Darmstädter Tagblatt 1930


12. Juni 1930

[  ][ ]

10 Pfennige

Ta
9

A
N4
*
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Tmaligem Erſcheinen vom 4. Jund
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Geröindlſchteit für uns. Poſiſcheckonio
Konkurs oder gerichtlicher Beltreibung fäll jeder
Fronfurt a. M. 1304.
Nummer 161
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bant und Darme
Donnerstag, den 12. Juni 1930.
ſädter und Nationalbant.
193. Jahrgang

M. ergeonis vei DunterHomfeleng.
um den Gewinnankeil der Banken nach mehrſtündigen Kämpfen beigelegk. Auflegung von 340
Millionen Dollar ſtakk 300 infolge Kursverluſtes. Emiſſion der Anleihe noch in dieſer Woche.
Die Modalikäken.
niſſionsbedingungen der erſten
Ueber das Ergebnis der Verhandlungen, die geſtern Nacht zu
einer Einigung über die Emiſſion der erſten Young=Anleihe ge=
Young=Anleihe.
führt haben, iſt einer von deutſcher Seite gegebenen Darſtellung
noch zu entnehmen: Die in Ausführung der Vereinbarungen der
onskurs 90 Prozenk. Deutſche Auoke
Haager Konferenz 1929/30, im beſonderen der Uebereinkunft über
die Mobiliſierung eines Bruchteils des nicht aufſchiebbaren Teils
36 Millionen Reichsmark.
der Annuitäten des neuen Planes ausgegebenen Anleihe trägt

EP. Paris, 11. Juni.
nkier=Konferenz zur Vorbereitung der Young=
leihe
von 300 Millionen Dollar hat im
Nacht nach neunſtündiger, ununterbrochener Sitzung
n beendet.
ir früh wurden, nachdem die Zuſtimmung des Reichs=
rs
Dr. Moldenhauer telephoniſch eingegangen war,
gabe der Anleihe erforderlichen Schriftſtücke unter=
in
der Hauptſache der Generalbonds, der Omnibus=
der
Emiſſionsproſpekt.
sprozentige Internationale Anleihe des Deutſchen
d noch in dieſer Woche, vorausſichtlich Donnerstag
in neun Ländern zur Emiſſion gelangen.
Die Auofen
ermaßen feſtgeſetzt: Deutſchland 36 Mill.
inigte Staaten 98,25 Mill. Dollar, Belgien 35 Mill.
nkreich 2515 Mill. franzöſiſche Franken, England
und, Holland 73 Mill. Gulden, Italien 110 Mill.
en 110 Mill. Kronen, die Schweiz 92 Mill. ſchweizer
er Geſamtbetrag der Anleihe beläuft ſich

die Bezeichnung
Internationale 5½prozentige Anleihe des Deutſchen
Reiches 1930.
Die Anleihe iſt innerhalb einer Friſt von 35 Jahren durch
einen kumulativen Tilgungsfonds zu tilgen, der für den Ankauf
oder die Ausloſung von Stücken zu verwenden iſt. Falls Aus=
loſung
erforderlich wird, hat ſie zu Pari zu erfolgen. Die
Verloſungen ſollen im Monat April, erſtmalig im April
1931, ſtattfinden. Die ausgeloſten Schuldverſchreibungen ſind
an dem auf die Ziehung folgenden 1. Juni rückzahlbar. Die
deutſche Regierung behält ſich das Recht vor, vom Jahre 1935
ab die noch nicht eingelöſten Stücke der Anleihe ganz oder teil=
weiſe
in Höhe des Gegenwertes von etwa 30 Millionen oder
eines Vielfachen zu Pari einzulöſen. Der Zinsfuß beträgt
5½ Prozent; die Zinsſcheine ſind am 1. Juni und 1. Dezember
fällig. Kapital und Zinſen der Anleihe werden ohne Abzug
irgendwelcher gegenwärtiger oder zukünftiger deutſcher Steuern
ausgezahlt.
Die vorſtehend beſchriebene Anleihe unterſcheidet ſich in
ihren Bedingungen von der im Jahre 1924 herausge=
kommenen
Dawes=Anleihe am augenfälligſten dadurch, daß
an Stelle des damaligen ſiebenprozentigen Zinsfußes ein
Zinsfuß von 5½ Prozent getreten iſt.

s 350 Millionen Dollar.
treit um den Spielraum zwiſchen Emiſſionskurs
hmekurs, d. h. um den Gewinn der Banken,
tehrere Stunden. Die amerikaniſchen Bankiers
inen Gewinn von 9 Prozent, worauf die Vertreter
hen Banken erklärten, ſie könnten nicht einſehen,
Kommiſſionen niedriger ſein ſollten, als die der
Nach zähen Auseinanderſetzungen zwiſchen den
2 den Vertretern der Schatzämter einigte man ſich
f eine Formel Montagu Normans, wonach die
iſchen Banken 4 Prozent, die europäi=
ken
dagegen weniger als 4 Prozent
werden.
niſſionskurs wurde auf 90 Prozent feſtge=
Frankreich wird er infolge der Befreiung des
von der Steuer 98 Prozent betragen. Die 8 Pro=
3 gehen an das Schatzamt als Ausgleich für die der
ihrte Steuerfreiheit.
küberſtürztem Tempo ſind die Verhandlungen über
ihe in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch in
lbſchluß gebracht worden, ſo überſtürzt, daß die
lichen Stellen über alle Einzelheiten noch nicht ein=
eſcheid
wußten, als bereits die Berliner Zeitungen
für die deutſche Tranche der Anleihe veröffent=
nterhändler
haben allzuviel jedenfalls nicht erreicht.
ſung iſt nur auf 5½ Prozent feſtgelegt. Da=
der
Ausgabekurs in Deutſchland nur
Lzent bemeſſen. Frankreich, daß der An=
Steuerfreiheit bewilligt hat, legt mit 98 Pro=
un
der Ueberſchuß geht in die Staats=
den
90 Prozent ſind dann noch die Bankſpeſen in
gen, ſo daß die Gläubiger und das Reich nur etwa
halten. Die Verzinſung liegt alſo effektiv
9zent. Infolge des Kursverluſtes müſſen 340
onen Dollar aufgelegt werden, um 300 Millionen
Das könnte uns für die eigentliche Reparations=
Zültig ſein, intereſſiert uns aber doch für den Anteil
IOſt und Bahn in Höhe von 100 Millionen zugeſichert
Dden zwar damit getröſtet, daß die Dawesanleihe
4 ungünſtiger geweſen iſt, die 7 Prozent Zinſen
latten aber doch gehofft, daß inzwiſchen das Ver=
deutſche
Wirtſchaft beim Ausland größer geworden
Reparations=

eiden wir ausländiſches Geld in der
iinicht bekommen. Andererſeits haben na=
Lanken verſucht, auch für ſich möglichſt
Säuſchlagen. Wir werden uns alſo auch fer=
ne
Mindeſtens 6½prozentige Verzinſung einzuſtellen
42 iſt ziemlich teuer. Vielleicht entdeckt Herr Dr.
ſich die Mitteilung weiterer Einzel=
Drücklich vorbehalten hat, noch beſondere Vor=
Anleihe. Wir können ſie jedenfalls vorläufig noch
ISgeſehen davon, daß es Deutſchland gelun=
ir
unſeren Anteil beſondere Sicher=
fulehnen
.
9Sbahn läßt bereits mitteilen, daß ſie den auf
i Anteil von 240 Millionen braucht, um
budecken, während die Reichspoſt ihre 160
lür den Poſtſcheck verwenden will. Bleibt
I wäre die Hoffnung, daß hieraus größere Auf=
Leutſche Induſtrie, alſo Arbeit für die Arbeitsloſen
Doen könnte, illuſoriſch. Wir nehmen aber an, daß
Wort noch nicht geſprochen iſt.

Dabei iſt zu beachten, daß die dem Deutſchen Reich auf ſein Drit=
tel
zukommende Auszahlung für die europäiſche Tranche nur um
etwa ½ Prozent hinter der zurückbleibt, die bei der Dawes=
Anleihe erzielt wurde, obwohl der Emiſſionspreis um 2 Punkte
niedriger bemeſſen wird. Die amerikaniſche Tranche der Dawes=
Anleihe war mit 5 Prozent über Pari rückzahlbar, ſie iſt daher
mit der neuen Anleihe nicht vergleichbar, die durchweg zum
Nennwert zurückgezahlt wird.
Ein weiterer bemerkenswerter Unterſchied zwiſchen damals
und heute iſt die Möglichkeit, bereits nach fünf Jahren die
neue Anleihe ganz oder teilweiſe zurückzuzahlen, weil bei
der Dawes=Anleihe eine Konvertierbarkeit ſeinerzeit nicht
zu erreichen war.
Im Kreiſe der Bankiers waren die Meinungen geteilt, ob für
die neue Anleihe nicht ein höherer Emiſſionskurs angezeigt ge=
weſen
wäre; aber ſchließlich hat ſich die Auffaſſung durchgeſetzt,
daß man den erſten Zeichnern Ausſicht auf einen
merklichen Kursgewinn laſſen müßte. Die vorberei=
tenden
Arbeiten für die Anleihe, die trotz größter Arbeitsan=
ſpannung
von allen Seiten und trotz ſtarken Drängens nament=
lich
auch der deutſchen Vertreter einen ſo langen Zeitraum in
Anſpruch genommen haben, bezogen ſich in der Hauptſache auf die
Probleme der zwei Anleihedrittel, die zur Mobiliſierung der
Reparationsleiſtungen beſtimmt ſind. Es handelt ſich um die
ſonſtigen Anleihe=Verhandlungen völlig
fremde Aufgabe, die im neuen Plan und im
Mobiliſierungsabkommen vereinbarten Vor=
ſchriften
mit ihren politiſchen und wirtſchafts=
politiſchen
Ausdrucksformen und Inhalten,
für eine gemeinſchaftliche Anleihe nutzbar zu
machen, die verkauft werden ſoll. Im Anfangs=
ſtadium
der Verhandlungen war freilich bei den emittierenden
Bankiers der anderen Länder der Wunſch hervorgetre=
ten
, es müßten für das dem Deutſchen Reich zur
Verfügung geſtellte Drittel durch die Reichs=
regierung
beſondere Sicherungen geliefert
werden. Dieſer Gedanke wurde indeſſen im Laufe der
Verhandlungen aufgegeben, nachdem von deutſcher
Seite darauf hingewieſen war, daß es eine
höhere Sicherung als das unbedingte Zah=
lungsverſprechen
des Deutſchen Reiches gar
nicht geben könne. In Ausführung des neuen Planes und
des Mobiliſierungsabkommens ſind
Sonderabmachungen mit den Gläubigermächten
getroffen worden, die den beſonderen Verhältniſſen dieſer ſowohl
Reparationszwecken wie eigenen Zwecken des Deutſchen Reiches
dienenden Anleihe Rechnung tragen und die Tragung der Laſten
aus der Anleihe, insbeſondere ihre Verteilung zwiſchen Deutſch=
land
und den Gläubigermächten, regeln. Durch eine Abmachung
ſolcher Art iſt auch die Währungsfrage hinſichtlich der neuen An=
leihe
geregelt worden, und zwar ſo, daß den Erwerbern
und Inhabern der Anleiheſtücke der Goldwert
derjenigen Währung, in der die Stücke ausge=
ſtellt
ſind, ſowohl für das Kapital, wie für den
Fälligkeitstag der Zinſen zugeſichert ſind.
Die Schuldverſchreibungen der neuen Anleihe erſetzen zu
einem entſprechenden Teil die Annuitätenſchuld des Deutſchen
Reiches. Daraus ſind
in einem beſonderen Abkommen die notwendigen Folge=
rungen
zum Beſten Deutſchlands gezogen.
Insbeſondere kommen Tilgungsgewinne, die etwa durch Rückkauf
der Anleihe unter Pari entſtehen, ebenſo die Zinsgewinne der
dem Tilgungsfonds zuzuführenden oder ſonſt für den Anleihe=
dienſt
zu verwendenden Gelder dem Tilgungsfonds zugute.

Beamken Nokopfer und Reichs=
verfafſung
.
Von Herrn Oberlandesgerichtspräſident i. R.
Dr. Beſt, M. d. R. u. d. L., Darmſtadt, erhalten
wir nachſtehende Zuſchrift, die wir gern veröffent=
lichen
, obwohl wir nicht in allen Punkten der gleichen
Meinung ſind. Die Schriftl.
Nach Art 134 der Reichsverfaſſung haben alle Staatsbürger
ohne Unterſchied im Verhältnis ihrer Mittel zu allen öffentlichen
Laſten beizutragen. Dieſer Grundſatz gilt nicht nur für die
dauernden, ſondern auch für einmalige Steuern, die aus vorüber=
gehendem
Anlaß erhoben werden, mag man ſie als Notopfer
Reichshilfe oder ſonſtwie bezeichnen. Auch für ihre Umlegung
darf im Rechtsſtaat allein die finanzielle Leiſtungsfähigkeit maß=
gebend
ſein.
Nach dieſem Grundſatze hat man dann auch verfahren, als
man auf Grund des Reichsgeſetzes vom 3. Juli 1913 (RGBl.
S. 505) einen einmaligen außerordentlichen Wehrbeitrag erhob.
Nach dem § 1 des Geſetzes war der Wehrbeitrag nicht nur vom
Vermögen, ſondern auch vom Einkommen, und nach den 88 10und 11
nicht nur von natürlichen, ſondern auch von juriſtiſchen Perſonen
zu erheben. Auch die Republik hat auf Grund des Reichsgeſetzes
vom 31. Dezember 1919 (RGBl. S. 2189) ein Reichsnotopfer
von allen Vermögen über 5000 Mark eine einmalige Abgabe
erhoben.
Das jetzt geplante Notopfer, das man als Reichshilfe be=
zeichnet
, läßt die Vermögen frei und ſtellt bei den Einkommen
nicht auf die durch deren Höhe bedingte Leiſtungsfähigkeit des
Betroffenen, ſondern allein auf die Tatſache der feſten Beſoldung
ab. Die Beamten und auf Privatdienſtvertrag Angeſtellten des
Reichs und anderer öffentlichen Verbände ſollen, wie verlautet,
von der Reichshilfe inſoweit erfaßt werden, als ihre Bezüge
das ſteuerfreie Exiſtenzminimum überſteigen, die Angeſtellten
der Privatwirtſchaft inſoweit, als ihre Monatsbezüge mehr als
700 Mark betragen. Daß dieſe Grundſätze den Forderungen der
Steuergerechtigkeit gleichermaßen wie denen des Art. 134 RV.
zuwiderlaufen, iſt ohne weiteres klar. Die Bezüge der weſentlich
in Betracht kommenden Beamten haben ſich im Vergleiche mit
den Einkommen der mit annähernd gleicher Vorbildung ausge=
ſtatteter
, Angehörigen der freien Berufe ſtets in beſcheidenen
Grenzen gehalten. Sie haben den Beamten den notwendigen
Unterhalt gewährt und die Erziehung ihrer Kinder ermöglicht,
aber weder Lurusausgaben noch die erwünſchte Kapitalbildung
geſtattet. Wenn gleichwohl auch befähigte Männer bisher die
Beamtenlaufbahn wählten, ſo geſchah das, abgeſehen von der
ſozialen Stellung, die vordem mit ihr verknüpft war, weil man
auf Grund unvordenklicher Erfahrung die Bezüge des Beamten
zwar für beſcheiden, aber für ſicher hielt.
Das Beſtreben, das Notopfer als Reichshilfe allein den
ſchwachen Schultern der Feſtbeſoldeten aufzubürden, erinnert an
die Juligeſetze von 1925. Wie dieſe allein die Hypotheken, Pfand=
briefe
und andere mündelſicheren Anlagen abwerteten und damit
dem Mittelſtande die Kriegslaſten auferlegten, ſollen jetzt die
Folgen unverantwortlicher Mißwirtſchaft allein aus Bezügen be=
ſtritten
werden, die man allgemein ebenfalls als mündelſicher
anſah. Solcher Widerſinn wäre vordem undenkbar geweſen.
Man wußte, daß der Beamte namhafte Opfer an Geld und Zeit
für ſeine Ausbildung zu bringen und langen Vorbereitungs=
dienſt
unentgeltlich zu leiſten hatte. Dann mußte er um geringes
Entgelt Stufe um Stufe erklimmen, bis er in beſſer bezahlte
Stellen aufrückte. Daß das heute nicht mehr uneingeſchränkt
zutrifft, habe ich in meinem Aufſatz Beamte ohne Fachbildung
in Nr. 157 des Darmſtädter Tagblatt vom 7. Juni d. J. dar=
gelegt
. Aber das rechtfertigt nur die Beſeitigung der Mißſtände.
Das Notopfer umſoweniger, als die Beamten mit ordnungs=
mäßiger
Vorbildung und normaler Laufbahn zur Zeit noch die
erhebliche Mehrheit bilden. Die Beamtenſchaft denkt dann auch
nicht daran, die Unbill widerſpruchslos hinzunehmen. Die Be=
amten
wiſſen, daß ſie Opfer bringen müſſen und wollen ſich
dieſen keineswegs entziehen. Aber ſie wollen gleich den übrigen
Staatsbürgern nach Maßgabe der Verfaſſung und ihrer Leiſtungs=
fähigkeit
behandelt ſein. Ein beſonderes Notopfer der Feſtbeſol=
deten
iſt um ſo weniger veranlaßt, als dieſe ſchon mit der regel=
mäßigen
Einkommenſteuer dauernde Notopfer bringen. Dadurch,
daß ihr Gehalt bei Heller und Pfennig von der Steuer erfaßt
wird, während das bei ſonſtigen Einkommen von der nicht immer
einwandfreien Gewiſſenhaftigkeit des Steuerpflichtigen abhängt.
Die Erhebung des Notopfers nach der finanziellen Leiſtungs=
fähigkeit
aller Staatsbürger entſpricht aber nicht nur der Ver=
faſſung
und der Billigkeit, ſondern die Verteilung auf Millionen
hat auch den Vorteil, daß die Laſt für den Einzelnen weniger
fühlbar wird. Die Heranziehung ſelbſt der kleinen ſteuerpflichtigen
Einkommen erſcheint auch deshalb geboten, weil die Arbeitsloſen=
verſicherung
, die das Notopfer nötig macht, vornehmlich deren
Trägern zugutekommt. Der Hinweis nötigt zu der Bemerkung,
daß eine gründliche Umgeſtaltung dieſer Verſicherung geboten
iſt, wenn das Notopfer nicht zur Dauereinrichtung werden ſoll.
Daß den Opfern der Arbeitsloſigkeit die gebotene Hilfe werden
muß, bedarf dabei keiner Erörterung. Die angebliche Ver=
ſicherung
aber iſt begrifflich keine ſolche. Denn die wirkliche Ver=
ſicherung
erfordert, daß die Verſicherten bei der Sozialver=
ſicherung
wenigſtens Arbeitsnehmer und Arbeitsgeber gemein=
ſchaftlich
die Mittel zur Deckung der Verſicherungsleiſtungen auf=
bringen
. Da das bei der Arbeitsloſenverſicherung nur zum Teile
der Fall iſt, ſtellt ſie ſich in weiterem Umfange nicht als Ver=
ſicherung
, ſondern als Fürſorge dar. Und dieſe begriffliche Un=
wahrhaftigkeit
hat praktiſch die untragbare Folge, daß ſie im be=
denklichem
Maße die Arbeitsſcheu züchtet. Es ſteht feſt, daß zahl=
reiche
Arbeitsloſ; Wald= und andere ihnen angebotene Arbeit mit
dem Hinweiſe darauf ablehnen, daß ſie ſich beſſer ſtehen, wenn
ſie ſich untätig auf den Bezug der Verſicherungsgelder be=
ſchränken
. Dies nebenbei. Ich wiederhole, daß die breiteſte
Grundlage für das Notopfer ſachlich wie verfaſſungsmäßig ge=
boten
iſt. Wenn man aber ein Handeln nach Recht, Billigkeit
und Verfaſſung heute anſcheinend grundſätzlich ablehnt, dann er=
hebe
man das Notopfer nicht von redlicher, beſcheiden entlohnter

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Seite 2

Donnerstag, den 12. Juni 1930

Nummer 16

Arbeit, ſondern greife an geeigneterer Stelle zu. Kürzlich ging
durch die Preſſe die Nachricht, daß das kleine Fürſtentum Lichten=
ſtein
der Sitz von 103 deutſchen Aktiengeſellſchaften ſei und in
Holland und Dänemark die Verhältniſſe ähnlich lägen. In einer
mittleren heſſiſchen Stadt allein ſollen an 1400 Briefe mit Konto=
auszügen
aus der Schweiz eingelaufen ſein. Daß dem allen
mindeſtens die Abſicht der Steuerumgehung zugrundeliegt, bedarf
keiner Darlegung. Wo die Not ſo wie in Deutſchland auf dem
Nagel brennt, müßte dem mit allen Mitteln begegnet werden,
ehe man beſcheiden bezahlten Beamten die Einkommenſteuer um
40 Prozent erhöht. Das aber nur vorſorglich. In erſter Reihe
komme ich auf den Art. 134 der Reichsverfaſſung zurück, den
jede Sonderſteuer für einzelne Perſonenklaſſen verletzt. Sie ver=
letzt
auch den Artikel 109 Abſ. 1 der RV., nach dem alle Deutſchen
vor dem Geſetze gleich ſind. Und das Notopfer der Beamten
verſtößt überdies gegen den Art. 129 Abſ. 1 Satz 3 RV., nach dem
die wohlerworbenen Rechte der Beamten unverletzlich ſind. Denn
da die Reichshilfe nicht von dem geſamten Einkommen der
Beamten, ſondern gerade nur von ihrem Gehalt erhoben werden
ſoll, ſtellt ſie rechtlich nichts anderes als eine Gehaltskürzung
dar. Nachdem man die Beamten, die das Rückgrad des Mittel=
ſtandes
bilden, durch Aufwertung und Anleiheablöſung um ihr
Vermögen gebracht hat, will man auch ihre verfaſſungsmäßig ge=
ſchützten
Bezüge beſchneiden. Man hat die anfangs propagierte
Gehaltskürzung nur anders friſiert, nachdem deren Verfaſſungs=
widrigkeit
zwingend nachgewieſen worden war. Daß die An=
ordnung
des Notopfers nach den Art. 109, 129 und 134 RV. nur
mit der qualifizierten Mehrheit des Art. 76 möglich wäre, bedarf
keiner weiteren Begründung. Dabei dürfte aber immer wieder
die Frage aufzuwerfen ſein, ob es genügt, wenn mit Zweidrittel=
mehrheit
die Ausnahme beſchloſſen oder dieſe nur durch die Auf=
hebung
der ihr entgegenſtehenden Verfaſſungsbeſtimmungen ſelbſt
gültig wird. Es iſt etwas ganz anders, die Verfaſſung zu ändern
als ein gegen die Verfaſſung verſtoßendes Geſetz zu erlaſſen. Die
bisherige Uebung der fortgeſetzten Verfaſſungsdurchbrechung ent=
zieht
zweifellos den durch die Verfaſſung geſchützten Rechten
ihre Eigenſchaft als Grundrecht Ich halte aber das Verfahren
beſonders deshalb für unzuläſſig, weil der klare Wortlaut des
Art. 76 Satz 1 der RV. nur die Aenderung der einzelnen Ver=
faſſungsbeſtimmungen
ſelbſt, nicht deren Durchbrechung bei Auf=
rechterhaltung
des Grundſatzes zuläßt. Die Beamtenſchaft hat
Anlaß, den verhängnisſchweren Angriff, den die geplante Son=
derſteuer
bedeutet, mit allen geſetzlichen Mitteln zu bekämpfen.

Bom Tage.

