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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 192
Freitag, den 18. Juli 1930.
193. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſiung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Banſkonio Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbonk.
Deutſchnationales Zwiſchenſpiel.
Hugenberg beim Kanzler. — Forderung auf Bildung eines Bürgerblocks im Reich und in Preußen.—
Ergeb=
nisloſe Verhandlungen. — Am Freitag Enkſcheidung über den ſozialdemokrakiſchen Aufhebungsankrag.
Wieder Ungewißheit.
Gefahr einer Reichskagsauflöſung.
* Berlin, 17. Juli. (Priv.=Tel.)
Im Reichstag ging am Donnerstag wieder einmal alles
durch=
einander. Im Plenum fanden gleich zwei Sitzungen ſtatt, die
deutlich alle Kennzeichen eines großen Reinemachens an ſich trugen.
Verſchiedene Geſetze, darunter die Oſthilfe, wurden in
zwei=
ter Leſung erledigt. Eine Anzahl von Handelsverträgen
wurde angenommen. Man hatte den Eindruck, als ob dieſes flotte
Arbeitstempo in der Hauptſache von der wieder nahegerückten
Gefahr einer Reichstagsauflöſung beſtimmt ſei.
Tatſächlich iſt die ganze Situation wieder ſehr
ernſt geworden. Die Deutſchnationalen hielten am
Don=
nerstag vormittag eine geheime Sitzung ab und gaben gegen
Mit=
tag zu erkennen, daß ſie für den ſozialdemokratiſchen
Antrag auf Aufhebung der Notverordnungen
ſtimmen würden. Infolgedeſſen ſetzte ſich wieder überall die
Anſicht feſt, daß es bei dem vorhandenen
Kräfteverhält=
nis nun doch zur Auflöſung kommen würde.
Der deukſchnakionale Vorſtoß.
Zwiſchendurch kam es aber zu einem recht merkwürdigen
Zwiſchenfall: Die Deutſchnationalen Hugenberg und
Ober=
fohren ließen in den Mittagsſtunden den Kanzler ſchriftlich
um eine Unterredung über die politiſche Lage bitten. Dieſe
Unterredung fand nachmittags 5 Uhr ſtatt. Was aus ihr bekannt
wurde, war folgendes: Die Deutſchnationalen haben dem Kanzler
nahegelegt, mit ihnen gemeinſam auf die Bildung eines
großen Bürgerblocks gegen die Sozialdemokratie
zu ſtarten. Sie haben gleichzeitig eine Reihe von Anträgen
unter=
breitet, die ſich darauf bezogen, daß die Abſtimmung über
den ſozialdemokratiſchen Aufhebungsantrag und
die ſonſt noch eingelaufenen Mißtrauensanträge vorläufig
zurück=
geſtellt würden. Ferner ſollten Gärantien dafür geſchaffen
werden, daß die Amneſtie endlich Wirklichkeit werde.
Der deutſch=polniſche Handelsvertrag ſollte ebenfalls von der
Tagesordnung abgeſetzt, alſo hinausgeſchoben werden. Schließlich
ſtellten ſie noch das Verlangen, daß die
Regierungs=
koalition in Preußen aufgelöſt und eine
Koali=
tion mit den Deutſchnationalen gebildet werden
müſſe. Die Unterhalung dauerte ungefähr eine Stunde. Im
Anſchluß daran fand eine loſe Miniſterbeſprechung ſtatt, in der der
Kanzler Bericht erſtattete. Gleichzeitig beriet Herr Hugenberg mit
ſeinen engeren Parteifreunden. Die Deutſchnationalen ließen dann
ſehr bald durchblicken, daß zunächſt weitere Verhandlungen mit
dem Kanzler nicht ins Auge gefaßt ſeien. Daraus ſchloß man
ſo=
fort, daß die Dinge ungünſtig ſtänden. Sehr bald wurde auch
be=
kannt, daß Hugenberg mit ſeinem Vorſtoß Schiffbruch erlitten
hatte. Ueber
die Gründe
dieſes Unternehmens gehen die Anſichten etwas auseinander. Feſt
ſteht aber wohl in der Hauptſache, daß die Deutſchnationalen doch
nicht ganz ehrlich vorgegangen ſind, was ja ſchon aus ihrer Forderung
hervorgeht, in Preußen mit in die Regierung hineingenommen zu
werden. Sie wiſſen ſeit langem, daß ein derartiges Verlangen
keine Ausſicht auf Verwirklichung hat. Infolgedeſſen liegt der
Schluß nahe, daß ſie dieſe Forderungen nur geſtellt haben, um nach
außen hin die Behauptung aufſtellen zu können, ſie hätten dem
Kanzler eine letzte Chance gegeben, die er ausgeſchlagen habe,
ſo daß er für die weitere Entwicklung die Verantwortung trage.
Kurz nach 8 Uhr ergab ſich dann aus den Vorgängen im Plenum,
daß die Unterhaltung zwiſchen den Deutſchnationalen und dem
Kanzler über eine erſte Fühlungnahme nicht hinausgediehen
waren. Die Sozialdemokraten hatten beantragt, daß ihr
Auf=
hebungsantrag an die Spitze der Tagesordnung vom Freitag
geſtellt werden ſolle. Im gleichen Augenblick erſchien der
Zen=
trumsführer Eſſer, der von einer Beſprechung mit dem Kanzler
zurückkehrte. Er ſprach auf ſeine Fraktionsfreunde ein, die ſich
nun zur Unterſtützung der ſozialdemokratiſchen Forderung erhoben,
ſo daß dieſe alſo eine Mehrheit fand.
Vor der Entſcheidung über den Aufhebungsankrag.
Am Freitag werden alſo bald nach 10 Uhr die Abſtimmungen
beginnen. Aus dem Verhalten des Zentrums geht hervor, daß
die Deutſchnationalen beim Kanzler nichts
er=
reicht haben. Wie ſich die Dinge daher am Freitag entwickeln
werden, weiß noch kein Menſch. Es wird vor der Abſtimmung noch
zu einer kleinen Ausſprache kommen. Der Sozialdemokrat
Lands=
berg will noch einmal gegen den Artikel 48 Sturm laufen. Ob
der Kanzler darauf antworten wird, ſteht dahin. Vermutlich wird
er erſt die Abſtimmung über den Aufhebungsantrag
vorüber=
gehen laſſen, um die Haltung der Parteien kennen zu lernen. Es
iſt aber wohl damit zu rechnen, daß der Weſtarpflügel mit den
Regierungsparteien ſtimmen wird, wenn es erſt Hart auf Hart
geht. Aber dieſer Zuzug würde nicht ausreichen. Optimiſten
glau=
ben daher, daß die überwiegende Mehrheit der Deutſchnationalen
aus Angſt vor Neuwahlen mit der Koalition gehen wird, ſo daß
eine kleine Mehrheit ſicher wäre. Aber das iſt eine reine
Ver=
mutung. Bleibt die Regierung in der Minderheit, dann muß ſie
die Notverordnungen aufheben. Dann wird ſie aber auch klar
herausarbeiten können, daß die volle Verantwortung bei den
bei=
den Flügelparteien liegt. Dieſe Abſtimmung hätte
ſelbſtverſtänd=
lich die Auflöſung des Reichstages zur Folge. Für die Regierung
sliebe dann übrig, mit Hilfe des Artikels 48 neue Steuernotver=
ordnungen zu erlaſſen. Die Juriſten ſind ſich darüber im Unklaren,
ob unter allen Umſtänden zu anderen Steuern gegriffen werden
muß. Man behauptet, daß die Regierung ſehr wohl in der Lage
wäre, die alten Steuern aufs neue mit einer Notverordnung in
Kraft zu ſetzen, wobei allerdings einige kleine Veränderungen bei
jeder Steuer vorgenommen werden müßten, um nachzuweiſen, daß
es ſich nicht mehr um dieſelben Geſetze handelt.
Der Weſtarp=Blügel löſt ſich von Hugenberg?
Die Sitzung der deutſchnationalen Reichstagsfraktion wurde
nach mehrſtündiger Dauer gegen Mitternacht damit beendet, daß
etwa 20 bis 25 Abgeordnete des gemäßigten Flügels, unter ihnen
Graf Weſtarp, Reichert, v. Lettow=Vorbeck und Dryander, zu einer
beſonderen Beſprechung im Reichstag zuſammentraten. Das läßt
den Schluß zu, daß Geheimrat Hugenberg die geſamte Fraktion
nicht hinter ſich bringen konnte. Bei der entſcheidenden
Reichstags=
abſtimmung am Freitag über den ſozialdemokratiſchen
Aufhebungs=
antrag dürfte alſo die deutſchnationale Fraktion auseinanderfallen.
Die Mehrheit der Fraktion wird vorausſichtlich dem
ſozialdemo=
kratiſchen Antrag zuſtimmen, während die Minderheit ſich um
Mit=
ternacht über ihr taktiſches Verhalten noch nicht einig werden
konnte. In parlamentariſchen Kreiſen wird allerdings bereits
be=
hauptet, daß die für den Freitag vormittag angeſetzte Sitzung der
Minderheit damit enden würde, daß dieſe 20 bis 25 Abgeordneten
ſich als beſondere Fraktion konſtituieren und dann für die
Regie=
rung ſtimmen würden. Da aber dieſe Zahl kaum ausreichen dürfte,
um das Kabinett vor der Annahme des ſozialdemokratiſchen
Auf=
hebungsantrages zu bewahren, da außerdem die Fraktionsmehrheit
unter Hugenbergs Führung entſchloſſen ſein dürfte, auch das
ſozial=
demokratiſche Mißtrauensvotum gegen das Kabinett Brüning
an=
zunehmen, ſo iſt die Reichstagsauflöſung wohl kaum mehr zu
um=
gehen. Höchſtens unvorhergeſehene Zwiſchenfälle könnten das Bild
für die Regierung günſtig geſtalten.
Aus dem Reichskag.
Das Oſthilfegeſekz in zweiker Leſung angenommen.
Das Milchgeſetz verabſchiedek.
Berlin, 17. Juli.
Der Reichstag ſetzte am Donnerstag die zweite
Bera=
tung des Oſthilfegeſetzes fort und nahm dann die
Ab=
ſtimmungen vor. Sie ergaben die Annahme der Vorlage
in der Ausſchußfaſſung mit einigen Aenderungen, die
Krediterleichterungen für die Binnenſchiffahrt und Ausdehnung
des Vollſtreckungsſchutzes auf die Betriebe von Handwerk, Handel
und Gewerbe.
Die Entſchließung, die die Einbeziehung der
bayeri=
ſchen Oſtgrenze in die Oſthilfe vorſah, wurde
abge=
lehnt, ebenſodie Erſtreckung auf ganz Pommern,
dagegen wurde die Einbeziehung von Pommern
bis zur Oder angenommen. Die Vorlage über die
Ab=
löſungsbank und der mit beiden Geſetzen in Verbindung ſtehende
Ergänzungsetat fanden in zweiter Beratung Annahme.
Dann fand das Milchgeſetz in zweiter und dritter
Be=
ratung Annahme. Die zweite Beratung der Novelle zum
Ver=
ſorgungs= und Verfahrensgeſetz ergab deſſen Annahme nach
Ab=
lehnung eines ſozialdemokratiſchen Aenderungsantrages auf
Wei=
tergewährung der Elternbeihilfe. Der Einſpruch des Reichsrats
gegen die vom Reichstag beſchloſſene Vermehrung der Sitze im
Poſt=
verwaltungsrat auf 41 wurde mit der erforderlichen Mehrheit
zu=
rückgewieſen. Das Handelsklaſſengeſetz wurde ohne
Aus=
ſprache an den Ausſchußverwieſen. Um 18,45 Uhr wurde
die Sitzung geſchloſſen und eine neue Sitzung auf 19 Uhr
anbe=
raumt; auf ihre Tagesordnung wurde die zweite Beratung
zahl=
reicher Handelsverträge geſetzt.
In der Abendſitzung wurden dann das
Fiſchereiabkom=
men mit den Oſtſeeſtaaten, die Verträge mit dem Königreich der
Hedſchas, mit Perſien, Oeſterreich, Portugal, Holland, Aegypten,
Norwegen, der Türkei und Finnland, ſowie das deutſch=polniſche
Abkommen über den kleinen Grenzverkehr und das deutſch=
ſchwei=
zeriſche Rechtsabkommen gemeinſam zur zweiten Beratung geſtellt.
Verbunden damit wurde die zweite Beratung des Abkommens zur
Vollſtreckung ausländiſcher Schiedsſprüche und der Entwurf der
Regierungsparteien über Einfuhrſcheine bei der kleinen Ausfuhr.
Nach einem Proteſt des Abg. Münzenberg (K.) gegen einen
Ver=
tragsabſchluß mit Finnland und der Ablehnung des
Zuſatzabkom=
mens mit Finnland durch die Abg. Frau Sender (Soz.) wurden
dann ohne weitere Ausſprache ſämtliche Verträge und
Abkommen ſowie der Entwurf über Einfuhrſcheine in
zwei=
ter und dritter Beratung angenommen.
Angenommen wurde auch ein Antrag des
Ver=
kehrsausſchuſſes, der die Regierung erſucht, auf die
Be=
ſeitigung der letzten Beſchränkungen der
deut=
ſchen Luftfahrt hinzuwirken. Der Geſetzentwurf über die
Verwendung von Inlandsfett zur
Margarine=
herſtellung wurde dem volkswirtſchaftlichen Ausſchuß
über=
wieſen. Nach 20 Uhr vertagte ſich das Haus auf Freitag 10 Uhr.
Auf der Tagesordnung ſtehen der ſozialdemokratiſche Antrag auf
Aufhebung der Notverordnung, der Mißtrauensantrag, das
deutſch=
polniſche Wirtſchaftsabkommen, das Penſionskürzungsgeſetz, der
Amneſtieantrag und zahlreiche kleinere Vorlagen und Anträge.
* Grenzlandnok
der Provinz Mikkelſchleſien.
Ueber die unſinnigen und unmoraliſchen Zuſtände, die der
Verſailler Vertrag im deutſchen Oſten ſchuf, über die Folgen
der ſinnloſen Zerreißung einſt blühender zuſammenhängender
Gebiete und die damit verbundene wirtſchaftliche und kulturelle
Verelendung der davon getroffenen Bevölkerungskreiſe beſteht
im Weſten wenig Klarheit. Man hatte zuviel mit ſeinen eigenen
Sorgen und Nöten zu tun, um ſich eingehend mit den
Oſt=
problemen zu befaſſen. Erſt das Oſtprogramm hat die
Aufmerk=
ſamkeit des Weſtens, der ja jetzt nach der Räumung eine
Be=
freiung von ſchwerem ſeeliſchen Druck erfahren hat, wieder nach
dem Oſten gewandt. Hindenburgs ſchweigſame Geſte an der
polniſchen Grenze war ein Symbol dafür, daß, nachdem von der
Weſtmark der ſchwerſte Druck genommen iſt, dem Oſten erhöhte
Beachtung geſchenkt wird und weitgehende materielle
Unter=
ſtützung zu teil werden muß. Man weiß im Weſten im
allge=
meinen mehr von der Zerſtückelung Oberſchleſiens, von der
Ab=
trennung Oſtpreußens, der Kornkammer Deutſchlands, von dem
Mutterland durch den polniſchen Korridor. Weniger bekannt
iſt das ſchwere Schickſal der Provinz Mittelſchleſien, einem
kern=
deutſchen Land voll bezaubernder Naturſchönheiten. Das ſchwere
Schickſal Niederſchleſiens iſt faſt in Vergeſſenheit geraten. Um
nun auch dem Weſten eine gerechte Vorſtellung von den
Verhält=
niſſen in Niederſchleſien zu geben. hatte das Auswärtige Amt auf
Veranlaſſung des Reichskanzlers Brüning eie Preſſefahrt nach
Mittelſchleſien veranſtaltet. Auf dieſer Fahrt durch
Mittel=
ſchleſien wurde den Teilnehmern ein erſchütternder Einblick in die
troſtloſe Lage dieſer Provinz gegeben. Aus tauſend Wunden
blutet dieſe arme Grenzprovinz. Das Deutſchtum iſt hier infolge
der unſinnigen Grenzziehung in ſchwerſter Gefahr. Stillgelegte
Induſtrien, fehlende Verkehrswege und Kultureinrichtungen,
zerſchnittene Eiſenbahnlinien, brachliegende Chauſſeen,
ausein=
ander geriſſene Landwirtſchaften, zerſtörte lebensnotwendige
Wirtſchaftsgebiete, entſetzliche Arbeitsloſigkeit und ein
grenzen=
loſes Wohnungselend, das iſt das troſtloſe Bild, das ſich den
Teilnehmern der Preſſefahrt durch Mittelſchleſien bot.
Die gegenwärtige Not Mittelſchleſiens iſt ein Teil der
Oſt=
not, die wiederum nur ein Teilausſchnitt aus der allgemeinen
deutſchen Not iſt, verſchärft durch die vernichtenden Folgen der
neuen Grenzziehung im Oſten. Zu dem Drucke, der ſeit
Frie=
densſchluß auf der deutſchen Wirtſchaft im allgemeinen laſtet,
kommt für die Provinz Niederſchleſien eine Reihe weiterer
Hemm=
niſſe hinzu: Die Abtretung ausgedehnter, früher eng mit ihr
verbundener Märkte, die künſtliche Fernrückung Oſtpreußens,
eines überaus wichtigen Abſatzgebietes, und die verſtärkte
Ab=
ſperrung der Länder des Oſtens, die ohnehin durch die
Ver=
änderung an wirtſchaftlicher Kraft eingebüßt haben. Wie
ein=
ſchneidend die Abſperrung der öſtlichen Länder für
Niederſchle=
ſien iſt, geht z. B. daraus hervor, daß der niederſchleſiſche
Stein=
kohlenbengbau des Neuroder und Waldenburger Reviers früher
die Hälfte der Förderung nach Böhmen abſetzte, dieſen Markt
jedoch infolge der Grenzſperre völlig eingebüßt hat. Hinzu kommt
der jahrelange Zollkrieg mit Polen, der der ſchleſiſchen Wirtſchaft
natürlich ſchwere Opfer auferlegte. Von gewiſſen Einſchränkungen
abgeſehen, hatte das abgetretene Gebiet im allgemeinen für
In=
duſtrie, Gewerbe, Handel und Landwirtſchaft Niederſchleſiens
dieſelbe Bedeutung wie die eigene Provinz, ſo daß ſein Verluſt
alſo eine Verminderung des natürlichen Wirtſchaftsgebietes um
die Hälfte gleichkommt. Von den Folgen dieſer
Nachkriegs=
verhältniſſe wurden alle Teile der Provinz gleich ſchwer
ge=
troffen. Die Allgemeinheit des Wirtſchaftslebens hat natürlich am
meiſten in den Gebieten zu leiden, die nicht nur in einzelnen
Be=
trieben, ſondern allgemein engſte Beziehungen zu den
abgetre=
tenen Gebieten unterhielten. Das gilt vornehmlich von der
Hauptſtadt Breslau, die nicht nur Vorpoſten der Induſtrie,
ſondern vor allem auch des Handels jener Gegenden war, und
von den nächſt der Grenze liegenden Kreiſen. Die große Zahl
der geſchäftlichen Zuſammenbrüche, der Stillegung vieler
Indu=
ſtrien, die ſchwere Abſatzkriſe der Landwirtſchaft und die
unge=
heuer große Arbeitsloſigkeit ſprechen eine beredte Sprache. Zum
beſſeren Verſtändnis ſeien hier einige Bemerkungen über die
wirtſchaftliche Struktur Schleſiens, über die vielfach falſche
Vor=
ſtellungen herrſchen, eingeſchaltet. Die einen ſehen in Schleſien
ein landwirtſchaftliches Gebiet, wie etwa Pommern, die anderen
unterſcheiden zwiſchen der Induſtrieprovinz Oberſchleſien und der
Agrarprovinz Niederſchleſien. Beide Betrachtungen ſind falſch.
Gemeſſen an der Zahl der Erwerbstätigen und der
Berufszuge=
hörigkeit hat Schleſien nur 29 Prozent landwirtſchaftliche
Bevöl=
kerung — Niederſchleſien 27,4 Prozent, Oberſchleſien 30,7 Prozent
— (gegen 35,6 Prozent im geſamten Oſten und 22 Prozent im
preußiſchen Staatsdurchſchnitt). Die entſprechenden Zahlen für
Handel und Induſtrie ſind 30,3 Prozent in Oberſchleſien und
52,9 Prozent in Niederſchleſien. Für die Beurteilung der heutigen
Lage Schleſiens ſind entſcheidend ſeine Auslandsgrenzen, die
durch das Verſailler Diktat nicht nur verändert, ſondern trotz
großer Gebietsverluſte noch erheblich verlängert wurden (270
Kilo=
meter länger als die Vorkriegsauslandsgrenze), ſo daß jenſeits
dieſer Auslandsgrenzen zwei neue Staatsgebilde geſchaffen
wur=
den, denen durch die Friedensſchlüſſe die Eigenſtaatlichkeit
ver=
liehen worden iſt, an deren Ausbau und Feſtigung ſie mit allen
Mitteln eines geſteigerten Nationalbewußtſeins arbeiten. Dazu
gehört die Ablehnung deutſcher Waren und eine Verkehrspolitik,
die ſyſtematiſch alles um Schleſien herumführt, was auf viel
kürzerem Weg durch Schleſien hindurch geleitet werden könnte.
Leider findet dieſes Bemühen eine gewiſſe Unterſtützung durch
die Politik der deutſchen Reichsbahn, die den Gedanken einer
durch Schleſien zu leitenden Zugverbindung zwiſchen den
Hauptſtädten Polen und der Tſchechoſlowakei bisher jede
För=
derung verſagt, obwohl Breslau auf einer geraden Linie
zwi=
ſchen Prag und Warſchau liegt und geeignete Schienenwege an ſich
vorhanden ſind.
Durch den Verluſt wichtiger Abſatzgebiete ſind alle Zweige
der ſchleſiſchen Wirtſchaft in Mitleidenſchaft gezogen. Die
Land=
wirtſchaft iſt gezwungen, ſich neue Abſatzgebiete in weitere
Entfernung zu ſuchen und ſtößt dabei auf den ungleichen Wett=
Seite 2
Freitag, den 18. Juli 1930
Nummer 197
bewerb mit günſtiger gelegenen Gegenden. Sie muß ſich deshalb
umſtellen. Dieſe Umſtellung erfordert aber Kapitalien, die ihr
nicht zur Verfügung ſtehen. Wenn die Lage der ſchleſiſchen
Land=
wirtſchaft auch nicht ſo ungünſtig ſein mag, wie vielleicht die von
Oſtpreußen, ſo ſind doch Stützungsmaßnahmen in großem
Um=
fange notwendig. Es iſt zu dieſem Zwecke beim Oberpräſidium
Breslau eine beſondere landwirtſchaftliche Notſtelle eingerichtet
worden, die, obgleich ſie ihre Tätigkeit erſt am 1. Februar dieſes
Jahres aufgenommen hat, bereits in 564 Fällen helfend
einge=
griffen hat.
Der Handel hat, weil die alten Beziehungen nach dem
Oſten durch den Krieg und durch die neue Grenzführung
abge=
ſchnitten worden ſind, ſeine Jahrhundert alten Grundlagen
ver=
loren und befindet ſich namentlich ſeit dem Handelskrieg mit
Polen in einem Zuſtand traurigen Siechtums. Die
Indu=
ſtrie, die in Schleſien eine ganz beſondere Vielſeitigkeit
auf=
weiſt, iſt durch den Verluſt der öſtlichen Abſatzgebiete und durch
ihre ungünſtige Verkehrslage zu den Hauptwirtſchaftsgebieten
des Reiches ſo in Mitleidenſchaft gezogen worden, daß der
Lan=
desarbeitsbezirk Schleſien hinſichtlich des Umfanges der
Er=
werbsloſigkeit ſeit Jahren die höchſten Ziffern aufweiſt
und hierin z. Zt. nur von dem Freiſtaat Sachſen übertroffen wird.
Die Erwerbsloſigkeit Schleſiens liegt dauernd 25
bis 30 Prozent über dem Reichsdurchſchnitt. Bereits im vorigen
Jahre hat nur die Hälfte der Breslauer Arbeiter, die für den
Bezug der Arbeitsloſenunterſtützung notwendige Anzahl von 26
Wochen erreichen können. Am 31. Mai d. J. — alſo in der beſten
Bauzeit — waren 76 Prozent der Bauarbeiter arbeitslos. Da
das Baugewerbe das Schlüſſelgewerbe für die anderen Gewerbe
iſt, kann man ſich denken, wie kataſtrophal ſich auch hier die
Ar=
beitsloſigkeit auswirkt. Ein von der Provinz aufgeſtelltes
Ar=
beitsbeſchaffungsprogramm konnte wegen der fehlenden Reichs=
und Staatsbeihilfen aus der wertſchaffenden Arbeitsloſenfürſorge
nur zuu Teil durchgeführt werden. Das ſchlimmſte iſt, daß durch
die lange Dauer der Erwerbsloſigkeit die arbeitenden Maſſen
bereits außerordentlich geſchwächt, geſundheitlich wie ſeeliſch
ge=
fährdet ſind, und daß die Finanzkraft der fürſorgepflichtigen
Kommunalverbände durch die hohen Wohlfahrtslaſten mehr und
mehr zu erlahmen beginnen. Dazu kommt, daß die Lohnhöhe im
vielen Wirtſchaftszweigen Schleſiens (Webergebiet um
Langen=
bielau Neuroder und Waldenburger Kohlenrevier) ſchon immer
beträchtlich hinter anderen Gebieten des Reichs zurückgeblieben.
Während der Bergarbeiter im Ruhrgebiet einen Schichtlohn von
10,23 RM. erhält, bekommt der Waldenburger Hauer nur 7.32
RM. und im benachbarten Neuroder Gebiet ſind die Löhne
noch um 10 Prozent niedriger. Aber auch bei dem Beſuch
ſchleſi=
ſcher Bäder und Sommerfriſchen darf man ſich durch das äußere
Schauſpiel des Ferienlebens über die wirtſchaftliche Schwäche
des Bäder= und Sommerfriſchengewerbes nicht hinwegtäuſchen
laſſen. Die ſchleſiſchen Bäder, beſonders in der Grafſchaft Glatz,
die in einer weiten Einbuchtung in das tſchechoflowakiſche Gebiet,
vorſpringt, haben immer zahlreichen Beſuch wohlhabender Gäſte
aus Polen und Rußland gehabt. Die Zahl dieſer Beſucher
be=
trägt heute nachweislich nur noch 5 Prozent der Vorkriegszeit
und für dieſen Ausfall iſt erklärlicher Weiſe kein entſprechender
Erſatz aus dem deutſchen Inlande zu gewinnen.
Bei den Friedensvertragsverhandlungen drängte ſich gerade
den Einwohnern Schleſiens die bange Frage auf, ob es angeſichts
der damals verlangten Gebietsabtretungen möglich ſei, die der
Grundlage zum großen Teil beraubte Wirtſchaft in ihrem
frü=
heren Umfange aufrecht zu erhalten, ob ſich vor allem die
grö=
ßeren Städte auf ihrer bisherigen Höhe halten könnten, und ob
nicht ſchließlich das Bollwerk des Deutſchtums in ſeinen
Grund=
feſten erſchüttert werden müßte. Nur die wirtſchaftliche Not iſt
hier entſcheidend. Abgeſehen von dem oberſchleſiſchen
Induſtrie=
gebiet ſpielen Nationalitätenfragen faſt gar keine Rolle (in ganz
Niederſchleſien gibt es keine Tauſend Polen, die Bevölkerung
iſt rein deutſch). Aber die Gefahr beſteht, daß durch die
dauernde Schwächung deutſcher Volkskraft in dem halbinſelartig
nach Südoſten vorgeſtreckten Land das erfolgreiche Vordringen
fremden Volkstums erleichtert wird. Eine ſolche Folge braucht
gar nicht einmal ſogleich eintreten. Die Gefahr iſt ebenſo groß,
wenn ſie erſt nach und nach, vielleicht erſt in Jahrzehnten, ſich
voll geltend macht. Handwerk und Gewerbe, Handel und
In=
duſtvie fühlen ſich zum großen Teil eng mit dem Boden
ver=
bunden und werden verſuchen, ſich trotz aller Schwierigkeiten auf
einer verſchmälerten Grundlage zu halten. Eine andere Frage
aber iſt, ob ſich die heranwachſende Generation in der Heimat
halten läßt, ob ſie nicht vielfach anderswo ihr Glück verſuchen
wird, wo ihr mehr Ausſichten winken und die Verhältniſſe
gün=
ſtiger liegen.
In Schleſien ſteht viel auf dem Spiele. Es geht nicht allein
um das Gedeihen von Handel, Induſtrie, Handwerk und
Land=
wirtſchaft, das die Vorausſetzung für die Weiterentwickkung der
Kultur iſt, nicht allein darum, den arbeitenden Klaſſen ſtändige
und lohnende Arbettsgelegenheit zu verſchaffen. Es geht
dar=
über hinaus darum, dem Vaterlande eines der lebenswichtigſten
Gebiete unverſehrt zu erhalten; es geht darum, das von den
Vom Tage.
Im Haushaltsausſchuß des Reichstags wurde bei der
Beratung des Haushaltsgeſetzes die Reichsregierung ermächtigt, im Etat
1930 Erſparnifſe von mindeſtens 100 Millionen RM. von ſich aus
vorzunehmen. Gegen dieſe Ermächtigung ſtimmten die Sozialdemokraten
und die Kommuniſten.
Der Staatsgerichtshof für das Deutſche Reich hat die
Ver=
handlung im verfafſungsrechtlichen Streitverfahren zwiſchen
dem Lande Thüringen und dem Deutſchen Reich gegen
Weitergewährung der Polizeizuſchüſſe an das Land
Thüringen beendet. Die Entſcheidung des Staatsgerichtshofes wird
am Freitag um 13 Uhr verkündet werden.
Zu der Beendigung der deutſch=ruſſiſchen
Schlichtungs=
verhandlungen verlautet aus gutunterrichteter Quelle in
Mos=
kau, daß die Verhandlungen möglicherweiſe in Berlin fortgeſetzt
werden, um die noch unbereinigten Fragen zu regeln. Die
Beſprechun=
gen hierüber ſind noch im Gange.
General Schott, der Geſchäftsführer und Direktor des
Reichs=
klubs der Deutſchen Volkspartei, iſt nach nur eintägigem Krankenlager
plötzlich in Zermatt geſtorben, wo er ſich zur Erholung aufhielt.
Der frühere hamburgiſche Geſandte in Berlin,
Senator Dr. Strandes, iſt am Mittwoch abend im Alter von
71 Jahren in Hamburg plötzlich geſtorben.
Der ſchwediſche Anteil an der öſterreichiſchen
Anleihe in Höhe von 10 Millionen ſchwediſche Kronen iſt mehrfach
gezeichnet worden.
