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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 209
Mittwoch, den 30. Juli 1930.
193. Jahrgang
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
fonlurs oder ge
ſchtlicher Beſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Banklonto Deutſche Bani und Darme
jädter und Nationalbant.
Die Richtungskämpfe im Bürgertum.
keine klaren Fronken. — Die Vermitklungsakkion der Volksparkei. — Enkſcheidung der Demokraken über
die Haltung zur Deutſchen Staatsparkei am Mikkwoch. — Gemeinſame Reichsliſte
Landvolkparkei und Konſervakive Volksparkei.
Der Ruf zur Sammlung.
Die Akkion der Volksparkei. — Die Ankworken der
Parkeien. — Ausſprache am Mitkwoch.
Berlin, 29. Juli.
Wie wir erfahren, hat der Führer der Deutſchen Volkspartei
Dr. Scholz von allen Parteien der Mitte, denen er in dem
be=
kannten Brief den Vorſchlag eines engeren Zuſammenſchluſſes
gemacht hatte, nunmehr die Antworten vorliegen. Die
Antwor=
ten behandeln den Gedanken im Prinzip durchaus ſympathiſch.
Nach der Auffaſſung führender Kreiſe der Deutſchen Volkspartei
iſt damit die Möglichkeit gegeben, die Aktion weiter zu verfolgen.
Deshalb beabſichtigt Dr. Scholz, am Mittwoch nachmittag mit
den Führern der Wirtſchaftspartei, der Demokratiſchen Partei
und der Deutſch=Konſervativen zuſammenzukommen, um die
wei=
teren Möglichkeiten in mündlichen Beſprechungen zu erörtern.
Die demokrakiſche Parkei zur Gründung der
Staalsparkei.
Berlin, 29. Juli.
Der parteioffiziöſe „Demokratiſche Zeitungsdienſt”, äußert
ſich über die Stellungnahme der Demokratiſchen Partei zu der
Gründung der Deutſchen Staatspartei u a. folgendermaßen:
„Der Parteiausſchuß der Deutſchen Demokratiſchen Partei tritt
am Mittwoch zuſammen und wird dann die Entſcheidung
darü=
ber fällen müſſen, wie ſich die maßgebende Parteiinſtanz zu
die=
ſem Entſchluß führender Mitglieder der Deutſchen
Demokrati=
ſchen Partei ſtellt. Demokratiſche Führer haben von ſich aus
dieſe Entſcheidung gefällt, und die Frage nach der
Zweckmäßig=
keit des Augenblicks bejaht. Sie werden in der
Parteiausſchuß=
ſitzung dafür gerade ſtehen und für ihre Auffaſſung kämpfen. Für
den Parteibeſchluß werden entſcheidend die Aufklärungen darüber
ſein, wer in der neuen Partei führt und was dieſe Partei
er=
ſtrebt. Vor allem wird der Parteiausſchuß darüber zu
entſchei=
den haben, ob hier eine politiſche Entwicklung in ihrer
Geſamt=
heit angebahnt iſt, die für das Vaterland notwendig erſcheint.”
Erkelenz gehl zu den Sozialdemokraken.
* Berlin, 29. Juli. (Priv.=Tel.)
Die überraſchende Gründung der Deutſchen Staatspartei iſt
in Unkenntnis eines großen Teiles der demokratiſchen
Reichstags=
fraktion erfolgt, und es iſt bekannt, daß verſchiedene Abgeordnete
nicht mitmachen wollen und den Verſuch eingeleitet haben, die alte
Demokratiſche Partei zu erhalten. Ob es dazu kommt, bleibt
ab=
zuwarten. Zunächſt iſt jedenfalls der Uebertritt von Anton
Er=
kelenz zur Sozialdemokratie zu melden. Erkelenz ſtand von jeher
auf dem linken Flügel der Demokraten, und der Uebertritt ſcheint
ihm nicht ſehr ſchwer gefallen zu ſein. Jedenfalls iſt Erkelenz der
Erſte, der den Mut gefunden hat, ſich neu zu orientieren,
aller=
dings in einem anderen Sinne als es der Parteiführer der
De=
mokraten, Herr Koch=Weſer, gewünſcht hat.
Faliche Meihoden.
Berlin, 29. Juli. (Priv.=Tel.)
Die neu gegründete Deutſche Staatspartei beginnt ihre
Pro=
paganda mit einer Preſſefehde gegen die Deutſche Volkspartei, die
reichlich wie Wahlkampf anmutet, und darauf abgeſtellt iſt, die
Wähler von dem Ruf nach Sammlung der Mitte abſpenſtig zu
machen. Dazu muß nun auch der Name des verſtorbenen
Reichs=
außenminiſters Dr. Streſemann herhalten. Dieſe
Beſchwörungs=
formel iſt an ſich ſehr wenig geſchmackvoll. Sie iſt außerdem für
jeden, der Dr. Streſemann näher kannte, falſch. Gewiß hat Dr.
Streſemann auf eine Sammlung hingearbeitet, aber er hat nicht
das darunter verſtanden, was die Führer der Deutſchen
Staats=
partei wollen. Dr. Streſemann verfolgte ſtets eine Sammlung
der Mitte auf breiteſter Grundlage und hat gerade
in den letzten Monaten vor ſeinem Tod zu erkennen gegeben, daß
er nicht nur auf die Wirtſchaftspartei, ſondern auch auf die Kräfte,
die ſich jetzt in der volkskonſervativen Bewegung
zuſammengefun=
den haben, entſcheidendes Gewicht legte. Wenn jetzt die Führer
der neuen Staatspartei ihre Gründung unter Ausſchluß weiter
Kreiſe des deutſchen Bürgertums, insbeſondere der Deutſchen
Volkspartei, aufziehen möchten, dann liegt das ganz gewiß nicht
im Sinne Dr. Streſemanns, der eben auf eine Sammlung
hin=
arbeitete.
Der langjährige Privatſekretär Dr. Streſemanns, Bernhard,
beſtätigt die Richtigkeit dieſer Auffaſſung in einem Artikel der
D. A. 3., worin er ſchreibt, daß dieſe Gründung nicht im Sinne und
Geiſte Dr. Streſemanns geweſen iſt. Er macht der neuen
Par=
tei den Vorwurf, daß ſie — faſt möchte man ſagen — ein
Angſt=
produkt geweſen ſei, und übereilt gegründet wurde, aus einer
Ueberrumpelungstaktik heraus, die nur darauf berechnet
war, die Führung der Deutſchen Volkspartei kalt
zu ſtellen. Bernhard ſelbſt hat freilich die Hoffnung, daß ſich
dieſe Fehler noch nachträglich korrigieren laſſen. Die
Preſſe=
methoden, mit denen die Staatspartei arbeitet, rechtfertigen
jedoch dieſe Erwartung bisher nicht. Am Mittwoch nachmittag
ſoll ja nun darüber Klarheit geſchaffen werden. Inzwiſchen iſt
es unvermeidlich, daß durch die falſchen Nachrichten, die
bewußt über die Beteiligung der Deutſchen Volkspartei an der
Staatspartei verbreitet werden, in der Volkspartei nur Ver=
ärgerung erzeugt wird. Neuerdings werden wieder als Gönner
der neuen Partei der Reichsaußenminiſter Dr. Curtius
und die Reichstagsabgeordneten Dr. Kahl und Dingeldey
genannt, die alle drei parteioffiziös derartige Behauptungen
de=
mentieren laſſen. Was hat es alſo für einen Sinn, mit ſolchen
Mitteln zu arbeiten, wenn man nicht von vornherein zum
Kampf entſchloſſten iſt.
Der Reichsausſchuß der Deutſchen Volkspartei iſt zum
Don=
nerstag vormittag einberufen. Er wird dann ſchon die Ergebniſſe
der Mittwochsbeſprechung vorfinden und danach die weitere
Hal=
tung der Deutſchen Volkspartei für den Wahlkampf feſtlegen. Daß
er die Verſuche des volksparteilichen Vorſtandes zur Bildung
einer breiteren Front billigen wird, ſteht außer allem
Zweifel. Die Möglichkeiten, zu einer breiteren Front zu kommen,
ſind noch nicht verſchüttet. Wir hören jedenfalls, daß
inner=
halb der neuen Partei ſehr ſtarke Widerſtände
ſich bemerkbar machen gegenüber einer Politik, die auf
einem Gegenſatz zur Volkspartei eingeſtellt iſt.
Es ſoll daher im letzten Augenblick der Verſuch gemacht werden,
die Verbindung zur Volkspartei wieder aufzunehmen.
Abzuwar=
ten bleibt freilich, wie ſtark dieſe verbindenden Kräfte gegenüber
den rein demokratiſchen Strömungen ſein werden. Auf jeden Fall
iſt es tief bedauerlich, daß die auf eine Einigung des deutſchen
Bürgertums hinzielenden Beſtrebungen durch den Vorſtoß des
bis=
herigen Führers der Demokratiſchen Partei zum mindeſten ſtark
gefährdet werden, gefährdet durch Koch=Weſer, der aus der Front
der Sammlungsfreunde voreilig ausbrach, lediglich, um der
volks=
parteilichen Führung den Wind aus den Segeln zu nehmen und
ſie im Wahlkampf ſchachmatt zu ſetzen, ohne der Gefolgſchaft ſeiner
eigenen Parkei ſicher zu ſein. Daß nicht alle Parteifreunde des
Herrn Koch mit ſeiner überſtürzten Handlungsweiſe einig gehen
beweiſt der Fall Erkelenz, eines alten Demokraten, der nun in
ſeiner Verärgerung den Anſchluß bereits gefunden hat, aber
anders, als ſich das der Herr Koch vorgeſtellt hat, nämlich an die
Sozialdemokratie. Dieſes Einzelbeiſpiel könnte nur zu leicht
Schule machen und es wäre denkbar, daß Kochs Pläne, die
Volks=
partei aufzurollen, ins Gegenteil umſchlügen. Es iſt jedoch zu
hoffen und zu wünſchen, daß die Verhandlungen zu einer
Ver=
breiterung der Front der Mitte von Erfolg gekrönt werden.
Jeden=
falls dürfte der Mittwoch uns der Entſcheidung näher bringen.
Kochs Abſage an die Barkeien. — Verhandlungen
„nur von Perfon zu Perſon”.
Berlin, 29. Juli.
Reichsminiſter a. D. Koch=Weſer übermittelte der Preſſe eine
Erklärung, in der er ſeine Haltung wegen Gründung der
Deut=
ſchen Staatspartei zu rechtfertigen ſucht. „Die Erfahrung eines
Jahrzehnts hat mir bewieſen”, heißt es in der Erklärung, „daß
es unmöglich iſt, eine Einigung in öffentlich groß angekündigten
Verhandlungen zwiſchen den erſtarrten Fraktionen
herbeizufüh=
ren. Solche Verhandlungen ſind immer wieder engebnislos
ver=
laufen, und haben in der Regel nur dazu gedient, dem
Einbe=
rufer Gelegenheit zu geben, die Schuldfrage auf andere
abzu=
wälzen”, wobei Herr Koch vergißt, zu erwähnen, daß er an den
bis jetzt geſcheiterten Bemühungen um die Sammlung der Mitte
ein gerüttelt Maß Schuld mitträgt, da er als Parteiführer der
Demokraten ſich bisher konſtant geweigert hat, in der großen
Front der Mitte, wie ſie von anderer Seite ſchon vor ihm
ge=
fordert wurde, mitzugehen. Wie ſchlechtes Gewiſſen mutet jetzt
ſeine Entſchuldigung an, daß er ſich nicht an führende Mitgliede.
der Deutſchen Volkspartei gewandt habe, da er nicht erwarten
durfte, daß ſie ſich auf den erſten Anſtoß hin ſo plötzlich von ihrer
Partei löſen würden, wie gehandelt werden mußte, wenn der
Plan nicht durch Quertreibereien erledigt werden ſollte.‟ Eine
Zumutung, wie ſie unſeres Wiſſens kaum jemals dem Führer
der Demokraten von irgendeiner Seite betont worden iſt. Auch
wir haben immer betont, daß ſich die Sammlung der Mitte
nie=
mals allein auf die Gründung von Arbeitsgemeinſchaften oder
auf die Zuſammenfaſſung von beſtehenden Parteien beſchränken
dürfe. Herr Koch würde jedenfalls dem Ruf nach Sammlung
des Bürgertums einen ſchlechten Dienſt erweiſen, wenn er die
Brücken zu den übrigen Parteien der Mitte endgültig abbrechen
und ſeine Ankündigung wahrmachen würde, daß „für weitere
Verhandlungen in Zukunft nur die Türen von Perſon zu Perſon
ofſen ſtehen‟. Eine ſolche Handlungsweiſe in ſchickſalsſchwerer
Stunde muß immerhin befremden.
Einigung zwiſchen Weſtarp und Schiele.
* Berlin, 29. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Verhandlungen zwiſchen den
Volkskon=
ſervativen und den Chriſtlich=Nationalen
Bauern haben jetzt inſofern zu einer Verſtändigung geführt,
als die Parteiinſtanzen der Bauern beſchloſſen
haben, mit den Volkskonſervativen eine
gemein=
ſame Reichsliſte aufzuſtellen, die unter dem
Kenn=
wort „Deutſches Landvolk” laufen ſoll und vermutlich
mit dem Namen Schiele, Treviranus, Hepp, Graf Weſtarp
be=
ginnen dürfte. Ernährungsminiſter Schiele iſt der
Bauernpartei inzwiſchen beigetreten, ebenſo auch
der bisherige Deutſchnationale Bachmann=Franken. Ob weitere
Abmachungen getroffen ſind, iſt noch nicht bekannt. Die Bauern
haben aber die Abſicht, ihre Liſten provinziell zu
kenn=
zeichnen, alſo z. B. Weſtfäliſches, Schleſiſches Landvolk uſw. Dieſe
engere Bindung der beiden Gruppen untereinander wird kaum
ihre Geneigtheit zu einer Sammlungspolitik auf
breiterer Grundlage erhöhen.
* Die Kriſe in Aegypken.
Von
E. Mukden.
Aegypten zieht wieder einmal die Aufmerkſamkeit der Welt
auf ſich. Bewaffnete Zuſammenſtöße zwiſchen Polizei und
De=
monſtranten in den Straßen Kairos und Alexandriens mit
Hun=
derten Toter und Verwundeter, Entſendung zweier britiſcher
Kriegsſchiffe nach Port=Said, Gerüchte über Abdankung König
Fuads — was iſt der Grund all dieſer ſtürmiſchen Ereigniſſe?
Drei Probleme verleihen der gegenwärtigen Kriſe in
Aegyp=
ten ihr charakteriſtiſches Gepräge: ein innerpolitiſches, ein
wirt=
ſchaftliches und ein außenpolitiſches. Jedes dieſer drei Probleme
iſt an ſich ſchon ſchwerwiegend und verwickelt genug: ſowohl das,
heute geftörte, Verhältnis zwiſchen König und Parlament, als
das andauernde Sinken der Baumwollpreiſe und die damit
zu=
ſammenhängende Finanzkriſe des Staates, ebenſo wie die
außen=
politiſche Beziehung zu England. Allein das Fatale der ganzen
Lage beſteht darin, daß alle dieſe Probleme auch noch
ineinan=
dergreifen und ſo die Situation, im Augenblick wenigſtens,
faſt bis zur Auswegsloſigkeit erſchweren.
Das gilt ſchon von dem erſten Problem: der Kriſe des
Parlamentarismus, die alſo auch Aegypten in ſeiner
Art kennt, und die den erſten Anſtoß zu der ganzen Reihe der
jetzigen Konflikte gegeben hat. Gewiß, der Leſer wird ſich wohl
daran erinnern, daß das parlamentariſche Problem bereits
ein=
mal vor nicht allzulanger Zeit auf der Tagesordnung in
Aegyp=
ten ſtand: als Fuad, ſicher nicht ohne Unterſtützung des
damali=
gen britiſchen Oberkommiſſars Lord Lloyd, das Parlament
kurzerhand auflöſte und ein Kabinett mit dem Führer der „
Kon=
ſtitutionell=Liberalen” (die Bezeichnung erſcheint in dieſem
Zu=
ſammenhang als Jronie) Mahmud=Paſcha bildete. Man weiß,
daß der inzwiſchen erfolgte Regime=Wechſel in England ſelbſt
auch einen Wechſel des politiſchen Regimes zur Folge hatte: die
Labour=Regierung ſetzte Lord Lloyd als Scharfmacher ab,
Mahmud=Paſcha ging, und die ausgeſchriebenen Neuwahlen
brachten einen Triumphſieg der national=ägyptiſchen „Wafd”=
Partei mit Nahas=Paſcha an der Spitze. Trotz dieſes Sieges
aber brachte Nahas neuerdings im Parlament einen
Geſetzent=
wurf ein, durch den die Diktatur für immer unmöglich gemacht
werden ſollte. Warum? Weil er ſeine Stellung erneut als
be=
droht empfand, Außenpolitiſch endeten die in London geführten
anglo=ägyptiſchen Verhandlungen bekanntlich mit einem
Mißer=
folg. Nun können ia die Wafdiſten darauf hinweiſen, daß dieſes
negative Reſultat ſich deswegen ergeben habe, weil Nahas in
den nationalen Forderungen gegenüber England (vor allem
be=
treffs des Suez=Kanals) unerſchütterlich blieb — und das trifft
auch tatſächlich zu. Allein für die Gegenpartei — die ägyptiſchen
Liberalen — bot der Abbruch der Londoner Verhandlungen
will=
kommenen Stoff, um gegen Nahas einen innerpolitiſchen
Feld=
zug zu eröffnen. Und dazu kam noch die überaus bedrohliche
finanzielle Kriſe. So brachte Nahas, um ſeine Stellung zu
feſti=
gen, — denn bei der erdrückenden Mehrzahl der Wafdiſten im
Parlament ergibt ſich ja allerdings eine Identität zwiſchen
Parlamentarismus und Nationalpartei in
Aegypten — eine Geſetzvorlage ein, die jeden Regime=Wechſel
ohne Zuſtimmung des Parlaments als Hochverrat mit
lebenslänglicher Zwangsarbeit und Geldſtrafe bis 200 000
Reichs=
mark bedroht. Nun fühlte ſich aber wieder Fuad (und deſſen
Anhang) in ſeinen königlichen Prärogativen bedroht und verſagte
dem Geſetzentwurf von vornherein ſeine Zuſtimmung. Die
Ant=
wort Nahas' darauf war ſeine Demiſſion, auf die der König
ſeinerſeits mit einer plötzlichen Vertagung des Parlaments
er=
widerte, die den Stein ins Rollen brachte (Marſch der Wafdiſten
auf das von der Polizei abgeſperrte Parlamentsgebäude Ende
Juni d. J.).
So folgerichtig nun dieſer ganze Hepgang äußerlich ſein
mag, das Bedenkliche iſt beiderſeits die Unterſchiebung
geheimer Motive für die äußeren Entſcheidungen, die uns
ja das gegenſeitige Mißtrauen und den Grad der gegenſeitigen
Erbitterung in Aegypten anzeigt. Von ägyptiſch=nationaliſtiſcher
Seite wird die Behauptung aufgeſtellt, Fuad hätte auf die
Ent=
laſſung Nahas' nur deswegen hingewirkt, um durch ein neues
Beamtenkabinett einen Ausgleich mit England zu erzielen.
Sei=
tens der Gegner von Nahas” aber wird behauptet, dieſer habe
einfach vor der Finanzkriſe reißaus genommen.
Dieſe Finanzkriſe grenzt allerdings hart an einen Bankerott.
Als Nahas ans Ruder kam, verfügte die äayptiſche Staatskaſſe
über einen Reſervefonds von rund 40 Millionen ägypt. Pfd.
Heute ſchätzt man die Kaſſenmittel der Regierung auf kaum 2
Mill Pfd. Die beiden Kanäle, die das Geld in ſo kataſtrophaler
Weiſe weggeſchwemmt haben, ſind: erſtens die Stützung der
ägyvtiſchen Landwirtſchaft, die infolge des Sinkens der
Baum=
wollpreiſe in dringender Notlage iſt; zweitens der Rückkauf der
ägyptiſchen Anleihen.
Den Ausweg aus dieſer finanziellen Bedrängnis könnte nur
die Hilfe eines Auslandsſtaates bieten. Und ſo mündet auch hier,
auf finanziellem Gebiete, das Problem in das Verhältnis zu
England ein. Denn auch in dem Falle, wo England ſich zu
einer ſolchen Hilfe nicht bereit finden ſollte, würde doch, ſagen
wir Amerika, die Sicherheitsgarantie einer Anleihe für
Aegyp=
ten vor allem in der Bereinigung des anglo=ägyptiſchen
Pro=
blems erblicken.
Doch ſoweit iſt es noch nicht. Gegenwärtig ſteht mit im
Vordergrund, die unmittelbare Beziehung zu England.
Denn obwohl England den geſchilderten Verfaſſungskonflikt als
innerägyptiſchen bezeichnet, und ſonſt ſeine Neutralität in
Aus=
ſicht geſtellt hat, ſo ſind doch die beiden nach Port=Said von
Mac=
donald entſandten Kriegsſchiffe, milde geſagt, ein ſehr greifbares
Fragezeichen hinter dieſer Neutralität, das ſelbſt den Proteſt
Sidhi=Paſchas, des Nachfolgers Nahas im Miniſterrat,
hervor=
rief. Die Entſendung der Kriegſchiffe motivierte Macdonald
da=
durch, daß bei Unruhen zwei hervorragende Ausländer (ein
italieniſcher Konſul und ein britiſcher Kommandant) zu Schaden
gekommen ſind. Damit hat er wieder einen Punkt aufgerührt,
der bereits in den Verhandlungen zwiſchen Chamberlain und
Sarwat=Paſcha ein Stein des Anſtoßes für Aeaypten war: den
Schutz der Europäer in Aegypten. Allein iſt es nicht
kennzeich=
nend, daß „Mancheſter Guardian” ſchon am 27. Juni (Mae=
Seite 2
Mittwoch, den 30. Juli 1930
Nummer 205
donalds Erklärung erfolgte erſt am 16. Juli) betonte, „der
ver=
faſſungswidrige Zuſtand in Aegypten könne leicht zu Unruhen
Anlaß geben, die die Regierung nötigen könnten, zugunſten von
König Fuad zu intervenieren”! Iſt dieſe Erklärung nicht
charakteriſtiſch für das Gefühl engſten Zuſammenhangs mit
Aegypten, gleichgültig, ob eine Regierung Baldwin, oder die
eines Macdonald am Ruder iſt? Was bedeutet demgegenüber
die ſenſationelle Erklärung der „Times” bereits am Tage der
Ernennung Sidhis: daß deſſen Aufgabe die ſei, der Wiederkehr
eines Kabinetts Nahas' vorzubeugen. Zweifellos kommt darin
die realpolitiſche Einſicht zum Ausdruck, daß der ägyptiſche
Natio=
nalismus eine Kraft iſt, die auf die Dauer aus dem
Staats=
leben nicht auszuſchalten iſt. Wohl aber auch die geheime
Hoff=
nung, daß die ereignisreiche Zwiſchenzeit einen Druck ausüben
mag, der den intranſigenten Nahas zu größerer „
Verhandlungs=
fähigkeit” auch i außenpolitiſcher Hinſicht wandeln werde. Ob
dieſe Hoffnung berechtigt iſt, kann erſt die Zukunft — aber
viel=
leicht ſchon die nächſte Zukunft — erweiſen.
Das Arbeitsbeſchaffungsprogramm der Reichsbahn.
Berlin, 29. Juli.
Die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft hat mit dem Reich ein
Ab=
kommen getroffen, wonach ſie zur Belebung der Wirtſchaft und zur
Linderung der Arbeitsloſigkeit neue Beſtellungen und Arbeiten
bis zur Höhe von 350 Millionen Reichsmark über das aus der
betrieblichen Finanzlage ſich ergebende Ausmaß im Einklang mit
den dafür zu beſchaffenden Mitteln in Auftrag geben wird. Zur
Finanzierung dieſer Aufträge beabſichtigt die Reichsbahn, zunächſt
150 Millionen Reichsmark Schatzanweiſungen zu begeben.
Ent=
ſprechend den allgemeinen Beſtrebungen der Regierung wird ſie
ihre Aufträge nur zu Preiſen vergeben, die hinter den zur Zeit
beſtehenden Preiſen erheblich zurück bleiben. Für das
Arbeits=
beſchaffungsprogramm der Reichsbahn ſtehen die Gelder zur
Ver=
fügung, die aus den Schatzanweiſungen aufkommen. Darüber
hinaus beabſichtigt die Reichsbahn, ſchon jetzt im Vorgriff auf die
Mittel des Jahres 1931 erhebliche Aufträge, die erfolgen ſollen,
wenn die Vorverhandlungen abgeſchloſſen ſind, und insbeſondere
über die von der Regierung geforderten Preisermäßigungen mit
den Lieferfirmen Uebereinſtimmung beſteht. Zunächſt ſollen für
Oberbaumaterial die jetzt laufenden Lieferungen, die zuletzt auf
monatlich 20000 Tonnen geſenkt worden waren, auf 50 000 Ton
nen erhöht worden. Zur Neubeſchaffung von Oberbau ſind 8
Millionen Reichsmark vorgeſehen. Für die Durchführung des
Gleisumbaues, ſoweit ſie 1930 noch nötig iſt, werden 20 Millionen
Reichsmark für Bettungsſtoffe und Lohn aufgewendet werden.
Deutſch=polniſche Vereinbarung über die
Grenzzwiſchenfälle.
Berlin, 29. Juli.
Die bedauerlichen letzten Zwiſchenfälle an der deutſch=
polni=
ſchen Grenze, von denen einige ſogar Verluſte von Menſchenleben
zur Folge hatten, haben zu einer Vereinbarung zwiſchen der
deut=
ſchen und der polniſchen Regierung über eine gemeinſame
ab=
ſchließende Prüfung des Tatbeſtandes durch je einen Delegierten
der beiden Außenminiſterien geführt.
Bei den Verhandlungen der Delegierten iſt der geſamte
Sach=
verhalt eingehend erörtert worden. Ein Teil bisher ſtrittiger
Punkte konnte dabei geklärt werden. Eine volle
Uebereinſtim=
mung über alle Einzelheiten iſt aber nicht erzielt worden.
In Verfolg dieſer Prüfung und im Intereſſe der nachbarlichen
Beziehungen haben ſich die beiden Regierungen nunmehr über
fol=
gende Punkte geeinigt:
Soweit auf der einen oder anderen Seite Strafverfahren
ein=
geleitet ſind, werden die beiden Regierungen ſich gegenſeitig das
für die Aufklärung der Fälle ſachdienliche Material, insbeſondere
Zeugenausſagen, mitteilen und den zuſtändigen Behörden zur
Be=
rückſichtigung bei den in Gang befindlichen Verfahren übermitteln.
Dies gilt insbeſondere für den Zwiſchenfall von Preſtken, zu dem
die polniſche Regierung neues Material zur Verfügung geſtellt
hat. Die im Laufe der verſchiedenen Verfahren ſich ergebenden
tatſächlichen Feſtſtellungen werden ſich die Regierungen
gegen=
ſeitig zur Kenntnis bringen.
Außerdem haben die beiden Regierungen Maßnahmen
ge=
troffen, um einer Wiederholung ſolcher Zwiſchenfälle vorzubeugen.
Insbeſondere iſt den beiderſeitigen Grenzbeamten die
Ueberſchrei=
tung der Grenze ohne beſonderen Dienſtauftrag und ohne
vor=
heriges Benehmen mit den Grenzbehörden des anderen Teiles
grundſätzlich verboten worden; auch ſind ſie angewieſen worden,
bei Beobachtung der Vorſchriften über den Grenzverkehr,
insbe=
ſondere derjenigen über den Beſitz von Grenzausweiſen, jede
un=
nötige Härte gegenüber der zivilen Bevölkerung zu vermeiden.
Schließlich haben die örtlichen Behörden Weiſungen über eine
Zu=
ſammenarbeit mit den lokalen Behörden des anderen Teiles bei
etwa vorkommenden künftigen Grenzzwiſchenfällen erhalten.
Vom Tage.
Geheimrat Prof. Dr. H. Otto=München, einer der
Mit=
begründer der Deutſchnationalen Partei in Bayern, iſt
aus der Partei ausgetreten.
Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, beſteht bei der
Reichz=
regierung nicht die Abſicht, das deutſch=polniſche
Wirtſchafts=
abkommen durch Notverordnung in Kraft zu ſetzen.
