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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 189
Donnerstag, den 10. Juli 1930.
193. Jahrgang
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Rellams=
zeſe 300 Reſchemarf. Alle preſe in Reiſchamart
ſt Dolar — 420 Marl. — Im Falle behenes
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr. Strelt uſw. erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
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auffräge und TLeiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konlurs oder gerſchtlſcher Beſtrelbung fäll jeder
Nabatt weg. Banſſonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nallonalbank.
Ein neues Steuer=Kompromiß.
Die Regierung akzepkierk die Ergänzungsvorſchläge der Parkeien.—Erweikerung des Regierungsprogramms
durch Einführung einer Gemeinde=Kopfſtener zur Senkung der Realſteuern.
Die Vorſchläge der Parkeien.
Widerſkände bei den Bayern und den Demokraken.
* Berlin, 9. Juli. (Priv.=Tel.)
Der ganze Mittwoch war durch Beſprechungen über
die Deckungsvorſchläge der Reichsregierung
ausgefüllt. In der Hauptſache drehten ſie ſich aber um die
Er=
gänzungsvorſchläge der Parteien, wie ſie am
Diens=
dag abend gemacht worden wanen. Die Reichsregierung
hat dieſe Vorſchläge im weſentlichen auch akzeptiert und Vorbeſprechungen mit dem Deutſchen Städkekag.
formuliert. Sie ſind den Parteien zugegangen mit der
Mittei=
lung, daß die Regierung ſie in das
Deckungspro=
gramm hineinnehmen wird unter der
Voraus=
ſetzung der Zuſtimmung der hinter der
Re=
gierung ſtehenden Parteien. Das Kabinett iſt auch
haltsplan 1930 mindeſtens 100 Millionen
betra=
gen ſollen. Die Vorſchläge zur Ergänzung des
Deckungsprogram=
mes beziehen ſich einmal auf
die Darlehenspflicht des Reiches zur Arbeitsloſen=
alſo auf 8 163 des Arbeitsloſenverſicherungsgeſetzes. Dieſer
Para=
graph ſoll einen Zuſatz erhalten dergeſtalt, daß der Höchſtbetrag
dieſes Darlehens vom 1. April 1931 ab jeweils im
Haushalts=
geſetz feſtgelegt werden ſoll. — Das Kabinett hat auch
die Bürgerſtener
akzeptiert. Es unterbreitet den Parteien einen entſprechenden
Entwurf. Darnach ſollen für die Bürgerſteuer nur die
Wahlberechtigteninden
Gemeindenſteuerpflich=
tig ſein. Perſonen, die Unterſtützungen aus der
öffentlichen Fürſorge genießen, fallen nicht
unter das Geſetz. Die Höhe der Bürgerſteuer wird
von den Fraktionen beſtimmt und ſoll nicht niedriger als
6— RM. ſein. Bei Perſonen, die der Lohnſteuer nicht
unter=
liegen, darf der Satz nicht weniger als 3— RM. betragen. Eine
Staffelung der Sätze darf nicht vorgenommen werden. Als
Stichtag gilt der 1. Oktober eines jeden Jahres.
Bis zur Inkraftſetzung des Grundſteuerrahmengeſetzes und des
Gewerbeſteuerrahmengeſetzes darf in einer Gemeinde die
Ge=
meindegrundſteuer oder die Gewerbeſteuer.
1. mit mehr als 100 Prozent, jedoch nicht wehr als 150
Pro=
zent des Landesdurchſchnittes nur dann erhoben werden,
wenn für das gleiche Rechnungsjahr ein Zuſchlag von
50 Prozent zur Bürgerſteuer erhoben wird:
2. mit mehr als 150 Prozent, jedoch nicht mehr als 200
Pro=
zent des Landesdurchſchnittes nur dann erhoben werden,
wenn für das gleiche Rechnungsjahr ein Zuſchlag von
100 Prozent zur Bürgerabgabe erhoben wird;
3. mit mehr als 200 Prozent des Landesdurchſchnittes nur
dann erhoben werden, wenn für das gleiche Rechnungsjahr
ein Zuſchlag von 150 Prozent zur
Bürger=
ſteuer erhoben wird.
Die Landesregierung beſtimmt die Höhe des Landesdurchſchnittes.
Für das ſpätere Inkrafttreten des Grundſteuerrahmengeſetzes
und des Gewerbeſteurrahmengeſetzes wird die Verkoppelung
der Zuſchläge zur Bürgerſteuermit der Höhe der
Realſteuerſätze durch ein beſonderes
Reichs=
geſetz geregelt werden.
Vom 1. April an iſt das Aufkommen der
Bür=
gerſteuer von der Gemeinde zur Senkung der
Realſteuern zu verwenden. Maßgebend zur Senkung
ſind die am 1. Juli 1930 geltenden Gemeindeſteuerſätze. Von
dieſen Steuerſätzen iſt der Betrag abzuziehen, der dem
voraus=
ſichtlichen Aufkommen an Bürgerſteuer des Rechnungsjahres
ent=
ſpricht. Die Landesregierung beſtimmt, in
wel=
chemVerhältnis zueinander die
Gemeindegrund=
ſteuer und die Gemeindegewerbeſteuer zu
ſen=
ken ſind. Die Verwaltung der Bürgerſteuer
ob=
liegt ausſchließlich den Gemeinden. Das Geſetz ſoll am 1.
Ok=
tober 1930 in Kraft treten. Für das Rechnungsjahr 1930 wird
die Bürgerſteuer zugleich mit den Zuſchlägen zur Bürgerſteuer
in voller Höhe erhoben.
Das Ergebnis der Frakkionsſikungen.
Dieſe Vorſchläge des Kabinetts ſind ſchon am Mittwoch
Ge=
genſtand der Fraktionsberatungen geweſen. Die Demokraten
ſind bereit, an weiteren Verhandlungen
teilzu=
nehmen. Sie wollen aber das Deckungsprogramm
durch eine Vorlage über eine Gemeinde=
Alko=
hol= und Verzehrſteuer erweitert wiſſen. Die
Demokraten ſind der Anſicht, daß die Gemeindefinanzen durch die
jetzige Vorlage nicht ſaniert werden können, wenn nicht auch noch
der Alkohol belaſtet wird. Demgegenüber lehnt die
Wirtſchaftspartei, die Schank=Verzehr=Steuer,
wie ſie von den Demokraten gefordert wird, ab, ſtimmt aber im
übrigen den Vorſchlägen der Regierung zu. Auch die
Volks=
partei iſt mit den Ergänzungsvorſchlägen, wie ſie
von der Regierung gemacht wurden, im weſentlichen
ein=
verſtanden. Die Bayern aber haben vorläufig nur die
Vorlage über die Arbeitsloſenverſicherung angenommen,
lehnen dagegen die Bürgerſteuer ab. Die Zen=
ebenſo wie die Volkspartei, mit den Vorſchlägen einverſtanden nicht leicht aus ihrer Ruhe zu bringen ſind, die aber, einmal
auf=
ander, ſich zu einigen und die Widerſtände, die bei den zu opfern.
Bayern und Demokraten noch beſtehen, zu beſeitigen. Die
Dr. Brüning, um ihm Bericht zu erſtatten.
Der Kampf um die Berakungsfkelle.
Berlin, 9. Juli.
damit einverſtanden, daß die Streichungen im Haus= wird. Dieſer Konferenz ſind unverbindliche Beſprechungen zwie haben den Gottesglauben verſpottet und haben ſchließlich ihre
ſchen dem Reichsfinanzminiſter und den zuſtändigen Referenten zerſetzende Propaganda auch auf Oſterbotten ausgedehnt.
Wäh=
wirtſchaft vorausgegangen, an denen auch der Reichsbankpräſident
und einige preußiſche Vertreter teilgenommen haben.
Beſprechungen am geſtrigen Nachmittag und am heutigen
Vor=
aufgezogenen Onganiſation der Beratungsſtelle eine Kooperation
zwiſchen den verſchiedenen Aufſichtsinſtanzen und den
kommu=
nalen Kreditausſchüſſen, insbeſondere den beim Deutſchen
Städte=
tag gebildeten zentralen Kreditausſchuß geſtattet werden ſolle.
Auf dieſe Weiſe wollen ſie insbeſondere eine elaſtiſchere
Handhabe der Kontrolle und
planwirtſchaft=
die eigentliche Beratungsſtelle wie bisher auf
die Kontrolle der Auslandsanleihen
beſchrän=
ken, und zwar durch Aufnahme einer kommunglen Vertretung
in der Beratungsſtelle.
Das Golddiskonkbank-Geſekz vom Kabinekt
verab=
ſedelt.- Neuegelunf de Hienlſchen.
Kreditgebarung.
Berlin, 9. Juli.
Das Reichskabinett verabſchiedete in ſeiner heutigen Sitzung
den Entwurf eines Geſetzes über die Deutſche
Golddiskontbank. Er wird unverzüglich dem Reichsrat
und dem Reichswirtſchaftsrat zugeleitet werden.
Dann gab der Reichsminiſter der Finanzen dem Reichskabinett
Kenntnis von der Neuregelung der öffentlichen
Kre=
ditgebarung. Daaach fand unter dem Vorſitz des
Reichs=
miniſters der Finanzen und in Anweſenheit des
Reichsbank=
präſidenten eine Länderbeſprechung ſtatt, in der über
diegeplante Ausgeſtaltungder Beratungsſtelle ſterium Spinhufvud Platz gemacht, das ganz den
Wün=
für öffentliche Kredite verhandelt wurde. Nach
ein=
leitenden Worten des Reichsfinanzminiſters und des Reichsbank= einer der entſchloſſenſten Gegner der Roten. Er ſtellte
Frei=
präſidenten ſtimmten die Ländervertreter der Notwendigkeit einer
pfleglichen Behandlung der Kapitalmärkte zu. Es beſtand
Ein=
mütigkeit darüber, daß eine Ueberwachung der Auslandskredite
nehmer gefunden werden müſſen. Demgemäß wurde zur
Feſt=
nächſt durch Vereinbarung bis zum 1. November 1930
verlängert.
in der Reſctafet.
Berlin, 9. Juli.
Reichskanzler Dr. Brüning empfing heute in der Reichskanz= die Urkunde der Anerkennung der Unabhängigkeit auszuhändigen.
lei, in Gegenwart des Reichsminiſters des Auswärtigen ſowie
anläßlich der zehnten Wiederkehr des Tages, an dem die
Ab=
ſtimmungen in Oſt= und Weſtpreußen ſtattfanden, Abordnungen Geld und auch mit Waffen verſehen worden, aber ſie haben
vor=
des Schutzbundes.
Die Vorſitzenden dieſer beiden Organiſationen, die Herren
Oberregierungsrat Hoffmann und von Loeſch, wieſen in An= und nur der Moskauer Propaganda in dieſem Lande einen Riegel
beigetragen habe, das Abſtimmungsergebnis günſtig zu geſtalten, tern gerichtet und eine Drohuug mit der Fauſt gegen den großen
Arbeit um die Erhaltung deutſchen Bodens beim Vaterland ver= und Schutzkorps verteidigt wird. Die Möglichkeit iſt nicht gänz=
Tätigkeit des Reichsverbandes heimattreuer Oſt= und Weſt= gründen den bedrängten Brüdern in Finnland
preußen und des Schutzbundes zur Erreichung dieſes Zieles. Wenn
es gelungen ſei, die Erinnerung an das große Erleben jener Tage
in den Beteiligten wachzuhalten und ſo die Heimatliebe als Verwicklungen, ſie ſind Romantiker in der heutigen
dienſtvolles Wirken. Der Reichskanzler begrüßte das Verſprechen, es abhängen, ob die antikommuniſtiſche Bewegung ſiegt, ohne daß
in dieſem Sinne weiterzuarbeiten, und gab der Hoffnung auf, ſie zum Bürgerkriege und zu Verwicklungen mit Sowjetrußland
eine beſſere Zukunft des Oſtens Ausdruck.
* Der Kreuzzug gegen den Ankichrift.
Von unſerem Berichterſtatter.
U. Helſingfors, Juli 1930.
Die Männer von Lappo haben das Schickſal Finnlands in
ihre Hand genommen!. Lappo, oder Lappua, iſt ein kleines
Städtchen in der nordweſtlichen finniſchen Provinz Oſterbotten,
weltabgewandt und bisher wenig beachtet. Dort lebt ein
ſchwer=
trumsfraktion, die am Mittwoch abend zuſammentrat, hat ſich, blütiger Menſchenſchlag, finniſche und ſchwediſche Bauern, die
erklärt. Es iſt jetzt nur noch Aufgabe der Fraktionen unterein= gerüttelt, bereit ſind, alles, einſchließlich ihr Leben, einer Idee
Die meiſten der Lappoleute gehören pietiſtiſchen Vereinigun=
Parteiführer begaben ſich anſchließend in die Reichskanzlei zu gen an. Ihr Gottesglaube und ihre Vaterlandsliebe haben ſie
dazu bewogen, dem Kommunismus den Krieg zu
er=
klären und einen „Kreuzzug gegen die Scharen des
Anti=
chriſt”, wie ſie die Bolſchewiſten nennen, zu eröffnen. Sie ſind
von dem feſten Glauben beſeelt, daß der Bolſchewismus
Teufels=
werk iſt, und daß jedes Mittel angewandt werden muß, um ihn
aus den Grenzen Finnlands zu bannen.
Die ſehr liberale Verfaſſung Finnlands dagegen gewährt
den Kommuniſten, ebenſo wie allen anderen politiſchen Parteien
Nede=, Preſſe= und Verſammlungsfreiheit. Aber wie überall in
Am Mittwoch hat die Länderkonferenz ihren Anfang genom= der Welt, haben die Kommuniſten auch in Finnland ihre
poli=
men, die ſich mit dem vom Reichsfinanzminiſterium fertiggeſtellten tiſchen Freiheiten mißbraucht, haben gegen die be=
Entwurf der neuen Richtlinien für die Beratungsſtelle befaſſen ſtehende Staats= und Geſellſchaftsordnung gehetzt und gewühlt,
des Reichsfinanzminiſteriums und Vertretern der Kommunal= rend eines politiſchen Prozeſſes gegen kommuniſtiſche
Rädels=
führer in Waſa drangen die Lappoleute in den Gerichtsſaal ein,
entführten den Kommuniſtiſchen Verteidiger in einem Auto und
Die Wortführer des Deutſchen Städtetages ſind bei dieſen ließen ihn erſt wieder frei, nachdem er verſprochen hatte, nie
wie=
der in die Provinz zurückzukehren. Der Führer der Lappoleute,
mittag dafür eingetreten, daß ſtatt der jetzigen rein obrigkeitlich der Landwirt Koſſola, legte das Gelübde ab, daß er keinen
Schritt zurückweichen werde, ehe nicht der Bolſchewismus in
Finnland reſtlos vernichtet ſein werde.
Dieſe Parole zündete im ganzen Lande und die ſogenannte
Lappobewegung wuchs lawinenartig an. Obwohl die Regierung
und die Parteien keinen Zweifel darüber hegten, daß eine
Staats=
umwälzung geplant war, hatten ſie doch weder die Macht noch
lichen Regelungfür Inkandsanleihen erreichen und den Willen, der Bewegung energiſch entgegenzutreten. Die große
konſervative Sammlungspartei, mit den finnländiſchen
Freiheits=
helden, dem Senator Spinhufvud, und dem
Reichstags=
präſidenren Wirkungen an der Spitze, ſchloß ſich ihr
be=
dingungslos an. Wenn die Fortſchrittspartei und die Schweden
auch anfänglich gewiſſe Bedenken äußerten, ſo ſind doch auch ſie
im Grunde mit den Forderungen der Lappoleute einverſtanden.
Am 7. Juli traten etwa 20 000 Anhänger der Lappobewegung
in Extrazügen und in Flugzeugen einen Marſch auf Helſingfors
an, um Parlament und Regierung zur Annahme drakoniſcher
Geſetzesbeſtimmungen gegen den Bolſchewismus zu zwingen. Jede
kommuniſtiſche Propaganda ſoll mit Zuchthaus beſtraft und jedem
Kommuniſten das Verweilen auf finnländiſchem Boden verboten
werden. Inzwiſchen greifen die Anhänger der Lappo=Bewegung,
wo immer ſie ſie finden, kommuniſtiſche Abgeordnete und Freunde
Moskaus auf und jagen ſie mit Fußtritten, als unwürdige
Mit=
glieder der menſchlichen Geſellſchaft, über die ſowjetrufſiſche
Grenze. Leider ſind dabei böſe Exzeſſe nicht vermieden worden,
mehrere Kommuniſten wurden ſchwer mißhandelt, einer iſt
ge=
tötet worden.
Noch ehe ſie ihren Marſch eröffneten, haben
die Leute aus Lappo den Sieg davongetragen.
Die Regierung Kallio iſt zurückgetreten und hat einem
Mini=
ſchen und Zielen der antikommuniſtiſchen Bewegung entſpricht.
Schon im Bürgerkriege mit den Bolſchewiſten war Spinhufvud
ſcharen auf, die ſchließlich mit der Unterſtützung der deutſchen
Beſatzungstruppen den „Weißen” den Sieg brachten. Spinhufvud
war es, der zur Zeit der ruſſiſchen Reaktion, als nach der
Re=
fortbeſtehen muß und daß auch für Inlandskredite geeignete Wege volution von 1905 die Petersburger Duma und Regierung die
zur Wahrung der gemeinſamen Intereſſen der öffentlichen Kredit= Sonderrechte Finnlands zu vernichten trachteten und als der
ſpäter von dem finniſchen Patrioten Schumann ermordete
Gene=
ralgouverneur Bobrikow ſelbſtherrlich in Helſingfors regierte,
legung der Einzelheiten eine Unterkommiſſion eingeſetzt, die ihre furchtlos als Vorſitzender des finnländiſchen Reichstages (Seim)
Tätigkeit bereits aufgenommen hat. Die Tätigkeit der allen Ruſſiſizierungsverſuchen entgegentrat. Zur Strafe wurde
Beratungsſtelle für Auslandsanleihen wurde zu= er bei Ausbruch des Weltkrieges als „Feind Rußlands” verhaftet
und nach Sibirien verſchickt. Svinhufvud auch war es, der,
nach=
dem die Bolſchewiſten in Petersburg triumphiert hatten, die
Selbſtändigkeit, Finnlands proklamierte und
Empfang heimakkreuer Oſt= und Weſipreußen nach Petersburg ging, um den verſammelten Volkskommiſſaren
dieſe Entſchließung zu notiſizieren. Lenin wollte ihn zuerſt
nicht empfangen, aber da die Bolſchewiſten in ihren Anfängen
noch jehr ſchwach waren, ſo entſchloß er ſich doch dazu,
Spinhuf=
vud, den der Juſtizkommiſſar Steinberg zuerſt verhaften wollte,
Die Kommuniſten verſuchten anfangs, der Lappobewegung
von Vertretern der Reichs= und preußiſchen Staatsminiſterien, die Stirn zu bieten. Bei den letzten Wahlen hatten ſie rund
130 000 Stimmen erhalten und waren reichlich von Moskau mit
des Reichsverbandes heimattreuer Oſt= und Weſtpreußen und läufig ihre Ohnmacht eingeſehen und ziehen es vor, maſſenweiſe
zu flüchten und ſich zu verſtecken. Aber wenn die Lappobewegung
ſich auch nur gegen die Kommuniſten in Finnland richtet
ſprachen auf die mühevolle Tätigkeit ihrer Verbände hin, die dazu vorſchieben will, ſo iſt ſie doch auch gleichzeitig gegen die Komin=
Der Reichskanzler dankte in warmen Worten allen Perſön= Nachbar im Süden. Bis Petersburg, am Ladogg und in Karelien
lichkeiten und Organiſationen, die ſich damals in aufopfernder ſteht die finnländiſche Grenze offen, wenn ſie auch durch Militär
dient gemacht haben. Er gedachte insbeſondere der hingebenden lich ausgeſchloſſen, daß Moskau, ſchon aus
Preſtige=
zu Hilfe kommt. Aber die Finnländer ſind entſchloſſen, ſich
nicht ſchrecken zu laſſen, ſie kümmern ſich wenig um internationale
einigendes Band um alle zu ſchlingen, ſo liege darin ein ver= Politik. Von der Geſchicklichkeit der Regierung aber wird
führt.
Seite 2
Nummer 189
Um Moldenhauers Benſion. — Mehrfache Reibereien
* Berlin, 9. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Reichsrat wird ſich in ſeiner nächſten Vollſitzung mit
einem Antrag des Reichsfinanzminiſters a. D. Dr. Moldenhauer
befaſſen, wonach ihm eine Dienſtzeit angerechnet werden ſoll, die
über die geſetzlich ihm zuſtehende ruhegehaltsfähige Dienſtzeit
ſinausgeht. Zum beſſeren Verſtändnis dieſes Antrags muß
dar=
auf hingewieſen werden, daß nach dem kürzlich vom Reichstag
verabſchiedeten Miniſterpenſionsgeſetz Miniſter, die aus der
Be=
amtenlaufbahn hervorgegangen ſind, bei ihrem Ausſcheiden ein
ſogenanntes Uebergangsgeld erhalten, um ihnen den Uebergang
von der Politik zur beruflichen Tätigkeit zu erleichtern. Für ſie
fällt alſo die ſogenannte Miniſterpenſion weg. Die Miniſter, die
früher Beamte waren, erhalten nach ihrem Ausſcheiden aus dem
Miniſteramt 80 Prozent ihres früheren Beamteneinkommens als
Penſion. Für die Miniſter des derzeitigen Kabinetts iſt nun die
Möglichkeit gelaſſen, entweder von der neuen Regelung Gebrauch
zu machen, oder aber auf die bisherige Penſionierung
zurückzu=
greifen. Dr. Moldenhauer hat dieſe frühere Penſionsregelung
gewählt. Er kann allerdings erſt in den Genuß einer Penſion
kommen, wenn er eine ausreichende Miniſter=Dienſtzeit aufweiſen
kann. Das iſt nicht der Fall. Infolgdeſſen will er ſich ſeine
Beam=
endienſtzeit anrechnen laſſen, damit die entſprechende Anzahl von
Jahren zuſammenkommt. Entſpräche der Reichsrat dieſem Wunſch
Dr. Moldenhauers, dann würde das eine Penſion in Höhe von
ungefähr 30 000 RM. ausmachen. Begreiflich, wenn man bedenkt,
daß Dr. Moldenhauer finanziell nicht allzu glänzend daſteht und
bei ſeinem Amtsantritt auf ſeinen Aufſichtsratspoſten bei der
J.=G.=Farben verzichten mußte. Aber ſein Antrag hat doch
eigen=
artig berührt.
Im Reichstag bezeichnete es Abg. Feder (Natſ.) als
hmählich, daß ein reicher Mann wie Moldenhauer jetzt vom
Reich 29 500 Mark Jahrespenſion verlange.
Zu einem ernſten Zwiſchenfall kam es, als Abg. Torgler
(K.) die Penſionsforderung Dr. Moldenhauers als das
ſcham=
loſeſte bezeichnete, was man ſich vorſtellen könne. Während die
Kommuniſten in laute Pfuirufe ausbrachen, näherte ſich Abg.
Dr. Kahl (D.V.P.) dem Abg. Torgler und ſagte dieſem, der
aufmerkſam zuhörte: „Seien Sie nicht ſo raſch und vorſchnell.
Dr. Moldenhauer hat ſowohl ſein akademiſches Lehramt, wie auch
ſeine ſämtlichen Aufſichtsratsſtellen niedergelegt!“ — Als die
Kommuniſten ihren Sprecher Torgler lärmend zum Weiterreden
aufforderten, wandte ſich Dr. Kahl erregt gegen die Rufer mit
den Worten: „Halten Sie gefälligſt den Mund, wenn ich mich mit
inem ernſten Mann ernſt auseinanderſetze. Ich wollte Herrn
Torgler nur ſagen, daß er zu vorſchnell iſt, wenn er ſchon jetzt in
nahezu beſchimpfender Weiſe von dem Antrag Dr. Moldenhauers
ſpricht, ehe er deſſen Inhalt und Begründung kennt.”
Abg. Torgler fragte dann den Reichsfinanzminiſter, ob
es richtig ſei, daß Dr. Moldenhauer beantragt habe, ihm auf
ſein Penſionsdienſtalter alle möglichen Tätigkeiten anzurechnen,
die mit ſeinem Miniſteramt nichts zu tun hätten.
Die Ausſprache war damit beendet. Der Finanzhaushalt
ge=
langte in der Ausſchußfaſſung zur Annahme, desgleichen der
wirt=
ſchaftsparteiliche Antrag auf Nachprüfung der
Beſoldungsein=
ſtufung bei den Länder= und Gemeindebeamten. — Das Geſetz
über die Verlängerung des Vermahlungszwanges von
Inlands=
weizen ging an den Volkswirtſchaftlichen Ausſchuß.
In der folgenden dritten Beratung des Brotgeſetzes, die ſich
auf Abſtimmungen beſchränkte, wurde der Antrag der
Wirt=
ſchaftspartei auf Aufhebung des Zwanges zur Angabe des
Brot=
gewichts in namentlicher Abſtimmung mit 185 gegen 183
Stim=
men, bei drei Enthaltungen, angenommen. — Die
Schlußabſtim=
mung wurde auf Vorſchlag des Präſidenten Loebe bis
Don=
nerstag vertagt. Das Haus ging um 6 Uhr auseinander. Auf
der morgigen Tagesordnung ſtehen kleinere Vorlagen.
Die Kürzung der Penſionen.
Berlin, 9. Juli.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstags beſchäftigte ſich
zu=
nächſt mit einem Antrag des Abg. Dr. Breitſcheid (Soz.) über
Kürzung der Verſorgungsbezüge bei
Privat=
einkommen.
Hierzu erklärte Reichsfinanzminiſter Dietrich: Die in dem
ſozialdemokratiſchen Antrag behandelten Fragen der
Höchſt=
penſionen haben ſchon wiederholt und bei den verſchiedenſten
Gelegenheiten den Ausſchuß beſchäftigt. Zuletzt iſt im Herbſt
vori=
gen Jahres die Erklärung abgegeben worden, daß die Fragen
gelegentlich der Neubearbeitung des
Reichsbeam=
tengeſetzes geregelt werden ſollten. Dieſe Erklärung iſt
überholt worden durch den Entwurf eines
Ausgaben=
ſenkungsgeſetzes, in dem eine Reihe
penſions=
rechtlicher Beſtimmungen, darunter auch die
Von Wilhelm Michel.
II.
Heſſiſche Kunſt der Gegenwart.
Sieht man näher zu, ſo trägt auch die Abteilung „Heſſiſche
Kunſt der Gegenwart” ein durchaus hiſtoriſches Gepräge; das
Gepräge einer Rückſchau, die von Heinrich Kröh bis Paul
Strecker, dem in Paris arbeitenden Mainzer, reicht. Die
Be=
zeichnung „Kunſt der Gegenwart” iſt nicht ſo zu nehmen, als
werde hier eine Darſtellung der weſenhaft modernen Kunſt
Heſſens angeſtrebt; ſondern ſo, daß das Schaffen von heute
Le=
benden gezeigt wird, einerlei ob ſie wie Melchior Kern in einem
Trübnerſchen Impreſſionismus wurzeln, oder wie Ernſt Eimer
in einer moderniſierten Defreggerſchen Realiſtik, oder wie
Bantzer in der Anſchauungsweiſe der „Scholle” oder wie Paul
Strecker in der geiſtigen und künſtleriſchen Haltung der heutigen
Pariſer Schule‟. Nur wenn man ſich das rückſchauende Weſen
dieſer Abteilung von vornherein klarmacht, wird der Blick auf
die Werte der Einzelwerke frei.
Man wird den Reiz von Küſtners „Jſarauen” würdigen, mi
ihrer zarten, ſchönen Luft und dem tonigen Ineinanderſchwing
der übergrauten Farben, und wird einen großen Teil des ſo
ſtigen Küſtnerſchen Malbetriebs darüber vergeſſen. Man wird
Melchior Kerns „Bauernkopf” das kecke, lehrhafte Bravourſti
anerkennen und in Franz Huths trefflich gemeiſtertem Paſte
„Verfrühling” ein dichteriſches Wort finden, das höher ſteht a
die Dreimäderlhaus=Romantik ſeiner Innenräume. Man wi
dem Bauernbild von Ernſt Eimer entnehmen, daß ſich dieſe
Künſtler in einer überlebten Spielart von Heimatkunſt einen g.
diegenen Arbeitsernſt, ein echtes Intereſſe am Nacherzählen d
„kleinen Lebens” bewahrt hat — ähnlich wie Heinrich
Gieb=
deſſen Bild „Alte Frau vor rotem Vorhang” in einer veraltete
doch immer noch herzlichen Ausdrucksweiſe an das Lebensgehein
nis eines greiſen, vertrockneten Weibleins rührt. In Hoelſcher
Kinderzug „Schuljugend” ſieht man die führende Idee zu hart=
Einzelheiten auseinanderbröckeln (ähnlich wie dies auf höher
Ebene bei Thomas „Kinderreigen” geſchieht), während ſein Bi
„Mutter und Kind” eine zarte Empfindung geſammelt und re
ausſpricht. Aus Adolf Beyers „Tobliner See” hebt ſich ein le
haftes landſchaftliches Gefühl, das auch Sinn für Effekte he
Eine kräftige, nicht ganz geformte Vitalität lebt in Augu
Soeders „Sonnenblumen”. Einer vielgeſchilderten Landſchaft a
winnt Julius Kaufmanns Bild aus den Lofoten mit den eig
Donnerstag, den 10. Juli 1930
vom Tage.
Das amerikaniſche Linienſchiffgeſchwader, das ſeit
dem 5. Juli in Kiel zu Beſuch weilte, hat geſtern nachmittag die
Aus=
reiſeangetreten. Das nächſte Ziel des Geſchwaders iſt Oslo, von
wo es nach dreitägigem Aufenthalt über England die Rückreiſe in die
Heimat antreten wird.
Vor wenigen Tagen iſt an den Bundeskanzler Schober
von der tſchechoſlowakiſchen Regierung eine
offi=
zielle Einladung zu einem Beſuch Prags ergangen.
Zweck des Beſuches ſind wirtſchaftliche Probleme und Fragen des
Han=
delsvertrages. Der Beſuch dürfte in der zweiten Oktoberhälfte erfolgen.
Die Verhandlungen zwiſchen der engliſchen und
der ruſſiſchen Regierung, über die gegenſeitigen
Schuldenanſprüche ſind einer anderen Erklärung Henderſons
zufolge zurzeit in vollem Gange.
Der liberale Abänderungsantrag zur Finanzvorlage, der verlangte,
daß die Ausgaben für neue techniſche Ausrüſtungen induſtrieller
Unter=
nehmungen von der Einkommenſteuer befreit würden, wurde im
eng=
liſchen Unterhaus mit 278 gegen 275 Stimmen abgelehnt. Die
Regie=
rungsmehrheit betrug demnach gleich drei Stimmen.
Die Finanzkommiſſion der franzöſiſchen Kammer hat die von der
Regierung verlangten Nachtragskredite für die nationale Verteidigung
in Höhe von 1126 Mill, Franken nach kurzer Debatte mit 14 gegen 5
Stimmen angenommen. Kriegsminiſter Maginot gab den
Kommifſions=
mitgliedern nähere Aufſchlüſſe über die Verwendung dieſer Kredite.
Der ehemalige Präſident der
Regierungskom=
miſſion des Saargebiets, Stadtrat Raoult, iſt in Paris
im Alter von 73 Jahren geſtorben.
Während der letzten Streikunruhen in Nordſpanien wurden
insgeſamt 60 Kommuniſten verhaftet, die ihrer Verurteilung
entgegenſehen.
Kardinal Vannutelli, das älteſte Mitglied des
Kardinal=
kollegiums, iſt im Alter von 94 Jahren in Nom geſtorben.
Nach amtlichen türkiſchen Nachrichten hat jetzt der türkiſche
Ge=
genſtoß gegen die Kurden eingeſetzt. Türkiſche Flugzeuge
bom=
bardieren die kurdiſche Stellung und zerſtreuen die einzelnen
Anſamm=
lungen. Es geht aber aus den Meldungen hervor, daß eine
Nieder=
zwingung der Kurden nur möglich iſt, wenn die perſiſche Regierung ſie
am Rücktritt auf perſiſches Gebiet hindert.
Auch das dritte Gnadengeſuch des amerikaniſchen
Sozialiſten Thoma Monney, der im Jahre 1916 wegen
an=
geblicher Teilnahme an dem Bombenattentat in San Franzisko, bei dem
zehn Perſonen getötet und 40 verwundet wurden, zum Tode verurteilt
und ſpäter zu lebenslänglichem Gefängnis begnadigt wurde, iſt nunmehr
von dem Gouverneur Young abgelehnt worden.
Frage der Kürzung der Penſionen bei
Doppel=
verdienern, geregelt werden ſoll. Es iſt nicht
mög=
lich geweſen, das Ausgabenſenkungsgeſetz jetzt noch dem Reichstag
vorzulegen. Dies wird im Herbſt geſchehen. Die Beratung des
Antrages wird daher zweckmäßig bis zur Beratung des
Ausgaben=
ſenkungsgeſetzes im Herbſt dieſes Jahres zurückzuſtellen ſein.
