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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 48
Montag, den 17. Februar 1930.
193. Jahrgang
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ſtädter und Natſonalbank.
Die Lage der Kirche in der Sowjekunion.
Erklärungen des Mekropoliken Sergius.
W. Moskau, 16. Februar.
Das Oberhaupt der griechiſch=orthodoxen Kirche Rußlands,
Metropolit Sergius, und die Mitglieder des Synods haben
Ver=
tretern der Sowjetpreſſe auf eine Anzahl Fragen über die Lage
der Kirche in der Sowjet=Union Antwort gegeben und die
Un=
terredung in einer gemeinſam unterzeichneten Niederſchrift
feſt=
gelegt. Sie erklärten nach einem Bericht der Telegraphenagentur
der Sowjet=Union u. a.: „In der Sowjet=Union gab es und gibt
es keine Religionsverfolgungen. Gemäß dem Dekret über die
Trennung von Kirche und Staat iſt jedes Glaubensbekenntnis
völlig frei und wird von keinem ſtaatlichen Organ verfolgt.
Manche Kirchen werden tatſächlich geſchloſſen, doch wird ihre
Schließung nicht auf Veranlaſſung der Behörde, ſondern auf
Wunſch der Bevölkerung und in manchen Fällen ſogar auf
Be=
ſchluß der Gläubigen vorgenommen. Die Atheiſten ſind in der
Sowjet=Union als Privatgeſellſchaft zuſammengeſchloſſen, und
deshalb iſt ihre Forderung auf Schließung von Kirchen für die
Regierungsorgane keineswegs bindend. Von der
Sowjetregie=
rung gegen Gläubige und Prieſter unternommene Repreſſalien
gelangten keineswegs wegen religiöſer Ueberzeugungen zur
An=
wendung, ſondern, wie anderen Bürgern gegenüber, wegen
ver=
ſchiedener regierungsfeindlicher Handlungen. Das Mißgeſchick der
Kirche beſteht nämlich darin, daß ſie in den vergangenen Zeiten,
wie allgemein bekannt, zu ſehr mit der monarchiſtiſchen
Ord=
nung verwachſen war. Die beſten Geiſter der Kirche, wie
bei=
ſpielsweiſe der Patriarch Tichon, haben dies erkannt und waren
beſtrebt, die geſchaffene Lage zu beſſern und empfahlen ihren
Anhängern, ſich dem Willen des Volkes nicht zu widerſetzen und
Der Sowjet=Regierung gegenüber lohal zu ſein. Gewiß
beun=
ruhigt uns die raſche Entwicklung des Atheismus. Wir
auf=
richtig Gläubigen ſind aber der feſten Zuverſicht, daß das gött=
Tiche Licht nicht ſchwinden kann, und daß es mit der Zeit in die
Herzen der Menſchen machwoll eindringen wird. Unſere Lage
als Prieſter wird in hinreichendem Maße durch die materielle
Unterſtützung unſerer Gläubigen geſichert. Das moraliſch einzig
Mögliche iſt für uns, daß nur unſere Gläubigen unſeren
Unter=
halt beſtreiten. Der Empfang materieller Unterſtützung von
An=
gehörigen anderer Konfeſſionen oder vom Ausland wäre für
uns demütigend und würde uns große moraliſche, und vielleicht
auch politiſche Verpflichtungen auferlegen und uns in unſerer
religiöſen Tätigkeit hemmen. Die gegenwärtige Lage der Kirche
unterſcheidet ſich erheblich von den früheren Zuſtänden. Infolge
der radikalen Aenderung der Wirtſchaft des Landes, die auf die
Ablöſung der alten Wirtſchaftsformen durch neue (
Kollektiviſie=
rung der Landwirtſchaft, Induſtrialiſierung des geſamten
Lan=
des) hinausläuft, verſchlechtert ſich die Lage der Kirche. Wir
geben jedoch nicht die Hoffnung auf.” Auf die Frage: „Wie
ſtellen Sie ſich zu der jüngſten Botſchaft des Papſtes” wurde
ge=
antwortet: „Wir halten es für nötig, darauf hinzuweiſen, daß
uns die jüngſte Botſchaft des Papſtes gegen die Sowjet=Macht
äußerſt befremdet. Der Papſt hält ſich für den „Vertreter Chriſti”
doch hat Chriſtus für die Unterdrückten und Entrechteten
gelit=
ten, während der Papſt durch ſeine Botſchaft ins Lager der
eng=
liſchen Großgrundbeſitzer und der franzöſiſch=italieniſchen
Geld=
ſäcke geraten iſt. Chriſtus hätte anders gehandelt. Es dünkt
uns, daß der Papſt in dieſem Falle den Weg alter Traditionen
der katholiſchen Kirche geht, ſeine Herde auf unſer Land hetzt
und ſomit den Scheiterhaufen zur Vorbereitung des Krieges
gegen die Völker der Sowjet=Union in Brand ſetzt. Dieſe Aktion
des Papſtes, deren wir Griechiſch=Orthodoxe keineswegs
bedür=
fen, halten wir für überflüſſig und unangebracht. Wir ſelbſt
ver=
mögen, unſere griechiſch=orthodore Kirche zu ſchützen. Der Papſt
hegt längſt den Wunſch, unſere Kirche zu katholiſieren, wie ſtets
ihre Stellung zum Katholzismus feſt blieb und ſich nimmer
durch irgendwelche Beziehungen zu ihm zu binden vermag.
Was die Rede des Erzbiſchofs von Cunterbury anbelangt,
ſo iſt ſie ebenfo mit der Unwahrheit, betreffend die angebliche
Verfolgung religiöſer Ueberzeugungen in der Sowjet=Union
be=
haftet, wie die Botſchaft des Papſtes. Werktätige in London
werten die Rede des Erzbiſchofs von Cunterbury als Aktion, die
„nach Oel riecht‟. Es dünkt uns, daß ſie ſo jedenfalls eine
Auf=
hetzung der Herde zu einer neuen Intervention darſtellt, unter
der Rußland ſo ſehr gelitten hat.
Kommzuniſtiſche Wühlereien in Griechenland.
EP. Athen, 16. Februar.
In das Kommuniſten=Komplott, das die Polizei dieſer Tage
aufgedeckt hat, ſollen auch Agitatoren aus Wien und Moskau
verwickelt ſein. Es handelt ſich bei dem Agitator aus Wien um
einen Deutſchen namens Ernſt Schober, der angibt, mehrere
öſter=
reichiſche Firmen zu vertreten. Er beſtreitet, an dem angeblichen
Komplott beteiligt zu ſein. — Beim Generalſekretär der
Kommu=
niſten ſollen ſeit langem geheime Beſprechungen ſtattgefunden
haben, in deren Verlauf die Pläne nicht nur für eine
Revo=
lution in Griechenland, ſondern auch auf dem ganzen Balkan
ausgearbeitet worden ſeien. Zahlreiche Dokumente, die die
Polizei beſchlagnahmte, ſollen den Beweis erbracht haben, daß
die kommuniſtiſche Propaganda im letzten Jahre 1½ Millionen
ausgegeben hat. — Die verhafteten Kommuniſten ſind des
Hoch=
verrats angeklagt worden. — In zahlreichen Städten des
Lan=
des ſind Teilſtreiks ausgebrochen, die jedoch bisher keinerlei
grö=
ßeres Ausmaß angenommen haben. Auch zu Ausſchreitungen iſt
es nicht gekonnnen
Unkerzeichnung eines Abkommens über das
Memel=
gebief.
EP. Paris, 16. Februar.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand, der engliſche
Bot=
ſchafter Lord Tyrrell, der italieniſche Botſchafter Graf Manzoni
und der litauiſche Geſandte in Paris, Klimas, haben geſtern im
Quai dOrſay im Namen ihrer Läuder ein Abkommen
unter=
zeichnet, das die Rückzahlung der Beſatzungs= und
Verwaltungs=
koſten der Alliierten im Memelgebiet regelt.
Vom Tage.
Die bei den kommuniſtiſchen Ausſchreitungen in den Opelwerken am
Mittwoch verhafteten Abgeordneten Müller=Frankfurt und
Sumpf ſind aus der Haft entlaſſen worden.
Die bekanntlich ſtets mit der Landwirtſchaftlichen Woche im Januar
verbunde Landesverſammlung des Heſſiſchen
Land=
bundes mußte in dieſem Jahr berſchoben werden. Sie wird
nun=
mehr am Samstag, den 8. März, in Frankfurt a. M.
abgehal=
ten. Im Mittelpunkt der Tagung ſteht ein Vortrag des Präſidenten
des Reichslandbundes, Reichsminiſters a. D. Schiele. Auch die
aktuel=
len heſſiſchen Fragen werden ausführlich zur Beratung kommen.
Ein ſchwerer Straßenbahnzuſammenſtoß ereignete
ſich am Sonntag abend auf der Strecke Hohenlimburg —Hagen.
Kurz vor einer Ausweiche fuhr der von Hohenlimburg kommende Wagen
auf den Hagener Wagen auf. Der Anprall war ſo heftig, daß beide
Motorwagen beſchädigt wurden. Ein Straßenbahnkontrolleur wurde ſo
ſchwer verletzt, daß er kurz nach ſeiner Einlieferung in das
Kranken=
haus ſtarb. Außerdem wurden drei Perſonen ſchwer
ver=
letzt. Leichtere Verletzungen durch Glasſplitter erlitten wier Perſonen.
Drei Sträflinge des Staatsgefängniſſes von Auburn, wo
im Dezember des letzten Jahres eine ſchwere Revolte ausgebrochen
war, wurden geſtern wegen Tötung eines Gefangenen anläßlich jener
Revolte zum Tode durch den Elektriſchen Stuhl verurteilt. Drei
weitere Gefangene wurden freigeſprochen.
Dem franzöſiſchen Flieger Coſtes gelang es, in Begleitung
ſeines Mechanikers Codos zwei von deutſchen Fliegern gehaltene
Welt=
rekorde zu verbeſſern, nämlich den Entfernungsweltrekord mit Nutzlaſt
von 1000 Kg. mit 3 317 Km. (bisheriger Rekord 2 315 Km. des Deutſchen
Steindorff), und den Dauer=Weltrekord mit 18 Stunden, 1 Min., 20 Sek.
(alter Rekord 14 Stunden, 23 Min., 45 Sek. des Deutſchen Fritz Horn).
Coſtes war außerordentlich durch Regen und den Miſtral behandert,
ſo daß es ihm nicht gelang, den Schnelligkeits=Weltrekord des Deutſchen
Steindorff mit 205 407 Km. zu ſchlagen. Er erreichte eine mittlere
Geſchwindigkeit von 204 220 Km.
Die ſeit Donnerstag abend infolge eines Schachteinſturzes in einem
Bergwerk bei St. Etienne in einer Tiefe von 160 Metern unter der
Erde eingeſchloſſenen Bergleute konnten geſtern morgen gegen 11 Uhr
glücklich gerettet werden. Sie hatten 66 Stunden in ihrem „Gefängnis”
verbracht und waren, wie man weiß, durch zwei Luftröhren mit
Lebens=
mitteln und Luft verſorgt worden.
Beginn der Zolfriedenskonferenz.
TU. Genf, 16. Februar.
Die deutſchen Vertreter für die am Montag beginnende
Internationale Zollfriedenskonferenz, die Reichsminiſter
Schmidt und Dr. Dietrich, Staatsſekretär Dr. Trendelenburg
und Dr. Hilferding, ſind am Samstag in Begleitung eines
großen Stabes von Hilfskräften und Sachverſtändigen in Genf
eingetroffen. Die Konferenz wird am Montag vormittag durch
den Präſidenten, den früheren däniſchen Außenminiſter Graf
Moltke, mit einer längeren programmatiſchen Rede eröffnet
wer=
den. Auf der Konferenz ſind insgeſamt 35 Staaten vertreten,
davon Braſilien, Chile, Kuba, Perſien, die Republik Domingo
und die Vereinigten Staaten von Amerika lediglich durch einen
Beobachter. An die Eröffnungsrede des Präſidenten wird ſich
eine längere allgemeine Ausſprache anknüpfen. Man erwartet,
daß die allgemeine Ausſprache der Regierungsvertreter zum
erſten Male den grundſätzlichen Standpunkt der einzelnen
Staa=
ten zu dem Gedanken eines europäiſchen Zollfriedens erkennen
laſſen wird. Die Generalausſprache wird die Schwierigkeiten
beleuchten, die heute noch einem europäiſchen Zollfrieden
ent=
gegenſtehen. Die Frage des Verhältniſſes der produktionsſtarken
zu den produktionsſchwächeren Staaten, die allgemeine Lage der
Landwirtſchaft, der Gedanke der internationalen
Induſtrie=
kartelle, die fiskaliſchen Zölle und eine Reihe anderer großer
wirtſchaftspolitiſcher Fragen werden aller Vorausſicht nach
be=
reits dabei aufgerollt werden. Man nimmt an, daß die
allge=
meine Ausſprache vorausſichtlich die ganze erſte Woche in
An=
ſpruch nehmen wird.
Tardieu leicht erkrankk.
EP. Paris, 16. Februar.
Der Geſundheitszuſtand des Miniſterpräſidenten Tardieu,
der, wie bereits gemeldet, leicht erkältet aus London zurückgekehrt
iſt und geſtern verſchiedene Beſprechungen, u. a. mit dem
Präſi=
denten der Republik, hatte, hat ſich ſo verſchlimmert, daß er ſich
geſtern nachmittag ins Bett legen mußte. Der Arzt hat ihm für
einige Tage völlige Ruhe verordnet. Infolgedeſſen wird der
für Montag angeſetzte Miniſterrat nicht ſtattfinden. Er iſt auf
Donnerstag verſchoben worden. Auch die geplante Reiſe
Tar=
dieus nach London am Mittwoch wird eine Verſchiebung erleiden.
— Der Arzt hat heute morgen ein Bulletin ausgegeben,
dem=
zufolge der Miniſterpräſident an Grippe, verſchärft durch eine
Kehlkopfentzündung, leidet.
EP. Paris, 16. Februar.
Miniſterpräſident Tardieu hatte geſtern trotz ſeiner leichten
Erkrankung verſchiedene Unterredungen mit ſeinen Miniſtern und
mit ſonſtigen politiſchen Perſönlichkeiten; vor allem unterhielt er
ſich eingehend mit dem Finanzminiſter Chéron, deſſen Stellung in
der Kammer in den letzten Tagen anläßlich der Beratung des
Einnahmen=Budgets etwas geſchwächt wurde. Die
Regierungs=
preſſe verkündet heute zwar, zwiſchen dem Miniſterpräſidenten
und ſeinem Finanzminiſter herrſche völlige Einigkeit über die
Ablehnung der von der Kammer verlangten
Steuerermäßigun=
gen und Ausgabenerhöhungen. In Wirklichkeit ſcheint es jedoch
ſo zu ſein, daß der Miniſterpräſident Tardieu vor allen Dingen
in der Frage der Penſionen der ehemaligen Frontkämpfer mit
der Finanzkommiſſion der Kammer eine Einigung ſucht und
die=
ſer Zugeſtändniſſe zu machen bereit iſt, die ſein Finanzminiſter
bisher energiſch abgelehnt hat. Miniſterpräſident Tardieu weiß
ſehr genau, daß es für die Rogierung äußerſt gefährlich werden
kann, in dieſer Frage, in der faſt die geſamte Kammer die
Finanz=
kommiſſion unterſtützt, ſich ſtarrköpfig zu zeigen. Er wird darum
ſicher der Finanzkommiſſion entgegenkommen, und
Finanzmini=
ſter Chéron wird von ſeinen angehäuften Milliarden einige
hun=
dert Millionen abgeben müſſen.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
v. M. Moskau, 13. Februar.
Trotz aller Ausreden und Bemäntelungsverſuche der
pol=
niſchen Linksoppoſition bedeutet die Verabſchiedung des
Haus=
halts im Seim, mit der erdrückenden Mehrheit von 300 gegen 50
Stimmen, einen nicht wegzudiſputierenden Erfolg des Kabinetts
Bartel. Seit der vorigen Budgetdebatte hat die Polniſche
Sozia=
liſtiſche Partei ein ganzes Jahr lang Bannſtrahl auf Bannſtrahl
gegen das Pilſudſkiſyſtem geſchleudert und ſich in den Spalten
ihrer Preſſe zu immer heftigeren Kampfparolen hinaufgeſchraubt.
Um ihren parlamentariſchen Einfluß zu erweitern, wurde unter
ihrer Führung der aus ſechs Fraktionen beſtehende
Linksblock Zentrolew gebildet und eine ſicher nicht
ungeſchickte Propaganda entfaltet. Dieſe Propaganda hatte
in=
ſoſern auch Erfolg, als man in weiteſten Kreiſen Polens und des
Auslandes an eine Verſteifung und Konſolidierung der
oppoſitio=
nellen Front glaubte. Am Ende dieſer „vielverſprechenden” Aktion
hat es ſich nun gezeigt, daß die Sozialiſten von der früheren
Stimmenthaltung zur geſtrigen glatten Annahme des Haushalts
„fortgeſchritten” ſind. Ob dieſe verblüffende Entwicklung der
ſchwankenden Haltung des Zentrums, der Furcht vor der
Ober=
ſtengruppe oder anderen hintergründigen Einflüſſen zuzuſchreiben
iſt, läßt ſich zur Stunde noch nicht überſehen. In den
Wandel=
gängen des Seim verbreitete ſich vor der entſcheidenden
Abſtim=
mung das Gerücht, daß Miniſterpräſident Bartel dem
Zen=
trolew mit ſeinem Rücktritt gedroht habe, wenn
er einer klaren Stellungnahme ausweiche und die Annahme des
Etats dem Regierungsblock allein überlaſſe. Die peinliche
Aus=
ſicht auf ein neues Oberſtenkabinett ſei der Mehrheit des
Links=
blocks ſo ſtark in die Glieder gefahren, daß ſie ſich zum „kleineren
Uebel”, d. h. alſo zur Unterſtützung der Bartelregierung,
ent=
ſchloſſen habe. Um den Umfall nicht allzu deutlich in Erſcheinung
treten zu laſſen, gab der Führer der Sozialiſten im Namen des
Blocks die ſophiſtiſche Erklärung ab, daß das Budget ja für den
Staat und nicht für die Regierung gemacht werde. Aus dieſem
Grunde vertrage es ſich durchaus mit der Haltung einer
pflicht=
bewußten Oppoſition, das Regierungsſyſtem zu bekämpfen, den
Haushalt jedoch anzunehmen. Der Redner machte ſich damit die
frühere Phraſeologie der Rechtsoppoſition zu eigen, die ſtets aus
patriotiſchen Gründen für den Etat zu ſtimmen pflegte. Im
Gegenſatz dazu und den vertauſchten Rollen entſprechend, hat ſich
die Rechtsoppoſition am Mittwoch ihrer Stimmen enthalten.
Zur grundſätzlichen, unverſöhnlichen Oppoſition bekannten ſich
nur ein Teil der Minderheiten und die Kommuniſten.
Allerdings hat der Seim zum Zwecke der
Demon=
ſtration je 25 Prozent von den
Dispoſitions=
fonds des Kriegs= und Außenminiſteriums
ge=
ſtrichen. Der von 8 auf 6 Millionen gekürzte Fundus des
Marſchalls Pilſudſki iſt trotzdem nicht kleiner als im vergangenen
Jahr, und faſt 37 Prozent des Geſamthaushalts
ſtehen militäriſchen Zwecken zur Verfügung. Der
Nadelſtich geht arſo nicht tief und dürfte Pilſudſki kaum aus der
Ruhe bringen. Die Haushaltsvorlage der Regierung ſah
ur=
ſprünglich 2943 Millionen Zloty an Einnahmen und 2934
Mil=
lionen an Ausgaben vor. Nach der Bearbeitung durch den
Aus=
ſchuß und den Abſtimmungen im Plenum ſtehen auf der
Ein=
nahmenſeite 3085 Millionen und auf der Ausgabenſeite 2947
Millionen Zloty. Die Differenz iſt nicht beträchtlich, und als
Schlußreſultat bleibt die nackte Tatſache beſtehen, daß der „
wider=
ſpenſtige‟ Seim das Finanzprogramm des Pilſudſkiregimes
ge=
billigt hat. Ob er es nun der Regierung oder dem Staat
be=
willigte, bleibt ſich ſchließlich gleich.
Auch der größte Optimiſt wird nicht behaupten, daß die
„Liquidation des Nach=Mai=Syſtems” reißende Fortſchritte macht.
UIm die eigene Schwäche und Unentſchloſſenheit ein wenig in den
Schatten zu rücken, nimmt die Oppoſitionspreſſe ſeit einigen
Mo=
naten die Kämpfe und Meinungsverſchiedenheiten innerhalb des
Regierungsblocks unter ein ſcharfes Vergrößerungsglas. Da der
Wunſch bekanntlich der Vater des Gedankens iſt, kann es nicht
ausbleiben, daß perſönliche Rivalitäten und Reibungen, wie ſie
ſich ſchließlich in jedem großen politiſchen Zweckverband
unein=
heitlicher Struktur ergeben, weit über ihre reale Bedeutung
hin=
aus aufgebauſcht werden. Das in der konſpirativen Atmoſphäre
Polens ganz beſonders üppig gedeihende politiſche Gerücht
trägt das Seinige dazu bei, um den angeblich unmittelbar
bevor=
ſtehenden Zerfall des Regierungsblocks mit den „
glaubwürdig=
ſten” Belegen auszuſtatten. Die Oppoſition entwickelt — teils in
gutem Glauben und teils zu parteipolitiſchen Propagandazwecken
— logiſche Schlußfolgerungen, wobei ſie augenſcheinlich vergißt,
daß auch die ſubtilſte Logik in die Irre führen muß, wenn ihre
Vorausſetzungen falſch ſind. Wie ſchon ihr Name beſagt, iſt die
parlamentariſche Repräſentation des herrſchenden Syſtems ein
„Parteiloſer Block zur Zuſammenarbeit mit
der Regierung”, wobei der Begriff Regierung ſinngemäß
durch den Namen Pilſudſki zu erſetzen iſt. Es handelt ſich
nicht um eine Koalition bereits vor dem Umſturz beſtehender
Fraktionen, ſondern um einen im Auftrage des Marſchalls
orga=
niſierten Zweckverband der aus den verſchiedenſten Lagern
kom=
menden Pilſudſki=Anhänger. Allerdings gehen die einzelnen
Ab=
geordneten des Blocks teils aus der alten Bartel=Gruppe und
zum weitaus größeren Teil aus ſpäter geſchaffenen Parteien
hervor, doch iſt die Abgrenzung nicht annähernd ſo deutlich, wie
in allen übrigen Parlamenten der Welt. So ſehr ſich etwa
dikta=
toriſch=oligarchiſche und demokratiſche Elemente voneinander
nuterſcheiden, ſo überwiegend ſtark und im Ernſtfall entſcheidend
ißt doch die gemeinſame Bindung an die Perſon des Marſchalls
Pikfudſki. Es gibt im Regierungsblock viele, die ſich
gegebenen=
falls gegen die herausfordernden Methoden der um den
Partei=
vorſtand geſcharten „Oberſtengruppe” auflehnen, doch keinen,
der dem Marſchall grundſätzlich die
Gefolg=
ſchaft verweigern würde. Die zweifellos ſehr heftigen
Meinungsverſchiedenheiten beziehen ſich auf das politiſche Tempo
oder Sie parlamentariſche Taktik, niemals jedoch auf das Pilſudſki=
Syſtem als ſolches. So heiß der Kampf der Geiſter
und Weltanſchauungen auch toben mag, iſt es
dogh völlig müßig, von einem nahe bevorſtehen=
Seite 2*
Montag, den 17. Februar 1930
Nummer 48
den Zerfall zu ſprechen, ſolange die
innerpoli=
tiſche Frageſtellung „Für oder gegen Pilſudſki”
lautet. Ja mehr noch: die militäriſche Diſziplin ſeiner
An=
hänger vorausgeſetzt, könnte man ſich zum Beiſpiel ganz gut
vor=
ſtellen, daß der Marſchall die Angriffe der Oberſtengruppe gegen
den Demokraten Bartel zuläßt, um dem gemäßigten Pilſudſkiſten
Bartel Freunde bei der gemäßigten Oppoſition zu werben. Ein
gegen Angriffe aus den eigenen Reihen ſcheinbar „
ſchutzbedürf=
tiges” Kabinett hat es zweifellos leichter, die Oppoſition zu
Kom=
promiſſen zu bewegen, als eine Regierung, hinter deren Taktik
man die geheimen Ziele und Machenſchaften der Oberſtengruppe
wittert.