Der Ausſchuß des Reichstags zur Wahrung der
Rechte der Volksvertretung gegenüber der Reichsregierung
iſt auf Mittwoch, 6. Auguſt, zu einer Sitzung berufen. Bekanntlick
iſt die Frage umſtritten, ob dieſer Ausſchuß berechtigt iſt, anſtelle des
Reichstags eine auf Grund des Art. 48 R.V. erlaſſene Verordnung
aufzuheben. Der Ausſchuß wird dieſe Frage eingehend behandeln.
Wie aus Moskau amtlich gemeldet wird, hat im Konferenzſaal des
Außenkommiſſariats der Austauſch der Urkunden des
tür=
kiſch=ſowjetruſſiſchen Freundſchaftsvertrags
ſtatt=
inden, der am 7. Dezember 1929 in Angora unterzeichnet wurde.
Am 31. Juli treffen die jugoſlawiſchen und die
rumäni=
ſchen Wirtſchaftsminiſter in Sinaia zu der
angekündig=
ten Beſprechung, über eine wirtſchaftliche Zuſammenarbeit der
beiden Länder bei der Verwertung ihrer landwirtſchaftlichen Produkte
ein.
Der Kongreßausſchuß in Bombay hat am Montag einen neuen
Boykottfeldzug eingeleitet. 1000 Freiwillige, darunter 300 Frauen
ver=
ſehen Streikpoſtendienſte vor den Geſchäften. Auch in anderen indiſchen
Gebieten iſt trotz einer gewiſſen politiſchen Entſpannung eine
Verſchär=
fung des Boykottfeldzuges zu verzeichnen.
Die am Montag durchgeführten Wahlen zum Parlament von
Ka=
nada haben, wie jetzt feſtſteht, mit einem überwältigenden Sieg der
Konſervativen über die Liberalen geendet. Von den insgeſamt 245
Sitzen haben die Konſervativen 135 erlangt, was ihnen eine ſichere
Mehr=
heit über alle anderen Parteien verſchafft. Die Liberalen, die im letz
ſen Parlament über 123 Sitze verfügten, konnten von dieſen nur 84
be=
haupten. Die Vereinigte Farmer=Partei hat es auf 10 Parlamentsſitze
bringen können: die übrigen Parteien ſind mit zuſammen zehn
Abgeord=
neten im Parlament vertreten.
Wahlvorbereitungen.
Berlin, 29. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Wahlbewegung kommt diesmal erſt langſam in Fluß.
Kein Wunder, da insbeſondere in der bürgerlichen
Mitte noch keine klaren Fronten geſchaffen ſind. Auch
die Aufſtellung der Kandidatenliſten wird ſich unter dieſen
Um=
ſtänden hinauszögern. Es wird jetzt davon geſprochen, daß
General v. Lettow=Vorbeck, der das letzte Mal für die
Deutſchnationalen in Bayern kandidierte, inzwiſchen aber aus
der Partei ausgetreten iſt, als Liſtenführer der
Konſer=
vativen im Wahlkreis Weſer=Ems aufgeſtellt werden
wird. Zentrum und Bayeriſche Volkspartei haben
die Regensburger Abmachungen aus der früheren
Wahl erneuert. Darnach wird das Zentrum in
Bayern keine Sonderliſten aufſtellen und in der
Pfalz mit der Bayeriſchen Volkspartei gemeinſam vorgehen.
Ein neuer Reichs=Preſſechef?
Der ſozialdemokratiſche Preſſedienſt behauptet, daß
Reichs=
kanzler Brüning und Miniſter Treviranus entſchloſſen ſeien, „den
geſamten amtlichen Apparat des Reiches zu einem
verzweifel=
ten Propagandafeldzug gegen die Sozialdemokratie zu benutzen”
In einem anderen ſozialdemokratiſchen Berliner Blatt iſt weiter
die Behauptung aufgeſtellt worden, der Reichspräſident ſolle die
Abſicht haben, die Führer der Parteien von Weſtarp bis Koch zu
empfangen, um mit ihnen ein gemeinſames Vorgehen im
Wahl=
kampf zu verabreden. Das eine wie das andere iſt völlig aus der
Luft gegriffen.
Wenn von ſozialdemokratiſcher Seite behauptet wird, daß
der derzeitige Reichspreſſechef, der der Sozialdemokratie
ange=
hört, abgebaut und durch einen bekannten Berliner Journaliſten,
der zur Rechten gezählt werden kann, erſetzt werden ſoll, ſo iſt
hierzu zu ſagen, daß der gegenwärtige Reichspreſſechef ſchon
mehr als eine Regierung überlebt hat. Er wird auch vorläufig
weiter im Amte bleiben, zumal ſich ſo raſch kein anderer finden
dürfte, der bereit wäre, eine gute Stellung aufzugeben, um für
vielleicht einige Wochen Reichspreſſechef zu ſpielen. Daß der
gegenwärtige Reichspreſſechef, Dr. Zechlin, an ſeinem Amte klebt,
möchten wir nicht annehmen. Er hat den unzweifelhaften
Ehr=
geiz, auf einem nicht unbedeutenden Auslandspoſten eine Rolle
zu ſpielen, und es iſt ſchon früher davon die Rede geweſen,
daß er als Geſandter nach Liſſabon gehen wollte. Dieſer Plan
ſcheint ſich aber endgültig zerſchlagen zu haben. Dr. Zechlin
wird aber ſicherlich bei dem nächſten großen Revirement einen
von ihm gewünſchten Auslandspoſten erhalten. Vorläufig iſt
er aber noch Reichspreſſechef und allen Anſtrengungen der
ſoziali=
ſtiſchen Preſſe zum Trotz wird er es noch bleiben.
Aiſindiis Prögtannpättte.
Der neuernannte Volkskommiſſar des Auswärtigen der
Sowjetunion, Litwinoff, hat, wie bereits von uns mitgeteilt,
an=
läßlich ſeiner Amtsübernahme vor ausländiſchen Preſſevertretern
ſeinen Standpunkt i bezug auf die Außenpolitik der
Sowjet=
union in einer umfaſſenden Darſtellung entwickelt. Er iſt dabei
ausgegangen von der Feſtſtellung, daß ein Wechſel von
Reſſort=
leitern im Sowjetſtaat demjenigen in kapitaliſtiſchen Ländern
ſicht gleichzuſetzen ſei, daß außerdem die Kontinuität der
ruſſi=
ſchen Außenpolitik durch ſeine zehnjährige Mitarbeit und
zwei=
jährige Vertretung Tſchitſcherins gewährleiſtet ſei.
Litwinoff hat größten Nachdruck auf den friedlichen
Charak=
ter dieſer Politik gelegt und die Intereſſen hervorgehoben, die
gegen jede äußere Erſchütterung ſprechen. Als ſolche Argumente
hat er die Aufbaupläne und das Tempo des bolſchewiſtiſchen
Staatsaufbaues bezeichnet, ferner die Notwendigkeit, ein
fried=
liches Zuſammenwirken zwiſchen den beiden ſozialen Syſtemen
des Kapitalismus und des Sowjet=Sozialismus ſicherzuſtellen.
Er ſpricht dabei von Beſtrebungen beſtimmter kapitaliſtiſcher
Gruppen, ſtändige Reibungen und Konflikte zwiſchen beiden
Syſtemen zu erzielen und an anderer Stelle von einem Feldzug
ſolcher Gruppen, um die wirtſchaftlichen Verbindungen der
Sowjetunion zur Umwelt zu unterbrechen. Das notwendige
Austauſchverhältnis, das bei einer Droſſelung der Einfuhr aus
der Sowjetunion naturgemäß auch zu einer Einſchränkung der
Ausfuhr nach dieſer führe, ſei aber ein ausreichendes Regulativ
gegenüber ſolchen Beſtrebungen. Politiſch ſieht er in den
Wider=
ſprüchen, die wirtſchaftlich und national innerhalb der
kapita=
liſtiſchen Welt beſtehen, das Mittel zur Verhütung eines
gleich=
artigen Vorgehens gegen die Sowjetunion. Er zielt dabei
be=
ſonders auf den ungleichartigen Rechtzuſtand hin, der durch die
Friedensverträge zwiſchen Siegern und beſiegten Völkern
ge=
ſchaffen worden ſei.
Dieſen ſachlichen und logiſchen Ausführungen fügt Litwinoff
dann die Bemerkung an, daß das Verhältnis Sowjetrußlands
zu den unterlegenen Ländern auf Grund eines natürlichen
Mit=
gefühls und wegen einer Art von Parallele in ihrer und der
Behandlung Rußlands durch die Sieger zu einer „gewiſſen
In=
tereſſengemeinſchaft” geführt habe. Auf dieſer Baſis ſeien korrekte,
in einigen Fällen ſogar freundſchaftliche Beziehungen entſtanden.
Wir möchten den Ton vielleicht etwas weniger auf das
Mit=
gefühl und auf die Intereſſengleichheit Dritten
gegenüber, als vielmehr auf das beſonders ſtarke
Argument der z. B. zwiſchen Deutſchland und der
Sowjetunion mangelnden Reibungsflächen, auf
die vorhandene Intereſſenſolidarität, die wirtſchaftlichen
Aus=
tauſchmöglichkeiten und die althergebrachten Sympathien zwiſchen
den beiden Völkern legen, die in unſerem Falle noch beſonders
durch den korrekten Standpunkt der deutſchen Politik wirkſam
ge=
worden ſind, wonach die Fragen des ſozialen und
innerpolitiſchen Syſtems eines befreundeten
Volkes nichts mit den außenpolitiſchen
Bezieh=
ungen zu tun haben, die wir zu dieſem
unter=
halten.
Litwinoff legt weiter den Ton auf die ſtete Bereitſchaft der
Sowjetpolitik, gemeinſame Erärterungen mit Vertretern anderer
Mächte durchzuführen, ſoweit es ſich um Angelegenheiten
han=
delt, die die Intereſſen der Sowjetunion berühren können. Das
gilt beſonders von handelspolitiſchen Verbindungen und
Ab=
kommen; denn ſolche Verbindungen, insbeſondere
Handelsabkom=
men, bezeichnet Litwinoff als Notwendigkeiten der
gegenwär=
tigen geſchichtlichen Lage; und er geht dann dazu über, um in recht
draſtiſchen Worten unaufrichtige Beſtrebungen zur Sicherung
des Weltfriedens zu kennzeichnen. Aus dieſen Worten geht
her=
vor, daß Moskau ſehr gern bereit ſei, jedes wirkliche Bemühen
um die Friedensſicherung und die Verhütung bewaffneter
Zu=
ſammenſtöße zu unterſtützen, aber mißtrauiſch gegenüber manchen
derartigen Aktionen und feindlich gegenüber ſolchen auftrete, die
ingendwie zur Unterdrückung einzelner Völker durch andere oder
zu Vorbereitung neuer Kriege beitragen könnten. In dieſem
Zu=
ſammenhang wird mit einem merklichen Seitenhieb der „
Zu=
nahme aggreſſiver, chauviniſtifcher Bewegungen” in einigen der
nächſten Nachbarländer Sowjetrußlands gedacht.
Die Ausführungen des Außenkommiſſars bringen an ſich
nicht viel neues über die Abſichten der ſowjetruſſiſchen
Außen=
politik; ſie beſtätigen nur, unter Einbeziehung einiger neuerer
Ereigniſſe in den Rahmen der Betrachtungen, die
Gedanken=
hänge auf Grund deren wir bisher die Politik Moskaus
gewür=
digt und mit ihr nach Maßgabe der eigenen politiſchen
Inter=
eſſen zuſammengearbeitet haben. Sie ſind aber eindringlich in
der Form und wirkſam in ihrer programmatiſchen Darlegung und
haben deshalb allgemeine Aufmerkſamkeit gefunden.
Wo findet die deutſche Jugend
neuen Lebensraum?
„Deutſches Studentenwerk E. V.” ſchreibt in ihrer Zeitſchrift
„Studentenwerk”:
Die Ueberfüllung der intellektuellen Berufe wächſt ſtändig.
Alle Vorausſagen und Vorausberechnungen kündigen keinen
Rückgang, ſondern ein weiteres Steigen an. Die Gefahr einer
ſchweren Stockung des Lebenskreislaufes wichtiger Stände und
Berufsgruppen, die Bedrohung der natürlichen Entwicklung des
Volkskörpers rückt in unmittelbare Nähe. Jeder einzelne
Ange=
hörige dieſer großen Stände iſt von dieſer Gefahr bedroht. Vor
allem die Jugend Deutſchlands leidet ſchwer unter ihr.
Irrwege der Verſchalung, des Berechtigungsunweſens,
Ueber=
ſchätzung der intellektuellen Berufe auf Koſten der praktiſchen
Berufe: Dieſe und ähnliche Tatſachen werden für die
Ueber=
füllung verantwortlich gemacht. Sie ſind aber nicht ihre tiefſten
Urſachen, ſondern in der Hauptſache Symptome.
Wer heute 10 000 Stellen für junge Angeſtellte anbieten
kann, hat morgen die Ueberfüllung der Hochſchulen um 10 000
vermindert, aber eben dieſe 10 000 Stellen ſind nicht vorhanden.
Das gleiche Bild wiederholt ſich für die Berufsſorgen der
Ju=
gend in allen Lebensaltern. Deutſchland Lebensraum verengert
ſich, der ſtärkſte Druck dieſer Not wirkt auf den Teil des Volkes,
der den geringſten Widerſtand zu leiſten vermag: auf die Jugend!
Wer tauſend Angeſtellte entlaſſen muß, nimmt nur zögernd junge
auf. Vielleicht finden ſich noch Lehrlingsſtellen, aber am Ende
der Lehrzeit münden ſie vielfach in das Nichts. Wenn
hundert=
tauſende Arbeiter entlaſſen ſind, iſt es für die Jugendlichen beim
Uebergang von der Schulbildung zum praktiſchen Lebensberuf
ſchwer, Arbeit zu finden. Güter, die noch vor kurzem 80
arbei=
tenden Menſchen eine Lebensgrundlage boten, werden jetzt von
fünf Technikern bewirtſchaftet. 75 werden der Hoffnung auf ein
Arbeitsfeld beraubt.
Die Urſachen liegen auf der Hand: Ein Endkampf um die
Abſatzmöglichkeiten der Weltwirtſchaft und damit um die
Lebens=
räume der Völker hat begonnen. Die politiſchen Folgen des
Krieges ſind im weſentlichen in wirtſchaftliche umgewandelt.
Deutſchland iſt durch die eigenen und durch die fremden, auf ſeine
Schultern abgewälzten Kriegslaſten in dieſem Wettbewerb aufs
allerſchwerſte vorbelaſtet. Dem Lebensſtrome der Wirtſchaft
wer=
den ſchon in den Wurzeln Milliardenwerte entzogen, ehe die
Wirtſchaftskräfte beginnen, das Leben des Volkes zu erhalten, zu
befruchten und zu ſtärken. Deutſchland iſt dadurch gezwungen,
in dem Kampfe gegen Ueberproduktion und Abſatzkriſe, in dem
Kampf um einen Lebensraum in der Welt zu beſonders harten
Einſchränkungsmaßnahmen zu greifen. Wie überall, müſſen auch
in Deutſchland, um die Geſtehungskoſten zu ſenken, lebendige
Menſchen durch Maſchinen erſetzt werden, die billiger arbeiten.
Hunderttauſende weichen dieſem ſtummen Feind, ſie treten in die
Reſerve der Ueberflüſſigen, ihre Arbeitskraft, ihr Arbeitsſtolz,
ihre Lebensmöglichkeit verkümmert. Vor allem auch die Jugend,
wenn ſie von dieſem Schickſal betroffen wird, leidet darunter
ſchwer.
Die Sorge vor dieſen Gefahren peitſcht gerade die
Streb=
ſamſten und Beſten der Jugend, die mit 14 Jahren keine oder
keine genügend erſcheinende Berufsausſicht haben, weiter auf dem
Ausbildungsweg, um durch höhere Schulbildung eine günſtige,
geſichertere Lebensmöglichkeit zu finden. Der gleiche Vorgang
wiederholt ſich beim Uebengang von der Reifeprüfung zur
Hoch=
ſchule. Dieſe aus der Engigbeit der Ausſichten der praktiſchen
Berufe in berechtigter Lebensangſt in die höheren Berufsfelder
Flüchtenden ſind der ſinnfälligſte Ausdruck der Sachlage.
Die Ueberfüllung der Hochſchulen iſt nicht ein ſelbſtändiges
Uebel, das durch Sondermaßnahmen allein geheilt werden kann
ſie iſt eine Teilerſcheinung der kataſtrophalen Berufslage der
deutſchen Jugend. Dieſe deutſche Jugend in ihrer Not iſt eine
lebendige Einheit, ſie leidet wie ein Körper, ſie kann geheilt
wer=
den nur durch ein Mittel:
Gebt ihr Lebensraum!
Wo iſt dieſer Lebensraum der deutſchen Jugend zu finden?
Wo ſind in den nächſten Jahren für Hunderttauſende tüchtiger
und ſtrebſamer junger Menſchen, die das gleiche Ideal des
Pflichtgefühls und der Arbeitstveue in ſich verkörpern wie die
vergangenen Generationen, zuſätzliche Arbeitsplätze zu ſchaffen?
Dieſe Frage ſollte die brennendſte und eindringlichſte ſein, die
jeder wahre Führer des deutſchen Volkes ſich vorlegen ſollte
Das Deutſche Studentenwerk iſt verantwortlich für Tauſende
junger begabter lebenstüchtiger Studenten und junger
Akade=
miker, denen es auf Grund ſorgfältiger Prüfung der Bewährung
und Begabung die Durchführung des Studiums ermöglicht hat=
Es hat alſo bewußt und planmäßig neue Menſchen zu den
Hochſchulen geführt und die Zahl der Intellektuellen vergrößert.
Wer nur auf die Zahl ſieht, mag uns darüber ſchelten, wer auf
die Menſchen und ihren Wert blickt, weiß, daß die Förderung
der Beſten und Tüchtigſten die Erfüllung eines der wichtigſten
Lebensgeſetze eines Volkes iſt, das gerade in Notzeiten am
wenigſten vernachläſſiat werden darf.
Dieſe Tauſende ſind ſicher noch der widerſtandsfähigſte Teil
der deutſchen Jugend. Nur ein verſchwindender Bruchteil von
dieſen Tauſenden, die wir fördern, werden ihren Lebensberuf
nicht finden. Trotzdem fühlen wir aufs ſtärkſte die
Verantwor=
tung, die durch ſolches Handeln auf uns gelegt iſt, wir fühlen ſie
nicht nur für dieſe Tauſende, ſondern in der Solidarität der
deut=
ſchen Jugend für Hunderttauſende andere mit, die ernſt und
bang auf die Zukunft ihres Berufes, ihres Lebens blicken und
die zum Teil auf unſere Hilfe hoffen, ohne daß wir dieſe
Hoff=
nung erfüllen können.
Aus dem Werke dieſer Jugend erwachſend, für dieſe Jugend
handelnd, richtet das Deutſche Studentenwerk dieſe Frage mit
der größten Eindringlichkeit an die deutſche Oeffentlichkeit:
Wo finden wir zuſätzlichen Lebensraum für die deutſche
Ju=
gend? Wie kann der Druck der Engigkeit erleichtert werden?
Wir werden dieſe Fragen in den nächſten Wochen an eine
Zahl der Führer der verſchiedenſten Lebensgebiete des deutſchen
Volkes richten und ſie um ihre Antwort, ihre Ratſchläge bitten.
Wir wiſſen aber vor allem auch, daß die Studenten und auch
die Tauſende junger Akademiker, die, durch das Werk der
ſtuden=
tiſchen Selbſthilfe gefördert, heute in allen Lebensberufen in
Deutſchland ſelbſt und in allen Ländern der Erde ſtehen, uns
ebenfalls darauf antworten werden.
Die meiſten unſerer Leſer ſtehen in geſicherten Berufen. Sie
werden darüber nicht die Not derer vergeſſen, die das gleiche
Ziel arſtreben und bei der heutigen Lage nur zum Teil
errei=
chen können.
Die Solidarität der deutſchen Kriegsteilnehmer hat dieſes
Werk geſchaffen; ihr Streben war auf Dienſt an der Geſamtheit
eing ſtellt. Die Selbſthilfe des Einzelnen und der Gruppe war
der Weg zu dieſem Ziele. Dieſe Kräfte rufen wir auf, wenn wir
jetzt an alle 30 000 Leſer unſerer Zeitſchrift die Bitte richten, uns
zu helfen, aus ihrem Lebenskreis und ihrer Lebenserfahrung zu
der Frage des Lebensraumes der Jugend kurz und bündig ihre
Mciuung, ihre Erfahrungen und vor allem ihre Ratſchläge
mit=
zut ilen.
Welche neuen Aktionen könnten eine Entſpannung bringen?
Welche Fehler im Erziehungsſyſtem oder in der Verteilung der
Kräft= müſſen behoben werden, um die Spannung zu
erleich=
tern? Bietet die Erde in irgendwelchen Gebieten noch einer
grö=
ßeren Zahl junger Deutſcher Lebensmöglichkeiten? Gibt es im
Auslande Beiſpiele für dieſe Not und ihre Ueberwindung? Gibt
es irgendwelche Maßnahmen, dieſe Lage zu erleichtern?
Wir werden die wichtigſten dieſer Beiträge und Vorſchläge
in uuſerer Zeitſchrift veröffentlichen und in Buchform der
deut=
ſchen Oeffentlichkeit übergeben.
Wenn die deutſche Jugend nicht neue Lebensräume und
Arbeitsmöglichkeiten findet, wird Deutſchlands Leben aufs
ernſteſte bedroht. Wer der Jugend neue Lebenswege weiſt, rettet
Nummer 209
Mittwoch, den 30. Juli 1936
Seite 3
Tagung des Parteivorſtandes des Zentrumg
Zurückhaltung des Zenkrums gegenüber der neugegründeken Deutſchen Staaksparkei.
Das Verhältnis des Zenkrums zur Sozialdemokrakie.
Das Zenkrum zur Lage.
Eiklärungen der Zenkrumsführer Kaas, Brüning
und Heß.
Berlin, 29. Juli.
Der erweiterte Parteivorſtand des Zentrums trat am
Diens=
tag vormittag im Reichstagsgebäude zu einer Sitzung zuſammen,
die aus allen Teilen des Landes außerordentlich ſtark beſucht war.
Am Montag hatte bereits eine vorbereitende Sitzung des engeren
Parteivorſtandes ſtattgefunden. Der erſte Vorſitzende der
Zen=
trumspartei, Reichstagsabgeordneter Kaas, der die
Verhandlungen leitete, hielt einen eingehenden Vortrag über die
politiſche Lage, den man zugleich als programmatiſche Erklärung
des Zentrums für den Wahlkampf zu werten hat. Er ſtreifte dabei
auch die Parteiumgruppierungen, die ſich in den letzten Tagen
vollzogen haben. Er begrüßte eine Konſolidierung des
Parteiweſens, glaubte aber zunächſt Zurückhaltung
üben zu müſſen, da man erſt abwarten müſſe, welchen Erfolg dieſe
haben werde.
Eine Warnung an die Sozialdemokrakie.
Der Führer der Zentrumsfraktion im Preußiſchen Landtag,
Abg. Heß, beleuchtete ausführlich das Verhältnis der
Zentrumspartei zur Sozialdemokratie und
er=
klärte, daß es für die preußiſche Zentrumsfraktion
unmöglich ſein werde, mit der Sozialdemokratie
weiter zuſammenzuarbeiten, wenn die Haltung
der Sozialdemokratie dem Zentrum und
insbe=
ſondere dem Reichskanzler Dr. Brüning
gegen=
über ſich nicht ändere. Wenn mit dieſen Kampfmethoden
der Sozialdemokraten nicht Schluß gemacht würde, falle die Schuld
auf die Sozialdemokraten zurück, wenn ein weiteres
Zuſammen=
arbeiten nicht möglich ſei.
Einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über die
politiſche Lage hielt dann Reichskanzler Dr. Brüning, der
insbe=
ſondere einen Ueberblick gab über den ſchwierigen Weg, den die
deutſche Finanzpolitik der letzten Jahre gehen mußte. Die
Mög=
lichkeit der Sanierung der Reichsfinanzen auf parlamentariſchem
Wege ſei durch die Stimmen der Rechten und der Linken
genom=
men worden. Die Anwendung des Paragraphen 48 ſei keine
dik=
tatoriſche Maßnahme, ſie ſtelle vielmehr ein Mittel dar zur
Er=
ziehung des deutſchen Volkes zum ſtaatspolitiſchen Denken.
Den Rechenſchaftsbericht über die Arbeiten der
Reichstags=
fraktion erſtattete Abg. Dr. Eſſer.
Die Sitzung fand ſchon in den frühen Nachmittagsſtunden
ihren Abſchluß. Im Anſchluß daran fand eine vertrauliche Sitzung
des engeren Parteivorſtandes ſtatt.
Die nächſte Parteivorſtandsſitzung iſt für den 18. Auguſt
vor=
geſehen.
Der Zenkrumsführer Kaas beſtäkigt der
Sozialdemo=
krafie ihre Unſähigkeit zu aufbauender Arbeit.
In ſeiner bereits kurz gemeldeten Rede vor dem erweiterten
Vorſtand der Zentrumspartei führte der Parteivorſitzende Prof.
Dr. Kaas u. a. noch aus, daß zweifellos weite Volkskreiſe die
Auflöſung des Reichstages als eine Art Erlöſung aus einer
immer klarer als unhaltbar ſich erweiſenden Situation
empfin=
den. Nach den Wahlen von 1928, in denen die
Sozialdemo=
kratie einen demagogiſch kleinlichen, aber ſtaatspolitiſch
be=
dauerlichen Auftrieb erfahren habe, würde es an ſich dem Geſetz
der politiſchen und parlamentariſchen Logik entſprochen haben,
ſich auch in ſachlicher Arbeit als alleinige Trägerin der
Regie=
rungsverantwortung zu betätigen. Ich bin überzeugt, ſo ſagte
Dr. Kaas, in kürzeſter Friſt würde ſich wohl ihre
Unfähig=
keit zu aufbauender Arbeit gezeigt haben. Dr. Kaas
erinnerte an ſeine Dortmunder Rede, die ein Alarmruf geweſen
ſei zu einer Zeit, wvo die Ausſichten auf erfolgreiche
Sanierungs=
maßnahmen unendlich wichtiger geweſen ſeien als heute. Erſt
die Erklärung des Reichspräſidenten und die darin liegende
Garantie für die rechtzeitige Durchführung der Finanzreform ſei
für die Zentrumsfraktion die Brücke geweſen zu dem mit
ſchwe=
ren Herzen gegebenen Ja.
Dr. Kaas wandte ſich mit aller Entſchiedenheit gegen die
un=
wahren und falſchen Behauptungen, daß Dr. Brüning den Sturz
des Kabinetts Müller herbeigeführt habe. Ebenſo unwahr ſei
die Behauptung, daß er gleich von Anfang an mit dem
Gedan=
ken, das Parlament auszuſchalten und diktatoriſch zu regieren, an
die Arbeit gegangen ſei. Bis in die letzten Stunden hinein ſei
Dr. Brüning bemüht geweſen, die Vorausſetzungen für eine
par=
lamentariſche Erledigung des Sofortprogramms ſelbſt unter
ge=
wiſſen Opfern zu ſchaffen. Zu der Frage der
bürgerlichen Sammlung
führte Dr. Kaas aus, das Zentrum begrüße ausdrücklich jeden
Anſatz zur Sammlung und zur Ueberwindung der
parteipoliti=
ſchen Zerſplitterung, von welcher Seite er auch kommen möge.