Nach kurzer Beratung wurde die Beratung des
An=
trages gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und
Kom=
muniſten auf Freitag vertagt, damit die Fraktionen
in=
zwiſchen dazu Stellung nehmen können.
3 Milliarden Perſonalekal. — Für Tariferhöhung
nirgends Verſtändnis.
* Berlin, 9. Juli. (Priv.=Tel.)
Im Verkehrsausſchuß des Reichstages hat der
Reichsver=
kehrsminiſter ſich auch mit der Reichsbahn beſchäftigt und kritſiert,
daß vor allem die Gehälter der höheren Beamten ein Vielfaches
von den Gehältern der höchſten Reichsbeamten betragen, und er
deswegen eine Statiſtik von der Reichsbahnverwaltung über dieſe
hohen Gehälter verlangt habe. Dieſe Statiſtik wird nicht
un=
intereſſant ſein und vorausſichtlich zu einer lebhaften Debatte im
Reichstag führen. Der geſamte Perſonaletat der
Reichsbahn beträgt heute 3 Milliarden
Reichs=
mark. Die Frage der Senkung der oberen Gehälter
bei der Reichsbahn iſt ſchon lange in der Oeffentlichkeit
behandelt worden. Die Rechte der Reichsbahnbeamten ſind
aller=
dings geſetzlich verankert, ſo daß zu einem Gehaltsabbau der
Reichstag ein Wort mitzuſprechen hätte. Allerdings hätte die
Reichsbahnverwaltung doch gewiſſe Möglichkeiten, die oberen
Ge=
hälter zu ſenken, und es wäre eine ſchöne Geſte, wenn der
Ge=
neraldirektor der Reichsbahn, Dr. Dorpmüller, mit einer ganz
beträchtlichen Kürzung ſeines Gehaltes vorangehen würde. Im
Reichsverkehrsminiſterium ſcheint man denn auch auf eine
Kür=
zung der hohen Gehälter bei der Reichsbahn zu
ſtarten. Ob man dadurch allein die Finanznöte der Reichsbahn
beſeitigen kann, iſt kaum anzunehmen. Bis zum Jahresſchluß
werden die Mindereinnahmen etwa 500 Millionen betragen. Eine
Hinaufſetzung der Tarife will aber die Regierung nicht
genehmi=
gen, und ſie würde auch für eine ſolche Haltung nirgends
Ver=
ſtändnis finden.
artig gebrochenen Geſteinsfarben und den knitterigen Formen
eine neue, intereſſante Seite ab. Carl Schwalbachs Figurenſtücke
zeigen, namentlich in der trockeneren Farbe, eine Wendung, die
etwa in die Richtung des Hoferſchülers E. Fritſch führt — eine
ſehr gepflegte Kunſt voller Bildungsinhalte, die allen
Erſchütte=
rungen ferne gerückt iſt. Paul Theſing baut ſein Bildnis des
Oberbürgermeiſters Mueller ganz auf eine pompöſe Spannung
zwiſchen Blau und Goldbraun auf und zeigt dabei die
Perſönlich=
keit des Dargeſtellten in jener zugeſpitzten, engherzigen
Formu=
lierung, zu der Theſingſche Bildniſſe öfters angeſetzt haben.
Das Stilleben von Fritz Gils, mit Abſicht einer
ſchablo=
nierten Weißbinderarbeit angeglichen, macht ſich gewiſſe Neu=
Pariſer Verfahren zunutze; es iſt nicht ohne Reiz. Andere
geläu=
fige Mal= und Anſchauungsweiſen treten etwa bei Vielmetter,
bei Plenk auf. Eine bemerkenswert gewandte Hand zeigt das
Herrenbildnis von Heinz Hohmann; etwas Zartes und
Rühren=
des an jungem Menſchenweſen ſpricht das Kinderbildnis von
Karl Schmoll v. Eiſenwerth aus, ohne im Maleriſchen viel zu
bedeuten. Zernins Schneelandſchaft hebt gegen alle Uebung die
warmen Töne hervor und kommt dabei zu einem ſehr
anſprechen=
den Ergebnis.
In der plaſtiſchen Abteilung ſteht als eigenartigſte Figur
Harold Winter, der ſich diesmal nur von der witzigen Seite
zeigt: kecke, ſchlagende Charakteriſtik in den Zementreliefs „
Un=
gleiches Paar”, derber Holzhumor in der Statuette „
Bauern=
mädchen”. Sorgſam ſtudierte, gut zuſammengehaltene Form zeigt
der Gläſſing=Kopf von Ali Lichtenſtein, in weicher, graphiſcher
Art bewegen ſich die Statuetten von Habich. Verblüffendes an
Aehnlichkeit leiſten Jobſts Porträtköpfe. Hüttenbachs „Liegende‟
(Bronze), Fritz Schmolls (v. Eiſenwerth) Marmorporträt eines
Kindes, Carl Wagners „Spielende Bären”, R. Werners „
Sit=
zende” (Terrakotta) ſeien als gehaltvolle Arbeiten angeführt.
Dieſe Herausgreifungen mögen genügen. Für die Vielen, die
dieſe Ausſtellung beſuchen werden — oder mindeſtens beſuchen
ſollten, da eine Begegnung mit der Kunſt auf keinen Fall
ver=
loren iſt —, wird noch manches andere bemerkenswert ſein. —
Die Toten der Freien Vereinigung.
In der Rückſchau auf das Werk ihrer verſtorbenen
Mitglie=
der führt die Freie Vereinigung vor allem die vornehme,
ein=
drucksvolle Erſcheinung Heinz Heims (1859—1895) vor; eine
ſel=
tene und ſicherlich ſo bald nicht wiederkehrende Gelegenheit, einen
Ueberblick über eine für Darmſtadt wichtige Künſtlerlaufbahn zu
gewinnen. Es wäre erwünſcht geweſen, wenn die Hängung
Heims Arbeiten in chronologiſcher Folge vorgeführt hätte: doch
auch ohne dies laſſen ſich die weſentlichen Etappen ſeines Weges
Sepurällften Berfoigungen ii Beier.
Ungenügende Polizeikräfte im enkmilikariſierken
Rheinland infolge franzöfiſchen Sicherheitswahnes.
Trier, 9. Juli.
Zu Anſammlungen vor den Wohnungen angeblicher früherer
Separatiſten iſt es in der letzten Nacht auch in Trier gekommen.
In verſchiedenen Straßen verſuchten die Demonſtranten,
Woh=
nungen und Geſchäfte anzugreifen. Bei Einbruch der Dunkelheit
erſchien die Polizei mit Karabinern an mehreren Stellen der
Stadt und zerſtreute die Anſammlungen, an denen ſich insgeſamt
etwa 100 Perſonen beteiligt haben dürften. Die
Straßenkreu=
zungen wurden mit ſtarken Patrouillen beſetzt. Niemand durfte
ſtehen bleiben. Die Straße, in der ſich die Polizeihauptwache
be=
findet, wurde für jeglichen Verkehr geſperrt. Vor der Wache
hiel=
ten mehrere Ueberfallkommandos, die mit Tränengasbomben
ausgerüſtet waren. Um 10 Uhr mußte die Polizei, da die
An=
ſammlungen an verſchiedenen Punkten zu dicht geworden waren,
die Ueberfallkommandos ausrücken laſſen, denen es gelang, die
Demonſtranten zurückzudrängen. Später mußten die
Polizeikom=
mandos die Straßen ſäubern. Einzelne Straßen wurden eine
Zeit=
lang für jeden Verkehr geſperrt. Trotzdem konnte die Polizei
nicht verhindern, daß in einem Zigarrengeſchäft und zwei
an=
deren Häuſern Fenſterſcheiben eingeworfen wurden. Zwei junge
Leute, die ſich den Anordnungen der Polizei widerſetzten, wurden
verhaftet. Gegen 2 Uhr nachts herrſchte Ruhe. Während die
Po=
lizei in der inneren Stadt für Ordnung ſorgte, wurde auf die am
Fuße des Markusberges liegende Villa eines Zigarrenhändlers,
der ſich zurzeit nicht in Trier befindet, ein Ueberfall verübt. Die
Lichtleitungen wurden durchſchnitten und Fenſter und Türen
aus=
gehängt und zertrümmert. Das Gleiche geſchah mit den Möbeln
in der Wohnung. Als die Polizei erſchien, waren die Täter
ver=
ſchwunden.
Die Maßnahmen der Trierer Polizei
gegen Ausſchreikungen.
Der heute herausgegebene Polizeibericht über die
Ausſchrei=
tungen in Trier teilt mit, daß infolge der geſtern bekannt
ge=
wordenen Androhungen gegen diejenigen, die des offenen oder
verſteckten Separatismus beſchuldigt werden, ſich jene um Schutz
an die Polizei gewandt hätten. Der Polizeibericht erklärt, daß
18 Streifen von ſechs bis zehn Beamten im Auto und auf
Fahr=
rädern nach den gefährdeten Stellen entſandt und außerdem eine
große Anzahl von kleineren Streifen eingerichtet wurde.
Feſt=
nahmen hätten nicht erfolgen können, weil das in großen Maſſen
bis ſpät in die Nacht die Stadt durchflutende Publikum ſo
un=
vernünftig geweſen ſei, die in jeder Beziehung unreifen Täter
durch ſeine Paſſivität zu unterſtützen und ſich ſo auf gleichen Fuß
mit den Leuten zu ſtellen, die ihren traurigen Mut unter den
Fittichen der Nacht an Sachen erprobt hätten, die ſich nicht
wehren konnten. Derartige Zuſtände würden nicht geduldet
wer=
den. Die Polizei werde mit den ihr zur Verfügung ſtehenden
Mit=
teln gegen einen derartigen Vandalismus einſchreiten.
Polizei-Berſtärkungen für Trier, Koblenz
und Wiesbaden.
Das preußiſche Miniſterium des Innern hat, wie wir
er=
fahren, der Stadt Trier, die bei der preußiſchen Statsregierung
polizeiliche Hilfe angefordert hatte, jede Unterſtützung zugeſagt.
Unterſtützungsabteilungen der Polizei ſind bereits nach Trier,
Koblenz und Wiesbaden abgegangen.
Eine heſiſche Separatiſtenliſte?
Mainz, 9. Juli.
Die Erregung der Bevölkerung über die Separatiſten nach
dem Abzug der Franzoſen hat ſich noch immer nicht gelgt.
Ver=
ſtärkt wird ſie vor allem noch dadurch, daß in den jüngſten Tagen
eine ganze Anzahl von Erklärungen Betroffener durch die
Zei=
tungen gegangen ſind, in denen ſich die Beſchuldigten energiſch
gegen die Unterſtellung des Separatismus zur Wehr ſetzen.
Zweifellos trifft dies bei einzelnen auch beſtimmt zu, ob bei allen,
muß jedoch bezweifelt werden. Wie die „Landskrone” in
Oppen=
heim mitteilt, ſollen über die Separatiſten Liſten in den Händen
der heſſiſchen Regierung ſein. Man weiſt darauf hin, daß es
der heſſiſchen Regierung gelungen wäre, maßgebliches
Akten=
material über den Separatismus in die Hände zu bekommen.
Wäre es deshalb nicht zu erwägen, dieſes Material wenigſtens
inſoweit der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen, daß nicht
Un=
ſchuldige von den Verfolgungen betroffen oder durch dieſelben
finanziell und geſellſchaftlich auf ſchwerſte geſchädigt werden?
erkennen, der ihn den Uebergang von der erleſenen Münchener
Malkultur der 80er Jahre zu einer unter naturaliſtiſchem
Ein=
fluß veränderten Anſchauungswelt hat mitmachen laſſen. Es iſt
jener denkwürdige Uebergang, der im Werk ſo vieler Meiſter,
Trübner, Keller, Uhde, Habermann, Leibl u. a., beobachtet
wer=
den kann. Was es mit jener Alt=Münchener Malkultur auf ſich
hatte, dafür iſt Heims „Waiſe” (Kat. Nr. 251) ein vollgültiger
Beleg. Dieſe wunderbare Zartheit der Elfenbeintöne im Geſicht,
gegen ein ſeidenes Schwarz geſtellt, iſt in Bildniſſen der Zeit ein
häufiges Motiv — aber es dürfte ſelten ſo belebt und vornehm
gebracht worden ſein, als in dieſer Arbeit Heims vom Jahre
1885. Kurze Zeit ſpäter werden wohl die radierten und gemalten
Akte liegen — Arbeiten von erſtaunlicher Durchſtudierung, für
die wir heute ſchier alle Maßſtäbe verloren haben. Das
Selbſt=
bildnis (Kat. Nr. 252) zeigt eine Auflockerung der Pinſelſprache,
während die Farbe noch vorwiegend in den alten
Harmonie=
begriffen lebt. Dann geht das Material der Ausſtellung
unver=
mittelt (vielleicht bildet die „Verlaſſene” (248) eine
Zwiſchen=
ſtufe) zu den letzten Arbeiten über: Einbruch der kalten Töne,
vollkommen neue, naturaliſtiſche Bildkompoſition, Luft, Freilicht
und „Stimmung” (die neuen Bildbindungen der Zeit), ſehr
dünne, fließende Farbe, Andeutung von ſozialer Ergriffenheit.
Mit dieſen letzten Arbeiten vornehmlich iſt Heim im Gedächtnis
der Mitlebenden haften geblieben: mit dem „Kugelſpieler” von
1893, mit dem Liebespaar von 1894. Der noble Geiſt, der in
Heinz Heim gelebt haben muß, bekundet ſich in dem letzteren
Bild auf eine bezwingende Weiſe: in der ſehnigen Spannung
der Linie und Farbe, in der vornehmen Charakteriſtik, die beide
dem anekdotiſchen Vorwurf gleichſam weit überlegen ſind — ſo
daß anzunehmen iſt, Heim würde ſo gut wie ein Uhde, wie ein
Kalckreuth über dieſe Art anekdotiſcher Erzählung hinausgelangt
ſein zu der großen maleriſchen Form des Zeitalters. (Das
Nähere über ſein Leben leſe man im Ausſtellungskatalog nach,
in der aufſchlußreichen und ſehr verdienſtvollen hiſtoriſchen
Ab=
andlung von Adolf Beyer.)
In Auguſt Wondra hat Darmſtadt einen Landſchaftsmaler
von beträchtlichen Qualitäten beſeſſen, in Wilhelm Bader einen
begabten Vertreter neuromantiſcher Kunſtſtimmungen, in Eugen
Bracht (deſſen Werk hier nur ſpärlich belegt iſt in Anbetracht
ſeiner umfangreichen Hinterlaſſenſchaft) einen Vertreter des
aus=
geſprochen dekorativen Impreſſionismus. Anna Beyer iſt mit
einem maleriſch reichen, blühenden Kinderbildnis zugegen, das
die beiden großen Blumenſtücke der Künſtlerin entſchieden in den
Schatten ſtellt. Georg Altheims Odenwaldlandſchaften haben
den ausgeruhten, bürgerlichen Blick auf heimatliche Natur, wie
er dem höheren Lebensalter entſpricht.
Kumter 185
Von Paris aus geſehen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 9. Juli.
Die italieniſche Antwort auf das Memorandum Briands hat
in Paris einen äußerſt peinlichen Eindruck hervorgerufen. In
höflichen und diplomatiſchen Formen iſt in dieſer Note alles
ent=
halten, was man am Quai d’Orſay nicht gerne hört. Und die
italieniſche Antwort enthält nicht nur die vollkommene
Ab=
lehnung der Theſe Briands, ſondern die
bedin=
gungsloſe Verurteilung der geſamten
franzö=
ſiſchen Politik.
Es iſt ein ſchwerer Schlag, ſelbſt für diejenigen in Frankreich,
die ohne Illuſionen der italieniſchen Politik gegenüberſtanden,
daß die unverhüllt antifranzöſiſchen Prinzipien des Fascismus
in einer diplomatiſchen Note ſo feſtgelegt ſind. Denn jetzt kann
man ſich nicht mehr mit innenpolitiſchen Notwendigkeiten, mit
unüberlegten Worten, die man in der Hitze des Gefechtes
hin=
ſchleudert, verteidigen. Die italieniſche Antwortnote iſt
tempe=
ramentlos und ſachlich. Sie klingt keineswegs wie eine
Kriegs=
fanfare, ſondern ſie ſetzt einer pazifiſtiſchen Ideologie — gemäß
der herrſchenden Sitten unſerer Zeit — eine andere pazifiſtiſche
Ideologie entgegen.
Die fünf Reſerven der italieniſchen Antwortnote — oder
wenigſtens vier von ihnen, denn die Mitarbeit Rußlands an einer
europäiſchen Föderation iſt nur ſchwer denkbar — enthalten tiefe
Wahrheiten. Jeder Unterſchied zwiſchen Siegern
und Beſiegten muß aufhören; das iſt die Grundlage
jeder freien und moraliſch wertvollen politiſchen Arbeit in
Europa. Alle Teilnehmer müßten im Rate der Union
gleich repräſentiert werden; das wäre die
Repara=
tion auf die große Ungerechtigkeit im
Völker=
bund, der immer noch die machtpolitiſchen Intereſſen der
Star=
ken gegenüber den Schwachen vertritt. Abrüſtung vor
Sicherheit; das iſt die Ueberleitung der Abrüſtungsfrage aus
dem Terrain der juriſtiſchen Spitzfindigkeiten auf das Gebiet des
realen Fortſchritts. Zuſammenarbeit der ganzen
Welt und nicht nur europäiſche
Zuſammen=
arbeit: das iſt allerdings etwas unergründliches und
undefi=
nierbares, das dem Briandſchen Memorandum den letzten Inhalt
nehmen würde.
Alles in allem, die italieniſche Antwort klingt idealiſtiſcher als
der Vorſchlag Briands. Es ſind darin Dinge ausgeſprochen, die
einmal ſchon von verantwortlicher Seite ausgeſprochen werden
mußten. Aber, daß ſie von italieniſcher Seite kommen,
vermin=
dert ihren Wert. Denn der Verdacht liegt nahe, daß die
ina=
lieniſche Antwort nicht das Credo eines durchdachten und
durch=
fühlten Pazifismus iſt, ſondern nur ein Knüppel, mit dem
Muſſo=
limi in dem italieniſch=franzöſiſchen Streite zuhaut.
Frankreichs ungeheure Rüſtungsausgaben.
Paris, 9. Juli.
Die ungeheuren franzöſiſchen Rüſtungsausgaben werden ſelbſt
der franzöſiſchen Oeffentlichkeit nur tropfenweiſe vorgeſetzt. Die
Zuſatzkredite, die Tardieu kürzlich mit 650 Millionen Franken
be=
zifferte, haben ſich inzwiſchen auf nicht weniger als 1 126 000 000
Franken erhöht, ſind aber der Form halber in zwei Abſchnitte
getrennt worden, um ſo vielleicht etwas unauffälliger zu
erſchei=
nen. Während die erſte Summe von 650 Millionen am
Diens=
tag in Form eines Geſetzesvorſchlages der Kammer zur
Verab=
ſchiedung unterbreitet wurde, wird die zweite Hälfte gelegentlich
der Beratung über die Verabſchiedung dieſes Geſetzentwurfes von
der Regierung gefordert werden. Der größte Teil dieſer
außer=
halb des Heereshaushalts liegenden Summe ſoll dem Ausbau der
ſchweren Artillerie und der Anſchaffung von Tanks und
Bomben=
flugzeugen und der Wiederauffüllung der Munitionslager dienen.
Leiklands Ankwork auf das Briand=Memorandum.
Riga, 9. Juli.
Der Miniſterrat hat den Wortlaut der Antwort auf das
Briand=Memorandum genehmigt. Die Antwort der lettiſchen
Re=
gierung iſt heute nach Paris abgegangen. Die lettiſche Regierung
begrüßt die Anregung der franzöſiſchen Regierung zu einer
Zu=
ammenarbeit der europäiſchen Völker, die durch ihre gemeinſame
Ziviliſation und die geographiſche Lage vereint ſeien. Die
let=
tiſche Regierung ſtimmt grundſätzlich einem
allgemeinen Pakt zu, der die Abhaltung regelmäßiger
europäiſcher Konferenzen vorſieht; ſie betont aber, daß
kein Staat von dieſer Zuſammenarbeit
ausge=
ſchloſſen werden dürfte. Was die Organiſation der
europäiſchen Zuſammenarbeit betrifft, ſo glaubt die lettiſche Re=
Donnerstag, den 10. Juli 1930
gierung, daß alles vermieden werden müſſe, was
die Autorität des Völkerbundes und ſeiner
Organe abſchwächen könnte. Es ſei nicht
wünſchens=
wert, die geplante Union mit Organen ähnlich denen des
Völ=
kerbundes auszuſtatten. Zunächſt könnte man ſich mit
europäi=
ſchen Konferenzen begnügen, deren Präſidialbüro mit den
ver=
waltungsmäßigen Funktionen beauftragt werden könnte. Die im
vierten Teil des Briand=Memorandums aufgeworfenen Fragen
müßten von den europäiſchen Konferenzen diskutiert werden.
Erklärungen Pernots zum Abbruch der
Saar=
verhandlungen.
Anläßlich der geſtern erfolgten Abreiſe des deutſchen
Ver=
handlungsleiters bei den deutſch=franzöſiſchen
Saarverhandlun=
gen, v. Simon, hat der franzöſiſche Delegationsführer,
Arbeits=
miniſter Pernot, eine Erklärung an die Preſſe ausgegeben, in
der das vorgeſtern veröffentlichte Kommunigus erläutert wird.
Die ſachlichen Angaben dieſer Erklärungen decken ſich im
weſent=
lichen mit den bereits mitgeteilten Einzelheiten. Insbeſondere
wird beſtätigt, daß Frankreich eine Beteiligung an den
Saar=
gruben, die in der franzöſiſchen Mitteilung beſchönigend als
„wirtſchaftliche Zuſammenarbeit im Intereſſe der Völkerannäherung
und des europäiſchen Friedens” bezeichwet wird, gefordert hat
und daß die deutſchen Unterhändler dieſe Forderung abgelehnt
haben. — Zum Schluß wird erklärt, ein poſitives Ergebnis der
Konferenz werde zweifellos leicht zu erzielen ſein, wenn
Deutſch=
land ſich an dem „Geiſt der Zuſammenarbeit halten würde, zu
dem die Initiative von Streſemann inſpiriert worden ſei”.
Im Gegenſatz zu den Erklärungen des franzöſiſchen Führers
der Verhandlungsabordnung weiſt der Sozialiſtenführer Léon
Blum im „Populaire” daraufhin, daß die Löſung der Saarfrage
und die Auswirkung der franzöſiſch=deutſchen Annäherung durch
den Druck einiger Induſtriegruppen verhindert werde, die ſich in
Form einer Beteiligung an den Saargruben die Entſchädigung
für die Rheinlandräumung perſönlich bezahlen laſſen wollten.
Léon Blum fragt, ob es angängig ſei, die Regelung
internatio=
naler Angelegenheiten von derartigem Umfange von
Privat=
intereſſen abhängig zu machen.
Saarverhandlungen und Rheinlandräumung
vor der außenpolikiſchen Senakskommiſſion.
In der außenpolitiſchen Senatskommiſſion erſtatteten die
drei Miniſter Briand, Tardieu und Pernot über die
unterbroche=
nen Saarverhandlungen, und Außenminiſter Briand ſodann noch
über den Rückzug der Truppen aus dem Rheinland Bericht.
Briand legte die Vorgeſchichte der Saarverhandlungen und
Ar=
beitsminiſter Pernot, der Vorſitzende der franzöſiſchen
Saardele=
gation, die einzelnen Phaſen der Verhandlungen dar. Tardieu
beſtätigte dieſe Darlegungen auf Grund der verſchiedenen
Unter=
redungen, die er ſowohl mit Reichsaußenminiſter Curtius und
mit dem deutſchen und franzöſiſchen Delegationsführer hatte. —
Briand erſtattete ferner Bericht über den „wahren Charakter
der Vorgänge im Rheinland während des Rückzuges der letzten
franzöſiſchen Beſatzungstruppen” Seinen Darlegungen lag ein
Bericht des Vorſitzenden der ehemaligen hohen
Rheinlandkom=
miſſion, Tirard, zu Grunde, aus dem hervorgeht, daß ſich dieſer
Abzug unter würdigen und friedlichen Bedingungen von Seiten
der deutſchen Behörden und der deutſchen Zivilbevölkerung
voll=
zogen hat.
Konferenz des Inkernakionalen
Rakionaliſierungs=
inſtikuks.
Am Donnerstag morgen beginnt im großen Genfer „
Wahl=
gebäude eine dreitägige, vom Internationalen
Rationaliſierungs=
inſtitut einberufene Konferenz, die ſich die Aufgabe geſtellt hat,
einen internationalen Erfahrungsaustauſch zwiſchen den
namhaf=
teſten Theoretikern und Praktikern der Induſtrie aus allen
Län=
dern herbeizuführen, über das wichtigſte Problem der
Budget=
kontrolle, als ſtärkſtes Agens zur rationellen Vervollkommnung
jedes Unternehmens. Zu dieſer von der Berufswelt als
Diskuſ=
ſions=Konferenz bezeichneten Veranſtaltung finden ſich mehr als
200 namhafte Vertreter der Weltwirtſchaft und des Bankweſens
ſowie der mit ihnen im Zuſammenhang ſtehenden Wiſſenſchaften,
Aemter und Berufsvereinigungen, darunter allein aus
Deutſch=
land nicht weniger als 33 und aus der Schweiz ſogar 40
Vertre=
ter, ein. Von den deutſchen Vertretern ſeien genannt: die
Direk=
toren der Vereinigten deutſchen Werkzeugfabriken, der
Motoren=
werke Mannheim, der Vereinigten Stahlwerke in Düſſeldorf, der
Vereinigten Textilwerke A.=G. in Zittau i. S., der Ford=
Auto=
mobil=Werke, der Berliner Städtiſchen Elektrizitätswerke, der
Lanz=A.=G., der Direktor der Dresdener Bank und der Berliner
Handelsgeſellſchaft, ein Vertreter des Reichsbankdirektoriums
ſo=
wie mehrere Profeſſoren uſw.
Seite 3
Richkungskämpfe bei den Deutſch=
NAliondten.
Hugenbergs neuer Kurs. — Abkrennung des Schiele-
Flügels?
BB. Berlin, 9. Juli. (Priv.=Tel.)
Die überraſchenden Nachrichten von den
Einigungsverhand=
lungen zwiſchen dem Hugenbergflügel der Deutſchnationalen und
dem Hitlerflügel der Nationalſozialiſten ſind in hieſigen politiſchen
Kreiſen mit größtem Intereſſe aufgenommen worden. Da dieſe
Nachrichten von Seiten ausgehen, die Herrn Geheimrat Hugenberg
naheſtehen, dürften ſie auch den Tatſachen entſprechen. Allerdings
ſcheinen ſich dieſe Bemühungen zunächſt nur auf Sachſen zu
kon=
zentrieren, wo Hugenberg höchſtwahrſcheinlich die
Gelegen=
heit benutzen will, um den Anfang zu einer neuen Kursrichtung
zu machen. Jedenfalls ſteht feſt, daß er entſchloſſen iſt, den
linken Flügel preiszugeben. Auf dieſe Weiſe würde
die Deutſchnationale Partei, ſoweit ſie dann noch nach der
Ab=
trennungdes Schieleflügels beſteht, eine Verbreiterung
erfahren und damit über etwa 40 bis 55 Stimmen verfügen. Daß
der Schieleflügel der Deutſchnationalen entſchloſſen iſt, ſchon im
Intereſſe des Oſthilfegeſetzes das Kabinett Brüning zu unterſtützen,
dürfte nicht zuletzt auf eine Zuſammenkunft der Schiele=Leute
zurückzuführen ſein. Auf dieſe Weiſe würde ein radikaler
Rechtsflügel gebildet, der wohl niemals zu einer politiſchen
Mitarbeit zu bewegen ſein wird, der aber andererſeits den
natio=
nationalſozialiſtiſchen Terror, der in der Hauptſache von Straſſer
und Genoſſen geführt wird, einſchränken kann. Außerdem wird
dieſe neue Bewegung auch dem Kabinett Brüning zugute kommen,
das dann, da ihm Miniſter Treviranus als Repräſentant der
Arbeitsgemeinſchaft angehört, eine weſentliche Baſisverbreiterung
erfahren würde. Wird doch jetzt angenommen, daß die Schiele=
Gruppe en bloc zu den Chriſtlich=Nationalen Bauern übertritt.
Das neue Handelsklaſſengeſek.
Berlin, 9. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabinett hat in ſeiner
Sitzung am 5. Juli das vom Reichsernährungsminiſter
ein=
gebrachte Handelsklaſſengeſetz endgültig verabſchiedet und dem
Reichsrat zugeleitet. In dem Geſetz iſt für die Regierung die
Er=
mächtigung vorgeſehen, mit Zuſtimmung des Reichsrats
Beſtim=
mungen über Handelsklaſſen für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe,
einſchließlich der Erzeugniſſe des Garten= und des Weinbaues, der
Imkerei und der Fiſcherei zu erlaſſen, wodurch beſtimmte
Mindeſt=
anforderungen an die Erzeugniſſe der einzelnen Handelsklaſſen
feſtgelegt werden ſollen. Unter dieſe Beſtimmungen fallen auch
die durch Be= und Verarbeitung gewonnenen Lebens= und
Futter=
mittel. Der Geſetzentwurf ſieht ferner vor, daß die
Reichsregie=
rung mit Zuſtimmung des Reichsrats die Zugrundelegung der
ge=
ſetzlichen Handelsklaſſen für Preisnotierungen an den Börſen
an=
ordnen und die amtliche Preisfeſtſtellung auf die geſetzlichen
Han=
delsklaſſen beſchränken kann. Ferner iſt vorgeſehen, daß die
Reichs=
regierung mit Zuſtimmung des Reichsrates auch Beſtimmungen
über die Kennzeichnung der Ware und der Verpackungen über
ein=
heitliche Verpackung und über die Mengeneinheiten, in denen die
Waren im Groß= und Kleinhandel gehandelt werden, erlaſſen
kann. Vor Einführung geſetzlicher Handelsklaſſen ſollen
Sachver=
ſtändige der beteiligten Wirtſchaftskreiſe gehört werden. Die
Kontrolle über die Einreihung der Waren in die geſetzlichen
Han=
delsklaſſen ſoll durch Gutachterſtellen erfolgen, die gemeinſam von
den geſetzlichen Berufsvertretungen von Landwirtſchaft, Handel
und Induſtrie zu verwalten ſind. In einem beſonderen Abſchnitt
wird der Regierung die Ermächtigung erteilt, mit Zuſtimmung
des Reichsrats zur Erleichterung der Kreditbeſchaffung
Vorſchrif=
ten über die Ausgeſtaltung des Rechtes der Lagerſcheine zu
er=
laſſen. Hierdurch ſoll eine beſſere Finanzierung des Abſatzes der
landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe ermöglicht werden. Endlich ſind
in dem Geſetzentwurf die in der Oeffentlichkeit zum Teil
miß=
deuteten Beſtimmungen enthalten über die der Reichsregierung
unter Beteiligung des Reichsrats zu gebende Ermächtigung,
Zuckerfabriken und kartoffelverarbeitende Betriebe zur Regelung
der Erzeugung und des Abſatzes zuſammenzuſchließen, ſofern die
Mehrheit der Betriebe dieſem zuſtimmt.
Aas eonnn Bohres Beucn.
Arzt und Spiritiſt.
Der ſoeben dahingeſchiedene engliſche Schriftſteller Conan
Doyle hat ſeinen Weltruhm durch ſeine Sherlock Holmes=
Geſchich=
en erlangt, und darüber hat man vergeſſen, daß dieſer vielſeitige,
us gegenſätzlichen Antrieben zuſammengefügte Mann, ſich noch
uf bielen anderen Gebieten betätigt hat. In ſeinen vor einigen
ahren erſchienenen autobiographiſchen Aufzeichnungen „
Erinne=
rungen und Abenteuer” hat er von den wechſelnden Schickſalen
rzählt, die ihn in die verſchiedenſten Weltteile führten und faſt
ille Gebiete menſchlicher Erfahrung durchproben ließen. Nach
er Durchforſchung des Irdiſchen wandte er ſich dem
Ueberirdi=
chen zu und widmete die ganze letzte Zeit ſeines Lebens der
Erfor=
chung okkultiſtiſcher und ſpiriüſtiſcher Erſcheinungen. In ſeinem
ſuche wies er mit Stolz darauf hin, daß er für die Propaganda
es Okkultismus bereits mehr als 50 000 Meilen durchmeſſen
nd ſich an etwa 300000 Menſchen gewandt habe. Dieſe Zahlen
ind aber bis zu ſeinem Tode weit überſchritten worden, denn er
jat ſeitdem noch große Reiſen unternommen, auf denen er
im=
ner wieder für die übernatürlichen Dinge eintrat; unermüdlich
at er auch in ſeinen letzten Büchern wunderbare Ereigniſſe mit
arker Erzählerkraft dargeſtellt, deren Erklärung dem
Menſchen=
eiſt auf dem gewöhnlichen Wege nicht möglich iſt. So lebte der
Vater des Sherlock Holmes im alltäglichen Verkehr mit den
Gei=
tern aus dem Jenſeits und fühlte ſich am heimiſchſten in ſeinem
Muſeum”, in dem er von lauter Wundern des Okkultismus
mgeben war. Dieſe Flucht in eine andere Welt, in der die
irdi=
hen Naturgeſetze aufgehoben ſind, iſt bei ſo ſcharf
beobachten=
en und den eigenen Zweifel bekämpfenden Naturen, zu denen
ieſer Schotte gehörte, nichts Ungewöhnliches. Aber die
ſchöpfe=
iſche Kraft Doyles lag nicht in ſeiner konſequenten Leugnung
er Naturgeſetze, die unſer beſchränkter Verſtand erkennt, ſondern
n der klugen und klaren Handhabung dieſer Geſetze in ſeinen
eſten Geſchichten. Den Witz, die Beobachtungsgabe und die
benteuerluſt, auch den trockenen Humor hatte er von ſeinen
orfahren geerbt, unter denen ſich einige beliebte Mitarbeiter
es berühmten engliſchen Witzblattes „Punch” befanden. Bei
einen Studien ſchwenkte er von der Theologie zur Medizin ab
id mußte ſich die Mittel zum Weiterſtudieren durch Aſſiſtieren
ei Aerzten verdienen. Als Chirung machte er eine
Walfiſch=
xpedition mit und dann als fertiger Arzt einen ziemlich
zweck=
ſſen Bummel durch Afrika. Dann ließ er ſich nieder und
wid=
ete ſich mit Eifer ſeinem Beruf, ohne aber auf einen grünen
Zweig zu kommen. Nun erwachte in ihm die Liebe zur
Schrift=
ſtellerei, die bereits den Knaben beſeelt hatte, und er beſchloß die
Redaktionen mit mehr als fünfzig „Bumerangs”, d. h.
