Hnzelnummer 10 Pfennlge
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Frankfurt a. M. 1301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwarte, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 203
Donnerstag, den 24. Juli 1930.
193. Jahrgang
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4 Dollar — 4.20 Mark. — Im Falle, höherer
Gewalt wie Krieg, Aufruhr, Streilt uſw., erlſcht
ſede Verpſſchtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Leiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltreibung ſällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nalionalbant.
Hindenburgs Rheinlandreiſe abgebrochen. — Alle weikeren Feiern im Rheinland abgeſagt. — Flaggen
auf Halbmaſt. — Trauerkundgebung in Koblenz unker Teilnahme des Reichspräſidenken
und Verkrekern des Reiches und Preußens.
Auf der Suche nach den Vermißken.
* Koblenz, 23. Juli. (Priv.=Tel.)
(Wiederholt, weil nur in einem Teil unſerer
geſtrigen Ausgabe enthalten.)
Das tragiſche Unglück im Koblenzer Vorort Lützel beim
Ein=
ſturz der Brücke im Floß=Sicherheitshafen ſtellt ſich als
folgen=
ſchwerer heraus, als urſprünglich angenommen wurde. Im
Fackel=
ſchein, der grauſig über der Unfallſtelle leuchtet, haben
Schutz=
polizei, Feuerwehr und Schiffer mit Kähnen und Motorbooten,
mit Schlepphaken und Flaſchenzügen die Vermißtenſuche
aufge=
nommen. Gegen 1½ Uhr nachts waren 34 Todesopfer
ge=
borgen, die in langer Reihe zunächſt am Rheinufer aufgebettet
wurden. Die Arbeiten werden fortgeſetzt, da man befürchten
muß, daß auch dieſe Zahl noch nicht ſämtliche Opfer erfaßt. Es
liegt noch eine große Anzahl von Vermißtenanzeigen bei der
Poli=
zei vor, ohne daß Anhaltspunkte für den Verbleib der Vermißten
gegeben werden können. Um Mitternacht eilten der
Oberbürger=
meiſter und der Polizeipräſident an die Unfallſtelle, um ſich
per=
ſönlich von dem Bang der Bergungsarbeiten zu überzeugen.
Feuerwehr und Sanſtätsſplyunen arbeiteten ſtundenlang mit
Wiederbelebungsapparaten an den zuerſt Geborgenen, ohne daß
ſie Erfolge zu verzeichnen hatten. An der Unfallſtelle ſpielten
ſich herzzerreiſiende Szenen ab, da zahlreiche Einwohner des
Vor=
urts Lützel, die nach ihren vermißten Familienangehörigen
ſuch=
ten, dieſe bei den Todesopfern erkennen mußten.
Der Heigang der Kalgſtrophe.
Koblenz, 23. Juli.
Das furchtbare Unglück, das heute nacht der Feſtfreude ein
früheres Ziel ſetzte, hat ſich folgendermaßen zugetragen:
Die letzten Leuchtkugeln waren am nächtlichen Himmel
ver=
glüht, als viele Beobachter des Feuerwerks heimwärts über die
ſchmale Brücke am Eingang des Sicherheitshafens in Koblenz=
Lützel drängten. Die ſchmale, leicht gebaute Brücke, die etwa
25 Meter breit über die Hafeneinfahrt führte, war dieſer
Be=
laſtung nicht gewachſen und brach ein. Die auf der Brücke
Be=
findlichen ftürzten ins Waſſer. Nur wenige, die ſchon näher
an das Ende der Brücke herangekommen waren, konnten ſich
an den noch ſtehenden Teilen des Geländers feſthalten und
ent=
gingen ſo dem Tode. Die meiſten verſanken in dem Waſſer, das
hier ſieben Meter tief iſt. Schreckliche Hilferufe ſchallten durch
die Nacht, Feuerwehr, Schupo, Sanitätskolonnen,
Reichswehr=
ſoldaten, die ſich aus Anlaß des Hindenburgtages auf Urlaub
be=
fanden, leiſteten, ſo raſch als möglich Hilfe, konnten leider aber
nicht mehr viel ausrichten. Die Dunkelheit machte das
Rettungs=
werk ungemein ſchwierig. Nur wenige Perſonen konnten noch
lebend geborgen werden. Die Toten wieſen zum Teil ſchwere
Verletzungen auf. Schreckliche Szenen ſpielten ſich angeſichts
der Leichen ab. Die Identität der meiſten blieb zunächſt
frag=
lich, da es ſich nicht nur um Einwohner von Koblenz=Lützel,
ſon=
dern auch um Fremde handelte, die aus der Umgegend
herbei=
geſtrömt waren. Als beſonders tragiſch iſt zu verzeichnen, daß
von einem Penſionat von etwa 30 jungen Mädchen, die von
aus=
wärts hierher gekommen waren, ſich 12 Mädchen unter den Toten
befinden. Unglücklicherweiſe ſchlugen alle Verſuche fehl, die
Brücke zu heben, ebwohl man alle Anſtrengungen unternommen
hatte, weil man unter den Trümmern der Brücke noch mit
Ver=
letzten rechnete. Es iſt bis zum Vormittag noch nicht gelungen,
die Brücke aus ihrer augenblicklichen Lage zu bewegen. Die
Abſuchungsarbeiten bei der Hafeneinfahrt und im Hafen ſelbſt
werden auch in den Vormittagsſtunden mit allen Kräften
fort=
geſetzt. Die Leichen der auf ſo tragiſche Weiſe ums Leben
ge=
kommenen werden zur Rekognozierung in die Turnhalle an der
Telegraphenkaſerne gebracht. Hier ſind bereits fünf bis ſechs
Leichen von Angehörigen erkannt worden. Ueber der Stadt
liegt tiefe Trauer. Heute vormittag um 11 Uhr findet im
Sitzungs=
ſaal des Nathauſes eine Trauerkundgebung ſtatt. Die
Beiſetzungskoſten übernimmt die Stadt.
Bisher 36 Leichen geborgen.
Wie wir erfahren, ſind bis mittags 12 Uhr 36 Leichen
ge=
borgen. Man rechnet damit, daß noch vier bis fünf Tote unter
der Brücke zwiſchen den Trümmern und im Schlamm liegen.
An ihrer Bergung wird weiter gearbeitet. Unter den Opfern
des Brückeneinſturzes befindet ſich auch noch eine Anzahl Verletzte.
Davon ſind 23 leicht und einige wenige ſchwer verletzt.
Es ſteht jetzt feſt, daß von den Angehörigen des Penſionats,
die ſich im Augenblick des Einſturzes auf der Brücke befanden,
ſechs junge Mädchen umgekommen ſind. Die Schweſter, die die
jungen Mädchen führte, konnte aus dem Waſſer gezogen werden.
Bei den ertrunkenen Mädchen handelt es ſich um Angehörige
eines Penſionats in Rheinwaldheim bei Groth. Bei den
Ret=
tungsarbeiten haben ſich zwei Leute ganz beſonders
ausgezeich=
net, nämlich der Schupowachtmeiſter Klein aus Metternich, der
in voller Uniform ins Waſſer ſprang und zehn Perſonen rettete,
und der Oberpoſtſchaffner Kirch, der ebenfalls ſein Leben immer
wieder auf Spiel ſetzte.
Neichsverkehrsminiſter von Guérard hat aus Anlaß des
Brückeneinſturzes in Koblenz einen Kommiſſar zur Unterſuchung
dorthin entſandt.
Ein Taucherſchacht an die Anfallſtelle beorderk.
Die Rheinſtrom=Bauverwaltung in Koblenz hat am
Mitt=
woch nachmittag einen Taucherſchacht an die Unfallſtelle beordert,
um nach weiteren Vermißten ſuchen zu laſſen. Wie wir erfahren,
iſt die Brücke nicht durchgebrochen, ſondern ſeitlich abgerutſcht
und liegt etwa 6 Meter unter Waſſer. Von der zuletzt gemeldeten
Zahl von 36 Toten ausgehend nimmt man an, daß noch zwei
oder drei Perſonen, die vermißt werden, im Waſſer liegen
können.
In der Tokenhalle zu Koblenz.
Am Mittwoch nachmittag pilgern viele Koblenzer über die
alte Moſelbrücke hinüber zum Vorort Lützel, um zu der
Unglücks=
ſtelle am Sicherheitshafen zu kommen. In der Turnhalle der
Tele=
graphenkaſerne liegen die Opfer alle in langer Reihe, Männer,
Frauen, Mädchen, Mütter und in der Mitte ſechs Kinder.
Drau=
ßen werden die Särge angefahren und drinnen weint und fleht
eine junge Frau, die ihren kleinen ſechsjährigen Jungen zum
Vater mitnehmen will. Sie iſt in Amerika verheiratet und wollte
den Jungen, der in Koblenz bei den Großeltern geweſen war,
wie=
der zu lſich nehmen. Er war mit ſeinem Großvater zum
Feuer=
werk gegangen und beide fanden den Tod. Mit leeren Händen
kehrt nun die Mutter zum Gatten zurück. Ein großer kräftiger
Mann liegt in der Reihe. Er hat ſich noch ſelbſt am
Rettungs=
werk beteiligt. Eine junge Diakoniſſin liegt neben einer ihrer
Schülerinnen und weiter unten in der Reihe eine barmherzige
Schweſter. Nacheinander kommen die Angehörigen und
Ver=
wandten der Koblenzer Toten in die Halle, um ihre Lieben zum
letzten Male zu ſehen. Der Biſchof von Trier, Dr. Bornewaſſer,
hat mitgeteilt, daß er vorausſichtlich ſelbſt die Einſegnung
vor=
nehmen wird.
Der Reichspräſident bricht die Bheinlansfahrt ab.
An der für heute 11 Uhr angeſetzten
Trauerkund=
gebung für die Opfer des Brückeneinſturzes in
der vergangenen Nacht wird auch der Reichspräſident
teilnehmen. Er wird im Anſchluß daran um 12,30 Uhr
die Nückreiſe nach Berlin antreten. Wie verlautet,
be=
abſichtiat der Reichspräſident den Beſuchder Städte Trier
und Aachen, der aus Anlaß der Koblenzer
Kata=
ſtrophe unterbleibt, im Herbſt nachzuholen.
Im Stadtverordnetenſitzungsſaal fand am Mittwoch mittag
die Trauerkundgebung für die Opfer des furchtbaren Koblenzer
Unglücks ſtatt. Der Saal war ſchwarz verhängt, die
Fenſtervor=
hänge zugezogen, und nur die umflorten Leuchter verbreiteten ein
ſchwaches, gedämpftes Licht. Schwarz umflort war ein großes
Kruzifix, das auf beiden Seiten von Kandelabern umgeben war,
im Saal aufgehängt. Als der Reichspräſident am
Stadthaus vorfuhr, verharrte die Menge, die
ihm geſtern zugejübelt hatte, in ernſtem
Schwei=
gen. An der Trauerkundgebung nahmen auch die in
Koblenz anweſenden Miniſter des Reichs und von
Preußenunddie übrigen Herren der Begleitung
des Reichspräſidenten teil. Zu Beginn der Trauerfeier
berichtete Oberbürgermeiſter Ruſſell über das entſetzliche
Unglück, das etwa 40 Menſchenleben gefordert hat.
Mit tiefernſter Miene nahm Reichspräſident von Hindenburg
als Ehrenbürger der Stadt Koblenz dann ſelbſt das Wort. Er
führte aus:
„Tief bewegt ſtehe ich als ehemaliger Bürger von Koblenz
und Ehrenbürger in Ihrer Mitte, um Ihnen mein innigſtes
Mit=
gefühl auszuſprechen über das große Unglück, das in ſo jäher
Weiſe die geſtrige Feſtesfreude abgeſchloſſen hat. Ich gedenke
mit Wehmut der Verſtorbenen und warmer Teilnahme ihrer
Hinterbliebenen. Wo es nötig iſt, werde ich in der Not helfen.
Ich habe geſtern Freude mit Ihnen geteilt, heute empfinde ich
mit ihnen den tiefen Schmerz, der Sie und das Land betroffen
hat. Gott ſegne die armen trauernden Hinterbliebenen in ihrem
Leide und ſegne die teueren Entſchlafenen."
Oberbürgermeiſter Dr. Ruſſell dankte dem
Reichspräſi=
denten für dieſe aus ganzem Herzen kommenden Worte. Sie
ſollen uns, fügte er hinzu, Troſt ſein. Dieſen Troſt werde ich
den Hinterbliebenen übermitteln. Auf die Bitte des
Oberbürger=
meiſters erhob ſich die Trauerverſammlung zum Andenken der
Verſtorbenen und weihte ihnen ein ſtilles Gedenken.
Als der Reichspräſident nach der Feier ſeinen Wagen beſtieg,
verharrte die Menge wieder in ehrfürchtigem Schweigen. Der
Reichspräſident fuhr zum Bahnhof und verließ Koblenz mit
ſeiner Begleitung mit dem fahrplanmäßigen Zug 12,24 Uhr, um
nach Berlin zurückzukehren.
* Riß in der Kleinen Enkenke.
Die Konſerenz zur Bildung eines Agrarblocks und
die Tſchechoflowakei. — Rumänien und Sädflawien
Von unſerem =Mitarbeiter.
Prag, 21. Juli.
Die jüngſte Konferenz der Kleinen Entente=Staaten in
Tſchirmerſee war, wie die tſchechiſche Preſſe mit großer
Genug=
tuung feſtzuſtellen nicht müde wurde, von dem „Geiſte der
unbe=
dingten Einigkeit” getragen, der den dauernden Beſtand und die
dauernde Zuſammenarbeit der dem Verbande angehörigen Staaten
auf politiſchem und wirtſchaftlichem Gebiete gewährleiſten ſoll.
Die Prager Begleitmuſik zu den Beratungen der Außenminiſter
Rumäniens, Jugoſlawiens und der Tſchechoſlowakei iſt bis in die
letzten Tage noch hörbar geweſen, aber mit einem Male hat ſich
ein Mißklang in ſie eingeſchlichen, der den ganzen muſikaliſchen
Aufbau über den Haufen zu werfen droht. Dieſer Mißton iſt
rumäniſch=jugoflawiſchen Urſprungs, kommt alſo von einer Seite,
von der man in Prag am allerwenigſten erwartet hätte, daß ſie
den ſchönen Gleichklang ſtören würde. Um es kurz auszudrücken:
die Tſchechoſlowakei wurde von der Nachricht überraſcht, daß der
rumäniſche Handelsminiſter zuſammen mit ſüdſlawiſchen und
ungariſchen Experten über „gemeinſame wirtſchaftliche Fragen”
beraten und darüber beſchließen würde, welche Stellungnahme
im Hinblick auf die ernſte wirtſchaftliche Lage der
ackerbautreiben=
den Staaten des Donaubeckens und auf die Notwendigkeit einer
tirtſchaftlichen Annäherung dieſer Länder einzunehmen wäre.
Man war in Prag peinlich davon berührt, daß Rumänien und
Jugoſlawien, alſo die engſten Verbündeten der Tſchechoſlowakei,
von der geplanten Agrarblock=Konferenz nach Prag
keine Mitteilung gelangen ließen, obwohl kurz vorher Dr. Beneſch
in Tſchirmerſee die Verſicherung erhalten haite, die verbündeten
Länder würden ebenſo wie in politiſchen auch in wirtſchaftlichen
Frägen nur im gegenſeitigen Einvernehmen vorgehen. Die
Tat=
ſache, daß trotz dieſer Zuſicherung, trotz des gemeinſamen
poli=
tiſchen Programms Rumänien und Südflawien mit dem alten
politiſchen Widerſacher der Tſchechoſlowakei, mit Ungarn, über
die Bildung eines Agrarblockes beraten, ohne es der Mühe wert
gefunden zu haben, Prag offiziell davon in Kenntnis zu ſetzen,
hat daher geradezu ſenſationell gewirkt; vergeblich verſuchte die
dem Außenminiſter Dr. Beneſch ergebene Preſſe in die Wogen der
Erregung beſänftigendes Oel zu gießen, immer wieder darauf
hinzuweiſen, daß der Konferenz von Sinaja (die dann übrigens
nach Bukareſt verlegt worden iſt) eine politiſche Bedeutung nicht
zukomme, weil ſie ſich mit rein wirtſchaftlichen Problemen
be=
faſſe . . . die Verſtimmung über die Ignorierung durch die
Bun=
desgenoſſen war deswegen nicht weniger intenſiv, und daß die
Befürchtungen um den Weiterbeſtand der Kleinen Entente in
ihrer bisherigen Gliederung nicht unbegründet in einem Teil
der tſchechiſchen Preſſe zum Ausdruck kam, hat ſich in den letzten
Tagen abermals erwieſen: denn während die Prager und
Brün=
ner Zeitungen noch darüber diskutierten, ob der Konferenz zur
Bildung eines Agrarblockes nur wirtſchaftliche oder auch
poli=
tiſche Bedeutung zukomme, trat ein Ereignis ein, das deutlich
genug dartut, daß der Verfall der Kleinen Entente
be=
gonnen hat: Rumänien und Südſlawien, die
Bundes=
genoſſen der Tſchechoflowakei, die ſich zum großen Mißvergnügen
Prags mit den Ungarn an einen Verhandlungstiſch geſetzt haben,
ſind drauf und dran, ſich auch in einer anderen
Richtung zu binden, und zwar nicht nur
wirt=
ſchaftlich zu binden, ſondern auch politiſch. Am
5. Oktober 1930 wird, wie der griechiſche Miniſterpräſident
in Paris angekündigt hat, in Athen die erſte
Balkan=
konferenz abgehalten werden, an welcher neben
Griechen=
land Bulgarien, die Türkei, Albanien, Rumänien und
Süd=
ſlawien teilnehmen werden. Die Tagesordnung ſieht
neben der politiſchen auch die wirtſchaftliche Annäherung der
Bal=
kanſtaaten vor. Auch zu dieſer Konferenz iſt die Tſchechoſlowakei
nicht geladen, und man begreift, daß die Beſtürzung der
offiziellen Kreiſe in Prag nicht gering iſt, weil gerade
ſie immer wieder darauf verwieſen haben, daß die
Tſchecho=
ſlowakei, eng in wirtſchaftlicher Hinſicht mit dem Balkan
ver=
bunden, das Tor des Oſtens ſei.
Der Block der Agrarſtaaten, deſſen Schaffung die Bukareſter
Konferenz beabſichtigt, ſoll der Kriſe ein Ende bereiten, in der
ſich die Landwirtſchaften der europäiſchen Staaten ſeit langer
Zeit befinden. Die große überſeeiſche Konkurrenz gefährdet die
Agrarſtaaten Europas, darunter die des Donaubeckens, in
ſtei=
gendem Ausmaße, und weil damit auch die Wirtſchaft dieſer
Staaten bedroht erſcheint, ſuchen ſie nach dauernderen und
ver=
läßlicheren Hilfsmitteln als der Zollhochſchutz ſie bieten kann.
Sie ſind ſich darüber klar geworden, daß es nicht mehr angeht,
ſich gegenſeitig Konkurrenz zu machen und durch Senkung der
Preiſe die Abſatzgebiete jenſeits der eigenen Staatsgrenzen zu
gewinnen. Die Erkenntnis von der Unhaltbarkeit dieſer
Zu=
ſtände, die zur Verelendung der Agrarwirtſchaft und damit des
geſamten Wirtſchaftslebens in den überwiegend auf
landwirt=
ſchaftliche Produktion eingeſtellten Staatsweſen führen müſſen,
hat die Einberufung der Konferenz von Bukareſt zur Folge
ge=
habt. Der hierbei projektierte Block der Agrarſtaaten ſtrebt eine
gemeinſame Verkaufsorganiſation an und will, daß ihm die
Ver=
ſorgung derjenigen Länder mit landwirtſchaftlichen Produkten
überlaſſen wird, die ihre Induſtrieerzeugniſſe in den
Agrar=
ländern abſetzen wollen.
Die tſchechiſche Preſſe findet in den ungariſchen publiziſtiſchen
Aeußerungen über die Bukareſter Konferenz Spitzen gegen den
tſchechiſchen Staat und will aus ihnen herausgeleſen haben,
daß der projektierte Block gegen die tſchechiſchen Getreidezölle
gerichtet ſei. Es ſei ſehr zweifelhaft, ob der von Rumänien,
Süd=
ſlawien und Ungarn beſchrittene Weg zur Beſeitigung der
Wirt=
ſchaftskriſe der richtige ſei. Und darum wäre die Beiziehung
eines tſchechiſchen Vertreters zu der Bukareſter Konferenz
zu=
mindeſt wünſchenswert erſchienen.
Aus dieſem Wunſch iſt rauszuleſen, daß die Tſchechoſlowakei
über die Schmälerung ihres Einfluſſes auf die Kleine Entente=
Seite 2
Donnerstag, den 24. Juli 1330
Nummer 203
Staaten verſtimmt iſt, daß ſie ſich fragt, wie es um die
Zuſam=
menarbeit dieſes Verbandes für den Fall wichtiger politiſcher
Aktionen ſtehen würde, wenn ſchon materielle Intereſſen einzelne
Mitglieder, mild ausgedrückt, über den einmal gezogenen Rahmen
hinauszugehen veranlaſſen. Es kann mit der politiſchen
Aktions=
fähigkeit eines Verbandes nicht weit her ſein, wenn zwei
Mit=
glieder dieſes Verbandes aus wirtſchaftlichen Gründen
gezwun=
gen ſind, mit einem Staat zuſammenzuarbeiten, der vom dritten
Mitgliede des Verbandes als Gegner angeſehen wird. Die
poli=
tiſchen Gegenſätze zwiſchen Rumänien und Südſlawien
einer=
ſeits und Ungarn anderſeits müſſen über kurz oder lang den
wirtſchaftlichen Notwendigkeiten weichen, und da die
Tſchecho=
ſlowakei ihre Handelspolitik in einem Geiſte betreibt, der lieber
ein wirtſchaftliches Trümmerfeld ſchafft, als den Erfahrungen
über die Sinnloſigkeit der Zertrümmerung wirtſchaftlich
aufein=
ander angewieſener Staaten Rechnung zu tragen, wird ſie in ſehr
abſehbarer Zeit vereinſamt ſein; ſie gehört, der überwiegend
induſtriellen Produktion obliegend, zu dem als Gegenpol des
Agrarblockes früher oder ſpäter zu erwartenden Block der
Indu=
ſtrieſtaaten Deutſchland und Oeſterreich.
Rumänien und Südſlawien binden ſich wirtſchaftlich an
Ungarn; ſie nehmen an der Baikankonferenz teil, ſind alſo bereit,
ſich auch in anderer Hinſicht feſtzulegen. Es bedarf keines
beſon=
deren Scharfblickes, den Verlauf dieſer Entwicklung
vorauszu=
ſehen, und damit erklärt ſich auch die jetzt in Prag herrſchende
Nervöſität. Die Kleine Entente, der Verband des Dr. Beneſch,
entfernt ſich immer weiter von ſeiner urſprünglichen Beſtimmung.
Halbmaſt in Berlin und in Preußen.
Berlin, 23. Juli.
Aus Anlaß des tragiſchen Unglücks in Koblenz ſetzen heute
die Reichskeh den in der Reichshauptſtadt und am Tage der
Beiſetzung der Opfer die Reichsbehörden in Preußen die Flaggen
auf Halbmaſt.
Ankeilnahme und Trauer in Aachen.
Aachen, 23. Juli.
Die Bevölkerung von Aachen iſt erſchüttert über die
ſchwere Prüfung, die dem Rheinlande durch das Koblenzer
Unglück auferlegt worden iſt. Die Stadtverwaltung hat ſofort
alle Feiern abgeſagt und die Flaggen auf
Halb=
maſt geſetzt. Die Privathäuſer folgten dieſem
Beiſpiel. Oberbürgermeiſter Rombach hat im Namen der
Aachener Stadtverwaltung der Stadt Koblenz die Anteilnahme
Aachens an dem Unglück ausgeſprochen.
Heſſens Beileid.
Staatspräſident Dr. Adelung hat an den Koblenzer
Ober=
bürgermeiſter folgendes Telegramm gerichtet: „Zu dem unter
ſo tragiſchen Umſtänden erfolgten erſchütternden Unglück ſpreche
ich Ihnen im Namen der heſſiſchen Staatsregierung wärmſte
Anteilnahme aus mit der Bitte, den Angehörigen der
Verun=
glückten herzlichſtes Beileid zu übermitteln.”
Weiter ſind beim Oberbürgermeiſter in Koblenz
Beileidstele=
gramme eingegangen vom Reichskanzler Dr. Brüning,
vom Miniſter für die beſetzten Gebiete Treviranus, vom
preußiſchen Miniſterpräſidenten Braun, vom Präſidenten des
Deutſchen Städtetages, Dr. Culert, vom Präſidenten des
Oeſterreichiſchen Nationalrates, Dr. Gütler uſw.
Sturmſzenen im ſächſiſchen Landkag.
Dresden, 23. Juli.
In der heutigen Sitzung des Landtages, in der das
Arbeits=
beſchaffungsprogramm der Regierung mit einigen Aenderungen
angenommen wurde, kam es zu Radauſzenen auf den Tribünen,
als der Präſident Weckel bekannt gab, daß der
Landtagsvor=
ſtand beſchloſſen habe, die nächſte Landtagsſitzung am
30. September ſtattfinden zu laſſen. Ein Tribünenbeſucher
mußte gewaltſam entfernt werden. Als ein ſozialdemokratiſcher
Abgeordneter ſich gegen die Tribünen gewandk abfällig äußerte,
ſprangen die Kommuniſten von ihren Plätzen und drangen auf
die Sozialdemokraten ein. Der Präſident ſah ſich gezwungen, die
Sitzung auf unbeſtimmte Zeit zu unterbrechen. Erſt nach langer
Pauſe konnte die Beratung der übrigen Tagesordnungspunkte
fortgeſetzt werden.
Bom Tage.
Wie wir hören, hat der Reichspräſident für die
Hin=
terbliebenen der Koblenzer Opfer zunächſt eine Summe
von 10 000 RM. zur Verfügung geſtellt.
Der bekannte General und Adjutant des früheren Kronprinzen,
Graf von der Schulenburg, iſt aus der
Deutſchnatio=
nalen Volkspartei ausgetreten. Ferner hat der
bisherige Reichstagsabgeordnete Hampe, Rechtsanwalt
und Syndikus des Hotelier=Verbandes, ſeinen Austritt aus der
Deutſch=
nationalen Volkspartei erklärt.
Der Hauptgeſchäftsführer des Vereins Deutſcher Eiſen= und
Stahl=
induſtriellen, Dr. Reichert, iſt gleichfalls aus der
Deutſchnatio=
nalen Volkspartei ausgeſchieden, da er nicht in der Lage iſt, eine
Mit=
verantwortung für die von Hugenberg verfolgte Politik zu übernehmen.
Wie aus Moskau gemeldet wird, veröffentlicht das Präſidium des
Vollzugsausſchuſſes der Sowjetunion den Beſchluß über den
Rück=
tritt des Vorſitzenden des Rates der
Volkskommiſ=
ſare und des oberſten Rates für Verteidigung, Rykow. Er ſoll
ſpäter weiter im Staatsdienſt Verwendung finden.
Die durch die Einführung der Sozialverſicherung in der franzöſiſchen
Arbeiterſchaft hervorgerufene Unzufriedenheit dehnt ſich auf immer
weitere Betriebe aus. Nachdem in Lille bereits über 10 000 Arbeiter
die Arbeit niedergelegt haben, haben ſich nunmehr auch diejenigen der
Textilinduſtrie von Nouen entſchloſſen, in den Streik zu treten.
Das engliſche Oberhaus hat heute die Berabauvorlage endgültig
angenommen. Nach monatelangen Kämpfen wird demnach die Bill
nun=
mehr in einer Form zum Geſetz, die im wefentlichen den vom Oberhaus
mit Hartnäckigkeit vertretenen Forderungen bezüglich der Arbeitszeit
in den Bergwerken entſpricht.
König Fuad hat des Geſuch der Wafd=Partei, eine Sondertagung
bes Parlaments einzuberufen, in Uebereinſtimmung mit der
Empfeh=
lung des Miniſterpräſidenten Sidky Paſcha abgelehnt.
Führer der gemäßigten Inder haben Ghandi in ſeinem Gefängnis
aufgefucht und in vierſtündiger Unterredung ſich bemüht, ihn zur
Auf=
gabe des paſſiven Widerſtandes zu bewegen. Die Beſprechungen werden
morgen fortgeſetzt.
* Zerſtörke Illuſionen.
Paris und die deutſche Polikik. — Der Traum
von Panenropa.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 22. Juli.
Die erſte Nachricht über die Auflöſung des Reichstags gab
in Paris, beſonders auf nationaliſtiſcher Seite Anlaß zu
auf=
geregten und heftigen Kommentaren, trotzdem wenigſtens für
die politiſchen Kreiſe die Tatſache der Auflöſung nicht
über=
raſchend kam. Die erſte Aufregung legte ſich aber ſchnell, und
bald konnte man in Paris durchaus vernünftige Kommentare
hören und leſen. Auch in dieſem Falle erwies es ſich, in wie
hohem Maße unorientiert die franzöſiſche öffentliche Meinung
über die Dinge in Deutſchland iſt. Dieſe Unorientierung iſt
kei=
neswegs auf einen Mangel an einzelnen Nachrichten und
In=
formationen zurückzuführen, ſondern auf das Fehlen der
Kennt=
niſſe der elementaren Geſetze und grundlegenden Tatſachen der
deutſchen Politik. Teilweiſe aber leider auch auf die
tenden=
ziöſe und gehäſſige Einſtellung eines Teils der franzöſiſchen
Preſſe zu allem, was in Deutſchland geſchieht. Man ſteht
dem=
entſprechend der Entwicklung in Deutſchland ziemlich ratlos
gegemüber, und die Meinungen über die kommenden Wahlen und
ihre Konſequenzen gehen ſtark auseinander.
Die Stimmung Deutſchland gegenüber, iſt jetzt übrigens
freundlicher; auch die Rede Curtius' in Mainz fand eine günſtige
Aufnahme. Vielleicht iſt das ein wenig auch darauf
zurückzu=
führen, daß man die Courtoiſie und Mäßigung der deutſchen
Antwortnote auf das Memorandum Briands jetzt beſſer ſchätzt.
Andere Antworten, die weit ſchärfer waren, geben dafür einen
richtigen Maßſtab. Und ſchmerzliche Ueberraſchungen blieben
nicht aus, beſonders von engliſcher Seite. Die Kommentare der
Londoner Blätter werden in Paris ohne viel Vergnügen
ge=
leſen. „Briands Projekt iſt ein fünftes Rad am Wagen, das nur
Schaden bringen kann” ſchrieb ungefähr der „Daily Herald” in
einem bemerkenswerten Artikel, in dem er die bekannte engliſche
Auffaſſung, daß Europa weder geographiſch noch politiſch, noch
kulturell eine Einheit darſtellt, betont.
In der Tat haben die Andworten auf das franzöſiſche
Memo=
randum manche Illuſionen über Europa und in erſter Linie
manche franzöſiſche Illuſionen zerſtört. Beinahe einmütig hat
ganz Europa den Völkerbund in Schutz genommen und beinahe
einmütig haben, es alle Länder betont, daß ſie keine Vereinigten
Staaten von Europa wünſchen. In Waſhington mag man
dar=
über zufrieden ſein, denn es hat ſich ergeben, daß für die meiſten
Länder die Beziehungen zu Amerika wichtiger ſind, als man
dies in Paris ahnte. . . .
Der Wechſel im Moskauer Außen=
Tommitfſatiät.
Die Beſchlüſſe des Präſidiums des Zentralkomitees der
Sow=
jet=Union über die künftige Führung des Außenkommiſſariats
beenden einen Zwiſchenzuſtand, der ſeit über zwei Jahren
an=
dauert. Denn in der Tat hat der bisherige ſtellvertretende
Außen=
kommiſſar Litwinow die Leitung der auswärtigen Politik infolge
Erkrankung des Außenkommiſſars Tſchitſcherin ſeit dieſer Zeit
in der Hand. Die Ernennung ſanktioniert alſo nur den bereits
beſtehenden Zuſtand, nachdem Tſchitſcherin wegen der Dauer
ſeiner Behinderung um Enthebung von ſeinem Amte gebeten hat.
Man kann an dieſem Ereignis nicht vorübergehen, ohne der
Bedeutung des zurücktretenden Sowjet=Miniſters gerecht zu
wer=
den. Tſchitſcherins geiſtige Potenz, ſein weites Geſichtsfeld und
ſeine hohe Kultur haben Entſcheidendes zur Geſtaltung der
außen=
politiſchen Beziehungen der Sowjet=Union beigetragen, vor allem
aber zur Schaffung jener deutſch=ruſſiſchen Beziehungen, aus
denen der Vertrag von Rapallo, der Berliner Vertrag und alle
Nebenabkommen hervorgegangen ſind. Seine Zuſammenarbeit
mit dem allzu früh verſtorbenen deutſchen Botſchafter in
Mos=
kau, Graf Brockdorff=Rantzau, beruhte auf einer wechſelſeitigen
perſönlichen Hochachtung und auf einem menſchlichen Vertrauen,
das auch die unvermeidlichen politiſchen Differenzen aus der
Sphäre der bloßen Intereſſenkämpfe in eine höhere Ebene hob,
auf der Verſtändigung geſucht und gefunden werden konnte.
Wür=
digt man die überlegene geiſtige Figur des nunmehr aus dem
Amte geſchiedenen Volkskommiſſars, ſo iſt es eine
Selbſtver=
ſtändlichkeit, daß man den Wunſch und die Hoffnung ausſpricht,
daß ſein gegenwärtiger Kuraufenthalt in einem Kaukaſusbad
ihm die Geſundheit wiedergeben möchte.
