Einzelnummer 15 Pfennige
Weltmeisterschaften der Studenten 1930
V
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Tadter Tat
Tart
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Wöchentkiche illuſirierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 220
Sonntag, den 10. Auguſt 1930. 193. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg
Finanz=Anzelgen 40 Reſchspfg. Rellamezelle (92 mm
breit)2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
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(4 Dollar — 420 Marſ). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Knieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchticher Beltreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Natlonalbant.
Mehr
Der Appell an die Wähler.
Verankworkungsgefühl! — Die Regierung zur Durchſehung der Reichsſinanzreform dem
Reichs=
präſidenken gegenüber verpflichket. — Anf eine aufbaufähige Mehrheik kommk es an.
Miniſterreden.
Treviranus warnk! — Auflöſungen am laufenden
Band.
* Berlin, 9. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Reichsminiſter Treviranus, der wohl mit Recht als das
Sprachrohr des Reichskanzlers gilt, hat in einer konſervativen
Wählerverſammlung nach Zeitungsberichten einen Satz
geſpro=
chen, der aufgegriffen zu werden verdient. Er hat mitgeteilt,
daß die Regierung Brüning ſich dem
Reichsprä=
ſidenten gegenüber verpflichtet habe, die große
Reform der Reichsfinanzen durchzuſetzen mit dem
Hinzufügen, dabei wäre es gleichgültig, ob der Wahlapparat zu
dieſem Zweck in Bewegung geſetzt werden müſſe. Das iſt gewiß
nicht als Drohung gedacht, ſondern als eine Feſtſtellung. Er
hat wiederholt darauf hingewieſen, daß die ganze Regierung
Brü=
ning ihre geſchichtliche Berechtigung nur nachweiſen kann, wenn
es ihr wirklich gelingt, Ordnung zu ſchaffen. Ob das auf Anhieb
möglich iſt, ſcheint immerhin zweifelhaft. Die Gefahr, daß der
Appell an das Volk zunächſt erfolglos bleibt, iſt nicht zu
unter=
ſchätzen. Wahlen in einer ſo kritiſchen Zeit, wie wir ſie gerade
jetzt durchleben, waren ein Wagnis, und das Kabinett ſteht vor
der ſchweren Aufgabe, eine negative Mehrheit aus Kommuniſten,
Sozialdemokraten, Deutſchnationalen und Nationalfozialiſten zu
brechen. Unmöglich iſt das gewiß nicht, wenn die Regierung
den Wahlkampf aktiv und energiſch führt. Aber es kann ebenſo
gut ſein, daß die Entſcheidung gegen ſie ausſchlägt. Es wäre
verhängnisvoll, wenn ſie dann die Flinte ins Korn werfen und
zurücktreten würde. Nachdem dieſer Weg einmal gegangen
wor=
den iſt, bleibt in der Tat nichts anderes übrig, als, wenn es
ſein muß, durch wiederholte Auflöſungen das
Verantwortungs=
gefühl des Wählevs ſo lange zu ſchärfen, bis ſich eine
aufbau=
fähige Mehrheit im Reichstag zuſammenfindet.
Reichsfinanzminiſter Diekrich über die Nolwendigkeit
der Sammlung der Mikke.
Berlin, 9. Auguſt.
Reichsfinanzminiſter Dr. Dietrich veröffentlicht im
Sams=
tag=Morgenblatt der Deutſchen Allgemeinen Zeitung” einen
Ar=
tikel mit der Ueberſchrift. „Der ſchwarze Donnerstag”, in dem
er u. a. ausführt: Ein böſer Tag für das deutſche Bürgertum,
für ſeinen ſtaatspolitiſchen Einfluß und ſeine Zukunft! Auf
das ſchwerſte wiedergeſchlagen muß man ſein, daß die Einigung
zwiſchen Volkspartei und Staatspartei nicht gelungen iſt. Die
Zuſammenfaſſung der fortſchrittlichen und entwickelnden, auf
dem Gedankengut des bürgerlichen Liberalismus des letzten
Jahrhunderts erwachſenen Kräfte iſt damit einſtweilen
zer=
ſchlagen.
Gewiß iſt die Aufgabe des Tages, eine
Mehr=
heit zu ſchaffen, die die Notverordnungen des
Reichspräſidenten gutheißt. Hoffentlich wird dies
gelingen. In finanzieller Hinſicht iſt die Angelegenheit
ausge=
ſtanden. Es wird ſich ein ſo leichtfertiges Parlament, das dem
Reich und den Gemeinden die jetzt erſchloſſenen Einnahmeuellen
wieder entzieht, nicht finden. Wer die Zeichen der Zeit nicht
verſteht, der betrügt das Volk durch Verſprechungen, die nicht
erfüllt werden können, und entzieht ihm Arbeit und Brot.
Dar=
über hinaus aber iſt
für die bürgerlichen Elemenke die Aufgabe die gleiche
geblieben.
Sieht man vom Zentrum ab, ſo zerfallen die ſtaatsbewußten und
poſitiv mitarbeitenden bürgerlichen Schichten in die
fortſchritt=
lichen, entwickelnden und geſtaltenden Kräfte auf der einen Seite,
und die Konſervativen, d. h. die erhaltenden Kräfte auf der
anderen Seite. Die Gefahr der Schwächung beider Gruppen
drohr von zwei Seiten, von den Radikalen rechts und von dem
Intereſſenkampf, der ſich in dieſen Gruppen ſelbſt austobt und
auf deſſen Konto die Parteizerſplitterung der Bürgerlichen zu
ſetzen iſt. Die beſten Elemente im Bürgertum wollen jedoch
hinaus aus dieſem Zuſtand, und vor allen Dingen will es die
Jugend. Und wenn die Korruption der Reichsliſte nicht
be=
ſtünde, ſo würden die eine vernunftgemäße Entwicklung
hem=
menden Kräfte hinweggetilgt werden, denn die Wahlkreiſe,
ob=
wohl ſie viel zu groß ſind, würden die Hemmniſſe überrennen.
Wie ſchön war, die Reichsliſte gedacht, und wie weniag iſt es
ge=
lungen, hervorragende Gelehrte, Wirtſchaftler oder
Staatsmän=
ner, die aus irgendeinem Grunde, den Parteien nicht paßten,
auf dieſem Wege in den Reichstag zu bringen! Nur die
Ver=
bindung mit dem Volk bringt die wirklichſte Führung berufener
und fähigſter Perſonen in die vorderſte Front. Daß das Volk
einen beſſeren Inſtinkt als die Parteiinſtanzen hat, beweiſt die
Geſchichte der Reichsliſte. Alſo
Sammlung iſt die Parole.
Dabei handelt es ſich nicht darum, Gruppen zuſammenzuleimen,
die bei nächſter Gelegenheit wieder auseinanderfliegen.
Des=
wegen müſſen auf der einen Seite die ſtaatstreuen konſervativen
Elemente geſammelt werden und auf der anderen Seite die
libe=
ral=fortſchrittlichen. Im übrigen geht es darum, daß die
bür=
gerlichen Gruppen den Kampf nicht in ſich, ſondern für ſich
füh=
ren. Sie müſſen begreifen, daß der Kampf um die Intereſſen
nur dann Ausſicht hat, wenn zuvor der Kampf um die Macht
mit Erfolg ausgefochten wird. Und darum hätten Staatspartei
und Volkspartei zuſammenkommen müſſen. Das Ziel, die
fort=
ſchrittliche liberale Mitte zuſammenzubringen, darf nicht aus den
Augen gelaſſen werden. Man ſehe nach rechts, wo mit
Rieſen=
ſchritten die ſtaatsbeziehenden konſervativen Elemente ſich in
einer großen Gruppe ſammeln. Man muß deswegen den
Feh=
ler vermeiden, aufeinander einzuhauen. Es
muß vielmehr ſolange zum Sammeln geblaſen
werden, bis die hiſtoriſch und politiſch
notwen=
dige Umgruppierung vollzogen iſt.
Sozial=
demokratie und Zentrum ſind gegebene
Grö=
ßen. Die fortſchrittliche Mitteund die
konſer=
vative Rechte ſind die beiden großen
Heerhau=
fen, in denen künftig das Bürgertum kämpfen
wird. Es könnte ſein, daß man vielleicht zeitweiſe einer ſtarken
ſtaatstreuen Rechten entraten könnte. Aber es wird keine
ſtarke Politik in Deutſchland getrieben werden
können, wenn die Mitte in dem Zuſtand beharrt,
indem ſie ſich heute befindet. Die Parteien ſind nicht
um ihrer ſelbſt willen, ſondern um des Volkes und des Staates
willen da, und ſie müſſen ſo gebildet und geſtaltet werden, daß
ſie tragfähige Pfeiler des Parlaments und damit des Reiches
und der Verfaſſung abgeben. Was hinter uns liegt, war der
Kampf in uns, ſtatt für uns und für unſere Macht.
Reichskanzler Dr. Brüning
über den Sinn des Wahlkampfes.
Köln, 9. Auguſt.
Auf einer großen Kundgebung der Rheiniſchen
Zentrums=
partei zur Eröffnung des Wahlkampfes in Köln ſprach
Reichskanzler Dr. Brüning über den Sinn des
Wahlkampfes, über die Zukunftsaufgaben und
die durchzuführenden Reformen. Für die
gegen=
wärtige wirtſchaftliche Kriſe ſeien nicht nur wirtſchaftliche
Um=
ſtände die Urſache, ſondern an dieſer Entwicklung trage auch die
heutige politiſche Geſtaltung nicht nur Europas, ſondern der
ganzen Welt in gleichem Maße die Schuld. Wenn überall der
Wille zur Kooperation in der Menſchheit um ſich greife, einer
aus der Not und der bitteren Einſicht erzwungenen Kooperation
auf wirtſchaftlichem Gebiete, dann ſeien wir der Anſicht, daß
man an alle Wurzeln und alle Grundübel der augenblicklichen
Zuſtände herangehen müſſe und auch das ausſprechen ſolle, was
auszuſprechen immer das Recht einer freien Nation ſein ſoll.
Man müſſe mit einer längeren Dauer der Weltwirtſchaftskriſe,
die mit der Zerrüttung der politiſchen Verhältniſſe in der ganzen
Welt zuſammenhänge, rechnen. Die Weltwirtſchaſt müſſe ſich
darauf einſtellen, daß die Preisentwicklung langſam auf den
Vorkriegsſtand zurückkehre. Dieſe Kriſe bringe nicht nur ſchwere
wirtſchaftliche und ſchwere ſoziale Umwälzungen, ſondern auch
die ſtärkeſten politiſchen Gefahren mit ſich. Für Deutſchland ſei
es beſonders ſchwierig, daß es alle Reformen auf dem Gebiete
der Finanzen, der Wirtſchaft, der Verwaltung uſw., aufgeſchoben
habe und jetzt im Augenblick des größten Tiefſtandes der
Welt=
wirtſchaft nachholen müſſe. Man könne ein Volk nur retten,
wenn man den Mut habe, auch in ſchwerſten Stunden die
Ver=
antwortung auf ſich zu nehmen.
Die Nolverordnungen ſeien nur eine Vorftufe
für die Arbeiten, die der Reichstag im Herbſt verabſchieden müſſe.
Er ſei überzeugt, daß ein wirklich arbeitsfähiger Reichstag am
14. September gewählt werde. Für Länder und Gemeinden
ſei eine klare Aufgabenſcheidung und auch die möglichſt
unab=
hängige Verfügung über eigene Einnahmen notwendig. Die
Frage der Gemeindeſanierung ſei in bezug auf die
Konſolidie=
rung der ſchwebenden Schulden im Intereſſe der Entwicklung des
Zinsfußes eine der vordringlichſten Aufgaben. Darüber hinaus
müßten Sicherheiten nach der verwaltungsmäßigen und auch nach
der politiſchen Seite hin geſchaffen werden, daß ein
Neuauf=
leben einer ungedeckten Ausgabenwirtſchaft im Reich, Ländern
und Gemeinden in Zukunft umöglich ſei. Die Aufgabe müſſe
ſein, durch ein ſorgfältig abgewägtes Finanzſyſtem und
Bau=
programm auch im Intereſſe der Vermeidung von
Kriſenſchwan=
kungen bei der Bauarbeiterſchaft ein Bauprogramm gleichmäßig
auf beſtimmte Jahre billig zu finanzieren und durchzuführen
mit dem Ziel, die Behebung der Wohnungsnot unter nicht
un=
ſinniger Steigerung der Bau= und damit der Mietkoſten, bis zu
einem beſtimmten Termin durchzuführen. Denn ewig könne
man die Wohnungszwangswirtſchaft ohne ſchwere Schäden nicht
durchführen.
Alles das ſeien Dinge, die einheitlich angefaßt werden
müß=
ten, im Zuge gleichzeitig mit einem weitſichtigen, aber zu
ver=
wirklichenden Sparprogramm für Reich, Länder und Gemeinden.
Dieſes Sparprogramm ſei undurchführbar, wenn nicht
Reform=
arbeiten geſchaffen würden auf dem Gebiete der Verwaltung und
uuch gewiſſe Mißſtände in der parlamentariſchen Erledigung des
Haushalts und der Ausgabenanträge beſeitigt werden: Man
müſſe die Doppelarbeit und den Leerlauf der Verwaltung bei
Reich und Ländern beſeitigen. Es werde in gewiſſen Blättern
der Sozialdemokratie und anderer Richtungen viel von
Verfaſ=
ſungsbruch, Diktatur und ähnlichen Dingen geredet. Dieſe
Agita=
tion ſei deswegen ſo gefährlich, weil man ſich doch darüber klar
ſein müſſe, daß das Treiben abſolut unverantwortlicher,
nihi=
liſtiſcher, radikaler Kreiſe durch die Ohnmacht und das Verſagen
des Parlaments in den vergangenen Monaten ſo ſtark geworden
ſei. Die Zentrumspartei habe zweifellos ein Intereſſe an einer
(Fortſetzung auf Seite 2, erſte Spalte.)
Selbſtvernichkung?
Von
D. Dr. M. Schian.
Deutſchland zu vernichten, war die Abſicht mindeſtens einiger
der Völker, die uns im Weltkrieg feindlich gegenüberſtanden.
Die Abſicht iſt bis zu einem gewiſſen Grad gelungen.
Deutſch=
lands politiſche Macht iſt auf lange hinaus vernichtet.
Deutſch=
lands Wohlſtand iſt völlig vernichtet; wie ſehr, begreifen viele
erſt jetzt. Immerhin iſt noch etwas von Deutſchland übrig
ge=
blieben: ein in Verfaſſung und Ordnung geeintes Reich, ein
arbeitswilliges, lebensſtarkes Volk mit einer geiſtigen Kraft von
ſtaunenswertem Ausmaß. Aber die verfaſſungsmäßige Einheit
iſt keineswegs geſichert; ſehr kräftige Reibungen zwiſchen Reich
und Ländern, ſehr ſcharfe Spannungen zwiſchen den
verſchie=
denen Volksſchichten gefährden ſie. Die lebensſtarke
Arbeits=
willigkeit wird durch die Wirtſchaftskriſe gedroſſelt; ein
arbeits=
williges Volk, das keine Arbeit findet, muß moraliſch leiden.
Die geiſtige Kraft des deutſchen Volkes aber, ſo ſchöne Erfolge
ſie immer wieder erringt, iſt lahmgelegt; in einem tauſendfach
gebundenen Volk kann ſie ſich nicht erfolgreich entfalten. Denken
wir nur an Flugzeug und Luftſchiffe!
Dennoch: es iſt noch ein Deutſchland da. Aber auch dieſes
übrig gebliebene Deutſchland iſt in ſchwerer Gefahr. Es ſcheint
faſt, als wolle das deutſche Volk das Werk, das ſeine Feinde
begonnen haben, ſelber vollenden. Am Horizont erſcheint das
Geſpenſt der Selbſtvernichtung.
Groß ſind die Spannungen inmitten des Volks.
Meinet=
wegen: mögen wir ſie als Ausfluß des Reichtums an Gedanken,
an Perſönlichkeiten und Kräften werten! Solange die
verſchie=
denen Gruppen ſich im entſcheidenden Augenblick über alles
Trennende hinweg die Hand reichen, iſt dieſe Betrachtungsweiſe
erlaubt. Gerade daran aber fehlt es jetzt. Wir ſindſoweit,
daß auch im Augenbick dringendſter Not kein
Weg zur Gemeinſamkeit mehr gefunden wird.
Der Reichstag mußte einen ſolchen Weg finden. Er hat es
nicht gekonnt. Wir ſtehen vor der akuten Gefahr der
Selbſt=
vernichtung.
Seien wir uns darüber klar, daß uns in unverſöhnlicher
Feind=
ſchaft gegenüberſtehende Länder nur darauf warten, daß
Deutſch=
land den Bankrott anmelden muß. Den finanziellen Bankrott
und im nächſten Augenblick auch den politiſchen Bankrott. Dieſer
Moment iſt da, wenn es ſeinen geldlichen Verpflichtungen nicht
mehr nachkommen kann, und wenn infolge ſteigender
wirtſchaft=
licher Not die Ruhe im Innern, die bisher noch einigermaßen
aufrecht zu halten war, der Gärung und Zerſetzung weicht. Von
der ungeheuren Größe der Gefahr, die dann von außen her droht,
machen ſich die wenigſten Deutſchen einen Begriff. Was Polen
mit Wilna getan hat, will es lieber heut als morgen mit
Königs=
berg, mit ganz Oſtpreußen, am liebſten auch mit Schleſien machen.
Wenn wir bisher wenigſtens die Grenzen von Verſailles wahren
konnten, ſo iſt das nur dem Umſtand zu danken, daß das innere
Gefüge einigermaßen zufammenhielt. Sobald das nicht mehr
der Fall iſt, beginnt der neue Angriff auf unſere Grenzen.
Aber ſelbſt wenn wir von dieſer äußerſten Gefahr völliger
Vernichtung abſehen: was wird dann, wenn wir den chaotiſchen
Zuſtand unſeres politiſchen Lebens nicht zu überwinden imſtande
ſind? So wie es bisher in dieſem Jahre gegangen iſt, geht es
doch wirklich nicht weiter. Unſer ganzer politiſcher Organismus
muß auseinanderbrechen, wenn es nicht gelingt, die
Reichsfinan=
zen in Ordnung zu bringen. Und dieſe können nicht in Ordnung
gebracht werden, wenn wir nicht einen ganz anderen Reichstag
bekommen. Eine Lebensfrage des deutſchen Volkes! Nicht in
irgend abgeblaßtem Sinn! Sondern im allerdringendſten,
aller=
drängendſten Sinn!
Wie ſtehen die Ausſichten? Wer hat noch Vertrauen zu
unſerem parlamentariſchen Körperſchaften? Gibt es eine
um=
ſtändlichere, ſchwieriger zu handhabende, empfindlichere
Re=
gierungsmaſchine als ein ſolches Parlament? Gibt es eine
zeit=
raubendere Arbeit als das Regieren mit dieſem Inſtrument?
Jeder Einzelne begreift, daß uns das Waſſer bis zum Halſe
ſteht: das Parlament als ſolches begreift es nicht. Oder, wenn
es die Lage begreift, iſt es nicht imſtande, ihr praktiſch Rechnung
zu tragen. Es erweiſt ſich unfähig, auch nur diejenigen Beſchlüſſe
zu faſſen, die die Situation unmittelbar gebieteriſch fordert. Ich
liebe es nicht, raſchhin zu urteilen, dieſe oder jene Einrichtung
habe „verſagt”; aber wie ſoll man über einen Reichstag urteilen,
der im Augenblick drängendſter Not keinen Weg findet, um
Ab=
hilfe zu ſchaffen?
Der aufgelöſte Reichstag hat wirklich verſagt. Nun hofft
alles auf den neuen Reichstag. Die alten Parteien ſind ſchuld;
ſo werden täglich neue Parteien gegründet. Sieht man das
traurige Ergebnis nicht bereits greifbar vor ſich? Noch mehr
Zerſplitterung, noch ſchärfere Gegenſätze, noch längere Dauer
der Regierungsbildung, noch geringere Lebensmöglichkeit der
Kabinette: in Summa noch weniger Leiſtung, noch deutlicheres
Verſagen; ein noch raſcheres Tempo der Selbſtvernichtung. Ich
bin nicht der einzige, der ſo dunkel in die Zukunft ſieht.
Wenn wir jetzt über das Verſagen des alten Reichstags
hin=
auskommen, danken wir das der Energie einer bürgerlichen
Re=
gierung, hinter der die Autorität des Reichspräſidenten ſteht.
Es ſcheint, daß es der Reichsregierung nicht leicht gefallen iſt,
den verfaſſungsmäßigen gerade noch zu rechtfertigenden
Ver=
ordnungsweg zu beſchreiten. Man kann das verſtehen.
Nier=
gends läßt ſich ſchwerer autoritativ regieren als in Deutſchland,
wo die Parteien zwar unter ſich ſtändig uneins ſind, aber einig
werden, ſobald das Beſtimmungsrecht der Parteien ausgeſchaltet
Weltmeisterſchaften der Studenten 1930
Ausführlicher Bericht und
Tages-
programm auf Seite 13, 14, 15
Seite 2
Sonntag, den 10. Auguſt 1930
Nummer 220
wird. Man muß auch ernſte ſachliche Bedenken hegen: was kann
einmal geſchehen, wenn eine ſozialiſtiſche Regierung den
Ver=
ordnungsparagraphen in Steuerſachen handhabt? Aber was
helfen Fragen, Sorgen, Bedenken? Es muß ſein. Und wir
haben keine Zeit mehr, uns durch die Angſt vor möglichen
ſpäte=
ren Konſequenzen die einzig mögliche Rettung zu verbauen. Es
muß ſein. Sonſt iſt die Selbſtvernichtung da.
Vielleicht tun wir gut, uns beizeiten mit dem Gedanken
ver=
traut zu machen, daß der Fall der Notverordnungen ſich
wieder=
holen könnte. Wenn der neue Reichstag die jetzt erlaſſenen
Not=
verordnungen wieder aufhebt, ohne Erſatz zu bieten, ſo wird
kein anderer Weg übrig bleiben. Es iſt immerhin der einzige,
in der Verfaſſung wenigſtens angedeutete Weg des Regierens,
wenn der Reichstag verfagt. Sonſt — wäre die
Selbſtvernich=
tung da.
Aber ich betone noch einmal: gerade in Deutſchland iſt dieſer
Weg ſchwer zu gehen, ſehr ſchwer. Wir müſſen ihn für den
äußerſten Fall ins Auge faſſen. Aber wenn es möglich iſt, müſſen
wir ohne ihn ans Ziel zu kommen ſuchen. Die einzige
Möglich=
keit dafür bietet die Wahl eines anderen Reichstags.
Die einzige Möglichkeit dafür aber, daß das deutſche Volk einen
anderen Reichstag wählt, iſt die, daß es die ungeheure
Gefahr der Selbſtvernichtung erkennt. Es geht
nicht um Klaſſen und Stände, es geht nicht um mehr oder
weni=
ger Steuern, es geht nicht um Aufwertung oder
Nichtaufwer=
tung, es geht nicht um dieſen oder jenen Grundſatz: es geht
buchſtäblich um das Leben, um das Sein des
Volkes. Dieſe Erkenntnis muß in alle Herzen dringen; ſonſt
kann es nicht beſſer werden. Wer Deutſchland lieb hat, muß
dazu helfen.
Wenn wiederum ein Reichstag gewählt wird, der ſich in der
Stunde der Nor nicht zu einheitlichem Beſchluß aufraffen kann
ſo iſt die Gefahr der Selbſtvernichtung noch näher gerückt.
Viel=
leicht gehts dann noch eine Weile mit Notverordnungen. Lange
wird das nicht dauern. Vielleicht nochmals Auflöſung, nochmals
Notverordnungen; dann der Kladderadatſch, dann Hexenkeſſel
und allgemeine Auflöſung, dann kommen die äußeren Feinde.
Selbftvernichtung. —
Ich ſchreibe in ſchwerem Ernſt. Nur heiliger Ernſt kann
uns helfen. Nur er kann zur Selbſtbeſinnung zwingen. Es
geht um Deutſchland.
Reichskanzler Dr. Brüning
über den Sinn des Wahlkampfes.
(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)
Konſolidierung aller der Gruppen, die einen Ausgleich der In
tereſſen herbeiführen wollen. Es ſei unmöglich, daß allzuviele
leine Gruppen im Reichstag die Politik maßgebend beſtimmen
könnten, denn das würde die Verkehrung des Sinnes des
Par=
lamentarismus ſein. Auch ohme Verfaſſungsänderung könnte
der Reichstag ſich durch ſeine Geſchäftsordnung oder durch andere
Maßnahmen mehr Selbſtzucht auferlegen.
Das Parlamenk habe es in der Hand,
ob es für eine Regierung notwendig ſei, dem Reichspräſidenten
die Anwendung des Artikels 48 vorzuſchlagen. Ruhe in der
Be=
urteilung der jeweiligen Lage, Ruhe in der Fraktion, ſtärkere
Zuſammenfaſſung größerer Parteien, ſtärkeres
Verantwortlich=
keitsgefühl „rechtzeitig auch das Unpopuläre zu tun, und die
An=
wendung des Artikels 48 ſei für alle Zeiten überflüſſig. Wenn
jetzt der Reichstag aufgelöſt ſei und Artikel 48 angewendet werde,
ſei das kein Kampfgegen das Parlament, ſondern
ein Kampf um die Rettung des Parlaments. Auf
die Dauer laſſe es ſich kein Volk in ſeiner
Mehr=
heit gefallen, Lebensentſcheidungen von dem
Ziel der Unterhändler abhängig zu machen, auf
welche Partei, auf welche Perſon man jeweils
in einem entſcheidenden Augenblick die
Unpopu=
larität unvermeidbarer Beſchlüſſe abwälzen
könne. Wenn die Reichsregierung nicht alle parlamentariſchen.
Möglichkeiten vor Anwendung des Artikels 48 erſchöpft hätte,
dann hätte ſie gegen den Sinn der Verfaſſung, gegen den Sinn
der Demokratie gehandelt, dann hätte ſie die Dinge ſchleichen
laſſen und als Konſequenz die ſtärkſte Reaktion gegen den
Par=
lamentarismus, gegen die Demokratie gehabt, die man ſich
über=
haupt in einem Volke vorſtellen könne.
Roi und Schwarz.
* Berlin, 9. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Den Sozialdemokraten iſt die Drohung des Zentrums, daß
bei der Fortſetzung der ſozialdemokratiſchen Propaganda gegen
das Kabinett Brüning ſehr leicht die preußiſche Koalition kaputt
gehen könnte, überraſchenderweiſe ſtark auf die Nerven gegangen.
Der Parteiführer Rudolf Breitſcheid muß ſich jetzt zum zweiten
Male bemühen, um Oel auf die Wogen zu gießen. Er beklagt
*
Die Jurzourge: Jubilumsſeitſpiele.
Man könnte der Anſicht ſein, daß der verhältnismäßig kurze
Zeitraum eines Jahrzehnts, während deſſen in Salzburg
alljähr=
lich Feſtſpiele ſtattfinden, ein Jubiläum noch nicht rechtfertigt.
Aber die Dinge liegen bei dieſen Salzbunger Feſtſpielen doch anders.
Dieſes Jahrzehnt ihres Beſtehens umſchließt eine ſolche Fülle
von Arbeit und Sorge, daß man es der Leitung der Feſtſpiele
nicht verübeln kann, wenn ſie das zehnjährige Beſtehen mit
be=
ſonderem Glanz zu begehen wünſcht. Als die Salzburger
Feſt=
ſpiele vor zehn Jahren ins Leben traten, damals noch in enger
Ver=
bindung mit der neugegründeten „Internationalen Geſellſchaft für
neue Muſik”, da waren für die deutſchen Länder noch ſo trübe Zeiten,
daß es als ein unerhört kühnes Wagnis gelten mußte, in einer
rein deutſchen Stadt Feſtſpiele zu begründen, die auf die
Anteil=
nahme deu ganzen Welt rechnen mußten. Es hat denn auch für
die Salzburger Feſtſpiele einige Jahre ſchwerſten Exiſtenzkampfes
gegeben, und mehr als einmal las man in der Preſſe, daß die
Feſtſpiele in dem einen oder anderen Jahre wegen wirtſchaftlicher
Schwierigkeiten in Wegfall kommen müßten. Wenn dieſes Ende
ſchließlich doch immer wieder vermieden werden konnte, und
wenn heute, in dieſem Jubiläumsjahr, alle Sorgen für die
Zu=
kunft gebannt erſcheinen, ſo iſt dies das Verdienft einiger
ziel=
bewußter Führer dieſer Feſtſpiele, und zwar ebenſo ſehr der in
in Salzburg anſäſſigen, aus energiſchen Männern beſtehenden
Feſtſpielverwaltung, als auch der Künſtler, die für die einzelnen
Veranſtaltungen die Verantwortung übernahmen. An erſter
Stelle iſt der Name Max Reinhardts zu nennen, der mit
ſeinem klaren Blick erkannte, worauf es bei dieſen Salzbunger
Feſtſpielen beſonders ankam: auf eine innige Verbindung
von Kunſt und Salzburger Landſchaft. So iſt es
denn auch bein Zufall, daß als Hauptſtück dieſer Feſtſpiele oder
wie nicht mit Unrecht geſagt worden iſt, als „Salzburger
Par=
ſival” das Spiel von „Jedermann” Beſtand erhalten hat, das
Reinhardt auf dem Domplatz inſzenierte, und das als
weſent=
liche Beſtandteile ſeiner unerhört ſtarken Wirkung den Salzburger
Dom und den Blick auf die Feſte Hoch=Salzburg verzeichnet.
Wenn ſich gegen Ende des Spiels die Schatten der den Domplatz
umgebenden Gebäude an der weißen Vorderfront des
Salzbur=
ger Domes immer höher und höher heben, gleichſam als ob ein
Vorhang von unten her die Szene abſchließen ſollte, ſo iſt jene
Verbindung von Natur und Kunſt, wie ſie Reinhardt
vor=
ſchwebte, in der Vollendung hergeſtellt; und keiner der Menſchen
aus aller Welt, die auf den ſchlicht zuſammengezimmerten Holz=
Vom Tage.
Reichspräſident v. Hindenburg empfing am Samstag
nachmittag den Beſuch des zurzeit in Berlin weilenden Königs
Faiſal vom Irak, der von ſeinem perſönlichen Adjutanten,
Oberſt Tahſin Kadri, ſowie von ſeinem Kabinettschef Ruſtam Haidar
begleitet war.
Am 10 Auguſt findet vor dem Reichstagsgebäude
eine Feier der Landsmannſchaftlichen Verbände des Weſtens und
Oſtens zur zehnjährigen Wiederkehr der Abſtimmung
in Oſt= und Weſtpreußen und zur Rheinlandbefreiung
ſtatt, wobei der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete Treviranus die
Schlußanſprache halten wird.
Mit Rückſicht auf die Neuwahlen des Reichstages und die damit
verknüpfte wochenlange Tätigkeit der Mitglieder des Landtags in ihren
Wahlkreiſen wird das Plenum des Preußiſchen Landtags
vorausſichtlich erſt am 14. Oktober ſeine Herbſttagung
beginnen.
Die norwegiſche Regierung hat in Moskau gegen
die unbegründete Ausweiſung norwegiſcher Robbenfänger aus Franz=
Joſephs=Land proteſtiert und Erſatz für den durch die
Unter=
brechung erlittenen Schaden verlangt.
Der bekannte engliſche Bergarbeiterführer und
Schatzmeiſter des Bergarbeiterverbandes, W. P. Richardſon, iſt in
Durham geſtorben.
Die anglikaniſche Kirchenkonferenz, an der 300
Biſchöfe teilnahmen, hat nach fünfwöchigen, hinter verſchloſſenen Türen
geführten Verhandlungen ihre Arbeiten beendet. Die auf der
Kon=
ferenz gefaßten Beſchlüſſe ſollen am nächſten Donnerstag bekanntgegeben
werden.
Das auſtraliſche Parlament hat dem Londoner
Flottenabkommen zugeſtimmt. Damit haben ſich die
Aus=
ſichten für eine vorbehaltloſe Ratifikation des zwiſchen England, Japan
und Amerika abgeſchloſſenen Flottenpaktes durch das geſamte britiſche
Imperium günſtig geſtaltet.
Wie verlautet, hat die perſiſche Regierung das türkiſche Anerbieten
für ein gemeinſames Vorgehen gegen die
kriegeri=
ſchen Kurdenſtämme an der türkiſch=perſiſchen Grenze
abge=
lehnt. Die türkiſche Regierung hat ſich deshalb entſchloſſen, bei einem
Andauern der Kurdeneinfälle auf türkiſches Gebiet mit allen
Mit=
teln gegen die Ruheſtörer vorzugehen und, wenn nötig, auch
türkiſche Truppen zu Strafexpeditionen nach Perſien zu entſenden.
Die Sparbeſtrebungen im amerikaniſchen
Marine=
miniſterium haben bereits zu konkreten Beſchlüſſen geführt. Der
Aktionsradius der amerikaniſchen Kriegsſchiffe wird heruntergeſetzt und
der Flottenſtützpunkt von Keyt=Weſt in Florida aufgehoben werden. Die
Pläne zum Abwracken von 6 Kreuzern, 14 U=Booten und 57
Torpedo=
bootszerſtörern unterliegen zur Zeit noch der Prüfung.
ſich jetzt ſeinerſeits darüber, daß das Zentrum der
Sozialdemo=
kratie Regierungsfeindlichkeit vorwerfe und ſpricht von einem
Stſtemwechſel des Zentrums, der auf Wunſch des Papſtes
er=
folgt ſei. Das Zentrum muß ſich ſehr ſtark fühlen, denn die
„Germania” erwidert kurz und grob: Es liegt nur an der
ſozial=
d:mokratiſchen Parteileitung, ob ſie die innerpolitiſche
Zuſammen=
arbeit mit der Sozialdemokratie weiter erſchweven will oder nicht.
Natürlich will das die Sozialdemokratie nicht, aber auch das
Zentrum will das nicht, und ſo iſt dieſer ganze Streitfall wohl
nur darauf berechnet, das Geſicht den Wählern gegenüber zu
wahren.
* Berlin, 9. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Nach dem, was bisher über die Aufſtellung der
Kandidaten=
liſten der großen Parteien bekannt geworden iſt, werden wir
auch im neuen Reichstag im weſentlichen die alten Geſichter
wiederſehen. Die Hoffnung auf eine allgemeine Blutsauffriſchung
ſcheint ſich nicht zu erfüllen. Immerhin vereinzelt machen ſich
doch Beſtrebungen nach einer geiſtigen Erneuerung bemerkbar
Eine der intereſſanteſten Perſönlichkeiten des kommenden
Reichs=
tages wird zweifellos der frühere Generaloberſt von Seeckt ſein,
dem die Deutſche Volkspartei die Spitzenkandidatur in
Magde=
burg angeboten hat. Herr von Seeckt hat nach längeren
Ver=
handlungen angenommen. Seine Wahl darf wohl als geſichert
betrachtet werden. Es gab eine Zeit, wo man ihn als den
kom=
menden Diktator, als die heimliche Hoffnung aller
Ordnungs=
freunde betrachtete. Er hatte die ſchwere Aufgabe übernommen,
die neue Reichswehr aufzuziehen und aus den Trümmern der
alten Arme= das 100 000=Mann=Heer aufzubauen. Das iſt ihm
mit glänzendem Erfolg gelungen, und in den kritiſchen Zeiten
vom Herbſt 1923 konnte die Reichswehr die erſten Beweiſe ihrer
Diſziplin wie auch ihrer Zuverläſſigkeit geben. 1926 mußte Herr
von Seeckt gehen wegen eines Konfliktes mit dem
Reichswehr=
miniſter Geßler, weil Herr von Seeckt als Chef der Heeresleitung
ſeine Zuſtimmung dazu gegeben hatte, daß der älteſte Sohn des
Kronprinzen zu einer militäriſchen Uebung der Reichswehr
zu=
gezogen war. Seither hat Herr von Seeckt in der Stille gelebt,
aber man war allgemein der Auffaſſung, daß ſeine Karriere noch
nicht zu Ende ſei Trotzdem iſt es überraſchend, daß er die
Weiter=
entwicklung jetzt auf dem Boden der Politik ſucht, aber er iſt ja
immer ein politiſcher Offizier geweſen.
bänken ihre Sitze haben, kann ſich dieſem ſtarken Eindruck
ent=
ziehen.
Beruht dieſes Kernſtück der Salzburger Feſtſpiele ganz in dem
Zauber dieſes Ortes ſelbſt, ſo kam in allen übrigen
Veranſtaltun=
gen ſchon ſeit Jahren die Hauptſtadt des Landes ihrer ſchönen
Gefährtin in der Provinz mit dem Beſten zu Hilfe, was ſie au
kümſtleriſchem Gebiet zu geben hatte. Reinhardt brachte die
beſten Schauſpieler ſeiner Wiener Bühnen zur
Sommers=
zeit hierher, die Wiener Oper entſendet alljährlich einen erleſenen
Stab ihrer beſten Kräfte, und die Wiener
Philharmo=
niker ergänzen dieſen Apparat, der an ſich ſchon einen wahrhaft
feſtlichen Charakter aller Aufführungen ſicherſtellt. Von der
Seite des Schauſpiels her, die in der Stadt Mozarts allerdings
immer die nur in geringerem Maße berückſichtigte bleibt, ſteuert
Reinhardt in dieſem Jahre wieder eine Aufführung von „Kabale
und Liebe” zu den Feſtſpielen bei, die das Aufwühlendſte iſt, was
heute die deutſche Bühne zu zeigen vermag. Obwohl dieſe
In=
ſzenierung ſchon von früheren Jahren her bekannt iſt, weiß ſie
Reinhardt in lang ausgedehnten Nachtproben noch immer in
ihrer Wirkung zu ſteigern, das Schillerſche Drama in noch immer
wachſender Weißglut aller Leidenſchaften zur bühnenmäßigen
Er=
ſcheinung zu bringen. Er wird dabei unterſtützt von unvergleichlichen
Schauſpielern, die auch die kleinſte ſeiner Anregungen ganz in
ſich aufnehmen und ſo das Ganze wie aus einem Guß erſcheinen
laſſen. Es genügt, die Beſetzung der einzelnen Hauptrollen
an=
zuführen, um auch demjenigen, der dieſe Aufführung nicht
mit=
erleben kann, einen Begriff von ihrer Vollendung zu geben.
Fer=
dinand und Luiſe ſind beſetzt mit Paul Hartmann und
Paula Weſſely, der Präſident mit Rudolf Forſter der
Hofmarſchall mit Raoul Aslan, das Muſikantenpaar Miller
mit Eduard von Winterſtein und Frieda Richard,
die Lady Milford mit Lili Darvas und die Rolle des Wurm
mit Wladimir Sokoloff. Selbſt die Epiſode des
fürſt=
lichen Kammerdieners wird durch Alexander Moiſſi in
eine ganz andere Sphäre gerückt als bei alltäglichen Aufführungen
des Stückes.
Es war eine Ehrenpflicht der Salzburger Feſtſpiele, in
die=
ſem Jubiläumsjahre auch Richard Strauß zu Worte
kom=
men zu laſſen, der von Anfang an zu den Vorkämpfern des
Salzburger Feſtſpielgedankens gehört hat, im Verein mit dem
viel zu früh dahingeſchiedenen Hugo von Hofmannsthal.
Das gelungenſte Werk ihres künſtleriſchen Zuſammenarbeitens
„Der Roſenkavalier”, wird in dieſem Jubiläumsjahr den
Salzburger Feſtſpielbeſuchern in einer bis ins Kleinſte
ausgefeil=
ten Wiedergabe durch die Wiener Oper unter Clemens
Dus Arien in Ihewder Luneeert Areuep
Die Begründung.
Itzehoe, 9. Auguſt.
Am Samstag wurde im Itzehoer Landvolk=Prozeß folgendes
Urteil verkündet: Landmann Hamkens wegen Amtsanmaßung,
Beleidigung und Aufforderung zum Steuerſtreik zwei Monate
Ge=
fängnis und 250 Mark Geldſtrafe (oder 25 Tage Haft);
Geſchäfts=
führer Weſchke wegen Amtsanmaßung und Aufforderung zum
Steuerſtreik ſechs Wochen Gefängnis und 80 Mark Geldſtrafe (oder
acht Tage Haft); Hauptſchriftleiter Kühl wegen Vergehens gegen
das Republikſchutzgeſetz und Aufforderung zum Steuerſtreik ſtatt
verwirkter zwei Monate Gefängnis 250 Mark Geldſtrafe ſowie
30 Mark Geldſtrafe (oder drei Tage Haft); der Schriftleiter Bruno
von Salomon und der Geſchäftsführer John Johnſon wurden
frei=
geſprochen; Schriftleiter Ferdinand Pramor wegen Vergehens
gegen das Republikſchutzgeſetz in zwei Fällen und gegen das
Preſſegeſetz, Beleidigung und Amtsanmaßung 4 Monate
Gefäng=
nis und 50 Mark Geldſtrafe (oder fünf Tage Haft). Die übrigen
13 Angeklagten erhielten ſtatt der verwirkten Gefängnisſtrafe von
einem Monat 150 Mark bzw. 100 Mark und 30 Mark Geldſtrafe.
In der Urteilsbegründung führte der Vorſitzende,
Landgerichtsdirektor Dr. Block, u. a. aus, daß hier Taten
abge=
urteilt werden ſollten, die zumeiſt durch das geſprochene Wort
ver=
übt worden ſeien, die von den Hörern verſchieden aufgefaßt und
oft im entgegengeſetzten Sinne weitergegeben wurden. Völlige
Klarheit ſei nicht geſchaffen worden. Grundſätzlich habe das
Ge=
richt nicht die Ausſagen von Beamten deswegen vorgezogen, weil
es ſich um Beamte handele, ebenſo habe es die Journaliſten und
die übrigen Zeugen nicht vorzuziehen vermocht, zumal, wenn dieſe
Schlagworte und Senſationen geſucht hätten. Aber auch die
an=
deren Entlaſtungszeugen ſeien nicht deshalb minderwertig, weil
ſie Freunde der Angeklagten ſeien. Der Ausdruck „jüdiſch=
parla=
mentariſches Syſtem” ſei in verſchiedenen Fällen verſchieden zu
beurteilen. Eine Aufforderung zum Steuerſtreik ſei in dem
Auf=
ruf zu erblicken, in dem angeordnet wurde, die Meiereien zu
ver=
anlaſſen, die bereits fälligen Milchgelder auszuliefern, weil die
Verfügung über bereits gepfändete Gelder ſtrafbar ſei. Ferner
ſei in der Aufforderung, keine Steuern aus der Subſtanz zu
zah=
len, eine Aufforderung zur Steuerverweigerung zu erblicken. In
der Frage der Erſatzblätter führte der Vorſitzende aus, daß in der
„Grünen Front” und der „Weſtküſte” eine ſtrafbare Fortſetzung
des verbotenen „Landvolk” zu erblicken ſei, weil dieſe mit dem
gleichen Perſonal und in der alten Lieferungsweiſe erſchienen
ſeien. Der Angeklagte Johnſon habe nur den Namen für das
Blatt hergegeben und ſei nicht tätig geweſen. Deswegen ſei er
freizuſprechen. Hamkens habe in Salzwedel den Miniſter
Grze=
ſinski beleidigt, weil er die Behauptung wiedergab, Grzeſinski
habe die Inflation beſchloſſen. Dieſe Beleidigung ſei nicht mit
einer Geldſtrafe zu ahnden, ſondern das Gericht habe auf zwei
Wochen Gefängnis erkannt. Auch der Ausdruck „uniformierte‟
und „nichtuniformierte Spitzel”, den Hamkens in der
Verſamm=
lung gebraucht habe, ſei mit 50 Mark Geldſtrafe beſtraft worden,
Ein Spionageprozeß vor dem Pariſer Milikärgericht.
Paris, 9. Auguſt.
Wie der „Temps” meldet, wird am 20. Auguſt vor dem
Militärgericht in Paris der Prozeß gegen einen gewiſſen
Hart=
mann wieder aufgerollt. Hartmann, der aus Nordheim im
Elſaß ſtammt, aber ſeinerzeit für Frankreich optiert hatte und
jetzt 75 Jahre alt iſt, war 1876 nach Amerika ausgewandert und
erſt im vergangenen Monat in ſeine elſäſſiſche Heimat
zurückge=
kehrt, wo er ſofort verhaftet wurde, da man ihn wegen
angeb=
licher Spionage in contumaciam zum Tode verurteilt hatte. Auf
Eingreifen des amerikaniſchen Botſchafters wurde er allerdings
einige Tage ſpäter wieder auf freien Fuß geſetzt, da es ſich
an=
ſcheinend um eine Myſtifikation handelt. Hartmann ſelbſt
er=
klärt, ſeit 1876 Amerika nicht verlaſſen zu haben. Dagegen ſeien
im Jahre 1906 aus Amerika Anträge auf Ausſtellung von
Aus=
weispapieren auf den Namen Hartmann geſtellt und auch erfüllt
worden, die aber weder von ihm noch von ſeinem in New York
anſäſſigen Bruder ausgegangen ſeien. Man nimmt daher an,
daß ein Unbekannter ſich diefer Papiere bedient habe, um
wäh=
rend des Krieges Spionage zu treiben und daß dieſer
Unbe=
kannte mit dem in contumaciam zum Tode verurteilten
angeb=
lichen Hartmann identiſch iſt.
Kraus dargeboten. Mit großem Geſchick hat es Lothar
Wallerſtein, in Verbindung mit dem Bühnenbildner
Alfred Roller verſtanden, die Inſzenierung des Werkes aus
dem Wiener Haus auf die primitivere Bühne der Salzburger
Feſtſpiele zu verpflanzen, ohne daß der Glanz dieſer
Inſzenie=
rung irgendwelche Einbuße erlitt. Und je öfter man als
Reichs=
deutſcher eine ſolche Wiedergabe des Werkes durch Wiener
Künſt=
ler erlebt, um ſo mehr wird einem deutlich, daß ſich hier ein Stück
ſpeziſiſchen Wiener Lebens vor einem abrollt, das in dieſer
Lie=
benswürdigkeit, und Friſche von reichsdeutſchen Bühnen eben noch
niemals erreicht werden kann. Auch derOchs von Lerchenau Richard
Mayrs, der ja von zahlreichen Gaſtſpielen her im Deutſchland
bekannt iſt, wirkt inwerhalb dieſes Enſembles noch einmal ſo
ur=
wüchſig und öſterreichiſch, und auch ſein Dialekt iſt hier noch um
einige Grade heimatlicher geſtaltet. Um dieſes Glanzſtück der Wiener
„Roſenkavalier”=Aufführung ſchließt ſich ein Ring gewählteſter
Vertreter der übrigen Partien, allen voran die Feldwarſchallin
der Lotte Lehmann, der Oktavian Margit Angerers,
die Sophie von Adele Kern. Und mit vollendetem Klangreiz
verſchmilzt mit dieſen geſanglichen Leiſtungen das Orcheſter der
Wiener Philharmoniker, dem dieſe Partitur in allen
ihren Teilen ebenſo vertraut iſt, wie dem Dirigenten ſelbſt, deſſen
weiche Hand Bühne und Orcheſter ſtets in innigſtem Kontakt zu
halten weiß.
Nicht weniger als neun große Orcheſterkonzerte im
Saal des Mozarteums bilden die Ergänzung zu den
Theater=
aufführungen dieſes Feſtſpieljahres. Das erſte von ihnen brachte
Wiener Klaſſiker und wurde geleitet von Hans
Knap=
pertsbuſch, der als Münchener Generalmuſikdirektor ein
freundnachbarliches Verhältnis zu Salzburg unterhält. Man
kennt ihn als einen Muſiker von urwüchſiger Friſche, einen
Künſt=
ler, dem alles Philoſophieren in der Muſik fern liegt. So glückt
ihm denn die Interpretation von Mozarts ſtrahlend heller
Jupiterſinfonie beſonders gut, während Beethovens Zweite ſchon
ſtärkere Akzente vertrüge. Wenn Knappertsbuſch im übrigen
dieſen Abend über eine faſt an Kammermuſik gemahnende kleine
Beſetzung des Orcheſter beibehielt, ſo kann man ihm darin nur
beipflichten. Beſonders die Mittelſätze der Mozart=Sinfonie, die
ganz gelöſt klingende Andante und das Menuett, können mit
vollerer Streicherbeſetzung kaum jemals eine ſolche überſinnliche
Wirkung erzielen. Nicht ganz feſtſpielmäßig berührte die ſoliſtiſche
Leiſtung des Abends. Ein noch junger Pianiſt. Adolf Baller,
ſpielte Beethovens Es=Dur=Konzert, ohne dabei mehr geben zu
können, als eine gute techniſche Leiſtung, an allem Geiſtigen aber
zientlich vorbei ſpielend.
Dr Adolf Abex.
Nummer 220
Sonntag, den 10. Anguſt 1930
Seite 3
Die Tſchechen und der „Zuror
Kein Abbau des Haſſes. — Der Traum vom Block
der Oſtſtaaken.