*
Innerfranzöfiſche Klärung.
Die Abſonderung der Sozialiſten. Die Radikalen
in unenkwegker Oppoſikion.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 11. Juni.
In der franzöſiſchen Innenpolitik ſieht man eine gewiſſe
Klärung. Der ſozialiſtiſche Kongreß in Bordeaux entwickelt ſich,
wie ſozialiſtiſche Kongreſſe in Frankreich ſich zu entwickeln pflegen.
Die Richtung Paul=Boncours und Léon Blums ſtoßen aufein=
ander
und führen zu der üblichen Auseinanderſetzung. Das eine
erſieht man aber an dieſem Kongreß klar; das Zuſammen=
gehen
mit den Radikalen wurde abgelehnt. Die
Sozialiſten haben in Bordeaux die ſplendid iſolation beſchloſſen
bis auf die Wahlpakte mit den Katholiken, doch darüber ſpricht
man nicht.
Die Radikalen haben ſich unter den Schlägen, die ſie von
rechts und links, von Tardieu und von den Sozialiſten erhielten,
aufgerafft. Die Rede Herriots in Salon zeigt das klar. Er be=
tonte
auch die Scheidung von den Sozialiſten. Die Radikalen be=
kennen
ſich als Individualiſten, als Verteidiger des Laizismus,
lehnen den Klaſſenkampf ab, und ſetzen ihm die Fraternité der
großen Revolution entgegen.
Die Partei erwies ſich elaſtiſcher, als man es erwartet hat.
Sie hat ein weites Terrain als praktiſch alleiniger Verteidiger
des Laizismus der Laizismus iſt in Frankreich wieder aktuell,
wie es der Kongreß der Liga für Menſchenrechte in Biarritz be=
weißt
und als einzige wirkliche Oppoſitionspartei. Die So=
zialiſten
ſind nämlich mit der Abſorbierung der zerfallenden kom=
muniſtiſchen
Partei viel zu ſehr beſchäftigt, um eine wirklich
aktive Oppoſition zu machen. Die Radikalen wollen jetzt nicht
an die Regierung kommen. Sie könnten es auch nicht, aber ſie
können eine dankbare Rolle ſpielen, indem ſie für all die wirt=
ſchaftlichen
und politiſchen Schwierigkeiten Tardieu verantwort=
lich
machen.
Mi geiitgen Beißyr.
(Zur Jahrhundertfeier der griechiſchen Freiheit.)
Von Dr. Adalbert Schmidt, Wien.
Mühſam ſucht ſich unſer kleiner Dampfer den Weg an der
Mauer der Schiffsleiber vorbei, die im Piräus vor Anker liegen.
Nur allmählich gewinnen wir freiere Fahrt. Der Lärm der
Hafenſtadt verſinkt hinter uns, wir gleiten in den Golf von
Aegina hinaus. In der atheniſchen Hafenſtadt blitzen die erſten
Lichter auf, uns zur Rechten zeichnet ſich in dämmrigen Umriſſem
die Küſte von Salamis vom Abendhimmel ab. Wir fahren in
eine windſtille Frühlingsnacht hinaus. Der Mond legt breite
ſilberne Bänder über die ſpiegelglatte Waſſerfläche.
Genau um Mitternacht ſind wir im Iſthmus. In gleich=
mäßigen
Abſtänden klatſchen die Wellen, die das Schiff aufwirft,
an die ſteilen, fünfzig Meter hohen Wände des Durchſtichs. Wir
fahren wie in einem tiefen Schacht, nur einen ſchmalen Streifen
Sternenhimmel haben wir über uns.
Wir ſind nun in der Bucht von Korinth. Im erſten Morgen=
grauen
landen wir in Itea, der delphiſchen Schiffſtation. Hier
ſtehen Autos bereit, die uns nach Delphi hinaufbringen ſollen,
das 550 Meter über dem Meere liegt. Wir fahren zunächſt durch
ebenes Terrain, an Gerſtenfeldern und ausgedehnten Oelhainen
vorbei. Dann erſt beginnt die Steigung. In einer Unzahl von
Serpentinen füZ. uns die wundervoll angelegte Straße, die den
ſchönſten Alpenſtraßen nichts nachgibt, die Höhe hinan. Eine
grandioſe Szenerie tut ſich auf: die mächtigen dunkelgrauen Fels=
wände
, gekrönt von den Häuptern des Parnaß, in der Tiefe die
blaue Bucht des Meeres. An zwei kleinen Bergſtädtchen vorbei
ſchlängelt ſich die Straße immer höher empor. Majeſtätiſch ragen
die kahlen Steinmaſſen vor uns auf. Kein liebliches Baumgrün
umkleidet ſie, nackt und kalt ſtehen ſie in ernſter Strenge. Eine
Landſchaft von wahrhaft ſakralem Charakter. Nur längs der
ſchmalen Hänge zu Seiten der Straße zieht ſich ſtellenweiſe dürf=
tiges
Weideland, aus deſſen mattem Grün dunkelroter Mohn
aufleuchtet. Herden von Ziegen und langohrigen ſchwarzen
Schafen ſuchen hier ihre Nahrung. In das Hupen der Autos
miſcht ſich das Schreien weidender Eſel.
Und dann ſind wir im Felſenneſt Delphi. Lärm und Getöſe
empfängt uns gleich beim Ausſteigen. Viele Menſchen umſtehen
uns, man kann kaum in das kleine Wirtshaus gelangen, um das
Gepäck unterzubringen. Wir ſind froh, als wir die ſtaubige Dorf=

Der Schiedsrichter für die zu zahlende Entſchädigung für die wäh=
rend
des Krieges in den amerikaniſchen Häfen beſchlagnahmten deutſchen
Schiffe hat die zu leiſtende Entſchädigungsſumme auf 74 243 000 Dollar
feſtgeſetzt.
Die Volonté beſchäftigt ſich in einem Artikel mit der deutſch=
franzöſiſchen
Verſtändigung und tritt für die Rückgabe des Korridors
und Uebertragung von Kolonialmandaten an Deutſchland ein.
Die Räumung des Brückenkopfes Kehl gegenüber
Straßburg hat begonnen.
Bei der Befreiungsfeier in der Nacht zum 1. Juli
wird zum erſten Male wieder, nachdem es während der Be=
ſatzungszeit
durch die Beſatzungsbehörde verboten war, eine Beleuch=
tung
des Nationaldenkmals auf dem Niederwald
ſtattfinden. Die Feſtanſprache hält Finanzminiſter
Kirnberger.
Ueber die Räumungsamneſtie iſt mit Frankreich eine Ver=
einbarung
getroffen worden, wonach als Stichtag der 20. Ja=
nuar
1930 für alle für die Amneſtie in Frage kommenden Vergehen
feſtgeſetzt wurde,
Der Juſtizausſchuß des öſterreichiſchen National=
rates
hat nach mehrtägigen Verhandlungen, das ſogenannte
Entwaffnungsgeſetz (Novelle zum Waffen=Patentgeſetz) gegen
die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen.
Die Internationale Arbeitskonferenz hat am Mitt=
woch
die Bildung der Ausſchüſſe vorgenommen und beſchloſſen, die drei
auf der Tagesordnung ſtehenden großen Fragen, die Arbeitszeit der An=
geſtellten
, das Verbot der Zwangsarbeit und die Arbeitszeit im Kohlen=
bergbau
, ohne die übliche allgemeine Ausſprache ſofort drei hierfür ge=
bildeten
Ausſchüſſen zu überweiſen.
Der rumäniſche König Carol II. hat geſtern Maniu mit der Bil=
dung
der neuen Regierung betraut.
Die nach dem Zuſtandekommen des Londoner Flottenpaktes im
japawiſchen Kabinett aufgetretenen Schwierigkeiten haben nunmnehr
durch den Rücktritt des Chefs des Generalſtabes der Marine, Admiral
Kato, ihre Beilegung gefunden. Die Regierung hat die Demiſſion des
Admirals angenommen. Zu ſeinem Nachfolger iſt Admiral Shofhin
Taniguchi ernannt worden.

Aenderung des heffiſchen Binanz=
ausgleichsgeſetzes
.
Berminderung der Arbeitsloſigkeit und Senkung
der Wohlfahrkslaſten.
6. Der Finanzausſchuß des Heſſ. Landtages befaßte ſich geſtern
eingehend mit dem Geſetzentwurf zur Aenderung des heſſiſchen
Finanzausgleichsgeſetzes. Einſtimmig genehmigt wurden vier
Aenderungen des Geſetzes, in denen die heſſiſchen Vorſchriften der
inzwiſchen erfolgten Reichsgeſetzgebung angeglichen oder der heſſ.
Haushaltsordnung entſprechend ergänzt werden.
Das Kernſtück der Vorlage, die Ueberweiſung der Mineral=
waſſerſteuer
an einen Ausgleichsſtock zur Unterſtützung notleiden=
der
Gemeinden konnte noch nicht verabſchiedet werden. Zu dieſer
Frage waren von ſozialdemokratiſcher und Zentrumsſeite zwei um=
fangreiche
Anträge eingegangen, in denen zur Bekämpfung der Ar=
beitsloſigkeit
und zur Hebung des Wirtſchaftslebens beſondere
Maßnahmen gefordert wurden. Die Sozialdemokraten hatten u. a.
einen Dreijahresplan mit jährlichen Krediten bis zu 15 Millionen
bei Zinsverbilligung gefordert. Die Regierung erklärte, daß ſie
dieſen Dreijahresplan unter keinen Umſtänden befürworten könne.
Zunächſt müſſe abgewartet werden, wie die zur Steuerung der
Arbeitsloſigkeit von der Reichsregierung geplanten Maßnahmen
ausſehen wurden. Im übrigen müſſe die Regierung bei der Not=
lage
des Landes gewiſſe Maßnahmen den Gemeinden überlaſſen,
wenn ſie ſich auch mit aller Kraft für Beſchaffung der notwendigen
Mittel einſetzen werde. Die Regierung hege doch erhebliche Be=
denken
, ob die in den Anträgen erhobenen Forderungen zu einer
wirkſamen und dauerhaften Belebung des Arbeitsmarktes führen
könnten. Sie werde die geſtellten Anträge noch einmal durch=
prüfen
. Einzelne Fraktionen wollen ebenfalls noch einmal
Stellung zu den Forderungen nehmen, worauf in etwa zwei
Wochen die Frage endgültig geklärt werden ſoll, jedenfalls noch
vor der Sommerpauſe des Plenums.
Einſtimmig angenommen wurde ein Zentrumsantrag, der
Vorſtellungen bei der Reichsregierung dahingehend wünſcht, daß
das Reich vor allem in den Gebieten, die durch die Erwerbsloſig=
keit
am ſtärkſten belaſtet ſind, für Arbeit ſorgt, daß den Gemeinden
und Bezirken, in denen die Zahl der Ausgeſteuerten den Reichs=
durchſchnitt
erheblich überſteigt, Mittel für Arbeitsbeſchaffung zu
verbilligtem Zinsfuß zur Verfügung geſtellt werden, und daß
ſchließlich das Reich für derartige Darlehen einen Zinszuſchuß
leiſtet.
Ein in 13 Forderungen ſpezialiſierter ſozialdemokratiſcher An=
trag
, der ebenfalls Reichsmaßnahmen zum Schutze der Gemeinden
vor drohendem Zuſammenbruch durch die geſtiegenen Wohlfahrts=
laſten
wünſcht, wird mit einigen Abänderungen ebenfalls ange=
nommen
.
Schließlich wird, ein Landbundantrag, der eine Anrechnung
des Arbeitsverdienſtes der Pfleglinge in den Heil= und Pflege=
anſtalten
auf die Pflegegelder der Gemeinden fordert, der Regie=
rung
zur Prüfung überwieſen.
ſtraße verlaſſen können und nun den ſteilen Pfad zum Tempel=
bezirk
emporſteigen. Obwohl noch faſt drei Stunden auf Mittag
fehlen, iſt es glühend heiß. Sengend brennt die Sonne von den
Steinwänden nieder, die das Gebiet von allen Seiten umſchließen.
An den Trümmern des Apolloheiligtums vorbei gelangen wir
zum Theater des Apollo hinauf. Ganz einzigartig iſt dieſes am
Abhange des Parnaß gelegene, dem Felſen abgezwungene Stein=
theater
. Von gebieteriſcher Hoheit die Szenerie, die den Blick
über die Böſchung des Theaters auf die gewaltigen Bergkuppen
eröffnet. Wenn je ein Ort in Griechenland, ſo iſt dieſer danach
angetan, tiefſte religiöſe Schauer zu erwecken. Wir ſitzen auf
den heißen Steinfließen und ſchauen über das in Sonnenglut
liegende delphiſche Bergtal, über dem langſam ein Adler kreiſt.
Die Sonne ſtrahlt ſo grelles Licht von den weißen Steinen, daß
die Augen ſchmerzen.
Aus dieſer Glut ſuchen wir den Weg zur Kaſtaliſchen Quelle
über die von dornigen Hecken umrankten Geſteinstrümmer hin=
weg
. Den heiligen Frieden des Apollotempels aber finden wir
hier nicht. Von der nahen Straße klingt das Hämmern und
Klopfen der Arbeiter und in dem ſteinernen Becken waſchen Sol=
daten
ihre braunen Oberkörper.
Als wir zum Theater zurückkehren, bietet ſich uns ein ſelt=
ſamer
Anblick. Mehr als fünfzig, mit langen weißen Gewändern
bekleidete Geſtalten bewegen ſich in langſamen, feierlichen Schrit=
ten
, die Hände wie zum Gebet erhoben, über die halbkreisförmige
Bühne. Dazu tönt ein gleichmäßig monotoner liturgiſcher Chor=
geſang
. Bald löſen ſich aus der Maſſe des Chores ein paar
Hauptgeſtalten, betreten den großen Steinſockel und ſprechen mit
feierlichen Gebärden griechiſche Worte. Und wir erkennen jetzt:
es iſt eine Aufführung von des Aeſchylos Schutzflehenden‟ Eine
Generalprobe nur, noch keine eigentliche Vorſtellung, was wir
jedoch eher begrüßen als bedauern. Denn jetzt ſind wir hier noch
allein, umgeben von der feierlichen Stille der heroiſchen griechi=
ſchen
Landſchaft. In wewigen Tagen, in wenigen Stunden aber
wird hier eine tauſendköpfige Menſchenmaſſe ſich drängen, um
der Eröffnung der Delphiſchen Feſtſpiele, die mit dem gefeſſelten
Prometheus des Aeſchylos beginnen werden, beizuwohnen. Auf
der maleriſchen Bergſtraße wird ein Heer von Autos Staub auf=
wirbeln
, am Weg zum Theater werden feilſchende Händler ihre
Buden aufſchlagen, Photographen und Filmdreher werden ſich
in die überfüllten Orcheſtra drängen. Wie ſtörend wirkt ein
ſolch bunt zuſammengewürfelter, lärmender europäiſcher Men=
ſchenſchwarm
in dieſer pythiſchen Bergeinſamkeit! Vielleicht wird
man in einem Jahrzehnt hierher pilgern wie einſtens zu den

neine Beſferang um Arveltsidein
Noch immer rund 2 637 000 Arbeitsloſe.
Berlin, 11. Jr
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt für die Zeit vom 16. bis 31
hat die Belaſtung des Arbeitsmarktes und der Arbeitsloſenverſich.
in der zweiten Hälfte des Mai noch langſamer als in der erſten
abgenommen. Einem Rückgang in der Zahl der Ha
unterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſich
um nicht ganz 80000 gegenüber 130 000 im vorigen Berichts
ſchnitt ſteht ein verſtärkter Zuwachs der Kri
unterſtützten um rund 15000 gegenüber. Auch die Zal
Arbeitsſuchenden hat nur um rund 63 000 abgenommen.
Am 31. Mai wurden in der Arbeitsloſenverſicherung 15509
der Kriſenunterſtützung 338 338 Hauptunterſtützungsempfänger ge
Gegenüber dem Vorjahre, ergibt ſich eine Ueberlagerung um
875 000 Unterſtützte.
An verfügbaren Arbeitsſuchenden waren Ende Mai bei den A
ämtern noch rund 2 689 000 gemeldet. Hiervon müſſen nach Abz=
noch
in gekündigter oder ungekündigte Stellung oder in Notſtands
befindlichen rund 2 637 000 als arbeitslos gelten. Der Unterſchie
ſer Zahl gegenüber dem Vorjahre iſt auf beinahe 1 290 000 angew
Anzeichen für ein beginnendes Weichen der Depreſſion, die a
Wirtſchaft laſtet, ſind bis jetzt weder aus den Geſamtzahlen, no
den Berichten über die einzelnen Berufsgruppen zu entnehmen
geringfügige Entlaſtung entfällt wiederum faſt ausſchließlich a
Saiſonaußenberufe. Unter dieſen iſt die Landwirtſchaft mit einer
nismäßig geringen Nachfrage vertreten, deren ungenügender
zum Teil durch die anhaltend gute, dem landwirtſchaftlichen 9
markt jedoch nicht förderlichen Witterung, zum Teil durch ver
Anwendung von Maſchinen auch im Hackfruchtbau erklärt wird.
das Baugewerbe Zeichen einer Belebung aufwies, beſchränkt ſt
Erſcheinung im weſentlichen auf einzelne ländliche Bezirke. De
tiſche Wohnungsbau verlangte Arbeitskräfte faſt nur für kur
Beſchäftigungen und lag im übrigen nahezu ſtill, ebenſo wie die
tätigkeit der öffentlichen Hand und der Induſtrie. Es fehlt dahe
die belebende Wirkung des Baugewerbes als Schlüſſelinduſtrie,
Unter den überwiegend von der Konjunktur abhängigen
gruppen haben nur der Braunkohlenbergbau ſowie bezirksweiſe
Zweige der Textil und der Bekleidungsinduſtrie eine gewiſſe Be
aufzuweiſen, während die Steinkohleninduſtrie in faſt allen w
Bezirken weiterhin Kündigungen und Entlaſſungen vornahm
metallverarbeitenden Induſtrien im ganzen unfähig blieben, Krä
zunehmen.
Preußen verbieket die nakionalſozialiſtiſche Und
Berlin, 11.
Der preußiſche Innenminiſter hat ſoeben zur Aufreck
tung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung das
liche Tragen der ſogenannten Parteiuniform der Nation
liſtiſchen Arbeiterpartei einſchließlich ihrer Unter=, Hilf
Nebenorganiſationen für den Bereich des Freiſtaates /
verboten. Zur Uniform gehören alle Gegenſtände, die de
ſtimmt oder geeignet ſind, abweichend von der üblichen
lichen Kleidung die Zugehörigkeit zu den genannten Or
tionen, insbeſondere den ſogenannten Sturmabteilungen,
ſtaffeln und der Hitlerjugend äußerlich zu bezeichnen, al
Kleidungs= und Ausrüſtungsſtücke, z. B. Armbinden, di
beſtimmte Form, Farbe, Schnitt uſw. ein Merkmal der ger
Organiſationen darſtellen. Der Miniſter erſucht alle
behörden, das Verbot mit allen polizeilichen Mitteln, geg
falls auch durch Androhung und Feſtſetzung von Zwangs
nachdrücklich durchzuführen. gez. Waentig.
Die Polizeidirektion München hat die vom Gau Gro
chen der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei für
tag, den 14. Juni in das Zirkusgebäude am Marsfeld in 2
einberufene öffentliche Proteſtverſammlung gegen das U
verbot in Bayern, in der Hitler und Frick ſprechen ſollt
boten. Auch der Anſchlag des dieſe Verſammlung ankünd
Plakates wurde unterſagt.
Die Auflegung des deutſchen Ankeils
zur Young=Anleihe.
Ein Konſortium unter der Leitung der Reichsbank
11. dieſes Monats die deutſche Ausgabe der interna
5½prozentigen Anleihe des Deutſchen Reiches 1930 in H
36 Millionen RM. übernommen. Kapital und Zinſer
Schuldverſchreibungen ſind in Deutſchland bei der Reichs
Reichsmark zahlbar, doch können Zinsſcheine und rück,
Stücke auch bei den außerhalb Deutſchlands für andere A
der internationalen 5½prozentigen Anleihe des Deutſchen
vorgeſehenen Zahlſtellen zur Zahlung vorgelegt werden.
dann zum jeweiligen Kurſe der Reichsmark in der Währu
Landes bezahlt. Das deutſche Konſortium wird die Anl
12. und 13. d. M. zur öffentlichen Zeichnung zu einem Ku
90 Prozent zuzüglich Stückzinſen ab 1. Juni dieſes Jah
legen. Zeichnungsſtellen ſind die Mitglieder und Unterbe
des Reichsanleihekonſortiums. Die Bezahlung der zu
Stücke hat in der Zeit vom 16. bis 25. Juni zu erfolgen.
Wagner=Feſtſpielen nach Bayreuth. Moderne Hotels m
Komfort werden dann gebaut werden, Autobuslinien
heraufführen und für alle europäiſche Bequemlichkeit wirk
ſein. Vielleicht wird Griechenland dann modern wer!
Griechenlandfahrten werden die alten Italienreiſen abli
Wir aber ſind glücklich, daß wir noch vor dieſer Zeit i
der Griechen kamen, daß wir manche verborgenen Wund
Landes noch in der jungfräulichen Unberührtheit ihrer
Schönheit ſchauen durften.
Und während der Abend leiſe ſeine Schleier ſenkt,
wir Abſchied von den delphiſchen Bergen.

* Die Ausſtellung Kelſterbacher Porzell
im Schloßmuſeum iſt ein ſchöner und würdiger Auftak=
Feſtlichkeiten anläßlich des 600jährigen Jubiläums de
Darmſtadt. Die Ausſtellung wurde geſtern morgen b.
Anzahl geladener Gäſte von Graf von Hardenb
einer kurzen Anſprache eröffnet. Die Ausſtellung, füh
Hardenberg aus, führt nur durch wenige Zimmer un
nur aus ein paar Glasſchränken. Trotzdem iſt das, was
wird, nichts Gewöhnliches, ſondern etwas Erſtmaliges, d
erſten Mal gelungen iſt, die heimiſchen Erzeugniſſe der
ſchen Kunſt von hoher Bedeutung zu einer Schau zu be.
Daß dieſer Gedanke, der ſchon früher gefaßt, aber durch 4
krieg vereitelt wurbe, nun doch verwirklicht worden iſt,
der wiſſenſchaftlichen Arbeit des Herrn Dr. Röder,
zeitig als Fachmann die Bedeutung Kelſterbachs erkann!
wiſſenſchaftlichen Grundlagen für die Ausſtellung geſche
Auf Grund dieſer Arbeit iſt es gelungen, alles Kelſterba.
zellan, das irgend bekannt geworden iſt, zuſammen mit
ſtänden des Prinz Georgen=Palais zu dieſer Ausſtellun!
einigen.
Darauf folgte die Beſichtigung unter der Führung b.
Dr. Röder, der die Erzeugniſſe der Kelſterbacher Ma
die 1761 vom Landgrafen Ludwig UIII. mitbegründet,
unter ſeiner Förderung beſtand, den einzelnen Perio
Entwicklungsgeſchichte zuwies und in kenntnisreicher
ſinniger Weiſe Charakter und Bedeutung der einzelne
kennzeichnete, und manche wertvolle Erläuterung in
Formulierung zu geben verſtand. Wir werden in 9
die Ausſtellung zurückkommen, die einen ſchönen, kulin
tigen Beitrag zur Geſchichte des heſſiſchen Kunſtgewel
ſtellt.

[ ][  ][ ]

sminiſters: Alle müſſen Opfer bringen, wenn Skaak und Wirkſchaft
in Ordnung gebracht werden ſollen.

31

ſt.
Ri
i
unt


iu
ern

Sanierungsprogramm erſt im Herbſt.

Düſſeldorf, 11. Juni.
uf einer Tagung des großen Vorſtandes des Geſamtver=
z
der chriſtlichen Gewerkſchaften führte Reichsarbeits=
ſter
Dr. Stegerwald u. a. aus:
us Verlautbarungen der letzten Tage geht hervor, daß
e Teile des deutſchen Volkes immer noch
ſehen, worum es gegenwärtig geht. Von der
tabiliſierung bis Ende 1925 mußten zur Rettung und
gung der neuen Währung drakoniſche
ern erhoben werden, teilweiſe auf Koſten der Sub=
Im Hochſommer 1925 wurden die Steuern um 2½ Mil=
n
geſenkt. Gegenwärtig befinden wir uns in einer
äufigen Weltpreisbewegung. Die deutſche
haft zahlt 1930 für die gleiche vom Ausland eingeführte
ffmenge über 1 Milliarde RM. weniger als 1928. Was
eichsregierung gegenwärtig vorſchlägt, iſt kein endgül=
z
ſteuerliches und ſtaatsorganiſches Sanie=
sprogramm
. Dieſes kommt erſt im Herbſt.
gegenwärtige Aufgabe iſt die unbedingte
erung des Reichshaushalts und der Ar=
zloſenverſicherung
ohne Steuern, die die Kapital=
begünſtigen
, die die Produktion verteuern und preisverteu=
virken
. Den

Schiedsſpruch für Nordweſt

Fe

ſal ich für verbindlich erklärt, weil der Mantel=
ali
von einem Teil der Gewerſchaften unbegreif=
ſich
ſeiſe zu unrechten Zeiten gekündigt worden
eil der Schiedsſpruch an den Tariflöhnen
rüttelt, weil in einer Zeit, in der wirtſchaft=
Stabilität das Gebot der Stunde iſt, in einer
der ichtigſten Rohſtoffinduſtrien ein tarifloſer Zuſtand,
amit die Gefahr örtlicher und unüberſeh=
r
Kämpfe im Intereſſe des Staaisganzen
indert werden mußte, weil die Unternehmer ſich
ſei chteten, über die Kürzung der Akkordlohnſätze hinaus eine
ng der Eiſenpreiſe vorzunehmen, und ich mir eigens die Kon=
ſy
über das tatſächliche Ausmaß der Eiſenpreisſenkung durch
haftsſachverſtändige vorbehalten habe.
enn im Anſchluß an die Erledigung des Young=Planes
t und Wirtſchaft in Ordnung gebracht wer=
ſollen
, dann müſſen alle Opfer bringen.
einſeitigen Belaſtung der Arbeiter mußte und würde ich
uf das allernachdrücklichſte widerſetzen.
Die Wirkung auf die Angeſtellken.
* Berlin, 11. Juni. (Priv.=Tel.)
uf eine merkwürdige Folge des Schiedsſpruches in der
eſtdeutſchen Eiſeninduſtrie macht das Organ der Chriſt=
Gewerkſchaften, der Deutſche aufmerkſam. Er verweiſt
daß nach der Erklärung der Arbeitgeber nicht nur die
riflichen Verdienſte der Arbeiter, ſonden auch die der An=
en
ab 1. Juli ſo gekürzt werden ſollen, daß eine Erſparnis
7½ Prozent erreicht wird. Die Angeſtellten wüßten aber
von einer derartigen Abſicht nichts. Sie wunderten ſich
arüber, daß ohne jeglichen Verſuch, die Frage überhaupt
nen zu beſprechen, ſo einſchneidende Erklärungen abgegeben
n und ſie wunderten ſich noch mehr über den Arbeits=
er
, der das ſtillſchweigend zuließe. Alſo eine unverkenn=
Pitze gegen Herrn Stegerwald. Die Schlußfolgerung
nt jedoch unanfechtbar, daß eine Ausdeh=
auf
die Angeſtellten eine Kündigung ſämt=
r
Angeſtelltenverträge notwendig machen
te, daß alſo hier ein Abbau der Gehälter vor
I. Oktober nicht in Frage kommen kann.

* Berlin, 11. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Sozialdemokraten ſcheinen die Verbindlichkeitserklärung
zum Ausgangspunkt einer großen Aktion machen zu wollen. Der
Deutſche Metallarbeiterverband läßt jedenfalls mitteilen, daß er
nicht nur jede Lohnſenkung ablehnt, ſondern auch ſeinen Ange=
hörigen
in den Betrieben die Anweiſung gegeben habe, ſich jeder
Lohnſenkung zu widerſetzen. Der Vorwärts rechnet denn auch
jetzt ſchon mit ſchweren Lohnkämpfen für die nächſte
Zeit und mahnt die Chriſtlichen Gewerkſchaften, nicht aus der
Reihe zu tanzen. Die Chriſtlichen Gewerkſchaften ſtehen vor einer
ſchweren Entſcheidung. Miniſter Stegerwald war Jahre hindurch
ihr Führer. Daß ſie ihm in den Rücken fallen, iſt eigentlich kaum
anzunehmen. Stegerwald macht darauf aufmerkſam, daß ohne
die Verbindlichkeitserklärung ein tarifloſer Zuſtand eingetreten
wäre, der den Arbeitern u. a. jeden Anſpruch auf Urlaub genom=
men
hätte. Die Entſcheidung wird praktiſch alſo darum gehen,
inwieweit ſich die Chriſtlichen Gewerkſchaften mit ihrem Minſter
ſoldariſch erklären. Das wird zu einem entſcheidenden Teil davon
abhängen, wie die Preisſenkungen der Induſtrie ausſehen werden
und ob tatſächlich keine Minderung des Reallohnes eintreten
wird.
Widerſtand gegen die Reichshilfe.
* Berlin, 11. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Kritik an dem als Reichshilfe aufgezogenen Notopfer
der Beamten und Feſtangeſtellten tritt immer ſtärker heraus.
Die volksparteilichen Organiſationen Sachſens haben in einer
Entſchließung den Vorſchlag des Reichsfinanzminiſters abgelehnt.
Der Abg. Dauch äußert ſich in den Hamburger Nachrichten ſehr
ablehnend, und in der Kölniſchen Zeitung meldet ſich ein unge=
nannter
volksparteilicher Abgeordneter zu Worte, der an der
ganzen Reichshilfe kein gutes Haar mehr läßt. Je mehr man
den Gedanken dieſes einſeitigen Notopfers durchdenkt, deſto an=
greifbarer
wird er ja auch.
Es war ſchon kennzeichnend, daß unmittelbar nach der Kabi=
nettsſitzung
die amtliche Preſſeinformation nur von einer vier=
prozentigen
Abgabe auf die Einkommenſteuer ſprach, während
erſt ſpäter ſich herausſtellte, daß eine vierprozentige
Abgabe auf das geſamte Einkommen gefordert wurde,
alſo eine Sonderſteuer von ungewöhnlicher
Härte auf eine beſtimmte Bevölkerungsklaſſe,
die nur deswegen herausgegriffen wird, weil ſie keine Möglich=
keit
hat, mit Hilfe der Kapitalflucht ſich dem Steuerzugriff zu
entziehen.
Zu welch ſonderbaren Folgen die ganze Konſtruktion führt,
dafür ein Beiſpiel: Ein Angeſtellter mit 700 RM. Einkommen
monätlich unterliegt noch der Arbeitsloſenverſicherung. Er müßte
alſo künftig 4½ Prozent zahlen, wovon der Arbeitgeber die
Hälfte trägt. Seine monatliche Belaſtung beträgt alſo, da ſein
Prämienſatz über 300 RM. hinaus nicht mehr geſteigert wird,
etwas weniger als 7 RM. Wer nun 701 RM. Einkommen hat,
würde nach dem Reichshilfevorſchlag monatlich ein Mehr
an Steuer von 28 RM. zu zahlen haben, ohne die
Sicherheit einer Arbeitsloſenunterſtützung,
die für das Einkommen bis 700 RM. gegeben iſt.
Begreifliche, wenn die bedrohten Kreiſe, alſo vornehmlich die Be=
amten
und Angeſtellten, ſich gegen ſolche Sondermaßnahmen
wehren und verlangen, daß zunächſt noch einmal nachgeprüft
werde, ob durch Ausgabenſenkung mit ſofortiger Wirkung nicht
das gleiche Ziel des Ausgleiches des Etats erreicht werden
könnte, ohne neue Belaſtungen. Jedenfalls wird der Reichsfinanz=
miniſter
in der Sitzung ſeiner Fraktion am kommenden Montag
keinen leichten Stand haben. Man ſpricht in Berliner politiſchen
Kreiſen in dieſem Zuſammenhang bereits von Rücktrittsabſich=
ten
des Miniſters. Davon kann natürlich im Augenblick keine
Rede ſein.

