Darmstädter Tagblatt 1930


17. Februar 1930

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 48
Montag, den 17. Februar 1930.
193. Jahrgang

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Die Lage der Kirche in der Sowjekunion.
Erklärungen des Mekropoliken Sergius.
W. Moskau, 16. Februar.
Das Oberhaupt der griechiſch=orthodoxen Kirche Rußlands,
Metropolit Sergius, und die Mitglieder des Synods haben Ver=
tretern
der Sowjetpreſſe auf eine Anzahl Fragen über die Lage
der Kirche in der Sowjet=Union Antwort gegeben und die Un=
terredung
in einer gemeinſam unterzeichneten Niederſchrift feſt=
gelegt
. Sie erklärten nach einem Bericht der Telegraphenagentur
der Sowjet=Union u. a.: In der Sowjet=Union gab es und gibt
es keine Religionsverfolgungen. Gemäß dem Dekret über die
Trennung von Kirche und Staat iſt jedes Glaubensbekenntnis
völlig frei und wird von keinem ſtaatlichen Organ verfolgt.
Manche Kirchen werden tatſächlich geſchloſſen, doch wird ihre
Schließung nicht auf Veranlaſſung der Behörde, ſondern auf
Wunſch der Bevölkerung und in manchen Fällen ſogar auf Be=
ſchluß
der Gläubigen vorgenommen. Die Atheiſten ſind in der
Sowjet=Union als Privatgeſellſchaft zuſammengeſchloſſen, und
deshalb iſt ihre Forderung auf Schließung von Kirchen für die
Regierungsorgane keineswegs bindend. Von der Sowjetregie=
rung
gegen Gläubige und Prieſter unternommene Repreſſalien
gelangten keineswegs wegen religiöſer Ueberzeugungen zur An=
wendung
, ſondern, wie anderen Bürgern gegenüber, wegen ver=
ſchiedener
regierungsfeindlicher Handlungen. Das Mißgeſchick der
Kirche beſteht nämlich darin, daß ſie in den vergangenen Zeiten,
wie allgemein bekannt, zu ſehr mit der monarchiſtiſchen Ord=
nung
verwachſen war. Die beſten Geiſter der Kirche, wie bei=
ſpielsweiſe
der Patriarch Tichon, haben dies erkannt und waren
beſtrebt, die geſchaffene Lage zu beſſern und empfahlen ihren
Anhängern, ſich dem Willen des Volkes nicht zu widerſetzen und
Der Sowjet=Regierung gegenüber lohal zu ſein. Gewiß beun=
ruhigt
uns die raſche Entwicklung des Atheismus. Wir auf=
richtig
Gläubigen ſind aber der feſten Zuverſicht, daß das gött=
Tiche Licht nicht ſchwinden kann, und daß es mit der Zeit in die
Herzen der Menſchen machwoll eindringen wird. Unſere Lage
als Prieſter wird in hinreichendem Maße durch die materielle
Unterſtützung unſerer Gläubigen geſichert. Das moraliſch einzig
Mögliche iſt für uns, daß nur unſere Gläubigen unſeren Unter=
halt
beſtreiten. Der Empfang materieller Unterſtützung von An=
gehörigen
anderer Konfeſſionen oder vom Ausland wäre für
uns demütigend und würde uns große moraliſche, und vielleicht
auch politiſche Verpflichtungen auferlegen und uns in unſerer
religiöſen Tätigkeit hemmen. Die gegenwärtige Lage der Kirche
unterſcheidet ſich erheblich von den früheren Zuſtänden. Infolge
der radikalen Aenderung der Wirtſchaft des Landes, die auf die
Ablöſung der alten Wirtſchaftsformen durch neue ( Kollektiviſie=
rung
der Landwirtſchaft, Induſtrialiſierung des geſamten Lan=
des
) hinausläuft, verſchlechtert ſich die Lage der Kirche. Wir
geben jedoch nicht die Hoffnung auf. Auf die Frage: Wie
ſtellen Sie ſich zu der jüngſten Botſchaft des Papſtes wurde ge=
antwortet
: Wir halten es für nötig, darauf hinzuweiſen, daß
uns die jüngſte Botſchaft des Papſtes gegen die Sowjet=Macht
äußerſt befremdet. Der Papſt hält ſich für den Vertreter Chriſti
doch hat Chriſtus für die Unterdrückten und Entrechteten gelit=
ten
, während der Papſt durch ſeine Botſchaft ins Lager der eng=
liſchen
Großgrundbeſitzer und der franzöſiſch=italieniſchen Geld=
ſäcke
geraten iſt. Chriſtus hätte anders gehandelt. Es dünkt
uns, daß der Papſt in dieſem Falle den Weg alter Traditionen
der katholiſchen Kirche geht, ſeine Herde auf unſer Land hetzt
und ſomit den Scheiterhaufen zur Vorbereitung des Krieges
gegen die Völker der Sowjet=Union in Brand ſetzt. Dieſe Aktion
des Papſtes, deren wir Griechiſch=Orthodoxe keineswegs bedür=
fen
, halten wir für überflüſſig und unangebracht. Wir ſelbſt ver=
mögen
, unſere griechiſch=orthodore Kirche zu ſchützen. Der Papſt
hegt längſt den Wunſch, unſere Kirche zu katholiſieren, wie ſtets
ihre Stellung zum Katholzismus feſt blieb und ſich nimmer
durch irgendwelche Beziehungen zu ihm zu binden vermag.
Was die Rede des Erzbiſchofs von Cunterbury anbelangt,
ſo iſt ſie ebenfo mit der Unwahrheit, betreffend die angebliche
Verfolgung religiöſer Ueberzeugungen in der Sowjet=Union be=
haftet
, wie die Botſchaft des Papſtes. Werktätige in London
werten die Rede des Erzbiſchofs von Cunterbury als Aktion, die
nach Oel riecht‟. Es dünkt uns, daß ſie ſo jedenfalls eine Auf=
hetzung
der Herde zu einer neuen Intervention darſtellt, unter
der Rußland ſo ſehr gelitten hat.
Kommzuniſtiſche Wühlereien in Griechenland.
EP. Athen, 16. Februar.
In das Kommuniſten=Komplott, das die Polizei dieſer Tage
aufgedeckt hat, ſollen auch Agitatoren aus Wien und Moskau
verwickelt ſein. Es handelt ſich bei dem Agitator aus Wien um
einen Deutſchen namens Ernſt Schober, der angibt, mehrere öſter=
reichiſche
Firmen zu vertreten. Er beſtreitet, an dem angeblichen
Komplott beteiligt zu ſein. Beim Generalſekretär der Kommu=
niſten
ſollen ſeit langem geheime Beſprechungen ſtattgefunden
haben, in deren Verlauf die Pläne nicht nur für eine Revo=
lution
in Griechenland, ſondern auch auf dem ganzen Balkan
ausgearbeitet worden ſeien. Zahlreiche Dokumente, die die
Polizei beſchlagnahmte, ſollen den Beweis erbracht haben, daß
die kommuniſtiſche Propaganda im letzten Jahre 1½ Millionen
ausgegeben hat. Die verhafteten Kommuniſten ſind des Hoch=
verrats
angeklagt worden. In zahlreichen Städten des Lan=
des
ſind Teilſtreiks ausgebrochen, die jedoch bisher keinerlei grö=
ßeres
Ausmaß angenommen haben. Auch zu Ausſchreitungen iſt
es nicht gekonnnen
Unkerzeichnung eines Abkommens über das Memel=
gebief
.
EP. Paris, 16. Februar.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand, der engliſche Bot=
ſchafter
Lord Tyrrell, der italieniſche Botſchafter Graf Manzoni
und der litauiſche Geſandte in Paris, Klimas, haben geſtern im
Quai dOrſay im Namen ihrer Läuder ein Abkommen unter=
zeichnet
, das die Rückzahlung der Beſatzungs= und Verwaltungs=
koſten
der Alliierten im Memelgebiet regelt.

Vom Tage.
Die bei den kommuniſtiſchen Ausſchreitungen in den Opelwerken am
Mittwoch verhafteten Abgeordneten Müller=Frankfurt und
Sumpf ſind aus der Haft entlaſſen worden.
Die bekanntlich ſtets mit der Landwirtſchaftlichen Woche im Januar
verbunde Landesverſammlung des Heſſiſchen Land=
bundes
mußte in dieſem Jahr berſchoben werden. Sie wird nun=
mehr
am Samstag, den 8. März, in Frankfurt a. M. abgehal=
ten
. Im Mittelpunkt der Tagung ſteht ein Vortrag des Präſidenten
des Reichslandbundes, Reichsminiſters a. D. Schiele. Auch die aktuel=
len
heſſiſchen Fragen werden ausführlich zur Beratung kommen.
Ein ſchwerer Straßenbahnzuſammenſtoß ereignete
ſich am Sonntag abend auf der Strecke Hohenlimburg Hagen.
Kurz vor einer Ausweiche fuhr der von Hohenlimburg kommende Wagen
auf den Hagener Wagen auf. Der Anprall war ſo heftig, daß beide
Motorwagen beſchädigt wurden. Ein Straßenbahnkontrolleur wurde ſo
ſchwer verletzt, daß er kurz nach ſeiner Einlieferung in das Kranken=
haus
ſtarb. Außerdem wurden drei Perſonen ſchwer ver=
letzt
. Leichtere Verletzungen durch Glasſplitter erlitten wier Perſonen.
Drei Sträflinge des Staatsgefängniſſes von Auburn, wo
im Dezember des letzten Jahres eine ſchwere Revolte ausgebrochen
war, wurden geſtern wegen Tötung eines Gefangenen anläßlich jener
Revolte zum Tode durch den Elektriſchen Stuhl verurteilt. Drei
weitere Gefangene wurden freigeſprochen.
Dem franzöſiſchen Flieger Coſtes gelang es, in Begleitung
ſeines Mechanikers Codos zwei von deutſchen Fliegern gehaltene Welt=
rekorde
zu verbeſſern, nämlich den Entfernungsweltrekord mit Nutzlaſt
von 1000 Kg. mit 3 317 Km. (bisheriger Rekord 2 315 Km. des Deutſchen
Steindorff), und den Dauer=Weltrekord mit 18 Stunden, 1 Min., 20 Sek.
(alter Rekord 14 Stunden, 23 Min., 45 Sek. des Deutſchen Fritz Horn).
Coſtes war außerordentlich durch Regen und den Miſtral behandert,
ſo daß es ihm nicht gelang, den Schnelligkeits=Weltrekord des Deutſchen
Steindorff mit 205 407 Km. zu ſchlagen. Er erreichte eine mittlere
Geſchwindigkeit von 204 220 Km.
Die ſeit Donnerstag abend infolge eines Schachteinſturzes in einem
Bergwerk bei St. Etienne in einer Tiefe von 160 Metern unter der
Erde eingeſchloſſenen Bergleute konnten geſtern morgen gegen 11 Uhr
glücklich gerettet werden. Sie hatten 66 Stunden in ihrem Gefängnis
verbracht und waren, wie man weiß, durch zwei Luftröhren mit Lebens=
mitteln
und Luft verſorgt worden.

Beginn der Zolfriedenskonferenz.
TU. Genf, 16. Februar.
Die deutſchen Vertreter für die am Montag beginnende
Internationale Zollfriedenskonferenz, die Reichsminiſter
Schmidt und Dr. Dietrich, Staatsſekretär Dr. Trendelenburg
und Dr. Hilferding, ſind am Samstag in Begleitung eines
großen Stabes von Hilfskräften und Sachverſtändigen in Genf
eingetroffen. Die Konferenz wird am Montag vormittag durch
den Präſidenten, den früheren däniſchen Außenminiſter Graf
Moltke, mit einer längeren programmatiſchen Rede eröffnet wer=
den
. Auf der Konferenz ſind insgeſamt 35 Staaten vertreten,
davon Braſilien, Chile, Kuba, Perſien, die Republik Domingo
und die Vereinigten Staaten von Amerika lediglich durch einen
Beobachter. An die Eröffnungsrede des Präſidenten wird ſich
eine längere allgemeine Ausſprache anknüpfen. Man erwartet,
daß die allgemeine Ausſprache der Regierungsvertreter zum
erſten Male den grundſätzlichen Standpunkt der einzelnen Staa=
ten
zu dem Gedanken eines europäiſchen Zollfriedens erkennen
laſſen wird. Die Generalausſprache wird die Schwierigkeiten
beleuchten, die heute noch einem europäiſchen Zollfrieden ent=
gegenſtehen
. Die Frage des Verhältniſſes der produktionsſtarken
zu den produktionsſchwächeren Staaten, die allgemeine Lage der
Landwirtſchaft, der Gedanke der internationalen Induſtrie=
kartelle
, die fiskaliſchen Zölle und eine Reihe anderer großer
wirtſchaftspolitiſcher Fragen werden aller Vorausſicht nach be=
reits
dabei aufgerollt werden. Man nimmt an, daß die allge=
meine
Ausſprache vorausſichtlich die ganze erſte Woche in An=
ſpruch
nehmen wird.
Tardieu leicht erkrankk.
EP. Paris, 16. Februar.
Der Geſundheitszuſtand des Miniſterpräſidenten Tardieu,
der, wie bereits gemeldet, leicht erkältet aus London zurückgekehrt
iſt und geſtern verſchiedene Beſprechungen, u. a. mit dem Präſi=
denten
der Republik, hatte, hat ſich ſo verſchlimmert, daß er ſich
geſtern nachmittag ins Bett legen mußte. Der Arzt hat ihm für
einige Tage völlige Ruhe verordnet. Infolgedeſſen wird der
für Montag angeſetzte Miniſterrat nicht ſtattfinden. Er iſt auf
Donnerstag verſchoben worden. Auch die geplante Reiſe Tar=
dieus
nach London am Mittwoch wird eine Verſchiebung erleiden.
Der Arzt hat heute morgen ein Bulletin ausgegeben, dem=
zufolge
der Miniſterpräſident an Grippe, verſchärft durch eine
Kehlkopfentzündung, leidet.

EP. Paris, 16. Februar.
Miniſterpräſident Tardieu hatte geſtern trotz ſeiner leichten
Erkrankung verſchiedene Unterredungen mit ſeinen Miniſtern und
mit ſonſtigen politiſchen Perſönlichkeiten; vor allem unterhielt er
ſich eingehend mit dem Finanzminiſter Chéron, deſſen Stellung in
der Kammer in den letzten Tagen anläßlich der Beratung des
Einnahmen=Budgets etwas geſchwächt wurde. Die Regierungs=
preſſe
verkündet heute zwar, zwiſchen dem Miniſterpräſidenten
und ſeinem Finanzminiſter herrſche völlige Einigkeit über die
Ablehnung der von der Kammer verlangten Steuerermäßigun=
gen
und Ausgabenerhöhungen. In Wirklichkeit ſcheint es jedoch
ſo zu ſein, daß der Miniſterpräſident Tardieu vor allen Dingen
in der Frage der Penſionen der ehemaligen Frontkämpfer mit
der Finanzkommiſſion der Kammer eine Einigung ſucht und die=
ſer
Zugeſtändniſſe zu machen bereit iſt, die ſein Finanzminiſter
bisher energiſch abgelehnt hat. Miniſterpräſident Tardieu weiß
ſehr genau, daß es für die Rogierung äußerſt gefährlich werden
kann, in dieſer Frage, in der faſt die geſamte Kammer die Finanz=
kommiſſion
unterſtützt, ſich ſtarrköpfig zu zeigen. Er wird darum
ſicher der Finanzkommiſſion entgegenkommen, und Finanzmini=
ſter
Chéron wird von ſeinen angehäuften Milliarden einige hun=
dert
Millionen abgeben müſſen.

Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
v. M. Moskau, 13. Februar.
Trotz aller Ausreden und Bemäntelungsverſuche der pol=
niſchen
Linksoppoſition bedeutet die Verabſchiedung des Haus=
halts
im Seim, mit der erdrückenden Mehrheit von 300 gegen 50
Stimmen, einen nicht wegzudiſputierenden Erfolg des Kabinetts
Bartel. Seit der vorigen Budgetdebatte hat die Polniſche Sozia=
liſtiſche
Partei ein ganzes Jahr lang Bannſtrahl auf Bannſtrahl
gegen das Pilſudſkiſyſtem geſchleudert und ſich in den Spalten
ihrer Preſſe zu immer heftigeren Kampfparolen hinaufgeſchraubt.
Um ihren parlamentariſchen Einfluß zu erweitern, wurde unter
ihrer Führung der aus ſechs Fraktionen beſtehende
Linksblock Zentrolew gebildet und eine ſicher nicht
ungeſchickte Propaganda entfaltet. Dieſe Propaganda hatte in=
ſoſern
auch Erfolg, als man in weiteſten Kreiſen Polens und des
Auslandes an eine Verſteifung und Konſolidierung der oppoſitio=
nellen
Front glaubte. Am Ende dieſer vielverſprechenden Aktion
hat es ſich nun gezeigt, daß die Sozialiſten von der früheren
Stimmenthaltung zur geſtrigen glatten Annahme des Haushalts
fortgeſchritten ſind. Ob dieſe verblüffende Entwicklung der
ſchwankenden Haltung des Zentrums, der Furcht vor der Ober=
ſtengruppe
oder anderen hintergründigen Einflüſſen zuzuſchreiben
iſt, läßt ſich zur Stunde noch nicht überſehen. In den Wandel=
gängen
des Seim verbreitete ſich vor der entſcheidenden Abſtim=
mung
das Gerücht, daß Miniſterpräſident Bartel dem Zen=
trolew
mit ſeinem Rücktritt gedroht habe, wenn
er einer klaren Stellungnahme ausweiche und die Annahme des
Etats dem Regierungsblock allein überlaſſe. Die peinliche Aus=
ſicht
auf ein neues Oberſtenkabinett ſei der Mehrheit des Links=
blocks
ſo ſtark in die Glieder gefahren, daß ſie ſich zum kleineren
Uebel, d. h. alſo zur Unterſtützung der Bartelregierung, ent=
ſchloſſen
habe. Um den Umfall nicht allzu deutlich in Erſcheinung
treten zu laſſen, gab der Führer der Sozialiſten im Namen des
Blocks die ſophiſtiſche Erklärung ab, daß das Budget ja für den
Staat und nicht für die Regierung gemacht werde. Aus dieſem
Grunde vertrage es ſich durchaus mit der Haltung einer pflicht=
bewußten
Oppoſition, das Regierungsſyſtem zu bekämpfen, den
Haushalt jedoch anzunehmen. Der Redner machte ſich damit die
frühere Phraſeologie der Rechtsoppoſition zu eigen, die ſtets aus
patriotiſchen Gründen für den Etat zu ſtimmen pflegte. Im
Gegenſatz dazu und den vertauſchten Rollen entſprechend, hat ſich
die Rechtsoppoſition am Mittwoch ihrer Stimmen enthalten.
Zur grundſätzlichen, unverſöhnlichen Oppoſition bekannten ſich
nur ein Teil der Minderheiten und die Kommuniſten.
Allerdings hat der Seim zum Zwecke der Demon=
ſtration
je 25 Prozent von den Dispoſitions=
fonds
des Kriegs= und Außenminiſteriums ge=
ſtrichen
. Der von 8 auf 6 Millionen gekürzte Fundus des
Marſchalls Pilſudſki iſt trotzdem nicht kleiner als im vergangenen
Jahr, und faſt 37 Prozent des Geſamthaushalts
ſtehen militäriſchen Zwecken zur Verfügung. Der
Nadelſtich geht arſo nicht tief und dürfte Pilſudſki kaum aus der
Ruhe bringen. Die Haushaltsvorlage der Regierung ſah ur=
ſprünglich
2943 Millionen Zloty an Einnahmen und 2934 Mil=
lionen
an Ausgaben vor. Nach der Bearbeitung durch den Aus=
ſchuß
und den Abſtimmungen im Plenum ſtehen auf der Ein=
nahmenſeite
3085 Millionen und auf der Ausgabenſeite 2947
Millionen Zloty. Die Differenz iſt nicht beträchtlich, und als
Schlußreſultat bleibt die nackte Tatſache beſtehen, daß der wider=
ſpenſtige‟
Seim das Finanzprogramm des Pilſudſkiregimes ge=
billigt
hat. Ob er es nun der Regierung oder dem Staat be=
willigte
, bleibt ſich ſchließlich gleich.
Auch der größte Optimiſt wird nicht behaupten, daß die
Liquidation des Nach=Mai=Syſtems reißende Fortſchritte macht.
UIm die eigene Schwäche und Unentſchloſſenheit ein wenig in den
Schatten zu rücken, nimmt die Oppoſitionspreſſe ſeit einigen Mo=
naten
die Kämpfe und Meinungsverſchiedenheiten innerhalb des
Regierungsblocks unter ein ſcharfes Vergrößerungsglas. Da der
Wunſch bekanntlich der Vater des Gedankens iſt, kann es nicht
ausbleiben, daß perſönliche Rivalitäten und Reibungen, wie ſie
ſich ſchließlich in jedem großen politiſchen Zweckverband unein=
heitlicher
Struktur ergeben, weit über ihre reale Bedeutung hin=
aus
aufgebauſcht werden. Das in der konſpirativen Atmoſphäre
Polens ganz beſonders üppig gedeihende politiſche Gerücht
trägt das Seinige dazu bei, um den angeblich unmittelbar bevor=
ſtehenden
Zerfall des Regierungsblocks mit den glaubwürdig=
ſten
Belegen auszuſtatten. Die Oppoſition entwickelt teils in
gutem Glauben und teils zu parteipolitiſchen Propagandazwecken
logiſche Schlußfolgerungen, wobei ſie augenſcheinlich vergißt,
daß auch die ſubtilſte Logik in die Irre führen muß, wenn ihre
Vorausſetzungen falſch ſind. Wie ſchon ihr Name beſagt, iſt die
parlamentariſche Repräſentation des herrſchenden Syſtems ein
Parteiloſer Block zur Zuſammenarbeit mit
der Regierung, wobei der Begriff Regierung ſinngemäß
durch den Namen Pilſudſki zu erſetzen iſt. Es handelt ſich
nicht um eine Koalition bereits vor dem Umſturz beſtehender
Fraktionen, ſondern um einen im Auftrage des Marſchalls orga=
niſierten
Zweckverband der aus den verſchiedenſten Lagern kom=
menden
Pilſudſki=Anhänger. Allerdings gehen die einzelnen Ab=
geordneten
des Blocks teils aus der alten Bartel=Gruppe und
zum weitaus größeren Teil aus ſpäter geſchaffenen Parteien
hervor, doch iſt die Abgrenzung nicht annähernd ſo deutlich, wie
in allen übrigen Parlamenten der Welt. So ſehr ſich etwa dikta=
toriſch
=oligarchiſche und demokratiſche Elemente voneinander
nuterſcheiden, ſo überwiegend ſtark und im Ernſtfall entſcheidend
ißt doch die gemeinſame Bindung an die Perſon des Marſchalls
Pikfudſki. Es gibt im Regierungsblock viele, die ſich gegebenen=
falls
gegen die herausfordernden Methoden der um den Partei=
vorſtand
geſcharten Oberſtengruppe auflehnen, doch keinen,
der dem Marſchall grundſätzlich die Gefolg=
ſchaft
verweigern würde. Die zweifellos ſehr heftigen
Meinungsverſchiedenheiten beziehen ſich auf das politiſche Tempo
oder Sie parlamentariſche Taktik, niemals jedoch auf das Pilſudſki=
Syſtem als ſolches. So heiß der Kampf der Geiſter
und Weltanſchauungen auch toben mag, iſt es
dogh völlig müßig, von einem nahe bevorſtehen=

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Seite 2*

Montag, den 17. Februar 1930

Nummer 48

den Zerfall zu ſprechen, ſolange die innerpoli=
tiſche
Frageſtellung Für oder gegen Pilſudſki
lautet. Ja mehr noch: die militäriſche Diſziplin ſeiner An=
hänger
vorausgeſetzt, könnte man ſich zum Beiſpiel ganz gut vor=
ſtellen
, daß der Marſchall die Angriffe der Oberſtengruppe gegen
den Demokraten Bartel zuläßt, um dem gemäßigten Pilſudſkiſten
Bartel Freunde bei der gemäßigten Oppoſition zu werben. Ein
gegen Angriffe aus den eigenen Reihen ſcheinbar ſchutzbedürf=
tiges
Kabinett hat es zweifellos leichter, die Oppoſition zu Kom=
promiſſen
zu bewegen, als eine Regierung, hinter deren Taktik
man die geheimen Ziele und Machenſchaften der Oberſtengruppe
wittert.
Wie die letzte gegen die Seim=Oppoſition gerichtete Reſolu=
tion
des Regierungsblocks zeigt, hat der Parteiführer Oberſt
Slawek auch dann eine überwiegende Mehrheit hinter ſich, wenn
er allem Anſcheine nach ſtark von der Verſtändigungspolitik Bar=
tels
abweicht. Vermutlich auf Wunſch des Miniſterpräſidenten
wurde die am Samstag gefaßte Entſchließung, in der den oppo=
ſitionellen
Abgeordneten eigenmächtiger Mißbrauch der parla=
mentariſchen
Privilegien vorgeworfen, und dem ſozialiſtiſchen
Seim=Marſchall Daſzynſki ein Seitenhieb verſetzt wird, erſt am
Mittwoch abend veröffentlicht. Ihr Inhalt war der regierungs=
feindlichen
Preſſe jedoch ſchon vor den Budgetabſtimmungen
bekannt.