Aus Eger wird uns geſchrieben:
Von einem Abbau des Haſſes gegen den „deutſchen Feind”
iſt in der Tſchechei auch heute, nach zwölfjähriger Selbſtändigkeit
dieſes Staatsweſens nichts zu bemerken, ja, es geht aus den
Aus=
laſſungen der tſchechiſchen Preſſe unzweideutig hervor, daß es
insbeſondere die tſchechiſche Intelligenz iſt, die daran intereſſiert
erſcheint, daß Deutſchland in der Tſchechoſlowakei den Gendarmen
der auf dauernde Niederhaltung des deutſchen Volkes bedachten
Sieger” erblickt. Ein von dem tſchechiſchen Politiker Dr. Borſky
dieſer Tage in der „Narodni Politika” veröffentlichter Aufſatz
beſchäftigt ſich ausführlich mit dem Verhältnis der
Tſchecho=
ſlowakei zu Deutſchland und führt u. a. aus, daß die Tſchechen
als Verbündete Frankreichs ſo handeln, wie es nach
internatio=
naler Gepflogenheit die Pflicht jedes Verbündeten ſei. Daß die
Tſchechen im Weltkrieg und nachher nicht die Verbündeten
Deutſchlands geworden ſeien, würde jeder begreifen, der aus der
Geſchichte herauslieſt, wie die böhmiſchen Könige auf Grund
ihres Bündniſſes mit dem alten römiſchen Reich zwar römiſche
Kaiſer wurden, wie aber das tſchechiſche Volk und auch der Staat
in dieſer Umklammerung faſt erwürgt worden ſeien. Der alte
tſchechiſche Staat habe alſo dieſen Weg ausgekoſtet und ſei ihn
jahrhundertelang zu ſeinem Verderben gegangen, denn das alte
und das neue Deutſchland ſei beſtrebt geweſen, die Erweiterung
nach Südoſten hin zu erreichen, d. h. über die Tſchechen hinweg.
Als im Jahre 1866 Bismarck den Tſchechen Oeſterreich
gegen=
über die Erneuerung des tſchechiſchen Staates verſprochen habe,
ſei dies unter der Bedingung geſchehen, daß die Tſchechen ein
Glied des Norddeutſchen Bundes würden, was heute ein Glied
des Deutſchen Reiches bedeuten würde. Wer einmal ſo belehrt
worden ſei wie der tſchechiſche Staat, der werde ſich nicht mehr
aufs Neue auf einen ſolchen Weg begeben, ſchon deshalb nicht,
weil er den ſlawiſchen Weg offen habe, den Weg nach Oſten,
wohin die Erweiterung des tſchechiſchen Staates zum
tſchecho=
ſlowakiſchen mit Karpathorußland führe, wo nach Anſicht Borſkys
junge Völker leben, denen die nahe Zukunft gehöre zum
Unter=
ſchiede von Deutſchland, deſſen Einwohnerzahl ſo raſch ſinke. Die
Tſchechen hätten bereits ein Bündnis mit der Kleinen Entente,
deven Zuſammenſchluß mit Polen eine Großwacht von 72
Mil=
lionen Einwohnern bedeuten würde, abgeſehen davon, daß eine
deutſch=franzöſiſche Allianz auch eine Verſchiebung in der
Kon=
ftellation der übrigen Großmächte bedeuten würde. Es ſei nicht
zu glauben, daß die Linksparteien in Frankreich eine Aenderung
der Allianzen zuſtande bringen würden, aber auch dann, wenn
dies geſchehen würde, würde die Tſchechei kein neutraler Staat
nach dem abſchreckenden Beiſpiel von Belgien werden, ſondem
andere Möglichkeiten ergreifen. Prag wolle von Deutſchland
nichts, aber nach der jahrhundertlangen Erfahrung müßten die
Tſchechen ſich gegen eine Umklammerung durch dieſes wehren.
Zur gleichen Zeit veröffentlicht der tſchechiſche
nationaldemo=
kratiſche Senator und Dichter V. Dyk in einem ihm naheſtehenden
Blatt einen langen Artikel über das Verhältnis zu Deutſchland,
der ſehr deutlich die Angſt der Tſchechen vor dem Wiederaufſtieg
des deutſchen Nachbarreiches widerſpiegelt. Dyk ſieht unter den
beſiegten Staaten Deutſchland als denjenigen an, der am meiſten
bemüht ſei, wiederum eine führende Stellung zu erlangen; dazu
ſollen ihm vor allem ſeine Minderheiten im Auslande behilflich
ſein. Mit Bedauern ſtellt der Autor feſt, daß die Gegenſätze, die
ſeit Friedensſchluß zwiſchen den früher verbündeten Staaten
aufgetaucht ſind, von den beſiegten Staaten zur Gewinnung
neuer Verbündeter und Protektoren benützt würden, und daß
Akte, welche die Kriegsreminiſzenzen hätten beſeitigen ſollen,
eher das Gegenteil erzielt hätten. Die vorzeitige Räumung des
Rheinlandes habe Kundgebungen hervorgerufen, die ſich nicht ſehr
von der pangermaniſtiſchen Begeiſterung unterſchieden hätte, die
zu Beginn des Weltkrieges ausgebrochen ſei: Deutſchland,
Deutſch=
land über alles! Doch ſei die wachſende deutſche Agreſſivität zu
etwas gut. Sie ſei eine anſchauliche Belehrung über den
tat=
ſächlichen deutſchen Charakter, über den Geiſt Deutſchlands.
Viel=
leicht ſei es ein Glück für die Tſchechen, daß das Deutſchtum
keinen Sinn für Mäßigung habe. Gerade die ungezähmte deutſche
Ausbreitungsſucht ſei es, welche Deutſchland die Kataſtrophe des
Krieges gebracht habe. Berauſcht von ſeinen Erfolgen, habe es
jedes Maß verloren, es habe mehr angeſtrebt, als es je hätte
erreichen können und habe ſo die Gelegenheit zu kleineren
Erfol=
gen verpaßt. Das Endergebnis ſei das Debakel geweſen. Aber
die Tſchechen dürften nicht damit rechnen, daß es der ungezähmte
Furor teutonieus ſein werde, der auch heute ihr Bundesgenoſſe
ſein würde. So weit, wie er im Weltkrieg gegangen ſei, würde
er in der nächſten Zeit kaum zu gehen wagen. Das Riſiko eines
Mißerfolges ſet groß, und, was noch ſchlimmer wäre, auch ein De ſihergreifung gronlängiichen Gedlels
Erfolg ſei riskant; denn auch ein ſiegreiches Deutſchland könnte
mit ſeiner Kunft zu Ende ſein. Wem keie außergewöhnliche
Lage eintrete, welche die Ausſichten der deutſchen Beſtrebungen
vermehre und ihr Riſiko vrmindere, ſo ſei anzunehmen, daß ſich
die Geſchichte nicht ſo bald wiederholen werde.
Schließlich vertritt Senator Dyk noch die Anſicht, die Völker
hätten nicht die Ausrede, daß die deutſche Politik bis jetzt ihre
tatſächlichen Abſichten meiſterlich verſchleiern würde. Sie gehe
mit einer gewiſſen Einfalt vor, und wenn ſie dennoch größere
Erfolge habe, ſo gereiche das den zeitgenöſſiſchen Staatsmännern
der anderen Staaten nicht zur beſonderen Ehre . . . Die „
ſchreck=
liche” Unkentnis des wirklichen Deutſchland, welche die offizielle habe dieſe Expedition auf dem Kap Stoſch Kohlenvorkommen
ſei die große Frage, ob kleinere Völker die Fehler größerer
Völ=
ker nachahmen dürften. Dies aber täten die Tſchechen, wenn ſie
die Gefahr der deutſchen Beſtrebungen unterſtützen würden, die
Ereigniſſe der Jahre 1918 und 1919 ungeſchehen zu machen. Die von 37 500 Kronen gegründet und däniſcherſeits häufig
angegrif=
nationale Idee der Tſchechen und ihre nationale Energie müßten
daher wachſam ſein.
der leßke preußiſche Kriegsminiſter und erſte Chef
der Heeresleikung des neuen Heeres †.
Berlin, 8. Auguſt.
General Walter Reinhardt, der letzte preußiſche
Kriegsmini=
ſter und erſte Chef der Heeresleitung des neuen Heeres, iſt am tens Norwegens ſei jedoch völkerrechtlich ausgeſchloſſen.
Freitag nachmittag nach ſchwerem Leiden geſtorben.
Sohn des ſpäteren Generalmajors a. D. Reinhardt geboren. Er
wurde im preußiſchen Kadettenkorps erzogen und trat im Februar
1891 als Leutnant in das Württembergiſche Grenadierregiment
Nr. 119 ein. Bei Kriegsausbruch rückte er, ſeit 1910 Major, als
Generalſtabsoffizier mit dem Generalkommando des 13.
Armee=
korps ins Feld. Im Januar 1915 wurde er dort Chef des
Sta=
bes. Im Juni 1916 übernahm er für einige Zeit die Führung
des Heſſiſchen Infanterieregiments Nr. 118 vor Verdun; im Herbſt
1916 wurde er Chef des Stabes der 2., ſpäter der 7. Armee. Im
Auguſt 1918 wurde er zum Oberſten befördert, und am 3. Nov. kam
er als Departementsdirektor ins Preußiſche Kriegsminiſterium,
nahm Reinhardt nach dem Rücktritt des Generals Scheuch die
Leitung des Kriegsminiſteriums. Nach der Auflöſung
dieſes Miniſteriums im Herbſt 1919 wurde er als Generalmajor
der erſte Chef der Heeresleitung des neuen
Hee=
nannte Brigade Döberitz, deren Organiſator und Führer er bis ſonderes Intereſſe wird der Löſung der Frage der
paneuropä=
zum Auguſt 1929 war, aufgelöſt wurde, trat Reinhardt an die
Spitze der 5. Diviſion und wurde gleichzeitig zum
Würt=
tembergiſchen Landeskommandanten ernannt.
Zum 1. Januar 1925 erfolgte ſeine Ernennung zum
Ober=
befehlshaber der Gruppe II (Kaſſel).
*
Gemeinſam mit 5 000 Zuſchauern ſah ich der Fechtgala,
ge=
meinſam mit 12000 Teilnehmern dem Fußballkampf
Deutſch=
land—Jhalien zu. Die Teilnahme, die Darmſtadt, eine Stadt
von 90000 Einwohnern, der Studenten=Olympiade
entgegen=
bringt, iſt außerordentlich!
Die Olympiade leitet ihren Namen und ihren Urſprung von
den Wettſpielen in dem griechiſchen Olympia her. Dasſelbe
Hellas, das Olympia zu dem Mittelpunkt des modernſten
Sportes geſtaltete, hatte in Athen am Fuße der Akropolis zwei
Theater: das Theater des Dionyſos, dem Lykurg im vierten
Jahrhundert vor Chriſtus mit 30 000 Sitzplätzen die jetzige Form
gab — gewiſſermaßen das „Große Haus” —, und das Odeion,
das Attieus Herodes fünf Jahrhunderte ſpäter — gewiſſermaßen
als „Kleines Haus” — für 6000 Zuſchauer nachfolgen ließ!
Neben dem Sport vergaß Hellas nicht die Pflege der Kunſt, der
Wiſſenſchaft und der Philoſophie! Ihrer Vereinigung verdankt
es ſeine kulturelle Größe.
Neben der ſportlichen Olympiade darf auch Darmſtadt
ſeine künſtleriſchen und geiſtigen Güter nicht vergeſſen!
Die Atmoſphäre hierzu iſt von der Vergangenheit her
über=
aus günſtig. Sie hat ſich in die Gegenwart fortgepflanzt. Auf
der Initiative der Bürger beruhen Korporationen wie
Muſik=
verein und Literariſch=Künſtlerfſche Geſellſchaft, die in einer für
den zahlenmäßigen Umfang ger Stadt hervorragenden Weiſe
den Kampf für qualitätvolle moderne Kunſt mit der Pflege der
wertvollen Güter der Vergangenheit verbinden.
Neben den der Bürgerſchaft entſtammenden Pflegeſtäuten
bildet ſeit 300 Jahren das Hoftheater, das jetzige
Landes=
theater einen weſentlichen Mittelpunkt des künſtleriſchen
Lebens. Es iſt heute nicht ohrze Intereſſe, ſich daran zu erinnern,
daß es in ſeiner äußeren Form urſprünglich auch auf den Sport
zurückging. Landgraf Ludwig V. baute ein Reithaus für Ring=
und Ringelrennen; zur Ehre der Taufe einer Prinzeſſin wurde
es 1607 durch ein Karuſſell eingeweiht. Landgraf Ludwig VI.
verbannte das Karuſſell aus dem Reithaus und gab die erſten
Theater=Vorſtellungen. Es folgte ein raſcher Aufſchwung; es
folgten die verſchiedenen bedeutſamen Neubauten.
Dem heutigen Darmſtadt gibt ſeine geiſtige und
künſtleriſche Luft die eigene Note. Die induſtrielle
Ent=
wicklung des letzten Jahrzehnts iſt für die Stadt leider wenig
günſtig; es iſt auch zunächſt nicht abzuſehen, auf welchem Wege
in abſehbarer Zeit ein Umſchwung hierin kommen ſoll. Um
ſomehr muß Darmſtadt, wenn es als Stadt
ſei=
nen inneren Wert und ſeine Anziehungskraft
nicht verlieren will, daranf bedacht ſein, ſich
ſeine künſtleriſche und geiſtige Geltung zu
er=
halten.
Hierzu gehört in vorderer Linie die Pflege des
Theaters. Die Liebe zu dem angeſtammten Theater hat an
dieſer Stelle manchmal zur Kritik genötigt. Die gleiche Liebe
führt uns dazu, für die Erhaltung des Theaters auf das
wärmſte einzutreten. Die Erhaltung iſt aber nur dann möglich,
wenn das Theater in den Kreiſen der zahlenden
Be=
ſucherſchaft wieder eine ſtärkere Reſonanz findet. Wir
wünſchen daher dem von Staatspräſident und
Oberbürger=
meiſter heute veröffentlichten Werbeaufruf den beſten Erfolg!
Abſchluß der Trauerfeier für Siegfried Wagner
in Bayreuth.
Einen erhebenden und würdevollen Abſchluß der
Trauer=
feierlichkeiten für Siegfried Wagner bildete die im Feſtſpielhaus
von der geſamten Künſtlerſchaft veranſtaltete Trauerfeier.
Ein=
geleitet wurde ſie durch das Siegfried=Idyll. Maeſtro Toscanini
verſtand es vorzüglich, in ſeine Stabführung den Schmerz und
die Trauer des Tages zu legen. Kammerſänger Braun fand
erhebende Worte für den Verſtorbenen und gelobte namens der
Künſtlerſchaft, auch fernerhin in Treue zum Bayreuther Werk
zu ſtehen. Im Namen der Familie Wagner dankte er für die
dem Verſtorbenen entgegengebrachte Liebe und Ehrerbietung.
Dann ſpielte das Orcheſter unter der Leitung Karl Elmendorfs
zwei Stücke aus Siegfried Wagners Opern, und zwar „Glaube‟
aus der „Heidenkönig” und das Vorſpiel zu „Friedensengel”.
Den Abſchluß der Feier bildete „Siegfrieds Tod”, der
Trauer=
marſch aus der „Götterdämmerung” unter Karl Mucks Leitung,
der von der großen Trauengemeinde ſtehend angehört wrde.
durch Norwegen.
Große Erregung in Dänemark.
Kopenhagen, 9. Auguſt.
Aus Oslo trifft die in Dänemark Aufſehen erregende
Mel=
dung ein, daß eine norwegiſche Oſt=Grönland=Fang=Expedition
die drei vor der Oſtgrönlandküſte gelegenen Inſeln Emerſö,
Geograficat und Trallſö in Beſitz genommen habe. Außerdem
Politik Frankreichs charakteriſiert, habe zu Sedan geführt. Es feſtgeſtellt und ſie ebenfalls für ihren Beſitz erklärt. Bei dieſer
Expedition handelt es ſich um die norwegiſche Arktiſk
Naerings=
drift=Geſellſchaft, die im vorigen Jahre mit einem Aktienkapital
fen worden iſt. Die Expedition hat im letzten Winter
Fuchs=
fang getrieben und an zwei Stellen Hütten errichtet. Sie wurde
während des Winters mehrfach von Polarwölfen bedroht.
Wie der däniſche Direktor der Kolonie Grönland zu dieſer
Meldung mitteilt, ſei es ganz ausgeſchloſſen, daß Norweger
Privatteile Oſtgrönlands in Beſitz nehmen könnten. Dieſes
widerſpräche den beſtehenden Verträgen, wohl aber dürften
Nor=
weger in Teilen Oftgrönlands, wo bisher däniſcherſeits kein Fang
getrieben worden ſei, mit Erlaubnis des däniſchen Staates Fang
betreiben. Eine Beſitzergreifung grönländiſchen Gebietes ſei=
Das däniſche Auswärtige Amt erklärt, über die „Annektion”
norwegiſcherſeits bisher nichts erfahren zu haben.
Viel Lärm um nichts.
* Berlin, 9. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Der deutſche Konſul in Nairoby, Dr. Speißer, hat dem
Aus=
wärtigen Amt telegraphiſch den gewünſchten Bericht über die
Vor=
gänge in Tanga zugehea laſſen und dadurch den Zwiſchenfall, der
ſich angeblich bei dem Beſuch des Kreuzers „Karlsruhe” abgeſpielt
haben ſollte, klargeſtellt. Von den Senſationen, die in der „Daily
Mail” urſprünglich aufgetaucht waren, iſt ſo gut wie nichts mehr
übrig geblieben. Der geſamte Tatbeſtand ſchrumpft darin
zuſam=
men, daß einige Engländer ſich darüber aufgeregt haben, daß bei
einem Abend der deutſchen Kolonie von der Muſikkapelle des
Kreuzers „Karlsruhe” der Zapfenſtreich geſpielt wurde. Der
eng=
liſche Kommiſſar hat allerdings dem deutſchen Konſul gegenüber
zunächſt die Auffaſſung vertreten, daß das eine Art Propaganda
unter den Eingeborenen geweſen ſei, hat aber zuletzt dem
Kom=
mandanten des Kreuzers ſein Kompliment über das
ausgezeich=
nete Verhalten der deutſchen Matroſen ausſprechen laſſen, womit
er ja ſelbſt von dem Verhalten ſeiner überempfindlichen
Lands=
leute abgerückt iſt. Man kann alſo die Akten über dieſen
Zwiſchen=
fall wohl ſchließen, freilich nicht ohne das Bedauern darüber, daß
es deutſche Zeitungen gegeben hat, die auf den erſten engliſchen
Hetzartikel ſofort hineinfielen und Angriffe gegen den deutſchen
Konſul richteten, während es doch viel näher gelegen hätte, den
General Reinhardt wurde am 24. März 1872 in Stuttgart als Engländern auf die Finger zu klopfen und ſie darauf aufmerkſam
zu machen, daß ihre ſchönen Träume, aus dem Mandatsgebiet
Oſtafrika eine engliſche Kolonie zu machen und ſo billig die Früchte
der koloniſatoriſchen Tätigkeit Deutſchlands zu ernten, kaum in
Erfüllung gehen werden.
Neue Paneuropa=denkſchrift Briands.
Berlin, 9. Auguft.
Wie in hieſigen politiſchen Kreiſen verlautet, wird die neue
wo er die Demobilmachung leitete. Am 3. Januar 1919 über= Denkſchrift Briands zur Paneuropafrage nicht nur eine
zu=
ſammenfaſſende ſachliche Darſtellung der 26 Antworten, ſondern
auch den Standpunkt der franzöſiſchen Regierung, d. h. alſo,
die Antwort Briands, enthalten. Bei der Ausarbeitung der
neuen Denkſchrift dürfte ſo vorgegangen werden, daß
verſchie=
res. Als mit der Bildung der endgültigen Reichswehr die ſoge= dene übereinſtimmende Geſichtspunkte verwertet werden.
Be=
iſchen Organe (Ständiges Komitee und Sekretariat)
entgegen=
gebracht. Ferner intereſſiert die Frage, ob ſich die
Reichsregie=
rung auf eine eingehende Erörterung des deutſchen
Standpunk=
tes vor den Neuwahlen einlaſſen wird.
— Sommer, Sonne, See iſt das Grundthema der reich
ausgeſtatte=
ten Feriennummer (Auguſt=Heft) der Zeitſchrift „die neue linie‟.
Der einleitende Aufſatz „Landſchaft um die Nordſee” ſtammt aus der
Feder des hervorragenden deutſchen Schriftſtellers Hans Friedrich Blunck.
Ueber den Segelſport in fremden Ländern berichtet an Hand von
exoti=
ſchen Photos Kapitänleutnant von Roques. Kurdirektor A. D. plaudert
amüſant von guten und ſchlechten Manieren am Strand. Strandvillen
auf Hiddenfee, Wochenendhäuſer und Wohngärten ergänzen das
ſom=
merliche Thema, das ſich auch in einer größeren Novelle von Georg
Britting ſpiegelt. Der Modeteil dagegen bringt bereits die erſten
Herbſtmodelle, außerdem neuartige Brautkleider und Deſſous. Die
praktiſchen Reiſewinke führen in die deutſchen Alven. Heft 12 der
Zeit=
ſchrift „die neue linie” iſt überall für 1—— Mk. zu haben, ſonſt auch
vom Verlag Otto Beher, Leipzig. Weſtſtraße, Beherhaus.
Der Büßer. Elſäſſiſches Schickſal. Eine dramatiſche Legende. Von
A. Demling. (Verlag „Erwinia”, Straßburg.)
Ap. In bewegte Leidenszeit des vielgeprüften Elſaß’ ſtellt uns der
Verfaſſer mit ſtarker dichteriſcher Kraft. Schwediſche Bedrücker peinigen
und quälen eine freiheitliebende Bevölkerung, die mit ihrem Lande
durch oft vergoſſenes Blut eng verwachſen iſt. Zwei der fremden
Be=
drücker werden in einer einſamen Gaſſe erſchlagen. Der Täter wird
geſucht. Für ihn opfert ſich der Bruder, der in ferne Lande zieht,
Kriegs= und Minneabenteuer zu beſtehen. Aber ſein Opfer war
um=
ſonſt. Er muß den Kelch ſeines Leides bis zur Neige leeren. Der
leibliche Bruder hat ihn nicht nur verraten, ſondern ihm auch die
ge=
liebte Braut genommen. Heimgekehrt als ein faſt Vergeſſener, fordert
der Betrogene Rechenſchaft. Es gibt Streit. Die Brüder ringen; der
Heimkehrer erwürgt den Bruder. Er muß wieder aus dem Vaterhaus
fliehen und zieht als Büßer im Lande umher ein „weres Holzkreuz
auf den Schultern und an den Füßen mit Nägeln und Eiſen
beſchla=
gene Schuhe. Auf dieſem ſeinem Büßerwege findet er auch die
ehe=
malige Braut als Nonne wieder. — Der noch wenig bekannte Verfaſſer
hat hier der Heimatliebe der Elſäſſer und ihrer Standhaftigkeit ein
ehrenvolles Denkmal geſetzt, weshalb ſich dieſe Legende, die auch als
Buch eine ſpannende Lektüre bildet, ſehr wohl zur Aufführung in
elſäſſi=
ſchen Heimatvereinen eignet.
Richard Schneider=Edenkoben: Tarakanova. Geſchichte einer
Aben=
teurerin. Mit einem Nachwort von Heinrich Bachmann.
Reclams Univerſal=Bibliothek Nr. 7063/64. Geheftet 80 Pf..
ge=
bunden 1.20 Mk.
Die abenteuerlichen Geſchehniſſe dieſes prachtvoll erzählten
Romans beruhen durchweg auf Tatſachen. Die Geſchichte ſelbſt hat
dieſes erſchütternde Drama gedichtet, von der falſchen Zarin
Tara=
kanova, der Rivalin der großen Katharina, die für eine Weile
Rußland und die Welt in Atem hielt, bis ſie an der Mächtigeren
zerbrach. Von Geheimnis umhüllt, ein weiblicher Kaſpar Hauſer,
tritt ſie auf die Bühne der großen Welt, zuerſt Werkzeug in der
Hand der Diplomaten, dann immer heiliger von ihrem Recht,
ihrer Beſtimmung überzeugt, und am unerſchütterlichſten gerade
dann, wie ſie einſam und verlaſſen dem Hohn einer ganzen Welt
entgegenſteht.
Seite 4
Sonntag, den 10. Anguſt 1930
Nummer 220
Elſe Kreuter
Otto Dude
Verlobte
Darmſtadt
Rhönring 125
10. Auguſi 1930
Wir haben uns verlobt
Marie Gonter
Karl Zibulski
(*
Meine Verlobung
mit Fräulein Wilhelmine
Hofferberth zu Kranichſiein
beehre ich mich hiermit anzuzeigen
Peter Anthes, Lehrer.
Arheilgen — Neukirchen (Kreis Moers)
Nieder=Gemünden Groß=Umſitadt
Emilie Scherer
Heinrich Bauer
Verlobte
Darmstadt Rhönring 107
Friedel Aßmuth
Elisabeth Aßmuth, geb. Heberer
Vermählte
Grube Messel
Darmstadt
Bleichstr. 40
6. August 1930
Trauung: Sonntag, 10. August, nachmittags 13.45 Uhr
Johanneskirche, Darmstadt.
Heinrich Wöller
Landmesser a. D.
Emma /öller
verw. Rode, geb. Dietsch
Vermählte
Darmstadt
Schulstraße 3
9. August 1930
Ludwig Coburger
Margarethe Coburger
geb. Horſt
Vermählte (12seo
Darmſtadt. 9. Auguſt 1930.
Weinet nicht an meinem Grabe,
Gönnet mir die ewige Ruh’,
Denkt was ich gelitten habe,
Eh’ ich ſchloß die Augen zu.
Todes=Anzeige.
Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluſſe entſchlief
heute nach ſchwerem Leiden im Alter von 24 Jahren
unſer lieber Sohn, Bruder und Enkel
Snyenn Offtänver.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
J. Iffländer.
Reinheim, den 9. Auguſt 1930.
Die Beiſetzung findet am 12. ds. Mts., nachmittags
1 Uhr ſtatt.
Statt beſonderer Anzeige.
Am 6. ds. Mis., mittags 4 Uhr, wurde
mein lieber Mann, unſer guter Vater,
Schwiegervater, Großvater,
Schwieger=
ſohn, Bruder, Schwager und Onkel
Statt Karten.
Franz Goldberger
Martha Goldberger
geb. Woltemeyer
Vermählte.
Karlsruhe, 9. August 1930.
Stefanienstraße 96.
Bptt
Für die erwiesenen
Auf-
merksamkeiten anläßlich
unserer Verlohung danken
wir herzlichst.
Josel Grohe und Braul.
Dienstag, den 12. Auguſi, feiern
die Eheleute Chr. Ganßert und
Frau Eliſabeth, geb. Bauer, das
Feſt der Silbernen Hochzeit.
Gerichtsvollzieher i. R.
von ſeinem langen Leiden im 68.
Lebens=
jahr durch einen ſanften Tod erlöſi.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Anna Rollenhagen, geb. Treſer.
Darmſiadt, den 9. Auguſt 1930.
Rhönring 40 I.
Die Beerdigung hat auf Wunſch des
Ver=
ſtiorbenen in der Stille ſtattgefunden.
Bel Stuhlverliopkang aut da- Daturproautt
in Apotheken, Drogerien,
V5491 Reſormhäusern Hedä-Früchtewürfel
Wil Karg
Liesel Karo
geb. Stremmel
geben ihre Vermählung bekannt.
Darmstadt, Roßdörferstraße 82.
Am Dienstag, den 12. Auguſt begehen
die Eheleute Ludwig Reichel und
Frau Eliſabetha, geb. Köhler,
Darm=
ſtadt, Moosbergſtraße 68, das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
(12301
A
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die uns anläßlich unſerer ſübernen
Hochzeit erwieſenen Aufmerkſamkeiten
und der zahlreichen Blumenſpenden
und Geſchenke ſagen hiermit innigſten
Dank.
Jean Krämer u. Frau.
Traiſa, den 8. Auguſt 1930. (12269
Die Preiſe
unſ. neuen u. geſp.
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Am 6. Auguſt entſchlief nach langem ſchweren Leiden
mein innigſigeliebter Mann, unſer guter Vater,
Schwie=
gervater, Schwager und Onkel
Mngaft Tinner
Kanzleirat i. R.
Im Namen der träuernden Hinterbliebenen:
E. Winkler, geb. Engel.
Darmſiadt, Kittlerſiraße 12.
Die Beerdigung fand auf Wunſch des Entſchlafenen in
aller Stille ſiatt.
(12285
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Heute verſchſed nach längerem Leiden
meine liebe Frau, unſere gute Mutter,
Schweſier, Schwägerin, Tante und
Nichte
Frau
geb. Orth.
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Jakob Holzhäuſer
und Kinder.
Darmſiadt, den 8. Auguſt 1930.
Karlsſtraße 3.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 12. Auguſt, nachmittags 2½ Uhr,
auf dem Darmſtädter Waldfriedhof
ſtatt.
Achtung!
Im Aufarbeiten u.
Neuanfert. v.
Pol=
ſtermöbeln u.
Ma=
tratzen ſucht tüchtig.
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D. Rabin
Kirchſtraße 10.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und die
zahlreichen Kranzſpenden bei dem Heimgang unſerer
lieben Entſchlafenen
Marie Brücher
geb. Scheuermann
ſagen wir tiefgefühlten Dank, insbeſondere Herrn
Pfarrer Renner für ſeine troſtreichen Worte und dem
Geſangverein Liederkranz für den erhebenden
Grab=
geſang.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Georg Brücher III.
Bürgermeiſter.
(12260
Heubach, den 8. Auguſt 1930.
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Woog, 9. Aug. 1930
Waſſerhöhe 3,83 m
Luftwärme 18‟ C
Waſſerwärme
vor=
mittags 7 Uhr 190 C.
Woogs=Polizei•Wache
Statt Karten.
Nach langem ſchweren, mit großer Geduld ertragenem
Leiden verſchied heute morgen 9½ Uhr mein innigſt
geliebter Mann, unſer lieber Sohn, Schwiegerſohn,
Bruder, Enkel, Schwager, Onkel, Neffe und Vetter,
Anfter Siget
Ingenieur
im 29. Lebensjahre.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Anni Brinzer, geb. Büttel.
Darmſtadt und Schorndorf, 9. Auguſt 1930.
Roßdörferſtraße 35.
Die Beerdigung findet Dienstag, 12. Auguſt 1930.
nachmittags 2 Uhr, vom Portal des alten Friedhofes
aus ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen
„Tag, alter Hühneraugenkapitän,
Habl dich schon lange nicht gesehn."
„Grüss mich nicht mehr mit solchem Wort,
Duroh „Lebewohl‟k ist alles fort.”
(*Gemeint ist natürlich das berühmte, von vielen Aerzten
empfohlene Hühneraugen-Lebewohl mit druckmilderndem
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Nummer 220
Sonntag, den 10. Anguſt 1930
Seite 5
*Zur neuen Spielzeit des Heſſiſchen Landestheaters.
Aus der Landeshauptftadk.
Darmſtadt, den 10. Auguſi.
Zür das Heſſiſche Landeskheaker.
In dem Bewußtſein, daß die wirtſchaftliche Notlage der
Gegenwart den geiſtigen Beſitzſtand Heſſens und Darmſtadts, der
in Deutſchland und in der Welt Geltung hat, nicht antaſten darf,
wenn nicht das geiſtige Leben der Bevölkerung erheblich Schaden
leiden ſoll, haben der Heſſiſche Landtag und der Stadtrat der
Stadt Darmſtadt die für die Fortführung des Heſſiſchen
Landes=
theaters benötigten Mittel bewilligt. Die Generalintendanz des
Landestheaters, hat ſich ihrerſeits verpflichtet, bei ſparſamſter
Wirtſchaftsführung das bisherige, anerkannt hohe künſtleriſche
Niveau des Landestheaters aufrechtzuerhalten. Die großen
Opfer, die der heſſiſche Staat und die Stadt Darmſtadt ſich trotz
der erſchwerten Wirtſchaftslage zur Erhaltung eines von jeher
führenden deutſchen Kunſtinſtitutes auferlegt haben, ſind nur
durch den erfreulichen Umſtand zu rechtfertigen, daß tatſächlich ein
außerordentlich hoher Prozentſatz der heſſiſchen, insbeſondere
der Darmſtädter Bevölkerung an den Darbietungen des
Landes=
theaters regſten Anteil nimmt und im Landestheater einen
un=
entbehrlichen Vermittler geiſtiger Anregungen und Erlebniſſe
er=
blickt. Für die bevorſtehende Spielzeit des Landestheaters muß
es noch mehr als bisher gelingen, alle Bevölkerungskreiſe in den
Beſuchengruppen des Landestheaters zu erfaſſen, um eine volle
Ausnutzung der durch die hohen Aufwendungen von Staat und
Stadt ermöglichten künſtleriſchen Veranſtaltungen zu
gewährlei=
ſten. Die heſſiſche Regierung und die Stadtverwaltung
Darm=
ſtadts wenden ſich daher an die geſamte Bevölkerung mit der
Aufforderung, der Mieteinladung des Heſſiſchen Landestheaters
für die Spielzeit 1930/31 Folge zu leiſten, und richten gleichzeitig
an alle Berufsgruppen und kulturellen Organiſationen das
drin=
gende Erſuchen, in ihrem Kreiſe nachdrücklichſt für einen
regel=
mäßigen Beſuch des Landestheaters unter Ausnutzung der
mannigfachen für die Mietinhaber gebotenen Vorteile zu
wer=
ben. Der umfaſſende Ausbau der Miete, der vom Heſſiſchen
Lan=
destheater vorbildlich für zahlreiche deutſche Bühnen durchgeführt
worden iſt, geſtattet allen Schichten der Bevölkerung, die
wert=
vollen Darbietungen des Landestheaters zu genießen. Wenn
jeder Einzelne nach Kräften die gegenwärtige Mietwerbung des
Heſſiſchen Landestheaters unterſtützt, wird die Leiſtungshöhe und
das Anſehen dieſes lebendigen Kulturfaktors nicht nur beſtehen
bleiben, ſondern weiterhin geſteigert werden können!
Darmſtadt, den 10. Auguſt 1930.
Dr. Adelung.
Mueller.
Staatspräſident.
Oberbürgermeiſter.
Verfafſungsſeier 1930.
Am morgigen Tage jährt ſich zum 11. Male der Tag der
Schaffung des Weimarer Verfaſſungswerkes. Es entſpricht der
geſchichtlichen Bedeutung dieſes Tages, ihn feſtlich zu begehen.
Be=
reits am Vorabend wird bei dem um 9 Uhr abends in der
ſtädti=
ſchen Feſthalle ſtattfindenden, mit der „Siegerverkündigung und
Preisverteilung verbundenen Abſchluß der Weltmeiſterſchaften der
Studenten auf den Verfaſſungstag hingewieſen und im Anſchluß
an dieſe Veranſtaltung auf dem Platz hinter der Feſthalle, ein
großes Kunſtfeuerwerk abgebrannt werden.
Am Verfaſſungstag ſelbſt findet um 11.,30 Uhr im ſtädtiſchen
Saalbau ein Feſtakt ſtatt, wobei Herr Miniſter Korell die
Feſtrede hält. Dieſe Anſprache wird umrahmt von muſikaliſchen
Darbietungen des Stadtorcheſters und des Volkschors. Die
ge=
ſamte Einwohnerſchaft iſt zur Teilnahme an dieſem Feſtakt
herz=
lichſt eingeladen. Der Zutritt iſt für jedermann unentgeltlich.
Techniſche Hochſchule. Rektor und Senat der Techniſchen
Hochſchule Darmſtadt haben auf einſtimmigen Antrag der
Abtei=
lung für Bauingenieurweſen die Würde eines „Doktor=
Inge=
nieurs Ehrenhalber verliehen: Herrn Richard
Peter=
ſen, ordentlicher Profeſſor für Eiſenbahnweſen an der
Techni=
ſchen Hochſchule Danzig in Anerkennung ſeiner hervorragenden
wiſſenſchaftlichen Verdienſte um das Eiſenbahnweſen und ſeiner
erfolgreichen Arbeiten an techniſch=wiſſenſchaftlichen Problemen
des Großſtadtverkehrs, und Herrn Regierungsbaumeiſter a. D
Hermann Schwerin. Direktor der Vereinigten
Eiſenbahnſignal=
werke G. m. b. H. in Berlin=Siemensſtadt in Anerkennung ſeiner
hervorragenden Verdienſte um die Entwickelung des
Eiſenbahn=
ſicherungsweſens, beſonders der neuzeitlichen Stellwerke und
Block=
einrichtungen.
Von der Generalintendanz des
Heſſi=
ſchen Landestheaters werden uns
nach=
folgende Ausführungen zur Verfügung
geſtellt.
Das Heſſiſche Landestheater gilt weit über Deutſchlands
Gren=
zen hinaus als Vorbild gegenwartsgemäßer Bühnengeſtaltung.
Die drei weſentlichen Aufgaben des Kulturtheaters, die klaſſiſche
Schauſpiel= und Opernliteratur aus dem geiſtigen Erleben und der
künſtleriſchen Ausdruckskraft der Gegenwart neu zu geſtalten, die
bedeutſamen Zeitinhalte auf der Bühne zur Diskuſſion zu ſtellen
und die in die Zukunft weiſenden Verſuche der gegenwärtigen
Dramen= und Opernproduktion planmäßig zu fördern, dieſe drei
Aufgaben ſind vom Heſſiſchen Landestheater nach inner= und
außerdeutſchem Urteil am entſchiedenſten und überzeugendſten in
Angriff genommen worden.
In der Spielzeit 1929/30 wurde im Schauſpiel die Reihe
wich=
tiger Klaſſikeraufführungen, die mit „Egmont”, „Don Carlos”.
„Käthchen von Heilbronn”, „Minna von Barnhelm”. „Napoleon”
angebahnt wurde, um „Hamlet”, „Amphitryon”. Weh dem, der
lügt” vermehrt. Die Linie der aktuellen Zeitſtücke, in den
Vor=
jahren durch „Toboggan”, „Verbrecher”. „Schieber des Ruhms”
vertreten, wurde durch die drei großen Erfolgsſtücke der Spielzeit,
„Die andere Seite‟. „Der Kaiſer von Amerika”. „Die Affäre
Dreyfus” fortgeſetzt. Die Verſuche, an der Entwicklung und
Klä=
rung der zeitgenöſſiſchen dramatiſchen Produktion
verantwor=
tungsbewußt mitzuarbeiten, wie auch mit der Erſtaufführung der
„Mittagswende” beabſichtigt war, wurden durch die
Urauffüh=
rung des Heſſiſchen Landboten, die Erſtaufführungen der
Drei=
groſchenoper und der „Südpolexpedition des Kapitäns Scott”
wei=
tergeführt. In der Oper wurde das Werk des
Spielplanneuauf=
baues, in den Vorjahren durch Mozart. Flotow, Auber. Verdi
und Wagner gekennzeichnet, planmäßig fortgeſetzt. Die Wagner=
Neuinſzenierungen („Lohngrin”, „Meiſterſinger”) wurden um den
„Fliegenden Holländer” und den „Tannhäuſer” bereichert. Dem
„Othello” und der „Traviata” Verdis ſchloß ſich der „Troubodour”
an. Werke von Gluck, Offenbach und Johann Strauß wurden neu
ins Repertoire genommen. Weſentliche Opernneuerſcheinungen
wurden in Darmſtadt wiederum (wie „Judith”, „Sly”, „Jonny
ſpielt auf”) vor faſt allen anderen deutſchen Bühnen in
muſter=
gültig genannten Inſzenierungen („Angelina”, „Schwanda”,
„Neues vom Tage”. „Das Leben des Oreſt”) zur Diskuſſion
geſtellt.
Für die Spielzeit 1930/31 ſind im Schauſpiel an klaſſiſchen
Werken „Sommernachtstraum”, „Tartüff”, „Taſſo” „Pentheſilea”
„Herodes und Mariamne” vorgeſehen. Ibſen, der längere Zeit
vom Spielplan verſchwunden war, wird mit „Hedda Gabler”, Shaw
mit „Menſch und Uebermenſch” zu Wort kommen. Die in
Aus=
ſicht genommene Gegenwartsdramatik iſt durch die Wendung vom
Stofflich=Dokumentariſchen zum Geiſtig=Ideelichen charakteriſiert.
Spiegelung des Zeitgeſchehens geben die Armeniertragödie „Das
Schlachthaus” von Peter Eberhard Mayer und das Juſtizdrama
„Wiederaufnahme beantragt” von Rau, Döblins Schauſpiel „Die
Ehe” ſteht ſtofflich (als ſoziologiſches Material) den „
Verbre=
chern”, formal (im Sinne des Lehrſtücks) der „Südpolexpedition”
nahe und bedeutet einen wichtigen Beitrag zur Neugewinnung
einer ſzeniſch=dramatiſchen Geſetzlichkeit. Georg Kaiſers
Schau=
ſpiel „Miſſiſſippi” nimmt die amerikaniſche
Ueberſchwemmungs=
kataſtrophe des Jahres 1928 zum Anlaß, um einen menſchlich=
ſitt=
lichen Konflikt von dauernder Gültigkeit darzuſtellen. Auch
Bronnens „Michael Kohlhaas” weiſt eine Möglichkeit der
geiſti=
gen Neufundierung und Neuorientierung des Dramas nach. Dem
Bekenntnis zu einer verheißungsvollen dichteriſchen Begabung
ſoll die Uraufführung der „Portugaleſiſchen Schlacht” von
Pen=
zoldt dienen.
In der Oper wird „Figaro”, durch die Zauberflöte” und
Cosi kan tutte” ergänzt werden. Neben dieſen Mozartwerken ſoll
in erſter Linie Webers „Oberon” das Gebiet der klaſſiſchen
deut=
ſchen Oper repräſentieren. Für Verdi ſind außer der
Neuinſze=
nierung des „Maskenhalls” zwei bedeutſame Erſtaufführungen
(„Simone Boccanegra”. „Die Macht, des Schickſals”) vorgeſehen.
Mit der Neuinſzenierung der „Carmen” wird, mannigfachen
Publikumswünſchen Rechnung getragen. Im Zuſammenhang mit
der Sechshundertjahrfeier der Stadt Darmſtadt ſteht die
An=
nahme zweier Büchner=Opern, der Wozzeck=Oper von Alban Berg
und der Oper „Leonce und Lena”, von Simon (Uraufführung).
Das Heſſiſche Landestheater hat die Höhe ſeiner bisherigen
künſtleriſchen Leiſtungen, nur erreichen können dank des regen
Intereſſes und des ungewöhnlichen künſtleriſchen Verſtändniſſes
ſeines großen Beſucherkreiſes. Im Vertrauen darauf, daß dem
Heſſiſchen Landestheater die lebendige Anteilnahme ſeines
Publi=
kums weiterhin erhalten bleibt, hat die Generalintendanz das
außerordentlich anſpruchsvolle Programm der neuen Spielzeit in
Ausſicht genommen.
Der Spielplan 1930=31 des Heſſ. Landeskheakers.
I. Oper.
Neuinſzenierungen: Mozart: „Die Zauberflöte‟
Cosi kan tutte‟ Weber: Oberon”, Tſchaikowſky: „Pique Dame‟,
Verdi: Ein Maskenball”, Bizet: „Carmen”. Humperdinck:
Königskinder” Cornelius: „Der Barbier von Bagdad” Wagner;
„Triſtan und Iſolde” Puccini: „Turandot”. Madame Butterfly”
Maillart: „Das Glöckchen des Eremiten”. Offenbach: „Die
ſchöne Helena”
Erſtaufführungen: Auber: „Der ſchwarze Domino”
Verdi: „Simone Boccanegra”. „Die Macht des Schickſals”.
Strauß: „Elektra”. Berg: „Wozzeck”.
Uraufführungen: Goldſchmidt: „Der gewaltige
Hahn=
rei”. Simon: „Leonce und Lena”.
II. Schauſpiel.
Neuinſzenierungen:: Shakeſpeare: Ein
Sommer=
nachtstraum”, Goethe: „Taſſo”. Kleiſt: „Pentheſilea”. Ibſen:
„Hedda Gabler”.
Erſtaufführungen: Moliere: „Der Tartüff”. Hebbel:
„Herodes und Mariamne”. Shaw: „Menſch und Uebermenſch”.
Ghéon: „Der Arme unter der Treppe”, Brod: „Lord Byron
kommt aus der Mode”, Bronnen: „Michael Kohlhaas”, Döblin;
„Die Ehe”. Klabund: „XYZ”. Lernet=Holenia”: „Ollapotrida”.
Maupham: „Der Kreis”. Rau: „Wiederaufnahme beantragt”.
Uraufführungen; Kaiſer: „Miſſiſſippi”. Mayer: „Das
Schlachthaus”. Penzoldt: „Die Portugaleſiſche Schlacht”,
Schkwar=
kin: „Der Falſchſpieler”. Sell: „Die fünfundzwanzigſte Frau”.
Sinfoniekonzerke 1930-31 im Heſſ. Landestheaker.
Das Geſamtprogramm für die Sinfoniekonzerte 1930/31 weiſt
neben bedeutenden Neuerſcheinungen zeitgenöſſiſcher Komponiſten,
an denen ein Inſtitut von der Bedeutung des Heſſiſchen
Landes=
theaters nicht vorübergehen kann, eine ſorgfältige Auswahl von
Werken unſerer großen Tonmeiſter der klaſſiſchen, romantiſchen und
nachromantiſchen Epoche auf. Beethovens zweite und ſiebente,
Mozarts D=Dur= und Haydns D=Moll=Sinfonie gelangen nach
längerem Fehlen auf den Programmen, zur Wiederaufführung.
Brahms iſt mit ſeiner zweiten und Bruckner mit der gewaltigen
achten Sinfonie, Schubert mit der hier noch nicht gehörten kleinen
C=Dur=Sinfonie Nr. 6 und Tſchaikowſky mit der neuerdings viel
geſpielten E=Moll=Sinfonie Nr. 4 vertreten. Als Neuheiten
er=
ſcheinen auf dem Programm die E=Moll=Sinfonie des jungen,
außerordentlich begabten ruſſiſchen Komponiſten Szoſtakowicz, die
bei einer Aufführung der Berliner Philharmonie großes Aufſehen
erregte, und die Symphonie claſſique von Prokofieff, ein in
klei=
nen Formen gehaltenes liebenswürdiges Werk. Nach einer Reihe
von Jahren begegnen wir wieder einmal den entzückenden Haydn=
Variationen von Brahms und der wundervollen romantiſchen
Suite von Reger. An Neuheiten ſind noch zu nennen:
Variatio=
nen von Georg Schumann, Tripelfuge für großes Orcheſter von
Kurt v. Wolfurt, Bunte Suite von Ernſt Toch, Tanz=Suite von
Reznicek (zum 70. Geburtstag des bekannten Komponiſten),
Traumbilder von Ettinger (Uraufführung), Pelleas und
Meli=
ſande, von Schönberg u. a. Als Soliſten wurden verpflichtet:
Walter Gieſeking, der das Klavierkonzert C=Dur K.V.N. 467 von
Mozart, das der als einer unſerer bedeutendſten Klavierſpieler
unſerer Zeit bekannte Künſtler ſtets mit außergewöhnlichem
Er=
folg ſpielt, und die lange nicht mehr gehörte Burleske von
Ri=
chard Strauß als Solonummern erwählt hat, Guſtav Havemann
(Violinkonzert von Brahms), Paul Grümmer (Violoncello=
Kon=
zert von Haydn), Meta Hagedorn, eine in raſchem Aufſtieg
begrif=
fene Klavierkünſtlerin, die ein Konzert von Rimſky=Korſakoff und
als Solonummer die Bilder einer Ausſtellung von Muſſorgſky
ſpielt, Otto Drumm, unſer erſter Konzertmeiſter (Violinkonzert
von Saint=Saens) und Sabine Kalter, eine unſerer bedeutendſten
Altiſtinnen, die die Altpartie in Mahlers „Lied von der Erde‟
ſingt. Das Tenorſolo in letzterem Werk hat der neu verpflichtete
Heldentenor unſerer Oper, Johannes Schocke, übernommen. Die
neun Sinfoniekonzerte finden jeweils Montags ſtatt.
Das Perſonal des Heſſiſchen Landeskheakers
in der neuen Spielzeit.
Dem Heſſ. Landestheater gehören in der Spielzeit 1930/31 an
als künſtleriſche Vorſtände: Generalintendant Carl
Ebert, Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm Dramaturg
Carl Werckshagen, künſtleriſche Betriebsleiter Max Külüs,
die Kapellmeiſter Karl Maria Zwißler, Carl Bamberger
(Beurlaubt), Emil Kaſelitz (Chordirektor), Fritz Bohne,
Hans Hayn, Erwin Palm, die Regiſſeure Günter Haenel,
Renato Mordo, Arthur Maria Rabenalt, die
Hilfs=
regiſſeure. Heinz Arnold, Karl Künkler, Ballettmeiſter
Hans Macke und die Bühnenbildner Wilhelm Reinking und
Lothar Schenck von Trapp;
als Solomitglieder der Oper: Grete Berthold, Regina
Harre. Anna Jacobs, Maria Kienzl, Martha Liebel,
Anita Mitrovic, Grete Saggau, Anny von Stoſch, Käthe
Walter, Hans Sylveſter Bunſel, Theo Herrmann,
Bernhard Heyer, Heinrich Kuhn, Adolf Lohmann. Hans
Ney. Ernſt Overlack, Joachim Sattler, Johannes
Schocke, Johannes Spira, Carl Stralendorf. Eugen
Vogt und Hans Grahl als Gaſt:
als Solomitglieder des Schauſpiels: Inge Conradi Käthe
Gothe, Beſſie Hoffart., Sonja Karzau, Elſe Knott,
Sybille Schmitz, Jenny Wiener, Hans Baumeiſter,
Her=
mann Gallinger. Werner Hinz, Richard Jürgas, Joſef
Keim, Hugo Keßler, Franz Kutſchera, Theodor
Leit=
ner. Paul Maletzki, Siegfried Nürnberger, Franz
Pfaudler, Kurt Max Richter, Kurt Schindler, Kurt
Weſtermann und Bernhard Minetti als Gaſt.