2as Korridor-Unrecht. Polniſche Kriegsdrohung
gegen Deutſchland. Erweikerung der
ikalieniſchen Inkereſſenſphäre.
EP. Warſchau, 11. Juni.
Der italieniſche Außenminiſter Grandi wurde geſtern vom
Miniſterpräſidenten Slawek in Audienz empfangen und nahm
dann an einem Frühſtück beim Staatspräſidenten teil. Grandi
hatte abends eine Beſprechung mit Außenminiſter Zaleſki und
reiſte dann nach dem Badeort Druſkieniki weiter, um Marſchall
Pilſudſki einen Beſuch abzuſtatten.
Der Beſuch des italieniſchen Außenminiſters wird in der ge=
ſamten
Preſſe lebhaft kommentiert. Das Organ Pilſudſkis, die
Gazetta Polſka, erklärt, daß die Gerüchte von einem Zuſam=
menhang
des Beſuches mit den geſpannten italieniſche
franzöſiſchen Beziehungen und einer eventuellen
Uebernahme der Vermittlerrolle durch Polen
nicht den Tatſachen entſprechen. Das nationaldemokratiſche
Organ, die Gazetta Warſzawſka bemerkt, daß für das fasci=
ſtiſche
Regierungsſyſtem der Realismus, die Abſcheu vor hoch=
tönenden
Phraſen und die offenkundige Verkündung der Wahr=
heit
charakteriſtiſch ſeien. Man müſſe deshalb den Aufenthalt des
italieniſchen Außenminiſters in Warſchau dazu benützen, ihm un=
zweideutig
und klar die Anſichten Polens über das
von Deutſchland aufgeworfen Problem der
Grenzreviſion darzulegen. Nach Anſicht Polens
könne die deutſch=polniſche Grenze nur durch
einen Krieg geändert werden. Der ſozialiſtiſche
Robotnik erklärt, daß der Beſuch Grandis ein poli=
tiſcher
Schachzug gegen Frankreich ſei. Er warnt
vor der Möglichkeit, daß durch ſolche Beſuche der Schein erweckt
werde, als ob Polen in die Intereſſenſphäre Ita=
liens
hineingezogen werde.

Franzöſiſche Kriegst
Zünf Milliarden

ungen gegen Ital
ür Rüſtungszwecke

EP. Paris, 11. Juni.
Recht ſeltſame Feſtſtellungen über die Zuſtände im
franzöſiſchen Finanzweſen und insbeſondere über
die Rüſtungen gegen Italien wurden heute in der
Sitzung der Finanzkommiſſion gemacht, in der Finanzminiſter
Renaud die Frage beantworten ſollte, ob das Schatzamt die für
das nationale Wirtſchaftsprogramm vorgeſehene Beihilfe von 5
Milliarden aufbringen könne. Renaud erklärte, die Angaben
ſeines Vorgängers Chéron, daß die Aktiven des Schatzamtes 18
Milliarden Franken betragen hätten, für unrichtig. Es ſeien nur
13 Milliarden in der Kaſſe, wovon bereits 7 Milliarden
für beſtimmte Zwecke zurückgeſtellt worden ſeien, ſo
daß ein freier Ueberſchußvonnurrund 6 Milliarden
verbleibe.
Die Kommiſſionsmitglieder zeigten ſich von dieſer
Mitteilung aufs höchſte überraſcht und forderten Aufklä=
rung
über den Verbleib der 5 Milliarden. In
die Enge getrieben, mußte der Finanzminiſter ſchließlich einge=
ſtehen
, daß in den letzten vier Monaten bedeutende
Ankäufe von Kriegsmaterial, beſonders von Flug=
zeugen
, ſowie ausgedehnte Befeſtigungsarbeiten
an der Alpengrenze vorgenommen worden ſeien und
daß man eine Milliarde dafür ausgegeben habe. Die
Kommiſſionsmitglieder gaben hierauf der Anſicht Ausdruck, daß
wohl auch deer noch fehlende Reſt für dieſe Zwecke
Verwendung gefunden habe und beſchloſſen, von der Re=
gierung
eine ins Einzelne gehende Aufſtellung über die Ausgaben
des Schatzamtes zu verlangen.
In den Wandelgängen der Kammer verlautet heute abend,
daß man in Italien von dieſen Rüſtungsausgaben
bereits Kenntnis haben müſſe, denn die amtliche römiſche
Nachrichtenagentur habe von ihrem Pariſer Korreſpondenten in
den letzten Tagen ausführliche Berichte über die Verhandlungen
der Finanzkommiſſion angefordert.

Die alarmierenden Gerüchte, die auf Grund eines heute früh
im Petit Pariſien erſchienenen Artikels aufgetaucht ſind und die
von einem unmittelbar bevorſtehenden Abbruch der Saarverhand=
lungen
wiſſen wollten, werden an zuſtändiger deutſcher Stelle als
vollſtändig unbegründet bezeichnet. Von einem Abbruch könne im
gegenwärtigen Stadium nicht die Rede ſein, vielmehr treten Ende
dieſer Woche die verſchiedenen Unterkommiſſionen wieder zur Fort=
ſetzung
der Arbeiten zuſammen.

* Grock in der Feſthalle.


3

underte von Feuilletons ſind über Grock ſchon geſchrieben,
S iſt unwahrſcheinlich, daß man über ihn wirklich ſchreiben
Man kann ſein Ausſehen beſchreiben, das von Plakaten her
it iſt, kann ſeine Tricke aufzählen, ſeine artiſtiſchen und
liſchen Fähigkeiten rühmen und Betrachtungen über die
ines Humors anſtellen ein Eindruck von dem Clown Grock
telt man dadurch niemanden, der ihn nicht ſelbſt geſehen
eder weiß (unſere Leſer aus zwei Artikeln in den letzten
), daß er aus einem Rieſenkoffer eine winzige Geige her=
I, daß er den Flügel an den Stuhl zu rücken verſucht, daß
r Klavierdeckel auf die Finger fällt, daß er durch den Stuhl
und daß er all dieſe Dinge mit äußerſter artiſtiſcher Prä=
und unwiderſtehlicher Komik ausführt; jeder hat gehört,
in warum und nicht möglich zu ſeinen Schlagern ge=
aber
all das beſagt nichts für den, der es nicht mitange=
hat
. All ſeine Einfälle, ſeine ſchauſpieleriſchen und muſika=
ſeine
akrobatiſchen und artiſtiſchen Leiſtungen und ſeine
Hanswurſtiaden, deren jede einzelne für einen guten
ekunſtler ſchon genügen würde, ſind nur letzten Endes
ſultige Aeußerungen des Dahinterſtehenden, Weſent=
des
Menſchen, des guten Clowns Grock. Das liebenswerteſte
I iſt ſeine Stimme, die Stimme eines Kindes und eines
* und eines ſehr gütigen Menſchen. Sicher kommt auch
Zute aus dem Leiden, wie bei jedem großen Humoriſten.
2As Leiden tritt hier in den Hintergrund vor der Güte, die
(Aleich zu Charly Chaplin ein Vergleich, dem man weit
den könnte ſtärker und ganz ohne Bitterkeit, wenn auch
Lhne Tragik iſt. Grock iſt wirklich der gute Clown, der
wie man ihn ſich als Kind gedacht hat. Wenn er auf
9ne tritt, wenn er ſpäter fragt: Wollt Ihr noch mehr?
in ſolchen Momenten poſenloſer Echtheit von ſtärkſter
8, und wenn man ihm ſtundenlang zuhören und zuſehen
*I0 iſt es eigentlich auch nicht wegen all der glänzenden
4, ſondern aus dem Gefühl, daß man hier einem der lie=
Ekkeſten Menſchen begegnet iſt, die ſich denken laſſen. Daß
iEden der Menſch iſt, über den man heute in der Welt am
und am meiſten lacht, braucht nicht beſonders geſagt zu
n.
Lenſo ſelbſtverſtändlich iſt es, daß der geſtrige Abend ein
Erfolg war. Daß die guten Plätze nicht vollſtändig aus=
* waren, wurde durch einen Gewaltſtreich des Publikums
Aiichen, das bei Beginn der Vorſtellung nach vorne rückte

Links: Prof. Oskar Walzel (Bonn) hält den Feſtvortrag über
Das äſthetiſche Glaubensbekenntnis von Goethes und Schillers
Hochklaſſizismus Rechts: Prof. Julius Peterſen (Berlin)
wird als Vorſtand die Tagung leiten.
und trotz Aufforderung nicht wankte und wich, ſo daß der Saal
bis auf die äußeren Seitenflügel gefüllt war.
Voran ging ein gutes Varietéprogramm, das im Ganzen der
Gelegenheit durchaus angemeſſen war. Beſondere Erwähnung
verdienen zum mindeſten die äußerſt exakt arbeitenden Exzen=
triker
Redlaw und Parlo, der verblüffende und bluffende Karten=
künſtler
Graziadei, drei komiſche Akrobaten, von denen der
komiſchſte auf ſich ſelbſt ritt, und eine Arabertruppe, von tollem
Können und Temperament.

Benennung des neuentdeckten Planeten.
Flangſtaff (Arizona). Das Lowell=Obſervatorium hat be=
kannt
gegeben, daß es dem kürzlich neu entdeckten Stern den
Namen Pluto gegeben hat. Man glaubt, daß es ſich um den
t0.
lange geſuchten Planeten X handelt.

2as Beileid zum Tode Erzellenz v. Harnacks.
Die Kaiſer=Wilhelm=Geſellſchaft hat anläßlich des Ablebens
von Exzellenz von Harnack folgendes Beileidstelegramm des
Reichsaußenminiſters erhalten:
Das Auswärtige Amt trauert gemeinſam mit der Kaiſer=
Wilhelm=Geſellſchaft um den ſchweren Verluſt, den die deutſche
Wiſſenſchaft geſtern erlitten hat. Der Verſtorbene hat dem Aus=
wärtigen
Amt in ſeinen Bemühungen, die Stellung der deutſchen
Wiſſenſchaft in der internationalen Wiſſenſchaftspflege zu ſichern
und zu ſtärken, ſehr wertvolle Hilfe geleiſtet.

Aus dem Juniheft Deutſche Kunſt und Dekoration 1930. Neue
Malereien von Marie Laurencin. Eine Veröffent=
lichung
über 2Qiſche Kunſt. Damen=Bildniſſe von Imre
Goth; neue Arbeiten von Konrad von Kardorff; Plaſtiken von Morice
Lipſzyc=Paris und Mary Duras=Kopf. Ein Landhaus von Adolf Ott=
Dortmund in ſeiner Architektur, ſeinen Innenräumen und den gärtne=
riſchen
Anlagen, ein reizvolles Teehaus. Emailbilder von M. Dol=
nycka
; moderne Theaterdekorationen. Intereſſante Textbeiträge von
Wilhelm Michel, Schiebelhuth, Dr. Oskar Schürer, Dr. Max Osborn
und anderen. Insgeſamt 62 große Abbildungen, 4 Kunſtbeilagen ( dar=
unter
ein Bildnis des Reichspräſidenten, von Konrad von Kardorff).
Aus dem Juni=Heft der Innen=Dekoration 1930. Das Heft
zeigt in etwa 50 Bildern und Kunſtbeilagen die moderne Entwicklung
des Innenraums in reizvollen Darbietungen deutſcher und ausländi=
ſcher
Künſtler: Le Corbuſier, Jeanneret, Ch. Perriand, Hans Schu=
macher
=Köln, Ernſt May, M. Elſaeſſer, Hebebrand, Leo Nachtlicht. U. a.
ein reizvolles Künſtlerheim in ſeiner Geſamtgeſtaltung und ſämtlichen
Innenräumen von Ernſt Schwadron=Wien. Viele neue kunſtgewerb=
liche
Arbeiten und neuzeitliche Gartengeſtaltung. Intereſſante Text=
beiträge
von Wilhelm Michel, Hermann Ginzel, Dr. Hallbaum, Dipl.=
Ing. Franz Löwitſch, Dr. Oskar Schürer u. a. Insgeſamt gegen 50
meiſt ganzſeitige Abbildungen, dabei 4 Kunſtbeilagen, eine farbige Bei=
lage
von Georg Satink=Köln.
Aus dem Mitte=Mai=Heft Stickereien und Spitzen 1930.
neue Einfälle haben das iſt das Leitmotiv des Heftes. Heinr.
Geron plaudert über dieſes Thema in reizvoller Weiſe. Das Heft zeigt
ein reiches Bilder=Material, Tülldecken mit Stickerei, Seidenkiſſen,
Handtäſchchen, Decken in Seide, Seidenſchals, Behänge in Wollſtickerei,
Flor=Stickereien, kirchliche Kunſtſtickerei, Bild=Stickereien, Seidenpolſter
und unter vielem anderen einen künſtleriſch behaglichen Innenraum mit
Sofa=Ecke. In farbiger Wiedergabe erſcheint eine Leinendecke mit Appli=
kation
von Ina von Kardorff. Des ferneren Arbeiten der Kunſtakademie
Konſtantinopel: Tiſchdecken, Kiſſen, Teewärmer. Von den textlichen
Beiträgen ſeien noch hervorgehoben eine Plauderei Leiſer Fleiß von
Hans Schiebelhuth, ſowie Artikel über feine Handarbeiten, Wäſche,
Taſchentücher, farbige Bettwäſche, Geſtriktes zum Sommer, Modeberichte
und ſo weiter.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 12. Inni 1930

Nummer 16.

Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 11. Juni.
Die außenpolitiſche Situation gibt in Paris neuerdings wie=
der
zu einer gewiſſen Verſtimmung Anlaß. In erſter Linie iſt
man mit dem Verhältnis zu Italien unzufrieden. Die Spannung
hat ſeit der Rede Grandis nicht nachgelaſſen, und die ſchüchternen
Verſuche zur Wiederauflebung der Kriegskameradſchaft laſſen
eigentlich jeden ſkeptiſch. Man fühlt, daß das italieniſche Problem
nur durch eine ſehr großzügige Politik gelöſt werden könnte. Zu
dieſer Politik fehlen aber ſogar die Anſätze.
Die Ereigniſſe in Rumänien, die Rückkehr des Prinzen Carol
und ſeine Thronbeſteigung haben das Unbehagen, mit der man
die italieniſche Politik betrachtet, nur noch erhöht. Die Rück=
kehr
Carols gefällt in Paris aus mehreren Gründen
nicht. Erſtens und prinzipiell, weil die franzöſiſche
Außenpolitik, welche die Aufrechterhaltung des
status guo als ihren Hauptzweck betrachtet
jede Aenderung in Europa mißtrauiſch anſieht.
Zweitens, weil man der Perſon des neuen rumäniſchen Königs

nicht traut und befürchtet, daß Rumänien als franzöſiſcher Bun=
desgenoſſe
aus der Reihe tanzt. Und drittens, weil König Carol
alles andere als ein Exponent der franzöſiſchen Politik iſt. Er
wird wahrſcheinlich der rumäniſchen Außenpolitik eine neue Wen=
dung
geben. War es doch ſeine erſte Tat, den Pariſer rumäniſchen
Geſandten abzurufen.

Rom, 11. Juni.
Die italieniſche Preſſe bringt immer deutlicher ihre Genug=
tuung
über die Rückkehr Carols nach Rumänien und die Aus=
ſchaltung
Bratianus zum Ausdruck.
Der Tevere ſchreibt: Wir hoffen, daß die Ausrufung
Carols zum König mit einer realiſtiſcheren Einſtellung der rumä=
niſchen
Außenpolitik zuſammenfällt. Die ſchlecht verborgene Wut
der halbamtlichen Pariſer Kreiſe gibt uns gute Hoffnung. Der
Meſſagero betont, daß Italien die Ereigniſſe in
Rumänien mit Sympathie betrachte. Rumänien
werde jetzt auf einem normalen Wege zur moraliſchen Einheit
zurückgeführt. Die Tribuna erklärt: Wir können die von
einigen ausländiſchen Blättern geäußerten Bedenken über die
geſetzliche Thronbeſteigung Carols von Rumänien nicht verſtehen.
Sie wären gerechtfertigt, wenn ſeine Rückkehr eine ſtabile Lage
gewaltſam geändert hätte. In Wirklichkeit ſei die Zeit der
Regentſchaft äußerſt anormal geweſen. Carols Verban=
nung
habe mit dem franzöſiſch beeinflußten
Bratianu im Zuſammenhang geſtanden. Auch
dieſes ſei anormal geweſen, laſſe aber die Art der von gewiſſer
Seite geäußerten Beſorgniſſe erkennen.

Der Staatsſtreich in Rumänien kam heute zum erſten Mal
ungariſchen Oberhaus zur Sprache. Im Rahmen der Geſche
debatte wies der geweſene Unterſtaatsſekretär im Landwirtſch=
miniſterium
, Abg. Karl Schandol, eines der angeſehendſten
glieder der Regierungspartei, darauf hin, daß König Carol eri
habe, er wolle mit den Nachbarſtaaten gute Beziehungen uu
halten. Die ungariſche Nation könne vergeſſen.
Vorbedingungdafür aber ſei, daßman Ungar
ſeinem Streben nach Gerechtigkeit unterſti
Ungarn werde vergeſſen, wenn ſich die Pol=
Rumäniens in dieſer Richtung bewege. Die
Schandols wurde auf den Regierungsbänken mit lebhaftem Be
aufgenommen.

Die Unterzeichnung der verſchiedenen Dokumente zur
gebung der 300 Millionen Dollar=Anleihe erfolgte im Ver
des heutigen Vormittags durch die Vertreter des deutſchen
der alliierten Schatzämter und der an der Emiſſion beteil
Bankiers, ſowie der Leiter der BJZ. Sobald die BT3. in
ſitz der 300 Millionen Dollar iſt, wird der Betrag unter die
ſchiedenen Mächte in folgender Weiſe verteilt werden: De
land erhält, wie vorgeſehen, 100 Millionen Dollar, die bekan
mit der Mobiliſierung der ungeſchützten Youngplan=Anleik
und für ſich nichts zu tun haben und auf die geſchützten deu
Annuitäten fallen. Von den übrigen 200 Millionen Dolle
hält Frankreich 132,215 Millionen, England 50 Milli
Italien 13,105 Millionen, Japan 2,060 Millionen, Jugoſle
1,872 Millionen und Portugal 748 000 Dollar.

TBUN
Matbe dch-

30Pf.

eiche Wascht
uberster Wasch
igungs-Kroft.

Bebauungsplan.
Der auf Grund der Verfügung des
Miniſters des Innern vom 23. v. Mts.
feſtgeſtellte Bebauungsplan über
Aenderung der Fluchtlinien an der
Rheinſtraße, dem Bahnhofsplatz
der Külp= und Schachtſtraße, liegt
gemäß Art. 7 der Allg. Bauordnung be
dem Städt. Hochbauamt zur Einſicht
(St. 9348
offen.
Darmſtadt, den 10. Juni 1930.
Der Oberbürgermeiſter.

von der Fürſtenwieſe, Darmſtädter Pump=
ſtation
, erfolgt Samstag, 14. Juni 1930,
15 Uhr. Treffpunkt an der Fürſtenwieſe.
Darmſtadt, 12, Juni 1930. (St.9347
Direktion der Städt. Betriebe.

Dienstag, den 17. Juni, vor=
mittags
9 Uhr, wird auf dem Teich=
hauſe
das Heugraus vom Reinheimer
Teich, 75 Hektar (300 Heſſiſche Morgen),
öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Kaufliebhaber wollen dasſelbe vor=
her
einſehen.
Anſchließend daran wird die Heu=
ſcheuer
daſelbſt auf 1 Jahr abteilungs=
weiſe
verpachtet.
Reinheim, den 10. Juni 1930.
Heſſiſche Bürgermeiſteri Reinheim.
Buxmann.
(9344

Am Freitag, den 13. Juni 1930,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungslokale, hier, Hügelſtr. 27,
verſchiedene Gegenſtände öffentlich
zwangsweiſe gegen Barzahlung. (9343
Vorausſichtlich verſteig, werden
1 Bücherſchrank, 1 Schreibtiſch, ein
Bücherſchrank, 1 Sofa, 1 Standuhr,
1 Odoma=Schreibmaſchine.
Hieran an Ort und Stelle, Riedeſel=
ſtraße
66, verſteigere ich:
1 Klavier (Arnold).
Darmſtadt, den 12. Juni 1930.
Portner
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Entlaufen: Wolfs=
hund
, Halskette mit
Vor Aneignung wird
gewarnt. Abzugeben
gegen Bel. bei Karl
Hering, Luiſenſtr. 10.*

Abgeb.Bankbeamter
findet Stellung als
Buchhalter
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[ ][  ][ ]

Seitef5

Darmſtadt, den 12 Juni
für die Welkmeiſterſchaften
Siudenken.

Die jungen Pögel ſchreien!

Laufe dieſer Woche werden die Vorverkaufsſtellen für
tmeiſterſchaften der Studenten, die vom 1. bis 10. Auguſt
Darmſtadt ſtattfinden, eröffnet. Der Organiſationsaus=
ht
ſich deswegen zu einem ſo zeitigen Termin veranlaßt,
n außerhalb Darmſtadts täglich zahlreiche Anfragen
Eintrittskarten einlaufen.
Kurioſität halber ſei erwähnt, daß das Verkehrsbüro
g am vergangenen Freitag 23 Karten auf einmal be=
aſo
mehren ſich die Anfragen aus dem Auslande. Be=
Belgien, Holland und Italien ſcheinen ſich ſehr mit der
zu eilen. Nichtsdeſtoweniger aber liegt es in der Ab=
Organiſationsausſchuſſes, daß der einheimiſchen Bevöl=
ſie
größte Chance zum Erwerb von Eintrittskarten ge=
ſird
. Für Darmſtadt ſtehen durchweg etwas mehr als
nt aller verfügbaren Plätze zur Verfugung. Trotzdem iſt
t viel, wenn man bedenkt, daß das Hochſchulſtadion nur
9000 und 10 000 Zuſchauer faßt.
Vorverkauf werden nur Dauerkarten ausgegeben. Auf
ſtehend erwähnten Preiſe wird bis zum 15. Juli ein
von 20 Prozent gewährt; nach dem 15. Juli treten dann
n Preiſe in Gültigkeit.
Abſicht wurden die Eintrittskarten nach Sportarten
nicht etwa, wie man ſchon hörte, aus finanztechni=
ründen
dieſes Argument entfällt bei der weltumfaſ=
ſedeutung
des Ereigniſſes und bei den hierfür mäßigen
preiſen vollkommen , ſondern aus einer ſportlichen
ig heraus. Jeder kann ſich bei der vorgeſehenen Rege=
jenigen
Sportarten herausſuchen, für die er ein beſon=
itereſſe
hat. Kein Menſch iſt gezwungen, für teueres
Paſſepartout zu kaufen. Jeder iſt in der Lage, ſich
Fechten Helene Mayer, morgen im Tennis die italie=
Neiſter, dann im Stabhochſprung die Japaner uſw. anzu=
das
koſtet, wenn er ſich eine Dauerkarte für die ihn
intereſſierende Sportart genommen hat, nur noch die
geskarten. Alſo vollkommene Freizügigkeit des Zu=
wie
ſind die Preiſe? Sie betragen bis zum 15. Juli
egebenen Preis, abzüglich einem Sonderrabatt von
ent: Leichtathletik und Spiele vom 7. bis
juſt 1930 (Spiele: Fußball, Handball, Rugby): Ein=
numerierter
Sitzplatz 3. RM., Dauerkarte numerierter
9. RM., Einzelkarte Stehplatz 1.50 RM., Dauerkarte
Spiele vom 1. bis 6. Auguſt 1930: Einzel=
merierter
Sitzplatz 2. RM., Dauerkarte numerierter
8. RM. (zuſammen 100 Plätze) Einzelkarte Stehplatz
Dauerkarte Stehplatz 5. RM. Schwimmen
iele vom 4. bis 7. Auguſt 1930: Einzelkarte
ter Sitzplatz 4. RM., Dauerkarte numerierter Sitzplatz
N. Einzelkarte Stehplatz 2. RM., Dauerkarte Steh=
RM. Tennis vom 1. bis 3. Auguſt 1930:
te numerierter Sitzplatz 4. RM., Dauerkarte nume=
Sitzplatz 10. RM., Einzelkarte Stehplatz 2. RM.,
te Stehplatz 5. RM. Fechten vom 1. bis
ſt 1930: Einzelkarte numerierter Sitzplatz 1.50 RM.,
te numerierter Sitzplatz 8. RM. Einzelkarte Steh=
0 RM., Dauerkarte Stehplatz 4. RM. Die Vorver=
en
werden in aller Kürze bekannt gegeben.

