Einzelyummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 232
Donnerstag, den 28. Auguſt 1930. 193. Jahrgang
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jede Verpflichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerichtlicher Beſtrelbung fäll leder
Rabatt weg. Bankionto Deuiſche Banl und
Darm=
ſtädier und Nationalbank.
Nach der Paufe.
Von unſerem „=Korreſpondenten
Anweiſungen an die Arbeitsämker zur Enklaſtung des Arbeitsmarkkes. — Ueberſtunden ſind im Programm
nicht vorgeſehen. — Ausländiſche Erzeugniſſe dürfen nicht benukzt werden.
Das Arbeitsbeſchaffungsprogramm
und der Arbeitsmarkk.
Die Richtlinien der Reichsregierung.
* Berlin, 27. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die Arbeitsämter haben von der
Arbeitsloſenverſicherungs=
anſtalt die Anweiſung erhalten, ſtatiſtiſches Material über die
Auswirkung des Arbeitsbeſchaffungsprogramms zu ſammeln
und es nach Berlin weiter zu leiten. Gleichzeitig ſind dieſe
Aemter mit allen Einzelheiten des Arbeitsbeſchaffungsprogramms
vertraut gemacht worden. Sie wiſſen alſo, welche Firmen neue
Aufträge erhalten haben, und können nun ihrerſeits mit dieſen
Firmen in Verhandlungen über die Neueinſtellung von
Arbeits=
kräften eintreten. Die Richtlinien, die von der Regierung
aus=
gearbeitet worden ſind, beſagen nun allerdings nicht, daß auf
jeden Fall neues Perſonal einzuſtellen iſt. Es wird bloß
ver=
langt, daß die Arbeiten auf Grund des Programms der
Regie=
rung nicht mit Hilfe von Ueberſtunden durchgeführt werden, daß
ausländiſche Erzeugniſſe nicht benutzt werden und daß die neu
einzuſtellenden Arbeitskräfte von den Arbeitsämtern anzufordern
ſind. Richtiger wäre es allerdings geweſen, wenn man von
vorn=
herein darauf verzichtet hätte, die zuſätzlichen Aufträge der
Reichsbahn und der Reichspoſt als Arbeitsbeſchaffung zu
kenn=
zeichnen. Es lag ſchon vor Wochen auf der Hand, daß die
Arbeits=
loſigkeit immer größer werden würde, und daß unter dieſen
Um=
ſtänden Firmen, die Aufträge erhalten, gar nicht in die Lage
kommen können, Neueinſtellungen vorzunehmen, weil Aufträge
von anderer Seite zur Beſchäftigung der vorhandenen Belegſchaft
nicht vorliegen. Ausnahmen gibt es natürlich. Die 200 bis 250
Millionen, die zuſätzlich für den Wohnungsbau verwendet werden
ſollen, führen ſelbſtverſtändlich zur Neueinſtellung von Arbeitern.
In vielen Induſtriebetrieben werden dagegen die Aufträge nur
ausreichen, um Arbeiterentlaſſungen und weitere
Betriebsein=
ſchränkungen zu verhindern, alſo einem ſchärferen Tempo der
Ar=
beitsloſigkeit einen Riegel vorzuſchieben. Man wird alſo gut
daran tun, auf das Arbeitsbeſchaffungsprogramm nicht
Hoffnun=
gen nach der Richtung zu ſetzen, daß durch dieſes Programm das
2½ Millionenheer der Arbeitsloſen fühlbar vermindert wird.
Das iſt nach Lage der Dinge nicht möglich. Das Programm kann
nur verhindern, daß mehrere Hunderttauſend Arbeitsloſe mehr
der Erwerbsloſenfürſorge zugeführt werden. Daraus kann man aber
der Regierung keinen Vorwurf machen. Es liegt nicht in ihrer
Macht, die Wirtſchaftskriſe mit einem Schlage zu beſeitigen. Sie
wäre allerdings nicht ſo ſchwer ausgefallen, wenn in früheren
Jahren nicht dauernd ſozialiſtiſche Experimente am
Wirtſchafts=
körper und auf ſozialpolitiſchem Gebiet vorgenommen worden
wären.
Neue Siedlungspläne.
BB. Berlin, 27. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Im Rahmen der letzten Beſprechungen des Reichskabinetts hat
man nicht nur reine Finanzfragen beſprochen, ſondern unter einer
Reihe Probleme auch die Frage der Siedlung berührt.
Dabei iſt man davon ausgegangen, ob gegenüber den bisherigen
Zuſtänden Möglichkeiten beſtehen, die für die Siedlung
aufge=
wendeten Gelder noch wirkungsvoller anzuwenden als bisher. Wie
wir von gut unterrichteter Seite hören, hat auch der
Reichs=
ernährungsminiſter Dr. Schiele zu dieſem Problem Stellung
ge=
nommen und ſeinerſeits den Vorſchlag ſtark unterſtützt, die
Land=
rbeiterſiedlung mehr als bisher auszubauen. Man glaubt, daß
mit einer gut geleiteten Landarbeiterſiedlung bei weſentlich
ge=
ringeren finanziellen Aufwendungen mit der Zeit ſchließlich doch
klarere Ergebniſſe zu erzielen ſein werden als mit der einſeitigen
Bauernſiedlung, da die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß die
ingeſiedelten Landarbeiter ſich oftmals zu Kleinbauern entwickeln.
da für eine Bauernſiedlung insgeſamt 40000 Mark
aufgewendet werden müſſen, für eine
Landarbeiterſied=
ung aber nur rund 13000 Mark, ſo könnte theoretiſch
nit dem gleichen Gelde einer weſentlich größeren Zahl von
Land=
arbeitern zu Grund und Boden verholfen werden. Der ganze
Fragenkomplex konnte bei den Beratungen noch keiner endgültigen
Klärung zugeführt werden. Ungelöſt bleiben aber nur
Einzel=
ragen, die auf Grund der bisherigen Erfahrungen keine
prin=
zipiellen Schwierigkeiten bereiten dürften. Das Reichskabinett
will der wichtigen Siedlungsfrage erneut ſein Augenmerk
zu=
wenden, um mit verbeſſerten oder neuen Methoden zu größeren
Ergebniſſen als bisher zu kommen.
Die Kabinektsberakungen über die Finanzreform.
Das Reichskabinett hat heute ſeine Beratungen über
Finanz=
reform und Etatpolitik fortgeſetzt. Im Anſchluß daran wurde die
Naterie heute nachmittag im engeren Gremium, der beteiligten
Reſſorts weiter beſprochen. Dieſe Verhandlungen werden
mor=
gen fortgeführt. In politiſchen Kreiſen rechnet man damit, daß
s morgen gelingen wird, den Rahmen des Finanzprogramms auch
im einzelnen abzuſtecken. Nach Abſchluß dieſer Beſprechungen
wird die Oeffentlichkeit wahrſcheinlich durch eine längere amtliche
Mitteilung unterrichtet werden. Wenn von anderer Seite
gemel=
det worden iſt, daß das Kabinett ſich auch mit dem
Penſions=
ürzungsgeſetz beſchäftigte, ſo iſt dazu zu ſagen, daß dies nur ein
Teil der vielfältigen Probleme iſt, die zur Finanzreform gehören.
Die Vorbereikungen zur Reichskagswahl
„Nur” 22 Parkeien.
Berlin, 27. Auguſt.
Wie wir erfahren, wird der Reichswahlausſchuß am 2.
Sep=
tember zuſammentreten, um über die Wahlvorſchläge der Parteien
und die techniſchen Einzelheiten der bevorſtehenden
Reichstags=
wahl zu entſcheiden. Bis zu dieſem Zeitpunkt werden die Kreis=,
die Reichswahlvorſchläge und die Verbindungserklärungen
vor=
liegen, ſo daß dann nur noch die Anſchlußerklärungen fehlen.
Bis=
her iſt dem Reichswahlleiter erſt ein kleinerer Teil der
Reichs=
wahlvorſchläge zugegangen; namentlich fehlen die großen Parteien
noch. Man kann aber ſchon jetzt ſich ungefähr ein Bild davon
machen, wieviel Parteien bei der bevorſtehenden Wahl
aufmar=
ſchieren werden. Von unterrichteter Stelle rechnet man mit etwa
22 Vorſchlägen, ſo daß alſo gegenüber den 38 Vorſchlägen, die bei
der Wahl vom 20. Mai 1928 im Kampf ſtanden, eine erhebliche
Verminderung eintritt. Das bedeutet erfreulicherweiſe, daß die
Stimmen diesmal immerhin nicht in ſo großem Maße zerſplittert
werden wie damals. Viele Stimmen, die bei den Maiwahlen
ver=
loren gingen, werden den größeren Parteien zugute kommen, und
man kann alſo annehmen, daß der neue Reichstag ſelbſt bei
gerin=
gerer Wahlbeteiligung, die nicht einmal als ſo wahrſcheinlich
an=
geſehen wird, mindeſtens ſo groß wird wie der alte. Seit den
Wahlen zur Nationalverſammlung hat ſich die Zahl der Parteien
bei jeder Wahl vermehrt. Die jetzt einſetzende rückläufige
Bewe=
gung kann darum nur um ſo mehr begrüßt und als Beweis dafür
gebucht werden, daß der allgemeine Ruf nach Sammlung ſich doch
praktiſch in der Richtung einer Zuſammenſchlußbewegung auswirkt.
Auch der Zählvorgang wird durch die Verminderung der
Wahlvorſchläge vereinfacht. Man rechnet deshalb damit, daß der
Ueberblick über die Ergebniſſe etwas früher möglich ſein wird als
bei den letzten Wahlen. Auf der anderen Seite tritt eine gewiſſe
Komplizierung dadurch ein, daß die Parteien, namentlich die der
Mitte, am 14. September in den Wahlkreiſen und
Wahlkreisver=
bänden verſchiedene gemeinſame Liſten aufſtellen und verſchiedene
Liſtenverbindungen eingegangen ſind. So hat z. B. die Deutſche
Volkspartei in Baden und Württemberg ein Bündnis mit der
Staatspartei geſchloſſen, dagegen in Oſtpreußen mit den
Konſer=
vativen. Trotzdem werden derartige Vorſchläge aber doch
verhält=
nismäßig einfach gehandhabt. Die Parteien teilen dem Wahlleiter
mit, welcher Reichsliſte die Reſtſtimmen zufallen ſollen, und unter
der Nummer dieſer Reichsliſte tritt die Verbindung auch in den
Wahlkreiſen auf.
Wahlliſſten einſehen!—Auf jede Stimme kommt es an!
* Berlin, 27. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die wahlberechtigten Staatsbürger haben nur noch wenige
Tage Gelegenheit, ſich zu vergewiſſern, ob ſie in die Wahlliſten
auch wirklich aufgenommen worden ſind. Es iſt ſehr wichtig
für ſie, ſchleunigſt die Wahlliſten einzuſehen, weil
ſich bei den letzten Wahlen herausgeſtellt hat, daß zahlloſe Liſten
nicht in Ordnung waren. Ein ſehr hoher Prozentſatz der Wähler
mußte 1928 in den Wahllokalen wieder abgewieſen werden, weil
ſie es verſämt hatten,, die Liſten zu kontrollieren. Gerade für die
Mobilmachung der Reſervearmee der
Nichtwäh=
ler iſt es ſehr wichtig, daß jeder von dem Recht der Liſtenprüfung
Gebrauch macht.
Blutige Wahlkämpfe.
* Berlin, 27. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Je mehr wir uns dem Wahltag nähern, deſto größer wird die
Zahl der blutigen Ausſchreitungen. Aus allen Teilen des Reichs
laufen fortgeſetzt Meldungen ein, die von Ueberfällen, Schießereien
und Meſſerſtechereien zu berichten wiſſen. Namentlich in den
In=
duſtrievierteln liegen ſich die politiſchen Gegner, zumeiſt
Kommu=
niſten und Nationalſozialiſten, dauernd in den Haaren.
Auf=
fallend groß iſt die Zahl der Halbwüchſigen, die ſich an den
Schlä=
gereien beteiligen. In Berlin iſt es ſogar zu einer richtigen
Straßenſchlacht mit Schülern gekommen, bei der mit
Meſſern gearbeitet wurde. Die Schüler wurden plötzlich von
Kom=
muniſten umzingelt; ſie ſetzten ſich zur Wehr, mußten aber
ſchließ=
lich die Flucht ergreifen. Ein 17 Jahre alter Schüler erhielt
da=
bei einen Meſſerſtich in den Rücken. Während ſonſt die
Kommu=
niſten nach derartigen Ausſchreitungen ſpurlos verſchwinden,
ge=
lang es diesmal, einige der Meſſerhelden feſtzunehmen.
In Berlin und Umgegend kam es dieſe Nacht zu einer Reihe
von Ausſchreitungen bei der Wahlpropaganda. Es handelte ſich
um Anhänger der Kommuniſtiſchen und der Nationalſozialiſtiſchen
Partei, die beim Ankleben von Wahlplakaten von der Polizei
er=
tappt wurden. Die Polizei nahm ſieben Kommuniſten und zwei
Nationalſozialiſten feſt. Eine kommuniſtiſche Kolonne wurde
be=
troffen, als ſie die Kirche in Buchholz mit Wahlplakaten beklebte,
eine nationalſozialiſtiſche Kolonne, als ſie in Lichterfelde die
Häu=
ſer mit Hakenkreuzen bemalte. In Buchholz und im Oſten Berlins
wurden bei kommuniſtiſchen Zettelklebern ein Dolch, eine geladene
Piſtole nebſt Erſatzmunition und Schlagringe gefunden. Die
Waf=
feninhaber wurden dem Schnellrichter vorgeführt und haben
ge=
mäß den Beſtimmungen der Notverordnung Freiheitsſtrafen zu
gewärtigen. In der Nähe des Prenzlauer Tores kam es in der
Nacht zu Streitigkeiten zwiſchen Kommuniſten und
Nationalſozia=
liſten. Der Konflikt artete in eine wüſte Schlägerei aus. Das
Ueberfallkommando nahm neun Kämpfer feſt und führte ſie der
Abteilung IA zu.
Rom, Ende Auguſt.
Es gehört etwas Kühnheit dazu, nach einer dreiwöchigen
Pauſe mitten während der Vorbereitungen zu den deutſchen
Wah=
len über Italien, berichten zu wollen. Man hat zur Zeit in
Deutſchland größere Sorgen und wahrlich andere Intereſſen, als
ſich das Uebliche aus Italien anzuhören. Denn was kann man
ſchon aus dem ſommerlichen Rom berichten, was nicht immer
wieder auf der alten, oft ſchon verſtimmten Leier ganz ähnlich
geklungen hätte? Balkan — — Frankreich und Italien —
Rom und Berlin und auch Rom und Genf...."
Die Themata ſind immer die gleichen. Aber Muſſolinis Kunſt
in der Wandelbarkeit des Gemüts bringt ſie immer wieder zu
neuem Leben. Sah man das Bild vor wenigen Wochen noch von
rechts beleuchtet, ſo zeigt es ſich heut Dank der Beleuchtungseffekte
eines echten Wandelſterns auf einmal von links belichtet, wie es
eben gerade der Stunde zuträglich zu erſcheinen dünkt.
Wir haben erlebt, daß man um Deutſchlands Mitarbeit an
der Beſſerung der Welt von Rom aus warb. Einer der
fleißig=
ſten ausländiſchen Agenten im Dienſte der muſſoliniſchen Preſſe
hatte ſogar von „deutſchen und italieniſchen Kontingenten”, auf
Sizilien gefaſelt, mit denen den Franzoſen ihr Seeweg im
Mittel=
meer zwiſchen Afrika und dem Kontinent geſperrt werden ſollte.
Man hatte gehört, wie Muſſolini als kühner Held gegen das
Ver=
brechen des Verſailler Friedens anging, eine Haltung, die
Deutſchland nur angenehm ſein konnte. Und die Lage zwiſchen
Paris und Rom wurde um ſo weniger lieblich, je mehr die
Rei=
bungen zwiſchen Jugoſlawien und Italien, ſich zu verſchärfen
ſchienen. Aber alles das waren eben, wie geſagt, eigentlich ſchon
ſehr abgeſpielte Melodien. Wer ſollte heute mitten im deutſchen
Wahlkampf noch daraufhin hören?
Trotzdem wird man ſich noch vor dem Wahltermin etwas
mehr um dieſe Dinge kümmern müſſen, nämlich dann, wenn man
im Endkampf nicht nur die innerpolitiſchen Unterſchiede klarſtellt,
ſondern das Wichtigſte in Deutſchland außer Finanz= und
Reichs=
reform endlich beleuchtet: die zukünftige Entwicklung der
deut=
ſchen Außenpolitik. Dann werden die deutſchen Wähler voller
Er=
ſtaunen feſtſtellen dürfen, daß ſich die internationale Lage, ſoweit
Italien daran beteiligt iſt, wieder einmal gedreht hat. Wer in
Deutſchland geglaubt hat, bei einer möglichen Aufrollung der
Oſtfragen Freunde im Süden zu finden, wird ſich verrechnen.
Muſſolinis Politik hat nur inſoweit ein Intereſſe daran, als er
dieſe Oſtfragen in ſeinem Balkanſpiel und in ſeinem Kampfe
gegen Frankreich ohne Gefahr benutzen kann. Und dieſe
italie=
niſche Einſtellung wird — leider — noch dadurch betont, daß man
im Vatikan (Papſt Pius war in entſcheidender Stunde in
War=
ſchau päpſtlicher Vertreter) wenig Neigung hat, ſeinen
italieni=
ſchen Einfluß trotz aller Freundſchaft zum deutſchen Zentrum in
ſeinem Sinne oder überhaupt in Oſtfragen klar orientiert wirken
zu laſſen.
Ueber dieſes Thema wird vielleicht noch ernſtlich zu reden
ſein, und vor allem ſollte man ſich in Deutſchland zunächſt einmal
recht genau über gewiſſe Stimmungen, die man übernational zu
nennen beliebt, unterrichten. Der kluge Herr Kaas, der wieder
lange in Rom war, wird ſicher genau Auskunft geben können.
Aber man muß ſich auch darüber in Deutſchland ganz klar werden,
daß auf Muſſolini bei einem immerhin möglichen europäiſchen
Konflikt, bei dem Deutſchlands Neutralität in Frage ſteht,
keiner=
lei Verlaß iſt. Erſt hat er laut und deutlich in Deutſchland den
Eindruck erwecken laſſen, daß er auf Deutſchlands Seite im
euro=
päiſchen Entwicklungsexperiment ſtehe. Er bot wiederholt die
Hand zum engen Bunde gegen Frankreich, in der Hoffnung, damit
in Paris Eindruck zu machen. Als (zum Glück) ein gewitztes
Aus=
wärtiges Amt in Berlin nicht beſſer italieniſch verſtand, als man
eben für eine Vergnügungsreiſe nach Rom nötig hat, und ſich
des=
halb bei aller Freundſchaft nicht feſtlegte, hat Muſſolini als
neueſte römiſche Mode plötzlich die Unmöglichkeit eines
deutſch=
italieniſchen Bündniſſes auseinanderſetzen laſſen. Und zwar von
demſelben Boten, der unlängſt noch die gemeinſame Front
ver=
langte. Darüber wird ebenfalls noch ſehr genau zu berichten ſein,
ehe die Wahlen zu Ende gehen. Denn hierbei wird jener Partei
in Deutſchland eine bittere Lehre gegeben, die vertrauensvoll auf
italieniſche Hilfe bei einer Abrechnung mit Frankreich gehofft hat.
Herr Hitler wird es ſehr ungern hören, wenn man das
italie=
niſche Pronunziamento gegen Deutſchland jetzt niedriger hängen
wird, und wenn er ſeinen Getreuen zugeſtehen muß, daß auch er
genau ſo geleimt wurden wie alle jenen, denen einſt die
italie=
niſche Lire zum Ausbau ihrer Organiſation in Deutſchland
ver=
holfen hat. Geradezu pikante Scherze werden dabei ſichtbar.
Es ſind alſo eigentlich nur olle Kamellen, aber ſie ſind eben
neu beleuchtet und nicht gerade in der Farbe, die von den
wahr=
haft nationalen Männern in Deutſchland erwartet wird. Wenn
man dieſen Reinfall dann noch im Zuſammenhang mit
verſchie=
denen Veröffentlichungen betrachtet, an denen Namen wie
Her=
riot, Graf Sforza (der frühere italieniſche Außenminiſter, der
jetzt in Paris in antifasciſtiſcher Verbannung lebt,) und
ſchließ=
lich Vittorio Gaida, der Vertrauensmann und Außenpolitiker der
römiſchen Preſſe, beteiligt ſind, wobei das Thema „Ausgleich
zwiſchen Rom und Paris” lautet, ſo muß man doch mitten im
deutſchen Wahlkampf ſchwere Bedenken bekommen und hoffen, daß
die Melodie der deutſchen Außenpolitik nicht ganz vom Lärm der
Innenpolitik verſchlungen wird. Zwar rüſtet franzöſiſche Arbeit
und Geld in Serbien gegen Rom, und die Kriegsgefahr bleibt
ernſter, als mancher vielleicht denkt, aber es kann gerade ohne
Krieg für Deutſchland ſehr peinliche Ueberraſchungen geben, die
jede Bewegungsfreiheit im Oſten ausſchließt, wenn man aus der
Haltung der römiſchen Politik nichts lernt. Wo die Erde ſo leicht
bebt, iſt ſelbſt ein Fascismus keine ſichere Sache.
Seite 2
Donnerstag, den 28. Anguſt 1930
Nummer 237
Zer Anlonder Boneemegerprozeß.
Die Angeklagken verweigern die Ausſage.
Verleſung der Prokokolle.
Altona, 27. Auguſt.
Da die Angeklagten ſich im weiteren Verlaufe des Prozeſſes
wegen der holſteiniſchen Bombenanſchläge nach wie vor weigern,
zur Sache auszuſagen, muß in die Verleſung derjenigen
Proto=
kolle eingetreten werden, die die Staatsanwaltſchaft als wichtig
für die Ueberführung und den Schuldbeweis
be=
trachtet und die Geſtändniſſe bzw. Beſchuldigungen der einzelnen
Angeklagten enthalten. Rechtsanwalt Dr. Bloch wendet ſich ſcharf
gegen die von ihm als tendenziös empfundene Berichterſtattung
einer Berliner Mittagblattes, die er „eine infame Verleumdung
des verſtorbenen Kapitäns Götting” nennt.
Rechtsanwalt Dr. Brandt beantragt, Aufklärung über die
Richtigkeit der dort gemachten Angaben zu ſchaffen. Der
Ange=
klagte Johnſen ſoll nämlich den ihm aus der Haft gewährten
Urlaub dazu benutzt haben, mit dem inzwiſchen verſtorbenen
Ka=
pitän Götting in Verbindung zu treten.
Das Gericht beſchließt, Zeugen zur Sache zu laden. Angeklagter
Volck war nach ſeinen Ausſagen in der Abſicht nach Holſtein
ge=
kommen, eine Stahlhelmgruppe zu bilden. Da dies nicht gelang,
wurde die Gründung einer anderen Organiſation namens der
Deutſchnationalen Volkspartei beſchloſſen und dieſer Beſchluß zur
Ausführung gebracht, zunächſt durch die Bildung einer „
Wacht=
bundvereinigung für Stadt und Land”, deren Hauptaufgabe „der
Kampf gegen die von Rußland andringende bolſchewiſtiſche Welle‟
ſein ſollte. Volck bezog als Organiſator 800 RM. monatlich.
Aus der Weiterverleſung der protokollariſch
feſtgelegten Ausſagen des Angeklagten Volck
er=
gab ſich, daß am 12. November 1929 eine weitere Vernehmung
Volcks erfolgt iſt, in der dieſer zunächſt beſtätigte, daß er von Heim
800 RM. monatlich erhalten habe und mit dieſem u. a. bei
Kapi=
tän Ehrhardt geweſen ſei. Im November 1928 wurde mit Heim
und Hamkens wegen der Ausführung von Knalldemonſtrationen
verhandelt und auch Einigkeit darüber erzielt. Schmidt,
Kap=
hengſt, Rathjen und Johnſen waren damals ſchon beteiligt. Man
wünſchte, die völkiſche Studentenſchaft in die Bewegung
hinein=
zuziehen. Kaphengſt, der ſich mit Schmidt in einer Altonaer
Be=
ſprechung zur Hilfe bereit erklärte, ſoll damals Führer einer
Ehrhardt=Gruppe geweſen ſein. Man iſt auch an den Alldeutſchen
Verband und Juſtizrat Claß herangetreten, das Unternehmen, das
damals noch geheimgehalten wurde, zu finanzieren. Die
Ver=
handlungen ſcheiterten ebenſo wie die mit Kapitän Ehrhardt an
den Forderungen Heims, der allein 100 00 RM. verlangte,
wäh=
rend Volck 80 000 RM. erhalten ſollte.
Ein Verſuch Heims, mit Hugenberg in Verbindung zu
kom=
men, iſt gleichfalls geſcheitert. Trotzdem wurde die Sache in
Itze=
hoe unternommen. Muthmann, ein Parteifreund Ehrhardts,
wannte Volck einen Verräter, der ſich in Holſtein nicht mehr
blik=
ken laſſen ſollte. Kaphengſt ſoll ſpäter geſagt haben, Muthmann
laſſe ſich als Urheber der Anſchläge feiern, ohne es zu ſein.
In=
folge der Warnung eines Hamburger Aſtrologen, der
Gefangen=
ſchaft oder Exil für den Urheber der Anſchläge fürchtete, ging
Volck ins Ausland. Hamkens und Salomon will Volck erſt nach
Ausführung der Anſchläge kennen gelernt haben. Er fuhr über
München und Kufſtein nach San Remo, Monte Carlo und
Lo=
carno. Als er von den Verhaftungen in Deutſchland hörte,
wechſelte er fortwährend ſeinen Aufenthalt, bis er es Anfang
November für beſſer hielt, zurückzukehren, worauf dann ſeine
Verhaftung erfolgte. Aus dem Protokoll ergibt ſich eine
ſchwere Belaſtung, für alle Mitangeklagten.
Rechtsanwalt Block bittet, Volck zu fragen, ob ihm als alten
Soldaten bekannt war, daß Handgranaten, wie ſie in Weſſelburen
verwendet wurden, nach zehnjährigem Lagern gar nicht mehr
ge=
brauchsfähig ſein konnten. Volck bejaht dies.
Der Vorſitzende fragt, wie er denn mit ſolchen Dingen habe
demonſtrieren wollen. Volck wendete ſich achſelzuckend ab.
Anſchließend wird das Protokoll der Vernehmung vom 13.
November 1929 verleſen, in dem ſich Volck über Erwerb und
Weitergabe von Waffen äußerte. Er will nur als Unterhändler
fungiert haben. Es handelt ſich bei den Waffen um zahlreiche
Gewehre, Piſtolen und Patronen. Volck hat anſcheinend die
Beſchaffenheit der Sprengſtoffe gut gekannt und dieſe mit
John=
ſen zuſammen öfters umgelagert.
Darauf werden die Protokolle Rathjens verleſen,
der als Sprengmeiſter vorgebildet war. Er hat dem Volck
Sprengſtoff überlaſſen, ſpäter hat er Johnſen in Itzehoe gebeten,
ihm gelegentlich Sprengſtoff zu übermitteln.
Es folgt die Verleſung des Protokolls über
Weſchke. Dieſer hat zugegeben, ſich an dem Anſchlag in
Bei=
denfleth beteiligt zu haben, jedoch habe es ſich dabei nur um
Goekhes Horoſkop.
Zu ſeinem Geburtstag am 28. Auguſt.
Von Dr. Erich Jeniſch.
Bedeutungsvoll beginnt Goethe die Darſtellung ſeines Lebens
mit den Sätzen: „Am 28. Auguſt 1749, mittags mit dem
Glocken=
ſchlag zwölf, kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt. Die
Konſtellation war glücklich: die Sonne ſtand im Zeichen der
Jungfrau und kulminierte für den Tag: Jupiter und Venus
blickten ſie freundlich an, Merkur nicht widerwärtig, Saturn und
Mars verhielten ſich gleichgültig; nur der Mond, der ſoeben voll
ward, übte die Kraft ſeines Gegenſcheins um ſo mehr, als
zu=
gleich ſeine Planetenſtunde eingetreten war. Er widerſetzte ſich
daher meiner Geburt, die nicht eher erfolgen konnte, als bis dieſe
Stunde vorübergegangen."
Dieſer Eingang von „Dichtung und Wahrheit” und die
be=
kannte erſte Strophe „Urworte Orphiſch” wo Goethe von der
Stellung der Sonne und Planeten, „an dem Tage, der dich der
Welt verliehen” als einer das Leben beſtimmenden Macht
ſpricht, ſind oft verwendet worden, um Goethe als einen
gläubi=
gen Anhänger aſtrologiſcher Lehren zu erweiſen. Sein Horoſkop
iſt ſogar neuerdings wiederholt nachgerechnet worden mit dem
Ergebnis, daß die Konſtellation in „Dichtung und Wahrheit”
im weſentlichen richtig beſchrieben worden iſt und auch zu dem
Lebensſchickſal Goethes paßt, wenn ſie nach den Grundſätzen der
antiken Aſtrologie gedeutet wird.
Der Goethekenner würde noch manches andere Wort Goethes
als Beweis für ſeinen Sternglauben anführen können. Er wird
zunächſt daran erinnert, daß in Goethes Elternhaus die Mutter
und der Großvater Textor durchaus Neigung für ſolche
Anſchau=
ungen beſaßen, die wir heute als „Aberglauben” zu bezeichnen
gewohnt ſind, ſo iſt es durchaus denkbar, daß man dem
neu=
geborenen Knaben damals von ſachverſtändiger Seite das
Horo=
ſkop ſtellen ließ. Der Knabe kannte ſein Sternenſchickſal und ſah
oft nach den Sternen, die bei ſeiner Geburt am Himmel
geſtan=
den hatten. Oft ſoll er auch die Mutter ſorgenvoll gefragt haben,
ob die Sterne ihn nicht vergeſſen und das halten werden, was
ſie bei ſeiner Wiege verſprochen hätten? So weiß zum mindeſten
die allerdings ſehr phantaſievolle Bettina Brentano zu erzählen.
Auch darauf wird der Goethekenner hinweiſen, daß in
Straß=
burg ſich der junge Goethe für aſtrologiſche Fragen intereſſiert
bat, und er wird auch an die bekannten Verſe Goethes an Frau
von Stein erinnern, in denen er von den „übermächtigen
Ster=
nen” ſpricht, die ſein Geſchick an ihres gebunden, und ſchließlich
wird er den Aufſatz „Entoptiſche Farben” aufſchlagen, eine 1820
entſtandene Ergänzung zur Farbenlehre, in dem Goetbe „einen
paradoxen Seitenblick auf die Aſtrologie wirft”, um aus einem
anderen Gebiet ein Analogon für ſeine Anſchauungen über
Optik zu gewinnen.
Vom Tage.
Die über die Reichsreform verbreitete Meldung wird von
zuſtändiger Stelle, wie wir ſchon geſtern angedeutet haben, als die
private Arbeit eines Mitgliedes der
Länderkonfe=
renz bezeichnet. Die Arbeit iſt lediglich den verſchiedenen
Mitglie=
dern der Länderkonferenz, nicht aber dem Reichskabinett zugegangen.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” wird während der
Voll=
verſammlung des Völkerbundes am 14. September
auf dem Genfer Flugplatz Cointrin eine Landung
vorneh=
men. Die Landungsmannſchaften werden von ſchweizeriſchen
Luft=
ſchiffertruppen aus Lauſanne geſtellt.
Die Beſprechungen zwiſchen Macdonald und Lloyd
George über Maßnahmen zur Bekämpfung der
Ar=
beitsloſigkeit in England ſind wieder aufgenommen worden.
Der Streik im Induſtriebezirk Roubaix=
Tour=
coing=Armentieres dauert fort. In den letzten Tage hat nur
eine ganz geringe Anzahl von Streikenden die Arbeit wieder
aufgenom=
men. Die Arbeiter ſind nach den Erklärungen der Streikführer
ge=
willt, bis zur völligen Befriedigung ihrer Forderungen auszuharren.
Die Regierungen von Italien, Holland und Oeſterreich
haben die ihnen vom Quay d’Orſay übermittelte Einladung,
Vertreter zu der am 8. September in Genf beginnenden
Konfe=
renz über die europäiſche Föderation zu entſenden,
an=
genommen. Oeſterreich wird durch den Bundeskanzler Schober
vertreten ſein. Die italieniſche Regierung teilte mit, daß
Außenmini=
ſter Grandi nach Genf kommen werde.
Der ſpaniſche Wirtſchaftsminiſter hat dem Handelsattaché der
ſpa=
niſchen Botſchaft in Waſhington Anweiſung gegeben, der amerikaniſchen
Regierung die Proteſte der ſpaniſchen Exporteure gegen den neuen
amerikaniſchen Zolltarif zu unterbreiten.
Der in Chikago gebildete Weltfriedenstag=Ausſchuß beging den
Jahrestag des Inkrafttretens des Kellogg=Pakts
durch ein Feſtbankett, bei dem Begrüßungstelegramme der Außenminiſter
Dr. Curtius Henderſon und Briand verleſen wurden.