Wie die letzte gegen die Seim=Oppoſition gerichtete
Reſolu=
tion des Regierungsblocks zeigt, hat der Parteiführer Oberſt
Slawek auch dann eine überwiegende Mehrheit hinter ſich, wenn
er allem Anſcheine nach ſtark von der Verſtändigungspolitik
Bar=
tels abweicht. Vermutlich auf Wunſch des Miniſterpräſidenten
wurde die am Samstag gefaßte Entſchließung, in der den
oppo=
ſitionellen Abgeordneten „eigenmächtiger Mißbrauch der
parla=
mentariſchen Privilegien” vorgeworfen, und dem ſozialiſtiſchen
Seim=Marſchall Daſzynſki ein Seitenhieb verſetzt wird, erſt am
Mittwoch abend veröffentlicht. Ihr Inhalt war der
regierungs=
feindlichen Preſſe jedoch ſchon vor den Budgetabſtimmungen
bekannt.
Der deutſche Geſandke in Belgrad ſchwer erkrankk.
EP. Belgrad, 16. Februar.
Der deutſche Geſandte in Belgrad, Hermann Köſter, iſt
plötz=
lich an einer eitrigen Blinddarmentzündung ſchwer erkrankt und
mußte ſich am Samstag in einem hieſigen Sanatorium einer
Opevation unterziehen, die der Belgrader Chirurg Koſtitſch
vor=
nahm. Obwohl die Operation zufriedenſtellend verlief, gibt der
Zuſtand des Geſandten zu Beſorgniſſen Anlaß. Am Sonntag
abend betrug die Temperatur 38,2. — Die ſchwere Erkrankung
des Geſandten wurde am Sonntag mittag anläßlich der
Eröff=
nung der Gemäldeausſtellung ſeiner Gattin, Frau Käthe Mahr=
Köſter, unter den zahlreich erſchienenen Diplomaten und
führen=
den Perſönlichkeiten des jugoſlawiſchen öffentlichen Lebens
be=
kannt. Die Nachricht von der plötzlichen Erkvankung des hier
ſehr populären Geſandten hat allgemeine Teilnahme
hervorge=
rufen.
Proviſoriſche Regelung des Sißes der B.J.3.
Baſel, 16. Februar.
Der in Baſel tagende Sonderausſchuß der B.J.3. beendigte
am Samstag ſeine Organiſationsbeſprechungen betr. den Sitz
der Bank in Baſel. Der Vertrag mit dem Grand Hotel Savoy=
Univers konnte abgeſchloſſen werden, doch hat die Vereinbarung
vorläufig nur proviſoriſchen Charakter, da erſt nach der
Kon=
ſtituierung der Bank dem Vertrag eine definitive Form gegeben
werden kann. — Die Delegierten haben am Samstag abend Baſel
wieder verlaſſen und ſind nach Paris bzw. Brüſſel zurückgekehrt.
Das Ende der ſpaniſchen Aalionalverſammlung.
EP. Madrid, 16. Februar.
Die Nationalverſammlung iſt aufgelöſt worden. Der König
hat geſtern das Auflöſungsdekret unterzeichnet. Wenige Stunden
ſpäter entfernten Handwerker die Inſchrift „
Nationalverſamm=
lung” am Gebäude der Diplomatenkammer und brachten dafür
die alte Bezeichnung „Kammer der Abgeordneten” wieder an.
Ausſtändige Arbeiter verſuchten geſtern die Studenten in
eine Ausſtandsbewegung mit hineinzuziehen. Sie zogen in den
Hof der Univerſität, wo es zu tumultartigen Zuſammenſtößen
kam.
Schwere Schäden durch die Erdſtöße
auf der Inſel Kreig.
EP. Athen, 16. Februar.
Die Erdſtöße auf der Inſel Kreta haben große Verwüſtungen
angerichtet. In etwa einem Dutzend Dörfer ſind zahlreiche
Häu=
ſer eingeſtürzt; in manchen Dörfern ſtehen nur noch Ruinen.
Be=
ſonders die Stadt Kandia iſt ſchwer heimgeſucht worden. Es
ereigneten ſich innerhalb der letzten 24 Stunden zwei neue
Erd=
ſtöße, die faſt die ganze Stadt in Trümmer legten. Die meiſten
Einwohner haben die Stadt verlaſſen, ſo daß nur einige Verletzte
gemeldet werden. Auf der ganzen Inſel herrſcht eine ungeheure
Erregung. Die Bewohner getrauen ſich nicht mehr in ihre Häuſer
und übernachten im Freien.
Theaker=Familien=Feſt in Frankfurk.
Es war ein glänzendes Feſt!
Die Frankfurter Bühnen luden auf 10 Uhr ins
Schauſpiel=
haus zu dem „Kabarett der Frankfurter
Nacht=
komiker” und ſahen ein ausverkauftes, feſtliches Haus.
Das „Kabarett” tat ſich diesmal als Zirkus auf:
Welt=
uraufführung des Zirkus Kronau! Als Direktor Matthieu
Pfeil mit ſeiner Suite ſeinen Einzug hielt, war die Stimmung
ſofort hergeſtellt. Kunſt und Politik, Theater und Stadt gaben
die Grundlage zu köſtlichen Zirkus=Parodien: in „nie gezeigter,
atemraubender Raubtier=Dreſſur” bändigte der Dompteur Hch.
Heilinger die Spielplan=Forderungen der Parteien! Der
„Dumme Auguſt” bot, ein heiteres, politiſches Sklarek=
Inter=
mezzo. Maſſarek und Coſta vom Neuen Theater trugen
einen literariſch geſtützten Boxkampf aus; die Sterne des
Opern=
hauſes ſangen als Glöcklein die „Glöcklein des Eremiten”
Entzückend die Pferdchen von Ilſe Peterſen und ihrem
leich=
ten Geſtüt!
Eine Stunde Pauſe mit Konzert, Blumen und Sekt!
Dann Frankfurter Momentbilder am laufenden
Band! Auf der Drehbühne folgten Schlag auf Schlag: die
ab=
geſetzten Kaiſer von der alten Mainbrücke, Sonny Boy, die
weib=
liche Konjunktur der Münzgaſſe, die Hofſänger (ausgezeichnet
Conſtance Menz), eine amüſante Tonfilm=Parodie.
Die von Darmſtadt ausgehenden Theater=Zuſammenlegungs=
Pläne wurden ſchlagend und doppelt verulkt: zunächſt eine
Vor=
ſtellung des zuſammengelegten Theaters von
Frank=
furt, Neu=Iſenburg, Darmſtadt, Griesheim, Hanau, in der Stücke
und Enſembles durcheinanderwirbeln, bis Götz von Berlichingen
unter dem Regenſchirm des Wirts vom Weißen Röſſel abzieht!
Dann rückblickend eine Szene im Seebach=Stift 1950: die
Bühnen=
ſterne von heute leſen als Altpenſionäre die Berichte über die
Kämpfe im Stadtrat von 1950 wegen Deckung des 35=Millionen=
Defizits des zuſammengelegten Theaters und erinnern ſich der
ſchönen Zeiten, als die Defizite von 1930 noch viel geringer
waren!
Ein echtbürgerliches Frankfurter und ein vornehmes
Ber=
liner Ehepaar — hier Lene Obermeyer und Hans
Ner=
ring, dort Elſe Gentner=Fiſcher und Franz Schneider
— ſteigerten von ihren Logen aus die Schlager auf der Bühne
mit treffenden Gloſſen=
Darmſtadt, den 17. Februar.
— Hefſiſches Landestheater. Kulturfilmbühne Kleines
Haus. Heute Montag finden um 16 und 20 Uhr im Kleinen Haus die
beiden erſten Vorführungen des amerikaniſchen Groß=Films „
Fan=
faren der Liebe” (Regie: D. W. Griffith) ſtatt. Die Filmdichtung
„Fanfaren der Liebe” wird Dank ihrer ſpannenden Handlung, die ſich
im Spanien des neunzehnten Jahrhunderts begibt, und packender
dar=
ſtelleriſcher Leiſtungen der berühmten amerikaniſchen Schauſpieler Lionel
Barrymore, Don Alvarado und Mary Philbin die bewundernde
An=
erkennung des Publikums finden. Wiederholungen von „Fanfaren der
Liebe” finden morgen Dienstag und übermorgen Mittwoch um 16 und
20 Uhr im Kleinen Haus ſtatt.
„Angelina”, die beliebte Roſſini=Oper, wird morgen Dienstag
um 20 Uhr im Großen Haus in Szene gehen. Muſikaliſche Leitung:
Karl Maria Zwißler. Die Titelpartie ſingt Käthe Walther. In den
übrigen Hauptrollen: Stadelmaier, Stralendorf, Kuhn, Harre, Kienzl,
Overlack. (Miete K und Miete T, Gruppe 4 und 5.)
Erſtaufführung „Die Affäre Dreyfus”, Mittwoch,
den 19. Februar, findet um 19.30 Uhr im Großen Haus die
Erſtauffüh=
rung des Schauſpiels „Die Affäre Dreyfus” von Hans Joſé
Reh=
fiſch und Wilhelm Herzog in der Inſzenierung von Renato Mordo
(Bühnenbild: „Lothar Schenck von Trapp) ſtatt. Das Stück behandelt
den bekannten Juſtiz=Irrtum, dem der franzöſiſche Hauptmann Alfred
Dreyfus zum Opfer fiel, und die Wiederaufrollung der Drehfus=Affäre
durch Emile Zola, deſſen berühmte Anklageſchrift „„Faccuſe” zunächſt zur
Verurteilung Zolas, ſchließlich aber zur Wiederaufnahme des nach der
Teufelsinſel deportierten Hauptmanns Dreyfus in die franzöſiſche Armee
führte.
Hefſiſches Landestheater Darmſtadt. Vorverkauf für die
drei Volkskonzerte des Landestheaters. Der
Vorver=
kauf der Abonnements für die drei unter Leitung von
Generalmuſik=
direktor Dr. Karl Böhm ſtattfindenden Volkskonzerte des
Landes=
theaters findet für Mieter heute, Montag, und morgen, Dienstag, für
Nichtmieter, übermorgen, Mittwoch, und Donnerstag an der Tageskaſſe
des Großen Hauſes ſtatt. Ab Freitag, den 21. Februar, beginnt der
allgemeine Vorverkauf. Der Mietpreis für die drei Konzerte beträgt
2—6 Mark.
Wiederholung des „Heiteren Wiener Abenbs” im Kleinen Haus.
Am Freitag, den 21. Februar, findet im Kleinen Haus eine
Wieder=
holung des vor einigen Wochen mit ſtürmiſcher Begeiſterung
aufge=
nommenen „Heiteren Wiener Abends”, ausgeführt durch Maria Kienzl,
Franz Tibaldi und Carl Bamberger, ſatt. Das Programm bleibt im
weſentlichen das gleiche mit einigen Aenderungen. Es kommen unter
anderem zum Vortrag: Geſchichten aus dem Wiener Wald (Johann
Strauß), „Drunt in der Lobau‟ (Heinrich Strecker), Im Paradiesgartl”
(Ralph Benatzki), Duett aus der Operette „Paganini” (Lehar) uſw.
Der Kartenverkauf hat bereits ſehr lebhaft begonnen; Eintrittskarten
ſind außer an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes auch noch in der
Konzertdirektion Heß, Eliſabethenſtraße und in der Bücherſtube
Boden=
heimer erhältlich.
— Im Orpheum finden heute Montag und folgende Tage bis
ein=
ſchließlich Freitag keine Vorſtellungen ſtatt.
— Muſikverein. Am Faſtnachtsſamstag, 1. März, veranſtaltet der
Vergnügungsausſchuß nachmittags im Vereinshaus einen Kreppel=
Kaffee für maskierte Kinder. Kaffeekarten ſind bei dem
Hausmeiſter zu haben. Jedes Kind erhält ein Geſchenk. Kinder=
Polo=
naiſe, Rutſchbahn uſw. ſeien von dem Programm als Glanzpunkte
angeführt. Am gleichen Tage abends folgt dann im dekorierten Saal
ein Maskenfeſt für aktive und inaktive Mitglieder und eingeführte
Gäſte. Maskenkoſtüm oder Geſellſchaftsanzug iſt für die Beſucher
Be=
dingung. Eine Jazzkapelle ſpielt zum Tanze; von den geplanten
Ueberraſchungen darf nichts verraten werden. Rechtzeitige
Einzeich=
nung in die beim Hausmeiſter offenliegende Teilnehmerliſte iſt für die
beiden Veranſtaltungen erforderlich und wird dringend empfohlen.
— Jubiläum. Am 21. Februar feiert Herr Jean Kappes,
Holz=
ſtraße 22, ſein Bjähriges Geſchäftsjubiläum und gleichzeitig ſeinen 50.
Geburtstag.
— Die vereinigte Ortsgruppe Darmſtadt der Kriegsbeſchädigten und
Kriegerhinterbliebenen in der Kriegerkameradſchaft „Haſſia” hatten ſich
zu der Jahresverſammlung zuſammengefunden. Der große
Saal der „Krone” reichte kaum aus, um die zahlreich erſchienenen
Kameradenfrauen und Kameraden zu faſſen. Galt es doch, einen
engeren Zuſammenſchluß herbeizuführen, der zu Nutz und Frommen
des Aufbaues der Kriegsbeſchädigtenfürſorge dienen ſoll. Von dem
guten und kameradſchaftlichen Geiſt eines jeden Anweſenden zeugt die naſiums den „miles gloriosus” des Plautus mit ſchönem Erfolg
aufge=
einſtimmige Wahl des Vorſtandes. Gewählt wurden: Dr. Held= führt. Die „Wormſer Zeitung” berichtet darüber u. a.: „Was der
Ver=
mann (Friedrichſtraße 23) zum 1. Vorſitzenden, Puder (
Soder=
ſtraße 62) zum 2. Vorſitzenden, Oberlt. Krömmelbein (Ahaſtr. 5)
zum 3. Vorſitzenden, ſowie Herr Glauben und Frau Lang Wwe,
zu Beiſitzern. Ferner gehören zu dem Vorſtand die Obmänner der der Frohlaune und dem hingebungsvollen Spiel der Mitwirkenden hin=
Kb. und Kh. der einzelnen Krieger= und Militärvereine Darmſtadts.
Weiter wurde beſchloſſen, von nun an öfters Verſammlungen und
Zuſammenkünfte abzuhalten, die zu Belehrungen und Aufklärungen haben . Wir hoben uns ſelten ſo gut unterhalten wie bei dem
über das Verſorgungsweſen und zur Pflege der Geſelligkeit dienen
ſollen. Vom Präſidium der Kriegerkameradſchaft „Haſſia” waren er=
Landesgeſchäftsführer der Kb. und Kh. Oberlt. Krömmelbein. Lehrer
Ihrig, der auch die Verſammlung zeitweiſe leitete, gab lehrreiche
Auskünfte — wie Vergünſtigungen der Schwerbeſchädigten —, die
dankbar aufgenommen wurden. Zum Schluſſe hielt Oberlt.
Kröm=
melbein einen kurzen, klaren, aber markanten Vortrag über ſeine
Tätigkeit als Landesgeſchäftsführer und die Beziehungen zu den
Amts=
ſtellen, mit denen er in Kriegsbeſchädigtenangelegenheiten zu verhan= Apfelſinen 10—15, Zitronen 8—10, Bananen 50—60; — Eßwaren:
deln hat. Hierbei ſtreifte er auch die wichtigſten Punkte des
Verſor=
gungsweſens, auf das er in den nächſten Verſammlungen noch mehr
eingehen will, ſowie über das Unterſtützungsweſen. Auch ſeine ſo
vortrefflichen Ausführungen, die für jeden von Vorteil ſein können,
fanden dankbare Aufnahme bei den Kameradenfrauen und Kameraden,
was der reiche und anhaltende Beifall zu bezeugen durfte.
Folgte Tanz im Foyer, Tanz in allen Gängen! Revue
der neueſten langen Abendkleider! Das knapp gefaßte,
künſt=
leriſch hochſtehende Programm gab die Grundlage für eine
aus=
gezeichnete Stimmung. Die Frankfurter, ihre Künſtler und —
ihre Kritiker hatten ſich wieder einmal harmoniſch gefunden und
feierten, wie es überall ſein ſollte, ihr Thegter=Familien=
Feſt!
Z.
Binnen acht Tagen fah und hörte man nun in Berlin nach
längerer Zeit wieder einmal zwei Filme, die (beide
grundver=
ſchieden in ihrer Art) ernſt genommen werden müſſen. Die
Ufa wartete mit der erſten deutſchen Tonfilmoperette auf, und
erzielte mit dem liebenswürdigen Film einen hundertprozentigen
Erfolg. Das Drehbuch von Hans Müller und Robert
Lieb=
mann iſt flott und amüſant, reich an wirkungsvollen Situationen.
Das Milieu eines kleinen Fürſtenhofes iſt ſehr gut getroffen;
die Typen ausgezeichnet zuſammengeſucht. Werner R.
Hey=
manns Muſik bringt ſchmiſſige Schlager und verzichtet
vorweis=
lich auf jegliche eigene Note; gerade infolge dieſes muſikaliſchen
Mankos wird man aber die Weiſen von „Liebeswalzer”
bald von Mund zu Mund hören. Die Regie von Wilhelm Thiele
nutzte alle Möglichkeiten ſzeniſcher Art, welche die Flimmerwand
nur bietet, redlich aus, und ſchuf eindrucksvolle Bilder. Bild=
und Tonkamera arbeiteten ſehr gut; was die Wiedergabe
an=
geht, ſo ſtören die Nebengeräuſche gerade bei einer Operette weit
weniger als bei anderen Tonfilmerzeugniſſen. Darſtellungskunſt
ſpielt bei dieſem Genre keine eminente Rolle, die Mitwirkenden
(Lilian Harvey in ihrer blonden Schönheit, Willy Fritſch in
ſeiner Jugendfriſche und Georg Alexander in ſeiner monchalanten
Schnoddrigkeit) beſchränkten ſich aber glücklicherweiſe ſämtlich
darauf, natürlich und ungekünſtelt zu bleiben. So entſtand
zu guterletzt ein filmiſches Unterhaltungswerk, das man am
lieb=
ſten „friſch” bezeichnen möchte. Eine luſtige, zum Teil ſogar
fein utrierte, angenehm prickelnde, unproblematiſche Filmoperette:
Das läßt man ſich auf alle Fälle eher gefallen als die
ſentimen=
talen Tonfilmſchmarren, die bis zu den Tränendrüſen „tönen”.
Vielleicht liegen gerade auf dieſem Gebiete große Möglichkeiten
für den techniſch noch lange nicht vollkommenen Tonfilm?!
„Liebeswalzer” wird unbedingt ſeinen Weg machen; auch durch
das Ausland. Das Filmſtudio 1929 (Leitung: Moritz Seeler)
zeigte ſeinen erſten Verſuch: „Menſchen am Sonntag”.
Landesbibliothek.
Neue Erwerbungen (Auswahl)
vom 17. Februar an auf 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht aufgeſtellt:
Alfred Bock=Buch, hrsg. von Willi Scheller. Marburg 1929;
Ball=Hennings, E.: Hugo Ball. Sein Leben in Briefen und
Gedichten, Berlin 1930; Caſſel, Guſt.: Sozialismus und Fortſchritt.
Berlin 1929; Conſentius, E.: Die Typen der Inkunabelzeit,
Berlin 1929; Deubel, Léon: Oeuvres. Paris 1929; Erzieher,
Die großen. Bd. 11: Bergmann, E.: J. G. Fichte, der Erzieher.
Bd. 12: Stenzel, J.: Platon der Erzieher. Leipzig 1928; Friedrich
der Große: Politiſche Korreſpondenz Friedrichs d. Gr. Neue Reihe:
Vom Bayeriſchen Erfolgekriege bis zum Tode Friedrichs d. Großen.
Bd. 40. Leipzig 1928; Fürſtenberg, H.: Das franzöſiſche Buch im
18. Jahrhundert und in der Empirezeit. Weimar 1929: Handbuch
der Experimentalphyſik. Bd. 22: Back, E.: Zeemaneffekt. Joos, G.:
Ergebniſſe und Anwendungen der Spektroſkope. Namaneffekt. Leipzig
1929. Bd. 24. T. 2: Lindh, A. E.: Röntgenſpektroſkopie Leipzig 1930;
Heimatbücher, Brandſtetters, Deutſcher Landſchaften.: Bd. 30:
Grahmann und Hübſchmann: Zwiſchen Werra und Elbe. Leizig 1929;
Jenſen, Joh. v.: Die Stadien des Geiſtes. Berlin 1929; Jung,
C. G.: Das Geheimnis der goldenen Blüte. Ein chineſiſches
Lebens=
buch. München 1929; Kellermann, Bernh.: Der Weg der Götter.
Indien. Klein=Tibet. Siam. Berlin 1929; Kornmann, Ralf:
Menſch und Menſch. Heidelberg 1929; Maeterlinck, M.:
Geheim=
niſſe des Weltalls. Stuttgart 1930; Marx, K., und Endels, Friedr.:
Hiſtoriſch=kritiſche Geſamtausgabe. Abt. 1 Bd. 1 Halbbd. 2: Karl
Marx” Werke und Schriften bis Anfang 1844. Berlin 1929;
Men=
delsſohn, Anja und Gg.: Der Menſch in der Handſchrift. 2. Aufl.