Jahrfeier der Augsburgiſchen Konfeſſion. Das Heſſiſche
rchenamt hat in Erinnerung an den 25. Juni, dem Tag,
die evangeliſchen Stände das Augsburgiſche Bekenntnis
r und Reichstag verleſen und übergeben haben, durch ein
ben an die Pfarrämter eine allgemeine Feier im ganzen
geordnet, die am Sonntag, den 22. Juni, dem erſten nach=
s
, ſtattfinden ſoll. An dieſem Tage werden, in allen
enſten Gedenkfeiern gehalten werden. Gleichzeitig wird
et, daß die geſchichtliche und kirchlich=religiöſe Bedeutung
rſtana im Religionsunterricht und in der Chriſtenlehre
wird. Ferner ſoll die Bedeutung des Augsburger Be=
s
und der Gehalt ſeiner wichtigſten Artikel der Gemeinde
ndeabenden, Vorträgen, Bibelſtunden, Gemeindeblättern
gemacht werden. Das Landeskirchenamt ſchreibt dazu:
n Reformator haben ſich unſere Väter in der Konfeſſion
igkeit zum Evangelium bekannt, aufs Neue Recht und
für Glauben und Gewiſſen gefordert, und vor allem vor
It bezeugt, was die evangeliſchen Stände im Willen zur
ion und in der aufbauenden Geſtaltung der Kirche der
ion vereinte und feſt zuſammenſchloß. Mit der geſamten
chen Chriſtenheit Deutſchlands rüſtet ſich deshalb auch
indeskirche auf eine würdige Feier des Gedächtniſſes der
giſchen Konfeſſion.
hriges Jubiläum der Akademiſchen Turnverbindung
ntia‟. Die Akademiſche Turnverbindung Ghibellinia
B. konnte am Pfingſtfeſt 1930 auf ein 25jähriges Be=
rückblicken
. Aus dieſem Anlaß hatten ſich überaus zahl=
te
Herren der Verbindung aus allen Teilen des Reiches
Muſenſtadt zuſammengefunden, um mit der Aktivitas
irtstag ihrer Verbindung feſtlich zu begehen. Nach einem
igsabend auf dem Ghibellinenhaus gab am Samstag,
uni, nachmittags, die Aktivitas ihren Alten Herren und
uf dem idealen Hochſchulſportplatz einen gut gelungenen
in das turneriſche und ſportliche Arbeitsgebiet der Ver=
Am Samstag abend verſammelte ſich dann eine zahl=
ſtkorona
im großen Saal der Vereinigten Geſellſchaft zur
Der Pfingſtſonntagmorgen gehörte dem Andenken
lenen und verſtorbenen Verbindungsbrüder. Eine Aka=
Totengedenkfeier in der Hochſchule nahm einen wür=
d
erhabenen Verlauf. Der Abend vereinigte alle Feſt=
r
zum gemeinſamen Feſteſſen und Feſtball in den
der Vereinigten Geſellſchaft. Am Pfingſtmontag ſtieg
eine feſtliche Damenkneipe, und der Nachmittag ſah die
enſcharen in Auerbach a. d. B. zum Exbummel beim
raditionellen Wirt Weygold‟. Das 25. Stiftungsfeſt
it einer prächtigen Rheinfahrt bis St. Goar, vorbei am
ſenden Niederwalddenkmal, beendet, und allmählich
iſenbahn und Auto die Alten Herren in die Heimat zu=
te
Reihe froher Feſttage, der Freude des Wiederſehens
vielen, vielen Jahren, des beſchaulichen Wanderns in
ißen und der Umgebung Darmſtadts, aber auch der
drufung der jungen Ghibellinengeneration und des
der Verbindung auf den A.=H.=Tagungen gewidmet,
S.
imit ihren Abſchluß gefunden.
ſer Mieter. Am 10. d. M. waren es 50 Jahre, daß der
der Peter Creter im Hauſe Weinbergſtraße 12 wohnt.
eEnahmen. In Heppenheim a. d. B. wurden einem Ameri=
einem
dortigen Arbeitsloſen 500 Dollar geſtohlen. Der
ſich anſchließend ſofort von Heppenheim entfernt und
derem in hieſiger Stadt in Wirtſchaften mit Damenbedie=
Zollars umgeſetzt. Mit noch einem Barbetrag von etwas
Mark wurde er von der hieſigen Kriminalpolizei in der
Een Nacht in einem hieſigen Weinhaus feſtgenommen. Die
und der Wein hatten es ihm angetan, daß er nur in der
.* gebrochen deutſch zu ſprechen. Feſtgenommen
Einer, ein Buchdrucker G. B. aus Egelsbach auf Grund
SSſchreibens des Amtsanwalts I Darmſtadt wegen Unter=

Juni die jungen Vögel ſchreien!
Aus Bäumen und aus Büſchen klingt und klimpert es, als
wären all die grün=verborgenen Vogelneſter Klingelbeutel voll
lebendiger Gold= und Silberſtücke.
Die Sonne prägt und ziſeliert in Linden und Buchen Mil=
lionen
Herze und Ovale. Sie bügelt wie ein heißes Eiſen alle
Morgen jedes Blatt. Sie hängt die wunderbarſten Valencienner
Spitzen über den Kaſtanienbaum.
Die öffentlichen Gärten ſind die Zuflucht aller, die nach einem
Stück vom Paradies ſchmachten. Mütter mit ihren Kindern ſitzen
hier, und alte Invaliden, und junge Arbeitsloſe. Hier brauchſt
du keine Bildermappe, willſt du von Käthe Kollwitz Bilder ſehen.
Raffaels Engel ſpielen hier im Sande und Michelangelos Skla=
ven
ſitzen auf den Bänken neben dir
Vor mir im Raſen zappelt ein bronzefarbener Käfer mit
halben Beinen und zerbrochenen Flügeln. Ein junger Star hat
ihn aus ſeinem Schnabel fallen laſſen, und ſchon iſt auch die Star=
mutter
hinterher, ſchlägt dem Käfer zwei=, dreimal auf den Kopf,
greift hin, und über mir ſehe ich das Kerbtier in einem großen
gelben Schnabel verſchwinden.
Die Jungen ſchreien lauter, wenn die Sonne ſteigt. Sie
ſchreien, daß es aus den Gärten auf die Straßen dringt, die ſich
wie ſteinerne Kanäle um die Gärten ziehen. Die Fronten der
ſich gegenüberſtehenden Hotels und Warenhäuſer ſind wie ſteile,
ſchroffe Uferwände, darum die Brandung der Aſphaltkanäle
brauſend tobt.
Im Licht und Schatten grüner Kuppeln ſitzt ein arbeitsloſer
Zimmermann, der mit mir ſtempeln geht. Er ſieht nicht auf aus
ſeiner engliſchen Grammatik. . . Ein arbeitsloſer Zimmermann
baut ſich ein Sprungbrett nach Amerika.
Geſtern warf jemand zur Mittagszeit eine ganze Butter=
doppelſtulle
von zirka 15 Zentimeter Durchmeſſer und je vier
Zentimeter Höhe auf den Raſen. Sogleich entſpann ſich ein wüten=
der
Kampf um die Stulle. Das Königreich Brot rollte im Gras
hin und her. Wie die Teufel ſchlugen ſich die Spatzen für Neſt
und Junge um das Brot, das mit ſeiner blanken gelben Kruſte
wie eine koſtbare Krone im Graſe kullerte. Plötzlich fegte ein
Star wie ein Gendarm dazwiſchen, haute mit ſeinem langen gel=
hen
Schnabel links und rechts um ſich und teilte Hiebe aus, daß
die Federn flogen. Dann pluſterte der Sieger ſein grün= gelb=
ſchwarzes
Wams zurecht, krallte ſeine Zehen in das Brot und ſchlug
in die krumige Scheibe hinein. Immer wieder trieb der Hunger
die Spatzen aus allen Hecken heran. Sie flitzten wie die Mäuſe
nach den Krumen, die dem Star beim Schnabelwetzen an der har=

ten Kruſte fortflogen. Aber immer wieder jagte der Star die
Hungerleider in die Flucht, und je zahlreicher ſich die Spatzen her=
anwagte
, deſto dichter hagelten die Hiebe.
Dem Schauſpiel ſah mit mir eine Anzahl Müßiggänger zu.
Das muß wohl ein ſehr nützlicher Vogel ſein? fragte eine krei=
dige
Stimme neben mir, und ein Lorgnon ging auf und nieder.
Mitten im Würgen und Schlucken haute der Star mit ſeinem
butterbeklebten Schnabel dazwiſchen. Mein Freund, der arbeits=
loſe
Zimmermann, ſah einen Augenblick dem Kampf des Stärke=
ren
gegen die viel zu ſchwachen Spatzen zu und ſprang gegen das
Verbot über den gepflegten Raſen. Er griff das Brot, zer=
bröckelte
es in ſeinen Fäuſten und ſtreute die Krumen hin wie
einer, der voll glücklichem Vertrauen viel gute Saat auf ſeine
Erde ſtreut. Nicht alles für einen! rief er mir lachend zu.
Alles für alle! Er ſprang vom Raſen zurück und ging ſtempeln!
Heute ſitzt er wieder neben mir. Er könnte, nach dem Geſicht
zu urteilen, Lindbergs Bruder ſein! Er will zum Unterſchied
von jenem Lindbergh über ein Meer von Elend ſetzen, das minde=
ſtens
ſo ſturmvoll und tragiſch iſt wie jeder Ozean!
Das Schwalbenvolk, das eben noch wie Pfeile nach der Sonne
ſchoß, ſchrillt plötzlich nahe ſchreiend über unſere Köpfe weg, als
würde eine Notbremſe gezogen und wollten eiſerne Luftdruck=
bremſen
ein nahendes Unglück verhüten. Ein Sperber fällt wie
ein Stein in einen Taubenſchwarm, ſtößt nach und trägt ſein
Opfer auf ein Kirchturmkreuz. Dort oben auf den Zinken zer=
fleiſcht
der Sperber ſeine Taube ſchnabelrecht für ſeine Brut, die
irgendwo aus einer Luke hungrig ſchreit.
Ein Mädchen hat ſich uns gegenüber hingeſetzt. Es breitet
eine Stickerei auf ſeinem Schoße aus und ſtickt . . . Ich ſehe in der
Mädchenhand den roten Faden, der tief hinein zum heißen Her=
zen
geht. Ich ſehe Stich um Stich das Leben, das aus ſeinen
Augen ruft. Sie glättet bei der Arbeit immer wieder das Roſen=
kiſſen
auf dem Schoß
Ich ſehe all die Roſenkiſſen in den Mutterſchößen, ich ſehe all
die roten Fäden, die in Mutterhänden nie zu Ende gehen.
Die jungen Vögel ſchreien lauter als zuvor.
Von allen Türmen ſchreit und hämmert die Zeit. Ich ſehe,
wie die Zeiger ſich zur Mittagszeit beſchwörend wie zwei Fäuſte in
die Sonne heben! Dann ſteigt und ſchwillt die Brandung in
den ſteinernen Kanälen wirbelnd hoch. Lauter als junge Vögel
ſchreien Zeitungsjungen, und eiliger als aller Vögel Fügelſchlag
rattern Motore ihr heißhungrig Lied.
Ich ſehe nur die Häuſerfronten, die wie ſteile, ſchroffe Felſen
ſtehen, fühle mich mit Millionen daran angekettet und höre junge
Vögel nach mir ſchreien!

Muſikverein. Die Uraufführung der Großen Meſſe, von
Wilhelm Peterſen findet am Montag, den 16. d. M.,
abends 8 Uhr, im Großen Haus des Landestheaters ſtatt, die
Hauptprobe am 15., vormittags 11½ Uhr, ebenda. Da das Werk
urſprünglich für die Stadtkirche vorgeſehen war, ſo mußten ſämt=
lichen
Mitgliedern für Hauptprobe und Konzert jetzt Tages=
karten
für das Theater zugeſtellt werden. Es ſei darauf hinge=
wieſen
, daß nur dieſe ſoeben verſandten Karten zum Eintritt be=
rechtigen
. Die Meſſe iſt in langer Probezeit durch Kapell=
meiſter
Erwin Palm vorbereitet und von Generalmuſikdirek=
tor
Dr. Böhm durchgearbeitet worden. Der Komponiſt hat den
Chor noch beſonders in die geiſtige und muſikaliſche Struktur
ſeines Werkes eingeführt. Es darf alſo wohl geſagt werden, daß
alles geſchehen iſt, um dieſer neuen, ſchwierigen Meſſe zu über=
zeugender
Wirkung zu verhelfen.
Grock=Kinder=Vorſtellung in der Feſthalle. Auf die heute
Donnerstag, nachmittags 4 Uhr beginnende Kinder=
und Fremden=Vorſtellung bei kleinen Eintrittspreiſen
ei nochmals hingewieſen. Der Spielplan iſt nachmittags der
gleiche wie abends. Abends 8 Uhr pünktlich gibt der berühmte
Clown Grock ſeine Abſchieds=Vorſtellung. Kartenverkauf heute
von ½10 bis 12½ Uhr und 3 bis 6 Uhr am Zeitungsſtand in der
Hauptpoſt. Ferner an der Feſthalle ab ½7 Uhr.

Das Gesund-
heitswasser
!

V170

Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7, Tel. 45

Orpheum. Bertram’s Sommerbühne. Als ein
Treffer erſten Ranges erweiſt, ſich der glänzende Schwank von
Arnold und Bach: Unter Geſchäftsaufſicht welcher unter außer=
gewöhnlichem
Erfolg über Pfingſten erſtaufgeführt wurde. Selten
ſtößt man auf eine ſo ungeteilte Beurteilung und Anerkennung,
wie bei dieſem humordurchtränkten Bühnenſtück, womit Bertram
in der Rolle des Häſelhuhn ſeinen Saiſonſchlager gefunden hat.
Am nächſten Samstag und Sonntag, ſowie die folgenden Tage
finden Wiederholungen ſtatt.
Heimatgeſchichtlicher Kurſus. Auf beſondere Anregung des
Landeskirchenamtes wird ein heimatgeſchichtlicher Kurſus zur Ein=
führung
in die Literatur und Benutzung von Gemeinde=, Pfarr=
und Staats=Archiv abgehalten werden, bei dem Prälat D. Dr.
Diehl und Archivdirektor D. Herrmann Vorträge halten werden.
Der Kurſus findet erſtmalig am 16. bis 17. Juni, vormittags 10
Uhr in Michelſtadt ſtatt. Anmeldungen an Oberpfarrer Schäfer,
Michelſtadt.
Stenographie und Maſchinenſchreiben. Die Stenographen=
Vereinigung Gabelsberger Handwerkerſchule Ecke Karls=
und Nieder=Ramſtädterſtraße, macht unter Hinweis auf die heutige
Anzeige darauf aufmerkſam, daß am Freitag, den 13. ds. Mts.,
abends 7 und 8 Uhr, in ihren vorgenannten Unterrichtsräumen
wieder neue Kurſe in Reichskurzſchrift unter Leitung ſtaatl.
geprüfter Kurzſchriftlehcer beginnen. Die Maſchinen=
ſchreibſchule
Karlſtraße 23. Erdgeſchoß, iſt täglich
von 1621 Uhr geöffnet und können die Stunden in dieſer Zeit
nach Wunſch belegt werden.
Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten. Die Auszahlung der
laufenden Zuſatzrenten für nicht im Erwerbsleben ſtehende Schwer=
kriegsbeſchädigte
, Kriegshinterbliebene, Altrentner und Altrent=
nerinnen
erfolgt am Samstag, den 14. Juni 1930, vormittags von
812 Uhr durch die Stadtkaſſe.
Leichenländung. Am Sonntag, den 8. Juni, vormittags
gegen 10 Uhr, wurde bei Gernsheim die Leiche eines etwa
30 Jahre alten unbekannten Mannes im Rhein geländet. Der
Tote iſt etwa 1,80 Meter groß, kräftige Geſtalt, volles Geſicht,
bartlos, ſchwarze Haare, niedrige Stirn, ſchwarze Augenbrauen,
breite Naſe, vollſtändige Zähne. Bekleidet war der Tote mit
weißgelbem Leinenhemd, das ein rotes Wäſchezeichen H. L. auf
dem Bruſtbund trägt, ferner mit einer Zephirunterhoſe (blau
mit weißen dünnen Längsſtreifen und rotem Wäſchezeichen 15. Juni
H. L.), mit einer grauen Hoſe (Art Covervoatſtoff), mit grün=
grauen
Wollſocken, braunen Sockenhaltern und rotbraunen Halb=
ſchuhen
. Die Halbſchuhe haben rote Gummiabſätze, die die Auf=
ſchrift
Bulldog Wood Milne 3168 tragen. Wer Aufklärung 16. Juni
über den Toten geben kann, wird gebeten dies an das Landes=
kriminalpolizeiamt
Darmſtadt, Wilhelm=Gläſſing=Straße 21, mit=
zuteilen
.

Der neue Rechenſchaffsbericht des 9.H.5.
Der Deutſchnationale Handlungsgehilfen=Verband, bekannt
als einer der wichtigſten Faktoren in der deutſchen Arbeitnehmer=
bewegung
, unterbreitet alljährlich der Oeffentlichkeit eine umfaſ=
ſende
Berichterſtattung über ſeine Arbeit. Der diesjährige um=
fangreiche
Bericht weiſt alle Vorzüge der bereits früher erſchie=
nenen
Berichte auf: Offenheit in der Darſtellung der organiſa=
toriſchen
und rechtlichen Grundlagen, Freimütigkeit und Verant=
wortungsbewußtſein
in der Auseinanderſetzung mit den Wider=
ſachern
ſeiner wirtſchafts=, gewerkſchafts= und ſozialpolitiſchen
Zielſetzungen, die Orientierung an den Tatſachenbeſtänden des
wirtſchaftlichen und politiſchen Lebens. Die Mehrheit der deut=
ſchen
Kaufmannsgehilfen erblickt im DHV. den Berufsver=
band
: das beweiſen die Zahlen über die Mitgliederentwicklung.
Gegenüber dem Jahre 1928 verzeichnet der Bericht einen Zu=
wachs
von rund 33 000 Kaufmannsgehilfen; am Ende des Jahres
1929 betrug der Mitgliederbeſtand 379 590, darunter 67 108 Lehr=
linge
. (Nach den neueſten Meldungen nähert ſich der Mitglieder=
ſtand
der 400 000=Grenze.) 1841 Ortsgruppen im Reich, im volks=
deutſchen
und überſeeiſchen Auslande, 189 berufsamtlich beſetzte
Geſchaftsſtellen bilden das Rückgrat dieſer gewaltigen Organiſa=
tionen
. Die Zahl der eigenen Ortsgruppenheime erhöhte ſich bis
Ende des Jahres auf 219. Beſonders beachtlich ſind die veröffent=
lichten
Zahlen über die Rechtsſchutzarbeit. So wurden im Jahre
1929 über 3 Millionen Reichsmark vorenthaltene Gehälter erſtrit=
ten
, 5135 Klagen mit 12 515 Terminen geführt, 4188 Vergleiche
geſchloſſen und 1948 Urteile erwirkt. Die Vermögensüberſicht
weiſt zum Ende des Jahres 1929 ein Verbandsvermögen von
nahezu 9 Millionen Reichsmark nach. An den verſchiedenſten
Plätzen iſt neuer Grundbeſitz zur Errichtung eigener Jugend= und
Ortsgruppenheime erworben worden. Auch die eigene Sparkaſſe
des Verbandes konnte ihren Einlagenbeſtand auf 38 031 162 RM.
ſteigern; das bedeutet gegenüber dem Vorjahre einen Zuwachs
von über 10 Millionen Reichsmark. In Hamburg, am Sitze der
Verwaltung, baut der Verband am Holſtenplatz ein neues Ver=
waltungsgebäude
, da das bisherige am Holſtenwall dem entſpre=
chend
der Mitgliederzunahme erweiterten Verwaltungsapparat
nicht mehr genügend Raum bietet.
Der Stellenvermittlung und Wohlfahrtspflege gelten die be=
ſonderen
Bemühungen und Leiſtungen des Verbandes. Trotz der
großen Belaſtung des kaufmänniſchen Arbeitsmarktes konnten im
vergangenen Jahre über 13 000 Stellen vermittelt werden, ein
Beweis des Vertrauens, das Arbeitnehmerſchaft und Arbeitgeber
gleichermaßen dem Verbandsnachweis entgegenbringen. Auch die
Zahl der Vermittlungen nach dem Auslande hat trotz ungünſtiger
Verhältniſſe weiter zugenommen. Die Leiſtungen an ſtellenloſe
Verbandsmitglieder betrugen im Berichtsjahre rund 800 000 RM.
An Mitglieder, die auf Grund der Satzungen des Verbandes
eine Altersrente beziehen, wurden über 88 000 RM. verausgabt.
Auch die verſchiedenen Selbſthilfeinrichtungen und wirtſchaftlichen
Unternehmungen des Verbandes weiſen eine gute Entwickelung
nach. Mit 247 000 Mitgliedern am Jahresende iſt die Deutſch=
nationale
Krankenkaſſe des D.H.V. die größte deutſche Berufs=
krankenkaſſe
. Die Leiſtungen dieſer Kaſſe betrugen im Jahre
1929 zirka 25 Millionen Reichsmark in der Stamm= und Familien=
verſicherung
. Der Verſicherungsbeſtand der Deutſcher Ring
Lebensverſicherungs=A.G. iſt gegen Ende des Jahres auf über
306 Millionen Reichsmark angewachſen.
Der Rechenſchaftsbericht des D.H.V. offenbart eine nahezu
unüberſehbare Fülle der Beziehungen in die verſchiedenſten Ge=
biete
der Wirtſchaft, der Kultur, der Politik. Der D.H.V. kann
ſtolz auf eine ungeheure Jahresleiſtung im Dienſte einer ſtän=
diſchen
Bewegung zurückblicken, die in einer Zeit wirtſchaftlichen
und kulturellen Verfalls einen wichtigen Anſatzpunkt für neue Ge=
ſtaltungen
bietet.

Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus Kleines Haus Donnerstag
12. Juni 19.3022.,30 E. 26 R15 D. V.
Gr. 3 u. 4 Das Leben des Oreſt. Keine Vorſtellung Freitag
13. Ju ni Keine Vorſtellung 22.30 Uhr Zuſ.M. 1V12
3 X Offenbach Samstag
14. Juni 19.3023 Uhr K 17 Bühnen=/2022 Uhr, Zuſ=Miet. 112
Volksb. T Gr. 7u. 8 Hamlet/ Gr. 6. Die Pilger von Meßka Sonntag
11.1513 Uhr, Hauptprobe
Große Meſſe v. Wilh. Peterſen
19.3022.30 Uhr, A 26
Die Herzogin von Shicago, 2023 Uhr
Der Lumbeaweud
oder Menn is Mann.
Montag 2022 Uhr, Uraufführung:
Große Meſſe v. Wilhelm Peterſen
Konzert des Muſikvereins Keine Vorſtellung. Dienstag
17. Juni 20-22 Uhr. R 17. D. V. Gr. 1-4
Nenes vom Tage Keine Vorſtellung

[ ][  ][ ]

Seite 6

Donnerstag, den 12. Juni 1930

Nummer !

Die Zucht der exotiſchen Zierfiſche!

Heſſen.

Von Herrn Hellmuth, Mitglied des Vereins für Aquarien=
und Terrarienkunde Hottonia in Darmſtadt wird uns über die
Zucht der exotiſchen Zierfiſche geſchrieben:
Mit der Einrichtung der Zuchtaquarien ſind manche Aqua=
rienliebhaber
wohl ſchon früh fertig. Es hat hiermit jedoch gar
nicht ſo große Eile, denn bei normalem Wetter iſt der Mai noch
nicht warm genug, um evtl. Jungbrut ohne Heizung durchzu=
bringen
; ganz beſonders aber ſind die Nächte manchmal recht
empfindlich kalt, ſo daß ohne Heizung Verpilzung der Pfleglinge
eintreten kann. Gewöhnlich wird bei der Wahl des Zuchtpaares
der Fehler gemacht, daß ſtets nach den größten Tieren gegriffen
wird. Die Fortpflanzungsperiode hat bei jedem Tier ſeine Gren=
zen
, und beſonders ſtarke Fiſche ſind über dieſes Stadium hinaus.
Junge Paare verſprechen daher die beſten Zuchterfolge. Daß
man nur von einwandfreiem Tiermaterial Junge ziehen ſoll,
ſollte ſtets Grundſatz ſein.
Was zunächſt den Behälter ſelbſt anbetrifft, iſt die rechteckige
Form die beſſere, und von dieſen wieder die Geſtellbecken, denn
die Glasaquarien ſind bei evtl. Platzen gleich vollſtändig erledigt,
während beim Geſtellbecken eine neue Scheibe eingezogen werden
kann. Die Größe des Zuchtbeckens iſt von weſentlicher Bedeu=
tung
, denn je größer dasſelbe iſt, um ſo reichlicher iſt die Nach=
zucht
und um ſo ſchneller das Wachstum der Jungtiere.
Die Höhe des Aquariums ſpielt keine Rolle, denn der Waſſer=
ſtand
muß je nach Zahl, Art und Größe der Fiſche reguliert wer=
den
. Hoher Waſſerſtand iſt in den Zuchtbehältern zu vermeiden.
Das Aquarienwaſſer ſoll alt und infuſorienreich ſein, damit
die jungen Fiſche die erſte Zeit ihres Daſeins genügend Nahrung
haben, denn davon hängt größtenteils der Erfolg der Zucht ab.
Die Bepflanzung der Zuchtbehälter muß ſich nach der Art der In=
ſaſſen
richten. Für lebendgebärende Fiſche nehme man dichte,
buſchige Pflanzen und zarte Schwimmpflanzen. Dieſe ziemlich
dichte Bepflanzung ſoll den Jungfiſchen Gelegenheit bieten, ſich
vor etwaigen kanibaliſchen Geluſten ihrer Eltern retten zu kön=
nen
, eine Einrichtung, die ſich beſſer bewährt hat als die früher
benutzten Ablaichkäſten und Bodengitter. Erſteres iſt vor allem
der Natur auch eher angepaßt. Durch reichliches Futter wird
man das Auffreſſen der Jungen, wenn auch nicht immer gänzlich
verhindern, ſo doch ganz bedeutend vermindern können. Für
Barben und Danioarten iſt dichte Bepflanzung zu einem Drittel
des Aquariums ſehr zweckmäßig. Die Barben ſind, ſolange ſie
ſich zwiſchen den Pflanzen aufhalten, ſtändig mit dem Abſuchen
des Bodens beſchäftigt, während ſie ſich im freien Waſſer, wo in
der Regel auch ihr Laichgeſchäft ſtattfindet, nur lebhaft umher=
ſchwimmend
aufhalten und nicht am Bodengrunde ſuchen. Es
erübrigt ſich auf dieſe Weiſe, dem Behälter durch Ueberſpannung
des Bodens mit einem Drahtgitter, das den Laich durchlaſſen
und vor Nachſtellung durch die Zuchttiere ſchützen ſoll, ein un=
natürliches
Ausſehen zu geben. Auch iſt es von großer Bedeu=
tung
, daß gerade im Zuchtbecken jegliches Metall d. h. nicht gegen
Waſſer abgeſchloſſenes, vermieden wird. Bei Barbenarten wie
auch bei allen anderen, nicht Brutpflege übenden Fiſchen ſollen
die Zuchttiere möglichſt bald nach dem Ablaichen aus dem Be=
hälter
entfernt werden, damit die entwickelnde Nachzucht nicht
gleich wieder als willkommene Speiſe verſchlungen wird. Ein=
zelne
Fiſcharten, namentlich ſolche, die ſtiefmütterlich bedacht und
weder mit einem entſprechend kräftigen Gebiß, Abwehrſtacheln
oder beſonders ſchnellem Schwimmvermögen ausgerüſtet ſind,
lieben Verſtecke, die ſie vor Nachſtellung durch andere Tiere
ſchützen. So laicht zum Beiſpiel Badis badis in Muſcheln, Stein=
höhlen
oder dergleichen ab. Die meiſten Rivulus und Haplo=
chilus
, auch einige Fundulusarten laichen an oder in Schwimm=
pflanzen
oder Fadenalgen. Die Eier werden teils einzeln, teils
in größerer Zahl an den Pflanzen abgeſtreift oder angehängt.
Der Züchter ſammelt dieſen Laich in ein mit Waſſer aus dem
Aquarium zur Hälfte gefülltes Glas, welches er dann in das
Zuchtaquarium hineinhängt, bis die Jungen ausgeſchlüpft ſind
und in ein beſonderes Becken übergeführt werden können. Dabei
iſt zu beachten, daß jede Temperaturveränderung peinlichſt ver=
mieden
wird. Temperaturwechſel ſchadet übrigens auch älteren
Fiſchen ganz enorm. Für alle Fiſche, die viel im Bodengrund