Eröffnungsvorſtellungen der Spielzeit 1930/31 des
Heſſi=
ſchen Landestheaters. Die neue Spielzeit des Landestheaters wird
Sonntag, den 7. September 1930, mit der Erſtaufführung der
Oper „Simone Boccanegra” von Verdi im Großen Haus
(muſikaliſche Leitung: Dr. Karl Böhm, Inſzenierung: Carl Ebert,
Bühnenbild: Wilhelm Reinking) ihren Anfang nehmen. Es folgt
Dienstag, den 9. September, die Neuinſzenierung des „
Som=
mernachtstraums” von Shakeſpeare (Inſzenierung: Renato
Mordo, Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp, muſikaliſche
Lei=
tung: Karl Maria Zwißler) und Samstag, den 13. September,
ebenfalls im Großen Haus, die Uraufführung der Komödie „Der
Falſchſpieler” von Schwarkin (Inſzenierung: Günter Haenel
und Wilhelm Reinking). Das Klein Haus wird Samstag den
20 September, mit der Uraufführung des Schauſpiels
„Miſſiſſippi” von Georg Kaiſer (Inſzenierung: Carl Ebert,
Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp) eröffnet werden.
— Für die Spielzeit 1930/31 des Heſſiſchen Landestheaters
wird von der Generaldirektion im Inſeratenteil unſerer heutigen
Ausgabe zur Mieteinzeichnung unter Bekanntgabe der
weſentlichen Mietvorteile und Mietbedingungen aufgerufen. Es
geht aus dieſer Anzeige hervor, daß das Landestheater ſeine
künſtleriſchen Leiſtungen uneingeſchränkt aufrechterhält, ohne eine
Erhöhung der Mietpreiſe vorzunehmen. Die erheblichen
Ver=
günſtigungen der Theatermiete ermöglichen es allen
Bevölkerungs=
kreiſen, ſich das heute bekannt gegebene umfangreiche Programm
des Landestheaters für die neue Spielzeit zugutekommen zu
laſſen.
— Die Generaldirektion des Heſſiſchen Landestheaters
ver=
öffentlicht eine Werbeſchrift für die Spielzeit 1930/31, die
eine ausführliche Spielplanankündigung, das
Per=
ſonalverzeichnis ſowie die genauen
Mietbedingun=
gen enthält. Die Werbeſchrift wird im Laufe dieſen Woche
er=
ſcheinen und allen bisherigen Mietern des Landestheaters
zu=
geſandt. Sonſtigen Intereſſenten ſteht die Werbeſchrift koſtenlos
bei der Mietabteilung des Heſſiſchen Landestheaters (
Sprech=
ſtunden werktäglich von 9 bis 13,30 Uhr) zur Verfügung und
wird dieſen auch auf telefoniſches Anfordern (Tel. 3782) mit den
Mietdruckſachen des Landestheaters koſtenlos übermittelt.
Sonderzüge zur Schloßbeleuchtung in Heidelberg. Zur
Ver=
beſſerung der beſtehenden Zugverbindungen verkehrt Montag, den
11. Auguſt, aus Anlaß der Schloßbeleuchtung in Heidelberg ein
Sonderzug Darmſtadt—Heidelberg und zurück bis Frankfurt a. M.
wie folgt: Hinfahrt: Darmſtadt Hbf. ab 14,29, Heidelberg
an 16.13. Rückfahrt: Heidelberg ab 22,59, Darmſtadt Hbf. an
0,37, Frankfurt Hbf. an 1.20. Die Züge halten zwiſchen Darmſtadt
und Heidelberg auf allen Unterwegsbahnhöfen, von Darmſtadt
bis Frankfurt a. M. nur in Langen, Buchſchlag=Sprendlingen und
Neu=Iſenburg. Die Fahrkarten des öffentlichen Verkehrs haben
Gültigkeit.
Im KleinenHaus desLandestheaters
Dienstag
Mittwoch Donnerstag
den 12. August den 13. August den 14. August
abends 20.30 Uhr
Mur drei Tage in Darmstadt!
Sensations-Gastspiel
der besten amerikanischen Negerrevue
The Hawaians
Will Garland / Takey Vandeyke / Hilde Wrown
Dorothy Venton / Will Robens / Arthur Dibbin
Rose Garland — und die Hawai-Tanzgirls
Die braunen Vögel der Südsee
Die Scblager-Revue von New Tork und London
Mur drei Tage in Darmstadtl (12318
Keine Verlängerung möglich Volkstümliche Preise (1—4 Mk.)
Höchſte Auszeichnung. Herr J. Oßwald, Schuhmaßgeſchäft,
Nieder=Ramſtädterſtraße 71 I., erhielt bei der deutſchen
Fachaus=
ſtellung für das fortſchrittliche Schuhmachergewerbe in Halberſtadt
die Goldene Medaille.
Die nächste Nummer
unseres Blattes erscheint am
Bienstag, den 12. August
und wird den Beziehern wie an Montagen zugestellt.
Der Verlag
22. Bundestag Deukſcher Zimmermeiſter in Darmſtadt
Der Bund Deutſcher Zimmermeiſter, der Reichsfachverband
des deutſchen Zimmerhandwerks, wird ſeinen 22. Bundestag vom
16.—19. Auguſt im Darmſtadt veranſtalten. Die Tagung
wird wie in den früheren Jahren eine berufsſtändiſche
Kund=
gebung der deutſchen Zimmermeiſter zu dem
Thema: „Neuer Geiſt im alten Handwerk” ſein.
Auf der für Sonntag, den 17. Auguſt 1930
vorge=
ſehenen öffentlichen Feſtverſammlung wird Prof. Dr.
Schmitt=
henner von der techniſchen Hochſchule in Stuttgart in einem
Lichtbildervortrage über „Die Holzkonſtruktion im neuen Bauen”
ſprechen. Es ſchließt ſich nach der Feſtfolge ein Vortrag des
Bundesſyndikus Dr. Gerland=Kaſſel über die Frage „
Auf=
ſtieg oder Niedergang? Ein Querſchnitt durch die
Wirtſchafts=
lage des Baugewerbes” an. Die Verhandlungen am Montag,
den 18. Auguſt 1930, werden inneren
Verbandsangelegen=
heiten gewidmet ſein. Daneben werden die Probleme der
Holz=
werbung, der Bauſparbewegung und der bauwirtſchaftlichen
Ge=
ſetzentwürfe erörtert werden.
Gleichzeitig hat ſich der Bund Deutſcher Zimmermeiſter
ent=
ſchloſſen, in einer Sonderausſtellung auf der Leipziger
Herbſt=
meſſe der Oeffentlichkeit die techn. Verwendungsmöglichkeiten
und die Vorzüge des heimiſchen Bauholzes vor Augen zu führen.
Drei Gaſtſviele der Original=Hawaian=Revue im Kleinen
Haus des Landestheaters. Die derzeit beſte Negerrevue. Die
braunen Vögel der Südſee” betitelt, iſt mit dem
Origi=
nal=Enſemble, das in New York und London
Senſations=
erfolge erzielte, in Darmſtadt eingetroffen und wird hier drei
Gaſtſpiele im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landesthea=
ters von Dienstag, den 12. Auguſt, bis einſchließlich
Donnerstag, den 14. Auguſt, abſolvieren. Eine Verlängerung des
Gaſtſpiels iſt ausgeſchloſſen. Der Truppe gehören u a. der New
Yorker Revueſtar Hilde Brown, das Steptanz=Wunder Jakey
Vandeyke, der phänomenale Negertenor Will. Garland
und der erzentriſche Negerkomiker Will Robens an. Einen
weſentlichen Beſtandteil der Revue bilden die faſzinierenden
Hawai=Tanzgirls. Die von einem ſtarken Orcheſter
unter=
ſtützte Hawaian=Revue hat nicht nur den beſtrickenden Reiz
exo=
tiſcher Phantaſtik und Farbenfreudigkeit aufzuweiſen ſondern
bietet darüber hinaus ein einzigartiges, ganz ſtarkes künſtleriſches
Erlebnis. Die drei Revuevorſtellungen im Kleinen Haus finden
zu volkstümlichen Preiſen ſtatt: Vorverkauf ab heute
an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes. (Siehe auch die Anzeige
in unſerer heutigen Ausgabe.)
Seite 6
Sonntag, den 10. Augnſt 1930
Nummer 220
Sie müſſen wiſſen:
„Graf Zeppelin” landet am Verfaſſungstag, Montag, 11.
Auguſt, zweimal auf dem Griesheimer Sand.
Die Morgenlandung erfolgt um 7.30 Uhr. Nach einer neuen
Mitteilung iſt es aber durchaus möglich, daß „Graf Zeppelin”
be=
reits früher landet. Alſo: frühzeitig aus den Betten!
Die Nachmittagslandung geht etwa um 3 Uhr vor ſich.
Die bereits gelöſten und am 4. Auguſt nicht benutzten
Ein=
trittskarten behalten ihre Gültigkeit. Sie berechtigen zum
ein=
maligen Eintritt. Wer demnach morgens die Landung beſucht,
kann — ohne das abgeſperrte Gelände zu verlaſſen — auch die
Nachmittagslandung miterleben.
Ebenſo behalten alle Verkehrs= und ſonſtigen
Polizeivorſchrif=
ten für die Zeppelinlandungen am 11. Auguſt Gültigkeit. Darum:
nur die gekennzeichneten Zugänge zum Lager= und Landegelände
benutzen.
Oberſtes Gebot eines jeden einzelnen Beſuchers ſei: Diſziplin
wahren und ſich den polizeilichen Anordnungen willig fügen.
Im übrigen: rechtzeitig auf dem Platz ſein!
Jubiläumsfahrt des „Graf Zeppelin”.
Die Nachtfahrt nach Darmſtadt wird eine Jubiläumsfahrt
des Luftſchiffes ſein, nämlich ſeine 100. Fahrt. Auf den hundert
Fahrten hat das Luftſchiff dann 194 000 Kilometer zurückgelegt.
Poſtbeförderung mit dem Luftſchiff „Graf Zeppelin”
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” wird bei ſeinem Beſuch in
Darmſtadt am 11. Auguſt wiederum Poſt befördern. Wer von
dieſer Gelegenheit Gebrauch machen will, wolle folgendes
be=
achten:
1. Zugelaſſen: Briefe bis zum Gewicht von 20 Gramm und
Poſt=
karten;
2. Kennzeichnung: Ueber oder neben der Aufſchrift den
auffälli=
gen Vermerk: „Mit Luftſchiff Graf Zeppelin”,
3. Gebühr: Briefe 2 RM., Poſtkarten 1 RM. nach beliebigen
Beſtimmungsorten:
4. Einlieferung: in Darmſtadt bis zum 11. Auguſt
a) durch die Straßenbriefkaſten bis 7 Uhr vormittags:
b) durch die Briefkaſten beim Poſtamt 1. Rheinſtraße 11/13,
und beim Poſtamt 2, Poſtſtraße 6 (am Hauptbahnhof) bis
15 Uhr;
c) durch den Briefkaſten bei der Poſtdienſtſtelle am
Lande=
platz (Haus der Flugleitung) bis zur Ankunft des
Luft=
ſchiffes. Die Poſtdienſtſtelle am Landeplatz iſt nur über den
Zugang von der Griesheimer Landſtraße aus zu erreichen;
außerhalb Darmſtadt bis zum 10. Auguſt abends (letzte
Poſt) unter Umſchlag mit der Aufſchrift:
Sendungen für das Luftſchiff „Graf Zeppelin”
Poſtamt Darmſtadt.
Der Umſchlag iſt mit der Gebühr wie für Sendungen des
ge=
wöhnlichen innerdeutſchen Verkehrs freizumachen.
Zeppelin=Landung in Griesheim bei Darmſtadt.
Sonderzüge.
Aus Anlaß der Landung des Zeppelinluftſchiffes werden
Montag, den 11. Auguſt, folgende Sonderzüge befördert:
Worms ab 12,11, Griesheim an 13,16, Darmſtadt Hbf. an 13,28.
Mannheim ab 12,20, Griesheim an 13,35, Darmſtadt Hbf. an
13,50.
Frankfurt a. M. Hbf. ab 13,11, Darmſtadt Hbf. an 14,10.
Wiebelsbach ab 13.10, Darmſtadt Hbf. an 14,12.
Auf der Strecke Goddelau—Erfelden—Griesheim wird ein
Pendelverkehr eingerichtet, der die Anſchlüſſe von und nach den
Zügen der Riedbahn herſtellt.
Zur Fahrt vom Hauptbahnhof Darmſtadt nach der
Landungs=
ſtelle des Luftſchiffes ſtehen außerdem am Südausgang des
Bahn=
hofes Darmſtadt Hbf. Reichsbahnomnibuſſe, die den Verkehr
be=
dienen.
Die Sonderzüge können mit Fahrkarten des öffentlichen
Ver=
kehrs benützt werden
Nähere Auskünfte auch über die Unterwegshalte erteilen die
Bahnhöfe bereitwilligſt.
Falls die Zeppelinlandung abgeſagt wird, kommen die
Son=
derzüge nicht zur Ausführung. Der Ausfall wird durch Anſchlag
auf den Bahnhöfen bekannt gegeben.
— Darmſtadt im Zeichen des „Zeppelins‟. Eine wunderbare
Erholungsreiſe, ein Erleben von unvergeßlichem Eindruck iſt eine
Fahrt mit dem größten Luftſchiff der Welt „Graf Zeppelin”.
Dieſe Fahrt erfolgt am 11. Auguſt (Verfaſſungstag), nachmittags
gegen 3 Uhr, von Darmſtadt nach Friedrichshafen, den herrlichen
deutſchen Rhein entlang. Wer ſich dieſes Erlebnis nicht entgehen
laſſen will, ſichere ſich in letzter Stunde noch einen Fahrſchein zu
dem ermäßigten Preis von 200.— RM. bei der Hamburg—
Amerika=Linie, Luiſenplatz 1, Fernſprecher 1309.
— Orpheum. Einzige Sonntags=Volksvorſtellung. Heute,
Sonntag, den 10. Auguſt, und morgen Montag, den 11. Auguſt
(Verfaſſungstag) geht der erfolgreiche Schwank „Der müde
Theo=
dor” mit dem Bertram=Enſemble zum letzten Male in Szene.
Wer ſich einmal recht tüchtig von Herzen auslachen will verſäume
die heutige humorvolle Aufführung nicht. — Dieſer Schwank iſt
wirklich an Tollheit nicht zu überbieten und entzündet ein
Brillantfeuerwerk von Lachſalven im Publikum. — Wer ein paar
Stunden frohen, harmloſen Lachens erleben will, beſuche die
heu=
tige Sonntags=Volksvorſtellung bei ganz kleinen Preiſen von
80 Pfg. bis 2 RM. Karten: Verkehrsbüro von 11—1 Uhr und an
der Orpheumskaſſe ab 3 Uhr ununterbrochen. Telephoniſche
Be=
ſtellung 389. (Siehe Anzeige.)
— Autoliſten. Soeben iſt Autoliſte Nr. 44 erſchienen. Dieſe
ver=
zeichnet alle Meldungen (Ab= und Zugänge) von
Kraftfahr=
zeugen jeder Art in den 18 Kreiſen des Volksſtaates
Heſſen (Kennzeichen V8, VR, V0) für die Zeit vom 16. bis
31. Juli 1930. Die Autoliſten enthalten die Angaben in
der=
ſelben Reihenfolge wie die Hauptausgabe: Name, Beruf, Wohnort des
Kraftfahrzeugbeſitzers, Type, Motornummer, Hubraum in eem (evtl.
PS), Art des Fahrzeugs. Fabrikneue Wagen ſind durch kenntlich
gemacht. Die Meldungen ſind geordnet nach den drei Provinzen (S,
VR, V0) und Kreiſen, und innerhalb dieſer nach
Polizeierkennungs=
nummern. Abgemeldete Wagen werden beſonders geführt. — Die
Auto=
liſten ſind eine wichtige Ergänzung des Autoadreßbuches
(Adreßbuch der Kraftfahrzeugbeſitzer im Volksſtaat Heſſen), Ausgabe
1929, und unentbehrlich, weil ſie laufend neueſtes
Adreſ=
ſenmaterial liefern. Sie erſcheinen alle 14 Tage alſo monatlich
zwei Liſten. Die am 10. eines Monats ausgegebene Liſte enthält die
Meldungen vom 16. bis 30. (31.) des voraufgegangenen Monats, und
die am 25. eines Monats ausgegebene Liſte die Meldungen vom 1. bis
15. des gleichen Monats. Wegen des Bezugspreiſes val.
An=
zeige! Anfragen richte man an den zuſtändigen Verlag, L. C. Wittich
in Darmſtadt.
— Ruſſiſche Kirche auf der Mathildenhöhe. Beſichtigung
täg=
lich von 10—12,30 Uhr, nachmittags 3—7 Uhr.
—Aerztlicher Sonntagsdienſt: Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
kung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der
Haus=
arzt zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am
Sonntag, den 10. und Montag, den 11. Auguſt folgende Aerzte
zu deſſen Vertretung bereit: Am Sonntag, den 10. Auguſt: Dr.
med. Erb. Wenckſtr. 23, Tel. 1208; Dr. med. O. Gros.
Hein=
richſtr. 49, Tel. 201; Dr. med. Weyell, Hölgesſtr. 16, Tel. 253.
Am Montag, den 11. Auguſt: Dr. med. Hof, Gervinusſtr. 46½,
Tel. 48; Dr. med. Th. Schmidt, Heinrichſtr. 38, Tel. 3882;
Dr. med. Stern I., Wendelſtadtſtr. 5, Tel. 1260.
Bei der Wanderung
durch Berge und Fluren, in der Sommerfriſche ſollten Sie täglich
Spomaltine nehmen, denn ſtärkerer Kraftverbrauch bei Zufuhr
kon=
zentrierter Kraftnahrung, die den Magen nicht belaſtet, ergibt
ver=
ſtärkten Stoffwechſel und dieſer iſt die Grundlage guter Geſundheit.
Ovomaltine wird hergeſtellt aus Malzextrakt, friſcher Milch und friſchen
Eiern; Sie können ſie jederzeit bei ſich führen und leicht zubereiten,
In Apotheken und Drogerien vorrätig; 250 gr. Doſe RM. 2.70, 500 gr.
RM, 5.—. Gratisprobe und Druckſachen durch:
(1.58
Dr. A. Wander, G.m.b,H., Oſthofen=Rheinheſſen.
Ausſtellung: „Schülerzeichenwettbewerb
zur Grlangung von Siplonenwarfen".
Die Heſſiſche Wanderausſtellung für Geſundheitspflege und
ſoziale Fürſorge hatte im Februar d. J. in Verbindung mit dem
Heſſiſchen Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen einen
Schülerzeichenwettbewerb ausgeſchrieben zur Erlangung eines
Diplom=Entwurfs. Ueber Erwarten groß war die Beteiligung
an dieſem Wettbewerb, zu dem 681 Entwürfe eingereicht wurden.
Es haben ſich Schüler und Schülerinnen aus allen Schulen in
Heſſen beteiligt. Die Ausſtellung der Arbeiten im
Gewerbe=
muſeum bietet einen intereſſanten und für den Beſucher, der ſich
für die Betrachtung der Ausſtellung Zeit nimmt, tiefen Einblick
in die Seele des Kindes und unſerer Jugend überhaupt.
Selbſt=
verſtändlich erheben die Entwürfe keinen Anſpruch auf künſtleriſche
Vollendung, aber alle haben ſie das eine gemein, daß ſie zeigen,
mit welcher Liebe und Hingebung die jungen Menſchenkinder an
die Arbeit gegangen ſind. Jeder Entwurf bleibt eine Erinnerung
für den einzelnen Anfertigenden, die meiſten tragen in ſelbſt
er=
dachter Umrahmung und Ausführung die Worte: „Anerkennung.
— Dem Schüler (Name) wird hiermit für hervorragende
Schul=
leiſtungen auf dem Gebiete der Geſundheitspflege lobende
Aner=
kennung ausgeſprochen — Darmſtadt — Heſſiſche
Wanderausſtel=
lung für Geſundheitspflege und ſoziale Fürſorge. — Der
Präſident.”
Dieſer Text, der in hübſcher Umrahmung und Zeichnung
aus=
geführt iſt, beſagt alles. Die Heſſiſche Wanderausſtellung für
Ge=
ſundheitspflege und ſoziale Fürſorge, an ihrer Spitze Präſident
Dr. Neumann, wollte der Jugend mit der Ausſchreibung dieſes
Schülerzeichenwettbewerbs zur Erlangung eines Diplomentwurfes
Anregung geben und fand damit die Unterſtützung des Heſſiſchen
Miniſteriums für Kultus und Bildungsweſen und die der Lehrer.
Außerordentlich erfreulich iſt, daß auch die Schülerinnen und
Schüler durch ſo ſtarke Beteiligung ihr Intereſſe bekundeten.
Aus den einzelnen Entwürfen ſpricht wirklich die Seele des
Kindes, die Liebe zum Elternhaus, die Neigung jedes Einzelnen
iſt wahrnehmbar, bei Kleineren zu kindlichem Spiel, bei ſchon
Aelteren zu ernſtem Sport, ja, man kann bei einigen Entwürfen
unzweifelhaft künſtleriſche Begabung, bei allen aber eigene
Gedan=
kenarbeit und den Drang, etwas zu leiſten, erkennen. In einem
Nebenſaal ſind erſtaunlich ſaubere Klebearbeiten ausgeſtellt, die
alle Preiſe oder lobende Anerkennungen erhielten.
Der Wettbewerb gliederte ſich in 4 Klaſſen, und zwar 1. höhere
Schulen, 2. Fachſchulen, 3. Gewerbeſchulen=Fortbildungsſchulen,
4. Volksſchulen. Für die vier Klaſſen ſtanden drei Ehrenpreiſe
zur Verfügung, außerdem für jede Klaſſe je 4 erſte 4 zweite und
4 dritte Preiſe, je 5 Belobigungen und je 10 Anerkennungen.
Nachdem am Donnerstag die Wertung der Entwürfe
ſtatt=
fand durch die Prüfungskommiſſion, die aus folgenden Herren
be=
ſtand: 1. Präſident Dr. Neumann, Vorſitzender, 2.
Oberregierungs=
rat Emmerling, Stellvertreter, 3. Oberregierungsrat Henrich,
Vertreter des Heſſiſchen Miniſteriums für Kultus und
Bildungs=
weſen, 4. Profeſſor Hoelſcher Sachverſtändiger, 5. Profeſſor Como,
Vertreter der höheren Schulen, 6. Kreisſchulrat Köth. Vertreter
der Volksſchulen, 7. L. Avemarie, Geſchäftsführer, wurde die
Ausſtellung zur allgemeinen Beſichtigung am Samstag vormittag
11 Uhr eröffnet. Aus dieſem Anlaß fand eine kleine
Eröffnungsfeier der Ausſtellung
im Feſtſaal des Gewerbemuſeums ſtatt, in der Präſident Dr. h. c.
Neumann in ſeiner Begrüßungsanſprache auf die beſondere
Art dieſer Ausſtellung hinwies Man wolle nicht Werke
prominen=
ter Künſtler, Wiſſenſchaftler, Techniker oder induſtrieller Kreiſe
zeigen, und keine vollendeten Arbeiten, ſondern man wolle zeigen,
wie es in den Herzen der heranwachſenden Jugend ausſieht. In
dem Gedanken, die Jugend zu erziehen, habe die Heſſiſche
Wander=
ausſtellung neben den anderen Anregungen, die ſie gebe, auch
dieſen Schulzeichenwettbewerb zur Erlagung eines
Diploment=
wurfes veranſtaltet. In unſerer Jugend ſchlummere ein hohes,
ſchönes Ideal, das geweckt werden müſſe, und dabei ſei man auf
den Gedanken gekommen, den Teilnehmern durch eigene Arbeit
zugleich eine Erinnerung an dieſen Wettbewerb zu geben. Wenn
man ſchauenden Auges, fühlenden Herzens durch die Ausſtellung
gehe, ſo könne man die innerſte Seele der Jugend ſehen. Er
danke herzlich all denen, die am Gelingen dieſes Wettbewerbs
mitgearbeitet hatten, den Herren Lehrern und nicht zuletzt den
teilnehmenden Schülern und Schülerinnen. Nützliche Preiſe
wur=
den ausgeſetzt, in Anbetracht der großen Teilnahme noch 3
Ehren=
preiſe, und zwar je einer von dem Herrn Staatspräſidenten, dem
Herrn Miniſter des Innern und von ihm, Bei Betrachtung der
Ausſtellung werde man finden: Ein Volk, das eine ſolche Jugend
hat, kann nicht zugrunde gehen und wird auch in Zukunft
be=
ſtehen.
Die Anſprache des Herrn Präſidenten wurde von flotten
Muſikſtücken des Orcheſters des Realgymnaſiums unter Leitung
von I. Lorey, die alle Anerkenung verdienen, ſowie von ſehr
guten Chorgeſängen des Chors der Ballonſchule unter Leitung von
Lehrer Born umrahmt. Schülerinnen der Hauswirtſchaftlichen
Berufsſchule ernteten mit mehreren ſehr anſprechenden
Rezitatio=
nen ebenſo wie alle anderen Darbietungen lebhaften Beifall.
Be=
ſonders hervorzuheben iſt, daß das Programm nur von
Schüle=
rinnen und Schülern beſtritten wurde, die alle ihr Beſtes gaben.
Nach dieſer kleinen Feier fand eine Beſichtigung der
Ausſtellung ſtatt. Die Auszeichnung der Schüler zeigte
fol=
gendes Reſultat: I. Ehrenpreiſe: 1. Ehrenpreis des Herrn
Staats=
präſidenten Dr. h. c. Adelung erhielt Loni Huck,
Kunſtgewerbe=
ſchule Offenbach 2. Ehrenpreis des Herrn Miniſters des Innern
W. Leuſchner Elfriede Neſſelhauf. Aufbauſchule Darmſtadt,
3. Ehrenpreis des Herrn Präſidenten Dr. h. c. Neumann Auguſt
Seibel, Volksſchule Klein=Krotzenbach II. Höhere
Schu=
len: 1. Preis H. Raffenberger, Realgymnaſium
Darm=
ſtadt, 2. Preis Klärchen Schedel, Aufbauſchule Darmſtadt,
3. Preis Heinz. Müller, Oberrealſchule Heppenheim. III.
Fach=
ſchulen: 1. Preis Lotte Eickelgrün, Kunſtgewerbeſchule
Offen=
bach 2 Preis G. Klapproth, Kunſtgewerbeſchule Offenbach,
3. Preis Ch. Maith, Kunſtgewerbeſchule Offenbach. IV.
Ge=
werbe=Fortbildungsſchule: 1. Preis H. Kaiſer. Gewerbliche
Berufsſchule Offenbach, 2. Preis Alfred Altenkirch
Gewerbe=
ſchule Darmſtadt, 3. Preis Willi Veith Berufsſchule Hechtsheim.
V In der Klaſſe Volksſchule: 1. Preis Karl Rabenau,
Volks=
ſchule Gießen 2. Preis H. Hoffmann, Volksſchule Viernheim,
3. Preis H. Kolb., Volksſchule Hornbach i. Odw. In jeder Klaſſe
erhielten je 5 Schüler Troſtpreiſe und 10 Anerkennungen.
Die Beſichtigung dieſer beſonders gearteten Ausſtellung kann
nur wärmſtens empfohlen werden.
Die Entwürfe vom Schülerzeichenwettbewerb. zur Erlangung
eines Diplomentwurfes, veranſtaltet von der Heſſiſchen
Wanderausſtel=
lung Geſundheitspflege und ſoziale Fürſorge in Verbindung mit dem
Heſſiſchen Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen, ſind in der Zeit
von Sonntag, den 10. Auguſt, bis einſchließlich Sonntag, den 7.
Sep=
tember 1930, in den Räumen des Gewerbemuſeums ausgeſtellt. Die
Ausſtellung iſt geöffnet Werktags von 11—6 Uhr, Sonntag von 10—1
Uhr. Der Eintritt iſt frei.
* Aus den Darmſtädter Lichkſpieltheakern.
.Helia.
Um den Haupteinwand gegen den Film „Frühlingsrauſchen”, deſſen
Hauptdarſteller und Regiſſeur Wilhelm Dieterle iſt,
vorwegzuneh=
men: er iſt ſtellenweiſe arg ſüß. In Handlung und Text mag das
hin=
gehen, aber wenn auch das Objekt anfängt, in Süße zu ſchwelgen, wenn
das Licht einen unnatürlich weichen Glanz bekommt, wenn die Natur
ausſieht, wie durch ein tränenfeuchtes Mädchenauge geſehen, ſo iſt das
ſchade in einem Film, der im Gegenſatz zu vielen anderen ſich
offenſicht=
lich um eine ſaubere, klare, mehr an unverdorbenes Gefühl als an
über=
reizte Nerven gerichtete Wirkung bemüht. Dieſe Tendenz iſt unbedingt
ſympathiſch, auch die Erſcheinung Wilhelm Dieterles, und vor allem das
kindlich=unbefangene Spiel Lien Deyers, für deren liebende
Unbe=
dingtheit offenbar Kätchen von Heilbronn als Vorbild gedient hat. Daß
der Film eine Reihe ſchöner Naturaufnahmen bringt, wäre ein weiterer
Grund, wenn ſie nicht dauernd zu gleichnishaften Hinweiſen benutzt
würden, die kürſtleriſch allzu naiv angebracht ſind. Dieſe Mängel
brauchte man nicht feſtzuſtellen, wenn ſich nicht der Film deutlich über
den Durchſchnitt erhöbe, womit er ſich das Recht auf kritiſche
Beurtei=
lung zuzieht. Uebrigens ſind dieſe Fehler harmloſer, weil nur
geſchmack=
licher Natur; es gibt ſchlimmere Verſtöße. Somit bleibt der Film
ſehens=
wert, zumal er den Zuſchauer ſpannt und miterleben läßt, wonach dieſer
T
ja hauptſächlich verlangt.
Feaarglanz-Duluer
iot geeich daßei!
Schwarzkopf Flussig
Jetzt auch mit Haarglanz
Füd Bfonde. Kamille Fün. Dunkle: Jee
Hasche 508 für mehrmaligen Gebrauch
Aus den Parkeien.
— Rheinfahrt der Ortsgruppe Darmſtadt der
Deutſchen Demokratiſchen Partei. Die Ortsgruppe
Darmſtadt der D.D.P. veranſtaltet am Sonntag, den 17. Auguſt,
eine Dampferfahrt nach St. Goar, zu der alle Mitglieder, Freunde
und Gönner herzlichſt eingeladen ſind. Die Fahrt geht mit
Sonn=
tagskarte nach Mainz, und von da per Dampfer nach St. Goar
und zurück nach Bingen zu einem mehrſtündigen Aufenthalt.
Koſten der Dampferfahrt pro Perſon 3.— RM., Kinder über ſechs
Jahre die Hälfte. Evtl. Anmeldungen wolle man bis ſpäteſtens
Dienstag, den 12. d. M., an das Parteibüro der D.D.P.,
Eſcholl=
brücker Straße 5 (Telephon 2892), oder an Herrn
Miniſterial=
reviſor P. Dörr, Beckſtr. 59 (Telephon 4298) gelangen laſſen.
Ortsgruppe Darmſtadt der Deutſchen
Demo=
kratiſchen Partei und Staatspartei. Die
Orts=
gruppe Darmſtadt der Deutſchen Demokratiſchen Partei hielt am
Donnerstag, den 7. d. M., eine überaus ſtark beſuchte
Mitglieder=
verſammlung ab, die ſich mit der durch die Gründung der
Deut=
ſchen Staatspartei geſchaffenen Lage befaßte. Im Anſchluß an
ein ausführliches Referat des Abg. Reiber über die Entſtehung
und Tendenzen der Deutſchen Staatspartei, entwickelte ſich eine
lebhafte Diskuſſion, in der die Gründung der Deutſchen
Staats=
partei von den verſchiedenſten Seiten beleuchtet wurde. Die
Redner äußerten ſich faſt ausnahmslos im Sinne eines Aufgehens
der D.D.P. in die neue Partei. Vor Schluß der Verſammlung
wurde nachfolgende Reſolution gegen einige Stimmen
Enthal=
tung angenommen: „Die außerordentliche Hauptverſammlung
des Ortsvereins Darmſtadt der Deutſchen Demokratiſchen Partei
billigt die Stellungnahme des Parteiausſchuſſes aus Anlaß der
Gründung der Deutſchen Staatspartei. Die Darmſtädter
Demo=
kraten ſind bereit, der angebahnten Entwicklung zum
Zuſammen=
ſchluß der freiheitlich, ſozial und fortſchrittlich geſinnten
Staats=
bürger ohne Unterſchied der ſozialen Stellung und des
Bekennt=
niſſes im Intereſſe des Vaterlandes die Wege ebnen zu helfen.
Sie begrüßen in ihren Reihen jeden deutſchen Mann und jede
deutſche Frau insbeſondere junge Menſchen, die bereit und willig
ſind, unter Zurückſtellung aller Sonderintereſſen dem
Geſamt=
intereſſe des deutſchen Volkes, dem Volksſtaate, uneigennützig zu
dienen.”
Pädagogiſche Woche für Ausländer.
Das Programm ſieht folgende Veranſtaltungen por:
Dienstag’ den 12. Auguſt 19 Uhr: Begrüßung und
Eröff=
nungsſitzung im Sitzungsſaal des Heſſiſchen Landtags.
Reden: Staatspräſident Dr. Adelung ein Vertreter
der Stadt Darmſtadt und der Darmſtädter Lehrerſchaft.
Einführende Vorträge über das Darmſtädter Schulweſen:
Dr. Poepperling, Lehrer Horn, Rektor
Ger=
mann. Anſchließend: Führung durch die Stadt (
Ober=
ſchulrat Ritſert). 1 Uhr; Gemeinſames Eſſen in der
„Krone‟ — 4 Uhr: Turnſchau auf dem Hochſchulſportplatz
(Leitung: Turnoberlehrer Luley).
Mittwoch, den 13. Auguſt: Unterrichtsbeſuche. — 11½ Uhr:
Beſichtigung des Pſychotechniſchen Inſtituts (Profeſſor Dr.
Bramesfeld). — 3 Uhr: Ausflug nach Kranichſtein
(Oberſchulrat Ritſert).
Donnerstag, den 14. Auguſt: Tagesausflug nach
Nie=
dernhauſen (Volksſchule, Landheim der Eleonorenſchule) —
Lützelbach (Volksſchule) — Neunkirchen — Lindenfels —
Bensheim (Aufbauſchule). Führung: Oberſtudiendirektor
Kiſſinger.
Freitag den 15. Auguſt: Unterrichtsbeſuche. — 3 Uhr:
Heſſiſche Landesbibliothek. — 4½ Uhr: Schloßmuſeum. —
8 Uhr: Feſtabend im Städt. Saalbau, veranſtaltet von der
ſtädtiſchen Lehrerſchaft. —
Samstag, den 16. Auguſt: Unterrichtsbeſuche. — Von
11—1 Uhr: Buchausſtellung in der Liebigs=Oberrealſchule
(Dr. Türk). — 3 Uhr: Vortrag über Lehrerbildung (Dr.
Weigand). — 4½ Uhr: Vortrag über neuzeitlichen
Schreibunterricht (Lehrer Melchior). — 5½ Uhr:
Vor=
trag über Werkunterricht (Schulrat Denzer). — 8 Uhr:
Gemütliches Beiſammenſein im Orangeriegarten.
Sonntag, den 17. Auguſt: Ausflug Heidelberg—Kohlhof
—Königſtuhl—Schloß—Heidelberg.
Montag, den 18. Auguſt: 8 Uhr: Abfahrt nach Mainz.
Vorträge im Pädagogiſchen Inſtitut über
Lehrerausbil=
dung (Profeſſor Dr. Feldmann). — Führung durch die
Stadt. — Nachmittags: Omnibusfahrt nach Oppenheim,
dort Beſichtigung der Stadt und der Lehr= und
Verſuchs=
anſtalt für Wein= und Obſtbau.
Dienstag, den 19. Auguſt: Unterrichtsbeſuche. — 12 Uhr:
Gemeinſames Abſchiedseſſen. — Nachmittags: Weiterreiſe
nach Frankfurt a. M.
Gz.
— Promenaden=Konzert. Am Sonntag, dem 10 Auguſt, von
11—12 Uhr ſpielt das Stadtorcheſter unter Leitung ſeines
Kapell=
meiſters W. Schlupp im Herrngarten (Pergola) nach folgendem
Programm: 1. Graf von Spee, Marſch von Kramer, 2.
Ouver=
türe zur Oper Il Quarany von Gomes 3. Die Hydropathen,
Wal=
zer von Gungl, 4. Fantaſie aus der Oper Rigoletto von Verdi,
5. Der Roſe Hochzeitszug v. Jeſſel, 6. Stadion=Marſch v. Schlupp.
Tageskalender für Sonntag, den 10. Auguſt 1930.
Orpheum, 20½ Uhr: „Der müde Theodor”. — Konzerte:
Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Reichshof,
Rhein=
gauer Weinſtube, Sportplatz=Reſtaurant, Zum Datterich,
Bocks=
haut, Kaffee Jöſt. Hotel zur Poſt, Zur Goldenen Krone,
Hafer=
kaſten, Kaffee Aſtoria, Hotel Prinz Heinrich Kolpingshaus,
Zum Roſengarten. — Herrngartenkaffee, vormittags
von 11 bis 12 Uhr, nachmittags und abends Konzert. —
Wie=
ner Kronenbräukeller: Konzert. —
Oberwald=
haus: Nachmittagskonzert. — Rummelbräu, 16 und
20 Uhr: Konzert. — Orangeriehaus, 20 Uhr: Rheiniſcher
Abend. — Feſthalle, 21 Uhr: Feierliche
Siegerverkündi=
gung der Studenten=Weltmeiſterſchaften. —
Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
Tageskalender für Montag, den 11. Auguſt 1930.
Orpheum, 20½ Uhr: „Der müde Theodor”. — Konzerte:
Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Rheingauer
Wein=
ſtube, Sportplatzreſtaurant. Zum Datterich. Hotel zur Poſt,
Kaffee Aſtoria, Hotel Prinz=Heinrich, Zum Haferkaſten,
Kol=
pingshaus, Waldſchlößchen. — Städt. Saalbau, 11½ Uhr
vormittags; Verfaſſungsfeier. — Ludwigshöhe, 16 Uhr:
Konzert. — Rummelbräu, 16 und 20 Uhr: Konzert. —
Herrngartenkaffee nachm. und abends Konzert. —
Orangeriehaus, 20 Uhr: Konzert und Tanz. —
Ober=
waldhaus; Konzert. — Kinovorſtellungen: Union=
Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
Nummer 220
* Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Ein Arbeiter aus Groß=Umſtadt hatte eine Lengfelder
Händlersfrau beſchwatzt, eine Arbeitsbeſcheinigung mit dem
Namen ihres Mannes zu unterſchreiben. Mit dieſer Beſcheinigung
war der Mann zum Arbeitsamt gegangen, das jedoch ſchnell
genug herausbekam, daß er bei dem Lengfelder Händler nie
ge=
arbeitet hatte. Beide waren nun wegen Urkundenfälſchung, und
der Mann außerdem noch wegen Betrugsverſuch angeklagt. Bei
der Verhandlung vor dem Bezirksſchöffengericht am Freitag,
be=
richtete die Frau unter Tränen, ſie habe gar nicht recht gewußt,
was ſie eigentlich unterſchrieben habe, er hatte geſagt, er brauchte
den Schein mit der Unterſchrift, um eine neue Stellung antreten
zu können. Der Arbeiter behauptet jedoch, ſie hätten zuſammen
das Formular ausgefüllt, ſo daß ſie ganz genau gewußt hätte, um
was es ſich gehandelt hat. Das Gericht ſpricht die Frau frei, ſie
ſei ſich wohl über die Tragweite ihres Tuns gar nicht klar geweſen
und habe aus reiner Gutmütigkeit gehandelt. Der Mann erhält
unter Zubilligung mildernder Umſtände, er war in großer Not,
wegen ſchwerer Urkundenfälſchung in Tateinheit mit
Betrugsver=
ſuchs eine Gefängnisſtrafe von zwei Wochen. Er will
dagegen Berufung einlegen.
Ein Proviſionsreiſender aus Groß=Gerau hatte ſich dann
wegen Untreue, ſchwerer Urkundenfälſchung und Unterſchlagung
zu verantworten. Er war bei einem Darmſtädter Kaufmann
an=
geſtellt und hatte wohl die Berechtigung, an die Kunden zu
ver=
kaufen und die Ware zu liefern, aber keine Vollmacht, Gelder
ein=
zukaſſieren. Es war das den Kunden ausdrücklich mitgeteilt
wor=
den, und trotzdem hat er es verſtanden, Geld für gelieferte Waren
aus ihnen herauszulocken. Da der Darmſtädter Kaufmann durch
ſeine ausdrückliche Warnung geſichert iſt, ſind nun natürlich die
Kunden die Geſchädigten und müſſen das Geld nochmal bezahlen.
Außerdem hat er auf Lieferſcheinen Unterſchriften gefälſcht
und Lebensmittel, die Eigentum des Kaufmanns waren,
auf eigene Rechnung verkauft. Der Angeklagte weiß ſich ein recht
unſchuldiges und harmloſes Anſehen zu geben, indem er
erwie=
ſene Tatſachen ohne weiteres zugibt, die anderen aber durch falſche
Behauptungen zu umſchleiern ſucht. Der Kaufmann, der ſchon
früher mit ihm zuſammen gearbeitet hat, ſchildert ihn als guten
und tüchtigen Kaufmann, der aber ſonſt mit allen Waſſern
ge=
waſchen ſei. Er habe auch ſchon öfters ähnliche Sachen gemacht,
für die aber meiſt ſeine Eltern eingetreten ſeien. Das Gericht hält
ſeine Verſchleierungsverſuche für ſtraferſchwerend und verurteilt
ihn gemäß dem Antrag des Staatsanwaltes zu einer
Geſamt=
gefängnisſtrafe von zehn Wochen.
Dann hat ſich ein 23jähriger Tüncher aus Wenigumſtadt
wegen Körperverletzung zu verantworten. Geduckt und
unglück=
lich ſitzt er da. Mit weinerlicher Stimme macht er ſeine Ausſagen:
er gibt alles zu, ſagt jedoch, er ſei „ſo voll” geweſen, daß er noch
nicht einmal mehr von Dorndiehl habe nach Hauſe laufen können
in der Nacht und dort habe übernachten müſſen. Deshalb bäte er
um die Milde des Gerichts. Er hatte dort in einer Wirtſchaft
dem Gaſtwirt ohne jeden Anlaß mit der Fauſt aufs Auge gehauen.
Er weiß durch ſein ganzes Gehaben bei gläubigen Gemütern reges
Mitleid zu erregen. Es ſtellt ſich jedoch durch Zeugenausſagen
her=
aus daß es mit der Trunkenheit nicht ſo ſchlimm ſein konnte, denn
er kam am ſelben Abend noch in eine andere Wirtſchaft und
er=
zählte dort, er wäre eben aus dem Kittchen gekommen und hätte
ſchon wieder dem Wirt eine geklebt. Er hatte gerade eine
Gefäng=
nisſtrafe von neun Monaten, ebenfalls wegen Körperverletzung,
verbüßt. Das Gericht kann ihm ſeine Trunkenheit nicht als
mil=
dernd anerkennen, beſonders, da er bereits fünfmal wegen gleicher
Sachen vorbeſtraft iſt, und weiß, daß er in ſolchem Zuſtande zu
Gewalttätigkeiten neigt, und es verurteilt ihn zu drei
Mona=
ten Gefängnis, die er auch ohne weiteres annimmt.
Als letztes war Anklage erhoben gegen einen 31jährigen
Hilfs=
arbeiter aus Darmſtadt wegen Sittlichkeitsverbrechens. Er hatte
an vier Kindern unter 14 Jahren unſittliche Handlungen
vor=
genommen. Das Gericht verurteilt ihn unter Zubilligung
mil=
dernder Umſtände, infolge ſeiner verminderten
Zurechnungsfähig=
keit, und da er geſtändig iſt, zu einer Gefängnisſtrafe
von neun Monaten. Ein Monat Unterſuchungshaft wird
angerechnet.
.4.,LLokale Veranſtaltungen.
Oie Nermnter urſchelnenden Notigen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen un betrachten
in leinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Kritl.
— Reichsbund der Zivildienſtberechtigten.
Monatsverſammlung Auguſt fällt aus. Nächſte Verſammlung am
14. September.
— Im Hotel Prinz Heinrich findet heute, Sonntag,
und Montag abend Gartenkonzert mit Tanz ſtatt.
— Herrngarten=Café. Sonntag, vorm. 11—12 Uhr:
Frühkonzert, ſowie Nachmittags= und Abendkonzert. Montag:
Nachmittags= und Abendkonzert.
— Orangeriehaus. Sonntag und Montag: Großes
Konzert. Leitung: Kapellmeiſter W. Schlupp. Anfang 8 Uhr.
(Siehe heutige Anzeige.)
— Im Wiener Kronenbräukeller findet heute,
Sonntag, wieder ein großes Gartenkonzert der Kapelle Weber
bei freiem Eintritt ſtatt.
Zum Datterich (Kiesſtraße 27) finden heute Konzerte
von 11—1, 4—7 und ½8—12 Uhr ſtatt. (Siehe Anzeige.)
Sonntag, den 10. Auguſt 1930
Aus Hefſen.
Straßenbericht
für die Woche vom 10. bis 16. Auguſt 1980.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Hauptdurchgangsſtraßen in Heſſen:
Heldenbergen—Windecken wegen Brückenbauarbeiten an der Nidder
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Eichen—Oſtheim.
Alsfeld—Altenburg vom 23. 7. bis auf weiteres geſperrt.
Umlei=
tung: Alsfeld-Ziegelhütte.
Hartmannshain—Gedern vom 30. 7. bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung Ober=Seemen-Volkartshain.
Sonſtige Straßen in Heſſen:
Ober=Roden—Dudenhofen nach der Tannenmühle vom 6. 8. bis
10. 9. geſperrt. Umleitung: Heuſenſtamm-Dietzenbach bw. über
Baben=
hauſen—Seligenſtadt.
Heppenheim-Lorſch Km. 31,4 bis 32,5 vom 5. bis B. 8. geſperrt.
Umleitung: Bensheim.
Pfeddersheim-Monsheim vom 26. 5. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Nieder=Flörsheim.
Abenheim—Weſthofen vom 7. 8. bis auf weiteres geſperrt.
Umlei=
tung: Oſthofen.
Nieder=Erlenbach-Harheim vom 14. 7. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Nieder=Eſchbach.
Ortsdurchfahrt Großen=Linden (Bahnhof-Moltkeſtraße) vom 1. 8
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Nach Leihgeſtern über Gießen
oder Lang=Göns.
Ortsdurchfahrt Laubach vom 4. 8. bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung: Ruppertsburg—Gonterskirchen—Einartshauſen bzw. Lauter—
Wetterfeld.
Rixfeld—Hörgenau vom 1. 8. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung:
Hopfmannsfeld—Friſchborn.
Korpulenz im Sommer
Uebermäßige Körperfülle iſt beſonders in der warmen
Jahres=
zeit läſtig. Korpulente oder zum Anſatz Veranlagte nehmen
drei=
mal täglich 2—3 Toluba=Kerne, die in Apotheken erhältlich
ſind.
(TKö.10072
J. Griesheim, 9. Aug. Verfaſſungstag. Da am
Verfaſſungs=
tage das Luftſchiff „Graf Zeppelin” eine zweimalige Landung auf dem
Truppenübungsplatz vorgeſehen hat, hat die Gemeinde von einer
be=
ſonderen Feier in dieſem Jahre Abſtand genommen. Es findet
des=
halb bereits am morgigen Sonntag vormittag von 11—12 Uhr auf dem
Schülerplatz ein Konzert ſtatt, wobei in einem Vortrag auf die
Bedeu=
tung des Tages hingewieſen wird. Die Veranſtaltung ſoll von
Geſangs=
vorträgen der hieſigen Geſangvereine umrahmt werden.
Aa. Eberſtadt, 9. Aug. Blumentag. Am
Kirchweihſonn=
tag (10. Auguſt) hält der Fechtverein „Waiſenſchutz”, Zweigverein
Eberſtadt, einen Blumentag ab. In Anbetracht des guten Zwecks
rechnet man mit einem befriedigenden Erfolg des Blumentages.
— Unfall. Am Samstag vormittag wurde in der neuen
Darm=
ſtädterſtraße (nahe Wilhelmſtraße) ein älterer Radfahrer von
einem auswärtigen Motorradfahrer angefahren und verletzt. —
Gasleitungsarbeiten. Gegenwärtig werden von der
Pfungſtädterſtraße nach der Siedlung Lämmchesberg
Gasleitungs=
arbeiten durchgeführt, bei denen Erwerbsloſe beſchäftigt werden
können. — Die Arbeiten am Evgl. Gemeindehaus neben der
Kirche ſind nunmehr ſoweit vorangeſchritten, daß in dieſen Tagen
das Gebälk für den Dachſtock aufgeſetzt werden konnte.
F. Eberſtadt, 9. Aug. Kirchweihe. Anläßlich der
Kirch=
weihe, die am 10. und 11. Auguſt hier ſtattfindet, dürfen die
Ladengeſchäfte an beiden Tagen bis 6 Uhr nachmittags
offenge=
halten werden. Ausgenommen iſt die Zeit während des
Gottes=
dienſtes am 10. Auguſt. Die Zufahrtsſtraßen nach dem
Markt=
platze nämlich die Markt=, Alte Schwanen= und der ſüdliche Teil
der Weingartenſtraße, ſind über die Kirchweihtage für den
öffent=
lichen Auto= und Fuhrverkehr geſperrt. Die Errichtung von
Ver=
kaufsſtänden ſowie das Feilhalten von Waren und Genußmitteln
iſt auf den Zufahrtsſtraßen zur Vermeidung von
Verkehrsſtörun=
gen ſtrengſtens unterſagt. — Die Geſchäftszimmer der
Bürger=
meiſterei ſind am Verfaſſungstag geſchloſſen. Für dringende
Stan=
desamtsangelegenheiten iſt auf Zimmer 4 von 9—10 Uhr
Sprech=
ſtunde. — Aerztlicher Sonntagsdienſt. Am 10. und 11.
