernte, insbeſondere auch aus der neuen Ernte,
zur Verfügung ſteht und daß eine Berechtigung zu der vor kurzer Zeit
wiederholt vorgenommenen Preisſteigerung des Weizenmehls nicht
vor=
lag, wie ſich auch durch eine teilweiſe Minderung dieſer Preisſteigerung
in letzter Zeit gezeigt hat. Im Intereſſe der geſamten deutſchen
Wirt=
ſchaft ſollten die Großmühlen in lohaler Weife die Herſtellung und den
Abſatz von Weizenmehl aus deutſchem Weizen unterſtützen. Bei der
Stärkung der ausländiſchen Induſtrie und des Handels in der Kriegs=
und Nachkriegszeit und bei den weſentlich niedrigeren Produktionskoſten
des Auslandes durch geringere Belaſtung durch Steuern, ſoziale
Ab=
gaben u. a. hat die geſamte deutſche Wirtſchaft ein Intereſſe an der
Stärkung des inneren Marktes durch Steigerung der Kaufkraft der
Landwirtſchaft und durch Anpaſſung der Art der Erzeugung an die
Be=
dürfniſſe der deutſchen Landwirtſchaft.
Nur ein Zuſammenarbeiten der geſamten deutſchen Wirtſchaft kann
dieſe aus ihrer ſchwierigen Lage führen, deren ernſte Lage leider in
weiten, auch der führenden Kreiſe, verkannt wird.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polliſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſleton, Reich und
Aueland und Heſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. 6. Queiſch; für den Schlußbienſt: Andreas Bauer;; für
„Die Gegenwart”,„ Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert. Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle=
Druck und Verlag: C.C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtatt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten
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Die Fliege mit ihren tausend Augen entdeckt
überall und schnell unsere Lebensmittel, um
daran zu naschen. Sie überträgt dabei
Schmutz und Krankheitskeime auf die
mensch-
liche Nahrung und schwirrt davon, bevor sie
unschädlich gemacht werden konnte.
Flit tötet Fliegen, Mücken, Schnaken, Motten,
Flöhe, Bettwanzen, Küchenschaben, Ameisen
samt Brut. Flit-Zerstänbung ist unschädlich
für den Menschen und fleckt nicht.
Verwechseln Sie Flit nicht mit anderen
In-
sektenvertilgungsmitteln. Nur echt in der
gelben Packung mit schwarzem Band.
KE A
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Dienstag, den 2. September 1930
Nummer 242
Elfter Vertretertag des „Hilfsbundes für die
Elſaß=Lothringer im Reich”.
Der „Hilfsbund für die Elſaß=Lothringer im
Reich e. V.”, der in den Tagen ſchwerſter Not”
des Reichs und rückſichtsloſer Ausweiſung
Deut=
ſcher aus Elſaß=Lothringen gegründet wurde,
veranſtaltet in den Tagen vom 19. bis 21.
Sep=
tember d. J. ſeinen elften Vertretertag in
Koblenz. Gegenſtand ernſtlicher Beratung
wer=
den auch diesmal wieder alle die Fragen ſein,
welche die Linderung der Not der Verdrängten,
ihre dauernde Seßhaftmachung in der neuen
Heimat und ihre Wiedereingliederung in das
deutſche bürgerliche und wirtſchaftliche Leben
be=
treffen und darum auch für das geſamte deutſche
Volk und die deutſche Wirtſchaft von nicht zu
unterſchätzender Bedeutung ſind. Bilden doch die
Verdrängten in manchen Gebieten im Süden
und Weſten des Reiches einen erheblichen
Pro=
zentſatz der Bevölkerung, deren
Erwerbsmög=
lichkeit und größeres oder geringeres.
Wohl=
ergehen eine merkbare Rückwirkung auf die
Ge=
ſamtlage ausübt. Die Fragen der Entſchädigung
der Liquidations= und Gewaltſchäden, der
Staatsangehörigkeit (die für die Elſaß=
Lothrin=
ger im Verſailler Vertrag beſonders grotesk „
ge=
löſt” wurde), die Regelung der
Sozialverſiche=
rung der Verdrängten, die Handhabung der
Fürſorge für die Erwerbsunfähigen und andere
Spezialfragen werden eingehend erörtert
wer=
den. Aber auch die beſonderen kulturpolitiſchen
Aufgaben des „Hilfsbundes” werden die Tagung
beſchäftigen und landsmannſchaftliche
Veranſtal=
tungen ſie umrahmen. Reichs=, Landes= und
ſtädtiſche Behörden ſowie Volksvertreter ſind zur
Teilnahme an dieſer Veranſtaltung eingeladen,
der auch die Oeffentlichkeit wie in früheren
Jah=
ren beſondere Beachtung ſchenken wird.
Ein zweites Todesopfer des Autounglücks
in Frankfurt.
Frankfurt a. M. Das Autounglück am
Oberſorſthaus hat ein zweites Todesopfer
ge=
fordert, da die ſchwerverletzte Witwe Geiſer,
geb. Wirth, ihren Verletzungen erlegen iſt.
Todesſturz aus 107 Meter Höhe.
Elberfeld. Sonntag nachmittag
beſtie=
gen ſechs Wanderburſchen aus Düſſeldorf
ver=
botswidrig die Müngſtener Brücke, die höchſte
Eiſenbahnbrücke Deutſchlands. Einer von ihnen
benutzte das Brückengeländer dazu, um
Turn=
übungen vorzuführen und ſtürzte dabei 107
Me=
ter tief ab. Die Leiche wurde neben der Wupper
aufgefunden.
Der Schaden bei dem Großfeuer in Hannover
auf 4 bis 5 Millionen geſchätzt.
Hannover. Der Sachſchaden, den das
Großfeuer in der Güterabfertigung Hannover=
Nord der Reichsbahndirektion am Samstag
ver=
urſachte, wird nach amtlicher Mitteilung auf
4 bis 5 Millionen RM. geſchätzt. Weiter wird
mitgeteilt, daß weder Perſonen verletzt ſind,
noch vermißt werden.
Der 71. Todesfall in Lübeck.
Lübeck. Durch einen weiteren Todesfall
hat ſich die Zahl der Opfer der Calmette=
Kata=
ſtrophe auf 71 erhöht. Als krank bezeichnet der
Bericht noch 49 Säuglinge.
Wieder ein tödlicher Bergſteigerunfall
im Wilden Kaiſer.
München. Am Sonntag hat ſich im
Wil=
den Kaiſer der 20. tödliche Bergſteigerunfall in
dieſem Jahre ereignet. Zwei Münchener, der
Werkmeiſter Georg Rottner und ſeine Braut
Berta Brunner gerieten im Anſtieg oberhalb
der Gruptenhütte in einen Steinſchlag. Der
Brunner wurde durch einen großen Stein der
rechte Arm abgeriſſen. Sie verlor den Halt,
ſtürzte ab und blieb mit zerſchmetterten
Glie=
dern tot liegen. Auch Rottner erlitt erhebliche
Verletzungen.
Ein Auto vom Schnellzug überfahren.
Drei Tote.
München. Am Sonntag wurde auf einem
Bahnübergang bei Laufen in Oberbayern ein
Perſonenkraftwagen von dem Schnellzug
Berch=
tesgaden-Mühldorf-Berlin überfahren. Die
drei Inſaſſen des Kraftwagens, zwei Männer
und eine Frau, wurden getötet. Der Schnellzug
erlitt zwei Stunden Verſpätung.
Tunneleinſturz auf der Schwarzwaldbahnſtrecke.
Triberg. Am Sonntag abend ſind am
unteren Portal des großen Triberger
Quertun=
nels zwiſchen Triberg und Nußbach Erdmaſſen
im Umfang von einigen hundert Kubikmetern
auf dem Bahnkörper niedergegangen. Der
Be=
trieb iſt vollſtändig unterbrochen. Die Urſache
des Niederganges der Erdmaſſen iſt teils durch
die in Gang befindlichen
Tunnelinſtandſetzungs=
arbeiten, teils durch die lange Regenzeit
ver=
ſchuldet.
„Graf Zeppelin” wieder in Friedrichshafen.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt geſtern früh, kurz nach 7 Uhr, von
ſeiner Landungsfahrt nach Bielefeld wieder
zu=
rückgekehrt und glatt gelandet.
Coſtes und Bellonte zum Ozeanflug geſtartet.
Paris. Die franzöſiſchen Flieger Coſtes
und Bellonte ſind geſtern vormittag um 10.50
Uhr in Le Bourget zur Ueberquerung des
At=
lantiſchen Ozeans geſtartet. Das Flugzeug
„Fragezeichen” iſt mit einem Motor von 650 PS
ausgerüſtet, führt rund 5250 Liter Benzin mit
und beſitzt einen Aktionsradius von 9000
Kilo=
metern. Die Flugſtrecke beträgt etwa 6200
Kilo=
meter, davon etwa 4000 Kilometer über dem
Meere. Die Flieger haben Kurs auf die
Süd=
weſtſpitze Englands genommen und werden
vor=
ausſichtlich den ſüdlichen Teil Irlands
über=
fliegen. Sie rechnen damit, in etwa 35 Stunden
New York zu erreichen. — Die Abſicht der
Flie=
ger, den Ozean auf der ſeinerzeit von Köhl,
Hünefeld und Fitzmaurice erſtmals beflogenen
Route zu überqueren, beſtand ſchon lange und
ſollte urſprünglich im Mai 1930 verwirklicht
werden.
Sie führen „90. X” nach Amerika.
„The Huſh=Huſh”, die neueſte Lokomotive des ſchnellſten Zuges der Welt, des „Fliegenden Schotten”.
100 Jahre ſind verfloſſen, ſeit im September 1830 die Bahnſtrecke Mancheſter-Liverpool eröffnet
warde. Die Eröffnung dieſer Eiſenbahnlinie gilt als die Geburtsſtunde des Eiſenbahnverkehrs.
Erſter Pilot Horſt Merz. Kapitänleutnant Zweiter Pilot und Navi=
Friedr. Chriſtianſen. gateur Schildhauer.
Nachdem die Probeflüge des „Do. K” nach dem Einbau der neuen Motoren glänzend verlaufen
ſind, wird das deutſche Rieſenflugzeug in nächſter Zeit nach U. S.A. ſtarten. Die Flugführung
über=
nehmen Kapitänleutnant Chriſtianſen, Pilot Merz von der Lufthanſa und der Amerikaner
Schild=
hauer von den Dornierwerken in New York.
100 Jahre Eiſenbahn.
Eine der primitiven, im 12=Kilometer=Tempo dahinſauſenden Lokomotiven von 1830
bei ihrer Jungfernfahrt nach einer zeitgenöſſiſchen Darſtellung.
Ein Auko von Skraßenbahnen zermalmk.
Eine furchtbare Mahnung an alle Schnellfahrer.
Die Trümmer eines Berliner Autos, das in raſender Fahrt zwiſchen zwei Straßenbahnen geriet
und völlig zermalmt wurde. Sieben Perſonen wurden ſchwer verletzt.
Trotz aller Vorſichtsmaßregeln und Verkehrsregelungen nehmen die Autokataſtrophen in den
Groß=
ſtädten in erſchreckender Weiſe zu. In vielen Fällen ſind die Autofahrer die Schuldigen, die die
öffentliche Straße als Rennbahn anſehen und dadurch nicht nur ſich ſelber, ſondern auch die
Paſſanten, in Gefahr bringen.
Die „Bralvaag” mit Andrees Leiche
in Norwegen eingekroffen.
Stockholm. Von Hasvik, weſtlich von
Hammerfeſt, wo die „Bratvaag” am Sonntag
eintraf, ſetzte das Schiff die Reiſe nach Skärvö
im Alten Fjord fort, wo es vor Anker ging In
Tromſö kann die „Bratvaag” erſt gegen Mittag
eintreffen. Die erſten von Kapitän Jenſen
über=
mittelten Nachrichten haben ſich in allen Stücken
als richtig erwieſen. Die Leichen der drei
ſchwe=
diſchen Forſcher ſind nicht ſo gut erhalten, daß
eine Balſamierung möglich iſt. Andrees Kopf
war vom Körper getrennt, iſt aber gleichfalls
aufgefunden worden. Von Strindbergh und
Fränkel iſt wenig mehr als die Skelette erhalten.
Es beſteht jedoch keinerlei Zweifel, daß es ſich
um Andree und ſeine Begleiter handelt, da das
Tagebuch, das man bei Andree fand und die
üb=
rigen Gegenſtände deutlich den Beweis dafür
erbringen. Die Ueberreſte der drei Forſcher
be=
finden ſich wohl verwahrt in Eis an Bord der
„Bratvaag”, die während des Aufenthalts in
Skärvö polizeilich bewacht wurde. Die
wiſſen=
ſchaftliche Kommiſſion wird ihre Arbeit nicht
an Bord der „Bratvaag” aufnehmen, ſondern
man wird die Leichen und alles übrige in
Tromſö an Land bringen. Der öſterreichiſche
Profeſſor Stern, der ſich zwecks Unterſuchung
über das Nordlicht in Tromſö befindet, hat ſich
erboten, photographiſche Aufnahmen von dem
Fund in natürlichen Farben zu machen. Die
Ankunft der „Bratvaag” in dem
nordnorwegi=
ſchen Hafen hat in ganz Norwegen und
Schwe=
den großes Aufſehen erregt. In Hasvik
verſam=
melte ſich faſt die ganze Bevölkerung am Hafen.
Dem Vertreter einer Stockholmer Zeitung teilte
Dr. Horn folgende Einzelheiten mit: Die
Lei=
chen liegen in Kiſten und ſind mit Segeltuch und
Eis bedeckt. Der Sicherheit wegen haben wir
die Kiſten feſt angebunden. Das Segeltuchboot
und alles andere, was wir auf Kvitöy
auffan=
den, iſt gut aufbewahrt worden. Auf die Frage
über das Schickſal der Ballongruppe der „
Ita=
lia” antwortete Dr. Horn, daß ſich dieſe
For=
ſcher ſicher nicht in der Gegend befinden, wo er
die Andreeſche Expedition fand.
Mißgeſchick einer Kanalſchwimmerin.
Paris. Die ſüdafrikaniſche Schwimmerin
Pat Retief, die in der Nacht zum 31. Auguſt in
Boulogne=ſur=Mer an Bord des
Schleppdamp=
fers „Jenner” nach Dover abgefahren war, um
von dort aus den Verſuch der
Kanaldurchque=
rung zu unternehmen, iſt vorgeſtern abend gegen
ihren Willen wieder in Boulogne eingetroffen.
Sie wurde das Opfer eines recht
ungewöhn=
lichen Abenteuers. Der Schleppdampfer geriet
mitten auf dem Kanal in eine Nebelzone und
mußte blind fahren. Zum Unglück gerieten die
Berdinſtrumente des Schiffes in Unordnung.
Der Dampfer lief um 2.30 Uhr nachts auf
Grund, wie man annimmt zwiſchen Dover und
Folkeſtone. Es gelang dann, das Schiff wieder
flott zu machen, das die Fahrt fortſetzte. Gegen
13 Uhr teilten ſich die Nebel, und der Kapitän
des Schiffes konnte ſeine Poſition feſtſtellen. Zur
allgemeinen Ueberraſchung befand ſich der
Dampfer auf der Höhe des ſüdlich von Boulogne
gelegenen Badeorts Berck=Plage, nur einige
Meilen von der franzöſiſchen Küſte entfernt. Es
blieb alſo nichts anders übrig, als nach Boulogne
zurückzukehren. Miß Retief will aber auf ihre
Abſicht, den Kanal zu durchſchwimmen, nicht
verzichten.
Jack Diamond reiſt unbehindert weiter.
Der berüchtigte New Yorker Bandit Jack
Diamond, über deſſen Verbleib ſich die
amerika=
niſche Polizei ſeit einigen Tagen die Köpfe
zer=
brach, wurde jetzt endlich an Bord des Dampfers
„Belgenland” von der Red Star Line ermittelt.
Beim Einlaufen des Dampfers in Plymouth
begaben ſich zahlreiche Detektive von Scotland
Yard an Bord des Dampfers. Sie trafen dort
einen ſchlanken, elegant gekleideten jungen
Mann, der in der erſten Schiffsklaſſe reiſte und
lächelnd zugab, der geſuchte Alkoholſchmuggler
zu ſein, aber ebenſo freundlich erklärte, daß die
Beamten ſich vergebens bemüht hätten, da er
nicht beabſichtige, in England an Land zu gehen.
Die „Belgenland” berührte vorgeſtern
nachmit=
tag auch Cherbourg. Die franzöſiſche Polizei war
unterrichtet worden, um ein Anlandgehen des
Banditen zu verhindern. Da Jack Diamond
je=
doch keine Anſtalten traf, das Schiff zu
verlaſ=
ſen, brauchten die franzöſiſchen Behörden nicht
einzugreifen. Die „Belgenland” ſetzte ihre Fahrt
nach Antwerpen fort. Jack Diamond wird dort
ſeine Reiſe beenden. Falls ihn die belgiſchen
Behörden unbehelligt laſſen, will er nach Brüſſel
und Lüttich weiterreiſen, wo er bereits von
mehreren Mitgliedern ſeiner Bande erwartet
wird.
Eiſenbahnunglück in Frankreich.