Leipzig 1929; Molinski, Konrad: Die Weltgeſchichte für alle. Nach
dem Werk von H. Delbrück. T. 2: Das Mittelalter. Berlin 1929;
Nachod, D.: Geſchichte von Japan. Bd. 2. 2, Hälfte: Die Uebernahme
der chineſiſchen Kultur. Leipzig 1930. Pantheon. Neligiöſe Texte
des Griechentums. Hrsg. von Herm. Kleinknecht. Stuttgart 1929;
Pfandl, Ludw.: Geſchichte der ſpaniſchen Nationalliteratur in
ihrer Blütezeit. Freiburg 1929; Scheffel, P. H.: De Principiis
rerum gestarum. Die Regel in der Geſchichte. Wurzen 1929;
Schu=
macher, Karl: Aus Odenwald und Frankenland. Darmſtadt 1922;
Somary, F.: Wandlungen der Weltwirtſchaft ſeit dem Kriege.
Tü=
bingen 1929; Sombart, Werner: Der moderne Kapitalismus. Bd. 3:
Das Wirtſchaftsleben im Zeitalter des Hochkapitalismus. Halbbd 1:
Die Grundlagen. Der Aufbau. 2: Der Hergang der hochkapitaliſtiſchen
Wirtſchaft. Die Geſamtwirtſchaft. München 1998; Theilhaber,
F. A.: Goethe. Sexus und Eros. Berlin=Grunewald 1929; Zetkin,
Klara: Erinnerungen an Lenin. Wien 1929.
Außerdem die neueſten gebundenen Zeitſchriftenbände.
Vom 3. März an verleihbar. Vormerkungen werden im Leſeſaal
entgegengenommen.
Rotkäppchen.
t. Viele hundert mit Recht begeiſterte Kinder füllten am Sonntag
nachmittag das Orpheum, in dem von einer ausgezeichneten Truppe
des Neuen Operetten=Theaters in Frankfurt das alte und
auf Kinderherzen immer noch ſo wirkſame Märchen vom braven, kleinen
Notkäppchen gegeben wurde, das auszieht, um ſeine alte Großmutter
zu beſuchen und dabei ſo gefährliche Abenteuer mit dem böſen Wolf
glücklich beſteht. Die Aufführung folgte der freien Bearbeitung von
C H. Görner, die wohl allerlei Zutaten zu dem Kern des Märchens
bringt, dabei aber den kindhaften Ton rechr glücklich feſthält und in
ſehr hübſchen Tanzeinlagen geradezu ſchwelgt. Unter der ſorgſamen
Spielleitung von Adolf Wiesner ſtellten von den vielen
Mitwirken=
den Guſtl Rothe=Carey und Franz Giblhauſer originelle Typen
auf die Beine, während Hans Heinz Klüfer, der auch für die
geſchmack=
vollen Tänze verantwortlich zeichnet, einen forſchen Jäger ſpielte, der die
Zuneigung des kleinen Rotkäppchens in vollemMaße verdiente Rotkäppchen
ſelbſt eine wirklich fabelhafte Leiſtung der ſehr begabten 9=jährigen
Lieſel Chriſt. Ein Zeichen, wie gut es den Kindern gefiel; immer
wieder griffen die kleinen Zuſchauer begeiſtert in die Handlung ein.
Sehr angemeſſene Bühnenbilder wurden geſtellt, ſogar auf geteilter
Bühne. — Nächſten Sonntag ſoll die ſo erfolgreiche Aufführung
wiederholt werden.
— Die Spielſchar des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums hat nunmehr
auch in der Wormſer Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen
Gym=
anſtaltung die ſo erfreulich beſondere Note verlieh, das war die
jugend=
liche Begeiſterung, die tiefe, liebevolle Verſenkung in den Gegenſtand,
dieſes völlige Dabeiſein der Ausführenden . . . Man wurde ganz von
geriſſen. Dieſe jungen Menſchen ſpielten mit ganzem Herzen und
gan=
zer Seele Theater, und darum konnte man ſeine helle Freude an ihnen
Situationsſchwank des alten Plautus.”
— Kleinhandelspreiſe vom Darmſtädter Wochenmarkt am Samstag
ſchienen der Landesvorſitzende der Kb. und Kh. Lehrer Ihrig und der (pro Pfd. bzw. Stück in Pfg.): Gemüſe: Erdkohlraben 8—10, Gelbe
Rüben 8—10, Rote Rüben 12—15. Weiße Rüben 10—12,
Schwarzwur=
zeln 30—40, Spinat 30—40, Rotkraut 15—20, Weißkraut 8—15,
Wirſing 10—15, Grünkohl 12—15, Roſenkohl 30—40, Zwiebeln 10—15,
Knoblauch 80, Tomaten 60—80, Feldſalat 100—160, Endivienſalat 10
bis 50, Kopfſalat 30—40 Blumenkohl 35—60, Meerrettich 40—70;
Kar=
toffeln 5—6: — Obſt: Tafeläpfel 12—25, Wirtſchaftsäpfel 8—12,
Süßrahmbutter 210—240, Landbutter 180—200, Weichkäſe 30—35,
Hand=
käſe 5—15, Eier, friſche 12—16; Wild und Geflügel: Gänſe 130
bis 150, Hühner 140—160, Tauben 80—30, Haſen 129: — Wurſt=
und Fleiſchwaren: Rinfleiſch, friſch 90—110, Kalbfleiſch 110,
Schweinefleiſch 120—140, Dörrfleiſch 180, Wurſt 80—160, Wurſtfett 60,
Schmalz, ausgelaſſen 120.
Eine Art optiſche Reportage, gedanklich, bildlich und formal
mit einer durchaus alltäglichen Handlung verbunden: Wie
Klein=
bürger den Ruhetag der Woche verbringen. Die Hauptrollen
ſpielen ein Kraftfahrer, eine kſeine Verkäuferin, ein
Weinreiſen=
der und ein Probierfräulein. Nicht nur im Film, ſondern auch
in Wirklichchkeit gehen dieſe „Stars” den angeführten Berufen
nach; alles Leute, die nie zuvor in ihrem Leben bor einer
Auf=
nahmekamera geſtanden haben! Dieſes mehr als eigenartige
Experimente zeigte das beſtimmt nicht erwartete Reſultat, daß
ein hundertprozentiſch filmiſcher Streifen entſtand,
Da wurde das Leben, wie es tatſächlich iſt, feſtgehalten.
Viel=
leicht zum allererſten Male in der Geſchichte der Filminduſtrie.
Endergebnis: Kitſchfreie Kunſt in höchſter Vollendung. Ein
Filmwerk von bleibendem Wert. Und helle Begeiſterung der
Antikonjunkturiſten: Endlich iſt die filmiſche
Verſuchs=
bühne da. Alle Beteiligten verdienen Anerkennung, die mit
geringen Mitteln und primitiven Behelfsmaterial, unter großen
Schwierigkeiten dieſe grandioſe menſchliche Leiſtung vollbrachten!
Zwei Kulturfilme müſſen zumindeſt regiſtriert werden. „Das
erwachende Aegypten”, die Expedition von Kurt
Zimmer=
mann in der Bearbeitung von Johannes Häußler, und der
tönen=
de Kulturſtreifen: „Der Raritätenladen” unter der
wiſ=
ſenſchaftlichen Leitung von Dr. Ulrich K. T. Schulz, der in
ge=
ſchickter Form die Eigenart der Lebeweſen der Meere erklärt,
Populärwiſſenſchaftliche Tonfilme zur Belehrung: Die Idee iſt
nicht übel!
Wogegen (warum dies auch nicht kurz und bündig
feſt=
ſtellen?) der erſte Tauber=Tonfilm bis auf den hinlänglich
bekannten Tenor des Sängers einfach undiskutabel ausfiel.
A. v. K.
Wer ſind die ſechs bekannteſten lebenden Oſtpreußen? Auf dieſe
Frage antwortet eine weit über Oſtpreußen hinaus beachtete
Heimat=
preisfrage der „Königsberger Allgemeinen Zeitung”. Gewählt konnten
auch nichtgeb irtige Oſtpreußen werden, wenn ſie nur durch ihr Leben
irgendwie mit Oſtpreußen verknüpft ſind. Das Intereſſe der
oſtpreußi=
ſchen Bevölkerung war allgemein; weit über 60 000 Nennungen
erfolg=
ten. Die Abſtimmung hatte folgendes Ergebnis: 1. Hindenburg,
2. Agnes Miegel, 3. Hirſchfeld, 4. Harry Liedtke, 5. Oberpräſidenr
Sieht, 6. Paul Wegener. Das Ergebnis iſt inſofern beſonders
auf=
ſchlußrei.), als faſt einſtimmig Hindenburg, der Befreier der Provinz,
als Oſtpreuße auf das Schild gehoben wurde — obwohl er nicht
e=
borener Oſtpreuße iſt. Intereſſant iſt ferner die herzliche Verehrung,
die die Dichterin Agnes Miegel in Oſtpreußen genießt, und das ſtarke
ſportlicke Intereſſe der Gegenwart, das durch die an dritter Stelle
er=
folgte Wahl des Allenſteiner Weltmeiſters Hirſchfeld bewieſen wird.
Nummer 48
Monkag, den 17. Februar 1930
Seite 3
Naturwiſſenſchaftlicher Perein zu Darmſtadt.
354. Sitzung am 11. Februar 1930.
Der Vorſitzende Profeſſor Dr. Th. Liſt erſtattete den
Jahres=
bericht. Es fanden 6 Sitzungen ſtatt, die durchſchnittlich von 90 Perſonen
beſucht waren. Die Zahl der Mitglieder betrug am 1. Januar 1930:
402. Durch Austritt und Tod verlor der Verein 16 Mitglieder,
ein=
getreten in den Verein ſind 50 Perſonen. Der Verein hat durch das
Ableben von Oberſtudienrat i. R. Profeſſor Wilhelm Völſing ein
treues Mitglied verloren, das lange Jahre dem Vorſtand angehört
und öfter die Mitglieder durch kleinere Mitteilungen in ſeiner
gefälli=
gen und liebenswürdigen Art erfreut hat. Zum ehrenden Gedenken
der Verſtorbenen erhoben ſich die Anweſenden. Oberbergrat Dr.
Köbrich erſtattete den Bericht über die Jahresrechnung. Dieſe
ſchließt in den Einnahmen mit 1123,18 RM., in den Ausgaben mit
1077,48 RM. Das Vermögen beläuft ſich auf 1230,96 RM. Die
Rech=
nung wurde geprüft und richtig befunden von Kuſtos, Dr.
Held=
mann. Profeſſor Dr. phil. Dr.=Ing. e. h. Jhne ſpricht dem
ſeit=
herigen Vorſtand für ſeine dem Verein geleiſtete Arbeit den herzlichen
Dank der Mitglieder aus und ſchlägt vor, den ſeitherigen Vorſtand,
in dem an die Stelle des verſtorbenen Profeſſor Völſing der
Studien=
rat Profeſſor O. Prgetorius tritt, wieder zu wählen, was
ein=
ſtimmig angenommen wird.
Sodann ſprach Kuſtos Dr. Georg Heldmann:
„Ueber Hummel= und Weſpenneſter”
Bienen, Hummeln und Weſpen ſind geſellig lebende Inſekten, bei
denen man Geſchlechtstiere — Weibchen und Männchen — und
Arbei=
terinnen unterſcheidet. Letzteren liegt der Bau des Neſtes und die
Verſorgung der Brut ob. Erſtere ſorgen für die Erhaltung und
Fort=
ſetzung der Art.
Hummelneſter, mit ihren verſchieden umhüllten, beinahe ohne
Ord=
nung gehäuften Kokons, ſind trotz ihres anderen Ausſehens gegenüber
den Wabenbauten der Honigbienen von dieſen grundſätzlich gleicher
Bauart. Beide erziehen ihre Brut in Wachsbehältern; die der Biene
ſind regelmäßig ſechseckig — als Zellen bekannt — und bleiben erhalten,
wenn auch die Larve ſich in einen Kokon eingeſponnen hat; die der
Hummel ſind eiförmig — klein bis groß — blaſig, je nachdem ſie eine
Lar”e der Erdhummel (Bombus terrestris), oder mehrere Larven der
Steinhummel (Bombus lapicarius) enthalten. Sobald die Hummellarve
ſich eingeſponnen und verpuppt hat, alſo ein Kokon ſie umhüllt, wird
die Wachshülle von Arbeiterinnen beſeitigt. Eingetragener Honig wird
auch in leeren Kokons und Wachszellen geſpeichert. Die äußerliche
Ver=
ſchiedenheit der verglichenen Neſter wird verurſacht durch die
beträcht=
lich verſchiedenen Einwohnerzahlen. Die Bienen müſſen infolgedeſſen
auf engſtem Raume möglichſt diele Larhen unterbringen. Die Hummeln
brauchen nicht ſo ſparſam mit dem Raum umzugehen, auch ſind ſie
nicht auf einen umſchloſſenen Raum angewieſen; ſie bauen ſich ihre
Neſthülle ſelbſt. Schließlich ſtehen die Bienen auf höherer
Entwicklungs=
ſtufe als die Hummeln.
Weſpen bauen Waben aus regelmäßigen ſechseckigen Zellen wie die
Bienen. Sie lagern ſie zwar waagerecht, ſo daß die eine Zellſchicht
nur abwärts ſchaut, während die Bienen ihre auf beiden Seiten mit
Zellen beſetzten Waben ſenkrecht aufhängen. Weſpen ſind außerdem
iuſtande, ihre Waben ſelbſt zu umhüllen. Und doch iſt eine
Weſpen=
wabe etwas anderes als eine Bienenwabe, ganz davon abgeſehen, daß
die Weſpen Holzſtoff verarbeiten, während die Bienen körpereigenes
Wachs verwenden. Hier wird von einer Anzahl Bienen gleichzeitig
nebeneinander und von zwei Seiten gegeneinander eine Wachsmaſſe
bearbeitet, ſo daß die Wände der ſechseckigen Zellen zwangsläufig
zwi=
ſchen den Arbeitenden entſtehen. Dort aber werden von einer oder
mehreren Anfangsſtellen aus Zellen nach Zellen errichtet, wobei die
Wände Streifen für Streifen von verſchiedenen Tieren hergeſtellt
wer=
den. Woher das Einzeltier die Fähigkeit hat, die Wände immer von
beſtimmter Breite zu verfertigen und im Winkel von 120 Grad
zuein=
ander zu ſtellen, iſt Weſpengeheimnis.
Von den acht bei uns vorkommenden Weſpenarten werden
eigent=
lich nur zwei dem Menſchen beſonders läſtig. Sie entwickeln ſich zur
Zeit des Spätobſtes und beziehen von ihm ihre Nahrung. Ihre Neſter
befinden ſich im Garten=, Feld= und Wieſenboden. Das Neſt der ei en
(Fespa vulgaris) iſt gelb, das der anderen (V. germaniea) grau. Das
Neſt, dieſer beſteht aus einem Geſpinſt zerkauter, friſcher Holzmaſſe
jenes Neſt iſt aus Trümmern morſchen Holzes gemauert. Auf letztere
Weiſe iſt auch das Neſt unſerer größten Weſde, der Horniſſe (V erahro),
hergeſtellt, das wir in hohlen Bäumen, Scheunen und unter der Erde
finden. Auch ſie entwickelt ſich ſpät im Jahre.
Alle anderen Weſpenarten ſchließen ihre Entwicklung ſchon im
Auguſt ab. Sie bewohnen alle graue Neſter mit glatter mehrſchichtiger
Hülle. Am bekannteſten iſt lespa gaxonies, die Weſbe unſerer
Garten=
hütten und Speicher, deren Neſt aber auch an vielen anderen Orten
anzutreffen iſt. Seltener trifft man bei uns im Wieſenboden das Neſt
der der vorgenannten Art ſehr ähnlichen Vespa silrestris. Dort niſtet
auch V. rufa, ſo benannt wegen der roten Zeichnung im ſonſt
ſchwvarz=
gelben Kleid. Rot gezeichnet iſt auch die Neſtmutter bei V. vulgaris und
germaniea. Dort entwickelt ſich dieſes Rot erſt mit der immer
umfang=
reicher werdenden Eiablage. Im Neſt der V. rufz entwickelt ſich
wahr=
ſcheinlich auch V. austrigez, die keine Arbeiterinnen beſitzt. Am
ſelten=
ſten findet man die an den Zweigen von Ohſt= und auch anderen
Bäu=
men hängenden Neſtkugeln der V. wedig. Während die Arbeiterinnen
und Männchen dieſer Art ſchwarzgelb gefärbt ſind, ähneln die
Weib=
chen ſehr den Arbeiterinnen der rotbraungelben Horniſſen.
Die Neſter der fünf letztgenannten Arten enthalten 3—5 Waben.
die an einem mittleren Zapfen aufgehängt ſind. Nur die erſte Wabe
iſt mit der Hülle verbunden, und nur dieſe Wabe enthält enge Zellen,
in denen Arbeiterinnen und auch Männchen aufgezogen werden; alle
übrigen Wahen beſtehen aus weiten Zellen für die weibliche Brut, neben
der aber auch noch Männchen ſich entwickeln. Scharf geſondert ſind die
Männchen und Arbeiterinnen in den engen Zellen der erſten vier bis
ſechs Waben bei V nulgarig und germanies von den Weibchen in den
weiten Zellen der folgenden drei bis vier Wahen. Die Waben letzterer
Arten werden von vielen Zabfen getragen. Die Waben der V. erabro
ſtehen in ihrem Aufbau zwiſchen letzt= und erſtgenannten Weſoenbauten.
Zu den geſellig lebenden Weſpen gehören auch die Feldweſpen
(Polistes). Sie bauen nur eine hüllenloſe Wabe, die ſie vermittelſt eines
Stiels an dürre Pflanzenſtengel hängen. In dieſer einen Wabe, die
bis zu 7—8 Zentimeter Durchmeſſer erreicht, wverden nacheinander
Ar=
beiterinnen, Männchen und Weibchen aufgezogen.
Bei allen beſchriebenen Neſtern iſt die Neſtmutter die Urſache für
die Gründung und Entwicklung des Neſtes. Von dem Augenblick an,
wo die Neſtmutter umkommt, hört jede Entwicklung auf, das Neſt
zer=
fällt.
Der Röhrwagen, der die Sternfahrt nach Monte Carlo als dritter
deutſcher Preisträger und anſchließend die Weitfahrt nach Garmiſch=
Partenkirchen als erſter Preisträger mitgemacht hat, iſt geſtern nach
einer 10000 Km. Fahrt in ſeiner Heimat eingetroffen. Der Wagen
zeigte ſich den zahlreichen Intereſſenten im Schmuck ſeiner ſiegreichen
Dekoration. Er war trotz der großen Strapazen einwandfrei maſchinell
intakt und äußerlich ſehr gut imſtand. Die 3500 Km. Fahrt von Reval
(Tallinn) nach Monte Carlo wurde gemeldet vom Fürſten Adolf zu
Schaumburg=Lippe, der in Beſtzeit ſein Ziel in Monte Carlo erreichte.
Die Beſatzung des Wagens beſtand aus den Herren Dr. Wiethaus, der
bisher bekannt iſt durch ſeine Siege bei Langſtreckenfahrten und bei
der letzten Sternfahrt Niga-Bareelona, ſowie Herrn von Oben, dem
ehemaligen Vorſtandsmitglied der Röhr=Auto A.G., Ober=Ramſtadt, und
Herrn A. Nieß, der bei der letztjährigen Alpenfahrt, wie auch bei der
ADAC.=Langſtreckenfahrt den „Röhr” erfolgreich ſteuerte. Die Fahrt
bot beſonders Schwierigkeiten in ihrem erſten Teil Reval—Riga.
Ent=
fernung 440 Km. Die ſchwierige Strecke konnte dank der
Schwing=
achſenkonſtruktion mit einer außergewöhnlichen
Durchſchnittsgeſchwin=
digkeit befahren werden. In Belgien und Frankreich hatten die
Teil=
nehmer ſtark mit Nachtnebel zu kämpfen. Der Röhr 8 und ſeine
In=
ſaſſen fanden in Monte Carlo ſehr freundliche Aufnahme. Der Wagen
erregte bei der Regelmäßigkeits=Konkurrenz allgemeine Bewunderung
durch die präziſe Abſolvierung der Strecke. Auch die Komfort=
Konkur=
renz brachte dem eleganten Cabriolet große Bewunderung. Der Wagen
fuhr dann weiter nach Barcelona, um von dort nach Garmiſch zu
ſtar=
ten. Die ca. 1750 Km. lange Strecke führte über die Pyrenäen und quer
durch Frankreich, um bei Augsburg in das oberbaheriſche Schneegebiet
einzutreten. Als beſonders beachtensſvert und intereſſant iſt die
Feſt=
ſtellung, daß der Motor, Chaſſis und Hinterachſen noch heute mit der
Kontroll=Plombe der Startkommiſſion von Rebal verſchloſſen iſt. Wie
uns mitgeteilt wurde, waren während der ganzen Strecke keine
nennens=
werte Pannen. Außer dieſem ſiegreichen Röhr ſtanden geſtern
vor=
mittag noch einige elegante Wagen gleichen Types zur Beſichtigung
vor dem „Hotel zur Traube.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsgulitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeſt.
P. W. Warten Sie den Ausgang des Prüfungstermins zunächſt
ab. Danach laſſen ſie durch einen Rechtsverſtändigen nachprüfen, ob der
Vertrag rechtsbeſtändig iſt. Nur in dieſem Falle hätte eine Klage
Aus=
ſicht auf Erfolg. Die Koſten bemeſſen ſich nach einem Streitgegenſtande
von 3000 Mark. Hierüber wird Sie der zu befragende Rechtsverſtändige
belehren.
S. 87. 1. Sie müſſen bei dem für A. zuſtändigen Amtsgericht Klage
erheben, daß der Mieter Mietluſtigen den Zutritt geſtatte zu den vom
Gericht feſtzuſetzenden Zeiten. 2. Die Kündigung iſt mit dem Zeitpunkt,
zu welchem ſie dem Mieter zuging, rechtswirkſam geworden. Einer
An=
nahme der Kündigung durch den Mieter bedarf es in keinem
Falle.
Reicsſchtlungsneche 1930 des 1.5.
Oſtlandſchickſal iſt deutſches Sch.ckfal.