Der deutſche Geſandke in Belgrad ſchwer erkrankk.
EP. Belgrad, 16. Februar.
Der deutſche Geſandte in Belgrad, Hermann Köſter, iſt plötz=
lich
an einer eitrigen Blinddarmentzündung ſchwer erkrankt und
mußte ſich am Samstag in einem hieſigen Sanatorium einer
Opevation unterziehen, die der Belgrader Chirurg Koſtitſch vor=
nahm
. Obwohl die Operation zufriedenſtellend verlief, gibt der
Zuſtand des Geſandten zu Beſorgniſſen Anlaß. Am Sonntag
abend betrug die Temperatur 38,2. Die ſchwere Erkrankung
des Geſandten wurde am Sonntag mittag anläßlich der Eröff=
nung
der Gemäldeausſtellung ſeiner Gattin, Frau Käthe Mahr=
Köſter, unter den zahlreich erſchienenen Diplomaten und führen=
den
Perſönlichkeiten des jugoſlawiſchen öffentlichen Lebens be=
kannt
. Die Nachricht von der plötzlichen Erkvankung des hier
ſehr populären Geſandten hat allgemeine Teilnahme hervorge=
rufen
.
Proviſoriſche Regelung des Sißes der B.J.3.
Baſel, 16. Februar.
Der in Baſel tagende Sonderausſchuß der B.J.3. beendigte
am Samstag ſeine Organiſationsbeſprechungen betr. den Sitz
der Bank in Baſel. Der Vertrag mit dem Grand Hotel Savoy=
Univers konnte abgeſchloſſen werden, doch hat die Vereinbarung
vorläufig nur proviſoriſchen Charakter, da erſt nach der Kon=
ſtituierung
der Bank dem Vertrag eine definitive Form gegeben
werden kann. Die Delegierten haben am Samstag abend Baſel
wieder verlaſſen und ſind nach Paris bzw. Brüſſel zurückgekehrt.
Das Ende der ſpaniſchen Aalionalverſammlung.
EP. Madrid, 16. Februar.
Die Nationalverſammlung iſt aufgelöſt worden. Der König
hat geſtern das Auflöſungsdekret unterzeichnet. Wenige Stunden
ſpäter entfernten Handwerker die Inſchrift Nationalverſamm=
lung
am Gebäude der Diplomatenkammer und brachten dafür
die alte Bezeichnung Kammer der Abgeordneten wieder an.
Ausſtändige Arbeiter verſuchten geſtern die Studenten in
eine Ausſtandsbewegung mit hineinzuziehen. Sie zogen in den
Hof der Univerſität, wo es zu tumultartigen Zuſammenſtößen
kam.
Schwere Schäden durch die Erdſtöße
auf der Inſel Kreig.
EP. Athen, 16. Februar.
Die Erdſtöße auf der Inſel Kreta haben große Verwüſtungen
angerichtet. In etwa einem Dutzend Dörfer ſind zahlreiche Häu=
ſer
eingeſtürzt; in manchen Dörfern ſtehen nur noch Ruinen. Be=
ſonders
die Stadt Kandia iſt ſchwer heimgeſucht worden. Es
ereigneten ſich innerhalb der letzten 24 Stunden zwei neue Erd=
ſtöße
, die faſt die ganze Stadt in Trümmer legten. Die meiſten
Einwohner haben die Stadt verlaſſen, ſo daß nur einige Verletzte
gemeldet werden. Auf der ganzen Inſel herrſcht eine ungeheure
Erregung. Die Bewohner getrauen ſich nicht mehr in ihre Häuſer
und übernachten im Freien.

Theaker=Familien=Feſt in Frankfurk.
Es war ein glänzendes Feſt!
Die Frankfurter Bühnen luden auf 10 Uhr ins Schauſpiel=
haus
zu dem Kabarett der Frankfurter Nacht=
komiker
und ſahen ein ausverkauftes, feſtliches Haus.
Das Kabarett tat ſich diesmal als Zirkus auf: Welt=
uraufführung
des Zirkus Kronau! Als Direktor Matthieu
Pfeil mit ſeiner Suite ſeinen Einzug hielt, war die Stimmung
ſofort hergeſtellt. Kunſt und Politik, Theater und Stadt gaben
die Grundlage zu köſtlichen Zirkus=Parodien: in nie gezeigter,
atemraubender Raubtier=Dreſſur bändigte der Dompteur Hch.
Heilinger die Spielplan=Forderungen der Parteien! Der
Dumme Auguſt bot, ein heiteres, politiſches Sklarek= Inter=
mezzo
. Maſſarek und Coſta vom Neuen Theater trugen
einen literariſch geſtützten Boxkampf aus; die Sterne des Opern=
hauſes
ſangen als Glöcklein die Glöcklein des Eremiten
Entzückend die Pferdchen von Ilſe Peterſen und ihrem leich=
ten
Geſtüt!
Eine Stunde Pauſe mit Konzert, Blumen und Sekt!
Dann Frankfurter Momentbilder am laufenden
Band! Auf der Drehbühne folgten Schlag auf Schlag: die ab=
geſetzten
Kaiſer von der alten Mainbrücke, Sonny Boy, die weib=
liche
Konjunktur der Münzgaſſe, die Hofſänger (ausgezeichnet
Conſtance Menz), eine amüſante Tonfilm=Parodie.
Die von Darmſtadt ausgehenden Theater=Zuſammenlegungs=
Pläne wurden ſchlagend und doppelt verulkt: zunächſt eine Vor=
ſtellung
des zuſammengelegten Theaters von Frank=
furt
, Neu=Iſenburg, Darmſtadt, Griesheim, Hanau, in der Stücke
und Enſembles durcheinanderwirbeln, bis Götz von Berlichingen
unter dem Regenſchirm des Wirts vom Weißen Röſſel abzieht!
Dann rückblickend eine Szene im Seebach=Stift 1950: die Bühnen=
ſterne
von heute leſen als Altpenſionäre die Berichte über die
Kämpfe im Stadtrat von 1950 wegen Deckung des 35=Millionen=
Defizits des zuſammengelegten Theaters und erinnern ſich der
ſchönen Zeiten, als die Defizite von 1930 noch viel geringer
waren!
Ein echtbürgerliches Frankfurter und ein vornehmes Ber=
liner
Ehepaar hier Lene Obermeyer und Hans Ner=
ring
, dort Elſe Gentner=Fiſcher und Franz Schneider
ſteigerten von ihren Logen aus die Schlager auf der Bühne
mit treffenden Gloſſen=

Darmſtadt, den 17. Februar.
Hefſiſches Landestheater. Kulturfilmbühne Kleines
Haus. Heute Montag finden um 16 und 20 Uhr im Kleinen Haus die
beiden erſten Vorführungen des amerikaniſchen Groß=Films Fan=
faren
der Liebe (Regie: D. W. Griffith) ſtatt. Die Filmdichtung
Fanfaren der Liebe wird Dank ihrer ſpannenden Handlung, die ſich
im Spanien des neunzehnten Jahrhunderts begibt, und packender dar=
ſtelleriſcher
Leiſtungen der berühmten amerikaniſchen Schauſpieler Lionel
Barrymore, Don Alvarado und Mary Philbin die bewundernde An=
erkennung
des Publikums finden. Wiederholungen von Fanfaren der
Liebe finden morgen Dienstag und übermorgen Mittwoch um 16 und
20 Uhr im Kleinen Haus ſtatt.
Angelina, die beliebte Roſſini=Oper, wird morgen Dienstag
um 20 Uhr im Großen Haus in Szene gehen. Muſikaliſche Leitung:
Karl Maria Zwißler. Die Titelpartie ſingt Käthe Walther. In den
übrigen Hauptrollen: Stadelmaier, Stralendorf, Kuhn, Harre, Kienzl,
Overlack. (Miete K und Miete T, Gruppe 4 und 5.)
Erſtaufführung Die Affäre Dreyfus, Mittwoch,
den 19. Februar, findet um 19.30 Uhr im Großen Haus die Erſtauffüh=
rung
des Schauſpiels Die Affäre Dreyfus von Hans Joſé Reh=
fiſch
und Wilhelm Herzog in der Inſzenierung von Renato Mordo
(Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp) ſtatt. Das Stück behandelt
den bekannten Juſtiz=Irrtum, dem der franzöſiſche Hauptmann Alfred
Dreyfus zum Opfer fiel, und die Wiederaufrollung der Drehfus=Affäre
durch Emile Zola, deſſen berühmte Anklageſchrift Faccuſe zunächſt zur
Verurteilung Zolas, ſchließlich aber zur Wiederaufnahme des nach der
Teufelsinſel deportierten Hauptmanns Dreyfus in die franzöſiſche Armee
führte.
Hefſiſches Landestheater Darmſtadt. Vorverkauf für die
drei Volkskonzerte des Landestheaters. Der Vorver=
kauf
der Abonnements für die drei unter Leitung von Generalmuſik=
direktor
Dr. Karl Böhm ſtattfindenden Volkskonzerte des Landes=
theaters
findet für Mieter heute, Montag, und morgen, Dienstag, für
Nichtmieter, übermorgen, Mittwoch, und Donnerstag an der Tageskaſſe
des Großen Hauſes ſtatt. Ab Freitag, den 21. Februar, beginnt der
allgemeine Vorverkauf. Der Mietpreis für die drei Konzerte beträgt
26 Mark.
Wiederholung des Heiteren Wiener Abenbs im Kleinen Haus.
Am Freitag, den 21. Februar, findet im Kleinen Haus eine Wieder=
holung
des vor einigen Wochen mit ſtürmiſcher Begeiſterung aufge=
nommenen
Heiteren Wiener Abends, ausgeführt durch Maria Kienzl,
Franz Tibaldi und Carl Bamberger, ſatt. Das Programm bleibt im
weſentlichen das gleiche mit einigen Aenderungen. Es kommen unter
anderem zum Vortrag: Geſchichten aus dem Wiener Wald (Johann
Strauß), Drunt in der Lobau‟ (Heinrich Strecker), Im Paradiesgartl
(Ralph Benatzki), Duett aus der Operette Paganini (Lehar) uſw.
Der Kartenverkauf hat bereits ſehr lebhaft begonnen; Eintrittskarten
ſind außer an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes auch noch in der
Konzertdirektion Heß, Eliſabethenſtraße und in der Bücherſtube Boden=
heimer
erhältlich.
Im Orpheum finden heute Montag und folgende Tage bis ein=
ſchließlich
Freitag keine Vorſtellungen ſtatt.
Muſikverein. Am Faſtnachtsſamstag, 1. März, veranſtaltet der
Vergnügungsausſchuß nachmittags im Vereinshaus einen Kreppel=
Kaffee für maskierte Kinder. Kaffeekarten ſind bei dem
Hausmeiſter zu haben. Jedes Kind erhält ein Geſchenk. Kinder= Polo=
naiſe
, Rutſchbahn uſw. ſeien von dem Programm als Glanzpunkte
angeführt. Am gleichen Tage abends folgt dann im dekorierten Saal
ein Maskenfeſt für aktive und inaktive Mitglieder und eingeführte
Gäſte. Maskenkoſtüm oder Geſellſchaftsanzug iſt für die Beſucher Be=
dingung
. Eine Jazzkapelle ſpielt zum Tanze; von den geplanten
Ueberraſchungen darf nichts verraten werden. Rechtzeitige Einzeich=
nung
in die beim Hausmeiſter offenliegende Teilnehmerliſte iſt für die
beiden Veranſtaltungen erforderlich und wird dringend empfohlen.
Jubiläum. Am 21. Februar feiert Herr Jean Kappes, Holz=
ſtraße
22, ſein Bjähriges Geſchäftsjubiläum und gleichzeitig ſeinen 50.
Geburtstag.
Die vereinigte Ortsgruppe Darmſtadt der Kriegsbeſchädigten und
Kriegerhinterbliebenen in der Kriegerkameradſchaft Haſſia hatten ſich
zu der Jahresverſammlung zuſammengefunden. Der große
Saal der Krone reichte kaum aus, um die zahlreich erſchienenen
Kameradenfrauen und Kameraden zu faſſen. Galt es doch, einen
engeren Zuſammenſchluß herbeizuführen, der zu Nutz und Frommen
des Aufbaues der Kriegsbeſchädigtenfürſorge dienen ſoll. Von dem
guten und kameradſchaftlichen Geiſt eines jeden Anweſenden zeugt die naſiums den miles gloriosus des Plautus mit ſchönem Erfolg aufge=
einſtimmige
Wahl des Vorſtandes. Gewählt wurden: Dr. Held= führt. Die Wormſer Zeitung berichtet darüber u. a.: Was der Ver=
mann
(Friedrichſtraße 23) zum 1. Vorſitzenden, Puder ( Soder=
ſtraße
62) zum 2. Vorſitzenden, Oberlt. Krömmelbein (Ahaſtr. 5)
zum 3. Vorſitzenden, ſowie Herr Glauben und Frau Lang Wwe,
zu Beiſitzern. Ferner gehören zu dem Vorſtand die Obmänner der der Frohlaune und dem hingebungsvollen Spiel der Mitwirkenden hin=
Kb. und Kh. der einzelnen Krieger= und Militärvereine Darmſtadts.
Weiter wurde beſchloſſen, von nun an öfters Verſammlungen und
Zuſammenkünfte abzuhalten, die zu Belehrungen und Aufklärungen haben . Wir hoben uns ſelten ſo gut unterhalten wie bei dem
über das Verſorgungsweſen und zur Pflege der Geſelligkeit dienen
ſollen. Vom Präſidium der Kriegerkameradſchaft Haſſia waren er=
Landesgeſchäftsführer der Kb. und Kh. Oberlt. Krömmelbein. Lehrer
Ihrig, der auch die Verſammlung zeitweiſe leitete, gab lehrreiche
Auskünfte wie Vergünſtigungen der Schwerbeſchädigten , die
dankbar aufgenommen wurden. Zum Schluſſe hielt Oberlt. Kröm=
melbein
einen kurzen, klaren, aber markanten Vortrag über ſeine
Tätigkeit als Landesgeſchäftsführer und die Beziehungen zu den Amts=
ſtellen
, mit denen er in Kriegsbeſchädigtenangelegenheiten zu verhan= Apfelſinen 1015, Zitronen 810, Bananen 5060; Eßwaren:
deln hat. Hierbei ſtreifte er auch die wichtigſten Punkte des Verſor=
gungsweſens
, auf das er in den nächſten Verſammlungen noch mehr
eingehen will, ſowie über das Unterſtützungsweſen. Auch ſeine ſo
vortrefflichen Ausführungen, die für jeden von Vorteil ſein können,
fanden dankbare Aufnahme bei den Kameradenfrauen und Kameraden,
was der reiche und anhaltende Beifall zu bezeugen durfte.

Folgte Tanz im Foyer, Tanz in allen Gängen! Revue
der neueſten langen Abendkleider! Das knapp gefaßte, künſt=
leriſch
hochſtehende Programm gab die Grundlage für eine aus=
gezeichnete
Stimmung. Die Frankfurter, ihre Künſtler und
ihre Kritiker hatten ſich wieder einmal harmoniſch gefunden und
feierten, wie es überall ſein ſollte, ihr Thegter=Familien=
Feſt!
Z.

Binnen acht Tagen fah und hörte man nun in Berlin nach
längerer Zeit wieder einmal zwei Filme, die (beide grundver=
ſchieden
in ihrer Art) ernſt genommen werden müſſen. Die
Ufa wartete mit der erſten deutſchen Tonfilmoperette auf, und
erzielte mit dem liebenswürdigen Film einen hundertprozentigen
Erfolg. Das Drehbuch von Hans Müller und Robert Lieb=
mann
iſt flott und amüſant, reich an wirkungsvollen Situationen.
Das Milieu eines kleinen Fürſtenhofes iſt ſehr gut getroffen;
die Typen ausgezeichnet zuſammengeſucht. Werner R. Hey=
manns
Muſik bringt ſchmiſſige Schlager und verzichtet vorweis=
lich
auf jegliche eigene Note; gerade infolge dieſes muſikaliſchen
Mankos wird man aber die Weiſen von Liebeswalzer
bald von Mund zu Mund hören. Die Regie von Wilhelm Thiele
nutzte alle Möglichkeiten ſzeniſcher Art, welche die Flimmerwand
nur bietet, redlich aus, und ſchuf eindrucksvolle Bilder. Bild=
und Tonkamera arbeiteten ſehr gut; was die Wiedergabe an=
geht
, ſo ſtören die Nebengeräuſche gerade bei einer Operette weit
weniger als bei anderen Tonfilmerzeugniſſen. Darſtellungskunſt
ſpielt bei dieſem Genre keine eminente Rolle, die Mitwirkenden
(Lilian Harvey in ihrer blonden Schönheit, Willy Fritſch in
ſeiner Jugendfriſche und Georg Alexander in ſeiner monchalanten
Schnoddrigkeit) beſchränkten ſich aber glücklicherweiſe ſämtlich
darauf, natürlich und ungekünſtelt zu bleiben. So entſtand
zu guterletzt ein filmiſches Unterhaltungswerk, das man am lieb=
ſten
friſch bezeichnen möchte. Eine luſtige, zum Teil ſogar
fein utrierte, angenehm prickelnde, unproblematiſche Filmoperette:
Das läßt man ſich auf alle Fälle eher gefallen als die ſentimen=
talen
Tonfilmſchmarren, die bis zu den Tränendrüſen tönen.
Vielleicht liegen gerade auf dieſem Gebiete große Möglichkeiten
für den techniſch noch lange nicht vollkommenen Tonfilm?!
Liebeswalzer wird unbedingt ſeinen Weg machen; auch durch
das Ausland. Das Filmſtudio 1929 (Leitung: Moritz Seeler)
zeigte ſeinen erſten Verſuch: Menſchen am Sonntag.

Landesbibliothek.
Neue Erwerbungen (Auswahl)
vom 17. Februar an auf 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht aufgeſtellt:
Alfred Bock=Buch, hrsg. von Willi Scheller. Marburg 1929;
Ball=Hennings, E.: Hugo Ball. Sein Leben in Briefen und
Gedichten, Berlin 1930; Caſſel, Guſt.: Sozialismus und Fortſchritt.
Berlin 1929; Conſentius, E.: Die Typen der Inkunabelzeit,
Berlin 1929; Deubel, Léon: Oeuvres. Paris 1929; Erzieher,
Die großen. Bd. 11: Bergmann, E.: J. G. Fichte, der Erzieher.
Bd. 12: Stenzel, J.: Platon der Erzieher. Leipzig 1928; Friedrich
der Große: Politiſche Korreſpondenz Friedrichs d. Gr. Neue Reihe:
Vom Bayeriſchen Erfolgekriege bis zum Tode Friedrichs d. Großen.
Bd. 40. Leipzig 1928; Fürſtenberg, H.: Das franzöſiſche Buch im
18. Jahrhundert und in der Empirezeit. Weimar 1929: Handbuch
der Experimentalphyſik. Bd. 22: Back, E.: Zeemaneffekt. Joos, G.:
Ergebniſſe und Anwendungen der Spektroſkope. Namaneffekt. Leipzig
1929. Bd. 24. T. 2: Lindh, A. E.: Röntgenſpektroſkopie Leipzig 1930;
Heimatbücher, Brandſtetters, Deutſcher Landſchaften.: Bd. 30:
Grahmann und Hübſchmann: Zwiſchen Werra und Elbe. Leizig 1929;
Jenſen, Joh. v.: Die Stadien des Geiſtes. Berlin 1929; Jung,
C. G.: Das Geheimnis der goldenen Blüte. Ein chineſiſches Lebens=
buch
. München 1929; Kellermann, Bernh.: Der Weg der Götter.
Indien. Klein=Tibet. Siam. Berlin 1929; Kornmann, Ralf:
Menſch und Menſch. Heidelberg 1929; Maeterlinck, M.: Geheim=
niſſe
des Weltalls. Stuttgart 1930; Marx, K., und Endels, Friedr.:
Hiſtoriſch=kritiſche Geſamtausgabe. Abt. 1 Bd. 1 Halbbd. 2: Karl
Marx Werke und Schriften bis Anfang 1844. Berlin 1929; Men=
delsſohn
, Anja und Gg.: Der Menſch in der Handſchrift. 2. Aufl.
Leipzig 1929; Molinski, Konrad: Die Weltgeſchichte für alle. Nach
dem Werk von H. Delbrück. T. 2: Das Mittelalter. Berlin 1929;
Nachod, D.: Geſchichte von Japan. Bd. 2. 2, Hälfte: Die Uebernahme
der chineſiſchen Kultur. Leipzig 1930. Pantheon. Neligiöſe Texte
des Griechentums. Hrsg. von Herm. Kleinknecht. Stuttgart 1929;
Pfandl, Ludw.: Geſchichte der ſpaniſchen Nationalliteratur in
ihrer Blütezeit. Freiburg 1929; Scheffel, P. H.: De Principiis
rerum gestarum. Die Regel in der Geſchichte. Wurzen 1929; Schu=
macher
, Karl: Aus Odenwald und Frankenland. Darmſtadt 1922;
Somary, F.: Wandlungen der Weltwirtſchaft ſeit dem Kriege. =
bingen
1929; Sombart, Werner: Der moderne Kapitalismus. Bd. 3:
Das Wirtſchaftsleben im Zeitalter des Hochkapitalismus. Halbbd 1:
Die Grundlagen. Der Aufbau. 2: Der Hergang der hochkapitaliſtiſchen
Wirtſchaft. Die Geſamtwirtſchaft. München 1998; Theilhaber,
F. A.: Goethe. Sexus und Eros. Berlin=Grunewald 1929; Zetkin,
Klara: Erinnerungen an Lenin. Wien 1929.
Außerdem die neueſten gebundenen Zeitſchriftenbände.
Vom 3. März an verleihbar. Vormerkungen werden im Leſeſaal
entgegengenommen.

