Tontnenimme zum 600 zührigen Nastiubiläum daremttadt.
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Origlnal=Auffätze und elgenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 162
Freitag, den 13. Juni 1930.
193. Jahrgang
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(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtiſcher Beſtreibuns fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Banl und Darme
ſtädter und Nationalbank.
aun Müif
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Freitag, den 13. Juni 1930
er eigentliche Jubiläumstag iſt der 23. Juli. Aber dieſer
Tag fällt in die Schul= und Theater=Ferien, in denen viele
3
Darmſtädter nicht zu Hauſe ſind. Die offizielle Feier ſollte
darum am 15. Juni ſtattfinden. Wir haben ſie jetzt abgeſagt, weil
keine Stimmung dafür vorhanden zu ſein ſchien. Der Verluft beſteh:
in einer Feſtrede, diverſen Glückwünſchen, einem Kinderfeſt und
einem großen Konzert in der Feſthalle mit turneriſchen und
ſport=
lichen Darbietungen. Er iſt alſo nicht allzu groß und kann
ver=
ſchmerzt werden. Es genügt, wenn wir nun am 23. Juli die
Fahnen aus den Fenſtern hängen. Das alles ſind ja mehr oder
weniger Aeußerlichkeiten, die lediglich dokumentieren, daß man
an den immerhin für unſere Stadt bedeutungsvollen Tag gedacht
„hgt. Das Hiſtoriſche hat Dr. Adolf Müller in einem ſehr
ver=
dienſtlichen ſtattlichen Bändchen dargeſtellt. Es iſt der erſte
wirk=
liche Verſuch einer Darſtellung der Geſchichte der Stadt
Darm=
ſtadt, und er hat das erfreuliche Ergebnis zu Tage gefördert, daß
Darmſtadt — entgegen einer weitverbreiteten Annahme — eine
recht intereſſante und gelegenlich auch recht bedeutungsvolle
Ver=
gangenheit hat, daß insbeſondere eine ganze Anzahl berühmter
Männer und Frauen in der ſtädtiſchen Chronik eine
bemerkens=
werte Rolle geſpielt haben. Dr. Müller hat ſich mit ſeinen
auf=
ſchlußreichen Forſchungen, die er mit großer Hingabe und vielem
Geſchick betrieben hat, unſeren aufrichtigen Dank verdient. —
Neben dem Hiſtoriker ſteht der Gegenwartsmenſch, der das
Heute und Morgen geſtalten ſoll. Wenn es richtig iſt, daß die
Ge=
ſchichte die beſte Lehrmeiſterin iſt, könnte man annehmen, daß
ſeine Aufgabe nicht allzuſchwer ſei. Aber dieſer Satz hat,
minde=
ſtens für unſere Generation, nur eine bedingte Gültigkeit. Denn,
was wir in unſerem Zeitalter erlebt haben, iſt eben — trotz Ben
Akiba — einfach noch nicht dageweſen. Die Verwaltung unſeres
Gebietes hat immer eine monarchiſche Struktur gehabt, und ſeit
1918 iſt Heſſen eine Republik mit einer Verfaſſung, die an Stärke
des demokratiſchen Einſchlags außerhalb Deutſchlands nicht ihres
gleichen hat. Und das Leben der Landeshauptſtadt lebt ja immer
viel ſtärker das Leben des Staates, dem ſie angehört, als die
anderen Städte des Landes. Ganz beſonders gilt das für kleinere
Hauptſtädte, denen ihr Reſidenzcharakter ſeither mindeſtens 90
Prozent ſeines Stempels aufgedrückt hat, — und die nun
wie=
derum die Urzellen des republikaniſchen Lebens im Staate
ge=
worden ſind.
Aus alledem folgt, daß dieſe Landeshauptſtädte im neuen
Staate vielleicht mehr gewonnen haben als die Schweſterſtädte
im Lande, aber auch weſentlich mehr verloren haben als ſie. Und
es folgt hieraus weiter, daß ſie es viel ſchwerer haben, ſich auf die
neue Zeit um= und einzuſtellen als jene. Denn was andere
Städte mit großen Opfern ſich haben erkaufen müſſen und erkauft
haben, iſt den Reſidenzen einfach in den Schoß gefallen; die
Lan=
desfürſten, deren Dotation aus den Mitteln des Staates gefloſſen
iſt, haben es für ihre Reſidenzen finanziert oder für dieſe vom
Landtag finanziert erhalten. Hierher gehören, um von
Darm=
ſtadt zu ſprechen, das Theater, das Muſeum, die Hofbibliothek,
die großen Parks und repräſentativen Gebäude, die Techniſche
Hochſchule. Dazu gehören das reiche künſtleriſche, insbeſondere
muſikaliſche und geſellſchaftliche Leben, das auch viele
wohl=
habende Penſionäre anzog, und das natürlich auch ſteuerlich und
konſumlich (man verzeihe das üble Wort) ſtark in die Wagſchale
fiel. Das iſt nun alles dahin. Der Verdienſt der Geſchäftswelt,
die auf den ſtarken, zum Teil üppigen, Verbrauch einer
immer=
hin nicht unbedeutenden Hofhaltung und einer großen Garniſon
mit zum Teil ſehr wohlhabenden Offiziersfamilien eingeſtellt
war, iſt fort. Es wird weniger und billiger gekauft, die Zahl der
Geſchäfte aber iſt nicht kleiner geworden, und ein Ausgleich durch
eine ſtärkere Bevölkerungszunahme iſt — bei der
zurückgeblie=
benen Bautätigkeit — nicht erfolgt. Nun wird das Problem
erkennbar: Eine Bevölkerung, der es ſeither materiell recht gut
gegangen war, und für deren ideelle Genüſſe ein anderer ſorgte,
Darmſtast heute und in Zukun
Gedanken zum 800jährigen Stadtzubtläum
Don Oberbürgermeiſter Mueller
ſoll nun, um das Kulturniveau von einſt zu halten, trotz ſtark
zurückgegangener materieller Einkünfte jene Opfer ſelber bringen.
Eine Bevölkerung alſo, die zu ſolchen Opfern gar nicht erzogen
iſt, die auf dieſem Gebiete gar keine Tradition kennt; die nun
eine Art von Bürgerſtolz zeigen ſoll, für den ſie ſeither keine rechte
Verwendung hatte, und der darum auch nur beſcheiden
ent=
wickelt war. Sehr bezeichnend dafür iſt das Ergebnis meines
kürzlich erfolgten Aufrufes zu einer Spende für die Darmſtädter
bildende Künſtlerſchaft, der wir zu einem guten Teil unſeren Ruf
in der Welt verdanken. Spender haben ſich daran mit insgeſamt
300 Mark beteiligt. Von den meiſten, an die ich mich in
perſön=
lichen Briefen gewandt hatte, habe ich überhaupt keine Antwort
erhalten. Vielleicht iſt jener jahrhundertealte Mangel in der
Möglichkeit der Betätigung bürgerlicher Tugenden ſchuld daran,
daß der Darmſtädter viel weniger ſchöpferiſch als kritiſch
ein=
geſtellt iſt. In der Kritik leiſtet er Erhebliches, und er iſt bereit,
für ſeine kritiſche Ueberzeugung die weiteſttragenden
Konſequen=
zen auf ſich zu nehmen. Gemildert wird die kritiſche
Veran=
lagung freilich oft — nicht immer — durch einen bemerkenswerten
humoriſtiſchen Einſchlag. Nur ein Beiſpiel: Niebergalls
Datte=
rich, der ja ganz vorwiegend ein zeitkritiſches Stück iſt.
Die Frage iſt alſo die: haben wir überhaupt das Zeug dazu,
unſere Stadt auf ihrer Höhe zu erhalten und vorwärts zu
führen? Nach dem Geſagten könnte man faſt bedenklich ſein:
Bei unſerer herabgeſetzten materiellen Leiſtungsfähigkeit werden
größere materielle Opfer verlangt — und für die kulturellen Dinge
fehlt es an dem nötigen Ausmaß ſchöpferiſcher Kraft und
ſchöpfe=
riſchen Willens. —
Gott ſei Dank liegen die Dinge doch nicht ſo troſtlos. Denn
einmal darf als ſicher angenommen werden, daß in der
Darm=
ſtädter Kritik das ſo vielfach zu vermiſſende Wohlwollen zum
guten Teil nur eine Zeiterſcheinung iſt, die ſich keineswegs auf
unſere Stadt beſchränkt, und daß mit ſich beſſernden
wirtſchaft=
ſchen Verhältniſſen auch dieſe häßliche Seite unſerer kritiſchen
Tätigkeit mehr oder weniger verſchwinden wird. Auf der anderen
Seite zeugt kritiſche Veranlagung, ſoweit ſie nicht zum öden
Klatſch herabſinkt, immer von einem regen Geiſt. Und wir haben
nicht nur in unſerer Vergangenheit, ſondern in beſonders
Maße auch in unſerer jüngſten Gegenwart die glänzendſt
ſpiele einer ſprühenden, keineswegs bloß kritiſchen, geiſtig
duktion erlebt, auch die ſpezifiſch wiſſenſchaftliche Tätigkeit
Techniſchen Hochſchule ſowie unſer ganzes kulturelles O
Theater und Muſik und bildender Kunſt haben ſeit der
zung geradezu einen Aufſchwung genommen. Und eben
dahin geführt, daß Darmſtadt gerade in den kritiſchen
ſeit 1918 ſich ſeiner ſchwierigen Situation im Brennpu
weſtlichen Grenzmark durchaus gewachſen gezeigt hat.
bleibt beſonders erfreulich zu buchen, daß eine von m
fortſchrittlichem Geiſte erfüllte Jugend herangewachſen
uns mit vollem Vertrauen auf unſere Zukunft erfüllen d
Ein ernſterer Fall iſt unſere Armut. Zur kulture
ſtung gehören nicht nur die ideelle Einſicht und Fähig
der gute Wille, ſondern auch Geld. Wir müſſen uns dar
tig — was nebenbei auch ſtilmäßig allein zu verantwort
weiſe beſchränken auf die Gebiete, die Darmſtadt „gem
Das iſt das Theater und die Muſik und die bildende
Ku=
ich ganz vorzugsweiſe auch die Mutter der bildenden 9
Architektur, rechne. Das iſt, ſoweit ziviliſatoriſche Ding
tracht kommen, die Luftfahrt in allen ihren Zweigen.
endlich die liebevolle Pflege unſeres ſchönſten und we
Beſitzes unſeres Waldes. Aber auch die Beſchränkung
Gebiete erfordert Opfer, die nur getragen werden könn
unſere wirtſchaftlichen Kräfte dazu ausreichen. Deshal.
nicht nur deshalb — muß noch ein Letztes hinzukomn
ſorgſame Pflege dieſer Kräfte.
Wir werden noch manche Prüfung zu erwarten habe
wir dürfen gerade nach dem Ergebnis der Feuerprobe
revolutionären Jahre die Hoffnung haben, daß Darn
ſiebenten Jahrhundert ſeines Beſtehens allezeit klar un
kennen wird, was ihm not tut, und daß es im friedlich
kampf der prominenten deutſchen Städte den Rang I
wird, auf den es nicht verzichten kann, ohne zur Belan
einer Provinzſtadt herabzuſinken.
von Dr. Adolf Müller, Leiter des Städtiſchen Archivs und Muſeums
chtzehn Geſchlechter ſind dahingegangen ſeit jenem
Schickſals=
tage, da Kaiſer Ludwig der Bayer in ſeiner Pfalz Hagenau
im Elſaß das Darmſtädter Stadtprivileg ausfertigen ließ.
die Bürger der Stadt, der Landesherr, Graf. Wil=
I. von Katzenelnbogen, empfing die Urkunde — eine „
Fürſten=
war entſtanden.
der Katzenelnbogen dachte natürlich nicht daran, ſeine ſchöne
Rheinfels zu verlaſſen, um hinfort in der halbzerfallenen
ſtädter Waſſerburg Sof zu halten. Er brauchte einen
Ver=
ngsmittelpunkt für ſeinen rechtsrheiniſchen Beſitz. Dazu
ihm unſere Heimat trefflich geeignet. So wurde Darmſtadt
die Steuern des Mittelalters waren vielfach Sachabgaben:
Frucht, Kleinvieh, Vieh. All der Reichtum ſtrömte in unſere
und lagerte hier, bis die Mönche des Ziſterzienſerhofes
vorn die koſtbare Frucht nach Stockſtadt fuhren und in die
ffelſer Kähne luden. Der Graf bot das Landvolk auf, die
rn. die ſeine Stallungen und Scheunen
n ſollten, zu erbauen. Jahrelang dauerten
ronarbeiten. Darmſtadt erhielt nie andere
igswerke. Die Stadt hat den Mangel oft
empfunden; denn in der guten alten Zeit
man ſtets mit Kriegsnot und Gewalttat
n.
n der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
Darmſtadt vorübergehend Reſidenz. Graf
Im II. von Katzenelnbogen beſtimmte Schloß
ſtadt zum Witwenſitz ſeiner Gemahlin Elſe,
geborenen Gräfin von Hanau. Das gräfliche
weilte gern in unſeren Mauern. Sie legten
mm Weinberge an. Die Bauern ahmten das
el nach, und ſo entſtand jener Kranz von
ärten, der bis an die Schwelle des 19.
Jahr=
ets die Stadt ſchmückend umgab und heute
n Flurbezeichnungen und Straßennamen
t. Damals wurde auch die Burg, die ver=
) auf ein karolingiſches Jagdhaus
zurück=
nſtand geſetzt. Die älteſte, im Jahre 1380
erwähnte Stadtkirche dürfte ebenfalls in
Zeit erbaut worden ſein, während die
ilterlichen Teile der heutigen Stadtkirche aus
eiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ſtammen.
ifin Elſe von Katzenelnbogen nannte einen
n Schatz ihr eigen, eine kleine Bücherei:
eutſche Bibel, das „Paſſional”, das heißt
eſchichte des Leidens Jeſu Chriſti und der Heiligen,
d vom Trojaniſchen Krieg und den Titurel. In den Stroh=
techniſche Schule. Im Jahre 1863 wurden die beiden Anſtalten
getrennt. Aus der Bürgerſchule erwuchſen das Realgymnaſium
und die Oberrealſchulen; die techniſche Schule bildete ſich aus zur
polytechniſchen Schule, zur weltberühmten Techniſchen Hochſchule.
Das Werden der geiſtigen Oberſchicht.
Darmſtadt beſaß, ſo ſcheint es, von jeher eine auffallend ſtarke
geiſtige Oberſchicht: Adel, Offiziere, Theologen, Beamte. In der
Katzenelnbogenſchen Zeit war die Zahl der Beamten indes noch
klein geweſen. Der Oberamtmann der Obergrafſchaft hatte nicht
einmal hier gewohnt. Als um die Mitte des 15. Jahrhunderts die
Katzenelnbogen ihren Wohnſitz hierher verlegten, ſchien Darmſtadt
eine ſchöne Zukunft beſchieden zu ſein. Da erloſch im Jahre 1470
das Grafengeſchlecht im Mannesſtamme. Der Rückſchlag blieb nicht
aus. Die neuen Landesherren, die Landgrafen von Heſſen,
küm=
merten ſich zunächſt nicht viel um das katzenelnbogenſche Erbe;
ihre Stammlande um Marburg und Kaſſel lagen ihnen mehr am
EEinigteit iſt die beſte Ringmauxerner Stadt.
der Bauern wußte man nichts von der ritterlichen
Dicht=
die die Burgfrau entzückte. Hier herrſchten noch derbe
nke und Spielmannsweiſen.
Die Stadt der Schulen.
eit 1419 gab es eine Kaplanſchule in unſerer Stadt, eine
e Stiftung des Grafen Johann von Katzenelnbogen und
Gemahlin Anna. Daneben wirkte um 1460 ein weltlicher
teiſter”. Indes waren die Schulverhältniſſe hierzulande
llechter als z. B. in Oberheſſen. Auch die Einführung der
nation (1526) änderte an dieſem Zuſtande zunächſt nichts.
ſe von Landgraf Phikipp von Heſſen im Jahre 1535 ange=
Landesviſitation ſchuf Wandel. Es wurden nun in
unſe=
eimatgebiet drei höhere Schulen errichtet: in Darmſtadt. in
enberg und in Groß=Gerau. Landgraf Georg I. erhob die
tädter Lateinſchule zur Landesſchule. Ende des 16.
Jahr=
ts erlangten die erſten Darmſtädter Bürgerſöhne
akademi=
ürden. Der „ehrbare” Rat der Stadt bewies ſeinen
freudi=
olz über dieſe Erfolge durch Geldgeſchenke. Uebrigens wurde
einſchule nicht nur von zukünftigen Gelehrten beſucht. Auch
erkerſöhne, die beſtimmt waren, ſpäter das Gewerbe des
weiter zu betreiben, beſuchten die „Stadtſchule”. Lediglich
glöhnerkinder waren auf die privaten Klippſchulen ange=
Mitten im Dreißigjährigen Kriege (1629) baute
Land=
ſeorg II., dem letzten Willen ſeines Vaters (Ludwig V.)
die Darmſtädter Lateinſchule aus und ließ der Anſtalt
Inem Baumeiſter Seyfrid Pfannmüller einen maſſigen vier=
An Bruchſteinbau mit ſtattlichem Treppenturm, das allen
ädtern vertraute Piu, errichten. Die Pädagogici erhielten
hr die Hochſchulreife. D Verwaltung der Stadt hatte trotz
rmut 200 fl., und zwar geliehenes Geld, zu den Baukoſten
uert. Fürſt und Volk waren von dem Gedanken
ungen, daß gerade in dieſer Zeit der Not mehr.
die Bildung der Jugend gefördert werden
Kaum war der große Krieg zu Ende, als ſich
rmſtädter bemühten, die Landesuniverſität, die
en Verluſt von Marburg heimatlos geworden
ir ihre Stadt zu gewinnen. Trotzdem die
ge=
hatzte Bürgerſchaft durch freiwillige Spenden
ſehnliche Summe für eine Stiftung aufbrachte,
rder Rat das Ratheeus als „Kollegiengebäude‟
rfügung ſtellte, mißlang der Plan. Gießen
wieder Sitz der hohen Schule.
Jahre ſpäter (1877) ging der Wunſch unſerer
durch die Errichtung der Techniſchen Hochſchule
ſch in Erfüllung. Ein weiter Weg war
zurück=
worden.
naiſſance und Reformation hatten in Deutſch=
* Schulen in Gelehrtenſchulen verwandelt. Die
sprachen ſtanden in Mittelpunkt. Oft, leider
I, wurde über der Form der Inhalt vergeſſen.
kstümlichen Bildungsanſtalten fehlte es. Die
ädter Stadtſchule war eine Vorſchule des Päda=
Johann Konrad Arnoldi (1708—1716 in Darm=
Uhrte ſogar die Anfangsgründe des Griechiſchen
Lehrplan der Stadtſchule ein. Erſt in dem
Drittel des 18. Jahrhunderts erkannte die
rwaltung ihre Pflicht, auch auf „jene bürger=
Stände Rückſicht (zu nehmen), die zu den ge=
Studien nicht beſtimmt ſind”. Gleichwohl
*S ſich noch im Jahre 1791 bei einer von der
Ing befohlenen Eignungsprüfung einiger
Stadt=
kaus, daß von vier Darmſtädter Zimmermeiſtern
Eer eine ſiebenſtellige Zahl, durch eine zwei=
Dahl teilen konnte. Im Jahre 1664 hatten ſogar zwei
abeten im Rate geſeſſen.
2ßherzog Ludewig I. erwarb ſich das große Verdienſt, dieſe
De zu beſeitigen. Unter dieſem Fürſten entwickelte ſich
Beſtaltige Bildungsweſen unſerer Stadt. Darmſtadt wurde
Wr der Schulen. Die Bürgerſchaft, die durch die Gemeinde=
2 von 1821 das Recht der Selbſtverwaltung erworben hatte,
* ſich nun ebenfalls in ſteigendem Maße um das Schul=
2 die gebildete Oberſchicht ſich nicht mehr für zu gut hielt,
Lckat mitzuarbeiten. Es wa: Sinnbild und Bekenntnis
Dl8 Darmſtadt einen Schulmann, Dr. Edmund Külp, zu
Ehrenbürger machte. (1848.)
Ur9 Moller, der feinſinnige Baumeiſter Ludwigs I., hatte
„i Jahre 1812 eine Handwerkerſchule begründet. Dieſe
Durde auf eine Anregung des Pädagogdirektors Joh. Gg.
hann hin weiter entwickelt. Die Realſchule entſtand
2— Sie zerfiel in eine allgemeine Bürgerſchule und eine
Darmſtadt um 1630.
Herzen; ſie hätten ſonſt nicht Kurpfalz das wichtige Hoheitsrecht
des Geleits abgetreten. Und doch verdankt Darmſtadt ſeinen
Aufſtieg den Landgrafen von Heſſen. Landgraf Philipp der
Großmütige verfügte in ſeinem Teſtamente, daß ſein jüngſter
Sohn, Landgraf Georg I., die Obergrafſchaft erben ſolle. Damit
wurde Darmſtadt Landeshauptſtadt und Fürſtenſitz. Am 15. Juni
1567 hielt der neue Landesherr mit geringem Gefolge ſeinen
Ein=
zug in unſere Stadt. An der alten, verkehrsreichen Bergſtraße
gelegen, hatten die Einwohner unſerer Stadt ſtets teilgenommen
an dem pulſierenden Leben der großen Welt. Kaufmannszüge,
die zu den Meſſen nach Frankfurt a. M. rollten, geiſtliche
Würden=
träger, Fürſten und Herren mit ihrem Gefolge, Reiſige,
Lands=
knechte — alle zogen die Straße nach Süd und Nord; dazu
fah=
rende Leute, Gaukler und Bettler, die manches zu erzählen wußten
vom Glanz der Herrenfeſte und von Not und Kriegsgeſchrei. Raſt
hatte in der armen Bauernſtadt kaum ein großer Herr gehalten,
wenn er nicht dazu gezwungen war wie Anno 1513 der greiſe
Kaiſer Maximilan; denn das „berühmte” Turnier von 1403
ge=
hört in das Reich der Sagen. Nun reſidierte ſtändig ein Fürſt
in unſeren Mauern. Welch’ ein Leben! Turniere, Theater,
muſikaliſche Aufführungen; lauter unbekannte Genüſſe für unſere
Ahnen. Bald folgten ſie dem höfiſchen Vorbilde. Die Schüler der
Stadtſchule und die Bürgerſöhne verſuchten ſich auf den Brettern.
die die Welt bedeuten. Der große Saal in dem neuen ſtattlichen
Rathauſe, das in den Jahren 1598—1601 der treffliche Meiſter
Jakob Wuſtmann geſchaffen hatte, eignete ſich gut als
Theater=
raum. Die Bürger fanden Gefallen an der neuen Unterhaltung.
Einſt hatten ſie nichts Höheres gekannt, als am Neujahrsfeſt auf
ſtädtiſche Koſten zu ſaufen. Im Jahre 1612 kaufte die Stadt eine
kleine Orgel, um die Feſte durch muſikaliſche Darbietungen zu
verſchönen.
Die geſteigerten Bedürfniſſe des Hofes zogen Handwerker
hierher. Es fehlten auch Goldſchmied und Buchdrucker nicht; ſelbſt
ein Buchhändler ließ ſich in Darmſtadt nieder. Langſam
entwik=
kelte ſich ein geiſtiges Leben in Darmſtadt, auch außerhalb des
ſtändig wachſenden Schloſſes. Natürlich ſprang der Funke zuerſt
über in die Beamtenſchaft. Sie war beſonders empfänglich. Die
grenzenloſe Zerſplitterung und bunte Mannigfaltigkeit des
deut=
ſchen Rechts hatten im ausgehenden 15. und beginne:den 16.
Jahr=
hundert dazu geführt, das hochentwickelte römiſche Recht, das als
„Kaiſerrecht” ſeit Jahrhunderten auf den Univerſitäten gelehrt
worden war, als geltendes Recht anzuerkennen. Die Folge war
die Bildung einer akademiſchen bürgerlichen Beamtenſchaft. Selbſt
eine ſo kleine Stadt wie Darmſtadt konnte bald nicht mehr ohne
einen Juriſten, den Stadtſchreiber, auskommen.
Seit 1574 wirkten ſtudierte Aerzte in Darmſtadt, die für das
geiſtige Leben unſerer Stadt eine ganz beſondere Bedeutung
er=
langen ſollten. Nötigte ſie doch ihr Studium, auch fremde Uni=
verſitäten aufzuſuchen. Wir ſtoßen in den Akten auf folgende
Hochſchulen des Auslandes: Bologna, Ferrara, Leiden, Padua,
Paris und Utrecht.
Die Einführung der Reformation ſchuf einen gelehrten
Pfarrer=
ſtand, deſſen kulturelles Wirken kaum überſchätzt werden kann.
Dieſe Kreiſe waren in einer kleinen Reſidenzſtadt beſonders
an=
geſehen und konnten infolgedeſſen weit mehr Sauerteig ſein als
in den großen Handelsſtädten. Johann Jakob Willemer, einer
der wenigen Frankfurter Freunde Johann Wolfgang Goethes,
klagte wiederholt bitter über die Ungeiſtigkeit ſeiner Mitbürger,
die lange Zeit ſich kaum bewußt waren, welch’ ein Genie aus ihrer
Mitte emporſtieg. Darmſtadt ſpielte in dem Leben des jungen
Goethe eine wichtige, eine entſcheidende Rolle. Es war kein Zufall.
Trotzdem der Dreißigjährige Krieg gerade in unſerer Heimat
furchtbare Opfer gefordert hatte, erloſch das geiſtige Leben nicht.
Bereits zwei Jahrzehnte nach Beendigung des Krieges tat
Land=
graf Ludwig II. zwei folgenſchwere Schritte: Er berief W. K.
Briegel als Kapellmeiſter und ließ die aus der
Bibliothek Georgs I. erwachſene Hofbibliothek in
dem neuerbauten Glockenbau aufſtellen. Seinem
Nachfolger, Landgraf Ernſt Ludwig, verdankt
Darmſtadt den von dem Baumeiſter Rouge de la
Foſſe ausgeführten Umbau des Reithauſes in ein
Opernhaus (heute Kleines Haus). So ſehr der
prachtliebende Fürſt im Banne Ludwigs XIV.
ſtand, auf dem Gebiete der Muſik ging er eigene
Wege. In Hamburg hatte Ernſt Ludwig die
deutſche Oper kennen und ſchätzen gelernt. Im Jahre
1709 zog er Chriſtoph Graupner an ſeinen Hof und
verpflanzte damit die Hamburger Kunſt an den
Rhein. Damals herrſchte an den deutſchen
Für=
ſtenhöfen noch die italieniſche Oper. Daß
Land=
graf Ernſt Ludwig in den von Frankreich auch
kulturell bedrohten Rheinlanden in einer Zeit,
da die vornehme Welt ohne Ausnahme franzöſiſch
ſprach, deutſche Opern aufführen ließ, war eine
Tat, die nicht vergeſſen werden ſoll. Das
Darm=
ſtädter Orcheſter, das bereits von Landgraf
Georg I. gegründet worden war, wurde berühmt,
zumal auch der zweite Kapellmeiſter, Gottfried
Grunewald, ein Muſiker von Rang war. In
Ernſt Chriſtian Heſſe beſaß die fürſtliche Kapelle
den bedeutendſten Gambenvirtuoſen ſeiner Zeit.
Heſſes Gattin, Johanna Eliſabeth Döbricht, wirkte
hier als erſte Sängerin. Die Künſtlerin durfte es
1719 wagen, in Dresden mit den berühmten italieniſchen
Prima=
donnen Teſi und Duraſtanti um die Palme zu ſtreiten. Kein
Wun=
der, daß Georg Philipp Telemann, der gefeierte Zeitgenoſſe Johann
Sebaſtian Bachs, eine ſeiner Tondichtungen empfahl mit dem
Hin=
weis, ſie ſei vor ihrer Drucklegung der „unvergleichlichen
Execu=
tion” des Darmſtädter Orcheſters gewürdigt worden.
Auch die Malerei fand nunmehr in unſeren Mauern eine
bleibende Stätte. Das ſelbſtbewußte, ſelbſtherrliche Fürſtentum
liebte es, ſich malen zu laſſen. Die Jagdleidenſchaft, die gerade
damals ſehr ſtark war, regte an, Wald und Wild ebenfalls im
Bilde feſtzuhalten. So kam es, daß unter dem Landgrafen Ernſt
Ludwig und Ludwig IIII. eine Reihe von Malern ſich in
Darm=
ſtadt niederließ, u. a. Tobias Brachfeld, Zacharias Sonntag,
Johann Georg Stockmar, Johann Tobias Sonntag, Michael
Chri=
ſtoph Emanuel Hagelgans, Georg Adam Eger, Johann Conrad
Seekatz, der Hinterglasmaler Nikolaus Mich. Spengler, Chriſtian
Ludwig von Löwenſtern und vor allem Johann Chriſtian Fiedler.
Die Leiſtungen des Handwerks wuchſen mit den Aufgaben, die
es zu löſen hatte. Vor allem aber bildete ſich eine bürgerliche
Kulturſchicht, die die Ueberlieferung treu bewahrte, als der
Stadt unter der Regierung des Landgrafen Ludwig IX. die
Ge=
fahr drohte, ihre mühſam errungene Stellung als
Landeshaupt=
ſtadt einzubüßen.
Landgraf Ludwig IX. war Soldat mit Leib und Seele. Für
Kunſt und Wiſſenſchaften hatte er wenig übrig. Pirmaſens, die
Soldatenſtadt, das heſſiſche Potsdam, war ſein
Lieblingsaufent=
halt. Daß die Trommelwirbel der Wachtparade nicht alle zärteren
Töne erſtickten, iſt das Verdienſt ſeiner feinſinnigen Gattin,
Land=
gräfin Karoline Henriette, einer geborenen Prinzeſſin von Pfalz=
Zweibrücken, und ihres Kreiſes. Obwohl dieſe Fürſtin, der Sitte
ihrer Zeit entſprechend, ganz im franzöſiſchen Geiſte erzogen
wor=
den war, erkannte ſie das Morgenrot der deutſchen klaſſiſchen
Dichtung. Sie veranſtaltete die erſte Liebhaberausgabe
Klopſtock=
ſcher Oden, während, ihr geiſtvoller Freund, König
Friedrich II. von Preußen, ob der Barbarei des
deut=
ſchen Schrifttums verzweifelte — trotz Leſſing,
Klop=
ſtock, Wieland und Goethe. In dem Herrngarten, den
ſie zu einem engliſchen Garten umwandeln ließ, weilte
ſie am liebſten, dort wurde ſie auf ihren Wunſch
be=
graben. Herder, Goethe, Wieland, Gleim waren ihre
Gäſte. Keiner konnte ſich ihrem bezaubernden Einfluß
entziehen. Doch ſie ſtarb allzu früh, ein Opfer ihrer
Pflichttreue. Johann Heinrich Merck, der ihr
nahe=
geſtanden hatte, klagte noch drei Jahre nach ihrem
Tode: „Der Ton , iſt hier ſo abſcheulich, als er je
geweſen. Der Geiſt der Landgräfin iſt entflohen
„Der Geiſt der Landgräfin iſt entflohen!“ Dieſer
Auf=
ſchrei Johann Heinrich Mercks wurde durch ihn Lügen
geſtraft. Merck und ſeine Freundinnen und Freunde
hüteten das Erbe der „Großen Landgräfin”. Ja noch
mehr, ſie erfüllten den höchſten Wunſch der
mütter=
lichen Fürſtin und gaben das Erbgut weiter an
Karo=
linens Sohn, Ludewig I., der erfüllen ſollte, woran ſie
der unerbittliche Tod gehindert hatte.
Zum erſtenmal trat damals das Darmſtädter
Bür=
gerhaus gleichwertig neben das Fürſtenſchloß als
eben=
bürtiger Weggenoſſe zu dem hohen Ziele der Kultur.
Heſſe, Merck, Schleiermacher, Peterſen, Wenck, Höpfner,
das ſind die Namen der tapferen Pioniere, die trotz
Enge und Verſtändnisloſigkeit ihrer Umwelt ihre
Auf=
gabe löſten. Johann Heinrich Merck war der König
in dieſem Kreis. Er ſtritt an der Spitze des Keils,
bis er todwund zuſammenbrach. Darum gebührt ihm
beſondere Ehre. Merck entſtammte einer alten
Apothekerfamilie, die ſeit 1668 in der Engelapotheke
(heute Schuhhaus Jacob) am Schloßgraben ſaß. Nach
den üblichen Schul= und Studienjahren kehrte der begabte Mann
in ſeine Heimat zurück und fand eine Anſtellung bei der Geheimen
Kanzlei in Darmſtadt. Im Jahre 1768 beförderte ihn der
Land=
graf zum Kriegszahlmeiſter, 1774 erhielt er den Titel Kriegsrat.
Die amtliche Stellung konnte den geiſtvollen Kopf nicht
befriedi=
gen. Er ſuchte und fand Erſatz in wiſſenſchaftlicher und
künſt=
leriſcher Arbeit. Bald wurde ſein Haus ein geiſtiger Mittelpunkt
der Stadt. Herder, Wieland, Goethe, Lavater und Nicolai waren
ſeine Freunde. Auch der Herzog Karl Auguſt von Sachſen=Weimar
und ſeine Mutter Anna Amalia ſtanden mit ihm in
Gedanken=
austauſch. Goethe bekennt noch in ſeinem Alter: In
Darm=
ſtadt befand ſich eine Geſellſchaft von ſehr gebildeten
Män=
nern. Wie ſehr dieſer Kreis mich belebte und förderte, wäre
nicht auszuſprechen.”
Mercks künſtleriſches Urteil galt auch Johann Gottfried Herder
ſehr viel. Herder offenbarte ihm zuerſt ſein dichteriſches Schaffen.
Durch Merck lernte der Dichter ſeine tapfere Lebensgefährtin
Seite 4
Freitag, den 13. Juni 1930
Nummer 162
Karoline Flachsland kennen. Karoline lebte bei ihrem Schwager,
dem Geh. Rat Andreas Peter Heſſe, einem Sohne Ernſt Chriſtian
Heſſes und ſeiner Gemahlin Johanna Eliſabeth geb. Döbricht.
Ererbter Ueberlieferung getreu, huldigten Heſſe und ſein Kreis
der Muſik, während im Merckſchen Hauſe literariſche und
künſt=
leriſche Unterhaltung bezvorzugt wurden.
Johann Wolfgang Goethe wurde im Herbſt 1771 mit Johann
Heinrich Merck bekannt. Bald war der Jüngling ein ſtändiger
Gaſt in unſeren Mauern. Alles, was er ſuchte, was er brauchte,
was dem Ringenden die Heimatſtadt Frankfurt a. M. trotz ihrer
Größe und ihres Wohlſtandes nicht bieten konnte, fand er hier
in reicher Fülle, den Freund, der ihm Klarheit über ſeine Sendung
brachte, deſſen oft hartes Urteil größte Ziele wies, und
Frauen=
freundſchaft für ſein zärtliches, verwundetes Herz. Hatte er doch
die ſchmerzliche Trennung von der lieblichen Seſenheimer
Pfarrers=
tochter Friederike Brion noch nicht verwunden. Zu der
Geſell=
ſchaft von ſehr gebildeten Männern, deren Goethe in ſeinen
Lebenserinnerungen in Dankbarkeit gedenkt, gehörte nämlich ein
Kreis von edlen Frauen, die dem jugendlichen Dichter nicht
min=
der wertvoll geweſen waren: Karoline Flachsland (Pſyche),
Hen=
riette von Rouſillon (Urania) und Luiſe von Ziegler (Lila). „Ich
gewöhnte mich” ſchreibt Goethe, „auf der Straße zu leben und
wie ein Bote zwiſchen dem Gebirge und dem flachen Lande hin
und her zu wandern.‟ Den „Wanderer” den lieben „Pilgrim”
nannten ihn die Freundinnen, und er ließ ſich’s gern gefallen.
Auf einem Wege von Darmſtadt nach Frankfurt entſtrömten ſeiner
Seele im Winterſturm die leidenſchaftlichen Verſe:
Wen du nicht verläſſeſt, Genius
Wirſt im Schneegeſtöber
Wärmumhüllen;
Nach der Wärme ziehen ſich Muſen,
Nach der Wärme Charitinnen.
Umſchwebet mich, ihr Muſen,
Ihr Charitinnen!
Das iſt Waſſer, das iſt Erde
Und der Sohn des Waſſers und der Erde,
Ueber den ich wandle
Göttergleich.
Ihr ſeid rein, wie das Herz der Waſſer,
Ihr ſeid rein, wie das Mark der Erde,
Ihr umſchwebt mich, und ich ſchwebe
Ueber Waſſer, über Erde,
Göttergleich.
In den wundervollen Wäldern, die unſere Stadt wie ein
Königsmantel rings umſchließen, ergingen ſich die Freunde in
ernſtem Geſpräch, in fröhlichem Spiel. Der alte Gehaborner
Kloſterhof war oft das Ziel der Wandernden. Goethe las aus
ſeinem Götz. Der Teich verlockte zum Rudern. Goethe trug
Gedichte vor; reich ſprudelte der göttliche Quell des Schaffens in
ſeiner Bruſt. Oft weilte die Glücklichen auf den waldigen Höhen
im Süden der Stadt. Der Herrgottsberg, wo einſt in fernen
Tagen gläubige Herzen zu St. Martinus, dem tapferen, gütigen
Reitersmann gebetet hatten, war Pſyches Lieblingsplatz. Dort
entſtanden jene köſtlichen Verſe:
„Veilchen bring’ ich getragen,
Junge Blüten zu dir,
Daß ich dein mooſig Haupt
Ringsum bekränze,
Ringsum dich weibe,
Felſen des Tals.
Sei du mir heilig!
Sei den Geliebten
Lieber als andre
Felſen des Tals.
Ich ſab von dir
Der Freunde Seligkeit.
Verbunden Edle
Mit ew’gem Land.
Ich, irrer Wandrer,
Fühlt erſt auf dir
Beſitztumsfreuden
Und Heimatsglück.
Da, wo wir lieben,
Iſt Vaterland,
Wo wir genießen,
Iſt Hof und Haus.
Schrieb meinen Namen
An deine Stirn,
Du biſt mir eigen,
Mir Ruheſitz.
Und aus dem fernen,
Unliebem Land
Mein Geiſt wird wandern
Und ruhn auf dir.
Sei du mir heilig,
Sei den Geliebten
Lieber als andre
Felſen des Tals.”
Doch wie bald waren die ſchönen Tage der Freude, der
Freund=
ſchaft verrauſcht. Am 2. Mai 1773 fand in Gegenwart Goethes,
der von Frankfurt herübergeeilt war, die Trauung Herders und
Karolinens ſtatt. Kurze Zeit ſpäter trat Merck im Gefolge der
Ruine im Moſerſchen Garten (Prinz=Emils=Garten).
ſiedelte. In ſtiller Wehmut ſchreibt Merck damals an Luiſe von
Stockhauſen=Ziegler: „Sie haben einen kleinen Zirkel von
Freun=
den und Menſchen, die mit Ihnen ſympathiſieren. Wer wünſchte
ſich eine große Anzahl? Freilich, acht oder neun Menſchen, wie
ſie anno 1772 beiſammen und oft in meinem Hauſe verſammelt
waren, iſt ein ſeltenes Schauſpiel. Indeſſen, das Andenken an
das, was man Gutes genoſſen hat, ſoll uns dankbar und nicht
mißmutig machen. Die Troſtworte, die hier Merck der Freundin
ſpendete, zeigen, wie gütig er im Grunde ſeines Herzens war; er
ſelbſt litt ſchwer unter der Vereinſamung; denn ſein reicher Geiſt
bedurfte der Reibung mit anderen ebenbürtigen Geiſtern. Merck
entfaltete eine bewundernswerte Vielſeitigkeit. Auf allen Gebieten
war er zu Hauſe. Sammler, Kunſtkenner, Zeichner, Kritiker,
Schrift=
ſteller, Dichter, Naturforſcher, erfindungsreicher Geſchäftsmann,
alle dieſe Berufe meiſterte der Darmſtädter Kriegsrat. Mercks
Name gehört der großen Geſchichte an. Darmſtadt muß ſeiner mit
beſonderer Dankbarkeit gedenken. Er ſtreute köſtlichen Samen
aus, deren Ernte zu erleben, ſein eigener Dämon ihn hinderte.
Was häte dieſer ſchöpferiſche Menſch leiſten können, wenn ihm das
Schickſal einen Fürſten von der Art Karl Auguſts von Sachſen=
Weimar geſchenkt hätte. Der Erbprinz (Ludwig I.), auf deſſen
Erziehung Mercks Kreis durch Peterſen ſtarken Einfluß ausgeübt
hatte, erfüllte vieles, was Merck geplant, erhofft. Auch in
Darm=
ſtadt erblühte Weimarer Geiſt; doch Merck, der tapfere
Wege=
bereiter, durfte ſich deſſen nicht mehr erfreuen. Helfrich Peter
Sturz und Georg Chriſtoph Lichtenberg hatten die Heimat ver=
Landgräfin Karoline eine Reiſe nach Rußland an. Krank kehrte
die Fürſtin Ende 1773 zurück und ſtarb am 30. März 1774. In
dieſen Tagen verließ auch Lila unſere Stadt. Es wurde einſam
um Merck, zumal Goethe im November 1775 nach Weimar über=
Tempel im Fürſtlichen Garten bei Beſſungen
(1780).
laſſen und in der Fremde einen Wirkungskreis gefunden, den
Darmſtadt damals noch nicht bieten konnte. Merck war nicht ſo
klug geweſen, zu ſeinem Unglück, zu unſerem Glück.
Mit dem Regierungsantritt Ludwigs X. (als Großherzog
Ludewig I. genannt) begann ein neuer Abſchnitt der heſſiſchen
Geſchichte. Nicht nur dem Schulweſen wendete dieſer Fürſt ſeine
Aufmerkſamkeit zu, das geſamte Kulturleben empfing reiche
An=
regungen. Sein Ziel war, eine möglichſt breite Kulturſchicht zu
ſchaffen. Kunſt und Wiſſenſchaft ſollten allen zugänglich ſein. So
tief der Fürſt in den Anſchauungen des aufgeklärten Abſolutismus
Friderizianiſcher Prägung wurzelte, ſo ſehr ihn die politiſchen
Wünſche ſeiner Untertanen befremdeten, ſeine Kulturpolitik trägt
ein durchaus demokratiſches Geſicht. Sein ſelbſtloſer Gehilfe,
Kabinettsſekretär Ernſt Chriſtian Friedrich Adam Schleiermacher,
beſtärkte ihn in dieſer Richtung. Die Hofblibliothek, durch
zahl=
reiche wertvolle Privatbibliotheken erweitert, wurde im
Septem=
ber 1817 allgemein zugänglich gemacht. Die Stadt gewann dadurch
ein weiteres Bildungsmittel. Um die Bücherbeſtände zu ergänzen,
ſtellte Großherzog Ludewig I. aus ſeinen Privatmitteln anſehnliche
Beträge zur Verfügung; nach ſeinem Tode blieben dieſe Zuſchüſſe
jahrelang aus; die Kammern aber begnügten ſich damit, 1100 fl.
für die Unterhaltung der Bücherei zu bewilligen. Dieſe
Verſtänd=
nisloſigkeit des Parlaments liefert erſt den richtigen Maßſtab
zur Beurteilung der fürſtlichen Leiſtung.
Damals wuchs in der Großen Ochſengaſſe ein Knabe heran,
der wie ein Verdurſtender ſich der neuen Quelle der Belehrung
bemächtigte — Juſtus Liebig: „Ich las die Bücher, wie ſie eben
auf den Brettern aufgeſtellt waren,” ſo berichtet der reife,
rück=
ſchauende Mann, „von unten nach oben, von rechts nach links, war
mir ganz gleichgültig. Für den bunten Inhalt war mein 14
jäh=
riger Kopf wie der Magen eines Straußes.‟ Der Sohn der
Alt=
ſtadt wurde einer der größten Gelehrten aller Zeiten. So ſehr
lohnte ſich der großzügige Entſchluß, die Bücherei dem Volke zu
öffnen.
Auch das Landesmuſeum verdankt ſeine Entſtehung der
hin=
gebenden Arbeit Ludewigs I. und ſeines getreuen
Kabinettsſekre=
tärs. Es beſtand von Anfang an aus einer naturwiſſenſchaftlichen
Abteilung und einer Kunſtabteilung. Die Naturwiſſenſchaftliche
Abteilung des Muſeums geht auf die Sammlungen Johann
Hein=
rich Mercks zurück. Angeregt durch den ruſſiſchen Arzt v. Cruſe,
hatte Merck nach ſeiner Rückkehr aus Rußland ſich mit Eifer dem
Studium zoologiſcher, mineralogiſcher und botaniſcher Fragen
ge=
widmet. Später betrieb er mit beſonderer Vorliebe Oſteologie
und Odontologie. Es gelangen ihm einige wertvolle Entdeckungen.
Schleiermacher, der als Urenkel, Enkel und Sohn heſſiſcher Aerzte
ſich von Jugend auf mit Naturwiſſenſchaft beſchäftigt hatte, ſetzte
die Forſchungen Mercks mit größtem Erfolge fort. Er ſtand mit
Alexander v. Humboldt und dem berühmten franzöſiſchen Forſcher
Georges Cuvier in Verbindung. Kein Wunder, daß dieſer
treff=
liche Mann die Sammlungen in ſachkundigſter Weiſe aufſtellte
und erweiterte. In Johann Jakob Kaup fand Schleiermacher
einen würdigen Nachfolger und Bearbeiter der aufgeſtapelten
Schätze. Die Veröffentlichungen dieſer Gelehrten machten das
Darmſtädter Muſum weltberühmt. Auch der Sohn des
Kabinetts=
ſekretärs, der ausgezeichnete Johann Ludwig Schleiermacher,
er=
warb ſich große Verdienſte um den Ausbau des Muſeums. Er
richtete ein phyſikaliſches Kabinett ein und hielt vor einem kleinen
Kreiſe gebildeter Darmſtädter Bürger Vorleſungen über
Erperi=
mentalphyſik. Im Verein mit Chriſtian Leonhard Philipp Eck=
hardt ſchuf Schleiermacher die wiſſenſchaftlichen Grundlagen
Heſſiſchen Landesvermeſſung, die ganz Deutſchland als
Vorb=
diente.