wühlen, zum Beiſpiel Chanchito, iſt das einzige Mittel, eine Trü=
bung
des Waſſers zu verhindern, die Verwendung reingewaſchenen
Flußſandes. Der Chanchito baut fortgeſetzt Gruben für ſeine
Nachkommenſchaft in den Bodengrund und duldet im Aquarium
faſt keine Pflanzen, jedenfalls aber keine, die ihm bei ſeiner eif=
rigen
Bauarbeit irgendwie hinderlich ſind. Dieſem Uebelſtand
iſt dadurch leicht abzuhelfen, daß Blumenunterſätze in den Boden
gedrückt werden, die der Fiſch dann an Stelle der Sandgruben
für die Brut verwendet, und die Pflanzen werden dann von ihm
verſchont. Immerhin darf der Behälter nur ſchwach bepflanzt
werden. Faſt alle Chichliden laichen an feſten, glatten Gegen=
ſtänden
, als Steine und Blumentöpfen. Die Maulbrüter deren
Zucht übrigens ſehr intereſſant iſt, laichen in flachen Gruben,
das Weibchen nimmt den vom Männchen befruchteten Laich ins
Maul und ſieht mit den abſtechenden Kiemendeckeln und dem mit
Eiern gefüllten Kiemenraum ſehr dickköpfig aus. Das Männchen
iſt hiernach vorſichtig herauszufangen, damit es das Weibchen in
der Brut nicht ſtört, denn durch ſeine Beläſtigungen kann leicht
der Fall eintreten, daß das Weibchen bei dem Jagen den Laich
ausſpeit, und der ganze Zuchterfolg iſt in Frage geſtellt. Auch
der Züchter hüte ſich, das Weibchen irgendwie zu ſtören; er wird
durch ſeine Sorgfalt reichlich entlohnt werden durch das ſich ſpä=
ter
bietende allerliebſte Familienbild, ach etwa 12 Tagen ſchlüp=
fen
die Jungen aus und werden von der Mutter im Aquarium
umhergeführt bei einer vermeintlichen Gefahr aber ſofort wie=
der
ins Maul aufgenommen. Ein leiſes Klopfen an das Aqua=
rium
genügt, um die Mutter zu veranlaſſen, das Maul zu öffnen,
in das die Jungen zappelnd und drängend hineinſchwimmen, um
nach einiger Zeit wieder zum Vorſchein zu kommen. Die Laby=
rinthfiſche
ſind Kiemenatmer und wollen niedrigen Waſſerſtand
haben. Die meiſten von ihnen bauen Schaumneſter, die ſie an
den ſpärlich geſetzten. Pflanzen verankern. Trichogaſter lalius
liebt jedoch ein ſtark veralgtes Becken, und Kampffiſche wollen
meiſtens gern Mulm und allerlei Abfälle auf dem Boden des Be=
hälters
haben, deſto ſchöner glänzen ſie dann in ihren Farben.
Die Zuchtaquarien ſtellt man am vorteilhafteſten am Fenſter
auf, und zwar ſo, daß ſie das volle Tageslicht haben; Sonnen=
licht
iſt hin und wieder zu empfehlen. Hierbei iſt zu beachten,
daß durch die Sonnenwärme und evtl. künſtliche Heizung die
Temperatur nicht allzu hoch kommt. Nur bei konſtanter Wärme
iſt auf eine erfolgreiche Nachzucht zu rechnen. Bei einer Tempe=
ratur
von 20 Grad C. ſchreiten zum Beiſpiel alle Barbenarten,
Danios, Makropoden, Haplochilen und Rivulusarten zur Fort=
pflanzung
. Hingegen lieben Kampffiſche, Guramis und Molieni=
ſia
=Arten ſchon 2426 Grad C. Barſche, Kärpflinge, Platys und
Schwertträger begnügen ſich mit guter Zimmertemperatur.
Bei den weitaus meiſten Fiſcharten ſind einjährige kräftige
Exemplare am beſten zur Zucht geeignet. Die Molieniſia latipinna
und einige andere Arten ſollen nicht vor einem Alter von 2 Jah=
ren
zur Zucht verwendet werden. Der verſtändige Liebhaber ver=
meidet
eine häufige Zucht, damit die Elterntiere nicht zu ſchwer
geſchwächt werden, und trennt die Geſchlechter rechtzeitig. Bei
Labyrinthern übernimmt das Männchen die Brutpflege, und es
iſt nach der Eiablage daher nicht zu entfernen. Man füttere
ſtets mit lebendem Futter in kleinen Portionen. Trockenfutter
iſt und bleibt nur ein Notbehelf. Den Jungen von lebendgebären=
den
Kärpflingen kann man ſchon gleich nach der Geburt durch=
geſiebte
Daphnien (Waſſerflöhe) reichen. Für eierlegende Fiſche
ſorge man bereits vorher für gutes Infuſorienwaſſer. Die Ent=
wicklung
dieſer Kleinlebeweſen, kann man ungemein fördern,
indem man Heu getrocknete Bananenſchalen oder Salatblätter in
ein Gefäß mit Waſſer gibt und möglichſt der Sonne ausſetzt.
Schnecken dulde man nicht im Aufzuchtbecken, da ſie dem Laich
gerne nachſtellen. Die gefährlichſte dieſer Art iſt die große
Schlammſchnecke Raubfiſche reißen dieſelben aus ihren Gehäuſen
und verzehren ſie mit größtem Behagen. Ueber die Mißerfolge
in der Zierfiſchzucht und deren Verhinderung wird in nächſter
Zeit an dieſer Stelle berichtet werden. Wir ſind ſtets bereit,
Intereſſenten in Lieberhaberfragen Auskunft zu erteilen. Sitzun=
gen
finden jeden erſten und driten Samstag im Monat ſtatt.
Vereinslokal: Heſſiſcher Hof, 1. Stock.

Ein illuffrierker Führer durch die Bergſtraße
von Darmſtadt bis Heidelberg, das Neckartal von Heidelberg bis
Heilbronn, und den Odenwald mit dem anſchließenden Maintal
iſt in der bekannten Sammlung von Woerls Reiſehandbücher in 8. Auf=
lage
ſoeben herausgekommen. Bearbeitet iſt der Führer von dem be=
kannten
Odenwaldkenner Amtsgerichtsrat Hans Otto Becker=
Dieburg. Bergſtraße, Odenwald und Neckartal bis zum Maintal hin=
über
gehören mit zu den ſchönſten Punkten unſeres Vaterlandes. Der
Ausgangspunkt bei dieſem Führer, der vier Karten, vier Pläne: Darm=
ſtadt
, Heidelberg, Mannheim und Heilbronn, enthält, iſt Darmſtadt.
Das in jeder Beziehung gut ausgeſtattete Büchlein enthält zahlreiche
gute Abbildungen, geht im geſchichtlichen Teil auf alles Wiſſenswerte
mit hiſtoriſcher Treue ein. Er enthält inhaltlich all die ſchönen Punkte
der oben angeführten Landſchaften, und innerhalb dieſer geſonderte
Zuſammenſtellungen von kürzeren und weiteren Ausflügen mit Weg=
bezeichnungen
, Zeitangaben Unterkunftsſtätten für den einfachen und
den verwöhnten Wanderer ſind angegeben, auch neben den Hotels und
Gaſthöfen ſind die Jugendherbergen berückſichtigt, ſo daß jedermann
Rechnung getragen iſt. Alles iſt auf den neueſten Stand ergänzt und
alle innerhalb dieſer Gebiete liegenden Orte mit ihren Naturſchönheiten
ſind mit inbegriffen, ſo daß der Wanderer und jeder Reiſende, der ſich
dieſes Führers bedient, gut beraten wird. Das Büchlein, welches ſich
ſchon durch ſeine früheren Auflagen einen großen Freundeskreis er=
worben
hat, iſt ſicher in dieſer neuen Auflage vielen eine hochwillkom=
mene
Gabe. Der Führer iſt in jeder Buchhandlung zum Preiſe von
Ph. W.
2 Mark zu haben.
Autoliſten. Soeben iſt Autoliſte Nr. 40 erſchienen. Dieſe ver=
zeichnet
alle Meldungen (Ab= und Zugänge) von Kraftfahr=
zeugen
jeder Art in den 18 Kreiſen des Volksſtaates
Heſſen (Kennzeichen V8, VR, V0) für die Zeit vom 16. bis
3 1. Mai 1930. Die Autoliſten enthalten die Angaben in derſelben
Reihenfolge wie die Hauptausgabe: Name, Beruf, Wohnort des Kraft=
fahrzeugbeſitzers
, Type, Motornummer, Hubraum in ccm (und PS), Art
des Fahrzeugs. Fabrikneue Wagen ſind durch X kenntlich gemacht. Die
Meldungen ſind geordnet nach den drei Provinzen (VS, VR, VO) und
Kreiſen, und innerhalb dieſer nach Polizeierkennungsnummern. Abge=
meldete
Wagen werden beſonders geführt. Die Autoliſten ſind eine
wichtige Ergänzung des Auto=Adreßbuchs (Adreßbuch der Kraft=
fahrzeugbeſitzer
im Volksſtaat Heſſen), Ausgabe 1929, und unentbehr=
lich
, weil ſie laufend neueſtes Adreſſenmaterial liefern.
Sie erſcheinen alle 14 Tage, alſo monatlich zwei Liſten. Die am 10.
eines Monats ausgegebene Liſte enthält die Meldungen vom 16. bis
30 (31.) des voraufgegangenen Monats, und die am 25. eines Monats
ausgegebene Liſte die Meldungen vom 1. bis 15. des gleichen Monats.
Wegen des Bezugspreiſes val. Anzeige! Anfragen richte man
an den zuſtändigen Verlag, L. C. Wittich in Darmſtadt.

Saalbau=Konzert. Das nächſte große Garten=Konzert findet
am Donnerstag, den 19. Juni, ſtatt. Während des Garten= Kon=
zerts
bengaliſche Beleuchtung der Garten=Anlagen.
Briefkaſſen.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechteverbindlichkelt.
H. B. Eine Kündigung vor Fälligkeit (1. Janutr 1932) oder Ver=
langen
höheren Zinsſatzes iſt ausgeſchloſſen. Im übrigen iſt die geſetz=
liche
Regelung der Fälligkeit und Verzinſung der Aufwertungshypothe=
ken
, die noch vor den Sommerferien erfolgen ſoll, abzuwarten.
G. B. Strafbar iſt das Fordern, Annehmen oder Sichverſprechen=
laſſen
eines unangemeſſenen Mietzinſes. Die Vergütung muß unange=
meſſen
ſein, und zwar unter Berückſichtigung der geſamten Verhältniſſe;
ſie muß die Grenzen überſchreiten, die bei anſtändiger und objektiver
Würdigung der Verhältniſſe zu ziehen ſind. Feſte Zahlengrenzen ſind
bei Faſſung der Geſetzesbeſtimmung ausdrücklich abgelehnt worden. Die
Entſcheidung iſt nach Lage des Einzelfalles zu treffen. Eine Erkundi=
gung
wegen der Mietzinshöhe hinſichtlich anderer Wohnungen gleicher
Art kann eine wichtige Richtſchnur abgeben.

Lokale Veranſtallungen.

Ueber müde und ſchmerzende Füße und ihren
Einfluß auf das Allgemeinbefinden ſpricht am 12. Juni, pünktlich
abends 8 Uhr, in der Ludwigs=Oberrealſchule, Kapellplatz 3.
eine geprüfte Schweſter der Supinatorſchule, Frankfurt a. M.
(Vgl. Anzeige.)

In jedem Ort Deutschlands bin ich
seit 30 Jahren aufs beste bekannt.
Jede Woche wird mir ein Viertel-
stündchen
gewidmet. Dann helfe ich
Millionen Frauen bei ihrer Haarpflege.
Schwarzkopf
Schaumpon Lon
(Extra mit Haarglanz-Pulver 30 Pfg.)
Tageskalender für Donnerstag, den 12. Juni 1930.
Heſſ. Landestheater Großes Haus, 19.30 Uhr E 26,
R 15: Das Leben des Oreſt. Kleines Haus: Keine Vor=
ſtellung
. Orpheum: Geſchloſſen. Feſthalle nachm.
16 Uhr: Kinder= und Fremdenvorſtellung und abends 20 Uhr:
Gaſtſpiel Grock. Konzerte: Schloßkeller, Hotel Schmitz,
Sportplatzreſtaurant. Herrngartenkaffee 16 und
20 Uhr: Konzert. Kinovorſtellungen: Union= Thea=
ter
, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Lichtſpiele.

Die kanaliſakionsplane Eberſtadts.
F. Eberſtadt, 10.
Aus Eberſtadt wird uns zu den Kanaliſationsplänen gefo
Der Gemeinderat und die Gemeindeverwaltung von Eberſt
ſeit Wochen ſtändig und intenſiv mit den Vorfragen für den 8
Kanaliſation beſchäftigt. Ueber eine gemeinſame Sitzung der Ge
vertretungen von Eberſtadt und Pfungſtadt, die am 3. Juni im
von Vertretern der Aufſichtsbehörde und Sachverſtändigen a=
Pfungſtädter Rathaus ſtattgefunden hat, haben wir in Nr. 157
Zeitung berichtet. Am 6. Juni hat nun der Gemeinderat Eberf
Einladung der Wiesbadener Firma Städtehygiene= und We
geſellſchaft die Kläranlage der Stadt Höchſt beſichtigt, die nach
ſtem dieſer Firma im Jahre 1919/20 erbaut iſt. Anſchließen
wurde unter Führung der Stadtverwaltung Groß=Gerau die
neue Schmutzwaſſererhebeanlage in Augenſchein genommen,
Plänen des Kulturbauamtes im vergangenen Jahre errichtet wo
Der Kanaliſationsentwurf Eberſtadts ſieht für die Un
machung der Abwäſſer natürliche Verrieſelung vor. Die Schm
aus dem Ortskern können mit natürlichem Gefälle aber erſt auf
ſtädter Gemarkung zur Erdoberfläche gebracht werden. Da er
die Schwierigkeit, Rieſelgelände zu finden, gegen deſſen Lage
wohnerſchaft Pfungſtadts keine Bedenken geltend macht. In
meinſamen Sitzung trat deutlich zutage, daß die Vertreter Pf=
der
Planung mit großem Mißtrauen gegenüberſtehen. Pfung
und gewiß mit Recht, verärgert über den ſkandalöſen Verſchn
zuſtand der Modau, der ſich von Jahr zu Jahr verſchlimmert.
hat den guten Willen, dieſen Zuſtand zu beſeitigen. Es wäre
bedauern, wenn aus der jahrelangen Verärgerung nun eine S
entſtanden wäre, die eine Einigung und damit die Möglichkeit
beſſerung erſchwert. Sollte nämlich der Erwerb geeigneten
auf Pfungſtädter Gemarkung unüberwindlichem Widerſtand
dann wäre Eberſtadt gezwungen, für die Unſchädlichmachung ſe
wäſſer eines der beiden Verfahren zu wählen, mit denen ſich
meinderat auf ſeiner Beſichtigungsfahrt am 6. Juni vertraut ger
Es iſt nach den überzeugenden Ausführungen der von Eber
gezogenen Sachverſtändigen in der gemeinſamen Sitzung auf 1
haus in Pfungſtadt keinem Zuhörer unklar geblieben, daß im
den Falle nur das Rieſelverfahren eine vollkommel
laſtung der Modau von allen Schmutzſtoffen bringen kann. Au
Zweifel, daß ſowohl volkswirtſchaftlich wie volkshygieniſch dieſe=
gungsverfahren
den etwa in Frage kommenden anderen weite
legen iſt. Zudem hat man ſich auf der Beſichtigungsfahrt dal
zeugt, daß eine Kläranlage für Bau und Betrieb Koſtenaufw
verlangt, die die Durchführung des ganzen Projekts für Eberſte
ziell unmöglich machen könnten. Die Folge wäre, daß der
Zuſtand der Modau für unabſehbare Zeit ungeändert bleibe
Das wird gewiß in Pfungſtadt nicht gewünſcht, und darauf gr
die ſeitens der Aufſichtsbehörde ausgeſprochene Hoffnung, daß
Eberſtadt geplante Kulturwerk nunmehr nicht an kleinlichen 2
den Pfungſtadts ſcheitern wird, zumal Eberſtadt jedem Wunſch
bargemeinde nachkommen will, der mit tragbarem Koſtenaufwa
füllen iſt.
Die Finanzierung des großen Bauvorhabens hat der Ge=
in
ſeiner Sitzung vom 14. Mai gründlichſt behandelt. Die Ve
ließ durch ihren beratenden Sachverſtändigen, Dipl.=Ing. R.
Darmſtadt (Tiefbautechniſches Büro Dr. Ing. Heyd), den Ent
der wirtſchaftlichen und techniſchen Seite hin eingehend erläut
Grund ſeines Koſtenanſchlags bezifferte der Referent die Baukof
auf 635 000 RM. Er betonte dabei beſonders, daß die angeſe
heitspreiſe etwa 15 Prozent höher gegriffen ſind, als er ſie
Halbjahr bei Bauten erzielen konnte, die zurzeit unter ſeine
in der Ausführung begriffen ſind. Unter der Vorausſetzung 1
ger Verzinſung des geſamten Baukapitals errechnete Herr
Gaul die Kanalbeitragsgebühren für ein Haus mit 5000 RM
verſicherungskapital zu rund 437 RM. im Jahre oder 6,.15
Ziel. Alle Unterlagen dieſer Berechnung ſind hoch gegriffen,
von Erleichterungen iſt noch zu erwarten: geringerer Zinsſatz,
aus der produktiven Erwerbsloſenfürſorge, günſtigere Baupre
Koſtenvoranſchlag angenommen.
Die Bedeutung des Geſamtprojekts ſei an Hand, einige
angaben aus dem Vortrag des Herrn Gaul kurz erläutert:
Die Planung umfaßt auch die Erweiterungsgebiete Ebe
Umfang des Bebauungsplans, der vom Vortragenden 1928
wurde. Baufertig entworfen ſind die Kanäle für 295 Hektar
rungsfläche, alſo weit mehr, als der heute vorhandene Ort. b=
ran
ſchließt ſich die generelle Bearbeitung für weitere 22 6
kunftsgebiet. Außerdem iſt für 475 Hektar Außengebiete der
nachweis erbracht. Insgeſamt iſt abwäſſertechniſch bearbeitet e 5
von rund 990 Hektar mit rund 85 Kilometer Kanalſtrecke.
Die Kanaliſierung des heutigen Orts umfaßt natürlich
kleinen Ausſchnitt aus dieſer weitgehenden Planung. Die
Art, mit der die Gemeinde an das Werk in der heutigen ſchr
herangeht, zeugt von dem ernſten Beſtreben, die wirtſchaftliche=
niſſe
am Platze nach Kräften zu beſſern. Eberſtadt erhofft
die finanzielle Belaſtung auf ſich nimmt, von der Durchfül
Profekts eine weſentliche Entlaſtung von unproduktiven Al
aufwendungen. Es will Arbeitsgelegenheit und Verdienſtmög
ſeine Erwerbsloſen ſchaffen und wird dadurch auch eine Bel
troſtloſen geſchäftlichen Verhältniſſe im Einzelhandel und Gel
beiführen. Die Inangriffnahme des Bauvorhabens gerade i
und wegen der ſchweren Zeit, iſt unſtreitig eine volkswirtſcha

An. Arheilgen, 10. Juni. Pfingſten. Das Feſt w.
Choralblaſen des Poſaunenchors eingeleitet, und im Haupte
des erſten Feiertages ſprach der neuernannte Pfarraſſiſtent
mann zum erſten Male zur hieſigen Gemeinde. Zur Verherr!
Gottesdienſtes trug der Kirchengeſangverein durch Vortre
Chöre bei, und ſchloß ſich daran eine Feier des heiligen Aben!
Auch wurde eine Kollekte für die Lutherſtiftung erhoben. J
dienſt des zweiten Feiertages ſprach Herr Pfarrer Grein und
bei die goldene Konfirmationsfeier der im Jahre 1880 Kor
ſtatt. Auch hieran ſchloß ſich die Feier des heiligen Abendn
diesmal war es der Poſaunenchor, der die Feier verſchönte.
wurde eine Kollekte für den Neubau des Diakoniſſenhauſes.
meinderatsbericht. In ſeiner letzten Sitzung vor
beſchloß der Gemeinderat dem Vorſchlag der Verwaltung er
es bei den ſeitherigen Sätzen der Gemeindeſteuer für 1929
und die Gewerbeertragsſteuer auf 300 Pfg. für 100 Mark
feſtzuſetzen. Bezüglich der Feſtſetzung der Steuerſätze für
die Sätze für 1929 als vorläufige für 1930 beibehalten wert
ſollen betragen auf je 100 Mark Steuerwert für Gebäude und
22 Pfg., für land= und forſtwirtſchaftlich benutzte Grundſtück
für Gewerbekapital 60 Pfg., für Gewerbeertrag 300 Pfg., f1.
gebäudeſteuer bis 7000 Mark Steuerwert 41,75 Pfg., über
Steuerwert 36,43 Pfg. von jeder vollen Reichsmark des für
geſtellten ſtaatlichen Sondergebäudeſteuerſolls. Die Erhel
Gemeindebierſteuer fand Annahme. Der Ankauf von
wurde aus finanziellen Gründen abgelehnt. Das Mähen
graſes ſoll getrennt, und zwar für Mähen mit der Hand uu
Maſchine, ausgeſchrieben werden. Die Grasnutzungen an 2
Böſchungen ſollen öffentlich auf die Dauer von 6 Jahren
werden. Ein Antrag auf Bewilligung eines Zuſchuſſes
führung von Kindererholungskuren wurde abgelehnt. Die *
im Schulbad wurden für die Sommermonate Freitags für 1
und Samstags und Sonntags für die Männer feſtgeſetzt.
zeit bleibt die gleiche wie bisher, nach Bedarf Samstags
abends. Der durchberatene Voranſchlag der Gemeinde für
auf die Dauer einer Woche auf der Bürgermeiſterei während
ſtunden zu jedermanns Einſicht offen und können Einwendun
halb dieſer Friſt vorgebracht werden. Zu den beſchloſſener
werden auch die Ausmärker herangezogen.

U
MOOr DateflSole

1 Würfel für 15 Pfg. ergibt ¼ Liter vorzügliche Soße.
Nur kurze Zeit mit Wasser zu kochen.

[ ][  ][ ]

Denkmalsweihe
meinde Ober=Schönmatkenwag im Odenwald.
Ober=Schönmattenwag im Odenwald, 11. Juni.
jdylliſch am Ulfenbachtale des Odenwalds gelegene
önmattenwag hat die Pfingſtfeiertage nicht vorbeigehen
m einer Pflicht gegenüber ſeinen gefallenen Söhnen und
rachzukommen. Schon längſt wurde in der nur 300 Ein=
zählenden
Gemeinde der Plan gefaßt, entſprechend dem
anderer Gemeinden den im Weltkriege gefallenen
eangehörigen ein Gedächtnismal zu errichten. Nachdem
s der Gemeindemitglieder ausſchloß, ſein Scherflein zu
kmal beizuſteuern oder irgendwie, ſei es mit Hand= oder
it, tatkräftig zum Gelingen der Denkmalserſtellung bei=
konnte
Pfingſten als Tag der Weihe beſtimmt werden.
leitet wurde das Feſt durch einen Fackelzug am Pfingſt=
der
in ſeiner Ausführung auf den Teilnehmer wie auf
ſauer einen nachhaltigen Eindruck machte. Es war gleich=
Gruß der Gemeinde zum Himmelszelt, zu den Brüdern,
und Blut geopfert haben, damit Deutſchland beſtehe. In
ließend von Lehrer Bietner gehaltenen Anſprache wurde
nntnis der Treue und Unvergeſſenheit zu den gefallenen
zachgehalten; eine Anſprache, die jedermann zu Herzen
ißte.
Pfingſtſonntag, dem Hauptfeſttage, fand um 8 Uhr ein
sdienſt durch Herrn Pfarrer Eitel aus Waldmichelbach
hebend war es, unter dem weiten ewigen Blau des
im Gebete derjenigen zu gedenken, die jenſeits deut=
nzen
, im Feindesland, in von Blut geheiligter Erde den
chlaf halten. Die von Herrn Pfarrer Eitel gehaltene
gt übte ſtarken Eindruck auf die Zuhörer aus.
mittags 1.45 Uhr begann dann die Aufſtellung der Ver=
Schulhof. Ein impoſanter Zug bewegte ſich zu dem
des Ortes zur Aufſtellung gelangten Denkmal wo um
ater dem Geläute der Glocken, die eigentliche Weihefeier
dem von einer Muſikkapelle vorgetragenen Lied Das
utſche Herz nahm die Feier ihren Anfang. Nach einem
vorgetragenen Prolog ergriff Mühlen= und Bäckerei=
eonhard
Johann, Ober=Schönmattenwag, das Wort zu
grüßungsanſprache. Nicht unerwähnt ließ Redner den
der Gemeinde, der die Erſtellung des Denkmals zu
t. Nachfolgende Kinderchöre der Schulkinder und Män=
des
Geſangvereins Harmonie Ober=Schönmattenwag,
iungsvoll vorgetragen und dem Ernſte der Weihefeier
waren, verhalfen dieſes Feſt zu verſchönern. Nach der
Weiherede erfolgte die Uebernahme des Denkmals
e Gemeindeverwaltung. Bürgermeiſter Schmidt nahm
mal in ſeinen und der Gemeinde Schutz und verſprach,
ichen des Gedächtniſſes treu zu wahren und zu hegen.
durch die Gemeindeverwaltung und die örtlichen Ver=
nzniederlegungen
ſtattfanden und nachfolgend Gedichte,
und Muſikchöre abwechſelten, ſchloß mit dem Liede
neine Zuverſicht, dieſe in all ihren Teilen als wohl=
zu
bezeichnende Feier. Ein jeder ging mit dem Be=
nach
Hauſe, einen Pfingſtſonntag gefeiert zu haben, der
Feſtfreude und das Bewußtſein der Genugtuung gegen=
fürs
Vaterland gefallenen Helden erleben ließ.

blis, 11. Juni. Gemeinderatsſitzung. Die auf geſtern
Uhr angeſetzte Sitzung konnte nicht durchgeführt werden, da
orſtand nicht beſchlußfähig beiſammen war. Es iſt dies in
t wiederholt vorgekommen, da einige Gemeinderatsmitglieder
genlang den Sitzungen unentſchuldigt fernbleiben. In An=
*Wichtigkeit der Tagesordnung es ſollte eine Beratung des
igs für 1930 ſtattfinden, ſah ſich Herr Bürgermeiſter Frank
eine Sitzung mit derſelben Tagesordnung auf Freitag abend
die alsdann nach den Beſtimmungen der Landgemeindeord=
ille
Fälle durchgeführt werden kann. Es wird unbedingt höchſte
Voranſchlag, der bei anderen Gemeinden längſt vorgelegen hat,
ten.