In der Vielgeſtaltigkeit der ſtudentiſchen Grenzlandarbeit nimmt
die des Akademiſchen Turnbundes — ATB. — eine beſondere Stellung
ein; ihre Eigenart iſt gekennzeichnet durch ihre Verbindung mit der
Pflege der Leibesübungen; ſie hat durch die Grenzlandturnfeſte —
Allenſtein 1925 und Klagenfurt 1929 — die Aufmerkſamkeit der
Oeffent=
lichkeit auf ſich gelenkt. Es iſt der Zweck dieſer Grenzlandturnfeſte, in
dem Erleben der gemeinſamen Wettkämpfe auf grünem Raſen, am
Gerät und im Boot engere und feſtere Bindungen zu den Grenzdeutſchen
zu ſchaffen; als flüchtige Wanderung und rauſchende Feſte es je
ver=
mögen; ſie geben durch die lange turneriſche und ſportliche
Vorberei=
tung, die ſie erfordern, dem Ganzen das Gepräge ernſter Arbeit.
Da=
neben finden alljährlich Grenzlandfahrten ſtatt, unter denen die
Berg=
touren, Boots= und Paddelfahrten eine beſondere Rolle ſpielen.
Der Vertiefung und Ergänzung dieſer praktiſchen Grenzlandarbeit
dienen ASB.=Schulungswochen und Grenzlandſonderhefte der Akademis
ſchen Turnbundsblätter.
Die diesjährige Reichsſchulungswoche des ATB., die im Rahmen
der alljährlichen ASB.=Reichswoche vom 22.—25. Januar in Berlin
ſtattfand, hat ſich in ihrem nationalpolitiſchen Teil oſtdeutſchen Fragen
gewidmet. Die Vorträge waren gegliedert um die Probleme:
Wirt=
ſchaft — Politik — Wehrfragen. Die Namen der Vortragenden zeigen,
daß dieſer Form der politiſchen Schulung, wie ſie ſich im ATB.
heraus=
gebildet hat, weiteſtgehende Bedeutung beigemeſſen wird. Es ſprachen
Reichskanzler a. D. Dr. Luther über „Der Oſten und die
Reichsver=
faſſung”; „Gouverneur z. D. Dr. Schnee, M.d.R., über „Fragen
deutſcher Außenpolitik”; der Leiter der Preſſeſtelle des
Reichslandbun=
des G. Pgeyna über „Agrarpolitiſche Fragen”, Profeſſor Dr.
Hoetzſch, M.d.R., über „Deutſchland und der Oſten”; Profeſſor Dr.
Obſt=Hannover über „Das Deutſchtum in Oſteuropa‟; General d. J.
Reinhardt über „Das Wehrbild im Oſten”.
Die Vorträge über Leibesübungen wurden eröffnet durch den erſten
Vorſitzenden der Deutſchen Turnerſchaft, Staatsminiſter und
Oberbür=
germeiſter a. D. Dominikus; dem Vortrag: „ATB und Deutſche
Turnerſchaft” des neugewählten erſten Vorſitzenden der DT. wird
be=
ſondere Bedeutung beigemeſſen werden müſſen.
Der Generalſekretär des DRA. Dr. Diem, ſprach über „
Leibes=
übungen an amerikaniſchen Hochſchulen”, ihm folgte der Leiter des
Turn= und Sportamtes der Deutſchen Studenten, Dipl.=Ing. Hinſch,
mit einem Vortrag über „die Entwicklung der Leibesübungen an
deut=
ſchen Hochſchulen”.
Breiteſten Raum nahmen, wie zu erwarten, die Ausſprachen über
das 9. Klagenfurter Akademiſche Turnbundfeſt ein. In den weiteren
Vorträgen kam die Vielſeitigkeit des Uebungsbetriebes des ATB zum
Ausdruck: Turnen, Fechten, Spiele, Nudern, Schwimmen,
Kleinkaliber=
ſchießen, Leichtathletik, Bergſteigen.
Einen beſonderen Erfolg hatten die Segelflieger des ATB zu
ver=
zeichnen. Das erſte eigene ATB=Flugzeug der Segelfliegergruppe des
A2B Berlin wurde am Freitag, den 24. Januar, auf dem
Reichs=
kommers des A2B getauft und am Sonntag, den 26. Januar, auf dem
Fluggelände in Gatow eingeflogen. Es erhielt in Erinnerung an den
größten Kriegshelden aus den Reihen des A2B den Namen „
Immel=
mann”.
Ag. Lindenfels, 16. Febr. Heute, Sonntag, vormittag durcheilte eine
ſchmerzliche Nachricht unſer Städtchen. Herr Fabrikant Georg
Böhringer iſt nicht mehr unter den Lebenden. Nachdem er ſeit
geſtern nichts mehr hatte von ſich hören laſſen, fand man ihn heute morgen
tot in ſeiner Wohnung vor. Der allezeit lebensluſtige, jedoch
außer=
ordentlich ſenſible und empfindliche, zu Extremen geneigte Mann, erlitt
in den letzten Tagen einen Nervenzuſammenbruch. Beſchleunigt wurde
die Kataſtrophe wahrſcheinlich durch eine vorübergehende Krankheit
und Abweſenheit ſeiner Frau, die er ſich, allein in ſeiner Wohnung
zurückgeblieben, allzuſehr zu Herzen nahm. Der Verſtorbene iſt in
ſeinen beſten Jahren, er war 45 Jahre alt, ins beſſere Jenſeits
hinüber=
gegangen, und wehmütiges Gedenken aller, die ihn kannten, folgt ihm
in ſein allzufrühes Grab.
Winterkur tür
Mervenkranke
und Vervös-Erschöpkte. Spezialkuranstalt Hofheim
im Taunus bei Frankkurt am Main — Prosp. duren
San.-Raf Dr. M. Schulze-Hahleyss, Nervenarzt.
Tageskalender für Montag, den 17. Februar 1930.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung. —
Kleines Haus, 16 und 20 Uhr: Kulturfilmbühne „Fanfaren der
Liebe‟, — Konzerte: Schloßkaffee, Schloßkeller, Hotel Schmitz,
Spaniſche Bodega. — Kinovorſtellungen: Union=Theater,
Helia, Palaſt=Lichtſpiele.
Win Moreodes-Beng Innonienken
THy RM. SoOd.n
Ausschlaggebend bei der Wahl eines Kraftfahrzeuges ist allein der Gegenwert, den es für seinen Kaufpreis
bietet. Mercedes-Benz liefert seinen Kunden Wagen, die auch den aufs Höchste gesteigerten Ansprüchen
spielend gerecht werden. Erst in den letzten Tagen haben die großen internationalen Zielfahrten nach Monte
Carlo und Garmisch die unerhörte Leistungsfähigkeit der Hereedes-Benz-Wagen, insbesondere des
„Otuttgart
Mergodes-Bong A
2
erneut öffentlich berviesen.
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eite 4
Montag, den 17. Februar 1930
Nummer 48
Geſchichten aus aller Welt.
Die älteſte briliſche Stadt wird ausgegraben.
(f) London. Das Britiſche Muſeum hat es nach langen
Bemühungen endlich erreicht, daß man den geheimnisvollen
Spu=
ren der älteſten britiſchen Stadt, dem alten Verulam, nachgeht.
In dieſem Frühjahr ſchon gehen die erſten Kolonnen nach St.
Albans hinaus und beginnen das vorläufig abgeſteckte Gebiet von
100 Morgen freizulegen. Dieſes Verulam war ſchon eine große
und bedeutende Stadt, ehe Julius Caeſar ſeinen Fuß auf
eng=
liſchen Boden ſetzte. Verulam machte lange Zeit auch dem ſpäter
allmählich größer werdenden London Konkurrenz. Man ſchließt
aus alten Ueberlieferungen, daß dieſes Verulam vor der
Römer=
zeit die einzige Stadtgemeinde Britanniens geweſen iſt,
wenig=
ſtens in dem alten Sinne des Wortes „Municipium”. Auch das
einzige römiſche Theater ſtand in ſeinen Mauern. Die Gelehrten,
die mit Spannung den Beginn der Ausgxabungen erwarten,
ver=
ſprechen ſich großartige Ergebniſſe und Funde, die die engliſche
Vergangenheit in einem ganz neuen Lichte zeigen ſollen. Man
rechnet damit, daß die Arbeiten von St. Albans mehrere Jahre
in Anſpruch nehmen werden.
Wölfe vor Chicago!
(a) New York. Es iſt gerade, als wenn das Schickſal ſich
eine Ironie erlaubte: genau zu der Zeit, in der ſchlimmer als je
zuvor die Wölfe der Unterwelt in der bankerotten und korrupten
Stadt Chicago ihr Unweſen treiben, tauchen auch vor den Toren
dieſer Rieſenſtadt Wölfe auf. Wirkliche Wölfe vor Chicago! Man
hat ihre Spuren geſehen, man hat ſie verfolgt. Aber ſie
ver=
ſchwanden in den Dickichten. Jetzt ſucht man ihre Höhlen. Ein
einſamer Wanderer wurde von ihnen angefallen und rettete ſich
mit Mühe auf einen Baum. Das war das Signal: 185 Jäger
ſind eingeſetzt worden, um die gefährlichen Räuber unter den
Tie=
ren zu jagen. Sogar ein Flugzeug hat man gechartert, um ihnen
ſchneller auf die Spur zu kommen.
Bisher können ſich die Jäger nicht rühmen, große Erfolge
ge=
habt zu haben. Vom Flugzeuge aus ſichtete man drei Wölfe, hetzte
die Jagdgeſellſchaft auf ſie — und erlegte zwei von ihnen. Der
andere wird bei einem anderen Rudel Unterſchlupf ſuchen und
ſeinen Artgenoſſen verkünden, daß die Menſchen zu Lande und in
der Luft jetzt auf ſie Jagd machen. — Man hofft, daß dieſe
Wolfs=
jagden mehr Erfolg haben, als jene in den Dickichten der
Unter=
welt von Chicago, wo die menſchlichen Wölfe reißender denn je
umgehen und Beute ſuchen. — Die Wölfe vor Chicago werden
bald erlegt ſein — aber die Wölfe in Chicago? ..
Vernünftige Abzahlung.
(p) Bukareſt. Ein Bukareſter Gericht hat vor einigen
Tagen ein wahrhaft ſalomoniſches Urteil gefällt. Ein Kaufmann
aus einem kleinen Grenzort war vor mehreren Monaten dabei
er=
tappt worden, wie er einen großen Poſten Ware über die Grenze
ſchmuggelte. Die Sache kam vor Gericht und endete mit der
Ver=
urteilung zu einer Geldſtrafe von 4 500 000 Lei. Da dieſe Summe
nun erheblich höher war als der Verdienſt, den der Verurteilte
aus ſeinen Grenzgeſchäften geſchlagen hatte, zerbrach er ſich den
Kopf darüber, wie er wohl dieſe große Schuld abzahlen könne.
Da ihm der erleuchtende Gedanke aber bis vor wenigen Tagen
noch nicht gekommen war, die Geduld der Gerichtskaſſe aber ein
Ende hatte, erhielt er eine letzte Zahlungsforderung, die mit
fol=
gendem Nachſatz verſehen war: Sollten Sie bis zum oben
ange=
gebenen Termin die fällige Strafe in Höhe von 4½ Millionen Lei
nicht bezahlt haben, ſo tritt an deren Stelle eine Gefängnisſtrafe
von einem Tag für je 50 Lei.‟ Der Verurteilte rechnete ſofort
auf Grund dieſer Unterlage die Geſamtſtrafe aus und bereitet ſich
im Augenblick auf eine Gefängnisſtrafe von etwas mehr als 245
Jahren vor, die er abſitzen muß, um dem rumäniſchen Staat ſeine
Schuld abzuzahlen.
Maiglöckchen in der Sahara?
— Paris. Der erſte Kongreß dieſer Art ſeit Menſchengedenken.
Mitten in der Wüſte haben ſich Militärs und Gouverneure, Gärtner
und Hoteliers zu einem Kongreß eingefunden. Die Oaſe El Golea in
der Sahara ſoll, wie man ſo ſchön im Kongreßſtil ſagt, ein
Mark=
ſtein in der Kultivierungsarbeit in der Wüſte ſein. Man hat nämlich
die Abſicht, in allen Oaſen große Ausbauten vorzunehmen. Die
Nutz=
barkeit der Bewäſſerungen zu evweitern und europäiſche Blumen und
Früchte, vom Apfel bis zum Maiglöckchen, anzupflanzen. Große
Experi=
mente ſind vorausgegangen. Sie waren ſo erfolgreich, daß die franzöfiſche
Regierung ſich mit allen Kräften für die Pläne einſetzt. Man braucht
vorerſt einmal Geld und gute Techniker. Alles andere muß die Erde
ſelbſt liefern. Es iſt ja keine Neuigkeit, wenn man ſagt, daß die Wüſte
Sahara das größte Anbauland der Welt wäre — und zugleich auch das
fruchtbarſte, wenn — ja, wenn die Wüſte Sahara nur bewäſſert wäre.
Dieſe Bewäſſerungsobjekte werden wieder ausgegraben. Von El Golea
aus ſoll die Kultivierungsarbeit ihren Ausgang nehmen. In den
rieſigen Weiten der ſchier endloſen Wüſte rechnet man nicht nach
Stun=
den. Es wird wohl noch Jahrzehnte dauern, ehe man zur Sahara fährt,
um Maiglöckchen zu pflücken und Aepfel zu ernten. Die Gouverneure
und die Militärs, die Gärtner und die Hoteliers werden noch ma en
Tag in der glühenden Sonne der Sahara über dieſem Projekt brüten
können. Nur die Fata Morgana arbeitet ſchneller, als Menſchenhände
und Menſchenhirne.
Radiobotſchaft zum Mond.
(a) New York. Da nie eines Menſchen Fuß den Mond betrat,
ſtreiten ſich die Gelehrten darüber, ob der Mond eine Atmoſphäre habe,
oder vielmehr ſie ſtreiten ſich nicht mehr, denn ſie ſind faſt einheitlich
der Anſicht, daß er keine hat. Aber kein Forſchungsreſultat iſt ſo abſolut,
daß es nicht für falſch befunden werden könnte. Deshalb zweifeln die
großen Skeptiker unter den Gelehrten dieſe genannte Theſe an. Aus
dieſem Gedankengang heraus werden augenblicklich im amerikaniſchen
Inſtitut für Radio=Ingenieure in New York große Vorbereitungen zu
einem Rieſenexperiment getroffen. Der Präſident dieſes Inſtituts, Dr.
Royt Taylor, trägt ſich mit der Abſicht, eine Radiobotſchaft zum Mond
hinaus zu ſchicken . Er hat keine Jules Verneſchen Pläne, keine
trügeriſchen Hoffnungen. Er wartet nicht auf eine Antwort der
Mond=
bewohner. Aber dieſe Mondbotſchaft hat doch unter Umſtänden eine
ſehr große Bedeutung für die Erforſchung der Atmoſphäre unſerer
Erde und vielleicht auch für die des Mondes. — Wenn die Apparate
ſo arbeiten, wie man es erwartet, wenn die bisherigen Berechnungen
der Aſtronomie ſtimmen, dann müßten die Abſender dieſer Botſchaft
innerhalb von 2½ Sekunden die Antwort von dem nächtlichen
Beglei=
ter der Erde, deſſen einfache Entfernung 383 420 Kilometer beträgt,
zu=
rückerhalten. Und zwar auf Grund der Reflektion.
Die Fragen, die gelöſt werden ſollen, ſind einmal, inwieweit die
höchſten Höhen unſerer Atmoſphäre die Radiowellen abſorbieren, dann
aber auch, ob der Mond überhaupt eine Lufthülle oder eine Art
viel=
leicht ganz anders gearteter Atmoſphäre beſitzt, die unbedingt
eben=
falls eine Beeinfluſſung der Wellen herbeiführen würde.
Für das beabſichtigte Experiment werden Hochfrequenzwellen
zwiſchen 20 000 und 30 000 verwendet. — Wenn alſo alles klappt und
die Apparate nicht im entſcheidenden Moment verſagen, dann werden
wir bald die erſte Botſchaft vom Mond auf unſerer Erde empfangen.
Sie ſtammt zwar nicht vom Mond ſelbſt, ſondern von unſerer Erde;
aber der Mond wird uns als Reflektor einen intereſſanten
wiſſenſchaft=
lichen Dienſt leiſten.
Ueber den Text haben noch keine Beratungen ſtattgefunden. Wie
wäre es, wenn man die ſchönen Worte nähme: „Guter Mond, du gehſt
ſo ſtille . . ." . . .?!
Mary Pickford ärgert ſich über die Skeuerbehörde.
(a) New York. Das ſcheint die neueſte Krankheit der
Film=
größen zu ſein, daß ſie ſich mit der Steuerbehörde herumplagen
müſſen, die ein internationales Uebel ſein muß, denn ſie macht
ſich ebenſo unangenehm in Amerika bemerkbar, wie man das von
ihr in Deutſchland behauptet. Mary Pyckford ſollte erben, und
zwar das Vermögen ihrer Mutter, die im Jahre 1928 ſtarb und
insgeſamt 4½ Millionen hinterließ. Nun ſoll, ein übermäßig
hoher Satz als Steuer einbehalten werden wohingegen Mary
Pickford den Nachweis antritt, daß ſie in Wirklichkeit ſelbſt die
Geberin dieſer Gelder geweſen iſt, indem ſie ihrer Mutter ein
Gehalt von 100 000 und ſpäter von 200 000 Mark bezahlte. Bei
dieſer Gelegenheit erfuhr man auch einiges über das Einkommen
der ſchönen Mary. 1917 verdiente ſie 2½ Millionen Mark, von
denen ſie aber nur ein Viertel verbrauchte. Und auch 1919 hatte
ſie ein Wocheneinkommen von 45 000 Mark. Später verdiente ſie
mit ihrer eigenen Produktion noch bedeutend mehr. Aber daß
jetzt die Steuerbehörde eine Viertelmillion von ihr haben will,
das kann Mary nicht begreifen . . Aus welchem Grunde ſie
einen Prozeß begonnen hat, dem man allerdings — wie allen
Steuerprozeſſen — keine gute Prognoſe zu ſtellen vermag.
Eine Luftreiſe zu einer Mark pro Sekunde.
(aga) New York. Das von Deutſchen nach Amerika
ver=
pflanzte Segelflugweſen gewinnt immer mehr Anhänger. Unlängſt
hat Lindbergh ſeinen erſten Flug mit einem motorloſen Flugzeug
abſolviert und war davon ganz begeiſtert. Vor ein paar Tagen
wurde ein neuer Gleitflieger auf den Rooſevelt=Flugplatz auf
Long Island gebracht, mit dem zuerſt unſer Freund Clarence
Chamberlin einen kurzen Flug machte. Ihm folgten einige andere.
weniger bekannte Flugzeugführer, und als die erſte Probe eben
fertig war, meldete ſich Arthur Lynch, Direktor eines New Yorker
Verlagshauſes zu einem Probeflug in dem „neumodiſchen Ding”,
Die Flugplatzbeamten lehnten ihn zuerſt ab, als er aber ſeine
Piloten=Lizenz vorwies, erklärte man ſich ſchließlich bereit, ihn zu
der üblichen Taxe mitzunehmen. Lynch ließ ſich den Spaß, der
genau zehn Sekunden dauerte, 2.50 Dollar koſten — rund zehn
Mark — und erklärte nachher, die neuartige „Senſation” wäre
ihm das Zehnfache wert geweſen.
Rundjunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 17. Febr. 12.30: Schallplatten. Wunſch=Konzert.
15.15: Jugendſtunde. 16: Kurhaus Bad Homburg:
Kurhaus=
kapelle. Benoit: Ouv. „Maria Stuart”. — Juel=Frederikſen:
Skandinaviſche Suite. — Godard: Fantaſie „Die Marketenderin”.
— Ketelbey: Auf einem perſiſchen Markt. — Kalman: Faſchingsfee=
Walzer. — Blon; Unter dem Siegesbanner. — Kollo: Grüß mir
mein Hawai. Quickſtep. — Hauptmann: Ich glaub' wir zwei.
Tango. — Benatzky: Die Frau, die ich verehre. Waltz. — May:
Zwei blaue Augen. — Heymann: Heut” komm ich. Quickſtep. —
Peyronnin: Tango des Chinſeres. — Vallee u. Zimmermann: Im
fuſt a vagabond lover. Foxtrot. — Sentis: „Alcala.” Paſo=doble.
O 18.05: Werkſtudenten. O 18.35: Dr. Gideon: Le Corbuſier und
das neue Bauen. O 19.05: Engliſch. O 19.30: Lieder. Zilcher: Der
Tod; Morgenlied. — Gretſchaninow: Sträflinge; Heimat;
Wiegen=
lied. — Muſſorgski: Trepak; Der Feldherr. O 20: Funkorch.: Bach:
Suite in H=moll. — Grétry: Ballett=Suite. — Satie: Fünf
Gri=
maſſen. — Milhaud: Dritte Sinfonie. o 21.15: Wedekind=
Ver=
anſtaltung. O 22.20: Schach. O 22.50: Schallplatten.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Montag, 17. Febr. 9: Landwirtſchaftsrat Dr.
Feuerſänger: Einrichtungen zur Verbeſſerung der Leiſtungen der
Viehbeſtände. o 10: Jakob Schaffner erzählt aus ſeinem Roman
„Johannes” 12: Engliſch für Schüler. O 14.30: Kinderſtunde.
15: Dr. Heiland: Die Zukunft der Handarbeiterberufe. O 15.45:
Geh. Oberreg.=Rat Dr. Ing. Albrecht: Die Technik im Haushalt.
O 16: Engliſch. O 16.30: Berlin: Konzert. O 17.30: Das
Tanz=
lied. o 17.55: Priv.=Doz. Clauberg: Was Jedermann von den
Infektions=Krankheiten wiſſen muß. O 18.20: Elſe Lasker Schüler
lieſt eigene Gedichte. O 18.40: Engliſch für Anfänger. o 19.05:
Friedrich Frhr. von Oppeln Bronikowſki lieſt aus ſeinem Roman
„Schlüſſel und Schwert”. O 19.30: Dr. Fritzſche: Welchen Nutzen
kann die Binnen=Fiſcherei aus dem landwirtſchaftlichen
Notpro=
gramm ziehen? O 20.15: Breslau: Aus der Heemte. O 21:
Köngs=
berg: Konzert. Prokofieff: Ballade. — Glazounow: Chant du
meneſtrel. — Rachmaninoff: Orientaliſcher Tanz. — Rimſky=
Korſ=
ſakow: Wickinger=Lied aus „Sadko”. — Muſſorgsky: Arie aus
„Chowantſchina”. — Sokolloff: Romanze. — Dubinuſchka. Volkslied.
Iwan Sibirafk (Baß). 6 21.35: Berlin: Heiteres, Schallplatten.
O Anſchl.: Zeit, Wetter. O Danach: Tanzmuſik.
Wekterberichk.
Durch die von Weſten vorgedrungene Kalrluft ſetzte bereits in den
geſtrigen Nachmittagsſtunden in unſerm Gebiet leichte
Niederſchlags=
tätigkeit ein, die der Niederung Regen, den Bergen aber Schnee brachte.