Den Grundſtock der Kunſtabteilung des Muſeums bildei
einige Werke der einheimiſchen Meiſter des 18. Jahrhunderts u
ältere, aus den fürſtlichen Gemächern ausgeſchiedene Bildniſ
dazu wohl eine Auswahl von „Probeſtücken” zugewanderter Mal
Im Jahre 1805 wurden die Beſtände durch die Stiftung
Barons von Hüpſch (Köln) beträchtlich vermehrt. Seit jener 3
ſuchte Großherzog Ludewig I. durch Ankäufe die Sammlungen
erweitern. Von beſonderer Bedeutung aber war, daß Großher.
Ludewig I. ſich im Jahre 1818 entſchloß, mit der Kunſtſammli
eine Zeichenſchule zu verbinden, deren Leitung dem Galer
inſpektor Franz Hubert Müller übertragen wurde. Dadurch wu
das Inſtitut in den Dienſt der künſtleriſchen Erziehung geſtellt.
Die Folgen waren überraſchend. Aus den windſchiefen Fe
werkhäuſern der Darmſtädter Altſtadt drängten ſich begeiſte
junge Menſchen zu Meiſter Müller, um von ihm zu lernen.
berühmte Kupferſtecher Georg Jakob Felſing, der Zeichner
Kupferſtecher Wilhelm Noack, der Hiſtorienmaler Peter Wilhe
App, der Landſchafter Julius Lange, der allerdings nicht 1
geborene Hiſtorienmaler Carl Sandhaas, und vor allem der La
ſchafter Georg Friedrich Auguſt Lucas verdanken C. H. Müller
erſte Unterweiſung. Bald traten neben die ſtaatliche Zeichenſck
private Kunſtſchulen der hier wirkenden Meiſter. Beſonders
folgreich war Auguſt Lucas als Lehrer. Seiner Schule entſt
men: Wilhelm Bayrer, Eugen Bracht, H. Deuchert, Rudolf
mann (der ſtitere Darmſtädter Galeriedirektor), Heinrich R
hard Kröh, Hermann Müller, Kaul Raupp, Auguſt Noack.
Schweich, Paul Weber und Paul Wallot, der Erbauer des Rei
tagsgebäudes in Berlin.
Die Keime künſtleriſchen Lebens, die Großherzog Ludewi
und ſein Kreis gelegt, gingen nicht zugrunde. Unter dem lei
Großherzog Ernſt Ludwig erblühten ſie zu neuer Pracht. De
ſtadt ſtand in den Jahren 1899—1914 in der vorderſten Kampff
um eine neue Kunſt. Der vornehmen klaſſiziſtiſchen Moller
reihte ſich ein neues Darmſtadt würdig an, das jeden, der aus
lauten Getriebe amerikaniſierter Großſtädte ſich nach Schön
Ruhe und unverfälſchter reizvoller Natur ſehnt, locken muß.
dieſem Zuſammenhange iſt das hochentwickelte Darmſtädter
produktionsgewerbe erwähnenswert — ich nenne hier nur
Kupferdruckanſtalt von Felſing, die europäiſchen Ruf beſaß.
die Zinkographie, deren Erfinder H. W. Eberhard längere
mit Felſing zuſammen arbeitete, wurde in Darmſtadt vervollko
net, und die Erfindung der ſogen. Kliſchees, durch die es mö
wurde, den Holzſchnitt mittelſt eines Abguſſes aus Schriftm
zu vervielfältigen, verdankt die Welt ebenfalls einem Darmſtä
dem Hofkammerſekretär Johann Wilhelm Gottlieb Pfnor,
noch manches techniſche Meiſterwerk ſchuf.
Großherzog Ludewig I. hatte von ſeiner Mutteru eine gr
liche muſikaliſche Ausbildung erhalten. So iſt es nicht verwun
lich, daß der kunſtſinnige Fürſt alles daranſetzte, Darmſtadt w.
zu einer Muſikſtadt zu machen. Die Trommel, das
Liebl=
inſtrument ſeines Vaters, des Soldatenlandgrafen Ludwig
wurde abgeſetzt. Die Hofkapelle — heute Landestheaterorcheſt
entſtand. In Georg Joſeph Vogler gewann der Fürſt einen
digen Kapellmeiſter. Der Ruf des Künſtlers als Muſiktheore
war ſo groß, daß Carl Maria von Weber und Jakob Meye
hierher kamen, um den Unterricht des Meiſters zu genießen.
Konzerte, die Großherzog Ludewig I. von Zeit zu Zeit v.
ſtaltete, waren öffentlich. Die Bevölkerung hatte freien 3u
zu den Veranſtaltungen. Bald zeigten ſich erfreuliche Wirku
Im Jahre 1826 bildete ſich ein Orcheſterverein, ein Vorläufe
Inſtrumentalvereins. Auch der heute noch blühende Muſikr
wurde damals gegründet. Seitdem erklingen in Darmſtad
Chorwerke unſerer großen Meiſter. Die erſten Männerge
vereine tauchen in unſerer Stadt in den 40er Jahren auf: Sä
kranz, 1842 (heute Liedertafel), Mozartverein, 1843. Dure
Männergeſangvereine wurde der Mittelſtand für die Pfleg
Muſik gewonnen. Die Kammermuſikwerke Mozarts, Beeth
und Haydns führte der Hofmuſikus Caſimir Wilhelm Schm
dem Hauſe des kunſtliebnden Arztes Dr. Bernhard Huth zuer
Der Sohn des Geigers, Philipp Carl Schmitt, begründete
die Akademie für Tonkunſt. Die Schmittſche Akademie tru
Freude an der Kunſt und das Verſtändnis für die großen M.
werke in immer weitere Kreiſe. Daß die ſeit 1922 Städtiſch
ſtalt heute unter der Leitung eines Enkels jenes 1. Geigers
wigs I. ſteht, iſt ein ſinnfälliges Beiſpiel der muſikaliſchen.
tion unſerer Stadt.
Uebrigens beſchränkte ſich die Hofkapelle nicht auf Ko
muſik. Seit 1810 gab es in Darmſtadt wieder ein Operntl
und zwar zählte es zu den erſten Kunſtſtätten Deutſchlands
dem benachbarten Frankfurt a. M. gehörte es bei den vorn
und reichen Klaſſen zum guten Ton, Sonntags zur Oper
Darmſtadt zu fahren. Auch von Mainz, Wiesbaden, Aſchaffe
ja ſelbſt von Heidelberg aus beſuchten Kunſtfreunde die
ſtädter Aufführungen. Die Darmſtädter Oper hat trotz de
glücks, das unſer Vaterland traf, ſeine angeſehne Stellun
hauptet. Max von Schillings rühmte im Jahre 1928 (b
Tagung des „Reichsverbandes deutſcher Tonkünſtler und
lehrer”) in einer Unterhaltung mit mir die vorzüglichen L
gen unſeres Landestheaterorcheſters, und fügte hinzu: „E
kein Land der Erde, das in Städten gleicher Größe der
meiſterhafte muſikaliſche Darbietungen zu bieten vermöchte
Dieſes Urteil des weitgereiſten, weltberühmten Dirigenten
eine ernſte Mahnung. Die politiſche Zerſplitterung und 1
durch verurſachte Machtloſigkeit Deutſchlands verurteilte
Vaterland jahundertelang zu unſagbaren Leiden, aber als
bot das Schickſal uns die Vielgeſtaltigkeit und breite Veran
des kulturellen Lebens. Wiſſenſchaft und Kunſt blühten nie
in einer Stadt, der Hauptſtadt des Reiches, die zahlreichen F
höfe wurden eigenartige Mittelpunkte deutſcher
Geiſtigkei=
köſtlicher Reichtum, den es zu behaupten gilt, heute mehr d.
Dank der Arbeit Ludewigs I. wurden immer weitere
in die Kulturgemeinde eingefügt. Es iſt kein Zufall, daß
ſchulweſen und Mädchenbildung in unſerer Stadt erſt unter
Fürſten die ihnen gebührende Förderung erfuhren. Wie
for=
lich Ludewig I. auf dieſem Gebiet dachte, zeigt klar ein Ve
mit den kulturpolitiſchen Anſchauungen Johann Heinrich
Merck ſchrieb 1779: „Der Strom der Wiſſenſchaft ſcheint nick
in einem ſichtbaren, tiefen und ſicheren Bette fortzufließen
hat ihn gedämmt und durch enzyklopädiſche Bemühung (170
erſchien Diderots und d’Alemberts große Enzyklopädie 1.
ſationslexikon), die eine ganze Reihe ähnlicher kleinerer
in allen Sprachen Europas anregte) in tauſend Kand
Rinnen abgeleitet, ſo daß jeder ſeinen Antheil an der Geme
hat — allein dafür iſt er bis auf den Namen im Sande
und fürs Ganze verloren. Vor Zeiten war Wiſſenſch
Kunſt das Eigenthum Weniger. Man hielt es für e
Zauberey, und der Nimbus, der die Gelehrſamkeit umgab,
ein ſtilles Anſtaunen hervor, das in eine thätige Bewul
und wohlthätige Dankbarkeit der Welt überging. Jetzt
der Tempel ein öffentliches Haus geworden, wo jeder al
einlaufen kann, jeder Trepp auf und ab geht, — aber dafur
darin dienen und wohnen. In der frühen Jugend höre
ſchen von allen Ständen das Geklimper von Kunſtwörte
Lehrer erklären ſie, thun ab und hinzu, zeigen das Mögl!
Wirkliche jeder Kunſt, die Entſtehung jedes Genius und 9
lyſe jeder Schönheit insbeſondere. Die Charakteriſtik wie
eminenten Menſchen bis auf ein Loth ab, zeigt die
Revol=
die er bewirkt hat und bewirken hätte können, entdeckt Ei
Kette zwiſchen Urſache und Wirkung und richtet in der 2i
geſchichte mit ihrer pragmatiſchen Behandlung dasſelbe
E=
worunter die politiſche ſeufzt.” Mercks Ausführungen
ſicher viele richtige Urteile über die Gefahr der „Poputa
ſchaft” aller Zeiten, und doch gab der Erfolg Ludewig I.
Von Kriegen und Kriegesleuten.
günſtig Darmſtadts Lage auf dem uralten Kulturboden
einlande für die Entwicklung des kulturellen Lebens war,
ingnisvoll wirkte ſich die Nähe des umſtrittenſten deutſchen
s in Kriegszeiten aus. Das Rheinlandſchickſal düſterte
er unſerer Stadt.
mſtadt hat wiederholt die Schrecken des Krieges erfahren.
zre 1518 nahte Franz v. Sickingen mit Heeresmacht, um
n Heſſen zu nehmen für die Unbill, die ſeinem Geſchlechte
riſchen Kriege widerfahren war. Sickingen ſchloß die Stadt
eröffnete die Beſchießung. Da die Beſatzung, die Blüte
ſchen Ritterſchaft, keine Luſt hatte, ſich für das
landgräf=
us, deſſen wachſende Anſprüche dem Adel läſtig wurden,
uten, zwang ſie den jugendlichen Landgrafen Philipp, den
äter den Großmütigen nannte, zu einem ſchimpflichen
fahre ſpäter dröhnten wieder die Geſchütze vor Darmſtadts
Heſſen hatte ſich durch ſeinen Anſchluß an die Reforma=
Kaiſer Karl V. verfeindet. Die Verhältniſſe ſpitzten ſich
nehr zu. Die Proteſtanten ſchloſſen den Schmalkaldiſchen
Sobald ſich kaiſerliche Truppen in der Nähe zeigten,
be=
man in Darmſtadt einen Ueberfall. Die landgräfliche
ng verteilte Landsknechtsſpieße unter das Landvolk. Die
dter Büchſenſchützen übten auf dem Schießberg. Noch war
er durch ſeine Kriege mit Frankreich und der Türkei be=
Im Herbſt 1544 wurde er dieſe Feſſeln los. Der Feldzug
ie Schmalkalder Bundesgenoſſen war nun beſchloſſene
m Sommer 1546 brach der Krieg aus. Die Unentſchloſſen=
Proteſtanten führte zu ihrer Niederlage. Am 21.
Dezem=
rückte ein ſtarkes kaiſerliches Heer unter dem Oberbefehl
fen von Büren vor unſere Heimatſtadt und forderte
h die Uebergabe. Obwohl die Mauern nur von der
wehr=
ſürgerſchaft und 400 Bauern verteidigt wurden, lehnte die
„ois Anſinnen ab. Büren eröffnete ſogleich die Beſchießung.
atzung ließ ſich nicht einſchüchtern. Der Stadtkirchturm,
als noch einen gotiſchen Helm trug, diente als
Geſchütz=
ſiele Häuſer wurden beſchädigt. Am Arheilger Tor (in
rgaſſe) tobte der Geſchützkampf beſonders heftig. Büren
nen. Die Darmſtädter ſchlugen den Angriff ab. Auch ein
i Sturmangriff der Kaiſerlichen mißlang dank der
Tapfer=
rer Ahnen. Schließlich glückte es den Bürenſchen Truppen,
wheilger Tor einzudringen. Die Stadt wurde geplündert
weiſe niedergebrannt. Die Wut des Eroberers richtete
iders gegen das Schloß. Es wurde auf Bürens Befehl
ert. Durch Hinterliſt gelang es Kaiſer Karl V.
Land=
lipp v. Heſſen in ſeine Gewalt zu bringen. Er wurde
n, einen demütigenden Frieden zu unterzeichnen. Eine
Angungen ordnete die Schleifung aller heſſiſchen Feſtungen
nach Darmſtadt kamen die kaiſerlichen Kommiſſare, um
ngswerke zu beſichtigen. Da nach ihrem Urteil die
An=
llig veraltet waren, verzichtete der Kaiſer auf ihre Zer=
Um ſo heller ſtrahlt der Ruhm der tapferen Verteidiger,
wagt hatten, trotz dieſes zweifelhaften Schutzes 9000
Be=
ten Widerſtand zu leiſten. Die große feſte Stadt Frank=
N. kapitulierte demals ohne den Verſuch, ſich zur Wehr
Büren ſoll, entrüſtet über dieſe Feigheit, geäußert haben:
rger zu Darmſtadt wären würdig, daß ſie Frankfurth
nhaben und bewohnen. Dagegen ſollten die von Frank=
: Darmſtadt geſetzt werden, welches er darumb geſagt,
ſie Bürger zu Darmſtadt ſo mannlich gewehret und doch
ewahrte ſtadt gehabt, aber die von Frankfurth, ſo ein
e und wohlbewahrte ſtadt eingehabt, hätten ſich ohne
nwehr ſelbwillig ergeben.” Mag dieſe Bemerkung auch
ſein, ad maiorem patriae gloriam, das Urteil der
Zeit=
wird ſo ähnlich gelautet haben.
Ausburger Religionsfriede von 1555 war ein
Waffen=
kein Frieden. Zwei Menſchenalter dauerten die
Vorbe=
auf den zweiten Waffengang, den dreißigjährigen Krieg.
rdung des franzöſiſchen Königs Heinrich IV. verhinderte
ruch der Feindſeligkeiten im Jahre 1610, doch die
i gingen weiter. Auch die Verwaltung der Stadt be=
Ah vor und erwarb von den Erben des verſtorbenen
zen, Melchior Salveld, nach dem die Schulzengaſſe ihren
rägt, den ſogenannten Schultheißenbau (Ecke Langgaſſe
zengaſſe), um dort ein Speicherhaus einzurichten. Spieße
keten ſchützten nicht, wenn das Brot ausging. Merk=
Weiſe wurden die Mauern und Wälle der Stadt in
en Zuſtand belaſſen. Der Artillerie des 17. Jahrhunderts
n ſie nicht zu trotzen. Man wußte das, aber es geſchah
n Jahre 1618 entzündete ſich in Böhmen das Feuer, das
igen furchtbaren Jahren Deutſchlands Lebenskraft
ver=
och waren die Rheinlande kein Kriegsgebiet. Trotzdem
1 Unſicherheit auf den Stroßen zu. Ende des Jahres 1620
die erſten Gewalttaten. Der Naſſauer zog mit 10
Kom=
ſie Bergſtraße nordwärts. Die Auerbacher wollten den
ſch der Truppe nicht leiden. Die Reiter ſtürmten und
n. Acht Bürger wurden erſchoſſen, fünf verwundet. Heſſen
wwach, ſeine Untertanen zu ſchützen.
Nai 1622 kam der Mansfelder ins Land. Die Bauern
Sörfern der Umgegend wurden unmenſchlich mißhandelt.
Aiteska hatte im ordentlichen Gerichtsverfahren die
Fol=
n gelernt. Nun nutzte ſie ihr Wiſſen und zwang die
Landleute durch Qualen, verſtecktes Geld und Gut zu
Auch Darmſtadt traf das Los, Mansfelds wilde Reiter
ier nehmen zu müſſen. Ernſt von Mansfeld ſelbſt ſchlug
Aiquartier im Rathaus auf. Elf Fuder Wein ſind damals
es Mansfelders tafel und officirerdiſch ufgangen”. Was
und nagelfeſt war, nahmen die Soldaten mit.
Land=
ug V. wurde gefangen genommen und nach Mannheim
So wenig kümmerte man ſich um ſeine Neutralitäts=
Die mannhafte Haltung des Jägermeiſters v.
Her=
n bewahrte die Bürgerſchaft wenigſtens vor
Mißhand=
rotzdem war der Schaden gewaltig. Insgeſamt betrug
Iſt Darmſtadts 44 535 Reichstaler und 11½ Batzen.
orher (1621) hatte der Landgraf die Leibkompagnie, die
des ſpäteren Leibgarde=Infanterie=Regiments Nr. 115,
da er einſah, daß Bürger und Bauern den Berufsſol=
* mehr gewachſen waren; die Schar war jedoch zu klein.
een Truppenabteilungen entgegentreten zu können. Die
l5en oder „Büchſenſchützen”, die heute noch in der privi=
Schützengeſellſchaft fortleben, traten dadurch mehr und
C. Ihre Blütezeit lag im 15. und 16. Jahrhundert. Die
er Schützen tauchen in den Akten zum erſtenmal im
2auf. Sie ſind aber ſicher älter, Die „Büchſenſchützen”
ciedene Aufgaben zu löſen. Sie waren die Soldaten
(Miliz). Mit welcher Tapferkeit ſie im ſchmalkaldiſchen
9 Berufsſoldaten gegenüber ihre Pflicht erfüllt hatten,
kzählt worden. Außerdem dienten ſie als Polizei=
Wie die Darmſtädter „Feuerläufer” bei Feuersnot den
eu Hilfe eilten, ſo ſtreiften auch die Darmſtädter
urch das Land, wenn Gefahr drohte. Mancher
Uebel=
durch ſie dingfeſt gemacht. Einmal erſchoſſen ſie einen
*9 und bewahrten dadurch die ganze Gegend vor Unheil.
Hurden ſie aus Mangel am Soldknechten ſogar zum
Ehrendienſt als Paradeſoldaten herangezogen. Damit
* im Ernſtfalle nicht verſagte, übte ſie ſtändig. Pulver
ſtellte die Stadt. Anſchießen (nach altem Brauch auf
mnelfahrt) und Abſchießen wurden feſtlich begangen.
ſiitete bei beiden Anläſſen je ein Viertel Wein. Der
SSchießberg) lag dicht vor dem Beſſunger Tore (heute
Sie etwa der Hof des Realgymnaſiums). Beſonders hoch
* Denn in Darmſtadt ein Hauptſchießen ſtattfand, oder
ſähter auswärts einen Preis errungen hatten. Die
alten Rechnungen der Stadt enthalten allerlei Nachrichten über
die Feſte, die die Darmſtädter Schützen beſuchten, ſo daß ich eine
Liſte der Schießen aufſtellen kann, die den ſportbegeiſterten
Darm=
ſtädtern nicht vorenthalten werden ſoll, zumal ſie von recht
er=
freulichen Erfolgen — den erſten Sporterfolgen unſerer
Bürger=
ſchaft — berichtet:
Das erſte in den Archivalien erwähnte Schießen, an dem
unſere „armbroſtſchützen” teilnahmen, fand 1538 in Büdingen in
Oberheſſen ſtatt. Im Jahre 1543 hören wir von einem Schießen
in Gernsheim a. Rhein, ebenſo 1544, 1550 und 1556. Im Jahre
1556 waren die Darmſtädter jedoch auch in Frankfurt a. Main
vertreten. Im Jahre 1562 zogen ſie nach Leeheim und Bensheim,
1563 nach Groß=Gerau und Zwingenberg, 1565 nach Pfungſtadt
Eingang zum Hallenſchwimmbad.
(Erbaut 1907/09. Arch. Buxbaum.)
und Dornheim, wo der Darmſtädter Johannes Leipfried das
„Beſte‟, d. h. den erſten Preis, gewann. Im Jahre 1566 gingen
Darmſtädter Schützen zu dem Schießen nach Seeheim. 1567 nach
Groß=Gerau und Goddelau, 1568 nach Bensheim, 1569 nach
See=
heim, 1570 nach Zwingenberg, Rodenſtein und Hauſen, wo wieder
Johann Leipfried, ſeines Zeichens Marktmeiſter und Brotwieger,
das Beſte — 8 Gulden — errang, 1571 nach Alsbach und Eberſtadt
(dort das Beſte), 1572 nach Rüſſelsheim und Bickenbach (dort
Adam Pfeilſticker den 2. Preis), 1573 nach Bensheim und
Zwin=
genberg (J. Leipfried das Beſte). 1574 nach Zwingenberg, 1575
nach Stockſtadt und Worms, 1576 nach Heppenheim, 1577 nach
See=
heim, 1578 nach Zwingenberg, 1579 nach Pfungſtadt (das Beſte)
und Bensheim, 1581 nach Heppenheim, 1583 nach Dieburg, 1584
nach Dornheim und Seeheim, 1585 nach Bensheim, 1586 nach
Groß=Gerau und Dornheim, 1588 nach Pfungſtadt und Hahn bei
Pfungſtadt, 1590 nach Groß=Umſtadt, Ober=Kinzig, Biebesheim
und Dieburg (das Beſte), 1591 nach Schwanheim und
Zwingen=
berg, 1592 nach Gernsheim und Geinsheim, 1593 nach Seeheim
(das Beſte), Zwingenberg, Dieburg, Rüſſelsheim, 1594 nach
Bickenbach, Pfeddersheim, Groß=Gerau, Auerbach (dort Hans
Hüner das Beſte, einen Ochſen) und Geinsheim, 1595 nach
Oppen=
heim, Erbach (das Beſte), Leeheim (das Beſte) und „Hambach bey
Speyer”, 1597 nach Alsbach und Wallerſtädten (Niklaus Wentz das
Beſte)) 1598 nach Bickenbach, Bensheim, Mainz, Arheilgen und
„Grunbach” 1599 nach Geinsheim, Pfungſtadt und Heppenheim,
1600 nach Dornheim (dort Erhart Würth das Beſte),
Reichels=
heim, Groß=Umſtadt und Nieder=Ramſtadt (dort Anſtat Metzger
das Beſte), Goddelau, Groß=Rohrheim, Eſchollbrücken (dort Erhart
Würth das Beſte) und Kreuznach, 1602 nach Seeheim (das Beſte),
Geinsheim. Eberſtadt (das Beſte), Leeheim (das Beſte),
Krum=
ſtadt und Hambach bei Speyer, 1603 nach Groß=Gerau,
Dreieichen=
hain= Pfungſtadt und Wolfskehlen, 1604 nach Oberrad bei
Frank=
furt am Main, Erbach, Eſchollbrücken, Jugenheim, Oſthofen, Hahn
bei Pfungſtadt (Anſtat — Anaſtaſius Metzger das Beſte),
Pfung=
ſtadt, Krumſtadt und Ober=Ramſtadt (das Beſte), 1605 nach
Zwin=
genberg (Anſtat Metzger das Beſte), Alsbach und Roßdorf, 1607
nach Seeheim. Dieburg und Eberſtadt, 1608 nach Bickenbach, Nied.=
Ramſtadt und Ober=Ramſtadt, 1609 nach Auerbach und
Oppen=
heim, 1610 nach Groß=Gerau (Wolf Dauphan das Beſte), 1612
nach „Reinfelt”, nach Wolfskehlen (Niklaus Emmerich das Beſte)
und Trebur, 1614 nach Bensheim und Zwingenberg, 1615 nach
Lorſch, 1616 nach Wolfskehlen und Bickenbach, 1628 nach
Wolfs=
kehlen (dort Wolf Dauphan das Beſte) und 1630 nach Dornheim
(Wolf Dauphan das Beſte), Seeheim, Zwingenberg und Leeheim.
Dann hörten die Schießen lange Zeit auf infolge der
Kriegs=
ereigniſſe. Soweit die Liſte! In Darmſtadt wurde das erſte in
den Quellen erwähnte größere Schießen im Jahre 1563 abgehalten,
fünf Jahre ſpäter folgte ein Hauptſchießen in unſeren Mauern, und
nach weiteren fünf Jahren (vom 8. bis 11. Oktober 1573) ein
„Glücksſchießen‟ Damals ſcheint die Stadt großen Aufwand
ge=
trieben zu haben. Sämtliche Schützen erhielten neue gelb=weiße
ſeidene Feldbinden; die Schützenfahne wurde ausgebeſſert, für die
beiden Bürgermeiſter (Darmſtadt beſaß ſchon im 16. Jahrhundert
zwei Bürgermeiſter), den Fähnrich und den Schützenmeiſter kaufte
der Rat ſogar vier Straußfedern, dem Fähnrich wurde außerdem
ein neues Gewand und ein Dolch aus unechtem Metall bewilligt.
Das dicke Ende kam nach; der Handwerker, der all die feinen
Sachen geliefert hatte, mußte mit Ratenzahlungen zufrieden ſein,
und ſelbſt dieſe gingen erſt nach Mahnungen ein. Später ſcheint
der Landgraf die Hauptkoſten getragen zu haben. Das große
Frei=
ſchießen des Jahres 1575 — es fand bei den „Dreibrunnen” ſtatt —
wurde von Georg I. veranſtaltet. Der Landgraf war ſelbſt ein
eifriger Schütze Armbruſt, Blasrohr und Büchſe —. Auf dem
Hauptſchießen des Jahres 1577 ſchoß der Fürſt ſelbſt mit und
ſtif=
tete Preiſe. Das Beſte war damals ein Hammel, 1546 hatte noch
ein Hut genügt, 1592 mußte es ein Ochſe ſein. Auch dieſe
Kleinig=
keiten ſprechen für den Aufſchwung, den die Stadt unmittelbar
vor dem 30jährigen Kriege nahm. Um ſo jäher war der Sturz.
Der Mansfelder Einfall hatte unſeren entſetzten Ahnen gezeigt
was ihrer wartete, wenn der Krieg ſich hierher wälzen würde.
Wie ein Alp laſtete die Sorge um die Zukunft auf Stadt und
Land. Viele wurden leichtſinnig, verſchwenderiſch. Das
Gerichts=
buch von 1625 meldet mancherlei von „gefreß”, „gottloſem Weſen”
und „großem übermuth” Im Jahre 1630 verlegte Landgraf
Georg II. ſeine Reſidenz in das feſte Gießen, da er ſich hier nicht
mehr ſicher fühlte. Tag und Nacht hielten die Bürger Tore und
Türme beſetzt. Der Wachtdienſt wurde zur Plage, zumal jedermann
wußte, wie nutzlos er ſei. Zwar hatte der Landgraf als neutraler
Fürſt Schutzbriefe von den beiden kriegführenden Parteien in
Hän=
den, doch was fragte der Krieg nach dieſen Fetzen Papier? Guſtav
Seite 5
Adolfs Siegeszug nach Süddeutſchland machte unſere Heimat zum
Kriegsſchauplatz. Trotz ſeiner Neutralität wurde Heſſen=Darmſtadt
gezwungen, den Schweden die Feſtung Rüſſelsheim zu öffnen. Die
Beſchießung von Mainz begann. Bei Erfelden ging der
Schweden=
könig über den Rhein (Schwedenſäule), Oppenheim wurde im
Sturm genommen, am 13. Dezember 1631 fiel Mainz. Im Juni
1632 weilte die ſchwediſche Königin in Darmſtadts Mauern. Fünf
Monate ſpäter fiel ihr Gatte auf dem blutigen Schlachtfeld von
Lützen. Immer mehr wandelte ſich der Krieg zum
Eroberungs=
krieg. Deutſchland, das unſelige, zerſplitterte Deutſchland, wurde
das Schlachtfeld Europas. Im Jahre 1634 rollten neue Wellen des
Kampfes über unſere arme Heimat. Bernhard von Weimar,
Jo=
hann von Werth und Gallas plünderten das Land aus, ob
kaiſer=
lich, ob ſchwediſch, ſie waren alle gleich, ſie nahmen.
Magazin=
verpflegung der Truppen war damals noch unbekannt. Die
Bür=
ger mußten die einquartierten Soldaten verpflegen. Im Jahre
1629 ſtand einem gemeinen Soldaten folgende tägliche Verpflegung
zu: 2 Pfund Fleiſch, 3 Pfund Brot, 1½ Maß Bier oder 1 Maß
Wein. Ein Regimentsſtab beanſpruchte täglich: 100 Pfund Fleiſch,
150 Pfund Brot, 80 Maß Wein oder 120 Maß Bier, 4 Kälber,
8 Hühner und Hafer für 30 Pferde. Erfüllten die Bürger die
Forderungen der Truppe nicht, nahmen die Kriegsleute mit
Ge=
walt, was ihnen zukam und vernichteten gar noch wertvolle
Vor=
räte. Als im Jahre 1635 die Hungersnot unſerer Ahnen ſo groß
geworden war, daß die Armen ſinnlos, vertiert vor Qual, über die
von Verweſungsgaſen aufgeblähten Kadaver verreckter Kühe und
Pferde herfielen, um den gräßlichen Hunger zu ſtillen, verlangte
ein kaiſerlicher Offizier „fur ſeine ſervice jede woche 100
reichs=
thaler und in die küche underſchidliche ſpeiſen, als hirſche, rehe,
fiſche neben kälber „indianiſchen hanen, hämmeln, butter, ſpeck und
anders mehr . . .‟ Was half es, daß in unſerer Stadt nunmehr
eine ſtändige Beſatzung von 200 Soldaten lag, was half es, daß
der heſſiſche Kommandant, Rittmeiſter Strupp, noch 200 Soldaten
dazulog, um den Feind einzuſchüchtern. Die Drohung verfehlte
ihre Wirkung völlig.
Im Mai 1635 kam der Prager Frieden zuſtande. Er eröffnete
den letzten gräßlichſten Abſchnitt des Krieges; denn Frankreich und
Schweden waren nicht befriedigt worden. Die Eroberung von
Koblenz durch die Kaiſerlichen veranlaßte den beutegierigen
fran=
zöſiſchen Staatsmann Richelieu, die Maske fallen zu laſſen. Am
3. Januar 1635, gegen 1 Uhr mittags, erſchienen die erſten
fran=
zöſiſchen Truppen vor Darmſtadt und forderten Quartier für vier
Kompagnien zu Pferd und zwanzig Kompagnien zu Fuß, d. h. für
über 3000 Mann. Angeſichts der Uebermacht blieb nichts anderes
übrig, als die Tore freiwillig zu öffnen. Die heſſiſche Beſatzung
zog ſich in das Schloß zurück. Die Franzoſen rückten in die Stadt
ein. Da der franzöſiſche Troß ſehr groß war, bekamen manche
Bürger 30 Mann Einquartierung außer den Pferden. Wenige
Tage ſpäter „fürchteten die Franzoſen für die Sicherheit der
Be=
ſatzungstruppen” und erzwangen auch die Uebergabe des Schloſſes.
Rittmeiſter Strupp rückte mit ſeiner Abteilung nach Rüſſelsheim
ab. Was ſollte er noch länger hier tun? Eine furchtbare
Lei=
denszeit begann. Die Franzoſen beſtimmten keinen
Ortskomman=
danten: infolgedeſſen machte jeder „capitain und rottmeiſter”, was
er wollte. Es wurde geplündert. In einem Bericht vom 6. Januar
heißt es: „In theils heuſern gucken die pferde zun fenſtern heraus,
theils ſtehen (ſie) in den kellern . . . es kann kein menſch der
ſprach wegen mit den (Soldaten) übereinkommen.” Landgraf
Georg II. ſandte eine Bittſchrift in das franzöſiſche Hauptquartier
nach Bensheim. Der franzöſiſche Truppenführer, Marſchall de
Breze, lehnte die Bitte des deutſchen Fürſten, in ſo verletzender
Weiſe ab, daß der heſſiſche Geſandte, ſpäter darüber berichtete:
„Ich habe, weiß Gott, geſtanden, als ob ich in einem feuer ſtund:
dann dergleichen audienz ich mein lebtag nicht gehabt.‟ Dabei
erklärte Frankreich erſt drei Jahre ſpäter förmlich den Krieg. Am
18. Januar kam Bernhard von Weimar in die Stadt, um mit der
franzöſiſchen Generalität, die mittlerweile das Schloß zu ihrem
Hauptquartier gemacht hatte, zu verhandeln. Die Hoffnung, die
die Darmſtädter auf ihn geſetzt hatten, erwies ſich als trügeriſch.
Auch Oxenſtierna, der ſchwediſche Kanzler, der Ende Januar hier
weilte, tat nichts für die Bedrängten, ja er nahm es ſogar übel
auf, als ein heſſiſcher Rat über das franzöſiſche Verſprechen, alle
Schäden zu erſetzen, lachte, „ohnerachtet es lächerlich, daß man viel
davon ſaget”, da es „niemahlen erfolget”. So ein alter Bericht.
Der bittere Zweifel war leider berechtigt.
Mitte Februar rückten die Franzoſen und Schweden ab.
Kaiſer=
liche folgten auf dem Fuße (Graf Philipp von Mansfeld),
„.. . ſeind Polacken, Italiener, Spanier, Franzoſen und Deutſche,
die Franoſen ſeind hoch zu halten, jegen dieſem Volk”, ſo
meldeten die Darmſtädter nach Gießen. Faſt alle Quartiere
wur=
den ausgeplündert, die Bürger mißhandelt. Dazu kam die
Hun=
gersnot und die Beulenpeſt. Im erſten Drittel des Monats März
erlagen täglich durchſchnittlich 50 Menſchen der furchtbaren Seuche.
Darmſtadt zählte damals etwa 1000 Einwohner. Dazu kamen die
Bauern der Umgegend, die ſich in die Stadt geflüchtet hatten, und
die einquartierten Soldaten. Nur ſo iſt die hohe
Sterblichkeits=
ziffer zu erklären, denn es ſtarben im Jahre 1635 mehr als doppelt
ſoviel Menſchen in unſerer Stadt, wie Darmſtadt Einwohner
be=
ſaß (vgl. dazu die ſtatiſtiſchen Kurven in meinem Buche „
Krank=
heiten, Aerzte und Ammen im alten Darmſtadt”, 1929). Am
12. April 1635 verließen endlich die Kaiſerlichen die Stadt, doch
hörten die Truppendurchmärſche nicht auf. Königsmark,
Picco=
lomini, Johann de Werth, Mercy, Turenne — ſie alle kamen durch
Darmſtadt.
Gegen Ende des Krieges — die Friedensverhandlungen hatten
bereits begonnen — wurde unſere Heimatſtadt noch zweimal von
franzöſiſchen Truppen beſetzt, 1645 und 1647. Im Jahre 1645
be=
lief ſich der Schaden auf rund 22 3000 fl. Die Regierung verſuchte
die heſſiſchen Truppen durch die Miliz (Bauern und Bürger) zu
verſtärken, doch klagte der Kommandant ſehr über die Laßheit der
Bürgerſoldaten. Die Kriegsleute fühlten ſich von den Bürgern
verraten. Die Folge war eine tiefgehende Mißſtimmung zwiſchen
Beſatzung und Bürgerſchaft. Und doch waren die entkräfteten
Bür=
ger nicht ſo ſchuldig, wie die Offiziere glaubten. Sie wußten, was
ihrer wartete, wenn ſie den Feind reizten. An erfolgreichen
Wider=
ſtand war nicht zu denken. Zwang man die quartierſuchenden
feind=
lichen Truppen zu ſtürmen, verſchonten ſie in ihrer Wut kein Alter
und kein Geſchlecht. Bei der Einnahme der Stadt durch die
fran=
zöſiſchen Truppen im Jahre 1647 wagte auch Hauptmann
Engel=
hardt nicht, ſchießen zu laſſen. Wieder wurde die Bürgerſchaft
ge=
brandſchatzt. Endlich, nach 30 Leidensjahren, wurde wieder Friede
im deutſchen Lande. Die ſchlimmſte Kriegsfolge war die
voll=
kommene Auflöſung des Reiches. Im Südoſten begann der Türke
ſeinen Siegeszug, im Weſten aber ſchickte ſich Frankreich an, die
Machtloſigkeit der Deutſchen auszunutzen, um die Rheinlande dem
franzöſiſchen Königreich einzuverleiben. 40 Jahre nach dem
Weſt=
fäliſchen Frieden ſtanden die Franzoſen wieder am Rhein. Da es
an Truppen fehlte, fiel die Feſtung Rüſſelsheim in Feindeshand.
Bald ſtreiften franzöſiſche Reiter bis vor die Tore der Stadt und
plünderten. Am 4. Februar 1689 befahl der franzöſiſche General
d’Uxelles, die Darmſtädter Befeſtigungsanlagen zu ſchleifen. Die
Regierung hoffte, durch eine Geſandtſchaft den Franzoſen
um=
ſtimmen zu können. Der Oberbürgermeiſter der Stadt, Johann
Eberhard Coburger, der Stadtſchreiber Rhumbel und ein heſſiſcher
Offizier begaben ſich zu dieſem Zwecke in das franzöſiſche
Haupt=
quartier nach Mainz. In Rüſſelsheim wurden der
Oberbürger=
meiſter und der Stadtſchreiber verhaftet und nach Mainz abgeführt.
Sie ſollten als Geiſeln dienen, um eine Brandſchatzung zu
erpreſ=
en. 32 Wochen lag damals das Darmſtädter Oberhaupt in einem
Mainzer Stadtturm gefangen. Es gelang, die Franzoſen
zurück=
zuſchlagen. Als die franzöſiſchen Truppenführer ſahen, daß ihr
Anſchlag mißglückt ſei, gaben ſie den grauſamen Befehl, die
Rhein=
lande zu verwüſten. Zahlreiche Flüchtlinge aus Speyer, Worms,
Frankenthal und Oppenheim ſuchten und fanden Zuflucht in
unſerer Stadt. Im Jahre 1693 gelang den Franzoſen noch einmal
ein Vorſtoß über den Rhein. Zwingenberg ging in Flammen auf.
Franzöſiſche Reiter drangen in Darmſ:, ein, zerſtörten einige
Seite 6
Häuſer und begannen die Stadtmauer niederzureißen. Außerdem
mußte die Stadt 12 000 Taler Brandſchatzung zahlen.
Der vorübergehend auftauchende Plan, Darmſtadt zu einer
„modernen” Feſtung auszubauen, blieb unausgeführt. Doch
ent=
wickelte ſich nach und nach die Stadt zu einer Garniſonsſtadt,
zu=
mal als Landgraf Ludwig IX. im Jahre 1768 zur Herrſchaft kam.
Ludwig IX. hatte unter Friedrich dem Großen gedient und liebte
das Waffenhandwerk. Ein junger Edelmann, der ſpätere preußiſche
Staatskanzler Hardenberg, der auf ſeiner Kavalierreiſe in den
70er Jahren des 18. Jahrhunderts einige Tage in Darmſtadt
weilte, berichtet in ſeinen Erinnerungen:
„Das Militär, welches (der Landgraf) mit Paſſion liebt,
iſt ... vielleicht das beſte in der Welt in Abſicht auf die Dreſſur
und das Exerzieren, inſonderheit iſt die Infanterie ſchön. Bei
dem Landgrafen gilt nichts als der blaue Rock ... Das Regiment,
was in Darmſtadt liegt und von dem General Werner
comman=
diert wird, iſt acht Musketier= und zwei Grenadiercompagnien
ſtark . . . Die Capitäns bekümmern ſich weder um Werbung, noch
um kleine Mondierung; der Landgraf ſteht für alles. Man hört
in Darmſtadt nichts als Exerzieren, Trommeln, Pfeifen und
Werdarufen, ſowohl Tag als Nacht. Die Garde du Corps iſt
ſchön, 67 Pferde ſtark und liegt in Caſernen, ihre Pferde ſind
Rappen; ſie geben ſie für Holſteiner aus und halten viel davon,
es ſind aber mehrenteils Friesländer. Der Landgraf liebt die
Cavallerie nicht.” Noch brachte die Garniſon den Darmſtädtern
wenig Nutzen. Militärlieferungen fielen kaum Darmſtädter
Ge=
ſchäftsleuten zu. Um den Soldaten die Fahnenflucht zu erſchweren,
wurden alle Stadttore bis auf zwei zugemauert, eine große
Un=
bequehmlichkeit für unſere Ahnen. Die Garniſonsſtadt Darmſtadt,
wie wir ſie kannten und liebten, entwickelte ſich erſt im 19.
Jahr=
hundert. Viele Heſſen aus allen Teilen des Landes dienten in
unſerer Stadt als Soldaten. Soldat und Bürger war kein
Gegen=
ſatz mehr, da die Soldaten Bürger und die Bürger alte Soldaten
waren, dank der allgemeinen Wehrpflicht. Zahlreiche Einwohner
der Stadt lebten von der Garniſon, denn auch die gemeinen
Sol=
daten, ganz abgeſehen von Offizieren, höheren Militärbeamten
und Einjährig=Freiwilligen, verzehrten Löhnung und elterlichen
Zuſchuß in Darmſtadt. Unmittelbar vom Kriege berührt wurde
unſere Heimat im 19. Jahrhundert kaum. Im Jahre 1796 hatte
der franzöſiſche General Marceau zum letzten Male Darmſtädter
Beamte und Bürger als Geiſeln verhaften laſſen, und zwar den
Staatsminiſter Reichsfreiherrn v. Lehmann, Regierungsrat Rays,
Regierungsrat Brade, Regierungsrat May, Kammerrat
Klip=
ſtein, Kammerrat Koch, den Ratsverwandten Heſſemer,
Kommer=
zienrat Cavali und die Kaufleute Chriſtoph und Ludwig Netz.
Im Bewußtſein ſeiner Ohnmacht ſchloß Heſſen ſich dem
Rhein=
bunde an. Die Lage der ſüddeutſchen Staaten war in der Tat
verzweifelt. Der ſpätere heſſiſche Staatsminiſter Freiherr du Thil
berichtet in ſeinen Denkwürdigkeiten (herausgegeben von Heinrich
Ulmann in „Deutſche Geſchichtsquellen des 19. Jahrhunderts”
Bd. 3. 1921) folgende bezeichnende Geſchichte: „In einer Zeit, wo
die franzöſiſche Republik bereits im vollen Beſitz des linken
Rhein=
ufers war, aber augenblickliche Waffenruhe beſtand, hatte der
Herzog Friedrich von Württemberg (nachmaliger erſter König)
den Plan zu einer Koalition aller ſüddeutſchen Fürſten gegen
Frankreich entworfen und ſuchte durch Abordnungen an die
Für=
ſten perſönlich dieſe im größten Geheimniſſe für ſeine Pläne zu
gewinnen. Mit der Sendung naſt Darmſtadt hatte er (den)
Grafen Mandelslohe betraut. Hier angekommen, fand der Graf
den Hof nicht und fand mußte ſich in die Reſidenz Auerbach
be=
geben .. . (er) entwickelte nun .. . in einem langen Vortrage den
ganzen Plan .. . und ſchloß mit der dringenden Aufforderung,
beizutreten. Der Herr (Landgraf Ludwig X.) hatte (die
Aus=
führungen) nicht mit einem Worte unterbrochen, .. . ſondern .. ."
aufmerkſam zugehört, ohne eine Miene zu verziehen. Als nun der
Geſandte geſchloſſen hatte, drehte (er) ſich um und ſchritt
auf ein Fenſter zu, das er öffnete. — „Kommen Sie einmal
hier=
her, Herr Geheimer Rat”, ſagte der Herr. Dieſe Worte und das
ganze Benehmen verſetzten Mandelslohe in gewaltige Aufregung,
weil er nicht wußte, ob er dieſes Verfahren für Hohn und Spott
für ſeine Perſon oder für die ſeines Herrn nehmen ſollte, er trat
jedoch gleichfalls ans Fenſter. „Sehen Sie dort”, ſagte der Herr,
indem er mit dem Finger nach einer Gegend deutete, „was
Weißes?” — „Ja, antwortete der Geſnadte, „es ſcheint mir
Waſſer zu ſein. — „Ganz richtig, es iſt der Rhein.” Mit dieſen
Worten ſchloß der Herr das Fenſter wieder und begab ſich zurück
auf den Platz, den er vorher eingenommen hatte, und fuhr nun
fort: „Wenn Sie nach Stuttgart zurückkommen, Herr Geheimer
Rat, ſo ſagen Sie vor allem dem Herzog viel Liebes und
Freund=
ſchaftliches von mir, ſagen Sie ihm, daß ich geſchmeichelt ſei durch
das Zutrauen, das er mir ſchenkx, und dankbar, für die guten
Ab=
ſichten für mein Wohl, die er hegt, verſichern Sie ihn, daß ich ſeine
großartigen Gedanken eines Fürſten wie er iſt, ganz würdig finde,
fügen Sie aber bei, daß ich Ihnen aus dem Fenſter meines
Wohn=
zimmers den Rhein gezeigt hätte.” Mit dem Eintritt in den
Rheinbund nahm der Landgraf (Ludwig X.) den Titel
Groß=
herzog (Ludwig I.) von Heſſen an. Der Anſchluß an Frankreich
brachte Heſſen allerlei Gebietserweiterungen. Die Einverleibung
andersartiger Gebiete belebte den Staat, beſonders Darmſtadt
Freitag, den 13. Juni 1930
hatte reichen Gewinn davon. Doch der Preis für alle dieſe
Vor=
teile war hoch, allzuhoch. Napolean forderte als Gegenleiſtung
Truppen. Das Denkmal für die heſſiſchen Soldaten jener Tage
(im nordweſtlichen Teile des Herrengartens) kündet, wo überall
in Europa heſſiſches Blut für den fremden Zwingherrn floß. Aus
Rußland kehrten von 5000 tapferen Heſſen nur 500 zurück.
