Hnzchummmer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 24
193. Jahrgang
Freitag, den 24. Januar 1930.
Amm breiie Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichgh.
FinanzAnzeigen 40 Reſchspfg. Rellamezelle (92 mm
breitl2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reſchepfg. 92 mm breite
Rellame=
zelle 2.00 Reiſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmart
(1 Dollar — 420 Markt. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strell uſw., erliſcht
ſede Verpſlichtung aut Erfüllung der
Auzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichticher Beitreibung ſällt ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deuiſche Bani und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Moldenhauer bringt Ordnung in die Finanzen
Liguidierung der Hilferding’ſchen Erbſchaft. — Der Rachkragsekak für 1929 ins Gleichgewicht gebracht.
Im Laufe des Jahres werden faſt 800 Millionen kurzfriſtige Schulden fällig.
Bis zum 1. Januar 1930 ſol möglichſt alles bezahlt ſein.
Moldenhauers Aufgaben.
Ekalbilanzierung. — Rückzahlung laufender Schulden.
* Berlin, 23. Jan. (Priv.=Tel.)
Der Reichsfinanzminiſter Dr. Moldenhauer hat den
erfreu=
lichen Auftrieb, mit dem er an ſeine neue Aufgabe herangeht,
un=
mittelbar nach ſeiner Rückkehr aus dem Haag erneut bewieſen. Er
hat in derſelben Nacht noch den Nachtragsetat für 1929 dem
Kabi=
nett vorgelegt und mit deſſen Zuſtimmung dem Reichsrat
weiter=
geleitet, ſo daß jetzt mit der Aufräumungsarbeit für
die finanziellen Verſäumniſſe in der
Ver=
gangenheit ernſthaft begonnen werden kann. Es iſt gewiß
kein erfreulicher Etat, mit dem Dr. Moldenhauer herauskommen
muß. Er rechnet mit einer Mindereinnahme von etwa
350 Millionen, zu denen noch rund 150 Millionen
Mehr=
ausgaben kommen, abgeſehen von 220 Millionen, die zur
Alimen=
tierung der Arbeitsloſenverſicherung noch notwendig ſind, weil
die Sozialdemokraten im Herbſt ſich einer vernünftigen Regelung
widerſetzt haben. Das ſind ſchon reichlich 700 Millionen. An ſich
müßte dazu ein weiterer Poſten von rund 150 Millionen
treten, das Defizit aus dem vergangenen Etatjahr.
Das Reichsfinanzminiſterium will aber dieſe Abdeckung — was
etatrechtlich zuläſſig iſt — noch um ein Jahr vertagen,
ſo daß ſich im ganzen ein Aufwand von nur 700 Millionen
er=
geben hat. Aus Mehreinnahmen ſtehen zur Verfügung die
Summe, die wir aus dem Youngplan gegenüber dem
Dawes=
plan einſparen, das ſind reichlich 460 Millionen. Dazu 150
Millio=
uen aus der neuen Rate der Induſtriebelaſtung. Bleibt noch
ein Reſt von knapp 100 Millionen, der ſich evtl. auf eine Reihe
kleinerer Verſchiebungen verteilt, darunter auch das
Mehrauf=
kommen aus der Tabakſteuer mit 30 Millionen. Auf dieſe Weiſe
iſt es gelungen, den Etat ins Gleichgewicht zu bringen.
Mehr auch nicht. Die Rückzahlung der laufeden
Schulden iſt ganz dem neuen Jahr vorbehalten,
das am 1. April beginnt.
Der Etat für das kommende Haushaltjahr
wwird in der nächſten Zeit vom Kabinett verabſchiedet werden. Er
iſt mit ganz gewaltigen Summen belaſtet. Der
Reichsbankpräſident hat ja die Bildung eines
Tilgungs=
fonds in Höhe von 450 Millionen verlangt, was
aber nicht einmal ausreicht, um den fälligen
An=
ſprüchen gerecht zu werden. Die verſchiedenen
kurz=
friſtigen Schulden, die Ueberbrückungskredite
Dr. Hilferdings, mit denen ſich dieſer über Waſſer gehalten
hat, werden in raſcher Folge fällig. Es handelt ſich dabei bis
zum Jahresende um faſt 800 Millionen. Herr
Mol=
denhauer hofft aber mit Hilfe der erſten Tranche der Schweden=
Anleihe und einer neuen inneren Anleihe hinreichend Geld flüſſig
machen zu können, um alle dieſe Verpflichtungen abzudecken und
damit das Reich aus den ewigen Geldkalamitäten
herauszubrin=
gen. Biszum 1. Januar nächſten Jahres ſoll
mög=
lichſtreiner Tiſch gemacht werden. Ob es freilich bis
dahin gelingen wird, jedesmal glatt über den Ultimo und ſeinen
Spitzenbedarf hinwegzukommen, iſt zunächſt noch eine offene
Frage. Indeſſen wird es dem Reich in Zukunft nicht ſchwer
fallen, für ſolche Anſprüche Hilfe zu bekommen, ſobald bei der
Finanzwelt erſt einmal die Gewißheit geſchaffen iſt, daß mit dem
ſeitherigen fortgeſetzten Behelf von Fall zu Fall Schluß
ge=
zacht iſt.
Eingaben der Wirkſchaft zur Handhabung
der Skeuergeſetze.
Berlin, 23. Januar.
Der Deutſche Induſtrie= und Handelstag teilt mit, daß er
ge=
meinſam mit dem Zentralverband des Deutſchen Bank= und
Ban=
liergewerbes, der Hauptgemeinſchaft des Deutſchen Einzelhandels,
dem Reichsverband der Deutſchen Induſtrie und dem
Reichsver=
band des Deutſchen Groß= und Ueberſeehandels in einer
Ein=
zabe an das Reichsfinanzminiſterium beantragt
at, dem Reichstag einen Geſetzentwurf vorzulegen, der
ine Neufeſtſtellung des Vermögens nach dem
Stande vom 1. Januar 1929, entgegen der
bis=
herigen Handhabung auch ohne Vorliegen
be=
ſonderer Umſtände auf Antrag zuläßt.
Zur Begründung wird u. a. ausgeführt, daß für die
Ver=
mögensſteuerveranlagung 1929 eine Hauptfeſtſtellung
r Einheitswerte nach dem Stande vom 1. Januar 1929 nicht
ſtattfindet, ſondern der auf den 1. Januar 1928 feſtgeſtellte
Ein=
heitswert auch für 1929 maßgebend iſt, während in den
Ver=
nögensverhältniſſen der Steuerpflichtigen ſeit dem 1. Januar 1928
eine teilweiſe recht erhebliche Aenderung und Verſchlechterung
ein=
getreten ſei, die zurzeit bei der Veranlagung nicht berückſichtigt
werden kann.
Weiter haben die genannten Verbände in einer Eingabe
zur Frage der Behandlung der ſteuerfreien
Reichsanleihe 1929 bei der
Vermögensſteuer=
veranlagung 1929 den Standpunkt vertreten, daß bei der
Steuerfeſtſtellung nach dem Vermögen vom 1. 1. 1928 darauf
Rück=
ſicht genommen werden muß, ob und in welchem Umfang dieſes
Vermögen inzwiſchen in Reichsanleihe angelegt wurde, und haben
daher beantragt, die Verordnung über die
Vermögensſteuerveran=
lagung 1929 durch eine Beſtimmung zu ergänzen, wonach das
Ver=
mögen, ſoweit es in Reichsanleihe angelegt iſt, zur Vermögens=
ſteuer nicht herangezogen wird.
Beginn der Reichskagsarbeil.
Der Kampf um das Zündholzmonopol. — Molden
hauer ſtellk einen Bericht über die Kaſſenlage
des Reiches in Ausſichk.
* Berlin, 23. Jan. (Priv.=Tel.)
Der Reichstag hat am Donnerstag ſeine erſte Sitzung im
neuen Jahr abgehalten. Er lat lediglich die erſte Leſung des
Zündholzmonopols vorgenommen, das nach einer mehrſtündigen
Ausſprache an den Ausſchuß ging, der am Freitag und Samstag
die Beratung vornehmen ſoll. Das Geſetz muß bis zum
3 1. Januar in Kraft treten, da ſonſt die Gegenſeite das
Recht hat, vom Vertrag, der mit einer 500=Millionenanleihe
ver=
bunden iſt, zurückzutreten. In der Ausſprache ergaben ſich bei
allen Fraktionen, mit Ausnahme der Sozialdemokraten, ſtarke
Mißſtimmungen wegen der Bevorzugung der
Konſumvereine im Hinblick auf deren eigene
Streichhölzererzeugung. Sehr ſcharfe Worte gegen
den Vertrag fand der bayeriſche Volksparteiler Rauch, der ſoger
darauf hinwies, daß das Geſetz gegen Artikel 164 der
Reichsver=
faſſung verſtoße. Uieber dieſe Frage wird man ſich daher auch
noch im Ausſchuß unterhalten. Bekanntlich beſagt Artikel 164,
daß der ſelbſtändige Mittelſtand in Landwirtſchaft, Gewerbe und
Handel in der Geſetzgebung und Verwaltung zu fördern. und
gegen Uieberlaſtung und Aufſaugung zu ſchützen ſei.
Der Präſident eröffnete die erſte Sitzung nach der
Weih=
nachtspauſe um 15 Uhr und gedachte des Ablebens des Abg.
Schlüter (Soz.). Er teilte weiter mit, daß in den Enquete=
Aus=
ſchuß zur Unterſuchung der Abſatzbedingungen der deutſchen
Wirt=
ſchaft an Stelle des zum Reichswirtſchaftsminiſter ernannten
Ab=
geordneten Schmidt (Soz.) der frühere Reichsfinanzminiſter
Dr. Hilferding eingetreten iſt. Auf der sgesordnung ſtand die
erſte Beratung des Zünwarenmonopolgeſetzes. Anträge der
Kom=
muniſten und der Deutſchnationalen auf Abſetzung der Vorlage
wurden abgelehnt.
Reichsfinanzminiſter Dr. Moldenhauer leitete
die Beratung ein und hielt damit ſeine erſte Miniſterrede vor
dem Reichstag. Er erklärte, daß er die Abſicht gehabt habe, bei
dieſer Beratung einen eingehenden Bericht über die
Kaſ=
ſenlage des Reiches zu erſtatten, weil ihre Kenntnis zur
Würdigung der Kreuger=Anleihe notwendig erſcheine. Infolge der
Verzögerung der Verhandlungen im Haag und ſeiner
verſpäte=
ten Rückkehr nach Berlin könne er dieſe Abſicht nicht durchführen.
Er behalte ſich vor, im Ausſchuß und bei der zweiten Beratung
im Plenum die Kaſſenlage in voller Offenheit und Klarheit
dar=
zuſtellen. Er begnüge ſich unter dieſen Umſtänden heute mit
wenigen einleitenden Worten. Die Anleihe ſei an die Bedingung
geknüpft, daß das Monopol am 31. Januar dieſes Jahres
ver=
abſchiedet iſt. Verſuche, dieſen Termin hinauszuſchieben hätten
leider zu keinem Erfolg geführt. Er bitte deshalb um
Beſchleu=
nigung der Vorlage.
Die Ausſprache.
Abg. Hertz (S.) betonte, ſeine Partei behalte ſich eine
end=
gültige Stellungnahme zu dem Geſetz bis zur zweiten Leſung
vor, wenn man das Programm des Finanzminiſters gehört habe.
Abg. Dr. Rademacher (Dn.) bezeichnete die Vorlage als
das Ungeheuerlichſte, was je in der Geſchichte der deutſchen
Fi=
nanzpolitik vorgekommen ſei, während Abg. Dr. Neubauer (K.)
den Entwurf als arbeiterfeindlich ablehnte.
Abg. Beythien (D. Vp.) bezeichnete den Entwurf als ein
Dokument höchſt unerfreulicher A—t. Ein deutſcher Induſtriezweig
werde damit dem Auslandskapital ausgeliefert. Es werde nur
nicht genug beachtet, daß dieſe Auslieferung ſchon vor der
Kreu=
geranleihe zum größten Teil vollzogen war. Der Reſt der
deut=
ſchen Zündholzinduſtrie wäre zugrunde gerichtet worden durch
die Schleuderkonkurrenz von Sowjetrußland. Der Entwurf iſt
eine ſtarke Zumutung an die bürgerlichen Regierungsparteien.
Wir können ihm nur zuſtimmen in der Erwartung, daß nun auch
die Sozialdemokratie verantwortungsvoll arbeiten wird an einer
Senkung der direkten und der Realſteuern. Unannehmbar iſt für
die Deutſche Volkspartei die Sonderbehandlung der
Konſumge=
noſſenſchaften. Gegen dieſe Ausnützung der ſozialiſtiſchen
Macht=
poſition legen wir ſchärfſten Proteſt ein.
Abg. Borrmann (W.P.) wünſchte ebenfalls die Vorlage
geändert zu ſehen, ſo müßten im Aufſichtsrat der
Monopolgeſell=
ſchaft auch Vertreter des Einzelhandels ſitzen. Die Bevorzugung
der Konſumvereine lehne er ebenfalls ab
Abg. Rauch=München (Bahr. Vp.) bedauerte die kurze
Zeit, die dem Reichstag für die Erledigung dieſes Geſetzes
be=
laſſen werde. Die Behandlung der Konſumvereine widerſpreche
dem allgemeinen Monovol. Sie ſtehe auch im Widerſpruch zur
Reichsverfaſſung, deshalb das Geſetz verfaſſungsändernden
Charakter habe. Der neue Finanzminiſter habe mit der Vorlage
ein höſes Erbe übernommen.
Im Namen der Demokraten wandte ſich auch Abg.
Fiſchbeck gegen die Bevorzugung der Konſumvereine.
Nachdem noch der Aba. Stöhr (N.S.) die Vorlage
abge=
lehnt hatte, wurde die erſte Beratung geſchloſſen und die
Vor=
lage geht an den Haushaltsausſchuß. Um ½7 Uhr vertagte ſich
das Haus auf Montag mittag 3 Uhr zur zweiten Beratung des
Geſetzes.
Landwirkſchaft und Gekreidezoll.
Von
Profeſſor Wittſchewſky, Berlin.
Daß die deutſche Landwirtſchaft ſich ſeit einigen Jahren in
einer Notlage befindet, wird in der Literatur von niemandem
beſtritten. Die frühere volkstümliche Auffaſſung, daß die
Land=
wirtſchaft als Geſamtheit „eine milchende Kuh” ſei, kann auch in
keiner Weiſe mehr aufrecht erhalten werden. Ueberhaupt beſtehen
über die Bedeutung der Landwirtſchaft noch vielfach irrige
Vor=
ſtellungen, obgleich dieſer Berufsſtand gegenwärtig noch die
zahlenmäßig größte Stärke in Deutſchland beſitzt. Bei der
Zäh=
lung im Jahre 1925 wurden in der Landwirtſchaft 9,76 Millionen
Erwerbstätige ermittelt, gleich 31,4 Prozent der geſamten
Er=
werbstätigen, während z. B. die Produktionsmittelinduſtrien nur
21,5, die Verbrauchsgüterinduſtrien 19 Prozent und Handel und
Verkehr nur 17,3 Prozent der Erwerbstätigen umfaßten. Die
Zahl von 9,76 Millionen iſt aber eigentlich noch zu gering. Denn
ſie umfaßt nur die Perſonen, die in der Landwirtſchaft
unmittel=
bar beſchäftigt werden. Viele werden aber auch beſchäftigt bei
der Weiterverarbeitung der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe, z. B.
in den Molkereien, Käſereien, Mühlen, Brauereien, Raffinerien
uſw. Der Wert der landwirtſchaftlichen Erzeugung ſchwankte
(Wirtſchaftsjahr 1926/27) zwiſchen 10 und 12 Milliarden. Davon
entfällt etwa ein Drittel auf pflanzliche (Getreide, Obſt, Wein,
Heu) und etwa zwei Drittel auf tieriſche Erzeugniſſe (vor allem
Schlachtvieh, Milch). Der Wert der Schweineproduktion kann
im Jahr auf 2,5 bis 2,8 Milliarden angenommen werden, der
Wert der Roggenernte auf 800—1200 Millionen, und der Wert
der geſamten Weizenernte auf 600—900 Millionen. Vergleicht
man den Wert der landwirtſchaftlichen Produktion mit den
Wer=
ten, welche die anderen großen Erwerbsgruppen im Jahr ſchaffen,
ſo ergibt ſich für die Landwirtſchaft nur etwa ein Fünftel des
geſamten Volkseinkommens, das von ſachkundiger Seite auf 54
Milliarden angenommen worden iſt. Bedauerlich iſt, daß die
Produktion der Landwirtſchaft nicht ausreicht, um das deutſche
Volk aus eigener Scholle zu ernähren. Auch vor dem Kriege
hatten wir einen ſtarken Einfuhrüberſchuß an Lebens= und
Futtermitteln. Etwa ein Fünftel der in Deutſchland
verbrauch=
ten Nahrungsmittel ſtammten ſchätzungsweiſe aus dem Auslande.
Die Einfuhr hat ſich ſeit dem Kriege noch beträchtlich vergrößert.
Wirtſchaftlich ſteht die Landwirtſchaft ſeit fünf Jahren unter
ſchwerſtem Druck. Betragen doch die durchſchnittlichen jährlichen
Betriebsverluſte ungefähr 1½—2 Milliarden Mark. Dieſe
Ver=
luſte finden ihren ſichtbarſten Ausdruck in der ſteigenden
Schul=
deilaſt, die bis auf 9 Milliarden neuer Schulden gewachſen iſt
und damit den Wert eines Jahresumſatzes der Landwirtſchaft
er=
reicht hat. Die Verſchuldung der Vorkriegszeit war während
der Inflation bis auf einen geringen Bruchteil verſchwunden.
Aber die Stabiliſierung der Währung erfolgte in einem ſür die
Landwirtſchaft ſehr ungünſtigen Augenblick. Als im November
1923 die Papiermark endlich durch die Rentenmark erſetzt wurde,
hatten zahlreiche Landwirte einen großen Teil der Ernte gegen
Papiermark verkauft und mußten ſich Saatgut, Düngemittel und
andere Artikel zur Fortführung ihrer Wirtſchaft auf Kredit zu
ungünſtigen Bedingungen (Zinsſätze bis 36 Prozent) kaufen. Im
Jahre 1924 nahmen dann viele Landwirte Kredite zur
Inten=
ſivierung ihrer Wirtſchaft auf, in der beſten Abſicht, um dadurch
die landwirtſchaftliche Erzeugung zu ſteigern, aber ebenfalls zu
gerade phantaſtiſchen Zinsſätzen, welche nie herausgewirtſchaftet
werden konnten. Mancher Landwirt hat dann aber auch
Schul=
den zu reinen Konſumtivzwecken aufgenommen, Schulden, die
in den nächſten Jahren rapid gewachſen ſind, da die Zinſen meiſt
nicht gezahlt, ſondern zum Kapital geſchlagen wurden.
Dazu fielen die Ernten in den Jahren 1924, 1926 und 1927
teilweiſe recht ſchlecht aus, da Regenfälle und Wetterkataſtrophen
große Teile Deutſchlands ſchwer heimſuchten. Außerordentlich
ungünſtig geſtalteten ſich ferner die Preiſe, die in einem bis dahin
unbekannten Maße ſchwankten. Das gilt insbeſondere für
Wei=
zen, deſſen Preisentwicklung unter dem Ueberangebot des
Welt=
marktes infolge der Steigerung der überſeeiſchen Produktion
einen ſchweren Stoß erlitt.
Um der Agrarnot abzuhelfen, wurde 1925 und 1927 der
Zoll=
tarif an einigen Punkten abgeändert, doch ſollte die neue
Rege=
lung nur einen proviſoriſchen Charakter haben bis zu einer
all=
gemeinen tarifariſchen Umgeſtaltung. Eine ſolche konnte aber
damals nicht erfolgen und muß auch jetzt unterbleiben, weil
Deutſchland durch 16 Handelsverträge und 40 Handelsabkommen
ſo eng in die Weltwirtſchaft verflochten iſt, daß die Bindungen
ſich nicht einſeitig löſen laſſen.
Das Geſetz über Zolländerungen vom 22.
Dezember 1929 iſt unter ſolchen Umſtänden ein Stückwerk,
deſſen Einzelheiten eher zufälligen Mehrheiten des Reichstags als
einer planvollen Ueberlegung ihre Geltung verdanken. An
Vor=
ſchlägen für die Neuordnung hat es nicht gefehlt, wobei im
Vor=
dergrunde der Diskuſſionen das Problem der Preisbeeinfluſſung
des Getreides ſtand. Von ſozialdemokratiſcher Seite wurde unter
Beſeitigung der Getreidezölle ein Reichsmonopol für Ein= und
Ausfuhr von Getreide und Mühlenproduktionen befürwortet; die
„Reichsbauernfront” wünſchte eine zentrale Einfuhrſtelle mit
einem Reichsgetreiderat; der Ernährungsminiſter glaubte den
Stein der Weiſen in einer ſogenannten Preisausgleichsgebühr
für Weizen gefunden zu haben. Ein vom Reichstag
beauftrag=
ter Sachverſtändigenausſchuß hat die Fülle der Anträge und
Wünſche beraten, hat aber keine einheitliche Formel herausgeſtellt.
Die Vorlage der Reichsregierung an den Reichstaa hat bei dieſem
auch nur teilweiſe Beifall gefunden. Danach ſollten für die vier
Hauptgetreidearten (Roggen, Weizen, Gerſte und Hafer)
Gleit=
zölle oder bewegliche Zölle in der Weiſe eingeführt werden, daß
die geltenden autonomen Getreidezölle ſolange in Kraft bleiben,
als für die einzelnen Getreidearten beſtimmte Mindeſtpreiſe nicht
unterſchritten oder beſtimmte Höchſtpreiſe nicht überſchritten
würden. Solchenfalls müſſen die Zölle auf beſtimmte Beträge
erhöht oder ermäßigt werden. Das Gleitzollſyſtem iſt aber nur
für Roggen und Weizen beibehalten worden und beträgt
ſür Roggen 3 und 9 Mark, für Weizen 3½ und 9½ Mark. Die
Notwendigkeit einer Aenderung der Zollſätze iſt ſtets nach Ablauf
einer Friſt von vier Monaten zum Durchſchnittspreis für Roggen
Seite 2
Freitag, den 24. Jauuar 1930
Nummer 24
von 230 Mark und für Weizen von 260 Mark je Tonne zu
prüfen. Laut Beſchluß des Reichskabinetts ſollen die angegebenen
Höchſtſätze (9 und 9½ Mark) vom 20. Januar an gelten, jedoch nur
für die Einfuhr aus ſolchen Ländern, mit denen Deutſchland nicht
handelsvertraglich gebunden iſt. Der bereits gekündigte
Handels=
vertrag mit Schweden läuft bekanntlich am 15. Februar 1930 ab.
Für Gerſte iſt der geltende Zollſatz von 7 auf 9 Mark, für
Hafer von 7 auf 8 Mark erhöht worden, wohlgemerkt aber als
ſtarre Zölle.
Mit dieſen Stichproben aus dem vom Reichstag jetzt
verab=
ſchiedeten Zolltarifgeſetz müſſen wir uns hier begnügen. Man
mag die Abſicht erkennen, der Landwirtſchaft einen Schritt
ent=
gegenzukommen, die Tatſache wird aber von den agrariſchen
Organiſationen nur als Abſchlagszahlung auf das zukünftige
Geſamtprogramm der durchgreifenden Landwirtſchaftshilfe
ein=
geſchätzt. In den Auslaſſungen der landwirtſchaftlichen
Fach=
organe wird nachdrücklich darauf hingewieſen, daß die Erhöhung
der Zollſätze, zumal in beſchränktem Umfang, die Rentabilität der
Landwirtſchaft nicht zu ſichern vermöge, vielmehr wären die
Fak=
toren der allgemeinen Wirtſchaftslage hierbei von maßgebendem
Einfluß, ſo die Weltmarktpreiſe, die Kapital= und
Kreditverhält=
niſſe, die Preiſe der Produktionsmittel für die Landwirtſchaft,
und nicht zuletzt die Steuern und Tributlaſten. Die Agrarkriſe
wird vielleicht gemildert, aber ſchwerlich überwunden werden.
Koalikionsverhandlungen in Preußen.
Erweikerung der Weimarer Koalikion durch
Ein=
beziehung der Deutſchen Volksparkei.
* Berlin, 23. Jan. (Priv.=Tel.)
In Preußen ſchweben wieder einmal Verhandlungen
über die Erweiterung der Weimarer Koalition
durch Einbeziehung der Deutſchen Volkspartei.
In der Vergangenheit ſind ſolche Verhandlungen wiederholt
fruchtlos verlaufen. Erſt im vorigen Sommer wieder, als der
preußiſche Miniſterpräſident Braun vorſchlug, an Stelle der
Demokraten ſollte die Deutſche Volkspartei das
Handelsmini=
ſterium übernehmen und noch einen Miniſter ohne Portefeuille
erhalten. Hier war an Dr. Curtius gedacht, der damals als
Reichswirtſchaftsminiſter gleichzeitig in Preußen amtieren ſollte.
Die Volkspartei hat damals aus zwei Gründen abgelehnt:
ein=
mal weil ſie zwei vollgültige Miniſterſitze beanſprucht, zum andern,
weil die berechtigte Vermutung beſtand, daß man den Vorſchlag
nur gemacht hatte, um die Zuſtimmung der Volkspartei zu dem
Konkordat mit der Kurie zu erreichen. Inzwiſchen ruhten die
Unterhaltungen über die Neubildung der Preußenkoalition nie
ganz. Jetzt kommt aus der Weimarer Koalition heraus in
ziem=
lich unverbindlicher Form der Vorſchlag an die
Volks=
partei, in die Regierung einzutreten. Soweit wir
unterrichtet ſind, iſt der Miniſterpräſident in ſeiner Eigenſchaft
als Chef der Regierung aktiv noch nicht beteiligt. Wohl aber hat
er ſich über den Stand der ſeit einigen Tagen intenſiver geführten
Verhandlungen Bericht erſtatten laſſen. Es ſieht nun ſo aus,
als ob man auf den Vorſchlag vom Sommer des letzten Jahres
zurückgreifen wollte mit der Aenderung allerdings, daß für die
Deutſche Volkspartei ein etatiſierter Miniſterpoſten geſchaffen,
d. h. in den Etat ſollen die Mittel hierfür eingeſetzt werden,
wenn auch der Stelleninhaber kein Miniſterium verwaltet. Die
D.V. P. würde dazu das Handelsminiſterium erhalten.
Außer=
dem ſollen der Volkspartei ſo in Heſſen=Naſſau und in
Pommern einige höhere Verwaltungsſtellen
über=
laſſen werden, deren jetzige Chefs, Schwander und Lippmann,
demnächſt ausſcheiden. Für Pommern wird ein bekannter
Land=
tagsabgeordneter der Deutſchen Volkspartei genant. Unter den
Regierungsparteien ſcheinen einige Verſtimmungen zu herrſchen,
weil augenſcheinlich die Demokraten ſehr ſpät unterrichtet
wor=
den ſind und bei den Sozialdemokraten Beſtrebungen im Gange
ſind, ihren Abg. König=Potsdam in das Bildungsminiſterium
hineinzubringen, das zurzeit von dem Demokraten Dr. Becker
verwaltet wird.
die Wahl der khüringiſchen Regierung.
Weimar, 23. Januar.
Am Donnerstag nachmittag erfolgte in der Sitzung des
Landtages von Thüringen, nachdem am Vormittag eine
ſtür=
miſche Ausſprache vorausgegangen war, die Wahl der
Thü=
ringer Regierung. Die Regierung hat folgende
Zuſammen=
ſetzung: Finanzen: Baum (Landvolkpartei), Inneres und
Volksbildung: Dr. Frick=München (Nat.=Soz.), Wirtſchaft und
Juſtiz: Dr. Käſtner (Wirtſchaftspartei), Staatsräte ſind:
Warſch=
ler (Nat.=Soz.). Kien (Dntl.), Fürth (Wirtſchaftspartei), Bauer
(D. V. P.) und Porth (Landvolkpartei). Die Wahl erfolgte mit
28 gegen 22 Stimmen. Dagegen ſtimmten: Sozialdemokraten,
Kommuniſten und der demokratiſche Abgeordnete. Um 6 Uhr
fand die Vereidigung der neuen Regierungsmitglieder ſtatt.
Techniſche Rundſchau.
Metalle erſcheinen wieder: „Niobium, Tantal, Beryllium.
Von Dr. Hellmut Thomaſius.
Ein kennzeichnendes Merkmal dafür, wie ſich unſere geiſtige
Einſtellung gegenüber den früheren Zeiten geändert hat, ſtellen
die Beſtrebungen dar, die gegenwärtig in bezug auf die
Verwen=
dung gewiſſer Metalle im Gange ſind. Lange Zeit boten dieſe
Metalle lediglich wiſſenſchaftliches Intereſſe. Sie waren meiſt
verhältnismäßig ſelten. Vielfach war es ein Kunſtſtück, ihr
Daſein überhaupt zu bemerken und ſie in reinem Zuſtande
dar=
zuſtellen. War ein derartiger großer Wurf gelungen, ſo begann
das Schürfen in die Tiefe. Ihre Eigenſchaften wurden ermittelt
und aufs genaueſte erforſcht. Wenn dieſe Arbeiten zu einem
ge=
wiſſen Abſchluß gelangt waren, wendete man ſich neuen
Auf=
gaben zu. Die Metalle ſelbſt, wurden in kleinen Proben den
Sammlungen der Hochſchulen und wiſſenſchaftlichen Inſtitute
einverleibt. Hier führten ſie eine Art von Muſeumsdaſein. Die
Vollſtändigkeit der Sammlung war gewahrt. Wer ſie ſehen
wollte, für den ſtanden ſie bereit. Die Wiſſenſchaft hatte das
Ihrige getan. Die Angelegenheit war beendet.
Dieſes rein ideale Streben paßt nicht mehr in unſere Zeit.
In unſeren Tagen der Sachlichkeit muß alles einen Zweck haben.
Deshalb erleben wir gegenwärtig die merkwürdige Tatſache, daß
die Technik ihre Aufmerkſamkeit einer Anzahl derartiger, längſt
bekanuter und zum Teil ziemlich ſeltener Metalle zuwendet. Es
gilt, zu ermitteln, wozu man ſie brauchen könnte. Gleichzeitig
aber ſind ihr die Verwendungsarten anderer, häufig benutzter
Metalle und Metallegierungen nicht vielſeitig genug. Auch
hier ſtrebt man danach, immer neue Gebiete zu finden, auf denen
eine Verwertung möglich iſt. Ging die Beſchäftigung mit vielen
Metallen früher mehr in die Tiefe, ſo geht ſie jetzt bei faſt allen
mehr in die Breite. Der Nützlichkeitsgedanke iſt in den
Vorder=
grund getreten und wirkt ſich aus.
Unter den bislang vernachläſſigten Metallen iſt zunächſt das
Niobium zu erwähnen, das bereits, im Jahre 1844 von dem
deutſchen Chemiker Heinrich Roſe entdeckt wurde. In Frankreich,
in England und in Amerika führt es den Namen „Columbium”
ärgendeine Verwendung hat es außer, zur Herſtellung einiger
Ghemiſcher Verbindungen kaum gefunden. Schon deshalb nicht,
weil es ziemlich ſchwierig war, es in reinem Zuſtand zu gewin=
Bom Tage.
Der Reichstagsabgeordnete Schlange=Schöningen, der ſeinerzeit mit
einer Ne he weiterer deutſchnationaler Abgeordneter aus der
Frak=
tion austrat, hat nunmehr ſeinen Austritt ans der
Partei ſelbſt vorgenommen.
Die Reichstagsfraktion der Deutſchen
Volkspar=
tei trat am Donnerstag zu einer Sitzung zuſammen, in der der
Reichsfinanzminiſter Dr. Moldenhauer über Finanz= und Steuerfragen
berichtete. Die Beſprechung trug lediglich informatoriſchen Charakter.
Die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion hielt
am Donnerstag eine Sitzung ab, in der der Reichswirtſchaftsmin ſter
Schmidt einen Bericht über die Verhandlungen im Haag erſtattete. Für
die Ausſprache über das Haager Ergebn’s und die damit
zuſammenhän=
genden Fragen wurde eine beſondere Fraktionsſitzung anbergumt, die
am Mitwoch nächſter Woche ſtattfinden ſoll.
Die Zentrumsfraktion des Reichstags hielt am
Don=
nerstag eine Fraktionsſitzung ab. Der Fraktionsvorſitzende Dr.
Brüning ſprach der deutſchen Delegation für ihre Tätigkeit im Haag
den Dank der Fraktion aus.
Die demokratiſche Reichstagsfraktion beſchloß, angeſichts der
Be=
unruhigung der Bevölkerung durchdie Schießereien
links= und rechtsradikaler Elemente mit ſtarkem
Nach=
druck die unverzügliche Verabſchiedung eines mit wirkſamen
Vorbeu=
gungs= und Strafbeſtimmungen ausgeſtatteten Geſetzes zum Schutze der
Nepublik und der öffentlichen Orduung zu fordern.
Der von der kommun’ſtiſchen Preſſe für Anfang Februar
angekün=
digte „Hungermarſch” der Erwerbsloſen nach
Ham=
burg iſt verboten worden. Die Polizeibehörde teilt mit, daß alle
Demonſtrationen unter freiem Himmel in Hamburg vom 31. Jauuar beginnen, die nach den Zuſicherungen franzöſiſcher Kreiſe
bis 2. Februar einſchließlich verboten ſind.
„Im Tſcherwonzenfälſcherprozeß wurde am Donnerstag
die Ladung des Kapitäns Ehrhardt für Donnerstag
näch=
ſter Woche beſchloſſen.
Im Großen Rat des Kantons Baſel=Stadt kam am Donnerstag die
Niederlaſſung der B.7.3. in Baſel zur Sprache. Der Große Rat
bil=
ligte mit 96 gegen 24 Stimmen die Maßnahmen der Regierung trotz der
Gewährung der Steuerfreiheit und ermächtigte die Regierung, die
not=
wendige Vorſorge für die Unterbringung der Bank zu treffen.
Macdonald richtete am Mittwoch abend im Nundfunk eine
Botſchaft an das amerikaniſche Volk, in der er ſich
über die Ziele der Flottenkouferenz ausſprach.
wunden in der erſten Hältfe des Quotenjahres 15 426 Sichtvermerke er= rigen Recovery Acts. Nach den neuen Haager
Verein=
teilt, das ſind rund drei Fünftel der Geſamtquote. England und
Nord=
irland erreichten ihre Quoten nicht
Verkreker der Oſkmark beim
Reichs=
präſidenken.
Veberteichung einer Denkſchrift über die Nok
des deutſchen Oſtens.
Berlin, 23. November.
Der Reichspräſident empfing am Donnerstag zur
Ueber=
reichung einer gemeinſamen Denkſchrift über die Not der
deut=
ſchen Oſtprovinzen und zu näheren Darlegungen über den
In=
halt dieſer Denkſchrift den Landeshauptmann der Provinz
Grenzmark Poſen=Weſtpreußen, Dr. Caſpari, den
Landesdirek=
tor der Provinz Brandenburg v. Winterfeldt=Menkin und den
Landeshauptmann der Provinz Niederſchleſien Dr. p. Thaer.
Der Berliner Oberbürgermeiſter Dr. Böß
gehl in Penſion.
