Darmstädter Tagblatt 1930


02. Januar 1930

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Einzelnummer 10 Pfennige

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bis 31. Januar 2.18 Reichsmark und 22 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 2
Donnerstag, den 2. Januar 1930.
193. Jahrgang

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jede Verpflichtung auf Erfüllung der Artzeigen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlicher Beltreibung fäll jeder
Rabatt weg. Banklonto Deutſche Bank und Darm=
ſädter
und Nationalbank.

Krafdgrseinpfange
beim Reichspräſidenken.
Berlin, 1. Januar.
Aus Anlaß des Neujahrstages fanden auch in dieſem Jahre
bei dem Herrn Reichspräſidenten die üblichen Empfänge ſtatt.
Gegen 10 Uhr traf die Wache mit der Kapelle des Wachtregiments
am Hauſe des Reichspräſidenten ein. Die Kapelle brachte an=
ſchließend
dem Herrn Reichspräſidenten im Park des Hauſes ein
Ständchen.
Um 12 Uhr mittags empfing der Herr Reichspräſident die
Chefs der beim Reich beglaubigten fremden diplomatiſchen Ver=
tretungen
, denen eine im Ehrenhof des Reichspräſidentenhauſes
aufgeſtellte Abteilung Reichswehr militäriſche Ehrenbezeugun=
gen
erwies. Der franzöſiſche Botſchafter
de Margerie
brachte als Rangälteſter Botſchafter dem Herrn Reichspräſiden=
ten
die Glüchwünſche des Diplomatiſchen Korps in einer An=
ſprache
zum Ausdruck:
Als Zeuge des geradezu heroiſchen Eifers, mit dem der her=
vorragende
Vertreter Deutſchlands im Rate der Völker ſich trotz
drückender Krankheit ſo lebhaft dauerndem Suchen nach fried=
lichen
Vereinbarungen und Löſungen gewidmet habe, wünſche
das diplomatiſche Korps die Gefühle der Trauer heute erneut
zum Ausdruck zu bringen. Heute, wo an der Schwelle des neuen
Jahres die Löſung ſo vieler Fragen geſucht werde, die für den
Wiederaufbau der Welt und ihre glückliche Weiterentwicklung
auf den Bahnen der Eintracht, Gerechtigkeit und allgemeinen
Wohlfahrt von hoher Bedeutung ſeien, verneige das diploma=
tiſche
Korps ſich vor der ehrwürdigen Perſon des Reichspräſiden=
ten
in berechtigten, durch keine Schwierigkeiten zu erſchütternden
Hoffnungen.
Der Reichspräſident
dankte dem Botſchafter für die Glüchwünſche und für das Ge=
denken
an Dr. Streſemann.
Das deutſche Volk hege die Zuverſicht, daß die Arbeit des
letzten Jahres mit Erfolg im neuen fortgeſetzt werden werde.
Deutſchland kann, ſo führte der Reichspräſident aus, ſeine Auf=
gaben
im Kreiſe der Nationen nur dann erfüllen, wenn es poli=
tiſche
Freiheit und wirtſchaftliche Entfaltungsmöglichkeit hat.
Die Ruhe und Sicherheit der Welt, die wir alle wünſchen, haben
politiſche Gleichberechtigung und wirtſchaftliche Geſundheit aller
Staaten zur Vorausſetzung. In der Hoffnung, daß dieſes Ziel
erreicht wird, ſprech ich Ihnen, im Namen des Deutſchen Reiches
und im eigenen Namen, meine aufrichtigſten und herzlichſten
Neujahrswunſche aus.
Im Anſchluß daran empfing der Reichspräſident den Reichs=
kanzler
, die Reichsminiſter und die Staatsſekretäre der Reichs=
regierung
.
Der Reichskanzler
entbot dem Reichspräſidenten die Glückwünſche der Reichsregie=
rung
. Mit dem deutſchen Volke, ſo führte er aus, hofft die
Reichsregierung, daß auch im neuen Jahre Ihnen Geſundheit
und Wohlergehen beſchieden ſein mögen. Im Mittelpunkt un=
ſerer
polinſchen Arbeit ſtand im vergangenen Jahre das Ringen
um die endgültige Geſtaltung der für Deutſchland durch den ver=
lorenen
Krieg zu tragenden Laſten. In dieſen Erörterungen iſt
die Räumung der zweiten Zone des beſetzten Gebietes vor dem
vertragsmäßig feſtgeſetzten Termin erreicht worden. Die dritte
Zone ſoll ſpäteſtens am 30. Juni dieſes Jahres von den Be=
ſatzungstruppen
geräumt und damit Deutſchland wieder frei wer=
den
! Im Zuſammenhang mit der vorgeſehenen Erleichterung
unſerer Laſten hat die Reichsregierung eine Reichsfinanzreform
in Angriff genommen und dazu die Grundzüge eines umfaſſen=
den
Programms vorgelegt. Die Erledigung dieſer Aufgaben
wird nach Abſchluß der Haager Verhandlungen die vordring=
lichſte
Sorge der Reichsregierung ſein.
Der Reichspräſident dankte dem Reichskanzler für die Glück=
wünſche
und erwiderte ſie mit den beſten Wünſchen ſür den Er=
folg
der Arbeit.
Wenn alle die ſchweren Fragen ſo gelöſt werden ſollen, ſo
führte
der Reichspräſident
aus, wie es das Wohl unſeres Vaterlandes und die Verantwor=
tung
für deſſen Zukunft fordern, dann müſſen Parteiaeiſt und
Intereſſenpolitik hinter die großen vaterländiſchen Geſichtspunkte
zurückgeſtellt werden und die Lebensfrage unſeres Volkes alle
Deutſchen zu einer breiten einheitlichen Front zuſammenſchlie=
ßen
. Ich ſpreche daher in dieſer Stunde erneut die Mahnung
aus, daß hoch über den Parteien das Vaterland ſtehen muß!
Wer entſchloſſen Hand mit anlegt und mitarbeitet an den Auf=
gaben
der Gegenwart und am Aufbau der Zukunft, der handelt
wahrhaft national. Daß das neue Jahr ſolche Erkenntnis feſti=
gen
möge, iſt heute mein treuer Wunſch!
Um 1 Uhr brachte das Reichstagspräſidium dem Reichspräſi=
denten
die Glückwünſche des Reichstages dar. An=
ſchließend
erſchien eine Abordnung des Reichsrates, die die
Glückwünſche des Reichsrates ausſprach.
Die Glückwünſche der Wehrmacht überbrachte
Reichswehrminiſter Dr. h. e. Groener. Generaldirektor Dr. h. c.
Dorpmüller überbrachte die Glückwünſche der Deutſchen
Reichsbahn. Anſchließend erſchien Reichsbankpräſident Dr.
Schacht, um dem Reichspräſidenten die Glückwünſche des
Reichsbankdirektoriums auszuſprechen.
Generaloborſt Hepe.
Berlin, 31. Dezember.
Amtlich wird mitgeteilt: General Hehe, der Chef der Heeres=
leitung
, iſt mit Wirkung vom 1. Januar 1930 zum Generaloberſt
befördert worden.
Beim Ausſcheiden des Generaloberſt von Seeckt im Oktober
1926 wurde der damalige Generalleutnant Hehe zum Chef der
Heeresleitung ernannt und zum General der Infanterie befördert.