Ueber die nordchineſiſche Hauptſtadt Peking iſt der
Belage=
rungszuſtand verhängt worden, nachdem zwei
Militärflug=
zeuge der Nationalregierung mehrere Bomben über Peking abgeworfen
hatten. Das Bombardement der Stadt hat unter den Einwohnern die
größte Panik und Beſtürzung hervorgerufen.
Feuerwerkskörper ohne Sprengwirkung gehandelt. Er gibt eine
eingehende Schilderung der Vorgänge in Beidenfleth, die zu
un=
geheurer Erbitterung gegen den dortigen Gemeindevorſteher
ge=
führt haben und die auch die Urſache des Anſchlages von
Beiden=
fleth geworden ſind. Ferner befindet ſich in den Protokollen
eine genaue Darſtellung des Anſchlages von Beidenfleth. An
ſämtlichen übrigen Anſchlägen hat er ſich weder beteiligt, noch
überhaupt irgend etwas näheres darüber erfahren. Die
Ver=
handlung wurde auf Donnerstag vormittag 9,30 Uhr vertagt.
Gibt es noch Kriegsgefangene im Ausland?
* Berlin, 27. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Immer wieder wird behauptet, daß namentlich in Rußland
deutſche Kriegsgefangene ſich aufhalten ſollen, die die ruſſiſchen
Behörden zurückhalten. Darüber hinaus tauchen von Zeit zu Zeit
Meldungen auf, daß in den ruſſiſchen Verbannungsgebieten ſich
auch Reichsdeutſche aufhalten ſollen, die keine Gelegenheit haben,
mit ihrer Heimat in Verbindung zu treten. Ebenſo ſollen in
anderen Ländern Kriegsgefangene verſteckt gehalten werden.
Kürzlich ging durch die Preſſe die Meldung, daß eine größere
An=
zahl von Gefangenen, die auf der franzöſiſchen Teufelsinſel gelebt
haben, jetzt freigelaſſen worden iſt. Die amtlichen Stellen haben
verſprochen, gerade dieſe Angelegenheit zu unterſuchen, haben ſich
aber bis jetzt in Schweigen gehüllt. Nun kommt aus
Oſtober=
ſchleſien eine Nachricht, daß dort ein Landwehrmann mit Namen
Kurtz und ein ehemaliger Breslauer Küraſſier namens Michalski
aus der Kriegsgefangenſchaft im Norden Sibiriens heimgekehrt
ſind. Sie gaben an, daß ſie erſt im vergangenen Jahre von der
Beendigung des Krieges Kenntnis genommen hätten. Sie ſeien
mit einem dritten Kameraden dann in die Heimat gewandert,
nachdem es ihnen nicht möglich geweſen wäre, von den Behörden
zurückbefördert zu werden. Der dritte Kamerad ſei nach einem
beſchwerlichen Marſch über Moskau, Kowno, Warſchau in der
Nähe von Kowno den Strapazen erlegen. Auffallend iſt
aller=
dings, daß dieſe beiden Gefangenen übereinſtimmend behaupten,
daß ſich in Sibirien noch immer deutſche Soldaten aufhalten, die
nicht wiſſen, daß der Krieg zu Ende ſei und ſich nicht an den
deut=
ſchen Botſchafter in Moskau oder den deutſchen Geſandten in
Warſchau gewandt haben. Es ſcheint jetzt höchſte Zeit zu ſein, daß
das Auswärtige Amt ganz energiſch allen Nachrichten dieſer Art
nachgeht und noch einige Beamte in die entlegenen Teile
Ruß=
lands ſchickt, um feſtzuſtellen, ob nicht doch noch Kriegsgefangene
in Unkenntnis der tatſächlichen Verhältniſſe dort zurückgehalten
werden.
die Lage MMndien.
13 indiſche Kongreßführer verhaftel. — Neue ſcharfe
Maßnahmen gegen den Kongreß.
EP. Kalkutta, 27. Auguſt.
In Delhi wurden heute 13 Kongreßführer, die entgegen dem
erlaſſenen Verbot zu einer Sitzung des Arbeitsausſchuſſes des
All=
indiſchen Kongreſſes dorthin gekommen waren, verhaftet. Unter
den Verhafteten befinden ſich Patel, Pandit Malavija ſowie der
Ausſchußpräſident Dr. Anſari. Wie aus der Verhaftung ſämtlicher
Mitglieder des Arbeitsausſchuſſes des Kongreſſes hervorgeht, iſt
die indiſche Regierung nunmehr zu ſcharfen Maßnahmen gegen die
Kongreßpartei entſchloſſen. Nach Meldungen aus zuverläſſiger
Quelle will die Regierung ungeachtet der noch im Gang
befind=
lichen Friedensverhandlungen zu einem neuen Schlage gegen den
Kongreß ausholen. Die Regierung von Bombay ſoll beabſichtigen,
ein allgemeines Verbot des allindiſchen Kongreſſes zu erlaſſen.
Der Vollzugsausſchuß des Kongreſſes dürfte daher von dem
glei=
chen Schickſal betroffen werden wie der Arbeitsausſchuß und als
ungeſetzlich erklärt werden. Die Reihe der
Bombenanſchläge in Kalkukka.
iſt heute mit einem neuen Attentat auf eine vereinzelt gelegene
Polizeiwache fortgeſetzt worden. Bei der Exploſion einer Bombe
wurde ein Poliziſt getötet, zwei Kulis und ein weiterer Poliziſt
erlitten Verletzungen. Der Polizeichef von Kalkutta, Sir
Char=
les Tegart, leitet perſönlich die Nachforſchungen nach den Tätern,
die jedoch bisher nicht gefaßt werden konnten. Aus einem
Bombenſplitter, der auf der Wache gefunden wurde, iſt zu
er=
kennen, daß die Bombe der gleichen Art iſt, wie die bei dem
An=
ſchlag auf den Polizeichef verwendete Höllenmaſchine.
Wegen Bildung eines verbotenen Umzuges anläßlich der
Feier des „National=Flaggentages” ſind in Simla fünfzehn
Kongreßführer verhaftet und zu je vier Monaten ſtrenger
Ge=
fängnishaft verurteilt worden. Eine große Menſchemenge, die
die verhafteten Führer zum Gefängnis begleitete, wurde
mehr=
fach von der Polizei mit Bambusſtöcken auseinander getrieben,
wobei eine große Anzahl der Mitläufer verletzt wurden.
Draſtiſche Maßnahmen gegen den indiſchen Kongreß wurden
in einer Verſcmmlung der Vereinigung der in Indien
anſäſſi=
gen Europäer in Kalkutta gefordert. Der europäiſchen
Vereini=
gung gehören alle in Indien lebenden Europäer mit Ausnahme
der in Bombay anſäſſigen an. In der Entſchließung kommt zum
Ausdruck, daß die revolutionäre Bewegung in Indien weder
durch Konzeſſionen an den Kongreß noch durch die Round Table=
Konferenz aufgehalten werden könnte. Ein weiterer Verzug bei
Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Kongreßpartei, in der
Hoff=
nung, eine günſtige Atmoſphäre für die Londoner Konferenz zu
ſchaffen, wird in der Entſchließung als unerwünſcht und gefährlich
bezeichnet.
Die Lage in Peru äußerſt verworren.
EP. New York, 27. Auguſt.
Nach den letzten hier eingetroffenen Meldungen aus Lima
iſt die Lage in Peru äußerſt verworren. Es ſtehen ſich zwei
revolutionäre Richtungen gegenüber. Die eine wird von dem
jetzigen Führer der Militärregierung, dem General Ponce, die
andere von dem eigentlichen Urheber der Revolution, dem
Gene=
ral Cerro, der in Arequipa losſchlug, geführt.
Dem Ex=Präſidenten Leguia wird nachgeſagt, daß er mit
den Staatsgeldern verſchwenderiſch umgegangen ſei. Im Jahre
1919 ſoll die Staatsſchuld 6 Millionen Dollar betragen haben
und jetzt erreiche ſie die ungeheure Summe von 170 Millionen
Dollar. Korruption und alles, was damit zuſammenhänge, ſoll
in den letzten Jahren immer ſtärker, eingeriſſen ſein. — Nach
einer Meldung der Agentur Radio aus Lima verkündet die
Militärregterung in einer Proklamation, daß ſie alle diejenigen
beſtrafen werde, die für die letzte Regierung verantwortlich
ſeien.
Expräſidenk Leguig geſtorben?
EP. New York, 27. Auguſt.
Wie aus Lima gemeldet wird, ſoll der an Bord des Kreuzers
„Almirante Grau” gefangen gehaltene ſeitherige Staatspräſident
von Peru, Leguia, an den Folgen einer Urämie (Harnvergiftung)
plötzlich geſtorben ſein. Der Kreuzer, der ſich mit dem flüchtigen
Präſidenten nach Panama unterwegs befand, hatte bekanntlich auf
telegraphiſchen Befehl der Offiziersjunta von Lima auf hoher See
gewendet und wieder Kurs auf die peruaniſche Küſte genommen,
um Leguia der neuen Militärregierung zu übergeben. Die
Ge=
rüchte, die nunmehr über den Tod des ſeitherigen
Staatspräſiden=
ten verbreitet werden, ſind bisher noch unbeſtätigt und müſſen
ſomit mit Vorbehalt wiedergegeben werden.
Dieſe Anſchauungen wird er auf die eine Seite ſeiner
Auf=
ſtellung buchen, als poſitive Zeugniſſe für Goethes aſtrologiſche
Ueberzeugung. Dann aber wird er ſich kritiſch fragen, welche
Bedeutung dieſen Sachen zukommt und ob ſie wirklich
aus=
reichend ſind, um Goethe als Sterngläubigen erſcheinen zu
aſſen. Nun wird er ſich darauf beſinnen, daß es in älteren
Selbſtbiographien üblich iſt, die Nativität anzuführen, daß alſo
Goethe, wenn er in „Dichtung und Wahrheit” ſein Horoſkop
mitteilt, nur einem literariſchen Brauch gefolgt ſein kann. Und
über die wahre Bedeutung des aſtrologiſchen Motivs in den
„Orphiſchen Urworten” wird er in Goethes eigener eingehender
Erläuterung des Gedichtes Aufſchluß ſuchen. Hier wird er
er=
fahren, daß Goethe die aſtrologiſche Vorſtellungen nur
ſymbo=
liſch verwandt hat, um ſeine Anſchauung vorzutragen, daß
an=
geborene Kraft und Eigenheit mehr als alles übrige das
Schick=
ſal des Menſchen beſtimme. „Dieſe Beſtimmung ſchrieb man
den einwirkenden Geſtirnen zu Deutlich wird alſo hier
durch Goethes Worte der Sternenglaube in den Vorworten nur
als poetiſches Bild, nicht als ſeine wirkliche Ueberzeugung
er=
wieſen.
Noch genauer läßt ſich Goethes Stellung zur Aſtrologie
durch einige Sätze der „Farbenlehre” präziſieren. Bei der
Wür=
digung Roger Bacons, des großen Naturforſchers des
Mittel=
alters, macht er ihm zum Vorwurf, daß er die Mathematik auch
auf Gebiete angewandt habe, die nicht in den Bereich des
Meß=
baren gehören. Daran fügt Goethe den Hinweis, daß es eine
falſche Anwendung der Mathematik gebe und fährt dann fort:
„Offenbar iſt die Aſtrologie aus der Aſtronomie durch den eben
gerügten Mißgriff entſtanden, indem man aus den Wirkungen
bekannter Krafte auf die Wirkungen unbekannter ſchloß und
beide als gleichgeltende behandelte‟. Dieſe Uebertragung von
Anſchauungen aus einem Wiſſenſchaftsgebiet in ein anderes, wo
ſie nicht mehr gelten und damit zu falſchen Vorſtellungen führen,
erläutert Goethe gerade für die Aſtrologie genauer in einem
Brief an Schiller, in dem er ſich über die Aſtrologie im „
Wallen=
ſtein” äußert: „Der aſtrologiſche Aberglaube ruht auf dem
dunk=
len Gefühl eines ungeheuren Weltganzen. Die Erfahrung ſpricht,
daß die nächſten Geſtirne einen entſchiedenen Einfluß auf
Wit=
terung, Vegetation uſw. haben, man darf nur ſtufenweiſe immer
aufwärts ſteigen und es läßt ſich nicht ſagen, wo dieſe Wirkung
aufhört. Findet doch der Aſtronom überall Störungen eines
Geſtirns durch andere . . . So darf der Menſch nur immer
etwas weiter ſchreiten und dieſe Einwirkung aufs Sittliche, auf
Glück und Unglück ausdehnen. Dieſen und ähnlichen Wahn
möchte ich nicht einmal Aberglauben nennen, er liegt unſerer
Natur ſo nahe, iſt ſo leidlich und läßlich als irgendein Glaube.”
Wieder alſo bekennt ſich Goethe nicht zum Glauben an die
Lehren der Aſtrologie. Er bezeichnet ſie vielmehr als „Wahn”
und „Aberglaube‟. Er gibt gleichzeitig die Erklärung, wie der
Menſch zu aſtrologiſchen Vorſtellungen gelangen konnte; eben
durch jene falſche Uebertragung richtiger Erklärungen auf
Probleme, wo ſie nicht mehr gelten. Stufenweiſe gleitet ſo die
Erkenntnis von der Wahrheit zum Irrtum hinüber. Einen „
Wahn=
künſtler” nennt Goethe in der „Farbenlehre” den Aſtrologen.
Das intuitive Gefühl eines kosmiſchen Zuſammenhanges
geſtal=
tet ſich dem Aſtrologen zum Glauben an die Schickſalsmacht der
Sterne. Aber dieſe Vorſtellung iſt nicht eine ſichere,
wiſſenſchaft=
liche Erkentnis, ſie iſt nicht mehr als ein Wahn, der ſich in ein
Bild kleidet.
Dieſe Auffaſſung der Aſtrologie erklärt es nun auch, warum
Goethe die Verwendung aſtrologiſcher Vorſtellungen in ſeinen
Dichtungen als poetiſches Symbol ſympathiſch war, Sinn für
das Univerſum. Gefühl für den Kosmos ſind ja weſentliche
Eigenheiten Goethiſcher Weltanſchauung und Lebensgefühls.
Deshalb lag es ihm nahe, dieſe Vorſtellungen als Ausdruck für
das Grundbewußtſein ſeines Daſeins zu benutzen. Aus ſeinen
Aeußerungen geht aber auch ebenſo deutlich ſeine Ablehnung
der Aſtrologie und ihrer Erkentniſſe hervor. Er ſah in ihr eine
Scheinwiſſenſchaft und einen Wahnglauben, der aus dunklen
Zeiten ſtammt und des modernen Menſchen unwürdig iſt. Zu
einer Parabel beſitzen wir denn auch den direkten Ausdruck
ſeines Spottes über die Aſtrologie, die hier als Glaube des
Philiſters ausgeſprochen wird, der alles Unheil, das ihm
wider=
fahren, dem Kometen zuſchreibt, den er über ſeinem Haus
er=
blickt. Der Nachbar führt ihn ein paar Gaſſen weiter und
zeigt ihm, daß die Sterne allen Menſchen ſcheinen:
Sie deuten hier, ſie deuten dort,
Bleibe jeder weislich an ſeinem Ort,
Und tue das Beſte, was er kann,
Und leide wie ein anderer Mann.
Prophetiſcher Kalender für das Jahr 1931. Verlag der „Freude‟,
Wolfenbüttel. (1,50 RM.)
Zum fünften Male erſcheint nun Grimms Prophetiſcher
Ka=
lender, der auch im letzten Jahre ſeine unglaubliche
Treffſicher=
heit in bezug auf Wetter und Ereigniſſe bewieſen hat.
Grimm iſt einer der allerbedeutendſten Aſtrologen und als
Wetter=
prophet Kapazität; man vergleiche die Monate des Jahres;
beſon=
ders der kalte, verregnete Juli ſtimmt abſolut mit ſeiner
vor=
jährigen Prognoſe. Eslohntſichſchon, den Urlaub auf
Grund des Prophetiſchen Kalenders
einzurich=
ten. Hochintereſſant ſind Grimms Prophezeiungen, die 1931 die
Freiheitskriege der farbigen Raſſen und Deutſchlands
wirtſchaft=
lichen Aufſchwung bringen ſollen. Hoffen wir, daß er beſonders für
das Letztere recht behält.
Das Buch des Berliner Rechtsanwalts Dr. Bruno Weil:
„Der Prozeß des Hauptmanns Dreyfus”, das im Verlag von Dr.
Walther Rothſchild, Berlin=Grunewald, erſchienen iſt, iſt von dem
angeſehenſten politiſchen Verlag Frankreichs, der Librairie
Galli=
mard, Paris (Verlag der Nouvelle Revue Francaiſe”) zur
Ueber=
ſetzung angekauft und erſcheint in dieſen Tagen in Frawzöſiſcher
Sprache.
Nummer 237
Donnerstag, den 28. Auguſt 1930
De Secffer in dei Seeresienang.
205 Alsland zu den Vorgängen in der Reichswehr. — Gerüchke über eine Oſtorienkierung Deutſchlands
und Bündnisverhandlungen mit Frankreich.
Legenden..."
. .. und ein Zenkrums=Kommenkar.
* Berlin, 27. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die ausländiſche Preſſe verfolgt ſehr aufmerkſam die
Vor=
gänge in der Reichswehr. Ein Pariſer Blatt hat jetzt die
Be=
hauptung aufgeſtellt, daß Generaloberſt Heye ein Opfer des
Generals von Schleicher geworden ſei, der einen Angriff in der
Innen= und Außenpolitik Deutſchlands und ein Zuſammengehen
mit der Sowjetregierung vorbereite, während Heye es bisher
verſtanden habe, die Politik von der Reichswehr fern zu halten.
Das ſind natürlich Phantaſtereien, die in gewiſſen
Zeitab=
ſtänden immer wiederkehren. Es wird ja mindeſtens jeden Monat
einmal in irgendeiner franzöſiſchen Zeitung behauptet, daß
Deutſchland ſich nach dem Oſten orientieren
wolle. Wie unſinnig das Geſchwätz der franzöſiſchen Preſſe iſt,
geht ja am allerbeſten aus der Behquptung eines anderem
Pari=
ſer Blattes hervor, nach der General Heye
Bündnis=
verhandlungen mit Frankreich geführt haben ſoll,
was dann ſeinen Rücktritt im Gefolge gehabt hätte. Das iſt
das gleiche törichte Gerede, auf das näher einzugehen ſich
wirk=
lich nicht lohnt.
In der „Germania” wird nun allerdings in einem längeren
Artikel angedeutet, worauf das Gerede von unſerer Oſt=
Orien=
tierung zurückzuführen iſt. Im Reichswehrminiſterium gibt es
ein Truppenamt, das, wie bereits gemeldet, unter der Leitung
des Generals von Hammerſtein ſteht und das eine Abteilung
fremder Heere hat. Aufgabe dieſer Abteilung ſei es, ſich über
die fremden Heere zu informieren. Selbſtverſtändlich müſſe auch
die Note Armee der Sowjetunion ſtudiert werden. Zu dieſem
Zweck ſeien wiederholt höhere Offiziere nach Rußland gereiſt.
Das ſei nicht mißzuverſtehen. Es ſei aber etwas anderes, wenn
immer wieder Aeußerungen dieſer in Rußland geweſenen
Offi=
ziere bekannt würden, die nicht nur die Wehrfähigkeit der Roten
Armee rühmten, ſondern darüber hinaus Anerkennung, ja ſogar
Sympathien für die Sowjets als Faktor der Weltpolitik
enthiel=
ten. Solche Aeußerungen würden jedenfalls kolportiert, und
wem es auch ſehr ſchwer ſei, in jedem einzelnen Falle
nachzu=
prüfen, ob ſie gemacht worden ſeien oder inwieweit ſie entſtellt
oder übertrieben worden ſeien, ſo ſei doch der Eindruck nun
ein=
mal vorhanden, daß zum mindeſten innerhalb des Truppenamtes
in der Pflege der Beziehungen zur Sowjetarmee ein
außenpoli=
tiſches Wunſchbild geſehen werde, das ſehr viel beſtimmter und
poſitiver gezeichnet ſei, als die Vorſtellungen, die der amtlichen
deutſchen Politik von Rapallo und Berlin zugrunde lägen.
Weiter ſagt die Germania” in ihrem Artikel, der offenbar
aus beſtimmter Quelle ſtammt, daß gerade Herr von Schleicher
alles getan habe, um die reſſortmäßigen Beziehungem der
Ab=
teilung fremder Heere nicht in die Außenpolitik übergreifen zu
laſſen. Es ſei alſo eine Legende, wenn man von der „
ſowjet=
freundlichen Clique” des Generals von Schleicher ſpreche. Zum
Schluß fordert das Zentrumsblatt, daß die mit dem Studium
der Roten Armee befaßten Ofiziere ſich in ihren Aeußerungen
über Sowjetrußland größere Zurüchhaltung auferlegen möchten.
Die Zulaſſung fremder Milikärakkachés zu den
denk=
ichen Malen.- Franfäliſhe bernelungsklinfe.
* Berlin, 27. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Das „Echo de Paris” behauptet, die Militärattachés
ſämt=
licher fremder Staaten hätten zu den deutſchen Manövern
Ein=
ladungen erhalten. Lediglich Frankreich, Belgien und Polen
wären abſichtlich von der Reichsregierung übergangen worden.
Das Pariſer Blatt findet auch gleichzeitig eine Erklärung für
dieſes Verhalten. Es behauptet, daß es ſich um eine
Demonſtra=
tion der Reichsregierung handele, weil Frankreich noch das
Saargebiet und Belgien noch Eupen und Malmedy beſetzt hielten
und weil im Oſten die Grenze zu Deutſchlands Zufriedenheit
noch nicht geregelt ſei. Da das franzöſiſche Blatt weiß, daß die
Militärattachés dieſer drei Länder nicht eingeladen worden ſind,
müßte es eigentlich auch Kenntnis über die wirklichen Gründe
der nicht erfolgten Einladung erhalten haben, worwus wieder
hervorgeht, daß die ganze Notiz eine einzige
Ver=
drehung der Tatſachen darſtellt und nur den Zweck
verfolgt, aufs neue gegen Deutſchland Stimmung
zu machen.
In Wirklichkeit liegen die Dinge ſo, — und darüber ſind
auch die bei der Reichsregierung beglaubigten diplomatiſchen
Vertretungen auf das Beſte informiert —, daß man ſich bei der
Einladung von Vertretern ehemaliger Feindbundſtaaten genau
ſo verhalten hat, wie dieſe ſich Deutſchland gegenüber verhalten
haben. England, die Vereinigten Staaten von Amerika und die
Tſchechoſlowakei, als ehemalige Feinde Deutſchlands haben die
in ihren Hauptſtädten befindlichen deutſchen Militärattachés zu
ihren Manövern eingeladen. Infolgedeſſen ſind dieſe Mächte
ebenfalls durch die Reichswehr aufgefordert worden, ſich zu den
deutſchen Manöverübungen einzufinden. Frankreich, Belgien
und Polen haben deutſche Militärattachés zu ihren Uebungen
bisher nämlich nicht herangezogen. Infolgedeſſen iſt von uns
auch davon abgeſehen worden, die Militärattachés dieſer Staaten
aufzufordern, an den deutſchen Uebungen teilzunehmen. Daraus
geht einwandfrei hervor, welche Bewandtnis es mit der Notiz
des „Echo de Paris” hat.
Likaniſierung des Memellandes.
Memel, 27. Auguſt.
In der Sitzung des Memelländiſchen Landtages am Dienstag
verlas der Landespräſident Reisgys eine Regierungserklärung, in
der zu verſchiedenen Fragen des wirtſchaftlichen, politiſchen und
kulturellen Lebens Stellung genommen wird. U. a. wird darin die
völlige Umänderung der Gerichtsverfaſſung vorgeſehen. In
Zu=
kunft ſollen nur Richter im Memelgebiet tätig ſein, die nicht im
Ausland ausgebildet ſind. Danach ſollen alle deutſchen Richter
beſeitigt und durch litauiſche erſetzt werden. Sämtliche im
öffent=
lichen Dienſt tätigen Beamten ſollen künftig die litauiſche und die
deutſche Sprache in Wort und Schrift beherrſchen. Auch in den
Schulen ſoll die Litauiſierung immer mehr durchgeführt werden.
Bei der Anſtellung von Lehrern will das Direktorium nur
litau=
iſche Staatsangehörige brückſichtigen, was eine Beſeitigung der
zahlreichen deutſchen Lehrer, die im Memelgebiet tätig ſind,
be=
deutet. Landespräſident Reisgys ſtellte nach Abgabe der
Er=
klärung die Vertrauensfrage. Die Abſtimmung wurde aber durch
die Stellungnahme der Mehrheitsparteien vereitelt und auf
Don=
nerstag vertagt.
Die Danziger Preſſe zum Urkeilsſpruch des
Haager Gerichkshofes.
Danzig, 27. Auguſt.
Die Entſcheidung des Internationalen Gerichtshofes im
Haag, wonach Danzig nicht Mitglied der
Inter=
nationalen Arbeitsorganiſation werden darf,
er=
regt in der Danziger Oeffentlichkeit ſtarkes Befremden.
Ein=
ſtimmig wird ſowohl in maßgebenden Kreiſen der Danziger
Regierung als auch in der Preſſe die Feſtſtellung des
Inter=
nationalen Gerichtshofes, mit beſonderer Betonung
hervor=
gehoben, daß der Umſtand, daß die Freie Stadt Danzig unter
dem Schutz des Völkerbundes ſteht und dieſer ihre Verfaſſung
gewährleiſte; kein Hindernis für die Mitgliedſchaft der Freien
Stadt an der Internationalen Arbeitsorganifation bilde. Die
„Danziger Neueſten Nachrichten” meinen: Das Urteil wird in
Danzig und ſicherlich weit darüber hinaus ſtark befremden. Es
hat ſich in Wirklichkeit um eine Stimme gehandelt, die dem
Gutachten das volle Gewicht der Danziger Gründe gegeben
hätte. Das Blatt ſchließt: Es wird ſeit langer Zeit kein
inter=
nationaler Spruch mit einer ſolchen Stimmenverteilung
ge=
fällt worden ſein. Das Zentrumsorgan, die „Danziger
Lan=
deszeitung”, nennt die Begründung der Ablehnung des
Dan=
ziger Antrages noch reichlich dunkel. Man ſollte doch endlich
zu der Erkenntnis kommen, daß mit allen ſophiſtiſchen
Aus=
legungen des Vertrages weder dem Anſehen des Gerichtshofes,
noch der Freien Stadt Danzig gedient iſt. Die ſozialiſtiſche
„Danziger Volksſtimme” bedauert die Entſchließung des
Inter=
nationalen Gerichtshofes, beſonders im Hinblick auf die
Wahr=
nehmung der Rechte, die ſich aus der internationalen
Arbeits=
organiſation für die Danziger werktätige Bevölkerung ergeben.
Seite 3
Ailt Gmlonders Kachfoige.
Die Bedenkung der gemiſchten Kommiſſion.
Der Präſident der Gemiſchten deutſch=polniſchen
Schieds=
kommiſſion in Oberſchleſien, Felix Calonder, hat, wie bereits
gemeldet, nachdem er neun Jahre ſeines Amtes waltete, in
einem Schreiben an das Generalſekretariat des Völkerbundes
ſeinen Rücktritt erklärt. Dieſe Nachricht iſt inſofern
über=
raſchend gekommen, als Calonder vor ſeiner Neiſe nach der
Schweiz nach keiner Richtung hin irgendwelche
Rücktrittsab=
ſichten, die er mit ſeinen Familienverhältniſſen begründet,
ge=
äußert hat. Er wird vertragsgemäß ſein Amt, das er ſeit
der Schaffung der Gemiſchten Kommiſſion geführt hat, noch
bis zum Juli 1931 innehaben.
In dieſem Zuſammenhange muß man ſich noch einmal
die Bedeutung dieſes Amtes vergegenwärtigen, dem
es vor allem obliegt, über die Ausführung des Genfer
Ab=
kommens mit ſeinen Beſtimmungen über den
Minderheiten=
ſchutz zu wachen. Die Durchführung dieſes Oberſchleſiſchen
Ver=
trages, der ſeinerzeit in Genf für Deutſchland von Dr. Schiffer
und für Polen durch Olſchewſky unterzeichnet wurde, ſah die
Schaffung der „Comiſſion mixte” vor, der es u. a. auch
ob=
lag, die Fragen der territorialen und adminiſtrativen
Tren=
nung fortlaufend zu regeln. Zum Sitz dieſer Gemiſchten
Kom=
miſſion wurde Katowitz beſtimmt, während das Präſidium dem
ſchweizeriſchen Bundesrat Calonder, der auch die deutſch=
pol=
niſchen Verhandlungen in Genf geleitet hatte, vom Völkerbund
angetragen wurde. Bundesrat Calonder nahm damals ſein
Amt zunächſt nur für die Dauer eines Jahres an, doch
beſtä=
tigte der Völkerbundsrat am 19. April 1923 auf Vorſchlag von
Quinones de Leon Herrn Calonder erneut in ſeinem Amt als
Präſidenten der Gemiſchten Kommiſſion, wobei der Beſchluß für
unbeſtimmte Zeit getroffen wurde, ohne daß jedoch der Rat auf
die Rechte verzichtete, in eine Nachprüfung, ſoweit die
Um=
ſtände es erforderten, oder der Rat es für opportun hielt,
ein=
zutreten. Dem Präſidenten der Gemiſchten Kommiſſion ſind
je zwei polniſche und deutſche Mitglieder beigegeben, die nach
den Vertragsbeſtimmungen entweder aus Oberſchleſien
gebür=
tig oder durch ihren Beruf oder ihre dienſtliche Tätigkeit oder
durch mehrjährigen Aufenthalt in Oberſchleſien mit den
ober=
ſchleſiſchen Verhältniſſen beſonders vertraut ſein müſſen.
Voll=
machten und Arbeitsmethode dieſer Kommiſſion ſind ſodann
im einzelnen in dem Genfer Abkommen feſtgelegt worden.
Was nun die Tätigkeit der Gemiſchten Kommiſſion
be=
trifft, ſo hat ſie ſeit ihrem Beſtehen zahlloſe Beſchwerden
be=
reinigen müſſen, deren Erledigung oftmals große
Schwierig=
keiten bereitete. In erſter Linie handelte es ſich um
Minder=
heitenfragen, denen das Genfer Abkommen vom 15. Mai 1922
einen beſonderen Schutz angedeihen laſſen ſollte, und unter
denen namentlich die Schulfragen eine große Rolle ſpielten.
Der diesbezügliche Calonderſche Entſcheid brachte den
langwie=
rigen und viele Völkerbundstagungen beſchäftigenden
Aus=
einanderſetzungen endlich die Klärung, die eine befriedigende
Löſung dieſes Problems anbahnen konnte. Das Verbot des
Singens des Rotaliedes und die Beilegung des deutſch=
pol=
niſchen Theaterſtreites, der im vergangenen Jahre zur
Sper=
rung des Katowitzer Stadttheaters und im weiteren Verlauf
zur Einſtellung aller deutſchen Theateraufführungen im
geſam=
ten oſtoberſchleſiſchen Gebiete führte, ſind ebenfalls Akte der
Kommiſſion, deren Leitung vom Präſidenten Calonder ohne
Frage objektiv und mit großem Takt verwaltet wurde. In
die=
ſem national ſo heißumſtrittenen Gebiete iſt es fraglos
beſon=
ders ſchwer, die Rolle eines Schiedsgerichtes auszuüben und
Entſcheidungen zu treffen, die den tatſächlichen Verhältniſſen
Rechnung tragen und beiden Parteien in ihren Forderungen
Beachtung zollen.
Man darf ſomit feſtſtellen, daß der ſchweizeriſche
Altbundes=
rat Dr. Calonder, der zu den bekannteſten Schweizer Politikern
zählt, immer bemüht war, den ihm aufgetragenen
Verpflich=
tungen im vollen Umfang Genüge zu leiſten. Seit 1913 gehörte
er dem ſchweizeriſchen Bundesrat an und löſte 1918 den
Bundes=
präſidenten Ador in ſeinem Amte ab, um es aber bereits 2 Jahre
ſpäter wieder niederzulegen. Im November 1921 wurde er,
der am 7. Dezember 1863 geboren iſt, vom Völkerbunde zum
neutralen Vorſitzenden für Oberſchleſien gewählt. Sein
Rück=
tritt iſt auf jeden Fall von großer Bedeutung, und die Frage
ſeiner Nachfolgeſchaft wird aus dieſem Grunde keineswegs ſo
leicht zu löſen ſein.
Kirchliche Kunft in Darmſtadk.
Zu den Wandgemälden Anton Hartmanns in St. Fidelis.
Eine Gruppe Eingeladener, Preſſe und Behörden, beſichtigte
Mittwoch nachmittag die Wandgemälde, die der junge
Darm=
ſtädter Anton Hartmann, Aſſiſtent an der Techniſchen
Hoch=
ſchule, in der Fideliskirche geſchaffen hat.