Der Vollzugsausſchuß der engliſchen Bergarbeitergewerkſchaft hat
den Vorſchlag der Regierung zur Rettung der Kohlenvorlage
angenom=
men. Danach ſoll die vom Oberhaus gewünſchte 90ſtündige Arbeitszeit
in 14 Tagen als Höchſtgrenze in einem Abkommen feſtgelegt werden.
Die Regierung wird am Montag einen entſprechenden
Aenderungs=
antrag zur Kohlenvorlage im Unterhaus einbringen. Die vom
Ober=
haus verlangte Klauſel iſt damit im Prinzip angenommen und die
Kohlenbill gerettet worden.
Der Drei=Parteien=Ausſchuß, der die Frage einer
Re=
form des engliſchen Wahlrechts zu prüfen hatte, hat ſeine
Arbeiten beendet. Dem Vernehmen nach iſt der Ausſchuß zu keinem
einſtimmigen Ergebnis gekommen. Die Verhandlungen über
eine Wahlreform ſind damit zuſammengebrochen und eine
nen=
nenswerte Aenderung in dem bisherigen Wahlſyſtem nicht zu erwarten.
Der Vizekönig von Indien hat den beiden indiſchen Politikern
Yahakar und Sir Tei Bapru geſtattet, die Kongreßführer Gandhi,
Mo=
tilal Nehru und Javaharlal Nehru im Gefängnis zu beſuchen. Man
hofft, Gandhi zur Einſtellung des Feldzuges der
Gehor=
ſamsverweigerung gegen die indiſche Regierung
und zur Teilnahme an der Round Table=Konferenz bewegen zu können.
Die franzöſiſche Regierung hat, wie vorauszuſehen war, nachdem
ſie die Kammer plötzlich in die Ferien geſchickt hatte, die in den letzten
Tagen der Parlamentsſefſion eingebrachten Zuſatzkredite für die
natio=
nale Verteidigung in Höhe von 1,160 Millionen Franken durch Dekret
bewilligt.
Der italieniſche Konſul in Alexandria hat im Zuſammenhang mit
der Tötung eines italieniſchen Untertanen bei den Unruhen ſcharfen
Proteſt bei der ägyptiſchen Regierung eingelegt. Das diplomatiſche
Korps in Aegypten wird, obwohl die Lage augenblicklich ruhig iſt, zur
Erörterung von Maßnahmen zuſammentreten, da man bei der Ankunft
der britiſchen Kriegsſchiffe mit der Möglichkeit neuer Unruhen rechnet.
Ein neunzigjähriger Grenzſtreit zwiſchen
Gua=
temala und Honduras iſt jetzt durch die Vermittlung des
nord=
amerikaniſchen Staatsdepartements beigelegt worden. Die beiden
Staaten haben ſich vertraglich verpflichtet, den Grenzſtreit einem
Drei=
männer=Schiedsgericht unter dem Vorſitz von Charles Evans Hughes
zu unterbreiten und entſprechend der Entſcheidung des Schiedsgerichts
die Grenzfeſtſetzung ſofort vorzunehmen.
Vorfahren überkommene Vermächtnis des Schutzes der deutſchen
Kultur im Oſten zu bewahren. Dafür iſt die Vorausſetzung eine
kerdeutſche Bevölkerung, eine ſtarke Wirtſchaft, blühende Städte
und Gemeinweſen, die von der überſchüſſigen Kraft ſtändig an
das Land abgeben und einen Strom von kulturellen Anregungen
auf dieſes leiten, in Wechſelwirkung gleiche Anregung von dieſem
empfangend.
Es wäre eine Nichtbeachtung der hiſtoriſchen Tatſachen, eine
Verkennung aller Verhältniſſe, wenn man annähme, daß man
gegenwärtig die künftige Entwicklung Deutſchlands lediglich auf
den Weſten gründen könne. Unſere Zukunft beruht jetzt wie
immer im Laufe der Geſchichte auf zwei Pfeilern, die durch die
Namen Rhein und Oder bezeichnet werden. Nachdem durch die
Räumung der Rheinlande der ſchwerſte Druck von der Weſtmark
genommen wurde, die jetzt den Wiederaufbau mit friſchen und
freien Kräften in Angriff nehmen kann, darf man auch
Mittel=
ſchleſien wünſchen, daß durch das Oſtprogramm, das am
Diens=
tag im Haushaltsausſchuß des Reichstags angenommen wurde,
Mittel zu ausreichenden Hilfsmaßnahmen auch für Niederſchleſien
bereitgeſtellt werden, die ſich in folgender Richtung bewegen
müſſen: 1. Umſtellung der ſchleſiſchen Landwirtſchaft mit dem
Ziele möglichſter Selbſtverſorgung der ſchleſiſchen Bevölkerung;
2. Ausgleich der exzentriſchen Lage Schleſiens durch
Verkehrs=
verbeſſerung und Tarifermäßigung; 3. Handelsverkehr mit
Oſt=
europa, beſonders mit den angrenzenden Nachbarvölkern (Polen,
Tſchechoflowakei).
C. S.
Braun bei Hindenburg.
Der Konflikt beigelegk. — Programmäßige
Rheinland=
reiſe des Reichspräſidenken.
Berlin, 17. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt: Der Reichspräſident empfing am
Donnerstag den Reichskanzler und den preußiſchen
Miniſter=
präſidenten zu einer längeren Ausſprache, deren Ergebnis die
völlige Beſeitigung der durch das Stahlhelmverbot im Rheinland
und Weſtfalen und die Abſage des Reichspräſidenten entſtandenen
Schwierigkeiten war. Der Reichspräſident hat demgemäß die
Ab=
ſage ſeiner Reiſe in die Rheinprovinz zurückgezogen und die
betei=
ligten Städte und Behörden hiervon telegraphiſch verſtändigt.
Reichspräſident, Reichskanzler und preußiſcher Miniſterpräſident
haben in ihrer Beſprechung den gemeinſamen Wunſch zum
Aus=
druck gebracht, daß nunmehr die Feiern im befreiten Gebiet unter
allſeitiger Beteiligung aller Kreiſe der Bevölkerung ſtattfinden
und einen erhebenden Verlauf nehmen mögen.
Das Penſionskürzungs=Geſekz kroß
Regierungs=
bedenken angenommen.
Im Haushaltsausſchuß des Reichstages wurde am
Donners=
tag mit den Stimmen des Zentrums, der Sozialdemokraten, der
Wirtſchaftspartei und der Kommuniſten das
Penſionskürzungs=
geſetz auch in zweiter Leſung angenommen. In der
vorange=
gangenen Ausſprache wurde von Regierungsſeite wie auch von
Seiten Preußens und Bayerns gebeten, dieſe ſchwierige und
um=
fangreiche Materie nicht auf Grund eines Initiativantrages,
ſon=
dern auf dem ordentlichen Geſetzgebungswege unter Beteiligung
des Reichsrats zu erledigen.
Reichsfinanzminiſter Dietrich erklärte, innerhalb des
Kabi=
netts beſtänden ſchwerſte Bedenken dagegen, dieſe Angelegenheit
überſtürzt zu behandeln. Die allgemeine Penſionskürzung auf
12 000 Mark werde die beſten Kräfte abhalten, in den amtlichen
Dienſt zu treten. Die Reichsregierung ſei bereit,, auf dem
ordent=
lichen Geſetzgebungswege im Herbſt einen Entwurf vorzulegen,
der die Mißſtände im Penſionsweſen beſeitige. Auch
Juſtiz=
miniſter Bredt bat, von einer Beſchlußfaſſung im gegenwärtigen
Augenblick abzuſehen. Trotz der Regierungsbedenken wurde die
Vorlag= vom Ausſchuß angenommen.
Der =Bedarf an Kapital, der ſich für die verſchiedenen
Zwecke des Reiches, insbeſondere für die mit der Oſthilfe und dem
Arbeitsbeſchaffungsprogramm zuſammenhängenden Fragen, im
Laufe dieſes Haushaltsjahres fühlbar machen wird, hat
Ver=
anlaſſung dazu gegeben, daß der Reichsbankpräſident im
Einver=
nehmen mit dem Reichsfinanzminiſter die beteiligten Reſſorts und
ſämtliche mit der Kapitalbeſchaffung befaßten Stellen des Reiches
und Preußens für geſtern zu einer Beſprechung eingeladen hatte.
Um für die Dauer eine Einheitlichkeit in der Kreditverſorgung
für dieſe Zwecke ſicherzuſtellen, ſoll in Zukunft allmonatlich eine
derartige Beſprechung unter dem Vorſitz des Reichsbankpräſidenten
ſtattfinden. Die Durchführung der einzelnen Maßnahmen ſoll
Sonderbeſprechungen der an ihr unmittelbar beteiligten Stellen
mit der Reichsbank vorbehalten bleiben und durch die Reichsbank
oder in enger Fühlung mit ihr erfolgen.
Reduzierung der Saarkruppen.
Wie wir erfahren, ſteht die von der Regierungskommiſſion des
Saargebietes vorgenommene Reduzierung des Effektivbeſtandes
der Eiſenbahnſchutztruppen des Saargebietes von 600 auf 250
Mann mit der franzöſiſchen Theſe über den Zweck dieſer Truppe,
die danach lediglich dem Schutze der Verbindungswege für die
Be=
ſatzungstruppen dienen ſollte, durchaus im Widerſpruch. Der
Be=
ſchluß auf Verminderung, nicht Zurückziehung, trägt keineswegs
den Tatſachen Rechnung. Die Eiſenbahnſchutztruppe hat ihre
Auf=
gabe erfüllt. Für das Verbleiben ſelbſt nur des Reſtes beſteht
kein zureichender Grund. Im übrigen iſt daran zu erinnern, daß
England ſeinerzeit ſeine Truppen zurückgezogen hat, ohne die
Re=
gierungskommiſſion oder den Völkerbund weiter mit der
Ange=
legenheit zu befaſſen.
Von Emil Jannings.
Die Löſung der Frage des Tonfilms iſt nun dank
der Opferwilligkeit der Direkvon unſerer
Lichtſpiel=
theater auch in Darmſtadt einen Schritt näher
ge=
bracht worden, und zwar einen erheblichen Schritt
zum Guten. Ab heute Freitag läuft im U.=T. der
erſte Tonfilm in Lichtton=Technik (an Stelle
der Nadelton=Technik), nämlich „Der blaue
Engel”. Wir laſſen hierzu Emil Jannings,
der in dieſem Film eine ſeiner packendſten, tiefſt
angelegten erſchüterndſten Filmgeſtalten ſchuf, das
Wort.
D. Red.
Der Ton= und Sprechfilm hat viele Gegner, — und gerade
unter den Freunden und Anhängern der Filmkunſt —, weil man
in den erſten Sprechfilmn den, allerdings verſtändlichen, Fehler
machte, die ganze Wirkung im Ton zu ſuchen, auf den Ton zu
ſtellen, und dabei das Bildmoment vernachläſſigte, das ja
ſchließ=
lich auch im Tonfilm Hauptſache bleibt. Dies Ereignis, daß das
bisher ſtumme Kind plötzlich ſprach, verſetzte ſeine Eltern, die
Produzenten, in einen Sinnestaumel, daß ſie darüber ganz das
Ausſehen vergaßen. Die Tatſache, daß der Film zu tönen, zu
ſprechen und zu ſingen anfing, begeiſterte die Produzenten und
das durch die überſteigerte amerikaniſche Reklame mitgeriſſene
Publikum derart, daß ſie nur noch Ohren für den Ton hatten.
Gerade das wertvollſte und das Charakteriſtiſche des Films, die
Kunſt der Bildeinſtellung, Bildablöſung und Bildbewegung gerie
dabei ins Hintertreffen. Jetzt aber, wo die erſte Freude und
der erſte Schreck vorbei ſind, iſt auch die priminve, bedenklich an
die Anfänge des Films gemahnende Bildbehandlung im Tonfilm
bereits überwunden. Der Tonfilm ſetzt ſeine Entwicklung, auch
in optiſcher Hinſicht, von dem Entwicklungſtadium aus fort, das
der ſtumme Film augenblicklich erreicht hat.
Die Filmkunſt fußt auf komplizierten techniſchen
Voraus=
fetzungen. Es liegt deshalb in ihrer Natur, ihre künſtleriſchen
Ausdrucksmöglichkeiten durch immer neue techniſche Erfindungen
und Errungenſchaften zu bereichern. Das Weſen des Films bleibt.
trotzdem konſtant und deckt ſich mit dem Weſen jeder anderen
Kunſtform: mit Hilfe beſtimmter Ausdrucksmittel und
konſtrur=
tiviſtiſcher Methoden, Vorgänge der Wirklichkeit oder der
Phan=
taſie zu übermitteln.
Der Filmdarſteller muß ſich umſtellen: aus dem Mimen wird
ein Sprechſchauſpieler. Da ich Schauſpieler bin, geht mich das
natürlich in allererſter Linie an.
Es liegt an der Kompliziertheit des Werdeganges eines Films,
daß die Leiſtung des Filmſchauſpielers nicht ſo ſelbſtändig ſein
kann, wie die ſeines Kollegen von der Bühne. Beim ſtummen
Film iſt ſie abhängig vom Regiſſeur und Kameramann, denn im
Emil Jannings in der Rolle des „Profeſſor Unrath” in dem Ufa=Tonfilm „Der blaue Engel”.
künſtleriſch und tichniſch ſchöpferiſche und vermittelnde Tätigkeit Amerika hinter ſich. Ich glaube, daß der „blaue Engel” ein
kommt noch ein dritter Mittelsmann hinzu, von dem die Wieder= entwicklung wird uns hoffentlich bald wieder zu gemeinſamer
gabe der akuſtiſchen Leiſtung des Darſtellers abhängt: der Arbeit zuſammenführen.
Akuſtiker, der Kontrollmann des Mikrophons. Er ſitzt in einem
ſchalldicht abgeſchloſſen n Raum und hört die Worte des
Schau=
ſpielers nicht ſo, wie dieſer ſie ſprcht, ſondern wie ſie aus dem
Lautſprecher kommen, von der Technik aufgefangen und
wieder=
gegeben. Der Akuſtiker kann den
Ton abſchwächen und
verſtär=
ken, und die Entſcheidung liegt
bei ihm, ob eine Tonaufnahme
einwandfrei gelungen iſt oder
nicht.
Es iſt natürlich das Ideal,
daß der Ton von der techniſchen
Apparatur genau ſo
wiedergege=
ben wird, wie er „
hineingeklun=
gen” iſt. Dieſe rein techniſche
Frage wird ohne Zweifel über
kurz oder lang endgültig gelöſt
werden. Trotzdem muß der
Schauſpieler — auch
derBühnen=
ſchauſpieler — ſpeziell für das
Mikrophon zu ſprechen lernen,
muß ſich auf dieſen
merkwürdi=
gen kleinen ſchwarzen Kaſten
einſtellen, wie er es beim
ſtum=
men Film gelernt hat, ſich auf
die Kamera einzuſtellen, anders.
zu ſpielen, als auf der Bühne?
und mehr noch: für die
Groß=
aufnahme anders, als bei einer
Weiteinſtellung. Wie er die
Ge=
heimniſſe und Fineſſen der
Ka=
mera ergründet hat und ſein
Mienen= und Körperſpiel ihnen
anpaßte, muß er ſich jetzt in
ſeiner Sprache nach dem
Mikro=
phon richten.
Ich bin glücklich, daß ich
meinen erſten Tonfilm in
mei=
ner Mutterſprache in
Deutſch=
land ſpielen durfte: bei der Ufa
unter der Produktionsleitung
Gegenſatz zur Bühne ſieht ja das Kinopublikum nicht die un= meines alten Freundes Erich Pommer. Die Regie führte mein
mittelbare Geſtaltung des Schauſpielers, ſondern die techniſche amerikaniſcher Freund Joſef von Sternberg, ein gebürtiger
Wiedergabe des photographiſchen Bildausſchnittes, die durch die Wiener. Er hat bereits ſeinen erſten großen Tonfilmerfolg in
des Regiſſeurs und Kameramanns zuſtandekommt. Beim Tonfilm weiterer Erfolg für ihn und uns alle ſein wird. Die Weiter=
Nummer 197
Seite 3
Freitag, den 18. Juli 1930
Das Echo der deutſchen Ankwork.
Die Einſtellung der franzöſiſchen Preſſe.—Berſkändnis
für die polikiſchen Vorbehalke.
Wie zu erwarten war, nimmt die deutſche Antwortnote auf das
Briand=Memorandum einen breiten Raum in der Weltpreſſe,
beſonders in der franzöſiſchen Preſſe, ein. Und es iſt erfreulich
feſtzuſtellen, daß die Einſtellung der franzöſiſchen
Zeitungen, mit Ausnahme einiger Nationaliſtenblätter, deren
Voreingenommenheit eine ſachliche Prüfung kaum erwarten ließ,
die Erkenntnis der poſitiven Bemühungen Deutſchlands um eine
Förderung des Europa=Plans dartut, daß dieſe Abſicht trotz aller
mit Recht vorgebrachten offenen Einwendungen zu den
Einzel=
heiten der Briandſchen Konſtruktion nicht verkannt wird.
Der „Petit Pariſien” findet die Antwort „viel
zufrieden=
ſtellender, als dies gewiſſe Berliner Depeſchen vorausſehen
ließen”, erblickt darin die Anerkennung der Rechtzeitigkeit der
franzöſiſchen Initiative, in zahlreichen Punkten Uebereinſtimmung
mit Briand und das Verſprechen poſitiver Mitarbeit. Dieſes
konſtruktive Bemühen und die gute Einſtellung, von der es
Zeug=
nis ablege, müſſe man begrüßen. Im „Petit Journal” gibt
Marcel Ray der ernſtzunehmenden und in gemäßigten
Wendun=
gen abgefaßten Antwort das Zeugnis, daß ſie das
Verantwor=
tungsgefühl und den Geiſt von Locarno dartue. Die aktive
und poſitive Mitarbeit, die Deutſchland dem großen. Werk
Briands entgegenbringe, ſei alles, was Frankreich für den
Augen=
blick wünſchen könne. Für den Wunſch der Zuziehung der
Tür=
kei und der Sowjetunion habe Deutſchland klarere Gründe als
Italien. Daß Deutſchland die Forderungen wiederhole, die es
vor ſeinem Eintritt in den Völkerbund geſtellt habe, ſie aber
ebenſowenig wie damals zur Bedingung mache, ſei eines der
Verdienſte der deutſchen Antwort, die eine Geſamtheit meiſt
intereſſanter poſttiver Anregungen enthalte. Er nennt ſie „
ver=
nünftig und zufriedenſtellend”.
Der „Matin” analyſiert die deutſche Note vielleicht am
gründ=
lichſten und gelangt dabei zu durchaus bejahenden Schlüſſen.
Denn auch er hält es für „vielleicht klug, wenn man an die
dringendſten Fragen herangehe‟. Wenn man alſo die Verſuche
in bezug auf Sicherheils= oder gegenſeitige Beiſtandspakte
bei=
ſeite läßt und in wirtſchaftlicher Hinſicht gute Arbeit zu leiſten
ſucht. „Eine Grundlage, die der lebendigen Entwicklung
ſtand=
hält” findet das Blatt eine klare und den bekannten Anſichten
Deutſchlands entſprechende Forderung. Das „Oeupre” ſtellt
eine Parallele zwiſchen der italieniſchen und der deutſchen
Ant=
wort her, gibt Deutſchland recht, wo es die Notwendigkeit
be=
tont, alle Verſuche zur Beſſerung der politiſchen Lage in Europa
von der Anwendung des Grundſatzes vollſtändiger
Rechtsgleich=
heit abhänig zu machen und ſtellt die recht zeitgemäße hiſtoriſche
Reminiſzenz an, wonach ſich das Frankreich von 1871 mit
durch=
aus entſprechenden Vorſtellungen auf den Berliner Kongreß von
1878 begeben habe. Die „Volonté” benutzt die Gelegenheit, um
Poincaré wegen ſeiner Mißtrauenskampagne gegen Deutſchland
ſcharfe Vorhaltungen zu machen und von ihr als „Geiſt
ſyſte=
matiſchen Gezänks” zu ſprechen. Das Blatt ſpricht von dem
„zerriſſenen Text eines toten Vertrags”, an den ſich Poincaré
klammere, während ganz Europa die Notwendigkeit einer neuen
Organiſierung fühle. Ton und Inhalt der verſöhnlich
gehal=
tenen deutſchen Antwort könne dieſe allgemeine Friedensſtrömung
nur verſtärken. Das „Journal” weiſt in einem Artikel aus der
Feder von Saint=Brice auf die Unterſchiede zwiſchen der
deut=
ſchen und der franzöſiſchen Aufaſſung von einer europäiſchen
Föderation hin und findet als Grundlage für eine künftige
Union die Annahme des gegenwärtigen Status in Europa
not=
wendig, aber auch er kann nicht umhin, eine „Aufnahme der
Diskuſſion” feſtzuſtellen.
Daß „Echo de Paris” und „Figaro”, zum Teil mit
Seiten=
hieben auf Italien und auf die verſtändigungwilligen Kreiſe in
Frankreich ſelbſt, allerhand Gedankenſprünge anſtellen, um Grund
zur Verdächtigung der deutſchen Abſichten zu finden, verſtand
ſich wohl von ſelbſt. Pertina ſpricht von einer „abgeworfenen
Revanchemaske”, muß aber zugeben, daß „der Stil der
Wil=
helmſtraße etwas beſtimmter und klarer dort werde, wo er die
wirtſchaftlichen Frage behandle”, und erblickt nun darin die
Ab=
ſicht, den Kontinent zu unterjochen. Man wird dieſe
monomani=
ſchen Anſichten um ſo eher übergehen dürfen, als ſie gänzlich
unſubſtanziert vorgebracht werden, und als ſie mit der amtlichen
Auffaſſung des Quai d’Orſay durchaus im Widerſpruch ſtehen,
die z. B. aus einer Meldung des gleichen Pertinax an den
„Daily Telegraph” in London hervorgeht und beſagt, daß die
deutſche Antwort einen günſtigen Eindruck
ge=
macht hat. da Deutſchland bereit ſei, an der vorgeſchlagenen
September=Konferenz teilzunehmen. Die „Times” finden die
Antwort mit beſonderer Vorſicht formuliert, auf die man aber
infolge der Reichstagsrede Dr. Curtius gefaßt geweſen ſei.
Jedenfalls darf zuſammenfaſſend feſtgeſtellt werden, daß das
bisher vorliegende Echo die Erreichung des mit der deutſchen
Note verfolgten Zweckes auch bei der öffentlichen Meinung zeigt;
die Anerkennung des Wunſches nach poſitiver
Mätarbeit und nach einer Ausgeſtaltung des Europa=Plans
in der zunächſt Erfolg verſprechenden und angeſichts der
allge=
meinen Wirtſchaftsnöte beſonders wünſchenswerten Richtung;
daneben zeigt ſich Verſtändnis für die politiſchen
Vorbehalte und gleichfalls konſtruktiven
Ge=
dankengänge Deutſchlands.
Weitere Ankworken zu Briands Paneuropa=Plan.
Die Texte der Antworten der finniſchen und lettiſchen
Re=
gierung wurden geſtern ſpät abends veröffentlicht. Beide Länder
billigen die Briandſche Idee einer europäiſchen Staatenföderation.
Die finniſche Regierung hält es für notwendig, daß die
Staa=
tenföderation im Rahmen des Völkerbundes organiſiert werde und
in engſter Zuſammenarbeit mit deſſen Organen arbeite. Die
let=
tiſche Regierung unterſtreicht in ihrer Note beſonders, daß die
Zuſammenarbeit der europäiſchen Völker nur dann poſitive Erfolge
zeitigen könne, wenn keine europäiſche Nation ausgeſchloſſen bleibe.
Auch die albaniſche Regierung erklärt ſich bereit, an der
Ver=
wirklichung der Union mitzuarbeiten, und drückt die Anſicht aus,
daß die Hauptaufgabe der neu zu ſchaffenden Föderation in erſter
Linie in der Löſung der wirtſchaftlichen Probleme Europas liege.
Die portugieſiſche Regierung erklärt ſich in ihrer Note
gleichfalls bereit, an der Schaffung einer europäiſchen Föderation
aktiv ſich zu beteiligen, macht jedoch verſchiedene Vorbehalte
hin=
ſichtlich der portugieſiſchen Kolonien und der traditionellen
Be=
ziehungen Portugals zu Braſilien.
Die Antwort der norwegiſchen Regierung geht beſonders
auf die wirtſchaftliche Seite des Problems ein. Es heißt darin,
es ſei klar, daß man bei einem Plan der europäiſchen
Zuſammen=
arbeit auch deſſen politiſche Seite in Erwägung ziehen müſſe. Aber
es machten ſich bei ihm einerſeits nationale und geſchichtliche
Er=
wägungen nachdrücklichſt geltend, und andererſeits ſtehe es feſt,
daß viele Länder, wie z. B. Norwegen, ihre Zuſtimmung zu einem
Regime nicht geben könnten, das auch militäriſche Verpflichtungen
in ſich ſchließe.
In der Antwort der belgiſchen Regierung wird die
Not=
wendigkeit eines Paktes allgemeiner Art betont. Die belgiſche
Regierung erkennt die Zweckmäßigkeit einer Konferenz der
Ver=
treter aller Regierungen, die Mitglieder des Völkerbundes ſeien,
an, glaubt jedoch nicht, daß es angebracht wäre, einen ſtändigen
politiſchen Organismus zu ſchaffen. Hinſichtlich der Notwendigkeit,
im voraus die weſentlichen Bedingungen feſtzulegen, erklärt die
belgiſche Regierung, daß, wo kein Vertrauen und keine
Sicherheit herrſche, die Koordinierung der wirtſchaftlichen
Tätigkeit ſchwerlich Fortſchritte machen würde.
In der engliſchen Note wird erklärt, daß dieſes bedeutende
Projekt genaues und langes Studium aller Fragen zuſammen mit
den Regierungen der Dominion=Staaten notwendig mache. Um
aber dem Wunſche der franzöſiſchen Regierung nachzukommen, bis
zum 15. Juli eine Antwort zu haben, ſei die vorläufige Antwort
übermittelt worden, die lediglich einleitenden Charakter habe.
In wirtſchaftlicher Hinſicht müſſe vor allem eine engere
Zu=
ſammenarbeit unter den europäiſchen Völkern
angeſtrebt werden. Die Paneuropa=Union müſſe jedoch im
Rahmen des Völkerbundes eingefügt werden.
Der Mhun vei Sienermälbelbronängen.
Die deckungsmaßnahmen.
Die Beſtimmungen über die Reichshilfe.
Berlin, 17. Juli.
Das Reichsgeſetzblatt veröffentlicht heute die Verordnungen
des Reichspräſidenten auf Grund des Artikels 48 der
Reichs=
verfaſſung über Deckungsmaßnahmen für den Reichshaushalt
1930 und über die Zulaſſung einer Gemeindegetränkeſteuer.
Im erſten Abſchnitt der erſten Verordnung ſind die
Beſtim=
mungen über die Reichshilfe der Perſonen des öffentlichen
Dienſtes und über die einmaligen außerordentlichen Zuſchläge zur
Einkomenſteuer im Rechnungsjahre 1930 enthalten. Nach einer
Einleitung im 8 1 wird in den 88 2—9 die Reichshilfe der
Per=
ſonen des öffentlichen Dienſtes feſtgeſetzt. Beitragspflichtig
ſind die Beamten und Angeſtellten des Reichs, der Länder, der
Gemeinden, der Reichsbank, der Körperſchaften, ſowie der
Ver=
bände der Körperſchaften des öffentlichen Rechts, dazu die
Sol=
daten der Wehrmacht, die Empfänger von Warte= und
Ruhegelder, Perſonen, denen aus Mitteln der
Rechtskörperſchaf=
ten und Verbände Einnahmen von mehr als 8400 RM.
jährlich zufließen, und Mitglieder von Aufſichtsräten.
Befreit von der Beitragspflicht ſind Perſonen,
deren Einkommen 2000 RM. jährlich nicht überſteigt oder die für
den Fall der Arbeitsloſigkeit nicht verſichert ſind. Bei Berechnung
der Einnahmen für die Reichshilfe, die 2½ v. H. beträgt, bleiben
für jedes minderjährige Kind 240 RM. jährlich außer Anſatz.
Be=
meſſungsgrundlage ſind die Einnahmen, die für die Zeit vom
31. Juli 1930 bis zum 1. April 1931 gewährt werden. Die
Reichs=
hilfe fließt ausſchließlich dem Reiche zu.
Der Einkommenſteuerzuſchlag.
In den §§ 10—12 wird der Zuſchlag zur
Einkom=
menſteuer für die Einkommen von mehr als
8000 RM. in Höhe von 5 v. H. feſtgeſetzt. Der Zuſchlag iſt
am 10. Oktober d. J. und am 10. Januar 1931 zu entrichten.
Die Ledigenſteuer.
Die 88 13—18 behandeln ſodann den Zuſchlagzur
Ein=
kommenſteuer der Ledigen, der in Höhe von 10 v. H.
der Einkommenſteuer bei denen erhoben wird, deren Einkommen
2640 RM. jährlich überſteigt. Als ledig gelten unverheiratete
ſowie verwitwete oder geſchiedene Perſonen, vorausgeſetzt, daß
aus ihrer Ehe Kinder nicht hervorgegangen ſind. Unverheiratete
Frauen, denen Kinderermäßigung zuſteht, ſowie Steuerpflichtige,
die zum Unterhalt ihrer geſchiedenen Ehefrau oder eines
bedürf=
tigen Elternteils mindeſtens 10 v. H. ihres Einkommens auf=
wenden, bleiben von den Zuſchlägen befreit. Bei der
veranlag=
ten Einkommenſteuer der Ledigen ſind die Zuſchläge nach der
Ein=
kommenſteuer zu berechnen, die für im Kalenderjahr 1929 endende
Steuerabſchnitte endgültig veranlagt worden iſt. In den
wei=
teren Paragraphen der Notverordnung ſind außer den
Schluß=
vorſchriften die Finanzausgleichsbeſtimmungen enthalten. Vor
Verteilung des Geſamtaufkommens der Einkommenſteuer werden
aus dem Aufkommen an Lohnſteuer 88 Millionen, aus dem
Auf=
kommen an veranlagter Einkommenſteuer 79 Mällionen RM.
zu=
gunſten des Reiches ausgewieſen.
Die Kopffteuer.