Sein Amtsnachfolger Litwinow, ſchon ſeit langer Zeit ſein
Vertreter und vertrauter Gehilfe, hat an der Entwicklung der
deutſch=ruſſiſchen Vertagsbeziehungen von Anfang an größten
Anteil gehabt, und der Brief, mit dem Brockdorff=Rantzau auf
dem Totenbette ſeinen Dank für die Zuſammenarbeit und ſeine
Bitte um Fortſetzung der deutſch=ruſſiſchen Bemühungen auf der
gleichen Linie ausſpricht, galt paritätiſch Tſchitſcherin und
Lit=
winow. Der neue Volkskommiſſar hat ſich, das iſt der Eindruck,
den wir bei allen Verhandlungen und Auseinanderſetzungen
bis in die letzte Zeit gewonnen haben, in der Tat lebhaft um die
Fortführung der Politik auf dieſer Grundlage bemüht. Er hat
das auch öffentlich bekundet, ſo bei einer ſeiner jüngſten Reden,
in der er Deutſchland betont die erſte Stelle in den
außenpoli=
tiſchen Beziehungen der Sowjet=Union zuwies, und er hat es
auch noch bei den letzten Verhandlungen zu betätigen vermocht.
Wir möchten wünſchen, daß mit der nunmehr auch formellen
Uebernahme ſeines Amtes die Führung der Sowjet=Außenpolitik
alle Anſtrengungen macht, um die Hemmungen zu überwinden, die
ſich aus der beſonderen Struktur des ruſſiſchen Staatsweſens
und ſeiner Wirtſchaft für die Nutzbarmachung und Ausweitung
der auf vertraglichen Grundlagen aufgebauten beiderſeitigen
Be=
ziehungen ergeben haben.
Neu iſt in dem vorgenommenen Revirement die Ernennung
des bisherigen Sowjet=Botſchafters in Berlin, Kreſtinfki, zum
ſtellvertretenden Außenkommiſſar. Seit vollen acht Jahren, 8. Juli.
1922, vertritt dieſer Sowjet=Diplomat ſein Land in der
Reichs=
hauptſtadt, und in dieſer Zeit hat er an allen Ereigniſſen, die
die deutſch=ruſſiſchen Beziehungen kennzeichnen, hervorragenden
Anteil gehabt. In der Berliner Geſellſchaft ſpielte er eine große
Rolle, hielt ein offenes Haus und wußte neben der Politik auch
die Wiſſenſchaft und die Induſtrie für die Dinge der Sowjet=
Union zu intereſſieren. Die Geſellſchaft zum Studium Oſteuropas
fand in ihm einen eifrigen Förderer, und an dem kulturellen
Leben Deutſchlands nahm er perſönlich den regſten Anteil. Seine
Gattin, die ſich als Kinderärztin auch in Berlin regelmäßig
be=
tätigte, hat ſich durch ihren außerordentlichen Takt und ihre
Liebens=
würdigkeit, durch ihr ſoziales Wirken und ihre geſellſchaftlichen
Fähigkeiten die größten Sympathien erworben. So ſehr man
dieſe perſönlichen Eigenſchaften mit dem Weggang des bisherigen
Botſchafters von Berlin vermiſſen wird, darf man doch erwarten,
daß ſeine Kenntnis von Deutſchland und deutſchen Dingen in
ſeinem neuen Wirkungskreis zum größeren Nutzen beider Völker
die zweckmäßigſte Verwendung findet.
von der früheren Generation ab. So iſt nicht die Jugend dafür
verantwortlich zu machen, daß ſie heute eine durch den Weltkrieg
zuſammengebrochene Kultur vorfindet und meint, ſelber eine
neue Kultur aufbauen zu müſſen. Das wird ſie zwar ebenſo
wenig können wie die Proletarier, aber ihre Schuld iſt es nicht.
Das iſt nur möglich, wenn ſich die Aelteren, die einige
Weisheit beſitzen, mit denen die Hände reichen, die, teilweiſe
ent=
täuſcht, über die Jugendbewegung hinausgewachſen ſind und
verſtanden haben, warum die Jugendbewegung nicht leiſten
konnte, was ſie verſprach; darum nämlich, weil niemals Kultur
von der Jugend geſchaffen werden kann, ſondern immer nur von
Reifen, mögen auch künſtleriſch einzelne Jünglingswerke glücken.
Deshalb iſt es ſo verkehrt, nach jungen Talenten zu ſuchen, ſtatt
dieſen Zeit zu laſſen, im vorläufigen Schatten heranzureifen,
aber ebenſo verkehrt iſt es, über die Talentloſigkeit einer Jugend
zu klagen. Was der heutigen Jugend fehlt, ſind nicht die
Talente, ſondern einzig die Fäden der Ueberlieſerung, an die ſie
anknüpfen könnte, damit ihr eigenes, noch ſo talentvolles
Ge=
ſpinnſt nicht vor der Vollendung verweht wird.
Es iſt noch nicht hinreichend darauf aufmerkſam gemacht
worden, daß die Weſensart jedes Menſchen meiſt einem
beſtimm=
ten Lebensalter beſonders entſpricht, d. h. daß dieſes für ihn die
günſtigſten Ausſichten bietet. Wer hätte nicht von Buben und
Mädchen gehört, die in der Schulklaſſe eine ſo bedeutende Rolle
ſpielen, daß ihr Name in allen Elternhäuſern bekannt iſt. Täglich
erzählen die Kinder, was die Erna Müller oder der Heinrich
Schmidt wieder geſagt oder vollführt hat, während andere
Schülernamen nur ſelten oder nie genannt werden. Dieſe
Mata=
dore der Kindheit ſpielen ebenſo wie die Muſterſchüler ſpäter
meiſt keine bedeutende Rolle. Sie beſaßen eben nur eine beſonders
ſchnelle Anpaſſung an die kindliche Umgebung, während gerade
die Tieferen und Problemſicheren meiſt mehr Mühe haben und
länger im Hintergrund bleiben. Während und nach der
Puber=
tät ändern ſich plötzlich die Rollen. Ein Mädchen, das bisher faſt
überſehen wurde, entwickelt plötzlich eine eigentümliche
Anzie=
hungskraft, und Buben, die bisher etwas ungeſchickt waren, geht
ein Licht auf. Dieſe Typen haben Erfolge in der Tanzſtunde,
oft reicht es noch bis in die Umiverſitätsjahre und in die Epoche
der Mädchenflirte. Eine leidliche Berufsſtellung oder eine frühe
Ehe macht ſolchem Glanz nicht ſelten ein ſchnelles Ende, und ein
langes, graues Leben zehrt dann noch davon in der Erinnerung.
Manche Frauen dagegen blühen erſt als Gattinnen und Mütter
auf, werden plötzlich ſicher und ſelbſtbewußt, und viele Männer
reifen erſt an ihren Taten und Erfolgen. Gar nicht gering aber
iſt auch die Zahl derer, die erſt Selbſtſicherheit erlangen nach
40, d. h. in den Jahren, wo man ſchon mehr nach dem Sinn der
Dinge als nach ihrer bunten Erſcheinung greifen ſollte. War
bei ihnen eine gewiſſe Verſonnenheit oder Verträumtheit ein
To
ſoaar ven ihnen ſelbſt zugeſtandener
undeer Heie.
Von Oscar A. H. Schmitz.
Unſer Zeitalter nennt ſich mit einem gewiſſen Stolz das
Zeitalter der Jugend, ja man hat ſogar vom Zeitalter des
Kin=
des geſprochen. Allgemein wird das für ein großes Lob
gehal=
ten, und wer wollte den Fortſchritt leugnen, der darin liegt, daß
die Seele des Kindes entdeckt wurde, daß die Jugend nicht mehr
bloßes Erziehungsobjekt iſt, vielmehr als ſubjektiver Faktor
Pſychologiſch berückſichtigt wird. Trotzdem erheben ſich auch ſtarke
Bedenken gegen dieſes Neue, aber ſie äußern ſich meiſt hilflos,
oft ärgerlich, und die Begründung erſcheint „reaktionär‟. Die
Zerſplitterung unſerer Zeit in einſeitigem Fachmenſchentum hat
ja zur Folge, daß immer weniger Menſchen fähig ſind,
Lebens=
erſcheinungen bewußt im geſamten Zuſammenhang des Lebens
zu ſehen, gewiſſermaßen ihren Stellenwert zu erkennen, die
Gegenſätze richtig zu erfaſſen, jedem Anſpruch ſein relatives Recht
einzuräumen und ſo alle berechtigten Forderungen zu verſöhnen.
Kaum entſteht etwas Neues, iſt daher ſofort eine neue Gruppe
von Fachmenſchen da, die zwar dieſes eine ſehr gut ſehen, aber
ſeine Bedeutung im ganzen menſchlichen Daſein überſchätzen,
ihm eine Ueberbedeutung geben wollen und es dadurch zu dieſem
in einen verneinenden, auf die Dauer zerſtörenden Gegenſatz
ſtel=
len. So hat die Entdeckung der Kinderſeele zur Folge, daß
heute unter dem Einfluß moderner Pädagogik das Kind das
Fa=
milienleben oft ſozuſagen kommandiert, und die Jugendbewegung,
ſo begrüßenswert ſie iſt, falls ſie in ihren natürlichen Grenzen
bleibt, hat die Auffaſſung gezeitigt, daß die Jugend das geſamte
Leben zu beſtimmen hat. (Eine Parallele dazu iſt der
Marxis=
mus, der nicht etwa dem unterdrückten Handarbeiter die ihm
gebührende Stellung in Ganzen geben will, ſondern die
unbe=
ſchränkte Diktatur, wodurch die Maſſe ſelber zum Unterdrücker
wird.)
Solche Forderungen beruhen auf Gefühlsurteilen, deren
Wert nur für die perſönliche Sphäre Geltung hat. Das
Ge=
meinſchaftsleben kann indeſſen nur nach ſachlichen Geſichtspunkten
beurteilt und ſinnvoll geſtaltet werden. So wertvoll das
Mit=
leid mit den notleidenden Schichten oder die Sympathie für alles
Jugendliche iſt, ſolche Gefühle können nur Motive, nicht
Richt=
linien für unſer Handeln geben. Ohne Zweifel iſt es die Jugend.
die das Leben immer wieder erneuert und darum ſtets des
In=
tereſſes würdig iſt, aber damit ſie etwas erneuern kann, muß
ſie etwas „Fertiges” vorfinden. Das aber haben ſtets die
ge=
ſchaffen, die ſchon tot oder heute alt
all, wo ſich auch nur Anſätze von Kultur finden, die eigentliche
Herrſchaft in den Händen der Reifen, wenn nicht der Greiſe.
Da=
mit ſoll beileibe nicht dem Alter oder gar dem Greiſenalter an
ſich ein Vorrecht eingeräumt werden. Wo dies geſchieht, iſt
er=
fahrungsgemäß bald Verknöcherung die Folge. Vorausgeſetzt
wird bei jeder Herrſchaft der Aelteren, daß an dieſen das Leben
nicht ſpurlos vorübergegangen iſt, daß ſie nicht närriſch den
Jugendfreuden nachjammern oder ſie künſtlich möglichſt lange
inauszuziehen verſuchen, vorausgeſetzt wird vielmehr, daß der
Aeltere das Leben wirklich erlebt, d. h. von ſeinem Sinn etwas
Weſentliches begriffen hat, was ſoviel heißt, als daß er im
Be=
ſitz einer gewiſſen Weisheit iſt. Nur die Erfüllung dieſer
Vor=
ausſetzung gibt dem Alter den Anſpruch auf die Achtung der
Jungen. Der verknöcherte Greis und der ewige Jüngling
da=
gegen werden ſolcher Achtung niemals teilhaftig werden, denn
beiden fehlt jene Weisheit, die Einſicht in den Sinn des Lebens
iſt. Der eine verſteht die Jugend nicht, hat vergeſſen daß er
ſelber einmal jung war — bei manchen iſt das wirklich ſchwer
vorſtellbar —, der andere verſteht das Alter nicht, gegen deſſen
Annahme er ſich ſträubt. Mag ſeine Scheinjugend vielleicht die
Altersgenoſſen täuſchen, die Jugend durchſchaut dieſen Schein
leicht, läßt ſich vielleicht das Werben des Alten um Kameradſchaft
gefallen, iſt ſich aber ganz klar darüber, daß da etwas wicht ſtimmt.
Weisheit meint immer: Gegenſätze würdigen und ein Ding von
zwei Seiten ſehen können. Nur der Aeltere kann dem Jungen
etwas bedeuten, der nicht nur die Jugend, ſondern auch das
Alter verſteht, der durch dieſe Doppeltheit einen vollſtändigeren
Lebensſinn verkörpert, als der Junge. Der Junge aber achtet
inſtinktiv jeden Wert, ſofern er wirklich Leben und Sinn ſpürt.
Das Weſen der Reife und des Alters liegt nun darin, daß
mit dem Abnehmen der biologiſchen Kräfte eigentümliche
ſee=
liſche Kräfte erwachen, deren fruchtbares Wirken verhältnismäßig
unabhängig iſt von körperlicher Kraft und Geſundheit, welche die
Vorausſetzung ſind für ein erlebnisreiches Jugendleben. Jene
ſeeliſchen Kräfte der Reife erſchließen uns das eigene Innere
und das Innere der Welt. Es handelt ſich nun weniger mehr
um Erweiterung des Lebens und des Horizontes, als um
Ver=
tiefung, die bisweilen auch Entſagung verlangt. Da dieſe neue
Weltanſicht aber reiche Erfahrung und Lebenskenntnis
voraus=
ſetzt, wird der, dem ſich der innere Blick öffnet, niemals das
Jugendalter ſchmähen können, verdankt er doch deſſen einſtiger
rechten Erfüllung die Erfahrung als Vorbedingung zu ſeiner
heutigen Innenſchau. Darum wird ein ſolcher Menſch nicht leicht
die Jugend von den Spiel= und Tanzplätzen locken wollen, um
ſie zu einem ausſchließlichen Innenleben zu bereden, vielmehr
wird er wiſſen, daß es ſich für ſie zunächſt um Leben nach außen
handeln muß. Gewiß gibt es grobes, barbariſches, ſinnloſes und
differenziertes, kultiviertes, ſinnvolles Leben. Wie nun aber
Hä
Rummer 278
Donnerstag, den 24. Jnli 1930
Seite 3
Gründung einer Konſervatiben Volkspartei
Das Ende der Volkskonſervakiven
Bereinigung.
Einigung zwiſchen Weſtarp und Treviranus.
* Berlin, 23. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Konſervative Volkspartei des Grafen. Weſtarp — ihre
Gründung iſt am Mittwoch erfolgt — ſetzt ſich zuſammen aus der
Volkskonſervativen Vereinigung des Miniſters Treviranus und
den Freunden des Grafen Weſtarp, die bisher noch bei der
Hugen=
berg=Partei ausgehalten hatten und erſt bei der letzten
Entſchei=
dung im Reichstag mit den Regierungsparteien ſtimmten. Durch
die Gründung der Konſervativen Volkspartei hat die
Volkskonſer=
vative Vereinigung zu beſtehen aufgehört. Sie geht mit ihrem
geſamten Parteiapparat in die neue Gründung hinein. An der
Spitze der neuen Rechtspartei ſteht ein 6köpfiges Präſidium, das
ſich zu gleichen Teilen aus Angehörigen der beiden Gruppen
zu=
ſammenſetzt. Graf Weſtarp ſelbſt iſt etwas in den Hintergrund
getreten und gehört nur dem Beirat an, der dem Präſidium zur
Seite geſtellt iſt. Eine der nächſten Aufgaben der
neuen Partei wird die Aufſtellung der
Kandida=
ten für den Wahlkampf ſein. Soweit wir unterrichtet ſind,
will Graf Weſtarp in ſeinem alten Wahlkreis Potsdam auftreten.
Miniſter Treviranus will in Weſtfalen=Nord kandidieren und dort
den Kampf gegen Hugenberg aufnehmen.
Welche Wahlkreiſe ſich die übrigen Konſervativen ausſuchen
werden, wird ſchon die nächſte Zeit zeigen. Vorausſetzung
hier=
für iſt aber das ſchon vor einiger Zeit ins Auge gefaßte
Zuſam=
mengehen mit dem Reichslandbund. Die Aufſtellung von
Land=
volkliſten durch den Reichslandbund iſt allgemein als eine Abſage
nach allen Seiten hin aufgefaßt worden. Das ſtimmt nur
be=
dingt. Der Reichslandbund will in der Hauptſache nur dafür
ſor=
gen, daß das Landvolk geeignete Vertreter im Reichstag erhält,
iſt aber nicht abgeneigt, den Parteiapparat auch dem Grafen
Weſtarp zur Verfügung zu ſtellen. Die endgültigen Verhandlungen
darüber werden am nächſten Dienstag ſtattfinden.
In der Zwiſchenzeit muß ſich die Konſervative Volkspartei
über ihre Liſten ſchlüſſig werden. Das Gleiche gilt für die
Unter=
organiſationen des Reichslandbundes. Liegen am Anfang der
nächſten Woche die Vorſchläge beider Teile vor, dann will man
gemeinſchaftlich an die Aufſtellung von Reichsliſten herangehen,
auf die Vertreter beider Gruppen kommen ſollen. Das aktive
Eingreifen des Landbundes in den Wahlkampf wird auf die
Land=
bundorganiſationen ſelbſt nicht ohne Rückwirkungen bleiben. Es
iſt bekannt, daß die Aufſtellung von Landvolkliſten durch
Mehr=
heitsbeſchluß erfolgte, eine Minderheit alſo dagegen ſtimmte. Dieſe
Minderheit zerfällt in zwei Teile. Der eine Teil gruppiert ſich
um den pommerſchen Landvolkführer von Rohr, auf deſſen
Be=
treiben übrigens eine ſchon eingeleitete Ausſcheidung des
vommer=
ſchen Landbundes aus dem Reichslandbund zurückzuführen iſt. Ob
es aber tatſächlich zu einem Abmarſch der Pommern kommen wird,
bleibt abzuwarten. Herrn von Rohr haben ſich einige
Unterorga=
niſationen angeſchloſſen in Oſtpreußen, Schleswig, Brandenburg,
Hannover und Schleſien, die wahrſcheinlich mit den
Deutſchnatio=
nalen zuſammengehen werden. Im allgemeinen mißt man aber
dieſer Gruppe keine allzugroße Bedeutung bei. Die andere
über=
ſtimmte Gruppe ſetzt ſich aus den Provinzen zuſammen, die unter
allen Umſtänden neutral bleiben wollen. So z. B. in erſter Linie
Oſtpreußen, das ſehr eng mit der Volkspartei zuſammenarbeitet,
oder Hannover, das im letzten Wahlkampf mit verſchiedenen
Par=
teien paktierte.‟ Der Reichslandbund legt nun Wert auf die
Feſt=
ſtellung, daß die Aufſtellung von Landvolkliſten
kei=
neswegs der Gründung einer neuen Partei
gleichzuſetzen iſt. Man wolle vielmehr weiter eine reine
Intereſſenvertretung bleiben. Allen, die mit Hilfe der
Landvolk=
liſten zu Kandidaturen kommen, wird freigeſtellt, ſich Parteien
an=
zuſchließen, die ihnen am nächſten ſtehen. Das Gros der mit Hilfe
der Landvolkliſten Gewählten wird ſich aber der Chriſtlich=
Natio=
nalen Bauernpartei anſchließen.
Die Hallung der Landvolkparkei.
Berlin, 23. Juli.
Die Chriſtlich=Nationale Bauern= und Landvolkpartei erläßt
einen Wahlaufruf, in dem es eißt:
„Die Landvolkpartei war cht an die letzte Reichsregierung
gebunden, ſie hatte ſie aber g.. itzt, weil ſie in ihr die zur Zeit
einzig mögliche bürgerliche R”. srung ſah, die bei der
unfrucht=
baren Oppoſition der Huge —Sg=Gruppe die Loslöſung von
marxiſtiſchen Ideen bringen konnte.”
Ueber die Ziele der Partei wird in dem Aufruf geſagt:
„Die Landvolkpartei iſt zum nationalen Sammelbecken aller
mit Beſitz verwurzelten Kräfte des Landes geworden und hat
ihre Unabhängigkeit nach allen Seiten hin gewahrt. Das wird
ſie auch in Zukunft tun. Sie lehnt jede Kataſtrophenpolitik ab,
weil ſie in ruhiger, ſteter Aufbauarbeit die geſicherte Zukunft der
deutſchen Nation erblickt. In hohem vaterländiſchem Idealismus,
der aus Bodenſtändigkeit und Liebe zur Scholle erwächſt, lehnt
ſie jede einſeitige Bevorzugung einer einzelnen wirtſchaftlichen
Gruppe ab, weil ſie nur in der Zuſammenfaſſung weiteſter
ſtaats=
politiſcher Kräfte die Abkehr vom zerſetzenden Radikalismus
erblickt. So arbeitet ſie im Sinne des Reichspräſidenten von
Hindenburg, mit dem wir in den bodenſtändigen, konſervativen
Kräften des Landvolkes die Quelle der nationalen Erneuerung
ſuchen.”
Der Stahlhelm im Wahlkampf.
* Berlin, 23. Juli. (Priv.=Tel.)
Vor einigen Tagen wurde aus dem Lager des Stahlhelms
heraus eine Erklärung veröffentlicht, die eine recht deutliche
Kri=
tik an dem Verhalten der Hugenberg=Gruppe übte. Man konnte
aus dieſer Erklärung herausleſen, daß der Stahlhelm in dem
jetzt einſetzendem Wahlkampf ſich weniger auf die Seite der
Deutſchnationalen als auf die Seite derjenigen Gruppen ſtellen
würde, die ſich ſchützend vor den Reichspräſidenten geſtellt und
deſſen Verordnungen gegen die Oppoſitionsfront von
Kommu=
niſten, Sozialdemokraten, Deutſchnationalen und
Nationalſoziali=
ſten verteidigt hatten. Das iſt nicht der Fall.
Der Bundesvorſtand des Stahlhelms hat in einer Sitzung
am Mittwoch zur Reichstagswahl Stellung genommen und
da=
bei einen Beſchluß gefaßt, der den Stahlhelm parteipolitiſch
er=
heblich feſtlegt. Während er ſich früher ſtets dahin ausſprach,
daß ſeine Mitglieder ihre Stimme den antimarxiſtiſchen Parteien
geben ſollten, iſt er diesmal weſentlich weitergegangen. Er
ver=
langt von allen Stahlhelmern die Ausübung des Wahlrechtes,
damit auf alle Fälle ein Anwachſen der Linken verhindert werde.
Er ſchreibt vor, daß ſie diejenigen Parteien zu wählen haben,
die mit dem Stahlhelm zuſammen das Volksbegehren gegen den
Young=Plan durchgeführt haben: das ſind die Deutſchnationalen
Hugenbergs und die Nationalſozialiſten. Die Bundesleitung
läßt allerdings auch eine Stimmabgabe zugunſten der
bürger=
lichen Parteien der Mitte zu. Es ſollen aber nur die Parteien
unterſtützt werden, die entſchloſſen ſind, den Kampf gegen die
Marxiſtenherrſchaft in Preußen mit aller Kraft durchzuſetzen
und die durch ihr Verhalten zum Stahlhelm eine ſolche
Unter=
ſtützung möglich machen. Dieſe Formulierung iſt wohl nur
ein=
geflochten, um auf die Stahlhelmmitglieder Rückſicht zu nehmen,
die ſich zur Deutſchen Volkspartei und zum Zentrum bekennen.
Zwar betont die Bundesleitung, daß ſich der Stahlhelm als
Bund nicht an der kommenden Wahl beteiligen ſoll. Aus dieſer
Einſtellung heraus wäre es wohl richtiger geweſen, den
Stahl=
helmmitgliedern zu empfehlen ſo zu wählen, daß der Wall gegen
den Marxismus verſtärkt und gefeſtigt würde. Der Hinweis auf
das ſeinerzeit mißglückte Volksbegehren iſt reichlich überflüſſig
und nur geeignet, die Stahlhelmmitglieder während des
Wahl=
kampfes in Bahnen zu drängen, die aus der Zeit des
Volks=
begehrens noch in recht unangenehmer Erinnerung ſind.
Das Echo des volksparkeilichen Sammelrufes
in der Beriner Preſſe.
Berlin, 23. Juli.
Das Schreiben des Parteivorſtandes der Deutſchen Volkspartei,
mit dem ſich der Parteiführer Dr. Scholz an eine Reihe von
Parteien und politiſche Gruppen der Mitte gewandt hat, hat in
der Berliner Preſſe bereits ein ſtarkes Echo gefunden. Je nach
Parteiſtellung der einzelnen Blätter wird das Schreiben mehr oder
weniger zuſtimmend oder ablehnend beſprochen. Die ſchärfſte
Ab=
lehnung erfährt der Aufruf durch die Voſſ. Ztg.”, denn ſie
ſchreibt: Die Deutſche Volkspartei ſetzt ſich dem Verdacht aus, daß
ſie weniger um des Ideals und mehr um ihrer ſelbſt willen der
Reichsregierung zuvorkommen und ſich die Führung in einer
Kom=
bination ſichern wolle, die ihr den Wahlkampf erleichtern, eine
Mehrheitsbildung im neuen Reichstag aber unendlich erſchweren
würde. Sehr begrüßt wird die volksparteiliche Aktion von der
„D. A. Z.”, die in dem Schreiben den erſten Anſatz zu einem
bür=
gerlichen „Nichtangriffspakt” erblickt. Auch die Germania”
be=
ſpricht das Schreiben in zuſtimmendem Sinne und weiſt darauf
hin, daß die Vorgänge in der liberalen Mitte und auf der
Rech=
ten zeigen, wie ſtark die Parteien durch die Auflöſung des
Reichs=
tages in Bewegung geraten ſind, was das Blatt als kein ſchlechtes
Zeichen wertet.
*
Fehler, zum mindeſten ein Hemmnis, ſo wird das jetzt alles zu
einer Tugend. Solche Menſchen pflegen ſich nicht krampfhaft an
die ſchwindende Jugend zu klammern, ſondern man hört ſie
auf=
richtig ſagen, daß jetzt erſt ihre eigentliche Zeit gekommen ſei, in
der ihr wahres Weſen zu ſeinem Recht gelange. Tatſächlich
haben ſie noch eine große Möglichkeit vor ſich, nämlich für ſie iſt
das Alter eine ſolche.
Die eben nur flüchtig ſhizzierten Lebensalter ſind eingerahmt
durch die Kindheit und das Greiſenalter. Dieſe beiden Zeiten
haben in ſich etwas unſer Gefühl Berührendes. Jedes Kind,
das nicht ausgeſprochen verdorben oder verzogen iſt, beſitzt eine
Anmut; ſie hat aber weniger mit ſeiner Perſon zu tun, als mit
ſeiner Lebensſtufe, die in ſich anmutig iſt. Darum gibt es ſo
maſſenhaft reizende Kinder und verhältnismäßig wenig
rei=
zende Erwachſene. Ebenſo beſitzt jeder alte Menſch, der nicht
ausgeſprochen töricht oder gar närriſch iſt, eine gewiſſe Würde,
die man inſtinktiv achtet. Werden dieſe Kollektiveigenſchaften der
beiden extremen Lebensalter überſchätzt, ſo kommt es zu
wider=
ſinnigen Verhältniſſen. Man lieſt von Völkern, die in
unfrucht=
barer Greiſenverehrung erſtarrten, und unſer Zeitalter iſt dabei,
aus dem Kind einen Fetiſch zu machen, in jeder drollig
unbe=
fangenen kindlichen Aeußerung Genialität zu ſehen. Vielleicht
ſt es ſogar Genialität, aber eine rein kollektiv=unbewußte, die
faſt immer mit dem Erwachen des Bewußtſeins verſchwindet.
Es iſt nun von großem Belang, in welchem Lebensalter ein
Menſch ſeine höchſte Entfaltung erlebt. Die Alten ſagten, wen
die Götter liebten, den nähmen ſie früh von der Erde weg.
Da=
mit ſind jene frühverſtorbenen ſtrahlenden Jünglinge gemeint,
die es auch heute noch bisweilen gibt, und denen gewiß kein
beſſeres Geſchick zuſtoßen kann, als die Befreiung von dem
Fluch, ſich ſelber überleben zu müſſen. Der einzige, dem es
gelang, nach einer ſo glänzenden Jugendverwirklichung eine noch
bedeutendere Mannes=, ja Greiſenverwirklichung zu erleben, war
Goethe. Im allgemeinen iſt dem Menſchen höchſtens eine Zeit
des Fruchtens vergönnt, und man darf wohl ſagen: je ſpäter ſie
lommt, deſto beſſer für ihn und für die Reife ſeiner Früchte.
Das iſt der Grund, warum überall, wo wir auch nur Anfänge
von Kultur finden, die Herrſchaft in die Hände der Reifen gelegt
wurde. Schon bei den Primitiven ſehen wir, daß jene es ſind,
welche die Kuaben in die Riten einweihen. Der alte Orient,
die Antike und unſere ganze neuere Kultur beweiſen dasſelbe.
Dem widerſpricht nicht, daß es ſiebzehnjährige Kaiſer und Päpſt:
gegeben hat, denn keiner dieſer Jünglinge dachte daran, einen
jugendlichen Geiſt zu verkörpern und zu verbreiten, vielmehr
ſtell=
en ſolche Jünglinge wie Otto III. oder Friedrich II. dem
rei=
fen, durch ihre Meiſter vertretenen Geiſt ihres Zeitalters nur
ihre jugendliche Kraft und Begeiſterung zur Verfügung, denn
Jugend iſt ſtets neue Bewegtheit, Geiſt aber iſt uralt.
Dakkerich=Feſtvorſtelung.
Veranſtaltet von der Heſſiſchen Spielgemeinſchaft.
Nun iſt Niebergall und mit ihm ſein „Datterich” doch
noch in den Mittelpunkt des 600jährigen Jubiläums der Stadt
Darmſtadt getreten.
Iſt es nicht charakteriſtiſch für dieſe Stadt? In den
politi=
ſchen und wirtſchaftlichen Irrungen und Wirrungen der Zeit
zer=
flattern die großen äußeren Feiern des 600jährigen Beſtehens der
Stadt. Aber dem „Datterich” erwächſt im Herzen der Stadt
— geſchaffen von den bodenſtändigen Bürgern — ſein Denkmal
aus der Erde! In ihm lieben die Darmſtädter den ihnen
ver=
trauteſten Mitbürger, deſſen behaglicher Humor in ihren
Herzen ſtets Widerklang findet. So wenig wie er laſſen ſie ſich
durch bürgermeiſterliche und ſtadträtliche Wirrungen aus dem
Konzept bringen; ſie bauen in Ruhe und Beſtändigkeit das
Denk=
mal auf und ſchenken es ihrer Stadt zum Geburtstag; ein
aus=
gezeichnetes Werk der gepflegten und geſchmackvollen Kunſt
Ha=
bichts, an dem jeder Darmſtädter ſeine Freude haben muß!
Ein Denkmal, das in gewiſſem Sinn Niebergall und ſein
Datterich ſich ſelbſt geſchaffen haben! Stammt es doch zu einem
erheblichen Teile aus den Mitteln, die die Auführung von
Nie=
bergalls Werken durch die Heſſiſche Spielgemeinſchaft
gebracht haben. Wärmſter Dank gebührt der Spielgemeinſchaft
und ihrem mundartlichen Führer Robert Schneider, die ſich
unermüdlich für das Denkmal eingeſetzt haben.
Durch zahlreiche ausgezeichnete Aufführungen der
Spielge=
meinſchaft wurde der Grundſtock für das Denkmal beſchafft, und
von allen Aufführungen hatten die Werke Niebergalls,
insbe=
ſondere ſein „Datterich” den ſtärkſten Anklang.
Man konnte daher auch keine ſchönere abendliche Feier zur
Enthüllung des Denkmals wählen, als eine Aufführung des
„Datterich”. Vor ausverkauftem Haus zog das köſtliche
Luſt=
ſpiel in unvergänglicher Friſche vorüber.
Die bewährte Garde der Spielgemeinſchaft ſetzte ſich an dem
feſtlichen Abend mit geſteigerter Freude für das Werk ein. Allen
voran Eduard Göbel, der ſeit Jahren der herrlichen Datterich=
Geſtalt das Gepräge gibt. Es wurde über die Beſetzung an dieſer
Stelle ſchon wiederholt berichtet, ſo daß wir uns auf die
Hervor=
hebung der Hauptdarſteller beſchränken: Datterichs trinkluſtige
Freunde Hinz, Pfeil und Groß, die Familie Dummbach in
Geſtalt von J. Harres, Lilli Neudecker und Marie
Schä=
fer, das ausgezeichnete „Liſettchen” von Auguſte Alt, der
ſanft=
mütige Dreher Schmitt mit den geiſtmäßigen Augen von Hans
Harres, das biedere „Evchen” von Elſe Schopp, die
Hand=
werker Rodenhäuſer, Gutkäſe und Stein.
Berſchlechterung der Arbeiksmarkklage
IM Heich.
Rund 2,7 Millionen Arbeifsloſe.
Berlin, 23. Juli.
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung
und Arbeitsloſenverſicherung hat die Zahl der
Hauptunter=
ſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſicherung keine
Ab=
nahme erfahren, und das Anwachſen der Zahl der verfügbaren
Arbeitſuchenden hat ſich in verſtärktem Maße fortgeſetzt.
Schließ=
lich iſt auch die Zahl der Kriſenunterſtützten weiter gewachſen.
Es wurden am 15. Juli nach den vorläufigen Meldungen 1 470 004
Hauptunterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſicherung,
380 698 in der Kriſenunterſtützung gezählt. Damit ſind beide
Un=
terſtützungseinrichtungen zuſammen mehr als doppelt ſo ſtark
be=
laſtet wie zur gleichen Zeit des Vorjahres.
Die Zahl der verfügbaren Arbeitſuchenden belief ſich am
15. Juli auf rund 2 770 000. Werden hiervon diejenigen
abge=
ſetzt, die noch in gekündigter oder ungekündigter Stellung oder in
Notſtandsarbeit beſchäftigt waren, ſo verbleiben rund 2 715 000
Arbeitsloſe. Die Zunahme rührt zunächſt von den Bezirken der
weſtdeutſchen Induſtrie her, von denen ſowohl Weſtfalen — in
verſtärktem Maße — wie Rheinland eine Vermehrung aufweiſen.