Rotkäppchen.
t. Viele hundert mit Recht begeiſterte Kinder füllten am Sonntag
nachmittag das Orpheum, in dem von einer ausgezeichneten Truppe
des Neuen Operetten=Theaters in Frankfurt das alte und
auf Kinderherzen immer noch ſo wirkſame Märchen vom braven, kleinen
Notkäppchen gegeben wurde, das auszieht, um ſeine alte Großmutter
zu beſuchen und dabei ſo gefährliche Abenteuer mit dem böſen Wolf
glücklich beſteht. Die Aufführung folgte der freien Bearbeitung von
C H. Görner, die wohl allerlei Zutaten zu dem Kern des Märchens
bringt, dabei aber den kindhaften Ton rechr glücklich feſthält und in
ſehr hübſchen Tanzeinlagen geradezu ſchwelgt. Unter der ſorgſamen
Spielleitung von Adolf Wiesner ſtellten von den vielen Mitwirken=
den
Guſtl Rothe=Carey und Franz Giblhauſer originelle Typen
auf die Beine, während Hans Heinz Klüfer, der auch für die geſchmack=
vollen
Tänze verantwortlich zeichnet, einen forſchen Jäger ſpielte, der die
Zuneigung des kleinen Rotkäppchens in vollemMaße verdiente Rotkäppchen
ſelbſt eine wirklich fabelhafte Leiſtung der ſehr begabten 9=jährigen
Lieſel Chriſt. Ein Zeichen, wie gut es den Kindern gefiel; immer
wieder griffen die kleinen Zuſchauer begeiſtert in die Handlung ein.
Sehr angemeſſene Bühnenbilder wurden geſtellt, ſogar auf geteilter
Bühne. Nächſten Sonntag ſoll die ſo erfolgreiche Aufführung
wiederholt werden.

Die Spielſchar des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums hat nunmehr
auch in der Wormſer Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gym=
anſtaltung
die ſo erfreulich beſondere Note verlieh, das war die jugend=
liche
Begeiſterung, die tiefe, liebevolle Verſenkung in den Gegenſtand,
dieſes völlige Dabeiſein der Ausführenden . . . Man wurde ganz von
geriſſen. Dieſe jungen Menſchen ſpielten mit ganzem Herzen und gan=
zer
Seele Theater, und darum konnte man ſeine helle Freude an ihnen
Situationsſchwank des alten Plautus.
Kleinhandelspreiſe vom Darmſtädter Wochenmarkt am Samstag
ſchienen der Landesvorſitzende der Kb. und Kh. Lehrer Ihrig und der (pro Pfd. bzw. Stück in Pfg.): Gemüſe: Erdkohlraben 810, Gelbe
Rüben 810, Rote Rüben 1215. Weiße Rüben 1012, Schwarzwur=
zeln
3040, Spinat 3040, Rotkraut 1520, Weißkraut 815,
Wirſing 1015, Grünkohl 1215, Roſenkohl 3040, Zwiebeln 1015,
Knoblauch 80, Tomaten 6080, Feldſalat 100160, Endivienſalat 10
bis 50, Kopfſalat 3040 Blumenkohl 3560, Meerrettich 4070; Kar=
toffeln
56: Obſt: Tafeläpfel 1225, Wirtſchaftsäpfel 812,
Süßrahmbutter 210240, Landbutter 180200, Weichkäſe 3035, Hand=
käſe
515, Eier, friſche 1216; Wild und Geflügel: Gänſe 130
bis 150, Hühner 140160, Tauben 8030, Haſen 129: Wurſt=
und Fleiſchwaren: Rinfleiſch, friſch 90110, Kalbfleiſch 110,
Schweinefleiſch 120140, Dörrfleiſch 180, Wurſt 80160, Wurſtfett 60,
Schmalz, ausgelaſſen 120.

Eine Art optiſche Reportage, gedanklich, bildlich und formal
mit einer durchaus alltäglichen Handlung verbunden: Wie Klein=
bürger
den Ruhetag der Woche verbringen. Die Hauptrollen
ſpielen ein Kraftfahrer, eine kſeine Verkäuferin, ein Weinreiſen=
der
und ein Probierfräulein. Nicht nur im Film, ſondern auch
in Wirklichchkeit gehen dieſe Stars den angeführten Berufen
nach; alles Leute, die nie zuvor in ihrem Leben bor einer Auf=
nahmekamera
geſtanden haben! Dieſes mehr als eigenartige
Experimente zeigte das beſtimmt nicht erwartete Reſultat, daß
ein hundertprozentiſch filmiſcher Streifen entſtand,
Da wurde das Leben, wie es tatſächlich iſt, feſtgehalten. Viel=
leicht
zum allererſten Male in der Geſchichte der Filminduſtrie.
Endergebnis: Kitſchfreie Kunſt in höchſter Vollendung. Ein
Filmwerk von bleibendem Wert. Und helle Begeiſterung der
Antikonjunkturiſten: Endlich iſt die filmiſche Verſuchs=
bühne
da. Alle Beteiligten verdienen Anerkennung, die mit
geringen Mitteln und primitiven Behelfsmaterial, unter großen
Schwierigkeiten dieſe grandioſe menſchliche Leiſtung vollbrachten!
Zwei Kulturfilme müſſen zumindeſt regiſtriert werden. Das
erwachende Aegypten, die Expedition von Kurt Zimmer=
mann
in der Bearbeitung von Johannes Häußler, und der tönen=
de
Kulturſtreifen: Der Raritätenladen unter der wiſ=
ſenſchaftlichen
Leitung von Dr. Ulrich K. T. Schulz, der in ge=
ſchickter
Form die Eigenart der Lebeweſen der Meere erklärt,
Populärwiſſenſchaftliche Tonfilme zur Belehrung: Die Idee iſt
nicht übel!
Wogegen (warum dies auch nicht kurz und bündig feſt=
ſtellen
?) der erſte Tauber=Tonfilm bis auf den hinlänglich
bekannten Tenor des Sängers einfach undiskutabel ausfiel.
A. v. K.

Wer ſind die ſechs bekannteſten lebenden Oſtpreußen? Auf dieſe
Frage antwortet eine weit über Oſtpreußen hinaus beachtete Heimat=
preisfrage
der Königsberger Allgemeinen Zeitung. Gewählt konnten
auch nichtgeb irtige Oſtpreußen werden, wenn ſie nur durch ihr Leben
irgendwie mit Oſtpreußen verknüpft ſind. Das Intereſſe der oſtpreußi=
ſchen
Bevölkerung war allgemein; weit über 60 000 Nennungen erfolg=
ten
. Die Abſtimmung hatte folgendes Ergebnis: 1. Hindenburg,
2. Agnes Miegel, 3. Hirſchfeld, 4. Harry Liedtke, 5. Oberpräſidenr
Sieht, 6. Paul Wegener. Das Ergebnis iſt inſofern beſonders auf=
ſchlußrei
.), als faſt einſtimmig Hindenburg, der Befreier der Provinz,
als Oſtpreuße auf das Schild gehoben wurde obwohl er nicht e=
borener
Oſtpreuße iſt. Intereſſant iſt ferner die herzliche Verehrung,
die die Dichterin Agnes Miegel in Oſtpreußen genießt, und das ſtarke
ſportlicke Intereſſe der Gegenwart, das durch die an dritter Stelle er=
folgte
Wahl des Allenſteiner Weltmeiſters Hirſchfeld bewieſen wird.

[ ][  ][ ]

Nummer 48

Monkag, den 17. Februar 1930

Seite 3

Naturwiſſenſchaftlicher Perein zu Darmſtadt.

354. Sitzung am 11. Februar 1930.

Der Vorſitzende Profeſſor Dr. Th. Liſt erſtattete den Jahres=
bericht
. Es fanden 6 Sitzungen ſtatt, die durchſchnittlich von 90 Perſonen
beſucht waren. Die Zahl der Mitglieder betrug am 1. Januar 1930:
402. Durch Austritt und Tod verlor der Verein 16 Mitglieder, ein=
getreten
in den Verein ſind 50 Perſonen. Der Verein hat durch das
Ableben von Oberſtudienrat i. R. Profeſſor Wilhelm Völſing ein
treues Mitglied verloren, das lange Jahre dem Vorſtand angehört
und öfter die Mitglieder durch kleinere Mitteilungen in ſeiner gefälli=
gen
und liebenswürdigen Art erfreut hat. Zum ehrenden Gedenken
der Verſtorbenen erhoben ſich die Anweſenden. Oberbergrat Dr.
Köbrich erſtattete den Bericht über die Jahresrechnung. Dieſe
ſchließt in den Einnahmen mit 1123,18 RM., in den Ausgaben mit
1077,48 RM. Das Vermögen beläuft ſich auf 1230,96 RM. Die Rech=
nung
wurde geprüft und richtig befunden von Kuſtos, Dr. Held=
mann
. Profeſſor Dr. phil. Dr.=Ing. e. h. Jhne ſpricht dem ſeit=
herigen
Vorſtand für ſeine dem Verein geleiſtete Arbeit den herzlichen
Dank der Mitglieder aus und ſchlägt vor, den ſeitherigen Vorſtand,
in dem an die Stelle des verſtorbenen Profeſſor Völſing der Studien=
rat
Profeſſor O. Prgetorius tritt, wieder zu wählen, was ein=
ſtimmig
angenommen wird.
Sodann ſprach Kuſtos Dr. Georg Heldmann:
Ueber Hummel= und Weſpenneſter
Bienen, Hummeln und Weſpen ſind geſellig lebende Inſekten, bei
denen man Geſchlechtstiere Weibchen und Männchen und Arbei=
terinnen
unterſcheidet. Letzteren liegt der Bau des Neſtes und die
Verſorgung der Brut ob. Erſtere ſorgen für die Erhaltung und Fort=
ſetzung
der Art.
Hummelneſter, mit ihren verſchieden umhüllten, beinahe ohne Ord=
nung
gehäuften Kokons, ſind trotz ihres anderen Ausſehens gegenüber
den Wabenbauten der Honigbienen von dieſen grundſätzlich gleicher
Bauart. Beide erziehen ihre Brut in Wachsbehältern; die der Biene
ſind regelmäßig ſechseckig als Zellen bekannt und bleiben erhalten,
wenn auch die Larve ſich in einen Kokon eingeſponnen hat; die der
Hummel ſind eiförmig klein bis groß blaſig, je nachdem ſie eine
Lare der Erdhummel (Bombus terrestris), oder mehrere Larven der
Steinhummel (Bombus lapicarius) enthalten. Sobald die Hummellarve
ſich eingeſponnen und verpuppt hat, alſo ein Kokon ſie umhüllt, wird
die Wachshülle von Arbeiterinnen beſeitigt. Eingetragener Honig wird
auch in leeren Kokons und Wachszellen geſpeichert. Die äußerliche Ver=
ſchiedenheit
der verglichenen Neſter wird verurſacht durch die beträcht=
lich
verſchiedenen Einwohnerzahlen. Die Bienen müſſen infolgedeſſen
auf engſtem Raume möglichſt diele Larhen unterbringen. Die Hummeln
brauchen nicht ſo ſparſam mit dem Raum umzugehen, auch ſind ſie
nicht auf einen umſchloſſenen Raum angewieſen; ſie bauen ſich ihre
Neſthülle ſelbſt. Schließlich ſtehen die Bienen auf höherer Entwicklungs=
ſtufe
als die Hummeln.
Weſpen bauen Waben aus regelmäßigen ſechseckigen Zellen wie die
Bienen. Sie lagern ſie zwar waagerecht, ſo daß die eine Zellſchicht
nur abwärts ſchaut, während die Bienen ihre auf beiden Seiten mit
Zellen beſetzten Waben ſenkrecht aufhängen. Weſpen ſind außerdem
iuſtande, ihre Waben ſelbſt zu umhüllen. Und doch iſt eine Weſpen=
wabe
etwas anderes als eine Bienenwabe, ganz davon abgeſehen, daß
die Weſpen Holzſtoff verarbeiten, während die Bienen körpereigenes

Wachs verwenden. Hier wird von einer Anzahl Bienen gleichzeitig
nebeneinander und von zwei Seiten gegeneinander eine Wachsmaſſe
bearbeitet, ſo daß die Wände der ſechseckigen Zellen zwangsläufig zwi=
ſchen
den Arbeitenden entſtehen. Dort aber werden von einer oder
mehreren Anfangsſtellen aus Zellen nach Zellen errichtet, wobei die
Wände Streifen für Streifen von verſchiedenen Tieren hergeſtellt wer=
den
. Woher das Einzeltier die Fähigkeit hat, die Wände immer von
beſtimmter Breite zu verfertigen und im Winkel von 120 Grad zuein=
ander
zu ſtellen, iſt Weſpengeheimnis.
Von den acht bei uns vorkommenden Weſpenarten werden eigent=
lich
nur zwei dem Menſchen beſonders läſtig. Sie entwickeln ſich zur
Zeit des Spätobſtes und beziehen von ihm ihre Nahrung. Ihre Neſter
befinden ſich im Garten=, Feld= und Wieſenboden. Das Neſt der ei en
(Fespa vulgaris) iſt gelb, das der anderen (V. germaniea) grau. Das
Neſt, dieſer beſteht aus einem Geſpinſt zerkauter, friſcher Holzmaſſe
jenes Neſt iſt aus Trümmern morſchen Holzes gemauert. Auf letztere
Weiſe iſt auch das Neſt unſerer größten Weſde, der Horniſſe (V erahro),
hergeſtellt, das wir in hohlen Bäumen, Scheunen und unter der Erde
finden. Auch ſie entwickelt ſich ſpät im Jahre.
Alle anderen Weſpenarten ſchließen ihre Entwicklung ſchon im
Auguſt ab. Sie bewohnen alle graue Neſter mit glatter mehrſchichtiger
Hülle. Am bekannteſten iſt lespa gaxonies, die Weſbe unſerer Garten=
hütten
und Speicher, deren Neſt aber auch an vielen anderen Orten
anzutreffen iſt. Seltener trifft man bei uns im Wieſenboden das Neſt
der der vorgenannten Art ſehr ähnlichen Vespa silrestris. Dort niſtet
auch V. rufa, ſo benannt wegen der roten Zeichnung im ſonſt ſchwvarz=
gelben
Kleid. Rot gezeichnet iſt auch die Neſtmutter bei V. vulgaris und
germaniea. Dort entwickelt ſich dieſes Rot erſt mit der immer umfang=
reicher
werdenden Eiablage. Im Neſt der V. rufz entwickelt ſich wahr=
ſcheinlich
auch V. austrigez, die keine Arbeiterinnen beſitzt. Am ſelten=
ſten
findet man die an den Zweigen von Ohſt= und auch anderen Bäu=
men
hängenden Neſtkugeln der V. wedig. Während die Arbeiterinnen
und Männchen dieſer Art ſchwarzgelb gefärbt ſind, ähneln die Weib=
chen
ſehr den Arbeiterinnen der rotbraungelben Horniſſen.
Die Neſter der fünf letztgenannten Arten enthalten 35 Waben.
die an einem mittleren Zapfen aufgehängt ſind. Nur die erſte Wabe
iſt mit der Hülle verbunden, und nur dieſe Wabe enthält enge Zellen,
in denen Arbeiterinnen und auch Männchen aufgezogen werden; alle
übrigen Wahen beſtehen aus weiten Zellen für die weibliche Brut, neben
der aber auch noch Männchen ſich entwickeln. Scharf geſondert ſind die
Männchen und Arbeiterinnen in den engen Zellen der erſten vier bis
ſechs Waben bei V nulgarig und germanies von den Weibchen in den
weiten Zellen der folgenden drei bis vier Wahen. Die Waben letzterer
Arten werden von vielen Zabfen getragen. Die Waben der V. erabro
ſtehen in ihrem Aufbau zwiſchen letzt= und erſtgenannten Weſoenbauten.
Zu den geſellig lebenden Weſpen gehören auch die Feldweſpen
(Polistes). Sie bauen nur eine hüllenloſe Wabe, die ſie vermittelſt eines
Stiels an dürre Pflanzenſtengel hängen. In dieſer einen Wabe, die
bis zu 78 Zentimeter Durchmeſſer erreicht, wverden nacheinander Ar=
beiterinnen
, Männchen und Weibchen aufgezogen.
Bei allen beſchriebenen Neſtern iſt die Neſtmutter die Urſache für
die Gründung und Entwicklung des Neſtes. Von dem Augenblick an,
wo die Neſtmutter umkommt, hört jede Entwicklung auf, das Neſt zer=
fällt
.

Der Röhrwagen, der die Sternfahrt nach Monte Carlo als dritter
deutſcher Preisträger und anſchließend die Weitfahrt nach Garmiſch=
Partenkirchen als erſter Preisträger mitgemacht hat, iſt geſtern nach
einer 10000 Km. Fahrt in ſeiner Heimat eingetroffen. Der Wagen
zeigte ſich den zahlreichen Intereſſenten im Schmuck ſeiner ſiegreichen
Dekoration. Er war trotz der großen Strapazen einwandfrei maſchinell
intakt und äußerlich ſehr gut imſtand. Die 3500 Km. Fahrt von Reval
(Tallinn) nach Monte Carlo wurde gemeldet vom Fürſten Adolf zu
Schaumburg=Lippe, der in Beſtzeit ſein Ziel in Monte Carlo erreichte.
Die Beſatzung des Wagens beſtand aus den Herren Dr. Wiethaus, der
bisher bekannt iſt durch ſeine Siege bei Langſtreckenfahrten und bei
der letzten Sternfahrt Niga-Bareelona, ſowie Herrn von Oben, dem
ehemaligen Vorſtandsmitglied der Röhr=Auto A.G., Ober=Ramſtadt, und
Herrn A. Nieß, der bei der letztjährigen Alpenfahrt, wie auch bei der
ADAC.=Langſtreckenfahrt den Röhr erfolgreich ſteuerte. Die Fahrt
bot beſonders Schwierigkeiten in ihrem erſten Teil RevalRiga. Ent=
fernung
440 Km. Die ſchwierige Strecke konnte dank der Schwing=
achſenkonſtruktion
mit einer außergewöhnlichen Durchſchnittsgeſchwin=
digkeit
befahren werden. In Belgien und Frankreich hatten die Teil=
nehmer
ſtark mit Nachtnebel zu kämpfen. Der Röhr 8 und ſeine In=
ſaſſen
fanden in Monte Carlo ſehr freundliche Aufnahme. Der Wagen
erregte bei der Regelmäßigkeits=Konkurrenz allgemeine Bewunderung
durch die präziſe Abſolvierung der Strecke. Auch die Komfort= Konkur=
renz
brachte dem eleganten Cabriolet große Bewunderung. Der Wagen
fuhr dann weiter nach Barcelona, um von dort nach Garmiſch zu ſtar=
ten
. Die ca. 1750 Km. lange Strecke führte über die Pyrenäen und quer

durch Frankreich, um bei Augsburg in das oberbaheriſche Schneegebiet
einzutreten. Als beſonders beachtensſvert und intereſſant iſt die Feſt=
ſtellung
, daß der Motor, Chaſſis und Hinterachſen noch heute mit der
Kontroll=Plombe der Startkommiſſion von Rebal verſchloſſen iſt. Wie
uns mitgeteilt wurde, waren während der ganzen Strecke keine nennens=
werte
Pannen. Außer dieſem ſiegreichen Röhr ſtanden geſtern vor=
mittag
noch einige elegante Wagen gleichen Types zur Beſichtigung
vor dem Hotel zur Traube.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsgulitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeſt.
P. W. Warten Sie den Ausgang des Prüfungstermins zunächſt
ab. Danach laſſen ſie durch einen Rechtsverſtändigen nachprüfen, ob der
Vertrag rechtsbeſtändig iſt. Nur in dieſem Falle hätte eine Klage Aus=
ſicht
auf Erfolg. Die Koſten bemeſſen ſich nach einem Streitgegenſtande
von 3000 Mark. Hierüber wird Sie der zu befragende Rechtsverſtändige
belehren.
S. 87. 1. Sie müſſen bei dem für A. zuſtändigen Amtsgericht Klage
erheben, daß der Mieter Mietluſtigen den Zutritt geſtatte zu den vom
Gericht feſtzuſetzenden Zeiten. 2. Die Kündigung iſt mit dem Zeitpunkt,
zu welchem ſie dem Mieter zuging, rechtswirkſam geworden. Einer An=
nahme
der Kündigung durch den Mieter bedarf es in keinem
Falle.