S. Lampertheim, 11. Juni. Dem Tode entronnen. Beim
Baden im Altrhein verließen einen hieſigen jungen Menſchen plötzlich
die Kräfte, ſo daß er zu ertrinken drohte. Kameraden konnten ihn auf
ſeine Hilferufe noch dem Tode entreißen. Grober Unfug. An
dem Bahnübergang der Strecke LampertheimWorms bei der Bür=
ſtädter
Straße wurden nachts durch Rohlinge die beiden Warnungs=
lampen
zerſtört. Hoffentlich gelingt es der Polizei, die Burſchen aus=
findig
zu machen und ihrer Beſtrafung zuzuführen, damit ſie Zeit be=
kommen
, über die Tragweite ihrer unverantwortlichen Handlung nach=
zudenken
. Ehrenmal. Zum Beſten des Fonds zur Errichtung
eines Ehrenmals veranſtaltet der Ehrenausſchuß an einem der nächſten
Sonntage in der Turnhalle einen großen Bazar. Schweine=
zwiſchenzählung
. Die Zählung am 2. d. M. ergab einen
Schweinebeſtand von 2227 Tieren; gegenüber der Zählung im März ein
mehr von 42 Stück. Beſchaupflichtige Hausſchlachtungen wurden vom
1 März bis 31. Mai 1928 vorgenommen.
Ck. Groß=Gerau, 11. Juni. Handwerkertagung in Groß=
Gerau. Der Bezirksverband für Handwerk und Gewerbe des Krei=
ſes
Groß=Gerau e. V. hält am kommenden Sonntag, den 15. Juni,
nachmittags 3 Uhr, im Saale des Adler zu Groß=Gerau ſeine Jahres=
verſammlung
ab, zu der der Landtagsabgeordnete Meiſtermann (Ztr.),
Schuhmachermeiſter aus Solingen, ein Referat über Tagesfragen des
Handwerks übernommen hat. Von der Stadt waren an den wichtigſten
Punkten der Stadt Beamte poſtiert, die am 1. Pfingſtfeiertag eine Zäh=
lung
vornahmen. Gezählt wurden im Durchgangsverkehr Richtung
Mainz und Oppenheim: 654 Perſonenkraftwagen, 673 Motorräder, 869
Fahrräder, 50 Laſtkraftwagen und 7 Pferdegeſpanne. Von Mainz und
Oppenheim kommend paſſierten Groß=Gerau: 687 Perſonenkraftwagen,
615 Motorräder, 1177 Fahrräder, 39 Laſtkraftwagen und 15 Pferde=
geſpanne
. Von Frankfurt kommend paſſierten Groß=Gerau: 150 Per=
ſonenkraftwagen
, 174 Motorräder, 1126 Fahrräder, 22 Laſtkraftwagen,
15 Pferdegeſpanne. In der Richtung Frankfurt paſſierten Groß=Gerau:
118 Perſonenkraftwagen, 178 Motorräder, 785 Fahrräder, 21 Laſtkraft=
wagen
und 10 Pferdegeſpanne. Aus der Richtung Mannheim kamen
durch die Kreisſtadt: 75 Perſonenkraftwagen, 97 Motorräder, 500 Fahr=
räder
, 7 Laſtkraftwagen und 3 Pferdegeſpanne. In der Richtung nach
Mannheim: 94 Perſonenkraftwagen, 97 Motorräder, 532 Fahrräder, 7
Laſtkreftwagen und 6 Pferdegeſpanne. Aus der Richtung Darmſtadt
kamen: 483 Perſonenkraftwagen, 408 Motorräder, 600 Fahrräder, 33
Laſtkraftwagen und 8 Pferdegeſpanne. In der Richtung nach Darmſtadt
wurde Groß=Gerau paſſiert von 573 Perſonenkraftwagen, 476 Motor=
rädern
, 390 Fahrrädern, 43 Laſtkraftwagen und 8 Pferdegeſpannen. Der
Obſt= und Gartenbauverein Groß=Gerau hat an der
Adolf=Göbel=Straße eine neue Markthalle errichtet, die am Samstag
ihrer Beſtimmung übergeben wurde.
IIDr.5070
Das ideale
Hazeund Abführ-Konfekt
Rheinheſſen.
* Mainz, 11. Juni. Chronik. In einem Anfall geiſtiger Umnach=
tung
ſtürzte ſich ein 28jähriges Mädchen aus Nieder=Olm in ſelbſt=
mörderiſcher
Abſicht von der Eiſenbahnbrücke in den Rhein und
trieb ein Stück mit dem Waſſer fort. Schiffer konnten die Bedauerns=
werte
an Land holen und ihre Ueberführung in das Städtiſche Kranken=
haus
veranlaſſen. In einem Betriebe auf der Ingelheimer Aue waren
ein 47= und ein 30järiger Inſtallateur und Schloſſer mit der Reinigung
eines Rauchganges beſchäftigt, als ſie plötzlich durch auftretende Koh=
lenoxydgaſe
betäubt hinfielen. Es gelang noch rechtzeitig,
beide aus ihrer gefährlichen Lage zu befreien, Gegenmittel anzuwenden
und ihre Ueberführung ins Krankenhaus zu veranlaſſen. Am Mitt=
woch
vormittag gegen ½10 Uhr traf eine Reiſegeſellſchaft von etwa 100
Perſonen des Schwäbiſchen Sängerbundes Brooklyn
in Mainz ein. Die Geſellſchaft wurde von dem Vorſitzenden der
Mainzer Sängerſchaft, Herrn Schreiber, begrüßt, worauf Herr
Hoelſter für die Gäſte mit herzlichen Worten des Dankes für den
ſchönen Empfang erwiderte. Unter Vorantritt einer Muſikkapelle und
Fahnenabordnungen der Mainzer Geſangvereine bewegte ſich ſodann der
Zug durch die Stadt nach der Reſtauration Heilig Geiſt, wo ein zünf=

Seite 2
tiger Frühſchöppen ſtattfand. In der letzten Sitzung der Mainzer
Wohnungsbaukommiſſion wurde beſchloſſen die Ausführung von Woh=
nungsbauten
auf einem Baublock vor dem Gautor. Die Ausſchrei=
bung
der Erd= und Maurerarbeiten iſt erfolgt, ſo daß damit gerechnet
werden kann, daß die Arbeiten an dieſem Baublock, der 51 Dreizimmer=
wohnungen
enthalten ſoll, in den allernächſten Tagen aufgenommen
wird. Von weiteren größeren Bauvorhaben ſoll im engeren Stadtgebiet
Abſtand genommen werden, bis ſich überſehen läßt, wie ſich die Frei=
gabe
der Beſatzungswohnungen auf den Wohnungs=
markt
auswirkt. Für die Vororte, insbeſondere die neueingemein=
deten
, ſind weiter für 632000 RM. verbilligte Baudarlehen bewilligt
worden, mit denen 108 Wohnungen erſtellt werden. Hans Höfflin,
der beliebte lyriſche Tenor des Mainzer Stadttheaters, wurde unter ſehr
günſtigen Bedingungen an das Stadttheater Stettin verpflichtet.
Gonſenheim bei Mainz, 11. Juni. Am Montag, den 16. Juni, bis
Mittwoch, den 18. Juni d. J., findet in dem Lehrbetrieb für Ge=
müſebau
der Landwirtſchaftskammer zu Gonſenheim bei Mainz ein Drei=
tagskurſus
für Treibgemüſebau ſtatt. Ein gleicher Kurſus findet ſodann
am Dienstag, den 24. Juni, bis Donnerstag, den 26. Juni, auf dem
Muſter= und Verſuchsgut der Landwirtſchaftskammer in Groß=Umſtadt
ſtatt. Dieſe Kurſe ſind für alle Teilnehmer bis auf weiteres gebühren=
frei
, und werden den Teilnehmern aus Heſſen die Reiſekoſten 3. Klaſſe,
je nach der Entfernung, ganz oder zum Teil vergütet. Anmeldungen ſind
zu richten an das Muſter= und Verſuchsgut der Landwirtſchaftskammer
zu Groß=Umſtadt (Heſſen) bis ſpäteſtens 13. Juni betr. Gonſenheim und
19. Juni betr. Groß=Umſtadt. Intereſſierte Landwirte und Gärtner
ſeien hiermit auf dieſe Kurſe hingewieſen, die Gelegenheit bieten, ſich
über die wichtigſten Kulturmaßnahmen im Treibgemüſebau, über Schäd=
lingsbekämpfung
, Sortierung und Verpackung uſw. gründlich zu unter=
richten
.
Ah. Eich (Rheinheſſen), 10. Juni. Funde aus grauer Vor=
zeit
. In der Gemarkung Eich wurden in der letzten Zeit verſchie=
dene
intereſſante Funde, wie Krüge, Scherben u. a. m. gemacht. Die
Funde wurden dem Muſeum übergeben. Es wurde feſtgeſtellt, daß ſie
etwa aus dem Jahre 2000 vor Chr. ſtammen.

h. Gießen, 11. Juni. Der hereingefallene Milchfäl=
ſcher
. Ein Milchſammler aus der Butzbacher Gegend war vom
Amtsgericht Butzbach wegen Nahrungsmittelfälſchung zu einem Monat
Gefängnis und einer Geldſtrafe verurteilt worden. Er hatte der bei
den Landwirten geſammelten Milch, die er an eine Molkerei lieferte,
größere Waſſermengen zugeſetzt. So enthielten die abgelieferten 160
Liter Milch bei der Unterſuchung in der Molkerei 37 Liter Waſſer.
Wenig Erfolg hat der Milchſammler bei ſeiner bei der Strafkammer
Gießen eingelegten Berufung. Die Staatsanwaltſchaft hob das Urteil
der Vorinſtanz auf und erhöhte die Strafe auf drei Monate Gefängnis
und 500 Mk. Geldſtrafe.
Bad=Salzhauſen, 11. Juni. Das Liebig=Zimmer in Bad=
Salzhauſen wurde dieſer Tage eingeweiht. Es iſt von der Geſell=
ſchaft
Liebig=Muſeum in Gießen mit Hilfe einer Stiftung der Liebig=
Geſellſchaft m. b. H. in Köln eingerichtet und ausgeſtattet worden. Es
befindet ſich in dem Gebäude der von Liebig im Zuſammenhang mit
ſeiner Quellenanalyſe geſchaffenen originellen Bitterſalzfabrik. Das
Zimmer enthält 1. eine Darſtellung der Liebigſchen Quellenanalyſe mit
14 Merkblättern und alten Apparaten, 2. Schauſchränke mit Erinne=
rungen
an Liebig und ſeine Beziehungen zu Bad=Salzhauſen, 3. eine
Darſtellung des Quellengebietes und der Tiefbohrung von Bad= Salz=
hauſen
, 4. Schriften und Druckſachen des Liebig=Muſeums in Gießen.
In einem kleinen Raum iſt eine große Menge von intereſſanten Doku=
menten
zur Geſchichte der Quellenforſchung der induſtriellen angewand=
ten
Chemie und der Bodenforſchung zuſammengetragen. Am Schluß ſei=
nes
Vortrages hierüber überreichte Geheimrat Sommer=Gießen
Herrn Direktor Voß von der Liebig=Geſellſchaft in Köln die der Ge=
ſellſchaft
verliehene Liebig=Muſeums=Medaille. Die Verſammlung war
ſehr ſtark beſucht. Als Vertreter der heſſiſchen Regierung ſprach Herr
Staatsrat Balſer, für die drei einladenden Köperſchaften Herr Kur=
direktor
Dr. Meyer.
h. Wetzlar, 10. Juni. 750jähriges Stadtjubiläum und
Tierſchaufeſt. Am 3. Juli ſoll der große hiſtoriſche Feſtzug ver=
anſtaltet
werden. Er ſoll ſieben hiſtoriſche Gruppen umfaſſen, u. a. eine
Frundsberg=Gruppe, die Verleihung der Stadtrechte durch Kaiſer Bar=
baroſſa
, das Zunftleben, die Kammergerichtszeit, die Zeit Goethes, die
brotſchneidende Lotte Buff, die Schlacht bei Wetzlar.

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im Kochen ſowie in Handaroeiten. (Vorſtufe
z. häuslich, Berufsausbildung. (Weiterbild.
in Schulfächern, Handelsſchulunterricht.
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Fahreskurſes, außerdem eines
Halb=Jahreskurſes für Fortgeſchrittene.
Ausführliche Satzungen und Auskunft durch
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Badiſcher Frauenverein vom Roten Krenz
Karlsruhe (Landesvorſtand).

Allg. Ortskrankenkaſſe
Darmfiadt=Stadt.
Betr.: Zahlung der Beiträge der
freiwilligen und unſtändi=
gen
Mitglieder.
Die freiwilligen und unſtändigen Mit=
glieder
werden hiermit aufgefordert, die
Beiträge für Mai ſpäteſtens bis 15. d. M.
unter Vorlage der Quittungskarte zu
entrichten, andernfalls Mahngebühr er=
hoben
und Zwangsbeitreibung eingeleitet
wird. Wir machen beſonders darauf auf=
merkſam
, daß gemäß 8 10 unſerer Satzung
die Mitgliedſchaft erliſcht, wenn zweimal
nacheinander am Zahltage die Beiträge
nicht entrichtet werden und ſeit dem erſten
dieſer Tage mindeſtens ein Monat ver=
gangen
iſt.
Bei der Einſendung bezw. Ueberwei=
ſung
der Beiträge durch die Poſt iſt das
Konto=Nummer, die Wohnung, ferner
Vor= und Zuname anzugeben. (9339
Darmſtadt, den 12. Juni 1930.
Der Vorſtand.
Stork, Vorſitzender.

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gegen alles Ungeziefer.
DmMforbe:
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Soeben erschienen!
AUTGETSTE a0
Enthält die Meldungen (Ab- und Zugänge) von Kraftfahrzeugen jeder
Art der 18 Kreise des Volksstaats Hessen (Kennzeichen: VS, VR, VO)
für die Zeit vom 18.31. Mal 1930.
Die Auto-Listen enthalten die Angaben in derselben Reihen-
folge
wie die Hauptausgabe: Name, Teruf, Wohnort des Kraft-
fahrzeugbesitzers
, Type, Motornummer, Hubraum in ccm und
PS. Art des Fahrzeugs. Fabrikneue Wagen sind durch X
kenntlich gemacht. Die Meldungen sind geordnet nach den drei
Prorinzen (VS, VR, VO) und Kreisen und innerhalb dieser nach
Polizeierkennungsnummer. Abgemeldete Wagen werden geson-
dert
aufgeführt. Die Auto-Listen sind eine wichtige Ergän-
zung
des Auto-Adreßbuches (Adreßbuch der Kraftfahrzeug-
besitzer
im Volksstaat Hessen), Ausgabe 1929, und unentbehr-
lIch
, weil sie laufend
neuestes Adressenmaterial
liefern. Sie erscheinen alle 14 Tage, also monatlich zwel Listen.
Die am 10. eines Monats ausgegebene Liste enthält die Meldungen
vom 16.30. (31.) des voraufgegangenen Monats und die am 25.
eines Monats ausgegebene Liste die Meldungen vom 1. 15. des
gleichen Monats.
Bezugsprel s:
1. Bei Bezug aller Meldungen sämtllcher 18 Kreise für
12 Monate; zum monatllchen Pauschalprels von
RM. 18.50.
2. Bei Bezug der Meldungen nur für einzelne Kreise
und Städte, gleichob für einen oder mehrere Monate, zu Staffel-
preisen
, die wir bei uns zu erfragen bitten.
L. C. WITTICH VERLAG DARMSTADT

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[ ][  ][ ]

Erſtes Bild von der Brückeneinſkurz=Kakaſtrophe bei Pier

Die rieſige Eiſenbahnbrücke von Cuneo (Piemont, Italien),

Graf Zeppelin im Luftſchiffhafen von Lakehurſt.
Umkreiſt von zahlreichen amerikaniſchen Flugzeugen und dem kleinen Goodyear=Ganzmetall= Luft=
ſchiff
, umjubelt von einer rieſigen Menſchenmenge ſo landete Graf Zeppelin in Lakehurſt nach
Bewältigung der letzten Etappe des Pan=Amerikaflugs. Das vorliegende Bild hat der Graf
Zeppelin ſelbſt mit nach Deutſchland gebracht.

die nach ihrer Fertigſtellung die längſte Eiſenbahnbrücke der Welt ſein ſollte, ſtürzte währ
Baues beim elften Bogen zuſammen und begrub die darauf befindlichen Arbeiter unter ſich
Arbeiter waren auf der Stelle tot, während zahlreiche andere mit ſchweren Verletzungen
Hoſpitäler eingeliefert werden mußten.

Reich und Ausland.
Verbrecherjagd
in den Skraßen von Leipzig.
Leipzig. Am Mittwoch vormittag wurde
im Flur des Hauſes Rathausring 13 in Leipzig
ein Raubüberfall auf einen Kaſſenboten verübt.
Die Täter wurden geſtört und entkamen in
einem bereitſtehenden Kraftwagen, der unter=
wegs
einen Fußgänger überfuhr. An der Ecke
Tröndlingring und Löhrſtraße verſuchten Arbei=
ter
, die Flüchtlinge, die verfolgt wurden, auf=
zuhalten
. Sie wurden aber aus dem Wagen her=
aus
beſchoſſen, wobei ein Arbeiter ſchwer verletzt
wurde. Der Kraftwagen entkam in der Richtung
nach Norden. Die Verfolgung dauert an. Wie
der Polizeipräſident zu dem Raubüberfall mit=
teilt
, war der Kaſſenbote im Begriff, 15 000
Mark für ſeinen Arbeitgeber bei einer Bank
einzuzahlen. Die Täter waren aus einem Auto
geſprungen, hatten auf den Kaſſenboten mehrere
Schüſſe abgegeben, von denen jedoch keiner traf,
hatten ihm ſodann die Aktentaſche, in der das
Geld enthalten war, entriſſen und flüchteten in
Richtung nach dem Fleiſcherplatz. Der angegrif=
fene
Bote konnte alsbald die Verfolgung ein=
leiten
. Den Kraftwagen hat man in der Blu=
menſtraße
leer aufgefunden, da die Fahrer eine
Panne hatten. Die Täter ſind aber ſpurlos ver=
ſchwunden
.
Der Lübecker Obermedizinalrat Dr. Altſtaedt
beurlaubt.
Lübeck. Nach einer amtlichen Bekannt=
machung
iſt Obermedizinalrat Dr. Altſtaedt auf
ſeinen Antrag hin bis auf weiteres beurlaubt
worden. Der Vorſitzende des Geſundheitsamtes
teilt u. a. mit, daß Dr. Altſtaedt hoffe, durch
ſeine Beurlaubung die Möglichkeit zu geben, alle
Fragen, die mit der Anwendung des Calmette=
Verfahrens im Zuſammenhang ſtehen, ſachlich zu
klären. Altſtaedt werde ſich weiterhin in Lübeck
für alle Verhandlungen zur Verfügung ſtellen.
In einer Verſammlung des Elternausſchuſſes
teilte der Vorſitzende mit, daß bis Dienstag
abend 37 Säuglinge denen Calmette=Schutzſtoff
eingegeben wurde, geſtorben ſeien, und daß noch
mit einem erheblichen Anſchwellen der Todes=
ziffern
gerechnet werden müſſe. Es wurde eine
Entſchließung angenommen, in der die ſofortige
Suspendierung von Profeſſor Deycke und Dr.
Altſtaedt gefordert wird.
Zum 25. Todeskag des Afrikaforſchers
v. Wißmann.

Hermann v. Wißmann,
der berühmte deutſche Forſcher und Pionier in
Afrika, ſtarb am 15. Juni 1905. Seit 1880 war
er unermüdlich in Weſt= und Oſtafrika im Inter=
eſſe
der deutſchen Kolonialgeltung tätig, 1888 bis
1890 warf er den Aufſtand in Deutſch=Oſtafrika
nieder und wurde ſpäter Gouverneur von
Deutſch=Oſtafrika. 1896 kehrte er in die Heimat
zurück.

Alk=Landsberg in der Mark feierk ſein 70djähriges Beſtehen

Aus dem Feſtzuge:
Vorn: Die Herolde der Stadt, dahinter die Muſikkapelle der Rüdersdorfer Bergknappen.
Das Städtchen Alt=Landsberg in der Mark feierte am Pfingſt=Sonntag ſein 700jähriges Beſtehen.
Aus einer alten Wendenſiedlung hervorgegangen, erhielt Alt=Landsberg 1230 das brandenburgiſche
Stadtrecht. Der große Feſtzug ſchilderte die verſchiedenen Etappen der hiſtoriſch bemerkenswerten
märkiſchen Stadt.

Zwei ſchwere Blukkaken in Königsbeig
Königsberg. In den letzten Tagen treibt
in der Umgebung von Königsberg ein Mann
ſein Unweſen, deſſen Untaten an die Düſſeldorfer
Morde erinnern. Wie die Königsberger Allge=
meine
Zeitung darüber berichtet, wurde der
etwa 25 Jahre alte Melker Otto Neujahr aus
Neuhof im Kreiſe Königsberg im Revier Damm=
walde
überfallen und erhielt einen Meſſerſtich in
die Bruſt. Er verlor ſofort das Bewußtſein und
blieb etwa vier Stunden beſinnungslos liegen.
Als er wieder zu ſich kam, ſteckte das Meſſer noch
in der Wunde. Unter Anſpannung der letzten
Kräfte ſchleppte er ſich langſam zum Dorf Neu=
hof
in ſeine Wohnung, wo man zunächſt das
Meſſer aus ſeiner Bruſt zog. Er wurde dann
mit dem Auto nach Königsberg in die Klinik
gebracht. Faſt an der gleichen Stelle wurde am
Mittwoch, früh die in den dreißiger Jahren
ſtehende Frau Marie Kaufmann überfallen. Sie
erhielt zunächſt mit einem ſtumpfen Gegenſtand
einen heftigen Schlag über den Kopf. Der Täter
brachte ihr dann mit einem Meſſer am linken
Arm tiefe Schnittwunden bei, wobei eine Schlag=
ader
durchſchnitten wurde. Frau Kaufmann
ſchrie laut auf, worauf ſie das Bewußtſein ver=
lor
. Ihre Rufe wurden von dem Oberlandjäger
Riemann gehört, der mit einem Förſter auf der
Streife war. Die beiden eilten zur Stelle und
konnten der Frau die Schlagader abbinden und
ſie ſo vor dem Verbluten bewahren. Landjägerei
und Schutzpolizei ſind nunmehr aufgeboten, um
des Täters habhaft zu werden.
Durch einen unterirdiſchen Gang aus dem
Gefängnis entwichen.
Doemitz. Der wegen Raubes zu Zuchthaus
verurteilte Bäckergeſelle Fritz Stange aus Nord=
hauſen
am Harz iſt vorgeſtern früh aus dem hie=
ſigen
Amtsgerichtsgefängnis entwichen. Stange
hatte in der Nacht zum Dienstag zunächſt ver=
ſucht
, das Gitter vor ſeinem Zellenfenſter auszu=
brechen
. Sodann brach er den Bretterfußboden
der Zelle auf und grub an der Mauer entlang
einen zwei Meter tiefen Schacht, durch den er
ins Freie gelangte. Er lief über die Wieſen an
der Elbe, durchſchwamm dieſe und verſchwand
bald darauf am jenſeitigen Ufer im hohen Gras.
Die ſofortige Verfolgung blieb erfolglos.

Der Brand bei Thörl noch immer nicht gelöſcht.
Harburg. Seit etwa einer Woche brennen
in der Thörlſchen Fabrik der rieſige Oelkuchen=
berg
und andere dort lagernde Rohſtoffe. Noch
immer iſt ein Ende des Brandes trotz der an=
dauernden
angeſtrengten Arbeit der Harburg=
Wilhelmsburger Feuerwehren nicht abzuſehen.
Man iſt inzwiſchen daran gegangen, unter Her=
anziehung
beſonderer Arbeitskräfte die durch den
Brand zuſammengebackenen Oelkuchenmaſſen und
Rohſtoffe auseinanderzureißen und wegzuſchaf=
fen
. Dies iſt jedoch eine ſehr mühſelige Arbeit.
Jedenfalls iſt es gelungen, einige Breſchen in
den qualmenden Berg zu legen, um ſo an das
Innere der ſchwelenden Materialien beſſer her=
anzukommen
. Der zuſammengebrochene Kran
und die Laufkatzen ſind mit Schweißapparaten
zerſchnitten und beſeitigt worden. Die Nachlöſch=
arbeiten
dürften noch mehrere Tage in Anſpruch
nehmen.
Einweihung der Nebelhornbahn.
Oberſtdorf. Hier fand die feierliche Ein=
weihung
der vierten und vorläufig letzten der
bayeriſchen Seilſchwebebahnen ſtatt, die von
Oberſtdorf aus als eine der längſten und
modernſten Bahnen über faſt 5000 Meter auf
das Nebelhorn führt und dem Beſucher im Som=
mer
einen der ſchönſten Ausſichtsberge, im Win=
ter
ein ideales Skigelände erſchließt. Die kirch=
liche
Weihe der Bahn nahm der päpſtliche Nun=
tius
in München Mſgr. Vaſallo di Torregroſſa
vor. Bei einem Feſtmahl im Trettach=Hotel
überbrachte Miniſterpräſident Dr. Held die Glück=
wünſche
der Staatsregierung und feierte die Be=
deutung
des Bahnbaues. Schließlich unternah=
men
die Feſtgäſte eine Fahrt mit der Schwebe=
bahn
über die Mittelſtation der Seealpe nach
dem feſtlich geſchmückten Bergbahnhof mit ſeinem
nunmehr vollendeten, ſchmucken Reſtaurant.
Gasexploſion in Avellino.
Fünf Arbeiter getötet.
Rom. In Avellino ſind fünf Arbeiter, die
an einem Tunnelbau für eine Waſſerleitung be=
ſchäftigt
waren, durch eine Gasexploſion getötet
und ſieben ſchwer verletzt worden. Von den
Verletzten ſchweben einige noch in Lebensgefahr.