Der zweite Abſchnitt der erſten Verordnung enthält die
Be=
ſtimmungen über die Bürgerſteuer. Die Gemeinden dürfen von
allen im Gemeindebezirk wohnenden Perſonen über 20 Jahre
eine Bürgerſteuer erheben deren Höhe von den Ländern beſtimmt
wird, die aber mindeſtens 6.— RM. für das Jahr betragen muß
Befreit von der Steuer ſind Perſonen, die mindeſtens ſeit einem
Monat vor dem Stichtag Kriſenunterſtützung empfangen oder
am Stichtag laufend öffentliche Fürſorge genießen. Maßgebend
für die Steuerpflicht ſind die Verhältniſſe am 1. Oktober eines
jeden Jahres. Der Landesſatz ermäßigt ſich auf die Hälfte bei
Perſonen, die einkommenſteuerfrei ſind. Wenn im Jahre 1930 in
einer Gemeinde die Gemeindegrundſteuer oder die
Gemeinde=
gewerbeſteuer über den bis zum 1. Juli beſchloſſenen Satz erhöht
wird, iſt die Gemeinde zur Erhebung der Bürgerſteuer
ver=
pflichtet.
Im dritten Abſchnitt der Verordnung wird für die
Er=
hebung der Tabakſteuer die Verkürzung der
Steuerfälligkeitstermine im einzelnen feſtgeſetzt und
werden die übrigen notwendigen Aenderungen für das
Tabak=
ſteuergeſetz beſtimmt.
In dem nur einen Paragraphen enthaltenden vierten
Ab=
ſchnitt wird feſtgeſtellt, daß die Vorſchriften der Abſchnitte 1 und
2 mit der Verkündung, die Vorſchriften des Abſchnittes 3 am
4. Auguſt in Kraft tretin.
Die Gemeindegekränkeſteuer.
In der zweiten Verordnung wird über die Zulaſſung einer
Gemeindegetränkeſteuer beſtimmt, daß die Gemeinden und
Ge=
meindeverbände auf Bier, Wein, weinähnliche und künſtliche
Ge=
tränke, wie Tee, Kaffee, Kakao uſw. ſowie auf Trinkbranntwein
und Mineralwäſſer für den Verzehr an Ort und Stelle Steuern
erheben können, die nach dem Kleinhandelspreiſe zu bemeſſen
ſind. Anſtelle der Steuer auf Bier dürfen Steuern auf den
ört=
lichen Verbrauch von Bier nach Maßgabe des
Finanzausgleichs=
geſetzes erhoben werden. Dieſe Verordnung tritt mit dem auf
die Verkündung folgenden Tage in Kraft.
Ueber die Technik des Tonfilms haben wir mehrfach
ge=
zwieben. Es ſei daran erinnert, daß beim
Lichttonfilm
3 maſſige Medium der Schallplatte vollſtändig entfällt. Die
challaufzeichnung erfolgt durch eine beſonders konſtruierte
immlampe direkt auf den Filmſtreifen in Form von
klei=
en Strichelchen von verſchiedener Dicke und Schwärzung.
Bei der Aufnahme laufen zwei Filmſtreifen in vollkommen
eichem Tempo (ſynchron). Der eine für die Bild=, der andere
die Tonaufzeichnung. Auch die Entwicklung der ſo
gewonne=
n beiden Negative erfolgt getrennt, da Ton= und
Bildaufzeich=
ing eine verſchiedene Behandlung erfordern, wenn beſte
Reſul=
e erzielt werden ſollen. Das iſt leicht einzuſehen: Die
Belich=
ig des Tonſtreifens vollzieht ſich unter immer gleichen,
be=
nnten Bedingungen, die den Schallwellen folgenden
Aenderun=
n der Lichtintenſität liegen innerhalb ganz beſtimmter Grenzen.
ders dagegen bei der Bildaufnahme, wo bekanntlich durch
rtümer in der Einſchätzung des Lichts uſw. ganz erhebliche
Ab=
ſchungen von der optimalen Belichtung eintreten können,
nen beim Entwicklungsprozeß Rechnung getragen werden muß.
Die Aufnahme von Bild und Ton auf zwei geſonderte
Film=
inder ergibt die Möglichkeit, von der naturgemäß bei Herſtellung
r Tobis=Tonfilme auch Gebrauch gemacht wird, für jeden Zweck
s geeigneiſte Rohfilmmaterial zu benutzen; das iſt für die
Ton=
fzeichnung die feinkörnüge Poſitiv=Emulſion, die andererſeits
r die Bildaufnahme unbrauchbar iſt. Auch mit Rückſicht auf
Verwendung dieſer völlig verſchiedenen Rohfilmſorten iſt die
etrennte Entwicklung von großer Bedeutung.
Die zuſammengehörigen Ton= und Schallfilmbänder werden
Kopierprozeß auf einem Bildſtreifen vereinigt, auf
n dann das Schallbild neben dem optiſchen Bild einherläuft.
8 Filmbild iſt zu dieſem Zweck am linken Rande um einen
malen Streifen von 3½ Millimeter Breite verkleinert.
Bei der Vorführung gleitet der Film an einem
Durchleuch=
ngsfenſter vorüber. Hier wird das Licht einer Glühlampe
mit=
s eines Prismas und eines Linſen=Syſtems durch den
Film=
nſtreifen hindurch auf eine Photozelle geworfen. Dieſe
ver=
ndelt die verſchieden ſtarken Lichteindrücke in
Stromſchwan=
ungen, die durch einen Verſtärker hindurch zum Lautſprecher
hen und dort in Schallwellen zurückverwandelt werden.
* Leica=Handbuch.
Das Photographieren mit der Leica, dieſem Wunderwerk deutſcher
ziſionsarbeit, dieſem vielſeitigſten photographiſchen Apparat, den die
chnik hervorgebracht hat, iſt für den photographiſchen Laien zu einer
rt Selbſtkunſt geworden, die Jeder ſtudieren muß, zum mindeſten
ſtudieren ſollte, der mit ſeiner kleinen Leica all das leiſten will, was
zu leiſten ſie imſtande iſt, und das iſt phototechniſch faſt alles. Ein
aus=
gezeichneter Wegweiſer zu dieſem Studium photographiſchen
Kunſt=
handwerks für Amateurphotographen, vielleicht auch für
Fachphotogra=
phen, iſt das von Fritz Vith=Wetzlar herausgegebene Leicahandbuch
Techniſch=pädagogiſcher Verlag, Scharfes Druckereien, Wetzlar). In
handlichem Format und ausgezeichneter drucktechniſcher Ausführung
führt dieſes Handbuch in überaus anſchaulicher Weiſe in alle Einzelheiten
techniſcher Art der Leica, alle Geräte und alle ihre Hilfsmittel ein; lehrt
alle Handgriffe, ſo wie ſie ſich als die beſten in der Praxis
herausge=
bildet haben; lehrt alle Arten des Photographierens, des Vergrößerns,
der Herſtellung von Diapoſitiven uſw. uſw. in ſo ausgezeichneter Weiſe,
daß das Studium dieſes Handbuches tatſächlich von jedem Lehrer frei
macht. Es beantwortet alle Fragen, die in der Praxis erſtehen können.
Das Buch iſt mit über 260 Bildern ausgeſtattet, von denen viele ſehr
geeignet ſind, durch Beiſpiel und Gegenbeiſpiel zu zeigen, welche Fehler
gemacht wurden und wie allerbeſte künſtleriſche Reſultate erzielt werden
können. Wer mit dem Leica=Handbuch auf photographiſche Entdeckun=
**
gen geht, iſt vor Mißerfolgen unbedingt geſchützt.
Frank Arnau „Geſetz, das tötet”, Roman. 390 Seiten, broſchiert
3,50 RM., Baden=Baden 1930 Merlin=Verlag.
Ap. Der Verfaſſer der Romane „Kämpfer im Dunkeln” und
„Der geſchloſſene Ring” behandelt in dieſem ſpannend
geſchrie=
benen aktuellen Roman das in letzter Zeit viel erörterte Problem
des § 218 mit aufreizender Wahrhaftigkeit, die nichts weiter
beab=
ſichtigt, als Verantwortung zu wecken, hauptſächlich von einem ſehr
wohl zu verſtehenden, vom Geſetzgeber und Richter aber in den
allerſeltenſten Fällen auch ausgeübten Gerechtigkeitsſtandpunkt
aus Er meint: Wenn es in gewiſſen Kreiſen zufolge ihrer
größeren Wohlhabenheit möglich iſt, unter Umgehung des Geſetzes
geſetzlich Verbotenes und unter Zuchthausſtrafe Geſtelltes zu tun,
dann iſt es zum mindeſten unſozial, wenn die Minderbemittelten,
die das geſetzlich Verbotene wohl nicht aus purem Uebermut tun
(wie die anderen” vielleicht „aus Mode= und Sportgründen”),
die volle Strenge des Geſetzes trifft. Der Richter ſtraft nur den
Fall, den er kennt, allerdings weiß er auch, wie aus dieſem Buche
hervorzugehen ſcheint, um die Umgehung des Geſetzes, die der
Autor auf das ſchärfſte brandmarkt. Gewiß iſt das Buch Arnaus,
das drei Schichten der Geſellſchaft grundverſchieden in ihrer
Struk=
tur, in geſchloſſener Einheitlichkeit von Ort, Zeit und Handlung im
ſchickſalshaften Ineinander völlig klargezeichneter Geſtaltung
zer=
legt, einer Anklage gegen die derzeitige, vom Geſetzgeber
einge=
nommene Stellung zum 8 218, aber er begründet dieſe Anklage
mit der Notwendigkeit, einem unhaltbaren Zuſtand ein Ende zu
machen, weil die verzweifelten Opfer einer niederen
Geſellſchafts=
ordnung ſich ſchwerſten Gefahren an Leib und Leben ausſetzen,
indem ſie zufolge ihrer Mittelloſigkeit zu den „weiſen Frauen”
gehen müſſen, die oft eine üble Pfuſcherei treiben. Der Verfaſſer
kommt von ſeinem Standpunkt aus zu dem Schluſſe: Der 8 218 iſt
in ſeiner jetzigen Form nicht nur ein Unglück, ſondern ein
Wider=
ſinn, ein ungeheuerlicher Irrtum. Er mag zu der Zeit, als er
geſchaffen wurde, notwendig geweſen ſein, heute gefährdet er
jähr=
lich 500 000 Frauen und Mädchen, die aus Furcht vor drohendem
Zuchthaus dunkle Wege gehen müſſen und viele Tauſende an ver=
botenen Eingriffen zugrunde gehen. Zur Erhärtung dieſer ſeiner
Anſicht führt der Verfaſſer das Beiſpiel der freien Schweiz an, die
„die Abtreibung in den erſten drei Monaten der Schwangerſchaft
nicht mehr unter Strafe ſtellt‟. Dem Kurpfuſchertum, das ſich
nach einer Aufhebung des 8 218 zweifellos hemmungslos
ausbrei=
ten würde, was auch die Gegner der Aufhebung nicht mit Unrecht
befürchten, ſoll ein Riegel vorgeſchoben werden, indem von
Staats wegen die Errichtung einwandsfreier amtlicher, ärztlicher
Beratungsſtellen vorgenommen würde. Und wo von einem
beam=
teten Drejärzte=Konſilium feſtgeſtellt wird, daß das zu erwartende
Kind nicht geſund ſein kann oder das Leben der Mutter gefährdet
iſt, wäre die Unterbrechung der Schwangerſchaft von Amts wegen
vorzunehmen. (Aber was dann, wenn die Abtreibung nicht unter
dieſem Geſichtspunkt erfolgt? D. R.) Kein denkender Menſch
wird behaupten können, daß der Verfaſſer mit dieſem in ſeiner
menſchlich ganz graden Linienführung erſchütternden Roman eine
Maſſenliederlichkeit und Verworfenheit propagieren will. Was
er fordert, iſt dies” ohne Scheuklappen eine ſoziale und
wirtſchaft=
liche Notwendigkeit zu erkennen und danach zu handeln. Daß dies
Buch ſtarken Widerſpruch erregen wird, liegt, klar auf der Hand.
Daß es aber ein Problem nicht leichtfertig, ſondern mit allem
Ernſte behandelt, werden auch ſeine Gegner nicht beſtreiten können.
* Der Weg zur Vollendung. Mitteilungen der Schule der Weisheit.
Das eben erſchienene Heft 18 enthält aus der Feder des Grafen
Harden=
berg eine Betrachtung zum bevorſtehenden 50. Geburtstag Graf
Keyſer=
lings ſamt einer Würdigung ſeines Werks. Keyſerling ſelbſt ſchreibt
neben einem Gedenkwort, für Richard Wilhelm zwei knappe Beiträge
„Ueber das Weſen der Leidenſchaft” und „Puritanismus”, letzteres ein
Bruchſtück aus ſeinem Amerika=Buch, das demnächſt auch deutſch erſcheint.
Den Hauptteil nimmt der Bericht des Freiherrn von Taube über die
letzte Tagung der Schule der Weisheit ein.
Deutſches Behörden=Adreßbuch. 824 S. Berlin=Wilhelmshagen, 1930.
Gebd. 32 RM. Wirtſchaftsverlag Arthur Sudau, G.m.b. H.
Das Buch vereinigt ſämtliche Behörden und Dienſtſtellen des Reichs,
der Länder, der Städte und Gemeinden und der öffentlichen
Körper=
ſchaften. Im erſten Teil ſind zunächſt die Reichsbehörden nach den
Miniſterien geordnet aufgeführt, wobei auch die deutſchen Konſulate,
Geſandtſchaften uſw. im Auslande und die ausländiſchen in Deutſchland
aufgeführt ſind und die Sozialbehörden (Sozialverſicherung,
Arbeitsfür=
ſorge, Fürſorgebehörden, Wohlfahrtsbehörden, Jugendwohlfahrt,
Woh=
nungsweſen, Verſorgungsweſen) einen breiten Raum einnehmen.
Hier=
auf folgen die Länder Preußen, wobei in einem Sonderabſchnitt die
Provinzial= und Kreiskommunalverwaltung mit den angeſchloſſenen
Dienſtſtellen, Aemtern und Anſtalten aufgeführt iſt: Bahern, Sachſen,
Württemberg, Baden, Thüringen, Heſſen, Hamburg, Mecklenburg,
Olden=
burg, Anhalt, Bremen, Lippe, Saargebiet und als Anhang Danzig und
das Memelgebiet, gleichfalls nach den Miniſterien geordnet. Die
kirch=
lichen Behörden haben auch Aufnahme gefunden. Den Schluß bilden die
Körperſchaften des öffentlichen Rechts (Handels=, Handwerks= und
Land=
wirtlſchaftskammern, Berufsgenoſſenſchaften uſw. mit ihren
Unterorga=
niſationen und die kommunalen Organiſationen und Verbände). Der
zweite Teil enthält die deutſchen Stidte und großen Landgemeinden mit
Angabe ihrer Dienſtſtelle, Ortsklaſſtn, Einwohnerzahl, der zugehörigen
Kreisverwaltungen Gerichten, Arbeitsgerichten, Füdtiſche Anſtalten und
Betriebe.
Freitag, deu 18. Juli 1930
Nummer 197
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Nummer 197
Freitag, den 18. Juli 1930
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadl.
Darmſtadt, den 18. Juli.
Welkmeiſterſchafken der Skudenken.
Anläßlich der internen Hochſchulmeiſterſchaften am 16. 7.
1930 wurden über 100 Kinderballons mit dem Aufdruck
Welt=
meiſterſchaften der Studenten aufgelaſſen. An mehreren hängen
Dauer=Eintrittskarten für das große ſportliche Ereignis. Wie
uns mitgeteilt wird, landete, ein großer Teil dieſer koſtbaren
Laſten in Darmſtadt, ein ganz beſonders heißer Kampf
ent=
brannte um ein in der Nieder=Ramſtädterſtraße
niedergegange=
nes Exemplar. Immerhin fehlen noch einige der koſtbaren
Aus=
reißer, und es wäre zu wünſchen, daß ſie noch in den nächſten
Tagen aufgefunden werden. Darum ſoll jeder eifrig ſuchen, und
wenn er den Ballon mit Anhängſel gefunden hat, ſich bei der
Geſchäftsſtelle der Weltmeiſterſchaften der Studenten,
Rhein=
ſtraße 16/18, Zimmer 70, melden.
Die Eintrittspreiſe für die Weltmeiſterſchaften der
Studen=
ten ſind:
Tennis vom 1.—3. 8. 1930 auf den Plätzen der Tennis= und
Eisklubs Darmſtadt.
Dauerkarte:
Tageskarte:
Sitzplatz 10.— RM.
Sitzplatz 4.— RM.
Stehplatz 5.— RM. Stehplatz 2.— RM.
Rudern vom 1.—3. 8. 1930 auf der Rennſtrecke Frankfurt/Main.
Auskunft durch den Regattaverein Frankfurt/Main,
Goethe=
ſtraße 4.
Fechten vom 1.—10. 8. 1930 in der Otto=Berndt=Halle und in
der Feſthalle.
Dauerkarte:
Tageskarte:
Sitzplatz 8.— RM. Sitzplatz 1,50 RM.
Stehplatz 4.— RM. Stehplatz 0,50 RM.
Fußball, Rugby und Handball vom 1.—10. 8. 1930,
Hochſchulſtadion Darmſtadt, Heidelberg und Frankfurt/Main.
Für Fußball, Handball und Rugby gelten:
I. Die Karten für Spiele vom 1.—6. 8. 1930.
Dauerkarte:
Tageskarte:
Sitzplatz 8.— RM.
Sitzplatz 2.— RM.
Stehplatz 5.— RM. Stehplatz 1.— RM.
II. Die Karten für Leichtathletik und Spiele vom 7.—10. 8.
Dauerkarte:
Tageskarte:
Sitzplatz 9.— RM
Sitzplatz 3.— RM.
Stehplatz 6.— RM. Stehplatz 1,50 RM.
Schwimmen und Spiele vom 4.—7. 8. 1930 im
Hochſchul=
ſtadion Darmſtadt.
Dauerkarte:
Tageskarte:
Sitzplatz 12.— RM. Sitzplatz 4.— RM.
Stehplatz 7,50 RM. Stehplatz 2.— RM.
Das Rugby=Entſcheidungsſpiel um die
Welt=
meiſterſchaften der Studenten findet am 11. 8. 1930 in
Heidel=
derg ſtatt.
— Interne Hochſchulmeiſterſchaften im Fechten. Am Freitag,
den 18. Juli, finden die Schlußkämpfe um die
Hochſchulmeiſter=
ſchaft im Fechten ſtatt. Zeit: abends 8 Uhr in der Otto=Berndt=
Halle. Intereſſenten ſind hierzu eingeladen; der Eintritt iſt frei.
— Darmſtädter Turnerſchaft. Die Darmſtädter Turnerſchaft
nimmt an der Beiſetzung des verſtorbenen 1. Sprechers der
Turn=
meinde Darmſtadt 1846, Herrn Profeſſor Becker, durch
Fahnen=
abordnungen teil. Die Fahnenabordnungen ſtehen um 2 Uhr 45
arn Portal des Alten Friedhofes und ſchließen ſich dort der
Turn=
gemeinde Darmſtadt an. Die Beiſetzung findet Samstag, den
12. 7. 1930, nachm. 3 Uhr, ſtatt.
— 80. Geburtstag. Frau Eliſe Kunitſch, wohnhaft
Ar=
heilgerſtraße 37, begeht am 19. dieſes Monats in geiſtiger und
körperlicher Rüſtigkeit ihren 80. Geburtstag.
— Der Quartett=Verein Darmſtadt 1920 beteiligte ſich am
13. Juli ds. Is. an dem großen nationalen Geſangswettſtreit in
Frankfurt am Main-Zeilsheim und errang mit einem großen
Punktevorſprung in der III. Stadtklaſſe den 1. Preis, den erſten
Ehrenpreis und den Dirigentenpreis. Es iſt beachtenswert, daß
der Quartettverein bis heute bei allen Wettſtreiten, an denen er
ſich beteiligte, ausſchließlich mit erſten und erſten Ehrenpreiſen
ausgezeichnet wurde. Gewiß ein Beweis dafür, daß auch eine
kleine Sängerſchar mit Ernſt und Liebe zur Sache unter der
Leitung eines tüchtigen, ideal veranlagten Dirigenten eine
un=
bedingte Exiſtenzberechtigung ſich zu verſchaffen in der Lage iſt
und neben großen Vereinen auch als würdige Vertreterin des
Deutſchen Männergeſangs Geltung hat.
— Die Darmſtädter Sängerſchaft bei der Befreiungsfeier in
Mainz. Da bei faſt allen Darmſtädter Geſangvereinen Sänger ſich
auf Urlaub befinden, iſt es der Sängerſchaft nicht möglich.
ge=
ſchloſſen an der Befreiungsfeier in Mainz teilzunehmen. Kleinere
und größere Abordnungen der einzelnen Gauvereine werden ſich
jedoch an dieſer Befreiungsfeier beteiligen. Die Teilnehmer
fah=
ren am Sonntag früh mit Zug 7 Uhr 20 nach Mainz (
Hauptbahn=
hof). Eintreffen 8 Uhr 13 und ſammeln ſich vor dem
Hauptbahn=
hof in Mainz zum Abmarſch nach der Prinz=Carl=Kaſerne unter
Führung des Gauvorſitzenden Roth. Die Gauvereine bitte ich,
ihre Fahnen mitzubringen. Die Bundesfahne, die nunmehr die
Darmſtädter Sängerſchaft zu führen hat wird ebenfalls
mitgenom=
men. Die Erinnerungs=Urkunden für Fahnenbeteiligung bei der
Befreiungsfeier werden vom Bund den Fahnenträgern bereits in
Mainz ausgehändigt. An die Mitnahme der Noten für die drei
Maſſenchöre und Chor: „Deutſchland, dir, mein Vaterland” wird
nochmals erinnert. Roth, Vorſ.
— Orpheum. Heute Freitag, morgen Samstag, 18. und 19.
Juli, abends 8.15 Uhr, finden zwei letzte Wiederholungen der
Zaktigen Komödie „Vater ſein dagegen ſehr” ſtatt. —
Dieſe Komödie hat erneut gezeigt, wie ſehr die aktuelle
Hand=
lung dem Empfinden des Publikums entſpricht. — Die luſtigen
Irrungen und Wirrungen wechſeln in bunter Reihenfolge ab —
Es fehlt auch vor allen Dingen nicht der notwendige Schuß
Sen=
timentalität, welcher empfindſamen Gemütern unentbehrlich iſt.
— Aber beſonders wird der Zuſchauer durch die
zwerchfellerſchüt=
ternde draſtiſche Komik des unverwüſtlichen G. Bertram in die
überſprudelndſte Laune verſetzt. — Jeder muß die luſtige,
erhei=
ternde Komödie „Vater ſein dagegen ſehr” anläßlich des 25jähr.
Bühnen=Jubiläums Guſtav Bertrams geſehen haben. — Benützen
Sie die heutige Ermäßigungsanzeige, welche für die beiden Tage
Gültigkeit hat. Jede anderweitige Vergünſtigung iſt aufgehoben.
(Siehe heutige Anzeige.)
Von der Polizei geſucht wird ein Mann, der am 16. Juli
in der Mittagszeit in einer Torhalle der Roßdörferſtraße ein
Mädchen in unſittlicher Weiſe beläſtigte. Außer einem Mantel
nebſt Stiefeln und Gamaſchen hatte er nichts an. Der Mann war
im Beſitze eines Fahrrades. Eine nähere Beſchreibung kann nicht
abgegeben werden. Nach Angaben des Mädchens trug der Mann
eine Brille und hatte ſtarke hervorſtehende Backenknochen.
Die Perkehrsverhältniſſe in Darmſtadt.
Der HAC. ſchreibt uns: In der letzten Zeit iſt über die
Ver=
kehrsverhältniſſe in Darmſtadt in den hieſigen Tageszeitungen
von privater Seite viel geſchrieben worden.
Der eine Einſender beſchwert ſich darüber, daß Radfahrer den
Fußſteig als Fahrbahn benutzen, andere wieder über das
Ge=
räuſch der Motorradfahrer, über die Unordnung auf den
Darm=
ſtädter Parkplätzen, über die Umſteigeſtelle am Schloß uſw. Und
ſie alle haben recht, die Verkehrsverhältniſſe in Darmſtadt laſſen
viel zu wünſchen übrig. Die neue Verkehrsordnung für
Darm=
ſtadt ſoll nach langwierigen Vorarbeiten nunmehr endlich nach
Genehmigung durch die Stadtverordneten und das Miniſterium
des Innern unter Dach und Fach gebracht werden. Wir richten
auch von hier aus an dieſe beiden Stellen die höfl. Bitte, die
Ge=
nehmigung zu beſchleunigen, damit die neue Verkehrsordnung für
Darmſtadt recht bald zur Wahrheit wird. Dann wird es
mit den Verkehrsverhältniſſen in Darmſtadt beſtimmt
beſſer, wenn ſich jeder nach dieſen Verkehrsvorſchriften
richtet, aber auch nur dann. Das iſt ja gerade der
Grund der ſchlechten Verkehrsverhältniſſe in Darmſtadt, weil jeder
glaubte, die ganze Straße gehöre ihm allein, wir glauben ſogar
die Herren Einſender der letzten Artikel. Dies muß auch einmal
von uns geſagt werden, und ſo lange nicht jeder Wegebenutzer
Rückſicht auf den anderen nimmt, werden ſich die
Verkehrsver=
hältniſſe nicht beſſern. Es wird ſehr oft der reibungsloſe
Ver=
kehr in den großen Städten als Beiſpiel herangezogen. Dort iſt
einfach durch den Umfang des Verkehrs jeder einzelne
Wege=
benutzer gezwungen, ſich den gegebenen Verhältniſſen anzupaſſen,
wenn er nicht Schaden an ſeiner Geſundheit nehmen will. Es
würde im Rahmen dieſes Artikels zu weit führen, auf die
einzel=
nen Mißſtände ausführlich einzugehen, (wir behalten uns dies,
wenn erforderlich, für ſpäter vor), es ſei uns aber geſtattet, auf
die hauptſächlichſten Fälle kurz einzugehen.
Auch für die Radfahrer und Fußgänger gelten die Zeichen
der Verkehrspoſten, und auch dieſe haben ſich danach zu richten.
Selbſtverſtändlich haben auch die Verkehrspoſten mehr wie bis
jetzt auch ihr Augenmerk auf den Radfahrer= und
Fußgängerver=
kehr zu richten, dies galt bisher faſt ausſchließlich dem
Kraft=
fahrer. Die Aenderung des Verkehrs von der einen zur anderen
Richtung geſchah ſeither in zu kurzer Zeit, ſodaß es in ſehr vielen
Fällen den Fußgängern, die bereits die Fahrbahn beſchritten
hatten, nicht mehr möglich war, den gegenüberliegenden
retten=
den Fußſteig zu erreichen und gezwungen waren, mitten auf der
Straße ſtehen zu bleiben. Das Ueberſchreiten der Fahrbahn hat
natürlich ſeitens der Fußgänger raſcheſtens zu erfolgen. Auch die
Radfahrer überqueren, wie dies täglich in zahlreichen Fällen zu
beobachten iſt, Straßenkreuzungen, ohne daß für ſie die
Fahrrich=
tung freigegeben iſt. Sie gefährden ſich und andere Wegebenutzer.
— Heſſiſches Landestheater. Am Sonntag, den 7. September,
wird die Spielzeit 1930/31 mit. Simone
Bocca=
negra”, Oper von Verdi, eröffnet. Die ſeitherigen Mieter haben
das Vorrecht zur Erneuerung ihrer Plätze bis einſchließlich
Sonn=
tag, den 20. Juli. Neuanmeldungen werden täglich
entgegen=
genommen. Die Zuteilung der neu angemeldeten Plätze
er=
folgt in der Reihenfolge des Eingangs; es empfiehlt
ſich daher, die Vormerkung für einen Mietplatz jetzt ſchon
vorzu=
nehmen. Sprechſtunden der Mietabteilung werktäglich von 9 bis
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— Deutſcher Stenographentag Berlin 1930. Zu dem vom 31.
Juli bis 4. Auguſt d. J. in Berlin, ſtattfindenden Deutſchen
Stenographentag, an dem zum erſten Male die durch die
Einheitskurzſchrift geeinigten deutſchen Stenographen ſich
verſam=
meln, hat der Reichspräſident v. Hindenburg für das
Preiswettſchreiben als Ehrenpreis ſein Bild mit
eigenhändiger Unterſchrift in einem ſilbernen Rahmen
geſtiftet, weitere Ehrenpreiſe, wie u. a. Schreibmaſchinen,
ſind von Firmen und privaten Perſönlichkeiten zur Verfügung
geſtellt worden. Das Preiswettſchreiben, an dem mehrere tauſend
Wettſchreiber aus ganz Deutſchland teilnehmen, wird gleichzeitig
in einer großen Reihe Berliner Schulen veranſtaltet und in
Ge=
ſchwindigkeiten von 120 Silben bis 400 Silben in der Minute
durchgeführt werden. Von dem hieſigen Gabelsberger
Steno=
graphenverein von 1861 (Ballonſchule) beteiligt ſich ebenfalls eine
größere Zahl Mitglieder an dem Bundespreisſchreiben, um auch
dort ihre Fertigkeiten zu zeigen.
Feſtgenommene Fahrradmarder Schreiner Hans
Gott=
ſchämmer aus Fürth und Schreiner Hieronymus Münich aus
Würzburg, die ſich zuletzt in der Staatserziehungsanſtalt Speyer
befanden, ſtahlen am 8. Juli 1930 in Darmſtadt zwei Fahrräder,
konnten aber bald darauf in Oberweſel feſtgenommen werden.
Beide wurden dem zuſtändigen Amtsgericht zugeführt. — Der
jugendliche Elektrolehrling J. Gr. aus Niefern, zuletzt in
Mann=
heim wohnhaft, wurde am 5. Juli 1930 auf friſcher Tat erwiſcht,
als er ein Fahrrad aus einem Hofe in der Rheinſtraße entwenden
wollte. Er wurde weil noch jugendlich, dem Jugendamt
Darm=
ſtadt übergeben. Wegen zahlreicher Fahrraddiebſtähle befindet ſich
ein Schloſſer E. Bö. aus Mannheim in Darmſtadt in
Unter=
ſuchungshaft. Die Unterſuchung in dieſem Falle iſt noch nicht
ab=
geſchloſſen. Die Fahrräder aus dieſen Diebſtählen ſind ſichergeſtellt
und werden ſpäter den Eigentümern wieder ausgehändigt. — Ein
in Darmſtadt vor Wochen zugereiſter aus Hagen i. W. ſtammender
Reiſevertreter, der in der Altſtadt logierte, wurde unter
verdäch=
tigen Umſtänden am 15. Juli gegen 23 Uhr in einem Hausflur im
Rhönring betroffen. Durch Bewohner des betreffenden Hauſes
wurde ſeine Feſtnahme veranlaßt. Wegen Hausfriedensbruchs
wurde er zunächſt dem zuſtändigen Richter zugeführt, und weil er
ohne feſten Wohnſitz iſt, in Unterſuchungshaft gebracht.