Der Eindruck war bei allen Beteiligten: eine Kraft, ein
junges Leben voll Mark und Härte, ein Menſch, der mit Fug von
gewaltigen Dingen ſpricht; ein Ernſt, eine wirkliche
Erſchütte=
rung, und in jedem Bild eine echte religiöſe Subſtanz, wenn auch
noch keine volle chriſtliche Form. Die Darſtellungen (ſieben
Fuß=
fälle, zwölf Apoſtelfiguren, die hl. Clara, der hl. Franziskus,
be=
tende Männer, betende Frauen, Predigt und Martyrium des
Fi=
delis, jüngſtes Gericht) verbreiten ſich über alle Flächen mit
Aus=
nahme der Pfeiler und einiger Rahmenfelder. Keine „
Raum=
geſtaltung” im Sinne einer Malerei, die ſich dem Raum
unter=
ordnet; ſondern eine Malerei, die den Raum überwältigt, ihn frei
durchflutet und faſt aufhebt: dieſen jungen Menſchen geht es um
ſeine Rede, nicht um den Raum; um Sache und Wahrheit, nicht
um ein Problem, das er beim Fluten ſeiner jungen Seele doch
nur „dekorativ” hätte faſſen können. Die Form hat Größe, Wucht;
ſie ſteht auf Leiden und tragiſchen Spannungen. Der Malerei
(Cascin) liegt keine farbige Anſchauung zugrunde. Sie lebt teils
in blaſſen Horizontfarben, teils im Braun, dem Ton verbrannter
Erde, und greift von da aus zu helleren und dunkleren Tönen
über. Aber gerade in dieſem faſt monochromen Ausdruck liegt
oft eine ſchmerzliche Gewalt, eine Trunkenheit, ein Dröhnen. Am
ſchönſten bringt die Ausmalung des Chors die Möglichkeiten dieſer
Monochromie zur Geltung; ſtumm wie in Teppiche gewirkt ſtehen
die Geſtalten und haben ein bedeutendes Leben, Bahnen von Weiß
fahren wie Schwerter hinein und ſpalten ſenkrecht die Flächen.
Dem Chor antwortet die Geſtalt Chriſti als Weltenrichter. Hier
begibt ſich am deutlichſten der tragiſche Zuſammenſtoß einer noch
werdenden Frömmigkeit (die einſtweilen nur geiſtige
Ergriffen=
heit eines jungen Lebens iſt) mit den Anforderungen chriſtlicher
Formung, die größte Beſtimmtheit, unbedingte Realität verlangt:
die Figur Chriſti iſt einem theoſophiſchen Ungefähr nicht ganz
entriſſen; die Geſtalt Chriſti in der „Verſpottung” (Treppenwand)
kommt der Forderung näher. Auch der unter dem Kreuz
Zuſam=
mengebrochene; da raunen die Formen im Braun erſchütternde
Dinge. Im Ganzen: ein bedeutendes, für Viele überraſchendes
Ergebnis, das von der Reifung dieſer Kraft Bemerkenswertes
er=
warten läßt.
Anton Hartmann iſt — der einzige Fall dieſer Art — von
Anfang an vom heſſiſchen Staate gefördert und in der
Künſtler=
laufbahn erhalten worden. Erfreulich, daß der junge Künſtler das
in ihn geſetzte Vertrauen ſo ſchön gerechtfertigt hat. W. M.
* hans Höfflin.
Man ſchreibt uns aus Mainz: Wenn wir die Phalanx
der Künſtler durchmuſtern, die in der kommenden Spielzeit den
Opernteil des Theaterlebens zu beſtreiten haben werden, ſo fehlt
leider gerade die Perſönlichkeit, die in den letzten Jahren
unſe=
rer Oper das künſtleriſche Profil gegeben hat, der lyriſche Tenor
Hans Höfflin. Als er vor längeren Jahren in Darmſtadt zum
erſten Male die Bühne betrat, hatte er bereits eine erfolgreiche
Tätigkeit als Lieder= und Oratorienſänger hinter ſich. Und es
iſt ſeine Stärke und ſeine Eigenart geblieben, daß er in der
Lage war, beide Formen der muſikaliſchen Tätigkeit in gleicher
Stärke nebeneinander auszuüben. Sein ſchönes Material hatte
das Glück, von Anfang in die Hand ausgezeichneter Lehrer zu
kom=
men, die letzte Vollendung verdankt er ſicherlich dem Darmſtädter
Geſangsmeiſter Prof. Beines. In Darmſtadt wie in Mainz, wo
er die letzten Jahre wirkte, hat er neben zahlloſen Opernrollen
auch ſtets in Oratorien geſungen und ſich gerade auf dieſem
Gebiete ſeine ſchönſten Erfolge geholt. Die hervorragende
Schu=
lung ſeines Organs machte es ihm auch möglich, im Gegenſatze
zu den allermeiſten ſeiner Stimmkollegen ſich ſo ziemlich alles
zu=
zumuten, und weder er ſelbſt, noch die Theaterleitung hat ihn
zu ſchonen brauchen. So klang ſeine Stimme ſelbſt nach einer
überaus anſtrengenden Spielzeit, wie es die letzte für ihn war,
noch ebenſo friſch und warm wie am erſten Tage nach der
Urlaubsruhe, und der Liederabend, mit dem er ſeine Mainzer
Freunde zum Abſchiede erfreute, war ein ungetrübter Genuß.
Und wenn man in Darmſtadt wie in Mainz Höfflins Namen
nennt, ſo denkt man zugleich an einen liebenswerten Menſchen
von einer erquickenden Lebensbejahung und unverſieglichen
Liebenswürdigkeit. Publikum und Kollegenſchaft ſehen ihn
un=
gern ſcheiden und hoffen, Hans Höfflin auch während ſeiner
nordiſchen Tätigkeit öfter an der Stätte ſeines einſtmaligen
Dr. B.
Wirkens zu ſehen und zu hören.
* Amksdeutſch.
In der Unterredung, die Friedrich der Große am
11. Dezember 1760 mit Gellert führte beklagte er ſich darüber,
daß die deutſche Kanzleiſprache undurchſichtig ſei. Einen ganzen
Bogen voll, ſagte er, gebe man ihm zu leſen, und er verſtehe darin
keinen einzigen Satz. Es iſt ſeitdem beſſer geworden. Wir haben
diele Behörden, die beſtrebt ſind, ohne Verſchachtelung und ohne
Schwulſt zu ſchreiben. Beſonders wertvoll iſt es, daß es ſeit dreißig
Jahren mehr und mehr üblich wird, Entwürfe zu Geſetzen und
Verordnungen zunächſt dem Sprachverein vorzulegen; das iſt
auch in unſerer Hauptſtadt mehrmals geſchehen. So gibt es ſchon
viele Geſetze, die einwandsfrei gefaßt ſind. Aber zufrieden können
wir noch lange nicht ſein. Jedes Monatsheft des Sprachvereins
bietet mindeſtens einen Bandwurm, den irgend ein deutſches
Ge=
richt, eine Stadtverwaltung, eine Polizeiſtelle oder ſonſt ein Amt
hervorgebracht hat. Dieſem Uebel zu ſteuern, hat nun das Reichs=
miniſterium des Innern unter Mitwirkung des Sprachvereins ein
fünfzigſeitiges Büchlein erſcheinen laſſen: Fingerzeige für
die Geſetzes=und Amtsſprache. (80 Pfg., Reichsverlag.)
Hier ſind die häufigſten Verſtöße gegen Wortgebrauch,
Wort=
beugung, Wortfügung, Satzbau und Ausdruck mit Beiſpielen
be=
legt, auch wenn nötig mit Erläuterungen verſehen. Jede Seite iſt
geſpalten; links trägt ſie die Uberſchrift Nicht, rechts Sondern.
Überall tritt zutage, daß die beſſere Faſſung auch die knappere iſt.
Greifen wir einige Beiſpiele heraus! Nicht: Mit dem Ablauf
von 2 Jahren nach der Bekanntmachung, ſondern 2 Jahre nach
der Bekanntmachung. Nicht: In Ermangelung einer
anderwei=
tigen Verſtändigung zwiſchen den Parteien, ſondern: Wenn
ſich die Streitenden nicht anders verſtändigen. Nicht: Auf die
Aenderung des Verzeichniſſes finden die Vorſchriften des 8 5 mit
der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle der Auslegung des
Verzeichniſſes und ihrer Bekanntmachung die Bekanntmachung der
beabſichtigten Aenderung tritt. Sondern: Bei Aenderung des
Verzeichniſſes wird nach 8 5 verfahren, aber die beabſichtigte
Aen=
derung nur bekannt gemacht.
So ſind die „Fingerzeige” ein nützliches Hilfsmittel, und es iſt
zu wünſchen, daß davon nicht nur alle diejenigen Gebrauch machen,
die Verordnungen zu entwerfen oder zu genehmigen haben,
ſon=
dern daß es auch darüber hinaus in viele Hände komme. Es kann
jedem das Sprachgefühl ſchärfen.
Pickert.
Der Inhalt des Auguſtheftes von Weſtermanns Monatsheften
iſt wieder faſt unerſchöpflich, dabei von einer Reichhaltigkeit, daß
man immer wieder ſtaunen muß, wie viele Gebiete es gibt, denen
ſtets eine neue Seite abgewonnen werden kann. Nichts wird
über=
gangen, was den geiſtig regſamen Menſchen intereſſiert. Dabei
ſpielt es keine Rolle, ob es ſich um Kunſt, Wiſſenſchaft und
Ma=
lerei, ob es ſich um techniſche Fortſchritte und Erfindungen handelt,
ob .. . . .: es iſt ganz unmöglich, alle Gebiete aufzuzählen, die
Weſtermanns Monatshefte behandeln. So bringt das Auguſtheft
einen Artikel: „Frauenarbeit in Amerika” mit aus der Praxis
gewonnenen Ratſchlägen und Fingerzeigen. Dieſer Artikel von
Hedwig Jäger wird beſonders für berufstätige Frauen
wertvoll ſein. Wie Paul Gerhardt, der bekannte
Künſtler, lebendige Beziehungen vom Fernſprecher zum
Fernſchreiber herſtellt, iſt mehr wie intereſſant, man ſieht,
daß auf dieſem Gebiete dem Erfinder noch ein großer
Spiel=
raum gegeben iſt, und daß ſo manches, was bisher in den Bereich
der Fabel zurückgewieſen wurde, ſchon bald Wirklichkeit ſein dürfte.
Ob Sie die Dresdener Hygiene=Ausſtellung intereſſiert, ob Sie ſich
von Paul Eipper „Malertage in der Bretagne” erzählen laſſen,
ob Sie die Novelle von Lilienfein oder von Hagen Thürnau leſen
wollen, immer werden Sie dieſen feinſinnigen Dichtern gerne
zu=
hören. Der Beitrag „Brettchenweben” von Gertrud Staudigel=
Scharlau dürfte alle Damen intereſſieren, die ihrer Kleidung eine
eigene künſtleriſche Note geben wollen. Der Verlag Georg
Weſter=
mann in Braunſchweig gibt unſern Leſern gern Gelegenheit,
Weſtermanns Monatshefte kennen zu lernen und ſchickt gegen
Ein=
ſendung von 30 Pfg. für Porto ein Probeheft koſtenlos.
Seite 4
Donnerstag, den 28. Anguſt 1930
Nummer 237
HHH
Die glückliche Geburt einer Tochter zeigen
hocherfreut an
Ottmar Ritter und Edler von Loessl
und Frau Anneluise geb. Strack
Berlin-Hermsdorf, am 24. August 1930
Neue Bismarckstr. 45
z. Zt. Klinik Prof. Strassmann, Schumannstr. 18.
d2925
Todes=Anzeige.
(Statt beſondererAnzeige.)
Nach langem Leiden wurde heute früh durch einen ſanften Tod
erlöſt mein lieber Mann, unſer guter Vater, Schwiegervater und
Großvater
eil Calfmkoliß
Darmſtadt, 27. Auguſt 1930.
Taunusſtr. 12.
In tiefer Trauer:
Familie Moritz.
Die Beerdigung findet ſtatt am Freitag, 29. Auguſt, nachmittags
½3 Uhr, von der Leichenhalle des alten Friedhofes aus.
Rolf
Unſer Bub iſt angekommen
Fred Groſſe u. Frau
Guſtel, geb. Engel.
Gervinusſtraße 79, z. Zt.
Wöchnerinnen=
heim Alicehoſpital. (*
Todes=Anzeige.
Nach ſchwerem Leiden iſt unſere
herzensgute Schweſter,
Schwä=
gerin und Tante
Frl. Ding Oöll
heimgegangen.
Die trauernd Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 27. Auguſt 1930.
Pallaswieſenſtr. 44. 12929
Beerdigung: Freitag, 29. Auguſt
1930, nachmittags 3½ Uhr, vom
Portale des Waldfriedhofes aus.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, uſeren lieben,
guten Vater, Schwiegervater, Großvater und Onkel
Heilnt einn Sieger
Schloſſermeiſter
nach kurzem ſchweren Leiden und nach einem arbeitsreichen Leben,
verſehen mit den Tröſtungen unſerer heiligen Kirche, im 91.
Le=
bensjahre in die Ewigkeit abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Margarete Bleger
Darmſtadt, 27. Ang. 1930.
Wilhelm Bieger und Frau, geb. Roßkopf
Waldſtr. 25,
Familie Emil Bieger.
Die Beerdigung findet ſtatt am Freitag, 29. Auguſt, nachmittags
3 Uhr, von der Kapelle des Waldfriedhofes aus.
Seelenamt: Freitag vormittag 8½ Uhr in der St. Ludwigskirche.
Weiß. mod.
Kinder=
wagen ſpottb. z. vk.
Neckarſtr. 4, Hth.p.r.
Gelegenh.
Rüufe.
Skanduhren
Nähmaſchinen
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Schuchardſtraße
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v. 5.75 ℳ. (12080a
A.Rabin
Kirchſtraße 10.
Bekanntmachung.
Am Montag, den 1. September
1930, vormittags 11½ Uhr, findet
im Stadthaus Groß=Gerau auf Antrag
des Herrn Wilhelm Lohr, Gibeon,
vertreten durch ſeinen
Generalbevoll=
mächtigten, Herrn Philipp Petermann
in Groß=Gerau, die freiwillige
Verſteige=
rung der nachbezeichneten Grundſtücke
durch unterzeichnetes Ortsgericht im
Auf=
trag des Heſſiſchen Amtsgerichts Groß=
Gerau ſtatt:
Grundbuch für Groß=Gerau,
Band X, Blatt 699.
1. Flur XVII1‟).,; Grabgarten zwiſchen
dem Berkacher Weg und der
Gerns=
heimer Straße, 250 qm,
Flur XVIIIPſ.o, Hofreite daſelbſt,
273 qm.
(12645b
Groß=Gerau, den 19. Aug. 1930.
Heſſiſches Ortsgericht Groß=Gerau.
Dr. Lüdecke, Vorſteher.
Dü..tfagang.
Trauergarderoben
werden in einigen Stunden ſchwarz gefärbt
Dankſagung.
Allen Lieben, die beim Heimgange unſeres
teuren Entſchlafenen in ſo wohltuender und
auf=
richtiger Weiſe unſeren Schmerz linderten, ſei auf
dieſem Wege von ganzem Herzen gedankt.
eingol
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme und für die zahlreichen
Kranz= und Blumenſpenden beim
Heimgang unſeres lieben,
unver=
geßlichen Entſchlafenen
Kranichſteinerſtr. 28
Eliſabethenſtr
(Huthaus Titze)
Telephon 736
Telephon 736
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Zerin Georg
Griesheim b. D., den 28. Auguſt 1930.
Im Namen der Hinterbliebenen
12930)
die tieftrauernden Kinder
Käkha und Peler Wallhänſer.
meſſerloſe Behandlg.
ſpez. f. Nagelbehdlg.
Ref. erſter Häuſer.
ſagen wir allen hierdurch unſeren
tiefgefühlten, herzlichen Dank.
Die trauernden
Hinterbliebenen
Licht heilt-Licht schützt vor Krankheit!
Einmaliger öffentlicher
Hufklärungsn. Vorführungsvortrag
Aug. Dreſcher
Spez. f. Fußpflege.
Bismarckſtr. 56, p.
Telephon 1882 (3803a
Sprechſt. v. 2—7 Nm.
Groß=Zimmern, gberſtadt (Bergftr.).
den 25. Auguſt 1930. (*
am Freitag, den 22. August, abends 8.15 Uhr,
im Kaisersael (weißer Saal)
Es spricht Herr Referent K. WAUSCHKIES-Hannover
über eines der interessantesten Wissensgebiete der
modernen Elektromedizin
Hochfreguenzströme
Dankſagung.
Für die wohltuende Anteilnahme
bei dem Heimgange unſerer lieben
Mutter ſagen wir auf dieſem Wege
Allen Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Willi Hönig.
Familie Albert Rauſch.
Marie Romig Ww.
Die Beerdigung der verſtorbenen
Frau Eba Hachenberger
geb. Helmſietter
findet heute um 4 Uhr auf dem
Alten Friedhof ſiatt.
und Violettstrahlen
Im Dienste der Volksgesundheit, sowie
Zellels, dallspacher Heilmethoden.
Aus dem Inhalt des Vortrags:
Wie bekämpfe ich Herzleiden, Nervenleiden,
Rheuma-
tismus, Gicht, Ischias, Lähmungen, Katarrhe,
Krampf-
adern. Adernverkalkung, Gallen-, Nieren-, Blasen- und
Magenleiden, Stoffwechselkrankheiten usw.
Persönllche Vorführung gern und unverbindlich.
Eintritt frei!
Personen unter 18 Jahren haben keinen Zutritt.
Jeder Kranke und Gesunde sollte in seinem eigenen
Interesse diesen Vortrag unbedingt besuchen.
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Brief erſt geſtern
abgeholt Antwort
iegt poſtlagernd u.
der neuen von Ihn.
angegeben. Chiffre
*)
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Penſionär, find. bei
einer Witwe, 54 J.
alt, in herrl.
Bade=
ſtädtchen gemütlich.
Heim. Evtl. ſpätere
Heirat.
Auskunft gibt die
Heſchäftsſtelle. (*dg
Woog, 27. Aug. 1930
Waſſerhöhe 3,76 m
Luftwärme 18‟ C
Waſſerwärme
vor=
mittags 7 Uhr 200 C.
Woogs=Polizei=Wache
Willisauer Ringli
bei
302a
Wilhelm Mitze
Bäckerei und Konditorei
Darmstadt, Hügelstraße Nr. 19.
Am Freitag, den 29. Auguſt 1930,
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtraße 32/34
folgende Pfänder zwangsweiſe gegen
Barzahlung verſteigert werden,
insbe=
ſondere:
(12954
1 Küchenſchrank, 1 Vertiko, 1
Schränk=
chen, 2. Kredenzen, 1 Grammophon,
Teppich, 1 Kleiderſchrank (weiß), ein
Spiegelſchrank, 1 Büfett, 1
Auszieh=
tiſch, 6 Stühle mit Lederſitz, 1 Diwan,
1 Schreibtiſch, 1 Bücherſchrank.
Ferner hieran im Anſchluß auf frei
williges Anſtehen des Eigentümers:
1 Klavier (Brokhaus).
Ferner hieran im Anſchluß um
111/, Uhr an Ort und Stelle im Lokal
Pallaswieſenſtraße 106:
1 Metallſäge mit Motor, 1 freiſtehend
Waſcheinrichtung mit 10 Becken, eine
Dezimalwage.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1930.
Jungermann
Gerichtsvorzieher in Darmſtadt.
Am Donnerstag, den 28. Aug
1930, nachmittags 3 Uhr, verſteigere
ich in meinem Verſteigerungslokal
Lu=
iſenſtraße 32 zwangsweiſe meiſtbieten!
gegen Barzahlung:
(12918
3 Perſerteppiche.
Anſchließend an Ort und Stelle:
1 Rauchtiſch, 1 runder Tiſch, verſchied
elektr. Lampen.
Darmſtadt, den 27. Aug. 1930.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher.
Fabelhaft billig
Wer lehrt
verkaufen wir einen großen
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Posten beärnokten Rupfen echtes Linkrusta
Zur Wandbespannung für Treppenhäuser, Dielen, Säle usw. geeignet.
Sehr günstige Einkaufsgelegenheit für Bauunternehmer, Haus-
auf Holz bemalte
Gegenſtände
polie=
ren? Ang. m. Prs.
u. O. 64 Geſchſt. (*
Bergebung von Beißbinder=u.
Anſtreicherarbeiten ſowie von
Pſlaſter= und
Chaufſierungs=
arbeiten.
Auf Grund der
Reichsverdingungs=
ordnung und der auf unſerem Amte offen
liegenden beſonderen Bedingungen ſollen
nachſtehende Weißbinder= und
An=
ſtreicherarbeiten ſowie Pflaſtern
Chauſſierungs= und
Planierungs=
arbeiten bei der Errichtung eines
An=
baues an der Oſtſeite des großen
Hoch=
ſpannungslaboratoriums der Techniſchen
Hochſchule zu Darmſtadt öffentlich
ver=
geben werden.
Insbeſondere kommen bei den
Weiß=
binder= und Anſtreicherarbeiten in
Betracht:
ca. 73 qm Deckenputz, 170 qm inneren
Wandputz, 200 qm Leimfarbenanſtrich,
65 qm Kaſeinfarbe, 120 qm
Oelfarben=
anſtrich, 130 qm äußerer Wandputz;
bei den Pflaſter= und
Chauſſierungs=
arbeiten:
ca. 43 qm Kleinpflaſter, 20 qm
Rinn=
pflaſter, 135 qm Chauſſierung, 20 qm
Planierung.
Einſichtnahme der Bedingungen und
Abgabe der Leiſtungsverzeichniſſe vom
28. ds. Mts. ab auf Zimmer 7 unſeres
Amtes, Paradeplatz 3. Eröffnungstermin
Hamstag, den 6. September 1930,
10 Uhr.
(TV. 12937
Zuſchlagsfriſt 8 Tage.
Darmſtadt, den 27. Aug. 1930.
Heſſiſches Hochbauamt Darmſtadt.
Lieferungsvergebung.
Es ſoll für die Zeit vom 1. Oktober
1930 bis 31. März 1931 die Lieferung
von ungefähr:
300 kg Kochſalz. 600 kg weiße
Bohnen, 500 kg geſpaltenen Erbſen,
500 kg Linſen, 50 kg geſchälter
Gerſte, 100 kg Gerſtengrütze, 200 kg
Gries, 200 kg Haferflocken, 300 kg
Reis, 250 kgGemüſennudeln (9mm
Schnittbreite), 150 kg Dörrobſt,
150 kg Kriſtallzucker, 300 kg
Schellfiſchen, 4 Tonnen Heringen,
öffentlich vergeben werden.
Die Bedingungen liegen am 9. und
10. September 1930, vormittags von
10—11 Uhr, auf dem Geſchäftszimmer
des Oekonomen (Rundeturmſtraße 8) zur
Einſicht offen. Angebote und
Waren=
muſter — von den Fiſchen nur
An=
gebote — ſind getrennt und verſchloſſen,
mit der Aufſchrift „Lieferungsvergebung”
verſehen, bis zum Eröffnungstermin:
Montag, den 15. September 1930,
vormittags 10 Uhr,
auf obenbezeichnetem Geſchäftszimmer
niederzulegen.
Von jedem Lieferungsgegenſtand iſt
nur ein Muſter einzuſenden. (12942
Zuſchlagsfriſt: 2 Wochen.
Darmſtadt, den 25. Auguſt 1930.
Heſſ. Landgerichtsgefängnis.
Derſteigerangs Andeige.
Am Freitag, den 29. Auguſt 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale, hier,
Hü=
gelſtraße 27, verſchiedene
Gegen=
ſtände öffentlich zwangsweiſe gegen
(12953
Barzahlung.
Hieran an Ort und Stelle nachm.
4 Uhr:
1 Rollſchreibtiſch, 1 Trumeauſpiegel,
1 Büfeit, 1 Kredenz, 1 Klavier, eine
Nähmaſchine.
Darmſtadt, den 28. Aug. 1930.
Scharmann
Stellvertr. des Ger.=Vollz. Portner.
Am Freitag, den 29. Aug. 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokal
Ludwigs=
platz 8 verſchiedene Gegenſtände
zwangs=
weiſe meiſtbietend gegen Barzahlung, ins=
(12941
beſondere:
1 Ständerlampe, 3½, Meter blauen
Stoff, 1 Anker=Regiſtrierkaſſe, 1
Gram=
mophon mit Schalldoſe, 1 Kartenſchale,
1 Schreibtiſch mit Rolltüren, verſchied.
elektr. Lampen, 1 Sofa, 1 Kleiderſchr.
Vorausſichtlich beſtimmt:
1 Ladentheke, 2 Warenregale, je eine
Partie Topflappen, Zwirn,
Schlacht=
meſſer, Hoſenträger, Wolle, Eßbeſtecke,
Mottenſchuß, Tvilettenſeife u. a. m.
Darmſtadt, den 27. Aug. 1930.
Noſtadt
Gerichtsvollzieher Kr. A., Bismarckſtr. 42.
Pfd 35
Prachtvolle Einmachpfirſiche gs. 5os
Tomaken
Pfd. 12g. 10Pfd. 1ℳℳ
Grß.
feine Tafelbirnen
besitzer und Bauberren.
Ferner aus neuer Sendung Inlald-Eindleum zum Anslegen
ganzer Zimmer. Fehlerfreie Ware keine 2te Wahl!
statt Mk. 8.30 nur Mk. 4.50, 5.—, 5.50 per Quadratmeter
weil ausrangierte Muster. — Beachten Sie bitte die Auslage!
Zwangsverſteigerung.
Tapeten und Linoleum G. m. b. H.
Schulstr. 7
Termin: 20. Januar 1931, nachmittags 1/,4 Uhr, im
Sitzungsſaal Zimmer 219 des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 1, Blatt 162.
Flur I, Nr. 455, Hofreite Nr. 22, Holzſtraße, 118 gw,
Schätzung: 10 000 RM.
Eigentümer: Ehefrau Kaufmann Johannes Kappes,
Mathilde, geb. Trumpfheller in Darmſtadt.
Darmſtadt, den 18. Auguſt 1930.
Heſſiſches Amtsgericht I.
(12917a
Nummer 237
Donnerstag, den 28. Anguſt 1930
Seite 5
Aus der dnndeshaupiftädt.
Darmſtadt, den 28. Auguſi.
Beileid des Reichspräſidenken zum Tode des
Geheimrals Wagner.
Aus Berlin wird gemeldet: Der Reichspräſident hat anläßlich
des Ablebens des Geheimen Hofrats Prof. Dr. Wagner (
Darm=
ſtadt) deſſen älteſten Sohn in einem in warmen Worten
gehal=
tenen Schreiben ſeine Teilnahme übermittelt. Ferner hat der
Reichskanzler zugleich im Namen der Reichsregierung telegraphiſch
ſein Beileid ausgedrückt.
Die Darmſkädter Blumen=Ausſtellung
am 31. Auguſt bis 1. September 1930.
Von der Jubiläums=Blumen= und Pflanzen=Ausſtellung vom
31. Auguſt bis 1. September 1930 erfahren wir noch folgende
Einzelheiten.
Die Freiland=Ausſtellung im Garten der Vereinigten
Geſell=
ſchaft iſt ſo gegliedert, daß drei Wege den Platz aufteilen,
parallel zu der Rheinſtraße. Zwei ſo entſtehende, lang geſtreckte
Mittelſtücke werden von den Darmſtädter Gartenbaubetrieben teils
in Beetform, teils gartenmäßig mit blühenden Pflanzen, wie
immergrünen und anderen Ziergewächſen bepflanzt. Mit
Lorbeer=
bäumen und anderen Kübelpflanzen werden Dekorationen im
Freien gezeigt. Die oberen Räume nehmen, wie ſchon früher
erwähnt, die Schnittblumen auf. Hier werden Tiſchdekorationen,
wie ſie aus Anlaß von häuslichen Feſtlichkeiten in Frage kommen,
vorgeführt, daneben die Blumen in ihrer Verwendung als Schmuck
von Wohnräumen in den verſchiedenſten Vaſen. Vor einem
bunten Fenſter wird man einen Altar in reichem Blumenſchmuck
zu ſehen bekommen. In anderen Räumen wiederum werden die
reichen Sortimente der Roſen, Dahlien und vieler anderen
Blü=
tenſtauden ihre Pracht entfalten. Die zahlreichen neuen und
neueſten Sorten werden hier vertreten ſein. In einem beſonderen
Raum werden die Blumen als Sträuße, in Blumenkörben und
größeren Arrangements, ſowie Trauerbinderei ausgeſtellt. Auch
die empfindlichen Topfgewächſe, wie z. B. Gloxinien, Cyclamen
uſw. finden ebenfalls in dieſen Räumen Aufſtellung. Wir erſehen
aus dieſen wenigen Angaben, daß äußerſte Vielgeſtaltigkeit
ge=
boten wird und die Ausſtellung, die erſt ſeit kurzem bekannt wurde,
zu einem beſonderen Ereignis im Rahmen der
Jubiläumsveran=
ſtaltungen der Stadt Darmſtadt zu werden verſpricht.
200 Jahre Darmſtädker Kunft.
Unſer Darmſtädter Landsmann Ludwig Habich, der Schöpfer
des Goethe=, Bismarck= und Alicedenkmals, ſchreibt uns aus
Stuttgart, wo er jetzt Profeſſor an der Kunſtakademie iſt:
Ihrer Aufforderung, meinen Eindruck von den Darmſtädter
Kunſtausſtellungen in ein paar Sätzen niederzulegen, komme ich
gerne nach. Es muß zugegeben werden, daß bei der heutigen
be=
greiflichen Ausſtellungsmüdigkeit des Publikums ein gewiſſer
Mut dazu gehört, eine ſo umfangreiche Ausſtellung wie die im
Olbrichbau zu veranſtalten. Aber gerade dieſe Art von
Ausſtel=
lungen, wie die drei gegenwärtigen in Darmſtadt, ſind auch heute
noch von größter Bedeutung und ſollten vom Publikum nicht
un=
beachtet bleiben. Denn ſie faſſen einen gewiſſen Zeitraum
künſt=
leriſchen Schaffens zuſammen und wirken dadurch wirklich
beleh=
rend. Sie geben ſelbſt ohne begleitende Worte (der Deutſche
rea=
giert beſſer mit dem Ohr als mit dem Auge) eine Einführung in
das künſtleriſche Leben der Vergangenheit, die uns zugleich einen
Maßſtab für das künſtleriſche Schaffen bietet.
Jeder, dem die geiſtige und künſtleriſche Kultur Heſſens nicht
gleichgültig iſt, ſollte die Ausſtellungen beſuchen, um zu eigenem
Urteil über Vergangenheit und Gegenwart zu gelangen. Ich
zweifle nicht, daß damit auch Liebe und Begeiſterung für unſere
junge, in der Gegenwart ſchwer ringende Kunſt einſetzen wird
Man wird ſich äuch erinnern, welche wirtſchaftliche Bedeutung die
Kunſt im Leben der Vergangenheit geſpielt hat, und ſich zum
Bewußtſein bringen, daß ſie dieſe Bedeutung auch heute noch haben
kann, wie uns ja nicht nur deutſche Kunſtſtädte, ſondern vor allem
Wien und Paris zeigen. Ja, man kann wohl ſagen, daß die
Stadt Wien ihre wirtſchaftliche Grundlage heute in der Kunſt
hat. Selbſtverſtändlich ſollten Kunſtwerke rein aus ſich ſelber
ſprechen. Man kann ſich aber nicht der Einſicht verſchließen, daß
der unter der Not der Zeit verloren gegangene Zuſammenhang mit
der bildenden Kunſt erſt wieder hergeſtellt werden muß — gegen
das Gerede von Technik und gegen die Modetorheiten der
Archi=
tekten. Vielleicht durch Führungen, wie ſie ja in Darmſtadt häufig
ſtattfinden.
Jede der drei Ausſtellungen iſt — nicht nur für
lokalpatrio=
tiſche Darmſtädter — ſehr aufſchlußreich. Wer weiß heute etwas
von dem Maler Johann Baptiſt Scholl, von Engel von der
Rabenau, Seeger, Schnittſpahn und Trautſchold? Wen entzücken
nicht die Bilder wie „Auf dem Feldberg” von Adolf Schmitz, das
reizvolle Interieur vom alten Beyer, die an Menzel reichenden
Details auf dem „Hubertustag” von Meyer=Mainz? Wer freut
ſich nicht über das vielverſprechende Pariſer Bild von dem
unglück=
lichen W. Weiler, und wer wundert ſich nicht darüber, daß ſo
manches Bild nicht in einer Galerie hängt?
In der Ausſtellung am Rheintor erwarteten uns ebenfalls
Ueberraſchungen, wie die romantiſche Landſchaft von Fohr, die
Porträts von Fiedler, Seekatz, Hirſchberger, die Bilder von Baron
von Löwenſtein, Lucas, Friſch. Und im alten Schloß die
ent=
zückend aufgeſtellte Ausſtellung einer untergegangenen Heſſen=
Darmſtädter Porzellan=Manufaktur.
Jeder Kunſtfreund, jeder Heſſe muß ſeine Freude an dieſen
Ausſtellungen haben und denen dankbar ſein, die ſich darum
be=
müht haben.
Die Porzellanſammlung ſoll ja, wie man hört, in einem
Bilderwerk feſtgehalten werden. Wie wäre es, wenn ſich
Subſkri=
benten fänden, die ein Werk ſchaffen helfen, daß die Arbeiten der
verſtorbenen heſſiſchen Maler feſthält? Jetzt iſt der richtige
Augenblick, denn man wird dieſe große Zahl von Werken nicht
ſobald wieder zuſammenbekommen.