Es könne kein Zweifel darüber ſein, daß nirgendswo die
Konzentration der politiſchen Kräfte ein
dringenderes Gebot ſei als innerhalb der
bür=
gerlichen Mittelparteien. Das Nachlaufen hinter
irgendwelchen Sonderintereſſen müſſe ein Ende haben, wenn die
Geſamtheit, wenn der Staat leben ſolle. Nur Sachlichkeit könne uns
retten. Wir wollen die Demokratie nicht ſtürzen, führte Dr. Kaas
aus, wir wollen ſie erhalten, wir wollen den Parlamentarismus nicht
vernichten, aber wir wollen ſeine Verewigung und ſeine
Diſzipli=
nierung. Niemals hat die Sozialdemokratiſche
Partei einen ſolchen Schlag gegen wahre
Demo=
kratie und gegen verantwortungsvolle Politik
geführt, als an dieſem ſchwarzen Freitag, wo
ſie zum ungewollten Fördertrupp der Tendenzen
geworden iſt, die letzten Endes ihre Aufgabe in
dem Sturz des republikaniſchen und
demokrati=
ſchen Gedankens ſehen. Ich hoffe, daß die
Sozialdemokra=
tiſche Partei ſich keinem Zweifel darüber hingibt, daß
in Zukunft in Preußen die Koalikionspolikik zu
einer pſpchologiſchen und polikiſchen Unmöglichkeit
wird, wenn innerhalb der Reichspolitik derartige Vorgänge ſich
wiederholen ſollten. Sie würde die Statik der preußiſchen
Koali=
tion überſchätzen, wenn ſie glaubt, eine derartige Belaſtungsprobe
noch einmal verſuchen zu können. Wirdenken nicht daran,
der Sozialdemokratie die Möglichkeit zu laſſen,
eine derartige, für unſere Parteianhänger
uner=
trägliche Schaukelpolitik zwiſchen Reich und
Preußen weiterzuführen hier im Reiche die Früchte
der Agitation, drüben in Preußen die Vorteile des Regierens zu
genießen. Ich bin der Zuſtimmung unſerer preußiſchen Freunde
ſicher, wenn ich feſtſtelle, daß es nur eine Deutſche Zentrumspartei
gibt, die unter ſelbſtverſtändlicher Wahrung der
verfaſſungsmäßi=
gen Freiheit der Fraktionen in den großen und entſcheidenden
Fragen nicht nur der Grundſätze, ſondern auch der politiſchen
Stra=
tegie abſolut einig iſt. Zum Schluß ſeiner Ausführungen
be=
ſchäftigte ſich Dr. Kaas ſodann mit der
Neubildung und Umgruppierung auf der Rechten.
Es vollziehe ſich hier ein Prozeß, der zu einem bedeutſamen
Ge=
ſundungsfaktor des politiſchen und parlamentariſchen Lebens
wer=
den könne. Alles werde davon abhängen, ob ſich die neue Gruppe
zu einer aufrichtig poſitiven und ſchöpferiſch geſtalteten Mitarbeit
auf dem Boden des Volksſtaates bekenne oder ob man den
Ver=
ſuch mache, mit der Vergangenheit Kompromiſſe einzugehen, die
die Gegenwartsarbeit lähmen und zumindeſt hindern. Er ſei
da=
von überzeugt, daß eine ganze Reihe der führenden Köpfe mit der
Achtung vor dem achtenswerten Inhalt der Vergangenheit den
unbedingten und endgültigen Willen verbänden, den Volksſtaat zu
bejahen. Die deutſche Zentrumspartei könne in der Entwicklung
dieſer Art nur eine nachträgliche Beſtätigung der Richtigkeit ihres
politiſchen Kurſes ſehen.
* Der Führer des Zentrums, Dr. Kaas, hat in der Sitzung
des Parteivorſtands des Zentrums eine ſehr klare Rede gehalten,
die ergänzt durch die Ausführungen des Reichskanzlers Dr.
Brü=
ning, den Wahlkampf durch das Zentrum einleiten und die
Poli=
tik des Zentrums rechtfertigen ſollen. Eine nicht ganz einfache
Aufgabe. Immerhin iſt es Herrn Kaas gelungen, ſo etwas wie
eine Linie in die Haltung der Zentrumsfraktion hineinzubringen
und der Politik des Kanzlers gegenüber Leuten oder ſchweigenden
Vorwürfen aus dem linken Flügel der Partei heraus, eine
wo=
raliſche Rechtfertigung zu geben. Das bedeutet natürlich eine
gewiſſe Spitze gegen die Sozialdemokraten und
deren völliges Verſagen als Regierungspartei
im Reich und im inneren Zuſammenhang damit einen
ſchar=
fen Angriff gegen die preußiſche
Sozialdemo=
kratie. Herr Kaas hat hier mit dem Führer der preußiſchen
Zentrumsfraktion, Heß, ein Spiel mit verteilten Rollen geſpielt
und darauf aufmerkſam gemacht, daß die Fortſetzung der
Koali=
tionspolitik in Preußen zu einer politiſchen und pſychologiſchen
Unmöglichkeit werde, wenn die Sozialdemokratie die bisherige
Art ihrer Agitation gegen die Reichspolitik weiterführe. Darin
hat Herr Heß ihm vollkommen zugeſtimmt. Das iſt eine
War=
nung, ja eigentlich ſchon mehr eine Drohung, die gewiß auf die
Sozialdemokraten in Preußen auch einigen Eindruck machen würde,
wenn nicht dieſe Waffe ſich durch ihre öftere Benutzung ſchon
reich=
lich abgenutzt hätte. Wir haben es vor einigen Monaten ſchon
einmal erlebt, daß das preußiſche Zentum in der gleichen Weiſe
ſprach. Damals hat der preußiſche Miniſterpräſident Braun im
Preußiſchen Landtag einige freundliche Worte gemurmelt, die als
ausreichende Genugtuung ſeitens des Zentrums empfunden
wur=
den, womit der Fall erledigt war. Vermutlich wird es auch
diesmal nichts anderes werden, denn dank der Schuld des
Zen=
trums ſitzt die Sozialdemokratie am längeren Arm des Hebels.
Will das Zentrum die preußiſche Koalition ſprengen, dann haben
die Soyialdemokraten es in der Hand, die Auflöſung des
Land=
tages zu erzwingen, worauf es das Zentrum kaum ankommen
laſſen wird.
Beſchlüſſe des Deukſchen Studenkenkages
Forderung nach ſtaaklicher Anerkennung
der preußiſchen Skudenkenſchafken und Einführung
eines Arbeiksdienſtjghres.
Breslau, 29. Juli.
Der Studendentag, der in Breslau in dieſen Tagen
zuſam=
mengetreten war, iſt am Montag mit folgender beachtenswerter
Entſchließung an die Oeffentlichkeit getreten:
„Die Deutſche Studentenſchaft hat in den letzten Jahren
den Kampf um die ſtaatliche Anerkennung
zahl=
reicher Einzelſtudentenſchaften führen müſſen. Die
preußiſche Studentenſchaft verzichtete hierbei zugunſten ihrer
Zu=
gehörigkeit zur Deutſchen Studentenſchaft, insbeſondere zu der
Koalition mit den auslandsdeutſchen Studentenſchaften auf die
aus dem Studentenrecht ſich engebenden Vorteile. Der
Deutſche Studententag in Breslau erwartet vom preußiſchen
Staatsminiſterium, daß es auf Grund der in Deutſch=Oeſterreich
getroffenen Regelung und in Befolgung der von ihm auf der
Stralſunder Hochſchulländerkonferenz ſelbſt aufgeſtellten Grundſätze
den preußiſchen Studentenſchaften unter Wahrung
ihrer Zugehörigkeit zur Deutſchen Studentenſchaft die
ſtaat=
liche Anerkennung wiedergibt, um es auf dieſe Weiſe auch
den preußiſchen Studentenſchaften wieder zu ermöglichen, in
amtlicher Organiſation an den Aufgaben von Staat und Volk
mitzuwirken.”
Auf Antrag der Deutſchen Studentenſchaft der Univerſität
Göttingen empfahl der Deutſche Studententag den
Studieren=
den der nicht ſtaatlich anerkannten Studentenſchaften, ſich an den
Verfaſſungsfeiern nicht zu beteiligen. Dieſe Empfehlung
ſolle, wie auf dem Studententag erklärt wurde, ſich nicht gegen
die Verfaſſung von Weimar richten; aber die Deutſche
Studenten=
ſchaft müſſe es ablehnen, an derartigen von miniſterieller Seite
angeordneten Verfaſſungsfeiern teilzunehmen, ſolange ſie
poli=
tiſcherſeits als Geſamtvertretung der Studierenden nicht
aner=
kannt ſei, ja ſogar bekämpft werde.
Des weiteren befaßte ſich der Deutſche Studententag mit der
Frage der Einführung eines Arbeitsdienſtjahres
und forderte dieſes für ſämtliche geſunden Männer
im Alter von 19 Jahren. Die Arbeitsdienſtpflichtigen
ſollten einen halben Tag arbeiten, wehrſportlich geübt und in
politiſchen und kulturellen Fragen unterrichtet werden. Durch
die Einführung dieſes auch in anderen Ländern bereits
ange=
wandten Syſtems verſpricht ſich die Deutſche Studentenſchaft
eine erhebliche Stärkung der deutſchen Wehrkraft ſowie eine
Auf=
friſchung der Volksgeſundheit in körperlicher und ſittlicher
Hin=
ſicht. Die Deutſche Studentenſchaft erblickt in der
Einfüh=
rung des Arbeitsdienſtjahres eine der
vornehm=
ſten Aufgaben der deutſchen Regierung und erklärt,
daß ſie zu aktiver Mitarbeit an der Durchführung dieſes
Pro=
gramms bereit iſt.” — Schließlich wurde noch eine Entſchließung
über die Zuſammenarbeit mit der Jugend anderer Länder
an=
genommen.
Deutſchland. In dieſem Sinne rufen wir, wie ſo oft in den
letz=
ten Jahren, auf zu einer Handlung der ſolidariſchen Selbſthilfe
des jungen deutſchen Akademikers. Er wird ſich ſelbſt und ſeinen
jungen Volksgenoſſen helfen.
Deutſches Studentenwerk E. V.
*
Es kommen bei den erbetenen Berichten fowohl Ueberblicke,
Vor=
ſchläge und Ratſchläge über die Geſamtfragen als aus einem Teilgebiet
in Frage.
Das Deutſche Studentenwerk iſt dank eines zur Verfügung
ſtehen=
den Betrages von 3000.— RM. in der Lage, die beſten der eingeſandten
Berichte anzukaufen. Bei der Bewertung wird vor allem die
Originali=
tät des Berichtes und der Vorſchläge Berückſichtigung finden.
Die Einſendung der Beiträge kann bis zum 15. Dezember ds. Js.
offen oder unter Kennwort erfolgen an das Deutſche
Studenten=
werk, Dresden A 24, Kaitzer Straße 2.
Nonnen des Oſtens.
Ap. Im Wegweiſer=Verlag (Volksverband der Bücherfreunde)
er=
chien ein Buch von Armin T. Wegner: „Am Kreuzweg der
Welten‟. Eine Reiſe vom Kaſpiſchen Meer zum Nil mit 22
Illu=
ſtrationen nach Aufnahmen des Verfaſſers. Die Reiſe vom Kaſpiſchen
Meer zum Nil wurde im Auftrage des Volksverbandes der
Bücher=
freunde im Winter und Frühjahr 1928/29 ausgeführt. In Perſien
be=
diente ſich der Verfaſſer eines Flugzeuges der deutſchen Junkerswerke,
Den Neſt des Weges durch Paläſtina und die Wüſte Sahara hat er auf
nem von den Deutſchen Ardiewerken in Nürnberg hergeſtellten und von
hm ſelbſt geſteuerten Motorrade mit Beiwagen zurückgelegt.
Tiberias=
ee, Jordan und Totes Meer wurden mit einem „Wanderzweier der
Klepperfaltbootwerke in Roſenheim in Bayern durchquert.
Der Abſchnitt des an intereſſanten und ſpannenden Schilderungen
reichen Buches „Nonnen des Oſtens” handelt von dem Leben
er perſiſchen Frau, das von allgemeinem Intereſſe iſt.
Nir=
ends iſt die unmittelbare Berührung zwiſchen zwei verſchiedenen Welten
ſeute in Perſien deutlicher ſpürbar als im Leben der Frau. Zwar ſteht
ſie Freiheitsbewegung noch in den erſten Anfängen; denn neben der
Araberin verharrt in den mohammedaniſchen Ländern gerade die
ver=
iſche Frau noch am ſtärkſten in ihrer alten Abgeſchiedenheit und Stille.
Vie in den Ländern des Weſtens die Ehe, iſt das perſiſche Frauenhaus
der Regel weit eher eine Stätte der Arbeit, der häuslichen Mühſal
ind der Kindererziehung, als der Ausſchweifung. Der Harem wurde
urch die iſſamitiſche Religion nicht zur Erhöhung der Liebesfreuden,
ſondern zu ihrer Ausſchaltung und Verbergung geſchaffen. Die
beſinn=
iche Natur des Mohammedaners mußte ihn dahin führen, ſoweit als
möglich alles Störende aus dem Leben zu verdammen. Niemand wird
beſtreiten können, daß ſchon das unbeteiligte Erſcheinen der Frau in der
Oeffentlichkeit genügt, um jenen nie ermüdenden Wettlauf des Mannes
im das andere Geſchlecht hervorzurufen, der in der Regel auch mit der
Schließung der Ehe nicht aufhört. Dieſe ſtete Quelle der Unruhe
ſo=
weit als möglich aus dem täglichen Leben zu verbannen, war der Zweck
des Harems. Die Vielehe, die übrigens außer bei Fürſtenhäuſern und
reichen Grundbeſitzern aus Mangel an Geldmitteln nur ſelten in
Er=
ſcheinung trat, ſieht der Orientale durchaus nicht als laſterhaft, ſondern
zur Verhütung der käuflichen Liebe und des Ehebruchs als eine Quelle
ſittlicher Kräfte an. Es war alſo durchaus ein edler Trieb, wenn auch
nicht frei von Selbſtſucht, der den Mohammedaner veranlaßte, die Frau
von dem geſellſchaftlichen Leben des Landes fernzuhalten. Dieſes Ziel
der möglichſten Entfernung der Frau aus den Augen des Mannes ſuchte
der Mohammedaner durch den Schleier oder den Frauenmantel und durch
das Frauenhaus zu erreichen. Der Schleier und der Frauenmantel bei
ihren Ausgängen auf der Straße, die Fenſtergitter des Harems bei ihren
Beſchäftigungen im Hauſe. Hierzu kamen bei der fortſchreitenden
Mo=
derniſierung Perſiens noch die beſonderen Frauenabteile auf der
Straßenbahn in Teheran oder auf den Dampfſchiffen des Kaſpiſchen
Meeres, die gleichfalls die Aufſchrift „Harem” tragen; denn Harem
bedeutet ja nichts als „heilig” oder „verboten”, d. h. verboten für das
männliche Geſchlecht.
Was der Iſlam ſo aus den Frauen des Orients ſchuf, war im Grunde
ein öſtliches Nonnentum. Denn eine völlige Abſperrung der Frau vom
Leben, mag ſie auch aus der Ueberzeugung einer tiefen Weltanſchauung
herrühren, muß auf die Dauer jedem Volke zum Schaden gereichen.
Mit dem Wandel der Wirtſchaftsform aber, der auch in Perſien an
Stelle der mittelalterlichen Art des häuslichen Handwerks allmählich die
Technik des Abendlandes ſetzt, muß auch die alte patriarchaliſche Form
der Familie zerfallen. Nicht anders als bei uns im Laufe des
vergange=
nen Jahrhunderts wird dieſer Wandel die Frau notwendig aus dem
Hauſe in die Schulen, Fabriken, Verſammlungen und in das öffentliche
Leben treiben. Dieſen Weg kann ſie nicht beſchreiten, ohne die Mauern
des Harems zu durchbrechen. Deshalb lautet ſeit langem der erſte Ruf
aller tieferſchauenden Erneuerer des Oſtens: „Ourres le harem et fermer
le koxan‟. Nach wiederholten Kämpfen ſeit der Eröffnung der jungen
türkiſchen Republik durch Kemal Paſcha ging dieſe Forderung, in der
Türkei endlich in Erfüllung, wenn auch bisher nur in den Hauptſtädten
die Türkei von dieſer Erlaubnis wirklich Gebrauch machte. Viel weiter
zurück aber blieb in ihrer kulturellen Entwicklung und ihren ſittlichen
Vorurteilen die perſiſche Frau. Doch die neue Zeit rüttelt mit Recht
auch an den Schlöſſern des verſiſchen Frauenhauſes. Ein Weg
körper=
licher und geiſtiger Wiedererſtarkung kündigt ſich an. Neben der Türkei
wird auch das perſiſche Volk ohne Bweifel bald zu der Einſicht gelangen
daß man nicht ungeſtraft die eine Hälfte des ganzen Volkes durch
Jahr=
hunderte von dem geſellſchaftlichen und öffentlichen Leben eines Landes
fernhalten kann.
gedacht. Aber die Konflikte ſeeliſcher und materieller, pfychologiſcher
und juriſtiſcher Art, die ſich ergeben in den 10 Tagen der Freiheit nach
10 Jahren Totſeins für die Menſchheit werden von Hollander in
kriſtall=
ner Härte und Klarheit gebaut, gebildet, geklärt. Ein mehr als
inter=
eſſantes Buch von ſeltener innerer Kraft.
**
Margarete v. Oppell: Mutterrecht. Preis 80 Pfg. Verlag für
Kultur und Menſchenkunde G. m. b. H., Leipzig, Inſelſtraße 20.
Das neue Strafgeſetz, das in Deutſchland demnächſt zur
Ein=
führung kommt, wird auch die Geſetze über Ehebruch und
Kindes=
btreibung weſentlich beeinfluſſen. Ebenſo ſtehen wir vor einer
Reform des Geſetzes über die Eheſcheidung. Die Broſchüre erſcheint
deshalb zur richtigen Zeit. Für unſere Zeit mögen die Anſprüche.
die die Autorin für die Frau und Mutter requiriert, ſenſationell
wirken, ſicherlich wird aber der Tag kommen, an dem die Frau
das Mutterrecht in unumſchränktem Maße zugeſprochen bekommt.
Vom erwachſenen Mädchen bis zur Matrone müßte dieſes Büchlein
geleſen werden.
Köhlers Taſchenliederbuch für das deutſche Volk. (Wilhelm Köhler
Verlag, Minden i. W.)
Die Zeit zum Wandern und Singen iſt da! Da ſtellt ſich zur
rechten Zeit ein hübſches Büchlein ein, aus dem ſchon unſere Eltern
und Großeltern geſungen haben und das nun in neuer Auflage,
um weitere 50 Lieder vermehrt, vorliegt: Köhlers
Taſchenlieder=
buch für das deutſche Volk. Auf 305 Seiten enthält es 550 der
beliebteſten Volkslieder Wanderlieder Studenten=, Trink=, Turner=
und Soldatenlieder. Trotz ſeines erſtaunlichen Umfanges iſt es
aber kein unförmiger Band, ſondern ein kleines, dünnes,
hand=
liches Buch, bequem in der Taſche zu tragen.
Photographieren leicht gemacht! (Franckh’ſche Verlagshandlung
in Stuttgart.)
Wer greift da nicht zu — beſonders wenn er das Büchlein von
Stüler und K. Wagner, das dieſen Titel führt, einmal zu
Ge=
ſicht bekommen hat. „Potographieren leicht gemacht” iſt nämlich
kein trockenes Lehrbuch durch das man ſich mühſam hindurchfrißt.
Nein. — denn erſtens iſt alles weggelaſſen, was nicht unbedingt
notwendig iſt, und das wird dann alles ſo klar, ſo eindeutig, mit
wenig Worten und vielen Bildern auseinandergeſetzt, daß ich
wirk=
lich den ſehen möchte, der mit dieſem Büchlein in der Taſche nicht
ſchon von der erſten Aufnahme an wirklich geglückte Bilder bekommt.
Zehn Jahre — zehn Tage. Roman von Walther von Hollander.
(Propyläen=Verlag, Berlin.) Broſch, 4 Mk., gebd. 6 Mk.
Valther von Hollanders Weg als Romaneier führt auch in dieſem
neuen Werk aufwärts. Er zeigt eine ausgeprägte Klarheit der
Stil=
eherrſchung und eine Satz= und Bildformung, die einen ganz eigenen
indiniduellen Ausdruck prägt. Dabei iſt der Romanſtoff, der Vorwurf
er Handlung höchſt eigenartig und ganz in die Probleme des Menſchen
von beute hineingeſtellt. Baron Dohl hat ſeinen Bruder erſchoſſen, der
ihm die Geliebte ſtahl, ſeine ſpätere Frau. Er wird dafür ins
Irren=
aus geſteckt, wodurch ſeine Verwandten ihn vor dem Zuchthaus retten.
Zehn Jahre hält er das Halbleben eines lebenden Toten aus, dann
ucht er die Entſcheidung. Und findet ſie anders, als er, als irgendwer
Wie Don Bosco ſeine Buben erzog. Von D. B. Fascie
Ueber=
ſetzt von Otto Karrer.
120 192 Seiten und 11 Bilder in
Kupfertiefdruck. Halbleinen, Mk. 3,60, Schilling 6.—, Franken
4.50 (Verlag, ars saera” Joſef Müller, München 13,
Werneck=
ſtraße 9 und Friedrichſtraße 18.)
Gott ſei Dank — kein feierliches, ſteifes „Syſtem der
Päda=
gogik” auch kein krampfhaft neu ſein wollendes, tönendes „
Pro=
gramm”. Aber ganz und gar echtes, ſchlichtes, ſprühendes,
geſun=
des Leben und Wirken eines gottbegnadeten Erziehers. Es klingt
und ſingt für den Kundigen ſchon, im bloßen Namen Don
Gio=
vanni Boscos wie ein froh machendes, gemütswarmes, ſtarkes
Volkslied.
Seite 4
Mittwoch, den 30. Juli 1930
Nummer 209
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute Abend entſchlief ſanft nach ſchwerem, mit großer Geduld
er=
tragenem Leiden meine liebe Frau, unſere herzensgute Mutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Hlau Marne Sinnermäcer
geb. Knös
im 50. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Ludwig Simmermacher und Familie.
Ober=Ramſtadt, den 28. Juli 1930.
Helgertsmühle.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 31. Juli 1930, nachmittags
3 Uhr ſtatt.
Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach längerem Leiden
unſere liebe Couſine und Tanre
Frau
Sehunnd seig Bw.
geb. Crößmann
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſiadt, Grafenſtr. 33 II.
(11727
Die Beerdigung findet am Freitag, den 1. Auguſt
1930, nachmittags um ½4 Uhr, auf dem Friedhof an
der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Statt beſonderer Anzeige.
Aus einem arbeitsreichen Leben wurde uns heute
mein lieber, guter Mann, unſer treuſorgender Vater,
Schwiegervater, Großvater, unſer lieber Bruder,
Schwager und Onkel
Herr Bauunternehmer
*n
Onheln Seriann Sieyt
Ehrenbürger der Stadt Groß=Gerau
nach kurzem. ſchweren Leiden im Alter von 72 Jahren
durch den Tod entriſſen.
In tiefem Leid:
Eliſe Diehl, geb. Schudt
Lina Diehl
Anna Weide, geb. Diehl
Elſe Diehl Wwe., geb. Diehl
Hans Diehl
Alex. Weide, Studienrat.
Groß=Gerau, den 28. Juli 1930.
(11710
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 31. Juli,
nachmittags 3½ Uhr, vom Trauerhauſe,
Frank=
furterſtraße 40, aus ſtatt.
Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe herzlicher
Teilnahme an unſerem ſchweren
Ver=
luſt ſagen Dank
Ludwig Kopp
Familie Paul Wolf und
Familie Otto Kohlſtock.
Darmſiadt, Karlsſtraße 29 und Berlin,
den 29. Juli 1930.
Keine Reiſe
ohne
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uns von allen Seiten beim Heimgang unſerer
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Eliſabeth Gerland
in ſo reichem Maße zugegangen ſind, ſprechen
wir unſern herzlichſien Dank aus.
Mathilde Eißer, geb. Gerland
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des Kreisamts Darmſtadt und den
Aus den Amtsverkündigungen
Darmſtadt.
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zweiräd. Handwagen. 2 Bund Schlüſſel.
Wir machen wiederholt darauf auf
merkſam, daß auch noch
Fundgegen=
ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet ſind. In
tereſſenten können dieſelben während der
Büroſtunden auf Zimmer 36 beſichtigen
Abhanden gekommene
Spar=
kaſſenbücher.
Die vermißten Sparkaſſenbücher:
Nr.
462, lautend auf: Ewald, Auguſte.
3 310
Stammler, Anna,
38 569,
„ „
deberer, Lilli Carla
42 70.
„ „
Schüler, Georg,
184 22
Wappes, Cornelius
werden nach § 23 der Satzung für kraft
los erklärt, wenn ſie nicht innerhalb
von drei Monaten bei uns vorgelegt
werden.
St. 1169‟
Darmſtadt, den 28. Juli 1930
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt.
Am Donnerstag, den 31. Juli
1930, nachmittags 3 Uhr, verſteiger
ich in meinem Verſteigerungslokal
Lu=
iſenſtraße 32 zwangsweiſe meiſtbietend
gegen Barzahlung:
(11720
1 Schrankapparat, 1 Akkordzither, ein
Bild, 1 Schreibtiſch, 1 Schreibmaſchine
Regulator, 1 Sprechapparat, ein
Damenfahrrad, 1 Warenſchrank, 1
Kla=
vier, 1 Standuhr, 1 Ladentheke, eine
Stanzmaſchine ſowie Möbel aller Art,
1 Motor, 5 PS., 1. Dezimalwagge.
Anſchließend an Ort und Stelle,
Ried=
eſelſtraße 66, verſteigere ich:
1 Opelwagen.
Darmſtadt, den 30. Juli 1930.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher,
235I. Wohl.
mit Küche, beſchlag
nahmefrei, v. jung.
kinderl. Ehepaar ab
10. z. miet. geſ.
Off. u. F. 116 Geſch.
2—3 Zi. m. Kü.
von anſtd. Mieter
geſucht. Ev. etliche
Mon. voraus. Ang.
u. F. 106 Geſch. (*
Unkerſtellraum
am, f. leichtere
Preis=
Maſch. geſ.
ang. u. F. 99 Geſch.
Suche leer. Zimm.,
ev. Raum, möglichſt
parterre. Off. unt.
F. 92 a. d. Geſch.
Jung. Dipl.=Ing.
15. 8. ſchön mobl.
Zim. in beſt. Lage.
El. Licht erw. Ang.
N. F. 102, Geſchſt.
ig. Ehepaar ſucht 2
Zim. u. Küche, auch
Manſ., Darmſtadt u.
Vorort. Ang. u. G
an die Geſchſt.
Woog, 29. Juli 1930.
Waſſerhöhe . 3,84 m
Luftwärme 24‟ C,
Waſſerwärme
vor=
mittags 7 Uhr 190 C,
Boogs=Polizei=Wache.
Damenhüte
Jap. Kimonos u. Pviamas
in allen Preislagen
Johanna Becker
1857a)
Elisabethenstraße 12
Nachiaß=Verſteigerung.
Wegen Auflöſung des Haushaltes der
verſtorbenen Frau Jagdzeuginſpektor
Karo=
line Germann Witwe verſteigere ich im gefl.
Auftrag des Nachlaßpflegers Herrn Dr. jur.
W. Michel, Freitag, den 1. Auguſt ds. Js.,
vorm. 9.30 und nachm. 2.30 Uhr beginnend,
in meinem Lokale
6 Alexanderſtraße 6
nachfolgend verzeichnete Mobilien gegen
ſo=
fortige Barzahlung:
2 pol. Bettſtellen mit Zteil. Roßhaarmatratzen u.
ſehr gutes Federzeug, 1 eiſernes Bett (weiß lack.),
1 Waſchkommode mit Marmor und Spiegel, ein
Nachtſchränkchen (weiß), 1 kleiner 2tür,
Spiegel=
ſchrank (nußb. pol.), 1 Glasſchrank (nußb. pol.),
ein 2tür, Kleiderſchrank, ein 1tür, Kleiderſchrank,
1 Barockkommode, reich eingelegt (nußb. pol.)
1 ovaler Tiſch, 3 Tiſche, 1 Nähtiſch, 1
Stand=
etagere, 1 großer Seſſel, 1 Diwan, 2 Rl. Seſſel,
2 Lederſtühle, 6 Rohrſtühle, 1 Nähmaſchine, ein
Regulator, 1 runde Küchenuhr, 1 Stehleiter, ein
großer Fliegenſchrank, 1 Eisſchrank, 1 Partie
Porzellan, Glas= und Aufſtellſachen, 1 Partie
Frauenkleider, ſehr gute Bett=, Tiſch= und
Leib=
wäſche, 2 Steppdechen, Kamelhaardechen und
Kolter, Bilder u. Spiegel, 6 Hirſchgeweihe, 116
Bockſtangen, 2 alte Piſtolen, 1 Pirſchbüchfe mit
Zielfernrohr. (Der Erſteher der Waffen muß im
Beſitze eines Waffenſcheins ſein.)
Ferner kommen zum Ausgebot:
1 Partie Silber und verſilberte Beſteche,
Tafel=
aufſätze, 1 Fafagwagen, 4/20 P8., 4ſitzer, in
tadel=
loſem Zuſtand.
(11711
Darmſtadt, den 30. Juli 1930.