2 Tote, 40 Verletzte.
Paris. Vorgeſtern nachmittag ſtieß im
Bahnhofe von Chartres ein aus Breſt kommender
Perſonenzug in voller Fahrt mit einer
Leerloko=
motive zuſammen. Beide Lokomotiven, der
Pack=
wagen und drei Wagen des Perſonenzuges
ent=
gleiſten und wurden vollſtändig zertrümmert.
Ein Lokomotivführer war auf der Stelle tot.
Der zweite Lokomotivführer, dem man einen
Arm amputieren mußte, um ihn aus den
Trüm=
mern der Maſchine zu befreien, hatte ſo ſchwere
Verletzungen erlitten, daß er auf dem
Trans=
port nach dem Krankenhaus verſtarb. Der Heizer
und ein Reiſender wurden ſchwer verletzt,
wäh=
rend etwa 40 Reiſende mit leichteren
Ver=
letzungen davonkamen. Das Unglück iſt
anſchei=
nend auf Verſagen der Bremſe zurückzuführen.
Eiſenbahnanſchlag in den Vereinigten Staaten.
New York. Auf der Bahnlinie St. Louis
—San Franzisko, 10 Meilen von St. Louis
ent=
fernt, wurde auf einen Schnellzug ein Anſchlag
verübt, der zahlreiche Opfer forderte. Auf den
Schienen waren Berge von Steinen und Holz
aufgehäuft, ſo daß der Zug, als er mit 60
Mei=
len Geſchwindigkeit auf das Hindernis raſte,
ſo=
fort entgleiſte. Drei Wagen ſtürzten, indem ſie
ſich überſchlugen, in einen etwa 6 Meter tiefen
Abgrund. Zwei Wagen wurden zerſchmettert.
Bisher konnten 11 Leichen geborgen werden und
etwa 30 Verletzten wurde Hilfe geleiſtet. Es
iſt bisher nicht gelungen, die Urheber des
An=
ſchlages zu ergreifen.
AHeHA TAABAEOUHOM Te
Nummer 8
2. September 1930
DARMSTADTER TAGBLATT — HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN
FElektrische
Boden-
beheizund.
Von
Dipl.-Ing. Mangold, Duisburg.
Die elektriſche Beheizung von Frühbeeten, Gewächshäuſern
und dergl. als wirkſames Mittel zur Erzielung früherer Ernten
wird ſchon ſeit Jahren in Schweden und Norwegen, wo billiger
elektriſcher Strom aus den dortigen Waſſerkraftanlagen zur
Ver=
fügung ſteht, mit gutem Erfolg angewendet. In der letzten
Zeit hat man ſich auch bei uns mit ihr beſchäftigt und an
ver=
ſchiedenen Orten (z. B. in Frankfurt a. M.) Verſuche angeſtellt,
die befriedigende Erfolge gezeigt haben, allerdings unter der
Vorausſetzung, daß ein entſprechend billiger Nachtſtrom von
ſeites der Elektrizitätswerke zur Verfügung geſtellt werden kann.
Bild 1. Verlegung mehrerer Kabellängen nebeneinander im
elektrisch beheisten Prühbeet.
Neben den bekannten Treibhäuſern mit Glaseindeckung und
künſtlicher Dampf= und Warmwaſſerheizung, die aber
über=
wiegend nur für Blumenzucht in Frage kommen, werden für
vie Aufzucht des Frühgemüſes hauptſächlich die Warm= oder
Miſtbeete gebraucht. Es ſind dies Pflanzenkulturen auf friſchem
Pferdemiſt und dergl, in flachen Käſten mit einer ſeitlichen
Schutzumlage und Klappfenſtern mit Strohdecken an ſonnigen,
vindgeſchützten Stellen. In ihnen werden wärmebedürftige
Frühgemüſe und andere Pflanzen angebaut. Die Miſteinlage
enuß jedes Frühjahr erneuert werden und gibt etwa 4 bis 6
Wochen eine ſolche Wärme ab, daß das Wachstum der Pflanzen
rrotz der kalten Nächte und Tage im März und April
ſicherge=
ſtellt iſt. Die Miſtbeete haben, abgeſehen von der immer
ſchwie=
rigeren Beſchaffung des Pferdemiſtes in der Nähe der Städte,
ven Nachteil, daß man ihre Wärmeabgabe nur unvollkommen
eurch Auflage der Strohmatten regulieren kann. Einmal
ange=
legt, beſitzen ſie einen beſtimmten Wärmevorrat unabhängig von
ſeer in den nächſten Wochen eintretenden und vorher unbekannten
Semperaturen. Deshalb können ſie auch erſt von Mitte Februar
nder noch ſpäter in Betrieb genommen werden, weil ſonſt die
Sefahr vorhanden iſt, daß ihre Wärmeabgabe vor Eintritt einer
cenügenden natürlichen Bodenerwärmung bereits erſchäpft iſt.
Durch die im Voraus unbekannte Außentemperatur hat man
leine Möglichkeit, den Zeitpunkt der Ernte zu beſtimmen oder
gar den Erforderniſſen des Marktes anzupaſſen. Alles iſt mehr
pder weniger dem Wettergott anheimgeſtellt.
Die elektriſche Bodenbeheizung vermeidet durch ihre
weit=
gehende Regulierbarkeit nicht nur dieſe Nachteile, ſondern
ver=
ſchafft dazu noch die Möglichkekit, mit der Aufzucht der jungen
Pflanzen ſchon zu einer Zeit zu beginnen, zu der mit einer
An=
lage von Miſtbeeten noch nicht gedacht werden kann. In vielen
Fällen wird es möglich ſein, vier oder mehr Wochen früher mit
den elektriſch beheizten Frühkulturen zu beginnen und auf dieſe
Art zweimal, ſtatt einmal zu ernten. Auch kann man den
Zeit=
punkt der Ernte durch mehr oder weniger ſtarke Beheizung
un=
abhängig von den Außentemperaturen der jeweiligen Marktlage
anpaſſen und genau zur vorgenommenen Zeit mit den
Erzeug=
niſſen auf dem Markt erſcheinen. Welche Bedeutung eine ſolche
regelmäßige Marktbelieferung hat, dürfte wohl jedem klar ſein.
Die phyſikaliſchetechniſche Grundlage der elektriſchen
Boden=
beheizung iſt folgende: Leitet man einen lektriſchen Strom durch
einen metalliſchen Draht, ſo hängt es nur von der Stromſtärke,
der Art des Drahtes und ſeinem Querſchnitt ab, ob der Draht
kalt bleibt, ſich erwärmt, glühend wird oder gar ſchmilzt. Da
Erde bekanntlich den elektriſchen Strom leitet, ſo muß der
Heiz=
zdraht mit einer elektriſchen Iſolierung verſehen ſein, man ſpricht
fAdann von einem Bodenheiz=Kabel. Die Iſolierung beeinträchtigt
1nicht die Erwärmung des Drahtes. Infolge der großen
Wärme=
kapazität des Bodens iſt es nicht nötig, die Bodenheizung
kau=
ernd in Betrieb zu halten, ſondern es genügt, 1 bis 8 Stunden in
der Nacht mit billigem Nachtſtrom zu heizen. Nur bei ganz
großer Kälte iſt noch eine kurze Tagesheizung erforderlich.
Der Aufbau eines elektriſch beheizten Warm= oder
Miſt=
beetes iſt wie folgt. In der Tiefe des Kaſteus bringt man
zweckmäßig vor Auslegen des Kabels eine wärmeiſolierenve
Schicht aus Torfmull, Koksaſche oder Holzkohlengruß in einer
Höhe von etwa 15 bis 20 Zentimeter ein. Darauf wird dann das
Kabel gelegt und mit einer Schicht von kaltem, verottetem Tung
bedeckt, der lediglich als Nährboden dient, worauf das Füllen
des Kaſtens bis zur gewünſchten Höhe mit Kultucerde erfolgt.
Die Höhe richtet ſich nach den Pflanzenſorten. Das Kabel foll
etwa 20 bis 30 Zentimeter unter ger Oberfläche lu gen.
Rück=
ſicht auf tiefwurzelnde Pflanzen aun dazu beſtimmen, die
Jiſo=
lierſchicht unter dem Kabel fortzulaſſen. *s iſt d na in hiherer
Stromverbrauch in den Kauf zun=hnen. Der Nährboden braucht
nicht Pferde= oder anderer tieriſcher Dünger zu ſein. Guter
Kompoſt, den ſich jeder Gärtner aus einer Miſchung von Erde
mit verweſenden organiſchen Stoffen (Exkremente, Wirtſchafts=
und Gartenabfälle) ſelbſt herſtellen kann, tut dieſelben Dienſte.
Hat man billige oder ſchon gebrauchte Drahtgitter zur Verfügung,
ſo kann man vor Einbringen der Kulturerde das Kabel damit
abdecken. Man erreicht dadurch einen mechaniſchen Schutz des
„Aabels bei Arbeiten im Treibbeet und eine Schirmwirkung gegen
Erdſtröme. Heizkabel werden von der elektrotechniſchen Induſtrie
in verſchiedenen Ausführungen hergeſtellt. Das A.E.G.=
Boden=
heizkabel zum Beiſpiel beſteht aus einem iſolierten und mit Blei
umpreßten Widerſtandsdraht und wird in zwei
Ausführungs=
furmen hergeſtellt. Einmal mit nacktem Bleimantel, dann aber
auch mit einer den Bleimantel ſchützenden, imprägnierten
äuße=
ren Faſerſtoffhülle. Während für die meiſten Zwecke die erſt=
genannte Ausführung genügt, iſt die umhüllte Form dort am
Platze, wo mit einer Zerſetzung des Bleimantels z. B. durch
Erdſtröme in der Nähe von Straßenbahnen u. dgl. zu rechnen
iſt. Der Außendurchmeſſer der Kabel beträgt 4 bzw. 5
Milli=
meter. Um einen unmittelbaren Anſchluß der Heizkabel an das
Stromnetz zu ermöglichen, muß je nach der zur Verfügung
ſtehenden Spannung eine beſtimmte Kabellänge je Stromkreis
gewählt werden. Beim A.E. G.=Heizkabel iſt ſie bei 110 Bolt
Netz=
ſpannung mit 25 Meter, bei 220 Volt mit 50 Meter feſtgelegt.
Dadurch gibt das Kabel pro laufenden Meter eine Energie von
etwa 30 Watt ab. Auf ein Quadratmeter Beet ſind 5—8 Meter
Kabel zu verlegen. Der Stromverbrauch beträgt je nach der
Außentemperatur etwa 0,7 bis 1,5 Kilowattſtunde pro
Quadrat=
meter und Tag. Im Mittel kann ein Stromverbrauch von 10
Kilowattſtunde pro Quadratmeter und Tag angenommen und
der Rentabilitätsberechnung zu Grunde gelegt werden.
Der Anſchluß des Bodenheizkabels erfolgt unter Verwendung
von Feuchtraumleitungen nebſt dem dazu gehörigen Schalt= und
Inſtallationsmaterial. Auch kann eine die Einſchaltzeiten
ſelbſt=
tätig regelnde Schaltuhr auf einem die Sicherungen und den
Zähler enthaltenden Schaltbrett im Wohnhaufe oder in einem
ſonſtigen Gebäude untergebracht werden. Die Zuleitung zu den
Miſtbeeten kann dann als Erdkabel oder als Freileitung erfolgen.
Ihre Anlage muß natürlich ſo ſein, daß hierbei keine
Erwär=
mung erfolgt. Ferner müſſen bei Verwendung einer zentralen
Schaltuhr auch ſtets an den Miſtbeeten noch die notwendigen
Schalter angeordnet ſein.
Wie eingangs ſchon erwähnt, iſt die Grundlage für die
elek=
triſche Bodenbeheizung ein entſprechend billiger Strompreis.
Nachtſtrom muß mit 6—8 Pfg. pro Kilowattſtunde zur
Ver=
fügung ſtehen. Iſt dies der Fall, ſo iſt die elektriſche
Boden=
beheizung aber durchaus wirtſchaftlich und gibt ihrem Beſitzer
einen ſeinen Mühen entſprechenden Verdienſt. Die Anlagekoſten
ſelbſt ſind gering und fallen nur wenig ins Gewicht. Der
not=
wendige billige Nachtſtrom kann, aber heute ſchon von einer
großen Zahl von Elektrizitätswerken zur Verfügung geſtellt
werden.
Durch die vorgeſchlagene Anlage eines europäiſchen
Hoch=
voltnetzes von 400 000 Volt Spannung von Südrußland bis nach
Portugal und von Norwegen bis nach Italien wird man
vor=
ausſichtlich in der Zukunft in der Lage ſein, die Strommenge
für eine weitverbreitete Bodenbeheizung zur Verfügung zu
ſtel=
len. Die Ausſichten für die Strombeſchaffung liegen alſo
durch=
aus günſtig. Auch an den wenigen ſehr kalten Wintertagen
wird eine Zuſatzbeheizung mit verbilligtem Tagſtrom möglich
ſein.
Auf dieſe Weiſe wird es gelingen, ſchon gegen Ende des
Winters mit in Deutſchland gezogenen Frühgemüſen auf den
Markt, zu kommen. Die elektriſch beheizten Beete können ſchon
Anfang Januar in Betrieb genommen werden, ſobald das
Tages=
licht für die Kulturen ausreicht. Denn die elektriſche Heizung
Bild 2. Installation des Bodenheizkabels in einem Treibhaus.
ſchafft auch in den kalten Monaten die für das Wachstum
erfor=
derliche Wärme. Bei geſchickter Einteilung der Kulturen kann
daher nicht nur ſchon gegen Ende des Winters deutſches
Früh=
gemüſe, wie Salate, Gurken, Tomaten, Kohlrabi uſw. auf dem
Markt erſcheinen ſondern auch eine Ernte mehr gewonnen
wer=
den. Mit der Wärmeregelung hat es der Gärtner in der Hand,
den Zeitpunkt ſeiner Ernte der Warmbeete ſo zu legen, wie es
nach der Marktlage erwünſcht iſt. Das elektriſche Frühbeet
er=
kaltet nicht wie ein Beet mit Miſtpackung. Die Kompoſterde
darin kann mehrere Jahre verwendet werden. Boden und Tiſche
in Gewächshäufern können ähnlich wie Frühbeete elektriſch
be=
heizt werden; außerdem kann man für zuſätzliche Luftbeheizung
in den Uebergangsmonaten Heizkabel an den Wänden und den
Fenſtern verlegen. Die gleichbleibende Temperatur des elektriſch
geheizten Frühbeetes hat zur Folge, daß ſich die Pflanzen
gleich=
mäßig und kräftig entwickeln. Gegenüber den Pflanzen im
ge=
wöhnlichen Miſtbeet ergibt ſich bald ein Vorſprung an
Wachs=
tum. So kannte z. B. Salat im elektriſch beheizten Mitbeet
ſchon nach etwa vier Wochen geerntet werden.
Die elektriſche Bodenbeheizung zeigt der intenſiven
Garten=
bauwirtſchaft neue Wege und hilft dadurch mit, daß die
auslän=
diſche Einfuhr von Frühgemüſe eingeſchränkt wird. Gärtneriſch
benutzter Boden bringt ſechs= bis ſiebenmal ſo viel wie
land=
wirtſchaftlich benutzter Boden und gibt auch einer entſprechend
größeren Zahl Menſchen guten Verdienſt. Es iſt zu wünſchen,
daß die Elektrizitätswerke überall entſprechend billigen Strom
für die Bodenbeheizung zur Verfügung ſtellen, damit dieſer
neue ausſichtsreiche Zweig deutſcher Gartenbauwirtſchaft überall
Eingang finden kann.
*Die höchste
Turmseil-
bahn der Welt.
Von
Dipl.-Ing. H. Harms, Hannover.
Die im Hochofenbetrieb anfallende Schlacke muß durch
ge=
eignete Fördermittel auf die Halde gebracht werden. Der
ein=
fachſte Transport ergibt ſich bei granulierter (gekörnter) Schlacke,
die dadurch entſteht, daß man das flüſſige Material in einen
Waſſerſtrom leitet. Er erfolgt dann meiſt mittels Seilbahn,
deren Entladeſtation möglichſt hoch liegen muß, um genügende
Mengen abwerfen zu können. Die abgebildete, auf einem
Hoch=
ofenwerk bei Maubeuge aufgeſtellte Anlage dieſer Art iſt, bei
einer größten Höhe des Endturmes von 125 Meter, die höchſte
Turmſeilbahn der Welt. Von der 120 Meter hoch liegenden Ent=
ladebühne laſſen ſich 600 000 Kubikmeter Material abwerfen, doch
kann dieſe Menge durch vorzeitiges Kippen noch bedeutend
er=
höht werden.
Die Bahn beſitzt eine Geſamtlänge von 585 Meter. Der zu
überwindende Höhenunterſchied beträgt 210 Meter. Auffällig iſt
der über die ganze Länge ſich erſtreckende gleichmäßige
Quer=
ſchnitt des Endturmes, der 3,5 Meter mal 3,5 Meter mißt. Der
Turm ruht auf einem Kugelgelenk und wird durch 4 ſtarke Seile
gehalten, während ein fünftes, nach rückwärts verankertes Seit
die Zugſpannungen der Tragſeile aufnimmt. Neben dem
End=
turm iſt noch ein Mittelturm von 50 Meter Höhe und 22 Meter
mal 22 Meter Querſchnitt zur Unterſtützung der Tragſeile zur
Aufſtellung gelangt.