Ernannt wurden am 20. Auguſt 1930 der
Polizeihauptwacht=
meiſter Georg Joſt zu Worms zum Kriminalhauptwachtmeiſter
mit Wirkung vom 1. Auguſt 1930; am 25. Auguſt 1930 der
Rechtsanwalt Richard Becker in Worms zum Notar mit dem
Amtsſitz in Bechtheim als Nachfolger des nach Oppenheim
ver=
ſetzten Notars Karl Reidel mit Wirkung vom 1. September 1930.
In den Ruheſtand verſetzt wurden am 19. Auguſt der Lehrer
an der Volksſchule zu Saaſen im Kreiſe Gießen Konrad Herber
auf ſein Nachſuchen vom 1. Oktober 1930 an; am 20. Auguſt 1930
der Juſtizinſpektor bei dem Landgericht in Darmſtadt Hermann
Melior auf Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Dezember 1930
Auf Grund des Geſetzes über die Altersgrenze der
Staatsbeam=
ten vom 2 Juli / 19. Dezember 1923 (Reg.=Bl. S. 509 und 511)
in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249)
tritt am 1. Oktober 1930 in den Ruheſtand: Oberamtsrichter
beim Amtsgericht Reinheim Ludwig. Auguſt Breidenbach.
— 25jähriges Arbeitsjubiläum. Vorarbeiter Fritz Weber,
Feldbergſtraße 91 wohnhaft, iſt heute 25 Jahre bei der Firma
Gebrüder Röder, Herdfabrik, tätig. Gewiß ein Zeichen guten
Einvernehmens zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
gSehfntt iin Bin
So heißt die nächfte große Ausftellung, die in Darmſtadt
von Ende September bis Ende Oktober in der großen Städt.
Feſthalle ſtattfindet. Eine Ausſtellung, die weit über
Darm=
ſtadts und auch weit über Heſſens Grenzen hinaus Intereſſe
erwecken, vielleicht Aufſehen erregen wird. Soll dieſe Ausſtellung
doch nicht mehr und nicht weniger bezwecken, als den
Haus=
frauen, durch deren Hände täglich und ſtündlich
der größte Teil, des geſamten Volsvermögens
rollt, zu zeigen, wie ſie dieſes Volksvermögen und damit
ihr eigenes erhalten, ſeine Verausgabung vermindern
können, ohne dadurch der Familie oder ſich ſelbſt irgendwie zu
ſchaden, ihr im Gegenteil noch nützen können.
Ein ſehr ernſtes Unternehmen alſo iſt dieſe Ausſtellung,
und in ihrer Art vielleicht die wichtigſte Veranſtaltung des
600=Jubiläums=Jahres in Darmſtadt. Sie iſt gleich wichtig,
gleich bedeutſam in techniſcher, wirtſchaftlicher,
alſo finanzieller, und ſozialer Beziehung. In
dem immer ſchwerer werdenden Exiſtenzkampf des deutſchen
Volkes ſteht die deutſche Hausfrau als Trägerin der Familie,
ihrer Erhaltung und vor allem Geſunderhaltung in vorderſter
Linie. Die Ausſtellung ſoll zeigen, wie weit die Technik, die
nie raſtende, ſtets ſich ſelbſt überbietende, der Hausfrau an
Hand gehen kann, ihr Waffen ſchmieden kann, dieſen Kampf
ſiegreich zu beſtehen.
Mannigfaltig und vielſeitig ſind die Mittel, die die Technik
der Hausfrau in die Hand gibt, aber ſie muß lernen, ſich
dieſer Mittel ſo zu bedienen, daß ſie reſtlos ihren Zweck
erfüllen. „Wirtſchaftlichkeit” ſteht an der Spitze des
Haushalt=
problems, und wie der Haushalt, vom kleinſten und
beſcheiden=
ſten bis zum großen und bis zum gigantiſchen Betrieb
ge=
meinſamer Siedlungen, wirtſchaftlich ſo geführt, ſo geſtaltet
werden kann, daß er bei kleinſtem Arbeits= und Koſtenaufwand
beſte Reſultate erzielt, das ſoll die Ausſtellung „Technik im
Heim” zeigen.
Umfangreiche Vorbereitungsarbeiten ſind ſchon ſeit langem
in der Stille geleiſtet worden. Unter Leitung des Herrn
Bür=
germeiſters Ritzert haben alle in Frage kommenden
behörd=
lichen Stellen, Hausfrauen= und induſtrielle Organiſationen
uſw. ſich daran beteiligt. Der Plan der Ausſtellung liegt feſt,
und der weitere Ausbau wird in der allernächſten Zeit beginnen.
In einer großen Hauptabteilung der Ausſtellung wird
zu=
nächſt an Hand von Tafeln und Statiſtiken eine allgemeine
Ein=
führung gegeben über die Notwendigkeit der Veranſtaltung
der=
artiger Ausſtellungen. Wird der Nachweis geführt, daß
tatſäch=
lich die Hausfrau den größten Teil des deutſchen
Volksvermö=
gens verausgabt, werden die volkswirtſchaftlichen
Zuſammen=
hänge mit dem Einzelhaushalt uſw. gezeigt werden. Und im
Anſchluß daran wird in mehreren Untergruppen an Hand
prak=
tiſcher Beiſpiele gezeigt werden, wie die Hausfrau ihrer großen
verantwortungsvollen Aufgabe am beſten gerecht werden kann.
Dieſe Lehrausſtellung zeigt in Gruppe Heizung die
verſchiedenſten Typen der Oefen, wie ſie zu behandeln ſind,
wel=
ches Brennmaterial für jede geeignet und wie dieſes
Brenn=
material am wirtſchaftlichſten verwendet wird. Die Gruppe
Beleuchtung wird nicht etwa eine Auswahl von
Beleuch=
tungskörpern zeigen, ſondern ſie wird Fingerzeige geben, welche
Beleuchtungsart bei den jeweils zur Verfügung ſtehenden
Mit=
teln zu empfehlen iſt, welche für die verſchiedenſten Zwecke
(Küche, Arbeitszimmer uſw.) die beſte und wirtſchaftlichſte iſt,
wie die Beleuchtungskörper zu behandeln ſind, daß ſie bei
ſpar=
ſamſtem Verbrauch das Beſte hergeben uſw.
Eine Gruppe „Lebensmittel und
Konſervie=
rung” wird Aufklärung geben, welche Lebensmittel der Familie
zu den verſchiedenſten Zeiten am zuträglichſten, ſind, wie ſie
zweckmäßig und geſund zuſammenzuſtellen ſind, wie ſie für
Kranke und für ſonſtige Spezial=Zwecke zubereitet werden
müſſen, wie ſie ſich im Kochvorgang verändern, wie ſie
friſch=
erhalten und konſerviert werden können u. v. a. — In der
Gruppe Küchengeräte wird auf die kleinſten und
ſchein=
bar unwichtigſten Dinge eingegangen, ihre zweckmäßigſte
Ver=
wendung gezeigt werden, weiter, welche Verbeſſerungen nach
dem heutigen Stand der Technik der Hausfrau zur Verfügung
ſtehen, welche Hilfsgeräte uſw. Wie Kochtöpfe beſchaffen ſein
müſſen für die verſchiedenſten Feuerarten und Speiſen, was für
Gas, Kohlen und Elektrizität äm wirtſchaftlichſten iſt, und
welche Haushaltmaſchinen für kleinen und großen Haushalt
zweckmäßig ſind.
Auf Grund von Erfahrungen der Reichsforſchungsſtelle für
Wirtſchaftlichkeit im Haushalt uſw. werden eingerichtete
Küchen im Betrieb gezeigt werden, wie ſie je nach Größe
des Haushalts und des Einkommens am praktiſchſten
aus=
geſtaltet ſein ſoll und kann. — Im Anſchluß an dieſe Gruppe
wird eine beſondere die verſchiedenſten Kocher und Herde
zeigen, immer wieder mit dem Hinweis auf Geeignetheit nach
Größe des Haushalts, der Familie, der Wohngegend uſw.,
unter Berückſichtigung der Energiemengen, die zur Zubereitung
der Speiſen uſw. erforderlich ſind, in welchem Verhältnis die
Anſchaffungs= und Betriebskoſten ſtehen müſſen und dgl. m. —
Eine Sondergruppe umfaßt mit den wichtigſten Teil des
Haushalts, das Waſchen. Hier werden Waſchküchen und
ihre zweckdienlichſten Einrichtungen für jede Art Haushalt zu
ſehen ſein, wie für den gemeinſamen Gebrauch in Miethäuſern
uſw. Die Gruppe „Reinigen” wird der Hausfrau zeigen,
wie ſie ihren Geſamthaushalt am bequemſten, billigſten und
ſicherſten reinigt und ſauber erhält, und welche Mittel ihr die
Technik dazu in die Hand gibt (Staubſauger,
Handreinigungs=
apparate uſw.). — Die für die Körperpflege wichtige Gruppe
Baden ſoll zeigen, wie und mit welch geringſten Mitteln
Bade=
gelegenheit in der Wohnung geſchaffen und gehalten werden
kann. Hier iſt eine Untergruppe Säuglingspflege
ange=
fügt. Gerade für dieſe Gruppen hat, die Technik viel geſchaffen,
das längſt nicht allgemein bekannt iſt und das auch die
Ausſtat=
tung alter Wohnungen mit modernen hygieniſchen
Einrichtun=
gen ermöglicht. — Endlich ſollen Sonderabteilungen über
Un=
fallverhütung Aufklärung geben, Haushaltbuchführungen
zeigen und was dergleichen mehr.
Eine der intereſſanteſten Abteilungen wird die Ausſtellung
vollſtändig eingerichteter Wohnungen und
Mo=
dell=Küchen bilden, in denen die komplette vorbildliche
Haushalt=
führung demonſtriert werden ſoll.
Dieſer Hauptabteilung wird eine Darmſtädter
Fir=
menſchau angegliedert, und eine Sonderausſtellung der
Hausfrauenvereine, in der täglich vorbildlich gekocht
werden ſoll, und zwar ſpezialiſiert, wöchentlich wechſelnd, ſo
daß Theorie und Praxis völlig Hand in Hand gehen werden.
*
Weiter Mitteilungen folgen demnächſt.
Meiſterprüfungen der Provinz Skarkenburg.
Die Prüfungen ſind beendet und findet die Ueberreichung der
Meiſterbriefe am kommenden Sonntag, den 31. Auguſt, pünktlich
9.45 Uhr vormittags im großen Saale der Turngemeinde 1846
am Woogsplatz ſtatt.
Wie immer wird die Feier umrahmt von künſtleriſchen und
muſikaliſchen Darbietungen unter Mitwirkung der Turner=
Sing=
mannſchaft der Turngemeinde 1846 Darmſtadt und des
Stadt=
orcheſters unter Leitung des Herrn Kapellmeiſters Willi Schlupp.
Nach dem Mittageſſen findet nachmittags 3 Uhr im
Städti=
ſchen Saalbau, Riedeſelſtraße, der gemütliche Teil ſtatt und ſollen
dort gemeinſchaftlich mit den Angehörigen nach dem ernſten Teil
der Prüfungen auch ein paar heitere Stunden verlebt werden.
Alle, die wir vergeſſen haben, perſönlich einzuladen, Freunde
und Gönner, ſind auch hiermit zu beiden Feiern herzlichſt
ein=
geladen.
(Der Eintritt zu beiden Veranſtaltungen iſt frei.)
Heute abend 8½ Uhr Turnhalle Woogsplatz
Prof. Horneffer, Gießen a2sssb
Das Diakoniſſenhaus Eliſabethenſtift läßt von September
ab durch Herrn Schrauth in der Stadt Darmſtadt die vom Herrn
Miniſter des Innern genehmigte Hauskollekte erheben. Durch
die großen Koſten des neuen Krankenhauſes ſind wir ganz
be=
ſonders auf Gaben der Liebe angewieſen. Gott vergelts allen
freundlichen Gebern!
— Jugendgemeinde der Petrusgemeinde. — Ev.
Jugendge=
meinſchaft Darmſtadt. Die Glieder der Jugendgemeinde der
Pe=
trusgemeinde werden darauf hingewieſen, daß die Ausgabe der
ermäßigten Karten zur „Beowulf”=Aufführung am Sonntag, den
31. Auguſt, täglich zwiſchen 7 und 8 Uhr im Jugendzimmer des
Gemeindehauſes, Eichwieſenſtraße 8, gegen Rückgabe der
Berech=
tigungskarten erfolgt. Erwerbsloſen und Minderbemittelten
aus der Jugendgemeinde ſtehen Freikarten zur Verfügung. —
Um auch den jüngeren Mitgliedern (bis zu 18 Jahren) der der
Evang. Jugendgemeinſchaft Darmſtadt angeſchloſſenen Gruppen
eine verbilligte Möglichkeit zum Beſuch des Spieles „Beowulf”
zu geben, können dieſe an der Abendkaſſe der
Sonntagsauf=
führung ebenfalls Karten zum ermäßigten Preis erhalten,
ſo=
weit noch ſolche vorhanden ſind.
Vortrag. Am kommenden Freitag, den 29. Auguſt, abends
½9 Uhr, findet im Kaiſerſaal (weißer Saal) ein Vortrag über
Hochfrequenz und Violettſtrahlen im Dienſt der Volksgeſundung
ſtatt. Der Redner ſpricht außerdem über Gallſpacher
Heilmetho=
den. (Siehe Anzeige.)
Feſtgenommen. Gegen einen Kaufmann aus Darmſtadt,
deſſen Firma ſich ſeither im außergerichtlichen
Vergleichsverfah=
ren befand und jetzt in Konkurs iſt, und einen Diplom=Kaufmann
aus Frankfurt a. M. wurde wegen Verdacht des
Konkursver=
brechens Anzeige erhoben. Der Diplom=Kaufmann war vom
Gläubiger=Ausſchuß während des Vergleichs=Verfahrens als
Treuhänder beſtellt und intereſſierte ſich auch weiterhin noch für
das Geſchäft. Bei der Durchſuchung der Geſchäftsräume wurde
belaſtendes Material vorgefunden, das ſichergeſtellt wurde. Der
Diplom=Kaufmann wurde nach Vernehmung durch die
Kriminal=
polizei wegen Untreue dem zuſtändigen Richter vorgeführt, der
Haftbefehl gegen ihn erließ. Der erwähnte Inhaber der Firma
wurde auf freiem Fuß belaſſen.
Ausſtellung: „Kelſterbacher Porzellan”, im Schloßmuſeum.
Wenn man die reiche Menge Kelſterbacher Porzellans betrachtet,
die für die 600jährige Jubelfeier der heſſen=darmſtädtiſchen
Lan=
deshauptſtadt in der alten Heimat, von der ſie ihren Ausgang
nahm, wieder verſammelt werden konnte, ſo weiß man nicht,
ob man die Leiſtungsfähigkeit der kleinen Manufaktur mehr
be=
wundern ſoll, oder das gütige Geſchick, das die zerbrechliche
Geſell=
ſchaft vor dem Untergang ſchützte. Bei näherem Ueberlegen wird
jedoch einleuchten, daß die große Qualität der Porzellane ſelbſt
in porzellanabgeneigten Zeiten unwillkürlich dazu beitrug, auch
ihnen, die nicht durch eine berühmte Marke geſchützt waren, eine
pflegliche Behandlung zu ſichern. So blieb unſerer Zeit die
köſt=
liche „Zeltgruppe” erhalten, die erſt zu Anfang des Weltkrieges
unter Aufwendung namhafter Mittel von einem deutſchen
Samm=
ler aus engliſchem Beſitz erworben werden konnte. Sie zeigt zwei
martialiſch dreinſchauende Krieger, die ſich vor einem Zelt die
Hand zum Bunde reichen. Der Künſtler, Vogelmann, entnahm
den Vorwurf einem Kupferſtich J. E. Nilſons, auf dem über
dieſen Offizieren das Porträt des öſterreichiſchen Generals Ernſt
Gideon von Laudon erſcheint. Dieſes Porträt hat der Modelleur
natürlich weggelaſſen, dafür ſetzte er die Gruppe auf einen ſchönen
Sockel, zwiſchen deſſen zierlichen Rocaillen Kanonenrohre und
=Kugeln liegen und verſuchen, auf die Schreckniſſe des Krieges zu
weiſen, die dem Gelöbnis der Offiziere den düſteren Hintergrund
geben. Doch glaubt man dieſem Ernſt nicht recht trotzdem die
Gruppe in ſchwerſten Kriegszeiten, zu Ende des Siebenjährigen
Krieges, entſtand. Der heitere Glanz der Uniformen, der bunte
Franſenſchmuck des Zeltes laſſen die finſtere Zeit vergeſſen — vor
uns ſteht ein mit großer Kunſt und vollendetem techniſchen
Ge=
ſchick geformtes zierliches Spielzeug, bei deſſen Anblick
unwill=
kürlich ein Lächeln der Rührung den Beſucher ankommen mag;
die furchtbaren Jahre des Weltkrieges, in denen dieſe Gruppe
wieder in deutſchen Beſitz kam, dürften keinem Künſtler und
keiner Porzellanmanufaktur Stimmung und Gelegenheit gegeben
haben, ein ähnlich liebenswürdiges Denkmal traurigſter Zeiten
zu ſchaffen. Eine abermalige Führung durch die Kelſterbacher
Porzellan=Ausſtellung wird das Schloßmuſeum durch Herrn Dr.
Röder am Freitag, den 29. 8., nachmittags 4 Uhr, zu den üblichen
Eintrittspreiſen veranſtalten.
Für den Künſtler= und Kunſtfonds wurden weiter
ge=
zeichnet: von Herrn Prof. Dr. Ing. W. Peterſen=Berlin 1000 RM.
* Darmſtädter Maler 1730—1830 Ausſtellung in der
Kunſt=
halle am Rheintor. Jeden Mittwoch erläutert Herr Dr. Krauße
d. Avis im Rahmen einer Führung die geſamte Ausſtellung. Bei
dem lokal=hiſtoriſchen Aufbau, den die Ausſtellung naturgemäß
hat, iſt eine ſolche Erläuterung ſehr zu begrüßen. Herr Dr. Krauße
d’Avis verſteht es, zwiſchen den einzelnen Gemälden und den
Malern einen lebendigen Zuſammenhang herzuſtellen, ſodaß der
Weg von Barock und Rokoko über den Klaſſizismus zur Romantik
klar und anſchaulich hervortritt. Die Werke Fiedlers,
Lu=
cas, Fohrs und vieler anderer laſſen den Beſchauer unter
ſachkundiger Führung einen intereſſanten Einblick in ein
Jahr=
hundert Darmſtädter Kunſt tun. — Für die lokal=hiſtoriſch
beſon=
ders Intereſſierten ſei noch die reichhaltige Sammlung von
Schnittſpahns Darmſtädter Bildern aus dem 18. und 19.
Jahrhundert erwähnt.
Tageskalender für Donnerstag, den 28. Auguſt 1930.
Orpheum, abends 8,15 Uhr: „Charleys Tante‟. —
Kon=
zerte: Schloßkeller, Café Oper, Hotel Schmitz, Zum
Datte=
rich, Sportplatz=Reſtaurant, Oberwaldhaus, Saalbaugarten. —
Kinovorſtellungen; Union= und Helia=Lichtſpielhaus.
2t. 8
DDonnerstag, den 28. Auguft 1930
Rummer 237
Das große Jubiläums=Reik= und Fahrkurnier.
Die Zeiteinteilung.
Verbilligter Tag für die Schulen.
Für das umfangreiche Programm zu dem Darmſtädter
Jubi=
läums=Reit= und =Fahrturnier iſt nunmehr die Zeiteinteilung für
die verſchiedenen Reit= und Fahrwettbewerbe im einzelnen
feſt=
gelegt worden, die wir heute gleichzeitig mitveröffentlichen. Fur
beide Nachmittage wird alſo eine Unmenge des Intereſſanten und
Vielſeitigen geboten, ſo daß ein jeder auf ſeine Koſten kommen
wird, zumal die Eintrittspreiſe (50 Pfg. bis 3 RM.)
außerordent=
lich niedrig gehalten ſind. Die Turnierleitung hat ſich entſchloſſen,
am Samstag nachmittag einen Tag fur die Schulen
einzulegen, die klaſſenweiſe bzw. durch die Hausmeiſter der
ver=
ſchiedenen Schulen verbilligte Karten zugeſtellt
be=
kommen. Da Darmſtadt ſeit drei Jahren keine größere
pferdeſport=
liche Veranſtaltung gehabt hat, dürfte die in dieſem Jahre in
Anbetracht des 600jährigen Stadtjubiläums und des Jahres des
Pferdes ſtattfindende große Veranſtaltung auch von unſerer Jugend
mit größtem Intereſſe verfolgt werden. Auf dem großen
Befreiungsturnier in Aachen war den Schulen ebenfalls ein
ver=
billigter Tag gegeben worden, der ein großer Erfolg geweſen iſt,
denn die Kinder verfolgten mit allergrößtem Intereſſe die
Lei=
ſtungen der Pferde und quittierten irgendwelche Zwiſchenfälle ſtets
mit größtem Hallo. In Aachen waren an dem Tag der Schulen
über 8000 Kinder auf dem Turnierplatz anweſend.
Uebrigens befindet ſich unter den Schaunummern auch eine
Reitvorführung der Darmſtädter Reiterjugend (der jüngſte
Rei=
tersmann iſt erſt acht Jahre). Nachſtehend die Zeiteinteilung:
Hauptprüfungen.”
Samstag, den 30. Auguſt 1930.
1.30 Uhr: „Preis von Lindenfels” (Ingdſpringen, Kl. A).
3.00 Uhr: „Preis vom Landespferdezuchtverein” (Schaufahren).
3.30 Uhr: Schaunummer (Hengſtparade).
3.50 Uhr: „Preis vom Rhein” (Dreſſurprüfung für die
Vielſei=
tigkeitsprüfung).
4.45 Uhr: Schaunummer (Hengſtparade).
5.20 Uhr: „Odenwald=Jagdſpringen”
6.05 Uhr: Schaunummer (Jugendabteilung Darmſtädter Reiter
und Reiterinnen).
6.20 Uhr: „St.=Georgs=Preis” (Eignungsprüfung, leichte Pferde).
6.35 Uhr: „Preis von Starkenburg” (Starkenburger
Reitabtei=
lungen).
6.45 Uhr: Amazonen=Jagdſpringen, Kl. M.
8.00 Uhr: Reiterabend in der „Krone”, Schuſtergaſſe. —
Konzert. — Preisverteilung. — Pferdefreunde
herz=
lichſt willkommen.
Sonntag, den 31. Auguſt 1930.
2.00 Uhr: „Preis vom Frankenſtein” (Jagdſpringen für die
Viel=
ſeitigkeitsprüfung).
3.00 Uhr: Schaunummer (Hengſte).
3.35 Uhr: Amazonen=Jagdſpringen (Kl. L.).
4.05 Uhr: Schaunummer (Hengſte).
4.15 Uhr: „St.=Georgs=Preis” (Eignungs=Prüfung, ſchwere
Pferde).
4.30 Uhr: Schaunummer (Hengſte).
4.50 Uhr: „Preis von Oldenburg” (Schaufahren Zweiſpänner).
5.10 Uhr: „Großer Preis von Darmſtadt” (ſchweres
Jagd=
ſpringen).
5.55 Uhr: Vielſeitigkeitsprüfung, 20 Mannſchaften, Reſultat.
6.10 Uhr:
6.25 Uhr
6.40 Uhr:
Schaunummer (Reitvorführung der Darmſtädter
Jugend).
„Hindenburg=Preis” (Dreſſurprüfung).
„Preis von Heidelberg” (akademiſche Reitabteilung),
In den Volksſchulen erhalten Kinder
Erwerbs=
loſer Freikarten durch ihre Lehrer. In den
kaufmänni=
ſchen Berufsſchulen, gewerblichen und hauswirtſchaftlichen
Berufs=
ſchulen bekommen die Schüler und Schülerinnen verbilligte Karten
bei den Hausmeiſtern.
Außer den bereits veröffentlichten Verkaufsſtellen kommt
noch die Buchhandlung Herzberger, Karlſtraße 39 und
Schuchard=
ſtraß 16, hinzu.
Lokale Veranſtalkungen.
— Kriegerverein Darmſtadt. Die Mitglieder des
Vereins wollen es als eine Ehrenpflicht anſehen, recht zahlreich
an der Kundgebung der K.K. Haſſia anläßlich des Abzugs der
Beſatzung vom Rhein, verbunden mit der 60jährigen Jubelfeier
des Mainzer Veteranenvereins, in Mainz am Sonntag, dem 31.
ds. Mts., teilzunehmen.
— Vereinigung früherer Leibgardiſten
Darm=
ſtadt. Wir machen hiermit nochmals auf unſeren
Familien=
ſpaziergang am Sonntag, den 31. Auguſt, nach Arheilgen
aufmerk=
ſam und bitten um recht zahlreiche Beteiligung. Der Abmarſch iſt
auf 2 Uhr nachm. angeſetzt und beginnt an den Hirſchköpfen. Von
da durch den Park nach Jagdſchloß Kranichſtein, Beſichtigung
des=
ſelben und Weitermarſch über Kranichſtein nach Arheilgen. Unſer
Spielmannskorps, unter Leitung von Kamerad Rau, beteiligt
ſich an dem Spaziergang. In Arheilgen gemütliches
Zuſammen=
ſein mit den Kameraden von Arheilgen, Kranichſtein und näheren
Umgebung. (Siehe auch Anzeige.)
Ortsgruppe Darmſtadt ehem. Angehöriger
der 76. Reſ.=Div. Wir machen auf vorſtehende Notiz und
auf die Anzeige der Leibgardiſten aufmerkſam und bitten um
reſt=
loſe Beteiligung.
— Saalbau=Garten heute Donnerstag, abends 8 Uhr,
großes Militär=Konzert, ausgeführt von dem geſamten Stadt=
Orcheſter, Illumination und bengaliſche Beleuchtung der
Garten=
anlagen. Der Abend verſpricht einige genußreiche Stunden in
Darmſtadts ſchönſter Garten=Lokalität. (Siehe heutiges Inſerat.)
— Herrngarten=Café. Donnerstag, Samstag und
Sonntag: Nachmittags= und Abend=Konzerte.
Aus den Parkeien.
— Deutſchnationale Volkspartei Darmſtadt.
Entgegen der früheren Bekanntmachung findet unſere für den
28. Auguſt, 20.15 Uhr, angeſagte Wahlverſammlung an dieſem
Tage im Fürſtenſaal Grafenſtraße, ſtatt. Zu den Wählern
ſprechen Dr. Ilſe Neumann, M. d. L., Berlin, und Dr. Hölſcher,
M. d. L., Ulm. (Siehe Anzeige in heutiger Nummer.)
— Deutſche Volkspartei, Frauengruppe. Wir
weiſen nochmals auf die heute Donnerstag, den 28. Auguſt, abends
8 Uhr, im Gelben Saal des Reſtaurants Sitte, Darmſtadt,
Karls=
ſtraße, ſtattfindende Mitgliederverſammlung hin, bei der Frau
Abgeordnete Birnbaum=Gießen über das Thema „Die
Reichstags=
wahl” ſprechen wird. Wir bitten um recht zahlreiche Beteiligung.
Gäſte können eingeführt werden.
— Deutſchnationale Frauengruppe. Wir bitten
unſere Frauen ſowie alle gleichgeſinnten Freunde nochmals
nach=
drücklichſt, die heute Donnerstag abend 8,15 Uhr im „
Fürſten=
ſaal”, ſtattfindende Wahlverſammlung der Deutſchnationalen
Volkspartei zahlreich zu beſuchen. Neben Herrn Abeordneten
Prof. Dr. Hölſcher aus Ulm wird eine unſerer
hervorragend=
ſten Führerinnen, Frau Dr. Ilſe Neumann, über die
wichtig=
ſten kulturellen und ethiſchen Belange ſprechen, beſonders im
Hinblick auf die bevorſtehende Reichstagswahl, von der, wie wir
wiſſen, alles abhängt. Die kulturelle Geſundung unſeres
Vol=
kes iſt von allergrößter Wichtigkeit. Wir machen es allen
unſe=
ren Frauen zur Pflicht, heute abend vollzählig zu kommen.
Ein=
tritt frei. Gleichgeſinnte Freunde willkommen.
— Deutſche Staatspartei. Es wird nochmals auf
die heute Donnerstag, den 28. ds. Mts., abends 8 Uhr, in der
Feſt=
halle ſtattfindende Wählerverſammlung der Deutſchen
Staats=
partei aufmerkſam gemacht. Es wird Wert darauf gelegt,
feſt=
zuſtellen, daß die Veranſtaltung den Charakter einer Kundgebung
trägt.
— Chriſtlich=Sozialer Volksdienſt (
Evange=
liſche Bewegung). Die hieſige Ortsgruppe des Chriſtlich=
Sozialen Volksdienſtes, der nicht zu verwechſeln iſt mit der
Chriſt=
lich=Sozialen Reichspartei, veranſtaltet ihren erſten öffentlichen
Vortrag am Freitag abend im Saalbau. Im Chriſtlich=Sozialen
Volksdienſt haben ſich mit den alten Chriſtlich=Sozialen (
Stöcker=
ſcher Richtung) Mitglieder faſt aller kirchlichen und
außerkirch=
lichen Gemeinſchaften und Freikirchen zuſammengeſchloſſen. Er
fordert von allen ernſten Chriſten Erkenntnis der
Mitverantwor=
tung für das Geſtalten des politiſchen, wirtſchaftlichen und
geſell=
ſchaftlichen Lebens. Nicht Revolution, ſondern Reformation des
politiſchen Lebens iſt daher ſeine Loſung. Der Redner des Abends
gehört zu den Gründern der Bewegung und genießt im
württem=
hergiſchen Landtag größte Achtung ſowohl wegen ſeiner
Sach=
kenntnis, als auch wegen ſeiner Rednergabe. (Siehe Anzeige in
heutiger Nummer.)
Neu=Iſenburg — 100 Jahre dentſch.
E Neu=Iſenburg hätte dieſen Sommer eigentlich ein großes Feſt
feiern müſſen, den 1829 hörte es als „welſches” Dorf zu beſtehen auf,
und 1830 fing es ſein Daſein zum zweiten Male, nun aber als ein rein
deutſches Dorf, an. Von flüchtigen Franzoſen 1699 gegründet, hatte es
nach dem Willen ſeines Landsherrn, des Grafen Johann Philipp von
Iſenburg, auf immer eine franzöſiſche Kolonie bleiben ſollen. Es iſt
jedoch bald durch den Zuzug Deutſcher in ſeiner Eigenart bedroht
wor=
den. Es mußte zuſehen, daß in verhältnismäßig kurzer Zeit — bis
1779 — die Deutſchen ihre Forderungen nach einer deutſchen Predigt
und nach einer deutſchen Schule mit Glück durchſetzten, und konnte bei
allem Eifer nicht verhüten, daß die Sprache der Gründer immer
ſtär=
ker in Abgang kam. Um 1800 herum ſprachen nur die wenigſten
Fa=
milien noch franzöſiſch, und im franzöſiſch=ruſſiſchen Kriege, als das
Dorf voller Ruſſen lag, entwöhnten ſich die wenigen Familien, die bis
daher ihrer Mutterſprache noch treu angehängt hatten, des
Franzö=
ſiſchen ſo gut wie ganz. Der Heſſiſchen Regierung war ſolcher Lauf
der Dinge nicht recht, und ſie verſuchte 1817 in Anweiſungen an
Pfar=
rer und Schulmeiſter, der franzöſiſchen Sprache wieder aufzuhelfen, da
deren Kenntnis ſeither vielen Iſenburgern guten Verdienſt während
der Frankfurter Meſſen gebracht hatte. Aber der deutſche Einfluß war
zu mächtig, und die Regierung mußte 1829, um klare Verhältniſſe zu
ſchaffen, auf dem Verordnungswege den weiteren Gebrauch der
fran=
zöſiſchen Sprache in Kirche, Schule und Verwaltung gänzlich
unter=
ſagen. Der Pfarrer durfte nun nicht mehr franzöſiſch predigen, der
Zürgermeiſter mußte die Protokolle deutſch führen, und die franzöſiſche
Schule wurde mit der deutſchen vereinigt. Der Tag aber, an dem die
neue deutſche Iſenburger Zeit aufs eindrucksvollſte und in
feier=
licher Oeffentlichkeit begann, war der erſte Pfingſttag 1830, der 30. Mai.
Da wurden in einer erſten gemeinſamen deutſchen Konfirmation
alle Kinder, gleich, ob ſie franzöſiſcher oder deutſcher Herkunft waren,
zum heiligen Abendmahl geführt, nachdem von 1819 an zwei
Kon=
firmationen, eine franzöſiſche und eine deutſche, nebeneinander
einge=
führt waren. Pfarrer Gaquoin, der ſein Leben lang, für die
Erhal=
tung des franzöſiſchen Gottesdienſtes und der franzöſiſchen Sprache
ge=
kämpft hatte, und der nun den endgültigen Sieg der deutſchen Sprache
in der gemeinſamen Konfirmation feierlich kundtun mußte, beſchloß
damals — 1829 — ſeine franzöſiſchen Eintragungen in das Iſenburger
Kirchenbuch mit den Worten: „Ici finit le serrice frangais” und zog
dann einen dicken Strich quer über das ganze Blatt hin. Darauf ſchrieb
er deutſch weiter und berichtete von der erwähnten 1830er
Konfir=
mation.