In der Donnerstagsſitzung der Berliner
Stadtverordneten=
verſammlung ging es zum erſten Male ſeit langem wieder ruhig
zu. Die Stadtväter erwartete gleich zu Beginn eine Senſation.
Es kurſierte die Nachricht, daß Oberbürgermeiſter Dr.
Bößſichbereit erklärt habe, von ſeinem Poſten
zu=
rückzutreten. Man wußte zwar, daß ſeit einigen Wochen
darüber verhandelt wurde, doch anſcheinend erfolglos. Jetzt
ſcheint man ſich unter ſozialdemokratiſcher Führung über die
Höhe der Penſion für Herrn Böß geeinigt zu haben. Herr Böß
erhielt bisher ein Gehalt von 36 000 RM. Er verlangte
dem=
entſprechend eine jährliche Penſion von 28000 RM. Dieſen
er=
heblichen Betrag ſcheint man ihm jetzt zugeſprochen zu haben
und es verlautet, daß der Oberpräſident damit einverſtanden iſt.
Aber die Wirtſchaftspartei verlangt, daß die Verhandlungen
fortgeführt werden mit dem Ziel einer erheblichen Herabſetzung
der Penſion. Schließlich hob die Stadtverordnetenverſammlung
einen früheren Beſchluß, faſt alle Bauten der Stadt abzudroſſeln,
auf. Man hat eingeſehen, daß das generell nicht zu machen iſt,
und es wurden daher 8 Millionen für die Durchführung
der dringendſten Bauarbeiten angefordert, die durch
eine Anleihe aufgebracht werden ſollen, womit ſich die Stadtväter
einverſtanden erklärten.
Ingangſekung des Young=Plans
uis Eller Murz.
Der Räumung ſteht daun nichts mehr im Wege.
* Berlin, 23. Jan. (Priv.=Tel.)
Die Abſichten für die parlamentariſche Erledigung des
Youngplanes für Deutſchland ſteht, wie wir berei.s
mitteilten, ſchon feſt. Die Geſetzenwürfe ſind zum Teil in
der vergangenen Nacht bereits in Druck gegeben worden.
Die Regierung hofft, daß der Reichsrat in der kommenden Woche
bereits mit der Beratung beginnen und der Reichstag am 3, oder
4. Februar ſeine Beratungen aufnehmen kann. Gegen den 20.
Februar könnte dann von deutſcher Seite aus die
Ratifikation erfolgen. Nach Mitteilungen, die Tardieu der
deutſchen Delegation gemacht hat, werden auch die
Fran=
zoſen ähnlich verfahren. Auch Belgien, England
und Italien werden zu gleicher Zeit
ratifizie=
ren, ſo daß anfangs März die Internationale
Bank ihre Arbeiten beginnen könnte. Die
Vorausſetzungfürdie Ingaugſetzungdes
Young=
plans könnte dann mit der Uebergabe der deutſchen
Schuld=
bonds ſchon für Ende März geſchaffen ſein. Am
1. April könnte dann die Räumung der 3. Zone
ſpäteſtens bis zum 30. Juni durchgeführt ſein ſoll.
Die Nebenlöſungen des Haager Abkommens.
Berlin, 23. Januar,
Im Rahmen der finanziellen Fragen des Haager
Abkom=
mens ſind, wie die „Deutſche diplomatiſche Korreſpondenz” in
ihrer heutigen Ausgabe betont, eine Reihe von Einzelheiten
feſt=
gelegt worden, die bei der bisherigen Berichterſtattung hinter
den großen, grundſätzlichen Fragen ſtark zurückgetreten waren.
Auf die deutſche Einwanderungsguote in Amerika Dahin gehört zunächſt die Umgeſtaltung des
bishe=
barungen iſt dieſe Angelegenheit dahin geregelt, daß die
Devi=
ſenerhebung für die 26prozentige Abgabe der deutſchen Ausfuhr
nach England und Frankreich beim Exporteur in Wegfall lommt,
und daß die deutſchen Sicherheitsdepots, 10 Millionen Mark für
England, 4 Millionen Mark für Frankreich, freigegeben und für
die Reichskaſſe verfügbar werden. Aehnliche Verbeſſerungen
ſind auch in bezug auf das Kapitel des neuen Planes:
Liguidakion der Bergangenheit
erzielt worden. Ein polniſcher Verſuch, das getroffene
Liqui=
dationsabkommen zu einem Element des Young=Planes zu
machen, iſt bekanntlich im Haag abgewehrt worden. Hinſichtlich
der übrigen Liquidations= und Freigabevereinbarungen iſt zu
bemerken, daß die mit England bereits vor der Haager
Kon=
ferenz erfolgten Verhandlungen nicht zu dem gewünſchten
Er=
gebnis gekommen ſind. England hat ſich bekanntlich geweigert,
Liquidationsüberſchüſſe herauszugeben, dagegen iſt ein
Frei=
gabeabkommen erfolgt, das Verte von etwa
70 Millionen Mark endgültig freigibt. Auch
mit Auſtralien und Neuſeeland ſind
Freigabe=
abkommen im Haag erzielt worden, die ſich an die
engliſche Regelung anlehnen. Mit Italien iſt neben der
Freigabe die Erſtattung von Ueberſchüſſen im
Werte von 5 Miklionen Lire, mit Frankyeich, auf
ähnlicher Baſis und auf Grund bereits früher getroffener
Ver=
abredungen, die Herausgabe von Ueberſchüſſen
im Werte von etwa 10 Millionen Mark vereinbart
worden. Kanada hatte ſich bereits vor den Haager
Konfe=
renzen zu Verhandlungen, auf anderer Grundlage als mit
Eng=
land geſchehen, bereit erklärt und hat nunmehr ein
Frei=
gabeabkommen abgeſchloſſen, während über die
Frage der Ueberſchüſſe, die dort einen Wert von
ſchätzungsweiſe 10 Millionen Dollar repräfentieren, die
Fortführung der Verhandlungen vereinbart worden iſt.
Damit ſind alle bisher zur Diskuſſion ſtehenden
Verhand=
lungen über Freigabe und Liquidationsüberſchüſſe einzeln,
frei=
lich mit verſchieden günſtigem Ergehnis, zum Ziele geführt
vor=
den. Offen geblieben, und zwar im Intereſſe der
deut=
ſchen Geſchädigten, ſind lediglich die auf anderweiter
Rechtsgrundlage (Schiedsgerichtsbarkeit uſw.) beſtehenden
Pri=
datforderungen. Ein Generalverzicht hierauf, wie er
vom Young=Plan vorgeſehen war, iſt jedenfalls vermieden
worden. Die Vermeidung eines allgemeinen Verzichts auf die
Liquidationen iſt gerade für noch ausſtehende Verhandlungen
mit einigen Oſtſtaaten beſonders wichtig. Sehr bedeutſam iſt
auch, daß das Verlangen auf den Verzicht nicht nur für die
ſtaatlichen Forderungen, ſondern auch für die privaten
Forde=
rungen auszuſprechen, abgelehnt werden konnte.
nen. Der Gedanke, daß es überhaupt zu irgend etwas nützen
könne, iſt in den ſeit ſeiner Entdeckung vergangenen langen
Jah=
ren eigentlich nie aufgetaucht. Aber die geiſtige Umſtellung
unſerer Zeit hat ihn ins Leben gerufen. Das Bewußtſein, daß
es ein Metall gibt, das keine Verwertung findet, ließ die
ge=
ſchäftstüchtigen Amerikaner nicht ruhen. Mit ſtaatlicher
Unter=
ſtützung wurde eine beſondere Verſuchsſtelle eingerichtet, der die
Aufgabe zufiel, ein Verfahren zur wirtſchaftlichen Gewinnung
größerer Mengen von Niobium auszuarbeiten. Das iſt nach
vielen Bemühungen jetzt endlich gelungen. Wir, müſſen alſo
damit rechnen, daß vielleicht ſchon in ſehr kurzer Zeit größere
Mengen dieſes bisher ſo ſeltenen Metalls zur Verfügung ſtehen.
Die Technik iſt damit um einen Stoff bereichert, der ihr unter
Umſtänden neue, noch unbekannte Möglichkeiten erſchließt.
Mit dem Niobium zuſammen kommt in der Natur das Tantal
vor, ein Metall, das eine Zeitlang in der Beleuchtungsinduſtrie
eine Rolle ſpielte. Die Tantal=Glühlampe, deren Glühfaden aus
Tantal beſtand, wird vielen noch in Erinnerung ſein. Die
Ver=
fahren zu ſeiner Darſtellung wurden von Werner von Bolton
und anderen deutſchen Chemikern zu hoher Vollkommenheit
aus=
gearbeitet. Schon damals wurde darauf hingewieſen, daß ſich
dieſes Metall wegen ſeiner vorzüglichen Eigenſchaften zu
man=
nigfacher anderer Benützung eignet. Trotzdem hat man von ihm
bisher nur einen beſchränkten Gebrauch gemacht. Es läßt ſich
daher wohl mit Recht behaupten, daß dieſes bereits im Jahre
1802 von Ekeberg entdeckte Metall außer in der Zeit der Tantal=
Glühlampe niemals eine beſonders große techniſche Bedeutung
gewonnen hat. Nachdem nunmehr die Amerikaner beginnen, die
niobiumhaltigen Tantalerze in großen Mengen aufzuarbeiten,
werden ſie dabei gewiſſermaßen als Nebenerzeugnis auch
ge=
waltige Maſſen von Tantal erhalten. Für dieſes muß deshalb
gleichfalls eine Verwendung gefunden werden. Aus dieſem
Grunde erleben wir, jetzt eine äußerſt eifrige Tätigkeit, deren
Ziel es iſt, zu ermitteln, was man aus Tantal alles machen
könnte. Beſonders jenſeits des Ozeans iſt man fleißig an der
Arbeit! Chirurgiſche und zahnärztliche Inſtrumente werden aus
dem Tantal angefertigt, Feder und Federhalter und Tiegel.
Fer=
ner Legierungen mit Eiſen, Aluminium, Titan, Molybdän und
Wolfram. Dieſe Legierungen zeichnen ſich durch ihren hohen
Schmelzpunkt aus. Ein erheblicher Teil von dem, was man
drü=
benfmacht, iſt bei uns ſchon längſt nichts Neues mehr. Aber wie
wir ſchon ausführten, das Tantal iſt nie ſo recht in den
Vorder=
grund getreten. Einzelne ſeiner häufigen Verwendungszwecke,
wie z. B. bei der Herſtellung von Kathodenröhren, ſind in
wei=
terem Umfange kaum bekannt geworden. Wenn nicht alles trügt,
dürfte in Bälde auch hier, ein Aufflackern techniſcher Tätigkeit
ſtattfinden, von dem abgewartet werden muß, in welchem Maße
es Beſtand haben wird.
Aehnlich wie beim Tantal liegen die Verhältnuiſſe beim
Beryllium, von dem man in jüngſter Zeit ganz beſonders viel
vernommen hat. Es wurde im Jahre 1827 von dem deutſchen
Chemiker Wöhler dargeſtellt. Hier war es Deutſchland, das
nun=
mehr den Anſtoß gab, ſich eingehender mit dieſem durch ſo viele
wertvolle Eigenſchaften ausgezeichneten Metall zu beſchäftigen.
Die erſte größere deutſche Anlage dürfte ſchon in nächſter Zeit
Beryllium liefern, deſſen Preis vielleicht nur eine Mark für das
Kilogramm betragen wird, während man vor noch nicht allzu
langer Zeit 200 Mark dafür zahlen mußte. Der größte Wert des
Berylliums liegt vielleicht in ſeinen Legierungen, alſo in ſeinen
Verbindungen mit anderen Metallen. Unter dieſen zeichnet ſich
wiederum die Berylliumbronze, eine Legierung mit Kupfer,
durch ihre große Härte und ihre Zugfeſtigkeit ſowie durch eine
Reihe weiterer Eigenſchaften aus. Es iſt wohl nicht übertrieben,
wenn man ſagt, daß in jüngſter Zeit faſt täglich neue
Verwen=
dungsmöglichkeiten des Berylliums und ſeiner Verbindungen
entdeckt wurden. Eine emſige Tätigkeit hat eingeſetzt, die zu den
beſten Hoffnungen berechtigt. Auch in Amerika hat man ſich dem
ſchon lange bekannten und trotzdem, wie man mit Recht
behaup=
ten kann, neuen Metall zugewendet. Dort hegt man im vollſten
Sinne des Wortes hochfliegende Pläne. Es ſoll nämlich die
Abſicht beſtehen, ein Flugzeug herzuſtellen, das aus einer
Alu=
minium=Berylliumlegierung mit einem Gehalt von 60 v. H. an
Beryllium beſteht. Den Berechnungen zufolge würde ſich das
Gewicht des Fordſchen dreimotorigen Flugzeugs, dadurch um
etwa 400 Kilogramm verringern. Großen Wert legt man auf die
bei der Gewinnung des Berylliums entſtehenden
Nebenerzeug=
niſſe. Durch ihren Verkauf hofft man, den Preis für das Metall
ſelbſt derart herabſetzen zu können, daß es eine ähnliche
Ver=
breitung erreichen wird wie das Eiſen. Ganz ſo weit, wie es ſich
der Optimismus der Amerikaner vorſtellt, wird es vielleicht nicht
kommen. Damit jedoch, daß das Beryllium ſchon in Bälde zu
einem wertvollen und vielſeitig ausnutzbarem Hilfsmittel der
Technik werden wird, dürfen wir wohl mit Sicherheit rechnen.
Aber nicht nur für bislang wenig oder gar nicht benutzte
Metalle werden Verwertungsarten geſucht. Auch alte, viel
ge=
brauchte, dehnen das Gebiet ihrer Anwendung, worauf wir be=
Nummer 24
Freitag, den 24. Jauluar 1930
Die erſte Pollſitzung der Londoner Konferenz
Ausſprache über die marikimen Bedürfniſſe der einzelnen Mächke. — Die polikiſchen Fragen im Border=
Arund. — Amerika forderk Parikäf mit England. — Frankreichs Großmachkſucht.
Der Skandpunkk der Mächte.
Die pelikiſche Berankworkung. — „Eine
Angeſegen=
heit auf Leben und Tod."
EP. London. 23. Januar.
Die heutige erſte Vollſitzung der Seeabrüſtungskonferenz
war nur von kurzer Dauer und trug einen ausgeſprochen
for=
malen Charakter. Die diente, nach den offiziellen Mitteilungen,
dazu, die Konferenz zu konſtituieren. So wurde dann auch
be=
ſchloſſen, daß in den Fällen, in denen es dem engliſchen
Mini=
ſterpräſidenten unmöglich ſein ſollte, den Sitzungen
beizu=
wohnen, ein Vizepräſident den Vorſitz führen ſoll. Die
Vizeprä=
ſidenten ſollen in alphabetiſcher Reihenfolge die Führer der vier
ausländiſchen Delegationen ſtellen, wobei die Namen der
Län=
der in engliſcher Sprache die Reihenfolge beſtimmen. Zum
Generalſekretär der Konferenz wurde, wie zu erwarten war, der
von internationalen Konferenzen in dieſer Eigenſchaft bereits
hervorgetretene Sir Maurice Hankey ernannt.
Nach Erledigung dieſer Foxmalitäten trat die Konferenz in
die Diskuſſion über die maritimen
Bedürf=
niſſe der einzelnen Mächte ein. Die Erklärungen
waren durchweg allgemeiner Natur und legten in großen Zügen
die Bedeutung der Flotten für die fünf einzelnen Seemächte
dar. Die techniſche Seite der in London zu löſenden Probleme
wurde in der heutigen Sitzung nicht einmal geſtreift. Nach den
Erklärungen Macdonalds waren die heutigen Erörterungen
mehr eine Debatte über die geographiſche Lage und die
poli=
tiſche Verantwortung der einzelnen Mächte. Von den
Erklä=
rungen der fünf Delegationsführer zeichnete ſich diejenige des
Staatsſekretärs Stimſon durch beſondere Kürze aus. Stimſon
betonte, daß er die Flottenbedürfniſſe Amerikas vorläufig noch
nicht bekanntgeben möchte, fügte aber hinzu, daß der
Schlüſ=
ſel für Amerikas maritime Bedürfniſſe die
Parität zwiſchen England und den
Vereinig=
ten Staaten bilde.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident, der als zweiter
ſprach, legte in einem längeren Expoſé die durch drei
Haupt=
faktoren: geographiſche Lage, militäriſche
und wirtſchaftliche Notwendigkeiten, bedingten
Flottenbedürfniſſe Frankreichs dar. Frankreichs Beſitzungen
ſeien ebenſo wie die Englands in der Welt ſehr zerſtreut. Da
dieſe Beſitzungen für Frankreich faſt alle gleich lebenswichtig
ſeien, müſſe die franzöſiſche Flotte ſtark genug ſein, um die
Schifahrtslinien zu dieſen Uieberſee=Beſitzungen wirkſam ſchützen
zu können. Eine erhöhte Sicherheit in der Welt würde aber
durchaus geeignet ſein, eine Reduzierung in dem
Flottenbedürf=
nis Frankreichs herbeizuführen.
Macdonald beſchränkte ſich in ſeinen Erklärungen auf die
Betonung der Notwendigkeit einer ſtarken Flotte
für die engliſche Nation. Wäre England der freie
Zu=
tritt zu allen Weltmeeren verſperrt, ſo müßte es verhungern.
Die Flotte ſei daher für England eine Angelegenheit von Leben
und Tod. Die Gewißheit aber, daß die Meere nicht blockiert
würden, würde umſo eher für England eine weitgehende
Herab=
ſetzung der Rüſtungen zur See durchführbar machen.
Italiens Flottenpolitik laufe nach den
Ausführun=
gen Grandis auf eine Maximal=Reduzierung der Rüſtungen zur
See hinaus. Rüſtungen und Sicherheit ſind, wie Grandi
aus=
führte, eng miteinander verbunden. Dennoch kann Sicherheit
nur relativ ſein, weil abſolute Sicherheit eine Aufrüſtung, nicht
aber Abrüſtung bedeuten würde. Auch für Italien bedeute der
freie Zugang zu den Weltmeeren eine lebenswichtige
Angelegen=
heit.
Der jabaniſche Delegierte gab nochmals Japans Wille
zur weitgehenden Abrüſtung bekannt, ſoweit ſich dieſe
mit der Sicherheit Japans vereinbaren laſſe.
Die Führer der Delegationen bezeichnen die heutige Sitzung
übereinſtimmend, wie das ja ihrer Natur nach auch nicht anders
erwartet wurde, als eine im freundſchaftlichen Geiſte gehaltene
Beſprechung informatoriſchen Charakters.
Heute nachmittag verſammeln ſich die Führer der
auslän=
diſchen Delegationen bei Macdonald, um die privaten
Beſprechun=
gen wieder aufzunehmen. Bis zur nächſten Vollſitzung wird die
Hauptarbeit ausſchließlich in ſolchen Beſprechungen von
Dele=
gation zu Delegation beſtehen, die den Zweck haben, die Mei=
nungsverſchiedenheiten zwiſchen den einzelnen Ländern vor
In=
angriffnahme der techniſchen Seite des Abrüſtungsproblems nach
Möglichkeit auszugleichen.
Tardieu über Frankreichs „nakionale
Nolwendig=
keilen”.
EP. Paris, 23. Januar.
Die Erklärungen, die Miniſterpräſident Tardieu heute
mor=
gen in der Geheimſitzung im St. James=Palaſt in London
ab=
gegeben hat, werden vom „Intranſigeant” wie folgt
wiederge=
geben: Miniſterpräſident Tardien habe als Grundlage ſeines
Ex=
poſés das franzöſiſche Memorandum an England vom 20.
De=
zember 1929 genannt und erklärt, bevor er in techniſche Details
eintreten wolle, wünſche er eine genaue Aufzählung der Tatſachen
zu geben, die die Notwendigkeit und die Größe der franzöſiſchen
Marine bedingten. Die franzöſiſche Regierung ſei der Meinung
und habe dafür die Zuſtimmung der engliſchen Regierung
gefun=
den, daß die auf der gegenwärtigem Konferenz verſammelten
Mächte die allgemeinem Bedingungen prüfen müßten, denen die
verſchiedenem Marinemächte unterworfen ſeien. Tardieu habe
dann einen Plan entwickelt, nach dem ſich die maritimen
Not=
wendigkeiten einer Seemacht errechnen ließen, nämlich Sicherheit
des Mutterlandes und der Kolonien, Garantien für die
Verbin=
dung des Mutterlandes mit den überſeeiſchen Beſitzungen,
Ga=
rantien der freiem Verfügung über die für das nationale Leben
notwendigen Verbindungen. Ueber die geographiſchen
Verhält=
niſſe Frankreichs habe Tardien erklärt, daß ſeine überſeeiſchen
Beſitzungen eine Ausdehnung von 12 Millionen Quadratkilometer
hätten und von 60 Millionen Menſchen bewohnt ſeien. Keine
andere Macht der Welt außer England habe eine ſolche
Kolonial=
macht. Der Handel der Kolonien mit ihrem Mutterland betrage
jährlich 15 Milliarden Fronken; mit dem Ausland 15,4
Milliar=
den. Dies ſeien jedoch die Ziffern für 1927. Im Jahre 1929 ſeien
ſie um vieles höher. Der ganze Außenhandel Frankreichs
ein=
ſchließlich ſeiner Kolonien belaufe ſich auf 83,2 Milliarden
Fran=
ken oder 66 Prozent des geſamten kolonialen Handels. Nur die
Vereinigten Staaten, Englend und Japan könnten einen
größe=
ren Prozentſatz aufweiſen. Tardieu habe zum Schluß noch
ein=
mal wiederholt, daß er ſich heute jeder Diskuſſion über die
Ton=
nagezahl enthalten wolle. Mit Vergnügen erfülle er daher den
Wunſch des engliſchen Premierminiſters, den dieſer am letzten
Dienstag ausgeſprochen hobe, nämlich dieſe erſte Sitzung
aus=
ſchließlich der Prüfung der nationalen Notwendigkeiten zu
widmen.
Die „Bekehrung” der Radikalen. — Matins Pläne
gegen Tardien. — Die Soziglverſicherang.
Ausſchlaggebend die Londoner Konferenz.
Von unſerem D.=Korreſpondenten.
Paris 23. Januar.
Tardien, Briand und Leygues ſind in London. Das
fran=
zöſiſche Kabinett beſchräukt ſich daher nur auf die laufenden
Urbeiten, und die Innenpolitik exiſtiert offiziell kaum. Nichts
darf unternommen werden, was die Arbeit der Delegation in
London ſtören könnte. Gerade in ſolchen Auge blicken gärt es
am meiſten in den Parteien und in den Couloirs.
In der Innenpolitik hat ſich durch den Rücktritt Daladiers
von der Präſidentſchaft der radikalen Partei und das Aufrücken
des gemäßigteren Chautemps an ſeine Stelle die Situation ſtark
verändert. Die Radikalen haben ſich von den Sozialiſten
abge=
wandt und erwarten ungeduldig die Stunde, in der ſie an der
Regierung teilnehmen können.
Gegen Tardien werden Pläne geſchmiedet. Louis
Marin will, wen er auf ſeine Abſicht inzwiſchen nicht verzichten
wird, die Haltung der Regierung im Haag aufs ſchärfſte
kriti=
ſieren. Die Parteien würden allerdings keine Kritik an dem
Youngplan gerne ſehen. Aber heikle Punkte gibt es dennoch
genug. Vor allem die Frage der ſozialen Verſicherungen. Dieſes
Geſetz ſoll bereits am 5. Februar in Gültigkeit treten, aber
eigent=
lich iſt die ganze Kammer dagegen. Die Induſtriellen proteſtieren
reits oben hinwieſen, immer mehr aus. In erſter Linie das
Aluminium. Die Einbände der Bücher leiden in den Tropen
ſehr. Sie verderben infolge der Feuchtigkeit. Allerlei Inſekten
uiſten ſich in ihnen ein und zerſtören ſie. Deshalb hat man
nun=
mehr begonnen, Einbanddecken für Bücher aus reinem
Alu=
minium herzuſtellen. Sie ſind ebenſo dick wie die aus Pappe,
ſehr leicht an Gewicht und abwaſchbar. Eine beſondere chemiſche
Behandlung ermöglicht es, ſie zu bedrucken, zu bemalen und in
ſonſtiger Weiſe genau zu behandeln wie die gewöhnlichen
Ein=
bände. Dieſen ſchadet auch die trockene Hitze. Sie biegen ſich
dabei auf. Bei Aluminiumdecken iſt dies nicht der Fall.
Daß ſich mit Aluminiumpulver ſehr hohe Temperaturen
er=
zeugen laſſen, iſt nichts Neues. Dr. Goldſchmidt in Eſſen hat
bereits vor Jahren das Thermitverfahren durchgebildet, bei dem
ein Gemenge von Aluminiumpulver mit Eiſenoxyd zur
Ent=
zündung gebracht wird. Jetzt hat Dr. Strong eine ganz
beſon=
ders heiße Flamme dadurch hervorgebracht, daß er
Aluminium=
pulver in einem Strahl verdichteten Sauerſtoffs verbrannte.
Auch dieſe Erfindung iſt noch zu neu, um ein endgültiges Urteil
darüber abgeben zu können. Allen Berichten zufolge ſoll jedoch
die Wirkung der neuen Flamme eine geradezu ſtaunenswerte ſein.
Der Technik bleibt es nunmehr vorbehalten, wie ſie ſich mit dem
Vielen abfinden wird, das ihr in jüngſter Zeit durch die
Beſchäf=
tigung mit alten und neuen Metallen zur Verfügung geſtellt
wurde.
* Euldeckung eines Gebirges in Off=Sibirien
als Folge des Zeppelin=Weltfluges.
Als der Zeppelin auf ſeiner Weltreiſe über Sibirien flog,
gewahrte man vom Luftſchiff aus ein hohes Gebirge, das in den
Karten nicht verzeichnet ſtand. Dieſe Tatſache wurde der
Sowjet=
regierung mitgeteilt. Sie rüſtete daraufhin eine Expedition unter
Führung von Prof. Oberutſchef, einem Kenner der
geo=
graphiſchen Verhältniſſe in Oſtaſien, aus. Dieſe Expedition iſt jetzt
zurückgekehrt und hat dieErgebniſſe ihrer Forſchungen veröffentlicht.
Oberutſchef hat in Oſtfibirien ein hohes
Ge=
birge gefunden, das höher iſt, als die kaukaſiſche
Berg=Kette ohne Elbrusund höher, alsdie
ohne=
hin ſchon hohen Berge in Sibirien. Das neue
Ge=
birge hat eine Ausdehnung von etwa 1000 Kilometern und eine
Breite von ungefähr 300 Kilometern. Die höchſten Spitzen des
Gebirges ſind etwa 3000 Meter über dem Meeresſpiegel. Der
Bericht von Prof. Oberutſchef enthält ſpannende Einzelheiten
darüber, wie er mit ſeinen Leuten durch die wilden Schluchten
der Jakuter=Berge vorwärts drang, durch das Land der Tunguſen,
das bereits unter dem Zaren bekannt, aber wenig erforſcht war.
Die Bergflüſſe in dieſer Gegend enthalten Gold und Edelſteine,
— die Tunguſen wiſſen aber nicht, was ſie mit dieſen Schätzen
anfangen könnten und halten die Elche und Hunde für
wert=
voller. Die Strömung in den Flüſſen iſt ſo ſtark, daß ſie im
Win=
ter bei 70 Grad Kälte nicht zufrieren. Im Frühjahr
überſchwem=
men ſie Hunderte von Kilometern Flachland.
Prof. Oberitſchef beklagt ſich über die ſchlechte Behandlung,
die ſeiner Expedition ſeitens der ſibiriſchen Behörden trotz ihrer
amtlichen Eigenſchaft zuteil geworden ſei. Infolgedeſſen ſei es
ihm auch nicht möglich geweſen, die Forſchungen ſo gründlich
auszudehnen, als das wiſſenſchaftliche Intereſſe es erfordert
hätte. Infolge der großen Kälte, die unter dieſen Breitegraden
herrſcht, hätte er eine Ueberwinterung in der wilden Landſchaft
nicht aushalten können und wäre gezwungen geweſen, nach
Ruß=
land zurückzukehren.
Michelangelos Siskina-Fresken in Gefahr.
Die Fresken, die Michelangelo an den Wänden und Decken
der Sixtiniſchen und Pauliniſchen Kapelle im Vatikan geſchaffen
hat, gehören zu den größten Meiſterwerken, die je ein künſtleriſcher
Genius erdacht und erſchaffen. Um ſo ernſter ſind die
Befürch=
tungen, die in der letzten Zeit von Sachkennern über den
Er=
haltungszuſtand dieſer unvergleichlichen Schöpfungen geäußert
worden ſind. Die vier Jahrhunderte, die dahingegangen ſind,
ſeitdem der große Bildhauer ſich widerwillig zu dieſen Arbeiten
entſchloß, ſind nicht ſpurlos an den Bildern vorübergegangen.
Sie haben eine leichte Entfärbung hervorgerufen, die von der
chemiſchen Zerſetzung der Farben herrührt, während die
Ein=
wirkung von Dampf und Staub leichte Schuppungen der
Mal=
oberfläche hervorruft, von der ſich kleine Partikelchen ablöſen.
Der Rauch der Kerzen von den Altären hat Kohlenſtäubchen in
die urſrrüngliche Farbſchicht gebracht, die ebenfalls bei der
Nach=
dunkelung des Ganzen mitſprechen. Auf Veranlaſſung des
Gra=
fen Coſtantini, des Präſidenten der Internationalen Mittelmeer=
Unterſuchungsgeſellſchaft, und des Commendatore Noaara, des
Direktors des vatikaniſchen Muſeums, der die Zuſtimmung des
Papſtes erwirkt hat, werden jetzt Schritte unternommen, um den
wirklichen Zuſtand dieſer einzigartigen Kunſtſchätze mit wiſſen=
Seite 3
auf das haftigſte dagegen, die Arbeiter ſind keineswegs reftlos
davon begeiſtert, und die „mutualités” welche bisher die Rolle
der ſozialen Verſicherungen inne hatten, ſind auf das ſchärfſte
ver=
ſtimmt. Für das Kabinett iſt alſo die Frage der ſozialen
Ver=
ſicherungen ſehr heikel.
Für die Weiterentwicklung der franzöſiſchen Politik wird
aber wahrſcheinlich die Londoner Seeabrüſtungskonferenz
aus=
ſchlaggebend werden. Das ganze Preſtige der Regierung iſt in
London engagiert. Bis jetzt ſieht man nur, daß die
teilnehmen=
den Mächte weniger durch ihre im voraus abgeſchloſſenen und
detaillierten Abmachungen von Staat zu Staat gebunden ſind, als
man dies auf Grund der vielen Gerüchte, die darüber zirkulierten
behauptete. Die Teilnehmer der Konferenz beſitzen noch ſehr viel
Bewegungsfreiheit, und es gibt ſehr viele Wege, welche die
Kon=
ferenz einſchlagen kann.
Man will hier wiſſen, daß die Beratungen in London ſehr
lange dauern werden. Daß die Verſtändigungsmöglichkeiten
ſehr ſchwierig ſein werden, liegt auf der Hand. Die amerikaniſche
Delegation — die Tragweite der Vereinbarungen zwiſchen
Mac=
donald und Hoover wurde anſcheinend ein wenig überſchätzt —
ſoll eine bis zu einem gewiſſen Grade neue Situation in London
vorfinden. Zwiſchen England und Frankreich iſt eine gewiſſe
Annäherung zu konſtatieren, vielleicht nicht ſo ſehr in den
kon=
kreten Fragen als in der allgemeinen Einſtellung.
„Frankreichs Zukunfk liegk auf dem Waſſer!”
Die franzöſiſche Kammer ſetzte heute die Diskuſſion des
Bud=
gets der Handelsmarine fort, in deren Verlauf verſchiedene
Red=
ner die Nöte der franzöſiſchen Handelsſchiffahrtsgeſellſchaften
dar=
legten. Die Lage verſchlechtere ſich von Tag zu Tag, und für den
Bau von Handelsſchiffen müſſe ernſtlich Staatshilfe in Erwägung
gezogen werden, wie ein Redner feſtſtellte. Derſelbe Redner
be=
klagte ſich auch über das Schickſal der kleinen franzöſiſchen Häfen,
die faſt gänzlich verlaſſen ſeien. Vor dem Kriege habe Frankreich
für ſeine Handelsmarine 335 Millionen Franken nach dem
heu=
tigen Kursſtand ausgegeben; im Jahre 1928 dagegen nur 170
Millionen Franken. — Ein anderer Redner rief in enger
Anleh=
nung an den berühmten Ausſpruch des ehemaligen deutſchen
Kai=
ſers aus: „Frankreichs Zukunft liegt auf dem Waſſer!”
Frank=
reich habe eine ungeheure Kolonialmacht, ein großes Reſervoir an
Menſchen und Rohſtoffen; ein ſolches Land müſſe eine junge,
große und gute Flotte haben.
Die Bekeiligung des Reiches an der Preußenkaſſe
vom Preußiſchen Landtag angenommen.
Der Preußiſche Landtag nahm am Donnerstag
das Abkommen, zwiſchen dem Deutſchen Reich und dem
Preußiſchen Staat über die Beteiligung des Reiches
ander Preußiſchen Zentralgenoſſenſchaftskaſſe
an. Danach beteiligt ſich das Reich an der Preußenkaſſe zunächſt
mit 50 Millionen Reichsmark, die von dem ſeitens des Reiches
der Preußenkaſſe gewährten Düngemittelkredit von 100 Millionen
in Abzug gebracht werden. Durch das Abkommen wird der
Wir=
kungskreis der Preußenkaſſe auf das ganze deutſche Reichsgebiet
ausgedehnt.
Der Geſehgebungsausſchuß des Heſſiſchen Landtags
kam geſtern mit der erſten Leſung des Geſetzentwurfs über das
Heb=
ammenweſen zu Ende. In der Abſtimmung wurde Artikel 233,
der das Mindeſteinkommen der Hebammen regelt, unter Ablehnung der
Erhöhungsanträge in der Faſſung der Vorlage angenommen. Es bleibt
alſo bei den Sätzen von 600, 800, 1000 und 1200 Reichsmark in den vier
Ortsklaſſen. Artikel Bb, der das Verſorgungsweſen behandelt, wurde
zurückgeſtellt, bis die von der Regierung gewünſchten Unterlagen
vor=
handen ſind, ob nicht zweckmäßiger die Hebammen in die
Reichsangeſtell=
tenverſicherung eingegliedert werden, als in die Verſicherung für heſſiſche
gemeindliche Beamte. Bei Artikel 24 wurde auf volksparteilichen Antrag
der Satz „im übrigen iſt es unzuläſſig, die Uebernahme oder
Zurück=
erſtattung der Ausbildungskoſten (der gemeindlichen
Hebammenſchile=
rinnen nämlich) vertraglich zu vereinbaren” geſtrichen. Artikel 25 (
Ge=
nehmigung der mit den Hebammenſchülerinnen zu ſchließenden Verträge
durch das Kreisamt) und Artikel 26 (Verletzung der Berufspflichten)
werden in der vorliegenden Faſſung genehmigt. Artikel 27, der den
Zuſammenſchluß der Hebammen in eine Berufsvertretung geſetzlich
vor=
ſchreiben wollte, wird geſtrichen. Die Strafbeſtimmungen (Artikel 28)
werden genehmigt, dagegen wird Artikel 29, der den Laſtenausgleich
unter den Gemeinden durch Schaffung eines Ausgleichsſtocks vornehmen
wollte, auf Antrag der Volkspartei und des Bauernbundes geſtrichen.
