Darmstädter Tagblatt 1930


10. März 1930

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 69
Montag, den 10. März 1930.
193. Jahrgang

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Konkurs oder gerichticher Beitreibung jäll jeder
Rabatt weg. Banſionio Deutſche Banl und Darm=
ſtädter
und Nationalbank.

Der Endkampf.
Das Kabinetk kritk am Mikkwoch vor den Reichskag.
* Berlin, 9. März. (Priv.=Tel.)
Der Verſuch des Kanzlers, unter den Regierungsparteien
eine Verſtändigung über die Finanzreform doch
noch herbeizuführen, iſt am Sonntag wohl endgültig ge=
ſcheitert
. Die Beratung flog ſchon nach einer halben Stunde
auf. Der Konzler konnte nur feſtſtellen, daß eine gemeinſame
Plattform nicht zu finden ſei, weil auch von den Sozialdemo=
kraten
ſchärfſte Kritik an dem Programm der Regierung geübt
werde, ebenſo übrigens auch von den Bayern wegen der Bier=
ſteuer
. Der Kanzler wollte dann die Unterhaltung auf die Schluß=
abſtimmung
über den Youngplam bringen, die Sozialdemo=
kratie
lehnte aber jede Erklärung dazu ab, ſolange eine der gro=
ßen
Regierungsparteien die Parole der Stimmenthaltung aus=
gebe
. Damit ſind für den Augenblick alle Möglichkeiten der Re=
gierung
erſchöpft. Das Kabinett hat ſich entſchloſſen, nunmehr
den Endkampf über den Youngplan aufzunehmen und am
Mittwoch die Schlußabſtimmung zu erzwingen.
Die Demokraten drohen ernſthaft, daß ſie dem Beiſpiel des Zen=
trums
folgen und Stimmenthaltung üben werden. Da der
Rechenſtift ergibt, daß dann für die Young=Geſetze noch die
Sozialdemokraten und die Volkspartei mit 197 Stimmen übrig=
bleiben
, bei 103 Enthaltungen und 192 ablehnenden Stimmen,
ſo wäre das natürlich ausſichtslos, zumal bei dem Polen= Ab=
kommen
auch die Volkspartei nicht geſchloſſen mitmacht. Die
Regierung glaubt aber, daß im entſcheidenden Augenblick nicht
nur die Demokraten, ſondern auch ein Teil des Zentrums noch
mit Ja ſtimmen wird.
Gleichzeitig gehen aber hinter den Kuliſſen noch Beſprechun=
gen
der übrigen Regierungsparteien unter Ausſchluß der Volks=
partei
offenbar zu dem Zweck, den Verſuch zu machen, ob unter
ihnen eine Verſtändigung über ein Regierungsprogramm zu er=
zielen
iſt und dann dem Zentrum entſprechende Vorſchläge und
Zuſagen zu machen, die es ihm doch noch ermöglichen würden,
den Youngplan ſofort anzunehmen, wobei vielleicht im Unter=
bewußtſein
die Abſicht mitſpielt, ſpäteſtens am Tage nach der
Schlußabſtimmung die Volkspartei aus der Regierung hinaus=
zumanövrieren
und in einer um die Bayern oder die Wirtſchafts=
partei
erweiterten Koalition weiter zu regieren. Greiſbare Ge=
ſtalt
haben aber dieſe Bemühungen noch nicht angenommen. Es
iſt aber auch kaum anzunehmen, daß, wenn eine Verſtändigung
im Rahmen der Weimarer Koglition gelingen ſollte, dann der
Bruch mit der Volkspartei ſchon vor Mittwoch vollzogen wird.
Hohe päpſtliche Auszeichnungen für Zenkrunls=
polikiker
.
Wie der Germania aus Nom gemeldet wird, enthält die
letzte Nummer der Acta Apoſtolicae Sedis eine Reihe päpſt=
licher
Auszeichnungen für deutſche Politiker, die ſich um das
Zuſtandekommen des preußiſchen Konkordats
beſonders verdient gemacht haben. Der Heilige Stuhl habe
durch die Ordensverleihung zeigen wollen, wie hoch er die Be=
deutung
des preußiſchen Konkordats einſchätze und wie ſehr er
die Verdienſte derer würdigt, die an dieſem ſchwierigen Werk
führend mitgewirkt haben. Vom Papſt wurden u. a. ausgezeich=
net
: Der frühere Reichskanzler und Vorſitzende des Zentrums,
Wilhelm Marx, mit dem Großkreuz des Pius=Ordens‟. Das
Großkreuz des Gregorius=Ordens iſt folgenden Perſönlich=
keiten
verliehen worden: dem Reichspoſtminiſter Dr. Georg
Schätzel, den preußiſchen Miniſtern Hirtſiefer, Stei=
ger
und Schmidt, dem Staatsſekretär im preußiſchen Kultus=
miniſterium
Ludwig Lammers und dem Staatsſekretär beim
preußiſchen Miniſterpräſidenten Dr. Weismann.
Dr. Eckener erhält den Inkerngkionalen Preis
für Luflſchiffahrt.
EP. Paris, 9. März.
Die internationale Flieger=Liga hat heute ihre alljährlichen
Preife verteilt. Den internationalen Fliegerpreis erhielt der be=
kannte
franzöſiſche Weltrekordflieger Coſtes, den internatio=
nalen
Preis für Luftſchiffahrt Dr. Eckener und den internatio=
nalen
Preis für Fliegerinnen die bekannte Engländerin Miß
Spooner. Der nationale Preis für Deutſchland wurde Ba=
ron
König=Warthauſen zuerkannt, den nationalen Preis
für Oeſterreich erhielt Robert Kronfeld und den nationalen
Preis für die Schweiz Major Nabholz von Graber.
Neue GAiagli-paklverhanzlungen Frankreichs
in London.
w. London, 9. März.
Briand hatte geſtern mit engliſchen und amerikaniſchen
Staalsmännern Uuterrebungen, die dem Zwecle dienten, nach
zuprüfen, ob England und Amerika in ingend einer Form
bereit ſeien, einem die Sicherheit Frankreichs garan=
kierenden
Vertrage beizutreten. Die Verhandlun=
gen
waren ſtreng geheim. Angeblich hänge jede Herabſetzung
des franzöſiſchen Marineprogramms von einer derartigen Ga=
kantie
ab. Der allgemeine Einoruck iſt, daß die Ausſichten für
den Abſchluß eines ſolchen Vertrages nicht optimiſtiſch beurteilt
werden können, weil nur wenig Hoffnung dafür beſtehe,
daß die Vereinigten Staaten ſich an einem derartigen Vertrage
Seleiligen, da ſie die ganze Frage als eine rein europäiſche An=
Belegenheit betrachten. Man glaubt auch, daß Großbritannien
nicht günſtig gefonnen ſei, da, wenn Frank=
einem
ſolchen A
keich den Völke:kund pakt, den Locarnopakt und den Kelloggpakt
Meht als genügende Carantien betrachte, man überhaupt nichts
mehr tun könne.

Vom Tage.

Der Hamburger Bankier Melchior, der deutſche Sachverſtändige
in den Pariſer Verhandlungen, hat eine Kandidatur als Reichs=
bankpräſident
abgelehnt, ſo daß nunmehr Dr. Luther un=
zweifelhaft
im Vordergrund ſteht.
Am Sonntag iſt der Direktor im Statiſtiſchen Reichsamt Dr. Rich.
Lenz im Grunewald erſchoſſen aufgefunden worden. Allem
Anſchein nach liegt Selbſtmord vor wegen einer unheilbaren Krank=
heit
, an der Dr. Lenz ſeit einiger Zeit litt.
Wie die kommuniſtiſche Preſſe meldet, iſt der am 6. März bei den
kommuniſtiſchen Berliner Straßenkundgebungen verwundete Fabrik=
arbeiter
Friſchmann ſeinen Verletzungen erlegen.
Anton Wildgans iſt mit dem 1. Juli 1930 zum Direktor des
Burgtheaters beſtellt worden.
Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch hat ſich ins Elyſée begeben,
um dem Präſidenten die perſönliche Anteilnahme des Reichsprä=
ſidenten
v. Hindenburg anläßlich der Ueberſchwemmungs=
kataſtrophe
in Südfrankreich zum Ausdruck zu bringen. General=
ſekretär
Michel hat den Präſidenten der Nepublik, der noch in Süd=
frankreich
weilt, von dieſem Schritt unterrichtet.
Der deutſche kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete Kollwitz iſt
Samstagnacht nach Schluß einer kommuniſtiſchen Verſammlung in
Paris verhaftet und an die deutſche Grenze abgeſchoben worden.
Der Orient=Expreß iſt zwiſchen Stirfaka und Lianokiadi
in der Nähe von Lamia entgleiſt. Der Zugführer wurde getötet,
zwei Reiſende erlitten ſchwer Verletzungen und fünf kamen mit leichteren
Schürfungen davon. In dem Zuge befand ſich auch der Direktor des
Internationalen Arbeitsamtes, Albert Thomas, der unverletzt blieb.
William H. Taft, der von 1909 bis 1913 Präſident der Vereinig=
ten
Staaten von Amerika war, iſt geſtern geſtorben.

Eine deutſche Warneng an Sozwiel=

UNB. Berlin, 9. März. (Priv.=Tel.)
Vor wenigen Tagen hatte wie der Vorwärts meldet,
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius mit dem ruſſiſchen Botſchaf=
ter
in Brlin Kreſtinſki eine Ausſprache über die bolſche=
wiſtiſche
Propaganda in Deutſchland. Dr. Cür=
tius
ließ dem Botſchafter keinen Zweifel darüber, daß die Reichs=
regierung
in Zukunft zwiſchen den Aeußerungen und Handlun=
gen
der Komintern und denen der ruſſiſchen Regie=
rung
keinen Unterſchied mehr machen und die ruſſiſche
Regierung künftig für Aeußerungen und Handlungen der Ko=
mintern
verantwortlich machen werde.
Von zuſtändiger Seite erfahren wir, daß eine Unterredung
zwiſchen dem Reichsaußenminiſter und dem Sowjetbotſchafter
ſtattgefunden hat, bei der ſämtliche Punkte beſprochen worden
ſind, die zu Schwierigkeiten zwiſchen der deutſchen Regierung
und der Sowjetregierung geführt haben. Die Beſprechungen
werden fortgeſetzt werden.
Holländiſcher Boykokk ſowiekruſſiſcher Waren.
TU. Amſterdam, 9. März.
Die Leitung des Zentralbüros der genoſſenſchaftlichen Ein=
kaufszentrale
in Rotterdam, der über 100 Bauernvereinigungen
angehören, hat beſchloſſen, den Einkauf ruſſiſcher landwirtſchaft=
licher
Erzeugniſſe durch die hieſige Sowjethandelsgeſellſchaft ein=
zuſtellen
, da die Art und Weiſe, mit denen dieſe Erzeugniſſe auſ=
gebracht
werden, abſtoßend ſeien und der Erlös, der den Bauern
zugute kommen ſollte, zu Unruheſtiftungen und Revolutionen in
anderen Ländern verwendet werde. Die holländiſchen Bauern
waren große Abnehmer für ruſſiſches Viehfutter, insbeſondere
für Mais und Getreide.
Lie Kollekkiviſierung in der Landwiriſchaft der
Sowietunion.
Die Telegraphen=Agentur der Sowjetunion verbreitet fol=
gende
Mitteilung: Den am 1. März vorliegenden Angaben zu=
folge
ſind 55 Prozent der Bauernwirtſchaften kollektiviſiert. Es
werden insgefamt 110 000 Kollektivwirtſchaften eingerichtet, in
denen 14 264000 Bauernwirtſchaften zuſammengeſchloſſen ſind.
Die Kollektivwirtſchaftsfelder, die insgeſamt 87 868000 Hektar
Ackerland umfaſſen, ſind mit Saatgut vollkommen verſorgt. 48,5
Prozent des geſamten Arbeitsviehs des Landes gehören den
Kollektivwirtſchaften.
der Marſch der indiſchen Freiwilligen beginnk.
Gandhi hat nach Berichten aus Ahmedabad den Befehl zu
einem Aufmarſch der Freiwilligen erlaſſen. Damit ſoll der Feld=
zug
des paſſiven Widerſtandes eingeleitet werden. Am Mitt=
woch
mit Tagesanbruch werden ſich in Ahmedabad eiwa 100
Perſonen ſammeln, die unter Führung von Gandhi von Ahme=
dabad
noch Jalapur, 140 Meilen entfernt, marſchieren werden.
Die Gruppe wird zehn engliſche Meilen täglich zurücklegen. und
von den Bewohnern der Dörfer, durch die der Zug kommt, wird
erwartet, daß ſie Nahrungsmittel und Unterkunftsmöglichkeiten
zur Verfügung ſtellen. Gandhi überläßt ſein Hauptquartier
während ſeiner Abneſenheit einer Engländerin, Fräulein
Madelaine Slade, der Tochter eines verſtorbenen engliſchen
Admirals und früheren Oberbefehlshabers des Oſtindiengeſchwa=
ders
, die ihr ganzes Vermögen zur Unterſtützung der Freiheits=
bewegung
geopfert hat.
Dem Aufruf Gandhis, die Verhaftung ſeines Haup= Patel durch einen Generalſtreik zu feiern,
iſt in Ahmedobad Folge geleiſtet worden. Nur einige wenige
mohammedaniſche Geſchäfte haben geöffnet. Patel hat vor ſeiner
Einlieferung ins Gefängnis einen Aufruf erlaſſen, der Anweiſun=
gen
für ſchärfere Maßnahmen im Falle der Verhaftung Gaudhis
enthält. Auf engliſcher Seite wird heute erllärt, daß noch ein
letzter Verſuch gemacht werden ſoll. Gendhi für die Teilnahme an
der enaliſch=indiſchen Konferenz, die im Herbſt in London ſtatt=
finden
ſoll, zu gewinnen,

Weltwirtſchaft und Abrüftung.
Von
Otto Corbach.
Man ſoll nicht das Pferd am Schwanz aufzäumen wollen,
und darf darum nichts von Abrüſtungskonferenzen erwarten, be=
vor
man ſich auf internationalen Konferenzen über eine welt=
wirtſchaftliche
Organiſation verſtändigt hat, die allen Kulturvöl=
kern
genügend friedliche Erwerbsmöglichkeiten und Raum zu nor=
malem
Wachstum ſichert. Wenn die Veranſtalter der Londoner
Flottenkonferenz dieſe Lehre aus ihren faſt hoffnungsloſen An=
ſtrengungen
ziehen würden, dann brauchte ein großer Auſwand
doch in keinem Falle nutzlos vertan zu ſein.
Der Friedenszuſtand, den der letzte große Krieg, der erſte,
aber kaum der letzte Weltkrieg hinterlaſſen hat, erweiſt ſich mehr
und mehr auch für die Sieger unertäglich. Noch ſind die deutſchen
Tributquellen nicht erſchöpft, noch kann die deutſche Wirtſchaft als
Kraftwerk ausgenützt werden, das das Näderwerk der ganzen
Weltwirtſchaft in Gang erhalten hilft: Und doch herrſcht heute
maſſenhafte Arbeitsloſigkeit in faſt allen Ländern des weſteuro=
päiſch
=amerikaniſchen Kulturkreiſes. Verhältnismäßig günſtig
geſtaltete ſich das Wirtſchaftsleben nach dem Kriege außer beim
Weltgläubiger zunächſt auch in den europäiſchen Ländern, wo
erſt die Anforderungen der Beteiligung am Weltkriege ein be=
ſchleunigtes
Tempo moderner induſtrieller Entwicklung erzwun=
gen
hatten. Dazu gehörten die Randſtaaten, aber auch Italien
und in großem Umfange Frankreich. Dort, wo am meiſten
Wiederaufbauarbeit zu leiſten war, konnten nach dem Rückſchlag
des Jahres 1921 nicht nur alle verfügbaren einheimiſchen Arbeits=
kräfte
in Anſpruch genommen werden, ſondern darüber hinaus
noch über eine Million fremder Cinwanderer. Inzwiſchen haben
ſich aber die Verhältniſſe auf allen kontinentaleuropäiſchen Ar=
beitsmärkten
andauernd verſchlechtert. Auch in Frankreich iſt die
Periode des Wiederauf=, Um= und Ausbaues ſo gut wie abge=
ſchloſſen
. Die neueren Einwanderer, die die ſchlechteren Zeiten
natürlich zuerſt zu ſpüren bekommen, beginnen in die alte Heimat
zurückzuſtrömen, wo ſie, ſei es in Italien, Polen, der Tſchecho=
ſlowakei
oder anderwärts das ſchon ſtarie Ueberangebot auf dem
Arbeitsmarkte nur noch ſteigern können.
Für England beſtand, nach einem Geſtändnis, das bürzlich
Augur ablegte, jener anonyme Mitarbeiter der Fortnightly
Review hinter dem ſich ein ruſſiſcher Emigrant (Poliakoff) ver=
birgt
, der wahre Beweggrund für die Beteiligung am Welt=
kriege
darin, daß es befürchtete, Deutſchlands Vorherrſchaft auf
dem Kontinent werde zu einem niedrigeren Lebensftandard in
England führen‟. Deutſchland wurde beſiegt, beraubt, in Feſſeln
gelegt, mit Schulden überlaſtet, aber die allgemeine Lebenshal=
tung
hat in England die der Vorkriegszeit nicht wieder zu er=
reichen
vermocht und die Zahl der dauernd Beſchäftigungsloſen
iſt um ein Mehrfaches größer. Der Kampf gegen die kontinentale
Konkurrenz erwies ſich für England als ein Kampf gegen eine
Hydra, der für jeden abgeſchlagenen Kopf zwei neue anwuchſen.
Die deutſche Konkurrenz iſt nicht geſchwächt, geſchweige vernichtet,
hat doch der deutſche Export den Umfang des engliſchen nahezu
erreicht, und die Bedrohlichkeit dieſes Wettbewerbs iſt darum
nur um ſo größer, weil es ſich dabei um eine Hungerausfuhr
handelt, die auf fremden Märkten Erſatz für die ſchwindende
Kauſkraft auf dem Binnenmarkte ſucht. Neben Deutſchland aber
entfaltete ſich Frankreich erſt nach dem Kriege zu einem wirklich
modernen Induſtrieſtaate, der auf ſtark vergrößerter Rohſtoff=
baſis
ſeinen ganzen Produktionsapparat umzugeſtalten vermochte.
Zugleich führte die Ablöſung der deutſchen militäriſchen Vor=
herrſchaft
durch die franzöſiſche zur Züchtung örtlicher Induſtrien
hinter Schutzzollmauern in den öſtlichen Vaſallenſtaaten Frank=
reichs
. Auf der anderen Seite des Atlantik hat ſich England durch=
ſein
Kriegsabenteuer die amerikaniſche Konkurrenz über den
Kopf wachſen laſſen, während in ſeinen Dominions die Entwick=
lung
zu induſtrieller Verſelbſtändigung außerordentlich beſchleu=
nigt
wurde. Zu all dem kam dann noch die Selbſtausſchaltung
des neuen Rußland aus dem Prozeß herkömmlicher Weltwirt=
ſchaft
, wodurch wiederum in allen aſiatiſchen Ländern Beſtrebun=
gen
, ihre eigenen Produktivkräfte auf Koſten fremder Waren=
einſuhr
zu entwickeln, begünſtigt wurden.
Alle dieſe wirtſchaftlichen Wandlungen haben nun ſogar in
den Vereinigten Stagten das Geſpenſt dauernder maſſenhafter
Arbeitsloſigkeit heraufbeſchworen. Die Schätzungen des Umfangs
der gegenwärtigen Erwerbsloſigkeit in der Union ſchwanken zwi=
ſchen
drei und fünf Millionen. Seit dem Kriſenjahre 1922 hatte
die Proſperität dadurch immer wieder aufs neue angekurbeſt
werden können, daß der modernen Maſſenproduktion auf dem
Binnenmarkte von Jahr zu Jahr immer neue Käuferkreiſe er=
ſchloſſen
wurden und man deren Kaufkraft durch das Abzah=
lungsſyſtem
auf Jahre vorwegnahm. Jetzt ſind dieſe Ausdeh=
nungsmöglichkeiten
erſchöpft, und die die Erſatzproduktion bei
weitem überſteigende Kapazität faſt aller Induſtrien zwingt zu
beſchleunigter Erweiterung der Abſatzmöglichkeiten auf fremden
Märkten. Das aber iſt um ſo ſchwieriger, weil die Nachkriegs=
verſchuidung
der europäiſchen Länder gegenüber dem Weltgläu=
biger
einer fortgeſetzt wachſenden Uebertragung der durch deren
Arbeit erzeugten Kaufkraft auf das Volk der Vereinigten Staa=
ten
gleichkommt.
Wäre es den Lenkern der Nachkriegswelt um ihre Abrü=
ſtungs
=Beſtrebungen wirklich ernſt, ſo würden ſie doch wohl den
offenbar internationalen Charakter des gegenwärtigen Arbeits=
loſenproblems
durch internationale Verſtändigung zu überwin=
den
ſuchen; denn man kann ſich doch unmöglich vorſtellen, daß
ſelbſt bei verringerten Rüſtungen der Weltfriede nicht bedroht
ſei, wenn ſich die großen Völker wie halb ausgehungerte Wölfe
gegenüberſtehen? Hunger ſtimmt kriegeriſch. Napoleon führte
ſeine Kriege vorwiegend mit der Maſſe junger Leute, die die
Revolution bei der Verteilung ihrer Beute leer ausgehen ließ.
Man hatte ihnen Geld ſtatt Land verſprochen, und man konnte
ſie zu einem gegebenen Augenblick nicht von den Fahnen ent=
laſſen
, weil ſie dann auf unmittelbare Einlöſung des ihnen aus=
geſtellten
Wechſels beſtanden hätten. So iſt heute das fasciſtiſche
Italien der machthungrige Ausdruck der Ungeduld aller, denen
die Einwanderungsgeſetzgebung der Nachkriegszeit den Zugang
zu überſeeiſchen Fleiſchtöpfen verſperrt, fanden doch vor dem
Kriege jährlich durchſchnittlich eine Million Italiener im Aus=