Tel. 4323
Kunſt= und Auktionshaus
2
Painpp Nung sel. 4323
Verkauf ſindet täglich von 9—6 Uhr ſtatt.
Annahme von Verſteigerungen und Taxatioyen
Nummer 209
Mittwoch, den 30. Juli 1930
Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 30 Juli.
Ehrenmal für die Gefallenen der Großh. Heſſ. Train=
Abkeilung Nr. 18 in Darmſtadk und zugehöriger
Feldformakionen.
In der ehemaligen Garniſon= und Reſidenzſtadt Darmſtadt
ſind in den letzten Jahren drei Gefallenendenkmäler entſtanden,
die die ehemaligen Zugehörigen des Leibgarde=Infanterie=Regts.,
der beiden Dragoner= und der beiden Feldartillerie=Regimenter
ihren Gefallenen errichtet haben. Bei der vierten Waffengattung,
die in Darmſtadt vertreten war, dem Train, konnte dieſe
Ehren=
pflicht bisher nicht erfüllt werden, da das Aufbringen der
erfor=
derlichen Mittel, obwohl die Vorarbeiten ſeit Jahren im Gange
ſind, ſich ſchwierig geſtaltete. Es iſt in Betracht zu ziehen, daß die
Kopfſtärke der Train=Abteilung 18 nebſt Feldformation geringer
war, als die der vorerwähnten Waffen, und daß gerade die
Mann=
ſchaften der Feldformationen zu einem erheblichen Teil außerhalb
des Staates Heſſen beheimatet waren und nunmehr für die
Werbe=
tätigkeit ſehr ſchwer zu erreichen ſind. Aber 12 Jahre nach dem
Weltkriege iſt ein weiterer Aufſchub aus Gründen, die ohne
wei=
teres einleuchten, nicht mehr angängig, und deshalb iſt das
Ehren=
mal bereits in Auftrag gegeben und wird am 16. Novemher
ein=
geweiht werden. Es erhält einen beſonders ſchönen Platz im
Beſſunger Orangeriegarten.
Die Ausführung hält ſich an den Entwurf, der auf dem erſten
Traintag im Noyember 1926 einſtimmig angenommen wurde.
Eine kleine Abweichung ändert nichts an der Idee, die dem
Kunſt=
werke zuarunde lag und wird ſicher auch den Beifall derienigen
finden, die Aenderungswünſche nachträglich vorgebracht hatten.
Von den Baukoſten iſt zwar ein anſehnlicher Reſt noch
aufzubrin=
gen, doch hoffen wir, daß dieſer Aufruf bei den Trainkameraden,
die ihn leſen, die Erkenntnis wachrufen wird, daß der Ehrung der
Gefallenen nur dann voll und ganz Genüge geſchieht, wenn am
Einweihungstage keine ungedeckte Schuld mehr auf dem Denkmal
laſtet. Vorſitzender des Denkmalsausſchuſſes iſt General a.
D. von
Oheimh. Darmſtadt. Am Erlenberg 13: Schatzmeiſter der
Denk=
malskaſſe: Stahszahlmeiſter a.
D. Friedrich Werner.
Rückert=
ſtraße 26. auf deſſen Poſtſcheckkonto Frankfurt a. M. 30 939
Spen=
den erbeten werden. Auch kleine Beträge werden mit herzlichem
Danke entgegengenommen.
— Ausſtellung in der Kunſthalle am Rheintor: „Darmſtädter
Malerei von 1730—1830‟ Um die von der Kritik einſtimmig als
ſchönſte anerkannte Ausſtellung „Darmſtädter Malerei von 1730
bis 1830” allen Kunſtfreunden Darmſtadts während der
Jubi=
läumstage beſſer zu veranſchaulichen. die Meiſter und deren
un=
vergleichlichen Werke den Beſuchern der Ausſtellung bekannter zu
machen, werden von jetzt ah vom Kunſtverein ab und zu von
fach=
männiſcher Seite aus Führungen durch die reizende
Aus=
ſtellung veranſtaltet. Die erſte Führung findet heute Mittwoch
nachmittag pünktlich um 4 Uhr in der Kunſthalle ſtatt. Es wäre
zu begrüßen, daß dieſe Einrichtung durch reichen Beſuch gelohnt
würde. Der Eintrittspreis wird durch dieſe Führung nicht erhöht.
Die kommenden Führungen werden durch die Tagespreſſe
bekannt=
gegeben.
Wiedereröffnung der Stadthüicherei. Nach Beendigung der
Reviſionsarbeiten nimmt die Stadtbücherei ab Montag, 4.
Au=
auſt, in vollem Umfange ihren öffentlichen Dienſt wieder auf. Die
Ausleihe iſt — und zwar unentgeltlich
für jedermann
zugäng=
lich: Montags und Donnerstags von 11—12,30 Uhr und von 17—3
Uhr: Dienstags und Freitags durchgehend von 11—18 Uhr,
Mitt=
wochs und Samstags von 11—12.30 Uhr. Die Zeitungs= und
Zeitſchriftenleſeräume (mit über 200 führenden Zeitungen und
Zeitſchriften) ſind unentgeltlich jeden Tag während des
Sommer=
halbjahres von 10—13 und 16—21 Uhr, während des
Winterhalb=
jahres von 10—21 Uhr durchgehend geöffnet.
Hohes Alter. Herr Karl Möſer, Oktroierheber i. R.
Emilſtraße 1, feiert am 31. Juli ſeinen 83. Geburtstag in voller
geiſtiger und körperlicher Friſche.
Penſionskaſſen=Verſchmelzung im Bankgewerbe vollendet.
Wir hatten wiederholt über die Beſtrebungen des Deutſchen
Bank=
beamten=Vereins zur Herbeiführung einer Fuſion des
Beamten=
fürſorge=Vereins der früheren Deutſchen Bank mit der großen
Neutralen Penſionskaſſe im Bankgewerbe berichtet und ſ. Zt. auch
mitgeteilt, daß das Reichsaufſichtsamt für Privatverſicherung
ſeine Genehmigung zu der von den heiderſeitigen
Generalverſamm=
lungen Anfang Mai beſchloſſenen Zuſammenlegung am 20. Juni
gegeben hatte. Wie wir jetzt vom Deutſchen Bankbeamten=Verein
hören, hat nunmehr auch der Reichsarbeitsminiſter ſeine
Zuſtim=
mung erteilt. Damit iſt die Verſchmelzung der beiden Kaſſen in
Kraft getreten. Die Einheitskaſſe beginnt ihre Tätigkeit mit
einem Kapital von über 120 Millionen Mark.
Kraftſonderpoſten der Deutſchen Reichspoſt anläßlich der
Zeppelinlandung am 3. Auguſt. Die Deutſche Reichspoſt richtet
anläßlich der Zeppelinlandung am Sonntag, dem 3. Auguſt, von
14 Uhr ab einen Pendelverkehr mit Omnibuſſen zwiſchen Schloß,
Hauptbahnhof und Griesheimer Sand ſowie nach Abflug des
Luft=
ſchiffes in umgekehrter Richtung ein. Sie wird um 16 Uhr einen
offenen Ausflugwagen vom Luiſenplatz zum Griesheimer Sand
verkehren laſſen, hei deſſen Benutzung die Fahrgäſte von ihren
Plätzen aus die Ankunft, Landung und Abfahrt des Luftſchiffes
beobachten können. Fahrkarten zu dieſem Wagen ſind beim
Poſt=
amt Rheinſtraße 11/13. Schalter 9. und beim Wagenführer
er=
hältlich. Man verſehe ſich rechtzeitig mit Karten, weil ein großer
Andrang zu erwarten iſt. Zur Bewältigung des zu erwartenden
ſtarken Verkehrs werden auch auf den Kraftpoſtkurſen Darmſtadt —
Lindenfels und Darmſtadt—Oppenheim Bedarfsfahrten eingelegt
werden, und zwar ab Neunkirchen 14,30, ab Kornſand 15 und 15.30
Uhr. Rückfahrt nach beiden Richtungen eine halbe Stunde nach
Abflug des Luftſchiffes vom Halteplatz am Griesheimer Sand.
Weltmeiſterſchaften der Studenten.
32 Nakionen!
Die Weltmeiſterſchaften der Studenten, die, nachdem auch
Argentinien ſeine Meldung abgegeben, von 32 Nationen beſchickt
werden, beginnen am 1. 8. 1930 in Darmſtadt. Wir ſtehen alſo
unmittelbar am Vorabend des größten internationalen
Ereig=
niſſes, das je in Darmſtadts Mauern ſtattgefunden hat.
Das Intereſſe der Nationen in dieſer Veranſtaltung der
Aka=
demiker aller Welt iſt ein ungeheuer großes. Schon am Sonntag
kam Italien mit einem großen Teil ſeiner
Mannſchaften. Am Montag rückten die Fran=
Ren77—7
zoſen mit 109 Mann an, und ſo mehren ſich die (
A..
Kampfmannſchaften.
Mt
Sämtliche nationalen Studentenverbände
R.. eine
orgfältige Auswahl getroffen, da=
2..,
mit ſie die Beſten ihres Landes in die Sport=
R.*
wettkämpfe ſchicken, denn es iſt für den ein=
VeivmC. SS
zelnen Studenten eine große Ehre, Weltmeiſter
.(h. uk 1
der ſtudentiſchen Wettkämpfe zu ſein.
At
Eine der Nationen, die es mit ihren Vor=
N
Ar
Ac
bereitungen am ernſteſten genommen hat, iſt
die itglieniſche und ſie wird auch in vielen
Wettkämpfen ſiegreich bleiben, insbeſondere
im Fußballſpiel.
Deutſchland hat ſeine Fußballmannſchaften
in zwei Kurſen zuſammengezogen und unter
der Leitung des Bundestrainers Nerz auf das
Sorgfältigſte aufgeſtellt, ihr den letzten Schliff
gegeben und die Leute würdig vorbereitet,
gegen die italieniſche Mannſchaft zu ſpielen,
die faſt ausſchließlich aus mehrfachen
Inter=
nationalen ihres Landes beſteht.
Das größte Spiel der Weltmeiſterſchaften
der Studenten wird am Sonntag, den 3. Auguſt,
nachmittags, im Stadion der Techniſchen
Hoch=
ſchule Darmſtadt ſeinen Austrag finden. Es
ſtehen ſich gegenüber die Mannſchaften von
Deutſchland und Italien. Die deutſche
Mann=
ſchaft, beſtehend größtenteils aus noch nicht
international erprobten Leuten, wird mit dem
Eifer von Neulingen den Kampf gegen die
Routiniers aufnehmen, gegen die Spieler,
die, wie Bernardini, Pitto, Conſtantino uſw.,
ſchon oft die Farben der italieniſchen Nation
zum Siege führten.
Deutſchland hat gegen Italien nach der
Papierform nur geringe Chancen, aber die
deutſche Studentenmannſchaft muß die Scharte auswetzen, die die
deutſche nationale Fußballmannſchaft am 2. Marz gegen Italien
erlitten hat.
Die deutſche Mannſchaft war damals, hervorgerufen durch
verſchiedene Umſtände, nicht ſo kampfesfreudig. Man kann aber
volles Vertrauen zu der deutſchen Studentenmannſchaft haben, daß
ſie mit größter Energie ihrem ſtarken Gegner gegenübertreten
wird. Am 3. Auguſt, nachmittags 16 Uhr, ſtehen ſich alſo Deutſch=
land und Italien in dem wichtigſten Fußballſpiele der
Weltmeiſterſchaften der Studenten gegenüber.
Die raffinierte Technik der Italiener und der unbeugſame
Siegeswillen des italieniſchen Angriffs=Quintetts werden ein
ſtar=
kes Hindernis finden in der vorzüglich eingeſpielten deutſchen
Mannſchaft.
Wenn man auch den Italienern ohne weiteres einen Sieg
zu=
muten kann, ſo gehört doch gerade im Fußballſpiel eine gehörige
Portion Gluck dazu, und wir wollen hoffen, daß es der deutſchen
Mannſchaft gelingt, ehrenvoll dieſes ſchwere Spiel zu überſteben.
Es wird ein feſtlicher Anblick ſein, am Sonntag, den 3. 8., den
Sportplatz zu ſehen, in der wunderbaren Sauberkeit ſeiner
geſam=
ten Anlagen mit den Fahnen von 32 Nationen, beſetzt mit
Studen=
ten aus aller Herren Länder.
Deutſchlands Stolz, „Graf Zeppelin” wird es ſich nicht
neb=
men laſſen, die anweſenden Nationen zu ehren, indem er in
nied=
riger Höbe über das Stadion hinwegfliegen wird.
HOcHS
DARMSTADT
SCHAUPLATZ DER WELTMEISTERSCHAFTEN DER STÜDENTEN
1.— 1O. Vlll. 1030 IN DARMSTADT
„Das Lächeln von Paris”. Zum Gaſtſpiel der „Pariſer
Prunk=Revue” am 1., 2. und 3. Auguſt im Orpbeum hat der
Kartenverkauf bei Hugo de Waal, Rheinſtraße 14, ferner am
Zeitungsſtand im Schalter=Raum der Hauptpoſt und i
Verkehrsbüro begonnen. — Da das Intereſſe ein ſtarkes iſt,
empfiehlt es ſich, rechtzeitig ſich gute Plätze zu ſichern. — Für die
Dauer dieſes Gaſtſpieles, ſind alle Vergünſtigungen aufgehoben.
Freikarten=Geſuche können, nicht berückſichtigt werden. Beachte
Plakat=Anſchlag.
m
Beize
SAa0 rarbbohnerwachs
(II. St. 10395
— Wiſſenswertes bei Reiſen nach dem Auslande. Unter
die=
ſem Titel hat der Deutſche Touring=Club (D. T. C.) eine Broſchüre
herausgegeben, die auf 54 Seiten alles bringt, was für den
Kraft=
fahrer der ins Ausland fährt, zu wiſſen notwendig oder nützlich
iſt. Die erſten beiden Seiten enthalten die allgemeinen
Beſtim=
mungen über Reiſepaß, internationalen Fahrtausweis,
Nationali=
tätszeichen, Triptik und Carnet de Paſſages. Dann folgen die in
überſichtlicher Weiſe zuſammengeſtellten Einzelheiten für die
ver=
ſchiedenen fremden Staaten, alphabetiſch nach Ländern geordnet.
Anſchließend bringt das Heftchen noch ein Verzeichnis der rund
70 über ganz Deutſchland verteilten Triptikausgabeſtellen des
Deutſchen Touring=Clubs.
Vf
Prassel-Kaffee risch geröstet Schulstr. 10 8
— Stenographie und Maſchinenſchreiben. Wie aus dem
An=
zeigenteil erſichtlich iſt, eröffnet die Stenographen=Vereinigung
Gabelsberger”.
Handwerkerſchule. Ecke Karls= un
Nieder=Ramſtädterſtraße, am Freitag, den 1. Auguſt, abends,
neue Kurſe in Reichskurzſchrift unter Leitung ſtaatl.
geprüfter Lehrer der Kurzſchrift. Die Maſchinenſchreibſchule
Karl=
ſtraße 23, Erdgeſchoß, iſt täglich geöffnet und können die Stunden
in dieſer Zeit nach Wunſch belegt werden. Unter fachmänniſcher
Anleitung wird hier Gewähr für beſte Ausbildung nach dem
Zehn=
finger=Blindſchreib=Syſtem geboten. — Das Unterrichtsgeld iſt den
Zeitverhältniſſen entſprechend niedrig bemeſſen und wird
Raten=
zahlung gerne geſtattet.
Die Ortsgruppen Darmſtadt des Fachverbandes des
Wei=
chenſteller= und Rangierperſonals in der Gewerkſchaft deutſcher
Eiſenbahner hatten ihre Mitglieder und Freunde zu einer
Jubi=
läumsfeier eingeladen. Schon lange vor Beginn füllte ſich der
feſtlich dekorierte Saal. Der Vorſitzende des Ortsverbandes
Kollege Oberweichenwärter Will, gab in der Begrüßungsanſprache
ſeiner Freude über den zahlreichen Beſuch Ausdruck. Die
Be=
deutung des Tages liege in der ſtattlichen Zahl von 41 Kollegen,
die heute auf eine 25jährige Gewerkſchaftszugehörigkeit und auf
eine 30= und 40jährige Eiſenbahndienſtzeit zurückblicken könnten.
Der Beſuch beweiſe das innige Verhältnis zwiſchen, den in der
Gewerkſchaft organiſierten Eiſenbahnern aller Sparten.
Die
Feier wurde umrahmt von den Vorträgen des
Männergeſangver=
eins Frohſinn Darmſtadt, Muſikvorträgen und einem von Fräulein
Burkhard vorgetragenen Prolog, der die Glückwünſche der
Geſamt=
kollegenſchaft zum Ausdruck brachte. Gauleiter Schönbach=
Frankfurt brachte im Auftrage der Gewerkſchaftsleitung der Gaue
Mainz und Frankfurt die Glückwünſche Er dankte allen, die zur
Verſchönerung und zur Vorbereitung dieſes Familienfeſtes
beigetra=
gen. In ſeiner Feſtrede ſtellte er die Entwicklung der
Eiſenbah=
nerbewegung heraus und kam zu der Feſtſtellung, daß, wenn wir
heute als gleichberechtigter Faktor im Staats= und
Wirtſchafts=
leben anerkannt ſeien, wir das hauptſächlich der Treue und dem
Opfermut der heutigen Jubilare verdanken. Der Aufbau der
Ge=
werkſchaftsbewegung vor 25 Jahren dürfe nicht mit der Jetztzeit
verglichen werden. Er appelliert an die Jugend, dieſe Opfer der
Aelteren bei allen Betrachtungen immer voranzuſtellen und ſie als
Beiſpiel vor Augen zu behalten. Die Glückwünſche der
Bezirks=
gruppen überbrachten die Kollegen Heinrich=Heidesheim und
Spekard=Biſchofsheim. Sie wieſen noch einmal auf die Arbeit hin,
die die Darmſtädter Kollegen zur Zeit der Ausweiſung in der
treuung und Unterbringung der Eiſenbahner geleiſtet haben. Es
erfolgte ſodann die Ueberreichung der Diplome an die Jubilare.
Stellwerksmeiſter Schober brachte den Dank der letzteren in einem
Gedenken an die, die heute der kühle Raſen deckt, zum Ausdruck.
Nunmehr ſetzte der gemütliche Teil ein. Der Ortsverband
Darm=
ſtadt darf ſtolz auf dieſes Feſt echter Kameradſchaft zurückblicken
— Chriſtlicher Verein Junger Männer e. V., Darmſtadt. Wir
laden zur Männerbibelſtunde heute abend 8.30 Uhr im Heim,
Alexanderſtraße 22, ein, in der Herr Pfarrer Büchner ſprechen
wird. Gäſte ſind willkommen.
Heag=Autoverbindung von Darmſtadt=Schloß nach Erfelden.
Wegen ungenügender Benutzung werden die Sonderfahrten von
Darmſtadt=Schloß nach Erfelden und zurück eingeſtellt.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 6
Mittwoch, den 30. Juli 1930
Nummer 209
11
25 Jahre Café „Ernſt Ludwig
Wiedereröffnung des umgebauken, moderniſierken Cafés.
* Die Glückwünſche, die geſtern Herrn Alfred Schmitz, Beſitzer
des Cafés „Ernſt Ludwig” in der Rheinſtraße zur Wiedereröffnung
ſeiner vorbildlich ausgeſtatteten Gaſtſtätte ausgeſprochen wurden, und
die ſich in zahlloſen Blumenangebinden äußerten, kamen ſicher alle von
Herzen. In der Tat, in der heutigen Zeit ſchwerer wirtſchaftlicher
Depreſſion ein kleines Vermögen auszugeben ohne äußeren Grund als
den gefühlter Verpflichtung gegenüber ſeinen Gäſten und der
Vater=
ſtadt, ſein Lokal auf das Gediegenſte, Modernſte und Schönſte um= und
ausbauen zu laſſen, verdient vollſte Anerkennung.
Zu der geſtrigen Wiedereröffnung hatte Herr Schmitz Vertreter der
Behörden, der Preſſe, der am Umbau beteiligten Firmen, Freunde und
Familienangehörige zu einer internen Jubiläumsfeier eingeladen. Das
ganze Café, bis in den Billardſaal hinein, war mit Blumen, vom
ein=
fachen Roſenbukett bis zu koſtbaren Arrangements, beſtellt. Herr
Schmitz begrüßte ſeine Gäſte mit einer herzlichen Anſprache. Sein
Gruß galt beſonders dem Vertreter des Oberbürgermeiſters, Herrn
Dr. Kollbach, und er betonte, daß in erſter Linie der in der
Oeffent=
lichkeit lautgewordene Wunſch des Ob=bürgermeiſters, aus Anlaß des
600jährigen Stadtjubiläums alles zu tun, was den Verkehr in
Darm=
ſtadt heben könne, ihm Anlaß geweſen ſei, die nicht unerheblichen Opfer
der Renovierung ſeines Cafés zu bringen. Ein weiterer Grund war
das Jubiläum des 25jährigen Beſtehens des Café „Ernſt Ludwig”, das
als eine erſtklaſſige Gaſtſtätte in techniſcher und hygieniſcher Beziehung
zu erhalten immer ſein und ſeiner Gattin Beſtreben geweſen ſei. So
glaube er — die Beſichtigung gab ihm Recht — daß jent dank der
aus=
gezeichneten Entwürfe des Herrn Architekten Auauſt Soeder und
der reichen Initiative aus den Kreiſen der Handwerksmeiſter die den
Umbau ausführten, wirklich ein hochmodernes, großſtädtiſches Café
entſtanden ſei, wenngleich bei aller Moderniſierung den ausführenden
Architekten und ihn ſtets der Gedanke leitete, in erſter Linie eine
wohn=
liche, gemütliche Gaſtſtätte zu ſchaffen. Allen, die am Umbau beteiligt —
mit ganz geringen Ausnahmen Darmſtädter Handwerks= und
Geſchäfts=
firmen —, ſprach Herr Schmitz am Schluß ſeiner Rede neben, dem
Architekten, deſſen Initiative in vorbildlicher Weiſe gefolgt wurde,
herzlichſten Dank aus.
Herr Dr. Kollbach übermittelte im Namen und Auftrag des
Oberbürgermeiſters deſſen und der Stadtverwaltung herzlichſte
Glück=
wünſche. Es war ein guter Gedanke, führte er weiter aus, das 600=Jahr=
Jubiläum durch die Renovierung des alten und ſchönen Cafés „Ernſt
Ludwig” zu feiern. Es ſpricht daraus ein bemerkenswertes Bekenntnis
zum engen Verbundenſein des Bürgers mit ſeiner Vaterſtadt. Sicher
gab er dem Wunſche aller Anweſenden Ausdruck, wenn er der
Hoff=
nung Raum gab, daß alle Erfolge, die Herr Schmitz von der Zukunft
erwarte in Erfüllung gehen mögen. Als Mitglied des Ausſchuſſes
der ſtädtiſchen Wirtſchaftsbetriebe wünſche er vor allem, daß dieſer
Ausſchuß ſobald wie möglich überflüſſig werden möge. (Lebhaftes
ravo!) Was hier von Handwerksmeiſtern und vom Architekten
ge=
leiſtet worden iſt, ſei ganz ausgezeichnet und zeuge von beſtem Können
des Darmſtädter Handwerks. Ein Café iſt immer eine beſondere
Gaſt=
ſtätte. Cafés haben gewiſſermaßen literariſchen Charakter gehabt, und
haben ihn wohl heute noch. Im Kaffeehaus wird manchmal beſſer und
praktiſcher Politik getwieben, interfraktioneller Art, als vielleicht
neben=
an (im Ständehaus). Mit den beſten Wünſchen für das Blühen und
die Weiterentwicklung des ſchönen Cafés, im Beſitz der Familie Schmitz,
ſchloß der Redner.
Herr Karl Schlupp ſprach im Namen des Rhein=Main=
Gaſt=
wirteverbandes mit dem Dank für die Einladung zur Eröffnungsfeier
die herzlichſten Glückwünſche aus, und fügte ſolche ſeiner Familie hinzu.
Die Kollegenſchaft habe beſonderen Grund, Herrn Schmitz Glück zu
wüinſchen, der lange Jahre hindurch ſeine hochgeſchätzte Mitarbeit den
beruflichen Fragen gewidmet habe, und deſſen fachmänniſchen Rat man
immer gerne und mit beſtem Erfolg hört. Neidlos wünſchen die
Kol=
legen Herrn Schmitz auch für die Zukunft alles Gute. — Herr Mund
überbrachte Glückwünſche im Auftrag der Gaſtwirte=Innung, deren
Vorſitzender ſeit einer Reihe von Jahren Herr Schmitz geweſen iſt, und
der er Dienſte geleiſtet hat, die nicht vergeſſen werden ſollen. Wie kaum
ein anderer kennt Herr Schmitz die Nöte ſeines Berufes und Standes,
von denen man ſich leider nicht immer die rechte Vorſtellung mache,
Erinnern wolle er nur daran, daß das Gaſtwirtsgewerbe das
höchſt=
beſteuerte iſt und das einzige, das ſtändig unter polizeilicher Kontrolle
ſteht. (Sehr wahr!) Die Familie Schmitz blicke auf eine
jahrzehnte=
lange Tradition im Beruf zurück, und mit der Renovierung des Cafés
habe Herr Alfred Schmitz wiederum allerbeſtes Verſtändnis für ſeinen
Beruf erwieſen. Dafür dankt die Kollegenſchaft ihm und wünſcht
ſei=
nem ſchönen Café alles Gute für die Zukunft.
Nedakteur Streeſe dankte für die Begrüßung der anweſenden
Vertreter der Preſſe und unterſtrich im weiteren die engen
Beziehun=
gen, die ſeit je, und wohl auch für alle Zukunft, Journaliſten und
Schriftſteller mit dem Kaffeehaus verbinden, in dem nicht nur nach des
Tages Mühen und Arbeit Erholung geſucht wird, ſondern das auch oft
zur Arbeitsſtätte ſelbſt für die Tagesſchriftſteller werden muß. Sein
Hoch galt der Familie Schmitz. — Als letzter Redner ſprach Architekt
A. Soeder den Dank aus für das Vertrauen, das ihm ſein Schwager
nun ſchon wiederholt entgegenbringe, und dankte ferner den
ausführen=
den Firmen für ihre vorzügliche Arbeit.
Das Café „Ernſt Ludwig” präſentiert ſich heute in einem ſehr
modernen Gewand, von durchaus großſtädtiſchem Charakter. Dabei hat
es ſeine Behaglichkeit reſtlos behalten, trotz des prunkenden Goldes und
Silber, in dem Wände und Decken gehalten ſind, das aber in ſeinem
Prunk gemildert wird durch diskreten ſtrenglinig ornamentalen
Farb=
ſchmuck und durch die ſchwarz gehaltene Holzverkleidung, die ſockelartig
den Raum umzieht. Die mit blauem Leder bezogenen Stühle, die
dunklen Marmorplatten der Tiſche, paſſen ſich gut dem Geſamtfarbton
des Raumes ein. Ganz neuartig ſind die Beleuchtungskörper. Aus
mattem Glas, röhrenförmig die Deckenbeleuchtung, die in einem großen
Nechteck die vier tragenden Säulen umzieht, und Teile dieſer
Röhren=
beleuchtung horizontal und vertikal auch für die Wandbeleuchtung
in=
ſtalliert. Auch der Billardſaal hat eine neue Beleuchtung erhalten.
Was aber die Hauptſache iſt, ſind die techniſchen Neuerungen in
hygie=
niſcher Beziehung. Drei verſchiedene Kühlanlagen ſind eingebaut.
Neben der großen Kelleranlage eine zweite im Büfettraum, in dem
Liköre und ſonſtige Getränke in ſtändig gleicher Temperatur gehalten
werden, und eine dritte endlich für die Friſchhaltung der Torten und
der ſonſtigen Erzeugniſſe in der Konditorei. Auch die Aufbewahrung
der Konditoreierzeugniſſe iſt ſtändig geſchloſſen gegen Rauch uſw. in
geſchützten Glasbehältern — das zur Zeit techniſch Neueſte.
Selbſt=
verſtändlich ſind auch die ſanitären Anlagen moderniſtert, und eine
ausgezeichnete Be= und Entlüftungsanlage eingebaut, die Sommer und
Winter für reine Luft und gute Temperatur ſorgt.
Der Umbau mußte, um größere geſchäftliche Störungen zu
ver=
meiden, in der kürzeſten Zeit bewältigt werden, was natürlich für die
ausführenden Handwerker ungewöhnliche Anſtrengungen bedeutete.