Manu=
ſkripten, die immer wieder auf ſeinen Schreibtiſch zurückkehrten,
bis ihm ſchließlich die Sherlock=Holmes=Geſtalt den großen Erfolg
brachte.
Von Sherlock Holmes Geburt, Leben und Ende.
Der Meiſterdetektiv Sherlock Holmes, mit dem der
dahin=
geſchiedene Conan Doyle eine neue Gattung der Detektivgeſchichte
begründete, hat zwei literariſche und einen „natürlichen” Vater.
Die Detektivgeſtalten, die die beiden größten Meiſter der
Krimi=
nalgeſchichte vor Dohle, Poe und Gaboriau, geſchaffen, der
ſcharf=
ſinnige aber tatenloſe Denker und der kühne Erforſcher aller
Dun=
kelheiten, ſie wurden von ihm zu einem Weſen vereinigt, für das
ihm ſein Lehrer an der Univerſität Edinburgh, Dr. Joſeph
Bell, als Vorbild diente. Von Bell erhielt Holmes die
Ha=
bichtsnaſe, das ſcharf geſchnittene Profil und die
durchdringen=
den Augen, von ihm die ſchnelle Kombinationsgabe, die durch
erſtaunliche Feſtſtellungen überraſchte. Bell ging davon aus,
daß die wichtigſte Eigenſchaft, die der Arzt beſitzen müſſe,
Be=
obachtungsgabe ſei, und er glaubte, daß man dieſe Fähigkeit
durch beſtändige Schlüſſe aus kleinſten Einzelheiten zu hoher
Vollendung ausbilden könne. Aus dem Geſicht, der
Klei=
dung, aus ſonſt nicht beobachteten Dingen offenbarten ſich
ihm Menſchenſchickſale und ganze Geſchichten. Conan Doyle hat
ſelbſt eine Fülle von Beiſpielen dieſer Kunſt des Dr. Bell
er=
zählt, die er zur Grundlage ſeiner Sherlock=Holmes=Geſchichten
machte. „Ich war Aſſiſtent in Dr. Bells Sprechſtunde,” erzählte
er, „und mußte ihm die Patienten vorſtellen. Fall 1 kommt
her=
ein: ſehe, daß Sie an Trunkſucht leiden”, ſagt Bell zu ihm.
„Sie haben da eine Flaſche in der Innentaſche Ihres Rocks.
Werfen Sie die ſofort weg.‟ Ein anderer Fall: „Schuhflicker,
wie ich ſehe.‟ Er hatte an der Innenſeite der Beinkleider an
den Knien die Abſchabungen erkannt, die das vom Schuhflicker
benutzte Inſtrument hervorruft. Aus den beſonderen Schwielen
der Hände wußte er anzugeben, ob es ſich um einen Schmied
oder Schloſſer oder Schieferdecker handelte. Einem Mann ſagte
er ſofort, als er ins Zimmer trat: „Sie ſind Soldat, und zwar
Unteroffizier geweſen, und dienten in Bermuda.” Auf den
mili=
täriſchen Stand ſchloß er daraus, daß der Mann im Zimmer
zunächſt den Hut aufbehielt, ſich alſo wie eine Ordonnanz
be=
jahm, die beim Vorgeſetzten erſcheint; der befehlende
Geſichts=
ausdruck zuſammen mit dem Alter ließ auf einen Unteroffizier
ſchließen, und der Hautausſchlag an ſeiner Stirn verriet eine
Krankheit, die in Bermuda vorkommt.‟ Die erſten Sherlock
Holmes=Geſchichten, die in den beiden kleinen Büchern „Eine
Studie in Scharlach” und „Das Zeichen der Vier” 1887 und 1889
erſchienen, fanden wenig Beachtung. Erſt als er 1891 mit der
Kurzgeſchichte „Ein Skandal in Böhmen” im Strand=Magazine
hervortrat, fand das Publikum Gefallen an dieſer Figur und
verlangte nun immer neue Holmes=Geſchichten, die ſchließlich auf
56 angewachſen waren. Aber Doyle ſelbſt, der unterdeſſen in
verſchiedenen Romanen eine Art der Dichtung gepflegt und ſich
immer mehr vom Diesſeits zum Jenſeits hin entwickelt hatte,
faßte eines Tages einen kühnen Entſchluß und ließ ſeinen
Sher=
lock Holmes, der ſich für ihn zu einem wahren Quälgeiſt
ent=
wickelt hatte, ſterben. Eine nicht endenwollende Flut von
ent=
rüſteten Briefen lohnte ihm dieſe Tat. Man verlangte die
Wie=
derauferſtehung, wenn auch nicht ſtets in ſo entſchiedenem Tone
wie eine Dame, die ihr Schreiben mit der Anrede begann: „Sie
Rieſenrindvieh!‟ Erſt 1927 hat ſich Doyle entſchloſſen, ſeinen
Holmes zu neuem Leben zu erwecken, aber es war nur ein
Schattenleben, das er in dieſen letzten Geſchichten führte.
Der Droſchkenkutſcher als Sherlock Holmes.
Die Lieblingsgeſchichte des verſtorbenen Conan Doyle, die
er gern erzählte, wenn von der Beliebtheit ſeiner Figur die Rede
war, begegnete ihm bei einer Vortragsreiſe in den Vereinigten
Staaten: Er war in Boſton angekommen, hatte ſich auf dem
Bahnhof eine Droſchke genommen und war zu einem Hotel
ge=
fahren. Als er den Wagenlenker bezahlen wollte, lehnte dieſer
ab und ſagte: „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Miſter Doyle,
ſo möchte ich ſtatt des Fahrgeldes lieber eine Eintrittskarte zu
einer Vorleſung haben. Es genügt ſchon, wenn Sie Ihren
Na=
men auf ein Stückchen Papier ſchreiben.” Conan Doyle war
er=
ſtaunt und fragte, woher er ihn denn kenne. Worauf der andere
erwiderte: „Man lieſt doch die Zeitungen und da ſtand überall,
daß der berühmte Conan Doyle mit dem Zuge nach Boſton
kommen würde. Nun habe ich Ihre Geſchichten geleſen, und da
bemerkte ich gleich an Ihrem Mantel die Spuren der
zudring=
lichen Griffe, die die New Yorker Journaliſten hinterlaſſen hatten.
Der Schnitt Ihres Haares zeigt deutlich an, daß es nur in
Philadelphia geſchnitten ſein kann, und Ihr Hut muß aus
Chi=
cago ſtammen. Ihr rechter Stiefel zeigt etwas Schmutz, der aus
Buffalo ſtammt — na, und da hatte ich Ihre Reiſeroute!" „Und
ſonſt hatten Sie keine Merkmale, an denen Sie mich erkennen
konnten?” fragte Sir Arthur, entzückt über dieſe praktiſche
Ver=
wertung ſeine Methode. „Eins doch noch” meinte der Kutſcher
in großen Buchſtaben Ihr
pfiffig, „auf Ihrem Koffer ſteh
Name.”
Seite 4
Donnerstag, den 10. Juli 1930
Nummer 189
OM
Fr
Die glückliche Geburt
eines kräftigen Stammhalters
zeigen dankbar an
Willi Fiſcher und Frau
Elſa, geb. Mocek.
Ihre Vermählung zeigen an:
Arheilgerſtr. 9.
Statt Karten.
Allen Freunden und Bekannten, die mir
zu meinem 70. Geburtstag gratulierten,
meinen herzlichſien Dank.
W. Eiſenhauer, Amtsgehilfe i. R.
Heinrichſtr. 104,
Todes-Anzeige.
Plötzlich und unerwartet entriß
uns der Tod einen der Beſten
aus unſeren Reihen
Herrn
Hans Andel
langjähriges Porſtandsmitglied.
Wir verlieren in ihm ein treues
und in jeder Weiſe muſtergiltiges
Mitglied unſeres Chors.
R. i. p.
Kath. Kirchenchor Liebfrauen.
Darmſtadt, den 9. Jult 1930.
(B. 10876)
Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme, ſowie
für die zahlreichen Blumenſpenden
ſagen wir Allen auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank. Gan;
be=
ſonders danken wir Herrn Pfarrer
Heß für ſeine troſtreichen Worte am
Grabe unſerer lieben Verſtorbenen.
In tiefer Trauer:
Franz Anſtgett
nebſt Kinder,
Darmſtadt, den 9. Juli 1930.
Gr. Bachgaſſe 14.
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Darmſtadt, den 9. Juli 1930.
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mit den hl. Sterbeſakramenten, zu ſich in ſein
himmliſches Reich.
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Eliſabeth Andel, geb. Kilian.
Darmſtadt, Sandbergſtr. 8, den 8. Juli 1930.
Die Beerdigung iſt am Freitag, den 11. ds. Mts.,
3½ Uhr, auf dem Waldfriedhof. — Das feierliche
Requiem findet Montag morgen 6 Uhr, Dienstag und
Mittwoch um ½7 Uhr in der Liebfrauenkirche ſtatt.
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Bekanntmachung.
Laut Mitteilung des Amtsgerichts Darmſtadt I vom 23. Juni 1930
iſt bei der Firma Heſſiſche Beamtenbank eingetragene Genoſſenſchaft
mit beſchränkter Haftpflicht zu Darmſtadt unter Nummer 47 in das
Genoſſenſchaftsregiſter folgendes eingetragen worden
bei Spalte 6: Durch die Beſchlüſſe der außerordentlichen
Mitglieder=
verſammlung der Beamtenbank Offenbach a. M.
ein=
getragene Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht
vom 2. Mai 1930 und der außerordentlichen
Vertreter=
verſammlung der Heſſiſchen Beamtenbank eingetragene
Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht in Darmſtadt
vom 24. Mai 1930 iſt die erſtgenannte (aufgelöſte)
mit der letztgenannten (übernehmenden) Genofſenſchaft
verſchmolzen.
Gemäß § 82 des Genoſſenſchaftsgeſetzes werden die Gläubiger
der Beamtenbank Offenbach eingetragene Genoſſenſchaft mit
be=
ſchränkter Haftpflicht, in Offenbach a. M. aufgefordert, ihre
Forde=
rungen bei der unterzeichneten Kaſſe anzumelden.
Darmſtadt, den 8. Juli 1930.
Heſſiſche Beamtenbank
eingetragene Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht
zu Darmſtadt
10862b)
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Anz. v. ½9—1 Uhr.
L. Franck,
Gießenerſtraße 9
Neub. Schlachthof),
Der Engländer sagt: „Good bye” — der Franzose:
„Adjen” — der Deutsche aber sagt: „Lebewohl”k
und denkt dabel an seine geheilten Hühneraugen.
(*Gemeint ist natürlich das berühmte, von vielen Aerzten
empfohlene Hühneraugen-Lebewohl mit druckwilderndem
Filzring für die Zehen und Lebewohl-Ballenscheiben für die
Fußsohle, Blechdose (8 Pflaster 75 Pfg., Lebewohl-Fußbad
gegen empfindliche Füße und Fußschweiß, Schachtel (2 Bäder)
50 Pfg. erhältlich in Apotheken und Drogerien, sicher zu baben:
Palais-Drog. P. Pohl, Ecke Elisabethen- und Zimmerstr, Engel,
Drog. H. Schaub, Karlstr. 28, Germania-Drog. K. Steinhäuser.
Niederramstädterstr., Gebr. Vierheller, Drog., Schustergasse 14
A. Zachmann Merkur-Drogerie, Bleichstr. 46.
In Roßdorf: Drogerie A. Löffler.
(II. Dr. 2893
Nummer 189
Aus der Landeshauptſtadl.
Darmſtadt, den 10 Juli.
Die Waſſerkalamität behoben!
Die Direktion der Städtiſchen Betriebe teilte geſtern, 4.40
Uhr nachmittags, mit, daß die neuen Pumpen auf dem Pumpwerk
in Betrieb geſetzt worden ſind. Damit iſt die bedauernswerte
Waſſerkalamität behoben. Die Sperrmaßnahmen ſind
aufgehoben.
* Zur Zeppelin=Landung in Darmſtadk.
An der Herrichtung des Griesheimer Sandes für die
Zeppelin=
kandung am Sonntag, dem 3. Auguſt, wird eifrigſt und intenſiv
gearbeitet. Der Landeplatz ſelbſt wird in weitem Ausmaß
ein=
gezäunt, was einer Forderung Dr. Eckeners entſpricht und im
Intereſſe der Sicherheit des Luftſchiffes ſowohl wie auch der
Platz=
beſucher unbedingt notwendig iſt. Von allen Plätzen aber wird
das Manöver der Landung und der Luftrieſe ſelbſt gut geſehen
werden können. Die zum Landungsplatz führenden Zugangswege,
ſoweit ſie nicht polizeilich geſperrt werden, werden in den
näch=
ſten Tagen bekannt gegeben, ebenſo die Parkplätze für Autos und
für Autoomnibuſſe.
Die Heuſchrecken, die ſich zu einer kleinen Plage auszudehnen
ſcheinen und die angeblich ihre Brutſtätte auf dem Griesheimer
Sand haben ſollen, ſind harmloſe Tierchen, die ſicher keinen
Be=
ſucher des Platzes hindern oder läſtig fallen werden, ganz
abge=
ſehen von der Tatſache daß aller Wahrſcheinlichkeit nach zum
Tage des Zeppelinbeſuches die unbequemen kleinen Gäſte
ver=
ſchwunden ſein werden. Wie man hört, ſoll den Heuſchrecken in
den nächſten Tagen durch behördliche Maßnahmen zu Leibe
ge=
gangen werden. Die Firma Merck hat ein wirkſames
Vernich=
tungsmittel zur Verfügung geſtellt, das mit Motorſpritzen
zer=
ſtäubt wird und ſehr bald zur völligen Vernichtung der kleinen
Heuſchreckenplage führen dürfte. Im übrigen wird der Platz
ſorgfältig abgeſucht und geſäubert. Durch die Entfernung von
Buſchwerk und Bäumen, die zur unbehinderten Landung des
„Graf Zeppelin” erforderlich iſt, wird die Sicht von allen Seiten
einwandfrei hergeſtellt.
— Erledigt ſind: Eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen
Leh=
rer an der Volksſchule in Erbes=Büdesheim, Kreis Alzey;
Dienſt=
wohnung iſt vorhanden und ſofort beziehbar; im Kreis
Die=
burg eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der
Volksſchule in Babenhauſen, Dienſtwohnung wird demnächſt frei;
eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule
in Billings, Dienſtwohnung iſt vorhanden; eine Lehrerſtelle für
einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Harreshauſen;
eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule
in Lengfeld. Dienſtwohnung iſt vorhanden und wird demnächſt
frei; im Kreis Friedberg eine Lehrerſtelle für einen
evange=
liſchen Lehrer an der Volksſchule in Nieder=Florſtadt.
Dienſtwoh=
nung iſt vorhanden; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Lehrer an der Volksſchule in Petterweil, Dienſtwohnung iſt
vor=
handen: im Kreis Gießen eine Lehrerſtelle für einen
evange=
liſchen Lehrer an der Volksſchule in Bettenhauſen, Dienſtwohnung
iſt vorhanden und frei; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Lehrer an der Volksſchule in Steinheim. Dienſtwohnung iſt
vor=
handen und frei; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Biebesheim, Kreis Groß=Gerau: mit der
Stelle kann das Amt eines Rektors — die Schule hat 8 Klaſſen —
verbunden werden. Dienſtwohnung iſt vorhanden und wird bis
zum Herbſt dieſes Jahres frei.
— Ernannt wurde: Am 1. Juli; der
Gendarmeriehauptwacht=
meiſter Johannes Nau zu Gau=Algesheim zum
Gendarmerie=
meiſter, mit Wirkung vom 1. Juli 1930 an.
Das durch Verſetzung ſeines derzeitigen Inhabers frei
wer=
dende Notoriat in Bechtheim (Rheinheſſen) ſoll neu beſetzt
wer=
den. Bewerbungen ſind bis ſpateſtens 20. Juli 1930 bei dem
Heſ=
ſiſchen Juſtizminiſter einzureichen.
— Die Vereinigung der heſſiſchen Notariatsangeſtellten hat
in einer in Mainz abgehaltenen Sitzung einſtimmig beſchloſſen,
ſich dem Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (G.D.A.)
anzu=
ſchließen. Dieſer Vorgang beweiſt wiederum, daß die kleineren
Fachverbände zur Ueberzeugung kommen, daß nur durch einen
Zuſammenſchluß zu einem großen Verband die Intereſſen der
Angeſtellten richtig vertreten werden können. Es wird hier noch
darauf hingewieſen, daß der G.D.A. in verſchiedene Fachgruppen
eingeteilt iſt, wodurch jederzeit die beſonderen Fachintereſſen voll
und ganz gewahrt werden. Beſondere Fachzeitungen, die für alle
Gruppen in Betracht kommen, geben aufſchlußreiches Material
über das betreffende Fach.
— Das Landeskartell Heſſen des Deutſchen Beamtenbundes, in dem
mehr als 32000 Reichs=, Staats= und Gemeindebeamten organiſiert ſind,
hält ſeine zweite Hauptausſchußſitzung (8. Vertretertag) am
Samstag, 12. Juli, nachmittags 3.30 Uhr, im Bankettſaal der „
Lie=
dertafel” in Mainz, Große Bleiche, ab. — Am Sonntag, den 13.
Juli, vormittags 11 Uhr, nehmen dann ſämtliche Vertreter an der
gro=
ßen Befreiungskundgebung der deutſchen Beamtenſchaft in der großen
Stadthalle teil.
— 10 Jahre G.D.A. Vom 11.—14. September wird der
Gewerk=
ſchaftsbund der Angeſtellten in München ſeinen 5. Bundes= und
Angeſtelltenrag abhalten. Dieſe Tagung erhält ihre beſondere
Note dadurch, daß ſie einen Rückblick auf die 10jährige Bundesarbeit
gibt. Der G.D.A. iſt aus den altangeſehenen Angeſtelltenverbänden,
wie der Verband deutſcher Handlungsgehilfen zu Leipzig,
Kaufmänni=
ſcher Verein von 1858, Verein der Deutſchen Kaufleute Berlin und noch
anderen Organiſationen hervorgegangen. Im November 1920 wurde in
Magdeburg der Zuſammenſchluß der Verbände beſchloſſen. Als
Ein=
heitsverband der Angeſtellten iſt der G. D.A. zu einer der bedeutendſten
Angeſtelltenorganiſationen geworden und nimmt heute im öffentlichen
Leben eine ganz beſondere Rolle ein. — Der Bundestag und
Angeſtell=
tentag in München wird ſich mit den zur Zeit wichtigſten Fragen
beſchäf=
tigen. Max Röſſiger, M. d. R.W.R., ſpricht über Der deutſche
Ange=
ſtelltenſtand in der Gegenwart‟, Dr. J. Schepp, Mitglied des
Verwal=
tungsrats der Reichsanſtalt für Arbeitsloſenverſicherung, über: „Die
Ar=
beitsloſigkeit der Angeſtellten‟. Der Bundesvorſteher Guſtav Schneider,
M. d.R., wird über „Die geiſtigen Grundlagen der G.D.A.=Arbeit”,
ſprechen.
— Volkshochſchule. Am Sonntag, dem 13. Juli, findet die
erſte botaniſche Wanderung unter Führung des Herrn Lehrers
Kallenbach ſtatt. Behandelt wird: Die Flora des rheiniſchen
Diluvialſandgebietes, ihre Abhängigkeit von Boden und Klima.
Die bodenkundlichen Vorbedingungen und die biologiſche
Anpaſ=
ſung der Sandflora an dieſe Verhältniſſe. Abfahrt Luiſenplatz
mit der Straßenbahn 8,25 Uhr bis Eberſtadt, Kirche. Dauer der
Exkurſionswanderung zirka 5—6 Stunden. Teilnehmergebühr
50 Pf. Karten ſind zu haben in der Geſchäftsſtelle der
Volkshoch=
ſchule, Mathildenplatz 17. Tag und Zeit der zweiten Wanderung
(Syſtematiſche Erarbeitung der Sandflora mit
Beſtimmungs=
übungen werden noch vereinbart).
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Die Bücherſtube Alfred
Bodenheimer zeigt in der Reihe ihrer Ausſtellungen junger
Künſt=
ler eine ſehr intereſſante Kollektion von Oelbildern des
Offen=
bacher Malers Adolf Bode. Bode war jetzt auf Grund eines
Heſſiſchen Staatsſtipendiums einige Zeit in Paris; die Bilder,
die er zeigt, ſind das Ergebnis dieſer Reiſe.
Wohlfahrtsunterſtützung. Die Auszahlung der Unterſtützung an
Unterſtützungsempfänger der allgemeinen Fürſorge findet
diesmal für die Buchſtaben A.—K. am Samstag, den 12. Juli, für
die Buchſtaben L.—Z. am Montag, den 14. Juli, ſtatt.
Donnerstag, den 10. Juli 1930
Welche Papiere benökigt ein Krafffahrer
bei Auslandsreiſen?
Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club E. V. (A.v.D.).
Die laufend bei uns eingehenden Anfragen beweiſen uns, daß
die Kraftfahrer noch viel zu wenig darüber unterrichtet ſind, welche
Papiere bei Auslandsreiſen erforderlich ſind. Wir möchten dieſe
daher ohne Gewähr nachſtehend kurz aufführen:
1. Für alle Wageninſaſſen der braune Reiſepaß, der beim
zu=
ſtändigen Polizeibehörde zu beantragen iſt. Die Beantragung iſt
mindeſtens 3 Tage vorher vorzunehmen. Die Gültigkeitsdauer
der Päſſe beträgt in der Regel 5 Jahre: Gebühr pro Paß 3 Mk.
Hierzu iſt je ein ungeſtempeltes Paßbild aus neueſter Zeit
erfor=
derlich (Photomatonlichtbilder können nur verwendet werden
wenn ſie von der photographiſchen Anſtalt mit dem Stempel
„Seitenrichtig” verſehen ſind)
Viſum iſt u. a. noch erforderlich für folgende Länder:
Aegyp=
ten, Argentinien, Amerika, Belgien, Bulgarien, China,
Frank=
reich, Griechenland, Litauen, Mexiko, Perſien, Polen, Rumänien,
Sowjet=Union, Türkei.
2. Internationaler Führerſchein für den Führer des Wagens.
Der Antrag iſt an die für den Wohn= oder
Aufenthalts=
ort zuſtändige höhere Verwaltungsbehörde — in Heſſen iſt dies
das Kreisamt — zu richten. Die Vorlage von Führerſchein,
Zu=
laſſungsbeſcheinigung und Steuerkarte iſt erforderlich.
Gültigkeits=
dauer 1 Jahr; Gebühren 15 Mk. Der internationale Führerſchein
kann verlängert werden zum Preiſe von 5 Mk. Derſelbe kann
auch, wenn das Fahrzeug von 2 Perſonen im Auslande gefahren
werden ſoll, für dieſe ohne Mehrkoſten ausgeſtellt werden. Auch
hierzu iſt je ein ungeſtempeltes Lichtbild erforderlich.
3. Grenzpaſſierſchein oder Grenzpaſſierſcheinheft. Dieſe werden
vom Heſſiſchen Automobil=Club E. V. (A.v.D.), Darmſtadt,
Rhein=
ſtraße 36 (Fernſprecher 888) nach vorheriger Beantragung auch für
Nichtmitglieder ausgeſtellt. Die Gebühren ſind unterſchiedlich
und beim Heſſiſchen Automobil=Club jederzeit zu erfahren. Hierzu
iſt ebenfalls die Vorlage von internationalem Führerſchein, Paß,
Zulaſſungsbeſcheinigung und Steuerkarte erforderlich.
4. Internationales Kennzeichen an der Rückſeite des
Fahrzeu=
ges, und zwar. D” in Balkenſchrift, ſchwarz auf weißem Grunde,
länglich ovales Schild in folgenden Abmeſſungen:
Wagen: Schildbreite 30 Zentimeter, Schildhöhe 18
Zenti=
meter, Schrifthöhe 10 Zentimeter bei einer Strichbreite von
15 Millimeter.
Motorräder: Schildbreite 18 Zentimeter, Schildhöhe 12
Zentimeter, Schrifthöhe 8 Zentimeter bei einer Strichbreite von
10 Millimeter. Außerdem müſſen Krafträder bei
Auslands=
reiſen das polizeiliche Kennzeichen am hinteren Ende in
ein=
oder zweizeiliger Ausführung führen.
Die Verordnung über internationalen Kraftfahrzeugverkehr
vom 5 12. 1925 beſagt, daß das Kennzeichen für internationalen
Verkehr an der Rückſeite des Fahrzeuges an leicht ſichtbarer
Stelle mittels Schrauben, Nieten oder Nägel zu befeſtigen und
ſo anzubringen iſt, daß es in deutlich erkennbarer Weiſe
beleuch=
tet werden kann.
Wir werden in der morgigen Ausgabe noch eine
Zuſammen=
ſtellung der wichtigſten Beſtimmungen für Kraftfahrzeuge uſw. in
den einzelnen Ländern folgen laſſen.
Schwimm-Meiſterſchaften der 2. T. in Darmſtadt.
Unterkünfte werden geſucht.
Die Darmſtädter Turnerſchaft hat, im Rahmen der 600=
Jahr=
feier der Stadt Darmſtadt, die Schwimmeiſterſchaften der
Deut=
ſchen Turnerſchaft, die in den Tagen vom 22. bis 24. Auguſt
ſtatt=
finden, übernommen. Es iſt nicht möglich, alle Wettkämpfer
und Feſtbeſucher reſtlos bei den Mitgliedern der „Turnerſchaft
unterzubringen, deshalb wendet ſich dieſe an die Bevölkerung der
Stadt, Quartiere bereitzuſtellen. Wer in der Lage iſt, die
Tur=
nerſchaft mit der Geſtellung von Freiquartieren zu unterſtützen,
der trägt mit dazu bei, den Ruf unſerer Stadt als beſonders
gaſt=
freundlich erneut unter Beweis zu ſtellen. Die Turnerſchaft iſt
aber auch bereit, ein Entgelt für Unterkunft zu gewähren.
Quartieranmeldungen nimmt der Vorſitzende des
Wohnungsaus=
ſchuſſes, Herr Joh, Senger, Soderſtraße 101, jederzeit entgegen.
Ebenſo können Quartiere ſchriftlich bei folgenden Vereinen
ge=
meldet werden: Turngemeinde 1846 Darmſtadt, Woogsplatz 5
Turngemeinde Beſſungen, Heidelberger Straße; Turngeſellſchaft
1875 Darmſtadt. Dieburger Straße 26.
Rautan Lin an
10637b)
ohne Darmstädter Fahrplanbuch.
Erhält-
lich zum Preise von 8 Pfennig In allen
Buchhandtingen, Bahnhofs-
Buchhand-
lungen, Kiosken, Verkehrsbüro,
Agen-
turen des Darmstädter Tagblattes und
m der Geschäftsstelle Rheinstraße 23‟
Honderzug nach Rürnberg, Bayreukh und Bamberg.
Die Reichsbahndirektion Mainz fährt in den Tagen vom
1. bis 3. Auguſt d. J. einen Verwaltungsſonderzug, deſſen Ziel
zunächſt die herrliche Frankenſtadt Nürnberg iſt; die Heimat von
Hans Sachs und Albrecht Durer. Am zweiten Tag werden die
Teilnehmer die oberfränkiſche Reſidenz= und Wagnerſtadt
Bay=
reuth beſuchen und hierbei Gelegenheit haben, einen Ausflug in
die Fränkiſche Schweiz zu machen. Am Sonntag, dem 3. Auguſt,
verläßt der Sonderzug die ehemalige Markgrafenſtadt, um die
Teilnehmer nach der alten fränkiſchen Kaiſer= und Biſchofsſtadt
Bamberg zu bringen, jener einzigartigen, ſchönen Stadt. aus
deren grauem Gemäuer ein Jahrtauſend ſpricht, die dem Kunſt=
und Geſchichtsfreund wie dem Naturſchwärmer Herrliches bietet.
Am gleichen Tage bringt der Sonderzug die Reiſeteilnehmer
wieder in die Heimat. Unterwegs bietet ſich vorausſichtlich noch
Gelegenheit, der Landung des Luftſchiffes „Graf Zeppelin”
beizu=
wohnen, das nach eingetretener Dunkelheit durch Flutlicht
ange=
ſtrahlt und wieder aufſteigen wird.
— Vogelsberger Höhenclub, Zweigverein Darmſtadt.
Juli=
wanderung. Die Bahn verbrachte die Teilnebmer nach dem
am ſchönen Neckartale gelegenen Neckarſteinach, von wo aus der
Fußmarſch begann. Trotz der großen Hitze hatte ſich immerhin
noch eine recht ſtattliche Zahl von Wanderern eingefunden, die
es nicht zu bereuen hatten. Die Führer hatten gute Wege und
manch ſchönes und ſchattiges Ruheplätzchen ausgewählt. Die
Wanderung führte nach Ueberſetzen des Neckars aufwärts nach
der Burgruine Dilsberg, alsdann abwärts den Neckar entlang
nach Neckargemünd, wieder langſam anſteigend nach dem Kohlhof,
wo man ſich erfriſchte. Nach einſtündiger Ruhepauſe wurde der
Marſch fortgeſetzt nach dem Königſtuhl bzw. Endziel, dem
Heidel=
berger Schloß. Die Sonne ſandte wieder ihre warmen Strahlen
und mancher Schweißtropfen rieſelte zu Boden. Von den Höhen
hatte man prächtige Fernſichten. Die Führer Krämer und Kunze
hatten alles aufs beſte vorbereitet und ſo wickelte ſich auch die
Wanderung ſehr gut ab. Der verdiente Dank wurde denſelben
durch V.H.C.=Bruder Kornmann in reichlichem Maße abgeſtattet.
Ein Teil der Wanderer nahm die Gelegenheit wahr und beſichtigte
bends noch die Heidelberger Schloßbeleuchtung.
Seite 5
Das Programm zum Kreiskinderfeſt am 13. Juli
in Darmſtadt.
Die gewaltige Zahl von 5000 Kindern nimmt aktiv an dem
Kreisfeſt teil. Es iſt dies ein ganz hervorragender Erfolg des
Kinderturnens im Arbeiter=Turn= und Sportbund und zugleich
auch der Idee, durch beſondere Kinderveranſtaltungen die Luſt
und Liebe zum Sport bei den Kindern zu wecken. Dieſes
Kreis=
feſt der Kinder iſt der erſte Verſuch und wird auch aller
Voraus=
ſicht nach einzig daſtehen. Nachfolgend laſſen wir eine
Programm=
überſicht folgen, aus der hervorgeht, daß das Wettkampfprogramm
alle weſentlichen Kampfarten umfaßt und aufgebaut iſt nach dem
Syſtem der Erwachſenen. Zu dieſer Veranſtaltung gelten bereits
die Dauerkarten für das Hauptfeſt, während die Tageskarte 50 Pf.
koſtet. Die Kinder haben ſelbſtverſtändlich freien Eintritt.
Ganz beſonders hervorgehoben ſei noch die Verpflegung der
Kinder, die auf Koſten des Veranſtalters geht. Der Arbeiter=
Turn= und Sportbund beweiſt hiermit, daß er in ſozialer
Hin=
ſicht ſeine Leiſtungen ebenfalls ins Unerreichbare ſteigert.
Das Programm:
6.30 Uhr: Antreten der Kampfrichter in der Feſthalle; 6.45
Uhr: Antreten der Mannſchaften zum Siebenerkampf in der
Feſt=
halle; 7 Uhr: Beginn des Siebenerkampfes auf Platz 9; 9 Uhr:
Ausſcheidungskämpfe der Stafetten auf Platz Nr. 1: 10 Uhr:
Auf=
ſtellen zum Feſtzug auf Platz 3 und 8: 10.30 Uhr: Abmarſch;
11.30 Uhr: Eintreffen auf dem Feſtplatz und Maſſenſpeiſung in
der Feſthalle. Anſprache des Onkels vom Jungvolk, Gen.