Artikel 30, 31 (Uebergangsbeſtimmungen) werden gebilligt, dagegen
er=
hält Artikel 32 folgende Faſſung: „Hebammen, die keiner Verſicherung
angehören und a) wegen eines körperlichen Gebrechens oder wegen
Schwäche ihrer körperlichen oder geiſtigen Kräfte zur Ausübung ihres
Berufs bereits dauernd unfähig ſind und ſich in Not befinden, b) bei
Inkrafttreten dieſes Geſetzes innerhalb dreier Monate nach Vollendung
ihres 65. Lebensjahres ihren Beruf aufgeben und ſich in Not
befin=
den, iſt von der Gemeinde, in der ſie zuletzt ihre Hebammentätigkeit
ausgeübt haben, eine Rente zu gewähren. Auch die
Schlußbeſtim=
mungen werden dann in der Faſſung der Vorlage genehmigt. — Der
Ausſchuß will die zweite Leſung und die Beratung der zurückgeſtellten
Artikel in etwa 14 Tagen vornehmen, wobei gleichzeitig auch einige
Ein=
gaben verabſchiedet werden ſollen.
ſchaftlicher Genauigkeit feſtzuſtellen. Dabei ſoll auch das ganze
Rieſenwerk zum erſten Mal vollſtändigphotographiert
werden, in dem jede Einzelheit in natürlicher Größe
aufgenom=
men wird. Dazu werden Platten in einer Größe von 15½ zu
11½ Zoll benutzt werden, und zwar in genügender Menge, um
bei einer Zuſammenlegung aller Aufnahmen ein vollſtändiges
photographiſches Abbild der Malereien in beiden Kapellen zu
erhalten. Bei der rieſigen Oberfläche dieſer Malereien wird dabei
eine große Arbeit geleiſtet werden. Man kann ſich eine ungefähre
Vorſtellung davon machen, wenn man bedenkt, daß die Maße der
Sixtiniſchen Kapelle allein 157 zu 43 Fuß betragen, und daß
Michelangelo an der Decke, in verkrümmter Stellung auf dem
Rücken liegend und ſich kaum Zeit für Eſſen und Schlaf gönnend,
nicht weniger als 343 Geſtalten zu einem überirdiſchen Leben
erweckte. Zur Durchführung dieſer Unternehmungen iſt eine
Kommiſſion eingeſetzt worden, an der außer den erſten
Kunſtſachverſtändigen auch die Mittelmeer=Unterſuchungs=
Geſell=
ſchaft teilnimmt, die die Koſten der Arbeiten trägt. Unter den
ausländiſchen Gelehrten, die dieſer Gemeinſchaft angehören,
be=
findet ſich als deutſcher Vertreter der ausgezeichnete
Michel=
angelo=Kenner Prof. Ernſt Steinmann.
Von Deutſchlands Hohen Schulen.
LI. Von der Landes=Univerſität Gießen. Einen Ruf an unſere
Univerſität haben angenommen: der ordentliche Profeſſor Dr. phil.
Wil=
helm Rudolph aus Tübingen auf die ordentliche Profeſſur für
alt=
teſtamentliche Wiſſenſchaft, der ordentliche Profeſſor an der Univerſität
Prag Dr. Theodor Mayer auf die ordentliche Profeſſur für
Ge=
ſchichte, der ordentliche Profeſſor an der Univerſität Utrecht in Holland
Dr. Heinrich Jakob auf die ordentliche Profeſſur für innere
Vete=
rinärmedizin. — Profeſſor Dr. Hirt, der Ordinarius für
verglei=
chende indogermaniſche Sprachwiſſenſchaft und Sanskrit, wurde zum
Ehrenmitglied der Linguiſtie Society of America ernannt.
Berlin: An der Landwirtſchaftlichen Hochſchule iſt der Privatdozent
für Chemie Dr. Curt Räth zum nichtbeamteten a.o. Profeſſor
er=
nannt worden.
Halle a. S.: Der Ordinarius der alten Geſchichte an der Univerſität
Dr. Wilhelm Weber, hat einen Ruf nach Tübingen erhalten.
Köln: Dem ordentlichen Profeſſor Dr. Günther Jachmann iſt ein
Lehrſtuhl für klaſſiſche Philologie an der Univerſität Leipzig angeboten
worden.
Tübingen: Hier verſchied der beauftragte Dozent in der
philoſophi=
ſchen Fakultät der dortigen Univerſität, Studienrat am dortigen Gym
naſium Dr. Rudolf Teuffel im Alter von 45 Jahren.
Freitag, den 24. Januar 1930
Nummer 24
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Art werden prompt
Für die innige Teilnahme bei dem
Heimgang unſerer lieben Mutter dankt
m Namen der Hinterbliebenen herzlichſt
bill. ausgeführt
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Friedrich Löchel,
Darmſtadt,
Arheilgerſtraße 66,
Telephon 270. (*mf
Todes=Anzeige.
Plötzlich und unerwartet iſt am 22. Januar 1930 unſere liebe Mutter
und Großmutter
Für die anläßlich unſerer Vermählung
uns zuteil gewordenen Glüchwünſche
nd Geſchenke ſagen wir hiermit
un=
ren herzlichſten Dank.
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Näh. Geſchſt. (1516b
geb. Behlendorff
Wwe. des Geheimen Medizinalrats Profeſſor Dr. Johannes Pfannenffiel
nach kurzer Krankheit im 69. Lebensjahre verſchieden.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Privaidozent Dr. Wilhelm Pfannenſtiel
Hildegard Pfannenſtiel, geb. Gennes
Philipp Kaſpar Pfannenſtiel.
Darmſtadt, den 23. Januar 1930, Am Erlenberg 19
Münſter (Weſtf.), Sertürnerſitr. 20.
(1607
Die Einäſcherung findet ain Samstag, den 25. Januar, vormittags
11½ Uhr, im Krematorium auf dem Darmſtädter Waldfriedhof in
der Stille ſiatt.
Am 28. Januar 1930 begehen die
Ehe=
leute Fritz Fleck IV. und Frau
Hen=
riette, geb. Büttner in Arheilgen,
Bornſtraße, das Feſf der
Silbernen Hochzeit.
Darmſtadt, Neckarſtraße 16
Hornhaut
aut der
Faßschle
ist ein sicheres
Kennzeichen dafür,
daß Ihre Füße falsch
belastet sind. Das
Uebel hörtauf, wenn
die Füße gerade gestellt werden,
Dankſagung.
Für die vielerlei (Ehrungen und Glückwünſche aus Anlaß
der Vollendung meines
80. Lebensjahres
ſage ich hierdurch allen Beteiligten innigſten Dank,
be=
ſonders auch
den höheren leitenden Beamten des Ausbeſſ. und Loco=Werkes
des Maſchinen=Amtes,
dem Zweigverein Darmſtadt der Beamien des gehob. mittl.
inaſchinen= und elektrotechn. Eiſenbahndienſtes,
dem Kriegerverein Darmſtadt 1874,
der Freiw. Sanitäts=Haupt=Kolonne Darmſtadt v. Roten Kreuz.
Joſef Forſter, Eiſenb. Ing. i R.
Darmſtadt, im Januar 1930.
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Mann, unſeren treuſorgenden Pater, Großvater und
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Dame, 30 J., gutes
Aeuß., a. gut. Fam.,
m. Vermög., wünſcht
ſol. Hrn. in ſich. Poſ.,
auchWitw.m. 1Kind.
zw. Heirat kenn. z. I
Ang. u. N. 101 Gſch.
nach kurzem Leiden im Alter von 25 Jahren zu ſich in
die Ewigkeit abzurufen.
Im Ramen der Hirterbliebenen:
Margarete Katharina Krell, geb. Roßnuann
Wilhelm Leonhard Krell und Familie.
Werſau, den 22. Januar 1930.
(1600
Die Beerdigung findet am Freitag, den 24. Januar,
nachmittags 3 Uhr ſtatt.
Geſtern mittag verſchied infolge
Schlaganfalles, meine liebe Frau
in Meſſing,
Schirmſtänder
Schirmbügel
Hut= u. Mantel=
Haken mit
im 76. Lebensjahre.
Ferdinand Pfeifer.
Straßburg, 3 Zt. Darmſtadt,
Arheilger=
ſtraße 25, den 23. Jan. 1930,
Die Beerdigung findet am Freitag
vormittag 11½ Uhr auf dem
Wald=
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Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die wohltuenden Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme beim Heimgang unſerer teueren (
Ent=
ſchlafenen, jowie für die zahlreichen Kranz= und
Blumenſpenden ſagen wir innigen Dank. Ferner
danken wir herzlich Herrn Oekan Zimmermann
für ſeine troſtreichen Worte am Grabe und
dem Eiſenbahn=Fahrbeamtenverein Darmſiadt.
Kranichſtein= Wiebelsbach für ſeine ehrende
Teilnahme.
In tiefem Schmerz:
Philipp Schmidt
Eiſenbahn=Oberſchaffner i. R.
und Kinder.
Für die vielen Beweiſe herzlichſier
Teil=
nahme und für die ſchönen Kranzſpenden
beim Hinſcheiden unſeres geliebten Sohnes
ſagen wir Allen unſeren tiefgefühlten Dank.
Herrn Pfarrer Rückert innigſien Dank für
die zu Herzen gehenden, troſtreichen Worte.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Generalmgjor a. 9. von Lubſee=Kaweczynski.
Für die vielen Beweiſe
herz=
lichſier Teilnahme bei dem
Heimgange unſerer lieben
Ent=
ſchlafenen danken herzlich
Anna (igenſchink Ww.
Frieda Eigenſchink
und Verwandte.
Darmſtadt, den 21. Jan. 1930. (*
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 24
Freitag, den 24. Januar 1930
Seite 5
Aus der Landeshaupkfkadk.
Darmſtadt, den 24. Januar.
Am das Heſſiſche Landeskheaker.
Die Fuſionsverhandlungen mit Mainz gehen weiter. Wie wir
geſtern bereits in einem Teil unſerer Auflage mitgeteilt haben, hat
Oberbürgermeiſter Külb in der Mainzer Stadtratsſitzung zu einem
Antrag der Notgemeinſchaft erklärt, daß die Verhandlungen mit der
Heſſiſchen Staatsregierung uicht abgebrochen wverden könnten. Die
Verhandlungen gehen einerſeits immer noch um die Fuſion der
The=
ater Darmſtadt und Mainz, andererſeits aber auch um die Erhaltung
der Selbſtändi jeit der beiden Bühnen. Der Antrag der
Notgemein=
ſchaft, die Fuſionsverhandlungen einzuſtellen, wurde demen ſprechend
abgelehnt.
42. Gelinde Winter in früheren Jahren. Die verhältuismäßig
milde Witterung des diesjährigen Winters läßt überall Vergleiche uach
ähnlichen Erſcheinungen in früheren Jahren auftauchen. Wie aus
Chronitaufzeichnungen von der heſſiſchen Bergſtraße hervorgeht, gab
es auch in früheren Jahren öfters äußerſt milde Winter. So war
bei=
ſpielsweiſe der Winter des Jahres 1857 auf 58 äußerſt trocken und
durchſchnittlich ohne jeden Schneefall. Das darauf folgende Frühjahr
war ſehr regeuarm. Im Winter 1858/59 gab es ebenfalls faſt keinen
Schnee. Aber auch der in ſchneearmen Wintern übliche Regen blieb
faſt ganz aus. Dagegen waren bekanntlich die Winter der Jahre 1860
und 1861 ſehr kalt. In den Jahren 1862 und 1863 waren wieder milde
Winter zu verzeichnen. Der Winter 1862 richtete in der Natur großen
Schaden an, da kein Schnee lag. Das Frühjahr ſetzte ſehr frühzeitig
ein. Am 19. März blühten bereits die Aprikoſen. Auch war Ende
März der Buchwald vor den Toren Darmſtadts bereits grün. Mitte
April ſetzte jedoch ein heftiger Rückſchlag ein, der ſtarke Nachtfröſte
brachte und großen Schaden anrichtete. Die Kornernte verzögerte ſich
ſtark. Der Winter 1862/63 war ſo gelind, daß bis Mitte Februar kein
Froſt zu verzeichnen war. In der Gemarkung Eberſtadt wurde am
26. März 1863 das Blühen der Aprikoſenbäume feſtgeſtellt. Der Januar
des Jahres 1864 war äußerſt ſtreng, ſo daß viele Gewächſe erfroren.
Bis Ende April war auch das Frühjahr ſehr kalt. Auch das Frühjahr
1865 war ſehr rauh, während der Winter des Kriegsjahres 1866 wieder
um ſo gelinder war.
— Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Heute Freitag gelangt um
20 Uhr im Großen Haus. Eine Nacht in Venedig” zur
Auf=
führung. (Miete D und Miete T Gruppe 2 und 3.)
Zum erſten Male in dieſer Shielzeit wird morgen Samstag um
19 Uhr im Großen Haus „Der Roſenkavalier” unter
muſikali=
ſcher Leitung von Dr. Karl Böhm in Szene gehen. In den
Haupt=
rollen: Varena, Landwehr, Herrmann, Biſchof, Stoſch, Harre. Liebel,
Vogt und Stadelmaier. (Miete L.)
„Lady Fanny und die Dienſtbotenfrage” wird
mor=
gen Samstag um 2 Uhr im Kleinen Haus wiederholt. (Darmſtädter
Volksbühne Gemeinde R Gruppe 1—4.)
„Florian Geyer”, Schauſpiel von Gerhart Hauptmann,
ge=
langt in der erfolgreichen Neuinſzenierung Carl Eberts Sonnrag, den
26. Januar, als Nachmittagsvorſtellung um 14.30 Uhr
(Heſſenlandmicte I und Darmſtädter Volksbühne, Gemeinden P und U,
Gruppe 1—4); ferner als Abendvorſtellung um 19 Uhr (Miete
E)im Großen Haus zur Aufführung. Als Florian Geher gaſtiert in
bei=
den Vorſtellungen Fritz Valk vom Düſſeldorfer Schauſpielhaus.
„Fra Diavolo” wird Sonntag, den 26. Januar, um 20 Uhr,
im Kleinen Haus unter muſikaliſcher Leitung von Carl Bamberger mit
der erfolgreichen Premierenbeſetzung wiederholt. (Zuſatzmiete I.)
— Gaſtſpiel Lil Dagover im Kleinen Haus. Der Vorverkauf für
das Montag, den 27. Januar, im Kleinen Haus ſtattfindende einmalige
Gaſtſpiel der berühmten deutſchen Filmdarſtellerin Lil Dagover
hat lebhaft eingeſetzt. Die Künſtlerin ſpielt die Titelrolle in dem
Schauſpiel „Wera Mirzewa” von Urwantzoff und Spindler.
Dem Enſemble, das unter der regielichen Leitung von John Gottowt
ſteht, gehören folgende Berliner Künſtler an: Erna Reigbert von den
Kammerſpielen, Maria Karſten vom Leſſingtheater, Kurt Ehrle vom
Großen Schauſpielhaus, Robert Thoeren vom Renaiſſancetheater, Ernſt
Hofmann vom Trianontheater, Harry Berber von der Volksbühne,
Erwin Fichtner vom Reſidenztheater und Fritz Sattler vom Kleinen
Theater.
— Einakterabend der Hefſiſchen Spielgemeinſchaft. Heute Freitag
veranſtaltet die Heſſiſche Spielgemeinſchaft im Kleinen Haus um 19.30
Uhr die Erſtaufführung des Luſtſpiels „Der Kaktusfreund” von
Hans Nerking und der Lokalpoſſe „Der gute Rat” von Heinrich
Rüthlein, ſowie die Uraufführung der Lokalpoſſe „Hochzeitstag‟
von Georg Büchner. Die Vorſtellung findet außer Miete bei kleinen
Preiſen (1—3 Mark) ſtatt.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Die „Allgemeine Königsberger
Zeitung” ſchreibt: „Die Meiſterſinger von Nürnberg”. Als Walter hat
Balve vor dielen Fachkollegen den Vorzug, mit ſeiner blendenden,
jugendlich charmauten Erſcheinung ein wirklicher Junker von Stolzing
zu ſein. In der Freiheit der Bewegung fühlt er ſich zuweilen durch
Regievorſchriften anfcheinend gehemmt. Nach der gefanglichen Seite
muß man erſtauut ſein, wie er der lyriſchen, ihm eigentlich abſeitigen
Materie beizukommen, wie er ſie und den Hörer gewiſſermaßen zu
überliſten weiß. Poerner macht als David die nicht ganz ins Bild
paſſende Erſcheinung durch Friſche des Spiels und wahrhaft
muſter=
gültige Geſtältung des Muſikaliſchen vollommen vergeſſen. So kann
man faſt ſagen, er iſt ein idealer David. Auch dem Eochen Margarete
Albrechts gebührt dieſer Ehrentitel. In den Szenen mit Sachs
und als vorbildliche Führerin im Quintett läßt ſich nicht die geringſten
Wünſche offen. — „Butterfly”: Margarete Albrecht (Titelpartie)
übertrifft ſich ſelbſt. Ueber die packende Herausarbeitung des Tragiſchen
hinaus weiß ſie eine muſikaliſche Leiſtung zu vollbringen, die
unbe=
dingte Hochachtung abnötigt. Kaum je haben Schmelz und Weichheit
ihrer Höhe einen ſolchen Triumph gefeiert wie hier auf den Pfaden
Puceiniſcher Kantilene.
— Deutſcher und Oeſterreichiſcher Alpenverein. Die Sektion
Darm=
ſtadt hielt am Freitag ihre ordentliche Hauptverſammlung in ihrem
Vereinslokal bei Sitte ab. Der erſte Vorſitzende, Herr Dr. Tenner,
eröffnete die Verſammlung mit herzlichen Worten der Begrüßung.
Hierauf erſtattete der Schriftführer, Herr Dr. Hüffell, den
Jahres=
bericht. Das 59. Vereinsjahr ſchließt mit einem Mitgliederbeſtand von
371 Mitgliedern. Durch den Tod verlor die Sektion die Horren Prof.
Dr. Köhler und Zacheis. Das Ehrenabzeichen für 25jährige
Mitglied=
ſchaft erhielten die Herren Geh. Rat Prof. Dingeldey, Samesreuter und
Zaiſer. Die Vereinsabende fanden jeden Freitag abend im
Vereins=
lokal bei Sitte ſtatt. Ferner wurden 7 Vorträge abgehalten und es
fanden 11 Vereinsausflüge ſtatr. Der Bibliotheksbeſtand wurde durch
78 Neuerwerbungen vergrößert, 179 Bücher und Zeitſchriften wurden
ausgeliehen. Den Rechnungsbericht erſtattete der Nechner, Heur Halfter.
Danach haben die Vermögensverhältniſſe auch in dieſem Jahr ſich weiter
günſtig entwickelt, dem Rechner wurde Entlaſtung erteilt. Ueber den
Zuſtand der Vereinshütte im Moostal berichtete der Hüttenwart, Herr
Armbruſt. Die Hütte befindet ſich noch unter der bewährten
Bewirt=
ſchaftung des Bergführers Birkl im beſten Zuſtand, ſie wurde im
ver=
gangenen Sommer ſehr eifrig beſucht, es wurden wieder verſchiedene
Verbeſſerungen und Ergänzungen daran vorgenommen. Die darauf
folgendes Ergebnis: 1. Vorſitzender
Aeiſche die Rerte Deltiertelien elte ertug eiſite.
Lautenſchläger und Amtsgerichtsrat Dröll.
Ein Bekennknis zum Beruſ.
Man ſchreibt uns:
Wenn Tauſende und Abertauſende junge Menſchen ſich freiwillig
bereit erklären, zu zeigen, was ſie in ihrem Beruf leiſten, dann iſt dies
unbedingt ein Zeichen dafür, daß ſie ſich gerne und freudig zu ihrem
Berufe bekennen. In allen Städten und vielen ungezählten kleinen
Orten treten am Sonntag die jungen Angeſtellten und Lehrlinge an,
um an dem Berufswettkampf des Gewerkſchaftsbundes der Angeſtellten
teilzunehmen. War ſchon die Zahl im Vorjahre eine ganz überraſchende,
ſo wird ſie in dieſem Jahre weit überſchritten werden. Es kann aber
auch weiterhin geſagt werden, daß dieſer Berufswettkampf einen
ſehr=
ernſten Hintergrund hat, denn der junge Menſch ſoll ſich überzeugen,
was er bisher gelerut hat und was er leiſten kann. Schon um
deſſent=
wvillen allein iſt es zu begrüßen, wvenn ſich die Jugend zu dieſem
Wett=
kampf drängt. Es konnte aber auch weiterhin feſtgeſtellt werden, daß
zahlreiche Teilnehmer des letzten Kampfes des G. D.A. ſich wieder
an=
meldeten. Es war nun ſehr intereſſant, feſtzuſtellen, daß die
Anmel=
denden erklärten, ſie hätten ſich im Laufe des Jahres ganz beſonders
Mühe gegeben, um das Fehlende noch zu ergänzen, damit ſie in dieſem
Jahr einen Preis erringen. Iſt hier nicht ganz gläuzende erzieheriſche
Arbeit feſtzuſtellen? Wer ſollte ſich dieſer Tatſache verſchließen können?
Es iſt aber auch ein Bekenntnis zum Berufe. Was das aber bedeutet,
wird und muß jeder anerkennen, der mit dieſen Fragen zu tun hat.
Eine berufsfreudige Jugend bietet die beſte Gewähr, daß es vorwärts
geht. Nicht nur der einzelne Teilnehmer hat den Vorteil, wenn er
vor=
wärts kommt, ſondern auch die Allgemeinheit. Deutſchlands Weltgeltung
wuar ja mit in erſter Linie ein Verdicnſt des deutſchen Kaufmannes. In
aller Welt ſaßen deutſche Kaufleute, um Deutſchlands Produkte
abzu=
ſetzen. Aber auch heute ſind wieder die deutſchen Angeſtellten in der
ganzen Welt tätig. Wenn in den letzten Tagen z. B. gemeldet wurde,
daß die Mitglieder des Gewerkſchaftsbundes der Angeſtellten (G. D.A.)
in Barcelonc ihr eigenes Heim einrichteten, daun iſt dies auch nur ein
Beweis dafür, wie viele deutſche Angeſtellte wieder draußen ſind. Aber
nicht nur in Barcelona ſind Ortsgruppen des G. D.A, ſondern in allen
bedeutenden Plätzen des Auslandes. Sie aufzuzählen, wäre hier zuviel.
Soviel ſei aber nur gefagt, daß es deutſche Angeſtellte ſind, die draußen
Deutſchlands Weltgeltung wieder erringen wollen.
Der Berufswettkampf, der am Sonntag, den 26. Januar, ſtattfindet,
ſoll dazu beitragen, die Berufsfreude in den Vordergrund zu ſtellen.
Alle unſere führenden Männer in Staat und Wirtſchaft haben dies
erkanut und ſich freudig in den Dienſt dieſer Sache geſtellt.
Die Jugend aber wird hier beweiſen, daß ſie beſtrebt iſt, im Berufe
das Beſte zu leiſten, darum wird und muß jeder mitmachen, der ſeinen
Beruf liebt. Seine MMühe woird aber auch noch belohut werden, deun
wer etwas leiſten kann, der wird belohnt werden mit Dingen, die das
Herz der Jugend erfreuen. Freifahrt mit dem Zeppelin oder
Junkers=
flugzeug, Studienreiſen nach England, Wien, in die Alpen, nach Berlin,
nach München, eine Schreibmaſchine, Photoapparate, Aktentaſchen,
Brieftaſchen, Füllfederhalter, Lederſchrcibmabpen uſw. uſw. ſind alles
Dinge, die die jungen Menſche: brauchen können. Anmeldungen ſind
an die Geſchäftsſtelle des G.D.A., Hügelſtraße 20, zu ſenden.
Die Papageienkrankheil.
Vom Tierſchutzverein für Heſſen in Darmſtadt wird
uns geſchrieben: Eine eigentümliche Krankheit iſt nach den Meldungen
der Tageszeitungen an verſchiedenen Stellen Europas und Amerikas
aufgetreten. Sie zeigt ſich zuerſt an Papageien als Darmerkrankung
und befällt dann auch den Menſchen, indem ſie hier fieberhafte
Erſchei=
nungen und Erkrankung der Lunge hervorruft. Es handelt ſich wohl
um die als Pſittakoſe bekannte Krankheit, die in manchen Gebieten
Amerikas heimiſch iſt und von dort durch kranke Papageien eingeſchleppt
wurde. Mit Recht hat man darum in verſchiedenen Staaten, ſo auch
in Heſſen, die Einfuhr von Papageien und Sittichen bis auf weiteres
verboten. Da auf Grund der aufregenden Meldungen der
Tageszei=
tungen bereits in weiteren Kreiſen eine gewiſſe Nervoſität eingetreten
iſt, ſei darauf hingewieſen, daß die Kraukheit ſeither in Deutſchland
nicht als Seuche aufgetreten iſt. Papageien und Sittiche, die man ſchon
lange als Zimmervögel beſitzt, ſtellen alſo keine Gefahr für den Beſitzer
dar. Vorſicht iſt nur bei Tieren am Platze, die etwa in den letzten drei
Monaten aus dem Auslande eingeführt wurden. Zeigen diefe
Krauk=
heitserſcheinungen, ſo wende man ſich fofort an einen Tierarzt.
Ueber=
triebene Zärtlichkeitsbezeugungen, wie ſie leider beſonders Damen nicht
nur Papageien, ſondern auch Hunden und Katzen gegenüber ſich
ge=
ſtatten, ſind ſtets unangebracht. Sie ſind nicht nun unäſthetiſch, fondern
auch in hohem Maße unhygieniſch und haben ſchon oft zur Uebertragung
von Tierkrankheiten auf Menſchen geführt. Man ſollte ſich daran
ge=
wöhnen, regelmäßig die Hände zu waſchen, wenn man ein Haustier
ge=
ſtreichelt hat.
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Inge Dinand=
Aus=
ſtellung. Die Ausſtellung der jungen Darmſtädter Malerin Juge
Dinand, die allgemeines Aufſehen erregt und ſehr ſtark beſucht iſt, wird
Ende nächſter Woche geſchloſſen.
— Lotterie Künſtlerhilfe 1929. Es wird daran erinnert, daß die
Gewinne nur noch bis Ende dieſes Monats im Stadthaus (Rheinſtraße,
Zimmer 20) wochentäglich von 10—12½ Uhr gegen Vorzeigung der
Ge=
winnloſe abgeholt wverden können; vom 1. Februar ab verfallen die
Gewinne.
Volkshochſchule. Die Vorträge von Nikolaus
Schwarz=
kopf über den geſchichtlichen Mathias Grünewald, der ja
MMathias Rithard geheißen, über den Maler und den Menſchen
be=
ginnen am Dienstag, den 28. Januar, 20 Uhr, im Saale 137 der
Tech=
niſchen Hochſchule. Mathias Grünewald rückt immer deutlicher in die
Oeffentlichkeit. Der Verlag von Eugen Diederichs kündet ein
ſenſatio=
nelles Werk an, dem ein neuentdecktes Jugendbildnis beigegeben iſt,
und das ſeltſame Geheimnis um dieſen dämoniſchen Menſchen wird
auf Grund der Forſchungen des Dr. Zülch aus Frankfurt deutlich vor
unſeren Augen entſchleiert. Preis für die beiden Vorträge 1 Mark.
Ferher machen wir noch einmal darauf aufmerkſa daß heute Freitag,
den 24. Januar, die neuen Gymnaſtikkurſe unter Leitung von
Friedel Kaſten, in der Viktoriaſchule (Hochſtraße) beginnen.
An=
meldungen in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17.
— „Die Liebes=Schaukel” oder „In Weſtenpfunzen nichts Neues!”
iſt eine köſtliche Geſchichte, die Xaver Terofal und ſeine tüchtigen
Schlierſeer allabendlich in denkbar beſter Laune unter wahren
Beifallsſtürmen (auf offener Szene!) im Orpheum einem ſehr
zahl=
reichen Auditorium „wiedergibt”. In der Tat iſt die klaſſiſche
baheri=
ſche Volkskunſt, von Texpfal dargeboten, ein Leckerſchmauß für jeden wirken das von früherem Auftreten aufs vorteilhafteſte bekannte Streich=
Geſchmack. Terofal, der eſvig Jung=fröhliche, heute ein Sechziger,
derdient nicht nur Lob und Beifall, ſondern — ſehr zahlreichen
Beſuch, der allein ihm die Freude vergelten kann, die er uns
be=
breitet. Darum auf zu Terofal! (Siehe Anzeige.)
— Verein für das Deutſchtum im Ausland, Männergruppe
Darm=
ſtadt. Herr Prior Dominikus Dietrich hat in ſeinem Vortrag über
Südtirol die Herzen mächtig erſchüttert und der andächtig lauſchen= am Samstag, den 25. Januar 1930: 9.15 Uhr: Geſuch der Chriſtine
den Rieſenverſammlung die Notwendigkeit der Kulturarbeit des V. D.A.
der Argumente dieſes ehrlichen Vorkämpfers des Deutſchtums haben forderung von Hausangeſtelltenſteuer.
überzeugen laſſen, werden gebeten, in die Reihen des Vereins
einzu=
treten.
forenſiſchen Pſychologie‟. Damit wird ein Thema angeſchnitten, das den
Einfluß modernſter wiſſenſchaftlicher Unterſuchungen auf die praktiſche Eintritt iſt frei. Beim Ausgang iſt Gelegenheit gegeben, freiwillige
Strafrechtspflege beleuchtet.
* Die Briefkaſche. — Ein unverbeſſerlicher Choleriker.
Aw. Drei junge Arbeitsloſe leiſteten ſich vor einiger Zeit einen
Streich, der ihnen eine Anklage wegen Betrugsverſuchs einbrachte.
Einer von ihnen fand in der Nähe des Hauptbahnhofs eine Brieftaſche,
deren Inhalt ſich auf 90 Mark belief. Da er von verſchiedenen Zeugen
beobachtet worden war, ſah er ſich genötigt, den Fund auf der
Fund=
ſtelle am Bahuhof abzugeben. Aber raſch wurmte es ihn, daß ein ſolch
bedeutungsvollesEreignis ſo ſang= und klanglos abgelaufen war,
zu=
mal ihm die Fundſtelle vorerſt keine Belohnung aushändigen konnte.
Er ſtellte ſich eine Weile auf die Lauer und beobachtete mit
Genug=
tuung, daß ſich ein Anwärter auf die Brieftaſche nicht meldete. Als
dann zuvei Gefährten zu ihm ſtießen, erzählte er ihnen den Vorfall.
Sie beratſchlagten, und es wurde vereinbart, daß der eine, in den beſten
Mantel der drei gekleidet, die Fundſtelle aufſuchen, ſich als Verlierer
der Brieftaſche ausweiſen und den Fund in Empfang nehmen ſollte.
Das geſchab und ging zuuächſt gut; der angebliche Verlierer hatte
be=
reits ein Formular unterſchrieben (wodurch er ſich auch der
Urkunden=
fälſchung ſchuldig machte), als der Begmte ſich im letzten Augenblick
noch einmal in ein Hinterzimmer begab, um einige Zweifel aufzuklären.
Jnzwiſchen aber wurde es dem draußen Harrenden ſo ungemütlich, daß
er ſich unter einigen derlegenen Worten drückte. So wurde es raſch
klar, daß man es mit einem Talmi=Anwärter zu tun gehabt hatte. Das
Gericht diktierte den beiden Hauptbeteiligten zwei Wochen
Gefäng=
nis zu; der dritte kam mit einer Woche Gefänguis davon. Für
einen der Beteiligten hat das Urteil die unangenehme Folge, daß
ev=
einige Vorſtrafen, für die er — bei guter Führung — Bewährungsfriſt
erhalten hatte, nunmehr auch abſitzen muß.
Ein Einwohner von Rodau ließ ſich im Oktober des Vorjahres in
einem Anfall heilloſen Ingrimms eine ganze Reihe von Vergehen
zu=
ſchulden kommen. Die Anklage lautet auf Vergehen gegen das
Woh=
nungsmangelgeſetz, Beleidigung, Bedrohung zweier Polizeibcamten und
Widerſtand gegen die Staatsgeſalt. Der Schwiegerſohn des
Angeklag=
ten, der bei ihm im Hauſe wohnte, bekam endlich eine andere
Woh=
nung zugewieſen. Dem Angeklagten wurde aber die Friſt bis zum
Um=
zug zu lange, und eines Tages bewaffnete er ſich mit einer Axt und
zertrümmerte alles mögliche in der Wohnung des Schlviegerſohns, uur
den Umzug zu beſchleunigen. Als der Bürgermeiſter ihn deswegen
zur Rede ſtellte, ſtieß er Beleidigungen gegen ihn aus, und zwei
Poli=
zeibeamten trat er mit erhobener Axt entgegen. Als die Beamten noch
beratſchlagten, wie ſie gegen ihn vorgehen ſollten, hatte er ſich wieder
ins Haus begeben und hängte ſich auf. Er wurde raſch abgeſchnitten,
und Wiederbelebungsverſuche erwieſen ſich als erfolgreich. Kaum aber
kam wieder Leben in ihn zurück, als er ſich den Beamten erneut
wider=
ſetzte und auch noch bei ſeiner Abführung Widerſtand leiſtete. Das
Gericht ſtellte feſt, daß es ſich bei dem Angeklagten um einen abnorm
reizbauen und übernervöſen Menſchen handelt und ließ es bei einer
Geldſtuafe von 80 Mark bewenden. Die Strafe kann in Raten bezahlt
wverden.
Die Große Strafkammer verhandelte gegen einen Einſvohner von
Dietesheim, der beſchuldigt iſt, eine falſche eidesſtattliche Verſicherung
vor einer zur Entgegenuahme derartiger Verſicherungen befugten Stelle
abgegeben zu haben und deshalb vom Bezirksſchöffengericht in
Offen=
bach zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Gegen das
Urteil hatten der Verurteilte und der Vertreter der Staatsanwaltſchaft
Berufung eingelegt.
In Verhandlungen wegen der Erteilung einer Wirtſchaftskonzeſſion
hatte der Angeklagte vor dem Landgericht Darmſtadt an Eidesſtatt
ver=
ſichert, daß ihm dieſe Konzeſſion ſchon bewilligt ſei, obwohl ſie vom
Gomeinderat erſt befürwortet war. Außerdem hatte er erklärt, ein
Brauereiheſitzer, der inzwiſchen verſtorben iſt, habe ihm das Geld für
die Einrichtung einer Wirtſchaft und die Abtragung ſeiner Schulden
feſt zugeſagt. Durch Zeugenausſagen wird alles widerlegt. Das
Ge=
richt verwirft beide Berufungen, ſo daß es bei der
Gefängnis=
ſtrafe von vier Monaten bleibt. In der Urteilsbegründung
wveiſt der Vorſitzende darauf hin, daß der Reſpekt vor dem Eid heute
vollkommen verſchwunden ſei.