Auguſt verſieht Dr. med. Blum den ärztlichen Sonntagsdienſt.
— Nieder=Beerbach, 9. Aug. Auf die am heutigen Sonntag um
19.30 Uhr ſtattfindende Beleuchtung der Burgruine
Fran=
kenſtein; die die Darmſtädter Kunſtfeuerwerkerei Wallenſtein
durch=
führt, wird hiermit nochmals beſonders hingewieſen. Die Veranſtaltung
ſtellt den erſten größeren Verſuch einer Burgbeleuchtung in unſerer
Gegend dar und wird jeden Beſchauer zufrieden ſtellen. Ganz beſonders
nahe und gut ſichtbar bietet ſich die Ruine dem Auge auf der Chauſſee
unmittelbar unſeres Ortes, und es iſt allen auswärtigen Zuſchauern
Gelegenheit gegeben, mit dem Omnibus nach der Veranſtaltung ab
Nieder=Beerbach zur Elektriſchen nach Eberſtadt zu fahren
Cp. Dieburg. 9. Aug. Verkehrsunfall. Auf der
Land=
ſtraße zwiſchen Dieburg und Münſter wurde ein Radfahrer (
Kaſ=
ſenbote der Babenhäuſer Volksbank) von einem aus Offenbach
ſtammenden Auto beim Ueberholen erfaßt und zu Boden
gewor=
fen. Der Radfahrer erlitt mehrere Verletzungen, ſo daß er in das
Dieburger Hoſpital überführt werden mußte.
Seite 77
Cf. Birkenan, 8. Aug. Waſſerverſorgung. Die in die
Grabungen am Roſenpfädchen geſetzten Hoffnungen haben ſich bis
jetzt voll und ganz erfüllt. Die Ausſchachtungen haben eine Tiefe
von 6 Meter erreicht und iſt der Quellzulauf in dieſer Tiefe ſchon
ſo ſtark, daß die zur Freihaltung der Bauſtelle benutzte Pumpe
die Waſſermenge nicht mehr bewältigen kann. Vorgenommene
Meſſungen ergaben jetzt ſchon eine Tagesleiſtung von zirka 120
Kubikmeter. Wie wir hören, iſt geplant, das Waſſer dieſer
Pump=
anlage direkt in das Rohrnetz des unteren Ortsteils (
Johannis=
ſtraße) zu pumpen. — Verfaſſungstag. Nachdem der
Ge=
meinderat mit 9 gegen 2 Stimmen bei der letzten
Gemeinderats=
ſitzung die Abhaltung einer Verfaſſungsfeier abgelehnt hat, ſoll,
wie wir hören, nunmehr in kleinerem Rahmen innerhalb der
Weimarer Koalitionsparteien am Montag, 11. Auguſt, abends
eine Verfaſſungsfeier ſtattfinden.
m. Aus dem Finkenbachtal i. O., 5. Aug. Sieger. Die Schützen
hieſiger Gegend maßen die Sicherheit von Hand und Auge in einem
Preisſchießen, das folgendes Ergebnis hatte: Vereinsſcheibe: W. Beyſel=
Hanbrunn; Siegerdiplom: 1. Preis: L. Scheuermann, Falken=Geſäß, 56
Ringe; 2. Preis: W. Kaufmann, Falken=Geſäß, 56 Ringe: 3. Preis:
Gg. Hotz, Finkenbach, 53 Ringe; 4. Preis: K. Jacobi, Falken=Geſäß,
53 Ringe; 5. Preis: W. Behſel, Hainbrunn; 52 Ringe; 6. Preis: W.
Krämer, Finkenbach, 52 Ringe: 7. Preis: J. Lehr, Raubach, 51 Ringe:
8. Preis: L. Hering, Hainbrunn, 50 Ringe: 9. Preis: Ga. Friedrich,
Finkenbach, 50 Ringe; 10. Preis: P. Heilmann, Falken=Geſäß, 50 Ringe.
Die Zahl der Ringe zeigt, daß hier eine Anzahl ſehr trefflicher Schützen
beiſammen waren.
— Jugenheim a. B., 8. Aug. Ueber das von der Heſſ. Bürgermeiſterei
der Heſſ. chemiſchen Prüfungsſtation für die Gewerbe, Darmſtadt,
über=
gebene Waſſer aus dem Schwimmbaſſin des neuerbauten Gemeinde=
Schwimmbades zwecks Prüfung auf ſeine Reinheit und Beſchaffenheit,
wurde uns das Ergebnis unterm 7. Auguſt 1930, als ſehr günſtig.
mitgeteilt. Das Waſſer iſt vollſtändig „rein” und für Badezwecke ſehr
geeignet. Der Beſuch des genannten Bades iſt daher als ſehr
empfeh=
lenswert zu bezeichnen.
Bt. Auerbach, 8. Aug. Gemeinderatsbericht. Eingangs
der Sitzung verwahrte ſich Gemeinderat Reinert dagegen, daß eine
von ihm in der letzten geheimen Sitzung gemachte Aeußerung, die die
Beſoldung der Gemeindebeamten betraf, in entſtellter Weiſe in die
Oeffentlichkeit gebracht worden ſei. Der Antrag des Gemeinderats
Klieger, den Punkt der geheimen Sitzung,
Unterſtützungsangelegen=
heiten betreffend, in öffentlicher Sitzung zu behandeln, wurde bei
Stimmengleichheit abgelehnt. In die Tagesordnung eintretend wurde
die Verſteigerung des Miſtes auf dem Faſelhof genehmigt. Steigerer
iſt Herr Emil Kuch, der für den Zentner mit 90 Rpf. eingelegt hatte.
Sodann wurde der Antrag des Herrn Friedrich Scherer auf Herſtellung
der Küche und eines Zimmers im Seyfertſchen Haus genehmigt. Die
Zulaſſung von Jagdpächtern für den Bogen 2 und 3 der Gemeindejagd
wurde ebenfalls gebilligt. Pächter des Bogens 2 waren ſeither Herr
Ludwig Hechler=Alsbach und Herrn Viktor Peter=Auerbach. An Stelle
des verſtorbenen Herrn Peter tritt nun Herr Guſtav Weſterhofen,
Apo=
theker in Darmſtadt. Der Bogen 3, der ebenfalls von den beiden
vor=
genannten Herren gepachtet war, iſt nun an die Herren Jean
Schnell=
bächer und Auguſt Böhles=Auerbach und Herrn Heinrich Hertel in
Darmſtadt übergegangen. Sodann wurde das Baugeſuch des Herrn
Maurermeiſters Kaffenberger genehmigt, der an der Schönberger
Straße, oberhalb des Schröderſchen Anweſens, ein Landhaus erbauen
will. Das Gelände liegt außerhalb des Ortsbauplanes. Die
Geneh=
migung wurde nur unter dem Vorbehalt erteilt, daß die Gemeinde
nicht verpflichtet iſt, die bereits errichtete Einzäunungsmauer bei einer
anders verlaufenden Streckenfluchtlinie auf ihre Koſten zu verſchieben.
Dem Einbürgerungsantrag der Frau Beck ſowie deren Sohn Heinz Beck
wird zugeſtimmt. Es wurden zum Schluß noch drei weitere Anträge.
die erſt nachträglich vorgelegt wurden, genehmigt. Es betraf dies den
Antrag des Herrn Phil. Nungeſſer auf Erichtung eines Grabdenkmals.
des Herrn Bert auf Anbringung eines Reklameſchildes und des Herrn
Joh. Fuchs auf Herſtellung einer Garteneinzäunungsmauer in der
Fehl=
heimer Straße.
Bm. Hofheim (Ried), 6. Aug. Ausdem Gemeinderat. Das
ſchon lange ſchwebende, vom Gemeinderat ſchon mehrfach durchberatene
Problem Waſſerleitung” kam vorgeſtern zur Genehmigung. Die
Ge=
meinde erhielt laut Arbeitsbeſchaffungsprogramm eine Zinsverbilligung
für eine Anleihe von 70 000 Mark. Eine gleich gebildete Kommiſſion
wird baldigſt die Angelegenheit bei der Behörde in die Wege leiten.
Die Arbeiten ſollen baldigſt in Angriff genommen werden. Der
aus=
führende Unternehmer muß neben den erforderlichen Facharbeitern
aus=
geſteuerte Erwerbsloſe bon hier, Bürſtadt und Worms beſchäftigen. Es
bleibt nun abzuwarten, wie ſich die Hausbeſitzer zur Sache ſtellen.
Ver=
fchiedene größere Abnehmer ſind durch die Verzögerung als ſolche
ver=
loren gegangen, da ſie ſich unterdeſſen elektriſch eingerichtet haben. Die
örtliche Legung iſt nun mal geſichert, und die Ausgeſteuerten erhalten
Brot und Arbeit. — Das Pachtgeld für Gemeindegelände des Peter
Seibert wurde auf 4 Mk. feſtgeſetzt. — Ein Geſuch des Franz Bär,
be=
treffs Zuweiſung von Ackergelände, wurde abgelehnt, da im Herbſt
Gemeindegelände verſteigert wird und zurzeit ſonſt nichts vorhanden
iſt. — Es lag ein Antrag vor um Verlegung der Kirchweihe infolge
der Reichstagswahl. Eine Verlegung kommt ſehr wahrſcheinlich nicht
in Frage, einen feſten Beſchluß bringt die nächſte Sitzung. — Zur
Klä=
rung der Angelegenheit „Waſſerleitung” findet am Freitag, 8. d. M.,
im „Kaiſerhof” eine Bürgerverſammlung ſtatt, zu der jedermann zu
freier Ausſprache eingeladen iſt.
— Gernsheim, 9. Aug. Waſſerſtand des Rheins am
8. Auguſt 1,80 Meter, am 9. Auguſt 1,82 Meter.
Bei Kopfſchmerzen, Schwindel, Ohrenſauſen, geſtörtem Schlaf,
ſchlechter Laune, gereizter Stimmung greife man ſogleich zu dem
altbewährten „Franz=Joſef”=Bitterwaſſer.
(DV. 10123
„Ich rauche sie ständig, Sie verändert
sich nie und sie kratzt nicht‟
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CHCARETTEN
Sie derandenn oich nie"
Unseren Packungen liegt jetzt eine neue Serie der Wappen ausländischer Hauptstädte bei
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Sonntag, den 10. Auguſt 1930
Nummer 220
Große Schwindeleien in Frankfurk.
Frankfurt a. M. Gegen den Kaufmann
Arnold a Campo gingen vor einiger Zeit
An=
zeigen wegen Betrugs ein. Der Beſchuldigte
wurde mehrere Tage eingehend vernommen und
es ſtellte ſich heraus, daß die Firma bereits ſeit
längerer Zeit überſchuldet war und a Campo
trotzdem weiter Waren auf Wechſel bezog. Die
Paſſiven dürften zirka 40—50 000 Mk. betragen.
An Aktiven ſind noch zirka 1000 Mark in
Gold=
ſachen und für 3000 Mark Waren vorhanden.
Ein großer Teil der Waren — zirka 4—5000
Mark — wurde kurz vor dem Zuſammenbruch
einem Darlehnsgeber in Rüſſelsheim übergeben.
a Campo wird weiter beſchuldigt,
Wechſelreite=
reien begangen zu haben. Die Wechſel ſeines
Mittelsmannes wurden anfangs eingelöſt,
je=
doch in letzter Zeit gingen alle zu Proteſt. In
einem Falle handelt es ſich um Wechſel in Höhe
von 10 000 Mark eines Barons v. V., die
ſämt=
lich nicht eingelöſt wurden. Auch in dem
Höch=
ſter Pfandhaus des Dillmann, das bekanntlich
wegen Betrügereien geſchloſſen werden mußte,
iſt ein größerer Poſten Uhren verſetzt worden.
a Campo betrieb ein Uhren=Engros=Geſchäft
und er hatte außerdem noch einen Laden in der
Vilbeler Straße. In dieſem Laden waren
ledig=
lich Strohmänner beſchäftigt, die ein größeres
Darlehen hergeben mußten und nach kurzer
Tätigkeit unter irgend einem Vorwand entlaſſen
wurden. Gegen a Campo iſt Haftbefehl erlaſſen
worden.
Geſtern in den Abendſtunden wurde der von
hier aus geſuchte Kaufmann Ludwig Rhumbler
in Offenbach von der hieſigen Kriminalpolizei
feſtgenommen. Rhumbler gehört zu dem
Kon=
ſortium Dimpfel und Schellhaas, die nach
Ver=
übung umfangreicher Warenſchwindeleien im
Juni d. J. flüchtig gingen. Dimpfel konnte vor
einiger Zeit in Mosbach verhaftet werden, zu
welchem Rhumbler ſich jetzt geſellr. Die Taten
dieſer Schwindler zeigen mit aller Deutlichkeit,
in welch unerhörter Weiſe die Lebensmittel=,
Wein= und Spirituoſenerzeuger und
Fabrikan=
ten betrogen wurden. Die von den
Feſtgenom=
menen und anderen bereits hinter Schloß und
Riegel befindlichen „Lebensmittelgroßhändlern”
gegründeten Stoßfirmen haben ungeheure
Warenmengen des In= und Auslandes an ſich
bringen können und zu jedem Preiſe
weiterver=
äußert. Das ſchändliche Treiben dieſer
Schäd=
linge iſt nicht zuletzt ſchuld an den
Zuſammen=
brüchen reeller Lieferfirmen dieſer Branche. Der
kürzlich in Berlin feſtgenommene Kaufmann
Ludwig Draeſe iſt ebenfalls ein Glied in der
Kette einer ſolchen Lebensmittelſchwindelfirma,
die die wohlbekannten Namen Hertel,
Schüne=
mann, Reinach und Konſorten führt. Bei
em=
ſiger Weiterarbeit der Polizei wird es
hoffent=
lich in abſehbarer Zeit gelingen, die letzten
die=
ſer Bande hinter Schloß und Riegel zu bringen
und auch ihre gewiſſenloſen Abnehmer und
Hehler zu faſſen.
Schweres Autounglück in Bayern.
Augsburg. Ein ſchweres Autounglück
ereignete ſich geſtern. gegen 19 Uhr im
benach=
barten Haunſtetten. Anläßlich des Augsburger
Friedensfeſtes hatte eine Geſellſchaft von 22
Perſonen mit dem Lieferwagen eines
Bier=
depotinhabers einen Ausflug nach Füßen
unter=
nommen. Auf der Rückfahrt geriet das Auto
beim Ausweichen vor einem
entgegenkommen=
den Kraftwagen auf der ſchlüpfrigen Straße
ins Schleudern, rannte gegen einen Baum und
ſtürzte um. Alle Infaſſen fielen heraus. 12
Perſonen wurden verletzt, davon ſechs ſchwer
und eine lebensgefährlich.
Vier Schwerverletzte bei einem Autounglück.
Leipzig. In der Frankfurter Straße fuhr
in der vergangenen Nacht ein mit vier Perſonen
beſetzter Kraftwagen, deſſen Führer trotz der
Signallampen nicht bemerkt hatte, daß an der
betreffenden Stelle die Straße aufgeriſſen war,
in eine Vertiefung hinein und rannte gegen
einen Laternenpfahl. Die dier Inſaſſen
wur=
den ſchwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht.
Exploſion in einer Kunſtſeidenfabrik.
Berlin. In dem Deſtillierraum der
Kunſt=
ſeidenfabrik Aceta in Lichtenberg explodierte
heute vormittag bei Schweißarbeiten eine
De=
ſtillierblaſe. Fünf Arbeiter wurden ſchwer
ver=
letzt nach Krankenhäuſern gebracht, drei erlitten
leichtere Verletzungen.
Der Altmeiſter des deutſchen
Reun=
ſporks 80 Jahre alt.
Kurt von Tepper=Laski,
der Altmeiſter des deutſchen Rennſports, wurde
80 Jahre alt. Als junger Reiteroffizier quittierte
er den Dienſt in den 70er Jahren, um ſich ganz
dem Rennſport zu widmen. Er wurde berühmt
als Rennreiter, Trainer und Manager, ſchrieb
ein klaſſiſches Buch über den Rennſport und gilt
ils erſte Turfautorität. Während des Krieges
nahm Tepper=Laski an den pazifiſtiſchen
Beſtre=
bungen regen Anteil.
Deutſcher Triumph im Europa=Rundflug.
Oben links: Frl. Spooner (England) Vierte in der Geſamtwertung, Siegerin der ſchweren Klaſſe.
Oben rechts: Notz Dritter in der Geſamtwertung Unten: Poß, Zweiter in der geſamten Wertung.
Rechts: Morzik. Sieger des Europa=Rundflugs 1929, wurde auch diesmal Sieger in der
Geſamt=
wertung. — Der diesjährige Europa=Rundflug endete mit einem überragenden Sieg der Deutſchen,
denen es trotz ihrer leichteren Maſchinen gelang, die erſten drei Plätze zu belegen. Erſter wurde
Morzik, der auch im vorjährigen Europa=Rundflug ſiegte, Zweiter Poß, der wenige Punkte hinter
Morzik liegt, Dritter Notz. Den vierten Platz erhielt die Engländerin Miß Spooner, die durch
ihre ausgezeichnete Haltung in den Wertungsprüfungen den Sieg in der ſchweren Klaſſe errang.
Ediſon krönk den Tüchkigften der Jugend.
Der große Erfinder beglückwünſcht den Sieger des Wettbewerbs.
Im Hintergrund (Dritter von rechts) Henry Ford, Ediſons alter Freund.
Wie bei dem erſten Wettbewerb im vorigen Jahr, wurden aus den jungen Bewerbern um das
Ediſon=Stipendium, die aus ganz Amerika ihre Arbeiten eingeſandt hatten, die Begabteſten
aus=
gewählt und einer ſchwierigen mündlichen Prüfung unterworfen, die Ediſon ſelber leitete. Der
diesjährige Sieger wurde der junge Arthur Williams aus Eaſt=Providence.
Verhaftung eines ausgebrochenen Zuchthäuslers
nach fünf Jahren.
Neuwied. Der ſeit mehr als fünf
Jah=
ren von mehreren Staatsanwaltſchaften
ſteck=
brieflich geſuchte Photograph Wilhelm Meeſe
aus Groß=Hegersdorf konnte geſtern verhaftet
werden. — Er betrieb ſeit einiger Zeit in der
Provinzialſtraße zwiſchen Weißenthurn und
Koblenz ein Photogeſchäft. Der Verhaftete, der
vor etwa fünf Jahren aus dem Zuchthaus in
Halle ausgebrochen war und noch ſeihs Jahre
zu verbüßen hat, hatte eine Anzahl Ziempel
von der Polizei, mit deren Hilfe er ſich falſche
Papiere verſchaffte.
Fabrikbrand.
Chemnitz. In der Tuchfabrik von
Im=
manuel Weller in Kirchberg brach heute früh
ein Großfeuer aus. Das vierſtöckige Gebäude,
das mit Wolle und anderen Textilien dicht
ge=
füllt war, brannte vollſtändig aus. Auch die
techniſchen Werkſtätten der
Verbandsberufs=
ſchule Kirchberg, die in dieſer Fabrik
unterge=
bracht waren, wurden zerſtört. Die
Nebenge=
bäude konnten gerettet werden; über die
Brand=
urſache iſt nichts bekannt.
Der Sturz Direktor Nathans aus dem
Ham=
burger FD.=Zug. — Ein Unglücksfall.
Berlin. Direktor Nathan aus
Charlotten=
burg, der am Freitag abend aus dem
Hambur=
ger FD.=Zuge geſtürzt war und tot auf den
Schienen aufgefunden wurde, iſt nach den
bis=
herigen Ermittelungen der Polizei einem
Un=
glücksfall zum Opfer gefallen. Es liegen
keiner=
lei Anzeichen für ein Verbrechen vor. Er muß
in dem Augenblick aus dem Zuge gefallen ſein,
als ein entgegenkommender Schnellzug aus
Hamburg die Stelle paſſierte, ſo daß Nathan
völlig zermalmt wurde. Bei der Leiche fand
man ſämtliche Wertſachen und auch ſein Gepäck
war völlig unberührt.
Kampf mit einem Einbrecher. — Ein kleines
Kind als Schutz gegen Waffen.
Berlin. Im Hauſe des Gärtnereibeſitzers
Neubauer in Malchow bei Weißenſee ſpielte ſich
am Samstag früh ein eigenartiger Kampf mit
einem Einbrecher ab. Neubauer war in den
erſten Morgenſtunden nach Berlin gefahren.
Kurz darauf drang ein Einbrecher in die
Wohn=
räume, nachdem er die Glasſcheiben einer
Veranda eingeſchlagen hatte. Im Hauſe
befan=
den ſich die Schwiegertochter und ein Enkelkind
Neubauers. Die Frau lief ſchreiend und
not=
dürftig bekleidet auf die Straße, um Hilfe zu
holen. Bald erſchien auch ein Landjäger, der
den Einbrecher verhaften wollte. Als er ſeinen
Revolver auf den Einbrecher richtete, ergriff
die=
ſer das vierjährige Enkelkind und hielt es zum
Schutz vor ſeinen Körper. Der Landjäger konnte
von der Waffe keinen Gebrauch machen, doch
gelang es ihm nach einem erbitterten
Ring=
kampf, den Einbrecher zu überwältigen und zu
feſſeln. Das Kind hatte glücklicherweiſe keinen
Schaden gelitten. Die polizeilichen
Ermittelun=
gen ergaben, daß es ſich bei dem Einbrecher um
den 30jährigen Dreher Kranholz aus Berlin
handelt.
Rieſenbrand im Hafen von Galatz.
Bukareſt. Auf dem Dock von Galatz kam
in den Lagerräumen, in denen Kolophonium
lagert, Feuer auf, das raſch rieſigen Umfang
annahm. Der angerichtete Schaden überſteigt
150 Millionen Lei. Fünf Feuerwehrleute und
ein Unterbrandmeiſter wurden ſchwer verletzt.
Während des Brandes kam es zu einer
Explo=
ſion, wobei fünf Arbeiter durch die Trümmer
der einſtürzenden Mauern verletzt wurden.
21 Bergarbeiter eingeſchloſſen.
New York. Durch eine Exploſion in
einem Bergwerk in Pottsville im Staate
Penn=
fylvania wurden 21 Bergleute eingeſchloſſen.
Bisher iſt es gelungen, fünf Schwerverletzte zu
bergen.
Arkhur von Weinberg.
Am 11. Auguſt wird der Gebeime
Regie=
rungsrat Dr. Arthur Bernhard von Weinberg,
der durch ſeine wiſſenſchaftliche und
gemein=
nützige Tätigkeit in den weiteſten Kreiſen
be=
kannt iſt, 70 Jahre alt. Geboren am 11. Auguſt
1860 in Frankfurt a. M., ſtudierte er Chemie
in Straßburg unter Fittig und in München
unter A. von Baeyer, deſſen Aſſiſtent er wurde,
und bei dem er 1882 promovierte. Schon im
Jahre 1883 trat er in die Dienſte der Firma
Leopold Caſſella u. Co. in Frankfurt a. M., der
er ſonach jetzt nahezu fünf arbeitsreiche und
fruchtbringend Jahrzehnte ſeines Lebens
gewid=
met hat. — Als im Jahre 1905 die
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſe ſtärker zu engerem
Zuſam=
menſchluß innerhalb der deutſchen Induſtrie
hindrängten, ſchloß die Firma Leopold Caſſello
u. Co., die in eine G. m. b. H. mit 20 000 000
RM. Kapital umgewandelt wurde, eine
Inter=
eſſengemeinſchaft mit den Höchſter Farbwerken
ab. Die Geſchäftsführung der Firma Caſſella
u. Co. übernahmen damals Arthur von
Wein=
berg und ſein Bruder Dr. Carl von Weinberg.
Bei der Begründung der J. G. Farbeninduſtrie
Aktiengeſellſchaft im Jahre 1925 blieb die Firma
Caſſella u. Co. G. m. b. H. als ſolche beſtehen,
ihr Betrieb wurde von der J. G. gepachtet, die
auch Verkauf und Verwaltung übernahm.
Ge=
heimrat Arthur von Weinberg trat gleichzeitig
in den Aufſichtsrat der J. G., deren
Verwal=
tungsrat er ebenfalls als geſchätztes Mitglied
angehört. Arthur von Weinberg hat ſich große
Verdienſte auf ſozialpolitiſchem Gebiet erwor=
ben. Nach dem Kriege beteiligte er ſich rege an
der 1919 in Berlin erfolgten Gründung des
Arbeitgeberverbandes der chemiſchen Induſtrie
Deutſchlands, ſowie der Heſſen=Naſſau und
Heſ=
ſen umfaſſenden Sektion 7 dieſes Verbandes, zu
deren Vorſitzenden er einſtimmig gewählt
wurde. Seine Eigenſchaft als Mitglied des
Kaiſer=Wilhelm=Inſtituts für Chemie und als
Mitbegründer des Veretns zur Förderung der
chemifchen Forſchung, deſſen Vorſitz ihm nach
Emil Fiſchers Ableben übertragen wurde, gab
ihm Gelegenheit, die Forſchungsarbeiten auf
dem Gebiet der Chemie nachhaltig zu fördern.
Erwähnt darf in dieſem Zuſammenhang auch
ſeine Tätigkeit für die Senckenbergiſche
Natur=
forſchende Geſellſchaft werden, deren erſter
Vor=
ſitzender er iſt. Wie ſein Bruder Carl von
Weinberg iſt auch er ein begeiſterter und tätiger
Anhänger des Rennſports. — So tritt Arthur
von Weinberg in voller geiſtiger und
körper=
licher Friſche in den neuen Abſchnitt ſeines
Lebens ein, der ihn nach wie vor in
vielſeitig=
ſter Regſamkeit und Tätigkeit findet.
Mit 600 000 Mark nach Paris verſchwunden.
Berlin. Der Generaldirektor der „
Ge=
ſchäftsfinanzierungs=A.=G.” in Berlin=Pankow,
Willi Froſt, wird, wie das „Tempo” berichtet,
ſeit einigen Tagen von der Polizei geſucht. Nach
den bisherigen Feſtſtellungen hat er durch
be=
trügeriſche Transaktionen ſeine Kunden, meiſt
kleine Sparer, um große Beträge — man ſpricht
von 600 000 RM. — geſchädigt. Geſchäftsleute
in mehreren oſtpreußiſchen Städten ſollen
be=
ſonders empfindlich getroffen ſein. Vor
vier=
zehn Tagen reiſte Froſt nach Paris und iſt
ſeit=
dem verſchwunden.
Flugzeugunglück bei Luftmanövern.
London. In der Nähe von Falmor in
der Grafſchaft Suſſex iſt Freitag mittag ein
Militäreindecker abgeſtürzt; der Flugzeugführer
wurde getötet. Das Ungluck hai ſich bei
Luft=
manövern ereignet. Der Flieger hatte gerade
an einem Luftangriff auf Infanterie
teilgenom=
men, als ſein Flugzeug in die Nähe der
aufge=
ſtellten Truppen geriet. Der Flieger verſuchte
vergeblich, wieder hochzukommen. Nur etwa
viereinhalb Meter von den Truppen entfernt
wurde das Flugzeug zu Boden geſchleudert.
Auch in Sidney ereignete ſich am Freitag ein
merkwürdiges Flugzeugunglück. Bei der
Ex=
ploſion eines Benzintanks in einem Flugzeug
wurde deſſen Führer aus dem Flugzeug
herab=
geſchleudert und ſtürzte aus etwa 700 Meter
Höhe ab. Die Maſchine wurde zertrümmert.
Die Opfer des 9. 1826.
Flugkapitän Langanke. Maſchiniſt Lindemann,
die bei der Kataſtrophe des deutſchen
Poſtflug=
zeugs D. 1826 an der ſchwediſchen Küſte den
Tod fanden.
Nummer 220
Sonntag, den 10. Augnſt 1930
Seite 9
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der Ausweis der Keichsoant.
Beirächtliche Enklaſtung.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 7. Auguſt hat ſich in
der verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapitalanlage der Bank
in Wechſeln und Schecks Lombards und Effekten um 284.8
Mil=
lionen auf 1745.2 Millionen Reichsmark verringert. Im
ein=
zelnen haben die Beſtände an Handelswechſeln und Schecks um
170.7 Millionen auf 1588,6 Millionen Reichsmark und die
Lom=
bardbeſtände um 77.4 Millionen auf 55.7 Millionen Reichsmark
abgenommen. Beſtände an Reichsſchatzwechſeln, die am Ende der
Vorwoche 36,5 Millionen Reichsmark betragen hatten, ſind nicht
mehr vorhanden.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
275.8 Millionen in die Kaſſen der Reichsbank zurückgefloſſen. Der
Umlauf an Reichsbanknoten hat ſich um 239.3 Millionen auf
4398.3 Millionen Reichsmark, derjenige an Rentenbankſcheinen
um 36.5 Millionen auf 399.0 Millionen Reichsmark verringert.
Dementſprechend haben ſich die Beſtände der Reichsbank an
Ren=
tenbankſcheinen auf 49.3 Millionen Reichsmark erhöht. Die
frem=
den Gelder zeigen mit 421.7 Millionen Reichsmark eine Zunahme
um 24.1 Millionen Reichsmark.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
um 56.7 Millionen auf 2936.3 Millionen Reichsmark erhöht. Im
einzelnen haben die Goldbeſtände um 0.3 Millionen auf 2619.0
Millionen Reichsmark und die deckungsfähigen Deviſen um 56,4
Millionen auf 317.3 Millionen Reichsmark zugenommen.
Die Deckung der Noten durch Gold allein erhöhte ſich von
56.5 Prozent in der Vorwoche auf 59.5 Prozent, diejenige durch
Gold und deckungsfähige Deviſen von 62.1 auf 66.6 Prozent.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Die Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 6. Auguſt. Die auf
den Stichtag des 6. Auguſt berechnete Großhandelsindexziffer des
Sta=
tiſtiſchen Reichsamtes iſt mit 125,2 gegenüber der Vorwoche (125,4)
leicht zurückgegangen. Von den Hauptgruppen iſt die Indexziffer für
Agrarſtoffe um 0,6 v.H. auf 116,0 geſunken. Die Indexziffer für
indu=
ſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren hat um 0,2 v.H. auf 119,2 angezogen,
während diejenige für induſtrielle Fertigwaren um 0,3 auf 149,6
nach=
gegeben hat.
Scharfer Rückgang im Kohlenabfatz. Der Ruhrkohlenabſatz wies im
Juli gegenüber dem Vormonat wieder einen ſehr ſcharfen Rückgang
auf. Der für Rechnung des Syndikats erfolgte Verſand ſtellte ſich nach
den vorläufigen Ergebniſſen aus arbeitstäglich 22000 To. gegenüber
229 000 To. im Juni. Auf das unbeſtrittene Gebiet entfielen hiervon
102000 (117 000) To., auf das beſtrittene Gebiet 100 000 (112000) To.
Die Haldenbeſtände auf den Zechen (einſchließlich Koks und Briketts in
Kohlen umgerechnet) haben trotz erheblicher Einſchränkung der
Förde=
rung weiter ſtark zugenommen. Sie ſind von 6 100000 To. Anfang
Juli auf 6 700 000 To. Anfang Auguſt geſtiegen.
Vom ſüddeutſchen Eiſenmarkt. Die Geſchäftslage am ſüddeutſchen
Eiſenmarkt iſt, wie in der Vorwoche, als ſchlecht zu bezeichnen. Die
wirtſchaftliche Notlage der Geſamtinduſtrie und die ſchwierigen
unge=
klärten Verhältniſſe in der Politik laſſen keinerlei Belebung aufkommen.
In Form= und Stabeiſen haben ſich die Verkäufe bisher auf
einiger=
maßen angängiger Höhe gehalten, ohne daß jedoch größere Umſätze
er=
zielt worden waren. Der Spezifikationseingang iſt aber jetzt ſo ſehr
zurückgegangen, daß von einem laufenden Geſchäft nicht mehr die Rede
ſein kann. Däzu kommt das völlige Ausbleiben neuer Beſtellungen.
Die eiſenverarbeitende Induſtrie wird immer mehr von der Kriſe
er=
faßt und mußte in weiterem Umfange zu Stillegungen oder
Betriebs=
einſchränkungen ſchreiten, da Aufträge nur in verſchwindendem Maße
eingehen. In Baueifen wird ſo gut wie nichts abgeſetzt, da die
Bau=
tätigkeit faſt vollkommen ruht. In den Kreiſen der Induſtrie wie auch
des Handels beurteilt man die Geſamtlage ſehr peſſimiſtiſch.
Internationale Stickſtoffverſtändigung verfekt. Die in Oſtende
Mitte Juni des Jahres begonnenen und in Paris fortgeſetzten
inter=
nationalen Stickſtoffkonferenzen haben unter dem Vorſitz von
Geheim=
rat Schmitz zu dem Abſchluß der Convention Europenne de UAzote
(C. J. A.) und zu einer Einigung mit der chileniſchen Stickſtoffinduſtrie
geführt. Das Inkrafttreten hängt noch von der Erledigung gewiſſer
Formalitäten ab. Die Abkommen gelten für die ganze Welt mit
Aus=
nahme der Vereinigten Staaten. Folgende Länder ſind beteiligt:
Bel=
gien, Chile, Deutſchland, England, Frankreich, Holland, Italien,
Nor=
wegen, Polen und die Tſchechoſlowakei.
Deutſcher Maklertag in Roſtock. Auf dem 12. Deutſchen Maklertag
in Roſtock ſprach Rechtsanwalt Dr. Marzbacher=Stuttgart über: „Der
1. Januar 1932 und der Makler‟. Da die geſunde Abwicklung im
In=
tereſſe der ganzen Volkswirtſchaft liege, werden die Maklerverbände
alles daranſetzen müſſen, um ihre Mitglieder für dieſe Aufgabe in
wirt=
ſchaftlicher und rechtlicher Hinſicht vorzubereiten. Die Gebühren für
die Tätigkeit des Maklers bei der Verlängerung von
Aufwertungshypo=
t” ken ſeien auf das wirtſchaftlich unbedingt notwendige Mindeſtmaß
feſtzuſetzen. Sodann ſprach Albert Welter=Köln über: „Die
Ausſchal=
tung des Maklers durch die öffentliche Hand‟. Er wies zunächſt auf
das ſtarke Ueberhandnehmen der Bauſparkaſſen hin, durch deren
Tätig=
keit die Makler einen großen Teil ihrer Kundſchaft verlieren. Er
wandte ſich dann ſcharf gegen die eigene Wirtſchaftstätigkeit, die
Ueber=
organiſation und die Großzügigkeit der öffentlichen Hand, die den
Maklern und anderen das Brot wegnehmen. Bezüglich der Tätigkeit
der öffentlichen Schätzungsämter wies er darauf hin, daß genügend
ehrenwerte und tüchtige Privatſachverſtändige vorhanden wären, welche
allen Anſprüchen, die an ſie geſtellt werden, genügten und nur wenige
Koſten gereihnet werden. Den Gerichten lege er nahe, aus Kreiſen der
Maklerſchaft erfahrene Hausverwalter in viel größerem Maße
heran=
zuziehen und von dem bisher geübten Verfahren, aktive und penſionierte
Beamte mit Grundſtücksverwaltungen zu beauftragen, abzugehen.
Ein=
gehend ging dann der Redner auf die Ausſchaltung des Maklers durch
die Stadtverwaltungen und ſonſtigen Behörden ein. Wenn
Grund=
ſtücksgeſchäfte zu erledigen oder Darlehen zu beſchaffen ſeien, dann
ent=
ſännen ſich nur wenige Behörden ihrer ſteuerzahlenden Bürger, die
die Erledigung ſolcher Geſchäfte als ihren Beruf ausübten. —
Anſchlie=
ßend hielt Julius Wolff=Mannheim einen Vortrag über: „Die
Steuer=
ſorgen des Maklers”.
Panl Schleſinger—Trier u. Co., Frankfurt a. M. Da der Termin
über das Vergleichsverfahren der inſolventen Bankfirma Paul
Schle=
iinger—Trier u. Co. nicht veröffentlicht worden war, mußte der auf
den 9. Auguſt anberaumte Termin, wie dem W. T. B.=Handelsdienſt
mit=
geteilt wurde, auf den 3. September verſchoben werden.
Ein deutſch=franzöſiſches Filmabkommen. Wie die
Spitzenorgani=
ſation der Deutſchen Filminduſtrie mitteilt, haben geſtern in Paris
Rechtsanwalt Dr. Flugge als Beauftragter der Spitzenorganiſation und
Charles Delack als Präſident der Chambre Syndicale Franeaiſe de la
Cingmatographie ein Abkommen unterzeichnet, das den
uneingeſchränk=
ten Austauſch von Filmen vorſieht, die in Frankreich in deutſcher
Sprache oder in Deutſchland in franzöſiſcher Sprache hergeſtellt ſind,
und die Förderung engſter Zuſammenarbeit zum Ziele hat."
Amerikaniſche Kahelngchrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chikago am 9. Auguſt:
Getreide. Weizen: September 95¾, Dezember 101¾, März 1931
106½; Mais: September 98½, Dezember 94½, März 1931 96½, Mai
1931: 98¾; Hafer: September 41¾, Dezember 45½, März 1931 47½,
Mai 1931 49¾; Roggen September 64½, Dezember 70½, März 1931
74½.
Schmalz. September 10,97½, Oktober 11,05, Dezember 10,97½,
März 1931 110,7½-
Speck, loko 14,00.
Schweine. Leichte Schweine 9,61—9,75, ſchwere Schweine 8,85 bis
9,35; Schweinezufuhren in Chikago 9000, im Weſten 27000.
Baumwolle. Oktober 12,47. Dezember 12,70.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 9. Auguſt:
Getreide. Weizen, Redwinter, neue Ernte 107½, Hartwinter 104½;
Mais, loko New York 111½; Mehl, Spring wheat clears 4,90—5,15;
Fracht nach England (in sh und d) ³——f; nach dem Kontinent (in
Dollarcents) 7—9
Schmalz, prima Weſtern 11,75.
Talg, extra, loſe 5½
Dei Produtiemmdttt.
Der Getreideweltmarkt hat eine ereignisreiche Woche hinter ſich.
Nachdem zu Beginn des Berichtsabſchnitts die meiſten Getreidearten,
außer Mais, an den nordamerikaniſchen Terminbörſen neue Tiefſtände
erreicht hatten, da aus Kanada günſtiges Wetter gemeldet wurde und
die auf den 1. 8. 30 abgeſtellten Privatſchätzungen für die U. S.A. höhere
Weizenertragsziffern brachten als der letzte amtliche Bericht (
Geſamt=
weizenernte 811 Millionen Buſhels gegen 807 Millionen am 1. 7. 30
und 802 Millionen Vorjahrsernte), machte ſich, ausgehend vom
Mais=
markte, ein völliger Tendenzumſchwung geltend. In großen Teilen des
nordamerikaniſchen Maisanbaugebiets hat die Hitze und Trockenheit
nach den hier eintreffenden Meldungen Schäden in einem Umfange
ver=
urſacht, daß ein Teil der Ernte — von 2,8 Milliarden Buſhels etwa
W Prozent — als hoffnungslos verloren angeſehen wird. Die
Mais=
preiſe ſind infolgedeſſen gegenüber der Vorwoche um 25 Prozent
ge=
ſtiegen. Die anderen Getreidemärkte wurden hierdurch zwar nur
in=
direkt berührt, da man mit einer ſtärkeren Verfütterung von Hafer,
Roggen und insbeſondere Wei en rechnet, lagen jedoch auch im
Gegen=
ſatz zu den Vorwochen ausgeſprochen feſt. Das Weizenexportgeſchäft
hat einen neuerlichen Aufſchwung erfahren, und aus Kanada trafen
Klagen ein, daß in Saskatſchewan größere Flächen infolge
Schwarz=
roſtſchäden aufgegeben werden mußten. Hinzu kommt, daß die
Speku=
lation, die an den anderen Waren= und Effektenmärkten infolge der
allgemeinen Wirtſchaftsdepreſſion keine Verdienſtchancen mehr fand, ihr
Intereſſe auf die Getreidemärkte konzentrierte, und auch das in der
letzten Zeit ſtark zurückhaltende Publikum wieder einmal durch die ſich
überſtürzenden amtlichen und privaten Meldungen über Ernteſchäden
auf die Getreidemärkte gehetzt wurde. Infolgedeſſen waren die bisher
fehlenden Käufer für die Sicherungsabgaben an den Terminmärkten
plötzlich vorhanden, und da gleichzeitig die Erntebewegung in den
U. S. A. ihren Höhepunkt anſcheinend überſchritten hat, kam es in
Chi=
cago und Winniveg zu Preisbeſſerungen um 10 bis 11 Dollar=Cents je
Buſhel (15 bis 17 RM. je To.). Die argentiniſchen Märkte machten die
Bewegung rein ſtimmungsmäßig mit und notierten etwa 50 Centavos
per 100 Kg. höher als in der Vorwoche. Livervool reagierte auf die
Preisſprünge an den Ueberſeemärkten mit Avancen um 8 d per 100 Ibs.
Allerdings iſt nach dieſen enormen Steigerungen die Gefahr
vorhan=
den, daß ein Teil der Käufer finanziell nicht kräftig genug iſt, um bei
evtl. günſtigeren Wettermeldungen ihre Engagements durchzuhalten, ſo
daß eine mögliche Reaktion durch zahlreiche mehr oder weniger
er=
zwungene Poſitionslöſungen eine Verſchärfung erfahren würde. Der
uropäiſche Konſum verhält ſich bei den fprunghaften Preisſteigerungen
mehrfach zurückhaltend, da Rußland weiter als Verkäufer am
Welt=
markte auftritt und die großen Vorräte in den nordamerikaniſchen
Produktionsländern noch immer als „Damoklesſchwert” den Weltmarkt
bedrohen. In Kanada werden die am 1. 8. 30 noch vorhandenen
Be=
ſtände auf 120 Mill. Bufhels beziffert.
Die eurobäiſchen Ernteausſichten haben ſich wohl allgemein
ver=
ſchlechtert. In Frankreich erwartet man nach den letzten Schätzungen
einen Weizenertrag von nur 5 bis 6 Mill. To. gegen etwa 10 Mill.
To. im Vorjahre. Italien rechnet mit einem Minderertrag von 1 Mill.
To. (Vorjahrsernte 7 Mill. To.). Das Exportgeſchäft in überſeeiſchen
Weizenprovenienzen war zeitweiſe recht lebhaft. Das Preisniveau für
Hartwinterweizen hat ſich um etwa 0,85 hfl., für Manitobaweizen um
0.90 bis 100 hfl. per 100 Kg. gegen die Vorwoche gehoben, die
For=
derungen für Plataweizen ſtellen ſich etwa 0.50 bfl. teurer.
Die ſichtbaren Vorräte in den U. S.A. wurden mit 155.2 gegen 140
Mill. Buſhels ausgewieſen, in Kanada waren ſie mit 75,3 gegen 75.9
Mill. Buſhels nur wenig verändert. Die Weltverſchiffungen von
Wei=
zen und Mehl erreichten einen Umfang von 1660 000 Ors. gegen
1455 000 Ors. in der Vorwoche. Die ſchwimmende Flotte hat ſich von
4 230 000 Ors. auf 4 445000 Ors. vergrößert. Die argentiniſchen
Ver=
ſchiffungen beliefen ſich auf 14700 Ors. gegen 87000 Ors.
Die deutſchen Getreidemärkte reagierten auf die Hauſſe in Ueberſee
nur unweſentlich. Infolge der beſſeren Witterungsverhältniſſe hatte
ſich das Angebot von Inlandsweizen zur kurzfriſtigen Lieferung
ange=
ſichts der anfangs noch erzielbaren Prämien weſentlich verſtärkt, da
aber andererſeits das Weizenmehlgeſchäft zu wünſchen übrig ließ,
waren die Mühlen nur bei rückgängigen Preiſen Käufer und die
Auf=
gelder ſind völlig verſchwunden. Die amtliche Promptnotiz, die zu
Wochenbeginn mit 260 bis 262 RM. feſtgeſetzt wurde, hat ſich auf 245
bis 248 RM. ermäßigt. Die neuen amtlichen preußiſchen und deutfchen
Schätzungen über die Ernteausſichten lauteten allgemein ungünſtiger
als ihre Vorgänger, verfehlten jedoch auf den Markt ihren befeſtigenden
Einfluß, obwohl bei Roggen mit einem Minderertrag von ½ Million
Tonnen, bei Hafer ſogar von 1,5 Mill. Tonnen gerechnet wird,
wäh=
rend der Weizenmehrertrag lediglich auf die vergrößerte Anbaufläche
zurückzuführen ſein dürfte. Das Preisniveau war für Weizem als gut
behauptet zu bezeichnen, Roggen lag ſtetig. Das Noggenangebot war
weniger reichlich und fand zumeiſt bei den Mühlen und Nevorteuren
Unterkunft. Vereinzelt nahm auch die Stützungsgeſellſchaft promptes
Material aus dem Markte, ohne jedoch die Preiſe ſtärker zu
beein=
fluſſen. Erwähnenswert iſt, daß an einem Tage dieſer Woche wieder
60 000 Tonnen Eoſinroggen zum Preiſe von 140 RM. verkauft worden
ſein ſollen.
Weizenmehl hatte zumeiſt ſchleptendes Geſchäft. Im Einklang mit
der Preisbewegung für das Rohmaterial ſind die Aufgelder für nahe
Ware erheblich zurückgegangen und die Promptnotiz wurde um 2 RM.
je 100 Kg. herabgeſetzt, immerhin blieb alte Ware bevorzugt. Das
Herbſtgeſchäft konnte ſich noch immer nicht recht entwickeln.
Roggen=
mehl lag ſtetig, größere Abſchlüſſe ſcheiterten an der Unſicherheit
be=
züglich der Auswirkungen des Brotgeſetzes.
Am Hafermarkte war die Tendenz gut behauptet. Gefragt blieben
gute Weißhafer=Onalitäten alter Ernte, obwohl der Konſum gegen
Schluß der Berichtswoche die beträchtlichen Aufgelder für dieſe Sorten
nur noch zögernd bewilligte. Die vorliegenden Muſter von Hafer neuer
Ernte waren bisher noch recht unterſchiedlich.
Wintergerſte war in Deckung gegen früher erfolgte Verkäufe rege
begehrt und lag ausgeſprochen feſt, ſo daß die amtliche Notierung um
6 RM. heraufgeſetzt wurde. Von Sommergerſten finden weiter nur
feinſte Qualitäten Beachtung, während das reichlich angebotene
ge=
ringere Material ſchwer verkäuflich war.
Karkoffelpreiſe.
Nachdem im vorigen Sommer der Preishochſtand überwunden wa
der ſich in jedem Jahr mit dem Freiwerden der neuen Ernte herau
bildet, waren die Preiſe für rote und weiße Speiſekartoffeln zunäch
im Berliner Großhandel eine Zeitlang faſt unverändert geblieben.
der kurzen Froſtzeit dieſes Winters war dann eine leichte Preiserhöhun
bei beiden Sorten eingetreten. Von Anfang Januar an fielen dan
die Preiſe gleichmäßig und ſchnell bis Ende Mai, und die noch v
handenen Vorräte ließen auch vor dem Herauskommen der neuen Fr
kartoffeln die Preiſe nicht mehr weſentlich anſteigen.
In Breslau war die Preisentwicklung für Speiſekartoffeln
ganzen die gleiche, nur machte ſich hier eine Preiserhöhung währ
der Froſtzeit überhaupt nicht bemerkbar.
Frühkartoffeln wurden wie üblich kurze Zeit mit 10.— Mark
den Dopvelzentner notiert; die Preiſe gingen dann ſehr bald wie
heruntzr.
Zur Zuſion der Schnltheiß=Oſtwerke.
Ein rieſiger Bier=, Hefe=, Zement=, Glas= und Mühlen=Konzern.
Bei der beabſichtigten Fuſion der beiden Geſellſchaften wird die
Schultheiß=Patzenhofer A.G. der aufnehmende Teil ſein und zu dieſem
Zweck ihr Kapital von 50 auf 75 Millionen RM. erhöhen. Da das
Umtauſchverhältnis 5:4 iſt und das Kapital der Oſtwerke AG. 44 Mill.
beträgt, wären an ſich 35,2 Mill. neue Schultheiß=Aktien erforderlich,
wenn ſich nicht im Beſitze der Oſtwerke mehr als 20 Mill. RM.
Schult=
heiß=Aktien befänden. Infolgedeſſen verbleibt noch nach der Fuſion ein
Beſtand an Vorratsaktien von 12—14 Mill. RM.
Faßt man die in den letzten Jahren feſtzuſtellende Entwicklung des
nunmehr in der Schultheiß=Patzenhofer A.G. vereinigten Konzerns
zu=
ſammen, ſo ergibt ſich eine ſtetige Konzentration. Angefangen bei den
kleinen Unternehmen, wie den Mühlen= und Hefegeſellſchaften, werden
die Intereſſen durch Fuſion immer mehr auf wenige Geſellſchaften
zu=
ſammengezogen, ſo daß ſchließlich Schultheiß=Patzenhofer alle
Brau=
intereſſen auf ſich vereinigt und die Oſtwerke A. G. als reine Holding=
Geſellſchaft übrig blieb, die wieder nur neben kleineren, nicht
fuſionier=
baren Unternehmungen über vier große Unterbeteiligungen verfügt, in
denen die vier Hauptintereſſen, nämlich Hefe, Zement, Glas und
Müh=
len, zuſammengefaßt ſind.