Herr Schmitz hat mit Abſicht eine größere Anzahl von Handwerkern
berückſichtigt, was in der heutigen wirtſchaftlichen Notzeit gute ſoziale
Einſicht zeigt. Entwurf und Geſamtleitung des Umbaues lagen, wie
ſchon bemerkt, ausſchließlich in den Händen des Malers und Architekten
Auguſt Soeder. Im übrigen waren folgende Firmen an
dem Umbau beteiligt:
Maurerarbeiten: Heyl u. Co., Nachf. Ferdinand Meher,
Darm=
ſtadt: Eiſenkonſtruktion: Eiſenbau Donges, Darmſtadt;
Zimmer=
arbeiten: Konrad Haury., Darmſtadt; Dacharbeiten: Hch. Vh. Ludw.
Keller, Darmſtadt; Entlüftungsanlagen und Heizanlage: J. Nohl,
Darmſtadt: Kühlanlagen: Grell u. Gmeling Frankfurt a. M.,
t D.K.W.=Kühlanlage, Lindes Eismaſchinen A.G., Mainz=Koſtheim,
S
ertreter W. A. Schenk, Darmſtadt; Weißbinder= und Putzarbeiten:
h. Klein, Darmſtadt: Schloſſerarbeiten: Joſ. Deutſch, Alex.
Köhler, Darmſtadt: Inſtallationsarbeiten: Adolf Kling und
Karl Zahrt, Darmſtadt; Schreinerarbeiten: Heinrich Flamm
Darmſtadt: Glaſerarbeiten: Wilh. Daum, Hermann Schulz und
Ludwig Werner, Darmſtadt: Steinmetzarbeiten: Joh. Dieter,
Eberſtadt bei Darmſtadt: Elektriſche Inſtallationen: Reinhold Gedeck
und Georg Keil, Darmſtadt; Beleuchtung: Spinn
Beleuchtungs=
körperfabrik, Berlin, und Phillips A.G., vertreten durch Ing. Seitz,
Darmſtadt, in Verbindung mit Fa. Gedeck und G. Keil.
Darm=
ſtadt; „Plattenarbeiten: Jakob Kienzle, Darmſtadt; Malerei und
Spritzverfahren: Gebr. Nover Darmſtadt; Garderobe: Fritz
Heimann und Reuter u. Kätzmer, Frankfurt a. M.;
Polſter=
arbeiten: Franke u. Weitzel, Darmſtadt: Polſterſtoffe:
Teppich=
haus Meyer, Darmſtadt; Gardinen: Wilh. Erhardt, Darmſtadt;
Linoleum: Trietſch u. Heppenheim. Darmſtadt;
Teſevhon=
anlage: Frankfurter Privattelephon=Geſellſchaft, vertreten durch Doll,
Darmſtadt; „Uhranlage: Elektrozeit, Frankfurt a. M., vertreten durch
Frohmann, Darmſtadt; Firmenſchrift: Neonleuchten: K., Hoppe,
Frankfurt a. M.
* Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Zwei Talmadge’s.
Richard Talmadge in den Palaſt=Lichtſpielen
und Conſtance Talmadge im Helia. Ich weiß nicht, ob
geſchwiſterliche oder eheliche Bande die Beiden verbinden, oder ob
ſie nur den Namen gemeinſam haben.
Sicher iſt, beide ſind
ſym=
pathiſche Menſchen und ausgezeichnete Schauſpieler, Filmgrößen.
Richard Talmadge ſpielt die
—
recht gute Regiearbeit von George Melford. Die Doppelgänger
ſind ein Zwillingsbrüderpaar, der eine gut geraten, der andere
ſchlecht. Während der eine im Begriff iſt, eine Millionärstochter
zu heiraten, wird er von dem anderen, einem Zuchthausler,
niedergeſchlagen, und die Rollen werden vertauſcht. Bis vor den
Altar führt dann der Kampf zwiſchen Gut und Böſe. Ein Kampf,
in dem Richard Talmadge ſich ſelbſt übertrifft in der Ausführung
waghalſiger und halsbrecheriſcher Artiſtenkunſtſtückchen. So iſt
die=
ſer Film wohl auf Senſation gebaut, aber harmlos und heiter, und
bietet eine Unterhaltung, die von dem Palaſt=Lichtſpiel=Publikum
äußerſt anerkennend begrüßt wurde.
Und Conſtance Talmadge eine ſtolze, raſſige, teils
auch madonnenhafte Schönheit, ſpielt im Helia in Louis
Mer=
cantons „Venus” die reiche Beatrice Doriani, die Beſitzerin der
Luſtjacht „Venu
und einer ganzen Schiffahrtsgeſellſchaft, die
ihren wundervollen ſchlanken Körper eines Nachts in toller
Lebens=
luſt in faſt paradieſiſcher Nacktheit als „Wellenreiterin” zeigt. Dieſe
paradieſiſche ſchöne Nacktheit wird aber auch von einem anderen
Dampfer aus geſehen, und daraus entſteht der Konflikt der
Film=
handlung, die von dem nächtlichen Schiffsabenteuer über die halbe
Welt führt und eine Kette berückend ſchöner Landſchaftsbilder und
gutgeſtellter Szenen entrollt. Jean Murat und André
Roanne ſind die ausgezeichneten Gegenſpieler der Talmadge.
Billy Balzac und der kleine Jean Mercanton und
eine Reihe guter Kräfte ſonſt vervollſtändigen das Enſemble das
die ſtraffe Regie Louis Mercantons in lebendigem Spiel
hält.
„Der Schrei ausdem Tunnel” ein britiſcher Film, in
der Regie von Anthony Aſquith, iſt eine ſaubere, eigenartige,
techniſch ausgezeichnete Arbeit. Zunächſt in der Handlung nur der
Liebesroman kleiner Leute, der ſich durch eine ganze Reihe von
Akten in netten Bildern, aber ohne größere Spannung hinzieht, in
den Schlußakten aber zu einer ganz grandioſen, techniſch
hervor=
ragend gebauten Tragik auswächſt. Nelly und Mary, eine
Ver=
käuferin und eine Schneiderin, Bob und Jack, ein kleiner Beamter
und ein Elektriker der Untergrundbahn, ſind die beiden Paare,
zwiſchen denen Liebe und Eiferſucht ſpielt, ſie zuſammenwürfelt
und auseinanderreißt, bis dann Leichtſinn oder Schlechtigkeit
Jack’s ſich zur Mordtat auswächſt, und, in einer techniſch, nach
beſtem ruſſiſchem Vorbild grandios geſchilderten Flucht und
Ver=
folgung durch die Rieſenanlagen des elektriſchen Kraftwerkes, der
Film ſich zu ſtarkem, leidenſchaftlichem Ausdruck erhebt. Die
Dar=
ſtellung der vier Genannten iſt ſchlicht und ungekünſtelt, darum
ſehr eindringlich.
Lokale Veranſtalkungen.
Die bierunter erſcheinenden Notisen find ausſchſießlich als Sinweiſe auf Anzeigen m betrachten.
in keinem Falle irgendwie al” Beſprechung oder Krit
Herrngarten=Kaffee. Nachmittagskonzerte
Mitt=
woch, Donnerstag, Samstag und Sonntag.
— Schuls Felſenkeller Dieburgerſtraße. Heute
Mittwoch, den 30. Juli, findet in Schuls Felſenkeller ein Garten=
Konzert ſtatt. Das Programm ſieht einen heiteren Abend vor
zwiſchendurch werden einige Solis zu Gehör gebracht.
Ausfüh=
rende: Stadt=Orcheſter Darmſtadt (ſiehe Inſerat).
— Im „Datterich”, Kiesſtraße 27, findet heute wiederum
eines der beliebten Konzerte, ausgeführt von der beliebten
Datterich=Kapelle, ſtatt. Eintritt frei. Ab 1. Auguſt konzertiert
täglich die Datterich=Kapelle. Sonntags von 11—1, 4—7 und 8
bis ½12 Uhr,
Heute
Kinder-Mittwoch
im
aus Jacob
(5595a
Schiller-
platz 8
Die Wormſer Unruhen.
Aw. Da der Verteidiger in der Dienstag=Verhandlung der
Wormſer Unruhen etwas verſpätet erſchien, ſprachen zunächſt
einige der Angeklagten.
Der preußiſche Landtagsabgeordnete Oskar Müller fragte
nach dem Staatsanwalt, der Männer anklagt, die gegen das Elend
Deutſchlands kämpfen. Was der Sachverſtändige Dittmar geſagt
habe, ſei eine Anklage der Schuldigen in dieſem Prozeß. Für dieſen
Prozeß fehle jede Grundlage.
Der Stadtverordnete Habermehl wies darauf hin, daß die
Angeklagten im Namen der Bürgerſchaft Worms ſprächen. Die
Wormſer Bürgerſchaft ſei allgemein der Anſicht, daß nicht die
Er=
werbsloſen, ſondern Herr Klapproth an den Vorfällen die Schuld
trage
Stadtverordneter Haas führte aus, daß er ſeit geraumer
Friſt auf der Anklagebank ſitze, ohne zu wiſſen, was er getan habe.
Aber er ſei Funktionär der Kommuniſten und man habe deshalb
gehofft, ihn durch eine möglichſt lange Gefängnisſtrafe unſchädlich
zu machen.
Inzwiſchen iſt der Verteidiger erſchienen. Er ſetzte ſein
Plä=
doyer von geſtern fort. Zunächſt ließ er ſich noch über die letzten
der einzelnen Anklagefälle aus und ſtellte dann ſeine Anträge:
Für die Angeklagten Dehoff, Wilhelm Wihler, Bayerbach,
Fay, Lenz, Myll und Taraſchewſki verlangt er Freiſpruch mangels
Beweiſes.
Für die Angeklagten Schneider, Haas. Oskar Müller,
Haber=
mehl. Gräff und Zimmermann fordert er Freiſpruch, da kein
recht=
licher Tatbeſtand zur Verurteilung vorhanden ſei.
Für die Angeklagten Roſſi, Leinhaas und Jeck verlangte er
Freiſpruch wegen erwieſener Unſchuld.
ür die übrigen forderte er in erſter Linie Freiſpruch
man=
gels Beweiſes, andernfalls nur Verurteilung nach den §§ 116
Abſatz 1 (Zuſammenrottung) und 125 (Landfriedensbruch). Falls
Verurteilung erfolge, fordere er, alle Strafen auf das
Mindeſt=
maß zu beſchränken, und im Urteil auszuſprechen, daß die
Verur=
teilten aus Ueberzeugung ſtraffällig geworden ſind.
Auf Antrag des Verteidigers und durch Beſchluß des Gerichts
wurde die Beweisaufnahme noch einmal eröffnet, und der
Vor=
ſitzende las aus Zeitungen, die der Verteidiger überreichte Stellen
vor die noch einmal die Bedeutung des Wortes „Demonſtration”
in Arbeiterkreiſen darlegten.
Das Gericht zog ſich hierauf zurück und der Vorſitzende ſetzte
die Urteilsverkündung auf Mittwoch, vormittag 9 Uhr. feſt.
Freigeſprochen! In dem Verfahren wegen Körperverletzung
gegen den Polizei=Oberwachtmeiſter Eurich=
Darm=
ſtadt fand geſtern vor der Großen Strafkammer die
Berufungs=
verhandlung ſtatt. Nach eingehender Beweisaufnahme wurde der
von dem in erſter Inſtanz zu 40 Mark Geldſtrafe Verurteilten
eingelegten Berufung ſtattgegeben und vom Gericht auf
Frei=
ſpruch erkannt. Die Koſten trägt die Staatskaſſe.
Aus Heſſen.
Heimakforſcher Wilh. Hermann Diehl=Gr. Gerau F.
Au. Groß=Gerau, 29. Juli.
Der verdienſtvolle Heimatforſcher des Gerauer Landes, Ehrenbürger
der Stadt Groß=Gerau, Wilhelm Hermann Diehl=Groß=Gerau, iſt
heute nacht nach einem kurzen Leiden aus ſeinem arbeitsreichen Leben
geriſſen worden. Am 20. Juni konnte er noch ſeinen 71. Geburtstag
feiern. Die Stadt Groß=Gerau hat mit ihm einen ihrer bedeutendſten
Söhne verloren. Seiner unermüdlichen Forſchertätigkeit iſt es zu
ver=
danken, daß das Gerauer Land heute ein Heimatmuſeum beſitzt,
deſſen Bedeutung weit über die Grenzen des Gerauer Landes
hinaus=
reicht. Die Würdigung ſeiner Arbeit wurde am beſten durch die
Tat=
ſache gekennzeichnet, daß der Einweihung des Heimatmuſeums am
1. Juni vorigen Jahres die prominenteſten Vertreter der Behörden,
der Kunſt und Wiſſenſchaft, an der Spitze der Heſſiſche Staatspräſident
und Kultusminiſter Dr. Adelung, beiwohnten. Das Lebenswerk
Wil=
helm Diehls, die Chronik der Stadt Groß=Gerau, iſt der koſtbarſte
Schatz des Muſeums.
Die erſten Anregungen empfing Wilhelm Diehl als Schüler von
ſeinem Lehrer, dem ſpäter in Frankfurt a. M. lebenden Direktor der
Realſchule Groß=Gerau, Ernſt Frank, der in Groß=Gerau an
verſchie=
denen Stellen Ausgrabungen machte und ſeine Sammlungen 1903 dem
Frankfurter Völkermuſeum ſchenkte. Weitere Anſpornung gaben ihm
Forſchungen und Grabungen ſeines Vetters, des jetzigen Prälaten D.
Dr. W. Diehl=Darmſtadt, deſſen Groß=Gerauer Funde ſich im
Landes=
muſeum in Darmſtadt befinden. Den lebhafteſten Eindruck aber machte
ihm die Entdeckung und Ausgrabung des römiſchen Kaſtells in der
Feldflur Eſch bei Groß=Gerau im Jahre 1898 durch Profeſſor Dr. E.
Anthes, wobei er zuſammen mit Dr. W. Diehl wertvolle Unterſtützung
leiſten konnte. 1906 wurde Wilhelm Hermann Diehl zum
ehrenamt=
lichen Vertrauensmann für die Denkmalspflege beſtellt. Die dazwiſchen
liegenden und die folgenden Jahre benutzte er zu unermüdlicher und
unvergleichlicher Tätigkeit im Dienſte der Heimatforſchung, die ihre
Krönung durch die Schaffung der Chronik der Stadt Groß=Gerau
er=
fuhr. Im Jahre 1909 hatte der Hiſtoriſche Verein für das
Großherzog=
tum Heſſen, dem Wilhelm Diehl ſeit 1897, von 1912 ab als
Ausſchuß=
mitglied angehörte, ſeine Hauptverſammlung in dem damals
wieder=
hergeſtellten alten Rathaus zu Groß=Gerau abgehalten. Bei dieſer
Ge=
legenheit hatte Wilhelm Hermann Diehl in der alten Ratsſtube eine
kleine Ausſtellung älterer Gegenſtände, auch Urkunden veranſtaltet, die
einen ſolchen Anklang fand, daß der Gemeinderat beſchloß, das Zimmer
in dieſer Ausſtattung zu erhalten. In dieſem Zuſammenhang tauchte
der Plan der Schaffung einer Chronik der Stadt auf, zu der ſich
Wil=
helm Hermann Diehl bereit erklärte. Mit unermüdlichem Eifer machte
er ſich an die große Arbeit. Im Winter 1918/19 hatte er einen
mäch=
tigen ſchweinsledernen Folianten ganz vollgeſchrieben. Als Vorarbeit
für die Chronik ſtand ihm nur ein kleines, von dem früheren Pfarrer,
Kirchenrat W. Nebel, herausgegebenes Heft zur Verfügung, in der
Hauptſache beruht ſeine Arbeit auf Quellenſtudien. Die Chronik
um=
faßt an 800 Seiten im Format von 28/38 Zentimeter. Nach Vollendung
der Chronik verfaßte Wilhelm Hermann Diehl noch eine Anzahl
größe=
rer Abhandlungen, zur Grenzbeſchreibung der Bannforſte Dreieich und
Forehahi, zur Baugeſchichte von Schloß Dornberg, über die Gerauer
Mark, Flurnamenverzeichniſſe von Groß=Gerau und Dornheim, einen
geſchichtlichen Rundgang durch die Stadt und Gemarkung Groß=Gerau
uſw. Im Jahre 1920 bearbeitete der Heimatforſcher, einer Anregung
des Heſſiſchen Staatsarchibs entſprechend, die Siegel und Wappen aller
Gemeinden des Kreiſes Groß=Gerau, die im Druck im Verlag Phil. L.
Fink=Groß=Gerau erſchienen.
Anläßlich ſeines 70. Geburtstages, am 20. Juni 1929, verlieh ihm
die Stadt Groß=Gerau das Ehrenbürgerrecht.
Weizenernie und Bermahlungszwang.
Mit Rückſicht auf die Verzögerung der Weizenernte in maßgeblichen
Anbaugebieten hat der Reichsminiſter für Ernährung und
Landwirt=
ſchaft zunächſt von der Feſtſetzung einer ſtarren Vermahlungsquote für
den Monat Auguſt abgeſehen. Damit tritt der in Artikel I § 1 des
Vermahlungszwangsgeſetzes vorgeſehene Zuſtand ein, daß in der Zeit
vom 1. Auguſt bis zum 30. November 1930 mindeſtens 40 v.H.
Inlands=
weizen zu vermahlen ſind. Der Reichsminiſter für Ernährung und
Landwirtſchaft wird aber den weiteren Verlauf der Erntebewegung
und der Marktentwicklung ſtändig beobachten und, ſobald ſich das
Ernte=
ergebnis klar überſehen läßt, eine neue Entſcheidung treffen. Es bleibt
dabei vorbehalten, bereits im Laufe des Monats Auguſt einen höheren
Vermahlungsſatz feſtzuſetzen, wobei die für die erſten beiden
Auguſt=
wochen geltende Quote zu verrechnen ſein wird.
Tageskalender für Mittwoch, den 30. Juli 1930.
Konzerte: Schloßkeller, Kaffee Oper. Hotel Schmitz,
Ober=
waldhaus. Sportplatzreſtaurant.
Herrngartenkaffee,
16 Uhr: Konzert. — Kinovorſtellungen: Union=Theater,
Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
O. Erzhauſen, 29. Juli. Am Sonntag fand im Beiſein des
Kreisfeuerwehrinſpektors Karpfinger aus Darmſtadt eine
ge=
meinſame Feuerwehrübung der Freiwilligen= und
Pflichtfeuer=
wehr ſtatt. Die Haltung der Feuerwehrleute wurde lobend
aner=
kannt. In vier Wochen findet eine Inſpektion der Feuerwehr
ſtatt. Die Büroſtunden der Bürgermeiſterei finden im Rathaus
wie folgt ſtatt: vormittags von 11 bis 12 Uhr, nachmittags von
3 bis 5 Uhr, Samstags von 11 bis 1 Uhr, und Mittwochs abends
für auswärtig Beſchäftigte von 7 bis 9 Uhr. Die Zahltage für
die Gemeindekaſſe ſind Montags von 8 bis 12 Uhr, Dienstags von
2 bis 6 Uhr nachmittags und Donnerstags desgleichen.
P. Eberſtadt, 28. Juli. Abendwanderung. Eine kleine
Wanderung, die der Geſangverein „Frohſinn” (1842) und die
Turngeſellſchaft e. V. miteinander am letzten Samstag abend
unternahmen, führte die etwa 150—200 Teilnehmer unter
Voran=
tritt der Spielgeſellſchaft des letztgenannten Vereins nach dem
nahe gelegenen Malchen. Im Gaſthaus „Zur Linde” (Weicker)
traf man ſich — wie vereinbart — mit dem Geſangverein „
Lieder=
kranz” Malchen, um die alten guten Beziehungen, die zwiſchen
den drei Vereinen beſtehen, zu erneuern. Das iſt auch in vollem
Maße gelungen. Es waren einige ſchöne Stunden der Eintracht
und Fröhlichkeit, die man hier miteinander verlebte. Die
Vor=
ſitzenden der drei Vereine tauſchten freundliche Worte der
Begrü=
ßung aus. Schöne deutſche Lieder erklangen und erfreuten der
Menſchen Herz. Die Turngeſellſchaft ließ ihre Turnerinnen und
Turner auf den Plan treten und zeigte ſchöne, gelungene
Uebun=
gen. In den Pauſen rührte ſich eifrig die Spielmannſchaft zum
klingenden Spiele, das in einer Nachmitternachtsſtunde auch die
Teilnehmer der Zuſammenkunft, von Eberſtadt in heiterſter Laune
nach Hauſe geleitete.
G. Ober=Ramſtadt, 29. Juli. 25 Jahre Doppel=Quartett
„Concordia‟. Das Doppel=Quartett „Concordia” Ober=Ramſtadt
kann in dieſem Jahre auf ſein 25jähriges Beſtehen zurückblicken. Die
Jubiläumsfeier ſoll, dem Ernſt der Zeit entſprechend, in einfacher,
wür=
diger Weiſe ſtattfinden. Sie wird im Rahmen eines Jubiläums=
Lieder=
tages am kommenden Sonntag, den 24. Auguſt d. J., nachm. 3 Uhr, im
Gafthaus „Zum Schützenhof” abgehalten, dem ſich abends ein Tanz
anſchließt. Die Gründungsfeier findet am vorhergehenden
Samstag=
abend (B3. Auguſt) im gleichen Lokale ſtatt. Dem Vernehmen nach
haben auf die hierzu ergangenen Einladungen bereits eine größere Zahl
hieſiger und auswärtiger Vereine ihre Teilnahme zugeſagt. Es kann
daher vorausſichtlich mit einer ſchlichten, aber eindrucksvollen Feier
ge=
rechnet werden. — Neueröffnung. Das altbekannte Gaſthaus
„Zum grünen Laub”, Adlergaſſe, in welchem ſeit Jahrzehnten
Gaſt=
wirtſchaft betrieben wurde, ging durch Kauf an Herrn Jakob
Wider=
ſchein über, der die Gaſtwirtſchaft nach vollſtändiger Renovierung dieſer
Tage neu eröffnete. — Rentenzahlung. Die Invaliden= und
Unfallrenten für Monat Auguſt werden am Freitag, den 1. Auguſt,
vormittags von 8—12 Uhr, am Poſtſchalter ausgezahlt. Eine
Be=
glaubigung der Unterſchriften auf den Rentenquittungen iſt diesmal
nicht erforderlich.
f. Roßdorf, 28 Juli. Geſangsvortrag. Frau Profeſſor
Nieper von der Staatsoper in Berlin weilte einige Tage bei
ihren hieſigen Verwandten und hatte die Freundlichkeit, die Gäſte
mit einigen Liedern zu erfreuen, die in ganz hervoragender Weiſe
unter Klavierbegleitung zum Vortrag gebracht wurden. Auch der
Onkel der Sängerin, Herr Werkmeiſter i. R. Peter Roſignol,
er=
freute trotz ſeines zurückgelegten Alters von 70 Jahren ebenfalls
die Gäſte mit einigen Solovorträgen. Ferner brachte auch der
ebenfalls zu der Sängerfamilie zählende Schuhmachermeiſter Herr
Konrad Hein von hier einen Solovortrag. Allen Mitwirkenden.
insbeſondere Frau Profeſſor Nieper, ſei an dieſer Stelle nochmals
herzlicher Dank geſagt.
Cl. Rothenberg, 29. Juli. Hohes Alter. In körperlicher
und geiſtiger Friſche feierte der älteſte männliche Einwohner
un=
ſerer Gemeinde, Herr Adam Heckmann X. ſeinen 80. Geburtstag.
— Gernsheim, 29. Jul=
Waſſerſtand des Rheins am
28. Juli: 2.43 Meter; am 29. Juli: 2,44 Meter.
— Hirſchhorn, 29. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
28. Juli: 1.08 Meter; am 29. Juli: 1.04 Meter.
* Nordheim im Ried, 29. Juli. Bürgermeiſter Diehl wurde
auf neun Jahre wiedergewählt. Die hieſigen Vereine brachten
Bürgermeiſter Diehl am Sonntag abend ein Ständchen, wobei
Pfarrer Ackermann eine Anſprache hielt.
Nummer 209
Mittwoch, den 30. Juli 1930
Seite 7
Die ſozialiſtiſche Stadt Magnitogorſk.
Die Stadt beſteht aus einer Anzahl von Häuſern deren je=
Mueteouu int Soldfeilubrand.
des eine Kommune bildet und etwa 1½ bis 3 Tauſend Menſchen
Von
Leonid B. Brutzkus.
Rußland ſteht im Zeichen des Fünfjahresplans. Der
Fünf=
jahresplan iſt in erſter Linie ein Plan der Induſtrialiſierung.
Neue Fabriken, Kraftſtationen und Bergwerke ſollen in kürzeſter
Zeit aus dem Boden wachſen und gewaltige neue
Menſchen=
ſcharen ſollen in den Städten Rußlands zu Induſtriearbeitern
werden. Dieſe zu erwartende große Zuſammenballung von
Men=
ſchenmaſſen ſoll ſich nicht allein auf die alten Städte erſtrecken.
Um die neugeſchaffenen Fabrikkomplexe werden gänzlich neue
Städte entſtehen. Damit iſt hier der ſchöpferiſchen
Geſtaltungs=
kraft der Architekten und Städtebauer ein ungewöhnlich weites
Betätigungsfeld gegeben.
Sofort nach der Aufſtellung des Fünfjahresplanes erhob ſich
für die kommuniſtiſche Oeffentlichkeit die Frage, ob man nicht
dieſe einmalige Chance dahin ausnutzen ſolle, um einen weiteren
Schritt zum konſequenten Kommunismus zu machen. Der
Han=
del und die Induſtrie ſind faſt reſtlos ſozialiſiert, das letzte
Agrar=
experiment hat auch einer guten Hälfte der ruſſiſchen
Landwirt=
ſchaft die kollektive Form aufgezwungen. Die Erziehung und
Volksbildung ſind ſeit Jahren ein Monopol der kommuniſtiſchen
Ideologie. Selbſt die Kirche iſt durch die neueſten Verfolgungen
in ihren geiſtigen Auswirkungen aufs äußerſte beſchränkt. Die
Elemente der Bevölkerung, von denen man eine Entfaltung
einer antikommuniſtiſchen Geſinnung hätte erwarten können, wie
die Reſte des früheren Bürgertums in der Stadt und die große
Schicht der wohlhabenden Bauern (Kulaki) auf dem Lande ſind
durch die Geſetzgebung und Verwaltungspraxis praktiſch dem
Untergange und der Degradation preisgegeben. Sollte man nun
dieſe neue große Möglichkeit eines vollkommen neuen durch keine
Rückſichten auf materielle oder traditionelle Gegebenheiten
ge=
bundenen Bauens nicht dazu ausnutzen, um durch Schaffung
vollkommen neuer Lebensgewohnheiten und neuen Lebensſtils
auch das private Leben der Sowjetbürger von Grund aus zu
reformieren und daneben auch alle Keime einer individuellen
Ideologie, wie ſie durch die Familie und den privaten Haushalt
immer gegeben ſind, auszurotten?
Man will alſo keinen Städtebau, der das bisherige
indivi=
duelle Leben mit ſeiner Rückſtändigkeit, unnützen
Kräftevergeu=
dung und bürgerlicher Verlogenheit verewigen wird, ſondern
eine Errichtung von hundertprozentig ſozialiſtiſchen Städten.
Wie ſoll nun eine ſolche ſozialiſtiſche Stadt in Wirklichkeit
ausſehen? Intereſſante Aufſchlüſſe darüber gibt uns der
ehe=
malige ruſſiſche Volkskommiſſar für Bildungsweſen A.
Lunat=
ſcharſky in einem Artikel unter dem Titel „Die 1. d. S. S. R.
baut ein menſchenwürdiges Leben auf” in der Moskauer
Zeit=
ſchrift „Ogonek”. In dieſem Artikel werden die obligatoriſchen
Richtlinien für die Architekten und Ingenieure, die ſich an dem
Wettbewerb zur Schaffung eines einheitlichen Bauentwurfes für
die Stadt Magnitogorſk beteiligen, feſtgelegt. Lunatſcharſky ſelbſt
iſt der Vorſitzende des Preisausſchuſſes für dieſen Wettbewerb.