Reicsſchtlungsneche 1930 des 1.5.
Oſtlandſchickſal iſt deutſches Sch.ckfal.
In der Vielgeſtaltigkeit der ſtudentiſchen Grenzlandarbeit nimmt
die des Akademiſchen Turnbundes ATB. eine beſondere Stellung
ein; ihre Eigenart iſt gekennzeichnet durch ihre Verbindung mit der
Pflege der Leibesübungen; ſie hat durch die Grenzlandturnfeſte
Allenſtein 1925 und Klagenfurt 1929 die Aufmerkſamkeit der Oeffent=
lichkeit
auf ſich gelenkt. Es iſt der Zweck dieſer Grenzlandturnfeſte, in
dem Erleben der gemeinſamen Wettkämpfe auf grünem Raſen, am
Gerät und im Boot engere und feſtere Bindungen zu den Grenzdeutſchen
zu ſchaffen; als flüchtige Wanderung und rauſchende Feſte es je ver=
mögen
; ſie geben durch die lange turneriſche und ſportliche Vorberei=
tung
, die ſie erfordern, dem Ganzen das Gepräge ernſter Arbeit. Da=
neben
finden alljährlich Grenzlandfahrten ſtatt, unter denen die Berg=
touren
, Boots= und Paddelfahrten eine beſondere Rolle ſpielen.
Der Vertiefung und Ergänzung dieſer praktiſchen Grenzlandarbeit
dienen ASB.=Schulungswochen und Grenzlandſonderhefte der Akademis
ſchen Turnbundsblätter.
Die diesjährige Reichsſchulungswoche des ATB., die im Rahmen
der alljährlichen ASB.=Reichswoche vom 22.25. Januar in Berlin
ſtattfand, hat ſich in ihrem nationalpolitiſchen Teil oſtdeutſchen Fragen
gewidmet. Die Vorträge waren gegliedert um die Probleme: Wirt=
ſchaft
Politik Wehrfragen. Die Namen der Vortragenden zeigen,
daß dieſer Form der politiſchen Schulung, wie ſie ſich im ATB. heraus=
gebildet
hat, weiteſtgehende Bedeutung beigemeſſen wird. Es ſprachen
Reichskanzler a. D. Dr. Luther über Der Oſten und die Reichsver=
faſſung
; Gouverneur z. D. Dr. Schnee, M.d.R., über Fragen
deutſcher Außenpolitik; der Leiter der Preſſeſtelle des Reichslandbun=
des
G. Pgeyna über Agrarpolitiſche Fragen, Profeſſor Dr.
Hoetzſch, M.d.R., über Deutſchland und der Oſten; Profeſſor Dr.
Obſt=Hannover über Das Deutſchtum in Oſteuropa‟; General d. J.
Reinhardt über Das Wehrbild im Oſten.
Die Vorträge über Leibesübungen wurden eröffnet durch den erſten
Vorſitzenden der Deutſchen Turnerſchaft, Staatsminiſter und Oberbür=
germeiſter
a. D. Dominikus; dem Vortrag: ATB und Deutſche
Turnerſchaft des neugewählten erſten Vorſitzenden der DT. wird be=
ſondere
Bedeutung beigemeſſen werden müſſen.
Der Generalſekretär des DRA. Dr. Diem, ſprach über Leibes=
übungen
an amerikaniſchen Hochſchulen, ihm folgte der Leiter des
Turn= und Sportamtes der Deutſchen Studenten, Dipl.=Ing. Hinſch,
mit einem Vortrag über die Entwicklung der Leibesübungen an deut=
ſchen
Hochſchulen.
Breiteſten Raum nahmen, wie zu erwarten, die Ausſprachen über
das 9. Klagenfurter Akademiſche Turnbundfeſt ein. In den weiteren
Vorträgen kam die Vielſeitigkeit des Uebungsbetriebes des ATB zum
Ausdruck: Turnen, Fechten, Spiele, Nudern, Schwimmen, Kleinkaliber=
ſchießen
, Leichtathletik, Bergſteigen.
Einen beſonderen Erfolg hatten die Segelflieger des ATB zu ver=
zeichnen
. Das erſte eigene ATB=Flugzeug der Segelfliegergruppe des
A2B Berlin wurde am Freitag, den 24. Januar, auf dem Reichs=
kommers
des A2B getauft und am Sonntag, den 26. Januar, auf dem
Fluggelände in Gatow eingeflogen. Es erhielt in Erinnerung an den
größten Kriegshelden aus den Reihen des A2B den Namen Immel=
mann
.
Ag. Lindenfels, 16. Febr. Heute, Sonntag, vormittag durcheilte eine
ſchmerzliche Nachricht unſer Städtchen. Herr Fabrikant Georg
Böhringer iſt nicht mehr unter den Lebenden. Nachdem er ſeit
geſtern nichts mehr hatte von ſich hören laſſen, fand man ihn heute morgen
tot in ſeiner Wohnung vor. Der allezeit lebensluſtige, jedoch außer=
ordentlich
ſenſible und empfindliche, zu Extremen geneigte Mann, erlitt
in den letzten Tagen einen Nervenzuſammenbruch. Beſchleunigt wurde
die Kataſtrophe wahrſcheinlich durch eine vorübergehende Krankheit
und Abweſenheit ſeiner Frau, die er ſich, allein in ſeiner Wohnung
zurückgeblieben, allzuſehr zu Herzen nahm. Der Verſtorbene iſt in
ſeinen beſten Jahren, er war 45 Jahre alt, ins beſſere Jenſeits hinüber=
gegangen
, und wehmütiges Gedenken aller, die ihn kannten, folgt ihm
in ſein allzufrühes Grab.

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San.-Raf Dr. M. Schulze-Hahleyss, Nervenarzt.

Tageskalender für Montag, den 17. Februar 1930.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung.
Kleines Haus, 16 und 20 Uhr: Kulturfilmbühne Fanfaren der
Liebe‟, Konzerte: Schloßkaffee, Schloßkeller, Hotel Schmitz,
Spaniſche Bodega. Kinovorſtellungen: Union=Theater,
Helia, Palaſt=Lichtſpiele.

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[ ][  ][ ]

eite 4

Montag, den 17. Februar 1930

Nummer 48

Geſchichten aus aller Welt.

Die älteſte briliſche Stadt wird ausgegraben.
(f) London. Das Britiſche Muſeum hat es nach langen
Bemühungen endlich erreicht, daß man den geheimnisvollen Spu=
ren
der älteſten britiſchen Stadt, dem alten Verulam, nachgeht.
In dieſem Frühjahr ſchon gehen die erſten Kolonnen nach St.
Albans hinaus und beginnen das vorläufig abgeſteckte Gebiet von
100 Morgen freizulegen. Dieſes Verulam war ſchon eine große
und bedeutende Stadt, ehe Julius Caeſar ſeinen Fuß auf eng=
liſchen
Boden ſetzte. Verulam machte lange Zeit auch dem ſpäter
allmählich größer werdenden London Konkurrenz. Man ſchließt
aus alten Ueberlieferungen, daß dieſes Verulam vor der Römer=
zeit
die einzige Stadtgemeinde Britanniens geweſen iſt, wenig=
ſtens
in dem alten Sinne des Wortes Municipium. Auch das
einzige römiſche Theater ſtand in ſeinen Mauern. Die Gelehrten,
die mit Spannung den Beginn der Ausgxabungen erwarten, ver=
ſprechen
ſich großartige Ergebniſſe und Funde, die die engliſche
Vergangenheit in einem ganz neuen Lichte zeigen ſollen. Man
rechnet damit, daß die Arbeiten von St. Albans mehrere Jahre
in Anſpruch nehmen werden.
Wölfe vor Chicago!
(a) New York. Es iſt gerade, als wenn das Schickſal ſich
eine Ironie erlaubte: genau zu der Zeit, in der ſchlimmer als je
zuvor die Wölfe der Unterwelt in der bankerotten und korrupten
Stadt Chicago ihr Unweſen treiben, tauchen auch vor den Toren
dieſer Rieſenſtadt Wölfe auf. Wirkliche Wölfe vor Chicago! Man
hat ihre Spuren geſehen, man hat ſie verfolgt. Aber ſie ver=
ſchwanden
in den Dickichten. Jetzt ſucht man ihre Höhlen. Ein
einſamer Wanderer wurde von ihnen angefallen und rettete ſich
mit Mühe auf einen Baum. Das war das Signal: 185 Jäger
ſind eingeſetzt worden, um die gefährlichen Räuber unter den Tie=
ren
zu jagen. Sogar ein Flugzeug hat man gechartert, um ihnen
ſchneller auf die Spur zu kommen.
Bisher können ſich die Jäger nicht rühmen, große Erfolge ge=
habt
zu haben. Vom Flugzeuge aus ſichtete man drei Wölfe, hetzte
die Jagdgeſellſchaft auf ſie und erlegte zwei von ihnen. Der
andere wird bei einem anderen Rudel Unterſchlupf ſuchen und
ſeinen Artgenoſſen verkünden, daß die Menſchen zu Lande und in
der Luft jetzt auf ſie Jagd machen. Man hofft, daß dieſe Wolfs=
jagden
mehr Erfolg haben, als jene in den Dickichten der Unter=
welt
von Chicago, wo die menſchlichen Wölfe reißender denn je
umgehen und Beute ſuchen. Die Wölfe vor Chicago werden
bald erlegt ſein aber die Wölfe in Chicago? ..
Vernünftige Abzahlung.
(p) Bukareſt. Ein Bukareſter Gericht hat vor einigen
Tagen ein wahrhaft ſalomoniſches Urteil gefällt. Ein Kaufmann
aus einem kleinen Grenzort war vor mehreren Monaten dabei er=
tappt
worden, wie er einen großen Poſten Ware über die Grenze
ſchmuggelte. Die Sache kam vor Gericht und endete mit der Ver=
urteilung
zu einer Geldſtrafe von 4 500 000 Lei. Da dieſe Summe
nun erheblich höher war als der Verdienſt, den der Verurteilte
aus ſeinen Grenzgeſchäften geſchlagen hatte, zerbrach er ſich den
Kopf darüber, wie er wohl dieſe große Schuld abzahlen könne.
Da ihm der erleuchtende Gedanke aber bis vor wenigen Tagen
noch nicht gekommen war, die Geduld der Gerichtskaſſe aber ein
Ende hatte, erhielt er eine letzte Zahlungsforderung, die mit fol=
gendem
Nachſatz verſehen war: Sollten Sie bis zum oben ange=
gebenen
Termin die fällige Strafe in Höhe von 4½ Millionen Lei
nicht bezahlt haben, ſo tritt an deren Stelle eine Gefängnisſtrafe
von einem Tag für je 50 Lei. Der Verurteilte rechnete ſofort
auf Grund dieſer Unterlage die Geſamtſtrafe aus und bereitet ſich
im Augenblick auf eine Gefängnisſtrafe von etwas mehr als 245
Jahren vor, die er abſitzen muß, um dem rumäniſchen Staat ſeine
Schuld abzuzahlen.
Maiglöckchen in der Sahara?
Paris. Der erſte Kongreß dieſer Art ſeit Menſchengedenken.
Mitten in der Wüſte haben ſich Militärs und Gouverneure, Gärtner
und Hoteliers zu einem Kongreß eingefunden. Die Oaſe El Golea in
der Sahara ſoll, wie man ſo ſchön im Kongreßſtil ſagt, ein Mark=
ſtein
in der Kultivierungsarbeit in der Wüſte ſein. Man hat nämlich
die Abſicht, in allen Oaſen große Ausbauten vorzunehmen. Die Nutz=
barkeit
der Bewäſſerungen zu evweitern und europäiſche Blumen und
Früchte, vom Apfel bis zum Maiglöckchen, anzupflanzen. Große Experi=
mente
ſind vorausgegangen. Sie waren ſo erfolgreich, daß die franzöfiſche
Regierung ſich mit allen Kräften für die Pläne einſetzt. Man braucht
vorerſt einmal Geld und gute Techniker. Alles andere muß die Erde
ſelbſt liefern. Es iſt ja keine Neuigkeit, wenn man ſagt, daß die Wüſte
Sahara das größte Anbauland der Welt wäre und zugleich auch das
fruchtbarſte, wenn ja, wenn die Wüſte Sahara nur bewäſſert wäre.
Dieſe Bewäſſerungsobjekte werden wieder ausgegraben. Von El Golea
aus ſoll die Kultivierungsarbeit ihren Ausgang nehmen. In den

rieſigen Weiten der ſchier endloſen Wüſte rechnet man nicht nach Stun=
den
. Es wird wohl noch Jahrzehnte dauern, ehe man zur Sahara fährt,
um Maiglöckchen zu pflücken und Aepfel zu ernten. Die Gouverneure
und die Militärs, die Gärtner und die Hoteliers werden noch ma en
Tag in der glühenden Sonne der Sahara über dieſem Projekt brüten
können. Nur die Fata Morgana arbeitet ſchneller, als Menſchenhände
und Menſchenhirne.
Radiobotſchaft zum Mond.
(a) New York. Da nie eines Menſchen Fuß den Mond betrat,
ſtreiten ſich die Gelehrten darüber, ob der Mond eine Atmoſphäre habe,
oder vielmehr ſie ſtreiten ſich nicht mehr, denn ſie ſind faſt einheitlich
der Anſicht, daß er keine hat. Aber kein Forſchungsreſultat iſt ſo abſolut,
daß es nicht für falſch befunden werden könnte. Deshalb zweifeln die
großen Skeptiker unter den Gelehrten dieſe genannte Theſe an. Aus
dieſem Gedankengang heraus werden augenblicklich im amerikaniſchen
Inſtitut für Radio=Ingenieure in New York große Vorbereitungen zu
einem Rieſenexperiment getroffen. Der Präſident dieſes Inſtituts, Dr.
Royt Taylor, trägt ſich mit der Abſicht, eine Radiobotſchaft zum Mond
hinaus zu ſchicken . Er hat keine Jules Verneſchen Pläne, keine
trügeriſchen Hoffnungen. Er wartet nicht auf eine Antwort der Mond=
bewohner
. Aber dieſe Mondbotſchaft hat doch unter Umſtänden eine
ſehr große Bedeutung für die Erforſchung der Atmoſphäre unſerer
Erde und vielleicht auch für die des Mondes. Wenn die Apparate
ſo arbeiten, wie man es erwartet, wenn die bisherigen Berechnungen
der Aſtronomie ſtimmen, dann müßten die Abſender dieſer Botſchaft
innerhalb von 2½ Sekunden die Antwort von dem nächtlichen Beglei=
ter
der Erde, deſſen einfache Entfernung 383 420 Kilometer beträgt, zu=
rückerhalten
. Und zwar auf Grund der Reflektion.
Die Fragen, die gelöſt werden ſollen, ſind einmal, inwieweit die
höchſten Höhen unſerer Atmoſphäre die Radiowellen abſorbieren, dann
aber auch, ob der Mond überhaupt eine Lufthülle oder eine Art viel=
leicht
ganz anders gearteter Atmoſphäre beſitzt, die unbedingt eben=
falls
eine Beeinfluſſung der Wellen herbeiführen würde.
Für das beabſichtigte Experiment werden Hochfrequenzwellen
zwiſchen 20 000 und 30 000 verwendet. Wenn alſo alles klappt und
die Apparate nicht im entſcheidenden Moment verſagen, dann werden
wir bald die erſte Botſchaft vom Mond auf unſerer Erde empfangen.
Sie ſtammt zwar nicht vom Mond ſelbſt, ſondern von unſerer Erde;
aber der Mond wird uns als Reflektor einen intereſſanten wiſſenſchaft=
lichen
Dienſt leiſten.
Ueber den Text haben noch keine Beratungen ſtattgefunden. Wie
wäre es, wenn man die ſchönen Worte nähme: Guter Mond, du gehſt
ſo ſtille . . ." . . .?!
Mary Pickford ärgert ſich über die Skeuerbehörde.
(a) New York. Das ſcheint die neueſte Krankheit der Film=
größen
zu ſein, daß ſie ſich mit der Steuerbehörde herumplagen
müſſen, die ein internationales Uebel ſein muß, denn ſie macht
ſich ebenſo unangenehm in Amerika bemerkbar, wie man das von
ihr in Deutſchland behauptet. Mary Pyckford ſollte erben, und
zwar das Vermögen ihrer Mutter, die im Jahre 1928 ſtarb und
insgeſamt 4½ Millionen hinterließ. Nun ſoll, ein übermäßig
hoher Satz als Steuer einbehalten werden wohingegen Mary
Pickford den Nachweis antritt, daß ſie in Wirklichkeit ſelbſt die
Geberin dieſer Gelder geweſen iſt, indem ſie ihrer Mutter ein
Gehalt von 100 000 und ſpäter von 200 000 Mark bezahlte. Bei
dieſer Gelegenheit erfuhr man auch einiges über das Einkommen
der ſchönen Mary. 1917 verdiente ſie 2½ Millionen Mark, von
denen ſie aber nur ein Viertel verbrauchte. Und auch 1919 hatte
ſie ein Wocheneinkommen von 45 000 Mark. Später verdiente ſie
mit ihrer eigenen Produktion noch bedeutend mehr. Aber daß
jetzt die Steuerbehörde eine Viertelmillion von ihr haben will,
das kann Mary nicht begreifen . . Aus welchem Grunde ſie
einen Prozeß begonnen hat, dem man allerdings wie allen
Steuerprozeſſen keine gute Prognoſe zu ſtellen vermag.
Eine Luftreiſe zu einer Mark pro Sekunde.
(aga) New York. Das von Deutſchen nach Amerika ver=
pflanzte
Segelflugweſen gewinnt immer mehr Anhänger. Unlängſt
hat Lindbergh ſeinen erſten Flug mit einem motorloſen Flugzeug
abſolviert und war davon ganz begeiſtert. Vor ein paar Tagen
wurde ein neuer Gleitflieger auf den Rooſevelt=Flugplatz auf
Long Island gebracht, mit dem zuerſt unſer Freund Clarence
Chamberlin einen kurzen Flug machte. Ihm folgten einige andere.
weniger bekannte Flugzeugführer, und als die erſte Probe eben
fertig war, meldete ſich Arthur Lynch, Direktor eines New Yorker
Verlagshauſes zu einem Probeflug in dem neumodiſchen Ding,
Die Flugplatzbeamten lehnten ihn zuerſt ab, als er aber ſeine
Piloten=Lizenz vorwies, erklärte man ſich ſchließlich bereit, ihn zu
der üblichen Taxe mitzunehmen. Lynch ließ ſich den Spaß, der
genau zehn Sekunden dauerte, 2.50 Dollar koſten rund zehn
Mark und erklärte nachher, die neuartige Senſation wäre
ihm das Zehnfache wert geweſen.

Rundjunk=Programme.

Frankfurt a. M.

Montag, 17. Febr. 12.30: Schallplatten. Wunſch=Konzert.
15.15: Jugendſtunde. 16: Kurhaus Bad Homburg: Kurhaus=
kapelle
. Benoit: Ouv. Maria Stuart. Juel=Frederikſen:
Skandinaviſche Suite. Godard: Fantaſie Die Marketenderin.
Ketelbey: Auf einem perſiſchen Markt. Kalman: Faſchingsfee=
Walzer. Blon; Unter dem Siegesbanner. Kollo: Grüß mir
mein Hawai. Quickſtep. Hauptmann: Ich glaub' wir zwei.
Tango. Benatzky: Die Frau, die ich verehre. Waltz. May:
Zwei blaue Augen. Heymann: Heut komm ich. Quickſtep.
Peyronnin: Tango des Chinſeres. Vallee u. Zimmermann: Im
fuſt a vagabond lover. Foxtrot. Sentis: Alcala. Paſo=doble.
O 18.05: Werkſtudenten. O 18.35: Dr. Gideon: Le Corbuſier und
das neue Bauen. O 19.05: Engliſch. O 19.30: Lieder. Zilcher: Der
Tod; Morgenlied. Gretſchaninow: Sträflinge; Heimat; Wiegen=
lied
. Muſſorgski: Trepak; Der Feldherr. O 20: Funkorch.: Bach:
Suite in H=moll. Grétry: Ballett=Suite. Satie: Fünf Gri=
maſſen
. Milhaud: Dritte Sinfonie. o 21.15: Wedekind= Ver=
anſtaltung
. O 22.20: Schach. O 22.50: Schallplatten.

Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Montag, 17. Febr. 9: Landwirtſchaftsrat Dr.
Feuerſänger: Einrichtungen zur Verbeſſerung der Leiſtungen der
Viehbeſtände. o 10: Jakob Schaffner erzählt aus ſeinem Roman
Johannes 12: Engliſch für Schüler. O 14.30: Kinderſtunde.
15: Dr. Heiland: Die Zukunft der Handarbeiterberufe. O 15.45:
Geh. Oberreg.=Rat Dr. Ing. Albrecht: Die Technik im Haushalt.
O 16: Engliſch. O 16.30: Berlin: Konzert. O 17.30: Das Tanz=
lied
. o 17.55: Priv.=Doz. Clauberg: Was Jedermann von den
Infektions=Krankheiten wiſſen muß. O 18.20: Elſe Lasker Schüler
lieſt eigene Gedichte. O 18.40: Engliſch für Anfänger. o 19.05:
Friedrich Frhr. von Oppeln Bronikowſki lieſt aus ſeinem Roman
Schlüſſel und Schwert. O 19.30: Dr. Fritzſche: Welchen Nutzen
kann die Binnen=Fiſcherei aus dem landwirtſchaftlichen Notpro=
gramm
ziehen? O 20.15: Breslau: Aus der Heemte. O 21: Köngs=
berg
: Konzert. Prokofieff: Ballade. Glazounow: Chant du
meneſtrel. Rachmaninoff: Orientaliſcher Tanz. Rimſky= Korſ=
ſakow
: Wickinger=Lied aus Sadko. Muſſorgsky: Arie aus
Chowantſchina. Sokolloff: Romanze. Dubinuſchka. Volkslied.
Iwan Sibirafk (Baß). 6 21.35: Berlin: Heiteres, Schallplatten.
O Anſchl.: Zeit, Wetter. O Danach: Tanzmuſik.

Wekterberichk.
Durch die von Weſten vorgedrungene Kalrluft ſetzte bereits in den
geſtrigen Nachmittagsſtunden in unſerm Gebiet leichte Niederſchlags=
tätigkeit
ein, die der Niederung Regen, den Bergen aber Schnee brachte.
Es wird neben vorübergehender Wolkenbildung vielfach aufheiterndes
Wetter mit Nachtfroſt zu erwarten ſein.
Ausſichten für Montag, den 17. Februar 1930: Teils heiter, teils
wolkig, ſtellenweiſe Frühnebel, meiſt trocken, wieder leichter Nachtfroſt.
Ausſichten für Dienstag, den 18. Februar 1930: Stellenweiſe
nebliges, tagsüber vielfach aufheiterndes Wetter. Nachtfroſt, meiſt
trocken.