Die durch Gewichte geſpannten Tragſeile haben einen
Durch=
meſſer von 36 Millimeter, während das Zugſeil 24 Millimeter
mißt. Zur Schonung der Seile laufen die Wagen auf 4 Rollen.
Sie fahren mit einer Geſchwindigkeit von 1,6 Meter pro Sekunde,
und da ſie in einem Abſtande von etwa 60 Meter folgen,
be=
trägt die Stundenleiſtung, bei einem Faſſungsvermögen von
rd. 770 Kg. pro Wagen, 75 Tonnen. Das Kippen der Wagen auf
dem Endturm erfolgt ſelbſttätig, ſo daß auf dieſer Station keine
Bedienung erforderlich iſt. Es ſind lediglich 2 Mann auf der
Beladeſtation, zur Inempfangnahme der leeren und zum
Ab=
ſchieben der gefüllten Wagen, nötig.
Beſendere Beachtung verdient noch die Antriebsſcheibe für
das Zugſeil. Die zwiſchen Seil und Scheibe erforderliche
Rei=
bung wird nämlich nicht durch vielfache Umſchlingungen des
Seiles (wie ſonſt üblich), ſondern durch bewegliche, am Umfang
angeordnete Klemmbacken erzeugt. Da nun aber die Klemmung
umſo ſtärker wird, je größer die Spannung im Seil iſt, genügt
eine halbe Umſchlingung, ſo daß das Seil außerordentlich
ge=
ſchont wird.
FInstandhaltung
derWerkzeugmaschinen.
19
Dipl.-Ing. Weil, Frankturt a. M.
Die Leiſtung jeder Maſchinenfabrik hängt in hervorragendem
Maße von der Leiſtungsfähigkeit und Güte der in ihrem Betriebe
arbeitenden Werkzeugmaſchinen ab, und ſo angezeigt es daher
auch wäre, fortgeſetzt nur die beſten und neueſten Modelle zu
be=
ſchaffen, ſo iſt dies in gegenwärtiger Zeit der ſo ſehr geſpannten
Geldverhältniſſe nur in geringem Maße möglich. Umſo
notwen=
diger ſcheint es deshalb, dafür zu ſorgen, daß aus dem
vor=
handenen Maſchinenpark das Möglichſte herausgeholt werden
kann.
So ſelbſtverſtändlich dieſe Erwägung auch ſein mag, ſo muß
doch feſtgeſtellt werden, daß es nicht wenige Betriebe gibt, welche
entweder die Notwendigkeit einer guten, planmißig
durchge=
führten Inſtandhaltung unterſchätzen oder aus anderen Gründen
nicht in der Lage ſind, dieſelbe energiſch zu betreiben.
Der Fachmann, welcher derartige Werkſtätten beſichtigt,
fin=
det dies vielfach beſtätigt; da laufen Wellen unrund, Zahnräder
klappern, Keile ſind losgeſchlagen, Gleitbahnen zerfreſſen, Lager
warm und dal. Wo anfangs mit ganz geringem Zeitverluſt
Ab=
hilfe getroffen werden könnte, dauert es ſpäter, wenn die Schäden
immer weiter um ſich gegriffen haben, tagelang, bis die
Ausbeſſe=
rungen durchgeführt und die Maſchinen wieder in Stand geſetzt
ſind.
Der Arbeiter, welcher ja zunächſt das größte Intereſſe daran
hätte, die von ihm bediente Maſchine in tadelloſem Zuſtand zu
erhalten, meldet wohl mitunter — nicht immer — ſeinem Meiſter
die eingetretenen Defekte; grundſätzlich aber ſollte die
Betriebs=
leitung ſich nicht auf ſolche Meldungen verlaſſen, bzw. dieſe nicht
erſt abwarten, ſondern den geſamten Maſchinenpark einer
ſyſtematiſchen Reviſion unterziehen, die in ganz
be=
ſtimmten Zeiträumen immer wieder vorzunehmen iſt. Beſonders
gilt dies für Großwerkſtätten, in denen Hunderte von
Werkzeug=
maſchinen arbeiten. Hier iſt es zweckmäßig, eigene Kolonnen
auf=
zuſtellen, die ſich lediglich mit der Beobachtung, Prüfung,
In=
ſtandhaltung und etwaiger Verbeſſerung der vorhandenen
Maſchinen befaſſen. Selbſtverſtändlich kann es ſich hierbei nur
um durchaus geſchulte Leute handeln, welche entweder ſelbſt aus
dem Werkzeugmaſchinenbau hervorgegangen ſind, oder doch mit
dieſen Maſchinen gut Beſcheid wiſſen, und die einem erfahrenen
Ingenieur oder Meiſter unterzuſtellen ſind.
Ein wichtiger Faktor iſt die Prüfung nach der Richtung ob
die urſerünglichen Genauigkeiten, deren Grenzen ſcharf
feſtgelegt ſind, immer noch erreicht werden. Wohl geben die lau=
Dienstag, den 2. September 1930
Tochnik der Gegenwart
Nammer 8
fend ausgeführten Arbeiten hierfür ſchon einen guten Maßſtab;
trotzdem iſt zu berückſichtigen, daß der Dreher oder Hobler durck
Anwendung allerlei Kunſtgriffe vielfach, ſelbſt mit ungenau
ar=
beitenden Maſchinen dennoch genaue Arbeit liefert, weil er deren
Schwächen kennt und dieſe paralleliſiert. Deshalb iſt
empfehlens=
wert, jede Reviſion einer Werkzeugmaſchine mit der Ausführung
einer Probearbeit zu verbinden, ohne hierbei die erwähnten
Kunſtgriffe anzuwenden, damit etwaige Mängel aufgedeckt
wer=
den, die in dem Augenblicke, wo ein neuer Arbeiter an die
Maſchine kommt ſofort zutage treten würden. Werden dann
Feh=
ler gefunden, ſo ſind ſie durch neues Eintuſchieren der Lager an
Hauptſpindeln von Drehbänken, Fräs= oder Schleifmaſchinen,
bzw. durch geeignetes Nachſtellen der Lagerbüchſen zu beheben.
Ebenſo ſind auch die Führungsbahnen zu unterſuchen, und wo
notwendig, durch Nachſchaben und Nachſtellen der Leiſten
Ab=
hilfe zu treffen.
Mitunter kommt es vor, daß Stell= oder
Befeſtigungsſchrau=
ben ſich löſen, ſchließlich herausfallen und zwiſchen die Getriebe
gelangen, wo ſie Brüche verurſachen; daher iſt darauf zu achten,
daß ſolche Schrauben feſtangezogen oder durch Sicherungen am
Lockern verhindert werden.
Ein wunder Punkt an manchen Werkzeugmaſchinen iſt die
Schmierung. Da vielfach bei älteren Typen dem nur
unge=
nügend Rechnung getragen iſt, ſo iſt darauf bei den Reviſionen
doppelt ſcharfes Augenmerk zu richten und eventuell durch
nach=
trägliche Anbringung der neuzeitlichen
Preßölſchmierun=
gen der Mangel abzuſtellen. Oft ſind die Schmierrohre zu eng,
die Oelzufuhr wird dadurch erſchwert und ein Verharzen des
Schmiermaterials mit daraus folgendem Warmlaufen und
Feſt=
freſſen iſt die Folge. Auf gute und ausreichende Schmierung
der Gewindeſpindeln, Muttern und Schneckengetriebe iſt zu achten
und dort, wo bereits ein ſtarker Verſchleiß des einen oder
ande=
ren Teils feſtgeſtellt wird, muß eine ſofortige Erneuerung
des=
ſelben angeordnet und nicht erſt gewartet werden, bis die
tragen=
den Gewinde ſo ſtark angefreſſen ſind, daß damit nicht weiter
ge=
arbeitet werden kann.
Zerfreſſene Bahnen haben weniger in ſtarker Beanſpruchung
und mangelhafter Schmierung als darin ihren Grund, daß
ab=
ſpringende Späne auf die Bahnen fallen, dann zwiſchen
den Bahnen und den darauf gleitenden Teilen ſich feſtſetzen und
die Führungen beſchädigen. Nicht immer wird es möglich ſein,
das durch konſtruktive Maßnahmen zu verhindern, und iſt
des=
halb der Bedienungsmann anzuhalten, dieſe Späne ſofort
weg=
zukehren. Während bei Rund= und anderen Schleifmaſchinen
die Bahnen vollſtändig abgedeckt ſind, wird bei Hobelmaſchinen
in der Regel vom Lieferanten kein derartiger Schutz mitgeliefert;
es iſt aber zweckmäßig, an den Tiſchenden leicht abnehmbare
Bleche zu befeſtigen, welche das Abſpringen der Späne auf die
Bettbahn verhindern.
Bei Hobelmaſchinen zeigt ſich mitunter ein ſtarkes Rucken des
Tiſches, das anfänglich nicht vorhanden war. Dasſelbe wird
durch die in der Arbeitsweiſe der Hobelmaſchine begründete,
nicht immer ſanfte Umſteuerung des Tiſches und durch die Stöße
beim Anſchneiden hervorgerufen, welche ein Losſchlagen der
Keile und ſtarke Abnützung der urſprünglich ſpielfrei arbeitenden
Antriebsräder verurſachen. Sobald der Reviſor dieſen Mangel
feſtſtellt, iſt die Erneuerung der Keile und eventuell des einen
oder anderen bereits ſtark verſchliſſenen Triebrades in die Wege
zu leiten. Weiter iſt bei den durch Riemen angetriebenen
Hobelmaſchinen auf die Riemenumſteuerung nach der Richtung
hin zu achten, ob dieſe Umſteuerung noch richtig erfolgt, d. h.,
ob die Riemen auch genügend weit verſchoben werden und nicht
nur zum Teil auf der treibenden Scheibe laufen. Nach längerer
Betriebszeit ſind in der Regel die Schalthebel oder Zahnſegmente
in ihren Lagern verſchliſſen, arbeiten mit zu großem Spiel,
wo=
durch der Riemenweg beim Umſteuern zu klein wird. Hier läßt
ſich leicht durch Erneuerung der Büchſen oder Gleitſteine Abhilfe
treffen.
An mit ſenkrechten Spindeln arbeitenden
Bohrmaſchi=
nen können Bohrerbrüche eitreten, ſobald die Bohrerſpitze aus
dem gebohrten Loch heraustritt: man ſagt dann, „der Bohrer
ſchießt durch‟. Das hat ſeinen Grund darin, daß das die gezahnte
Hülſe betätigende Ritzel infolge ſtarker Abnützung zu viel Spiel
beſitzt wodurch nach Aufhören des Gegendruckes beim Austritt
des Bohrers aus dem Loche, derſelbe nachſinkt und bricht. Erſatz
des Ritzels durch ein ſpielfrei laufendes wird den Fehler
beſei=
tigen, eventuell iſt auch zu unterſuchen, ob nicht noch andere in
den Schaltmechanismus eingefügte Räder zu viel Spiel haben und
ob die Spindel vollſtändig ausbalanciert iſt.
Aeltere ſchwere Radialbohrmaſchinen haben in der
Regel keinen auf Kugeln oder Rollen gelagerten Ausleger,
wes=
halb das Schwenken desſelben beim Einſtellen auf das zu
boh=
rende Loch recht erſchwert iſt. Der nachträgliche Einbau ſolcher
Kugel= oder Rollenlager ſcheint deshalb zur Entlaſtung des
Ar=
beiters empfehlenswert, beſonders dann, wenn die Maſchine viel
gebraucht wird. Ueberhaupt ſollte der nachträgliche Einbau
ſol=
cher, die Verſchiebung von Supporten und Ständern ſehr
erleich=
ternde Kugellager an älteren Maſchinen, hauptſächlich zur
Auf=
nahme der achſialen Drucke der Verſchiebungsſchraubenſpindeln
viel mehr ins Auge gefaßt werden, als es in Wirklichkeit
ge=
ſchieht. Sache der Kortrolleure iſt es, die ſchwereren
Werkzeug=
maſchinen auch daraufhin zu prüfen und Abänderungen
anzu=
ordnen.
Die bei Stanzen und Scheren nicht ſelten
vorkommen=
den Brüche ſind, zum Teil wenigſtens, darauf zurückzuführen, daß
die Meſſer aufſitzen, anſtatt aneinander vorbeizugehen. Grund
für derartige Vorkommniſſe iſt, daß die Stöſſel mit zu viel Spiel
in den Führungen arbeiten. Der Reviſor wird dies leicht
heraus=
finden und durch Nachſtellen der Leiſten Abhilfe treffen.
Ueber=
flüſſig zu erwähnen, daß er den Arbeiter beſonders darauf
auf=
merkſam machen muß, daß er die Werkzeuge gut ſcharf hält;
denn ſtumpfe Meſſer bewirken eine Ueberlaſtung der Maſchine
und führen mitunter zu Brüchen. Um die bei dieſen Typen
auf=
tretenden Federungen im Geſtellmaul beſſer ſichtbar zu machen,
und ſo um infolge von Ueberlaſtungen eintretende ſtärkere
Fede=
rungen zu erkennen, iſt der Einbau von Meßuhren unter
Umſtän=
den ſehr zu empfehlen.
Wenn auch die vorſtehenden Ausführungen nur eine
be=
ſchränkte Ausleſe jener Faktoren geben können, die bei den
Revi=
ſionen zu berückſichtigen ſind, ſo zeigen ſie doch in großen Zügen
die Punkte, auf die es hierbei ankommt. Darüber hinaus aber ſind
auch die Werkzeuge ſelbſt daraufhin zu unterſuchen, ob ſie
ſachgemäß geſchärft und in gutem Zuſtande ſind; denn die beſte
Hochleiſtungsmaſchine kann nicht genügend ausgenützt werden,
wenn ſie mit ſtumpfen oder ſchlecht geſchliffenen Stählen arbeitet,
ganz abgeſehen davon, daß ſolche mangelhaften Werkzeuge die betr.
Maſchine ſtark beanſpruchen, wodurch ſie viel raſcher als ſonſt
abgenützt wird, wobei außerdem der Kraftbedarf ein abnormaler
großer iſt. In wirtſchaftlich arbeitenden Betrieben ſollen die
Stähle und Stahlformen normaliſiert ſein; es darf dem Dreher
oder Hobler nicht überlaſſen bleiben, ſeinen Stahl nach ſeinem
Gutdünken und ſeinen, wenn auch vielleicht ganz guten
Erfah=
rurgen, zu ſchleifen; das Herrichten der Stähle ſoll von einer
Zentralſtelle beſorgt werden, die mit den beſten und
leiſtungs=
fähigſten Schleifvorrichtungen ausgeſtattet iſt. Gerade hierin
wurden in letzter Zeit ſehr gute Modelle geſchaffen und ſeien
diesbezüglich die ſelbſttätigen Schleifmaſchinen für Hobel= und
Drehſtähle, die ſelbſttätigen Schleifmaſchinen für
Fräs=
meſſerköpfe und Spiralbohrer, ſowie die
Univer=
falwerkzeugſchleifmaſchinen für Fräſer, Reibahlen,
Spiralbohrer uſw. genannt. Allerdings ſtößt die Beſchaffung
ſolcher Modelle infolge der gegenwärtigen geſpannten
Geldver=
hältniſſe vielfach auf Schwierigkeiten und müſſen „produktiv
ar=
beitende Werkzeugmaſchinen” ſolchen Schleifmaſchinen oft vorge=
Das Schiffshebewerk Niederfinow.
Zur Beſchleunigung und Erleichterung des
Schiffahrtsver=
kehrs auf dem Großſchiffahrtsweg Berlin—Stettin beabſichtigt
die Reichswaſſerſtraßenverwaltung, beim „Abſtieg.
Nieder=
finow ein Schiffshebewerk zu
errichten, das in ſeinen
Ausmaßen und ſeiner
neu=
artigen techniſchen
Durchbil=
dung das bedeutendſte
Bau=
werk dieſer Art in der Welt
ſein wird. Es können mit
dieſer Anlage Kanalſchiffe
bis zu 1000 To.
Ladefähig=
keit in fünf Minuten um 37
Meter gehoben oder geſenkt
werden. Die Ausführung des
Schiffshebewerkes nach den
Entwürfen der
Reichswaſſer=
ſtraßenverwaltung iſt jetzt
einer Firmengemeinſchaft
übertragen worden, die ſich
für den maſchinellen Teil
aus den Firmen:
Ardelt=
werke G. m. b. H.,
Ebers=
walde. Demag
Aktiengeſell=
ſchaft. Duisburg, Friedr.
Krupp=Gruſonwerke, A.=G.,
Magdeburg=Buckau, und für
die Stahlbauten aus den
Firmen: J. Gollnow und
Sohn, Stettin.
Gutehoff=
nungshütte A.=G.,
Oberhau=
ſen. Aug. Klönne.