Kreuz=
burg aus Leipzig; 1 Uhr: Kaſperltheater, aufgeführt von der
Kaſperltante Lieſel Simon vom Frankfurter Rundfunk: 2.15 Uhr:
Antreten auf Platz 3 und 8 zu den Maſſenübungen; 2.30 Uhr:
Maſſenübungen (Platz 5): 3 Uhr: Fuß= (Platz 2) und
Handball=
ſpiele (Platz 3 und 7): 4.30 Uhr: Antreten auf Platz 8 zum
Tur=
nen an 20 Böcken; 4,45 Uhr: Vorführung auf Platz 1 und 2: 5.15
Uhr: Spiele (Völkerball, Fauſtball, Jägerball und Trommelball)
Platz 3, 4, 5, 6, 8: 5.30 Uhr: Sammeln aller Kinder auf dem
Frei=
übungsplatz zur Schlußkundgebung. Anſprache des
Kreisjugend=
leiters, Gen. Gablenz, und gemeinſamer Geſang „Wenn wir
ſchrei=
ten Seit’ an Seite ; 6 Uhr: Fuß= (Platz 2) und Handballſpiele
(Platz 3 und 7). Zwiſchen den Pauſen bei den Fußballſpielen
Endläufe der Stafettenmannſchaften.
Die Spiele werden von folgenden Mannſchaften beſtritten:
Fußball: Bezirksmannſchaft 7. Bezirk — Dornheim — Weiterſtadt
— Nauheim.
Handball, Knaben: 1. Nordend—Mombach (B) 3.15—3.45 Uhr,
3. 2. Mombach (4)—Darmſtadt, 3.15—3.45 Uhr, F. 7.
3. Mühlheim—Dreieichenhain, 4—4,30 Uhr, F. 7. 4.
Rumpen=
heim—Mörfelden, 4—4,30 Uhr, F. 3. 5. Freier Sport 94—
Rie=
derwald, 4,45—5.15 Uhr, F. 3. b. Griesheim b. D.—Weſtend,
4,45—5.15 Uhr, F
Völkerball, Knaben: 7. Oberroden—Enkheim, 3.10—3.25 Uhr, F. 3.
8. Fr. Sport 94—Mühlheim, 3.10—3,25 Uhr, F. 4. 9.
Offen=
bach-—Griesheim b. D., 3.10—3,25 Uhr, F. 5. 10. Reinheim—
Dornheim, 3.10—3,25 Uhr, F. 6. 11. Ginnheim—Dörnigheim,
3,35—3,50 Uhr. F. 3.
Völkerball, Mädchen: 12. Riederwald-Rumpenheim. 3.35—3,50
Uhr, F. 4. 13. Dornheim—Dörnigheim. 3,35—3,50 Uhr, F. 5.
15. Fr. Sport 94—Offenbach, 3,35—3,50 Uhr, F. 6.
Fanſtball, Knaben: 15. Riederwald—Offenbach, 3.10—3,50 Uhr,
F. 7 16. Oberrad-Nordend, 3,55—4,35 Uhr, F. 7
Trommelball, Mädchen: 17. Oberrad—Offenbach (4), 3.10—3,50
Uhr, F. 8. 18. Offenbach (B)—Offenbach (C), 3,55—4,35
Uhr, F. 8.
Jägerball, Knaben: 19. Offenbach-Riederwald (Mädchen), 5.15
bis 5,30 Uhr, F. 9. 20. Gräfenhauſen—Gräfenhauſen (
Mäd=
chen) 6 Uhr, Feld 10.
— Orpheum. Ab morgen Freitag, den 11. Juli, abends 8.15
Uhr, gehen die letzten Wiederholungen der glänzend gelungenen
Zeitſatire Deutſchlands beſter Luſtſpieldichter Arnold und
Bachs „Weekend im Paradies in Szene. Reicher,
bun=
ter und mannigfaltiger als ſonſt noch gehts diesmal in dem
größ=
ten Schwanke ſeit Jahren zu. G. Bertram ſpielt ſogar einen
Re=
gierungsrat, der nur Ditchen heißen kann. Dieſer arme
Ditt=
chen, wie ſeit vielen Jahren ſchon, übergangen, weil es ihm an
allen Protektionen und Schiebertalenten gebricht, muß es
erdul=
den, daß der Konkurrent ſtatt ſeiner befördert wird. Aus
Kum=
mer darüber betrinkt er ſich ſchwer, bis alles um ihn in Schleiern
verſinkt und er ganz und gar nicht mehr weiß, was er tut und was
mit ihm geſchieht. Aber im dritten Akt klettert er um ſo raſcher
die Stufenleiter herauf, und alle fünf Minuten fällt ihm eine neue
Würde in den Schoß: Oberregierungsrat, Miniſterialrat ja ſogar
Miniſterialdirektor. Und alles das bringt das „Weekend im
Paradies” für ihn mit, im Hotel Paradies am Schnakenſee:
der zweite Akt, in dem ſich alle hohen Regierungsvertreter zu
Abenteuern zuſammengefunden haben — auch Frau Dittchen mit
dem Herrn Miniſterialrat. Klug hat ſie mit dem nur
angeban=
delt, um den Gemahl endlich in der Rangliſte höher hinauf zu
bugſieren. Jedoch ſoll der Inhalt an dieſer Stelle nicht weiter
verraten werden da er beſſer Ueberraſchung bleibt. —
Unbe=
dingt müſſen Sie die heutige Ermäßigungsanzeige
benützen=
welche für Freitag, Samstag und Sonntag gültig iſt. Jede
ander=
weitige Vergünſtigung an dieſen Tagen iſt aufgehoben. (Siehe
heutige Anzeige.)
— Gartenbauverein Darmſtadt e. V. In Verbindung mit den
übri=
gen Brudervereinen des Kreisverbandes Darmſtadt findet am Sonntag,
den 20. Juli, eine Beſichtigung der Roſengärtnereien
in Steinfurt ſtatt. Die Abfahrt erfolgt 7.52 Uhr mit
Sonntags=
karte Bad=Nauheim (3,30 Mk.). Ankunft in Bad=Nauheim 9.42 Uhr;
anſchließend Beſichtigung der Roſenfelder bis 12,42 Uhr; Rückfahrt nach
Bad=Nauheim. Um halb 2 Uhr Mittageſſen in Bad=Nauheim. Das
Mittageſſen iſt zwanglos und findet im Hotel Burk ſtatt. Der Preis
des Gedeckes iſt 1,70 Mk. Da für die Fahrt von ſeiten der Eiſenbahn
Sonderwagen zur Verfügung geſtellt werden, iſt eine vorherige
An=
meldung der Teilnehmer erforderlich, die bis zum 15. Juli bei dem
Vorſitzenden, Herrn Ph. Brohm. „Aliceſtraße 20½, erfolgen muß.
Gleichzeitig ſind dabei auch die Anmeldungen zum gemeinſchaftlichen
Mittageſſen zu bewerkſtelligen und 2 Mk. pro Perſon zu entrichten. Am
Nachmittag ſollen dann die Kuranlagen Bad=Nauheims beſichtigt
wer=
den. Die Rückfahrt kann beliebig erfolgen. Alles Nähere ſiehe Anzeige,
Vereinsnadeln bitte anzuſtecken.
— „Debewag‟ Von der „Debewag‟, Darmſtädter Bewachungs=
Ge=
ſellſchaft, ſind im verfloſſenen Halbjahre 576 offene Türen geſchloſſen,
321 offene Türen vorgefunden, die nicht geſchloſſen werden konnten. Es
wurden 149 Lampen ausgeſchaltet, 2 Feuer gelöſcht, 20 offene
Geſchäfts=
lokale, 10 zerſchlagene Fenſter und Rolladen gemeldet, 2 Einbrecher
ver=
jagt, 13 defekte Zäune, 45 offene Fenſter und Rolladen feſtgeſtellt; ferner
17 ſteckengebliebene Schlüſſel und ein Mietquittungsbuch abgeliefert.
Die Januar=Krawalle in Worms werden von Dienstag, den
15. Juli 1930 ab, vor der Großen Strafkammer des Landgerichts
Darmſtadt als Berufungsinſtanz verhandelt. Der Zutritt zu dem
Sitzungsſaale (Schwurgerichtsſaal im alten Gerichtsgebäude) iſt
nur gegen Karten geſtattet, den Vertretern der Preſſe bei
gehöri=
ger Legitimierung. Zutrittskarten ſind am Samstag, dem 12.
Juli 1930, vormittags zwiſchen 11 und 12 Uhr, im neuen
Ge=
richtsgebäude, 2. Stock, Zimmer Nr. 306, erhältlich. Außerhalb
dieſer Zeit werden Karten nicht abgegeben. Die Sitzung beginnt
am Dienstag, dem 15. Juli, um 9 Uhr, an den folgenden Tagen
um 8,40 Uhr.
—Hinſichtlich des Strafverfahrens gegen den Bankier Guthmann
in Darmſtadt hatte eine hieſige Zeitung kürzlich die Mitteilung gebracht,
daß er gegen Stellung einer Sicherheit aus der Unterſuchungshaft
ent=
laſſen worden ſei. Wie wir von zuſtändiger Stelle hören, iſt dies
un=
richtig. Bankier Guthmann befindet ſich noch in Unterſuchungshaft.
* Unfall. Geſtern ſtieß Ecke Frankfurter= und
Pallaswieſen=
ſtraße ein Radfahrer mit einem Auto zuſammen. Der Radfahrer
trug Beinverletzungen davon und mußte in das Städtiſche
Kran=
kenhaus verbracht werden.
Seite 6
Donnerstag, den 10. Juli 1930
Nummer 189
Hiſtoriſcher Verein für Heſſen.
Schloß und Park Schwehingen.
Seit Alters herrſcht im Hiſtoriſchen Verein die löbliche
Ge=
wohnheit, gelegentlich auch geſchichtliche Stätten, die außerhalb
ſeines eigentlichen Arbeitsgebietes liegen, aufzuſuchen. So
er=
freute ſich denn der Nachmittagsausflug nach dem berühmten,
ehe=
dem kurpfälziſchen, jetzt badiſchen Schwetzingen am 21. Juni der
lebhaften Teilnahme unſerer Vereinsangehörigen. Mit einem
be=
quemen und luftigen Autobus der „Harko” erreichte man in gut
anderthalbſtündiger Fahrt, die trotz drückender Hitze angenehm
verlief, das Ziel, wo nach eingenommenem Kaffee Herr Profeſſor
Dr. Walther, Direktor des Mannheimer Muſeums und
Vorſtands=
mitglied des befreundeten Mannheimer Altertumsvereins, die
Führung übernahm und in faſt dreiſtündigem Rundgang die
Sehenswürdigkeiten von Schloß und Park erläuterte.
In dem Ehrenhof vor dem Schloßeingang hörte man zunächſt
einen kurzen Vortrag über den Ort und das Schloß. Schwetzingen
wird zuerſt 766 im Lorſcher Schenkungsbuch genannt und kommt
im 14. und 15. Jahrhundert allmählich in den Alleinbeſitz der
Kurpfalz. Schon früh finden wir hier eine Waſſerburg, die unter
Ludwig V. zu Anfang des 16. Jahrhunderts einen umfänglichen
und in einzelnen Reſten noch heute erkennbaren Ausbau erfuhr.
Dieſes Schloß diente in der Folgezeit häufig als längeres
Jagd=
quartier. Die letzte Zeit des 30jährigen Krieges brachte manche
Zerſtörung, gefolgt von einer Wiederherſtellung unter Karl
Lud=
wig; bei der Pfalzverwüſtung unter Mélac ging dann 1689 das
Schloß in Flammen auf. Kurfürſt Johann Wilhelm ließ darauf
von 1699 bis 1715 die heute vorhandenen Hauptbauten errichten:
die ſchönen Barockſäulen am Eingang des Ehrenhofes tragen ſein
und ſeiner Gattin Maria Luiſe aus dem Hauſe Medici Wappen.
Die Blütezeit Schwetzingens begann unter ſeinem Nachfolger Karl
Philipp, der es ſeit 1720 zur ſtändigen Sommerreſidenz machte
und eine nur wenige Jahrzehnte überdauernde Orangerie baute,
die an der Stelle des jetzigen großen Baſſins gelegen hat; auch
dem Ausbau des Gartens wandte er beſondere Sorgfalt zu. Ihre
etzige Form fand die ganze Anlage aber erſt unter dem 1742 zur
Regierung gelangten berühmten Kurfürſten Karl Theodor, deſſen
Hof vielleicht der glänzendſte des damaligen Deutſchlands war.
Unter ſeiner Aegide entſtanden zunächſt die beiden herrlichen
barocken Zirkelbauten. Der nördliche, 1748/49. von Bibbiéna
er=
baut, diente vor allem zur Aufnahme der Orangerie: der ſüdliche,
1753/55 von Rabballiati erbaut, enthielt die Empfangs=, Tanz=
und Geſellſchaftsſäle und bewahrt noch heute die Reſte des
einſti=
zen Glanzes. In ihm gab 1763 der ſiebenjährige Mozart mit
Vater und Schweſter ein Konzert. Eingehende Würdigung fand
das dem nördlichen Zirkelbau angegliederte Theater, das von dem
Oberbaudirektor Pigage 1752 in wenigen Monaten geſchaffen
wurde und in ſeiner unveränderten Erhaltung wohl ein einzig
daſtehendes Denkmal der Theaterbaukunſt des 18. Jahrhunderts
bildet. Wir verdanken Pigage noch verſchiedene Bauten im Park,
die alle in die Zeit von 1768 bis 1780 gehören, ſo den Tempel der
Waldbotanik. den Minervatempel; ferner den Apollotempel
inner=
halb eines kleines Haines, der ehedem auch als Naturtheater
diente. Die Figur des Apollo ſpielt mit der Linken die Leier, was
Schiller zu dem boshaften Xenion veranlaßte:
„Apollos Bildſäule in einem gewiſſen Gartentempel!
Mit der Linken regiert er die Leier: Wen nimmt es noch Wunder,
Daß er in dieſem Revier immer ſo linkiſch geſpielt?”
Pigages Werk iſt ferner die Moſchee, ein in dieſer Umgebung
überraſchendes Baudenkmal, ſowie Karl Theodors buen Retiro,
das entzückende Badhaus.
Beſonderes und berechtigtes Intereſſe fand der herrliche
Schloß=
garten mit ſeinen rieſigen Bäumen, den ſchnurgeraden Alleen, den
Laubengängen, den verſchlungenen Pfaden und ſtillen Winkeln.
Wir finden hier alle Arten der Gartenbaukunſt des 18.
Jahrhun=
derts vereinigt: Barock, Rokoko, engliſcher Gartenſtil mit
roman=
tiſchen Einflüſſen. Bis zu Karl Philipp war er mehr Nutz= als
Ziergarten: Karl Philipp ließ dann den erſten größeren
Kunſt=
garten anlegen. Unter Karl Theodor fand dieſer älteſte
Mittel=
teil eine gründliche Umgeſtaltung durch den Gartenbaumeiſter
Petri unter der Oberleitung Pigages im franzöſiſch=barocken
Gartenſtil, der im Anſchluß an die Zirkelbauten das Schloß und
den runden Mittelgarten zu einheitlicher Geſamtwirkung
zuſam=
menfaßte. Bemerkenswert iſt vor allem die Mittelallee, die genau
in der Linie vom Königſtuhl bei Heidelberg zum Kalmit in den
Pfälzer Bergen liegt. Die Bosquets zu Seiten des Mittelrundes
und die hinter dieſem liegenden Anlagen gehören ſchon in die Zeit
des Rokoko; bei den letzteren macht ſich bereits der Einfluß der
Gartenbaumeiſter Skell (Vater und Sohn) bemerkbar, die die
eng=
liſche Gartenbaukunſt in Schwetzingen einführten. Dieſes
Neben=
einander iſt ebenſo reizvoll wie lehrreich; der engliſche Gartenſtil
verſchmäht grundſätzlich die einheitliche „architektoniſche‟
Zu=
ſammenfaſſung von Gebäuden und Gärten des franzöſiſchen
Garten=
ſtils ſein Ziel iſt die maleriſche Perſpektive der freigewachſenen
Landſchaft. Am reinſten finden wir ſie in den Randbezirken
aus=
gebildet, eine Schöpfung des jüngeren Skell der ſpäter durch die
Anlage des Engliſchen Gartens in München berühmt geworden iſt.
Die Kennzeichen dieſer Periode, künſtliche verwitterte Bauten im
„romantiſchen” Geſchmack, fehlen auch in Schwetzingen nicht und
geben Veranlaſſung zu manchem ſchönen Ausblick.
Es wäre noch manches zu nennen aus der Fülle der
Sehens=
würdigkeiten dieſes einzigartigen Parkes, das niedliche Vogelbad,
die waſſerſpeienden Vögel, die zahlreichen und zum Teil (wie die
Galathea, der Pan. die Bachuskinder mit dem Ziegenbock, die
waſſerſpeienden Hirſche) künſtleriſch bedeutenden Plaſtiken:; allein
es würde zu weit führen. Näheres findet ſich in R. Sillibs
„Schloß und Garten in Schwetzingen” und in Zenkners Führer. —
Erholung von der Hitze und dem ſtändigen, freilich erfolgloſen
Kampfe mit Millionen von Schnaken fand man dann im „Adler”
bei dem traditionellen vorzüglichen Spargeleſſen und einem nicht
minder vortrefflichen Glaſe Wein. Dem Dank, den man Herrn
Profeſſor Walther für ſeine ſachkundige und lehrreiche Führung
ſchuldete, gab der Vereinsvorſitzende, Herr Archivdirektor Dr.
Dieterich, in warmen Worten Ausdruck. Die Heimfahrt durch den
lauen, erquickenden Sommerabend beſchloß den Ausflug, deſſen alle
Teilnehmer wohl gerne gedenken werden.
Cl.
— Waiſenſchutz. Am letzten Sonntag hielt der Heſſiſche
Fecht=
verein Waiſenſchutz, Zweigverein Darmſtadt, ſein diesjähriges
Sommer= und Kinderfeſt im Städtiſchen Saalbau ab, deſſen Beſuch
leider ſehr zu wünſchen übrig ließ, was im Intereſſe der vom
Ver=
ein betriebenen Wohltätigkeit und in Anbetracht der großen
Un=
koſten ſehr zu bedauern war. Nach der Begrüßungsanſprache des
1 Vorſitzenden, Herrn M. Fiſcher, nahm derſelbe die Ehrung für
2jährige Mitgliedſchaft vor. Die Ehrenurkunde konnte an
fol=
gende Mitglieder verteilt werden: Frau Emmi Schlupp, Frl.
Katharina Winkler, ferner an die Herren Fahrradhändler Georg
Benz, Kaufmann Chriſtian Debus, Schloſſermeiſter Georg Fey,
Lokomotivführer i. R. Chriſtian Fries, Monteur Friedr,
From=
mann, Schuhmachermeiſter Konrad Hammel. Prokuriſt Theodor
Heime, Tapeziermeiſter J. Klöß. Ingenieur Heinrich Lippert,
Kaufmann Emil Löb. Hausverwalter Jakob Maar,
Steuerauf=
ſeher Georg Meyer, Kaufmann Ernſt Olitzſch, Fabrikant Ernſt
Schepp, Bierbrauereibeſitzer Hermann Schönberger, Rentner Otto
Schürg, Direktor A. Schuhmacher. Schuhmachermeiſter P. Stephan,
Brauer Michael Traimer, Schloſſermeiſter Auguſt Wagner Min=
Kanzlei=Ober=Sekretär i. R. H. Waldmann, Bierbrauereibeſitzer
Gebr. Wiener, Metzgermeiſter Jean Wolf, Min.=Ober=Sekretär
Gg. Zilch und Kaufmann Wilhelm Zimbrich. Die Muſik zu der
Veranſtaltung wurde von dem Städtiſchen Orcheſter unter
ver=
ſönlicher Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Kapellmeiſters Willy
Schlupp, geſtellt, der durch den Vortrag einer größeren Anzahl
vorzüglicher und exakt ausgeführter Muſikſtücke, reichen Beifall
erntete. Auch Herr Theo Kümmel erntete mit ſeinem Trompeten=
Solo reichen Beifall. Für die Kinder waren außer einem
Kletter=
baum eine größere Anzahl verſchiedener Kinderſpiele vorgeſehen.
Eine Kinderpolonäſe fand auf dem Podium unter Abſingung des
Deutſchlandliedes ihr Ende. Für die Großen war eine reich
aus=
geſtattete Tombola, zu der von Mitgliedern und Nichtmitgliedern
in dankenswerter Weiſe ſehr wertvolle Preiſe geſtiftet wurden,
vorhanden, und manch ſchöner Gewinn winkte dem glücklichen
Ge=
winner. Im zweiten Teil des Programms kam die tanzluſtige
Jugend zu ihrem Recht. So ging man nach Mitternacht mit dem
Bewußtſein auseinander, beim Waiſenſchutz wieder einige
ver=
gnügte Stunden verlebt zu haben.
Lotale veranſaſtungen.
Die Nierunter erſcheinenden Notlyen ſind ausſchließlich als Hinwelſe auf Anzeigen iu betradhten
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Krililke.
— Der Verein der Freundinnen junger
Mäd=
chen lädt alle ortsfremden, in Beruf und Ausbildung ſtehenden
jungen Mädchen herzlich zu ſeinen Heim=Nähabenden ein. Nächſte
Zuſammenkunft Donnerstag 10. Juli abends 8 15—10 Uhr, im
Freundinnenheim, Sandſtraße 24. Näh= und Flickarbeiten können
mitgebracht werden. Beſprechung von Fragen über
Kranken=
wartung für Hausangeſtellte. Jedes junge Mädchen iſt berzlich
willkommen.
Heſſiſcher Hof. Morgen Freitag, den 11. Juli, abends
20 Uhr: Heiterer Muſikabend. Im Programm vorzugsweiſe
Operettenmuſik, alte Märſche und Stücke neuerer Art.
Ver=
ſchönert wird dieſer Abend durch ein niedliches Soloſtück „
Vög=
lein im Baum” vorgetragen von dem Flötenſoliſten Herm. Phil.
Duft. Perſönliche Leitung Matthias Weber. (Siehe Anzeige.)
—Saalbau=Garten. Das heutige Donnerstags=
Kon=
zert im Städtiſchen Saalbau=Garten fällt aus, dafür findet am
Samstag, dem 12. Juli, abends 8 Uhr, großes
Sommer=
nachts=Feſt mit Konzert, Illumination und bengaliſcher
Be=
leuchtung ſtatt. (Siehe Anzeige.)
— Herrngarten=Café Heute nachmittag 4 Uhr
Künſtlerkonzert abends 8 Uhr großes Extrakonzert unter Leitung
von Kapellmeiſter W. Schlupp mit großer Illumination des
Gartens und bengaliſcher Beleuchtung. Das Programm verſpricht
einige genußreiche Stunden. (Siehe Anzeige.)
— Konzert findet heute im „Datterich”, Kiesſtraße 28,
ſtatt. (Siebe Anzeige.)
Briefkaſſen.
H. K. Am 1. Juſi 1922 waren 10 000 Mark — 95 GMk., am
1. Oktober 1922: 20 000 Mk. — 42 GMk. 60
— Der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (GDA.), Ortsgruppe
Darmſtadt, wird in ſeiner Mitarbeiterverſammlung am
Donnerstag, den 10. Juli, zu der wirtſchaftlichen Lage Stellung nehmen.
Insbeſondere werden die Fragen Lohn= und Preisabbau, ſowie
Aende=
rungen auf dem Gebiete der Sozialpolitik behandelt. Die
Veranſtal=
tung beginnt um 20.30 Uhr im Heim. — Am Samstag, den 12. Juli,
treffen ſich die Mitglieder um 2.30 Uhr am Böllenfalltor zu einem
Abendſpaziergang nach Kaffee Waldesruhe (Traiſa).
Nach=
zügler kommen direkt zum Kaffee Waldesruhe.
„uk8
Sriffreson
ZON.
ür jede Haat.
ZelkstKür das
ReLL.ske
-Landt.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmi die Redaltion keinerlei
Der=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 9 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden. Uönnen nicht
zurückgeſandt die Ablebnung nicht begründet werden.
Es wäre ſehr zu bedauern, wenn das Motorrad durch die
Rückſichtsloſigkeit Einzelner beim Publikum noch mehr verhaßt
würde. Der Lärm aber, welcher zurzeit durch die ganz
unzurei=
chende, oft abſichtlich beſeitigte Schalldämpfungseinrichtung
ver=
urſacht wird, erfüllt mehr als jedes andere Geräuſch die Straßen,
gefährdet die Sicherheit des Verkehrs durch Uebertönung anderer
Signale und ſtört diejenigen, welche in Büros und Wohnungen
intenſiver geiſtiger Arbeit obliegen.
Ganz beſonders unangenehm empfunden wird die Störung
der Nachtruhe durch Probieren des Motors oder durch
don=
nernde Rundfahrten in einzelnen Stadtteilen. Die kopf= wie
werktätige Bevölkerung, welche oft nur wenig Zeit für den Schlaf
zu erübrigen vermag, hat ein Recht auf Fernhaltung
ruheſtören=
den Lärms.
Es wird daher an die Motorſportvereine die Bitte gerichtet,
auf ihre Mitglieder in obigem Sinne erzieheriſch einzuwirken. Es
dürfte aber auch Pflicht der Aufſichtsbehörde und der Polizei ſein,
dafür zu ſorgen, daß alle Motorräder mit wirkſamer (techniſch
möglich!) Schalldämpfung verſehen ſind, und daß die Fahrer ſich
nachts derſelben Rückſichtnahme befleißigen, welche man bei der
großen Mehrzahl der Autolenker anerkennen muß.
— Zum Eingeſandt in Nummer 179 des Darmſtädter Tagblattes
vom 30. Juni d. J.: Beſchwerde der Bewohner der Karlſtraße über
Radio= und andere Lärmmuſik, machen ſich die Bewohner der
Kiesſtraße zwiſchen Wiener= und Gervinusſtraße dieſe Beſchwerde
ebenfalls zu eigen und bitten auch hier die Nachbarſchaft, doch nach den
geſetzlichen Vorſchriften zu handeln und ihre Fenſter beim Radiohören
zu ſchließen. Die Südweſtdeutſche Rundfunkgeſellſchaft hat bereits
ver=
ſchiedentlich auf die gebotene Rückſichtnahme der Lautſprecherbeſitzer auf
die Nachbarſchaft hingewieſen, doch bis jetzt iſt ein Erfolg nicht zu
ver=
ſpüren; bis wann wird endlich die Polizei in Form eines Strafbefehls
durchgreifen?
Tageskalender für Donnerstag, den 10. Juli 1930.
Heſſ. Landestheater: Geſchloſſen. — Orpheum:
Ge=
ſchloſſen. — Konzerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel
Schmitz, Herrngartenkaffee Sportplatzreſtaurant,
Oberwald=
haus. Zum Datterich — Woogsturnhalle 20.30 Uhr:
Maſſenverſammlung d. Nat.=Soz. Dtſch Arb.=Partei. —
Kino=
vorſtellungen: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=
Lichtſpiele.
Aus Heſſen.
Zum Mord in Erbach.
b. Erbach, 9. Juli. Wie wir ſoeben erfahren, hat ſich der
Mör=
der Konrad, der in der Nacht zum Sonntag ſeine Braut in
beſtia=
liſcher Weiſe ermordet hat, heute vormittag mit einem „
Glas=
ſplitter im Gefängnis des Amtsgerichts Michelſtadt die
Puls=
ader geöffnet. Er hatte bei Entdeckung des
Selbſtmordver=
ſuchs bereits ſtarken Blutverluſt erlitten. Eine Ueberführung
ins Krankenhaus iſt noch nicht erfolgt. Bei einer Verſchlechterung
des Zuſtandes wird wohl die Ueberführung von Michelſtadt nach
Darmſtadt in Frage kommen. Ein Geſtändnis hat der Mörder
noch nicht abgelegt.
Griesheim, 9. Juli. Wegen Ausführung von
Straßen=
arbeiten ſind die Gehaborner=, Karl= Liebknecht= und Georgſtraße
bis auf weiteres für Fuhrwerke jeder Art geſperrt. — Der
Ge=
meinderat hat am 30. Juni ds. Js. für die hieſige Gemeinde die
Erhebung einer örtlichen Bierſteuer beſchloſſen. Die Abgabe ſoll
7 Prozent des Herſtellungspreiſes betragen. Der diesbezügliche
Gemeinderatsbeſchluß ſowie der Entwurf der Ortsſatzung liegt in
der Zeit vom 4. bis einſchließlich 10. Juli ds. Js. während der
üblichen Büroſtunden auf der Bürgermeiſterei, Zimmer 2. offen.
Innerhalb dieſer Friſt können Einwendungen gegen den Entwurf
ſchriftlich oder durch Erklärung zu Protokoll daſelbſt vorgebracht
werden. — Kurz vor dem Heag=Bahnhof kam am Freitag
nach=
mittag der um 4.15 Uhr in Darmſtadt abgehende, aus drei Wagen
beſtehende Zug der elektriſchen Straßenbahn aus noch unbekannter
Urſache zur Entgleiſung. Der Motorwagen ſprang aus dem Gleiſe
und neigte ſich zur Seite, wobei er den zweiten Wagen mit ſich
riß, der aber neben den Schienen ſtehen blieb; der dritte Wagen
blieb auf dem Gleis ſtehen. Durch umherfliegende Glasſplitter
wurden vier im vorderen Wagen ſitzende Perſonen leicht
ver=
letzt, ſonſt kam niemand zu Schaden. Man vermutet, daß durch
die Einwirkung der großen Hitze die Weiche nicht richtig
funktio=
nierte und dadurch der Unfall hervorgerufen wurde. Der Verkehr
wurde bis zur Freimachung des Gleiſes durch Umſteigen aufrecht
erhalten. — Der Gemeindewahlkommiſſar hat die
Stimmberechtig=
ten aufgefordert, für die am 27. Juli ds. Is ſtattfindende
Bei=
geordnetenwahl bis ſpäteſtens 15. Juli ds. Js. Wahlvorſchläge
ſchriftlich einzureichen. Jeder Wahlvorſchlag muß von mindeſtens
50 nach der Wählerliſte ſtimmberechtigten Perſonen unterzeichnet
ſein. Bei Einreichung nur eines Wahlvorſchlags gilt der
Vor=
geſchlagene als gewählt, in dieſem Falle findet eine Wahl nicht
ſtatt,
* Weiterſtadt, 9. Juli. Gemeinderatsbericht. Die
letzte Gemeinderatsſitzung ſtand unter dem Zeichen des 1. Juli,
des Befreiungstags der beſetzten Gebiete. Herr Bürgermeiſter
Meinhardt hielt vor Eintritt in die Tagesordnung eine tiefernſte,
der Bedeutung dieſes Ereigniſſes würdige Anſprache, in der er
betonte, daß wir hier in Weiterſtadt als der Grenz= und
Zoll=
ſtation ganz beſonders Grund, hätten, dieſen Tag zu würdigen.
Er erinnerte an all die ſeit dem 23. 12. 18 ausgeſtandenen
Stra=
pazen, Schikanen, Entbehrungen und Verpflichtungen, die der
Ge=
meinde ſowohl wie ihren Bewohnern auferlegt wurden. Auch
gedachte er der Zeit, wo gewiſſenloſe Vaterlandsverräter beſtrebt
waren, wertvolle Teile unſeres Vaterlandes loszulöſen und durch
deren meiſt falſche Anſchuldigungen deutſche Männer, ja ganze
Familien, von Haus und Hof vertrieben und ausgewieſen wurden,
oder aber hinter Schloß und Riegel tatſächlich ſchmachten mußten.
Nach all dieſen nunmehr überſtandenen Leiden ſei es für uns auch
Ehrenpflicht, uns derer in Dankbarkeit zu erinnern, die als
Füh=
rer treu im Kampf ausgehalten und für die Befreiung gearbeitet
haben, in erſter Linie des leider zu früh verſtorbenen
Reichsaußen=
miniſters Streſemann, der alles für die Erreichung dieſes Zieles
geopfert habe. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß nun eine recht
lange Zeit der Ruhe und des Friedens bleiben möge, in der durch
fleißige Arbeit eines jeden Einzelnen die Not unter Mithilfe
des Staates gemildert werde, und das Reich zu Wohlſtand und
Anſehen gelange.
Cp. Pfungſtadt, 9. Juli. Geburtstagsfeiern. Außer den
60=Jährigen, die am Samstag abend in der „Krone‟ (bei ihrem
Schul=
kameraden Adam Herbert) eine gemeinſame Geburtstagsfeier abhalten,
findet am Samstag abend auch, und zwar im „Rheiniſchen Hof”, die
Geburtstagsfeier der 40=Jährigen ſtatt. — Kartoffeldiebſtahl
Kaum, daß die erſten Frühkartoffel ausgemacht werden können, ſetzen
ſchon die erſten Felddiebſtähle ein. So wurden einem Landwirt eine
größere Menge Kartoffeln vom Acker weg geſtohlen. Die Feldſchützen
geben ſich die größte Mühe, derartige Diebſtähle zu verhindern. — Das
Jubiläum der Freien Turngemeinde, die in dieſem Jahre
auf ein 30jähriges Beſtehen zurückblicken kann, nahm bei ſchönſtem
Som=
merwetter einen guten Verlauf. Beim Kommers hielten
Vereinsvor=
ſitzender Nierbauer und Bezirks= und Kreisturnwart Herth=Langen
An=
ſprachen. Im Namen der Gründer und Jubilare ſprach Paul Weigel.