Stuhlverſtopfung und ihre Behandlung.
Erfahrungen eines Univerſitätsprofeſſors.
Einer unſerer bedeutendſten Profeſſoren auf dem Gebiet der
inneren Krankheiten berichtet in einer erſten mediziniſchen Zeit=
ſchrift
über ſeine jahrzehntelangen Erfahrungen in Fällen von
Stuhlverſtopfung. Er empfiehlt den an derartigen Beſchwerden
Leidenden längere Zeit hindurch den regelmäßigen Gebrauch eines
Abführmittels, wobei er entſcheidenden Wert darauf legt, daß das
Mittel nur aus pflanzlichen Beſtandteilen zuſammengeſetzt iſt.
Dieſes wird abends eingenommen und führt morgens die ge=
wünſchte
Wirkung herbei. Dabei gewöhnt ſich der Patient nicht
etwa an das Abführmittel, ſondern infolge der fortgeſetzten gleich=
mäßigen
Anregung der Darmtätigkeit an regelmäßigen Stuhl=
gang
. Dieſe Erfahrung wird jeder beſtätigen, der bei Verſtopfung
die unübertroffenen Apotheker Richard Brandt’s Schweizerpillen
gebraucht. Sie beſtehen ausſchließlich aus pflanzlichen Auszügen
und Stoffen und enthalten keine Chemikalien. Ihre prompt und
zuverläſſig abführende Wirkung erfolgt äußerſt mild, ohne Leib=
ſchmerzen
oder ſonſtige unerwünſchte Nebenerſcheinungen hervor=
zurufen
.
(I.57

Hauptſchriftleltung: Rudelf Manve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streele; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort:; Dr. Herbert Neite;
für, den Inſeraienteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 8 Geiten

Warker alß dnr Tou.

Roman von Hans Schulze.
3)
Nachdruck verboten.

Eine unſagbare Verzweiflung begann auf einmal in ihm
zu wühlen; es dünkte ihm, als ob er von Evelyn ſchon getrennt
ſei, und er konnte ſich doch dieſe Trennung nicht vorſtellen.
Mechaniſch nahm er endlich das Aktenſtück des Helios wie=
der
auf und vertiefte ſich in das Bild ſeines Gegners, das
die rührige Detektei irgendwo aufgetrieben und ihrem Bericht
beigefügt hatte.
Ein vornehm geſchnittenes, ariſtokratiſches, ein wenig hoch=
mütiges
Geſicht ſchaute ihm da entgegen; ein Geſicht, von dem
es ihm ohne weiteres verſtändlich erſchien, daß es ſich die Herzen
der Frauen im Sturm erobern mußte.
Der kleidſame Tennisdreß zeichnete die ſchlanke, ſportgeſtählte
Figur in ſtraffen Umrißlinien nach; die Haltung frei und herren=
haft
ſicher, die Hände ſchlank und feingliedrig und doch von der
nervigen Kraft einer alten Raſſe.
Ein kurzer Abriß gab ſeinen Lebensgang: Sproß einer
Danziger Kaufmannsfamilie, die in der Inflation den größten
Teil ihres Vermögens eingebüßt hatte.
Gymnaſium in ſeiner Vaterſtadt, Univerſitätsſtudium in
München und Berlin, dann Journaliſt und freier Schriftſteller;
ein umfangreicher Roman in einer bedeutenden Berliner Tages=
zeitung
hatte bereits die Aufmerkſamkeit weiter Kreiſe erregt;
ein dramatiſches Erſtlingswerk ſah in nächſter Zeit ſeiner Urauf=
führung
auf einer großen Bühne des Weſtens entgegen.
Zweifellos ein feſter, lebenstüchtiger Menſch von bedeutender
Intelligenz und großer Zukunft, ein Menſch, der turmhoch über
dem eleganten Nichtstuerpack ſtand, das Evelyns Villa in Wann=
ſee
bevölkerte.

Faſt mit einer Regung von Scham gedachte Karr vor die
unbekümmerten, ſtolzen Jugend ſeiner grauen Haare und ſei=
welken
, verarbeiteten Geſichts.
Er fühlte ſich in dieſem Augenblick unſagbar alt und mi
Und er fühlte auch, das Evelyn mit ihrem ganzen Sinn
und Denken, mit allen Wünſchen ihres Herzens auf der Se
jenes anderen ſtehen mußte, der faſt mit der Notwendigkeit eit
Naturgeſchehens dieſen Einſturz in ſein Leben gebracht h.
Was ſollte nun werden?

Auf einmal dünkte es ihm, als überſchaue er beim Sche
eines einzigen Blitzes ſein ganzes bisheriges Leben, ſah er m
unbeſtechlicher Klarheit in das Meduſenantlitz ſeiner Zukunf
Ich habe ſie verloren, ſagte er leiſe, gequält, und
werde ſie nie wiedergewinnen.
Sekundenlang ſuchte er ſich vorzuſtellen, daß alles nur e
entſetzlicher Traum geweſen ſei und er nur die Augen zu öffn=
brauche
, um ſich in die Wirklichkeit ſeiner einſt ſo klaren, fe
gefügten Verhältniſſe zurückzuretten.

Aber dann wußte er wieder, daß er nicht geträumt hatte,
daß es unmöglich war, dem rollenden Rad des Geſchicks in die
Speichen zur fallen.
Halb, ohne zu wiſſen, was er tat, zog er ein Schubfach
ſeines Schreibtiſches auf und nahm einen Browning heraus.
Mit einer faſt liebkoſenden Bewegung fuhr er über den
bläulich blinkenden Lauf und lud den Patronenrahmen der
kleinen Waffe.
Ich werde ihn töten, dachte er, und er fühlte, wie dieſer
Gedanke allein die ungeheure Spannung ſeiner Nerven lockerte.
Von neuem begann ihm das Blut in den Schläfen zu
hämmern.
Und plötzlich ſchoß ihm eine raſende, fiebernde Eiferſucht
gleich einer Stichflamme ins Herz, daß ſich ſeine Augen ver=
dunkelten
und ihn die letzte Beherrſchung und Selbſtdiſziplin
verließ.
Das uralte Bauernblut, dem er von mütterlicher Seite her
entſtammt, ſchäumte wild in ihm auf in einem glühenden Mord=
inſtinkt
, daß er den verhaßten Feind am liebſten wie ein be=
trunkener
Knecht mit einer Wagenrunge niedergeſchlagen hätte.
Nach einer zeitloſen Spanne riß er ſich endlich gewaltſam
aus der ſtarren Betäubung ſeiner Sinne und klingelte dem
Diener. Sein Geſicht war jetzt wieder ganz unbewegt und
leidenſchaftslos, nur in ſeinen Augen ſtand ein ſeltſamer, faſt
grauſam=liſtiger Ausdruck
Auf einmal hatte ein rettender Gedanke in ſeinem fieberhaft
arbeitenden Hirn Wurzel geſchlagen.
Ein Gedanke, der ihm in einem Augenblick Tiefen der
Erkenntnis geöffnet und ihm einen Weg gewieſen hatte, wie
er an jenem Mann ſeine Rache nehmen konnte, ohne der Welt
das groteske Schauſpiel zu bieten, daß der Generaldirektor Alfred
Karr mit eigener Hand den Liebhaber ſeiner Frau niederſchoß
und die Schande ſeines Hauſes ſelbſt auf alle Gaſſen hinaustrug.
Mit völliger Ruhe ließ er ſich von dem Diener Hut und
Mantel reichen und ſtieg dann die große Freitreppe zu dem
hallenartigen, gruftkühlen Oberlichtſaal der Kaſſenſchalter hinab.
Der goldbordierte Portier mit dem weißen, wehenden Tirpitz=
bart
wirbelte die mächtige Drehtür vor ihm auf und öffnete
dienſteifrig den Schlag des wartenden Autos.
Karr nickte ihm flüchtig zu und ſtieg ein.
Schlachtenſee, befahl er dann kurz, Albrechtſtraße 22 a.
II.
Die ſpäte Nachmittagsſonne lag mit weichen, gedämpften
Lichtern auf dem ſpiegelnden Moſaikboden des Ateliers.
Die große Glastür zur Seeterraſſe ſtand weit geöffnet, und
ſo oft der Frühlingswind durch die Bäume des Gartens zog,
flutete der Duft der dichten Fliederhecken wie eine zarte, ſehn=
ſüchtige
Melodie durch die ſchwebende Stille des rieſigen Ar=
beitsraumes
.
Walter v. Prayer ſtand vor ſeiner Staffelei und miſchte be=
hutſam
ein paar Farbentöne auf dem noch naſſen Grunde der
Leinwand zurecht.

Hinter einem japaniſchen Wandſchirm raſchelte es leiſe von
Frauenkleidern, und gleich darauf erſchien das Modell, ein blut=
junges
Mädel mit feingefeſſelten, ſchlanken Gazellenbeinen, und
huſchte mit einem lindlichen Knix geſchmeidig wie eine junge
Katze zur Tür hinaus.
Walter ſandte ihren anmuugen Bewegungen einen lächeln=
den
Blick nach und trat dann zu ſeinem Freunde Kurt Stein=
hoff
, der ſeinen ſchmalen Raſſekopf in das Kiſſengebirge eines
breiten Ruhebettes eingewühlt hatte und aus ſeiner Shagpfeife
große Rauchwolken gegen das Kaſſettengebälk der Decke blies.
Ich mache Schluß, ſagte er, ich glaube, ich habe heute
genug für die Unſterblichkeit getan!"
Kurt Steinhoff ſtieß einen zuſtimmenden Laut aus und reckte
ſich gewaltig.
Sie waren ſchon in aller Herrgottsfrühe mit dem kleinen
Modell zur Pfaueninſel geſegelt, und Walter hatte hier in einer
verſchwiegenen Bucht an dem Ganzakt ſeines neueſten Bildes
gearbeitet, das das Lichtproblem eins badenden jungen Nix=
chens
in dem lachenden Zuſammenſpiel von Waſſer und Sonne
behandelte.
Dann hatten ſie im Schwediſchen Pavillon zuſammen ge=
frühſtückt
und zum Schluß den Kaffee in der Villa Prayer ein=
genommen
, die im einem ſchönen alten Garten im Südoſtwinkel
des Wannſees gelegen war.
Es iſt heute beinahe ſo warm wie im Hochſommer! unter=
brach
Walter jetzt die beſchauliche Stille. Und dabei ſtehen wir
erſt im Anfang des Mai. Das Wetter iſt für deine Premiere
auch nicht gerade beſonders günſtig. Du hätteſt damit ruhig den
Beginn des Winters abwarten ſollen.
Kurt zuckte die Achſeln.
Sprich mir an einem ſolchen Frühlingstage nicht vom
Theater. Man kommt ſich mit ſeinem Machwerk ja gerade lächer=
lich
vor gegenüber dieſen Schöpfungswunderw der Natur. Der
Flieder hat noch nie ſo ſchön geblüht wie in dieſem Jahre!
Der Maler pfiff leiſe durch die Zähne.
Herr Generaldirektor Karr iſt wohl wieder im Lande?
fragte er dann mit unverkennbarer Jronie. Und darum dieſer
weltſchmerzliche Unterton!
Ich weiß es nicht! war die etwas kurze Antwort. Evelyn
erwartete ihn jedenfalls heute früh!
Ein kleiner Schmetterling gaukelte vom Gartem herein, ſetzte
ſich mit zierlich gefalteten Flügeln auf den Rand der Staffelei
und wehte dann wieder zur Tür hinaus.
Walter ſah ihm nach, bis er allmählich in das ſeidene Blau
des Himmels hineinſchwand.
Was ſoll aus dieſem ganzen Verhältnis eigentlich einmal
werden? ſagte er dann faſt väterlich beſorgt, obwohl er kaum
ein halbes Dutzend Jahre mehr zählte als der Freund.
Kurt zerteilte mit ungeduldiger Handbewegung die Rauch=
wolken
ſeiner Pfeife.
Wir lieben uns! Mehr weiß ich nicht. Frage den Wind,
wohin er weht, den Strom, wohin er fließt!
Fortſetzung z.,.

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Nummer 48

Montag, den 17. Februar 1930

Seite 5

Ein 4:0-Sieg gegen Mainz 05.
* Auch dieſes Jahr iſt die Bezirksmeiſterſchaft im Handball
n Darmſtadt geblieben. Die Ligamannſchaft des Sportvereins
Darmſtadt 1998 konnte nach einer beiſpiellos erfolgreichen Ver= ueiſter von Rhein und Saar, VfR. Mannheim und PfNl. Kai=
andsſpielzeit
Gruppenmeiſter werden. Den Bezirksmeiſtertitel
Sie erzielte dabei 11 Tore, während den Mainzern nicht ein ein=
und erwarten von ihr den Einſatz ihres ganzen Könnens bei eine von jeher ſpielſtarke Mannſchaft kennt, die über einen ſtar=
den
Kämpfen um die Süddeutſche und wenn möglich auch um die
Zeutſche Meiſterſchaft.
Zu unmöglich früher Morgenſtunde zogen am Sonntag in
der Früh die Mannen des Sportvereins Darmſtadt 1898 die
ſtitte, die Liggerſatz und die Ligamannſchaft zum Fort Bin=
ten
in Mainz. Die dritte Mannſchaft hatte im Verein mit ihrem
Zegner von Mainz 05 die wenig dankbare Aufgabe, das gänzlich
pereiſte und zum Teil noch mit Schnee bedeckte Spielfeld locker
u treten. Sie hatte dabei noch den Nebenerfolg, einen ganz
utten 5:1=Sieg zu erzielen, der allerdings verblaßt gegenüber
dem 11:0=Sieg der Liggerſatzmannſchaft. Der Schiedsrichter des
eaſtgenannten Spieles, war eine ſelten geſchaute Erſcheinung,
deſſen linke Hand offenbar ſehr kälteempfindlich war, denn ſie
tickte während des ganzen Spieles in der Hoſentaſche auch
eint Rekord.
Inzwiſchen hatte ſich unter gütiger Mitwirkung der Sonne der
schlackenboden ſtellenweiſe in Moraſt verwandelt. Wenige Früh=
mfſteher
es mögen mit den unentwegten Darmſtädter Schlach=
enbummlern
etwa 400 geweſen ſein fanden ſich zu dem Spiel
der Großen ein. Sie ſahen kein ſchönes Spiel. Der Zuſtand des
Plätzes machte ein techniſch gutes Spiel unmöglich. Die Spieler
hatten keinen feſten Stand. Zahlreiche Stürze waren die Folge.
Mainz ſpielte zudem auch diesmal maſſiv, mit manchmal lebhaf=
er
Beinbetätigung. Gründe genug, die Schönheiten des Handball=
pieles
zu ertöten. Trotzdem wurde es von Herrn Gieſemann
vom 1. F.C. Nürnberg gut zu Ende gebracht. Ein großer Teil
des Publikums bewies große, aber deſto lautere Regelunkenntnis.
Man darf ihm das eigentlich gar nicht einmal verübeln. Denn es
ſieht offenbar zu wenig Handballſpiele. Anſcheinend ſind die
Mainzer Vereine auch an hohen Beſuchsziffern nicht ſonderlich
intereſſiert. Anders wäre ihre ſelbſt von der Preſſe beklagte
Zurückhaltung bei der Propaganda zu dieſem Meiſterſchaftsſpiel
nicht zu verſtehen. Froſtig nahm dieſes Publikum die Erfolge
der Darmſtädter hin. Auch der Erringung der Meiſterſchaft be=
gegnete
tiefes Schweigen. Die Mainzer Spieler dagegen beglück=
wünſchten
ihren Gegner einzeln aufrichtig durch Händedruck und
brachten gemeinſam den Sportruf aus.

Das Spiel ſelbſt war wiederum eine völlig ſichere Sache für
die Sportvereinself. In keiner Spielphaſe war der Sieg gefähr=
det
. Der Sturm des Gegners erwies ſich im geſtrigen Spiel faſt
noch ungefährlicher als im Vorſpiel, ſo daß die Darmſtädter Hin=
termannſchaft
, die in jeder Beziehung ihren Mann ſtand, leich=
tes
Spiel hatte. Es gelang vollſtändig, die Stürmer des Platz=
vereins
in Schach zu halten, was wohl daraus am beſten er=
hellt
, daß Henß nur zwei ſchwere Würfe zu halten bekam. Trotz=
dem
hatten die Mainzer eine glänzende Torchance in Geſtalt
eines 13=Meter=Wurfes, dadurch veranlaßt, daß der Torhüter der
Wer bei der Abwehr einen Ball in den Schußkreis zurückholte;
doch auch hierbei verſagte das Wurſvermögen der Mainzer kläg=
lich
, landete doch der Ball weit neben dem Tor. Die Deckung der
Mainzer war dafür weit beſſer. Mit großer Härte und Auf=
opferung
ging man an die ſchwere Arbeit, Tore des Gäſteſturms
zu vermeiden. Als die Darmſtädter mit 3 Toren in Führung
lagen, zogen dieſe aus der Spielweiſe des Gegners die Konſe=
Nuenzen, jeden Nahkampf zu vermeiden. Obwohl das Darm=
ſtädter
Angriffsquintett nicht allzu eifrig ſpielte und in der
mangelhaften Bedienung von Freund, einen großen Fehler
machte, reicht ſeine Leiſtung völlig aus. Wäre Meckes im Main=
zer
Tor wiederum nicht ſo ausgezeichnet auf dem Poſten geweſen,
ſo wäre der Sieg wohl noch bedeutend klarer ausgefallen,
Der Spielverlauf ſieht alsbald die 98er in Front, die in
der 10. Minute durch Feick, der einen Strafwurf verwandelt, in
Führung gehen. Dann iſt das Spiel einige Zeit ausgeglichen,
bis im letzten Drittel der 1. Halbzeit die Darmſtädter wieder
ſärker aus ſich herausgehen und dann auch weitere Erfolge er=
zielen
. Bei einem raſchen Durchbruch von Freund kann der geg=
neriſche
Torhüter gerade noch mit dem Fuß abwehren, wodurch
der Ball zu dem freiſtehenden Fuchs kommt, der placiert das
Tor zum zweiten Male trifft. Dann fällt auch gleich der 3. Tref=
fer
nach Kombination des Innenſturmes, durch Feick erzielt.
Mit dem Halbzeitergebnis von 3:0 war der Kampf ſchon ent=
ſchieden
. Das Spiel wurde ſo auch in der 2. Hälfte reichlich un=
uitereſſant
, zumal die Mainzer, in dem Beſtreben, die Nieder=
lage
niedrig zu halten, ihre Deckung verſtärkten. Um die Mitte
der zweiten Halbzeit erreicht Feick durch direkte Anbringung

tines Strafwurfes den 4. Treffer. Bei 4:0 verblieb es dann.
Eine Ueberraſchung in München.
München 1860 verliert gegen ASV. München 0:4.
In dem Pokalſpiel der Vorrunde zwiſchen München 1860
und ASV. München, das am Sonntag in München ausgetra=
gen
wurde, gab es für München 1860 eine überraſchende Nieder=
lage
. ASV. zeigte ſich ſeinem Gegner in jeglicher Hinſicht über=
legen
, ſpielte vor allem mit einem aufopferungsvollen Eifer, den
man bei ſeinem Gegner vermißte. So blieb es nicht aus, daß
Das Endergebnis mit 4:0 zugunſten von ASV. lautete.

Um die Bezirks=Meiſterſchaft Rhein=Saar.
VfR. MannheimVfR. Kaiſerslautern 3:3 (2:1).
rkämpfte ſich die Mannſchaft in zwei Spielen gegen Mainz 05. Saar entgegen, war doch der VfR. Mannheim mit viel Glück erſte Spielhälfte war für Arheilgen ein Glanzſtück, und es ſchien
zur Meiſterſchaft in der Gruppe Rhein gekommen und mußte
iger Treffer gelang. Wir beglückwünſchen die ſieg= er zudem noch mit Erſatzleuten die weiteren Kämpfe beſtreiten,
eiche Mannſchaft zu ihren bisherigen Erfolgen, ganz abgeſehen davon, daß man in dem VfR. Kaiſerslautern
ken Sturm verfügt. Um ſo mehr war man enttäuſcht, als man
ſah, daß ſich der VfR. Mannheim über alle Erwartungen tapfer Gäſten ſehr zu ſchaffen machte, ohne aber an eime Entlaſtung zu
ſchlug und es die Gäſte nur ihrer ſehr guten Verteidigung zu
Bei Mannheim konnte ſich der Sturm in der erſten Halbzeit
nicht richtig entfalten; man ſah hier die Gäſte ſtets in großer
Fahrt: der Kaiſerslautener Mittelſtürmer trug alle Angriffe ſei=
uer
Mannſchaft ſchön nach vorn und konnte auch in der erſten
Halbzeit eine ſichere 2:1=Führung erzwingen. In der zweiten
Halbzeit dominierte vor allem der VfR., der ein ganz überlege=
nes
Feldſpiel vorführte und nur an der ſtarken Verteidigung
lauterns hielt ſchwere Bälle und iſt wie ſein Kollege auf der
Gegenſeite für die drei Treffer nicht verantwortlich zu machen.
Der Sturm unterſtützte die Anſtrengungen ſeines Führers, be=
ſonders
in der erſten Hälfte, blendend, von der Läuferreihe gut
ſekundiert. Die Mannheimer hatten vor allem in dem Stür=
mer
Kahl ihren beſten Mann, der im Verein mit ſeinen Neben=
leuten
ſtets ſchön mit Kombinationen durchkam und Schuß auf
Schuß folgen ließ. Trotz der Erſatzleute lieferte der Rhein=
gruppenmeiſter
diesmal eines ſeiner beſten Spiele; alle Manu=
ſchaftsteile
waren auf der Höhe; die Verdienſte des einen her=
vorheben
, hieß die des anderen ſchmälern=
etiva
4000 Zuſchauern (die meiſten kamen natürlich wegen der
nachfolgenden Troſtrundenbegegnung VfL. NeckarauFSV.
Frankfurt) in Markwardt=Eßlingen einen gerechten Leiter fand.
Kurz nach Spielbeginn ziehen die Gäſte vor den VfR.=Kaſten
und können aus dem Gedränge heraus ein Tor einſenden. Bald
ſieht man Mannheim im Gäſtefeld, ein Foul veranlaßt Straf=
ſtoß
, und ſchon ſitzt das Leder zu 1:1. Kurz vor Schluß der erſten
Halbzeit kommen die eifrigen Pfälzer zu ihrem zweiten Treffer.
Die zweite Halbzeit ſteht durchweg im Zeichen der Einheimi=
ſchen
, die ein ganz überlegenes Feldſpiel präſentieren. An der
ſicheren Verteidigung kommen ſie aber nicht immer vorbei, und
mehrmals landet das Leder im Aus. Noch bevor der Ausgleich
fällt, können ſich die Gäſte den dritten Erfolg ſichern. Jetzt gibt
es weniger Torchancen für den Saarmeiſter, der ſich nun in
ſeine Hälfte zurückziehen und meiſt defenſiv verbleiben, muß.
Schöne Kombination des VfR.=Sturmes, und ſchon lautet das
Ergebnis 3:2. Gleich darauf wird ein Strafwurf fällig, der
durch die dichte Mauer und an dem Verteidiger vorbei zum 3:3
einläuft. Noch einmal ziehen die Gäſte vor das Mannheimer
Tor, ein ſicher ſcheinender vierter Treffer wird aber durch den
aufmerkſamen Torhüter gut abgewehrt. Mit einigem Glück
Platz verlaſſen. Das Rückſpiel ſteigt am 23. Februar.
Sporkvereinigung Arheilgen Polizei=Sporkverein
Dumſahe Dien 42 021.
Ein weit über dem gewöhnlichen Durchſchnitt ſtehendes Spiel
zeigten beide Mannſchaften. Arheilgen hatte wiederholt Gelegen=
heit
, den Sieg ſicherzuſtellen, aber erſt eine Minute vor Schluß
konnte der entſcheidende Treffer erzielt werden. Derartige Da=
menſpiele
wünſcht man mehr am Arheilger Mühlchen zu ſehen. Reichsbahn zu einem prächtigen Endſpurt loslegte. Aerdings
Beiden Manſchaften gebührt für ihr aufopſerndes Spiel ein
Geſamtlob.
Handball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Um die Meiſterſchaft von Main=Heſſen.
In Mainz: Mainz 05 Sportverein 98 Darmſtadt 0:4
Main=Heſſen, Gruppe 4: Rot=Weiß Frankfurt Hakoah Wies=
baden
3:6. Poſt S. V. Frankfurt Polizei Wiesbaden 4:2.
Gruppe Rhein: Pfalz Ludwigshafen F.SV. Frankfurt 6:3.
Gruppe Südbayern: A. S. V. München S.V. 1860 München 4:0.
Ulm 94 Siemens München 43.
Meiſterſchaft von Rhein=Saar.
V. f. R. Kaiſerslautern V. f. R. Mannheim 3:3.
Berlin.
Polizei Siemens 12:7. Brandenburg 25 D.S.V. 3:4.
1:3. Brandenburg D.H.C. 10:0. S. C. C. Zehlendorf 8:1.
Damen: Siemens Brandenburg 0:0.