Dort=
mund, und Mitteldeutſche
Stahlwerke A.=G., Lauchhammerwerk, Lauchhammer,
zuſammen=
ſetzt. Der elektriſche Teil wird von den Siemens=Schuckert=Werken
A.=G. in Verbindung mit der Allgemeinen Elektrizitätsgeſellſchaft
ausgeführt. Die Federführung für das Geſamtbauwerk und für
die Gruppe Maſchinenbau liegt bei der Demag, die Federführung
der Gruppe Stahlbau bei der Firma Aug. Klönne. Die Koſten
des maſchinentechniſchen Teiles der Anlage (ohne Tiefbauarbeiten)
belaufen ſich auf rund 10 Millionen Reichsmark; die Bauzeit iſt
auf ungefähr vier Jahre veranſchlagt.
zogen werden. Nicht immer wird das aber richtig ſei, da die
Mehrleiſtung ſachgemäß geſchliffener Werkzeuge mitunter die
Leiſtung der einen oder der anderen an Stelle der
Schleif=
maſchinen aufgeſtellten Werkzeugmaſchinen aufwiegen würde.
Hand in Hand mit der Inſtandhaltung der
Werkzeugmaſchi=
nen ſoll auch deren Unterſuchung nach der Richtung hin gehen, ob
es vorteilhaft iſt, konſtruktive Verbeſſerungen
anzu=
bringen, welche ihre Leiſtungsfähigkeit im Hinblick auf ſtärkere
Spanabnahme und geſteigerte Arbeitsgeſchwindigkeit erhöhen.
Bei älteren Maſchinen wird dies mitunter nicht lohnend ſein;
in anderen Fällen aber werden ohne Schwierigkeiten
auszufüh=
rende Aenderungen das Ziel leicht erreichen. So läßt ſich
bei=
ſpielsweiſe bei durch Stufenſcheibe und Deckenvorgelege
ange=
triebenen Maſchinen eine Erhöhung der Durchzugskraft durch
Erſatz der fünffachen Stufenſcheibe durch eine breitere, vierſtufige
bewirken und die verminderte Zahl der Geſchwindigkeiten
da=
durch ausgleichen, daß dem Deckenvorgelege außer der
vorhan=
denen noch eine zweite Geſchwindigkeit erteilt wird; damit kann
gleichzeitig eine Erhöhung der Geſchwindigkeiten verbunden
werden, und falls Bedenken beſtehen, daß der eine oder andere
Teil für die Uebertragung der erhöhten Durchzugskraft nicht
ge=
nügend kräftig ſei, ſo kann durch Einbau eines Abſcherbolzens
an geeigneter Stelle der Bruchgefahr vorgebeugt werden. Zwecks
Vermeidung von Heißlaufen dürfte ſich die Ausfütterung der
einen oder anderen Büchſe mit hochwertigem Weißmetall
empfehlen.
Der Umbau älterer, noch mit Transwiſſionsantrieb
laufen=
der Maſchinen für direkten elektriſchen Antrieb wird
ſich, hauptſächlich bei ſchweren und mittleren Typen als
nutz=
bringend erweiſen und kaum mit erheblichen Koſten verbunden
ſein. Beſonders gilt dies für Hobelmaſchinen, wo bei
Gleich=
ſtrom der Antrieb durch umſteuerbaren regelbaren
Nebenſchlußmotor und bei Drehſtrom durch Einbau einer
elektro=
magnetiſchen Umſteuerkuppelung ſehr zwechmäßig erſcheint; denn
auch ältere Hobelmaſchinen ſind in der Regel kräftig genug,
ſtärkere Spanabnahme zuzulaſſen, was bei Antrieb mittels
Rie=
mens und Feſt= und Losſcheibe oft nur an der geringen
Durch=
zugskraft des Riemens ſcheitert. Mit einer ſolchen Umänderung
kann man dann leicht auch die Erhöhung der Vor= und
Rück=
laufsgeſchwindigkeit des Tiſches verbinden, wenn eine
Räder=
überſetzung ausgewechſelt wird; es läßt ſich dann die
Vorlauf=
geſchwindigkeit, die bei älteren Hobelmaſchinen etwa 100—120
Millimeter in der Sekunde beträgt, auf 150 bis 250 Millimeter
und die Rücklaufsgeſchwindigkeit von 200 Millimeter auf etwa
350—400 Millimeter ſteigern.
Bei Drehbänken kann für beſtimmte Arbeiten der
vor=
handene Support durch einen Revolverkopf oder durch einen mit
mehreren Stählen ausgeſtatteten Vielſtahlſupport erſetzt und
da=
durch die Beſchaffung neuer, dieſem Zwecke dienenden
Dreh=
bänke erſpart werden.
Schließlich ſei noch erwähnt, daß bei Scheren und
Stanzen, ſoferne dieſelben kräftig genug ſind, eine höhere
Schnittleiſtung dadurch erzielt werden kann, daß das vorhandene
Schwungrad, das bekanntlich bei dieſen Typen die Hauptarbeit
zu leiſten hat, durch ein etwas ſchwereres und raſcher laufendes
erſetzt wird, wobei durch Anordnung einer größeren
Räderüber=
ſetzung die urſprüngliche Hubzahl trotz des ſchneller laufenden
Schwungrades beibehalten wird.
Wer hilft mit ?
Unſer ſtändiger Mitarbeiter, Dr.=Ing. e. h. F. M. Feldhaus,
Berlin, bittet darum, eine Anfrage an die Leſer zu richten und ſie
zur Mitarbeit bei der Feſtſtellung von Geſchichtsquellen zu
ver=
anlaſſen.
Im Dezember des Jahres 1783 iſt der erſte Aufſtieg eines
Ballons in Deutſchland auf Veranlaſſung des Erbprinzen
Lud=
wig von Heſſen in Darmſtadt erfolgt. Am 4. Mai 1784 ſchrieb
Johann Heinrich Merck an den Anatomen S. Th. Sömmerring:
„Denn wir haben einen Sack von Goldſchlägerhäutchen ſteigen
laſſen noch vor Weihnachten (1783).‟ Dieſer Brief iſt
auszugs=
weiſe in dem Wittich=Kalender auf das Jahr 1930 abgedruckt.
Feldhaus hat in ſeiner Kuturgeſchichte der Technik Bd. II S. 119
erwähnt, daß der erſte Ballon in Deutſchland am 23. Dezember
1783 aufgeſtiegen ſei. Gelegentlich eines Schriftwechſels mit
Feldhaus über dieſe beiden Angaben richtete dann Feldhaus an
uns die Bitte, bei unſerm Leſerkreis nachzufragen, woher die
Angabe für den 23. Dezember ſtammen könnte, da er ſelbſt dieſe
Quelle verloren hat. In dem „Darmſtädtiſchen Frag= und
An=
zeigungsblättchen” vom Jahre 1783, dem heutigen Darmſtädter
Tagblatt, iſt hierüber nichts zu finden.
Bei dieſer Gelegenheit wiederholen wir eine Frage ebenfalls
geſchichtlichen Inhalts, die wir bereits im Oktober 1928 ebenfalls
auf Anregung von Feldhaus an unſren Leſerkreis gerichtet haben.
In einer Druckſache des Jahres 1834, die in dem damaligen
Streit zwiſchen Dampfſtraßenwagen und Eiſenbahnen erſchienen
iſt, wird geſagt, daß 2 Mechaniker aus Darmſtadt, Wernher
und Jordan, um jene Zeit einen Dampfomnibus zwiſchen
Frankfurt a. M. und Baſel planten oder gar verſuchten. Wer
kann näheres über dieſe beiden Mitbürger mitteilen? Für
freundliche Mitteilungen aus dem Leſerkreis wäre die
Schrift=
leitung zur Weitergabe an Herrn Feldhaus dankbar.
KURZE MITTEILUNGEN
* Die diesjährige Hauptverſammlung des V. D. J., die
urſprüng=
lich auf den 14. September anberaumt war, aber wegen der
Reichs=
tagswahlen auf den 21. September verſchoben wurde, findet in Wien
ſtatt. Von den Hauptberatungsgegenſtänden, außer den geſchäftlichen
Verhandlungen ſeien nur genannt: Verbrennungsmotoren, Holztechnik,
Geſchichte der Technik, Schweißtechnik, Betriebstechnik und
Ausbil=
dungsweſen. Die Rahmenveranſtaltungen, die auch beſonders auf die
Damen Rückſicht nehmen, ſind ſehr reichhaltig, wozu in Wien beſonders
viel Möglichkeiten geboten ſind. Im Mittelpunkt der Tagung ſteht
ein Vortrag von Sektions=Chef=Ing. Dr. B. Enderes, Wien. „Die
Straße‟ An die Tagung ſchließen ſich wie üblich Beſichtigungen an.
wofür 16 verſchiedene Pläne zur Auswahl geboten ſind.
* Schnellwüchſige Bäume ſucht man neuerdings in Amerika zu
züch=
ten und hat dabei ganz außerordentliche Ergebniſſe erzielt. Im Staate
New York wurde von einem hierzu beſonders eingeſetzten Ausſchuß
feſt=
geſtellt, daß innerhalb der letzten 15 Jahre die Holzinduſtrie wegen des
verminderten Beſtandes ſehr ſtark zurückgegangen ſei und daß etwa
2 Millionen Hektar Waldland jetzt nach der Abholzung brach liegen.
Dieſes Land auch zu roden und der Landwirtſchaft nutzbar zu machen,
würde zu hohe Koſten verurſachen. Man will es deswegen wieder
aufforſten. Wie in dieſem Einzelfall fürchten weitſchauende Geiſter, daß
auch ſonſt der Zuwachs an Wald dem wachſenden Holzbedarf der
Indu=
ſtrie nicht wird folgen können. Es kann ſo, ähnlich wie zum Beginn
des vergangenen Jahrhunderts, eine Kriſis in der Holzbeſchaffung,
da=
mals allerdings als Brennmaterial, wiederum eine Holzkriſis,
insbeſon=
dere als Rohſtoff für die Papiererzeugung, entſtehen. Die
Zuchtver=
ſuche, die von Profeſſor Kee an der Columbia=Univerſität, New York,
mit 14 000 Sämlingen von 125 verſchiedenen Pappelarten
vorgenom=
men wurden, zeitigten als Ergebnis eine neue Baſtardpappelart, die in
fünf Monaten Bäume von 1,80—2,15 Meter Höhe ergaben. Das Holz
iſt feſt, hat lange feſte Faſern und nur wenig Aſtfehler. Für die
Her=
ſtellung von Buch= und Zeitſchriftenpapier iſt das Holz ganz beſonders
geeignet. Kee hat berechnet, daß jährlich 18000 Kilo je Hektar
an=
wachſen gegen 250 Kilo Holz, die man bei der in Amerika ſeither
üblichen Ausforſtung erzielen kann.
* Kohlenſtaubfeuerung in zwei Flammrohrkeſſeln wurden im
Juni vergangenen Jahres in einer Ruhrzeche mit derartigem Erfolge
eingebaut, daß die Betriebsleitung beſchloſſen hat, die ganze, aus zehn
Flammrohrkeſſeln beſtehende Anlage auf Kohlenſtaubfeuerung
umzuſtel=
len. Die zur Heizung benutzte Fettfeinkohle wurde auf einer
Reſolutor=
mühle derart fein gemahlen, daß nur 10 vom Hundert Rückſtand auf
4900 Maſchen verblieb. Die Staubfeuerung hat keine beſondere
Brenn=
kammer, das Kohlenſtaubluftgemiſch wird durch einen Wirbelbrenner
auf den Boden des Flammrohrs ſchräg nach abwärts geführt. Das Ende
des Flammrohrs iſt auf etwa 3 Meter Länge durch eine
Schamotteaus=
kleidung geſchützt. Am Ende der Auskleidung iſt eine waſſergekühlte
Feuerbrücke eingebaut. In einer Heizperiode von 84 Tagen war die
Feuerung an 80 Tagen im Betrieb. Die auf der Schamotteſchale ſich
ſammelnde Aſche wird während einer 8ſtündigen Schicht einmal in
zäh=
flüſſigem Zuſtand nach vorne abgezogen. Die Flugaſche wird durch
Rußbläſer entfernt.
* Drei neue Waſſerkraftwerke mit einer Geſamtleiſtung von 94000
Pferdeſtärken wurden im vergangenen Jahre in der Schweiz in Betrieb
genommen. Damit erreichte Ende 1929 die Schweiz eine Geſamtleiſtung
von 2,2 Millionen PS. Sechs weitere Kraftwerke mit 328 000 PS. ſind
im Bau. Die ſchweizeriſchen Waſſerkraftwerke erzeugten 1929 5,3
Mil=
liarden Kilowattſtunden, je Kopf der Bevölkerung 1300. 20 vom
Hun=
dert dieſer Kraftleiſtungen wurden (zumeiſt nach Deutſchland)
aus=
geführt.
NEUE BüCHER UND ZEITSCHRIFTIA
Elektriſches Fernſehen. Von Dr. Arthur Korn, Profeſſor an der
Techniſchen Hochſchule Berlin. III, 103 Seiten. Mit 19
Text=
abbildungen. Halbleinen RM. 3.—. Verlag Otto Salle, Berlin 1930.
Der deutſche Altmeiſter der Bildtelegraphie ſchildert in dem
vor=
liegenden Bändchen in knapper Form das Weſentlichſte über das
Fern=
ſehproblem und die dazu verwandten Apparate. Aller Anerkennung iſt
es wert, daß er ſchon in der Einleitung mit unverblümter Deutlichkeit
darauf hinweiſt, daß die jetzt erreichte Stufe des Fernſehens im
Nund=
funk nur die Uebertragung „ziemlicher grober” Bilder geſtattet und
daß nach dem heutigen Stand der Technik „ein Fernſehen guter wirklich
praktiſchen Zwecken genügender Bilder einer unbeſtimmten Zukunft
vor=
behalten bleibt”. Wenn man lieſt, was hierzu notwendig iſt, dann
kann man doch den bis jetzt erzielten Ergebniſſen nur höchſte
Aner=
kennung zollen und wird mit ſtarkem Intereſſe die Ausführungen
Korns, vor allem auch den Schluß des Büchleins mit den Ausblicken
für Bildtelegraphie leſen.
* Technik und Aufgaben des Fernſehens. Eine Einführung in das
ge=
ſamte Gebiet des Fernſehens. Von Fritz Wilh. Winckel. 76 Seiten
mit 65 Abbildungen. 1930. Verlag Rothgießer u. Dieſing A. G.,
Berlin N. 24. Broſchiert 2.— RM.
In bedachter Beſchränkung auf die ureigenſten Probleme, Aufgaben
und Leiſtungen der Technik des Fernſehens, ſchildert Winkel hier die
be=
kannteſten Syſteme. Fultograph, Nipkow, Karolus, von Mihaly, Baird,
Telehor — — — Schlagworte, die in unſerer heutigen Zeit neben dem
Eigennamen auch einen techniſchen Begriff darſtellen, finden in dieſem
kurzgefaßten Bändchen eine gemeinverſtändliche Darſtellung, wodurch
das Schlagwort zu einem wirklich techniſchen Begriff für den Leſer wird.
Das wohlfeile Heft iſt wegen ſeines klaren Aufbaues und ſeiner
gemein=
verſtändlichen Schreibweiſe all denen zu empfehlen, die ſich über das
Pro=
blem des Fernſehens unterrichten wollen.
PERBöNLICHES AU8 DER TECHHIK
Profeſſor Dr. phil. A. Korn wurde von der Techn. Hochſchule
Breslau die Würde eines Dr.=Ing. e. h. verlieben.
Leonhard Körting, der Altmeiſter des deutſchen Gasfaches, iſt
im Alter von 97 Jahren kürzlich geſtorben.
Der techniſche Direktor der Dürener Metallwerke Dr. Ing. e. h.
Rasmus Beck iſt geſtorben.
Nummer 242
Dienstag, den 2. September 1930
Das eaopa=ssaſer bakatnier in Karnberg.
Von Karl Wilhelm Leyerzapf.
Das Europawaſſerballturnier des Jahres 1930 in Nürnberg
gehört der Vergangenheit an. Zum zweiten Male hatten ſich in
den Tagen vom 25. bis zum 31. Auguſt in der alten Norisſtadt
die ſechs beſten Waſſerballmannſchaften Europas verſammelt, um
in dem bedeutendſten aller Turniere, um den Pokal des Grafen
Klebelsberg, die beſte Waſſerballmannſchaft Europas zu ermitteln.
Was iſt der Kelbelbergpokal? Auf der Amſterdamer Olympiade
im Jahre 1928 feierte bekanntlich der deutſche Schwimmſport
ſei=
nen bisher größten Triumph, als es ihm gelang, als Außenſeiter
im Waſſerballſport den zweimaligen Europameiſter Ungarn
über=
zeugend zu ſchlagen und damit Weltmeiſter im Waſſerballſpiel zu
werden. Die Ungarn konnten dieſe: Niederlage nicht verſchmerzen
und ſannen auf Revanche. Da ſtiftete im vorigen Jahre der
un=
gariſche Kultusminiſter Exzellenz Graf. Kuno von Klebelsberg
einen Pokal für die beſte Waſſerballmannſchaft Europas, um den
in einem Sechsländerturnier in Budapeſt im Auguſt 1929 zum
erſten Male gekämpft wurde. Deutſchland, Schweden, Frankreich,
Belgien, England und Ungarn waren die Teilnehmer des erſten
Turniers, das die Ungarn als überlegene Sieger ſah. Die
Re=
vanche gegen Deutſchland, das erſatzgeſchwächt nur auf den dritten
Platz kam war glänzend geglückt. Das Turnier, in dem jede
Mannſchaft gegen jede andere ſpielen muß, ſollte eigentlich nur
alle 2 Jahre ausgetragen werden, kam jedoch in dieſem Jahre durch
die Verſchiebung der fälligen Europameiſterſchaften auf nächſtes
Jahr ſchon wieder zur Durchführung.