Wegen Kuppelei waren ein Kammerjäger aus Offenbach und
ſeine Frau zu je einem Monat Gefängnis verurteilt worden und hatten
gegen das Urteil Berufung eingelegt. Die Tochter der Eheleute hatte
ein Verhältnis mit einen jungen Mann, und als ſie vor der
Nieder=
kunft ſtand, nahm man den Vater in die Familie auf. Später kam es
zu Zwiſtigkeiten und der junge Mann wurde wieder aus dem Haus
gelvieſen. Aus Rache zeigte er die Eltern wegen Kuppelei an. In der
unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit geführten Verhandlung erwveiſt ſich
dieſer kümmerliche Kavalier aber als derart unglaubwürdig, daß das
Gericht ihn unvereidigt läßt, der Berufung ſtattgibt und die
Angeklag=
ten freiſpricht.
— Petrusgemeinde. Die Hauptverſammlung der
Männerver=
einigung und der Sterbekaſſe nahm einen vom Geiſte der
Eintracht, des Friedens und der Befriedigung getragenen Verlauf. Ein
kraftvoll von den zahlreich erſchienenen Mitgliedern beider
Vereinigun=
gen geſungener Choral und ein die Eigeuart der Veranſtaltung
berück=
ſichtigendes Gebet von Herrn Pfarrer Weiß drückte den Verhandlungen
von vornherein den rechten Stempel auf. Der 1. Vorſitzende der M.=Vg.,
Herr Oberreallehrer Frank, erwähnte in ſeiner Begrüßungsanſprache
mit Dank gegen Gott die günſtige Entwicklung der Männer=Vereinigung
und fand warme Woxte der Anerkennung für die Vertrauensmäuner,
die auch im vergangenen Jahre ihre Kraft in den Dielſt der guten
Sache geſtellt haben. Der eingehende Jahresbericht des Schriftführers
ließ in gedrängter Kürze die im verfloſſenen Jahre geleiſtete
Arbeit=
noch einmal am geiſtigen Auge der Zuhörer vorüberziehen und gab
Einblick in die günſtige Entwicklung des Mitgliederſtandes und der
Ver=
mögenslage der M.=Vg. ( das Gleiche konnte ſpäter von der Sterbekaſſe
feſtgeſtellt werden) Unter der lebhaften Zuſtimmung der Aneſenden
wurde dem 1. Vorſitzenden für ſeine unermüdliche und erfolgreiche Arbeit
im Dienſte beider Vereinigungen Dank geſagt. Hohe Anerkennung
wurde dem Rechner der M.=Vg., Herrn Berres, und dem
Geſchäfts=
führer der Sterbekaſſe, Herrn Poſtinſpektor Schweitzer zuteil. Dem
geſamten Vorſtand wurde durch einſtimmige Wiederwahl, das vollſte
Vertrauen ausgedrückt. — Hingewieſen ſei auf das an: Freitag, den
31. Januar, ſtattfindende Wohltätigkeitskonzert, bei welchem
in hochherziger Weiſe dieſelben hervorragenden Künſtler, wie bei der
gleichen Veranſtaltung vor etwas mehr als Jahresfriſt ihre reife Kunſt
in den Dienſt einer edlen Sache geſtellt haben, nämlich die Not unter
bedürftigen Gemeindegliedern zu lindern. Es braucht nur an die Namen
Frau Opernſängerin Elſa Varena und Hofopernſänger Biſchoff
erinnert zu werden, um einen Anreiz gegeben zu haben, ſich
recht=
zeitig mit Eintrittskarten zu verſehen. Außerdem wird auch wieder
mit=
quartett, beſtehend aus Herrn Oskar Kleinberg, Frl. Hildegard
Finger, Herrn Karl Egner und Herrn Walter Pfaff.
Ein=
trittskarten (numerierte Plätze zu 2 und 1 Mk., nichtnumerierte Plätze
zu 0,50 Mk.) ſind zu haben bei Herrn Kirchendiener Kropp und in der
Papierwarenhandlung von Bender.
Verwaltungsgerichtshof, Zeughausſtraße 2. Oeffeutliche Sitzung
Neuroth in Darmſtadt um Erlaubnis zum Betrieb eine Kaffeewirtſchaft
überzeugend dargetan. Nach dem Vortrag haben ſich zahlreiche Hörer im Hauſe Heidelberger Straße 108½; 10.15 Uhr: Klage des Ro=
hts=
als Mitglieder des V. 2. A. angemeldet. Alle die, die ſich durch die Wucht, anwalts Dr. Kallmann in Mainz gegen die Stadt Maiuz wegen An=
— Markusgemeinde. In dem für den am Sonntag, den 26. Januar,
vorgeſehenen Vortragsabend wird Herr Rektor Bauer über ſeine
— Darmſtädter Juriſtiſche Geſellſchaft. Am Samstag, den 25. Ja= Nordlandsreiſe ſprechen und eine Reihe von Lichſtbildern zeigen.
nuar, abends 8 Uhr, ſpricht im Saal des Hotels Traube Landgerichts= Der Vortrag, der um 8 Uhr im Gemeindehaus, Kiesſtraße 17,
ſtattfin=
direktor Hellvig, Potsdam, über „Kriminaltelepathie im Lichte der det, wird umrahmt von nordiſcher Muſik (Trio von N. Gade
und E. Greh). Zu dieſer Veranſtaltung wird herzlich eingeladen. Der
Gaben für die Nothilfe der Gemeinde zu ſpenden.
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Nummer 24
Weiterſtadt, 22. Jan. Am Samstag, den 1. Februar, findet hier
im Darmſtädter Hof ein Vortrag durch das Landwirtſchaftsamt
Darmſtadt ſtatt. Das Thema, das gerade für die hieſigen Verhältniſſe
von großer Bedeutung iſt, lautet „Bodenſäure und Kalkdüngung”.
Gräfenhauſen, 22. Jan. Wie wir hören, beabſichtigt das
Land=
wirtſchaftsamt Darmſtadt, am Sonntag, den 26. Januar, nachmittags
3 Uhr, im Darmſtädter Hof einen Vortrag zu halten über das
Thema Bedeutung der Kalkdüngung für die hieſige Gegend‟. Da
unſere Gemarkung ſtark unter Kalkmangel leidet, dürfte der Vortrag
für uns von größtem Intereſſe ſein und iſt mit einem ſtarken Beſuche
zu rechnen.
Groß=Zimmern, 23. Jan. Sängertagung des Gaues
Dieburg. Der Vorſtand des Sängergaues Dieburg hatte die
Diri=
genten und Vereinsvorſitzenden der Gauvereine zu einer gemeinſamen
Sitzung nach Dieburg eingeladen. Der rührige Gauvorſitzende, Herr
Cajetan Steinmetz=Dieburg, ſprach herzliche Begrüßungsworte und drückt
ſeine Freude über den zahlreichen Beſuch aus. Zunächſt gibt er der
Ver=
ſammlung bekannt, daß der bei der vorigen Tagung gewählte
Gaupreſſe=
wart, Herr Lehrer Poth=Groß=Zimmern, das Amt angenommen hat und
uunmehr zum Gauvorſtand gehört. Als wichtigſter Punkt der
Tages=
ordnung wurde nunmehr der Gauliedertag behandelt, der dieſes Jahr
dem Geſangverein „Sängerluſt” Groß=Umſtadt übertragen wurde, der
ſein 30jähriges Vereinsjubiläum und das 30jährige Dirigentenjubiläum
ſeines Ehrenchormeiſters, Herrn Rektor Maſer, feiert. Außer einem
ſelbſtgewählten Chor ſingt auf Vorſchlag des Gauchormeiſters, Herrn
Lehrer Keller=Dieburg, jeder Verein den Pflichtchor „Des Deutſchen
Liedes Sendung” von Simmermacher. Da man allgemein der Meinung
war, daß es gerade die Maſſenchöre ſind, die das Volk begeiſtern, packen
und mitreißen und auch der Liedertag den Charakter einer
Befreiungs=
feier tragen ſoll, wurden oben erwähnter Pflichtchor und das „Deutſche
Lied” von Kalliwoda als Maſſenchöre beſtimmt. Für die Wahl eines
fachmänniſchen, einwandfreien Kritikers wird Sorge getragen. Um den
kleineren Vereinen Rechnung zu tragen, wurden die Vereine ihrer Stärke
entſprechend in zwei Gruppen geteilt und die Reihenfolge des
Auftre=
tens innerhalb der Gruppen durch das Los beſtimmt.
Le, Groß=Umſtadt, 23. Jan. Der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten,
Ortsgruppe Groß=Umſtadt, hatte ſich für ſeinen erſten diesjährigen
Vor=
tragsabend, Herrn Gouvernementsſekretär Dietz verſchrieben. Derſelbe
verſtand es, an Hand prächtiger Lichtbilder ſeine Erlebniſſe in Deutſch=
Oſtafrika in lebhafter Weiſe zu ſchildern. Wenn auch durch Wort und
Bild wehmütige Gefühle bei der Erinnerung an das, was uns durch die
Gier unſerer Feinde entriſſen wurde, ausgelöſt wurden, ſo zeigte doch der
reiche Beifall, wie ſehr es der Redner verſtanden hatte, das Intereſſe
für unſere Kolonien zu wecken. — In der am 17. Januar 1930
ſtattgehab=
ten Geſellſchafterverſammlung der Groß=Umſtädter Zuckerfabrik wurde
beſchloſſen, für das Geſchäftsjahr 1928/29 aus dem ſich ergebenden
Ueber=
ſchuß von 42 544 Mark eine Dividende von 7 Prozent zur Verteilung
gelangen zu laſſen. Der Ueberſchuß von rund 11 000 Mark wird auf
neue Rechnung vorgetragen.
r. Babenhauſen, 22. Jan. Hier hat ſich nach einem Vortrag des
Kreisgeſchäftsführers, Herrn Klaue=Frankfurt a. M., über das
Thema: „Die Lage unſeres Berufes und ſeine Zukunft” eine
Orts=
gruppe des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=
Verbandes gebildet. Der Redner forderte unter Hinweis auf die
heutige ſchwierige Lage des Stellenmarktes für die kaufmänniſchen
An=
geſtellten die Notwendigkeit der beruflichen Fortbildung, die er als eine
der vornehmſten Aufgaben, der neuen Ortsgruppen bezeichnete. Herr
Geſchäftsführer Brack=Darmſtadt ſprach über die Bedeutung der
Deutſchnationalen Krankenkaſſe. Zum Vertrauensmann der Ortsgruppe
wurde Herr Walter Rackensberger gewählt. — Die Wählerliſte für die
Wahl des Bürgermeiſters unſerer Stadt liegt von Donnerstag, den
23. Januar, bis Freitag, den 31. Januar, auf dem Rathaus offen.
Groß=Bieberau, 23. Jan. 9. große allgemeine
Geflügel=
ſchau. Für die in den Tagen vom B. bis 26. Januar hier ſtattfindende
große allgemeine Geflügelſchau ſind die Anmeldungen ſo reichlich
ein=
gelaufen, daß viele Anmeldungen zurückgewieſen werden mußten. Die
betr. Züchter werden gebeten, in Zukunft etwas, pünktlicher zu melden.
Cine Sehenswürdigkeit erſten Ranges wird ſich den Beſuchern von nah
und fern bieten, ſind doch 600 Nummern Geflügel in beſter Qualität zu
duschweg ſehr billigen Preiſen ausgeſtellt. Eine Schau, wie ſie der
Oden=
wald noch nicht geſehen hat. Alles, was in den Kräften des
Geflügel=
zuchtvereins Groß=Bieberau und der Gemeinde ſtand, iſt getan worden,
um jeden Ausſteller zufrieden zu ſtellen. Ganz beſonders werden die
Zwerghuhnzüchter überraſcht ſein, wenn ſie ihre Lieblinge in einer ſolch
hervorragenden Anzahl und Qualität wieder finden. Darum am
kom=
menden Sonntag auf nach Groß=Bieberau.
Nieder=Kainsbach, 23. Jan. Vorgeſtern verließ Herr Lehrer
Beil=
ſtein mit ſeiner Familie unſere Gemeinde, um nach ſeinem neuen
Wirkungskreiſe Offenbach a. M. überzuſiedeln. Herr Lehrer Beilſtein iſt
ſeit 16 Jahren in hieſiger Gemeinde als Lehrer tätig. Nicht allein in
der Schule, ſondern auch in der Gemeinde war er hochgeſchätzt und
beliebt. Der Geſangverein Sängerluſt, deſſen langjähriger Dirigent
Herr Beilſtein geweſen iſt, brachte ihm einen Fackelzug und ließ ihm
für ſeine unermüdliche Tätigkeit ein Bild überreichen, gleichzeitig
er=
nannte ihn der Verein zum Ehrenmitglied. Sichtlich gerührt dankte
Herr Beilſtein für die ihm und ſeiner Familie erwieſene Ehre, betonte
dabei, daß das Freundſchaftsband zwiſchen ihm und Verein nicht zerriſſen,
ſondern nur gelockert ſei. Auf Einladung des Herrn Lehrers
verſam=
melte ſich dann der Verein in der Wirtſchaft „Zum deutſchen Haus”, wo
noch verſchiedene Lieder geſungen und noch einige frohe Stunden verlebt
wurden. Wir alle ſehen die Familie Beilſtein nur ungern ſcheiden und
wünſchen ihr beſtes Wohlergehen in der neuen Heimat Offenbach.
* Steinau i. Odw., 23. Jan. Am Sonntag hielt der „Club
Edel=
weiß” von hier im Saale von Ph. Kaffenberger einen gut beſuchten
Theater=Abend ab. Zur Aufführung gelangte das ſchöne Odenwälder
Volksſtück „Der vekrachte Handſtraach” in fünf Akten (verfaßt von Herrn
Lehrer Heß aus Schlierbach i. Odw.) und das Luſtſpiel „Schuſter
Leh=
mann” in einem Akt. Dem Publikum war es gegönnt, wieder einmal
die ſchönen Odenwälder Trachten, die das erſte Stück zeigte, zu ſehen.
Nächſten Sonntag, den 26. d. M., abends, gelangen beide Stücke
noch=
mals zur Aufführung.
Cl. Heubach i. O., 23. Jan. Gemeinderatsbericht. Der
erſte Punkt behandelte Mietrückſtände bei der Gemeindekaſſe.
Bürger=
meiſter Brücher verlieſt auf Aufforderung die Liſte der Säumigen. Nach
längeren Auseinanderſetzungen, teils ſtürmiſcher Art, wird beantragt,
in nächſter Sitzung eine Liſte durch den Gemeinderechner nach neueſtem
Stand vorzulegen, gegen die Höchſtbelaſteten energiſch vorzugehen und
die Räumung ihrer Wohnungen zu beſchleunigen. — Ein Zuſchlag beim
Wellenmachen wird mit Stimmengleichheit abgelehnt. Der Marg. V.
wird ein Fürſorgezuſchuß gewährt; weiter erfährt auf Antrag ein auf
Roggenpreis lautender Pachtvertrag des B. Sch. Abänderung in
Reichs=
mark. Der Ankauf eines Erbbegräbniſſes des Johs. St. findet
ein=
ſtimmige Genehmigung. Nachdem ſich der Gemeinderat in längerer
Auseinanderſetzung mit dem Hauptpunkt der Tagesordnung,
Winter=
beihilfe, beſchäftigt, ſchreitet man zur Bildung einer
Prüfungskommiſ=
ſion, beſtehend aus erwerbsloſen Sozialrentnern und drei
Gemeinde=
räten. — Am Montag findet die erſte Holzverſteigerung im hieſigen
Gemeindewald ſtatt. Die Verſteigerungsbedingungen ſind die gleichen
wie in den Vorjahren.
Al. Höchſt i. Odw., 23. Jan. Der Ortsgewerbeverein Höchſt i. 4
veranſtaltete im gut beſetzten Saale des Gaſthauſes „Zum Löwen” eine
Nachfeier zu ſeiner großen Gewerbeſchau und landwirtſchaftlichen
Aus=
ſtellung. Nach einigen einleitenden Muſikvorträgen entbot der 1. Vor
ſitzende, Herr Buchdruckereibeſitzer Heinrich Probſt, allen Anweſender
heizliche Willkommgrüße. Weiter führte er aus, daß die heutige
Ver=
auſtaltung als Abſchluß, der in allen Teilen ſehr befriedigend
verlau=
fenen Gewerbeſchau und landwirtſchaftlichen Ausſtellung gedacht ſei. Die
Kapelle Klingemann=Nold ſorgte für gute Unterhaltung, und bald grif
eine gemütliche Stimmung Platz, wobei humoriſtiſche Vorträge vor
Herun Guſtav Flörsheimer nicht unerwähnt bleiben dürfen. Anſchlie
ſiend fand die Ueberreichung der Ehrenurkunden und Geldprämien an
diejenigen Ausſteller ſtatt, die ſelbſtgefertigte, bzw. in ihrem Betriebe
hergeſtellte. Arbeiten zur Schau geſtellt hatten. Es ſind dies: Fri
Beck, Friedrich Gerbig, Adam Gieg. Wilhelm Gieg, Apotheker Haas
Peter Haas, Peter Heuſel. Johs. Hofferberth, Geora Jöckel. Heinrie
Klotz, Wilh. Kohlbacher, Otto Möller, Heinrich Müller, Adam Neff
Leonh. Rodenhauſer, Heinrich Schäfer, Ph. Schnellbacher, Steinhauer
Phil. Schnellbacher, Schreiner, Adam Stockert, Johs. Stockert, Wilh=
Stockum. Adam Thierolf, Gans Thierolf. Heinr. Thierolf, Phil. Thie
zolf 3., Georg Thierolf, Otto Vogt, Willi Vogt, Ernſt Wegel, Han=
Wegel, Wilh. Wiesmann. Die Handwerkskammer Darmſtadt hatte fü
dieſen Zweck 150 Mark zur Verfügung geſtellt, die hier reſtlos veraus
gabt wurden. Die Ehrenurkunden ſollen eine Anerkennung für vor
zigliche handwverkliche und gewerbliche Leiſtungen ſein. Tanz und Unter
haltung hielten die Anweſenden bis in die frühen Morgenſtunden be
froher Stimmung zuſamm
Freitag, den 24. Januax 1930
42. Neuſtadt i. D., 23. Jan. Odenwaldklub. Die hieſige
Orts=
grupe hielt ihre Hauptverſammlung im „Weißen Schwan” ab. Bei der
Rechnungsablage, die zu keinen Beganſtandungen Anlaß gab, konnte ein
kleiner Ueberſchuß gebucht werden. Die Wiederwahl des ſeitherigen
Vorſtandes erfolgte einſtimmig. In der Bankfrage wurde ſeitens des
2. Vorſitzenden, des Lehrers Koch, Aufklärung über noch ſchwebende
Verhandlungen gegeben. Für das am 8. Februar ſtattfindende
Aus=
zeichnungsfeſt fanden die vorgetragenen Wünſche zwecks Ausgeſtaltung
Berückſichtigung. — Am letzten Sonntag unternahm die Ortsgruppe
ihre 1. planmäßige Wanderung. Sie führte auf dem Höhenweg, nach
Groß=Umſtadt (rotes Dreieck) über den Heideſtock nach der Pauſteige zu.
Oben am Wegweiſer an der alten Frankfurter Straße wurde die
Wan=
derſchar (26) bildlich feſtgehalten. Danach ging es rechts abwärts durch
den tiefen Wald nach Wald=Amorbach, wo man beim bekannten
Trip=
pel” gemütliche Raſt hielt. Der Rückmarſch erfolgte auf der Landſtraße
in der Richtung nach Hainſtadt. Oben auf der Höhe wurde rechts
abge=
bogen. Dabei wanderte man auf dem zukünftigen neuen
Markierungs=
weg, der bei der ſog. „Nägelchestanne” auf den zuerſt bezeichneten Weg
ſtößt. Erfreulich bei der erſten Wanderung war, daß ſich eine ganze
Anzahl Wanderinnen eingefunden hatte.
Rimhorn, 23. Jan. Am vergangenen Sonntag, 19. Januar, ſpielte
der Arbeiter=Sportverein das Luſtſpiel „Im Krug zum grünen Kranze‟.
Vor Beginn des Spieles ſang der Arbeitergeſangverein unter
Leitung ſeines langjährigen und wohlverdienten Dirigenten, Herrn Gg.
Hallſtein, das Volkslied „Im Krug zum grünen Kranze‟. Dasſelbe
wurde gut zu Gehör gebracht. Alsdann wurde zum Spiel übergegangen.
Es kann geſagt werden, daß die Rollenverteilung eine gute war,
wes=
halb auch das Stück als ein gut gelungenes bis zu Ende durchgeführt
wurde. Als ganz beſonders kann die Rolle des Schirmflickers
hervor=
gehoben werden, die von Herrn Georg Müller mit vorzüglichem Talent
geſpielt wurde. — Goldene Hochzeit. Am kommenden Sonntag,
den 26. ds. Mts., feiert Herr Johs. Friedrich 6. mit Gemahlin in
voller geiſtiger und körperlicher Friſche das ſelten ſchöne Feſt der
goldenen Hochzeit im engen Kreiſe ihrer Familie. Vier Söhne und eine
tod gefunden. Die anderen vier durften heil aus dem Weltkrieg
zurück=
kehren. Wir gratulieren zum goldenen Feſte und rufen ein Glück auf zum
diamantenen.
— König, 23. Jan. Am 26. Januar feiern Herr Johs,
Kunkel=
mann 2., Schloſſermeiſter, und deſſen Ehefrau Eliſabethe geb. Körner
das ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit. Beide Jubilare erfreuen ſich
verhältnismäßig guter Geſundheit, die ihnen bei arbeitsreichem Leben
erhalten blieb.
Cd. Michelſtadt, 23. Jan. In der Odenwälder Vereinigung für
Kunſt und Wiſſenſchaft ſprach Dr. H. Kunze, Pfarraſſiſtent in
Stein=
bach, über den Magdeburger Dom. Er gab zunächſt einen kurzen
Ueber=
blick über die Geſchichte der Stadt Magdeburg und ihre Bedeutung im
Mittelalter und führte dann ſeine Zuhörer an Hand von ausgezeichneten
Lichtbildern, die größtenteils das Magdeburger Muſeum zur Verfügung
geſtellt hatte, durch den Dom Der Magdeburger Dom iſt die bedeutendſte
Biſchofskirche des deutſchen Oſtens, ſeine Baugeſchichte umfaßt die Zeit
tum an Kapitälen aufzuweiſen, ſeine frühgotiſche Plaſtik ſtellt ſich der
Straßburger und Bamberger ebenbürtig an die Seite. Auch das mit
den Domſkulpturen eng verwandte Cäſardenkmal auf dem alten Markt
wurde in vorzüglichen Bildern gezeigt. Zum Schluſſe ging der
Vor=
tragende kurz auf ſeine Forſchungen über den Dom Ottos des Großen
ein, der im Jahre 127 ein Raub der Flammen geworden war. Wenn
auch für die Rekonſtruktion dieſes Bauwerks nur noch ganz geringe
Anhaltspunkte in und über dem Erdboden vorhanden ſind, ſo können
wir uns doch nach den Grabungen von 1920 und 1921 und 1926 ein Bild
davon machen, welche Bedeutung es für die ottoniſche Kunſt und Politik
gehabt hat. Das erfreulicherweiſe recht zahlreich erſchienene Publikum
dankte den ausgezeichneten Ausführungen des Redners durch warmen
Beifall. Am nächſten Freitag ſpricht der erſte Vorſitzende der
Vereini=
gung, Herr Oberſtudiendirektor, Dr. Weiner über: „Lebens= und
Kulturphiloſophie der Gegenwart‟. Herr Dr. Weiner wird ſicher ſeine
zahlreichen Freunde im Odenwald bei dieſer Gelegenheit in Stockheim
begrüßen können.
Cd. Michelſtadt, 23. Jan. Im kommenden Jahre blickt die Volksbank
Michelſtadt e. G. m. b. H. auf ihr 60jähriges Beſtehen zurück.
Beſon=
ders in den letzten Jahren hat ſich die Genoſſenſchaft recht günſtig
ent=
wickelt. Seit dem Jahre 1927 betreibt ſie ihr Geſchäft in ihrem eigenen
Bankgebäude in der Bahnhofſtraße. Ihren Kundenkreis hat ſie
weſent=
lich erweitert. Im Jahre 1929 konnten die Spareinlagen verdoppelt und
damit der Vorkriegsſtand erreicht werden. Außerdem ſind im gleichen
Jahre 45 neue Mitglieder dieſer Genoſſenſchaft beigetreten; beides ſind
Beweiſe von dem großen Vertrauen, das dieſem alten Bankinſtitut von
allen Seiten entgegengebracht wird.
— Wallbach, B. Jan. Bürgermeiſterwahl. Zu der am
2. Februar 1930 ſtattfindenden Bürgermeiſterwahl ſind folgende Wahl= ſtalt. Sodann zeigte uns der Film die Majeſtät der Sonne, die uns
vorſchläge eingereicht: Georg Bert 2., Altbürgermeiſter, Georg Schüler 2.
Die Wiederwahl des ſeitherigen Bürgermeiſters Bert gilt als geſichert.
m. Beerfelden, 21. Jan. Märkte. Die Gemeindevertretung hat
für das angefangene Jahr die Märkte wie folgt feſtgeſetzt: Der große
Pferde=, Fohlen=, Zuchtvieh=, Schweine=, Ferkel= und Krämermarkt iſt
am 13., 14. und 15. Juli d. J., am Montag, den 13. Juli, iſt Pferde= die nach Anſicht der einen zu ewigem Eis erſtarren wird, nach Meinung
rennen und Geländeritt, der Montag iſt der Hauptmarkt= und
Prä=
miierungstag, am Dienstag folgt die Verloſung, an ſämtlichen drei
und Ferkelmärkte fallen immer auf Montag und finden ſtatt am 10.
Fe=
bruar, 3. März, 7. April, 5. Mai, 26. Mai, 4. Auguſt, 1. September,
6. Oktober, 3. November, 1. Dezember. Die Auftriebszeit für die drei
erſten und die drei letzten Märkte iſt auf ½10—10 Uhr vormittags
feſt=
geſetzt, für die übrigen Märkte auf die Zeit von 8—½9 Uhr. Zum
Hauptmarkt am 14. Juli findet der Auftrieb von 7—½9 Uhr ſtatt.
Sämtliche zum Markt aufgetriebenen Tiere müſſen mit
Urſprungszeug=
niſſen verſehen ſein.
Cl. Gammelsbach, 23. Jan. Fiſchſterben. Seit Montag wird
in dem hieſigen Bach eine große Anzahl Fiſchleichen bemerkt, und zwar
von der ſtaatlichen Klenganſtalt abwärts nach Eberbach zu. Nahezu 100
Forellen wurden gezählt, die auf dem Bachbett lagen. Die Gendarmerie
iſt eifrig mit der Aufklärung beſchäftigt. Zuerſt nahm man an, es ſei
Vergiftung. Dies ſcheint jedoch nicht der Fall zu ſein. Es wird auf
den Waſſermangel nachts zurückgeführt, da der Teil unterhalb der Klenge
kein Waſſer hat, infolge der Tätigkeit des obeven Betriebes.
* Unter=Sensbach, 23. Jan. Kraftwagenlinie
Beerfel=
den—Sensbachtal—Eberbach. Behufs Verwirklichung dieſes
Projektes fand die zweite Sitzung ſtatt. Der Verſammlungsleiter, Herr
Gemeinderechner Helm=Unter=Sensbach, konnte namens des
Verkehrs=
vereins Unter=Sensbach eine überaus ſtattliche Anzahl Erſchienener
be=
grüßen, insbeſondere die Herren Oberpoſtdirektoren Löffler=Karlsruhe
und Deutler=Darmſtadt, Herrn Regierungsrat Dr. Rindfuß vom
Kreis=
amt Erbach, die Herren Bürgermeiſter Dr. Frank=Eberbach und Löb=
Beerfelden, desgleichen die Herren Bürgermeiſter und Gemeinderäte der
Sensbachtalgemeinden ſowie die Mitglieder der Verkehrsvereine
Beer=
felden und Eberbach. Bei der ſehr angeregt und lebhaft verlaufenen
Tagung, in welcher die Herren Vertreter der Oberpoſtdirektionen
wich=
tige Angaben machten, Gründe und Gegengründe für die Linienführung
Beerfelden—Eberbach ins Feld führten, ſtellte ſich ein
Intereſſengegen=
ſatz zwiſchen den Städten Eberbach und Beerfelden heraus, indem
Eber=
bach unter allen Umſtänden die Linie bis Eberbach, Beerfelden dieſelbe
nur bis Bahnhof Gaimühle geführt haben will. Infolge Auftretens
ganz neuer Geſichtspunkte wurde beſchloſſen, die Verhandlungen zu
ver=
tagen und zunächſt interne Beſprechungen einer neuen öffentlichen Sitzung
vorausgehen zu laſſen. Wie verlautet, beabſichtigt die D.P.D.
Darm=
ſtadt, vorläufig verſuchsweiſe anſtatt des bisherigen kleinenKraftpoſtwagens
einen 6—7ſitzigen von Beerfelden nach Gaimühle laufen zu laſſen,
wäh=
rend bisher Hebſtahl der Endpunkt der Linie war.
Cf. Birkenau, 23. Jan. Filmvorführung. Im ſehr gut
beſetzten Saal des Vereinshauſes lief vorgeſtern der erſte Teil des großen
Ufa=Films „Der Weltkrieg‟. Der ſtarke Beſuch zeigte, daß das Intereſſe
an dem gewaltigen Geſchehen des Weltkrieges noch ſehr groß iſt.
Befrie=
digt und von tiefem Ernſt erfüllt haben ſicher alle Beſucher die
Vorfüh=
rung verlaſſen, und das Intereſſe für den zweiten Teil dieſes
Film=
werkes dürfte allſeits ſehr groß ſein.
A. Ellenbach, 22. Jan. Filmborführung. Hier wurde von
der amtlichen Lichtbildſtelle des Kreisamtes Heppenheim der Film „Der
Weltkrieg” in ſeinem erſten Teil, der Kriegsbeginn, Kämpfe in Belgien
und Frankreich, die Entſcheidungsſchlacht an der Marne, ebenſo die
Kämpfe um Tannenberg, in Maſuren, in Poſen und in den
Kar=
pathen zeigte, vorgeführt. Die zahlreichen Zuſchauer gaben dem
Wunſche Ausdruck, daß man auch bald die weiteren Teile dieſes Films
vorführen möge. — Am Sonntag nachmittag fand die
General=
derſammlung des Kriegervereins ſtatt, in deren
Mittel=
punkt die Vorbeſprechungen zum 25jährigen Jubiläumsfeſt des Vereins,
das Ende Mai ſtattfindet, ſtanden. Da mit dieſem Feſt der ganze
Haſſia=
bezirk Beusbeim ſeinen Frühjahrsbezirkstag abhält, wird das Feſt ein
beſonderes Gepräge bekommen. Im Anſchluß an dieſe Beſprechungen
hielt ein Kamerad einen Vortrag über ſeine Erlebniſſe in ruſſiſcher
Gefangenſchaft. Außerdem wurde beſchloſſen, eine Ortsgruppe der
Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen und eine
Schützenabtei=
lung ins Leben zu rufen.
Eine deuſche Hi ds Veliekertinhalberi.
— Wenn Amer ka bis heute immer noch Beſitzer der Weltrekordkuh
iſt, ſo hat Deutſchland kürzlich mit der Kuh „Alide” einen neuen
Welt=
rekord für die höchſte Dauerleiſtung aufgeſtellt. Die Kuh „Alide” des
Landwirts Grote in Bründeln, Herdbuchgeſellſchaft Mittelweſer, hat
mit dem 1. November vorigen Jahres eine Lebensleiſtung von über
80 000 Kilo Milch überſchritten. Eine höhere Dauerleiſtung iſt bisher
von keiner Kuh bekannt. „Alide” hat nacheinander elf Kälber zur Welt
gebracht. Die bisherige Jahresmilchmenge betrug rund 5400 Kilo,
während die Höchſtleiſtung über 10 200 Kilo Milch geht. Die
Welt=
rekordkuh iſt nur von mittlerer Größe und Schwere und verdankt ihre
außergewöhnlich hohen Leiſtungen ihrer feſten Geſundheit.
Bn. Hirſchhorn, 21. Jan. Vom Tuunverein. Die am letzten
Freitag, den 17. Januar I. J., abgehaltene, gut beſuchte
Generalver=
ſammlung des Turnvereins Hirſchhorn brachte folgende Ergebniſſe. Der
alte Vorſtand wurde beibehalten. Neugewählt wurde Herr Ernſt
Voll=
hardt. Der Vorſtand ſetzt ſich demnach wie folgt zufammen: Jakoll
Walther, 1. Vorſitzender, Walter Dobel, 2. Vorſitzender, Rechner Adolf
Berthold, Beiſitzer: Ludwig Grimm, Peter Bißdorf, Karl Haas,
Hein=
rich Rös, Lehrer, Bürgermeiſter Zipp, Peter Heberer, Lehrer, Eruf
Vollhardt. Turnwarte: Erich Manck, Willi Schäfer. Der
Rechenſchafts=
bericht zeigte, daß der Verein im verfloſſenen Vereinsjahr ſtets vorwärts
ging. So konnten die Turner drei erſte, einen zweiten und drei dritte
Preiſe ſich erringen. Auch die Vereinsleiſtungen im Turnen waren
be=
deutend beſſer als im vorigen Jahre. Wegen der allgemeinen ſchlechten
wirt=
ſchaftlichen Lage wird von der Abhaltung eines Maskenballes abgeſehen.
Ln. Darsberg, 21. Jan. Endlich eine Vereinbarung
zwiſchen den beiden Konfeſſionen bezüglich der
Kirchenbenutzung in Darsberg. Die feither beſtandenen
Simultanverhältniſſe bezüglich der Benutzung der Kirche in der
Ge=
meinde Darsberg, ſowie der Eigentumsverhältniſſe ſelbſt, finden mit
Tochter feiern mit. Nur ein Sohn hat auf ſerbiſchem Boden den Helden= dem 1. April laufenden Jahres ihr Ende. Durch eine gütliche
Verein=
barung zwiſchen den katholiſchen und evangeliſchen Einwohnern von
Darsberg iſt man endlich zu einem endgültigen Reſultate gekommen,
Die Vereinbarung tritt ab 1. April 1930 in Kraft. Die zwiſchen den
evangeliſchen und katholiſchen Einwohnern von Darsberg beſtehende
Gemeinſchaft bezüglich der Benutzung der Kirche und dem Vermögen der
Kirche wird vom 1. April 1930 aufgehoben. Ebenſo wird der ſeither
be=
ſtehende gemeinſchaftliche Kirchenvorſtand, in dem die beiden Geiſtlichen
von Neckarſteinach abwechſelnd auf drei Jahre den Vorſitz führten, mit
dem gleichen Tage aufgelöſt. Das vorhandene Kirchenvermögen, ſowvie
die Kirche, die ſeither Eigentum der politiſchen Gemeinde Darsberg
war, gehen in das alleinige Eigentum der neu zu bildenden
evangeli=
ſchen Kirchengemeinde Darsberg über. Der vielumſtrittene
Flügel=
altar, der zurzeit im Landesmuſeum in Darmſtadt aufgeſtellt iſt,
wird wieder auf ſeinen urſprünglichen Standort zurückgebracht werden,
als unveräußerlicher Beſtandteil des Kircheninventars, und ſoll den
bei=
den Konfeſſionen jederzeit zugänglich gemacht werden. Den katholiſchen
von 1209 bis 1520. Kaum eine andere Kirche hat einen ſolchen Reich= Einwohnern von Darsberg bleibt das Recht vorbehalten, die Kirche
zweimal im Jahre, an der Feſtfeier des heiligen Sebaſtians und am
erſten Sonntag im Monat Mai, für ihren Gottesdienſt zu benutzen.