Mitteldeutſchland.
In Halle: Mitteldeutſchland Südoſtdeutſchland 5:4.
Weſtdeutſchland.
Tura Barmen Alemannia Aachen 5:2. Raſenſport Mühl=
freunde
Siegen 3:6.
Die Hauptverſammlung des BDR. (Bund Deutſcher Radfahrer) in
Eiſenach wählte den bisherigen Bundesvorſtand mit Moshagen=Berlin
als erſten Vorſitzenden einſtimmig wieder.

Un die Meiſterſchaft im 9. Kreis.
Arheilgen Algenrodt 3:4 (2:1).
Arheilgen enttäuſchte infolge ungenügender Technik. Vor
Vertnetern der Kreis= und Gaubehörde und annähernd 1000 Zu=
ſchauern
wickelte ſich dieſes für den Main=Rhein=Gau ſo wichtige
Mit großem Intereſſe ſah man der Begegnung der Gruppen= Treffen glatt ab. Kreisſpielwart Reitz war ſelbſt erſchienen. Die
Schiedsrichterleiſtung war ſehr gut, und beſonders deshalb, da
ſerslautern, im Vorſpiel um die Meiſterſchaft des Bezirks Rhein= das Spiel in ſcharfem Tempo durchgeführt wurde. Die ganze
danach der Sieg außer Frage zu ſtehen, zumal es nach der Pauſe
mit 3:1 in Führung lag. Dann wurden jedoch derartige taktiſche
Fehler begangen, daß die Gäſte drei Tone aufholen konnten, die
gerade zum Siege reichten. Der brauchbarſte Mannſchaftsteil
der Arheilger iſt der Innenſturm mit dem Mittelläufer, der den
denken. Ungenügende Beſchäftigung der Außenſtürmer, falſche
verdanken hatten, daß ſie nur drei Tore hinzunehmen brauchten. Stellung in der Läuferreihe verurſachten einen leeren Raum zwi=
ſchen
der Verteidigung. Der Gäſteſturm ließ es dann auf die
Kombination im Strafraum nicht ankommen, ſondern ſchoß aus
beträchtlicher Entſernung, und dies mit ſolcher Zielſicherheit, die
zu Erfolgen führte. Hierbei erwies ſich der Arheilger Hüter als
zu klein. Ueberragend waren der Mittelſtürmer und Halbrechte
von Algenrodt (zwei Brüder). Arheilgen hatte zwei Erſatzleute
aus der Jugend geſtellt, und dieſer Umſtand rief das mangelnde
der Pfälzer nicht immer vorbeikam. Der Torhüter, Kaiſers= Verſtändnis hervor, Algenrodt kommt jetzt in das Endſpiel um
den Kreismeiſter.
Main=Rhein=Gau.
Griesheim 1.Büttelborn 1. 65 (4:2).
Griesheim 2. Büttelborn 2. 7.0.
Griesheim Jgd. Büttelborn Jgd. 7:0.
Groß=Geraut 1. Erfelden 1. 2:1 (1:0).
Groß=Gerau 2. Erfelden 2. 2:1.
Stockſtadt 1. Reichsbahn 2. 3:4 (3:1).
Die Anſicht, daß Büttelborn im Rückſpiel in Griesheim
einen glatten Verluſt erleiden würde, fand keine Beſtätigung.
So wurde ein äußerſt flüſſiges Spiel vorgeführt, das vor Wohl wurden die beiden unteren Mannſchaften glatt hineinge=
legt
. Dagegen iſt das Ergebnis der erſten Mannſchaften als ſehr
günſtig für die Gäſte zu bezeichnen. Griesheim ſpielte mit drei
Erſatzleuten, wobei ſich das Fehlem des Verteidigers Müller be=
ſonders
bemerkbar machte. Büttelborn lag bald mit 2:0 in
Führung. Griesheim war verblüfft. Man erholte ſich jedoch und
durch ſchöne Kombinationszüge wurdem 4 Tone geſchoſſen. Nach
der Pauſe blieb Griesheim weiter im Vorteil und führte kurz
vor Schluß noch mit 6:3 Toren. Aber unentmutigt hielten die
Gäſte durch und ihr Eifer wurde mit zwei Toren belohnt, ſo daß
der Griesheimer Sieg recht kmapp mit 6:5 ausfiel. Verdient war
er auf alle Fälle. Auf beiden Seiten war je ein Spieler ausge=
fallen
. Das Treffen in Groß=Gerau ſchien eine ausgemachte
Sache zu ſein; man trennte ſich in beiden Spielen mit 2:1. Faſt
möchte man ſagen, es war zum Schreien, wie die ſchönſten Tor=
chancen
verſiebt wurden. Groß=Gerau hatte ſeine vollzählige Elf
nicht zur Stelle. Fuchs im Tor fehlte, er war aber gut erſetzt;
Schad ſtürmte auf Linksaußen, was für ihn ungewohnt, war.
Von beiden Seiten nahm man das Spiel von der freundſchaft=
lichen
Seite, ſo daß man, wenn ein Fehler gemacht wurde, ohne
lange den Schiedsrichter zu befragen, wußte, wer den Freiwurf
werfen darf. Etwas mehr vom Spiel hatte zweifellos Groß=
konnte
ſomit Kaiſerslautern bei unentſchiedenem Kampfſtand den Gerau. Jedoch waren die Gäſte ſo eifrig, daß das Spiel zumeiſt
verteilt war. In der zweiten Hälfte raffte ſich der Platzverein
etwas mehr auf. Freiſtehend am Kreiſe wurden zwei Bälle ver=
ſchoſſen
, daß ſelbſt die einheimiſchen Zuſchauer em Kopfſchütteln
nicht unterdrücken konnten. Wenn Spieler beſonders hervorzu=
heben
ſind, ſo waren es vom Platzverein der bekannte Vertei=
diger
Winter und der nimmermüde Mittelläufer. Auf der Gäſte=
ſeite
hielt ſich der Torhüter gut. Auch der Mittelläufer war
überall, und das uneigennützige Spiel des Halbrechten konnte
ebenfalls ſehr gefallen. Stockſtadt tat es den Arheilgern gleich.
Dem anfänglichen Sieg mit 3:1 konnte es nicht halten, da die
war ziemliches Schußpech mit dabei.
Deulſche Hochſchul=Meiſterſchafken im Turnen 4
und Waldlauf.
Die deutſchen Hochſchulen trugen am Samstag und am
Sonntag in Aachen ihre Meiſterſchaften im Geräteturnen und
im Waldlauf aus. Aus allen Teilen des Reiches, waren beſte
Kenner erſchienen, darunter viele behannte Leute aus dem Sport=
und Turner=Lager. Im Geräteturnen bildete die Zehnkampf=
meiſterſchaft
, die Hauptkonkurrenz. Titelinhaber wurde. Hans
Mügge von der Univerſität Leipzig mit 189 Punkten vor Sand=
rock
von der Univerſität Köln mit 178 Punkten und Hans Mock
von der Techniſchen Hochſchule in Berlin, mit 175 Punkten.
Mügge erzielte am Reck und am Pferd die höchſte Punktzahl.
Im Siebenkampf der Turnerinnen ſiegte Hertha Markworth von
der Univerſität Marbupa mit 125 Punkten vor Frieda Step=
part
von der Univerſität Heidelberg. Die Meiſterſchaft im Rie=
Märkiſcher S.C. Atos 2:2. Waſſerfreunde Berliner SC. genturnen wurde von Göttingen vor Köln und Bonn gewonnen.
Die Walblaufmeiſterſchaft brachte eine Ueberraſchung, da der
Königsberger Gilde in 207 vor dem Stettiner Hallpap von der
Univerſität Berlin in 20:15 und Kohlhaas=Köln ziemlich über=
legener
Sſeger blieb. Der Mannſchaftswettbewrb wurde von
der Handelshochſchule Berlin mit 70 Punkten vor der Univer=
ſität
Greifswald mit 87,15 Punkten gewonnen.

Der 1. FC. Nürnberg ſchlug im Berliner Poſtſtadion vor 20000
heim SSV. Mühlheim 6:1. Polizei Bielefeld Sport= Zuſchauern den Berliner Abteilungsmeiſter Tennis=Boruſſia 2:1 0:1).
Das Fußball=Länderſpiei WeſtbeutſchlanbLuxemburg in M.= Glad=
bach
wurde in Anweſenheit von 20000 Zuſchauern von Luxemburg
gegen die weſtdeutſche Verlegenheitsmannſchaft mit 3:2 42:1) gewonnen.
Die Gebrüder van Kewpen gewannen in Brüſſel ein Dreiſtunden=
Mannſchaftsfahren überlegen vur den Belgiern Nonſieſban Hebel.

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Seite 6

Monkag, den 17. Februar 1930

Nummer 48

Mnn die Taebenſche dapoad Menterſcaft.

Runde der Meiſter.

Spiele Tore Punkte Eintracht Frankfurt . . . 23:18 11:3 Spogg. Fürth . 19:7 10:4 Bayern München 36:17 10:4 F.=K. Pirmaſens . . . 16:18 8:6 Wormatia Worms . . 15:21 6:8 V. f. B Stuttgart . . 23:25 5:9 S.=V. Waldhof .. 13:19 4:10 F.=C. Freiburg . . 18:38 2:12

Troſtrunde Abteilung Nord=Weſt.

Phönix Ludwigshafen Spiele Tore
14:7 Punkte
12:4 F. S. V. Frankfurt. 11:6 8:4 S.=V. Wiesbaden . . 11:10 8:8 Sportfr. Saarbrücken 12:15 8:8 V. f. L. Neckarau .." 9:8 7:5 V. f. L. Neu=Iſenburg. 12:16 7:9 Rot=Weiß Frankfurt 8:10 5:9 F.=V. Saarbrücken. 9:14 3:11 Troſtrunde Abteilung Süd=Oſt.
Spiele Tore
29:10
1. F.=C. Nürnberg. Punkte
12:2 A. S V. Nürnberg . 23:17 10:6 V. f. R. Heilbronn 21:24 9:7 1860 München 24:7 8:4 Karlsruher F.=V. 15:14 7:7 Jahn Regensburg 9:10 4:6 Phönix Karlsruhe 12:26 4:8 Union Böckingen 7:32 0:14

Neue Ueberraſchungen.
Auch am 16. Februar gab es bei den ſüddeutſchen Fußball=
Endſpielen wieder Ergebniſſe, die den allgemeinen Erwartungen
widerſprachen. Trotzdem weiß man aber nicht, ob man all dieſe
Ergebniſſe als Ueberraſchungen werten ſoll. Man wußte von
Pirmaſens zum Beiſpiel, daß der Saarmeiſter eine ausgeſpro=
chene
Heim=Mannſchaft iſt, und man gab den Pfälzern für ihr
Spiel in Worms auch nur deshalb Chancen, weil der Heſſen=
meiſter
in ſeinen letzten Kämpfen recht mäßige Leiſtungen ge=
boten
hatte. Durch die 2:1 (2:0)=Niederlage in Worms iſt nun
der FK. Pirmaſens bereits früher als erwartet aus der eigent=
lichen
Spitzengruppe ausgeſchieden. Die drei Mannſchaften Ein=
tracht
, Fürth und Bayern bleiben unter ſich. Die Eintracht
Frankfurt beſiegte zu Hauſe vor 8000 Zuſchauern den VfB. Stutt=
gart
ganz überzeugend 5:2 (2:0). Bayern München bot trotz ſei=
nes
4:2 (1:2)=Sieges über Waldhof eine etwas ſchwache Leiſtung,
jedoch mußte man die ſchlechten Bodenverhältniſſe und ein ſtarkes
Schneetreiben als Milderungsgrund gelten laſſen. Ueberraſchend
glatt, nämlich mit 6:0 (2:0) Treffern, wurde die Sp.Vg. Fürth
in Freiburg mit dem badiſchen Meiſter fertig. Die Tabellen=
führung
liegt nach wie vor bei der Eintracht Frankfurt. Dem
Mainmeiſter folgen mit einem Punkt Abſtand die Sp.Vg. Fürth
und Bayern München.
Die Troſtrunden.
In der Gruppe Südoſt iſt München 1860, eine Mann=
ſchaft
, die in der letzten Zeit kaum ſchlagbar ſchien, durch die
1:2=Niederlage gegen den Karlsruher FV. wieder um zwei
Punkte hinter den Tabellenführer 1. FC. Nürnberg zurück=
gefallen
. Die Niederlage der Münchener in Karlsruhe iſt übri=
gens
keine eigentliche Ueberraſchung, da der KFV. auf eigenem
Gelände ſchon manche Favoritenmannſchaft zum Straucheln ge=
bracht
hat. In dieſer Abteilung gab es dann am Sonntag noch
zwei 7:1=Siege. Den einen erzielte VfR. Heilbronn über die
ſtark zurückgegangene Union=Böckingen, und mit dem zweiten
wartete der ASV. Nürnberg gegen Phönix Karlsruhe auf, alſo
ebenfalls gegen eine Mannſchaft, die zurzeit in einer Kriſe ſteckt.
An der Abteilung Nordweſt hat Phönix Ludwigs=
hafen
ſeine führende Tabellenpoſition durch einen 2:1=Sieg über
Wiesbaden befeſtigt. Die gleiche Anzahl von Verluſtpunkten wie
Phönix Ludwigshafen weiſt jetzt der FSV. Frankfurt auf, der
in Neckarau nach einem ſehr harten Kampf ein 1:1 erreichte. Die
Ueberraſchung der Gruppe war in Saarbrücken fällig, wo der
VfL. Neu=Iſenburg vom Fußball=Verein ganz unerwartet hoch
mit 5:0 (2:0) Toren geſchlagen wurde. Rot=Weiß Frankfurt
mußte ſich auf eigenem Platze im Kampf gegen Sportfreunde
Saarbrücken noch mäßigen Stürmerleiſtungen mit einem 1:1
(0:1) beſcheiden.

Einkracht Srankfurk V. f. B. Skuktgart 5:2 (2:0).
Frankfurt a. M., 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Die 8000 Zuſchauer wurden bei dieſem Spiel nie darüber im
Zweifel gelaſſen, wer die beſſere Mannſchaft und der ſichere Sie=
ger
ſein würde. Abgeſehen von einigen wenigen kurzen Spiel=
phaſen
war die Frankfurter Elf dem württembergiſchen Meiſter
ſtändig ſehr deutlich überlegen, die Schwaben mußten ſich faſt
immer auf die Defenſive und gelegentliche Durchbrüche beſchrän=
ken
. Der Mainmeiſter ſtellte nicht nur die ausgeglichenere, er
beſaß auch die ſchnellere und zweckmäßiger ſpielende Mannſchaft.
Schon bis zur Pauſe lagen die Frankfurter nach Treffern von
Trumpler und Ehmer 2:0 in Front. Nach dem Wechſel erhöhten
Dietrich, Ehmer und Kellerhoff auf 5:0. Erſt dann kam Stutt=
gart
durch Koch und Stadelmann zu ſeinen Gegentoren. In
Glöckner, V. f. R. Pirmaſens, hatte das trotz der eindeutigen
Ueberlegenheit Frankfurts, intereſſante Spiel einen ausgezeich=
neten
Leiter.
Aus dem Spielverlauf.
Noch vor dem Anpfiff wurde der bekannte Eintrachtvertei=
diger
Pfeiffer durch Ueberreichung von Blumen=Arrangements
durch die Eintracht, den Verband und den Fußballſportverein
Frankfurt für ſein 700. Spiel innerhalb ſeines Stammvereins
geehrt. Das Spiel begann etwas nervös. Auf dem rechten Flü=
gel
der Einheimiſchen wollte ſich die Verbindung zwiſchen dem
Halbrechten Trumpler und dem Erſatz=Rechtsaußen Walſch nicht
einſtellen. Beide Mannſchaften kamen zu einem Eckball. In der
14. Minute gab Dietrich eine Vorlage zu Kellerhoff, der Ein=
tracht
=Linksaußen flankte zur Mitte, wo Trumpler im Sprung
den Ball aufnahm und einſchoß. Die Frankfurter ließen nun
eine Serie gefährlicher Angriffe los. Zwiſchendurch überſah der
Schiedsrichter im Strafraum ein Handſpiel von Mantel. In
der 18. Minute gab Mantel einen 25=Meter=Strafſtoß ab, der
von Ehmer im Fallen aufgenommen und ins Tor zum zweiten
Treffer verlängert wurde. Die Frankfurter wurden weiter zu=
ſehends
beſſer und drängten die Schwaben immer mehr in die
Verteidigung. Die energievoll kämpfende V.f.B.=Mannſchaft
konnte aber bis zur Pauſe weitere Tore verhindern. Schon bald
nach dem Wechſel konnte Dietrich nach ſchöner Zuſammenarbeit
mit Trumpler auf 3:0 erhöhen. Es gab eine Anzahl Ecken für
die Eintracht, bis dann in der 18. Minute der Ball über Gold=
ammer
=Kellerhoff zu Ehmer kam und vom Mittelſtürmer der
Frankfurter zum vierten Treffer eingelenkt wurde. Ein ſcheinbar
von Stuttgart einwandfrei erzieltes, von Pfeiffer im letzten Mo=
ment
, aber ſichtlich hinter der Linie vereiteltes Tor wurde nicht
anerkannt. Kellerhoff ſtellte in der 25 Minute, nach einem
ſchönen Solo, das Ergebnis auf 5:0. Damit war ſcheinbar der