Das preisgekrönte Stadion der Stadt Nürnberg, eine
wun=
derbare Anlage, weit vor den Toren dieſer ſchönen Stadt mitten
im Wald gelegen, war der Schauplatz des diesjährigen Turniers,
das zum zweiten Male von den Magyaren gewonnen wurde. Der
erſehnte Sieg der Deutſchen blieb wiederum aus, ſo daß nach wie
vor die Ungarn die führenden Waſſerballſportler in Europa und
damit in der ganzen Welt bleiben, denn in den außereuropäiſchen
Erdteilen iſt der Waſſerballſport kaum entwickelt. Man hatte
ge=
hofft, daß es in dieſem Jahre der kompletten deutſchen Mannſchaft
in der eigenen Heimat gelingen werde, für die vorjährige
Nie=
derlage Revanche zu nehmen, aber der Verlauf der Nürnberger
Kämpfe, in denen wiederum dieſelben Nationen wie im vorigen
Jahre beteiligt waren, ließ gegen Ende der Woche ſtarke Zweifel
an einem deutſchen Enderfolg aufkommen, die dann mit der 4:1=
Niederlage am Sonntag ihre Berechtigung erwieſen. Dennoch
be=
legte Deutſchland in dieſem Jahre einen ſehr ſicheren zweiten Platz
mit ausgezeichnetem Torverhältnis und bildet nach den Ergebniſſen
der letzten Woche mit den Ungarn zuſammen die Spitzengruppe,
denn die anderen Mannſchaften, beſonders die Schweden, die in
Budapeſt der überraſchende Zweite waren, die Belgier und
Fran=
zoſen waren in dieſem Turnier doch nicht ſo ſtark, wie man
vor=
her geglaubt hatte. Doch gerade die Ergebniſſe der beiden letzten
Tage geben zum Nachdenken Anlaß. Mannſchaften, die zu Beginn
des Turniers kataſtrophale Niederlagen hinnehmen mußten, waren
durch dieſe Spiele weitaus beſſer geworden, während andere
Na=
tionen in ihren Leiſtungen infolge der aufreibenden Kämpfe ſtark
nachließen. Beſonders die Ungarn und Franzoſen wurden, mit
jedem Spiel beſſer, die Deutſchen und beſonders auch die Belgier
dagegen liefen bei weitem nicht mehr zu ihrer Anfangsform auf.
Wenn es noch eines Beweiſes bedurft hätte, daß man auf
Reſul=
tate gar nichts geben kann, ſo in dieſem großartigen Turnier, bei
dem gerade in den Schlußtagen die unerwarteſten Ergebniſſe
er=
zielt wurden.
Jedoch muß man ſagen, daß die Reihenfolge Ungarn 10
Punkte. Deutſchland 8, Belgien und Frankreich je 4 und England
und Schweden je 2 dem Können der einzelnen Mannſchaften ſehr
gut gerecht wird. Das Kräfteverhältnis gegenüber dem vorigen
Jahre hat ſich in Nürnberg ziemlich ſtark verſchoben, wobei man
jedoch berückſichtigen muß, daß nicht jede Mannſchaft in ſtärkſter
Aufſtellung erſcheinen konnte. Die Franzoſen und Schweden
er=
ſchienen zum Teil mit mehreren neuen — jüngeren — Leuten und
werden beſtimmt beim nächſten Turnier wieder eine ſehr gute
Rolle ſpielen können, denn nichts iſt geeigneter als ein ſolches
Tur=
nier, bei dem man im gegenſeitigen Kampf und im Zuſchauen ſehr
viel lernen kann, für junge Waſſerballſpieler Erfahrungen zu
ſam=
meln, die ja im internationalen Wettbewerb von der größten
Be=
deutung ſind. So wird man beſtimmt das nächſte Mal wiederum
ein anderes Bild im gegenſeitigen Stärkeverhältnis erleben, denn
jede Nation wird mit mehr oder weniger großem Erfolg die
Leh=
ren von Nürnberg verwerten. Die Nürnberger Spiele haben
be=
wieſen, daß heute nur eine Mannſchaft, die große Schnelligkeit,
reichliche Erfahrung, die notwendige Härte und eine glänzende
Technik in hervorragender Weiſe beſitzt, in fünf ſchweren Spielen
hintereinander beſtehen kann. Und gerade die Ungarn waren den
anderen Mannſchaften, was Technik anbelangt, ſtark überlegen, ſo
daß man ihren Sieg als verdient bezeichnen muß, wenn auch der
4:1=Sieg gegen Deutſchland in dieſer Höhe durchaus nicht als dem
beiderſeitigen können entſprechend anzuſehen iſt.
Beginnen wir bei einer kurzen Beſprechung der einzelnen
Mannſchaften mit dem Sieger Ungarn. Seine Mannſchaft Brody;
Jvady, Hammonay; Halaſſy; Verteſſy, Nemeth. Keſerue 1. iſt,
ob=
wohl dieſe ſieben Spieler vier verſchiedenen Vereinen angehören,
ſo gut eingeſpielt wie eine Vereinsmannſchaft, denn dieſe Leute
haben zum größten Teil ſchon mehr als 50mal für ihr Vaterland
gekämpft und ſtammen dazu noch alle aus einer Stadt. Budapeſt.
Brody im Tor iſt ein ganz großer Könner, von den Verteidigern
iſt beſonders Hammonay, ganz große Klaſſe, Hallaſſy der
Ein=
beinige der ſchnellſte und gefährlichſte Mann, und die drei
Stür=
mer laſſen ebenfalls an Gefährlichkeit nichts zu wünſchen übrig,
und beſonders Nemeth, der ungariſche Rekordtorſchütze, iſt der
Schrecken einer jeden Hintermannſchaft. Da der größte Teil der
Mannſchaft noch ziemlich jung iſt und für die alten Kämpen
Jvady, Keſerue 1. und Verteſſy vollwertiger Erſatz vorhanden iſt,
dürften die Ungarn auch weiterhin ſo ſchnell nicht von der Spitze
zu verdrängen ſein.
Die deutſche Mannſchaft Rademacher 1.; Gunſt, Cordes;
Be=
necke; Rademacher 2. Amann, Schulze, konnten in den letzten
Spie=
len nicht recht gefallen. Obwohl auch dieſe Mannſchaft ſehr gut
eingeſpielt iſt, ließ ihr Zuſammenſpiel gegen die Ungarn ziemlich
viel zu wünſchen übrig. Die ſonſt ſo hervorragende Verteidigung
Gunſt—Cordes lief nicht zu ihrer Hochform auf, auch Benecke ſchien
nicht recht in Form zu ſein, und beſonders der Sturm iſt nach wie
vor das Schmerzenskind der deutſchen Sieben. Rademacher 2. hat
an Schnelligkeit ſtark nachgelaſſen, und Amann, obwohl der
gefähr=
lichſte und erfolgreichſte Stürmer, iſt immer noch zu unbeweglich.
Der junge Schulze ſcheint die einzige Hoffnung zu ſein und hat vor
allen Dingen auch die notwendige Schnelligkeit. Der Ruf nach
jungen, ſchnellen Leuten wird mehr denn je nach Nürnberg laut
werden. Der beſte Mann war zweifellos der ſehr zuverläſſige,
wenn auch etwas waghalſige Erich Rademacher im Tor.
Die Belgier kamen ohne ihren beſten, disqualifizierten
Stür=
mer Mathieu nach Nürnberg. Die Mannſchaft die
außerordent=
lich hart ſpielte, ließ in den letzten Spielen ſtark nach und bot
da=
her in ihrer Geſamtleiſtung eine Enttäuſchung.
Eine Ueberraſchung waren die Franzoſen, die ohne ihre
be=
kannten Leute Padon, Cuvelier, Dujardin und Tritoullet
ſpiel=
ten. Ihre junge Mannſchaft zeigte mit jedem Spiel beſſeres
Kön=
nen und wird in Zukunft wieder zu beachten ſein. Einen Sieg
über die Belgier hatte man ihr niemals zugetraut. Der beſte
Mann war der bekannte Schwimmer Vandeplanke, der als einer
der beſten Stürmer des ganzen Turniers angeſehen werden muß.
Ziemlich gleich blieben ſich in jedem Jahre die Engländer.
Ihre Mannſchaft iſt zu langſam und verdirbt ſich viel durch
un=
nötige harte Spielweiſe. Die Söhne Albions müſſen noch viel
lernen, wenn ſie in Zukunft wieder eine beſſere Rolle ſpielen
wollen.
Schweden belegte, obwohl mit gleicher Punktzahl wie
Eng=
land, aber infolge ſchlechten Torverhältniſſes den letzten Platz.
Im vorigen Jahre mit Arne Borg, der jetzt bekanntlich,
Berufs=
ſchwimmer iſt, waren die Skandinavier auf dem 2. Platz die große
Ueberraſchung. In Nürnberg ſpielten ſie natürlich bei, weitem
nicht die Rolle, denn für Arne Borg haben ſie noch keinen Erſatz.
Die Mannſchaft iſt jedoch ſehr ſchnell und verbeſſerungsfähig und
wird auch bald wieder einen ſtärkeren Gegner abgeben. Ihr beſter
Mann iſt der Torwächter Ake Naumann, der jedoch allein auch
nicht viel ausrichten kann. In Fachkreiſen hält man ihn für den
beſten Torwächter der Welt.
Acht Tage Großkämpfe im Waſſerball ſind vorüber, neue
Er=
fahrungen ſind geſammelt, das nächſte Zuſammentreffen, um den
Klebelsbergpokal, der in den Beſitz der Mannſchaft mit zuerſt 30
Punkten übergeht, im Jahre 1933 (1931 Europameiſterſchaften in
Paris, 1932 Olympiade in Los Angeles) wird nicht minder
ſpan=
nend werden. Eine hervorragende Organiſation der Nürnberger,
eine Begünſtigung durch herrliches Wetter, wie man ſie nicht
beſſer wünſchen kann, werden die Tage von Nürnberg mit
golde=
nen Lettern in die Annalen des deutſchen und internationalen
Schwimmſports einſchreiben.
3. Gau=Jugendſchwimmen des Main=Rhein=Ganes
der 9.T.
Begünſtigt vom herrlichſten Sonnenſchein, führte der Main=
Rhein=Gau (D. T.) am geſtrigen Sonntag im Schwimmbad der
Perle des Odenwalds Lindenfels ſein drittes Gau=
Jugendſchwim=
men durch. An den Wettbewerben für Schülerinnen, Schüler,
Jugendturnerinnen und Jugendturnern waren insgeſamt 120
Teil=
nehmer zugegen. Die zahlreich verſammelte Jugend war mit
großem Eifer bei der Sache, und unter der Leitung von
Gau=
ſchwimmwart Bingel nahmen die Kämpfe einen durchweg
glat=
ten Verlauf. Die Vorbereitungen für das Schwimmen hatte der
Turnverein Lindenfels übernommen, der es ſich nicht nehmen ließ,
die Wettkämpfer koſtenlos zu verpflegen. Sowohl die
Einzel=
kämpfe als auch die Staffeln waren verhältnismäßig gut beſetzt.
Guter Nachwuchs iſt überall vorhanden. Den Abſchluß der
Wett=
kämpfe bildete ein Waſſerballſpiel zweier kombinierter
Jugend=
mannſchaften.
Nachſtehend die einzelnen Ergebniſſe:
Springen für männliche Jugend (14 bis 16 Jahre): 1.
Eidenmül=
ler, Georg, Tgd. Darmſtadt 1846, 33 Punkte; 2. Gg. Chriſt,
Tv. Lindenfels, 32,5 Punkte.
50=Meter=Bruſtſchwimmen für Schüler (13 und 14 Jahre): 1. Otto
Berning, Tv. Groß=Gerau, 0:44,6; 2. Robert Gerhardt, Tgd.
1846 Darmſtadt, 0:44,8.
50=Meter=Hüh=Schwimmen für männliche Jugend (14 bis 16 J.):
1. W. Treuſch, Tgſ. 75 Darmſt.,0:34; 2. Karl Müller, Tgſ. 75
Darmſtadt, 0:38,0.
100=Meter=Hüh=Schwimmen für männliche Jugend (16 bis 18 J.):
1. Walter Jöckel, Tgd. 46 Darmſt., 1:18,0; 1. Franz Körner,
Tgd. Beſſungen, 1:25,0; 2. Fritz Roß, Tv. Arheilgen, 1:29,2.
100=Meter=Rücken=Schwimmen für männliche Jugend (16 bis 18
Jahre): 1. Paul Weber, Tgſ. 75 Darmſt., 1:36,2; 2. Peter
Harniſchfeger, Tv. Erfelden, 1:48,2.
50=Meter=Bruſt=Schwimmen für weibliche Jugend (14 bis 16 J.):
1. Aenne Wege, Tv. Groß=Gerau, 0:54,8; 2. Lisbeth Liebig,
Tv. Pfungſtadt 0:55,2.
4X25 Meter Lagenſchwimmen für weibl. Jugend (16—18 Jahre):
1. Berta Langjahr, Tgſ. 1875 Darmſtadt 1:56,9.
50 Meter Bruſtſchwimmen, für Schülerinnen (13 u. 14 Jahre):
1. Lisbeth Schäfer, Tgde. Sprendlingen 0:52,0; 2. Elfriede
Schuchard, Tgde. Sprendlingen, 0:54,1.
100 Meter Bruſtſchwimmen für männl. Jugend (16—18 Jahre):
1. Karl Hranichfeger, T.V. Erfelden 1:36,8; 2. Theo
Eiden=
müller, Tgde. 1846 Darmſtadt 1:37,5; 2. Jakob. Hartmann,
T.V. Bensheim, 1:37,5.
4X25 Meter Lagenſchwimmen für männl. Jugend (16—18 Jahre):
1. Paul Weber, Tgſ. 1875 Darmſtadt 1:33,7: 2. Fritz Roſt,
T.V. Arheilgen 1:35,9.
Springen, für männliche Jugend (16—18 Jahre): 1. Wilhelm
Heil, Tgd. Sprendlingen 28 Punkte; 2. Heinrich Aßmuth,
Tgd. Beſſungen 27½ Punkte.
50 Meter=Hühſchwimmen für Schüler (13—14 Jahre): 1. Paul
Schuſter, T. Geſ. 1875 Darmſtadt 0 33,6 Sek.; 2. Robert
Ger=
hard, Tgd. 1846 Darmſtadt 0,37,3 Sek.
50 Meter Bruſtſchwimmen für männl. Jugend 14—16 Jahre);
Ormancin, T.V. Groß=Gerau 0,41,3 Sek.; 2. Karl Müller,
T.Gſ. Darmſtadt 1875, 0.41,4 Sek.
3X50 Meter Hühſtaffel für männliche Jugend (16—18 Jahre);
1. Tgſ. 1875 Darmſtadt in 1,48,4 Min.; 2. Tgd. 1846 Darmſtadt
in 1,52 Minuten.
100 Meter Bruſtſchwimmen für weibl. Jugend (16—18 Jahre):
Minna Meyer, Tad. 1846 Darmſtadt 1,47 Min.; 2. Helma
Mohr, Tad. Beſſungen 1,59,6 Min.
4X50 Meter Lagenſtaffel, für männliche Jugend (16—18 Jahre):
1. Turngeſ. 1875 Darmſtadt in 2,44 Min.; 2. Tgd. 1846
Darm=
ſtadt in 2.49,7 Min.
Seite 11
den Kopf. Was an unglaublichen Unſportlichkeiten von einzelnen
Gäſten geſchrien und gebrüllt wurde, war mir überraſchend ob
ſeiner Roheit. Kein Wunder, daß ein hitzköpfiger Gaſt ſogar auf
das Spielfeld ſtürmte und glaubte, ſelbſt eingreifen zu müſſen,
was ihm in der Aufregung eine blutige Naſe eintrug. Solche
verrannten Vereinsfanatiker ſchaden ihrer Sache ſelbſt am meiſten,
abgeſehen von dem Zeugnis, das ſie ihrer unqualifizierbaren
Ge=
ſinnung ausſtellen.
Schiedsrichter Jacoby=Pirmaſens hatte kein leichtes Amt,
ließ ſich aber weder von Spielern noch rabiaten Zuſchauern aus
ſeiner Ruhe bringen. Daß ihm, der ſonſt korrekt pfiff, einige
wenige Fehlentſcheidungen unterliefen, war verſtändlich.
Auf das Rückſpiel an der Rennbahn ſind wir geſpannt, hoffen
jedoch, daß ſich dann die Leidenſchaften gelegt haben. Daß die
Sportbehörde heute zwei Vertreter entſandt hatte, war
begrüßens=
wert und wird wohl heilſam wirken.
Kegeln.
Freundſchaftskampf Darmſtadt — Bensheim. — Rückſpiel
Sieger Darmſtadt.