Ein anderes Uebel beſteht darin, und dies trifft ſowohl für
die Kraftfahrer wie für die Radfahrer zu, daß, aus Seitenſtraßen
kommend, in die Hauptſtraße einbiegend oder dieſe überquerend
in vollem Tempo gefahren wird. An allen Straßenkreuzungen
ſoll ſo vorſichtig gefahren werden, daß keine Zuſammenſtöße
vor=
kommen.
Wenn natürlich Radfahrer den Fußſteig als Fahrbahn
be=
nutzen, ſo iſt dies eine Rückſichtsloſigkeit, die ſchwerſte Beſtrafung
nach ſich ziehen müßte. Genau ſo rückſichtslos iſt das verbotene
Herausfahren der Radfahrer aus geſchloſſenen Hofreiten. Sie
gefährden andere und ſich.
Der Lärm bei Motorrädern iſt nicht ganz zu vermeiden,
je=
doch wird er bei ſachgemäßem Einbau des Schalldämpfers auf ein
erträgliches Maß herabgemindert. Es iſt auch uns bekannt, daß
insbeſondere von jüngeren Motorradfahrern in vielen Fällen
gegen § 3 der Neufaſſung der Verordnung über
Kraftfahrzeug=
verkehr vom 16. März 1928 verſtoßen wird. Die Frankfurter
Polizeibehörde hat z. B. hiergegen einſchneidende Maßnahmen
ergriffen. Beſondere polizeiliche Ueberwachungsſtreifen ſind
ein=
gerichtet. Gegen Motorradfahrer, die übermäßiges Geräuſch
ver=
urſachen, werden erhebliche Geldſtrafen verhängt, auch wird ihnen
aufgegeben, ihr Fahrzeug ſofort dem Dampfkeſſel=
Ueberwachungs=
verein zuzuführen. Kommt ein Motorradfahrer dieſer
Auffor=
derung nicht nach, ſo wird, ſein Fahrzeug aus dem Verkehr
gezogen.
Hinſichtlich der Parkplätze geben wir dem Einſender recht.
Hier iſt es ſeitens der zuſtändigen Behörde nur erforderlich,
Rich=
tungspfeile anzubringen, wie dies auf dem Parkplatz am
Markt=
platz bereits geſchehen iſt.
Bezüglich des Fußgängerverkehrs und der Umſteigeſtelle am
Schloß bliebe noch zu ſagen, daß wir ſchon vor längerer Zeit, und
zwar leider ohne Erfolg, beim Polizeiamt beantragt hatten,
ähn=
lich wie in anderen Städten am Luiſenplatz, und dies gilt
natür=
lich auch für den Ernſt=Ludwigsplatz und die Ecke Rhein=
Neckar=
ſtraße, in die Mitte der Fahrbahn Schilder mit dem Aufdruck
„Fußgänger” anzubringen. Die Fußgänger wiſſen dann, wo ſie
zu gehen haben, und die übrigen Wegebenutzer wiſſen, daß ſie an
dieſer Stelle beſonders vorſichtig fahren müſſen. Außerdem würde
hierdurch das ſo beliebte Schneiden der Kurven durch die
Fahr=
zeuge vermieden.
Es bliebe, wie bereits erwähnt, über die
Verkehrsverhält=
niſſe noch ſehr viel zu ſagen, Grundbedingung bleibt jedoch, daß
alle Wegebenutzer ſich nach den Verkehrsvorſchriften richten und
dies nicht allein den Kraftfahrzeugen überlaſſen bleibt. Dann
werden auch die Klagen über die Verkehrsverhältniſſe in
Darm=
ſtadt verſtummen.
Die Wormſer Januar=Unrnhen.
3. Verhandlungstag.
Aw. Am Donnerstag, dem 3. Verhandlungstag der Wormſer
Unruhen, iſt bei Eintritt des Gerichtshofes in den Sitzungsſaal
von den Angeklagten nur der in Unterſuchungshaft befindliche
Taraſchewſki anweſend. Die übrigen Angeklagten ſind nicht
ge=
kommen. Es entſpinnt ſich eine Debatte darüber, ob ſie
ordnungs=
gemäß geladen worden ſind. Die Verhandlung wird bis 11 Uhr
ausgeſetzt, und als dann die Angeklagten, die im Auto aus Worms
herangeholt werden ſollen, noch immer nicht da ſind, wird die
Verhandlung auf 12.45 Uhr angeſetzt.
Die Beweisanträge der Verteidigung werden durch
Gerichts=
beſchluß teilweiſe abgelehnt. Mehrere von dem Verteidiger
nam=
haft gemachten Zeugen werden geladen. Die weitere
Zeugenver=
nehmung zieht ſich geraume Zeit hin, weil die kranken
Angeklag=
ten ſchlecht folgen können und öfters Pauſen gemacht werden
müſſen. Die Zeugen ſind größtenteils Polizeibeamte und
Anwoh=
ner des Marktes. Polizeiwachtmeiſter Meinhart belaſtet den
Angeklagten Bayerbach. Kriminalſekretär Dietz beſtätigt, wie in
erſter Inſtanz, daß ſchon am 13. Januar Schüſſe aus der Menge
gefallen ſind. Am 14. Januar habe er nur einen Schuß, der aus
einem Hauſe der Judengaſſe kam, gehört. Bei dieſer Gelegenheit
kam es zwiſchen dem Vorſitzenden und dem Verteidiger
Stein=
ſchneider zu einer ſcharfen Auseinanderſetzung. Rechtsanwalt
Steinſchneider nahm den Zeugen weitausholend ins Kreuzverhör.
Der Vorſitzende hielt viele Fragen für überflüſſig und äußerte, daß
man tatſächlich Verſchleppungsabſichten der Verteidigung
anneh=
men müſſe. Die Vernehmung der Polizeibeamten wird ſehr
ein=
gehend durchgeführt, da die Staatsanwaltſchaft Einzelbeſtätigungen
der Darſtellung des Zeugen Hauptmann Jennewein ſucht, und die
Verteidigung die Unglaubwürdigkeit Jenneweins nachweiſen
möchte. Zum Schluß ſtellt der Verteidiger neue Beweisanträge
und benennt weitere 16 Zeugen, die über das Verhalten der
ein=
zelnen Angeklagten Bericht geben ſollen. Kurz vor 6 Uhr wird
die Sitzung geſchloſſen.
Skelettfund. Etwa 500 Meter nördlich des Bahnhofs
Buchſchlag wurde am Samstag von Frankfurter Pilzſuchern der
Kopf eines Mannes und ſpäter auch die übrigen Skeletteile
ge=
funden. Es handelt ſich um das Skelett eines Mannes (etwa 35
bis 50 Jahre alt), der vor 7 bis 8 Jahren an der Stelle den Tod
fand, vermutlich durch Erhängen. Der Kopf weiſt im Oberkiefer
links 2 Backenzähne und 2 Vorderzähne, rechts 2 Backenzähne und
1 Vorderzahn mit großer Lücke auf, im Unterkiefer 1 Backenzahn
links. Dieſe Zähne weiſen kleine Amalganplomben auf. Rechts
im Unterkiefer iſt ein Eckzahn erhalten, ebenſo ein Schneidezahn.
Im Unterkiefer fehlen links 3, rechts 1 Backenzahn, vermutlich
ſchon länger. Der Anzug des Toten beſtand vermutlich aus
braun=kariertem Buxkinſtoff (Halbwolle), er trug braune
Che=
vreaux=Stiefel (Größe 45) mit Doppelſohlen, braunen Filzhut.
Im Portmonnaie fanden ſich 3 eiſerne Zehnpfennigſtücke (
Jahres=
zahl 1921—1922). Wer über den Toten Auskunft geben kann,
wird gebeten, dies der Landeskriminalpolizei, Stelle für
Ver=
mißte und unbekannte Tote, Darmſtadt, Wilhelm=Gläſſingſtraße,
mitzuteilen.
Vorſicht! Einbrecher bei der Arbeit. In der Nacht vom 16.
zum 17. Juli wurde an drei verſchiedenen Stellen der Stadt in
Wohnungen eingebrochen. Zwei Herrenanzüge und verſchiedene
ſilberne Beſtecke, die der Dieb ſich als Beute bereits auserkoren
hatte, mußte er wahrſcheinlich weil er geſtört wurde, am Ort
der Tat zurücklaſſen. Ein Schaden, abgeſehen von einigen
Schlöſ=
ſern, die der Täter ruinierte, iſt ſomit nicht entſtanden.
Verkehrsunfälle mit erheblichem Perſonenſchaden. Am 17.
Juli 1930 gegen 11,30 Uhr wurde in der Beſſungerſtraße
unter=
halb der Mädchenſchule ein 5 Jahre alter Junge von einem
Motorradfahrer aus Darmſtadt angefahren und hauptſächlich am
Kopfe erheblich verletzt. Durch die Rettungswache wurde der
Ver=
letzte in das Herz=Jeſu=Hoſpital verbracht. — Am 17. Juli 1930,
vormittags gegen 9 Uhr, iſt in der Frankfurterſtraße ein
Motor=
radfahrer auf ein vor ihm in gleicher Richtung fahrendes Auto
aufgefahren. Der Motorradfahrer trug erhebliche Verletzungen
am Kopfe davon und mußte ſich in das Stadtkrankenhaus begeben.
Die Ermittlungen hinſichtlich der Schuldfrage der beiden Unfälle
iſt eingeleitet.
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Seite 6
Freitag, den 18. Juli 1930
Nummer 197
Befreiungsfeier in Mainz
im 19. und 20. Jult 1930 in unweſenheit des herrn Reichsprandenten.
Kurz ſind nachſtehend die Veranſtaltungen wiedergegeben:
19. Juli, 19 Uhr:
Ankunft des Herrn Reichspräſidenten in Mainz,
Empfang durch den Herrn Oberbürgermeiſter am oberſten
Lande=
ſteg der Köln=Düſſeldorfer Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft, alsdann
Fahrt durch Rheinufer, Fiſchtorplatz, Fiſchtorſtraße
Liebfrauen=
platz, Höfchen, Ludwigſtraße, Schillerplatz, Schillerſtraße, Große
Bleiche, Deutſchhausplatz zum Palais (Deutſchordenshaus), wo der
Herr Reichspräſident Wohnung nehmen wird.
21,30 Uhr:
Ständchen vor dem Palais, gebracht von den
ver=
einigten Sängern und Muſikern von Groß=Mainz unter der
Lei=
tung des Herrn Kapellmeiſters Otto Naumann. Der Aufmarſch
der Sänger und Muſiker erfolgt vom Halleplatz aus durch die
Rheinſtraße, begleitet von Fackelträgern, welche die hieſigen Turn=
und Sportvereine ſtellen.
20. Juli, vormittags 9 Uhr:
Feſtgottesdienſt im Dom und in der Chriſtuskirche.
10 Uhr:
Rundfahrt des Herrn Reichspräſidenten und
der Ehrengäſte durch verſchiedene Straßen der Stadt, welche
be=
reits bekanntgegeben wurden. Die Vereine, welche die
Spalier=
bildung übernommen haben, müſſen ſpäteſtens 9,30 Uhr die ihnen
zugewieſenen Plätze eingenommen haben.
11,15 Uhr:
Feſtakt im großen Saal der Stadthalle. Dieſer wird
über=
tragen auf das benachbarte Gelände durch Lautſprecher, ebenſo
durch Rundfunk.
Die Teilnehmer an dieſem Feſtakt werden gebeten, in
ſchwar=
zem Anzug mit Zylinder zu erſcheinen, jedenfalls iſt jeder helle
Anzug zu vermeiden.
Die Plätze in der Stadthalle müſſen ſpäteſtens 10,45 Uhr
ein=
genommen ſein, damit, wenn der Herr Reichspräſident die
Stadt=
halle betritt, alle Teilnehmer verſammelt ſind und keine
Störun=
gen erfolgen.
Nach dem Feſtakt werden die Teilnehmer gebeten, ſolange
ihre Plätze inne zu halten, bis der Herr Reichspräſident den Saal
verlaſſen hat.
Enthüllung des Befreiungsdenkmals auf dem Schillerplatz.
Während der Rundfahrt am 20. Juli, etwa 10,30 Uhr, wird
das Befreiungsdenkmal auf dem Schillerplatz in Anweſenheit des
Herrn Reichspräſidenten enthüllt. Vorausſichtlich werden die
Herren Reichsinnenminiſter Dr. Wirth und Oberbürgermeiſter
Dr. Külb ganz kurze Anſprachen halten. Zuvor wird eine
Muſik=
kapelle auf dem Schillerplatz konzertieren. Nach den Anſprachen
wird das Deutſchlandlied geſungen.
Es ſtehen in beſchränktem Umfang Zulaßkarten zu der Feier
der Enthüllung des Befreiungsdenkmals zur Verfügung.
Ent=
ſprechende Karten können bei Herrn Stadtſyndikus Dr. Schwahn,
Große Emmeransſtraße Nr. 23, 2. Stock, abgeholt werden.
Vortragsfolge.
1. Leonoren=Ouvertüre, geſpielt vom ſtädt. Orcheſter unter
Lei=
tung von Generalmuſikdirektor Breiſach.
2. Rede des Staatspräſidenten Dr. Adelung.
3. Rede des Herrn Oberbürgermeiſters Dr. Külb.
4. Männerchor „Deutſch der Rhein” von Hanſen, geſungen von
den vereinigten Mainzer Sängern unter Leitung des Herrn
Kapellmeiſters Naumann.
5. Rede des Herrn Reichskanzlers Dr. Brüning.
6. Rede des Herrn Altreichskanzlers Hermann Müller.
7. Anſprache des Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg.
8. Deutſchlandlied 1. Strophe, gemeinſchaftlicher Geſang.
9. Vorſpiel zu den „Meiſterſingern” geſpielt vom ſtädt. Orcheſter
unter Leitung von Herrn Generalmuſikdirektor Breiſach.
Parkplätze.
Es ſind an der Peripherie der Stadt einige Parkplätze
ein=
gerichtet worden, um zu vermeiden, daß die Fahrzeuge in das
Innere der Stadt fahren und dort in den Straßen Verſtopfungen
vorkommen.
Für den Verkehr aus Richtung Worms:
Die Fahrzeuge fahren in Weiſenau über Mönchſtraße,
Hohl=
ſtraße, Unterer Mainzerweg, Göttelmannſtraße, Am Stiftswingert.
Dort ſind:
der Parkplatz „C”. nämlich das Gelände zwiſchen Am
Stifts=
wingert und Göttelmannſtraße, ferner
der Parkplatz „D” (Eſplanade Weiſenau) zwiſchen
Göttelmang=
ſtraße und am Michelsberg.
Für den Verkehr aus Bingen, Gonſenheim und Budenheim:
Parkplatz „A‟. Ecke Mombacherſtraße und Rheingauwall (Hof
der Goldenroßkaſerne), ebenſo
Parkplatz „B”, das Gelände vor den Autohallen an der
Wall=
ſtraße.
Für den Verkehr aus Wiesbaden:
Die Parkplätze „F” und „G” auf der rechten Rheinſeite zwiſchen
Straßenbrücke und Kaiſerbrücke einſchließlich Hof der neuen
Pionierkaſerne.
Für den Verkehr aus Frankfurt und Darmſtadt:
Der Parkplatz „H”. (alte Pionierkaſerne In der Witz),
der Parkplatz „J” (Exerzierplatz an der Erbenheimerſtraße),
der Parkplatz „K” (Gelände der Wagenhalle 10 an der
Erben=
heimerſtraße), ſämtlich in Mainz=Kaſtel.
Für die Fahrzeuge, die von Darmſtadt kommen, wird darauf
hingewieſen, daß es zweckmäßig iſt, über Rüſſelsheim, Opelbrücke
bei Rüſſelsheim, den Weg über den Wandersmann,
Erbenheimer=
ſtraße nach Mainz=Kaſtel zu nehmen.
Ankunft des Herrn Reichspräſidenten in Mainz
am 19. Juli, 19 Uhr.
Die Bevölkerung wird darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Schiffahrtstreibenden von Mainz dem Herrn Reichspräſidenten
eine beſondere Ehrung durch eine Auffahrt auf dem Rhein
be=
reiten werden. Zunächſt fährt das Schiff „Hindenburg”, auf dem
der Herr Reichspräſident ſich befindet, durch die in
Paradeauf=
ſtellung auf dem Rhein liegenden Schiffe der Mainzer
Schiffahrts=
treibenden, die reich geſchmückt ſein werden, hindurch; zuvor
wer=
den 21 Salutſchüſſe abgegeben. Wenn das Hindenburgſchiff an
Land gefahren iſt, werden die Schiffe der Mainzer
Schiffahrts=
treibenden rheinabwärts in Paradeaufſtellung fahren. Auf dieſes
intereſſante Schauſpiel wird noch beſonders hingewieſen.
Großes Feuerwerk anläßlich der Befreiungsfeier in Mainz
20 Juli, abends.
Am 20. Juli bei Eintritt der Dunkelheit, etwa um 10 Uhr
abends, wird auf dem Rhein, oberhalb der Mainz=Kaſteler
Straßenbrücke ein großes Feuerwerk veranſtaltet. Die Brücke
ſelbſt und ein Teil des Kaſteler Ufers wird in dem verſchiedenſten
bengaliſchen Licht erſcheinen. Höhenfeuerwerk und ein mächtiger
Waſſerfall, wie es Mainz ſelten erlebt, werden die Beſucher der
Befreiungsfeier und die geſamte Bevölkerung von Mainz ſehen
können. Hierauf wird beſonders aufmerkſam gemacht.
Zum Beſuch des Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg
in Rheinheſſen wird noch folgendes mitgeteilt:
Der Reichspräſident trifft mit dem Dampfer „Hindenburg”
twa um 16,30 Uhr in Worms ein. Dort wird er von der
Heſſi=
ſchen Regierung und den Vertretern der Stadt Worms auf dem
Schiff begrüßt werden. Nach kurzem Aufenthalt erfolgt die
Wei=
terfahrt nach Mainz. Ankunft dort etwa 19 Uhr. Parade der
Mainzer Schleppboote auf der Reede von Mainz. Empfang an
der Landungsbrücke durch den Oberbürgermeiſter Dr. Külb. Fahrt
des Reichspräſidenten der Reichsminiſter und der heſſiſchen
Miniſter über den Fiſchtorplatz durch die Ludwigſtraße,
Schiller=
ſtraße und Große Bleiche zum Palais (Deutſch=Ordens=Haus).
Erſter Wagen: Polizeiwagen.
Zweiter Wagen: Der Reichspräſident und der heſſiſche
Staatspräſident.
Am Abend etwa um 21.30 Uhr bringen die Mainzer Vereine
dem Reichspräſidenten vor dem Palais ein Ständchen.
Am Sonntag den 20. Juli, begibt ſich der
Reichs=
präſident kurz vor 9 Uhr in die Chriſtus=Kirche zum Gottesdienſt.
Um 10 Uhr erfolgt eine Rundfahrt, bei der am Schillerplatz zur
Enthüllung des Befreiungsdenkmals Halt gemacht wird.
Die Rundfahrt endet in der Stadthalle, wo etwa 11.15 Uhr
der Feſtakt beginnt. Bei dem Feſtakt werden der heſſiſche
Staats=
präſident, der Oberbürgermeiſter von Mainz, der Reichskanzler
Dr. Brüning, Reichskanzler a. D. Müller und zuletzt der
Reichs=
präſident das Wort ergreifen. Nach den Anſprachen werden von
dem Mainzer ſtädtiſchen Orcheſter und von den Mainzer
Geſang=
vereinen Muſikſtücke vorgetragen. Der Feſtakt wird von
ſämt=
lichen deutſchen Sendern übertragen. Nach dem Feſtakt findet im
Kurfürſtlichen Schloſſe zu Mainz ein Frühſtück ſtatt. Um 16.45
Uhr wird der Reichspräſident nach Wiesbaden weiter fahren.
Von Teilnehmern ſind nach dem Herrn Reichspräſidenten und
ſeiner unmittelbaren Begleitung (Staatsſekretär Dr. Meißner,
Oberſtleutnant v. Hindenburg) zu nennen:
Reichskanzler Dr. Brüning, Reichskanzler a. D. Müller,
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius, Reichsminiſter des Innern Dr.
Wirth, Bayeriſcher Miniſterpräſident Dr. Held, Badiſcher
Staats=
präſident Dr. Schmitt, Preußiſcher Miniſter des Innern Profeſſor
Dr. Waentig, Bayeriſcher Miniſter des Innern Dr. Stützel,
Olden=
burgiſcher Staatsminiſter Dr. Driver, Staatspräſident a. D.
Ulrich als Vertreter des Reichsrats die Geſandten Dr. v. Preger
und Dr. Boden. Ferner die Staatsſekretäre Dr. Pünder von der
Reichskanzlei und Schmid vom Reichsminiſterium für die beſetzten
Gebiete. Reichskommiſſar Frhr. v. Langwerth, Reichspreſſechef
Dr. Zechlin, die Regierungspräſidenten der Pfalz und von
Birkenfeld.
Lokale Veranſtaltungen.
— Deutſcher Offizierbund. Anläßlich der Anweſen
heit des Generalfeldmarſchalls, Reichspräſidenten v. Hindenburg
Sonntag, den 20. Juli, in Mainz, ſind den Mitgliedern des DOB.
des Landesverbands Heſſen 8.50 Uhr vorm. neben den Heſſ. Rgts.=
Vereinen und der Haſſia Plätze ſichergeſtellt in Nähe
Chriſtus=
kirche, zwiſchen Rheinallee und Ecke Yſenburgſtraße. Geeignete
Zug nach Mainz 7.51 Uhr vorm.
— Kam. Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=Drag
2 3. Diejenigen Kameraden, die beabſichtigen, der Begrüßung
des Herrn Reichspräſidenten in Mainz beizuwohnen, wollen ſich
Sonntag, den 20. ds. Mts., 7 Uhr vorm., in der Vorhalle der
Hauptbahnhofs am Brunnen einfinden. Sonntagsfahrkarte
Mainz löſen, Anzug dunkel, möglichſt Zylinder.
Vereinigung ehemal. 116er Darmſtadt. 7
der am Sonntag, 20. Juli, in Mainz ſtattfindenden
Befreiungs=
feier anläßlich der Anweſenheit des Reichspräſidenten Sr. Exz
Generalfeldmarſchall von Hindenburg, bitten wir unſere Kame
raden, ſich recht zahlreich beteiligen zu wollen. Abfahrt 7.20 Uhr
mit Sonntagsfahrkarte.
— Im Wiener Kronenbräukeller, findet heute
abend ein Wiener Strauß=Abend bei freiem Eintritt ſtatt. Die
Leitung übernimmt Kapellmeiſter Willi Schlupp.
— Im „Datterich”, Kiesſtraße 27, findet heute wiederun
eines der beliebten „Datterich=Konzerte” bei freiem Eintritt ſtatt
Es iſt ein Wunſch=Abend angeſetzt. (Siehe Anzeige.)
Tageskalender für Freitag, den 18. Juli 1930.
Orpheum, 20.15 Uhr: „Vater ſein dagegen ſehr” Kon
zerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Herrr
gartenkaffee, Sportplatz=Reſtaurant. — Wiener Kronen
bräukeller, 20 Uhr: Konzert. — Zum Datterid
Konzert. — Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia
Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.
Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße)
Gedenken der 600 Jahr=Feier der Stadt Darmſtadt.
Freitag, den 18. Juli: Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 19. Juli: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Mi
Sabbatausgang 9 Uhr 25 Min
Gottesdienſt an den Wochentagen.
Morgens 7 Uhr — Min. — Abends 7 Uhr 15 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der Fſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 19. Juli: Vorabend 7 Uhr 45 Min — Morgens
8 Uhr. Stadtjubiläumsfeier. — Nachm. 5 Uhr. —
Sabbat=
ausgang 9 Uhr 25 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr — Min. — Abends 7 Uhr 45 Min
— Promenaden=Konzert. Am Freitag, den 18. Juli, von 5
bis 6 Uhr, ſpielt das Stadt=Orcheſter unter Leitung ſeines
Kapell=
meiſters W. Schlupp am Theater=Platz nach folgendem
Pro=
gramm: 1. Herzog von Braunſchweig, Armeemarſch. 2.
Ouver=
türe zur Oper Egmont von Beethoven. 3. Fauſt=Walzer von
Gounod. 4. Siameſiſche Wachtparade von Linke. 5. Fantaſie aus
der Oper „Der fliegende Holländer” von Wagner. 6. Radetzky=
Marſch von Strauß.
(IV.92.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Aeberſchrift übernimmt die Redaltion keinertel
Ven=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Am nächſten Sonntag findet das 8. Kreisturnfeſt zu
Darm=
ſtadt ſtatt. Die ganze Bevölkerung nimmt in berechtigter Weiſe
lebhaften Anteil an dieſer ſchönen Veranſtaltung des turneriſchen
Betriebes. Nur ſchade, daß der Anblick des impoſanten Feſtzuges
dadurch einem großen Teil der Bevölkerung vorenthalten wird,
daß er gerade in der Zeit der Gottesdienſte ſich durch die Straßen
bewegt. Wenn es auch vermieden iſt, daß er in ſeiner
geräuſch=
vollen Weiſe direkt an den Kirchen vorüberzieht, ſo bedeutet es
doch eine Störung der gottesdienſtlichen Stimmung und Zeit, was
diesmal um ſo mehr zu bedauern iſt, weil um die gleiche Zeit aus
Anlaß der 600=Jahrfeier unſerer Stadt ein Feſtgottesdienſt in der
Stadtkirche abgehalten wird, den gewiß recht viele beſuchen
wol=
len. Wie ſchön wäre es da geweſen, wenn die Turnfeſtleitung
auch darauf etwas Rückſicht genommen hätte! Was helfen alle
warmherzigen Mahnungen unſeres Staatspräſidenten Dr.
Ade=
lung zur Einigkeit, wenn man nicht allſeits ehrlich bemüht iſt,
durch die Tat ihnen nachzukommen. Wie leicht wäre es gerade in
dieſem Falle geweſen, allgemeine Begeiſterung und Freudigkeit
für eine ſo wichtige Volksſache zu erzeugen, wo jetzt ſtatt deſſen
mancher verärgert abſeits ſtehen bleibt.
H.
Briefkaſten.
L. R. H. Iſt uns nicht bekannt.
Aus Heſſen.
An. Arheilgen, 17. Juli. Als Schuttabladeplatz wurde von
ſeiten der Gemeinde das früher Simonſche Gelände am
Eckhardtswieſen=
weg in nächſter Nähe des Bahnhofs Kranichſtein erworben, und iſt
nun=
mehr aller Schutt nach dieſem Platze zu fahren. — Der hieſige
Eiſen=
bahnverein beteiligt ſich an dem 25jährigen Stiftungsfeſte des
Eiſenbahnvereins Dieburg, das am 3. Auguſt ds. Js. ſtattfindet. Zu
dieſer Feſtlichkeit hat bekanntlich Herr Reichsbahndirektionspräſident
Lochte das Protektorat übernommen. Zugleich wird die Enthüllung
eines Ehrenmals für die im Weltkrieg gefallenen Mitglieder damit
ver=
bunden ſein. — Dieſen Sonntag veranſtaltet die hieſige
Sportver=
einigung auf ihrem Sportplatz „Arheilger Mühlchen” ein großes
Sommerfeſt mit Konzert, Tanz, Tombola, Ballwerfen, Kindexpolonaiſe
und am Abend Illumination des Gartens. Voraus gehen am Samstag
nachmittag und Sonntag vormittag nationale leichtathletiſche
Wett=
kämpfe, zu denen die Anmeldungen in großer Zahl eingelaufen ſind.
O. Erzhauſen, 17. Juli. Am 15. Juli beging Förſter Phil.
Klip=
ſtein ſein 25jähriges Jubiläum auf dem Forſthaus Baierseich. Vorher
ſtand er in Walldorf, 1905 wurde er in die Oberförſterei Kranichſtein
nach dem Forſthaus Baierseich verſetzt. Herr Förſter Klipſtein, ſtreng
und gewiſſenhaft im Dienſt doch allſeits geachtet und beliebt, ſteht ſeit
1898 im Forſtdienſt. — Die Kornernte hat voll eingeſetzt, doch
ſcheint die Hoffnung, die man hegte, ſich nicht zu erfüllen. Durch die
große anhaltende Hitze iſt die Reife zu raſch vor ſich gegangen und die
Körner ſind klein geblieben. — Der hieſige Gemeinderat hat die
Ge=
meindebierſteuer (pro Hektoliter 2 Mark) eingeführt.
J. Griesheim, 17. Juli. Zu der am 27. Juli d. J. ſtattfindenden
Beigeordnetenwahl ſind folgende Kandidaten aufgeſtellt: vom
Gewerk=
ſchaftskartell Herr Geſchäftsführer Wilhelm Dickhardt, von der Freien
Wählerſchaft Herr Schmiedmeiſter Wilhelm Nothnagel 6., von der
Kom=
muniſtiſchen Partei Herr Auguſt Liederbach 2. — Die hieſige
Orts=
gruppe des Odenwaldklubs unternimmt am nächſten Sonntag, den 20.
Juli d. J., eine Wanderung nach der Saalburg und Bad Homburg.
Abfahrt mit der Elektriſchen Straßenbahn 6,17 Uhr vormittags. — Die
hieſige Bürgermeiſterei weiſt in einer Bekanntmachung darauf hin, daß
Anträge auf Gewährung der Mietunterſtützung unter Vorlage des
end=
gültigen Landesſteuerbeſcheides für 1929 geſtellt werden können. —
Zur Verhütung von eventuellen Verluſten ſei darauf hingewieſen, daß
die Friſt zur Anmeldung von Beſatzungsſchäden Ende Juli d. J.
ab=
läuft. Die Anmeldung geſchieht am zweckmäßigſten bei der
Bürger=
meiſterei. — Der Marktverein Darmſtadt, hier, unternimmt am
kom=
menden Sonntag einen Schiffsausflug mit Muſik nach dem Rhein.
Cp. Pfungſtadt, 17. Juli. Verkehrsunfall. Auf der Straße
zwiſchen Eſchollbrücken und Crumſtadt ſcheute das Pferd eines
Eſcholl=
brücker Landwirtes (Georg Kraft 4.) vor einem herannahenden,
Laſt=
wagen und ſprang direkt in das Auto hinein. Dem Pferd wurde dabei
das linke Hinterbein abgefahren. Es mußte notgeſchlachtet werden. Dem
Landwirt und ſeiner neben ihm ſitzenden Frau paſſierte nichts. —
Rheinfahrt. Der Krieger= und Militärverein unternimmt am
kommenden Sonntag, 20. Juli, unter Mitwirkung des Muſikvereins
eine Rheinfahrt. Von Pfungſtadt aus geht ein Sonderzug in aller
Frühe um 4,45 Uhr ab. Die Abfahrt in Mainz erfolgt um halb 7 Uhr
vormittags mit dem Dampfer „Rheinluſt”. — Beerdigung.