Es waren bewegte Zeiten, die Bergſtraße, die uralte
Heeres=
ſtraße, bewährte ihren Ruf. Soldaten aller Art und jeder
euro=
päiſchen Sprache marſchierten ſie entlang. Im rechten Augenblick
trat Heſſen zu den Verbündeten über. Beſonderen Eindruck auf
die Darmſtädter machten die Koſaken. Friedrich Ritſert erzählt
in ſeinen Erinnerungen: „Intereſſant war mir das Benehmen
der Darmſtädter Bürger, eine Unterhaltung mit dieſen Kriegern
anzuknüpfen, die alsbald wie mit den Wilden Amerikas in der
Geberdenſprache geführt wurde. Einer und der andere glaubte
wohl, er ſpräche nicht laut genug und ſchrie darum ſeinen
Darmſtädter Dialekt den Koſaken ins Ohr, die lächelnd die Köpfe
ſchüttelten und ſelig ihren Wodka (Schraps) tranken.” Auch
häß=
liche Eindrücke blieben uns nicht erſpart. „Vor dem Beſſunger
Tore”, ſo fährt Ritſert fort, „ſah ich einen ruſſiſchen
Dragoneroffi=
zier einen Gemeinen mit der elaſtiſchen Säbelklinge dermaßen
fuchteln, daß der Unglückliche beim achten Hiebe tot zur Erde ſank.
Der Unmenſch ſchwang ſich auf ſein Pferd und trabte davon, als
wäre nichts geſchehen. Wir Knaben, auf das tiefſte entrüſtet,
gingen zum ruſſiſchen Kommandanten . . . und machten die
ge=
bührende Anzeige. Gleichgültig höret der Man uns an und hieß
uns gehen. Die einzige Folge war und blieb die, daß der
Ge=
mordete weggetragen und dann begraben wurde. Selbſt ruſſiſche
Popen haben wir in der entwürdigendſten Weiſe mißhandeln
ſehen. Auf den Befehl eines Offiziers zog man den Geiſtlichen
den Prieſterrock aus und ließ ſie von gemeinen Ruſſen knuten.
Nach der Exekution wurde ihnen der Rock eiligſt wieder angezogen,
undd dieſelben, die den Kantſchu geſchwungen, küßten nun den
geheiligten Männern die Hände.” (Lies „Friedrich Ritſert: Aus
meiner Jugendzeit”. Herausgeeben von K. Eſſelborn in den „Heſſ.
Volksbüchern”.)
Die beſte Schule des Soldaten iſt der Krieg. Du Thil bezeugt,
welche tiefgehende Umwandlung das heſſiſche Militär in der
Napo=
leoniſchen Zeit durchmachte. Seit 1790 beſaß Heſſen=Darmſtadt
wieder ein Artilleriekorps. Unter der Führung Georg Gottlieb
Hahns nahm die Waffe einen erſtaunlichen Aufſchwung. Hahn
betätigte ſich ſelbſt als Geſchützkonſtrukteur. Nach ſeinen
Ent=
würfen wurden die Geſchütze unter ſeiner Aufſicht gegoſſen. Einige
Jahrzehnte ſpäter brachte unſere Heimat einen zweiten
Waffen=
techniker von Rang hervor, den auch als Dichter und Schriftſteller
bekannten Wilhelm von Ploennies. Ploennies errang ſich große
Verdienſte um die Vervollkommnung der Handfeuerwaffe.
Vereint hatten die Deutſchen Napoleon geſchlagen. Nach dem
Kriege war die Zerſplitterung größer denn je. Immer deutlicher
trat der Kampf um die Führung Deutſchlands, der zwiſchen
Preu=
ßen und Oeſterreich entbrannte, zutage. Nachdem die Bewegung
von 1848 keinen Erfolg gezeitigt hatte, drängte alles auf eine
Waffenentſcheidung hin, 1866 kam. Heſſen focht auf öſterreichiſcher
Seite. Preußiſche Soldaten rückten in Darmſtadt als Sieger ein.
Selbſt unter den heſſiſchen Kriegsopfern waren Bewunderer und
Freunde des preußiſchen Staates geweſen. So kam es, daß trotz
der preußen=feindlich eingeſtellten Regierung Dalwigk die Heſſen
im Jahre 1870 Schulter an Schulter mit Preußen gegen Frankreich
kämpften. Nur als Gefangene betraten die Franzoſen unſere
Stadt. Die ungeheure Begeiſterung jener Tage hielt ein
Darm=
ſtädter Künſtler, der noch unter uns weilende ehrwürdige Meiſter
Hermann Müller, in ſeinen köſtlichen „Zündnadeln” feſt. Am
18. Januar 1871 wurde das Deutſche Reich gegründet.
Dreiund=
vierzig Jahre währte der Frieden. Daß der Rhein noch einmal
umſtrittener deutſcher Beſitz werden könnte, war den meiſten
Deut=
ſchen nicht bewußt. In den Auguſttagen 1914 zogen von Darmſtadt
aus fünf ſtolze Regimenter in den Krieg. Die Tapferkeit des
Heeres bewahrte die Heimat vor dem harten Schickſal,
Kriegsſchau=
platz zu werden. Ueber vier Jahre ſtritt das deutſche Volk gegen
eine vielfache Uebermacht. In der Heimat kehrten Hunger und
Mangel ein. Im Jahre 1918 war die Kraft gebrochen.
Deukſch=
land wurde entwaffnet. Darmſtadt hörte auf, eine Soldatenſtadt
zu ſein.
Am 4. April 1920 — zwei Jahre nach der Beendigung des
Krieges — beſetzten ſchwerbewaffnete franzöſiſche Truppen unſere
friedliche Stadt. Ueber 40 Tage dauerte die Bedrückung.
Darm=
tadt wurde Grenzſtadt, im eigenen Lande. Bald kamen Flüchtlinge
aus dem linksrheiniſchen Vaterlande. Das Zeitalter Ludwigs XIV.
ſchien wiedererſtanden zu ſein; doch das Reich blieb trotz alledem
erhalten. Unſere Brüder am deutſchen Rhein hielten die Treue,
trotz welſcher Schmeichelei, trotz brutaler Gewalttat. Das Reich
blieb uns erhalten! Stolz erinnern wir Darmſtädter uns, daß
Heſſen es war, das zuerſt den Gedanken der zollpolitiſchen
Eini=
gung aller Deutſchen mit Nachdruck vertrat, daß in Darmſtadts
Mauern in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wichtige
Ver=
handlungen ſtattfanden, deren Frucht, der Deutſche Zollverein, das
Reich ſchaffen half.
In Darmſtadts Mauern fanden keine Reichstage, keine
glän=
zenden Städteage ſtatt. Leidend, nicht handelnd, nahm die kleine
Nummer 1
Reſidenz eines kleinen Landes teil an der deutſchen Geſchick
einzige hochpolitiſche Kongreß, der in unſerer Stadt tagte
der Einheit Deutſchlands, eine ſtolze Erinnerung und ein
Mahnung zugleich.
Das ältere Stadtbild.
Die Siedlung erwuchs aus der Waſſerburg, dem
Schl=
erſten Hütten mögen an der Straße nach Frankfurt a. M.
dem Stadtbach entſtanden ſein. Die Katzenelnbo iſche St
noch heute auf jedem Stadtplan deutlich erkennbar iſt, erhi
Geſtalt durch das Schloß, die Stadtkirche, deren Standor
ſcheinlich der Feſtungsbauer des 14. Jahrhunderts beſtimn
die Langgaſſe. Schon im 15. Jahrhundert iſt von einer
die Rede. Wo ſie lag, kann man nicht mehr feſtſtellen.
V=
ab dehnte ſich die Stadt weiter aus, und zwar zunächſt nach
Landgraf Georg I. und ſein Nachfolger, Landgraf Ludwig
ten für ihre Hofleute und Beamten Wohnungen ſchaffe
neue Anlage ſollte jedoch auch der Repräſentation diene
aus dem Schreinerhandwerk hervorgegangene fürſtliche Ba
Jakob Wuſtmann, nicht Jakob Keſſelhut, wie Max Melshe
ſeiner Darmſtädter Diſſertation angibt, entwarf die Ple
leitete die Arbeiten. Die ſogen. „Alte Vorſtadt”, d. h.
platz und Magdalenenſtraße — wurde erbaut. Zum erſte
unternahm es ein Künſtler in Darmſtadt, eine Straße na
einheitlichen Plane zu geſtalten. Damit ſetzte ſich auch
neue Baugeſinnung der Renaiſſance durch. Der Entw
Straßenräumen war dem Mittelalter noch unbekannt
Selbſt die einheitlichen Stadtplanungen in dem deutſche
hatten ſich begnügt, die Straßenfluchten anzugeben (vg
heimer a. a. O.). Da nur ein Bauherr — der Landesherr
zu entſcheiden hatte, war die Durchführung des neuen künſt=
Gedankens leicht. Sicher war ſchon von Anfang an d
führung der Anlage nach Süden (Alexanderſtraße) bis zur
beſchloſſene Sache. Der Ausbruch des Dreißigjährigen
vereitelte das Werk. Indes Ludwig II. griff den Plg
Ahnen wieder auf. Im März 1672 erließ der Fürſt ein",
das die Bebauung des Birngartens (Alexanderſtraße)
Um die Bauluſt zu wecken, verſprach der Landgraf den B
allerlei Vorteile und Unterſtützungen; allerdings mußter
Bauluſtigen verpflichten, ihre Pläne nach einem „Mod
Entwurf ſtammte von dem fürſtlichen Baumeiſter Johann
Pfannmüller) anfertigen zu laſſen. Der Gedanke der ein!
Geſtaltung der Straße beherrſchte auch Pfannmüller.
ſinniger Weiſe ordnete er ſich ſeinem Vorgänger Jakob A
unter, ohne ſeine künſtleriſche Eigenart zu verleugnen. So
eine Geſamtwirkung, die bewundernswert iſt, liegen doch
zwiſchen den beiden Bauabſchnitten.
Der Aufruf des Jahres 1672 verfehlte zunächſt vol
ſeine Wirkung. Landgraf Ludwig II. ſtarb (1678) und
niemand ſeiner Anregung gefolgt. Am letzten Tage de
1678 erließ jedoch ſeine Witwe, Landgräfin Eliſabeth
eine zweite Verordnung, aus der wir entnehmen, daß ſie
zwei Bauluſtige gefunden hatten, der Bierbrauer Johann
Soff und der Groß=Gerauer Blaufärber Johann Georg F
beiden genügten allerdings die zugeſagten Vorteile nicht.
derten 12jährige (ſtatt dreijährige) Befreiung von allen
und Laſten; auf die übrigen Vergünſtigungen verzich
merkwürdigerweiſe; denn die Regierung wollte zwei Dr
Bauholzes und die nötigen Bruchſteine unentgeltlich
ferner je tauſend Backſteine für 4 fl. abgeben, die Frachtk
Eiſens zur Hälfte tragen und die Handwerkerlöhne du
Zwangstarif niedrig halten. Die Landgräfin kam den
Soffs und Freys entgegen und beſtimmte:
„Wofern obbemelte beede perſonen ihrem verſpreche
mit dem bauen ſobald einen anfang . . . machen und
handenen modell nach die Bäu ſtellen, ſollen ſie vom
jahr an 10 jahr die verſprochene befreyung von real= und
oneribus genießen.”
Soff und Frey waren einverſtanden. Die Bauarbei
Der von Frankfurt a. M. kommende Beſucher, der nad
Jahren am Sporer Tor (am nördlichen Ende der
Ma=
ſtraße) durch die alte Vorſtadt (Magdalenenſtraße) mit il
lichen und ordentlichen Häuſern, am Ballonplatz ſie
wendend, die ſtattliche Birngartenſtraße (Alexanderſtraße
nach dem ragenden Landgrafenſchloſſe ritt, gewann der
hafteſten Eindruck von der Heſſen=Darmſtädter Reſidenz.
Der prachtliebende Landgraf Ernſt Ludwig faßte i
1695 den Entſchluß, die Stadterweiterung nach Weſten
ren. Mauern und Wälle vor dem Neuen Tore wurden
nur der jetzige „Weiße Turm” entging der Vernichtung.
im Jahre 1704 zu einem Glockenturm umgebaut. Wi
ſuchte die Krone, die Bauluſt durch allerlei in Ausſicht
Freiheiten und Vergünſtigungen anzuregen. 1695 verſpr
graf Ernſt Ludwig jedem, der nach dem vorgeſchriebenen
bauen wollte, 12 Jahre Steuerfreiheit, 150 Zuber Kalk,
Mauerſteine, 10 000 gebackene Steine, 6000 Ziegel und fre
holz. Später erhöhte er ſogar noch dieſe Bauzuſchüſſe.
ging mit gutem Beiſpiel voran und ließ an Stelle
Scheuerhofs „das herrſchaftliche würthshaus zum großen
errichten. Nach und nach (1696—1703) entſtanden die 1
der oberen Rheinſtraße, die damals den Namen „Neue Sd
führte. Nur das Jagdhaus (Ecke Rheinſtraße und
Pa=
iſt in ſeiner urſprünglichen Geſtalt auf uns gekommen.
eine gute Vorſtellung von der barocken Bauweiſe. Als B
wirkten zu jener Zeit in unſerer Stadt Johann Nikolau
und Erich Philipp Ploennies. Von Johann Nikolaus
ſtammt ſicher das älteſte Gebäude der Anlage — heut
ſtraße Nr. 8.
In den erſten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts ſch
die zum größten Teil verſchwundenen Reihenhäuſer der
Seite der Luiſenſtraße, des Luiſenplatzes und des Mathilt
an. Am weiteſten nach Weſten vorgeſchoben war das in
ren 1699—1707 erbaute Reußſche Haus (heute an der E
„Alte Palais”, das im Jahre 1710 von dem Poſtmeiſte
erworben und (1713) beträchtlich erweitert wurde.
Das Anwachſen der Bevölkerungszahl in den erſten
ten des 19. Jahrhunderts brachte die erſte wirkliche Woh
in Darmſtadt. Das veranlaßte den Landgrafen Ludwi!
Großherzog Ludewig I.), die vom Landgrafen Ernſt Lu
gonnene Stadterweiterung nach Weſten zu vollende
„Häuſer= und Geldgewinſtlotterie” ſollte die Baukoſten 90
Verkauf der Loſe ließ jedoch zu wünſchen übrig. Die erſte
der neuen „Stadtanlage” (Rheinſtraße weſtlich des Lui
erbaute der Ingenieur und Artilleriehauptmann Johan!
Müller. Als Beiſpiel dieſer erſten Bauperiode diene
Rheinſtraße 25, das Müller im Jahre 1792 für ſich ſelbſt
Neben Müller wirkten damals die Baumeiſter Johunn
Hill und Michael Mittermeyer in Darmſtadt. Ob in der
den grundlegenden Bebauungsplan der neuen Stadtan
worfen hat, wie man ſeither annahm, erſcheint nach
Forſchungen des Altmeiſters der Darmſtädter Geſchichts!!
des Herrn Prälaten D. Dr. Wilhelm Diehl,
zweifelhaft=
mals entſtandenen Gebäude den einzelnen Architekten 04
iſt eine ſchwierige Aufgabe, die einwandfrei nur auf L
Bauakten zu löſen iſt. Feſt ſteht, daß wir Mittermeyer
bau der ehemaligen Reiterkaſerne (heute „Altes Palais
Erbauung des ſchön gegliederten Marſtalles (1810—12 *
Trotzdem wurde erſt Mittermeyers Nachfolger, Georg 2
„Mann des Schickſals” für unſere Stadt. Sein Wirken
anderer Stelle von berufener Seite geſchildert warden
dem letzten Abſchnitt die Pläne Nr. 40, 61 und 62 in ie
„Aus Darmſtadts Vergangenheit”.)
Sportplätze an der Nieder=Ramſtädter Straße (1929),
[ ← ][ ][ → ] Geſchichte iſt immer noch der beſte Lehrmeiſter. Wer
ge=
ſich Rechenſchaft zu geben über das Werden der eigenen
ion, der tut klug daran, ſich von Zeit zu Zeit einen
Rück=
verſchaffen über das, was die nächſten Generationen vor
Zeit gedacht und geſchafft haben. Anlaß zu ſolchem
Rück=
ic tet uns das Stadtjubiläum, das wir am 23. Juli 1930
önnen.
100 Jahren, nämlich am 6. April 1830, ſtarb Großherzog
der Erſte, 77 Jahre alt. Er hat während ſeiner 40jähri=
jerung Erſtaunliches für ſein Land und für Darmſtadt ge=
Er iſt der Schöpfer Heſſens in ſeinen heutigen Grenzen
ge=
denn er erweiterte das Land durch die aufgehobenen
geiſt=
erritorien Mainz, Worms und durch ganz Rheinheſſen,
b die Souveränität über die bisher noch reichsfreien Gra=
Herren ſeines Gebietes. Er wurde am 14. Auguſt 1806
ewig I. Großherzog, er gab dem Land am 18. März 1820
präſentativ=Verfaſſung, und erwarb ſich das größte
Ver=
widurch, daß er die Leibeigenſchaft und die Frohnden
ab=
daß er die Ablöſung der Zehnten genehmigte und aller
der gungen auf fremdem Boden, daß er die vielen
Steuer=
eilnabſchaffte und endlich ein Wildſchadengeſetz erließ. Zwar
as alles nicht gerade gern und freiwillig, aber er war in
„ von den genannten Maßnahmen ſeiner Zeit doch voraus.
die Stadt Darmſtadt war ſeine ſchöpferiſche Wirkſamkeit,
erlahmende Initiative von außerordentlicher Bedeutung.
I. war ein Kunſtfreund und ein künſtleriſch veranlagter
* Kunſt und Wiſſenſchaft blühten wie nie zuvor. Voran
ter der Künſte, die Baukunſt und die darſtellenden Künſte,
7!. Muſik und die Poeſie. Er hatte dieſe Anlagen und
Nei=
ererbt von der Mutter, der großen Landgräfin Karoline.
das Theater und das Muſeum, er berief Georg Moller
altete mit ihm eine rege Bautätigkeit. Er begann in
Maßſtab den Straßen= und Waſſerbau und förderte den
gsbau beſonders in dem Gebiet zwiſchen Luiſenplatz,
und Marienplatz.
vig II. trat die Regierung am 6. April 1830 an. Es
eder einmal in Frankreich wegen der dort einſetzenden
1, und auch in Heſſen lag Grund vor zur Unzufriedenheit.
kam es nur in Oberheſſen zum offenen Aufſtand.
Pöbel=
ſerbrannten die Akten im Landgericht Schotten, Nidda,
g. Bingenheim und Gedern. Wie nicht anders zu
erwar=
erfolgten Militäraufgebot, Standrecht und
Niederſchla=
opäter erzwang der Landtag auf legalem Wege die
Er=
ſar ller berechtigten Wünſche.
nſtadt zählte 1828 21 392 Einwohner, darunter einſchließ=
2en und Kindern: 4432 Hof= und Staatsdiener (Beamte),
ger, 2933 Militär, 656 Tolerierte, 2075 Dienſtboten und
eiter in den Fabriken.
Jahre 1821 war die neue Gemeindeordnung eingeführt
Adie weſentliche Neuerungen mit ſich gebracht hatte. Die
Gemeinderats und des Bürgermeiſters erfolgte nunmehr
r, geheimer Wahl durch alle Ortsbürger. Jeder
Stimm=
te eine Kontrollnummer, die nachher in dem
offenliegen=
okoll nachgeſehen werden konnte. Der Stadtvorſtand be=
1Bürgermeiſter, 2 Beigeordneten, 1 Stadtrechner und
inderäten. Abgeſchafft wurden die Schultheißen, ebenſo
ſſen (Zugezogene ohne das volle Bürgerrecht). Jeder
ls volle Ortsbürgerrecht und damit Anteil am Gemeinde=
Heiratsbeſchränkungen wurden aufgehoben. Damit ent=
Yrdings das ländliche Proletariat, und die Zerſtückelung
r begann. Der Gemeinderat beſtand zu einem Drittel
Höchſtbeſteuerten. Alle drei Jahre mußte ein Drittel aus=
Der Bürgermeiſter wurde auf ſechs Jahre gewählt.
mußte mindeſtens eine Sitzung ſtattfinden, deren
Tages=
war: Prüfung der Rechnung, Prüfung des Voranſchlags
e Beratung. Dieſe ſehr vernünftige Gemeindeordnung
dur Einführung der Städteordnung im Jahre 1874.
1825 bis 1833 beſtand der Stadtvorſtand aus dem
Bürger=
ofmann, dem 1. Beigeordneten Darmſtädter und dem
rdneten Gg. Liebig. Eine große Rolle ſpielte 1830 im
der Kaufmann E. E. Hoffmann, ein Freiheitsmann, aber
Polterer, ein Beſſerwiſſer und ewiger Nörgler. Er
grün=
ſatiriſche Wochenſchrift: „Beobachter in Heſſen” in der er
den Kot zog, was ihm zugetragen wurde und was ihm
hien. Die lieben Darmſtädter, Dummbach und Genoſſen,
en in Maſſen, wählten ihn in den Landtag, ja ſogar zum
ermeiſter (1836), aber er wurde nicht beſtätigt. Sein
Lebenswandel war nicht ganz einwandfrei.
ergall machte um dieſe Zeit ſeine Studien zum „
Datte=
denn auch ein großer Teil der Bevölkerung noch recht
erlich dachte und handelte, war doch eine ſtarke
Ober=
handen, die in nichts hinter ien Oberſchichten in
Frank=
n und Berlin zurückſtand.
S Liebig war ſeit 1824 Profeſſor in Gießen, ſein Vater
in das von ihm erworbene Haus Luiſenſtraße 10. 1827
Merckſche Fabrik gegründet worden. Es wurde allmählich
Erden, 1827 wurde das Streichholz erfunden, 1831 die
½ verdrängt durch die Stearinkerze, 1830 die Stahlfeder
landel gebracht. In der Wiſſenſchaft gabs täglich neue
gen. 1831 bis 32 wurde die neue Münze am Mathilden=
Granz Heger erbaut und darin die 1830 von Rößler ge=
Eſte Dampfmaſchine in Heſſen aufgeſtellt. 1826 war die
ſchule errichtet worden, 1829 folgte die Gründung einer
Nadchenſchule, 1835 der Neubau der Stadtſchule hinter der
* durch den Stadtbaumeiſter Jordan. 1836 erfolgte
De Gründung der höheren Gewerbeſchule, der heutigen
n Hochſchule.
der großen Zahl der Gewerbebetriebe führe ich als be=
—die folgenden an: Schönfärberei Bloch, Großh. Chaiſen=
Eichſtr. 15, Schneidermeiſter Helfrich (Großbetrieb), Hem=
Dort (60 Mädchen), Kachelofenfabrik Gärtler (70 Arbei=
Ainenfabrik Jordan, Klenganſtalt Keller, Chem. Fabrik
Shem. Fabrik Link, Chem. Fabrik Weizel, Moldenhauers
Freitag, den 18. Jyni 1930
Don Auguſt Buxbaum.
Neuſilberfabrik, Buntpapierfabrik Wüſt, Hutfabrik. A. Schwab,
Kartenfabrik Diehl, Kartenfabrik Reuter, Klavierfabrik Vierheller,
Stärkefabrik Struv und den berühmten Uhrmacher und Erfinder
Illig.
Ludewig I. war der Schöpfer und Organiſator der heſſiſchen
Armee. Er errichtete die Reiterkaſerne am neu angelegten
Marien=
platz im Jahre 1827. Architekt war Franz Heger. Derſelbe
Archi=
tekt baute gleichzeitig die Artilleriekaſerne zwiſchen Grafenſtraße,
Eliſabethenſtraße, Waldſtraße und Wilhelminenſtraße. 1829
er=
baute er die heutige Ernſt=Ludwig=Kaſerne, nachdem vorher die
Münze, die Strecke, die Baumühle und ein Teil der alten Kaſerne
abgeriſſen worden war. 1833 kam dazu der große Kammerbau,
heute Zelluloſechemie der Techniſchen Hochſchule, erbaut ebenfalls
von Franz Heger. 1827 entſtand dann noch das Garniſonlazarett,
erbaut von demſelben Architekten.
Die Bautätigkeit war in der Reſidenz eine ganz erhebliche.
1811 war das Oberbaukolleg gegründet worden, das ſich zunächſt
Hauptbahnhof, Portal.
(Erbaut 1910/12. Arch. Fr. Pützer.)
zuſammenſetzte aus dem Oberbaudirektor Obriſt Johann Helfrich
von Müller, Ingenieur=Hauptmann Mittermayer, Oberbaurat
Moller, Oberbauſekretär Rat Heſſemer, Landbaumeiſter Spieß und
Bauſekretär Schmitz. 1821 war dieſes Oberbaukolleg in eine
Oberbaudirektion umgewandelt worden, deren erſter Vorſitzender
der Oberbaudirektor Dr. Klaus Kröncke bis 1838 blieb. Ihm
folgte bis 1844 Ludwig Schleiermacher und dann bis 1852 Dr. Gg.
Moller. Moller war tätig in Darmſtadt von 1810 bis 1852. Er
war ungemein regſam und baute damals nicht nur in Darmſtadt,
ſondern auch auswärts. So ſchuf er 1829—32 das Stadttheater in
Mainz, 1826—28 die Katholiſche Kirche in Bensheim, dann das
herzögliche Palais in Wiesbaden, das Schloß Johannisberg im
Rheingau und anderes mehr.
1827 war die katholiſche St. Ludwigskirche vollendet worden,
1827 auch der große Anbau an das Kollegiengebäude am
Mathil=
denplatz von Moller und Franz Heger, 1829 war ein großer Anbau
am jetzigen Stadtkrankenhaus durch Stadtbaumeiſter Lauteſchläger
erbaut worden. In dieſelbe Zeit fällt der Bau des Schießhauſes
an der Nieder=Ramſtädter Straße, die Gründung der
Kna=
ben=Arbeitsanſtalt und die Einrichtung des Friedhofes an
der Nieder=Ramſtädter Straße. 1831—34 wird das Arreſthaus
in der Rundeturmſtraße an Stelle des vormaligen Stock= und
Spinnhauſes gebaut, wobei der „Runde Turm” niedergelegt und
die Rundeturmſtraße durchgeführt wurde. Architekt: Dr. Gg. Lerch.
1832—34 bauten Gg. Moller und Gg. Lerch das Palais des
Prin=
zen Chriſtian zum Ständehaus um. Um dieſelbe Zeit erbaute
Gg., Moller das erſte Mauſoleum auf der Roſenhöhe und leitete
den Umbau des alten Palais am Luiſenplatz, das damals den
großen Feſtſaal erhielt.
Vor 100 Jahren war das ganze Gebiet zwiſchen Grafenſtraße,
Bleichſtraße, Landgraf=Philipp=Anlage und Riedeſelſtraße im
gro=
ßen und ganzen erſchloſſen und zum Teil auch ſchon bebaut. Die
obere Wilhelminenſtraße (Oſtſeite) von der Katholiſchen Kirche
bis zur Karlſtraße wurde bebaut zwiſchen 1826 und 1836 durch den
Bauunternehmer G. Fr. Bruſt, den nachmaligen
Oberbürger=
meiſter (1837—1848). Um dieſe Zeit entſtanden auch die
Bleich=
ſtraße, die Georgenſtraße, ein Teil der Karlſtraße und die
angren=
zenden Straßenteile. Im übrigen war die Bautätigkeit auch in
den anderen Teilen der Stadt recht erheblich.
1825—29 wurden die Landſtraßen Darmſtadt—Mainz und
durch den Odenwald ausgebaut, 1830—31 die Straße Gernsheim—
Eberſtadt, Dieburg—Seligenſtadt, im übrigen der Straßenbau in
ganz Heſſen organiſiert und ein vollſtändiges Straßennetz
geſchaf=
fen. Auf Anregung Ludewigs I. wurden die Waldwege um
Darm=
ſtadt angelegt oder ſo verbeſſert, daß ſie als Spazierwege dienen
konnten. Ludwig II. kaufte ab 1830 die Mathildenhöhe, beſtehend
aus Weinbergen und Gärten, und machte daraus einen
geſchloſſe=
nen Park, den er nach ſeiner Schwiegertochter Mathilde benannte
Ab 1899 wurde der Garten aufgegeben und zum größten Teil bebaut.
Vor 100 Jahren gabs in Darmſtadt keine Straßen mit
Baum=
ſchmuck. Die meiſten Straßen waren nicht gepflaſtert. Außerhalb
der Stadt verſank man im tiefen Sand. Straßenreinigung und
Müllabfuhr kannte man noch nicht, jeder mußte vor ſeiner eigenen
Tür kehren, und das war immerhin ſehr erziehlich.
Vor 100 Jahren beſtand in Heſſen noch eine Eiſenbahn. Aller
Verkehr ging über die Landſtraßen, und der Schwager Poſtillon
war eine wichtige Perſönlichkeit. Der Frachtverkehr wurde
be=
wältigt durch große, zumeiſt gut beſpannte Planwagen. Dem
Poſt=
verkehr dienten Einzelboten, Kuriere und die Taxisſche Poſt. Auf
den neuen breiten Straßen der Stadt mag es um dieſe Zeit recht
einſam geweſen ſein, einer Zeit, die wir heute die „
Biedermeier=
zeit” nennen nach einer zuerſt in den „Fliegenden Blättern”
vor=
kommenden Figur, dem Typus der geiſtigen Beſchränktheit,
Philiſterhaftigkeit, aber auch Treuherzigkeit und Gutmütigkeit,
Die durch die damalige Verarmung Deutſchlands bedingte
Ein=
ſchränkung aller aller Lebensbedürfniſſe führte, ähnlich wie heute,
zu einem ausgeſprochen ſachlichen Bauſtil, der in Darmſtadt einen
hervorragenden Interpreten in Georg Moller hatte. In dieſem
Biedermeierſtil ausgeſtattete Wohnräume haben ſich in Darmſtadt
noch viele erhalten, geſchätzt von allen Gebildeten und künſtleriſch
empfindenden Menſchen. Nun denke man ſich noch dazu das
Kolo=
rit der Koſtüme, die Beamten mit Uniform, Degen und
Drei=
maſter, die Männer mit hellen ſtrammen Steghoſen, Ueberrock und
Zylinder, die Frauen im Hängekleid und mit großen Hüten, die
Landleute faſt alle in ihren althergebrachten Trachten, und man
hat ein Geſamtbild des äußerlichen Eindrucks der „guten alten Zeit”,
Vor 100 Jahren hatte man noch keine Straßenbahn und kein
Telephon, keine allgemeine Waſſerleitung, keine Gasverſorgung,
keine Elektrizitätswerke, keine Kanaliſation, keine
Badegelegen=
heit, keinen Sport, kein Rundfunk, kein Kino, kein Auto, keine
Fahrräder, keine Parteiwirtſchaft, keine Arbeitsloſen, keine Bars,
keine Tanzdielen, keine Milliardäre, keine Inflation, keine Börſen,
und doch waren die Menſchen glücklich und zumeiſt auch zufrieden.
Vor 100 Jahren war noch nicht das „Heiligkreuz” da und das
Oberwaldhaus, der Einſiedel, die Ludwigshöhe uſw. Man ging
ins „Chauſſeehaus” oder nach Traiſa, in den Gervinus=Garten
(Schützenhof) oder in die Wirtſchaften innerhalb der Stadt.
Oeffentliche Anlagen exiſtierten in Darmſtadt nicht. Der
Herrn=
garten, der dem Großherzog gehörte, war ſeit 1820 allgemein
zu=
gänglich und wurde immer gerne beſucht, die übrigen Gärten
waren nicht zugänglich.
Der Hof ging nach dem Fürſtenlager, nach dem Jagdſchloß
Wolfsgarten, das 1834 wieder aufgebaut und in Stand geſetzt,
oder nach Seeheim, das 1831 erbaut worden war, oder auch nach
einem der anderen Jagdhäuſer, deren mehrere zur Verfügung
ſtanden.
Der Verſuch, ein Bild unſerer Stadt vor 100 Jahren zu
zeich=
nen, wäre nicht vollſtändig, wenn ich nicht als Staffage noch einige
Originale in die Straßen ſtellte, in denen bekanntlich der
viel=
beſprochene Akzeſſiſt wimmelte. Da war der witzige Jude
Bene=
dikt, dann die „Herzer”, die im Muſikleben der Stadt eine Rolle
ſpielten, dann der krumme Kinderſchullehrer Kirchhöfer, der „
be=
rühmte‟ Feldwebel Ramſtädter, der als „Cip” bekannte
Gymna=
ſialprofeſſor Baur, der Fechtmeiſter Lepitre, der als „Grobian”
bekannte Arzt Dr. Huth, der originelle Maler Kaſpar Berth und
der Hutmacher Howeck. Sodann der Kalkulator Langheinz, bekannt
unter dem Namen „Eichhörnche”, ferner der Kupferdrucker Heinrich
Felſing, den jeder echte Darmſtädter liebte, der Maler Auguſt
Lukas, der Kanzleigehilfe Friedrich Hauſer, das Urbild des „Datte=
Mittelbau des Muſeums.
(Erbaut 1897/1902. Arch. Alfred Meſſel.)
rich”, ſchließlich noch der Hauptmann von Kapernaum”, der
Schla=
witzer und der Schnelläufer Peter Bajus. Sie alle kannte vor
100 Jahren jeder echte Heiner. Wer da glaubt, derartige Originale
gäbs heute keine mehr, der irrt ſich. Auch heute gibts noch eine
Menge von richtigen Orginalen, aber ihre Namen wage ich nicht
zu nennen.
Die bauliche Entwickelung Darmſtasts
in Sen letzten 25 Jahren
Großherzog Ernſt Ludwig hatte um die Jahrhundertwende die
Künſtlerkolonie geſchaffen und den Wagnerſchüler Joſ. M. Olbrich
aus Wien berufen, um mit ihm die Künſtlerkolonie zu bebauen
und die Baukunſt der Stadt und des Landes zu beleben. Der
Impuls, der von dem „Dokument Deutſcher Kunſt” im Jahre 1901
ausging, wurde aber ſchon wenige Jahre ſpäter gelähmt durch eine
ſtarke Bewegung unter den führenden Architekten Deutſchlands,
die ebenfalls um die Jahrhundertwende eingeſetzt hatte. Der
Ge=
danke der Tradition war ſchließlich zu leerer Nachahmung
gewor=
den. Dieſe kulturelle Zerfahrenheit hatte dann zuletzt im
ſogenann=
ten „Jugendſtil” ihren Höhepunkt erfahren. Paul Schultze=
Naum=
burg war es, der die Theſen am Tore der Beſinnung anſchlug und
eine Reformation einleitete, indem er in Beiſpiel und
Gegen=
beiſpiel die ganze Charakterloſigkeit der damaligen Baukultur
vor=
führte. Schule und Künſtler vereinigten ſich auch in Darmſtadt
und geboten Einhalt. Langſam aber ſicher ſetzte ſich eine
Bau=
kultur durch, die ſich organiſch aufbaut auf dem Alten, die aber
bei veränderten Bedingungen ſich veränderter Ausdrucksmittel
be=
dient und zu bedienen verſteht. Der Architekt unſerer Zeit kennt
die Anforderungen der ſtädtebaulichen Entwicklung und unterwirft
ſich ihnen. Er rechnet von vornherein mit der Maſſenwirkung im
Stadtbild und muß ſich daher in der Detailbehandlung ſtarke
Be=
ſchränkungen auferlegen. Die klare Maſſenwirkung hat ſich wieder
Bahn gebrochen, die natürliche Einfachheit der Mollerzeit iſt
wie=
der erwacht, der Sinn für gute Verhältniſſe unter Zurückſtellung
formaler Zutaten kommt zur Geltung.
Dieſe klare und organiſche Entwickelung hat ſich in allen
ger=
maniſchen Ländern endgültig durchgeſetzt, ohne ſich beirren zu laſſen
von Modetorheiten und der Sucht nach Neuem, noch nie
Da=
geweſenem, die immer wieder auf den Plan tritt.
Wir ſtehen ſcheinbar an einem Wendepunkt in der
Entwicke=
lung unſerer Stadt. Seit einigen Jahren vermehrt ſich die
Be=
völkerung nicht mehr in der früher gewohnten Weiſe, und es ſieht
aus, als ob das eine fortdauernde Erſcheinung ſei. Eine Stadt
braucht nicht andauernd zu wachſen, um lebendig zu ſein, aber ſie
darf dann auch keine ſchweren Schickſalsſchläge und Hemmniſſe
er=
fahren, ſonſt ſtirbt ſie mehr oder weniger ſchnell ab. Beiſpiele
laſſen ſich in der Geſchichte und in allen Ländern der Erde genug
finden.
Von den Faktoren, deren Produkt das Wachſen der Stadt um
die Jahrhundertwende war, ſind inzwiſchen einige ausgeſchieden,
nämlich die Garniſon, der Hof und die Initiative und Werbekraft
des Großherzogs, die Künſtlerkolonie, die Möbelinduſtrie, der
Realkredit zu billigem Zins, die eigene Steuerhoheit, die
wohl=
habende Bürgerſchaft und die Sparſamkeit.
Dafür haben ſich neue Faktoren eingeſtellt, von denen die
meiſten ſich ungünſtig auswirken, nämlich ein verlorener Krieg,
ein neues Wahlſyſtem, neue Parteien, Parteiwirtſchaft,
Woh=
nungsnot, Inflation, Abwertung, Arbeitsloſigkeit,
Wohlfahrts=
laſten, Beſetzung, Geburtenrückgang und die Unſicherheit des
Beſitzes.
Vor 25 Jahren, alſo im Jahre 1905, herrſchte in Darmſtadt ein
ſicherer Wohlſtand. Der Ruf der Stadt hatte ſich gewandelt. Wenn.
wohhabende Leute in deutſchen Landen einen ſchönen Wohnſitz
ſuchten, dann fiel ihr Blick auch auf Darmſtadt, denn hier war
Leben ohne Lärm, Kunſt und Wiſſenſchaft, beſte Geſellſchaft,
niedrige Steuern, kurz alles, was eine Stadt angenehm macht.
Kein Wunder, daß damals das Herdwegviertel geſchaffen werden
mußte und die Mathildenhöhe ſich formen konnte, ja, daß ſchon
der Gedanke auftauchte, am Hohlen Weg eine Gartenvorſtadt
er=
ſtehen zu laſſen. Unterdeſſen beſchäftigte man ſich lebhaft mit der
Verlegung des Bahnhofes. Pützer bearbeitete den Bebauungsplan,
Pützer, der auch die Pläne zum Herdwegviertel geſchaffen hatte.
Man erwartete auch am neuen Südbahnhof den Beginn der
Bau=
tätigkeit und ließ durch Pützer einen Bebauungsplan aufſtellen.
Dieſe Erwartungen und Hoffnungen erfüllten ſich nur im
Herdweg=
viertel, auf der Mathildenhöhe und am Hohlen Weg teilweiſe, denn
der Zuſtrom von außen hielt ſich in mäßigen Grenzen. Inzwiſchen
wurde das Fabrikviertel erſchloſſen und ein Generalbebauungsplan
von Pützer bearbeitet, wobei angenommen wurde, daß die
Ein=
wohnerzahl im Jahre 1920 127 481, im Jahre 1930 169 180 und im
Jahre 1940 224 650 betragen würde, wenn die Vermehrung im
gleichen Maße anhielte, wie in den fünf Jahren von 1900 bis 1905.
Daß das ein Irrtum war, wiſſen wir heute zur Genüge. Der Krieg
und ſeine Folgen änderte alle Vorausſetzungen. Nach 1918
be=
gnügte ſich die Stadtverwaltung damit, zunächſt einmal die noch
vorhandenen Baulücken zu füllen und neue Viertel für
Klein=
wohnungen zu eröffnen. So entſtanden zunächſt die Waldkolonie,
der Hopfengarten, es füllten ſich Rhönring, Speſſartring,
Herdweg=
viertel, Mathildenhöhe und Hohler Weg und es entſtanden neu die
Bauquartiere an der Roßdörfer Straße, an der Hindenburgſtraße,
am Holzhof und im Tiefen See. Der Steinberg wurde in Angriff
genommen und Bebauungspläne ausgearbeitet für das
Sport=
gelände, für die Umgebung des Oſtbahnhofs, für das Gelände
ſüd=
lich der Landskronſtraße, am Karlshof, am Südbahnhof, am
Schlachthof, am alten Bahnhof, und es entſtand die Kolonie
Groh=
berg. Nebenbei wurden Vorarbeiten ausgeführt für die
Umgeſtal=
tung des Paradeplatzes und ähnliche Verkehrsfragen. Alle dieſe
zahlreichen Planungen hatten den Zweck, weitreichende Vorſorge
zu treffen für die Siedlungsaufgaben der Zukunft und ſollten
Fehler vermeiden, wie ſie leider früher oft genug gemacht wurden,
als ſich die Stadtverwaltung von intereſſierten Kreiſen führen
ließ. Nun iſt die Stadt gerüſtet in jeder Hinſicht. Es iſt genügend
Gelände vorhanden für Kleinwohnungen in Mietshäuſern, für
Kleinwohnungen im Flachbau, für Einfamilienhäuſer jeder Form
und Größe und für alle etwa vorkommenden öffentlichen Gebäude.
In den letzten 25 Jahren hat ſich das Geſicht der Stadt ganz
weſentlich verändert, und es war dabei in erſter Linie die
öffent=
liche Hand beteiligt. Beginnen wir deshalb mit den öffentlichen
Gebäuden. Es entſtand auf Anregung der Stadt das
Ausſtel=
lungsgebäude auf der Mathildenhöhe (1906—08) und die
Aus=
geſtaltung ſeiner Umgebung. Es entſtand das Hallenſchwimmbad
(1907—09) und der Altſtadtdurchbruch (1906—09), die
Landwirt=
ſchaftliche Verſuchsanſtalt (1904), der Theaterumbau (1905), der
Stadthausumbau (1905), der Neubau der Tonakademie (1906), der
Umbau der Beſſunger Mädchenſchule (1906), der Erweiterungsbau
des Städtiſchen Krankenhauſes (1904—14), die
Landeshypotheken=
bank (1907), das Amtsgericht (1905), die Bahnhofsverlegung und
der Hauptbahnhof (1912), das Verwaltungsgebäude der
Orts=
krankenkaſſe (1905) und der Neubau der Baugewerkſchule (1910).
Das Muſeum, eine Schöpfung des Großherzogs und Alfred Meſſels,
wurde 1906 eingeweiht. Es folgten das Wirtſchaftsgebäude auf
der Ludwigshöhe (1907), die Pauluskirche (1907), die großen
Neu=
bauten und Erweiterungsbauten der Techniſchen Hochſchule (1904
bis 1908), das Finanzamt (1908), die Kyritzſchule (1908), der
Um=
bau der Beſſunger Kirche (1909), das Städtiſche Muſeum (1909),
der Bismarckturm der Studentenſchaft (1908), das zweite
Mauſo=
leum des Großherzogs auf der Roſenhöhe (1908), das
Naturwiſſen=
ſchaftliche Inſtitut des Realgymnaſiums (1909), die
Neuherrich=
tung der Pädagogs (1908), das Elektrizitätswerk am Dornheimer
Weg (1909), das jetzige Verwaltungsgebäude des Gaswerks (1909),
das 7. Polizeirevier (1911), die Peſtalozziſchule (1910) und die
Feuerwache hinter der Stadtkirche (1910). Es entſtand die
Duncan=
ſchule (1911), die Liebigs=Oberrealſchule (1911), die Eleonoren=
Don Burgermeiſter Auguſt Burbaum.
ſchule (1911), das Lagerhaus auf dem Güterbahnhof (1911), der
Viehhof (1910), der Stadtkaſſeumbau (1913), das Poſtamt II am
Hauptbahohf (1912), die neue Synagoge (1912) die
Waldwirt=
ſchaft am Einſiedel (1912), das Klubhaus des Golfklubs (1913),
der Waldfriedhof (1914) und die Landwirtſchaftskammer (1914).
Dann kamen die Luftſchiffer= und Funkerkaſerne (1914), die
Luft=
ſchiffhalle (1914), die Schrautenbachkaſerne (1914), das
Garniſons=
lazarett (1914), die Deutſche Bank (1914), die Trainkaſerne (1914),
das Kinderheim Traiſa (1916), die Wiedereinrichtung des Kleinen
Hauſes (1921), der Umbau der Gewerbeſchule (1923), die
Fidelis=
kirche (1924), die Kirche St. Martin (1924), das 6. Polizeirevier
(1925), die Otto=Berndt=Halle mit der Studentenhilfe (1926), das
Heaghaus (1927), der Umbau des Rathauſes (1927), der „Traube‟
(1927), des „Frankenſteiner Hofes” (1926), der Diskontobank
(1924), der Vereinsbank (1925), des Saalbaues (1928), des
Lud=
wigsbahnhofes (1920) und ſchließlich in neueſter Zeit der Neubau
der Feſthalle (1926) des Liebigmuſeums (1927), der
Landesver=
ſicherungsanſtalt (1928) der Leſſingſchule (1929), des Paul=Gerhard=
Hauſes (1926), des Eliſabethen=Krankenhauſes (1930) und des
Wenn heute nach dem Urteil von Leuten, die die
ſehen haben, Darmſtadt einen großen Reiz ausübt, dan
abgeſehen von der glücklichen Lage und unſeren unvergl ſo
Wäldern, die ſaubere und vornehme Haltung unſerer Vi.
tiere. Es ſind keine Paläſte, wie z. B. in Köln=Marienb
in Dahlem, ſondern überwiegend Häuſer von bürgerlie
präge, und gerade dieſe Gattung von Anſiedlern iſt es
die Linie weiſt, in der Darmſtadts Zukunft liegt. Darmſt
iſt und bleibt die vornehme Wohnſtadt.