Ferner haben die Bezirke Brandenburg, Südweſtdeutſchland und
Oſtpreußen eine Verſchlechterung erfahren. Der Zuwachs an
Ar=
beitſuchenden entfällt überwiegend auf die von der Konjunktur
abhängigen Berufsgruppen.
Die Verpflichkungen bei Aufkrägen auf Grund des
Arbeitsbeſchaffungsprogramms.
Berlin, 23. Juli.
Das Reichskabinett hat beſchloſſen, den Firmen, die durch
das Arbeitsbeſchaffungsprogramm der Reichsregierung zuſätzliche
Aufträge erhalten, folgende Verpflichtungen aufzuerlegen:
1. Die Firmen müſſen ſich verpflichten, die fraglichen
Auf=
träge ohne Ueberſtunden auszuführen. Es ſoll Sorge dafür
ge=
tragen werden, daß ausreichende Lieferfriſten geſtellt werden.
2. Die Firmen müſſen ſich ferner verpflichten, ſich die
Arbeits=
kräfte, die ſie zur Erledigung der zuſätzlichen Aufträge einſtellen,
von den Arbeitsämtern nachweiſen zu laſſen.
3. Die Firmen müſſen ſich ſchließlich verpflichten, für die
zu=
ſätzlichen Aufträge nur inländiſches Material zu verwenden, falls
der Verwendung nicht aus techniſchen Gründen oder aus
Grün=
den der Preisgeſtaltung unüberwindliche Hinderniſſe
entgegen=
ſtehen.
Reichsbahn und Reichspoſt haben ſich bereit erklärt, ihren
Lieferfirmen die vorſtehenden Verpflichtungen aufzuerlegen. Auch
für das zuſätzliche Wohnungsbauprogramm ſind entſprechende
Anordnungen an die Länderregierungen ergangen.
Die Tagung der inkerparlamenkariſchen Union
in London.
Seit dem 16. d. M. tagte in London unter Beteiligung der
Vertreter von 31 Parlamenten die 26. Konferenz der
interparla=
mentariſchen Union, die ſich mit den großen politiſchen Problemen
der Abrüſtung, des Briand=Memorandums, der parlamentariſchen
und wirtſchaftlichen Kriſen uſw. befaßte, und Vortröge von
Henderſon, Lord, Robert Cecil, Borel, Schücking, Lafontaine,
Heile, ferner geſtern einen ſolchen des Reichstagspräſidenten
Loebe entgegengenommen hat. Die Beratungen dieſer
Körper=
ſchaft, die ſchon lange vor Gründung des Völkerbundes im Wege
der perſönlichen Fühlungnahme und Ausſprache von Angehörigen
aller Parlamente, die Zuſammenarbeit unter den Völkern zu
för=
dern beſtrebt war, haben Bedeutung als eine Art Korrelat zu
den Ausſprachen der Regierungsvertreter in Genf. Und gerade
die Tatſache, daß der Präſident des Deutſchen Reichstags vor
einem Gremium internationaler Parlamentarier ſich mit der
deutſchen Parlamentskriſe befaßte, und in dieſem Zuſammenhang
ſchlüſſiges Veweismaterial dafür beibrachte, daß die jüngſten
Vor=
gänge in keiner Weiſe die Bedeutung der Errichtung oder der
Herbeiführung einer Diktatur haben, hat deshalb ein
beſon=
deres Gewicht. Loebe gab dabei ein ſinnfälliges, auch für
Aus=
länder völlig klares Bild von den großen Schwierigkeiten, die
beſonders unſere Sozialpolitik in die parlamentariſchen und
Ra=
gierungsaufgaben hineingetragen haben, und entwickelte mit
zwingender Logik den Nachweis, daß die Löſung all dieſer und
anderer Aufgaben in Deutſchland von der einzig
volksverbunde=
nen und dauernden Regierungsform, der parlamentariſchen,
ab=
hänge und nur in dieſer vom deutſchen Volk zugelaſſen werde.
Niebergall hätte an der Aufführung und an dem lebhaften
Widerhall, den ſie in dem beifallsfrohen Hauſe fand, ſeine helle
Freude gehabt!
* Im Luftſchiff zum Nordpol. Die Fahrten der „Italia” von
Um=
berto Nobile. Mit 48 Abbildungen und zwei Kartenſkizzen.
(In Ganzleinen gebunden 9 Mark. Deutſche Verlagsgeſellſchaft,
Berlin SW. 19.)
Ap. Jetzt hat ſich auch Nobile ſelbſt zum Wort gemeldet, um über
ſeine verunglückte Nordpolfahrt zu berichten, nachdem ſchon von anderer
Seite eine ausführliche Darſtellung der Fahrt gegeben worden iſt, vor
allem von Behounek in ſeinem von uns früher eingehend beſprochenen
Buche „Sieben Wochen auf der Eisſcholle‟. Er hat in dieſem Buche aus
ſeinen Sympathien für Nobile kein Hehl gemacht und ihn zu verteidigen
geſucht, während das Urteil der italieniſchen Unterſuchungskommiſſion
für Nobile vernichtend ausfiel, der ſeine Entlaſſung als General der
Luftſchiffahrt erhielt und Rang und Stellung niedergelegt hat.
Selbſt=
verſtändlich iſt das Buch Nobiles, das 383 Seiten umfaßt, eine
Selbſt=
verteidigung und Rechtfertigung. Er erwähnt jenes Urteil, deſſen
Be=
gründung leider nicht bekannt geworden iſt, nicht, ſondern ſpricht nur
von dem „Werke niedriger Menſchen” und der „Rache der böſen
Leiden=
ſchaften weniger”, und ſagt zum Schluſſe: „Die Zeit iſt gerecht, und die
Wahrheit wird ſich weiter Bahn brechen. Ueber der gegenwärtigen
Be=
drängnis ſteht das Bewußtſein des vollbrachten Opfers für die Größe
des italieniſchen Namens und das ruhige Vertrauen in das Urteil der
Geſchichte‟. — Das Buch enthält den Rechenſchaftsbericht der „Italia”=
Expedition, angefangen von dem Tage, da zum erſten Male der
Ge=
danke einer neuen Expedition auftauchte, bis zur Rückkehr der
Teil=
nehmer nach Nom, und bringt nach Behouneks Buch an Tatſachen nicht
viel Neues. Nobile ſchildert ſeine Verdienſte um die Luftſchiffahrt und
die Ueberquerung der Arktis mit der „Norge” und wendet ſich gegen
den Vorwurf, daß die Fahrt nicht gennügend vorbereitet geweſen ſei,
und daß für den Flug abſichtlich der Tag des Kriegseintrittes Italiens
gewählt worden ſei, vielmehr habe er ſich nur von meteorologiſchen
Gründen leiten laſſen. Den viel ſchwereren Vorwurf, daß er ſich als
erſter habe retten laſſen, den übrigens ſchon Behounek zurückgewieſen
hat, widerlegt er, da er ſich trotz zweier Knochenbrüche und hohen
Fie=
bers geweigert habe, als erſter das Flugzeug zu beſteigen, und nur das
Zureden des ſchwediſchen Fliegers Lundberg und das dringliche
An=
raten aller ſeiner Kameraden haben bewirkt, daß er ſich von ihnen
fort=
bringen ließ. Wie in Behouneks Buch bildet die Schilderung der
Kata=
ſtrophe und der auf dem Eiſe verbrachten Wochen den Höhevunkt der
ſpannenden Tragödie, der 17 wertvolle Menſchenleben zum Opfer fielen.
Die 48 Abbildungen und beiden Karten ſind eine erwünſchte Ergänzung
des ſehr gut ausgeſtatteten Buches, deſſen Ueberſetzung Rita Jaenicke=
Berlin und Baroneſſe Palombini=Glatz beſorgt haben.
— Billige Ausgaben von Arnold Zweig und Lion Feuchtwanger.
Der Verlag Guſtav Kiepenheuer bringt einige Romane führender,
moderner Autoren in erſtklaſſiger Ausſtattung zu dem Preiſe von
2,85 RM. heraus. Als erſte Bände erſcheinen von Arnold Zweig
„Novellen um Claudia” und Lion Feuchtwanger „Die häßliche
Her=
zogin”.
Seite 4
Donnerstag, den 24. Juli 1930
Nummer 203
Dipl. ind. Hans Splege
Liesel Splegel, geb. Busser
Vermählte
Frankfurt a. M.
Moltke-Allee 501.
(11515)
Mein innig geliebter Mann, Vater,
Groß=
vater und Onkel
Herr
Georg Walter
iſi am 20. Juli im 83. Lebensjahr nach
langen Teiden ſanft verſchieden.
Helene Walter, geb. Rahn.
Darmſtadt, den 24. Juli 1930.
Die Beiſetzung fand auf Wunſch des
Ent=
ſchlafenen in der Stille ſiatt.
Statt Karten.
Am 20. Juli entſchlief unerwartet unſere liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante
Luiſe Schweisgut
Lehrerin i. R.
im 70. Lebensjahr.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Emeline Schweisgut.
Darmſtadt, Steinackerſtr. 17.
Die Einäſcherung fand auf Wunſch der Entſchlafenen
in der Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen. (*
Nachruf.
Uns Allen unerwartet wurde Sonntag, den 20. Juli
unſere im Intereſſe des Heims ſeit Jahren
unermüd=
lich und ſelbſtlos tätige erſte Vorſitzende
Luiſe Schweisgut
aus dieſem Leben abberufen.
Wir gedenken der Verſtorbenen in aufrichtiger Trnuer,
wir gedenk n ihrer Verdienſte in herzlicher
Dankbar=
keit. Ihr Werk und ihre Arbeit in ihrem Sinne
weiter zu führen, ſoll uns Herzens= und Ehrenſache
ſein.
Der Vorſtand des Vereins
Heſſiſches Lehrerinnenheim.
Darmſtadt, den 23. Juli 1930
Nachruf.
Am 20. Juli verſchied die langjährige
Vor=
ſitzende des Darmſtädter Lehrerinnenvereins
und Gründerin des Heſſiſchen Landes=
Lehrerinnenverbandes
Frau
Luiſe Schweisgut.
Sie hat mit vorbildlicher Treue ihre Kraft
in den Dienſt der Sache der heſſiſchen
Lehre=
rinnen geſtellt, die ihr Andenken ſtets in Ehren
halten werden.
Der Heſſ. Landes=Lehrerinnenverband:
E Pfnor, 1. Vorſitzende.
Der Darmſtädter Lehrerinnenverein:
L. Poepperling, 1. Vorſitzende.
in allen Preislagen
Dankſagung.
Allen denjenigen, die meiner
lieben Frau, unſerer guten
Mutter dieletzte Ehre erwieſen,
ſagen innigſten Dank.
Gg. Schulmeher
und Kinder.
Damenhüte
Jap. Kimonos u. Pyiamas
Todes=Anzeige.
Mittwoch vormittag entſchlief ſanft nach langem,
ſchweren, mit großer Geduld ertragenen Leidem
un=
ſere treuſorgende Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter, Schweſter und Tante
Frau Eliſe Oelp, Bwe.
geb. Schäfer
im 73. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Peter Schmidt. Darmſtadt.
„ Gg. von der Schmidt, Wiesbaden.
H. Melchior, Mühlheim a. Main.
Die Beerdigung findet Samstag, den 26. Juli,
nach=
mittags 3½ Uhr, auf dem Friedhofe an der Nieder=
Ramſtädterſtraße, ſtatt.
(11504
Dankſagung.
Allen denen, die unſerem teuren
Ent=
ſchlafenen, die letzte Ehre erwieſen haben,
ſei auf dieſem Wege herzlichſt gedankt.
Magdalene Seibert, geb. Laiſe
Dr. Ing. Otto Seibert.
Darmſiadt, den 23. Juli 1930.
Mathildenſtr. 1.
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von der Reise zurück.
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Nummer 203
Donnerstag, den 24. Juli 1930
Seite 5
Sterjeier deoooefehferdert SrabkfabkreuktttO
Enthüllung des Niebergalldenkmals. — Feſtſitzung im Nathaus. — Eine Humne an die
Stadt, komponiert von Mendelsſohn. — Glückwünſche von nah und fern.
Die 600jährige Wiederkehr des hiſtoriſchen Tages, an dem der
beſſiſchen Landeshauptſtadt vor 600 Jahren Stadt= und
Markt=
rechte verliehen wurden, wurde nun doch noch trotz Ungunſt und
Nöte der Zeit, wenn auch in beſcheidenem Rahmen, ſo doch
ein=
drucksvoll und würdig gefeiert. Zum Teil wohnten wohl einige
Tauſend der Feier bei, dem eigentlichen Feſtakt allerdings nur
eine beſchränkte Anzahl Geladener, unter denen wir u. a. ſahen:
Zunächſt den Oberbürgermeiſter Dr. Külb der Nachbarſtadt
Mainz, und mit ihm Oberbürgermeiſter und Bürgermeiſter der
12 heſſiſchen Städte, den ehemaligen Staatspräſidenten Ulrich,
ferner als Vertreter der Staatsregierung Herrn Miniſter
Korell, Schulrat Haſſinger, als Vertreter der Proyinz
und des Kreiſes Provinzialdirektor Gebhardt, weiter die
Her=
ren Oberpoſtdirektionspräſident Leiſter, Reichsbankdirektor
Müller, Präſident des Landesfinanzamtes Dr. Gläſſing,
Prälat I Dr. Diehl, Dekan Kaſtell. Rabbiner Dr.
Bien=
heim, die Bankdirektoren Brink und Bochow, weitere
Ver=
treter der Wirtſchaft, des Handels und Gewerbes, des Handwerks,
der Kunſt und Wiſſenſchaft, die Vorſitzenden der
Stadtratsfrak=
tionen oder deren Vertreter. Vertreter der Preſſe und Robert
Schneider, deſſen Ehrentag geſtern war, im Rahmen der
Ent=
hüllung des Denkmals für ſeinen Dichterkollegen Ernſt Elias
Niebergall, endlich aber Well Habicht, den Schöpfer des
Denkmals.
Der Feſttag wurde vormittags um 11 Uhr eingeleitet mit der
Einweihung des Niebergall=Brunnens.
den die Darmſtädter Spielgemeinſchaft geſtiftet hat und der nach
der Enthüllung der Stadt übergeben wurde. Das Denkmal für
Darmſtadts großen Lokaldichter, im weſentlichen zu danken ſeinem
lebenden Dichterkollegen, Robert Schneider, der ſich perſönlich
jahrelang für die Schaffung dieſes Denkmals eingeſetzt hat, ſteht
auf der ſogenannten „Inſell in der Altſtadt. Tauſende waren es
wohl insbeſondere Altſtadtbewohner, die ſchon lange vor der
feſt=
geſetzten Zeit den Denkmalsplatz umſäumt hielten, ſodaß es für
die offiziellen Feſtgäſte ſchwer hielt, die Menſchenmauer zu
durch=
brechen. Muſikdarbietungen des Städtiſchen Orcheſters unter der
temperamentvollen Leitung von Kapellmeiſter Willi Schlupp
umrahmten die ſchlichte, aber würdige Feier. Die Feſtrede und die
Worte zur Uebergabe des Denkmals ſprach für die Heſſiſche
Spiel=
gemeinſchaft Darmſtadt Herr Julius Harres. Er führte etwa
aus:
Der Ehrung Ernſt Elias Niebergalls, des großen Sohnes
un=
ſerer Stadt, mit eines der größten Heimatdichter aller Zeiten
und Zungen, gilt dieſe Feier, zu der ich Sie namens der Heſſiſchen
Spielgemeinſchaft herzlich begrüße.
Als Intendant Ernſt Legal vor 5 Jahren unter Mitberatung
Robert Schneiders die Heſiſche Spielgemeinſchaft ins Leben rief,
ſtellte er für dieſe als oberſten Grundſatz die Forderung, daß ihr
Wirken nur ideellen Zwecken dienen dürfe, und daß deshalb jede
materielle Entſchädigung für deren Mitglieder ausgeſchloſſen ſein
müſſe.
Aus dieſer Erkenntnis heraus ſetzte er der Spielgemeinſchaft
das Ziel, in reinſtem Idealismus zu wirken und zu ſtreben für die
Errichtung eines würdigen Denkmals für Niebergall, den ſeine
Vaterſtadt bisher ſo ſtiefmütterlich behandelt hat.
In ſelbſtloſer Aufopferung, nach Erledigung der heute
beſon=
ders geſteigerten Berufspflichten, hat die. Heſſiſche
Spielgemein=
ſchaft in mehreren 100 Proben und 80 Aufführungen die Mittel
eſommolt, denen Rohert Schneider die von ihm als Bienchen
Bimmbernell in unermüdlicher Sammeltätigkeit
zuſammenge=
brachte Summe hinzufügte, ſo daß Ende des vergangenen Jahres
der künſtleriſche Entwurf Well Habichts für das Niebergalldenkmal
in Auftrag gegeben werden konnte, nachdem auch die
Stadtver=
waltung dazu ihre Zuſtimmung erteilt, und heute, an dem
Gedenk=
tage der Stadtgründung, kann die feierliche Uebergabe des
Denk=
mals erfolgen.
Wir haben es errichtet im Herzen der Altſtadt, dem Schauplatz
der Niebergallſchen Dichtungen. Wir haben dafür die Form eines
Gebrauchsbrunnens gewählt, um es mit dem bürgerlichen Leben
der Umwohnerſchaft in innigſte Beziehung zu bringen — wir
hegen aber auch die ſichere Ueberzeugung und Erwartung, daß
dieſe Umwohnerſchaft dieſes Denkmal in ihren beſonderen Schutz
nehmen wird gegen Mißbrauch und Beſchädigung.
Bevor wir es enthüllen, laſſen Sie mich für die Heſſiſche
Spielgemeinſchaft Dank ſagen ihrem Gründer, Ernſt Legal. und
dem Heſſiſchen Landestheater und ſeinen Leitern für die ihr
bis=
her geleiſtete Unterſtützung, unſerem lieben Robert Schneider und
allen Spendern, ſowie allen denen, die an der Schaffung und
Voll=
endung dieſes Denkmals mitgewirkt haben, vom werkſchaffenden
Künſtler bis zum freudig ſchaffenden Arbeiter, allen Lieferanten
und den ſtädtiſchen Aemtern, die an der Erſtellung beteiligt
waren.
Und ſo möge denn die Hülle fallen. In freudigem Stolze ob
des erreichten hohen Zieles übergibt die Heſſ. Spielgemeinſchaft
durch mich der in ihrem Oberhaupt vertretenen Stadt Darmſtadt
den Niebergallbrunnen zu treuen Händen.
Möchten ſeine Waſſer rauſchen einer recht
baldi=
gen glücklicheren Zeit. Das walte Gott!
Brauſendes Händeklatſchen der Menge, die das Denkmal
um=
ſtand, dankte dem Redner und begleitete das Fallen der Hülle.
Alle Augen und die Okjektive vieler Photographen richteten ſich
auf das nun ſichtbare Denkmal.
Der Niebergall=Brunnen
iſt hergeſtellt aus Hardheimer Muſchelkalk. Er ſtellt eine
ausge=
zeichnete Arbeit des Darmſtädter Bildhauers Well Habicht dar.
Ueber einem Becken von 2,.10 Meter Durchmeſſer erhebt ſich ein
quadratiſcher Pfeiler, gekrönt durch eine Kugel und geſchmückt
durch Reliefs und Schmiedekunſtzier. Die Geſamthöhe des
Brun=
nens beträgt 3,20 Meter. Die Vorderſeite des Pfeilers zeigt das
berausgearbeitete Bruſtbild von Ernſt Elias Niebergall, die rechte
Seite ebenfalls im Relief eine gelungene Szene aus dem „
Datte=
rich‟ Datterich und Dummbach mit dem eingemeiſelten Zitat „Ich
bin beſſer als mei Ruf, des vaſicher, ich Sie” die Rückſeite eine
ähnliche Szene aus dem „Tollen Hund”, und zwar den alten
Knip=
pelius mit ſeinem Filius, dem flotten Studenten, und dem Zitat
„Er iſt dorch, wie der Schimmel dorch die Hecke‟. Die vierte Seite
endlich bringt wiederum eine Szene aus dem „Datterich”. Spirwes
und Liſettchen mit einem Zitat „Alleweil gehts bei uns hinne
enaus.”— Die ſchmiedeiſernen Arbeiten wurden von der Schloſſerei
Emmel, die Werkſteinarbeit von der Firma Johann Dieter,
Eberſtadt=Darmſtadt, geliefert. Das Ganze iſt wie geſagt, eine
reife und ausgezeichnete Arbeit von Well Habicht.
Ueber den Standplatz des Denkmals hat bekanntlich ein
lan=
ger Kampf getobt. Heute noch erhalten wir eine. Zuſchrift, in der
der jetzige Standort des Brunnens als unglücklich bezeichnet
wird. Man kann nicht verſtehen, daß man den Brunnen nicht in
die Mitte des Platzes ſtellte. Wir können feſtſtellen, daß der
Schöpfer des Brunnens, der ehedem auch die Abſicht hatte, dieſen
vierſeitig auszugeſtalten und in die Mitte des Platzes zu ſtellen,
mit dem aus guten Gründen letztlich beſchloſſenen Platz durchaus
einverſtanden iſt. Der Brunnen hat einen recht wirkſamen
Hinter=
grund ſo gefunden.
Oberbürgermeiſter Mueller übernahm das Denkmal in den
Schutz der Stadt mit folgenden Worten:
Sehr verehrter Herr Harres! Im Namen der Darmſtädter
Bürgerſchaft nehme ich aus Ihren Händen dieſen ſchönen Brunnen
in Schutz und Schirm unſerer Stadt. Das Erſte, was ſich mir in
dieſer feierlichen Stunde aufdrängt, iſt ein
tiefes Gefühl des Dankes
an Sie und die ganze Heſſiſche Spielgemeinſchaft,
deren Mitglieder trotz der Ungunſt der Zeit mit einer geradezu
vorbildlichen Hingabe und perſönlichen Opferfreudigkeit durch die
intenſive Pflege unſerer Dialektdichtung den Boden vorbereitet
ergebnisreichen Sammlung, die nun die Erſtellung dieſes Denk=
mals möglich gemacht hat. Ich trete gewiß niemanden zu nahe,
wenn ich hierbei beſonders rühmend der Verdienſte gedenke,
die unſer ausgezeichneter zeitgenöſſiſcher Dialektdichter und unſerem erhabenen Reichspräſidenten.
Robert Schneider ſich um das Zuſtandekommen des Werkes
durch ſeine originelle und nimmermüde Werbung erworben hat.
urſpruünglich geplant war. Er hat richtig erkannt, daß die Figur
des Datterich wohl ein Darmſtädter Original aus jener Zeit
ge=
weſen iſt, daß es aber ebenſo herabſetzend wie unwahr wäre, wollte
man den Datterich ſelbſt ſchlechthin als den Darmſtädter Typ
an=
ſehen. Das Wertvolle an der Figur iſt ihre dichteriſche
Behand=
lung und die Ehre gebührt nicht dem zweifelhaften Helden des
Stückes, ſondern dem Dichter, der ſich mit dieſem Werk den Rang
des beſten deutſchen Dialektdichters geſichert hat. Das Zweite, was
mich bewegt, iſt eine aufrichtige Freude über den wertvollen
künſtleriſchen Zuwachs, der unſerer Stadt durch Well
Habichts Meiſterhand zu Teil geworden iſt, und der Freude
über die Tatſache, daß das Denkmal hier mitten im alten
Darm=
ſtadt Aufſtellung gefunden hat, dem Schauplatz der Vorgänge, die
in den Werken Niebergalls ihren poetiſchen Ausdruck gefunden
haben. Möge man ſich in unſerer ſchönen Stadt allezeit herzlich
freuen über den alten guten Datterich, aber möge man ſich an
ihm niemals ein Beiſpiel nehmen!
Auch dieſe Worte wurden lebhaft beklatſcht. Weitere
Muſik=
vorträge des Stadtorcheſters beſchloſſen den Feſtakt, währenddem
zunächſt die Ehrengäſte, dann auch die vielen Hunderte das
Denk=
mal beſichtigten und ſelbſtverſtändlich, auch nach echt Darmſtädter
Art. kritiſierten.
Die Feſtſihung des Stadkrakes im Rakhaus.
Um 12 Uhr mittags fanden ſich die geladenen Gäſte in dem
feſtlich geſchmückten Sitzungsſaal des „Stadtrates im
altehrwür=
digen Rathaus am Markt ein. Manchem, auch mir, tat es weh.
Namens der Stadtverwaltung habe ich folgendes erwiderts
„Mit ehrerbietigem Dank für die gütigen Glückwünſche
und die Herzen empfänglich gemacht haben zu der großzügigen und Euerer Exzellenz verbindet die im Brennpunkt der deutſchen
Weſtmark gelegene heſſiſche Landeshauptſtadt an ihrem
Jubi=
läumstage ein erneutes Treuebekenntnis zur deutſchen Republik
Oberbürgermeiſter Mueller.”
In unſere Jubelfeier hinein bricht plötzlich die Kunde vo,
Dank gebührt ihm vor allem aber auch dafür, daß er uns davor dem tragiſchen Ausklang, den die Befreiungsfeier in Koblenz
ge=
nommen hat. Ich glaube in Ihrem Sinne zu ſprechen, wenn wir
derer gedenken, die geſtern in Koblenz ihren Tod
gefun=
den haben. Damit verbinde ich gleichzeitig das Gedenken an die
vielen Opfer, die jene Bergwerkskataſtrophe bei
Haus=
dorf in Oberſchleſien gefordert hat. Sie haben ſich zu Ehren
der Toten von Ihren Sitzen erhoben: ich danke Ihnen.
Unter den Glückwunſchſchreiben findet ſich ein Telegramm des
Herrn Staatspräſidenten, der ſich entſchuldigt. Herr
Miniſter Leuſchner hat geſchrieben, daß ihm das Wohl der
Stadt ſehr am Herzen liege. Die Glückwünſche des Heſſiſchen
Städtetages hat Herr Bürgermeiſter Keller=Gießen zum
Aus=
druck gebracht.
Am 23. Juli 1330 hat uns Kaiſer Ludwig der Bayer das
Stadt= und Marktrecht verliehen. Als Stadt ſind wir alſo heute
600 Jahre alt. Lange vorher iſt Darmſtadt ein Dorf geweſen, aber
beſiedelt war der Boden, auf dem wir wohnen, nach zuverläſſigen
Feſtſtellungen ſchon vor mehr als 5000 Jahren. Eine geringe
Zeit=
ſpanne, gemeſſen an den Verhältniſſen des Weltenraums, für uns
Menſchen aber ſchon ein kaum faßbarer Begriff. Welch
rieſen=
hafte Entwicklung liegt zwiſchen dem Damals und dem Heute,
zwiſchen dem Höhlenbewohner und dem modernen Kulturmenſchen.
Ob die Menſchen ſelbſt in dieſer Zeit beſſer und glücklicher
gewor=
den ſind bleibt allerdings eine offene Frage. Die uralten
Trieb=
kräfte allen menſchlichen Tuns ſind jedenfalls die gleichen
geblie=
ben, die Methoden ihrer Befriedigung haben ſich geändert, und die
religiöſe Moral und die Sittengeſetze der Staaten haben heilſame
Hemmungen geſchaffen. Daß aber auch ſie noch heute wankend
werden können, beweiſt die Erfahrung der letzten zwanzig Jahre.
Der primitive Menſch mit allen ſeinen Leidenſchaften kam in dem
Augenblick wieder zum Durchbruch, wo er die polizeiliche Feſſel
nicht ſpürte. Die inneren Hemmungen waren auf ein Minimum
reduziert, und es hat erſt wieder einer beträchtlichen Beſinnung
bedurft, um das Gefühl für Sitte und Ordnung bei den Menſchen
auch wieder zu einer inneren Ueberzeugung werden zu laſſen.
Der unbeſtreitbare Gewinn jener 5000 oder auch nur 600
Jahre liegt in den allerdings gewaltigen Fortſchritten der
Wiſſen=
ſchaft und der Technik und abgeſehen von Rückſchlägen — auch
der Kultur. Und dieſe Fortſchritte für die Allgemeinheit nutzbar
zu machen, iſt die vornehmſte Aufgabe des Staates und der
Ge=
meinde. Das war früher ein Vergnügen, heute iſt es ein kaum
lösbares Problem.
Denn die allgemeine Signatur der Zeit iſt für uns die
Ar=
mut. Auf ſie müſſen wir uns einſtellen; von ihr, als einer
ge=
gebenen Tatſache, müſſen wir auch bei unſerer kommunalen
Lebensführung ausgehen. Das ſchwierigſte dabei iſt die
Umſtellung auf die veränderten Verhältniſſe.
Wir ſind — wie das überall im Reiche der Fall iſt — ſchon ſeit
Jahren in dieſer Umſtellung begriffen und haben uns auch bisher
ſchon an einen Lebensſtandard gewöhnt, der beſtimmt ganz
weſentlich unter demjenigen der ſogenannten Siegervölker liegt.
Aber wir wiſſen auch, daß das noch nicht genug iſt. Es wird nicht
nuß ſie oägegen rn dter dardumcä ge oeif das Maß herunterzuſchrauben.
e
ſich fortbewegende.
leichf ſeint. Den Euchnwarvrdeeke 21421 10rui, -ſig, fortbemeggad
bewahrt hat, dem Datterich ſelbſt ein Denkmal zu ſetzen, wie es das für uns die Vorausſetzung iſt, um wieder in die Höhe zu ge=
NDnde ue Fen Däſtenene efit dei Fchäen
Delp, Verwaltungsdirektor Bohländer. Vor dem Tiſch
in=
mitten der Feſtverſammlung, hatten Platz genommen Frau
Ober=
bürgermeiſter Morneweg und Frau Oberbürgermeiſter Dr.
Gläſſing.
Der Feſtakt
verlief — bis auf den kleinen Zwiſchenfall — der an ſich
bedeu=
tungslos war — da die Nationalſozialiſten während der Anſprache
des Rabbiners Dr. Bienheim den Saal verließen — durchaus
würdig und eindrucksvoll. Ein ausgeſuchter Chor des
Geſang=
vereins „Liederkranz” unter feinſinniger Leitung ſeines
Dirigen=
ten Kapellmeiſter Friedel Fiſcher leitete mit dem ausgezeichnet
geſungenen Chor. „Ehre Gottes” von Beethoven den Feſtakt ein.
Den Reigen der Anſprachen, die von einem beſonders ſinnig mit
roten und weißen Roſen geſchmückten Rednerpult aus gehalten
wurden, eröffnete mit der Feſtanſprache
Oberbürgermeiſter Mueller.
Herr Miniſter, meine Damen und Herren! Ich eröffne unſere
feierliche Jubiläumsſitzung mit einem herzlichen Willkommensgruß
an Sie alle und mit dem aufrichtigen Dank für die Ehre, die uns
durch das teilnehmende Intereſſe ſo vieler prominenter und
lie=
benswürdiger Gäſte widerfahren iſt. Mein beſonderer Gruß und
Dank gilt Frau Oberbürgermeiſter Morneweg und Frau
Ober=
bürgermeiſter Dr. Gläſſing, deren gütiges Erſcheinen am
heu=
tigen Tage uns zur ganz beſonderen Freude gereicht.
Aus Anlaß des Stadtjuhiläums ſind uns zahlloſe
Glückwunſch=
telegramme zugegangen. Beſonders erfreut hat uns das
Lelegramm des Herrn Reichspräfidenken
ven Aindenauik.
in dem er ſagt:
„Der Stadt Darmſtadt ſende ich zur Feier des 600jährigen
Jubiläums der Verleihung der Stadt= und Marktrechte meine
herzlichen Grüße und Glückwünſche. Möge die heſſiſche
Landes=
hauptſtadt, die vom Druck der fremden Beſetzung auch nicht
ver=
ſchont geblieben iſt, inmitten des nun befreiten Heſſenlandes
einer glücklichen, blühenden Zukunft entgegengehen!
gez.: von Hindenburg, Reichspräſident.”
langen. Aber es muß ſein, und ich bin überzeugt, daß es auch
gelingen wird, ſobald nur erſt einmal die finanzielle Ordnung
und Abgrenzung zwiſchen Reich, Staat und Gemeinde hergeſtellt
dei de chiem fſrdend gel= Frelte i. ud def ücbeint.
von der Unſicherheit der allgemeinen
Wirt=
ſchaftskonjunktur, die ja zurzeit jede ſolide
Finanzgeba=
rung unmöglich macht. Dann erſt werden wir wieder wirklich
verantwortlich wirtſchaften können. — Dann erſt wird ſich freilich
auch herausſtellen,
wie beſcheiden unſere Lebensmöglichkeiten geworden ſind.
Ich glaube aber, daß auch dieſer Zuſtand mit Würde und ohne
Erſchütterungen tragbar iſt. Allerdings muß dann dem
wirtſchaft=
lichen Minus, alſo dem notgedrungenen Verzicht auf altgewohnte
materielle Annehmlichkeiten des Lebens, ein gewiſſer
äſtheti=
ſcher Ausgleich gegenüberſtehen, der uns hinaushebt über die
Minderwertigkeiten des Alltäglichen. Für einen ſolchen
Aus=
gleich ſind aber gerade
in Darmſtadt alle Vorausſetzungen gegeben.
Ohne weiteres iſt das der Fall durch die glücklichen äußeren
Um=
ſtände, die uns durch die landſchaftlichen Reize der Lage und der
Umgebung unſerer Stadt gegeben ſind. Das andere iſt der hohe
Stand unſerer heimiſchen Kultur, deſſen Erhaltung freilich
auch wieder gewiſſe Opfer materieller Natur bedingt. Sie
kom=
men zu den Opfern hinzu, die uns die allgemeine wirtſchaftliche
Lage auferlegt. Es wird darauf ankommen, ob wir die
mora=
liſche Kraft beſitzen, auch ſie zu tragen. Ich habe die Hoffnung,
daß es der Fall iſt, weil uns Darmſtädtern ein ſtarkes kulturelles
Bedürfnis nach unſerer ganzen Tradition innewohnt, und weil
wir uns aus unſerem Leben den ſtarken Beſtandteil an kulturellem
Konſum, an den wir gewöhnt ſind, gar nicht wegdenken können.