Alt=
bäckermeiſter Georg Kramer 8. wurde unter großer Beteiligung zu
Grabe getragen. Pfarrer Zinn hielt die Grabrede. Kränze legten die
Schulkameraden, der Evangeliſche Kirchenvorſtand, die Bäckerinnung
Pfungſtadt, die Volksbank und der Militärverein nieder.
Cd. Michelſtadt, 17. Juli. Gemeinderatsſitzung. Am
Freitag, 18. Juli, abends, findet im Saale der „3 Haſen” eine
öffent=
liche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Zur Beratung ſtehen u. a.:
Voran=
ſchlag der Stadt für das Rechnungsjahr 1930; Waldwirtſchaftsplan 1930
und Erhebung einer Gemeindebierſteuer.
b. Erbach i. O., 17. Juli. Die Ausſchreibungen für die am
Mon=
tag, den 21. Juli, nachmittags 1 Uhr, ſtattfindenden Rennen mußten aus
techniſchen Gründen geändert werden. Wir geben die geänderten
Aus=
ſchreibungen nachfolgend bekannt: 13 Uhr: 1. Geſpannprüfung. Für
heſſiſchen Wagenſchlag (Warmblüter), und zwar für Ein= und
Zwei=
ſpänner. Zu fahren im Kutſch= oder Stuhlwagen. Ehrenpreiſe je nach
Beteiligung. Sonderehrenpreis den beſten Fahrern nach Syſtem
Aſchen=
bach. Einſatz 2 Mk. 13.30 Uhr: 2. Trabreiten für heſſiſchen
Arbeits=
ſchlag (Kaltblüter), Entfernung 800 Meter. Ehrenpreiſe je nach
Be=
teiligung. Offen für Pferde, die in der Landwirtſchaft oder Gewerbe
Verwendung finden. Einſatz 2 Mk. 13,50 Uhr: 3. Trabreiten für
heſſi=
ſchen Wagenſchlag (Warmblüter). Entfernung 1000 Meter. Ehrenpreiſe
je nach Beteiligung. Offen für die Pferde, die in der Landwirtfchaft
oder Gewerbe Verwendung finden. Einſatz 2 Mk. 14.10 Uhr: 4.
Galopp=
reiten für Reitpferde. Entfernung 1400 Meter. Ehrenpreiſe ſe nach
Beteiligung. Offen für Reitpferde und Pferde, die unter Nr. 5 nicht
ſtartberechtigt ſind. Einſatz 2 Mk. 14,30 Uhr: 5. Galoppreiten für
heſ=
ſiſchen Wagenſchlag (Warmblüter), Entfernung 1200 Meter.
Ehren=
preiſe je nach Beteiligung. Offen für Pferde, die in der Landwirtſchaft
oder Gewerbe Verwendung finden. Einſatz 2 Mk. 14,50 Uhr: 6.
Ge=
wandtheitsreiten: a) für heſſiſchen Arbeitsſchlag (Schirmrennen); b)für
heſſiſchen Wagenſchlag (Reiten mit Aufſatteln), zu nennen am Poſten.
Einſatz 2 Mk. 15,10 Uhr: 7. Jagdſpringen: a) für Kaltblüter, b) für
Warmblüter, c) für Reitpferde und Pferde, die nicht unter 5
ſtartberech=
tigt ſind. Ehrenpreiſe je nach Beteiligung. Einſatz 2 Mk. 15,30 Uhr:
8. Geſpannprüfung. Für heſſiſchen Arbeitsſchlag (Kaltblüter), und zwar
Zweiſpänner. Zu fahren im Oekonomie= oder Arbeitswagen.
Ehren=
preiſe je nach Beteiligung. Erinnerungsgaben den ſiegenden Fahrern.
Einſatz 2 Mk. Die „Beſonderen Beſtimmungen” der früheren
Aus=
ſchreibungen bleiben beſtehen. Nennungsſchluß: Freitag, den 18. Juli
1930, mittags 5 Uhr, bei der Geſchäftsſtelle des Eulbacher Marktkomitees.
Bz. Tröſel, 17. Juli. Einbruch. In der Nacht von Sonntag
auf Montag wurde in die Werkſtätte eines hieſigen Tünchers
eingebro=
chen und ein Fahrrad entwendet. An der Einbruchsſtelle wurde ein
Hut gefunden, der vielleicht zur Ergreifung des Diebes ſehr dienlich ſein
könnte. An einer anderen Wohnung wurde in derſelben Nacht eine
Fenſterſcheibe eingedrückt, wodurch wahrſcheinlich verſucht wurde, in das
Innere des Hauſes zu gelangen. — Unglücksfall. Ein hieſiger,
bejahrter Bürger kam beim Abdecken eines Gebäudes ſo unglücklich zu
Fall, daß er erhebliche Verletzungen davontrug. Aerztliche Hilfe mußte
ſofort in Anſpruch genommen werden.
Cf. Birkenau, 17. Juli. Gemeinderatsſitzung. Zum
drit=
ten Male lehnte der Gemeinderat die vom heſſiſchen Kreisamt
Heppen=
heim für das Rechnungsjahr 1930 errechneten erhöhten Ausſchlagsſätze
für die Gemeindeumlage ab. Der Gemeinderat ſteht nach wie vor
ein=
mütig auf dem Standpunkt, daß es unbedingt Sache des Reiches iſt, zur
Deckung der durch die außerordentlich angewachſenen Fürſorgelaſten, wie
Unterſtützung der ausgeſteuerten Arbeitsloſen entſtandenen
Mehrauf=
wendungen Sorge zu tragen. Die für die endgültigen Steuern des
Rechnungsjahres 1929 berechneten Ausſchlagsſätze wurden genehmigt.
Dieſelben betragen für je 100 Mark Steuerwert bei Grundſteuer für
Ge=
bäude und Bauplätze 49 Pfg., für land= und forſtwirtſchaftlich genutzte
Grundſtücke 96 Pfg., für Gewerbekapital 85 Pfg. und für
Gewerbe=
ertrag Mk. 3,15. Für die Gebäudeſonderſteuer 40 Pfg., bei den
Steuer=
werten bis Mk. 7000 und 34,9 Pfg. bei den Steuerwerten über Mk.
7000. — Dem Gemeinderat wurde von den ergebnislos verlaufenen
Grabungen nach Waſſer im Kallſtädter Tal Kenntnis gegeben. Die
Baugrube muß nun wieder eingefüllt werden. Der Gemeinderat iſt
da=
mit einverſtanden, daß neue Grabungen am Wagenberg auf der Wieſe
des Johann Adam Jüllich 2. vorgenommen werden, da dort begründete
Ausſichten auf Vorhandenſein von reichlich Waſſer beſtehen.
Bn. Hirſchhorn, 17. Juli. Die älteſte Einwohnerin
Hirſch=
horns, Frau Maria Bracht Witwe, geborene König, feierte am letzten
Mittwoch, den 16. Juli I. J., ihren 90. Geburtstag. Trotz ihres hohen
Alters macht ſich die Greiſin im Haushalt ihrer Tochter noch nützlich
und verfolgt mit=Aufmerkſamkeit noch alle Tagesereigniſſe.
— Hirſchhorn, 17. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
16. Juli: 0,98 Meter; am 17. Juli: 0,96 Meter.
W. Heppenheim a. d. B., 17. Juli. Zuſammenſtoß. Beim
Ueberqueren der Bergſtraße wurde eine junge Radfahrerin von einem
Auto erfaßt und zur Seite geſchleudert. Der Fahrer des Wagens
konnte im letzten Augenblick noch durch raſches Umlenken ein größeres
Unglück verhüten, ſo daß das Mädchen nur infolge des Sturzes leichte
Verletzungen davontrug. Das Fahrrad iſt vollſtändig demoliert. Der
Zuſammenſtoß iſt wohl auf zu raſches Fahren der Radfahrerin
zurück=
zuführen, und auf die Nichtbeachtung des ſtarken Verkehrs auf der
Berg=
ſtraße. — Heil= und Pflegeperſonal im Kreiſe
Hep=
penheim. Nach amtlichen Unterlagen gab es im Kreiſe Heppenheim
zum Jahresbeginn 1930 30 Aerzte, 4 Zahnärzte und 15 Dentiſten. An
Apothekern waren 3 approbierte Beſitzer, 4 Verwalter und 3 angeſtellte
approbierte Apotheker vorhanden. Die Zahl der Hebammen betrug 35.
An Krankenpflegeperſonal waren im Kreiſe Heppenheim 18 ſtaatlich
an=
erkannte Krankenpfleger und 46 Krankenpflegerinnen einſchließlich der
Gemeindeſchweſtern vorhanden. Unter dieſen befanden ſich 43
Ordens=
ſchweſtern. Außerdem gab es im Kreiſe Heppenheim 32 nicht ſtaatlich
anerkannte Krankenpfleger und 49 ſtaatlich nicht anerkannte
Kranken=
pflegerinnen.
— Gernsheim, 17. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
16. Juli: 1,55 Meter; am 17. Juli: 1,51 Meter.
Nummer 197
Freitag, den 18. Juli 1930
Seite 7
Das Handwerk zur Ablehnung des Geſekzes über den
endgültigen Reichswirtſchaftsrak.
RH. Der Reichsverband des deutſchen Handwerks und der
Deutſche Handwerks= und Gewerbekammertag traten am Dienstag,
dem 15. Juli, im Verwaltungsgebäude des Kammertages zu
Han=
nover zu einer Vorſtandsſitzung zuſammen. Die aus allen Teilen
des Reiches gut beſuchte Verſammlung befaßte ſich eingehend mit
der derzeitigen wirtſchaftspolitiſchen Lage, und nahm zu der im
Reichstag erfolgten Ablehnung des Geſetzes über den endgültigen
Reichswirtſchaftsrat einſtimmig nachſtehende Entſchließung an:
Die vereinigten Vorſtände des Reichsverbandes des deutſchen
Handwerks und des Deutſchen Handwerks= und
Gewerbekammer=
tages ſprechen ihr tiefſtes Bedauern darüber aus, daß der
Deutſche Reichstag den Geſetzentwurf über die Bildung des
end=
gültigen Reichswirtſchaftsrats abgelehnt hat.
Die Ablehnung dieſes Geſe=
ller Kreiſe der deutſchen Wirtſchaft an den Aufgaben der
Ge=
ſetzgebung verwirklichen wollte, wird gerade im gegenwärtigen
Zeitpunkt der größten politiſchen Vertrauenskriſe als eine
ſchwere Zurückſetzung aller produktiven Kräfte
der deutſchen Wirtſchaft empfunden.
Die vereinigten Vorſtände ſind der Auffaſſung, daß das
Einkammerſyſtem in Deutſchland, verbunden mit dem
gegenwärtigen, die freie Willensbeſtimmung des deutſchen
Bür=
gers ausſchließenden Proportionalwahlrecht, in ſo hohem
Maße verſagt hat, daß die Frage der Errichtung
einer zweiten Kammer, durch organiſche Verbindung
von Reichsrat und Reichswirtſchaftsrat ſchleunigſt zum
Gegenſtand ernſthafter Prüfung der deutſchen Wirtſchaft und der
politiſchen Faktoren gemacht werden muß.
Aa. Bad Wimpfen, 16. Juli. Der Zollamtsneubau in der
Schiedſtraße iſt nunmehr in Benutzung genommen worden. Die
Ge=
ſchäfte des Zollamtes werden nunmehr nicht mehr in dem ſeitherigen
Anweſen in der Hauptſtraße, ſondern in dem Neubau abgewickelt.
By. Egelsbach, 15. Juli. Kommunales. Herr Bürgermeiſter
Anthes legte dem Gemeinderat einen Stellenplan über Beamtenſtellen
vor, der dem Kreisamt eingereicht werden muß. Als dauernd notwen.
dige Stellen, die eine volle Arbeitskraft erfordern, ſind vorgeſehen:
1 Gemeinderechnerſtelle, 1 Bürgermeiſtereiſekretärſtelle, 1
Schutzmann=
ſtelle, 1 Feldſchützenſtelle. Die zurzeit beſtehende zweite
Schutzmann=
ſtelle bleibt auf den Inhaber geſetzt, ebenſo die zweite Feldſchützenſtelle.
— Die Wohnung des Herrn Lehrers Balß ſoll renoviert werden, wozu
die Mittel im Voranſchlag bereits vorgeſehen ſind. — Die Einführung
der Gemeinde=Bierſteuer wird beſchloſſen; denn nur die Gemeinden
kön=
nen verbilligte Staatsdarlehen erhalten, die alle Steuern möglichſt
aus=
geſchöpft haben, und Egelsbach muß infolge des Kanalbaues ein
Dar=
lehen aus dem 15=Millionen=Kredit des heſſiſchen Staates beantragen.
— Dem Ankauf eines Faſelochſen wird zugeſtimmt und die Herren
Bell=
häuſer und Wurm als Ankaufskommiſſion vorgeſchlagen. — Die
Ein=
ladung des Arb.=Radfahrervereins zu ſeinem 25jährigen Jubiläum am
25. Auguſt wird verleſen, ſeine Bitte um eine Jubiläumsſtiftung durch
die Gemeinde wurde abſchlägig beſchieden.
Au. Raunheim, 15. Juli. Kreisfeuerwehrtag. Am
Sonn=
tag fand hier der 16. Kreisfeuerwehrtag des Verbandes der Freiwilligen
Feuerwehren des Kreiſes Groß=Gerau ſtatt. Damit verbunden war die
Feier des 50jährigen Beſtehens der Raunheimer Wehr. Samstag abend
fand aus dieſem Anlaß ein Fackelzug und im Anſchluß hieran eine
würdige Feier ſtatt. Die eigentliche Verbandstagung begann Sonntag
vormittag 9 Uhr im Gaſthaus zum Löwen. Herzliche
Begrüßungs=
worte ſprach Kreisfeuerwehrinſpektor Schildgen (Groß=Gerau). Für das
Kreisamt Groß=Gerau überbrachte Regierungsaſſeſſor Keil Glückwünſche.
Bürgermeiſter Michel=Raunheim bewillkommnete namens der Gemeinde
Raunheim. Weitere Begrüßungsworte ſprach der bisherige
Kreisfeuer=
wehrinſpektor Aſtheimer (Biſchofsheim), der infolge der Mainzer
Ein=
gemeindungen aus dem Verbande ausſchied. Dann erfolgten die
Be=
richte der angeſchloſſenen Wehren. Einſtimmig wurde beſchloſſen, dieſe
Berichte bei kommenden Verbandstagungen vor der Tagung zu
ver=
vielfältigen und den Abgeordneten zur Verfügung zu ſtellen. Darauf
erſtattete Kreisfeuerwehrinſpektor Schildgen den Bericht des
Kreisfeuer=
wehrverbandes. Neue Gruppen der Freiwilligen Feuerwehr wurden in
Aſtheim, Büttelborn und Stockſtadt gegründet. An Bränden waren
ins=
geſamt 22 zu verzeichnen. Kreisdirektor Dr. Merck betonte die
Not=
wendigkeit eines guten Waſſerrohrnetzes, das in unſerem Kreiſe zwar
erheblich ausgebaut wurde, aber beſonders in den Riedorten noch der
Verbeſſerung bedarf. Dann erfolgten der Kaſſenbericht und der Bericht
der Rechnungsprüfer, die beide Annahme fanden. Die Vorſtandswahl
ergab die einſtimmige Wiederwahl des bisherigen Kreisvorſtandes. Die
Verbandsbeiträge wurden wie für das vergangene Jahr feſtgeſetzt. Der
nächſte Kreisfeuerwehrtag ſoll in Nauheim bei Groß=Gerau ſtattfinden.
Für ihre Verdienſte um den Kreisfeuerwehrverband wurden folgende
Feuerwehrleute geehrt: Aſtheimer=Biſchofsheim, Meixner=Ginsheim,
Münker=Guſtavsburg, Wehrmann=Guſtavsburg, Bürgermeiſter Fiſcher=
Biſchofsheim und Wilh. Aſtheimer=Biſchofsheim.
Kreisfeuerwehrinſpek=
tor Schildgen überreichte ihnen die Ehrennadel des Verbandes. Für die
Geehrten dankte Kreisfeuerwehrinſpektor a. D. Aſtheimer mit bewegten
Worten. Damit hatte die offizielle Tagung ihr Ende erreicht. Mittags
12 Uhr zeigte die Raunheimer Feuerwehr unter Mitwirkung der
Ar=
beiter=Samariterkolonne Raunheim eine Schul= und Angriffsübung, die
eine ſehr gute Kritik fand. Auch Kreisdirektor Dr. Merck (Groß=Gerau)
und Bürgermeiſter Michel (Raunheim) gaben ihrer Freude über das
Geſehene Ausdruck. Der Sonntag nachmittag war dem Jubelfeſte der
Raunheimer Wehr gewidmet, das die Teilnehmer des
Kreisfeuerwehr=
tages noch recht viele Stunden vereinte.
a. Offenbach, 17. Juli. Umſtellung auf Wohnraum. Als
vor bald 100 Jahren, im Jahre 1836, Frankfurt auch dem Deutſchen
Zollverein beitrat und damit der raſch aufgeblühten Offenbacher Meſſe
ein bebenſo raſches Ende bereitet war, waren die leerſtehenden Arbeits=
und Lagerräume bald willkommene Fabrikräume, und Offenbach wurde
ausſchließlich Fabrikſtadt. Gegenwärtig iſt wieder eine gewiſſe
Umſtel=
lung nötig und auch im Gange. Gar manche Fabrik hat ihren Betrieb
oder ihre Zahlungen einſtellen müſſen, und die nun leerſtehenden
Räum=
lichkeiten harren auch anderer Verwendung. Gegenwärtig iſt hier
immer noch Wohnraum ſehr gefragt, und man baut deshalb die
Fabrik=
räume in Wohnungen um. Das iſt bereits vor längever Zeit in der
Taunusſtraße geſchehen, und nächſtens wird man auch in der
Krafft=
ſtraße und in dem Anweſen des Evangeliſchen Frauenvereins in der
Bernardſtraße auf genannte Weiſe mit ſtädtiſcher, Hilfe weitere
Wohn=
gelegenheiten ſchaffen.
Heſſenfahrt nach Helgoland.
Letzten Donnerstag traten ungefähr 450 Perſonen in einem
Sonderzug von Frankfurt a. M. aus die von der Hapag in
Ge=
meinſchaft mit der Landsmannſchaft der Heſſen von 1896 in
Ham=
burg veranſtaltete Heſſenfahrt an. Die Fahrt ging gut vonſtatten.
In Hamburg empfing der Feſtausſchuß die Teilnehmer am
Haupt=
bahnhof. Der nächſte Tag wurde zur Beſichtigung des
Hagenbeck=
ſchen Tierparks in Stellingen benutzt, der viel Sehenswertes
ent=
hält, und für den Abend war eine Befreiungsfeier unter
Beteili=
gung der übrigen Landsmannſchaften in einem feſtlich
geſchmück=
ten und beleuchteten Saal der ſchönen Stadthalle angeſetzt, wobei
der Obmann des Feſtausſchuſſes, Herr Otto Mey, eine herzliche
Begrüßungsanſprache hielt und Herr Schulrat Haſſinger=
Darmſtadt in längerer Rede die Anhänglichkeit an die Heimat
pries und die Grüße des Herrn Staatspräſidenten Adelung
überbrachte. Unter muſikaliſchen und humoriſtiſchen Darbietungen
ſowie Tanz nahm der Abend einen fröhlichen Verlauf. Am
zwei=
ten Tag wurden in großen Geſellſchaftsautos die
Hauptſehens=
würdigkeiten der Stadt und Villenviertel beſichtigt, u. a. auch der
Elbtunnel. Daran ſchloß ſich eine Hafenrundfahrt mit
Motor=
booten und zum Schluß Beſichtigung des Hapagdampfers „New
York” unter fachmänniſcher Führung an. Spät am Abend erfolgte
dann mit dem Seebäderdampfer „Kaiſer” die Abfahrt nach
Hel=
goland, wobei man den Sonnenaufgang beobachten konnte. Nach
der Ausbootung konnte ſich jedermann nach Belieben umſehen
und ſich in einem der zahlreichen Gaſthäuſer mit Speiſe und Trank
ſtärken. Die Rückfahrt war auch ſehr hübſch und verging bei Muſik
und Tanz raſch. Da das Wetter während der 4 Tage ſtets heiter
blieb, und die Logis ſowie die in dem Preis einbegriffenen
Mahl=
zeiten tadellos waren, war die Fahrt in jeder Hinſicht genußreich.
und war bei allen Teilnehmern nur ein Wort des Lobes über das gut
ausgedachte Arrangement und herzliche Aufnahme bei der
Lands=
mannſchaft, der dafür beſonderer Dank gebührt.
a. Offenbach, 15. Juli. Verſchmelzung zweier
Beamten=
banken. Nachdem die außerordentlichen Generalverſammlungen der
Beamtenbanken zu Darmſtadt und Offenbach zugeſtimmt haben und der
Eintrag ins Genoſſenſchaftsregiſter erfolgt iſt, gilt die hieſige
Beamten=
bank mit der Beamtenbank zu Darmſtadt als verſchmolzen. Da in der
hieſigen Verſammlung, in der die Geneigtheit zur Verſchmelzung
feſt=
geſtellt wurde, nur eine Fuſionsbilanz vorgelegt wurde, wird in der
dem=
nächſtigen Generalverſammlung der noch rückſtändige Bericht über das
letzte Offenbacher Geſchäftsjahr und den Stand des Unternehmens bis
zur Verſchmelzung nachgeholt werden. Die Verſchmelzung ſelbſt fand
hier keinen Widerſpruch, da der Kundenkreis für ein derartiges
Unter=
nehmen in unſerer Stadt Offenbach von Anfang an zu wenig
aus=
gedehnt war.
*
— Wafſerſtandsnachrichten vom 17. Juli. Rhein: Hüningen 2.20;
Kehl 3,38; Maxau 5,36: Mannheim 4,36; Mainz 1,60; Bingen 2,53;
Caub 2,89; Köln 2,66 Meter. — Main: Schweinfurt 0,70; Würzburg
0,70; Lohr 1,05; Steinheim 2,27; Frankfurt 2,36; Koſtheim, Staatspegel
1,25; desgl. Waſſertiefe 3,16; desgl. Fahrtiefe 2,30 Meter.
Nachruf.
Hiermit gebe ich den angeſchloſſenen Turn= und Sportvereinen
Darmſtadts Kenntnis von dem unerwarteten Ableben unſeres
2. Vorſitzenden
Herrn Studienrat K. Becker.
Wir verlieren in ihm einen aufrechten Menſchen, der für die
Sache der Leibesübungen in Darmſtadt als vorbildlicher Förderer
uns unvergeſſen bleiben wird.
Ich bitte alle Vereinsvertreter, an. der am Samstag Nachmittag
3 Uhr auf dem alten Friedhof ſtattfindenden Beerdigung
teil=
zunehmen.
Sammlung 2 ½ Uhr am Tierbrunnen.
Ausſchuß für Leibesübungen Darmſtadt.
Dr. Friedrich.
11233)
Todes-Anzeige.
Heute vormittag 2 Uhr entſchlief
nach kurzem, ſchweren, mit Geduld
ertragenem Leiden meine
innigſi=
geliebte Frau, unſere herzensgute
Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter, Schwägerin und Tante
Frau Katharina Aßmus
geb. Reuling
im Alter von 64 Jahren.
In tſefer Trauer:
Auguſt Aßmu
meiſter
Luiſe Aßmus
Dachdecker=
Jakob Aßmus und Fran
Heinrich Miſchler und Frau,
geb. Aßmus
und drei Enkelkinder.
Darmſiadt, den 17. Juli 1930.
Liebfrauenſtr. 66.
Groß=Gerqu, Frankfurt, Stockbolm,
(11248
Riga.
Die Beerdigung findet am
Sams=
tag, den 19. Juli, nachm. ½3 Uhr,
auf dem alten Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Dankſagung.
Für die Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme bei dem Heimgang meiner
lieben Frau
Eliſabethe Koch
geb. Klingenhöfer
ſagen herzlichen Dank
Oskar Koch
nebſt Angehörigen.
11234)
Ihre Wäſche wird tadellos in der
Haushallungswäscherei, Reform
Nied.=Ramſtädterſtr. 5 Fernruf 138 (8950a
Helia.
in gut bürgerlich.
Dienstag abd. 2. Pl. Mittagstiſch können
Hügelſtr. Dame in noch einige jg. Hrn.
gr. Mant. wird von u. Damen teilnehm.
d. Herrn in hellem Heinrichſtr. 52, pt.
(11141b)
Mant. um frdl.
Le=
benszeichen gebeten
unter B. 103 an d.
Geſchäftsſtelle.
Heirat.
Nettes, ſol. Frl., Ende
Der, kath., ſehr häusl.
u. naturlieb., w. ehrb.
Herrn v. 30-45 J. k. z.
lernen, Witwer nicht
ausgeſchl. Verm. u.
Ausſt. vorhand.
Zu=
ſchriften unter B 29
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fleiſchküche. (2370
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Statt Karten.
Heute Abend 7 Uhr entſchlief ſanft nach unerwartetem,
kurzem, ſchweren Leiden unſere überaus geliebte Mutter,
Großmutter, Tochter, Schweſter, Schwägerin,
Schwieger=
mutter und Tante
Frau uſta Mohs
geb. v. Kameke
Witwe des Oberſt a. D. Alfred Mohs.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Ellen Mohs.
Friedrich Karl G. A. Mohs.
Ingeborg Weiershäuſer, geb. Mohs.
Elſa Mohs, geb. Kolb.
Heinz Weiershäuſer.
Braunshardt, Darmſtadt, den 16. Juli 1930.
Die Beerdigung findet Samstag, den 19. Julſ, vormittags
11 Uhr auf dem Waldfriedhof ſtatt. (11247
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Rerlin G. 2
Seite 8
Freitag, den 18. Juli 1930
Nummer 197
Ferdinand Schrey,
der Erfinder des Schrey=Stenographieſyſtems,
wird am 19. Juli 80 Jahre alt. Schreys
Kurz=
ſchriftſyſtem ging 1897 in dem heute wohl
meiſt=
verbreiteten Stolze=Schrey=Syſtem auf.
Die Eröffnung der Schauinsland=Schwebebahn.
Freiburg. Am Donerstag vormittag fand
in Freiburg i. B. die feierliche Einweihung der
neuen Drahtſeilſchwebebahn nach dem
Umlauf=
ſyſtem auf den Schauinsland, den größten Berg
der Freiburger Gemarkung (1286 Meter), unter
ſtarker Beteiligung der Spitzen, des öffentlichen
Lebens ſtatt. An der Einweihungsfeier nahmen
u. a. der badiſche Staatspräſident Schmitt, der
Präſident der Reichsbahndirektion Karlsruhe,
der Präſident der Oberpoſtdirektion Konſtanz,
zahlreiche Landtagsabgeordnete, ſowie der
Prä=
ſident des Regierungsrates von Baſel teil. Nach
einer Reihe von Begrüßungsanſprachen in der
Talſtation fuhr unter den Klängen des
Deutſch=
landliedes der erſte Wagen mit den Feſtgäſten
zur Bergſtation. Damit war die Freiburger
Schauinsland=Bahn, die mit einem
Koſtenauf=
wand von 2½ Millionen RM. in etwa 1½jähr.
Bauzeit geſchaffen wurde, eröffnet.
Eigenartige blinde Paſſagiere der Reichsbahn.
Bad Homburg. Ausnahmsweiſe hat die
Deutſche Reichsbahn einmal Freude an ein paar
blinden Paſſagieren, die ſeid dieſem Frühjahr die
Züge zwiſchen Bad Homburg und Friedberg
tag=
täglich benutzen: In einem ſtillen Winkel eines
Packwagens, dort wo Reſervematerial, Brems=
und Heizſchläuche aufbewahrt werden, hat ſich ſeit
Frühjahr auf einer kleinen Konſole unter der
Waggondecke ein Rotſchwänzchenpaar ſein. Neſt
erbaut. Der Packwagen läuft im Zug zwiſchen
Homburg und Friedberg von nachmittags 16,08
bis abends 22,04 Uhr. Und pünktlich wie die
Reichsbahnbeamten iſt auch das
Rotſchwänzchen=
paar im oder am Zuge, zur Abfahrt bereit.
Wäh=
rend der Brutwochen wurde das Männchen
aus=
quartiert. Es begleitete aber treu ſein Weibchen
außen am Zuge nebenherfliegend. Als dann die
Jungen zur Welt kamen, fand das Männchen,
während der Zug dahineilte, noch Zeit, für die
Jungen Aetzung zu ſammeln und bei jeder
Ge=
legenheit ins Neſt zu tragen. Jetzt iſt die Brut
flügge, und auch ſie gewöhnt ſich an das
fahrplan=
mäßig geregelte Daſein bei der Reichsbahn. Der
Herr Vater bekommt ab und zu ſeinen Urlaub
und verbringt manche Stunden in Homburg.
Geduldig wartet er am Bahnhof auf ſein
Weib=
chen, ſein Neſt und ſein Nachtquartier. Glücklich
aber der Nachswuchs. Wären es deutſche
Staats=
bürger, die wüßten nicht, ob ſie zu Preußen oder
Heſſen gehören, und wo ihr
Unterſtützungs=
wohnſitz iſt.
Das Lübecker Säuglingsſterben.
59 Tote.
Lübeck. Von den mit dem
Tuberkuloſe=
präparat gefütterten Säuglingen iſt in der Nacht
zum Donnerstag wieder einer geſtorben, ſo daß
die Zahl der Todesopfer nunmehr 59 beträgt.
Krank ſind noch 60, gebeſſert 73, geſund bzw. in
ärztlicher Beobachtung 59 Säuglinge.
Rudolf Schildkrauk F.
Der Schöpfer des Zille=Grabmals, Profeſſor Kraus, legt die letzte Hand an ſein Werk.
Von dem bekannten Berliner Bildhauer Profeſſor Kraus iſt jetzt das Grabmal Heinrich Zilles, des
Zeichners des Berliner „Milljöhs”, fertiggeſtellt worden. Das Werk wird demnächſt auf Zilles
Grab feierlich zur Aufſtellung gelangen.
Die „Pickoria regia” blühk!
Ein Bild, das ſich alljährlich nur einen Tag bietet: Die „Victoria regia” im Berliner Botaniſchen
Garten in Blüte.
Dieſe ſeltſame Tropenpflanze ſtammt aus Südamerika und iſt von bezaubernder Schönheit.