Die öffentlichen Gärten und Anlagen, ein in die Aug
des Sinnbild der Kultur jeder Stadt, müſſen ebenfalls
werden. Die alten Anlagen ſind zumeiſt ganz und gar un
worden. Es entſtanden neu die Anlagen am
Hauptbahnh=
am Paulusplatz (1906 und 1924), Platanenhain und M
höhe (1908—1914), die Anlagen an der Otto=Wolfskel
(1926), an der Feſthalle und längs der Rheinſtraße (1
Rathenau=Anlage (1927), der Roſengarten an der Hin
ſtraße (1929), die Anlage am Frankenhaus (1929). N
kamen der Herrngarten (1925), der Orangeriegarten (1
der Beſſunger Hofgarten (1928), ſowie die Anlage am alte
haus (1929). Zurzeit hat die Stadt gärtneriſche Anlagenr5
Flächeninhalt von 524 383 Quadratmeter.
Wenn wir uns Rechenſchaft geben wollen über das Ek
Stadt, dann dürfen die Denkmäler nicht fehlen. Hier
Erwähnung das Prinzeßchen=Denkmal (1905) von L. He
Brunnenniſche im Platanenhain (1904) von Joſ. M. Ol.f.
Gottfried=Schwab=Denkmal (1906) von L. Habich, das
Denkmal (1906) von Pützer und Habich, der Tierbrunn ſt
von Hausmann, der Brunnen am Hauſe Olbrich (1908) v.
die Brunnenſchalen auf dem Luiſenplatz (1908) von Olk.
Brunnen auf dem Paulusplatz (1908) von Meißner ur 6i
der Brunnen am Hauptbahnhof (1912) von H. Jobſt, der
des Verkehrsvereins (1912) von Pützer, die Brunneng
der ruſſiſchen Kapelle (1913) von Albin Müller, der
Schmuck des Platanenhains (1913), von Bernhard Hö
Löwen vor dem Muſeum (1914) von H. Jobſt, das Liebig
auf dem Luiſenplatz (1913) von H. Jobſt, der ſterbende
im Herrngarten (1918) von W. Rahtz, das Löwentor (1
Albin Müller, das Mauſoleum von Herff (1928) von 9
UII
Ausſtellungsgebäude. (Erbaut 1906—08. Arch. Joſeph Maria Olbrich und Buxbaum.)
Marien=Krankenhauſes am Martinspfad (1930). Das ſind nur
öffentliche Bauten, denen wir nur noch die Arbeiten am Schloß
hinzufügen müſſen, um ein einigermaßen vollſtändiges Bild zu
erhalten.
Von größtem Einfluß auf das Stadtbild waren die
Siedlungs=
bauten der Stadt nach dem Krieg. Als man an dieſe Aufgaben
herantrat, faßte man den Entſchluß, ganze Baublöcke und Straßen
einheitlich zu bebauen, um ſo der großen Aufgabe auch mit
Ge=
winn für das Stadtbild gerecht zu werden. Wie die
Stadtverwal=
tung das Problem löſte, iſt noch in aller Gedächtnis und braucht
nicht näher erläutert zu werden. Es ſei nur daran erinnert, daß
ganze Viertel im Flachbau ausgeführt wurden, nämlich in der
Waldkolonie, am Hopfengarten, am Holzhof, an der Roßdörfer
Straße und im Tiefen See, während das mehrgeſchoſſige
Miet=
haus ſich über die ganze Stadt verteilt. Die größeren Gruppen
liegen hier am Rhönring, Speſſartring, an der Barkhausſtraße,
Eckardtſtraße, Frankfurter, Straße, Heinrichſtraße, Soderſtraße,
Heidenreichſtraße, Beſſunger Straße, am Schlachthof, am
Herren=
acker, an der Feldbergſtraße, am Finanzamt, am Bahnhof, am
Südbahnhof, an der Kittlerſtraße uſw. Von 1919 bis 1930 ſind in
dieſen Bauten etwa 2200 neue Wohnungen in mehrgeſchoſſigen
Häuſern geſchaffen worden.
Die Induſtrie war es, die in zweiter Linie an der Geſtaltung
des Stadtbildes mitgewirkt hat, und vor allem hier die
Reichs=
bahn. Sie ſchuf nicht nur den Hauptbahnhof, den Südbahnhof
und den Nordbahnhof, ſondern auch die Eiſenbahnwerkſtätten und
zahlreiche Wohnungsbauten. Die Heag erweiterte ihre Bauten
und Straßenbahnen durch eindrucksvolle Anlagen und durch ihre
Verkehrsmittel. Ganz neu entſtanden iſt die Merckſche Fabrik,
deren neueſte Bauten beſonders ſehenswert ſind. Neu entſtanden
ſind die Herdfabrik und Emaillierwerke, die Motorenfabrik, Röhm
& Haas und die Süddeutſchen Glaswerke. Beträchtlich erweitert
ſind die Schenckſche Fabrik und die Werkſtätten der
Eiſenbau=
anſtalt Donges, neu eingerichtet auch das Lager von Gebr. Trier,
die Möbelfabrik von Joſeph Trier, die Lager von Lippmann May,
die Karoſſeriewerke von Authenrieth, Bahnbedarf, die Bauten von
Ludwig Alter, die Neubauten der Herdfabrik Phil. Röder, der
Göbel A.G., die Odomawerke, die Bauten der Handwerker=
Zentral=
genoſſenſchaft, die Druckerei des Tagblatts, die Heſſenwerke, die
Maſchinenfabrik Kunze, die Milewerke und endlich die Keramiſche
Manufaktur an der Heidelberger Straße. So großartig dieſe
Auf=
zählung auch klingen mag, ſo darf ſie uns nicht über die Tatſache
hinwegtäuſchen, daß Darmſtadt kein Platz iſt, an dem die
Schwer=
induſtrie ſich entwickeln könnte. Vielleicht iſt es der Zukunft
vor=
behalten, eine neue Induſtrie an dem großen Fernkabel und den
Gasleitungen zu entwickeln. Bedauerlich iſt es, daß es nicht
ge=
lungen iſt, die Möbelinduſtrie auf ihrem alten Stand zu erhalten,
eine Induſtrie, die auf höchſter künſtletiſcher Höhe ſtand und in
Zeiten des Wohlſtandes auch guten Verdienſt gefunden hatte.
Taack, das Dragoner=Denkmal (1927) von Blaß, das De
Artillerie (1928) von Robert Cauer, das Denkmal des
Infanterie=Regiments Nr. 415 (1928) von H. Jobſt und
delaber der Firma Phil. Röder (1930) von Robert Caz
kommen noch zahlreiche hervorragende Denkmäler auf
höfen und die Brunnenanlage im Herrngarten.
Das Vermögen der Stadt an Grundbeſitz hat ſich
der letzten 25 Jahre durch ſyſtematiſche Zuſammenkäufe
von 2063,5572 Hektar im Jahre 1908 auf 2251,5403
Jahre 1929. Das ſind 22½ Quadratkilometer Grundbeſ
Sportplätze geben dem Stadtbild in beſonderem
Gepräge. Sie beſtimmen neben den Plätzen und Gärte
große Sicht geſchaffenen Freiflächen. Hier iſt geſcheher
einer Zeit der Verarmung geſchehen konnte. Der Woog
Umgebung wurde umgeſtaltet und ſeine Waſſerfläche ſo
lich freigemacht, die Umgebung bepflanzt und gärtneriſch
Die Straßen der Stadt wurden im Laufe der letzten
erheblich vermehrt und ihr Zuſtand verbeſſert. Schließlick
ſie faſt alle ſtaubfreie Ueberzüge, ſo daß von Staube
nicht mehr geſprochen werden kann. Die Straßenreinig!
neuzeitlich umgeſtaltet. Zeylreiche Straßen erhielten Ba f
Ueber 8500 Bäume ſchmücken jetzt die Straßen und
Stadt.
Nicht unerwähnt dürfen bleiben die verſchiedener
lungen, die zur Hebung des kulturellen Standes der
anſtaltet wurden, und auch die Neugründung des Stad
der Großherzoglichen Porzellan=Sammlung und des G
lichen Schloßmuſeums, Sehenswürdigkeiten, die der
Zierde gereichen.
Von weſentlichem Einfluß auf das Stadtbild iſt ſch!
Geſtaltung der Geſchäftshäuſer, der Läden und der Rekl.
können wir eine ganz erhebliche Beſſerung regiſtrieren,
meiſten Läden haben, was Schaufenſter und Auslagen, B
und Reklame betrifft, eine neuzeitliche Umſtellung erf
das Stadtbild in erfreulichem Sinne belebt. Dabei hat
kehr in den Straßen ſich in jeder Hinſicht ſtark gehoben
Haben wir ſo uns ein Bild gemacht von der baul
wicklung der Stadt Darmſtadt und dabei neben vielel
lichen auch Feſtſtellungen machen müſſen, die eine wenit
liche Gegenwart kennzeichnen und Hemmungen für di
erwarten laſſen, ſo ſteht feſt, daß wir alles aufbieten .
das Vorhandene zu erhalten und auszubauen, ſoweit unſ
es ermöglichen. Darmſtadt hat ſich bis jetzt einen gute
worben, aber nur als Stadt der ſauberen und vornehmer
als Stadt mit den beſten Schulen, einem vorzüglichen
als Stadt der Muſikpflege, als Stadt mit den herrlichen
und ſchönen Gärten, als Stadt des Sports und der geiſt.
ſamkeit, gelegen inmitten von Deutſchlands ſchönſten Gau
es dieſen Ruhm allzeit bewahren.
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mmer 162
Freitag, den 13. Juni 1930
Moldenhauers große Aktion.
Rotopfer im Rahmen der großen Akkion. — Einheitliche Preis= und Lohnſenkung. — Ausgabenſenkung.
Millionenkredike für wertſchaffende Arbeitsleſenhilfe. — Reſorm der Krankenverſicherung.
Seite I1
Entſcheidende Kabinekksſikzung
am Breitag.
moldenhauer ſtellt die Berkrauensfrage.
* Berlin, 12. Juni. (Priv.=Tel.)
r Reichskanzler kehrt am Freitag aus ſeinem
Pfingſt=
zurück. Für den Nachmittag iſt eine
Kabinetts=
ag in Ausſicht genommen, die bei der ſtarken
Zu=
ng der politiſchen Kämpfe um das
Not=
von großer Bedeutung ſein kann, denn ſchon für den
Frei=
rmittag hat ſich der Reichsfinanzminiſter Prof.
Molden=
beim Kanzler angeſagt.
er Finanzminiſter wird dem Kanzler dabei
mit=
daß er im Kabinett die Vertrauensfrage
n wird, weil ſonſt ſeine Stellung unhaltbar würde. Herr
rhauer wird verlangen, daß das Kabinett ſich die
Begrün=
um Notopfer, die im Finanzminiſterium ausgearbeitet
iſt, zu eigen macht und ihm dadurch den Rücken auch gegen
griffe aus manchen volksparteilichen Kreiſen heraus ſtärkt.
otz der Vorwürfe, die ihm gemacht werden, hält der
miniſter daran feſt, daß ein anderer Weg zur
Sa=
ing des Kaſſenverhältniſſe nicht
vorhan=
i. Eine Erhöhung der Steuer auf die Einkommen über
M. würde kaum ein Fünftel der erforderlichen Summen
gen. Eine Schuldenwirtſchaft, wie ſie lange
zum Schaden des Reiches und der
Steuer=
rbetrieben wurde lehnt Dr. Moldenhauer
ieden ab, denn ſie würde den Kredit des Reiches im
d erſchüttern und die ausſichtsreichen
erhandlungen über ausländiſche Anleihen
gen. Bekanntlich beabſichtigt die Regierung Mittel für
rbeitsbeſchaffungsprogramm auch dadurch auf
ne zu ſtellen, daß ſie ihre aus früheren Darlehen an die
ie ſtammenden Forderungen in eine beſondere Geſellſchaft
gt, die dann darauf einen entſprechenden Kredit
aufzu=
hätte. Darüber hat man bereits mit dem Londoner
Bank=
chröder verhandelt. Die Verhandlungen ſind noch nicht
ab=
en. Gerüchtweiſe verlautet, daß das Reich über eine
An=
on 500 Millionen Reichsmark verhandelt, doch dürfte die
nicht richtig ſein. Wahrſcheinlich wird der Betrag 70 bis
llionen Reichsmark nicht überſteigen.
Moldenhauer glaubt, daß das Notopfer der ein=
Weg iſt, der im Augenblick offen ſteht, trotz
ken Erregung, die ſich geltend macht und die natürlich noch
muß, wenn — wie man jetzt erfährt — die
Reichs=
nicht etwa auf das verſteuerte Einkommen, ſondern auf
ruttoeinkommen gelegt werden ſoll, alſo — weil
auf die Steuererleichterungen,
Kinder=
uſw. keine Rückſicht genommen wird — über die
nt in einzelnen Fällen weit hinausgeht.
der Kabinettsſitzung wird auch, jedenfalls am Anfang,
ichsbankpräſident Dr. Luther teilnehmen, der,
ſcheint, mit den Plänen des Finanzminiſters
rſtanden iſt. Das Notopfer iſt nach dem Entwurf
chnicht begrenzt. Der Finanzminiſter hält ſich alſo
glichkeit offen, es auch über den 1. April 1931 hinaus zu
Er will ſich eine Ermächtigung geben laſſen, das
öfer entweder weiter zu erheben, oder
zuſetzen, je nach der wirtſchaftlichen
Ent=
ing. Hier ſetzt allerdings bereits der
iderſtand der Länder gegen das Nokopfer
as Notopfer iſt nicht als Steuer, ſondern als Abgabe
auf=
um zu verhindern, daß die Länder den Anſpruch auf
ertel des Ertrags geltend machen können, der ihnen aus
ichsſteuern zuſteht. Dr. Moldenhauer hat darüber auch
be=
it der preußiſchen Regierung verhandelt und darauf
hinge=
daß die Arbeitsloſenverſicherung ja gerade die Reichskaſſe
daß alſo die Länder von dem Ertrag des
Not=
s nichts beanſpruchen können. Ueber den
1 1931 hinaus wird aber der Reichsrat kaum ſich zu einem
materiellen Verzicht verſtehen.
Reichsregierung rechnet offenbar darauf, daß die Kritik,
en ihre Pläne laut geworden iſt, ſich weſentlich abmildert
Augenblick, wo der Beweis dafür erbracht iſt, daß die=
Itopfer tatſächlich nur ein Teil einer großen
n iſt. Deswegen ſoll am Freitag auch bereits
Geſekzenkwurf über die Ausgabenſenkung
der im Reichsfinanzminiſterium bereits fertig vorliegt.
im auch das Geſetz über die Reform der Kranken=
Yerung, ſo daß dadurch der große Rahmen, in den die
itie hineingeſtellt werden ſoll, kräftiger abgezeichnet
Senkung der Preiſe, der Löhne und Abbau
zialen Laſten.
Virlſchaftsverhandlungen vor dem Abſchluß?
wird damit gerechnet, daß am Freitagauch die
Ver=
üügen zwiſchenden Spitzenorganiſationen
beitgeber und Arbeitnehmer zum Abſchluß
die in der vorigen Woche im letzten Augenblick
abge=
wurden. Die Unterhändler glauben aber, daß es am
Belingen wird, die letzten Gegenſätze und Gegenforderun=
2öugleichen, ſo daß dann die geplante Kundgebung
Oßen Wirtſchaftsverbände herausgehen könnte,
Einlich mit einer Kundgebung des Reichs=
TEnten. In der gemeinſamen Kundgebung der Ver=
IIId der gemeinſame Wille zum Ausdruck kommen, die
haft zu beleben und die Preiſe, wie auch
19ne zu ſenken. Die Regiefehler, die bei der Vor=
8 der neuen Steuerreform vorgekommen ſind, würden da=
Im Teil wenigſtens ausgeglichen. Es bleibt allerdings
* bor zweifelhaft, ob das Kabinett ſtark genug ſein wird,
** Widerſtände im Parlament und einem Teil der Oef=
II ſeine Vorlagen durchzudrücken, wobei natürlich viel
Nehängt, wie die Durchführung der Reichshilfe im
Ein=
jedacht iſt. Darüber wird man Näheres aber erſt erfahren,
S Vorlagen dem Reichstag zugehen. Ob bei der großen
Tüchung der Tagesordnung am Freitag das Kabinett be=
2 Programm der Befreiungsfeier feſtlegen wird, ſcheint
Seſen Umſtänden noch zweifelhaft.
Der Skreik um den Verwalkungsrak
der Reichsbahn.
Endgüllige Klärung der ſtreikigen Rechksfragen
beim Staatsgerichtshof.
Berlin, 12. Juni.
In dem verfaſſungsrechtlichen Streit zwiſchen
dem Reich und den Ländern Bayern, Sachſen,
Württemberg und Baden wegen Benennung von
Mit=
gliedern zum Verwaltungsrat der Deutſchen
Reichsbahngeſell=
ſchaft hat das Verfahren ſeit längerer Zeit geruht, weil nach dem
Young=Plan die Möglichkeit beſtand, daß die Zuſammenſetzung
des Verwaltungsrates ſich ändern würde. Nachdem inzwiſchen
das Geſetz zur Aenderung des Reichsbahngeſetzes in Kraft
ge=
treten iſt, hat es die Reichsregierung, um eine endgültige
Klärung der ſtreitigen Rechtsfragen
herbeizufüh=
ren, im Einvernehmen mit den Länderregierungen für angezeigt
gehalten, das Verfahren durchzuführen. Sie hat deshalb beim
Staatsgerichtshof den Antrag geſtellt, dem Verfahren
weiteren Fortgang zu geben.
Die neuen Verwalkungsratsmitglieder der Reichsbahn
Dr. Hackelsberger=Lörrach (Berlin), Gewerkſchaftsſekretär Kaiſer,
Handelskammerpräſident Dr. Grund=Breslau.
Der deutſche Lehrerverein gegen die einſeitige
Belaſtung der Feſtbeſoldeken.
UNB. Kaſſel, 12. Juni. (Priv.=Tel.)
Der Deutſche Lehrerverein der über 150 000 Mitglieder zählt,
hält gegenwärtig hier ſeine 38. Vertreterverſammlung ab, zu der
rund 500 Vertreter aus allen deutſchen Gauen zuſammengeſtrömt
ſind. In ſeiner Begrüßungsanſprache wandte ſich der Vorſitzende
Georg Wolff=Berlin gegen die geplante „unſoziale
und ungerechtfertigte Gehaltskürzung” der
Be=
amten. In dieſem Sinne wurde auch eine Entſchließung
an=
genommen, in der es u. a. heißt: Die Lehrerſchaft iſt an ihrem
Teil bereit, mit zur Behebung der Notlage beizutragen. Sie
fordert jedoch, daß die Laſten gerecht verteilt und alle
Volks=
ſchichten nach Maßgabe ihrer wirtſchaftlichen Kraft herangezogen
werden. Die Vorlage zur Reichshilfe widerſpricht dieſen
Grund=
ſätzen durchaus. Die Vertreterverſammlung erhebt darum
ſchärf=
ſten Proteſt gegen die angekündigten
Maßnah=
men und lehnt die unſoziale und einſeitige
Be=
laſtung der Feſtbeſoldeten ab. Auch die
Maßnah=
men, die im Rahmen des angekündigten
Ausgaben=
ſenkungsgeſetzes geplant werden, richten ſich wiederum
in erſter Linie gegen die Beamtenſchaft. Sie
er=
ſchüttern die in der Reichsverfaſſung feſtgelegten Grundlagen
des Berufsbeamtentums.
Eine weitere Entſchließung fordert „die Vereinheitlichung
des Reichs auch aus ſchul= und kulturpolitiſchen Gründen”. Es
heißt in dieſer Reſolution u. a.: Die Schulverwaltung iſt Sache
der künftigen Reichsgebiete und nach dem Grundſatz der
Selbſt=
verwaltung zu geſtalten. Die Vorbereitung und Durchführung
der Schulgeſetzgebung im Reiche erfordert eine dem Reichstag
verantwortliche Reichsſchulbehörde, der ein aus Fachleuten
be=
ſtehender Selbſtverwaltungskörper mitberatend und
mitbeſchlie=
ßend zur Seite tritt.
Die Belg gegen Rotopfer und Gehaltsabbau.
UNB. Berlin, 12. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Korreſpondenz der Vela (Vereinigung der leitenden
Angeſtellten) wendet ſich gegen die Beſtimmung des Oeynhauſener
Schiedsſpruches für die Gruppe Nordweſt, der nach Auffaſſung
des Reichsarbeitsminiſteriums und des Arbeitgeberverbandes
auch eine Kürzung der Angeſtelltengehälter um 7,5 Prozent
vor=
ſehe. Die Kürzung der Angeſtelltengehälter ſolle ſich dabei auf
alle Gehälter bis zu den höchſten Spitzen erſtrecken. Die Vela
rechnet damit, daß nunmehr ſämtliche Verträge der
leitenden Angeſtellten zu dem möglichſt
frühe=
ſten Termin gekündigt und neue Verträge mit
reduzierten Gehältern abgeſchloſſen werden.
Was in der Eiſeninduſtrie Nordweſt geſchehe, werde zweifellos
dann in der Geſamtinduſtrie Schule machen. Neben dem
indirekten Gehaltsabbau in der Form des
Not=
opferswerde nun auchderdirekte Gehaltsabbau
in die Wege geleitet.
Die Vela erhebt, wie ſie erklärt, ſchärfſten
Pro=
teſt gegen eine Auslegung und Ausdehnung des
Schiedsſpruches für Lohnarbeiter
aufAngeſtell=
tengehälter, insbeſondere auf Angeſtelltengehälter, die auf
freier Vertragsvereinbarung beruhen. Sie hält einen
Gehalts=
abbau bei den leitenden Angeſtellten, deren
Ge=
hälter niemals entſprechend den Tarifgehältern erhöht worden
ſeien, unter den augenblicklichen wirtſchaftlichen
Verhältniſſen für abſolut untragbar,
Habsburg und Trianon.
Von unſerem Berichterſtatter.
v. Budapeſt, Mitte Juni 1930.
Die ungariſche Regierung hat die Briandſche
Pan=
europadenkſchrift ablehnend beantwortet, mit der
Begrün=
dung ſie müſſe auch den Schein vermeiden, als wollte ſie ſich mit
dem Schandvertrag von Trianon in irgendeiner Weiſe abfinden.
Und im ſelben Augenblick, da der ungariſche Geſandte die
ent=
ſprechende Note am Pariſer Quai d’Orſay überreichte, gab der
greiſe Apponyi im Budapeſter Abgeordnetenhaus eine
flam=
mende Erklärung gegen die Zerſtückelung des
Königreichs ab, die vor nunmehr zehn Jahren, am 4. Juni
1920, unterzeichnet und geſiegelt worden war. Apponyis Rede
hallte über die Bänke der in Trauerkleidung erſchienenen
Abgeord=
neten hinaus in ein trauerndes Land, über dem ſchwarze Fahnen
wehten, ſie durchbrach die unheimliche Ruhe, mit der man der
Wiederkehr des Tages der Schande gedachte und ſchrieb aufs Neue
mit blutroten Lettern das „Nem, nem, ſoha!” (Nein, nein,
niemals) in den Himmel, der ſo viel Reichtum aus den ſchwarzen,
fetten Schollen des Landes der heiligen Stefanskrone
hervor=
zaubert.
Dieſer Reichtum des Bodens bildet zuſammen mit der
Schmach von Trianon die beiden Probleme dieſes Reiches, ohne
deren Löſung auch ein Lord Rothermere die endgültige
Be=
friedung Mitteleuropas für unmöglich hält. Keine 40 Prozent des
über 20 Millionen Menſchen zählenden alten Reiches ſind
Rumpf=
ungarn geblieben, keine 30 von 100 der 325 000 Quadratkilometer
großen Erde, die die Söhne Arpads vor mehr als 1000 Jahren
ſich erobert, darunter die Batſchka und das Banat, zwei
Kornkammern Europas, darunter die Wälder Siebenbürgens und
Transſylvaniens und die geheimnisvoll ſchönen blauen
Meer=
augen der Tatraſeen. Darunter ſchließlich die wenigen
Induſtrie=
zentren mit ihren Rohſtoffgebieten, den Bergwerken.
Radikale Aenderung verlangte Graf Apponyi, dieſer älteſte
und mutigſte Staatsmann Europas; der Beifall, der ſeine Worte
rauſchend begleitete, galt aber nicht ſeiner Perſon allein, er galt
vielleicht mehr noch jenem Jüngling, der, Sohn einer ehrgeizigen
Mutter, im fernen Belgien bald die Großjährigkeit und damit
nach dem Wunſche Apponyis und ſeiner legitimiſtiſchen Anhänger
das unumſtößliche Recht auf die Krone Stefans des Heiligen
er=
hält: Otto, der Sohn der parmeniſch=bourboniſchen Zita und
des unglücklichen Karl, Enkel des noch unglücklicheren Erzherzogs
Otto, der einſt die Zierde und der Liebling Wiens geweſen.
Sicherlich gibt es wenig Völker, deren Begeiſterung ſo leicht
entflammbar iſt wie die des Madjaren, der ſich auch heute noch im
Unterbewußtſein als ein Fremder in Europa fühlt, der erſt bei
den finniſchen Seen und jenſeits des Ural auf Stammesbrüder
ſtößt, den aber auf dem heimatlichen Kontinent in der nächſten
Nachbarſchaft von allen Seiten Feinde umlauern. Im Sohne des
britiſchen Rothermere ſahen die Ungarn bei ſeinem Beſuche gleich
den „Siegfried, der den Trianoner Drachen töten
wird”, in der deutſchen Maria Thereſia die Mutter, für die ſie,
die Kinder, ihr Herzblut opfern müſſen. Und ſo glauben ſie heute,
daß kein anderer als der habsburgiſch=lothringiſch=
parmeniſch=
bourboniſche Otto mit dem kindlich ſchönen Lockenkopf, mit den
traditionellen Schwertſchlägen, die er als König von der Ofener
Burg in die vier Himmelsrichtungen zu führen hat, den
Schmach=
vertrag von Trianon zertrümmern wird, worauf ſich alles, alles
wenden muß.
Wie liegen nun aber die Dinge realpolitiſch? — Es iſt nicht
anzunehmen, daß Otto bereits am 20. November dieſes Jahres,
da er großjährig wird, vom Fürſtprimas die uralte Krone aufs
Haupt gedrückt erhält, deren Kreuz noch heute krumm gebogen iſt
aus der Zeit, da man ſie von den Raubgelüſten der Janitſcharen
nach dem Unglückstage von Mohacs vergrub. Aber nach einigen
Jahren kann die Sache ein anderes Geſicht erhalten, wenn der
junge Habsburger die liebliche Maria Francesca Anna
Romana, die Schweſter des Kronprinzen Umberto von Italien
und Schwägerin des belgiſchen Thronfolgers, heimführt.
Die ſogenannten freien Königswähler, die als
Ungarns künftigen Herrſcher nur Albrecht, den Sohn der
Erz=
herzogin Jſabella und des Erzherzogs Friedrich — der nur
väter=
licherſeits ein Habsburger iſt, deſſen Mutter jedoch, die Prinzeſſin
von Croy, dem reinſten madjariſchen Hochadel entſtammt —
an=
erkennen wollen, ſind als Konkurrenz für Ottos Legitimiſten nicht
mehr zu fürchten. Albrecht heiratet nämlich eine geſchiedene
Diplo=
matengattin und befindet ſich bereits auf der Reiſe nach
Süd=
amerika. Vorher hatte er jedoch im Schloß Ste nokkerzel
bei Brüſſel ein Treugelöbnis für Otto abgelegt.
Dieſer ſoll nun durch die Ehe mit der italieniſchen Königstochter
die Zuſtimmung Muſſolinis zur Errichtung der
unga=
riſchen Monarchie erhalten, während über die Verbindung der
Italiener mit Brüſſel im Zuſammenhang mit den entſprechende
Verſuchen Zitas an Ort und Stelle auch Frankreich
gewon=
nen werden ſoll. In England tritt nicht allein Lord Rothermere
für ein ungariſches Königtum ein, auch die britiſche
Hoch=
ariſtokratie iſt der monarchiſchen Löſung der madjariſchen
Frage nicht abhold. Und ſchließlich ſoll, ſicherem Vernehmen nach,
auch auf den neuen König von Rumänien, als er
noch als Kronprinz in Paris weilte, entſprechend eingewirkt
worden ſein.
Der Plan iſt alſo folgender: Frankreich und Rumänien ſollen
auf die Kleine Entente einwirken, um ſie von einem
Wider=
ſtand gegen die Krönung abzubringen. Die Allianz mit Italien
ſoll den Gegner Habsburgs ſüdlich der Etſch, der gleichzeitig ja ein
Freund Ungarns iſt, zum Schweigen veranlaſſen, und zum
Ueber=
fluß will man ſich noch der Vermittlung des belgiſchen
Königs in Paris bedienen. Der Beſuch Grandis in
Warſchau, dem der Zaleſkis in der franzöſiſchen
Hauptſtadt vorausging, mag dabei auch eine Rolle geſpielt
haben. Es wäre alſo alles in ſchönſter Ordnung, wenn nicht noch
das öſterreichiſche Problem vorhanden wäre.
Einige ungariſche Phantaſten, die von den Kreiſen des Wiener
Oberſten Wolf und von der „Kaiſertreuen
Volks=
partei” Oeſterreichs unterſtützt werden, faſeln bereits von einer
Union Wien=Budapeſt, die angeblich durchaus Italiens
Unter=
ſtützung als Gegengewicht gegen die Kleine Entente finden ſoll.
Andererſeits will man dadurch Frankreich klar machen, daß ſo ein
Anſchluß Oeſterreichs an Deutſchland ausgeſchloſſen und der Weg
zur Schaffung einer Donauföderation offen wäre.
Dieſe wünſchen die ungariſchen Legitimiſten einmal aus
wirtſchaft=
lichen Gründen, um in Oeſterreich und Tſchechien ein
Abſatzgebiet zu erhalten, und dann auch, weil ſie ſich auf dieſe
Weiſe am eheſten eine friedliche Regelung des Trianoner „
Ver=
trags” vorſtellen können. Man ſtützt ſich hierbei auf
gele=
gentliche Aeußerungen des tſchechoſlowakiſchen
Staatspräſidenten Maſaryk hinſichtlich der
Möglich=
keit von Grenzkorrekturen betreffend die ausſchließlich von
unga=
riſchen Bewohnern beſiedelten Gebiete der Slowakei ſowie
Lou=
cheurs Pläne einer mitteleuropäiſchen Wirtſchaftskombination.
Alles in allem klingen die Pläne aber reichlich naiv und müſſen
auf ihr tatſächliches Maß zurückgeſchraubt werden. Dann findet
man folgendes: Habsburg bedeutet heute, für die
Kleine Entente nicht mehr den Krieg. Aber auf der
bevorſtehenden Konferenz Tſchechiens, Südſlawiens und
Rumä=
niens in der Tatra wird man keinen Zweifel daran laſſen, daß
ein neues Oeſterreich=Ungarn, gleichgültig, ob
Monarchie oder Republik, zu paneuropäiſchen
Komplikationen führen würde. Frankreich dürfte
der=
ſelben Anſicht ſein, und Oeſterreich iſt heute bereits
derart von der großdeutſchen Idee durchdrungen,
daßes für kein habsburgiſches Experiment mehr
zu haben iſt, trotz aller Tradition und trotz aller mehs oder
weniger unvorſichtigen Aeußerungen Seipels in Budapeſt. Aber
für einen ungariſchen König Otto iſt der Weg frei.
Seite 12
Die Bärramentärsſche suge.
Keine rechtzeikige Berabſchiedung der
Deckungs=
vorlagen. — Verlängerung des Nokekals.
Berlin, 12. Juni.
Nach der Pfingſtpauſe wird nunmehr die
Geſetzgebungs=
maſchine wieder ingang geſetzt. Am Freitag wird das
Reichskabinett zuſammentreten, um die
Ausgaben=
ſenkungsgeſetze zu verabſchieden. Am
Sams=
tag wird der Reichsrat eine Sitzung abhalten, auf deren
Tagesordnung das Oſthilfegeſetz ſteht. Es beſteht die
Mög=
lichkeit, daß dem Reichsrat bis zum Samstag auch die neuen
Vor=
lagen des Reichsfinanzminiſters über Reichshilfe
Le=
digenſteuer uſw. zugehen. Dieſe Vorlagen würden dann
vom Reichsrat ohne Ausſprache den Reichsratsausſchüſſen
über=
wieſen werden, ebenſo wie der Geſetzentwurf zur Sanierung der
Arbeitsloſenverſicherung, der dem Reichsrat bereits
zugegan=
gen iſt.
Am Montag vormittagwird dann der
Haushalts=
ausſchußdes Reichstages die Beratungdes Haus”
haltsetats fortſetzen. Man erwartet, daß
Reichsfinanz=
miniſter Dr. Moldenhauer dieſe Gelegenheit benutzen wird, um
ſeine Deckungsvorlagen zu begründen.
Am Montag nachmittag tritt auch das Plenum
des Reichstages wieder zuſammen. Der Etat des
Reichs=
arbeitsminiſteriums, deſſen zweite Beratung auf der
Tages=
ordnung ſteht, dürfte vorausſichtlich noch zurückgeſtellt werden,
damit gleichzeitig mit der Etatsdebatte die Beratung der
Arbeis=
loſenverſicherungſanierung erledigt werden kann. Der Reichstag
dürfte eine Umſtellung der Tagesordnung vornehmen
und in die zweite Beratung des Haushalts des
Reichsinnen=
miniſteriums eintreten. Angeſichts ſeines überaus reichen
Ar=
beitsſtoffes und im Hinblick auf die Tatſache, daß der
Haushalts=
ausſchuß noch mitten in der Etatsberatung ſteht, wird ſich eine
Verlängerung des am 30. 6. ablaufenden Notetats kaum
ver=
meiden laſſen, denn es iſt nicht damit zu rechnen, daß
vor dem 1. Juli der Etat und die heiß umſtrittenen
Deckungsvorlagen verabſchiedet werden können.
Die chriſtlichen Gewerkſchaften zur
gegen=
wärkigen Lage.
Düſſeldorf, 12. Juni.
Der Hauptvorſtand des Geſamtverbandes der Chriſtlichen
Gewerkſchaften hielt hier am 11. und 12. Juni eine von
Vertre=
tern aller Verbände gut beſuchte Tagung ab, auf der insbeſondere
die gegenwärtige Wirtſchaftslage Gegenſtand der Erörterungen
war. Auf der Tagung kam zum Ausdruck, daß diechriſtlichen
Gewerkſchaften die Bemühungen unterſtützten,
durch gemeinſame Arbeit der Arbeitgeber und
der Gewerſchaften die ſchwierige Geſamtlage zu
überwinden zu helfen. Gegen die Auffaſſung,
daß der Abbau der Löhne das Mittel ſei, um die
Arbeitsloſigkeit zu beheben, müßten ſich die
chriſtlichen Gewerkſchaften nachdrücklichſt
wen=
den. Sie ſeien jedoch bereit, an einer Senkung der
Produktions=
koſten der Wirtſchaft mitzuarbeiten, vor allem in der Richtung
einer Senkung der durch den überſpannten Verwaltungsapparat
bedingten öffentlichen Laſten und einer Herabſetzung der Preiſe.
Der Hauptvorſtand des Geſamtverbandes der chriſtlichen
Gewerk=
ſchaften brachte ferner zum Ausdruck, daß der derzeitigen
Arbeits=
loſigkeit und Not weiter Volkskreiſe nur mit außerordentlichen
Maßnahmen; begegnet werden, könne, insbeſondere müßte die
Arbeitsloſenverſicherung durch beſondere geſetzliche Maßnahmen
leiſtungsfähiger erhalten bleiben. Mit Befremden müßten die
chriſtlichen Gewerkſchaften den Mangel an wirklichem
Gemeinſchaftsſinn in weiten Kreiſen unſeres
Volkes feſtſtellen, der insbeſondere auch in dem Widerſtand
gegen das von der Regierung angekündigte Notopfer zum
Aus=
druck komme. Angeſichts der Not von Millionen
von Volksgenoſſen ſollte die Leiſtung eines
Notopfers von allen in geſicherterStellung
Be=
findlichen eine Selbſtverſtändlichkeit ſein. Der
Hauptvorſtand beſchloß, daß die Angeſtellten der chriſtlichen
Ge=
werkſchaften neben den gewerblichen Sonderbeiträgen und neben
ihren Beiträtzen zur Arbeitsloſenverſicherung hinaus ein weiteres
Notopfer bringen, um die Mittel der Arbeitsloſenfürſorge ihrer
Verbände zu ſtärken.
Von Wilhelm Michel.
Weithin ſichtbar hat ſich im Laufe der letzten Jahre
inner=
halb der allgemeinen Kulturkriſe eine Parteienkriſe
abge=
zeichnet. Ihre Erſcheinungen ſind bekannt. Wege, auf denen man ſie
zu überwinden hofft, werden ſeit geraumer Zeit eifrig erörtert.
Ich möchte kurz angeben, wie ſich die Parteienkriſe vom
Standpunkt des Intellektuellen darſtellt, der, ohne Politiker zu
ſein, das politiſche Geſchehen geiſtesgeſchichtlich zu leſen und zu
deuten unternimmt.
Ein ſolches Intereſſe beſtand bei den Intellektuellen nicht
immer.
Vor dem Kriege gab es in den Kreiſen der geiſtigen Berufe
nicht ſelten eine Einſtellung zu den politiſchen Parteien und zur
Politik überhaupt, die manchmal wie Gleichgültigkeit, manchmal
wie Scheu, manchmal wie hochmütige Ablehnung ausſah.
Er=
innern wir uns: wir lebten damals alle ein abgeteilteres, ein
abgeſetzteres Leben. Es gab weit und breit den Fachmann. Es
gab nebeneinander den Fachmann für Religion, den Fachmann
für Kultur, den Fachmann für Fenſterdraperien, den Fachmann
für Politik Und zwar in dem Sinne: Der verſteht’s, laſſen
wir ihn gewähren.
Dazu kam noch etwas anderes, das beſonders den
Intellek=
tuellen anging: jene Scheu gerade des „Geiſtes” vor der
Wirk=
lichkeit, jene teils abwehrende, teils ſtolze, teils ängſtliche oder
ſchmollende Haltung des Geiſtes zur Welt überhaupt, von der
noch das Bild des im „Elfenbeinturm” feierlich behauſten (oder
vielmehr betempelten) Dichters zeugt — neben dem Bilde des
ungekämmten Bohemiens oder des pöbelſcheuen Aeſtheten. (Bela
Balazs ſchildert dieſe Welt dichteriſch ſtark und lebenswahr in
ſeinem Roman „Unmögliche Menſchen”, Frankfurt 1930).
Dieſe Typen ſind heute verſchwunden. Die Scheu des
„Geiſtes” vor der Wirklichkeit (man erinnere ſich an Strindberg
und an die Weltgültigkeit ſeines beſonderen Problems) gehört
der Vergangenheit an. Was früher als Geiſt proteſtleriſch abſeits
ſtand, iſt in die Lebensbindung eingetreten. Von Spengler und
Frobenius bis zu Freud und Jung ſtellt ſich die Forſchung vor
das ganze Leben; und das heißt: vor die Einſicht in die
ufer=
loſen Zuſammenhänge, die unſer Daſein durchwirken.
An dieſer Einſicht iſt der Fachmann alten Stils geſtorben.
Uind für den Intellektuellen hat ſich unzweideutig ergeben: Die
Ablehnung der Politik iſt für den Geiſt keine mögliche Haltung
mehr. Geiſt hat ſich nach heutiger Auffaſſung vor aller
Wirk=
lichkeit zu bewähren; mindeſtens in der Weiſe, daß er erkennt:
alles Leben geht ihn an, und Leben wirkt in allen Stoffen und
auf allen Gebieten menſchlichen Tuns. Auf keine Weiſe hat „Geiſt”
Freitag, den 13. Juni 1930
Vom Tage.
Die Zeichnungen auf die Reparationsanleihe ſind an allen
Weltbörſen, die dafür in Frage kamen, in flottem Tempo
durch=
geführt und in Amerika überzeichnet worden. Auch in Deutſchland
war die Beteiligung, beſonders in Berlin und im Rheinland, über
die Erwartungen hinaus gut, und es dürfte kein Zweifel beſtehen,
daß nach den jetzt ſchon vorliegenden Berichten die deutſche Quote
von 36 Millionen glatt placiert wird.
Die Reichsregierung hat beſchloſſen, alle ihr zur Verfügung
ſtehenden Mittel anzuwenden, um dem Preis für Roggen
neuer Ernte die notwendige Sicherung zu geben.
Geſtern abend demonſtrierten in Berlin zahlreiche Angehörige
der Nationalſozialiſtiſchen Partei gegen das Uniformverbot.
50 Perſonen wurden verhaftet.
In Kaiſerslautern wurde am Mittwoch in
Anweſen=
heit des Oberkommandierenden der Beſatzungstruppen, General
Guillaumat, die franzöſiſche Flagge vom
Regierungs=
gebäude niedergeholt. General Guillaumat ſtattete dann
den Spitzen der Behörden Abſchiedsbeſuche ab.
Wie aus Wilna berichtet wird, kam es im Grenzabſchnitt Wileika
zwiſchen einer ſowjetrufſiſchen und polniſchen Grenzwache zu einer
Schießerei, in deren Verlauf der ruſſiſche Kommandant Tſcherbakow
getötet und ein Rotarmiſt verwundet wurde.
König Karol hat ein Dekret unterzeichnet, durch das Prinzeſſin
Helene zur Königin von Rumanien proklamiert
wird. Die Unterzeichnung des Dekrets erfolgte noch vor der Ankunft
der Königin=Mutter in Bukareſt.
Der Generalſekretär des Völkerbundes hat das Mitglied der
poli=
tiſchen Abteilung des Völkerbundsſekretariats Aghnides=
Grie=
chenland zum Direktor der Abrüſtungsabteilung
ernannt. Aghnides tritt an die Stelle des bisherigen
Direktors Colban, der von der norwegiſchen
Re=
gierung zum Geſandten in Paris ernannt
wor=
den iſt.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Tardieu wird
ſich am 29. Juni nach Naney begeben, um dort eine große
politiſche Rede zu halten. Tardieu wird ſeine Ausführungen
jedoch lediglich auf innerpolitiſche Fragen abſtellen.
Unruhen ernſteren Charakters ſind nach Meldungen
aus Bombay in dem Khaira=Bezirk in Bengalen ausgebrochen.
Die Polizei, die ſich einer großen erregten Menge gegenüberſah, die
eine drohende Haltung einnahm, mußte von der Schußwaffe Gebrauch
machen. Eine Reihe von Perſonen wurde dabei verletzt.
Wie aus Pernambuco in Braſilien gemeldet wird, iſt im
Staate Parahyba eine neue Aufſtandsbewegung
aus=
gebrochen. Bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen Bundestruppen und
Aufſtändiſchen gab es über 100 Tote und eine große Zahl von
Ver=
letzten.
Bukareſt, 12. Juni.
Nach einer Beratung mit der Nationalem Bauernpartei
be=
gab ſich Maniu in das Schloß und teilte dem König mit, daß
er die Kabinettsbildung nicht übernehmen könne, da er nicht
völlig freie Hand in der Auswahl ſeiner Mitarbeiter habe.
Be=
kanntlich hatte der König gewünſcht, daß Manin guch Vertreter
anderer Parteien in ſein Kabinett aufnehme=
König Carol hat dann am Donnerstag mittag General
Preſan den Auftrag zur Kabinettsbildung gegeben.
Gene=
ral Preſan hat heute abend den Auftrag zur
Kabinettsbil=
dung zurückgegeben, da die Liberale Partei es ablehnte, an
ſeinem Kabinett teilzunehmen, während alle übrigen Parteien
ſich zur Teilnahme ausgeſprochen hatten. Vorausſichtlich wird
der König jetzt den Vizepräfidenten der Nationalen Bauernpartei
und Juſtizminiſter Junian empfangen. Ob er aber beauftragt
werden wird, ſteht noch nicht feſt, da der König noch einmal
Maniu zu ſich bitten dürfte.
EP. Paris, 12. Juni.
Die franzöſiſche Kammer hat am Donnerstag abend nach
dreiſtündiger Debatte das Geſetz über den allgemeinen Genfer
Schiedsgerichtspakt mit 567 gegen 13 Stimmen angenommen.
heute mehr die Erlaubnis, ein Stück Leben preiszugeben oder
ihm gegenüber vornehm zu tun. Gerade das, was am dichteſten
„Körper” iſt, geht heute den Geiſt am entſchiedenſten an. Darin
liegt eins der ſichtbarſten Merkmale der Zeit.
Blickt nun der Intellektuelle von dieſer neuen, weltoffenen
Poſition aus in den Bereich der Politik, ſo macht er heute eine
unbequeme Entdeckung. Er ſieht vor ſich als die deutlichſten
Faktoren des politiſchen Lebens eine Reihe von Gruppen,
Par=
teien, die mit geringfügigen Ausnahmen aus der Vorkriegszeit
in die Gegenwart herübergelangt ſind. Er ſieht ihre Programme,
ihre Ideen, ihre Weltanſchauungen. Er ſieht die Abſtufungen
von Rechts bis Links und fragt ſich wohl zunächſt, welches denn
der Lebensſinn dieſer Abſtufungen ſein mag. Die
Partei=
bildungen kommen doch nicht aus dem Blauen. Sie haben zwar
eine Geſchichte; aber indem ſie heute (z. B. an jeden Wahltag)
vom Staatsbürger eine Entſcheidung für oder wider fordern,
be=
anſpruchen ſie doch, einen fortdauernden, aktuellen Lebensſinn
zu haben
Worin liegt der? — Darin, daß die Parteien ein verkürztes,
ſchematiſches Abbild der im Volke möglichen und lebenswirklichen
Grundideen, ſoweit ſie politiſch bedeutſam ſind, zu geben ſuchen.
Die Parteien behaupten (müſſen behaupten); ſo wie die
Par=
lamente abſchattiert ſind, ſo wie ſie von rechts nach links in
Mei=
nungszonen eingeteilt, liniiert ſind — ſo iſt draußen das Denken
des Volkes liniiert und eingeteilt.