Geſchichtlich Intereſſierten ſei bemerkt, daß der „Alte Ort” Iſenburg
faſt unverändert erhalten iſt, und daß die vier alten Gaſſen — Kronen=,
Pfarr=, Löwen= und Hirtengaſſe — die mit den ebenfalls vier
Neben=
gäßchen ſich doppelt über dem Marktplatz kreuzen, ein anſchauliches Bild
der damaligen klug angelegten Kolonie ergeben. Den alten, niedrigen,
ſchiefen Häuſern haftet heute noch ein eigener Reiz an, der vielleicht
noch ſtärker zur Geltung kommt, wenn das andere junge Iſenburg erſt
das Gepräge der Frankfurter Trabantenſtadt, die dem großſtädtiſchen
Arbeitsmenſchen, ſozuſagen einen Steinwurf von Werk und Büro, eine
geruhſame Zuflucht mitten in Wald, Wieſen und würziger Luft bietet,
ganz errichtet hat.
H. FI.
Karmelitergeiſt
schmerzlindernd
und belebend bei Rheuma, Oschias,
Kopf=, Nerven= und Erkältungs=
AIIIOT
7Meliſſ.- 3 Mugk.=,1 Nelke,8Bitrou=, B8imte u. ſchmerzen, Ermübung u. Strapazen
Soprnd.-Gel, 19,14 Menchol, 400Waſl. 600 Sprit, 5n A P0iheren un d Drogerten.
J. Griesheim, 27. Aug. Die Kirchweihe nahm, vom herrlichſten
Sommerwetter begünſtigt, einen in jeder Weiſe gumſtigen Verlauf. Wenn
auch der Zuſtrom von auswärtigen Teilnehmern gegen die Vorjahre ſehr
erheblich zurückblieb, ſo kann die allgemeine Teilnahme innerhalb des
hieſigen Ortes doch als eine ſehr gute bezeichnet werden. Man konnte
aber trotzdem feſtſtellen, daß in Anbetracht der allgemein herrſchenden
Geldknappheit, die Ausgabefreudigkeit ſich in mäßigen Grenzen bewegte.
wodurch bei den einzelnen Geſchäftsleuten, insbeſondere bei den
Saal=
beſitzern, eine unangenehme Enttäuſchung Platz griff. Hoffen wir, daß
die 1931er Kirchweihe unter günſtigeren Verhältniſſen ſtattfinden kann.
Cp. Pfungſtadt, 27. Aug. Ablehnung des Voranſchlags.
Zu Beginn der Woche fand zur Beratung des Voranſchlages für 1930,
zu deſſen Erledigung bereits eine große Reihe von Kommiſſions= und
Plenarſitzungen abgehalten wurde, eine neue Sitzung des
Geſamt=
gemeinderates ſtatt. Statt daß man aber mit dem Voranſchlag zu
Ende kam, wurde durch die Ablehnung des Etats eine neue Situation
geſchaffen, die neue Beratungen erfordern wird. Der Fehlbetrag
be=
trägt auf Grund der durch die einzelnen Fraktionsvorſchläge ſich
erge=
benden Aenderungen 151 188,40 RM. ohne Gebäudeſteuerſoll mit
41 340,21 RM. Bei der Beſprechung über die Höhe der
Steueraus=
ſchlagsſätze erklärte Gemeinderat Martin im Auftrage der bürgerlichen
Fraktion, daß dieſe den Voranſchlag einſchließlich der
Steuerausſchlags=
ſätze ablehne. Auch die kommuniſtiſche Fraktion erklärte, daß ſie den
Voranſchlag ablehne. Bei der ſich an die Diskuſſion anſchließenden
Ab=
ſtimmung wurde die Bewilligung der für die Gemeindeumlagen
erfor=
derlichen Mittel mit 10 gegen 9 Stimmen verſagt. So fand die Sitzung
nach verhältnismäßig kurzer Dauer ein raſches Ende. Das
Gewerk=
ſchaftskartell hat bereits für den Donnerstag abend eine öffentliche
Volksverſammlung einberufen, in der zu der Ablehnung des
Etats Stellung genommen werden ſoll. — Mitte der Woche konnte
einer der älteſten Einwohner, Georg Dracher, wohnhaft in der
Berg=
ſtraße, ſeinen 80. Geburtstag feiern. — Als Naturkurioſum
kann feſtgeſtellt werden daß in einem Garten Ecke Sand= und
Ziegler=
ſtraße reife Trauben zu ſehen ſind, neben denen ſich am ſelben
Wein=
ſtock auch blühende Trauben befinden. — Die
Militärverſor=
gungsgebühren für den kommenden Monat werden am Freitag
vormittag (29. Auguſt) durch die Poſt ausgezahlt. — Die diesjährige
Fenerwehrinſpektion findet am kommenden Sonntag, den
31. Auguſt, ſtatt. Der Inſpektion werden ein Vertreter des Kreisamts
Darmſtadt und der Kreisfeuerwehrinſpektor beiwohnen. — Bei der
Wahl eines Vertrauensmannes zur Landwirtſchaftskammer wurde für
den Vertrauensmännerkreis Pfungſtadt 2 Ludwig Crößmann 37. zu
Pfungſtadt zum Vertrauensmann gewählt. — Verſteigerung.
Am Donnerstag nachmittag findet durch die Gemeinde ſowohl eine
Frühäpfel= als auch Grummetverſteigerung ſtatt.
E. Wixhanſen, 27. Aug. Geſtern wurde der Friedhofswärter Herr
Philipp Wenz unter Begleitung des Muſikvereins zur letzten Ruhe
gebracht. Der Verſtorbene, welcher das Amt eines Friedhofswärters
28 Jahre ausübte, erfreute ſich bis zuletzt einer guten Geſundheit und
war allgemein beliebt. Am Grabe legten der Bürgermeiſter für die
Ge=
meinde und Herr Wambold für die Gemeindebeamten Kränze nieder.
Ak. Nieber=Ramſtadt, 7. Aug. Gemeinderatsbericht.
Nach längerer Verhandlung kam man zu einem 25 ſchluß über die
Ver=
wendung der reſtlichen verbilligten Wohnungsbaudarlehen für 1930.
Die Meinungen, ob die Gemeinde den Betrag in eigener Regie verbauen
ſollte, gingen auseinander. Teilweiſe war man der Anſicht, durch
Eigen=
bau der Gemeinde die Wohnungsnot beſſer beheben zu können, wieder
ein anderer Teil des Gemeinderates ging von dem Geſichtspunkte aus.
das Bauen den vorhandenen Privatbauluſtigen zu überlaſſen. Schließlich
kam man über den Antrag der Verwaltung, das Bauen in Eigenregie
der Gemeinde zu nehmen, zur Abſtimmung. Der Antrag wurde mit
7 gegen 7. Stimmen abgelehnt. Der reſtliche Betrag an verbilligtem
Baudarlehen wird nunmehr wie folgt verteilt: 1. Wagner Georg 4.,
hier, 2500 Mark: 2. Geometer Schwarz aus Mainz 2500 Mark: 3. Hrch.
Hofmann aus Darmſtadt 5000 Mark; 4. Weber Peter aus Darmſtadt
2500 Mark. An die Vergebung der Baudarlehen wurde jedoch die
Be=
dingung geknüpft, daß die Bauarbeiten nur von hieſigen
Geſchäfts=
leuten ausgeführt werden dürfen. — Die immer mehr ſteigende Zahl
der Wohlfahrtserwerbsloſen bedingt eine Streckung der Arbeit in den
Gemeindebetrieben. Es wird daher eine Höchſtarbeitszeit von 40
Stun=
den die Woche feſtgeſetzt. Ledige Perſonen ſollen nur drei Tage
arbei=
ten. Der Lohn wird in der folgenden Weiſe geſtaffelt: Verheiratete
70 Pfg., Ledige unter 20 Jahren 50 Pfg., über 2 Jahre 60 Pfg. und
über 25 Jahre, ſoweit als Familienernährer in Frage kommend, 70
Pfg. die Stunde. Im übrigen ſollen alle Vorkommniſſe mit einer von
ſeiten der Erwerbsloſen zu beſtimmenden Kommiſſion geregelt werden.
— Im weiteren wurde noch aus dem Gemeinderat heraus darüber Klage
geführt, daß einzelne Laſtkraftwagen die Ortsſtraßen mit allzu großer
Geſchwindigkeit durchfahren und unter den dadurch entſtehenden
unge=
heuren Erſchütterungen die Häuſer ſtark leiden. Ganz beſonders wird
dies von ſeiten einiger rückſichtsloſer Fahrer in der Bahnhofsſtraße
be=
obachtet. Die Verwaltung hat Weiſung, eine ſtrengere Kontrolle
aus=
zuüben und gegebenenfalls Anzeige zu erſtatten.
* Wembach, 27. Aug. Das Feſt der Goldenen Hochzeit begeben am
29. Auguſt die Eheleute Joh. Philipp Lantelme und deſſen Ehefrau,
geb. Handſchuch.
Die Opel=Unruhen vor Gerichk.
Die Zeugenvernehmung wird forkgeſetzt
und bringt nichts Neues.
Darmſtadt 27. Auguſt.
Aw. Zu Anfang der Sitzung, die der Vorſitzende um 8,30 Uhr
eröffnet, legt der Zeuge Bernauer Aufſtellungen über die
Arbeiter vor, die an den Verſammlungen teilnahmen, und die in
den Betrieben blieben. Es haben danach etwa 9 bis 10 Prozent
der ganzen Belegſchaft an den Verſammlungen teilgenommen.
Weiter bringt er Aufſtellungen über die eingegangenen
Reklama=
tionen, jedoch nicht vom Oktober und November vorigen Jahres,
die der Verteidigung beſonders wichtig ſind. Der Zeuge beſtreitet
ganz energiſch, daß je ſo viele Reklamationen kamen, wie der
An=
geklagte Mauer es behauptet. Er erklärt, daß alle Reklamationen,
gleich welcher Art, an die Werkmeiſter gehen müßten, die es dann
an die betreffende Stelle weitergehen laſſen. Er will gar nicht
beſtreiten, daß in einem ſo großen Betrieb auch manchmal
erheb=
liche Fehler oder Irrtümer vorkommen können. Es ſei jedoch noch
immer das möglichſte getan worden, um dem ſo ſchnell wie
mög=
rich abzuhelfen.
Es werden dann noch weitere 22 Zeugen verhört, meiſt
Werk=
meiſter aus den einzelnen Betrieben, die alle mehr oder weniger
unwichtige Ausſagen zu machen haben. Der Zeuge
Ma=
ſchinenmeiſter Stich belaſtet den Angeklagten Albus, der auf
einen Mann in ſeiner Abteilung eingeſchlagen haben ſoll. Albus
ſei derartig aufgeregt, nach ſeinen Ausſagen „verrückt” geweſen,
daß er ihn ſpäter kaum wieder erkannt habe. Auch während der
Verhandlung iſt der Angeklagte, anſcheinend infolge eines
Nerven=
leidens, äußerſt erregt. Der Zeuge Martin erhielt von ihm
Unbekannten einige Rippenſtöße, als er nicht gleich mit ſeiner
Ar=
beit aufhörte. Der Zeuge Schneider ging mit zur
Verſamm=
lung auf den Holzplatz und vor dem Verwaltungsgebäude: „Wir
gingen als Statiſten mit‟. Der Zeuge Feldmann hat den
An=
geklagten Henrich Motore abſtellen ſehen. Der Zeuge Bongert
gibt auf Befragen des Angeklagten Albus zu, daß es mitunter
ſehr lange gedauert habe, bis man im Preſſewerk zu ſeinem
Werk=
zeug gekommen ſei und ohne Hilfe der Einleger ſeine Maſchinen
eingerichtet habe. Seit etwa vier Wochen würde aber jetzt die
Einrichtezeit vergütet, vorher nicht. Der Zeuge Morgenſtern,
ein kleiner, ſehr ſelbſtbewußter junger Mann, ſagt aus, er habe
vor der durch die Betriebe ziehenden Menge Angſt gehabt. Er
hat ihren Aufforderungen aber trotzdem nicht Folge geleiſtet, denn
„er wollte vor allen Dingen erſt einmal eſſen”. Und es iſt ihm
auch nichts paſſiert. Da der Zeuge Nolt mit zur Kampfleitung
gewählt war, beantragt der Staatsanwalt, ihn nicht zu vereidigen,
da der Verdacht beſteht, daß er an einem Vorgehen teilgenommen
hat, das unter Anklage ſteht (verſuchte Nötigung). Trotz
Wider=
ſpruch des Verteidigers, der behauptet, dieſer Grund genüge nicht,
beſchließt das Gericht, den Zeugen nicht zu vereidigen. Der Zeuge
Rauch (reformiſtiſcher Betriebsrat) beſtätigt, daß der Angeklagte
Mauer zu Dr. Wolff geſagt habe: „Macht geht vor Recht, und
jetzt haben wir die Macht‟. Er belaſtet ferner Hahn, der ihn bei
einer Begegnung am 12. Februar „Lump” tituliert habe. Wenn
vielleicht auch die Zurdispoſitionſtellung der Betriebsräte nicht
ganz richtig geweſen wäre, ſei es doch nicht nötig geweſen,
der=
artig vorzugehen. Er ſagt weiter aus, daß Mauer oft geradezu
blödſinnige Anträge vorgelegt habe, die keine Firma erfüllen
könne. Der Zeuge Förſter. Werkmeiſter in der Sattlerei, hat
die Anweiſung an ſeine Leute, dazubleiben, dann bekämen ſie ihr
Geld, ob ſie arbeiteten oder nicht, aus allereigenſter Initiative
gegeben, denn es ſei Pflicht jeder anſtändigen Firma, Leute, die
zu ihr ſtehen, zu bezahlen, auch wenn ſie von anderer Seite von
ihrer Arbeit abgehalten werden. Der Zeuge Janſen belaſtet
den Angeklagten Treuſch, der ihn mit Gewalt am Motorenanſtellen
verhindert habe.
Um 1,30 Uhr vertagt der Vorſitzende die Verhandlung auf
Donnerstag vormittag 8,30 Uhr.
Ak. Nieder=Ramſtabt, 27. Aug. Nachkirchweihe findet am
kommenden Sonntag dahier ſtatt. — Goldene Hochzeit. Das
Ehepaar Friedrich Luckhaupt 2. und Frau Anna Eliſabethe, geb. Merz,
feiern am 2. Sevtember I. J. das ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit.
Beide erfreuen ſich noch körperlicher Geſundheit und geiſtiger Friſche.
Die Glückwünſche der ganzen Gemeinde begleiten das Paar zu ihrem
Jubeltage. — Schweinezwiſchenzählung. Am 1. d. M. findet
eine Schweinezwiſchenzählung ſtatt. Den Beauftragten der Gemeinde
ſind die notwendigen Angaben zu machen.
Bg. Fränkiſch=Crumbach, 27. Aug. Hohes Alter. Am 4.
Sep=
tember feiert Dorothea Rauth im Kreis ihrer Angehörigen ihren 97.
Geburtstag. Trotz ihres hohen Alters iſt ſie noch körperlich geſund und
macht alle Tage noch ihren Spaziergang.
b. Erbach i. O., 2. Aug. 75jähriges Jubiläum. Die
hieſige Gräfliche Kleinkinderſchule konnte in dieſen Tagen auf die Zeit
des 75jährigen Beſtehens zurückblicken. Sie wurde im Jahre 1855 durch
die Gräflich Erbachſche Familie gegründet, die auch damit bewies, wie
ihr das Wohl und Wehe der Bevölkerung am Herzen lag. Durch die
langen Jahrzehnte bewährte ſich die Schule ſowohl als
Kinderbewahr=
anſtalt, wie auch als Erziehungsinſtitut auf das Beſte. Die Schule ſteht
unter der Leitung einer Diakoniſſin aus dem Eliſabethenſtift in
Darm=
ſtadt. Das Protektorat über die Schule übt zurzeit Ihre Durchlaucht
die Gräfin Arthur zu Erbach=Erbach aus. Die Koſten für die
Unter=
haltung der Schule und der Gebäude trägt die Gräfliche Verwaltung.
Anläßlich des 75. Jubeltages fand eine kleine Gedenkfeier ſtatt, an der
u. a. Seine Erlaucht Graf Konrad, J. D. die Gräfin Arthur und die
evangeliſche Geiſtlichkeit teilnahmen. — Wendung in der
Mord=
ſache Konrad. Wie wir erfahren, hat der G. Konrad, der vor
einigen Wochen in der Allee zwiſchen Erbach und Michelſtadt ſeine
Braut ermordete, nunmehr ein umfaſſendes Geſtändnis abgelegt. Ein
angefetzter Lokaltermin fiel deshalb aus. Die Sache wird wahrſcheinlich
in der nächſten Schwurgerichtsperiode zur Verhandlung ſtehen. —
Motorradunfälle. Vorgeſtern ereigneten ſich in der Nähe zwei
Motorradunfälle, bei denen Fahrer und Mitfahrer leichtere
Verletzun=
gen davontrugen. In einem Falle wurde das Motorrad demoliert.
m. Beerfelden, 27. Aug. Ehrung. Gelegentlich der vorgeſtern
hier ſtattgehabten Beerdigung von Herrn Kreisbaumwart Dietrich
wur=
den Kränze niedergelegt namens der Provinzial=
Straßenverwaltung=
des Kreisobſtbauvereins Erbach, der Straßenwarte des Bezirks und des
Obſtbauvereins Gammelsbach. Die betreffenden Redner hoben hervor,
in welch hervorragender Weiſe der Verſtorbene die Obſtanlage des Kreiſes
Erbach inſtand hielt, wie er außerdem auch den Privaten jederzeit mit
Rat und Tat diente und ſeine umfaſſenden Kenntniſſe auf dem Gebiete
des Obſtbaues in den Dienſt der Allgemeinheit ſtellte. Sein Leiden,
das ihn frühzeitig in den Ruheſtand zwang, und das ihn mehrere Jahre
an das Zimmer und an das Bett feſſelte, war mit eine Folge ſtets
treueſter Pflichterfüllung. — Auch Herr Pfarrer Knodt wußte der
Verdienſte des Verſtorbenen in beſter Weiſe gerecht zu werden.
D. Biblis, N7. Aug. Bürgermeiſter Frank wurde von
ſeinem Amt ſuſpendiert. Es iſt ein Strafverfahren wegen
Veruntreuung im Dienſt gegen ihn eingeleitet. In der hieſigen
Be=
völkerung herrſcht natürlich große Erregung. Im Gemeindeparlament
iſt eine Spaltung eingetreten. Beigeordneter Ad. Kärcher, der, vom
Kreisamt beauftragt, die Gemeindegeſchäfte leitet, hatte eine
Gemeinde=
ratsſitzung anberaumt. Es erſchienen jedoch nur die
Gemeinderatsmit=
glieder Arnold, Kappel, Dörr und Lehrer Sahm. Es fehlten alſo die
Vertreter der Bauernſchaft, des Handwerks und des Gewerbes, ferner
der ſchon monatelang nicht mehr erſcheinende Vertreter der
Baugenoſſen=
ſchaft, Heinrich Reis. Von fünfzehn Mitgliedern des Ortsvorſtandes
blieben alſo elf Perſonen fern. Der Stellvertreter des Bürgermeiſters
war notgedrungen gezwungen, die Sitzung zu vertagen. Die
Bevöl=
kerung hat naturgemäß großes Intereſſe an dem weiteren Verlauf der
Ereigniſſe. Es wäre zu wünſchen, daß durch baldige Klärung der
Verhältniſſe zum Beſten der Gemeinde wieder Ruhe und Ordnung in
das Gemeindeparlament und in die hieſige Bürgerſchaft einzieht.
— Gernsheim, 27 Aug. Waſſerſtand des Rheins am
26. Auguſt: 1.93 Meter; am 27. Auguſt: 1.83 Meter.
— Hirſchhorn, 27. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
26. Auguſt: 1.15 Meter: am 27. Auguſt: 1.00 Meter. (Morg. 5.30 Uhr.)
Cm. Geinsheim, 27. Aug. Dieſer Tage nahm Pfarrer Petri
mit ſeiner Familie von unſerem Dorfe Abſchied, um nach Sprendlingen
— ſeinem neuen Wirkungsort — überzuſiedeln. Pfarrer Petri war
einige Jahre hier tätig und hat gleichzeitig die Pfarrei der Gemeinde
Wallerſtädten mitverſehen. In den Jahren ſeiner Tätigkeit durfte ſich
Herr Petri großer Beliebtheit erfreuen. Die beiden evangeliſche
Ge=
meinden verlieren ihn ungern. Ganz beſonders die Mitglieder des von
ihm gegründeten Jugendbundes, denen er Wegbereiter neuer
Lebens=
geſtaltung war, und mit denen er manche ſchöne Spielabende und viele
größere Wanderungen veranſtaltet hat, werden ihm nachtrauern.
Nummer 237
Seite 7
Donnerstag, den 28. Augnſt 1930
Warum immer wieder Unfälle in den Bergen?
Von Dipl.=Ing. Luis Trenker.
Mit Rückſicht auf die Opfer, die auch in
dieſem Sommer die Berge gefordert haben,
dürften die nachfolgenden Ausführungen des
hervorragenden Alpiniſten Luis Trenker
be=
ſonders intereſſieren.
(Nachdruck, auch autszugsweiſe, verboten.)
Die Freude an der Natur, die Sehnſucht nach ihr und der
in uns lebende Wunſch nach Kampf, Abenteuer und Erlebnis
können ſich in den Bergen herrlich ausleben, und daher wird die
Zahl der Menſchen, die jährlich aus den großen Städten und
Niederungen ins Gebirge ſtrömen, immer größer. Vom
beſchau=
lichen Jochbummler bis zum verwegenſten Kletterer, der mit
ſchwerſten Problemen auch ſchwerſte Kämpfe ſich vornimmt,
fin=
den wir alle Zwiſchenſtufen im Bergſommer vertreten: den
ein=
ſchichtigen Alleingänger, die guten und ſchlechten Führertouriſten,
die Führerloſen mit und ohne Bergerfahrung, die Wilden und
— kalt rieſelt es mir über den Buckel — die Zünftler und ganz
Geſcheiten vom Berg=Bier=Tiſch.
Von den vielen Hunderttaufenden, die ausziehen, kehren
einige nicht zurück, und die Urſachen der Unglücke ſind
mannig=
faltig und wiſſenswert. „Ihre Zahl zu vermindern iſt unſer
Wunſch. Wenn es wahr iſt, daß Erfahrung in allen
Lebenszwei=
gen viel wert iſt, dann mag dies für das Tun und Laſſen des
Bergſteigers beſonders gelten. Eine Statiſtik der tödlich
ver=
laufenen Unglücke in den drei Jahren 1926 bis 1928 zeigt die
ſtarke Zunahme von Bergunglücken, und es iſt
inter=
eſſant, die hauptſächlichſten Urſachen in großen Umriſſen zu
ſkizzieren.
Das Belegmaterial, das abſolut keinen Anſpruch auf
Voll=
ſtändigkeit hat, behandelt nur Fälle aus den Schweizer Bergen
und den dazu benachbarten Grenzketten wie Haute=Savoye und
Montblanc. Es entſtammt zum Teil einer Beſprechung der
al=
pinen Unglücke in der Zeitſchrift „Die Alpen” von Walter
Sieg=
fried. Weil die vielen Abſtürze und Unglücke, bei denen die
Be=
teiligten mit geringeren Verletzungen oder nur mit dem Schrecken
davonkommen, faſt nie bekannt werden, ſind ſie auch nicht
ziffern=
mäßig zu erfaſſen, es werden daher nur die tödlich verlaufenen
Fälle vermerkt.
Während im genannten Gebiet 1923 bis 1925 112
Unglücks=
fälle mit 138 Toten gemeldet werden, zeigen die Ziffern 1926 bis
1928 eine Steigerung auf 150 Unglücksfälle mit 185 Toten.
Im Triennium 1923 bis 1925 entfielen 13,5 Prozent aller
Un=
glücke mit 18 Toten auf den Winter. Dieſes Verhältnis
ver=
ſchob ſich im Triennium 1926 bis 1928 auf 19,5 Prozent mit 52
Toten zuungunſten des Winters. Ich beſchränke mich auf die
Aufzählung der wichtigſten Fehler und Unterlaſſungsſünden
ſub=
jektier Natur, die bei ſommerlichen Unglücken beobachtet werden.
Wenn auch unter den Opfern manch erfahrener alter
Klet=
terer zu finden iſt, ſo ſteht die Gruppe der „Erſtklaſſigen” doch
zum verſchwindend kleinſten Teil in der traurigen Liſte. Weit
überwiegend, iſt logiſcherweiſe die Zahl jener Bergſteiger, die
mangels Erfahrung die Gefahren des Hochgebirges kaum ahnen,
geſchweige kennen. Beim — Blumen ſuchen, der beſcheidenſten
„alpinen” Betätigung, gingen mehr Menſchen zu Grunde als
unter den Alleingängern, die ja bekanntlich 100prozentig als
Bergſteiger gelten. Die Liſte zählt 14 Prozent der Verunglückten,
alſo 26 Menſchen auf, die auf einfachen Spaziergängen
ihren harmloſen Wunſch, ein Edelweiß oder eine andere
Alpen=
blume zu beſitzen, mit dem Leben bezahlen mußten. Mit leichten,
ungenogelten Schuhen, glatten Sohlen, ohne Sicherung durch ein
Seil, darf der unerfahrene Spaziergänger auf keinen Fall vom
Weg ab in ſteiles Felsterrain hinaus! Das iſt meiſtens
gefähr=
licher als die normale Route auf einem mittleren Berg.
Nicht wiel kleiner iſt die Zahl der Abgeſtürzten auf einfachen
Paßwanderungen (11 Tote). Das Abkürzen der Wege
iſt für ungeübte Bergſteiger oder Nicht=Alpiniſten gefährlich.
Man will einige Serpentinen umgehen oder ſeitlich ein Stück
Schlucht. Der unüberlegte Verſuch geht aber nur zu oft tragiſch
aus. Alle derartigen Fälle tragen ihre Urſachen in
ſubjer=
tiven Fehlern, wie Unerfahrenheit, Mongel jeglicher
Orientie=
rung, unmögliche Ausrüſtung und körperliche Unfähigkeit. In
beiden Gruppen überwiegen junge Leute um die zwanziger
Jahre und weit darunter.
Unter den eigentlichen Bergſteigern haben die
Alleingehen=
den nicht nur mit ſubjektiven, ſondern mehr noch mit
objek=
tiven Gefahren zu rechnen. Ueber das Weſen und die
Berech=
tigung des Alleingehens kann nicht disputiert werden, das iſt
Sache des Einzelnen. Der Alleingänger weiß ja, daß für ihn
alle Gefahren in viel höherem Maße beſtehen, als für den
Berg=
ſteiger mit Gefährten.
Unter den Perſonen dieſer Art waren 14 Opfer zu beklagen.
Von den wenigſten aber iſt auch hier wieder erwieſen, ob ſie
wirklich gute Alpiniſten waren. Jedenfalls iſt hier der Schritt
vom Schneid zum Leichtſinn am ſchnellſten getan. Weil an und
für ſich die Zahl der Alleingehenden ſehr klein iſt, ſcheint die
Zahl der Totem im Verhältnis dazu außerordentlich hoch. Wer
Verantwortung im Leben trägt oder ſein Leben nicht gern aufs
Spiel ſetzt, muß vor der Alleingeherei im Fels, aber ganz
be=
ſonders im Eis, gewarnt werden. Das Alleingehen iſt nur
Sache der ganz Erſtklaſſigen, und ſelbſt dieſe meiden gewiſſe
Berge und Gebiete.
Wie oft wurde der Nachkommende ſchon durch das Seil des
Vorausgehenden vor dem Sturz in die finſtere Gruft einer
Eis=
ſpalte bewahrt, und ganz genau ſo oft hat gewiß das Seil des
Nachkommenden den Erſten vor dem Fluge in die Tiefe geſchützt.
Auf dem Gletſcher iſt das Alleingehem Leichtſinn. Ein Einzelner
kann das Matterhorn erſteigen, wenn er die körperlichen
Fähig=
keiten dazu hat, aber er wird auf jeden Fall vermeiden, allein
vom Theodulpaß auf die Bétemshütte zu gehen.
Jene Unglücke, deren Urſachen in Selbſtüberſchätzung und
mangelndem bergſteigeriſchem Können liegen, nehmen den
brei=
teſten Raum in dieſen düſteren Begebenheiten ein. Die
Unkennt=
nis der Gefahren, verbunden mit unbegreiflichem Wagemut,
bil=
det die Urſache vieler großer Kataſtrophen. Nicht die Berge,
ſon=
dern die Menſchen ſelbſt tragen an dieſer Art Unglücken die
Schuld.
So gingen am 14. Auguſt 1928 vier franzöſiſche Bergſteiger
bei unſicherem Wetter auf die Petit Dru. Von den Vieren war
nur einer als halbwegs erfahren anzuſprechen. Zirka 800 Meter
unter dem Gipfel ſtürzt der Führende des zweiten Seils mit
dem Ruf: „Ich laſſe los” in die Tiefe. Zwei holten Hilfe, einer
blieb beim Schwerverletzten. In der Charpouahütte ſind drei
junge Schweizer und zwei Italiener. Sie brechen ſofort zur
Hilfeleiſtung auf, weil Führer aus Chamonix früheſtens am
Abend eintreffen können. Es gelingt ihnen nicht, den Verletzten
zu bergen, das Wetter wird ganz ſchlecht und ſo laſſen ſie Decken
und einen Teil der Unterkleider oben. Im Abſtieg müſſen ſie
biwakieren. Der Sturm iſt derart, daß der junge Schlveizer
Joſeph Paillard ſeine Hilfsbereitſchaft mit dem Leben bezahlt.
Die anderen Mitglieder der Rettungsexpedition werden gerettet.
Der verletzte Franzoſe ſtarb am 16. Auguſt, ſein Begleiter konnte
erſt am 17. Auguſt geborgen werden, wobei noch der glänzende
Führer Armand Charlet durch Sturz in den vereiſtem Wänden
ſchwere Verletzungen erlitt.
Ein Siebzehnjähriger ſtürzt am Matterhorn ab, ein anderer
deutſcher Touriſt geht mit ſeinen Kameraden im wilden Cornera=
Tal zu Grunde. Ein Ehepaar aus Deutſchland kommt zu
Pfing=
ſten 1927 am Säntis tragiſch um. Trotz Abraten verſuchen ſie den
Aufſtieg, gänzlich ungenügend ausgerüſtet. Zwei deutſche
Stu=
denten trennten ſich von ihrem Profeſſor und ihren Kameraden.
Sie wollten auf den Titlis, ohne Seil, ohne Pickel. Einer ſtürzt
hald ud if tot. Vier Franzoſen wollen am 23. Juli 1928 führer=
los die Nordwand des Zermatter Breithorns erſteigen. Zwei
ſehr erfahrene Alpiniſten ſind dabei und zwei, die ſich wohl
ſchnell in die Reihe der „guten Bergſteiger” vorſchieben wollen.
Fünf Stunden lang ſieht man die vier an faſt derſelben Stelle,
knapp unter dem Gipfel, vergeblich an der Ueberwindung des
ſehr ſchweren Girngrates arbeiten. Nebel verdeckt ſchließlich ſie
und ihren grauenvollen Abſturz. Einige Führer am Gornergrat
ſehen dann, als der Nebel fort iſt, die vier lebloſem Körper 600
Meter tiefer auf dem Gletſcher liegen. Das Wagnis, dieſe äußerſt
ſchwere Tour mit einem Viererſeil in der obigen
Zuſammenſtel=
lung zu verſuchen, hatte ſich furchtbar gerächt.
Zwei deutſche Herren, die vorgaben, „geübte Bergſteiger”
zu ſein, ſtürzten an der Keſchnadel im Abſtieg zu Tode, weil ſie,
wahrſcheinlich des Abſeilens unkundig, eine Abſeilſtelle
abklet=
tern wollten. Mit Führer wären die beiden beſtimmt heil
heim=
gekommen. Viele Touren werden auf ſolche Weiſe gemacht, und
oft haben die Teilnehmer nur mehr Glück als Verſtand gehabt,
wenn ſie geſund zurückkamen. Dieſe Aufzählung ließe ſich noch
lange fortſetzen. Aber ich will nur noch kurz die objektiven
Gefahren erwähnen, die ſehr viele Unglücksfälle verſchulden und
denen naturgemäß auch die erfahrenſten, tüchtigſten und
vorſich=
tigſten Alpiniſten unter Umſtänden zum Opfer fallen.
Das Ausbrechen von Griffen, Tritten, ganzen Blöcken ſowie
Steinſchlag forderte in der angegebenen Zeit und in dem
be=
zeichneten Gebiet zehn Todesopfer. Zu dieſen Gefahren geſellen
ſich noch jene des plötzlichen Wetterumſchlags, des Gewitters,
das mit Kälte, Regen und Unſichtigkeit auch ſtarke Vereiſung
und Neuſchnee mit ſich bringt und den Bergſteigern ſtark zuſetzt.