Die Wettkämpfe hatten auch viele auswärtige Arbeiterturner nach
Pfung=
ſtadt gebracht. Der Feſtzug und die anſchließenden Freiübungen erregten
großes Intereſſe. Die mehrmalige Aufführung des Tanzſpieles „An
der ſchönen blauen Donau” mit gemiſchtem Chor und
Orcheſterbeglei=
tung fand ſtets lebhaften Beifall.
Ak Nieder=Ramſtadt, 9. Juli. Geſangverein „
Ein=
tracht=Freundſchaft‟ Der Fahrpreis für den am
kom=
menden Sonntag, den 13. d. Mts., ſtattfindenden Rheinausflug
beträgt für das Schiff 4,00 Mk. und die Eiſenbahnfahrt (
Sonn=
tagsfahrkarte) von hier nach Mainz 2,40 Mk. Die Abreiſe erfolgt
mit dem Frühzug ab hier 4.50 Uhr. Bereits 6.30 Uhr erfolgt
Ab=
fahrt in Mainz mit dem Dampfer, Rheinluſt”, der kurz nach
11 Uhr in Koblenz eintreffen wird. Eine 10 Mann ſtarke
Muſik=
kapelle, geſtellt von der Nieder=Ramſtädter Muſikervereinigung,
wird zur Unterhaltung beitragen. Auch die beiden Chöre der ſich
am Ausflug beteiligenden Vereine werden, manchen Rheinchor
erſchallen laſſen und ſo zur Hebung der Stimmung weſentlich
bei=
tragen. — Obſt= und Gartenbauverein. Der Obſt= und
Gartenbauverband für den Kreis Darmſtadt veranſtaltet für die
Mitglieder der ihm angeſchloſſenen Ortsvereine nebſt Angehörigen
am Sonntag, den 20. d. Mts., einen Ausflug nach Steinfurth
und Bad=Nauheim zur Beſichtigung der Roſengärtnereien in
Steinfurth und der Anlagen in Bad=Nauheim. Abfahrt
vormit=
tags 7.52 Uhr in Darmſtadt=Hauptbahnhof mit Sonntagskarte nach
Bad=Nauheim (Fahrpreis 3,30 Mk.). Anmeldungen ſind bis
ſpäteſtens 13. d. Mts, entweder an den Vorſitzenden des Vereins,
Herrn Bürgermeiſterei=Sekretär Steuernagel, oder an den
Vereins=
diener, Herrn Hrch. Spengler, (Stiftſtr.), zu richten. Dortſelbſt
werden auch Voranmeldungen auf den gemeinſamen Mittagstiſch
entgegengenommen.
Bt. Auerbach, 9. Juli. Folgenſchwerer
Verkehrsun=
fall. An dem „Hotel zur Krone” ereignete ſich geſtern abend um 7.30
Uhr ein ſchwerer Zuſammenſtoß eines Motorradfahrers mit einem Auto.
Herr Heſpeler, in der Burgſtraße dahier wohnhaft, kam mit ſeinem
Opel=
wagen aus Richtung Bensheim. Als er vor dem Hofeingang zum
Schmidtſchen Anweſen war, fuhr ihm ein junger Mann namens Becker
aus Egelsbach mit einem ſchweren Motorrad mit großer Geſchwindigkeit,
aus der Richtung von Zwingenberg kommend, direkt auf den Wagen zu.
Der Motorradfahrer prallte mit ſolcher Wucht auf, daß die Schutzſchiene
des Wagens eingedrückt und das Vorderrad des Motorrads vollſtändig
demoliert wurde. Becker ſelbſt flog in großem Bogen über den Wagen
hinweg und blieb mit ſchweren Kopfverletzungen auf dem Fußſteig vor
dem Schmidtſchen Hauſe liegen. Ein Arzt war ſofort zur Stelle und
leiſtete die erſte Hilfe. Der Verunglückte, der kurz zuvor ſeine Braut
in Auerbach beſucht hatte, iſt im Hoſpital zu Bensheim an ſeinen
Ver=
letzungen geſtorben. Auf polizeiliche Anordnung wurden photographiſche
Aufnahmen von der Unglücksſtelle gemacht.
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V.699
[ ← ][ ][ → ]Nummer 189
Donnerstag, den 10. Juli 1930
Seite 7
Emnegeslogograsulſcen rienef vomsbenwald und ver
Probinz Starkenburg im Heſſ. Landesmuſeum Darmſtadt
Von dem Touriſtenverein „Die Naturfreunde” Ortsgruppe zwiſchen den einzelnen Höhenſtufen nicht ausgeglichen iſt und man
Darmſtadt, wurde dem Landesmuſeum ein überaus anſchauliches wie mit Treppenſtufen die Berge anſteigen ſieht. Um nun das Bild
Relief der Provinz Starkenburg und ihrer Nachbargebiete als
dauernde Leihgabe überwieſen. Es iſt jetzt nach Ueberwindung ſtände der Höhenſtufen durch eine Spachtelmaſſe ausgeglichen, und
mancher techniſchen Schwierigkeiten in der Eingangshalle der ſo wird durch weiteres Modellieren und Schleifen eine möglichſt
Geologiſch=mineralogiſchen Abteilung aufgeſtellt worden. Ueber naturgetreue Wiedergabe erreicht. Ein elfenbeinfarbiger Anſtrich
ſeine Entſtehungsgeſchichte ſei kurz folgendes mitgeteilt.
Im Jahre 1928 war von dem genannten Verein eine
Aus=
ſtellung in dem Ausſtellungsgebäude auf der Mathildenhöhe
ver=
anſtaltet worden, um weiteren Kreiſen die vielſeitige Tätigkeit
Relief des Odenwaldes den Glanzpunkt bilden. Indeſſen fordert. Die geſamte Arbeit wurde in 4 Monaten unter Aufwand von etwa
die Herſtellung eines ſolchen Ausſtellungsgegenſtandes große
Geld=
mittel, wie ſie einem Verein nicht ſo leicht zur Verfügung ſtehen
und ſo iſt es höchſt anerkennenswert, daß ſich eine größere Anzahl
Mitglieder bereitgefunden haben, in ſelbſtloſer Hingabe,
Auf=
opferung von Zeit und großem Fleiße die Ausführung zu
über=
nehmen und ein wohlgelungenes Werk zu ſchaffen. Dieſes ſollte
dann, dem urſprünglichen Plane nach, nach Schluß der Ausſtellung
dauernd im Klubhaus des Vereins auf dem Rimdidim im
Oden=
wald aufgeſtellt werden. Der große Beifall, den die ſchöne Arbeit
auf der Ausſtellung gefunden hatte, ließ indeſſen den Wunſch
auf=
kommen, es nicht nur einer größeren Anzahl von Mitgliedern des
weitverzweigten Vereins, ohne daß ſie erſt nach dem Rimdidim
hätten wandern müſſen, ſondern vor allem auch der Allgemeinheit
leicht zugänglich zu machen. Darum trat der Verein in
Unter=
handlungen mit dem Landesmuſeum, um es dort in der
Geologiſch=
mineralogiſchen Abteilung ausſtellen zu laſſen. Da ſolch ein Relief
unſeres vaterländiſchen Gebirges nicht nur für den
naturwiſſen=
ſchaftlich intereſſierten Laien großes Intereſſe bietet, ſondern ganz
beſonders wertvoll auch für den Unterricht iſt, ſodaß es allen
Schulen von Darmſtadt oder ſolchen, die Darmſtadt beſuchen, auf
das Angelegentlichſte zur Beſichtigung empfohlen werden muß, und
da es vor allen Dingen auch eine prächtige Vervollſtändigung für
die geologiſche Abteilung des Muſeums ſelbſt darſtellt, ſo war es
ſelbſtverſtändlich, daß das Angebot ſehr gerne angenommen wurde.
Allein auch im Muſeum ſtellten ſich Schwierigkeiten ein und die
Aufſtellung konnte nicht ſo raſch verwirklicht werden, wie es
wün=
ſchenswert geweſen wäre beſonders, weil die dazu notwendigen
Mittel gerade in jetziger Zeit ſehr ſchwer zu beſchaffen waren. So
iſt es alſo erſt jetzt den Beſuchern zugänglich gemacht worden. Eine
kurze Beſchreibung über Herſtellung und Beſchaffenheit ſoll im
folgenden gegeben werden.
Das Relief hat eine Länge von 3 20 Meter bei einer Breite
von 2,70 Meter. Es iſt hergeſtellt im Maßſtab 1:25 000 der Länge
und 1:10 000 der Höhe, alſo nur mit eineinhalbfacher Ueberhöhung.
Das Material beſteht nicht aus Gips, den man früher allgemein zu
ſolchen Arbeiten benutzte, ſondern aus Pappe, wovon 2,5 Zentner
verbraucht wurden. Die Ausführung ging ſo vor ſich, daß zunächſt
von den einzelnen Meßtiſchblättern der tovographiſchen Karte der
heſſiſchen Provinz Starkenburg und der angrenzenden Gebiete von
Baden und Preußen im Maßſtab 1:25 000 von denen 35 ganze und
7 halbe Blätter für das dargeſtellt
ginander verbinden, auf Pappe durchgezeichnet und entlang dieſer
Linien ausgeſägt wurden. Dieſe Pappſtreifen wurden ſodann
übereinandergeleimt. Da die Höhe des Reliefs im Maßſtab
1:10 000 gehalten iſt, ſo entſpricht dem Abſtand der
Höhenſchichten=
linien von 10 Meter der Karte, eine Dicke der Pappſchicht von
1 Millimeter. Der Katzenbuckel als höchſter Berg des Odenwaldes
erforderte z. B. 54 ſolcher Pappſchichten, die ſich aus der Differenz
zwiſchen Höhenlage der Rheinebene, mit ca. 90 Meter und der
Gipfelhöhe mit 628 Meter über dem Meeresſpiegel ergibt. Wenn
das Aufeinanderſchichten aller Pappen vollendet iſt, ſo iſt damit
das Relief in ſeiner Grundlage geſchaffen. Indeſſen bietet es in
ſolcher Form keinen natürlichen Anblick, weil der Unterſchied
möglichſt der Natur anzupaſſen, werden dann die vertikalen
Ab=
allr Erhebungen und Berge ſowie das mit hellgrüner Farbe
her=
vorgehobene Flachland erhöhen die plaſtiſche Wirkung. Außerdem
ſind die Städte und Ortſchaften in roter die wichtigſten Kreis= und
Landſtraßen in weißer Farbe, die Flüſſe in hellblau, die Bäche in
ſeiner Mitglieder zu zeigen. Dabei ſollte ein topographiſches kobaltblau und alle Eiſenbahnen in ſchwarz=weiß wiedergegeben.
2500 Arbeitsſtunden geleiſtet, woraus ſich ein Wert von ungefähr
25 000 Mark berechnen würde.
Das Relief umfaßt das ganze Gebiet zwiſchen Main. Rhein
und Neckar, wird aber an den Rändern überall überſchritten. um
die Talbildung dieſer Flußläufe vollſtändiger zur Darſtellung zu
bringen. So iſt im Weſten noch der Abfall des rheinheſſiſchen
Plateaus zur Rheinebene dargeſtellt, im Norden der Abfall des
Taunus zur Mainebene, im Nordoſten derjenige des Vorſpeſſarts
oder Hahnenkamms ebenfalls zum Main. Die ſüdliche Umgrenzung
iſt ungefähr an das Neckartal gebunden. Dieſer Abſchluß iſt
eigentlich zu bedauern, da hierdurch nicht der geſamte Odenwald
zur Darſtellung gebracht iſt; denn geradeſo wie der Odenwald nicht
bei Darmſtadt endet, ſondern erſt nördlich von Langen=
Dreieichen=
hain=Dietzenbach, ſo bildet auch der Neckarlauf nicht die ſüdliche
Grenze des Odenwaldes, er iſt vielmehr nur ein Durchbruchstal
durch den ſüdlichen Teil desſelben. Der Gebirgszug ſetzt ſich
geologiſch und geographiſch über den Neckar nach Süden regelrecht
fort und reicht bis zur Kraichgauer Senke, etwa bis zu den Orten
Wiesloch—Waibſtadt—Helmſtadt—Asbach-Neckargerach. Erſt
jen=
ſeits findet er ſein natürliches Ende nach Süden. Man hätte daran
denken können, etwa auf Grund der von der Geologiſchen
Landes=
anſtalt aufgenommenen geologiſchen Karten auch die Geologie des
Odenwaldes darzuſtellen. Davon mußte aber abgeſehen werden,
weil durch die große Zahl von Farben die orographiſche
Wir=
kung ſehr nachteilig beeinflußt worden wäre. Trotzdem kommt
auch ſo bis zu gewiſſem Grade der geologiſche Aufbau vortrefflich
zum Ausdruck. So z. B. die natürliche Gliederung im vorderen
kriſtallinen und im hinteren Buntſandſtein=Odenwald. Erſterer
iſt nach Weſten durch die große Rheintalſpalte abgeſchnitten, die
den Steilabfall des kriſtallinen Gebirges, gegen die Rheinebene
bedingt. Im Oſten erkennt man eine andere Grenze, die über die
Höhen öſtlich von Gerſprenz= Weſchnitz= und Eiderbachtal hinzieht
und längs deren die kriſtallinen Geſteine unter den Sedimenten
des Buntſandſteines verſchwinden. Während man im kriſtallinen
Gebirge ſehr unruhige Geländeformen mit zahlreichen
hervorragen=
den Kuppen in ſcheinbar regellos verlaufenden Tälern ſieht, trägt
der Buntſandſtein=Odenwald im Gegenſatz dazu platequartigen
Charakter, der nur von meiſt Nord=Süd gerichteten Tälern
unter=
brochen wird.
Beſonders bervorgehoben ſind auf dem Relief in ſchwarzer
Spritzmanier die alten Läufe von Neckar und Main zur Diluvial=
und Alluvialzeit. Erſterer floß bis etwa 2000 Jahre v. Chr., alſo
bis zum Ende der jüngeren Steinzeit, längs der Bergſtraße und
mündete in der Gegend von Trebur in den Rhein. Auch der Main
floß während, der gleichen Zeit, von Raunheim—Flörsheim aus
nach Süden in der Richtung auf Königſtädten—Hof Schönau zu,
um dann nach Weſten umzubiegen und über Bauſchheim in der
Nähe von Ginsheim in den Rhein zu münden. Bei Bauſchheim
hatten ſich übrigens zeitweiſe Main und Neckar vereinigt.
Wer ſich nun genauer über den geologiſchen Aufbau des
Oden=
waldes unterrichten will, ſei auf die im gleichen Maßſtab 1:25 000
gehaltene große Wandkarte im Saal der heſſiſchen
Landesſamm=
lung verwieſen und außerdem euf die im kleineren Maßſtab
1:100 000 ausgeführte geologiſche Ueberſichtskarte des Odenwaldes,
die am Pfeiler zur Linken des Reliefs aufgehängt iſt.
So möge denn dies neue Schauſtück im Landesmuſeum nicht
nur als Sehenswürdigkeit erſten Ranges betrachtet werden,
ſon=
dern auch als Lebr= und Lernmittel die nötige Beachtung finden,
um die Kenntnis der Heimat zu fördern und die Liebe zur
heimat=
lichen Scholle weiter zu vertiefen. Kuſtos Prof. Dr. Haupt.
* Vergleichsabſchluß zwiſchen der Stadt Mainz
und dem ſtädkiſchen Orcheſter.
Die ſtädtiſche Verwaltung Mainz teilt mit: In der Sitzung
der Deputation für das ſtädtiſche Bühnen= und Muſikweſen vom
8. Juli 1930 teilte der Vorſitzende mit, daß Generalmuſikdirektor
Breiſach, Mainz, wie ja auch bereits durch die Preſſe
be=
kannt gegeben wurde, nach Berlin überſiedelt, um auf
Berufung durch Generalintendant Tietjen die Stelle eines
Ka=
pellmeiſters an der Städtiſchen Oper Berlin=Charlottenburg zu
bekleiden. Der Vorſitzende richtete im Anſchluß an dieſe
Mittei=
lung herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung an den
für das Muſikleben der Stadt überaus verdienſtvollen
General=
muſikdirektor, zugleich auch im Namen der Deputation, deren
Mitglieder dieſen Aeußerungen ihren wärmſten Beifall zollten.
Herr Generalmuſikdirektor Breiſach dankte in bewegten Worten
für das ihm jederzeit entgegengebrachte Vertrauen und die
An=
erkennung, die er hier gefunden habe. Er drückte den Wunſch aus,
auch künftig noch mit dem muſikaliſchen Leben der Stadt Mainz
in Berührung bleiben zu dürfen, da er mit demſelben ſich
durch=
aus verwachſen fühle.
In der gleichen Sitzung wurde die Erneuerung des Vertrags
mit Herrn Intendanten Klitſch, der ebenfalls in dieſem
Som=
mer zu Ende läuft, gutgeheißen.
In der gleichen Sitzung wurde einem Vergleich zugeſtimmt,
der in der Prozeßſache mit dem Orcheſter bei dem
Landesarbeitsgericht vorbereitet wurde. Hiernach wird dieſer
Streitfall ohne Entſcheidung in der Weiſe ausgetragen, daß die
Mitglieder des Orcheſters anerkennen, nicht die Eigenſchaft von
Kommunalbeamten zu beſitzen, und ſich bereit erklären, die zu
einer zwölfmonatigen Beſoldung fehlenden Mittel durch eine
Verwendung außerhalb der Stadt Mainz während der
Sommer=
monate des kommenden Jahres beſchaffen zu helfen.
Großer 9denwälder Bauernkag in Beerfelden
am 18., 14. und 15. Juli 1930.
Aus dem Inſeratenteil der letzten Nummer unſerer Zeitung
dürf=
ten unſere Leſer davon unterrichtet ſein, daß in dem durch ſeine
regel=
mäßigen Vieh= und Schweinemärkte bekannten Odenwaldſtädtchen
Beer=
felden in den Tagen vom 13. bis 15. Juli 1930 wieder der
weit=
bekannte „Große Beerfelder Pferde= Fohlen=, Zuchtpieh=, Ziegen= und
Schweinemarkt” ſtattfindet. Welche Bedeutung dieſe rein
landwirtſchaft=
liche Veranſtaltung im Laufe der Jahrzehnte ihres Beſtehens gewonnen
hat, dürfte den meiſten unſerer Leſer aus eigener Anſchauung bekannt
ſein, und hat ſich dieſelbe allmählich zu einem Treffpunkt faſt aller
Land=
wirte, nicht nur des Heſſenlandes, fondern auch der angrenzenden
badi=
ſchen und bayeriſchen Gebiete, zu einem „Allgemeinen großen
Odenwälder Bauerntag” entwickelt.
Das ſeit einigen Jahren dem Markt angegliederte „Große Reit=
und Fahr=Turnier” findet ſtets das größte Intereſſe aller
Pferde=
züchter und Pferdebeſitzer. Auch für dieſes Jahr dürfte das Turnier
wieder einen erſtklaſſigen Sport bieten, iſt doch das Programm durch
Einführung von Jagdſpringen, ſowie Wettkämpfen von
Reitabteilungen ganz weſentlich erweitert.
Ihre altgewohnte Zugkraft üben auch dieſes Jahr wieder die Loſe
der mit dem Markt verbundenen „Beerfelder Pferdemarkt=Lotterie”
in=
folge der unbedingten Reellität ihrer Gewinne aus. Die Nachfrage nach
deſen beliebten Loſen hat in den letzten Tagen bei dem General=Debit,
ſtaatl. Lotterie=Einnehmer Willenbücher in Beerfelden, derart ſtark
ein=
geſetzt, daß dieſelben nahezu geräumt ſind, und kann nur dringend
empfohlen werden, ſich baldigſt einige Loſe bei den bekannten
Verkaufs=
ſtellen zu ſichern.
M4
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Donnerstag, den 10. Juli 1930
Nummer 189
Muline Zeier i deſteiien Bingen.
Vorbeimarſch einer Abordnung des Linienſchiffes „Heſſen”
anläßlich des 30jährigen Beſtehens des Marinevereins Bingen vor Vizeadmiral a. D. von Trotba.
die eeſte minaeiſche Beiſehang in Borms feil 22 Jahter.
Während die Schupo eine Ehrenſalve abgibt, wirft ein Kamerad des Toten einen Kranz nieder.
Auf dem Friedhof in Worms wurde ein abgeſtürzter ehemaliger Militärflieger mit militäriſchen
Ehren begraben. Es iſt ſeit zwölf Jahren das erſtemal, daß ein Soldat im früher beſetzten Gebiet
mit militäriſchen Ehren zu Grabe getragen wird.
Burgſeft zu Lindenfels.
Den Auftakt zum diesjährigen Burgfeſt bildet die
Beleuch=
tung der Burg und der Stadtſilhouette, am Samstag, den
12. Juli. Hinauf zur Burg geht es dann im Fackelzug, wo die
ein=
zelnen „Buden” für das leibliche Wohl der Beſucher Sorge
tragen.
Am Hauptfeſttag (Sonntag, den 13. Juli) wird mittags
2 Uhr der farbenprächtige Trachtenzug das Auge der Beſucher
erfreuen, der in dieſem Jahre die ganz ſelten gewordenen
Zweige des Odenwälder Handwerks zeigen wird. So wird in
bunten Gruppen: Weber, Siebmacher, Beſenbinder, Nagelſchmied
und Schuhmacher an dem Beſucher vorbeigeführt, und ſelbſt von
der Töpferei wird ein Wagen zu ſehen ſein. Auf dem
linden=
beſchatteten Burghof löſt ſich dann der Feſtzug auf, und bald
ſetzt in den verſchiedenen Buden” und unter der Linde fröhliches
Leben und Treiben ein. Auch die Reigentänze werden in dieſem
Jahre wieder zu ſehen ſein.
Jedem iſt es bei dem niedrigen Tageseintritt möglich, frohe
Stunden hier zu verleben. Für gute Autoverbindung nach
Bens=
heim, Fürth. Reichelsheim wird an den Feſttagen ausreichend
geſorgt.
c. Kleeſtadt, 9. Juli. Am Sonntag, den 13. d. M., feiert der hieſige
Kriegerverein das Feſt ſeines 55jährigen Beſtehens. Gleichzeitig wird
das Bezirksfeſt damit verbunden. Der Feſtplatz befindet ſich drei
Minn=
ten vom Ort im herrlichen Buchen= und Eichwald am Fuße der
Wei=
landshöhe, von der aus man eine ſehr gute Ausſicht auf den nördlichen
Teil unſeres Odenwaldes hat. Der Verein wird beſtrebt ſein, jedem
Beſucher des Feſtes den Aufenthalt ſo gemütlich wie möglich zu geſtalten.
Neben dem Bierausſchank und der Metzgerei will auch eine Weinlaube
und ein Kaffee den Gäſten je nach Geſchmack dienen. Am Vorabend des
Feſtes verſammelt ſich die Gemeinde auf dem Feſtplatz zur
Befreiungs=
feier, woſelbſt der Bürgermeiſter die Feſtrede halten wird. Der
Feſt=
platz wird bengaliſch beleuchtet und ein Feuerwerk wird abgebrannt.
Montags nach dem Feſt finden am Nachmittag Volksbeluſtigungen ſtatt.
— Hohes Alter. Unſer älteſter Einwohner, Herr Wagnermeiſter
Johannes Diehl, feierte ſeinen 88. Geburtstag. Der rüſtige Greis
erfreut ſich noch einer guten Geſundheit. Möge ihm noch ein ſchöner
Lebensabend beſchieden ſein.
Bm. Hofheim (Ried), 7. Juſi. Beginn der Ernte. Durch die
äußerſt günſtige Witterung reifte dieſes Jahr das Getreide durchweg
etwas früher als ſonſt, und man hat in hieſiger Gemarkung mit dem
Abmachen bereits begonnen. Dasſelbe geſtaltet ſich dieſes Jahr etwas
ſchwieriger, da auf vielen Grundſtücken die Frucht durch die ſchweren
Regenfälle ziemlich um= und durcheinander liegt und ſomit die
Mäh=
maſchine nicht immer verwendet werden kann. Ueber den Ertrag iſt
vorerſt noch nichts zu ſagen, da die Dreſchmaſchinen noch nicht in
Tätig=
keit ſind. Sie werden im Laufe der Woche ihre Plätze einnehmen und
mit dem Druſch beginnen. — Aus Anlaß der Rheinbefreiung fand geſtern
beim evangeliſchen Gottesdienſt eine entſprechende Feier ſtatt. Herr
Pfarrer Volp, gedachte in ſeiner Predigt in packenden Worten dieſes
hiſtoriſchen Ereigniſſes. Mehrere Ortsvereine waren mit ihren Fahnen
erſchienen. — Wieder einmal hat das leichtſinnige Feueranmachen mit
Petroleum und Spiritus böſe Folgen gehabt. Ein Kind eines hieſigen
Arbeiters zog ſich durch Aufſchütten von Spiritus aufs Feuer erhebliche
Brandwunden zu. Dasſelbe Unglück ſtieß auch einem hier beſchäftigten
Bahnarbeiter vom nahen Wattenheim zu, welcher auf ſeinem Poſten
aufs Feuer Petroleum nachſchüttete. Auch er erlitt ſchwere
Brandwun=
den, durch welche er für längere Zeit arbeitsunfähig ſein wird. Eie
Warnung für viele.
Heimakkundliche Arbeiksgemeinſchaft
Meis Bffensac Unt.
Auf Einladung des Kreisſchulamtes Offenbach=Oſt hielt
Pri=
vatdozent Dr. E. Zeh in Klein=Steinheim einen erſten, in die
heimatkundliche Sachgüterforſchung einführenden Vortrag. Herr
Schulrat Martin gab ſeiner Freude Ausdruck, daß trotz der
tropiſchen Hitze die Verſammlung ſehr gut beſucht war. Das
be=
zeuge ein ſtarkes Intereſſe, das die Lehrerſchaft der
Heimatfor=
ſchung entgegenbringe. Der erſte Vortrag des Herrn Dr. Zeh
war als Rahmenvortrag einführender Art: es ging um Ziel
und Arbeitsmethodik einer wiſſenſchaftlichen Heimatkunde. — Der
Vortragende ging von dem Begriff „Heimat” aus. Heimat iſt
der mit allen ſeeliſchen Kräften in ſeinen geographiſchen,
topo=
graphiſchen, geſchichtlichen, kulturellen und künſtleriſchen
Eigen=
heiten erfaßte und in uns zur Einheit gewordene
Lebens=
raum, dem gegenüber wir uns in intuitiver oder intellektueller
Betrachtung verhalten können. Die intuitive Betrachtung der
Heimat führt zu ihrer künſtleriſchen Darſtellung, ihre
intellek=
tuelle Betrachtung zur wiſſenſchaftlichen Erforſchung. Ziel einer
wiſſenſchaftlichen Heimatkunde iſt natur= und kulturkundliche
Zuſammenſchau, die gerichtet iſt einerſeits auf die kauſalen
Wech=
ſelbeziehungen zwiſchen Menſch und Natur, wie ſie an der Hand
von Lichtbildern am ländlichen Hausbau der Weidewirtſchaft
(Einhaus), Dreifelderwirtſchaft (Gehöftanlage) und des
Wein=
baues (geſtelztes Haus der „ingen=Orte”) anſchaulichſt aufgezeigt
wurden, andererſeits auf die irrationalen, von Volkstum und
Geſchichte bedingten Beziehungen zwiſchen Menſch und Heimat.
(Beiſpiel: die durch Erbrecht geſchützten Flurformen Odenwälder
Waldhubendörfer.) — Methodiſch muß ſich eine wiſſenſchaftliche
Heimatkunde auf engmaſchige Beobachtung einſtellen, muß den
Mut aufbringen, auch auf die kleinſten Dinge zu achten.
Zahl=
reiche Lichtbilder von Sachgütern, zum Teil heſſiſcher Herkunft
(Webereigeräte, Münzenberger Truhe) ließen den reichen Ertrag
einer ſyſtematiſch durchgeführten Sachgüterforſchung ahnen. —
Reicher Beifall belohnte den Redner für ſeine Ausführungen.
Zum Schluß eine Randbemerkung: erſt auf Grund einer
zuſam=
menſchauenden Prinzipienlehre, wie ſie im Vortrag gegeben
wurde, könnte in der Tat die reiche Stoffſammlung unſerer
Hei=
matkundler für die Erziehung fruchtbar gemacht werden. K.
Cp. Biebesheim, 8. Juli. Eröffnung des
Gurkenmark=
tes. Der bekannte Biebesheimer Gurkenmarkt wurde am Montag
er=
öffnet. Der Markt findet von jetzt ab zweimal in der Woche ſtatt; er
beginnt Montags nachmittags um ein Uhr und Donnerstag
vor=
mittags um zehn Uhr.
Bm. Bürſtabt, 7. Juli. Preisgekrönt. Die hieſigen
Geſang=
vereine „Harmonie‟, „Männergeſangverein” und „Sängerluſt” weilten
geſtern beim Preisſingen, in Horchheim bei Worms. Die beiden
Erſt=
genannten ſangen in der 1. Stadtklaſſe und errangen den 2. bzw. 3.
Preis. Die „Sängerluſt” errang in der 1. Landklaſſe den 2. Preis.
— Gernsheim, 9. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
8. Juli 0,84 Meter, am 9. Juli 0,87 Meter.
Das Marburger Schloßfeſt.
Ein Feſttag des Heſſenvolkes.
Marburg a. d. Lahn, 6. Juli.
Ein brühheißer Sommertag. Schwarze Wolken drohen am
Horizont. Ganz in der Ferne röhrt der Donner. Und die vielen
Menſchen, denen der Schweiß von der Stirne perlt, ſenden
ängſt=
liche Blicke nach oben, diskutieren, ob ſich das Wetter wohl halten
werde und der alten Schloßfeſttradition die Treue
be=
wahre. — Das Wetter hat ſich in der Tat beinahe gehalten. Der
Marburger Schloßpark erſtrahlte in ſeiner ganzen Schönheit und
ſtellte dem ſchönſten Sommerfeſt des Heſſenlandes
einen prächtigen Rahmen. Erſt gegen Abend klatſchten dicke
Tropfen auf die glutheiße Erde. Doch die Stimmung konnten ſie
nicht ſtören.
Um die Mittagsſtunde nimmt das Feſt ſeinen Beginn. Etwck
2000 Menſchen ſammeln ſich in dem feſtlich geſchmückten
Schloß=
parktheater, das nach Goethe und Shakeſpeare jetzt dem
heſſi=
ſchen Lied und dem Volkstanz und der
mundart=
lichen Dichtung gehören ſoll.
Ein Schwälmer Brautzug
eröffnet den Reigen der Veranſtaltungen. Voran die Muſik —
echte Schwälmer Kirmesmuſik mit ſchnauzbärtigen Mannern, die
beim Blaſen gewaltig die Backen blähen. Hinter ihnen ſchreitet
die Braut, von zwei weißgekleideten Brautführern geleitet. Dann
kommt der Bräutigam, den die Brautjungfern führen — und
ſchließlich der Gäſte große Schar. Die blonden Mädels mit
Rot=
käppchen und 18 ſich bauſchenden Röcken — die Burſchen mit flotten,
pelzverbrämten Huſarentſchakos und wehenden Kitteln. Ein Bild.
zum Entzücken, dieſe Blondköpfe in des Heſſenlandes ſchönſter
Tracht.
Die Glocken läuten; Böller knallen gen Himmel.
Das Hochzeitsfeſt beginnt.
Ein alter Schwälmer ſpricht. Braut und Bräutigam beben
das erſte Glas an die Lippen, das klirrend am Boden zerſchellt.
Ein frommes Lied erſchallt. Dann ſchreitet das junge Volk zum
Tanz. Ein Rheinwalzer, eine Polka=Mazurka, dann der
vom Publikum mit rauſchendem Beifall begrüßte Schwälmer Tanz.
Die Mädchen drehen und beugen ſich, daß die 18 Röcke im
Winde fliegen. Die Burſchen, führen ſie geſchickt, zum Takt der
Schwälmer Weiſen. Das Publikum iſt begeiſtert.
Auf die Schwälmer folgen die Erksdorfer
Mädels, von ihrem Lehrer Grunewald geführt, mit geradezu
end=
zückenden uralten Volkstänzen, die ſie ſelbſt mit Mandoline und
Gitarre ſehr hübſch zu begleiten wiſſen. Lange rote Gewänder mit
bunten Borten tragen ſie. Darüber grüne und blaue, reichbeſtickte
Bruſttücher; und ihre Tänze haben etwas wie Erinnerung an das
Rokoko mit ſeiner leichten, ſchwingenden Behendigkeit.
Im Anſchluß an die Tänze der Erksdorfer Jugend ſehen wir
e heſſiſch Stickche.
„Die ubleidlich Ellemutter” der Marburger
Mund=
artdichterin Martha Frohwein=Büchner. Der
volkstüm=
liche Humor des reizenden Werkchens wird von Laienſpielern und
=Laienſpielerinnen in urwüchſigem und natürlichem Ton
inter=
pretiert. Ein Stück Kirmesfreude wurde in die Stadt am Lahntal
getragen, und die ſtädtiſche Hörerſchaft nahm lebendigſt Anteil,
zu=
mal die Typen des Heſſendorfes, die Ellemutter, der Bauer, die
Bäuerin, die Mädels und die Burſchen ſo lebensecht und wahr vor
uns ſtanden, wie ſie aus ihrer Heimat zu uns gekommen ſind.