Zuſammenſtoß eines au
kaniſchen Küſtendampf
mik einem Olkankdamp
60 Toke bei dem Schiffsunglück
Küſte von Maſſachuſekls.
Boſton (Maſſachuſetts). Der Küſte
fer Fairfax iſt anſcheinend infolge dich
bels mit einem Oeltankdampfer zuſan
ſtoßen. Der Oeltankdampfer iſt geſunke
Fairfax wurde bei dem Zuſammenſtoß
digt. Ihre ſämtlichen Paſſagiere wurt
dem Dampfer Glouceſter aufgenommer
nach Boſton bringt. Eine größere An=
Paſſagiere iſt verletzt. Viele ſollen bei d
ſammenſtoß Brandwunden erlitten haben
lanzen und Aerzte erwarten am Pier
kunft der Paſſagiere mit dem Dampfer
ceſter. Die Fairfax wird ſobald wie
nach Boſton zurückkehren. Das Schiff iſt
Tonnen großer Dampfer und verkehrt
Baltimore und Boſton. Es hatte 71 P
an Bord.
Zu dem ſchweren Schiffsunglück erhal
folgende Einzelheiten: Die Zahl der Tol
bei dem Zuſammenſtoß des Paſſagierd
Fairfax mit dem Tankdampfer Grec
der Küſte von Maſſachuſetts hat ſich au
höht. Allein 40 Tote gehören zu der B
des Tankdampfers, der ſofort nach d
ſammenſtoß in Brand geriet und untergit
Feuer hatte in wenigen Augenblicken den
Oeldampfer erfaßt und war die Urſache,
Rettungsarbeiten nur ein geringer Er
ſchieden war.
Ueber den Hergang des Unglücks wer
gende Einzelheiten bekannt: Der Dampfe
fax, der den Küſtenverkehr verſieht, ſtieſ
Nacht im Nebel mit dem Tankdampfer
men. Sofort nach dem Zuſammenſtoß er
ſich auf dem Tankdampfer mehrere Expl
die zunächſt den Dampfer völlig in F
aufgehen ließen und dann ſeinen Un
herbeiführten. Von dem ſchwer beſch
Perſonendampfer Fairfax konnten die
giere nur mit großer Mühe in Rettung
in Sicherheit gebracht und von dem zuf
der Nähe weilenden Dampfer Clouceſter
nommen werden. Das nach dem Unterg
Tankdampfers auf dem Waſſer ſchwimme
geriet ebenfalls in Brand und verurſa
Feuer auch auf dem Deck des Perſonenda
Hierbei erlitten ſieben Paſſagiere und el
der Beſatzung erhebliche Brandwunden. C
der brennenden Perſonen ſtürzte ſich v.
zweiflung ins Meer und kam dabei ums
Der vermißte Meteorologe Sandſtröm g0
Stockholm. Der in Lappland v
Stockholmer Meteorologe und Forſcher
ſtröm iſt am Dienstag nachmittag un
aufgefunden worden.
Vorbereitungen für den Empfang von
in Kanada.
London. Nach Berichten aus Kana
den dort bereits umfangreiche Vorbere
für den Empfang des britiſchen Lun
R 100 getroffen. Auf dem Flugplatz
Hubert in Quebeck iſt ein Ankermaſt
worden. Einige Mitglieder der kanadiſche
ſtreitkräfte haben anfangs des Jahres d
demöglichkeit des Luftſchiffes in Carding
diert. Gegenwärtig werden beſondere
ſchaften für die Verankerung des Lu
ausgebildet. Erſatzteile für Ausbeſſeruns
von England nach Kanada geſandt worde
rechnet, daß etwa 100 000 Zuſchauer au
Teilen Kanadas und den Vereinigten
bei der Landung zugegen ſein werden.
ſoll nach ſeiner Ankunft in Kanada drei
einen über der Hauptſtadt Ottawa, ein
Toronto und dem Niagarafall und einenl
nach Quebeck und dem ſüdlichen Teil 9
vinz Quebeck ausführen.

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mmer 161

Donnerstag, den 12. Jnni 1930

Salzburger Feſttage.
Jubiläumskagung der 50jährigen Schukarbeit des V. 2.2. Deutſcher Jugendaufmarſch.
Darmſtadt, Heſſen, Oberheſſen: Hoi! Hoi! Hoi!
Von unſerem zur Tagung entſandten M. St.=Redaktionsmitglied.

I.

zburger Feſttage, Salzburg im Sonnenſchein! Wer will
hnen, davon auch nur einigermaßen bildhaft, eindringlich,
gend zu ſchreiben, ſo er nicht ein Dichter iſt! In Salzburg
wie glaubhaft verſichert wird, 300 Tage im Jahre regnen.
n regenfreien 65 hat der V.D.A. ſich fünf geſichert. Von
en bis zur letzten Stunde der Tagung goldener, faſt klin=
Sonnenſchein über der ſchönen alten Mozartſtadt mit ihrer
amen Berg=Umgebung.

iſend Wimpel und tauſend Fahnen flattern in dieſen
ſchein hinein und winken der Bevölkerung herzliches
Villkommen den Gäſten entgegen. Alles ſteht im Zeichen
)A.=Tagung, deren Grundton und Ausklang ein macht=
ſekenntnis
zur Volksgemeinſchaft ward.

bſt die Predigten der Pfarrer und Prieſter
Pfingſt=Gottesdienſten waren auf den V.D.A.
lt, galten der religiös=philoſophiſchen Ausdeutung des
eutſchen Jugendgrußes Heil!

ilzburger Feſttage! V. D. A.=Tagung!

erall Klingen und Singen! Muſik und Heil!=Grüße,
Abzeichen, Fähnchen, Blumen, Wimpel. Ueberall helle,
litzende Augen, geſunde Menſchenkinder, deutſchen Volkes
Ausſtrahlend jene ſiegesfrohe, ſelbſtbewußte Heiterkeit,
Zeit einen ſo ernſten, feſten Zug eingrub, die Ueberzeu=
mmernd
: Dieſe Jugend weiß was ſie will! Sie kennt aber
diſzipliniertes Ein= und Unterordnen dem Führer! Das
in der 30 000 Jungen und Mädchen bis zu den Studieren=
ſerlei
Geſchlechts bewies es in dieſen Tagen überall. Im
und in den Straßen, in den Wirtſchaften und vor allem
impoſanten Feſtzug, und bei den Maſſenveranſtaltungen.
eine Freude!

lzburger Feſttage aber auch für die Führer dieſer
Für die ernſten Frauen und Männer, die den V.D.A.
nd ihn ſtändig ausbauen. Sie durften hier Dank ernten
rkennung der Reſultate ſchwerer, aufopferungsvoller, aber
eißen Liebe zum Volk, zur Volksgeieinſchaft gerne gelei=
beit
. Einer Arbeit, die nach dem Zuſammenbruch ſo groß
haltig wurde, daß am Materiellen gemeſſen heute
ſahresarbeit das Fünffache der Arbeit der
25 Jahre bedeutet. Einer Arbeit aber auch, die
tvolkeinend iſt. Die es fertig brachte, daß auf der
eite der Verbandszeitſchrift zum Jubiläum Reichsprä=
von
Hindenburg ſeine Glückwünſche ausſpricht,
der letzten Hermann Müller=Franken!
Reichspräſident von Hindenburg hat der Geſchichte
hutzarbeit am deutſchen Volk anläßlich der
estagung des Vereins für das Deutſchtum im Ausland in
g.nachſtehendes Geleitwort mit auf den Weg gegeben:
* Verein für das Deutſchtum im Ausland darf das Ver=
r
ſich in Anſpruch nehmen, vor 50 Jahren zuerſt für den
nder Volksverbundenheit aller Deutſchen über die Staats=
hinweg
eingetreten zu ſein.
inem halben Jahrhundert treuer, hingebungsvoller Tätig=
der
Verein die Saat ausgeſtreut, deren Ernte jetzt zu rei=
nnt
. Aus dem Bewußtſein, einem großen arbeitſamen
tigen Volke anzugehören, können alle ſeine Glieder Mut
y für die Ueberwindung der gegenwärtigen Not.
wünſche dem Verein in ſeinem Jubiläumsjahre eine wei=
ſwärtsentwicklung
, ſo wie ſie beſonders das letzte Jahr=
bracht
hat. Not hat Opferſinn geweckt. Opfer und Arbeit
die deutſche Not brechen. von Hindenburg.
nann Müller=Franken ſchreibt: Wenn der V.D.A. die
en Beziehungen zu allen Deutſchen auf dem Boden des
Volksſtaates in Deutſchland und Oeſterreich weiterhin ſo
wird, wie das nach dem Ausgang des Krieges und dem
der Pariſer Vorortverträge noch viel notwendiger iſt als
Weltkrieg, ſo wird die deutſche Schutzarbeit in immer
i Maße ihre Pflegeſtätte in einem wahren Volksverein

viſchen liegen Glückwünſche des greiſen Fürſterzbiſchof von
z. des Reichsbankpräſidenten Dr. Luther, des Reichs=
niſters
Dr. Curtius, der u. a. ſchreibt: Die Aufrecht=
g
und Pflege der kulturellen Beziehungen zwiſchen den
n im Reich und den Volksgenoſſen jenſeits der Grenzen,
mit uns durch die Bande des Blutes verbunden fühlen,
tätigung alſo, deren feſte Tradition es iſt, ſich von dem
ſer Staatspolitik fernzuhalten, iſt ein Ziel, das auch von
deutſchen Welt geachtet werden muß.
kamen der Reichsfinanzminiſter, der Reichsinnenminiſter,
yſiſche Miniſterpräſident, der Württembergiſche Staats=
, viele Reichsminiſter und Staatsſekretäre, ſonſtige pro=
Vertreter ſtaatlicher und ſtädtiſcher Behörden, der Indu=
Gewerkſchaften, vieler Kulturverbände des In= und Aus=

tage aber beſonders für uns Heſſen, die mit einem
hen Fähnlein vertreten ſind. Ueberall zeigt ſichs: Die
bände Heſſen genießen als ſolche regſter Tätigkeit höch=
ſen
im großen V.D.A. Und Namen wie Staatsrat Block
Dr. Koepke haben einen guten und ſtolzen Klang in
n rauſchenden Symphonie der volksdeutſchen Gemein=
aus
dem Zuſammenklang der ungezählten Mundarten
und Süd, und Weſt und Oſt erſteht. Ueberblaut vom
n Alpenhimmel.
end noch unaufhörlich Sonderzüge am Freitag abend
en, beſetzt mit erwartungsfroher Jugend, trat ſchon der
kand zu ernſter Sitzung zuſammen, die im weſentlichen
führung der arbeitsreichen Tagung galt. Aus dem über=
kbeitsgebiet
, das vielfach mehrere Verſammlungen zu
kunde erforderlich machte, geben wir das nachſtehende
ſoweit überhaupt zu unterſcheiden iſt. Zunächſt die
us den Betreuungsgebieten:
Den Lagebericht über Südoſteuropa,
Profeſſor Dr. Richard Cſaki, Hermannſtadt,
dt bekannt durch ſeinen Vortrag im Vorjahre.
ſaki zeichnete in eindrucksvollen Umriſſen ein Bild der
lage in Südoſteuropa. Die Fiktionen der National=
konnten
in den neuen Ländern nicht aufrecht erhalten
Nan muß ſich überall mit dem Minderheitenproblem
erſetzen, tut es aber durchweg noch ſehr ungern. Mini=
ſr
Maniu in Rumänien dürfte ſich z. B. bewußt ſein,
9 er bisher getan hat, um die vielen Millionen
der fremder Zunge zu loyalen, geſchweige denn freudi=
ern
des neuen Vaterlandes zu machen. Ueberall herrſcht
von der chauviniſtiſchen Welle der Nachkriegszeit be=
Schicht. Der Idee der Völkerverſöhnung ſteht die Tat=
Volkervernichtung gegenüber. Die Daſeinsfrage der
Uinderheit im Südoſten iſt eine Frage des Bauerntums,
Each über 90 Prozent des Geſamtvolkstums bildet. Die
Nale Agrarkriſe hat auch das deutſche Bauerntum im
ekſchüttert und mißtrauiſch gegen die eigene Volks=
nacht
. Man ſieht nicht, mit welchen Anſtrengungen die

deutſchen Führer zum Beiſpiel in den Parlamenten noch Schlim=
meres
verhüten, weil man Schlimmes erleidet. Mit wachen
Sinnen horcht das Auslandsdeutſchtum auf jede Stimme, die ein
Wiedererſtarken des deutſchen Volksgeiſtes verkündet. So iſt
Harnacks Glaube, daß die Verfallserſcheinun=
gen
im deutſchen Volk nicht überſchätzt werden
dürfen, und daß Lebenswille und Arbeitsluſt vielleicht ſtärker
denn je ſind, freudig begrüßt worden. Der Glaube der
Auslandsdeutſchen an das deutſche Volk iſt zugleich ein Bekennt=
nis
zum V.D.A. Der V.D.A. iſt für uns gleichbedeutend mit den
geſunden und zukunftskräftigen Kräften der Geſamtnation; er iſt
für uns der allgemeindeutſche Volksverein, der die Idee der Ge=
meinbürgſchaft
aller Deutſchen der ganzen Welt als erſter auf
ſeine Fahne geſchrieben hat. Zunächſt erſcheint uns der V.D.A.
als Helfer; wir ſehen oft ſein ſorgendurchfurchtes Antlitz ſich
über die vielen, ſich täglich mehrenden Anliegen beugen, die aus
aller Welt zu ihm ſtrömen! Wir haben aber den V.D.A. nament=
lich
im letzten Jahrzehnt über dieſen Aufgabenkreis weit hinaus=
wachſen
ſehen; er iſt gerade durch ſeine Propaganda für die Ein=
heit
unſeres Volkes zum Erzieher Deutſchlands geworden.
Der V.D.A. hat Anſchauungsunterricht am deutſchen Volke geübt
durch die lebendigſte Schule, durch die Schule des auslandsdeut=
ſchen
Lebens ſelbſt! Vor meinem geiſtigen Auge erſcheint ein
Bild der Vergangenheit, ein Bild von einem Berliner V.D.A.=
Feſte im Jahre 1908. Ein blondes Mädchen, groß und voll, als
Germania mit einem Kranz von Kornblumen im Haar. Das Bild
der Gegenwart wäre vielgeſtaltiger; unſere Germania heute hätte
einen bunten Kranz deutſcher Blumen zu harmoniſcher Einheit um
ihren Kopf gewunden. Das Edelweiß aus Tirol wäre verflochten
mit der Heideblume aus Schleswig=Holſtein, und die Rebe vom
Rhein ſchlänge ſich um die Kornähre aus den Ebenen Beſſarabiens.
Wir empfinden es heute mit ſtolzer Freude, die wir von Jugend=
beinen
an die Entwicklung des Vereins mitgemacht haben, daß
er auf dem Wege zum Höchſten und Freudigſten begriffen iſt, das
unſerem Volke beſchieden ſein kann: zur deutſchen Einheit!

Der Vertreter aus Polen
faßte ſeinen gleichwie den aus Rußland oft erſchütternden Bericht
zuſammen:
Wenn ich die kulturelle Lage der deutſchen Minderheit in
Polen zuſammenfaſſend beurteilen ſoll, ſo kann man wohl ohne
Uebertreibung ſagen, daß der polniſche Staat bewußt mit allen
ihm zur Verfügung ſtehenden Machtmitteln, unterſtützt in dieſem
Streben von dem nationaliſtiſch eingeſtellten Bürokratismus und
der nationaliſtiſchen Preſſe, alles tut, um das kulturelle Leben
der deutſchen Minderheit ebenſo wie das der anderen Minder=
heiten
zu untergraben. Wenn man dagegen ſieht, in welcher
großzügigen Weiſe Deutſchland und Preußen
der polniſchen Minderheit in Deutſchland ent=
gegenkommt
, es ihr möglich macht, mit der Unter=
ſtützung
des Staates Schulen aufzumachen und
ſogar polniſche Lehrkräfte aus Polen mit pol=
niſcher
Staatsangehörigkeit heranzuziehen und
zu verwenden, eine Tatſache, die in Polen ganz
unmöglich wäre, da kein reichsdeutſcher Lehrer
irgendeine Lehrerlaubnis erhält, nicht einmal
im Privathauſe, ſo ſieht man daran den klaffen=
den
Unterſchied in der Auffaſſung und Hand=
habung
der Minderheitenrechte. Es wiegt das umſo
ſchwerer und iſt um ſo bedeutungsvoller, als Deutſchland im
Gegenſatz zu Polen durch keinen Minderheitenvertrag gezwungen
iſt. Wenn in der polniſchen Preſſe faſt täglich über die illoyale
Haltung der deutſchen Minderheit etwas gefabelt wird, ſo liegt
das daran, daß die deutſche Minderheit nicht gewillt iſt, ſich eine
derartige Behandlung auf die Dauer gefallen zu laſſen, und daß
ſie alle ihr zur Verfügung ſtehenden verfaſſungsmäßigen Wege
beſchreitet, Wege, die eben nach Genf führen. Kein Druck wird
die deutſche Minderheit daran hindern, den Weg zu gehen, den
ſie gehen muß. Vom V.D.A. erwarten wir, wie von allen deut=
ſchen
Volksgenoſſen, daß ſie uns in dieſem Kampfe um unſere
deutſche Heimat, wenn ſie auch in Polen liegt, unterſtützen wird.
Genau ſo, wie der polniſche Staat Millionenbeträge auswirft,
um ſeine Volksgenoſſen im Auslande, insbeſondere in Deutſch=
land
in ihrer Lebenskraft zu ſtärken, ſo haben auch wir das
Recht, die Verbindung mit unſerem Muttervolke aufrecht zu
erhalten. Wir verſprechen dafür feſtzuhalten an unſerem Volks=
tum
und an unſerer Heimat.
Ein erſchütternder Bericht aus Rußland
wurde von dem dortigen Vertrauensmann erſtattet:
Der neue Radikalismus, der ſeit Ende 1927 herrſcht, iſt ge=
eignet
, die deutſche Kultur in den Wurzeln zu töten. Eine
Tragödie ſondergleichen ſpielt ſich ſeitdem in den
deutſchen Siedlungen ab.
Zum Verhängnis für ſie iſt die Sozialiſierung der Landwirt=
ſchaft
geworden. Die bolſchewiſtiſche Partei ſtrebt dies Ziel ſeit
über 2 Jahren durch ein Syſtem von Maßnahmen an, die die
privatbäuerliche Wirtſchaft zunehmend bedrücken, die Kollektive
dagegen in jeder Beziehung bevorzugen. Unter der Wirkung
des zunehmenden Terrors hat in letzter Zeit auch ein beträcht=
licher
Teil der Koloniſten ſich genötigt geſehen, in die Kollektive
zu flüchten, ſoweit ſie nicht gewaltſam hineingetrieben wurden.
Die Kollektive dem Namen nach genoſſenſchaftliche Großbe=
triebe
ſind vollſtändig vom Staate abhängig, die Mitglieder
ſind nichts weiter als Landarbeiter, und da ihre Freizügigkeit
faktiſch unterbunden iſt, ſo bedeutet die Sozialiſierung der Land=
wirtſchaft
die Verſklavung des Bauernvolkes. Eng verbunden iſt
damit die antireligiöſe Politik.
Es handelt ſich um eine ganz große Angelegenheit des deut=
ſchen
Volkes. Die Koloniſten in der Sowjet=Union zählen gegen=
wärtig
noch rund 1,2 Millionen und betragen damit etwa den
zwölften Teil des reichsdeutſchen Bauernvolkes.
Weitaus der größte Teil von ihnen, in der Wolga=Republik
mindeſtens 80 Prozent, in den übrigen Gebieten 90 bis 95 Proz.,
empfindet die jetzige Lage als entſetzliches Unglück.
Der ſehnlichſte Wunſch der deutſchen Bauern iſt, auszuwan=
dern
. Die elementare Auswanderungbewegung des vorigen
Herbſtes iſt noch in friſcher Erinnerung; trotz aller Hinderniſſe
ſammelten ſich in den Vororten Moskaus 14000 Menſchen an;
aber nur 6000 durften die Grenze überſchreiten.
Durch ungerechte Steuerforderungen, beſonders aber durch
unerfüllbare Getreideauflagen wurde ſchon im Herbſt eine Hand=
habe
geſchaffen, um viele Tauſende von Haus und Hof zu ver=
treiben
. Ein noch entſetzlicheres Los wurde aber in der zweiten
Hälfte des Winters über Zehntauſende verhängt bei der Durch=
führung
der von der Partei befohlenen Liquidierung des Ku=
lakentums‟
. Die Opfer dieſer Politik erhielten von der Ortsbe=
hörde
Befehl, binnen 24 Stunden ſich mit ihrer Familie zur
Deportation bereit zu machen; Greiſe und Säuglinge, geſunde
und totkranke Frauen kurz vor der Entbindung wurden ohne
Rückſicht auf Froſt und Schneeſtürme zu weit entfernten Sammel=
punkten
verbracht; daran ſchloß ſich eine fünf= bis neuntägige
Eiſenbahnfahrt in feſt verſchloſſenen Güter= oder Viehwagen, in
denen je 4050 Menſchen (auf einen Eimer zur Verrichtung der

Notdurſt angewieſen) ſchlechter als Tiere zuſammengepfercht
waren. Das Ziel waren ſumpfige Waldgebiete des hohen Nor=
dens
diesſeits und jenſeits des Urals, wo die Männer vielfach
während der erſten Monate Waldarbeiten zu verrichten hatten.
Scheinbar beſteht die Abſicht, die Mehrzahl der Verſchickten in
dieſen unwirtlichen Gebieten anzuſiedeln, wobei ihnen aber das
notwendige Mindeſtmaß ſtaatlicher Hilfe verſagt bleibt. Einſtweilen
ſind die Familien mit oder ohne Männer in ehemaligen ländlichen
Klöſtern und Kirchen oder in Barackenlagern eingeſperrt, wo ſie auf
das allerengſte (½ Meter Liegebreite) auf langen Brettergerüſten
regelmäßig 3 Lagen übereinander untergebracht ſind, zu=
weilen
1000 und mehr Menſchen in einem Raum. Hunger und
Seuchen wüten unter ihnen von Woche zu Woche ſchlimmer. Von
einem Lager im Bezirk Archangelſk berichtet ein Augenzeuge, daß
von den etwa 6500 hierher deportierten Menſchen zum vierten
Teil Deutſchen bis Anfang Mai ungefähr 1500 geſtorben ſeien;
täglich kamen 60 bis 70 Todesfälle hinzu; die Ueberlebenden er=
warten
, daß ſie bei Eintritt wärmerer Witterung ſämtlich dahin=
gerafft
werden. In einem ſibiriſchen Lager ſollen Ende April
bereits 6000 Menſchen geſtorben ſein.
Höchſt traurig iſt auch das Geſchick der Zehntauſende, die
ſeit langen Monaten im Gefängnis liegen, weil ſie auszuwandern
wünſchten und deswegen gegenrevolutionärer Agitation bezich=
tigt
wurden oder weil ſie unter dem Uebermaß von Steuern
und ſonſtigen Auflagen zuſammenbrachen und wegen böswil=
liger
Nichtleiſtung verurteilt ſind.
Nie und nirgends iſt deutſches Volk ſoerbar=
mungslos
niedergetreten worden wie heute in
der Sowjetunion. Wenn das Beſtehen einer über die
Reichsgrenzen hinausgehenden deutſchen Volksgemeinſchaft an=
erkannt
wird, wenn Schutz deutſcher Minderheiten nicht hohle
Phraſe ſein ſoll, ſo macht die jetzige Lage trotz aller politiſchen
und wirtſchaftlichen Intereſſen, die uns mit der Räteunion ver=
binden
mögen, eine nachdrücklichſte und ſchleunigſte Ret=
tungsaktion
zur unbedingten Notwendigkeit.
Deutſchland kann dieſe Unglücklichen unbedenklich aufneh=
men
. Sie ſtellen eine Ausleſe des rußlanddeutſchen Bauerntums
dar. Wir brauchen dieſe für die Verjüngung unſeres Volkes ſo
wertvollen Menſchen nicht über See ziehen zu laſſen, ſondern kön=
nen
ſie ohne große finanzielle Opfer im Inland, vor allem in
unſeren durch die Landflucht bedrohten Oſtmarken unterbringen,
wenn wir nur die vor dem Kriege im allgemeinen gut bewährten
Methoden der Fürſorge für deutſche Rückwanderer wieder an=
wenden
.
Im Anſchluß an die Berichte wurde folgende
Entſchließung
gefaßt: Die Berichte auslandsdeutſcher Vertreter in der Haupt=
ausſchußſitzung
des Vereins für das Deutſchtum im Ausland an=
läßlich
der Jubiläums=Pfingſttagung in Salzburg gaben ein er=
ſchütterndes
Bild deutſcher Not und deutſchen Daſeinskampfes
in faſt allen Wohn= und Siedlungsgebieten unſeres Volkstums.
Der Gedanke eines nationalen Kulturrechtes für Angehörige einer
Minderheitengruppe wird in den meiſten Staaten Europas trotz
aller internationalen Schutzbeſtimmungen, feierlichen Rechtsvor=
ſchriften
und Verſprechungen mißachtet. In beſtimmten Gebieten
nimmt der mit allen Mitteln ſtaatlicher Bedrückung geführte
Kampf die Formen eines ſchonungsloſen Ausrottungswillens an.
Die Führer und Anhänger der nunmehr auf eine 50jährige er=
folgreiche
Arbeit zurückblickenden Schutzvereinsbewegung geden=
ken
in dem Bewußtſein engſter Schickſalsverbundenheit und im
Willen zur Opferbereitſchaft des zähen und heldenhaften Daſeins=
kampfes
ihrer auslandsdeutſchen Volksgenoſſen.
Vertreterverſammlungen und die Jubiläumshauptverſamm=
lung
füllten den Samstag aus, an deſſen Nachmittag ein
Preſſeempfang mit Ausſprache ſtattfand, auf dem beſon=
ders
feſſelnd ein temperamentvolles Referat des Herrn Dr. Bell
über die Geſchichte des V.D.A. war, das im weſentlichen ein
Kampfruf für die Volksgemeinſchaft war, die ſo lange
gegen den Staatsgedanken hintangeſetzt blieb. Dieſer
Veranſtaltung wohnten auch die Dichter Kergel=Dresden und
Perkonig bei.
Die Jubiläumsfeier im Theaterſaal des Feſtſpiel=
hauſes
beſchloß den 2. Tag. Umrahmt von muſikaliſchen und
geſanglichen Darbietungen nach dem feierlichen Einzug der Ban=
ner
und Wimpel, brachte der Abend die Ueberreichung von Jubi=
läumsſpenden
an den V. D.A. und an den Deutſchen Schul=
verein
Südmark, der das Jubiläum mit ihm feiert.
Es wurden Spenden von 10 000 Schilling und 25 000 bzw.
9000 Mark überreicht. Sicher ein Zeichen der Opferfreudigkeit
der V.D.A.=Gruppen!
Begrüßungsanſprachen hielten der Landeshauptmann Dr.
Franz Rehrl, Bürgermeiſter Hofrat Max Ott=Salzburg, der
greiſe Fürſterzbiſchof Dr. Jgnatius Rieder (legatus natus des
heiligen Stuhles und Primas von Deutſchland), ſowie im Auf=
trage
der Reichsregierung und der Preußiſchen Re=
gierung
Graf Lerchenfeld, der deutſche Geſandte in Wien.
Die eindrucksvolle, feinpointierte akademiſche Feſtrede hielt
Univerſitätsprofeſſor Dr. Eibl=Wien. Glückwünſche überbrach=
ten
Staatsſekretär a. D. Wirkl. Geh. Rat von Hintze Sektions=
rat
Dr. Berka=Wien, Abg. Brandſch=Bukareſt, für die
europäiſchen Minderheiten und Probſt Hubbe=Hamburg für
die Ueberſeedeutſchen.
Eine Ehrung alter Mitglieder, darunter zweier Mitgründer,
der Herren Exzellenz Grooß (Wien) und Schulrat Romeder,
und Groß=Karlsruhe, ſowie eine Reihe gutgeſtellter lebender
Bilder beſchloſſen den Feſtakt.