Jene unbequeme Entdeckung nun, von der ich ſprach, beſteht
in der Einſicht, daß dieſer Anſpruch der Parteien heute keine
Grundlage mehr hat. Ihre Einteilungen ſind rettungslos
über=
holt, ihre Lineaturen ſtimmen nicht mehr, die Grenzen ihrer
Pro=
gramme und Weltanſchauungen fallen nirgends mehr mit der
Lebenswirklichkeit zuſammen. Es gibt nach wie vor im
leben=
digen Denken des Volkes Gegenſätze und Abgrenzungen, aber ſie
laufen in ganz anderer Richtung als die Grenzziehungen der
alten Parteien. Die ſämtlichen feſten Faktoren und
Faktoren=
verbindungen, mit denen die alten Parteien rechnen, erweiſen ſich
dem heutigen pſychologiſchen Befund unſeres Volkes gegenüber
als imaginär — hinweggefegt von Veränderungen, die alle
An=
ſatzpunkte, alle Stoffe, alle Funktionsbedingungen unſeres
poli=
tiſchen Tuns und Denkens von Grund aus umgeſtaltet haben.
Es ſind in unſerem Denken ganz neue Ideenmiſchungen und
ganz neue Trennungen eingetreten, Dinge, die in der geiſtigen
Erfahrung der alten Parteien keinen Platz haben, weil ſchon die
Begriffe dafür fehlen. Die alten Parteien ſtellen ein feſtes
Syſtem politiſcher Pſychologie dar; nur hat dieſes Syſtem den
Fehler, daß es etwa der Lebenswirklichkeit von 1900 entſpricht
und dem heutigen politiſchen Menſchen gegenüberſteht wie die
Henne, die aus Verſehen einen kleinen Schwimmvogel ausgebrütet
hat und ihn ratlos auf dem Teich davon paddeln ſieht.
Was können wir heute noch anfangen mit der Regel, daß
der religiöſe Menſch zugleich politiſch konſervativ ſein müſſe?
Dieſe Kombination hatte früher eine Art Geſetzmäßigkeit. Sie
iſt heute zu einem Sonderfall neben zahlreichen anderen geworden.
Nummer
Die deutſch=rufſiſchen Differenze
Einſehung einer Schlichkungskommiſſior
zur Erledigung der wirkſchaftlichen Frag
CNB. Berlin, 12. Juni. (Prir
Bekanntlich ſind ſeit einiger Zeit zwiſchen der
ſchen Regierung und der Sowjetregieru
plomatiſcheUnterhaltungenüber den Sta
die Entwicklung der deutſch=ruſſiſchen B
ungen gepflogen worden. Es handelt ſich einmal um
allgemein politiſcher Art und ferner um eine Reihe M
verſchiedenheiten, die ſich aus den Wirtſchaftsverträgen
haben. Dieſe Beſprechungen ſind, wie wir von zuſtändig
erfahren, jetzt zu einem gewiſſen Abſchluß
men. Die konkreten Fragen wirtſchaftlicher A
den, wie das in den Verträgen vorgeſehen iſt, von der E
tungskommiſſion erledigt werden. Die S
tungskommiſſion iſt auf Grund des Vertrags
nuar 1929 eingeſetzt worden. Sie tritt am 16. J
Moskau zuſammen. Ob über die Fragen allgem
tiſcher Art eine gemeinſame Mitteilung veröffentlicht w.
noch nicht feſt. Der Schlichtungskommiſſion gehören auf
Seite der Reichsminiſter a. D. von Raumer und der
der Oſtabteilung des Auswärtigen Amts von Moltke au
treten noch einige Sachverſtändige.
*
* Am 16. Juni tritt alſo in Moskau das für Konfliktf
geſehene deutſch=ruſſiſche Schiedsgericht zuſammen, den
Streitfragen, insbeſondere über die Auslegung des Har
trages unterbreitet werden ſollen. Dieſe Fragen ſind ſeit
Monaten Gegenſtand diplomatiſcher Verhandlungen
konnten aber bisher nicht aus der Welt geſchafft werl
Grunde genommen handelt es ſich um verhältnismäßig
tende Konflikte, um Meinungsverſchiedenheiten, die nack
Auffaſſung bei einigem guten Willen auch auf diplon
Wege hätten beſeitigt werden können. Daß die Schlichtun
in Aktion treten muß, iſt nicht nur ein ſchlechtes Zeichen.
Stand der Verhandlungen, bei denen man ſich imme
auseinander geredet hat, weil die Ruſſen wieder mit ihr
Kautſchukbeſtimmungen über Wirtſchaftsſpionage gekomt
ſondern dies iſt ein ſehr ſchlechtes Zeichen für die deu
ſchen Beziehungen überhaupt. Wenn nicht alles täuſcht,
die Ruſſen, daß wir uns im Anſchluß an die vorläufige
des Reparationsproblems enger an den Weſten angelehr
unter gleichzeitiger Wertminderung der Oſtfragen, eine
ſung, die in der ruſſiſchen Preſſe immer wieder zum
kommt und auch heute noch nicht aufgegeben iſt, obwohl
ſchafter v. Dirckſen immer wieder bemüht hat und nachn
die Ruſſen bei der Beurteilung unſerer Verhandlungen
von vollkommen falſchen Vorausſetzungen ausgehen. Unſer
politik iſt nach wie vor auf das gleiche Ziel gerichtet: de
wird nicht ſchlechter geſtellt als der Weſte
noch haben es die Ruſſen darauf ankommen laſſen, Konf
ſonſt auf diplomatiſchem Wege ausgebügelt werden un
der breiten Oeffentlichkeit bisher nicht ſonderlich inter
vor ein Schiedsgericht zu bringen. Sie haben ſich dam
ſonderlich guten Dienſt erwieſen, weil man bei uns da
kennen muß, wie unfreundlich ſich die beiderſeitigen Bez
bereits herausgeſtellt haben und wie wenig Wert man
land darauf legt, den Geiſt von Rapallo zu pflegen und
hältnis zwiſchen beiden Staaten auszubauen und zu feſt
Der Abbau der Eiſenpreiſe durchgefüh
„Gemäß der dem Reichsarbeitsminiſter gegebenen Zu
in Abänderung der Arbeitgebererklärung zum Oeyn
Schiedsſpruch, die Verdienſte anſtatt bis zu 10 Prozent n=
7½ Prozent zu vermindern, jedoch die Preiſe über das
der tatſächlich geſparten Beträge hinaus zu ermäßigen, I
Verkaufsverbände der Deutſchen Rohſtahlgemeinſchaft in
tigen Sitzung einen Preisabbau beſchloſſen, der ſich auf a
Käufe rückwirkend ab 1. Juni d. J. bezieht. Die Preiſe
durchſchnittlich um 4 Mark die Tonne abgebaut. Die 9
preiſe ſind um 3.50 RM. ermäßigt worden. Ueberdies u
ſchloſſen, den Aufpreis für Siemens=Martinſtahl um 2
ſenken. Der Feinblech= und der Röhrenverband ſchle
grundſätzlich der Preisſenkungsaktion an. Sie werden
nächſten Tagen entſprechende Beſchlüſſe faſſen. (Näher
Handel.)
Es iſt ebenſo wenig wahr, daß jeder heutige Sozialiſt
hiſtoriſchen Materialismus (Marxismus) und ſeine phill
Entſprechung feſtgelegt ſei. Der hiſtoriſche Materialis
ſeine Fragwürdigkeit, nicht nur für ein „reaktionäres”
für das Denken überhaupt, längſt erwieſen. Was ſich a
phyſik und Weltanſchauung an ihn knüpft, iſt ſogar bündi
legt, als ein viel zu enger Rahmen, um die volle Wirklie
Menſchenlebens in ſich zu ſaſſen.
Und ſchließlich hat die Idee der ſozialen
Gerechti=
ſozialen Verpflichtungen ſogar weit über den Sozialist=
Vertretung einer beſtimmten Wirtſchaftsordnung) hina
fen. Der Popanz des zähneknarbelnden Kapitaliſten,
herzig über Arbeiterleichen geht — der Popanz des Sl
für den Unternehmer und Ausbeuter identiſche Begriff”
ſie ſind in der Wirklichkeit längſt durch ſtark nüancierte
nähere Geſtalten erſetzt.
Ueberall hat das Leben neue Verbindungen geſchla
mit den meiſten dieſer Verbindungen können die alten
wenig anfangen. Das nationale Empfinden, der Nation
hat ſich aus ſeiner alten Bindung an Monarchismus und
lismus unzweideutig gelöſt — und ebenſo iſt das Repu.
tum über eine frühere Ggeichgültigkeit in nationalen Din
ausgekommen. Es gibt heute Nationalismen in einen
Dutzend von Abſtufungen. Es gibt Sozialismen in vielle
geringerer Anzahl. Quer durch alle Parteien hindurch
den Extremen abgeſehen) läuft heute ein Anteil an O
früher Sondergut beſtimmter Einzelgruppen waren.
konſervative und kulturkonſervative Einzelanſchauungel
ſich heute weit jenſeits der ſeit alters „konſervativen” Pa.
aus dem einfachen Grunde, weil es im richtig geſehene
ſelbſt ein Element der Beharrung, der Anknüpfung ans
gibt. Ja, es kann eigentlich jede einzelne Partei mit *
ſich ſagen, daß etwas von dem ihr eigenen Gedanfel
Ganze des Volksbewußtſeins übergegangen ſei. Die 7ſ4
mobil geworden und ins Wandern geraten, ganz einfac
weil die Stellung des Staatbürgers zum Staate beweg.
ſeitiger, perſönlicher, intimer geworden iſt, weil der Se
mehr als ein granitener Block vor ihm ſteht, ſondern zu.
geworden iſt, in dem wir uns bewegen. Die Abſche
„fortſchrittlich — fortſchrittlicher — am fortſchrittlichſten
ganz gut halten, ſolange der Saat dieſes andere, dieſes
Ding ſchien, dem gegenüber ſich die lebendigen Menſe
nur modifizierend, kritiſierend geltend machen konnten.
aber iſt dieſer Block Staat gründlich geſchmolzen, wir ſ!.
lich weit auf die blanke Erde gekommen, und alle Parle
genötigt worden, wenigſtens in der Praxis ſolche Ged9
entwickeln, mit denen ſich ein Ganzes aufbauen un"
läßt. Mit anderen Worten; der heutige Staatsbürge‟
nicht darum herum, gleichzeitig in gouverneme
und in kritiſch=oppoſitioneller Richtung it
Er muß gleichzeitig die Tendenzen Beharrung
neuerung, Feſtigung und Verflüſſigung in ſich erleben.
die geſtalt gebenden und die geſtaltäXdernde!
Freitag, den 13. Juni 1930
Seite 13
veniiit dei Schnevnnte n Banping.
Kritik am Volksſchulabbau. — Die Lehrer der Koalikionsparkeien ſpringen ab. — Ueberſteigerung
des Werkunkerrichtes und der Sonderklaſſen.
härken beim Lehrerabbau.
m Plenum des Heſſiſchen Landtages begann am
Don=
je Beratung der Schultapitel des Etats. Entgegen der
Gepflogenheit leitete der Kultusminiſter die Beratung
ats nicht ſelbſt ein. Er will vielmhr warten, bis die
hr Pulver verſchoſſen haben, um dann abſchließend zu
worfenen Fragen Stellung zu nehmen. Es iſt an ſich
ch, wo es ſich um ſo peinliche Dinge wie den Abbau am
n handelt. Nicht unerwartet kam auch am erſten Tage
raldebatte ſehr ſcharfe Kritik aus den Reihen der
Koa=
teien zum Ausdruck. Recht deutlich aus dem Munde
r Reiber, der für einen Teil ſeiner Fraktion die Ableh=
Abbqumaßnahmen ankündigte, weniger ſcharf klang das
en aus den Worten des Mainzer Rektors Winter vom
Daß die kommuniſtiſchen Sprecher Galm und von der
en Sozialdemokraten für ihre Zuſtimmung zum Abbau
iſten Vorwürfe machten, iſt kein Wunder. Von
volks=
r Seite wurde erneut gefordert, durch einen Abbau an
blähten Zentrale und an den übermäßigen
Sonder=
normale achtklaſſige Volksſchule auf ihrer bisherigen
tufe zu erhalten und den Lehrern durch vernünftige
cke die Möglichkeit einer wirklichen Heranbildung und
der anvertrauten Kinder zu ermöglichen. Die
Abſtim=
um Schuletat ſind auf die nächſte Woche verſchoben.
e zählten wir als Beweis für die Aufmerkſamkeit, die
ragen im Landtag finden, während des größten Teiles
g keine drei Dutzend Abgeordnete im Saal. Allerdings
Sommerwetter nach angenehmeren Aufenthalten als
n Landtag, wo nur Stenographen und Journaliſten
ſeiße ihres Angeſichtes” arbeiten, um der Mitwelt
geben von redneriſchen Leiſtungen, die häufig auch
h die Abweſenheit der eigenen politiſchen Freunde des
eine ſtumme, aber dadurch nicht weniger beredte Kritik
*
iſident Delp zurzeit im Krankenhaus an einem
Blinddarm=
jederliegt, eröffnete Vizepräſident Blank die 77. Sitzung
hr zur Beratung des Etats des
ſteriums für Kulkus und Bildungsweſen.
Abg. Winter (Ztr.)
n Schulabbau in einer Zeit geiſtiger, ſittlicher und wirt=
Imwälzung. Gegen die erfolgten Umſchulungen iſt von der
mit Recht ſtarker Unwille zum Ausdruck gekommen. Mit
ſchnittsziffern iſt alles und nichts zu beweiſen. Für meine
ich den Volksſchulabbau ablehnen. Er hat viele Härten
ge=
von der Regierung unbedingt beſeitigt werden müſſen. Nach
cht, erklärt der Redner, ſind an den pädagogiſchen Inſtituten
chen Beziehungen zwiſchen Dozenten und Hörern nicht ſo,
wünſchen, und die Regierung ſollte hier einmal nach dem
n. Der Werkunterricht iſt vielfach zum Selbſtzweck gewor=
Fehlreſultate gezeitigt. Wir wünſchen nicht, daß der
Jung=
hrernachwuchfes, das flache Land, durch den numerus clausus
wird. Die Landbundanträge hätten uns 10 000
ſtellungs=
hrer gebracht. Dagegen ſind, die volksparteilichen Anträge
zkutabel, und ich gehe in weitem Umfange mit ihnen einig.
eberfüllung der Klaſſen muß die Lehrtätigkeit hemmen. Die
ulen ſind in Gefahr, durch den ſtarken Zuſtrom an Schülern
er einer Ausleſe der geiſtig Beſten zu verlieren. Durch die
rhetzung der Schuljugend iſt die Unbotmäßigkeit und
Frech=
die Lehrer in unglaublichem Maße geſtiegen, und wir
ver=
fſtes Eingreifen gegen dieſe parteipolitiſchen Machenſchaften.
Abg. von der Schmitt (Komm.)
m heutigen Schulfyſtem nur einen Diener des Kapitalismus.
inie liege auch der neuerliche Schulabbau an der Volksſchule,
nausleſe, die Einrichtung von Ordensſchulen und die
gleich=
drückung der Freidenkerlehrer durch den ſozialdemokratiſchen
fer.
Abg. Galm (Komm. Opp.)
wirft den Lehrern unter den Koalitionsparteien vor, ſie hätten den
neuen Abbau an der Schule mitgemacht, verſuchten aber jetzt ſich
rein=
zuwaſchen. Rußland halte trotz aller wirtſchaftlichen Not an ſeinem
Schulausbau feſt — wobei er allerdings vergißt die Millionen von
ruſſiſchen Analphabeten zu erwähnen —, aber in Deutſchland werde ſtets
zuerſt an der Volksbildung geſpart.
Abg. Dr. Müller (Lbb.)
bemängelt, daß beinahe alljährlich die Schulbücher anders ausſehen und
von den jüngeren Kindern nicht mehr benutzt werden könnten. Wir
ver=
langen, daß in der heſſiſchen Simultanſchule, wenn wir ſchon die
Kon=
feſſionsſchule nicht haben, die Erteilung des Religionsunterrichtes in
chriſtlich=poſitivem Sinne erfolgt. Die Experimente mit der
Berufs=
ſchule müſſen endlich aufhören, und wir ſind der Meinung, daß die
ge=
werblichen und kaufmänniſchen Fortbildungsſchulen — ähnlich wie das
landwirtſchaftliche Fortbildungsſchulweſen — den anerkannten
Kammer=
organiſationen übertragen werden, wobei der Staat einen feſten Beitrag
in der heutigen Höhe leiſten kann. Leider macht der Staat den Unfug
des Berechtigungsweſens, ſelbſt bis in unterſte Beamtengruppen mit.
Jetzt ſind wir ſoweit, daß auf beinahe ein Menſchenalter hinaus die
frei=
werdenden Stellen in der Beamtenlaufbahn und in den „
Manſchetten=
berufen” mit Anwärtern verſehen ſind. Der Zuſtrom nach den höheren
Schulen ſollte in Erkenntnis dieſer Tatſachen abgeſtoppt werden.
Abg. Frl. Birnbaum (D. Volksp.)
bedauert zunächſt die Ablehnung der berechtigten und gerechtfertigten
Schulanträge der Volkspartei durch die Koalitionsparteien. Durch einen
Abbau in der aufgeblähten Zentrale hätten wir den folgenſchweren
Ab=
bau namentlich bei der Volksſchule vermeiden können. Auch aus
pſycho=
logiſchen Gründen hätte man „oben” einmal anfangen ſollen. Wir ſind
für eine Beſchränkung der Sonderklaffen, um der erprobten achtklaſſigen
Volksſchule volle Wirkungsmöglichkeit zu lafſen. Es erſcheint uns als
Fehler, daß rein aus politiſchen Gründen ſeinerzeit die Mittelſchule
aus dem Schulfyſtem herausgenommen wurde, denn dieſe Schulart hatte
ſich durchaus bewährt. Wir wünſchen erneut eine Nachprüfung des
Grundſchulgeſetzes dahingehend, daß befähigten Kindern bereits nach brei
Jahren der Uebertritt aus der Grundſchule in die Höhere Schule
ermög=
licht wird. Leider haben die Koalitionsparteien unſeren Antrag gegen
die Schulgelderhöhung abgelehnt. Dieſe Schulgelderhöhung, die
Abbau=
maßnahmen der Regierung und die Ueberfüllung der Klaſſen haben
da=
her zu einer berechtigten Welle des Unmutes in der Elternſchaft geführt
— angeſichts des Ein= und Zwei=Kinderſyſtems gewiß keine erfreuliche
Tatſache. Um wirklich Arbeit zu leiſten, können wir in den Volksſchulen
höchſten 40—45, in den Höheren Schulen höchſtens 30—35 Schüler
brauchen.
Ueber dieſe Forderung hinaus wünſchen wir vermehrte Abhaltung
von Eltern=Ausſpracheabenden mit der Lehrerſchaft. Wir freuen uns
der heſſiſchen Simultanſchule, doch muß ſie in chriſtlichem Geiſte und
unter Rückſichtnahme auf vaterländiſche Erforderniſſe ausgefüllt ſein.
Die Heiligkeit des Menſchenlebens und der Natur iſt in den
Vorder=
grund zu ſtellen, dann werden viele Auswüchſe der Roheit und
Zer=
ſtörungswut, wie wir ſie täglich erleben, in ihrem Keime erſtickt oder
wenigſtens gehemmt. Trotz gewiſſer Schattenſeiten treten wir für die
Förderung des Schulwanderns und des Jugendherbergsweſens ein. Von
unſere Jugend wünſchen wir die Fernhaltung aller parteipolitiſchen
Ab=
ſichten und Verſeuchungen, dazu muß uns die Jugend viel zu gut ſein.
In den ſpäteren Klaſſen ſollte die Pflege des Deutſchtums im Ausland
und der Kolonialgedanken tatkräftig unterſtützt werden. Das
Erziehungs=
werk an der Jugend iſt eine heilige und große Aufgabe, an der Mann
und Frau in gleichem Maße, in Schule und Haus, mitarbeiten müſſen.
Abg. Reiber (Dem.)
beklagt die Verſandung der Reichsſchulgeſetzgebung. In Heſſen vermiſſen
wir immer noch das Geſetz über die Höheren Schulen. Den Vorwurf,
daß die heſſiſche Lehrerſchaft den Religionsunterricht ungenügend erteilt,
weiſe ich ganz entſchieden zurück. Von ſeiten der Kirchenregierung iſt
nie eine Klage erhoben worden, trotzdem dieſe den Religionsunterricht
viſitiert. Gerade die deutſchnationalen Antragſteller haben kein Recht,
gegen Lehrerſchaft und Geiſtlichkeit ſolche Vorwürfe zu erheben, denn
der Parteiführer Hugenberg gibt ſelbſt Zeitungen und Druckerzeugniſſe
heraus, die der deutſchnationale Reichstagsabg. Lic. Mumm als „
ver=
derblich und ſchlüpfrig in ihrer ganzen Geſtaltung” bezeichnet hat. Wir
Demokraten werden die gegenwärtige kulturreaktionäre Offenſive gegen
Theater, Kunſt und Literatur ſcharf beobachten und, wenn notwendig,
bekämpfen. Eine Minderheit meiner Fraktion lehnt den Schulabbau ab,
denn die Erhöhungen der Klaſſenſtärke können wir unter keinen
Um=
ſtänden mitmachen. Die Regierung hat leider den Abbau ohne die
Ent=
ſcheidung des Parlamentes abzuwarten durchgeführt und ein nicht zu
billigendes Verfahren eingeſchlagen. Sind die Behauptungen richtig,
daß bei dem Abbau konfeſſionelle Parität nicht gewahrt wurde?. Noch
heute wird von „½”= und „34‟=Lehrern verlangt, und zwar unter nicht
mißzuverſtehendem Zwang, daß ſie die Stundenzahl eines VollLehrers
abhalten. In ſeinem eigenen Intereſſe darf der Staat keine Lehrer
be=
halten, die dieſen Staat mit Gewalt bekämpfen, und wir wünſchen, daß
die Regierung den Studenten unmißverſtändlich erklärt, als
National=
ſozialiſten und Kommuniſten habt ihr keine Ausſicht auf eine ſtaatliche
Anſtellung.
Abg. Fran Heraeus (Dntl.)
erklärt in einer perſönlichen Bemerkung, daß ihr Antrag zum
Religions=
unterricht keinen Vorwurf gegen die Lehrerſchaft enthalte, wie ihn der
Vorredner konſtruiert habe.
Darauf wird die Beratung auf Freitag 10 Uhr vertagt.
Befreiung der Hausſchlachkungen
von der Trichinenſchau.
6- Im Geſetzgebungsausſchuß wurde geſtern nachmittag die zweite
Leſung des Geſetzentwurfes über die obligatoriſche Trichinenſchau
vor=
genommen. In Artikel I wurde unter die von der obligatoriſchen
Tri=
chinenſchau befreiten Fälle auch „das zum Reiſeverbrauch mitgeführte
Fleiſch” aufgenommen.
Die Anträge der Volkspartei und des Landbundes zur Frage der
Hausſchlachtungen wurden in folgenden Artikel II gegoſſen und fanden
ſo einſtimmige Annahme:
„Bei den in Artikel I genannten Tieren, deren Fleiſch ausſchließlich
im eigenen Haushalt des Beſitzers verwendet werden ſoll, darf die
Unter=
ſuchung unterbleiben.
Eine gewerbsmäßige Verwendung von Fleiſch, bei welchem auf
Grund des Abf. 1 die Unterſuchung unterbleibt, iſt verboten.
Als eigener Haushalt im Sinne des Abſ. 1 iſt der Haushalt der
Kaſernen, Krankenhäuſer, Erziehungsanſtalten, Speiſeanſtalten,
Gefan=
genenanſtalten, Armenhäuſer und ähnlicher Anſtalten, ſowie der
Haus=
halt der Schlächter, Fleiſchhändler, Gaſt=, Schank= und Speiſewirte nicht
anzufehen.”
Die übrigen Artikel III—II des Geſetzentwurfes fanden in der
vor=
liegendend Faſſung Annahme.
In der kommenden Woche wird der Ausſchuß ſich mit einigen
Ein=
gaben befaſſen.
Die Magiſtrakswahlen in Königshütte.
Mandaksgewinne der deutſchen Wahlgemeinſchaft.
Königshütte, 12. Juni.
Die Wahlen der Magiſtratsmitglieder im Stadtparlament
gingen nicht ohne Ueberraſchungen ab. Bei der Wahl der
unbeſol=
deten Magiſtratsmitglieder beſchloſſen alle polniſchen Parteien,
mit Ausnahme der Sanacja, eine Liſtenverbindung. Dies hatte
zur Folge, daß ein polniſches Mandat verloren ging, das der
Deutſchen Wahlgemeinſchaft zufiel, da ſie die meiſten Stimmen
zu verzeichnen hatte. Auf fünf Abgeordnete entfiel ein
Magi=
ſtratsmitglied. Danach erhielt die Deutſche Wahlgemeinſchaft vier
und auf Grund der vier Reſtſtimmen ein fünftes Mandat. Die
deutſchen Sozialiſten mit fünf Stadtverordneten belegten einen
weiteren Magiſtratsplatz, ſo daß ſechs deutſche
Magi=
ſtratsmitglieder im Magiſtrat vertreten ſind. Da
je=
doch die beſoldeten Magiſtratsmitglieder —
vier an der Zahl — bei den Abſtimmungen ins
Gewicht fallen und ſie alle den polniſchen
Par=
teien angehören, iſt die entſcheidende Rolle
der deutſchen Gruppe im Magiſtrat nicht in der
Weiſe gewahrt, wie in der
Stadtverordneten=
verſammlung ſelbſt.
die Reichsfinanzen im Rechnungsjahre 1929-30.
Berlin, 12. Juni.
Im Rechnungsjahr 1929/30 beläuft ſich das Defizit im
Geſamthaushalt des Deutſchen Reiches nach nun=r
mehrigen endgültigen Feſtſtellungen auf 1283,7 Millionen
RM. gegen 1058,9 Millionen RM. im
Rechnungs=
jahr 1928/29.
Der Stand der auf Reichsmark lautenden Schuld
einſchließ=
lich der Dawes=Anleihe des Deutſchen Reiches wird per 31. März
1930 auf 8 452,6 Millionen RM. gegen 8 416,8 Millionen RM. am
31. 12. 1929 und der Stand der ſchwebenden Schuld am 31. 3. 1930
auf 1938,4 Millionen RM. gegen 1 735,9 Millionen RM. am
28. 2. 1930 angegeben.
zen anhören und auswirken. Er ſteht in einer ganz
jel größeren Art von Verantwortung als früher: er
n, Staatsleben zu verantworten, nicht nur eine
ein=
enz — und das iſt der Grund, weshalb die alten
Par=
ien nicht mehr die Paßform der heutigen Lage haben.
icht aus dem Nerv eines Ganzen heraus entworfen,
S dem Erlebnis beſtimmter Einzeltendenzen, die, alle
oder gouvernemental, an dem Vorhandenſein jenes
Staat” orientiert waren. Seitdem dieſer Block
zer=
ſt, fehlt ihnen der allein weſentliche Beziehungspunkt,
in wie im Negativen.
dieſe ganze „Verflüſſigung” unſerer Zuſtände iſt uns
ſcheidenden Dingen ein Haften an irgendeinem Buch=
* Vergangenheit unmöglich gemacht. Das gilt für die
gilt für die Mitte. Es iſt ganz ſicher eine dringende
keit, daß in unſerem neuen Staate konſervative Kräfte
1g gelangen, konſervative Ideen. Denn es iſt die
Utung des Konſervativen Denkens, daß es einen
offe=
für das Naturhafte, für das Geſchöpfliche im
hat, und eine weitgehende Fühlung mit dieſem
Na=
bird jedem Staate als Grundlage nötig ſein. Aber
ſten an beſtimmten Zuſtänden, Einrichtungen, Geſtal=
Vergangenheit iſt Konſervativismus heute unmöglich.
Er neuen, elaſtiſchen Faſſung, als Natur= und
Lebens=
in ihrer Anwendung auf Staat und Volk, wird er
ſeben die anderen Kräfte unſeres öffentlichen Lebens
ſen.
iſche Mitte anlangt, ſo fällt bei ihr die Ver=
Geſamtſituation beſonders ins Auge. Der
z abgeſehen von den Parteien, die ſie bisher
bil=
ine enorme Bedeutung zugefallen. Mitte heißt
Beharren, ſondern: Bauen. Was heute
wirk=
ſill, darf am allerwenigſten in der Rückſchau
allerwenigſten auf die Figur des ſaturierten
— ſondern muß Kräfte des Tuns, des
ideen=
ntwickeln. Zur Bequemlichkeit iſt heute nir=
Es gilt nur der Typ des geſpannten, wachen,
und nirgends wird er dringender gefordert
ſen Mitte. Dieſe galt früher als eine Kapu=
* ein Aufenthalt für die Satten: in einer Zeit
immeln ſich aber gerade hier die Aufgaben;
taltung, die nur jenſeits aller Reſſentiments
Kräfteeinſatz zu löſen ſind. Auch kultur=
Situation einer künftigen Mitte völlig anders
em Kriege — weil auch hier ſo ziemlich tabula
Vor dem Kriege, ja auch noch kurz nach ihm,
e Leben, alſo das Leben in Kunſt, Dichtung,
und Forſchung, in eine Richtung, die man
ne „Linksrichtung” bezeichnen kann. Heute
en Gebieten vor einem ſo weitgehenden
Ge=
gemeinen als „Kulturkriſe”, als „Kunſtkriſe‟
er Funktion des kulturpolitiſchen Aufbaus
unverſehens eine neue Würde und Bedeutung zugewachſen iſt.
(Eine Teilanſicht dieſes Problems habe ich ſeinerzeit an dieſer
Stelle in einem Aufſatz „Theater und Menſchengeſtalt” zu
ent=
wickeln verſucht.) Es fehlt heute auf dem bezeichneten Gebiet
durchaus nicht an turbulenter Bewegtheit, wohl aber an Wiſſen
um das Menſchengemäße, an Faſſungs= und Geſtaltungskräften
aus dem Geiſte der Gegenwart und der Zukunft. Dieſe Kräfte
können natürlich von einer kulturpolitiſchen „Mitte” nicht erzeugt
werden. Aber das Wiſſen um das Menſchengemäße, das
In=
tereſſe der Menſchengeſtalt — das iſt etwas, das eine ſolche
„Mitte” in ihrer Betreuung von Geiſt und Kunſt vertreten kann
— unter der unerläßlichen Vorausſetzung, daß ſie dieſe Aufgabe
in keiner Weiſe reaktionär faßt, ſondern die volle Zuſtimmung
zu den geiſtesgeſchichtlichen Veränderungen der Gegenwart zum
Ausgangspunkte nimmt. (Um Mißverſtändniſſe zu vermeiden:
auch in der Sozialdemokratie hat ſich vielfach deutliches
Ver=
ſtändnis für die kulturpolitiſche Funktion einer „Mitte” bekundet.)
Alſo: die Lage hat ſich verändert, die Menſchen ſind in ihrem
Denken weiter und vielfältiger geworden — und die Parteien
müſſen dieſen Veränderungen folgen und den Unſinn vieler
ſeit=
heriger Programm= oder Gewohnheits=Buchſtaben erkennen. Iſt
es mehr als Unſinn, wenn vereinzelt ſozialiſtiſche Stadträte ſich
verpflichtet glauben, die Kredite für höhere Bildungsanſtalten
ab=
zulehnen, und wenn bügerliche Parteien gegen die
Volkshoch=
ſchulen ſtimmen? Oder wenn Bürgerliche ſich blindlings als
Ver=
treter der Kunſtreaktion auftun und Radikale allen modern
auf=
gezäumten Krampf in der Kunſt wahllos mitmachen? Und weiter
hinaus: Warum ſoll ſich bei einem heutigen Deutſchen nicht volle
Bejahung der Demokratie mit Verwerfung der ſubalternen,
leb=
loſen Liſtenwahl und anderer unerfreulicher Einzelſtücke unſeres
politiſchen Daſeins zuſammenfinden? Volle Anerkennung der
ſo=
zialen Verpflichtungen mit Verſtändnis für die
Lebensbedingun=
gen der ſchwer ringenden Privatwirtſchaft? Ehrlicher Wille zur
Befriedung der Welt mit wahrhafter Geſinnung und Ablehnung
pazifiſtiſcher Verſtiegenheiten? Verwerfung des Friedens von
Verſailles — des elendeſten, erbärmlichſten Friedens der neueren
Zeit — mit einer haltbaren, vernünftigen Stellung zur Republik
und zum November 19182
Was den letzteren Punkt anlangt: Wir haben bei vielen
hiſtoriſchen Ereigniſſen den Verſuch erlebt, ſie unter ein
mora=
liſches Aburteil zu ſtellen, d. h. die Regungen ſittlicher Abwehr,
die ſie aus der Nähe erwecken konnten, zu verewigen. Das iſt
bei der franzöſiſchen Revolution, das iſt bei Bismarcks
inner=
deutſcher Bereinigung 1866 und bei ſeinem Verfaſſungskonflikt
geſchehen. Aber immer haben die Menſchen die Gefahr erblickt,
durch Feſtlegung auf ein ſolches moraliſches Aburteil
geſchichts=
fremd zu werden, mit der hiſtoriſchen Wirklichkeit überhaupt zu
zerfallen. So auch im genannten Falle. Die Bereitſchaft, der
Staatsumwälzung als dem Ausgangspunkt unſerer
ſtaatspoli=
tiſchen Realitäten Rechnung zu tragen, hat heute breites Feld
gewonnen. Darüber hinaus wird von einer ſtets wachſenden
Zahl Menſchen geſehen, in welchem wichtigen Zuſammenhang die
Republik mit dem legitimſten Ziel der deutſchen Gefchichte, mit
dem großdeutſchen Einheitsſtaate, ſteht. Jedenfalls kann
ſchon heute geſagt werden, daß der Zank um die Staatsform
keine wirkliche Volksſache mehr iſt. Zu großer Begeiſterung über
die „Errungenſchaften” iſt gewiß kein Anlaß, wir müfſen in
Nüch=
ternheit und ohne ſchwungvolle Empfindungen leben; aber das
deutſche Volksgefühl ſteht heute ſo feſt, daß neben ihm die Frage
der Staatsform endgültig zweitrangig geworden iſt. Alle
Reali=
täten ſprechen heute für die Republik; darum kommt kein
ein=
ſichtiger Menſch herum. Ihren Inhalt zu umkämpfen — das
iſt wahrlich noch Aufgabe genug.
*
Ich habe verſucht, das neue politiſche Bewußtſein der
Deut=
ſchen und ſeine Ueberſchneidungen mit den alten
Parteiprogram=
men kurz zu ſkizzieren. Wenn etwas in dieſer Sache heute ſchon
feſtſteht, ſo iſt es dies, daß dieſe Ueberſchneidungen nicht mehr
lange zu tragen ſind. Entweder werden ſich die alten Programme
die Paßform der neuen Geiſteslage geben — oder die neue
Wirk=
lichkeit wird als Feind zwiſchen ſie fahren und ſie aufzehren.
Der Feind, der Konkurrent — der lebt immer von denjenigem
Poſten Wirklichkeit, die wir ſelbſt zu leben verſäumt haben. Was
leben bleiben will, darf neue Realitäten nicht herrenlos auf der
Straße herumfahren laſſen, ſondern muß ſie ins eigene Daſeim
herübernehmen. Auf dieſer Linie wird ſich auch die Frage
ent=
ſcheiden, ob die Deckung zwiſchen Parteien und veränderten
poli=
tiſchem Bewußtſein durch Fuſionen, oder durch Erweiterung und
Neubelebung der Programme oder durch Neubildungen
herbei=
geführt wird.
Daß die bisherigen Neubildungen verſagt haben, dürfte heute
ſchon feſtſtehen. Ich denke dabei vornehmlich an den
National=
ſozialismus, der immerhin inſofern Wahres geſehen hat,
als er eine Verbindung der nationalen und der ſoziaken Idee
herzuſtellen unternahm. Aber er hat dabei ſolche Engen gezeigt
und iſt ſo ſehr unter die Botmäßigkeit dumpfer, gefährlicher
Leidenſchaften geraten, daß ſeine Möglichkeiten nur als ſehr
be=
ſchränkte beurteilt werden können. Weſentlich breiter iſt das
Denken und die Arbeit der Volksnationalen
Reichs=
vereinigung, der Partei der Jungdeutſchen, angelegt. Eine
praktiſche Erprobung ihrer Ideen, die auf eine fasciſtiſch gefärbte
Demokratie mit Kampſ gegen die „Plutokratie” hinauslaufen. liegt
noch nicht vor. Das Streben nach geiſtiger Weite, die
Orien=
tierung an der Idee und am Schickſal des Geſamtvolkes, der Geiſt
des Einſatzes, der freiwilligen Einfügung berühren ſympatiſch;
doch ſteht daneben viel Romantik, die Beſorgnis erwecken kann,
und im Ganzen des Programms herrſcht eine geiſtige Haltung,
die ſich etwa als die Haltung eines wohldenkenden Militärs
be=
zeichnen läßt. Es iſt zweifelhaft, ob dieſe Haltung, der ja immer
eine etwas vordergründige Pſychologie entſpricht, ausreichen
wird, um der neuen Partei das angeſtrebte breite Feld zu ſichern.
Wie dem aber auch ſei: Der Ruf zur Erneuerung iſt an die
Parteien ergangen. Sie werden ihn hören und ihm durch Taten
entſprechen müſſen.
Seite 14
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Freitag, den 13. Juni 1930
Seite 17
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 13. Juni.
envorverkauf für die Velkmeiſterſchafen
der Skudenken.
wer außerordentlich ſtarken Nachfrage nach den
Eintritts=
die Weltmeiſterſchaften der Studenten, die vom 1. bis
in Darmſtadt ſtattfinden, iſt es notwendig geworden,
re Anzahl von Vorverkaufsſtellen einzurichten, da ſonſt
r beſteht, daß die wenigen Stellen, die vorgeſehen ſind,
werden. Die Geſchäftsſtelle des J.M.D.St. bittet
Ge=
ſich in den Dienſt der Sache ſtellen wollen und die mit
dem Propagandamaterial ausgerüſtet würden, ſich im
Samstag vormittag telephoniſch unter 3500 Nebenſtelle
rſchaften anzumelden.
ähriges Geſchäftsjubiläum. Am 15. Juni begeht die
ter Keil hier, Pankratiusſtraße 26, ihr 50jähriges
Ge=
läum. Das Geſchäft wurde 1880 von P. Keil gegründet
wpäter an deſſen Schwiegerſohn Fr. Klokow über, deſſen
heute im Geſchäft mitarbeitet und deren Sohn, Herr
w. heutiger Geſchäftsinhaber iſt. Die Firma erfreut
rusgedehnten Kundſchaft und allgemeiner Beliebtheit.
jochſchule. Am Samstag, den 14. Juni, veranſtaltet die
hule Darmſtadt am Bismarckturm eine
Früh=
ier, die Herr Profeſſor Kißner leiten wird. Die
Mit=
r Volkshochſchule treffen ſich um 19½ Uhr am
Tier=
ind gehen gemeinſam zum Bismarckturm. Gäſte ſind
illkommen.
Muſikverein wird uns geſchrieben: Um
Mißverſtänd=
ubeugen, machen wir nochmals darauf aufmerkſam, daß
eitrag des Muſikvereins zur 600=Jahrfeier Darmſtadts
Uraufführung der Großen Meſſe von
n am Montag, den 16. Juni, zugleich als viertes dies=
Tonzert für unſere Mitglieder anzuſehen iſt. Für die
Mitglieder gelten die ihnen in dieſer Woche
zugeſand=
ttskarten. Für Nichtmitglieder findet der Kartenver=
Lonzert=Arnold, Eliſabethenſtraße, und an der
Abend=
roßen Haus ſtatt. Die Aufführung beginnt um 20 Uhr,
iche Hauptprobe am Sonntag, den 15. Juni, um 11½
ittags.
um. — Bertrams Sommerbühne. Der ausgelaſſene
„Unter Geſchäftsaufſicht” wird morgen Samstag und
viederholt. Mit der famoſen Einſtudierung und
Wie=
eſes Schlagers hat ſich Bertram, der übrigens in der
eit ſein 25jähriges Bühnenjubiläum feiern kann, das
erworben, über der Bühnenhandlung das Sternen=
Humors zu entfalten, jenes Humors, der unter Tränen
frei macht von Alltagsſorgen. Bertrams Späße als
„Haſelhuhn”, unterſtützt durch Marga Peter, ſind eine
ſchene Reihe von Kurzſchlüſſen zwiſchen Vernunft und
Kombinationen, von Borniertheit mit Schlauheit!!!
nd von Kopf bis Fuß auf Lachen eingeſtellt”, ſo
könn=
eiden wohl ſingen. — Anfang 8 Uhr; kleine Preiſe.
zeige.)
graphie und Maſchinenſchreiben. Die
Stenographen=
ig „Gabelsberger‟, Darmſtadt, Handwerkerſchule,
= und Nieder=Ramſtädter Straße, macht unter Hinweis
eutige Anzeige darauf aufmerkſam, daß heute abend
ihr in ihren vorgenannten Unterrichtsräumen wieder
in Reichskurzſchrift unter Leitung ſtaatlich geprüfter
ſehrer beginnen. — Die Maſchinenſchreibſchule
raße 23. Erdgeſchoß, iſt täglich von 16 bis 21 Uhr
elektriſche Küche allen voran”, betitelt ſich der heute
hr. im Heaghaus, Luiſenſtraße 12/16, ſtattfindende Vor=
Frl. Hellwig. Dazu wird uns geſchrieben: Intereſſante
rungen werden den Hausfrauen zeigen, wie einfach
m die Zubereitung von Speiſen auf elektriſchen Koch=,
Backapparaten, insbeſondere auf elektriſchen Herden iſt.
tvorzug iſt die dauernd gleichmäßige Beheizung, die
d dem Wärmebedarf genau regulierbar iſt; ferner
dies bei der offenen Flamme der Fall iſt, keine Wärme
ehen, ſondern die Wärme wird dem Boden des
Koch=
dem Brat= und Backraum direkt zugeführt. Das in der
unzählige Zwecke benötigte heiße Waſſer liefert der
Heißwaſſerſpeicher, der ſich immer größerer Nachfrage
nn die ſtändige Bereitſtellung von heißem Waſſer iſt
illig und bequem. Der elektriſche Kühlſchrank arbeitet
g von der Eislieferung; er verhindert den Verderb
n und erhält ſie immer in friſchem Zuſtand. Auch die
gsbedingungen, welche für den elektriſchen Herd und
aſſerſpeicher beſonders günſtig ſind, werden auf Grund
ſchen Beiſpielen erläutert. Gerade dem einfachen
Haus=
durch bequeme Teilzahlung die Beſchaffung der
bewähr=
altgeräte ganz bedeutend erleichtert. Es wird empfohlen,
rlich für alle Hausfrauen ſehr wichtigen Vortrag zu
Empfehlenswerke Aukokouren.
Mitgeteilt vom Starkenburger Automobil=Club. Sitz Darmſtadt,
A. D. A. C.
Nehmen Sie teil an den Veranſtaltungen anläßlich der
Ziel=
fahrt zur 600=Jahrfeier der Stadt Darmſtadt.
Zeiteinteilung: Sonntag, den 15. Juni 1930: 11—13 Uhr:
Ziel=
bzw. Einfahrtskontrolle, während derſelben Platzkonzert auf dem
Marienplatz. 16 Uhr: Konzert und Preisverteilung im
Orangerie=
garten, Tanz im Orangeriehaus (ſiehe beſ. Zeitungsmitteilung),
Die Zielfahrt iſt veranſtaltet von den 4 Automobilclubs von
Darm=
ſtadt.
Reichskurzſchrift für Anfänger und Fortgeſchrittene in der
Ballonſchule. Der Gabelsberger Stenographenverein (1861)
erin=
nert nochmals an ſeine heute, Freitag, den 13., und Dienstag,
den 17. Juni beginnenden neuen Kurſe für Anfänger und
Fortgeſchrittene in ſeinen Unterrichtsräumen in der Ballonſchule.
Der Maſchinenſchreibunterricht wird in eigner Schule,
Ballonplatz 7, nach der Zehnfinger=Blindſchreibmethode
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teilt und kann jederzeit begonnen werden.
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Die ſtädt. Feuerwehr wurde im Monat Mai 1930 15mal
alar=
miert, und zwar zu 1 Großfeuer 1 Mittelfeuer, 3 Kleinfeuer 1
Kaminbrand, 1 Autounfall 4 Verkehrsſtörungen, 2
Waſſerrohr=
brüchen und 3 ſonſtigen Hilfeleiſtungen. — Der Kranken= und
Un=
falldienſt erſtreckte ſich auf 90 Transporte. Die hierbei zurückgelegte
Fahrtſtrecke betrug 758 Kilometer. Auf der Wache Kirchſtraße 13,
Fernſprecher Nr. 600 und 3500, wurde, in 17 Fällen erſte Hilfe
geleiſtet.
— Achtet auf eure Kinder. Geſtern nachmittag verbrachte die
Städtiſche Rettungswache ein einjähriges Kind in das Städt.
Krankenhaus. Das Kind war aus dem Bett gefallen und hatte
ſich eine ſtarke Kopfverletzung zugezogen.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hermnter erſcheinenden Notlzen ſind ausſchlleßiich als Hinweiſe auf Anzeigen m betrachten.
im keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kritit.
— Volkstümliche Konzerte im Heſſiſchen Hof.
Traditionsgemäß finden auch in dieſem Jahre die volkstümlichen
Konzerte ſtatt und wird der Reigen derſelben heute Freitag, den
13. Juni, eröffnet. Dieſem Konzert wird aus Anlaß der 600=
Jahr=
feier der Landeshauptſtadt Darmſtadt ein beſonderes Gepräge
ge=
geben. Das Orcheſter ehemaliger Militärmuſiker, welches erſt vor
ganz kurzer Zeit in der Feſthalle wahre Triumphe
entgegenneh=
men konnte, wird mit einem beſonderen Programm, welches dem
Charakter des Tages angepaßt iſt, aufwarten. Leitung: Matthias
Weber. — Es ſei gleichzeitig hiermit bekannt gemacht, daß am
Sonntag, 15. Juni, aus dem gleichen Anlaß ein großes
Sonder=
konzert ſtattfindet unter perſönlicher Leitung von Matthias Weber.
— Im Wiener Kronenbräukeller konzertiert heute
Freitag abend die berühmte Neu=Iſenburger Feuerwehrkapelle, die
bei der Muſik=Ausſtellung Frankfurt am Main mit der goldenen
Plakette ausgezeichnet wurde. (Vgl. Anzeige.)