Bezüglich unſerer
ſtolzen geiſtigen und kulturellen Vergangenheit
brauche ich in dieſer Stunde nur an die großen Darmſtädter:
Lichtenberg. Sturz, an die Landgräfin Caroline die
kluge Freundin Friedrichs des Großen, zu erinnern, die Goeth e,
Herder, Wieland, Gleim an ihren Hof feſſelte, an
Juſtus Liebig. an Kekulé Kaup, Gervinus, an Merck,
Schleiermacher, WenckZimmermann, Dilthey,
an den glänzenden Dramatiker Georg Büchner und den
beſten deutſchen Dialektdichter Ernſt Elias Niebergall an
Scne dek denl Del. La Niſhel Digeſdſcſe inſiekt
Tage, nicht zu vergeſſen. Ich brauche nur zu erinnern an die
jahr=
hunderte alte und bis in die jüngſte Gegenwart vorbildliche
Muſik= und Theaterpflege in Darmſtadt, an
Darm=
ſtädter Kunſt= und Kunſtgewerbe. Das Gewicht dieſer
Tradition allein legt uns ſtarke Verpflichtungen auf. Die ſchwere,
aber wahrhaft große und darum ſchöne Aufgabe unſerer
Gene=
ration iſt es, daß wir dieſes unſer kulturelles und geiſtiges Nivegn
aufrecht erhalten, daß wir der Geſchichte gegenüber uns unſerer
großen Verantwortung bewußt ſind, auf daß unſere Kindeskinder
in ſpäteren Tagen nicht von uns ſagen können; ſie haben ſich der
Größe ihrer Aufgabe nicht gewachſen gezeigt, ſie haben die
For=
derung ihrer Zeit nicht begriffen. Wir wollen uns an dem
Bei=
ſpiel der Männer aufrichten, die vor uns die Darmſtädter
Ge=
ſchicke beſtimmend beeinflußt haben, den erſten und den letzten
Großherzog: Ludwig I. der uns Heſſen vor 100 Jahren die
erſte Verfaſſung, gab, den Schöpfer des weſtlich des alten Schloſſes
gelegenen repräſentativen Stadtteils, und Ernſt Ludwig,
den deutſchen Vorkämpfer für modernes Wohnen und
zeitgenöſſi=
ſches künſtleriſches Empfinden und Schaffen, der Darmſtadts
Ruhm und Ruf in die ganze Welt getragen hat. Dankbar wollen
wir in dieſer Stunde auch der Oberbürgermeiſter Ohly,
Mor=
neweg und Dr. Gläſſing gedenken, die in guten und böſen
Tagen mit geſchickter und ſtarker Hand das Steuer unſerer Stadt
geführt haben
Seite 6
Donnerstag, den 24. Juhi 1330
Nummer 203
Wir ſind uns alle bewußt, daß die ganzen allgemeinen
Ver=
hältniſſe ſich inzwiſchen noch weiter weſentlich verſchärft, und die
Aufgabe, aus= und durchzuhalten, immer ſchwieriger gemacht
haben. Wir ſehen, wie unter der ſtändig weiter geſunkenen
Wirt=
ſchaftskonjunktur und der ſtändig ſteigenden Arbeitsloſigkeit Mut
und Hoffnung und Vertrauen in wachſendem Maße zu ſchwinden
beginnen. Umſomehr ſind die Führer von heute berufen, der
ſchweren Gefahr dieſes allgemeinen Peſſimismus, der in
verhäng=
nisvoller Weiſe jegliche Entſchlußkraft zu lähmen droht,
entgegen=
zuwirken und den
geſunkenen Mut wieder aufzurichten.
Nicht durch leere Verſprechungen, die doch nicht erfüllt werden
können, ſondern durch die werbende Kraft ihrer eigenen
Ueber=
zeugung, daß gerade in Zeiten wie den heutigen nur der
uner=
ſchütterliche Glaube an eine glückliche Zukunftswendung helfen
kann, und die durch ihn allein bedingte Fähigkeit, dieſe Zukunft
mit ſicherer Hand zu meiſtern. Das iſt keineswegs nur meine
perſönliche Anſicht. Ich weiſe auf die Tatſache hin, daß gerade
auch die deutſchen Wirtſchaftsführer bei allem Ernſt, mit dem ſie
die Lage beurteilen, von jenem ſtarken Glauben und der
Not=
wendigkeit, ihm zu leben, erfüllt ſind.
Es muß aber auch ein tätiger Glaube ſein. Der
Zuver=
ſicht müſſen ſich ein ſtarker Wille und eine poſitive
Zu=
kunftsarbeit geſellen. Blicken wir doch hinüber nach unſerer
Schweſterſtadt Mainz, die ſich aus tiefſter Not und Depreſſion
mit einer beiſpielloſen Energie wieder aufgerafft hat, und nun
kühn und mannhaft den Kampf mit dem Leben aufnimmt.
Darm=
ſtadt hat auch in der ſchlimmſten Nachkriegszeit nie aufgehört,
eine lebendige Stadt zu ſein. Es hat ſich raſcher und
glück=
licher auf die veränderten Verhältniſſe umzuſtellen verſtanden,
als viele andere Städte. Es hat trotz ſchwerer wirtſchaftlicher
Ein=
bußen und Rückſchläge noch immer ein ſtarkes Plus in manchen
Zweigen ſeiner Wirtſchaft, die ihren Weltruf über alle
Erſchütte=
rungen hinaus bewahrt haben. Sein geiſtiges und künſtleriſches
Leben, ſein ziviliſatoriſcher Wille, der Pulsſchlag ſeiner
Arbeits=
leidenſchaft, ſie ſind niemals ſtärker geweſen als heute.
Ich vermeide es bewußt, in dieſem Augenblick von den nahen
Zukunftsaufgaben zu ſprechen, die nach einer Löſung drängen,
Aufgaben, die ſich einmal aus unſerem Verhältnis zu anderen
Faktoren, andererſeits aus der Beſonderheit unſerer eigenen
Kräfte, aus der Richtung unſerer ſpeziellen Beſtimmung ergeben.
Wir werden dieſe Aufgaben anpacken nach dem Maß unſerer
Lei=
ſtungsfähigkeit und in der Gewißheit, bei allen denen Verſtändnis
und Bereitſchaft zur Mitarbeit zu finden, denen es ernſt iſt um
das Glück und die Wohlfahrt und die Geltung unſerer teuren
Heimatſtadt. Möge Gott uns dazu ſeinen Segen geben!
An die mit lebhaftem Beifall aufgenommene Feſtanſprache
ſchloß ſich dann eine große Reihe von Beglückwünſchungen.
Von den zahlloſen Glückwunſchtelegrammen und =briefen, hob
der Oberbürgermeiſter beſonders hervor ſolche des
Staatspräſi=
denten. des Miniſters Leuſchner, des Heſſiſchen Roten Kreuzes, der
Techniſchen Hochſchule, von Vertretern der Landwirtſchaft. Führern
der Induſtrie, des Handels und Gewerbes, vom Gewerkſchaftsring,
G.D.A. uſw.
Nach der Anſprache ſang Frl. Clara Herber von der
Tri=
büne des Sitzungsſaales herab eine zum Jubiläum gedichtete
Hymne an Darmſtadt, die von Profeſſor Arnold
Mendels=
ſohn eine außerordentlich eindrucksvolle Vertonung erhalten hat.
Der Dichter der Hymne verbirgt ſich beſcheiden hinter dem
Pſeudo=
nym Georg Schmidt. Wir laſſen den Text hier folgen:
Darmſtadk zum 23. Juli 1930.
Von Georg Schmidt.
Vertont von Arnold Mendelsſohn.
Sei mir gegrüßt, du deutſche Erde,
Die meine Heimatſtätte trägt.
Wo mit verſchwend riſcher Gebärde
Der Schöpfer ſelbſt den Grund gelegt.
Du ſonnenfrohe Stadt der Gärten,
Auf Tal und Hügeln ſchlank gebaut.
Weit leuchtend in die breite Ferne,
Ein Kleinod ſieht, wer dich erſchaut!
Seid mir gegrüßt, ihr ſchmucken Häuſer,
Aus grauer und aus junger Zeit,
TmMeT ZeNgeT Der Geſchicke
Die uns beſcherten Glück und Leid!
Sei mir gegrüßt, du ſchlichter Winkel.
Da ich geſpielt, ein fröhlich Kind,
Ihr altvertrauten ſtolzen Wälder,
Errauſchend leis im Abendwind.
Du Stadt der Wiſſenſchaft und Künſte,
Durch Geiſt und Witz weithin bekannt,
Durch Arbeitsfreude, Männerwürde,
Durch Frauenſchönheit — rings im Land.
Wie lieb ich Darmſtadt, dich, o Heimat.
Wie bin ich ſtolz. dein Sproß zu ſein.
Dir hab' mein Herzblut ich verſchrieben,
Dir will ich froh mein Leben weih’n.
(Geſungen von Frl. Herber anläßlich der
Feſt=
ſitzung im Rathaus. Am Klavier der Komponiſt.)
Lebhaftes Bravo und Händeklatſchen dankte der Sängerin und
Altmeiſter Profeſſor Mendelsſohn, der ſeine jüngſte Kompoſition
ſelbſt am Klavier begleitete.
Den Reigen der
eröffnete mit einer allgemein ſympathiſch aufgenommenen
An=
ſprache für den Stadtrat Herr
Juſtizral Dr. Bender:
Er ſagte etwa folgendes:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeiſter! Ein Jubiläum, wie
das heutige legt es nahe, einmal in der haſtenden Tätigkeit des
Alltags ſtille zu ſtehen, um einen
Rückblick auf die Vergangenheit
und, ſoweit möglich, eine Ausſchau in die Zukunft zu halten.
Die Entwicklung unſerer Stadt war, das kann man wohl
ſagen, im allgemeinen eine durchaus harmoniſche und glückliche.
Als am 23. Juli 1330 Kaiſer Ludwig der Bayer dem Grafen
Wil=
helm I. von Katzenellenbogen das Recht verlieh, „in Darmſtadt
fürderhin einen Wochenmarkt und einen Jahresmarkt abzuhalten
und die neue Marktſtadt mit Mauer und Graben zu ſchützen”, da
ahnte wohl niemand, daß, und in welcher Weiſe ſich dieſe neue
Marktſtadt entwickeln würde. Darmſtadt hat in den verfloſſenen
600 Jahren ſich ſo ausgeſtaltet, wie dies nur bei ſeiner günſtigen
geographiſchen Lage trotz Mangelns eines direkten Waſſerweges
möglich war. Dank einſichtsvoller, opferwilliger und
kunſtlieben=
der Fürſten, nicht weniger aber auch dank aufopferungsvoller und
auf allen Gebieten und zu allen Zeiten hervorragender Bürger
unſeres Gemeinweſens iſt Darmſtadt eine achtunggebietende Stadt
geworden, die ſich ſeit langem weit und breit eines beſonderen
Anſehens erfreut. Was im einzelnen von allen Beteiligten
ge=
leiſtet worden iſt und was auf allen Gebieten von Handel und
Induſtrie, von Kunſt und Wiſſenſchaft, von ſozialen und humanen
Einrichtungen geſchaffen und erreicht worden iſt, das hat unſer
Stadtarchivar, Herr Dr. Müller, in ſeinem Feſtgeſchenk anläßlich
unſeres Jubiläums in ausgezeichneter und von großer
Sachkennt=
nis getragener Weiſe dargetan, ſo daß wir heute, ohne
unbeſchei=
den zu ſein,
mit Stolz auf dasjenige zurückblicken können, was unſere
Stadt nach jeder Richtung hin nach außen und im Innern
in den letzten Jahren geleiſtet hat.
Wenn ſich dieſer Stolz heute nicht laut hervorwagt, wenn
heute auf allen Gemütern und in allen Schichten der Bevölkerung
eine gewiſſe Spannung und Bedrücktheit lagert, ſo ſind es die
gegenwärtigen Zeitverhältniſſe, die nach einem ſchweren und für
uns trotz heldenhafteſter Leiſtung verluſtreich gewordenen Kriege,
uns politiſch und wirtſchaftlich in ſchwere Kriſen geſtürzt haben.
Das zeigt ſich zwar überall, nicht nur in den Städten und nicht
nur in Deutſchland, aber die Hauptlaſt und Sorgen ruhen doch auf
Deutſchland und ſpeziell auf den deutſchen Gemeinden. Die Mittel
dieſer, ob groß oder klein, ſind in einer Weiſe eingeſchränkt, daß
es uns manchmal ſcheint, als ob die Laſt für unſere Schultern zu
ſchwer wäre. Aber trotzdem gilt es nicht zu verzagen. Solange die
Wek: beſteht, iſt auf einen Aufſtieg Niedergang, aber auch auf
jeden Niedergang wieder ein Aufſtieg erfolgt. Deswegen dürfen
und wollen wir den Mut nicht verlieren. Wenn ein jeder unſerer
Volksgenoſſen mit Ernſt und Eifer und Treue die ihm von der
Natur auferlegten Pflichten erfüllt, wenn ein jeder von uns ſich
zu der Auffaſſung durchringt, daß
nicht im Genießen, ſondern in der Arbeit der Zweck unſeres
Daſeins liegt,
wenn jeder erkennen lernt, was ſeit Jahrtauſenden die
hervor=
ragendſten Geiſter gelehrt und gepredigt haben, daß der einzig
wahrhaft reine Genuß nur der Genuß der erfüllten Pflicht iſt,
wenn wir dieſe Pflicht gegen uns ſelbſt, unſere Mitmenſchen und
die Geſamtheit erfüllen, dann werden auch wieder andere
Ver=
hältniſſe eintreten und wir werden getroſt und zuverſichtlich eine
beſſere Zukunft erwarten können.
Daß dieſe Zeitbeſſerung bald herankommen möge, daß
ins=
beſondere unſere Vaterſtadt auch in Zukunft ſich weiter ſo
ent=
wickeln möge, wie ſie dies in der Vergangenheit in ſo erfolgreicher
Weiſe getan hat, das iſt mein Wunſch, den ich namens der
Stadt=
vertretung Ihnen, ſehr geehrter Herr Oberbürgermeiſter, als dem
Vertreter unſeres Gemeinweſens zur Feier unſeres heutigen Feſtes
ausſprechen möchte.
Miniſter für Arbeit und Wietſchaft Korell
überbrachte die Glückwünſche der Staatsregierung in etwa
folgen=
den Worten:
Im Auftrage des Herrn Staatspräſidenten und namens der
heſſiſchen Geſamtregierung begrüße und beglückwünſche ich Sie,
Herr Oberbürgermeiſter, die Stadtverwaltung, die Stadträte und
die Geſamtbevölkerung zum 600jährigen Jubiläum der
Landes=
hauptſtadt des Volksſtaates Heſſen.
Zwar findet dieſe Feier ſtatt zwiſchen jenem ſonnen= und
jubelerfüllten Tage, der uns in Mainz am vorigen Sonntag bis
ins Herz erſchüttert hat, und der Unglücksnachricht, die wir aus
Koblenz empfangen haben. Trotzdem werden wir in der
be=
ſcheidenen und ernſten Form, die die Stadt gewünſcht und
ange=
ordnet hat, dieſen heutigen Tag zu feiern haben.
Die Stadt hat in dieſen 600 Jahren mancherlei einſchneidende
Schickſale erlebt, wie ſie in den Büchern der Geſchichte
aufgezeich=
net ſind. Das bedeutſamſte Schickſal aber iſt ausgedrückt in den
Worten
Landeshauptſtadt des Volksſtaates Heſſen.
Der Krieg und ſeine Folgen, die Umgeſtaltung der ſtaatlichen
Verhältniſſe, der Uebergang vom Großherzogtum zum Volksſtaat.
die Entmilitariſierung als Folge des Verſailler Vertrages; all
das zuſammen hat im wirtſchaftlichen, politiſchen und geiſtigen
Leben Darmſtadts grundlegende Aenderungen hervorgebracht.
Nach der wirtſchaftlichen Seite ſind große Schäden eingetreten,
welche für Stadt und Staat ſchwere Aufgaben bedeuten. Im
politiſchen und kulturellen Leben der Stadt gilt es ebenſo,
wert=
volles Alte mit den guten, ſelbſtgewählten und ſchickſalhaften
Ideen der neuen Zeit zu vermählen — eine Aufgabe, die ohne
geiſtiges Ringen gar nicht zu löſen iſt. Trotz des
Verluſtes ſo mancher wirtſchaftlicher Vorteile und trotz ſo manchen
Kampfes, der auch dieſe Stadt durchſchüttert, legen wir heute ein
dankbares Bekenntnis der Zuneigung und Liebe
zu ihrer bedeutſamen Kultur, ihrer Städte= und landſchaftlicher
Schönheit, ihrem gediegenen Geſamtleben ab und ſehen ſie guten
Mutes und zuverſichtlicher Hoffnung in das neue Jahrhundert
hineinſchreiten. Es war und iſt die Hauptſtadt des Landes Heſſen.
Ob ſie es im kommenden Jahrhundert bleiben wird, hängt von
großen politiſchen Reformen in Deutſchland ab. Wie immer ſie
geſtaltet werden mögen, dieſer Stadt muß um ihrer Geſchichte und
ihrer Kultur willen ein ehrenvoller Platz erhalten bleiben, auf
den ſie berechtigten Anſpruch hat. So beglückwünſche ich nochmals,
zugleich im Namen aller ſtaatlichen Behörden, die Stadt und rufe
ihr zu:
Nur immer unverzagt und ſicher voran!
Den Glückwunſch des Deutſchen Preußiſchen und
Heſſiſchen Städtetages überbrachte als Beauftragter
Oberbürgermeiſter Dr. Külb=Mainz:
TEApNAE UND DeNſNche Skädketäg haben mir
den ehrenvollen Auſtrag erteilt, der Stadt Darmſtadt zu ihrer
Jubelfeier aufrichtige und herzliche Glückwünſche darzubringen.
Ich entledige mich dieſes Auftrags um ſo lieber, als ich Darmſtadt
während der Zeit meines längeren unfreiwilligen Aufenthaltes
wegen ſeiner herrlichen Wälder, ſeiner wunderſchönen Spaziergänge
und nicht zuletzt wegen ſeiner hochentwickelten Kunſt, die in ihrer
Bedeutung die Größe Darmſtadts weit überragt, ſchätzen und
lie=
ben gelernt habe
Wenn ſich die deutſchen Städte bei ſolchen Anläſſen
gegen=
ſeitig Glückwünſche übermitteln, ſo iſt bei ihrer
Schickſalsgemein=
ſchaft die Richtung, in der ſie ſich zurzeit bewegen müſſen, ohne
weiteres gegeben: ſie weiſt naturnotwendig auf das politiſche und
finanzielle Gebiet. Als Vorſtandsmitglied des Deutſchen
Städte=
tages könnte es mich außerordentlich reizen, eingehender über die
Selbſtverwaltung der Städte und den zukünftigen Finanzausgleich
zu ſprechen, da ihr Beſtand und ſeine Geſtaltung das Schickſal der
Stadt Darmſtadt wie aller anderen Städte ausſchlaggebend
be=
ſtimmen. Da aber „politiſch Lied ein garſtig Lied” möchte ich bei
der heutigen Feier auf ausführliche Betrachtungen verzichten.
Nur eins ſei geſagt: die deutſchen Städte waren es, die unter einer
ſtarken Selbſtverwaltung aus eigener Kraft weſentlich dazu
bei=
getragen haben. Deutſchland wirtſchaftlich und kulturell zu einer
ungeahnten Blüte emporzuführen. Es gibt kein Land auf der
ganzen Welt, das ſo viele hervorragende Kulturzentren beſitzt wie
Deutſchland, und Darmſtadt darf mit Recht und Stolz ſich
dar=
unter zählen.
Leider ſchwebt heute unſere Selbſtverwaltung in großer
Ge=
fahr. Denn ihr vornehmſtes Recht, die Finanzhoheit wird
durch geſetzgeberiſche Maßnahmen immer mehr geſchmälert, und
das zu einer Zeit, in der bei einer ſtark geſchwächten Wirtſchaft,
die hart um ihre Exiſtenz zu ringen hat, Millionen aufgebracht
werden müſſen, um die armen Menſchen vor dem größten Elend zu
bewahren, die infolge des Krieges, der Inflation oder der
Arbeits=
loſigkeit der Fürſorge anheimgefallen ſind und noch immer
mehr anheimfallen. Nach Erfüllung dieſer menſchlichen und
ſtaats=
politiſch unabweisbaren Pflicht verbleibt den Städten kaum noch
ſo viel, um wenigſtens die lebenswichtigſten Kulturaufgaben
er=
ledigen zu können. Gerade in Darmſtadt einer Stadt, in der
die Pflege der Kunſt in allen ihren Zweigen immer auf der Höhe
war, muß dieſe unerfreuliche Tatſache außerordentlich lähmend
wirken. Auch im Intereſſe der Stadt Darmſtadt gebe ich namens
des Deutſchen Städtetages der
beſtimmten Erwartung Ausdruck, daß das Reich rechtzeitig,
ehe eine Kataſtrophe eintritt, die deutſchen Städte, die
Keimzellen des kulturellen und wirtſchaftlichen Fortſchritts,
von den für ſie allein untragbaren
Fürſorge=
laſten wenigſtens teilweiſe befreit und auf breitere
Schultern ablädt.
Trotz aller Schwierigkeiten im eigenen Haushalt kann ſich vor
allem das Reich nicht der Aufgabe entziehen, ſeine Städte
lebens=
fähig zu erhalten und zu verhüten, daß ſie durch die Beſchaffung
des täglichen Brotes für ihre Betreuten der Not gehorchend. nicht
dem eigenen Trieb, die geiſtigen Intereſſen der Allgemeinheit ganz
verkümmern laſſen müſſen. Die von dem Deutſchen Städtetag mit
Nachdruck geſtellte Forderung muß bald Berückſichtigung finden, da
ſonſt eine Geſundung der deutſchen Städte, die gleichzeitig die
Grundlage für den ſo heißerſehnten Wiederaufſtieg unſeres
Vater=
landes bildet, undenkbar iſt.
Nichts kann ich der Stadt zu ihrem heutigen Jubelfeſte
aufrichtiger, nichts herzlicher wünſchen, als daß es ihr,
allen Gewalten zum Trotz, gelingen möge, durch die ſchwere
Zeit hindurch wenigſtens das Beſtehende zu erhalten.
Wenn alsdann durch eine Kräftigung der Wirtſchaft, die wir alle
in nicht allzu ferner Zukunft erhoffen, eine neue Blütezeit der
deutſchen Städte anhebt, iſt auch in Darmſtadt mit ſeiner fleißigen
intelligenten Bürgerſchaft und ſeinem Reichtum an Kunſt= und
Naturſchönheiten der Boden vorhanden für eine friſche, geſunde
Aufwärtsentwicklung zu Nutz und Frommen ſeiner ſelbſt und
unſeres engeren Heimatlandes Heſſen.
ſie ihren Sitz in Darmſtadt gehabt, und wir dürfen bezeugen, daß,
wenn auch kleine Streitigkeiten vorgekommen ſind, wir mit
Darm=
ſtadt und ſeiner Leitung immer gut ausgekommen ſind. Was die
Kirchengemeinden anlangt, ſo bilden dieſe eine
Schickſalsgemein=
ſchaft mit der Stadt, die zurückreicht bis ins Mittelalter. Dieſe
Schickſalsgemeinſchaft, aus Zeit und Verhältnis heraus geboren,
hat ſich in Darmſtadt immer bewährt. Die Stadt hat den
Kirchen=
gemeinden in ſchweren und guten Zeiten treu zur Seite geſtanden.
die Kirchengemeinden haben für die Stadt und ihre Bürgerſchaft
ihr Beſtes gegeben, was ſie aus den Kräften des Glaubens und der
Liebe heraus geben konnten. Sie haben es ſtets und gerne gegeben,
im Sinne der Botſchaft die ſie zu verkünden hatten. Von der
Reformation bis heute iſt das gute Verhältnis beſtehen geblieben.
Heute ſtehen wir in einer ernſten Zeit. Wir können die Not dieſer
Zeit nur überwinden, wenn wir Schulter an Schulter ſtehen und
kämpfen, wenn wir uns bemühen, eine Volksgemeinſchaft
zu bilden. Wir ſind bereit, auf dem Wege der Volksgemeinſchaft
unſeren Mann zu ſtellen und in dieſer Notzeit unſere Arbeit
freu=
dig in den Dienſt des Volkes zu ſtellen und mitzuarbeiten daran,
daß wir herauskommen aus der Zeitnot, innerlich und äußerlich.
Wir können dieſe Aufgaben aber nur löſen, wenn die Menſchen
anders werden, wenn ſie im Glauben ſich
wiederfin=
den und in der Liebe, im ſozicklen Denken und im
Sinne für Gerechtigkeit. In dieſem Ziel wollen wir
uns verbinden.
Rabbiner Dr. Bienheim überbrachte die Glückwünſche der
iſraelitiſchen Religionsgemeinſchaft. (Die Nationalſozialiſten
ver=
laſſen den Saal.) Er betonte in dankbarer Anerkennung, daß die
Stadt Darmſtadt und ihre Bürgerſchaft immer und zu allen Zeiten
in einem harmoniſchen Verhältnis zu allen religiöſen
Bekennt=
niſſen geſtanden habe, daß vor allem die Stadtverwaltung auf die
Pflege des harmoniſchen Verhältniſſes ſtets Wert gelegt hat. Wir
verſprechen, ſagte der Rabbiner weiter, auch in Zukunft zu der
Entwicklung und dem Gedeihen der Stadt Darmſtadt nach beſten
Kräften beizutragen. Darüber hinaus verbindet uns mit der
Bürgerſchaft Darmſtadts ein ſtarkes ſeeliſches Moment, die enge
Verbundenheit mit der Heimat, mit der
Vater=
ſtadt. Gebe Gott, daß aus dieſen Heimatgefühlen, aus dieſer
Liebe jener edle Bürgerſinn erwachſen möge, der Zeiten des
Auf=
ſchwungs und der Wohlfahrt für Darmſtadt in aller Zukunft
verbürgt.
Die Glückwünſche der vier katholiſchen Pfarreien überbrachte
Geiſtlicher Rat Kaplan Kaſtell. Auch er anerkannte, daß die
katholiſchen Gemeinden immer in Darmſtadt in beſtem
Einver=
nehmen mit Stadtverwaltung und Bürgerſchaft gelebt haben. Der
katholiſche Teil der Bevölkerung ſei ſtets beſtrebt geweſen, zu
ſeinem Teil das Möglichſte beizutragen zum Wohl der Stadt, in
der er lebt. Wir Katholiken wiſſen, daß nicht die vergänglichen
Güter des Lebens das Höchſte ſind, ſondern die unvergänglichen,
ſeeliſchen, göttlichen. Wir wiſſen, daß es Lebensanſchauungen
gibt, die nicht zu überbrücken ſind, die man hinnehmen muß.
Wir haben einſehen gelernt, daß über Toleranz hinaus, über
Duld=
ſamkeit hinaus auch Gerechtigkeit und Liebe die
Menſchen umfaſſen müſſen. Wir ſind davon überzeugt,
daß es in Zukunft immer mehr gelingen möge, die Gegenſätze zu
überbrücken und in Liebe und Gerechtigkeit miteinander zu
arbei=
ten. Die Katholiken ſind zu dieſer Arbeit wie bisher, ſo in
Zu=
kunft bereit.
Die in Darmſtadt ihren Sitz habenden Reichsbehörden,
Reichs=
bank. Reichspoſt, Finanzamt uſw. laſſen durch den Präſidenten des
Landesfinanzamts Dr. Gläſſing herzlichſte Glückwünſche
über=
mitteln. Der Redner führte etwa folgendes aus:
Auch die in Darmſtadt anſäſſigen Behörden des Reiches — die
Oberpoſtdirektion, die Reichsbank und das Landesfinanzamt —
nehmen herzlichen Anteil an der 600=Jahrfeier der Stadt
Darm=
ſtadt; die Leiter dieſer Behörden ſind hier erſchienen, um für ſich,
ihre Beamten und Angeſtellten herzliche Wünſche zum Jubiläum
zu überbringen. Mit Ihnen, ſehr geehrter Herr Oberbürgermeiſter,
der Sie, wie faſt alle Leiter großer Städte, in dieſer ſchwerſten Zeit
nach dem Kriege vor eine kaum lösbare Aufgabe geſtellt ſind,
möchte ich wünſchen, daß es einer kommenden
Reichsgeſetzgebung gelingen möge eine
ge=
rechte Löſung zugunſten der Gemeinden
herbei=
uführen. (Bravo!) Ich möchte ferner wünſchen, daß die
Welt=
wirtſchaftskriſe mit ihrer uns alle ſchwer bedrückenden
Arbeits=
oſigkeit ſich mildern werde und wieder ein wenig Sonne ſcheinen
V
ner politiſchen Vertretungen, jene wärmende Sonne, die die
Her=
zen frei macht für eine ſachliche Arbeit, deren Zweck allein, das
Wohl des Volkes ſein muß, nicht etwas anderes. Und wenn ich
noch einen Wunſch äußern darf, ſo wäre er in der Hoffnung
ge=
geben, daß es gelingen möge, ſehr geehrter Herr
Oberbürger=
meiſter.
die Reichsbehörden der von Kunſt und Natur ausgezeichneten
Stadt Darmſtadt zu erhalten,
nicht nut aus wirtſchaftlichen Gründen, ſondern auch deshalb, weil
auch die Anweſenheit der oberſten Provinzialbehörden des Reiches
mit zum Ausdruck bringt die wirtſchaftliche und finanzielle
Be=
deutung der Stadt, die man ihr, wenn irgend möglich, erhalten ſoll
in einer ſo unſäglich ſchweren Zeit.
Es ſei mir im übrigen geſtattet, Ihnen, ſehr geehrter Herr
Oberbürgermeiſter, perſönlich und im Namen von Frau
Oberbür=
germeiſter Gläſſing zu danken für die Ihrem Amtsvorgänger,
meinem Bruder, heute gewordene Ehrung, ebenſo wird mir Frau
Oberbürgermeiſter Morneweg erlauben, ihren Dank
anzu=
ſchließen für die ihrem verſtorbenen Gatten gewidmeten ehrenden
Worte.
So möge denn die Stadt Darmſtadt ihr ſiebentes
Jahrhun=
dert antreten, begleitet von dem heißen Wunſche, daß ihr und dem
deutſchen Volke in dieſem kommenden Jahrhundert Friede, Freude
und eine von Erfolg geſegnete Arbeit werde.
Als letzter Redner ſprach im Ramen der Provinzialdirektion
Starkenburg und des Kreisamts Darmſtadt Provinzialdirektor Dr.
Gebhardt. Er unterſtrich beſonders die guten Beziehungen die
ſeit je zwiſchen den von ihm vertretenen Behörden und der
Lan=
deshauptſtadt beſtanden haben, und gab der Hoffnung Ausdruck,
daß dieſe guten Beziehungen auch in Zukunft erhalten bleiben
mögen. Die Stadt hat harte Zeiten durchkämpfen müſſen. Ich
bin überzeugt, daß ſie die Kriſe überſtehen wird. Mögen Handel
und Gewerbe bald wieder aufblühen und möge Darmſtadt auch in
dieſer Beziehung würdig bleiben ſeiner Vergangenheit. Ein
auf=
richtiges Glückauf für die Stadt und deren Bewohner!
Die Glückwünſche
leitete die Anſprache des Herrn
nD. Dr. Diehl ein. Ich
habe den Auftrag, führte der Redi
twa aus die Glückwünſche
zu überbringen von der Leitu
vangeliſchen Landeskirche
und gleichzeitig für die evangeliſchen Kirchengemeinden in
Darmſtadt. So lange es eine Kirchenleitung in Heſſen gibt, hat
Oberbürgermeiſter Myellers dank.
der ſichtlich ergriffen und aus aufrichtigem Herzen kam, faßt noch
einmal kurz alles zuſammen, was in den Reden zum Ausdruck kam.
Jedem der Redner wurde er gerecht. Verſtändlich war, daß er
beſonders dankbar war und beſonderen Wert legte auf die guten
und verſöhnlichen Worte, die aus dem Munde Herrn Stadtrats
Dr. Bender kamen. Daß er als Oberbürgermeiſter allergrößten
Wert lege auf ein Vertrauensverhältnis zum Stadtrat, brauche
nicht beſonders hervorgehoben zu werden. Zum Beſten unſerer
Vaterſtadt würde es ſicher ausſchlagen, wenn dieſes
Vertrauens=
verhältnis beſtehen bliebe und weiter gefeſtigt würde. Wir alle
arbeiten ja doch, ſo ſchloß der Oberbürgermeiſter, an dem einen
ge=
meinſamen Ziel, die Stadt glücklich zu machen. Zum Schluß ſprach
der Oberbürgermeiſter Dankesworte an Stadtarchivar Dr.
Mül=
ler für ſeine ausgezeichnet geſchriebene Geſchichte der Stadt
Darmſtadt, an Profeſſor Mendelsſohn und Fräulein Clara
Herber, ſowie an den Liederkranz und ſeinen Dirigenten
Friedel Fiſcher, die die Feier ſo eindrucksvoll verſchönen halfen.
Nach dem Feſtakt begaben ſich die Feſtteilnehmer ins Hotel
Zur Traube” wo das gemeinſame Mahl eingenommen wurde,
Feſtreden wurden bei dieſem Mahl nicht mehr gehalten.
Ober=
bürgermeiſter Mueller nur ſprach herzlichen Willkommensgruß
und knüpfte daran: In dem Augenblick, da wir in das ſiebente
Jahrhundert des Beſtehens unſerer Stadt eintreten, ergreife ich
den goldenen Becher, geſtiftet von der verſtorbenen Gattin weiland
unſeres Ehrenbürgers Freiherrn Max von Heyl zu Herrnsheim,
und trinke Ihnen allen zu:
Auf das Wohl, auf das Glück und Gedeihen unſerer teuren
Heimatſtadt Darmſtadt.