Außerdem beſteht für die katholiſchen Einwohner in Darsherg noch das
Recht, ohne jegliche Vergütung bei anderen Anläſſen, wie Beerdigungen,
Trauungen und Taufen die Kirche zu benutzen. Die Ebaugeliſche
Kirchengemeinde Darsberg übernimmt die durch frühere gerichtliche
Auseinanderſetzungem entſtandenen Verpflichtungen bezüglich des
Flügel=
altars. Wefentliche Veränderungen innerhalb der Kirche dürfen uur
mit Zuſtimmung, bzu. Einvernehmen zwiſchen dem evangeliſchen
Landeskirchenamt Darmſtadt und dem biſchöflichen Ordinariat Mainz
zur Durchführung kommen. Die Unterhaltung und Bedienung der
Kirchenuhr ſowie der Glocken übernimmt die politiſche Gemeinde
Dars=
berg. Das Eigentumsrecht derſelben bleibt für die evangeliſche
Kirchen=
gemeinde vorbehalten, die auch für etwaige Koſten für vorzunehmende
Veränderungen am Glockenſtuhle aufzukommen hat. Durch dieſe
Ver=
einbarungen, die endlich einen grundbuchmäßigen Abſchluß gefunden
haben, iſt ein langjähriger Kampf, durch welchen dieſe Abmachungen
be=
dingt waren, endgültig beigelegt.
Ce. Seeheim, 20. Jan. Wunder der Schöpfung. Außer
dem moraliſchen Geſetz in ſich war es der geſtirnte Himmel über ihm,
der den großen Denker Kant immer wieder zu neuem Sinnen auregte
und ihm geradezu als Gottesbeweis vor ſeine Seele trat. Daß außer
den Aſtvonomen auch andere große Mäyner ſtaunend vor dieſem
Wun=
der der Schöpfung ſtanden, zoigte der 1. Teil eines Films, den der
Landesverein für innere Miſſion am Donnerstag hier laufen ließ.
Nachdem wir zunächſt hier eingeführt wurden in die Kämpfe der
For=
ſcher des Mittelalters mit vielfach falſchen Deutungen von Bibelworten,
beobachteten wir im 2. Teil den Mond in ſeiner Bahn und feiner
Ge=
zwar nicht — wie die Heiden — zur Anbetung, wohl aber zu
dank=
barer Beſwunderung zwingt. Dann unternahmen wir im Geiſte eine
Reiſe im Raketenluftſchiff in den unemeßlichen Waltenraum, ſtatteten
verſchiedenen Sonnen Beſuche ab und lernten allerlei von ihrer
Ver=
ſchiedenartigkeit gegenüber der Erde kennen. Endlich wurden wir
be=
kannt gemacht mit den Vermutungen über das Schickſal unſerer Erde,
anderer wie auch nach den Worten der heiligen Schrift (2. Petr. 3)
„mit ihren Werken derbrennen wird, wenn die Himmel mit großem
Tagen iſt Jahrmarkt und Volksbeluſtigung. Die übrigen Vieh= Schweine= Krachen vergehen werden”. Sämtliche Bilder, ſowohl die rein
gſtro=
nomiſchen wie die idealweranſchaulichenden, waren ſo lehrreich, daß
jeder Beſucher mit reichem Gewinn heimging” der in dieſen Dingen
Kundige befeſtigte ſeine Kenntniſſe durch die überaus anſchauliche Art
des Films, dem, dem ſie ganz neues boten, machten die Wunder der
Schöpfung deutlich ſpürbar großen Eindruck. Das iſt nicht zuletzt den
ſachlichen Erläuterungen des Direktors, Herrn Pfr. Nöhricht, zu
ver=
dauken, der in ſehr ſchöner Weiſe immer wieder die Fäden von der
exakten Wiſſenſchaft zu unſerer chriſtlichen Hoffnung auf „einen neuen
Himmel und eine neue Erde” zu ſpannen verſtand. Dem Ewv.
Pfaru=
amt aber, das uns durch derartig lehrreiche Vorträge immer wieder
orfreut, fühlen wir uns zu beſonderem Danke verpflichtet.
g. Gernsheim a. Rh., 23. Jan. Die Generalverſammlung des
Ge=
ſangvereins Sängerluſt im Saalbau Darmſtädter Hof erfreute ſich eines
ſehr guten Beſuches. Nach dem Vortrag dreier Chöre, wurde in die
Tagesordnung eingetreten. Nach dem Jahresbericht, abgelegt durch den
Schriftführer, betrug am 31. Dezember 1929 der Mitgliederſtand 197
Perſonen. Insgeſamt wurden im Geſchäftsjahr bzw. Vereinsjahr 48
Singſtunden gehalten. Die Rechnungsablage erfolgte durch den Rechner
Kranenführer Jakob Heß. Es wurden verzeichnet an Einnahmen 280,94
Nm., an Ausgaben 2017,67 Rm., ſodaß ein Kaſſenvorrat von 67,27 Rm.
verbleibt. Die ausſcheidenden Vorſtandsmitglieder Jakob, Heß, Kaſpar
Kiſſel und Johann Katter wurden einſtimmig wiedergewählt, desgleichen
auch der erſte und zweite Vorſitzende. Im Mittelpunkt des Intereſſes
ſtand die Lokalfrage. Nach einer ausgiebigen Ausſprache wurde zur
Abſtimmung geſchritten. Für das Verbleiben im ſeitherigen
Vereins=
lokal Deutſches Haus, Eigentümer Georg Haas, waren 42 Stimmen,
dagegen ſtimmten 32 Anweſende, drei Mitglieder enthielten ſich der
Ab=
ſtimmung. Dem Familienabend des Fußballklubs Konkordia 1910,
ver=
bunden mit Meiſterſchaftsfeier im Roſengartenpalaſt von Valentin
Eſſel=
bach am Sonntag abend war ein guter Erfolg beſchieden. Nach dem
Muſikſtück „Alte Kameraden”, Marſch von C. Teike, ergriff der 1.
Vor=
ſitzende Georg Borger das Wort zur Begrüßungsanſprache, der ſich die
Ehrung der ſiegreichen Mannſchaften, die ſämtlich im Sportdreß
ange=
treten waren, anſchloß. Die von Fräulein Katharina Meiſter
vorgetra=
genen Lieder ernteten reichen Beifall, desgleichen auch das Theaterſtück
„Die Fußballbraut”, Schwank in einem Akt von Karl Silber, ſowie
die verſchiedenen Muſikſtücke der Kapelle Wilhelm. Auch der
Ehrenvor=
ſitzende, Diplom=Ingenieur Dionys Kauth, ergriff im Verlauf des Abends
das Wort. Bemerkt wird, daß Abordnungen des Fußballvereins
Wolfs=
kehlen und Auerbach an der Bergſtraße anläßlich der Meiſterſchaftsfeier
anweſend waren. Den Schluß der Veranſtaltung bildete ein
Ball. — Die neu gebildeten Schulvorſtände ſetzen ſich wie
folgt zuſammen: 1. Kathol, Schulvorſtand aus den
Gemeinderatsmit=
gliedern Theodor Bauer, Jakob Wilhelm und Philipp Medieus und
dem Landwirt Karl Theodor, Schnauber, Schuhmachermeiſter Autou
Wenz und Vorarbeiter Ludwig Müller, 2. evangel. Schulvorſtand aus
dem Gemeinderatsmitglied Dr. Krichbaum und dem Landwirt Philipp
Maſſar, Steinhauermeiſter Peter Katzenbächer und Gärtnereibeſitzer
Philipp Trommershäuſer, 3. erweiterter Schulvorſtand aus den
Ge=
meinderatsmitgliedern Johann Jak. Rapp, Jakob Wilhelm, Jakob
Krug 3., Martin Lockowitz, Nikolaus Eiſenhut und dem Schloſſermeiſter
Georg Wilhelm Lang und Bäckermeiſter Wilhelm Wenz.
Ca. Lorſch, 22. Jan. Die Generalverſammlung des
Schützenvereins verlief außerordentlich harmoniſch. Herr
Vor=
ſitzender Beck begrüßte die zahlreich erſchienenen Mitglieder und dankte
für den Beſuch. Dem Tätigkeitsbericht durch Herrn Avotheker Joſt folgte
der Rechenſchaftsbericht durch Herrn Inſpektor Schroth, die beide zu
Beanſtandungen keine Veranlaſſung gaben. Auf Antrag des Herrn
Appel wurde dem alten Vorſtand einſtimmige Entlaſtung erteilt. Die
vorgenommene Vorſtandswahl ergab folgendes Reſultat: 1. Vorſitzender:
Herr Friedrich Beck, Lorſch; 2. Vorſitzender: Herr Friedrich Eichhorn;
Rechner: Herr Inſpektor Schroth: Beiſitzer die Herren Dr. Schultz und
Heinrich Hartnagel; 1. Schießleiter: Herr Förſter Rühl. Entgegen
einem Vorſtandsbeſchluß wird noch beſchloſſen, dieſes Jahr doch einen
Maskenball abzuhalten.
Nummer 24
Freitag, den 22. Januar 1930
Seite 7
Ein Januartag an der Bergſtraße.
* Der ungewöhnlich warme Januartag hat mich zur Bergſtraße
ge=
lockt, um zu ſehen, was dort der Winter mache. Ich fand ihn nicht,
aber der Platz, auf dem er ein wenig gefaulenzt, hat noch gelbes und
welkes Gras und dürre Heidekrautbüſche.
Doch bunt und warm iſt es um mich ſchon in den Kiefern hinter
dem Eberſtädter Friedhof, warm von der Frühlingsluft und dem
hoff=
nungsfrohen Herzen und bunt vom friſchen Grün des Mooſes, das
dort in dicken Polſtern ſich unüberſehbar breitet, vom Gelb und Braun
und Ror der Baumrinde, vom Blau des Himmes, vom Kleid der
Eichel=
häher, die in den Kiefernwipfeln herumſtrolchen, und dem der Blau=
und Kohlmeiſen, die im Unterholz ihr fröhliches Weſen treiben.
Auf dem ſich hinter dem Kiefernwald durch die grünenden
Saat=
felder zu den Wäſcherinnen Malchens ſchwingenden Pfädlein wandere
ich gemächlich der Höhe zu, unter der im kahlen Geäſt der Buchen
frei=
ſtehenden Frankenſteinruine, und über der weiten Rheinebene, die ſich
hinter den Obſtbäumen des ſonnigen Hanges heute in Nebelſchleiern
dehnt, die auch die Berge der Haardt verbergen.
Wenn man ſo in den Sommertagen durch die weiten, dichten
Hal=
menwälder auf dem Pfad emporſteigt, dann will einem doch immer ein
leiſes Bedauern kommen, daß hier ſo manches gute Saarkorn zertreten
wird. Aber das wird ja hundertfach aufgewogen durch die Freude, die
der ſchmale Weg denen bringt, die ihn offenen Herzens und Auges
gehen.
Wo biſt du denn noch ſo eng verbunden mit der Natur wie hier,
wo die die Kornähren die Wangen ſtreifen, und du, allein wandernd,
nur Himmel und Erde und Aehrenfeld ſiehſt? Wie betörend blühen
hier an ſchönen Lenztagen Buſch und Baum, und wie iſt die weite
Bergwieſe unter den ſich wie kleine Schiffsſegel blähenden Leintüchern
der darmſtädtiſchen Hausfrauen millionenfach überſternt von den hellen
Augen der Maßliebchen, die den Marsbewohnern ſicherlich die ſchönſte
Milchſtraße vortäuſchen.
Jetzt, zur Winterszeit, duftet es dort von der Friſche der Hunderte
von blütenweißen Wäſcheſtücken, die dort im Winde knattern und
flat=
tern und nachher in weißen Säcken, auf denen wie Engel in Wolken
die Malchener Mädchen ſitzen, den Städtern die Bergesfriſche in die
Bettladen tragen.
Wo gibt es auch noch ſo eine eigenſinnig knorrige Linde, wie die
von Malchen, und wo ein ſo luſtiges Ludwig=Richter=Kirchlein wie dort?
Wieder haben mich Kiefern aufgenommen, in denen dich früher, als
die Menſchen weniger habgierig waren, die liebliche Küchenſchelle
ſcharenweiſe umgab. Und nun bin ich auf einem der ſchönſten Wege
Bm. Hofheim (Ried), 22. Jan. Sterben der Altveteranen.
Das Häuflein unſerer Altveteranen wird immer kleiner. Nachdem vor
1, nigen Tagen Herr Kaufmann Kaſpar Müller zur letzten Ruhe
beſtat=
te. wurde, trug man geſtern wieder einen hinaus zur Stätte des
Frie=
dens. Herr Heinrich Schader, Feldſchütz i. R., iſt im hohen Alter von
82 Jahren von dieſer Welt geſchieden. Der große Trauerzug zeugte
von der Achtung und Wertſchätzung, deren ſich der ehemalige
Feldzugs=
teilnehmer von 1870/71 und ſpätere Gemeindebeamte hier erfceuen
durfte. An der Spitze des Leichenzuges die hieſige Kapelle, gefolgt vom
Krieger= und Soldatenverein mit umflorter Fahne und Schießabteilung.
Die Trauerfeier am Grabe verſah der hieſige katholiſche Geiſtliche, Herr
Pfarrer Becker. Der Ehrenvorſitzende des Krieger= und
Soldatenver=
eins, Herr Wendel Eberts, widmete dem alten Veteranen und
Kamera=
den einen tiefempfundenen, warmen Nachruf, legte einen Kranz nieder,
und die Vereinsfahne ſenkte ſich über dem offenen Grabe als letzter
Gruß des Vereins. Als letzten militäriſchen Gruß feuerte die
Schieß=
abteilung unter dem Kommando des 2. Vorſitzenden, Herrn Ries, dem
alten Krieger eine Ehrenſalve über das Grab. Nun haben wir hier
nur noch fünf Altveteranen, und wer weiß, wie bald wird auch den
letzten der kühle Raſen decken. — Herr Rektor Seum von der hieſigen
ebangeliſchen Volksſchule iſt nun bis zu ſeiner Penſionierung am 1. Mai
1930 beurlaubt. Die Leitung der Schulen bleibt bis dahin in ſeinen
Händen und wird dann ein neuer Rektor beſtimmt. Die Lehrerſtelle
ver=
ſieht bis dahin Herr Lehrer Diery aus Darmſtadt. Beſtimmt wird zu
Ehren des ſcheidenden Rektors, der nahezu 40 Jahre hier ſegensreich
gelwirkt hat, ſeitens der Schule und Gemeinde eine Abſchiedsfeier
ver=
anſtaltet und werden wir dann auf den ſcheidenden Jugenderzieher näher
zütrückkommen.
C Viernheim, 23. Jan. Gemeinderatsbericht. Die
Um=
tvandlung der 1928er Gemeindeſteuern (f. d. Gewerbe) wurde noch von
dem alten Gemeinderat mehrmals abgelehnt, weshalb die Aufſichtsbehörde
eingriff und das Verwaltungsſtreitverfahren einleitete. In der letzten
Sitzung des Kreisausſchuſſes in Heppenheim wurde, nunmehr die
Ge=
meinde verurteilt, die 1928er Gewerbeſteuer auf Grund der endgültigen
Veranlagung umzurechnen, wodurch ein nicht geringer Kreis kleinerer
Gewerbetreibender eine Rückzahlung bzw. Erlaß zu erwarten hat. —
Bezüglich der beantragten Enteignung von
Straßenge=
lände der P. Ehatt Erben hat der Provinzialausſchuß nunmehr die
Enteignung ausgeſprochen. Ueber die Entſchädigungsfrage ſchwebt noch
ein Prozeß. — Der Gemeinderat nimmt Kenntnis davon, daß der Heſſ.
Staat die Erbauung eines Polizeiamts wiederum
aufge=
ſchoben hat. Hiergegen ſoll eindringlich proteſtiert werden, da die
Ge=
meinde die Räume dringend benötigt. Bei dieſem Punkt ſetzte ſich der
kommuniſtiſche Vertreter für die Abſchaffung des Polizeiamts und die
Verteilung der hierdurch erſparten Mittel an Minderbemittelte ein. —
Infolge Ueberſchreitung der Altersgrenze ſoll den beiden
Totengrä=
bern gekündigt und die Stellen ausgeſchrieben werden. — In der
be=
kannten Waldprozeßſache wird eine Kommiſſion beauftragt, bei
Herrn Rechtsanwalt Joſef, in Darmſtadt, der ſeit längerer Zeit die
Akten der Gemeinde prüft, über deſſen heutige Stellungnahme
Erkun=
digung eingezogen und davon weitere Schritte abhängig gemacht werden.
— Der Gemeinderat nimmt davon Kenntnis, daß das Miniſterium d. J.
die Uebertragung der Baureviſionen an den
Gemeinde=
haumeiſter abgelehnt hat. — Gegen den widerrechtlichen Zuzug
Fremder ſollen geeignete Maßnahmen ergriffen werden, da in der letzten
Zeit unter Belaſtung des hieſigen Wohnungsmauktes Zuzüge von
aus=
wärts erfolgt ſind, ohne daß in dem früheren Wohnort wenigſtens eine
Tauſchwohnung zur Verfügung geſtellt wurde.
C. Viernheim, 23. Jan. Odenwaldklub. Die Feier des achten
Wanderer=Ehrungsfeſtes im Klublokal „Zum Löwen” geſtaltete ſich zu
einem ſchönen Erlebnis. Der Vorſitzende der Ortsgruppe begrüßte
herz=
lich auch die vielen Gäſte aus nah und fern. Durch luſtige Einakter,
Couplets, Gedichte und Geſang kam bald jene glänzende Stimmung auf,
wie ſie nur im Odenwaldklub herrſchen kann. Die Wandererehrung nahm
Herr Hauptlehrer Weißert aus Mannheim als Vertreter des Hauptaus=
der ganzen Bergſtraße, dem Randwege mit dem weißen R. So oft ich
dorthin komme, habe ich vor, weiterzulaufen bis über Seeheim, dann
links abzubiegen in die wonnigen Wieſenmulden und Waldwinkel des
„Schweizerlochs”, über den Wald= und Feldſattel ins Beerbacher Tal
zu gehen, einmal wieder den ſchönen Nieder=Beerbacher Kirchweg
hinauf= und hinabzulaufen und dann mich neben der
Frankenſtein=
ruine wieder ins Modautal zu ſchlagen. Aber meiſt bleibe ich ſchon
über Malchen hängen, weil mich der ſüdliche Waldhang mit ſeinen
Schönheiten und Köſtlichkeiten nicht weiterziehen läßt.
Heute hat mich das muntere Spiel der Schwanzmeiſen aufgehalten.
Sie tummeln ſich zu Dutzenden in den ſich ſchon fürbenden jungen
Lär=
chen und laſſen ſich weder von meiner Nähe, noch von meinem dummen
Schreiben ſtören. Ich verſuche, das Lied feſtzuhalten, das mir hier das
Auf und Nieder der behenden kleinen Geſellen zeigt. Das Köpfchen des
winzigen, faſt kugelrunden Vogels ſitzt ſo tief in dem wolligen Hälschen,
und die Füßchen ſind ſo hauchzart, daß das Körperchen der Meiſe mit
dem beinahe dreimal ſo langen Schwänzlein allein nur deutlich wird
und von einer Note mit ihrem Strich kaum zu unterſcheiden iſt.
Wie fein hebt ſich auch das Notenblatt, der helle Himmel über der
Rheinebene mit den in gleichen Abſtänden nebeneinander laufenden
dunkſen Linien der dünnen Lärchenzweigchen von dem Rot der
Buchen=
blätter und dem dunklen Grün der jungen Tannen ab, die hier den
Weg ſo ſchön ſäumen Und die Januarſonne beleuchtet das Blatt wie
zur Frühlingszeit und läßt die Stimmchen der Meiſen frohlocken, die
runden Körperchen aber auch ſo flink und raſch wechſelnd auf und nieder
hüpfen auf den Notenſtrichen, daß es eine reine Menſchenunmöglichkeit
iſt, mit dem Notenſchreiben nachzukommen.
So habe ich mein Buch wieder eingeſteckt und nur mitgepfiffen.
Plötzlich iſt das luſtige Gezirp verſtummt und mit einem Mal der
ganze luſtige Sing= und Komponierchor verſchwunden, ehe ich recht weiß,
wie das zugegangen. Erſt als die dichten Nebel von der Ebene her ſich
bis nahe an die jungen Lärchen geſchoben haben, und die Sonne nur
noch wie ein Theatermond in der feuchten Wand ſteht, merke ich, lvas
die kleine, ſonnenhungrige Geſellſchaft vertrieben hat und mache mich
auf den Heimweg.
Ich hätte ihn wahrhaftig nicht mehr gefunden, wenn ich ihn nicht
ſihon Hunderte Mal gegangen wäre. So dicht war der Nebel, und ich
hätte mich über ihn geärgert, wenn er nicht dann auf der Heidelberger
Landſtraße das Amt eines Verkehrsordners übernommen und ich nicht
geſehen hätte, daß endlich einmal einer ſrauk genng war, das unſinnige
Wagenrafen zu verbieten.
ſchuffes vor. Herr Weißert überbrachte die Grüße des Hauptausſchuſſes
und vertiefte ſich in feinſinniger Weiſe über Zwecke und Ziele des
Oden=
waldklubs. Mit dem Goldenen wurden 17 Mitglieder geehrt. Den
Wan=
derſtab erhielten 3 Mitglieder Eine beſondere Ehrung wurde Herun
Lehrer Stockert zuteil, der jetzt 25 Jahre Mitglied und einer der
eifrigſten Wanderer iſt. Bei Geſang und Tanz verlebte man noch manche
vergnügte Stunde.
Ck. Groß=Gerau, 22. Jan. Einnahmen und Ausgaben
des Kreiſes. Die Kreiskaſſe Groß=Gerau gibt den Vierteljahrs=
Ausweis über die Einnahmen und Ausgaben des Kreiſes in dem
Vier=
teljahr Oktobe:—Dezember des Rechnungsjahres 1929 bekannt. Darnach
betrugen die Einnahmen an Steuern 193 000 (Jahresſoll 850 000) Mark,
ſeit Beginn des Rechnungsjahres 475 000 Mark. An ſonſtigen
Ein=
nahmen ſind zu verzeichnen in der allgemeinen Verwaltung ſeit Beginn
des Rechnungsjahres 9000 Mark, in der Wohlfahrtspflege und im
Ge=
ſundheitsweſen (ausſchließlich Arbeitsloſenfürſorge und Wohnungsweſen)
170 000 Mark (Jahresſoll 874000 Mark), ſeit Beginn des
Rechnungs=
jahres 653 000 Mark, übrige Kämmereiverwaltung 3000 Mark.
Ins=
geſamt ſind an Einnahmen zu derzeichnen (abzüglich der Zuſchüſſe an
Unternehmungen, Betriebe und Vermögensverwaltung) in dem
Berichts=
vierteljahr 366 000 Mark (Jahresfoll 2075 000 Mark), ſeit Beginn des
Rechnungsjahres 1 147 000 Mark. Die Ausgaben betragen für allgemeine
Verſvaltung 19 000 Mark (Jahresſoll 93 000 Mark), ſeit Beginn des
Rechnungsjahres 59 000 Mark, für Wohlfahrtspflege und
Geſundheits=
weſen (ausſchließlich Arbeitsloſenfürſorge und Wohnungsweſen) 308000
Mark (Jahresſoll 1308 000 Mark), ſeit Beginn des Rechnungsjahres
950 000 Mark, für übrige Kämmereiverwaltungen 49 000 Mark (
Jahres=
ſoll 667 000 Mark), ſeit Beginn des Rechnungsjahres 154 000 Mark.
Insgeſamt betragen die Ausgaben für das Berichtsvierteljahr 378000
Mark (Jahresſoll 2075 000 Mark), ſeit Beginn des Rechnungsjahres
1 169 000 Mark. Mithin iſt in dem Berichtsvierteljahr eine
Mehraus=
gabe von 12000 Mark zu verzeichnen. — Steuererklärungen
Wie das Finanzamt Groß=Gerau mitteilt, ſind die Steuererklärungen
für die Einkommenſteuer, Körperſchaftsſteuer und Umſatzſteuer in der
Zeit vom 1. bis 15. Februar 1930 unter Benutzung der vorgeſchriebenen
Vordrucke abzugeben. Steuerpflichtige, die zur Abgabe einer Erklärung
verpflichtet ſind, erhalten vom Finanzamt einen Vordruck zugeſandt.
Die durch das Einkommenſteuergeſetz, Körperſchaftsſteuergeſetz und
Um=
ſatzſtetergeſetz begründete Verpflichtung, eine Steuererklärung
abzu=
geben, auch wenn ein=Vordruck nicht überſandt iſt, bleibt unberührt;
erforderlichenfalls haben die Pflichtigen Vordrucke vom Finanzamt
an=
zufordern. — Der Turnverein Groß=Gerau, der am letzten
Samstag ſeine Generalverſammlung abhielt, ſetzt ſeinen Vorſtand nach
der Neuwahl wie folgt zuſammen: 1. Voxſitzender: Bauinſpektor Fritz;
2 Vorſitzende: Karl Schad und Wahl; Schriftführer: Karl Höhn;
Rechner Ad. Roth; Beiſitzer: Dr. Gg. Lohr, 9A. Faulſtroh; Preſſe= und
Werbewart: Wilhelm Völker; Turnausſchuß: Albert Faulſtroh, Jakob
Berning; 1. Turnwart: Peter Sturm; 2. Turnwart: Hans Wambold;
3. Turnwart: Ludwig Seligmann; „Frauenturnwart: Wilhelm Völker;
und Frau; Spielwart: Karl Schad 3 Sportwart: Walz;
Altersturn=
wart: Völker; Schwimmſart: Fink; Zeugwart: Heinrich Endner
Kon=
ad Seligmann; Wanderwart: Völker; Beiſitzer: Valentin Kimpel;
Sportarzt: Dr. Auguſt Lyhr; Trommlerkorps: Friedrich Huß;
Ver=
gnügungsausſchuß: Wahl, Peter Bambach und Phil. Hofmann;
Ge=
ſangswart: Joſ. Daßbach; Hauskazelle: Georg Herbert und Leichner;
Wirtſchaftsausſchuß: Karl Schab 1. und Heinrich Schad; Zeugwart:
K. Seligmann; Beiſitzer: O. Faulſtroh, Ernſt Spreng, Fr. Fritz und
Daßbach. Turner Daßbach wurde in der Generalverſammlung zum
Ehrenmitglied ernannt.
z. Biſchofsh=im, 22. Jan. Selbſtmord. Am Dienstag früh
gegen 7 Uhr wurde auf der Eiſenbahnbrücke der Umgehungsbahn bei
Hochheim, an dem Blockſtellenwärter, die Leiche eines jungen
Mädchens gefunden. Der Kopf war vom Körber getrennt. Da die
Brücke nicht dem Fußgängerverkehr dient, kann nur Selbſtmord
vor=
liegen.
a. Offenbach, 21. Jan. DeſtatiſchenBerechnungen. Daß
verwickelte ſtatiſche Berechnungen für unſere Stadt in Darmſtadt
abge=
ſchloſſen werden müſſen, weil tein ſtädtiſcher Baubeamtex dafür frei iſt,
wird in den Kreiſen der Bauunternehmer immer noch lebhaft beſprochen=
Es wird als Durchführung einer Sparmaßnahme verlangt, daß dieſe
Gepflogenheit unbedingt abgeſtellt wird. Der amtliche Verkehr mit dem
Miniſterium geht über das Kreisamt, und dadurch wird zunächſt Zeit
und damit Geld verloren. Der Zeitverluſt wird mit 14 Tagen nicht zu
hoch angenommen. Es ſind aber auch an den hieſigen techniſchen
Lehr=
anſtalten Kräfte, die Statik lehren, alſo auch derartige Berechnungen
verſtehen. Sie könnten dieſe vornehmen, und ihre Schüler hätten den
Vorteil, in den Lernbeiſpielen greifbare Fälle vor ſich zu haben. Die
Vergütung für die Arbeiten bliebe daneben auch in unſerer Stadt, und
darauf iſt doch heute jedes Gemeinweſen bedacht. Es dürfte nicht in
weiteren Kreiſen bekannt ſein, daß die Berechnungen für den Umban
Dullſtein 300 Mark erforderten, daß die Berechnungen über den Bau
des Kaufhauſes Oppenheimer, der Fabrik Brody uſw. alle in der
Landes=
hauptſtadt gemacht wurden. Die Stadtverwaltung wird ſich darüber
äußern müſſen, wie ſie die genannte Unzuträglichkeit bei der Anſtellung
ſtatiſcher Berechnungen durch anders geregelte Verwendung ihrer
Bau=
fachlente künftig beſeitigen will. — Kreisausſchußwahl. Vei
der geſtrigen Kreisausſchußwvahl waren von 30 Kreistagsmitgliedern 2)
erſchienen. E3 erhielten die Sozialdemokraten 12, das Zentrum und
der „Gemeinſame Wahlvorſchlag” je 6 und die Kommuniſten 4 Stimmen.
Der „Gemeinſame Wahlvorſchlag” und die Zentrumsliſte waren
der=
bunden, ſo daß auf dieſe zuſammen und auf die Sozialdemokratie
eben=
falls 12 Sitze entfielen. Der 5. und 6. Sitz entfiel auf die Höchziffer 4,
die bei dem „Gemeinſamen Wahlvorſchlag”, den Kommuniſten und der
Sozialdemokratie feſtgeſtellt wurde. Das vom Kreisdireltor gezogene
Los entſchied für Kommuniſten und Sozialdemokratie, ſo daß der
Kreis=
ausſchuß für die nächſten vier Jahre aus drei Sozialbemokraten und je
einem Kommuniſten, Volksparteiler und Zentrumsmann beſteht. Es
ſind gewählt: Bürgermeiſter Eißnert, Metallarbeiter Heucke, Fabrikant
W. Heyne und Bankdirektor Lang, ſämtlich zu Offenbach, Bürgermeiſter
Arnonl (Neu=Iſenburg) und Portefeniller Erkrath (Mühlbeim). Dazn
treten 6 Erfatzleute, die jedoch nur im Falle der Verhinderung des
Mit=
gliedes zur Sitzung einberufen werden.
Rheinheffen.
* Mainz, 23. Jan. In der Stadtratsſitzung am Mittwoih
teilte Oberbüirgermeiſter Dr. Külb zu der
Gasfernverſor=
gungsfrage mit, daß die ſtädtiſche Verſvaltung noch nicht in der Lage
ſei, in der Frage definitiv Stellung zu nehmen, weil eine Antwort auf von
ihr geſtellte Anträge ſeitens der Nuhrgas A.=G. noch nicht vorliege.
Die Verwaltung würde deshalb bei der Generalverſammlung
der Hekoga am 27. Januar für eine Vertagung der
endgültigen Entſcheidung eintreten und die ſtädtiſchen
Körperſchaften berufen, ſobald die Beſprechungen über die Abänderungen
der vorliegenden Vertragsentwürfe beendet ſeien. Aus dem Verlauf
der Sitzung iſt noch bemerkenswert, daß einer Erhöhung der
Straßen=
bahntarife und der Erhebung einer Wertzuwachsſteuer zugeſtimmt
wurde. (Ueber die Haltung des Mainzer Stadtrates zur Theaterfrage
ſiehe die heutige Lokal=Spitze. D. Red.)
Ac. Worms, 21. Jan. Arbeitsmarkt. Die Zahl der
Arbeits=
ſuchenden iſt in der letzten Woche wieder weſentlich in die Höhe
ge=
gangen, und zwar von 6644 auf 6861, und hat damit eine Höhe erreicht,
die im Verhältnis zur Einwohnerzahl als außerordentlich hoch bezeichurt
werden muß. Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger iſt auf 5100
geſtiegen.
Oberheſſen.
Lpd. Bad Nauheim, B. Jan. Ausbau eines ſtädtiſchen
Stifts in Bad Nauheim. Der Stadtrat genehmigte den Ausbau
des ſtädtiſchen Konitzkyſtifts, das ſeit mehr als 30 Jahren im Betrieb iſt
und ſeinerzeit mit den Zuwendungen von Frau Konitzky in Bremen für
die Zwecke ausgebaut wurde, denen es heute dient. Es ſoll ein großer
Neubau neben dem jetzigen Haupthaus errichtet werden, der es geſtattet,
die Bettenzahl erheblich zu erhöhen. Dies forderten insbeſondere die
Landesverſicherungsanſtalten, die dem Stift mehr als die Hälfte ſeiner
Beſucher überwieſen. Das Kellergeſchoß des neuen Gebäudes wird auch
ein Volksbad enthalten, womit einem Wunſche der Einwohnerſchaft von
Nauheim entſprochen wird. Die Finanzierung des Neubaues erfolgt in
der Weiſe, daß die Landesverſicherungsanſtalten 800 000 Mk. und das
Konytzkyſtift 200 000 Mk. zur Verfügung ſtellen.
m. Aus dem Lande, 21. Jan. Landwirtſchaftliches. Die
Landwirtſchaftskammer widmet ſich ihrer Winterarbeit, d. h. der
Dnrbie=
tung beſonderer Vorträge, weiterhin; für Starkenburg ſind ſolche
vor=
geſehen für 6 Orte, für Oberheſſen an 2 Orten, für Rheinheſſen an
3 Orten. Daneben entfalten auf demſelben Gebiet die
Landwirtſckhafts=
ämter eine rührige Tätigkeit. Das Landwirtſchaftsamt Darmſtadt hält
Vorträge ab an 11 Orten, das Landwirtſchaftsamt Heppenheim an
4 Orten, da3 Landwirtſchaftsamt Groß=Umſtadt an 3 Orten, das
Land=
wirtſchaftsamt Büdingen an 4 Orten, die Landwirtſchaftsamts=
Außen=
ſtelle Butzbach an 5 Orten, das Landwirtſchaftsamt Grünberg an 3
Or=
ten, Lich an 5 Orten, Nidda an 6 Orten. — Auszeichnungen.
Aus Anlaß des 25jährigen Beſtehens der Saatbauſtelleneinrichtung der
Landwirtſchaftskammer und in Anerkennung der Verdienſte um die
För=
derung des Saatgutbaucs in Heſſen erhielten 16 Inhaber von
Saatbau=
ſtellen die Ehrenurkunde der Landwtſchaftskammer, für Mitarbeit an
dieſer Sache erhielt auch das Landwirtſchaftliche Juſtitut der
Landes=
univerſität Gießen dieſelbe Auszeichnung, desgleichen Herr Oekonomierat
Klingelhöffer (Hof Graß) zum 90. Geburtstag und der Obſtbanverein
Stockhauſen anläßlich ſeines 40jährigen Beſtehens. Dieſelbe
Auszeih=
nung wurde zuteil für beſonders aufopfernde und erfolgreiche Tätigkeit
auf landwirtſchaftlichem Gebiet in der Provinz Starkenburg 35
Per=
ſonen, in der Provinz Oberheſſen 26 Perſonen und in der Prooin;
Rbeinheſſen 19 Perſonen.