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rz 1930

land, meiſt über See, Lohn und Brot. Alexei N. Tolſtoi läßt in
ſeinem Roman Höllenfahrt, der in der Zeit des Weltkrieges
ſpielt, einen Zeitungsſchreiber aufs Dorf gehen, um der Volks=
ſtimmung
auf den Grund zu kommen. Sind die Leute aus
Ihrem Dorfe gern in den Krieg gezogen fragt er den Bauern
Fjodor. Viele ſind gerne gezogen, antwortet dieſer. Es war
alſo doch Begeiſterung? Gewiß. Es heißt, daß man beim
Militär gut zu eſſen kriegt. Warum ſoll man nicht hingehen. So
bekommt man auch zu ſehen, was los iſt. Man kann wohl er=
ſchoſſen
werden, aber auch hier muß man ſterben. Wir haben
gar zu wenig Land, es gibt nichts zu verdienen, wir leben nur
von Brot und Kwas allein. Dort kriegt man aber, ſagen alle,
ſehr gutes Eſſen, zweimal am Tage Fleiſch, auch Zucker und Tee
und Tabak, ſoviel man will. Dieſem Muſchik liegt aller Patrio=
tismus
fern, aber ein Urinſtinkt ſagt ihm, daß man mit kriege=
riſchen
Mitteln zu mehr Land und Brot und dazu noch zu Fleiſch
und Zucker und Tee und anderen ſchönen Dingen zu kommen
ſuchen muß, wenn man mit friedlichen Mitteln kaum das nackte
Leben zu friſten vermag. An dieſem kriegeriſchen Urtriebe wird
ſich nichts ändern, ſolange man den Frieden nicht beſſer zu orga=
niſieren
weiß. Es mag ja ein Wunder ſein, daß es Deutſchland
bei ſeinen ſchweren Tributverpflichtungen nicht ſchon viel ſchlech=
ter
geht, als es der Fall iſt, aber man vergißt dabei, daß wir
das hauptſächlich gerade jenen geſpannten Beziehungen zwiſchen
Amerika und England zu verdanken haben, deren Ueberwindung
zugunſten einer Einheitsfront gegenüber den kleinen eSemächten
die Londoner Flottenkonferenz ihre Entſtehung verdankt.
Dank der heftigen Bekämpfung britiſcher Rohſtoffhandels=
monopole
durch die Vereinigten Staaten konnten die wichtigſten
Rohſtoffe ſich gegenüber der Vorkriegszeit ſoweit verbilligen, daß
Deutſchland dadurch z. B. im letzten Jahre etwa 1,8 Milliarden
Mark ſparte. Auf der Grundlage dauernder Flotten= Verſtändi=
gung
aber könnten für die Zukunft die furchtbarſten angelſächſi=
ſchen
Handelsmonopole aufgerichtet werden, die Deutſchland und
den ganzen europäiſchen Kontingent in ein neues Indien ver=
wandeln
würden. Wer den Frieden liebt, ſorge dafür, daß er
leben kann, dann wird er ſich den Krieg aus eigener Kraft vom
Leibe halten; man hüte ſich aber vor modernen Friedensengeln,
die in Wirklichkeit Würgengel ſind.

Ein Polizeiwachkmeiſter hinkerrücks erſchoſſen.
Königsberg, 9. März.
Der Polizeiwachtmeiſter Andres wurde geſtern abend von
einem Straßenbahn=Schaffner gebeten, die Perſonalien eines
Paſſanten feſtzuſtellen, der eine Fenſterſcheibe zertrümmert hatte.
Da der Paſſant keine Ausweispapiere bei ſich hatte, mußte An=
dres
ihn zur Schloßwache führen. Auf dem Wege dorthin ſchoß
in dem dunklen Schloßportal der Täter plötzlich dem Polizei=
wachtmeiſter
aus einer Selbſtladepiſtole eine tödlich wirkende
Kugel durch den Kopf. Der Täter gab auch auf zwei andere
Beamte mehrere Schüſſe ab, ohne zu treffen. Er wurde mit
ſeiner Begleiterin, der Tänzerin Ilſe Roſe, erſt nach ſchwerſtem
bald Hennig, geboren am 27. Januar 1893 in Johannisburg in
Oſtpreußen, feſtgeſtellt.
Auch ein Frankfurker Polizeibeamker erſchoſſen.
Frankfurt a. M., 9. März.
Der Polizeioberwachtmeiſter Ludwig Kern iſt heute morgen
4 Uhr, als er einen Radfahrer, der ohne Licht fuhr, anhalten
wollte, von dieſem erſchoſſen worden. Der Täter iſt entkommen.
Der Getötete hin erläßt Frau und zwei Kinder. Der Tat drin=
gnd
verdächtig iſt der Kürſchner Herbert Schulle, geboren am
12. Juni 1908 in Leipzig=Lindenau. Er hat ſich in letzter Zeit
in Frankfurt aufgehalten, jedoch iſt nicht bekannt, wo er wohnte
oder wo er Unterſchlupf gefunden hatte. Von der Leipziger
Kriminalpolizei iſt er als Einbrecher und Fahrraddieb ſignali=
ſiert
. Er ſoll ſich in den letzten Monaten auch in Mainz und
Trier aufgehalten haben. Bis jetzt iſt es noch nicht gelungen, den
vermutlichen Täter feſtzunehmen.
Umbauken am Graf Zeppelin.
Friedrichshafen, 9. März.
Das Luftſchiff Graf Zeppelin wird im April mit ſeinen erſten
Verkſtättenfahrten beginnen. Vor der großen Südamerika=
fahrt
nach Pernambuco, die vorausſichtlich in der erſten Maihälfte er=
folgen
ſoll, werden noch einige Schweizerfahrten und eine Mittelmeer=
fahrt
veranſtaltet. Außer der gründlichen Ueberholung der fünf Luft=
ſchiffmotoren
und der Nachſpannung der alten Hülle ſind am Luftſchiff
noch einige Verbeſſerungen vorgenommen worden. So iſt das
Horizontalruder (Höhenruder) vergrößert und ziemlich verſtärkt wor=
den
. Durch dieſe Stabiliſierung des Höhenruders iſt die Steig=
fähigkeit
weſentlich ſchneller und leichter geworden. Ebenſo iſt ein
ſchnelleres und leichteres Tiefergehen mit Graf Zeppelin möglich.
Auch das Landungsmanöver wird dadurch raſcher und leichter
vonſtatten gehen. Bei den bisherigen Fahrten des Luftſchiffes mußte
zum Beiſpiel bei einem Tiefergehen von 1500 auf 300 Meter eine be=
trächtliche
Menge Gas oder Ballaſt abgegeben werden. Bei dem
jetzigen verſtärkten Horizontalruder iſt bei einer ſolchen dynamiſchen
Fahrt die Steuerwirkung ſo vergrößert, daß man bünftighin bei einem
Höher= oder Tiefergehen vom Gas oder Ballaſt faſt nichts mehr ab=
laſſen
muß.

Darmſtadt, den 10. März.
Die Gaſtwirte=Innung Heſſen Sitz Darmſtadt ruft ihre
Mitglieder zu einer Vollverſammlung ein, um in letzter Stunde
eine dringende Mahnung gegen das Schankſtättengeſetz an den Reichs=
tag
nach Berlin gelangen zu laſſen. Die Mitglieder der Innung, ſowie
auch diejenigen unſerer Landvereine ſollten ſich des Ernſtes der Lage
bewußt ſein und unbedingt zu dieſer Sitzung erſcheinen, in der ſie durch
einen Vortrag des Herrn Kollegen Döring über die ganze Schwere
der uns drohenden Gefahr durch das neue Schankſtättengeſetz aufgeklärt
werden. (Näheres ſiehe morgige Anzeige.)
Das Wohltätigkeitsfeſt zugunſten des Herz=Jeſu=Hoſpitals findet
heute Montag, abends 20 Uhr, im Städtiſchen Saalbau ſtatt. Da
namhafte Künſtler des Heſſiſchen Landestheaters Kuhn=Liebel,
K. Walter, J. Grahl, K. Komregg, C. Weſtermann, Bohne und der
geiſtliche Kirchenchor Liebfrauen mitwirken werden, verſpricht der Abend
ein Genuß für jeden Muſik= und Kunſtfreund zu werden. Jeder Be=
ſucher
des Konzerts erfüllt außerdem eine Dankespflicht gegenüber den
Brüdern des Herz=Jeſu=Hoſpitals, deren aufopfernde Tätigkeit und
Krankenpflege gegen die Angehörigen aller Konfeſſionen anerkannt und
bekannt iſt. Der Kartenvorverkauf, findet bei Konzert=Arnold (am
Weißen Turm) und bei Griesheimer (Wilhelminenplatz 2) ſtatt.
Konzert der Elifabethenſchule. Der Karten= und Programm=
verkauf
für das Konzert der Eliſabethenſchule am 17. März in der
Otto=Berndt=Halle findet ſchon jetzt bei Arnold (Eliſabethenſtraße) und
durch die Schülerinnen ſtatt. Mit Rückſicht auf die allgemeine wirt=
ſchaftliche
Lage ſind die Preiſe der Plätze in dieſem Jahre auf 2 Mk.
und 1 Mk. herabgeſetzt worden.
Deutſche Friedensgeſellſchaft. Miniſterialrat a. D. Dr. Dr. Becker,
Sektionschef im Internationalen Arbeitsamt in Genf, der kürzlich in
der Verwaltungsakademie hier eine Reihe von Vorträgen hielt über
Die Grundlagen der Sozialpolitik, die mit großem Beifall aufgenom=
men
wurden und die ſich durch klare Sachlichkeit und doch zugleich hohen
Schwung auszeichneten, ſpricht Mittwoch, den 12. März, abends, über
Internationale Arbeitsorganiſation und Weltfrieden.
Erlebniſſe auf Ceylon, in Flandern, Schweden und Norwegen
heißen zwei Großfilme aus der deutſchen Jugendbewegung, die am
Mittwoch, dem 12. März 1930, im Hörſaal 234 der Techniſchen Hoch=
ſchule
, Eingang Weſtſeite, laufen. Es ſind zwei Filme des Nerother
Wandervogels, die dieſer tatkräftige Bund auf ſeinen letzten Groß=
fahrten
hervorgebracht hat. Es iſt erſtaunlich, was ſolche Jugend zu
leiſten vermag, und freut man ſich immer wieder über die friſche Art
und den Tatendrang dieſer echten deutſchen Jungens. Wundervolle
Naturaufnahmen aus Cehlon, Aufnahmen von der Beſteigung des
Adams Pick, von einem Bunten Abend bei dem deutſchen Konſul in
Colombo geben ein echtes Bild von den vielgeſtaltigen Erlebniſſen, die
dieſe jungen Menſchen im Auslande hatten. Im zweiten Film ſehen
wir die Schlachtfelder Flanderns, ſehen, wie über 100 Nerother Jun=
gens
ergriffen vor den Gräbern des großen Krieges ſtehen. Weiter
ging die Fahrt nach Schweden und Norwegen. Herrliche Fjordlandſchaf=
ten
und einen Einblick in die Gletſch=rwelt Norwegens zeigt uns der
Film. So kehrten die Jungens nach langer, froher Fahrtenzeit, reich
an Erlebniſſen, ſeeliſch und geiſtig geſtärkt, in die Heimat zurück. Die
Darmſtädter Nerother ſingen ihre beliebten Wanderlieder zur Laute
und werden ſo das ihrige dazu beitragen, den Abend zu verſchönern.
Anfang hünktlich 20 Uhr Kartenvorverkauf bei Arnold, Ernſt=Ludwig=
Straße. (Es wird auf die heutige Anzeige verwieſen.)
E Schweres Schadenfeuer. Am Sonntag vormittag, 10.07 Uhr,
Widerſtand überwältigt. Er wurde als der Schauſpieler Willi= wurde die Berufsfeuerwehr zu einem Fabrikbrande bei der Firma
Liebig u. Co., Feldbergſtraße 36, gerufen. In einer Werkſtätte
(ein Holzſchuppen) hinter dem Magazingebäude war euf noch nicht
aufgeklärte Weiſe ein Schadenfeuer entſtanden, das mit raſender Ge=
ſchwindigkeit
auf das angrenzende Lagergebäude überſprang und
hier im erſten, Ober= und Dachgeſchoß an den hier aufgeſtapelten Wa=
ren
reiche Nahrung fand. Die Wache ſetzte ſofort von der Feldberg=
ſtraße
und der Rückſeite des Lagers, von der Bismarckſtraße, aus je
drei Rohre ein und konnte nach anderthalbſtündiger anſtrengender
Tätigkeit, unterſtützt durch einen Teil des 2. und 3. Zuges der Frei=
willigen
Feuerwehr, die Gewalt des Feuers brechen. Ein Uebergreifen
des Feuers auf die vorderen Fabrikgebäude der Firma Liebig u. Co.
und der beiden Nachbargebäude konnte verhindert werden. Die Wehr=
männer
, die teilweiſe bis auf die Haut durchnäßt waren, haben Vor=
zügliches
geleiſtet. Die Leitung lag, unterſtützt durch den Brandmeiſter
Gries, in den Händen des Branddirektors Winter. Die Brandwache,
geſtellt von der Freiwilligen Feuerwehr, war noch bis abends 5 Uhr an
der Brandſtelle tätig.
Neue Kurſe. Die Kaufmänniſche Stenvgraphen=
Geſellſchaft E. V. eröffnet, wie aus dem Anzeigenteil unſeres
Blattes erſichtlich, am kommenden Dienstag, den 11. März, und Frei=
tag
, den 14. März, jeweils abends 8.30 Uhr, in ihren eigenen Unter=
richtsräumen
, Ecke Wieſen= und Schleiermacherſtr. 26 (am
Amtsgericht) neue Kurſe in Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben. Das
Unterrichtsgeld iſt niedrig gehalten und kann in Naten beglichen wer=
den
. Die Geſchäftsſtelle der genannten Geſellſchaft dortſelbſt gibt auch
während der Tagesſtunden von 1012, 24 und ab 7 Uhr abends
bereitwilligſt Auskunft.
Mräderdäd des Hauses Wäschen tasSen
181 Vertrauenssache.
Eine technisch guteingerichtete Wäscherei wäscht zweifellos
bikliger, schonender und hygienischer
als es im Haushalt möglich ist, jedoch achte man dar auf,
daß man sein kostbares Gut nur einem Fachmann anvertraue!
Die seit 74 Jahren sich immer bewährte
3854a
Jahnstr. 4
Großwäscherei U. Bügelanstalt Ludwig Mering Tel. 3949
wäscht und bügelt am besten u. bürgt für schonendste Behandlung.

Erperimenkal-Vorkrag über das Verbrechen
in der Hypnoſe.
*t. Am Freitag abend hielt im Konkordiaſaal in der Waldſtraße
Herr Dr. Rolf Sortana aus Bremen, Pſychologe und Heilpäda=
goge
, einen Vortrag mit Demonſtrationen und Experimenten über das
Verbrechen in der Hypnoſe. Dem Vortrage, der ſich bis faſt gegen
Mitternacht hinzog, wohnte ein zahlreiches, ſehr intereſſiertes Publi=
kum
, unter ihm verſchiedene höhere Polizeibeamte und Polizeioffiziere
bei. Der Vortragende hatte am gleichen Tage bereits vor Darmſtädter
Polizeibeamten geſprochen.
Der Vortrag begann mit der Definition der Begriffe Telepathie
( Fernfühlen) und Gedankenleſen ( Gedankenſpüren). Einige Ex=
perimente
, wie Auffinden einer verſteckten Nadel uſw., gelangen ver=
blüffend
, allerdings mußten ungeeignete Mittelsperſonen, die ſich nicht
konzentrieren konnten oder wollten, ausgeſchaltet werden.
Wertvoll waren die Mitteilungen, die Dr. Sortana über die von
angeblichen Telepathen angewandten Tricks und Kniffe machte. Solche
Tricks wurden demaskiert.
Der Vortragende ſtreifte die Heilhypnoſe und ſprach über die Hyp=
noſe
ſelbſt in ernſten Ausführungen, denen man nur zuſtimmen kann.
Er nannte die Hypnoſe das ſtärkſte Gift, deſſen Grenzen man nicht
kenne und betonte, daß zur Ausübung der Hypnoſe eine große mora=
liſche
Verantwortung gehöre. Definition: Heil=Hypnoſe iſt die Methode,
um beſtimmte Krankheiten ſeeliſch zu beeinfluſſen.
Unter Kontrolle von zwei Aerzten gelang es dem Vortragenden,
durch Handauflegen bei Verſuchsperſonen den Puls z. B. von 120 auf
78 Schläge in der Minute herabzudrücken, in einem Fall nach Auflegen
während einer halben Minute von 144 auf 100 Schläge.
Verſchiedene Perſonen mit Kopfſchmerzen und Lähmungen kamen
auf die Bühne. Hier erzielte der Vortragende durch magnetiſche Striche
eine natürlich vorerſt vorübergehende Beſſerung in verſchiedenen
Fällen.
Den zweiten Teil des Abends leitete die Beantwortung einer gan=
zen
Reihe unterdeſſen ſchriftlich geſtellter Anfragen ein, Dr. Sortana
mußte ſich hier naturgemäß zurückhaltend zeigen.
Das Intereſſanteſte des Abends waren die nun folgenden Ausfüh=
rungen
, insbeſondere die Experimente zu dem Thema: Das Verbrechen
in der Hypnvſe‟. Definitionen: Suggeſtion unterbewußte Verwirk=
lichung
einer Idee. Hypnoſe Hervorrufen eines beſtimmten pſtychi=
ſchen
Zuſtandes. Beachtenswert und ſtaunenswert war, daß die experi=
mentellen
Erfolge, da die Anwendung von Hypnoſe bei öffentlichen Vor=
führungen
verboten iſt, nur durch einfache Wachſuggeſtion erzielt wer=
den
. Verblüffend, wie dann eine Dame einem Herrn eine Uhr aus der
Taſche holte, dem Experimentator brachte, und dann alles ableugnete,
aber auch hierbei äußerlich merkbar der Kampf zwiſchen dem eigenen
Ich und der gegebenen Suggeſtion. Wie manche Verbrechen, wie
mancher vor Gericht beſchworene Meineid mögen auf ſolche Weiſe zu=
ſtande
gekommen ſein; hier iſt für Richter und Polizeibeamte, für
Aerzte und Erzieher ein Feld gegeben, auf dem ſo manche Vorgänge
geklärt werden können.
Merkwürdig, daß nur Damen zu dieſen Experimenten ſich eigneten,
Herren (es meldeten ſich faſt nur ältere oder ganz junge) verſagten
bei der Eignungsprüfung reſtlos.
Dr. Sortana ſprach dann noch davon, was ja bekannt iſt, daß
willensſtarke Menſchen, die ſich beſſer konzentrieren können, leichter zu
hypnotiſieren ſind als willensſchwache Perſonen, ſprach von den Arten
der Hypnoſe und wie man ſich durch Ablenkung gegen Hypnoſe aus ver=
brecheriſcher
Abſicht ſchützen kann.
Der Vortrag brachte zweifellos beachtliche Anregungen.