Es handelt ſich um eine neue Stadt, die in den bis jetzt
menſchenleer geweſenen Steppen im Süden des Urals an den
Ufern des gleichnamigen Fluſſes entſtehen ſoll. Es werden hier
gewaltige Hüttenwerke und Hochöfen zur Ausbeutung der
nahe=
liegenden Erzvorkommen errichtet und in ihrer unmittelbaren
Nähe ſoll die neue Stadt, die zunächſt etwa 50 000 Einwohner
beherbergen wird, Platz finden.
erfaßt. Die ganze Stadt ſoll natürlich mit allen möglichen
Er=
rungenſchaften der modernſten Ziviliſation einſchließlich der
Fernheizung und der weitgehendſten Elektrifizierung ausgeſtattet
werden. Inmitten der Stadt befindet ſich ein großer Platz, der
in erſter Linie für die Abhaltung von Volksfeſten und
Maſſen=
demonſtrationen beſtimmt iſt. Um ihn herum gruppieren ſich die
öffentlichen Gebäude — ein Zentralkrankenhaus, ferner ein
Pa=
laſt der Arbeit und der Kultur, das eimn Theater, ein großes
Kino, Räume für Klubs und Gewerkſchaften beherbergen ſoll.
Ein großes Kinderheim und ein Säugligsheim ſollen für das
körperliche und ſeeliſche Gedeihen des proletariſchen Nachwuchſes
Sorge tragen. Außerdem befindet ſich hier das
Ernährungs=
kombinat — die zentrale Stadtküche, die die Aufgabe habe, die
ge=
ſamte Stadt mit Eſſen zu verſorgen, denn Familienhaushalt und
private Speiſenbereitung ſollen als vollſtändig rückſtändige
Ein=
richtungen des individuellen Zeitalters in der ſozialiſtiſchen
Stadt grundſätzlich abgeſchafft werden. Aber auch die großen
Häuſerkommunen werden nur kleine Küchen beſitzen, die
aus=
ſchließlich der Aufwärmung des bereits gekochten Eſſens dienen
ſollen. Die geſamte Arbeit der Speiſenzubereitung entfällt auf
das Ernährungskombinat — die Zentralküche. Von hier aus ſoll
das fertige Eſſen in die Speiſehallen der einzelnen Häuſer
nach Lunatſcharſky „mit derſelben Einfachheit wie Waſſer mittels
der Waſſerleitungen” gelangen. Die Speiſenzubereitung ſelbſt
ſoll bis aufs Aeußerſte mechaniſiert und ſtandardiſiert werden.
Ueber die logiſchen Folgen einer ſolchen Standardiſierung, daß
nämlich am Donnerstag die ganze Stadt Magnitogorſk
Schweins=
kotelett mit Kartoffeln und am Freitage Erbſenbrei mit
Sauer=
kraut und nichts anderes zu eſſen bekommt ſchweigt ſich
Lunat=
ſcharſky diplomatiſch aus. Mit der Abſchaffung des privaten
Haushaltes wird auch der Stand einer Hausfrau endgültig
be=
ſeitigt. Sämtliche Frauen in arbeitsfähigem Alter werden in
Magnitogorſk im Produktionsprozeß beſchäftigt ſein.
Wie ſollen nun die einzelnen Häuſerkommunen i
Magnito=
gorſk ausſehen. Ihren Kern werden die Schlafräume für die
Erwachſenen bilden. Denn alle Kinder bis zum 16. Lebensjahr
werden grundſätzlich in beſonderen Räumen unter Obhut von
erfahrenen Pädagogen und von den Eltern getrenmt,
gemein=
ſchaftlich erzogen. Die Familie als Erziehungsſtätte der Kinder
ſoll es nicht mehr geben, die Kinder gehören der Geſamtheit.
„Es ſoll ſelbſtverſtändlich keine vollſtändige Trennung der Eltern
von den Kindern bedeuten, aber als ideales Ziel haben wir
eine allmähliche Verdrängung der Begriffe „Kinder” und „Eltern”
durch die Begriffe „Kinder” und „erwachſene Bürger” im Auge‟
ſchreibt Lunatſcharſky.
In den einzelnen Häuſerkommnen der Stadt Magnitogorſk
ſoll es auch keine Wohnungen für Ehepaare geben, ſondern
grund=
ſätzlich nur Einzelzimner. Indem man die möglichſtweite
Kol=
lektiviſierung der Menſchen begrüßt, wird die Idee einer
feſt=
gefügten Familienzelle verworfen und als „philiſterhaft”
ge=
brandmarkt. Sowohl Mann wie Frau haben ihr eigenes Zimmer
und damit wird nach Lungtſcharſky „eine bis jetzt unbekannte
Freiheit der Wahl von intimen Kombinationen” ermöglicht.
Durch dieſe drei Maßnahmen: Abſchaffung des privaten
Haus=
haltes, Trennung der Kinder von den Eltern und Aufhebung
der Wohnungsgemeinſchaft zwiſchen Mann und Frau wird die
Familie als ſolche in unvergleichbar wirkſamerer Art zum
Ver=
ſchwinden gebracht als durch die allerradikalſte Ehe= und
Schei=
dungsgeſetzgebung. Lunatſcharſky will auch daraus kein Hehl
machen. „Man kann ſagen”, ſchreibt er, „daß in der ſozialiſtiſchen
Stadt die Familie im alten Sinn vollkommen abgeſchafft wird”.
Zweifellos iſt die Familie eine unverſiegbare Quelle für
indivi=
duelle und traditiontreue Denkart; ihre Vernichtung ſteht damit
in vollem Einklange mit dem Ziele des Kommunismus —
Schaf=
fung eines Kollektivmenſchen.
Die Abmeſſungen der Einzelzimmer ſind ziemlich knapp
ge=
halten. Die jedem Hausbewohner zur Verfügung ſtehende „
in=
dividuelle” Wohnfläche, d. h. die Fläche ſeines Zimmers, ſoll
etwa 7—8 Quadratmeter betragen. In einem ſolchen Zimmer
finden ein Bett=Sofa, ein Tiſch, 2 Schränke, 2 Stühle und ein
Waſchtiſch Platz. Alle dieſe Möbelſtücke ſind in ſämtlichen
Zim=
mern gleich nach einem Standardmuſter für die ganze Stadt
her=
geſtellt. Eine individuelle Note kann in das Zimmer höchſtens
durch den Wandſchmuck gebracht werden. Dieſes Zimmer ſoll
eigentlich nur zum Schlafen dienen.
Die einzelnen Wohnzellen der großen Häuſerkommunen
gruppieren ſich um eine Zentrale, die aus einer Nebenküche zur
Aufwärmung der Speiſen, einer gemeinſamen großen Speiſehalle
und einer Reihe von Räumen zu Sport= Geſelligkeits= und
Kul=
turzwecken beſteht. Darunter findet ſich ein großer Saal für
Verſammlungen, ein Kino, eine Leſehalle, die ſogenannte „Rote
Ecke” und Räume für einzelne Klubs und Vereine. Für dieſe
Zwecke ſoll an Raum nicht geſpart werden, die dazu zur
Ver=
fügung geſtellte „kollektive” Wohnfläche ſoll pro Kopf der
Ein=
wohner umgerechnet zumindeſtens ſo groß wie die „individuelle‟
ſein. Man hat die Abſicht, die Hausbewohner dazu veranlaſſen,
ihre ganze freie Zeit in den kollektiven Zentralräumen des
Hau=
ſes zu verbringen. Hier werden ſie auch in ganz anderem Maße
wie früher durch Rundfunk, Vorträge und andere Mittel geiſtig
beeinflußt und in den Dienſt der großen Idee des ſozialiſtiſchen
Aufbaues geſtellt werden können. Dagegen iſt jede kulturelle
Be=
tätigung außerhalb der Zentralräume, jede Pflege einer privaten
Geſelligkeit, ja ſchon das einfache „zu Gaſte gehen” tatſächlich ſehr
erſchwert.
Das, was hier projektiert wird, iſt ein gewaltiges Experiment,
das in ſeiner Kühnheit nichts zu wünſchen übrig läßt. In
ſeinen Grundzügen weiſt es viel ähnliches mit der Falanſterutopte
eines Fourier auf, mit dem Unterſchiede allerdings, daß von
einem freiwilligen Zuſammenſchluſſe zu ſolchen Gemeinſchaften
wie ſie Fourier vorausſetzte hier kaum die Rede ſein kann. Die
Zielſetzung dieſes Experimentes iſt, jede Möglichkeit zur
Bil=
dung von individueller Denkart im Keime zu erſticken ſund
durch Schaffung von gänzlich neuen Lebensbedingungen einen
in ſeinem Leben und Denken ſtandardiſierten Maſſenmenſchen
zu erziehen. Obgleich gewiſſe Anzeichen für eine ähnliche
Ent=
wickelung ſich zweifellos auch in kapitaliſtiſchen Großſtädten
feſt=
ſtellen laſſen, ganz gleichgültig, ob man ſie als poſitiv oder
wegativ bewertet, ſind ſolche ſozialiſtiſche Städteprojekte
Er=
zeugniſſe einer maßlos radikalen Ueberſpannung dieſer
Ent=
wickelungstendenzen und können nur aus dem Fanatismus des
kollektiviſtiſchen Gedankens in Sowjetrußland erklärt werden.
Daß ein ſolches Experiment gegen den Willen einer weit
überwiegenden Mehrheit ſeiner Menſchenobjekte ausgeführt
wird, bedarf kaum einer Erwähnung. Ein Wandel der
An=
ſchauungen über ſo intime Sachen wie Lebensgewohnheiten und
Familienleben vollzieht ſich, wenn überhaupt, ſonur
außerordent=
lich langſam, von dieſer Regel macht auch Sowjetrußland
ſchließ=
lich keine Ausnahme. Daß ſelbſt der weitgrößte Teil der
Partei=
kommuniſten einer ſolchen radikalen Abſchaffung der Familie
wenig Sympatien entgegenbringen wird, ſteht nach den
Er=
fahrungen früherer Jahre außer Zweifel.
Man glaube aber nicht, daß ſolche Projekte auf dem
Pa=
piere ſtehen bleiben. Sie ſind auf das Engſte mit dem
Fünf=
jahresplan verbunden. Man hat bereits mit dem Bau von
Magnitogorſk und anderer Städte desſelben Muſters begonnen;
wie weit dieſe Arbeit fortſchreiten wird und wie ſtark ſie ſich
aus=
wirkt, hängt von dem Schickſale des Fünfjahresplanes ab.
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Seite 8
Mittwoch, den 30. Juli 1930
Nummer 209
Der Abſchluß im Europa=Rundflug: Triumph und tragiſches Ende.
Oben links: Die engliſchen Flieger Butler (links) und Broad (rechts) trafen als Erſte in
Berlin ein. — Unten links: Der deutſche Flieger Morzik, der vorjährige Rundflugſieger, mit
Poß auch dieſesmal der erſtangekommene deutſche Teilnehmer, wird von ſeinen Kindern begrüßt.
Bild rechts: Der deutſche Pilot Poß nach der Ankunft in Berlin im Kreiſe der Seinen.
Der junge Europa=Rundflieger Neininger (links) und ſein Begleiter mußten auf dem Golf
von Lyon notlanden, konnten aber bald von einem franzöſiſchen Dampfer gerettet werden, während
das Flugzeug im Meer verſank. — Im Kreis: Erich Offermann, Deutſchlands älteſter Flieger,
der über dem Flugplatz von Lyon abſtürzte und getötet wurde.
Ozeanfahrt des engliſchen
Luftſchiffes.
„R. 100” nach Kanada geſtarkel.
EP. London, 29. Juli.
Das größte Luftſchiff der Welt, „R. 100” iſt
heute früh 3,45 Uhr zu dem ſeit längerer Zeit
geplanten Transozeanflug nach Kanada
aufge=
ſtiegen. Die Startmanöver gingen glatt vor ſich.
Wenige Minuten nach dem Start entſchwand der
Luftrieſe den Blicken einer zahlreichen
Zuſchauer=
menge, die ſich trotz der frühen Morgenſtunden
in Cardington eingefunden hatte. Das Luftſchiff
wird vorausſichtlich die nördliche Route über
Irland einſchlagen. Führer iſt Major Scott, der
bereits im Jahre 1919 mit dem Luftſchiff „R. 34‟
den Atlantiſchen Ozean überflogen hat. Die
Bordmannſchaft beſteht aus 32 Perſonen; nur
wenige Paſſagiere nehmen an dem Fluge teil.
Die Wetterlage iſt zurzeit für den Flug günſtig.
— „R. 100” beſitzt ſechs Rolls Royce=Motoren
von insgeſamt 3900 Pferdeſtärken, die dem
Luft=
ſchiff eine Geſchwindigkeit von 81½
Stunden=
meilen verleihen.
Weitere Europaflieger in Berlin.
Berlin. Am Dienstag vormittag ſind
wei=
tere vier Teilnehmer am Europaflug, ſämtlich
Deutſche, auf dem Flughafen Tempelhof
einge=
troffen. Es ſind dies v. Maſſenbach, auf
C. 7. Notz auf G. 1. Peſchke auf C. 9 und
Oſterkamp auf D. 7. Um die Mittagszeit
trafen drei weitere Europaflieger ein, und zwar
Laſſer auf. A. 2. Roeder auf A. 8 und
Riſtics auf A. 9. Damit haben insgeſamt 23
Maſchinen den Europarundflug durchgeführt.
Am Dienstag mittag trafen noch in
Tempel=
hof ein: Der deutſche Flieger Krüger auf
„E.8” und der Pole Bajan auf „T. 2”, der
am Montag in Pommern eine Notlandung
vor=
nehmen mußte. Dem deutſchen Teilnehmer
Eichele auf „E. 9” zerbrach in der Gegend von
Schievelbein in Pommern in der Luft der
Pro=
peller, ſo daß er eine Notlandung vorzunehmen
gezwungen war. Die Maſchine „D.8” liegt in
Königsberg mit Motorſchaden. Dort hat der
Wettbewerber Stein auf „B. 5” ebenfalls
Propellerſchaden. Die polniſche Maſchine „O.7‟
mußte bei Wien notlanden.
Granateneinſchlag auf pfälziſchen Boden.
Pirmaſens. Nicht genug damit, daß die
franzöſiſche Artillerie des Schießplatzes Bitſch
(Lothringen) bis hart an die pfälziſche Grenze
ihre Granaten ſchickt, iſt es neuerdings
wieder=
holt vorgekommen, daß Geſchoſſe über die Grenze
auf pfälziſchen Boden gefallen ſind. Aus
Eppen=
brunn wird berichtet, daß dort am Montag
nach=
mittag 4 Uhr ein Forſtbeamter und drei Arbeiter
bei Außenarbeiten im Staatswald beſchäftigt
waren, als eine Granate ſchweren Kalibers keine
20 Meter von den vier Leuten entfernt einſchlug.
Glücklicherweiſe handelte es ſich um einen
Blind=
gänger. Auch die Flugzeuge des genannten
Truppenübungsplatzes kommen auf ihren
Uebungsflügen immer noch über die Pfälzer
Grenze.
Auf der Suche nach dem letzten Opfer
von Koblenz.
Koblenz. An der Unfallſtelle von Koblenz=
Lützel iſt man noch immer um die Bergung
wei=
terer Opfer bemüht. Dem ſchlammigen Grund
des Hafenbeckens ſucht man auch noch das letzte
Opfer zu entreißen. Am Montag wurde bei den
Sucharbeiten noch eine Handtaſche aufgefiſcht.
Auch nimmt man an, daß ſich mindeſtens noch
eine Leiche im Gebiet des Hafens befinden muß,
da eine Vermißtenmeldung vorliegt, von der man
mit Beſtimmtheit annimmt, daß ſie nur durch
einen Fund im Hafenbecken ihre Erledigung
fin=
den wird. Das Hafenbaſſin ſoll nochmals
gründ=
lich abgeſucht werden.
Folgenſchwere Geſchoßexploſion.
Warſchau. In der Nähe der Ortſchaft
Stebnik in Oſtgalizien fanden Hirtenjungen in
einem Walde ein Artilleriegeſchoß, mit dem ſie
zu hantieren begannen. Das Geſchoß explodierte
in den Händen der Hirten, wodurch fünf auf der
Stelle getötet wurden und drei, die ſich in
größe=
rer Entfernung befanden, ſchwere Verletzungen
davontrugen.
Trümmer, Schutthügel und Ruinen bezeichnen die Stätte, an der einſt Melfi ſtand, das im Zentrum des furchtbaren Erdbebens in Italien lag.
Oben rechts: Der König von Italien und die Herzogin von Aoſta im Kataſtrophengebiet.
15000 Todesopfer des Erdbebens!
EP. Rom, 29. Juli.
Ein Sonderberichterſtatter des „Daily Herald”,
gibt nach einer perſönlichen Reiſe durch die vom
Erdbeben verwüſteten Gebiete in Italien die
Zahl der Todesopfer mit 15 000 an. Wie dieſer
Korreſpondent, dem man die Verantwortung für
ſeine Angaben überlaſſen muß, erklärt, ſei er
auf Grund eigener Beobachtungen und von
In=
formationen, die er an Ort und Stelle ſammeln
konnte, zu dieſer erſchreckend hohen Zahl
gekom=
men. Die offiziellen Ziffern, die die Zahl der
Todesopfer mit etwa 2200 angäbe, bezögen ſich,
dem Korreſpondenten zufolge, nur auf die
Lei=
chen, die aus den Trümmern geborgen worden
ſeien. Ohne einen Widerſpruch befürchten zu müſ=
ſen, erklärt der Korreſpondent weiter, könne er
behaupten, daß noch immer 60 bis 70 (!) Prozent
der Opfer in den Gebieten, die er auf ſeiner
etwa 430 Meilen langen Reiſe beſuchte, unter
den Trümmern begraben ſind.
Die Urſachen des jüngſten Erdbebens
in Ikalien.
Ueber die Urſachen, die zum Erdbeben geführt
haben, äußerte ſich der Direktor des
Obſervato=
riums von Pompeji in einem Interview mit
einem Mitarbeiter des „Giornale d’Italia‟. Er
iſt der Anſicht, daß es ſich nicht um ein
Wieder=
erwachen des Vulkans Vulture handeln könne,
weil das auch bei früheren Erdbeben nicht der
Fall geweſen ſei und weil das Zentrum des
Bebens nicht eigentlich auf dem Vulkan ſich
be=
funden habe. Er ſei vielmehr der Anſicht, daß
das Erdbeben eine horogenetiſche Urſache habe,
daß es nämlich der Hebung der
Apenni=
nenkette zuzuſchreiben ſei, die in der
Tertjär=
zeit begann und immer noch langſam fortſchreite.
Auf die Bergkette werde von unten ein
ungeheu=
rer Druck ausgeübt, dem ſie Widerſtand leiſte,
bis die Elaſtizität überſchritten ſei und ein Riß
entſtehe, deſſen Ränder übermäßig ſchwankten.
Man müßte in den hohen Bergen der Irpinia
einen Erdriß genau ſo finden, wie man ihn
ſei=
nerzeit im Zentralapennin, bei dem Erdbeben
von Avezzano gefunden habe. Solch ein Riß
ſchließe ſich wieder, bleibe aber ſtets ein Punkt
ſchwächeren Widerſtandes. Daher das jeweilige
Wiedererwachen ſolchen Epizentren.
Mit dem Motorrad in einen Teerbehälter.
Andernach. Zwei Motorradfahrer aus
Hagen irrten in der Dunkelheit von der Straße
ab und gerieten auf einen Weg, der dicht am
Rhein in die Anlagen der Rheinwerft führt.
Plötzlich ſah ſich der Fahrer knapp vor dem
Waſ=
ſer des Rheins. Er erkannte die Gefahr und riß
das Steuer herum. Dabei ſtürzte das Motorrad
in ein mit Teermacadam gefülltes drei Meter
tiefes Silo. Die Motorradfahrer blieben ſchwer
verletzt liegen. Auf die Hilferufe der
Verun=
glückten kamen Einwoher hinzu und veranlaßten
die Ueberführung der am ganzen Körper
Ge=
ſchwärzten ins Krankenhaus. Einer der
Ver=
letzten iſt kurz darauf den ſchweren Wunden, die
durch den Teer noch gefährlicher geworden waren,
erlegen.
Verhaftung eines Kriminalkommiſſars
wegen Meineides.
Burg b. Magdeburg. Nach viertägiger
Ver=
handlung ging hier ein ſenſationeller
Beleidi=
gungsprozeß zu Ende. Angeklagt war der
Häu=
ſermakler Schmiel, der den Kriminalkommiſſar
Ziegler=Burg beſchuldigt hatte, in vier Fällen
einen Meineid geleiſtet zu haben. Ziegler trat
als Nebenkläger auf. Der Prozeß endete mit der
Verurteilung des Angeklagten Schmiel zu 30
Mark Geldſtrafe wegen formaler Beleidigung.
Im Laufe der Verhandlungen ergab ſich aus den
Zeugenausſagen, daß der Nebenkläger Ziegler in
drei Fällen einen Meineid geleiſtet hatte. Der
Kommiſſar, der am Freitag bei den
Verhand=
lungen einen Nervenzuſammenbruch erlitten und
ſich in das Krankenhaus begeben hatte, von dort
aber wieder entlaſſen worden war, iſt am
Mon=
tag abend von Beamten des Polizeipräſidiums
Magdeburg verhaftet und nach Magdeburg
ge=
bracht worden.
Mehrere elſäſſiſche Dörfer von einer Waſſerhoſe
heimgeſucht.
Straßburg. In der vergangenen Nacht
ging über Altkirch eine Waſſerhoſe hinweg, die
zahlreiche Straßen und Häuſer meterhoch unter
Waſſer ſetzte. Die Eiſenbahnlinie Paris-Baſel
war zwiſchen den Bahnhöfen von Altkirch und
Ballersdorf auf eine Strecke von 600 Meter
über=
ſchwemmt. Da man Gleisverſchiebungen
befürch=
tete, war der Verkehr für einige Stunden
unter=
brochen worden. Er wird ſeit Montag nacht
1 Uhr eingleiſig aufrecht erhalten. In
Mülhau=
ſen wurden zwei Pariſer Schnellzüge feſtgehalten,
von denen der eine dann mit Verſpätung ſeine
Fahrt nach der franzöſiſchen Hauptſtadt fortſetzen
konnte. Die internationalen Züge erlitten große
Verſpätungen.
Spielende Kinder durch eine Sprengpatrone
ſchwer verletzt.
Paris. In Belfort ereignete ſich am
Mon=
tag ein bedauerliches Unglück, wodurch ein
zehn=
jähriger Knabe getötet und zwei Spielkameraden
lebensgefährlich verletzt wurden. Die Kinder
hatten eine Sprengpatrone, wie ſie für
Stein=
hauarbeiten verwendet werden, gefunden, und
verſuchten ſie auseinander zu nehmen. Plötzlich
explodierte die Patrone, und alle drei brachen
ſchwer verletzt zuſammen. Einer der Knaben
hatte ſo ſchwere Wunden davongetragen, daß ſein
Tod bereits wenige Minuten ſpäter eintrat. Die
anderen beiden mußten mit ebenfalls
lebensge=
fährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus
überführt werden.
Ausdehnung der Ueberſchwemmung in der
indiſchen Provinz Sind.
Karatſchi. Die Ueberſchwemmungen in
der indiſchen Provinz Unter=Sind nehmen
im=
mer größere Ausmaße an. Bisher ſind mehr als
30 Dörfer überflutet worden. Für die Stadt
Schikarpur beſteht nach wie vor akute
Ueber=
ſchwemmungsgefahr, obwohl von zahlreichen
In=
genieuren und Eiſenbahntechnikern alles
ver=
ſucht wird, um eine Kataſtrophe abzuwenden.
Aus den Ueberſchwemmungsgebieten ſind bisher
über 15 000 Flüchtlinge in Sukkur eingetroffen.
Neue Bilder aus dem ikalieniſchen Kakaſtrophengebiel. — König Vikkor Emanuel auf den Trämmern von Melfi.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 209
Mittwoch, den 30. Jnli 1930
Seite 9
Deutſchland gegen Italien
Das ſpannendſte Fußballſpiel der Welkmeiſterſchafken der Studenken in Darmſtadt.
Am kommenden Sonnkag
um 3.30 Uhr im Hochſchulſtadion.
Eines der intereſſanteſten Ereigniſſe aus der großen Fülle der
Pro=
grammpunkte der Internationalen Meiſterſchaften der Studenten im
Darmſtädter Hochſchulſtadion iſt ohne Zweifel die Begegnung zwiſchen
der italieniſchen und deutſchſen Fußballmannſchaft. Die italieniſche
Fuß=
ballmannſchaft iſt mit das (Stärbſte, was Italien überhaupt im Fußball
auf die Beine bringen kannt. Nicht weniger als 6 Internationale
ent=
hält die italieniſche Mannſchaft. Leute wie Allemandi und Martin, jenes
einzigartige Verteidigerpaar, Pitto und Bernardini, Läufer von großem
Format, und Stürmer wie Conſtantino, Salluſtre und Chini haben
ſchon in faſt allen europäiſchen Fußballhochburgen um die Ehre des
ita=
lieniſchen National=Fußball=Aſerbandes mit ſo ausgezeichnetem Erfolg
gekämpft, daß Italien mit alsſ eine der ſtärkſten Fußballnationen
Euro=
pas angeſehen werden muß. Es iſt noch in guter Erinnerung, welche
rieſigen Zuſchauermaſſen im vergangenen Frühjahr der Länderkampf
zwiſchen Deutſchland und Itollien im Frankfurter Stadion angelockt
hat. Bis auf den letzten Platz war das rieſige Frankfurter Stadion
damals gefüllt, jeder wollte die hervorragenden italieniſchen Fußballer
mit ihrer ungeheueren Energie, ihrem Elan und wunderbarem Kopfſpiel
ſehen. Dieſe Gelegenheit iſt nun wiederum am kommenden Sonntag
im Hochſchulſtadion in Darmſtad; gegeben.
Italien tritt der deutſchen Mannſchaft in folgender Aufſtellung
gegenüber=
Bynadeo
Allemandi
Martin
Pitto
Bernaudini
Varalien
Conſtantino Faſanelli Salluſtre Mazzoni Chim
Das Verteidigerpaar iſt, ſelbſt tpenn Allemandi durch Gadaldi
er=
ſetzt werden ſollte, ſo ballſicher und im taktiſchen Stellungsſviel
erfah=
ren, daß es auch der beſten internationalen Stürmerreihe ſchwerſte
Auf=
gaben zu löſen geben kann. Pitto und Bernardini ſtellen im Verein
mit Varglien eine Läuferreihe von internationalem Format dar. Der
Sturm beſitzt in den vier Internationalen Conſtantino, Salluſtre.
Maz=
zoni und Chini eine ſo außerordentliche Durchſchlagskraft, die gevaart
mit Schnelligkeit und der Schußgewalt mit das Beſte iſt, was in Italien
überhaupt an internationalen Stürmern aufgeſtellt werden kann.
Ballendat
Schnorr
Engel
(BSV. Berlin) (93 Haxau) (05 Mainz) (DSV.) (60 München)
Schäfer
Heckmaier
Stöffel
Kiehl
Vogel
(Dresd, SC.) (Guts Muts Dresd.) (FSV. Frankf.)
Daners
(083 Düren)
Wenz
(ASV. Nürnberg)
Böck
(60 München)
In der deutſchen Mannſchaft ſind keine Internationalen zu finden,
doch iſt die Elf ſo ſorgfältig aus dem beſten, was dem Reichstrainer
Nerz an Fußballmaterial zur Verfügung ſtand, zuſammengeſtellt und in
drei längeren Kurſen techniſch und taktiſch hervorragend vorbereitet. Im
Tor ſteht der bekannte Nürnberger A. S.N. Goalkeeper Wenz, der in
vielen internationalen Kämpfen ſeiner Mannſchaft ſich bewährt hat
Daners von Düren 03 und Böck von 1860 München ſind zwei ſtandfeſte
und ballſichere Verteidiger, die im Verein mit Stöſſel (Dresdener SC.),
Kiehl (Guts Muts Dresden) und Vogel (FSV. Frankfurt) ein ſehr
ſtarkes Rückgrat für die deutſche Mannſchaft bilden. Im Sturm gilt
der Berliner Ballendat als ſehr gefährlicher Linksaußen. Schnorr von
Hanau 93 hat wiederholt für Süddeutſchland als Halbſtürmer geſvielt.
Er iſt beſonders als gefährlicher Durchreißer bekannt und im
Main=
bezirk gefürchtet. Engel von Mainz 05 führt den Sturm an. Gute
Ueberſicht und ſauberes Verteilungsſpiel nennt er ſein eigen.
Heck=
maier von DSV. und Schäfer von 1860 München ſind ein ſehr ſtarker
rechter Flügel, zumal beide techniſch auf der Höhe, ſehr ſchnell und
ſchußſicher ſind.