Der goldene Becher, gefüllt mit einem koſtbaren Tropfen, machte
ſodann die Runde. Einige Stunden harmoniſchen Beiſammenſeins
beſchloſſen die Jubiläumsfeier.
Max Streeſe.
Aus Anlaß der 600=Jahrfeier der Stadt hat der
Oberbürger=
meiſter an den Gräbern der Oberbügermeiſter Ohly, Morneweg
und Dr. Gläſſing in treuem Gedenken an die hervorragenden
Verdienſte der Verſtorbenen um unſere Stadt Lorheerkränze
niedergelegt
Nummer 203
Donnerstag, den 24. Jnli 1930
Seite 7
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 24 Juli.
Bayernfahrk der gewerblichen Abkeilung 2
der Berufsſchule Darmſtadl.
Im Streit der Meinungen über die Bedeutung unſerer
Muſeen und ihre Ausſtellungsart macht eine Schauſammlung
eine Ausnahme: das Deutſche Muſeum in München. Das
hat man anderwärts ſogar ſchon dadurch anerkannt, daß Schulen
während der Unterrichtswochen zu ihm eilen. Auch eine kleine
Schar von Schülerinnen und Schülern der Berufsſchule II in
Darmſtadt reiſte in der zweiten Juliwoche unter Führung von
Berufsſchullehrer Dr. Weitzel zu dem ſtolzen Bau an der Jſar.
Wohl drohte der Reichtum an Schätzen, die Beſucher im erſten
Augenblick zu erdrücken, und nur maßvolle Ausleſe konnte
Ge=
winn bringen. Sind es doch etwa 300 Säle! Wollte man in
jedem nur eine halbe Stunde verweilen, dann müßte man bei
täglich fünf Stunden (und das iſt zu viel) 30 Tage zur
Ver=
fügung haben. Nur ſo iſt es begreiflich, daß ein
vorübergehen=
der Beſuch wohl auch eine Wiſſensbereicherung gibt; viel
wert=
voller aber erſcheint der Eindruck in das gewaltige Ringen aller
Großen der Naturwiſſenſchaft und Technik, ein Einblick, den man
nur dadurch bekommt, daß bei der Aufſtellung der Sammlungen
der Entwicklungsgedanke mit beſonderem Geſchick und deutſcher
Gründlichkeit zur Geltung gebracht worden iſt. Jeder Teil einer
Entwicklungsreihe — einerlei, ob Mittel zur Eroberung der
Luft oder Mittel zum Bearbeiten des Bodens uſw. — bezeugt
eine Verbeſſerung der voraufgehenden Stufe und iſt zugleich
Grundlage des kommenden Fortſchritts. Damit aber kann das
Deutſche Muſeum nicht nur für eine geiſtige Oberſchicht, ſondern
für alle Volksgenoſſen als Bildungsſtätte gelten. — Die
an=
ſtrengenden Lehrgänge fanden ihre Entſpannung durch eine
Fahrt nach Schloß Nymphenburg mit ſeinem gepflegten Park
und durch einen Ausflug nach dem wiedererſtandenen Tierpark
Hellabrunn, wo man damit begonnen hat, den Beſtand nach
tier=
geographiſchen Geſichtspunkten zu ordnen. Der Abſchluß der
Lehr=
fahrt brachte Erholung auf frohen Wanderungen im Gebirg:
zum freundlichen, von der Brecherſpitze beherrſchten Schlierſee,
über die Gindlalm nach dem anmutigen Tegernſee und von
Scharling aus hinauf zum Hirſchberg. Am letzten Tag innige
Grüße vom Schildenſtein hinüber ins Bruderland, hinab zum
Achenſee in Tirol, zum Panderziel für neue Fahrten im
kom=
menden Jahr.
* Erledigt. Im Kreiſe Alsfeld ſind die nachſtehenden
Schulſtellen erledigt: 1. die evangeliſche Lehrerſtelle zu Otterbach=
Rülfenrod, 2. die evangeliſche Lehrerſtelle, zu Hainbach, 3. die
evangeliſche Lehrerſtelle zu Wettſaaſen, 4. die evangeliſche
Lehrer=
ſtelle zu Windhauſen, 5. eine evangeliſche Lehrerſtelle zu Ober=
Gleen, 6, eine evangeliſche Lehrerſtelle zu Ober=Ohmen, 7. eine
evangeliſche Lehrerinſtelle, zu Nieder=Ohmen. Dienſtwohnungen
ſind überall vorhanden und ſofort beziehbar.
— Hohes Alter. Fräulein Natalie Schödler, Schweſter des
verſtorbenen Herrn Rechtsanwalts Eberhard Schödler, vollendet
Freitag, 25. Juli. im Altersheim der Barmherzigen Schweſtern in
der Nieder=Ramſtädter Straße in voller Geiſtesfriſche und
Ge=
ſundheit das 88. Lebensjahr.
Genoſſenſchaftsweſen beim Landw. Inſtitut der Heſſ.
Landesuni=
verſität Gießen e. V. Bei der am 30. Juni vollzogenen Wahl des
Vorſtandes der Vereinigung wurden gewählt: Verbandsdirektor
Berg=Darmſtadt zum 1. Vorſitzenden, Verbandsdirektor Dr.
Nol=
den=Frankfurt a. M. zum 2. Vorſitzenden, Oberreviſor Hartmann=
Gießen zum Schriftführer, Verbandsgeſchäftsführer Beck=
Frank=
furt a. M. zum Schatzmeiſter, Lehrer Gaß=Dutenhofen und
Gene=
ralſekretär Dr. Rohr=Ludwigshafen a. Rh. zu Beiſitzern, Profeſſor
Seſſous=Gießen als Vertreter des Genoſſenſchaftsſeminars. Dem
Ausſchuß gehören außer den vorſtehend genannten
Vorſtandsmit=
gliedern an: Verbandspräſident Bill=Oſtheim, Direktor Steinhäu= ſtücke abzulöſchen.
ſer=Butzbach, Direktor Strasburger=Darmſtadt, Direktor Dr
Winck=
ler=Krämer=Darmſtadt. Direktor Beiſer=St. Johann. Rechner
Göttmann=Höchſt i O., Direktor Scheuermann=Ober=Ingelheim,
Rechner Becker=Keſſelbach. Direktor Kuhn=Frankfurt a. M. Dekan
Vogel=Bruchenbrücken, Genoſſenſchaftsvorſteher, Reitz=Hochelheim.
Genoſſenſchaftsvorſteher, Hildebrand=Niederweiſel, Bürgermeiſter
Loos=Hergenrot, Direktor Diefenbach=Frankfurt a. M.
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Die Bücherſtube
Boden=
heimer ſtellt Plaſtiken und Radierungen der Berliner Bildhauerin
Renée Sintenis aus in ſeltener und verhältnismäßig
gro=
ßer Auswahl, wie ſie bei dem beſonders ſchwer zugänglichen
Ma=
terial dem kunſtintereſſierten Publikum nicht oft zugänglich iſt. Es fax abBremen=Bremerhaven: D Seydlitz 1. 9. Nach Canada
ſind zum Teil Stücke die nur einmal vorhanden ſind. Die Bode=
Ausſtellung wird wie die Sintenis=Ausſtellung am 30. Juli
geſchloſſen.
— Wanderabteilung der Turngemeinde 1846. Unſere
diesjäh=
rige Juli=Wanderung führt uns am kommenden Sonntag, dem 27.
Juli, in den hinteren Odenwald. Wir treffen uns 6.45 Uhr
(pünktlich) am Hauptbahnhof und fahren bis Birkenau. Auf ſchö= amerika, Weſtküſte D. Tacoma ab Bremen 26. 7. D.
Do=
nen Waldwegen werden wir dann durch das Kaſtätter= und
Löhr=
bachertal wandern und bis zur Mittagszeit in Unter=Abtſteinach
ſein, woſelbſt gutes Eſſen zu 1,20 Mark im „Goldenen Hirſchen” zu
haben iſt. Am Mittag gehen wir weiter zu dem ganz herrlich und
einſam gelegenen Lichtenklingerhof, wo wir bei günſtigem Wetter burg 2. 8. Nach Mittelbraſilien und dem La Plata
lagern und ſpielen werden. Als Endziel iſt Wald=Michelbach
vor=
geſehen. Eine ſchöne Bahnfahrt durch Tunnels und über Viadukte
Stunden. Jugendliche wollen ſich beim Hausmeiſter in eine Liſte
einzeichnen und den Betrag von 190 Mark für Fahrt entrichten.
Erwachſene löſen Sonntagskarte Weinheim (190 Mk.) Da dieſe
Gegend an Naturſchönheiten ſehr reich iſt verſpricht die Wande= D. Carl Legien ab Bremen 26 7. D. Ansgir ab Hamburg 30.
rung ſehr genußreich zu werden, und die Teilnahme an derſelben
wird ſehr empfohlen.
— Der Verein der Freundinnen junger Mädchen hält jeden
Donnerstag von 8,15 bis 10 Uhr in ſeinem Heim Sandſtraße 24,
Heim=Nähabende für junge Mädchen ab. Näh= Flick= und Hand= burg 13. 9. Fruchtfahrt Canar. Inſeln ab Bremen: D
arbeiten können mitgebracht werden: Nähmaſchine zur Verfügung.
Heute Donnerstag, den 24. Juli, findet ein offener Singeabend der
Muſikantengilde im Gewerbemuſeum ſtatt. Gemeinſamer.
Ab=
marſch für den Freundinnenverein pünktlich 10 Minuten vor Bremen 29. 7. ab Hamburg 2. 8. D. Saarbrücken ab Bremen 2. 8.,
8 Uhr Sandſtraße 24. Für diejenigen, die ſich nicht am Singen
beteiligen werden im Heim Notverbände und erſte Hilfeleiſtungen
bei Unglücksfällen gezeigt. Jedes alleinſtehende ortsfremde junge
Mädchen iſt herzlich willkommen.
— Autofahrt des Heſſ. Odenwald=Vereins in die befreite
Pfalz. Am Sonntag brachten uns zwei Autoomnibuſſe bei herr= Nach Reval ab Bremen: Abfahrten alle 8—10 Tage. Nach
lichem Wetter in die befreite Pfalz. In bequemen Wagen ging
es in flotter Fahrt durch die herrliche Bergſtraße über
Ludwigs=
hafen. Neuſtadt a. d. Hardt nach Bad=Dürkheim. Die Führung
der Tour lag in den bewährten Händen unſeres 1. Vorſitzenden
Herrn Rieſinger „Verſchiedenemal konnten wir das Luftſchiff
„Graf Zeppelin” bewundern. In Neuſtadt ging es nach dem
„Waldſchlöſſel”; von hier bot ſich den Fahrtteilnehmern ein
wun=
derbarer Ausblick bis nach Speyer. Nach einiger Zeit ging es
nach Neuſtadt hinein um das Mittageſſen einzunehmen. Nach
dem Eſſen gings nach dem Endziel Bad=Dürkheim. Hier wurde
die Kloſterruine Limburg beſucht. Die Heimfahrt führte über Darmſtadt, Frankfurter Straße 12—14, Telephon 186.
Worms, wobei wir nochmals den „Grafen Zeppelin” zu ſehen
bekamen.
— Orpheum. „Weekend im Paradies”. Heute abend
8.15 Uhr findet unwiderruflich die letzte Aufführung von „
Week=
end im Paradies”, Schwank in drei Akten von Arnold und Bach,
ſtatt. Dieſer Schwank, welcher tatſächlich, als einer der beſten
und gelungenſten Schwänke der letzten Jahre gilt, gibt jedem
Be=
ſucher das, was er im Orpheum zu ſehen gewöhnt iſt; nämlich
Hu=
mor, Ausgelaſſenheit und Freude. Guſtav Bertram als Dittchen Arbeitskreis der Rj. V. geſchloſſen nach Griesheim. Abfahrt
zu ſehen iſt ein fröhliches Erlebnis, welches jedem Beſucher des 19,45 Uhr Marktplatz, Vollzähliges Erſcheinen wird
Orpheums im Gedächtnis haften bleibt. Freitag, 25. Juli, wartet
Guſtav Bertram mit der entzückenden Schwank=Burleske „Der
müde Theodor” von Max Neal und Max Ferner auf.
Beach=
ten Sie die heutige Anzeige.
Die Sonntagsrückfahrkarten zu Maria Himmelfahrt gel= eingeſchriebenen Mitglieder der R.j.V. können teilnehmen.
ten zur Hinfahxt; am Donnerstag, den 14. Auguſt, von
12 Uhr an, am Freitag, den 15. Auguſt, am Samstag, den
16. Auguſt, am Sonntag, den 17. Auguſt; zur Rückfahrt:
am Freitag, den 15. Auguſt, am Samstag, den 16. Auguſt, bis
9 Uhr, am Sonntag, den 17. Auguſt, am Montag, den 18. Auguſt,
bis 9 Uhr — Im übrigen gelten die allgemeinen
Tarifbeſtim=
mungen über Sonntagsrückfahrkarten.
Der Reichsverband des Deutſchen Schuhmacher=
Handwerks
hält vom 25. bis 28. Juli in Darmſtadt ſeine diesjährige
Haupt=
tagung ab.
Verbunden mit dieſer Tagung iſt eine große Ausſtellung in
der Feſthalle. Hier bietet ſich dem Darmſtädter Publikum
Gele=
genheit die Anfertigung des eleganten Modeſchuhs und
orthopä=
diſche Arbeiten in Augenſchein zu nehmen.
In anſchaulicher Weiſe wird die Rückwirkung von
ſchlechtſitzen=
dem Schuhwerk gezeigt. Als außergewöhnliche Sehenswürdigkeit
wäre die Ausſtellung des größten Schuhs der Welt zu bezeichnen.
Der Beſuch der Ausſtellung wird zur Aufklärung und Belehrung
des Publikums warm empfohlen. Des weiteren dürfte Samstag
abend bei dem Lichtbildervortrag im Städtiſchen Saalbau
jeder=
mann Gelegenheit gegeben ſein, das Urteil über kranke und
ge=
ſunde Füße zu hören und wie die Behebung der kranken Füße zu
bewerkſtelligen iſt. Der Eintritt iſt hierzu frei. (Siehe Anzeige
am Samstag.)
Große Kriegsgefangenen=Kundgebung am Rhein.
Tauſende ehemalige Kriegsgefangene werden ſich am 2. und
3. Auguſt 1930 zum Bundestag der Reichsvereinigung ehemaliger
Kriegsgefangener in Biebrich am Rhein treffen. Mit der aus
jahrelanger Beſatzungsnot erlöſten Bevölkerung des Rheinlandes
wollen ſich die ehemaligen Kriesgefangenen, zu einem gewaltigen
Bekenntnis zur Volksgemeinſchaft aller Deutſchen vereinen.
Ver=
treter der auslandsdeutſchen Kriegsgefangenenverbände aus
Oeſter=
reich, Böhmen und Danzig, und Vertreter aller deutſchen
Grenz=
gebiete werden bei der am 2. Auguſt, abends, am Ufer des Rheins
ſtattfindenden Befreiungskundgebung Anſprachen balten. Der
Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete, Treviranus, nimmt
per=
ſönlich an den Veranſtaltungen teil. In der öffentlichen Tagung
am Sonntag, dem 3. Auguſt, hält der bekannte Seelſorger der
Avignon= und St. Martin de Ré=Gefangenen P. Profeſſor Dr.
Paffrat die Gedächtnisrede zu Ehren, der in der Gefangenſchaft
verſtorbenen Deutſchen. Profeſſor Dr. Grimm=Eſſen, der
Vertei=
diger der Rhein= und Ruhrkämpfer, ſpricht über das Thema „Der
Rhein Deutſchlands Strom, nicht Deutſchlands Grenze‟. Durch
Rundfunkübertragung über den ſüdweſtdeutſchen Sender (
Frank=
furt a. M.) werden zwei Vorträge der Führer, der ehemaligen
Kriegsgefangenen verbreitet. Freiherr von Lersner ſpricht am
Samstag, dem 2. Auguſt, von 18,05 (6,05) bis 18,30 (6.30) über
das Thema Gegenwartsfragen der ehemaligen
Kriegsgefange=
nen‟. Dr. Givens am Sonntag, dem 3. Auguſt, von 10 bis 10.30
Uhr über „Die Frontkämpfer= und Kriegsgefangenenverbände der
ehemaligen Feindſtaaten”.
Anmeldungen für die Tagung ſind zu richten: Ortsgruppe
Darmſtadt, Liebigſtraße 10 II. Ferdinand Flach, oder Rudolf
Klein, Wiesbaden=Biebrich, Wilhelm=Kalle=Straße 32.
Salonwachs
für den Fussboden
Die Herſtellung und der Verkauf von Speiſeeis. Mit dem
14. Juli 1930 iſt die für den Kreis Darmſtadt erlaſſene
Polizei=
verordnung über die Herſtellung und den Verkauf von Speiſe=
— Vereinigung der Freunde des Seminars für ländliches eis vom 8 Juli 1930 in Kraft getreten. Die Polizeiverordnung
des Polizeiamts Darmſtadt vom 24. Juni 1927 für die Stadt
Darmſtadt iſt mit dem gleichen Tage aufgehoben. Wer zur Zeit
des Inkrafttretens dieſer Verordnung in Darmſtadt Speiſeeis
gewerbsmäßig herſtellt oder Handel mit ſolchem treibt, hat dies
nach 8 7 der Polizeiverordnung alsbald dem Polizeiamt
ſchrift=
lich anzumelden.
* Kleinfeuer. In der Gutenbergſtraße 39 geriet ein Schrank
in Brand. Er wurde von den Hausbewohner gelöſcht und die
her=
beigerufene Feuerwehr hatte nur noch die glimmenden Kleidungs=
* Das Mädchen für alles. In der Liebigſtraße hatte ſich eine
Schwalbe an einer Dachkandel feſtgehängt und wurde durch Anruf
des Tierſchutzvereins von der Feuerwehr aus ihrer Lage befreit.
— Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen.
4Benderungen ohne vorherige Anzeige vorbehalten.) Nach New
Yärk ab Bremen=Bremerhaven: D. Bremen 25. 7. D. Columbus
29. 7. D. Stuttgart 31. 7. D. Karlsruhe 5. 8. D. Europa 6. 8.
D. Berlin 7 8. D. Bremen 13. 8. D. Dresden 14. 8. D. Columbus
18. 8. D. Yorck 22. 8. D. Europa 22, 8. D. Stuttgart 28. 8. D.
Bremen 29. 8. D. Seydlitz 1. 9. D. Lützow 2. 9. D. Berlin 4. 9.
D. Columbus 6. 9. D. Europa 9. 9. Nach New Yorkvia Hali=
(Halifax); D. Crefeld. 8. Nach Canada (Montreal):
D. Trier 29 7. D. Köln 19 8. Nach Boſton ab Bremerhaven:
D. Karlsruhe 5. 8. Nach Boſton bzw. New York-
Phila=
delphia-Baltimore-Norfolk (Frachtdampfer): D.
Weſtfalen ab Br. 26. 7. (nicht nach Boſton) D. Eiffel ab Bremen
2. 8., ab Hamburg 6. 8. (nicht nach New York). Nach
Nord=
nau ab Hamburg 2. 8., ab Bremen 5. 8. M.S. San Francisco ab
Hamburg 13. 8., ab Bremen 16. 8. Nach Havana=
Galve=
ſton ab Bremen=Bremerhaven: D. Crefeld ab Bremen 9. 8. Nach
Cuba—New Orleans: D. Riol ab Bremen 30. 7. ab Ham=
(Paſſagierdampfer) ab Bremerhaven: D. Sierra Ventana 11 8.
D. Weſer 18. 8. Nach Mittelbraſilien (Frachtdampfer)
bringt uns gegen 9.30 Uhr wieder nach Hauſe. Marſchzeit 5½ ab Bremen: D. Arnfried 16, 8. D. Attika 13. 8. Nach dem La
Plata (Frachtdampfer) ab Bremen: D. Nürnberg 29. 7. D.
Tur=
vin 23. 8 Nach Nordbraſilien ab Bremen: D. Agira 30, 8.
Nach Südamerika (Weſtküſte) durch den Panamakanal:
ab Bremen 2. 8. D. Ammon ab Hamburg 6. 8., ab Bremen 9.
durch die Magellan=Straße: D. Sachſen ab Hamburg 26.
Stauri ab Bremen 5. 8., ab Hamburg 9. 8. Nach Weſtküſte
Zentral= und Mittelamerika und Mexiko: D.
Al=
bingia ab Hamburg 16. 8 D. Minden ab Bremen 8. 9. ab Ham=
Orotava 2. 8. D. Arucas 16 8. D. Orotava 30. 8. D. Arucas 13. 9.
Nach Oſtaſien; M.S. Saale ab Hamburg 26. 7. M.S.
Lever=
kuſen ab Bremen 26. 7., ab Hambuxg 30 7. D. Mecklenburg ab
ab Hamburg 6. 8. D. Pfalz ab Bremen 5. 8., ab Hamburg 9. 8.
Nach Auſtralien: D. Leuna ab Hamburg 6 8. ab Bremen
9 8. D. Neckar ab Hamburg 16. 8. ab Bremen 18 8 Nach der
Levante ab Bremen: ca 8 Abfahrten im Monat. Nach
Finnland ab Bremen: 8täg. Dienſt nach allen Haupthäfen.
Leningrad ab Bremen; je nach Bedarf. Nach England
ab Bremen. London: 3—4 Abfahrten in der Woche. Bremen-
Hull: 2 Abfahrten in der Woche, Bremen-
Middles=
borough—Newcaſtle; 10tägig. Bremen-Hamburg—
Frankreich: Abfahrten: Montags von Bremen, Freitags von
Hamburg. Afrika=Linien: Hauptlinien nach Südafrika: D.
Uſſukuma ab Hamburg 2. 8. Hauptlinie nach Oſtafrika: D.
Uſam=
bara ab Hamburg 16. 8. Geſellſchaftsreiſen; 3.
Nordkap=
fahrt: D. Sierra Cordoba ab Bremerhaven 8. 8 — Mitgeteilt
von Anton Fiſcher, Vertreter des Norddeutſchen Lloyd ſeit 1873,
Aus den Parkeien.
Reichsgemeinſchaft junger Volksparteiler.
Am Freitag abend 8.15 Uhr ſpricht im Gelben Saal des
Reſtau=
rants Sitte Herr Reichstagsabgeordneter Dingeldey im
Rah=
men einer Mitgliederverſammlung. Hierzu iſt die Altpartei
herz=
lichſt eingeladen. — Am Samstag, dem 26. Juli, fährt der
zur Pflicht gemacht. — Am Sonntag, dem 27. Juli,
nachmittags 3 Uhr, Tagung der Arbeitsgemeinſchaft beider
Heſſen der R.i.V. im Haus der Kaufmannsgehilfen, Savignyſtr 43.
Der Reichsführer Frank Glatzel=Eſſen iſt anweſend. Alle
Tageskalender für Donnerstag, den 24. Juli 1930.
Orpheum, 20,15 Uhr: „Weekend im Paradies”. —
Kon=
zerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Sportplatz=
Reſtaurant, Herrngartenkaffee. — Kinovorſtellungen:
Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
Skenererleichkerung bei bewilligken
Kapikal=
abfindungen.
Der Verband der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen der
Kriegerkameradſchaft Haſſia (Darmſtadt, Ahaſtraße 5) gibt nachſtehendes
bekannt:
Die Organiſation der Kriegsbeſchädigten der Kriegerkameradſchaft
Haſſia iſt beim Reichsfinanzminiſterium vorſtellig geworden, die
Be=
freiung von der Grunderwerbsſteuer in ſolchen Fällen zu erwirken, in
denen Kapitalabfindungen aus Mangel an Mitteln nicht bewilligt
wer=
den konnten, im übrigen aber die Vorausſetzungen für Bewilligungen
der Kapitalabfindung vorlagen. Der Reichsminiſter der Finanzen,
Berlin, hat diesbezüglich an den Verband der Kb. und Kh. der Haſſia
ein Schreiben folgenden Wortlauts überſandt: „Ich habe mich damit
einverſtanden erklärt, daß Kriegsbeſchädigten oder Hinterbliebenen von
Kriegsteilnehmern in den Fällen, in denen zwar die Borausſetzungen
für die Gewährung einer Kapitalabfindung zum Erwerbe eines
Grund=
ſtückes vorliegen, in denen die Kapitalabfindung aber nicht gezahlt
wer=
den kann, weil zurzeit genügende Mittel nicht zur Verfügung ſtehen,
die Grunderwerbsſteuer nebſt Zuſchlägen vorläufig zinslos geſtundet und
die Beſcheinigung aus 8 24 Gr. St. G. erteilt wird.”
In Ausführungen des vorſtehenden Erlaſſes muß dem Finanzamt
durch eine Beſcheinigung des Verſorgungsamtes nachgewieſen werden,
daß die Vorausſetzungen für die Gewährung einer Kapitalabfindung
gegeben ſind. Die Beſcheinigung aus 8 24 des Gr. St. G., die vom
Finanzamt zu erteilen iſt, betrifft die Eintragung des Erwerbes in das
Grundbuch. Dieſe Eintragung darf erſt dann ſtattfinden, wenn dem
Grundbuchamt eine Beſcheinigung der Steuerſtelle beigebracht iſt, daß
die Steuer für den Eigentumsübergang geſtundet wurde. Durch die
vorſtehende Verfügung des Reichsminiſters der Finanzen dürfte eine
weſentliche Steuererleichterung erreicht worden ſein.
Die Wormſer Unruhen.
Achter Verhandlungstag.
Aw. Der achte Verhandlungstag des Wormſer
Unruhenprozeſ=
ſes iſt wiederum dem Zeugenverhör gewidmet. Eine Reihe von
Beamten der Schutzpolizei macht ziemlich übereinſtimmende
Aus=
ſagen über die Vorgänge auf dem Wormſer Marktplatz am 13.
Januar und über Vorfälle, die unmittelbar vorhergingen.
Kri=
minalinſpektor Bauer bekundet unter anderem, daß der
Ange=
klagte Stadtverordneter Haas geſagt habe: „Die Arbeiter laſſen ſich
das Recht auf die Straße nicht nehmen.” Ob er an dieſes
Bemer=
ken unmittelbar die Aufforderung anſchloß, ſich auf dem Markt zu
verſammeln, ſuchen der Vorſitzende und der Staatsanwalt
ver=
gebens feſtzuſtellen.
Da der Prozeß nach der Meinung des Vorſitzenden allmählich
anfängt, in ſeiner Länge unangenehm zu werden, ziehen die
Ver=
teidigung und die Staatsanwaltſchaft eine Anzahl von
Beweis=
anträgen zurück, immerhin ſind noch 43 Zeugen zu verhören. Die
Diſziplinarakten Klapproths ſollen auch nicht angefordert werden,
da es nach einer Aeußerung des Vorſitzenden dem Gericht nicht
angängig erſcheint, die perſönlichen Verhältniſſe Klapproths in
aller Oeffentlichkeit zu erörtern. Es ſollen noch zwei Zeugen
ge=
hört werden darüber, ob und inwieweit Klapproth Wormſer
Po=
lizeibeamte in ihren Ausſagen vor Gericht beeinflußt hat, zwei
weitere Zeugen über die Vorgänge am Markt, die übrigen über
die einzelnen Anklagefälle.
Das Gericht beſchließt nach längerer Beratung den neuen
Beweisanträgen ſtattzugeben. Sodann vertagt der Vorſitzende die
Verhandlung auf Donnerstag vormittag 9 Uhr.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion keinerlei
Ven=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des preſſegeſetzet in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, nnen nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Zum Kampf gegen die Beläſtigung durch Motorräder.
Es iſt bedauerlich und erfreulich zugleich, daß in Nr. 192
die=
ſer Zeitung ein intereſſierter Beobachter erneut gegen die
Metho=
den Front macht, durch die rückſichtsloſe Kraftfahrer, mehr und
mehr die Ruhe in unſeren Straßen glauben ſtören zu können.
Be=
dauerlich und kennzeichnend iſt die Veröffentlichung inſofern, als
der Lärm in den Städten ſtetig ſchlimmer wird, als erfreulich
muß ſie dagegen in der Richtung gewertet werden, daß die in ihrer
Mehrheit immer noch per pedes apostulorum, ſich fortbewegende
Menſchheit allmählich nicht mehr gewillt iſt, das anmaßende
Ver=
halten und die nahezu unerträglichen Beläſtigungen vieler
Auto=
mobiliſten weiter duldſam hinzunehmen. Die hier und da ſich
bildenden Antilärmvereine illuſtrieren die gleiche Entwicklung.
Auch der Verfaſſer dieſer Zeilen, der in der Hochſtraße wohnt,
kann bezeugen, daß in den letzten drei Jahren der durch
nächt=
liche Kraftfahrer unnötigerweiſe erzeugte Lärm ganz
außergewöhnlich zugenommen und häufig Ruheſtörungen
verur=
ſacht hat, die von einer ſorgſam die berechtigten Bedürfniſſe der
geſamten Oeffentlichkeit überwachenden Behörde einfach nicht
län=
ger hingenommen werden können und dürfen. Wenn es daher
die Organiſationen der Kraftfahrer nicht ſelbſt fertig bringen,
er=
zieheriſch auf ihre Glieder einzuwirken — und hier iſt wenig zu
erhoffen —, iſt es Pflicht der maßgebenden Inſtanzen, regelnd
und bremſend einzugreifen. Das Intereſſe des ſchimpfend, aber
ſonſt meiſt paſſiv dem die Straße beherrſchenden Treiben der
Kraftfahrer zuſchauenden Publikums erfordert es dabei indeſſen,
daß dieſes die Behörden und ihre Organe weitgehend zu
unter=
ſtützen beginnt. Dazu ſei anſchließend an die von Peregrinus
ver=
öffentlichte eine weitere Anregung gegeben.
Vor noch nicht allzulanger Zeit iſt in den Zeitungen eine
Verordnung veröffentlicht worden, die im Intereſſe der Ruhe und
der Reinhaltung der Luft den Kraftfahrern bei Benutzung ihrer
Fahrzeuge innerhalb geſchloſſener Ortſchaften eine Reihe von
Vor=
ſchriften zur Pflicht macht. Gleichzeitig oder ſpäter ſind die
Po=
lizeibeamten angewieſen worden, durch Ueberwachen des
Kraft=
wagen= und Motorradverkehrs und durch beſondere Schupoſtreifen
die Verſtöße gegen die erlaſſenen Beſtimmungen zur Anzeige zu
bringen. Es wäre nun vorteilhaft und wirkungsvoll, wenn die
beſtehenden Vorſchriften in regelmäßig wiederkehrenden Friſten
erneut veröffentlicht würden und gleichzeitig das Publikum in
jeder geeigneten Weiſe angehalten würde, die Tätigkeit der
Auf=
ſichtsbeamten zu unterſtützen. Wenn Behörde und Oeffentlichkeit
einmütig zuſammenwirken, muß es in vielen Fällen möglich ſein,
den Uebergriffen der in den meiſten Fällen jugendlichen
Kraft=
fahrer ein Ende zu bereiten.
Der Vorſchlag von Peregrinus, den Motorradverkehr nachts
auf gewiſſe Straßen zu beſchränken, iſt ſicherlich beachtenswert.
Sollte er nicht für durchführbar gehalten werden, ſo könnte
viel=
leicht die Betätigung der Hupen bei Rädern ſowohl als auch bei
Autos nachts ganz allgemein unterſagt werden. Bei dem in
un=
ſerer Stadt im Vergleich zum Tage geringen Verkehr können
Zu=
ſammenſtöße an Straßenecken durch Lichtſignale und langſames
Fahren vermieden werden. An Straßenecken wird auch tagsüber
vielfach unſinnig getutet.
Es wäre wünſchenswert, wenn die Anregungen auf
frucht=
baren Boden fallen würden, damit ſich in unſerer Stadt die
Bil=
dung eines Antilärmpereins erübrigt.
Spectator.
Brieftaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonpme Anfragen werden
nichi begntwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlſchtet.
Fr. V. Wenden Sie ſich an den Heſſiſchen Sängerbund.
F. Zuſammen mit einer Nummer führen verſchiedene deut
Länder das Kennzeichen I. Als internationales Unterſcheidungszeid
kommt I nicht vor.
Lokale Veranſtalkungen.
Die bierunter erſcheinenden Notlzen ſind ausſchlleßlich als Hinwelſe auf Anzeigen zu betracht
in leinem Falle irgendwſe als Beſprechung oder Krltlt.
— Geflügelzuchtverein Darmſtadt e. V. Auf
Züchtertag, verbunden mit einer Befreiungsfeier, in Mainz wi
ganz beſonders hingewieſen. Abfahrt am Samstag um 13,51 u
Sonntag um 251 Uhr bis Mainz=Süd. Am Sonntag findet d
Feier in der Stadthalle ſtatt. (Siehe Anzeige.)
—
Zur natürlichen B=” inung der Haut fette man vor und nach der
Beſonnung die Haut, insbeſondere Geſicht und Hände mit Creme Leodor
gründlich ein; man etzielt dann ohne ſchmerzhaſte Rötung eine geſunde,
ſonneng bräunte Haittfärbu g. Ereme Leodor, Tube 60 Pf. und 1 Mark,
Leodor=Edel=Seife 50 Pf. In allen Chlorodont=Verkaufsſtellen zu haben.
Seite 8
Donnerstag, den 24. Juli 1930
Nummer 203
Aus Heſſen.
die neue offizielle Wegbezeichnungskarte
vom Odenwald
iſt ſoeben erſchienen. Die im Auftrag des Odenwald=Klubs von
Hans Ravenſtein 1:100 000 gezeichnete Karte iſt 60 X69
Zenti=
meter groß und zeigt ſiebenfarbigen Druck. Sie bringt in Schwarz
das Bahn= und Straßennetz: Fahr= und Fußwege, die für
Wande=
rer wichtig ſind, auch außerhalb der Wegbezeichnung. Wohnplätze
ſind bis zu einzelnen Mühlen und Forſthäuſern angegeben.