Evangeliſcher Bund. Heute Montag abend findet wieder im
Prinz Karl ein Beſprechungsabend ſtatt, ab 8 Uhr. Zur
Verhandlung ſteht nochmals die Frage der Proteſtantiſchen Politik,
Außerdem werden einige Mitteilungen gemacht werden.
* Der Bund deutſcher hirnverletzter Krieger e. V., Ortsgruppe
Darmſtadt, hielt am Sonntag früh in der Brauerei Zur Krone eine
an ſich gut beſuchte Werbeverſammlung ab. Der Neferent,
Herr Dr. Röder=Frankfurt a. M., klärte die Anweſenden ſachlich
über Zweck und Ziele des Bundes auf. Er bat den anweſenden Ver=
treter
der Kriegsbeſchädigtenfürſorge, Herrn Oberinſpektor Schwörer,
auch ſeinerſeits die Kopfverletzten von amtswegen mit Rat und Tat
zu unterſtützen. Der Bund bezweckt, ſeinen kopfverletzten Mitgliedern,
deren geſundheitliche Störungen einem Nichtkopfverletzten vollkommen
fremd ſind, eine Beſſerſtellung in ihren Rentenbezügen ſowie Regelung
der Hinterbliebenenanſprüche zu ſchaffen. Es wurde gefordert, ſämt=
liche
Kopfverletzte ohne Unterſchied als Schwerkriegsbeſchädigte (50 Pro=
zent
) gelten zu laſſen und die Anſprüche der Hinterbliebenen in ent=
ſprechender
Weiſe anzuerkennen. Die erſte Forderung wurde insbe=
ſondere
damit begründet, daß heute die Wiſſenſchaft über die ſpäteren,
vielleicht ſehr ſchweren Auswirkungen der Kopfverletzungen, da in aus=
reichendem
Maße noch keine Erfahrung vorliege, nicht abſchließend
urteilen könne. Zur Wahrung der Intereſſen aller kopfverletzten Krie=
ger
und zur ſtatiſtiſchen Feſtſtellung der Kopfverletzten ſei es Pflicht
eines jeden Kopfverletzten, ſich dem Bunde anzuſchließen, der heute
ſchon ein eigenes Pflege= und Behandlungsheim in Frankfurt a. M.
unterhält. Von dem Vertreter der Fürſorge, Herrn Schwörer,
wurde dem Bunde volle Unterſtützung in ſeinen idealen Zielen zur
Beſſerſtellung der Kopfverletzten zugeſichert.
Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 8. März (pro Pfd. bzw.
Stück in Pfg.): Gemüſe: Erdkohlraben 810, Gelbe Rüben 810,
Rote Rüben 1215, Weiße Rüben 1012, Schwarzwurzeln 3045,
Spinat 4050, Rotkraut 1520, Weißkraut 815, Wirſing 2025,
Grünkohl 1520, Roſenkohl 4045, Zwiebeln 1015, Knoblauch 80,
Tomaten 80100, Feldſalat 150200, Endivienſalat 1540, Kopfſalat
2040 Blumenkohl 40120 Meerrettich 4070 Nadieschen 1520;
Kartoffeln 56; Obſt: Tafeläpfel 1530, Wirtſchaftsäpfel 815,
Apfelſinen 815, Zitronen 810, Bananen 5060; Eßwaren: Süiß=
rahmbutter
200220, Landbutter 180200 Weichkäfe 3035, Handkäſe
515, Eier friſche 1216; Wild und Geflügel: Gänſe 130150,
Hühner 140160, Tauben 8090, Haſen 120; Fleiſch= und Wurſt=
waren
: Rindfleiſch friſch 90110, Kalbfleiſch 120, Schweinefleiſch 120
bis 140, Dörrfleiſch 180, Wurſt 80160, Wurſtfett 60, Schmalz, ausge=
laſſen
120.

Großes Haus. Sonntag, den 9. März.

Zu der Kunſt der Pawlowa haben wir keine rechte Ein=
ſtellung
mehr. Wir ſind entweder verwöhnt oder verbildet.
Man muß die Einſtellung zu dieſer Tanzkunſt erſt ſuchen. Aber
es lohnt ſich, ſie zu finden. Hat man die Einſtellung, ſteht
man in dem Bann einer ſtarken, ausſchließlich auf Schönheit
eingeſtellten äſthetiſchen Tanzkunſt.
Die Kunſt der Pawlowa und ihres ausgezeichneten En=
ſembles
iſt die vollendete Verbindung von bis ans Artiſtiſche
gehenden Könnens, Beherrſchens der Tanztechnik, mit aus=
geprägter
Muſikalität, mit ſtarken Sinnen und unbeirrbarem
Gefühl für tanzkünſtleriſchen Ausdruck der inneren (oder durch.
die Muſik gegebenen Empfindungen, die von Tanzkunſt (im
alten Sinne verſtanden, aber auch heute noch) nicht zu trennen
ſind: Freude, Lebensluſt, Muſik und Sentimentalität.
Die Kunſt der Pawlowa iſt die ruſſiſche Tanzkunſt
ſchlechthin in einer nicht zu übertreffenden techniſchen Vollendung,
wie ſie bis zum Kriege gepflegt wurde und vorbildlich war.
Anna Pawlowa war die prominenteſte Vertreterin dieſer Tanz=
kunſt
, und ſie iſt die Künſtlerin, die ſie uns in feinſter Reinkultur
übermittelt.

Dieſe Kunſt iſt untrennbar von Muſik, vom Klang, vor
Ton=Rhythmus. Sie iſt engſt verbunden mit dem, was au=
innerem
Empfinden heraus nach Ausdruck drängt.
Darum wirkt dieſe Kunſt ſo ſinnlich ſchön, ſo rein äſthetiſd

Anna Pawlowa hat ein Tanzenſemble, in dem jedes
glied das Recht auf Bezeichnung als Soliſt in Anſpruck
men darf. Damen wie Herren. In dieſem hervorrat
Enſemble aber iſt Anna Pawlowa eine Einmaligkeit, wie
wohl überhaupt iſt. Schade, daß ſie ſo ſpät den Wes
Darmſtadt fand! Die Damen dieſes Enſembles ſir
wollen nichts anderes ſein als feminin. Die Herren des
maskulin. Dieſe Männer ſind kraftvolle, muskulöſe G

und beweiſen, daß ſie auch als ſolche Tanzgrazie, Formſchönheit,
ſtarken Ausdruck, auch Humor, aber vor allem geſunde Lebens=
freude
im Tanz geben können.
Das Programm des Abends iſt gut, feinſinnig zuſammen=
geſtellt
. Die 23 verſchiedenen Darbietungen werden in drei Ab=
teilungen
bei nur zweimaligem Heruntergehen des Vorhanges
gegeben, ſie wirken alſo trotz der Vielſeitigkeit wie eine geſchloſ=
ſene
dreiaktige Tanzvorſtellung.
Zunächſt Chopiniana: Polonaife, Prelude, Walzer in Cis=
Dur, A=Moll, E=Moll, As=Dur, B=Dur und Mazurka in O=Dur.
Herrſchend im Kranz dieſer ſchönen Darbietungen beſter Ballett=
kunſt
die wundervollen, künſtleriſch gemeiſterten Sprünge von
ſelten geſehener Schönheit. Vor allem natürlich der Pawlowa
und Pierre Wladimiroffs, ihres ausgezeichneten Part=
ners
. Die Federkraft der Damen allerdings durch den männ=
lichen
Partner ſtark beeinflußt. Alles aber Gefühl, wundervoller
Rhythmus, freudig betonte Diſziplin.
Dann die Divertiſſements: Liſzt, Lincke, Grieg,
Bocherini=Goſſack, Strauß (!), Tſchaikowſki, Saint=Saens,
Arewſki, Drigo, Godara, Ponchielli. Keiner dieſer 14 Tänze,
der nicht Schönheiten eigenſter Art zeigte, keiner, der nicht in
ganz ſtarker Kunſt Ausdruck fand. Von der reichen, farbig= leben=
dig
bewegten Rapſodie zu der fein=graziöſen Gavotte der Paw=
lowa
, vom klappernden Rhythmus der feinen Groteske des hol=
ländiſchen
Tanzes zu der ganz entzückenden Scene Danſante
(Frl. Mather und Herr Pianowſki), einer der ſchönſten
Darbietungen des Abends, von dem ſtark ſinnlich=ſinnvollen,
wundervoll graziöſen Paſtorale (Frl. Nordi, Herr Helken),
dem gut ſymboliſierten Blauen Vogel, techniſch hervorragend
von Felia Doubrowſka und Herrn Hitchins getanzt, zu
dem fein humoriſtiſchen Weihnachten, einem durch wundervolle
Koſtüme farbig belebten Enſembletanz mit der Pawlowa im
Mittelpunkt; von der farbenfrohen Mazurka zu dem Sterben=
den
Schwan, der Bravourleiſtung der Anna Pawlowa, von
dem heiter=lebendigen Pas de Trois (Faucheux, Burk,
Herr Helken) zu dem ſtilvollen und doch ſo lebendigen Aegyp=
tiſchen
Tanz der Nina Kirſanowa und Herrn Borovan=
ſki
, von dem ganz einzigartigen Pizzicato der Damen Ma=
ther
, Elkington, Dolomore, Treſſahr, Alve=

rova mit ſeinem feinen Humor über die eindrucksvolle Buco=
liſche
Reverie zum glanzvollen Schluß, dem Tanz der Stunden
wiederum eine einzigartige Symbolik, in der das ganze En=
ſemble
mit der Pawlowa im Mittelpunkt noch einmal wirkte,
war alles höchſter Ausdruck feinſter Tanzkunſt, die aus über=
ragendem
techniſchen Können geboren ward. Ein ſelten
ſchöner Abend.

Ap. Ein neuer Journaliſtenroman iſt im Verlag von Carl Schüne=
mann
, Bremen, unter dem Titel Jonas und der Drache‟ (Preis
geh. 5 Mk.) erſchienen. Der Verfaſſer, Siegfried Siwertz, der
ſchwediſche Thomas Mann, wie man ihn genannt hat, ein Zeitkritiker
mit erſtaunlicher Schärfe des Blickes, ironiſch, geiſtvoll, ſkeptiſch und
doch zugleich gefühlswarm, gibt hier die Lebensgeſchichte eines Zeitungs=
redakteurs
, der von der anderen Fakultät herübergekommen iſt. Gin
Gelehrter, Inhaber eines geachteten Lehrſtuhls für Pſychologie an der
Univerſität, Profeſſor, aber unbefriedigt von ſeiner Wiſſenſchaft, wird
Zeitungsfreſſer aus Idealismus. Jonas von Dankwart, ſo heißt der
Held des Romans, kämpft nun in wachſender Beſeſſenheit zum neuen
Berufe einen zähen und erſchütternden Kampf um ſeine Selbſtbehaup=
tung
. Bald hier=, bald dorthin getrieben, zwiſchen zwei Frauen ge=
ſtellt
, tragiſch gehoben durch das erſte wirkliche Liebesverhältnis, aber
nicht nückſichtslos genug, um ſich für die höhere und beglückende Liebe
zu entſcheiden kurz mit Unruhe infiziert, die ihn mehr und mehr
verbraucht, haſtet er durch die Tage. Wohl findet er, was er ſucht,
immer mehr Arbeit, kurz das Leben, aber der Drache, den er beſtieg,
die ſiebente Großmacht, die ihn emporgehoben hat auf einen unerhör=
ten
Chimboraſſo der Macht, zerbricht ihn auch. Die rieſengroße Welle
von Wärme und Leben, die ihn mit ſeiner Vergangenheit ausſöhnte,
erwärmt ihn nicht mehr, weil ſein eigenes Schickſal ihn zu Tode hetzt.
Er wird grauſam gegen ſich ſelbſt und gegen die Geliebte, die er ver=
läßt
, die ihn verläßt. In der Hetzjagd des Tages bleibt ſein Herz leer
und unbefriedigt. So geht es 365 Tage im Jahre. 30 Jahre lang
dient der hervorragende Gelehrte, den die Romantik der Maſchinen
ſo beſonders empfänglich gemacht hat, für die neue Problematik, die
Problematik des Macht= und Kräfteausſpielens und der Kunſt der
Menſchenbehandlung, bis er an der Unraſt, die ſein Beruf und ſeine
Unausgeglichenheit in ſeinem Innern hervorrufen, zerbricht. So glän=
zend
ſein Aufſtieg war, ſo erſchütternd iſt ſein Ende. Selbſt im Tobe
wird er noch einmal auf den brauſenden Wellenkamm der Aktualität,
die ihm einſt Muſik war und die er nicht wiſſen mochte, emporgehoben
durch den Nachruf ſeines Blattes. Der Roman führt uns mitten
in die wirtſchaftliche, politiſche, geiſtige Problematik unſerer Zeit. Die
Lebensgeſcllichte eines einzelnen Menſchen iſt hier zu einem geſtalten=
reichen
Bilde der Gegenwart geprägt worden. In dieſem Sinne darf
2a8 Buch auf beſondere Beachtung Anſpruch erheben.

[ ][  ][ ]

Nummer 69

Montag, den 10. März 1930

1. Tifenſcafiiche Segemagtagang
Zweiter Tag.
ballonführer, ſprach dann über:

Burmſtäer.

III.
Sonntag, den 9. März.
Pünktlich um 9 Uhr früh wurden in der Techniſchen Hochſchule die
Beratungen bzw. Vorträge fortgeſetzt. Den Vorſitz führte Profeſſor
Dr. Pröll=Hannover. Erſter Referent war Profeſſor Dr. Pröll=
Hannover über:
Beiträge zur Aerodynamik der Profile‟.
Der Vortragende ſchildert, in welcher Weiſe man mit den heutigen
Hilfsmitteln, die nur in Form von Profilkatalogen und theoretiſchen
Abteilungen und Formeln zur Verfügung ſtehen, von einem vor=
gegebenen
Tragflügel Widerſtand, Auftrieb uſw. beſtimmen kann. Be=
ſonders
verweilt er bei den Arbeiten von Scholler und Lorenz, die
durch Annahmen von Wirbelverteilungen Näherungslöſungen geben.
Zum Schluß gibt er einen intereſſanten Wink an, die Profilkonſtanten
bei am Segelflugzeug angebrachten Hilfsflächen zu meſſen.
Profeſſor Kürman geht in einem Vortrag über
Turbulenz und Segelflug
zunächſt auf die Definition des dynamiſchen und ſtatiſchen Segelflugs
ein und meint, daß der Streckenſegelflug, der Stellen des Aufwindes
mit Ueberfliegen von Abwindeſtellen ſucht, ſchon ein dynamiſcher Segel=
flug
iſt. Er unterſcheidet dann ſcharf zwiſchen turbulent und ver=
wirbelt
und zeigt Ergebnifſe neuerer Arbeiten über die Turbulenz,
die vom Standpunkte des Aerodynamikers gemacht worden ſind. In
der Diskuſſion ergänzt Profeſſor Georgii vom Standpunkte des
Meteorologen, daß von einer Wiſſenſchaft bisher wenig Meſſungen
vorliegen und die Meteorologie ſehr viel daraus lernen könne.
Herr Urſinus bittet, unterſtützt von der Verſammlung, bei
den küinftigen Unterſuchungen den Wunſch der Flugzeugbauer zu be=
rückſichtigen
nach der Größenordnung der Maſchinenelemente, mit denen
man die Energie aus den Windſchwankungen ziehen kann. An der
Diskuſſion beteiligen ſich ferner noch; Wegener, Karman, Raethien
und Töpfer.
Ing. H. Lippiſch=Waſſerkuppe gibt in ſeinem Vortrag über:
Das Nur=Flügel=Flugzeug
einen Abriß der Geſchichte der ſchwanzloſen Flugzeuge mit ſehr vielen
Lichtbildern. Er verweilt längere Zeit bei dem Typ Storch des For=
ſchungsinſtituts
, und gibt die theoretiſchen Grundlagen, die man bei
der Entwicklung des Nurflügelgroßflugzeuges berückſichtigen muß.
Die Nachmittagstagung begann mit einem Referat von Privat=
dozent
Dr. Schrenck=Berlin über:
Die Spannweite als Maßſtab für die Sinkgeſchwindigkeit,
ein Vorſchlag für die Klaſſeneinteilung von Segelflugzeugen.
Der Redner verwies zunächſt auf die Klaſſeneinteilung bei Wett=
bewerben
in Automobil und Motorrad uſw. Eine Klaſſeneinteilung,
die den Zweck haben ſoll, eine gerechte Beurteilung der Leiſtungsmög=
lichkeiten
herbeizuführen. Es iſt darum notwendig, auch bei Segelflug=
zeugen
und Wettbewerben eine ähnliche Klaſſeneinteilung zu ſchaffen.
Es iſt hier nur ſchwieriger, die Frage zu löſen, nach welchen Geſichts=
punkten
dieſe Klaſſifizierung vorgenommen werden ſoll. In längeren
techniſchen Ausführungen und Berechnungen erbrachte der Vortragende
den Beweis, daß die einzige Möglichkeit gerechter Klaſſifizierung die
Spannweite der Flügel ſei, weil dieſe Spannweite maßgebend für die
Sinkgeſchwindigkeit des Segelflugzeuges iſt. An Hand einer Reihe
hochintereſſanter, im Lichtbild gezeigter Berechnungen reſultierte der
Vortragende: Die Klaſſifizierung iſt notwendig auch im Intereſſe der
Erzielung beſter Konſtruktionen. Je kleiner die Spannweite der
Flügel, je feiner muß das Flugzeug durchkonſtruiert ſein. Je grö=
ßer
die Spannweite, je weniger feine Konſtruktion. Alle die bisher
erreichten Höchſtleiſtungen ſind erzielt worden mit großen Spannweiten.
Große Spannweiten aber bedingen Empfindlichkeit des Flugzeuges,
ſchlechte Wendigkeit, Unbequemheit auf der Erde und in der Luft. Es
muß erreicht werden, daß die Höchſtleiſtungen auch mit geringen Spann=
weiten
erzielt werden.
In der Diskuſſion wurde von mehreren Segelfliegern aus der
Praxis heraus dem Referenten zugeſtimmt, wenn auch von einer Seite
Bedenken erhoben wurden, jetzt ſchon dem Segelflugzeugbau zur Er=
reichung
von Höchſtleiſtungen Schranken aufzuerlegen. Die Richtigkeit
und Berechtigkeit des Referenten wurde auch von dieſer Seite nicht
angezweifelt.