Geſchäftliches.
Reiſebekanntſchaften haben ihren beſonderen Reiz,
vielleicht weil man ſie von vornherein viel leichter nimmt. Viel
mehr iſt erlaubt, ſelbſt kleine Fauxpas werden vergeben. Man
knüpft etwa an: Gnädigſte pflegen Ihren Blondkopf wohl mit
Schwarzkopf=Schaumpon? Das wird nicht übel genommen.
Man lächelt, Kontakt iſt da. Auf dem Parkett dürfte man allen=
falls
das ſchöne weiche, wellige Haar bewundern, ſeinen Glanz.
Auf Reiſen darf man indiskret ſein: Aha, Schwarzkopf= Haar=
pflege‟
.

Welkerberichl.
Seit geſtern hat das Nordmeertief keine weitere Ausbreitung nach
dem Feſtland gewonnen. Jedoch herrſcht durch ſeinen Einfluß entſpre=
chend
dem Laufe der Iſobaren eine Zufuhr ſüdweſtlicher Luft, und im
nördlichen Teil Deutſchlands treten auch ſtärkere Bewölkung und Dunſt=
bildungen
auf. Wahrſcheinlich dürfte das an der Südſeite des Tiefs und
zurzeit über England liegende Regengebiet, welches die Südweſtluft mit
ſich führt, bis in unſeren Bezirk gelangen und dabei neben zeitweiſer
Bewölkung auch im nördlichen Teil vereinzelte Niederſchläge bringen.
Ausſichten für Donnerstag, den 12. Juni: Bewölkt und aufheiternd, ver=
einzelt
leichte Niederſchläge oder Gewitterſtörungen, allmählich ge=
ringer
Temperaturrückgang.
Ausſichten für Freitag, den 13. Juni: Wenig Aenderung der Wetterlage.

Matn Mgh
Veraniwortlich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleten, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhwanz;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Dauer ;
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neits.
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Wilis Kubis
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
unverlangte Manuſfrivte wird Garantie der Rückſendung nicht übernemme.

Die heutige Nummer hat 14 Geiten.

[ ][  ]

Seite 10

Donnerstag, den 12. Juni 1930

Nummer

Spoll, ehler und Tarnen.

Vor dem Welkmeiſterſchaftskampf.
Sharken will Schmeling in fünf Runden ſchlagen.
Der auf der ganzen Welt mit fieberhafter Spannung erwartete
Weltmeiſterſchafts=Boxkampf wird nach europäiſcher Zeit in der Nacht
vom Donnerstag zum Freitag eine Rieſen=Zuſchauermenge im Yankee=
Stadion zu New York verſammelt ſehen. Denn die zur Verfügung
ſtehenden Eintrittskarten ſind faſt reſtlos vergriffen. In den letzten
Tagen war der Anſturm der Maſſen auf die Vorverkaufsſtellen ganz
enorm und war kaum zu bewältigen.
Für und wider Max.
Bisher hat ſich noch keiner der beiden Anwärter eine klare Poſition
als Favorit ſichern können. Max hat Jack Dempſey befragt, wie er
die Chancen beurteilt. Dempſey meinte, daß beide ungefähr gleich=
wertig
ſeien und einander nicht viel nachgeben und daß es daher un=
möglich
ſei, eine Vorausſage über den Ausgang des Kampfes zu machen.
Dieſe Anſicht trifft die allgemeine Meinung. Natürlich gibt es auch
Leute, die auf Sharkey ſchwören, wie auch ſolche, die in Schmeling den
ſicheren Sieger ſehen wollen.
Sharkey hat beſtimmt die größere Ringerfahrung, doch iſt er kein
gleichmäßig kämpfender Mann. Er hat bereits erklärt, daß er Max
Schmeling in der gleichen Weiſe boxen werde wie Tommy Loughran,
den er in drei Runden k.o. ſchlug. Sharkey wird alſo Schmeling fighten
wollen, eine Taktik, die, wie man glaubt, die beſte gegen den Deutſchen
iſt. Nun liegen bekanntlich Schmeling angreifende Leute beſonders gut.
Man darf auch nicht vergeſſen, daß Schmeling mit dem Vorteil der
Jugend zugleich den der größeren Beweglichkeit hat. Ein weiteres
Plus iſt ſeine fabelhafte Ruhe im Ring, ein ſicheres Auge und die
inſtinktſichere Rechte. Auf jeden Fall hat man vor Schmeling einen
großen Reſpekt.
In dem Für und Wider der Meinungen über den vermutlichen
Ausgang des Kampfes intereſſiert natürlich vor allem das, was die
beiden Akteure ſelbſt darüber denken. Schmeling iſt den Reportern
gegenüber ſehr zurückhaltend und lehnt es ſtets ab, ſich irgendwie feſt=
zulegen
. Er betont immer wieder, daß er dem Treffen im Vertrauen
auf ſeine gute Form mit Zuverſicht und Ruhe entgegenſieht. Anders
Sharkey, der immer wieder gehörig den Mund voll nimmt. Der
Amerikaner drückte ſich in ſeinem letzten Interview wie folgt aus:
Ich werde bis zum Gongſchlag vollkommen fit ſein und mit
dem gleichen Ringgewicht antreten, wie im Kampf mit Tommy
Loughran, der von mir in drei Runden zertrümmert wurde. Ich
werde gegen Schmeling innerhalb von fünf Runden ge=
winnen
und fühle mich durchaus fähig, das in die Tat umzuſetzen,
was ich ſage. Sagen Sie der Welt, daß Sharkey den entſcheidenden
Schlag vor dem Ende der fünften Runde landen wird."
Die letzten Meldungen aus den Camps.
Die Trainingslager der Weltmeiſterſchafts=Anwärter waren an den
beiden Pfingſtfeiertagen ein ſtark beſuchtes Ausflugsziel der New Yorker
Bevölkerung. Sowohl Schmeling in Endicott wie Sharkey in Orange=
burg
ſparrten an den Feiertagen vor mehreren tauſend Zuſchauern.
Die Stimmung in beiden Camps iſt ſehr zuverſichtlich. Schmeling und
Sharkey ſind beide in glänzender körperlicher Verfaſſung.
In den Wetten wird nach wie vor Sharkey bevorzugt.
Die Quote ſteht jetzt 9:5 zu ſeinen Gunſten. Gegen einen k.o.=Sieg des
Deutſchen tippt man mit 1:7, während man bei Sharkey dieſe Chance
mit 3:1 bewertet.
Die Wahl des Ringrichters für den Weltmeiſterſchaftskampf
dürfte auf den oft erprobten Eddy Forbes fallen. Die Rah=
menkämpfe
bringen folgende Begegnungen: Al Fah Walter
Cobb, Henry Lamar Mateo Oſa, Paul Bianchi Stanley Poreda
und Ralph Fucullelo Piet Brand. Sämtliche Vorkämpfe gehen über
je ſechs Runden, der Kampf um die Weltmeiſterſchaft zwiſchen Schmeling
und Sharkey über 15 Runden. Am Donnerstag um 2 Uhr werden
die Gewichte der beiden Gegner bekanntgegeben.
New York im Boxfieber.
Nach den letzten telegraphiſchen Meldungen hatte die Kartennach=
frage
einen derartigen Umfang angenommen, daß die Veranſtalter ſchon
heute mit einer Geſamteinnahme rechnen, die zwiſchen 600 000 bis 700 000
Dollar ſchwankt. Man kann alſo annehmen, daß dieſer Kampf ungefähr
75 000 Zuſchauer finden wird. Aus dem Trainingsgartier Schmelings
kommen recht niederſchmetternde Nachrichten. Die Vorbereitungsarbeit
des Deutſchen, die am Dienstag abgeſchloſſen wurde, hat keinen Eindruck
hinterlaſſen. Schmeling ſcheint nicht in beſter Kampfform zu ſein. Aller=
dings
iſt nicht zu ergründen, ob er nicht abſichtlich ſein wahres Können
vor Tauſenden von Zuſchauern verſchleiert. Der amerikaniſche Gegner
des Deutſchen iſt dagegen nach Meldungen aus Orangeburg in einer
blendenden Verfaſſung. Nach dem Urteil von Boxexperten iſt Sharkey
in der beſten Form ſeines Lebens. Beide Boxer haben bereits ihr Trai=
ning
abgeſchloſſen. Sharkey fuhr ſchon am Dienstag nachmittag nach
New York, während Schmeling am Mittwoch folgte.
Kraftſpork.
Polizeiſportverein Darmſtadt.
Die Schwerathletikabteilung des Polizeiſportvereins beteiligte ſich
mit 8 Mitgliedern am Pfingſtſonntag und =montag an der Austragung
der Kreismeiſterſchaften im Ringen des 2. Kreiſes in Hanau. Im
Bantamgewicht wurde W. Schnauber von 22 Konkurrenten
3. Kreismeiſter. Im Federgewicht errang Georg Schanz bei
27 Konkurrenten den 6. Preis. Im Leichtgewicht wurde das Mit=
glied
Auguſt Schanz von 39 Konkurrenten 8. Kreismeiſter. Dieſe Klaſſe
war faſt ohne Ausnahme Qualitätsklaſſe. In derſelben Klaſſe ſtartete
noch das Mitglied Herrmann Flügel, bei dem der vorjährige Kreis=
meiſter
nur einen knappen Punktſieg herausholen konnte. Ein Be=
weis
, welche Technik Flügel beſitzt. Im Leichtmittelgewicht
wurde unſer Mitglied Juſtus Krauß 2. Kreismeiſter bei 12 Konkurren=
ten
. Krauß hat in dieſer Klaſſe vorzügliche Leiſtungen gezeigt und
ſeine 5 Schulterſiege in ganz kurzer Zeit errungen. Bei der Austra=
gung
des Entſcheidungskampfes war er ziemlich abgekämpft, auch hatte
er eine Armberletzung, ſo daß ſein Gegner doch erſt in der 18. Minute
einen Schulterſieg erringen konnte. Im Schwermittelgewicht
ſtand unſer Mitglied Julius Lißfeldt, der, vorweg geſagt, in dieſem
Jahre vollkommen verſagte. Es macht ſich in letzter Zeit bei ihm ſo
etwas wie Müdigkeit bemerkbar. Woran das liegt, kann u. E. nur er
ſelbſt beurteilen. Hoffen wir, daß er ſich jetzt bald eines beſſeren beſinnt.
Das Zeug zu einem guten und fairen Sportsmann beſitzt er.
Als Kampfrichter vom Verein fungierten die Mitglieder Schrau=
der
und Feldmann. Sie hatten bei der Hitze keine leichte Arbeit.

* Zußball im Kreis Südheſſen.
Der zu erwartende Sieg in Urberach traf prompt ein. Damit
iſt Opel Rüſſelsheim für dieſe Saiſon endgültig aus dem Ren=
nen
geworfen und nur unſer Meiſter konnte mit viel Glück punkt=
gleich
werden.
Die Termine der freundſchaftlichen Begegnungen über Pfing=
ſten
haben verſchiedentlich kleine Aenderungen erfahren. Die bis
jetzt bekannt gewordenen Reſultate lauten:
V.f.R. BürſtadtSpv. Walldorf komb. 3:1; Olympia Lam=
pertheim
Germania Ockſtadt 7:4; Olympia Lampertheim Fried=
berg
=Fauerbach 1:0; Spv. NeuhofF.V. Biblis 10:3; F.V. He=
rolds
F. V. Biblis 1:6: Norm. PfiffligheimAlem. Jugesheim
2:0; Norm. Pfiffligheim-Vikt. Herxheim 1:4; F. V. Biebesheim
Concordia Gernsheim 3:0; F.C. WolfskehlenF.V. Hofheim 3:4;
F. V. Hofheim-Vikt. Neuhauſen 5:0.
Neben verſchiedenen Senſationen überraſchte vor allem auch
der erneute Sieg der Bürſtädter Raſenſpieler, die zurzeit in glän=
zender
Verfaſſung ſind. Olympia Lampertheim hat ſeinen zahl=
reichen
Erfolgen in letzter Zeit zwei neue Siege angegliedert, die
gegen ſpielſtarke Gegner nur auf Grund guter Zuſammenarbeit
der Mannſchaft zu verzeichnen ſind. Den Bibliſern iſt der erſte
Feiertag in Neuhof nicht gut bekommen. Zweiſtellig war die
Niederlage. Am zweiten Tage haben ſich die Vertreter unſeres
Kreiſes dann doch etwas zuſammengenommen, wodurch ein recht
netter Sieg zuſtande kam. Nicht allein Fußballſpielen auch
Reiſen will gelernt ſein! Die Pfiffligheimer Normannen ſind
zurzeit etwas überanſtrengt. Nach der Kraftanſtrengung gegen
Jügesheim gemeſſen, hätte auch das Spiel gegen Herxheim gewon=
nen
werden können. In Biebesheim hatten die Gernsheimer
wenig Glück. Trotz des Ruhetages am Pfingſtſonntag wollte es
einfach nicht zum Siege reichen. Die Hofheimer dagegen fuhren
in voller Fahrt Neuhauſen nieder und konnten auf Grund auf=
opferungsvollen
Spiels auch in Wolfskehlen ſiegreich ſein.
Rol=Weiß Darmſtadt 3. C. Skockſtadt 1:3 (0:1).
Dieſes Treffen in Stockſtadt gegen den Tabellendritten des Oſtmain=
kreiſes
ſtand für die Rot=Weißen inſofern unter keinem günſtigen Stern,
als die Mannſchaft gezwungen war, das ganze Spiel mit 9 Leuten zu
beſtreiten, da 2 Spieler den Zug verpaßten und keine Gelegenheit mehr
hatten, nachzufahren. Unter dieſen Umſtänden iſt das Reſultat noch
ſehr günſtig für die Stockſtädter ausgefallen, denn die Rot=Weißen
konnten das ganze Spiel offen halten. Sie hatten nicht weniger als
5 Lattenſchüſſe zu verzeichnen. Dazu wurde ein regelrecht erzieltes Tor
vom Schiedsrichter nicht anerkannt.
Die Ligaerſatzmannſchaft ſchlug auswärts am 1. Feiertag die Bens=
heimer
Junioren 6:0, am 2. Feiertage VfR. Beerfeldens 1. 4:0.
Die 1. Jugend weilte ebenfalls beide Feiertage auswärts. Im erſten
Treffen errang ſie gegen den Jugendmeiſter 07 Heilbronn in einem
raſanten Spiel ein unentſchieden 1:1. Am 2. Feiertag unterlag ſie gegen
Union Böckingen Jugend 3:0.

3:3 (0:0).
3:4 (0:3).

Die Pfingſtreiſe der Griesheimer ging dieſes Jahr nach Fulda
und Langenſelbold. Fulda vertritt beſte Kreisliga und Langen=
ſelbold
konnte ſogar im vorigen Jahre die Meiſterſchaft erringen.
Beim Spiel in Fulda entpuppte ſich der Gaſtgeber als faire und
techniſch gute Mannſchaft, die das Spiel verdient unentſchieden
geſtalten konnte. Nachdem die erſte Spielzeit torlos verlaufen
war, geht Griesheim Anfang der zweiten Halbzeit zum General=
angriff
über, der auch von Erfolg gekrönt iſt. Innerhalb 15 Mi=
nuten
ſteht das Spiel 3:0. Klippel ſchießt das erſte Tor, indem
er einen 16=Meter=Schuß anbringen kann. Dann iſt es Gernand,
der eine Flanke des Linksaußen in feiner Manier einköpft. Das
3. Tor fällt durch Ruppert, der eine Vorlage von Ritter ſehr ſchön
verwandelt. Damit haben die Griesheimer ihr Pulver verſchoſſen.
Fulda kommt mehr und mehr auf und kann gleichziehen.
Das Spiel am zweiten Feiertag in Langenſelbold ſah anfangs
verteiltes Feldſpiel, bis es dem Mitteläufer gelingt, einen Straf=
ſtoß
zu verwandeln. Jetzt iſt der Platzverein leicht überlegen
und kann bis zur Pauſe das Reſultat auf 3:0 ſtellen. Nach der
Halbzeit genau das umgekehrte Bild. Eine Umſtellung bewährt
ſich, und Griesheim kann den Ausgleich erringen in der 10 und
16. Minute durch Becker und durch einen Strafſtoß des Mittel=
ſtürmers
. In der letzten Minute ſtellt Langenſelbold das Reſul=
tat
durch ein Abſeitstor auf 3:4. Ein Unentſchieden wäre gerecht
geweſen.

Aus Anlaß der Jubiläumsfeier des Sportvereins Weiterſtadt fan=
den
auch am Pfingſtmontag eine Reihe Fußball=, Handball= und Leicht=
athletikkämpfe
ſtatt, deren Ergebniſſe wir nachtragen:
Leichtathletiſche Wettkämpfe: 100 Meter Jugend: 1. Jung=
Münſter, 2. Benz=Braunshardt, Oeſterreicher=Münſter, 3. Grimm=
Münſter, Wenner=Dornheim, Ott=Dornheim, Bender=Braunshardt, Feld=
mann
=Dornheim. Dreikampf (Kugelſtoßen, 100 Meter und Weit=
ſprung
) Jugend: 1. Benz=Braunshardt, 2. Bender=Braunshardt,
3. Jung=Münſter. 100 Meter Aktive: 1. Leiſtler=Pol. SV.
Darmſtadt, 2. Haus=Münſter, Volz=Pol. Darmſtadt, 3. Lohr=Dornheim,
Albrecht=Dornheim, 4. Schydlowſki=Tgde. Weiterſtadt, Heyd= Brauns=
hardt
und Metzger=Dornheim. Dreikampf (Kugelſtoßen, 100
Meter und Weitſprung) Aktive: 1. Volz=Pol. Darmſtadt, 2. Leiſtler=
Pol. Darmſtadt, 3. Haus=Münſter, 4. Heldmann=Viktoria Griesheim b.
D., 5. Lohr=Dornheim und Heyd=Braunshardt. Fußballweit=
ſtoß
: 1. Körner=Weiterſtadt, 2. Roth=Dornheim. Handball=
weitwurf
: 1. Römer=Tgde. Weiterſtadt, 2. Heldmann=Viktoria
Griesheim, 3. Benz=Braunshardt, 4. Friedrich=Tgde. Weiterſtadt,
5. Schäfer=Braunshardt, 6. Joswig, 7. Heyd=Braunshardt. Dis=
kuswerfen
: 1 Voltz=Pol. Darmſtadt, 2. Feldmann=Viktoria Gries=
heim
, 3. Haus=Münſter, 4. Friedrich=Tgde. Weiterſtadt, 5. Römer=
Tgde. Weiterſtadt. Speerwerfen: 1. Schäfer=Braunshardt,
2. Haus=Münſter und Benz=Braunshardt, 3. Friedrich=Tgde. Weiter=
ſtadt
, 4. Feldmann=Viktoria Griesheim.
Fußball: Sp.V. Weiterſtadt 2. Union Darmſtadt 2. 0:2 (0:1),
VfL. Neu=Iſenburg Pokalelf Sp.V. Weiterſtadt 1. 7:0 (3:0). Die
Pokalelf der Neu=Iſenburger war durch einige Ligaſpieler verſtärkt
worden. Das Ehrentor für Weiterſtadt wäre verdient geweſen.
Handball: Mainz 05 Damen Polizeiſportverein Darmſtadt Damen
3:0 (2:0). Das ſchönſte Spiel des Jubiläumsfeſtes, ein wirkliches
Werbeſpiel. Das Ehrentor für Darmſtadt wäre verdient geweſen.

Sp.V. 1922 Roßdorf Sp.V. 05 Bad Homburg 4:2.
Das erſtmalige Auftreten einer Kreisliga=Mannſchaft in
hatte am Pfingſtſonntag eine überaus große Zuſchauermenge
Sportplatz gelockt. Man hatte der einheimiſchen Mannſchaft auf
ihrer letzten Spielreſultate wohl zugetraut, daß ſie auch gege
Vertreter der höheren Spielklaſſe erfolgreich beſtehen könnte, ab
Erwartungen wurden noch übertroffen, denn die Elf ſtellte
herigen Leiſtungen in den Schatten. Während der ganzen
war Roßdorf dauernd überlegen und ſowohl in Technik, Schr
und Schußvermögen die weitaus beſſere Mannſchaft. Das Spie
4:2 für Roßdorf drückt dieſe Ueberlegenheit zahlenmäßig nicht
genug aus, denn drei weitere Tore, die Roßdorf erzielte, wur
dem Schiedsrichter wegen Abſeits nicht gegeben, eins davon
zu Unrecht. Dennoch darf Roßdorf mit dieſem Spielerfolg z
ſein, denn die Bad Homburger waren durchaus nicht ſchlecht, nu
ſie das Unglück, auf einen in Hochform ſpielenden Gegner zu
dem ſie nicht gewachſen waren.
Der Sportverein Roßdorf hat mit dieſem Spiel gezeigt, daß
befähigt iſt, auch gegen ſtärkſte Gegner erfolgreich abzuſchneide=
fentlich
benutzt die Mannſchaft die nun bald beginnende Somr
dazu, ihre derzeitig gute Form durch eifriges Training noch y
verbeſſern, um für die kommenden Verbandsſpiele gerüſtet zu
Auch die unteren Mannſchaften des Sportvereins waren a=
Tagen recht erfolgreich. 1. Jugend Germania Leeheim 1.
5:0, 1. Schüler Mainz 05 I. Schüler 2:2! Klein=Zimmer
Roßdorf 2. 1:5.
F. Sp.V. Groß=Zimmern Germania Pfungſtadt . . 2:3
F. Sp. V. Groß=Zimmern Reichsbahn Darmſtadt . 5:0
Am 1. Feiertag hatte Groß=Zimmern die bekannte Mannſe
Germania Pfungſtadt zu Gaſt und mußte trotz ſtärkſter Ueber
eine unverdiente Niederlage hinnehmen. Die Hauptſchuld hie=
die
diesmal unſichere Verteidigung ſowie die Vernachläſſigung
ken Sturmſeite. Der Torwächter und die Läuferreihe lieferten
gutes Spiel. Bei den Gäſten überragte der ausgezeichnete To
Durch zwei Selbſttore und noch einen weiteren Treffer komm
ſtadt in der 2. Halbzeit zu ſeinem Sieg. Der Schiedsrichter
ſehr gut.
Der Gegner am Pfingſtmontag war die ſpielſte
Mannſchaft der Darmſtädter Reichsbahn. Auf Seiten des Pl
hatte man für diesmal die Mannſchaft etwas umgeſtellt, und
dieſelbe mit 3 Erſatzleuten antrat, bekamen die zahlreichen
doch ein außerordentlich ſchnelles und ſchönes Spiel zu ſeh
Ausnahme des erſten Tores waren ſämtliche Treffer die
ſchönſten Kombinationsſpiels. Zwei Elfmeter wurden abſich=
beigeſchoſſen
. Verteidigung und Läuferreihe der Gaſtgeber
Zerſtörung und Aufbau ſehr befriedigend, der Sturm war
Mannſchaftsteil. Die Gäſte hatten in ihrem linken Verteidiger
läufer und den beiden Halbſtürmern erſtklaſſige Kräfte. Der
richter befriedigte.
Die Jugend ſpielte gegen die Ober=Ramſtädter Jugend

Traiſa 1. Hahn 1. 5:2 (3:1).
Hahn weilte als Gaſt in Traiſa. Beide Mannſchaften
gleichwertig. Obwohl die Gäſtemannſchaft eine Klaſſe höh
konnte ſie ſich nie durchſetzen. Es fehlt im entſcheidenden M=
ſichere
Schuß aufs Tor. Traiſa hatte hierin ein Plus, und das
Erſatzleuten auch das Spiel entſchieden. Ein ſchwacher Punkt
Mannſchaften war nicht zu erkennen, und obwohl das Spiel
ſpannend war, litten doch die Spieler ſehr unter der Hitze.
richter war gut. Traiſa 2. Hahn 2. 2:5 (2:2).

Endſpiel der Gruppe Weſt in Mainz.
Nachdem in dem 1. F.C. Nürnberg bereits einer der Fin
die ſüddeutſche Pokalmeiſterſchaft feſtſteht, ſoll der zweite Ver
kommenden Sonntag in Mainz zwiſchen
Polizei Darmſtadt und Sportfreunde Saarlouis=Roder
den Bezirksmeiſtern von Main=Heſſen und Rhein=Saar, ermitte
Der Sieger des Treffens ſpielt dann gegen Nürnberg um die
Pokalmeiſterſchaft, deren Gewinn ihrem Inhaber im kommen
die Teilnahmeberechtigung an den ſüddeutſchen Endſpielen ſich

Frankfurt a. M.
Donnerstag, 12. Juni.
9.45: Bachſaal Frankfurt a. M.: 43. Hauptverſamml
Vereins Deutſcher Chemiker. Prof. Walden: Goethe
Chemie.
12.20: Kurhaus Bad Schwalbach: Konzert.
15.00: Jugendſtunde: Großſtadtverkehr. Technik des
16.00: Konzert. Liederſtunde oberſchleſiſcher Komponiſten.
17.55: Zehn Minuten Wanderratſchläge des Taunusclu
18.05: Zeitfragen.
18.35: Prof. Dr. Dorner: Abſtrakte Malerei.
19.05: Franzöſiſch für Anfänger.
19.30: Stuttgart: Sporthumor. Heitere Schallplattenplau
20.15: Altes Schloß in Stuttgart: Neapolitaniſche Volksl
22.00: Drei Schweizer Dichterinnen.
23.20: Um eine Viertelmillion, Novelle von E. Hem
3.00: Amerika: Weltmeiſterſchaftsboxkampf SchmelingS
Königswuſterhaufen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 12. Juni.
10.35: Mitteil. des Verbandes der Preuß. Landgemeinder
14.00: Schallplatten=Konzert.
15.00: Georg Lapper: Deutſch für Ausländer.
16.00: Hamburg: Unterhaltungsmuſik.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Elwin Walter: Bilder aus dem Leben des Landle
17.55: W. Bernſtein: Die Oelſtadt Baku.
18.20: Hans Krückeberg: Bildhauer im Zoo.
18.40: Prof. Dr. Jumpertz: Die wirtſchaftliche Bedeu
Meeresſtrömungen.
19.05: Spaniſch für Fortgeſchrittene.
19.30: Ob.=Reg.=Rat a. D. Ortſegel: Holzartenwahl in *
wirtſchaft.
20.00: Das deutſche Lied. Einl.: Geh.=Rat Prof. Fri
Deutſche Volkslieder. Neuere Romantiker.
20.40: Programm der Aktuellen Abteilung.
21.30: Die Tageszeiten. (Joſeph von Eichendorff.) Li
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