Broduktenberichte.
— Mainzer Produktenbericht vom Freitag, den 8. Auguſt.
Groß=
handelseinſtandspreiſe pro 100 Kilo loko Mainz: Weizen 27,50, Roggen
16,75—17,25, Hafer 18,75, Futtergerſte 18—19, Malzkeime 10—11,
Süd=
deutſches Weizenmehl Spezial Null 44,40, Roggenmehl 60proz. 28.00,
Weizenkleie fein 8,00, do. grob 8,65—9, Roggenkleie 8,50, Biertreber
10,50—11,25 Erdnußkuchen 15—16, Kokoskuchen 16—19,50, Palmkuchen
10,60—11, Rapskuchen 10,75—11,50, Kleeheu loſe 5,80, do. gebündelt
6,20, Wieſenheu loſe 5,90—6,00, do. gebündelt 6,20, Maſchinenſtroh 3.—,
Drahtpreßſtroh 3,90—4,00, weiße Bohnen 37,50. Tendenz: Abwartend.
Bei Getreide abfallende Qualitäten nicht anzubringen. — Das
Börſen=
ſekretariat macht darauf aufmerkſam, daß wegen des Feiertags am 15.
Auguſt die Börſe auf Donnerstag, den 14. Auguſt, vorverlegt wird.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Marktlage: Während in
der vergangenen Woche die Tendenz noch recht feſt war, gaben die Preiſe
gegen Ende dieſer Woche wieder leicht nach, was ſich aber nur für
Aus=
landseier bemerkbar machte, deutſche Eier konnten dagegen ihren hohen
Preisſtand gut behaupten. Die allgemeine Tendenz iſt jedoch etwas
matter. Der Abſatz iſt infolge der ſchwachen Kaufkraft der
Konſumen=
ten nach wie vor ſchleppend. Es notierten in Pfennig per Stück:
Ita=
liener nicht am Markt, Bulgaren 8—8,25, Jugoſlawen 8—8.2, Rumänen
7,75—8,00, Ruſſen nicht am Markt, Polen 6.50—7.00. Chineſen nicht
am Markt, Holländer 9—11,50, Dänen 9,5—11,5, Belgier 9,75—10,25.
Franzoſen nicht am Markt, Schleſier 8,50—9,00, Bayern 8,25—8,75,
norddeutſche 9—10. Auslandseier unverzollt ab Grenzſtation,
Inlands=
eier ab Station.
Frankfurter Butter=Großhandelspreiſe. Tendenz: Weiter flau,
Abſatz ſchwach. Preiſe für 1 Pfund im Großhandelsverkehr:
Auslands=
butter (holl. oder dän.) 1 Faß (50 Kg.) 1.,60, einhalb Faß 1,62, in
Halb=
pfundſtücken 1,65, deutſche Molkereibutter 1.52 Mark.
Berliner Produktenbericht vom 9. Auguſt. Der Verlauf der
Wochen=
ſchlußbörſe geſtaltete ſich ziemlich ruhig. Die Meldungen von Ueberſee
wurden infolge der dort herrſchenden Nervoſität mit Vorſicht
aufge=
nommen und brachten keinerlei Anregung. Die Grundſtimmung war
als ſtetig zu bezeichnen. Die Lieferungspreiſe für Brotgetreide wieſen
gegen geſtern kaum Veränderungen auf. Für Inlandsweizen zur
promp=
ten Lieferung ſtimulierte die Erwartung bezüglich der Erhöhung des
Vermahlungszwangs, ſo daß ſich vereinzelt beſſere Nachfrage zeigte.
Roggen war zu geſtrigen Preiſen angeboten. Die Umſätze hielten ſich
angeſichts des wenig befriedigenden Mehlgeſchäfts in engen Grenzen.
Die Forderungen für Mehl lagen auf geſtrigem Nibeau. Hafer wird
in feinen Qualitäten alter Ernte beachtet, die meiſt geringen Sorten
von neuem Hafer beeinträchtigen das Geſchäft. Gerſten in unveränderter
Marktlage. Für Wintergerſte erhält ſich Deckungsnachfrage.
Biebmärkte.
— Auf dem Schweinemarkte in Weinheim a. b. B. waren am
9. d. M. 435 Tiere zugeführt. Verkauft wurden 368 Stück, und zwar
Milchſchweine das Stück von 18—30 Mk., Läufer das Stück von 35—60
Mark. Marktverlauf gut.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Effektenkurſe wurden am Samstag nicht gehört. Am
Devi=
ſenmarkt nannte man mit 4,1855—60 den Dollar, Pfunde—Kabel
mit 8,8707—10, Pfunde—Mark mit 20,3865—85, London-Paris
mit 123,78—80. Am Geldmarkt gab der Satz für Tagesgeld auf
2½—4½ nach. Monatsgeld 4½—5½.
Der deutſche Außenhandel in Stahl und Eiſen betrug im
Juni in der Einfuhr 102 000 To. und in der Ausfuhr einſchließlich
Reparationsſachlieferungen 361 000 To. In Mai waren
bekannt=
lich 131000 To. eingeführt und 463 000 To. ausgeführt worden.
Während im Mai der Ausfuhrüberſchuß noch 332 000 To. betragen
hatte, hat er ſich auf 259 000 To. verringert.
Die Kaffee=Import=Handels=G. m. b. H., Bremen, hat ihre
Zahlungen eingeſtellt. Die Zahlungseinſtellung hat ihren Grund
in dem plötzlichen Zuſammenbruch eines auswärtigen
Haupt=
abnehmers, deſſen Geſchäftsbetrieb offenbar, auf raffinierteſtem
Betrug aufgebaut war. Der weſentlichſte Aktippoſten im
Geſell=
ſchaftsvermögen iſt eine Forderung gegen die auswärtige Firma
in Höhe von 157 000 Mark.
Die R. Stock u. Co., A.G. Berlin=Marienfelde, teilt uns mit,
daß die Anzahl der von der R. Stock u. Co., Berlin=Marienfelde,
gekündigten Beamten nicht 45 Prozent beträgt, ſondern daß die
Zahl der zur Entlaſſung kommenden Beamten nicht 10 Prozent
erreicht.
Einer Mitteilung des Bayeriſchen Staatsminiſteriums des
Aeußern entſprechend iſt das Schlußabfindungsangebot der
Baye=
riſchen Hypotheken= und Wechſelbank an die Pfandbriefgläubiger
abgelehnt worden.
Unter der Bezeichnung Sociéte des Produits Peroxydés und
mit einem A.K. von 12 Millionen Franken unter Beteiligung der
Air Liquide, der Oeſterreichiſchen Chemiſchen. Werke A.G in
Wien, der Elektrochemiſchen Werke A. G. in München, der
Chemi=
ſchen Fabrik in Weißenfels G. m. b. H., der Deutſchen Gold= und
Silberſcheideanſtalt Worms=Roeßler und der Elektrochemiſchen
Fabrik Elfa iſt eine Geſellſchaft zur Herſtellung konzentrierter
flüſ=
ſiger Luft auf elektrolytiſchem Wege gegründet worden.
Die Durant=Motors ſucht nach einer New Yorker Meldung der
„Agence Economique et Financieres” auswärtige Verbindungen
mit europäiſchen Automobilfabrikanten, um Ford und Auſtin bei
der Herſtellung eines billigen Wagens Konkurrenz zu machen.
Durant habe dem Vernehmen nach mit der Straßburger
Auto=
mobilfabrik Matthis Verhandlungen angeknüpft.
Außenhandelsſtatiſtik der erſten ſechs Monate des laufenden Ja
res aus. Die Einfuhr ging im Vergleich zu 1929 um 23
Milli=
nen, die Ausfuhr um ungefähr 90 Millionen ſchw. Fr. zurück. De
Paſſivſaldo der Handelsbilanz erreichte Ende Juni den anſehr
lichen Betrag von 340 Millionen Franken.
Die Schweizeriſche Nationalbank reduzierte den Diskontſatz
von 3 auf 2½ und den Lombarzinsfuß von 4 auf 3½ Prozent. Der
offizielle Diskontſatz iſt ſomit der niedrigſte von allen, die ſeit der
Gründung der ſchweizeriſchen Nationalbank im Jahre 1907 in
Kraft waren.
Eine große Schweizer Bank bewilligte der Stadt Gdynia ein
Dar=
lehen von 4 Millionen Schweizer Franken zur Elektrifizierung der
Hafenanlagen.
licher Arbeiten, mit denen in dieſem Winter der Arbeitsloſigkeit begeg
net werden ſoll. Durch die in dieſer Serie aufgeführten Arbeiten ſolle
etwa 40 000 Arbeiter Beſchäftigung finden. Später wird noch ein
dritte Serie öffentlicher Arbeiten folgen, ſo daß insgeſamt etwa 100 00
Arbeiter beſchäftigt werden können.
wurden mehrere Hundert kalifornifche Spekulanten ſchwer geſchäd
Faſt ſämtliche Papiere gingen beträchtlich im Kurſe zurück. Eine ä
liche Entwicklung iſt Dch an der Börſe in Kos Angeies zu verzeichr
Nummer 220
Sonntag, den 10. Auguſt 1930
Seite 11
dar Naent
Ein kleiner Roman von Hans Mitteweider.
Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saale).
Nachdruck verboten.
Dorothee Forſter ſtand vor dem alten, baufälligen Hauſe, in
dem ſie ſeit dem Tode des Vaters allein mit ihrer Schweſter
Roſe=
marie lebte.
Sie trat nicht ein, ſie ſchaute an den Mauern empor, ließ ihre
Blicke auch über die Fenſter gleiten, hinter denen Roſemarie
wohl ſchon lange ſchlief.
„Nun werde ich doch wieder hierbleiben müſſen — immer”,
ſprach ſie ſeufzend. Dann ſuchte ſie den Schlüſſel hervor und ſchob
ihn ins Schloß.
Es war ein altmodiſches Haus und hatte keinen Flur.
Doro=
thee kam gleich in die Wohnſtube, und nachdem ſie wieder
abge=
ſchloſſen hatte, ſah ſie ſich in dem Raum um, der vom Mondlicht
faſt taghell erleuchtet war. Sie ſah die altväterlichen,
verbrauch=
ten Möbel, ſie ſah die ausgetretenen Dielen, und ſie ſah vorn im
Erker, der auf drei Seiten ſchmale Fenſter hatte, die Nähmaſchine,
das Linnen darauf und den Stuhl davor.
Dort würde ſie morgen früh wieder ſitzen und das Rädchen
der Maſchine ſchnurren laſſen — morgen und alle Tage wieder,
bis ſpät in die Nacht hinein — und allmählich würde das Herz in
ihrer Bruſt verlernen, ſich zu ſehnen nach Liebe und Liebesglück —
es würde vertrocknen, und nicht einmal die Erinnerung würde es
mehr raſcher als ſonſt ſchlagen laſſen.
Tränen perlten, aus Dorothees Augen; aber ſie raffte ſich
wieder auf.
„Es iſt beſſer ſo!” murmelte ſie. „Beſſer, als wären die Augen
mir zu ſpät geöffnet worden!”
Dann ſtieg ſie langſam die Treppe empor, die im
Hinter=
grunde nach oben führte.
Leiſe öffnete ſie die Schlafſtubentür und trat ein.
Roſemarie ſchlief ſanft, und lange betrachtete Dorothee die
ſchöne, blonde Schweſter.
„Sie iſt glücklicher als ich”, dachte ſie, aber ohne jeden Neid.
„Ihr Hans liebt ſie, ſie allein, und er wird ſie glücklich machen.
Sie wird mich verlaſſen, und ich werde allein hier hauſen —
allein. Ihre Kinderchen werden zu mir kommen, zu der guten,
alten Tante — und die Leute werden einſt ſagen: Das da, das
war einſt die hübſche Dorothee Forſter. Sie iſt eine alte Jungfer
geworden, weil ihr kein Mann gut genug war. Nun hat ſie es,
nun iſt ſie ſitzen geblieben!“
Ganz ohne Bitterkeit dachte ſie es, während ſie ſich ſchon
ent=
kleidete, und ruhig legte ſie ſich auf ihr Lager, obwohl ſie wußte,
daß ſie keinen Schlaf finden würde.
Es war ja nicht die erſte Nacht, die ſie ſo verbrachte. Schon
viele, viele Male hatte ſie ſo gelegen, während Roſemarie ſchlief,
und denken und ſorgen müſſen.
Ja, ſorgen! Denn ſie waren arm geworden, und es war
Tatſache, daß Dorothee oft nicht wußte, woher ſie das Stück Brot
nehmen ſollte, das doch zum Leben nötig war, geſchweige denn das
viele andere. So manches liebe Mal war kein Pfennig im Hauſe,
und borgen konnte Dorothee nicht. Lieber hungern!
Immer aber war wieder Rat geworden, daß ſich die beiden
Schweſtern nähren und kleiden konnten. Es würde auch ſpäter
ſo ſein, und wenn Roſemarie erſt verheiratet war, dann würde
Dorothee es ja auch leichter, haben als jetzt. Roſemarie wollte
noch immer nicht ſo recht verſtehen, daß ſie arm waren.
Und waren doch vordem die reichſten Mädchen in der kleinen
Hafenſtadt geweſen! Die Töchter des Schiffskapitäns Raimund
Forſter, der nicht im Dienſte eines Reeders fuhr, ſondern auf
eigenem Schiffe, dem ſtolzen Dreimaſter „Clariſſa”; und er hatte
lange gedauert, bis die Töchter des Kapitäns glauben lernten,
daß ihr Vater ebenſowenig mehr heimkehren wie ſein Dreimaſter
je wieder am Pier des Hafens feſtmachen würde.
Verſchollen! Irgendwo mit Mann und Maus
untergegan=
gen! Und alles Glück der Forſters mit ihm!
Draußen, unweit des Hafens, ſtand noch das ſtattliche Haus,
in dem die Forſters ſeit mehr als zweihundert Jahren gewohnt
hatten; aber jetzt gehörte es anderen Menſchen, und es ging die
Rede, daß demnächſt der Makler Herberg es kaufen würde, der
Vater Walters.
Dorothee ſchüttelte den Kopf, weniger, um den Gedanken an
den Mann zu bannen, der ihrer unwürdig war, als weil ſie noch
heute nicht verſtehen konnte, woher die Herbergs das Geld hatten,
nachdem ſie die ganze Zeit recht dürftig hatten leben müſſen.
Aber ſie ließ dieſen Gedanken wieder fallen, faltete die
Hände, ohne, daß ſie es wußte, und ſprach ein ſtilles. Gebet
für den lieben, toten Vater, der im großen Seemannsgrabe
ſchlief, und den ſie nie wiederſehen würde, wie ſie ihn geſehen
hatte, als er das letztemal hinausfuhr: ein Rieſe, faſt zwei
Meter hoch, und in den Schultern ſo breit — ein ſchöner Mann.
ein echter Seemann, zu deſſen wettergerötetem, friſchem Geſicht
der weiße, geteilte Vollbart und das lockige Haupthaar ſo gut
gepaßt hatten wie die blauen Augen.
Und ſo luſtig war er allezeit geweſen, hatte nie Sorgen
ge=
habt, immer das Gute im Menſchen geſehen, und alle hatten ihn
gern gehabt. Ja, Dorothee wußte es, die Bürger der Stadt waren
ſtolz geweſen auf Kapitän Raimund Forſter und hatten ihn den
Fremden gezeigt mit den Worten: „Dus Captai!” („Unſer
Kapitän!”)
Die ganze Stadt hatte dann auch um den wackeren Mann
ge=
trauert. Man hatte von Amts wegen den Kindern Hilfe
ange=
boten; aber es hatte ſich herausgeſtellt, daß da noch das Haus war
in der „Pütt”, was „Grube” bedeutet — das uralte Haus, aus
dem die Forſters vor mehr als zweihundert Jahren ausgezogen
waren in das andere am Hafen draußen.
Und danach ſah dieſes Haus ja aus. Der Erbauer war auch
ein Schiffskapitän geweſen und hatte, als er ſich an Land zur
Ruhe ſetzte, ſich ſo eine Art Kapitänskajüte aus Backſteinen und
Holz und Glas aufführen laſſen, die nur nach einer Seite Fenſter
hatte, in dem Erker, wo der Alte alle ſeine Stunden verbrachte
und wo jetzt Dorothee Tag für Tag ſaß und nähte, nähte —
und am nächſten Tage wieder ſitzen würde — ſticheln, ſticheln,
ſticheln! Und denken, denken, denken!
Das war ja das Schlimme dabei, daß ſie denken mußte,
nicht nach Belieben denken durfte!
Ach, dieſe marternden Gedanken! Immer dieſelben, immer
dieſelben!
Und wenn Roſemarie fort war, würden ſie erſt recht
kom=
men; denn dann fehlte das muntere Plaudern der Kleinen, dann
klang nicht mehr deren ſilberhelles Lachen durch die armſelige
Stube — dann würde es ſein, als hätte die Sonne ſich hinter
Nebelmaſſen vergraben, wie es ſo oft hier vorkam an der
Waſſer=
kante. Dann krochen die weißen, weichen Maſſen wie lebendige
Weſen durch alle die engen Gaſſen und ſuchten durch die Ritzen
und Löcher auch in die Stuben zu kommen. Tagelang blieben ſie
oft, und Menſchen, die ſich auf der Straße begegneten, kannten
einander nicht, mußten ſich anrufen, um zu wiſſen, wer ſie waren.
Ja, dieſe Nebel waren das Schrecklichſte hier, und doch war
es wieder ſo wunderbar ſchön, wen ſie plötzlich wie durch einen
Zauberſchlag zerriſſen, und die Menſchen erkamten, daß die liebe
Sonne doch noch da war, daß ſie immer noch warm ſchien.
Wie eine Verheißung eines gütigen Gottes war das, daß nach
aller Not und Trübſal doch die Freude wiederkommen ſollte zu
den verzagten Menſchen.
Und als Dorothee in ihren Gedonken, die ganz ſprungweiſe
gegangen waren, ſo weit gekommen war, da faltete ſie abermals
die Hände und ſogte halblaut:
„Wer Gott vertraut!”
Dann legte ſie ſich auf die Seite in der Hoffnung, daß
viel=
leicht nun der Schlaf zu ihr kommen würde; aber das war nicht
der Fall, es kamen nur neue Gedanken — ſneue Sorgen!
Der Walter Herberg hatte ſie betrogen und belogen.
Wenn der Hans Dennhardt nun auch die Roſemarie belog
und betrog?
Und wieder erfüllte heiße Angſt das Herz Dorothee Forſters;
ſie fand erſt Ruhe, nachdem ſie ſich vorgenommen hatte, gleich am
nächſten Vormittag zu dem Herrn Bruggmann zu gehen, dem
Chef Dennhardts, und ihn zu fragen, was er von dem jungen
Manne hielt.
„Es wäre ſchrecklich, ſollte Roſewarie je erfahren, daß ſie
ihr Herz einem Unwürdigen geſchenkt hat!” dachte Dorothee.
Und der Gedanke marterte ſie ſo, daß ſie aufſtehen und zum Bett
der Schweſter treten mußte.
Aber als ſie das ſchöne reine Geſicht ſah, die geſchloſſenen
Augen, deren ſeidenweiche Wimpern ſo lang waren, deſſen roter
Mund ſo klein und lieb leuchtete, da ſtrich ſie nur ganz, ganz
leiſe über das goldige Blondhaar, faltete die Hände und ſprach:
„Gott ſchütze dich, Roſemarie!”
Dann legte ſich Dorothee wieder nieder, und diesmal hatte
ſie kaum noch ein wenig in den ſilbernen Mondſchen geblickt,
da ſielen ihr die Augen zu, und ſie ſchlief ſanft, bis ſie zur
ge=
wohnten Stunde erwachte.
Ungeſäumt ſiand ſie auf, wuſch ſich, machte ſich fertig, ſetzte den
Waſſertopf auf den Herd, machte ein Holzfeuerchen an und
be=
reitete den Morgenkaffee, zu dem ſie nie ewas anderes aßen
als ſchwarzes Brot, trotzdem Roſemarie oft das Näschen
des=
wegen rümpfte.
Kaum aber war der Kaffeetiſch ſauber gedeckt, wie immer,
da weckte Dorothee die Schweſter durch einen leiſen Kuß, und
als die Erwachende ſie anlächelte und ihre Arme um ſie ſchlang,
da war Dorothee glücklich.
Dorothy”, rief Roſemarie und ſchmiegte ihre Wange an die
der Schweſter, du ſollſt mich doch wecken, daß ich den Kaffe
mache!. Du gehſt viel ſpäter ſchlafen als ich und ſtehſt doch
früher auf”
„Laß nur, Roſemarie! Ich bin es gewöhnt und könnte nicht
mehr anders. Aber jetzt mußt du auch aufſtehen. Ich hab einen
Weg vor, und du mußt angekleidet ſein, falls doch jemand
kommen ſollte.”
„Ja, ja, Dorothy!”
Das liebliche blonde Geſchöpf ſprang aus dem Bett md
beeilte ſich, fertig zu werden; aber dabei plauderte es
immer=
fort — immer von ſeiner Liebe, von ſeinem Hans.
Dorothee hörte es und hörte es nicht. Sie nickte nur
manch=
mal; aber im Herzen hatte ſie ihre alte Sorge — und zugleich die
Hoffnung, daß dieſe Sorge vergebens ſein möchte, das Herr
Bruggmann den Hans loben würde.
Nachdem die beiden Kaffee getrunken hatten, küßten ſie
ein=
ander, wie ſie immer taten, wenn ſie voneinander gingen, und
Dorothee Forſter ſchritt über die Katzenkopfſteine des Pflaſters,
und alle Leute, denen ſie begegnete, grüßten ſie freundlich, und
hinter den Fenſtern hervor ſchaute man ihr nach.
Es war keiner im Städtchen, der ſie nicht kannte und der
ſie nicht gern hatte, jeder in ſeiner Art, und alle wünſchten ihr
mur Gutes.
So eine war Dorothee Forſter, des Kapitäms Forſter
Aekteſte!
(Fortſetzung folgt.)
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[ ← ][ ][ → ]Seite 12
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für dle Zeit vom 16.—31. Jull 1930.
Die Auto-Listen enthalten die Angaben in derselben
Reihen-
folge wie die Hauptausgabe: Name, Beruf, Wohnort des
Kraft-
fahrzeugbesitzers, Type, Motornummer, Hubraum in ccm und
PS, Art des Fahrzeugs. Fabrikneue Wagen sind durch X
kenntlich gemacht. Die Meldungen sind geordnet nach den drei
Provinzen (VS, VR, VO) und Kreisen und innerhalb dieser nach
Polizeierkennungsnummern. Abgemeldete Wagen werden
geson-
dert aufgeführt. Die Auto-Listen sind eine wichtige
Ergän-
zung des Auto-Adreßbuches (Adreßbuch der
Kraftfahrzeug-
besitzer im Volksstaat Hessen), Ausgabe 1929, und
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llch, weil sie laufend
neuestes Adressenmaterial
liefern. Sie erscheinen alle 14 Tage, also monatlich zwel Listen.
Die am 10. eines Monats ausgegebene Liste enthält die Meldungen
vom 16.—30. (31.) des voraufgegangenen Monats und die am 25.
eines Monats ausgegebene Liste die Meldungen vom 1.—15. des
gleichen Monats.
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Zeppelinlandung auf dem Griesheimer Platz.
Nachſtehende Verordnung des Kreisamts Darmſtadt bringe
ich zur allgemeinen Kenntnis.
Darmſtadt, den 9. Auguſt 1930.
Der Oberbürgermeiſter.
Bekanntmachung
betreffend den Verkehr zu dem Griesheimer Platz
und in dem ehemaligen Truppenübungslager
an=
läßlich der Landung des Luftſchiffes „Graf Zeppelin”.
Zur allgemeinen Kenntnis wird darauf hingewieſen, daß
die durch Bekanntmachung vom 24. Juli 1930 anläßlich der
Landung des Luftſchiffes „Graf Zeppelin” getroffenen
An=
ordnungen auch für die demnächſtige Landung am
Ver=
faſſungstage gelten und zu beachten ſind.
Insbeſondere iſt das Betreten des Griesheimer Platzes
und des ehemaligen Truppenübungslagers nur gegen
Ein=
trittskarten oder gegen Ausweis geſtattet.
Auch iſt der Beckerweg am Landungstage für den
öffent=
lichen Verkehr geſperrt.
Die geſamte Verkehrsregelung bleibt, die gleiche wie am
(st12298
4. Auguſt 1930.
Darmſtadt, den 7. Auguſt 1930.
Kreisamt Darmſtadt.
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Aus den Amtsverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Sonntagsdienſt und Nachtdienſt in
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den Sonntagsdienſt und in der daran ſich
anſchließenden Woche den Nachtdienſt vom
9. Aug. bis einſchließlich 16. Aug, die
Löwen=Apotheke, Ballonplatz 11, die
Adler=Apotheke, Wilhelminenplatz 17, die
Hirſch=Apotheke, Nieder=Ramſtädterſtr. 21.
Arbeitsvergebung.
Auf Grund der
Reichsverdingungs=
ordnung ſollen die Weißbinder= und
Anſtreicherarbeiten für den Umbau
des ehemaligen Fabrikgebäudes Wehner
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zu einem Eichamt und einer chemiſchen
Prüfungsſtation in öffentlichem
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bewerb in 5 Loſen vergeben werden.
Insgeſamt kommen in Frage:
ca. 1000 qm äußerer Wandputz,
ca. 3600 qm innerer Wandputz,
ca. 1500 qm Deckenputz,
ca. 1000 qm Oelfarbenanſtrich auf
Wand,
ca. 1200 qm Oelfarbenanſtrich auf
Holz.
ca. 1100 qm Fußböden zu ölen.
Zeichnungen und Bedingungen liegen
ab 12. 8. 30 während der Dienſtſtunden
im unterzeichneten Amte, Paradeplatz 3,
1. Stock, Zimmer 7, offen, wo auch die
Angebotsunterlagen, ſolange der Vorrat
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1930, vormittags 10 Uhr; verſchloſſen
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ſehen, bei uns einzureichen. (TV.12280
Darmſtadt, den 9. Auguſt 1930.
Heſſ. Hochbauamt.
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Betr.: Zahlung der Beitnäge der
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Die freiwilligen und unſtändigen
Mit=
glieder werden hiermit aufgefordert, die
Beiträge für Juli ſpäteſtens bis 15., d. M.
unter Vorlage der Quittungskarte zu
entrichten, andernfalls Mahngebühr
er=
hoben und Zwangsbeitreibung eingzeleitet
wird. Wir machen beſonders darauf
auf=
merkſam, daß gemäß 8 10 unſerer Satzung
die Mitgliedſchaft erliſcht, wenn zroeimal
nacheinander am Zahltage die Beiträge
nicht entrichtet werden und ſeit dem erſten
dieſer Tage mindeſtens ein Mona4t
ver=
gangen iſt.
Bei der Einſendung bezw.
Uebelrwei=
ſung der Beiträge durch die Poſt iſt: das
Konto=Nummer, die Wohnung, ferner
Vor= und Zuname anzugeben. (1(068a
Darmſtadt, den 10. Aug. 1930/.
Der Vorſtand.
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und Taxationen.
Prachtleistungen der Leichtathleten.
Inge Braumüller erringt 2 weitere Meisterschatten und stellt den deutschen Hochsprungrekord auf 1,559 Meter. — Deutscher
Staftelsieg über 4 mal 100 Meter in 41,9 Sckunden. — 5 Siege der Finnländer. — Helphs-England 1500-Meter-Meister.
Vaalamo-Finnland, Meister im Kugelstoßen. — Der 1500-Meter-Lauf. — Hochsprung-Meister Reinikka-Finnland.
Phot.: Weißgärber, Darmstadt.
Deutschland weiter an 1. Stelle
Drei Tage Leichtathletik haben uns dem Ende der
Welt-
meisterschaften der Studenten nahegebracht. Drei Tage
Leichtathletik haben aber auch klar in Erscheinung treten
lassen, daß diese edle, faire Sportart als Höhepunkt des
diesjährigen Akademischen Olympia anzusehen ist. Und
drei Tage Leichtathletik haben mit ihren wunderschöuen
Wettkämpfen täglich mehr als 8000 Zuschauer zu heller
Be-
geisterung entflammt, zu einer Begeisterung, die
erklär-
licherweise dann stets besonders hochflammt, wenn unsere
deutschen Studenten entscheidend in den Kampf um den
Sieg eingreifen, die aber auch neidlos die Siegerleistung des
ausländischen Gastes feiert. Gerade diese Begeisterung der
Massen ist es ja, die im Verein mit der schönen Kampfbahn
diesen Meisterschaftskämpfen den richtig abgestimmten
Rahmen gibt.
Am Samstag nachmittag begannen die Kämpte mit den
Vorläufen über
400 Meter Hürden,
insgesamt vier, aus denen jeweils die drei Besten in den
später folgenden Zwischenlauf kommen. Vier dieser
Vor-
läufe sind mehr oder weniger eine zahme Sache, weil
ein-
mal nur drei Konkurrenten starten, und weil zum andern
die guten Techniker nicht viel zu kämpfen haben Zu
letz-
teren gehören die Engländer Broun und Simpson und der
Amerikaner Lincoln; auch Wegener-Deutschland nimmt
recht annehmbar die Hürden, während Cornelius noch nicht
Hürden läuft, sondern springt. Broun ist denn auch hier
Zeitbester in 56u Sek. Ruyter, der 3. Deutsche, ist über
der letzten Hürde gestürzt und ausgeschieden.
Schon während dieser Vorläufe haben sich in der
Süd-
kurve die zahlreichen
Hochspringer
versammelt, um zugleich an drei Sprunggruben die
Vor-
kämpfe auszutragen. Sprung-, Wurf- und Stoßübungen
hal-
ten bekanntlich lange auf, zumal, wenn sie zahlenmäßig sehr
gut besetzt sind. Dies bedeutet immer Gefahr für die flotte,
pünktliche Abwicklung des Programms, aber darüber hinaus
auch Gefahr für das Interesse, die regere Anteilnahme des
Publikums. Das zu beachten und abzustellen, ist mit eine der
wichtigsten Pflichten des Kamptgerichts. Hier ist der
Augen-
blick gegeben, durch zweckmäßige, geschickte Ansage die
Verbindung zwischen Athleten und Zuschauern aufrecht zu
halten. Noch ist sie gewahrt, denn mittlerweile tragen auch
die wieder einmal mehr im Alleingang kämpfenden
deut-
schen Damen die Entscheidung im
Weitsprung für Studentinnen
aus Der größere Teil der nun auch wieder in bekannter
Stärke anwesenden Zuschauer muß sich jedenfalls aus der
Das heutige Programm:
Leichtathletik, Hochschulstadion.
10.00 Uhr: Stabhochspringen, Vorentscheidung.
Speernurk, Vorentscheidung.
16.00 Uhr: Aufmarsch der Nationen zur Schlußfeier.
16.30 Uhr: Stabhochsprung, Entscheidung.
Speerwurf, „Entscheidung.
16.45 Uhr: 200 Meter, Entscheidung,
mit Körnig, Eldracher, Metzner-Deutschland,
Glaser und Geißler-Oesterreich,
Toshioka und Nakashima-Japan,
Raggambi-Ungarn.
17.00 Uhr: 800 Meter, Entscheidung,
mit Müller, Schwerdtteger, Danz-Deutschl.,
Pugl.-Oesterreich,
Tugnoli-Italien,
Galtier-Frankreich.
17.20 Uhr: 4X 400 Meter, Entscheidung.
17.35 Uhr: 5000 Meter, Entscheidung,
21.00 Uhr:
Festhalle:
Feierliche Siegerverkündigung
teilung.
und Preisver-
Ferne anhaltlos sein Urteil selbst bilden, jammerschade, denn
unsere deutschen Studentinnen, deren Leistungen bisher
nicht allzu erstklassig waren, haben sich hier wirklich ganz
famos bekämpft. Zum zweiten Male hat sich Inge
Braumül-
ler mit 5,44 m den Meisterinnentitel geholt und auch
Schlottmann kann sich schon mit ihrem Sprung von 5,33 m
sehen lassen. Dritte ist Steyer mit 4,72 m. So werden diese
schönen Damensiege nicht beim Kampf, sondern erst bei der
Verkündung gefeiert, und dies nicht einmal in feierlicher
Zeremonie, denn schon ziehen die Startleute der
4X100- Meter-Staffel,
die ja auf Entscheidung geht, wieder alles in Bann. Alle
Mannschaften sind am Start. Die Bahnen sind verteilt, die
Startleute knien nieder, Viele meinen, unsere deutsche
Staf-
fel habe Pech bei der Verlosung der Bahnen gehabt, denn
Salz sitzt auf der 5. Bahn in den Startlöchern. Die
Span-
nung wächst also. Könnte nicht vielleicht Ungarn oder
Ita-
lien etwa, oder gar Japan dadurch gefährlich werden? Mit
Beruhigung nehmen wir wahr, wie „Papa‟ Waitzer, der
Reichssportlehrer, von der Zieltribüne herab noch einmal
Salz andeutet, was er zu tun habe — aber: Schuß! —
die Staffel ist gestartet. Salz hält sich sehr gut, holt gegen
den auf Außenbahn vorliegenden Tschechen auf und
wech-
selt überdies mit Metzner anständig. Dieser zieht mit aller
Energie ab, kommt vor, und auch sein Wechsel mit Eldracber
klappt. Doch siehe da, in der zweiten Kurve fliegt der
Japa-
ner Nakashima hinter Eläracher her, Sasaki und Oshima
haben zuvor gute Arbeit geleistet, und es scheint von
wei=
tem, als wäre der Vorsprung Körnigs nach dem letzten
Wechsel nicht von Bedeutung. Die Zuschauer rasen: Körnig!
Körnig!, Toshioka läuft, kämpft erbittert, aber doch nicht
mehr mit Körnig, denn dieser liegt im Ziel genau 5 Meter
vor, aber die Ungarn — für die Raggambi läuft — versetzt
zur großen Freude seiner Kameraden der Japaner und
bringt sein Land damit für viele unerwartet auf den 2. Platz.
Und die feierliche Siegerverkündigung sieht wieder einmal
eine treudig erregte Menge, die begeistert das Lied der
Deutschen anstimmt, bedeutet doch zugleich der deutsche
Sieg in 41,9 Sek. — einer ganz hervorragenden Zeit —
Un-
terbietung der vorjährigen Zeit um 2w Sek. Daß gerade
auch die Japaner mit ihrem vornehm-ruhigen Wesen, ihrer
Bescheidenheit bei all ihrem Können unter Zuschauern und
Aktiven viel Sympathie genießen, zeigt sick schon hier,
be=
sonders aber auch bei den
200-Meter-Vorläufen,
in denen es ihnen gelingt, Sasaki, Toshioka und Nakashima
in den Zwischenlauf zu bringen. Viel bejubelt werden
natür-
lich auch die Vorlaufsiege von Eldracher und Metzner, denn
damit hat auch Deutschland seine drei Vertreter im
Zwi-
schenlauf. Uebrigens hat Nakashima hier mit 21uo Sek, die
Bestzeit erzielt.
Die Hochspringer machen immer noch tüchtig weiter,
auch die Diskuswerter haben nun noch ihre
Vor-
kämpfe begonnen, und da leider dafür jede Ansage fehlt,
kommt so langsam ein lähmender Eindruck auf. Dabei ist
die Abwicklung als solche durchaus flüssig, nur die Eigenart
der Wettkämpfe läßt nun einmal bei den Beschauern das
Gefühl schleppender Abwicklung entstehen. Dazwischen
geht ein Raunen durch die dicht besetzten Ränge: Dr.
Peltzer ist im Ueberdress in der Nähe des Zieles erschienen.
Zu allem Ueberfluß gehen nun noch die Statfelläufer der
4X400-Meter-Staffel
auseinander, da vier Mannschaften nicht antreten. So
kom-
men kampflos Deutschland, England, Frankreich, Italien, die
Schweiz und Ungarn in die Entscheidung, die deshalb
natür-
lich nichts an Spannung verliert. Auf alle Fälle wünschen
wir unseren Vertretern Solmsen, Kazorke, Noeller und
Le-
feber alles Gute. Es wäre doch herrlich, wenn nun auch
noch die dritte Staffel ..., hoffen wir das Bestel
Dann rcen
die 1500-Meter-Läufer
zur Entscheidung an. Sie sind alle am Start. In Kreisen
der Eingeweihten nimmt man an, daß ein Engländer, Ledue-
Frankreich, Dahlström-Schweden und „Pastor” Krause das
Ende unter sich ausmachen Krause hält denn auch vorsich-
Seite 14
Nummer 220
tig Position, Sujatta tritt in der 2. Runde enorm dazwischen,
aber die anderen schließen nur allmählich auf. Während ein
Sprechchor die Deutschen mit „Hellpapp-Sufa-Krause‟
immer wieder anfeuert, geht es in die Schlußrunde. Sujatta
scheidet aus, auch der Engländer Ross. Auf der
Gegengera-
den beginnt schon der Endkampf. Krause greift den
präch-
tig laufenden Helphs-England zu früh eingangs der Kurve
an, wird nach verzweifeltem Kampf abgeschüttelt und
ver-
liert überraschend schnell alle Kampfesfreude, während
Helphs in erstaunlichem Endspurt zu sicherem Siege eilt.
4,017v Minuten ist eine sehr gute Zeit, in 4,03‟v kommt
Leduc ein, vor Dahlström, der in 4,04 Min. um Brustbreite
noch Johannsen-Norwegen schlagen kann. Zum ersten Male
geht der Union Jack am Siegesmast hoch. Helphs Sieg wird
stark gefeiert. — Mit den Läufen geht es schneller als mit
Springen und Werfen. Der Endkampf im Hochsprung hat
zwar schon begonnen, aber die
400-Meter-Hürden-Zwischenläufe
interessieren wieder mehr, zumal in diesen zwei Läufen je 6
Bewerber starten und nur drei ins Finale kommen. Die
bei-
den Deutschen Cornelius und Wegener kommen zwar
in den Endlauf, werden aber wohl kaum hier einen Lincoln
— der Zeitbester in 56,3 Sek, ist — oder die beiden
Englän-
der Brovn und Simpson schlagen können.
Im Hochsprung
schälen sich im Kampf um die Entscheidung bald Reinikka-
Finnland, Kimura-Japan, Dimsa-Lettland, Ladewig, Böwing-
Deutschland heraus, bis schließlich bei 1,87 m der
Finnlän-
der und der Japaner allein auf weiter Flur sind. Sprung-
Die deutsche 4X100-Meter-Staffel: Körnig, Eldracher,
Metzner, Salz.
Phot.: Weißgärber, Darmstadt.
höhe: 1,90 m. Reinikka läuft an, federnd leicht, schnellt
empor, wirft sich hohl im Kreuz und — hat auch diese Höhe
geschafft, Zweimal versucht sich Kimura, beim dritten und Ung. 4. Metzner-D. — Die zwei Besten jedes Zwischenlaufs
letzten Versuch herrscht tiefe Ruhe, gespannt verfolgen alle
den Anlauf, doch die Latte fällt. Er muß den Titel an
Rei-
nikka abgeben, der — trotzdem sein Versuch über 1,925 m
mißlingt — damit eine studentische
Weltbestlei-
stung aufgestellt hat.
Die 200-Meter-Zwischenläufe
bringen wieder harte Kämpfe um die beiden ersten Plätze
und sichere Siege von Körnig und Eldracher. Metzner muß
leider ausscheiden, und so sieht denn der Endlauf zwei
Deutsche, zwei Japaner, den österreichischen Meister
Gla-
ser und den Tschechen Engel im Rennen. — Sehr bewegt ist
auch der Kampf im
Diskuswerfen.
Vaalamo gelingt es als erstem, die 45-Meter-Marke zu
überwerfen, und damit hat Finnland an einem Tage den
zwei-
ten Meistertitel errungen, denn Daranyi-Ungarn wird
schließlich noch von Feldmann-Estland (43,97 m) auf den
3. Platz verwiesen (43,49 m). Die Leistung Vaalamos ist
ganz erstklassig und bedeutet ebenfalls studentische
Best-
leistung. — Beim Stechen im Hochsprung ist
mittler-
weile Ladewig unter dem Beifall der Zuschauer vor Böwing
und Dimsa mit 1,835 m auf den 3. Platz gekommen. Dann
zieht das Handballspiel die Massen in Bann, bis zunächst die
Fünfkämpfer im 1500-Meter-Lauf die Entscheidung
suchen. Drei Nordländer sind in diesem Lauf als Zeitbeste
in Front; Hedberg-Schweden erzielt als Bester 4,29v Min.
Und da die Reihenfolge der Bewerber, nach Punkten
ge-
rechnet, bisher nur geringe Differenzen aufwies, brachten die
1500 m wieder Aenderungen in der Gesamtplacierung. Durch
Tolamo gewinnt Finnland die besonders beifällig
aufgenom-
mene 3. Meisterschaft des einen Tages (3986 P.). Dimsa-
Lettland wird Zweiter mit 3762 Punkten, und nur um 38
Punkte zurück folgt Ladewig-Deutschland als Dritter,
eine immerhin feine Leistung.
Alle Freude, alle Begeisterung über die bisherigen
Kämpfe lebt dann noch einmal zu gewaltiger Stärke auf, als
verkündet wird, daß die schon zweimal gefeierte Inge
Braumüller mit 1,559 m die Weltmeisterschaft der
Stu-
dentinnen im Hochsprung erringt, und damit zugleich einen
neuen deutschen Rekord aufgestellt hat. Diese Leistung der
tapferen, blonden Inge ist ganz ausgezeichnet, liegt sie doch
nur um vier Zentimeter hinter dem Weltrekord. Wir
gra-
tulieren zu diesen Erfolgen und sind, wie alle Besucher,
sehr erfreut, daß damit auch dieser dritte Tag der
Leicht-
athletik einen ungemein würdigen Abschluß gefunden hat.
Möge der Ausklang dieser Weltmeisterschaften der
Studen-
ten ein ebenso erfolgreicher wie weihevoller sein.
Die Ergebnisse:
400 m Hürden: 1. Vorlauf: 1. Cornelius-D. 60,3
Sek, 2. Lincoln-U.S.A. 60,7 Sek. 3. Michux-Frankr. 61,8
Sek. — 2. Vorlauf: 1. Brown-Engl. 57,6 Sek. 2. Tvanaga-
Japan 58,0 Sek. 3. Cumar 59,6 Sek. — 3. Vorlauf: 1.
Simp=
son-Engl. 60,4 Sek. 2. Wegener-D. 62,2 Sek. 3. Heiios-
Ung. 63,0 Sek. — 4. Vorlauf: 1. De Negri-Ital. 60 Sek
2. Taylor-Engl. 60,3 Sek. 3. Binet-Belg. 60,7 Sek. — Die
Sonntag, den 10. Auguſt 1930
drei Besten jedes Vorlaufs kommen in den Zwischenlauf. —
1. Zwischenlauf: 1. Lincoln-U.S.A. 56,8 Sek. 2. Brown-Engl.
58,1 Sek. 3. Cornelius-D. 58,3 Sek. 4 Taylor-England. —
2. Zwischenlauf: 1. Simpson-Engl. 56,9 Sek. 2. De Negri-
Ital. 58,8 Sek. 3. Wegener-D. 59,0 Sek. 4. Jpagnaga-Japan.
Die drei Besten kommen in die Entscheidung.
4X100 - Meter-Staffel, Entscheidung:
1. Deutschland 41,9 Sek. (Salz, Metzner, Eldracher, Körnig),
Tolamo-Finnland.
Phot.; Weißgärber, Darmstadt.
Japan 42,4 Sekund. (Foshioka, Sasaki, Oshima, Nishi).
3. Ungarn 43 Sek. (Paku, Balogh, Paitz, Iszo), 4. Tschechei.
5. Frankreich. 6. Italien.
Weitsprung für Studentinnen: 1.
Braumül-
ler-D. 5.44 m, 2. Schlottmann-D. 5.33 m, 3. Steye-D. 4.77m,
4. Singer-Oester, 4.72,5 m.
200 Meter: 2. Vorlauf: 1. Eldracher-D. 22,5 Sek.
2. Sakasi-Japan 23,2 Sek. 3. Barrett-Engl. 23,4 Sekunden.
— 3. Vorlauf: 1. Metzner-D. 22,8 Sek. 2. Trojanowski-Pol.
23,3 Sek. 3. Moore-Engl. 23,7 Sek. — 4. Vorlauf: 1.
Toshi-
oka-Jap. 22,6 Sek. 2. Geißler-Oester, 23,1 Sek. 3.
Oost-
huizen-Südafr, 23,5 Sek. 4. Cerny-Tschechei. — 5. Vorlauf:
1. Nakashima-Japan 21,9 Sek. 2. Engel-Tschech. 22,4 Sek.
3. Raggambi-Ung. 23,0 Sek. — 6. Vorlauf: 1. Glaser-Oester.
22,5 Sek. 2. Paitz-Ungarn 22,9 Sek. 3. Bartl-Tsch. 23,1
Sek. Die drei Besten jedes Vorlaufs kommen in die
Zwi-
schenläufe. — 1. Zwischenlauf: 1. Körnig-D. 22,2 Sek.
2. Glaser-Oester, 22,6 Sek, 3. Bartl-Tsch. 22,8 Sekunden. —
2. Zwischenlauf: 1. Eldracher-D. 22,3 Sek. 2. Foshioka-Jap=
22,5 Sek, 3. Geißler-Oester. — 3. Zwischenlauf: 1.
Naka-
shima-Japan 22,2 Sek., 2. Engel-Tsch. 22,3 Sek. 3.
Raggambi-
kommen in die Entscheidung.
4X400-Meter-Staffel: Die Vorläufe fallen
aus, da verschiedene Nationen am Start ihre Meldung
zu-
rückgezogen hatten. In die Entscheidung kommen:
Frank-
reich, Schweiz, Ungarn, Deutschland, England, Italien.
Ladewig-Deutschland.
Phot.: Weiß gärber, Darmstadt.
1500-Meter-Lauf, Entscheidung: 1. Helps-
Engl. 4.01,7 Min. 2. Leduc-Frankreich 4.03,3 Min. 3.
Dahl-
ström-Schweden 4.04,6 Min. 4. Johansen-Norw. 5.
Hell-
papp-D. 6. Krause-D.
Hochsprung: 1. Reinikka-Finnl. 1.90 m. 2. Kimura-
Japan 1.87 m. 3. Ladewig-D. 1.83,5 m. 4. Böwing-D. 1.83,5
m. 5. Dimsa-Lettl. 1.83,5 m. 6. Betz-D. 1.80 m.
Diskuswurf: 1. Vaalamo-Finnl. 45.07 m. 2.
Feld-
mann-Estl. 43,97 m. 3. Daranyi-Ung. 43,49 m. 4. Viri-
Finnl. 42.31,5 m. 5. Vanoucek-Tsch. 42,27,5 m. 6. Ponzoni-
Ital. 41.11 m.
Hochsprung für Studentinnen: Frl.
Braumüller-D. 1.55,9 m (neuer deutscher Rekord), 2 FrI.
Singer-Oester 1.38,5 m, 3. Frl. Löwenherz D. 1.38,5 m,
4. Frl. Friedheim-D. 1.29 m.
Die Punkt-Tabelle für Leichtathletik
steht am Samstag abend:
T. EI. Darmstadt Hochschul-
Handballmeister.
Univ. Berlin —T. H. Darmstadt 6:10 (3:5)
Nach Abschluß der leichtathletischen Wettkämpfe standen
sich gestern im Hochschulstadion Universität Berlin und Techn.
Hochschule Darmstadt im Kampf um die Hochschul-
Handball-
meisterschaft gegenüber. Nach einem an Klasse nicht gerade
überragenden Spiel konnten die Einheimischen mit 10:6 zum
erstenmal die Deutsche Hochschul-Handballmeisterschaft
errin-
gen, was lebhaften Beifall im weiten Rund des Stadions
aus-
löste.
Der Fluß des Spiels wurde von den beiderseitigen
Deckungs-
reihen meist unterbrochen und der ausgezeichnete
Schiedsrich-
ter Beck-Frankenthal mußte daher eine Serie Strafstöße nach
der andern gegen beide Parteien verhängen. Während Berlin,
insbesondere Busse, mehrere Strafstöße in glänzender Manier
zu Erfolgen verwandelte, fanden die für Darmstadt gegebenen
Strafwürfe fast nie den Weg ins Tor. Das Ergebnis wäre sonst
mindestens 6 Tore höher ausgefallen.
Das Spiel beginnt zunächst in flottem Tempo. Der
Darm-
städter Anwurf wird abgefangen, der Berliner Gegenbesuch
endet im Abseits. Für Berlin und Darmstadt fallen die ersten
Strafstöße. Feick und Freund verschießen zweimal, den
Gegen-
stoß hält lrion, der überhaupt eine sehr gute Partie lieferte, In
der vierten Minute kommt Berlin durch den linken Läufer zum
Führungstreffer, doch Werner läuft vom Anwurf ab durch,
um-
spielt die Verteidigung und erzielt Ausgleich. In der 7. Minute
fällt wieder ein Strafstoß für Darmstadt, Werner gibt an Freund,
der zum 2. Tor für Darmstadt einsendet. Die nächsten 10
Mi-
nuten sehen verteiltes Feldspiel, einige prächtige Paraden Irions
und Blindgänger von Freund, Werner, Feick und Leonhard. In
der 15. Minute verwandelt Busse einen Strafstoß zum
Aus-
gleichstor für Berlin. Dann vergibt Darmstadt wieder eine gute
Chance. Berlin kommt zur ersten Ecke, die im Aus landet, In
der 23. Minute bringt Feick durch Strafwurf die Hiesigen
wie-
der in Führung. Einige weitere Strafstöße werden von
Darm-
stadt vergeben, In der 25. Minute erzielt Feick aus einem wegen
Anspringen verhängten 13-Meter-Ball das 4. Tor für Darmstadt,
während Werner in der 28. Minute das 5. Tor für Darmstadt
scharf in die Ecke setzen kann. Mit 5:3 geht es in die Pause.