Sechſtes Sinfoniekonzert des Heſſiſchen Landestheaters.
Smetanas ſinfoniſche Dichtung Die Moldau bildet den Abſchluß des
reichhaltigen, intereſſanren Programms des am Montag, dem 10. März,
unter Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm ſtattfindenden
ſechſten Sinfoniekonzerts. Smetana iſt neben Anton Dvorak der größte
Komponiſt der böhmiſchen Nation. Mit wenigen Worten hat er ſelbſt
die gedankliche Grundlage jedes einzelnen Stückes bezeichnet. Zu Die
Moldau ſagt er: Aus zwei Quellen entſpringt ſie, plätſchert munter
und glitzert in der Sonne, ſie wird breiter, ihre Ufer hallen von Jagd=
fanfaren
und ländlichen Tänzen wider. Sie gelangt zu den St. Jo=
hannes
=Stromſchnellen, an deren Felſen ihre Wellen zu ſchäumendem
Giſcht zerſpritzen. Von dort ſtrömt ſie breit hin gen Prag. Dieſem
Werk geht am Montag die Uraufführung von ſechs böhmiſchen
Liedern und Tänzen von Jaromir Weinberger voraus, dem durch
ſeine Oper Schwanda, der Dudelſackpfeifer, die in Kürze am Heſſiſchen
Landestheater ihre Erſtaufführung erlebt, ſchnell zur europäiſchen Be=
rühmtheit
gelangten böhmiſchen Komponiſten, der berufen ſein dürfte,
ein würdiger Nachfolger Smetanas zu werden.

Profeſſor Dipl.=Ing. Eberhardt=Darmſtadt, der bekannte Frei=
Das Verhalten der Luftfahrzeuge in Inverſionsſchichten.
In zahlreichen Lichtbildern gab der Vortragende Berechnungen von
Inverſionsſchichten und der Ueberwindung ihrer Sperren durch Frei=
ballon
und Motorluftſchiff, aus denen ſich auch Folgerungen für den
Segelflug ergeben.
Profeſſor Magnan=Paris referiert in Franzöſiſch über inſtru=
mentelle
Aufzeichnungen von Windgefchwindigkeiten, Neigungen und
Abweichungen in Wagen und Flugzeugen, beſonders Segelflugzeugen.
Die Windgeſchwindigkeiten ſind bei Winden vom Meer her geringer
als be: Landwinden.
Der Vorſitzende knüpfte an die Ausführungen Prof. Magnans die
Hoffnung, daß künftighin auf dieſem Gebiete wichtiger Forſchungsarbeit
ſich ein engeres Zuſammenarbeiten mit der deutſchen Wiſſenſchaft er=
möglichen
läßt. Profeſſor Karman gab intereſſante Ergänzungen,
auch unter Inbezugnahme der engliſchen Forſchungen auf dieſem
Gebiete.
Dr. Höhndorf=Darmſtadt ſpricht dann über:
Unterſuchungen über die ärologiſchen Grundlagen des Segel=
fluges

Das Problem fällt zuſammen mit der Frage nach dem Aufwind.
Er gibt einen Ueberblick über die verſchiedenen Methoden einer Be=
ſtimmung
und, an Hand von Beiſpielen, die wichtigſten Ergebniſſe,
die man mit ihnen erhalten hat. Zum Schluſſe geht er ein auf das
Segelflugzeug als Forſchungsinſrrument der Strömungswiſſenſchaft.
Letzter Referent des Tages war Robert Kronfeld, der Welt=
rekordflieger
, der über
die Methodik des Leiſtungsſegelfluges
ſprach. Der ſympathiſche junge Flieger unterſtrich zunächſt die Tatſache,
daß bisher die Wiſſenſchaft die Aufgabe hatte, den Wettbewerbspiloten
ihre Geheimniſſe des Erfolges zu entlocken, um ſie den anderen Kon=
kurrenten
mitzuteilen. Heute aber kann man wohl auf dem Standpunkt
ſtehen, daß es ſportlich iſt, jedem Konkurrenten alle Erfahrungen mit=
zuteilen
, auch dann bleibt ja ſpörtlicher Wettbewerb, da jeder einzelne
ja die Erfahrungen jeweils anders auswertet. Im übrigen ſeien die
Leiſtungen der Lilienthal, Schulz, Martens uſw. aus den Anfängen des
Segelfluges und ſeiner verſchiedenen Etappen ja viel höher zu be=
werten
, als die heutigen Erfolge, die auf das von jenen Erreichte auf=
bauen
. Einen großen Fortſchritt in der Konſtruktion brachte die Be=
ſeitigung
der Akrobatik des Höhenſteuers, wie überhaupt die außer=
ordentlich
erleichterte Steuerung. Die Wendigkeit der Flugmaſchine wird
beeinflußt von ihrer Eröße und Schnelligkeit. Aufgabe der Techniker
bleibt es, das Querruder ſo zu geſtalten, daß das Kurbenfliegen er=
leichtert
wird. Der Leiſtungsſegelflug teilt ſich in eine ſportliche
und eine geiſtige Tätigkeit. Ein Flieger von reiner ſportlicher Ein=
ſtellung
war der unvergeſſene Ferdinand Schulz, der flog ohne jeg=
liche
Beachtung der Wiſſenſchaft und ihrer Forſchung. Er hatte große
Erfolge. Aber das beweiſt nicht, daß das Segelfliegen ohne geiſtige
Tätigkeit auskommt. Wirklich planmäßiges Segelfliegen kann ohne
Studium der Forſchungsergebniſſe der Wiſſenſchaft nicht zu guten Re=
ſultaten
kommen. Nehring iſt hierfür beſtes Beiſpiel. Er ſlog mit
außerordentlicher Ueberlegenheit und Meiſterſchaft. Durch Lichtbilder
wurden die bedeutendſten Flüge Nehrings und des Redners ſelbſt demon=
ſtriert
und dabei die ſwichtige Unterſcheidung des Hang=Aufwind=Segelus
und des Wolken=Segelfluges erörtert.
Den Tag beſchloſſen Filmvorführungen. Herr Lippiſch
zeigte Flugverſuche mit dem ſchwanzloſen Flugzeug, Abrial=Paris
eine Reihe franzöſiſcher Segelflüge, weiter wurden Filmſtreifen von
der Kunſt des Segelfluges in der Rhön und in Roſſitten und endlich den
Film der Rax=Expedition Segelflug im Hochgebirge gezeigt. M. St.
Im Rahmen der Segelflugtagung findet heute= Montag, nachmittag
3 Uhr eine Flugveranſtaltung auf dem Flugplatz ſtatt. Der
Zutritt zum Platz ſelbſt iſt allerdings nur den Tagungsteilnehmern vor=
behalten
. Das Höhenſorſchungsinſtitut führt ein Fluganhänger=
aggregat
vor. Das Schleppflugzeug mit dem Anhänger wird auf

3 Uhr hier ſein. Auch das Kleinflugzeug der Fa. Müller=
Griesheim wird ſtarten. Der am Sonntag bereits aufgeſtiegene neue
Apparat der Akadem. Fliegergruppe, der freitragende uote
Doppeldecker, wird ebenfalls im Fluge vorgeführt. Außerdem
wollen die Heſſenflieger Startverſuche hinter dem Auto
vorführen. Prof. Eberhard wird außerdem mit dem Freiballon
aufſteigen.

Insterleder
Aufoleder

Bohnerwachs
Bogenbeize

nur in den Spezialgeschätten
Lederhandlungen
3493 a
Jakob Hugenschütz
Christian Rahe
nur Langgasse 51.
Alexanderstraße 17.

Tageskalender für Montag, den 10. März 1930.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus 20 Uhr: 6. Sinfonie=
Konzert des Landestheaterorcheſters. Kleines Haus: Geſchloſſen.
Konzerre: Schloßkeller, Theater=Reſtaurant. Kino=
vorſtellungen
: Union=Theater, Helia=Lichtſpiele, Palaſt=Licht
ſpiele.

Seite 3
Darmſtädter Juriſtiſche Geſellſchaft. Das bisherige Ergebnis
der Beratungen der geſetzgebenden Körperſchaften über die Ausgeſtal=
tung
des neuen deutſchen Strafgeſetzbuchs wird den Gegenſtand des
nächſten Vortragsabends der Geſellſchaft bilden. Einer der Mitarbeiter
und hervorragendſten Sachkenner der Materie, Herr Oberreichs=
anwalt
a. D. Profeſſor Dr. Ebermaher aus Leipzig, hat das Referat
übernommen. Der Vortragsabend findet Montag, den 10. März,
abends 8 Uhr, im Hotel zur Traube ſtatt.
Hausfrauenbund. Unſere Monatsverſammlung iſt am Dienstag,
dem 11. März, 16 Uhr, im Saalbau. Wir haben für dieſen Tag eine
äußerſt glänzende, ſympathiſche Rednerin gewonnen; Frau Luiſe Langer
aus Mannheim ſpricht über Hygiene des Hauſes, für uns Hausfrauen
ein ganz beſonders wertvolles Kapitel. Wir laden unſere Mitglieder
herzlichſt ein, auch Gäſte ſind willkommen; vorher Kaffeeſtunde. Dann
empfehlen wir unſeren Damen die Ausſtellung moderner Handarbeiten
aus Eßlinger Wolle Montag, den 10., und Dienstag, den 11. März,
täglich von 1012 Uhr, 1518, 1921 Uhr, im Fürſtenſaal, Grafen=
ſtraße
20. Für jede dort ausgeſtellte Handarbeit ſteht Arbeitsanweiſung
und Schnittmuſterbogen koſtenlos zur Verfügung. Eintritt frei.
Stenographie und Maſchinenſchreibunterricht. Vielen Wünſchen
nachkommend, eröffnet die Stenographen=Vereinigung Gabelsberger,
Handwerkerſchule, Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter Straße, am Mon=
tag
, dem 10. März (täglich von 1721 Uhr) ihren früher ſo beliebten
Maſchinenſchreibunterricht unter bewährter Leitung, nach dem bekaun=
ten
Zehnfinger=Griffſyſtem und den neueſten Errungenſchaften auf dem
Gebiete des modernen Maſchinenſchreibens in den eigens zu dieſem
Zwecke nen hergerichteten Unterrichtsräumen Karlſtraße 23, Erd=
geſchoß
, wieder. Anmeldung und Auskunft daſelbſt. Die Belegung
der Stunden kann nach Wunſch erfolgen. Es ſei ausdrücklich darauf
aufmerkſam gemacht, daß hier kein Klaſſenunterricht ſtattfindet. Außer=
dem
beginnen am Dienstag, dem 11., und Freitag, dem 14. März, abends
und 8 Uhr, neue Anfänger=, Fortbildungs= und Redeſchriftkurſe in
Reichskurzſchrift in der Handwerkerſchule. Hier iſt ebenfalls
durch die in der Praxis ſtehenden, ſtaatlich geprüften Lehrkräfte eine
gründliche und gewiſſenhafte Ausbildung gewährleiſtet. Es wird auf
die heutige Anzeige des Vereins verwieſen.
8. Akademie=Konzert. Profeſſor Karl Fleſch, der alle Meiſter=
tugenden
einer ausgereiften Künſtlerſchaft, einer hohen muſikaliſchen
Intelligenz und einer edlen, nicht nur rein geigeriſchen, ſondern auch
menſchliche Werte enthaltenden Geſtaltung in ſich vereinigt, iſt der
Soliſt des 8. Akademie=Konzerts am Donnerstag, dem 13. d. M., 17
und 20 Uhr, im Großen Saale des Städtiſchen Saalbaues. Für dieſes
Konzert, das unter Leitung des ſtädtiſchen Muſikdirektors W. Schmitt
ſteht, macht ſich großes Intereſſe geltend. Neben dem Soliſten inter=
eiſiert
beſonders das Programm, das die Hebriden=Ouvertüre von
Felix Mendelsſohn=Bartholdy und die Quvertüre zu Donna Diana
von Reznicek neben den beiden Hauptwerken, Violin=Konzert von Bruch
(r=Moll und Violin=Konzert D=Dur von Paganini, bringt. Durch die
Wiedergabe dieſer beiden Konzerte durch Profeſſor Karl Fleſch ver=
ſpricht
der Abend ein muſikaliſches Ereignis zu werden. Karten im
Sekretariat der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtr. 36,
Fernſprecher 3500.

Großes Haus Kleines Haus Montag,
10. März 810 Uhr
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11. März 19.3022.30 Uhr
Die Affäre Dretzfus
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Der Wildſchütz
Zuſatzmiete V 10
Preiſe 1.206.00 Mk. Mittvoch,
12. März 19.30 22.30
Die Affäre Dreufus
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Preiſe 1.0010.00 Mk. 2022.30 Uhr
La vida breve
bühne) Gruppe 14. Zuſatzmiete 119, T Gr. 1
Preiſe 1 20 6 00 Mk. Donnerstag,
13. März 2022.30 Uhr
Im weißen Röß’l
E 18 u. Miete T Gr. 6
Preiſe 1.0010.00 Mk. 2022 Uhr
Katharina Kni=
Außer Miete
Preiſe 1.206.00 Mk. Freitag,
14. März 2023.30 Uhr
Florian Geher
Darmſtädter Volksbühne
W4 K4. Gr. 14.
Preiſe 1.0010.00 Mk. 2 22 Uhr
Der Wildſchütz
Zuſatzmiete 1V9
Preiſe 1.206.00 Mk. Samstag,
15. März 2022.30 Uhr
Ein Walzertraum
Volksvorſtellung.
Preiſe 1.004 00 Mk. 22 15 Uhr
Der Kaiſer von Amerika
Zuſatzmiete VI1 11
Preiſe 1.507.50 Mk. Sonntag,
16. März 1822 Uhr
Lohengtin
E8 Darmſt. Volfsb. Gr. 1-4
Preiſe 1.2012.00 Mk.
Gutſcheine nicht gültig 11.15 Uhr
Gefallenen=Gedenkfeier
Preiſe 0.502.00 Mk.
20.1522.15 Uhr
Die andere Seite
M 4 Darmſt. Volksb. Gr. 1-4
Preiſe 1.005.00 Mk.

Heſſiſches Landestheater. Die Tanzpantomime Die Hoch=
zeit
in Cremona und die Manuel de Falla=Oper La vida
Breve werden Mittwoch, den 12. März, nach längerer Pauſe im
Kleinen Haus unter muſikaliſcher Leitung von Carl Bamberger wieder

[ ][  ][ ]

Seite 4

Nummer 69

Montag, den 10. März 1930

Aus Heſſen.

Cp. Braunshard, 8. März. Selbſtmord einer Witwe. Hier
hat ſich in der Küche ihres Hauſes eine ältere Witwe erhängt. Der
Grund zur Tat iſt wohl in ſeeliſcher Depreſſion zu ſuchen. Die Frau
verlor erſt im vergangenen Jahre ihren Mann.
r. Babenhauſen, 9. März. Bürgermeiſterwahl. An dem
heutigen Sonntag fand die Wahl des neuen Bürgermeiſters
ſtatt. Rund 86 Prozent der Wahlbeteiligten haben ſich an die Wahl=
urne
begeben. Von den vier aufgeſtellten Kandidaten errang keiner
die abſolute Mehrheit. Es erhielten: Thomas Bringer II (Soz.)
338 Stimmen, Karl Bender, Kanzleigehilfe (wild), 566 Stimmen,
Fritz Schulz, Oberleutnant der Verwaltung (parteilos), 205 Stimmen,
und Johann Adam Fendel (bürgerliche Liſte) 518 Stimmen. In
der am kommenden Sonntag ſtattfindenden Stichwahl werden ſich
alſo Fendel und Bender gegenüberſtehen.
Le. Groß=Umſtadt, 8. März. Bei der am 1. März ſtattgehabten
Schweinezwiſchenzählung waren in unſerer Stadt vorhanden: 2 Zucht=
eber
, 28 trächtige Zuchtſauen, 11 nichtträchtige, 114 Ferkel unter acht
Wochen, 235 Schweine von 826 Wochen, 196 Schweine zwiſchen ½
und einem Jahr und 4 Stück über einem Jahr. Die Geſamtſumme be=
trug
590 Schweine. In der Zeit vom 1. Dezember 1929 bis 28. Februar
1930 fanden nicht beſchaupflichtige Hausſchlachtungen ſtatt. Trotz des
beginnenden Frühjahrs iſt die Zahl derjenigen, welche Erwerbsloſen=
unterſtützung
beziehen, immer noch im Zunehmen begriffen. Zu den 150
Beziehern, die bei der hieſigen Kontrollſtelle angemeldet ſind, kamen
noch weitere 150 hinzu, ſo daß jetzt die Geſamtzahl auf 600 geſtiegen iſt.
Rechnet man noch die 100 ausgeſteuerten und jugendlichen Erwerbsloſen

hinzu, ſo beläuft ſich die Zahl der zu Unterſtützenden des hieſigen Kon=
trollbezirks
auf rund 700.
A. Wald=Michelbach, 8. März. Vom Gemeindebudget. Die
allgemeine Geldknappheit macht ſich auch im Budget der Gemeinde ſehr
unangenehm bemerkbar. Zunächſt iſt mit bedeutenden Mindereinnahmen
in der Rubrik, Waldungen zu rechnen, die gegenüber dem Voranſchlag
ungefähr 5000 Mark betragen, da die Holzverſteigerungen wie auch in
anderen Gemeinden hinter den eingeſetzten Tarifpreiſen im Erlös zu=
rlickblieben
. Andrerſeits ſtehen bedeutende Mehrausgaben bevor infolge
der vermehrten Fürſorgelaſten der Gemeinde und durch die evtl. Zu=
ſchußkoſten
für jede Schulſtelle. Auch die Erwerbsloſenfürſorge ging am
Gemeindebudget nicht ſpurlos vorüber. Jedoch erhofft man für letztere
eine Minderung, wenn die Verhandlungen betreffs des Betriebs des
Steinbruchs in Ober=Mengelbach einen guten Abſchluß finden und dort
ein großer Teil der Erwerbsloſen wieder Arbeit finden kann.
A. Aus dem Schlierbachtal, 8. März. Landwirtſchaftliches.
Da ſchon ſeit drei Wochen wahres Frühlingswetter heurſcht, haben die
Landwirte bereits mit den Frühjahrsarbeiten begonnen. Viele Gärten
ſind ſchon umgegraben, was ſonſt ſelten ſo früh geſchah. Die Bäume
haben ſchon zum Teil Saft getrieben und die Knoſpen ſind ſchon recht
angeſchwollen. Wenn das Sprichwort: Märzenſtaub bringt Gras und
Laub, recht hat, iſt mit einem guten Erntejahr zu rechnen. Allerdings
wird allgemein die Beobachtung gemacht, daß es ſehr an Bodenfeuch=
tigkeit
mangelt, was auf das trockene Jahr 1929 und die geringen
Winterniederſchläge zurückzuführen iſt.
Bt. Auerbach, 6. März. Aus der Obſtverwertungs= Ge=
noſſenſchaft
e. G. m. b. H. In der letzten Mitgliederverſammlung
wurden von der Geſchäftsführung verſchiedene geſchäftliche Angelegen=
heiten
klargelegt. Daraus war zunächſt zu entnehmen, daß die Geſchäfts=
ſtelle
der Genoſſenſchaft als Meldeſtelle für die Konjunktur= und Nach=
richtenſtelle
für Heſſen bei der Landwirtſchaftskammer namhaft gemacht