Aus=
ſichtstürme, Tempel, Schutzhütten, Jugendherbergen und
Natur=
freundehäuſer ſind nach neueſtem Stand vorhanden. Die
Wege=
zeichen, auch die komplizierten der Nebenlinien, ſind in
Original=
farben eingedruckt; Flüſſe blau. Wald grün. Die Berge ſind durch
bräunliche 20=Meter=Höhenſchichtlinien gekennzeichnet; die
Hun=
dert=Meterlinien verſtärkt. So entſtand ein auch für den Laien
außerordentlich klares, leicht verſtändliches Gebirgsbild. Denn: je
enger die Höhenlinien zuſammenkommen, deſto ſteiler ſind, die
Berge. Ueber 2000 Höhenzahlen unterrichten über genaue
Höhen=
lagen aller wichtigen Orte, Berge, Scheitelpunkte uſw. Die
bei=
gegebene Beſchreibung der 24 Haupt= und 67 Nebenlinien auf 61
Textſeiten kommt einem Führer gleich. Wenn trotzdem die Karte
mit Text, in ſchmuckem Umſchlag gefalzt, nur 2,50 RM.,
aufgezo=
gen 5 RM. koſtet, ſo wird das ſicher mit Grund ſein, daß die in
allen Buchhandlungen käufliche Karte weiteſte Verbreitung findet.
An. Arheilgen, 21. Juli. Gemeinderatsbericht. Zu
Be=
ginn der Sitzung wurde ein Schreiben der Bürgermeiſterei Darmſtadt
bekannt gegeben, worin mitgeteilt wurde, daß gegen die Erhöhung der
Waſſergebühren von ſeiten der hieſigen Gemeinde nichts unternommen
werden kann. — Die geſamte Feſtſetzung der Fluchtlinie am alten
Wix=
häuſer=Gräfenhäuſer=Weg fand Genehmigung. — Die vorgeſehene
Her=
ſtellung des Wiegehäuschens, die mit 500 Mark in den Voranſchlag
ein=
geſtellt war, wird den Betrag von 900 Mark erfordern, und wurden die
nachgeforderten 400 Mark bewilligt. — Der Geländetauſch zwiſchen
Ge=
meinde und Karl Strohauer am Eckhardswieſenweg fand Zuſtimmung.
— Das Geſuch des Georg Adam Bauer um Bauerlaubnis außerhalb
des Ortsbauplanes wurde unter der Bedingung genehmigt, daß der
Geſuchſteller die Zinsgarantie für Gas= und Waſſerleitung übernimmt.
— Die Vergütung für die Delegierten der Freiwilligen Feuerwehr zum
Beſuch des Landesfeuerwehrtages in Dieburg werden von der
Ge=
meindekaſſe übernommen. — Der miniſteriell genehmigte
Ortsbau=
plan, betreffend Verlegung der Fluchtlinie in der Hirſchſtraße, liegt
gemäß Art. 7 der allgemeinen Bauordnung während der Amtsſtunden
auf vierzehn Tag auf der Bürgermeiſterei offen. —
Beratungs=
ſtunden. Dieſen Dienstag, nachmittags 3 Uhr, findet auf dem
Nat=
hauſe eine Beratungsſtunde der Mutter= und Säuglingsfürſorge ſtatt.
— Sommerfeſt. Kommenden Sonntag veranſtaltet der
Geſangver=
ein „Liederzweig” im Gaſthof. „Zum weißen Schwanen” ſein
Sommer=
feſt. — Aus Anlaß des Kreisfeſtes des Arbeiter=Turn= und
Sport=
bundes in Darmſtadt waren auch hier eine große Anzahl Teilnehmer
einquartiert und wie man hört, mit ihren Quartieren recht zufrieden.
Der Betrieb der Elektriſchen Bahn war verſtärkt und wurde den
Fahr=
gäſten beim Vorzeigen ihrer Eintrittskarte eine Preisermäßigung
zu=
geſtanden.
Aa. Eberſtadt, 22. Juli. Wochenendkurſus. Der Südbezirk
der „Naturfreunde” hält am bevorſtehenden Wochenende (26. und 27. Juli)
im Niedbergheim der Ortsgruppe Eberſtadt einen Wochenendkurſus ab. In
dem Kurſus werden Referate über Jugendarbeit, Antialkoholismus
uſw. gehalten.
Cp. Pfungſtadt, 23. Juli. Unfall. Auf der Landſtraße zwiſchen
Eſchollbrücken und Pfungſtadt kam ein Motorradfahrer beim
Auspro=
bieren des Rades zu Fall und fuhr in den Straßengraben. In
bewußt=
loſem Zuſtande wurde er bald darauf von Paſſanten aufgefunden. Der
ärztliche Befund ergab, daß die Verletzungen nicht lebensgefährlicher
Natur ſind.
G. Ober=Ramſtadt, 21. Juli. 3 0. Stiftungsfeſt der
Turn=
geſellſchaft E.V. Ober=Ramſtadt. Ein wolkenſchwerer
Him=
mel ſchien noch am Samstag nachmittag das Vorhaben der
Turngeſell=
ſchaft, die Feier ihres 30jährigen Beſtehens, zunichte machen zu wollen,
doch hatte der Wettergott im letzten Augenblick ein Einſehen und ſchenkte
noch ſchönes Feſtwetter. Am Fackelzug, der ſich am Samstag abend an
den Eichelmannsmühlen aufſtellte und unter Vorantritt der bekannten
Kapelle Sauerwein nach dem Feſtplatz bei der „Linde” marſchierte,
be=
teiligten ſich, wie gewohnt, alle Ortsvereine. Nach Eintreffen auf dem
Turnplatz hielt der 1. Vorſitzende der Turngeſellſchaft, Turner Franz
Wilhelm Fiſcher, eine Begrüßungsanſprache und hieß die ſehr zahlreich
Erſchienenen herzlich willkommen. Er ſchilderte den Werdegang der
Turngeſellſchaft von ihrer Gründung im Jahre 1900 bis jetzt und gab
der Hoffnung Ausdruck, daß der Turngeſellſchaft wie überhaupt unſerem
deutſchen Vaterland bald wieder eine beſſere Zeit und ein neuer
Auf=
ſtieg beſchieden ſein möge. Ein dreifaches „Gut Heil” beſchloß die
An=
ſprache, die mit reichem Beifall aufgenommen wurde. Konzert,
tur=
neriſche Darbietungen, wunderbar wirkende Pyramiden und ſonſtige
Vorführungen unterhielten dann die Anweſenden bei gutem „Erbacher
Dunkel” aufs beſte. Beſonderen Dank erntete die Turngeſellſchaft 1875
Darmſtadt, welche mit ihrer Damenabteilung ſowie einer Turnerriege
ganz Hervorragendes leiſtete. Auch ſei an dieſer Stelle den
Geſang=
vereinen und den Vereinen, die im übrigen die Veranſtaltung der
Turngeſellſchaft unterſtützt haben, herzlichſt gedankt. Am Sonntag
vor=
mittag trafen ſich dann die Vereinsmitglieder mit Muſik auf dem
Markt=
platz zum gemeinſamen Kirchgang. Herr Pfarrer Nürnberger hielt eine
der Weihe des Tages, angepaßte Feſtpredigt. Nach dem Gottesdienſt
wurden die Toten des Weltkrieges und insbeſondere der Turngeſellſchaft
durch Kranzniederlegung am Gefallenen=Ehrenmal auf dem Friedhof
geehrt, wobei der 1. Vorſitzende, F. W. Fiſcher, eine erhebende
Ge=
denkrede hielt. Die Muſik intonierte dann „Ich hatt' einen Kameraden”
Am Nachmittag ſtellte ſich ein Feſtzug in der Darmſtädter Straße auf
und marſchierte mit Muſik nach dem Feſtplatz. Nach der
Begrüßungs=
anſprache des Vorſitzenden und einem von Turnerin Fräulein Nieſen
gut geſprochenen Prolog entwickelte ſich hier bald ein reges Treiben,
wobei naturgemäß neben mancherlei Darbietungen, Turnen der aktiven
Abteilungen uſw., auch das ſchöne Wetter viel zur gemütlichen
Feſtſtim=
mung beitrug. Ein Feſtball in der Turnhalle beſchloß den Feſttag.
Zuſammenfaſſend kann geſagt werden, daß das 30jährige Stiftungsfeſt
der Turngeſellſchaft recht anregend und gemütlich verlaufen iſt. „Gut
Heil!"
Ok. Birkenau, B. Juli. Unglücksfa ll. Vorgeſtern nachmittag
ereignete ſich an der Einmündung der Niedar=Liebersbacher Straße in
die Staatsſtraße Weinheim—Fürth in Birkena u ein Unglücksfall, indem
ein von Reiſen kommender Motorradfahrer zwei von Nieder=
Liebers=
bach kommende junge Birkenauer Männer anfuhr. Der eine der
beiden jungen Leute erlitt erhebliche Verletzungen am Fuß. Desgleichen
trug auch der Motorradfahrer infolge Sturzes erhebliche Verletzungen
im Geſicht davon. Urſache des Unglücksfalles dihrfte zu raſches Fahren
des Motorradfahrers geweſen ſein. — In der letzten Nacht brannte
das kleine Bahnhofsgebäude der Station Weiher, der Strecke
Mörlen=
bach-Wahlen infolge Kurzſchluſſes vollſtändig nieder. Das einſtöckige
Fachwerkgebäude enthielt nur einen Warteraum. Der Schaden beläuft
ſich auf ungefähr 1500 Mark.
x. Alsbach a. d. B., 23. Juli. Autounfall, Vorgeſtern
nach=
mittag zwiſchen 2 und 3 Uhr ereignete ſich am ſog. Pondell, unweit der
Hähnleiner Halteſtelle, ein bedauerlicher Autounfall. Die Arbeitsloſen
waren ſchon faſt alle verſammelt, um ihre Unterſtützling in der
Wirt=
ſchaft „Zur Eiſenbahn” in Empfang zu nehmen. Zwei Jungen aus
Alsbach wollten der Mutter des einen nachlaufen und paſſierten die
Straßenkreuzung Hähnleiner= und Bergſtraße, ohne auf den in dieſer
Zeit ziemlich regen Autoverkehr auf der Vergſtraße zu aichten, und liefen
direkt in ein von Zwingenberg a. d. B. kommendes Auto hinein.
Wäh=
rend der eine der beiden Knaben von dem Auto zur Seite geſchleudert
wurde und keine nennensverten Verletzungen davontrug, geriet der
andere unter die Räder und wurde nicht unerheblich) verletzt. Das
Auto wurde von dem Fahrer ſofort zum Stehen gebracht, der Junge
hereingenommen und in Begleitung eines Vickenbacher Arbeitsloſen zu
Dr. med. Miſchlich in Zwingenberg gebracht. Der Arzt ſtellte einen
Unterſchenkelbruch feſt. Als ein Notverband angelegt war, verbrachte
man den Knaben in die elterliche Wohnung und von hier aus ins
Städt. Krankenhaus nach Darmſtadt.
— Gernsheim, 23. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
22. Juli 2,94 Meter, am 23. Juli 2,38 Meter.
— Hirſchhorn, B. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
22. Juli 1,09 Meter, am 23. Juli 1,08 Meter.
Meeſe
Das ideale
Ren Abführ-Konfekk
G. Ober=Ramſtadt, 23. Juli. Schwimm= und
Sommer=
nachtfeſt im Schwimmbad am Sonntag, den 27. Juli. Die
ein=
zige Veranſtaltung dieſes Jahres im Schwimmbad durch die
Schwimm=
riegen der drei hieſigen Turnvereine ſoll nun am Sonntag, den 27. Juli,
ſtattfinden. Nachmittags iſt der mehr ſportliche Teil, der außer
Sprin=
gen, Reigen, Stafetten vorausſichtlich ein Waſſerballſpiel, gegen die
zweite Mannſchaft Not=Weiß Darmſtadt bringen wird. Die Zuſage
des Darmſtädter Vereins wird noch erwartet. Daß im übrigen die
Schwimmriegen alljährlich erneut zeigen, was ſie leiſten können, iſt
be=
kannt. Haben doch auch Schwimmerinnen und Schwimmer an den letzten
zwei Sonntagen gute Preiſe vom Stromſchwimmen und vom
Gau=
ſchwimmen in Roßdorf mitbringen können. Auch wird der von der
Schwimmbadgeſellſchaft vor drei Jahren geſtiftete Wanderpreis dieſes
Jahr letztmalig ausgetragen; die Schwimmriege des Turnvereins hat
den Preis zu verteidigen. Abends findet dann das Sommernachtfeſt
ſtatt, das neben einer Reihe heiterer Vorführungen u. a. auch
Feuer=
ſprung, Beleuchtungseffekte, Lampionreigen uſw. bringen wird.
Schafweideverpachtung. Die Winterſchafweide 1930/31 wird
am Montag, den 28. Juli, vormittags 11.30 Uhr, auf dem Rathaus
verpachtet. — Säuglingsfürſorge. Am Montag, den 28. Juli,
nachmittags von 2—3 Uhr, ſindet im unteren Rathausſaal „
Säuglings=
beratungsſtunde” ſtatt.
G. Ober=Ramſtadt, 22. Juli. Turnverein 1877 D.T.
Ver=
gangenen Sonntag, den 20. d. M., fand in Roßdorf bei zahlreicher
Be=
teiligung das 10. Gauſchwimmen des Main=Rheingaues der Deutſchen
Turnerſchaft ſtatt. Der Turnverein 1877 hatte zu dieſen Wettkämpfen
eine Anzahl Teilnehmer entſandt, die alle ſieggekrönt nach Hauſe
kehr=
ten. Es errangen im Mehrkampf: Karl Kaiſer den 1. Sieg und Georg
Geiß den 3. Sieg. Im 100 Meter=Bruſtſchwimmen Alfred Bäuerle den
3. Sieg. In der 3 mal 100 Meter=Bruſtſtaffel, die von Kaiſer, Bäuerle
und Geiß beſtritten wurde, errangen ſie den 2. Sieg. Mit Stolz
beglück=
wünſchen wir die rührige Schwimmabteilung des Turnvereins 1877.—
Gut Heil!
Oberheſſen.
— Gießen, B. Juli. Studium des landw.
Genoſſen=
ſchaftsweſens an der Univerſität Gießen. Das
Semi=
nar für ländliches Genoſſenſchaftsweſen beim Landw. Inſtitut der
Uni=
verſität Gießen hielt im Rahmen des ſeit Winterſemeſter 1928/29
ein=
gerichteten Studiengangs über landw. Genoſſenſchaftsweſen im
der=
gangenen Winterſemeſter folgende Vorleſungen und Uebungen ab:
Grundlagen des Genoſſenſchaftsweſens (Prof. Günther),
Goſſenſchafts=
recht (Prof. Eger), Einrichtung und Geſchäftsführung von landw.
Ge=
noſſenſchaften (Verbandsdirektor Berg), Ausgewählte Kapitel aus der
genoſſenſchaftlichen Praxis (Verbandsdirektor Berg), Genoſſenſchaftliche
Finanzierungsfragen (Prof. Auler), Abſatzproblem, Standardiſierung
und Qualitätsverbeſſerung in der Landwirtſchaft (Dr. Pfaff),
Genoſſen=
ſchaften in Tierzucht und Molkereiweſen (Prof. Kraemer), Die ethiſchen,
ſozialen und wirtſchaftlichen Grundlagen des Genoſſenſchaftsweſens (
De=
kan Vogel), Landw. Samenkunde (Prof. Seſſous), Dünger= und
Futter=
mittelkunde (Prof. Kleberger), Geld und Kredit (Prof. Mombert),
Agrarweſen und Agrarpolitik (Dr. Mayer), Genoſſenſchaftsſeminar (Prof.
Günther, „Verbandsdirektor Berg, Dr. Pfaff), Uebungen in
Waren=
kunde (Prof. Seſſous, Prof. Kleberger). Im Seminar erſtatteten im
Verlauf des Semeſters eine Reihe hervorragender Fachvertreter der
Wiſſenſchaft und Praxis wertvolle Referate. Mit Unterſtützung der
Genoſſenſchaftsverbände wurden mehrere Exkurſionen zur Beſichtigung
genoſſenſchaftlicher Einrichtungen der verſchiedenſten Art unternommen.
Die Vorleſungen und Uebungen wurden nicht nur von Studierenden,
ſondern auch von Genoſſenſchaftsbeamten als Hörer beſucht. Der neu
eingerichteten Zuſatzprüfung im Genoſſenſchaftsweſen unterzogen ſich
im Sommerſemeſter 1930 fünf Kandidaten mit gutem Erfolg.
h. Londorf bei Grünberg, 22. Juli. Ein Provinzial=
Reiterturnier geplant. Ein großes oberheſſiſches
Reitertref=
fen findet nächſten Samstag und Sonntag hier ſtatt. Das damit
ver=
bundene Turnier ſoll die erſte Vorbereitung für ein Provinzialturnier
Oberheſſen ſein. Eine überaus ſtarke Beteiligung der Reit= und
Fahr=
vereine des nördlichen Oberheſſens, der oberen Wetterau, des Lahntales
bis nach Marburg, iſt gemeldet. Eine beſondere Bedeutung erhält das
Treffen durch die Beteiligung des Reichswehr=Reiter=Regiments Nr. 16
aus Hofgeismar und zwar von der Traditionsſchwadron des alten
Dragoner=Regiments Nr. 23, außerdem werden Reiter der
Reichswehrbataillone Gießen und Marburg teilnehmen.
Ein neues Erzeugnis der MAGGl-Gesellschaft
Kochfertig — Nun kurze Zeit mit Wasser zu kochen
1 Würfel für gut / Liter vorzügliche Bratensoße 15 Pfg.
V.699
Daß Darlaukann
dar Maart.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
Nachdruck verboten.
49)
Da wagte der Detektiv etwas, das unter Umſtänden zu
ſei=
ner Entdeckung führen konnte. Aber er vertraute ſeinem guten
Stern noch einmal. Er hob die elektriſche Taſchenlampe und
richtete ſie ſo, daß der Lichtkegel etwa die Stelle treffen mußte,
an der Chriſtian der Lange ſtand. So weit reichte das Licht
ſchon.
Ein Druck auf den Knopf ... der weiße Schein zuckte durch
die Halle, hob ſich, fand an den alten Rüſtungen einen
Wider=
ſchein, tanzte an der Wand entlang und fand die Stelle, wo der
Ahnherr des Hauſes oder doch beſſer deſſen alte Rüſtung ſtand.
Aber der Doktor machte höchſt verblüffte Augen. Er fand wohl
die Stelle . ., aber der lange Ritter war verſchwunden!
Täuſchte er ſich auch nicht? Sah er denn deutlich? Er hob
das Licht, ließ es wieder ſinken der lange Ritter war fort,
und mit ihm der Steinſockel, auf dem er ſonſt ſtand. Nur eine
leere Höhlung in der Steinwand dahinter war erkennbar, ſonſt
abſolut nichts.
Auch Mühlhauſer war verſchwunden. Und das war gut,
ſonſt hätte er auch den Detektiv am Fenſter bemerken müſſen.
Der Doktor nickte. Er wußte jetzt, wie er ſich die ſonderbare
Geſchichte zu deuten hatte. Die Laterne zuklappend, kletterte er
nach rückwärts, kroch vorſichtig in den Gang zurück und verließ
ruhig das Schloß auf demſelben Wege, der ihn hereinführt.
Er hatte Glück, auch diesmal begegnete ihm niemand. Vom
Park aus betrachtete er ſich den alten maſſigen Turm mit den
wenigen Fenſtern. Ihm war, als ob ganz oben, faſt verdeckt von
den Zweigen einer hundertjährigen Eiche, ein mattes Leuchten
aufglimme.
Doktor Borngräber ging langſam den Weg zurück, überſtieg
die Parkmauer und begab ſich zu Fuß in das Dorf. Dort ſah
er ſich nach einer Gelegenheit um, ſich nach der Bahnſtation
fah=
ren zu laſſen, denn er fühlte plötzlich eine ſtarke Müdigkeit
Es war eine Stunde nach Mitternacht. Alles im Dorf ſchlief.
Der Frühzug nach der Hauptſtadt kam in etwa zwei Stunden
auf der Bahnſtation durch.
Sollte der Doktor einen Bauern wecken, damit ihn der auf
einem Wagen rach der Bahn brachte? Das erſchien ihm
ſchließ=
lich zu gefährlich, abgeſehen davon, daß die Möglichkeit nur
gering war, einen bereitwilligen Menſchen zu finden.
Es blieb weiter nichts übrig, trotz ſeiner Müdigkeit mußte
der Doktor den Weg zu Fuß machen. Ganz zerſchlagen kam er
auf der Station an. Es war kalt, und die Füße trugen ihn
kaum mehr. Zum Glück war das kleine Wartezimmer nicht
ab=
geſperrt, es brannte ſogar ein kleines Licht darin.
Der Doktor ließ ſich in der Ecke auf die Bank fallen, und
die Augen fielen ihm zu. Die Arbeit des heutigen Tages war
doch zuviel geweſen.
Als aber der Frühzug ſich durch ein lautes Glockenläuten
ankündigte, fuhr Doktor Borngräber ſofort auf, holte ſich eine
Fahrkarte und ſtieg in ein Abteil, da der Zug knapp eine
Mi=
nute hielt.
Die Fahrt nach der Hauptſtadt dauerte nicht allzu lange.
Die ſtarke Anwandlung von Schlaf war bereits wieder
ver=
flogen.
Frau Walter wunderte ſich aber doch, daß ihr Doktor am
kommenden Morgen bis gegen zehn Uhr in den Federn blieb.
Erſt dann kam er zum Vorſchein. Der Doktor wußte, daß er
für die kommende Nacht neue Spannkraft brauchte.
Er klingelte zuerſt nach dem Krankenhauſe, fragte nach
Nellys Befinden. Noch immer lag das Mädchen in
Bewußt=
loſigkeit. Die Waage, auf der ihr Leben lag, ſchwankte hin und
her. Mit finſter zuſammengezogenen Brauen ließ der Doktor
den Hörer ſinken. Sollte es keiner menſchlichen Kunſt gelingen,
dies Leben dem Tod abzuringen?
Er fuhr ſich über die Stirn, fort jetzt mit den trüben
Gedan=
ken. Er muß für die kommende Nacht neue Vorbereitungen
treffen. Feſten Schrittes begab er ſich in ſein Laboratorium
und kehrte bald darauf mit einem kleinen Kaſten zurück, den
er bereitſtellte.
Gegen Abend, nachdem er ſich noch einmal ausgeruht hatte,
ver=
ließ er von neuem ſein Haus, eine Handtaſche tragend, in der
ſich der geheimnisvolle Kaſten befand.
Er fuhr noch einmal nach Arensberg . . . zur
Schluß=
abrechnung.
XyI.
Doktor Borngräber benutzte zu der nächtlichen Fahrt
aber=
mals das Polizeiauto. Es durfte dazu nicht erſt einer
neuer=
lichen Bewilligung von ſeiten des Regierungsrates. Man ließ
ihm freie Hand bei der Durchführung aller momentanen
Not=
wendigkeiten. Heute nahm er aber nur einen der Kriminaliſten
und den Heilgehilfen mit. Das genügte wohl.
Es konnte ſein, er hatte abermals Pech, aber das Riſiko
mußte er tragen, und zudem gab er heute viel auf das inſtinktive
Gefühl, das ihn ſelten täuſchte. Sein klug entworfener Plan
mußte glücken, er war beinahe feſt überzeugt.
In dunkelſter Nacht kam das Auto im Dorf an, mäßigte die
tolle Fahrt und rollte durch die Straße zum anderen Ende
hinaus. Sah wirklich einer der Dorfbewohner aus der Tür,
um nach dem Lärm ſich zu erkundigen, konnte er doch nichts mehr
bemerken als den in der Ferne erſterbenden weißen Lichtſchein
der Wagenlaternen.
Bvor man in die Nähe des Schloſſes kam, ließ der Doktor
halten. Er ſtieg aus, ſprach einige Worte mit dem Chauffeur,
der übrigens bereits ſeine genauen Anweiſungen erhalten hatte,
und entfernte ſich.
Der Kriminaliſt und auch der Heilgehilfe blieben zurück. Die
weithin leuchtenden Laternen des Autos wurden verlöſcht. Man
hatte auf dem Seitenwege zum Schloß kaum zu befürchten, daß
um dieſe ſpäte Stunde ein Zuſammenprall mit einem anderen
Vehikel erfolgte.
Doktor Borngräber befand ſich bald darauf wiederum im
Innern des Schloßparkes. Den Weg, um über die Mauer zu
gelangen, kannte er ja doch bereits.
Die Nacht war noch dunkler als die verfloſſene. Ein
ſchar=
fer Wind pfiff in den alten Baumkronen, kniſternd fielen dürre
Aeſte zu Boden. Idenfalls kein Wetter, das etwa die
Diener=
ſchaft verlockte, im nächtlichen Park zu promenieren.
Da ſich der Doktor heute mit allem vorgeſehen hatte, was die
Ausführung ſeines Planes erleichtern mußte, ſo glückte es ihm
auch, ohne Zeitverluſt in das Innere des Schloſſes zu gelangen.
Wieder hatte er vorher genau den Turm mit den Blicken
ab=
geſucht. Wieder glomm in der Höhe, halb verdeckt von ſchweren
Aeſten, das matte Licht.
„Sie ſind noch da”, nickte der Detektiv zufrieden.
Es hieß jetzt nur den geheimen Eingang nach oben zu
er=
gründen. Mit Gewalt ließ ſich da nichts ausrichten. Entweder
verſchwanden die Geſuchten in ſolchem Falle ſpürlos auf einem
Wege, der dem Doktor noch verborgen war, oder ſie begingen
eine Tat der Verzweiflung. Beides mußte verhindert werden.
Mit großer Vorſicht ſtieg Doktor Borngräber die ſchmale
Steintreppe nach oben. Es half nichts, er mußte noch einmal die
Kletterpartie auf das flache Kupferdach machen, mußte ſich von
da aus durch das kleine Rundbogenfenſter in den alten
Ritter=
ſaal ſchleichen. Der gewöhnliche Weg, die ſchwere Eichenpforte,
war ihm nun einmal verſperrt.
Im Innern des Schloſſes herrſchte abſolute Stille. Nichts
regte ſich. nirgends ging eine Tür. Nur ganz verſchwommen hörte
der Doktor das Rumoren des Windes im Park, der auch über die
Fenſter im Korridor ſtrich und das Glas leiſe klingen machte.
Schritt für Schritt ſtieg er weiter. Ohne Hindernis gelangte
er auf das Kupferdach und ſchob ſich gegen das runde Fenſter,
das in den Ritterſaal führte. Er probierte mit der Hand
der Rahmen ließ ſich mit einiger Mühe zurückſchieben. Seit der
verfloſſenen Nacht war alſo niemand am Fenſter geweſen.
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 203
Donnerstag, den 24. Juli 1930
Seite 9
Grauenhafte Verwüſtungen im Erdbebengebiel.— Zahlreiche Häuſer eingeſtürzl.
Hunderke von Token unker den Trümmern. — Einleikung eines ſoforligen
großzügigen Hilfswerkes für die heimgeſuchten Gegenden.
Zahlreiche Todesopfer.
Furchkbare Berheerungen in Neapel
und in der Campania.
Rom, 23. Juli.
Italien iſt in der Nacht von Dienstag auf
Mittwoch kurz nach 1 Uhr von einem ſchweren
Erdbeben heimgeſucht worden, dem eine Anzahl
Menſchen zum Opfer gefallen iſt. In Neapel
wurde beträchtlicher Schaden angerichtet. Auch
viele Menſchenopfer ſind zur beklagen, doch ſteht
die Zahl der ums Leben Gekommenen noch nicht
feſt. Von dem Erdbeben wurden nach bisherigen
Verlautbarungen weiter betroffen die
Städte Potenza, Matera, Rionero,
Melfi, Barilo, Atella. In Filiano
ſtürzten mehrere Häuſer und eine Kirche ein.
Auch aus Ascoli, Satriano und
Can=
cellara werden Häuſereinſtürze gemeldet.
Auch in Campobaſſo und Avellino
wur=
den die Erſchütterungen wahrgenommen. Die
Regierung hat ſofort ein großes
Hilfs=
werk für die heimgeſuchten
Gegen=
den organiſiert. Miniſterpräſident Muſſolini
hat ſofort nach der Meldung über die
Erdbeben=
kataſtrophe perſönlich die erforderlichen
Anwei=
ſungen für die von dem Erdbeben betroffenen
Gebiete gegeben. Noch im Laufe der Nacht ſind
von Foggia Hilfszüge nach den
Kataſtrophen=
gebieten abgegangen, um für die Unterbringung
der Verletzten in die Krankenhäuſer von Potenza
zu ſorgen. Der Präſident des italieniſchen Roten
Kreuzes, Senator Cremoneſi, und der
Unter=
ſtaatsſekretär im Miniſterium für öffentliche
Ar=
beiten ſind ſofort ins Kataſtrophengebiet
abge=
reiſt.. In den erſten Morgenſtunden ſind in den
Garniſonen in der Nähe der Unglücksſtationen
Militär und Hilfsgerät abgegangen.
Das ſchwerſte Erdbeben in Neapel
ſeil Menſchengedenken.
Erſt allmählich gelingt es, ſich über die
Aus=
maße des außerordentlich heftigen Erdbebens,
dais heute nacht Neapel und ſeine weitere
Um=
gebung heimſuchte, ein genaueres Bild zu
ma=
chen. Die Unglücksmeldungen treffen nur
ſpär=
lich ein, da die Verbindungen mit dem
Erdbeben=
gebiet vielfach unterbrochen ſind. Es ſteht feſt,
daß das Erdbeben eine größere Anzahl
Todes=
oufer gefordert hat; bis jetzt bewegen ſich die
Schätzungen zwiſchen 25 bis 30 Tote. Der
Be=
völkerung bemächtigte ſich eine Panik. Im Nu
waren die Straßen mit Menſchen angefüllt, die
in Eile ihre Wohnungen verlaſſen hatten. Vom
Veſuv=Obſervatorium, deſſen Seismograph bei
den heftigen Erſchütterungen aus den Federn
ſprang, wird Gebäudeſchaden gemeldet. In den
Gefängniſſen verlangten die Sträflinge ſtürmiſch
ihre Freilaſſung, doch kam es zu keiner
Ord=
nungsſtörung. Etwa 20 Perſonen kamen bei
dem panikartigen Gedränge auf den Straßen
zu Schaden, deren elektriſche Beleuchtung nach
dem Erdbeben nicht mehr funktionierte.
Seit Menſchengedenken will man in Neapel
keine ſo ſchweren Erdbebenſtöße mehr verſpürt
haben. Das Erdbeben ſetzte um 1.10 Uhr ein
und dauerte in drei Stufen gegen 1 Minute.
Die größte Heftigkeit erreichten die Stöße nach
etwa 30 Sekunden mit einer Stärke von 6 bis 7
der Skala Mercalli. Die Heftigkeit des
Erd=
bebens erklärt ſich auch aus der unmittelbaren
Nähe des Epizentrums, das ſich in Visciano bei
Avellino befindet. Das Erdbeben wurde in ganz
Mittelitalien, vor allem in den Marken und den
Abruzzen beobachtet, wo es jedoch keinen
Scha=
den angerichtet hat. In Rom wurde das
Erd=
beben nur als leichte Stöße wahrgenommen.
Am heftigſten heimgeſucht wurde der
Nea=
peler Stadtteil Capo di Monte. Bei der Brücke
von Caſanova iſt ein Palaſt eingeſtürzt. In der
Straße Cinque Anni ſtürzte ein Haus ein,
wo=
bei eine noch nicht feſtſtehende Zahl von
Todes=
opfern zu beklagen iſt. In der Umgegend von
Neapel ſind zahlreiche Häuſer eingeſtürzt oder
ſchwer beſchädigt. In dem Dorf Soccavo im
Diſtrikt Pozzuoli ſtürzte der Kirchturm ein und
viele Häuſer wurden ſchwer beſchädigt. Auch
die Stadt Salerno iſt von dem Erdbeben ſchwer
betroffen, ohne daß bis jetzt nähere Einzelheiten
aus dieſer Stadt vorliegen.
Erſchütternde Zahlen.
Die erſt allmählich eintreffenden Nachrichten
geben ein furchtbares Bild über die
Verheerun=
gen der Erdbebenkataſtrophe in Süditalien. Die
Zahl der Todesopfer geht in die Hunderte.
Allein aus Melfi in der Irpinia (Provinz
Potenza) werden über 100 Todesopfer und etwa
200 Verwundete gemeldet. In der
Baſili=
cata beträgt die Zahl der Toten
zwi=
ſchen 150 und 170. In Neapel ſind drei
Tote bisher namentlich feſtgeſtellt worden, doch
iſt die Zahl der Toten auch in Neapel erheblich
größer. Eine Frau und ein Kind ſind in einem
Haus in der Gaſſe Cinque Santi erſchlagen
wor=
den. Ein Kind iſt bei der Brücke von Caſanova
unter den Trümmern erſtickt, während dort zwei
Frauen ſchwer verletzt ins Krankenhaus
einge=
liefert worden ſind. In dieſer Gegend ſind noch
eine ganze Anzahl von Häuſern eingeſtürzt und
Tote zu beklagen. In anderen Gegenden von
Neapel ſind gleichfalls verſchiedene Häuſer
ein=
geſtürzt. Stark beſchädigt wurde die Kirche San
Gaenano in Neapel.
In der Provinz
iſt die Zahl der eingeſtürzten Häuſer und der
Toten erheblich. In Sorrent ſind zwei
Per=
ſonen erſchlagen worden, zwei andere in dem
Flecken Adriano. In Striano iſt ein
Neun=
zehnjähriger unter einem Hauptportal ums
Leben gekommen. In Benevento ſind viele
Häuſer eingeſtürzt. Dort kam ein Profeſſor
na=
mens Fracaſſi, ſein Sohn und ein anderes Kind
ums Leben. Aus Apice werden vier Tote
gemeldet und 20 Verletzte. In anderen
Ortſchaf=
ten der Irpinia ſind die Schäden
ungewöhn=
lich groß. — Der Schnellzug Neapel-Bari iſt
unterwegs ſtecken geblieben, da das Geleiſe
zer=
ſtört worden war. — In der Provinz
Fog=
gia und in der Provinz Avellino ſind
viele Häuſer eingeſtürzt; auch dort ſind
Todes=
opfer zur beklagen, deren Anzahl noch nicht
über=
ſehen werden kann.