Die 2. Mannſchaft der Keglervereinigung traf ſich am
Sonn=
tag in dem Keglerheim Bensheim. Es war dort das Rückſpiel
des am 27. Juli in Darmſtadt als Vorſpiel ausgetragenen
Freundſchaftskampfes. Darmſtadt hatte, aus dem Vorſpiel ein
Plus von 165 Holz.
Bei dem geſtrigen Rückkampf zeigten ſich beide Mannſchaften
in ihren Leiſtungen ziemlich gleichwertig. Bensheim konnte wohl
geſtern Darmſtadt in der Geſamtleiſtung um 15 Holz überbieten,
aber für den Sieg von Darmſtadt nicht mehr gefährlich werden.
Der beſte Mann von Darmſtadt war Wilbert mit 551 Holz. Er
wurde durch Ueberreichung einer Medaille vom Verbande
Bens=
heim geehrt. Bei der Mannſchaft von Bensheim erreichte
Schlink die Beſtleiſtung mit 553 Holz. Geſamtergebnis:
Darm=
ſtadt: Vorſpiel 5108, Rückſpiel 5126, zuſammen 10 234:
Bens=
heim: Vorſpiel 4943, Rückſpiel 5141, zuſammem 10084.
Schießſporl.
Infolge techniſcher Schwierigkeiten konnte der nachſtehende
Bericht in unſerer Montags=Ausgabe nicht erſcheinen.
Punkkekampf am Arheilger Mühlchen.
Sp.Vgg. Arheilgen — Union Darmſtadt 2:1 (1:1).
Ein von herrlichem Wetter begünſtigter Urlaub neigt ſeinem
Ende zu. Prachtvolles Sommerwetter lockt am frühen Morgen
noch einmal hinaus; doch die Hitze verſchlägt uns in den Schatten
des Arheilger Mühlchens. Da ertönten wohlbekannte
Pfeifen=
ſignale vom benachbarten Sportplatz der Spielvereinigung
Arheil=
gen: die Handball=Elf der Vorſtädter ſteht im Kampf gegen Gäſte
aus Braunshardt (2. Mannſchaft) und erringt bei glühender
Sommerhitze einen haushohen Sieg von 14:0 Toren. Auf ½4 Uhr
iſt das Treffen der Fußball=Kreisligiſten gegen die Elf der Union
Darmſtadt angeſetzt. Während im kühlen Waſſer des „Gemeinde=
Schwimmbades” Arheilgen — das auch von „Städtern”
übervöl=
kert iſt — die Freien Turner ihr Abſchwimmen durchführen,
ſtrö=
men immer mehr Gäſte zum Arheilger Sportplatz, und bei
Spiel=
beginn hat ſich trotz der Hochſommerglut ein anſehnliches
Fußball=
publikum — zumeiſt aus Beſſungen — eingefunden: ſteht doch der
erſte Kampf, der beiden „Lokalrivalen”, Arheilgen 04 — Union
Darmſtadt bevor. Erſt einmal gelang es Arheilgen, gegen Union
zum Sieg zu kommen, und die Einheimiſchen rechneten jetzt mit
einer glatten Niederlage, denn der durch jugendliche Kräfte
er=
gänzten Elf räumte man gegen Union keine Chancen ein.
Was ſahen wir?
100 Minuten Fußball: 1 Elfmeter, 2 Platzverweiſe, 1
Ver=
letzten, Schlachtenbummler, einen Schiedsrichter aus
Pirmaſens.
Nach dieſer ungewöhnlichen Reihenfolge den Spielverlauf:
Das Spiel, für Union das erſte Verbandsſpiel, ſieht beide
Mann=
ſchaften zunächſt ſehr aufgeregt. Sofort macht ſich eine
unange=
brachte Härte geltend, die der Schiedsrichter durch Strafſtöße zu
beſeitigen ſucht. Unions Vorſtöße kommen über die gegneriſche
Verteidigung, wo Barnewald ſehr hart abwehrt, nicht hinaus.
Auch Arheilgen ſcheitert an der Union=Deckung. In der 17. Minute
etwa jagt Unions rechter Außenſtürmer eine Flanke über den
Strafraum, die im Aus hätte landen müſſen. Der rechte Vertei=
— —
Elf=
diger will das verhindern — aber mit der Hand: —
meter, den Bopp an dem nicht eingreifenden Torwart vorbei
einſendet. Union führt, lebhaft bejubelt. Etwas ſpäter kommt
es zu einem Zuſammenſtoß, als Unionſtürmer W. Roth den
Geg=
ner ſpieltaktiſch falſch angeht und verletzt ausſcheiden muß:
der Nagelſchuh Beckers hatte einen Bruch des Naſenbeins zur
Folge. Kurz darnach muß Moller=Union den Platz verlaſſen.
Bald darauf muß Krug=Arheilgen ebenfalls das Feld verlaſſen;
eine nach m. A. nicht korrekte Schiedsrichter=Entſcheidung: Krug
war im Vorteil, und P. Arnold=Union, der einige Minuten durch
Knieſtoß in den Magen „groggy” war, durfte den Gegner nicht
von vorne angehen. Einige Minuten ſpäter kommt Arheilgen
nach ſchöner Kombination zu einer Ecke, die von Groth durch
Kopf=
ball verwandelt wird. Die Pauſe ſieht das Ergebnis 1:1. Nach
Halbzeit wieder typiſcher Kampffußball. Union ſpielt nur mit
neun Mann, Arheilgen nur mit zehn Mann. Die Einheimiſchen
kommen durch Treuſch zum Führungstreffer und ſo überraſchend
zu den Punkten. Der Sieg hätte höher ausfallen können, aber
die Gäſte waren in Sturm und Abwehr nun ruhig, überlegten und
konnten immer wieder vorſtoßen. Aßmuth im Uniontor arbeitete
prächtig und erſetzte einen dritten Verteidiger. Unions „Elf”
ſchafft mit Härte und Elan, kann aber das Reſultat nicht mehr
ändern. Dieſe Tatſache wollte einem Tenk der Zuſchauer nicht in
Die Meiſterſchaft im Einzel= und Mannſchaftsſchießen
des Landesverbandes Heſſen und Naſſau des Deutſchen Kartells für
Jagd= und Sportſchießen auf den Schießſtänden in Darmſtadt,
Frank=
furt a. M., Stockheim und Klein=Bieberau in offener Viſierung wurde
kürzlich ausgetragen.
Mannſchaftsfchießen: 4=Klaſſe: 1. Kleeblatt Darmſtadt 493 Ringe;
2. Wildſchütz Darmſtadt 438. — B=Klaſſe: 1. Kleeblatt Darmſtadt
441 Ninge; 2. J.G. Sportverein e. V., Frankfurt a. M. 409. — C=
Klaſſe: 1. Weidmannsluſt Stockheim 464 Ninge; 2. Polizei=
Schieß=
ſport=Klub Darmſtadt 414; 3. Wildſchütz Darmſtadt 403. — D=
Klaſſe: 1. Polizei=Sportverein Frankfurt a. M. 418 Ringe; 2.
Poſt=Sportverein Frankfurt a. M. 234. — Altersklaſſe: 1.
Weid=
mannsheil Darmſtadt 324 Ringe.
Einzelſchießen: 4=Klaſſe: 1. Karl Grimm (Kleeblatt) Darmſtadt
129 Ringe; 2. Bernhard Berghöfer (Kleeblatt) Darmſtadt 129; 3.
Ernſt Wilke (Kleeblatt) Darmſtadt 128. — B=Klaſſe: 1. Hermann
Jung (Weidmannsheil) Darmſtadt 121 Ringe; 2. Dr. Badendick (J. G.
Sportverein) Frankfurt a. M. 114: 3. Droemann( J. G. Sportverein)
Frankfurt 112. — C=Klaffe: 1. Philipp Simmermacher (K.R.S.)
Klein=Bieberau 130 Ringe; 2. Jakob Hofmann (K.K. S.) Klein=
Bie=
berau 121: 3. Heinrich Maul (K.R. S.) Klein=Bieberau 113. — D=
Klaſſe: 1. Oberleutnant Schmidt (Polizei=Sportv. Frankfurt a. M.)
106 Ringe; 2. Borbunus (J. G. Sportverein Frankfurt) 98: 3.
Roß=
kopf (J.G. Sportverein Frankfurt) 98. — Altersklaſſe: 1. Jean
Ritſcher (Wildſchütz) Darmſtadt 122 Ringe; 2. Karl Wagner (
Weid=
mannsheil) 109: 3. Jakob Guyot (K.K. S.) Brandau 88.
Meiſterſchaften von Darmſtadt im Klein=Kaliberſchießen
im off. Viſ.
Wie die Vorſchau ſchon berichtete, fand die Austragung der
Meiſterſchaft von Darmſtadt im Kleinkaliberſchießen im off. Viſ.
auf den Schießſtänden des Sch. Sp. Windmühle ſtatt. Die
Be=
teiligung bei demſelben war eine überaus rege, da 33 Schützen
um den Titel kämpften. Es wurden hierbei ausgezeichnete
Re=
ſultate und wunderbare Trefferbilder erzielt, unter anderem
ge=
lang es Gräf, mit einer 5 Schußſerie liegend 60 Ringe zu
ſchie=
ßen. Auch bei dem Mannſchaftsſchießen waren ſämtliche
Klein=
haliberſchießſport treibende Vereine vertreten. Als Sieger gingen
hervor: A. Einzelkämpfe: Meiſter von Darmſtadt: K. Grimm,
„Kleeblatt”, 289 Ringe: 2. Preſtel, 284 R.; 3. Schneider 276 R.;
4. Gräf 276 R.; 5. Rau 274 R.; 6. Schupp 272 R.; 7. Schnatz
272 R.: 8. Stahl 271 R.; 9. Burghöfer 270 R.; 10 Junk, Herm.,
262 R. — B. Mannſchaftskämpfe: Meiſterſchaft Schießſportklub
„Windmühle” 1109 Ringe: 2. Sch. Sp. „Kleeblatt” 1070 Ringe:
3. Sch. Geſ. „Wildſchütz” 996 Ringe; 4. Sch. Geſ. „Weidmannsheil”
972 Ringe; 5. Gr. Sch.=Geſellſchaft 940 Ringe; 6. Sch. Geſ. „
Kue=
bertus” 877 Ringe.
35. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlokkerie.
19. Tag, 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung
fielen: 2 Gewinne zu je 10 000 Mark auf Nr. 155 684: 2 Gewinne
zu je 5000 Mark auf Nr. 288 606: 8 Gewinne zu je 300 Mark auf
Nr. 54 128 496 250 369 266 680: 16 Gewinne zu je 2000 Mark auf
Nr. 15 399 46 775 162 430 213 752 222 674 266 285 295 522 323 331:
32 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 298 25 263 93 447 99 743
113932 124 730 179 923 184 804 196 692 197 248 224 812 265 828
317 134 323 954 365 615 377 763: ferner 106 Gewinne zu je 500
Mark und 214 Gewinne zu je 300 Mark. — In der
Nachmit=
tags=Ziehung fielen: 2 Gewinne zu je 10 000 Mark auf Nr.
129 130: 2 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 12693; 2 Gewinne
zu je 3000 Mark auf Nr. 233 959; 16 Gewinne zu je 2000 Mark
auf Nr. 122 410 130 481 227 795 257 661 327 294 328 599 362 997
366 188: 32 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 17 669 41 180 70 102
75622 83 711 135 319 194 025 251029 300 386 306 956 320 849
344 704 347 317 383 930 393 081 396 483; ferner 76 Gewinne zu je
500 Mark und 158 Gewinne zu je 300 Mark. — Im
Gewinn=
rade verblieben: 2 Prämien zu je 500 000 Mark, 2 Gewinne zu
je 50 000 Mark, 8 Gewinne zu je 25 000 Mark, 34 Gewinne zu je
10 000 Mark, 52 Gewinne zu je 5000 Mark, 134 Gewinne zu je
3000 Mark, 272 Gewinne zu je 2000 Mark, 648 Gewinne zu je
1000 Mark, 1566 Gewinne zu je 500 Mark und 4056 Gewinne zu
je 300 Mark.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 2. September.
7.30: Bad Soden: Konzert des Kurorcheſters.
12.20: Schlangenbad: Konzert des Kurorcheſters.
15.00: Hausfrauen=Nachmittag. Ueber Pilze und Pilzgerichte.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
18.05: Hans von Heiſter: Bildende Künſtler als Schriftſteller.
18.35: Stuttgart: Dr. Hans Göttling: Aus der Arbeit eines
deut=
ſchen Rektors im Ausland.
19.05: Stuttgart: Peter Flamm: Kindertheater in Rußland.
19.30: Stutigart: Ungariſche Lieder
20.00: Stuttgart: Himmel und Hölle. Bunter Abend.
21.15: Stuttgart: Konzert des Philharmoniſchen Orcheſters.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 2. September.
10.00: Schulfunk: Wir fahren zur Leipziger Meſſe.
14.30: Tanzturnen für Kinder.
15.00: Urſula Scherz und William Wauer: Künſtleriſche
Handarbei=
ten. Beſprechung unſeres Winterprogramms.
16.00: Zentralinſtitut für Erziehung und Unterricht. Stephan
Ko=
netzky: Herbſtarbeitswochen und Studienfahrten der pädagogiſchen
Abteilung.
16.30: Leipzig: Nachmittagskomzert.
17.30: Dr. R. Springer: Der Völkerbund im Dienſte der Hygiene.
18.00: Polizeivtzepräſident Dr. Weiß und Amtsgerichtsrat Dr. Unger:
Polizei und Juſtiz.
18.30: Min.=Dir. Dr. K. Haentzſchel: Staat und Partei.
18,55: Dr. Rühlmann: Richard Wagner als Regiſſeur.
19.25: Min.=Rat Goslar: Die deutſche Reichsverſaſſung.
20.00: Stuttgart: Himmel und Hölle. Bunter Abend.
21.15: Stuttgart: Konzert. Philharmoniſches Orcheſter, Stuttgan.
22.15: Dr. Joſef Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau.
* der deulſche Karkoffelmarkk im Auguſt.
Obwohl das weſtliche Ausland hauptſächlich wegen der dort
vorherrſchenden Kartoffelkrankheiten und weniger wegen des
hohen Zolles von 4 RM. je Doppelzentner im Berichtsmonat als
Lieferland für die deutſchen Märkte ausfiel, haben wir im Auguſt
einen beinahe kataſtrophalen Rückgang der Preiſe zu verzeichnen,
wie wir es ſeit Beſtehen des hohen Frühkartoffelzolles, der ja
be=
kanntlich nur für den Monat Auguſt wirkſam wird, noch nicht
er=
lebt haben. Man muß feſthalten, daß der Monat Auguſt aus
Er=
fahrung an ſich ein ſchwacher Verbrauchsmonat iſt, weil er in die
Reiſezeit fällt. Außerdem pflegt man Kartoffeln bei warmem
Wetter nicht gerade als Hauptnahrungsmittel vorzuziehen. Die
Lieferlandwirtſchaft und der Abladehandel haben weiter die
grundlegende Tatſache vergeſſen, daß nur beſte und ſchmackhafte
Ware eine Anregung zu einem Mehrverbrauch geben kann
min=
derwertige Ware dagegen ſelbſt in guten Abſatzzeiten der Märkte
eine nur begrenzte iſt. Und ſo ſehen wir im Monat Auguſt, wo
Gelegenheit gegeben war, zu beweiſen, daß die deutſche
Landwirt=
ſchaft tatſächlich vom Qualitätsgedanken durchdrungen iſt und
Tag für Tag durchaus die Folgerungen zieht, wie weit eigentlich
wir noch von dieſem erſtrebenden Ziele in Deutſchland entfernt
ſind. Hier kann und darf es auch keine Entſchuldigung ſein, wenn
das Wetter in der erſten Auguſthälfte eine ordnungsgemäße
Ver=
ladung kaum zuließ. Dann hätte man um ſo ſorgſamer verladen
müſſen, zumal das Drängen nach dem Markte durchaus nicht der
allgemeinen Lage entſprach und auf dieſe Weiſe aus reinen
Sor=
tier= und Aufmachungsgründen hätte vermieden werden müſſen.
So haben wir im Monat Auguſt eine zweimalige Schwemme
feſt=
ſtellen müſſen, die beide Male der Angelpunkt der Preisſenkung
geweſen ſind. Beſonders die letzte Schwemme kann ſich, weil ſie
bereits in die Uebergangszeit zum Herbſtkartoffelgeſchäft fällt,
für die weitere Entwicklung des Kartoffelmarktes nach der
ſchlech=
ten Seite hin auswirken, ſodaß auch am Anfang dieſer
Ueber=
legungen die notwendige Tatſache feſtgehalten werden muß,
un=
verzüglich wieder auf den bisher ſchon recht weit beſchrittenen Weg
der Qualitätslieferung zurückzukehren. Selbſt Markenkartoffeln
mußten im Weſten wegen Schorfs beanſtandet werden.