iſt. Ziel und Aufgabenkreis dieſer Einrichtung wurden genau erläu=
tert
. Was die Schädlingsbekämpfung anbetrifft, ſo iſt für die Früh=
jahrsbeſpritzung
mit Solbar vorgeſehen, daß der Obſtbaumbeſtand im
Heimenroth lückenlos geſpritzt werden ſoll. In dieſem Gewann ſoll
die planmäßige Beſpritzung eine Reihe von Jahren durchgeführt wer=
den
, um die Mitglieder von einer rationellen Schädlingsbekämpfung
an Hand der Ergebniſſe zu überzeugen. Das Vorſtandsmitglied Phil,
Rindfleiſch und der Wiegemeiſter Hch. Roth nehmen noch Anmeldungen
zur Beſpritzung entgegen. Bei der Berichterſtattung über den Bau
einer größeren Aufbewahrungs= und Verkaufshalle mußte man erfah=
ren
, daß ein Teil der Gemeindevertreter das Projekt nach der jetzigen
Vorlage nicht gebilligt hat. Man hätte erwarten ſollen, daß die Ge=
meindevertretung
das Beſtreben dieſes gemeinnützigen Unternehmens,
das ſich für alle Stände der Gemeinde ſegensreich auswirkt, fördert,
anſtatt Schwierigkeiten zu bereiten. Vortragsabend im
Ortsgewerbeverein. Am Montag abend fand im Auerbacher
Haus ein Vereinsabend des Ortsgewerbevereins ſtatt, bei welchem
Herr Regierungsrat Dr. Pabſt aus Frankfurt über das kollektive Bau=
ſparen
einen Vortrag hielt. Das Thema lautete: Ziel und Zweck der
öffentlichen Bauſparkaſſen‟. Die Verſammlung war auch von Nichtmit=
gliedern
, die ſich über das Thema Aufſchluß verſchaffen wollten, gut
beſucht.
v. Bad=Nauheim, 8. März. Auszeichnung. Der Leiter des
hieſigen Mediziniſch=Balneologiſchen Univerſitätsinſtituts, Prof. Dr.
Weber, wurde zum Mitglied der Leopoldiniſchen Akademie in Halle
ernannt. Es handelt ſich um eine der älteſten deutſchen Reichsakademien,
deren Gründung auf die Zeit der Habsburger Kaiſer zurückgeht. Die
Deutſche Geſellſchaft für Kreislaufforſchung, die ver=
gangenes
Jahr hier tagte, hält die dritte Tagung für Kreislaufforſchung
in Dresden ab. Das theoretiſche Hauptreferat wird von Prof. Dr. K.
Bürker (Gießen) erſtattet, während das kliniſche Hauptreferat von
Prof. Lindhard (Kopenhagen) gehalten wird.

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[ ][  ][ ]

Von links nach rechts: Stratwurf vor dem Berliner Tor. Chuchra hält einen ſcharfen Schuß. Das 3. Tor für Berlin.

Rekordbeſuch im Stadion am

8000 ſehen einen ausgeglichenen Kampf.
* Die Spiele um den Handballpokal der Deutſchen Sport=
behörde
zählen neben den Meiſterſchaftsſpielen alljährlich zu den
Höhepunkten im Handballſport. Mit Recht. Die einzelnen
Landesverbände ſtellen dazu ihre beſten Spieler, um frei von
aller Jagd nach Punkten ein wirkliches Werbeſpiel für dieſen
immer mehr an Boden gewinnenden Ballſport vorzuführen.
Wiederholt ſahen wir hier Spiele um den D.S.B.=Pokal, ſtets
Demonſtrationen echten Sportes mit ſeltener Fairneß bei ſelbſt=
verſtändlichem
Kampfgeiſte. Zweimal weilten die Vertreter des
Brandenburgiſchen Verbandes in Darmſtadt, beide Male mußten
ſie als Unterlegene das Kampffeld verlaſſen. Das geſtrige Spiel in
der Zwiſchenrunde um den Pokal iſt zu ihren Gunſten ausge=
gangen
. 8:7 Tore lautet das Reſultat. Ein ſehr knappes E=
gebnis
. Ein Beweis, daß ſich eigentlich zwei ebenbürtige Gegner
gegenüberſtanden. Der ſiegbringende Treffer reſultiert dazu aus
einem nach Ablauf der regulären Spielzeit gegen den Süden ver=
hängten
Strafwurf, den Wolf ſcharf und präzis in die Maſchen
jagte.
Dieſer Sieg entſpricht nach unſerer Meinung nicht ganz den
gezeigten Leiſtungen, und das Publikum, das in Rekordzahl er=
ſchienen
war, ging verſtimmt nach Hauſe. Nicht weil etwa der
Schwächere unterlegen wäre, ſondern durch die Art, wie das ge=
ſchehen
konnte. Der Verantwortliche aber hörte beim Verlaſſen
des Platzes allerlei Zurufe, die wir an ſich nicht billigen können,
die aber verſtändlich waren.
War Brandenburg im Feldſpiel, in Ballabgabe, Stellungs=
ſpiel
und Täuſchungsvermögen etwas beſſer als die Süddeut=
ſchen
, ſo waren dieſe vor dem Tor umſo gefährlicher, nachdem
ſie ſich von einer Periode der Zaghaftigkeit in der erſten Halbzeit
erholt hatten und auch einmal den Gegner angingen.
Berlin
ſtellte dem leichteren Sturm des Südens allerdings eine ro=
buſtere
, ſchnelle und eingeſpielte Vorder=Mannſchaft entgegen,
ſpielte häufig auch mit 6 Stürmern, hatte aber auch ein ſtabiles
Schlußtrio, dabei Chuchra im Tor in beſtechender Form. Rettete
am vergangenen Sonntag Combi das Länderſpiel für Italien,
ſo heute Chuchra das Spiel für Berlin. Hätte er für den Süden
gewirkt, Berlin wäre hoch geſchlagen in die Metropole zurück=
gekehrt
. Auch die Variationen des Berliner Stürmerſpieles
waren viel reichhaltiger. Die Mannſchaft hatte 3 Glanz=
punkte
: Chuchra, der Torwächter, ein Meiſter ſeines
Faches, Gerloff, der Verteidiger und Kaundynia, der
Halblinke. Auch Wolf, der Mittelſtürmer Brandenburgs, über=
ragte
ſtark. Die übrigen Leute der Mannſchaft zeigten ſich reprä=
ſentativer
Berufung würdig, wenn ſie auch nicht die Glanzform
der Genannten erreichen konnten.
Nicht ganz ſo ausgeglichen war die

der beſſere, während Jäger gegenüber dem ſchnellen rechten
Flügel nicht immer zur Geltung kam. Im Sturm waren
Freund und Fuchs die beſten, während Feick nur ganz
ſelten ſeiner Bewachung ſich entziehen konnte. Bohl und
Huber waren die erſten, die ſich durchzuſetzen verſtanden; in
der 2. Hälfte ließen ſie in ihren Leiſtungen nach.
Das Spiel ging für den Süden in der erſten Halbzeit ver=
loren
, als die Hauptſtädter Frion kurz nacheinander dreimal das
Leder in die Maſchen jagten. Darunter einen vom Schiedsrichter
verhängten 13=Meter=Ball, der vom Publikum mit Recht als
unglaublich beanſtandet wurde. Zwei oder drei Bälle hätte
Frion trotzdem halten müſſen, wenn ſein Stellungsvermögen
beſſer und ſein Werfen nach dem Ball raſcher und geſchmeidiger
erfolgt wäre. Dann wäre trotz allem anderen ein Sieg des
Südens zuſtande gekommen. Als Bender ausfiel, hätte der
Verband als Erſatz nur Bordt oder Henß auftellen dürfen,
Frion aber war völlig fehl am Platze.
Der größte Verſager auf dem Spielfelde und die Quelle der
Unzufriedenheit der Tauſenden um das grüne Feld war der
weſtdeutſche Schiedsrichter, Herr J. Klubert=Hagen. Nicht
ganz zu Unrecht ſagte man, er ſei der
12. Mann der Berliner Mannſchaft.
Warum? Ueber zwei faire Meiſtermannſchaften, die gewiß
Handball zu ſpielen vermögen, waltete ein Schiedsrichter, der
einem ſolchen repräſentativen Kampf nicht gewachſen war, der
ſich ſehr ſonderbare Entſcheidungen leiſtete, und bald die eine
und bald die andere Partei benachteiligte, um ſofort danach wie=
der
großzügig Ueberſehen zu üben. So gab er Berlin zu Un=
recht
ein Tor, während er ein klares Tor des Südens nicht wer=
tete
. Daß der Verband für ſolche Werbeſpiele nur Pfeifenmän=
ner
von erſtem Rang und großer Erfahrung, mit Schnelligkeit raum des Südens, wo Reuter im letzten Augenblick klären kann.
und Nichtigkeit in der Regelauslegung ſchicken darf, darüber bes Man hat nach wenigen Spielmomenten den unbedingten Ein=
ſteht
wohl nur eine Meinung. Hier war ihm ein ſchwerer Miß=
wurde
und dann auch richtige Entſcheidungen des Schiedsrichters entwickelt ſich der Berliner Sturm, deſſen Stürmer dauernd die
mit Lärm und Mißfalln aufnahm. Wohl ſelten hatte ein Stellung wechſeln und ſo der gegneriſchen Deckung das Abdecken
kultur zu halten und insbeſondere zu einem den Leiſtungen ent=
ſprechenden
Ausgang zu führen. Herr Klubert aus Hagen war
ſeiner ſchweren Aufgabe nicht gewachſen. Der Süden hat am
3. November Weſtdeutſchland in der Vorrunde ausgeſchaltet, Der 1. Erfolg der Gäſte reſultiert dabei allerdings aus einem
ſollte dem weſtdeutſchen Unparteiiſchen ein weiterer Sieg des
Südens unſympathiſch geweſen ſein? Tauſende gaben dieſer
Meinung Ausdruck. Wir unterſtellen das nicht, können aber nicht
Benachteiligungen feſtzunggeln.

heranbrauſte und den Beginn des Meiſterſchaftskampfes anzeigte,
dabei durch ſeine kühnen und wendigen Figuren am blauen Him=
mel
immer wieder Erſtaunen bei den Erdgebundenen aus=
löſend
.
15.15 Uhr.
Diesmal wirklich der Herr über Sieg und Niederlage,
Schiedsrichter Klubert aus Hagen, betritt den Platz, von Bei=
fall
begrüßt, und pfeift zum Antreten und Spielbeginn an.
Brandenburg=Berlin, im weißen Dreß mit roten Querſtreifen
und gleichen Strümpfen, erſcheint und empfängt brauſenden
Beifall der Maſſen. Die Begeiſterung ſchwillt orkanartig an, als
dann die Süddeutſchen, traditionell in Rot=Weiß, anſpurten.
Dann das übliche Vorſpiel, Begrüßung, Platzwahl. Berlin hat
Anwurf und muß gegen die Sonne ſpielen.
In etwas veränderter Aufſtellung ſtehen die Mannſchaften:
Brandenburg:
Chuchra
Gerloff
Klein
Schönwieſe Schmidt
Teege
Wichert
Wolff Kaundynia
Buſſe
Bartel

Freund Feick
Fuchs
Huber
Gebhardt
Jäger
Delp
Reuter Denzer

Bohl

Süddeutſchland:

Frion

Der Spielverlauf.

Der Anmarſch.

eif der Südenſchen.

Trion im Tor ließ manchen Wunſch offen. Denzer und
Reuter brauchten verhältnismäßig lange, bis ſie zu einer
guten Leiſtung aufliefen; in der 2. Hälfte befriedigten ſie voll=
kommen
. Auch Gebhard war erſt in der 2. Hälfte von ge=
wohnter
Klaſſe, wie auch ſeine maugelnde Reichweite mauch=
mal
nachteilig ſich auswirkte. Von den Außenläufern war Delp

In der Nacht zum Sonntag waren die Berliner Gäſte, herz=
lich
begrüßt, in Darmſtadt eingetroffen. Der Sonntag morgen
brachte eine Seltenheit dichten Bodennebel, dem verſchie=
dene
, für den Vormittag angeſetzte Spiele zum Opfer fielen. Bald
aber klarte es auf, und gegen mittag ſchon ſetzte der Anmarſch der
Zuſchauer nach dem Stadion ein. Ab 1 Uhr ſtellte die Heag auf
den nach dem Böllenfalltor laufenden Linien Sonderwagen ein,
die vollgepfropft die erwartungsfreudigen Zuſchauer nach dem
Steinberg brachten. Der Zuſtrom von außerhalb war erfreu=
lich
groß, und ſchon lange vor Spielbeginn war das weite Rund
des Stadions des Sp V. 98 gedrängt voll Menſchen, die durch
das flotte Spiel (14:4) der erſten Jugendmannſchaft des Platz=
beſitzers
und des Sp.V. Wiesbaden in Stimmung kamen, wohlig
angewärmt durch die herrliche Märzſonne.
Es mögen an die 8000 Zuſchauer geweſen ſein, als kurz
nach 3 Uhr der Rote Teufel der Akademiſchen Fliegergruppe

Brandenburg hat Anſtoß und kommt ſofort in den Straf=
druck
, daß die Gäſteelf glänzend aufeinander eingeſpielt iſt und
griff unterlaufen. Was Wunder, daß das Publikum unruhig ſich reſtlos in allen Reihen verſteht. In zügiger Kombination
Schiedsrichter ſo die Möglichkeit, das Spiel auf hoher Spiel= ungeheuer erſchweren. Dagegen klappt es bei den Süddeutſchen
zuerſt gar nicht: kaum ein Ball wird hier einwandfrei gefangen,
jeder einzelne ſcheint nervös und unſicher. So kann es denn
auch nicht Wunder nehmen, daß Berlin zuerſt in Führung geht.
13=Meter=Wurf, von Kaundynig unhaltbar in die Ecke pla=
eiert
; die Berechtigung dieſer harten Schiedsrichtermaßnahme
war in den Zuſchauerrängen überhaupt nicht zu erkennen. Aus
umhin, ſeine bedenklichen und eigenartigen Entſcheidungen und einer Mitteilung des Schiedsrichters nach dem Spiel war zu
entnehmen, daß des Südens Verteidiger Denzer in den
Schußkreis hineingelaufen ſein ſoll. ()) Die Mann=
ſchaft
der Süddeutſchen iſt ſichtlich ſtark deprimiert, deckt unauf=
merkſam
und läßt gerade den gefährlichſten Berliner Stürmer
Kaundynia immer wieder durchbrechen. Dieſer erzielt denn
auch bald in tadelloſem Alleingang das 2. Tor für Berlin.
Immer noch hat der Süden ſich nicht gefunden, ſo daß man ein=
heitliche
Leiſtungen nicht zu ſehen bekommt. Trotzdem kommen
des Südens Stürmer mehrfach zu gefährlichen Torwürfen, ohne
jedoch dabei den mit blendender Abwehrtechnik arbeitenden Ber=
liner
Torwächter Chuchra ſchlagen zu können. Dagegen ſcheint
der Spielverlauf langſam für den Süden kataſtrophal zu werden,
als Kaundynia vollſtändig frei zum 3. Mal erfolgreich iſt
und dann auch Wolf ganz flach einen Strafwurf zum 4. Tref=
fer
ausnützt. 4:0 das Spiel glaubt man verloren, hoffnungs=
los
verloren. Da kommt auch ſchon der umſchwung. Bohl,
des Südens Rechtsaußen, erhält eine weite Vorlage, ein kurzer
Lauf und Chuchra muß zum 1. Male den Ball aus dem Tor
herausholen. Die Mannſchaft des Südens beſinnt ſich endlich.
Die Berliner Deckung, in der der Verteidiger Gerloff ein ganz

Brandenburg=Berlin Süddeutſchland 8:7 (5:3)
aft der Handballſaiſon. Spannendes und ſchnelles Spiel bis zun
ragiſchen Schluß.
Ein unglücklicher Schiedsrichker.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Montag, den 10. März 1930

Nummer 69

großes Spiel liefert und insbeſondere Feick auf das Beſte be=
wacht
, hat ſchwere Arbeit zu verrichten. Unter der Anfeue=
rung
des Publikums gehen des Südens Stürmer immer
mehr aus ſich heraus. Nach Kombination des Innenſturmes
holt Huber durch unhaltbaren Wurf ein weiteres Tor für den
Süden auf. In der nächſten Minute heißt es dann ſchon 4:3, als
Fuchs einen Weitwurf hoch in die äußerſte Ecke einſchießt. Doch
Berlin holt noch vor Halbzeit durch Strafwurf von Wolf den
5. Treffer heraus, ſo daß man mit
5:3 die Seiten wechſell.
Berlin hatte den Vorſprung redlich verdient, wenn auch nicht
zu verkennen war, daß der Leiter des Spieles mehrfach durch Freude, ſein weitmaſchiges Spiel zu beobachten, wohinter dann
ſeine Entſcheidungen den Süden ſtark benachteiligte. Immerhin
war die Tordifferenz ſo ſtark reduziert, daß der Süden noch
nicht endgültig geſchlagen war.
Die 2. Hälfte geſtaltet ſich dramatiſch. Der Süden arbeitet
mit Hochdruck. Es ſetzt eine Periode ein, in der das Spiel des
Südens faſt reſtlos befriedigt. Reuter und Denzer, des Südens
Verteidigung, werden beſſer, auch Gebhard, deſſen Zuſpiel in
der 1. Hälfte nicht befriedigen konnte, kommt beſſer in Fahrt.
Syſtem dieſes Flügels ſich nicht in die Spielweiſe der übrigen
ganz einfügen kann. Der Süden erzielt in wenigen Minuten durch
zwei Prachttore von Fuchs und Freund den Ausgleich.
Aber wieder geht Berlin in Führung, und zwar durch
Wichart, der nach glänzender Täuſchung des Torwächters in
aller Gemütsruhe einſendet. Aber auch damit iſt das Spiel nicht
entſchieden. Delp ſpielt ſich allein durch und da er nicht an=
gegriffen
wird, glückt ihm als Läufer zum 2. Male der
Ausgleich für Süddeutſchland.
Die Schlußminuken kommen.
Nochmals entbrennt der Kampf auf das heftigſte. Die Mann=
ſchaften
haben Mühe, das Tempo durchzuhalten. Nur unter Auf=
wand
aller Energie gelingt es den Stürmern ſich durchzuſetzen.
Die Berliner Hintermannſchaft erweiſt ſich als kaum überwind=
bar
. Kaundynia reißt ſeinen Sturm nochmals nach vorne.
er kommt ſelbſt zum Schuß. Das Spiel ſteht 7:6. Aber auch
jetzt gibt ſich der Süden noch nicht geſchlagen. Chuchra wehrt
aber immer und immer wieder in glänzenden Paraden
ab, bis auch er vor einem Strafwurf von Freund kapitulieren
muß. In der 59. Minute hat der Süden wiederum, alſo zum
3. Male den Ausgleich errungen. Die Uhr zeigt ſchon das
Ende der Spielzeit, eine Verlängerung des Spieles ſcheint un=
vermeidlich
. Die Linienrichter machen den Spielleiter auf das
Ende der Spielzeit aufmerkſam, doch aus unbekannten Gründen
läßt dieſer weiterſpielen. So fällt denn 1 Minute nach Be=
endigung
der regulären Spielzeit durch Strafwurf von Wolf
der für Berlin ſiegbringende Treffer ein gigantiſcher Kampf
war zu Ende.
Die Berliner Mannſchaft war nach dem Spiel doch er=
ſchöpft
. Chuchra atmete erleichtert auf. Nach ſeiner Meinung
war Feick eine Wurfkanone, aber ſeine Bälle waren nicht
placiert genug geſchoſſen. Er habe raffinierte‟ Bälle von rechts=
und linksaußen vermißt. Bei einigen Toren ſei ihm der ſchlechte‟
Boden vor den Toren aufgefallen, weshalb der Ball über ihn
hinweggeſprungen ſei. (Das iſt hier auch anderen ausgezeichneten
Torhütern ſchon ſo gegangen.) Teege war allein zur Bewachung
von Feick umgeſtellt worden, wie Berlin überhaupt den linken
Südflüigel ſehr aufmerkſam beobachtet habe. Das Publikum hat
allerdings den Berlinern durch die Zwiſchenrufe häufig nicht ge=
fallen
und ſie irritiert. In Berlin werde man ſich freuen, mein=
ten
mehrere Berliner, einmal gegen eine ſo ſchnelle Süd= Mann=
ſchaft
ſpielen zu können.