Wetterſtürze ſind beſonders auf großen iſolierten Bergen von
äußerſter Heftigkeit und Gefahr. Die kleine Solvay=Hütte konnte
keinen beſſeren Platz in der Welt finden als unter der Schulter
des Matterhorns.
Zu dieſen Gefahren gehören weiterhin ganz beſonders auch
die Spalten. Vorſicht iſt trotz oder gerade wegen des Seiles hier
geboten. Das Hängen am Seil ſchnürt die Luft ab, und die
Kälte und Angſt tragen auch nicht gerade zur Erhöhung der
Lebenskraft bei. Das wanchmal gänzlich ungeſchickte Verhalten
der Kameraden verzögert die Rettung um viele Stunden, wo
es auf Minuten ankommt.
Einer der tollſten Fälle dieſer Art iſt vor gar nicht langer
Zeit in der Monte=Roſa=Gruppe paſſiert. Der letzte Mann einer
Seilſchaft brach in eine Spalte ein. Die beiden
Vorausgehen=
den ſchlugem einen Pickel in den Schnee, wanden das Seil des
Dritten herum und liefen ins Tal, wo ſie mitteilten, daß ihr
Kamerad oben in einer Spalte hänge, ihn heraufzuziehen, ſei
ihnen unmöglich geweſen. Ungefähr acht Stunden nach dem
Un=
glück trafen Zermatter Führer bei der Spalte ein. Zu ihrer
Verwunderung hing der arme Teufel kaum drei Meter tief unter
der Schneedecke. Im Nu hatten ſie ihn heraufgezogen. Er war
ohne jegliche Verwundung, aber erſtickt und erfroren.
In dieſer flüchtigen Aufzählung fehlen alle Unfälle in den
öſtlichen Alpen, in den Dolomiten, in den Zillertalern, im
Bren=
nergebiet, im Karwendel und Zugſpitze uſw. Es gibt und gilt
nur eine Mahnung zu beherzigen: wer jung iſt und unerfahren,
verdiene ſich ſeine Sporen langſan, in ſteter Vorſicht, mache die
erſten Touren mit einem Führer oder ſehr erfahrenen
Kame=
raden. Jahr um Jahr bilde er ſeine Technik auf Fels und Firn
weiter aus, übe den Blick, lerne Wege und Routen beurteilen!
Unüberlegte Abweichungen führen oft genug zu den ſchlimmiſten
Situationen. Daher mahne ſich auch der geübteſte Bergſteiger
immer wieder zur Vorſicht!
Warum ſind Unglücke mit Bergführern ſoviel ſeltener? Weil
den Führern die Erfahrung in den Knochen ſitzt von jung auf,
und weil ſie die Berge nicht nur lieben und fürchten, ſondern
auch — haſſen gelernt häben.
DIIEHZ
AufoOhIK
SHELL übergll-
Überall StElk AurooEiE
II.K5.4956)
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beaniwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkelt.
J. in O. Nach § 56 Eink. StG. können bei der Veranlagung
be=
ſondere wirtſchaftliche Verhältniſſe, die die Leiſtungsfähigkeit des
Steuerpflichtigen weſentlich beeinträchtigen, durch Ermäßigung oder
Erlaß der Einkommenſteuer berückſichtigt werden, wenn das Einkommen
30 000 Mark nicht überſteigt. Als Verhältniſſe dieſer Art gelten
ins=
beſondere außergewöhnliche Belaſtungen durch Unterhalt oder
Erzieh=
ung einſchließlich Berufsausbildung der Kinder.
Beſucht der Sohn eine höhere Maſchinenbauſchule, was
außergewöhn=
liche Aufwendungen der Eltern bedingt, ſo können ſolche im
ein=
zelnen genau zu erläuternde Koſten ſehr wohl einen
Antrag auf Ermäßigung oder Erlaß der Einkommenſteuer im
Einzel=
falle rechtfertigen. Gegen eine Ablehnung des Antrags durch das
Finanzamt ſind im Intereſſe des Rechtsſchutzes die Rechtsmittel des
Einſpruchs, der Berufung und der Rechtsbeſchwerde gewährt.
W. H.H. 290,10 Papiermark gleich 4 Mk. 62 Pfg.; 1800 Papiermark
gleich 5 Mark 72 Pfg.
W. B. Hier iſt in erſter Linie der Tarifvertrag maßgebend. Nach
8 78 des Betriebsrätegeſetzes vom 4. Februar 1920 wäre der Betriebsrat
mit der Angelegenheit zu befaſſen, da er darüber zu wachen hat, daß
in den Betrieben die zugunſten der Arbeitnehmer gegebenen geſetzlichen
Vorſchriften und die maßgebenden Tarifverträge durchgeführt werden.
Soweit eine tarifvertragliche Regelung nicht beſteht, hat der
Betriebs=
rat im Benehmen mit den beteiligten wirtſchaftlichen Vereinigungen
der Arbeitnehmer bei der Regelung der Löhne mitzuwirken.
Würde eine Kündigung ſeitens des Arbeitgebers ausgeſprochen, ſo wäre
(8 84 des Geſetzes) binnen 5 Tagen beim Betriebsrat (Angeſtelltenrat)
Einſpruch zu erheben. Dabei ſind die Gründe des Einſpruchs
darzu=
legen und die Beweiſe ihrer Berechtigung vorzubringen.
S., hier. Nein. Das Waſſergeld trägt der Vermieter ganz.
S., Schaafheim. Verſuchen Sie es einmal mit Petroleum.
A. V. Wenden Sie ſich an das Paßbüro im hieſigen Polizeiamt.
P. K. Wollen Perſonen in Deutſchland ihre ſelbſtändigen
benutz=
ten Wohnungen innerhalb des Reichsgebietes miteinander tauſchen, ſo
ſind ſie verpflichtet, die Genehmigung der beteiligten Gemeindebehörden
unter Beifügung der ſchriftlich gegebenen Zuſtimmung der Vermieter
vor Durchführung des Tauſches einzuholen. Wird die Zuſtimmung
ver=
ſagt, ſo entſcheidet das Mieteinigungsamt.
P. K. D. Wenn es ſich um eine erſtſtellige Hypothek handelt,
die Ihnen als Gläubiger zuſteht, können Sie wegen deren
Ver=
ſilberung mit hieſiger Sparkaſſe in Verbindung treten. Im
an=
deren Falle müßten Sie ſich an andere Geldinſtitute wenden.
C. L. Sie werden ſich zunächſt am beſten an den beſtellten
Treuhänder der betreffenden Verſicherungsgeſellſchaften, der Ihre
Intereſſen zu wahren hat, wenden müſſen. Sollte Ihnen deſſen
Namen nicht bekannt ſein, ſo wird das Reichs=Aufſichtsamt für
Privatverſicherungen in Berlin dieſen angeben können. Soweit
wir wiſſen, iſt die Anſchrift: Rechtsanwalt Jacobi in München.
Frau R. Nach Erkundigung bei der betr. Firma haben die
1000 Nummern keinen Wert.
Förderung des Weizenbaues.
Von Diplomlandwirt Böttrich, Darmſtadt.
Wenn wir die Preisentwicklung auf dem Getreidemarkt verfolgen,
ſo iſt es auffallend, daß der Weizen nicht ſo großen Preisſchwankungen
bzw. auch Preisſtürzen unterworfen iſt wie der Roggen. Es erklärt
ſich dieſes ſo, daß ein zu großes Ueberangebot an Roggen vorhanden
iſt, wobei noch hinzukommt, daß der Roggenverbrauch als ſolcher im
Vergleich zur Vorkriegszeit geradezu beängſtigend abgenommen hat.
Wenngleich auch eine ſtarke Propaganda für den Verbrauch von
Roggen=
mehl und Roggenbrot eingeſetzt hat, die ſicherlich gewiſſe Erfolge mit
ſich bringen wird, ſo iſt doch für den Landwirt die betriebswirtſchaftliche
Frage ſehr akut, inwieweit er die Weizenanbaufläche auf Koſten des
Noggenbaues vergrößern kann, um ſo eine gewiſſe Entlaſtung des
Rog=
genmarktes herbeizuführen und beſſere Preiſe zu erzielen. Es iſt zwar
zutreffend, daß der Roggen weniger anſpruchsvoll iſt als der Weizen,
und daß er ſchon aus dieſem Grunde in weiten Gebietsteilen unſeres
Vaterlandes den Vorzug findet.
Dennoch iſt es bei uns in vielen Fällen durchaus möglich — und es
muß unbedingt angeſtrebt werden, da, wo es die natürlichen
Verhält=
niſſe eben geſtatten — die Weizenanbaufläche auf Koſten der des
Rog=
gens zu vergrößern. Vor allem ſollte man dem Weizenanbau dort mehr
Beachtung ſchenken, wo tiefgründige, mittelſchwere bis ſchwere, humus=
und kalkreiche Böden vorherrſchen, wie es bei uns doch vielfach der Fall
iſt. Aber auch auf lehmigem Sandboden kann Weizen noch erfolgreich
angebaut werden, wenn ſich dieſer Boden feucht genug hält, richtig
be=
arbeitet und entſprechend gedüngt wird. Ueberhaupt kann der Boden
beim Weizenanbau um ſo leichter ſein, je feuchter das Klima und je
tiefgründiger und humusreicher der Boden iſt. Aber auch die
ver=
ſchiedenen Weizenſorten ſtellen nicht ganz gleiche Anſprüche an den Boden
und ſo muß die in der jeweiligen Wirtſchaft anzubauende Sorte den
örtlichen Verhältniſſen angepaßt ſein. In der Fruchtfolge muß der
Weizen bevorzugt werden. Es iſt hier um ſo beſſer zu ſtellen, je
weni=
ger günſtig Boden und Klima ſind. Am beſten gedeibt er immer nach
ſolchen Hackfrüchten, die frühzeitig das Feld räumen, ſowie nach Klee
und kleeartigen Gewächſen.
Hinſichtlich der Düngung iſt beim Weizen beachtlich, daß der
Nähr=
ſtoffentzug einer mittleren Weizenernte nicht weſentlich von dem einer
Roggenernte abweicht. Doch iſt das Aneignungsvermögen für
Boden=
nährſtoffe beim Weizen weſentlich geringer. Hieraus erhellt ſchon ohne
weiteres die Wichtigkeit einer hinreichenden und
rechtzeiti=
gen Verſorgung mit leicht aufnehmbaren Pflanzennährſtoffen. Neben
der erforderlichen Menge Stickſtoff und Phosphorſäure iſt beſonders
für eine ausreichende Düngung mit 40er Kalidüngeſalz, welches am
zweckmäßigſten vor der Saat verabreicht wird. Sorge zu tragen; denn
viele Verſuche haben gezeigt, daß bei Weizen durch Kali neben der
er=
tragſteigernden Wirkung auch der gefürchteten Roſtkrankheit, dem
Lager=
getreide, der Froſtgefahr ſowie ſonſtigen Schädigungen vorgebeugt wird.
Da die letzte Pflugfurche möglichſt einige Zeit vor der Saat zu
geben iſt, damit der Boden ſich entſprechend abſetzen kann, tut man gut,
mit ihr gleich das Kalidüngeſalz unterzubringen. In ſolchen Gegenden,
die von Natur aus für Weizenbau weniger günſtig ſind, iſt auf
Saaten=
pflege erhöhtes Augenmerk zu richten. Wenn der Boden im Winter
hochgefroren iſt, dann muß im Frühjahr, ſobald es der
Feuchtigkeits=
zuſtand des Ackers erlaubt, gewalzt werden, damit die durch den Froſt
bloßgelegten und abgeriſſenen Wurzeln ſchnell wieder anwachſen können.
Ein gründlicher Eggenſtrich, den der Weizen ſehr wohl verträgt, follte
nicht ſofort nach dem Walzen, ſondern erſt einige Zeit ſpäter erfolgen.
In welch ſtarkem Maße der Weizen in bereits vorangeſchrittenem
Zu=
ſtande das Hacken lohnt, iſt hinreichend bekannt.
35. Preußiſch=Süddeukſche Klaſſenlotkerie.
15. Tag der 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung
vom 26. Auguſt fielen: 2 Gewinne zu je 10 000 RM. auf Nr.
26 841; 2 Gewinne zu je 5000 RM. auf Nr. 244 384; 12 Gewinne
zu je 3000 RM. auf Nr. 28 747, 139 000. 232 707. 235 150, 300 618,
368 045; 10 Gewinne zu je 2000 RM. auf Nr. 15 500. 20 300.
227 819 270 989, 360 486; 42 Gewinne zu je 1000 RM. auf
Nr. 7222, 57 764, 60 680 64 473, 68 419 70 553, 72 153, 111 524,
121 227, 124 070, 192 405, 213 473, 231 599, 238 847, 240 630,
266 807. 307 637, 317 131, 330 757, 360 291, 387 554; ferner
wurden gezogen: 82 Gewinne zu je 500 RM. und 214 Gewinne zu
je 300 RM. — In der Nachmittags=Ziehung fielen:
2 Gewinne zu je 500 000 RM. auf Nr. 374 216; 6 Gewinne zu
je 10 000 RM. auf Nr. 7146, 230 674, 300 553; 2 Gewinne zu je
5000 RM. auf Nr. 216998; 4 Gewinne zu je 3000 RM. auf
Nr. 193 247, 336 444: 12 Gewinne zu je 2000 RM. auf Nr. 65 877,
180 439 195 379 237 473, 249 540, 377 801; 54 Gewinne zu je
1000 RM. auf Nr. 7423, 23 006, 40 033, 54 168, 59 537, 137 994,
140 753, 159 303, 170 291, 177 338, 177 401, 194 593, 205 009,
209 231, 214990, 225 843, 262 852, 267 918, 289 677, 303 005,
311 097, 314286, 340 683, 365 767, 376 611 376 726, 392 903;
ferner wurden gezogen 72 Gewinne zu je 500 RM. und 200
Ge=
winne zu je 300 RM. — Im Gewinnrad verblieben:
2 Prämien zu je 500 000 RM., 2 Gewinne zu je 75 000 RM.,
2 Gewinne zu je 50 000 RM. 8 Gewinne zu je 25 000 RM. 44
Ge=
winne zu je 10 000 RM., 88 Gewinne zu je 5000 RM. 188 Gewinne
zu je 3000 RM. 382 Gewinne zu je 2000 RM. 976 Gewinne zu je
1000 R.M. 2214 Gewinne zu je 500 RM., 5718 Gewinne zu je
300 RM. — (Ohne Gewähr.)
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 28. Auguſt.
7.30: Bad Homburg: Konzert.
15.00: Stuttgart: Jugendſtunde. Bruno Schönfeld lieſt aus „Arizona
Charleys Junge” von Bengt Berg. — Eugen Thyſſen ſingt Lieder.
16.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
17.55: Wanderratſchläge des Taunusclubs.
18.05: Dr. A. Paquet: Der Frankfurter Goethepreis.
18.35: Prof. Dr. Th. Steinbüchel: Zum 1500jährigen Todestag
Auguſtins.
19.05: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.30: Konzert des Funkorcheſters. Opernmuſik.
20.30: Zu Goethes Geburtstag: Iphigenie auf Tauris. Ein
Schau=
ſpiel von Goethe.
22.20: Kaſſel: Unterhaltungskonzert. Kapelle Frederik Hippmann.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 28. Auguſt.
10.00: E. G. Kern: Norwegen: Auf Heringsfang an der
non=
wegiſchen Küſte.
10.35: Mitteil. des Verbandes der Preuß. Landgemeinden.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof. Dr. Felix Lampe: Aus dem Zentralinſtitut für
Er=
ziehung und Unterricht: Aus der pädagogiſchen Zeitſchriftenliteratur.
18.00: Berlin: Prof. Dr. Dempf: Der Einfluß Auguſtinus auf
die geiſtigen Strömungen der Gegenwart.
18.30: Dr. Hans Göttling: Aus deutſch=franzöſiſcher kultureller
Ver=
mittlungsarbeit.
18.55: Spaniſch für Fortgeſchrittene.
19.25: Direktor Jany: Wie weit brauchen wir ausländiſche
Fut=
termittel?
20.00: Wovon man ſpricht.
20.30: Hamburg: „Fata Morgana”. Muſikaliſche Schwärmerei.
21.3.) München: „Vom Dirndl und Buamfang‟. Eine luſtige
Ge=
ſchichte.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle Egon Kaiſer.
Wetterbericht.
Langſam ſchwächt ſich das Hochdruckgebiet, das bis nach
Skandina=
vien reicht, ab, und der Kern verlagert ſich unter Zuſammenſchrumpfung
weiter ſüdöſtlich nach den Balkanländern hin. Die Winde drehen
lang=
ſam auf Süden zu und tragen zur weiteren Erwärmung bei.
Infolge=
deſſen werden auch nachts die Temperaturen anſteigen und tagsüber wird
ſich ſchwüles Wetter bemerkbar machen, wobei allmählich die Bildung
von Gewitterſtörungen einſetzen dürfte.
Ausſichten für Donnerstag, den 28. Auguſt: Anfänglich wenig
Aende=
rung, dann ſchwüles Wetter und aufkommende Gewitterſtörungen.
Ausſichten für Freitag, den 29. Auguſt: Weiterer Uebergang zum
Wit=
terungsumſchlag wahrſcheinlich.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Pollilk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſei für Sport: Karl Böhmann
ſür den Handel: Dr. C. H. Que iſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert. Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftiche Mittellungen: Wlllv Kuble
Druck und Verlag: C. C. Wlttich — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernemmen.
Die beutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Donnerstag, den 28. Auguſt 1930
Nummer 237
Reich und Ausland.
Selbſtmord in den Lüfken.
Eine Frau ſpringt aus einem Flugzeug.
Die Leiche bei Kilianſtädten gefunden.
Frankfurt. Am Mittwoch gegen 16.45
Uhr ſprang aus dem Verkehrsflugzeug der
Deut=
ſchen Lufthanſa D 529, welches den Flughafen
Frankfurt planmäßig um 16.35 Uhr in Richtung
Erfurt-Halle—Leipzig verlaſſen hatte, über dem
Ort Kilianſtädten in ſelbſtmörderiſcher
Ab=
ſicht eine Dame ab. Es handelt ſich um eine
Frau Amlinger, deren Gatte vor einigen
Tagen durch einen Unglücksfall ums Leben
ge=
kommen iſt. Ausgangs des Dorfes Kilianſtädten,
das zwiſchen Vilbel und Windecken liegt, ſchlug
der Körper der Dame etwa 25 Schritte von
einem Landwirt, der dort auf ſeinem Acker
ar=
beitete, auf.
Obgleich ſich in der Kabine des ſechsſitzigen
Flugzeugs — Typ Dornier=Merkur — noch
wei=
tere drei Fluggäſte befanden, hat niemand von
dem Vorgang etwas bemerkt. Wohl merkte der
Flugzeugführer an der betreffenden Stelle ein
leichtes Schwanken an den Steuerorganen, hatte
dieſem aber keine Beachtung geſchenkt, da dies
häufig auftritt, wenn ein Fluggaſt den im
hin=
teren Teil des Flugzeugrumpfes befindlichen
Erfurt wurde das Fehlen der Dame ſofort be= Boot der Hafenpolizei an Land gebracht. Ihr
Eingangstür in die Kabine ſowie der
Notaus=
gang, der ſich im Dach der Toilette befindet, feſt
rechte Fenſter, neben welchem ſie Platz
genom=
vorliegt, geht aus einer Notiz hervor, welche
Frau Amlinger in ihrer Handtaſche mit der
Bitte um Verſtändigung der Angehörigen
hinter=
laſſen hat. Die Handtaſche mit einem
Abſchieds=
zurückgelaſſen.
Ernte durch Feuer vernichtet.
Schuljungenſtreich ?
Ortes Oſſenheim wurden am Dienstag
nach=
mittag in große Aufregung verſetzt. Auf einem
benachbarten Felde ſah man plötzlich hohe
Flam=
men emporſchießen. Die Ortsfeuerwehr, die ſo= Großfeuer in den Wohnbaracken von
Ehren=
fort zur Stelle war, konnte nur noch feſtſtellen,
daß das Getreide von etwa 70 Morgen Land ein
Raub der Flammen geworden war. Die in der entſtand in den ſtädtiſchen Wohnbaracken in
Umgebung befindlichen Obſtplantagen erlitten Ehrenbreitſtein ein Feuer, das in kurzer Zeit
durch Schuljungen verurſacht wurde, die ſich in notdürftig bekleidet konnten ſich die Bewohner
der Nähe des Brandherdes aufhielten.
Lichtenberger Schulklaſſe wegen Kinderlähmung ſich darauf beſchränken, ein Uebergreifen der
geſchloſſen.
Berlin. In Lichtenberg hat ſich, wie die niedergebrannt. Alles Hab und Gut der Be=
„B.3.” berichtet, ein neuer Fall von ſpinaler wohner wurde ein Raub der Flammen. Zahl=
Kinderlähmung ereignet. Eine Schülerin der reiche Perſonen ſind obdachlos geworden.
Be=
der Kronprinzenſtraße iſt von der Krankheit be= ſchädigten an und gaben ihnen ein Notheim.
fallen worden. Das Kind befindet ſich bereits Ueber die Entſtehungsurſache des Brandes iſt
im Krankenhaus. Die Klaſſe wurde geſchloſſen, noch nichts bekannt.
das Unterrichtszimmer einer gründlichen
Desin=
fektion unterzogen.
Carl Fürſtenberg 80 Jahre all.
Carl Fürſtenberg,
der langjährige Direktor und jetzige
Aufſichts=
ratsvorſitzende der Berliner Handelsgeſellſchaft,
feiert am 28. Auguſt ſeinen 80. Geburtstag.
Neben dem Ruf eines der erfahrenſten Kenner
des deutſchen Wirtſchafts= und Finanzlebens hat
er ſich den Namen des witzigſten Börſenbeſuchers
erworben.
Die Ozeanflieger gehen an Land.
New York. Die deutſchen Ozeanflieger
Toiletteraum aufſucht. Bei der Landung in wurden nach ihrer Landung im Hafen von einem
merkt, zugleich aber auch feſtgeſtellt, daß die feierlicher Empfang im Rathaus hat geſtern
ſtattgefunden.
Etwa 10 000 Menſchen umſäumten die Ufer
und ordnungsmäßig verſchloſſen waren. Die von Battery, als das Flugzeug Gronaus in der
Dame kann das Flugzeug nur durch das hintere. Nähe der Freiheitsſtatue niederging. Die
Ozean=
flieger gaben, nachdem ſie mit dem Polizeiboot
men hatte, verlaſſen haben. Daß Selbſtmord an Land gebracht waren, verſchiedenen
Repor=
tern ein kurzes Interview, kehrten dann an Bord
ihres Flugzeuges zurück und ſtiegen nach
North=
beach auf, wo das Flugzeug während der Nacht
untergebracht wurde. Gronau erklärte, der
brief und dem Teſtament hatte ſie im Flugzeug Traum ſeines Lebens ſei erfüllt, da er als erſter
Atlantikflieger in New York gelandet ſei.
Die Geſamtflugſtrecke.
New York. Die von Gronau geflogene Ge=
Frankfurt a. M. Die Bewohner des ſamtſtrecke beträgt 4000 Seemeilen, die Flugzeit
47 Stunden.
breitſtein.
Koblenz. Am Mittwoch früh gegen 3 Uhr
großen Schaden. Man nimmt an, daß das Feuer, die Baracken in ein Flammenmeer hüllte. Nur
in Sicherheit bringen. Die Feuerwehr mußte
Flammen auf benachbarte Häuſer zu verhindern.
Die Wohnbaracken ſind bis auf die Grundmauern
ſiebenten Klaſſe der Lichtenberger Volksſchule in freundete Familien nahmen ſich ſofort der Ge=
Großfeuer im Berliner Weſten.
Berlin. Ein Großfeuer brach am
Mitt=
woch mittag in der Augsburgerſtr., Ecke
Luther=
ſtraße in dem Gebäudekomplex, in dem ſich das
Varieté=Theater Scala befindet, aus bisher noch
nicht bekannter Urſache aus. Die Feuerwehr
hatte außerordentlich ſchwierige Arbeit zu leiſten.
Als die Löſchzüge auf Alarm hin an der
Brand=
ſtelle ankamen, ſtand der Dachſtuhl des modernen
vierſtöckigen Wohnhauſes mit faſt allen
Boden=
kammern in hellen Flammen. Das
Flammen=
meer hatte ſehr reiche Nahrung gefunden und
bedrohte auch die Scala. Mächtige
Rauchſchwa=
den mit Flammen vermiſcht, wälzten ſich über
die angrenzenden Straßen bis zum
Nollendorf=
platz. Die Feuerwehr griff wacker von allen
Seiten die ſchon verqualmten Eingänge mit
fünf Schlauchleitungen wirkungsvoll an.
Nach=
dem die Flammen eingekreiſt waren, gelang es,
ſie nach und nach zu löſchen. Die oberen
Stock=
werke haben durch Waſſer großen Schaden
er=
litten. Von der Kriminalpolizei waren Beamte
zur Ermittlung der Urſache anweſend.
Die Grubenverwaltung des Hildebrand=
Schachtes zum Unglück.
Kattowitz. Die Grubenverwaltung des
Hildebrand=Schachtes veröffentlicht über das
letzte Grubenunglück ein Communiaus, in
wel=
chem die Kataſtrophe auf ein Fernbeben
zurück=
geführt wird. Von den ſechs Verſchütteten iſt
mit Gewißheit anzunehmen, daß keiner von
ihnen am Leben iſt, weil zu ſtarke.
Geſteins=
maſſen zu Bruch gingen. An den
Bergungsar=
beiten wird weiter gearbeitet. Man hofft, bis
Donnerstag an die Unglücksſtelle zu gelangen.
Frankreich und der Amerikaflug v. Gronaus.
Paris. Der Amerikaflug des deutſchen
Flie=
gers v. Gronau wird von der franzöſiſchen Preſſe
in allen Einzelheiten wiedergegeben. Der
„Quotidien” hebt hervor, daß Gronau einen
prachtvollen Flug mit einer bemerkenswerten
Pünktlichkeit durchgeführt habe.
Gronaus Ozeanflug und das
Reichsverkehrs=
miniſterium.
Berlin. Der erfolgreiche deutſche Flieger
v. Gronau hat, wie von zuſtändiger Stelle
mit=
geteilt wird, ſeinen Amerikaflug ohne Kenntnis
des Reichsverkehrsminiſteriums ausgeführt. Es
wird jedoch hinzugefügt, daß dieſe Tatſache
na=
türlich nicht daran hindere, daß die nun
ge=
ſchehene Tat im Reichsverkehrsminiſterium
Be=
wunderung erregte. Von Reykjavik aus hatte
v. Gronau ein Telegramm an das
Reichsver=
kehrsminiſterium gerichtet, in dem er um
Er=
laubnis zum Weiterflug nach Amerika bat. Als
das Telegramm in Berlin eintraf, war. v. Gro=
Schiffszuſammenſtoß im Nord=Oſtſee=Kanal.
Kiel. Am Mittwoch früh ſtieß im Nord=
Oſt=
ſee=Kanal der engliſche Dampfer „Wyndyke” mit
dem ſchwediſchen Dampfer „Canadian”
zuſam=
men. Beide Schiffe erlitten erheblichen Schaden.
Sie werden vorausſichtlich in Kiel repariert
werden.
Feſtnahme der Breslauer
Millionen=
ſchwindlerinnen.
Breslau. Am Mittwoch früh wurden die
beiden Zeſſions= und Erbſchaftsſchwindlerinnen,
Frau Hedwig Schneider und ihre Schweſter Frau
Hartmann, in ihrer Wohnung feſtgenommen.
Die Feſtnahme erfolgte, nachdem dem Gericht
be=
kannt geworden war, daß Frau Schneider
be=
reits vor 25 Jahren mit insgeſamt fünf Jahren
und mehreren Monaten Gefängnis vorbeſtraft
war, und zwar wegen Erbſchaftsſchwindeleien
und Darlehensbetrügereien. Die beiden Frauen
fuhren übrigens in ihrem Luxusauto mit ihrem
eigenen in Galalivree geſteckten Chauffeur ins
Unterſuchungsgefängnis.
Zeppelinfahrt über Schwarzwald und Schweiz.
Friedrichshafen. „Graf Zeppelin” iſt
um 7,55 Uhr zu einer etwa neunſtündigen Fahrt
über dem Schwarzwald und der Schweiz
aufge=
ſtiegen. Das Luftſchiff iſt für dieſe Fahrt von
dem Fürſten zu Fürſtenberg gechartert worden.
An Bord befinden ſich 31 Paſſagiere. An der
Fahrt nehmen außer dem Fürſten und der
Fürſtin von Fürſtenberg u. a. als geladene Gäſte
Fürſtin Windiſchgrätz, Graf Khevenhül=Oſtrowitz
in Kärnten, Gräfin Sofie von Waldburg, Graf
und Gräfin Buquoy mit vier
Familienange=
hörigen aus Gratzen in Südböhmen, Graf
Wald=
ſtein, Graf Hermann Noſtitz in Prag und Graf
Erwein Noſtitz teil.
In zwei Tagen von England nach Tanger
und zurück.
London. Eine bemerkenswerte Flugleiſtung
iſt von dem bekannten engliſchen
Fliegerhaupt=
mann Barnard mit einem Flug England—
Tan=
ger und zurück in zwei Tagen vollbracht worden.
Barnard war am Montag mit ſeinem
Leicht=
flugzeug vom Flugplatz Lympne aufgeſtiegen
und gegen abend in Tanger eingetroffen.
Diens=
tag früh verließ der Pilot wieder Tanger und
landete am gleichen Abend in Croydon. Der
ganze Flug, der über eine Strecke von etwa 4000
Kilometer führte, wurde in 22 Stunden und 49
Minuten durchgeführt.
nau jedoch bereits abgeflogen. Der Amerikaflug
iſt alſo lediglich von der Verkehrsfliegerſchule in
Warnemünde bzw. von Gronau ſelbſt
vorbe=
reitet und durchgeführt worden. Das
Reichsver=
kehrsminiſterium hat an dem Flug infolgedeſſen
keinen Anteil, wie man jedoch im
Reichsverkehrs=
miniſterium über die hervorragende Tat v.
Gro=
naus denkt, geht aus dem Telegramm des
Reichs=
verkehrsminiſteriums hervor, indem v. Gronau
der „dem Anſehen unſeres Volkes in der Welt
einen guten Dienſt erwieſen habe” gefeiert wird.
Als perſönliches Geſchenk des
Reichsverkehrs=
miniſters erhält v. Gronau eine Prachtausgabe
des „Prinzen Friedrich von Homburg” von
Hein=
rich v. Kleiſt.
Kein Rückflug Gronaus.
New York. Kapitän von Gronau hat
er=
klärt, er beabſichtige nicht, mit dem Dornier Wal
nach Europa zurückzukehren. Die Atlantikflieger
werden zunächſt Chicago beſuchen, wo
augenblick=
lich große Wettflüge ſtattfinden.
Lon Chaney,
der hervorragende amerikaniſche
Charakterdar=
ſteller, war auch in Deutſchland aus zahlreichen
Filmen bekannt.
Neuer ſchwerer Flugunfall in Frankreich
Vier Militärflieger getötet.
Paris. Ein neuer ſchwerer Flugzeugunfall,
bei dem vier Perſonen ums Leben kamen,
ereig=
nete ſich geſtern in den frühen Morgenſtunden
7 Kilometer weſtlich von Dijon. Einem
Appa=
rat des 22. Fliegerregiments in Chatres, alſo des
gleichen Regiments, das erſt vorgeſtern bei dem
Abſturz eines Flugzeuges ſechs Tote zu beklagen
hatte, brach im Fluge das Höhenſteuer. Die
Maſchine ſtürzte ab. Von den ſechs Inſaſſen
konnten ſich zwei Sergeanten durch Abſprung
mit dem Fallſchirm retten; ſie trugen aber
er=
hebliche Verletzungen davon. Die übrigen vier
Militärflieger wurden getötet.
Mißglückter Stapellauf eines franzöſiſchen
Torpedoboot=Zerſtörers.
Paris. Der Stapellauf des neuen
Torpe=
doboot=Zerſtörers „Vautour” iſt völlig mißglückt.
Das Fahrzeug drehte ſich infolge Bruches des
Ablaufbalkens um ſeine eigene Achſe und drohte
ſich auf die Seite zu legen. Nur durch ſofortige
Stützungsmaßnahmen gelang es, eine
Kata=
ſtrophe zu vermeiden. Unter den Zuſchauern
brach eine Panik aus, wobei mehrere Perſonen
verletzt wurden.
Der Italien=Rundflug.
Mailand. Geſtern früh ſtarteten in
Ri=
mini die reſtlichen 45 Teilnehmer des Italien=
Rundfluges zur zweiten Etappe, die über
Flo=
renz, Bologna, Forli, Ravenna, Ferrara, Padua,
Trieſt. Adelsberg und Görz nach Venedig über
eine Strecke von 872 Kilometern führt.
Mercedes Gleitze durchſchwimmt die Dardanellen
zum zweiten Male.