Nach Wiederbeginn versucht Berlin mit aller Gewalt das
Spiel für sich zu entscheiden, aber lrion hält die scharfen Bälle
eines Busse, Reischies, Oehmke und Storch. In der achten
Mi-
nute bricht Freund glänzend durch und bucht für die Techn.
Hochschule das 6. Tor. Den Gegenzug schließt Berlin mit dem
4. Treffer ab, und erzielt zwei Minuten später durch Strafstoß
den 5. Treffer. Unter ungeheurem Lärm verwandelt Busse einen
weiteren Strafstoß zum Ausgleich. Das Spiel steht 6:6. letzt
besinnen sich die Darmstädter und unter lebhafter Anfeuerung
bricht der Sturm vor. Feick bucht in der 16. Minute das 7. Tor
für Darmstadt. Zwei Minuten später erzielt Werner durch
Straf-
stoß das 8. Tor. Kurz darauf bricht wieder Freund durch und
der neunte Erfolg für Darmstadt ist fertig. Berlin reißt sich
noch einmal zusammen, aber die Hintermannschaft und Irion
halten das Ergebnis. In glänzender Weise wehrt Irion einen
13-Meter-Ball. Die restlichen Minuten sehen beide Parteien
noch einmal im Angriff, doch bringen auch die noch verhängten
Strafstöße keiner Partei einen zählbaren Erfolg mehr. Die
Mann-
schaft der Techn. Hochschule verläßt unter lebhaftem Beifall
zum erstenmal als Deutscher Hochschulmeister im Handball das
Spielfeld. In einem reiclich harten Spiel wurde dieser höchste
Titel errungen als Lohn für viele Mühe und Aufopferung. Wir
„5 zu diesem lang angestrebten Erfolg!
Italien siegt im Kussballturnier
Frankreich-—ltalien 1:9 (0:5).
Gestern nachmittag standen sich im Stadion zu Frankfurt
a. M. die beiden Studentenmannschaften von Italien und
Frank-
reich gegenüber, Italien stellte erneut seine gute Form unter
Beweis. Es lag bereits bei Halbzeit mit 3:0 Toren in Führung
und konnte in der zweiten Spielhälfte noch weitere 6 Treffer
buchen. Im Gegensatz zu dem Spiel gegen Deuschland verlief
das Treffen recht fair, da die französische Mannschaft zwar
nach ihren Kräften Widerstand leistete, aber den Italienern doch
kein ernstliches Hindernis war. Dem Spiel wohnten etwa 2500
Zuschauer bei.
Mit diesem Spiel haben Italiener und Franzosen ihr letztes
Spiel absolviert. Die Tabelle führt ungeschlagen Italien an mit
6 Punkten vor Deutschland mit 4 Punkten, Luxemburg 2
Punk-
ten und Frankreich 0 Punkten.
Schlußfeier und
Preis-
verteilung
am heutigen Sonntag.
Mit der Schlußfeier am Sonntag abend (punkt 21 Uhr in
der Festhalle) werden die 33 Nationen von unserem
Darm-
stadt Abschied nehmen. Ansprachen der Vertreter der C.I.E.
werden der feierlichen Siegerverkündigung und
Preisvertei=
lung, die als Vorsitzender des Arbeitsauschusses Herr Prof.
Dr-Ing. Heidebroek-Darmstadt vornehmen wird,
voraus=
gehen. Der größte Festraum Darmstadts soll möglichst
vie-
len die Teilnahme an dieser Schlußfeier ermöglichen;
Ein=
trittskarten für —.50 RM. (Sitzplatz) sind von 20 Uhr ab an
der Abendkasse in der Festhalle erhältlich.
Nummer 220
Sonntag, den 10. Auguſt 1930
Seite 15
Dank der Studenten an
Staatspräsident Adelung.
Der Leiter des Turn- und Sportamtes der deutschen
Stu-
denten, W. Hinsch, hat an den Staatspräsidenten Dr. h. c.
Adelung folgendes Schreiben gerichtet:
Sehr geehrter Herr Staatspräsident! Namens der
deut-
schen Studenten gestatte ich mir, den besten Dank
auszu-
sprechen für die frdl. Aufnahme, die wir hier in Darmstadt
und bei Ihnen gefunden haben. Ich darf gleichzeitig für die
überaus entgegenkommende Art, in der Sie alle unsere
Wünsche zu erfüllen sich bemüht haben, unser aller Dank
aussprechen, Ihnen, nicht zuletzt Ihrer Mühe, ist es zu
danken, daß sich die deutschen Studenten und ihre
auslän-
dischen Komilitonen in Darmstadt so wohl fühlen, wie es
bisher der Fall war.
Deutſche Hochſchul=Mannſchaft — Jung=Deukſchland.
Sonntag vormittag 11.30 Uhr, Großer Wooa.
Jeder, der Gelegenheit hatte, am Mittwoch den großartigen Sieg
der deutſchen Studenten im Waſſerballſpiel gegen die Ungarn
mitzu=
erleben, wird ſich freuen, daß die deutſchen Studenten am Sonntag
vor=
mittag noch ein Spiel gegen die Mannſchaft von Jung=Deutſchland
aus=
tragen wird. Man wird hierbei einen intereſſanten Vergleich zwiſchen guter
deutſcher Ligaklaſſe und dem neuen Weltmeiſter anſtellen können. Vor
allen Dingen haben die Darmſtädter Schwimmſportanhänger, die am
Mittwoch abend das Hochſchulſtadion nicht beſuchen konnten, bei einem
Eintrittspreis von 0.30 Mk. doch noch die Möglichkeit, das große
Kön=
nen der Studenten zu bewundern. Zum Austrag gelangt ferner noch
eine Freiſtilſtaffel, deren Teilnehmerzahl und Strecke jedoch noch nicht
feſtliegt. Da am Sonntag vormittag keine Entſcheidungen im Stadion
ausgetragen werden, wird niemand einen Beſuch zu bereuen brauchen.
Die Hochſchul=Meiſtermannſchaft tritt in ihrer bekannten Aufſtellung
an, während Jungdeutſchland mit Wolff, Berges, Meyer; Schwarz;
Förſter, Richter; Fuhrländer; erſcheint. Mayer iſt der bekannte
Darm=
ſtädter Waſſerballer, der zur Zeit für Bayern 07 Nürnberg ſtartet.
*
Das Waſſerballſpiel am Donnerstag abend im Großen Woog
zwi=
ſchen der franzöſiſchen Studentenmannſchaft und Rot=Weiß endete 1:1
Die 4X100 Meter Freiſtil gewannen die Rot=Weißen (Schmalbach,
Hanſt, Rottmann, Vogel) in 4:50,8 Min., während Borocco=Fr, das
200 Meter Einzelrennen Freiſtil in 2:46 Min. ſich holte.
Main-Rhein=Gan — deniſche Turnerſchaft.
Nachdem die größten Kreis= und Gauveranſtaltungen für dieſes
Jahr vorüber ſind, wird jetzt innerhalb des Main=Rheingaues im
Mo=
nat Auguſt zunächſt die Lehrtätigkeit wieder in den Vordergrund treten.
So beginnt am Sonntag, den 10. Auguſt, als erſter der Lehrgang für
das Kinderturnen in Beſſungen, der am 17. Auguſt fortgeſetzt wird.
Am 9. und 10. Auguſt findet die Schiedsrichterprüfung für Handball
in Egelsbach ſtatt. An großem Intereſſe gewinnen die
Großveranſtal=
tungen der D.T. im Auguſt. Es ſind dies die Volksturnmeiſterſchaften
in Leipzig am 17. Auguſt und endlich die Schwimmeiſterſchaften in
Darmſtadt am 23./24. Auguſt. An beiden Großtreffen ſind in der
Haupt=
ſache von den Gauvereinen diejenigen der Darmſtädter Turnerſchaft
be=
teiligt. Auch auf dem Raſen ſetzt wieder erhöht die Tätigkeit mit dem
Beginn, der Pflichtſpielreihe im Handball am 24. Auguſt ein. Zwei
Jugendtreffen finden am 31. Auguſt im Gau ſtatt. Es iſt dies das
Gau=Jugendſchwimmen in Lindenfels und das Kindertreffen des
Oſt=
bezirks in Darmſtadt auf dem Sportplatze der Reichsbahn. Die
Volks=
turner nehmen nochmals Gelegenheit, bei den Opel=Kampfſpielen in
Rüſſelsheim am 31. Auguſt gegenſeitig die Kräfte zu meſſen. Auch
einzelne Vereine warten mit einigen Treffen auf. So z. B. Arheilgen,
das am 10. Auguſt zwei Waſſerballſpiele, und zwar gegen Turngemeinde
Hanau (Kreisklaſſe) und die Reichsbahn Darmſtadt vorm. 11 Uhr
aus=
trägt. Derſelbe Verein veranſtaltet am 17. Auguſt, vorm. 9 Uhr, eine
Werbeveranſtaltung im Schwimmen und Springen, zu dem einige
grö=
ßere Vereine ihre Mitwirkung in Ausſicht geſtellt haben, und im
Mittel=
punkte ein Waſſerballſpiel Arheilgen (Tv.) gegen Rot=Weiß Darmſtadt
ſteht. Beide Veranſtaltungen finden im Gemeindebad zu Arheilgen ſtatt.
Am Nachmittag des 17. Auguſt finden auf dem Sportplatz des
Turn=
vereins zwei Handballtreffen ſtatt, von welchen das Treffen mit dem
Turnverein Büttelborn in erſter Linie zu nennen iſt.
* Zußball im Kreis Skarkenburg.
Noch keine Klärung in der Abſtiegsfrage. — Reger Privatſpielbetrieb.
In Sachen Entſcheidungsſpiel um den Verbleib in der Kreisliga
zwiſchen Viktoria Griesheim und F.C. 08 Egelsbach iſt eine Wendung
eingetreten. Das geplante Spiel iſt vorerſt abgeſetzt worden, da man
in der Kreisbehörde hofft, beide Mannſchaften der Kreisliga zu
erhal=
ten. Die Möglichkeit iſt gegeben, wenn es gelingt, Germania
Ober=
roden, die freiwillig zum Südmainkreis übertreten will, nach dort zu
verſetzen. Wahrſcheinlich bringt ſchon eine Tagung des ſüddeutſchen
Verbandsvorſtandes am Sonntag hier die Klärung. — Unſere
Kreis=
liga ſelbſt trifft ſich am Samstag abend in Darmſtadt zu einer
Aus=
ſprache über die Verbandsſpiele. — Vom letzten Sonntag ſind noch zwei
Spiele nachzutragen. Sportvgg. 04 Arheilgen hatte die Vgg. 03 Mainz=
Mombach zu Gaſt und verlor mit 2:1, und Haſſia Dieburg verlor gegen
Kickers Obertshauſen in O. mit 2:1. Beide Ergebniſſe ſind nicht
un=
günſtig. — Der Spielbetrieb der nächſten Tage, der Samstag, Sonntag
und Montag umfaßt, iſt bereits recht reichhaltig.
Sonntag: Viktoria Urberach — Teutonia Hauſen; F.C. 03 Egelsbach —
Viktoria Kelſterbach; Sportverein Mörfelden — S.V. 07 Kriftel;
Germania Dieburg — Union Wirhauſen; S.V. 1910 Weiterſtadt —
S.V. Bingerbrück; Germania Eſchollbrücken — Chattia
Wolfs=
kehlen; Alemannia Jügesheim — F. S.V. Groß=Zimmern.
Montag: Polizei Darmſtadt — Haſſia Bingen.
F. C. Eintracht Darmſtadt.
Am heutigen Sonntag begibt ſich die erſte und zweite Mannſchaft
ich Klein=Zimmern. Die dortige Spielvereinigung 1930 veranſtaltet
e Wimpelweihe, an der ſich vier gute A.=Klaſſenvereine beteiligen.
ſind dies Haſſia Dieburg, Sportverein Lengfeld, Sptv. 1928
Groß=
mſtadt.
Fre. Tade. Darmſtadt.
Am heutigen Sonntag begibt ſich die erſte und zweite Mannſchaft
m erſten Serienſpiel dieſer Saiſon nach Nieder=Ramſtadt. Nachdem
in im Bezirk eine neue Einteilung zuſtande gekommen iſt, ſtößt
Darm=
idts erſte auf Gegner, die es nicht zu leicht nehmen darf. Die
Mann=
haft tritt in folgender Aufſtellung an, Spielbeginn 2.30 Uhr:
Steckenreuther; Fiſcher, H., Schäfer, J.: Schmidt, P., Reitz, G.,
fünther. H.: Feldmann, F., Schmitt, H., Rupp. K., Weicker, H.,
umpfheller, K. — Vorher, 1.45 Uhr, ſpielen die zweiten Mannſchaften.
Kreisliga Südheſſen.
Die ſpielfreien Sonntage vor der kommenden Verbandsſerie werden
in den Vereinen bezüglich freundſchaftlicher Begegnungen reichlich
aus=
tützt. So ſind für kommenden Sonntag nicht weniger als acht Spiele
erwarten: die Paarungen lauten: Jubiläumsſpiel. Alemannia Worms
Olympia Worms; Spv. Horchheim — Wormatia Worms; V. f. R.
annheim komb. — V. f. R. Bürſtadt: F.V. Biblis — Tv. 1910 Worms;
f. L. Lampertheim — F.G. 1913 Mannheim: Germania Eich —
Con=
rdia Gernsheim; V. f. R. Weiſenau — Normannia Pfiffligheim:
v. Herrnsheim — Viktoria Neuhauſen.
Deutſche Degen=Meiſterſchaften ohne D.T.
Die Deutſche Turnerſchaft wird ſich an den Deutſchen
Degen=
eiſterſchaften, die der Deutſche Fechter=Bund vom 15. bis 17.
guſt in Bad Pyrmont durchführt, nicht beteiligen, da der
ſchter=Bund die Maßregelung einiger Fechterinnen der D.T. im
iſchluß an die Mainzer Meiſterſchaften trotz des Einſpruchs der
„T. beſtätigt hat.
Freie Turngemeinde Darmſtadt (Bezirksmeiſter)-Langen (Kreismeiſter).
Der Spielleitung der Handballer iſt es endlich gelungen, den
Kreis=
meiſter des 9. Kreiſes nach Darmſtadt zu verpflichten. Ein intereſſantes
Spiel dürfte bevorſtehen. Langen, die Kreisklaſſenmeiſterſchaft, und
Darmſtadt als Neuling in der jetzt kommenden Kreis=Serie, da dürfte
ein jeder Sportfreund auf ſeine Koſten kommen. Das Spiel findet am
Sonntag nachm. um 3 Uhr auf dem Platz der Freien Turngemeinde
am Müllersteich ſtatt. Vorher ſpielen die 2. und Jugendmannſchaften
beider Vereine.
Jubilgumsſchießen Weidmannsheil Darmſtadt.
Am Sonntag hielt die Schützengeſellſchaft
Weidmanns=
heil anläßlich ihres 2jährigen Beſtehens ein vom Gau Darmſtadt
genehmigtes Gruppen=, Klaſſen= und Werbeſchießen ab, und zwar auf
den neuzeitlich eingerichteten Schießſtänden des Heſſen=Naſſ.
Schieß=
ſportverbandes am Karlshof. Die Beteiligung war trotz des
zweifel=
haften Wetters noch ſehr. gut.
Gruppenſchießen für Gauvereine (15 Meter): 1. „Fledermaus”=D.
153 R.; 2. „Hammelstrift”=Arheilgen, 148 R.; 3. „Feurio‟=D., 132 R.
— Offen für alle Vereine: 1. „Tell”=Ober=Ramſtadt, 149 R.; 2. „
Wild=
ſchütz”=D., 132 R.; 3. „Eiche‟=D., 106 R.
Gruppenſchießen (50 Meter): 1. „Windmühle”, 494 R., über Kimme
und Korn; 2. „Kleeblatt”, 490 R., Viſier beliebig; 3. „Wildſchütz”,
440 R. — Ehrenſcheibe. 50 Meter, ſtehend freihändig, 2 Schuß, 10er
Ningſcheibe: 1. Ehrig („Windmühle‟=D.) 10:10; 2. Seipel=
Gundern=
hauſen 10:9.
Sonderklaſſe. 1. Danz 65 R., 2. Ehrig 64 R., 3. Schwab 64 R.,
4. Schupp 64 R., 5. Funk, H., 63 R., 6. Laumann 62 R.
1. Klafſe. 1. Trinkaus, Ld., Arheilgen, 60 R.; 2. Trinkaus, Gg.,
Arheilgen, 57 R.; 3. Bergſträßer=D. 57 R.; 4. Schork=D. 55 R.; 5.
Im=
hof=D. 55 Ringe.
2. Klaffe. 1. Dimunſch=D. 65 R.; 2. Grün=D. 61 R.; 3.
Hand=
ſchuch=D. 59 R.; 4. Freudenberger=Arheilgen 58 R.; 5. Hofmann=D.
57 R.; 6. Hafner=D. 57 R.; 7. Weitzel=Arheilgen 56 R.
Altersklaſſe: 1. Sterlepper 56 R.; 2. Wenz 54 R.; 3. Wagner,
Karl, 51 R.; Hanſtein 50 R.; Dimunſch 47 R.
Einzelſchießen: 1. Trinkaus=Arheilgen 35 R.; 2. Schupp=D. 35 R.;
3. Müller=Ober=Ramſtadt 35 R.; 4. Handſchuch=D. 34 R.; 5. Ehrig=D.
34 R.; 6. Rotterdam=Ober=Ramſtadt 34 R.; 7. Preſtel=D. 34 R.
8. Funck, H., Darmſtadt, 34 R.; 9. Gräf=D. 34 R.; 10. Danz=D. 34 R.
Deulſche Tennis=Meiſterſchaften.
Niederlage der deutſchen Paare.
Am Freitag, der den Doppelſpielen reſerviert war, erlitten die
deutſchen Teilnehmer des internationalen Tennis=Meiſterſchaftsturniers
in Hamburg eine Reihe von bedauerlichen Niederlagen, die jedoch bei
der teilweiſe ſehr ungünſtigen Zuſammenſtellung unſerer Doppelvaare
nicht ganz überraſchend kamen.
Am Vormittag holte ſich im Herren=Doppel das ſtärkſte deutſche
Paar Prenn/Dr. Kleinſchroth von den Franzoſen Feretde Ricou eine
geradezu kataſtrophale Abfuhr. Die beiden Deutſchen wurden in
ein=
deutiger Weiſe mit 7:5, 6:2, 6:1 geſchlagen. Das Reſultat drückt
deut=
lich die ſchlechte Spiellaune und den geringen Widerſtand aus, den
Prenn/Dr. Kleinſchroth ihren Gegnern leiſteten. Gleichzeitig mußten
Dr. Buß) Nouney gegen die Japaner Harada/Abe in fünf Sätzen die
Waffen ſtrecken (2:6, 6:4, 9:7. 6:3, 6:3). Die Engländer Dr. Gregory
Hughes beſiegten die Franzoſen Gentien/Glaſſer leicht 6:2, 6:1, 6:3 und
hatten ſich dann mit den Japanern Harada/Abe auseinanderzuſetzen.
Mit 6:1, 4:6, 6:3, 3:6, 6:3 überwanden die Japaner auch dieſes
Hin=
dernis und kamen damit in die Endrunde. Auch Crawford/Moon
er=
reichten mit einem glatten 6:3, 9:7. 6:2=Sieg gegen David/Leſter dieſes
Ziel. Erwartungsgemäß ließen Dr. Deſſart/Frenz Miſhu/Glerup mit
1:6, 6:1, 6:4, 7:5 hinter ſich und erhalten nun in dem Vorfinale die
Franzoſen Bouſſus/de Buzelet zum Gegner, die die ausgezeichnet
ſpie=
lenden Hecht/Marſalek mit 2:6, 6:4, 6:3, 6:4 hinter ſich ließen.
Im Damen=Doppel erreichten Godfree/Watſon nach einem famoſen
Sieg von 2:6, 6:2, 6:2 über die holländiſche Kombination Canters/
Couquerque bereits die Vorſchlußrunde. Hier treffen ſie auf das Paar
Sandiſontz/Jedrzeiowska, die die Deutſchen Frl. Krahwinkel/Peitz
über=
raſchend leicht mit 6:4, 6:4 überſpielten. Dafür gaben dann faſt
mühe=
los Frau Schomburgk/Außem den Schweizerinnen Fehlmann/Pahot mit
6:1, 6:0 das Nachſehen. Sie erwarten nun in der Vorſchlußrunde Miß
Haylock/Mudford, die Frau Friedleben /Frl. Roſt mit 9:7. 6:4 das
Nach=
ſehen gaben.
Sehr weit zurück ſind noch die Spiele im Gemifchten Doppel. In
dieſer Konkurrenz ſorgten die Inder Sandiſon/Rutnam, ehe ein ſtarker
Regen die ſo ſchön im Zuge befindlichen Spiele auf eine längere Dauer
abſtoppte, mit ihrem Sieg über Krahwinkel/Crawford mit 2:6, 6:4,
6:3 für eine weitere Ueberraſchung. Das deutſch=auſtraliſche Paar
ge=
wann den erſten Satz mühelos und fühlte ſich allzu ſiegesſicher. Doch
Crawfords Gleichgültigkeit machte Frl. Krahwinkel nervös, und auf
der Gegenſeite lief Miß Sandiſon zu einer prächtigen Form auf. Frl.
Roſt/Moon kamen mit 6:2, 3:6, 6:2 gegen Sander/Nouney eine Runde
weiter. Die weiteren Ergebniſſe ſind: Frl. Hammer/Dr. Deſſart — Frau
Deutſch/Marſalek 7:5 2:6, 2:6, Canters/Timmer — Frl. Buß/Willard
6:4, 6:3, Frau Friedleben/Abe ein „ohne=Spiel” egen Watſon/Hughes.
Am Samstag wurden ſowohl bei den Herren= als auch bei den
Damen=Einzelſpielen die Endſpielteilnehmer ermittelt. Bei den
Herren ſchied der deutſche Spitzenſpieler Prenn durch eine
Nie=
derlage durch Otha aus. Er verlor 6:0, 0:6, 5:7, 6:2. Der
Fran=
zoſe Bouſſus beſiegte den Auſtralier Crawford 9:7, 7:5, 6:3. Für
das Endſpiel im Damen=Einzel qualifizierten ſich erfreulicherweiſe
zwei Deutſche. Cilly Außem ſiegte gegen die Franzöſin Payot
6:2, 4:6, 6:4 und Hilde Krahwinkel gegen Irmgard Roſt 7:5,
2:6, 6:3.
Tilden von einem Neunzehnjährigen geſchlagen.
Der berühmte Tennis=Champion Tilden, der ſich erſt vor kurzem
bei den Kämpfen in Wimbledon gegen erſte internationale Klaſſe
wie=
der zum Tennisweltmeiſter qualifizierte, wurde vorgeſtern bei einem
Spiel im Meadow=Klub in Southampton (Long Island)
überraſchen=
derweiſe von dem bisher nahezu unbekannten neunzehnjährigen Spieler
Frank Shields geſchlagen, und zwar mit 6:1, 2:6, 6:1. Auch der
bekannte Amerikaner Lott mußte ſich einem Vertreter der jungen Garde
beugen; er wurde von dem jungen Spieler Sidnev Wood mit 6:4
3:6, 9:7 geſchlagen.
Die vier neuen dentſchen Boxmeiſter.
Ludwig Haymann nach der 1. Minute k.o.
Hamburg hatte am Freitagabend ſeine Senſation: einen
Boxkampf=
abend allererſter Sorte in Lockſtedt. Walter Rothenburg hatte dieſen
Abend zu Ehren Max Schmelings aufgezogen, des Weltmeiſters aller
Kategorien, der auch perſönlich anweſend war und einen Pokal
über=
reicht bekam. Vier deutſche Meiſterſchaften wurden vor 40000
Men=
ſchen entſchieden. Was die ſportliche Seite dieſer Veranſtaltung
be=
trifft, ſo iſt zu ſagen, daß die Erwartungen der Luſchauer wohl
ent=
täuſcht wurden. Wenn auch der deutſche Exſchwergewichtsmeiſter
Lud=
wig Haymann=München in Amerika kein allzu erfolgreiches Debut
ab=
gegeben hat, ſo erwartete doch wohl niemand den Ausgang des
Schwer=
gewichtsmeiſterſchaftskampfes zwiſchen Schönrath=Krefeld und dem
Münchener ſo, wie er eingetreten iſt. Ludwig Haymann wurde in der
erſten Minute von dem Krefelder genau mit einem rechten Schwinger
aufs Kinn getroffen und konnte ſich erſt bei 10 erheben. Das Publikum
nahm dieſen Ausgang mit etwas gemiſchten Gefühlen auf und gab
ſeinem Mißfallen Ausdruck.
Im Bantamgewicht trafen ſich der Berliner Pfitzner und der
Duisburger Linke. Der Weſtdeutſche mußte von Beginn an die
Ueberlegenheit des Berliners anerkennen, der ſchon in den erſten
Run=
den klar überlegen war und ſeinen Gegners öfters bis 8 zu Boden
ſchickte. Linke gab ſchließlich in der neunten Runde wegen Erſchöpfung
auf und Pfitzner holte ſich die Meiſterſchaft durch techniſchen k. o.
Um die Meiſterſchaft im Weltergewicht trafen ſich der Dortmunder
Eger und der Königsberger Schulz. Eger gewann dieſen Kampf
nach Punkten, obwohl ſich beide Boxer zeitweiſe ebenbürtig waren.
Im Mittelgewicht machten ſich Tobeck=Breslau und der Bochumer
Ernſt Skibinski die Meiſterſchaft ſtreitig. Von Beginn an war
Tobeck durch größere Reichweite überlegen, doch Skibinski
außerordent=
lich hart im Nehmen. In der zwölften Nunde gab der Dortmunder auf
Anraten des Ringrichters auf, nachdem er mehreremale zu Boden
ge=
mußt hatte.
Pferdeſpork.
Rennen zu Karlshorſt am Samstag.
Flieder=Jagdrennen. Herrenreiten. Ehrenpreis und 3000
Mark, 3400 Meter: 1. Wilkes Brabant (Blottnitz), 2. Strius,
3. Hohenfels. Toto: 23. 5 Lg.
Geburtstags=Hürdenrennen. Für Dreijährige. 3500 Mark,
2800 Meter: 1. v. Opels Lareine (Bismarck), 2. Römerin, 3.
Ach=
med, 4. Gradiva. Toto: 257, Platz: 40, 17. 13. 47. 6—1 Lg.
Fer=
ner: Katuſchka, Riviera, Vigilant, Till Eulenſpiegel, Feldberg,
Puppenſpieler, Nordfriesland, Immerzu.
Wohlfahrts=Jagdrennen. Für Dreijährige. 3500 Mark, 3000
Meter: 1. Negeleins Hekla (Hauſer), 2. Rotbuche, 3.
Herbſtzeit=
loſe. Toto: 49, Platz 15, 14, 17. 4—3 Lg. Ferner: Monte Carlo,
Reus, Bodo, Frauengunſt, Liliput.
Tepper=Laski=Jagdrennen. Herrenreiten. Ehrenpreis und
8500 Mark. 4400 Meter: 1. Söhnes Prevoyant (v. Imhof) 2.
En=
zian, 3. Oberjäger. Toto; 75. Platz: 26, 22. 5—4 Lg. Ferner:
No Friend, Dorn 2., Borgia.
Kirſchblüte=Hürdenrennen. 3500 Mark. 3000 Meter: 1.
Weſt=
hofs Wendelin (Wurſt), 2. Staub, 3. Mont Dore. Toto: 29, Platz:
22, 26. 3—1½ Lg. Ferner: Kili, Junker.
Adare=Jagdrennen. 4200 Mark, 3700 Meter: 1. Butzkes
Be=
luga (Hauſer), 2. Wildfang, 3. Neuer Ulſter. Toto: 40. Platz:
23, 33. 2½2½ Lg. Ferner: Surya, Gerwin, Caſtor, Madonna
d’Arezzo.
35. Preußiſch=Süddeuiſche Klaſſenlokkerie.
1. Tag der 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung
vom 8. Auguſt fielen: 2 Gewinne zu je 10 000 RM. auf Nr.
161680; 4 Gewinne zu je 5000 RM. auf Nr. 18 663, 244 317;
2 Gewinne zu je 3000 RM. auf Nr. 108 931: 14 Gewinne zu je
2000 RM. auf Nr. 89 869, 134 031. 160 177 163 001 179 123,
198 140, 202 222: 36 Gewinne zu je 1000 RM. auf Nr. 21 248,
26 750, 58 638. 63 092, 74 845, 124 331, 168 816, 176 659, 197 245,
251 703, 252 549, 279 606, 294 727, 334 041, 342 937, 360 034,
360 615, 365 772: ferner wurden gezogen: 100 Gewinne zu je
100 RM. und 238 Gewinne zu je 300 RM. — In den
Nachmit=
tags=Ziehung vom 8. Auguſt fielen: 2 Gewinne zu je
50 000 RM. auf Nr. 344 610; 2 Gewinne zu je 10 000 RM. auf
Nr. 22 754: 2 Gewinne zu je 5000 RM. auf Nr. 266 880; 12
Ge=
winne zu je 3000 RM. auf Nr. 95 235, 138 045, 150 791, 175 451,
190 436, 338 820: 12 Gewinne zu je 2000 RM. auf Nr. 212 763,
276 361 301 537, 301 991, 327 420, 366 783: 18 Gewinne zu je
1000 RM. auf Nr. 83 984, 115 082, 138 202, 183 379, 204 519,
216 634, 325 207 365 457, 381848: ferner wurden gezogen 72
Ge=
winne zu je 500 RM. und 188 Gewinne zu je 300 RM. — Im
Gewinnrad verblieben: 2 Prämien zu je 500 000 RM.,
2 Gewinne zu je 500 000 RM., 2 zu je 300 000 RM., 2 zu je
200 000 RM., 2 zu je 100 000 RM., 4 zu je 75 000 RM., 4 zu je
50 000 RM., 14 zu je 25 000 RM., 86 zu je 10 000 RM., 164 zu je
5000 RM., 426 zu je 3000 RM 774 zu je 2000 RM. 2046 zu je
1000 RM., 4428 zu je 500 RM., 11574 zu je 300 RM. (Ohne
Gewähr.)
Randfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibendes Werktags=Programm. 6 u. 6.30: Wetter, Zeit,
Gymnaſtik. O 12: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsm., Waſſerſt. O 12.20:
Schallplattenkonzert. O 12.55: Nauener Zeit. O 13: Schallplatten.
6 14.50, 15.50: Zeit, Wirtſchaftsm. O 16.10: Ind., Handelsk. (Di.
u. Fr.). O 17 45: Wetter, Wirtſchaftsm., währ. d. Nachm.=Konzerts:
Vereinsnachrichten. O 18.05, 19.15 oder 19.30: Wirtſchaftsmeld.
Sonntag, 10. Auguſt.
7.00: Hamburg: Die Glocken vom Großen Michel. — Hafenkonzert.
8.15: Evangeliſche Morgenfeier.
11.00: Salzburg: Johann=Strauß=Konzert. Wiener Philharmoniker.
12.45: Landwirtſchaftskammer Wiesbaden: Wie iſt Keimfähigkeit und
Keimkraft des diesjährigen Getreides zu beurteilen? —
Krank=
heiten und Fehler des Weins. — Der Wert der Sortierung des
Kernobſtes.
13.00: Chorgeſang. Ausf.: Arbeiter=Geſangverein „Freie Sänger”
Kilianſtädten.
14.00: Stuttgart: Stunde der Jugend. Märchen. Kinderlieder.
15.00: Stunde des Landes. Dipl.=Landwirt: M. Bender: Wie kam
der Landwirt die wirtſchaftseigene Futtergrundlage ausbauen?
15.35: Stadion Darmſtadt: Akademiſche Weltmeiſterſchaften.
Leicht=
athletik=Entſcheidung 200 Meter und 800 Meter.
16.00: Bad Nauheim: Konzert des Kurorcheſters.
18.00: Studienrat Heller: Laienſpielbewegung.
18.25: Dr. Diemer: Bei den deutſchen Bauern i der Dobrudſcha.
19.20: Sportnachrichten.
19.30: Stuttgart: Zither=Konzert. Ausf.: Verein für Saitenſpiel.
20.15: Stuttgart: Konzert des Philharmoniſchen Orcheſters. Populäre
internationale Muſik.
2.45: Stuttgart: Schallplatten: Tamzmuſik und Schlager.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 5.50:
Wetter für den Landwirt. O 6.30: Morgengymnaſtik. o 6.55:
Wetter für den Landwirt. o Ca. 7: Konzert. o 10.30, 13.30:
Neueſte Nachrichten. O 12.25: Wetter für den Landwirt. (So.
12.50:. O 12 bzw. 12.30: Schallplatten (außer So.). o 12.55:
Nauener Zeit. O 14: Berlin: Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe.
O 19.55: Wetter für den Landwirt.
Deutſche Welle. Sonntag, 10. Auguſt.
6.30: Funk=Gymnaſtik.
Anſchl.: Frühkonzert.
8.00: Dipl.=Landwirte Deichmann und Tröſcher: Beſuch des
Wirt=
ſchaftsberaters auf einem Bauernhof.
8.20: Wochenrückblick auf die Marktlage.
8.25: Saatzuchtdirektor Dr. W. Laube: Vorbedingungen für den
nächſtjährigen Roggenbau.
8.50: Morgenfeier. — Stundenglockenſpiel der Potsdamer
Garni=
ſonkirche.
Anſchl.: Glockengeläut des Berliner Doms.
10.30: Aus dem Reichstag: Gedenkſtunde anl. der Rheinlandräumung.
Anſchl.: Vor dem Reistag: Gedenkſtunde zur 10. Wiederkehr des
Abſtimmungstages in Oſt= und Weſtpreußen und zur
Rheinland=
befreiung.
12.15: Königsberg: Mittagskonzert. Funkorcheſter.
14.00: Jugendſtunde: Indianer=Märchen.
15.00: Was gibt’s denn Neues?
15.30: Lieder. Dr. Paul Lorenzi (Bariton).
16.00: Vom Kickersplatz, Stuttgart: Reportage vom Fußball=
Län=
derſpiel des Deutſchen Arbeiterſportclubs Deutſchland —England.
16.30: Chöre. Männerchor „1907” (Reichsdruckerei).
17.00: Deutſches Stadion,Grunewald: Deutſchlands Strom. Feſtſpiel
aus Anlaß des Verfaſſungstages.
18.00: Unterhaltungsmuſik. Orcheſter Schmidt=Boelke.
18.30: Dr. Bruno Adler: Die Seele des Zigeuners.
19.00: Ernſt Wiechert: „Der Hauptmann von Kapernaum”
19.30: Dichterſtunde: Geno Ohliſchlaeger lieſt eigene Erzählungen.
D.00: Fuge A=moll von J. S. Bach. Königl. Belgiſches
Militär=
orcheſter, Brüſſel.
20.10: Barfüßerkirche, Augsburg: Konzert. Amerikaniſcher St. Olaf=
Kirchenchor
20.45: Ein Städtebild von Hans Bodenſtedt.
Danach: Tanzmuſik. Fred. Bird=Tanz=Orcheſter.
Weiterbericht.
Unter Barometeranſtieg breitet ſich das Hochdruckgebiet nordöſtlich
nach dem Feſtland aus. Trotzdem hat ſich heute morgen in unſerem
Gebiet durch die immer noch zugeführte Kaltluft wieder eine
Wolken=
ſchicht gebildet. Das arometer ſteigt weiter, ein Zeichen dafür, daß
ſich der hohe Druck mehr durchſetzen wird. In ſeinem Bereich dürfte
daher die Bewölkung wieder abnehmen und ſchöneres Wetter eintreten.
Die Temperaturen werden der Ein= und Ausſtrahlung unterworfen.
ſo daß ſich die Luft tagsüber erwärmt, aber nachts wieder abkühlt.
Ausſichten für Sonntag, den 10. Auguſt: Vielfach heiteres und trockenes
Wetter, tagsüber wärmer.
Ausſichten für Montag, den 11. Auguſt: Wenig Aenderung der
Wetter=
lage.
Bei einem Sportfeſt des TV. 60 Ansbach wurde der erſt am
Sonn=
tag bei den Deutſchen Leichtathletik=Meiſterſchaften der Frauen
aufge=
ſtellte Turnerrekord im Kugelſtoßen von Frl. Herrmanns=Köln mit 12.36
Meter erneut verbeſſert. Frl. Windsheimer=Würzburg warf die Kugel
12.58 Meter und überbot damit die alte Höchſtleiſtung um 22
Zenti=
meter.
Der Bund Deutſcher Radfahrer hat den bekannten Kölner
Straßen=
fahrer Toni Müller auf die Dauer von ſechs Monaten aus ſeinen Reihen
ausgeſchloſſen und ihm außerdem die Amateureigenſchaft aberkannt.
Hauptſchriftlenung. Rudoll Maup=
Verantwortlich für Polttik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort Dr. Heibert Reite:
für den Inſeratenteil und geſchäftllche Mitteilungen: Wills Kuble
Druck und Verlag L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
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Los Angeles
die Stadt der nächſten Olympiade.
Von Anny Bilz=Gaertner, Los Angeles.
„El Puebla de Nueſtra Senora la Reina
de Los Angeles” („Die Stadt unſerer lieben Frauen,
der Königin der Engel”) iſt der urſprüngliche Name der
1781 von einigen Spaniern gegründeten Stadt. Auf ödem
Wüſtenſand, dem nur Kakteen, und oft nicht einmal dieſe,
entſprangen, wurde die erſte Siedlung gebaut, welche ſich in
verhältnismäßig kurzer Seit zur gigantiſchen Großſtadt mit
einer Bevölkerung von ca. 1,5 Millionen entwickelt hat.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war Los Angeles ein
dürf=
tiges Neſt, ſeine Umgebung Wüſte. Es koſtete ungeheure
Geduld und Arbeit, das Waſſer 250 Meilen weit
herzulei=
ten, das den dürren ſandigen Boden binnen kurzem in ein
blühendes Paradies verwandelte. Mit ſeinen
Getreidefel=
dern, Viehweiden, Gemüſe=, Obſt= und Nußbaumplantagen,
ſeinen Orangen= und Sitronenhainen, ſeinen
Palmenwäl=
dern und ſchneebedeckten Bergen unter einem ewig blauen
Frühlingshimmel, iſt Kalifornien heute die Senſucht aller
Amerikaner und vieler Ausländer. — Das Land iſt reich.
Einmal ſind es die Früchte, durch deren Export viele
Millio=
nen jährlich umgeſetzt werden (man ſtaunt über die vielen
Arten: Waſſermelonen, Cantaloupes, Oliven, Feigen,
Dat=
teln, Aprikoſen und Pfirſiche von außergewöhnlicher Größe
und viele andere). Dann iſt es der Fremdenverkehr und die
Film-Induſtrie (Hollywood), und nicht zuletzt ſind es die
Sl-
quellen, die ungeheuren Reichtum einbringen. Überall
be=
gegnet man Wäldern von Bohrtürmen.
Im nächſten Jahr feiert Los Angeles, die das
„8. Weltwunder” genannte Nieſenſtadt und
fünft=
größte Stadt der Vereinigten Staaten, ihr 150jähriges
Jubiläum. Im Jahre 1952 finden im „Coloſeum”, einem
rieſigen, nach dem Vorbilde von Nom gebauten Stadion mit
99,000 Sitzplätzen (die bis dorthin auf 120 000 erhöht
wer=
den ſollen) die olumpiſchen Spielel ſtatt. Schon jetzt ſind alle
Vorbereitungen dafür im Gang.
Keine Stadt der Vereinigten Staaten hat im letzten
De=
zennium ſolch rapide Steigerung erfahren wie Los Angeles.
Es beſitzt 75 öffentliche Parks (die bedeutendſten davon ſind
der Griffith=Park, der Elyſian=Park und der Expoſition=
Park, in welchem ſich außer zwei Muſeums auch das
Colo=
ſeum befindet), ferner 385 Schulen (incluſ. 52 Hochſchulen),
711 Kirchen, 1200 Hotels und 145 Hoſpitäler. Außerdem
169 Kinos mit meiſt ſehr eleganter und pompöſer
Innen=
einrichtung und 22 Cheater (darunter das Shrine-
Audito=
rium, in welchem jährlich im Oktober die Opern-
Auffüh=
rungen der Grand=Opera=Aſſociation mit Rethberg, Jeritza
uſw. ſtattfinden. — Die Sahl der täglich erſcheinenden
Sei=
tungen iſt 25, die der wöchentlich erſcheinenden 60.
Mit ſeinem wundervoll angelegten Hafen San Pedro,
in den im letzten Jahre beiſpielsweiſe 7888 Handelsſchiffe
von 14 verſchiedenen Nationen eingelaufen ſind, ſowie als
Eiſenbahnknotenpunkt iſt Los Angeles ein bedeutender
Han=
delsplatz des Weſtens geworden. Keine Stadt verfügt aber
auch über ſolch ungeheure Dimenſionen. Von der Küſte des
Ktillen Ozeans bis zu den Bergen von Hollywood breitet
ſie ſich aus und iſt noch in ſtändigem Wachstum begriffen.
Kein Wunder, wenn man bedenkt, daß faſt auf jeden vierten
Einwohner ein Haus entfällt. Mietskaſernen gibt es faſt
keine. Wer kein Eigenheim beſitzt, wohnt in einem der
zahlreichen Apartmenthäuſer, die durchweg ſehr elegant
möblierte Wohnungen enthalten. Die Wolkenkratzer dürfen
50 Meter Höhe nicht überſchreiten.
Das Stadtbild iſt vom europäiſchen grundverſchieden.
Die Stadt iſt in lauter Häuſerblocks aufgeteilt, und die
Stra=
ßen führen von Oſten nach Weſten, oder von Norden nach
Süden. Hier gibt es die längſten Straßen der Welt,
wun=
dervoll breite, ſtaubfreie Beton= und Sementſtraßen,
präch=
tige Avenuen, oft 40, 50 und mehr Kilometer lang. Man
trifft auch Häuſer, welche die Nummer 9000 oder 10000
führen. Auf den 20 Boulevards, die ſich vom Meer bis zu
den Bergen erſtrecken, fährt man ſtundenlang mit dem Auto.
Die Vegetation iſt, bedingt durch das herrliche Klima,
eine geradezu überſchwengliche. berall Palmen und
Blu=
men von leuchtender Farbenpracht und in verwirrender
Fülle. Die meiſten Straßen ſind von japaniſchen oder
mexi=
kaniſchen Palmen eingefaßt, oft auch von Pfefferbäumen,
die ihr feingefiedertes Laub im Windewehen laſſen. In den
Parks Eukalyptusbäume und andere exotiſche Pflanzen.
Die meiſten der faſt durchweg in ſpaniſchem Stil erbauten
Villen und Bungalows ſind von Noſen und anderen
Blu=
men überſchüttet. Kein Haus iſt vom anderen durch Säune
oder ähnliche Grenzeinrichtungen getrennt.
Etwas, worauf der Einwohner von Los Angeles
beſon=
ders ſtolz iſt, iſt die im April 1928 eröffnete City Hall. Mit
ihren 28 Stockwerken ragt ſie, genau im Mittelpunkt der
Stadt gelegen, in leuchtendem Weiß über dieſelbe hinweg.
Nur ganz koſtbares und auserleſenes Material wurde zu
ihrer Ausſtattung verwandt. Die Halle des Curmes
ſchmücken zahlreiche Gemälde, welche die Geſchichte von
Los Angeles darſtellen.
Natürlich gibt es auch einen Broadway mit eleganten
Kaufhäuſern. Eines der ſchönſten und größten iſt Bul=
lock, Ecke der 7. Straße, mit 8 großen Stockwerken,
deſſen prächtige Inneneinrichtung vielleicht nur noch mit
der=
jenigen eines Pariſer Kaufhauſes verglichen werden kann.
Prachtvolle große Nuheräume mit Bibliotheken,
Fern=
ſprechzellen, Schreibpulten. Gedämpftes Licht, gedämpfte
Geräuſche. Der Fuß verſinkt in dicken Ceppichen. Im
Cee=
raum ſpielt ein Künſtlerorcheſter. Auch hier vornehme Nuhe.
Daran anſchließend ein Dachgarten mit ſubtropiſchen
Pflan=
zen. Um all die verſchiedenen Abteilungen des rieſenhaften
Kaufhauſes beſichtigen zu können, müßte man einen ganzen
Cag zur Verfügung haben. Die Beſucherzahl iſt enorm.
Ununterbrochen ſauſen die zahlreichen Elevators, von
Schwarzen bedient, hinauf und hinab. Jeder Fahrſtuhl faßt
ca. 25 Perſonen. Voriges Jahr wurde am Wilſchire=
Boulevard ein Sweighaus eröffnet, das womöglich noch
ele=
ganter und moderner wie das Stammhaus iſt. Der
Wil=
ſchire=Boulevard, der wundervoll angelegt iſt und auf
wel=
chem 10 Autos nebeneinander herfahren könne, iſt noch nicht
ganz fertiggeſtellt und ſoll nach ſeiner Beendigung die
ele=
ganteſte Geſchäftsſtraße der Welt geben.
Etwas, das man drüben nicht kennt, ſind die Cafeterias.
Läſtiges Warten auf den Kellner entfällt. Man bedient ſich
ſelbſt, und zwar geſchieht dies auf die denkbar einfachſte
Weiſe. Ein Syſtem, das für die amerikaniſchen Großſtädte
unentbehrlich geworden iſt.
Der Straßenverkehr iſt vorzüglich geregelt. Die
Be=
leuchtung erfolgt in der Mehrzahl durch Straßenkandelaber,
von denen diejenigen mit weißen Milchglasglocken am
ſchnö-
ſten wirken. Natürlich gibt es auch viel Lichtreklame.
Sahl=
los ſind die Golfplätze innerhalb der Stadt. Auf den großen
Bauſtellen, die überall ins Auge fallen, werden meiſt
Mexi=
kaner beſchäftigt. Überhaupt begegnet man nirgends ſo
vielen. Naſſen wie hier. Japaner, Chineſen, Philippiner,
Mexikaner, Spanier, Mulatten, Neger — alles iſt
ver=
treten. Von Alaska und Kanada, Java und Honolulu,
Europa und Aſien, Afrika und Südamerika ſtrömen ſie un=
ermüdlich herbei. Das Durcheinander der vielen,
fremd-
artigen Cypen hat einen ungemein feſſelnden und
intereſſan=
ten Neiz. Neben dunklen Exoten das helle Blond des
Nordens — ein immerzu wechſelndes Schauſpiel, das die
Stadt belebt. Dazwiſchen Mädchen von auffallender raſſiger
Schönheit in allen Varianten. Blonde und Schwarze,
Brü=
nette und Nothaarige, alle geſund, alle in Friſche und
Sorg=
loſigkeit ſtrahlend und in bunte, leuchtende Gewänder
ge=
kleidet, die zum ſonnigen Himmel Kaliforniens paſſen. Denn
hier gibt es keinen Winter.
Das Deutſchtum iſt ziemlich ſtark vertreten. In Los
Angeles leben ca. 150 000 Deutſche. Es exiſtieren zwei
wöchentlich erſcheinende deutſche Seitungen und eine Menge
deutſcher Vereine und Klubs. Vom 29. Juni bis 13. Juli
fand die „Erſte deutſcheKunſt=Ausſtellung
der deutſchen Kunſtmaler von Los Angeles”
ſtatt, die mit teilweis ſehr guten Werken, vertreten war.
Faſt alle Künſtler wohnen in Los Angeles. Nur die Bilder
von Max Streckenbach (wundervolle Blumengemälde)
kamen direkt von Deutſchland, da dieſer Künſtler in
Eckern=
förde lebt.
Was man unbedingt geſehen haben muß, iſt das
Hollg=
wood Bowl mit 20000 Sitzplätzen, das ſich inmitten
eines majeſtätiſch verlaufenden Calkeſſels befindet. Hier
werden alljährlich während der Sommer=Saiſon die
berühm-
ten „Spmphonies Under the Stars”, aufgeführt, die von
erſten Künſtlern dirigiert werden. Eingeſchloſſen von den
Hügeln und Bergen Kaliforniens, deren Gipfel in magiſches
Mondlicht getaucht ſind, umgeben von mächtigen alten
Euka=
lyptus=, Sycamores= und Pfefferbäumen, deren Blätter
geheimnisvoll im Nachtwind rauſchen, liegt dieſes
einzig=
artige, von der Natur geſchaffene Amphitheater, unter
einem Baldachin von Sternen. Eine Oaſe der Nuhe und
des Friedens, iſt es die vollkommenſte Verbindung von
Kunſt und Muſik — ein Sanktuum —, das zum wahren
Mekka für Muſikliebhaber geworden iſt. Jedem, der hier
„höhere Offenbarung” inmitten eines Naturheiligtums zum
Erlebnis wurde, werden die „Symphonien unter den
Ster=
nen” ewig unvergeſſen bleiben.