Es wird neben vorübergehender Wolkenbildung vielfach aufheiterndes
Wetter mit Nachtfroſt zu erwarten ſein.
Ausſichten für Montag, den 17. Februar 1930: Teils heiter, teils
wolkig, ſtellenweiſe Frühnebel, meiſt trocken, wieder leichter Nachtfroſt.
Ausſichten für Dienstag, den 18. Februar 1930: Stellenweiſe
nebliges, tagsüber vielfach aufheiterndes Wetter. Nachtfroſt, meiſt
trocken.
Stuhlverſtopfung und ihre Behandlung.
Erfahrungen eines Univerſitätsprofeſſors.
Einer unſerer bedeutendſten Profeſſoren auf dem Gebiet der
inneren Krankheiten berichtet in einer erſten mediziniſchen
Zeit=
ſchrift über ſeine jahrzehntelangen Erfahrungen in Fällen von
Stuhlverſtopfung. Er empfiehlt den an derartigen Beſchwerden
Leidenden längere Zeit hindurch den regelmäßigen Gebrauch eines
Abführmittels, wobei er entſcheidenden Wert darauf legt, daß das
Mittel nur aus pflanzlichen Beſtandteilen zuſammengeſetzt iſt.
Dieſes wird abends eingenommen und führt morgens die
ge=
wünſchte Wirkung herbei. Dabei gewöhnt ſich der Patient nicht
etwa an das Abführmittel, ſondern infolge der fortgeſetzten
gleich=
mäßigen Anregung der Darmtätigkeit an regelmäßigen
Stuhl=
gang. Dieſe Erfahrung wird jeder beſtätigen, der bei Verſtopfung
die unübertroffenen Apotheker Richard Brandt’s Schweizerpillen
gebraucht. Sie beſtehen ausſchließlich aus pflanzlichen Auszügen
und Stoffen und enthalten keine Chemikalien. Ihre prompt und
zuverläſſig abführende Wirkung erfolgt äußerſt mild, ohne
Leib=
ſchmerzen oder ſonſtige unerwünſchte Nebenerſcheinungen
hervor=
zurufen.
(I.57
Hauptſchriftleltung: Rudelf Manve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streele; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort:; Dr. Herbert Neite;
für, den Inſeraienteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten
Warker alß dnr Tou.
Roman von Hans Schulze.
3)
Nachdruck verboten.
Eine unſagbare Verzweiflung begann auf einmal in ihm
zu wühlen; es dünkte ihm, als ob er von Evelyn ſchon getrennt
ſei, und er konnte ſich doch dieſe Trennung nicht vorſtellen.
Mechaniſch nahm er endlich das Aktenſtück des „Helios”
wie=
der auf und vertiefte ſich in das Bild ſeines Gegners, das
die rührige Detektei irgendwo aufgetrieben und ihrem Bericht
beigefügt hatte.
Ein vornehm geſchnittenes, ariſtokratiſches, ein wenig
hoch=
mütiges Geſicht ſchaute ihm da entgegen; ein Geſicht, von dem
es ihm ohne weiteres verſtändlich erſchien, daß es ſich die Herzen
der Frauen im Sturm erobern mußte.
Der kleidſame Tennisdreß zeichnete die ſchlanke, ſportgeſtählte
Figur in ſtraffen Umrißlinien nach; die Haltung frei und
herren=
haft ſicher, die Hände ſchlank und feingliedrig und doch von der
nervigen Kraft einer alten Raſſe.
Ein kurzer Abriß gab ſeinen Lebensgang: Sproß einer
Danziger Kaufmannsfamilie, die in der Inflation den größten
Teil ihres Vermögens eingebüßt hatte.
Gymnaſium in ſeiner Vaterſtadt, Univerſitätsſtudium in
München und Berlin, dann Journaliſt und freier Schriftſteller;
ein umfangreicher Roman in einer bedeutenden Berliner
Tages=
zeitung hatte bereits die Aufmerkſamkeit weiter Kreiſe erregt;
ein dramatiſches Erſtlingswerk ſah in nächſter Zeit ſeiner
Urauf=
führung auf einer großen Bühne des Weſtens entgegen.
Zweifellos ein feſter, lebenstüchtiger Menſch von bedeutender
Intelligenz und großer Zukunft, ein Menſch, der turmhoch über
dem eleganten Nichtstuerpack ſtand, das Evelyns Villa in
Wann=
ſee bevölkerte.
Faſt mit einer Regung von Scham gedachte Karr vor die
unbekümmerten, ſtolzen Jugend ſeiner grauen Haare und
ſei=
welken, verarbeiteten Geſichts.
Er fühlte ſich in dieſem Augenblick unſagbar alt und mi
Und er fühlte auch, das Evelyn mit ihrem ganzen Sinn
und Denken, mit allen Wünſchen ihres Herzens auf der Se
jenes anderen ſtehen mußte, der faſt mit der Notwendigkeit eit
Naturgeſchehens dieſen Einſturz in ſein Leben gebracht h.
Was ſollte nun werden?
Auf einmal dünkte es ihm, als überſchaue er beim Sche
eines einzigen Blitzes ſein ganzes bisheriges Leben, ſah er m
unbeſtechlicher Klarheit in das Meduſenantlitz ſeiner Zukunf
„Ich habe ſie verloren”, ſagte er leiſe, gequält, „und
werde ſie nie wiedergewinnen.”
Sekundenlang ſuchte er ſich vorzuſtellen, daß alles nur e
entſetzlicher Traum geweſen ſei und er nur die Augen zu
öffn=
brauche, um ſich in die Wirklichkeit ſeiner einſt ſo klaren, fe
gefügten Verhältniſſe zurückzuretten.
Aber dann wußte er wieder, daß er nicht geträumt hatte,
daß es unmöglich war, dem rollenden Rad des Geſchicks in die
Speichen zur fallen.
Halb, ohne zu wiſſen, was er tat, zog er ein Schubfach
ſeines Schreibtiſches auf und nahm einen Browning heraus.
Mit einer faſt liebkoſenden Bewegung fuhr er über den
bläulich blinkenden Lauf und lud den Patronenrahmen der
kleinen Waffe.
„Ich werde ihn töten”, dachte er, und er fühlte, wie dieſer
Gedanke allein die ungeheure Spannung ſeiner Nerven lockerte.
Von neuem begann ihm das Blut in den Schläfen zu
hämmern.
Und plötzlich ſchoß ihm eine raſende, fiebernde Eiferſucht
gleich einer Stichflamme ins Herz, daß ſich ſeine Augen
ver=
dunkelten und ihn die letzte Beherrſchung und Selbſtdiſziplin
verließ.
Das uralte Bauernblut, dem er von mütterlicher Seite her
entſtammt, ſchäumte wild in ihm auf in einem glühenden
Mord=
inſtinkt, daß er den verhaßten Feind am liebſten wie ein
be=
trunkener Knecht mit einer Wagenrunge niedergeſchlagen hätte.
Nach einer zeitloſen Spanne riß er ſich endlich gewaltſam
aus der ſtarren Betäubung ſeiner Sinne und klingelte dem
Diener. Sein Geſicht war jetzt wieder ganz unbewegt und
leidenſchaftslos, nur in ſeinen Augen ſtand ein ſeltſamer, faſt
grauſam=liſtiger Ausdruck
Auf einmal hatte ein rettender Gedanke in ſeinem fieberhaft
arbeitenden Hirn Wurzel geſchlagen.
Ein Gedanke, der ihm in einem Augenblick Tiefen der
Erkenntnis geöffnet und ihm einen Weg gewieſen hatte, wie
er an jenem Mann ſeine Rache nehmen konnte, ohne der Welt
das groteske Schauſpiel zu bieten, daß der Generaldirektor Alfred
Karr mit eigener Hand den Liebhaber ſeiner Frau niederſchoß
und die Schande ſeines Hauſes ſelbſt auf alle Gaſſen hinaustrug.
Mit völliger Ruhe ließ er ſich von dem Diener Hut und
Mantel reichen und ſtieg dann die große Freitreppe zu dem
hallenartigen, gruftkühlen Oberlichtſaal der Kaſſenſchalter hinab.
Der goldbordierte Portier mit dem weißen, wehenden
Tirpitz=
bart wirbelte die mächtige Drehtür vor ihm auf und öffnete
dienſteifrig den Schlag des wartenden Autos.
Karr nickte ihm flüchtig zu und ſtieg ein.
„Schlachtenſee”, befahl er dann kurz, „Albrechtſtraße 22 a.‟
II.
Die ſpäte Nachmittagsſonne lag mit weichen, gedämpften
Lichtern auf dem ſpiegelnden Moſaikboden des Ateliers.
Die große Glastür zur Seeterraſſe ſtand weit geöffnet, und
ſo oft der Frühlingswind durch die Bäume des Gartens zog,
flutete der Duft der dichten Fliederhecken wie eine zarte,
ſehn=
ſüchtige Melodie durch die ſchwebende Stille des rieſigen
Ar=
beitsraumes.
Walter v. Prayer ſtand vor ſeiner Staffelei und miſchte
be=
hutſam ein paar Farbentöne auf dem noch naſſen Grunde der
Leinwand zurecht.
Hinter einem japaniſchen Wandſchirm raſchelte es leiſe von
Frauenkleidern, und gleich darauf erſchien das Modell, ein
blut=
junges Mädel mit feingefeſſelten, ſchlanken Gazellenbeinen, und
huſchte mit einem lindlichen Knix geſchmeidig wie eine junge
Katze zur Tür hinaus.
Walter ſandte ihren anmuugen Bewegungen einen
lächeln=
den Blick nach und trat dann zu ſeinem Freunde Kurt
Stein=
hoff, der ſeinen ſchmalen Raſſekopf in das Kiſſengebirge eines
breiten Ruhebettes eingewühlt hatte und aus ſeiner Shagpfeife
große Rauchwolken gegen das Kaſſettengebälk der Decke blies.
„Ich mache Schluß,” ſagte er, „ich glaube, ich habe heute
genug für die Unſterblichkeit getan!"
Kurt Steinhoff ſtieß einen zuſtimmenden Laut aus und reckte
ſich gewaltig.
Sie waren ſchon in aller Herrgottsfrühe mit dem kleinen
Modell zur Pfaueninſel geſegelt, und Walter hatte hier in einer
verſchwiegenen Bucht an dem Ganzakt ſeines neueſten Bildes
gearbeitet, das das Lichtproblem eins badenden jungen
Nix=
chens in dem lachenden Zuſammenſpiel von Waſſer und Sonne
behandelte.
Dann hatten ſie im Schwediſchen Pavillon zuſammen
ge=
frühſtückt und zum Schluß den Kaffee in der Villa Prayer
ein=
genommen, die im einem ſchönen alten Garten im Südoſtwinkel
des Wannſees gelegen war.
„Es iſt heute beinahe ſo warm wie im Hochſommer!”
unter=
brach Walter jetzt die beſchauliche Stille. „Und dabei ſtehen wir
erſt im Anfang des Mai. Das Wetter iſt für deine Premiere
auch nicht gerade beſonders günſtig. Du hätteſt damit ruhig den
Beginn des Winters abwarten ſollen.”
Kurt zuckte die Achſeln.
„Sprich mir an einem ſolchen Frühlingstage nicht vom
Theater. Man kommt ſich mit ſeinem Machwerk ja gerade
lächer=
lich vor gegenüber dieſen Schöpfungswunderw der Natur. Der
Flieder hat noch nie ſo ſchön geblüht wie in dieſem Jahre!”
Der Maler pfiff leiſe durch die Zähne.
„Herr Generaldirektor Karr iſt wohl wieder im Lande?”
fragte er dann mit unverkennbarer Jronie. „Und darum dieſer
weltſchmerzliche Unterton!“
„Ich weiß es nicht!” war die etwas kurze Antwort. „Evelyn
erwartete ihn jedenfalls heute früh!”
Ein kleiner Schmetterling gaukelte vom Gartem herein, ſetzte
ſich mit zierlich gefalteten Flügeln auf den Rand der Staffelei
und wehte dann wieder zur Tür hinaus.
Walter ſah ihm nach, bis er allmählich in das ſeidene Blau
des Himmels hineinſchwand.
„Was ſoll aus dieſem ganzen Verhältnis eigentlich einmal
werden?” ſagte er dann faſt väterlich beſorgt, obwohl er kaum
ein halbes Dutzend Jahre mehr zählte als der Freund.
Kurt zerteilte mit ungeduldiger Handbewegung die
Rauch=
wolken ſeiner Pfeife.
„Wir lieben uns! Mehr weiß ich nicht. Frage den Wind,
wohin er weht, den Strom, wohin er fließt!“
Fortſetzung z.,.
Nummer 48
Montag, den 17. Februar 1930
Seite 5
Ein 4:0-Sieg gegen Mainz 05.
* Auch dieſes Jahr iſt die Bezirksmeiſterſchaft im Handball
n Darmſtadt geblieben. Die Ligamannſchaft des Sportvereins
Darmſtadt 1998 konnte nach einer beiſpiellos erfolgreichen Ver= ueiſter von Rhein und Saar, VfR. Mannheim und PfNl.
Kai=
andsſpielzeit Gruppenmeiſter werden. Den Bezirksmeiſtertitel
Sie erzielte dabei 11 Tore, während den Mainzern nicht ein ein=
und erwarten von ihr den Einſatz ihres ganzen Könnens bei eine von jeher ſpielſtarke Mannſchaft kennt, die über einen
ſtar=
den Kämpfen um die Süddeutſche und wenn möglich auch um die
Zeutſche Meiſterſchaft.
Zu unmöglich früher Morgenſtunde zogen am Sonntag in
der Früh die Mannen des Sportvereins Darmſtadt 1898 — die
ſtitte, die Liggerſatz und die Ligamannſchaft — zum Fort
Bin=
ten in Mainz. Die dritte Mannſchaft hatte im Verein mit ihrem
Zegner von Mainz 05 die wenig dankbare Aufgabe, das gänzlich
pereiſte und zum Teil noch mit Schnee bedeckte Spielfeld locker
u treten. Sie hatte dabei noch den Nebenerfolg, einen ganz
utten 5:1=Sieg zu erzielen, der allerdings verblaßt gegenüber
dem 11:0=Sieg der Liggerſatzmannſchaft. Der Schiedsrichter des
eaſtgenannten Spieles, war eine ſelten geſchaute Erſcheinung,
deſſen linke Hand offenbar ſehr kälteempfindlich war, denn ſie
tickte während des ganzen Spieles in der Hoſentaſche — auch
eint Rekord.
Inzwiſchen hatte ſich unter gütiger Mitwirkung der Sonne der
schlackenboden ſtellenweiſe in Moraſt verwandelt. Wenige
Früh=
mfſteher — es mögen mit den unentwegten Darmſtädter
Schlach=
enbummlern etwa 400 geweſen ſein — fanden ſich zu dem Spiel
der Großen ein. Sie ſahen kein ſchönes Spiel. Der Zuſtand des
Plätzes machte ein techniſch gutes Spiel unmöglich. Die Spieler
hatten keinen feſten Stand. Zahlreiche Stürze waren die Folge.
Mainz ſpielte zudem auch diesmal maſſiv, mit manchmal
lebhaf=
er Beinbetätigung. Gründe genug, die Schönheiten des
Handball=
pieles zu ertöten. Trotzdem wurde es von Herrn Gieſemann
vom 1. F.C. Nürnberg gut zu Ende gebracht. Ein großer Teil
des Publikums bewies große, aber deſto lautere Regelunkenntnis.
Man darf ihm das eigentlich gar nicht einmal verübeln. Denn es
ſieht offenbar zu wenig Handballſpiele. Anſcheinend ſind die
Mainzer Vereine auch an hohen Beſuchsziffern nicht ſonderlich
intereſſiert. Anders wäre ihre ſelbſt von der Preſſe beklagte
Zurückhaltung bei der Propaganda zu dieſem Meiſterſchaftsſpiel
nicht zu verſtehen. Froſtig nahm dieſes Publikum die Erfolge
der Darmſtädter hin. Auch der Erringung der Meiſterſchaft
be=
gegnete tiefes Schweigen. Die Mainzer Spieler dagegen
beglück=
wünſchten ihren Gegner einzeln aufrichtig durch Händedruck und
brachten gemeinſam den Sportruf aus.
Das Spiel ſelbſt war wiederum eine völlig ſichere Sache für
die Sportvereinself. In keiner Spielphaſe war der Sieg
gefähr=
det. Der Sturm des Gegners erwies ſich im geſtrigen Spiel faſt
noch ungefährlicher als im Vorſpiel, ſo daß die Darmſtädter
Hin=
termannſchaft, die in jeder Beziehung ihren Mann ſtand,
leich=
tes Spiel hatte. Es gelang vollſtändig, die Stürmer des
Platz=
vereins in Schach zu halten, was wohl daraus am beſten
er=
hellt, daß Henß nur zwei ſchwere Würfe zu halten bekam.
Trotz=
dem hatten die Mainzer eine glänzende Torchance in Geſtalt
eines 13=Meter=Wurfes, dadurch veranlaßt, daß der Torhüter der
Wer bei der Abwehr einen Ball in den Schußkreis zurückholte;
doch auch hierbei verſagte das Wurſvermögen der Mainzer
kläg=
lich, landete doch der Ball weit neben dem Tor. Die Deckung der
Mainzer war dafür weit beſſer. Mit großer Härte und
Auf=
opferung ging man an die ſchwere Arbeit, Tore des Gäſteſturms
zu vermeiden. Als die Darmſtädter mit 3 Toren in Führung
lagen, zogen dieſe aus der Spielweiſe des Gegners die Konſe=
Nuenzen, jeden Nahkampf zu vermeiden. Obwohl das
Darm=
ſtädter Angriffsquintett nicht allzu eifrig ſpielte und in der
mangelhaften Bedienung von Freund, einen großen Fehler
machte, reicht ſeine Leiſtung völlig aus. Wäre Meckes im
Main=
zer Tor wiederum nicht ſo ausgezeichnet auf dem Poſten geweſen,
ſo wäre der Sieg wohl noch bedeutend klarer ausgefallen,
Der Spielverlauf ſieht alsbald die 98er in Front, die in
der 10. Minute durch Feick, der einen Strafwurf verwandelt, in
Führung gehen. Dann iſt das Spiel einige Zeit ausgeglichen,
bis im letzten Drittel der 1. Halbzeit die Darmſtädter wieder
ſärker aus ſich herausgehen und dann auch weitere Erfolge
er=
zielen. Bei einem raſchen Durchbruch von Freund kann der
geg=
neriſche Torhüter gerade noch mit dem Fuß abwehren, wodurch
der Ball zu dem freiſtehenden Fuchs kommt, der placiert das
Tor zum zweiten Male trifft. Dann fällt auch gleich der 3.
Tref=
fer nach Kombination des Innenſturmes, durch Feick erzielt.
— Mit dem Halbzeitergebnis von 3:0 war der Kampf ſchon
ent=
ſchieden. Das Spiel wurde ſo auch in der 2. Hälfte reichlich
un=
uitereſſant, zumal die Mainzer, in dem Beſtreben, die
Nieder=
lage niedrig zu halten, ihre Deckung verſtärkten. Um die Mitte
der zweiten Halbzeit erreicht Feick durch direkte Anbringung
tines Strafwurfes den 4. Treffer. Bei 4:0 verblieb es dann.
Eine Ueberraſchung in München.
München 1860 verliert gegen ASV. München 0:4.
In dem Pokalſpiel der Vorrunde zwiſchen München 1860
und ASV. München, das am Sonntag in München
ausgetra=
gen wurde, gab es für München 1860 eine überraſchende
Nieder=
lage. ASV. zeigte ſich ſeinem Gegner in jeglicher Hinſicht
über=
legen, ſpielte vor allem mit einem aufopferungsvollen Eifer, den
man bei ſeinem Gegner vermißte. So blieb es nicht aus, daß
Das Endergebnis mit 4:0 zugunſten von ASV. lautete.
Um die Bezirks=Meiſterſchaft Rhein=Saar.
VfR. Mannheim—VfR. Kaiſerslautern 3:3 (2:1).
rkämpfte ſich die Mannſchaft in zwei Spielen gegen Mainz 05. Saar entgegen, war doch der VfR. Mannheim mit viel Glück erſte Spielhälfte war für Arheilgen ein Glanzſtück, und es ſchien
zur Meiſterſchaft in der Gruppe Rhein gekommen und mußte
iger Treffer gelang. Wir beglückwünſchen die ſieg= er zudem noch mit Erſatzleuten die weiteren Kämpfe beſtreiten,
eiche Mannſchaft zu ihren bisherigen Erfolgen, ganz abgeſehen davon, daß man in dem VfR. Kaiſerslautern
ken Sturm verfügt. Um ſo mehr war man enttäuſcht, als man
ſah, daß ſich der VfR. Mannheim über alle Erwartungen tapfer Gäſten ſehr zu ſchaffen machte, ohne aber an eime Entlaſtung zu
ſchlug und es die Gäſte nur ihrer ſehr guten Verteidigung zu
Bei Mannheim konnte ſich der Sturm in der erſten Halbzeit
nicht richtig entfalten; man ſah hier die Gäſte ſtets in großer
Fahrt: der Kaiſerslautener Mittelſtürmer trug alle Angriffe
ſei=
uer Mannſchaft ſchön nach vorn und konnte auch in der erſten
Halbzeit eine ſichere 2:1=Führung erzwingen. In der zweiten
Halbzeit dominierte vor allem der VfR., der ein ganz
überlege=
nes Feldſpiel vorführte und nur an der ſtarken Verteidigung
lauterns hielt ſchwere Bälle und iſt wie ſein Kollege auf der
Gegenſeite für die drei Treffer nicht verantwortlich zu machen.
Der Sturm unterſtützte die Anſtrengungen ſeines Führers,
be=
ſonders in der erſten Hälfte, blendend, von der Läuferreihe gut
ſekundiert. — Die Mannheimer hatten vor allem in dem
Stür=
mer Kahl ihren beſten Mann, der im Verein mit ſeinen
Neben=
leuten ſtets ſchön mit Kombinationen durchkam und Schuß auf
Schuß folgen ließ. Trotz der Erſatzleute lieferte der
Rhein=
gruppenmeiſter diesmal eines ſeiner beſten Spiele; alle
Manu=
ſchaftsteile waren auf der Höhe; die Verdienſte des einen
her=
vorheben, hieß die des anderen
ſchmälern=
etiva 4000 Zuſchauern (die meiſten kamen natürlich wegen der
nachfolgenden Troſtrundenbegegnung VfL. Neckarau—FSV.
Frankfurt) in Markwardt=Eßlingen einen gerechten Leiter fand.
Kurz nach Spielbeginn ziehen die Gäſte vor den VfR.=Kaſten
und können aus dem Gedränge heraus ein Tor einſenden. Bald
ſieht man Mannheim im Gäſtefeld, ein Foul veranlaßt
Straf=
ſtoß, und ſchon ſitzt das Leder zu 1:1. Kurz vor Schluß der erſten
Halbzeit kommen die eifrigen Pfälzer zu ihrem zweiten Treffer.