— Waſſerſtandsnachrichten vom 23. Januar 1930. Rhein:
Hün=
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Bingen 1,74, Kaub 1,91, Köln 2,29 Meter. Main: Schweinfurt 1,21,
Würzburg 1,17, Lohr 1,55, Groß=Steinheim 2,41, Frankfurt 2,38
Koſt=
heim Staatspegel 0,31, do. Waſſertiefe 2,28, do. Fahrtiefe 1,98 Meter.
Gernsheim, 23. Jan. Waſſerſtanb des Rheins am
22. Januar 0,00 Meter, am 23. Januar —0,11. Meter.
Hirſchhorn, 23. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
22. Januar 1,10 Meter, am 23. Januar 1,08 Meter.
Seite 8
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Nummer 24
Freitag, den 24. Januar 1930
Seite 9
Die Meiſterfälſchungen der Dollarmillionen
m ungeheuren Dollarbeträgen beunruhigt. Dieſe Fälſchungen der amerikaniſchen Dollarnoten in Deutſchland damals wenig
be=
nd darum ſo gefährlich, weil ſie auf den echten ſogenannten kannt war, andererſeits die Dollarnoten aber ſehr begehrt waren,
i. Die Banken= und Wirtſchaftskreiſe Europas und Amerikas, noten im Umlauf waren. Aus der 1 war eine 10 oder eine 100
urden augenblicklich durch die rieſenhaften Meiſterfälſchungen gemacht worden, aus der 5 eine 50 uſw. Da die Beſchaffenheit
ſicherheitspapieren” hergeſtellt werden, die eigens in geheimen ſo konnte dieſer Schwindel eine Zeit lang blühen, bis das
ameri=
kerfahren für die amerikaniſchen
eldſcheine angefertigt werden. Es
einem Laien faſt unmöglich, dieſe
Dicherheitspapiere anzufertigen, denn
würde dazu nicht nur eine
jahre=
unge Vorbereitung gehören, ſondern,
Wd6
nnn er ſchon das Geheimnis beſitzt,
de Anſchaffung von ſo koſtſpieligen
Taſchinen, daß die Fälſchung von
U
merikaniſchen Dollarnoten kein
Ge=
häft mehr wäre. Trotzdem die
jüng=
ſin Fälſchungen meiſterhaft
herge=
tllt wurden, konnten ſie mit Hilſe
mes Mikroſkops nachgewieſen
wer=
dn. Der Fehler war ſo gering, daß
nur mit einem Vergrößerungsglas
Se
ckannt werden konnte. Man erkennt
draus, daß auch die hervorragendſten
65
Keiſterfälſcher irgendeine Kleinigkeit
mbeachtet laſſen, durch die die
Nach=
chmungen erkannt werden können.
ter Hauptnotendrucker Amerikas iſt
de „Banknote Co.” Hier ſind die
efahrenſten Sachverſtändigen
vorhan=
en, die den Druck der Dollarnoten
ſo vorzüglicher Weiſe beſorgen, daß
z (ſcher ſehr ſchweren Stand haben.
luf nachgemachtem Papier werden
lollarnoten ſofort als falſch erkannt.
tarum haben die vielen
Fälſchungs=
erſuche, die in Amerika und anderen
ländern unternommen werden, nur
ihr geringe Erfolge aufzuweiſen. Es
lundelt ſich bei den Anfertigern der
kachahmungen meiſt um kleine
Be=
tüger, die ihre unſauberen Fabrikate
bi kleinen Händlern New Yorks
an=
lingen und dem Staate nicht viel
ſchaden tun. Auch wenn die Fälſcher
tchniſch und künſtleriſch vorzüglich. Eine falſche Hundert=Dollar=Note, wie ſie ſeit Monaten bei verſchiedenen Banken auftauchten.
usgebildet ſind und es verſtehen,
uf litographiſchem oder typographi= Nur mikroſkopiſch kann eine kleine Verſchiedenheit der Fälſchung von echten Noten am Rande
des Franklinkopfes feſtgeſtellt werden.
ſhem Wege oder in Kupfer und Meſſing
le nötigen Unterdrucke herzuſtellen
nd die Schriften und Zeichnungen mit Hilfe der Kupferdruck= kaniſche Schatzamt zu Waſhington in Deutſchland zahlloſe
Merk=
der Buchdruckpreſſe oder eines photographiſchen Verfahrens aus= blätter verteilen ließ, auf denen das Ausſehen der einzelnen
rzeichnet nachzuahmen, dann verrät ſie das ſchlechte Papier Die Dollarnoten genau abgebildet war. Auf dieſe Weiſe wurde der
enerikaniſche Regierung gibt allmonatlich eine Zuſammenſtellung
ei Fälſchungen bekannt in dem ſogenannten „Counterfeit=Dektek=
1:”, der von den Sachverſtändigen des Schatzamtes
herausge=
eben wird und ſämtliche Fälſchungen mit allen Merkmalen
be=
ſhreibt. Dieſer „Counterfeit=Detektor” hat eine faſt 60jährige
raxis und bringt eine tabellariſche Ueberſicht über alle Falſifi=
1te, die bis zum Jahre 1862 zurückreichen. So iſt jeder
Fach=
nann in der Lage, die Fälſchungen ſehr ſchnell feſtzuſtellen.
inders iſt es aber, wenn das Papier Originalſicherheitspapier
ſtwie in dem vorliegenden Fall. Dann werden die Fälſchungen
efährlich, denn ſie können nur durch einen Zufall entdeckt
wer=
ſen, und einen ungeheuren Umfang annehmen, der in die
Hun=
erte von Millionen gehen kann. Anſcheinend iſt das
Sicherheits=
ſpier für die neueſten Fälſchungen auf irgendeine Weiſe
ent=
teder in der Fabrik oder in der Banknotendruckerei — es gibt
nehrere amerikaniſche Notenanfertigungsſtellen — entwendet
torden. Wie ſchwer es iſt, ſolche Fälſchungen zu entdecken, kann
tan daraus erkennen, daß die jüngſten Nachahmungen offenbar
hon jahrelang im Umlauf ſind, und daß ſelbſt die ſorgfältigen
Früfer der amerikaniſchen Schatzamtsprüfungsſtelle ſie erſt jetzt
kannt haben. Vor Jahren wurde einmal in England ein
gro=
er Poſten des Sicherheitspapiers für die engliſchen Banknoten
keſtohlen. Da dieſes Papier auch faſt garnicht nachgemacht
wer=
len kann, und ſich aus dieſem Grunde die engliſche Regierung
Der Zeichner Franz Fiſcher,
ſamit begnügen kann, die Banknoten in gewöhnlichem Druck
ſerzuſtellen, ſo erregte dieſer Diebſtahl mit Recht große Auf= der mit den Fälſchern der Hundertdollarnoten zuſammenarbeitete
und dem die Kriminalpolizei auf der Spur iſt.
egung. Aber nach wenigen Tagen wurde das Papier im Hofe
ler Bank von England wieder gefunden. Offenbar hatte der
dieb keinerlei betrügeriſche Abſichten, denn ſonſt wäre es ihm Schwindel ſehr ſchnell eingeſchränkt. Auch hier handelte es ſich
in Leichtes geweſen, die ſehr leicht nachzudruckenden engliſchen um kleine Betrüger, die im Geheimen ihre Fälſcherkünſte übten,
Pfundnoten täuſchend ähnlich herzuſtellen. Wie vielfältig die während die neueſten Dollarfälſchungen offenbar in großzügigſter
fälſcherkünſte ſind, geht daraus hervor, daß vor mehreren Jahren Weiſe von hervorragenden Fachleuten hergeſtellt werden, die über
u der Inflationszeit in Deutſchland viele „aufgewertete‟ Dollar= die notwendigen Mittel und Maſchinen verfügen, um mit größter
Sorgfalt ihre Arbeit durchzuführen. Einen ähnlichen Schwindel
machte einige Jahre vor dem Kriege ein Angeſtellter der
Reichs=
bankdruckerei, namens Grünental. Er entwendete das nicht
nach=
zuahmende ganz hervorragende Sicherheitspapier der deutſchen
Reichsbanknoten, und zwar ſogar ſchon ſolches Papier, das bereits
bedruckt war, ohne die Nummern aufzuweiſen. Er ſtellte dann
die Banknoten gebrauchsfertig her und gab ſie aus. Es war
natürlich ſehr ſchwer, dieſe Fälſchungen, die tatſächlich echte
Tau=
ſendmarkſcheine waren, aber nur ungeſetzlich umliefen,
feſtzu=
ſtellen Völlig gelang es wohl kaum. Trotzdem wurden z. B.
im Jahre 1907 nicht weniger als für 740 000 Mark derartige
Grünentalſche Banknoten feſtgeſtellt. Im nächſten Jahre waren
es 344 000 Mark, dann 316 000 Mark. Ob dieſe 1½ Millionen
Mark den ganzen Umfang der Fälſchungen darſtellen, iſt durchaus
ungewiß und im Gegenteil man kann ſogar annehmen, daß fehr
viele als echt eingetragen und zur beſtimmten Zeit vernichtet
wurden. Der Kampf gegen die kleinen Fälſcher iſt
verhältnis=
mäßig leicht. Die eben beſchriebenen Fälſchungen ſind aber
Kunſt=
ſtücke, die ſich durch ihr Raffinement auszeichnen und darum nur
ſchwer bekämpft werden können.
Deniſche Milikärinvaſion in Frankreich.
Paris. Deutſche Militärinvaſion in Frankreich im Jahre
1930! Wenn das nicht paradox klingt zwölf Jahre nach dem
Friedens=
diktat der Entente! Und doch iſt dieſes Wunder geſchehen. Die Schuld
tragen allerdings die Franzoſen ſelbſt; die kleinen Franzoſen nämlich,
die — Schulkinder, deren Herz, trotz der pazifiſtiſchen Erziehung, nach
Spielzeugen lechzte, die nach dem Kriege radikal abgeſchafft worden ſind.
Trommeln, Pfeifen und Gewehr, Fahnen, Säbel und noch mehr, ja
ein ganzes Kriegsheer möcht ich gerne haben, ſangen die kleinen
Franz=
männer einſtimmig vor dem Weihnachtsfeſt. Was blieb da den lieben
Eltern anderes übrig, als die „unzeitgemäßen” Wünſche ihrer Kinder
zu erfüllen? Und was blieb da den franzöſiſchen Spielwarenhändlern
anderes übrig, als kiſtenweiſe Militärſpielſachen, insbeſondere Zinn=
und Blechſoldaten zu beſtellen? Die Zinnſoldatenzentrale der Welt war
vor dem Kriege und blieb auch weiterhin — Nürnberg. So überhäuften
die franzöſiſchen Kaufleute, wie jetzt die Pariſer Zeitungen unwillig
feſtſtellten, die Nürnberger Spielwareninduſtrie mit Beſtellungen. Und
bekamen auch alles prompt geliefert. Von Gewehren bis naturtreu
nachgebildeten Zeppelinen, von U=Booten bis Minenwerfern, alles war
da. Einige Verlegenheit verurſachte aber in Paris die durchaus zu
verſtehende Tatſache, daß Nürnberg die Herſtellung von — franzöſiſchen
Zinnſoldaten nach dem Kriege eingeſtellt hatte. Man führte nur
Sol=
daten in deutſchen Vor= und Nachkriegsuniformen auf Lager. Die Zeit
war knapp, die einſchlägigen Fabriken mit Arbeit überlaſtet, und ſo
machten einige Geſchäfte der franzöſiſchen Hauptſtadt auf gut Glück mit
deutſchen Soldaten einen Verſuch. Mit dem Erfolg, daß in der
Weih=
nachtszeit Unmaſſen von „Zinn=Boches” abgeſetzt worden ſind. Und ſo
erlebte man in der Tat eine deutſche Militärinvaſion in Paris. Deutſche
Musketiere verteidigten die Tore von Paris vor dem „Feind” deutſche
Soldaten gewannen die großen Schlachten in den Kinderſtuben. Was
mögen ſich dabei nur die Eltern der kleinen Schlachtenlenker gedacht
haben?
Die Ehrenreikung von Texas.
(a) New York. Man behauptet allgemein, in Teras herrſchten
unmögliche Zuſtände, insbeſondere was die öffentliche Sicherheit von
Leben und Gut anbelangt. Die Patrioten von Texas haben ſich vor
kurzem zuſammengetan, um die Ehre ihres Vaterlandes zu retten. Sie
veranſtalteten eine großangelegte Sammlung und brachten in
verhält=
nismäßig kurzer Zeit nicht weniger als eine runde Million Dollar
zu=
ſammen. Mit dieſem Gelde ſollte ein famoſer Propagandafilm „The
Bird ok Texas‟ (Die Geburt von Texas) gedreht werden, der aller
Welt zu beweiſen hätte, daß Texas beſſer ſei als ſein Ruf, und daß
dort geradezu paradieſiſche Zuſtände herrſchten. Man
verpflichtet=
bereits den Spielleiter, einen gewiſſen N. Charles, und der Regiſſeur
kam in Begleitung ſeines Chefoveratuers Theophilus Fitz nach Dallas,
um das Betriebskapital in Empfang zu nehmen und das Terrain zu
relognoszieren. Die beiden Herren kamen gegen Mittag in Dallas
an, erhielten in den Nachmittagsſtunden das Milliönchen, „
rekognos=
zierten” bis etwa Mitternacht, kehrten dann in ihr Hotel heim und
ſtellten feſt, daß die Million, ihr Gepäck, ja ſogar ihre
Aufnahmeappa=
rate — geſtohlen waren. Mit dieſem disharmoniſchen Akkord begann
die Ehrenrettung von Texas; man kann wirklich geſpannt ſein, wie ſie
ſich nach dieſem vielverheißenden Auftakt weiter entwickeln wird!
Die „Zeilmillionäre” der Kordilleren.
(h) Santiago. In den tiefen und engen Flußtälern der
Kor=
dilleren, des gigantiſchen Kettengebirges an der Weſtſeite von
Süd=
amerika, lebt ein vor einiger Zeit entdeckter, natürlich gleich den
übri=
gen Rothäuten im Ausſterben begriffener Indianerſtamm. Wenn die
amerikaniſche Deviſe, „Zeit ſei Geld”, der Wahrheit entſpricht ſind
dieſe Indianer ganz beſtimmt Zeitmillionäre. Ein engliſcher Miſſionar
verſnchte jetzt, Zeitungsmeldungen aus Valparaiſo zufolge, die mehr
als komplizierte Sprache der Roten ſyſtematiſch zu erfaſſen. Aus dem
Verſuch des Engländers geht hervor, daß die Indianer ihre Gedanken
mit einer derartigen Zeitverſhwendung umſchreiben, als hätte der Tag
mindeſtens 24 Stunden. Zwei Beiſpiele dürften hierfür genugen:
„Wait kyanaman kupingini kikpith umuk‟. Das heißt wörtlich überſetzt:
„Die Fettware, hergeſtellt aus der Flüſſigkeit des Euters der Kuh”,
Zu gut deutſch: Butter! — Im Kopfrechnen müſſen die roten
Gentle=
men ganz beſonders ſchwach ſein. Eine ganz einfache Zahl wird wie
folgt ausgedrückt: „Sogemek vaktha mokeminik anthantha ma”. Zähle
ſämtliche Fiager der beiden Hände zuſammen, dazu kommen die Finger
des einen Fußes und weitere drei Finger des anderen Fußes,
Schluß=
effekt: Achtzehn! Der Himmel möge die Zeitmillionäre der
Kordil=
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Ueberfahren und getötet.
Frankfurt a. M. Am Donnerstag mittag
1½. Uhr wollte der Arzt Dr. Grnſt Maher aus
Sinsheim bei Boden=Baden am Roßmarkt die Straße
hinter einem Straßenbahnzug überqueren. Dabei
ge=
riet er unter einen entgegenkommenden Zug der
Linie 12. Die Feuerwehr befreite den Unglücklichen,
doch hatte er ſo ſchwere Verletzungen erlitten, daß
er burz nach der Einlieferung ins Krankenhaus ſtarb.
Der flüchtige Fritzlarer Vatermörder verhaftet.
Kaſſel. Der flüchtige Mörder Friedrich
Hof=
mann aus Fritzlar, konnte am Mittwoch abend in
Ungedanken bei ſeinen Schwiegereltern von
Land=
jägereibeamten verhaftet werden. Er wurde in das
Fritzlaer Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Bei
ſeiner Verhaftung wurde noch die Mordwaffe und
drei Patronen in ſeinem Beſitz gefunden.
Heftiger Erdſtoß im Rhein=Lahngebiet.
Oberlahnſtein. Am Mittwoch abend 21.20
Uhr wurde in der ganzem hieſigen Gegend ein
hef=
tiger Endſtoß verſpürt, der von unterirdiſchem
Grol=
len begleitet war. Die Bewegung wurde bis in die
oberen Stockwerke der Häuſer bemerkt. In
Naſtät=
ten und im unteven Lahngebiet wurde ſie beſonders
ſtark empfunden. In Braubach wurden die
Bilder-
an den Wänden bewegt. Der Erdſtoß ging in der
Richtung von Oſten nach Weſton, Soweit hisher
feſt=
geſtellt werden konnte, wurden Sachſchäden nicht
ver=
urſacht. Awf Anfrage teilt die Erdbebenwarte in
Heidelberg mit, daß ſie die Erſcheinung im Rhein=
Lahngebiet um 21.15 Uhr durch einen Ausſchlag am
Seismographen um 1½ Millimeter regiſtriert hat.
Die Urſache des Bebens dürfte in einer im
genann=
ten Bezirk erfolgten Bodenſenkung zu ſuchen fein.
Urteil im Koblenzer Eiſenbahnbeſtechungs=
Prozeß.
Koblenz. Im Prozeß Dunkel und Genoſſen
wurde am Donnerstag mittag 134 Uhr nach
ſechs=
tägiger Verhandlung das Urteil gefällt. Wegen
Be=
ſtechung und Betrugs wurden verurteilt der
Kauf=
mann Anton Dunkel zu 7 Monaten Gefängnis, der
Betriebsingenieur Schneider zu einem Jahr
Ge=
fängnis, der Oberinſpektor Dierks zu 10 Monaten
Gefängnis, der Oberimſpektor Fröhlich zu 6
Mona=
ten Gefängnis, der Oberinſp=ktor Glasmacher zu
9 Monaten Gefängnis. Die Unterſuchungshaft wird
auf die erkannten Strafen angerechnet. Die
Ange=
klagten Kaufmann Kuhnen, Reichsbahnoberrat Frey,
Maſchineninſpektor Reinking, Maſchineninſpektor
Linden, Oberſekretär Krebs und Ingenieur Jakob
Dunkel wurden freigeſprochen. Der Staatsanwalt
hatte gegen ſechs der angeklagten Reichsbahnbeamten
Zuchthausſtrafen von einem bis zweieinhalb Jahren,
gegen einen weiteren ſechs Monate Gefängnis, gegen
Anton Dunkel zwei Jahre Gefnägnis, gegen Kunem
weun Monate Gefängnis und gegen Jakob Dunkel
300 RM. Geldſtrafe beantragt.
Die Kölner Zollbehörde vernichtet 50 000 Kilo
Tabak.
Köln. Vor einiger Zeit waren von einem
Tabakimporteur in 5000 Kiſten etwa 250 000
Kilo=
gramm Virginia=Tabak über Mainz nach Köln
ein=
geführt worden. Bei der Verzollung ergab ſich ein
Konflikt zwiſchen dem Importmr und der
Zollbe=
hörde. Nachdem der Importeur inzwwiſchen flüchtig
gewovden war, lagen die Tabakmengen in 10
Wag=
gons verſtaut bei einer Kölner Speditionsfivma.
Statt den herrenlos gewordenen Dabak zu
vevſtei=
gein, gab, wie das „B. T.” berichtet, das
Hauptzoll=
ant den Auftrag, zunächſt 1337 Kiſten, mit einem
Inhalt von 56 850 Kilogramm Tabak, zu vernichten.
Die Zerſtörung übernahm die Müllverwertung in
Merheim. Da die Maſchinen jedoch verſagten, ging
man dazu über, den Tabak auf offenem Felde in
Kiesgruben zu verbrennen, nachdem man ihn
vor=
her mit Benzin übergoſſen hatte. Das
Zerſtörungs=
wverk hatte Tauſende angelockt, unter denen ſich
zahl=
reiche Arbeitsloſe befanden, die unter Lebensgefahr
die Kiſten aus dem Feuer holten. Die Vernichtung
des Tabaks hat bis jetzt an Unkoſten über 3000 RM.
erfordert.
Noch keine Spur der Dollarfälſcher.
Berlin. Bisher iſt es noch nicht möglich
ge=
weſen, eine Spur des geflüchteten Fiſcher, alias Vogt,
zu finden. Das Sonderdezernat der Berliner
Krimi=
nalpolizei hat zwar zahlreiche Zuſchriften und
Mit=
teilungen erhalten, in denen Angaben über den
ver=
mutlichen Aufenthalt des Mitgliedes der Dollar=
Fälſcherbande gemacht werden, doch muß erſt geprüft
werden, ob dieſe Behauptungen zutreffend ſind. Auch
die Großbanken haben ihre Kriminalabteilungen
ein=
geſetzt, um zuſammen mit Kriminalkowmiſſar
Lie=
bermann nach Fiſcher zu fahuden. Da inzwiſchen
ſämtliche europäiſchen Großbanken durch Telegramme
unterrichtet worden ſind, dürfte es den Fälſchern
kaum noch gelingen, ihre Fälſchungen abzuſetzen.
Zum 75. Geburkskag des Hiſtorikers
Eduard Meyer.
Prof. Dr. Eduard Meyer,
der führende deutſche Althiſtoriker, begeht am
25. Januar ſeinen 75. Geburtstag. Das
Haupt=
arbeitsgebiet Eduard Meyers, der ſeit 1902 au
der Univerſität Berlin doziert, iſt die Zeit um
Chriſti Geburt.
Der ausgebrannte Bacchuskeller.
Ein Brand hat in dem ſogenannten Bacchuskeller des Bremer Ratskellers den Decken= und
Wand=
gemälden erheblichen Schaden zugefügt. Der Bremer Ratskeller wurde vor allem berühmt durch
Hauffs „Phantaſien aus dem Bremer Ratskeller”, das Rathaus ſelbſt iſt eines der ſchönſten
Bau=
denkmäler der deutſchen Renaiſſance.
Der erſte Kakaſtrophen=Schnelldienſt in geſterreich.
Ein Rettungsauto des Kataſtrophendienſtes,
das Tragbahren, Gasmasken, Verbandszeug, Scheinwerfer und Waſſerheizkeſſel enthält.
Die Stadtgemeinde Baden bei Wien hat als erſte in ganz Europa einen Kataſtrophendienſt
ein=
geführt. Der Kataſtrophendienſt beſitzt Rettungswagen modernſter Einrichtung, die außer der
Hand=
apotheke alle Arten von Hilfs= und Rettungsmitteln mit ſich führen und die Verwundeten
auf=
nehmen können.
Die Unterſuchung gegen die Leiter der
Beamten=
bank.
Berlin. Der Vernehmungsrichter im
Polizei=
präſidium hat am Donnerstag die Vernehmung der
früheren Leiter der Bank für Deutſche Beamte
Alois Weber und ſeines Bruders Joſeph ſowie der
an den Bilderſchiebungen beteiligten Kaufleute Ernſt
Piehler, Walter Tröchmann und Egon v. Buchwald
fortgeſetzt und durch Erlaß eines Haftbefehls die
vor=
läufige Feſtnahme in Unterſuchungshaft
umgewan=
ſelt. Ein Bankkonto Joſeph Webers iſt durch
einſt=
weilige Verfügung beſchlagnahmt worden.
Kampf mit einem Tobſüchtigen.
Berlin. Der 71jährige Penſionär und
frü=
here Oberpoſtſchaffner Richard Winkler, der
ſich bereits einmal wegen Geiſteskrankheit in der
Irrenanſtalt Herzberge befand, erlitt am
Don=
nerstag früh einen Tobſuchtsanfall. Er drohte
in ſeiner Wohnung Paliſaden=Straße 6 alle, die
ſich ihm näherten, mit einem Jagdgewehr zu
erſchießen. Die Tochter holte auf dem nächſten
Polizeirevier zwei Beamte zur Hilfe, die
Wink=
ler jedoch ebenfalls mit Erſchießen bedrohte. Erſt
der eintreffenden Feuerwehr gelang es durch
Unterwaſſerſetzen der Wohnung den Tobſüchtigen
zu überwältigen. Er wurde mit einer leichten
Kopfverletzung dem Krankenhaus am
Friedrichs=
hain zugeführt. Bei dem Kampfe erlitt ein
Polizeiwachtmeiſter durch Schrotſchüſſe leichte
Verletzungen in der Oberlippe.
Der Dinkelſcherbener Prozeß.
Augsburg. Im Prozeß wegen des
Dinkel=
ſcherbener Eiſenbahnunglücks wurde am Donnerstag
zunächſt der techniſche Reichsbahnoberrat Schmit als
Zeuge vernommen. Er ſtellte ſämtlichen Angeklagten
das denkbar beſte Zeugnis aus. Der Angeklagte
Müller habe die unſachgemäße Behandlung der
Ver=
ſchlußſcheibe nicht vorgenommen. Dann wurde
feſt=
geſtellt, daß Müller von dem Vorhandenſein eines
zweiten Schlitzverſchluſſes überhaupt nichts gewußt
habe. Oberinſpektor Hirſchmann und andere Zeugen
ſagten aus, daß eine Meldung über die Herſtellung
der Fahrſtraße ſeitens der Weichenwärter nicht
vor=
geſchrieben war. Der Zeuge Jachin bekundete, daß
Müller am 30. Juli einmal im Stellwerk gefeilt
habe, weil damals eine Störung eingetreten war.
Verwerfung der Nichtigkeitsbeſchwerde
Halsmanns.
Wien. Nach zweitägiger Verhandlung verwarf
der Kaſſationshof die zweite Nichtigkeitsbeſchwerde
des wegen Totſchlags an ſeinem Vater vom
Inns=
brucker Schvurgericht zu vier Jahren ſchweren
Ker=
kers verurteilten, Studenten Philipp Halsmann.
Beſtrafte Sprengſtoffverbrecher.
Hannover. In einer Julinacht vorigen
Jahres wurde auf die Vorſchußberoinsbank in
Han=
nover ein Sprengſtoffattentat verübt. Nach
mehr=
tägigem Prozeß verurteilte, laut „B. T.‟, das
Schwurgericht Hannober den Haupttäter Heinrich
Buchholtz wegen Sprengſtoffverbrechens zu 4 Jahren
Zuchthaus und Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte
auf vier Jahre. Sein Bruder Friedrich erhielt acht
Monate Gefängnis.
Bewährungsfriſt für Frederic Cook.
Leavenworth (Kanſas). Das
Haftentlaſ=
ſungsamt hat befürwortet, daß der Polarforſcher und
Petroleumunternehmer Frederic Cook auf ſein
Ehrem=
wort hin aus dem Gefängnis entlaſſen werde, wo er
wegen Betrugs eine Strafe von 14 Jahren und neun
Monaten verbüßt. Cook, der beinahe fünf Jahre im
Gefängnis zugebracht hat, iſt 65 Jahre alt.
Bravourſtück eine Funkers.
New York. Der techniſche Leiter der
Colum=
bia=Radioſtation hat in dem Augenblick, in dem die
Rede des engliſchen Königs zur Eröffnung der
Lon=
doner Abrüſtungskonferenz vorbereitet werden ſollte,
feſtgeſtellt, daß die Kabel gebrochen waren. Da keine
Zeit mehr übrig war, um eine Reparatur
vorzu=
nehmen, habe er kurz entſchloſſen ſeinen eigenen
Körper als Kabel benutzt. Er habe mit beiden
Hän=
den die Enden der elektriſchen Leitung angefaßt und
trotz des 250 Volt ſtarken Stromes und der dadurch
verurſachten goſvaltigen Schmerzen bis zur
Been=
digung der Rede durchgehalten; ſeine Hände ſeien
ſtark verbrannt.
Der Hatry=Prozeß.
London. In der Donnerstags=Sitzung des
Hatry=Prozeſſes wurde das Verhor Sir Gilbert
Garnſeys, der die Unterſuchung über die
finan=
zielle Lage der Hatry=Geſellſchaften nach ihrem
Zuſammenbruch führte, beendet. Garnſey
be=
trachtet als Urſache des Zuſammenbruchs des
Konzerns die zur Verſchleierung eines Defizits
von 900 000 Pfund begangenen
Unregelmäßig=
keiten durch Hatry und ſeine Komplizen. Die
Verluſte der Oeffentlichkeit werden
von Garnſey mit 7 50 000 Pfund angegeben.
der Reſt entfalle auf Finanz= und
Bank=
häuſer. Zur Rettung der Auſtin Friars Truſt
Ltd., der Hauptgeſellſchaft des Hatry=Konzerns.
hätte Hatry nach den Angaben Garnſeys ſein
geſamtes Vermögen und Familien=Eigentum in
Höhe von vielen Tauſenden von Pfund
einge=
ſetzt und ſtehe jetzt vor dem völligen Bankerott
Von dem auf betrügeriſche Weiſe aufgebrachten
Geld hätten weder Hatry noch ſeine
Mitange=
klagten einen Pfennig für ſich behalten.
Der Prozeß dürfte morgen zu Ende gehen.
Der Paſſaglerdampfer
„Monke Cervankes” inseenol
Die Reiſenden gerekkel. — Weikere
Schiffe zur Hilfeleiſtung unkerwegs.
New York, B. Januar.
Wie über Buenos Aires hierher gemeldet wird,
iſt das deutſche Schiff „Monte Cervantes”, eines
der bekannten Paſſagierſchiffe der Hamburg—
Süd=
amerikaniſchen Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft, in der
Paſſagiere, darunter etwa 400 Vergnügungsreiſende,
wurden angeſichts der Küſte von Feuerland auf den
argentiniſchen Kriegstransporter „Vicente Lopez”
übernommen. Andere Schiffe eilen der „Monte Cen,
vantes”, auf der die Offizieve zurückgeblieben ſind, ro
zu Hilfe. Von den Paſſagieren und der Beſatzung
iſt niemand verletzt.
Noch keine Nachrichk von Bord.
Am Donnerstag nachmitvag gegen 15 Uhr lag
bei der Hamburg=Südamerikaniſchen
Dampfſchiff=
fahrtsgeſellſchaft noch immer keine divekve Na=richt
von Bord der „Monte Cervantes” über die Havurie
des Schiffes im Beagle=Kanal vor. Die Reederei
er=
warte: dagegen in den ſpäten Nachmittagsſtunden
neue Nachrichten von ihrem Büro in Buenos Aires.
Bei der Reederei führt man das Ausbleiben
je=
der direkten Nachricht von Bord darauf zurück, daß
die Funkſtation zunächſt im den Dienſt der
Wieder=
flottmachung geſtellt ſein dürfte, um in der Nähe
befindliche Schiffe zur Hilfeleiſtung und wöglichen
Uebernahme der Paſſagiere herbeizurufen. Im
üb=
rigen weiſt die Reederei darauf hin, daß der Kapitän
des Schiffes im Falle einer ernſten Hawarie und einer
Gefahr ſicher ſofort an ſeine Reederei gedrahtet
eint
hätte
Die „Monte Cerbantes” gehört mit den beiden
Zweiſchrauben=Motorſchiffen „Monte Sarmiento‟
und „Monte Oliwia” zu der Momte=Klaſſe der
Ree=
derei und iſt 13 919 Brutto=Regiſter=Tonnen groß.
Das Schiff befindet ſich auf einer
Vergnügungs=
fahrt nach Südamerika und hatte Hamburg am
29. November mit rund 1100 Paſſagieren an Bord
verlaſſen. Am 15. Januar war die „Monte
Cer=
vantes” von Buenos Aires nach dem Feuerland
aus=
gelaufen.
Die „Monke Cervankes”
wahrſchein=
lich verloren.
Hamburg, 23. Januar.
Die Hamburg=Südamerikaniſche
Dampfſchiff=
fahrtsgeſellſchaft hat am Donnerstag nachmittag
folgendes Telegramm vom Kapitän des
Damp=
fers „Monte Cervantes” erhalten:
„Monte Cervantes” bei Uſhuaia (
Feuer=
land) aufgelaufen, Paſſagiere und Beſatzung
in Booten, Dampfer wahrſcheinlich verloren.”
Der Unfallsort liegt 8 Seemeilen von Uſhuai
entfernt.
Schiffsunglück an der mexikaniſchen Küſte.
New York. Nach einer Meldung der „
Aſſbo=
ciated Preß” aus Tampico (Mexiko) ſind bei einem
heftigen Sturm zwei Fiſcherboote gekentert, wobei
21 Mann den Tod in den Wellen fanden. Nur ein
einziger Fiſcher konnte gerettet wverden.
Hilfeleiftung für Byrd in Ausſicht genommen.
New York. „Neſp York Times” berichtet über
die Lage der Byrd=Expedition: Byrd wind einen
weiteren Winter in Little America verbringen
mütſ=
ſen, falls das Roßmeer nicht bald aufbricht oder
an=
derweitige Hilfe nicht erhältlich iſt. Die
Eisverhält=
niſſe im Roßmeer werden als außergewöhnlich ge
ſchildert, ſo daß möglicherweiſe weder die „City of
New York”, noch die „Eleanor Bolling” durch das
Packeis zu der ſchätzungsweiſe 525 Meilen entfirnten
Eisbarriere werden vordringen können. Der New
Yorker Vertreter Byrds hat deshalb das
Staats=
departement gebetent, Schritte zur Unterſtützung
Byrds zu unternehmen. Das Staatsdepartement hat
bereits verſucht, eine Hilfeleiſtung für Byrd durch
engliſche und norwegiſche Walfänger, die ſich im
Roßmeer befinden, zu erreichen. Entſcheidend iſt, daß
Byrd inſtandgeſitzt wird, Little America vor dem
0. Februar zu verlaſſen.
500 Jahre alt.
zun Rrag
Das Rathaus der württembergiſchen Stadt
Eßlingen kann auf ein Alter von 500 Jahren
zurückblicken. In der Zeit ſeiner Entſtehung war
Eßlingen bereits 200 Jahre lang freie
Reichs=
ſtadt. Noch heute erinnert vieles in dem jetzigen
Induſtrieſtädtchen an jene Zeit ſeiner Größe.
Die füddeukſchen Endſpiele.
die Härteverhältniſſe.
Im Durchſchnitt haben nun alle Mannſchaften, die an den
ſüddeut=
ſchen Endſpielen in der Runde der Meiſter bzw. in den Troſtrunden
eilnehmen, drei Spiele abſolviert. Man müßte alſo bereits in der
Lage ſein, ein ungefähr zutreffendes Bild von der Spielſtärke der
ein=
zelnen Teilnehmer zu entwickeln. Der Verſuch ſei gemacht. In der
Runde der Meiſter
haben ſich die Geiſter bereits in zwei Gruppen geſchieden. Die erſte wird
von den Mannſchaften Eintracht Frankfurt, Sp.Vgg. Fürth, Bayern
München und F.K. Pirmaſens gebildet. Unter dieſen dier
Mannſchaf=
ſen wird der neue ſüddeutſche Meiſter und der zweite ſüddeutſche
Teil=
nehmer für die Endſpiele um die Deutſche Meiſterſchaft zu ſuchen ſein.