Der Süden hat verloren. Sportler müſſen verſtehen, guch
Niederlagen ehrenvoll hinzunehmen, wenn der Gegner wirklich
beſſer war. Der Spielverlauf zeigt noch einmal, wie ungemein
raſch und ſpannend der Kampf, wie Berlin zunächſt drei Tore
vorlegt, wie der Süden aufholt, wie das Spiel gleichſteht, wie
ausgeglichen wird, wie der Vorteil des Südſturmes durch die
reguläre Spielzeit um war, ſtand das Spiel 7:7 und der Schieds=
den
beiden Parteien die Chance geben, noch einen überzeugenden wachte, die Beſſunger Elf wieder auf und konnte ein 8:5
Sieg herauszuholen. Er tat das nicht. Wir verſtehen die Ent=
täuſchung
der das Stadion verlaſſenden Zuſchauermaſſen und
glauben, daß die anweſenden Vertreter der Sportbehörde die 5:3.
richtigen Folgerungen ziehen werden.

Mitteldeutſchland ſiegt in Leipzig.

Das zweite Zwiſchenrundenſpiel um den Handball=Pokal
der Deutſchen Sportbehörde wurde in Leipzig zwiſchen Mittel=
deutſchland
und Norddeutſchland ausgetragen,
Nach durchweg beſſeren Leiſtungen blieben die favoriſierten
Mitteldeutſchen, die den Pokal verteidigen, verdient mit 5:3 (3:2)
beſſeren Leiſtungen.

D. S. B.=Pokal=Zwiſchenrunde.
In Darmſtadt: Süddeutſchland Brandenburg . 7:8 (3:5).
In Leipzig: Mitteldeutſchland Norddeutſchland . 5:3 (3:2).
Süddeutſchland.

handbal in der Deulſchen Luverſchaf.
Um den Aufſtieg zur Kreisklaſſe.
Bickenbach Obernburg 9:2 (4:0).
überraſcht iſt, ſo wurde in eingeweihten Kreiſen doch mit einem
Sandplatz, der durch ſeine großen Ausmaße noch dazu ſchon an=
deren
Mannſchaften zum Verhängnis geworden iſt. Bickenbach
war aber auch ſeinem Gegner glatt überlegen, und es war eine
ein kräſtiger Torſchuß folgt. Für Bickenbacher Verhältniſſe 3
hatte ſich die anſehnliche Zuſchauerzahl von 800 Köpfen eingefun=
den
, die ein anſtändiges Spiel ſahen. Gleich zu Beginn griff
Bickenbach ſtark an und drängte die Gäſte in ihre Hälfte, doch
dauerte es 10 Minuten, bis der erſte Trefſer fiel. Dann kam
blieb ſein Sturm förmlich ſtecken. Es folgten auf weite Vorlageu Gelände die Heim=Mannſchaft F.9. Pirmaſens mit nicht
ſchnelle Angriffe der Bickenbacher, ſo daß die drei weiteren Tore
Nur die rechte Sturmſeite läßt manchen Wunſch offen, da das fallen mußten. Nach der Pauſe hatte man von den Gäſten nicht weniger als drei Punkte Vorſprung vor Fürth und Bayern
mehr die Angriffsluſt erwartet, die ſie tatſächlich zeigten und
ander holten die Gäſte zwei Tore auf, doch waren damit die
Kräfte verpufft, und Bickenbach nahm bis zum Schluß das Heft
feſt in die Hand. Es fielen 5 Tore, wovon zwei mindeſtens zu
halten waren. Eifer war auf beiden Seiten, jedoch die ſpiele=
lichen
iſt es durch einen Vergleich der Mannſchaften. Mittelläufer
Bickenbachs überragend, ſein Sturm ſtand geſtaffelt und hielt
Platz, geſchoſſen wurde aus allen Lagen. Obernburgs Sturm
kam bis zur Verteidigung, und als er dort angegriffen wurde,
machte faſt jeder Spieler kehrt, ſo daß er mit dem Rücken zum
Tore den Ball vor ſich ſpielte und hinter ſich einen Bickenbacher
um den Aufſtieg zur Kreisklaſſe nicht kämpfen.
Freundſchaftsſpiele im Main=Rhein=Gau.
(1:1), Jgd. 16:0; Büttelborn 1. Walldorf 1. 1:6 (0.3);
Arheilgen 1. Groß=Umſtadt 1. 5:3 (2:1); Gries=
heim
1. König 1. 4:3 (2:2); Beſſungen 1. Aſchaf=
fenburg
=Damm 1. 8:5; Jgd. Griesheim Jgd, 5:3: Gr.=
Gerau 1 Tv. 46 Weiſenau 1. 5:3 (3:0); Jgd.= Mannſchaf=
ten
6:0: Tgſ. Darmſtadt 1. Groß=Zimmern 1. 2:6
(2:2): 2. Mannſch. 13:2: Seeheim 1. Roßdorf 1. 12:3;
Jgd=Mannſch. 1:0; Hähnlein 1. Tgde. 1846 Darm=
ſtadt
1. 5:5 (2:2); Reichsbahn 1. Auerbach 1. 11:5:
Pfungſtadt Jgd. Auerbach Jgd. 4:4 (2:2): Erfel=
den
1. Wallerſtädten 1. 0:2 (02); Erfeldon 2.
Hahn 1. 0:4 (0:0); Guſtavsburg 1. Wolfskehlen 1.
8:7; 2. Mannſch. 1:4: Jgd=Mannſch. 1:4: Tv. Lorſch 1. DJ9.
Lorſch 1. 4:2 (2:2): 2. Mannſch. 5:1 (2:1).
Tgſ. 1875 DarmſtadtTv. Gr.=Zimmern (Gaumeiſter) 2:6 (2:2).
Nach langer Pauſe traten geſtern die beiden Mannſchaften
der Tgſ. 1875 erſtmalig wieder auf den Plan. Als Gegner war
der Odenwaldgaumeiſter von Gr.=Zimmern verpflichtet. Die
Ruhepauſe machte ſich bei den 1875ern ſtark bemerkbar, ebenſo
die Neueinſtellung jüngerer Spieler, die immer eifrig am Ball,
aber das Spiel durch noch allzu große Nervoſität beeinträchtig=
ten
. Die Stürmerreihe kombinierte allzu ſehr im Strafraum
oder wollte ſich mit Alleingängen durchſetzen. Die Schwäch=n
des Platzbeſitzers wurden vom Gegner ausgenützt, und ſo konnte
Gr.=Zimmern das Spiel 6:2 (2:2) gewinnen.
Einen großen Erfolg erzielte die zweite Maunſchaft der
1875er. Sie zeigte in Spielauffaſſung und Balltechnik Hervor=
ragendes
und gewann 13:2 (4:1).
Tgde. BeſſungenT.V. Aſchaffenburg a. M. (Sonderklaffe)
8:5 (5:3).
Beſſungens Ruhepauſe hat ſich glänzend bewährt. Die
Mannſchaft zeigte ein ſchönes Spiel, das die zahlreichen Zu=
dann
Berlin ein Tor Vorſprung erzielt, das vom Süden prompt ſchauer immer im Banne hielt. Nach dem Anſtoß war Aſchaffen=
burg
, von der Sonne begünſtigt, etwas im Vorteil und erzielte
Leiſtungen des Schiedsrichters nicht ausgewertet werden kann, auch nach ſchöner Kombination das 1. Tor. Dann fand ſich
und die Zuſchauer in lebhafteſte Bewegung geraten. Als die Beſſungen zuſehends. Mit dem Halbzeitreſultat von 5:3 werden
die Seiten gewechfelt. In der zweiten Hälfte dachte man zuerſt,
richter konnte ſich durch Verlängerung einen guten Abgang und Aſchaffenburg wolle aufholen, aber es langte nur, zu 5:4. Nun
erzielen.
Die Jugendmannſchaft verlor gegen die gleiche Griesheims
Fauſtball: Beſſungen Damn 64:34.
Abgeſehen von dem Fehlen des Beusheimer und Worfelder
Ergebniſſes, brachte der Spielſonntag bei ſeinem ſehr reichhal=
tigen
Programm auch einige Ueberraſchungen. Sehr gut hielten
ſich durchweg die Meiſter= und A=Klaſſe. Dagegen konnte die
Kreisklaſſe nur mit ſchwachen Spielen aufwarten, wobei erſatz=
geſchwächte
Mannſchaften allerdings nicht den erwarteten Gegner
abgaben.
Reichsbahn 1.Auerbach 1. 11:5 (7:2).
Die Reichsbahn ſpielte wieder ein ausgeſprochenes Flügel=
Treffern ſiegreich. Bei Norddeutſchland war die Hintermaun= ſpiel, wodurch die 7 Tore der 1. Halbzeit zumeiſt herrührten.
ſchaft recht gut, dafür boten die Mitteldeutſchen im Angriff die Auerbachs Sturm iſt auch auf der Höhe, doch die beſtgemeinten
Angriffe und Schüſſe ſcheiterten an der ſehr guten Zerſtörungs=
arbeit
der Hintermannſchaft der Reichsbahn. Nach Halbzeit
flaut der Reichsbahn=Sturm etwas ab. Doch die Hintermann=
ſchaft
iſt auf der Höhe. Auerbachs Stärke liegt in dem äußerſt
ſchnellen Sturm. Schiedsrichter Kahn aus Worfelden hatte das
Spiel jederzeit in der Hand.
Sr. 29d. Darmſtadt- Fr. Tad. Diehenbach 12:1 (5:0)

Damenmeiſterſchaft von Main=Heſſen: SC. Wiesbaden
Wormatia Worms 2:1. Geſellſchaftsſpiele: Poſtſportv. Frank=
furt
Reichsbahn Wiesbaden 6:4. Polizei Butzbach Rot=
Weiß Frankfurt 5:5. Mainz 05 FSV. Frankfurt 2:4. Hakoah
Wiesbaden Polizei Wiesbaden 3:6. SV. Wiesbaden TSV.
Langen 7.7.
Berlin.

Deutſcher SV. Berliner
ſcher SC. 3:1. Berliner SC.

SV 92 4:9. BTSV. 50 Deut=
VfL. Brandenburg 8.7.

Diesmal revanchierte ſich Darmſtadt für ſeine Niederlage in
der Vorrunde. Die Elf ging mit Eifer ins Spiel und konnte
in dem erſten Minuten ſchon mit Erfolg einſenden. Bis Halbzeit
ſtand das Reſultat 5:0. Nach der Halbzeit fiel Dietzenbach ganz
ab und verlegte ſich lediglich auf die Verteidigung. Darmſtadt
lag dauernd im Angriff und konnte noch ſiebenmal erfolgreich
ſein. Dietzenbachs Aufſtellung war heute ſehr unglücklich.
Jugend Sprendlingen Jad. 6:0. Trotz 3 Mann Erſatz
konnte ſich Darmſtadts Jugend ſo ſicher behaupten.

Baltenverband.
Polizei Stettin Polizei Königsberg 3:5. Frauen: Komet
Stettin Asco Königsberg 0:4.
Mitteldeutſchland.
1. Zwiſchenrunde: 1. Vogtl. FC. Plauen Hohenſtein 6:2.
SV. 98 Halle SC. Weimar 9:3. Guts Muts Dresden BC.
Chemnitz 8:5.
Weſtdeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele: Tura Barmen Polizei Bielefeld 8:3.
Sportfreunde Siegen Alemannia Aachen 5:4.
Damen. Polizeiſportverein DarmſtadtEintracht Frankfurt.
Da die Damen der Eintracht am Samstag in Frankfurt und
am Sonntag in Stuttgart bei dem Hallenſportfeſt ſtarteten,
mußte das Spiel abgeſetzt werden.

Der Ringer=Länderkampf DeutſchlandDänemark in Aarhuſen am
Sonntag endete mit einem knappen 4. 3=Sieg der Dänen. Für Deutſch=
land
waren Brendel, Földeak und der Schwergewichtler Gehring er=
folgreich
. Dagegen wurden Ohl, Sperling, Kraemer und Müller
überraſchend beſiegt.
Die Norddeutſche Rugbymeiſterſehaft wurde am Sonntag in Han=
nover
zuiſchen Odin und Hannover 78 entſchieden. Odin ſiegte nach
hertem Spiel 5: 3 und nimmt in Gemeinſchaft mit dem vorjährigen
Meiſter Viktoria Hannover an den Kämpfen um die deutſche Meiſter=
ſchaft
teil.
Rugbymeiſter des Kreiſes Heidelbera wurde endgültig die Ruder=
Geſellſchaft Heidelberg, die auch im Wiederholungsſpiel den Heidelber=
ger
Nugbyklub mit 8i6 ſchlagen konnte.
Im Rugby=Länderkampf zu Swanſea trug Wales einen über=
raſchenden
17:/=Sieg über Irland davon.
Der Rad=Länderkampf DeutſchlandSchweiz am Samstag auf der
Baſeler Winterbahn endete im Geſamtergebnis 6:6. Die deutſchen
Farben wurden von Moellen und Dedering in den Dauerrennen und
von Trauden=Köln bei den Amateuren zum Siege getragen. In den
gliegerkonkurrenzen wurden alle Deutſchen geſchlagen.

die Taddeurſchent Fusdall=Enospiete.
Fürth geſchlagen. Einkracht hat 3 Punkke Vorſprung.
Der 9. März war bei den ſüddeutſchen Endſpielen wieder
Wenn man anfänglich über die Höhe des Ergebniſſes etwas reich an Ueberraſchungen mannigfacher Art. Nicht nur, daß ver=
ſchiedene
Niederlagen favoriſierter Mannſchaften unerwartet
ähnlichen Reſultat gerechnet. Die Bickenbacher kennen ihren kamen, auch die Höhe der Reſultate war in manchen Spielen eine
Ueberraſchung. Die Senſation des Sonntags kam in der
Runde der Meiſter
beim Spiel in Worms zuſtande. Hier unterlag der Deutſche
Meiſter Sp.Vg. Fürth dem ſtürmiſchen Draufgängertum der
Wormatia Worms durchaus verdient mit 2:1 (1:1) Treffern.
Worms ging ſchon bald durch Ziegler in Führung und drängte
faſt während des ganzen Spieles. Fürth konnte zwar kurz vor
der Pauſe durch Frank zum Ausgleich kommen, kurz vor Schluß
ſtellten aber die Heſſen durch Debuſi den verdienten Sieg ſicher.
Obernburg verſchiedentlich vor, doch noch vor dem Strafraum Eintracht Frankfurt ſchlug zur gleichen Zeit auf eigenem
weniger als 7:2 (4:0) Treffern. Die Frankfurter haben nun nicht
München. Es muß beim gegenwärtigen Stand der Dinge durch=
Bickenbach geriet dadurch etwas außer Faſſung. Kurz nach eill= aus als fraglich erſcheinen, ob die beiden bayeriſchen Meiſter dem
Mainmeiſter dieſen Vorſprung noch ganz abjagen können. Die
Wahrſcheinlichkeit, daß die Eintracht Frankfurt ſüddeutſcher
Meiſter wird, iſt nie größer geweſen. Bayern München
holte ſich durch einen 5:0 (3:0)=Sieg über den württembergiſchen
riſche Ueberlegenheit klar bei Bickenbach. Gut zu veranſchau= Meiſter V.f.B. Stuttgart zwei wertvolle Punkte, Verblüffeud
hoch fiel nach klaſſearmem Kampf der 7:1 (4:1)=Sieg des S.V.
Waldhof über den Freiburger F.C. aus.
In der
Troſtrunde Nordweſt
iſt ſcheinbar eine Art Vorentſcheidung gefallen. Phönix Lud=
Angreiſer ſtehen hatte, So unſchlüſſia und hilflos darf ein Sturm wigshafen ſicherte ſich wahrſcheinlich für längere Zeit die
Tabellenführung durch einen 2:1 (1:0)=Sieg über Neckarau,
während dem gefährlichſten Rivalen der Ludwigshafener, dem
F.S.V. Frankfurt durch eine überraſchende Niederlage von 2:3
Langen 1. Heppenheim 1. 5:3 (5:1), 2. Mſchft. 2:5 (1:2) gegen Sportfreunde Frankfurt auf eigenem Platz
zwei äußerſt wertwvolle Punkte verloren gingen. Die Frankfurter
werden große Anſtrengungen machen müſſen, wenn ſie Phönix
Ludwigshafen noch einholen wollen. Wiesbaden konnte in
einem hartnäckig geführten Kampf mit 1:0 an VfL. Neu=
Iſenburg Revanche für eine im Vorſpiel erlittene Niederlage
nehmen, FV. Saarbrücken ſchlug Rot=Weiß Frank=
furt
2:0 (1:0) ohne die in den letzten Spielen gezeigte ſchöne
Form zu erreichen.
In der
Troſtrunde Südoſt
mußte der 1. F.C. Nürnberg in Karlsruhe beim K. F.V.
einen Punkt laſſen. Der Club konnte nur ein 1:1 (1:1) er=
reichen
und iſt nun nicht mehr alleiniger Tabellenführer. Der
V.f.R. Heilbronn, der das Kunſtſtück fertig brachte, Fahn
Regensburg in Regensburg 2:0 (1:0) zu ſchlagen, hat den
Club nach Pluspunkten erreicht, weiſt allerdings vier Minus=
punkte
mehr auf. Dagegen liegt München 1860 nach ſeinem
bereits am Samstag ausgetragenen 3:0=Spiel gegen den A. S.V.
Nürnberg auch nach Verluſtpunkten nur noch um einen
Punkt hinter dem 1. F.C. Nürnberg zurück. Es kann hier alſo
immerhin noch ienen recht ſpannenden Endkampf geben. Sehr
zu beachten wird dabei auch der V.f.R. Heilbronn ſein, der zur
Zeit eine ſehr ſchöne Form aufweiſt. Die Schwaben kommen
zwar ſelbſt für den Abteilungsſieg kaum noch in Frage, aber ſie
können doch ein entſcheidendes Wort mitreden.