Rudolf Schildkraut,
der weltberühmte Bühnen= und Filmdarſteller.
iſt, wie gemeldet, in Hollywood im Alter von
68 Jahren einer Herzſchwäche erlegen.
Schild=
kraut wurde in Konſtantinopel geboren; ſeine
bunte Lebensreiſe führte ihn über Wien und
Hamburg zu Reinhardt nach Berlin, und
end=
lich in die neue Welt, wo ſein Wirken vor allem
dem Film galt.
„Graf Zeppelin” ändert ſeine Route
und überfliegt Island.
Hamburg. Wie die Hamburg—Amerika=
Linie mitteilt, hat der Führer des Luftſchiffes
„Graf Zeppelin”, Kapitän Lehmann, im
Einver=
nehmen mit den Paſſagieren die Fahrtroute
ge=
ändert. Das Luftſchiff wird Island anfliegen
und über Frankreich zurückkehren. Donnerstag
früh 6 Uhr M.E.3. befand ſich das Luftſchiff auf
63,5 Grad Nord und 10,7 Graf Weſt in der Nähe
von Island.
„Graf Zeppelin” über Island.
Reykjavik. Das Luftſchiff „Graf
Zeppe=
lin” traf am Donnerstag, um 11 Uhr hier ein.
Es verweilte eine Stunde lang im ſchönſten
Sonnenſchein über der Stadt und ihrer
Um=
gebung.
Deutſche Schachſiege in Hamburg.
Hamburg. Bei der Austragung der
Hänge=
partien der 3. Runde gewann Deutſchland den
Wettkampf mit Spanien 2½:1½. Oeſterreich
ge=
wann gegen Dänemark 3:1. Die Hängepartien
der 4. Runde ergaben für Deutſchland einen Sieg
3:1 gegen Frankreich. Oeſterreich verlor gegen
England 1½:2½.
Die Bergungsarbeiten in Hausdorf.
Waldenburg. Das Bergrevieramt
Oſt=
waldenburg teilt über die Bergungsarbeiten auf
der Wenzeslausgrube folgendes mit: Die
Ver=
ſuche zur Bergung der noch in der 17. Abteilung
befindlichen Toten ſind die ganzen Tage
ununter=
brochen Tag und Nacht durchgeführt worden und
werden auch weiterhin unter Anwendung der
er=
forderlichen Vorſicht mit möglichſter
Beſchleuni=
gung und unter ſtändiger bergpolizeilicher
Auf=
ſicht fortgeſetzt. 38 Leichen konnten bis jetzt noch
nicht geborgen werden. Es iſt feſtgeſtellt worden,
daß der Streb in Wenzeslaus=Flöz auf eine
flache Länge von 40 Metern und in der geſamten
Breite durch Auswürfe vollſtändig zugeweht
worden iſt.
Erdbeben in Guatemala.
100 Häuſer eingeſtürzt.
Berlin. Im Staate Guatemala ereigneten
ſich mehrere Erdbeben, wobei auch die Stadt
Guatemala in Mitleidenſchaft gezogen wurde.
Im Innern des Landes ſind viele Menſchen
ver=
letzt worden. Im Ort Jalpatagua ſtürzten 100
Häuſer ein.
Erſchöpfungsanfall Siegfried Wagners.
Bayreuth. Siegfried Wagner hat am
Mittwoch abend einen Erſchöpfungsanfall
er=
litten, der durch die großen körperlichen und
ſee=
liſchen Anſpannungen, die die Proben mit ſich
brachten, zu erklären iſt. Bei der ärztlichen
Un=
terſuchung ſtellte ſich heraus, daß die Erkrankung
nicht ſo ſchlimm iſt, wie es zuerſt den Anſchein
hatte. Nach einigen Tagen Ruhe dürfte Siegfried
Wagner wieder vollſtändig hergeſtellt ſein. Die
Vorproben werden zu Ende geführt werden. Der
vorübergehende leidende Zuſtand Siegfried
Wag=
ners wird auf die programmäßige Durchführung
der Feſtſpiele keinen Einfluß haben.
Peſtalozzi=Geld.
Die Schweizeriſche Nationalbank gibt
dem=
nächſt Zwanzig=Franken=Noten mit dem Bildnis
Heinrich Peſtalozzis aus. Gewiß eine ſchöne
Chrung, von der ſich der beſcheidene Pädagoge
allerdings kaum etwas hätte träumen laſſen!
Eine Kirche bei Enghien niedergebrannt.
Brüſſel. Die Kirche von Haute Croix bei
Enghien im Hennegau iſt in der Nacht auf den
Mittwoch vollſtändig niedergebrannt, wobei die
geſamte wertvolle Inneneinrichtung ein Raub
der Flammen wurde. In einem angrenzenden
Mädchenpenſionat brach unter den 400
Schüle=
rinnen eine furchtbare Panik aus, doch gelang es
der Feuerwehr, ein Uebergreifen des Feuers zu
verhindern.
Polniſches Rundflugzeug bei Krakau abgeſtürzt.
Warſchau. Ein polniſches Flugzeug, das
am Mittwoch aus Krakau nach Warſchau ſtartete,
um von hier aus zum Europarundflug den
Wei=
terflug nach Berlin anzutreten, verunglückte
un=
weit von Krakau. Das Flugzeug hatte
Motor=
ſchaden und wurde beim Abſturz vollkommen
zer=
trümmert. Der Flieger trug ſchwere, ſein
Be=
gleiter leichte Verletzungen davon.
Der Fernflug New York-Buenos Aires
geſcheitert.
New York. Der Verſuch, einen
zwiſchen=
landungsloſen Flug mit Benzinübernahme in
der Luft zwiſchen New York und Buenos Aires
durchzuführen, iſt mißlungen. Das Flugzeug
ſtürzte bei Boswick im Staate Georgia ab. Die
drei Flieger retteten ſich durch Abſpringen mit
dem Fallſchirm.
Kundgebung der Deutſchamerikaner am
Steuben=Denkmal in Potsdam.
Etwa 200 Amerikaner nahmen geſtern an der
Kundgebung der Deutſch=Amerikan. Steuben=
Geſellſchaft am Potsdamer Steuben=Denkmal
teil. Oberbürgermeiſter Rauſcher=Potsdam
be=
grüßte die Gäſte und Mitglieder der Familie
von Steuben. Er gab dann ſeiner Freude
dar=
über Ausdruck, daß die Steuben=Geſellſchaft mit
Erfolg gegen die Kriegsſchuldlüge eingetreten
ſei. Direktor Dr. Bertling vom Amerika=
Inſti=
tut hob die Bedeutung Steubens für Amerika
und Deutſchland hervor. Ein Vertreter der
amerikaniſchen Deutſchlandpilger, Georg Seibel
aus Pittsburg, ſchilderte die Umſtände, die zur
Gründung der Geſellſchaft geführt haben.
Un=
ermüdlich werde man, ſo führte der Redner aus,
für den Anteil deutſchen Blutes am
amerikani=
ſchen Geſchick eintreten. Drei Hochs auf die
amerikaniſchen Deutſchlandpilger beſchloſſen die
Feier. Mehrere Kränze wurden am Denkmal
niedergelegt.
Exploſion eines Tankkahnes.
Harburg=Wilhelmsburg. Im
drit=
ten Seehafenbecken explodierte am Mittwoch ein
Tankkahn. Der Vorderſteven und die
Mann=
ſchaftsräume wurden vollſtändig zerſtört. Drei
Perſonen, unter ihnen der Kapitän, trugen
er=
hebliche, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen
davon. Der entſtandene Brand konnte mit einem
Schaumgerät bald gelöſcht werden. Etwa fünf
Tonnen Benzin ſind in das Hafenbecken
ausge=
laufen, ſo daß ſich die Feuerwehr veranlaßt ſah,
das Hafenbecken mit Schwimmern abzuſchließen
und dafür zu ſorgen, daß ſofort auf den in dem
Hafenbecken liegenden Dampfern jedes Feuer
ge=
löſcht wurde.
Zugzuſammenſtoß in Siebenbürgen.
Bukareſt. Auf der Strecke Borſa—Szigel
im nördlichen Siebenbürgen ſtieß ein
Perſonen=
zug mit einem Güterzug zuſammen. Die beiden
Lokomotiven und mehrere Wagen wurden
zer=
trümmert. Eine Perſon wurde getötet und etwa
20 verletzt.
Selbſtmord eines bekannten Tänzers.
Paris. Der auch in Deutſchland bekannte
Partner der Tänzerin Edmonte Guy Erneſt van
Düren, mit ſeinem wirklichen Namen Ernſt
Neu=
mann, ein Ungar, hat ſich am Mittwoch abend in
einem neuraſtheniſchen Anfall das Leben
ge=
nommen.
Die Eiſenacher Hörſel=Werke
in Flammen.
Die brennenden Fabrikgebäude.
Die Hörſel=Werke in Eiſenach, die
Meßwerk=
zeuge aller Art fabrizieren, ſind einem Brand
zum Opfer gefallen, der an den aufgeſpeicherten
Holzmengen reiche Nahrung fand und in kurzer
Zeit die geſamten Fabrikanlagen zerſtörte. /
Reich und Ausland.
Ferdinand Schren 80 Jahre alk.
Er hat der Menſchheit viele Stunden Arbeit
geſchenkt!
Amerika und Deutſchland feiern den
200. Geburiskag des Freiheitshelden
General von Skeuben.
Nummer 197
Freitag, den 18. Juli 1930
Seite 9
Die deutſche Treue der Saar vor 60 Jahren.
Das waren Tage größter Spannung im deutſchen Saarlande,
die der franzöſiſchen Kriegserklärung vor ſechzig Jahren folgten!
„Deutſch die Saar — immerdar!‟ Das hat ſich auch damals
be=
wieſen!
Wenn wir heute auf den Krieg von 1870/71 hinweiſen, um
dieſe große Zeit in der Erinnerung unſerer raſchlebenden
Gegen=
wart erſtehen zu laſſen, ſo hören wir leider oft den Hinweis auf
„längſt überwundene Zeiten und Verhältniſſe!"
Etwas ruhigere und nachdenklichere Betrachtung wäre beſſer!
Gewiß, wir Soldaten des Weltkrieges haben den Krieg der
ent=
wickelten Technik in allen ſeinen Schrecken kennen gelernt, aber
wer garantiert uns, daß nicht jemand nach abermals ſechzig
Jahren, etwa ums Jahr 1990 herum, alles das, was wir erlebt
haben, als „militäriſches Kinderſpiel” bezeichnet! Der ewige
Friede wird auch um 1990 herum noch nicht in Europa und auf
unſerem Planeten eingekehrt ſein, ſondern ſich da aufhalten, wo
er heimatberechtigt iſt — in Wolken=Kuckucks=Heim!
Wir müſſen bedenken, daß der Krieg 1870/71 geführt wurde
zwiſchen den beiden damals beſten Armeen Europas, der
franzö=
ſiſchen und der deutſchen; ausgerüſtet waren beide Armeen mit den
ausgezeichnetſten Waffen, die preußiſche Armee beſaß ein
vor=
treffliches Geſchütz, die Infanterie das Zündnadelgewehr. Die
Bayern führten das Podewils= und das Werdergewehr!
Frank=
reich ſchwur auf ſein Chaſſepot=Gewehr, auf die Kugelſpritze, die
berühmte Mitrailleuſe, außerdem brachte es im Kriege die
Luft=
ballons zur Verwendung!
Alſo auch damals war es in techniſcher Hinſicht ein „moderner
Krieg”!. Und das Ergebnis dieſes Krieges war ſo gewaltig, daß
aus ihm das deutſche Reich erſtand, das uns 44 Jahre des
Frie=
dens und des glänzenden Aufſtiegs beſchert hat!
Deshalb ſoll man nicht geringſchätzig von der großen Zeit vor
ſechzig Jahren ſprechen!
Damals wie heute ſtanden Rhein und Saar im Mittelpunkt
der Ereigniſſe! Hans Wachenhuſen, der für eine Reihe großer,
deutſcher Zeitungen als Kriegsberichterſtatter jene ſchweren
Wochen an der Saar mitgemacht hat, ſchrieb damals: „
Fünf=
tauſend Männer, großenteils ſchon bei Jahren, kamen auf eine
einzige Mahnung von der franzöſiſchen Grenze, von der Saar nach
Koblenz. Sie, deren Herd zunächſt bedroht war, hatten keine
Furcht für ihre Habe, für die Ihrigen, die täglich von den
fran=
zöſiſchen Vorpoſten hart an der Grenze bedroht waren; ſie kannten
nur ihre Pflicht, die ſie dem Vaterlande ſchuldig waren, und ſie
übten ſie freudig. Sie ſangen patriotiſche Lieder, ballten dem
Erb=
feinde die Fäuſte, ob ſie auch auf der Straße lagen, um ihre
Ein=
kleidung zu erwarten, da die Stadt nicht Raum unter ihren
Dächern für ſie hatte. Und wie groß, wie erhebend gerade dieſe
Männer an der franzöſiſchen Grenze, ſie waren ſo deutſch, ſo
pa=
triotiſch, wie ſie im Herzen des Vaterlandes nicht beſſer
ge=
funden werden.”
Die „Wacht an der Saar” hielt der Major von Peſtel mit
drei Schwadronen der 7. Ulanen und mit dem II. Bataillon des
hohenzollernſchen Infanterie=Regiments Nr. 40. An der
pfäl=
ziſchen Grenze ritten die in Zweibrücken in Garniſon liegenden
Hayeriſchen Chevaulegers fleißig und tapfer ihre Erkundungsritte;
außerdem ſtanden da 1 Bataillon des 7. bayeriſchen Infanterie=
Regiments und die 5. bayeriſchen Jäger aus Speyer und
Zwei=
prücken. Von badiſchen Truppen hüteten die Grenze: Zer und 5er
und die 3. Dragoner von Raſtatt.
Um dem Feinde glauben zu machen, daß im Schwarzwald
größere Truppenanſammlungen ſtattfänden, wurde das ſogenannte
„Schwarzwald=Detachement” gebildet, welches aus 2 Bataillonen
des 6. württembergiſchen Infanterie=Regiments, einer
württem=
wergiſchen Erſatz=Schwadron und einer Batterie beſtand. Dieſe
Truppen löſten ihre Aufgabe ſo glänzend, daß die Franzoſen nicht
nur von einem Ueberſchreiten des Rheins Abſtand nahmen,
ſon=
dern ſogar den Aufmarſch ihres VII. Korps von Kolmar, wie
ur=
ſprünglich beabſichtigt, nach Belfort zurückverlegten.
Den erſten Blick hinter den Schleier, der den franzöſiſchen
Aufmarſch im Elſaß verdeckte, warf der württembergiſche
General=
ſtabshauptmann Graf Ferdinand von Zeppelin, durch ſeinen äußerſt
ſchneidigen und mit hervorragender Geſchicklichkeit ausgeführten
Aufklärungsritt — würdig des großen Mannes, der uns ſpäter
die Luft eroberte.
Während die Grenzwacht feſt und treu ſtand, waren in Berlin
Gerüchte verbreitet, daß die preußiſche Feſtung Saarlouis von
den Franzoſen bereits durch Handſtreich genommen ſei.
Saar=
brücken ſollte ſchon ſeit mehreren Tagen in den Händen der
Fran=
zoſen ſein, da unſere Vorpoſten zu ſchwach, um ihnen zu
wider=
ſtehen. Furchtſame ließen die Franzoſen auf Mainz marſchieren
oder gar vor der Feſtung ſtehen.
Saarlouis, die kleine preußiſche Grenzfeſtung, war jeden
Augenblick eines feindlichen Angriffs gewärtig; als Beſatzung
lagen in ihr die preußiſchen Infanterie=Regimenter Nr. 69 und 70,
ſowie eine kleine Abteilung der heſſiſchen Pioniere aus Mainz=
Kaſtel. Dieſe Pioniere, unter Leutnant Roth, wurden bereits am
23. Juli morgens in der Nähe von Rockershauſen bei Saarbrücken
von franzöſiſchen Vorpoſten auf 600 Schritt Entfernung beſchoſſen,
ohne einen Verluſt zu erleiden. Es waren die erſten Schüſſe im
Feldzuge.
Am 29. Juli abends fiel als erſter deutſcher Soldat der brave
Ulan Kleiber vom 7. Ulanen=Regiment; er erhielt einen Schuß
durch den Kopf und war auf der Stelle tot. Sein Pferd, die
Gegend von Saarbrücken genau kennend, fand ſich in ſeinen
Ka=
ſernenſtall allein zurück, wo es ſolange ſorgſame Pflege gehabt
hatte. Major von Peſtel verſtand es glänzend, die Franzoſen zu
täuſchen. Mal erſchienen die Ulanen in weißen Drillichröcken mit
Feuerwehrhelmen als Küraſſiere, mal mit Infanterie=Röcken und
Helmen als Dragoner, ſo daß der Feind über die Stärke der
preußiſchen Truppen völlig im Unklaren war.
Am 28. Juli war Napoleon mit ſeinem Sohne bei der Armee
eingetroffen, am 2. Auguſt erfolgte der Angriff auf Saarbrücken.
drei franzöſiſche Diviſionen des Armeekorps Froſſard drängten
nach ſtundenlangem Kampfe die drei Schwadronen und das eine
Bataillon des Majors von Peſtel zurück.
„Der „Gaulois” verkündete den Pariſern dieſen Sieg mit
fol=
gender Depeſche: „Erſter Erfolg! Nach einem lebhaften Kampfe
unter den Mauern von Saarbrücken, welcher von 10 Uhr morgens
bis 1 Uhr nachmittags dauerte, iſt die Stadt von unſeren
Sol=
daten genommen worden. Die Diviſion Froſſard hat drei
preu=
ßiſche Diviſionen (!!!) über den Haufen geworfen und
niederkar=
tätſcht. Der Kaiſer iſt im Triumph nach Metz zurückgekehrt.
Saar=
brücken iſt abgebrannt."
Wie zäh ſich die 40er wehrten, zeigt das Beiſpiel des tapferen
Gefreiten Laupſin, der den Rückzug ſeiner Kameraden deckte. Schuß
auf Schuß hat er abgegeben und die Aufmerkſamkeit der Gegner
ſo auf ſich gezogen, daß ſeine Kameraden ſich ohne Verluſte retten
konnten. Erſt dann hörte der Widerſtand des Gefreiten Laupſin
auf, als ein franzöſiſcher Zug Befehl erhielt, alle Schüſſe auf den
tapferen 40er zu richten und derſelbe von 17 Geſchoſſen
durch=
bohrt zuſammenbrach! Dieſe Tat des Gefreiten Laupſin ehrte der
franzöſiſche General Froſſard dadurch, daß er ſich eine
Schulter=
klappe von dem Waffenrock des Toten abſchneiden ließ, um ſie
als Andenken an den tapferen Mann aufzubewahren.
Schon am 28. Juli nachmittags war die offene Stadt
Saar=
brücken von franzöſiſcher Artillerie beſchoſſen worden. Die erſte
Granate krepierte nicht. Der zuſällig anweſende Ulanen=Ritt=
meiſter von Luck brachte ſie nach Saarbrücken. Nach dem Kriege
erfuhr der alte Kaiſer Wilhelm davon, und bat um die
denk=
würdige Granate. Sie wurde entladen und fand ihren Platz im
Königlichen Palais zu Berlin auſ dem Schreibtiſch des Kaiſers.
In Silberſchrift ſtand darauf: „Erſte Granate, gefallen auf
deut=
ſchen Boden im Kriege 1870/71.”
In dieſer ganzen ſchweren Zeit bewährte ſich die deutſche
Treue der Saar=Bevölkerung auf das Glänzendſte. Unaufhörlich
bemühten ſich alle Bewohner des Saartals, den deutſchen
Vortrup=
pen ihre Auſgabe zu erleichtern, ihnen Nachrichten zukommen zu
laſſen und für ihre Verpflegung zu ſorgen. Auch im ſchweren
Kampfe am Spicherer Berg am 6. Auguſt haben Männer, Frauen
und Mädchen von Sankt Johann und Saarbrücken, nicht achtend
den Kugelregen, den Kämpfern Erfriſchungen aller Art
zuge=
tragen uno die Verwundeten zurücktransportteren helfen! So
trug die Köchin eines Saarbrücker Kaufmannes, die unter dem
Namen „Die alte Kathrin” bekannt war, im heftigſten Feuer
volle Waſſereimer auf dem Kopfe bis an den Spicherer Berg
her=
an. Nach Hunderten zählen ſolche und ähnliche Taten. Was die
Saar=Bevölkerung in der Verſorgung und in der Pflege der
Ver=
wundeten leiſtete, das verdient das höchſte Lob für alle Zeiten!
Das wollen wir nie der jetzt wieder ſo ſchwer bedrängten
Saar vergeſſen!
Mögen dieſe kleinen Bilder aus großer Zeit die Erinnerung
an jene Tage vor ſechzig Jahren wachrufen, da ganz Deutſchland
mit größter Spannung und inniger Sorge auf die Saar ſchaute!
„Deutſch die Saar — immerdar!"
Dr. Ludwig Roth.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 18. Juli.
12.20: Stuttgart: Promenadenkonzert.
16.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
18.05: Buch und Film.
18.35: Prof. Beutel: Leuchtende und dunkle Nebel im Weltenraum.
19.05: Mannheim: Priv.=Doz. Dr. Gutkind: Der moderne europäiſche
Roman: Italien.
19.30: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.
W.00: Geſpräche im Weltenraum. Paul Laven beſucht einen
Kurz=
wellenamateur.
20.30: Anläßlich der Rheinlandbefreiung: Wilhelm Tell. Schauſpiel
von Schiller. Begleitende Muſik von Beethoven.
B.20: Tanzmuſik oder (bei günſtigen Reſultaten) Fortſetzung der
Kurzwellenverſuche.
Königswuſterhauſen
Deutſche Welle. Freitag, 18. Juli.
12.00: Schallplatten: Aus Wagners Opern.
14.00: Uebertragung der Feier des Verbandes deutſcher
Eiſenbahn=
fachſchulen anläßlich ſeines 10jährigen Beſtehens aus dem
Plenar=
ſaal des Reichswirtſchaftsrates.
15.:0: Jungmädchenſtunde: Was wir leſen.
16.00: Min.=Dirigent Geheimrat Dr. h. c. Erich Wende: Die
Pädo=
gogiſche Akademie und das Land.
16.30: Leipzia: Nachmittagskonzert.
17.30: E. Biſchoff: Von der Weisheit des Oſtens.
18.00: Prof. Dr. Prion: Die Börſenkonjunktur.
18.30: Dr. Lewin: Das Erwachen Aſiens.
19.00: Dr. Auerbach: Paläſtina vor 20 Jahren und heute.
19.25: Wiſſenſchaftlicher Vortrag für Aerzte.
20.00: Gambe und Cembalo. Schenk: Suite Nr. 9 aus den
„Scherzi Muſicali”. — Bach: Sonate D=dur.
20.30: Aus Norderney: Wagner=Abend. Volksouverture. —
Grals=
erzählung aus „Lohengrin”. — Karfreitagszauber aus „Parſifal”.
— Schmiedelieder aus „Siegfried” und „Walküre‟. — Siegfrieds
Rheinfahrt aus „Götterdämmerung”. — Vorſpiel zum 3. Akt,
Am ſtillen Herd” und Preislied aus „Die Meiſterſinger von
Nürnberg‟. — Ouvertüre zu „Tannhäuſer”.
Danach: Abendunterhaltung. Mozart: Ouv. „Lucio Silla”. —
Pergoleſe=Kreisler: S
Drei=Viertel=Takt”.
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Seite 10
Freitag, den 18. Juli 1930
Nummerda7
Sport, Spiel und Turnen.
Handball im Odenwaldgau der 2.T.
Ergebniſſe vom Sonntag, 13. Juli:
Groß=Umſtadt 1.—Arheilgen 1. 4:4 (2:3); Groß=Umſtadt 2.—
Michel=
ſtadt 2. 6:2 (4:1); Kirch=Brombach 1.—Groß=Zimmern 1. 4:6 (4:2);
Kirch=Brombach 2.—Steinbuch 2. 4:3; Lengfeld 1——Gundernhauſen 1.
8:7 (4:2): Lengfeld 2.Gundernhauſen 2. 3:2 (2:1): Groß=Bieberau 1.
gegen Momart 1. 4:6 (2:4); Groß=Bieberau 2. Momart 2. 3:1 (2:1);
Klein=Umſtadt 1—Habitzheim 1. 8:3; Klein=Umſtadt 2.—Habitzheim 2.
4:1; Langſtadt 1—Schaafheim 1. 5:0; Langſtadt 2.—Schaafheim 2. 2:3;
Mümling=Grumbach 1.—Nichen 1. 1:1; Wald=Amorbach 1.—Rimhorn 1.
8:2 (2:1); Spachbrücken 1.—Georgenhauſen 1. 5:2 (2:1) Spachbrücken 2.
gegen Reinheim Jgd. 1:2; Klein=Zimmern 1.—Roßdorf 1. 3:2: Nieder=
Klingen Jgd.—Tgde. Darmſtadt Jgd. 15:3 (6:1); Richen 2.—
Hain=
ſtadt 1. 4:5 (0:3).
Groß=Umſtadt hat den Gruppenmeiſter Arheilgen zu Gaſt. Das
Spiel beginnt mit Tempo. Groß=Umſtadt iſt zunächſt überlegen und
wird ſehr gefährlich. Jedoch Schußpech und vorzügliche Abwehr des
Gäſtetormanns laſſen keine Erfolge zu. Dann findet ſich auch Arheilgen.
Der Kampf wogt auf und ab. Ein Deckungsfehler der Verteidigung
bringt den Gäſten das 1. Tor. „Bald führen ſie derch Strafſtoß 2:0.
Jetzt holt Groß=Umſtadt auf. Durch ſchönes Sturmſpiel fallen 2 Tore.
Jedoch bringt das Anſpiel die Gäſte wieder in Führung. Nach der
Pauſe greift Arheilgen wuchtig an und ſetzt alles in den Kampf. Sein
Sturm zeigt ein vorzügliches und gefährliches Spiel. Er wird jedoch
gnt gedeckt. Auch ſeine Hintermannſchaft iſt auf dem Damm. Flink und
geſchickt unterbindet ſie die ſchnellen Angriffe der Platzmannſchaft. In
einen ſpannenden Endkampf wird das Ergebnis auf 4:4 geſtellt. Groß=
Umſtadt 2, ſiegt verdient. Das Spiel, zeitweilig ausgeglichen, ſpielt ſich zu
ſehr im Mittelfeld ab. Der Gäſtetormann, ſonſt gut, hätte zwei Tore
verhindern können.
In Lengfeld kamen zwei ſchöne Spiele zum Austrag. Im Felde
ſind ſich die Mannſchaften gleichwertig. Der beſſere Torſchuß entſcheidet
für den Gaſtgeber. Beides waren Freundſchaftsſpiele. Recht ſol In
Groß=Bieberau kam Momart zu einem Sieg über ſeinen
erſatzgeſchwäch=
ten Meiſterſchaftsrivalen. Momart 2. unterlag.
Klein=Umſtadt ſiegt in einem harten Kampf mit 8:3. Die 2.
Mann=
ſchaften ſpielen ruhig und anſtändig. Auch hier ſiegt Klein=Umſtadt.
Ein ausgeglichenes Spiel kam in Langſtadt zum Austrag. In der
erſten Hälfte iſt es ausgeglichen. Dann aber läßt Schaafheim nach und
unterliegt mit 5:0. Bei den 2. Mannſchaften ſiegen die Gäſte nach
ver=
teiltem Feldſpiel.
Richen fährt mit zehn Mann nach Mümling=Grumbach und liefert
ein ausgeglichenes Spiel. Als ſich die Zahl der Spieler durch
Platzver=
weis und Verletzungen verringert, wird das Spiel kurz vor Schluß
ab=
gebrochen. 1:1.
Wald=Amorbach bezwang den Neuling Rimhorn in einem ruhigen,
anſtändigen Spiel mit 8:2: dem Spielverlauf nach unverdient hoch. —
Georgenhauſen ſpielt in Spachbrücken zunächſt überlegen und geht in
Führung. Dann aber fällt es dem ſtarken Tempo zum Opfer und
Spach=
brücken wird gegen Schluß überlegen. Ein Unentſchieden wäre gerecht
geweſen. Reinheims Jugend ſiegt über die 2. Mannſchaft des
Gaſt=
gebers mit 2i1. — Klein=Zimmern bezwingt in einem harten Treffen
den Vertreter aus der B=Klaſſe des Main=Rheingaues mit 3:2. Nieder=
Klingen Jgd.—Tgde. Darmſtadt Jgd. Beide Mannſchaften nicht
voll=
zählig; 10 und 8 Mann. So kommt Nieder=Klingen zu einem hohen
Sieg. Hainſtadt iſt in Richen in der erſten Halbzeit überlegen. In der
zweiten hat Richen die Oberhand. Ein Unentſchieden wäre berechtigt.
Am Sonntag, den 20. Juli, ſpielen:
Groß=Umſtadt 2.—Kirch=Brombach 1. 15 Uhr; Groß=Bieberau 1.—
Mümling=Grumbach 1. 14 Uhr; Groß=Bieberau 2.—Hainſtadt 1.
15 Uhr; Klein=Zimmern 1.—Tade. Beſſungen (komb. 1. und 2.) 16 Uhr;
Habitzheim 1.—Heubach 1. 15 Uhr; Habitzheim 2—Heubach 2. 14 Uhr;
Reinheim 1.—Richen 1. 15 Uhr; Reinheim 2.Nieder=Klingen 2. 14 Uhr;
Langſtadt 1—König 2. 15 Uhr; „Langſtadt 2—König Jgd. 14 Uhr;
Nichen 2.—Lengfeld 2. 14 Uhr: Altheim 2.—Spachbrücken 1. 14 Uhr;
Groß=Zimmern 1—Mainaſchaff 1. 15 Uhr; Groß=Zimmern 2—
Main=
aſchaff 2. 13.45 Uhr; Pfungſtadt 1—Heppenheim 1. 16.30 Uhr. Das
letztgenannte Treffen kommt in Groß=Zimmern, woſelbſt der
neue vereinseigene Spielplatz eingeweiht wird, zum Austrag. —
Hergers=
hauſen 1—Nieder=Roden 1. 4.30 Uhr; „Hergershauſen 2.—Nieder=
Noden 2. 3.30 Uhr.
Reichsbahn Darmſtadt — Tgde. 1846 Darmſtadt 5:10 (2:8).
Durch das geſchloſſenere Spiel der Turngemeinde und das ſehr
zer=
fahrene Spiel der Reichsbahn kam ein Halbzeitreſultat von 8:2
zu=
ſtande. Nach der Pauſe drückte Reichsbahn eine Zeit lang und konnte
ſo das Ergebnis ein wenig verbeſſern.
Reichsbahn — Tgſ. 1875.