Nun zum Verlauf des Marktes ſelbſt. Am 1. Auguſt befanden
ſich auf den Berliner Güterbahnhöfen 477 bahnſtehende und 339
ſtandgeldpflichtige Waggons. Bis zum 6. Auguſt fand eine
Ver=
ringerung der Beſtände auf 246 bzw. 124 Waggons ſtatt. Dann
nehmen die Lieferungen wieder zu. um am 12. Auguſt wieder 447
bzw. 283 Waggons zu erreichen. Die Beſtände halten ſich bis zum
18. Auguſt auf ungefährer Höhe und nehmen dann wieder
lang=
ſam bis zum 20. Auguſt auf 217 bzw. 105 Waggons ab. Dann
ſetzt das gute Wetter ein und die Abladungen werden wieder mit
aller Macht betrieben, ſo daß wir am 25. Auguſt wieder 427
bahn=
ſtehende und 293 ſtandgeldpflichtige Waggons in Berlin zählen
können. Von dieſem Tage iſt ein erneuter, aber
verhältnismäßi=
ger ſchwacher Rückgang zu beobachten. Die mengenmäßige
Bewe=
gung auf den Berliner Bahnhöfen und Märkten gibt ein ziemlich
zutreffendes Bild auch der anderen Hauptverbraucherzentren,
ob=
wohl hier die Dinge nicht immer und gleich ſo ſchlimm lagen.
Einen ganz ähnlichen Zu= und Abaang zeigt der
Hauptumſchlags=
platz im Weſten, Güterbahnhof Eſſen=Segeroth, wo dauernd die
Nachfrage überſteigende Mengen zur Verfügung ſtanden. Man
hätte nun annehmen können, daß nack den Erfahrungen des
Vor=
monats und der erſten Auguſttage mit ihrer Abſchwächung der
Preiſe eine größere Vorſicht obgewaltet hätte. Doch die
Liefer=
landwirtſchaft war in ihrem Drängen nach dem Abſatz
außer=
ordentlich ſtark und verſagte es ſich nicht einmal, trotz des
anhal=
tenden Regenwetters zu Abladungen zu ſchreiten. Nur an den
Tagen, an denen der Regen beſonders ſtark fiel, gingen die
Zu=
fuhren nicht ſo ſtark ein. Und das alles, trotzdem die
Erntevor=
ſchätzung für Preußen die Feſtſtellung macht, daß die heurige
Frühkartoffelernte um 22.5 v. H kleiner ſei, wie die des
Vor=
jahres. Iſt dem tatſächlich ſo, denn eine große Menge mäßige
Verſchiebung innerhalb der einzelnen Länder des Reichs hat im
Auguſt nicht ſtattgefunden, ſo muß man auf einen ſehr ſtarken
Rückgang des Verbrauchs an ſich ſchließen. zumal gegen
Monats=
ende immerhin noch reichliche Mengen Frühkartoffeln des
Ab=
ſatzes harren. Die Daten, die oben für die Höchſtzufuhren
ange=
geben ſind, ſind auch die Daten der einzelnen Preisrückgänge, die
eigentlich jedes Mal in gleichem Umfange einſetzten. In den
Zwiſchenzeiten konnten ſich die Preiſe wieder etwas erholen und
auf der niedrigeren Grundlage zu einer etwas ſtetigeren Haltung
übergehen, wobei ſich immer wieder die einigermaßen gut
ange=
lieferte Ware als Stütze der Preishaltung erwies. Minderwertige
Ware mußte in jedem Falle, wie das als Erfahrungstatſache
feſt=
ſteht, zu weit unter dem Marktpreis liegenden Notierungen
ver=
kauft werden.
Die Phytophtorakrankheit, die von Holland über Belgien bald
auch Eingang in Weſtdeutſchland fand, hat ſehr zur
Niedrighal=
tung der Preiſe im Weſten beigetragen. Sehr deutlich ſieht man
das an den Notierungen der Kaarſter Frühkartoffelverſteigerung,
die noch niemals ſo niedrige Preiſe anzeigte, wie im
Berichts=
monat. Gegen Auguſtende kommen nun auch Nachrichten, wonach
verſchiedene mitteldeutſche Erzeugergebiete ebenfalls von der
Vhytophtora befallen ſind. Man wird daher mit allergrößter
Vorſicht verfahren müſſen, um derartige kranke Ware von den
Märkten fernzuhalten. Dieſe Ware kann höchſtens unmittelbar
an den Verbraucher gebracht werden, und wo das nicht möglich
iſt, bleibt als einzige Verwertung die ſchnellmögliche
Verfütte=
rung.
Gegen Monatsſchluß lagen die Märkte unter dem Druck der
äußerſt ſchwachen Nachfrage faſt luſtlos. Dennoch beſtehen trotz
Rückgang der Verladungen reichliche Angebote, ſo im Weſten aus
Heſſen und dem Oberrhein. Daraus iſt zu ſchließen, daß bei
leiſe=
ſter Anregung weitere Zufuhren unausbleiblich ſind. Im Weſten
wurden bereits um den 20. Auguſt die erſten Spätkartoffeln
ge=
erntet und die Ernte iſt gegen Monatsende am Niederrhein
bereits in vollem Gange. Mitteldeutſchland hat nunmehr nach
dem Einbringen der Grummeternte ebenfalls mit dem Roden der
Spätſorten begonnen. Da das gute Wetter der letzten 10 Tage das
Wachstum der Snätſorten ſehr gefördert hat, ſind die guten
Ernte=
ausſichten trotz Rückgang der Anbauflächen um 1.1 v. H. erneut
beſtärkt. Beſonderen Wert wird man daher bei den genügend
vor=
handenen Mengen auf allerbeſte Sortierung legen müſſen. Die
vorhandenen Arbeitskräfte — intereſſieren wird in dieſem
Zu=
ſammenhang die Meldung, daß der Antrag der oſtpreußiſchen
Landwirtſchaft auf Zulaſſung von 3000 polniſchen Arbeitern zur
Kartoffelernte abgelehnt iſt — müſſen dementſprechend
unterrich=
tet werden, wozu beſondere Sortierkurſe empfohlen werden. In
Futter= und Fahrikkartoffeln, deren Preiſe ebenfalls nachgeben
mußten. fanden Umſätze von Belang nicht ſtatt. Gute Ausſichten
hat lediglich der Ausfuhrmarkt, da weite Flächen der
Spätkartof=
felernte in Holland und Belgien durch die Phytophtora vernichtet
ſind. Die Preiſe gegen Monatsende ſind je Zentner ah Station
loſe, wobei in Klammern die Gegenüberſtellung vom Juliende
an=
gegeben iſt; in Mitteldeutſchland Erſtlinge 2,60—2.70 RM. (4.00
his 4,50 RM.). Böhms Allerfrüheſte 2.30—2,40 RM. (3.40—3.70
RM.) Odenwälder Blauel 1.90—2.00 RM (3,25—3.30 RM.).
Juli 2.80—3.30 RM. (4.50 und höher) im Weſten Erſtlinge 2,00
his 3.10 RM. (4.10—4.50 RM.), Juli 2.50—3.50 RM. (5.00—5,20
RM.), Odenwälder Blaue 2.20—2,30 RM. (3,60—3,80 RM.).
Viehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 1. September. Am heutigen Großvie
markt waren zugeführt: Rinder 1356, ſeit dem letzten Markt 13—136
Ochſen 360, Bullen 114, Kühe 462. Färſen 420, Kälber 462. Schafe
Schweine 4697. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen a=
58—61, a2) 53—57. b1) 48—52. Bullen 54—57, b) 48—53, Kühe a) 4
bis 52, b) 44—47. c) 40—43, d) 34—39, Färſen a) 59—62, b) 55—58,
50—54, Kälber b) 77—81. c) 71—70. d) 65—70. Schweine b) 66—69,
und d) 67—69, e) 65—68. Marktverlauf: Rinder ruhig. Ueberſtan
Schweine ſchleppend, ausverkauft, ſchwere und fette Schweine ſchle
verkäuflich. Kälber und Schafe ruhig, ausverkauft; Schafe wegen
geringen Auftriebs nicht notiert. Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfle
1 90—100, do. 2) 80—90. Bullenfleiſch 1) 90—94, Kuhfleiſch 2) 60—
do. 3) 50—60. Kalbfleiſch 2) 100—115, Schweinefleiſch 86—90, Gefri
fleiſch Vorderviertel 58, Hinterviertel 65. Geſchäftsgang langſam. Ei
gebracht waren aus hieſiger Schlachtung 351 Viertel Rinder, 51 ge
Kälber, 216 halbe Schweine, 13 Schafe, von auswärts 183 Viertel
Ri=
der, neun ganze Kälber, zwei halbe Schweine, ein Stück Kleinvieh.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 1. Sevtember.
Die Börſe eröffnete zum Wochenbeginn in ſehr ſtiller Haltung.
da weiterer Ordermangel beſtand. Die Grundſtimmung war aber aus
Anlaß der feſteren New Yorker Börſe vom Freitag nicht unfreundlich.
doch verhielt ſich die Spekulation ſtark reſerviert, da der Stand der
Ar=
beitsloſigkeit im Reiche und vor allem die Schwierigkeiten in der
Ber=
liner Metallinduſtrie eine ungünſtige Aufnahme fanden. Anregungen
waren im allgemeinen nicht vorhanden. Gegenüber dem Kurſe der
Abendbörſe vom Freitag ergaben ſich zumeiſt Kursbeſſerungen bis zu
1 Prozent. Etwas mehr Intereſſe machte ſich am Elektromarkt für Licht
und Kraft mit plus 134 Prozent bemerkbar. A. E.G. gewannen 1
Pro=
zent. Felten waren dagegen auf das Dementi, daß von einer
Intereſſe=
nahme einer amerikaniſchen Finanzgruppe für dieſes Unternehmen nicht
die Rede ſein könne, ſtark angeboten, und 4 Prozent ſchwächer. Am
Chemiemarkt eröffneten J. G. Farben behauptet, während in
Metall=
geſellſchaft Material an den Markt und für dieſes Papier ein Verluſt
von 1 Prozent eintrat. Rütgerswerke gewannen zirka 1 Prozent. Der
Montanmarkt hatte faſt kaum Geſchäft. Nur in Mannesmann kam eine
Erſtnotiz zuſtande, die 1½ Prozent niedriger lautete. Von
Verkehrs=
aktien waren A.G. für Verkehrsweſen gut behauptet: Nordd. Lloyd
gaben 1 Prozent nach. Kunſtſeideaktien leicht gedrückt. Banken
eröff=
neten zumeiſt nur knapp behauptet. Am Rentenmarkt waren deutſche
Anleihen bei mäßigen Umſätzen leicht gebeſſert. Etwas mehr Nachfrage
beſtand für Mexikaner, die erneut etwas anzogen.
Im Verlaufe blieb das Geſchäft nach wie vor gering, und unter
dem Druck der Orderloſigkeit gaben die Kurſe zumeiſt bis zu 1 Prozent
nach. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 4½ Prozent wieder etwas
leich=
ter. Am Deviſenmarkt lag der Dollar feſter, das Pfund ſchwächer.
Mark gegen Dollar 4,1891, gegen Pfunde 20,394. London=Kabel 4,8686,
—Paris 123,74, —Mailand 92,96. —Madrid 45,35. —Schweiz 25,041/=,
—Holland 12,08/.
Umſatzlos. Mangels jeglicher Anregung verlief auch die
Abend=
börſe ſtill. Man iſt weiter ſehr zurückhaltend. Die wenigen genannten
Kurſe lagen knapp behauptet und gaben im Verlauf leicht nach. Felten
auf das Dementi noch 1 Prozent niedriger. Auch Deutſche Linoleum
weiter um 1½ gedrückt. Am Anleihemarkt Deutſche Renten und
Mexi=
kaner behauptet. An der Nachbörſe nannte man Farben 1507½. Von
Kurſen ſind zu nennen: Deutſche 124, Dresdner 124¼, Gelſenkirchen
109, Aſchersleben 192. Salzdetfurth 314, Mannesmann 83½, Nord. Lloyd
91:/g, A. E.G. 138, Felten 109, Gesfürel 141,5, Licht und Kraft 13934
Berlin, 1. September.
Die Zurückhaltung des Publikums und die Geſchäftsunluſt der
Spe=
kulation, die ſchon in der vergangenen Woche der Börſe ein träges
Aus=
ſehen gaben, übertrugen ſich auch auf die erſte Börſe der neuen Woche.
Immerhin befriedigte die Tatſache, daß bei den Banken größere
Ver=
kaufsaufträge nicht eingelaufen waren, und dies war auch der Grund,
daß ſich die Mehrzahl aller Werte gut behaupten konnte. Die
Schwie=
rigkeiten und Tarifkündigungen in der Metallinduſtrie ſowie weitere
Angeſtellten=Kündigungen bei einigen Geſellſchaften wurden durch
den feſteren Schluß der letzten New Yorker Börſe etwas ausgeglichen.
Im Verlaufe ſtagnierte das Geſchäft faſt vollkommen. Die
Veränderun=
gen gegenüber den Anfangskurſen waren nur unweſentlich. Salzdetfurth
gaben einen Teil, ihres Gewinnes wieder her. Verſpätet wurden Berger
und Stolberger Zink mit Verluſten von 3—3½ Prozent feſtgeſetzt.
Be=
ſondere Anregungen lagen nicht vor, zumal auch die Auslandsbörſen
heute zum Teil geſchloſſen ſind. Anleihen behauptet.
Broduktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 1. September. Der
Frank=
furter Produktenmarkt eröffnete auch die neue Woche wieder in
ſehr ruhiger Haltung. Das Angebot von Weizen war ziemlich groß
bei nachgebenden Preiſen. In Roggen war das Angebot
zurück=
haltend: die Preisforderungen lauteten allgemein höher. In
Hafer alter Ernte iſt das Geſchäft etwas ruhiger geworden, da
Ware kaum noch vorhanden ſein ſoll. Die Abſchwächung des
letz=
ten Marktes wurde wieder aufgeholt. Neuhafer weniger
ange=
boten, aber durch die abfallenden Qualitäten ſchlecht verkäuflich.
Weizenmehle bei unveränderten Preiſen ruhig. Roggenmehl im
Einklang mit der feſteren Haltung des Roggenmarktes anziehend.
Mühlenabfälle vernachläſſigt; Preiſe weiter rückgängig. Kartoffeln
ebenfalls weiter nachgebend. Rauhfuttermittel unverändert
Wei=
zen 260, Roggen 170, Hafer alt 195—200, Hafer neu 170—172,50,
ſüdd. Weizenmehl 42—42,75 dto niederrhein. 42—42,50,
Roggen=
mehl 27,75—28,75 Weizenkleie 7.40, Roggenkleie 7 Kartoffeln:
gelbfleiſchige Frühkartoffeln per Zentner 2,50—2,60 Mark.
die Leipziger Herbſtmeſſe.
Der Beſuch der Herbſtmeſſe, die am Sonntag begonnen hat,
übertrifft vielfach die Erwartungen. Die Beſchickung entſpricht
durchſchnittlich der der vorjährigen Herbſtmeſſe, weiſt aber auf
der Möbelmeſſe, der Sportartikel= und der Süßwarenmeſſe ſogar
eine Steigerung auf. Recht lebhaft war von Anfang an der
Be=
ſuch der Textilmeſſe. Gegen Mittag begann ſich der
Geſchäfts=
verkehr beſonders da zu entwickeln, wo zugkräftige Neuheiten das
Intereſſe der Kundſchaft erwecken. Weniger ſtark erwies ſich die
Nachfrage nach Normalwaren.
In Porzellan und Glaswaren konzentriert ſich das Intereſſe
auf billige Gebrauchsware. In preiswerter Qualitätsware liegt
in allen Branchen ein ſehr reichhaltiges Angebot vor, und eine
überraſchende Menge guter Neuheiten beweiſt, daß ſich die deutſche
Induſtrie grundſätzlich nach dieſer Richtung umgeſtellt hat. Ob
bei der geringen Kaufkraft der deutſchen und ausländiſchen
Kund=
ſchaft der Umſatz den Erwartungen entſprechen wird, können erſt
die nächſten Tage erweiſen. Da die Kleinarbeit bei der
Kunden=
werbung immer entſcheidender wird, vollzieht ſich eine Abkehr von
der ſchematiſchen Reklame nach Methoden, die durch die ſtete
Wie=
derholung an Zugkraft verlieren, und eine Hinwendung zur
ſpe=
ziellen Werbung. Die Sonderabteilung der Reklamemeſſe
Jeder=
mann werben”, die hier wertvolle Anleitungen vermittelt,
er=
freut ſich diesmal eines ſehr guten Beſuches.
Die techniſche Meſſe hatte bei ſchönem Sommerwetter einen
außerordentlich guten Beſuch, der auch der benachbarten Ipa
zu=
gute kam. Das Bauprogramm des Reiches und vieler Gemeinden
führt der Baumeſſe und den dem Bauweſen zuarbeitenden
Indu=
ſtrien einen erfreulich ſtarken Beſuch von Fachleuten und allen
bautechniſch intereſſierten Meſſebeſuchern zu.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Von September ab findet die Wertpapierbörſe an Samstagen
wieder wie üblich ſtatt. Börſenzeit von 11—1 Uhr.
Der 67. Deutſche Genoſſenſchaftstag findet in der Zeit vom
31. Auguſt bis 3. September in Hamburg ſtatt.
Generalkonſul Dr. Weber vom deutſchen Konſulat in Saloniki
hält am Donnerstag, den 11. September, bei der
Außenhandels=
ſtelle für das Rhein=Main=Gebiet. Frankfurt a. M., Borſe,
Sprech=
ſtunden ab. Es wird hierbei bemerkt, daß Generalkonſul Dr.