Die Geſamtzahl der Todesopfer, die die
Erd=
bebenkataſtrophe gefordert hat, läßt ſich, wie
ſchon erwähnt, nicht überblicken, geht jedoch
ſicherlich in mehrere Hundert.
Der Papſt hat mit tiefer Teilnahme von dem
Unglück Kenntnis genommen und läßt ſich
fort=
laufend berichten. Er hat heute morgen in ſeiner
Privatkapelle für die Todesopfer gebetet und
vom Biſchof von Sorrent nähere Angaben über
die Beſchädigungen des dortigen Domes
einge=
fordert.
200 Toke in der Baſilicaka.
Die italieniſche Regierung hat ein offizielles
Communiqué herausgegeben. Danach iſt mit
Sicherheit damit zu rechnen, daß die Zahl der
Todesopfer 200 nicht überſchreitet. Am ſtärkſten
betroffen iſt die Baſilicata, und hier beſonders
Melfi mit ſeinen 100 Toten. Doch haben auch die
Nachbarorte ſchwere Verluſte zu beklagen, ſo
Ba=
rile 10 Tote, Rapolla 20 Tote, Rionero 11 Tote.
— Es ſind Hilfszüge unterwegs. Muſſolini iſt
ſeit heute Nacht dauernd in Verbindung mit
den Präfekten der betroffenen Provinzen. Der
Unterſtaatsſekretär des Miniſteriums für
öffent=
liche Arbeiten, Crollalanza, und Senator
Cre=
moneſi, der Kommiſſar des Roten Kreuzes, ſind
mit Aerzten und Carabinieri in die
Erdbeben=
gebiete abgereiſt. Das Militär iſt in
Alarmbe=
reitſchaft und den Zivilbehörden zur Verfügung
geſtellt worden.
Neuer Segelflug=Rekord auf der
Waſſerkuppe.
Fulda. Am Montag wurde auf der
Waſſer=
kuppe von dem Oberleutnant Hemmer von der
bayeriſchen Luftpolizei ein neuer Dauerflug=
Rekord für Segelflugzeuge aufgeſtellt. Hemmer,
der um 12,45 Uhr nachmittags mit der dem
Schweinfurter Segelflieger E. Dittmar
gehören=
den „Mainberg” geſtartet war, gelang es, immer
an den Hängen der Waſſerkuppe entlang ſegelnd,
eine Flugdauer von 9 Stunden 35 Minuten zu
erreichen. Er landete bei völliger Dunkelheit um
9,20 Uhr auf dem Startplatz. Mit dieſer
Flug=
leiſtung wurde der ſeinerzeit von Neininger=
Darmſtadt und Mayer=Aachen aufgeſtellte
Dauer=
flug=Rekord von 8 Stunden 26 Min. um mehr
als eine Stunde überboten. Während des Flugs
herrſchte ſehr böiges Wetter, mitunter betrug
die Windſtärke 19 Sekundenmeter. Nach
einge=
tretener Dunkelheit wurde dem Flieger durch
Leuchtkugeln und Anzünden von Feuern die
Orientierung erleichtert. Bei ſeiner Landung
brachte die etwa hundertköpfige Zuſchauermenge
dem Flieger begeiſterte Ovationen dar. — Der
Segelfliegr E. Dittmar=Schweinfurt unternahm
am Sonntag mit ſeiner ihm von dem
Schwein=
furter Fabrikanten Sachs geſtifteten
Hoch=
leiſtungsmaſchine „Mainberg” einen Wolkenflug,
bei dem er eine Höhe von 3200 Meter über dem
Meeresſpiegel erreicht haben ſoll. Als das
Flug=
zeug über Meiningen erſchien, wo es niederging,
betrug ſeine Höhe noch 1000 Meter.
Auf eigenartige Weiſe ums Leben gekommen.
Kaſſel. Am Montag nachmittag ſtieß ein
Pferdefuhrwerk beim Einbiegen in den
Haupt=
weg der Schrebergartenvereinigung an der
Schwanenwieſe mit dem linken Hinterrad des
Wagens gegen eine dort aufgeſtellte
Fahnen=
ſtange. Die Stange fiel nach vorn um und die
Kugel, die oben an der Fahnenſtange befeſtigt
war, traf den neben den Pferden einhergehenden
Geſpannführer auf den Kopf und durchſchlug die
Schädeldecke, ſo daß der Fahrburſche wenige
Mi=
nuten ſpäter eine Leiche war.
Hoteldieb als Handwerksmeiſter.
Bad Wildungen. Am hellen Tage
wur=
den aus drei verſchiedenen Zimmern der dritten
Etage eines hieſigen großen Hotels eine goldene
Damenarmbanduhr, ein goldener Ring mit
rotem Stein, 33 Mark bar, ein Photoapparat
und weitere 70 Mark bar geſtohlen. Der Täter
hat ſich eines Tricks bedient, indem er auf dem
fraglichen Korridor erſchien und dort Meſſungen
mittels Zollſtocks unternahm. Er erweckte damit
bei dem Hotelperſonal den Anſchein, als ſei er
im Auftrage einer Elektrofirma tätig. Dieſer
Vorwand kam ihm bei der Ausführung des
Diebſtahls zuſtatten. Der Langfinger konnte in
Kaſſel feſtgenommen und ihm das geſtohlene Gut
wieder abgenommen werden.
Der deutſche Juriſtentag auf September 1931
verſchoben.
Berlin. Mit Rückſicht auf die am 14.
Sep=
tember d. J. anſtehenden Reichstagswahlen muß
der Deutſche Juriſtentag, der vom 10. bis 13.
September 1930, alſo unmittelbar vor den
Reichstagswahlen, in Lübeck ſtattfinden ſollte,
auf Beſchluß der ſtändigen Deputation des
Deut=
ſchen Juriſtentages abgeſagt werden. Er wird
ſtatt deſſen mit unveränderter Tagesordnung im
September 1931 in Lübeck ſtattfinden.
Ehrung Richard Wagners durch die
deutſche Preſſe.
Bayreuth. Vertreter der
Reichsarbeits=
gemeinſchaft der deutſchen Preſſe haben am
Mitt=
woch am Grabe Richard Wagners in Bayreuth
einen Kranz niedergelegt mit der Widmung:
„Dem Meiſter. Die deutſche Preſſe‟. Eine
wei=
tere Blumenſpende galt der Erinnerung an die
unvergeßliche Gefährtin des Meiſters
Erſtes Zunkbild von der Flugzeugkakaſtrophe in England.
Das abgeſtürzte und völlig zertrümmerte Flugzeug bei Gravesend in Kent. Links oben der frühere
Senatspräſident von Nordirland Lord of. Dufferin and Ava, der bei dem Unglück ums Leben kam.
Infolge einer Motorexploſion ſtürzte bei Gravesend (England) ein mit bekannten Mitgliedern
der engliſchen Geſellſchaft beſetztes Flugzeug ab. Alle ſechs Inſaſſen, darunter auch der Lord of
Dufferin and Ava, der frühere Praſident des Senats von Nordirland, wurden getötet.
Brennender Bugattiwagen auf dem Nürburg=Ring.
Beim Eifelrennen geriet ein Bugatti=Rennwagen während des Rennens in Brand. Der Führer
konnte den Wagen noch rechtzeitig zum Stillſtand bringen, der dann vollſtändig ausbrannte.
Der Polizeichef von Kowno von einem
Verbrecher erſchoſſen.
Kowno. Der Chef der litauiſchen
politi=
ſchen Polizei, Ulkiewicz, iſt in Ausübung ſeines
Amtes erſchoſſen worden. Ulkiewicz war mit
einigen Beamten in ein Haus eingedrungen, in
dem ſich ein aus Riga geflüchteter Verbrecher
verborgen hielt. Als der Polizeipräſident die
Verhaftung des Verbrechers vornehmen wollte,
ſchoß dieſer auf Ulkiewicz und tötete ihn auf der
Stelle. Da der Verbrecher ſich jeder Möglichkeit
eines Entkommens beraubt ſah, jagte er ſich eine
Kugel in den Kopf.
Der Pionier der amerikaniſchen Fliegerei,
Lenn Curtiß, geſtorben.
New York. Der Pionier des amerikaniſchen
Flugweſens, Lenn Curtiß, iſt in Buffalo
plötz=
lich geſtorben. Der Name Curtiß iſt der
Oeffent=
lichkeit durch die Curtiß=Flugzeuge und das
Curtiß=Flugfeid bei Nem York b
Bis Dienskag abend 31 Europaflieger
von Paris weitergeflogen.
Von den Teilnehmern am Europarundflug
waren bis Dienstag abend 39 in Paris=Orly
eingetroffen, die bis auf 4 Deutſche, drei Polen
und einen Schweizer ſämtlich den Weiterflug
an=
traten. Nach Schluß der Kontrolle traf noch eine
deutſche Klemm=Maſchine ein, die jedoch nicht
mehr gewertet werden konnte.
Berlin. Der augenblickliche Stand (16
Uhr) des internationalen
Europarundflugwett=
bewerbs iſt folgender: Von Madrid nach Sevilla
geſtartet: B. 3 (Mozzik), B. 8, F. 2, K. 1, K. 5,
M. 2. In Madrid: K. 3, K. 4, K. 7. L. 3, M. 1.
In Saragoſſa: D. 1. T. 5. In Pau: A. 2, A. 9,
B. 5, B. 7. C. 1. C. 9. D. 4, E. 1. E. 6. K. 6,
K. 8, M. 6, P. 2 und S. 1. In Poitiers: B. 4,
E. 8, E. 9, P. 3 und S. 2. Von Poitiers nach
Pau geſtartet: C. 8, D. 5 und P. 4. Von Paris
nach Poitiers geſtartet: A. 8, C. 4, C. 5, D. 8,
E. 2, F. 1. L. 2. O. 1. O. 2, O. 6, O. 7. O. 9.
In Paris: C. 3, D. 7. O. 5. In Briſtol: B. 9,
C. 7. P. 5. In London: C. 6.
Mittwoch vormittag wurde in Pau wegen
regneriſchem Wetter über den Pyrenäen
Start=
verbot erteilt. Außer den bereits
ausgeſchie=
denen fünf Maſchinen iſt am Mittwoch noch T. 7
wegen Notlandung bei Bordeaux ausgeſchieden,
ſo daß im ganzen noch 54 Maſchinen teilnehmen.
Noch 55 Bewerber im Rennen.
Nach dem Ausſcheiden des Deutſchen v. Oertzen
gaben im Laufe des geſtrigen Tages die beiden
Polen Rukowſki und Karpinſki, teils
wegen Materialſchadens, teils wegen Krankheit
auf. Der Franzoſe Fauvel machte bei einer
Notlandung Bruch und mußte aufgeben. Die
Zahl der Bewerber iſt dadurch auf 55
zuſammen=
geſchmolzen. An der Spitze der
Führungs=
gruppe liegen jetzt der Engländer Butler und
der Franzoſe Finart, deſſen Landsmann
Ar=
rachart dichtauf folgt. Hinter ihm liegen
Thorn=England, während die deutſchen Flieger,
die meiſt Leichtflugzeuge führen, kurz vor der
Hauptgruppe: hinter der Spitze folgen.
Nach der offiziellen Verlautbarung der
Flug=
leitung brachte der vierte Tag eine unfreiwillige
Trennung der Wettbewerbsteilnehmer in zwei
Gruppen. 13 Flugzeuge befinden ſich in
Spa=
nien und haben gute Fahrt gemacht. Da über
den Pyrenäen Sturm herrſchte, wurde über die
noch in Pau liegenden Bewerber Startverbot
verhängt. Die reſtlichen Teilnehmer dürften
da=
her das Gros in Pau einholen. Auch der
ſpa=
niſche Herzog von Eſtremera ſchied am Mittwoch
aus, da er bei Bordeaux bei einer Notlandung
ſeinen Apparat ſchwer beſchädigte. Die Spitze
des Feldes iſt inzwiſchen in Sevilla eingetroffen.
Der vorjährige deutſche Sieger Morzik hält die
Führung. Ihm folgen der Klemm=Pilot Poſſe,
der B.F.W.=Flieger Polte, der Engländer Thorn,
ſein Landsmann Butler, der Franzoſe Finard
und der letzte Spanier Erzherzog Habsburg=
Bourbon. In Madrid lagen am Mittwoch
nachmittag die Franzoſen Arachard und Coronez
und der Engländer Embreß.
Schlachtkreuzer „Hindenburg” beim vierten
Verſuch gehoben.
London. Der neue und vierte Verſuch, den
bei Scapa Flow verſenkten deutſchen
Schlacht=
kreuzer „Hindenburg” zu heben, iſt, wie „Daily
Mail” mitteilt, erfolgreich durchgeführt worden.
Nachdem nach monatelanger Arbeit alles für den
vierten Hebeverſuch vorbereitet worden war,
ging am Dienstag die Hebung ſelbſt vor ſich.
In den ſpäten Abendſtunden befand ſich das
Schiff zum größten Teil über Waſſer. Es wird
nunmehr nach dem Orte Roſyth zur Abwruckung
bgeſchleppt werden.
Seite 10
Nummer 203
Donnerstag, den 24. Juli 1930
Lernen in Luft und Sonne.
Eine vorbildliche Freilichtſchule
purde in Amſterdam eröffnet. Der Unterricht wird auf den Loggien erteilt, und die Kinder ſitzen
auf Gartenſtühlen, umgeben von Sonne, Luft und Blumen.
2009 Tole und Bermißte
bei der Taifun=Kakaſtrophe.
London. Die japaniſche Regierung
ver=
öffentlicht eine weitere Erklärung über die
Taifunſchäden in Korea und Kiuſchiu. Sie weiſt
für Korea 393 Tote, 1493 Vermißte, die
gleich=
falls als tot zu gelten haben und 205 Verletzte
auf. Die Anzahl der zerſtörten Häuſer wird mit
8475 angegeben. In Kiuſchiu kamen 82
Men=
ſchen ums Leben, während 75 vermißt werden
und 425 verletzt wurden. Die Zahl der zerſtörten
Häuſer beträgt 16 890, die der ſchwerbeſchädigten
20 785. 1803 kleinere Boote ſind entweder
ge=
ſunken oder werden vermißt.
Zwei ſchwere Bergunfälle in Frankreich.
Paris. Zwei ſchwere Bergunfälle werden
aus den franzöſiſchen Alpen gemeldet. Bei
Beſ=
ſans im Departement Savoie ſtürzte ein
Berg=
führer, der mit einer Gruppe von elf Perſonen
ſen Aufſtieg auf eine über 3500 Mtr. hohe Spitze
unternommen hatte, ab und riß drei Perſonen
mit ſich in einen 120 Meter tiefen Abgrund. Alle
vier waren ſofort tot. Die Getöteten ſtammen
ſämtlich aus Straßburg. — Auf der Straße
Forclaz—Chamonix ſtürzte ein mit einem
Pfarrer und 15 jungen Mädchen beſetzter
Auto=
bus einen Abhang hinunter. Sämtliche Inſaſſen
des Autos wurden verletzt, davon fünf ſchwer.
Eins der Mädchen iſt bereits im Krankenhaus
geſtorben.
Ein franzöſiſcher Frachtdampfer durch Feuer
zerſtört.
Paris. Im Hafen von Marſeille kam am
Dienstag an Bord des franzöſiſchen
Fracht=
dampfers „Calonne”, der am Freitag nach
Ma=
dagaskar in See gehen ſollte, ein Feuer zum
Aus=
bruch, das ſich mit raſender Geſchwindigkeit auf
das ganze Schiff ausdehnte. Der Dampfer hatte
über 30 Tonnen Kohlenſtoff geladen, der in die
Luft flog. Den ganzen Nachmittag folgte eine
Exploſion auf die andere. Das ganze Schiff
wurde zerſtört. Der Schaden konnte noch nicht
annähernd abgeſchätzt werden, ſoll aber ſehr
hoch ſein.
Tauſend Jahre auf eigener Scholle.
Bozen. In Kardaun bei Bozen iſt der
Bauer Zelger, deſſen Hof ſeit dem Jahre 920 in
ununterbrochener Reihenfolge im Beſitz der
glei=
chen Familie war, geſtorben. Die erſten
Ur=
kunden, die ſich im Beſitz der Familie befinden,
ſtammen aus jener Zeit.
Faſt 300 Opfer der amerikaniſchen Hitzewelle.
New York. Auf die Hitze der letzten Tage
folgten in vielen Teilen des Landes ſchwere
Ge=
witterſtörungen, bei denen etwa 20 Perſonen
durch Blitzſchlag, Ertrinken, Schornſteineinſtürze
oder Automobilunfälle ums Leben kamen. Die
Hitzewelle hat insgeſamt etwa 300 Opfer
ge=
fordert.
Die Gefahren des Skraßenlärms.
Der von dem New Yorker
Geſundheitskom=
miſſar Dr. Wynne eingeſetzte Ausſchuß zur
Lärm=
bekämpfung hat einen Bericht über ſeine
Unter=
ſuchungen bezüglich der geſundheitsſchädlichen
Wirkungen des Straßenlärms veröffentlicht, der
zu ernſthaftem Nachdenken Anlaß geben muß.
Wenn man auch vielfach glaubt, daß man ſich
allmählich an den Straßenlärm der Großſtadt
ohne Nachteil für den Organismus gewöhnen
könne, ſo iſt die Kommiſſion doch zu dem Schluß
gekommen, daß die abrupten und heftigen
Ge=
räuſche des Großſtadtlärms zum Verbrauch der
Nerven und zu zunehmender Taubheit führen.
Die erſten Zeichen geſundheitlicher Störung
durch den Straßenlärm beſtehen, den angeſtellten
Ermittlungen zufolge, in erhöhtem Puls,
Un=
regelmäßigkeit der Herztätigkeit, erhöhtem
Blut=
druck und Zunahme des Drucks auf das Gehirn.
Außerdem ſind die Gehörorgane den dauernden
Anſtrengungen mit der Zeit nicht mehr
gewach=
ſen, und Taubheit ſetzt ein. In dieſer Hinſicht
ſind ſehr intereſſante Verſuche angeſtellt worden.
Die Verſuche wurden mit Keſſelſchmieden und
anderen Handwerkern angeſtellt, die durch ihren
Beruf den ſtärkſten Geräuſchen ausgeſetzt ſind.
Die Gehirnvibrationen wurden durch eine
be=
ſondere Vorrichtung in einem Diagramm
ſicht=
bargemacht. Dabei ergab ſich, daß der mit einer
aufgeblaſenen Papierdüte bei ihrem Zerſchlagen
hervorgerufene Knall noch ſtärker wirkte als
Morphium, dem man bisher die ſtärkſten
Wir=
kungen in dieſer Hinſicht zuſchrieb. — Die New
Yorker Taxichauffeure werden, wie die
Kom=
miſſion weiter feſtgeſtellt haben will, in
zuneh=
mendem Maße taub. Die Kommiſſion fordert
aus allen dieſen Gründen nachhaltige Schritte
zur Bekämpfung der Auswüchſe des Lärmens im
Großſtadtverkehr, und man wird ſich dieſer
For=
derung auch bei uns nur anſchließen können.
Die amerikaniſche Hitzewelle ebbt ab.
New York. Die Hitzewelle, die ſeit einigen
Wochen 20 Staaten der Union heimſucht, hat
am Dienstag etwas nachgelaſſen. Immerhin
wurden noch Temperaturen bis zu 33 Grad
feſt=
geſtellt.
Sport, Spiel und Turnen.
1. Nakionale Jugend=Wektkämpfe
des Sporkvereins 1898
am kommenden Sonntag in Darmſtadt.
Der Sportverein Darmſtadt 1898 e. V. hat es ſich ſchon immer
zur Aufgabe gemacht, einen Sonntag im Jahr den deutſchen Jung=
Leichtathleten zu widmen, und hat demgemäß in ununterbrochener
Folge während der letzten ſechs Jahre ſeine „Nationalen Jugend=
Wettkämpfe” durchgeführt. Im Laufe dieſer ſechs Jahre haben
denn auch dieſe Jugendwettkämpfe infolge ihrer Eigenart und
ihrer ſtets reibungsloſen, ſicheren Abwicklung immer ſtärkeren
An=
klang gefunden und demzufolge auch quantitativ, aber auch
quali=
tativ eine ſehr ſtarke Beſetzung erfahren. So kam es, daß dieſe
Jugendwettkämpfe des Sportvereins 1898 gewiſſermaßen eine
in=
offizielle ſüddeutſche Jugendmeiſterſchaft darſtellen und daß
ins=
beſondere auch darüber hinaus Vereine ſelbſt aus entfernteſten
Tei=
len des Reiches Jugendliche gemeldet haben. Auch in dieſem Jahr
bringt nun der Verein dieſes bekannte Jugendſportfeſt unter dem
Namen „7. Nationale Jugend=Wettkämpfe” wieder zur
Durch=
führung, und zwar am kommenden Sonntag, den 27. Juli. Dieſer
Sonntag ſteht alſo im Zeichen der Jung=Leichtathleten, die
vor=
mittags ihre Vorkämpfe und nachmittags die Entſcheidungen
be=
ſtreiten.
Die Annahme, daß gerade in dieſem Jahr durch die allgemeine
wirtſchaftliche Notlage der zahlen= und leiſtungsmäßigen
Be=
ſchickung dieſes Jugendſportfeſtes Abbruch getan würde, hat ſich
bis heute — wo bereits die wichtigſten Meldungen vorliegen —
erfreulicherweiſe als falſch erwieſen. Auch die 7. Nationalen
Jugend=Wettkämpfe werden nicht nur erſtklaſſige Kämpfe, ſondern
auch erſtklaſſige Leiſtungen der Jung=Leichtathleten bringen, die
allerdings in dieſem Jahr faſt ausnahmslos nur aus
Süddeutſch=
land kommen. Wir werden noch auf die Veranſtältung zu ſprechen
kommen.
Jung=Deukſchland — Waſſerfreunde Hannover.
Morgen, Freitag, 19,30 Uhr, Großer Woog.
Wir haben in den letzten Tagen verſchiedentlich auf das große
Können der Waſſerfreunde=Mannſchaft hingewieſen. Die
Darm=
ſtädter Mannſchaft ſteht daher morgen vor eine ſehr ſchwere
Aufgabe. Wenn auch die Mannſchaft von Jung=Deutſchland nicht
die große Spielerfahrung hat wie ihr großer Gegner, ſo darf man
von ihr auf Grund ihrer großen Schnelligkeit erwarten, daß ſie die
Hannoveraner zum Aufbieten ihres ganzen Könnens zwingen
wird. Denn gerade bei Jung=Deutſchland konnte man in den
letzten Jahren immer wieder feſtſtellen, daß ſein Können mit der
Größe des Gegners ebenfalls wächſt. So wird man morgen abend
ſeit langer Zeit wieder einmal ein Waſſerballſpiel zu ſehen
be=
kommen, daß durch das große Können der beiden Gegner zu einem
wahren Werbeſpiel für den ſchönen Waſſerballſport werden wird.
in der Hannoveraner Mannſchaft wird vor allen Dingen das
Spiel von Gunſt intereſſieren. Dieſer erſt 22jährige
ausgezeich=
nete Spieler konnte in mehr als 30 Länderſpielen erfolgreich
Deutſchlands Farben vertreten, und bildet mit dem in Darmſtadt
durch ſeine Studienzeit wohlbekannten Magdeburger Cordes das
beſte Verteidigerpaar der Welt, was nach allen großen
internario=
nalen Veranſtaltungen die Fachleute des internationalen
Waſſer=
ballſportes beſtätigt haben. Kühne und Kipta ſind ebenfalls in
vielen Länderſpielen erprobte Kämpen und bilden mit Gunſt die
Hauptſtützen der Mannſchaft. Aber auch Dewitz und Heine konnten
Deutſchland ſchon international vertreten, und Wuſteneg und Scharf
paſſen ſehr gut in den Rahmen dieſer ausgezeichneten Mannſchaft.
Der Beſuch dieſes Spieles kann bei den niedrigen
Eintritts=
preiſen nur empfohlen werden. Vor dem Hauptſpiel trifft die
Mannſchaft von Jung=Deutſchland auf die 1 Mannſchaft von
Offenbach 96 in den Spielen der A=Klaſſe der Gaumeiſterſchaft.
Handball im Odenwaldgau der 9.J.
Ergebniſſe vom 20. Juli 1930: Pfungſtadt 1. — Heppenheim 1. (in
Broß=Zimmern) 7:2, Groß=Zimmern 1. — Tgde. Beſſungen 1. 7:2 (4:1),
Groß=Zimmern 2. — Gundernhauſen 2. 6:3, Groß=Umſtadt 2. —
Momart 1. 1:9 (0:3), Reinheim 1. — Nieder=Klingen 1. 2:5 (1:3),
Reinheim 2. — Nieder=Klingen 2. 1:2 (1:0), Langſtadt 1. — König 2.
4:2 (3:1), Langſtadt 2. — König Jgd. 2:3 (2:1), Klein=Zimmern 1. —
Groß=Umſtadt 3. 6:2 (3:0), Altheim 2. — Spachbrücken 1. 4:3 (1:2),
Groß=Bieberau 2. — Hainſtadt 1. 6:2 (2:2), Richen 2. — Lengfeld 2.
2:4 (0:4), Habitzheim 1. — Heubach 1. 6:2 (3:1), Habitzheim 2. —
Heubach 2. 3:0 (2:0).
In Groß=Zimmern wurde der ſelbſthergerichtete, vereinseigene
Spielplatz eingeweiht. Man hatte aus dieſem Grunde Pfungſtadt 1.
und Heppenheim 1. zu einem Werbeſpiel eingeladen. Das Spiel war
ſehr ſchnell, und wurden gute Leiſtungen gezeigt. Die Mannſchaften
dürften aber beide ruhiger ſpielen. Der Platzverein ſelbſt hatte ſich
Tgde. Beſſungen und Turnverein Gundernhauſen verpflichtet. Im
Spiel der 1. waren beide Mannſchaften im Felde gleich gut. Der Sturm
Groß=Zimmerns aber entſchieden ſchneller und erfolgreicher. Der Kampf
war von Anfang bis Schluß ſpannend und temperamentvoll. Bei den
2. Mannſchaften iſt Gundernhauſen bedeutend beſſer und ſiegt
ver=
dient. In Groß=Umſtadt gab es eine unverdient hohe Niederlage der
2. Mannſchaft gegen Momart 1. Ein Unentſchieden oder ein knapper
Sieg wäre gerecht geweſen. Nieder=Klingen trat mit zwei Mannſchaften
in Reinheim an. Bei den 1. Mannſchaften ſpielt Reinheim mit großem
Eifer und reichlich hart. Nieder=Klingen aber iſt ſpielerfahrener und
ſiegt verdient mit 5:2. Reinheims 2. kommt in der erſten Hälfte zu
einem Tor. Dann holen die Gäſte auf und bleiben mit 2:1 Sieger.
Langſtadt hatte Gäſte aus König. Königs 2. iſt der 1. des Platzvereins
techniſch überlegen. Langſtadt gleicht das durch Eifer und Schnelligkeit
aus. Zwei Tore hätte der Gäſtehüter verhindern können. Königs
Jgd. iſt der 2. von Langſtadt leicht überlegen und kann am Schluß den
Sieg ſicherſtellen. In Klein=Zimmern hatte Tgde. Beſſungen abgeſagt.
Dafür ſprang die neu zuſammengeſtellte 3. Mannſchaft von Groß=
Umſtadt ein. Mit 10 Mann ſpielend, mußte ſich die Mannſchaft der
körperlich weit ſtärkeren 1. von Klein=Zimmern mit 6:2 beugen.
Alt=
heim 2. — Spachbrücken 1. Die Gäſte führen in der Halbzeit mit 2:1.
In der zweiten Hälfte laſſen ſie aber nach und müſſen dem körperlich
unterlegenen Gegner den Sieg überlaſſen. Hainſtadt tritt mit 8 Mann
gegen Groß=Bieberau 2. an und hält ſich den Umſtänden entſprechend
gut. Groß=Bieberau verſchießt noch manche Bälle. In Habitzheim iſt
Heubach ſpieleriſch beſſer. Der beſſere Sturm des Platzvereins ſetzt ſich
aber gegen die weniger aufmerkſame Hintermannſchaft der Gäſte
erfolg=
reich durch.
Für Sonntag, den 27. Juli, ſind nachſtehende Spiele genehmigt:
Erbach 1. — Polizei Frankfurt 1. um 10.30 Uhr, Klein=Umſtadt 2. —
Michelſtadt 2. um 3 Uhr, Habitzheim 1. — Zell 1. um 3 Uhr,
Habitz=
heim 2. — Zell 2. um 2 Uhr, Steinbuch 1. — König 1. um 2.15 Uhr,
Steinbuch 2. — König 3. um 3.15 Uhr, Richen 1. — Heubach 1. um
3.30 Uhr, Richen 2. — Heubach 2. um 2.30 Uhr, Nieder=Klingen Jgd. —
Schlierbach 1. um 2 Uhr, Klein=Zimmern 1. — Gundernhauſen 1. um
4 Uhr, Klein=Zimmern 2. — Gundernhauſen 2. um 3 Uhr, Momart 1.
— Reinheim 1. um 2 Uhr, Groß=Zimmern Jgd. — Reinheim Jgd.,
Spachbrücken 1. — Lengfeld 2. um 2 Uhr, Mümling=Crumbach 1. —
Steinbach 1. um 3 Uhr, Langſtadt 2. — Altheim 2. um 2 Uhr,
Lang=
ſtadt 1. — Altheim 1. um 3 Uhr, Groß=Umſtadt 2. — Tgſ. Darmſtadt 2.
um 3.30 Uhr.
Wir weiſen beſonders auf das 1. Spiel, das anläßlich des Eulbacher
Marktes in Erbach ſtattfindet, hin.
Die „Tour de France‟.
17. Etappe von Evian nach Belfort. — Schön in
der Spitzengruppe.
Die franzöſiſche Radrundfahrt wurde am Mittwoch mit der 17.
Etappe von Evian am Genfer See nach Belfort (282 Kilometer)
fort=
geſetzt. Die deutſche Mannſchaft, die ſich bislang über Erwarten gut
gehalten hat, erlitt auf dieſer Etappe einen weiteren Verluſt. R. Wolke
gab in der Nähe von Pontalier zuſammen mit Faholle auf, ſo daß jetzt
nur noch 5 Deutſche im Rennen liegen. Belfort wurde nach einer
Fahrtzeit von 9:56,28 Std. von einer zehnköpfigen Spitzengruppe
er=
reicht. Spurtſieger blieb der Belgier Bonduel vor Loducg=Frankreich,
A. Magne=Frankreich. Guerra=Italien, Schön=Deutſchland, Benoit=Faure=
Frankreich, Ch. Pelliſſier=Frankreich, P. Magne=Frankreich, V. Truebe=
Spanien und Merviel=Frankreich.
Zu einem recht ſpannenden Kampfe im Kunſtgeräteturnen w.
es im September in Darmſtadt zwiſchen den beſten heſſiſchen Tu
nern der Gaue Main=Rhein. Heſſen (Provinz Oberheſſen) u
Rheinheſen, dem man heute ſchon im Turnerlager mit lebhafte
Intereſſe begegnet kommen. Viele werden in den genannte
Gauen hierzu berufen, aber nur wenige auserwählt ſein, zu dieſ
Kampfe anzutreten. Es dürfte daher auch die Auswahl ein
Mannſchaft ſich zu einer recht ſchwierigen geſtalten. Im Ma
Rhein=Gau wird ſich nun die Ausſcheidung zu einem ſehr ſpanne
den Kampfe, zu dem alle Turner der Gau=Sonderklaſſe und Ok
ſtufe anzutreten haben, geſtalten. Am kommenden Samstag,
26. Juli, abends 8 Uhr, wird dieſer Ausſcheidungskampf im Tur
hauſe der Turngemeinde 1846 Darmſtadt die Turner des
Ga=
verſammelt ſehen, und auf Grund der gezeigten Leiſtungen u
te Mannſchaft, die den Gau im Heſſenturnwettkampf zu ve
treten hat, ſodann beſtimmt werden.
Am Dienstag fand auf der 245 Kilometer langen Strecke
Luxemburg—Brüſſel die letzte Etappe der Fernfahrt Turin—
Brüſſel ſtatt. Im Gegenſatz zu der weitaus ſchwierigſten 1. Etappe
brachte die letzte keine allzu großen Schwierigkeiten, ſo daß eine
mehrköpfige Spitzengruppe am Ziel ankam. Endklaſſement
1. Grandi=Italien 39:34.49 Stunden. 2. Frantz=Luxemburg 39:53,57
Stunden. 3. Bulla=Oeſterreich 39:55.11 Stunden 4 Joly=Belgien
40:03.06 Stunden. 5. Geyer=Deutſchland 40:03.40 Stunden.
Mit Argentinien iſt beim Weltmeiſterſchafts=Turnier in Montevidey
der letzte Gruppenmeiſter ermittelt worden. Die Argentinier konnten
mit einer recht guten Leiſtung das ſtark verbeſſerte und ſich tapfer
weh=
rende Chile 3:1 ſchlagen. Die Teilnehmer an den Endſpielen des
Tur=
niers heißen alſo Nordamerika, Jugoſlawien, Uruguah und Argentinien.
Die ſchwediſche Nationalmannſchaft, die am Samstag Eſtland 5:1
geſchlagen hatte, beſiegte am Dienstag abend in Riga vor 5000
Zu=
ſchauern Lettland 5:0 (3:C
Reikkurnier in Aachen.