Anläßlich der Schiedsrichterprüfung auf dem Platze der
Turngeſell=
ſchaft, treffen ſich am kommenden Sonntag obige Mannſchaften um
15,45 Uhr. — Vorher ſpielt die Jugend der Reichsbahn gegen die gleiche
der Turngemeinde Beſſungen.
Sporkabzeichenprüfung.
Am kommenden Samstag, nachm. 4.30 Uhr, findet auf dem
Rot=Weiß=Platz an der Rheinallee eine Prüfung für das Turn= und
Sportabzeichen ſtatt. Beglaubigte Urkundenhefte ſind vorzulegen.
Kraftſpork.
Athletenſportverein 95 Darmſtadt.
Zu dem Kampfabend am Samstag in der Turnhalle der
Lud=
wigs=Oberrealſchule, Kapellſtraße 5. bei dem die Ringerabteilung der
Schutzpolizei Darmſtadt in voller Stärke antritt, hat auch der Athlet.=
Sportverein 95 ſeine beſten Ringer zur Verfügung geſtellt. Es werden
in dieſem Kampfe vom Athletenſportverein 95 alle Ribalen auf der
Ninamatte ſtehen, um die Ehre des alten Vereins zu verteidigen. Auch
die Schutzpolizei wird alles daranſetzen, um den Sieg auf ihre Seite
zu bringen. Da der Eintrittspreis ſehr niedrig gehalten iſt, dürfte der
Kampf jedem Zuſchauer zu empfehlen ſein. Der Kampf findet
pünkt=
lich abends 8.30 Uhr ſtatt.
Das ſporkliche Programm beim Kreiskurnſeſt
des A. 3.5.b.
am kommenden Samstag, Sonntag und Montag weiſt eine
Vielgeſtaltig=
keit und Reichhaltigkeit auf die Erſtaunen erregt. Greifen wir die
Schwimmwettkämpfe, die Leichtathletik oder das Turnen heraus, überall
eine Beteiligung, die alle Erwartungen weit übertroffen hat.
Tennis=
ſpieler, Fußballer, Handballer und wie die vielen anderen Sportarten
alle heißen mögen, tragen zur weiteren Ausgeſtaltung des Programms
viel bei. Wir laſſen einen kurzen Auszug aus dem Programm folgen,
weiſen aber zur beſſeren Orientierung auf die Programmhefte und die
Anzeigen hin.
Samstag, den 19. Juli: Ab 11 Uhr vormittags: Gerätewettkämpfe
aller Klaſſen in der Feſthalle. Mehr= und Einzelkämpfe der
Leichtathle=
ten. Beginn der Tennisturniere auf den Plätzen hinterm Woog. —
Ab 2 Uhr nachmittags: Fortſetzung der Vorkämpfe, Vereinsriegenturnen,
Vorproben der Freiübungen. — Ab 3 Uhr nachmittags: Beginn der
Handballkämpfe um die Kreisfeſtmeiſterſchaft. Beginn der
Schwimm=
wettkämwfe im Woog. — 6 Uhr abends: Entſcheidungsſpiel im
Fuß=
ball um die Kreisfeſtmeiſterſchaft. — 8 Uhr abends: Begrüßungsabend
in der Feſthalle mit Bühnenprogramm.
Sonntag, den 20. Juli: 9.30 Uhr vormittags: Aufſtellen und
Ab=
marſch des Feſtzuges. Marſchſtraßen: Ebertplatz, Liebfrauenſtraße,
Kranichſteinerſtraße, Heinheimerſtraße, Mühlſtraße. Riedlingerſtraße,
Nieder=Ramſtädterſtraße. Kapellſtraße Schulſtraße. Ludwigſtraße,
Marktplatz, Rheinſtraße. — Ab 13 Uhr: Entſcheidungskämpfe in allen
Sportarten, Sondervorführungen, Maſſenfreiübungen, Fuß= und
Hand=
ballſpiele, Schwimmwettkämpfe im Woog, Tennisturniere (hinterm
Woog.). — 17 Uhr: Endſpiel um die Kreisfeſtmeiſterſchaft im Handball.
— 18 Uhr: Fußball=Großkampf: Heſſen=Heſſen=Naſſau gegen Baden. —
20 Uhr: Tanzſpiel „An der ſchönen blauen Donau” in der Feſthalle.
Montag, den 21. Juli: Ab 9 Uhr Frühkonzert, nachmittags
Volks=
feſt, ſportliche Vorführungen, Fuß= und Handballſpiele, Tanz. Abends
großes Schlußfeuerwerk.
Gauſchwimmen des Main=Rhein=Gaues in Roßdorf
Mn 20 Mf.
Zum zehnten Male verſammelt ſich am Sonntag, den 20. Juli, die
Main=Rheingau=Schwimmermannſchaft der D.T. in Roßdorf. In
nicht weniger als 42 ausgeſchriebenen Konkurrenzen, Springen,
Schwim=
men in allen Lagen und Staffeln werden Turner, Turnerinnen und
Altersturner, eingeteilt in Unter=, Mittelſtufe und gauoffene Klaſſe,
miteinander wetteifern. In den gauoffenen Wettkämpfen ſollen
zu=
gleich die Gaubeſten des Jahres feſtgeſtellt werden. Die Wettkampffolge
iſt umrahmt von verſchiedenen Schauvorführungen und dem Ganzen
wird ein Waſſerball=Freundſchaftsſpiel einen würdigen Abſchluß
be=
reiten. Das Meldeergebnis zeugt, im Vergleich zu dem vorjährigen,
von einem erheblichen Zuwachs, der ſich beſonders in den Kämpfen der
Unter= und Mittelſtufe beteiligt, während man in der Klaſſe Gauoffen
noch ſo manchen alten Kämpen begrüßen kann. Nur im Springen der
Mittelſtufe treffen als alte Bekannte Bauer=Rüſſelsheim und
Stroh=
menger=Lindenfels zuſammen, dürften aber Feckler=Rüſſelsheim, dem
vorjährigen erſten Sieger der Unterſtufe, das Prädikat „ebenbürtig”,
einräumen müſſen. Eine ſtarke Beſetzung hat das 100 Meter=
Bruſt=
ſchwimmen in der Unterſtufe erfahren. Die Siegesausſichten können
hier der Tgde, 1846 und Taſ. 1875 zu gleichen Teilen zugeſprochen
wer=
den. Aber auch Groß=Gerau wird überzeugende Schwimmer zur Stelle
haben. In der Klaſſe Gauoffen wird die Entſcheidung zwiſchen Späth=
Beſſungen und Götz=Groß=Gerau fallen. In der Unterſtufe.
Seite=
ſchwimmen, tauchen neue Namen auf und erſt der Wettkampf wird über
deren Leiſtungen näheren Aufſchluß bringen müſſen. In der
Gauoffe=
nen Klaſſe wird es zu einem Zweikampfe Ihrig=Tade. Darmſtadt und
Kunz=Taſ. Darmſtadt kommen. Im Hühſchwimmen (Unterſtufe und
Gauoffen) ſtellen die Darmſtädter Vereine den Löwenanteil an
Teil=
nehmern. Wer den Haupterfolg buchen kann, iſt ziemlich unſicher.
Wäh=
rend die 3mal 100 Meter=Bruſtſtaffel eine Beſetzung von ſieben
Mann=
ſchaften erfahren hat, wird ſich in den übrigen, wie 4mal 100 Meter=
Lagen= und Hühſtaffel, nur die Tgde, 1846 und Taſ 1875 jedesmal einen
ſcharfen Kampf liefern. Das 400 Meter beliebig Schwimmen dürfte
Weiß=Tgſ. Darmſtadt nicht zu nehmen ſein. Im Wetbewerb der
Tur=
nerinnen ragen beſonders die Namen wie: Aßmus, König. Kaſten und
Gerhardt in der gauoffenen Klaſſe, in der Mittelſtufe Klagſen und
Zir=
kel der Tgde. Darmſtadt hervor. „Trotz der Fülle der am Sonntag
ſtatt=
findenden Ereigniſſe dürfte ſich der Beſuch der Schwimmwettkämpfe in
Roßdorf, gegen Entrichtung eines niedrigen Eintrittspreiſes, lohnen.
Die Wettkämpfe nehmen am Vormittag, 9,30 Uhr, ihren Anfang und
werden nach der Mittagpauſe um 230 Uhr fortgeſetzt.
Deutſchlands Aufgebok für Darmſtadt.
Der Hochſchul=Ausſchuß für Leibesübungen hat für die Studenten=
Weltmeiſterſchaften in Darmſtadt nachſtehende Mannſchaft für die
leicht=
athletiſchen Wettbewerbe aufgeſtellt: 100 Meter: Körnig, Eldracher,
Schuhmacher (Erſatz: Heßbrügge Gerke Aſſehzer); 200 Meter:
Kör=
nig, Eldracher, Eſchenbach Erſatz: Schuhmacher, König, Salz! 400
Meter: Storz, Danz, Göricke Erſatz: Lefebre Tſchirn Munzinger);
800 Meter: Danz, Schwerdtfeger, Lefebre (Erſatz: Müller,
Tarno=
grocki, Güthing); 1500 Meter: Krauſe, Hellpapp, Sujatta Erſatz:
Schilgen, Güthing, Körts); 5000 Meter: Schilgen (Erſatz: Füſſel);
110 Meter Hürden: Steinhardt (Erſatz: Dinkler, Wegener); 400
Meter Hürden: Allwardt, Wegner, Zimmermann (Erſatz:
Holz=
kemper, Lange, Knigge, Anemüller); Hochſprung: Beetz, Böwing,
Ladewig (Erſatz: Stechemeſſer, Schlüter, Fretze); Weitſprung:
Maier, Ladewig, Gerke, Mölle (Erſatz: Storz, Körnig, Schreiner,
Mommſen); Stabhochſprung: Stechemeſſer (Erſatz: „Spieler,
Ehlert); Speerwerfen: Weimann, Schnackertz, Eberle (Erſatz;
Hoch=
rein); Diskuswerfen: Sievert, Weiß, Voigt (Erſatz: Eberle,
Stechemeſſer); Kugelſtoßen: Sievert, Weiß, Stechemeſſer (Erſatz:
Eberle); Fünfkampf: Ladewig, Stechemeſſer, Eberle (Erſatz: Weiß,
Sievert); 4mal 100 Meter; Aſſemeyer, Eſchenbach, Körnig.
El=
dracher Erſatz: Schuhmacher, Heßbrügge, Salz); 4mal 400 Meter:
Danz, Göricke, Lefebre, Storz Erſatz: Tſchirn, Eſchenbach, Munzinger,
Roth); Olympiſche Staffel: Eldracher, Körnig. Storz, Danz
(Erſatz; Gehrke, Eſchenbach, Schwerdtfeger, Müller, Lefebre).
Die Damen für die verſchiedenen Wettbewerbe werden erſt am
kommenden Sonntag ermittelt.
Hindenrngfanfe des Malt Melt Gaes der Ak.
Nach den zuletzt ergangenen Nachrichten mußte der Nebenlauf 2
nach Oppenheim, der Anſchluß an den Hauptlauf 2, Worms=
Wies=
baden, findet, eine Aenderung erfahren. Der Lauf beginnt
be=
reits um 11,4 Minuten, und nicht um 1 Uhr, wie die erſte Meldung
beſagte in Heppenheim. Die Aufſtellung der Läufer auf der
bekannten Strecke (Heppenheſim—Eberſtadt—Pfungſtadt—Griesheim—
Wolfskehlen—Leeheim—Oppenheim) erfolgt dementſprechend früher.
Inkernalionale Berliner Rennwoche.
Hindernistag in Karlshorſt.
Der zweite Tag der Berliner Internationalen Rennwoche, der
Hindernistag in Karlshorſt, ſtand ſeinem Vorgänger kaum nach. Trotz
des heftigen Regens am Vormittag fanden ſich nachmittags zahlreiche
Beſucher in der Buhlheide ein. Zu einem ſpannenden Rennen wurde
das über die 5500 Meter der Hauptbahn führende Internationale
Jagd=
rennen. Die deutſche Stute „Oper” ſtand hier als einziges deutſches
Pferd gegen dier Franzoſen im Kampf und löſte die ſchwere Aufgabe
glänzend. Ein guter Teil des Erfolges iſt allerdings auch dem
Cham=
vion=Jocket Hauſer zuzuſchreiben, der wohl den beſten Ritt ſeines Lebens
lieferte. Unter der Führung von Dark Way und le Fils de la Lune
begab ſich das Feld auf die lange Reiſe. Oper bildete ſtets den
Be=
ſchluß. Erſt auf dem letzten Teil der Strecke trat das Nennen in die
entſcheidende Phaſe, bei den letzten Hürden lag Oper mit Dark Wah
ſchon auf gleicher Höhe, ging beim letzten Sprung knapp in Front und
gewann auf der Flachen noch über zwei Längen Vorſprung. Der Sieg
von „Oper” urter Hauſer wurde vom Publikum mit nichr
endenwollen=
dem Jubel begrüßt.
Tu mir nir=Jagörennen: 4500 Mk. 3400 Meter: 1. Schönemanns
Laxenburg (v. Imhof): 2. Hagen: 3. Fleiß. Toto: 81. Platz: 2, 15,
1——3 La. Ferner: Oſiris, Favoritin.
Nordyol=Gürdenrennen: 600 Mk. 3000 Meter: 1. Weſthofs
Wende=
lin (Wurſt); 2. Finnland; 3. Madonna dArezzo. Toto: 18. Platz: 13,
16. 3—4 Ly. Ferner: Carl Heinz.
Berliner Internationales Jagdrennen: 31000 Mk. 5500 Meter:
1. Heß” Oper (Hauſer): 2. Dark Wah; 3. Fils de la Lune. Toto: 50.
Platz: 19, 21. 21—5 Lg. Ferner: Heugon. Mereure 2.
Sturmpogel Flachrennen: 4200 Mk., 1800 Meter: 1. Stahls Surha
(Schnitzer); 2. Domfalke; 3. Goldwächter; 4. Anskar. Toto: 71. Platz:
15, 16 12, 22. 5—Kopf. Ferner: Rodos, Faulpelz, Groenendael,
Khy=
beer, Mirella, Löwenherz 2.
Das Fußball=Weltmeiſterſchafts=Turnier.
Beim Weltmeiſterſchafts=Turnier in Montevideo konnte
Argen=
tinien, das bekanntlich auf dem Olympiſchen Turnier 1998 mit dem
zweifachen Weltmeiſter Uruguah in der Entſcheidung ſtand und das bei
den Kämpfen um die ſüdamerikaniſche Staatenmeiſterſchaft Uruguah
ſchon wiederbolt geſchlagen hat, gegen Frankreich nur ein mageres
1:0 (0:0) erzielen. Frankreich trat zu dieſem Spiel geſchwächt an, denn
ſein Mittelſtürmer Thepaut war beim Spiel gegen Meriko ernſthaft
verletzt worden.
Im Kampf um die Fußball=Weltmeiſterſchaft hat Cbile die
mexikaniſche Mannſchaft mit 3:0 geſchlagen.
Das internationale Tennisturnier in Straßburg
ſtand in den Schlußſpielen voll und ganz im Zeichen des Mannheimers
Dr. Buß und der franzöſiſchen Meiſterin Mme Mathieu die beide
auf ſämtliche erſten Plätze Beſchlag legten. Im Herren=Einzel zog
Erwen=Frankfurt gegen Dr. Buß beim Stande von 2:6 zurück, um ſich
für das Doppel zu ſchonen. Buß=Erwen ſiegten dann hier ſicher, mit
9:7, 6:1 über die Franzoſen Garreh=Feret. Im Damen=Einzel ſchaltete
Frau Mathieu Frau Friedleben nach hartem Kampfe 7:5, 6:4 aus.
Im Mired gewannen Mme. Mathien=Dr. Buß mit 6:1, 6:3 gegen Frau
Friebleben=Erwen und das Damen=Dopvel holten ſich Mme. Mathieu=
Mlle. Charnelet mit 6:3, 3:6, 6:2 über Frau Friedleben=Frau Springer.
Die 14. Etappe der „Tour de France” wurde überraſchend von dem
franzöſiſchen Amateur Péglion gewonnen. Die Berufsfahrer kamen
erſt 5 Minuten ſpäter ein. Um antifaseiſtiſche Attentate zu vermeiden,
wanen ein zahlreiches Kriminglaufgebot auf der Strecke Cannes-Nizza
verteilt. Am Brauß=Hügel waren jedoch Nägel geſtreut, ſo daß die
Reifen dutzendweiſe platzten. Auch der Deutſche Wolke kam dadurch
auf den 18., Schön auf den 19., Mantheyz auf den 21., Lang auf den 49.
Platz. Die Täter wurden noch nicht gefaßt.
Auf dem Flugplatz Staaken ſind am Donnerstag abend insgeſamt
53 Flugzeuge fünr den Europa=Rundflug eingetroffen.
Admira=Wien, die ſich zurzeit auf einer Nordlandreiſe befindet,
konnte in Skaudinavien gute Erfolge erringen. In Malmö ſchlug ſie
eine Auswahlmannſchaft mit 4:2, in Göteborg ſpielte ſie 3:3, in
Hel=
ſingborg blieb ſie mit 6:0 Sieger und in Kalmar lautete das Ergebnis
zu Gunſten der Wiener gar 9:1.
Wekierbericht.
Das britiſche Tief iſt wohl mit ſeinem Kerngebiet konſtant liegen
geblieben, hat ſich jedoch räumlich weithin ausgedehnt. Seine
Aus=
läufer greifen, bis über Frankreich und über ganz Deutſchland vor.
In=
folge eines plützlichen Warmluftvorſtoßes fielen in der letzten Nacht in
unſerem Gebiet ganz erhebliche Niederſchläge. So hatten wir in Gießen
19 Millimeter, Aachen meldete ſogar 40 Millimeter. Auch ſind die
Temperaturen durch die Zufuhr der Warmluft an der Vorderſeite etwas
angeſtiegen. Unſer Wetter wird noch weiterhin unter dem Einfluß der
ausgedehnten Störung zu leiden haben. Somit iſt das Auftreten von
Niederſchlägen noch nicht beendet. Da ſich auch bald die Rückſeite
aus=
wirken wird, ſo werden ſpäter etwas kühlere Luftmaſſen zufließen.
Ausſichten für Freitag, den 18. Juli: Wechſelhaftes Wetter mit
ein=
zelnen Niederſchlägen, teils gewitterhafter Art.
Ausſichten für Samstag, den 19. Juli: Noch Fortdauer des
mbeſtän=
digen Wetters.
Be
Veranwortich für Pollit und Wirſchaßt: Rudolf Maupe:, fir Fruſleion, Reſch und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport: Karl Bohmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert. Neite
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willv Kuhls
Druck und Verlag: C.C. Wittich — ſämtlich in Darmſtiadt.
Für unverlangte Manuſteivte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten
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Mäller &Ober, Automobile, relephen 2428
Nummer 192
Bautt
preis beträgt gegenwärtig 63 RM. je Hektoliter.
Rekordabſatz von Thomasmehl im Juni. Der Verein der
Thomas=
mehlerzeuger teilt mit, daß im Juni zirka 380 000 To. Thomasmehl an
die deutſche Landwirtſchaft abgeſetzt wurden. Bei 24 Arbeitstagen
er=
rechnet ſich die durchſchnittliche tägliche Verſandmenge auf zirka 16 000
Tonnen. Mengen in dieſer Höhe ſind bisher — auch in der
Vorkriegs=
zeit — nicht erreicht worden.
Bierbrauerei Guntrum, Bensheim, als G. m. b. H. Die
bis=
herige Bierbrauerei J. A. Guntrum in Bensheim wurde mit
800 000 RM. Grundkapital in eine G. m. b. H. umgewandelt. In
das Unternehmen wurde die bisherige Brauerei mit allen
Zweig=
niederlaſſungen, Aktiven, Paſſiven gemäß dem Stande vom
1. Oktober 1929 eingebracht.
Gründung der Sächſiſchen Textilmaſchinenfabrik vorm. Richard
Hartmann A.G. In einer A.R.=Sitzung der in Liqu. befindlichen
Sächſiſchen Maſchinenfabrik vorm. Richard Hartmann A.G.,
Chem=
nitz, wurde beſchloſſen, zur Fortführung des Textilmaſchinenbaues
eine neue Aktiengeſellſchaft zu gründen, in der ein Teil der
Fabrikanlagen nebſt Maſchinenpark der Textilmaſchinenabteilung
ſowie die vorhandenen Beſtände an Rohmaterialien, Halb= und
Fertigfabrikaten überwieſen werden ſollen. Den Gegenwert
er=
hält die alte Firma Hartmann in Aktien der neuen Geſellſchaft
und in Forderungen in Höhe von 2,5 Mill. RM., die auf längere
Zeit geſtundet ſind. Das erforderliche Betriebskavital iſt durch
Verhandlungen mit der Sächſiſchen Landespfandbrief=Anſtalt
ge=
ichert. Das Kapital der Geſellſchaft, die den Namen Sächſiſche
Textilmaſchinenfabrik vorm. Richard Hartmann A.G. führen
vird, iſt auf 2,75 Mill. RM. feſtgeſetzt worden. Die neue
Geſell=
chaft wird das Fabrikationsprogramm der alten Firma
weiter=
ühren.
Oſtafrikaniſche Eiſenbahngeſellſchaft Berlin. Die auf den
I. Auguſt einberufene GV. wird neben dem Abſchluß für 1929,
ſer ſich ausgleicht, die Reichsmark=Eröffnungsbilanz per 1. Jan.
1930 zu genehmigen haben. Die Umſtellung des AK. ſoll im
Ver=
ſältnis von 5:1 erfolgen. Die Verwaltung beantragt ferner die
Ausgabe von 132 000 RM. neuen Anteilen.
Der Zuſammenſchluß der chileniſchen Salpeter=Intereſſen iſt jetzt
nach Zuſtimmung des Kongreſſes perfekt geworden. Das Kapital der
euen Geſellſchaft wird 375 Mill. Dollar betragen, woran die chileniſche
ſegierung mit 50 Prozent beteiligt iſt. Die chileniſihe Regierung wird
ſafür den Ausfuhrzoll aufheben. Insgeſamt ſind 28 Unternehmungen,
ſie eine Produktionskapazität von 91 Prozent darſtellen, der neuen
Ge=
ellſchaft angeſchloſſen.
Erneute Erhöhung der Zinkblechpreiſe. Nach den kurz
hinterein=
under erfolgten Erhöhungen um je 1 Prozent hat die ſüddeutſche
Zink=
ſllechhändlervereinigung mit Wirkung ab geſtern ihre Preiſe erneut,
und zwar um 2 Prozent, erhöht.
Ein Ausfuhrſyndikat der tſchechoſlowakiſchen Schuhinduſirie
ſt in Prag gegründet worden. Es ſind die 36 Firmen beigetreten,
in die Mehrheit der tſchechoſlowakiſchen Schuhinduſtrie
repräſen=
ſi xen. Die Tätigkeit des Syndikats ſoll in erſter Linie
Organf=
atrons= und Exportfragen gelten.
Freitag, den 18. Juli
Neichsbantauswoeis vom 15. Jall.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 15. Juli hat ſich in
der zweiten Juliwoche die geſamte Kapitalanlage der Bank in
Wechſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 145,9 Millionen
auf 1657,3 Millionen RM. verringert. Im einzelnen haben die
Beſtände an Handelswechſeln und =ſchecks um 160,2 Millionen auf
1486,0 Millionen RM. abgenommen, die Lombardbeſtände um
14,4 Millionen auf 70,2 Millionen RM. zugenommen. Beſtände
an Reichsſchatzwechſeln ſind nicht vorhanden
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
311,3 Millionen RM., in die Kaſſen der Bank zurückgefloſſen, und
zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 305,1 Millionen
auf 4186,9 Millionen RM., derjenige an Rentenbankſcheinen um
6,2 Mill. auf 391,1 Millionen RM. verringert. Dementſprechend
haben ſich die Beſtände der Reichsbank an Rentenbankſcheinen auf
57,6 Millionen RM. erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 426,7
Millionen RM. eine Zunahme um 45,7 Millionen RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
um 239,0 Millionen auf 2802,6 Millionen RM. vermindert. Im
einzelnen haben die Goldbeſtände um 77 000 RM. auf 2618,7
Mil=
lionen RM. und die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um
238,9 Millionen auf 183,9 Millionen RM. abgenommen. Die
Deckung der Noten durch Gold allein erhöhte ſich von 58,3 Prozent
in der Vorwoche auf 62,5 Prozent, diejenige durch Gold und
deckungsfähige Deviſen verminderte ſich von 67,7 Prozent auf
66,9 Prozent.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Neue Konkurſe. Worms: Kfm. Willi Friedhaber, Trikotagen und
Strumpfwaren. Af. 20. 8., GlV. 18. 7., Prft. 30. 8. — Zwingenberg:
Kfm. Eduard Hagemann in Bickenbach. Af. 9. 8., Prft. 15. 8. — Neue
Vergleichsverfahren. Langen: Karl Friedrich Roſtan.
Ver=
gleichstermin 29. 7. — Offenbach: Fa. Herm. Liebmann GmbH.,
Schuh=
fabrik. VerglT. 10. 7. Fa. Mina Schulz Nachf., Stickerei, Inh. Loni
Tzſchach. VerglT. 10. 8. — Zwingenberg: Manufakturwarenhandlung
,Heinrich Bender. VerglT. 1. 8.
Die Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen
Be=
rechnungen wurden in der Zeit vom 6. Juli bis 12. Juli 1930 im
Ruhrgebiet in 6 Arbeitstagen 1 955 597 Tonnen gefördert gegen
1996 330 Tonnen in der vorhergehenden Woche bei ebenfalls
6 Arbeitstagen. Die Kokserzeugung ſtellte ſich in den 7 Tagen
der Berichtswoche auf 509 519 Tonnen gegen 518 484 Tonnen in
der vorhergehenden Woche, die Preßkohlenherſtellung auf 54 019
Tonnen gegen 62 750 Tonnen in 7 Arbeitstagen. Die
arbeits=
tägliche Kohlenförderung betrug in der Zeit vom 6. Juli bis 12.
Juli 325 933 Tonnen gegen 332 722 Tonnen in der
vorhergehen=
den Woche. Die tägliche Kokserzeugung ſtellte ſich auf 72 788
Tonnen (74 069 Tonnen), die arbeitstägliche
Preßkohlenherſtel=
ſung auf 9003 Tonnen (10 458 Tonnen). Wegen Abſatzmangels
wurden in der Berichtswoche 251 375 (arbeitstäglich 41 896)
Feier=
ſchichten eingelegt gegen 208 821 (34 804) in der Vorwoche.
Die deutſche Rohſtahlgewinnung im Juni 1930. Die deutſchen
Stahl=
werke (ohne Saargebiet) ſtellten im Juni 1930 859 310 To. Rohſtahl her.
Segen den Vormonat Mai bedeuret dies einen weiteren Rückgang um
174 876 To. Da in den Stahlwerken im Mai an 26 Tagen, im Juni
rur an 23 Tagen gearbeitet wurde, ſank die durchſchnittliche
arbeitstäg=
läche Gewinnung des Juni mit 37 261 To. um 6,07 Prozent gegen die
des Mai (39 776 To.). Sie entſprach 64,96 Prozent der durchſchnittlichen
grbeitstäglichen Gewinnung des Jahres 1913 im Deutſchen Reich dama=
*gen Umfanges. Im erſten Halbjahr 1930 wurden insgeſamt 6 581 910
So. Rohſtahl hergeſtellt, d. h. 1 741 897 To. oder 20,93 Prozent weniger
iIls in der gleichen Zeit des Jahres 1929.
Die deutſchen Walzwerke (ohne Saargebiet) ſtellten im Juni 603 068
Walzwerksfertigerzeugniſſe her. Im Mai 734942 To. Daneben
wur=
den 59 550 To. „Halbzeug, zum Abſatz beſtimmt” hergeſtellt (Mai: 80 603
To.). Im erſten Halbjahr 1930 ſtellten die deutſchen Walzwerke
insge=
ſ—mt 4 606 724 To. Walzwerksfertigerzeugniſſe und 505 314 To. „
Halb=
feug, zum Abſatz beſtimmt”, her. Gegen die gleiche Zeit des Vorjahres
(1929) ſind dies weniger an Walzwerkserzeugniſſen 1085 179 To. oder
12,07 Prozent und an „Halbzeug, zum Abſatz beſtimmt”, 119 386 To.
„der 19,11 Prozent.
Starkes Anſteigen der Wohlfahrtserwerbsloſen in den kleinen
umd mittleren Städten. Nach der amtlichen Statiſtik des
Reichs=
ſtädtebundes ſind in rund 1200 kleinen und mittleren Städten am
30. Juni rund 70 000 Wohlfahrtserwerbsloſe ermittelt worden.
d. h. 9 Unterſtützte (ohne Zuſchlagsempfänger) auf 1000
Einwoh=
ner. Am 31. Mai betrug die Zahl der unterſtützten
Wohlfahrts=
erwerbsloſen rund 63 000 oder 8 auf 1000 Einwohner, ſo daß im
Juni eine Steigerung von 12,5 Prozent eingetreten iſt. Seit dem
30. September 1929 hat ſich die Zahl mehr als verdreifacht.
Preisfeſtſetzung für Spiritus zu Treibſtoffzwecken. In der
Beiratsſitzung bei der Reichsmonopolverwaltung für Branntwein
wurde der Treibſtoffſpirituspreis mit Wirkung vom 1. Auguſt ds.
Is. an auf 80 RM. für das Hektoliter Weingeiſt feſtgeſetzt.
Fer=
ner wurde vorläufig für den vom 20. Juli 1930 an in
Hefelüf=
tungsbrennereien hergeſtellten Branntwein der Abzug vom
Grundpreis auf 9 RM. für das Hektoliter feſtgeſetzt. Der Grund=
Frankfurter und veriiner Effettenvorſe.
Frankfurt a. M., 17. Juli.