Nunde der Defteil.
Punkte:
Spiele: Tore:

Eintracht Frankfurt . .
Spielvereinigung Fürth
Bayern Münchem
F.K. Pirmaſens
S.V. Waldhof
Wormatia Worms

33:21
26:10
42:20
22:25
23:21
17:26

15:3
12:6
12:6
10:8
8:10
8:10

V.fB. Stuttgart. 24:33 5:13 F.C. Freiburg 9 20551 2:16 Troſtrunde Abteilung Nord=Weſt. Spiele: Tore: Punkte: Phönix Ludwigshafen 16:8 14:4 FSV. Frankfurt 15:9 10:6 SV. Wiesbaden 12:10 10:8 Sportfreunde Saarbrücken 15:17 10:8 Vf.L. Neckarau. 11:14 7:9 F V. Saarbrücken 15:15 7:11 V.f.L. Neu=Iſenburg 12:17 7:11 Not=Weiß Frankfurt 8:14 5:13 Troſtrunde Abteilung Süd=Oſt. Spiele: Tore: Punkte: 1. F.C. Nürnberg 33:11 15:3 VfR. Seilbronn 11 30:25 1577 1860 München 34:9 14:4 Karlsruher F.V. 21:15 10:8 ASV. Nürnberg 24:25 10:10 Jahn Regeusburg 9:21 4:12 Phönix Karlsruhe 14:32 4:12 Union Böckingen . 7:35 0:16 Wormatia Worms ſchlägt die S. Sp. Vg. Fürth 2:1 (1:1).

Noch weit ſenſationeller als das Torergebnis iſt das Ecken=
verhältnis
dieſes Spieles, das 9:2 zugunſten des Heſſenmeiſters
lautet und haargenau die Ueberlegenheit ausdrückt, die die
Heſſen in dieſem Kampf zeigten. Fürth kam komplett bis auf
Franz, der durch Fauſt nur ſchlecht erſetzt wurde. Worms mußte
noch immer auf ſeinen bewährten Sturmführer Philipp ver=
zichten
, und ſo war das Kräfteverhältnis, wieder ausgeglichen=
Die Entſcheidung in dieſem Spiel gab das ſtürmiſche Drauf=
gängertum
der Heſſen, gegen das der Deutſche Fußballmeiſter mit
all ſeiner Technik nicht aufkommen konnte. Worms hatte eine
klare Feldüberlegenheit, beſaß die weitaus größere Zahl von
Torchancen, und ſo war ſein Sieg durchaus verdient. Ziegler
und Debuſi ſchoſſen unter ſtürmiſchem Jubel der 10 000 Zu=
ſchauer
die Tore für Worms, während Fürth durch einen un=
haltbaren
Schuß ſeines Halblinken Frank zum Gegentor kam.
Vom Schiedsrichter Bachmann=Karlsruhe iſt zu ſagen, daß
er mit ſeinen Entſcheidungen durchweg etwas zu ſpät kam und
daß auch manche Entſcheidung recht zweifelhafter Natur war.
Die Fürther Mannſchaft ſcheiterte in dieſem Spiel wie bereits
eingangs geſagt an dem ſtürmiſchen Draufgängertum des
Gegners. Da half alle Technik und alle noch ſo ausgeklügelte
Taktik nichts. Die Bahern waren immer ſpäter am Ball als
der Gegner, und ſie hatten auch nicht entfernt den Tordrang,
der die Heſſen auszeichnete. Die beſten Leute des Deutſchen
Meiſters waren noch Leinberger, Linksaußen Kießling und der
Verteidiger Kraus. Hagen ſpielte etwas matt, Torwart und
Innenſturm waren reichlich unſicher. Frank kam nur ſelten zum
Schuß. Worms hatte einen guten Tag. Die Mannſchaft ſpielte
mit einer ſolchen Begeiſterung, daß ein ſchwacher Punkt kaum
erkenntlich wurde. Die beſten Kräfte, waren der Verteidiger
Cloſet, der Halblinke Gölz und der Linksaußen Debuſi, der das
Hauptverdienſt an beiden Treffern trug. Der ganze Sturm war
von einem unhaltbaren Drang zum Tor des Gegners beſeelt.

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Nummer 69

Nontag, den 10. März 1930

Seite 7

Eintracht Frankfurt ſchlägt die Pirmaſenſer 7:2 (4:0).
Auch in Frankfurt beſtätigte es ſich wieder, daß der F. R.
Pirmaſens eine ausgeſprochene Heim=Mannſchaft iſt. In
Frankfurt zeigten die Pfälzer zwar ein recht braves Spiel, dem
überlegenen Können der Eintracht=Elf waren ſie aber nie ge=
wachſen
. Aller Eifer und aller Elan konnte das Manko an
Technik und Taktik nicht wettmachen. So kam es zu einer
ſchlimmen 7:2 (4:0)=Abfuhr, die im Ausmaße etwas zu hoch,
dennoch aber verdient iſt. Die Gegentore für Pirmaſens erziel=
ten
Michel und Hergert, für die Eintracht waren Goldammer (2),
Ehmer (4) und Leis erfolgreich. Schmidt=Offenburg ging als
Schiedsrichter an.

SV. WaldhofFC. Freiburg 7:1 (4:1).

Noch ſelten traten wohl in einem Kampf um Süddeutſch=
lands
Fußballmeiſterſchaft ſolche klaſſearme Leiſtungen zutage,
wie ſie die beiden Parteien dieſes Spieles zeigten. War ſchon
Waldhof ſchwach, ſo traten die geringen Leiſtungen bei Freiburg
noch mehr in die Erſcheinung. Dafür war auch der auf beiden
Seiten eingeſtellte Erſatz keine ausreichende Entſchuldigung
Freiburg zeigte überhaupt keine Leiſtung, die einigermaßen über=
zeugt
hätte. Man war von der Mannſchaft ſtark enttäuſcht und
mußte die Frage aufwerfen, wie es denn überhaupt möglich
war, daß dieſe Mannſchaft in die Runde der Erſten kommen
konnte. Der bei Waldhof erſtmals wieder mitwirkende Bretzing
war noch nicht fit und gleichfalls ein Verſager. Nicht ganz
genügen konnte auch der Unparteiiſche Bremſer=Wiesbaden. Er
war zu Beginn wirklich ſchwach, ſpäterhin ging er noch einiger=
maßen
. Der Sieg Waldhofs ſtand bereits in der Pauſe mit
4:1 feſt. Die letzte Viertelſtunde brachte den Einheimiſchen noch
drei weitere Tore.

Sportverein WiesbadenV.f.L. Neu=Iſenburg 1:0 (0:0).
Das Wiesbadener Troſtrundenſpiel ſtand auf einem ſehr
niedrigen Niveau, da beide Mannſchaften nur zum Teil be=
friedigen
konnten und auch das Publikum blieb merklich kühl. Der
einzige Treffer fiel in der Mitte der zweiten Halbzeit.
Kritiſch iſt zu ſagen, daß in beiden Mannſchaften Tor=
hüter
und Verteidiger gleich gut waren. Die Läuferreihen gingen
beiderſeits noch an, alles andere aber war mäßig. Iſenburgs
beſter Mann war der Linksaußen Waider und bei Wiesbaden
gefiel am beſten der Mittelſtürmer Beſt. Das Eckballverhältnis
ſtand am Schluß 5:4 zugunſten der Wiesbadener.

Troſtrunde Südoſt.
In Karlsruhe: Karlsruher FV. 1. FC. Nürnberg 1:1 (1:1).
In München: München 1860 ASV. Nürnberg
3:0 (2:0),
In Regensburg: Jahn Regensb. VfR. Heilbronn 0:2 (0:2).
Geſellſchaftsſpiele.
Hanau 93 Mainz 05 4:1. Germania Bieber 1. FC.
Langen 7:0. Boruſſia Neunkirchen VfR. Mannheim 7:4.
FC. Villingen Stuttgarter Kickers 1:3. VfR. Pforzheim
FC. Pforzheim 2:5. Sp.Vgg. Gießen 1900 Offenbacher
Kickers 2:2.
Berlin.
Geſellſchaftsſpiel: Hertha/BSC. Sparta Prag 0:4. Ab=
teilung
B: Union Oberſchöneweide Wacker 04 3:4. Minerva
Preußen 6:3.
Norddeutſchland.
Um die Meiſterſchaft: Sp.Vg. 97 Hannover Polizei Ham=
burg
6:2. Hamburger Oberliga: Unitas St. Pauli Sport 4:5.
Südoſtdeutſchland.
Runde der Erſten: SC. 08 Breslau Preußen Zaborze 1:3.
Beuthen 09 Sportfr. Breslau 8:1. Viktoria Forſt FC. 98
Cottbus 3:1. Runde der Zweiten: Preußen Glogau Preußen
Schweidnitz 3:1. STC. Görlitz VfB. Liegnitz 1:1.
Baltenverband.
VfB. Stettin VfB. Königsberg verl. Schupo Danzig
Titania Stettin 2:1.
Weſtdeutſchland
Um die Meiſterſchaft: Schalke 04 Hüſten 09 4:1. Hom=
berger
SV. VfB. Bielefeld 4:1. VfL. Benrath Sport 03
Kaſſel 5:2.
Mitteldeutſchland.
1. Zwiſchenrunde um die Meiſterſchaft: Preußen Langen=
ſalza
SC. Apolda 0:1. Wäcker Nordhauſen Sp.Vg. Erfurt
0:1. SC. Dresden VfL. Bitterfeld 3:0. Fortuna Magdeburg
Rieſger SV. 5:2. Sturm Chemnitz Wacker Bernburg 3:1.
Meerane 07 VfB. Leipzig 0:1. Boruſſia Halle Sp.Vg.
Falkenſtein 3:1.
* Fußball im Kreis Skarkenburg.
Es wird ſpannend.

Phönix LudwigshafenVfL. Neckarau 2:1 (1:0).
Wie im Vorſpiele, ſo hatte Ludwigshafen auch im Rück=
ſpiele
die größte Mühe, gegen Neckarau zu einem Siege zu kom=
men
. Das Spiel verlief nicht ſehr ſpannend, dafür aber ſehr
hart, wofür in erſter Linie die Mannſchaft von Neckarau ver=
antwortlich
zu machen iſt. Ludwigshafens Tore fielen beide
durch Handelfmeter.
Karlsruher FV.1. FC. Nürnberg 1:1 (1:1).
Das war wieder, einmal ein Großkampftag in Karlsruhe.
15 000 Zuſchauer erlebten einen faſzinierenden, außerordentlich
harten, aber dennoch jederzeit ritterlichen und fairen Kampf.
Die einzige Trübung dieſer anderthalb Stunden lieferte der
Schiedsrichter Müller=Griesheim, der den KFV. in
einer unglaublichen Weiſe benachteiligte. Das Spiel ſelbſt war
eine unaufhörliche Folge, wechſelnder Angriffe, die mit un=
geheurer
Schnelligkeit beiderſeits vorgetragen wurden. Bei
Nürnberg war Kalb in Hochform, er war der beſte Läufer auf
dem Platze, von Fuchs und Weidmann vorbildlich unterſtützt.
Die Verteidigung ſpielte in der gewohnten überzeugenden Form,
Stuhlfauth hatte einige Male Glück. Der Sturm ſpielte ſehr
ſchön zuſammen, litt aber an Ueberkombination. Beim KFV.
waren die hinteren Reihen ausgezeichnet, vor allem war der
junge Torwart Stadler der Held des Tages. Der Sturm mit
ſeinen ungemein gefährlichen Steildurchlagen und ſeinem frap=
pant
ſchnellen Flügelwechſel war außerordentlich gefährlich,
jedenfalls gefährlicher als der Nürnbergs.
Jahn=RegensburgVfR. Heilbronn 0:2 (0:2).
Die Hoffnungen der Jahn=Elf, wenigſtens auf eigenem Ge=
lände
wieder einmal zu Punkten zu kommen, erfüllten ſich in
dieſem Treffen nicht. Die Gäſte ſtellten die durchweg beſſere und
bei weitem ſchnellere Elf. Sie waren den Regensburgern in
allen Reihen überlegen und erfochten mit 2:0 eigentlich einen
noch recht mäßigen Sieg. Bei Regensburg lieferte Jakob im
Tor eine überragende Partie, er allein bewahrte ſeine Mann=
ſchaft
vor einer höheren Niederlage. In der zweiten Hälfte
trugen die Jahnleute eine unſchöne Note in das Spiel. Sie
ſuchten die mangelnde Technik durch robuſte Kampfesweiſe aus=
zugleichen
, wobei die Heilbronner allerdings nichts ſchuldig
blieben. Der Unparteiiſche Ketterer=Hanau zeigte ſich in dieſen
Situationen ziemlich hilflos.
Hanau 93FSV. Mainz 05 4:1 (1:1).
Zu einem fairen und teilweiſe intereſſanten Spiel kam es
zwiſchen Hanau 93 und den Gäſten vom Rhein. Die erſte Halb=
zeit
verlief ausgeglichen, dagegen waren in der zweiten Halb=
zeit
die Platzherren überlegen. Beſonders der Sturm ent=
wickelte
eine außerordentliche Schußfreudigkeit, aber auch die
übrigen Reihen enttäuſchten nach der angenehmen Seite. Der
Sieg der Einheimiſchen war in dieſer Höhe verdient. Nachdem
Mainz, durch Engel in der 16. Minute in Führung gegangen
war, glich Dorn in der 25. Minute aus. Nach dem Wechſel war
es in der fünften Minute Schnorr, der einen wegen unfairen
Spiels verhängten Elfmeter zum zweiten Tor verwandelte, und
Krauſe konnte einige Minuten ſpäter den dritten Treffer an=
reihen
. Philippe ſtellte in der 30. Minute durch einen ſchönen
Schuß das Endergebnis feſt.
Schiedsrichter Kuhn=Aſchaffenburg war ein guter Leiter,

Der Norden ſchlägt Berlin 2:0 (1:0).

Bei herrlichem Frühlingswetter kamen am Sonntag 20000
Menſchen zum Volksparkſtadion in Altona, um die Mannſchaſ=
ten
von Norddeutſchland und Brandenburg im Endſpiel um den
Pokal des Deutſchen Fußball=Bundes zu ſehen. Norddeutſch=
land
ging gegen die erſatzgeſchwächte Berliner Mannſchaft als
Favorit in das 20. Bundespokal=Endſpiel. Der Spielverlauf
rechtfertigte dieſe Erwartungen. Norddeutſchland war die ein=
heitlichere
, weſentlich gefährlichere Mannſchaft, die ſchließlich
auch verdient 2:0 (1:0) gewann und damit den Pokal zum
ſechſtenmale für den Norddeutſchen Sportverband entführte.
Die beiden ſiegbringenden Treffer für den Norden erzielten die
HSV.=Stürmer Sommer und Horn. Sackenreuther=Nürnberg
bot als Schiedsrichter keine überzeugende Leiſtung.

Süddeutſchland.
Runde der Meiſter.
In Frankfurt: Eintracht Frankf. FK. Pirmaſens 7:2 (4:0).
7:1 (4:1).
In Waldhof: SV. Waldhof Freiburger FC.
In Worms: Wormatia Worms Sp. Vgg. Fürth 2:1 (1:1).
In München: Bayern München VfB. Stuttgart . 5:0 (3:0).

Troſtrunde Nordweſt.
In Frankfurt: FSV. Frankf. Sportfr. Saarbrück
In Wiesbaden: SV. Wiesbd. VfL. Neu=Fſenburg
In Ludwigsh.: Phönix Ludwigsh. VfL. Neckarau
In Saarbrück.: FV. Saarbrück. Rot=Weiß Frankſ=

2:3 (1:2)
1:0 (0:0)
2:1 (1:0)
2:0 (1:0).

FC. 03 Egelsbach Viktoria Urberach 1:1 (0:0).
Viktoria Griesheim Union Darmſtadt 1:6 (0:4).
Sportv. Mörfelden Germania 03 Pfungſtadt 1:1 (1:0).
Polizei Darmſtadt Fußballverein Sprendlingen 2:1 (1:0).
Wie berechtigt die Befürchtungen des Urberacher Spitzen=
reiters
für ſein Spiel in Egelsbach waren, hat der geſtrige Sonn=
tag
erwieſen. Ein Punkt blieb in Egelsbach hängen, mit 1:1
trennten ſich die Gegner. Damit iſt der Vorſprung Urberachs
vor Walldorf auf wieder nur zwei Punkte reduziert worden, die
im entſcheidenden Spiel in Walldorf flöten gehen können. Wall=
dorf
kann alſo wieder Punktgleichheit mit Urberach erzielen, hat
allerdings noch fünf, zum Teil ſehr ſchwere Spiele vor ſich.
Immerhin, die Lage iſt wieder ſpannend geworden. Egelsbach
nützt der eine Punkt nichts mehr, ſo ſehr er Urberach fehlen
bann. Auch am Tabellenende ſcheint ſichs zu klären. Griesheim
unterlag unerwartet hoch gegen Union Darmſtabt; dieſes 6:1
iſt die Ueberraſchung des Tages. Da auf der anderen Seite die
geſchwächten Pfungſtädter ſich in Mörfelden mit 1:1 einen wich=
tigen
Punkt holten und auch die Polizei gegen Sprendlingen
mit 2:1 gewann, ſo erſcheint es ausgeſchloſſen, daß Griesheim
noch eine der vor ihm liegenden Mannſchaften einholt.

Die Tabelle nach dem 9. März. Viktoria Urberach 16 74:31 Viktoria Walldorf 11 5 3 37:14 Sportverein Münſter 11 5 5e 53:33 Germania Oberroden 18 11 1 6 47:33 23 Sportvgg. 04 Arheilgen 10 3 8 34:34 23 Fußballv. Sprendlingen 51:41 R Sportverein Mörfelden 43:38 21 Union Darmſtadt 20 2 48:58 20 Germania 03 Pfungſtadt 20 36:40 18 Polizei Darmſtadt 18 36:36 17 Viktoria Griesheim 21 13 30:65 13 FC. 03 Egelsbach 21 14 34:67 11 Rot=Weiß Darmſtadt 20 3 15 25:78 Bikkoria Griesheim = 1. 5.C. Union 1:6 (0:4).