Die große Ueberraſchung iſt der Saarmeiſter, der bislang gegen Bahern
München, SV. Waldhof und Eintracht Frankfurt ſpielte und
ungeſchla=
gen blieb. Die Gruppe Scar hat ſeit 1922 nicht mehr eine ſo gute
Vertretung im Nennen gehabt. Zweifellos wird ſich Pirmaſens noch
manchen weiteren Punkt holen, trotzdem iſt kaum anzunehmen, daß die
Mannſchaft über den vierten Platz hinauskommen wird. Aber auch
dieſer vierte Platz wäre ja ſchon für die Pfälzer ein großer Erfolg.
Meiſterſchaft und zweiter Platz werden allein eine Angelegenheit der
drei Vereine Eintracht, Fürth und Bayern ſein. Fürth iſt allem
An=
ſchein nach nicht ſo ſtark wie im Vorjahr, die „Bahern” ſind nicht
ennenswert ſchlechter, aber auch nicht beſſer geworden. Ihnen fehlt
s an der Hintermannſchaft. Beſſer als in den letzten Jahren iſt die
Frankfurter Eintracht, die jetzt eine nahezu ideal ausgeglichene,
tech=
niſch immer reifer werdende und kampffreudige Mannſchaft beſitzt.
Trotzdem bleibt der Kampf um den Titel und den zweiten Platz offen.
Die Punktdifferenz zwiſchen den drei Favoriten dürfte am Schluß der
Endkämpfe nur unerheblich ſein. Die zweite Gruppe der Meiſterrunde
beſteht aus den vier Mannſchaften VfB. Stuttgart, SV. Waldhof,
Wor=
uatia Worms und Freiburger FC. Der badiſche Meiſter hat etwas
euttäuſcht, er wird wahrſcheinlich Tabellenletzter bleiben müſſen. VfB.
Stuttgart, Waldhof und Worms ſind zu unausgeglichen, in ihrer
Form zu ſehr ſchwankend. Wahrſcheinlich werden dieſe drei
Mannſchaf=
en die eine oder andere Ueberraſchung liefern können; aber mehr als
ein guter Mittelplatz dürfte auch der erfolgreichſten unter ihnen nicht
beſtimmt ſein.
In den Troſtrunden
die Situation weniger klar. Wenigſtens in der Abteilung
Nordweſt. Hier gehörte in den letzten Jahren der Sieg
traditions=
gemäß dem Fußball=Sportverein Frankfurt. In dieſem Jahre wird
es den Frankfurtern weſentlich ſchwerer ſein, ihre Favorirenſtellung zu
behaupten. Ihr ſtärkſter Widerſacher iſt zur Zeit allem Anſchein nach
der SV. Wiesbaden. In zweiter Linie können Rot=Weiß Frankfurt,
Phönix Ludwigshafen und Neu=Iſenburg als gefährlich gelten.
Neckau=
eu iſt längſt nicht ſo ſtark wie in den letzten Jahren, und die beiden
Saarbrücker Mannſchaften beſitzen zwar ausgezeichntes techniſches
Kön=
nen, ſind aber nicht hart genug, um mehr als einen guten Eindruck zu
erreichen. Favorit der Abteilung Südoſt iſt der 1. FC.
Nürn=
berg. Der „Club” iſt zwar mit ſeiner verefüngten Mannſchaft noch weit
on ſeiner Höchſtform entfernt, aber er ſtrebt doch langſam, aber ſicher
wieder nach vorn. Für die Troſtrundenſpiele dürfte die gegenwärtige
form reichen. Der „Club” hat alſo noch Zeit genug, um an ſeiner
Mannſchaft zu arbeiten. Innerhalb ſeiner Abteilung wird ihm
Mün=
hen 1860 der gefährlichſte Gegner ſein. Hinter dieſen beiden
Mann=
ixaften folgt eine breite, in ihrer Spielſtärke ſchwankende Mittelgruppe.
2SV. Nürnberg, Phönix Karlsruhe und Karlsruher FV. ſind allem
1Aiſchein nach in erſter Linie befähigt, für Ueberraſchungen zu ſorgen.
Erfreuliche Feſtſtellungen.
Die kleine Ueberſicht auf die Spielſtärke der Endſpielteilnehmer
zeigt daß die Kämpfe größtenteils ziemlich ausgeglichen und ſpannend
ein werden. Das waren ſie ja auch ſchon in ihrem bisherigen Verlauf.
Wir haben bereits eine Anzahl ſehr ſchöner und reizvoller Kämpfe
inter uns. Das höchſte Lob für dieſe Spiele iſt die Tatſache, daß faſt
illenthalben eine neue Welle der Fußballbegeiſterung eingeſetzt hat. Mit
veuigen Ausnahmen iſt an den meiſten Plätzen ein neues Wachſen der
Zuſchauerziffern feſtzuſtellen. Das trifft vor allem für den
nordweſt=
ichen Teil des Verbandes zu. Die erfreulichſte Feſtſtellung aber iſt die,
daß die bislang ausgetragenen Endſpiele faſt durchweg den Charakter
von Propagandaſpielen trugen. Zwar wurde hier und da ziemlich hart,
ſber niemals mit unfairen Mitteln um den Sieg gekämpft. 38 Spiele
ind bislang in der Runde der Meiſter und in den Troſtrunden
ausge=
tragen worden, und in dieſen 38 Spielen brauchte nicht ein einziger
einer Mannſchaft vom Platz geſtellt zu werden. Auf dieſe Tatſache
muß man die Leute ſtoßen, die fortgeſetzt gedanken= und gewiſſenlos
von der Verrohung der Sitten im Fußballſport faſeln. Ihnen muß
pran ſagen, daß gewiſſe Auswüchſe in einer ſolchen Maſſenbewvegung
ſicht zu vermeiden ſein werden, daß aber im allgemeinen heute
weſent=
ich ritterlicher gekämpft wird, als in den voraufgegangenen Jahren.
Die nächſten Spiele.
Runde der Meiſter.
In München: Bayern München — Eintracht Fraufflirt,
Mannheim: SV. Waldhof — SpVgg. Fürth,
Pirmaſens: FK. Pirmaſens — VfB. Stuttgart,
Worms: Wormatig Worms — Freiburger FC.
Das ſind wieder vier ſehr intereſſante Spiele. Die ſtärkſte Beachtung
herdient natürlich der Kampf in München, da hier zwei von den
Meiſterſchaftsfavoriten gepaart ſind: Bayern München und Eintracht
Frankfurt. Im Vorjahre zeigten ſich die „Bahern” der Eintracht noch
u beiden Endſpielen überlegen. Inzwiſchen haben ſich die
Stärkever=
hältniſſe aber doch etwas verſchoben. Die Eintracht iſt weſentlich
aus=
geglichener geworden. Sturm und Läuferreihe ſind heute vei
feſtge=
ügtr Mannſchaftsteile, während ſie im Vorjahre noch bedenkliche
Schwächen aufwieſen. In dieſen Reihen ſind die Frankfurter den
Mün=
henern durchaus ebenbürtig, in der Abwehr dürften ſie dagegen beſſer
ſals die Bayern, die vor allem noch ſtändig an der Torwächterfrage
aborieren, ſein. Zuſammengefaßt kann man annehmen, daß ſich die
heiden Mannſchaften heute vollkommen ebenbürtig ſind. Ju
bevor=
ſtehenden Kampf tann vielleicht der Platzvorteil für die „Bahern”
aus=
ſchlaggebend ſein. Jmmerhin erwarten wir als wahrſcheinlichſtes
Er=
gebnis ein Uneutſchieden. — Eine intereſſante Partie iſt auch das rühe.
Spiel in Waldhof. Der Maunheimer Boden war für die
Mann=
ſchaften aus Nürnberg/Fürth immer ſehr gefährlich. Mancher Punkt
ſt da verloren gegangen. Auch diesmal werden die Fürther, die ja wie
alle guten Mannſchaften das Pech haben, ihre Gegner immer in höchſter
Bereitſchaft und beſten Form anzutreffen, mit allen Kräften um den
Sieg kämpfen müſſen. Eine Ueberraſchung liegt im Bereich der Mög= liche Vorſtandsſitzung der Federation Aeronautique Internatiouale, an
eu”. In Pirmaſens dürfte ſich der Saarmeiſter F9. Pirmaſens
ſtens kaum anzunehmen, daß der VfB. Stuttgart in Pirmaſens mehr
als Bahern München und Eintracht Frankfurt erzielen ſollte. — Einen
Sieg der Platzherren erwarten wir auch vom Spiel in Worms.
Die Wormatia wird nicht nur beſtrebt ſein, ihren Anhängern nach den
Niederlagen gegen München und Fürth wieder einmal einen Sieg zu
ſchenken, ſie iſt auch auf Grund der einfachen Kräfteverhältniſſe dazu in Fluge erfolgt am 20. Juli, und am 7. Auguſt wird die Zielkontrolle
der Lage, den Freiburger FC. zu ſchlagen, zumal ſie den Vorteil des
eigenen Platzes hat.
Die Troſtrunden.
In der Abteilung Südoſt zeigt der Terminkalender für den 26.
ſanuar die folgenden Spiele an:
In Nürnberg: ASV. Nürnberg — 1. FC. Nürnberg,
Heilbronn: VfR. Heilbronn—München 1860,
Karlsruhe: Karlsruher FV.—Phönix Karlsruhe.
rnh hier wird man glſo drei intereſſante Spiele erleben. Der Sieger
des Spieles in Nürnberg heißt durchaus noch nicht ohne weiteres angenommen, die bei Erfüllung des Engagements zurückgezahlt wer=
FC. Nürnberg. Der „Club” hat ſchon in den Gruppenipielen mit
Eeie ieif den Aich elchdern Ganſf eien erel guie eutſiet
pürde, Vollkommen offen iſt auch der Ausgang der beiden anderen
Spiele. In Heilbuonn müßte zwar München der Papierform naih
zu beiden Punkten kommen können, aber die einheimiſchen Raſenſpieler
ſind gerade auf eigenem Platz nicht leicht zu ſchlagen. Noch ſchwerer
hält es, etwas über den vermutlichen Ausgang des Spieles in
Karls=
ruhe zu ſagen. Die Form des KFV. iſt immer noch nicht ſtabil
ge=
nug. Nach einem guten Spiel gegen den 1. FC. Nürnberg folgte eine
ſchwache Partie und ein Spielverluſt gegen den 1. FC. Nürnberg, der
acht Tage vorher von Phönix glatt geſchlagen worden war.
Turnus=
gemäß müßte der KFV. diesmal wieder gut ſpielen. Er müßte es aber
auch, wenn er gegen Phönis gewinnen will, denn die Durchſchnittsform
von Phönis war in der letzten Zeit recht gut.
Die Abteilung Nordweſt wartet mit den nachſtehenden Spielen auf:
In Frankfurt: Rot=Weiß Frankfurt — VfL. Neckarau,
Neu=Iſenburg: VfL. Neu=Iſenburg — FSV. Frankfurt,
Saarbrücken: FV. Saarbrücken — Phönix Ludwigshafen,
Wiesbaden: SV. Wiesbaden—Sportfreunde Saarbrücken.
Bei dieſen vier Spielen müßte der SV. Wiesbaden eigentlich
vor der leichteſten Aufgabe ſtehen. Die Sportfreunde Saarbrücken
ſtel=
len zwar eine techniſch gute, aber doch zu wenig durchſchlagskräftige
Mannſchaft. Der routiniertere und härtere SV. Wiesbaden müßte
auf eigenem Gelände zu einem glatten Sieg kommen können. Ein
weiterer Favorit iſt Rot=Weiß Frankfurt. Die Frankfurter ſind
zwar im Sturm auch nicht gerade glänzend beſetzt, ihre Geſamtleiſtung
iſt aber zur Zeit zweifelsohne beſſer als die des VfL. Neckarau, deſſen
Form ſichtlich zurückgegangen iſt und der auch noch immer mit Erſatz
für Zeilfelder ſpielen muß. Da Rot=Weiß außerdem noch den
Platzvor=
teil hat, ſo erwarten wir einen ſicheren Sieg. — Offener iſt der
Aus=
gang der beiden anderen Spiele, vor allem der des Treffens in
Iſenburg. Die Differenz in der Spielſtärke zwiſchen Iſenburg und
Fußballſportverein Franffurt kann nicht allzu groß ſein. Für das
ge=
ringe Plus, das man den Frankfurtern zuerkennen muß, wird Iſenburg
durch den Platzvorteil entſchädigt. Ein Unentſchieden dürfte das
wahr=
ſcheinlichſte Ergebnis ſein. — Beim Spiel in Saarbrücken iſt es
durchaus möglich, daß ſich der FV. Saarbrücken — der eine gut
ver=
anlagte, aber zu weiche Mannſchaft beſitzt — einmal zu einer beſonderen
Leiſtung aufrafft und dem an ſich überlegenen Phönix Ludwigshafen
wenigſtens ein Unentſchieden abnötigt.
Verlegung eines Troſtrundenſpiels.
Böckingen — Regensburg.
Am kommenden Sonntag ſollten in Heilbronn=Böckingen zwei
Troſt=
rundenſpiele ausgetragen werden: VfR. Heilbronn — München 1860
und Union Böckingen — Jahn Regensburg. Um ein ſolches Doppelſpiel
zu vermeiden, wurde das Treffen Böckingen — Regensburg auf einen
ſpäteren Termin verlegt. Eine Verlegung des Treffens nach
Regens=
burg war nicht möglich, da ſonſt Regensburg drei Spiele hintereinander
auf eigenem Platz gehabt und Böckingen dreimal hätte nach auswärts
reiſen müſſen.
Handball.
Im ſüddeutſchen Handball ſind fetzt die Gruppenmeiſter ermittelt.
Es beginnen nun die Spiele zur Ermittlung der Bezirksmeiſter, die
dann um die Süddeutſche Meiſterſchaft kämpfen. In Bayern wau
be=
reits am letzten Sonntag das erſte Spiel fällig. Das Rückſpiel ſteigt am
2. Februar, und am gleichen Tage ſetzen auch in den anderen Bezirken
die Endſpiele ein. Diesmal gibt es im ſüddeutſchen Handball neben
einigen rückſtändigen, bedeutuungsloſen Gruppenſpielen kein Ereignis
von beſonderer Bedeutung.
Rugby.
Während es im ſüddeutſchen Rugby am Sonntag nirgends zu
be=
ſonders erwähnenswerten Ereigniſſen kommt, ſteigt in Leipzig zwiſchen
ASC. Leipzig und Siemens Berlin ein weiteres Endſpiel um
die Meiſterſchaft von Brandenburg/Mitteldeutſchland.
Hockey.
Von zahlreichen Privatſpielen des Sonntags verdient das
Frank=
furter Lokalderby zwiſchen SC. 80 Frankfurt und TV. 57
Sach=
ſenhauſen ſtärkere Beachtung.
Tenniz.
In den deutſchen Tennishallen kommt es am letzten Januarſonntag
nur zu einigen kleineren Klubkämpfen. Von den ausländiſchen
Ereig=
niſſen intereſſierer in erſter Linie die franzöſiſchen Hallen=
Tennismeiſterſchaften und die Riviera=Turniere, an
denen auch einige deutſche Spieler und Spielerinnen teilnehmen.
Leichtathletik.
Die Saiſon der Hallenfeſte wird am Sonntag mit einem
Hallen=
ſportfeſt in Magdeburg fortgeſetzt. Hier verſammelt ſich ein
großer Teil der deutſchen Leichtathletik=Elite zu Kämpfen, von denen
beſonders der Sprinterdreikampf und das u. a. mit Hirſchfeld beſetzte
Kugelſtoßen intereſſieren werden.
Radſport.
Auf den deutſchen Winterbahnen herrſcht Ruhe. Die Direktoren
der Rennbahnen kommen in Berlin, zur Jahresſitzung des
Verbandes Deutſcher Radrennbahnen zuſammen, bei der
auch u. a. die Termine für die Nennen der Sommerbahnen aufgeſtellt
werden. Zur gleichen Zeit verſammeln ſich in Leipzig die Delegierten
der Vereinigung Deutſcher Radſport=Verbände zur
Jahreshauptverſammlung. — Von den ausländiſchen
Radſportereig=
niſſen iſt ein Mannſchaftsrennen in Brüſſel zu erwähnen, an dem auch
die Sechstageſieger von Dortmund, die Kölner Rauſch/Hürtgen,
teil=
nehmen.
Winterſport.
Alle eingehenden Beſprechungen der bevorſtehenden
winterſport=
lichen Ereigniſſe ſind unnütz, wenn man doch damit rechnen muß, daß
die Witterung einen Strich durch die Rechnung uacht. Wir begnügen
uns daher auch mit einer reinen Aufzählung der Veranſtaltungen, die
für den kommenden Sonntag vorgeſehen ſind. Da ſind im Skiſport
die Meiſterſchaften von Sachſen in Waltersdorf, von Bahern in
Eiſen=
ſtein, vom Harz in Schierke, von Schwaben in Degenfeld, von Schleſien
in Reinerz, von Norddeutſchland in Freienwalde und von Thüringen
in Oberhof zu erwähnen. Caux=Monkreux ſoll der Schauplatz der
Boh=
ſleigh=Weltmeiſterſchaft ſein. Große Ereigniſſe ſtehen im
Eisſport auf dem Terminkalender: die Europameiſterſchaften im
Eis=
kunſtlaufen in Wien, die Europameiſterſchaften im Eisſchuellaufen in
Drontheim und die Südweſtdeutſchen Eislaufmeiſterſchaften in Karls=
Europa=Rundflug 1930.
7500 Kilometer in 28 Etappen.
Dem amtlichen Berichr über die in Paris ſtattgefundene
uichröffent=
ichteit, jedoch glauben wir eher an einen knappen Sieg der „Kleeblätt= der deutſcherſeits der Vizepräſident der Aery=Clubs von Deutſchland,
v. Hoeppner, teilnahm, ſind intereſſaute Einzelheiten über den
dies=
noch einmal den Nimbus, ungeſchlagen zu ſein, bewahren. Es iſt wenig= jährigen Europa=Rundflug zu entuehmen. Das vom Deutſchen
Luft=
rat vorgelegte Reglement wurde genehmigt. Die teilnehmenden
Län=
der ſind: Deutſchland, Spanien, Frankreich, England, Polen, die
Tſche=
choflowakei und die Schweiz. Die techniſchen Leiſtungsprüfungen finden
in Berlin ſtatt, wo ſich auch Start und Ziel des Europarundflugs
be=
finden. Der Start zu dem über insgeſamt 7500 Kilometer führenden
geſchloſſen. Die Konkurrenten müſſen ſich auf folgenden 28
Zwangs=
landeplätzen in die Kontrolliſten eintragen: Berlin, Braunſchweig,
Frankfurt a. M., Reims, Brüſſel, Briſtol, London, Paris, Potiers, etwas mehr zurück und leichter Nachtfroſt tritt ein.
Pau, Saragoſſa, Madrid, Sevilla, Barcelona, Nimes, Lyon, Lauſanne,
Bern, München, Wien, Prag, Breslau, Krakau, Warſchau,
Kö=
nigsberg, Danzig, Berlin.
Das nächſte Waſſerflugzeng=Rennen um den Schneider=Pokal findet
im Jahre 1931 ſtatt: Meldeſchluß iſt aber bereits am 31. Juli 1930. Die
Ausſchreibung iſt etwas verändert worden, denn die Vorprüfungen
müſſen in Zukunft am Tage des Rennens ſtattfinden. Nennungen
wer=
den nur unter Beifügung einer Garantieſumme von 200 000 franz. Fr.
den. Der Königliche Aero=Club von England wird das Rennen in der
Zeit zwiſchen dem 1. Juni und dem 30. September in England zuu
Durchführung bringen. Falls England verzichten ſollte, hat ſich
Ita=
lien zuu Veranſtaltung des Wettbewerbs in Venedig bereit erklärt. Die
nächſte Sitzung der F.A.J. findet vom 10 —15. Juni in Paris ſtatt, wo
gleichzeitig auch das 25jährige Beſtehen des Internationalen
Luftfahrt=
verbandes gefeiert werden ſoll.
Sporlverein Darmſtadt 1898.
Die Ligamannſchaft des Sportvereins 1898 fährt am kommenden
Samstag nach Berlin, um am dortigen Hallenſportfeſtſich zu
beteiligen. Wie bekannt ſein dürfte, wird dieſes Hallenturnier von dem
Verband Brandenburgiſcher Athletikvereine veranſtaltet. An den
Kämp=
fen, die Sonntag abend 7 Uhr beginnen, nehmen vier Berliner Vereine,
die in Ausſcheidungskämpfen der laufenden Woche ermittelt werden, teil
und außerdem Polizeiſportverein, Halle, Polizeiſportverein Leipzig,
Wiener Athletikklub und Sportverein 1898. Das Turnier wird im
Po=
kalſyſtem ausgetragen. Die Darmſtädter haben im 1. Spiel der
Veran=
ſtaltung gegen den Sieger aus dem Treffen Siemens Berlin —
Span=
dauer Polizeiſportverein anzutreten. Zweifellos werden die 98er keinen
leichten Stand haben, da ſie bisher noch nie einen Wettkampf in der
Halle ausgetragen haben, während die beteiligten Berliner Vereine für
Hallenkämpfe die erforderliche Routine aufzuweiſen haben. Die 98er
haben zwar in den letzten Wochen in der Halle eifrig geübt; ob ſie es
aber vermögen, den Mangel an Weltſpielerfahrung für derartige
Be=
gegnungen auszugleichen, wird erſt der Spielverlauf ſelbſt klären können.
Auf jeden Fall wünſchen wir der Darmſtädter Mannſchaft, die mit dem
morgigen Mittagsſchnellzug 12.33 Uhr abfährt, ein ehrenvolles
Ab=
ſchneiden. — Von deu unteren Mannſchaften iſt am kommenden
Sonn=
tag die Ligaerſatzmannſchaft im Verbandsſpiel gegen Braunshardt
be=
ſchäftigt; das Spiel findet in Darmſtadt ſtatt. (Spielbeginn 2.30 Uhr.)
Die 3. Mannſchaft hat in Weiterſtadt ein Privatſpiel auszutragen.
Um die Bezirksmeiſterſchaft.
Die Meiſter der Gruppe 4 und B des Bezirkes Main=Heſſen,
Sport=
verein 1898 und Mainz 05, werden durch Vor= und Rückſpiel den
Be=
zirksmeiſter ermitteln. Vorausſichtlich wird das Vorſviel am 2. Februar
in Darmſtadt und das Rückſpiel in Mainz am 16. Februar ſtattfinden.
Spotkverein Darmſtadt 1898 — V. f. R. Kurheſſen
Marburg.
Die Fußball=Ligamannſchaft des Sportvereins 1898 wird die Serie
der Privatſpiele am kommenden Sonntag mit einem Treffen in
Darm=
ſtadt gegen Kurheſſen Marburg fortſetzen. Die Gäſteelf gehört der 1.
Klaſſe des Weſtdeutſchen Spielverbandes an, und beſitzt eine anerkannt
gute Spielſtärke. Der Verein iſt hervorgegangen aus einer Vereinigung
von V. f. B. und Kurheſſen Marburg; die Ligamannſchaft des erſten
Vereins hat ja in früheren Jahren ſchon mehrfach in Darmſtadt geſpielt
und dabei durch ihre faire Spielweiſe gut gefallen. So wird auch im
bevorſtehenden Spiele die Gäſtemannſchaft den Einheimiſchen einen
acht=
baren Gegner abgeben. Die einheimiſche Mannſchaft wird ſich in
gegen=
über den Verbandsſpielen veränderter Aufſtellung präſentieren, da
man die lange Zeit bis zu den kommenden Verbandsſpielen dazu
be=
nutzen will, jüngere Kräfte heranzuziehen. Ob und inwieweit dies
ge=
lingen wird, kann erſt die Zukunft zeigen. Die Darmſtädter Manuſchaft
hat bei ihrem letzten Spiel gegen Kickers Offenbach trotz der erlittenen
Niederlage in der Sportpreſſe eine bemerkenswert gute Kritik erzielt,
ſo daß zu erhoffen iſt, daß der Verſuch gelingt. Auch das Spiel gegen
Kurheſſen Marburg wird geeignet ſein, für das anzuſtrebende Ziel
rich=
tungsweiſend zu wirken. (Spielbeginn ½3 Uhr.)
Von den weiteren aktiven Mannſchaften ſind die Ligareſerven gegen
die Erſatzmannſchaft von Union Niederrad beſchäftigt; die 3. Mannſchaſt
ſpielt gegen die 1. Mannſchaft von Auerbach.
Univerſität Frankfurt — T. H. Darmſtadt.
Am Samstag, den 25. Januar 1930, findet auf dem Hochſchulſtadion
ein Rugbh=Wettſpiel der Techn. Hochſchule gegen die Univerſität
Frank=
furt ſtatt. Das Spiel beginnt um 15 Uhr.
Zu den deutſchen Hallen=Tennismeiſterſchaften haben jetzt neben den
Engländern auch verſchiedens Dänen ſowie die Ungarin Fräulein
Baum=
garten ihre Meldung abgegeben.
Zwei neue deutſche Niederlagen gab es in den Kämpfen um die
Tiſch=Tennis=Weltmeiſterſchaften, und zwar unterlag Deutſchland gegen
Lettland mit 1:5 und gegen England knapp mit 4:5.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 24. Jan. 12.30: Schallplatten. O 15.15: Jugendſtunde.
Berufsberaterin Margerit Klüſſendorf: Die Friſeuſe und andere
Modeberufe o 16: Tanzmuſik. Kapelle Blue Players Fillippini.
O 18.05: Bücherſtunde. O 18.35: Stuttgart: Sport und
Sport=
ſchäden. o 19.05: Stuttgart: Dr. Schick: Konjunktur und
Konjunktur=
forſchung. O 19.30: Kaſſel: Das Blaue vom Himmel. Improviſation
in etlichen Bildern von H. Chlumberg. O 20.30: Stuttgart:
Ruſſiſche Klavierkonzerte. W. Rehberg. Mitw.: Philharmon. Orch.
21.45: Liederabend. Lotte Leonard. Schulz: Frühlingsliebe. —
Zelter: Abendphantaſie. — Reichardt: Raſtloſe Liebe. — Schubert:
Gott im Frühling; Schwanengeſang; Die Schäferin; Liebhaber in
Geſtalten — Loewe: Der Mummelſee; Abendſtunde; Mädchen imd
wie der Wind. — Wolf: Die Spröde: Die Bekehrte. — Pfitzner:
Frieden; Mailied,
Königswuſterhauſen.
Deutſche Wenlle. Freitag, 24. Jan. 9: Landw.=Rat König:
Der Feldfutterbau. o 9.30: Theaterprobe des Schauſpiels „Bismarck”
von Wedekind. o 14.30: Kinderſtunde. o 15: Elly Heuß=Knapp=
Nädchenfreundſchaften. O 15.40: Carmen Hertz: Eine Frau reiſt allei
durch das aſtatiſche Rußland. o 16: Vizepräſ. Grimme: Wozu
Bhilolophie auf der Schule. O 16.30: Leipzig: Zigeunerkapelle Jöſka
zabary. o 17.30: Sandra Droucker: Idealzweck der modernen
laviertechnit. 18: Dr. Treuherz: Amerika als Gläubigernation
nd ſeine Zukuntt. o 18.30: Engliſch für Fortgeſchr. O 18.55:
Oberſtudiendir Worm: Wirterei und Strickerei. o 19.20:
Wiſſen=
haftlicher Vortrag für Tierärzte. 0 20: „Zehn Jahre
November=
euppe‟. Werke von: Philzpp Jarnach, M. Butting, H. Tießen,
3. Vogel, K. Weill, H. Eisler, St. Wolpe. O 21: Programm der
lktuellen Abteilung. O 21.20: „Hund und Katze‟. 0 Anſchl.: Zeit,
ſetter. Danach: Tanzmuſik.
Das Hochdruckgebiet beherrſcht weiter die Wetterlage. Während es
die letzten Tage zu vielfacher Nebelbildung führte, welche auch tagsüber
anhielt, beginnt ſich jetzt die Nebeldecke mehr aufzulöſen und Aufklaren
herrſcht vor. Auch in unſerem Bezirk dürfte nur ſtellenweiſe die
Nebel=
bildung noch anhalten und ſonſt mehr aufheiterndes Wetter zu erwarten
ſein. Dabei gehen die Temperaturen, welche ſich ſeither wenig änderten,
Ausſichten für Freitag, den 24. Januar: Nur ſtellenweiſe neblig, ſonſt
wolkig mit Aufheiterung, leichter Nachtfroſt.
Ausſichten für Samstag, den 25. Januar: Wenig Aenderung der
Wet=
terlage.
Hanptſchriftleltung. Rudolf Mauve
Veraniwortlich für Polliſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reſch und
Ausland und Heſiſche Nachrichten: Max Sireeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
ür den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlusdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort. Dc. Herbert Neite;
für den Inſeratenten und geſchäftliche Mitteſlungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: L.C. Wlttich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernomu
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 24
Freitag, den 24. Januar
Neueſte Nachrichten
Wirkſchafkliche Rundſchau.
Auflöſung der Wormſer Hausrat. G. m. b. H. Die G.=V. der
Wormſer Hausrat G. m. b. H. faßte den Beſchluß, die Geſellſchaft zu
liquidieren, da die Aufgaben des Unternehmens als erfüllt angeſehen
wurden. An der Geſellſchaft war neben der Frankfurter Hausrat G. m.
b. H. auch die Stadt Worms beteiligt, und zwar die Frankfurter
Haus=
rat mit 10 000 Mk. und die Stadt Worms mit 5000 Mk. Außerdem hat
die Stadt Worms eine Kreditbürgſchaft von 50 000 Mk. übernommen.
Der ſtädtiſche Anteil von 5000 Mk. dürfte nicht verloren ſein und es
ſteht auch zu hoffen, daß die Kreditbürgſchaft nicht in Anſpruch
genom=
men werden muß. Die Außenſtände der Wormſer Hausrat G. m. b. H.
betragen rund 200 000 Mk. Als Teilhaber der Geſellſchaft kommen außer
dem Kreis und dem Kreisbauverein Worms noch verſchiedene Firmen
in Frage.
A. E.G. 9 (im Vorjahre 8) Prozent Dividende. Der für den 22.
Fe=
bruar einzuberufenden Generalverſammlung der Allgemeinen
Elektrizi=
täts=Geſellſchaft, Berlin, wird eine Dividende von 9 (im Vorjahre 8.
Prozent vorgeſchlagen. Nach Abſchreibungen von 8911667 (9 130 08)
RM. wird ein Reingewinn von 19 172 708 (16 502 976) RM. ausgewieſen.
3,4 Mill. RMM. ſind auf das nächſte Geſchäftsjahr vorgetragen worden,
ſpeziell im Hinblick auf die in Ausſicht genommene Beſeitigung der noch
ausſtehenden Vorzugsaktien durch Kündigung gemäß § 6 der Satzung.
Der Umſatz der A.E.G. und der Tochtergeſellſchaften, deren Kapital ſich
vollſtändig in der Hand der AE.G. befindet, iſt im Berichtsjahr um
mehr als 15 Prozent auf über 580 Mill. RM. (im Vorjahre über 500
Mill.) geſtiegen.
Vereinigte Stahlwerke A. G., Düfſeldorf. Bei der Vereinigte
Stahl=
werke A. G., Düſſeldorf, ergibt ſich für das Geſchäftsjahr 1928/29 ein
etwas ermäßigter Rohüberſchuß von 284,76 Mill. RM. gegen 289,17
Mill. RMM. im Vorjahre. Der Gewinnvortrag beläuft ſich auf 4,17
(4,61) Mill. RM. Demgegenüber ſind die Anleihezinſen faſt
unver=
ändert mit 34,03 (34,59) Mill. RM., die ſozialen Laſten mit 57,10 (56,99),
die Steuern mit 61,57 (62,89) und die Abſchreibungen auf Werksanlagen
mit 83,52 (86,82) Mill. RM. angegeben. Es ergibt ſich ſomit ein
gegen=
über dem Vorjahre faſt unveränderter Reingewinn von 52,70 (52,50)
Millionen RM. In der geſtrigen Aufſichtsratsſitzung wurde für
1928/29 wieder eine Dibidende von 6 Prozent vorgeſchlagen.
Die Produktion der Saarhütten. Die Produktion der Saarhütten,
das heißt die Gewinung an Roheiſen, Rohſtahl und
Walzwerkserzeug=
niſſen, betrug im Jahre 1929: An Roheiſen insgeſamt 2 104 940 To.
an Rohſtahl 2 208 900 To. und an Walzwerkserzeugniſſen 1 602 724 To.
An Hochöfen waren im Durchſchnit 26 in Betrieb.
Die Leiſtung der deutſchen Walzwerke im Dezember 1929. Die
deutſchen Walzwerke (ohne Saargebiet) haben im Dezember 1929 an
Walzwerksfertigerzeugniſſen 802 199 To. hergeſtellt. Gegen den
No=
vember bedeutet dies einen Rückgang um 7.4 Prozent. Arbeitstäglich
(24 Arbeitstage) wurden durchſchnittlich 33 425 To. hergeſtellt. Im
November (25 Arbeitstage) hatte die arbeitstägliche Leiſtung 34 650 To.
betragen. Außerdem wurden an „Halbzeug zum Abſatz beſtimmt” im
Dezember 94 615 To. (November 80 166 To.) hergeſtellt. Im ganzen
Jahre 1929 wurden insgeſamt an Walzwerksfertigerzeugniſſen 11 285 080
To. gegen 11945 153 To. im Jahre 1927, d. h. 660 073 To. oder 5,5
Prozent weniger, hergeſtellt. Das Jahr 1928 kann wegen des
Pro=
duktionsausfalls durch den Arbeitskampf in Rheinland=Weſtfalen zum
Vergleich nicht herangezogen werden. Die durchſchnittliche
arbeitstäg=
liche Leiſtung belief ſich im Jahre 1929 auf 37 000 To. Sie entſpricht
85,6 Prozent der durchſchnittlichen arbeitstäglichen Leiſtung des
Jah=
rens 1913 im Deutſchen Reich damaligen Umfangs. Außerdem wurden
im Jahre 1929 1 165 990 To. „Halbzeug zum Abſatz beſtimmt”
herge=
ſtellt.
Erklärung der Berliniſchen Feuerverſicherungsanſtalt. In
Ergän=
zung bzw. Berichtigung der von der Verwaltung der Frankfurter
All=
gemeinen Verſicherung A.=G. gemachten Mitteilungen erklärt die
Direk=
tion der Berliniſchen Feuerverſicherungsanſtalt, Berlin, daß ſie den
Kauf von Aktien der Aachen=Leipziger Verſicherungs=A.=G., Aachen, aus
den ehemaligen Beſtänden der Favag nicht für ſich allein, ſondern als
Führer in eines Konſortiums befreundeter Geſellſchaften getätigt hat,
daß ſie dagegen Aktien der Aachen=Leipziger Lebensverſicherungsbank
A.=G., Leipzig, weder für ſich noch für ihre Freunde übernommien hat.