Trotz des trüben Wetters waren auch am Dienstag wieder
viele Tauſende von Zuſchauern gekommen, um den Reiterkämpfen
beim Aachener internationalen Turnier beizuwohnen. Im
Glücks=Jagdſpringen, dem Preis vom Rhein, wurde
jeder Reiter beim erſten Fehler ausgeſchloſſen. Unter den 90
Be=
werbern gelang es nur drei, die vorgeſchriebenen 26 Hinderniſſe
ohne Fehler zu überwinden. Sieger blieb der bisher vom Pech
verfolgte Major Perez=Chile auf ſeinem Condor mit der
ſchnellſten Zeit von 183 Sekunden. Zweiter wurde mit 188
Se=
kunden Capt. Pinna=Italien auf Julius Cäſar vor dem
Schwei=
zer Hauptmann Stoffel auf Tempo mit 195 Sekunden. Auf dem
vierten Platz endete ein deutſcher Reiter, und zwar der Aachener
Dr. Betzel auf Diana v. Wildfang, die den Kurs in 237 Sekunden
abſolviert hatte. In einer Dreſſurprüfung der Klaſſe L
um den Preis von Eliſenbrunnen war es wieder Major
Bürk=
ner, der mit Packard und Filou den erſten und dritten Platz
be=
legte. Zweite wurde Frau Francke auf Jaſpis. In der
Abtei=
lung B, den Amateuren reſerviert, ſiegte Oberlt. v. Barnekow auf
Cäſar vor F. Wolff auf Feingold und Rittmeiſter v. Barnekow
auf Emir.
Geſchäftliches.
Hanomag jetzt vierſitzig.
Die Hanomag in Hannover=Linden, bekannt als fortſchrittlich in
jeder Beziehung, bringt jetzt ihr bewährtes Vierzylinder=Automobil mit
vier ſehr breiten und bequemen Sitzen heraus, und zwar mit 16 PS=
Motor in der niedrigen Steuerklaſſe (800 ccm) und mit 20 PS=Motor
in der nächſthöheren Steuerklaſſe (1100 ccm). Je nach Geldbeutel und
Anſprüchen kann alſo jetzt jeder den vierſitzigen Hanomag=Wagen
wäh=
len, der ihm paßt.
Interſſenten erhalten jede Auskunft, illuſtrierte Druckſachen, und
können jederzeit eine koſtenloſe Probefahrt vornehmen bei der hieſigen
Generalvertretung: Müller u. Ober, Automobile. Darmſtadt,
Rheinſtr. 39, Tel. 2498.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 24. Juli.
7.30: Bad Homburg: Konzert des Kurorcheſters.
12.20: Schallplattenkonzert: Volkstümlich=Ruſſiſch.
15.00: Jugendſtunde: Theſſa Klinkhammer erzählt aus ihrer
The=
aterlaufbahn. — 15.25: Wunder der Chemie. Geſpräche von
Kopernikus.
16.00: Nachmittagskonzert des Rundfmckorcheſters.
18.05: Zeitfragen.
18.35: Geora Loerke: Menſchheit und Rundfunk.
19.05: Franzöſiſch.
19.30: Freiburg: Freiburger Zither=Quartett.
20.30: Stuttgart: Heitere Muſik. 1. Klaſſiſche Operetten. 2
Mo=
derne Schlager.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 24. Juli.
10.35: Mitteil. des Verbandes der Preußiſchen Landgemeinden.
15.00: Deutſch für Ausländer.
16.00: Berlin: „Nachmittagskonzert.
17.30: Fritz Finkener: Arbeit mit einfachſten Lehrmitteln in der
ländlichen Fortbildungsſchule.
18.00: M. Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde.
18.30: Dr. Feinberg: Ruſſiſche Muſik im Spiegel ruſſiſcher Kultur.
19.00: H. Altus: Der Weg zur Kunſt.
19.25: Geh. Rat Dr. h. c. Burkhardt: Was ſoll der Landwirt
aus dem Ergebnis der Schweinezählung am 1. Juni lernen?
20.00: Wovon man ſpricht.
20.30: Hamburg: Romaniſches Konzert.
22.30: Unterhaltungsmuſik. Hansheinrich Dransmann mit dem
Tita=
nia=Orcheſter.
Weiterbericht.
Infolge der etwas ſüdlichen Verlagerung der Nordſeeſtörung wird
unſere Wetterlage mehr von ihr beherrſcht und der hohe Druck wieder
weſtwärts zurückgedrängt. An Stelle der geſtern zu erwartenden
lang=
ſamen Beſſerung durch den hohen Druck tritt vorerſt noch wechſelhaftes
Wetter. Ferner bleibt es kühl und bewölkt, wenn auch Aufheiterung
dazwiſchen eintritt. Mit dem Auftreten einzelner Schauer, welche bis
in unſeren Bezirk gehen dürften, iſt zu rechnen.
Ausſichten für Donnerstag, den 24. Juli: Wechſelnd bewölkt, dabei
zeitweiſe aufheiternd, noch für die Jahreszeit kühl, nordweſtliche
Winde.
Ausſichten für Freitag, den 25. Juli: Mäßig warm und bewölkt
mit Aufheiterung, meiſt trocken.
Hauptichrittleitung Rudoll Mauve
Veraniwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudalf Mauve: für Feutlleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ür den Handel: Dr. C. H. Que iſch; ſär den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort Dr. Nette:
zür den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen. Wiltv Kuble.
Oruck und Verlag. C. C. Wittich — ſämtlich in Darmſſad”
e Manuſtrivte wird Garantte der Rückſendung nich-
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 203
Donnerstag, den 24. Juc
Planmäßige Kapikalbildung.
Von
Eduard Butzmann, Berlin.
Mit Recht wird die Frage der Kapitalbildung vielfach als
Schick=
ſalsfrage für die deutſche Wirtſchaft betrachtet, ohne daß aber die in
erſter Linie dazu berufenen geſetzgebenden Körperſchaften auch nur das
geringſte dafür getan hätten, die Kapitalbildung zu fördern. Es genügt
durchaus nicht, daß ab und zu der Oeffentlichkeit zur Kenntnis gebracht
wird, wieviel Millionäre in Deutſchland leben, deren zuletzt mit 2335
angegebene Zahl für ein 65=Millionenvolk gewiß nicht überwältigend iſt.
Denn die Millionen der Millionäre bilden nur einen geringen
Bruch=
teil des für die Geſamtwirtſchaft fortlaufend benötigten Kapitals, das
in den breiteſten Schichten der Bevölkerung gebildet werden muß, um
möglichſt beweglich zu ſein und immer dorthin zu fließen, wo es neu
gebraucht wird. Dieſer Kapitalbildung auf ausgedehnteſter
Grund=
lage ſteht aber die kapitalzerſtörende Finanzwirtſchaft des Reiches, der
Lander und Gemeinden entgegen, die trotz aller Warnungen von den
berufenſten Stellen keinerlei Einſchränkung erfahren hat. Aus dieſer
Sachlage heraus iſt ein Plan entſtanden, der innerhalb eines
zehnjäh=
rigen Zeitraums eine Summe von etwa 2,3 Milliarden RM. anſammeln
will, ohne die fiskaliſchen Intereſſen zu beeinträchtigen. Er ſieht die
Beteiligung aller Schichten der Bevölkerung vor und verdient gerade
in Hinſicht auf den Zweck der Kapitalbildung allgemeine Beachtung und
Teilnahme.
Nach dem Urheber Molling der Mollingſche Reformplan genannt,
will man unter Umgeſtaltung der Preußiſch=ſüddeutſchen Klaſſenlotterie
dieſen Plan ſo durchführen, daß den Spielern das von ihnen als
Ein=
ſatz eingezahlte Kapital erhalten und nach Ablauf von zehn Jahren
ohne Abzug, aber auch ohne Zinſen zurückvergütet wird. Als
Gegen=
leiſtung wird den Spielern die Teilnahme an der Lotterie gewährt, die
bezüglich der Gewinnausſichten eine weſentlichere Verbeſſerung erfahren
würde. Aus den Einſätzen würden natürlich zuerſt einmal die fiskaliſchen
Intereſſen durch Zahlung der vielen Millionen an Lotterieſteuern
be=
friedigt werden. Ferner würden natürlich die Gewinne aus den
Ein=
ſätzen zur Auszahlung gelangen, wobei der Fiskus natürlich wie
bis=
her ſeine 2 Prozent Anteil einſtreichen würde. Bringt man dann noch
die Vergütungen an die Lorterieeinnehmer in Anrechnung, dann
wür=
den nach dem Reformplan bei jeder Lotterie von 5 Klaſſen etwas über
91 Millionem RM. übrig bleiben. Dieſe Summe würde bei
Zugrunde=
legung eines Zinsertrages von 6 v. H. mit Zinſeszinſen nach Ablauf
von 9½ Jahren die Rückzahlung der eingezahlten Lospreiſe in voller
Höhe geſtatten. Natürlich gilt dies nur für diejenigen Spieler und Loſe,
auf die ein Gewinn nicht entfallen iſt, alſo für etwa 80 v. H. der
Spie=
ler, denn die Zahl der Gewinnloſe, die heute nur etwa 12 v. H. beträgt,
ſoll auf 2 v. H. erhöht werden. Die heutigen Einſatzgewinne, die gar
keine Gewinne ſind, fallen dann künftig fort.
Damit iſt der Reformplan in den Hauptzügen wiedergegeben. Er
iſt ſeiner Tendenz wegen, nämlich zum Zwecke der Kapitalbildung,
außer=
ordentlich zu begrüßen und würde zweifellos ſehr ſchnell zur
Durch=
führung gelangen, wenn nicht noch fiskaliſche Intereſſen Widerſtand
leiſten würden. Man kann auch nur wünſchen, daß dieſe Widerſtände
recht bald überwunden werden, denn jede Gelegenheit und Möglichkeit,
zur Kapitalbildung beizutragen, muß ſchleunigſt und ausgiebigſt
auss=
genutzt werden. Gerade hier wäre mit einer Beteiligung zu rechnen,
die vorausſichtlich mehrere Millionen Menſchen vereinigen würde, die
neben der Befriedigung ihres Spieltriebs zugleich ſich in den Dienſt
der Kapitalbildung ſtellen. Grundſätzlich wäre damit ſehr viel
gewon=
nen, wenn auch im Endergebnis die Anſammlung von 2.3 Milliarden
RM. in 10 Jahren einen maßgeblichen Einfluß auf den Kapitalmarkt
nicht ausüben könnte und würde, ſchon weil die halbjährlich
freiwer=
denden Summen von jedesmal 160 Millionen nur in kleinen
Teilbeträ=
gen von 25 bis 20 RM. zur Auszahlung kommen und ſich auf nach
Millionen zählende Köpfe verteilen. Ihre zuſätzliche Kaufkraft würden
dieſe Summen aber ohne jeden Zweifel zur Geltung bringen.
Den Hauptwert der Einführung dieſer planmäßigen
Kapitalbil=
dung darf man jedoch nicht auf die Anſammlung der 2,3 Milliarden
legen, er iſt vielmehr darin zu ſuchen, daß endlich einmal ein neuer
Weg beſchritten wird und das Gerede über die notwendige
Kapitalbil=
dung durch die Tat abgelöſt wird. Die preußiſche Regierung iſt
grund=
ſätzlich bereit, den Reformplan durchzuführen und wird damit in die
bisherige Starre und Unentſchloſſenheit eine Breſche legen, durch die
dann zweifellos weitere Pläne hindurchgebracht werden können. Nichts
ſteht dem entgegen, auch für andere, alljährlich ſtattfindende Lotterien
gleichartige Kapitalbildungspläne aufzuſtellen und durchzuführen. Noch
wertvoller wäre es jedoch, wenn in Verbindung mit ſolchen Plänen
eine weitſichtige Pflege des Verſicherungsgedankens verbunden werden
würde. Hier bieten ſich den Fachleuten des Verſicherungsfaches
unge=
wöhnliche Möglichkeiten zur Ausſchöpfung unerſchloſſener Quellen. Sie
brauchen nur erſchloſſen zu werden, um mit der Pflege der
Kapital=
bildung zugleich der geſamten Volkswirtſchaft zu dienen und dabei im
Nebeneffekt wichtige ethiſche Aufgaben zu erfüllen. Iſt mit der
Durch=
führung des Mollingſchem Reformplans erſt der Anfang gemacht,
wer=
den die weiteren Pläne ſchnell erfolgen,
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Abſatzrückgang des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlenſyndikats im Juni.
Im Juni 1930 wurden vom Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlenſyndikat
ins=
geſamt 7 725 512 (8 281 776) To. abgeſetzt. Arbeitstäglich wurden 330 503
(318 529 im Mai) To. abgeſetzt, d. h. 11974 To. mehr als im Mai 1930
und 80 124 To. weniger, als im Juni 1929. Von dem Geſamtumſatz
kommen auf die Verkaufsbeteiligung 5 570 541 To. in Anrechnung, von
denen 2939 848 To. ins unbeſtrittene und 2 630 693 To. ins beſtrittene
Gebiet gingen. Auf die Verbrauchsbeteiligung (Werkſelbſtverbrauch)
kommen 1525 159 (4 856 458) To. auf Kohlen, 1 914 870 (1970 801) To.
auf Koks und 203 402 (221 698) To. auf Briketts.
Dividendenkürzung bei Minimax. Bei der Geſellſchaft war der
Geſchäftsgang im erſten Halbjahr 1929/30 normal, zeigte aber in
der zweiten Jahreshälfte einen Abſatzrückgang, ſo daß das
Ge=
winnergebnis geringer ausfallen wird. Auch im neuen
Ge=
ſchäftsjahr iſt die Geſchäftslage weiter gedrückt. Die Bilanzſitzung
Ende Auguſt wird unter dieſen Umſtänden vorausſichtlich eine
Di=
videndenkürzung (i. V. 10 Prozent) vorſchlagen.
Amerikaniſche Kabelngchrichken
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 23. Juli;
Getreide: Weizen, Juli 88½, September 91. Dezember 96¾,
März 101½; Mais, Juli 83½, September 81½, Dezember 76¾,
März 80½; Hafer, Juli 34½, September 37½, Dezember 40¾,
März 43½; Roggen, Juli 54½, September 56½, Dezember 62½,
März 67½.
Schmalz: Juli 9,675, Sept. 9,70, Okt. 9,725. Dez. 9,325.
Speck loco 13,50.
Leichte Schweine 9,25—9,40, ſchwere Schweine 8,35—8,85;
Schweinezufuhren Chicago 20 000, im Weſten 75 000.
Chicago Baumwolle: Juli 13,65, Okt. 12,90.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 23. Juli;
Schmalz: Pr. Weſtern 10,40; Talg, extra loſe 52.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 99½, Hartwinter 96;
Mais 95½; Mehl 4,90—5,15; Getreidefracht nach England 1,6 bis
2,3 sh, nach dem Kontinent 7—9 C.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 70, Loco 8½; Juli 8.24, Auguſt
8.22, September 8.30, Oktober 8.37, Dezember 8.29, Januar 1931
8.36, März 8.56.
Broduktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 23. Juli. Getreide und
Hülſenfrüchte ohne Sack, Weizenmehl. Roggenmehl, Kleie und
Biertreber mit Sack. Die Preiſe verſtehen ſich für Getreide je
Tonne, für die übrigen Waren je 100 Kg. Frachtverrechnung (
Pa=
rität) Frankfurt a. M. für alsbaldige Lieferung: Weizen 305,
Roggen 185, Hafer inl. 185, ſüdd. Weizenmehl. Spezial 0 43,75 bis
44,50, niederrhein. Weizenmehl. Spezial 0 43,50—44,25,
Roggen=
mehl 27—28, Weizenkleie 8,50—8,75, Roggenkleie 8,75. Tendenz: 4½Kaſſeler Land.=
Berliner Produktenpreiſe vom 23. Juli. Roggen 162—177,
Futter=
gerſte 174—197, Hafer, märk. 174—182, Weizenmehl 32—39,75.
Roggen=
mehl. 23—25,9, Weizenkleie 10,——10,75, Roggenkleie 10,25—10,75,
Viktoriaerbſen 27—32, kl. Speiſeerbſen 24—27,5, Futtererbſen 19—20,
Peluſchken 22—25, Ackerbohnen 17—18,5, Wichen 21—23,5, Lupinen,
blau 2—22, do. gelb 26—28, Rapskuchen 10,6—11,6, Leinkuchen 16,2
bis 16,6, Trockenſchnitzel 8,7—9,5. Sojaſchrot 14,2—15,2, Kart.=Flocken
16.4—17.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 23. Juli.
Im Anſchluß an die erholte geſtrige Abendbörſe war die
Stim=
mung im heutigen Vormittagsverkehr in Erwartung einer
Intereſſen=
nahme außenſtehender Kreiſe, am Börſengeſchäft weiter etwas
freund=
licher, zumal die feſte geſtrige New Yorker Börſe eine Anregung bot.
Zu Beginn des offiziellen Marktes machte ſich jedoch wieder ein
Ten=
denzumſchwung bemerkbar, da Material im Zuſammenhang mit dem
bevorſtehenden Ultimo in etwas größerem Umfange an den Markt kam.
Aber auch die innerpolitiſche unklare Lage drückte auf die Stimmung,
da man die Auffaſſung vertritt, daß die Zeit bis zur Neuwahl des
Reichstages für die Börſe eine Stagnation bedeuten werde. Der
gün=
ſtige Geldmarkt konnte keine Stütze bieten. Bei herrſchender Unluſt und
ſchwächerer Tendenz ergaben ſich gegenüber der geſtrigen Abendbörſe
zum Teil erneut erhebliche Kursverluſte. Stark unter Kursdruck
ſtan=
den Deutſche Linoleum mit minus 4 Prozent. Aber auch Zellſtoff
Wald=
hof waren ſtärker angeboten und 3 Prozent niedriger. Am
Chemie=
markt eröffneten J. G. Farben nur wenig verändert. Am Elektromarkt
waren nur Licht und Kraft mit minus 2 Prozent etwas mehr
abge=
ſchwächt. A. E.G., Gesfürel und Felten lagen bis zu 1½ Prozent
nied=
riger, Siemens zunächſt gut behauptet. Etwas Intereſſe beſtand für
Zement Heidelberg und Miag=Aktien, die bis zu 1 Prozent höher
eröff=
neten. Der Montanmarkt lag ohne nennenswerte Umſatztätigkeit; die
Verluſte gingen hier bis zu 1½ Prozent. Schiffahrtsaktien lagen bis
zu 2 Prozent ſchwächer. Von Lokalpapieren waren Metallgeſellſchaft
und Frankfurter Maſchinen gut behauptet. Banken gaben bis zu 2
Pro=
zent nach; Reichsbank mit minus 4 Prozent ſtärker gedrückt.
Kunſt=
ſeideaktien auf dem ermäßigten Stand behauptet. Der Rentenmarkt
war faſt ohne Geſchäft, doch konnten ſich von deutſchen Anleihen
Alt=
beſitz etwas erholen. Auch der Verlauf brachte keine Beſſerung. Es
kam ſpäter vielmehr weiter Material an den Markt, ſo daß nochmalige
Abſchläge bis zu zirka 3 Prozent eintraten. Bei den ſogenannten
Spitzenwerten nahmen die Verluſte noch größeres Ausmaß an. Auch
der Schluß der Börſe war unvermindert ſchwach. Am Geldmarkt war
Tagesgeld mit 3 Prozent unverändert leicht. Am Deviſenmarkt nannte
man Mark gegen Dollar 4,1860, gegen Pfunde 20,37½/s. London=Kabel
4,8670, —Paris 123,66. —Mailand 92,89, —Madrid 42,70, —Schweiz
25,03½, —Holland 12,09¼.
An der Abendbörſe trat eine Beſſerung der Stimmung nicht
ein, und auf den meiſten Marktgebieten ſetzten ſich die Kursrückgänge
fort. Angeboten waren vor allem J. G. Farben und Elektrowerte, die
durchſchnittlich zirka 1 Prozent verlroen. Auch Gelſenkirchen und Kali
Aſchersleben lagen erneut je 1 Prozent ſchwächer. Ferner waren A. G.
für Verkehrsweſen wieder in größeren Beträgen offeriert, ohne daß
eine amtliche Notiz zunächſt zuſtande kam. Taxe 70 Prozent Brief.
Bankaktien und Kunſtſeidewerte blieben dagegen gut behauptet. Ebenſo
konnten Schiffahrtswerte ihren Kursſtand halten.
Berlin, 23. Juli.
Nach dem etwas freundlicheren Verkehr der geſtrigen Frankfurter
Abendbörſe und des heutigen Vormittagsverkehrs, die auf
Deckungs=
neigung und den feſterem Verlauf der New Yorker Börſe, an der
be=
ſonders auch Deutſche Staatspapiere auffallender Nachfrage begegneten,
zurückzuführen war, machte ſich zu Beginn des offiziellen Verkhers
wie=
der eine ſtärkere Unſicherheit bemerkbar. An verſchiedenen Märkten
kam Ware heraus, ſo daß die Anfangskurſe uneinheitlich lagen. Die
Unſicherheitsfaktoren, die wir bereits mehrfach erwähnten, bleiben
natur=
gemäß vorläufig beſtehen und ſcheinen die Kundſchaft zu veranlaſſen,
immer noch — beſonders vor dem Ultimo — ſechs=Mille=weiſe
Poſi=
tionslöſungen vorzunehmen. Hinzu kam der plötzliche Tod des
bekann=
ten und beliebten Berilner Bankiers und ſtellvertretenden Vorſitzenden
des Berliner Börſenvorſtandes, Moritz Lichtenheim, mit dem einer der
eifrigſten Förderer der Börſenreformbeſtrebungen dahin gegangen iſt.
Im Verlaufe traten bei minimalen Umſätzen zunächſt verſchiedentlich
kleine Beſſerungen ein, dann aber kam es zu einem neuen ſcharfen
Rück=
gang um bis zu 3 Prozent. Am Geldmarkt nannte man Tagesgeld mit
2½ bis 4½ Prozent, ganz vereinzelt auch darunter, die übrigen Sätze
lieben unverändert.
Die Einnahme des Reiches an Steuern, Zöllen und
Abgaben im Juni 1930.
Im Juni 1930 betragen die Einnahmen des Reiches bei den
Beſitz= und Verkehrsſteuern 294,9 Millionen Reichsmark, bei den
Zöllen und Verbrauchsabgaben 214,0 Millionen Reichsmark,
ins=
geſamt 508,9 Millionen Reichsmark. Gegenüber dem Mai iſt im
Juni das Aufkommen aus der veranlagten Einkommenſteuer um
36,0 Millionen Reichsmark, aus der Körperſchaftsſteuer um 8,1
Millionen Reichsmark und aus der Umſatzſteuer um 21,6
Millio=
nen Reichsmark geringer. Die Einnahmen aus der
Vermögens=
ſteuer ſind im Juni ebenfalls geringer als im Mai, nämlich um
66,7 Millionen Reichsmark. Die Einnahmen aus den übrigen
Beſitz= und Verkehrsſteuern weichen nur unerheblich von denen im
Mai ab. An Zöllen und Verbrauchsabgaben ſind im Juni 8,8
Millionen Reichsmark mehr aufgekommen als im Mai.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin (für je 100 Kg.) am 23. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Dt.
Elek=
trolytkupfernotiz) 105,25 RM. — Die Notierungen der Kommiſſion
des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab
Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Bezahlung)
ſtell=
ten ſich für Original Hüttenaluminium 98 bis 99 Prozent in
Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgleichen in
Walz=
oder Drahtbarren, 99 Prozent, 194 RM., Reinnickel, 98 bis 99
Prozent, 350 RM., Antimon Regulus 48—50 RM., Feinſilber
(1 Kg. fein) 47,25—49,25 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 23. Juli ſtellten ſich für
Kupfer: Juli 93,50 (97), Auguſt 94 (96), September 94,25
(94,50), Oktober, November, Dezember 94 (94,50), Januar,
Fe=
bruar, März, April, Mai Juni 94 (94,25). Tendenz: ruhig. Für
Blei: Juli 35,75 (36,25), Auguſt 35,75 (36), September,
Okto=
ber, November, Dezember, Januar, Februar, März, April, Mai,
Juni 35,50 (36), Tendenz; ruhig. Für Zink: Juli 32,25 (33,25),
Auguſt 33 (33,50), September 33,75 (34), Oktober 34 (34,25),
No=
vember 34 (34,75), Dezember 34,50 (35,25), Januar 35 (35,50),
Februar 35,25 (35,75), März 35,75 (36), April 36 (36,25), Mai 36
(36,50), Juni 36,25 (36.50). Tendenz: feſt. — Die erſten Zahlen
bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
In Altendorf a. d. Ruhr wird von der Zeche „Heinrich”, Ueberruhr,
eine Schachtanlage geſchaffen um die Kohlenfelder der Zeche „Prinz
Heinrich=Steingatt”, die im Jahre 1902 aufgegeben wurden, abzubauen.
Es ſoll ein neuer Schacht abgeteuft, eine Brikettfabrik, Wäſcheanlagen
und ſonſtige Mebenanlagen errichtet werden.
Der Anfechtungsklage von Juſtizrat Dr. Gottſchalk=Berlin gegen
die G.V.=Beſchlüſſe am 13. Juni der Mansfeld A.=G. hat ſich jetzt auch
die Berliner Bankfirma Reinhold Pinner u. Co. angeſchloſſen. Termin
iſt zum 10. Oktober angeſetzt.
Die Kriſe in der ſchweizeriſchen Textilinduſtrie nimmt im hinteren
Linthal verſchärfte Formen an. Nachdem die Firma Bebie u. Co, in
Linthal den Betrieb auf unbeſtimmte Zeit eingeſtellt hat, ſind auch in
der Baumwollſpinnerei und Weberei Luchſingen Kündigungem erfolgt.
An Samstagen wird der Betrieb ganz eingeſtellt und an den übrigen
Wochentagen nur verkürzt gearbeitet.
Wie aus tſchechoſlowakiſchen Induſtriekreiſen verlautet, wird die
tſchechiſche Automobilinduſtrie in allernächſter Zeit Verhandlungen mit
Frankreich über die Höhe der Zollkontingente aufnehmen. Dagegen
werden entſprechende Beratungen über die deutſche Autoeinfuhr nicht
ſtattfinden, da ſowohl gegenüber Deutſchland als auch gegenüber
Ame=
rika die Beſtimmungen der Zollgeſetze Anwendung finden.
Wie gekabelt wird, hat das Internationale Kupferkartell den
Cif=
preis für Kupfer von 11,55 auf 11,30 Dollarcents ermäßigt. Der
ameri=
kaniſche Inlandspreis beträgt nach wie vor 11 Dollarcents.
Die Ausfuhr aus den U. S.A. belief ſich im Juni 1930 auf 299
Mill. Schill., die Einufhr auf 250 Mill. Schill. Der amerikaniſche
Außenhandel war im Juni 1930 mithin mit 49 Mill. Schill. aktiv. Im
erſten Halbjahr 1930 betrugen die Ausfuhr 2079 Mill. Schill., die
Ein=
fuhr 1735 Mill. Schill. Der Ausfuhrüberſchuß belief ſich demnach im
rſten Halbjahr 1930, auf 344 Mill. Schilling.
Berliner Kursbericht
vom 23. Juli 1930
Oeviſenmarkt
vom 23. Juli 1930
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. C. G.
Bahr. Motorenw, 64.—
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau 51.75
onti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl
Deutſche Erdöl
Iae
187.50
127.—
127.50
89.50
125.75
88.50
140.—
93.—
173.50
143.25
35.—
73.75
Clektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Rlöchnerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw.
Orenſtein & Koppel
Nie
151.625
121.25
138.—
110.75
89.—
81.75
189.—
86.-
85.50
83.—
42.—
3.—
84.75
61.—
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln. Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Wayderer=Werke
Vee
50.50
339.50
134.125
122.—
79.50
197.50
34.—
63.125
128.—
Hi.es
158.—
17.—
70.50
35.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo.
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva.
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 2.Stg.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
00 Beiga
100 Lire
100 Franes
Geld
10.525
59.11
12.004
Re
73.335 73.475/Japan
108.24
112.04
112,09
12.40
20.3531 20.393/Kairo
1.5i9
4 1815
58. 465
21.91
4.189
18.455 16. 425/Riga
0.543/ Schweiz
59.23 Spanien
12.424 Danzig
3.033/ 3.039/Rlo de Janeirolt Milre ie
168.63/Jugoſlawien
112.26/Portugal
112.31Athen
112.68/Fſtambu 11 türk. 4
I.522/ Kanada
Juruguan
50.5a5 Bland
2195 Tallinn (Enl.
Frankfurter Kursbericht vom 23. Juli 1930.
79Dtſch. Reichsanl.”
2 Baden.
Bahern ...."
.....!
Leſſen v. 28
v. 29
( % Preuß.
Staats=
anl. . . . . . . . ....
8% Sachſen ....."
6% Sachſen ...."
(% Thüringen ...
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +/.
Ab=
lGſungsanl.. ..
Dtſche. Anl. Ablö
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe .. ..
8½ Baden=Baden
CO Berlin
89 Darmſtadt v. 26
8½
v. 28
7%6 Frankfurt a. M.
38 Mainz.....
8% Mannheim ..
92 Nürnber
8 % Beit. Landesbi.
Goldpfbr. ... ..
Goldoblig
4½% Heſ. 2b8.
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. ..
% Preuß. Lds..=Anſt Gold=
Pfbr.
...
Goldobl.
8% Darm ſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
fredit Goltpfbr..
V
88
82
101.5
85.7
95.8
100.
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59r1,
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95.75
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100.25
95.75
85.15
102.25
97.5
98
B8. 75
7 Naſſ.Landesbk.)
Goldpfbr. . . . ..
4½½ „ . Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablbſ.-Anl.
FAusl. Ser. II
FAusl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
Berl. Hyp.=Bk.
„Liqu.=Pfbr.
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14½½ „ Lig.Pfbr.
Pfbr.=B!
% „Lig. Pfrb.
%o Mein. Hyp.=Bk.
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8% Pfälz.Hyp.=Bk.
4½% „ Lig. Pfbr.
18% Preuß.
Boden=
ered..Bant ....
4½%Lig. Pfbr.
8% Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Ban!.
43
„ Lia. Pfb=
8% Rhein. Hyp. Bk.
4 ½%0 Lig. Pfbr.
2 Rhein.=Weſtf.
Bd.-Credit .. . . .
8½ Südd. Bod.
Cred.=Ban! ....
„ Lig. Pfbr
4½
2a Württ. Hyp=B
Daimler=Benz
Dt. Linol. Werle
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% Mainkrw.v. 26.
% Mitteld,
Stahl=
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82 Salzmann u. Co.
79 Ver. Stahlwerke
32 VoigtckHäffre
101
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87
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Aß.6
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86
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5% Bosn. L.E.B.
59
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4%0 Oſt. Goldrente
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4½½ Ungarn 1913
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4½
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1910
Aktien
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AEG. Stamm
AndreaeNoris Bahr
Baſ. Nürnberg .
Bemberg J. P.
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen..
Gemen: Seidelber
Karlſtad
J. G. Chemie, Baſel
Chem.Werle Albert
Chade ......"
Contin Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz
Dt. Atl. Teleor
Eiſenh. Berlin.
Erdöl
Gold= u. Silb.
ceide-Anſtalt
Linoieumwerk
Dnckerhoff u.
Wid=
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Eichbaum=Werger
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
93
7.4
23.3
93.5
139.5
104
185.5
m
103
125
179
147
198
105
1.40
Eſchw. Bergwerk..
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaum.
Frlft. Gas .......
Hof
Geiling & Cie..
Gelſenk. Berowerk
Gef. elektr.
Unter=
nehmungen ...
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Dafenmühle Frift.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer.....!
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
Holzverl.=Induſtriel
Flie Bergb. Stamm
Genüſſe
junghans Stamm
Kalt Chemie.
Aſchersleben.
Salzdetfurth",
Aeſteregeln ..!
Kammaarnſpinn
Karſtadt, R...
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerle
Lahmener &Co
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Meta=
Lutz Gebr. Dar=
Mainfr.=W. Höch
Mainz. Aft.=Br..
Re
40
152
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Ann
165
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126
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199.5
10-
94
125
236
54,5
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Netallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtad
Deutz
Oberurſel
Ricolay, Hofbr.
Nürnberger Brauh.
Dberbedarf
Otavi Mmen ...,
Phön ix Bergbau.
Reiniger, Gebb. „
Rh. Braunkohlen".
„Elektr. Stamm.
„ Stahlwerke. . . .
Riebeck Montan..
Roeder Gb. Darmſt.)
Rütgerswerke
Zachtleben A. G.
Salzw. Heilbronn
Schöfſerhoſ=Bind..!
Schramm, Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Cleftr .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halsfe
Strohſtoff. Ver.
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svenska Tändſtids
Tellus Bergbau..
Thür. Liefer.=Ge
Tucher=Brauerei..
unterfranler
Veithwerke
Ver. f. Chem. Ind.
Laurahütte
Stahlwerle
Ultramarin
Lellſt. Ber
Logtländ. Maſchin.
& Saeffner.
8
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50
118.25
78.5
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92
102
52
153
208
42
115,s
15.
132
198
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100
136
103
19
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50
158
Wahß & Freytag. .
Wegelin Rußfabrik).
Zellſtoff Aſchaffbg.
Memel......"
Waldhof..
Allg. Dt. Ereditanſt
Badiſche Bank.
Br. f. Brauinduſtr..
BarmerBanlerein
Berl Handelsgeſ.
Hypothelbl
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=B!
Dt. Bank und Dise
Deutſche Efſekten=
und Wechſelbanr
Dresdener Ban
Frantf. Bank.
Hyp.=Ban!
Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundtr. B
Mein. Syp. Ban
Oſt. Creditanſta
Pfälz. Kyp. Bon
Reichsban:
Rhein. Hyp.=Bon
Südd. Bob.-Cr. Bk.
Wiener Bankverein
Württb. Notenkank
A..G. Verlehrsw
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsbahn
Borzoe
Hapag.
Nordd. Llohzd,
Schantung=Eiſenb.
Sübb Ciſenb.=Ge
Allianz. u. Emttg.
Verſicherung
„Verein Verſ. ...
Frkft Allg. Verſ.G
Mückverſich.
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . .
Nannh. Verſich.
100
105.25
100
135
109
150
147
228
135.25
189.5
126.5
107.5
126
100
153
15
120
146.25
27.8
140
246
161.5
140
143.5
94
90
88.5
106.5
195
[ ← ][ ]Seite 12
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Der Trust
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