Torhunger der Frankfurter geſtillt. In der 37. Minute konnte
Koch nach einem Geplänkel das erſte Tor für Stuttgart buchen,
und ſchon zwei Minuten ſpäter ließ Stadelmann nach einem
Durchbruch das zweite Tor folgen.
Kritik.
Die Eintracht präſentierte ſich, mit Ausnahme des noch un=
ſicheren
Erſatz=Rechtsaußen, wieder in einer ſchönen, ausge=
glichenen
Form. Die Hintermannſchaft war ziemlich einwand=
frei
, die Läuferreihe bildete wieder einmal das Rückgrat der
Mannſchaft und auch der Angriff konnte in ſeinem beweglichen
und immer gefährlichen Spiel ſehr gut gefallen. Die Stutt=
garter
Elf war flott und fair, aber doch kein gleichwertiger
Gegner für die Frankfurter. Die beſten Leute waren noch die
beiden Außenſtürmer Seybold und Becker, die aber gegen die
ausgezeichneten Eintracht=Außenläufer Gramlich und Mantel
auch nicht zur gewohnten Geltung kommen konnte. Läuferreihe
und Schlußtrio ſtellten beim württembergiſchen Meiſter ſoliden
Durchſchnitt dar.
Bayern München S.V. Waldhof 4:2 (1:2).
München, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Bayern München lieferte in dieſem Treffen der ſüddeutſchen
Meiſterrunde eine ſchwache Partie, die gegen die Leiſtungen in
den letzten Spielen ſtark abſtach. Schuld daran mag zum Teil
das ſtarke Schneetreiben, das die Spieler vor allem in der zwei=
ten
Halbzeit ſtark behinderte, ſowie die ſchlechten Bodenverhält=
niſſe
geweſen ſein. Trotz allem genügten die Leiſtungen der
Bayern, Waldhof ſtets im Schach zu halten und einen ſicheren
4:2=Sieg zu landen. Bedauerlicherweiſe wurde Welker in der
zweiten Spielhälfte verletzt und wirkte nur noch als Statiſt mit.
Welker war es, der die Bayern in Führung brachte. Mit einem
Alleingang des Waldhofer Brückl ſchaffte ſich Waldhof den Aus=
gleich
und riß ſogar durch Schäfer die Führung bis zur Pauſe
an ſich. Jedoch zwei Treffer von Hoffmann und ein unhaltbarer
Schuß von Pöttinger ſtellten den Endſieg der Münchener ſicher.
7000 Zuſchauer waren enttäuſcht über die beiderſeitigen Lei=
ſtungen
.
Freiburger 5. C. Sp.5g. Fürth 0:6 (0:2).
Freiburg, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Daß das Spiel mit einem ſo deutlich überlegenen Sieg der
Fürther enden würde, hatte man nicht vorausgeahnt und war
daher auch eine Ueberraſchung. Dabei hätte Freiburg in der
erſten Halbzeit drei Tore erzielen können, darunter befand ſich
auch ein Elfmeter, den Bantle verſchoß. Der Sieg der Gäſte war
verdient, wenn er auch etwas zu hoch ausgefallen iſt. Trotzdem
enttäuſchten die Bayern. Es fehlte der Kampfgeiſt; allerdings
war Freiburg nicht die Mannſchaft, Fürth dazu zu zwingen,
alles aus ſich herauszugeben. Der Kampf war vorübergehend
feſſelnd, als das zwei Tore im Rückſtand liegende Freiburg ge=
waltig
loslegte und die Fürther Abwehr ſtark bedrängte. Bei
den Bayern fehlten Kleinlein, Franz und Drechſler, während
bei Freiburg immer noch auf den famoſen Sturmführer Eber=
hard
verzichtet werden mußte. Becker=Ludwigshafen leitete das
große Treffen recht gut. 6000 Zuſchauer hatten ſich einge=
ſunden
.
Der Kampf begann für Fürth recht vielverſprechend. Schon
in der 7. Minute brachte der Internationale Frank die Gäſte
durch einen Bombenſchuß, in Führung. Weitere Schüſſe von
Auer und Rupprecht verfehlten ihr Ziel Auch Freiburg kam
plötzlich vor und erzwang einen Elfmeter, den aber Bantle hoch
über das Tor ſchoß, die größte Ausgleichschance war dahin. Da=
mit
ließ auch der Eifer der Freiburger wieder nach, die Fürther
kamen wiedere in Front. Nach einer halben Stunde Spielzeit
erhielt Kießling an der Mittellinie den Ball, ſpielte ſich fein
durch und erhöhte, nachdem er auch den Torwart überſpielt hatte,
auf 2:0. Jetzt begann Freiburg noch einmal anzuziehen, die
Fürther Hintermannſchaft, erwies ſich als Herr der Situation.
Schon in der dritten Minute nach Wiederbeginn hatte der glän=
zend
disponierte Frank den dritten Treffer angebracht, damit
war das Spiel entſchieden, Freiburg ließ merklich nach. In der
10. Minute erhöhte Auer auf 4:0. Dann verfehlten wieder einige
Saftſchüſſe von Auer, Kießling und Leinberger das Ziel. Auch
Freiburg kam wieder einmal an das Ruder, aber Battle und
Mayer hatten mit ihren Schüſſen gleichfalls Pech. Vier Minu=
ten
vor Spielende war es wieder Frank, der unhaltbar den
5. Treffer erzielte und nach drei Minuten mit Bombenſchuß das
Endeſultat auf 6:0 für Fürth ſtellte.
Wormalia Worms beſiegt 5.K. Pirmaſens 2:1 (2:0).
Worms, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Nach vielen Enttäuſchungen gewann ſich die Wormatia
Worms am Sonntag mit einem Schlage die Sympathien ihrer
Anhänger zurück, weil dem Heſſenmeiſter ein 2:1=Sieg über die
Pfälzer Wundermannſchaft gelang. Der FK. Pirmaſens
wurde in Worms mit einer ſtarken Neugier erwartet, mit einer
Neugier, die über 4000 Zuſchauer auf den Wormatia=Platz lockte.
Pirmaſens erſchien in Begleitung zahlreicher Schlachtenbumm=
ler
mit kompletter Mannſchaft, während Wormatia noch immer
Phillip, Gölz und Kiefer erſetzten mußte. Es kam zu einem
ſpannenden, bis zur letzten Minute erregenden Kampf, bei dem
die Pfälzer durch das beſſere Zuſammenſpiel und die feinere
Ballbehandlung eine Ueberlegenheit erzielten, die ſich in dem
Eckenverhältnis von 9:2 für Pirmaſens ſpiegelt. Aber was nützt
die größte Ueberlegenheit, wenn das Schußvermögen fehlt.
Die Wormſer Hintermannſchaft war an einigen Stellen recht
ſchwach, daß trotzdem Pirmaſens zu einem Treffer (kurz vor
Schluß durch Babo) kam, beſagt genug. Wormatia war dagegen
glücklicher, es konnte ſich ſchon in den erſten 25 Minuten durch
Ludwig Müller einen 2:=0Vorſprung verſchaffen.
Kritik der Mannſchaften.
Es iſt bereits geſagt worden, daß die Pfälzer im Zuſammen=
ſpiel
und in der Ballbehandlung überlegen waren. Eine
Wundermannſchaft iſt aber Pirmaſens deshalb doch nicht. Nur
der Mittelſtürmer Hergert erwies ſich als eine Kraft von beſon=
derer
Klaſſe, im übrigen wies die Mannſchaft keinen ausgeſpro=
chen
ſchwachen, aber auch keinen überragenden Punkt mehr auf.
Die Elf iſt als Einheit ein guter, ſodiler Durchſchnitt, die ihre
beſondere Gefährlichkeit nur in der heimiſchen Atmoſphäre er=
reicht
.
Bei Worms waren Becker und Wolf ſchwach. Ausgezeichnet
hielt ſich Gisberts im Tor. Nach ihm ſind als beſte Kräfte der
Verteidiger Cloſet, der Läufer Fries und die Stürmer Ziegler
und L. Müller zu erwähnen. Winkler fand ſich nie zu ſeiner
beſten Form, er enttäuſchte eigentlich etwas.
Der Schiedsrichter, Bachmann=Karlsruhe, hatte bei dem
ſchweren, immer wechſelvollen Spiel keine leichte Arbeit, daß
er ſie trotzdem ohne Mängel erledigte, ſtellt ihm das beſte Zeug=
nis
aus.
Wie die Tore fielen.
Worms griff unter dem Beifall ſeiner Anhänger gleich ener=
giſch
an und kam auch bereits in der zweiten Minute zum
Führungstor: Ludwig Müller verwandelte einen Eckball mit
dem Kopf. Die Hintermannſchaft der Pfälzer wurde dadurch
etwas nervös, und ſchon in der 24. Minute mußte ſie ſich zum
zweiten Male geſchlagen bekennen; wieder war der Torſchütze

Ludwig Müller. Von dieſem Zeitpunkt an lag Pirmaſens faſ=
ſtändig
im Angriff, aber alle ſeine Bemühungen blieben lange=
Zeit erfolglos, weil es dem Angriff an Durchſchlagskraft und=
Schußvermögen mangelte. Erſt acht Minuten vor Schluß konnte.
Babo eine feine Vorlage von Michel zum Ehrentor verwandeln.
V. f. 2. Neckarau 5.5.). Frankfurk 1:1 (1:0).
Das mit großer Verſpätung begonnene Spiel litt unter dem=
Verſagen des Schiedsrichters Bauer=Würzburg, der das ſehr
harte Spiel durchgehen ließ, obwohl er es mit drei Platzver=
weiſen
hätte ahnden müſſen. Der Spielverlauf war ziemlich=
ausgeglichen
. Die größere Zahl der Torchancen hatte allerdings
die Frankfurter Elf. Neckarau übernahm in der 28. Minute
durch Vallendor die Führung, Frankfurt glich Mitte der zwei=
ten
Halbzeit durch Aſchenbrenner aus.
Rof-Weiß Frankfurk Sportfr. Saarbrücken 1:1 (0:1)
Gegen dieſes Ergebnis konnten ſelbſt die Parteien nichts
einwenden. Beide Mannſchaften mußten am Ende dieſes gerade
nicht ſehr begeiſternden Spieles froh ſein, wenigſtens einen
Punkt gerettet zu haben, denn der Sieg hätte mit einer knappen
Tordifferenz ſowohl nach der einen oder der anderen Seite fal=
len
können. Die Platzherren, die auch in dieſem Troſtrunden=
ſpiel
, bei kaum 1000 Perſonen, wieder nur einen ſehr mageren
Gewinn zu verzeichnen hatten, dominierten in jeder Halbzeit
während der erſten 15 bis 20 Minuten. Dann kam jeweils der
gleichmäßiger und ausdauernder ſpielende Gegner zu Wort. Die
Leiſtungen hätten beſſer ſein können, jedoch ſorgten Tempo des
Spieles und zahlreiche Torchancen auf beiden Seiten dafür, daß
der Kampf nicht langweilig wurde. Saarbrücken kam in der
20. Minute der erſten Halbzeit durch ſeinen ausgezeichneten
Rechtsaußen, der zur Mitte eingelaufen war, zum Führungstref=
fer
. Rot=Weiß erzielte 12 Minuten nach der Pauſe durch Sand,
der einen Abpraller Kohounteks verwandelte, den Ausgleich. Der
Schiedsrichter Seyfferth=Stuttgart genügte.
5. V. Saarbrücken B. f. 2. Neu=Iſenburg 5:0 (2:01.
Saarbrücken, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Die 2000 Zuſchauer, die ſich zu dieſem Troſtrundenſpiel ein=
gefunden
hatten, bekamen einen ganz ausgezeichneten und ſtets
ſpannenden Kampf zu ſehen. Die Ueberraſchung dabei war die
gute Form, in der ſich FV. diesmal präſentierte. Hatte Iſenburg
einen techniſch beſſeren Sturm, ſo verfügte die Angriffsreihe der
Saarbrückener über die größere Durchſchlagskraft, was denn
auch den Ausſchlag gab. Saarbrücken ſicherte ſich bis zur Pauſe
einen Vorſprung von 2:0 Toren. Nach Wiederbeginn liefen die
Saarbrückener zu einer ganz großen Form auf, der gegenüber
Iſenburg nichts mehr zu beſtellen hatte. In regelmäßigen Ab=
ſtänden
fielen noch drei weitere Tore, Iſenburg blieb bei der
Unentſchloſſenheit ſeines Sturmes ſelbſt der Ehrentreffer verſagt.
Phönie Ludwigshafen S.B. Wiesbaden 2:1 (1:0).
Die 4000 Zuſchauer wurden bis zur letzten Minute durch den
feſſelnden Kampf der beiden Tabellenerſten in Spannung ge=
halten
. Beide Mannſchaften ſetzten ſich mit außerordentlichem
Kampfgeiſt ein. Wiesbaden, eine kräftige und immer wieder ge=
fährlich
angreifende Mannſchaft, hatte Erſatz für den Torhüter
Wolf einſtellen müſſen, der ſich jedoch gut bewährte. Die Ver=
teidigung
Wiesbadens war auf gewohnter Höhe, Rauch hatte
allerdings gegen den ſchnellen rechten Flügel von Phönix einen
recht ſchweren Stand. Läuferreihe und Sturm der Gäſte arbei=
teten
ſehr aufopferungsvoll. Ludwigshafen hatte wieder eine
ſehr fleißige, techniſch gute und ausgeglichene Mannſchaft zur
Stelle. Beſondere Beachtung verſchafften ſich die beiden Ver=
teidiger
und der Rechtsaußen.
V. ſ. R. Heilbronn Unien Böckingen 7:1 (2:1).
Heilbrenz, k6. Febr. (Eig. Drahtbericht.)
Eine große Ueberraſchung gab es im Treffen der Lokal=
rivalen
in Heilbronn, denn die Raſenſpieler brachten ihrem Geg=
ner
eine in dieſem Ausmaße völlig unerwartete, vernichtende
Niederlage bei. Die Niederlage war in dieſer Höhe ſogar ver=
dient
, allerdings fehlten bei den Böckingern die beiden Sammet
und der Mittelläufer Scholl. Dazu kam noch, daß ſich die Heil=
bronner
in einer ganz blendenden Verfaſſung befanden und zu
einer beſtechenden Form aufliefen. Hervorragend war Ratgeber
im Tor, die Verteidigung und der alte internationale Flügel=
ſtürmer
Wunderlich. Die Böckinger ließen im Sturm jegliche
Stoßkraft vermiſſen. Hengſteler im Tor verhütete eine höhere
Niederlage. Bis zur Pauſe vermochte die Union noch einigen
Widerſtand zu leiſten, mit 2:1 lag ſie nur knapp im Hintertref=
fen
. Nach dem Wechſel fiel ſie aber dem planmäßigen Kombina=
tionsſpiele
der Raſenden zum Opfer und mußte Tor um Tor
hinnehmen. Bohn Mannheim leitete den ſtellenweiſe ſehr ſchar=
fen
Kampf vor 3000 Zuſchauern recht gut.
Karlsruher 5.V. 1860 München 2:1 (0:0).
Karlsruhe, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Die vielgerühmte Münchener Mannſchaft mußte in Karls=
ruhe
vor mehr als 6000 Zuſchauern eine vollkommen verdiente
Niederlage hinnehmen. Die Löwen enttäuſchten nach den vie=
len
Anpreiſungen vor allen Dingen im Sturm ganz gewaltig.
Die Forwards kombinierten immer in die Breite und zeigten ſo
gut wie keine Schußkraft. Die K. F.V.=Läuferreihe und Vertei=
digung
ſtoppte dieſe Angriffe immer glatt ab. Es war ein Ge=
nuß
, ſie im Kampf mit dem vorzüglich eingeſpielten Karlsruher
Angriff zu ſehen, der vornehmlich durch ſeine beiden wendigen
Flügel Reich und Quaſten vortrefflich operierte. Bis zur Pauſe
verlief das Spiel torlos. Nach dem Wechſel legte der K. F.V.
zwei Tore vor, Henhapl erzielte für München den Ehrentreffer.
A.5.5. Nürnberg Phönir Karlsruhe 7:1 (4:0).
Nürnberg, 16. Febr. (Eig. Drahtber.)
Der A. S. V. konnte ſich für die im Vorſpiel in Karlsruhe er=
littene
Niederlage glänzend revanchieren. Die Mannſchaft lief
zu einer beachtlichen Form auf, namentlich das Innentrio war
ſehr gut aufgelegt. Ganz hervorragend war der Mittelläufer
Appis. Aber auch die Verteidigung zeigte ſich ſehr ſicher. Die
Gäſte hatten in Ph. Vogel und Gröbel ihre beſten Waffen.
Mäßig war der Sturm, er konnte ſich zu keiner einheitlichen
Aktion aufraffen. Im Tor ſpielte der junge Riedle ſehr leicht=
ſinnig
. Er hat auch einige von den ſieben Nürnberger Erfolgen
allein auf dem Gewiſſen. Bereits beim Wechſel hatten die Nürn=
berger
einen Vorſprung von vier Toren herausgeholt und er=
höhten
bis zum Schluſſe auf 7:1. Vor 3000 Zuſchauern leitete
Schneider=Niederrad den ritterlichen Kampf ganz vorzüglich.
Süddeutſchland.
Geſellſchaftsſpiele.
Germania Brötzingen F. V. 04 Würzburg 4:4. Ulm 94
Sp. Vg. Schramberg 2:2. Haſſia Bingen 1. F.C. JIdar 1:5.
Mainz 05 F.C. Hanau 93 4:5. Griesheim 02 Germania
Fulda 4:3. Boruſſia Neunkirchen Union Niederrad 2:1. Ger=
mania
Bieber Blau=Weiß Bürgel 5:3. S.V. Ingolſtadt
Teutonia München 1:4. Wacker München Schwaben Augs=
burg
2:2

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[ ][  ][ ]

Nummer 48

Montag, den 17. Februar 1930

Seite 7

Viktoria Griesheim Viktoria Urberach 1:3 (1:0),
Union Darmſtadt Sportv. Münſter 2:0 (1:0),
F.=V. Sprendlingen Rot=Weiß Darmſtadt 3:1 (2:0),
Sppgg. Arheilgen Pol.=Spv. Darmſtadt 2:0 (2:0),
F.=C. Egelsbach Germania Oberroden: ausgefallen,
Germania Pfungſtadt Viktoria Walldorf: ausgefallen.
Der geſtrige Sonntag verlief durchaus normal. Eigentümlich
iſt die Duplizität der Ergebniſſe. Die Favoriten ſetzten ſich zwei=
mal
mit 2:0 und zweimal mit 3:1 durch, alſo jeweils mit zwei
Toren Unterſchied. Stärkere Beachtung verdient zunächſt der
hart erkämpfte Sieg Urberachs in Griesheim. Der Spitzenreiter
braucht aus ſeinen drei letzten Spielen jetzt noch vier Punkte zur
Meiſterſchaft. Münſter muß durch die nicht ganz erwartete Nie=
derlage
auf der Rennbahn ſeine letzte Hoffnung aufgeben. Das
Spiel ſelbſt war, wie auch das in Griesheim, ſtets fair und recht
lebhaft. Rot=Weiß hielt ſich in Sprendlingen auffallend gut,
trotz mehrerer Erſatzleute. Arheilgen revanchierte ſich an der
Polizei durch einen 2:0=Sieg, der ſchon vor der Pauſe heraus=
geholt
wurde.
In der Tabelle hat ſich der Vorſprung Urberachs wieder
etwas vergrößert, zumal Münſter endgültig abgeſchüttelt wurde.
Union Darmſtadt entfernte ſich von der Gefahrenzone, ſo daß für
die drei Tabellenletzten die Ausſichten jetzt gleich Null ſind. Die
Mittelgruppe verzeichnet nur einige unbedeutende Verſchie=
bungen

Die Tabelle:

Spiele gew. un. verl. Tore Punkte Viktoria Urberach 21 16 73:30 Viktoria Walldorf 19 11 5 37:14 Sportverein Münſter 20 11 4 53:31 F.=V. Sprendlingen 20 6 6 50:38 R Germania Oberroden 17 10 6 45:33 21 Spvgg. Arheilgen". 20 9 3 48:34 21 Sportv. Mörfelden .
Germania Pfungſtadt 19 6 6 40:36 18 18 34:37 17 Union Darmſtadt 18 40:46 16 Pol.=Spv. Darmſtadt 17 34:35 15 Viktoria Griesheim . 19 12 28:59 11 F.=C. Egelsbach 19 13 33:60 10 Rot=Weiß Darmſtadt 19 3 14 24:76 Rol-Weiß, V. f. R. 5.5. Sprendlingen 1:3 (0:2).

Trotz geſchwächter Aufſtellung konnte Rot=Weiß, V. f. R., in
teifem Spiel ſehr gut gefallen. Die Elf lieferte dem mit Recht
defürchteten Platzbeſitzer eine vollſtändig gleichwertige Partie,
und hätte mit etwas weniger Pech das Reſultat weit günſtiger
lauten können. Sprendlingen ſchoß in der erſten Hälfte zwei
Tore, wovon das zweite nicht ganz einwandfrei erſchien. In
der zweiten Hälfte kamen dann die Darmſtädter durch eine
flüſſige Spielweiſe gut in Fahrt. Der Gaſtgeber kann mit viel
Glück ſein Tor rein halten, bis es endlich Berger doch gelingt,
das Ehrentor zu erzielen. Kurz vor Schluß fällt der dritte Er=
folg
für Sprendlingen, mit welchem erſt die Niederlage der Rot=
Weißen beſiegelt war. Das Spiel zeitigte ſtets einen intereſſanten
Verlauf, und wurde auf beiden Seiten höchſt anſtändig gekämpft,
was übrigens für den Schiedsrichter, welcher ſcheinbar nicht
ſeinen beſten Tag hatte, ein großer Vorteil war.
Die Reſervemannſchaften trafen ſich vorher, und konnte auch
hier Sprendlingen gegen die durchweg mit 9 Mann kämpfenden
Darmſtädter einen 5:2=Sieg erringen.
1. 5. C. Union Sporkverein Münſter 2:0 (1:0).
Das Treffen auf der Rennbahn endete mit einem Sieg der
Unioniſten. Münſter war gleichwertig und der Sieg ſtans bis
turz vor Schluß in Frage. Zu Beginn iſt Münſter, das ſich
Sonne und Wind zum Bundesgenoſſen wählt, beſſer, doch kann
Unions Hintermannſchaft immer klären. Von mehreren, ſchön
vorgetragenen Angriffen kann Fiſſel einen ſcharfen Drehball aus
etwa 30 Meter Entſernung anbringen. Bei gleichmäßig verteil=
tem
Spiel bleibt es bis zur Pauſe. Nach dem Wechſel ſpielt
Union überlegen. Ein von Beck erzieltes Tor (das ſchönſte des
Tages) wird wegen Abſeitsſtellung des Halbrechten nicht gegeben.
Dann verſucht Münſter immer wieder zu Wort zu kommen
der Mittelſtürmer greift zu unerlaubten Mitteln und muß dies
mit Platzberweis büßen doch zerſchellen alle Angriffe an
Unions Hintermannſchaft. Acht Minuten vor Schluß kann Roth
nach gutem Zuſpiel von Fiſſel auf 2:0 erhöhen und damit den
Sieg ſicherſtellen. Münſter wird wohl damit ſeine Hoffnungen
auf die Meiſterſchaft begraben müſſen. Bei Union klappte es
noch nicht ſo recht. Die Hintermannſchaft befriedigte. In der
Läuferreihe fehlte der Mittelläufer, Noller 2, doch zog ſich Nol=
ler
1 als deſſen Stellvertreter recht gut aus der Affäre. Die bei=
den
Außenläufer ſchienen nicht ſo recht in Form. Im Sturm
war das Innentrio gut, die Außen konnten nicht überzeugen.
Der Schiedsrichter, Herr Beutel=Ludwigshafen, hatte das Spiel
jederzeit in der Hand.
Die Reſerven bezwangen ihren Gegner mit 5:2 nach ſehr
ſchönem Spiel. 2. Schüler 2. Schüler Polizei 2:2. Das
Spiel der 1. Schüler Arheilgen ſiel aus.

Sporkvereinigung Arheilgen Polizei=Sporkverein
Darmſtadt 2:0 (2:0).
Dieſem Treffen wohnten trotz ſchlechten Wetters und des
Kreismeiſterſchaftsſpiels der Turner eine anſehnliche Zuſchauer=
menge
bei, die auch ein unter der vortrefflichen Leitung eines
Herrn Dr. Hötzl=Mannheim ſtehendes ſchönes Spiel ſahen. Das
Spiel ſtand immer unter der Offenſive von Arheilgen, die bis
zur Pauſe 2 Tore vorlegen konnten, zwei nach der Pauſe er=
zielte
Tore wurden vom Schuri nicht anerkannt. Beide Parteien
zeigten eine bis zur Pauſe ſich ſteigernde Schnelligkeit, um dann
gegen Schluß merklich nachzulaſſen. Zeitweiſe wurde hart ge=
kämpft
, ging aber niemals über die Grenzen des Erlaubten
hinaus. Stand geſtern die Arheilger Mannſchaft unter Führung
von Becker, ſo auf der Gegenſeite von Kaiſer, beide gaben ihrer
Mannſchaft den nötigen Rückhalt. Hätten die Arheilger mit
dieſem Kampfeseifer ihre ganzen Spiele abſolviert, dann würden
lie heute einen anderen Platz in der Tabelle einnehmen.
Sportverein 1898 (Jugend).
1. Jgd. 1. Jgd. Rot=Weiß (hier) 3:0.
2. Jgd. 1. Jgd. Ober=Ramſtadt (hier) 6:1.
3. Jgd. 2. Jgd. Arheilgen (hier) 5:0.
4. Jgd. 1. Jgd. Griesheim (dort) 3:3.
5. Jgd. 1. Jgd. Eſchollbrücken (dort) 0:0.
1. Schüler 1. Schüler Polizei (dort) 3:1.
2. Schüler 1. Schüler Roßdorf (hier) 0:1.

Die Rugbymeiſterſchaft des Kreiſes Heidelberg fiel überraſchend an
Die Heidelberger R.=Geſ., die im letzten Spiel den Favoriten Heidel=
berger
R.K. überraſchend mit 6:5 ſchlug.
Die Oeſterreichiſche Ski=Meiſterſchaft fiel an Helmut Lantſchner=
Innsbruck vor Joſef Seiler=Kitzbühel.
Europäiſcher Schwimmrekord. Die bekannte franzöſiſche Schwim=
zerin
Frl. Salgado unternahm in Paris einen Angriff auf den Landes=
rekord
im 1000 Meter Freiſtilſchwimmen, den ſie auf 16:22,4 verbeſſern
konnte. Bei dieſer Gelegenheit gelang es ihr auch, einen neuen Europa=
Tekord aufzuſtellen, und zwar wurde für 500 Meter 7:50,6 geſtoppt,
wpährend die bisherige europäiſche Beſtleiſtung ſeit dem Auguſt v. J.
von der Holländerin Braun mit 7:51,4 gehalten wird.
Revher=Stuttgart wurde ſüdweſtdeutſcher Hochſchul=Skimeiſter.