— Die zweite Halbzeit ſteht durchweg im Zeichen der
Einheimi=
ſchen, die ein ganz überlegenes Feldſpiel präſentieren. An der
ſicheren Verteidigung kommen ſie aber nicht immer vorbei, und
mehrmals landet das Leder im Aus. Noch bevor der Ausgleich
fällt, können ſich die Gäſte den dritten Erfolg ſichern. Jetzt gibt
es weniger Torchancen für den Saarmeiſter, der ſich nun in
ſeine Hälfte zurückziehen und meiſt defenſiv verbleiben, muß.
Schöne Kombination des VfR.=Sturmes, und ſchon lautet das
Ergebnis 3:2. Gleich darauf wird ein Strafwurf fällig, der
durch die dichte Mauer und an dem Verteidiger vorbei zum 3:3
einläuft. Noch einmal ziehen die Gäſte vor das Mannheimer
Tor, ein ſicher ſcheinender vierter Treffer wird aber durch den
aufmerkſamen Torhüter gut abgewehrt. Mit einigem Glück
Platz verlaſſen. Das Rückſpiel ſteigt am 23. Februar.
Sporkvereinigung Arheilgen — Polizei=Sporkverein
Dumſahe Dien 42 021.
Ein weit über dem gewöhnlichen Durchſchnitt ſtehendes Spiel
zeigten beide Mannſchaften. Arheilgen hatte wiederholt
Gelegen=
heit, den Sieg ſicherzuſtellen, aber erſt eine Minute vor Schluß
konnte der entſcheidende Treffer erzielt werden. Derartige
Da=
menſpiele wünſcht man mehr am Arheilger Mühlchen zu ſehen. Reichsbahn zu einem prächtigen Endſpurt loslegte. Aerdings
Beiden Manſchaften gebührt für ihr aufopſerndes Spiel ein
Geſamtlob.
Handball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Um die Meiſterſchaft von Main=Heſſen.
In Mainz: Mainz 05 — Sportverein 98 Darmſtadt 0:4
Main=Heſſen, Gruppe 4: Rot=Weiß Frankfurt — Hakoah
Wies=
baden 3:6. Poſt S. V. Frankfurt — Polizei Wiesbaden 4:2.
Gruppe Rhein: Pfalz Ludwigshafen — F.SV. Frankfurt 6:3.
Gruppe Südbayern: A. S. V. München — S.V. 1860 München 4:0.
Ulm 94 — Siemens München 43.
Meiſterſchaft von Rhein=Saar.
V. f. R. Kaiſerslautern — V. f. R. Mannheim 3:3.
Berlin.
Polizei — Siemens 12:7. Brandenburg 25 — D.S.V. 3:4.
1:3. Brandenburg — D.H.C. 10:0. S. C. C. — Zehlendorf 8:1.
Damen: Siemens — Brandenburg 0:0.
Mitteldeutſchland.
In Halle: Mitteldeutſchland — Südoſtdeutſchland 5:4.
Weſtdeutſchland.
Tura Barmen — Alemannia Aachen 5:2. Raſenſport
Mühl=
freunde Siegen 3:6.
Die Hauptverſammlung des BDR. (Bund Deutſcher Radfahrer) in
Eiſenach wählte den bisherigen Bundesvorſtand mit Moshagen=Berlin
als erſten Vorſitzenden einſtimmig wieder.
Un die Meiſterſchaft im 9. Kreis.
Arheilgen — Algenrodt 3:4 (2:1).
Arheilgen enttäuſchte infolge ungenügender Technik. — Vor
Vertnetern der Kreis= und Gaubehörde und annähernd 1000
Zu=
ſchauern wickelte ſich dieſes für den Main=Rhein=Gau ſo wichtige
Mit großem Intereſſe ſah man der Begegnung der Gruppen= Treffen glatt ab. Kreisſpielwart Reitz war ſelbſt erſchienen. Die
Schiedsrichterleiſtung war ſehr gut, und beſonders deshalb, da
ſerslautern, im Vorſpiel um die Meiſterſchaft des Bezirks Rhein= das Spiel in ſcharfem Tempo durchgeführt wurde. Die ganze
danach der Sieg außer Frage zu ſtehen, zumal es nach der Pauſe
mit 3:1 in Führung lag. Dann wurden jedoch derartige taktiſche
Fehler begangen, daß die Gäſte drei Tone aufholen konnten, die
gerade zum Siege reichten. Der brauchbarſte Mannſchaftsteil
der Arheilger iſt der Innenſturm mit dem Mittelläufer, der den
denken. Ungenügende Beſchäftigung der Außenſtürmer, falſche
verdanken hatten, daß ſie nur drei Tore hinzunehmen brauchten. Stellung in der Läuferreihe verurſachten einen leeren Raum
zwi=
ſchen der Verteidigung. Der Gäſteſturm ließ es dann auf die
Kombination im Strafraum nicht ankommen, ſondern ſchoß aus
beträchtlicher Entſernung, und dies mit ſolcher Zielſicherheit, die
zu Erfolgen führte. Hierbei erwies ſich der Arheilger Hüter als
zu klein. Ueberragend waren der Mittelſtürmer und Halbrechte
von Algenrodt (zwei Brüder). Arheilgen hatte zwei Erſatzleute
aus der Jugend geſtellt, und dieſer Umſtand rief das mangelnde
der Pfälzer nicht immer vorbeikam. Der Torhüter, Kaiſers= Verſtändnis hervor, Algenrodt kommt jetzt in das Endſpiel um
den Kreismeiſter.
Main=Rhein=Gau.
Griesheim 1.—Büttelborn 1. 65 (4:2).
Griesheim 2.— Büttelborn 2. 7.0.
Griesheim Jgd. — Büttelborn Jgd. 7:0.
Groß=Geraut 1.— Erfelden 1. 2:1 (1:0).
Groß=Gerau 2.— Erfelden 2. 2:1.
Stockſtadt 1. — Reichsbahn 2. 3:4 (3:1).
Die Anſicht, daß Büttelborn im Rückſpiel in Griesheim
einen glatten Verluſt erleiden würde, fand keine Beſtätigung.
So wurde ein äußerſt flüſſiges Spiel vorgeführt, das vor Wohl wurden die beiden unteren Mannſchaften glatt
hineinge=
legt. Dagegen iſt das Ergebnis der erſten Mannſchaften als ſehr
günſtig für die Gäſte zu bezeichnen. Griesheim ſpielte mit drei
Erſatzleuten, wobei ſich das Fehlem des Verteidigers Müller
be=
ſonders bemerkbar machte. Büttelborn lag bald mit 2:0 in
Führung. Griesheim war verblüfft. Man erholte ſich jedoch und
durch ſchöne Kombinationszüge wurdem 4 Tone geſchoſſen. Nach
der Pauſe blieb Griesheim weiter im Vorteil und führte kurz
vor Schluß noch mit 6:3 Toren. Aber unentmutigt hielten die
Gäſte durch und ihr Eifer wurde mit zwei Toren belohnt, ſo daß
der Griesheimer Sieg recht kmapp mit 6:5 ausfiel. Verdient war
er auf alle Fälle. Auf beiden Seiten war je ein Spieler
ausge=
fallen. Das Treffen in Groß=Gerau ſchien eine ausgemachte
Sache zu ſein; man trennte ſich in beiden Spielen mit 2:1. Faſt
möchte man ſagen, es war zum Schreien, wie die ſchönſten
Tor=
chancen verſiebt wurden. Groß=Gerau hatte ſeine vollzählige Elf
nicht zur Stelle. Fuchs im Tor fehlte, er war aber gut erſetzt;
Schad ſtürmte auf Linksaußen, was für ihn ungewohnt, war.
Von beiden Seiten nahm man das Spiel von der
freundſchaft=
lichen Seite, ſo daß man, wenn ein Fehler gemacht wurde, ohne
lange den Schiedsrichter zu befragen, wußte, wer den Freiwurf
werfen darf. Etwas mehr vom Spiel hatte zweifellos
Groß=
konnte ſomit Kaiſerslautern bei unentſchiedenem Kampfſtand den Gerau. Jedoch waren die Gäſte ſo eifrig, daß das Spiel zumeiſt
verteilt war. In der zweiten Hälfte raffte ſich der Platzverein
etwas mehr auf. Freiſtehend am Kreiſe wurden zwei Bälle
ver=
ſchoſſen, daß ſelbſt die einheimiſchen Zuſchauer em Kopfſchütteln
nicht unterdrücken konnten. Wenn Spieler beſonders
hervorzu=
heben ſind, ſo waren es vom Platzverein der bekannte
Vertei=
diger Winter und der nimmermüde Mittelläufer. Auf der
Gäſte=
ſeite hielt ſich der Torhüter gut. Auch der Mittelläufer war
überall, und das uneigennützige Spiel des Halbrechten konnte
ebenfalls ſehr gefallen. — Stockſtadt tat es den Arheilgern gleich.
Dem anfänglichen Sieg mit 3:1 konnte es nicht halten, da die
war ziemliches Schußpech mit dabei.
Deulſche Hochſchul=Meiſterſchafken im Turnen 4
und Waldlauf.
Die deutſchen Hochſchulen trugen am Samstag und am
Sonntag in Aachen ihre Meiſterſchaften im Geräteturnen und
im Waldlauf aus. Aus allen Teilen des Reiches, waren beſte
Kenner erſchienen, darunter viele behannte Leute aus dem Sport=
und Turner=Lager. Im Geräteturnen bildete die
Zehnkampf=
meiſterſchaft, die Hauptkonkurrenz. Titelinhaber wurde. Hans
Mügge von der Univerſität Leipzig mit 189 Punkten vor
Sand=
rock von der Univerſität Köln mit 178 Punkten und Hans Mock
von der Techniſchen Hochſchule in Berlin, mit 175 Punkten.
Mügge erzielte am Reck und am Pferd die höchſte Punktzahl. —
Im Siebenkampf der Turnerinnen ſiegte Hertha Markworth von
der Univerſität Marbupa mit 125 Punkten vor Frieda
Step=
part von der Univerſität Heidelberg. — Die Meiſterſchaft im Rie=
Märkiſcher S.C. — Atos 2:2. Waſſerfreunde — Berliner SC. genturnen wurde von Göttingen vor Köln und Bonn gewonnen.
— Die Walblaufmeiſterſchaft brachte eine Ueberraſchung, da der
Königsberger Gilde in 207 vor dem Stettiner Hallpap von der
Univerſität Berlin in 20:15 und Kohlhaas=Köln ziemlich
über=
legener Sſeger blieb. Der Mannſchaftswettbewrb wurde von
der Handelshochſchule Berlin mit 70 Punkten vor der
Univer=
ſität Greifswald mit 87,15 Punkten gewonnen.
Der 1. FC. Nürnberg ſchlug im Berliner Poſtſtadion vor 20000
heim — SSV. Mühlheim 6:1. Polizei Bielefeld — Sport= Zuſchauern den Berliner Abteilungsmeiſter Tennis=Boruſſia 2:1 0:1).
Das Fußball=Länderſpiei Weſtbeutſchlanb—Luxemburg in M.=
Glad=
bach wurde in Anweſenheit von 20000 Zuſchauern von Luxemburg
gegen die weſtdeutſche Verlegenheitsmannſchaft mit 3:2 42:1) gewonnen.
Die Gebrüder van Kewpen gewannen in Brüſſel ein Dreiſtunden=
Mannſchaftsfahren überlegen vur den Belgiern Nonſieſban Hebel.
Seite 6
Monkag, den 17. Februar 1930
Nummer 48
Mnn die Taebenſche dapoad Menterſcaft.
Runde der Meiſter.
Spiele Tore Punkte Eintracht Frankfurt . . . 23:18 11:3 Spogg. Fürth . 19:7 10:4 Bayern München 36:17 10:4 F.=K. Pirmaſens . . . 16:18 8:6 Wormatia Worms . . 15:21 6:8 V. f. B Stuttgart . . 23:25 5:9 S.=V. Waldhof .. 13:19 4:10 F.=C. Freiburg . . 18:38 2:12Troſtrunde Abteilung Nord=Weſt.
Phönix Ludwigshafen Spiele Tore14:7 Punkte
12:4 F. S. V. Frankfurt. 11:6 8:4 S.=V. Wiesbaden . . 11:10 8:8 Sportfr. Saarbrücken 12:15 8:8 V. f. L. Neckarau .." 9:8 7:5 V. f. L. Neu=Iſenburg. 12:16 7:9 Rot=Weiß Frankfurt 8:10 5:9 F.=V. Saarbrücken. 9:14 3:11 Troſtrunde Abteilung Süd=Oſt.
Spiele Tore
29:10
1. F.=C. Nürnberg. Punkte
12:2 A. S V. Nürnberg . 23:17 10:6 V. f. R. Heilbronn 21:24 9:7 1860 München 24:7 8:4 Karlsruher F.=V. 15:14 7:7 Jahn Regensburg 9:10 4:6 Phönix Karlsruhe 12:26 4:8 Union Böckingen 7:32 0:14
Neue Ueberraſchungen.
Auch am 16. Februar gab es bei den ſüddeutſchen Fußball=
Endſpielen wieder Ergebniſſe, die den allgemeinen Erwartungen
widerſprachen. Trotzdem weiß man aber nicht, ob man all dieſe
Ergebniſſe als Ueberraſchungen werten ſoll. Man wußte von
Pirmaſens zum Beiſpiel, daß der Saarmeiſter eine
ausgeſpro=
chene „Heim=Mannſchaft” iſt, und man gab den Pfälzern für ihr
Spiel in Worms auch nur deshalb Chancen, weil der
Heſſen=
meiſter in ſeinen letzten Kämpfen recht mäßige Leiſtungen
ge=
boten hatte. Durch die 2:1 (2:0)=Niederlage in Worms iſt nun
der FK. Pirmaſens bereits früher als erwartet aus der
eigent=
lichen Spitzengruppe ausgeſchieden. Die drei Mannſchaften
Ein=
tracht, Fürth und Bayern bleiben unter ſich. Die Eintracht
Frankfurt beſiegte zu Hauſe vor 8000 Zuſchauern den VfB.
Stutt=
gart ganz überzeugend 5:2 (2:0). Bayern München bot trotz
ſei=
nes 4:2 (1:2)=Sieges über Waldhof eine etwas ſchwache Leiſtung,
jedoch mußte man die ſchlechten Bodenverhältniſſe und ein ſtarkes
Schneetreiben als Milderungsgrund gelten laſſen. Ueberraſchend
glatt, nämlich mit 6:0 (2:0) Treffern, wurde die Sp.Vg. Fürth
in Freiburg mit dem badiſchen Meiſter fertig. Die
Tabellen=
führung liegt nach wie vor bei der Eintracht Frankfurt. Dem
Mainmeiſter folgen mit einem Punkt Abſtand die Sp.Vg. Fürth
und Bayern München.
Die Troſtrunden.
In der Gruppe Südoſt iſt München 1860, eine
Mann=
ſchaft, die in der letzten Zeit kaum ſchlagbar ſchien, durch die
1:2=Niederlage gegen den Karlsruher FV. wieder um zwei
Punkte hinter den Tabellenführer 1. FC. Nürnberg
zurück=
gefallen. Die Niederlage der Münchener in Karlsruhe iſt
übri=
gens keine eigentliche Ueberraſchung, da der KFV. auf eigenem
Gelände ſchon manche Favoritenmannſchaft zum Straucheln
ge=
bracht hat. In dieſer Abteilung gab es dann am Sonntag noch
zwei 7:1=Siege. Den einen erzielte VfR. Heilbronn über die
ſtark zurückgegangene Union=Böckingen, und mit dem zweiten
wartete der ASV. Nürnberg gegen Phönix Karlsruhe auf, alſo
ebenfalls gegen eine Mannſchaft, die zurzeit in einer Kriſe ſteckt.
An der Abteilung Nordweſt hat Phönix
Ludwigs=
hafen ſeine führende Tabellenpoſition durch einen 2:1=Sieg über
Wiesbaden befeſtigt. Die gleiche Anzahl von Verluſtpunkten wie
Phönix Ludwigshafen weiſt jetzt der FSV. Frankfurt auf, der
in Neckarau nach einem ſehr harten Kampf ein 1:1 erreichte. Die
Ueberraſchung der Gruppe war in Saarbrücken fällig, wo der
VfL. Neu=Iſenburg vom Fußball=Verein ganz unerwartet hoch
mit 5:0 (2:0) Toren geſchlagen wurde. Rot=Weiß Frankfurt
mußte ſich auf eigenem Platze im Kampf gegen Sportfreunde
Saarbrücken noch mäßigen Stürmerleiſtungen mit einem 1:1
(0:1) beſcheiden.
Einkracht Srankfurk — V. f. B. Skuktgart 5:2 (2:0).
Frankfurt a. M., 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Die 8000 Zuſchauer wurden bei dieſem Spiel nie darüber im
Zweifel gelaſſen, wer die beſſere Mannſchaft und der ſichere
Sie=
ger ſein würde. Abgeſehen von einigen wenigen kurzen
Spiel=
phaſen war die Frankfurter Elf dem württembergiſchen Meiſter
ſtändig ſehr deutlich überlegen, die Schwaben mußten ſich faſt
immer auf die Defenſive und gelegentliche Durchbrüche
beſchrän=
ken. Der Mainmeiſter ſtellte nicht nur die ausgeglichenere, er
beſaß auch die ſchnellere und zweckmäßiger ſpielende Mannſchaft.
Schon bis zur Pauſe lagen die Frankfurter nach Treffern von
Trumpler und Ehmer 2:0 in Front. Nach dem Wechſel erhöhten
Dietrich, Ehmer und Kellerhoff auf 5:0. Erſt dann kam
Stutt=
gart durch Koch und Stadelmann zu ſeinen Gegentoren. In
Glöckner, V. f. R. Pirmaſens, hatte das trotz der eindeutigen
Ueberlegenheit Frankfurts, intereſſante Spiel einen
ausgezeich=
neten Leiter.
Aus dem Spielverlauf.
Noch vor dem Anpfiff wurde der bekannte
Eintrachtvertei=
diger Pfeiffer durch Ueberreichung von Blumen=Arrangements
durch die Eintracht, den Verband und den Fußballſportverein
Frankfurt für ſein 700. Spiel innerhalb ſeines Stammvereins
geehrt. Das Spiel begann etwas nervös. Auf dem rechten
Flü=
gel der Einheimiſchen wollte ſich die Verbindung zwiſchen dem
Halbrechten Trumpler und dem Erſatz=Rechtsaußen Walſch nicht
einſtellen. Beide Mannſchaften kamen zu einem Eckball. In der
14. Minute gab Dietrich eine Vorlage zu Kellerhoff, der
Ein=
tracht=Linksaußen flankte zur Mitte, wo Trumpler im Sprung
den Ball aufnahm und einſchoß. Die Frankfurter ließen nun
eine Serie gefährlicher Angriffe los. Zwiſchendurch überſah der
Schiedsrichter im Strafraum ein Handſpiel von Mantel. In
der 18. Minute gab Mantel einen 25=Meter=Strafſtoß ab, der
von Ehmer im Fallen aufgenommen und ins Tor zum zweiten
Treffer verlängert wurde. Die Frankfurter wurden weiter
zu=
ſehends beſſer und drängten die Schwaben immer mehr in die
Verteidigung. Die energievoll kämpfende V.f.B.=Mannſchaft
konnte aber bis zur Pauſe weitere Tore verhindern. Schon bald
nach dem Wechſel konnte Dietrich nach ſchöner Zuſammenarbeit
mit Trumpler auf 3:0 erhöhen. Es gab eine Anzahl Ecken für
die Eintracht, bis dann in der 18. Minute der Ball über
Gold=
ammer=Kellerhoff zu Ehmer kam und vom Mittelſtürmer der
Frankfurter zum vierten Treffer eingelenkt wurde. Ein ſcheinbar
von Stuttgart einwandfrei erzieltes, von Pfeiffer im letzten
Mo=
ment, aber ſichtlich hinter der Linie vereiteltes Tor wurde nicht
anerkannt. Kellerhoff ſtellte in der 25 Minute, nach einem
ſchönen Solo, das Ergebnis auf 5:0. Damit war ſcheinbar der
Torhunger der Frankfurter geſtillt. In der 37. Minute konnte
Koch nach einem Geplänkel das erſte Tor für Stuttgart buchen,
und ſchon zwei Minuten ſpäter ließ Stadelmann nach einem
Durchbruch das zweite Tor folgen.
Kritik.
Die Eintracht präſentierte ſich, mit Ausnahme des noch
un=
ſicheren Erſatz=Rechtsaußen, wieder in einer ſchönen,
ausge=
glichenen Form. Die Hintermannſchaft war ziemlich
einwand=
frei, die Läuferreihe bildete wieder einmal das Rückgrat der
Mannſchaft und auch der Angriff konnte in ſeinem beweglichen
und immer gefährlichen Spiel ſehr gut gefallen. — Die
Stutt=
garter Elf war flott und fair, aber doch kein gleichwertiger
Gegner für die Frankfurter. Die beſten Leute waren noch die
beiden Außenſtürmer Seybold und Becker, die aber gegen die
ausgezeichneten Eintracht=Außenläufer Gramlich und Mantel
auch nicht zur gewohnten Geltung kommen konnte. Läuferreihe
und Schlußtrio ſtellten beim württembergiſchen Meiſter ſoliden
Durchſchnitt dar.
Bayern München — S.V. Waldhof 4:2 (1:2).
München, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Bayern München lieferte in dieſem Treffen der ſüddeutſchen
Meiſterrunde eine ſchwache Partie, die gegen die Leiſtungen in
den letzten Spielen ſtark abſtach. Schuld daran mag zum Teil
das ſtarke Schneetreiben, das die Spieler vor allem in der
zwei=
ten Halbzeit ſtark behinderte, ſowie die ſchlechten
Bodenverhält=
niſſe geweſen ſein. Trotz allem genügten die Leiſtungen der
Bayern, Waldhof ſtets im Schach zu halten und einen ſicheren
4:2=Sieg zu landen. Bedauerlicherweiſe wurde Welker in der
zweiten Spielhälfte verletzt und wirkte nur noch als Statiſt mit.
Welker war es, der die Bayern in Führung brachte. Mit einem
Alleingang des Waldhofer Brückl ſchaffte ſich Waldhof den
Aus=
gleich und riß ſogar durch Schäfer die Führung bis zur Pauſe
an ſich. Jedoch zwei Treffer von Hoffmann und ein unhaltbarer
Schuß von Pöttinger ſtellten den Endſieg der Münchener ſicher.
7000 Zuſchauer waren enttäuſcht über die beiderſeitigen
Lei=
ſtungen.
Freiburger 5. C. — Sp.5g. Fürth 0:6 (0:2).