Schöne weiße Zähne „Auch ich möchte nicht verfehlen, Ihnen meine
größte Anerkennung und vollſte Zufriedenheit über die Chlorodont= S
Zahnpaſte” zu Übermitteln. Ich gebrauche „Chloxodont” ſchon ſeit s
Jahren und ich werde ob meiner ſchönen weißen Zähne oft beneidet, —
die ich letzten Endes nur durch den täglichen Gebrauch Ihrer „Chlorodont=
Zahnpaſte” erreicht habe. C. Reichelt, Schwerz, Amt Niemberg,
Saalkreis. — Chlorodont: Zahnpaſte 60 Pf. und 1 Mk., Zahnbürſten,
Mundwaſſer 1 Mk. bei höchſter Qualität. In allen Chlorodont=
Verkaufsſtellen zu haben.
—Abſchieds=Konzert Hans Grahl am 20. Juni, im Großen
Haus des Heſſ. Landestheaters. Das Landestheater=Orcheſter in
Originalbeſetzung unter Leitung von Generalmuſikdirektor Dr.
Karl Böhm wird als Einleitung zum erſten Teil das „
Meiſter=
ſinger=Vorſpiel” und zu dem des zweiten Teils das Vorſpiel zu
„Triſtan und Iſolde” mit anſchließendem „Liebestod”, (
Konzert=
bearbeitung von Wagner ſelbſt) bringen. Hans Grahl ſingt aus
Meiſterſinger „Am ſtillen Herd” und Preislied” aus Lohengrin
„Gralserzählung und „Atmeſt du nicht mit mir die ſüßen Düfte‟,
aus Tannhauſer „Romerzählung,, aus Walküre „Liebeslied” und
„Wohin Triſtan ſchreitet” aus riſtan und Jſolde. Das Konzert
wird ſich würdig an die Reihe der Soliſtenkonzerte des
Landes=
theaters anſchließen. Der Verkauf an der Tageskaſſe des Großen
Hauſes hat bereits begonnen.
Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Die Hoffnung, mit der
Auffüh=
rung des „Lumbeawend” am kommenden Sonntag, den
15. Juni, 8 Uhr, den an den Koſten des demnächſt
einzu=
weihenden Niebergallbrunnens noch fehlenden
Reſtbe=
trag zu vereinnahmen, hat die Spielgemeinſchaft veranlaßt, für
dieſen Tag die Aufführung gerade dieſer erfolgreichen
Dialekt=
poſſe anzuſetzen, um all den Freunden und Intereſſenten unſerer
Mundartdichtung, die ſeither die ſo ungemein draſtiſch komiſchen
Abenteuer des Bäckermeiſters und Nudelfabrikanten Georg
Schmitt noch nicht miterleben durften, ein paar Stunden
herz=
lichſten Lachens zu ſchenken. Allein ſchon der ideale Zweck ſollte
Anlaß ſein, durch ein volles Haus der Spielgemeinſchaft den
Be=
weis zu liefern, daß ihr ſelbſtloſes Wirken in der Bevölkerung
Darmſtadts die Unterſtützung findet, deren ſie zu einem freudigen
Weiterarbeiten an dem idealen Ziele in erſter Linie bedarf.
Nichtöffentlicher Experimentalvortrag des Herrn Dr. jur. Rolf
Sortana=Bremen. Herr Dr. Sortana hat ſich, nachdem er auch
in anderen Städten — wie in Hamburg, Bremen, Coblenz u. a. —
vor Behörden, insbeſondere vor der Polizeibeamtenſchaft,
beleh=
rende Vorträge gehalten hat, auch in Darmſtadt zu einem ſolchen
nichtöffentlichen Vortrag zur Verfügung geſtellt. Der Vortrag
findet am Dienstag den 17. Juni 1930, 20 Uhr, im
Großen Saal des Städtiſchen Saalbaus ſtatt und wird folgende
Themen zum Gegenſtand haben: Verbrechen unter ſuggeſtivem
Einfluß und in der Hypnoſe, Telepathie und Verbrechen,
tele=
päthiſche Experimente ohne körperliche Berührung (Kontakt),
Grenzen der Willenskraft, Sinnestäuſchungen,
Erinnerungsloſig=
keit uſw., Fluidum (Magnetismus und Beweiſe ſeiner Heilkraft
durch Experimente. Der Vortrag ſoll in erſter Linie — wie auch
anderwärts — neben der notwendigen Aufklärung über dieſe ſtark
umſtrittenen Materien die kriminalpſychologiſche Schulung der
Polizei=, beſonders der Kriminalbeamten vervollkommnen, alſo
Lehrzwecken dienen. Da es ſich um einen nichtöffentlichen Vortrag
handelt, iſt der Zutritt nur gegen Vorzeigung eines ſeitens des
Polizeiamts ausgeſtellten Ausweiſes geſtattet. Soweit die den
beſonders ergangenen Einladungen beigefügten Eintrittsausweiſe
nicht ausreichen, werden ſolche im Polizeiamtsgebäude (Zimmer
Nr. 25) während der Dienſtſtunden (7—12½ Uhr und 14—17 Uhr,
Samstags von 7—12½ Uhr) koſtenlos abgegeben. Auf Verlangen
wird erſucht, ſich als zum Kreiſe der Eingeladenen gehörend zu
legitimieren. Erwachſene Familienangehörige haben
gleich=
falls Zutritt. Für jeden erwachſenen Familienangehörigen iſt
jedoch ein Eintrittsausweis erforderlich.
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Spar=
kaſſenbuch, das auf den Betrag von 593.— RM. lautete; darin
lagen 180 — RM. in barem Geld. Ein 60jähriger Arbeitsloſer,
Schloſſer Valentin v. d. Au, Kaſinoſtraße 15 wohnhaft, fand das
Sparbuch und lieferte es umgehend auf dem Polizeirevier I ab.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus Kleines Haus Freitag13. Junt Keine Vorſtellung 20—22.30 Uhr Zuſ.=M. 1V12
3 X Offenbach Samstag
14. Juni 19.30—23 Uhr K 17 Bühnen=
Volksb. T Gr. 7u. 8 Hamlet 20—22 Uhr, Zuſ=Miet, 112
T Gr. 6 Die Pilger von Mekka 15. Juni 11.,15—13 Uhr, Hauptprobe
Sonntag Große Meſſe v. Wilh. Peterſen
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Die Herzogin von Chicago, oder Menn is Mann. 20—23 Uhr
Der Lumbeawend Montag
16. Juni 120—22 Uhr, Uraufführung:
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Konzert des Muſikvereins Keine Vorſtellung. 17. Juni Dienstag 120-22 Uhr. R 17. D V. Gr. 1-4
Neues vom Tage Keine Vorſtellung Mittwoch
18. Juni 19.30—22.30 Uhr. B 25
Die Herzogin von Chieggo Keine Vorſtellung
Heſſiſches Landestheater. Im Kleinen Haus wird heute
Freitag der beliebte Operettenabend „3mal Offenbach” zum
letzten Male wiederholt. — „Die Herzogin von Chicago,
die erfolgreiche neue Kalman=Operette, gelangt Sonntag, den 15.
Juni, im Großen Haus in der Inſzenierung Renato Mordos, mit
Bühnenbilder Lothar Schenck v. Trapps unter muſikaliſcher
Lei=
tung von Erwin Palm (Tänze Hans Macke) zur Erſtaufführung.
In den Hauptrollen: Bunſel, Hinz, Maletzki, Ney, Jurgas, Harre,
Philipps.
— Erſtaufführung „Die Herzogin von Chicago”. Emerich
Kal=
mans Operetten=Neuheit „Die Herzogin von Chicago”,
wird Sonntag, den 15. Juni, im Großen Haus zum erſten Male in
Szene gehen. Inſzenierung: Renato Mordo; Bühnenbilder:
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thar Schenck von Trapp; muſikaliſche Leitung: Erwin Palm.
Heute Donnerstag Beginn des allgemeinen Vorverkaufs.
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3.90, Größe 36-42 3.40, Größe 31-35 . . . . Z
Seite 18
Freitag, den 13. Juni 1930
Aus Darmſtadts Pergangenheit.”
Jedesmal, wenn ich ein wirklich wertvolles Geſchichtswerk in die
Hand bekomme, tritt mir einer der wenigen verſtändigen Ausſprüche
des „trockenen Schleichers” Wagner vor die Seele: „Es iſt ein groß
Ergetzen, ſich in den Geiſt der Zeiten zu verſetzen”. Nicht gar oft iſt
einem dieſe Freude beſchieden, wenn ſie aber erſcheint, dann heißt es
das Wort beherzigen: „Wo die Freude ſich blicken läßt, da halte ſie feſt,
da halte ſie feſt‟. Dieſer Tage konnte ich wieder danach handeln, als
ſich Adolf Müllers Werk auf meinem Schreibtiſch einfand. Taub für die
ganze Umwelt, habe ich das Buch bis zur 207. Seite durchgeleſen, mit
großer Neugier begonnen, mit noch größerer Befriedigung zugeklappt.
Das im Vorwort gegebene Verſprechen, von ſeinem Feſtbuch das
rein wiſſenſchaftliche Gepräge fernhalten zu wollen, da es ein Volksbuch
werden ſolle, hat der Verfaſſer treu eingehalten. Auf wiſſenſchaftlicher
Grundlage erbaut, bietet es, den trockenen Chroniſtenton vermeidend,
allen Leſern eine Fülle der Belehrung und Unterhaltung, den
Darm=
ſtädtern aber noch einen beſonderen Genuß durch die lebendige
Dar=
ſtellung vom Entſtehen und Werden der geliebten Vaterſtadt.
Weit geht Adolf Müller zurück. Aus Urväter Tagen erzählt er
uns zunächſt von den Jägern der Eiszeit (um 17 000 vor Chriſti);
einem Abſchnitt in der Entwicklungsgeſchichte der Erde und der
Menſch=
heit, die die Gelehrten nach dem gebräuchlichſten Werkſtoff als
Stein=
zeit bezeichnen. Treffliche Bildertafeln zeigen uns die in hieſigem und
in anderen Muſeen zur Schau geſtellten Funde, wobei der älteſte
Darm=
ſtädter unſerer Sammlung nicht fehlen darf. Die erſten Ackerbauern
treten auf (um 3000 vor Chriſti). Sie lernen im Gegenſatz zu den
heimatloſen Jägern als Seßhaftgewordene den Segen der Arbeit
kennen; Haus und Hof erwecken in ihnen die Liebe zu Scholle und
Hei=
mat. Und nun kommen die Metalle als wertvolle Helfer im Kampfe
ums Daſein; es beginnt die Bronzezeit (1500 vor Chr.), dann die ältere
Eiſenzeit (1000—500 vor Chr.); ihr folgend die jüngere (500 vor Chr.)
mit den erſten Anſiedlern in unſerer Gegend, Kelten. Die folgenreichſte
Begebenheit in der Geſchichte unſerer Heimat bildete aber das
Er=
ſcheinen der Germanen.
Standen ſchon die Vorgänger in beſtändigem Kampfe um Grund
und Boden, ſo war ihnen, den tapferen Freiheitsliebenden, ein
beſon=
ders ſchweres Schickſal beſchieden. Das habgierige Rom ſtreckte auch
nach dem Ihrigen die Hände aus, und das Joch der Herren der Welt
bedrückte ſie bis 260 nach Chr. — die Reſte des Limes ſind die letzten
Zeugen.
Die germaniſche Wanderzeit brach an. Alamannen, Burgunden und
zuletzt Franken ſetzten ſich feſt. Da aber die Frankenkönige keine
Haupt=
ſtadt beſaßen, ſondern bei der herrſchenden Naturalwirtſchaft auf ein
Wanderleben angewieſen waren, errichteten ſie allenthalben ihre
Pfal=
zen (Kreuznach, Ingelheim, Worms, Trebur, Frankfurt). Hierzu
ge=
hörten die Bannforſte, und mit einem ſolchen iſt Darmſtadts Geſchichte
enge verbunden, mit dem des Amtsſitzes des Vogtes von Dreieichlaha.
Sein Gebiet erſtreckte ſich von Vilbel bis Eberſtadt, von Aſchaffenburg
bis an den Rhein. Solche Forſte wurden von ſogen. Waldhübnern
bewacht, die am Rande ihres Geländes hauſten. Der von unſerer
Gegend mag wohl Darmund geheißen haben. 1002 taucht Beſſungen
(Bezzingun) zum erſtenmal urkundlich auf: 1013 hören wir ſogar von
einer Grafſchaft Beſſungen, die im ſelben Jahre mit Darmſtadt unter
die Herrſchaft von Würzburg kam.
Soweit die älteſte Geſchichte. Nun kommen einige ganz reizvolle
Abſchnitte: das Bauerndorf Darmſtadt, ſeine Erhebung zur Stadt und
ſchließlich zum Hauptort der Obergrafſchaft Katzenelnbogen. Aber auch
trübe Bilder rollen an uns vorüber. Schwere Kämpfe, erſt gegen ihren
Bedränger Sickingen, dann die Schreckniſſe der Bauernkriege,
Religions=
hader, die Einäſcherung des landgräflichen Schloſſes durch den
kaiſer=
lichen Oberſt, den Grafen von Büren. Die brennenden Dörfer des
Um=
kreiſes röteten unabläſſig den nächtlichen Himmel. Erlöſung kam erſt
1567 mit dem Einzug des Landgrafen Ludwig, Philipps zweitem Sohn,
und damit ein Aufſtieg. Darmſtadts erſte Blütezeit. Da iſt es nun für den
Ortskundigen ein wahres Vergnügen, die Entwicklung der Stadt unter
der liebenswürdigen Führung Adolf Müllers bis ins einzelne verfolgen
zu können. Zuviel darf ich jedoch nicht verraten — das bitte ich alſo
ſelbſt nachzuleſen.
Aber bald zog ein neues furchtbares Gewitter den politiſchen
Hori=
zont herauf. Der ſchon lange glimmende Funke wurde 1618 durch das
bekannte Prager Vorkommnis zu lodernder Flamme entfacht und die
Brandfackel des Dreißigjährigen Krieges verſengte auch unſer
Gemein=
weſen, begleitet von einer zweiten furchtbaren Geißel, der Peſt. Dem
Weſtfäliſchen Frieden (1648) folgte aber ein Zuſtand, den wir ſelbſt in
jüngſter Zeit erleben mußten und unter dem wir noch lange zu leiden
haben werden, die ſchickſalsſchwere Nachkriegszeit. Jetzt die Plage der
Arbeitsloſigkeit, damals der Mangel an arbeitsfähigen Händen zum
Wiederaufbau des entvölkerten Vaterlandes. Aber deutſche Kraft und
Schaffensfreudigkeit zeigt ſich auch hier wieder in hellſtem Lichte und
läßt ſich nicht zurückdrängen, mögen auch die räuberiſchen Horden des
Sonnenkönigs ſengend und brennend umherziehen, möge auch das
ſchlimme Beiſpiel des allerchriſtlichſten Sultans unſere deutſchen
Fürſten=
höfe hineinreißen in den Strudel ſinnloſer Ueppigkeit. Bald ſteigt ein
lieblich Bildchen auf, die Goethezeit. Vertraute Namen klingen an unſer
Ohr. Neben dem „Wanderer” ziehen Vater Gleim, Mathias Claudins,
Klopſtock, Herder und Wolfgangs väterlicher Freund, der ſtrenge
Jo=
hann Heinrich Merck, an uns vorbei. Mit Stolz erfüllt es uns, daß
alle dieſe Männer den Boden unſerer Stadt betreten und die Augen
der ganzen Kulturwelt auf ſie gelenkt haben. Das Auf und Nieder
im Gange der Weltgeſchichte bringt aber gleich wieder einen Wandel.
Die Folgen der franzöſiſchen Revolution und das napoleoniſche Joch
laſten ſchwer auf dem Lande, bis die Sonnenſtrahlen der
Befreiungs=
kämpfe es wieder ſegnend treffen.
Da erwacht wieder aufs neue der Wille zum Leben und Streben.
Ein Aufblühen des Wirtſchaftslebens, ein Hineinwachſen in die von
2) Zu dem gleichnamigen Buch von Adolf Müller.
Darm=
ſtadt 1930, im Selbſtverlag der Stadt Darmſtadt. 207 Seiten, 60
Ab=
bildungen und 2 Pläne. Preis geb. 5 Mark.
freiheitlichen Gedanken getragenen Verhältniſſe vollziehen den Wandel
vom Untertan zum Bürger (1821). Neue Verkehrsmöglichkeiten ſtützen
Handel und Gewerbefleiß. Das Sturmjahr 1848 erregt die Geiſter,
1866 bringt die reinliche Scheidung zwiſchen Preußen und Oeſterreich,
1870/71 das geeinigte Deutſche Reich. Von da an ein beſtändiger
Auf=
ſtieg bis 1914. Hier bricht der Verfaſſer ab — mit vollem Recht, da
wir, wie er im Vorworte ſagt, von den Ereigniſſen des neueſten
Zeit=
raumes noch nicht den nötigen Abſtand haben, um urteilen zu können.
Alles in allem, wir haben ein Buch vor uns, das Freude bereitet.
Ein überreicher Stoff, mit Bienenfleiß geſichtet von kundiger Hand,
er=
zählt in ſchlichtem Tone und getragen von wohltuender Herzenswärme.
„Ich weiß mir keinen würdigeren Schluß meiner Beſprechung wie Adolf
Müllers eigene Worte:
„1918 war die Kraft gebrochen. Darmſtadt hat viel verloren! Doch
unſer Wille lebt. Mahnend tritt die Geſchichte vor uns hin und zeigt
der Ahnen Werk. Einem unendlichen Teppich gleicht die Geſchichte der
Heimat. In tauſendjähriger mühevoller Arbeit iſt er gewebt. Nie
ſtand der Webſtuhl ſtill. Ein Geſchlecht nach dem anderen erfüllte
ſchwei=
gend ſeine Pflicht. Verſchieden ſind Webſtoff und Kunſt der
Wirken=
den — ärmliches Garn und einfachſte Muſter wechſeln mit Purpurſeide
und reichem Schmuck — aber gemeinſam war allen der eiſerne Wille,
die ererbte Arbeit fortzuführen.
Einem unendlichen Teppich gleicht die Geſchichte der Heimat. Unſere
Schicht hat begonnen. Die Nachwelt wird urteilen, ob wir der Ahnen
würdig waren.”
Karl Lettenbaur.
* Alle Darmſtädker Familien
geſammelt und bearbeitet von Otfried Prgetorius
und Theodor Ritſert.
Es dünkt uns ein gutes Zeichen für das geiſtige Leben
unſe=
rer Vaterſtadt, daß ihre 600=Jahrfeier trotz aller Not der Zeit
doch Veranlaſſung gab zu einer ganzen Reihe von Schriften, die
ſich alle mit ihrer Vergangenheit und Geſchichte beſchäftigen.
Dies=
mal handelt es ſich um eine Veröffentlichung der bekannten
hefſi=
ſchen Familiengeſchichtlichen Vereinigung und des
überaus rührigen Vereins Alt=Darmſtadt. Zwei Leute vom
Fach haben das 48 Seiten ſtarke Büchlein, das in ſeinem
geſchmack=
vollen, bildgeſchmückten Umſchlag auch äußerlich anheimelnd
wirkt, verfaßt: Otfried Praetorius iſt der Verfaſſer des
eben=
falls zum Stadtjubiläum erſcheinenden „Darmſtädter
Geſchlech=
terbuches” (Band 69 des deutſchen Geſchlechterbuches), das
Stan=
dardwerk der Darmſtädter Familienforſchung, Theodor
Rit=
ſert iſt mehrfach als Darmſtädter Geſchichtsſchreiber erfolgreich
hervorgetreten (Beziehungen berühmter Leute zu Darmſtadt,
Darmſtädter „Namensbüchlein, Darmſtädter Straßenbüchlein,
100 Jahre Darmſtädter Realgymnaſium uſw.).
Die Verfaſſer beſchränken ihre Arbeit bewußt auf den
Mannesſtamm; etwa 200 Familien ſind in alphabetiſcher
Reihen=
folge behandelt. Sie alle ſind mindeſtens ein Jahrhundert, manche
bis zu 350 Jahre in Darmſtadt anſäſſig. Die älteſte Familie iſt
das frühere Herrſcherhaus, das 1567 nach Darmſtadt kam.
Unge=
fähr gleich lang leben die Angehörigen der Familie Kleinſchmidt
in der heſſiſchen Hauptſtadt. Um beide Gruppen ſcharen ſich in
buntem Wechſel all die anderen führenden Darmſtädter
Geſchlech=
ter, deren Aufzählung hier zu weit führen würde.
In einer Geſchichte der Familien der Landeshauptſtadt
ſpie=
gelt ſich natürlich auch die heſſiſche Geſchichte. Viele Geſchlechter
ſind z. B. über Pirmaſens nach Darmſtadt gekommen, weil die
Reſidenz infolge der Hanau=Lichtenbergiſchen Erbſchaft lange Zeit
dort war: Die Pirmaſenſer Grenadiere ſind oft Stammpäter heute
noch blühender Darmſtädter Geſchlechter. Der Charakter
Darm=
ſtadts als Reſidenzſtadt bedingte ferner die Anweſenheit
zahl=
reicher Hofbeamten, Offiziere und Adeligen, deren Familien noch
heute fortleben. So fühlen wir auch in der Familiengeſchichte
den Pulsſchlag der großen Zeitgeſchichte, und gerade dieſe
Tat=
ſache verleiht der Familienforſchung ihre eigenen Reize und
er=
höhte Daſeinsberechtigung. — Als beſonders erfreulich darf die
Tatſache feſtgeſtellt werden, daß aus allen Schichten und Kreiſen
der Darmſtädter Bevölkerung Familien unter den älteſten zu
ver=
zeichnen ſind: Handwerker, Gewerbetreibende, Arbeiter, Beamte,
Offiziere folgen einander in bunter Reihenfolge. Feſſelnd und
lehrreich iſt es, bei den einzelnen Familien zu verfolgen, in
wel=
cher Richtung ihre Entwicklung gegangen iſt, ob ſie die Schicht,
zu der ſie bei ihrem erſten Auftreten in Darmſtadt gehörten,
verlaſſen haben, oder ob ſie ihr heute noch wie in früheren
Jahr=
hunderten treu geblieben ſind — überall kann man in dieſen
ſcheinbar ſpröden und trockenen Zuſammenſtellungen und
An=
gaben reizvolle kulturgeſchichtliche Beobachtungen machen, und
aus dieſem Grunde, als Spiegelbild der Zeitgeſchichte, als
Nie=
derſchlag ihrer Ereigniſſe in dem kleinen, engumgrenzten Kreiſe
der Vaterſtadt, begrüßen wir das Büchlein. Viele Städte
dürf=
ten Darmſtadt um ein derartiges Werkchen beneiden.
Wir wünſchen der Schrift, die als Vereinsgabe für die
Fami=
liengeſchichtliche Vereinigung und den Verein Alt=Darmſtadt
er=
ſcheint, aber auch im Buchhandel zu dem wohlfeilen Preiſe
von RM. 1,50 zu haben iſt, eine frohe Fahrt durch die
Darm=
ſtädter Familien.
Dr. Götz.
Nummer
* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht verhandelte am Mittwock
einen Verſicherungsvertreter aus Groß=Rohrheim wegen Be
und Unterſchlagung. Der Angeklagte hat das Realgyr
beſucht, kam von der Schule direkt zum Militär und in den Krie
dem Krieg kam er als kriegsbeſchädigter Leutnant der Reſe
250 Mark Rente zurück. Er übernahm dann Vertretungen.
Rohrheim war er Vorſitzender des dortigen Kriegervereins „Ge
und wurde Anfang 1928 zum Fürſorgeleiter der Kriegerkameradſcha
ernannt. Er trat jedoch Ende 1928 wieder aus der Haſſia au
Haſſia hat Klage gegen ihn erhoben, und das rief eine ganz
Mitglieder der „Germania” auf den Plan, die mit ſeinem
Wi=
zufrieden waren. Das Jahr 1928 war die Zeit, in der die
geſchlagenen Kriegsbeſchädigtenrenten (unter 25 Prozent) wie
tend gemacht werden konnten. Aus dem Kriegerverein hatten ſſ
die Kriegsbeſchädigten zuſammengetan und machten Einga
Wiederaufrichtung ihrer niedergeſchlagenen Renten. Sie wan
an den Angeklagten, der den Lauf der Dinge kannte. Er for)
nächſt Barvorſchüſſe von 15—30 Mark, 15 Mark angeblich für
liches Gutachten, das übrige Geld für die Behandlung der (
Ein Teil der Zeugen wurde auch tatſächlich unterſucht, ein
Teil wartet noch heute auf die Unterſuchung. Die meiſten Geſu
den abſchlägig beſchieden. Auch in dem Kriegerverein „Germa
ſich der Angeklagte verſchiedene Fahrläſſigkeiten zuſchulden
laſſen. So hat er Beträge von 100, 50 70 und 102 Mark n
nungsgemäß verwendet. Auch ſoll er Beträge, die er für di
erhalten hat, nicht abgeliefert haben. In einem Fall nahm
einem alten Manne, der ſeines vorgerückten Alters wegen ni
verſicherungsfähig war, 6,25 Mark Verſicherungsſumme. 2
treter der Staatsanwaltſchaft beantragte für die Betrugsfälle 9
Gefängnis, für die Unterſchlagungsfälle ebenfalls 9 Monate
auf eine Geſamtſtrafe von 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis zu
Außerdem beantragte er eine Geldſtrafe von 300 Mark und
nung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre. Das Urteil n
Donnerstag nachmittag verkündet: Das Bezirksſchöffengerie
urteilte den Angeklagten wegen Unterſchlagung in 16 Fällen u
weiteren Unterſchlagung in fortgeſetzter Handlung und wegen
in 4 Fällen zu 9 Monaten Gefängnis.
Am Donnerstag verhandelte das Bezirksſchöffengericht
gegen 3 Angeklagte wegen Münzverbrechens. Die Ang
von denen 2 zur Zeit der Tat noch unter 18 Jahren waren
Zwei= und Fünfmarkſtücke nachgemacht. Ein Zweimarkſtück brae
der Angeklagten ohne Schwierigkeiten los. Ein Fünfmarkſtück
wurde in einer Wirtſchaft angehalten. Das
Bezirksſchöffenge=
urteilte den Haupttäter zu 4 Monaten Gefängnis, die beiden
zu 3 Monaten und 2 Monaten und 2 Wochen. Das angehalte
markſtück wurde eingezogen.
Wegen fahrläſſiger Körperverletzung hatte ſich ei
Chauffeur aus Darmſtadt zu verantworten. Er hat in der N
28. zum 29. Januar 1930 auf der Straße Bickenbach—Eber
ſeinem Perſonenauto einen Laſtkraftwagen mit Anhänger,
hielt, angefahren. Die 3 Inſaſſen des Perſonenautos, 3 Sc
wurden herausgeſchleudert und erlitten Kieferverletzungen,
erſchütterungen und Nervenſchocks, an deren Folgen, ſtarken
K=
zen, ſie noch heute leiden. Der Angeklagte macht geltend, es h
Lampe an dem ſtehenden Laſtkraftwagen gebrann:. Der
ſachverſtändige bezeichnet die Schnelligkeit von 40 bis 45 Ki
die der Angeklagte ſelbſt zugibt, als zu groß. Das Urteil Ie
100 Mark Geldſtrafe, im Nichteinbringungsfall 10 Tage Gefän
Ein Bäckergeſelle, der in Michelſtadt in Stelle war, hatte
Schneider in Stockſtadt einen Anzug beſtellt. Er verſprach, i
zu bezahlen, obwohl ihm ſeine Stelle gekündigt war und
mußte, daß er dazu nicht fähig ſei. Um von ſeinem Meiſter
men und den Anzug zu retten, unterſchrieb er die mitgeſan
nung mit dem Namen der Frau des Schneidermeiſters. — Ei
lehrling, der in Gernsheim a. Rh. in Stellung war, kam m
Geld nicht aus und ſtattete der Kaſſe ſeines Meiſters im Je
verſchiedene Beſuche ab. Außerdem wollte er einen Wirt um
Zechkoſten prellen und nahm das Rad eines Eiſenbahnarbei
Das Bezirksſchöffengericht verurteilte den erſten wegen Be
4 Wochen Gefängnis, den zweiten wegen ſchweren Diebſtahlst
billigung mildernder Umſtände zu 5 Wochen 3 Tagen Gefän
erklärte beide Strafen durch die Unterſuchungshaft für verbü
erſte iſt ſeit 18. April, der zweite ſeit Anfang Mai in Unter
haft.)
Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 13. Juni: Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 A
Samstag, den 14. Juni: Morgengottesdienſt 8 Uhr
— Sabbatausgang 9 Uhr 35 Min.
Eottesdienſt an den Wochentagen.
Morgens 7 Uhr 00 Min. — Abends 7 Uhr 15 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der Iſraelitiſchen Religionsgef
Samstag, den 14. Juni: Vorabend 7 Uhr 45 Min —
8 Uhr. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 9 Uhr 35 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr 00 Min. — Abends 7 Uhr
Tageskalender für Freitag, den 13. Juni 1930.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus: Keine Vorſte
Kleines Haus, 20 Uhr, TV (12): „Dreimal Offenb
Orpheum: Geſchloſſen. — Konzerte: Schloßkell
Schmitz, Sportplatz=Reſtaurant. — Herrngarten
16 und 20 Uhr: Konzert. — Wiener Kronenbr
ler, 20 Uhr: Großes Sonderkonzert. — Kinov
lungen: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=L
Diepflegliche
Behand-
lung hochempfindlicher
Edeltabake beansprucht
ununterbrochene Auf
merksamkeit, denn e
handelt sich um die Qua
Lität der Orientcigarette
REEMTSMA
rigaretten verlangt, und deshalb muß diese
Eigenschaft die wichtigste Tugend der
OVA-MÄDCHEN
sein.
Der Wasserinhalt eines
grosseren Waschkessels ist
5-6Eimer=demnach reichen
hierfür 2 PaketeDersil.
Kennen Sie schon das jungste Erzeugnis der kersiiwerke: 0Henkel s Autwasch-, Spül- und Reinigungsmittel?
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Freitag, den 13. Juni 1930
Seite 19
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Pfungſtadt, 11. Juni. Wieſenöffnung. Die Wieſen ſind
bieſigen Gemarkung ſeit Mitte dieſer Woche wieder geöffnet.
Wolfskehlen 12. Juni. Platzkonzert. Das Bläſerkorps des
rmoniſchen Orcheſters Griesheim b. D. veranſtaltet am Sonntag,
Juni d. J., in Wolfskehlen im Schulhofe neben dem Rathaus
omenadekonzert. Die Leitung liegt in den bewährten Händen des
zten Hch. Feldmann. Das Programm enthält Werke bekannter
niſten. Das Konzert findet nachmittags von 3—4 Uhr ſtatt. Da
rartige Veranſtaltung erſtmals in Wolfskehlen ſtattfindet, dürfte
rcheſter, deſſen Leiſtungen anerkannt ſind, lebhaftes Intereſſe
ent=
bracht werden.
eder=Ramſtadt, 11. Juni. Der Geſangverein „Harmonie” errang
Pfingſtfeiertag auf dem Geſangswettſtreit der beiden Geſang=
„Harmonie” und „Flora” zu Viernheim bei ſcharfer Konkur=
7 der 2. Landklaſſe den 1. Klaſſenpreis, 1. Ehrenpreis, höchſten
reis und den Amerikapreis, ein Erfolg, mit dem der Verein
ſſen Chorleiter, Herr Muſikoberlehrer H. Samper, Darmſtadt,
in können. Begreiflicherweiſe wurde der Verein bei ſeiner
Rück=
m der Einwohnerſchaft mit hellem Jubel empfangen.
Noßdorf, 12. Juni. Schwimmbad. Das ſehr ſchöne Wetter
ſerem Schwimmbad jetzt ſchon außerordentlich regen Zuſpruch ge=
1 Täglich wird unſer Bad von vielen auswärtigen Gäſten beſucht.
die gute Verbindung mit dem Reichsbahnomnibus, der von
adt (Gaſthaus Krone) bis Habitzheim verkehrt, iſt die Erreichung
hwimmbades ſehr bequem. Jeder Beſucher iſt ſichtlich erfreut
ſe gegen das Vorjahr wiederum geſchaffenen Verbeſſerungen. —
irkungsrundgang. Am 16. Juni, vormittags 9 Uhr, wird
zmter der Heſſiſchen Landwirtſchaftskammer einen Nundgang
ie Gemarkung abhalten, bei dem alle Fragen des Ackerbaues, der
ltung uſw., behandelt werden können. Jedermann iſt dazu ein=
Ober=Ramſtadt, 12. Juni. Klein= und
Sozialrent=
ürſorge. Die Bezüge der Klein= und Sozialrentner für
Juni werden ausnahmsweiſe ſchon am Samstag, den
ini 1930, nur vormittags von 8 bis 12 Uhr, bei der
ndekaſſe ausgezahlt. — Feuerwehrübung.
Kommen=
ſontag, den 16. Juni, abends 8 Uhr, findet die dritte
dies=
e Feuerwehrübung ſtatt. Sämtliche Mannſchaften der
Frei=
mn und Pflichtfeuerwehr haben hierzu pünktlich anzutreten.
juglingsfürſorge. Am Montag, den 16. Juni,
nach=
s von 2 bis 3 Uhr, findet im unteren Saale des neuen
uſes die übliche Säuglingsberatungsſtunde ſtatt.
Groß=Zimmern, 12. Juni. Glänzender Erfolg der
ervereinigung Männergeſangverein 1863 und
erkranz 1874 e. V. Groß=Zimmern auf dem
Ge=
zwettſtreit in Viernheim. Die hieſige Sängervereini=
Nännergeſangverein 1863 und Liederkranz 1874 e. V. beteiligte ſich
eiten Pfingſtfeiertage an dem nationalen Geſangswettſtreit zu
eim in der erſten Landklaſſe und errang in dieſer Klaſſe die
höch=
eiſe unter ſtarker Konkurrenz mit noch drei leiſtungsfähigen Ver=
Mit dem eſten Klaſſenpreis, dem Klaſſenehrenpreis. Dirigenten=
Höchſten Ehrenpreis und einem Ehrenpreis (Amerika=Preis in
kehrte die ſangesfrohe Schar mit ihrem beliebten Chormeiſter in
imatdorf zurück. Die Einwohnerſchaft von Groß=Zimmern wußte
ſtungen ihrer Heimatbrüder zu ſchätzen und bereitete ihnen unter
gung der ganzen Bevölkerung ein herzliches Willkommen in den
auen. Der erſte Vorſitzende des Vereins, Herr Georg Ehrhard
rr Bürgermeiſter Reitzel ſprachen in warmen Worten der
Sänger=
ihrem Erfolg den herzlichſten Dank aus, vor allem aber auch dem
ich hochſtehenden Dirigenten des Vereins, Herrn Chormeiſter
Jäger aus Frankfurt a. M.
Groß=Umſtadt. 12. Juni. Bei dem Jahresfeſt des Starkenburger
reins für Baſler Miſſion, das am kommenden Sonntag in der
Evangeliſchen Stadtkirche gefeiert wird, wirkt neben dem hieſigen
liſchen Kirchengeſangverein auch der Poſaunenchor von
Ober=
n mit. Kurze Begrüßungsanſprachen werden halten Herr Dekan
t von Lengfeld als Vertreter des Evangeliſchen Dekanats
Groß=
t, Herr Pfarrer Sehrt von Ober=Klingen als Vorſitzender des
gsvereins und Herr Pfarrer Hartmann von hier als Vorſitzender
neinſchaftlich=epangeliſchen Kirchenvorſtandes. Vielleicht wird auch
Berkirchenrat Müller von Darmſtadt bei der Feier anweſend ſein.
— Reinheim i. O., 12. Juni. Für alle Roſenfreunde ſei für Sonntag,
den 15. Juni, die Parole: Auf nach Reinheim! Der Obſt= und
Garten=
bauverein Reinheim=Ueberau (200 Mitglieder) veranſtaltet von 1—6 Uhr
nachmittags im Saale „Zur Spitze” eine Roſen= und Schnittblumenſchau.
Nach dem Erfolge im Jahr 1928, wo der Verein noch durch die
Roſen=
firma Gebr. Schultheis=Steinfurth und die Staudengärtnerei von Kayſer
u. Seibert=Roßdorf unterſtützt wurden, können wir dieſes mal mit
eigenem Material aufwarten. Hauptſächlich durch die rührige Tätigkeiat
des Vereinsvorſitzenden, Herrn Baldauf, ſind viele neuere und neueſte
Sorten neben den guten alten Roſen in Kultur, ſo daß die Beſucher
ſicher auf ihre Rechnung kommen.
— Brensbach, 12. Juni Samstag, den 14. d. M., findet großes
Sommernachtfeſt auf. Dölps Felſenkeller” ſtatt. Den muſikaliſchen Teil
hat die geſamte Kapelle Kolbacher aus Werſau übernommen. Es iſt
dies ſeit Jahren die erſte Sommernacht=Veranſtaltung.
— Kirch=Brombach, 12. Juni. Nächſten Sonntag, den 15. Juni,
fin=
det die diesjährige Zuſammenkunft der 50=Jährigen des hieſigen
Kirch=
ſpiels, die gemeinſam 1894 in der hieſigen Kirche konfirmiert wurden.
ſtatt. Die Vorbereitungen ſind bereits in vollem Gange und verſpricht
dieſe Wiederſehensfeier einen recht gemütlichen Verlauf. Das Programm
ſieht geſchloſſenen Kirchgang, anſchließend gemeinſamen Gang nach dem
Friedhof zur kurzen Gedenkfeier für die verſtorbenen Altersgenoſſen vor,
Hieran ſchließt ſich im Gaſthaus „Zum Engel” ein gemeinſames
Mittag=
eſſen. Selbſtverſtändlich ſind auch die Angehörigen der
Mitkonfirman=
den eingeladen. Auch Pfarrer Naumann, der die Jubilare konfirmierte
und eine Einladung zu dieſer Feier erhielt, wird erwartet.
Cd. Michelſtadt, 12. Juni. Die Rathausbeleuchtung findet am
kom=
menden Sonntag, 15. Juni, abends, anläßlich der Landesverſammlung
des Fechtvereins Waiſenſchutz nochmals ſtatt.
Reinheſſn.
Modern, bequem, hauswaschbar. — Uberall erhältlich.
m. Beerfelden, 12. Juni. Wiederſehensfeiern. Nicht
weni=
ger als drei Jahrgänge feierten über Pfingſten ihre Wiederſehensfeiern:
die 50=, 60= und 65jährigen, ſo daß am Gottesdienſt ſich über 200
ehe=
malige Konfirmanden beteiligten. Herr Oberpfarrer Colin wurde dieſem
ſeltenen Ereignis in ſeiner Predigt denn auch in trefflicher Weiſe gerecht.
Nach dem Gottesdienſt fanden ſich die einzelnen Jahrgänge getrennt zu
gemeinſamem Mittagstiſch in verſchiedenen Lokalen zuſammen. Bei den
Fünfzigjährigen traf ein Brief der dereinſtigen Pfarrers, Herrn
Pro=
feſſor Pfannmüller=Darmſtadt, ein, der die Glückwünſche übermittelte;
auch der einſtige Lehrer, Herr Rektor i. R. Göbel, war zur Freude der
früheren Schülerinnen und Schüler bei der Feier anweſend.
Zuſammen=
faſſend ſei geſagt, daß alle drei Feiern zur Freude und Zufriedenheit
der Teilnehmer verliefen, und daß dieſe Stunden denſelben lange in
Er=
innerung bleiben werden.
— Birkenau, 12. Juni. Sport. Am Sonntag und Pfingſtmontag
hatten die jungen Handballmannſchaften des Tv. 1886 e V. Birkenau
Spiele gegen namhafte Gegner durchzuführen. Am Pfingſtſonntag gegen
Käfertal ging die 1. Birkenauer Mannſchaft mit 3:1 als Sieger aus dem
Kampf hervor, während die Jugendmannſchaft im gleichen, jedoch
um=
gekehrten, Verhältnis als Beſiegter das Feld räumen mußte. Am
Pfingſtmontag, im Spiel gegen die Mannſchaften des Tv. Hüttenfeld,
konnte die 1. Mannſchaft mit 4:1 und die Jugend mit 6:0 die
Sieges=
balme erringen. Wenn vielleicht auch die Käfertaler ſowohl wie die
Hüttenfelder Mannſchaften in der Technik des Spieles etwas überlegen
erſchienen, ſo waren doch die Birkenauer Spieler ungleich flinker. Die
Anweſenheit von zirka 250 Perſonen als Zuſchauer ſowohl am Sonntag
wie am Montag bewies das rege Intereſſe der Birkenauer an dieſer
Sportart.
* Mainz, 12. Juni. Chronik. Ein 52jähriger Arbeiter aus
Mainz=Koſtheim verſuchte bei Mainz=Kaſtel aus Lebensüberdruß
in den Rhein zu ſpringen. Er wurde durch Polizeibeamte
zu=
rückgehalten und in ſeine Wohnung nach Koſtheim gebracht. — Auf der
Landſtraße Bingen-Mainz, am Bahnübergang bei Finthen, verſagte
einem Laſtkraftwagen die Bremſe. Der Wagen raſte in voller
Fahrt gegen die geſchloſſenen Bahnſchranken und
zertrümmerte beide Schlagbäume. Der geiſtesgegenwärtige Bahnwärter
lief dem herannahenden Zug entgegen und brachte ihn noch rechtzeitig
zum Stehen. Der Laſtkraftwagen wurde ſo ſchwver beſchädigt, daß er
ab=
geſchleppt werden mußte. Der Führer des Kraftwagens kam mit dem
Schrecken davon. — In einer Wohnung erſchien ein Mann, der
behaup=
tete, im Auftrag des Geſundheitsamtes Feſtſtellungen machen zu müſſen.
Er hat die Wohnungsinhaberin erſucht, ihm ein Glas Waſſer zu geben.
Ihre vorübergehende Abweſenheit hat er dann benutzt, um eine Uhr
mit Kette zu entwenden. Die Frau hat bei der Rückkehr in
das Zimmer den Diebſtahl ſofort entdeckt und dem Mann entſprechenden
Vorhalt gemacht. Als ſie ſich an das Fenſter begab, um Hilfe
herbeizu=
rufen, hat der Dieb die Uhr mit Kette wieder hingelegt und ſich
ſchleu=
nigſt aus dem Staube gemacht, ohne daß ſeine Perſonalien feſtgeſtellt
werden konnten. — Die katholiſche Jugend hat ein großes und für die
Mainzer Jugendarbeit bedeutungsvolles Werk in Angriff genommen:
Das ehemalige Fort Gonſenheim, unweit des Schützenhauſes, iſt
von den katholiſchen Jugendorganiſationen von der Stadt übernommen
worden und wird zurzeit für Spiel= und Sportzwecke
um=
gebaut. — Die Franzoſen haben in den letzten Wochen ihre
Ab=
bruchs= und Sprengkommandos, die Aufräumungs= und
Ent=
waffnungsarbeiten laut dem Haager Abkommen vollziehen, in das
Main=
zer Feſtungsgebiet gebracht. So wird zurzeit von einem 200 Mann
ſtar=
ken Abbruchkommando das große Munitionslager bei Uhlerborn zum
Teil geſprengt, zum Teil abgebrochen. Ebenfalls ſind einige
Spreng=
kommandos an die noch nicht ganz niedergelegten Außenforts der Mainzer
Feſtung angeſetzt worden.
h. Friedberg, 12. Juni. Bundestagung des
Ingenieur=
bundes Friedberg. Seinen erſten Bundestag hielt der
Ingenieur=
bund Friedberg bei ſtarker Beteiligung unter Leitung des
Bundesvor=
ſitzenden, Ingenieur Heimann, hier ab. Bei dem Feſtkommers begrüßte
der Vorſitzende Heimann die Gäſte, darunter auch Kreisdirektor Rechthien.
Bürgermeiſter Dr. Sehd und Profeſſor Dr. Schäfer, den Leiter des
Polytechnikums, die auch Anſprachen hielten. Die Glückwünſche der
Ber=
liner Ortsgruppe übermittelte Ingenienr Gerhardt=Berlin.
— Butzbach, 10. Juni. Hebung der Nindviehzucht. Eine
Jungvieh=Prämiierung für heſſiſches Fleckvieh fand in dem Bezirk
Lang=
göns=Oberhörgern durch die Preisrichter Bürgermeiſter Müller=
Bellers=
heim, Bürgermeiſter Kaus=Stangenrod und Kammerbeamten Büxlor=
Gießen ſtatt. Das Zuchtmaterial war durchſchnittlich ſehr gut, Haltung
und Pflege der Tiere gut. Zur Bewertung kamen die Orte Leihgeſtern,
Grüningen, Holzheim, Langgöns, Oberhörgern, Eberſtadt und Dorf=Güll.
Folgende Züchter erhielten Preiſe: 4=Klaſſe, 3—6 Monate alte
Tiere: 1. Preis Bürgermeiſter Müller=Oberhörgern, 90 Punkte;
2. Preiſe Georg Will 5.=Leihgeſtern, Hch. Leidich 3. und Karl Leidich 3.,
Grüningen, 3. Preiſe Bürgermeiſter Görlach=Eberſtadt. Gg. Faber 6.=
Leihgeſtern und W. Jäger=Grüningen; B=Klaſſe, 7—9 Monate:
1. Preiſe Gg. Langsdorf 5.=Leihgeſtern, 89 Punkte; H. Wedemann=
Eber=
ſtadt, 88 Punkte: Chr. Aug Jsheim 2.=Grüningen, 86 Punkte; 2. Preiſe
Eug. Weil=Oberhörgern, Chr. K. Leidig=Grüningen, Konrad Knöpper=
Dorfgüll, Joh. Heß 21.=Leihgeſtern, Kaſpar Langsdorf 4=Leihgeſtern,
3. Preiſe Gg. Dern 8=Leihgeſtern und J. H. Jung=Holzheim:
G=glaſſe. 10—12 Monate: 1. Preiſe Wilh. Bingel=Grüningen, 93
Punkte; Hch. Jäger=Oberhörgern, 90 Punkte; 2. Preiſe Chr. Schäfer=
Grüningen: Gottfried Leidig=Grüningen: Fr. Fauerbach=Grüningen: K.