Aus den 2.3. B.-Landesverbänden.
Südoſtdeutſche Endſpiele.
Erſte Punktverluſte der führenden Oberſchleſier.
Bei den Endſpielen um die ſüdoſtdeutſche Fußball= Meiſter=
ſchaft
erlitten am Sonntag die oberſchleſiſchen Favoriten über=
raſchend
die erſten Punkwerluſte. Der Tabellenführer Beuthen 09 im Namen der Gauleitung die zu dieſem Turnparlament zahl=
mußte
ſich in einem vor 5000 Zuſchauern ausgetragenen harten
Kampf gegen Breslau 08 mit einem 1:1 begnügen. Beuthen 09
bleibt aber weiter Tabellenerſter, da ſein hartnäckiger Rivale,
der vorjährige ſüdoſtdeutſche Meiſter Preußen Zaborze, von
den Breslauer Sportfreunden mit 1:3 Treffern ſeine erſte Nie=
führende
STC. Görlitz durch Preußen Glogau mit 2:0 Toren
ſeine erſte Niederlage erlitt.
Neue Meiſter in Norddeutſchland.
Im Gebiet des Norddeutſchen Sportverbandes wurden am
16. Februar zwei neue Bezirksmeiſter ermittelt. Im Südkreis
ſtanden Hannover 96 und Arminia Hannover vor 10 000 Zu=
ſchauern
im entſcheidenden Kampf. Die 96er ſiegten ſehr ſicher
5:2 und holten ſich damit den Meiſtertitel. Im Weſer=Jade=
Bezirk ſpielte der Bremer SV. gegen Werder Bremen zwar
nur 3:3, aber er holte ſich damit doch den einem Punkt, der ihm
zur Erreichung der Bezirksmeiſterſchaft noch fehlte.
Berliner Oberliga.
Trotzdem allein das Freundſchaftsſpiel zwiſchen dem 1. FC.
Nürnberg und der Tennisboruſſia im Poſtſtadion 20000 Zu=
ſchauer
an ſich gezogen hatte, fanden auch die zahlreichen Meiſter=
ſchaftsſpiele
noch ein ſtarkes Intereſſe. Iw der Abteilung A
nahmen die Spiele im allgemeinen den programmgemäßen Ver=
lauf
. Der Berliner Meiſter Hertha=BSC. fertigte den BV. Lucken=
walde
5:2 ab, Norden=Nordweſt ſchlug die Kickers 6:2 und der
Spandauer SV. hielt den 1. FC. Neuköllm knapp 2:1 nieder. Die
Schaffer=Mannſchaft Berliner SV. 92 bezwang Halley Con=
cordia
6:3. Alſo auf der ganzen Linie Favoritenſiege. In der
Abteilung B lagen die Dinge genau ſo. Beſondere Erwäh=
nung
verdienen der haushohe Sieg von Viktoria über Preußen
mit 8:1 und der 4:1=Erfolg von Minerva 93 gegen den Adlers=
hofer
BC.
Weitere Gaumeiſter in Mitkeldeutſchland.
Auch am 16. Februar konnte die Liſte der mitteldeutſchen
Gqumeiſter weiter vervollſtändigt werden. Iw Oſtſachſen fiel die
Meiſterſchaft endgültig an den Dresdener SC., Saale=Meiſter
wurde Boruſſia Halle und in Nordthüringen brachte der SC.
Erfurt die Meiſterſchaft an ſich.
Dor dem Abſchluß in Weſtdeutſchland.
Im Weſtdeutſchen Spielverband ſtehen von acht Bezirlsmei=
ſtern
nur noch zwei aus. Bereits ermittelt ſind die Meiſter von
Weſtfalen (V. f. B. Bielefeld), Heſſen=Hannover (SC. 03 Kaſſel),
Ruhrbezirk (Schalke 04), Niederrheinbezirk (Homberger Sp. V.),
Mittelrheinbezirk (FV. Neuendorf). In Südweſtfalen müſſen
die beiden Staffelſieger Hagen 72 und Hüſten noch ein Entſchei=
dungsſpiel
austragen. Es ſtehen dann alſo nur noch die Meiſter
der Bezirke Rhein und Berg. Mark aus. Im Bergiſch=Märkiſchen
Bezirk haben V. f. L. Benrath und Fortung Düſſeldorf noch je
ein Spiel auszutragen. Wahrſcheinlich dürfte dabei Benrath
ſeinen einen Punkt Vorſprung behalten. Im Rheinbezirk hat
Köln=Sülz durch die neuen Niederlagen von Alemannia Aachen
und SC. M.=Gladbach zwei Punkte Vorſprung gewonnen, die
wohl zur Erreichung der Meiſterſchaft genügen dürften.
Vorſtandsſihung des 2.5.B.
Die Mannſchaft gegen Italien wird erſt am Sonntag aufgeſtellt.
In der D.F.B.=Vorſtandstagung am Wochenende in Ber=
lin
wurden keine nennenswerten Beſchlüſſe gefaßt, die den Fuß=
baller
überraſchen könnten. Für die Einigungsverhandlungen
mit der D. T. iſt ein Entwurf fertiggeſtellt worden. Das Län= ſtunden durch. Ein Bild reger Beteiligung eutwirft die nun
derſpiel gegen England wurde für den 10. Mai feſtgeſetzt. Die zum Abſchluß gebrachte Beſtandserhebung aus dem Jahre 1920
Einladung Hollands für 1931 wurde angenommen. Die Mann=
ſchaft
für das Länderſpiel gegen Italien wird erſt am nächſten
Sonntag zuſammengeſtellt werden. Als Teilnehmer an dem
Fifa=Kongreß, der am 6. und 7. Juni in Budapeſt ſtattfindet,
wurden Linnemann und Kartini=Nürnberg, Schmidt=Hannover
kommiſſion vorgeſehen.
Der Kampf um die Einkritkskarken.
Tumulte beim Vorverkauf in Frankfurt a. M.
Am Samstag vormittag wurden in Frankfurt 1213000
Eintrittskarten für das am 2. März ſtattfindende. Länderſpiel
DeutſchlandItalien in den Vorverkauf gegeben. An allen 18
Vorverkaufsſtellen ſtanden die Intereſſenten ſchon von 6 Uhr mor=
gens
an Schlange, und überall mußte Polizei für die Auf=
rechterhaltung
der Ordnung ſorgen. Dennoch kames an einigen
Stellen zu ſo ſtarken Tumulten, daß Ueberfallkommandos herbei=
geholt
werden mußten. An der Hauptwache war ſogar, eine
Unterbrechung des Straßenbahnverkehrs notwendig. Die 13000
Karten waren innerhalb kurzer Zeit vergriffen. Die Geſamt=
zahl
der für das Länderſpiel gedruckten 41 000 Eintrittskarten
kann ſchon jetzt als ausverkauft gelten.
Die Direktion des Frankfurter Stadions gibt jetzt folgende Auf=
ſtellung
über die Kartenverteilung zum Fußball=Länderſpiel Deutſch=
land
Italien offiziell bekannt, um dadurch etwaigen Gerüchten über
eine ungerechtfertigte Verteilung entgegenzutreten: Zum Verkauf ge=
langen
insgeſamt 41 617 Karten. Der Deutſche Fußball=Bund
verfügte durch die Bezirksbehörde in Offenbach für ſeine Vereine über
Stuttgart, Heidelberg, Saarbrücken, Mannheim, Coburg, Trier, Nürn=
berg
und Erfurt kommenden Extrazüge kamen 5853 Karten zum Ver=
ſand
. Durch die Vorverkaufsſtellen in Frankfurt wurden 12970 Karten Gauturnfeſt in Groß=Gerau ſpricht ein Vertreter des dortigen
Ausgabe gelangt, es ſtehen alſo noch 7 349 Karten zur Ver=
fügung
, davon ſind jedoch 2000 Schülerkarten; auf den Reſt von
5000 Karten liegen noch 3 606 unerfüllte Vorbeſtellungen von auswärts
Reſt bleibt für den hieſigen Vorverkauf und die Tageskaſſen reſerviert.
Kraftſpork.
Ausſcheidungskampf in Groß=Zimmern.
Geſtern fand in Groß=Zimmern der Ausſcheidungskampf
wegen der Teilnahme an den Europameiſterſchaften in Stockholm
im Federgewicht zwiſchen dem Weltmeiſter Leucht=Nürnberg und
dem Deutſchen Meiſter Ohl=Groß=Zimmern ſtatt. Ohl ging
beide Male als Punktſieger hervor. Der Kampf war ſehr
ſpannend.

Turnen.
70. Gaukurntag des Main=Rhein=Gaues der 9. T.
Am geſtrigen Tage verſammelten ſich im Turnhauſe der
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 die Vertreter der Turnvereine,
welche im Main=Rhein=Gau zuſammengeſchloſſen ſind, zu dem
alljährlich fälligen Gauturntag. Gauvertreter Roth begrüßte
reich erſchienenen Vertreter und dankte der Turngeſellſchaft
Darmſtadt für die Ueberlaſſung der Turnhalle zu dieſer Tagung.
1. Sprecher Lehmann der Turngeſellſchaft Darmſtadt über=
mittelte
die Grüße des Vereins und betonte beſonders die 50 jäh=
rige
Zugehörigkeit des Vereins zur Deutſchen Turnerſchaft, wel=
derlage
erlitt. In der Runde der Zweiten wurden die Spiele ches auch der Grund zur Uebernahme des Turntages, gleichſam
als Erinnerungsfeier, geweſen ſei. Hieran ſchloß ſich eine ſin=
der
erſten Serie erledigt. Es gab eine Ueberraſchung, da der nige Totengedenkfeier. Mit dem Abſingen eines Turnerliedes
trat man ſodann in die umfangreiche Tagesordnung ein. Unter
Punkt Mitteilungen machte Gauvertreter Roth bekannt, daß die
von der D.T. zum Abſchluß gebrachte Lotterie einen guten Er=
folg
gezeitigt habe. Unter Mitarbeit der Turnerſchaft iſt der
Bäderbau innerhalb des Gaugebietes rüſtig vorwärts ge=
ſchritten
. Zum Beitritt der Deutſchen Lebensrettungsgeſellſchaft
wurde aufgefordert. Ueber das im Sommer 1929 durchgeführte
Akademiſche Turnfeſt in Klagenfurt erſtattete Gauvorſteher Roth
eingehend Bericht über die zielbewußte Arbeit der akademiſchen
Turner, die im Intereſſe des Deutſchtums im Auslande und
der D.T. geleiſtet wurde. Ebenſo berichtete Gauvorſteher Roth
über die ſegensreiche Einrichtung der Deutſchen Turnerſchaft in
Berlin, unſere D.T.=Turnſchule, die ſchon manchen Turnern
gute Anregungen für den Vereinsbetrieb gegeben hat. Gauober=
turnwart
Hofferberth berichtete über die Arbeit in den acht
Fachgebieten und wünſchte zugleich, daß die neu= bzw. wieder=
gewählten
Fachwarte und Unterausſchußmitglieder in demſelben
Geiſte im Jahre 1930 arbeiten.
Die Lehrarbeit im Männerturnen erſtreckte ſich auf
insgeſamt 5 Gauübungsſtunden. Den Hauptanziehungspunkt
bildete das Gaumännerturnen in Bensheim, wobei insbeſon=
dere
die beſſere Teilnahme der Altersturner gegen die Vorjahre
hervorgehoben werden muß. Den Abſchluß des Jahres brachte
ein Lehrgang, der ſich über vier Tage erſtreckte. Das Frauen=
turnen
ſtand im Jahre 1929 in ſteter Aufwärtsentwickelung.
In zuſammen vier Gauübungsſtunden waren 400 Teilnehmerin=
nen
zugegen. Im letzten Lehrgang waren aus den Gauvereinen
70 Turnerinnen angetreten. Auch der Einrichtung von Abtei=
lungen
älterer Turnerinnen und Frauen wurde Rechnung getra=
gen
und ein Uebungsabend für ſolche abgehalten, wozu eine
überaſchend große Zahl von Teilnehmern ſich einfand. Dieſer
Richtung der Weiterentwickelung ſoll auch in dieſem Jahre Rech=
nung
getragen werden. Einen wirkungsvollen und erfreulichen
Verlauf nahm das Gau=Frauenturnen in Nieder=Ramſtadt. Das
Volksturnen wurde in einem dreitägigen Lehrgang und
drei weiteren Gauübungsſtunden gefördert. An Wettkampfver=
anſtaltungen
ſind hier zu nennen der Gau=Waldlauf in Erz=
hauſen
und das Gauſportfeſt in Worfelden. Bei erſterem gingen
83 Läufer an den Start, bei letzterem traten in 42 Einzelbewer=
ben
411 Wetturner und 19 Staffeln an. Außerdem fand ein
volkstümlicher Wettkampf in Weiher i. O. ſtatt, an welchem 113
Turner teilnahmen. Die Pflege des Kinderturnens
wurde mit Eifer betrieben und die Ausbildung von Lehrkräften
in einem mehrtägigen Lehrgang und drei Gaulehrſtunden ge=
fördert
. Zwei Kindertreffen, und zwar in Leeheim und Roß=
dorf
, konnten durchgeführt werden. Die Jugendarbeit
ſetzte ſich auch innerhalb des Gaues beſtimmter durch und iſt in
dieſer Hinſicht ein erfreulicher Fortſchritt zu verzeichnen. Eine
vier= ſowie fünftägige Wanderung an Oſtern und Pfingſten
führte die Turnerjugend an den Rhein und durch den Vogels=
berg
. Die Sonnwendfeier und Gaujugendtreffen verſammelten
200 Teilnehmer in Lichtenberg. Nicht weniger als 48 Jugend=
liche
nahmen am Jugendtreffen der D.T. in Wunſiedel teil. Je
700 Teilnehmer fanden ſich bei den beiden Gauwanderun=
gen
nach der Schwedenſäule und dem Frankenſtein zuſammen.
In zehn Vereinen wird das Singen im vierſtimmigen
Männerchor gepflegt. Spielmannszüge beſtehen in 37
Vereinen. Das Schwimmen ſtand auf beachtlicher Höhe und
waren die Erfolge auf dem Gebiete des Wetttkampfes im Ver=
gleich
zu den Vorjahren ganz hervorragende. Die Wettkampf=
veranſtaltungen
waren ſehr gut beſucht und kann hier von einem
beſonders günſtigen Aufſtieg berichtet werden. Die Spiel=
bewegung
(Sommer= und Winterſpiele) erfreuten ſich reger
Beteiligung. Der Ausbildung von Schiedsrichtern brachte man
reges Intereſſe entgegen und führte dieſe in verſchiedenen Lehr=
und läßt die geleiſtete Arbeit der 74 Gauvereine in vollem Lichte
erſcheinen. In nicht weniger wie 6579 Uebungszeiten turnten
119 881 Teilnehmer über 15 Jahre alt. Die Turnerinnen waren
bei 3882 Uebungsſtunden mit 52 778 Teilnehmerinnen tätig. Am
Kinderturnen nahmen bei den Knaben in 4250 Stunden 71020
und Dr. Bauwens als Vorſitzender der internationalen Regel= teil, während bei den Mädchen in 2909 Uebungsſtunden 57984
beſchäftigt wurden. Im gleichen Verhältnis bewegen ſich die
Zahlen im Volksturnen, Schwimmen, Wandern, Schneelaufen,
Kanufahren und Singen. Die Mitgliederzahl des Gaues be=
trägt
: Knaben und Mädchen zuſammen 2526; Turnerinnen 1335
und Turner 7554. Eigene Vereinshallen beſitzen 20 Vereine,
während 17 ſolche gepachtet haben. Turn= und Spielplätze ſind
in 28 Vereinen Eigentum, während 37 Vereine ſolche gepachtet
haben. Das waſſerreiche Gaugebiet bietet im Sommer 37 Ver=
einen
Gelegenheit zum Schwimmen, während im Winter 7 Ver=
eine
in der glücklichen Lage ſind, ſolches betreiben zu können.
Für die tatkräftige Unterſtützung des Heſſiſchen Kultusmini=
ſteriums
, insbeſondere Herrn Schulrats Haſſinger, dankte im
Namen des Main=Rhein=Gaues Gauvertreter Roth. Die bean=
tragte
Entlaſtung des Gaurechners Wandel wurde genehmigt,
und Gauvertreter Roth dankte nochmals dem ausgeſchiedenen
Gaukaſſenwart Wandel für die umfangreiche und geſchickte Kaſſen=
führung
in den verfloſſenen Jahren. Zum Gauehrenmitglied
wurde das ſeitherige Mitglied des Turnausſchuſſes, Turner
Georg Löffler=Roßdorf, ernannt. An Stelle des Herbſtturntages
tritt eine Pflichtverſammlung aller Vereinsvorſitzenden. Ab=
teilungsleiter
und Geldwarte, die alljährlich im Herbſt ſtatt=
findet
. Der nächſte Frühjahrsgauturntag findet in Auerbach
ſtatt, und der Waldlauf für 1931 wurde Bickenbach übertragen.
An die Kreisleitung werden verſchiedene Anträge, die der Gau=
15 445 Karten. Für die aus den Städten Düſſeldorf, Kaſſel, Sie n, turntag genehmigte, weitergeleitet. In den Ausſchuß für Wan=
dern
und Geſang wurde Turner Künzel=Beſſungen als weiteres
Mitglied gewählt. Ueber das in Vorbereitung befindliche 49.
zum Verkauf gegeben. Damit ſind bis jetzt 34 268 Karten zur Turnvereins und erwähnt beſonders, daß die dem Feſte voraus=
gehende
Befreiungsfeier zu einem Höhepunkt ſich geſtalten dürfte.
Zum Gau=Frauenturnen, das in Sprendlingen ſtattfindet, lädt
vor, die nur zum allergeringſten Teil ausgeführt werden können. Der ein Vertreter der dortigen Turngemeinde ein. Eine Großturn=
veranſtaltung
wird am Nachmittag des 23. März im Turnhauſe
der Turngemeinde Darmſtadt 1846 ſtattfinden, an der beſonders
die leiſtungsfähigſten Vereine des Mittelrheinkreiſes beteiligt
ſind. Mit einem Schlußwort des 1. Gauvertreters wurde die
arbeitsreiche Tagung der Turnervertreter geſchloſſen.

Schiedsrichter für den Fußballkampf gegen Italien in Frankfurt
ſoll einer Meldung aus Rom zufolge der Schweizer Ruoff ſein.
Das Chieagoer Sechstagerennen endete mit einem Siege der Mann=
ſchaft
Debgets Beekmann. Dülberg/Walthour wurden Fünfte.
Die Deutſchen Bob=Meiſterſchaften brachten am Sonntag im Fünfer=
Bobrennen den Sieg des Bobs Fram 3 (Zahn/Nägele!.
Verbandsmeiſter des Verbandes Mitteldeutſcher Ski=Vereine wurde
wieder der Frankfurter Huhn vor Brinkmann=Kaſſel.
Schleſiſcher Ski=Meiſter wurde Striſchek=Bad Reinerz vor Leunold.

[ ][  ]

Seite 8

Montag, den 17. Febrlar 1930

Heute letzter Tag!
Im Doppelspielplan:
Geschminkte Jugend
Ein Film unserer Zeit von dem
bekannten Regisseur
Carl Boese
Die Nöten und Gefahren, die der
heutigen Jugend aus den ver-
schiedentlichst
. Vorraussetzungen
heraus erwachsen und gegen die
sie sich zu wehren hat, sind die
Motive der Handlung, die außer-
ordentlich
aktuell ist.
Hauptdarsteller:
Tonj van Epck
Woltgang Zilzer
Dazu als zweiter Schlager:
Weib in der Wüste
Ein Film aus den Tropen mit
lrene Rich
in der Hauptrolle (V.2878
Packende Bilder aus der tropischen
Landschaft und vom Leben bei
den Kolonialtruppen.
Beginn: Werktags 3½ Uhr

Kufturfilmbühne
Kleines Haus
Von Montag, den 17. bis
Mittwoch, den 19. Februar 1930
Anfanz 16 und 20 Uhr

Heute letzter Tag

Das Eichberg-
Großlustspiel:
Wer wird denn

weinen wenn man
auseinandergeht

Heute letzter Tag!

TOMMIZ
der bekannte Cowboydarsteller in
seinem neuesten
Wild West-Abentener:
HogelFrei

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in der Hauptrolle.
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teuer
dieses weiblichen Detektives,
der in den verschiedenst. Gestalten
auftaucht und freut sich über die
lebendige immer bewegte Umwelt,
Den Höhepunkt der Dekoration
bildet die Darstellung des Lido‟
mit einem großen Schwimmbassin
inmitten eines eleganten Pariser
Luxuslokals. Die Ausstattung
allein ist schon eine Sensation
für sich.
In weiteren Hauptrollen:
Vera Veroninz, Paul Hörbiger,
Harry Halm.
Im Beiprogramm:
Lustspiel und Kulturfilm,
Beginn: Werktags 3½ Uhr

Eine gefährliche Affaire aus den
Tagen der Lynchjustiz in 7 Akten
Regie: Eugene J. Forde
Amerika mit der großartigen
Romantik seines wilden Westens-
mit
Abenteuern verzweifelnden
Ritten immer auf dem Rücken
des Pferdes in der endlosen Prärie.
In dem Mittelpunkt dieser
ruhelosen Welt:
Tom Mix, der König der Gowboy
Als zweiler Schlager:
Sein Herzensiunge
Ein ergreifendes Filmwerk in
7 Akten mit Rudolf Schildkraut,
dem Altmeister d. Schauspielkunst
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn: Werktags 3½ Uhr

Großes Haus

Hessisches
Landestheater
Montag
17. Februar 1930

Kleines Haus

16 u. 20 Uhr

Keine Vorstellung.

Kulturfilmbühne:
Fanfaren der Liebe
e 0.802 Mk.

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A.

Banfaren der Liebe
Ein Film unter der Regie von D. W. Gritfith aus den historischen
Tagen der spanisch. Herrschaft in Südamerika, der aut der Geschichte
(V.2879
Franzesca da Riminis basiert.
In den Hauptrollen: Mary Philbin, Don Alvarado, Lionel Barrymore

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für aktive und inaktive
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8½ Uhr abends führte Gäſte.
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Den Kameraden zur Kenntnis,
daß unſer Ehrenmitglied und
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Jacob Weicker
am Freitag verſtorben iſt.
Die Beerdigung findet Montag
den 17. Februar 1930, nachmitta s
3 Uhr, auf dem alten Friedhof
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