Freiburg, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Daß das Spiel mit einem ſo deutlich überlegenen Sieg der
Fürther enden würde, hatte man nicht vorausgeahnt und war
daher auch eine Ueberraſchung. Dabei hätte Freiburg in der
erſten Halbzeit drei Tore erzielen können, darunter befand ſich
auch ein Elfmeter, den Bantle verſchoß. Der Sieg der Gäſte war
verdient, wenn er auch etwas zu hoch ausgefallen iſt. Trotzdem
enttäuſchten die Bayern. Es fehlte der Kampfgeiſt; allerdings
war Freiburg nicht die Mannſchaft, Fürth dazu zu zwingen,
alles aus ſich herauszugeben. Der Kampf war vorübergehend
feſſelnd, als das zwei Tore im Rückſtand liegende Freiburg
ge=
waltig loslegte und die Fürther Abwehr ſtark bedrängte. Bei
den Bayern fehlten Kleinlein, Franz und Drechſler, während
bei Freiburg immer noch auf den famoſen Sturmführer
Eber=
hard verzichtet werden mußte. Becker=Ludwigshafen leitete das
große Treffen recht gut. 6000 Zuſchauer hatten ſich
einge=
ſunden.
Der Kampf begann für Fürth recht vielverſprechend. Schon
in der 7. Minute brachte der Internationale Frank die Gäſte
durch einen Bombenſchuß, in Führung. Weitere Schüſſe von
Auer und Rupprecht verfehlten ihr Ziel Auch Freiburg kam
plötzlich vor und erzwang einen Elfmeter, den aber Bantle hoch
über das Tor ſchoß, die größte Ausgleichschance war dahin.
Da=
mit ließ auch der Eifer der Freiburger wieder nach, die Fürther
kamen wiedere in Front. Nach einer halben Stunde Spielzeit
erhielt Kießling an der Mittellinie den Ball, ſpielte ſich fein
durch und erhöhte, nachdem er auch den Torwart überſpielt hatte,
auf 2:0. Jetzt begann Freiburg noch einmal anzuziehen, die
Fürther Hintermannſchaft, erwies ſich als Herr der Situation.
Schon in der dritten Minute nach Wiederbeginn hatte der
glän=
zend disponierte Frank den dritten Treffer angebracht, damit
war das Spiel entſchieden, Freiburg ließ merklich nach. In der
10. Minute erhöhte Auer auf 4:0. Dann verfehlten wieder einige
Saftſchüſſe von Auer, Kießling und Leinberger das Ziel. Auch
Freiburg kam wieder einmal an das Ruder, aber Battle und
Mayer hatten mit ihren Schüſſen gleichfalls Pech. Vier
Minu=
ten vor Spielende war es wieder Frank, der unhaltbar den
5. Treffer erzielte und nach drei Minuten mit Bombenſchuß das
Endeſultat auf 6:0 für Fürth ſtellte.
Wormalia Worms beſiegt 5.K. Pirmaſens 2:1 (2:0).
Worms, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Nach vielen Enttäuſchungen gewann ſich die Wormatia
Worms am Sonntag mit einem Schlage die Sympathien ihrer
Anhänger zurück, weil dem Heſſenmeiſter ein 2:1=Sieg über die
Pfälzer „Wundermannſchaft” gelang. Der FK. Pirmaſens
wurde in Worms mit einer ſtarken Neugier erwartet, mit einer
Neugier, die über 4000 Zuſchauer auf den Wormatia=Platz lockte.
Pirmaſens erſchien in Begleitung zahlreicher
Schlachtenbumm=
ler mit kompletter Mannſchaft, während Wormatia noch immer
Phillip, Gölz und Kiefer erſetzten mußte. Es kam zu einem
ſpannenden, bis zur letzten Minute erregenden Kampf, bei dem
die Pfälzer durch das beſſere Zuſammenſpiel und die feinere
Ballbehandlung eine Ueberlegenheit erzielten, die ſich in dem
Eckenverhältnis von 9:2 für Pirmaſens ſpiegelt. Aber was nützt
die größte Ueberlegenheit, wenn das Schußvermögen fehlt.
Die Wormſer Hintermannſchaft war an einigen Stellen recht
ſchwach, daß trotzdem Pirmaſens zu einem Treffer (kurz vor
Schluß durch Babo) kam, beſagt genug. Wormatia war dagegen
glücklicher, es konnte ſich ſchon in den erſten 25 Minuten durch
Ludwig Müller einen 2:=0Vorſprung verſchaffen.
Kritik der Mannſchaften.
Es iſt bereits geſagt worden, daß die Pfälzer im
Zuſammen=
ſpiel und in der Ballbehandlung überlegen waren. Eine
„Wundermannſchaft” iſt aber Pirmaſens deshalb doch nicht. Nur
der Mittelſtürmer Hergert erwies ſich als eine Kraft von
beſon=
derer Klaſſe, im übrigen wies die Mannſchaft keinen
ausgeſpro=
chen ſchwachen, aber auch keinen überragenden Punkt mehr auf.
Die Elf iſt als Einheit ein guter, ſodiler Durchſchnitt, die ihre
beſondere Gefährlichkeit nur in der heimiſchen Atmoſphäre
er=
reicht.
Bei Worms waren Becker und Wolf ſchwach. Ausgezeichnet
hielt ſich Gisberts im Tor. Nach ihm ſind als beſte Kräfte der
Verteidiger Cloſet, der Läufer Fries und die Stürmer Ziegler
und L. Müller zu erwähnen. Winkler fand ſich nie zu ſeiner
beſten Form, er enttäuſchte eigentlich etwas.
Der Schiedsrichter, Bachmann=Karlsruhe, hatte bei dem
ſchweren, immer wechſelvollen Spiel keine leichte Arbeit, daß
er ſie trotzdem ohne Mängel erledigte, ſtellt ihm das beſte
Zeug=
nis aus.
Wie die Tore fielen.
Worms griff unter dem Beifall ſeiner Anhänger gleich
ener=
giſch an und kam auch bereits in der zweiten Minute zum
Führungstor: Ludwig Müller verwandelte einen Eckball mit
dem Kopf. Die Hintermannſchaft der Pfälzer wurde dadurch
etwas nervös, und ſchon in der 24. Minute mußte ſie ſich zum
zweiten Male geſchlagen bekennen; wieder war der Torſchütze
Ludwig Müller. Von dieſem Zeitpunkt an lag Pirmaſens
faſ=
ſtändig im Angriff, aber alle ſeine Bemühungen blieben lange=
Zeit erfolglos, weil es dem Angriff an Durchſchlagskraft und=
Schußvermögen mangelte. Erſt acht Minuten vor Schluß konnte.
Babo eine feine Vorlage von Michel zum Ehrentor verwandeln.
V. f. 2. Neckarau — 5.5.). Frankfurk 1:1 (1:0).
Das mit großer Verſpätung begonnene Spiel litt unter dem=
Verſagen des Schiedsrichters Bauer=Würzburg, der das ſehr
harte Spiel durchgehen ließ, obwohl er es mit drei
Platzver=
weiſen hätte ahnden müſſen. Der Spielverlauf war
ziemlich=
ausgeglichen. Die größere Zahl der Torchancen hatte allerdings
die Frankfurter Elf. Neckarau übernahm in der 28. Minute
durch Vallendor die Führung, Frankfurt glich Mitte der
zwei=
ten Halbzeit durch Aſchenbrenner aus.
Rof-Weiß Frankfurk — Sportfr. Saarbrücken 1:1 (0:1)
Gegen dieſes Ergebnis konnten ſelbſt die Parteien nichts
einwenden. Beide Mannſchaften mußten am Ende dieſes gerade
nicht ſehr begeiſternden Spieles froh ſein, wenigſtens einen
Punkt gerettet zu haben, denn der Sieg hätte mit einer knappen
Tordifferenz ſowohl nach der einen oder der anderen Seite
fal=
len können. Die Platzherren, die auch in dieſem
Troſtrunden=
ſpiel, bei kaum 1000 Perſonen, wieder nur einen ſehr mageren
Gewinn zu verzeichnen hatten, dominierten in jeder Halbzeit
während der erſten 15 bis 20 Minuten. Dann kam jeweils der
gleichmäßiger und ausdauernder ſpielende Gegner zu Wort. Die
Leiſtungen hätten beſſer ſein können, jedoch ſorgten Tempo des
Spieles und zahlreiche Torchancen auf beiden Seiten dafür, daß
der Kampf nicht langweilig wurde. Saarbrücken kam in der
20. Minute der erſten Halbzeit durch ſeinen ausgezeichneten
Rechtsaußen, der zur Mitte eingelaufen war, zum
Führungstref=
fer. Rot=Weiß erzielte 12 Minuten nach der Pauſe durch Sand,
der einen Abpraller Kohounteks verwandelte, den Ausgleich. Der
Schiedsrichter Seyfferth=Stuttgart genügte.
5. V. Saarbrücken — B. f. 2. Neu=Iſenburg 5:0 (2:01.
Saarbrücken, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Die 2000 Zuſchauer, die ſich zu dieſem Troſtrundenſpiel
ein=
gefunden hatten, bekamen einen ganz ausgezeichneten und ſtets
ſpannenden Kampf zu ſehen. Die Ueberraſchung dabei war die
gute Form, in der ſich FV. diesmal präſentierte. Hatte Iſenburg
einen techniſch beſſeren Sturm, ſo verfügte die Angriffsreihe der
Saarbrückener über die größere Durchſchlagskraft, was denn
auch den Ausſchlag gab. Saarbrücken ſicherte ſich bis zur Pauſe
einen Vorſprung von 2:0 Toren. Nach Wiederbeginn liefen die
Saarbrückener zu einer ganz großen Form auf, der gegenüber
Iſenburg nichts mehr zu beſtellen hatte. In regelmäßigen
Ab=
ſtänden fielen noch drei weitere Tore, Iſenburg blieb bei der
Unentſchloſſenheit ſeines Sturmes ſelbſt der Ehrentreffer verſagt.
Phönie Ludwigshafen — S.B. Wiesbaden 2:1 (1:0).
Die 4000 Zuſchauer wurden bis zur letzten Minute durch den
feſſelnden Kampf der beiden Tabellenerſten in Spannung
ge=
halten. Beide Mannſchaften ſetzten ſich mit außerordentlichem
Kampfgeiſt ein. Wiesbaden, eine kräftige und immer wieder
ge=
fährlich angreifende Mannſchaft, hatte Erſatz für den Torhüter
Wolf einſtellen müſſen, der ſich jedoch gut bewährte. Die
Ver=
teidigung Wiesbadens war auf gewohnter Höhe, Rauch hatte
allerdings gegen den ſchnellen rechten Flügel von Phönix einen
recht ſchweren Stand. Läuferreihe und Sturm der Gäſte
arbei=
teten ſehr aufopferungsvoll. Ludwigshafen hatte wieder eine
ſehr fleißige, techniſch gute und ausgeglichene Mannſchaft zur
Stelle. Beſondere Beachtung verſchafften ſich die beiden
Ver=
teidiger und der Rechtsaußen.
V. ſ. R. Heilbronn — Unien Böckingen 7:1 (2:1).
Heilbrenz, k6. Febr. (Eig. Drahtbericht.)
Eine große Ueberraſchung gab es im Treffen der
Lokal=
rivalen in Heilbronn, denn die Raſenſpieler brachten ihrem
Geg=
ner eine in dieſem Ausmaße völlig unerwartete, vernichtende
Niederlage bei. Die Niederlage war in dieſer Höhe ſogar
ver=
dient, allerdings fehlten bei den Böckingern die beiden Sammet
und der Mittelläufer Scholl. Dazu kam noch, daß ſich die
Heil=
bronner in einer ganz blendenden Verfaſſung befanden und zu
einer beſtechenden Form aufliefen. Hervorragend war Ratgeber
im Tor, die Verteidigung und der alte internationale
Flügel=
ſtürmer Wunderlich. Die Böckinger ließen im Sturm jegliche
Stoßkraft vermiſſen. Hengſteler im Tor verhütete eine höhere
Niederlage. Bis zur Pauſe vermochte die Union noch einigen
Widerſtand zu leiſten, mit 2:1 lag ſie nur knapp im
Hintertref=
fen. Nach dem Wechſel fiel ſie aber dem planmäßigen
Kombina=
tionsſpiele der „Raſenden” zum Opfer und mußte Tor um Tor
hinnehmen. Bohn Mannheim leitete den ſtellenweiſe ſehr
ſchar=
fen Kampf vor 3000 Zuſchauern recht gut.
Karlsruher 5.V. — 1860 München 2:1 (0:0).
Karlsruhe, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Die vielgerühmte Münchener Mannſchaft mußte in
Karls=
ruhe vor mehr als 6000 Zuſchauern eine vollkommen verdiente
Niederlage hinnehmen. Die „Löwen” enttäuſchten nach den
vie=
len Anpreiſungen vor allen Dingen im Sturm ganz gewaltig.
Die Forwards kombinierten immer in die Breite und zeigten ſo
gut wie keine Schußkraft. Die K. F.V.=Läuferreihe und
Vertei=
digung ſtoppte dieſe Angriffe immer glatt ab. Es war ein
Ge=
nuß, ſie im Kampf mit dem vorzüglich eingeſpielten Karlsruher
Angriff zu ſehen, der vornehmlich durch ſeine beiden wendigen
Flügel Reich und Quaſten vortrefflich operierte. Bis zur Pauſe
verlief das Spiel torlos. Nach dem Wechſel legte der K. F.V.
zwei Tore vor, Henhapl erzielte für München den Ehrentreffer.
A.5.5. Nürnberg — Phönir Karlsruhe 7:1 (4:0).
Nürnberg, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Der A. S. V. konnte ſich für die im Vorſpiel in Karlsruhe
er=
littene Niederlage glänzend revanchieren. Die Mannſchaft lief
zu einer beachtlichen Form auf, namentlich das Innentrio war
ſehr gut aufgelegt. Ganz hervorragend war der Mittelläufer
Appis. Aber auch die Verteidigung zeigte ſich ſehr ſicher. Die
Gäſte hatten in Ph. Vogel und Gröbel ihre beſten Waffen.
Mäßig war der Sturm, er konnte ſich zu keiner einheitlichen
Aktion aufraffen. Im Tor ſpielte der junge Riedle ſehr
leicht=
ſinnig. Er hat auch einige von den ſieben Nürnberger Erfolgen
allein auf dem Gewiſſen. Bereits beim Wechſel hatten die
Nürn=
berger einen Vorſprung von vier Toren herausgeholt und
er=
höhten bis zum Schluſſe auf 7:1. Vor 3000 Zuſchauern leitete
Schneider=Niederrad den ritterlichen Kampf ganz vorzüglich.
Süddeutſchland.
Geſellſchaftsſpiele.
Germania Brötzingen — F. V. 04 Würzburg 4:4. Ulm 94 —
Sp. Vg. Schramberg 2:2. Haſſia Bingen — 1. F.C. JIdar 1:5.
Mainz 05 — F.C. Hanau 93 4:5. Griesheim 02 — Germania
Fulda 4:3. Boruſſia Neunkirchen — Union Niederrad 2:1.
Ger=
mania Bieber — Blau=Weiß Bürgel 5:3. S.V. Ingolſtadt —
Teutonia München 1:4. Wacker München — Schwaben
Augs=
burg 2:2
iſt die
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 48
Montag, den 17. Februar 1930
Seite 7
Viktoria Griesheim — Viktoria Urberach 1:3 (1:0),
Union Darmſtadt — Sportv. Münſter 2:0 (1:0),
F.=V. Sprendlingen — Rot=Weiß Darmſtadt 3:1 (2:0),
Sppgg. Arheilgen — Pol.=Spv. Darmſtadt 2:0 (2:0),
F.=C. Egelsbach — Germania Oberroden: ausgefallen,
Germania Pfungſtadt — Viktoria Walldorf: ausgefallen.
Der geſtrige Sonntag verlief durchaus normal. Eigentümlich
iſt die Duplizität der Ergebniſſe. Die Favoriten ſetzten ſich
zwei=
mal mit 2:0 und zweimal mit 3:1 durch, alſo jeweils mit zwei
Toren Unterſchied. Stärkere Beachtung verdient zunächſt der
hart erkämpfte Sieg Urberachs in Griesheim. Der Spitzenreiter
braucht aus ſeinen drei letzten Spielen jetzt noch vier Punkte zur
Meiſterſchaft. Münſter muß durch die nicht ganz erwartete
Nie=
derlage auf der Rennbahn ſeine letzte Hoffnung aufgeben. Das
Spiel ſelbſt war, wie auch das in Griesheim, ſtets fair und recht
lebhaft. Rot=Weiß hielt ſich in Sprendlingen auffallend gut,
trotz mehrerer Erſatzleute. Arheilgen revanchierte ſich an der
Polizei durch einen 2:0=Sieg, der ſchon vor der Pauſe
heraus=
geholt wurde.
In der Tabelle hat ſich der Vorſprung Urberachs wieder
etwas vergrößert, zumal Münſter endgültig abgeſchüttelt wurde.
Union Darmſtadt entfernte ſich von der Gefahrenzone, ſo daß für
die drei Tabellenletzten die Ausſichten jetzt gleich Null ſind. Die
Mittelgruppe verzeichnet nur einige unbedeutende
Verſchie=
bungen
Die Tabelle:
Germania Pfungſtadt 19 6 6 40:36 18 18 34:37 17 Union Darmſtadt 18 40:46 16 Pol.=Spv. Darmſtadt 17 34:35 15 Viktoria Griesheim . 19 12 28:59 11 F.=C. Egelsbach 19 13 33:60 10 Rot=Weiß Darmſtadt 19 3 14 24:76 Rol-Weiß, V. f. R. 5.5. Sprendlingen 1:3 (0:2).
Trotz geſchwächter Aufſtellung konnte Rot=Weiß, V. f. R., in
teifem Spiel ſehr gut gefallen. Die Elf lieferte dem mit Recht
defürchteten Platzbeſitzer eine vollſtändig gleichwertige Partie,
und hätte mit etwas weniger Pech das Reſultat weit günſtiger
lauten können. Sprendlingen ſchoß in der erſten Hälfte zwei
Tore, wovon das zweite nicht ganz einwandfrei erſchien. In
der zweiten Hälfte kamen dann die Darmſtädter durch eine
flüſſige Spielweiſe gut in Fahrt. Der Gaſtgeber kann mit viel
Glück ſein Tor rein halten, bis es endlich Berger doch gelingt,
das Ehrentor zu erzielen. Kurz vor Schluß fällt der dritte
Er=
folg für Sprendlingen, mit welchem erſt die Niederlage der Rot=
Weißen beſiegelt war. Das Spiel zeitigte ſtets einen intereſſanten
Verlauf, und wurde auf beiden Seiten höchſt anſtändig gekämpft,
was übrigens für den Schiedsrichter, welcher ſcheinbar nicht
ſeinen beſten Tag hatte, ein großer Vorteil war.
Die Reſervemannſchaften trafen ſich vorher, und konnte auch
hier Sprendlingen gegen die durchweg mit 9 Mann kämpfenden
Darmſtädter einen 5:2=Sieg erringen.
1. 5. C. Union —Sporkverein Münſter 2:0 (1:0).
Das Treffen auf der Rennbahn endete mit einem Sieg der
Unioniſten. — Münſter war gleichwertig und der Sieg ſtans bis
turz vor Schluß in Frage. Zu Beginn iſt Münſter, das ſich
Sonne und Wind zum Bundesgenoſſen wählt, beſſer, doch kann
Unions Hintermannſchaft immer klären. Von mehreren, ſchön
vorgetragenen Angriffen kann Fiſſel einen ſcharfen Drehball aus
etwa 30 Meter Entſernung anbringen. Bei gleichmäßig
verteil=
tem Spiel bleibt es bis zur Pauſe. — Nach dem Wechſel ſpielt
Union überlegen. Ein von Beck erzieltes Tor (das ſchönſte des
Tages) wird wegen Abſeitsſtellung des Halbrechten nicht gegeben.
Dann verſucht Münſter immer wieder zu Wort zu kommen —
der Mittelſtürmer greift zu unerlaubten Mitteln und muß dies
mit Platzberweis büßen — doch zerſchellen alle Angriffe an
Unions Hintermannſchaft. Acht Minuten vor Schluß kann Roth
nach gutem Zuſpiel von Fiſſel auf 2:0 erhöhen und damit den
Sieg ſicherſtellen. — Münſter wird wohl damit ſeine Hoffnungen
auf die Meiſterſchaft begraben müſſen. Bei Union klappte es
noch nicht ſo recht. Die Hintermannſchaft befriedigte. In der
Läuferreihe fehlte der Mittelläufer, Noller 2, doch zog ſich
Nol=
ler 1 als deſſen Stellvertreter recht gut aus der Affäre. Die
bei=
den Außenläufer ſchienen nicht ſo recht in Form. Im Sturm
war das Innentrio gut, die Außen konnten nicht überzeugen. —
Der Schiedsrichter, Herr Beutel=Ludwigshafen, hatte das Spiel
jederzeit in der Hand.
Die Reſerven bezwangen ihren Gegner mit 5:2 nach ſehr
ſchönem Spiel. — 2. Schüler — 2. Schüler Polizei 2:2. — Das
Spiel der 1. Schüler Arheilgen ſiel aus.
Sporkvereinigung Arheilgen — Polizei=Sporkverein
Darmſtadt 2:0 (2:0).
Dieſem Treffen wohnten trotz ſchlechten Wetters und des
Kreismeiſterſchaftsſpiels der Turner eine anſehnliche
Zuſchauer=
menge bei, die auch ein unter der vortrefflichen Leitung eines
Herrn Dr. Hötzl=Mannheim ſtehendes ſchönes Spiel ſahen. Das
Spiel ſtand immer unter der Offenſive von Arheilgen, die bis
zur Pauſe 2 Tore vorlegen konnten, zwei nach der Pauſe
er=
zielte Tore wurden vom Schuri nicht anerkannt. Beide Parteien
zeigten eine bis zur Pauſe ſich ſteigernde Schnelligkeit, um dann
gegen Schluß merklich nachzulaſſen. Zeitweiſe wurde hart
ge=
kämpft, ging aber niemals über die Grenzen des Erlaubten
hinaus. Stand geſtern die Arheilger Mannſchaft unter Führung
von Becker, ſo auf der Gegenſeite von Kaiſer, beide gaben ihrer
Mannſchaft den nötigen Rückhalt. Hätten die Arheilger mit
dieſem Kampfeseifer ihre ganzen Spiele abſolviert, dann würden
lie heute einen anderen Platz in der Tabelle einnehmen.
Sportverein 1898 (Jugend).