Die Filmſtadt Hollywood mit den weltberühmten Villen
ihrer Stars zu beſchreiben, dürfte ſich wohl erübrigen, da
hierüber faſt ſchon alles geſagt worden iſt. Su erwähnen iſt
jedoch der einzigartig ſchön angelegte Friedhof von
Holly=
wood (Cemetery), der eine Sehenswürdikeit für ſich
dar=
ſtellt. Wundervolle Naſenflächen mit prächtigen Blumen
und Bäumen, koſtbare Denkmäler in leuchtend weißem
Marmor, breite, aſphaltierte Wege, auf denen die Autos
zu den Begräbniſſen fahren. Das Ganze macht den
Ein=
druck eines herrlichen Gartens. Grabhügel gibt es nicht,
nur gleichmäßige, tadellos gepflegte Naſenplätze, auf denen
die Nuheſtätten der Coten durch Denkmäler gekennzeichnet
ſind. Prachtvoll ſind die Mauſoleums aus edelſtem Material
an kleinen Seen und Ceichen, von Cedern und Sipreſſen
überſchattet. Man glaubt, ein Idyll von Böcklin zu ſchauen.
In den kühlen, großen Marmorhallen, durch deren bunt
ge=
malte Glasfenſter, gleich einer gotiſchen Kathedrale, die
Sonnenſtrahlen brechen, befinden ſich die Särge in je fünf
übereinander liegenden, in die Wände eingelaſſenen Fächern,
welche hermetiſch verſchloſſen ſind. Hier befindet ſich u. a.
auch die Nuheſtätte von Rudolf Valentino. Eine
Marmor=
tafel trägt Namen und Daten. An jeder Cafel ſind Vaſen
angebracht, die von den Gärtnern mit den Blumen der
je=
weiligen Jahreszeit geſchmückt werden.
Los Angeles hat ca. 50 Vororte; die bedeutendſten
davon ſind Hollywood, Beverly Hills, Santa Monica und
Paſadena (berühmt wegen ſeinem alljährlich am
Neujahrs=
tage ſtattfindenden Noſen=Umzug), ſowie San Gabriel, das
durch ſeine alte, ſpaniſche Miſſion bekannt iſt. An der Küſte
befinden ſich eine Menge Seebäder. Der Strand iſt meiſt
mit wundervollen Anlagen geſchmückt und von zahlreichen
Klub= und Badehäuſern, Nummelplätzen und Villen
unter=
brochen. In der heißen Jahreszeit bietet er mit ſeinem
bun=
ten Gewimmel leuchtender Schirme, ſeinen ſonnverbrannten,
ſchlanken Sirls, die ſich im weißen Schaum der
heranrollen=
den Meereswogen tummeln, ein Bild übermütiger, raſch
pulſierender Lebensfreude.
Wenige Stunden von Los Angeles entfernt, liegt San
Diego, berühmt durch ſeine Marine, ſowie durch ſeinen groß
angelegten Kriegs= und Luftfahrthafen, der vielleicht noch
einmal Bedeutung haben wird. — Ganz in der Nähe
befin=
det ſich Mineſfield, Inglewood, wo im vergangenen Jahre
„Graf Sepeplin”auf ſeiner Weltrundfahrt landete.
Kalifornien, das „Wunderland” verdient ſeinen Namen
nicht mit unrecht. Denn während in Los Angeles ewiger
Frühling herrſcht, befindet man ſich nur wenige Stunden mit
der Bahn entfernt ſchon auf den ſchneebedeckten Kuppen der
Bergrieſen San Bernardino, San Jacinto, San Antonio,
San Gorgonio uſw., von denen jeder ungefähr 11000 Suß
hoch iſt — nicht zu vergeſſen den Mount Wilſon, der durch
ſein Obſervatorium weltberühmt geworden iſt.
Es ließe ſich noch Manches über Los Angelos und ſeine
wunderbare Umgebung anführen, doch iſt dies das
Haupt=
ſächlichſte. Betreffs der Neiſe nach hier iſt die von New
Aork ausgehende ſüdliche Eiſenbahnlinie (die durch
Cexas und Arizona führt und 4 Cage beanſprucht) von allen
Linien die ſchönſte, doch mag die Reiſe zu Schiff durch den
Panamakanal (im Preis dasſelbe) wohl am meiſten lohnen.
An
annnnnnnnnnn
aEanaanagnagndgnEnaagna
mrumnannß
Auch ich gehe nach Java.
Von Hans Günther Lehmann.
Für eien Maler, der zum erſten Mal nach Indien kommt,
iſt jeder Cag ein neues Ereignis. Ich muß von mir ſagen, daß
ich die erſten Cage nicht fähig war, alles auf mich wirken zu
laſſen, daß ich mich immer wieder in mein ſtilles Hotelzimmer
retten mußte, um wieder zu mir zu kommen. Gewiß, auch die
Hitze in Batavia mochte mich beirren. Jeder Schritt, einmal nur
ſich bücken, war ſchon läſtig. Schläft man nach Ciſch, wie das bei
grund. Der Aond kam ſchließlich aus den
Wolken und enthüllte, eine Landſchaft, die
kaum zu beſchreiben iſt. Reisterraſſen,
da-
zwiſchen Suckerpalmen, herrliche
bambus=
bewaldete Höhen, die ſich in milchige Wolken
verloren, dauernd wechſelte die Szenerie.
luf 1400 Meter mußten wir ausſteigen,
um, mit einer Laterne bewaffnet, zu Suß
weitere 300 Meter in die Höhe zu kraxeln
nach Goenoeng Halimoen.
förmig angelegt zum Schutz gegen die Waſſermaſſen, die ſonſt
noch mehr abſchwemmen könnten, als ſie es ſo ſchon tun. Einige
Leute ſind deshalb ſtändig damit beſchäftigt, die Wege wieder in
Ordnung zu bringen und die Waſſergräben frei zu halten, damit
das Waſſer in der gewünſchten Nichtung abfließt.
Swiſchen die Chinabaumreihen werden niedrige Akazien
und andere Leguminoſen gepflanzt, die das Erdreich feſthalten,
die außerdem Stickſtoff erzeugen, der dem Boden zugute kommt.
Der China= oder Fieberrindenbaum, aus deſſen Ninde
Chinin gewonnen wird, erinnert ſehr an einen hochſtämmigen
W
Bück auf die Ho=
Adminiſtrateurs der Panzug. Lints der Vuſkan Caugke
oe, rechts der Boekit Coenggoel
den meiſten Europäern Sitte iſt, ſo erwacht man über und über
naß. Man badet, und bis man ſich wieder angekleidet hat,
be=
findet man ſich nicht anders als vorher.
Nur drei Cage brauchte ich in Batavia zu ſein, dann konnte
ich mit meiner Sulaſſungskarte nach Bandoeng weiterreiſen, von
wo ich im Auto abgeholt werden ſollte. Bandeong liegt auf einer
Hochfläche (900 Meter ü. d. M.), es iſt eine der neueren Städte
und wird von Europäern ihres günſtigen Klimas halber Batavia
vorgezogen.
Auf dieſer Fahrt ſah ich die erſten Neisfelder, darüber, aus
einer Dunſtſchicht ragend, hohe blaue Berge, wie auf einem
japaniſchen Holzſchnitt. Swiſchen Bananen, Palmen und
frem=
den Bäumen verſteckt Eingeborenen=Hütten auf Stelzen über
dem roten Boden, lehmige Slüſſe mit Badenden und immer
wie=
der Neisfelder. Cerraſſenartig zogen ſie ſich die Hänge hinauf
und ſpiegelten den Himmel in tauſend Waſſerflächen, ſoweit der
Reis nicht ſchon wieder zartgrün oder ſtrohgelb auf dieſen
Waſſerfeldern ſtand. Ohne Unterbrechung wird der Reisbau
be=
trieben. Hier ſtanden Bauern mit Hüten ſo groß wie ein
Regen=
ſchirm bis über die Knie im Moraſt und bereiteten den Boden
für neue Stecklinge vor — dort wurde geerntet. Der Neis wird
in einem Beet ausgeſät und erſt auf die Selder verpflanzt, wenn
er ſich zu einem ſchönen Pflänzchen entwickelt hat.
Ich verſpürte Hunger und ließ mir em Frühſtück an meinen
Platz bringen. Man braucht nicht erſt in den Speiſewagen,
wenn man keine Luſt hat. Nur beeilen muß man ſich mit dem
Eſſen, denn ganze Ladungen von kleinen Kohlenſtückchen
ſchwir=
ren zum Fenſter herein. Auf einer Fahrt nach Soerabaja, an der
Oſtecke von Java, ſoll man ſo ſchwarz wie ein Neger werden.
In Bandoeng fand ich mein Ausſehen noch ganz leidlich, nur
nach meinem Gaſtfreund ſah ich mich vergebens um.
Schließlich fanden wir uns aber doch noch und verbrachten
den Cag dei einer netten deutſchen Samilie. In dieſem Hauſe
be=
grüßte mich vom Abreißkalender „Das Löwentor in Darmſtadt”.
Sollte das nicht ein gutes Omen ſein? Weiter fuhren wir erſt in
der Nacht. Wieder vorbei an Reisfeldern, durch ein Dorf, den
Bergen zu in flottem Cempo. Im Licht der Scheinwerfer
tauch=
ten Crägerkolomen auf. Wippend ſchritten ſie mit nacktem
Oberkörper einher, über der Schulter den Cragbogen, an dem,
wie die Schalen an einer Wage, zwei Körbe oder Kiſten mit
Früchten, Gemüſe uſw. hingen.
Vermummte Geſtalten löſten ſich aus dem Dunkel,
Einge=
borene, die von einem Feſt kamen. Drei kleine Pferde trieben
ſich auf der Straße umher, bambusbeladene Wagen ſtanden am
Wegrand. Rechts herum, links herum, in ſcharfen Kurven
klet=
terte der Wagen m die Höhe. Oft ſah man ſich ſchon im Ab=
Das Spukhaus.
Von Coon Nuygrok.
Berechtigte Uberſetzung von Willy Blochert.
Während der Sug in raſender Fahrt die grünen Weiden
durchſchnitt, wandte ſich das junge Mädchen von neuem an den
einzigen Mitreiſenden im Abteil, der ſie halb lächelnd, halb ernſt
betrachtete.
„Verzeihen Sie, aber ſind Sie wirklich gut bekannt in
Doornboſch? Sie ſagten vorhin".
Der junge Mann nickte.
„Ich habe dort Verwandte und komme daher ab und zu
dorthin. Der Ort ſelbſt iſt allerdings . . .
„O, ich habe genug davon gehört! Es muß ein
gottver=
laſſenes Neſt ſein. Und ich weiß wirklich nicht, was mich beſeelte,
als ich die Einladung meines alten Onkels, ein paar Cage bei
ihm in Doornboſch zuzubringen, ohne Bedenken annahm.
„Gab es gar keinen Grund?” forſchte der Fremde diskret.
„Nein, höchſtens den, daß ich mich in der Stadt etwas
ein=
ſam fühlte. Alle meine Bekannten ſind jetzt verreiſt, und gerade
da mußte der Brief meines Onkels kommen. Vielleicht war
auch etwas Senſationsluſt dabei. Es iſt ein ganz entfernter
Oheim meiner Mutter, den ich gar nicht kenne, und der ſich auf
einmal meiner erinnerte. Da war ich wohl ein bißchen neugierig,
was der alte Mann von mir wollte. So habe ich Hals über
Kopf zugeſagt, und — nun ſitze ich in der Patſche.”
Sie lachten beide und vergaßen darüber, daß ſie einander
erſt wenige Stunden kannten. Der Sug raſte weiter und die
Heit verging ihnen im Nu. Endlich wurde Doornboſch
ausge-
rufen, und das junge Mädchen, verabſchiedete ſich von ihrem
Reiſegefährten. Sie ſtieg aus und der junge Mann winkte ihr
lächelnd vom Kupeefenſter zu.
„De Doorn”, das Haus, in dem ein alter Mann ſeine letzten
Lebenstage verbrachte, ſtand bei den Bewohnern von
Doorn=
boſch nicht in gutem Anſehen. Das ſollte das Stadtfräulein
Goenoeng Halimoen (Wolkenberg.)
An dieſem erſten Morgen machte der Berg ſeinem Namen
Ehre. Als wir unſer Siel in der Morgendämmerung erreichten,
fanden wir uns von Wolken eingehüllt, und es fing bald an, mit
großer Sorgfalt zu regnen. Wenn man bedenkt, daß in manchen
Gegenden Deutſchlands in einem Jahr nicht mehr als 300
Milli=
meter Negen gemeſſen wird, dann kann man ſich einen Begriff
machen, was für Waſſermengen vom Himmel kamen — oder
beſſer, man kann es eigentlich nicht, denn wir maßen 142
Milli=
meter an dieſem Cage. Und wie kalt war es! Schlief man in
Batavia ohne Decke, ſo konnte man ſich hier oben nicht warm
genug zudecken. Die Feuchtigkeit erhöhte das Unbehagen. Aber
ſchon am zweiten Cage konnte ich meinen Gaſtgeber auf ſeinem
Nundgang durch die Pflanzung begleiten.
Das Wohnhaus mit Nebengebäude, etwas weiter davon die
Kampong (die Häuſer der Eingeborenen) liegen mitten in den
Chinagärten, die ſich nach unten bis an die Reisfelder, hier oben
bis an den Urwald erſtrecken. Das ganze Gelände iſt terraſſen=
bereits auf dem Wege dorthin merken. Kaum hatte ſie dem
Jungen, der ſich erboten hatte, ihren Koffer zu tragen, die
Adreſſe genannt, als er etwas unwillig fragte:
„Nach dem Spukhaus?”
Das Mädchen ſah den Jungen von der Seite an und mußte
unwillkürlich lachen über ſein ängſtliches Geſicht.
„Ich weiß nichts von einem Spukhaus. Nehmen Sie den
Koffer nur auf und damit baſta!”
„Nach dem Spukhaus?” wiederholte der Junge. „Gehen
Sie mit?"
„Jawohl, ich gehe mit und bleibe dicht neben Ihnen, denn
ich bin viel zu ängſtlich, daß ſonſt etwas mit meinem Koffer
paſſiert.”
So machten ſie ſich auf den Weg. Das Mädchen verſuchte
auf alle mögliche Weiſe, etwas aus dem Jungen
herauszubrin=
gen, um dahinter zu kommen, was für eine Bewandtnis es mit
dem „Spukhaus” hätte, aber der Bengel gab ausweichende
Ant=
worten und wollte nicht mit der Sprache heraus. Sie mußte
darüber lachen und ſich doch geſtehen, daß dies
Halbgeheimnis-
volle und das furchtſame Stillſchweigen nichts Anheimelndes
hatten.
Endlich ſchimmerte ein großes, altmodiſches Haus durch die
Bäume eines dicht bewachſenen Darkes, und ſie waren am Siel
Das Mädchen fertigte den Jungen ab, der ſich eilends
davon=
machte. Eine Viertelſtunde ſpäter war ſie einquartiert. Der Onkel
hatte ſich durch den Diener entſchuldigen laſſen. Er könnte ſeinen
täglichen Mittagsſchlaf nicht entbehren, werde ihn aber
abkür=
zen. Auch das war nicht gerade ſehr ermunternd, aber ſie ſetzte
ſich darüber hinweg und fragte den Diener ſo nebenbei:
„Sind Sie hier ſchon lange im Dienſt?”
„Schon ſechs Jahre, gnädiges Fräulein.”
„Dann müſſen Sie ja die Gegend gut kennen. Gibt es hier
Sehenswürdigkeiten? Ich habe ſo etwas von einem Spukhaus
verlauten hören.”
Das Geſicht des Dieners nahm ſofort einen ſtarren und faſt
erſchrockenen Ausdruck an.
Lorbeerbaum, nur daß ſeine Blätter etwas größer ſind. Unter
den älteren Bäumen wandelt man herrlich im Schatten, wie in
einem düſteren Wäldchen.
Wir ſahen den Arbeitern bei ihren Verrichtungen zu. Eiige
Männer hoben Chinabäume mitſamt der Wurzel aus. Jungens
liefen von Baum zu Baum und entfernten mit einem Buſchmeſſer
oder einer Handſäge die überflüſſigen Sweige. Konnten ſie dieſe
vom Boden aus nicht erreichen, ſo liefen ſie förmlich an dem
Stamme hoch, indem ſie die Füße feſt aufſetzten und ſich mit einer
Hand feſthielten. Die andere Hand blieb für die Arbeit frei.
Frauen hockten am Boden und ſchlugen mit einem
Holz=
klopfer den Baſt, die Ninde von Sweigen, Stämmen und
Wurzeln.
Dieſer Baſt wird dann gewogen, getrocknet, ſortiert, zu
Dulver vermahlen und an die chemiſchen Fabriken weitergegeben.
Hoch oben trafen wir Mädchen, die mit einer Art Sichel das
Unkraut zwiſchen den jungen Bäumen entfernten. Sie ſchritten
eifrig voran und warfen nur ſelten einen Blick unter ihren
Kopftüchern hervor auf uns.
Der Urwaldweg.
Am Eingang war der Boden mit weißen, wohlriechenden
Blüten von einem der Bäume bedeckt. Feuchte, kühle Luft
ſchlug uns entgegen, und nach wenigen Schritten befanden wir
uns in einer anderen Welt. Hier kann ſich das Auge erſt gar
nicht zurecht finden. Serrupftes Licht lag über dieſem Chaos
von willkürlichſtem Wachstum und machte das Bild noch
un=
klarer. Ein ſtolzer Baumfarn war für mich der ruhende Pol in
dieſer Erſcheinungen Flucht. Erſt langſam taſtete ſich das Auge
weiter und unterſchied neben dem teufliſch verknüpften Netz der
Lianen große Bäume, verſchiedene Palmen, großblättrige
Pflanzen, ſowie ein Palmengewächs, das ſich an den Bäumen
emporſchraubte und pinſelartig ſeine Blätter in die Gegend
ſtreckte. Alle kleineren Pflanzen aber, die auf dem Boden
vor=
kamen, ſchienen das ehrgeizige Beſtreben zu haben, ihren
eigent=
lichen Standplatz zu verlaſſen, um es ſich neben den Orchideen auf
den höchſten Bäumen bequem zu machen. Von einigen Bäumen
hatte, man ſo den Eindruck, als trügen ſie einen Pflanzenpelz.
Von anderen wieder, als hätten ſie ihre Kronen anſtatt mit
Blättern ganz mit grauen Flechtbärten geſchmückt. Nur ein
Baumrieſe ſtreckte ſeinen ganz glatten Stamm ſtolz und
abweh=
rend aus dieſem Wirrwarr in ſchwindelnde Höhen.
„Ein Spukhaus?” wiederholte er. „Ach, das ſind
Ammen=
märchen. Ich habe niemals davon gehört. Früher, vor ſehr
langer Seit, haben ſich die Leute vielleicht ſo törichtes Seug
er=
zählt, aber heute iſt man verſtändiger.”
Das Mädchen nickte ihm freundlich zu.
„Es wird wohl nichts dran ſein. Ich danke Ihnen. Sagen
Sie inzwiſchen meinem Onkel, daß ich in einer halben Stunde
herunterkomme.”
Der Onkel war ein Sonderling — das ſah die Nichte
ſo=
fort. Sonderbar, wenn auch ſchön, war ſein langer, weißer Bart,
ſonderbar ſeine Kopfbedeckung, ein altes Käppchen, das er
nie=
mals abnahm; ſonderbar, war, auch ſeine Kleidung, da Jacke,
Weſte und Beinkleid aus drei verſchiedenen Stoffen zu beſtehen
ſchienen, ſonderbar waren ſeine viel zu großen Pantoffel und
merkwürdig war ſchließlich, daß er ihr nicht die Hand zur
Be=
grüßung reichte, ſondern ſie mit einer Gebärde aufforderte, ihm
gegenüber Platz zu nehmen.
„Ich will, offen zu Ihnen ſprechen,” begann er, „und ich
nehme an, daß Sie mir dies nicht übelnehmen werden.”
Bevor das Mädchen etwas erwidern konnte, fuhr er fort:
„Kaum hatte ich meine Einladung an Sie abgeſandt, da
reute ſie mich bereits.”
„Aber dann . . .", fuhr ſie auf, doch eine Handgebärde
be=
deutete ihr, zu ſchweigen.
„Ich werde Ihnen den Grund ſagen. Ich habe nichts gegen
Sie, denn ich weiß ſchon, wen ich zu mir gebeten habe. Es war
gerade Ihretwegen, denn mir fiel ein, daß Sie hier Fröhlichkeit
erwarten und keine Craurigkeit".
Das Mädchen bekam Mitleid, mit dem alten Mann. Er
mochte ein Sonderling ſein, aber ſeine Stimme klang aufrichtig
und ſumpathiſch.
„Ach Onkel, das macht nichts,” warf ſie ein. „Ich werde
mich ſchon unterhalten. Die Umgebung hier muß ſehr ſchön ſein
und ich gehe ſehr gern ſpäzieren. Ubrigens, ſo traurig finde ich
es auch hier im Hauſe nicht
Der Weg führte weiter über ein Flüßchen, dann ein Stück
bergauf, um ſich wieder der Pflanzung zuzuwenden. Ohne Stil,
direkt auf dem dunklen Boden, ſaßen tiefrote Blüten von einem
Ingwergewächs. Uber einer lichten Stelle tanzten bunte
Schmet=
terlinge, und mein Pflanzerfreund verſuchte vergeblich, das
vir=
tuoſe Geflöte eines Vogels nachzuahmen. Von Affen und
ſon=
ſtigem Getier bekamen wir auf dieſem Gang nichts zu ſehen,
dafür begrüßten uns am Ausgang des Urwaldes ein paar
Hor=
niſſen, vor denen ſich hier jeder fürchtet. „Sprung auf, marſch
marſch, in den Chinagarten! Laſſen Sie ja Ihre Kunſtwerke im
Stich, wenn ſolche Bieſter kommen”, riet mir dringend mein
Gaſtfreund.
Die Reistafel (ein Schlußbild).
In Batavia aß ich zum erſten Mal, Reistafel”, da machte
ſie mir keinen großen Eindruck, vielleicht hatte ich auch nicht den
richtigen Appetit bei der großen Hitze. Das Brennen der
Lip=
pen hinterher aber war mir durchaus angenehm. Es geht
einem mit vielen ſüdlichen Gerichten, auch mit Früchten, ſo, ſie
ſchmecken nicht immer gleich beim erſten Verſuch.
Inzwiſchen habe ich mich zur Reistafel bekehrt und möchte
ſie wohl jeden Cag haben.
Wenn unſer Koch Madzuchi — ſeine Frau, die Sarſi und
die kleine Iti, mit vereinten Kräften die Reistafel richten, dann
muß man ihnen zuſehen! Sie ſchneiden, kratzen, ſchaben, wiegen,
reiben und kneten, am Boden hockend, tauſend undefinierbare
Dinge in heiligem Eifer. Bohnen
wer=
den ausgepellt, Erdnüſſe von der Schale
befreit, kleine Fleiſchſtücke auf
Holz=
ſtäbe gereiht, Kartoffeln in
hauch=
dünne Scheiben geſchnitten, Gurken
zerlegt uſw.
Wenn man alles genau wiſſen will,
muß man ihnen einen ganzen
Vor=
mittag zugucken, und auch dann bleibt
einem noch manches rätſelhaft, weil
man ſich noch nicht ſudaneſiſch
befra=
gen kann und keine Reistafel der
anderen gleicht.
Der Reis kommt als Erſtes auf den
Ciſch, dazu ein ſuppiges Gemüſe, dann
mit denen man ſich zu verſehen hat,
und die verſchiedenen Sorten Fleiſch.
Wichtig die Satés, jene auf Stäbchen
gereihten, nunmehr geröſteten
Fleiſch=
ſtückchen.
tig die Satés, jene auf Stäbchen gereihten, nunmehr geröſteten
Fleiſchſtückchen.
Das erfordert Seit, bis man mit allem verſehen iſt, und man
darf nicht Sorge haben, daß das Eſſen kalt wird — auch hier
zeige man ſtoiſchen Gleichmut und keine europäiſche Haſt.
Sum Schluß ſehen die zwei Celler vor einem etwa ſo aus:
In den Ciefen, ein Berg Reis, garniert, mit Erdnüſſen,
gerie=
bener geröſteter Kokosnuß, geröſteten Swiebeln, Bohnen (grün,
mit und ohne Cunke), Eiern (in Cunke), Gurkengemüſe, einem
anderen Gemüſe, noch einem Gemüſe, Hühnerfleiſch,
durchſich=
tigen Nudeln, gebackenen Bananen und Fiſchpräparaten. Auf
dem flachen Celler gebratenes Huhn, Frikandellen, gebratenes
Fleiſch, die Satés, Gurkenſcheiben, kandierter Ingwer und Krupuk
(ein Fettgebäck). Mit Paprikabrei kann man ſich nach
Belie=
ben verſehen und dann kann es losgehen. Nimm aber zum
Reiseſſen Löffel und Gabel und zeige, daß du kein Neuling mehr
biſt, hier in Indien!
Nebel in Curin.
Skizze von Frank Heller.
Curin iſt eine ſchöne Stadt, aber ſie hat ein melancholiſches
Klima. Ich war jetzt dreimal dort, und jedesmal lag die Stadt
in Nebel gehüllt da. Natürlich gehe ich nicht ſo weit, zu
behaup=
ten, daß in der Hauptſtadt Piemonts immer Nebel iſt, aber
ein ſonderbares Suſammentreffen iſt es doch . . . ."
Curin iſt eine alte römiſche Militärſtadt, mit der
unerbitt=
lichen Logik einer ſolchen erbaut: vollkommen ſchnurgerade
Gaſſen laufen von Stadttor zu Stadttor und ſchneiden ſich in
abſolut rechten Winkeln. Wenn man über die gewaltigen
Quaderſteine ſchreitet, kann man glauben, durch eines jener
Heer=
lager zu wandern, deren Beſchreibung uns ſo viele Cränen
er=
preßte, als wir in der Sexta unter Gaius Julius” Leitung mit
ihnen Bekanntſchaft machten.
Und wenn der Nebel ſo wie heute grau und
undurchdring=
lich über der Stadt ruht, kann das plötzliche Hupen eines Autos
die Gedanken noch weiter zurückverſetzen als zu Cäſars Seit.
Uber dieſe ſelben Alpen kam einſtmals ein einäugiger
Afri=
kaner mit dem ſeltſamſten Heer gezogen, das die Welt je
ge=
ſchaut; hundert wilde Völkerſchaften mit platten Naſen und
krauſen Köpfen, mit in die Stirn eingebrannten Stammeszeichen
und mit ſeltſamen Göttern aus Fiſchgräten und Mteorſteinen,
denen ſie noch ſeltſamere Opfer von Cieren und Menſchenfleiſch
darbrachten . . . und dann zuletzt die ſchweren, majeſtätiſchen
Ciere, die der Kern des Heeres und der Schrecken der Feinde
waren, die Elefanten mit den Kampftürmen auf dem Nücken, die
brüllenden Nüſſel zum Himmel erhoben . . ..
Nie, weder früher noch ſpäter, iſt ein ſolches Heer wie das
des Einäugigen durch dieſe Gegenden gezogen, die doch Eroberer
um Eroberer von dem Alpenkamm ſich auf das reiche, das
ſonnen=
geſegnete, das von Fruchtbarkeit überquellende Italien ſtürzen
ſahen . . . . .
Nom erzitterte vor dem Namen Hanibal, und der Himmel
ſelbſt bezeugte, daß der Schrecken wohlbegründet war: in
Apu=
lien ging ein Blutregen nieder und in Umbrien warf eine Kuh
ein Kalb mit zwei Köpfen, wie es bei Livius geſchrieben ſteht.
Niemand hätte geglaubt, daß ſein Heer durch Spanien
kom=
men würde, wo viele iberiſche Städte, die die Freunde des Senats
und des römiſchen Volkes waren, ihren Vormarſch zu hindern
ſuchten. Aber die Städte wurden der Erde gleichgemacht, und
die Armee kam durch.
Niemand hätte geglaubt, daß ſie durch die ſumpfigen
Küſten=
ſtrecken und öden Wüſteneien des transalpiniſchen Gallien
kom-
men würde, aber ſie kam durch.
Und niemand hätte geglaubt, daß dieſes Heer und ſeine
Ele=
fanten über dieſe grauen, unbezwinglichen Alpen dringen könnte.
Aber der Einäugige ſagte ein Wort, und durch Bergpäſſe und
vorbei an Abgründen zog das Heer und ſeine ſeltſamen
Sieges=
bringer, die turmgeſchmückten Elefanten, höher und höher, bis
dieſe Alpen beſiegt waren und der Marſch abwärts ging zu den
Ebenen am Po. Und an einem Cag wie dieſem, als grauer
Nebel über dieſen Ebenen brütete, hörten die Söhne der Wölfin
zum erſtenmal das drohende Gebrüll aus den zum Himmel
erho=
benen Nüſſeln — jenen Laut, der kündete, daß Noms
Schickſals-
ſtunde geſchlagen hatte und der Einäugige vor den Coren
ſtand.
Still! War es nicht ein ſolches Brüllen, das gerade jetzt
aus dem Nebel zu mir drang? Soll ich die turmgeſchmückten
Koloſſe aus den Dünſten auftauchen ſehen? Soll ich das
Crip=
peln der Legionen im Anmarſch hören?
Corheiten! Fantaſien an einem Curiner Dezembertag. Das
Brüllen, das zu mir drang, kam von einem Auto, das nahe daran
war, einen Fantaſten aus dem Norden unter ſeinen Nädern zu
zermalmen.
Der alte Mann ſah ſie lange und forſchend an.
„Sie würden anders ſprechen, wenn Sie wüßten, wie ſie das
Haus hier nennen. Sie nennen es .."
„Das Spukhaus. Das macht mir nichts. Davor laufe ich
nicht davon.”
„Nun gut. Dann ſollen Sie alles wiſſen. Es gibt hier im
Hauſe in der Cat etwas Geheimnisvolles. Zu beſtimmten Seiten
ſehen die Dorfbewohner des Nachts ein geheimnisvolles Seuer
an den Fenſtern brennen, und in ſolchen Nächten wird hier im
Hauſe mit Cüren geworfen und auf den Gängen ertönt ein
gräß=
liches Heulen. Das alles geſchieht nur zu beſtimmten Seiten,
wenn — es vorher angekündigt wird. Des Morgens finde ich
dann einen Brief in meinem Simmer, in dem nichts anderes ſteht
als „Heute‟. Weiter nichts. Und nun muß ich Ihnen ſagen, daß
ich gerade heute morgen einen ſolchen Brief vorfand, und darum
wäre es wirklich beſſer, wenn Sie wieder fortgingen ..."
„Ich denke nicht daran” ſagte, die Nichte. Ich bin nicht
furchtſam, aber ſehr neugierig. Der Fall beginnt mich zu
in=
tereſſieren.”
„Wenn Sie es nur nicht bereuen”, ſagte der Onkel ſeufzend.
Es geſchah genau um elf Uhr am ſelben Abend. Das
Mäd=
chen hatte noch einen langen Spaziergang gemacht und war
tod=
müde heimgekommen. Gegen neun Uhr hatte ſie ſich von ihrem
Oheim verabſchiedet und war ſchneller, als ſie erwartet hatte.
eingeſchlafen. Kaum aber hatte die Curmuhr elf geſchlagen, als
ſie mit einem Schreck aus dem Schlaf auffuhr. Alle Cüren des
Hauſes begannen plötzlich zu ſchlagen, und ein wilder Lärm brach
los. Es blieb nicht beim Schlagen, es wurde ein
ohrenbetäuben=
des Krachen, und durch den wüſten Spektakel klang es wie
Sirenengeheul, das einem durch Mark und Bein ging. Ebenſo
plötzlich wie der Lärm entſtanden war, hörte er auch wieder auf.
Das Mädchen hatte keine Angſt. aber dies verlangte etwas
viel von ihren Nerven. Sie wußte ſich ſpäter noch zu erinnern,
daß ſie zur Cür gelaufen war, dieſe mit ganzer Kraft aufgeſtoßen
hatte und dann bewußtlos im Gang niedergeſtürzt war. Aber das
Seltſamſte war ihr Erwachen aus dieſem Zuſtand, denn an dem
Divan, auf den man ſie gebettet hatte, ſtand zu ihrer Linken ein
Onkel, aber auch einer zu ihrer Nechten. Sie ſtarrte mit
weit=
geöffneten Augen von einem zum andern, bis der Onkel zur
Nech=
ten ſich vor die Stirn ſchlug und ausrief:
„Ach, natürlich!”
Das Mädchen vermochte ſich von ihrem Erſtaunen nicht zu
erholen, denn nacheinander legte der Onkel ſeinen langen, weißen
Bart ab, ſein Käppchen und alles, was ihn zum „Onkel” gemacht
hatte, und wer übrig blieb, war — der ſympathiſche junge Mann,
mit dem ſie im Suge Bekanntſchaft gemacht hatte.
„Bleiben Sie nur ruhig liegen”, ſagte er, „denn ich mußt
Ihnen erſt alles erklären. Wollen wir uns zunächſt vorſtellen:
dort ſteht ihr wirklicher Onkel und ich ban Jan Cyk.
„Der Detektiv?” fragte das Mädchen überraſcht, denn Jan
Cyks Name war überall populär.
„Derſelbe. Und nun ſollen Sie hören, was ſich eigentlich
zu=
getragen hat. Ihr Oheim hatte mir den Auftrag erteilt,
nachzu=
forſchen, worauf die geheimnisvollen Geſchehniſſe im Hauſe
zu=
rückzuführen ſind und ob vielleicht verbrecheriſche Pläne dabei
im Spiel wären. Su dieſem Swecke ſollte ich mich hier einige
Wochen einquartieren. Ihr Onkel war ſo liebenswürdig, daran
zu denken, daß ich noch ein junger Mann bin und mich hier
ſchrecklich langweilen könnte. Darum lud er Sie ein, ihn zu
be=
ſuchen. Aber worauf keiner von uns beiden gerechnet hatte, das
geſchah: ſchon am Cage Ihrer Ankunft wurde Ihrem Onkel der
Brief mit dem ominöſen Wort „Heute” zugeſtellt. Es wird
Ihnen jetzt bereits klar ſein, daß ich auf telephoniſches Erſuchen
Ihres Onkels ſofort hierher reiſte, und es geſchah mit Abſicht
daß ich ſo tat. als ob ich nicht in Doornboſch ausſtieg, ſondern
weiterreiſte. Meine Ankunft würde, wenn jeder davon gewußt
hätte, die Unterſuchung ſicherlich erſchwert, wenn nicht unmöglich
gemacht haben. und ſo mußte ich auch Sie täuſchen.”
„Ich verſtehe”, ſagte die junge Dame. „Ich nehme es
Ihnen nicht übel.”
Jan Cyk nickte ihr dankbar zu und fuhr fort:
„Ungeſehen betrat ich, laut telephoniſcher Verabredung, die
Hinterſeite des Hauſes und traf Ihren Oheim in der Bibliothek.
Der angebliche Mittagsſchlaf Ihres Onkels bot mir die
Gele=
genheit, mich in ſeine Geſtalt zu vermummen und ihn ſo lange von
der Bildfläche verſchwinden zu laſſen. Der richtige Onkel durfte
von nun an nicht mehr geſehen werden und mußte in der
Biblio=
thek bleiben. Und nun komme ich auf den nächtlichen Unfug. Ihr
Herr Onkel iſt nicht mehr jung und befaßt ſich darum lieber nicht
perſönlich mit der Unterſuchung ſo unheimlicher Dinge. Hiermit
hatte ſogar der „Nuheſtörer” gerechnet, denn dieſer ließ ſich in
ſeiner Cätigkeit nicht ſtören, als ich mich langſam dem Ort des
Spektakels näherte. Man ſah mich ankommen, man hielt mich
für Ihren Onkel und verdoppelte den Lärm, überzeugt, daß ich
davonlaufen würde. Das geſchah natürlich nicht, und ſo ertappte
ich den Ubeltäter auf friſcher Cat, gerade als er im Begriff war,
an einem Fenſter Magneſiumlicht zu entzünden — das
geheimnis=
volle Licht, das die Dorfbewohner ſo oft geſehen haben. Es war
der — Diener, und noch immer meine Nolle als Onkel ſpielend,
habe ich ihm das Geſtändnis entriſſen, warum er das alles tat.
Hier wird die Geſchichte unbedingt komiſch. Der Diener wollte
lieber in einem großen Ort wohnen als in dieſer Einſamkeit, und
legte es darauf an, Ihrem Onkel den Aufenthalt hier draußen
zu verekeln. Er rechnete damit, daß der alte Herr auf die Dauer
genug davon bekommen und in die Stadt ziehen würde. Darum
ſpielte er Geſpenſt! Der arme Kerl war ſo vernichtet, daß ich
Mitleid mit ihm bekam. Das Ubrige muß ich Ihrem Onkel
über=
laſſen. Das iſt eigentlich alles, was zu ſagen wäre, und damit iſt
meine Aufgabe beendet. Die geheimnisvollen Geſchehniſſe werden
ſich nicht wiederholen. Ich werde daber morgen abreiſen . .
Aber der richtige Onkel, der bisher ſchmunzelnd zugehört
hatte, proteſtierte ſo heftig. und Onkels Nichte lachte ſo
ver=
ſockend, daß Jan Cuk ſich überreden ließ, wenigſtens noch einige
Lage auf „De Doorn” zu bleiben. Er hat es nie bereut. Es
wurde der Anfang einer Verbindung fürs Leben.
Ciere gehen zum Arzt.
Von Carl Marilaun.
Der Patient heißt Bully.
Auch ein ſo ſchöner Name wie Bully, ſchützt nicht davor,
eines Cages in die Klinik zur Behandlung gebracht zu werden!
Ubrigens iſt das ein Mißgeſchick, das Bully weit weniger
auf=
regt als ſeinen Beſitzer. Bully iſt nämlich kein wehleidiger
Menſch, ſondern ein ſtachelhaariger Fox. Er trägt, um den
Bauch zwei Caſchentücher als Notverband und wedelt,
freund=
lich lächelnd, mit dem elegant geſtutzten Schwanzſtummel, indes
ſein Herr die erſchütternde Geſchichte von der Karambolage
leines Lieblings mit einem Laſtauto erzählt. Das Laſtauto hat
ſich unbeſchädigt aus dem Staube gemacht, und Bully wird nun
einige Cage lang die Cierklinik aufſuchen müſſen.
Die ſich hier in Begleitung ihrer Kanarienvögel, Bulus und
Angorakatzen einfindenden Leute beſtehen ausnahmslos aus
„Herrchen” und „Frauchen”, die ſich im Wartezimmer
erſchüt=
ternde und ſohr lange Geſchichten vom unverdienten und mit
rührender Geduld ertragenen Leiden ihrer Lieblinge erzählen.
Der Cierwelt ganzer Jammer könnte einen anfaſſen, wenn man
erfährt, daß auch die reinraſſigſten Schäferhunde nicht vor der
Staupe bewahrt bleiben, daß Bullus mir nichts dir nichts zwiſchen
zwei Eckſteinen Verkehrsunfälie erleiden, daß Legehühner infolge
eines Choks unbekannter Herkunft eines Cages keine prima
Eier mehr hervorzubringen vermögen, und Kanarienvögel, die
geſtern noch ſchmetternd ſangen, heute den Pips haben.
Die ins Sprechzimmer, führende Cür öffnet ſich, und der
Arzt, im weißen Kittel, ruft den nächſten Patienten hinein. Kein
Menſch könnte es dem Herrn Doktor anſehen, daß er vielleicht
größere Sorgen als die nicht zufriedenſtellend verlaufene
Mau=
ſerung eines Edelrollers oder die Bleſſur des Schnauzers Bully
hat. Mit unerſchütterlicher Geduld läßt er ſich den Verlauf von
Bullys Unfall berichten. Dann bewirbt er ſich um Bullus
Sym=
pathie. Denn es gehört zu den Eigenſchaften der Schnauzer, daß
ſie der ärztlichen Wiſſenſchaft mit eingeklemmtem Schweif
gegen=
überſtehen und ihre ablehnende Haltung erſt aufgeben, wenn ſich
der Arzt in den Geruch eines „guten Herrchens” zu ſetzen
ver=
ſteht. Der beſte Ambulatoriumsarzt iſt infolgedeſſen immer
der=
jenige, der zuerſt die Sdioſynkraſien und Komplexe ſeiner
Patien=
ten erforſcht und ſich dann erſt ihre Sunge zeigen läßt. Man
muß das Vertrauen einer Angorakatze gewonnen haben, wenn
man ſich vermeſſen will, ihre Staupe zu kurieren. Mit einem
Wort: Nur ein gutes Herrchen kann, ein erfolgreicher
Cier=
arzt ſein!.
Ainte
Partie Nr. 73.
Die nachſtehende Partie wurde im Länderwettkampf zu Hamburg
am 13. Juli 1930 geſpielt.
(Anmerkungen von J. Mieſes.)
Sizilianiſche Eröffnung.
Weiß:
Aues
(Deutſchland)
1. SSele?d
2. Sg1—f3
3. 8b1—s
4. I.f1—2
Schwarz:
Sultan ghan
Indien)
elee5
Sb8—e6
ef eK
gf—g62
Wenn man die Fianchettoverteidigung
in der Sizilianiſchen Partie ſpielen will, 1
ſo muß man den Konjgsbauer ſehen laoſſen
und 47—d6 ziehen. Mangel an
theoreti=
ſcher Schulung iſt der ſchwache Punkt im
Spiele des indiſchen Meiſters, der ein
außerordentlich ſtarker Naturſpieler iſt.
bKd4
5. 09—d4
f—a6
6. Sf38d4
8. ... lg! kann wegen 7. Habs
mit der Drohung 8. Sd6 nicht geſchehen.
b7Xe6.
7. Sd4Xe8
77—fg
8. Dd1—d4
Schwarz hat nichts anderes, denn auf
8. Sf6 droht 9. Ug5 l.e7, 10. h4
mit überlegenem Spiele für Weiß.
9. h2—h 4: Dieſer energiſche Vorſtoß
bildet die ſtärkſte Fortſetzung für Weiß.
Da8—bg
P
10. h.4—h5!
6—gs
ba8—56
11. h5—h6!
Auf 11. ... l:h6 kommt Weiß
mit 12. Pih6 Hih6 13. Luig5 8g8 14.
Uh5TKe7 (nicht K182 wegen bd6.*
nebſt D: b8) 15. 0—0—0 in
entſcheiden=
den Vorteil.
Dbé-
e7
a
d
Pferde in der Ordinakion.
Auch das feinſte Hündchen iſt nicht immer ein reizender
Patient. Pferde ſind es faſt immer. Mit gelaſſenem Gleichmut
erleiden ſie, was des Lebens Unverſtand ihnen antut. Und mit
demſelben Gleichmut begeben ſie ſich in die Behandlung eines
Arztes, auf deſſen — einem Pferdegehirn nicht ohne weiteres
einleuchtende — Bemühungen ſie nur ganz ſelten mit Beißen
oder Ausſchlagen der Hinterbeine reagieren. Da trabt zum
Beiſpiel, mit tief geſenktem Kopf, ein Gaul mit einer großen,
offenen Fleiſchwunde heran. Die Deichſel eines Wagens iſt ihm
in die Seite gefahren, und es muß zunächſt feſtgeſtellt werden, ob
das Cier nicht auch innere Verletzungen erlitten hat. Suerſt wird
die Comperatur gemeſſen, dann wird der Gaul vorſichtig
abge=
klopft und eine Rippe nach der anderen genau unterſucht.
Schließlich muß er, ob er will oder nicht, die Schnauze aufmachen
und die Schleimhäute des Maules unterſuchen laſſen. Alſo, außer
der unangenehm ausſehenden, aber leicht zu behandelnden
Sleiſch=
wunde hat das Cier keinen beſonderen Schaden davongetrager
„Der Angſttraum des Cierarztes.”
und der Beſitzer, ein Kutſcher mit vorgebundener blauer Schürze,
atmet erleichtert auf. Zärtlich klopft er dem Cier beide
Hinter=
teile ab, indes der Aſſiſtent die Wunde mit Jod einpinlelt.
Ubrigens ſind. keineswegs alle hierher gebrachten Pferde
unterziehen. Das Pferd ſoll den Beſitzer wechſeln, und um beim
Verkauf keine Anſtände zu haben, holt ſich der Verkäufer ein
Atteſt über den Geſundheitszuſtand ſeines Cieres. Die
Unter=
ſuchung iſt ſehr eingehend. Lunge, Herz, Nieren, Sehnen, Hufe
und Augen werden geprüft, auch die Gangart des Cieres muß
genau ausprobiert werden. Ganz beſonderes Augenmerk richtet
man darauf, ob das Cier auch nicht an Hufkrebs leidet. Das iſt
eine vorhältnismäßig häufig vorkommende Krankheit, deren
Er=
reger man nicht kennt, und über deren Heilmethoden die Arzte
ſich noch nicht ganz einig ſind.
In der Schönheitsklinike.
Starker Betrieb herrſcht immer in der Abteilung, in der
die Klauenkorrekturen vorgenommen werden. Die Mehrzahl
der Patienten beſteht hier aus Kühen, deren Klauen nicht ſo
ge=
wachſen ſind, wie es den für Kühe gültigen Schönheitsgeſetzen
entſpricht. Die Ciere werden alſo nach allen Negeln der Kunſt
pedikürt, weniger aus Gründen der Aſthetik allerdings, als weil
normal wachlende Klauen erfahrungsgemäß einen großen Einfluß
auf die Milchſekretion der Ciere haben.
Auch Aängel an den Hufen der Pferde müſſen beſeitigt
werden. Mit ſchlechtgewachſenen Hufen gehen die Pferde nicht
ordentlich, ſie ermüden leicht und ſchlagen ſich an den Feſſeln,
was oft Wunden oder Sehnenentzündungen zur Folge hat. Die
Hufe müſſen alſo ſorgfältig und regelmäßig zurechtgeſtutzt werden,
oft iſt auch ein orthopädiſcher Beſchlag notwendig. Aus Eitelkeit
gehen Pferde und Kühe nicht in den Schönheitsſalon. Aber im
Grunde verhält es ſich bei den Cieren nicht anders, als bei den
Menſchen: Je augenerfreuender ſie ſich präſentieren, deſto
ge=
ſünder ſind ſie!
Die „Beitlägerigen”.
Da haben wir zunächſt das Pferdeſpital. Licht und luftig iſt
es hier. In langer Neihe ſteht Pferd neben Pferd in den peins
lich rein gehaltenen Boxen. Manche, deren Beine dick
banda=
giert ſind, leiden an einer Verletzung oder Entzündung der
Soh=
nen. Andere wieder haben Nißwunden von einer nicht ganz
harm=
los abgelaufenen Karambolage. Die Wunde iſt genäht und
ein=
gepinſelt. Der Schwanz wird auf die Seite gebunden, damit das
Cier nicht mit ihm auf die noch ungeheilte Wunde ſchlagen kann.
Einem Gaul wird gerade Medizin eingeflößt. Vier ſtarke
Män=
ner ſind nötig, um den Schlauch mit der Arznei in den Schlund
des Cieres einzuführen.
Im Saal nebenan liegt auf einer Strohſchütte ein gefeſſeltes,
Pferd. Das Cier wird gerade operiort. Es iſt örtlich
narkoti=
ſiert worden und liegt nun ganz ſtill. Eine Schar junger
Studen=
ten der tierärztlichen Hochſchule ſieht aufmerkſam der Operation
zu. Es iſt ſo ſtill in dem Saal, als ob ein Menſch hier in ſeiner
ſchweren Stunde läge und nicht „nur” ein Cier, deſſen Schickſal
ſich binnen einer halben Stunde entſchieden haben wird.
Viel lauter geht es in dem Hundeſpital zu. Den
Eintreten=
den empfängt ein ohrenzerreißendes Gekläff. Hunde ertragen
das Krankſein nicht mit abgeklärter Nuhe. Selbſt im
Gipsver=
band begrüßen ſie den an ihre Box Cretenden mit neugierigem,
klagendem, freudigem, jedenfalls aber frenetiſchem Gebell. Die
meiſten von ihnen ſind ausnehmend ſchöne Ciere, und gerade
damit hängt auch ihr Aufenthalt im Hundehoſpital zuſammen.
Bei hochgezüchteten Hunden, namentlich bei großköpfigen Naſſen,
geht das Werfen des Nachwuchſes oft nur mit ſchweren
Kompli=
kationen vor ſich. Es iſt alſo ratſam, die teuren Ciere, wenn ſie
trächtig ſind, unter ärztliche Aufſicht zu geben: Ein kleiner,
gold=
brauner Dackel kommt freundlich wedelnd zum Gitter, und ſieht
krank. Viele müſſen ſich nur der ſogenannten Kaufunterſuchung den Beſucher mit einem rührend treuherzigen Blick an.
Merk=
würdig iſt ſeine ſchiefe Kopfhaltung. Er leidet an einer Störung
des Gleichgewichtsſinnes, die bei dem in der Box nebenan
liegen=
den Huhn noch weiter fortgeſchritten iſt. Der Kopf dieſes armen
Cieres iſt ganz ausgerenkt. Der Kamm berührt den Boden, und
fortwährend pendelt der Kopf hin und her — ein unheimlicher
Anblick. Harmloſerer Art iſt die Erkrankung des kleinen
Cer=
riers, der mit dem Leichtſinn ſeiner Jugend etwas Unverdauliches
geſchluckt hat, und jetzt, bitterlich weinend, greuliche Mirturen
einnehmen muß, bis man ihn ſeiner freudeſtrahlenden Beſitzerin
wieder zurückgeben kann.
Am wenigſten zu klagen haben die Kühe, die in einem
abge=
grenzten Hof friedlich ſpazieren gehen. Es ſind ſchöne, geſunde
Ciere, die als Studienmaterial gekauft und hier behalten worden,
bis ſio gekalbt haben. Sie werden tadellos verpflegt, haben
herr=
liche Ställe. Sie müſſen es ſich nur gefallen laſſen, daß ihnen
beim Werfen 20 Studenten höchſt intereſſiert zuſchauen werden.