W. Faber=Leihgeſtern; 3. Preis Wilh. Hahn=Leihgeſtern. — In den drei
Klaſſen wurden außerdem, eine Anzahl Anerkennungen an die Züchter
ausgeſprochen. Die 1. Preiſe beſtanden in 15 Mark, 2. Preiſe 12 Mark,
3. Preiſe 8 Mark, Anerkennung 5 Mark.
h. Gießen, 12. Juni. Aus dem Fenſter geſtürzt iſt der 11 Fritz Gümbel in der Rodheimerſtraße. Er hatte ſich zu weit aus
dem Fenſter gelehnt, bekam das Uebergewicht und ſtürzte aus dem
drit=
ten Stockwerk auf die Straße. Der Junge trug einen Armbruch und
eine Gehirnerſchütterung davon und mußte in die Klinik verbracht
werden.
169
[ ← ][ ][ → ]Seite 20
Freitag, den 13. Juni 1930
Nummer 16
Der Reichsbahn=Sicherheiksdienſt.
Von Hans Piening.
Ueber die Reichsbahn, ihre Finanzlage und Tarifpolitik iſt in der
letzten Zeit ſehr viel in der Oeffentlichkeit verhandelt worden. Die
rückläufige Wirtſchaftskonjunktur, die in Deutſchland ſeit Monaten zu
beklagen iſt, färbt nntürlich in erſter Linie auf die Verkehrsinſtitute
ab. Wenn man ſich nur das gegenwärtige Bild in dem bedeutendſten
deutſchen Wirtſchaftsgebiet, dem Nuhrgebiet, anſieht, mit den ſich immer
höher türmenden Lagerbeſtänden an Kohle und Koks, mit dem
Verſand=
rückgang — arbeitstäglich 20 000 ſtatt 30 000 Wagen, 22 000 Tonnen
Kohlenumſchlag in den Ruhrorter Häfen ſtatt normal 50 000 Tonnen —
ferner den ungeheuren Feierſchichten — vom 1. Januar bis 15. Mai
3 370 370 — und den ſich ebenfalls zu großen Lagebeſtänden anhäufenden
Eiſenmengen in den Eiſen= und Hüttenwerken, ſo iſt es verſtändlich, daß
die Verkehrseinnahmen ſeit Monaten einen Minusſtand zeigen. Auch
bei der Reichspoſt macht ſich dieſe Wirtſchaftslage bemerkbar. Vor
einigen Tagen hat der Reichspoſtminiſter im Poſtverwaltungsrat
mit=
geteilt, daß der Einnahmerückgang im Monat April zu einem Defizit
von 10 Millionen Mark geführt habe. Es iſt bei dieſer Sachlage eine
zwar begreifliche aber auch ſehr bedauerliche Tatſache, daß die zur
Er=
neuerung und Inſtandſetzung der Anlagen ausgeworfenen Summen
ebenfalls einen ganz erheblichen Rückgang erfahren haben, und zwar
von rund 60 Millionen Mark im Monatsdurchſchnitt auf rund 25
Millionen Mark. Einmal hat ſich dieſe zwangsläufige
Sparſamkeits=
politik außerordentlich ſchädlich auf die Beſchäftigung der
Eiſenbahn=
lieferwerke ausgewirkt, zum andern iſt die Gefahr einer
Betriebsgefähr=
dung durch das Unterlaſſen der normalen Auswechſlung von Schienen,
Schwellen und anderer Materialien, die bei den Bahnanlagen
erfor=
derlich ſind, nicht von der Hand zu weiſen. Umſomehr Aufmerkſamkeit
und Dienſtaufopferung wird daher vom Sicherheitsdienſt der
Neichsbahn gefordert, einem Dienſtzweig, der in der Oeffentlichkeit nicht
genügend bekannt iſt und nicht die verdiente Beurteilung erfährt.
Die Aufgaben dieſes Sicherheitsdienſtes ſind ſehr ausgedehnte.
Sie erſtrecken ſich nicht nur auf die Sicherheit im Perſonen= und
Güter=
verkehr, ſondern auch auf die Ueberwachung der Eiſenbahnanlagen. Ein
ſehr wichtiger, wennn auch meiſt unbeachteter Poſten iſt der des
Streckengehers, der, mit Hammer und Schraubenſchlüſſel verſehen, täg=
lich mehrmals ſeine Strecke begeht, um auf die Beſchaffenheit der Gleiſe,
der Schwellen, des Oberbaues, den Zuſtand der Böſchungen beſonders
bei ſtarken Niederſchlägen, Wolkenbrüchen. Hochwaſſer uſw. zu achten.
Ebenſo wichtig iſt der Poſten des Weichenſtellers in den Bahnhöfen, der
auf den Zuſtand der Weichen und Sicherheitsanlagen innerhalb des
Bahnhofs bzw. ſeines ihm zugewieſenen Bezirks des Bahnhofes ſein
Augenmerk zu richten hat. Die den Betriebsdienſt leitenden und
über=
wachenden Organe tragen gleichfalls die größte Verantwortung für die
Betriebsſicherheit der Anlagen. Ein vorzüglich organiſierter
Melde=
dienſt unterſtützt die im Sicherheitsdienſt tätigen Perſonen, alſo in
einem Dienſtzweig, der wie ein nie verſagendes Uhrwerk funktionieren
muß. Die Opferwilligkeit und Dienſtfreudigkeit der Eiſenbahner gibt
heute noch eine gute Gewähr dafür, daß die Gefahren, die nun einmal
mit dem Eiſenbahnbetrieb verbunden ſind, wenigſtens nach menſchlicher
Möglichkeit abgewendet und verhindert werden.
Ein anderer Zweig des Sicherheitsdienſtes, die ſogenannte
Bahn=
polizei, zeigt in ihren Ergebniſſen die außerordentliche Vielſeitigkeit
dieſes Ueberwachungsorganes der Reichsbahn. Im Monat März d. J.
ſind nicht weniger als 3594 Bahnpolizeiübertretungen und 2210
Unregel=
mäßigkeiten im Betriebsdienſt feſtgeſtellt, 5490 Nachlöſungen von
Fahr=
karten, 480 nachträgliche Abfertigungen von zu ſchweren
Handgepäck=
ſtücken veranlaßt, 1950 ſonſtige Unregelmäßigkeiten im Verkehrsdienſt
abgeſtellt, 1766 Diebſtähle entdeckt und für 33000 Mark Diesgut
zurück=
gewonnen worden.
Durch regelmäßige Streifen in den Warteräumen und
Bahnwirt=
ſchaften iſt der Kriminalpolizei eine ganze Reihe unlauterer Elemente
durch die Bahnpolizei zugeführt worden. Zahlreiche Handgepäck= und
Taſchendiebe ſind auf friſcher Tat ertappt und feſtgenommen worden.
Frachtbriefſchwindler und Fahrkartenfälſcher konnten feſtgenommen
und der verdienten Strafe zugeführt werden.
Dieſe Aufzählung zeigt, daß im Reichsbahnverkehr in ausgedehnter
Weiſe für die Sicherheit der Beförderung von Perſonen und Gütern
geſorgt iſt. Immerhin wird es gerade bei der jetzt beginnenden
Neiſe=
zeit am Platze ſein, auch an das Publikum die Mahnung zu richten,
auf Reiſen ſelbſt die Augen offen zu halten und vor allem ni
übereilte Kritik dem Sicherheitsdienſt ſeine wahrhaft nicht leichte, aber
deſto verantwortungsvollere Aufgabe im Intereſſe des Reiſeverkehrs
*
zu erſchweren.
Skraßenberichl
für die Woche vom 15. bis 21. Juni 1930.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Hanptdurchgangsſtraßen in Heſſen:
Hetzbach bis Km. 57,3 (zwiſchen Hetzbach und Beerfelden) vor
bis 21. 6. geſperrt. Umleitung für Fahrzeuge unter 5,5 To. übe=
Gemeindeweg Hetzbach (Wolfsbuckel), für Fahrzeuge über 5,5 To
Hetzbach über Krähberg—Ober=Sensbach-Beerfelden.
Heldenbergen—Windecken wegen Brückenbauarbeiten an der 9
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Eichen—Oſtheim.
Sonſtige Straßen in Heſſen:
Hahn—Gernsheim, Km. 46,0—20,815 vom 19. 5. bis 19. 6. gef
Umleitung: Bruchmühle-Biebesheim.
Münſter—Dieburg, Km. 16,0—18,685, vom 26. 5. bis 25. 6. geſ
Umleitung: Altheim.
Buchſchlag—Sprendlingen, Km. 0,0—2,2, vom 28. 5. bis 18.
ſperrt. Die aufgeſtellten Schilder ſind zu beachten.
Pfeddersheim—Monsheim vom 26. 5. bis auf weiteres geſperrt
leitung: Nieder=Flörsheim.
Heuchelheim—Atzbach und Heuchelheim-Kinzenbach (Ortsdurc
Heuchelheim) vom 27. 2. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung:
heim a. Bieber.
Wieſeck—Altenbuſeck (Ortsdurchfahrt Wieſeck) vom 10. 2. bi
weiteres geſperrt. Umleitung: innerhalb Wieſecks durch die Schul
die Nabenauerſtraße.
Großen=Linden-Langgöns vom 15. 5. bis auf weiteres geſ
Umleitung: Büches.
Alsfeld—Altenburg vom 30. 5. bis auf weiteres geſperrt für
kraftwagen und Langholzverkehr. Umleitung über die Parallel
Alsfeld—Altenburg (D=Straße).
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Seite 23
Salzburger Feſitage.
Eine Kundgebung Heſſen=Südmark.
II.
dämmernden Abend ſtrömten Tauſende hinaus vor die
der Stadt, um im Freien, auf grüner Wieſe ſich zur
ung für die Volksgemeinſchaft zuſanmenzufinden: Heſſen
marker!
tsrat Block, den ſpäter die Wormſer herzlich und ſinnig
urch Ueberweiſung eines künſtleriſch ausgeführten
Ehren=
hieß ſie alle willkommen, die vielen Trupps aus den Gauen
ind die aus der Südmark, die ſich hier die Hand reichen
zur Grenzen überbrückenden Volksgemeinſchaft. Der
galt ſein Gruß und den Führern, die ſie hierher
ge=
ſonders herzlich aber dem Führer der Südmark, Pfarrer
deſſen Wiege in Heſſen ſtand!
i ſprach Schulrat Haſſinger:
auſcht durch deutſche Wälder,
aunt aus Rohr und Ried,
lingt durch Städt' und Felder
ukunftmächtig Lied;
lopft an jede Pforte in Schloß und niederm Haus
zauberſtarkem Worte: Deutſche Jugend heraus!
Euch!
jungen Menſchen deutſchen Blutes, deutſcher Sprache,
Denkens und deutſchen Volkstums!
Eurem Wollen und Beginnen!
ſeid — und wir Aelteren mit Euch — wir ſind in dieſer
nde zuſammengekommen vor den Toren der
Mozart=
einem Treffen, das ein Bekenntnis ſein will.
nd zweier deutſcher Stämme begegnet einander!
wie ſonſt in kleinen Gruppen kommen reichsdeutſche
um mit glücklichen Augen zu ſchauen die Ueberfülle
nen, mit der Natur und Kunſt dieſes geſegnete Land
n. Heute treffen ſich die jungen Tauſendſchaften aller
Lande und jetzt ſind vereinigt öſterreichiſche und
de Jugend. Wir kommen als Jugend unſres Volkes
i und aus den Blicken ſoll etwas ſprechen, was über
de des Tages hinausweiſt zu Aufgabe und
Verpflich=
as nämlich iſt der Aufbruch der Jugend unſerer Zeit,
Bewegung auf Ziele gelenkt iſt, die jenſeitig vom Ich,
teuden und ſeinen Anſprüchen liegen. Aus dem
Kind=
nd des „ſich ſelber genügen” hat die Jugend die höhere
lommen, die bewußter gemacht hat und die den Blick
nd neue Inhalte für das Jungſein erſchloß. Und die
eines Satzes leuchtet auf, den eine der größten deutſchen
eine Mutter mit ganz großem Herzen, an ihr Kind in
und gefährlicher, unheilbringender Ferne ſchrieb. Das
ja Thereſia, die in ihrer Sorge über das gefährliche
Trei=
em Hofe Ludwig XVI. Maria Antoinette aufzurütteln
„Wir ſind nicht um unſerer ſelbſt willen da — ſchrieb
Verſailles — und zu unſerem Vergnügen, ſondern um
nel zu erwerben, nach dem alles trachtet und der nicht
geſchenkt wird; man muß ihn verdienen.”
litteler brauchen wir heute nicht minder als jene Zeit
vorbereitenden europäiſchen Umwälzungen. Reiche
zer=
d Formen zerbrechen, aber unerſchütterlich wie Berge
mel bleiben die Geſetze der Völker und des Volkstums
tung und Beachtung ſich erhalten will, ſeine Stellung
iund feſtigen, wer ſich nicht hinabreißen laſſen will durch
den Strudel, der braucht ein Feſtes, das ihn durch den Strom
der Zeit zu neuen Ufern trägt. Da hilft kein Klammern an ſein
eigen Ich, kein Sichgehenlaſſen und Sichverlieren an dem, was
der Stunde genehm iſt und der Luſt des Augenblickes dient, da
muß ein Ziel ſein, das höher weiſt und Richtung gibt.
Heil dem Volke, deſſen Jugend lebendigen Willen zum Leben
hat. Heil denen, die neue Inhalte für ihr Jungſein fanden.
Laßt uns in dieſer Stunde unſer Bekenntnis herausſtellen,
laßt uns unſer Bewußtſein füllen mit dem großen Erleben, das
deutſcher Jugend aus Zeit und Schickſal erſtand. Laßt uns
dank=
bar ſein für dieſes Schickſal, das den deutſchen Menſchen ſchmieden
wird.
Laßt uns das Schickſal bejahen, das über den deutſchen
Menſchen hereingebrochen iſt, das uns als Nation zu zerſchlagen
drohte und das doch geholfen hat und weiter helfen wird, uns
als große Volksfamilie in unſerem Volkstum zu finden. Was
das bedeuten ſoll, davon wißt Ihr jungen Menſchen aus der
Südmark und aus der Weſtmark aus eigenem Erleben zu ſagen.
Ihr wißt davon, wie der Anſturm gegen die deutſche
Kultur=
welt geſcheitert iſt an dem ſtarken Wall des Volksbewußtſeins.
Und Ihr vergeßt dabei keinen Augenblick, daß dieſer Wall in
Weſt und Süd keine Riſſe der Bekenntniſſe, der Stände und
der Parteien ſah. Laßt dieſes Wiſſen fruchtbar werden. Auf
Euch ruht die Verantwortung der Zukunft!
Es ſoll ein neuer Geiſt ſeinen Einzug halten in eine
un=
ſicher gewordene Welt. Ein Geiſt, der ſich jedwedem Verſuch
entgegenſtemmt, den Menſchen ſeines Heimathimmels, des
Him=
mels ſeines Volkstums zu berauben. Er wird uns aber nicht
umſonſt geſchenkt. Er will verdient ſein.
Heil dem Volke, deſſen Jugend Wegbereiter iſt.
Heil der Jugend, die ihres Weges ſicher bleibt.
Heil Euch, Ihr jungen Menſchen deutſchen Blutes, deutſcher
Sprache, deutſchen Denkens und deutſchen Volkstums!
In dieſem Geiſte und in dieſem Sinne überbringe ich Euch,
Ihr öſterreichiſche V. D. A.=Jugend die beſten Grüße unſeres
heſſiſchen Staatspräſidenten Dr. Adelung, der ein warmer
Freund und tatkräftiger Förderer der V. D. A.=Sache iſt, und der
heſſiſchen Jugend. Ich glaube, daß wohl kaum einer dazu
be=
rufener ſein dürfte, als ich es durch meine amtliche Tätigkeit
bin, die mich Tag für Tag mit allen Schichten des Volkes und
mit allen Richtungen der Jugend zuſammenführt. Ich kenne
ihre Sehnſüchte, ich kenne ihre Freuden und kenne ihre
Schmer=
zen. Vielleicht wurde nie ein Volk ſchlimmer heimgeſucht, als
es ſeit langem nun ſchon dem deutſchen geſchieht, indem es vom
Schickſal unabweisbar auf die Gemeinſchaft hingewieſen wird
und dennoch nicht zu dieſer Gemeinſchaft kommen kann. Wie
ganz anders könnten wir in der Welt daſtehen, wenn wir
tat=
ſächlich ein Volk und eine Gemeinſchaft wären! Wenn wir uns
nicht die beſten Kräfte ſelbſt nähmen, indem wir uns von Gruppe
zu Gruppe befehden und uns damit des Segens der volklichen
Geſchloſſenheit ſelbſt berauben! Ich ſpreche hier nicht — um es
ganz deutlich zu ſagen — von dem, was man den
deutſch=
öſterreichiſchen Anſchlußgedanken nennt, nein, das iſt eine Sache,
die kommen wird, wenn die Zeit dazu reif iſt und die nach meiner
Meinung bei weitem nicht ſo ſchwer zu meiſtern iſt, wie das
andere, von dem ich hier ſpreche, die innerdeutſche Zerriſſenheit.
Und haben wir nicht trotzdem alle in uns das tiefe Bedürfnis,
die große Sehnſucht, ein Volk und eine Gemeinſchaft zu ſein?
und da will es mir als Pflicht erſcheinen, gerade zu Euch, der
V. D. A.=Jugend, die ſich begeiſtert einreiht in den Kampf um
die Erhaltung deutſcher Kultur allüberall, wo deutſche Menſchen
darum zu kämpfen haben, zu ſprechen von der Pflicht, die ihr
zu=
gleich mit dieſer Aufgabe auch Eurem Volk in der deutſchen
Hei=
mat gegenüber habt, von der Pflicht, daran mitzuarbeiten, daß
die Brücken, die uns alle bei voller kämpferiſcher Wahrung
unſerer eigenen Anſchauung in gegenſeitiger Achtung, in
gegen=
ſeitigem Verſtehen und in gegenſeitigem Einandergeltenlaſſen
ver=
binden ſollen, nicht vollſtändig zerfallen, daß gerade Ihr dazu
berufen ſeid, nicht zu verzagen und alles zu tun, um ſolche feſten
Brücken aufrichten zu helfen, die die Menſchen Eures Volkes
wieder über die Klüfte der Parteien und Meinungen
hinüber=
führen zu jener Gemeinſchaft, die das größere Gemeinſame will,
weil es ihr Schickſal iſt. Bei unſerer Rückkehr in unſere Heimat
nach dieſen feſtlichen Tagen ſei es daher unſer Gelöbnis, mehr
noch als bisher zu werben und zu wirken für deutſches Volkstum
und deutſche Heimat.
Herzliche Mahnworte zu einigendem Zuſammenſtehen ſprach
dann Pfarrer Harth. Eine Tanzaufführung der Wormſer
Gruppe beſchloß die eindrucksvolle Kundgebung.
Geſchäftliches.
Internationale Hygiene=Ausſtellung in Dresden 1930.
Zur Tages= und Nachtzeit behauptet unter den Bauwerken der
In=
ternationalen Hygiene=Ausſtellung Dresden 1930 der Chlorodont=Turm
als Wahrzeichen der Ausſtellung eine beherrſchende Stelle. Steil
aufge=
reckt ragt er an Tagesſtunden über die weite Ausſtellungsſtadt, in ſeiner
gedrungenen und doch formvollen Wucht ganz eigenwillig geprägt, kantig
und hart vor das Sportplatzgelände geſtellt, auf breiten Beinen über
die Gangbahn tretend.
Noch größer aber iſt der Eindruck in der Dunkelheit; dann winken
Lichtſpiele von der Spitze herunter und verkünden weithin, noch viel
kräftiger, als es die Beſchriftung am Tage tut, daß der Zweck des Baues
die Werbung für ein Induſtrieerzeugnis iſt, eine Werbung, die nicht
durch Marktſchreierei, ſondern durch Leiſtung geſchieht.
Ueber das ſachgemäße Waſchen und Trocknen farbiger empfindlicher
Wäſcheſtücke herrſcht noch häufig Unklarheit. In dem Modewarenhaus
Gebrüder Neu, hier, Ludwigsplatz, wird während einiger Tage
durch praktiſche Perſil=Waſchvorführungen gezeigt, wie leicht und bequem
jede Dame ſelbſt ſolche Wäſcheſtücke waſchen kann. (Siehe heutiges Inſerat.)
Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 13. Juni.
12.20: Schloßplatz in Stuttgart: Promenadekonzert.
16.00: Konzert. Liſzt: Klavierkonzert Nr. 1 in Es=dur. — Raff:
Suite 2 in ungariſcher Weiſe. — Dann: Neue Tanzmuſik.
18.05: Buch und Film.
18.35: Aerztevortrag: Das Blaſenleiden im Alter.
19.05: Mannheim: Prof. Schmiedel: Theater, Weltbild und
Lebens=
philoſophie.
19.30: Slawiſche Muſik.
20.15: Konzert. Händel: Concerto groſſo. — Buſoni: Divertimento
für Flöte und Orcheſter. — Beethoven: Symphonie Nr. 2.
21.15: Joh. Seb. Bachs Choralvorſpiele.
22.40: Karlsruhe: Jazz=Konzert der „Mahagonny 5‟,
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Freitag, 13. Junf.
15.00: Jungmädchenſtunde. Karla Höcker: Richtiges und falſches
16.00: Dr. Dorothea Bernhard: 9. Schuljahr auf dem Lande.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.55: Pfarrer Dr. Wagner: Bei deutſchen Auswanderern in Kanada=
18.40: Geh. Rat Prof. Dr. Lütgert: Die ſoziale Pflicht.
19.05: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Wiſſenſchaftlicher Vortrag für Zahnärzte.
20.00: Chopin: Sonate H=moll. Am Flügel: Karol Szceter.
20:25: Lunapark: Lunapark=Orcheſter.
Danach: Abendunterhaltung. Kapelle Ferdy Kauffman.
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„Ich bin mit Soße nie mehr in Verlegenheit
„Ob ich Fleischgerichte
machen will, die wenig oder
gar keine Soße geben (Leber,
Schnitzel, Beefsteak,
Kalbs-
kopf, Bratwurst usw.), ob ich
überhaupt kein Fleisch
ser-
vieren will, immer habe ich
genug Bratensoße. Ein
ein-
ziger Würfel Knorr-Braten-
soße, ohne Zutaten, nur
zer-
rühren und in kaltem Wasser
aufkochen, gibt in wenigen
Minuten so viel Soße wie
2 Pfund Braten. — Und —
diese Tunke kann mir nie
misslingen — ich habe
sie immer zur Hand und sie
schmeckt vorzüglich.”
4 Würfel —½Liter — 15 Pf. Versuchen Sie Knorr-
Täldtt
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Seit ich Kruschen nehme, habe
ich keine Beschwerden mehr!
„Ich Iitt lange Jahre an Darmträgheit” sohreibt Fran
A. D. . . . .„ Berlin W57, Alvenslebenstraße, am
26. 3. 1930,
„.. und teilte Ihnen mit, daß ich Ihr Neo-Krusahen-
Salz seit 6 Jahren täglich gebrauche. lch litt lange
Jahre an Darmträgheit, die schließlich in einer
Gallen-Operation endete. Gleich nach der Operation
nahm ich Ihr Neo-Kruschen-Salz und habe seitdem
(also seit 6 Jahren) keine Beschwerden mehr. Ich
empfehle es allen, denen es so gebt, wie es mir
ge-
gangen ist. Auch meinen Kindern, die noch z. T.
klein sind, gebe ich Neo-Kruschen-Salz gegen
Stuhl-
verstopfung, — es bilft stets. Meine größeren
Kinder nehmen es gegen unreinen Teint.”
(Originalschreiben kann jederzeit eingesehen
werden.)
Viele Menschen wissen gar nicht, weiche üblen
Folgen Darmträgheit und Stuhlverstopfung haben
können, doch ist eine gute Verdauung der Schlüssel
gu Ihrer Gesundheit. Achten Sie in Ihrer Familie
daranf, daß Ihre Angehörigen ihren Stuhigang in
Ordnung halten, dann werden Ihnen viel Kummer
und Sorgen erspart bleiben. Sie haben in
NEO
R
ALZ
eine ganz beaueme Handhabe, daheim inmitten Ihres
Familienkreiges die Gesundheit Ihrer Lieben zu
überwachen und zu pflegen. Vorbengen ist
bekannt-
lich beeser als hedten. Tun Sie rechtzeitig etwas,
be-
vor es zu spät ist., Ein Origmalglas „Neo-Kruschen-
Salz” reicht für hundert Tage und kostet 3 Mark in
Apotheken und Drogerien. Aber lassen Sie sieh nichts
anderes empfehlen oder gar verkaufen. Es gibt
zahl-
reiche Nachahmungen, Wertvolle Erzengnisse von
Weltruf werden von jeher nachgeahmt. Auch
Neo-
ruschen-Salz hat viele Nashahmer, vor denen
aus-
drücklich gewarnt wird. Achten Sie auf die in allen
Ländern der Erde bekamte und beliebte
gelb-
schwarze Packung und den Namen „Neo-Kruschen-
Salz‟. Ein Versuch überzengt Sie sofort, es gibt
sollte ol
nichts Besseres. Keine Haushal
Kruschen-Salz sein.
Nun iſt es wieder in vollem Betrieb, das Badeleben, das ſchönſte Geſchenk der warmen Zeit.
In den Freibädern ſtauen ſich wieder die nach Sonne, Luft und Waſſer ſehnſüchtigen Menſchen,
ſpielen, toben, turnen, lärmen und feiern die Freude des befreiten Körpers.
Schweres Brandunglück bei Quedlinburg.
Drei Feuerwehrleute tot.
Quedlinburg. Kurz nach 17 Uhr brach
infolge Exploſion eines Kohlenbunkers in der
Dampfziegelei von Kratzenſtein ein Großfeuer
aus, das die ganze Ziegelei innerhalb dreier
Stunden einäſcherte. Eine Stunde nach
Aus=
bruch des Feuers ſtürzte eine Giebelwand ein
und begrub neun Feuerwehrleute unter ſich.
Drei konnten nur als Leichen geborgen werden.
Zwei Feuerwehrleute wurden ſchwer, drei
Feuer=
wehrleute leicht und eine Zivilperſon leicht
ver=
letzt. Das Feuer verbreitete eine derartige Hitze,
daß ein in einer Entfernung von 150 Metern
vom Brandherd ſtehender Kraftwagen Feuer
fing.
Frau Hanau redivira.
Paris. Frau Hanau, die vor einiger Zeit
aus der Unterſuchungshaft entlaſſene Leiterin
der „Gazette du Franc”, iſt vorgeſtern zum erſten
Male wieder in den Geſchäftsräumen des
Blat=
tes erſchienen, wo ſie von den verſammelten
Gläubigern freundſchaftlich begrüßt wurde, Frau
Hanau erklärte erneut, die Aktiven der „Gazette
du Franc” überſtiegen die Paſſiven, und ſie
ver=
pflichte ſich, den Gläubigern ihre Forderungen
voll auszuzahlen.
Geheimnisvolle Mordtat.
Prag. Am Mittwoch nachmittag wurde in
Prag eine geheimnisvolle Mordtat verübt, der
die 63jährige Millionärin Hermine Burger zu
Opfer fiel. Der Gatte fand die Frau bei ſeine
Rückkehr in die Wohnung gefeſſelt und geknebelt
vor. Der herbeigerufene Arzt ſtellte nach ergel
nisloſen Wiederbelebungsverſuchen feſt, daß ſie
erdroſſelt worden war. Frau Burger war un
gefähr um elf Uhr vom Bahnhof nach Hauſe
zurückgekehrt und ſeither hatte man nichts au
der Wohnung gehört. Wenige Minuten bevor
der Hausherr die Wohnung betrat, traf ein im
Hauſe angeſtelltes Dienſtmädchen einen elegan
ten Mann im Alter von ungefähr 45 Jahren
der gerade aus der Wohnung herauskam. Das
Ehepaar Burger gilt als ſehr vermögend; in
der Wohnung befinden ſich Bilder und
Edel=
ſteine im Werte von mehreren Millionen
Kronen. Ungeklärt iſt das Eindringen des
Mör=
ders in die Wohnung, da ſämtliche
Schlöſſe=
unverſehrt ſind. Rätſelhaft iſt ferner, daß der
Mörder keinen der wertvollen
Schmuckgegen=
ſtände mitgenommen hat.
Seite 24
Reich und Ausland.
43. Haupkverſammlung
des Bereins deutſcher Chemiker.
Ehrungen verdienter Forſcher.
die Chemie.”
„Goethe und
Frankfurt a. M. Der Verein deutſcher
Chemiker hielt am Donnerstag vormittag im
Bachſaal des Feſthallengeländes ſeine 43.
Haupt=
verſammlung ab. Prof. Dr. Duden, Frankfurt
a. M., begrüßte die 2000 Chemiker und
Ehren=
gäſte und gab die Ehrungen des Vereins
deut=
ſcher Chemiker bekannt. Prof. Dr. H.
Stau=
dinger, Freiburg, und Prof. Dr. Kurt Meyer,
Ludwigshafen, wurde in Anerkennung ihrer
grundlegenden Arbeiten auf dem Gebiete
hoch=
molekularer organiſcher Stoffe die „Emil
Fi=
ſcher= Gedenkmünze” verliehen. Prof. Dr. Otto
Ruff, Breslau, erhielt für ſeine Unterſuchungen
über Fluor und Fluoride, wodurch die
Kennt=
niſſe über anorganiſche Verbindungen in
unge=
ahnter Weiſe erweitert wurden, die Liebig=
Denkmünze. Prof. Dr. Alfred Stock, Rektor der
Techniſchen Hochſchule Karlsruhe, wurde für die
Schaffung wertvoller Apparate und
Arbeits=
methoden, ſeine Arbeiten auf dem Gebiete der
anorganiſchen Chemie und ſeine Anregungen in
HörIl und Laboratorium zum Ehrenmitglied
des Vereins deutſcher Chemiker ernannt. —
So=
dann ſprach Clemens Lammers, Berlin, über
„Probleme der internationalen Wirtſchaft”
Geheimrat Prof. Dr. Walden, Roſtock, ſprach
über „Goethe und die Chemie‟. Es ſei eine Tat
der heutigen Chemiker geweſen, Goethes
chemi=
ſches Intereſſe der Mitwelt wieder in
Erinne=
rung gebracht zu haben. Goethe, der zur Zeit
einer Goldmacherſeuche in Frankfurt das Licht
der Welt erblickte, habe die Ideen der Chemie
zielſicher in ſeinen klaſſiſchen Dichterwerken
ver=
woben und damit Chemiſches über die ganze
Kulturwelt verbreitet, der Alchemie und der
Chemie eine neue Geiſtigkeit verliehen. Goethe
und ſein Mitarbeiter Döbereiner ſeien als
Che=
miker ihrer Zeit vorausgeeilt. Die vielfachen
Urteile Goethes über die allgemein bildende und
wirtſchaftliche Bedeutung der Chemie entſprächen
heute vollkommen dem Werturteil der Chemie
als einer modernen Weltmacht. Im Anſchluß an
die Verſammlung fand am Mittag eine
Mit=
gliederverſammlung des Vereins deutſcher
Che=
miker ſtatt.
Sommerwetter im ganzen Reich.
Berlin. Die außerordentliche Hitze, die
ſeit Mittwoch im ganzen Reich feſtzuſtellen iſt,
hält unvermindert an. Berlin hatte am
Don=
nerstag, um 8 Uhr früh, bereits 23 Grad zu
verzeichnen. Die Temperatur ſtieg in den
Mit=
tagsſtunden auf 29 bis 30 Grad. Im
Binnen=
lande wurde geſtern früh eine
Durchſchnitts=
wärme von 20 Grad abgeleſen, das ſüdliche
Schleſien meldete ſogar 24 Grad. Auch an der
Nord= und Oſtſee iſt das Wetter ausgeſprochen
ſommerlich. Ausſicht auf Abkühlung beſteht
bis=
her nirgends. Nur am Mittelrhein und in
eini=
gen Teilen Weſtdeutſchlands zeigte ſich
Gewit=
terneigung.
Das Marinedenkmal in Mölkenork
bei Kiel eingeweihl.
Freitag, den 13. Juni 1930
Die Marburger Breilichtſpiele beginnen.
Eine „Jedermann”=Aufführung vor der alten Marienkirche.
Die berühmten Marburger Feſtſpiele, die alljährlich unter freiem Himmel ſtattfinden haben zu
Pfingſten ihren Anfang genommen. Zuerſt gelangte das mittelalterliche Myſterienſpiel „
Jeder=
mann” in der Nachdichtung von Hugo v. Hoffmannsthal zur Auffuhrung.
Badeleben 1930 in gellem Bekrieb.
Numn
Fahrkenprogramm des
Zeppelin” für die Sommer
Friedrichshafen. Von der
tretung wird folgendes Fahrtenpro
die Sommermonate bekanntgegeben;
Landungsfahrt nach Münſter; 17. Ju
zer Fahrt; 18. oder 19. Juni: Fahr
arlberg; 21. Juni: Fahrt in den
Wald, nachmittags Landung in Mü
Weiterfahrt nach Berlin mit Landun
Fahrt nach Hamburg mit Landun
23.—25. Juni: Fahrten über Berlin
Rückfahrt nach Friedrichshafen;
Juni: Islandfahrt, die 60 Stund
wird; 2. Juli: Fahrt in die c
Alpen; 5. Juli: Nachtfahrt nach Köl
dung; 6. Juli: Rheinfahrt anläßlich
ungsfeier, abends Landung in K
Rückfahrt nach Friedrichshafen; 8.
48ſtündige Nordlandfahrt bis nach 2
zum Nordkap; 12.—13. Juli: Fahrt
ſtadt a. d. H., mit Landungen früh u
15. Juli: 60ſtündige Nordlandfahrt
bergen; 29. Juli: 48ſtündige Fahrt
land, Irland und Schottland: 2. oder
Fahrt nach Darmſtadt mit
5. Auguſt: 60ſtündige Fahrt nach M
über die Azoren; 12. Auguſt: 48ſtün
über die Oſtſee und nach Dänemark
und Finnland; 19. Auguſt: 48ſtünd
meerfahrt rund um Italien, Sizilie=
Adria und den Karſt; 24. Auguſt:
Wien ohne Zwiſchenlandung: 30. ode
Fahrt zur Leipziger Meſſe mit Lan
Der franzöſiſche Poſtflug von der we
ſchen Küſte nach Braſilien auf ur
Zeit vertagt.
Paris. Die franzöſiſche Luftpo
Compagnie Genérale Aéropoſtale hat
nerlich, kurz vor der Südamerika=
Luftſchiffs „Graf Zeppelin” durch d
Mermoz einen Poſtflug von der w
ſchen Küſte nach Port Natal in Bre
führen laſſen. Die Geſellſchaft, und 1
franzöſiſche Preſſe, haben damit ve
kürzere Flugzeit des Poſtflugzeuges i
zu der Zeppelinreiſe zu ſtellen, obwo
den beiden Beförderungsmitteln
Rückſicht auf die Zahl der mitgeführ
giere und die Menge der Poſtſäcke
gleich möglich iſt. Nunmehr kommt
Janeiro die Nachricht, daß der Pile
gezwungen war, den Rückflug nach
am Senegal nach 18 vergeblichen Sta
auf unbeſtimmte Zeit zu verſchieben.
iſt der von Mermoz benutzte Appare
der Lage, das Gewicht des zu der
Ue=
des Südatlantiſchen Ozeans erforder
triebsſtoffes und der Poſt zu beförder
Im Stahlball zum Meeresgru
London. Das Mitglied der N
Zoologiſchen Vereinigung William
ſich am Mittwoch von einem vor=Ha
den Bermudasinſeln verankerten Schi
Stahlball in das Meer hinabſetzen
bisherige Tiefenrekord betrug 325
Lufterneuerung in dem Stahlball w
Oxyde bewirkt. Zwiſchen Beebe un
ſatzung des Schiffes wurde ein
geſpräch geführt.
Neuer Höhenwelkrekor
eines amerikaniſchen Flies
Die feierliche Einweihung des Denkmals.
An Pfingſten wurde das Ehrenmal für die 5132
Kriegsopfer der deutſchen U=Boot=Flotte in
Möltenort bei Kiel feierlich eingeweiht.
Zahl=
reiche ehemalige Marineangehörige wohnten der
Feier bei.
Der amerikaniſche Armeefliegerleutnat
einer der erfolgreichſten Höhenflieger,
neuen Höhenweltrekord aufgeſtellt. N
Landung ergaben die Inſtrumente, da
Höhe von 13 165 Meter erreicht und
bisher von dem Deſſauer Flieger N
gehaltenen Rekord um 426 Meter
hatte.
In den ersten 10 Jahren
sollte jede Mutter ihr Kind
aus-
schließlich mit der reinen, milden
MIVEA
KINDERSEIFE
waschen und baden. Dem
Kind wird dadurch später
manche Sorge um die
Er-
haltung seines guten Teints
erspart bleiben Nivea-
Kinderseife ist überfettet
und nach ärztlicher
Vor-
schrift besonders für die
empfindliche Haut der
Kinder hergestellt. 2
Ae
Freilicht, Freiluft und Sonne! Und dazu
AAEUAEA
Das gibt gesunde Haut und schön gebräuntes Aussehen, — auch
bei bedecktem Himmel; denn auch Wind und Luft bräunen den
Körper. Aber trocken muss Ihr Körper sein bei direkter
Sonnen-
bestrahlung. Und gut mit Nivea-Creme vorher einreiben! Sie
vermindern dadurch die Gefahr schmerzhaften Sonnenbrandes-
Dank des nur ihr eigenen Gehalts an Eucerit dringt Nivea-Creine
leicht in die Haut ein, und erst die
einge-
drungene Creme kann ihre wohltuende
Wirkung voll zur Geltung bringen. / Also
Mueg- Creme auch bei bedecktem flimmel!
In Dosen: RM o.20, o.50, o.60 und 1.20
—In Tuben aus reinem Zinn: RM o.60 u. I.—
mer 162
Freitag, den 13. Juui 1930
Saar=
rSortefHiefn! C Dulausfall
von der n
ien auf uN
agt.
n damit
flugzeuges
tellen, obmt
gsmitteln
zu der 14
Meereeradte
Ecke Ellsabethen- und Wilhelrninenstraße
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Große Auswahl in jeder Preislage.
Für jeden Geschrnack stets das Neueste-
woch, den 18. Juni 1930,
8 Uhr, wird in Darmſtadt
ift Heiliges Kreuz) das Heugras
fiskaliſchen Wieſen in den
Ge=
en Arheilgen, Darmſtadt, Lan=
1sbach, Hanauer=Koberſtadt und
en des Forſtamtes Kranichſtein
t. Auskunft durch die Förſter.
ſtadt, den 12. Juni 1930. (9448
Forſtamt Kranichſtein.
Vergebung
Bauleiſtungen
ür die innere Herſtellung der
delle erforderlichen
Weißbinder=
reinerarbeiten ſollen nach den
ten der Reichsverdingungsord=
If dem Wege des öffentlichen
ſerbes vergeben werden.
Ange=
rucke ſind bei dem
unterzeich=
rchitekten gegen Erſtattung der
ten zu erhalten. Die Angebote
chloſſen und mit entſprechender
t bis Mittwoch, den 18. Juni
(9411
zzureichen.
B.D.A. W. Pfuhl, Dipl.=Ing.,
ſeidenreichſtraße 23, III.
100
Jahre
oder
Affe
eiteberſteigerung.
tstag, den 17. Juni 1930,
ttags 6 Uhr, gelangen im
Rat=
ahier die Hofreiten Alte=Darm=
. 6 und 8 in Eberſtadt (Flur I,
oe Brabgarten. Das Dorf —
und Flur I, Nr. 511) Hofreite
rf. — 997 qm) öffentlich
meiſt=
zum 3. Male zur Verſteigerung.
wird, daß in dem Haus Nr. 8
iſchaft betrieben wird. (9398
ſtadt, den 11. Juni 1930.
teher Heſſ. Ortsgerichts Eberſtadt.
Dr. Uecker.
Aeneren der Auige.
tags 11 Uhr, verſteigere ich im
udwigspl. 8 öffentlich zwangs=
(9449
gen Barzahlung:
ied. Herrenanzugſtoffe, Mantel=
Damen=Kleiderſtoffe, Vorhänge,
beitskittel und Hoſen, 1
Winter=
ſteigerung findet beſtimmt ſtatt.
nſtadt, den 12. Juni 1930.
Metzger
ichtsvollzieher in Darmſtadt.
Uberſteigerung zu Mainz.
30. Juni 1930, vorm. 11 Uhr, im Saale
Mainz, Große Bleiche 4, verſteigern die
igten Nackenheimer
Weinbergs=
beſitzer, Nackenheim
3 Halbſtück 1928er
1929er
1929er Natur
3 Viertelſt. 1929er Natur
iten und beſten Lagen der
Ge=
markung Nackenheim.
am Tage der Verſteigerung von
vormittags 9 Uhr ab.
nigte Nackenheimer
Weinbergs=
beſitzer, Nackenheim.
ſen ſind zu richten ſchriftl. an den
tsführer Herrn Hch. Grünewald,
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Flur 15, Nr. 25, Hofreite Pallaswieſenſtraße 110,
Rößler=
ſtraße, 3084 qm, Schätzung: 23 000 RM.;
Flur 15, Nr. 26, Grabgarten daſelbſt, 560 qm, Schätzung:
2000 RM.
Eigentümer: A. Henninger u. Co., G. m. b. H. in
Darmſtadt, Pallaswieſenſtraße 110, Rößlerſtraße.
(9383a
Darmſtadt, den 3. Juni 1930.
richt I
Seite 25
beſeitigt ſofort
und endgültig
Papil=
lantin
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wiſſenſchaftlich
ausprob. Mittel
Vollkur
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Denn die Qualität von Gargoyle Mobiloel beruht
auf den längsten Erfahrungen auf dem Gebiet der
Schmierung, auf den umtassendsten wissenschattlichen
Arbeiten und praktischen Versuchen mit
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Gee
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R
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Seite 26
Freitag, den 13. Juni 1930
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Freitag, den 13. Juni 1930
Seite 21
Schmeling Weltmeiſter.
eketz in der vierten Runde wegen Tiefſchlags disqualifiziert.
Der Sport des Sonntags
port iſt jetzt Hochſaiſon. Ein Ereignis jagt das andere. Am
Sonntag warten wieder faſt alle Sportzweige mit „
Spitzen=
auf.
Fußball.
ſorſchlußrunde um die Deutſche Meiſterſchaft treffen
genden Mannſchaften: 1. FC. Nürnberg und Hertha=BSC. in
resdener SC. und Holſtein Kiel in Duisburg. In beiden
d es zu harten Kämpfen kommen, aus denen 1. FC. Nürnberg
ener SC. als Sieger und damit als Teilnehmer am
Schluß=
rgehen dürften. — In Hamburg liefern ſich Norddeutſch=
ONordholland ein Repräſentativſpiel. Drei
Länder=
tehen auf der Tagesordnung: Schweden—Schweiz in
Stock=
nland—Dänemark in Helſingfors und Polen-Oeſterreich in
in Süddeutſchland werden in allen Gruppen die
Auf=
iele fortgeſetzt. Es ſpielen u. a.: Viernheim — Kirchheim;
sheim — Olympia Worms. — Zahlreich ſind auch trotz der
tenen Jahreszeit noch die Freundſchaftsſpiele.
Handball.
rlin treffen der weſtdeutſche Meiſter Sportfreunde Siegen und
che deutſche Meiſter Polizei Berlin zum Endſpiel um
dballmeiſterſchaft der DSB. zuſammen. Wenn nicht
eſehene Zwiſchenfälle eintreten, müßte die Berliner Polizei
ag zum ſiebtenmale Handballmeiſter werden.
Deutſche Turnerſchaft.
eutſche Turnerſchaft trägt am Sonntag ebenfalls ihre
End=
im Handball und Fußball aus. Es ſpielen im
Kruppſche Turngemeinde Eſſen — MTV. Harburg=Wilhelms=
Handball der Männer: Tv. Frieſenheim — MTV.
Braun=
eide Spiele finden in Leipzig ſtatt. Das Endſpiel um die
ndballmeiſterſchaft wird acht Tage ſpäter in Breslau zwiſchen
Turnerſchaft und Vorwärts Breslau durchgeführt.
Leichtathletik
utſche Leichtathletik erlebt nach den Großſtaffelläufen nun am
Sonntag mit dem Vierverbändekampf im Kölner
nen weiteren Höhepunkt der Saiſon. Die beſten Athleten aus
t=, Norddeutſchland und Berlin bewerben ſich um den —
üb=
tohlenen — Pokal des Kölner Oberbürgermeiſters Adenauer.
n hat bislang noch wenig Möglichkeiten zum Vergleich der
oten, es ſcheint aber doch ſo, als ſollte — wie ſeit 1925 ſchon
wiederum Berlin die erſte Anwartſchaft auf den Sieg haben.
lland, das im Vorjahre nur Letzter wurde, müßte in dieſem
r wenigſtens auf den zweiten Platz kommen können. —
Wäh=
brigen Süddeutfchland am 15. Juni erſt die
Gaumeiſter=
durchgeführt werden, kommen für die Gruppe Baden in
den bereits die badiſchen Meiſterſchaften zum
Schwimmen.
Saſſerball=Repräſentativſpiel liefern ſich Baden und
Würt=
g in Göppingen.
Rudern.
der ungünſtigen Zeitverhältniſſe hat die Große Frank=
Regatta auch in dieſem Jahre wieder eine ſehr gute
Be=
funden. Auf der Main=Rennſtrecke werden am Samstag und
127 Boote mit 664 Ruderern von 26 Vereinen aus Mannheim
), Ludwigshafen, Mainz, Heidelberg, Worms, Frankfurt,
Hanau, Limburg, Godesberg, Köln und Nürnberg an den
ſen. — Weitere Regatten finden in Dresden und in
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New Jork, 13. Juni, 3.20 ME. 3.