Das Rückſpiel konnte Union in überzeugender Manier ge=
winnen
. Aeußerſt flink war der Sturm, wendig die Läuferreihe
und auch die Verteidigung bot eine gleichmäßig gute Leiſtung
Das Spiel iſt zunächſt ausgeglichen, wenn auch die beſſere Tech=
nik
der Beſſunger hervorſticht. In der 15. Minute geht Union
durch den Halblinken in Führung und 1 Minute ſpäter erhöht
der Linksaußen auf 2:0. In der 25. Minute iſt es der Rechts=
außen
, der mit ſcharfem Schuß auf 3:0 erhöht und kurz vor Schluß
der Halbzeit iſt es der Halbrechte, der nach wunderbarer Kombi=
natior
den 4. Treffer erzielt. Nach dem Wechſel drückt Griesheim
mächtig auf Tempo, doch vorläufig iſt Unions Hintermannſchaft
nicht zu ſchlagen. In der 55. Minute wird ein Vorſtoß Unions
unfair geſtoppt, den Strafſtoß verwandelt der Mittelſtürmer mit
wuchtigem Schuß aus 40 Meter Entfernung. Ein in der 57.
Minute erzieltes Tor wird nicht gewertet. In der 72. Minute
kaun Griesheims Mittelſtürmer mit ſchönem Kopfſtoß das Ehren=
tor
erzielen. Auffallend iſt, daß Unions Sturm noch ſo oft auf
die Abſeitstaktik des Gegners hereinfällt. In der 86. Minute
kann Union noch einmal einſenden und das Endreſultat her=
ſtellen
. Entgegen den Befürchtungen verlief das Spiel anſtän=
dig
, hatte aber auch in Dötſch=Zeilsheim einen guten Leiter.
Sportverein 1898 (Jugend).
1. Jgd.1. Jgd. Groß=Gerau (hier) 7:0.
3. Jgd.1. Jgd. Eintracht (dort) 3:1.
5. Jgd.2. V.f.R. Rotweiß (hier) 0:0.
1. Schüler1. Schüler Dieburg (hier) 1:0.
2. Schüler2. Schüler Union (hier) 1:0.
Fr. Tad. Darmſtadt Wiesbaden=Dohheim 8:2 (4:2)
Obiges Reſultat bringt nicht die techniſche Ueberlegenheit der
Hieſigen richtig zum Ausdruck, denn der Gegner war ſchon bei
Spielbeginn unterlegen, konnte aber durch gute Einzlleiſtungen
bis Halbzeit das Spiel offenholten. Als nach Wiederbeginn die
Darmſtädter auch noch den in der erſten Halbzeit vermißten
Schußeifer wiederfanden, ſtand der Sieg der Hieſigen feſt. Die
zahlreich erſchienenen Zuſchauer waren über die teilmeiſe
wunderſchönen Tore begeiſtert, und dürfte die Fußballabteilung
der Fr. Tgde. Darmſtadt durch dieſes Spiel ſich neue Anhänger
erworben haben, zudem ſich beide Mannſchaften der größten
Fairneß befleißigten.
Auch der Gegner der erſten Mannſchaft Darmſtadts, die erſte
Elf Ober=Klingens, war der Technik des Gaſtgebers nicht
gewachſen und unterlag hoch mit 9:0 Toren, während die neu
zuſammengeſtellte zweite Elf der Hieſigen durch Verſagen des
Sturmes eine 2:0 Niederlage hinnehmen mußte.
Schon heute ſei auf den am kommendem Sonntag in Offen=
bach
mit der dortigen Fr. Turnerſchaft ſtattfindenden Mann=
ſchafts
=Rückkampf hingewieſen, an dem ſich beiderſeits je 5 Mann=
ſchaften
beteiligen. Anmeldungen zu der gemeinſamen Omnibus=
fahrt
bis Freitag abend erbeten. Fahrpreis billiger als per
Ciſenbahn.

Frankfurker Hallenſporkfeſt.
Hirſchſeld ſtellt zwei neue Weltrelorde auf.
Das zveite Frankfurter Hallenſportfeſt am Samstagabend
brachte nicht den Erfolg, den ſein Vorganger hatte. Zwar gab
es auch diesmal wieder eine ausgezeichnete Beſetzung, ſpännende
Kämpfe, ausgezeichnete Leiſtungen und eine ehrliche Begeiſterung
des 4000 Köpfe ſtarten Publikums, dieſem ideellen ſtand aber lei=
der
nicht der gewünſchte materielle Erfolg entgegen. Im Kugel=
ſtoßen
bot der ſtart gefeierte Weltrekordmann Hirſchfeld
gleich zwei Welthöchſtleiſtungen. Der Oſtpreuße ſchraubte ſeinen
eigenen Hallen=Weltrekord im beſtarmigen Stoßen von 15,47 Mtr.
auf 15,56 Meter. Mit Abſtand folgte ihm hier der Turner=
meiſter
Lignau (14,71 Meter) auf dem zweiten Platz. Im beid=
artſigen
Kugelſtotſen brachte es Hirſchſeld fogar zu einem
abſoluten Weltreiord, denn ſeine Leiſtung von 28,30 Meter
überbietet ſogar den im Freien aufgeſtellten bisherigen Welt=
rekord
Ralph Roſes (U. S.A.) von 28:00,2 Meter. Eine verhält=
nismäßig
leichte Beute war der Sprinterdreikampf für Jonath=
Hannoder. Mahlitz, der einzige gefährlichere Widerſacher für den
Hannoveraner, wurde von Jonath in allen drei Läufen auf den
zweiten Platz verwieſen. Im 60 Meter=Laufen für alte Heiren
ſah man die alte Garde der Frankfurter Eintracht über die Bahn
fegen. Alex Weider brachte das Rennen in der immerhin reſpek=
tablen
Zeit von 7,3 Sek. vor ſeinen ehemaligen Staffelkameraden
Reis und Angſtmann an ſich. Paul=Stuttgart ließ im 800 Meter=
Laufen den Mannheimer Lefebre hinter ſich, Engelhard ( Teu=
tonia
Berlin) hotte hier ſehr wenig zu beſtellen, er wurde mit
großem Abſtand nur Fünfter. Eine Enttäuſchung war auch Diel=
mann
(Hannover), der im 3000 Meter=Laufen von Helber 1.
(Stuttgart) und Görth (Poſt.=SV. Berlin) in den letzten Runden
vergeſſen wurde. Das 60 Meter=Laufen der Damen ſah Frl.
Dollinger (Nürnberg) vor der ſchlecht vom Start gekommenen
Frl. Haux (Eintracht Frankfurt) in Front. Beim 60 Meter=
Hürdenlauſen der Damen gab es einen klaren Sieg von Frl.
Becker (Berlin), das gleiche Rennen der Herren holte ſich Alt=
meiſter
Troßbach; allerdings fehlten hier Welſcher und Kurt
Weiß am Start. Befriedigende Leiſtungen ſah man auch in den
offenen Konkurrenzen. Der 800 Meter=Lauf, von Kaufmann=
FSV. Frankfurt vor Knöckel=SC. 80 Frankfurt gewonnen, war
ſogar eines der ſpannendſten Rennen des Tages.

Arheilgen-Polizei (Liga) 9:12.
Am geſtrigen Sonntag abſolvierte die Ligamannſchaft der
Polizei ihren letzten diesjährigen Verbandskampf in Arheilgen.
Als neuer Ligaverein im 2. Bezirk des 2. Kreiſes hat die Mann=
ſchaft
ſich den 3. Platz in der Tabelle mit 20:8 Punkten errungen.
Bei etwas mehr Glück könnte der Tabellenſtand ein noch weit
beſſerer ſein. Was den Rückkampf in Arheilgen betrifft, ſo
herrſchen dort ſehr ungünſtige Mattenverhältniſſe. Arheilgen
trat nur mit 6 Mann an. Von dieſen brachten noch 2 Mann
Uebergewicht, ſodaß von ſpannenden Kämpfen hier überhaupt
nicht mehr geſprochen werden kann. Die Punkte hatte die
Polizei im Feder= Leicht=, Schwermittel= und Schwergewicht,
während die Punkte im Bantam=, Welter= und Leichtmittel=
gewicht
in Arheilgen blieben.
AthletikSportverein 1891 Darmſtadt.
Am Sonntag, den 9. März, fand der erſte Kampf um die
Kreismeiſterſchaft zwiſchen Darmſtadt und Weiſenan
ſtatt. Weiſenau erſchien mit einer gut durchtrainierten Mann=
ſchaft
und konnte den Sieg mit 8:6 Punkten für ſich entſcheiden.
Die Kämpfe verliefen wie folgt:
Fliegengewicht: Ad. Götz (D.) gegen Leinenweber (W.) unent=
ſchieden
.
Bantamgewicht: G. Schnauber (D.) gegen Wagner (W.) un=
entſchieden
.
Federgewicht: Bauer (D.) gegen Eder (W.) unentſchieden.
Leichtgewicht: Scharf (D.) gegen Guttmann (W.). Sieger
Scharf. 3.15 Minuten.
Leichtmittelgewicht: Neidig (D.) gegen Mundſchenk (W.). Sieger
Mundſchenk. 8.35 Minuten.
Schwermittelgewicht: Kratz (D.) gegen Pirow (W.) unentſch.
Schwergewicht: Zulauf (D.) gegen Ditt (W.). Sieger Ditt.
8.30 Minuten.
Dies Reſultat wird hoffentlich für die Darmſtädter Mann=
ſchaft
eine Mahnung ſein, das Training eifriger zu beſuchen,
um bei dem nächſten Kampf am 23. März in Weinheim ein
anderes Reſultat zu erzielen.

Frankfurt a. M.
Montag, 10. März. 12.30: Schallplatten. o 16: Kurhaus
Bad Homburg: Konzert. Blankenburg: Einzug der Hellebardiere.
Fucik: Ouv. Marinarella‟. Gabriel=Marie: La Cinquantaine.
Verdi: Fantaſie aus Rigoletto‟ Jeſſel: Walzer aus
Schwärzwaldmädel‟ Myddleton: Des Negers Traum.
Moderne Tänze. o 18.05: Dr. Riezler: Ideen und Ziele des
deutſchen Werkbundes. o 18.35: Eduard Reinacher lieſt aus ſeinem
Roman Bohéme in Kuſtenz 19.05: Engliſch. O 19.30: Konzert.
Rathaus: Ouv. für großes Orch. Schumann: Konzert für
Violoncell und Orcheſter in A=moll. Bruckner: Neunte Sinfonie in
D=moll. In der Pauſe: Gedichte von Eichendorff. o 21: Im
Zigeunerlager. Mikrophon=Reportage. S 21.30: Oper auf Schall=
platten
: Der Barbier von Sevilla.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Montag, 10. März. 9: Landw. Rat König:
Der (genoſſenſchaftliche) Einkauf und Verkauf für Viehhalter. o 10:
Fr. Kanßler: Geſchichten aus märkiſchem Volkstum. o 12: Engliſch
für Schüler. o 14: Spaniſch. o 14.30: Kinderſtunde. o 15:
Margarete Vater: Das Problem der Berufswahl für das Mäd=
chen
. O 15.40: Paula Steiner: Die Sendung der Frau im deut=
ſchen
Oſten. o 16: Franzöſiſch. 16.30: Berlin: Konzert. o 17.30:
Das Klaviertrio der Wiener Klaſſiter. o 17.55: Dir. Weitſch:
Das Volkshochſchulheim. o 18.20: Prof. Dr. Dietrich: Beſinn=
liche
Viertelſtunde. O 18.40: Engliſch für Anfänger. O 19.05: Dr.
Hans Fr. Blunck lieſt eigene Novellen und Gedichte. 19.30:
Rittergutsbei Schlange=Schöningen: Frühjahrsbeſtellung im Notjahr
1930. O 20: Unterhaltungsmuſik. o 20.45: Aus den Archiven
der Berliner Staatsoper: Werke von Spontini und Weber. An=
ſchl
.: Zeit. Wetter. O Danach: Tanzmuſik.

Weiterbericht.
Mit dem Vorüberzug der Störungen im Norden erhält Deutſch=
land
maritime Luftzufuhr. Während im nördlichen Teil des Reiches
ſich auch nachts eine Milderung bemerkbar machte, gingen in Süd=
deutſchland
die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Es herrſchte
eine geſchloſſene Nebel= und Dunſtdecke. Barometerfall deutet darauf
hin, daß die mit ihrem Kern über dem nördlichen Teil der Britiſchen
Inſeln lagernde Störung weiter ſüdlich vorgreifen wird. Bei weſt=
lichen
Winden wird weiter feucht=milde Ozeanluft in unſer Gebiet vor=
dringen
. Es wird daher meiſt wolkiges, ſtellenweiſe auch nebliges Wet=
ter
herrſchen. Auch iſt das Auftreten einzelner Niederſchläge nicht
ausgeſchloſſen.
Ausſichten für Montag, den 10. März: Meiſt neblig und wolkig, mild,
zunehmende Niederſchlagsneigung.
Ausſichten für Dienstag, den 11. März: Unbeſtändiges Wetter, wieder
etwas kühlev.

Hauptſchriftteitung Rudo / Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuiſleion, Reſch und
Aueland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite‟
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willn Kuhle.
Druck und Verlag: C. C. Wit ich ämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernemmen.

Die heutige Nummer hat 8 Seiten

[ ][  ]

Seite 8

Montag, den 10. März 1930

Nummer 69

Heute letzter Tag!
Ein Joe May-Film der
Erich Pommer-Produktion:

Heute letzter Tag!

Heute letzter Tag!

Der größte Lustspiel-Erfolg des
Ungekrönten des Humors
Charlie Chaplin

Das neue Ufa-Lustspiel
Ihr dunkler

Nach der Novelle Karl und
Anna‟ von Leonhard Frank.
Die slte Sege 100 dem
Verschollenen, der bei
seiner unerwarteten
Rückkehr seine Frau in
den Armen seines
Freundes findet. erhält
hier eine menschlich
ergreifende Gestaltung
durch Lars Hanson,
Gustau Fröhlich,
Dita Parlo
Dazu der bunte und aktuelle
Filmteil mit dem Kultur-Film:
Sportliche Spiele in
Delphi
Beginn: Werktags 3½ Uhr

in einem seiner best
ustspiele
Ein Hundeleben
4 Akte des Lachens
Dazu der Terra-Großfilm:
Die Rache des Scheich
nach dem Roman L Occident v. Henry
Kistenmaekers. Interess.Bilder aus dem
marokkanischen Leben umrahmen die
leidenschaftliche Handlung.
Beginn: Werktags 3½ Uhr

Regie: Johannes Guter.
Der Film zeigt die merk-.
Mürdigen Begebenheiten
und Abenteuer, in die
eine junge Aristokratin
(urch Inre Annlichkelt
mit einer gerisSeNen
Hochsta 0ferI0 gefät.
Die beiden Rollen werden von
Lilian Harvey gespielt.
In weiteren Hauptrollen:
Willy Fritsch, Warwick Ward,
Harry Halm, Siegfried Arno.
Dazu der bunte u. aktuelle Filmteil
mit der Groteske in 2 Akten:
Ein Löwe Källt vom Himmel
und dem Kulturfilm: V.3990
Reisebitder aus Persien
Beginn: Werktags 3½ Uhr

Rieg,Toter Auler von Tron:
(4040
Schauspiel in 3 Akten von Fred A. Angermayer
V Erstaufführung in Darmstadt: Miktwoch, den 12. März im Orpheu m.

Großes Haus Antang 20 Uhr

Hessisches
Landestheater
Montag
10. März 1930

Kleines Haus

Sechstes Sinfoniekonzert
Preise 110 Mk.

Keine Vorstellung.

Hlavier-Irnold
Elisabetbenstr. 28

Kragen
werden auf neu
handgebügelt. Wen=
delſtadtſtr
. 34½, I.*so

Deutſche Friedensgeſellſchaft
Ortsgruppe Darmſtadt.
Mittwoch, den 12. März, 20 Uhr,

ſpricht i. d. Landesbauſchule, Neckarſtr. 3,

Herr Miniſterialrat a. D. Dr. Berger,
Sektionschef am Internationalen
Arbeitsamt in Genf, über:
Die inkern. Arbeitsorganifakion
und der Weltfriede.
Es wird ein kleiner Unkoſtenbeitrag
erhoben.

Freitag, 14. März,
abends 8 Uhr
pünktlich
Zur Feier des 25jähr.
Beſtehens unſeres
Bereinszimmers bei
Sitte (4456
Gemeinſames
Abendeſſen.
Anmeldungen bis
Donnerstag, 13. März,
bei Herrn Juwelier
N. Armbruſt, Ernſt= Lud=
wigsplatz
1, erbeten.
Sonntag, 16. März
Ausflug
in den Taunus.
Abfahrt nach Frank=
furta
M. 7 uhr2Min.

Giedener Pferde-
Markt-Lotterie
Ziehung 20. März
Gewinne i. W. v. zuſ.
7500 %0
Höchſigew. i. W. von
2000 T.4
1090 0
uſw. Loſe a 1 R./
ſind bei allen ſtaatl
Lotterie-Einnehmern
zu haben und bei
Buchacker, Gießen.
TIf. 32321

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werden tadellos neu bezogen

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Bekrefſ.: Zahlung der Beikräge
der freiwilligen und unſtändi=
gen
Mikglieder.
Die freiwilligen und unſtändigen Mit=
glieder
werden hiermit aufgefordert, die
Beiträge für Februar ſpäteſtens bis
15. März unter Vorlage der Quittungs=
karte
zu entrichten, andernfalls Mahn=
gebühr
erhoben und Zwangsbeitreibung
eingeleitet wird. Wir machen beſonders
darauf aufmerkſam, daß gemäß § 10
unſerer Satzung die Mitgliedſchaft er=
liſcht
, wenn zweimal nacheinander am
Zahltage die Beiträge nicht entrichtet
werden und ſeit dem erſten dieſer Tage
nindeſtens ein Monat vergangen iſt.
Bei der Einſendung bzw. Ueberwei=
ſung
der Beiträge durch die Poſt iſt das
Konto=Nummer, die Wohnung, ferner
Vor= und Zuname anzugeben. (3905
Darmſtadt, den 10. März 1930.
Der Vorſtand: Stork. Vorſitzender.

A
K

Todes=Anzeige.
Nach langem ſchweren Leiden iſt zu Friedrichs=
hütte
in Oberheſſen unſere liebe gute Mutter und
Großmutter
Frau Auguſte Römheld
geb. Thum
am 1. März in Gott ſanft entſchlafen und am
4. März beerdigt worden.
(4063
In tiefer Trauer:
Familie Dipl. Ing. C. Jäger
Heidenreichſtraße 39.

Statt beſonderer Anzeige.
Heute früh 7½ Uhr entſchlief ſanft meine ge=
liebte
Tante, die lebenslängliche treueſte Freundin
unſerer Familie
Graulein ouronhe Bigand
im 87. Lebensjahre, wohlverſehen mit den heiligen
Sterbeſakramenten.
Anni Wiegand
Freifrau Thereſe von Biegeleben
geb. Freiin von Eſebeck.
Darmſtadt, den 9. März 1930
Frankfurt a. M., Brüneburgweg 105.
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 11. 3.,
2½ Uhr, von der Kapelle des Friedhofs an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt, das heilige Seelen=
amt
am Mittwoch, den 12. 3., 8½ Uhr, in der
Liebfrauenkirche.
(4064

Heute verſchied ganz unerwartet infolge eines
Schlaganfalles mein innigſtgeliebter Mann, unſer
beſorgter guter Vater und Bruder
Guſtav Muhr
im 71. Lebensjahre.
Hetriette Muhr, geb. Strauß
und Kinder.
Ober=Ramſtadt, den 9. März 1930.
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 11. 3.,
mittags 12 Uhr, von Ober=Ramſtadt aus ſtatt.
11.30 Uhr iſt eine Trauerfeier in der Synagoge
in Ober=Ramſtadt.
(4065

Todes=Anzeige.
Hiermit die ſchmerzliche Nachricht, daß unſer
lieber Vater, Großvater und Schwiegervater
Herr Georg Reeg II.
heute morgen 4½ Uhr im Alter von 81 Jahren
ſanft in dem Herrn entſchlafen iſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Georg Reeg I.
Bürgermeiſter.
Ober=Kinzig, den 9. März 1930.
(4061
Die Beerdigung findet am Dienstag nachmittag
2 Uhr ſtatt.

Heute verſchied nach ſchwerem, mit großer
Geduld ertragenem Teiden, unſere unvergeß
liche, ſtets treu ſorgende Mutter. Schwieger=
mutter
, Großmutter, Urgroßmutter, Schweſter
und Tante
Frau Kath. Deckmann Ww.
im 81. Lebensjahre.
Familie A. Schwinn.
Familie H. Deckmann (Worms)
Familie Gg. Wegerich.
Familie L. Heldmann.
Darmſtadt, Alexanderſtr. 7, den 8. März 1930.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 11. März, nachm.
2½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.