Der Beifall wollte kein Ende nehmen.
Nummer 189
Donnerstag, den 10. Juli 1930
Seite E
Die Beſtrebungen der Inder, ſich von der engliſchen
Herr=
ſchaft zu befreien, laſſen einen Rückblick auf die Gründung und
Entwicklung des engliſch=oſtindiſchen Reiches angezeigt erſcheinen.
Im Jahre 1600 wurde unter ſtarker Förderung der Königin
Eliſabeth die Engliſch=Oſtindiſche Handels=Compagnie
gegrün=
det, die bewaffnete Kauffahrer nach Indien ſchickte und dort
Han=
del trieb, aber auch durch Kaperei portugieſiſcher und ſpaniſcher
Schiffe ſich bereicherte. Durch mehrere Geſandtſchaften an den
Großmogul gelang es den Engländern, den Einfluß der
Portu=
gieſen, die bereits ſeit 1498 in Indien Fuß gefaßt hatten, immer
mehr zurückzudrängen, und beſonders der Sieg der Briten über
die Portugieſen in der Seeſchlacht am Swalley ſtärkte das
An=
ſehen der Erſteren. 1612 wurde die erſte engliſche Faktorei in
Surate gegründet, der bald mehrere andere folgten. 1624 erhielt
die Compagnie die Gerichtsbarkeit verliehen und vereinigte von
da an die politiſche Gewalt in ihren Beſitzungen mit dem
alleini=
gen Handelsprivileg. 1634 darf ſie Faktoreien in Bengalen
an=
legen, und ſchon 1645 erhält ſie von dem Großmogul das alleinige
Handelsmonopol in dieſer Provinz unter gleichzeitiger
Aus=
weiſung der Portugieſen. Deren Macht ſchwindet immer mehr,
ihr Hauptſtützpunkt Ormuz geht verloren, 1655 müſſen ſie alle ihre
Niederlaſſungen dem engliſchen Handel öffnen. 1654 wird das
1639 als erſter befeſtigter Platz (Fort St. Georg) beſetzte Madras
Hauptſtadt der engliſchen Beſitzung. 1661 kommt die wichtige
Inſel Bombay als Mitgift der Gemahlin Karls II., Katharina
von Portugal, an die engliſche Krone, die es 1668 an die
Com=
pagnie abtritt. Mit den gleichfalls ſeit 1594 in Indien tätigen
Holländern gab es große Schwierigkeiten; das Blutbad von
Amboina 1622 zwang die Engländer, die Inſeln gänzlich den
Niederländern zu überlaſſen, die ſie ja heute noch beſitzen,
wäh=
rend ſie auf dem Feſtlande niemals nennenswerte Bedeutung
erlangten.
Das 18. Jahrhundert ſteht in Indien gleichlaufend mit den
entſprechenden Kriegen in Europa und Amerika unter dem
Zei=
chen des Ringens um die Vorherrſchaft zwiſchen England und
Frankreich. Die 1664 von Colbert gegründete Franzöſiſch=
Oſt=
indiſche Compagnie erwarb 1674 Pondicherry und Tſchandernagor
(bei Kalkutta). Die Streitigkeiten der indiſchen Fürſten
unter=
einander wurden von beiden Rivalen geſchickt benutzt; die
Fran=
zoſen, beſonders unter der Führung des tüchtigen Duplaix, waren
anfangs meiſt im Vorteil. 1746 wurde ſogar Madras den
Eng=
ländern entriſſen, allerdings 1748 durch den Frieden zu Aachen
wieder zurückgegeben. Das Blärtchen wendet ſich aber, als Clive
den Befehl über die Engländer erhält. Er ſchlägt die
Fran=
zoſen 1751 bei Ascot, nimmt 1752 ein ganzes franzöſiſches Corps
gefangen und ſtellt dann die Ordnung in Bengalen wieder her.
Dort hatte der Nabob Suradſch ud Daulah 1756 Kalkutta
ein=
genommen und 146 gefangene Engländer in einen Raum von
nur 20 Quadratmeter, das ſogen, ſchwarze Loch, eingeſperrt,
die bis auf 23 den Erſtickungstod ſtarben. Clive nimmt nun das
franzöſiſche Tſchandernagor und ſchlägt dann mit nur 900
Eng=
ländern und 2200 indiſchen Soldaten, ſogen. Seapoys, allerdings
mit Hilfe von Verrat, das 60 000 Mann ſtarke Heer des Nabob
bei Plaſſey am 26. 6. 1757. Kalkutta ward daraufhin am 2. 1.
1758 wieder von den Engländern beſetzt. Sodann zwang Clive
den durchaus tüchtigen franzöſiſchen General Lally Tolendal,
der nach Einnahme des engliſchen Forts David Madras
be=
lagerte, zum Rückzug und nahm den Franzoſen mehrere feſte
Plätze, 1761 auch ihre Hauptſtadt Pondicherry ab. Im Frieden
von Paris 1763 erhielten dieſe dann Pondicherry und noch 4
kleinere Plätze zurück, die ſie bis heute noch beſitzen, aber die
Oberherrſchaft der Engländer in Indien war ſeitdem unbeſtritten.
In Bengalen erlangten die Engländer immer mehr Rechte.
Die ſich dagegen wehrenden bengaliſchen Fürſten wurden 1764
von Clive bei Bukſar geſchlagen, und ſeit 1765 übten die Briten
in den Provinzen Bengalen, Bihar und Oriſſa die volle Militär=
und Zivilgewalt im Namen des Großmoguls aus. In
Süd=
indien waren ſie aber weniger glücklich, die ſchweren Kämpfe
gegen Haider Ali von Maiſur und den mit ihm verbündeten
Neiſam von Haiderabad endigten 1769 mit einem für England
nicht ſehr günſtigen Vertrag. Außerdem waren trotz der
Eroberun=
gen in Nordindien und trotz der oft rieſigen Beute die Kaſſen der
Compognie leer. 1773 wurden daraufhin vom Parlament die Rechte
der Compagnie beſchränkt, und ein von der Krone ernannter
Generalgouverneur trat an die Spitze der nunmehr in Kalkutta
befindlichen Regierung. Der erſte Generalgouverneur Warren
Haſtings 1774—85, ein Mann von ungewöhnlichem Talent und
außerordentlicher Energie, aber auch abſoluter Rückſichtsloſigkeit
gegen alles, bereinigte die Finanzen, organiſierte trefflich die
Verwaltung, erweiterte das engliſche Gebiet den Ganges
auf=
wärts, erwarb auch im Süden neue Gebiete und beendigte den
wieder erneuten Krieg mit Maifur 1784 nach dem 1782 erfolgten
Tode Haider Alis. Nach Warren Haſtings” Abberufung ging die
Ausdehnung der britiſchen Herrſchaft unter geſchickter Ausnutzung
der Eiferſucht der indiſchen Fürſten weiter. Haider Alis Sohn,
Tippu Sahib, wurde von den Engländern, diesmal mit Hilfe
des Neiſams von Haiderabad und der Maharatten, 1761 bei
Bengalor geſchlagen, in ſeiner Hauptſtadt Seringabatam
einge=
ſchloſſen und mußte 1792 einen Teil ſeines Landes abtreten. Als
er 1799 den Krieg erneuerte, fiel er bei der Erſtürmung von
Seringabatam, und der größte Teil von Maiſur wurde von den
Engländern annektiert. Auch die Maharatten wurden nach und
nach unterworfen, ſo der Scindia von Gwallior 1803 bei Aſſetze
geſchlagen, der Holkar von Indor 1817 bei Mehidpur. Als Frucht
eines Krieges 1814—16 gegen den Himalaia=Gebirgsſtaat Nepal,
die Heimat der kriegeriſchen Gurkhas, der übrigens ſeine
Unab=
hängigkeit bis heute gewahrt hat, erhielt England die
Land=
ſchaften Kamun und Garwhal. 1825 begann der Krieg gegen
Birma, das nach der dreitägigen Schlacht bei Promeſi im Frieden
von Yandabu 1826 ſeine Küſtenprovinzen Aſſam, Arakan und
Tenaſſerim den Engländern abtreten mußte, die dadurch auch in
Hinterindien Fuß faßten.
Die ſchwerſten Kämpfe hatten die Engländer mit den
Af=
ghanen zu beſtehen. 1838 miſchten ſie ſich in Thronſtreitigkeiten
afghaniſcher Fürſten, beſetzten Kandahar und Ghasni, nahmen
Doſt Mohammed, den Gegenkandidaten ihres Schützlings Schah
Sudſchah, gefangen und ließen 9000 Mann als Beſatzung in
Afghaniſtan zurück. 1841 wurden aber die in Kabul befindlichen
Engländer ermordet. 6 000 Engländer mußten den Rückzug
an=
treten, aber nur 270 Soldaten und 2000 Köpfe Troß erreichten
Indien. 1842 erſt konnte Kabul wieder beſetzt werden, wurde
aber nach 4 Wochen aus politiſchen Gründen wieder geräumt.
Die Landſchaft Sindh am unteren Indus blieb jedoch in Händen
der Engländer. Eine Folge des Afghanen=Krieges war der Krieg
gegen die Sikhs, die tapferen und militäriſch durch Rundſchit
Sing ſehr gut organiſierten Bewohner des Fünfſtromlandes
(Pandſchab). Dieſe wurden 1845 in 2 ſchweren Schlachten
ge=
ſchlagen und zum Frieden von Lahur gezwungen. Als ſie ſich
1848 von neuem erhoben, wurden ſie wieder geſchlagen und
verloren 1849 ihre Selbſtändigkeit. Ein zweiter Krieg mit Birma
1852 führte nach anfänglichen Niederlagen zum Siege und zur
Eiverleibung der Provinz Pegu.
1857 brach der Aufſtand der indiſchen Truppen (Seapoys)
aus, der die engliſche Herrſchaft gewaltig erſchütterte.
Ungerech=
tigkeiten und Willkürakte gegen die indiſchen Fürſten, Bedrückung
und Ausſaugung des Volkes und religiöſer Haß waren die
Ur=
ſachen, die Einführung eines neuen Patronenſchmiermittels, von
deſſen Beſtandteilen Rindertalg und Schweineſchmalz erſteres
die Hindus, letzteres die Mohammedaner beleidigte, der äußere
Vorwand. Unter 250 000 Mann in Indien befanden ſich nur
30 000 Briten. In Mirut bei Delhi meuterten am 9. 5. 1857 die
Truppen und töteten die engliſchen Offiziere und ihre Familien.
Zwei Tage ſpäter folgte Delhi, die alte Hauptſtadt der
Groß=
moguln, der Aufſtand ergriff bald ganz Hindoſtan. Vielfach
wurde die geſamte europäiſche Bevölkerung einſchließlich Frauen
und Kinder unter gräßlichen Martern ermordet, ſo beſonders in
Delhi und Kanpur, hier auf Befehl Nena Sahibs, deſſen Name
noch lange in England als Kinderſchreck gebraucht wurde, wie
ſeinerzeit der Hannibals in Rom. Aber die Engländer rafften
ſich mit bewundernswerter Energie auf. Der Aufſtand war
zu=
nächſt nur im Norden ausgebrochen, ſpätere Meutereiverſuche im
Süden wurden im Keime erſtickt. Und vor allem die Sikhs des
Pandſchab und die Gurkhas aus (dem nicht zum anglo=indiſchen
Reiche gehörigen) Nepal blieben treu. So kam bald der
Um=
ſchwung. Nach dreimonatiger Belagerung in verzweifeltem Kampf
gegen uberlegenen, fanatiſchen Feind, Sommerhitze und Cholera
wurde Delhi unter großen Verluſten erſtürmt. Dann fielen auch
die übrigen Stützpunkte der Rebellen, ſo nach ganz beſonders
ſchweren Kämpfen Laknau 1858. Das Strafgericht der Engländer
war hart und grauſam, aber ſchließlich den Taten der
Aufſtän=
diſchen angemeſſen. Anfang 1859 war der Aufſtand beendet.
Seine wichtigſte Folge war die Aufhebung der Herrſchaftsrechte
der oſtindiſchen Compagnie. Dieſe wurden der engliſchen Krone
übertragen, der Generalgouverneur erhielt den Titel Vizekönig.
Der Großmogul, ſchon vor dem Aufſtand nur ein Scheinherrſcher,
wurde abgeſetzt.
Militäriſch war ſeit dem großen Aufſtand die Stellung der
Engländer in Indien geſichert. 1884—65 in einem Krieg gegen
den Himalaiaſtaat Bhutan zwangen ſie dieſen zu
Gebietsabtre=
tungen und Oeffnung der Grenze. 1886 wurde das Kaiſerreich
Birma völlig annektiert. In Afghaniſtan, wo abwechſelnd
ruſ=
ſiſcher und engliſcher Einfluß vorherrſchte, beſetzten die Engländer
1877 Quetta; Februar 1879 rückten, als Afghaniſtan die
Genug=
tuung wegen Beleidigung einer engliſchen Geſandtſchaft
ver=
weigerte, die Briten in 3 Kolonnen in dieſes Land ein und
be=
drohten nach mehreren ſiegreichen Gefechten Kabul. Die
Ober=
aufſicht Engliſch=Indiens über Afghaniſtan wird vertragsmäßig
anerkannt, aber ſchon im September 1879 die engliſche
Geſandt=
ſchaft, 67 Perſonen, in Kabul ermordet. In den nun folgenden
Kämpfen fochten die Engländer mit wechſelndem Glück;
mehr=
fach war die Lage ſehr kritiſch, bis ihr Sieg bei Kandahar unter
Geneval Roberts ihr Anſehen wieder herſtellte. Auf eine dauernde
Beſetzung oder Beherrſchung Afghaniſtans mßten ſie aber
ver=
zichten. Ein afghaniſcher Grenzſtamm, die Afridis, wurden
1895—96 nach harten Kämpfen unterworfen, 1896 Kafiriſtan
be=
ſetzt. 1907 erkannte Rußland Afghaniſtan als engliſche
Intereſ=
ſenſphäre an. Während des Weltkrieges kam es 1915 zu einem
Einfall afghaniſcher Truppen gegen Peſchauer. Schließlich
er=
kannte England im Vertrag von Kabul vom 22. 9. 1921 die
Umab=
hängigkeit Afghaniſtans an und zahlt ſeitdem dem Emir
be=
ſtimmte Jahrgelder.
Durch die geſchilderten Ereigniſſe gelangte England in
Be=
ſitz eines Reiches von 4 764 000 Quadratkilometer mit 319 600 000
Einwohnern, wovon 1837 000 Quadratkilometer mit 71 936 000
Einwohnern auf Eingeborenenſtaaten mit einer ſcheinbaren
Selb=
ſtändigkeit im Inneven kommen, das Uebrige unmittebar unter
engliſcher Verwaltung ſteht. Die 563 Eingeborenenſtaaten
wech=
ſeln an Größe von dem Gebiet einiger Gebirgsdörfer bis zu
Ländern von der Ausdehnung Italiens (wie Haiderabad). Sie
ſind durch mannigfache, teilweiſe recht umklare Verträge
gebun=
den und beſitzen teils ziemlich große Selbſtändigkeit in der inneren
Verwaltung, teils ſtehen ſie auch im Kleinen unter genauer
Auf=
ſicht engliſcher Beamter. Alle auswärtigen Angelegenheiten
be=
ſorgt England, Ausländer dürfen nur mit engliſcher
Geneh=
migung in Dienſt genommen werden, und die Fürſten ſind zur
Geſtellung von Truppen oder Bezahlung für ſolche verpflichtet,
ſowie auch zur Abgabe der für militäriſche Zwecke oder
Eiſen=
bahnen benötigten Ländereien. Die innere Verfaſſung der
ein=
zelnen Staaten hat die Form der abſoluten Monarchie mit
Aus=
nahme von Maiſur, das einen Landtag beſitzt.
Die Verwaltung des rein engliſchen Gebiets befindet ſich ſeit
der Uebernahme der Hoheitsrechte durch die Krone Englands
1858 dauernd in der Entwicklung, und auch den Eingeborenen
haben die Reformen wanchen Vorteil gebracht, obwohl die
jetzigen Ereigniſſe ja zeigen, daß dies den indiſchen Nationaliſten
keineswegs genügt. 1861 traten die erſten Inder in die
Prä=
ſidentſchaftsräte ein. 1877 wurde die Königin Victoria zur
Kaiſerin von Indien proklamiert, ein Ereignis, das auf die Art
der Verwaltung Indiens aber keinerlei Einfluß hatte. 1885
tagte zum erſten Male der indiſche Nationalkongreß, eine
Ver=
tretung der Intelligenz des Hindutums. Seine Forderungen
waren durchaus gemäßigt, ſie beſchäftigten ſich hauptſächlich mit
religiöſen und ſozialen, aber auch ſchon mit politiſchen Reformen,
denken aber noch nicht an Selbſtändigkeit. Aber ſchon 1893
er=
ſcheint eine radikalere Richtung, die politiſche Selbſtändigkeit
(Swaraj) fordert. 1900 finden wir ſchon bei den Hindus
Ter=
rorakte und Boykott engliſcher Waren, 1906 ſchloſſen ſich auch die
Mohammedaner, die bisher aus Haß gegen die Hindus treu zu
England ſtanden, zur All Indian Moslem league zuſammen.
Dafür erfolgte aber 1907 ſehr zu Englands Vorteil eine
Tren=
nung der gemäßigten und radikalen Partei der Hindus.
Immer=
hin ſah ſich England zu Zugeſtändniſſen gezwungen. 1907 unter
Lord Minto als Vizekönig begann die Aera der Reformen. In
dieſem Jahre traten Inder in die Räte des Staatsſekretärs für
Indien und des Vizekönigs ein, 1909 auch in die Exekutiv= und
Legislativräte auf Grund von Wahlen. 1911 wurde die alte
Mogulſtadt Delhi wieder Hauptſtadt an Stelle von Kalkutta. In
die höheren Beamtenſtellen wurden Inder zugelaſſen, ſeit 1919
können ſie es in der indiſchen Armee bis zum
Regimentskomman=
deur bringen. Seit 1917 hat Indien Stimme auf der
Reichs=
konferenz, es unterzeichnete den Verſailler Vertrag und hat im
Völkerbund Sitz und Stimme. 1921 erhielt es auch eine
Ver=
faſſung. Dem Vizekönig ſteht ein Exekutivrat (d. h. ein
Mini=
ſterium) von 7 Mitgliedern, davon 3 Indern, zur Seite. Die
Funktionen des Landtags werden von 2 Kammern ausgeübt, dem
Staatsrat von 33 gewählten und 27 ernannten, und der
geſetz=
gebenden Verſammlung von 104 gewählten und 41 ernannten
Mitgliedern. Wahlrecht haben aber von der indiſchen
Bevöl=
kerung nur wenig mehr als 2 Prozent. Ein Fürſtenrat hat
ledig=
lich beratende Befugniſſe. Dieſe Reformen haben aber die
ent=
ſtehende Selbſtändigkeitsbewegung nicht zum Stillſtand
brin=
gen können. 1916 fanden ſich Gemäßigte und Extremiſten wieder
zuſammen, und auch die Liga der Mohammedaner ſtellte ein
ge=
meinſames Programm mit dem Kongreß der Hindus auf.
Wirt=
ſchaftliche Not, das durch den Weltkrieg überall erwachende
Na=
tionalgefühl, das Entſtehen einer Induſtrie mit ihren ſozialen
Problemen (ſeit 1920 gibt es in Indien eine
Gewerkſchaftsbewe=
gung) ſchließlich wohl auch der Einfluß des ruſſiſchen
Bolſchewis=
mus laſſen es mehrfach zu Unruhen kommen, die wiederum ſcharfe
Maßregeln der Engländer hervorrufen, teilweiſe ſogar recht
bru=
taler Art, wie z. B. das Blutbad von Amritſar.
Wohin dieſe Bewegung noch weiter führt, läßt ſich nicht
vor=
ausſagen. Soviel ſteht jedoch feſt, England wird noch ſchwere
Zeiten in Indien erleben, aber es wird ſicher bis zum letzten
Mann und letzten Schilling kämpfen, ehe es die Herrſchaft in
Indien ganz aufgibt, die ja für das Beſtehen Englands als
Großwacht eine Lebensnotwendigkeit iſt.
Wichtig für die Frage der Ausſichten in einem eventuellen
Kampf iſt natürlich die Hältung der eingeborenen Truppen. Und
entſcheidend kann ſchließlich nur ein Kampf ſein; der friedliche
Widerſtand Gandhis muß ſich enteder totlaufen oder in einen
gewaltſamen Widerſtand ausarten. Seit 1858 haben nun die
Truppen immer treu zu England gehalten. Sie ſind ſogar häufig
außerhalb Indiens verwendet worden, ſo 1868 gegen Abeſſinien,
1878 in Zypern bei der Bedrohung Konſtantinopels durch
Ruß=
land, 1882 gegen Arabi Paſcha in Aegypten, in den folgenden
Jahren bei Sauakin gegen die Mahdiſten, gegen die Boxer in
China und ſchließlich im Weltkrieg in Meſopotamien, Oſtafrika
und Fvankreich. Durch geſchickte Ausnutzung der Gegenſätze
zwi=
ſchen Hindus und Mohammedanern, durch beſonders ſtarke
Durch=
ſetzung der Truppen mit Gurkhas und Sikhs, die wieder völlig
verſchieden an Raſſe und Religion von den übrigen Indern ſind,
haben die Engländer immer ihre Macht zu bewahren gewußt.
Von jeder Brigade (den Regimentsverband kennt man in
Eng=
land nicht) iſt immer ein Batl. Engländer und 3 Batl.
Ein=
geborene, aber von verſchiedenen Sorten, z. B. 1 Batl. Gurkhas,
1 Batl. Sikhs, 1 Batl. Pathans. Und die Artillerie und die
be=
ſonders heutzutage ſo wichtigen techniſchen Truppen ſind faſt
ausnahmslos Engländer. Allerdings 1857 haben Hindus und
Mohammedaner zuſammen an der großen Meuterei
teilgenom=
men, und auffallenderweiſe ſcheinen diesmal die ſchärfſten
Un=
ruhen in Peſchauer geweſen zu ſein, alſo im Gebiet der bisher
immer als beſonders treu angeſehenen Sikhs.
Sch.
Geſchäftliches.
Eine gute Bratenſoße war von jeher der Stolz der Hausfrau;
ihre Zubereitung erfordert viel Aufmerkſamkeit und Verſtändnis.
Heute ſtellt man ſie einfach mit Hilfe der von Maggi neu
heraus=
gebrachten Bratenſoße (in Würfelform) her. Ein ſolcher Würfel
ergibt ohne Umſtände, nur durch Aufkochen mit Waſſer, 1 Liter
vorzügliche Soße, die man zu Braten aller Art, Nieren, Gulaſch.
Nudeln, Klößen, Kartoffelgerichten uſw. verwenden kann. Machen
Sie einen Verſuch, und Sie werden Maggis Bratenſoße ebenſo
ſchätzen wie die altbekannten Qualitätserzeugniſſe der Maggi=
Geſellſchaft.
Wetkerbericht.
Ausſichten für Donnerstag, den 10. Juli: Bewölkung mit Aufheiterung
abwechſelnd, noch mäßig warm, meiſt trocken.
Ausſichten für Freitag, den 11. Juli: Teils heiter, teils wolkig, wärmer.
Maenn Mncche
Verantwortich für Poiltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuhle:
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
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Seite 20
Donnerstag, den 10. Juli 1930
Nummer 185
Amerntds „ollae Jangen in Beitilt.
Die amerikaniſchen Matroſen auf der Terraſſe
von Sansſouci.
Oben im Kreis: „Knipſen” der
Land=
ſport der Matroſen=Beſucher. Unten:
Wie gut ſchmeckt das verbotene Bier.
400 Mann der Beſatzung des amerikaniſchen Geſchwaders, das zurzeit im Kieler Hafen liegt,
haben Berlin und Potsdam einen Beſuch abgeſtattet und in den eineinhalb Tagen von Sansſouci
bis zur fröhlichen Bierrunde ein umfangreiches Programm abgewickelt.
Bus große Zarnerſeit W sräntfdrt A. d. Bber.
Lebende Spirale,
dargeſtellt bei den Maſſenvorführungen auf dem großen Brandenburgiſchen Turnerfeſt, an dem ſich
über 10 000 Turner aktiv beteiligten.
„Graf Zeppelin”
zur Nordlandfahrk geſtarkei.
Friedrichshafen. „Graf Zeppelin” iſt
Mittwoch früh um 0.30 Uhr trotz ſtarker
Höhen=
winde zur Nordlandfahrt unter Führung Dr.
Eckeners geſtartet. Die ungefähre Fahrtroute
iſt folgende: über Hamburg, Bremen, Nordkap
bis Spitzbergen, dann zurück über Finnland, an
der ſchwediſchen Küſte entlang, über Dänemark
zurück nach Friedrichshafen. Das Luftſchiff wird
am Freitag abend oder am Samstag nach
Fried=
richshafen zurückerwartet.
Das Luftſchiff paſſierte auf ſeiner
Nord=
landfahrt geſtern morgen 5.10 Uhr Köln und
gegen 5.30 Uhr die Stadt Düſſeldorf. Es flog
ſehr niedrig und entſchwand in nördlicher
Rich=
tung.
Amſterdam. Das Luftſchiff „Graf
Zeppe=
lin” hat geſtern morgen um 6.30 Uhr die
nie=
derländiſche Grenze bei Groesbeck überflogen,
von wo es mit dem niederländiſchen Lufthafen
Waalhaven bei Rotterdam in Verbindung trat.
Das Luftſchiff flog in ziemlicher Geſchwindigkeit
nach Amſterdam, wo es gegen 8 Uhr erſchien.
Es kreiſte zweimal über der Stadt und ſchlug
dann nordweſtliche Richtung ein. Von Helder
aus, das um 9 Uhr überflogen wurde,
ver=
ſchwand es in nordöſtlicher Richtung mit Kurs
auf die holländiſchen Inſeln.
Wie die Hamburg—Amerika=Linie mitteilt,
befand ſich das Luftſchiff „Graf Zeppelin” am
Mittwoch, um 11 Uhr M.E.3., auf 54,25 Grad
nördlicher Breite und 3,10 Grad öſtlicher Länge,
das iſt nordweſtlich der Inſel Gröningen. Das
Luftſchiff hatte Kurs Nordoſt.
„Graf Zeppelin” an der norwegiſchen Küſte.
Wie die Hamburg=Amerika=Linie mitteilt,
be=
fand, ſich „Graf Zeppelin” am Mittwoch um
17,15 Uhr M.E.3 über Udſire an der
norwe=
giſchen Küſte ſüdlich des Hardangerfjords.
Arthur v. Weinberg, Ehrenbürger der Stadt
Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M. Die geſtrige
Stadt=
verordnetenverſammlung hat in nichtöffentlicher
Sitzung auf Antrag mehreren Fraktionen
be=
ſchloſſen, dem bekannten Großinduſtriellen
Ar=
thur v. Weinberg in Anbetracht der Verdienſte,
die er ſich um die Entwicklung der Stadt
Frank=
furt a. M. erworben hat, anläßlich ſeines
bevor=
ſtehenden 70. Geburtstages das
Ehrenbürger=
recht der Stadt Frankfurt a. M. zu verleihen.
Ausſtellung des Welfenſchatzes in Frankfurt.
Frankfurt a. M. Ab 1. Auguſt wird der
Welfenſchatz in der Galerie des Städelſchen
Kunſtinſtituts mehrere Wochen ausgeſtellt. Sie
umfaßt ſämtliche Werke des ehemaligen Schatzes
des Braunſchweiger Doms, bis jetzt im Beſitz
der Herzöge von Braunſchweig.
Geh. Juſtizrat Dr. Hermann Diekrich f
Dr. Hermann Dietrich,
s langjährige Mitglied des preußiſchen
Land=
gs. bis 1924 Vizepräſident der deutſchen
ationalverſammlung und des deutſchen
Reichs=
gs, iſt im Alter von 74 Jahren geſtorben.
jetrich war ſeit 1910 Vorſitzender des
General=
verbandes der ländlichen Genoſſenſchaften.
Die Kakaſtrophe des Waſſerf!
Der ausführliche Bericht des Kapikäns Kuring. — Fünf Toke des
Flugzeug=
unglücks. — Der Segler „Spes” in Skralſund.
O.
Die Urſache der Kakaſtrophe.
Dornier=Wal vom Typ des D 864.
Kapitän Kuring, der Führer des vorgeſtern
bei Bornholm verunglückten Waſſerflugzeuges
der Deutſchen Lufthanſa, hat in der
vorver=
gangenen Nacht aus Rönne auf Bornholm ein
Telegramm an die Deutſche Lufthanſa geſandt,
das folgenden Wortlaut hat:
„16.20 Uhr ſtarkes Schlagen in der Maſchine,
worauf Motor abgeſtellt. Verluſt des
Propel=
lers beobachtet. Motorgetriebewelle gebrochen
und Propeller abgeflogen. Propeller die
Radio=
ſtation zerſtört. Motorſegler „Maja” kommt auf
Notſignal und ſchleppt ab 16.30 Uhr Richtung
Bornholm. Paſſagiere können wegen Seeganges
nicht übergeben werden. Schleppmanöver geht
zwei und eine halbe Stunde ohne Zwiſchenfälle.
Paſſagiere haben Schwimmweſten angelegt und
ſind über Funktion unterrichtet worden; haben
gute Stimmung. 19 Uhr wirft plötzlich ſtarke
Windböe Maſchine aus dem Wind und taucht
mit Steuerbordflügel ein. Auf mein Kommando
„Alle Mann über Bord!” verlaſſen alle
Men=
ſchen Maſchine. Beobachte noch, wie Schleppboot
zum Rettungsmanöver beidreht und ſpringe
dann von Maſchine weg. Nachdem ich an
Waſ=
eroberfläche aufgetaucht, liegt Maſchine
kiel=
oben. Ich befreie mich vom Mantel und mache
Schwimmweſte klar. Dame (Frl. Nortrop)
ſchwimmt fünf Meter von mir entfernt ruhig
im Waſſer. Ich verſuche, ſie auf das
Flugboot=
wrack zu ziehen, doch inzwiſchen auf Windſtärke 5
anwachſender Seegang verhindert es, und ſie
treibt ab. Motorſegler paſſiert das Wrack in
geringer Entfernung und wirft Rettungsringe
aus. Mit mir geretteter Paſſagier (Erikſon)
er=
klettert auch Wrack und verſucht, älteren
deut=
ſchen Herrn (Brackelsberg) an Bord zu ziehen,
aber ohne Erfolg. Der Motorſegler legte ſich
nun in Lee über, um zunächſt die treibenden
Perſonen aufzunehmen. Nach 45 Minuten kommt
Segler zum Wrack zurück, um uns aufzunehmen.
Inzwiſchen iſt vom Flugzeug das Rumpfende
abgebrochen. 20 Uhr nimmt mich Motorſegler
als Letzten auf. Zurückgekommene Motorjacht
(„Spes”) beteiligt ſich an Rettungsmanöver
und hat nach Ausſagen des Schoners („Maja”)
mindeſtens zwei Perſonen gerettet. Motorſegler
mußte 21 Uhr Rettungsarbeiten aufgeben, da
Schraube defekt, und fährt nach Nexö.
Motor=
jacht „Spes” bleibt noch an der Unglücksſtelle.
Von Motorjacht noch keine Nachricht erhalten.
Nach einer Meldung aus Stettin hat der
dortige Flugleiter Nachrichten von dem Kapitän
des Motorſeglers „Spes” erhalten. Der
Damp=
fer iſt auf der Inſel Riems bei Greifswald
ein=
gelaufen. Nach Auskunft von Kapitän Born
be=
fand ſich der Dampfer „Spes” am Montag an
der Unglücksſtelle und verſuchte, ſich an dem
Rettungswerk zu beteiligen. Infolge des ſtarken
Seeganges ſei es jedoch nicht möglich geweſen,
an das Wrack heranzukommen und die
Verun=
glückten aufzunehmen. Auf Grund dieſes
Be=
richtes muß bedauerlicherweiſe mit der Tatſache
gerechnet werden, daß die Paſſagiere Birk.
Bra=
kelsberg, Burgholter und Frl. Nortrop ſowie
der Flugzeugfunker Tippmann ums Leben
ge=
kommen ſind.
Der Segler „Spes” nachdem ſeit dem
Un=
glück des D 864 überall geſucht wurde, iſt geſtern
in Stralſund eingelaufen. Als Urſache des
Un=
glücksfalles nimmt man jetzt als
höchſtwahr=
ſcheinlich an, daß der hintere Propeller
abge=
ſprungen iſt und die eine Tragfläche aufgeriſſen
hat, worauf ſofort eine Notlandung
vorgenom=
men werden mußte.
Ein 14jähriger Lebensretter.
Kaſſel. In Fürſtenhagen rettete ein 14 Schüler ein ſechsjähriges Mädchen, das
beim Baden in einem Teich untergegangen war.
Wegen einer Streichholzſchachtel ermordet.