1. Jgd. — 1. Jgd. Rot=Weiß (hier) 3:0.
2. Jgd. — 1. Jgd. Ober=Ramſtadt (hier) 6:1.
3. Jgd. — 2. Jgd. Arheilgen (hier) 5:0.
4. Jgd. — 1. Jgd. Griesheim (dort) 3:3.
5. Jgd. — 1. Jgd. Eſchollbrücken (dort) 0:0.
1. Schüler — 1. Schüler Polizei (dort) 3:1.
2. Schüler — 1. Schüler Roßdorf (hier) 0:1.
Die Rugbymeiſterſchaft des Kreiſes Heidelberg fiel überraſchend an
Die Heidelberger R.=Geſ., die im letzten Spiel den Favoriten
Heidel=
berger R.K. überraſchend mit 6:5 ſchlug.
Die Oeſterreichiſche Ski=Meiſterſchaft fiel an Helmut Lantſchner=
Innsbruck vor Joſef Seiler=Kitzbühel.
Europäiſcher Schwimmrekord. Die bekannte franzöſiſche
Schwim=
zerin Frl. Salgado unternahm in Paris einen Angriff auf den
Landes=
rekord im 1000 Meter Freiſtilſchwimmen, den ſie auf 16:22,4 verbeſſern
konnte. Bei dieſer Gelegenheit gelang es ihr auch, einen neuen Europa=
Tekord aufzuſtellen, und zwar wurde für 500 Meter 7:50,6 geſtoppt,
wpährend die bisherige europäiſche Beſtleiſtung ſeit dem Auguſt v. J.
von der Holländerin Braun mit 7:51,4 gehalten wird.
Revher=Stuttgart wurde ſüdweſtdeutſcher Hochſchul=Skimeiſter.
Aus den 2.3. B.-Landesverbänden.
Südoſtdeutſche Endſpiele.
Erſte Punktverluſte der führenden Oberſchleſier.
Bei den Endſpielen um die ſüdoſtdeutſche Fußball=
Meiſter=
ſchaft erlitten am Sonntag die oberſchleſiſchen Favoriten
über=
raſchend die erſten Punkwerluſte. Der Tabellenführer Beuthen 09 im Namen der Gauleitung die zu dieſem Turnparlament
zahl=
mußte ſich in einem vor 5000 Zuſchauern ausgetragenen harten
Kampf gegen Breslau 08 mit einem 1:1 begnügen. Beuthen 09
bleibt aber weiter Tabellenerſter, da ſein hartnäckiger Rivale,
der vorjährige ſüdoſtdeutſche Meiſter Preußen Zaborze, von
den Breslauer Sportfreunden mit 1:3 Treffern ſeine erſte
Nie=
führende STC. Görlitz durch Preußen Glogau mit 2:0 Toren
ſeine erſte Niederlage erlitt.
Neue Meiſter in Norddeutſchland.
Im Gebiet des Norddeutſchen Sportverbandes wurden am
16. Februar zwei neue Bezirksmeiſter ermittelt. Im Südkreis
ſtanden Hannover 96 und Arminia Hannover vor 10 000
Zu=
ſchauern im entſcheidenden Kampf. Die 96er ſiegten ſehr ſicher
5:2 und holten ſich damit den Meiſtertitel. Im Weſer=Jade=
Bezirk ſpielte der Bremer SV. gegen Werder Bremen zwar
nur 3:3, aber er holte ſich damit doch den einem Punkt, der ihm
zur Erreichung der Bezirksmeiſterſchaft noch fehlte.
Berliner Oberliga.
Trotzdem allein das Freundſchaftsſpiel zwiſchen dem 1. FC.
Nürnberg und der Tennisboruſſia im Poſtſtadion 20000
Zu=
ſchauer an ſich gezogen hatte, fanden auch die zahlreichen
Meiſter=
ſchaftsſpiele noch ein ſtarkes Intereſſe. Iw der Abteilung A
nahmen die Spiele im allgemeinen den programmgemäßen
Ver=
lauf. Der Berliner Meiſter Hertha=BSC. fertigte den BV.
Lucken=
walde 5:2 ab, Norden=Nordweſt ſchlug die Kickers 6:2 und der
Spandauer SV. hielt den 1. FC. Neuköllm knapp 2:1 nieder. Die
„Schaffer”=Mannſchaft Berliner SV. 92 bezwang Halley
Con=
cordia 6:3. Alſo auf der ganzen Linie Favoritenſiege. — In der
Abteilung B lagen die Dinge genau ſo. Beſondere
Erwäh=
nung verdienen der haushohe Sieg von Viktoria über Preußen
mit 8:1 und der 4:1=Erfolg von Minerva 93 gegen den
Adlers=
hofer BC.
Weitere Gaumeiſter in Mitkeldeutſchland.
Auch am 16. Februar konnte die Liſte der mitteldeutſchen
Gqumeiſter weiter vervollſtändigt werden. Iw Oſtſachſen fiel die
Meiſterſchaft endgültig an den Dresdener SC., Saale=Meiſter
wurde Boruſſia Halle und in Nordthüringen brachte der SC.
Erfurt die Meiſterſchaft an ſich.
Dor dem Abſchluß in Weſtdeutſchland.
Im Weſtdeutſchen Spielverband ſtehen von acht
Bezirlsmei=
ſtern nur noch zwei aus. Bereits ermittelt ſind die Meiſter von
Weſtfalen (V. f. B. Bielefeld), Heſſen=Hannover (SC. 03 Kaſſel),
Ruhrbezirk (Schalke 04), Niederrheinbezirk (Homberger Sp. V.),
Mittelrheinbezirk (FV. Neuendorf). In Südweſtfalen müſſen
die beiden Staffelſieger Hagen 72 und Hüſten noch ein
Entſchei=
dungsſpiel austragen. Es ſtehen dann alſo nur noch die Meiſter
der Bezirke Rhein und Berg. Mark aus. Im Bergiſch=Märkiſchen
Bezirk haben V. f. L. Benrath und Fortung Düſſeldorf noch je
ein Spiel auszutragen. Wahrſcheinlich dürfte dabei Benrath
ſeinen einen Punkt Vorſprung behalten. Im Rheinbezirk hat
Köln=Sülz durch die neuen Niederlagen von Alemannia Aachen
und SC. M.=Gladbach zwei Punkte Vorſprung gewonnen, die
wohl zur Erreichung der Meiſterſchaft genügen dürften.
Vorſtandsſihung des 2.5.B.
Die Mannſchaft gegen Italien wird erſt am Sonntag aufgeſtellt.
In der D.F.B.=Vorſtandstagung am Wochenende in
Ber=
lin wurden keine nennenswerten Beſchlüſſe gefaßt, die den
Fuß=
baller überraſchen könnten. Für die Einigungsverhandlungen
mit der D. T. iſt ein Entwurf fertiggeſtellt worden. Das Län= ſtunden durch. Ein Bild reger Beteiligung eutwirft die nun
derſpiel gegen England wurde für den 10. Mai feſtgeſetzt. Die zum Abſchluß gebrachte Beſtandserhebung aus dem Jahre 1920
Einladung Hollands für 1931 wurde angenommen. Die
Mann=
ſchaft für das Länderſpiel gegen Italien wird erſt am nächſten
Sonntag zuſammengeſtellt werden. Als Teilnehmer an dem
Fifa=Kongreß, der am 6. und 7. Juni in Budapeſt ſtattfindet,
wurden Linnemann und Kartini=Nürnberg, Schmidt=Hannover
kommiſſion vorgeſehen.
Der Kampf um die Einkritkskarken.
Tumulte beim Vorverkauf in Frankfurt a. M.
Am Samstag vormittag wurden in Frankfurt 12—13000
Eintrittskarten für das am 2. März ſtattfindende. Länderſpiel
Deutſchland—Italien in den Vorverkauf gegeben. An allen 18
Vorverkaufsſtellen ſtanden die Intereſſenten ſchon von 6 Uhr
mor=
gens an „Schlange”, und überall mußte Polizei für die
Auf=
rechterhaltung der Ordnung ſorgen. Dennoch kames an einigen
Stellen zu ſo ſtarken Tumulten, daß Ueberfallkommandos
herbei=
geholt werden mußten. An der Hauptwache war ſogar, eine
Unterbrechung des Straßenbahnverkehrs notwendig. Die 13000
Karten waren innerhalb kurzer Zeit vergriffen. Die
Geſamt=
zahl der für das Länderſpiel gedruckten 41 000 Eintrittskarten
kann ſchon jetzt als ausverkauft gelten.
Die Direktion des Frankfurter Stadions gibt jetzt folgende
Auf=
ſtellung über die Kartenverteilung zum Fußball=Länderſpiel
Deutſch=
land—Italien offiziell bekannt, um dadurch etwaigen Gerüchten über
eine ungerechtfertigte Verteilung entgegenzutreten: Zum Verkauf
ge=
langen insgeſamt 41 617 Karten. Der Deutſche Fußball=Bund
verfügte durch die Bezirksbehörde in Offenbach für ſeine Vereine über
Stuttgart, Heidelberg, Saarbrücken, Mannheim, Coburg, Trier,
Nürn=
berg und Erfurt kommenden Extrazüge kamen 5853 Karten zum
Ver=
ſand. Durch die Vorverkaufsſtellen in Frankfurt wurden 12970 Karten Gauturnfeſt in Groß=Gerau ſpricht ein Vertreter des dortigen
Ausgabe gelangt, es ſtehen alſo noch 7 349 Karten zur
Ver=
fügung, davon ſind jedoch 2000 Schülerkarten; auf den Reſt von
5000 Karten liegen noch 3 606 unerfüllte Vorbeſtellungen von auswärts
Reſt bleibt für den hieſigen Vorverkauf und die Tageskaſſen reſerviert.
Kraftſpork.
Ausſcheidungskampf in Groß=Zimmern.
Geſtern fand in Groß=Zimmern der Ausſcheidungskampf
wegen der Teilnahme an den Europameiſterſchaften in Stockholm
im Federgewicht zwiſchen dem Weltmeiſter Leucht=Nürnberg und
dem Deutſchen Meiſter Ohl=Groß=Zimmern ſtatt. Ohl ging
beide Male als Punktſieger hervor. Der Kampf war ſehr
ſpannend.
Turnen.
70. Gaukurntag des Main=Rhein=Gaues der 9. T.
Am geſtrigen Tage verſammelten ſich im Turnhauſe der
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 die Vertreter der Turnvereine,
welche im Main=Rhein=Gau zuſammengeſchloſſen ſind, zu dem
alljährlich fälligen Gauturntag. Gauvertreter Roth begrüßte
reich erſchienenen Vertreter und dankte der Turngeſellſchaft
Darmſtadt für die Ueberlaſſung der Turnhalle zu dieſer Tagung.
1. Sprecher Lehmann der Turngeſellſchaft Darmſtadt
über=
mittelte die Grüße des Vereins und betonte beſonders die 50
jäh=
rige Zugehörigkeit des Vereins zur Deutſchen Turnerſchaft,
wel=
derlage erlitt. — In der Runde der Zweiten wurden die Spiele ches auch der Grund zur Uebernahme des Turntages, gleichſam
als Erinnerungsfeier, geweſen ſei. Hieran ſchloß ſich eine
ſin=
der erſten Serie erledigt. Es gab eine Ueberraſchung, da der nige Totengedenkfeier. Mit dem Abſingen eines Turnerliedes
trat man ſodann in die umfangreiche Tagesordnung ein. Unter
Punkt Mitteilungen machte Gauvertreter Roth bekannt, daß die
von der D.T. zum Abſchluß gebrachte Lotterie einen guten
Er=
folg gezeitigt habe. Unter Mitarbeit der Turnerſchaft iſt der
Bäderbau innerhalb des Gaugebietes rüſtig vorwärts
ge=
ſchritten. Zum Beitritt der Deutſchen Lebensrettungsgeſellſchaft
wurde aufgefordert. Ueber das im Sommer 1929 durchgeführte
Akademiſche Turnfeſt in Klagenfurt erſtattete Gauvorſteher Roth
eingehend Bericht über die zielbewußte Arbeit der akademiſchen
Turner, die im Intereſſe des Deutſchtums im Auslande und
der D.T. geleiſtet wurde. Ebenſo berichtete Gauvorſteher Roth
über die ſegensreiche Einrichtung der Deutſchen Turnerſchaft in
Berlin, unſere D.T.=Turnſchule, die ſchon manchen Turnern
gute Anregungen für den Vereinsbetrieb gegeben hat.
Gauober=
turnwart Hofferberth berichtete über die Arbeit in den acht
Fachgebieten und wünſchte zugleich, daß die neu= bzw.
wieder=
gewählten Fachwarte und Unterausſchußmitglieder in demſelben
Geiſte im Jahre 1930 arbeiten.
Die Lehrarbeit im Männerturnen erſtreckte ſich auf
insgeſamt 5 Gauübungsſtunden. Den Hauptanziehungspunkt
bildete das Gaumännerturnen in Bensheim, wobei
insbeſon=
dere die beſſere Teilnahme der Altersturner gegen die Vorjahre
hervorgehoben werden muß. Den Abſchluß des Jahres brachte
ein Lehrgang, der ſich über vier Tage erſtreckte. Das
Frauen=
turnen ſtand im Jahre 1929 in ſteter Aufwärtsentwickelung.
In zuſammen vier Gauübungsſtunden waren 400
Teilnehmerin=
nen zugegen. Im letzten Lehrgang waren aus den Gauvereinen
70 Turnerinnen angetreten. Auch der Einrichtung von
Abtei=
lungen älterer Turnerinnen und Frauen wurde Rechnung
getra=
gen und ein Uebungsabend für ſolche abgehalten, wozu eine
überaſchend große Zahl von Teilnehmern ſich einfand. Dieſer
Richtung der Weiterentwickelung ſoll auch in dieſem Jahre
Rech=
nung getragen werden. Einen wirkungsvollen und erfreulichen
Verlauf nahm das Gau=Frauenturnen in Nieder=Ramſtadt. Das
Volksturnen wurde in einem dreitägigen Lehrgang und
drei weiteren Gauübungsſtunden gefördert. An
Wettkampfver=
anſtaltungen ſind hier zu nennen der Gau=Waldlauf in
Erz=
hauſen und das Gauſportfeſt in Worfelden. Bei erſterem gingen
83 Läufer an den Start, bei letzterem traten in 42
Einzelbewer=
ben 411 Wetturner und 19 Staffeln an. Außerdem fand ein
volkstümlicher Wettkampf in Weiher i. O. ſtatt, an welchem 113
Turner teilnahmen. Die Pflege des Kinderturnens
wurde mit Eifer betrieben und die Ausbildung von Lehrkräften
in einem mehrtägigen Lehrgang und drei Gaulehrſtunden
ge=
fördert. Zwei Kindertreffen, und zwar in Leeheim und
Roß=
dorf, konnten durchgeführt werden. Die Jugendarbeit
ſetzte ſich auch innerhalb des Gaues beſtimmter durch und iſt in
dieſer Hinſicht ein erfreulicher Fortſchritt zu verzeichnen. Eine
vier= ſowie fünftägige Wanderung an Oſtern und Pfingſten
führte die Turnerjugend an den Rhein und durch den
Vogels=
berg. Die Sonnwendfeier und Gaujugendtreffen verſammelten
200 Teilnehmer in Lichtenberg. Nicht weniger als 48
Jugend=
liche nahmen am Jugendtreffen der D.T. in Wunſiedel teil. Je
700 Teilnehmer fanden ſich bei den beiden
Gauwanderun=
gen nach der Schwedenſäule und dem Frankenſtein zuſammen.
In zehn Vereinen wird das Singen im vierſtimmigen
Männerchor gepflegt. Spielmannszüge beſtehen in 37
Vereinen. Das Schwimmen ſtand auf beachtlicher Höhe und
waren die Erfolge auf dem Gebiete des Wetttkampfes im
Ver=
gleich zu den Vorjahren ganz hervorragende. Die
Wettkampf=
veranſtaltungen waren ſehr gut beſucht und kann hier von einem
beſonders günſtigen Aufſtieg berichtet werden. Die
Spiel=
bewegung (Sommer= und Winterſpiele) erfreuten ſich reger
Beteiligung. Der Ausbildung von Schiedsrichtern brachte man
reges Intereſſe entgegen und führte dieſe in verſchiedenen Lehr=
und läßt die geleiſtete Arbeit der 74 Gauvereine in vollem Lichte
erſcheinen. In nicht weniger wie 6579 Uebungszeiten turnten
119 881 Teilnehmer über 15 Jahre alt. Die Turnerinnen waren
bei 3882 Uebungsſtunden mit 52 778 Teilnehmerinnen tätig. Am
Kinderturnen nahmen bei den Knaben in 4250 Stunden 71020
und Dr. Bauwens als Vorſitzender der internationalen Regel= teil, während bei den Mädchen in 2909 Uebungsſtunden 57984
beſchäftigt wurden. Im gleichen Verhältnis bewegen ſich die
Zahlen im Volksturnen, Schwimmen, Wandern, Schneelaufen,
Kanufahren und Singen. Die Mitgliederzahl des Gaues
be=
trägt: Knaben und Mädchen zuſammen 2526; Turnerinnen 1335
und Turner 7554. Eigene Vereinshallen beſitzen 20 Vereine,
während 17 ſolche gepachtet haben. Turn= und Spielplätze ſind
in 28 Vereinen Eigentum, während 37 Vereine ſolche gepachtet
haben. Das waſſerreiche Gaugebiet bietet im Sommer 37
Ver=
einen Gelegenheit zum Schwimmen, während im Winter 7
Ver=
eine in der glücklichen Lage ſind, ſolches betreiben zu können.
Für die tatkräftige Unterſtützung des Heſſiſchen
Kultusmini=
ſteriums, insbeſondere Herrn Schulrats Haſſinger, dankte im
Namen des Main=Rhein=Gaues Gauvertreter Roth. Die
bean=
tragte Entlaſtung des Gaurechners Wandel wurde genehmigt,
und Gauvertreter Roth dankte nochmals dem ausgeſchiedenen
Gaukaſſenwart Wandel für die umfangreiche und geſchickte
Kaſſen=
führung in den verfloſſenen Jahren. Zum Gauehrenmitglied
wurde das ſeitherige Mitglied des Turnausſchuſſes, Turner
Georg Löffler=Roßdorf, ernannt. An Stelle des Herbſtturntages
tritt eine Pflichtverſammlung aller Vereinsvorſitzenden.
Ab=
teilungsleiter und Geldwarte, die alljährlich im Herbſt
ſtatt=
findet. Der nächſte Frühjahrsgauturntag findet in Auerbach
ſtatt, und der Waldlauf für 1931 wurde Bickenbach übertragen.
An die Kreisleitung werden verſchiedene Anträge, die der Gau=
15 445 Karten. Für die aus den Städten Düſſeldorf, Kaſſel, Sie n, turntag genehmigte, weitergeleitet. In den Ausſchuß für
Wan=
dern und Geſang wurde Turner Künzel=Beſſungen als weiteres
Mitglied gewählt. Ueber das in Vorbereitung befindliche 49.
zum Verkauf gegeben. Damit ſind bis jetzt 34 268 Karten zur Turnvereins und erwähnt beſonders, daß die dem Feſte
voraus=
gehende Befreiungsfeier zu einem Höhepunkt ſich geſtalten dürfte.
Zum Gau=Frauenturnen, das in Sprendlingen ſtattfindet, lädt
vor, die nur zum allergeringſten Teil ausgeführt werden können. Der ein Vertreter der dortigen Turngemeinde ein. Eine
Großturn=
veranſtaltung wird am Nachmittag des 23. März im Turnhauſe
der Turngemeinde Darmſtadt 1846 ſtattfinden, an der beſonders
die leiſtungsfähigſten Vereine des Mittelrheinkreiſes beteiligt
ſind. Mit einem Schlußwort des 1. Gauvertreters wurde die
arbeitsreiche Tagung der Turnervertreter geſchloſſen.
Schiedsrichter für den Fußballkampf gegen Italien in Frankfurt
ſoll einer Meldung aus Rom zufolge der Schweizer Ruoff ſein.
Das Chieagoer Sechstagerennen endete mit einem Siege der
Mann=
ſchaft Debgets Beekmann. Dülberg/Walthour wurden Fünfte.
Die Deutſchen Bob=Meiſterſchaften brachten am Sonntag im Fünfer=
Bobrennen den Sieg des Bobs „Fram 3” (Zahn/Nägele!.
Verbandsmeiſter des Verbandes Mitteldeutſcher Ski=Vereine wurde
wieder der Frankfurter Huhn vor Brinkmann=Kaſſel.
Schleſiſcher Ski=Meiſter wurde Striſchek=Bad Reinerz vor Leunold.
Seite 8
Montag, den 17. Febrlar 1930
Heute letzter Tag!
Im Doppelspielplan:
Geschminkte Jugend
Ein Film unserer Zeit von dem
bekannten Regisseur
Carl Boese
Die Nöten und Gefahren, die der
heutigen Jugend aus den
ver-
schiedentlichst. Vorraussetzungen
heraus erwachsen und gegen die
sie sich zu wehren hat, sind die
Motive der Handlung, die
außer-
ordentlich aktuell ist.
Hauptdarsteller:
Tonj van Epck
Woltgang Zilzer
Dazu als zweiter Schlager:
Weib in der Wüste
Ein Film aus den Tropen mit
lrene Rich
in der Hauptrolle (V.2878
Packende Bilder aus der tropischen
Landschaft und vom Leben bei
den Kolonialtruppen.
Beginn: Werktags 3½ Uhr
Kufturfilmbühne
Kleines Haus
Von Montag, den 17. bis
Mittwoch, den 19. Februar 1930
Anfanz 16 und 20 Uhr
Heute letzter Tag
Das Eichberg-
Großlustspiel:
Wer wird denn
weinen wenn man
auseinandergeht
Heute letzter Tag!
TOMMIZ
der bekannte Cowboydarsteller in
seinem neuesten
Wild West-Abentener:
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Den Höhepunkt der Dekoration
bildet die Darstellung des „Lido‟
mit einem großen Schwimmbassin
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In weiteren Hauptrollen:
Vera Veroninz, Paul Hörbiger,
Harry Halm.
Im Beiprogramm:
Lustspiel und Kulturfilm,
Beginn: Werktags 3½ Uhr
Eine gefährliche Affaire aus den
Tagen der Lynchjustiz in 7 Akten
Regie: Eugene J. Forde
Amerika mit der großartigen
Romantik seines wilden
Westens-
mit Abenteuern — verzweifelnden
Ritten — immer auf dem Rücken
des Pferdes in der endlosen Prärie.
In dem Mittelpunkt dieser
ruhelosen Welt:
Tom Mix, der König der Gowboy
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Sein Herzensiunge
Ein ergreifendes Filmwerk in
7 Akten mit Rudolf Schildkraut,
dem Altmeister d. Schauspielkunst
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn: Werktags 3½ Uhr
Großes Haus
Hessisches
Landestheater
Montag
17. Februar 1930
Kleines Haus
16 u. 20 Uhr
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Den Kameraden zur Kenntnis,
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am Freitag verſtorben iſt.
Die Beerdigung findet Montag
den 17. Februar 1930, nachmitta s
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