Die Börſe, die in den letzten Tagen trotz der innerpolitiſchen
Schwie=
rigkeiten und der ſich lange hinziehenden Verhandlungen über das
Dek=
kungsprogramm eine kräftige Widerſtandskraft gezeigt hatte, eröffnete
heute, nachdem jetzt unter Anwendung des Artikels 48 die Entſcheidung
gefallen war — wovon eine weſentliche Beruhigung ausging — in
feſterer Haltung. Das Geſchäft beſchränkte ſich aber aus Mangel an
Aufträgen auf einen ſehr geringen Umfang. Nur die Spekulation war
zuverſichtlicher geſtimmt und ſchritt in den führenden (Verten in etwas
größerem Umfange zu Deckungen, ſo daß in dieſen Papieren d)
Um=
ſatztätigkeit etwas lebhaftere Formen annehmen konnte. Im
allge=
meinen fehlten ſonſt Anregungen. Die feſte geſtrige New Yorker Börſe
fand freundliche Aufnahme. Im Vordergrund des Intereſſes ſtanden
am Kunſtſeidemarkt Bemberg, die auf angebliche amerikaniſche Aufträge
7 Prozent gewinnen konnten. Auch im freien Markt waren
Kunſtſeide=
ſhares weiter geſucht und feſter. Aku plus 3 Prozent. Etwas mehr in
den Vordergrund rückten am Elektromarkt Siemens, die 3 Prozent
an=
zogen. Die übrigen Werte dieſes Marktes lagen bis zu 1,5 Prozent
höher. Am Chemiemarkt beſtand auch für J.G. Farben etwas regere
Nachfrage bei einem Gewinn von 1 Prozent. Holzverkohlung waren
um 5 Prozent geſteigert. Die Umſatztätigkeit am Montan= und
Kali=
marts war ſehr beſcheiden. Erſtere lagen bis zu 1,5 Prozent höher,
letz=
tere wurden bis zu 2,5 Prozent feſter taxiert. Banken und
Schiffahrts=
werte waren bis zu 1 Prozent gebeſſert. Von Bauunternehmungen
büßten Wayß u. Freytag faſt 1 Prozent ein. Renten und Pfandbriefe
lagen heute ſtiller und nur wenig verändert. Nach den erſten Kurſen
beſchränkte ſich das Geſchäft nur noch auf einige Spezialaktien. Die
Tendenz blieb freundlich. Im allgemeinen ergaben ſich gegen Anfang
nochmalige Gewinne bis zu 1 Pxo=ent. Am Geldmarkt war Tagesfeld
mit 4,5 Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt nannte man Mark
gegen Dollar 4.1874, gegen Pfunde 20.3725, London-Kabel 4.8652,
—Paris 123,61, —Mailand 92.87, —Madrid 41.70, —Schweiz 25.02½,
—Holland 12.088/s.
Die Abendbörſe verlief ohne Anregung ſehr ſtill. Der ſtarke
Kursbruch am Markt der Verkehrsweſen A. G. an der Mittagsbörſe
ver=
ſtimmte nachhaltig, da die Auswirkung eines eventuellen ungünſtigen
Ausganges der Generalverſammlung nicht zu überſehen ſei. A.G. für
Verkehrsweſen nannte man 81 Geld und 82 Brief ohne Umſatz. Auch
die übrigen Märkte faſt geſchäftslos, aber gut gehalten.
Berlin, 17. Juli.
Die geſtrige Entſcheidung im Reichstag bewirkte ſchon vormittags
eine weſentliche Beruhigung der Stimmung. Auch heute mangelte es
an Aufträgen, doch Tellte man mit Beſt iedigung feſt, daß andererſeits
auch keine Verkäufe größeren Ausmaßes vorgenommen wurden. Die
Spekulation bekundete Deckungsneigung und nahm in einigen Werten
auch ſchon kleine Meinungskäufe vor, ſo daß faſt durchweg
Kursbeſſe=
rungen von 1 Prozent gegen geſtern zu beobachten waren. Kaliaktien,
Kunſtſeidepapiere, Deutſche Linoleum, Rheiniſch=Weſtfäliſche Elektriſche,
Berger uſw. zogen bis zu 3 Prozent an. Siegen=Solingen erhöhten ſich
von 125/g auf 13¾ Prozent auf die Meldung von Aktienerwerb der
Lip=
piſchen Fahrradinduſtrie, den man als Beginn einer neuen
Konzen=
trationsbewegung in der Fahrradinduſtrie anſieht. Im Verlauf war es
zunächſt ruhig, dann ſetzte ſich, ausgehend von Kunſtſeidewerten, eine
freundlichere Stimmung durch. Der Reichsbankausweis für die zweite
Juliwoche konnte mit einer Geſamtentlaſtung von 145,9 Millionen keine
beſondere Anvegung bieten. Die Abnahme der Deviſenbeſtände um
238,9 Millionen fand Beachtung. Anleihen behauptet. Ausländer kaum
verändert. Pfandbriefe ruhiger, Reichsſchuldbuchforderungen ziemlich
unverändert. Deviſen, ſtill. Holland, Schweiz und Spanien feſter.
Buenos und Nio ſchwach.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin (für je 100 Kg.) am 17. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt.
Elektrolyt=
kupfernotiz) 110 RM. Die Notierungen der Kommiſſion des
Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab
Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Bezahlung)
ſtell=
ten ſich für Original Hüttenaluminium. 98 bis 99 Prozent, in
Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgleichen in
Walz=
oder Drahtbarren, 99 Prozent, 194 RM., Reinnickel, 98 bis 99
Prozent 350 RM., Antimon Regulus 48—50 RM., Feinſilber
(1 Kg. fein) 46,75—48,75 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 17. Juli ſtellten ſich für
Kupfer: Juli, Aug. 95 (97), Sept. 95,50 (96,50), Okt., Novbr.
95,50 (96,25), Dezember, Januar, Februar 95,50 (96), März, April
95,75 (96), Mai, Juni 95,50 (96). Tendenz; kaum ſtetig. Für
Blei Juli 35 (36), Auguſt, September, Oktober 35,25 (35,75),
November 35,50 (35,75), Dezember, Januar, Februar, März, April,
Mai Juni 35,50 (36). Tendenz; luſtlos. Für Zink: Juli, Aug.
32 (34), September 33 (34), Oktober 34 (34,50), November 34,50
(35), Dezember 35 (35,75), Januar 35,25 (36,25), Februar 35,50
(36,50), März 36 (36,75), April 36,25 (36,75), Mai 36,50 (37), Juni
36,75 (37,50). Tendenz: feſt. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld,
die in Klammern Brief.
Produkkenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 17. Juli. Die Preisſteigerungen am
Produktenmarkt ſetzten ſich auch heute fort. Die Auslandsmeldungen
lauteten zwar etwas ſchwächer, für Inlandsweizen zeigte ſich jedoch
ver=
einzelt Nachfrage für Rechnung der rheiniſchen Mühlen, ſo daß das
Geſchäft bei gut behaupteten Preiſen leicht belebt war. Am
Lieferungs=
markt ergaben ſich nur unbedeutende Preisveränderungen. Der Abſatz
von Coſin=Roggen hat ſich weſentlich belebt, ſo daß die Forderungen um
10 RM. heraufgeſetzt wurden. Auch für Neuroggen zeigt ſich zu 1,5—2
Mark höheren Preiſen regere Nachfrage, zumal das regneriſche Wetter
die Landwirtſchaft zur Zurückhaltung bei Herausgabe von Offerten
ver=
anlaßt. Die Lieferungspreiſe ſetzten bis 2 Mark über geſtrigem Niveau
ein. Altroggen wird nur noch vereinzelt umgeſetzt. Im Weizen= und
Roggenmehl hat das Geſchäft ſich noch nicht beleben können, die
Forde=
rungen ſind erhöht. Sehr feſt liegt weiterhin Hafer. Im allgemeinen
zeigt ſich jedoch einige Zurückhaltung des Konſums. Wintergerſte im
Angebot weiter verringert und feſter. Es notierten: Roggen 172—177,
Futtergerſte 172—192, neue Gerſte 160—172, Hafer märk. 179—187,
Weizenmehl 32,50—40,25, Roggenmehl 23—B,70, Weizenkleie 10,50—11,
Roggenkleie 10,50—11, Futtererbſen 19—2, Peluſchken 22—24,
Acker=
bohnen 17—18,50, Wicken 21—23,50, Lupinen blau 19—20, Lupinen gelb
24—26, Rapskuchen 10,60—11,60, Leinkuchen 15,80—16,50, Trockenſchnitzel
8,50—9,25, Sojaſchrot 14—15,10, Kartoffelflocken 16.20—16,80.
Viehmärkte.
* Darmſtädter Schlachtviehmarkt vom 17. Juli. Auftrieb: 1 Ochſe,
136 Kälber, 5 Schafe. Preiſe pro Pfund Lebendgewicht: Kälber a) 66
bis 72, b) 59—65, c) 52—58. Marktverlauf: ſchleppend.
Mannheimer Kleinviehmarkt vom 17. Juli. Dem Kleinviehmarkte
waren zugefahren: 46 Kälber, 45 Schafe, 265 Schweine, 530 Ferkel und
Läufer, 3 Ziegen. Bezahlt wurden für Kälber: 71—75, 65—69; Schafe
48—50; Schweine nicht notiert; Ferkel bis vier Wochen 18—24, über
vier Wochen 27—33; Läufer 35—45; Ziegen 12—24. Marktverlauf: Mit
Kälbern ruhig, geräumt; mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig,
ge=
räumt.
Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 17. Juli. Auftrieb: Rinder 110,
876 Kälber, 159 Schafe, 934 Schweine. Preiſe: Kälber b) 75—79, c) 68
bis 74, d) 60—67: Schafe a) 1. 49—52, b) 42—48. Marktverlauf: bei
allen Gattungen rege, ausverkauft. — Fleiſchgroßhandelspreiſe:
Ochſenfleiſch 1. 95—105, 2. 85—95, Bullenfleiſch 90—95, Kuhfleiſch 2.
75—85, desgl. 3. 60—75, Kalbfleiſch 2. 100—110, Schweinefleiſch 1. 90
bis 95, Gefrierfleiſch Vorderviertel 58, Hinterviertel 65. Geſchäftsgang
lebhaft.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 17. Juli:
Getreide: Weizen, Juli 87, September 90½, Dezember 96½,
März 101: Mais, Juli 80½, September 77½, Dezember 70½
Hafer, Juli 34½, September 36½, Dezember 39½; Roggen, Juli
49¾, September 52½, Dezember 58½, März 63½.
Schmalz: Juli 9,625, Sept. 9,65, Okt. 9,70, Dez. 9,15.
Chicago Baumwolle: Juli 13,65, Okt. 12,56.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 17. Juli;
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 99, Hartwinter 94½;
Mais 92½: Mehl 5,10—5,25; Getreidefracht nach England 1,6 bis
2,3 sh, nach dem Kontinent 7—9 C.
Kakao: Tendenz kaum ſtetig, Umſätze 44, Loco 8½; Juli 8.15,
Auguſt 8.15, September 8.25, Oktober 8.32, Dezember 8.21, Januar
1931 8.38, März 8.49.
Drutſche Sunr und Anromro Srſraſcaft
Berliner Kursbericht
vom 17. Juli 1930
Deviſenmarkt
vom 17. Juli 1930
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
Al. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
157.75
203.—
130.87:
131.50
97.25
130.—
97.875
150.50
72.125
110.—
177.75
S6.25
160.—
46.—
85.—
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw
Mannesm. Möhr.
Maſch.=Bau=Untn
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kotsw.
Orenſtein & Koppe
Ma
161.75
128.50
148.25
119.50
96.—
86.—
209.25
95.875
92.25
93.875
45.75
80.—
93.75
68.—
Me
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtof
Verein. Stahlwerk
Weſteregeln. Alkalil
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Vae
67.75
370.50
139.50
135.—
86.—
217.—
n5.—
34.50
66.—
130.—
161.—
17.—
81.125
38.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
*
Paris
Währung
100 finn. Mk
100 Schillingl
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 2.Stg.
Pap. Pe
Dollar.
100 Belga
00 Lire
100 Francs
GeI
10.58
59.105
12.407
73.32
3.034
168.37
112.07
112.0c
12.46
20.352
1.508
1835
3.455
21.91
6.46
Brieſ
0.35
59.225
73.46
168.71
112.2
112.31
20.39:
4. 1915
58.575
21.95
Schweiz
Spanien
12.427/Danzig
Japan
3.040Rio be Janerrol
Jugoſlawien
Portugal
Athen
12.68/Fſtambul
Kairo
1.512/Kanada
Uruguag
Fsland
Callinn (Eſtl.
6.50 MRiga
Marbane, Kommänongefeaſch
Frankfurter Kursbericht vom 17. Juli 1930.
7 % Dtſch. Reichsanl.)
68 Baden.
88 Bahern ..."
..."
*% Heſſen v. 28
v. 29
20 Preuß.
Staats=
anl. . . .......
8% Sachſen .....
6% Sachſen ..."
72o Thüringen ..
Dtſche. Anl.
Auslo=
jungsſch. +‟/.
Ab=
löſungsanl..
Diſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schuszge=
bietsanleihe .. ..
Baden=Baden
2 Berlin ....."
8% Darmſtadt v. 26
89
v. 28
7% Frankfurt a. M.
8% Mainz......."
8% Mannheim ...
8% Nürnberg ..
8 % beſſ. Landesbk.
Goldpfbr. ....
Goldoblig.
8%
4½% Heſſ. Lds.-
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. .. . . . . . ..
8% Preuß. Lbs..- Anſt. Gold=
Pfbr. . . . . . . . ..
Goldobl.
8% Darmſt. Komm.
Lanbesbf. Goldobl
8QKaſſeler Land.”
kredit Goldpfbr.
103.25
88.5
83‟
101.5
85.5
94
96.1
101
83.25
89
61
8.7
3l=
95
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95‟
100.25
96.25
86.65
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98
99
8% Naſſ. Landesbk
Goldpfbr. . .. .."
4½% „„ Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser.
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Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
Berl. Hyp.=Bk.
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Frkf. Hhp.=Bk.
%0 „ Lig. Pfbr
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% „Lig. Pfrb.
3% Mein. Hyp.=Bk.
4½
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4½% „ Lig. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bant....!
4½%„Lig. Pfbr.
Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank.
4½% „ Lia. Pfbr
3% Rhein.Hyp. B
4½% „ Lig. Pfbr.
2 Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit.... .
% Südd. Bod.=
Cred.=Bank ....!
4½% „Lig. Pfbr
3%6 Württ. Hyp.=B./
—
% Daimler=Benz
% Dt. Linol. Werke
Klöckner=Werle
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2% Mitteld.
Stahl=
vverke .. . . . . .."
2 Salzmann u. Co
Ver. Stahlwerk
8% Boigt&Häffner
101.5
871.25
60.75
15.5
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88.75
102
88,
103
91
101
88.75
101
90.5
103
102
87
101.5
90
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88
100.5
77.5
100.25
94.25
90.5
92
90.25
92.8
97.5
J. G. Farben Bonds/102.5
49
49
5% Bosn. L.E.B.
L. Inveſt.
4½% Oſt.
Schatz=
anſo. ......"
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumänl
4½% „
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4% Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdad
42 „ BZollanl.
½% Ungarn 1917
4½½ „ 1914
Goldr.
1910
Aktien
Rig. Kunſtziide und
AEG. Stamm.. .
AndreageNoris Zah
Baſt Nürnbera ..."
Bemberg J. P. ...
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Brüning & Sohn
Buderus Eiſen...
Cement Heidelber,
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell
Chem. Werke Alber
Chade
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
Eiſenh. Berlin
Erdöl
Gold= u. Silb.,
cheide=Anſtalt.
Linoleumwerk
Dückerhoff u.
Wid=
miann.
Eichbaum=Werger
Eleſtr. Licht u. Kraf
Liefer=Ge
24
9.7
16.25
20.5
25
107‟
150.25
106
184
105
131
184
46
202
106.5
58
144.5
201
168.5
147
139
Gin Werce
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſt
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaum.
Frlft. Gas ......"
„ Hof...."
Geiling & Cie. ..
Gelſenk. Bergwerl
Geſ. elektr.
Unter=
nehmungen ....
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Haſenmühle Frlft.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfbr.
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer.....
Hochtief Eſſen ...
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtrie
Flſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans. Stamm
KaliChemie
Aſchersleben
Salzdetfurth.
Weſteregeln
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R... . ..
Klein, Schanzlin .
Klöcknerwerle".
Lahmeher & Co.
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br.
213.5
40.25
1610.
168
110
66
27
129
59
170
125
156
65
88.5
237.5
120
36.25
132
209
369
101
04.7:
96.75
94
245
54.5
14.5
82.5
171.25
Mee He
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf. 1113.75
Miag, Mühlenbau
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Nicolay, Hofbr.
Nürnberger Brauh.
Oberbedarf ..
Otavi Minen ...
Phönix Bergbau.
Reiniger, Gebb. .."
Rh. Braunkohlen
„ Elektr. Stamm.
„ Stahlwerke. . . .
Riebeck Montan.."
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerke
Sachtleben A. G.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind..
Schramm. Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elentr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halste
Strohſtoff. Ver.
Südv. Immobilien
„ Zucker=A. G.
Soenska Tändſtid.
Tellus Bergbau ...!
Thür. Liefer.=Geſ.
Tucher=Brauerei..
Unterfranlen . . . .
Beithwerfe
Ver. f. Chem. Ind
„ Laurahütte
Stahlwerle ...
Ultramarin
Zellſt. Berin.
Logtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner.
47.5
50
68.5
118.25
42
86‟.
113
At.
Nf. 5
104.25
57.25
156
208
245.5
74
118.25
173
159
309
100
95
137
103
68.75
41
85.5
56
127.5
Wahß & Freytag.
Wegelin Rußfabrik
Zellſtoff Aſchaffbg.
Memel .. . . . .."
„ Walbhof..
Allg. Dt. Eredttanſt
Badiſche Bank... ."
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBantverei
Berl. Handelsgeſ.
Hhpothelbk.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Bank und Dis
Deutſche Effekten=
und Wechſelba
Dresdener Ban1..
Frankf. Bank.. . ..
Hyp.=Bank.
Pfdbr.=Bk.....
Gotha. Grundtr. B
Mein. Hyp. Ban?..!
Oſt. Creditanſta!1
Pfälz. Hyp. Bank
Reichsbank.
Rhein. Hyp.=Ban1.
Südd. Bob.=Cr. Bk.
Wiener Banwerein
Württb. Notenbank
A..G. ſ. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftn
% Dt. Reichsbahn
Borzge.
Hapag..
Nordd. Blohyb.
Schantung=Eiſenb.
Südb. Ciſenb.=Geſ.
Allianz. u. Stuttg.
Berſicherung ...
VereinVerſ. ...
Frkft. Allg. Verſ. G.
Rückverſich.
frankona Rück- u.
Aizv. .. . . . . ..
Wamb. Verſich. . .!
G
107
1u0
150
132
119.5
228
140
202
131.25
108.5
130.5
100
154
155
120
150
27.8
153
142
144.5
86
148
97
97
97l-
108
198
115.5
Seite 12
Freitag, den 18. Juli 1930
Nummer 197
Ab beute!
Nach Fertigstellung unserer
Tobis-Lichttonapparafur bringen wir
als ersten Lichttonfilm
die wertvollste, künstlerischste und packendste Schöpfung.
mit welcher der Tonfilm bisher zu begeistern wußte!
Jarraintes
Frei nach dem Roman „Prof. Unrath” v. Heinrich Mann.
Unter Mitwirkung des Autors, für den Tonfilm geschrieben
von Carl Zuckmayer und Karl Vollmöller.
Die Schlager des Filws komponiert von
Friedrich Helländer
„lch bin von Kopf bis Euß auf Liebe eingestellt”
„Ich bin die fesche Lola‟
„Nimm dich in acht vor blonden Frauen‟
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Einen Mann, einen richtigen Mann‟
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245.
Nummer 197
Freitag, den 18. Juli 1930
Seite 13
Das Porlaukann
dun Naant.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſint.
44)
Nachdruck verboten.
Noch eine halbe Stunde wollte er warten. Dann warf er
einen langen dunklen Ueberrock über den ſchwarzen Anzug, den
er ſich in dem Bündel mitgebracht hatte, drückte den weichen
Hut in die Stirn und verließ leiſe das Dienerzimmer.
Er hatte Zeit genug gehabt, ſich das Schloßinnere auf das
genaueſte anzuſehen. So gelang es ihm unſchwer, durch eine
der vielen kleinen Seitentüren in den Park zu entſchlüpfen und
von da die Landſtraße zu erreichen.
Er mußte zu Fuß nach der Station gehen, es ließ ſich nicht
anders machen. Alſo ſchritt er rüſtig aus und kam auch noch
rechtzeitig an, um den durchgehenden Abendzug zu erreichen.
Gleich darauf lehnte er in einem leeren Abteil des donnernd
über die Schienen ſliegenden Zuges und überdachte ſich den
wei=
teren Plan für die Nacht. Es gab noch gar viel für ihn bis zum
Morgen zu tun, weit mehr, als er freilich ſelber ahnte.
In der Stadt angelangt, ließ er ſich ſofort in einem Auto
nach dem Präſidium fahren, wo er den Regierungsrat in deſſen
Arbeitszimmer antraf, trotzdem es inzwiſchen ziemlich ſpät
ge=
worden war. Um elf wollte er im Polizeiauto nach Arensberg
zurückfahren — er hatte ſomit noch etwa eine Stunde Zeit.
Die Unterredung mit dem Regierungsrat währte nur eine
Viertelſtunde. Alles war genau nach dem Wunſch des Doktors
vorbereitet. Das Auto wartete, ebenſo die dazu beorderten Leute,
zwei Kriminaliſten und ein Heilgehilfe mit dem Verbandkaſten.
Der Regierungsrat war nicht wenig überraſcht, als er den
knappen, aber klaren Bericht des Doktors entgegengenommen.
hatte. „An eine derartige Löſung dieſer Halsbandgeſchichte habe
ich wirklich nicht gedacht”, geſtand er. „Das gibt der Sache ja
ein ganz neues, ſenſationelles Geſicht. Ich kann nur wünſchen,
daß Ihr letzter Schachzug gut ausgeht!”
Er reichte dem Doktor die Hand, als ſich dieſer verabſchiedete.
Während der Doktor dem Portal des Präſidiums zuſchritt
über=
legte er, was er mit den drei Viertelſtunden beginnen ſollte, die
ihm noch blieben. Er hätte in einem Cafs warten können, doch
dazu fühlte er wenig Luſt. Um die Leute zu inſtruieren, die ihn
bei der Autofahrt nach Arensberg begleiten ſollte, bedurfte er nur
weniger Minuten. Das konnte ſchließlich während der Fahrt
ge=
ſchehen.
Da fiel ihm Nelly Rothe ein. Er hatte ein paar Tage nichts
von ihr gehört. Wenn etwas paſſiert wäre, ſollte ſie ſofort an
Frau Walter telephonieren. Dieſe wußte dann ſchon, wie der
Doktor benachrichtigt wurde
Nelly hatte bis jetzt geſchwiegen. Alſo zeigte ſich im Hof der
Grenadierſtraße nichts Verdächtiges. Es hieß noch länger
war=
ten. Wenn erſt die Angelegenheit in Arensberg erledigt war,
hatte man ja Zeit. Der flüchtige Baruch mußte unbedingt dann
feſtgenommen werden.
Doktor Borngräber trat in den kleinen Verſchlag eines
Zigar=
renladens und rief ſeine Wirtſchafterin an. Man konnte ja nicht
wiſſen, ob nicht gerade während des heutigen Abends von Nelly.
eine Meldung einlief.
Sofort kam die Antwort. Nelly hatte angerufen. Vor kaum
einer halben Stunde. Frau Walter war noch nicht dazu
gekom=
men, dieſe kurze, ihr auch unverſtändliche Meldung weiterzugeben.
Der Anruf des Mädchens lautete:
„Erwarteter Beſuch heute abend eingetroffen. Hat ſich
wie=
der entſernt, dürfte aber wiederkommen. Bitte Beſcheid was
tun.”
Frau Walter hatte wörtlich wiederholt. Der Doktor hängte
raſch ab und verließ das Zigarrengeſchäft.
Unter der Laterne draußen ſah er auf die Uhr. Noch etwa
eine halbe Stunde.
Von hier aus war es nicht ſehr weit bis zur Grenadierſtraße,
dem Quatier Nellys. Er überlegte, dann nahm er einen
Schreib=
block aus der Taſche, warf einige Zeilen darauf, bog den Zettel
geſchickt zuſammen und trat unauffällig zu einem Schutzmann,
der ihn gelangweilt betrachtete.
Er murmelte einige leiſe Worte, und ſofort nahm der Poſten
eine ſtraffere Haltung an.
„Beſorgen Sie dieſen Zettel nach dem Polizeipräſidium”,
ſagte der Doktor. „Im Zimmer Nummer 18 weiß man ſchon,
was der Inhalt bedeutet.”
Schon war er zurückgetreten, und der Poliziſt entfernte ſich.
Doktor Borngräber konnte nun ſicher ſein, daß die Leute mit
dem Auto auf ihn warteten, auch wenn er etwas ſpäter als
ver=
abrebet kommen ſollte. Vielleicht gab es vorher noch in der
Grenadierſtraße etwas Wichtigeres zu erledigen. Der Verwundete
in der Hütte des Waldwärters lief ihm ja ſchließlich nicht davon,
der lag feſt für die nächſte Zeit.
Und die Baroneſſe ahnte ja auch nicht, daß der Doktor ihr
Geheimnis kannte. So glaubte der Doktor wenigſtens!
Zehn Minuten ſpäter ſtieg er die ſchlechtbeleuchteten Treppen
zu der kleinen Mietwohnung Nellys empor. Kein Menſch
beob=
achtete ihn in dem großen, alten, von einer Anzahl ärmlicher
Menſchen bewohnten Hauſe.
An einer Tür auf dem engen Korridor war ein
Pappſchild=
chen mit der Aufſchrift: „Lisbeth Ranke, Weißſtickerin”.
Der Doktor hatte Nelly Papiere auf dieſen harmloſen
Na=
men verſchafft. Niemand wußte, daß es ſich bei der ganz
zurück=
gezogen lebenden, einfachen Perſon um die Gehilfin des Detektivs
handelte, die etwas ganz anderes in der Hauptſache zu tun hatte,
als in die weißen Taſchentücher Monogramme einzuſticken,
wenngleich ſie auch darin eine gewiſſe Fertigkeit entwickelte.
Der Doktor klopfte — wiederholte dann zweimal dieſes
halb=
laute Klopfen, und ſchon wurde von innen die Tür geöffnet.
Nelly ſtand in dem winzigen Vorflur, der von einer
Petroleum=
lampe erhellt war. In ihr hübſches Geſicht ſtieg bei dem Anblick
des Beſuchers eine ſchwache Röte.
Der Doktor drückte ſchnell die Tür hinter ſich zu und ſchritt
in die halb geöffnete, ebenfalls erleuchtete einfache Wohnſtube.
Nelly folgte, und erſt jetzt ſagte ſie mit erkennbarer Freude:
„Sie kommen ſelber hier herauf, Herr Doktor?”
Er reichte ihr die Hand und ſah ſie lächelnd an. „Ich habe
ſoeben erſt Ihre Nachricht empfangen. Da durfte ich nicht
zö=
gern .. . konnte auch nicht warten bis zum hellen Morgen. Ich
denke aber, Sie vertrauen mir ... auch wenn ich zur Nachtzeit
ein junges Mädchen in ihrem Heim überfalle.”
Es ſollte ſcherzhaft klingen, doch zeigte ſich um Nellys
Mund=
winkel ein ſchwaches Zucken, als werde ſie beinahe durch den
Spott verletzt.
Der Doktor ließ ſich auf einen Stuhl nieder und ſah ſie
ruhig an. „Es ſollte Sie nicht verletzen. Nelly”, meinte er, fuhr
aber ſofort in anderem Ton weiter: „Was gab es alſo? Doch
halt!. Sind die Wände hier ſichere‟
„Vollkommen, Herr Doktor. Dort drüben liegt ein Raum,
in dem niemand wohnt”, erwiderte Nelly, ſich an dem kleinen
Tiſche niederlaſſend.
„Gut”, nickte er. „Aber beſſer iſt beſſer. Wir wollen
halb=
laut ſprechen. und . . . ziehen Sie doch die Vorhänge am
Fen=
ſter zu.”
Sie tat es mit ruhiger Bewegung.
„Nun bitte, berichten Sie, Nelly. Baruch iſt alſo gekommen,
wie ich es mit Beſtimmtheit erwartete?"
„Ich nehme an, er iſt es”, ſagte das Mädchen. „Jeden
Abend ſaß ich bei abgeblendetem Licht auf der Lauer am
Fen=
ſter. Aber erſt heute — es mochte gegen halb zehn Uhr ſein —
glaube ich, eine Geſtalt im Hofraum bemerkt zu haben, deren
Bewegungen ganz denen des lahmen Baruch glichen.”
„Er hat natürlich keine Ahnung, daß Sie ihn
beobach=
teten?"
„Das iſt unmöglich. In dieſes Haus kommt er nicht. Man
hält mich hier wirklich für die Weißſtickerin.”
„Um ſo beſſer. Wie benahm ſich der Mann im Hof?”
„Er drückte ſich beobachtend herum, fand aber wohl doch nicht
die richtige Gelegenheit, die er brauchte, um vom zweiten Hof
aus in die Räume einzudringen, die durch die Polizei verſiegelt
worden ſind. Er ging auch nach dem anſtoßenden kleinen Hof,
näherte ſich der tiefliegenden Tür, die aber doch verſperrt iſt. Loch
da wurde er geſtört. Ein Rollkutſcher, der dort hinten eine
Ab=
lage hat, vertrieb ihn.”
„Er iſt alſo gegangen?"
„Ja, aber ich meine, er wird dieſe Nacht wiederkommen.”
„Das glaube ich auch”, nickte der Doktor. „Sie haben gut
getan, mich zu benachrichtigen. Ein Glück, daß ich gerade in der
Stadt war.”
Was kann ich ſetzt weiter tun, Herr Doktor?” fragte Nelly.
Doktor Borngräber hatte ſeinen Entſchluß bereits gefaßt.
„Es handelt ſich um Baruch. Davon bin ich nun feſt überzeugt”,
ſagte er. „Der Burſche hat ſich verſteckt gehalten, weil er von der
Verhaftung und auch vom Selbſtmord ſeines Herrn durch
irgend=
einen Zufall früher erfuhr, als uns lieb war. Aber er weiß
auch, daß vorläufig alles Eigentum Arons, allerdings verſiegelt,
in dem alten Bau da drüben beiſammen liegt. Wahrſcheinlich
kennt er ſogar die verſchiedenen Verſtecke, in denen der Hehler
ſeine wertvollſten Schmuckgegenſtände aufbewahrte. Und daß er
ſich jetzt ſeinen Raub ſichern will, iſt nur ſelbſtverſtändlich. Er
kennt dieſe Hintertür, wird ſie nötigenfalls erbrechen, natürlich
mit Vorſicht. Und wenn er ſpäter eine beſſere Gelegenheit findet
als vorhin. Darauf werden wir warten.”
„Sie wollen ihn überraſchen, Herr Doktor?” rief Nelly haſtig.
„Aber was denken Sie ſonſt, Nelly?” ſachte der Doktor. „Mit
der Feſtnahme Baruchs iſt mein diesmaliger Fall — der zu den
intereſſanteſten zählt — erledigt.”
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Eigentümer: Eheleute Kaufmann Adam Keil und Käthe,
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Darmſtadt, den 4. Juli 1930.
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