Ueberblickt man kritiſch die deutſche Mannſchaft, ſo ergibt ſich beſtes
Spielermaterial, das den Vergleich mit ſüddeutſcher Extraklaſſe
Nürn=
berg=Fürther Prägung nicht zu ſcheuen braucht. Es iſt gar keine Frage,
daß dieſe Mannſchaft ein ganz hervorragendes Spiel gegen die
außer=
ordentlich ſtarken Italiener liefern wird. Das Spiel kann daher als
eine ſehr offene Angelegenheit betrachtet werden. Die deutſchen
Studen=
ten wiſſen, worum es in dieſem Kampfe geht, und ſie werden alle
Kräfte daranſetzen, um den Sieg an ihre Fahnen zu heften. Weſentlich
für den Ausgang iſt ohne Zweifel
die Stimmung der Maſſen.
die dem Spiel beiwohnen werden. Es war noch immer ſo geweſen,
daß unter der Anfeuerung der großen Zuſchauermengen eine
Mann=
ſchaft in einem ſchweren Kampfe weit über das ſonſt übliche Maß
hin=
aus geleiſtet hat. Es iſt daher zu erwarten, daß eine große deutſche
Zuſchauermaſſe der deutſchen Mannſchaft den nötigen Rückhalt
verſchafft. An und für ſich ſind hierzu die Vorausſetzungen gegeben.
denn die Eintrittspreiſe ſind angeſichts des zu erwartenden erſtklaſſigen
Fußballſportes als außerordentlich niedrig zu bezeichnen. Die
Dauer=
kartenbeſitzer haben ſelbſtverſtändlich ſich ſchon ihren Platz geſichert.
Die Tageskarte, die auch zum Beſuch der reſtlichen an dieſem Tage
ab=
zuwickelnden Kämpfe im Hochſchulſtadion berechtigt, koſter für den
Sitz=
platz 2 Mark und für den Stehplatz nur 1 Mark. Dabei iſt die
Sicht=
gelegenheit von allen Plätzen ganz ausgezeichnet.
Dies iſt beſonders wichtig auch im Hinblick auf den
Zeppelin=
beſuch. Denn das deutſche Luftſchiff „Graf Zeppelin” wird in ganz
niedriger Höhe zweimal in rieſigen Schleifen über dem Hochſchulſtadion
den deutſchen und ausländiſchen Beſuchern ſeine Referenz erweiſen. Den
Zuſchauermaſſen iſt daher neben dem hervorragenden Fußballkampf auch
beſte Gelegenheit geboten, den Zeppelin aus allernächſter Nähe zu ſehen.
Der Kampf iſt auf Sonntag, den 3. Auguſt, nachmittags halb 4
Uhr, angeſetzt, und zwar ſo rechtzeitig, daß diejenigen, die der
Zeppe=
lin=Landung auf dem Griesheimer Exerzierplatz beiwohnen
wol=
len, noch rechtzeitig bis zur Landung mit den zahlreichen zur
Verfügung ſtehenden Omnibuſſen hingelangen können.
Die Nakionen rücken an!
Nachdem bereits am Sonntag und Montag Teile der
italieni=
ſchen Delegation für die Weltmeiſterſchaften der Studenten in
Darm=
ſtadt eingetroffen waren, kamen geſtern nachmittag auch etwa 80 bis 90
franzöſiſche Athleten. Es ſind durchweg ziemlich große, gut gewachſene,
aber doch leichte Kämpfer, die ſich das Stadion eingehend anſahen und
ſofort begannen, ſich auf Trainingsplätzen und im Schwimmbecken „
ein=
zugewöhnen‟. Heute nacht trafen auch die tſchechiſchen Teilnehmer hier
ein. Heute und morgen folgen auch die Bewerber der übrigen
Natio=
nen, denn man will nicht auf unbekanntem Terrain kämpfen. In
ſtudentiſchem Uebermut erprobten geſtern abend einige fremde Gäſte
die „Laufbahn” um einte der „Suppenſchüſſeln” am Monument. Sie
ſchien noch etwas ungewohnt, denn einer der Athleten landete zum
großen Gaudium der Zuſchauer in den kühlen Fluten, wo ſeine
ſchwim=
meriſchen Leiſtungen lebh)aften Applaus hervorriefen.
Ein geflügelter Bote aus Ungarn.
Eine am Samstag in Budapeſt aufgeflogene Brieftaube kam
ent=
weder am Dienstag früh oder ſchon in der Nacht in Darmſtadt an und
überbrachte nachſtehende Botſchaft:
„Ungarns Studenten=Nationalverband begrüßt Weltmeiſterſchaften
der Studenten!“
6-
Noch einmal: Die Skudenken=Trainingsſpiele.
Eine „Richtigſtellung” des Verbandes.
Auf die Angriffe der Preſſe gegen das Verbot der Studenten=
Trainingsſpiele antwortet jetzt auch der Preſſereferent des
Süd=
deutſchen Fußball= und Leichtathletik=Verbandes. In dieſer „
Rich=
tigſtellung” wird geſagt, daß es ſich bei den beabſichtigten Spielen
zwiſchen den Frankfurter Mannſchaften und der Studenten=
Aus=
wahl nicht um Trainings= ſondern um reine Wettſpiele gehandelt
habe. Dieſe Wettſpiele aber würden gegen das Juli=Spielverbot
und damit gegen die Satzungen verſtoßen haben. Dieſe „
Richtig=
ſtellung”, die natürlich gar keine Berichtigung, ſondern im beſten
Falle eine Wortklauberei iſt, ändert an der Sachlage gar nichts.
Es hätte dem Anſehen des Verbandes und ſeiner Satzungen
durch=
aus nichts geſchadet, wenn in dieſem Falle eine durchaus
einleuch=
tende Ausnahme vom Juli=Spielverbot gemacht worden wäre.
Gerade die Form von „reinen Wettſpielen” wäre der
Vorberei=
tung der deutſchen Studenten auf die Weltmeiſterſchaft im
höch=
ſten Grade nützlich geweſen. Einmal wäre durch ſie das
Publi=
kum in den wünſchenswerten Kontakt mit der Studenten=
Mann=
ſchaft und mit den Studenten=Weltmeiſterſchaften überhaupt
ge=
kommen, zum anderen hätte man gerade in einem Wettſpiel erſt
das eigentliche Können der einzelnen Studentenſpieler
kontrol=
lieren können. Alte Fußballer — und das ſind doch die
Behörden=
mitglieder des Verbandes zumeiſt — müßten in erſter Linie
wiſſen, daß zwiſchen Trainings= und Kampfleiſtungen, zwiſchen
Spielen mit und ohne Pullikum, oft ein großer Unterſchied
be=
ſteht. Statt an die Praxis aber hat man nur an die Paragraphen
gedacht.
Leichkakhlekik.
Neuer Weltrekord im Speerwerfen.
Am Schlußtag der Stockholmer Spiele von Göta Stockholm gab
es vorzügliche Leiſtungen, und vor allen Dingen einen neuen
Weltrekord im Speerwurf. Der Finne M. Järvinen, der
Bruder des neuen Zehnkampfweltrekordmannes, hatte einen
Welt=
rekordverſuch angemeldet, der ihm auch gelang. Nach einem Wurf
von 68 Meter brachte der 2. Wurf die neue „Weltrekordleiſtung
mit 7238 Meter, während der 3. Wurf nur 61,50 Meter
be=
trug. Der Wurf wurde volllkommen einwandfrei erzielt und das
Nachwiegen des Speeres erciab ein Gewicht von über 800 Gramm.
Auch die Tſchechen kreffen ein!
Die tſchechiſchen Studenten, die heute nacht um 1 Uhr eintrafen.
beſchicken die akademiſchen Weltmeiſterſchaften in Darmſtadt mit einer
recht zahlreichen Mannſchaft, unter der ſich einige recht gute
Leicht=
athleten und Schwimmer befinden. In den Kurzſtrecken ſind zwar die
Leiſtungen der verſchiedenen Vertreter nicht ſo gut, als daß ſie für
it=
ſcheidende Kämpfe in Frage kämen, denn hierzu reichen z. B. die 2
Meter=Zeiten von Fiser 23,4 Sek., Bartel 23,4 Sek., Cerny’ 23,6
Sek., Engel 22,6 Sek. und Knénicky 22,8 Sek., nicht aus. Auch läuft
keiner von den tſchechiſchen Studenten die 100 Meter unter 11 Sek.,
Cerny, Engel und Knénicky benötigen für dieſe Strecke 11,3.
,2 und
11,1 Sek., Bartel iſt aber über die 400 Meter=Strecke mit 50,4 Sek. ein
ausſichtsreicher Bewerber, auch Fisſers und Knénickys Zeit von 51,2 und
50 (Antwerpen) iſt noch gut. Hron läuft die 5000 Meter in 15,59 Min.,
und Kuchta benötigt 16.40 Min. Kuchta läuft auch die 1500 Meter ſeine
Zeit iſt 4,13, während Kratky 4,18 und Hron 4,17 für dieſe Strecke
läuft. Kratky läuft die 800 Meter in 2 Min., Kuchtas Zeit für dieſe
Strecke iſt 2,02 Min. Für die 110 Meter Hürdenſtrecke iſt nur Bauer
gemeldet, deſſen Zeit hierfür 16.1 Sek. iſt. Bauer iſt auch Weitſpringer
und erreicht 6,52 Meter, und Engel kommt auf 6,79. In Koreis
be=
ſitzen die Tſchechen einen überragenden Mann, er überſpringt 4 Meter
im Stabhochſprung. Für die Entſcheidung im Diskus kommt u.
Vanoucek in Frage, der im Training 46—47 Meter weit warf.
Kugelſtoßen erreicht er 12,85 Meter. Jehlicka ſtößt die Kugel 1:
weit und wirft den Diskus 41,80 Meter. Dr. Chmeliks Leiſtungen ſind
13,87 Meter im Kugelſtoßen und 42,60 Meter im Diskuswerfen.
Letz=
terer beſtreitet zuſammen mit Knénicky und Koberſtein den Fünfkampf.
Koberſtein wirft den Speer 58,85 Meter und Dr. Chmelik 57,45 Meter
weit. Die Tſchechiſche Schwimmermannſchaft führt in Meſſinger und
Steiner zwei ſehr gute Freiſtilſchwimmer mit. Ihre Zeit iſt 1.02 Min.,
während Medricky 1.03,8 Min. benötigt. Schmuk und Cerny ſchwimmen
die 400 und 1500 Meter=Strecke. Als Fechter ſind Maſchka=Bellmann
gemeldet, und zwar für Säbel und Florett.
Pferde=Rennen zu Hoppegarten am Dienstaa.
Preis von Fichtenau. Für Dreijährige. 3300 Mark. 2200 Meter:
1. Stall Hagos Virgil (Printen); 2. Freiwilliger; 3. Lanfranchi.
Fer=
ner: Alpenflieger, Silvius. Audacia, Kerner. Henvill. Toto: 83. Platz:
22, 33, 30. Fſ——Hals.
Preis von Woltersdorf. Für Zweijährige. 3900 Mark. 1200 Meter.
Geſt. Röttgens Haarflocke (Böhlke); 2. Fex: 3. To
tino. Ferner:
Abſchied. Kamerad, Rawa. Toto: 41. Platz: 20. 17. 2—
/. Lg.
Hoppegartener Ehrenpreis. Ehrenpreis und 6500 Mark. 1600 Meter.
Gräfin Helldorfs Narciß (Blume); 2. Walzertraum: 3. Herakles.
Ferner: Sterneck. Toto: 25, Platz: 13. 16. Hals—2 Lg.
Rennen zu Hamburg=Großborſtel.
1. Gebr. Rößlers
Hanſa=Hürdenrennen. 3000 Mark. 3000 Meter.
Daland (Pinter); 2. Caſtor; 3. Curator. Ferner: Black, Bridge. Toto:
43. Platz: 22. 21. ½—3 Lg.
Teutone=Rennen. 3000 Mark. 2000 Meter. 1. Geſt. Weils Tantris
(M. Schmidt); 2. Matador; 3. Curator. Ferner: Senator, Mon Biiou.
Toto: 19. Platz: 13. 14. 1½—
Lg.
Oberwinter=Rennen. 3000 Mark. 1200 Meter. 1. Opels Cocktail
(Narr): 2. Immerglück: 3. Martonius. Ferner: Roſenquarz. Juwel,
Eilig. Toto: 13. Platz: 11. 15. 1½—2½ Lg.
Verkaufs=Jagdrennen. 3000 Mark. 3200 Meter. 1. Geſt. Röttgens
Undine (Lüder): 2. Schwertlilie; 3. Wildfang. Ferner: Laokoon,
Miſtelto, Graphit. Toto: 38, Platz: 20, 35. 4—Kopf.
Sommer=Ausgleich. 4200 Mark. 2200 Meter. 1. de Nully=Browns
Chantilly (Pretzner); 2. St. Ribert; 3. Ria. Ferner: The Outlaw,
Garibaldi, Ledon, Teneriffa, Föhn 2. Toto: 48. Platz: 16. 15. 16.
Hals—2 La.
Borſteler=Jagdrennen. 3000 Mark. 3750 Meter. 1. Wagners
Thermidor (Hauſer); 2. Szin arany; 3. Carmenta. Ferner:
Schäfer=
burg, Zorndorf. Toto: 34, Platz: 19. 30. ——10 Lg.
Heuke Skilauf auf dem Woog.
Viele haben ſchon intereſſante Bilder von dem neueſten
Waſ=
ſerſport „Waſſerſkilauf” geſehen. Die beiden in der
internatio=
nalen Sportwelt bekannten Wiener Waſſerſkiläufer Prof.
Mit=
er Präſident des öſterr Sportlehrer=Verbandes und des öſterr.
Waſſerſkiklubs, und H. F. Hirſch, Sportwart des
Waſſerſki=
klubs, führen heute, 5 Uhr nachm., im Großen Woog
auf Einladung des akadem. Amtes für
Leibes=
übungen die Technik des Waſſerſkilaufens mit und ohne
Pad=
del, das Aufſtehen nach Stürzen rückwärts und ſeitwärts,
Dreh=
ſchwung durchs Waſſer (Körper und Kopf unten, Ski oben) vor.
Anſchließend an Darmſtadt vollführen die erfolgreichen
Sport=
ler anläßlich der Rheinlandbefreiung die Erſtbefahrung
des Rheines mit Waſſerſki durch; eine bedeutende
ſportliche Leiſtung
Die Waſſer= und Winterſportler werden von dieſer
ausge=
zeichneten Verbindung von Waſſer= und Winterſport ſehr
intereſ=
ſante Momente ſehen, da Prof. Mitter alle Uebungen der bei
G. Freytag=Leipzig erſchienenen Wiener Schule im Waſſerſkilauf
praktiſch entwickelt.
Prof. Mitter, der mit ſeinem Begleiter im vorigen Sommer
auf Einladung des Ranelach=Klub in London und im
Aermel=
kanal ſehr erfolgreich den öſterreichiſchen Waſſerſkilauf erprobte,
hat auch im Mai die erſte Skifliegerexpedition des
Waſſerſki=Erfinders Krupka im Gletſchergebiet der Großvenediger=
Gruppe geleitet. Auf Einladung des ſtaatlichen Amtes für
Lei=
besübungen Hamburg wird der genannte Verfechter des
Waſſer=
ſkiſportes dort ab 10. Auguſt einen Ausbildungskurſus für die
Polizei und den deutſchen Kanuverband abhalten.
Kraftſpork.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910.
Zwecks Teilnahme an den diesjährigen Jugend=Meiſterſchaften des
Odenwaldgaues im 2. Kreis des D.A. S.V. 1891 weilten am vergangen=
Sonntag Angehörige der 10er Jugend” in Werſau i. O. Unter
ſchärf=
ſter Konkurrenz konnten ſich Nachſtehende placieren: Ringen: Leichte
Schülerklaſſe: Willi Korwall 4. Preis, Willi Rick 5., Heinz Quick 6.:
Mittlere Schülerklaſſe: Joſeph Rick 2. Preis. Willi Quick 3.: Schwere
Schülerklaſſe: Adam Knieß 2. Preis. — Dieſe ſchönen Erfolge ſind um
ſo höher zu bewerten, da es ſich bei den Genannten durchweg noch um
ſchulpflichtige Jungens handelt. Nur ſo weiter, und die weiteren
Er=
folge werden nicht fernbleiben.
Tennis.
Abſchluß des Tennis=Turniers in Pforzheim.
Am Montag fand das internationale Pforzheimer
Tennis=
turnier ſeinen Abſchluß. Der letzte Tag brachte abermals
hoch=
intereſſante Kämpfe und vor allem im Herreneinzel ein
erbitter=
tes Ringen, de Stefani und Mateyka kämpften über 3½
Stunden, bis es dem Italiener gelang, im fünften Satz über den
etwas nachlaſſenden Gegner den Sieg zu erringen. Hier ſtand die
Partie 3:3, als der Oeſterreicher ermüdet nachzulaſſen begann,
was de Stefani ſofort auszunutzen vermochte. Nach guten
Leiſtun=
gen ſicherte ſich Frl. Hammer den Sieg im Damenſpiel, wo ſie
Frl. Roſt knapp zu ſchlagen vermochte. Das gemiſchte Doppel
wurde eine Beute der franzöſiſchen Kombination Barbier=
Thurneyſſen, die Frl. Roſt=Moon 7:5, 6:4 nach hartem
Kampf zu ſchlagen vermochten, während Frl. Peitz=Dr. Fuchs auf
die Endrunde verzichteten.
Am Sonntag gelang es dem Franzoſen Riviere, den von dem
Deutſchen Schweiger im Federgewicht gehaltenen Weltrekord im
einhändigen Reißen von 70 Kilogramm auf 70½ Kilogramm zu
verbeſſern.
Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 30. Juli.
7.15: Bad Neuenahr: Konzert des Kurorcheſters.
15.00: Jugendſtunde: Einkäufer und Dreſſeur wilder Tiere bei
Hagen=
beck.
Wunder der Chemie.
16.00: Nachmittagskonzert des Rundfunkorcheſters.
18.05: Prof. Sittig: Die Feſtlegung des Oſtertermins nach den
Beſchlüſſen des Völkerbundes.
18.35: Stuttgart: Eſperanto=Unterricht.
19.05: Dr. von Seeger: Ein Gang durch das Muſeum von
Kon=
ſtantinopel.
19.30: Stuttgart: Im Steinſalzwerk Kochendorf. Reportage. Mitw.:
Die Knappenkapelle.
20.15: Kurſaal Cannſtatt: Abendkonzert des Philharmoniſchen
Orche=
ſters Stuttgart.
22.00: Hildegard Rieth=Rhode: Aus dem „Schauſpieler=Brevier”.
Anſchl.: Ernſt Sollinger, Hanns Hanus und Paul Laven:
Akade=
miterſport. Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 30. Juli.
10.35: Mitteilungen des Reichsſtädtebundes.
15.00: Dichterſtunde: Adolf Knoblauch lieſt eigene Dichrungen.
15.45: Clara Auterhoff: Praktiſche Geſichtspunkte für die
Land=
frau als Imkerin.
90: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.30: Konteradmiral a. D. Erich Mahrholz: Aus der Tätigkeit
der Reichsmarine: Friedensaufgaben.
18.00: Solo=Violine.
18.30: Stud.=Rat Dr. Schwering: Große Parlamentarier.
19.00: Dr. Eberlein: Kunſt und Geiſteskrankheit.
19.25: Otto Mosback
Die Kriſe der Zivilverſorgung.
20.00: „Wien-Paris”. Aus Operetten zweier Nationen.
Danach: Tanzmuſik. Kapelle Gerhard, Hoffmann.
Wekterbericht.
Das neue Fallgebiet lagerte heute morgen über den Britiſchen
Inſeln. Seine Ausläufer an der Südſeite erſtrecken ſich dabei bis über
Deutſchland, die bewölktes Wetter hervorrufen und bereits abermals zu
Niederſchlägen geführt haben. Kühlere ozeaniſche Luft, welche vorerſt
den Witterungscharakter noch wechſelhaft geſtaltet und auch zu Regen.
ſchauern führt, folgt, ſo daß eine leichte Beſſerung zu erwarten iſt.
Ausſichten für Mittwoch, den 30. Juli: Wechſelnd bewölkt mit
Auf=
heiterung, noch Schauer, mäßig warm.
Ausſichten für Donnerstag, den 31. Juli: Meiſt trockenes, teils wolkiges.
teils aufheiterndes Wetter.
Hauptſchriftlettung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Pollttik und Wirtſchaft: Rudolf Ma
für Feuiſleton, Reich und
ve:
Ausland uu
Streeſe; für
Heſſiſche Nachrichten: M‟
Karl Bödmann;
für den Handel: Dr.
3. Que iſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer ;.
die Gegenwart
Tageeſpiegel in Bild
Wort; Dr. Herbert Rette:
für den Inſergienteil und geſ
tellungen: Willy 9
Zuble
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämiſich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten
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Jung. ehrl. Mädch.
ſucht bis 1. 8. Stell.
in gut. Hauſe bis n.
dem Spülen. Ang.
u. F. 95 Geſchſt.
Mädchen v. Land, 23J.,
tücht im Haush ſucht
ſof. od ſpäter Stellg.
tagsüber oder ganz)
Ang u F119Geſchſt.(*
Aa utelg5
Deito Wit Leugeidche
vergeudet nutzlos Geld. Die praktisch denkende
Hausfrau kennt den sichersten Weg zur Erlangung
guten Hauspersonals: die kleine Anzeige im
werbe-
starken Darmstädter Tagblatt!
Die Adlerwerke nach der Sanierung.
Weſenkliche Beſſerung.
In ihrem Berichte nach der Sanierung beſchäftigen ſich die
Adler=
werke vorm. H. Kleyer A. G. zunächſt eingehend mit der Lage der
deut=
ſchen Automobilinduſtrie und ſetzen ſich ſehr ſtark für die Unterſtützung
der gemeinſamen Aufgaben durch die Automobilinduſtrie ſelbſt, ferner
durch Reichs=, Staats= und Kommunalbehörden ein. Der Bericht
er=
wähnt, daß die durch die Zuſammenlegung des A.K. freigewordenen
Beträge, ſowie die neuen Mittel im Sinne der Sanierungsbeſchlüſſe
benützt wurden. Das Ausbauprogramm iſt abgeſchloſſen. Die
Geſell=
ſchaft dürfte heute betriebstechniſch die beſten Einrichtungen in der
ge=
famten Automobilinduſtrie aufweiſen. In den letzten vier Jahren
wurden rund 18,20 Mill. RM. für den Ausbau der Anlagen
veraus=
gabt, davon im Berichtsjahre 4,2 Mill. RM. Berückſichtigt man die im
Vorjahre dafür geſondert ausgewieſenen Beträge, ſo betrug der
Ge=
ſamtaufwand im Vorjahr 6,4 Mill. RM. Der gebeſſerte Finanzſtatus
konnte ſich im Sanierungsjahre nicht voll auswirken. Inzwiſchen iſt
die Situation weiter verbeſſert, und zwar kann man die Verbeſſerung
mit rund 5 Mill. RM. annehmen. Das Arbeitsprogramm beſchränkt
ſich auf den Favorit und auf den Standard 6 und 8. Die adminiſtrative
Neorganiſaiton ſteht vor ihrer Vollendung. Gegen das Vorjahr iſt
bekanntlich ſtückmäßig eine Umſatzſteigerung von 35 Prozent und
wert=
mäßig von 25 Prozent eingetreten. Vom 1. November 1928 bis 31.
Dezember 1929 ſtellt ſich der Geſamtnettoumſatz auf über 80 Mill. RM.,
wobei auf das 12 Monate umfaſſende Geſchäftsjahr 71 Millionen RM.
entfallen. Der Anteil von Schreibmaſchinen und Fahrrädern beträgt
hiervon etwa 10 Prozent. Der Abſatz an Schreibmaſchinen entwickelt
ſich weiter befriedigend. Das Fahrradgeſchäft hat an Bedeutung
ver=
loren; man konnte den ſchlechten Inlandsabſatz durch Export
ausglei=
chen. Verwieſen wird auf die noch ſchwebenden
Syndikatsverhandlun=
gen in der Fahrradinduſtrie, die bisher durch die ausweichende
Stel=
lungnahme Opels geſcheitert ſeien. Man ſtellt bekanntlich ein
Wert=
erichtigungskonto nach neuer Bilanzierungsmethode von 2,48 Mill.
RM. ein und verzichtet aus Vorſorge für die Zukunft auf
Dividenden=
ausſchüttung und trägt den Reingewinn von 335 657 RM. vor.
Die Bilanz zum 31. Dezember 1929 (die Bilanz vom 1. Nov. 1928
bis 31. Oktober 1929) iſt durch den Abſchluß für die zwei Moncte
November und Dezember 1923 überholt) zeigt unter Paſſiven das A.K.
mit 25,021 Mill. RM. (1.
71), Reſerve 0,5 (8,22), Hypotheken 0,257
(G,218), Kreditoren 13,968 (3
3), davon Schulden bei Banken 0,627
(14,22), diverſe Gläubiger 7041 (10,79), Akzepte 6,299 (5,71). Die
An=
zahlungen der Kundſchaft von 1,62 waren im Vorjahre mit 1,19 unter
Kreditoren mitenthalten, ferner das neue Konto Wertberichtigung 2,75
Mill. RM. Unter Aktiven erſcheinen dieſes Mal getrennt Grundſtücke
4,569, Fabvikgebäude 5,821 und Geſchäftshäuſer 2,494 (i. V. zuſammen
12,685); ferner Maſchinen und Einrichtungen 12,895 (15.199), Elektr.
Zentrale und Kraftanlagen 1,577 (i. V. mit 1.44 unter Einrichtungen
enthalten); Vorräte 11,931 (22,6
und zwar Rohmaterial 0,86,
Halb=
fabrikate 5,54, Fertigfabrikate 5,396, Reſerve und Erſatzteile 0,135 und
ein Merkpoſten von in Zahlung genommenen gebrauchten
Automobi=
len. Schließlich Debitoren von 4,654 (7.07), und zwar Bankguthaben
0.11, div Schuldner 3,988 (5,026), Wechſel 0,575 (1,743) Millionen RM.
Im Geſchäftsjahr 1930 iſt der Umſatz weiter geſtiegen, und zwar in den
erſten ſechs Monaten um ſtückmäßig 25 Proz, wertmäßig etwa 5 Proz.
In einer Beſprechung wurden noch Ergänzungen zur Bilanz gemacht,
die eine weſentliche Beſſerung der Situation bei Kleher nach der
Sanie=
rung erkennen laſſen.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Erntevorſchätzung für Getreide im Deutſchen Reich zu Anfang
Juli. Nach den nunmehr durch das ganze Reich vorliegenden
Erntevorſchätzungen der Saatenſtandsberichterſtatter wäre nach
dem Stande zu Anfang Juli ds. Js. eine Geſamternte bei Roggen
von 8,5 Millionen Tonnen (gegen 8,2 Millionen Tonnen im
Vor=
jahre) bei Weizen von 3,8 Millionen Tonnen (3,4 Mill. Tonnen),
bei Wintergerſte von 473 000 Tonnen (381 000 Tonnen), bei
Som=
mergerſte von 2,5 Millionen Tonnen (2,8 Millionen Tonnen) und
bei Hafer von 6 Millionen Tonnen (7,4 Millionen Tonnen) zu
er=
warten geweſen. Inzwiſchen haben ſich allerdings die Ausſichten
für die diesjährige Getreideernte ſowohl durch die Anfang Juli
noch anhaltende Dürre als auch durch das jetzige Regenwetter in
verſchiedenen Teilen Deutſchlands verändert.
Nächſte Schweinezählung 1. September 1930. Auf Anordnung
des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft findet im
Einvernehmen mit dem Statiſtiſchen Reichsamt und den
ſtatiſti=
ſchen Landesämtern am 1. September 1930 die nächſte
Zwiſchen=
zählung für Schweine und für nichtbeſchaupflichtige
Hausſchlach=
tungsſchweine für die Zeit vom 1. Juli bis 31. Auguſt ſtatt. Die
ſchweinehaltende Landwirtſchaft ſelbſt habe das größte Intereſſe
daran, daß die geſtellten Fragen in richtiger Weiſe und zuverläſſig
beantwortet werden. Dafür wird ihnen auf der einen Seite die
unbedingte Sicherheit gewährleiſtet, daß ihre ſtatiſtiſchen Angaben
geheimgehalten werden und keinesfalls zu ſteuerlichen Zwecken
Verwendung finden.