Konſtantinopel. Die bekannte engliſche
Kanalſchwimmerin Mercedes Gleitze, die vor
einigen Tagen bereits die Dardanellen von der
europäiſchen Seite aus nach der aſiatiſchen
durch=
ſchwommen hatte, legte die 13 Kilometer lange
Strecke nun in umgekehrter Richtung in der
neuen Rekordzeit von 3 Stunden 3 Minuten
zurück.
Die Fliegerehrenhalle am
Tannenberg=
nkmal feierlich enthüllt.
Links: Die Einweihungsſeier vor der neuen Flieger=Gedenkhalle von Tannenberg. — Rechts: Das Innere der Fliegerhalle mit dem großen Moſaik.
Feierlich wurde die neue Halle am Tannenbergdenkmal zu Ehren der im Weltkrieg gefallenen deutſchen Flieger und Luftſchiffer eingeweiht.
Nummer 237
Donnerstag, den 28. Anguſt 1930
Seite 9
*Sonne überm Engadin.
Die inkernakionale Aukowoche. — Deutſche wagen die zuverläfſigſten, die ſchnelſten, die ſchönſten.
St. Moritz, 25. Auguſt.
Die Sonne lacht überm Engadin, daß es ein Jammer iſt,
wieder herauszumüſſen aus dieſer ſchönen, ſchönſten Welt. Man
wird braun, tagüber, — man wird froh nach ſo vielen, vielen
Regentagen — und die deutſche Geſellſchaft von St. Moritz,
Celerina, Pontreſina, Samaden, Silvaplana, Campfer,
Malog=
gia — die freut ſich, daß hier im internationalſten Hochland
Europas wieder und immer wieder die deutſche Fahne zur
Ehre kam, deutſche Fahrer, deutſche Wagen, deutſcher
Sport=
geiſt. Man braucht nicht Nationaliſt zu ſein, keineswegs: wenn
aber auf fremden Boden inmitten fremder Völker Deutſche
ſiegen, wenn deutſche Induſtrie und damit deutſche Wirtſchäft
und deutſcher Schaffensgeiſt höchſte Anerkennung ſinden, dann
fühlt man mehr als ſonſt für ſein Land, für deſſen Arbeit, für
deſſen Erfolge. Das tun ja Franzoſen, Engländer, Italiener
auch.
Und Prachterfolge waren das! Doch man ſoll nicht
über=
treiben und auch in der Sonne auf Schatten bedacht ſein. Die
Internationale Sternfahrt ward zum deutſchen Induſtrieſieg.
B.M.W. war in Front, ein kleiner B.M.W.=Wagen kam in
3 Tagen von Stockholm ins Engadin. Das Flachrennen war
deutſcher Erfolg: B.M.W. und D.K.W. und dann Rekordfahrt
auf Mercedes=Benz! Nun aber wars die Schönheitskonkurrenz.
Italieniſche öſterreichiſche, franzöſiſche, ſchweizer und deutſche
Fabriken hatten gemeldet, und dazu kam eine anſehnliche Zahl
von Vertretern oder Privatbeſitzern gemeldeter Wagen dieſer
Induſtrien und amerikaniſcher und engliſcher und belgiſcher
Produktion. Im Vorjahre wars Ergebnis; 5
Höchſtauszeich=
nungen — 4 davon an deutſche Mercedes=Benz=Wagen. Das
hatte Senſation gegeben. Diesmal war das Schiedsgericht noch
gemiſchter noch internationaler, 4 Schweizer, 4 Deutſche, 4
Ita=
liener, 2 Franzoſen, 2 Aegypter, je ein Engländer und U. S.A.=
Mann bildeten die Jury. Nahezu hundert Wagen ſtarteten. 74
davon wurden prämiert. Das mag eine große Zahl ſein.
Man bedenke aber: wer ſeinen Wagen in St. Moritz,
mondain=
ſtem Kurort Europas, zur Schönheitskonkurrenz meldet, der
bringt ſchon was zur Schau, das ſich ſehen laſſen kann. Der
bringt ſicher keinen Kitſch und Tyneff. So wars auch. Jeder
Wagen war ſchön, der eine äſthetiſch, der andere auffallend,
der dritte überprunkt, der vierte mit liebevoll geſchaffenen
Ertra=
vaganzen. Von 74 prämiierten Fahrzeugen wurden 29 deutſche
„Wagen prämiiert, alſo über 40 Proz. der preisgekrönten Wagen
entſtammten deutſcher Automobilinduſtrie. Von dieſen 29
preis=
gekrönten deutſchen Wagen waren es wiederum Mercedes=Benz,
die den Löwenanteil an Preiſen errangen, denn nicht weniger
als 18 Mercedes=Benz=Wagen, die Mehrzahl davon mit
Ori=
ginalkaroſſerien, wurden preisgekrönt. Die höchſte Auszeichnung
aber, das „Blaue Band” wurde einem N.A. G.=Wagen verliehen.
Der alſo ausgezeichnete N. A. G., ſchönſter Wagen von St. Moritz,
war ſchon als „Schönſter Wagen von Berlin” im Berliner
Stadion anerkannt worden. Dieſer N.A.G. der Frau Elfes,
Gattin des A.E.G.=Generaldirektors, hatte vor 14 Tagen
1. Schönheitspreis im Autoturnier zu Luzern errungen. Alſo
iſt dieſer N.A.G. wirklich Klaſſe für ſich. Es gab nur ein
blaues Band . .. ſchwer war das Schiedsrichteramt, knapp die
Entſcheidung. Der Beifall aber, der Frau Elfes auf ihrer
Ehrenrunde lohnte, war Beweis dafür, daß dies Urteil der
Jury gebilligt wurde. Auch ein zweiter N.A.G.=Sport war
überragend ſchön und wurde prämiiert. Und dann die
Mer=
cedes=Benz! Alle, die da waren, erhielten Auszeichnungen,
davon der 24/100/140er Kompreſſor die höchſte Auszeichnung,
die goldene Medaille. Man ſah ſchöne, man fah intereſſante
Typen bei Mercedes=Benz. Neu (aber von der Jury nicht
reſt=
los anerkannt) war bei dem Unterrürkheimer=Mannheimer
Fa=
brikat die Cabriolet=Ausſtattung mit Handgeweben, nicht mit
Leder. Das Handgewebe hat dem Leder gegenüber gewiß
manchen Vorzug. Das weitere wird die Praxis lehren. An der
Schönheit aber iſt nicht zu zweifeln. Von Spitzenleiſtungen
ſeien erwähnt: linienſchlanker S. S.=Wagen mit Kabriolet=
Karoſ=
ſerie, unübertrefflich bequeme Nürburg=Achtzylinder, feſche,
formſchöne 2½Liter=Wagen des Typs Stuttgart. Ueberaus
ein=
drucksvoll war der Erſtaufmarſch der neuen Wanderer=1½=Liter=
Type. In aller Stille haben die Wanderer=Werke den z. Zt.
einzigen deutſchen G=PS.=Wagen geſchaffen, eine Type, die in
ihrer früheren Art dem Wanderer den Ruf eines der
zuverläſ=
ſigſten Wagen verdient hatte. Der neue Wanderer=Vierzylinder
iſt außerordentlich preiswert. Die bildſchönen Sindelfingen=
Karoſſerien gefielen allgemein. Drei Wanderer erhielten
Me=
daillen. Was die neue Wanderer=Type leiſtet, zeigte ſpäter Karl
Kappler auf ſchaltungsloſem Fahren durch St. Noritz. Nur
daß dieſe 6000=Fr.=Wanderer in einer Klaſſe gewertet wurden
mit Wagen von 55 000 Fr. Verkaufspreis, war bedauerlich,
denn zehnfach teurerer Wagen kann gewiß anderen Lurus haben,
als die billigen (und dennoch tadellos ausgeſtatteten) Wanderer.
Höchſte Anerkennung wurde auch dem Horch von Kaißer
zuer=
kannt, dem 2. Preisträger der Sternfahrt. Höchſte
Auszeich=
nung erhielt mit Fug und Recht der neue Maybach 12. Das
war ein Wagen, der ſo recht den bequemen Reiſewagen des
anſpruchsvollen und verwöhnten Automobiliſten repräſentiert.
Es fehlte nichts. Ausſtattung war glänzend. Und dazu dieſer
Maybach=12=Zylinder=Motor mit Schnellganggetriebe! Die
Lincoln und wie ſie alle heißen fielen hiergegen und gegen die
Mercedes=Benz, N.A. G., Hoich ab.
Das aber ſei ſeſtgeſtellt: für ausländiſchen Geſchmack waren
manche deutſche Wagen zu bunt. Dunkle Farbtöne ſind Trumpf.
An Verzierungen und Aufſätzen herrſcht Sparſamkeitsprinzip.
Kitſch im Innern wirkt ſtörend. Anpaſſung an Tagesbedürfniſſe
iſt auch in Karoſſerieinnenkultur Loſung. Die Kofferfrage iſt
akut. Der ſtehende Koffer muß verſchwinden. Eheſtens! Der
geräumige, der der Karoſſerieform angepaßte liegende
Auto=
koffer iſt Trumpf. Werkzeugkäſten gehören nicht aufs
Tritt=
brett, Reſerveräder nicht hinter den Autokoffer, ſondern an die
Wagenſeiten. Das Cabriolet hat den Kampf gewonnen. Der
offene Wagen iſt im Ausſterben. Die Serienkaroſſerie
ierfreu=
licherweiſe beſonders die deutſche) iſt in Quglität und
Aus=
ſtattung führend, wenn der Preis berückſichtigt wird. Auch
Sportkabriolets dürfen nicht zu niedrig und nicht zu eng ſein.
Wagen mit Tanks ohne Betriebsſtoffbedarf für mindeſtens
400 Kilometer möge ebenſo wie das Schiedsgericht der abweiſen,
der Reiſewagen haben will. Die altengliſch=konſervative Mode
iſt überlebt. Der Amerikaner hatte hier nichts zu ſagen.
Euro=
pas Autokönnen wurde hier ſieghaft demonſtriert. Ein Renault
wurde (trotz allem) beklatſcht, weil — ja, weil die d’Alvarez am
Steuer ſaß. Zumeiſt ſteuerten Damen. Es gab auch Kinder,
Blumen und Hunde im Wagen. Die Jury blieb neutral.
Und als Abſchluß der 2. St. Moritzer Autowoche das große
Berninarennen auf dem 2156 Meter hohen Bernina Paß. Dies
Rennen iſt ſportliche Viecherei. Die Straße iſt verdammt
ſchmal. Wer an etlichen Stellen ausrutſcht, wird zum Flieger.
Und Kurven gibts, zünftige und gemeine! Hans Stuck fehlte
diesmal. Er war der Vorjahrsrekordmann. Sein Wagen iſt
zum Neubau. Sein Rivale, der Weſchſchweizer Chiron, jetzt
in Dienſten von Ettore Bugatti, ſchuf neuen Bernina=Rekord.
Gewann den Gr. Preis von St. Moritz für Rennwagen. Mit
Chirons 16=Zylinder Bugatti aber iſts ebenſo, wie mit Ettore
Bugattis auf der Schönheitskonkurrenz gezeigten 80 000=Mark=
Bugatti, dem mit 15 Liter Zylinderinhalt größten und ſtärkſten
Wagen der Welt: kein Normalmenſch bekommt ihn zu kaufen,
nämlich ſo, wie dieſe beiden Wagen von Chiron und Ettore
eben ſind. Schließlich aber — mit Stucks Auſtro=Daimler=
Renn=
wagen iſts kaum anders. H. J. von Morgen, der in letzter Zeit
von Sieg zu Sieg eilende, machte heute wieder von ſich reden.
Fuhr auf ſeinem Normal=Bugatti=Rennwagen ein glänzendes
Rennen. Zweitbeſte Zeit des Tages. Die drittbeſte fuhr
Ra=
ketenfahrer a. D. Kurt Volkhardt. Der fuhr, was das Zeug
hielt, drauf, dran, — zum Sieg. Wurde auch überlegener
Klaſ=
ſenſieger. Burggaller aber, der leiſtete ſich herzbeklemmende
Extratour. Kam die Strecke mit ihren 1216 Meter
Höhen=
differenz heraufgekracht, daß es zum Gr. Preis von St. Moritz
totſicher gelangt hätte. Da — kurz vorm Ziel eine Kurve zu
ſcharf. Sein Bugatti dreht ſich. Ab durchs Geländer zum
Abgrund! Herzbeklemmende Augenblicke, brechendes Holz,
los=
gelöſtes, abſtürzendes Geſtein. Schreiende Bremſen,
ſchlürfen=
des Metall , der Wagen ſteht. Hängt zum guten Drittel
über dem Abgrund. Und nun . . . nun von den Hängen von
Straßenrändern, allüberall her im Augenblick kräftige Männer.
Schweizer, deutſche, engliſche, franzöſiſche Hände packen zu.
„Huhf ruck!” der Wagen iſt auf die Straße zurückgebracht.
Burg=
galler jagt den Gang rein ... gibt Vollgas . . . irgend jemand
hat den Motor angeworfen .. . ab ſtiebt der Wagen, die
Volks=
maſſen jubeln. Und glänzende Zeit fährt der ſchneidige
Ber=
liner. Wird Klaſſenſieger. Nur zum Rekord, zum „Großen
Preis”, da langts nicht mehr, Jammerſchade. Der Burggaller
— er hätte ihn verdient!
Und Simons, der ſonntägliche Sieger auf D. K. W.=
Sportzwei=
ſitzer! Der rennt irgendwo gegen, ſchlägt mit dem Geſicht aufs
Steuerrad . . . ein Zahn iſt futſch . .. der Motor ſchnurrt
weiter: Klaſſenſieg! Bravo Simons! Und weiter: ein
Klaſſen=
ſieg auf B.M.W., glänzende Sportfahrt — ein wagemutiges
Meiſterſtück! von Roſenſtein (Stuttgart) auf Mercedes=Benz
S. S.=Wagen . Sonne lacht über dem Bernina=Gletſcher, läßt
den Morteratſch=Gletſcher funkeln in unzähligen Farben".
wir Fähnlein Deutſcher aber laſſen unſere Wagen talwärts
rollen zum See von St. Moritz und ſind zufrieden, ſind froh,
ſind begeiſtert; ſie lachte ja in all” ihrer ſtrahlenden Schönheit
über deutſche Siege, über deutſches Können, die ſchöne, die heiße,
die unvergleichliche Sonne von St. Moritz!
Siegfried Doerſchlag.
Der Sieger von „Quer durch Berlin”, Gianni Gambi, gewann
jetzt das Langſtreckenſchwimmen in Venedig um den Lord=
Byron=Pokal über etwa 7 Kilometer in der neuen Rekordzeit von
1:22.05,4 Std. Auf den nächſten Plätzen endeten Gambis Brüder
Giacomo und Francesco.
Handball im Odenwaldgan der 9.T.
Der 24. Auguſt 1930 brachte folgende Ergebniſſei
a) Pflichtſpiele: Meiſterklaſſe: Groß=Zimmern-König 4:3:
Er=
bach II—Nieder=Klingen 12:5; Michelſtadt—Groß=Umſtadt II 9:3. —
A=Klaſſe=Nord: Klein=Umſtadt I—Hergershauſen 7:1;
Gundern=
hauſen I—Richen 3:2; Lengfeld I—Sickenhofen 9:1. — A.=Klaſſe=
Süd: Steinbuch-Kirch=Brombach 2:8; Höchſt-Lützel=Wiebelsbach —;
König II—Momart I 4:3. — B=Klaſſe, Gruppe 1: Michelſtadt II
—Hainſtadt 5:5; Mümling=Grumbach-Wald=Amorbach 14:1. Gr. 2:
Klein=Zimmern—Schaafheim I 8:0; Langſtadt I—Heubach I 3:1. Gr. 3:
Groß=Zimmern II—Groß=Bieberau II 4:2: Reinheim I—Altheim I 4:0.
— C=Klaſſe, Gruppe 1: Erbach III—Momart II 5:0; König III—
Zell II 3:3; Steinbuch II — Kirch=Brombach II 0:2. Gr. 2: Groß=
Um=
ſtadt III — Richen II 5:3; Reinheim II—Rimhorn I 10:1; Lengfeld II
gegen Spachbrücken I 1—3. Gr. 3: Gundernhauſen II—
Hergershau=
ſen II 2:5: Langſtadt II—Altheim I 1:4; Schlierbach I—
Schaaf=
heim II 2:2. — b) Freundſchaftsſpiele: Zell I—Steinbach I 6:3;
Rein=
heim Jgd.—Heubach II 1:1.
Tv. 1863 E. V. Groß=Zimmern — Tv. König i. O. 4:3 (1:1).
Das erſte Pflichtſpiel der Meiſterklaſſe im Odenwaldgau gegen den
Turnverein König trug wieder den Charakter eines wichtigen
Punkte=
kampfes und zeichnete ſich beſonders in der erſten Halbzeit durch eine
beiſpielloſe Härte von beiden Seiten aus. Mit obigem knappem
Re=
ſultat konnte unſere erſte Mannſchaft am letzten Sonntag den Platz
verlaſſen. Unſere Handballanhänger werden wohl enttäuſcht ſein, jedoch
ſei zu erwähnen, daß in der Stürmerreihe eine Umſtellung
vorgenom=
men wurde, wodurch das Zuſammenſpiel nicht den ſonſtigen Höhepunkt
erreichte.
Ueber den Spielverlauf ſei folgendes zu berichten: In den erſten
10 Minuten konnte man die Nervoſität beider Mannſchaften feſtſtellen.
Das Spiel ging auf und ab, bis Groß=Zimmern durch ſeinen Linksaußen
den Führungstreffer erzielen konnte. Nun raffte ſich auch die
Gäſte=
mannſchaft auf und konnte kurz darauf durch ihren Rechtsaußen den
Ausgleich herſtellen. Dies war Grund zur beiderſeitigen Aneiferung.
und die Mannſchaften kämpften mit ihrem ganzen Können. Jedoch
konnte keine Mannſchaft bis zur Halbzeit zu einem weiteren Torerfolg
gelangen, und ging es mit 1:1 in die Pauſe.
Erſt in der zweiten Halbzeit fanden ſich die Einheimiſchen beſſer
zu=
ſammen, und es entwickelte ſich ein wuchtigeres Spiel unſerer
Mann=
ſchaft, was daraus zu erſehen iſt, daß das Spiel in wenigen Minuten
ſchon 3:1 für Groß=Zimmern ſtand. Auch die Gäſtemannſchaft gibt nun
ihr ganzes Können her und konnte kurz darauf durch einen Strafſtoß
auf 3:2 aufholen. Nun ſetzte ein überlegenes Spiel für Groß=Zimmern
ein, wobei es die Läuferreihe der Einheimiſchen vorzüglich verſtand, das
gegneriſche Kombinationsſviel vielfach im Keime zu erſticken. Den
Ein=
heimiſchen gelang es, durch ihren Mittelſtürmer durch ſcharfen Schuß
das Reſultat auf 4:2 zu erhöhen. Drei Minuten vor Schluß konnte
aber König durch Deckungsfehler unſerer Hintermannſchaft das Reſultat
auf 4:3 feſtſetzen. Der Schiedsrichter leitete gut. — Vor dieſem Spiel
traf ſich unſere zweite Mannſchaft mit der gleichen Mannſchaft des Tv.
Groß=Bieberau, wobei die Einheimiſchen mit 4:2 Toren als Sieger
her=
vorgehen konnten. Zu erwähnen ſei noch, daß die Einheimiſchen mit
nur 10 Mann und 3 Mann Erſatz das Spiel beſtreiten konnten.
Fußball.
F. SpV. 1919 Groß=Zimmern — FV. 1920 Eppertshauſen 2:4 (0:2).
Zum letzten Geſellſchaftsſpiel vor den Verbandsſpielen empfing am
vergangenen Sonntag, der F.SpV. Groß=Zimmern nochmals einen
Spitzenverein aus dem Dreieichgau und mußte ſich trotz teilweiſe viel
beſſeren Spieles eine unverdiente Niederlage gefallen laſſen.
Die Hauptſtärke bei den Gäſten lag in dem eminent ſchnellen und
gefährlichen Sturm, bei dem wiederum die beiden Halbſtürmer beſonders
hervorſtachen. Die Läuferreihe und Verteidigung war wohl in der
Zer=
ſtörung ſehr gut, ließ aber dagegen im Aufbau viele Wünſche offen.
Die Einheimiſchen waren wider Erwarten doch gezwungen, mit drei
Erſatzleuten anzutreten und kamen diesmal nicht im entfernteſten an die
Leiſtungen des Vorſonntages heran.
Pferdeſpork.
Rennen zu Grunewald.
Preis von Kohlhaſenbrück. Lehrlingsreiten. Für Dreijährige. 2300 Mk.
1800 Meter. 1. Butzkes Koritza (Frehtag); 2. Gulbrand; 3. Petarde.
Ferner: Ritorno, Hans Bur, Fides 2. Toto: 89. Platz: 25, 16. 1½
bis 6 Längen.
Preis von Beelitzhof. Für Zweijährige. B0 Mk. 1000 Meter. 1. Geſt.
Mydlingshoven Wokeus (J. Raſtenberger); 2. Braut; 3. Biscuit,
Toto: 12. 4—12 Lg.
Preis von Schwanenwerder. Ausgleich 2. 3500 Mk. 2400 Meter.
1. Geſt. Tenever und Welp Matador (Pretzner); 2. Waiſenknabe;
3. Altenhof. Ferner: Teddy, Quos ego. Toto: 31. Platz: 15, 18.
*).—Kopf.
Preis von Lind=Werder. Verkaufsrennen. Für Zweijährige, 2300 Mk.
1200 Meter. 1. Sterns Sanda (H. Schmidt) und Weber=Nonnenhofs
Aka (Vinzenz); 3. Dongtello. Ferner: Marbod, Soldat, Aroſa,
Laxevill. Toto: 26, 12. Platz: 15, 12, 15. Tot—3 Lg.
Preis von Sakrow. 5500 Mk. 1600 Meter. 1 Sterns Grasgräfin
Sajidik); 2. Askari; 3. Geranium. Ferner: Surya, Favorit,
Var=
dar. Toto: 50, Platz: 23, 22. Kopf-Kopf.
Preis vom Jungfernſee. Für Zweijährige. 3000 Mk. 1200 Meter.
1. Baron Buxhoevedens. Le Mauvais (Werman); 2. Firlefanz;
3. Leonatus. Ferner: Boro Burdur, Thuſis, Ilſcha, Margeherita
dArezzo. Toto: 38. Platz: 13. 12. 19. Kopf—3 Lg.
Preis von Griebnitzſee. Ausgleich 3. 200 Mk. 1600 Meter. 1. Spes
Lidora (Printen); 2. Gero; 3. Amersfort. Ferner: Runkler, Held,
Iſchtar, Maravedis, Ping Pong. Dogmatiker. Toto: 24. Platz: 14,
24, 54. ½—1 Lg.
Der Abſchluß des Junioren=Turniers in Pforzheim.
Bei dem Tennisturnier der Junioren in Pforzheim gewann
das Endſpiel bei den Junioren Ernſt=Pforzheim mit 6:3, 6:0
gegen den Franzoſen Lecointre und bei den Juniorinnen war die
Pforzheimerin Frl. Siegler im Finale mit 6:0, 6:3 gegen Frl.
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Monaisbilanzen deutſcher Kredikbanken.
Die Zahl der Monatsbilanzen veröffentlichenden Kreditbanken iſt
wieder um 2 geſtiegen; die Rheiniſche Kreditbank und die Dernburger
Bank, die im Vormonat in Fortfall gefallen waren, ſind wieder
hinzu=
gekommen.
Die Wirtſchaftsſtockung kommt in immer ſtärkerem Maße in den
Bilanzziffern zum Ausdruck, und zwar einerſeits durch den jetzt ſtärkere
Ausmaße nehmenden Rückgang der fremden Gelder, andererſeits durch
eine Verſchiebung in den Anlagen. Die Kreditoren, die im Vormonat
noch eine geringe Zunahme von 57 Mill. RM. erfahren hatten, ſind
diesmal bei den Berliner Großbanken um 230 Millionen zurückgegangen,
bei ſämtlichen 92 Kreditbanken ungefähr im gleichen Ausmaße. Auf der
anderen Seite iſt eine geringe Zunahme des Akzeptkontos um 27 Mill.
RM. faſt allein auf eine Zunahme des Kontos bei der DD=Bank (plus
22 Millionen) zurückzuführen. Auf der Aktivſeite iſt die weſentlichſte
Aenderung der Rückgang der Wechſelbeſtände um 293 Millionen. Dieſer
Poſten hatte im Vormonat ſtagniert. Es war zwar insgeſamt eine
Steigerung um 87 Millionen zu verzeichnen geweſen, hiervon fielen aber
allein 80 Millionen auf Schatzanweiſungen. Letztere ſind im Juli um
87 Millionen zurückgegangen, Wechſel und Schecks allein um 204
Millio=
nen. Die Steigerung des Noſtroguthabens um 105 Millionen weiſt auf
mangelnde Verwendungsfähigkeit der zur Verfügung ſtehenden Gelder
hin. Alle übrigen liquiden Anlagen gingen zurück. Debitoren in
laufen=
der Rechnung ſind dagegen um 92 Millionen (im Vormonat 4 Millionen)
geſtiegen. Avale und Bürgſchaftsverpflichtungen nahmen noch
gering=
fügig um 5 Millionen auf 695 Millionen zu, eigene
Indoſſamentsver=
bindlichkeiten ſtiegen erheblich von 764 auf 928 Millionen. Die
dies=
monatigen Verſchiebungen bedingen bei allen Großbanken eine
Ver=
ſchlechterung der Liquidität. Die Liquiditätsziffer betrug
bei der DD=Bank 54,8 (563), Commerz=Bank 51,6 (52,8) und Berliner
Handelsgeſellſchaft 60 3 (612). Während bei den Staats= und
Landes=
banken eine geringfügige Ausdehnung der Geſchäftstätigkeit zu
verzeich=
nen iſt, weiſen die Bilanzziffern der Girozentralen überwiegend
Rück=
gänge auf.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Der Aktienindex. Der vom Statiſtiſchen Reichsamt errechnete
Aktien=
index (1924—26: 100) ſtellt ſich für die Woche vom 18. bis 23. Auguſt
1930 auf 103,8 gegenüber 102,1 in der Vorwoche, und zwar in der
Gruppe Bergbau und Schwerinduſtrie auf 100,5 (97,9), Gruppe
ver=
arbeitende Induſtrie 92,6 (910) und Gruppe Handel und Verkehr auf
126,4 (124,9).
Rückläufiger Kalkabſatz. Im Juli und Auguſt ging der Kalkabſatz
im allgemeinen weiter zurück, und zwar bei Branntkalk bis zu 40
Pro=
zent, bei kohlſaurem Kalk bis zu 60 Prozent der Verſandzahlen vom
Juli 1929. Im Auguſt begann ſich die Nachfrage zu beleben, erreichte
aber bisher das Ausmaß des Vorjahres nicht entfernt. — Im beſonderen
wird die Nachfrage nach Düngekalk noch gehemmt durch die ungünſtige
Witterung, die die Landwirte bei den Ernte= und Beſtellungsarbeiten
behindert. Die Nachfrage nach Baukalk läßt nach wie vor ſehr zu
wün=
ſchen übrig. Der Abſatz von Induſtriekalk an die Eiſen= und
Stahl=
induſtrie blieb gleichfalls rückläufig.
Linoleum=Einzelhandel gegen Linoleum=Truſt. Die
Einzelhandels=
gemeinſchaft für Heſſen=Naſſau e. V. teilt mit: „An Stelle der
weſent=
lichen Preisherabſetzung, welche die Notverordnung der Reichsregierung
im Intereſſe des Wohnungsbauprogramms von der Induſtrie verlangt
hat, ſind die Linoleumpreiſe der Induſtrie trotz erheblicher Senkung der
Rohſtoffpreiſe nur ganz unweſentlich, und zwar auf den Stand vom 16.
September 1929 geſenkt worden. Durch die Aufhebung des
Preis=
ſchutzes ſoll aber erreicht werden, daß der Linoleumhandel ſich
notwen=
digerweiſe auf der Jagd nach Umſatz und durch Eindringen
branche=
fremder Elemente ſelbſt zerfleiſcht. Es kann icht der Sinn der
beab=
ſichtigten Maßnahmen der Reichsregierung ſein, eine Monopol=
Indu=
ſtrie, deren außergewöhnlich hohe Dividenden, die zudem in
überwiegen=
dem Maße ins Ausland gehen, auf Koſten des deutſchen Einzelhandels
aufrecht zu erhalten.”
Helvetia Konſervenfabrik A.=G., Groß=Gerau. Die Geſellſchaft,
deren A.=K. von 2 Mill. RM. zu 51 Prozent im Beſitze der
Süddeut=
ſchen Zucker A.=G. und zu 43 Prozent bei der ſchweizeriſchen
Konſerven=
fabrik Lenzburg ſich befindet, verlegt ihr Geſchäftsjahr mit Rückſicht auf
das Arbeitsprogramm vom Kalenderjahr auf Ende April. Eine a. o.
G.=V. genehmigte den Abſchluß für das Zwiſchengeſchäftsjahr Januar
bis April 1930, das einen Verluſt von 69 000 RM. ausweiſt, der nach
Abzug des Gewinnvortrages aus dem vollen Jahre 1929 von 21000
RM. mit 48 000 RM. vorgetragen wird. Die Ausſichten in der
Kon=
ſerveninduſtrie werden nicht günſtig beurteilt. Der Abſatz ſei geringer
als im Vorjahre, die Fabrikation eingeſchränkt. Der Konſum halte
äußerſt zurück, da man mit weiteren Preisermäßigungen rechnet, es
müſſe infolgedeſſen mehr auf Lager gearbeitet werden.
Vergleichsverfahren Teppichhaus Hochſtetter G. m. b. H., Mannheim.
Im Vergleichsverfahren der Firma Teppichhaus Hochſtetter G. m. b. H.
haben beim gerichtlichen Termin von 159 Gläubigern 109, das ſind rund
400 000 RM. von 480 000 RM. Geſamtforderungen, dem
Vergleichsvor=
ſchlag zugeſtimmt. Es iſt zu erwarten, daß der Vergleich genehmigt
wird. Forderungen bis 100 RM. ſollen voll, die übrigen Gläubiger mit
35 Prozent in vier Raten befriedigt werden.
Die G.=V. der Badiſchen Obſt= und Gemüſewerke A.=G. in Griefſen,
deren A.=K. von 325 000 RM. zu 99,6 Prozent bei der Helvetia A.=G.
liegt, genehmigte den erneuten Verluſtabſchluß für das abgelaufene Jahr
in Höhe von 68 000 RM., der mit dem Verluſtvortrag von 27000 RM.
mit insgeſamt 95 000 RM. vorgetragen wurde. Auch bei dieſer
Geſell=
ſchaft, die bisher ſchon einige Male ſanierte, wurden die Ausſichten als
unbefriedigend bezeichnet.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 27. Auguſt
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg. Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt. Elektrolyt
kupfernotiz) 105,25 RM. — Die Notierungen der Kommiſſion des
Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab
Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Bezahlung)
ſtell=
ten ſich für Original Hüttenaluminium 98 bis 99 Prozent in
Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgleichen in
Walz=
oder Drahtbarren. 99 Prozent, 194 RM., Reinnickel, 98 bis 99
Prozent. 350 RM., Antimon Regulus 54—57 RM., Feinſilber
(1 Kg. fein) 48—50 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 27. Auguſt ſtellten ſich für
Kupfer: Auguſt 93 (96) September 93,75 (94) Oktober,
No=
vember Dezember, Januar, Februar, März, April 93,50 (94), Mai
93,50 (93,75) Juni, Juli 93,50 (94). Tendenz: ſtill. Für Blei
Auguſt 36 (37), September 35,50 (36,25) Oktober November,
De=
zember Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli 35,50
(36). Tendenz; luſtlos. Für Zink: Auguſt, September 31,25
(32), Oktober 31,50 (32,50), November. Dezember 31.25 (32,75)
Januar 31,75 (33), Februar 32, 75 (33.50), März 33 (33,75) Apri
33,25 (34), Mai 33,50 (34,50) Juni 33,50 (34), Juli 33,75 (33,75).
Tendenz: ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die it
Klammern Brief.
Brodukkenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 27. Auguſt. An der heutigen
Produktenbörſe war die Haltung im Hinblick auf die ſchwachen
Aus=
landsmeldungen luſtlos und im Verlaufe ziemlich flau. Weizen und
Noggen waren bei großem Angebot bis 5 Mark ver Tonne niedriger
Hafer alter Ernte war knapp angeboten, doch war hier der Preisverluf
mit 8,5 Mark die Tonne am ſtärkſten. Neuhafer wurde billiger ange
boten, fand aber kaum Beachtung. Weizenmehle wurden von der
Müh=
len=Konvention abermals um 0.50 Mark per Doppelzentner ermäßigt
doch war auch hier kaum Geſchäft zu verzeichnen. Roggenmehl
unver=
ändert. Futterartikel ruhig und zur Schwäche neigend. Weizen 262,5
Noggen 167.,50, Hafer alter Ernte 197,50. Neuhafer 170—172.50,
Weizen=
mehl ſüdd. 42—42,75, dito niederrhein. 42—42,50; Roggenmehl 2—38.
Weizenkleie 775—7,60; Roggenkleie 7.25—700. Die Weizennotierung
verſteht ſich für geſunde Durchſchnittsware. Beſſere Qualitäten werden
höher, abfallende niedriger bezahlt.