Weber wirklich ſachdienliche Auskünfte nur über ſeinen engeren
Amtsbezirk (Mazedonien und Weſtthrazien) erteilen kann.
Aus=
künfte, die ſich auf das übrige Griechenland beziehen, können
da=
der nur allgemeiner Art ſein.
Der Bruttogewinn der A.=G. Pfalz. Speyer, hat ſich zwar in
1929 von 40 303 auf 117 023 RM. erhöht, denen von 92 089 auf
159 375 RM. erhöhte Unkoſten gegenüberſtehen, doch entſtand aus
Wertpapieren ein Verluſt von 186 652 RM., ſo daß ſich der
Ver=
luſtvortrag von 264 149 (212364) RM. um 288 004 RM. auf
492 153 RM. erhöhte und damit die Hälfte des A.K. von 700 000
RM. überſchritt.
Aus dem Dillgebiet häufen ſich die Nachrichten über
Still=
legungen, Kurzarbeit und Betriebseinſchränkungen. Neuerdings
berichten die Frankſchen Eiſenwerke aus Niederſchelden, daß ſie
wegen Lagerüberfüllung und Abſatzſtockungen genötigt ſeien,
Still=
legungsantrag zu ſtellen.
Die Frankonia Schokoladenwerke A.=G., Würzburg, ſchließt
1929/30 nach den üblichen Abſchreibungen, mit einem erhöhten
Gewinn von rund 80 000 RM. (11 715 RM.), der zur Abdeckung
des ſich auf 245 905 RM. ermäßigten Verluſtvortrages verwendet
wird. G.V. am 15. September.
Die Aſchaffenburger Zellſtoffabrik teilt als Großaktionär der
Memeler Zellſtoffabrik mit, daß dieſe ihre Geſamtbelegſchaft von
900 Arbeitern zum 15. September nicht infolge ſchlechter
Geſchäfts=
lage gekündigt hat, ſondern, um mit der Belegſchaft in neue
Lohn=
verhandlungen einzutreten.
Nach den ſtatiſtiſchen Erhebungen der Fachgruppe der
eiſen=
ſchaffenden Induſtrie im Saargebiet erzeugten die Saarhütten im
Juli 1930 insgeſamt 160 058 Tonnen Roheiſen gegen 157 537 To.
im Juni und 184 555 Tonnen im Juli des vergangenen Jahres.
Die Rohſtahlgewinnung konnte von 147 809 Tonnen im Juni auf
168 919 Tonnen geſteigert werden.
Berliner Kursbericht
Deviſenmarkt
vom 1. September 1930 Dkll ſchr Sunr und O Bromto Geſt Ua a L vom 1. Sepiember 1930 Berl. Handels=Geſ.Danatbank As
78.50 Elektr. Lieferung
J. G. Farben R.
150.75 Polyphonwerke
Rütgerswerke 182.—
54.25 Helſingforz Währung
100 finn. Mk. Geld
10.53 Nie
10.55 Schweiz Währung /Ge 1d
100 Franken/81.355 Brief
1.515 Deutſche Bant u. 124.— Gelſ. Bergw. 109.25 Salzdetfurth Ka 315.— Wien 100 Schillin= 59.16 59.28 Spanien 100 Peſetas 14.41 44 49 Disconto=Geſ. Geſ. f.elektr. Untern. 141.875 Leonh. Tietz 135.— R
Prag 100 Tſch.Kr. 12.422 12.442
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Frankfurter Kursbericht vom 1. Sepiember 1930.
7% DtſchReichsan!
6% „
6% Baden..
80 Bayern......!
6%
„
8½ Heſſen v. 28
v. 29
89
6%0 Preuß. Staat.
8% Sachſen ....."
6% Sachſen ....
79, Thüringen
Diſche. Anl. Auslo
ſungsſch. 4:/.
Ab=
löſungsanl. . .
Diſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe ...
8% Baden=Baden
6‟ Berlin ......"
8% Darmſtadt v. 26
820
v. 28
70 Dresden
8% Frankfurt a. M.
Schätze. . . v. 22
7% Frankfurt v. 26
v. 26
69
8% Mainz..
8% Mannheim v. 26
v. 27
6%
8% München ...."
8% Nürnbera
8% Wiesbaden
% beiſ. Landesbf.
Goldpfbr.. . . .
Goldpfbr.
Goldoblig.
4½% Heſſ. Lds.,
Hyp.=Bk.=Liauid
4/.% „Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds
pfbr.=Anſt. G. P
82 Goldoblig
He
87.75
80.
101
85‟
91.5
94.5
96-.
100.
82.25
84‟,
60.35
7.8
2.65
91.5
92.5
84
99
86.5
78.5
93.25
75
26.5
100
96
90
76.5
102
97.5
Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſen .Goldobl.
8%Kaſſeler Land.=
(redit Goldpfbr..
8% Naſſ. Landesbk.
6%
4½%0
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser.
FAusl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hyp.=Bk.
4½0 Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp.=Bk.
9
4½% — Lig. Pfbr.
Pfbr.=Bk.
4½‟ „Lig. Pfrb.
8% Mein. Hyp.=B
4½% „Lig. Pfbr
18% Pfälz. Hyp.=Bk.
4½% „ Lia. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Banl ....
4½%-Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank
4½% Lig. Pfbr.
8% Rhein. Hyp.B
7% „
4½% Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit .. . . .
3% Südd. Bod.=
Cred.=Bant.
„ Lig. Pfb
Württ. Hyp.=B.
6% Daimler=Benzl 70.5
98.5
99.5
84.5
85.5
87
59.6
74
14
A
97.25
86.25
102
96
86‟.
102
95.5
894
101.5
97.5
87.5
101
89.75
101.75
89
101
86.
101.5
96
87.5
100
99‟
Rf
86.75
99.5
3% Dt. Linol. Werke
88 Klöcner=Werk”
%0 Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld. Stahl.
8½ Salzmann u. Co.
% Ver. Stahlwerle
8% BoigtcHäffner
J. G. Farben Bond
5% Bosn. L. E.B
L. Inveſt.
20
4½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4%o
4% Türk. Admin.
1. Bagdad
4%
4% „ Zollanl.
4½% Ungarn 1913
4½%
1914
4%
Goldr.
49
1910
Artien
Alg. Kunſtziide Unn
A. E. G..........
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg J. P. ..
Beigm. El.=Werke.
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Contin. Gummiw
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Dt. Atl. Telegr.
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Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
91
85
87.5
Me
99‟/-
A. J5
9.5
15.75
7.3
20.5
R
19.8
n8.n5
137.75
24.75
85
103
103
179
41
288.25
141.75
180
97.5
70.5
140
Dt. Linoleumwerke
„ Eiſenhandel. ..
Dyckerhoff u. Widm.
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Faber & Schleicher
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Felt. & Guilleaum
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Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Dafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . . . 126
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil
Flie Bergb. Stamm
Genüſſel
Junghans
Kal Chemte.
Aſchersleben
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R. . . . .
Klein, Schanzlin
Klöcknerwerte
Lahmener & Co
Laurahütte
Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſchc.d Meta
Lutz Gebr. Darmſt.
V
86
139.25
220
36
109
150.75
n0
110.75
49
28
111
142
56
30.5
168
125
77
74
20‟.
220
118.5
32
131
85
103.75
77.5
40.25
96
213
50
Art.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainzer Akt.=Br.. .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
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MontecatiniMaild.
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Boigt & Haeffner.
82‟.
102.5
45.5
50
117
108
A
9=
86
98.5
54
152
313
210
230
75
112.5
152
133
195
41
99
90
102
16
.25
158
137
40
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61
196
65
132.5
98
107
140
126
115.5
133
128.75
178.5
123.25
104
123.75
99
57
15
53.5
27.8
138
247
152
140
139
138
89.75
90.5
106
184
30
Otavi Minen
36.5
Snnn Huee
Nummer 242
Dienstag, den 2. September 1930
Seite 13
Oar versittn
Missiensr.
Roman von Hearnden Balfour.
12)
Nachdruck verboten.
Jonas zog ſich zurück, und Jack blieb ein Weilchen
ſchwei=
gend ſitzen und ſtarrte ins Kaminfeuer. Schließlich ſagte er
ſinnend:
„Der Mann, der in Coombe Halt einſtieg, fuhr erſter Klaſſe.”
Jim ſtieß ungeduldig ein Holzſcheit tiefer in die Glut.
„Wieder ine neue Theorie!” brummte er. „Und ſie werden
immer wilder. Vielleicht iſt Jonas gar der Mörder!
Groß=
artiger Einfall! Jack, laß uns um Gottes willen aufhören zu
ſchwatzen und lieber etwas tun!“
„Meinetwegen. Dann wollen wir mal das japaniſche
Schränkchen öffnen.”
„Dazu wirſt du einen Schraubenzieher brauchen”, ſagte Jim.
„Hab’ ich bei mir, danke”, erwiderte Jack und ſuchte in
ſeinen Taſchen.
„Sieht dir ähnlich!” bemerkte Jim voll unberechtigter
Ver=
achtung. „Und ein Ding, um Steine aus Pferdehufen zu
entfernen.” Sein Zorn verflog, und er lachte. „Na, laß uns
mal nachſehen, alter Kerl!”
Es war ein ſehr einfaches Schloß, und Jack öffnete es mit
einer Gewandtheit, die Jim als höchſt verdächtig bezeichnete.
Als die beiden Türen offenſtanden, kamen drei lange
Schub=
fächer zum Vorſchein. Jack zog eines nach dem anderen heraus,
während Jim ihm über die Schulter guckte. Alle drei waren
leer.
VI.
Einen Augenblick ſtarrten die beiden Männer die leeren
Fächer an. Dann pfiff Jim durch die Zähne.
„Und das, ſprach John, iſt das:!” zitierte er. „Was nun?”
„Augenblicklich iſt nichts weiter zu machen”, ſagte Jack,
„und ich muß auch ins Bureau zurück.”
„Gibt es irgend etwas für mich zu tun?”
„Komm morgen nach Scotland Yard. Dann werde ich es
dir ſagen. Hör” mal, Jim, ginge es wohl an, daß du dich für
eine Zeitlang bei deinem Onkel einquartierteſt? „Ich hätte gern
jemand in der Gegend, deſſen Anwefenheit erklärlich ſcheint.”
„Man hat mich ohnehin zu Weihnachten eingeladen.”
„Famos! Wann erwarten ſie dich denn da?"
„Nächſte Woche, wenn’s mir paßt.”
„Schön. Na, jetzt muß ich fort. Komm doch morgen um
halb zwölf bei mir vor.”
Als Jim allein war, ſank er in einen Seſſel und überlegte,
wie er den Reſt des Tages verbringen ſollte. Er war ſich
be=
wußt, daß er eigentlich an Judy ſchreiben mußte, wußte aber
nicht recht, was. Ueber ihren Vater konnte er doch nichts ſagen,
und doch war es fürchterlich ſchwer, ihr Nachricht zu geben, ohne
ihn zu erwähnen. Und wenn Fairleigh bei weiteren
Nachfor=
ſchungen ernſtlich in Verdacht geraten ſollte, würde man ihr
überhaupt nichts mitteilen können. Sollte Jacks Argwohn ſich
aber als begründet erweiſen, nun, dann mußte ſie es ja
er=
fahren, und das würde natürlich ein grauenhaft harter Schlag
für ſie ſein, und — Himmel und Hölle! Laut ſeufzend ſtand
Jim auf und ſetzte ſich an den Schreibtiſch.
„Meine geliebte Judy!” begann er.
„Ich kann Dir noch nichts Näheres mitteilen, aber ich
fürchte, daß die Sache ſich als ernſter erweiſen wird, als wir
dachten. Es ſcheint, daß der arme Bill tatſächlich verſchwunden
iſt ..
Jim grinſte ſardoniſch über dieſe ſchriftſtelleriſche Leiſtung.
Natürlich war Bill verſchwunden! Das wußte jeder,
einſchließ=
lich Judy.
„Es ſieht aus, als ob man ihn verſchleppt hätte.”
Nein. Wenn er das wußte mußte er noch mehr wiſſen,
und dann würde ſie es auch wiſſen wollen.
„Es ſieht aus, als ob . . .
Ach, wozu das alles. Weiter!
„Wenn irgend etwas ans Licht kommt, werde ich Dich
be=
nachrichtigen."
Wie ich dies machen ſoll, mag der Teufel wiſſen, aber es
macht nichts. Lieber gar nicht darüber nachdenken!
„Vorläufig gibt es nichts, wobei Du uns helfen könnteſt.
Darum bleibe nur in Mürren und genieße die Zeit. Ich wöllte,
ich wäre noch da — bei Dir — und dies wäre nicht paſſiert. Die
vierzehn Tage waren einfach .. ."
Der Reſt des Briefes war leicht zu ſchreiben, da er jedoch
niemand anders als ihn und Judy anging, braucht er hier nicht
wiedergegeben zu werden. Als er damit fertig war, legte er ihn
auf das Brieftablett in der Halle und kehrte dann in die
Bib=
liothek zurück, um das unterbrochene Schläfchen nachzuholen.
Kurz darauf erſchien das Hausmädchen, um wie immer die
Briefe zu beſorgen. Sie fand nur einen, betrachtete ihn genau
und kehrte dann nach oben zurück, indem ſie ihn in die Taſche
ſteckte. In ihrer Kammer angekommen, ſchloß ſie die Tür
ſorg=
fältig zu, öffnete eine kleine Schublade ihres Waſchtiſches und
entnahm ihr ein Kuvert mit der Aufſchrift „Herrn Smith,
Graß Str. 93 W. I.” Jims Brief paßte gut hinein und das
ordnungsliebende Mädchen lächelte befriedigt, indem ſie wieder
nach unten lief und ſich nach dem nächſten Briefkaſten begab.
In gelaſſener Unkenntnis über das Schickſal ſeines Briefes
war Jim gerade am Kaminfeuer eingenickt, als das Schrillen
des Telephons ihn weckte. Er griff ohne Begeiſterung nach
dem Hörer.
„Hallo!”
Sicherlich war das wieder Jack mit einer neuen albernen
Theorie.
„Iſt Herr Crawley ſchon zurück?”
„Selbſt am Apparat.”
Offenbar nicht Jack. Und dazu ein weibliches Weſen!
„Oh, Jim, ſind Sie’s? Gott ſei Dank, daß Sie wieder hier
ſind! Was machen Sie? Könnten Sie mal zu mir kommen?”
„Wer iſt den da?‟
„Molly OBrien.”
„Herrgott, Molly, ich hatte Ihre Stimme gar nicht erkannt.
Ja, gern. Möchte Sie rieſig gern ſehen. Wann denn?”
„Wann Sie wollen. Heute. Sogleich! Ich werde den
ganzen Abend zu Hauſe ſein. Kommen Sie zum Tee und
blei=
ben Sie recht lange. Ich muß Sie durchaus ſprechen, am
Tele=
phon geht es nicht.”
„Abgemacht. Auf Wiederſehen!”
Jim fühlte ſich ein wenig getröſtet, als er wieder einhängte.
Ein wahrer Segen, mit irgend jemand ſprechen zu können, und
Molly hatte er beſonders gern. Nur noch raſch an Tom Crawley
ſchreiben, und dann hin zu ihr.
Er fand Molly noch anziehender als gewöhnlich, als er ihre
Zimmer in Knightsbridge betrat.
„Sie werden ſich denken, weshalb ich Sie ſprechen wollte‟,
ſagte ſie, ſobald ſie ihn begrüßt hatte.
„Ich hatte mir geſchmeichelt, daß Sie Vergnügen an meiner
Geſellſchaft fänden”, erwiderte er betrübt.
„Nun, das natürlich auch. Allerdings lag mir ganz
beſon=
ders daran, Sie zu ſehen, weil ich hoffe, daß Sie mir
irgend=
welche Nachrichten geben können. Aber ganz abgeſehen davon
mag ich lieber mit Ihnen, als mit irgend jemand anders
plau=
dern, wenn ich melancholiſch bin, und heute bin ich’s gehörig,
das kann ich Ihnen verſichern.”
„Ich dito”, ſagte Jim.
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Dienstag, den 2. September 1930
Nummer 222
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13. Wanderung
Wiebelsbach-
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Wanderung
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deutschen und englischen
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zugänglg gemacht wurden.
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Dieser Film entschleiert die
Geheim-
nisse des Unterseekrieges durch
Schilderung des beldenmütigen
Kampfes der deutschen U-Boote
gegen die englisch-amerikanische
Flotte.
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U-Boote, die die ganze Welt in
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chulen iſt bei Meidung der Beitreibung
und Koſtenberechnung bis zum 10. Sept.
lfd. Js. an die unterzeichnete Kaſſe zu
(st13154
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Darmſtadt, den 2. Sept. 1930.
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Die Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei
Der Ortsverein Darmſtadt der Deutſchen Polkspartei
laden die Wahlberechtigten zur
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am Donnerstag, den 4. September, abends 8½/ Uhr, in den
Städtiſchen Saalbau ein.
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Spitzenkandidat im Wahlkreis Köln=Aachen,
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Darmſtadt den 1. Mai 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.
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Darmſtadt, den 1. Mai 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.