Bei dem Boxkampf um die Weltmeiſterſchaft, der heute
im Jankee Stadion zu New ſork vor 100 000 Zuſchauern
ſtatifand, landete Sharkey in der vierten Runde einen
Tief=
ſchlag, worauf er von den Ringrichtern unter ſtürmiſchem
Beifall des Publikums disqualifiziert wurde. Schmeling
iſt damit Weltmeiſter
Tenni s.
Frankfurt a. M. iſt am Wochenende Schauplatz der Deutſchen
Junioren=Tennismeiſterſchaften, die auch in dieſem
Jahre wieder die beſten Spieler und Spielerinnen des Nachwuchſes im
Kampf verſammelt ſehen. Beim Turnier in Stuttgart werden die
württembergiſchen, beim Turnier in Krefeld die weſtdeutſchen
Tennis=
meiſterſchaften ausgetragen.
Motorſport.
Das einzige größere motorſportliche Ereignis im Reich iſt das gut
beſetzte Keſſelbergrennen des Bayeriſchen AC. — Im Ausland
ſtehen u. a. die Engliſche Touriſt Trophy und der Große
Preis von Oeſterreich für Automobile auf der
Tages=
ordnung.
Pferdeſport.
Der Sonntag bringt Galopprennen in Berlin=Grunewald, Leipzig,
Horſt=Emſcher und Chantilly.
Segelflugſpork.
„Sturmvogel” Darmſtadt auf der Waſſerkuppe.
Bei Regen und Gewitter fuhren 20 Mann auf die
Waſſer=
kuppe. Mit den 3 Nachzüglern, Studenten der Darmſtädter
Hoch=
ſchule, iſt die Gruppe, die mit den beiden Gleitflugzeugen des
„Sturmvogel”, „Adelung” und „Heſſen”, bei ſchönſtem
Sonnen=
ſchein, aber bei ungünſtigem Oſtwind, trainiert, nun komplett.
Be=
ſonders „Adelung” wurde in 3 Tagen mit faſt 200 Starts fleißig
bewegt. Und er machte in Güte und Zuverläſſigkeit, aber auch in
vornehmer Eleganz, ſeinem Taufpaten alle Ehre. Endlich war
von Freitag auf Samstag, nachdem die höchſten Wettergelehrten,
Prof. Georgii mit ſeinem Stabe, angekommen und das Richtige
getippt hatten, der Wind ſtill geworden und nach Süden gedreht.
Am Samstag legten 10 Piloten die A=Prüfung ab. Schwungvoll
ſetzten ſie alle auf dem „Zuckerfeld” auf, mit einer Zeit, die früher
für die B=Prüfung genügte. Während der Pfingſttage ſtartete
der D.L.V. ſein großes Modellfliegen. — Mit Hals und
Bein=
bruch” gehts dann nach Pfingſten weiter. Für Gäſte ſind, nebenbei
geſagt, die Waſſerkuppen=Hotels moderniſiert.
Deutſche Golfmeiſterſchaft. Nach viertägiger Dauer wurden
am Sonntag auf der Anlage des Golf= und Landklubs Wannſee
die Spiele um die Herren=Golfmeiſterſchaft zum Abſchluß gebracht.
In der Endrunde, die im Gegenſatz zu den Vorſpielen über die
doppelte Diſtanz von 36 Löchern führte, ſtanden ſich der
Ham=
burger Jungnickel und der in Frankfurt a. M. domizilierende
Engländer Walker gegenüber. Letzterer holte ſich den Titel dank
ſeiner größeren Sicherheit mit 4:3.
Wekterbericht.
Mit der Abflachung und dem Abzug der nördlichen Störung wird
die Wetterlage durch hohen Druck beſtimmt. Somit herrſcht vorwiegend
heiteres und ſommerliches Wetter. Eine Aenderung des
Witterungs=
charakters dürfte ſpäter bei der zunehmenden Erwärmung nur durch
Gewitterſtörungen hervorgerufen werden.
Ausſichten für Freitag, den 13. Juni: Meiſt heiter, heiß und trocken.
Ausſichten für Samstag, den 14. Juni: Wenig Aenderung der
Wetter=
lage, jedoch aufkommende Wärmegewitter.
Aaupſchruſtelung. Rudol Maupe
Verantwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feutlleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport, Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Que iſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort. Dr. Herbert Nettei
für den Inſeratenteil und geſchäftlſche Mitteilungen: Wiliy Kuble:
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Seite 28
Freitag, den 13. Juni 1930
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Ausgabe von 36000000 Reichsmark
Internationale Sil0o Anleihe des Deutschen Reichs 1930. Deutsche Ausgabe.
Teile der etwa 300000000 Dollars (V. St. A.) betragenden Gesamtanleihe werden außer in Deutschland ausgegeben in Belgien, Frankreich, Groß-Britannien, Holland, Italien, Schweden,
der Schweiz und den Vereinigten Staaten von Amerika.
1. Die Anleihe wird ausgegeben in auf den Inhaber lautenden Stücken von 100 RM.,
200 RM., 500 RM., 1000 RM. und 5000 RMI.
2. Kapital und Zinsen dieser Schuldverschreibungen sind in Deutschland bei der
Reichsbank in Reichsmark zahlbar, doch können Zinsscheine und rückzahlbare Stücke
auch bei den außerhalb Deutschlands für andere Abschnitte der Internationalen 5‟/,%
An-
leihe des Deutschen Reichs vorgesehenen Zahlstellen zur Zahlung vorgelegt werden. Sie
werden dann zum jeweiligen Kurse der Reichsmark in der Währung dieses Landes bezahlt.
Unter Reichsmark ist eine Münzeinheit zu verstehen, die eine Münzparität von /„7go k8
Feingold, wie es im Münzgesetz vom 30.August 1924 vorgeschrieben ist, haben und behalten
soll.
3. Der Zinsfuß beträgt 51/,%; die Zinsen werden halbjährlich am 1. Juni und 1.
De-
zember, zuerst am 1. Dezember 1930 gezahlt.
4. Die Laufzeit der Anleihe beträgt 35 Jahre. Spätestens zum 1. Juni 1965 müssen
sämtliche Schuldverschreibungen der Anleihe getilgt sein. Die Tilgung erfolgt durch jährliche
Auslosung zu pari oder durch freihändigen Rückkauf. Falls Verlosungen erforderlich werden,
sollen sie im Monat April, erstmalig im April 1931, stattfinden. Die ausgelosten
Schuld-
verschreibungen sind an dem auf die Ziehung folgenden 1. Juni rüickzahlbar.
5. Das Deutsche Reich ist berechtigt, die Gesamtanleihe, von der die deutsche
Aus-
gabe einen Teil darstellt, ganz oder teilneise, jedoch nur in Beträgen von ettwa 30000000
Dollars oder einem Mehrkachen hiervon, zum 1. Juni 1935 oder zu jedlem folgenden 1. Juni
zum Nennvert zurüickzuzahlen, wobei alle einzelnen Ausgaben ihrem Umfang entsprechend
zu berücksichtigen sind. Die Rückzahlung ist 6 Monate vorher anzukündigen.
6. Kapital und Zinsen der Anleihe werden ohne Abzug irgendwelcher gegenwärtiger
oder zukünftiger deutscher Steuern ausgezahlt.
Die deutsche Ausgabe beträgt 36000 000 RM.
Dieser Betrag wird durch die unterzeichneten Bankfirmen unter den nachstehenden Bedingungen zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt.
Der Zeichnungspreis beträgt 900
zuzüglich Stückzinsen vom 1. Juni d. J. bis zum Zahlungstage.
Die Börsenumsatzsteuer geht zu Lasten der Zeichner.
Zeichnungen werden in der Zeit
vom 12. Junf d. 1. bis einschließlich 13. Junl d. J.
gemäß dem offiziellen Zeichnungsprospekt von den unterzeichneten Mitgliedern und den
Unterbeiteiligten des Reichsanleihekonsortiums sowie deren deutschen Zweigniederlassungen vor dem 16. Juni 1930 (erster Einzahlungstag) merden Linsen nicht verglitet.
während der üblichen Geschäftsstunden entgegengenommen. Vorzeitiger Schluß der
Zeich-
nung bleibt vorbehalten.
Die Zuteilung der Stücke auf Grund der Zeichnung erfolgt baldmöglichst nach Ablauf
der Zeichnungsfrist und blelbt dem Ermessen der Zeichrungsstellen überlassen. Wünche
auf bestimmte Stickelung können nur insoneit berüeksichtigt werden, als dies mit dem
Interesse der anderen Zeichn te Verträglich erschein.
Ein Anspruch auf Zuteilung kann aus etwa vorzeitig eingezahlten Beträgen nicht gemäß 8 1807 BGB. mündelsicher.
hergeleitet werden.
Die Bezahlung der zugeteilten Stücke hat in der Zeit vom 16. Juni d. J. bis 25. Juni
d. J. zuzüglich 5‟,%0 Stückzinsen vom 1. Juni ab bis zum Tage der Einzahlung bei der-
Berlin, den 11. Juni 1930.
Berlin, Braunschweig, Breslau, Dresden, Düsseldorf, Essen (Ruhr), Frankturt (Main) Hamburg, Karlsruhe (Baden), Köln (Rhein), Leipzig, München, Nürnberg, Weimar.
jenigen Stelle, welche die Zeichnung entgegengenommen hat, zu erfolgen. Auch Zahlungen
Die Zeichner erhalten zunächst nicht übertragbare Kassenguittungen, gegen deren
Rückgabe später die Ausgabe der definitiven Stücke durch die Zeichnungsstellen erfolgt.
Die Einführung der Anleihe an den deutschen Börsen wird alsbald nach Erscheinen
der defimnitiven Stücke veranlaßt wtden.
Die Schuldverschreibungen sind als verbriette Schuldverschreibungen des Reichs
Die Deutsche Ausgabe der Internationalen 51/,% Anleihe des Deutschen Reichs 1930
kann im Lombardverkehr der Reichsbank beliehen werden und ist auch im Lombardverkehr
bei der Preußischen Staatsbank (Seehandlung) als Deckung zugelassen.
Reichsbank.
Preußische Staatsbank (Seehandlung).
Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, A. G.
Berliner Handels-Gesellschaft.
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Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft.
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Hardy & Co., Gesellschaft mit beschränkter Haftung.
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Reichs-Kredit-Gesellschaft Aktiengesellschaft.
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Frankfurker und Berliner Effekienbörſe.
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er dem Reichsarbeitsminiſter gegebenen Zuſicherung, in
er Arbeitgebererklärung zum Oeynhauſener Schiedsſpruch,
anſtatt bis zu 10 Prozent nur bis zu 7½ Prozent zu
doch die Preiſe über das Ausmaß der tatſächlich geſparten
u8 zu ermäßigen, haben die Verkaufsverbände der
Deut=
lgemeinſchaft in der geſtrigen Sitzung einen Preisabbau
r ſich auf alle neuen Käufe rückwirkend ab 1. Juni d3. J3.
Preiſe werden wie folgt abgebaut:
neiſen (Frachtbaſis Oberhauſen) von 138 auf 134 RM.,
n (Frachtbaſis Neunkirchen) von 132 auf 128 RM., für
achtbaſis Oberhauſen) von 141 auf 137 RM., für Stabeiſen
ſteunkirchen) von 135 auf 131 RM., für Grobbleche von
M., für Mittelbleche von 165 auf 160 RM., für
Univerſal=
auf 142 RM., für Bandeiſen für die nördlichen Abſatz=
64 auf 159 RM., für Bandeiſen für Süddeutſchland von
KM., für Walzdraht von 172 auf 167 RM., für Gruben=
142 auf 138 RM. Die Halbzeugpreiſe ſind um 3,50 RM.
eden. Ueberdies wurde beſchloſſen, den Aufpreis für
tinſtahl um 2 RM. zu ſenken.
blech= und der Röhrenverband ſchloſſen ſich grundſätzlich
ungsaktion an. Sie werden in den nächſten Tagen
ent=
ſchlüſſe faſſen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Taratgewichte. Die am Diamanten= und Edelſteinhandel
Kreiſe verſuchen in der letzten Zeit, durch Verhandlungen
kommenden Induſtrie= und Handelskammern mit den
zu=
lichen Stellen eine Aenderung der beſtehenden Beſtim=
Maße und Gewichte herbeizuführen. Bekanntlich müſſen
hsgeſetzlichen Beſtimmungen im innerdeutſchen wie im
hr die Gewichte für Edelſteine in Gramm angegeben
e Vorſchriften haben zu Mißhelligkeiten im
Auslandsver=
da der internationale Handel als Gewicht für Diamanten
nur das metriſche Karat (0,205 Gramm — 1 Karat)
be=
em Stand der bisherigen Verhandlungen iſt anzunehmen,
ichen deutſchen Stellen die Benutzung der Karatgewichte
dulden werden.
G. zu Linz a. Rh. Die Geſellſchaft beruft jetzt auf den
ord. H.=V. ein, die bekanntlich auch über die Einziehung
Nill. RM. Treuhandaktien durch Herabſetzung des Aktien=
24 auf 20 Millionen RM. Beſchluß zu faſſen hat. Wie
bleibt das Unternehmen für 1929 wieder dividendenlos.
eines beratenden Ausſchuſſes für die Rohal Mail Steam
ny. Wie die Blätter melden, gibt die Rohal Mail Steam
Any in London, über deren geſchäftliche Lage ſeit einiger
errſcht, bekannt, daß ein Ausſchuß ernannt worden iſt,
Direktor der Geſellſchaft und den verſchiedenen von ihr
der mit ihr verbündeten Geſellſchaften über Fragen der
Heſchäfte und der Finanzen beraten ſoll. Der Ausſchuß
aus dem Direktor der Midlands Bank Hyde, dem Bri=
Naxwell, Teilhaber von Clyn, Mills u. Co., und einem
en amtlichen Reviſoren. Der Ausſchuß wird mindeſtens
dieſes Jahres in Tätigkeit bleiben. Der vormalige
Prä=
ndelsamtes, das Parlamentsmitglied Walther Runciman,
lied des Direktoriums der Geſellſchaft ernannt worden.
beſellſchaft angelegte Kapital wird auf 80—90 Millionen
ig geſchätzt.
Broduktenberichte.
ſche Obſtgroßmärkte. Die Spargelzeit hat ihren
Höhe=
eitten. In der Woche vor Pfingſten etwa hatte man die
hren auf. den Märkten zu verzeichnen; das Angebot läßt.
nach. Jetzt ſchieben ſich die Kirſchen in den Vordergrund,
Stachelbeeren gibt es, und in 12—14 Tagen werden die
n folgen. Das Geſchäft wickelt ſich überall flott ab. Die
n einzelnen Märkten: Spargel= und Obſtgroßmarkt des
eins Ingelheim: Spargel 1. Sorte 40—45, 2. Sorte
en 25—45, Sauerkirſchen 40, Erdbeeren 40—55 Pfg. Ge=
und 380 Zentner. — Obſt= und Gemüſeverwertungs=
Ge=
ingelheim und Umgebung: Spargel 1. Sorte
irte 17—18, 3. Sorte 4—6, Kirſchen: Bigareaux 38—46,
41—45, Erdbeeren 38—44, Stachelbeeren 9—10 Pfg. —
mer Spargel= und Obſtauktion: Spargel
51, 2. Sorte 28—32, 3. Sorte 6—8, Erdbeeren 30—45,
gareaux 40—43, mittl. Bigareaux 35—36, Schloßkirſche
nberger 33—34, Frühkirſchen 20—24, Baumüller 30 bis
Verſteigerungsmarkt Gau=Algesheim: Spargel
48, 2. Sorte 17—18, 3. Sorte durchſchnittlich 4,5 Pfg.,
66 Pfg. — Sämtliche Preiſe verſtehen ſich je Pfund.
ner Produktenbericht vom 12. Juni. Gute Wetterberichte
e Auslandsofferten beeinflußten den Markt. Die Börſe / Hanſa Dampfſch
uhiger Haltung. Im vorbörslichen Verkehr nannte man Nordd. Lloyd
100 Kilo waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 33—33,50, Bahr. Motorenw.
0, Roggen inl. 17,75—18, Hafer inl. 16,50—17,50, Futter= J. P. Bemberg
ſüdd. Weizenmehl Spezial Null 46, ſüdd. Weizenauszugs=
Weizenbrotmehl 32 ſüdd. Roggenmehl (60—70prozentige
25,50—28,25, feine Weizenkleie 6,75, Biertreber 9,75 bis
1t 39,50.
Viebmärkke.
ſer Viehmarkt vom 12. Juni. Aufgetrieben waren 73 Käl=
Die Preiſe: Kälber a) 76—82, b) 69—75, c) 62—68 Pfg.
Marktverlauf: geräumt.
ner Viehmarkt vom 12. Juni. Dem heutigen Viehmarkte
zren: 37 Kälber, 50 Schafe, 110 Schweine, 455 Ferkel und
ihlt wurden für Kälber 58—74, Schafe 48—52, Schweine
Ferkel bis 4 Wochen 20—28, über 4 Wochen 30—35, Läu= 7%Dtſch. Reichsanl.
Narktverlauf: Mit Kälbern ruhig, mit Ferkeln und Läu=
Nächſter Ferbelmarkt findet am 18. Juni 1930 ſtatt.
er Viehmarkt vom 12. Juni. Dem Frankfurter
Klein=
iren zugeführt: Seit dem letzten Markt 38 Rinder, 486 886 Heſſen v. 2
hafe 596 Schweine. Bezahlt wurden pro Zentner
Lebend=
er b)84—89, c) 79—83, d) 70—78, Schafe b) 45—52. Der
war mit Kälbern anfangs rege, zum Schluß ſtark ab= 8% Sachſen ....
erkauft, beſte Kälber über Notiz, Schweine ruhig, Ueber=
9großhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1 95—105, dito 2 85—95,
30—94, Kuhfleiſch 2 75—85, dito 3 63—65, Kalbfleiſch 1
2 110—120, Schweinefleiſch 80—90, Gefrierfleiſch:
Vorder=
dinterviertel 65. Geſchäftsgang: lebhaft. Aus hieſiger
Daren zugebracht 319 Viertel Rinder, 27 ganze Kälber,
weine 1 Schaf, von auswärts 133 Viertel Rinder, 36 ganze
ilbe Schweine, 1 Schaf und 1 Kleinvieh.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Berechnungen der Metallgeſellſchaft A.=G., Frankfurt
t1e ſich die Blei=Hütdenproduktion der Welt im April 1930
Sonnen gegen 148 316 Tonnen im März ds. Js. und
ſen im Jahresdurchſchnitt 1929.
von unterrichteter Seite erfahren, hat die Bleiſtiftfabrik
Faber A.=G. und die Mont Blanc Füllfederhalter=Geſell= 8% Mainz.... .."
Nommen getroffen, wonach die Verkaufsintereſſen beider 82 Mannheim ..
Begenſeitig nachdrücklich gefördert werden ſollen.
Verrſtein gelegene Schieferbruch Schielenberg iſt von der
A.=G. käuflich erworben worden. Der Abbruchbetrieb
ſtein fortgeführt werden.
Selligung des deutſchen, belgiſchen, däniſchen, franzöſiſchen,
Aoländiſchen, norwegiſchen, öſterreichiſchen, ſchweizeriſchen,
and tſchechoflowakiſchen Uhrmachergewerbes beginnt am 82, Preuß, Lds.
Dürich eine Konferenz des europäiſchen Uhrmachergewerbes.
che Einfuhr erreichte im Mai einen Wert von 91 037000
Luch was gegenüber dem Mai 1929 einen Rückgang um
and Sterling bedeutet. Der Wert der Ausfuhr wird mit
und Sterling angegeben, das ſind 16 425 000 Pfund
Ster=
als im gleichen Monat des Vorjahres.
Frankfurt a. M., 12. Juni.
Nachdem an der geſtrigen Abendbörſe eine leichte Erholung
ein=
getreten war, machte ſich zu Beginn der heutigen Börſe wieder eine
Abſchwächung bemerkbar. Vor allem konnte noch immer nicht der durch
das beſchloſſene Notopfer in die Börſe getragene Druck beſeitigt
wer=
den, da ſo gut wie keine günſtigen Momente auf der anderen Seite
vorhanden waren. Der Ordermangel hielt an; die Kuliſſe zeigte noch
nicht einmal Neigung, das herauskommende Material aufzunehmen.
Trotzdem die heute erſt zur Auflegung gekommene Young=Anleihe ſchon
überzeichnet ſein ſoll, blieb dies ganz ohne Einfluß. Das Geſchäft
be=
wegte ſich in den denkbar engſten Grenzen. In der Hauptſache
ver=
ſtimmte noch die erneut ſchwache geſtrige New Yorker Börſe. Auch heute
kamen Erſtnotierungen wieder nur in geringem Umfange zuſtande.
Auch im Verlaufe trat keine Belebung des Geſchäftes ein. Die
Kurſe erfuhren eine weitere Senkung um bis ca. 1 Prozent, doch machte
ſich ſpäter auf vereinzelte Deckungen der Kuliſſe eine leichte Erholung
geltend, ſo daß die zwiſchendurch eingetretenen Abſchwächungen
zu=
meiſt wieder ausgeglichen wurden. Zum Schluß der Börſe beſſerte ſich
die Situation weiter etwas, da die Kuliſſe vereinzelt erneut zu
Rück=
deckungen ſchritt. Es ergaben ſich gegen Anfang Kursbeſſerungen bis
zu 3 Prozent, wobei Siemens führend waren. Am Geldmarkt war
Tagesgeld mit 2½ Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt nannte
man Mark gegen Dollar 4,1919, gegen Pfunde 20,364, London=Kabel
4,580, Paris 123,78, Mailand 92,77, Madrid 40,80, Schweiz 25,06E/s,
Holland 12,0830.
An der Abendbörſe herrſchte bei anhaltendem Ordermangel
Geſchäftsſtille. Die Kurſe waren gegen den Berliner Schluß im
allge=
meinen wenig verändert. J. G. Farben gaben geringfügig nach. Auch
im Verlaufe konnte ſich das Geſchäft nicht beleben. Lediglich Gesfürel
lagen etwas höher, während Nordd. Lloyd wieder angeboten und 1
Pro=
zent abgeſchwächt waren. Renten ſtill, Neubeſitzanleihe gut behauptet.
Aku 95, A. E. G. 157½, Bembero 110, Scheideanſtalt 149½, Linoleum
230, Licht u. Kraft 157, J. G. Farben 166½, Gesfürel 155½, Siemens
237, Svenska 314, Waldhof 163, Hapag 110½, Lloyd 109¾, Berliner
Handelsgeſellſchaft 170, Danatbank 255½, Reichsbank 280, Gelſenkirchen
134½, Salzdetfurth 400, Rheinſtahl 116½, Stahlverein 90½.
Berlin, 12. Juni.
Die heutige Börſe eröffnete nach einem undurchſichtigen
Vormit=
tagsverkehr in ſchwächerer Haltung. Eigentliche neue Momente lagen
nicht vor, und die Tendenz entwickelte ſich ähnlich wie geſtern. Die
Erholungen des geſtrigen Abends gingen bereits vormittags im
An=
ſchluß an das nach ſtark ſchwankendem Verlauf ſchwach ſchließende New
York wieder verloren, und bei der geringen Aufnahmeneigung der
Börſe genügten ſchon kleine Verkaufsaufträge des Publikums, um die
Gewinne von geſtern abend faſt durchweg wieder verloren gehen zu
laſſen. Die Tatſache, daß die Zeichnung auf die Young=Anleihe einen
guten Verlauf nimmt und in New York ſchon ein Kurs von 91 Prozent
für Stücke per Erſcheinen bezahlt werden ſollen, konnte die Tendenz
nicht ändern. Auch die allerdings nur geringe Entlaſtung am
Arbeits=
markt fand kaum Beachtung, beſonders da neue Arbeiterentlaſſungen
bei den Vereinigten Stahlwerken gemeldet wurden. Dieſes Papier
notierte daraufhin erſtmalig wieder unter 90 Prozent. Stärker als
3 Prozent gedrückt eröffneten Reichsbank, Spritwerte, Tietz, Svenska,
Weſteregeln und Akkumulatoren, die bis 4½ Prozent verloren. Im
Verlaufe war die Tendenz bei minimalem Geſchäft nicht ganz
einheit=
lich. Die Veränderungen betrugen bis zu 1 Prozent nach beiden
Sei=
ten, doch überwogen die Kursrückgänge. Reichsbankanteile verloren
weitere 1½ Prozent. Chadeaktien wurden verſpätet mit minus 3¾ Mk.
zur Notiz gebracht.
Metallnotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 12. Juni ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) 124 RM. — Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium, 98= bis
99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190, desgl. in
Walz=
oder Drahtbarren 99proz. 194, Reinnickel, 98= bis 99proz. 350,
Antimon Regulus 353—355, Feinſilber (1 Kilogramm fein) 48.50
bis 50.50 RM.
Amerikas 309 Millionen=Enkſchädigung
für deulſche Shfſe.
Eine Hapag=Lloyd=Erklärung zur Freiggbe.
Wie wir bereits meldeten, hat der Schiedsrichter für die zu
zahlende Entſchädigung für die während des Krieges in den
ame=
rikaniſchen Häfen beſchlagnahmten deutſchen Schiffe die zu
lei=
ſtende Entſchädigungsſumme auf 74 243 000 Dollar feſtgeſetzt.
Die Nachricht über die ſchiedsrichterliche
Entſchädigungsfeſt=
ſetzung für die in den Vereinigten Staaten während des Krieges
beſchlagnahmte deutſche Tonnage werden von den Verwaltungen
der Hamburg—Amerika=Linie und des Norddeutſchen Lloyd
beſtä=
tigt. Man macht darauf aufmerkſam, daß der für die geſamte
Ton=
nage als Entſchädigung feſtgeſetzte Betrag von 74 243 000 Dollar
den Wert per 1. 1. 1929 darſtellt, ſo daß für die Bewertung per
Ultimo 1930 noch ein Zuſchlag von zweimal 5 v. H. Zinſen zu
berückſichtigen iſt, womit die Geſamtſumme auf 81 667 300 Dollar
anwächſt. Nach den über die Bewertung vorliegenden Unterlagen
iſt anzunehmen, daß auf Hapag und Nordd. Lloyd zuſammen etwa
93 v. H. der Geſamtentſchädigung fallen werden. Von den auf
Hapag und Nordd. Lloyd entfallenden Beträgen entfällt,
ent=
ſprechend dem Verhältnis der verlorenen Tonnage von etwa
300 000 Tonnen Hapag, etwa 200 000 Tonnen Nordd. Lloyd,
vor=
ausſichtlich ein Betrag von etwa 60 v. H. auf die Hapag und etwa
40 v. H. auf den Nordd. Lloyd.
Mehrere Hamburger Blätter nehmen zu dem Spruche des
amerikaniſchen Schiedsrichters über die Entſchädigung für die
be=
ſchlagnahmten deutſchen Schiffe Stellung. Dabei wird allgemein
darauf hingewieſen, daß Amerika im Gegenſatz zu England die
Unverletzlichkeit des Privateigentums anerkannt habe. Der
„Hamburger Anzeiger” führt u. a. aus: Dieſer Spruch ſei gerecht
und berückſichtige loyal die deutſchen Anſprüche und Geſichtspunkte.
Die beiden deutſchen Großreedereien würden nun feſt mit
Zah=
lungen von zuſammen 300 Millionen Mark rechnen dürfen. Das
ſei ein Betrag, der außerordentlich bedeutend für die deutſche
Schiffahrt ſei und völlig ausreiche, die geſamten Schulden der
Reedereien abzutragen und mit ihnen eine erfreulich breite
Ar=
beitsbaſis zu ſchaffen. 310 Millionen aus Amerika würden der
deutſchen Schiffahrt in ihrer Geſamtheit nützen und ſie in die Lage
verſetzen, mit Ausſicht auf Erfolg gegen die ausländiſchen
Wett=
bewerber anzutreten. Das „Hamburger Echo” ſchreibt, daß
Ame=
rika die deutſchen Reeder nicht aus Edelmut entſchädige, ſondern
um den Glauben an das kapitaliſtiſche Syſtem wieder herzuſtellen,
deſſen Grundlage das Privateigentum ſei.
Amerikaniſche Kabelnachrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 12. Juni:
Getreide. Weizen: Juli 103, Sept. 106, Dez. 110½; Mais:
Juli 79½, Sept. 80¾, Dez. 74½; Hafer: Juli 38.50, Sept. 3878,
Dez. 4158; Roggen: Juli 57.25, Sept. 61.75. Dez. 67¾.
Schmalz: Juli 9,92½, Sept. 10,12½, Okt. 10,17½.
Speck, loko 14,15.
Schweine: leichte 9,75—10,15, ſchwere 9,65—10,10;
Schweine=
zufuhren: Chicago 18 000, im Weſten 77 000.
Baumwolle: Juli 14,36.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 12. Juni:
Schmalz; Prima Weſtern 10,60; Talg, extra, loſe 5½.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 117½, Hartwinter
109, Mais 90.75, Mehl 5,31—5,55; Getreidefracht: nach England
1,6 bis 2,3 Schilling, nach dem Kontinent 7 bis 9 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze: 27: Loko; 8½; Juni 7,71,
Juli 7,78, September 8,05, Oktober 8,16. Dezember 8,08, Januar
8,17.
Berliner Kursbericht
vom 12. Juni 1930
Oeviſenmarkt
vom 12. Juni 1930
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bank u
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
A. E. G.
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Nf
224.—
138.25
139.5
10.75
146.—
112.—
158.—
84.—
1081,
184.—
67.-
173.—
156.—
951,
Meiete eeu
J. G. Farben
Gelf. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppell
Niee
166.625
134.5
154.5
123.—
100.625
97.75
218.—
100.25
g7n5
99.—
49.25
86.5
104.75
D2.—
Mee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerk
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Re
65.
399.—
133.—
90.5
218.—
83.—
33.5
69.25
71.-
166.—
18.25
87.—
49.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
ſopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Mi
100 finn. Mk.
100 Schillin=
00 Tſch. Kr
00 Pengo
100 Leva
100 Gulder
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 2=Stg.
1 Pap. Peſol
Dollar
100 Belgo
100 Lire
100 Franes
Geld
0.543
59.07
12.42
73.21
3.035
168.31
112.01
112.02
112.35
Brieſſ
10.563
59.19
12.44
73.35
3.041
168.65
112.22
112.24
112.5
20.339/ 20.37‟
1.573/ 1.577
4. 187
4. 18.
58.41
21.93
6.43
58.53
21.97
16.47
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoflawien
Portugal
Athen
Iſtambu
Kairo
Kanada
Uruguay
3sland.
Callinn (Eſtl.)
Riga
Marbant, Koumanongerrafcha
Frankfurter Kursbericht vom 12. Juni 1930.
60
6% Baden. ......
80 Bayern ..
.
v. 29
9% Preuß.
Staats=
anl. . . . . . . . . . . .
6% Sachſen ...."
7% Thüringen".
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +‟/.
Ab=
löſungsanl..
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe.
80 Baden=Baden,
60 Berlin ....."
8% Darmſtadt v. 26
v.2e
Frankfurt a. M
8% Nürnberg
8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . .
8% Goldoblig.
4½% Heſſ. 2ds.=
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. . ... .. . . .
pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr. . . . . . . ..
* Golbobl
825 Darmſt. Komm
Landesbk. Goldobl
8½Kaſſeler Land. Goldpfbr.
104.50 18% Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . . /100.25
82.90 /4½% „ „ Sbl./ 85
100.75
85
931,
96
95.75
100.25
83.5
85.5
3.5
94
99.5
94.5
107
96.5
Dr. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser. I
+Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
58
16
V Berl. Hyp.=Bk./101
4½% „Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp.=Bk.. /101
/4½% „ Lig.Pfbr 87.40
„ Pfbr.=Bk./ 101
4½% „Lig. Pfrb.. / 88).
80 Mein. Hyp.=Bk. /1005
4½%„ Lig.Pfbr.., / 87.5
3% Pfälz. Hyp.=Bk./101
4½% „ Lia. Pfbr./ 88
18% Preuß.
Boden=
cred.=Bank .. . . / 100.
14½½„Lig. Pfbr. . / 91
80 Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bank./101
4½% Lig.Pfbr./ 86.5
8% Rhein. Hyp. Bk. /100.
4½% Lig. Pfbr.. / 89
18% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .. . ..
8% Südd. Bob.=
Cred.=Bank ....
14½0 „ Lig. Pfbr.
8% Württ, Hyp.=B./101
6% Daimler=Ben
8% Dt. Linol. Werke),
2 Klöchner=Werke
Mainkrw. v. 26.
% Mitteld.
Stahl=
werke .. . . . ..."
% Salzmann u. Co
% Ver. Stahlwerke
VoigtcHäffnerl
10:
107
86
5.0. Farben Bondsl4107,
1 5% Bosn. L. E. B.
„ L.Inveſt.
4½% Oſt.
Schatz=
anw. . . . . . . ...
4% Oſt. Goldrente
5 %vereinh. Rumän/ 10
4½%
48 Türk. Wmin.
4% „ 1. Bagbadl 6
o „ „Zollanl.
4½% Ungarn 1913
19141 26.75
4½%
Goldr./ 23:
19101 20.20
Aktien
17.075
8.15
Eſchw. Bergwerk.
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guillegum.
Frkft. Gas .......
„ Hof...."
Gi
46
166.5
80
110
51
91
90.5
90.80
94,75
Alg. Kunſtziide Uni
AEG. Stamm..
AndreaeNoris Zahn
jaſt Nürnberg.
Bemberg J. P. ...
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Brüning & Sohn".
Buderus Eiſen. . .
Cement Heidelberg
Karlſtadt
F. G. Chemie, Baſell
Chem.Werke Albert
Chade
..
Contin. Gummiw.
Linoleum
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. ..
Eiſenh. Berlin.
Erdöl .......
Gold= u. Silb.=Anſtalt.
„ Linoleumwerk
Dyckerhoff u.
Wid=
mann .. . . . . ."
Eichbaum=Werger,
Flektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
96.5
191
1a8.75
121
115
133.5
186.2:
48
175
36
111.25
171
55
Geiling & Cie....
Gelſenk. Bergwerk/ 133.25
Geſ. elektr.
Unter=
nehmungen ...
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen) 36.2
Grün & Bilfinger. 178
Hafenmühle Frkft. 125
mmerſen (Ozn./115
irpener Bergbau/ 122.5
ininger, Kempf.
lpertArmaturfbr. 95
ſinderichs=Aufferm! 86
139
Hirſch Kupfer..
Hochtief Eſſen ... .! 88.5
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtriel
Ilſe Bergb. Stamm/224
Genüfſel 118
Junghans Stamml 41
Kali Chemie..
Aſchersleben
Salzdetfurth
Weſteregeln 1219
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R.. .
Klein, Schanzlin .. 12.6
Klöcknerwerke".
Lahmeher & Co.
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br.
156.5
101
123.5
„Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau
MontecatiniMaild
Motoren Darmſtadt
Deutz
Sberurſel
Nicolay, Hofbr.
Nürnberger Brauh
Oberbedarf.
Otavi Minen
Phönix Bergbau.
Reiniger, Gebb. ..
Rh. Braunkohlen
„Elektr. Stamm.
„ Stahlwerke. . .
Riebeck Montan. .
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerke
Sachtleben A. G.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackſabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Strohſtoff. Ver. . ..
Südd. Immobilien
Zucker=A. G..
Svenska Tändſtick=
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tucher=Brauerei
Unterfranken".
Beithwerke .
Ver. f. Chem. Ind.
„ Laurahütte.
„ Stahlwerke
Ultramarin ...
Zellſt. Berlin.
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner.!
98.75
68
116
51.50
49
118
113
145
106
160
208
260
75
118.
140
75
156
314
107.5
102
74
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114
151
150
125
218
149
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277.8
142.5
280.5
155
142
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145
88
94.5
111.5
112
226
Af
59
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Freitag, den 13. Juni 1930
Numme
Heute und Folgende Tage:
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Eine Liebesromanze vom
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Nach der Norelle von
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Es ist die traurig-zarte Liebesgeschichte eines arglos gläubigen
Mädchen-
herzens, in dem plötzlich die erste große Neigung erwacht. — Einem
kurzen Glückstraum folgt ein Leben voll Dual und Demütigung, bis der
Geliebte sich endlich zu der Verlassenen wieder zurückfindet.
Dazu die Mitwirkung des weltberühmten dentsch-russischen
Solo-Quartetts Boris Baran
Ein neuer Tonfilm!
Sie sehen und hören
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dessen Gastspiele in den dentschen Großstädten Aufsehen
erregt und das zum ersten Male in Darmstadt auftritt.
Dazu das bunte und aktuelle Beiprogramm.
Beginn 31/, Uhr
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Neue Kurſe in Reichskurz
beginnen am Freitag, 13.
abends 7 und 8 Uhr,
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Maschinenschrei
täglich von 16—21 Uhr
Karlstr. 23, Erdge
Stevographen-Vereini
Regie: George Fitzmaurice
Das Paradies, von dem hier die Rede ist, ist ein
Stückchen Erde an der Südspitze des amerikan.
Staates Florida und heißt Miami. — Es ist
das Milliardär-Lnzusbad Amerikas. Der Film
zeigt die herrliche Natur und die kaum zu
überbietende üppige Pracht der Landschaft,
den Reichtum und das Leben in diesem
amerikanischen Luzusbad. In belustigendster
und originellster Weise erlebt man ein Ballfest
auf dem Meeresgrunde und staunt, was es da
alles zu sehen und zu erleben gibt. Eine Idee,
wie sie nur in Amerika geboren werden kann.
Im bunten und aktuellen Belprogramm
Der Kurz-Tonfilm
Die Arnauf Bros
John und René
Beginn 3½ Uhr
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Zum Spargeleg
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Ab heute im Doppelprogramm:
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Ein gefährliches Abenteuer aus einer
Großstadt:
Leugen gesuch
Eddie Plo
Er betunne Femafonsdarstelier der. Uheru
verhäftet!
Mie er in diese verzweiſelte Lage geranen und
wie ersich wiadter beſſeit Drd die Mairhaß.
Schuldigen der gesreriten Strafe uführt. Schen
Seim seinem meiugenen.
Sensgnſon=
rLeugen gesucht.
Dazu als zweiter Schlager:
Der Nächste-Bitte
Eine Filmposse, in der mehr als ein Possen gespielt wird.
Tolle Situationen und köstlicher Humor wechseln miteinander ab.
a zeigt in der weiblichen Hauptrolle eine
Lien Begeronene Seite ihres schanspieler, Talents.
Weiter wirken mit: Adele Sandrock, Albert Panlig,
Siegfried Berisch, Karl Huszar-Puffy.
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13. Juni 1930 Zus.-M. 7V, 12 Dreimal Offenbach
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Freitag, den 13. Juni 1930
Seite 31
Na6 Parbenkann
dar Maark.
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
Nachdruck verboten.
V.
far am zweitnächſten Tage. Die Uhr zeigte die fünfte
gsſtunde. Draußen lag ein kalter, aber klarer Herbſt=
Himmel ſchoben ſich langſam graue Wolken
übereinan=
hfaſt aus, als ſollte es erſten Schnee geben. Aber das
ießlich viel zu früh.
r Borngräber arbeitete in ſeinem kleinen chemiſchen
ium, das er ſich in dem einſamen Hauſe eingerichtet
ſe verſchiedenen Erperimente, die er dort vornahm,
hät=
tanche wiſſenſchaftlichen Leute intereſſiert, Borngräber
voch jedes erzielte Reſultat ängſtlich für ſich. Er war
zt, daß ein moderner Detektiv einfach in allen Sätteln
en müſſe. Die Maskierung und das bißchen Mut taten
inge nicht. Wiſſen war auch in dieſem Falle Macht.
heutige Experiment war über Erwarten geglückt. Der
ervollſtändigte ſeine Notizen darüber, verſchloß das
ichte die Retorten und verſchiedenen Gläſer an ihre
e verriegelte ebenſo ſorgſam die Glaskaſten mit den
en Inſtrumenten der Chemie und Phyſik, legte den
iumskittel ab und verließ den Raum, das elektriſche
rehend.
zute Frau Walter hatte inzwiſchen den Kaffeetiſch
be=
d der Doktor ließ ſich behaglich daran nieder. Er war
zufriedener Stimmung, denn ſein Plan entwickelte ſich
rammäßig.
wartete er auf die Nachricht von Nelly Rothe. Er war
ihn das Mädchen nicht hinterging. So viel
Menſchen=
beſaß er hinlänglich. Die hübſche, kluge Perſon konnte
ieffliche Dienſte leiſten, nicht nur in dieſem Falle, auch
Venn ſie ihre Sache gut machte — ſie ſollte wirklich
r ihn zu klagen haben. Es wäre ſchade, wenn ſie
Er war feſt entſchloſſen, ihr die Hand zu reichen, um
if feſten, ehrlichen Füßen zu ſtehen.
ihre Familie und ihr Vorleben wußte er noch nicht
hatte ſich im Prozeß damals nicht weiter darum be=
Wenn es nötig ſein ſollte, ſtanden ihm nach dieſer
weitgehende Auskünfte zur Verfügung.
Der Kaffee war wieder einmal vorzüglich. Er machte der
runden, quabbeligen Frau Walter ein lächelndes Kompliment,
als ſie durch das Zimmer ging.
Sie errötete förmlich wie ein Mädchen, und ihre Augen.
ſtrahlten. „Sie wiſſen doch, Herr Doktor, daß ich für Sie immer
nur das Beſte auf den Tiſch ſtelle”, liſpelte ſie.
„Weiß ich, Walterchen — und anerkenne es auch dankbar.
Sie ſollen noch mal einen netten Mann kriegen. Ich ſuch’ ihn
Ihnen perſönlich heraus.
„O Herr Doktor” — wiſperte ſie.
„Und wenn’s ein Mann vom Zuckerbäcker wäre”, ergänzte
der Doktor gutgelaunt.
In jedem Ort Deutschlands bin ich
seit 30 Jahren aufs beste bekannt.
Jede Woche wird mir ein
Viertel-
stündchen gewidmet. Dann helfe ich
Millionen Frauen bei ihrer Haarpflege.
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Sie war ſchon draußen. Solche Scherze gaben ihr jedesmal
einen Stich, und ärgerlich ſtieß ſie eine kleine Taſſe vom
Küchen=
tiſch.
Der Doktor hörte das Klirren, verſtand es und lachte
ver=
gnügt. Er hatte ſeinen Kaffee erledigt und wollte ſich erheben,
um eine Zigarre anzubrennen. Eine Viertelſtunde Nachdenkens
bei guter Havanna förderte ſtets ſeine Pläne um ei
bedeu=
tendes.
Da ſchrillte im Korridor die elektriſche Glocke.
Der Doktor ſah auf. Er regte ſich nicht, er wartete. Von
Nelly etwa eine Botſchaft. Weshalb rief ihn das Mädchen nicht
durch den Fernſprecher an?
Zwei Minuten vergingen. Dann trat Frau Walter in das
Zimmer. In der Hand trug ſie einen Gegenſtand.
„Was gibt e8?” fragte der Doktor kurz.
„Ein Botenjunge hat das von Ihnen geſtern beſtellte
Zigar=
renkiſtchen gebracht”, ſagte die Frau. „Die Rechnung wäre ſchon
bezahlt."
Noch etwas verägert, legte ſie die leicht eingepackte Kiſte —
eine Fünfzig=Stück=Packung — auf das kleine Rauchtiſchchen.
„Danke”, nickte der Doktor oberflächlich.
Frau Walter ſchlüpfte wieder aus dem Zimmer. Der
Dok=
tor betrachtete ſich die Sendung. Eine der üblichen
Papier=
packungen, an beiden Enden nach Art der Zigarrenverkäufer leicht
mit Siegellack verſchloſſen. Als Adreſſe, die mit Bleiſtift flott
aufgeſetzte Bezeichnung: Herrn Doktor Franz Borngräber,
Hoch=
wohlgeboren. Akazienweg 22.
Der Doktor wußte, daß er geſtern keine Zigarren beſtellt
hatte. Von wem kam die Kiſte?
Es war immer gut, man war vorſichtig. Wenn er auch
an=
nehmen durfte, daß ihn die Herrn Schurken, beſonders
diejeni=
gen, die er auf kürzere oder längere Zeit unſchädlich machte, nicht
als Dokor Borngräber kannten — auf irgendeine Weiſe konnte
ihn ein geheimer Feind doch aufgeſpürt haben.
Und ſo eine kleine niedliche Kiſte, mit paſſendem Inhalt
ge=
füllt, funktionierte beim Oeffnen des Deckels ſtets, wenn es nicht
gerade ein Dummkopf war, der die kleine Höllenmaſchine
kon=
ſtruierte. Eigentlich eine Kinderei, wie ſich der Doktor ſagte!
Er wunderte ſich oft genug, daß dieſe Burſchen nicht die Chemie
zu Hilfe nahmen, um einen unbequemen Widerſacher in die
Luft fliegen zu laſſen.
Die Umhüllung war gefahrlos abzumachen. Das war bald
geſchehen. Die Kiſte tadellos neu, gut verklebt, eine offenbar
feine Marke. In keiner Weiſe verdächtig. Auch das Gewicht
ſtimmte. Der Doktor hatte es im Gedächtnis, ohne die Waage
heranzuziehen. Er wog das Kiſtchen einfach auf der Hand.
Ekraſit, Schießbaumwolle und wie die hübſchen Dinge alle hießen,
war kaum im Innern. Die dazu nötigen Glasröhrchen hätten
die Sendung ſchwerer gemacht.
Der Doktor nahm ein kleines Meſſer vom Schreibtiſch und
fuhr damit um den Rand der Kiſte. Dann hob er den Deckel
ohne weiteres auf.
Er mußte lachen. Es gab nicht den geringſten Knall. Vor
ihm, in tadelloſer Preſſung, lag eine Reihe köſtlich duftender
Havannas. Die Zigarren ſahen aus, als wäre nicht eine einzige
ſeit Monaten verrückt worden.
Der Doktor drehte die kleine Kiſte achſelzuckend in der Hand.
Schickte ihm ein heimlicher Verehrer — etwa gar eine Dame —
dieſes nette Präſent? Aber er hatte doch gar keine Bekannten.
Am wenigſten ſolche, die dem Doktor Borngräber, dieſem
ver=
knöcherten, unwirſchen Menſchen, ein Kiſtchen Havannas ins
Haus ſchickten.
(Fortſetzung folgt.)
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