Marswerke A. G., Nürnberg. In der mit erheblicher
Ver=
ſpätung einberufenen G.V. der Marswerke vertraten 14 Aktionäre
mit 70 263 Stimmen ein Stammaktienkapital von 1 405 260 RM.;
fetner waren 13 000 RM. Vorzugsaktien vertreten. Die
Regu=
larien und ſämtliche Punkte der Tagesordnung wurden bis auf
Punkt 4, Beſchlußfaſſung über die Einziehung von 200 000 RM.
Stammaktien, die mit einer Stimmenthaltung angenommen
wurde, gegen die Oppoſition von zwei Aktionären angenommen,
die 574 Stimmen mit 19 400 RM. vertraten. Es werden ſomit zur
Abdeckung des Verluſtes von 937 046 RM. und zu weiteren
Ab=
ſchreibungen im Intereſſe der Geſundung der Geſellſchaft 200 000
RM. eingezogen und das noch verbleibende Stammaktienkapital von
1 813000 RM im Verhältnis von 4:1 auf 450 000 RM.
zuſammen=
gelegt. Der A.R.=Vorſitzende Kommerzienrat Kohn, bedauerte die
verſpätete Vorlegung der Bilanz und deren ſcheußliche Ziffern.
Die Verhältniſſe ſeien darum ſo ſchlecht gelagert, weil zur Kriſe
im Fahrradgeſchäft noch die allgemeine ungünſtige Konjunktur
hinzukomme, ſowie durch den Abſatzmangel und dadurch, daß man
ſich zu lange einem Optimismus hingegeben habe, daß ſich das
Ge=
ſchäft doch noch beſſern werde. U. a. habe der Optimismus darauf
beruht, daß man bei einem Beſſerwerden des Geſchäfts mit einer
größeren Quote bei der erwarteten Konvention habe hervortreten
wollen. Die Zuſammenſchließung der Fahrradgeſchäfte ſei aber
nicht zuſtande gekommen. Es ſei nicht richtig, daß die Marswerke
durch die Aufgabe der Fabrikation der Motorräder verloren
hätten. Das Geſchäft hierin ſei nicht gewinnbringend geweſen,
zu=
mal die Steuer die ſchweren Motorräder zu ſtark belaſtete. Zur
Fabrikation von neuen Artikeln, u. a. leichten Motorrädern,
über=
zugehen, ſei heute nicht der geeignete Zeitpunkt. In den letzten
Monaten habe man das Hauptaugenmerk darauf richten müſſen,
das Werk zu erhalten, was im großen und ganzen gelungen ſei,
womit er nicht ſagen wolle, daß es dem Marswerke jetzt gut gehe.
Für die Zukunft laſſe ſich heute nichts ſagen. Im allgemeinen hoffe
man, daß beſſere Zeiten kommen werden, und mit dieſem eine
Ge=
ſundung der Wirtſchaftslage, wozu man durch Einſparungen
bei=
zutragen hoffe.
ten ſich für Original Hüttenaluminium 98 bis 99 Prozent, in
Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgleichen in
Walz=
oder Drahtbarren. 99 Prozent, 194 RM., Reinnickel, 98 bis 99
Prozent, 350 RM. Antimon Regulus 49—51 RM., Feinſilber
(1 Kg. fein) 48—50 RM
Die Berliner Metall=Termine vom 29. Juli ſtellten ſich für
Kupfer; Juli 95,50 (98,50) Auguſt 95,50 (97,50), September
Oktober, November 95,50 (96), Dezember, Januar, Februar,
März, April, Mai, Juni 95,50 (95,75). Tendenz: kaum ſtetig.
Für Blei: Juli 35.50 (36), Auguſt 35,75 (36,25) September
Oktober, November, Dezember, Januar 35,50 (36), Februar,
März, April, Mai, Juni 35,50 (35,75) Tendenz: luſtlos. Ft
Zink: Juli 32,25 (33,25), Auguſt 33 (33,25), September 3‟
(33,75), Oktober 33 (34), November 33,50 (34,25), Dezember 33,75
(34,75), Januar 34,25 (35,25) Februar 35 (35,50), März 35,50
(35,75), April 35,50 (35,75), Mai 35,75 (36,25), Juni 36 (36,25).
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Tendenz: ruhig. —
Klammern Brief.
Frankfurker und Berliner Efſektenbörſe.
Frankfurt a. M., 29. Juli.
Auch heute fehlte der Börſe jegliche Anregung, ſo daß bei kaum
beſtehender Unternehmungsluſt das Geſchäft nur langſam in Eang
kam. Die feſtere geſtrige New Yorker Börſe machte keinen Eindruck
auf die Spekulation. Nachdem aber der Liquidationstag reibungslos
obwohl, teilweiſe erhebliche Kursverluſte eingetreten waren —
über=
wunden wurde und Material kaum mehr an den Markt kam, war im
Grundton der Börſe eine Widerſtandsfähigkeit zu erkennen.
Gegen=
über der geſtrigen Abendbörſe blieben die Eröffnungskurſe zumeiſt gut
behauptet. Der Auftragseingang von Publikumsſeite war weiterhin
ſehr ſpärlich, doch ſchvitt die Kuliſſe vereinzelt zu Deckungen, ſo daß
ſich einige Werte geringfügig erholen konnten. Leicht gebeſſert
eröff=
neten am Chemiemarkt J.G. Farben mit plus 0,75 Prozent. Von
Elektroaktien zogen Siemens und Licht u. Kraft leicht an, während
A. E. G. unverändert blieben. Die Umſätze blieben auch am
Montan=
markt ſehr gering; die Kurſe waren unverändert. Weiter unter Druck
ſtanden Zellſtoffwerte, von denen Waldhof 1,5 Prozent und
Aſchaffen=
burg 15 Prozent nachgaben. Von Lokalaktien waren Metallgeſellſchaft
1 Prozent ſchwächer. Schiffahrtspapiere konnten ſich um Bruchteile
eines Prozents befeſtigen. Die Mehrzahl der Bankaktien lagen bis zu
1 Prozent niedriger. Barmer Bank unverändert. Im Verlaufe
beſ=
ſerte ſich die Tendenz etwas. Auf Deckungen der Spekulation zogen
die Spitzenwerte gegen Anfang bis zu 2 Prozent an. Im übrigen
gingen die Erholungen bis zu 1 Prozent. Das Geſchäft war aber im
allgemeinen ſehr gering. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 3,5 Proz.
unverändert. Am Deviſenmarkt lag das Pfund international weiter
feſt. Mark gegen Dollar 4.1842½, gegen Pfunde 20.37)e, London—
Kabel 4.,8705, —Paris 12.76, —Mailand 92.95, —Madrid 43,65, gegen
Schweiz 25.05½, —Holland 12.0941g
An der Abendbörſe hielt die Geſchäftsſtille weiter an. Die
Spekulation blieb zurückhaltend, doch war die Tendenz
widerſtands=
fähig. Gegenüber dem erholten Berliner Schluß waren die Kurſe
zu=
meiſt behauptet.
Berlin, 29. Juli.
Die heutige Börſe lag entſprechend den Erwartungen des
Vormittags zur Eröffnung überwiegend ſchwächer. Schon geſtern
Abend waren die Reports größtenteils wieder verloren
gegan=
gen, darüber hinaus lagen heute die erſten Notierungen per
Ul=
imo Auguſt vielfach noch 1 bis 4 Prozent unter den geſtrigen
Schlußkurſen per Ultimo Juli. Die Verſchärfung der Lage in der
Metallinduſtrie, neue Arbeiterentlaſſungen, unkontrollierbare
In=
ſolvenzgerüchte uſw. waren Momente, die auf die Stimmung
drückten. Das Fehlen neuer Limite zum Monatsanfang wirkte
geſchäftshemmend und die innerpolitiſche Beruhigung durch die
Bildung einiger neuer Parteien konnte nur einen gewiſſen
Aus=
gleich bewirken. Es kam noch etwas Ware heraus, man ſprach
von kleinen Exekutionen und Glattſtellungen zum Zahltag, die den
Banken zu Interventionen Veranlaſſung gab. Verſchiedentlich
be=
kundete das Ausland zu den niedrigen Kurſen etwas Kaufneigung.
Nach den erſten Kurſen wurde es eher etwas freundlicher; die
Kursbeſſerungen gingen jedoch auch bei den führenden Werten nur auf 108,0 gegenüber 112,0 in der Vorwoche und zwar in der
Produktenberichte.
Viebmärkke.
Mainzer Viehmarktbericht vom 29. Juli. Auftrieb 19 Ochſen,
13 Bullen, 340 Kühe oder Färſen, 245 Kälber, 1051 Schweine.
Marktverlauf: rege, ausverkauft wegen zu geringen Auftriebs. Es
wurden pro 50 Kg. Lebendgewicht folgende Preiſe in RM. bezahlt
Ochſen 59—61, 45—50; Bullen 40—50; Kühe 45—50, 34—42, 27
bis 34, 22—27
Färſen 50—62; Kälber 60—70, 50—60; Schweine
67—73, 73—76.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen (für je 100 Kg.) am 29. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg. Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt. Elektrolyt=
RM. — Die Notierungen der Kommiſſion des
kupfernotiz) 105.
Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab
Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Bezahlung) ſtell=
Berliner Produktenpreiſe vom 29. Juli. Roggen 158—161,
Futtergerſte 174—197, Hafer, märk. 176—183, Weizenmehl 31,75
bis 39,25, Roggenmehl 22,50—25,40, Weizenkleie 10—10,50,
Rog=
genkleie 10—10,60, Viktoriaerbſen 27—32, kl. Speiſeerbſen 24 bis
27,50, Futtererbſen 19—20, Peluſchken 22—25, Ackerbohnen 17
bis 18,50, Wicken 21—23,50, Rapskuchen 10,60—11,60, Leinkuchen
16,20—16,60, Trockenſchn. 8,60—9,40, Sojaſchrot 14,10—15,10.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 29. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 86½, September 87½, Dezember 93½,
März 1931 98½; Mais: Juli 86½, September 86½, Dezember
80½, März 1931 83½; Hafer: Juli 34½, September 36%,
De=
zember 40½, März 1931 43; Roggen, Juli 53½, September 55¾,
Dezember 60½, März 1931 66.
Schmalz: Juli 9,65, September 9,725, Oktober 9,75.
Dezem=
ber 9,35.
Speck, loco 13,25.
Leichte Schweine 9,30—9,65, ſchwere Schweine 8,40—8,90;
Schweinezufuhren in Chicago 17 000, im Weſten 70000.
Chicago Baumwolle: Oktober 12,64, Dezember 12,84.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 29. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 10,46; Talg: extra loſe 5¾.
Getreide. Weizen: Rotwinter neue Ernte 98½, Hartwinter
933; Mais: loco New York 99½; Mehl: Spring wheat clears
4,90—5.15; Fracht nach England (in sh und d) 1,6—2,3; nach dem
Kontinent (in Dollarcts.) 7—9.
Kakao: Tendenz kaum ſtetig, Umſätze 37, loco 8½; Auguſt
8.07, September 8.16, Oktober 8.20, Dezember 8.17, Januar 1931
8.26, März 8.45, Mai 8.60.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Das Reichsarbeitsminiſterium hat ſeine Zuſtimmung zu dem
Zuſammenſchluß des Beamtenfürſorge=Vereins der Deutſchen Bank
mit der neutralen Penſionskaſſe im Bankgewerbe erteilt. Die
Ein=
heitskaſſe beginnt ihre Tätigkeit mit einem Kapital von 120 Mill.
Reichsmark.
Im Juni wurden in der geſamten polniſchen
Eiſenhüttenindu=
ſtrie 36 618 Tonnen Roheiſen gewonnen gegen 40 786 Tonnen im
Mai. Die Stahlerzeugung ging auf 91 041 Tonnen zurück gegen
113981 Tonnen im Vormonat. Die Fertigerzeugung der
Walz=
werke betrug 69 970 Tonnen (78 983)
Der Produktionsrückgang
ſtellte ſich alſo für Roheiſen auf 10,2 Prozent, für Stahl auf 20,1
Prozent, für Wolzprodukte auf 11,4 Prozent.
Zur Durchführung der Getreidekampagne beabſichtigt die
rumäniſche Regierung, wie im Vorjahre, 200 Lokomotiven von der
Reichsbahn zu leihen. Pro Lokomotive und Tag werden 75 RM.
Miete gezahlt.
Der Verein der Stambuler Induſtriellen hat die Gründung
einer neuen Bank mit zunächſt einer Million Türkpfund Kapital
beſchloſſen. Fünf der Induſtriellen haben gleich beim Beſchluß
110 000 Türkpfund für die Gründung gezeichmet.
In der G.V. der drei Atlas=Verſicherungsbanken,
Ludwigs=
hafen wurden für den Neuen Atlas 8 Prozent, für den Deutſchen
und Rheiniſchen Atlas je 5 Prozent Aktiendividende genehmigt.
Der Geſchäftsverlauf ſei befried
gend. In der A.R.=Sitzung
wur=
den zu Vorſitzenden gewählt: „Juſtizrat B. v. Görſchen (Neuer
Atlas) und Geh. Rat Artmann (Deutſcher und Rheiniſcher Atlas).
Das Dampfſägewerk Adolf Ott u. Co., Oberkaufungen (Kaſſel).
hat die Zahlungen eingeſtellt. Es verſucht, die Gläubiger mit 60
Prozent zufrieden zu ſtellen.
Der vom Statiſtiſchen Reichsamt berechnete. Aktieninder
(1924/26 — 100) ſtellt ſich für die Woche vom 21. bis 26. Juli 1930
bis zu 2 Prozent und waren mehrfachen Schwankungen unterwor= Gruppe Bergbau und Schwerinduſtrie auf 105,4 (110,4), Gruppe
fen. Geld zum Ultimo anziehend, Tagesgeld 3½ bis 5½ Prozent, verarbeitende Induſtrie auf 97,2 (100,9) und Gruppe Handel und
die übrigen Sätze blieben unverändert.
Verkehr auf 129,1 (132,4).
Berliner Kursbericht
vom 29. Juli 1930
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Dresdner Von!
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vom 29. Juli 1930
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Gelſ. Bergw.
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HarpenerBergbau
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zil. Holzmann
Kali Aſchersleben
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Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
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Frankfurter Kursbericht vom 29. Juli 1930.
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Frrſt. Allg. Berſ.8.
Rückverſich.
Frankona Rück= u.
Mitv. .... .
Mannh. Verſich.
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793
Nummer 209
Seite 11
Das Parlaukann
der Maark.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
54)
Nachdruck verboten.
Das erſchien mir ſo ungeheuerlich, ſo phantaſtiſch, daß ich
wie betäubt den Worten meines Kameraden lauſchte. Die
Ge=
danken und Erwägungen ſchoſſen in tollem Wirbel durch meinen
Kopf. Es war mir unmöglich, einen Entſchluß zu faſſen. Ich
ſpürte nur die Hand des Sterbenden, wie er die meine
umklam=
merte, hörte die erlöſchende Stimme und nickte wie von Sinnen.
Und dann vernahm mein Ohr als letztes die Beichte des
jungen Grafen . . ., weshalb auch er in die Welt ftürmte . .
warum er vor Jahren die Heimat und ſein Erbe zu vergeſſen
ſuchte.
Sein leichtes Blut hatte ihm bös zugeſetzt, aber Schuld an
der Kataſtrophe trug auch ſein harter, mehr als ſtrenger Vater.
Ohne die mahnende, liebende Hand der Mutter war Graf Egon
in lockere Geſellſchaft geraten, machte Schulden, ſpielte, trieb
Sport aller Art und kam in die Hände ſchlimmer Wucherer. Er
war ja doch der Majoratserbe von Arensberg, von überall boten
ſich ihm ſchmutzige Hilfsquellen. Wiederholt gab es zwiſchen ihm
und dem alten Grafen harte Auftritte. Schließlich befahl der
Schloßherr, daß Egon in Arensberg bleiben ſollte. Eine Weile
ging dies dann aber knüpfte Graf Egon heimlich ſeine alten
Verbindungen wieder an, kam noch tiefer in Schulden, wußte
ſich nicht mehr zu helfen, da er einer großen Summe wegen ſein
Ehrenwort verpfändete, und nun vergriff er ſich, wie er mir
ſtöh=
nend geſtand, an dem Stolz ſeines Vaters, den Perlen der
Stuart. Er wußte den äußerſt wertvollen Schmuck heimlich an
ſich zu bringen . . ., ließ die wunderbaren Perlen herausbrechen,
verkaufte ſie und erſetzte ſie durch wertloſe, aber ſehr geſchickt
ge=
arbeitete Imitationen.
Achtundvierzig Stunden ſpäter hatte der alte Graf den
Be=
trug ſeines Sohnes entdeckt, durch einen dummen Zufall, durch
eine Kleinigkeit. Und Graf Egon war Mann genug, nicht zu
leugnen. Sie ſtanden ſich totenbleich gegenüber, Vater und Sohn.
Graf Egon erkannte, daß er ſchwer gefehlt hatte, er fühlte aber
auch, daß der harte, unbarmherzig ſtrenge Mann mitſchuldig
war, weil er dem Sohne ſo wenig Liebe zuwendete, daß dieſer
haltlos zu fremden Menſchen darum betteln gehen mußte und
darüber den letzten Halt verlor.
Bevor er ſich dem alten Grafen zu Füßen werfen konnte,
hatte dieſer eine Hundepeitſche ergriffen . . . noch in derſelben
Stunde ſtürzte Egon wie ein Wahnſinniger fort, alles
ver=
fluchend, was ihn noch an die Heimat feſſeln müßte. Er warf
ſogar ſeinen alten Namen von ſich . .. wollte tot ſein für alle.
Durch die Jahre hindurch hatte er die Schmach getragen
hatte jeden Gedanken an die Heimat weit von ſich gewieſen. Und
Mittwoch, den 30. Juli 1930
jetzt, wo das Schreiben des Konſulats in ſeiner Taſche lag . .
wo ihn der den Tod ahnende Vater rief . . ., da war ſie doch
plötzlich wieder erwacht, die mühſam unterdrückte Sehnſucht nach
dem Vaterhauſe.
Er ſelber konnte nicht mehr das alte Schloß betreten . . . und
ſo nahm er mir jenes wahnſinnige Verſprechen ab
Verwalte du mein Erbe . . ., mache gut, was noch
gutzu=
machen iſt . . . Du wirſt den alten Mann nicht mehr am Leben
finden . . ., ich weiß es ja ganz beſtimmt, ſühne meine Tat und
bewahre mir ein treues Gedenken!“
Das waren die letzten Worte Graf Egons. Die Zeit war
um, ich rief ihn vergeblich an, er möge mich nicht zu eiem
Be=
trüger machen, umſonſt, ſeine klaren Augen, die noch immer mit
einem grauenhaften Ausdruck der Erwartung auf mir ruhten,
hatten das erpreßte Verſprechen mit in den Tod hinübergenom=
Ra
Wieder machte der Sprechende eine lange P uſe, um von
neuem fortzufahren.
„Warum ich den Betrug dann doch beging . . ., wenn Sie
mich heute und in aller Zeit fragen, ich wüßte kaum eine
Ant=
wort als die eine: Ich glaubte, dem Toten ſeine Ruhe damit zu
bewahren. Und damn . . . ich konnte ja einmal ſehen, ob der
Kinderwagen aller Art, Spezial nur im geschätt ?
1. Donges & Wlest, Elisabethenstraße 25½.
alte Graf wirklich noch lebte oder inzwiſchen ſtarb. Lebte er,
dann wollte ich für ſeinen Sohn ſprechen, und dann hätte ich die
bis zur Ankunft getragene Maske abgeworfen.
Aber ich fand ſchon in Hamburg eine Depeſche, daß Graf
Arensberg zu ſeinen Vätern eingegangen ſei. Niemand legte
mir, der ich den Ausweis des Konſulats in Kapſtadt beſaß, daß
ich der angebliche Frank Albing wäre, als der ich mich vorſtellte,
Hinderniſſe in den Weg. Nicht einmal der alte Notar Wellmann
kannte den Grafen Egon perſönlich. Außerdem fand es
jeder=
mann erklärlich, daß Graf Egon ſich ſehr verändert hatte. Und
ſchließlich war mir Schloß Arensberg ebenſo bekannt und
ver=
traut wie dem Toten, deſſen Rolle ich ſpielte.
Nur einer ſchien mich zu erkennen, oder er ſtutzte doch
wenig=
ſtens, mein Vater ſelber. In dem ſchweren Kampf, der nun für
mich folgte, hätte ich vielleicht doch die Maske gelüftet, hätte alles
verraten, wenn nicht Eva in mei Leben getreten wäre.
Dieſe Liebe kam über mich wie ein Frühlingsſturm, ich
konnte ihr nicht widerſtehen. Und . .. da ſchwieg ich noch
ein=
mal.
Daß ich nun um ſo ſchwerer unter dem Betrug litt, brauche
ich Ihnen nicht zu verſichern. Ich wagte es nicht, meine Schuld
zu geſtehen, aus Angſt, Eva zu verlieren. Sie aufgeben, erſchien
mir jetzt aber als das Furchtbarſte. So ſchwieg ich . . ., ſchwieg,
bis dann die ſich überſtürzenden Ereigniſſe mich beſiegten.
Das Verhältmis zwiſchen mir und meinem Vater war ein
ſeltſames. Ich begegnete dem alten Manne ſchroff und fremd,
er aber beobachtete mich unabläſſig. Das fühlte ich. Sobald
als möglich wolkte ich daher mit Eva verreiſen. Wie es dem
ſpäter mit meinem Vater und mir werden ſollte, darüber war ich
mir noch nicht klar.
Da fand ich Aufzeichnungen des verſtorbenen Grafen, die
mir zu meinem Entſetzen verrieten, warum zwiſchen dieſem und
meinem Vater in letzter Zeit eine ſo ſtarke Entfremdung
ein=
trat, daß der Graf den langjährigen Leibdiener ſogar leer im
Teſtament ausgehen ließ. Der Graf hatte plötzlich den Beweis
erhalten, daß ihn ſein alter Vertrauter — ſyſtematiſch ſeit
Jah=
ren beſtahl, daß er zahlreiche Gegenſtände, die der Graf von
ſei=
nen weiten Reiſen diitgebracht hatte und die im Schloſſe verſtreut
waren, nach und nach entwendete und teuer einem Hehler Moſes
Aron verkaufte
Mein Vater war ein Dieb aus bloßer Habſucht geworden,
vielleicht auch aus verderblicher Leidenſchaft.
Niemand außer dem Grafen und dem bisherigen Leibdiener
erfuhr darum, aber der Graf wollte ſeinen langjährigen
Ver=
trauten nicht mehr um ſich haben. So wies er ihm als
Gnaden=
quartier die Wohnung im Schloßhofe an.
Mich warf dieſe Enthüllung wie ein Blitzſtrahl nieder. Ich
ſchämte mich meines Vaters und wußte doch keine Hilfe. Reden
durfte ich auch jetzt ihm gegenüber nicht, noch weniger durfte ich
Eva ins Vertrauen ziehen.
Aber ein neuer, ſchrecklicher Verdacht tauchte in mir empor
.., die Perlenkette der Stuart hatte kein anderer entwendet als
mein Vater. Es hieß ja doch, er wolle das Schloß verlaſſen.
Mit dieſem letzten Raube krönte er wohl ſein verbrecheriſches
Werk.
Beweiſe dafür hatte ich zuerſt noch keine. Aber dann erhielt
ich ſie, Zug um Zug mit einer wahrhaft erſchreckenden Sicherheit.
In dem Augenblick, wo Sie mir als Polizeirat Zirker das
Käſt=
chen mit den Perlen zurückbrachten und ich das furchtbare
Er=
ſchrecken meines Vaters ſah, gab es für ihn kem Leugnen mehr.
Er geſtand mir endlich alles.
Und nun packte auch mich eine wilde Angſt. Wenn der
Heh=
ſer Aron redete — und er kannte doch meinen Vater als Dieb,
da er mit demſelben ſeit Jahren in Verbindung ſtand —, war
auch ich verloren. Ich war ebenſogut in den Händen meines
Vaters, dieſes habgierigen Mannes, wie er in den meinen. Wir
wurden gleichſam Verbündete. Aber was ich darunter litt, das
kann kein Menſch ermeſſen.
Mir lag zunächſt alles daran, den Hehler zum Schweigen zu
bringen. Verriet er den Dieb, war ich verloren. Und dann
ſtürzte auch mein Liebesglück, an das ich mich wie ein
Ertrinken=
der klammerte, zuſammen. So kam es, daß ich in der Nacht zu
Moſes Aron ging, daß ich ihm Geld gab und dabei von Ihnen
erkannt wurde, der in der Maske des bereits verhafteten Hehlers
mir gegenübertrat, ohne daß ich es in dieſer ſchweren Stunde
merkte. Erſt die Depeſche, daß Moſes Aron bei Einbruch der
Dunkelheit verhaftet wurde, ſein Doppelgänger mir aber noch
kurz vor elf gegenüber ſtand, öffnete mir in ſchrecklicher Weiſe
die Augen.
(Fortſetzung folgt.)
Café und Weinſtuben
Paunasonkk
Mittwochs, Samstags und Sonntags wieder
bis 3 Uhr geöffnet!
Im Ausſchank: Wiener Doppelkrone. (10470a
odor Paranaas
Jeden
Mittwoch, Donnerstag u. Sonntag
Machmittags-
Konzert
Eintritt frei (lV.11702
Nic
Waldrestaurant
H.
Houussentesshaas
Heute Kaffee- und 2
Kuchentag Gedeck 1Mk.
2Schallplattenkonzert
Ne urze ttet
Den beſten Zweiſchenkuchen
owie
eine vorzägliche Taſſe Kaffee
genießt man im
Stenographie
Neue Kurſe in Reichskurzſchrift
beginnen am Freitag, 1. Auguſt,
abends 7 und 8 Uhr, in der
Handwerkerschule
Ecke Karl= u. Nd.=Ramſtädterſtr.
Maschinenschreiben.
täglich von 16—21 Uhr (11641a
Karlstr. 23, Erdgesch.
Stenographen-Vereinigung
Lur Leppelin Landung
haben wir noch einige Standplätze für
Zuckerbuden
zu vergeben.
Schmidt & Merker, Griesheim
Nur noch 2 Tage!
Heute und folgende Tage!
A
Nur nocb 2 Tage!
Der Roman einer modernen Venus,
die sich über alle bürgerlichen
Vorurteile hinwegsetzt.
Constance Talmadge
eine der Fühnsten und schönsten
Frauen Amerikas, in dem
aben-
teuerlichen Schauspiel
Ein sensationell. Filmwerk, welches
auf hoher See beginnend durch
zwei Erdteile führt und nichts an
Möglichkeiten zu wünschen übrig
läßt. — Eine reiche hochmütige
Frau, die nichts von Armut
weiß=
wird durch die Liebe zu einer
Wohltäterin der Menschheit.
Im Beiprograwm:
Tolle Dinge
Groteske in 2 Akten.
Der lustigste, liebenswürdigste u. unterhaltendste
aller Tonfilme
HEMERFDTEAER-
K
Der große Doppel-Spielplan
Der beliebte Sportsmann
Richard Talmadge
der beste Akrobat des Films in
seinem neuesten
Sensations-Abenteuer:
Achtung-
Beginn 3½ Uhr
Ein deutscher Ton- und Sprechfilm vom Rhein,
nach dem gleichnamigen Lied des bekannten
rheinischen Liederdichters und Komponisten
Wiliy Ostermann.
In den Hauptrollen:
Werner Fuetterer, Gretel Berndt,
Lucle Engllsch Trude Berliner
Ein Ton- und Bildwerk, umwoben vom Zauber
dentscher Poesie, der Romantik des
Studenten-
tums, dem weltberähmten Original Kölpischen
Karneral. Sie sehen den Rhein und hören
seine altbekannten und dennoch ewig neuen
Lieder, alle Herzen zu größter Begeisterung
hinreißend.
Sowie das tönende Belprogramm.
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn 3½ Uhr. (V.11716
Doppelgänger
Richard Talmadge, der
todesver-
achtende Sensationsdarsteller gibt
in seinem neuesten Film wieder
einen Beweis seines groß. Könnens
Außerdem:
Der große Unterweltfilm
ener Welt der upheimlichsten
Rätsel u. hemmungslosen Gestalten
Der Schrei aus
dem Tunnel
Ein meisterhaft auf Spannung
ge-
arbeiteter Film, der tiefschürfend
in das Leben der Weltstädte und
ihrer verworrenenZusammenhänge
greift. — Ein Film, welcher in
seinem Naturalismns den
Schöpfungen der großen russischen
Regisseure gleichkommt.
Beginn 3½ Uhr
(*
19
Mahlen Hrune
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