Vergleichstermin Elite—Diamant. In dem Vergleichstermin der
Elite=Diamantwerke A.G. wurde ein Schreiben der D.D.=Banken
be=
kanntgegeben, nach dem die Gläubigerſchaft nicht mit der Uebernahme
einer Garantie für einen etwaigen Vergleich durch das Inſtitut rechnen
könne. Weiter hat Dr. Fritz Opel, der Onkel Fritz v. Opels, verſucht,
die frühere Erklärung, daß er für einen Vergleichsvorſchlag die
Ga=
rantie übernehme, zurückzuziehen. Der Rechtsvertreter der Elite=
Dia=
mantwerke erklärte aber, daß Opel an ſeine Erklärung gebunden bleibe,
falls der Vergleich in vorliegender Form angenommen werde. Von
den Gläubigern haben 873 unter 1000 RM 137 048 RM. zu fordern:
118 000 RM. davon haben dem Vergleich zugeſtimmt. In der zweiten
Gruppe (Forderungen bis 0,25 Mill. RM.) betragen die
Geſamtver=
bindlichkeiten 2,66 Mill. RM. mit rund 2 Mill. RM.
Zuſtimmungser=
klärungen. Die dritte Gruppe beſteht aus einer Ausfallbürgſchaft der
Commerz= und Privatbank von 1 Mill. RM.; ferner haben die Adam
Opel AG. rund 2 Mill. RM., die Boſch A.G. 0,5 Mill. RM. und
Fichtel u. Sachs 0,48 Mill. RM. zu erhalten. Sie erklärten, bei einer
Abſtimmung dem Vergleichsvorſchlag zuſtimmen zu wollen. Schließlich
wurde Vertagung auf den 13. Februar und Aufrechterhaltung der
An=
ſprüche an Dr. Fritz Opel beſchloſſen.
Piebmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 23. Januar. Aufgetrieben waren 155
Kälber, 5 Schafe, 9 Ochſen. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber a) 59—65,
b) 52—58, c) 45—51. Marktverlauf ſchleppend, Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 23. Januar. Zufuhr: 161 Kälber,
20 Schafe, 154 Schweine, 592 Ferkel und Läufer, 4 Ziegen. Bezahlt
wurden für Kälber 58—72, für Schweine keine Notiz, für Schafe 44
bis 46, für Ferkel bis vier Wochen 26—34, über dier Wochen 38—48,
für Läufer 52—62, und für Ziegen 12—24. Marktverlauf: Mit Kälbern
ruhig, mit Ferkeln und Läufern ruhig.
Frankfurter Kleinviehmarkt vom 23. Januar. Aufgetrieben waren:
986 Kälber, 388 Schafe, 245 Schweine. Bezahlt wurde für 1 Ztr.
Le=
bendgewicht: Kälber b) 70—75, c) 64—69, d) 52—63: Schafe al) 48—51,
a2) — b) 40—47; Schweine wegen des geringen Auftriebs nicht notiert.
Der Marktverlauf war mit Kälbern ſchleppend, mit Schafen rege
ge=
räumt. Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1) 85—93, do. 2) 70—80,
Kuhfleiſch 2) 55—70, do. 3) 45—55, Kalbfleiſch 2) 90—100, Hammelfleiſch
95—100, Schweinefleiſch 1) 105—110, do. 2) 100—105. Gefrierfleiſch,
Vorderviertel 56, Hinterviertel 65; Geſchäftsgang ſchleppend.
Produkkenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 23. Januar. Auf höhere
For=
derungen des Auslandes verkehrte die Börſe in ſtetiger Haltung. Man
nannte: Weizen inländ. 27,25, ausländ. 29—33, Roggen inländ. 18,50
bis 18,75, ausländ. 16,50—17,50, Hafer nicht uotiert, Braugerſte,
badi=
ſche und württembergiſche je nach Qualität und Erzeugungsgebiet 20
bis 22, Futtergerſte 16—17, Mais mit Sack 16,25—17, Weizenmehl
Spe=
zial Null 40,25, desgl. ſüddeutſches Auszugsmehl 44,25, ſüddeutſches
Weizenbrotmehl 30,25, Roggenmehl 70—60prozentige Ausmahlung 26,5
bis 29,50 Kleie feine 8,50, Biertreber mit Sack 13,75—14,50. Alles per
100 Kilo waggonfrei Mannheim.
Berliner Produktenbericht vom 23. Januar. Das Intereſſe des
Pro=
duktenmarktes iſt weiterhin auf Roggen konzentriert, ſo daß die
Mel=
dungen von Ueberſee überhaupt kaum irgendwelche Beachtung finden.
Die Nachrichten über das nunmehr doch zuſtande gebrachte deutſch=
pol=
niſche Roggenabkommen bieten dem Markt naturgemäß eine gewiſſe
An=
vegung, für das nur ziemlich geringe inländiſche Angebot werden
vor=
läufig aber nur von dem mit der Preisſtützung beauftragten
Geſellſchaf=
ten zwei Mark höhere Preiſe für Roggen bewilligt, während die Mühlen
gegenüber höheren Preisforderungen Zurückhaltung bekunden, da ſich
der Roggenmehlmarkt noch keineswegs der veränderten Situation
an=
gevaßt hat. Roggenmehle ſind ausgiebig offeriert, Verſuche der Mühlen,
etlva 25 Pfennig höhere Preiſe durchzuholen, blieben erfolglos. Weizen
iſt von der Provinz angeboten, es werden im allgemeinen geſtrige
Preiſe gefordert, infolge des ruhigen Mehlgeſchäftes lauten die Gebote
jedoch eine Mark niedriger als geſtern. Am Lieferungsmarkt konnten
ſich bei Weizen geſtrige Schlußpreiſe nicht behaupten, Roggen lag
da=
gegen feſter. Hafer bei ziemlich geringer Konſumnachfrage etwa ſtetig.
Gerſte ſtill.
Häuteauktion in Frankfurt a. M. am 23. Januar. Großviehhäute
o. K.: Ochſenhäute 2—29 Pfd. 79,75, 40—49 Pfd. 65,50—69, 50—59 Pfd.
68,75—76,75, 60—79 Pfd. 72,75—77,75, 80—99 Pfd. 70—74,50, 100 und
mehr Pfd. 72,25—72,75; Rinderhäute: 2—29 Pfd. 79,75, 40—49 Pfd.
74—81,50, 50—59 Pfd. 72,50—8, 60—79 Pfd. 72,75—78, 80—99 Pfd.
74,25. Kalbfelle v. K.: bis 9 Pfd. rot 1,35—1,47½, ſchwarz 1,20—1,27¾,
9,1—15 Pfd. rot 1,21—1,28, ſchwarz 1,05—1,12¾; Freſſer 81,50.
Schaf=
felle o. K. ausverkauft. Bei regem Beſuch war der Verkauf flott.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 23. Januar.
An der heutigen Börſe konnte man nach der geſtrigen Aufregung,
veranlaßt durch vage Gerüchte, eine allgemeine Beruhigung feſtſtellen,
und in der Grundſtimmung kam wieder eine gewiſſe Freundlichkeit zum
Ausdruck. Das Geſchäft konnte aber trotzdem keine Belebung erfahren,
da die Spekulation infolge des Auftragsmangels nur vorſichtig zu Werke
ging. Die Geldmarktverhältniſſe lagen unverändert günſtig, aber eine
Anregung konnte hiervon nicht ausgehen. Die unſichere geſtrige Neſv
Yorker Börſe machte wenig Eindruck, wurde jedoch eher als
geſchäfts=
hemmender Faktor empfunden. Verſchiedentlich konnte man bemerken,
daß die bevorſtehende Debatte im Reichstag etwas beklemmend wirkte.
Gegemüber der geſtrigen Abendbörſe traten überwiegend Erholungen bis
zu 2 Prozent ein. Im Verlaufe kamen Umſätze kaum mehr zuſtande
Die Orderloſigkeit drückte auf die Stimmung, und bei der herrſchenden
Aufnahmeunluſt traten kleinere Rückgänge ein. Eine Enttäuſchung
ging von dem unverändert belaſſenen Diskontſatz der Bank von
Eng=
land aus, da man heute mit Beſtimmtheit mit einer Ermäßigung
ge=
rechnet hatte. Trotz Ermäßigung des Berliner Privatdiskontſatzes gaben
die Kurſe zum Schluß der Börſe erheblich nach. Beſonders gedrückt
lagen Kunſtſeideaktien und J. G. Farben. Die Börſe ſchloß in
ausge=
ſprochen ſchwacher Haltung. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 6
Pro=
zent unverändert. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar
4,1860, gegen Pfunde 20,377. London=Kabel 4,8665, —Paris 123,90,
—Mailand 93,00, —Madrid 37,60, —Schweiz 25,18, —Holland 12,105/s.
Die Abendbörſe ſetzte bei ruhigem G=ſchäft zunächſt teilweiſe noch
etwas, unter den Berliner Schlußkurſen ein, wurde aber raſch im
Ver=
laufe lebhafter bei Erholungen, die wiederum über den Berliner
Schluß hinausgingen. Im Mittelpunkt des Intereſſes ſtand dee
Far=
benmarkt, wo der angebliche Beſitzwechſel eines Poſtens von rund
8 Millionen MM. zu der DD=Bank anregte. Auf Deckung der
Tages=
pekulation evholte ſich der Kurs bis 16934, nach anfangs 168½. Von
der Farbenbewegung ausgehend, waren die übrigem Kurſe, beſonders
am Elektromapkt, unter Bevor= gung des Siemenskonzerns gleichfalls
feſter.
Berlin, 23. Januar.
Die außergewöhnliche Leichtigkeit des Geldmarktes, man erwartete
für heute mit ziemlicher Beſtimmtheit eine Diskontſenkung in London
und glaubte vielfach, daß auch New York dieſem Beiſpiel folgen werde,
führte im heutigen Vormittagsverkehr wieder einmal dazu, daß die
Kurſe bei ganz geringem Geſchäft herausgeſprochen wurden. Die
Er=
üffnung des offiziellen Verkehrs lag dann auch heute wieder unter den
Erwartungen und mußte daher als enttäuſchend bezeichnet werden,
trotzdem die Grundſtimmung durchaus nicht unfreundlich war.
Ent=
ſcheidend waren größere Abgaben am Farbenmarkt, es ſoll wider
Er=
warten doch noch etwas Exekutionsware herausgekommen ſein, und auch
an den übrigen Märkten lagen einige Verkaufslimite des noch immer
ziemlich vorſichtigen Publikums vor. Im allgemeinen war das geſtrige
Schlußniveau behauptet, und das Geſchäft bewegte ſich in engen
Gren=
zen. Die Börſe nahm den feſten Verlauf der New Yorker Börſe und
die Billigung der Haager Ergebniſſe durch die Reichsregierung mit
Be=
friedigung auf. Später wurde es wieder bei nachlaſſendem Geſchäft
leichter. Die Nichtermäßigung des Londoner Diskontſatzes verſtimmte,
die Kursgewinne fingen an, wieder verloren zu gehen: beſonders in Aku.
wwaren größere Abgaben feſtzuſtellen, ſo daß dieſes Padier einen
Hpro=
zentigen Kursverluſt erlitt. Anleihen abbröckelnd. Von Ausländern
ung. Renten feſt. Pfandbriefe trotz der bisher ausgebliebenen
Beſtäti=
gung der gemeinſamen Umſchuldungsprojekte feſter. Deviſen ruhig.
Spanien wieder ſchwächer. Der Geldmarkt lag unverändert leicht.
Ta=
gesgeld 4½ bis 6½ Prozent. Monatsgeld 7½ bis 8½ Prozent,
Waren=
wechſel zirka 6’’s Prozent. Der am Samstag feſtzuſetzende
Reportgeld=
ſatz wird mindeſtens 1 Prozent niedriger taxiert, da, ſoweit ſich dies bis
her feſtſtellen läßt, keine Vergrößerung der Börſenengagements
einge=
treten iſt.
Metaunotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 23. Januar ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer auf 170.25 RM., Originalhüttenaluminium 190.00,
desgleichen 194.00, Reinnickel 350.00, Antimon Regulus 57.00 bis 60.00,
Feinſilber 61.50 bis 63.50 RMM.
Die Berliner Metalltermine vom 23. Januar 1930 ſtellten ſich, für
Kupfer: Januar 136.00 (139.00), Februar 134.75 (134.75), März
133.75 (134.50), April 134.00 (134.00), Mai 134.00 (134.25), Juni 134.00
(134.50), Juli bis Dezember 134.00 (134.50), Tendenz: ſtetig. — Für
Blei: Januar 41.50 (42.50), Februar 41.75 (42.25), März und April
42.00 (42.50), Mai 42.25 (42.75), Juni und Juli 42.50 (42.75), Auguſt
42.50 (43.00), September bis Dezimber 42.75 (43.00). Tendenz: luſtlos.
— Für Zink: Januar 37.00 (39.00), Februar 38.00 (38.50), März
38.50 (39.00), April 38.50 (39.25), Mai 38.75 (39.50), Juni 39.00 (40.00),
Juli 39.50 (40.50), Auguſt 39.50 (41.00), September 39.50 (41.50),
Okto=
ber und November 40.00 (41.50), Dezember 41.00 (41.50). Tendenn:
ruhig. — DDie erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 23. Jan.:
Getreide. Weizen: März 123½, Mai 12734, Juli 129; Mais:
März 88½4, Mai 9234, Juli 94½; Hafer: März 46½, Mai 47½,
Juli 46½; Roggen: März 95½, Mai 95, Juli 93½.
Schmalz: Januar 10,/45, Februar —, März 10,55, April —,
Mai 10,77½, Juni —, Juli 10,97½
Fleiſch. Rippen —: Speck, loko 12,25; leichte Schweine
9,90 bis 10,35, ſchwere Schweine 9,35 bis 10,00;
Schweinezu=
fuhren: Chicago 48 000, im Weſten 133 000.
Baumwolle: Januar 17,00, Februar —, März 17,20.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 23. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,25: Talg, extra, loſe 7½.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 138½, Hartwinter
n. Ernte 130½: Mais: 96½: Mehl: 5,60 bis 6,00;
Getreide=
fracht: nach England 1,6 bis 2,0 Schilling, nach dem Kontinent
bis 10 Cents.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Berliner Privatdiskoyt iſt für beide Sichten um je ¼ Proz.
auf 6 Prozent ermäßigt worden.
Im Zuſammenhang mit der Liquidation der Bankfirma Krauſe
u. Co., Berlin, wird auch die Bankfirma Andrae u. Cie., Wiesbaden,
aufgelöſt, die mit Krauſe in Verbindung ſtand. Auch hier gehen die
Schwierigkeiten auf die Favag zurück.
Als Gegenſtück zu den Konzentrationserſcheinungen in der deutſchen
Uhreninduſtrie macht ſich auch im Uhrenvertrieb eine ähnliche Tendenz
bemerkbar.
Der Norddeutſche Zementverband hat ſoeben, wie kurz berichtet, eine
Preisermäßigung beſonders für ſeine durchbrochenen umſtrittenen
Ge=
biete vorgenommen.
Die G.=V. der Sedlmahr=Spaten=Franziskaner=Leiſtbräu A.=G.,
München, in der das geſamte Aktienkapital von 5,7 Mill. RM. vertreten
war, genehmigte den Abſchluß für 1928/29 mit wieder 10 Prozent
Divi=
dende aus einem Reingewinn von 1006 627 RM.
Die andauernde Verſchlechterung des Auftragseinganges beim
Eiſen=
werk „Mariahütte” hat zu weiteren Produktionseinſchränkungen geführt.
In Verfolg dieſer Maßnahmen wurden nunmehr erneut 70 Mann der
Belegſchaft entlaſſen.
Das Bankgeſchäft Emil Dettling in Nürnberg hat ſeine Zahlungen.
eingeſtellt, nachdem einige hartnäckige Gläubiger nicht zu beruhigen
waren und ein zugeſagter größerer Kredit widerrufen worden iſt. Die
Bank will ein einjähriges Moratorium, das eine 100prozentige
Befrie=
digung der Gläubiger vorſieht, anſtreben.
In der Aufſichtsratsſitzung der Rheiniſchen Stahlwerke A.=G., Eſſen,
wurde der Bericht über den bisher abgelaufenen Teil des
Geſchäfts=
jahres 1929/30 erſtattet, der ein etwas beſſeres Ergebnis als der
ent=
ſprechende Zeitraum des Vorjahres gebracht hat. Es kann daher unter
allem Vorbehalt auf eine Erhöhung des vorjährigen Dividendenſatzes,
der dem der Vereinigten Stahlwerke A.=G. gleich war (6 Prozent),
ge=
jechnet werden.
Berliner Kursbericht
vom 23. Januar 1930
Deviſenmarkt
vom 23. Januar 1930
Banatbank Ve
239.50 Me e
J. G. Farben 171.75 Je Maeee
Rütgerswerke Ve
75.25 Helſingfors Währung
100 finn. Mk. GeID
10.512 Brief
10.5: Schweiz Währung
100 Franken GeId
80.785 Deutſche Bank u. 150.— Gelſenk. Bergiv. 138.50 Salzdetfurth Kali 359.— Wien 100 Schilli= 58.83 58.95 Spanien 100 Peſetas 54.45 Disconto=Geſ. Geſ. f.elektr. Untern. 168.50 Leonh. Tietz 161.50 Prag
Budapeſt 100 Tſch. Kr. 2.374/12.394 Danzig 100 Gulden / 81.34 Dresdner Ban! 151.50 Bergbau /140.— Blanzſtoff 165.— Pengö 73. 14 73. n
11 Yen Hapag
03.75 Hoeſch Eiſen
117.625 Verein. Stahlwerke 102.125 Sofia
100 Leva 3.024/ 2.C30 Rio de Janeire 1 Milreis 0.4635 Hanſa Dampfſch. 152.50 Phil. Holzmann 97.— Weſteregeln Alkal 217.75 Holland 100 Gulden 168.03 168.3 Jugoflawien
Portugal 100 Dinar 7.380 Nordd. Lloyd 103.125 Kali Aſchersleben 1212.n5 Agsb.=Nrnb. Maſch
Baſalt Linz 81.56 Lslo 100 Kronen 111.75/ 111.97 100 Escudos 18.77 A. E. G. 171.— Klöcknerwerke 105.50 35.— Kopenhagen 1100 Kronen 111.88 112.100 Athen 1100 Drachm./ 5.445 Bahr. Motorenw. 79.25 Köln=Neueſſ. Bgn 114.625 Berl. Karlsr. Ind. 70.— Stockholm 100 Kronen 112.22/ 112.44 Konſtantinope
Kairo 1 türk. 1.975 J. P. Bemberg 157.— Ludw. Loewe 168.50 Hirſch Kupfer 118.— London 1 S=Stg.
1 Pap. Peſoſ 20.352/ 20.39 11 äghpt. 2 20.875 Bergmann Elektr. 208.— Mannesm Röh 108.— Hohenlohe=Werke 78.— Buenos=Aires 1.675 1.6791 Lanada 1canad. Doll Berl. Maſch.=Bau 68.— Maſch.=Bau=Untn 45.125 Lindes Eismaſch. 167.— Newv York 1 Dollar 4.182 a. 190 Uruguay 1 Goldpeſo 2gg Conti Gummi 150.25 Nordd. Wolle 88.50 Herm. Poege 24.— Belgien 100 Belga 58.245 58.365 Fsland
100 eſtl. Kr. 91.96 Deutſche Cont. Ga= 167.50 Oberſchleſ. Kolsw. 102.625 VogelZelegr. Draht 70.50 Italien 100 Lire 21.89 21.93 allinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 111.6! Deutſche Erdöl .. 105.— Orenſtein & Koppel 76.— Wunderer=Werke 56.50
Paris 100 Francs 16.42 16.46
Riga 00 Lats 80.57
Frankfurter Kursbericht vom 23. Januar 1930.
6% Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27 ....."
60 Baden
Frei=
ſtaat v. 27 ..
O Bahern
Frei=
ſtaat v. 27
8% Heſſen Volks
ſtaat v. 28 ...."
v. 2
% Preuß.
Staats=
anl. v. 28 .....
6% Sachſen Frei
ſtaat v. 27 ..
7% Thüringer
Frei=
ſtaat v. 27
mI.5
75.5
76.5
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. *
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö
ſungsſch. (Neub.
Dtſche. Schutzge
bietsanleihe ..."
80 Bad.=Bad. v. 26
60 Berlin v. 24.
8½ Darmſtadt v. 26
v. 2
Frkf. a. M. v. 26.
80 Mainz v. 26
8½ Mannh. v. 26.
8% Nürnbergv. 26
8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . . .
8% Heſſ. Landesbk.
Goldobl. . . . . . ."
½ % Heſſ. Lbs.
Hhp.=Bk.=Liquid.
Bfbr.... ..
8% Preuß. Lds.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr. . . . . . . . ..
O Preuß. Lds.
Pfbr.=Anſt.
Gold=
vbl. .. . . .."
R
87.75
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93.25
97
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3% Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
8
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kredit Goldpfbr.
8% Naſt. Landesbk.
Goldpfbr. . . . .
Dt. Komm. Sam
mel=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser. I
* Ausl. Ser. I.
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
94
95
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Berl. Hyp.=B!
%o „Liqu.=Pfbr
Frkf. Hyp. Bk..
½% „ Lig. Pfb.
o „Pfbr. Bk..
4½% „ Lig. Pfrb.
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4½%0 „ Lia. Pfbr
8% Pfälz.Hyp.Bk
14½% „ Lia.Pfbr.
8½ Preuß.
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ered.=Bank ....
4½% „ Lia. Pfbr
8½ Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bk. ..
4½0 „ Lia. Pfbr
8% Rhein. Hyp. Bk.
14½% „Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit....
80 Südd. Bod.,
Cred.=Bank. . . .
8% Württ. Hyp.=B
6% Daimler Benz
von 27 ......."
8% Dt. Linol. Werke
v. 26 ..
3% Klöckner=Werke
Berlin v. 26 ..
%o Mainkrw. b. 26
% Mitteld.
Stahl=
werke v. 27....
49
65.5
96.5
81
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81. 25
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96
80.5
96.5
80.6
3½ Salzmann u. Co.
v. 26 ...
7% Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26 ..
8% VoigtckHäffner
von 26 .... ....
J. G. FarbenBonds
v. 28 ......!
5% Bosn. L. E.B.
v. 1914 ......
4½% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914..
4% Oſt. Goldrente
5‟overeinh. Rumän.
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1%0 Türk. Admin.
0 „ 1. Bagdad
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Goldr.
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95
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96.5
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92
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84.75
84
84.5
92.75
101I.
27.75
36.3
Accum=Berlin ....
Adlerw. (v. Kleher)
AEG. Stamm .. .
AndregeNoris Zah=
Baſt Nürnberg ...
Bergm. El. Werke.
Brown BoverickCie
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen ..."
Cement Heidelber
„ Karlſtadt
Chem. Werke Albert
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Contin. Gummiw
Daimler=Benz ..."
Dt. Atl. Telegr. . .
„Eiſenh. Berlin
Erdöl .....
Gold= u. Silb.
ſcheide=Anſtalt
Linoleumwer
Dyckerhoff u.
Wid=
mann ... . . . . .."
15.3
8.1
5.4
7.75
2f.
26I.
114
171.5
112
129
71
118
143
151
40
111
105.
149
247
85.25
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
Eiſchw. Bergwerk.
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas .......
„ Hof......."
Geiling & Cie...."
Gelſenk. Bergwer
Geſ. elektr. Unter
nehmungen .. . .!"
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft=
Hammerſen (Osn=
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfbr
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer.. . . .
Hochtief Eſſen".
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtrie
3lſe Bergb. Stamm
„ Genüſſe
Junghaus. Stamm
Kali Aſchersleben
Salzbetfurth
„Weſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, R. ..
Klein, Schanzl. . ..
Klöcknerwerke".
Tahmeyer & Co...
Lech, Augsburg. ..
Löwenbr. Münch..!
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz.Akt.=Br. . . .
Mannesm, Röhren
We
33
172.5
83
26
140
169.75
68
54
166
130
169
118
89.5
95
242
135
215.75
360
219.25
110
116.25
106
258
30
12
108
187
207.9
Mansfeld Bergb.
MarswverkeNürnbg.
Metallgeſ. Frankf..
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild.
Motorenfb. Darmſt.
Neckarwerke Eßling.
Nicolay, Hofbr. ..
Oberbedarf. .
Otavi Minen
Phönix Bergbau
Reiniger. Gebb..
Rh. Braunkohlen.
„ Elektr. Stamm
„Stahlwerke . . .
Riebeck Montan
Roeder Gb. Darmſt.
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60
145
[ ← ][ ][ → ]Rummer 24
Freitag, den 24. Januar 1930
Seite 13
Din Waan dnr
Unsseitter Baumnr.
14)
Roman von P. Wild.
Cophright by Marie Brügmann, München 19.
Nachdruck verboten.
„Ich wiederhole: ſo einfach, wie Sie ſich das vorſtellen, iſt
das nicht. Jeder Lebensweg iſt ja ein Einmaliges, ſetzt ſich aus
tauſend Einzelheiten zuſammen, wie ein Moſaikbild. Erſt aus
der vollkommenen Zufammenſetzung ergibt ſich ein
Näherkom=
men zum Ganzen. Uns Aſtrologen fehlt leider nur zu oft jenes
lückenloſe Wiſſen um grundlegende Einzelheiten eines Lebens.
Man verſchweigt uns zu viel Weſentliches aus verſchiedenen
Gründen, aus Scham, Mißtrauen, Achtloſigkeit, oder weil man
uns auf die Probe ſtellen will. Doch damit ſchädigt ſich jeder
nur ſelbſt. Ergeben ſich ſpäter Unſtimmigkeiten, heißt es, die
Sterne lügen, und es ſind doch die Menſchen geweſen, die
ver=
ſuchten, die Sterne zu betrügen. Darum erſuche ich Sie in Ihrem
eigenen Intereſſe um vollkommene Klarheit und Wahrheit in der
Beantwortung meiner Fragen. Haben Sie Vertrauen, Frau
Müller, Vertrauen!”
„Gewiß.”
Gern hätte Ella jetzt die falſche Namensnennung rückgängie
gemacht; doch die Scham verbot es ihr. Sich lächerlich machen?
Niemals.
Die Aſtrologin wartete kurze Zeit; dann fuhr ſie ruhig
ſach=
lich fort:
„Wenn Sie nach dem, was ich Ihnen geſagt habe, Ihr
Ho=
roſkop wünſchen, bin ich bereit.”
„Ich bitte darum!:“
In Ellas Stimme zitterte geſteigerte Erregung. Ihr Herz
klopfte faſt hörbar. Ihre Nerven zitterten in höchſter Spannung.
War ihr Beginnen nicht ein Wagnis, ein förmliches
Heraus=
fordern der Zukunft? Jedoch ein Drang überkam ſie: Schauen
um jeden Preis.
Nachtdunkel wurde der Raum. Nera Sulla beugte ſich über
die Tiſchplatte, auf der die Symbole des Tierkreiſes leuchteten.
Mit einem Stift, deſſen Niederſchrift phosphoreſzierte, trug ſie
Ellas Antworten auf ihre Fragem in ein vorgedrucktes
Formu=
lar ein.
Stunde, Minute, Sekunde ihrer Geburt — damit begann
es, ging vorwärts, ſtreifte hundert Einzelheiten ihres Lebens;
unendlich viele Fragen wollten beantwortet ſein.
Nachdem ſie den merkwürdigen Griffel hingelget hatte, ſaß
ſie lange Zeit ſchweigend da, ſchaute, das Gehörte in ſich
ver=
arbeitend, ſinnend vor ſich hin.
Ella packten Zauber nie gekannten Empfindens. Sie glaubte
ſich dem allgewaltigen brauſenden Strom lebendig pulſierender
unſichtbarer Schickſalsmächte näher als je.
In überraſchender Schönheit ging in der Kuppel leuchtend
das Sternbild auf in der Konſtellation ihrer Geburtsſtunde.
„Sie ſind im Zeichen der Venus geboren. Welch glückhafte
Vorbedeutung für die Liebe! Sehen Sie hier!‟ Damit wies Nera
Sulla mit einem wunderlich gewundenen Stab gegen die Kuppel.
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Venus ſteht in Konjunktion mit Jupiter im Gedrittſchein der
Sonne. Ihr Aſzendent ſteigt auf, hier — wie günſtig. Bitte,
verfolgen Sie das Wandern! Halt! Ein Schatten. Eine ſchwere
Krankheit.”
„Ein akutes Herzleiden.”
Nera Sulla fuhr fort:
„Nun kommen lichte Zeiten, Freude, Glück, gutes
Vorwärts=
kommen und Geſundheit . .. Halt! Wieder ein Dunbel, ein
Schatten. Sehen Sie die Trübung? Sie verſtärkt ſich mehr und
mehr, nimmt Kreuzform an. Das iſt der Tod.”
„Meine Mutter iſt tot.”
Entgeiſtert ſah Ella die Fremde an. Woher wußte ſie das?
Las ſie das alles wirklich aus dem Sterngang?
Geheimmisvoll flüſterte Nera Sulla weiter, von Zeit,
Ge=
ſchehniſſen. Aus den gegebenen Konſtellationen las ſie mit
ver=
blüffender Sicherheit Ellas Lebensweg.
Keine Fehllöſung. Ihre Worte ſtimmten. Ellas Erſtaunen
wurde grenzenloſe Bewunderung, Glauben. Ihre
ſelbſtüberheb=
liche Blaſiertheit, ihr Beſſerwiſſen ſchrumpften jäh zuſammen,
als die Aſtrologin ihrem Charakter mit grauſamer Klarheit
ſezierte.
Da waren Dinge, unausgeſprochen, die ſie ſich kaum ſelbſt
eingeſtand — hier wurden ſie aufgedeckt. Strich um Strich
zeich=
nete ſie die Jugend des verwöhnten, eigenwilligen einzigen
Kin=
des mit allen Schatten und Lichtern, objektiv, ohne die geringſte
tendenziöſe Stellungnahme. Ella ſah ſich als freiheitdurſtiges,
junges Mädchen von heute, die Jüngerin auf das Recht des
Sichausbleibens. Ihr Hinundherſchwanken zwiſchen Gutem und
Böſem. Die innere Haltloſigkeit einer Frühreifen, die auf fremden
Wegen wanderte und dabei eigene zu gehen glaubte, wie ſo viele.
Irrwege. Woher wußte die Nera Sulla das alles?
Wieder ſah ſie den Stab zur Kuppel weiſen, hörte Unruhe
in der Stimme der Aſtrologin:
„Neue Schleier. Sie mindern den günſtigen Aſpekt
beträcht=
lich. Frau Müller, dort, ſehen Sie?”
Scheinbar zuckte ſie erſchrocken zuſammen.
„Sie ſind nicht aufrichtig, Frau Müller. Sie ſind gar nicht
verheiratet, nicht Frau Müller. Sie haben ſich hinter einer Maske
verſteckt.”
Ella prallte zurück. Weil alles offen vor den Augen der
anderen lag, ſchämte ſie ſich doppelt ſo ſehr, neigte ſchuldbewußt
den Kopf.
Wie im Traum glitten die Lichter im Zuſammenhang mit
den Erklärungen Nera Sullas durch die Kuppel. Ein Stocken,
Verſtummen der weichen Stimme ließ Ella aufmerfen. Neugier
erwachte.
Was gibt es?"
Sie wehrte ab.
„Sehen Sie Schlimmes?” drängte Ella.
Da nickte Nera Sulla.
„Schwere Schatten verjagen den günſtigen Aſpekt, bald, ſehr
bald ſchon. Unglück iſt unterwegs. Hüten Sie ſich vor dem
Manne, mit dem ſie verlobt ſind.”
Auch das weiß ſie! Ella hatte ihr doch nichts von ihrer
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lobung geſagt.
„Was iſt mit Erich?”
Ihr wurde angſt zumute.
„Sie werden Ihren Verlobten nicht heirgten, ihn nicht und
keinen anderen.”
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Ella zitterte vor Erregung.
„Nicht heiraten, und warum nicht? Das wäre noch ſchöuer,”
herrſchte ſie unwillig die Aſtrologin an.
Nera Sulla lächelte unmerkbar über die Aufgeregte, mahnte
leiſe:
„Machen Sie mich nicht verantwortlich für das, was die
Sterne ſagen.”
„Die Sterne lügen,” brauſte Ella auf.
„Wenn Sie das glauben, bedaure ich, daß Sie mich
aufge=
ſucht haben,” kam es kühl zurück. „Alſo brechen wir die Sitzung
ab.”
„Verzeihung! Ich habe mich hinreißen laſſen. Fahren Sie
fort, Frau Sulla!”
„Es iſt ſinnlos, wenn Sie zweifeln.”
„Nein, nein. Nur . . . zuerſt . . . es erſchien mir unmöglich.”
„Unmöglich?"
„Warum ſollte ich Erich nicht heiraten.”
Sie mierkte nicht, daß ſie den Namen nannte, den ſie um
jeden Preis verſchweigen wollte. Nera Sulla lachte im Innern.
„Frau Sulla, vergeſſen Sie! Ich verſpreche Ihnen, ruhig
zu bleiben. Es tut mir leid, daß ich mich hinreißen ließ. Warum
ſollte ich nicht heiraten?"
„Ein häßliches Ereigmis vor Ihrer Hochzeit, kurz vorher;
weiter, verfolgen Sie genau — hier eine weite Reiſe.”
„Wir wollen die Hochzeitsreiſe um die Welt machen.”
Ellas Ruhe und Ueberlegenheit kehrte zurück.
„Sie werden keine Hochzeitsreiſe machen, Frau Müller”.
„Warum nicht?”
„Ich wiederhole: alle Anzeichen deuten ſelten beſtimmt
dar=
auf hin, daß Sie nicht heiraten werden. Das trübe Ereignis vor
Ihrer Hochzeit bedeutet Trennung, oder — vielleicht doch nicht.
Aber Hochzeit gibt es nicht,” ſagte ſie und ſchüttelte mit dem
Kopfe, ſehr intereſſiert auf die Leuchtzeichen ſchauend. „
Selt=
ſames ſteht Ihnen bevor — ſehr ſeltſam iſt es.”
„Worin beſteht das furchtbare Ereignis?”
„Das weiß ich nicht.”
„Iſt es ein Unfoll?”
„Kaum.”
„Betrifft der Schatten mich oder meinen Verlobten?”
„In erſter Linie den anderen — doch hier, Sie werden von,
der Dunkelheit geſtreift.”
„Untreue?"
„Die iſt nicht ausſchlaggebend.”
„Schlimmeres?”
„Vielleicht. Ein Schatten, ein Verbrechen. Ich ſehe nicht
klar,” endet ſie zweifelnd.
Ellas Neugier war wach geworden, wollte ſich mit der
Ab=
lehnung nicht zufriedengeben. Sie drängte Nera Sulla,
fort=
zufahren.
„Die Sterne reden oder ſchweigen, Frau Müller. Es liegt
nicht in meiner Macht, Unbekanntes herauszuholen."
Ellas Phantaſie quälte ſich in der Raſerei unvorſtellbarer
Möglichkeiten. Was nur mit Erich war?! Und ſie ſelbſt, wie
verlief ihr Schickſal? Bereute ſie, den Blick zum Morgen verſucht
zu haben? War es nicht unnütze Qual, unerquickliche, bedenkliche
Laſt? Grauen vor dem Wiſſen überkam ſie. Beſſer, die Pforten
der Zukunft blieben verhüllt.
Nera Sulla hob die Sitzung auf, als Ella nochmals weiter=
(Fortſetzung folgt.)
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was ich auch tat. Seit Gebrauch des
„Neo-Kruschen-Salz” ist das genannte
Leiden gänzlich behoben und befnde
mich stets wohl und Frisch. Ich habe
nie unterlassen, in meinen
Bekannten-
kreisen Ihr „Neo-Kruschen-Salz” zu
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(Originalschreiben kann eingesehen werden.)
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