Aber eine Kuh geniert ſo etwas nicht. Und ſpäter, wenn ſie längſt
an einen Bauer verkauft worden iſt, wird ſie wahrſcheinlich mit
Wehmut an die Cage einer goldenen Jugend zurückdenken, in
denen ſie als Demonſtrationsobjekt und Studienkuh die
Cierärzt=
liche Hochſchule abſolviert hat.
22. (2—e4!
Hierauf bricht
d7—d5
24..
die bereits völlig zerrüttete ſchwarze Stel= 25. e5Fdße. p.4 Ker-a7
26. I.b2—g3
g5-gl
lung raſch zuſammen.
2r. 1.h5—771
Db5—b4
DD...
Natürlich nicht
Auf23. .. Dh7 entſcheidet 23. D42. 27. Lig4? wegen 27. . . 15 nebſt I.hd.
Db5—g5
mit der Drohung Da5+ ſofort zugunſten
28. Sa4—ehrt
von Weiß.
Ka7—48
Db4—b5
29. 46—d7
Dg58424
23. e4—eß
24. De2—d21
30. 7a4*42
Schwarz gibt auf.
Nun droht L.e
nebſt Da54.
(Aus den „Leipziger Neueſten Nachrichten”.)
Schachnachrichten. Die große internationale ſchachliche Veranſtaltung,
das Länderturnier im Rahmen des Weltſchachkongreſſes in
Ham=
burg, nahm am 27. Juli ſein Ende. Die Reihenfolge der Sieger iſt:
Volen, Ungarn, Deutſchland. Oeſterreich, Tſchechoſlowakei, Amerika.
Deutſchland kann mit ſeinem Ergebnis zufrieden ſein; die deutſche
Mannſchaft hat nur 2 Verluſte (gegen Amerika und Holland) zu
ver=
zeichnen. — Weltmeiſter Dr. Aliechin, der für Frankreich mitkämpfte,
erzielte 9 Punkte aus ſeinen 9 Partien. — Die Damenweltmeiſterſchaft
errang die Tſchechin Vera Menſchik.
IIe
Kärſel
Wuer cha euen
1)...
2).
3).... . 4)"
... 6)..
5)
.. 8)
9)...
10)
12)...
11)
13) .. . ... 14).
Aus den folgenden Silben bilde man 14 Daten aus dem
Leben von Georg Friedrich Händel, und zwar: 1. ſeinen
Sterbe=
ort, 2. ſeinen Sterbemonat, 3. ſeinen Geburtsort, 4. Beruf ſeines
Vaters, 5. ſeinen Geburtsmonat, 6. ſein berühmteſtes Werk,
ſeine erſte Anſtellung in Hamburg, 8. in welcher deutſchen
Stadt er einige Jahre wirkte, 9. welches Unglück ihn in ſeinen
letzten Lebensjahren traf, 10. ſeine erſte Oper, 11. ſein erſter und
einziger Lehrer 12, was er auf Wunſch ſeines Vaters werden
ſollte, 13. Schöpfer ſeines Denkmals in Halle, 14. welche Stellung
er in Hannover einnahm.
a al ar arzt as blin bru chau dei don dung er
fe hal han hei hof je ka le li lon mei mes mi niſt
no o pell pril ra riſt ſi ſter ver vi wund za
Die auf die ſtarken Punkte fallenden Buchſtaben nennen eine
Schöpfung Händels, die er für eine Fahrt des königlichen Hofes
auf der Themſe komponierte.
Carl Deubel.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 31.
Silbenrätſel.
1 Roland 2 Eroika 3 Glogau 4 Euterpe, 5 Nektar, 6 Aſbeſt,
7 Muſäus, 8 Salbei, 9 Invalide. 10 Erwerb. 11 Birne, 12
Eiſen=
bahn, 13 Narew, 14 Bolero, 15 Reichenbach. 16 Undine, 17
Enga=
din, 18 Deutſchland, 19 Esra, 20 Rhabarber, 21 Truthahn,
22 Agenda, 23 Gulaſch. — Die Bauernregel lautet: Regen am
Sieben=Brüder=Tag dauert ſieben Wochen darnach.
Kreuzworträtſel.
Fröhlicher Urlaub!
Ade baden.
Schieb=Rätſel.
EISMEER
dKw ü HI
ST ENSI2
M AN D 0 L TNE
SEEIE
Wer weiß etwas
1. Anderſen, 2. Chriſtoph, 3. Havanna, 4. Vorrat, 5. Ilmenau, 6.
En=
zian, 7. Lucullus, 8. Lenau, 9. eſſen, 10. Jiolith, 11. Celle, 12. Haiti,
13. Teckel, 14. Iltis, 15. Neckargarlach, 16. Domino, 17. Eisleben,
18. Muſtang, 19. Wette. 20. Inhalt, 21. Revolver, 22. Herero, 23.
Ollen=
dorf, 24. Florſtrumpf, 25. Forelle, 26. Elbogen.
„Ach, vielleicht, indem wir hoffen, hat uns Unheil ſchon getroffen.”
Druck. Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H Nette, Darmſtadt, Fernſpr. 1, 2389—2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ] Alſo do hatt ich widder mol e Hundsnas. Nemlich vun wäje
meim Erfriſchungsſtand am Sunndag drunne uffm „Grieſemer”.
Dann infolche daß de Zebbelien net kumme is, do weer ich
ver=
mudlich uff meine Erfriſchunge ſitze gebliwwe, un es weer ſich in
dem Fall ganz egal gebliwwe, uff was ich ſitze gebliwwe weer,
uff em kalde Eis, odder uffm haaße Kammilletee. Wie geſagt, do
hatt ich widdermol e Hundsnas, un die Endeiſchung hatt ich mer
erſpart.
Freilich, an Endeiſchungen ſin mer jo gewehnt; unſer halb
Läwe beſteht ſozuſage aus Endeiſchunge, ſolchene un ſone. Un grad
mir, ’s heidiche Geſchlächt, mir läwe in de letzte zehe, fuffzeh Johr
gradezu vun lauder Endeiſchunge, und ſollte eichentlich in däre
Beziehunge es Verzwazzele verlärnt hawwe. — Odder mer ſollte
uns emol e Beiſpiel nemme am alde Graf Zebbelien. Was hott
der all im Läwe for Endeiſchunge erläbt, un is doch net
ver=
zwazzelt. Im Gäjedaal, je mehr er enddiſche is worrn, um deſto
zuverſichtlicher hott er in die Zukunft geguckt. . .
Allerdings, mir Menſche vum heidiche Schlag, mir glaawe
aach an nix mehr, un wann’s noch ſo amtlich is. So ſin die Leit
am Sunndag, drotz daß es gehaaße hott, de Zebbelien kimmt net,
ſin ſe aIs bräß druff mit ſemtliche verfiechbare Vehikel enunner
gefahrn uff de Grieſemer. Sie hadde ſich halt emol in de Kobb
geſetzt, de Zebbelien zu ſähe, un in dem Fall ſin ſe wie die klaane
Kinner, halsſtarriſch un korrnkebbich, un maane, ’s mißt ihrm
Kobb nooch geh. Statts daß ſe ſich ſage, daß ſo e Zebbelien doch
ſchließlich kaa „Elektriſch” is, die wo mer morjens aus ihrm Stall
eraus leßt, un dann laaft ſe bei Wind un Wädder kreizvergniecht
in de Stadt erum, fall’s ihr net de Strom ausgeht; — dann
nem=
lich in dem Fall ſteht ſe aach, wie de Ox vor de Abbedhek, un do
bilft kaa Verzwazzele, ſundern: harre meine Seele.
Riehrend war’s jo, mehr wie riehrend, wie ſe „geharrt”
hawwe — die Leit —. No un ſo hott halt der Zebbelien ſei Wort
wenichſtens noch am Mondag wohr gemacht, un is kumme, drotz
daß es geräjend hott, wie gemolke. Ja un am Mondag, do hett
ſich dann mei Räjeſchärm=Verleih=Inſtidud glenzend rendiert, do
hett ich mich geſund mache kenne, un wann ich pro Schärm bloß
zehe Mack Leihgebiehr verlangt hett; ich glaab, ich weer uff mei
Koſte kumme, wann ſe mer aach net alle Schärm widder zurick
ge=
bracht hette. Awwer ’s war doch beſſer ſo; mer macht ſich zu
ſchnell en Name, wann mer ſich e bische Gäld verdient
heidichen=
dags, de Neid is zu groß, no un es ſoll wäje dene Räjeſchärm net
haaße: guck emol, die Bimmbernellſen is jetzt aach unner die
Un=
ternehmer gange ..
Iwwrichens es hott jo aach e värdel Dutzend vun unſere
heſ=
ſiſche Miniſter an däre Luftfahrt vun Friedrichshafen nooch de
Medrobole am Darmbach daalgenumme. No, mer muß en loſſe,
Kuraaſch hawwe ſe. Un die Sach hatt in ſo färn ihr Gudes, als
nemlich de Zebbelien aach emol e klaa Wäldraas iwwer unſer
Heſſelendche mit’n gemacht hott; uff die Art hawwe ſe doch emol
en blaſſe Dunſt vun=ere Ahnung krickt, was däß eichentlich for=en
Kommbläx is, däß Heſſelendche, iwwer däß ſe zu härrſche hawwe.
Du liewer Gott, wann mer, wie die, ’s ganze liewe lange Johr
im Landdag ſitze muß, und muß den Stiwwel mit aheern, der wo
do verzabbt wärd, do kimmt aam ſchließlich mit de Zeid der Blick
for’s große allgemeine Ganze abhande, un mer wext iwwer ſei
eichene klaane Indräſſe kaum noch enaus. Un mer glaabt dann,
in ſeine Härzensaffalt, was for aam ſei eichene Indräſſe gud
weer, däß mißt aach for’s ganze Lendche gud ſei. Däß is awwer
doch net ganz ſo, wärklich net. Un wann mer’s ganze Johr die
Wäld bloß dorch ſei Baddeibrill bedrachte dhut, ſie därf ſo farwich
ſei, wie ſe will, mer ſieht domit net viel weider als en Blinder
mit’me Stäcke fuſchele kann . . .
Awwer ich will weider nix geſagt hawwe, obgleich ich bei
däre Geläjenheid noch ſo e paar dräffende Bemärkunge billich an
de Mann bringe kennt. Wie geſagt, es hott mer Spaß gemacht,
daß ſich die hoche Härrn emol zu däre Fahrt uffgeſchwunge
hawwe, wann aach unſer Herr Staatsbräſendend in ſeine bekannte
Beſcheidenheit gmaant hott, ’s dhet ſich jo eichendlich im
allge=
meine for=en demogradiſche Landesbabba net geheern, uff ſei
Unnerdhane „erunner” zu gucke — — — ach du liewer Goddche,
mir nemme’s in dem Fall net ſo genaa, un ſin net ſo
ehren=
keesich, daß mer dodewäje gleich ei’ſchnabbe dhete, wann emol ix
jemand vun owwe uff uns erunner guckt; mir arme ewich
rick=
ſtendiche Steierkribbel ſin froh, wann mer vun unne net ſo aſch
uff’s Korn genumme wärrn . . .
Im iwwriche war’s nor a Glick, daß mir, die wo mir an dem
denkwärdiche Zebbelienemfang uffm Grieſemer daalgenumme
hawwe, daß mir bereits vor de Landung naß worn bis uff die
Haut; ’s hott uns alſo dorchaus nix ausgemacht, wie aach de
Zeb=
belien beim Uffſtieg zum Abſchied noch emol ſei Schleuſe geeffent
hott, un hott uns mit=eme kalde Waſſerſtrahl bedacht. Un es ſoll
mich gornet wunnern, wann jetzt der aane, odder der annere uff
unſerm Stadthaus uff den fullminande Gedanke kemt, de
Zeb=
belienwärft den Bau vun=eme Räje=Zebbelien in Uffdrag zu
gäwwe, ſozuſage en Luftgießwage, der wo, wann’s net
rä=
jend, in de Luft erum fahrn mißt, un mißt de Klaagärtner an
druckene Däg ihr Radiescherblandaſch ſpritze. Dann was däß
be=
drifft, ſo ſin mir in Darmſtadt immer am vorne draſte; un ſo
arm mer ſin, awwer modärn ei’gericht ſin mer; ich glaab, es gibt
net viel Städt im Deitſche Reich, die wo ſich in=ere Nodzeit ſo e
hochnowel Müllabfuhr geleiſt hawwe, wie mir . . .
No, unſer Stadtverwaldung kann wenichſtens froh ſei, daß
mer ſe, wie im Juni for die Hitz, net aach im Juli for de Räje
verandwortlich gemacht hott. Dann offe geſtanne: wette will ich
net, awwer beſchweern kann ich’s aus em Handgelenk, daß in de
letzte vier Woche kaan Dag vergange is, wo’s net emol geräjend
hott. Mit Ausnahme vum 23. Juli, wo bekanntlich unſer
Stadt=
juwiläum war; — wodrauß mer ſieht, daß die beesardiche Menſche
doch net recht hawwe, die wo do behaubte, mer wißt däß ſchun
lang, daß es in Darmſtadt räjent, wann die Stadt was vera’ſtalde
dhet — — Mir loſſe uns jo viel ſage, awwer alles doch net. Un
däß hott die Woch in=em hieſiche Lokahl ſo=e Gießener Großdhuner
un Sprichklobber an eichener Haut erfahrn, wie der ſich in ſeine
Algehohlkuraaſch Bemärkunge iwwer unſer Städtche erlaabt hott.
No, dem hawwe ſe’s gäwwe; un es war ſei Glick, daß er ſich
zimmlich bletzlich verdinniſiert hott, ſunſt hett=er erfahrn kenne,
daß mir Darmſtädter, wann’s ſei muß, gorkaa ſchlecht Handſchrift
ſchreiwe. Däß ſollte eichentlich die Gießener noch vun
Niewer=
gall her wiſſe, dann ſeiner Zeit, wie er do owwe in dem „Gäiße‟
ſtudiert hott, is er aach emol in e Wärtſchaft kumme, un do hott
ſo en Diſch voll geglaabt, ſie kenntein veruhze. Awwer do is mei
Niewergall uffgeſtieje, es hin an dene ihrn Diſch un hott geſagt:
„s ganze Keesche, wie’s do ſitzt, is gefordert!“ —
No, die hawwe ſich dann ſchnell endſchuldicht, un hawwe klaa
beigäwwe. Un valleicht waaß nu aach der Gießener Beſcheid: die
Witz, die wo iwwer Darmſtadt zu mache ſin, die mache mer
ſällwer . . .
Hoffentlich ſin die fremde Aexode, die wo wäje de
Wäldolim=
biade hieſiſch ſin, annerer Maanung iwwer unſer Städtche, wie
der „Gäißener” Lands. Un was däß. Wädder bedrifft, alſo uff
Ehr un Seelichkeid, dodro ſin mer unſchuldig. Mir ſin’s jo ſällwer
laad, un die ewich Räjenerei wext uns nu ſo langſam em Hals
eraus. Ganz abgeſähe devo, daß ich die ganz Zeit ſchun e paar
Dag in Urlaub geh will, un drau mer net fort, bei den wäſſeriche
Verhältniſſe, wo mer ſich grad vorkimmt, als weer mer
zwangs=
weis in e Kaltwaſſerheila’ſtald verſetzt worrn; wann ich aach ſage
muß, daß bei dene verwäſſerte bollidiſche Verhältniſſe, wie ſe äwe
bei uns gang un gäwe ſin, manchem ſo e Kaltwaſſerkur, hohl mich
de Deiwel, nix ſchade dhet=
Awwer, wie geſagt, ich will nix geſagt hawwe. . .
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Abbereboh; wer net ſportlich
in=
fiziert is, der brauch däßhalb net dehaam zu hocke un hinner de
Fenſter eraus zu ſpickele, ſundern der ſoll emol en Rand enuff,
uff unſer Kinſtlerkollonie wage. Däß is erſtens en ſcheene
Spaziergang, mer hott do owwa e glenzend Ausſicht, un kann
zweidensmal in recht a genehme Geſellſchaft e paar ſcheene Stunde
verläwe, indem mer ſich die Ausſtellung a gucke dhut, die wo do
vun unſere dode, lewende un zukimfdiche Kinſtler zu ſähe is.
Dann wärklich, die Ausſtellung is nemlich gradezu ſo e Art
ruhender Pol in der Erſcheinungen Flucht; mer kann diräkt ſage:
es is e Erholung vun all dem Wärrwarr, der wo uns, uff
Lein=
wand gemolt, odder aus Lättſch gedättſchelt in de letzte Johrn
ſär=
wiert is worrn. Wie geſagt, mer kann ſich in däre Ausſtellung
do owwe widdermol geſund gucke, ohne daß mer mit ſeim
Ge=
ſchmack in Widderſpruch gerade dhut. Un mer därf feſtſtelle, daß
es aach frieher ſchun ſehr große Kinſtler in Darmſtadt un driwwer
enaus gäwwe hott, nor hawwe ſe ſo kaa Wäſe aus ſich gemacht,
wie ſe’s heit dhun, die ſogenannte „Junge‟ ...
No, un wer uff de Kinſtlerkollonie war, der kann dann zu
gleicher Zeit es Scheene mit=em Nitzliche verbinde un kann ſich emol
unſer allerneiſt Errungeſchaft, nehmlich ’s neie Krankebodäll
vum „Stift” a’gucke, wo es Nitzliche ſo glenzend mitm Scheene
verbunne is. Alſo mit aam Wort, was do der klaane große
Brö=
fäſſer, de Doktor Zander, nooch ſeine Idee, un unner
gie=
dicher Mitwärkung vun de Firma Mackwort un Seibert,
in ſo korzer Zeit do ausm Erdboddem eraus gezauwert hott, däß
ſucht doch ſeines gleichen. Wer’s net waaß, daß däß e
Kranke=
ſpidal is, der kennt vun auße maane, ’s weer e Hodäll vun däre
Art, wie ſe ſich drunne an de Riwijera erum dreiwe; s is en
im=
boſander Bau! — Awwer erſt innwenich! Alſo do is mer
ſtumm, ſtarr un ſprachlos. Sowas vun=ere Hällichkeid, un
Näd=
dichkeit, un Bequemlichkeid un Gemiedlichkeit, war noch net do.
Ei do wärd mer jo ſchun geſund, ohne Behandlung, bloß vum
drinn lieje. Un ich glaab, wann ſi chdäß erſt emol e bische erum
gebabbelt hott, do miſſe ſe noch e Baddie neie Krankheide erfinne,
nor damit die Leit en Grund hawwe, enei zu kumme. . .
Ich hob mich nadierlich dem Profäſſer Zander gleich als
Ver=
ſuchskaninche a gebodde, indem er an mir, in ſeim neie
Obbe=
ratzionsſaal, die erſt Obberatzion hett adriern kenne, un hob’m
vorgeſchlage, er ſollt mer verſuchsweis mein beeſe Schnawwel
ewäck obberiern. Awwer do hott er mich dorch ſei große
Brille=
gläſer ſo luſtig a geguckt, un hott gemaant, bei mir dhet ſei Kunſt
verſage, dann ſo ſchnell kennt er nu doch net obberiern, wie’s bei
mir widder noochwaxe dhet; zudem hott er gemaant, braicht er
ſei Fawrik — exkieſe, ich wollt ſage, ſei Krankehaus, needicher als
wie for Luxuskranke mit beeſe Mailer —
Ich glaab=ſem; dann er hott e zu gud Härz, un mir wiſſe,
was mer an=em hawwe! — Er un ſei Archidäkte, die därfe ſtolz
ſei uff däß Wärk, däß won in ſchwerſter Zeit zum beſte vun
de kranke Menſchheit do gelunge is. — Un wie mer am Freidag,
bei de Beſichdichung, zuletzt owwe uffim Dachgadde geſtanne
hawwe, un hawwe enaus geguckt in unſer herrlich Gäjend, weit
enaus iwwer unſern ſcheene Odewald, do ſin uff aamol aus dem
graue Wolkedunſt zwaa großmächdiche Räjeboge erſchiene — und
do war mer’s als wollt de Himmel ſällwer ſein Säje dezu
gäwwe. Soll’s e gud Ohmen ſei! —
Der zeitgemäße Haushalt.
Sohlen an Wanderſchuhen beſonders
halt=
dar zu machen. Man bereite ſich eine Miſchung von 100 Gr.
dicker Waſſerglaslöſung und 150 Gr. Leinölfirniß, die gut
ge=
chüttelt, auf die ſchwach angewärmten und vom Straßenſchmutz
orgfältig gereinigten Sohlen mehrmals aufgetragen wird. Gut
bewährt hat ſich auch gut angewärmter Leinölfirnis ohne
Bei=
niſchung, der in Zeitabſtänden von 2 Tagen mehrmals mittels
Pinſel aufgetragen wird. Die ſo präparierten Sohlen erhalten
dadurch eine doppelt ſo lange Gebrauchsfähigkeit, eine Tatſache,
ie jede ſparſame Hausfrau und =mutter veranlaſſen ſollte, vor
einer Wanderung das Schuhwerk ihrer Familie mit dieſem
Mit=
jel zu behandeln.
Fettige Herren=Jakettkragen zu reinigen
Meiſt ſind es an Herrengarderobe nur die Kragen, die einmal
durch Berührung mit dem Haar, zum anderen bei ſtarker
Trans=
diration durch Auflöſung und Abreibung der Stärke in der
Herrenfeinwäſche mehr oder weniger ſchmutzig werden und
da=
ſurch dem Rock oder Herrenmantel ein ſtark verbrauchtes
Aus=
ehen verleihen. Sie ſind aber auf leichte Weiſe zu reinigen, wenn
nan ſie auf der Rückſeite des Plättbrettes ausgebreitet, mit
Reiß=
wecken ſtraff geſpannt, an den Rändern mit einer Miſchung von
Liter lauem Waſſer und 1 Eßlöffel Quedlin (Drogerie)
anfeuch=
et, wozu man am beſten eine alte ſaubere Zahn= oder
Nagel=
ürſte verwendet. Nach einer Stunde etwa hat ſich der Schmutz
elöſt und iſt leicht durch Abreiben mit grobem Leinenlappen zu
ntfernen, den man in der Löſung wiederholt ausdrückte. Mit
einem Waſſer und Leinen ſolange nachgerieben, bis dieſes ſauber
leibt, ziehe man den Kragen wieder in Form und laſſe den Nock
ber einen Bügel faſt trocken werden, ehe man von rechts mit
V... a.
mfgelegtem feuchten Tuch bügelt.
Feuer= und waſſerfeſter Kitt. Bleiglätte verrühre
nan mit Glyzerin und ſtreiche damit die Bruchſtellen von
Por=
ellan= und Glasgefäßen aus. Ueberquellende Reſte wiſche man
I.
orgfältig ab, da ſie ſonſt eifenfeſt erhärten.
Gebackene Rotzungen. 1—1½ Pfund Rotzungen
chuppe man und zerteile ſie in Filets, die man mit Pfeffer und
Halz beſtreut und mit Zitronenſaft beträufelt, 1 Stunde
mari=
ntieren läßt. Dann wende man ſie in einer Miſchung von Mehl
und feingeſiebter, geriebener Semmel und backe ſie in heißer
fanne mit reichlich Fett auf beiden Seiten goldbraun. Man
erviere ſie mit einer Moyonnaiſe, Schnittlauch= oder
Remouladen=
oße zu Salzkartoffeln oder Kartoffelſalat, den man mit
Rapünz=
ſen oder Brunnenkreſſe vermiſcht.
Gefüllte Reisſpeiſe als Nachtiſch. 200 Gr. in
Nilch mit einem Stückchen Vanilleſchote ausgequollenen Reis,
miſche man mit 75 Gr. friſcher Butter, ½ Teelöffel Salz, 1
Likör=
glas Rum, dem Abgeriebenen ½—1 Zitrone, 2 Eßlöffel
Süß=
ſtofflöſung und mit 34 Pfund mit Vanillezucker ſahnig gerührtem
Quark, häufe die Speiſe bergartig auf, überſtreue ſie mit
gerie=
benen ſüßen Mandeln oder Haſelnüſſen und garniere ſie mit
eingemachten ganzen Früchten, wie Kirſchen, Birnen, Aprikoſen,
Pflaumen uſw. Man ſerviere dieſe Reisſpeiſe mit Himbeer= oder
Kirſchſaft.
N.
Kleine Rhabarbertörtchen. Von 200 Gr. Butter
oder Margarine, 2 Eigelb, 100 Gr. Zucker und 1 Pfund
Weizen=
mehl, unter das mon ½ Teelöffel Salz miſcht, bereitet man einen
Mürbteig, den man 1 Stunde kühl ſtehen läßt. Auf bemehltem
Brett bleiſtiftſtark ausgemangelt, mit einer Obertaſſe
Teigplätt=
chen ausgeſtochen, denen man mit Eiweiß einen eingekerbten
Rand aufklebt, backe man dieſe 10—15 Minuten lichtbraun. Dann
fülle man die Törtchen mit geſüßtem ſaftloſen Rhabarberkompott
und überziehe ſie mit geſüßtem Eiſchnee und laſſe ſie nochmals
überbräunen.
Kalte Tomatenſpeiſen auf mancherlei
Wei=
ſen. Da Tomaten ſehr vitaminreich ſind, enthalten ſie doch die
Vitamine A, B und C, ſo ſollte man ſie des öfteren und nicht
nur als Suppe oder Soße auf den Tiſch bringen. Vor allem
läßt ſich aus ihnen in rohem Zuſtande eine Reihe pikanter
und erfriſchender Sommerſpeiſen bereiten, die namentlich auf
dem Abendtiſch das Fehlen von Wurſt und Aufſchnitt vergeſſen
machen. Vorzüglich ſchmecken folgende Gerichte:
Tomaten mit Erbſenfüllung. Dazu wähle man
feſtfleiſchige, große Tomaten, denen man nach Abſchneiden eines
Deckels das Innere mit einem Kaffeelöffel auskratzt (das man
zur Suppe oder Soße verkocht). Dann miſche man ½ Pfund
weichgekochte oder eingemachte abgetropfte grüne Erbſen mit
Mayonnaiſe und ſchmecke ſie mit wenig Salz, Pfeffer, Zucker und
Zitronenſaft ab und fülle ſie in die ausgehöhlten Tomaten.
Obenauf lege man kreuzweiſe Lachs=, Hevings= oder
Sardellen=
ſtreifchen und garniere ſie mit einem Kranz von Peterſilie und
reiche dazu Bratkartoffeln.
Tomaten mit Herings= oder Fleiſchſalat. Die
ausgehöhlten Tomaten fülle man entweder mit friſchbereitetem
Herings= oder Fleiſchſalat und ſerviere ſie, mit Eierſcheibchen
kranzartig umlegt, zu Semmelſchnitten.
Speiſen=Zettel.
Sonntag: Tomatenſuppe mit Semmelbrödchen.
Kalbs=
rouladen mit Miſchgemüſe. Gefüllte Reisſpeiſe. — Montag:
Gurkengemüſe (ſauerſüß) mit Setzeiern nud Bratkartoffeln. —
Dienstag: Hefenklöße mit geſchmorten Sauerkirſchen.
Mittwoch: Pfifferlinggemüſe im Reisrand. —
Donners=
tag: Pilzgefüllte Tomaten mit Kartoffelpürree. — Freitag
Gek. Seelachs mit Peterſilienſoße und Bohnen=Gurkenſalat. —
Samstag: Tomaten=Pfannengemüſe.
Schutzmann: „Fräulein, kennen Sie nicht die
Verkehrs=
regeln?”
Herrenfahrerin: „Ja, bitte ſehr, was wollen Sie
wiſſen?
In der Fremde. „Sind Sie aus dieſer Stadt?‟ — „Nein.”
„O, dann ſind wir ja Landsleute! Ich bin auch nicht von
hier
(„Nebelſpalter.”
Empfindliche Naſe. „Wir wollen umziehen, unſere Wohnung
hat eine zu ſchlechte Lage. Im Norden ſteht eine Gasanſtalt, im
Süden ein Gummifabrik, im Weſten eine Ziegelbrennerei und im
Oſten eine Leimfabrik.” — „Das hat aber auch ſeine Vorteile!
Sie wiſſen immer genau, aus welcher Richtung der Wind kommt!“
(„,Herold.”
Wörtlich. „Als ich mich mit Renate verlobte, ſagte ſie, ſie
wäre im ſiebenten Himmel. — „Stimmt! Sie war doch vorher
ſchon ſechsmal verlobt!“
(„Tit=Bits”
Zwei Temperamente. „Bücher ſind etwas Herrliches! Wenn
ich einen guten Roman leſe, vergeſſe ich darüber Eſſen und
Trinken!“ — „Mir geht es auch ſo, ich ſchlafe immer ſofort ein!“
Modiſche Orientierung war noch niemals ſo
wichtig wie augenblicklich; denn noch niemals war die Mode
ſo widerſpruchsvoll umd kompliziert wie heute. Auch der
Routi=
nierteſte dürfte ſich da nicht mehr auskennen, wenn er ſich nicht
von zuverläſſiger Stelle beraten ließe. Dieſe Stelle heißt:
Elegante Welt! Leſen Sie das ſoeben erſchienene neueſte Heft der
E. W. Es wird Ihnen auf alle Fragen, die Sie zurzeit
beſchäf=
tigen, eine unbedingt zuverläſſige, erſchöpfende Antwort geben.
( Woher ihr Name ſtammt und welche Bedeutung er hat? Die Er=
„Fregolt=Complets. klärung iſt recht einfach: nannte ſich doch der größte
Verwand=
lungskünſtler aller Zeiten „Fregoli”. Fregoli war jenes Wunder,
über das Kontinente ſtaunten, jener Mann, der während ſeiner Programmnummer in den Varietés der
Groß=
ſtädte in einer ſeiner eigenartig charakteriſtiſchen Masken und Aufmachungen auftrat, in die Kuliſſe
ver=
ſchwand und im Nu auf der anderen Seite der Bühne in vollkommen verändertem Koſtüm und völlig
ver=
ſchiedener Maske und Schminke wiederkam, ſo daß das Publikum oft nicht ſicher war, ob es hier mit rechten
Dingen, das heißt korrekten Mitteln, zuginge, und oftmals erſt die Behörde beſtätigen mußte, daß kein Trick,
ſondern eine geradezu atemraubende, unglaubliche Geſchicklichkeit, eine
Behendigkeit ſondergleichen, gepaart mit einer faſzinierenden Schmink=
und Maskenkunſt, jene Einheit darſtellten, die ſich „Fregoli” nannte,
jenen Mann alſo, der jahre=, ja faſt jahrzehntelang die großen
Schau=
bühnen der Welt beherrſchte.
Seither hatte man die Gewohnheit angenommen, auch in der Mode
all' das „Fregoli” zu nennen, was wandlungsfähig war und durch einen
gewiſſen modiſchen Schachzug mehreren Zwecken dienlich gemacht werden
konnte. Schon im Vorjahre ſah man hin und wieder „Fregoli=Kleider”,
heuer aber ſchuf man ſogar das „
Fre=
goli=Complet” gewiſſermaßen alſo
die Vollendung dieſes modiſchen
Ge=
dankens. Die Idee des „Fregoli=
Enſembles” iſt ſicherlich ſehr klug,
denn jede Frau wünſcht heute ein
Garderobeſtück ſo ſehr ausnützen zu
können, als nur irgend möglich, und
Wandlungsfähigkeit eines Modells
iſt auch inſofern ein Vorteil, als man
es dann für mehrere Zwecke
verwen=
den kann, wobei es immer wieder
verändert wirkt.
Die Koſtüm=Mode bietet
ſicher=
lich ganz ausgezeichnete Möglichkeiten
für den „Fregoli=Gedanken”, ſo daß
man denn auch auf dieſem Gebiete
die beſten und intereſſanteſten
Schaf=
fungen zu ſuchen hat. Die großen
Modeſalons haben ſich mit
Begeiſte=
rung für das „Fregoli” eingeſetzt,
und es iſt ſomit nicht verwunderlich,
wenn hier von Tag zu Tag neue
Varianten entſtehen, die das
mode=
intereſſierte Publikum in Atem
hal=
ten. Dieſem Umſtande iſt es auch
zu=
zuſchreiben, daß das „Fregoli” nicht
auf beſtimmte Gebiete beſchränkt
bleibt, ſondern die Trotteurgarderobe
ebenſo erfaßt hat wie die
nachmittäg=
liche Aufmachung, und ſogar für den
Abend ſchöne Erfolge zu verzeichnen
vermag. Das „Fregoli” gehört zu
jenen Neuheiten, die vielleicht fürs
erſte ein wenig kompliziert erſcheinen,
von geſchickter Schneiderhand klug
erfaßt aber zu einer
Selbſtverſtänd=
lichkeit werden. Am beſten iſt es,
dieſe Schaffungen in einigen Skizzen
zu illuſtrieren, die über dieſes
mo=
diſche Neuland einen erſchöpfenden
„Fregoli=Gedankens” darſtellt.
Ueberblick geben mögen.
Für Trotteurzwecke ſpielen die
ver=
ſchiedenen „Fregolis” eine ganz
be=
ſonders große Rolle, denn hier ergibt
ſich ja die Möglichkeit, Unterwäſche
und Bluſe zu einer Einheit
zuſam=
menzuſtellen. Man hat ſich dieſes
Unterkleid des Fregolis in
Rohſeide oder Seidenleinen
ausge=
führt zu denken und gibt ihm im
all=
gemeinen, wie unſere erſte Skizze
zeigt, eine ſehr einfache Form. Ein
glatter Oberteil mit
Herrenhemdkra=
gen und geſtreifter Seidenbinde, kurze
Aermel und eingelegte Falten im Rock
ergeben ein ganz vortreffliches
Ge=
ſamtbild. Ueber dieſem hellen
Unter=
kleid, das natürlich gelegentlich
aus=
gezeichnet für Tennis, Strand und
vormittäglichen Spaziergang zu
ge=
brauchen iſt, trägt man einen
gewickel=
ten Rock aus ſportlichem Stoff, dazu
die gerade Sportjacke aus gleichem
Material, und ſchafft auf dieſe Weiſe
ein Complet, das für die Reiſe, für
Weekend und jedweden
Strapazier=
zweck in der Stadt ſehr gute Dienſte
leiſtet. Ein Filzhut iſt natürlich die
beſte Ergänzung dieſer Aufmachung.
Auch bei der nachmittäglichen
Klei=
dung läßt ſich die „Fregoli=Idee‟
verwerten. Auch hier muß natürlich
ein Unterkleid vorgeſehen werden,
das aber nicht aus einem der üblichen
Waſchmaterialien, ſondern aus Seide
verfertigt iſt. Am netteſten ſind
ein=
fache Kleider aus Krepp=Mongol, der
einen viel ſchöneren Fall hat als
China=Krepp. Betreffs der Farbe
richtet man ſich ganz nach dem
Ueber=
kleide, bzw. nach deſſen Muſterung.
Die Form des Unterkleides iſt ſehr
ſchlicht; nichts anderes als ein glatter Oberteil und ein bogenförmig
an=
ſetzender Glockenrock. Sehr kleidſam der kleine mit in der Farbe
abſtechen=
denKnöpfen feſtgehaltene Berthenkragen und der Strohhut im gleichen Ton.
Ueber dieſes Kleid nimmt man einerſeits den glockigen Rock aus bunter
Seide und ſchafft auf dieſe Weiſe ein ganz entzückendes Bluſenkleid,
an=
dererſeits wählt man dazu die mit Volants garnierte, kurze Jacke aus
dem gleichen Imprims, die das Complet vollendet.
Ungemein intereſſant ſind die „Fregolis” für den Abend. Hier holt
man nämlich die beſten Wirkungen aus durchſcheinenden Effekten, wobei
hauptſächlich Georgette oder Gaze mit Spitze zuſammengeſtellt wird.
Unſere letzte Gruppe zeigt die Machart eines derartigen Complets in leichtfaßlicher Art. Es handelt ſich hier
um ein helles, etwa roſafarbenes, blaues oder gelbes Abendkleid aus Georgette oder Chiffon, dem man durch
dunkle lange Handſchuhe und eine Anſteckblume in abſtechender Farbe markante Akzente gibt. Wünſcht man
aber den Eindruck dieſes Kleides vollſtändig zu verändern, ſo genügt es, einen glockigen, auf Gummiſchnur
ge=
arbeiteten Spitzenrock überzunehmen und überdies einen einfachen Spitzenpaletot vorzuſehen, der gelegentlich
auch mit Fell verbrämt ſein kann. Das Grundkleid ſchimmert dann durch die Spitze ſo fein durch, daß ſich
eine Wirkung ergibt, deren ſubtiler Schönheit ſich niemand entziehen kann und die ſicherlich die Krönung des
Willy Ungar.
Koffer=Anhänger
die dazu beſtimmt ſind, Namen und Adreſſe des Beſitzers
aus=
zuweiſen, pflegte man bisher ausnahmslos derart wiederzugeben,
daß eine Viſitenkarte in einen Lederrahmen im entſprechender
Größe eingeſchoben wurde.
Nun zeigte ſich aber immer wieder, daß dieſe Anhänger ſchon
nach kurzer Zeit ſtark beſchädigt, der Lederrahmen aus der Form
gekommen, und die Viſitenkarte beſchmiert und unordentlich
ausſah.
Darum war man beſtrebt, auf dieſem Gebiete jene Neuheit
zu ſuchen, die all dieſe Nachteile ausſchalten ſollte.
Sie ſcheint nun in den metalliſchen Kofferanhängern
gefunden worden zu ſein, die nichts anderes ſind, als ſtarke
Metallplätuchen, die auf der einen Seite Initialen oder vollen
Namen des Beſitzers, auf der anderen aber die Gravierung der
Adreſſe bringen.
Dieſe Metallſchilderchen müſſen aber — um gut zu wirken —
vollkommen den übrigen metalliſchen Beſchlägen des Gepäckſtückes
angepaßt werden, ſo daß man alſo zu weißmetallenen Koffer=
„chlöſſern nur ſilberähnliche, zu Meſſing=Schlöſſern aber
aus=
ſchließlich gelbmetallene Anhänger wählen darf.
W. U.
Schnüre und Lederriemen
gelten als modernſter Verſchluß des Strand= und Tennisſchuhs,
und zwar wird die Art dieſer Verſchnürung derart betont, daß ſie
gleichzeitig die Garnierung des betreffenden Schuhmodells
darzu=
ſtellen hat. Mitunter verſucht man ja ſogar, die Verſchnürung
in einer konſtratierenden Farbe zu halten, um auf dieſe Weiſe
den Schuh mit der Bade= oder Strand=Dreß in Einklang zu
bringen. Gelegentlich iſt es dann auch möglich, einen Tennisſchuh
dunch Auswechſeln der weißen gegen bunte Schnür m einen
Strandſchuth zu verwandeln und damit ein Paar Schuhe, die man
ſonſt unbedingt gebraucht hätte, zu erſparen. Wir zeigen in
un=
ſerem erſten Bilde einen Tennisſchuh mit Chromlederſohle, deſſen
durchbrochene Laſchen durch eine ziemlich ſtarke, gedrehte, weiße
Schnur zuſammengehalten werden. Wenn man den gleichen
Schuh zum Strandkleide oder Pyjama verwenden will, wechſelt
man die Schnüre derart aus, daß man ſie durch ſolche in der
Farbe der betreffenden Aufmachung erſetzt. Das gleiche gilt für
den ſandalenartig ausgeſchnittenen hochſommerlichen
Promenade=
ſchuh aus Leinen, dem man durch farbige Lederbänder jeweils
eine ganz neue Note zu geben vermag.
W. U.
Für jeden Sport die entſprechende Krawatte
lautet eines der allerneueſten Gebote der Mode und man muß
ſagen, daß dieſe neue Note, nicht nur vom modiſchen
Geſichts=
punkte aus gewertet, begrüßenswert, ſondern auch ganz außer=
ordentlich ſchick und für die mondäne Fvau ſehr
empfehlens=
wert iſt.
Die verſchiedenen ſportlichen Embleme erſcheinen mitunter
ſchon im Seidenmateriale der Krawatte (wenn es ſich nämlich um
entſprechend gemuſterte Imprimés handelt) oder aber ſie werden
durch Applikationen oder Stickereien auf einfärbigem Grunde
an=
gedeutet, die immer ſehr reizvoll ſind. So zum Beiſpiel gibt es
Krawatten mit Segel=, Auto=, Tennis=, Golf=, Motorrad=,
Schwimm= und Turn=Emblemen, wodurch ſich oft eine Handarbeit
W. U.
ergibt, die ſehr viel Freude bereitet.
Sriſche Blumen für die Abendaufmachung.
Hört ſich das nicht an, wie ein Satz aus einem unmodernen,
ganz veralteten Roman? Iſt dies nicht eine vollkommene
Rück=
kehr zur Mode der Biedermeierzeit? Man muß aber geſtehen,
daß ſich friſche Blumen der Art und Charakteriſtik der
modern=
ſtiliſierten Abendkleidung vorzüglich anpaſſen, daß ſie die
Wir=
kung der Toilette ganz entſchieden fördern und dem
Geſamtein=
drucke der Erſcheinung jenen Akzent geben, der kurltivierteſte
Eleganz verrät.
Die Blumen, die man — locker gebunden — im Arme trägt,
müſſen natürlich vorſichtig gewählt werden. Sie dürfen gewiß in
der Farbe zu dem Kleide", für das ſie in Frage kommen, nicht
kontraftieren, ſondern ſollen ſich — ganz im Gegenteil — ſeinem
Ton vollkommen anpaſſen.
Friſche, farbenfrohe Blumen zu einem buntdeſſinierten Kleide
zu tragen, wäre wohl einer der ſchlimmſten modiſchen Fehlgriffe,
da hier eine Wirkung die andere vollkommen aufheben würde.
Hingegen nimmt ſich ein ſchöner Blumenſtrauß zu einfärbigen
Abendkleidern ganz vorzüglich aus und ſtellt eine Modelaune dar,
der man — ſchon ihrer Neuartigkeit wegen — gerne Beachtung
ſchenken wird.
Willy Ungar.
Nummer 220
Sonntag, den 10. Anguſt 1930
Seite 23
HESSISCH
IEITUNG: CARL EBERT
LANDESTHEATER DARMSTADT
MIETEINLADUNG
Für die Spielzeit 1930/31, die
am 7. September eröffnet wird,
empfiehlt die Generaldirektion
des Hess. Landestheaters die
Mieteinzeichnung. Der Erwerb
einer Miete sichert den
Theater-
besuchernaußerordentliche
Ver-
günstigungen:
Ständiger Platz:
für alle Vorstellungen
Bestimmter Tag:
in den Mieten A bis D
Kein Anstehen:
an der Tageskasse
Erheblicher Preisnachlaß:
gegenüber den Tagespreisen
Kleine Teilzahlungen:
in 10 monatlichen Raten ohne
Antrag
Umtauschrecht:
für 4 Vorstellungen im Gr. Haus
„ 2
„ Kl. Haus
Vorzugskarten:
Gutscheinhefte gewähren 10%0
Nachlaß auf die Tagespreise
Vorkaufsrecht:
bei Gastspielen mit
Preisermäs-
sigung
Freie Wahl:
2 Vorstellungen nach eigener
Wahl
Anmeldungen und Auskunft bei der
Mietab-
teilung von 9—131/, Uhr. / Die
Miet-
drucksachen werden auf Bestellung
oder Telefon-Anruf 3782 zugesandt.
MIETEINTEILUNG
Hauptmiete:
SCHAUSPIEL-OPER-OPERETTE
im Großen Haus
in der Rogel
Dienstags
28
Vor-
stellungen Mittwochs
davon 2 nach Donnerstags
freier Wahl
Freitags
30 Vorstellungen
davon 2 nach freier Wahl
an keinen Wochentag gebenden
Zusatzmiete:
SCHAUSPIEL-OPER-OPERETTE
im Kleinen Haus, nur in
Verbin-
dung mit einer Hauptmiete
I.
12 Vorstellungen
I.
14 Vorstellungen
I.)
Konzertmiete:
9 SINFONIEKONZERTE
IM GROSSEN HAUS DES
LANDESTHEATERS
Visest
in den Hauptmieten A bis D — 28 Vorstellungen
MIETPREISE
in der Hauptmiete E
— 30 Vorstellungen
FUR EINEN PLATZ in den Zusatzmieten 1 bis W— 12 Vorstellungen
in den Zusatzmieten Vund W— 14 Vorstellungen
zu ſe
RM. IM KLEINEN HAUS TI0Roten
zu ſe
RM. Orchesterlogen .. 20.— Sperrsitzlogen 6.— Sperrsitzlogen. 15.50 Parterrelogen: 5.— Balkonlogen .... 15.50 Balkonlogen 5.— Mittellogen l. und 2. Reihe 13.50 Mittelogen — Balkon g. 5— Orchestersessel ... 13.50 I. Sperrsitr I. bis 3. Reihe
Balkon g. 4.50 L Ranglogen 31 bis 38 13.50 2 I. Ranglogen 25 bis 30 und
39 bis 44.. 12.50 Balkon b. 4.50 I. Sperrsitz 3. bis 7. Reihe ..
li. Sperrsitz 8. bis 12. Reihe". 12.50 Balkon b oder I. Sperrsitz. 4.-/4.50 10.50 I. Rang g oder I. Sperrsitz . .!t 3.-1.50 Mittellogen 3. und 4. Reihe . 10.50 I. Rang a.. 3.— II. Sperrsitz 13. bis 19. Reihe". 9.— L Rang g oder II. Sperrsitz- 3.— I. Parterre 1. und 2. Reihe ... 8.— I. Rang b oder I. Partene 2.402 II. Rang a 1. bis 3. Reihe.. 8.— I. Rang b. 2.40 1l. Parterre 3. bis 8. Reihe .. 6.— II. Parterre 1.20 II. Rang b 4. bis 8. Reihe 6.— I. Rang: 1.50 I. Galenie..." 4.20 N. Rang: 1.50
FUR GANZE LOGEN, in den Hauptmieten A bis D — 28 Vorstellungen
in der Hauptmiete E
— 30 Vorstellungen
Sperritzs- und Balkonlogen .....
L Ranglogen 31 bis 38 . . . ..
I. Ranglogen 25 bis 30 und 39 bis 44
Zu 3 Plätz.
Ku5
33.35
31.25
Zu 4Pſätr.
Acc
40.50
Zu 5 Plätz.
DIE MIETPREISE FUR DIE NEUN SINFONIEKONZERTE 1930 —1931
Patzart
Balkon- und Sperrsitzlogen . . . . .
Mittellogen und 1. Ranglogen .. ..
Orchestersessel. 1. und 11. Sperrsitz . .
MI. Sperrsitz
-
II. Rang, 1—8. Reihe
...
I. Rang, 7.—8. Reihe
..
Parterre, 1.—4, Reihe .... ....
Parterre, 5.—8, Reihe . .... ..."
I. Galerie
13 Plätze
Balkon- und Sperrsitzlogen
4 Plätze
3 Plätze
I. Ranglogen
4 blätze
Miin
zfe.
EM
Darnggeee
für Theatermieter
1Rcten m ie 641
DIE MIETE ERMOGLICHT AUCH IHNEN DENE
Han Dum finen Dauf
Jugenheim a. d. B.
Jeden Sonntag
TA
von 4—1 Uhr
anläßlich der Vertassungsteier
Montag, den 11. August, von 4 Uhr
nachmittags bis 5 Uhr morgens.
Eintritt frei. Kein Weinzwang.
AutobusRücktahrtmöglichkeit
ab 12 Uhr abends. (12300
Handels-Rochschnle Leipaig
Beginn d. Wintersemesters1930/31
am 15. Oktober 1930.
Vorlesungsverzeichnis mit Aufnahme-
Bedivgungen (40 Pfg. und Porto)
(TT.12218
durch das Sekretariat.
On
gebrauchte Korbflaſchen empfieht
Mete 7
F
Ludwigshöh=
aller= 7
billigſt Drog. Secker Nachſ. ſtr* (B.10247
Fratschner Vorhänge
Sind bekannt und billig.
Die Fenster sind beachtenswertl
G. m. b. H.
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Wiihelinenstraße 81
Fahrrad=
Reparakuren
ſowie.
Zubehörkeile
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Anläßlich des Verfaſſungstages am
Montag, den 11. Auguſt,
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Der Plieger
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Regie: Wilhelm Dieterle.
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Regie: Tay Garnett.
In den Hauptrollen:
M M Me We
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Wilhelm Dieterle
„Skandal um Olly”
von Heinrich IIgenstein.
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Unter der Regie von d. W. Pabst
Elsa Wagner, Julles Brandt,
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Sonntag, 10. August 1930
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10 Uhr: Stabhochspringen, Vorkampf im Hochschulstadion.
11 Uhr: Speerwerfen, Vorkampf im Hochschulstadion.
16 Uhr: Aufmarsch der Nationen zur Schlußfeier. — Zwischenläufe und Enischeidungen.
21 Uhr: Feierliche Siegerverkündigung und Preisverteilung in der Städt. Festhalle (Rheinalleeſ.
um die Weltmeisterschatt Frankreich-Deutschland in Heidelberg.
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Montag, 11. August, vormittags 111/ Uhr,
im Städtischen Saalbau.
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Stadtorchester Darmstadt
2. Chor „Wachet auf” aus den „Meistersingern”, von Richard Wagner
Volkschor Darmstadt
3. Festansprache: Minister Korell
4. Chor „Die Flamme lodert” von Beethoven, Volkschor Darmstadt
5. „Egmont”-Ouvertüre von Beethoven, Volkschor Darmstadt
Die gesamte Bevölkerung der Landeshauptstadt Darmstadt
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