Berliner Produktenbericht vom 27. Auguſt. Der Produktenmarkt
zeigt alle Anzeichen der Luſtloſigkeit und Unſicherheit. Weizen iſt aue
heute wieder ſehr ſtark angeboten, Stützungskäufe blieben auf den
Lie=
ferungsmarkt beſchränkt, vermögen den weiteren Preisrückgang jedog
auch nicht völlig aufzuhalten; prompt verladebarer Weizen iſt in der
Forderungen um etwa 5 Mark nachgiebiger. Abſchlüſſe kommen au
niedrigerer Preisbaſis nur vereinzelt zuſtande. Auch Roggen iſt ſowoh
in Waggon= als auch imn Kahnware ſtärker angeboten, die Stützungskäu
werden fortgeſetzt, ſo daß das Preisniveau etwa aufrecht erhalten
wer=
den konnte. Weizenmehl hat bei 25 Pfg. niedrigeren Preiſen kleines
Konſumgeſchäft, auch die Umſätze in Roggenmehl halten ſich in ziemlich
engen Grenzen, allerdings bei behaupteten Preiſen. Hafer weiter
ziem=
lich matt, der Konſum iſt gegenwärtig wenig aufnahmefähig. Gerſte
in guten Brauqualitäten weiter geſucht, abfallende Sorten dagegen ſtark
vernachläſſigt.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., R. Auguſt.
Nach dem Liquidationstag war die Stimmung wieder freundlicher,
da Material im Zuſammenhang mit dem bevorſtehenden Zahltag
vor=
läufig nicht mehr an den Markt kam. Auch die wieder erholte geſtrige
New Yorker Börſe konnte ſich ſtimmungsgemäß günſtig auswirken, doch
wurde das Geſchäft von der beſſeren Beurteilung der Lage nicht
beein=
flußt. Die Kuliſſe verhielt ſich ſtark reſerviert und ſchritt nur in
eini=
gen Spitzenwerten zu Deckungen. Der mangelhafte Auftragseingang
wurde ſtörend empfunden. Gegenüber der etwas ſchwächeren geſtrigen
Abendbörſe traten überwiegend Kurserhöhungen von 1 bis 2 Prozent
ein. Etwas mehr in den Vordergrund traten am Elektromarkt Felten,
die 4,5 Prozent feſter eröffneten. Ein erſichtlicher Grund für dieſe
Auf=
wärtsbewegung war nicht zu erkennen. Es dürfte ſich vielleicht um eine
größere Zufallsorder gehandelt haben. Bevorzugt waren noch von
dieſem Markt Schuckert mit plus 3,5 Prozent, Licht und Kraft gewannen
2,25 Prozent und AEG. 15 Prozent. Auch für J. G. Farben machte
ſich etwas mehr Intereſſe mit plus 2,75 Prozent bemerkbar. Deutſche
Erdöl und Rütgerswerke lagen bis 1 Prozent höher. Am Montanmarkt
war das Geſchäft auch heute wieder ſehr beſcheiden; auch blieben die
Beſſerungen, mit Ausnahme von Rheinſtahl, die 2 Prozent gewannen,
klein. Baunternehmungen gehalten. Am Bankenmarkt kam zunächſt
nur in Commerzbank bei etwas niedrigerem Kurs eine Erſtnotierung
zuſtande. Renten ebenfalls faſt ohne Geſchäft, doch lagen deutſche und
ausländiſche Anleihen etwas höher.
Auch im Verlaufe trat keine Belebung des Geſchäftes ein. Die
Stimmung war aber weiterhin freundlich; vereinzelt zogen die Werte
nochmals um Bruchteile eines Prozentes gegen Anfang an. Karſtadt
lagen etwa 2 Prozent feſter, auch Felten konnten ſich weiter befeſtigen.
Schwächer lagen dagegen Danatbank. Am Geldmarkt war Tagesgeld
mit 4 Prozent etwas angeſpannter. Am Deviſenmarkt war Madrid
er=
neut ſchwach. Mark gegen Dollar 4,1875, gegen Pfunde 20.39; London
—Kabel 4,8695; Paris 123,75; Mailand 92,98; Madrid 45,80; Schweiz
25,05; Holland 120834.
Die Abendbörſe verlief ohne jede Anregung vollkommen
ge=
ſchäftslos. Nur Bankaktien freundlicher, Danatbank unter
Schwankun=
gen 2 Prozent gebeſſert. Felten, die an der Mittagbörſe auf
Kombi=
nationsgerüchte ſtark erhöht waren, blieben nur behauptet. Farben
eher eine Kleinigkeit ſchwächer. Die ſonſtigen Märkte waren umſatzlos.
Die genannten Kurſe eher Geld. An der Nachbörſe nannte man
Far=
ben 151,75. Von Kurſen ſind zu nennen: Deutſche 124. Danat 180,
Reichsbank 258 Buderus 61. Gelſenkirchen 109,50 Aſchersleben 192,
Salz=
detfurth 315, Stahlverein 77,50, Hapag 91,75. AGG. 140, Siemens 194,
Felten 113, Zell Aſchaffenburg 97. Aku 81, Bemberg 87. Chade 299,50.
Berlin, 27. Auguſt.
Nachdem ſich herausgeſtellt hatte, daß die Gerüchte über
Schwierig=
keiten am Amſterdamer Platze weit übertrieben waren, und daß nur
eine mittlere Maklerſirma ihre Zahlungen eingeſtellt hat, konnte ſich
zu Beginn der heutigen Börſe die Stimmung auch in Berlin
weſent=
lich beſſern, zumal aus Holland feſte Kursmeldungen mit Kursſprüngen
bis zu 20 Prozent vorlagen. Die geſtern abend in Frankfurt verloren
gegangenen Reports waren wieder da, und darüber hinaus erzielten
Paviere wie Salzdetfurth, Felten und Guilleaume, Siemens, Schuckert,
Deſſauer Gas.=Echleſ. Gas, Farben, Polyphon und Aku noch ganz
an=
ſehnliche Gewinne. Von variablen Papieren zogen Berger um 4
Pro=
zent und Vogel Telegraph um 2 Prozent an. Das Fehlen von Limiten
trat heute weniger als ſonſt nach dem Ultimo in Erſcheinungen, da ſich
die Börſe ja auch an den übrigen Tagen des Monats ohne
nennens=
werte Orders behelfen muß. Eine gewiſſe Anregung ging von den
aus London gemeldeten Diskonthoffnungen für morgen aus und auch
die Nachricht, daß mit einem 60=Millionen=Bankkredit für die
Getreide=
ſtützung zu rechnen ſei, ſtimulierte etwas. Die Umſätze waren aber im
allgemeinen nicht groß und abgeſehen von einer kleinen Nachfrage des
Auslandes handelte es ſich in der Hauptſache um Rückkäufe und
Dek=
kungen der Börſenſpekulation. Auch im Verlaufe war die Tendenz ſehr
ruhig. Die Kursentwickelung wurde uneinheitlich, größere
Veränderun=
gen waren aber nicht feſtzuſtellen. Nur Vogel Telegraph gewannen
wei=
tere 2,5 Prozent. Anleihen lagen wenig verändert.
Amerikaniſche Kabelnachrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 27. Aug.:
Getreide. Weizen: September 86½, Dezember 91½, Mai
1931 98½: Mais: September 96¾, Dezember 918, März 1931
9334, Mai 95½; Hafer: September 39½4, Dezember 42½, März
1931 44½, Mai 46½; Roggen: September 57, Dezember 628,
März 1931 66, Mai 68½.
Schmalz: September 11,15, Oktober 11,15, Dezember 10,92½,
Januar 1931 10,95.
Speck; loco 17,00.
Schweine: Leichte 11,25—11,65, ſchwere 10,10—10,90;
Schweine=
zufuhren Chicago 13 000, im Weſten 65 000.
Baumwolle: Oktober 11,55, Dezember 11,69.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 27. Aug.:
Schmalz: Prima Weſtern 12,00; Talg: extra loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter, neue Ernte 102½, Hartwinter
96½; Mais: loco New York 109½; Mehl: Spring wheat clears
nominiert; Fracht nach England (in sh und d) 1,6—2,3, nach dem
Kontinent (in Dollarcts.) 7—9.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Verhandlungen zur Verlängerung der Ende d. J. ablaufenden
Baſalt=Union, die als Arbeitsgemeinſchaft Erzeuger und Verbraucher
umfaßt, nehmen einen günſtigen Verlauf. Angeſtrebt wird eine
Ver=
längerung auf fünf Jahre. Quotenſchwierigkeiten, wie ſie aus dem
Beitritt von Außenſeitern befürchtet werden, dürften kaum zu
er=
warten ſein.
Der neugewählte A.=R. der Aktiengeſellſchaft für Wirtſchaft und
Verwaltung, Frankfurt a. M., ſetzt ſich nunmehr aus folgenden Herren
zuſammen: Dr. Leon Zeitlin, Shndikus, M. d. N.W.R., Berlin, Dr.
Hans Heiman, Syndikus, Berlin, R.=A. und Notar Dr. Schmidt=Knatz=
Frankfurt.
Nachdem die großen Pflaſterſteinbetriebe Seebach und Kandern ſeit
Wochen zum größten Teil ſtill liegen, ſieht ſich nunmehr die Firma
Schwarzwälder Granitwerke C. Kiederle in Bühl gezwungen, etwa 60
Arbeiter zu entlaſſen.
Die Süddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung hat ihre Preiſe mit
Wirkung ab heute um 1 Prozent erhöht, nachdem ſie am 26. d. M. um
1.5 Prozent ermäßigt worden waren.
Die Beldam=Werke, Maſchinen= und Avarate=Fabrik A.=G.,
Nürn=
berg (A.=K. 20 000 RM.), beantragt Beſchlußfaſſung über den Verkauf
der Betriebsanlagen, Vorräte an Rohſtoffen, Halb= und
Fertigerzeug=
niſſen und der Außenſtände nach dem Stand am 30. Sevtember 1930 an
die mit 250 000 RM. A.=K. arbeitende Adam Schneider A.=G., Berlin.
Im Juli betrug der volniſche Export von Getreide, Mehl und
Grütze 48 946 To. gegen 38 809 To im Vormonat und der Wert dieſer
Ausfuhr 9,4 Mill. Zl. gegen 7.1 Mill. Es entfielen auf: Weizen 1131
(1875) To. Roggen 30 701 (18026) To., Gerſte 5965 (6642) To., Hafer
6432 (9251) To. Grütze 1294 (1105) To., Weizenmehl 352 (441) To.,
Roggenmehl 1175 (1261) To.
Die Zahl der Arbeitsloſen in Großbritannien iſt in der am 18.
Auguſt zu Ende gegangenen Woche ſeit der Vorwoche um 32 780 auf
3 117959 zurückgegangen. Im Vergleich zu derſelben Zeit des Vorjahrs
iſt ſie jedoch um 855 673 höher.
Im Juli ſtieg die Erzeugung der volniſchen Eiſenhütten nach dem
ſcharfen Produktionsrückgang des Juni wieder recht erheblich. Die
Roh=
eiſengewinnung erhöhte ſich um 4.3 Prozent, die Rohſtahlerzeugung um
94.9 Prozent, die Produktion der Walzwerke um 21.5 Prozent.
Der Bau der erſten ſpaniſchen Petroleumraffinade der
Monopol=
verwaltung in der Nähe von Bareelona macht gus Fortſchritte. Wie
verlautet, hat man bereits Pläne für den Bau einer zweiten Raffinerie
in Nordſpanien entworfen. Außerdem beabſichtigt man die Schaffung
einer eigenen Tankflotte; vier moderne Tankſchiffe befinden ſich bereits
im Bau.
Der Rückgang der amerikaniſchen Automobilfabrikation iſt nach
einer vom Handelsminiſterium veröffentlichten Statiſtik in den erſten
ſieben Monaten dieſes Jahres recht bedeutend. Es wurden 2481941
Automobile gegenüber 3 716 B3 in der gleichen Zeit des Vorjahrs
her=
geſtellt.
Berliner Kursbericht
Oeviſenmarkt
vom 2r. Augauf 4gzo Deutſche Bank und Disconto=Geſelſchaft vom 2. Auguſf 1930
Mede
Danatbank.
Deutſche Bant u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban)
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. 6.
Bayr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
142.—
180.—
123.50
124.—
80.375
126.—
90.50
139.125
56.—
86.—
165.—
45.50
143.—
134.25
71.—
MMeie
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln. Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke.
182.—
52.25
312.—
131.50
120.50
77.75
199.75
66.50
33.50
58.25
125.50
59.—
148.50
14.—
82.50
37.—
Wien 100 Schillin 59.12 59.24 Spanien 100 Beſetas 44.21 44.29 Prag o0 Tſch.Kr. 12.418 12.430 Danzig 100 Gulden 81.46 81.62 Budape 100 Bengo 173.375 73.515 Japan 1 Yen 2.066/ 2.070
Sofia 100 Leva 3.032 3.038 Rio de Janerolt 1 Milreis 0.379 0.381 Holland 100 Gulden 188.50 168.841 Jugoſlawvien 11 100 Dinar 7.425 7.439 Oslo. 100 Kronen 112.12 112.34 Portugal 100 Eseudos 18.82 18.26 Kopenhagen 100 Kronen 112.14 112.36 Athen 100 Drachm./ 5.435 5 T.445 Stocholm 100 Kronen 112.48 112.70 Iſtambu türt. 2 London. T.Stg. 20.367 20.40 Kairo 1 ägypt. 2 20.88 20.32 Buenos=Aires 1 Pap. Pe ſol 1.512 1.51 Kanada t canad. Doll., 4.185 4.793 New York. 1 Dollar. 4.132sl 4.1901 uruguay 1 Goldpeio 3.447 2.453
Belgien. 100 Belga 55.475 51ss.595 Fsland. 100 eſtl. Kr. 92,08 192.28
Italien 100 Lire 21.91 21.95 Tallinn (Eſtl.)1 100 eſtl. Kr. 111.58 111.78 Baris
100 Franes 16.45 16.49 Riga 100 Lats 80.66 80.32
Frankfurter Kursbericht vom 27. Auguſt 1930.
78 DtſchReichsanl
6% „
6% Baden .....
8% Bayer......!
6%
88 Heſſen v. 28
v. 29
8%6
6% Preuß. Staat.
8% Sachſen ......!!
6% Sachſen.....
79 Thüringen ..
Diſche. Anl. Auslo‟
ſungsſch. 4ſ.
Ab=
löfungsanl. . . ..
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. Neub.)
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe ...
8% Baden=Baden.
6% Berlin .......
8% Darmſtadt v. 26
820
v.28
7% Dresden .....
820 Frankfurt a. M.
Schätze. v. 29
790 Frankfurt v. 26
689
„ v. 26
89 Mainz......"
88 Mannheim v.26
69
v.27
8½ München .....
82 Nürnberg ...
82 Wiesbaden
8% beſſ. Landesbt.
Goldpfbr. . .
Goldpfbr.
* -: Goldoblig.
82
4½% Heſſ. 2ds.=
Shp.=Bk.=Lignid.
4I.% „Kom.=Obl.
8% Preuß. Lds.,
pfbr.=Anſt. G. Pf.
8% „„Goldoblig.
Ne
87.75
80.25
101
851),
90,
93
95.9
100.5
82.25
84.75
60.15
7.8
84.75
99
86.5
78.25
90.5
96.5
92
100
96
9e
77.5
102
98
D
Bk. Girozentrfür
Heſſen .Goldobl.
8%Kaſſeler Land. Goldpfbr..
88 Naſſ. Landesbk.
83
4½2
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
4Ausl. Ser. I
4Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
—
18% Berl. Hhp.=Bk.
4½% „Licu.=Pfbr.
18% Frkf. Hyp.=Bk.)=
4½% Lig. Pfbr.
833
Pfbr.=Bk.
4½% „Lig.Pfrb.,
18% Mein. Hhp.=Bk.
6 „Lig. Pfbr..
7 Pfälz. Hhp.=Bk.
4½% „ Lig. Pfbr.
82 Preuß.
Boden=
ered.=Bank ...."
4½% Lig. Pfbr.
18% Preuß.Centrl.=
Bodener.=Bank.
4½% — Lig.Pfbr.
8% Rhein. Hyp. Bk.
% „ Lig. Pfbr..
82 Rhein.=Weſtſi.=
Bd.=Credit .. . . .
18% Südd. Bod.=
Cred.=Bant ....
20
4½% „ Lig. Pfbr.
18% Württ. Hyp.=B.
—
6% Daimler=Benzl 70.5
98.5
99.5
84.5
100.5
85.5
86I.
59‟/.
74
14
99.25
97.25
86.25
102
96
86
102
95.5
88‟.
101.75
97.5
877),
101
89.75
101.75
89
101
86‟.
101.5
96"
86.8
100
99‟,
96.25
86.75
99.25
e
8% Klöchner=Werkel
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1914
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96.5
99.5
22
22
43
9.4
15.8
NI.
20.25
19.5
82.75
139
95
86
104.5
103
179
40.25
142
186
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109
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50
29.5
56
29.75
165
125
98
77
127.25
73"
81.25
221.5
119
30.5
134
190
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180
123.5
109
123.75
99.5
155
154.5
27.3
136.5
248
152.5
142.5
38
so.6
205
184
185
121
Nummer 237
Donnerskag, den 28. Auguſt 1930
Seite 11.
dar sorraiste
Misliensr.
Roman von Hearnden Balfour.
8)
Nachdruck verboten.
Binks Merridew war ein Schulfreund von Jim, in dieſem
Augenblick würde er aber die Nachricht von ſeinem Tode
kalt=
blücig hingenommen haben.
„Zum Henker, nicht jetzt!” war ſein erſter Gedanke, und der
nächſte: „Scotland Yard? Unglaublich! Bill hat ja auf der
gan=
zen Welt keinen einzigen Feind. Man könnte dem armen Kerl
doch wahrhaftig geſtatten, gelegentlich allein abzurutſchen, ohne
gleich hinter ihm herzujagen. Vielleicht bilden die Tröpfe ſich
ein, daß er ſein Gedächtnis verloren hat!“
Der Gedanke brachte ihn zum Lachen. Als er ſich umdrehte,
ſtand Judy neben ihm.
„Mein Herz”, ſagte er, „es iſt hölliſch langweilig, aber ich
glaube, daß ich morgen nach Hauſe reiſen muß. Lies dies mal.”
Während ſie den Zeitungsausſchnitt durchflog, erinnerte er
ſich plötzlich des anderen Briefes. Dieſer war von ſeinem Vetter,
Tom Crawley, und lautete kurz und bündig:
„Weihnachten wird in Crawley die übliche Verſcmmlung
der Clans ſtattfinden. Falls Deine Nomaden=Wanderungen
Dich um dieſe feſtliche Jahreszeit in die Heimat führen ſollten,
wirſt Du hiermit eingeladen, herbeizurollen.
Dein Tom.”
Dieſe Einladung erhielt er zu jedem Weihnachtsfeſt und
pflegte ihr ſtets zu folgen, wenn er gerade in England war.
„Aber ich begreife nicht!” ſagte Judith. „Was bedeutet dies
alles?"
„Davon ahne ich ebenſowenig wie du, aber ich werde wohl
zurückreiſen müſſen. Ich halte verwünſcht viel von Bill, und
wenn es ſich nicht um ihn handelte — — Es könnte ja ſein,
daß ihm irgend etwas zugeſtoßen wäre, weißt du.”
„Natürlich mußt du reiſen. Ich werde mitfahren.”
„Oh, das würde ich nicht tun, Judy, ſo ſchön es auch ſein
würde! Bill wird gewiß in den nächſten Tagen wieder
auf=
tauchen, und dann komme ich wieder her.”
„Nun, gut,” ſagte Judy in zweifelndem Ton. „Aber
ver=
ſprich mir, daß du mir Nachricht gibſt, wenn du mich brauchſt.”
Jim verſprach es, und ſie ließen das Thema fallen, aber dieſe
Nachricht hatte ihren Frohſinn doch ſtark getrübt. Jim ſagte ſich
innerlich immer wieder, daß mit Bill doch ſicherlich alles in
Ord=
nung ſein müſſe, aber trotzdem beſchlich ihn eine dunkle, ſtetig
zunehmende Befürchtung. Er hatte ſich bis jetzt nicht klargemacht,
wie ungeheuer viel er von Bill hielt.
TV.
Nach einer böſen Ueberfahrt erreichte Jim London in ſehr
gedrückter und reizbarer Stimmng. Binks erwartete ihn an der
Bahn, und ſie fuhren ſogleich nach der Greenſtraße, wo Jack
Strickland auch hinkommen wollte. Unterwegs verſuchte Jim,
Näheres aus Binks herauszubekommen, es gelang ihm aber nicht.
„Ich glaube, Jonas könnte allerlei erzählen, wenn er nur
wollte”, ſogte Binks. „Aber er iſt wie ein Hund, der ſeinen
Herrn verloren hat, und traut keinem von uns. Es wützt gar
nichts, wenn wir ihm ſagen, daß wir verſuchen, ſeinen
vergöt=
terten „Maſ=r Bill” zu finden. Er läßt ſich nicht bewegen, auch
nur ein Wort zu ſagen, bevor du dich für uns verbürgſt. Ich
ſage dir, ich bin heilfroh, daß du gekommen biſt! Und Jack iſt
ebenſo ſchlimm. Ich habe ihn im Verdacht, daß er den Kopf
voller Theorien hat, aber der Kunde behält ſie alle für ſich.”
Immer Glänzendes Jtaar!
S5
209. Sctra mik
Ffaarglanz 308
„Ich nehme an”, ſagte Jim erbittert, „daß ihr beiden Genies
gar nicht auf den Gedanken verfallen ſeid, daß der gute alte Bill
vielleicht nur eine kleine Vergnügungsreiſe unternommen hat,
von der er nicht wümſcht, daß die Rinnſteinpreſſe ſie mit Geſchrei
verkündet.”
„Mein lieber Alter, eine ſolche Idee würde Jack keine
Se=
kunde gelten laſſen”, erwiderte Binks vergnügt. „Und ich muß
ſagen, daß ich ſie ſelbſt für tödlich fade halte. Ich ſage dir, Jack
iſt wie der leibhaftige Teufel hinter dieſer Sache her und trägt
die richtige „Watſon, ich fürchte das Schlimmſte” Miene zur
Schau. Er hat ſich mit ſchreiender Erfolgloſigkeit bemüht, irgend
etwas aus Jonas herauszuquetſchen. Du kanteſt ihn wohl ganz
gut, nicht wahr?”
„Wen? Jonas oder Bill?”
„Bill natürlich.”
„Ja, Binks, ſehr gut. Du verwünſchter Aasjäger würdeſt
wohl ſelig ſein, wenn du ſeinem verſtümmelten Leichnam fändeſt,
was? Ich will dir nicht verhehlen, daß jemand jetzt nach
dei=
nem Leichnam ſuchen würde, wenn du zur Hand geweſen
wärſt, als ich deinen Brief erhielt.”
„Mein lieber alter Kerl, es tut mir furchtbar leid. Ich ahnte
ja nicht, daß du ſo befreundet mit Bill biſt,” ſagte Binks und
verſank in Schweigen.
Jims Zorn war baid verflogen.
„Vorwärts, Binks!” ſagte er. „Du mußt wir doch irgend
etwas erzählen können.”
„Nun, ſoviel ich weiß, hat Boyd ſich verabredetermoßen fürs
Wochenende nach Coombe begeben”, fuhr Binks getröſtet fort.
„Aber das Sonderbare dabei iſt, daß er offenbar nicht
beabſich=
tigte, nach London zurückzukehren, denn er hatte eine Jaht
ge=
chartert, die ihn, komplett einſchließlich Jonas, im Kanal
er=
wartete.”
„Was?!”
„Tatſache! Man erwartete, daß er am Sonntog abend an
Bord kommen würde. Jonas wartete bis Dienstag und kehrte
dann nach der Grenſtraße zurück. Boyd hatte Miete für ſechs
Monate vorausbezahlt, wie du wohl wiſſen wirſt, und der
Haus=
hälterin befohlen, alles für deine Rückkehr bereitzuhalten. Das
iſt alles, was ich weiß. Jonas will ja kein Wort ſogen, ehe du
da biſt, und niemals in meinem Leben habe ich jemand geſehen,
der ſo jammervoll unglücklich ausſieht, wie er.”
„Das kann ich mir denken. Er vergöttert Bill,” ſagte Jim.
Als ſie in der Greenſtraße ankamen, ſtand Jonas ſchon in der
Halle, um ſie zu begrüßen. Er packte Jims ausgeſtreckte Hand
mit ſeinen beiden und ſchüttelte ſie ſo heftig, daß er ihm faſt die
Schulter verrenkte. Dabei ergoß er ſich in einen Strom von
Worten, die jedoch anfangs ganz unverſtändlich waren, da er
halb weinte, halb lachte.
„Oh, Maſ=r Jim, gelobt ſei der liebe Gott, daß Sie wieder
da ſind! Der liebe Gott hat mein Gebet erhört und Sie
zurück=
geſchickt.”
„Durchaus nicht, ich hab ihn hergeſchafft”, murmelte Binks.
Jim verſetzte ihm einen verſtohlenen Fußtritt.
„Dies Haus ſehr voll Kummer, Maſ=r Jim, aber nun ſind
Sie wieder da, und alles wird gut werden.” Jonas ſchluckte
heftig, trocknete ſeine Tränen mit einem grellroten Taſchentuch
und nahm ſich zuſammen. „Hauptmann Strickland wartet auf
Sie, Sir”, fuhr er fort. „Er iſt in der Bibliothek.”
„Schön, ich werde gleich hingehen. Machen Sie ſich keine
Sorge, Jonas, es wird ſchon alles gut werden”, ſagte Jim und
entfloh.
Jack Strickland ſtand auf, als Jim hereinham, und begrüßte
ihn mit ernſter Miene. „Binks wird dir wohl erzählt haben”,
ſagte er.
„Binks hat wir michts erzählt, woraus ich Ung werden
konnte,” erwiderte Jim.
„Na, bis jetzt liegt auch nicht viel vor, woras man ſich
irgendein Bild machen könnte.”
„Hör mal, Jack, du machſt ein verwünſcht ernſtes Geſicht. Du
vermuteſt doch nicht irgend etwas — irgend etwas Graufiges,
will ich hoffen.”
„Nun, offen geſagt, ich bin ſehr beſorgt, Iim.”
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 12
Donnerstag, den 28. Auguſt 1930
Nummer 237
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Heute Donnerstag
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Gartenfest
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Jeden Mittwoch und Samstag
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Ein Kammerspiel,das selbst dem verwöhntesten Geschmack entspricht.
Der große 100 %ige Sprech- u. Gesangsfilm
mit der bekannten Berliner Bühnendarstellerin
Bereinigung früherer Leibgardiſten
Darmſtadt —
Sonntag, den 31. Auguſt 1930
Familien• Spaziergang
unter Beteiligung unſeres
Spielmannskorps) durch den
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AKranichſtein nach Arheilgen.
AEinkehr im Gaſthaus
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Dortſelbſt ab 4 Uhr
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Tanz. Abmarſch nachmitt
plünktl. 2 Uhr a. d. birſchköpfen. Um zahr.
Beteiligung wird gebeten. Bei ungünſt.
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Der Vorſtand.
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wert abzugeben. Anfragen nuter
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Raa
Ein Ton- und Sprechfilm nach Motiren von Henry Bataille
Regie: Rlchard Loewenbein
Mannskript: Herbert Juttke und Georg C. Haren
Die Darsteller:
Marthe Ellmer, Schauspielerin . CAROLA MEHER
Faul Ellmer, ihr Mann, Bühnenschriftsteller • Panl Otto
Kerten . . . . . . . . . . . . Karl Lndwig Diehl
Feld, Schlagerkomponist . . . . . Georg Alexander
Hermine Sterler
Frl. Lorrmann, Haushälterin.
Rdith C4mara
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Darn ein neuer Micky-Film:
Ein Schiff streicht durch die Wellen
(V.12916
Anfangszeiten: 3.30, 5.45, 8.15 Uhr
Infolge anderweitiger Disposilien können wir
nleht verlängern und finden daher honte
um 4, 6, 8.15 Uhr die unwiderruflich
letzten Vorstellungen ztatt.
Dar merhörteste, das kühnste und gemastoste:
abar bestimmt aueh 4as verdienstrollste
Flm=
werk unseres lahrhunderts!
Fe dart kelne Frau, keine Muter, kelureiter
meiblieher Neuseh an dlosem Fllmnerk
vorübergehen.
Prauennot, Prauenglück
Diei in
Werden und Dasein !
„Eine Geburt, ein Kaiserschnitt werden in allen
Phasen gezeigt — man sitzt atemlos und mit
klopfendem Herzen davor ...
(Tempo)
Prauennot, Prauenglück
So wuchtig und bis ins innerste erschütternd ist
das nackte Leben vordem noch nie gesehen word.
Ein grandioses Werk . . . Ein Film, wie er in
solcher Großartigkeit noch nie gezeigt wurde.”
(8-Uhr-Abendblatt)
Prauennot, Prauenglück
In Fümnon der Verlelms Imgelen Iam mi
Frau, vom Werden des Nensehen von 1oiden mnd
Frenden der Auttersehatt! Anfgenommen in der
Univereitäts-Frauenklinik Zürich.
Franon geht hin und lernt und nehmt Fure
Männer mit schreibt die „B. Z. am Mittag” in
ihrer Kritik.
Einleitender Vortrag zu dem Fim dureh
Nern Frauenärrt Dr. Wolkt.
Ankangsseiten: 4. 6.05. 8.15 Uhr
Zutrit nur für Frwachsene über 18 Jahren.
Oberwaldhaus
Jeden Mittwoch, Donnerstag u. Sonntag
von 3.30 Uhr bis 6.30 Uhr
Garten-Konzert
Eintritt Frel l (TV. 12905 Eintritt frei!
Wald-Restaurant (12859b
„Neues Schießhaus”
8 Minnten vom Waldfriedhof
Haltestelle der Linie 9
Täglich Radio- und
Schallplatten -Konzert.
Ehe- und
Sexualberatungsstelle
des Allgem. Dentsch. Frauenvereins
Waldstr. 21, Hinterhaus I. St.
Sprechstunden: Dienstags v.5-7Uhr *
Zur Weinbereitung!
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Reichsminister a. D.
Heute Donnerstag, den 28. August, 20 Uhr
in der Festhalle
Spitzenkandidat der Deutschen
DT.mlschaft Staatspartei in Köln, ehemaliger
Führer junger Volksparteiler.
Was will die
über
Beutsche Staatsparteil
Daalpadetarken
Heute Donnerstag abend 8 Uhr
GROSSES KONZERT
des ges. Stadt-Orchesters (Militär-Musik)
Eintritt 20 Pfg.
Lampion-Beleuchtung
Im Ausschank Rummel-Spezial, 35 Pfg. mit Bedienung.
Nur noch 4 Aufführungen
bis inel. Sonntag, den 31. Angust
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in neuester Bearbeitung von Brandon Thomas
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Reis 4 Minuten
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Gemasesuppe 8 Min.
Braten 10 Minuten
L.ingen 12 Minuten
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mehrerer Speisen
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Reſchsdortel des Deuſchen Mſtelſandes
(Wirtſchaftspartei)
Mittelſtand!
Handwerker, Kaufleute, Gewerbetreibende, Haus=
und Grundeigentümer!
Organiſiert Euch als berufsſtändiſche Partei des Mittelſiandes! Beſucht die
Derfamatlang iN Der Lurngdur di Boogsptay
am Donnerstag, den 28. Auguſt, abends 8½. Uhr
Es ſprechen:
Der Spitzenkandidat der Wirtſchaftspartei für Heſſen, der unerſchrockene
Vor=
kämpfer der freien Wirtſchaft und des Mittelſtandes
Prof. Dr. E. Horneffer=Gießen
und Stadtrat Weiſer, Geſchäftsführer
des Haus= und Grundbeſitzer=Vereins Offenbach a. M.
Nur die berufsſtändiſche Politik kann die freie Wirtſchaft wieder aufrichten und
dem bedrohten Mittelſtand Rettung bringen. Alle, die ſich zur freien Wirtſchatt
bekennen, ſind mit ihren wahlberechtigten Angehörigen eingeladen.
Kommt vollzählig und hört!
12855b
Wainmites
PFALZER HOF
Ab heute süßer
Drautenmsft
(keine Auslandsware) im Ausschenk
Deutſchnationale Volkspartei
Oeffentliche Wählerverſammlung
Donnerstag, 28. Auguſi, 20.15 Uhr
im Fürſtenſaal, Grafenſtraße
Es ſprechen: Dr. IIse Neumann, M. d. L, Berlin, über: „Der
Kampf um die deutſche Seele‟; Dr. Hölscher, M.d. 4., Ulm.
über: „Was will Hugenberg und die DeutſchnationaleVolkspartei?"
Jubiläums Blumen-U. Pflanzenausstellung der Darmstädter Gartenbaubetriebe
12927b
vom 20, August bis 1. September 1930
im Garten und sämtlichen Räumen der Vereinigten Gesellschaft, Darmstadt, Rheinstraße 36.
Eintrittspreis 50 Pfg. / Tombola / Kinder 25 Pfg.