Wanne. Zwiſchen einem 42jährigen
Ar=
beiter und einem 65jährigen Invaliden kam es
wegen einer Streichholzſchachtel zu einer
Aus=
einanderſetzung, in deren Verlauf der Invalide
den Arbeiter ſo ſchwer verletzte, daß er bald
darauf ſtarb. Er hinterläßt fünf Kinder.
Zur Aufklärung der Nachterſtedter Mordtat.
Magdeburg. Nachdem Frau Koch das
Verſteck der Mordwaffe verraten hatte, wurde
das Gewehr in dem um Hoym herumfließenden
Mühlgraben aufgefunden. Koch beſtreitet bisher
noch immmer die Tat,
50. Verbandstag des Deutſchen Fleiſcherverbands
Berlin. Der 50. Verbandstag des
Deut=
ſchen Fleiſcherverbands, zu dem über 1300
Dele=
gierte nach der Reichshauptſtadt gekommen ſind,
nahm geſtern früh hier ſeinen Anfang. Nach der
Eröffnung der Tagung durch den
Verbandsvor=
ſitzenden Lammertz, ſprach Miniſter Dr. Schiele.
Er ſtellte Maßnahmen zur Löſung des
Fettpro=
blems in Ausſicht. In Berlin und im Reich
wür=
den zunächſt drei Fettſchmelzen geſchaffen, um
der Einfuhr ausländiſchen Fettes
entgegenzu=
treten.
Schwerer Einbruchsdiebſtahl in Karlsbad.
Karlsbad. Im Hotel „Imperial” wurden
Schmuckgegenſtände im Wert von über 400 000
Mark geſtohlen. Die Polizei hat die Behörden
der Nachbarländer verſtändigt, da man
an=
nimmt, daß der Täter über die Grenze flüchtet.
Kohlenſäure-Ausbruch fordert
67 Todesopfer.
Breslau, 9. Juli.
Auf dem Kurt=Schacht in Hausdorf, im
Neu=
roder Revier, erfolgte am Mittwoch nachmittag
auf Sohle 2 und 3 ein ſtarker
Kohlenſäureaus=
bruch. In den betreffenden Teilen der Grube
befanden ſich zwei Steigerabteilungen von
zu=
ſammen 201 Mann. Bis um 22 Uhr
waren im ganzen 67 Leichen
gebor=
gen. Die Rettungsmannſchaften der
umliegen=
den Gruben arbeiten fieberhaft, um vielleicht
noch einen Teil der Arbeiter lebend bergen zu
können. Vor den Werksanlagen drängt ſich eine
unüberſehbare Menſchenmenge zuſammen, und
herzzerreißende Szenen ſpielten ſich beim
Be=
kanntwerden der Namen der Toten ab. Zurzeit
ſind die Unterſuchungen noch im Gange.
Bis gegen 11 Uhr waren von den
eingeſchloſ=
ſenen Bergleuten 48 lebend zutage gebracht. Da
ſie meiſt an Vergiftungserſcheinungen litten,
mußten ſie in Krankenhäuſer verbracht werden.
Heftige Unwetter in Jugoſlawien.
Belgrad. In den letzten Tagen wurden
zahlreiche Gegenden Jugoſlawiens von heftigen
Stürmen und Wolkenbrüchen heimgeſucht. Am
ſchwerſten wütete das Unwetter in Serajewo,
wo 50 Häuſer abgedeckt wurden und das
Mina=
rett der älteſten Moſchee umſtürzte. Der Schaden
beläuft ſich auf mehrere Millionen Dinar.
Die Tätigkeit des Veſuvs.
Rom. Die Auswurftätigkeit des Veſuvs
dauert an. Die glühende Lava ergießt ſich in
eine Art Flußbett von 10 Meter Breite, mit
einer Geſchwindigkeit von etwa 30
Millime=
tern in der Sekunde.
Der Flieger Mermoz hat den Rückflug von Süd=
Amerika angetreten.
Paris. Der franzöſiſche Flieger Mermoz
ſtartete am Mittwoch, um 21.40 Uhr M.E.3.
etwa 30 Kilometer nördlich von Natal. Mermoz
hofft, in etwa 21 Stunden Dakar zu erreichen.
Kurz vor Mitternacht befand ſich Mermoz
zwi=
ſchen der Inſel Fernando do Noronha und dem
St. Paulsfelſen.
Der Bruder des Grafen Chriſtian
Skolberg erkrunken.
Theodor Graf Stolberg,
der Bruder des unglücklichen Vatermörders auf
Schloß Jannowitz, iſt bei einem Bootsunglück
auf der Havel bei Potsdam ertrunken.
Nummer 189
Donnerstag, den 10. Juli 1930
Opott Spier
Hunodan im Boenontt Guu der 9.4.
Der 6. Juli brachte folgende Ergebniſſe:
Groß=Bieberau 1. — Erbach 2. 3:3; Groß=Bieberau 2. —
Georgen=
hauſen 1. 11:2; Richen 1. — Reinheim 1. 7:5; Richen 2. — Reinheim 2.
7:3; Gundernhauſen 1. — Habitzheim 1. 8:3; Habitzheim 2. —
Leng=
feld 2. 2:2; Klein=Umſtadt 2. — Schlierbach 1. 10:3; Kirch=Brombach 1.
— König 1. 15:4; Kirch=Brombach 2. — König Jgd. 3:3; Klein=
Zim=
mern 1. — Heubach 1. 7:4: Momart 2. — Erbach 3. 7:5.
Trotz der Hitze wurden einige Spiele durchgeführt, ebenſo der Schiri=
Lehrgang in Mümling=Grumbach mit anſchließenden Prüfungsſpielen.
Bei Freundſchaftsſpielen dürfte es nicht vorkommen, daß 2.
Mannſchaf=
ten mit der halben 1. Mannſchaft angerückt kommen. Die
Vereinslei=
tungen ſollten hier ihren Spielmannſchaften ganz energiſch das
Untur=
neriſche ſolchen Handelns vor Augen halten.
Erbach findet ſich ſchnell und geht mit 2 Toren in Führung. Nach
dem Wechſel kommt Groß=Bieberau auf und kann dreimal hintereinander
einſenden. Obwohl Erbach bald ausgleicht, reicht es zum Siegestreffer
nicht mehr. Richen, das ſich beſonders in der zweiten Spielhälfte
durch=
ſetzt, hat den beſſeren Torſchuß und gewinnt verdient. Vor der Pauſe
drückt Gundernhauſen und ſtellt das Ergebnis auf 6:1. Nach ihr nimmt
Habitzheim eine kleine Umſtellung vor, ſo daß es nun im Feldſpiel
über=
legen wird, jedoch verſteht es nicht, genügend Torgelegenheiten
heraus=
zuarbeiten. Klein=Umſtadt iſt die beſſere Mannſchaft, der Sieg iſt etwas
zu hoch ausgefallen. Königs 1. wird in Kirch=Brombach überfahren und
muß eine hohe Niederlage einſtecken. Die letzten ſchönen Erfolge ſcheinen
die Mannſchaft zu ſiegesgewiß gemacht zu haben. Dem Treffen Klein=
Zimmern — Heubach 1. mangelt es an Tempo. Heubachs
Hintermann=
ſchaft war zudem noch ſchwach.
Am kommenden Sonntag ſpielen: Groß=Umſtadt 1. — Arheilgen 1.
um 4 Uhr; Groß=Umſtadt 2. — Michelſtadt 2. um 3 Uhr; Klein=
Um=
ſtadt 1. — Habitzheim 1. um 3.30 Uhr; Klein=Umſtadt 2. — Habitzheim 2.
um 2.30 Uhr; Groß=Bieberau 1. — Momart 1. um 2.30 Uhr; Groß=
Bieberau 2. — Momart 2. um 3.30 Uhr; Michelſtadt 1. — Kirch=
Brom=
bach 1. um 3.30 Uhr; Richen 2. — Hainſtadt 1. um 3 Uhr; Klein=
Zim=
mern 1. — Roßdorf 1. um 3 Uhr; Mümling=Grumbach 1. — Richen 1.
um 2 Uhr; Lengfeld 1. — Gundernhauſen 1. um 3 Uhr; Lengfeld 2. —
Gundernhauſen 2. um 2 Uhr; Kirch=Brombach 2. — Steinbuch 2. um
2.30 Uhr; Langſtadt 1. — Schaafheim 1. um 3 Uhr; Langſtadt 2. —
Schaafheim 2. um 2 Uhr; Habitzheim 1. — Lützel=Wiebelsbach 1. um 2.30
Uhr; Spachbrücken 1. — Georgenhauſen 1.; Spachbrücken 2. — Reinheim
Jgd.; Erbach 2. — Zell 1. um 3.30 Uhr; Erbach 3. — Zell 2. um 2.30
Uhr; Wald=Amorbach 1. — Rimhorn um 4 Uhr.
Ein peinlicher Zwiſchenfall.
Nachſpiel zum Schwimm=Länderkampf in Zeitz.
Der am letzten Sonntag in Zeitz ausgetragene Schwimm=
Länder=
kampf Deutſchland — Frankreich hat ein Nachſpiel gehabt, das dazu
geeignet iſt, die ſportlichen Beziehungen zwiſchen den beiden Ländern
auf das empfindlichſte zu ſchädigen. Am Abend nach dem Länderkampf
beſuchten zwei franzöſiſche Schwimmer zuſammen mit zwei Damen ein
Zeitzer Lokal. Beim Verlaſſen der Wirtſchaft wurden die Franzoſen
von einer größeren Gruppe Nationalſozialiſten beleidigt und beſchimpft.
Während ſich der eine der beiden Schwimmer entfernte, verſuchte ein
Kaufmann Schröder, den Schwimmer Cuvelier beiſeite zu ziehen.
Cuvelier verſtand die Abſicht Schröders falſch, er glaubte ſich angegriffen
und zog ein Meſſer, mit dem er Schröder eine 5 Zentimeter lange
Wunde an der rechten Bruſtſeite beibrachte. Vom Schnellgericht Zeitz
wurde nun am Mitwoch Cuvelier zu vier Monaten
Ge=
fängnis verurteilt, und das, obwohl er offenſichtlich in Notwehr
gehandelt hat. Cuvelier iſt inzwiſchen nach Hinterlegung einer
Kau=
tion von 2000 Mark freigelaſſen worden. Er hat
aller=
dings gegen das Urteil, das ſelbſt in weit rechts gerichteten Zeitzer
Bürgerkreiſen ebenſo wie die nationalſozialiſtiſche Anpöbelung verurteilt
wird Berufung eingelegt. Die franzöſiſche Botſchaft in
Berlin hat bereits wegen des Urteils bei der Reichsregierung
inter=
veniert.
Radſpork.
8. Etappe der „Tour de France‟,
Bei der 8. Etappe der franzöſiſchen Radrundfahrt am Mittwoch
auf der 156 Kilometer langen Strecke von Hendaye nach Pu entfchloß ſich
die Rennleitung wieder zu einem Maſſenſtart. Der Erfolg war eine
neue Maſſenankunft von 75 Fahrern in einer Gruppe. Darunter
be=
fand ſich auch die komplette deutſche Mannſchaft mit Ausnahme von
Tietz, der in der Nähe des Zieles noch einen Reifendefekt zu beheben
hatte und mit einer Minute Rückſtand in 5:03,34 Stunden als 76. ankam.
Im Geſamtklaſſement führt weiter der Italiener Guerra, und auch im
Klaſſement der Nationen hat ſich am Mittwoch nichts geändert.
Seite 11
und Turnen.
Schwimm=Meiſterſchafken der 2. T. in Darmſtadk.
Zu den alljährlich ſtattfindenden Großveranſtaltungen der Deutſchen
Turnerſchaft, denen man mit der größten Spannung entgegenſieht, ſind
zweifelsohne die Schwimm=Meiſterſchaften zu rechnen. Mit der
Ueber=
nahme dieſer Meiſterſchaften durch die Darmſtädter Turnerſchaft ſteht
Darmſtadt am 23. und 24. Auguſt in der geſamten Turnerſchaft ſowohl
als auch im Sportlager im Brennpunkt allgemeinen Intereſſes. Schon
die bisher ſtattgefundenen Hallenwettbewerbe, wie in Halle (
Jahn=
ſchwimmen) und Stuttgart (Georgiiſchwimmen) zeitigten
beachtens=
werte erzielte Leiſtungen und führten zu neuen Höchſtleiſtungen. Wenn
nun in Breslau auf den deutſchen Kampfſpielen, an denen zwar nur ein
kleines Aufgebot von Schwimmern und Schwimmerinnen teilnehmen
konnten, wiederum zwei neue Höchſtleiſtungen bzw. D.T.=Beſtleiſtungen
erzielt wurden, ſo kann ein weiterer Leiſtungsaufſtieg im
Turnerſchwim=
men feſtgeſtellt werden. In Darmſtadt treffen die bekannten Größen
aus dem Turnerlager zum Wettkampf zuſammen. Nicht ausgeſchloſſen
iſt, daß auf den jetzt erſt einſetzenden Gau= und Kreisſchwimmfeſten noch
neue Kräfte auftauchen werden, die den alten Spitzenkönnern in der D.T.
bei den Meiſterſchaften den Rang ſtreitig zu machen verſuchen. Nach
den bisherigen Feſtſtellungen iſt mit erſtklaſſigen Kämpfen im „Großen
Woog” am 23. und 24. Auguſt zu rechnen.
Heſſen=Turnwekkkampf.
Am 7. September findet in Darmſtadt, in der großen Feſthalle, ein
einzigartig daſtehender Gerätewettkampf ſtatt, an dem die beſten
Ge=
räteturner der drei beſſiſchen Gaue, Main=Rheingau, Gau Heſſen (
Pro=
vinz Oberheſſen und Gau Rheinheſſen), (Provinz Rheinheſſen) beteiligt
ſind. Jede Gaumannſchaft beſteht aus je acht Vertretern der genannten
Gaue. Zurzeit ſind die Vorbereitungen zum Wettkampf in vollem
Gange. Der einheimiſche Main=Rheingau wird die Ausleſe der wirklich
Beſten in einem Ausſcheidungsturnen am Samstag, den 26. Juli, in
Darmſtadt in der Turnhalle der Turngemeinde 1846 Darmſtadt
vor=
nehmen. Es wird ſich hieran die größere Anzahl der erſteren Sieger
vom verfloſſenen Gauturnfeſt in Groß=Gerau beteiligen. Wer in die
Wettkampfmannſchaft des Main=Rheingaues eingereiht wird, muß der
Verlauf des Ausſcheidungskampfes ergeben. Ein Beſuch des
Ausſchei=
dungskampfes in Darmſtadt kann nur empfohlen werden.
Gau=Meiſterſchaft des ſüddeukſchen Keglergaues.
Am dritten Tage der Meiſterſchaften trafen in Mainz weitere
Keg=
lerſportler zum Wettbewerb ein. Die erzielten Tagesreſultate können
zum vorwiegenden Teile als gut bezeichnet werden. Bei den
Verbands=
mannſchaften erzielte Mainz (vorf. Meiſter) auf Aſphaltbahn 5247 Holz
und behauptete damit die Spitze in dieſer Klaſſe. — In den weiteren
Bewerben ſind die beſtehenden Höchſtleiſtungen am dritten Kampftage
nicht überboten worden. Die endgültige Entſcheidung dürfte, da nach
Bundesbeſtimmung eine zweitägige Pauſe eintreten muß, erſt
kommen=
den Samstag und Sonntag fallen. — Die Bedingungen zur Erreichung
des Bundesſportabzeichens konnten noch nicht erfüllt werden, obwohl
Sportkegler von Ruf zum Start angetreten waren. Es dürfte dies ein
treffender Beweis dafür ſein, daß die höchſte Auszeichnung der Kegler
nur im ſchwerſten Kampf und von wirklichen Beherrſchern der Kugeln
errungen werden kann. — Es liegen nunmehr folgende Reſultate vor:
10er=Mannſchaftskämpfe — Aſphalt.
Wiesbaden 5066, Mainz 5247 Holz. Schere: Mainz 5857 Holz.
Bohle: Frankfurt a. M.=Schwanheim 6953 und Frankfurt a. M.
7120 Holz.
Einzelmeiſterſchaften.
Schere: Schmidt=Offenbach 1133, Kirchner=Mainz 1209 Holz und damit
den vorläufig 2. Platz.
Bohle: Stoffel=Frankfurt a. M. 1401, Häuſer=Frankfurt a. M.=
Schwan=
heim 1400 Holz.
Seniorenmeiſterſchaften.
Schere: Ohlig=Mainz 561 Holz, gleichfalls die vorläufig 2. Stelle.
Bohle: Pfeffer=Schwanheim 668 Holz.
Gauklubmeiſterſchaften.
„H.W.* Offenbach 2618, „Sportgeiſt” Mainz 2525, „Alle Neun”
Frank=
furt a. M.=Schwanheim 2505, „Fidele Brüder” Mainz 2496.
Troſtrunde — Verbands=10er=Mannſchaften.
Frankfurt a. M.=Griesheim 5012. Wiesbaden 5008, Frankfurt a. M.=
Fechenheim 4969, Mainz (2. Mannſchaften) 4932, Geiſenheim 4876,
Gelnhauſen 4844, Offenbach (2. Mannſchaft) 4842 Holz.
300 Kugeln Großkampf — Aſphalt.
ſeliegel=Mainz 1597 Gebhardt=Mainz 1584, Kiefer=Frankfurt a. M.
(Deutſcher Meiſter 1929) 1584, Hatzenberger=Mainz 1570.
Tennis.
Holländiſche Tennismeiſterſchafen.
Da Tilden ſelbſt eine Mitwirkung in der amerikaniſchen
Davispokal=
mannſchaft abgelehnt hat, ſtand ſeiner Beteiligung bei den holländiſchen
Tennismeiſterſchaften in Nordwifk nichts im Wege. Tilden wird
hier auch zuſammen mit dem deutſchen Spitzenſpieler D. Prenn das
Herren=Doppel beſtreiten. Am erſten Turniertag kam das
deutſch=
amerikaniſche Paar bereits zu einem leichten 6:1=, 6:3=, 6:1=Sieg über
Croes/Serkies. Im Einzel beſiegte Weltmeiſter Tilden den Holländer
Riemsdyk glatt 6:2, 6:1, 6:2, während D. Prenn dem Holländer van
Berkel 7:5, 6:2, 6:0 das Nachſehen gab.
Frankreichs Davis=Pokal=Mannſchaft.
Als Endſieger des Vorjahres hat Frankreich den Daviscup zu
ver=
teidigen. Die Franzoſen haben nunmehr ihre Mannſchaft
bekanntgege=
ben, die ohne Zweifel das Stärkſte darſtellt, was die Franzoſen ſtellen
können. Die Einzelſpiele werden von Cochet und Borotra
beſtrit=
ten, das Doppel von Brugnon=Bouſſus. Sollte Frankreich die
beiden erſten Einzelſpiele verlieren, dann werden Cochet=Brugnon im
Doppel antreten.
Amerika ſpielt ohne Tilden.
Entgegen den Erwartungen wird Amerika dem Endſieger der
Europa=
zone — Italien oder Japan — ohne Tilden gegenübertreten, da der
Altmeiſter, der für mehrere amerikaniſche Blätter als Berichterſtatter
tätig iſt, gemäß den Beſtimmungen des amerikaniſchen Tennis=
Verban=
des für offizielle Vertretungen nicht in Frage kommt.
Pſerdeſpork.
Rennen zu Köln am Mittwoch.
Habsburg=Rennen. Für Dreijährige, 3000 Mark, 1200 Meter: 1. Geſt.
Weils Feudal (M. Schmidt), 2. Edelmann. 3. Wildlocke. Ferner:
Hellas, Klingenſchmied. Jagdkönig, Clou, Forſtmann, Schwertleite,
Auerbalz, Frageſpiel, Mythe. Toto: 21. Platz: 13, 16, 37. 6—2 Lg.
Saphir=Rennen. Für Zweijährige, 3500 Mark, 1000 Meter: 1. Pfeiffers
Null Ouvert (Höllein), 2. Oſterfreude, 3. Tauber. Ferner: Fino,
Flink, Harpunier, Monto. Toto: 18. Platz 11, 12, 12. 3—2 Lg.
Marmor=Rennen. 3500 Mark, 1400 Meter: 1. Geſt. Weils Concurrent
(M. Schmidt), 2. Goldener Ehrenſchild, 3. Kabriſtan. Ferner:
Hage=
ſtolz, Cocktail, Pinelle, Moewe, Blumenkönig, S.A., Sternkarte.
Toto: 75. Platz: 33, 22, B. 5—2½ Lg.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 10. Juli.
15.00: Jugendſtunde. Märchen. — 15.25: Mittelſchullehrer Hering:
Ein uralter Traum der Menſchheit — das Perpetuum mobile.
16.00: Bad Ems: Konzert des Kurorcheſters.
17.55: Wanderratſchläge des Taunusclubs.
18.05: Vortrag: Zeitfragen.
18.35: Die Arbeit der letzten Händ. Geſpräch zwiſchen Rudolf G.
Binding und Prof. Dr. M. Sommerfeld.
19.05: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.30: Stuttgart: Zitherkonzert.
20.00: Oberes Muſeum, Stuttgart: Beethoven: Sonate D=dur,
1. Satz. — Schubert: Drei Lieder. — Liſzt: Conſolations. —
Rachmaninoff: Préludes. — Raſtloſe Liebe. — Schubert:
Ganymed; Wiegenlied. — Puccini: Arie aus „Mädchen aus
dem goldenen Weſten. — Leoncavallo: Arie aus „Bajazzo‟.
Mozart: Haffner=Serenade.
21.30: Stuttgart: Es brennt. Sammlung von Brandfällen aus
alter und neuer Zeit.
22.30: Stuttgart: Muſikaliſche Verſuchsſtunde. Werke zeitgenöſſiſcher
Komponiſten.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 10. Juli.
10.35: Mitteil. des Verbandes der Preuß. Landgemeinden.
15.00: Georg Lapper: Deutſch für Ausländer.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: M. Schumacher: Die beſonderen Kultur= und
Bildungs=
aufgaben in der Landſchule.
18.00: Juſtizrat Hermann: Vom Für und Wider im heutigen
preußiſchen Strafvollzug.
18.30: Dr. Feinberg: Ruſſiſche Muſik im Spiegel ruſſiſcher Kultur,
19.00: Dr. Neſtriepke: Reiſen anno dazumal.
19.25: Dr. André: Die Buchführung als Grundlage des
land=
wirtſchaftlichen Betriebserfolges.
20.00: Wovon man ſpricht.
20.30: Tanzmuſik. Kapelle Oskar Jooſt.
Danach: Abendunterhaltung.
Dermierang Bon Lauen.
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Darmſtadt, den 9. Juli 1930.
L. Brunner
Stellvertreter des Gerichtsvollziehers
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Jungermann.
Allg. Ortskrankenkaſſe
Darmſtadt=Stadt.
Betr.: Zahlung der Beiträge der
freiwilligen und
unſtändi=
gen Mitglieder.
Die freiwilligen und unſtändigen
Mit=
glieder werden hiermit aufgefordert, die
Beiträge für Juni ſpäteſtens bis 15. d. M.
unter Vorlage der Quittungskarte zu
entrichten, andernfalls Mahngebühr
er=
hoben und Zwangsbeitreibung eingeleitet
wird. Wir machen beſonders darauf
auf=
merkſam, daß gemäß 8 10 unſerer Satzung
die Mitgliedſchaft erliſcht, wenn zweimal
nacheinander am Zahltage die Beiträge
nicht entrichtet werden und ſeit dem erſten
dieſer Tage mindeſtens ein Monat
ver=
gangen iſt.
Bei der Einſendung bezw.
Ueberwei=
ſung der Beiträge durch die Poſt iſt das
Konto=Nummer, die Wohnung, ferner
Vor= und Zuname anzugeben. (10068a
Darmſtadt, den 10. Juli 1930.
Der Vorſtand.
Stork, Vorſitzender.
Am Freitag, den 11. Juli 1930,
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maſchine, 1 Vertikow, 1 Kleiderſchrank,
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Darmſtadt, den 10. Juli 1920.
Scharmann
Stellvertreter des Gerichtsvollziehers
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(9799b
Deutschen Studenten und zum Verkauf nach auswärts zurückgehalten werden mußte.
Numrer 189
A
Donnerstag, den 10. Juli
Geſamkenklaſtung von 267,3 Millionen.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 7. Juli hat ſich in der
verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapitalanlage der Bank in
Wechſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 267,3 Millionen
auf 1803,2 Millionen RM. verringert. Im einzelnen haben die
Beſtände an Handelswechſeln und =ſchecks um 130,8 Millionen auf
1646,3 Millionen RM. und die Lombardbeſtände um 130
Millio=
nen auf 55,8 Millionen Reichsmark abgenommen.
Beſtände an Reichsſchatzwechſeln, die am Ende der Vorwoche
6,6 Millionen RM. betragen hatten, ſind nicht mehr vorhanden.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
232,8 Millionen RM. in die Kaſſen der Reichsbank zurückgefloſſen.
Der Umlauf an Reichsbanknoten hat ſich um 193.4 Millionen auf
4492,0 Millionen RM., derjenige an Rentenbantſcheinen um 39,4
Millionen auf 397,3 Millionen RM. verringert. Dementſprechend
haben ſich die Beſtände der Reichsbank an Rentenbankſcheinen auf
51,4 Millionen RM. erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 381,1
Millionen RM. eine Abnahme um 110,6 Millionen RM.
Die Beſtände an Gold= und deckungsfähigen Deviſen haben
ſich um 36,4 Millionen auf 3041,5 Millionen RM. ermäßigt. Im
einzelnen haben die Goldbeſtände um 66 000 RM. auf 2618,8
Mil=
lionen RM. und die deckungsfähigen Deviſen um 36,3 Millionen
RM. auf 422,7 Millionen. RM. abgenymmen.
Die Deckung der Noten durch Gold allein erhöhte ſich von
55,9 Prozent in der Vorwoche auf 58,3 Prozent, diejenige durch
Gold und deckungsfähige Deviſen von 65,7 auf 57,7 Prozent.
Ermäßigung der Zinkblechpreiſe. Die Süddeutſche
Zinkblechhändler=
vereinigung hat mit Wirkung ab heute ihre Preiſe um 1½ Prozent
er=
mäßigt.
Der Eiſenerzmarkt im Lahn=Dillgebiet und Oberheſſen im Juni.
Infolge des anhaltenden mangelnden Erzabrufes iſt eine weitere
Grube zur Stillegung angemeldet. Es wird verſucht, einen Teil der
zur Entlaſſung kommenden Belegſchaft auf anderen Gruben
unterzu=
bringen. Im übrigen iſt die Marktlage die gleiche wie im Vormonat.
Es iſt nicht abzuſehen, ob und zu welchem Zeitpunkt ein verſtärkter
Abruf der Hüttenwerke eintreten wird.
Geſchäftsbeſſerung Cornelius Heyl A. G., Worms a. Rh. Die G.V.
genehmigte den dividendenloſen Abſchluß zum 31. Oktober 1928/29 (im
Vorjahre nur 6 Prozent Dividende auf die 2,1 Mill. RM. V.=A. von
insgeſamt 15 Millionen RM. A.K.) mit Vortrag des Reingewinns von
245 476 RM. Ueber das laufende Geſchäftsjahr äußerte ſich die
Ver=
waltung dahingehend, daß die Verhältniſſe ſich etwas günſtiger
entwik=
kelten. Der Umſatz konnte in den erſten ſechs Monaten erheblich
gegen=
über der gleichen Vorjahreszeit ſowohl mengen= wie wertmäßig
geſtei=
gert werden, vor allem durch den Aufſchwung der Lackledermode. In
Lackleder ſei die Geſellſchaft ſchon immer führend geweſen. Die
Bank=
ſchulden wurden gegenüber dem Bilanzſtichtage erheblich vermindert,
was auf die Umſatzſteigeung und Vorratsverminderung zurückzuführen
ſei. Mit dem Rückgang der Debitoren ſeien auch die Bankſchulden
ge=
ſunken. Man hoffe für das laufende Jahr, falls kein größerer
Konjunk=
turrückſchlag eintritt, ein günſtigeres Ergebnis zu erzielen. Der A.R.
erhält auf Antrag eines Aktionärs angeſichts des dividendenloſen
Ab=
ſchluſſes wie im Vorjahre eine Pauſchalvergütung für ſeine Tätigkeit.
Vertreten waren 11,824 Mill. Stammkapital und die 2,1 Mill. RM.
Vorzugsaktien.
Wieder Feierſchichten im rheiniſchen Braunkohlenbergban.
Wäh=
rend der in dieſen Tagen veröffentlichte Bericht des Vereins der
rheini=
ſchen Braunkohleninduſtrie noch von einer gewiſſen Beſſerung der
Ab=
ſatzlage im rheiniſchen Braunkohlenbergbau ſprach, hat ſich ſeit Ende
vorigen Monats wieder eine Verſchlechterung bemerkbar gemacht. Die
neuerlichen Abſatzſchwierigkeiten werden in der Hauptſache auf die
fchlechte Allgemeinlage zurückgeführt, die es den Verbrauchern vorläufig
nicht geſtattet, Brennſtoffe für den kommenden Winter einzukellern.
Dies wirkt ſich auf den rheiniſchen Braunkohlenbergbau um ſo
fühl=
barer aus, als gerade der Abſatz des Syndikats in den Sommermonaten
in der Hauptſache in die Keller der Verbraucher kommt. Weiter macht
ſich aber ſowohl beim Handel als auch bei der Verbraucherſchaft eine
ſtarke Zurückhaltung bemerkbar in der Erwartung bevorſtehender
Preis=
ermäßigungen, weil man glaubt, daß auch die Kohle ſich der allgemeinen
Preisabbaubewegung anſchließen wird.
Rheiniſche Elektrizitäts=AG., Mannheim. Die G.V. beſchloß
die Verteilung einer Dividende von 10 (i. V. 9) Prozent auf
12,50 Mill. RM. Stammaktien. Neu in den Aufſichtsrat
ge=
wählt wurde an Stelle des ausſcheidenden Direktors Alfred Thiel
Direktor Arthur Köpchen (RWE.), ferner das bisherige
Vor=
ſtandsmitglied Dr. Oskar Bühring=Mannheim.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
In dem Lohnkonflikt zwiſchen der Belegſchaft und der
Be=
triebsleitung der Siemens=Schuckertwerke iſt es bei den am 7.
Juli ſtattgeſundenen Beſprechungen der Gewerkſchaftsführer und
der Vertreter der Gruppe Nordweſt Grauert und Raabe zu einer
Einigung gekommen. In einer Belegſchaftsverſammlung wurde
beſchloſſen, mit dem 9. Juli die Arbeit geſchloſſen wieder
aufzu=
nehmen.
Die Frankfurter Stadtverordnetenverſammlung genehmigte
in ihrer letzten Sitzung vor den Ferien die Aufnahme einer
70=Millionen=Mark=Anleihe, durch die entſprechende kurzfriſtige
Kredite und Bankſchulden abgelöſt werden ſollen.
Die Gerüchte um die Gründung einer Holdinggeſellſchaft für
mitteldeutſche Energiewerte, an der die DD.=Bank und die Adca
in Gemeinſchaft mit der Utilities=Power and Light Corporation
intereſſiert ſind, wollen nicht verſtummen, entgegen allen
Demen=
tierungen. Neuerdings wird verſichert, geplant ſei die Bildung
einer Deutſchen Elektro=Bank mit dem Sitz in Leipzig und einem
A. K. von 50 Mill. RM.
Die G.V. der Bamberger, Leroi u. Co. A. G. Frankfurt a. M.,
welche ſich bekanntlich mit der Tritonwerke A.G. in Hamburg
verſchmelzen will, genebmigte den Verluſtabſchluß für 1929 von
256 600 RM. (i. V. 12500 RM. Gewinn). Eine Dividende hat
das Unternehmen in den 5 Jahren ſeines Beſtehens als A. G. noch
nicht verteilt.
Die Generalverſammlungen der Deutſchen Gold= und
Silber=
ſcheideanſtalt in Frankfurt a. M. und der Holzverkohlungs=
In=
duſtrie A.G. in Konſtanz genehmigten den Fuſionsvertrag, der
den Uebergang der Hiag auf, die Scheideanſtalt vorſieht. Zu
die=
fem Zweck wird das A.K. der Scheideanſtalt um 6 Millionen auf
35 Millionen Stammaktien erhöht. Bei der Scheideanſtalt iſt der
Geſchäftsgang noch gut, ſo daß wieder ein befriedigendes
Ergeb=
nis erwartet wird.
von wieder 12 Prozent auf 5 Mill. RM. A.K. zu verteilen. Der
Fabrikationsgewinn iſt auf 6089 169 (6 395 342) RM.
zurück=
gegangen. Die Unkoſten haben ſich demgegenüber auf 5 008 774
(4 726 211) RM. erhöbt.
Die Bayeriſche Handelsbank in München erhielt die
Geneh=
migung zur Ausgabe von 10 Mill. GM. 7proz.
Goldhypotheken=
pfandbriefe, Reihe IV.
Produkkenberichke.
Frankfurter Produktenbericht vom 9. Juli. Tendenz: Ruhig.
Kleie feſt. Weizen 305, Roggen 165—166, Hafer 167.50—170,
Weizen=
mehl füdd. 43,50—44,25, niederrhein. 43.25—44, Roggenmehl 25—25,50,
Weizen= und Roggenkleie 8,25—8,50. Die Preiſe verſtehen ſich für
Ge=
treide je Tonne, für alle übrigen Waren je 100 Kg.
Berliner Produktenbericht vom 9. Juli. Bei ruhigem Geſchäft zeigte
der Produktenmarkt einen ſtetigeren Unterton. Die Landwirtſchaft iſt
mit Angebot in Getreide neuer Ernte vorſichtig und, ſoweit Offerten
vorliegen, lauten die Forderungen höher. Weizen alter und neuer Ernte
erzielt bei geringen Umſätzen 1 bis 2 Mark höhere Preiſe, in Altroggen
hiberwiegt weiterhin das Angebot. Roggen neuer Ernte wird vereinzelt
von Provinzmühlen zu beſſeren Preiſen aufgenommen als hier zu er=
zielen ſind. Am Lieferungsmarkt zeigte ſich angeſichts der Erholung in
Ueberſee und infolge der weiterhin geringen Andienungen wieder einige
Deckungsnachfrage, ſo daß Juli=Weizen 3½, Juli=Roggen 2 Mark höher
einſetzten. Weizen zur Herbſtlieferung war um 1½ bis 2½ Mark
be=
feſtigt. Das Mehlgeſchäft läßt keine Belebung erkennen, die
Mühlen=
offerten lauten wenig verändert. In Hafer iſt das Angebot geringer
und leicht erhöhte Preiſe werden vom Konſum bewilligt. Gerſte ſtetig.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 9. Juli.
Die Beruhigung an der Börſe ſcheint Fortſchritte zu machen,
nach=
dem man ſich über die Vorkommniſſe bei Miag und Zellſtoff Waldhof
hinweggeſetzt hat. Zu Hilfe kam noch die zum Schluß gebeſſerte geſtrige
New Yorker Börſe und die günſtigere Beurteilung der innerpolitiſchen
Lage, obwohl die Verhandlungen mit den Fraktionen andauern und noch
keine Entſcheidung über das Deckungsprogramm gefallen iſt, ſo daß die
Stimmung an der Börſe weſentlich freundlicher war. Das Geſchäft
be=
wegte ſich im allgemeinen immer noch in ſehr dürftigem Rahmen, zumal
der Ordereingang noch keine Vermehrung erfahren haben dürfte. Die
Kuliſſe ſchritt aber in verſtärktem Maße zu Deckungen, ſo daß die
Spitzen=
werte reger umgeſetzt wurden. Gegenüber der geſtrigen Abendbörſe
er=
gaben ſich überwiegend Kurserhöhungen bis zu 2 Prozent. Mehr in den
Vordergrund rückten Zellſtoff Waldhof, die 2½ Prozent gewannen. Am
Kalimarkt traten Beſſerungen bis zu 2 Prozent ein. Am Elektromarkt
war die Kursgeſtaltung nicht ganz einheitlich. A. E.G. und Felten lagen
je ½ Prozent abgeſchwächt, Licht und Kraft gewannen nur geringfügig,
während Siemens mit plus 1¾ Prozent führend waren. In Schuckert
kam vorläufig keine Erſtnotiz zuſtande, doch war dieſes Papier in der
Kuliſſe lebhafter gefragt und zirka 2½ Prozent feſter genannt. Am
Chemiemarkt lagen J. G. Farben 134 Prozent und Rütgerswerke
1 Prozent feſter; Holzverkohlung dagegen unverändert. Auch am
Mon=
tanmarkt war die Kursgeſtaltung nicht einheitlich. Die Beſſerungen
gin=
gen bei Gelſenkirchen und Buderus bis zu 1 Prozent, während
Mannes=
mann und Harpener leicht gedrückt eröffneten. Am Verkehrsmarkt
tra=
ten A.G. für Verkehrsweſen mehr in Erſcheinung (plus 2½ Prozent).
Schiffahrtsaktien waren bis zu 1 Prozent höher. Bankem lagen im
all=
gemeinen gehalten, nur bei Danatbank kam aus dem bekannten Grund
erneut Material heraus und büßten 1½ Prozent ein. Am Rentenmarkt
waren Schutzgebiete wieder etwas feſter, während von Ausländern
Bos=
nier ſtärker gedrückt lagen.
Im Verlaufe hielt die freundliche Stimmung an, teilweiſe konnten
ſich auf weitere Deckungen der Spekulation nochmals Beſſerungen bis zu
1 Prozent ergeben. Der günſtige Reichsbankausweis fand Beachtung.
Gegen Schluß der Börſe ging von einem erneuten Kurseinbruch am
Markte der Miag=Aktien — Eröffnungskurs zirka 100, Schlußkurs zirka
93 — eine ſtarke Verſtimmung aus. Die Kuliſſe ſchritt zu
Blankoab=
gaben, ſo daß ſich im allgemeinen bei zunehmender Unſicherheit
Kurs=
verluſte bis zu 2½ Prozent ergaben. Am Geldmarkt war Tagesgeld
mit 2½ Prozent ſehr leicht. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen
Dollar 4,1922, gegen Pfunde 20,40. London=Kabel 4,8655, —Paris 123,68,
—Mailand 92,90, —Madrid 41,80, —Schweiz 2,05½, Holland 12,09½.
Nach der unter dem Eindruck des Kursrückganges der Miag=Aktien
erfolgten Abſchwächung am Schluß der Mittagsbörſe zeigte die
Abend=
börſe wieder etwas erholte Kurſe. Die Verſtimmung über das Miag=
Communigué ſcheint überwunden, ſo daß wieder Deckungs= und
Mei=
nungskäufe vorgenommen wurden, doch blieb das Geſchäft in kleinem
Rahmen. Auch Rentenwerte gut erholt. An der Nachbörſe nannte man
Farben 15734.
Berlin, 9. Juli.
Die heutige Börſe eröffnete in etwas freundlicherer Haltung,
nach=
dem ſich die bereits geſtern Mittag eingetretene Beſſerung der Tendenz
im Frankfurter Abendverkehr hatte behaupten können. Schon
vormit=
tags und an der Vorbörſe nannte man leicht erhöhte Kurſe, zumal die
politiſche Lage weſentlich beruhigter beurteilt wurde, der Sünſtige
Ab=
ſchluß der Reichsbahn anregte und die geſtern in New York eingetretene
Erholung ſtimulierend wirkte. Andererſeits mahnten die Meldungen
von der Dividendenloſigkeit einiger Geſellſchaften, wie z. B. der
Leoni=
ſchen Werke A.=G. und der Jeſerich Aſphalt A.=G., Verlautbarungen
über angebliche Erwägungen einer Tariferhöhung bei der Reichsbahn,
die Verſchlechterung der Abſatzlage im Rheiniſchen Braunkohlenbergbau
und der ſtockende Elektrizitätsabſatz, zur Zurückhaltung. Bei kleinem
Geſchäft ergaben ſich im allgemeinen Kursgewinne bis zu 1½ Prozent,
eine Reihe führender Werte beſſerten ſich um ca. 2 Prozent. Später
wurde es wieder ruhiger, und es traten kleine Abbröckelungen ein.
Die Arbeitsmarkklage im Reich.
Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger hat in der Zeit
vom 16. bis 30. Juni zwar noch um rund 36 000 — ſtärker als im
gleichen Zeitraum früherer Jahre, aber weniger als in der erſten
Junihälfte — abgenommen. Im Geſamtbild zeigte ſich jedoch, daß
die verzogerte diesjährige Frühjahrsentlaſtung des
Arbeitsmark=
tes als vorläufig beendet anzuſehen iſt. Dafür ſprechen
beſon=
ders die umfangreichen Ausſteuerungen und die ſtändige weitere
Zunahme der Zahl der Kriſenunterſtützten. Nach den vorläufigen
Meldungen der Arbeitsämter gab es am 30. Juni in der
Arbeits=
loſenverſicherung 1 468 886, in der Kriſenunterſtützung 364 593
Hauptunterſtützungsempfänger Bei einer Geſamtzahl von rund
1 833 000 Unterſtützten iſt die Ueberlagerung gegenüber dem
Vor=
jahr, die rund 900 000 Köpfe betrug, nicht weiter angewachſen.
Einſchließlich eines gewiſſen Beſtandteils nicht voll
leiſtungs=
fähiger Arbeitskräfte wurden am 30. Juni bei den Arbeitsämtern
rund 2 690 000 verfügbare Arbeitſuchende gezählt; wieweit dieſe
Zahl eines Stichtages von der ſtarken Fluktuation kurzfriſtig
Be=
ſchäftigter beeinflußt iſt, läßt ſich nicht überſehen. Nach Abzug
der=
jenigen, die ſich noch in gekündigter oder ungekündigter Stellung
oder in Notſtandsarbeit befanden, müſſen etwa 2 636000 als
arbeitslos gelten.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 9. Juli ſtellten ſich für
je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 114.75 RM. — Die
Notie=
rungen des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium, 98= bis
99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 190 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 194 RM., Reinnickel 98= bis
99proz. 350 RM., Antimon Regulus 48—50, Feinſilber (1
Kilo=
gramm fein) 46.75—48.75 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 9. Juli ſtellten ſich für
Kupfer: Juli 95 (98), Auguſt 95 (96), September 94.75
(95.75), Oktober und November 95 (95.50), Dezember 95.25
(95.25), Januar und Februar 95 (95), März, April, Mai und
Juni 94.75 (95) Tendenz: abgeſchwächt. — Für Blei: Juli 35
(36) Auguſt und September 35 (35.50), Oktober, November,
De=
zember, Januar, Februar, März, April, Mai und Juni 35.25
(35.50). Tendenz: ſtetig. — Für Zink: Juli 31.25 (32.25),
Auguſt 31.75 (32.50), September 32.25 (33), Oktober 32.75 (33.50),
November 33 (34). Dezember 33.50 (34) Januar 33.75 (34.25),
Februar 34.25 (34.75), März 34.75 (35), April 34.75 (35.25), Mai
34.75 (35.50), Juni 35 (35.50). Tendenz: luſtlos. — Die erſten
Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Amerikaniſche Kahelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 9. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 90½, Sept. 93. Dez. 98½; Mais:
Juli 77½8, September 75¾, Dezember 68¾; Hafer: Juli 338,
September 36½, Dezember 39½; Roggen: Juli 48½, September
52½, Dezember 57¾.
Schmalz: Juli 9,57½, September 9,62½, Oktober 9,65.
De=
zember 9.10.
Speck, loko 13,75.
Baumwolle: Juli 13.45, Oktober 12,90.
Schweine, leichte 9,60—9,80, ſchwere 8,75—9,25;
Schweine=
zufuhren: Chicago 19 000, im Weſten 89 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 9. Juli:
Schmalz: Prima Weſtern 10,20; Talg, extra, loſe 5.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 108½, Hartwinter
96½; Mais: 89½; Mehl: 4,65—5,16; Getreidefracht: nach
Eng=
land 1,6—2,3 Schilling, nach dem Kontinent 7—9 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze: 99; Loko: 8½; Juli 8,13,
September 8,26, Oktober 8,32, Dezember 8,26.
Berliner Kursbericht
vom 9. Juli 1930
Deviſenmarkt
vom 9. Juli 1930
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Ga
Deu tſche Erdöl
157.—
99.50
A
30.—
97.126
129.—
97.625
149.75
72.—
97.50
178.—
59.—
157.25
146.75
85.—
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Unter.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Baw
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kolsw.
Orenſtein & Koppel
t
158.125
124.625
145.—
118.25
94.—
87.75
199.50
94.25
91.50
91.75
45.25
76.—
92.—
65.875
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzbetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Re
57.50
357.—
144.—
118.—
85.25
204.50
.125
35.—
65.25
A—
162.25
17.—
78.25
40.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos-Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn.M
100 Schilling
100 Tſch.Kr
00 Pengo
100 Leva
100 Gulden
00 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 L.Stg.
1 Pap. Pefo
1 Dollar
100 Beiga
100 Lire
100 Francs
Belde
10.539
59.155
12.429
73.33
3.037
168.40
12.19
112.2:
112.52
20.376
1.504
188
58.49
21.93
16.465
Re
59.27
2.44
73.47
112.4
112.4.
4. 196
58.61
21.97
0.559/Schweiz
spanien
Danzig
Japan
3.043/Rio de Janerrolt Milreis
168.74Jugoſlawien 1100 Dinar
Portugal
Athen
12.74/Fſtambul 1 türk. 2
20.4 16/Kairo
1.508/Kanada
Uruguay
3sland
allinn (Eſtl. //100 eſtl. Kr.
16.505/Riga
Währung
1100 Franken
100 Peſetas
1100 Gulden
1 Yen
100 Escudos
00 Drachm.
1 ägypt. 2
1 canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 eſtl. Kr.
1100 Lats
Geld
81.33
49. 12
8:.43
2.071
0.452
7.423
18.78
5.43
20.89
Lif
3.566
92.10
111.44
80.77
Brief
81.49
49.22
81.59
2.075
0.454
.437
18.82
5.44
20.93
4.194
3.574
92.28
111.66
80.93
Mnarbant, Komrmanongereafahl
Frankfurter Kursbericht vom 9. Juli 1930.
Da
68
6% Baden.......
8% Bahern .....
6%
6% Heſſen v. 2‟
8%
v. 29
% Preuß.
Staats=
anl. . . . . . . . . . ..
8% Sachſen .....
6% Sachſen .....
72 Thüringen ..
Dt che. Anl.
Auslo=
fungsſch. +/.
Ab=
löſungsanl. . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Dtſche.
Schutzge-
bietsanleihe .. ..
29 Baden=Baden.
59 Berlin ....."
89 Darmſtadt v. 26
8
v. 2
7% Frankfurt a. M.
8O Mainz.. . . . . .
8½ Mannheim ..
32 Nürnberg.
2½ Oeſſ. Landesbk.
Goldpfbr. .. ..
8% Goldoblig
½% Heſſ. Lds.,
Oyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. .. .......
% Preuß. Lds..=Anſt. Gold=
Pfbr. . . . . . . . . .
8½ „ „ Goldobl
8½ Darm ſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
½Kaſſeler Land.
jredit Goldpfbr..
103.5
83
1101.25
841.
93.5
96.5
95
100.5
83.25
85.25
A. J5
81.5
92.75
89
98
99.5
25.5
87.5
3½ Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . ..
4½% „ „ Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
Ausl. Ser.
* Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
18% Berl. Hyp.=Bk
4½%„Liqu.=Pfbr
8% Frkf. Hyp.=Bk.
4½% — Lig. Pfbr.
8% „ Pfbr.=Bk.
14½9 „Lig. Pfrb.
18% Mein. Hyp.=B1
14½%— Lig. Pfbr.
18% Pfälz. Hyp.=Bk.
4½% — Lig. Pfbr.
18% Preuß.
Boden=
ered.=Ban: ....
14½% Lig. Pfbr.
3½ Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank
4½% — Lia. Pfbr
18% Rhein. Hyp. Bk.
14½½ Lia. Pfbr..
18% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit .. . ."
8½ Südd. Bod.
Cred.=Ban? ...."
4½% Lig. Pfbr
18% Württ. Hhp.=B.
% Daimler=Benz
2 Dt. Linol. Werke
8% Klöchner=Werle
% Maintrw. v. 26.
7% Mitteld.
Stahl=
werke .. . . . . . ..
3½ Salzmann u. Co
% Ver. Stahlwerke
2 BoigtckHäffner
Kng
86‟.
58.5
73.5
15.5
101.5
88.5
107.5
88.325
101.5
90-.
101.5
89.4
101
90.2
100.5
91.4
101
87
101.5
90
101.5
102
88
101.5
89.5
J. G. Farben Bonds/102.5
5% Bosn. L.E.B.
5% „ L.Inveſt.
4½% Oſt.
Schatz=
anw. .. . . . ..."
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½½
420
4% Türk. Admin.
4% 1. Bagdat
4% „ Zollanl.
4½%o Ungarn 1913
1914
4½2
Goldr.
4%
1910
42
Aktien
Alg. Kunſtziide Und
AEG. Stamm. . . .
AndreaeNoris Zah
Baſt Nürnberg
Bemberg J. P.
Bergm. Fl.=Werke.
BrownBoverickCie.
Brüning & Sohn
Buderus Eiſen. ..
Cement Heidelbero
Karlſtad
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert
Chade ........."
Contin. Gummiw
„ Linoleum
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr. ..
„Eiſenh. Berlin.
„ Erdöl ......"
„ Gold= u. Silb.
cheide=Anſtalt
Linoleumwer!
Dhckerhoff u.
Wid=
mann .."
Eichbaum=Werger
Eleftr. Licht u. Kraf
Liefer=Geſ.
93.5
149
108
82
96.5
116
109
157
20
142.5
197.5
Eſchw. Bergwerk..
Eßlinger Maſchiner
Ettlinger Spinnere
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaum.
Frrft. Gas ....."
„ Hof
Geiling & Cie..
Gelſevk. Bergwerkl
Geſ. elektr. Unter
nehmungen .. ..
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frift.
Hammerſen (Osn.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfbr.
Hinderichs-Aufferm
Hirſch Kupfer. . .. .
Hochtief Eſſen.
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Intuſtri
Flie Bergb. Stamm
Genüſſ
Junghans. Stamn
KaliChemie.
„ Aſchersleben
Salzdetfurth
Weſteregeln
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R... . . . .
Klein, Schanzlin".
Klöcknerwerke.
Lahmeyer &Co.
Lech, Augsburg .
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . .
157.8
70
106
10
94.5
237
118.5
36.5
198.5
326
203
101
103
Mü
159.25
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf..
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
Nicolay, Hofbr.
Nürnberger Brauh
Oberbedar ..
Otavi Minen ..."
Phönix Bergbau.
Reiniger, Gebb. ..
Rh. Braunkohlen
„Elektr. Stamm.
„ Stahlwerte. . ..
Riebeck Montan. .
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerſe
Sachtleben A. G..
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind..
Schramm. Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Eleftr. .
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Strohſtoff. Ver. . ..
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svenska Tändſtidks
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ..
Tucher=Brauerei..
Unterfranlen .. .
Beithwerte ..
Ver. f. Chem. Ind.
„ Laurahütte ...
„ Stahlwerke",
Ultramarin ..
Zellſt. Berlin ..
ſogtlend. Maſchin
vigt & Haeffner
92.1
112.5
97
46
50
68.25
118
103
58.5
15
21u
247
94
118.25
168
208.25
100
137.5
104.5
40
Wayß & Freytag.
Wegelin Rußfabri
Zellſtoff Aſchaffbg.
Memel ..
„ Waldhof..
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank.. . .
Bk. f. Brauinduſtr.
BarmerBanlverein
Berl. Handelsgeſ.
Hypothelbk.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Dt. Bant und Disc
Deutſche Effekten=
und Wechſelban=
Dresdener Bant..
Frankf. Bank... ..
„ Hyp.=Bank.
Pfdbr.=Bk. ..
Gotha. Grundkr. B.
Mein. Hyp. Ban: ..!
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp. Bank
Reichsbanf. ..
Rhein. Hyp.=Ban!
Südd. Bod.-Cr. B!
Wiener Banwerein
Württb. Notenkank
A.-G. . Verlehrsw
Allg. Lofalb. Kraftw
7% Dt. Reichsbahnl
Borzge.
Hapag. ....."
Nordd. Lloyd.. . . .
Schantung=Eiſenb.
Südd. Ciſenb.=Gef
Allianz. n. Stung.
Verſicherung .. .!
Verein Verſ. ...
Frkft. Allg. Verſ. G.
Rückverſich.
Frankona Rück- u.
Mitv. . . . . . . . . .!
Mannh. Berſich.
101
103
108
141.25
1u0.5
148
130
121
Ga
138.5
199.5
129.5
110
129.5
100
151.5
151.5
120
145.5
27.8
139
256
152
137.5
144.5
89.75
147
mS
g7‟.
105
215
198
115.5
58
Nummer 189
Donnerstag, den 10. Juli 1930
Seite 13
Naß Parlankann
Uan Naark.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
Nachdruck verboten.
Als ſie nach blitzſchneller Fahrt durch die dunkle Nacht das
Schloß lange nach Mitternacht erreichte, war ihre erſte Frage, ob
etwas Neues ſich ereignet habe.
Es war nichts geſchehen, wie der junge Diener des
Schloß=
herrn mit bleichem Geſicht berichtete. Von dem Herrn auch jetzt
keine Spur. Mühlhauſer zeigte ſich nicht. Er ſchlief wohl bereits,
wie ſich Eva ſagte. Kein Wunder, gerade er hatte raſtlos ſich
an der Suche beteiligt, gönnte ſich keine Ruhe. Nun mußte er
doch wohl ausſchlafen.
Die Baroneſſe lag noch lange wit offenen Augen wach,
lauſchte auf die Nochtgeräuſche, ſchreckte zuſammen, wenn ſie
irgendeinen Ton zu hören glaubte, der wie fernes Aechzen ſich
anhörte, und mußte doch jedesmal ſich wieder ſagen, daß nur ihre
hochgradig erregte Phantaſie ſie täuſchte.
Warum hatte Egon ſie verlaſſen? Und würde ihn der
Dok=
tor Borngräber zurückbringen? Dieſer ſeltſame Mann, von dem
ſie nicht wußte, ob er jung oder alt war, erſchien ihr wie die
letzte, größte Hoffnung.
Am nächſten Morgen wurden die Nachforſchungen von neuem
aufgenommen. Sie erſtreckten ſich diesmal bis in das Dorf und
die weitere Umgebung. Auch Mühlhauſer, der noch fahler ausſah
als ſonſt, beteiligte ſich wieder daran. Der alte Mann zeigte
überhaupt eine fieberhafte Unruhe und Aufregung, was
ſchließ=
lich zu erklären war, handelte es ſich doch um ſeinen jungen
Herrn.
Doch auch diesmal wurde nicht das geringſte von Egon
ent=
deckt. Er ſchien wie vom Erdboden verſchwunden zu ſein. Auch
keine Botſchaft von ihm an Eva traf ein.
Schluchzend brach die Baroneſſe zuſammen. „Er iſt doch
wohl tot!“ „Er brächte es ſonſt gar nicht übers Herz, mich in
dieſer Verzweiflung zu laſſen!“
Der alte Mühlhauſer, der zufällig im Zimmer war, ſchlich
ſich lautlos davon. Er ſchien ebenfalls in ſich zuſammenzuſinken,
ſchwer und ſchleppend war ſein Gang. Nur das Feuer in ſeinen
halbverſchleierten dunklen Augen brannte noch fieberhafter,
un=
heimlicher.
Der Tag ging zur Neige, ohne daß ſich ein Umſtand zeigte,
der Eva etwas beruhigt hätte. Sie war nun entſchloſſen, ſo
lange im Schloß zu bleiben, bis ſie wußte, was mit Egon
ge=
ſchehen ſei.
Die erſten Schatten der einbrechenden Nacht ſanken über
den weiten Schloßhof von Arensberg. Da ſchritt ein
breitge=
bauter, einfach gekleideter Mann durch das große Eingangstor,
ſah ſich erſt ſuchend um und näherte ſich hierauf den Stallungen.
Aus einer der Türen ſchob ſich gerade ein Angeſtellter, der den
Beſucher mißtrauiſch betrachtete.
„Heda. .., was wollt Ihr hier?” fragte er dann grob.
Der Mann mit dem zugeknoteten Bündel in der Rechten
und dem ſtarken Knotenſtock erwiderte keck: „Warum denn ſo
patzig, Gevatter?" Ich möchte den alten Mühlhauſer ſprechen.
Habe ihm einen Auftrag auszurichten.”
„Unſern Leibdiener?” verſetzte etwas höflicher der
Stall=
angeſtellte. Könntet auch am hellen Tag kommen. Aber
meinet=
wegen ... geht dort hinüber, wo das Licht durch die Ladenritze
ſchimmert . . . in das kleine Häuschen .. ., da findet Ihr den Herrn
Leibdiener.”
„Danke ſchön, Gevatter”, nickte der Beſucher und ſchritt ohne
weiteres in der angegebenen Richtung weiter.
Kopfſchüttelnd zog ſich der Stallmenſch wieder in die
Wirt=
ſchaftsgebäude zurück.
Drüben klopfte der Beſucher an die Tür des kleinen Hauſes,
nachdem er ſich vergewiſſert hatte, daß von innen der Riegel
vor=
geſchoben war.
Mühlhauſer ſaß in ſeiner Stube am Tiſch. Vor ihm brannte
eine Lampe. Die kleine Stube hatte keine elektriſche Lichtanlage.
Der Mann ſtarrte mit dem grauen, fahlen Geſicht wie
geiſtes=
abweſend vor ſich nieder, und ſein Mund murmelte
unverſtänd=
liche Worte. Dann fuhr er ſich über die feuchte Stirne und ächzte
dumpf.
In dieſem Augenblick klopfte es draußen. Mühlhauſer zuckte
zuſammen und zitterte. Sein halboffener Mund bewegte ſich,
ſeine Augen wendeten ſich voller Unruhe der Tür zu. Er ſaß
wie gelähmt.
Als ſich das Klopfen ſtärker wiederholte, riß es ihn doch vom
Stuhl empor, und er ging mit dem Licht in der Hand in den
Gang hinaus, drückte ſein Ohr an die verſperrte Tür und fragte
heiſer:
„Wer iſt draußen? Was gibt es?”
„Ich muß den Herrn Mühlhauſer ſprechen. Oeffnet, bitte‟,
ertönte die Antwort.
Der Alte ſah eine Sekunde beſtürzt vor ſich hin. Es war,
als ſuche er in ſeiner Erinnerung nach irgendeinem feſten Punkte.
Hatte er dieſe Stimme nicht ſchon einmal gehört . . . ingendwo. . .
an einem Orte, der keine angenehmen Rückwirkungen ausübte?
Aber nein, Unſinn, das Alter macht unſicher, nervös! Er
mußte ſich täuſchen.
Langſam ſchob er den Riegel zurück. Mürriſch betrachtete
er das Geſicht des Mannes, der draußen ſtand und von dem
ſchwachen Schein der Lampe beſchienen wurde.
„Ich kenne Sie nicht! Was haben Sie mir zu ſagen?” ſtieß
er knurrend hervor.
Den Fuß hielt er ſo, daß er die Tür jeden Augenblick
zu=
ſchlagen konnte.
Der Beſucher bog ſich etwas vor und erwiderte leiſe: „Ich
komme von Moſes Aron.. ."
Ein kurzer Schrei, der aber ſofort erſtickte, glitt über die
Lippen Mühlhauſers. Unwillkürlich trat er zurück, der Beſucher
folgte ihm auf dem Fuße und ſchloß ſelber die Tür hinter ſich.
Drinnen in der Stube ſtellte der Leibdiener die Lampe auf
den Tiſch. Klirrend ſtieß ſie auf. Dann zerrte er einen dunklen
Vorhang über das Fenſter. Nun konnte man auch von außen
nicht hereinſehen. Zu dumm, daß er dies neulich vergaß, wo der
junge Schloßherr bei ihm war. Da ſchielte jemand durch den
Riß im Laden oder es war auch nur eine Täuſchung. Wer ſollte
es denn geweſen ſein?
Aber beſſer war beſſer! Nun war er ſicher, nicht geſehen zu
werden. Er wendete ſein gelbes Geſicht dem Manne zu, der am
Tiſche ſtand, etwas gebückt. Das Bündel und den Stock hatte der
Beſucher auf einen Stuhl gelegt und kramte umſtändlich in
ſei=
ner Bruſttaſche herum.
Stechend hefteten ſich die Augen des Alten auf ihn. Ei
gebräuntes Geſicht, etwas verſchmitzt, aber in der Hauptſache doch
einfältig, wenn nicht zu ſagen, dumm. Struppiges, gelbes
Stroh=
haar, das den Schädel umgab und das Stupide des Menſchen
noch erhöhte. Nur die Augen hatten einen kecken, gewitzigten
Ausdruck, etwas, vor dem Mühlhauſer unwillkürlich erbebte.
„Was — habe ich mit Moſes Aron zu tun?” ſagte er jetzt
rauh. „Wer iſt der Mann überhaupt?”
Das war dumm geſagt. Er hatte ſich doch bereits durch ſein
erſtes Zurückſchrecken verraten.
„Moſes Aron war mein Vetter, Herr Mühlhauſer” erwiderte
der Beſucher vertraulich. „Sie wiſſen vielleicht noch gar nicht,
daß er tot iſt?“
„Was kümmert es mich? Was wollen Sie eigentlich?”
Er wußte ſeit kurzem allerdings, daß ſich der Hehler das
Leben genommen hatte, aber das brauchte der Menſch hier nicht
erſt beſtätigt zu erhalten.
„Ich bin der Vetter Chriſtian, Herr Mühlhauſer”, fuhr der
Burſche in ſeiner Vertraulichkeit fort. Langſam ließ er ſeine
Stimme bis zum Flüſterton ſinken und meinte, den Kopf mit
den ſtrohgelben Haaren vorſchiebend:
„Ich habe einen Brief an den Herrn Mühlhauſer hier — vom
Moſes Aron. Vor ſeiner Verhaftung ließ er ihn an mich
ſchrei=
ben— durch den lahmen Baruch, den Ihr doch auch kennt. Und
er ließ mir ſagen, daß, wenn ihm etwas zuſtoßen ſollte, möchte ich
nur zum Herrn Leibdiener Mühlhauſer in Arensberg gehen und
ihm den Brief bringen. Der werde dann ſchon für mich ſorgen.
Eine Hand waſche die andere. Und der Aron habe dem Herrn
Mühlhauſer doch auch manchen Dienſt erwieſen, habe ihm die
vielen ſchönen Sächelchen abgekauft mit vielem Geld.”
Der Alte fuhr auf. „Schweigen Sie! Unſinn, was der alte
Dummkopf da zuſammenredete!" Ich weiß nichts von Geld —
und noch weniger von Dingen, die er mir abkaufte — ich —,”
Seine Stimme ſchlug in der Erregung über. Ein. Mitwiſſer
ſtand vor ihm! Herrgott, an dieſe Möglichkeit hatte er nie mehr
gedacht! Das traf ihn gleichſam wie ein Hieb auf den Kopf.
Er hatte den Brief, der ſehr zerknittert war, an ſich geriſſen
und machte ihn auf. Unterm Licht las er den Inhalt.
In plumper Weiſe teilte ihm der lahme Baruch als
Beauf=
tragter ſeines Herrn mit, er möge dem Vetter Chriſtian, wenn
ſich dieſer an ihn wendete, etwas unter die Arme greifen. Der
Chriſtian wäre immer ein Pechvogel, aber ſeiner verſtorbenen
Schweſter Sohn und ihm ans Herz gewachſen. Deshalb möge
ihm der Herr Leibdiener — der Chriſtian wiſſe, daß er mit Aron
in verſchiedenen Geſchäften ſtand — doch irgendeine Stelle im
Schloß verſchaffen, wenn es dem Chriſtian mal wieder ſchlecht
gehe. Er, Moſes Aron, erwarte das aus Gefälligbeit von dem
Herrn Leibdiener.
Mühlhauſer fühlte, wie ihn die Wut packte. Daß dieſer alte
Hehler ſeine Geheimniſſe derart preisgab, das hätte er wiſſen
ſollen!
„Der Moſes Aron muß verrückt geweſen ſein”, ſtieß er nun
hervor. „Wenn ich ihm mal irgendeine kleine Sache anbot — ein
antikes Stückchen, das mir der Herr Graf ſchenkte —, ſo iſt das
lange her..."
„Der Herr Leibdiener muß ein ſchlechtes Gedächtnis haben”
lachte Chriſtian, der den Alten von der Seite genau beobachtet
hatte." „Ich denke, der Herr Leibdiener war erſt vor kurzem beim
Aron — von wegen dem Perlenband”
Mühlhauſer hob den Arm. Es ſah aus, als wolle er den
Burſchen niederſchlagen. „Schweigen Sie ...!” keuchte er. „Alſo,
was ſoll ich denn?”
Chriſtian lachte dumm. „Ihr ſeid alſo doch beim Aron
ge=
weſen — neulich?”
„Nein! Ich beſtreite das entſchieden!“
„So. . .? Da kennen der Herr Leibdiener wohl auch gar nicht
den kleinen Knopf, den ich ſelber beim Vetter Aron in der
Hinter=
ſtube gefunden habe?”
Chriſtian zog einen Metallknopf hervor und hielt ihn dem
Alten vor die Naſe.
Es war ein Knopf, der ein Wappen trug — den Pelikan
mit dem von ihm geſäugten Jungen.
(Fortſetzung folgt.)
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In den Hauptrollen: Dita Parlo, Willy Fritsch
Im Tonbeiprogramm:
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in allen Gammiwaren und Sanitätsartikeln // äbernommen habe.
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gebrachte Vertrauen und bitten, dieses auch // bei nur günstigen Preisen zu bedienen.
unserem Nachfolger erhalten zu wollen.
Hochachtungsvoll
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daß mit heutigem Tage unser Detailgeschäft, machung höfl. Bezug und teile der ver-
und Umgebung mit, daß ich ab heute das
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„Heinmäller‟
Meine langjährige Tätigkeit in den ersten
Wir danken dem verehrlichen Pnbliknm / Gummihäusern bedingt, die verehrliche
für das uns seit Jahrzehnten entgegen- / / Kundschaft mit den erstklassigsten Waren
Ich bitte, das den seitberigen Inhabern
entgegengebrachte Vertrauen auf mich
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tragen zu wollen und empfehle mich
Mit vorzüglicher Hochachtung
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