Vom Tage.

Am Silveſterabend überfuhr ein Perſonenzug zwiſchen
Inſterburg und Blumental einen Perſonenomnibus der
Stadt Inſterburg. Von den Inſaſſen des Kraftwagens wurden
vier Perſonen getötet, ſieben ſchwer und vier leicht verletzt.
Der Bruder des Papſtes, der Seidenhändler Graf Fermo
Ratti, iſt im Alter von 73 Jahren in Rom einem Herz=
ſchlag
erlegen.
Der italieniſche Außenminiſter Grandi hatte mit dem ſpani=
ſchen
Botſchafter in Rom längere Beſprechungen über die Vorſchläge
der franzöſiſchen Regierung zur Frage der Seeabrüſtung
und die Möglichkeit des Abſchluſſes eines Mittelmeerpaktes,
von dem natürlich Spanien nicht ausgeſchloſſen werden könnte.
Dem Brüſſeler Kunſthändler Bechbach iſt auf bisher unaufgeklärte
Weiſe ein van Dyck: Das Engelskonzert im Werte von
etwa fünf Millionen Franken abhanden gekommen. Bechbach
hatte das Bild nach London zu einer Ausſtellung flämiſcher Kunſt
ceſchickt und erhielt die Mitteilung, daß die Verſandkiſte zwar dort
angekommen ſei, aber ohne das Gemälde, das unterwegs aus dem
Nahmen geſchnitten worden iſt.

Neujahrsempfang
im Heſſiſchen Skaaksminiſterium.
Beim Neujahrsempfang im Heſſiſchen Staatsminiſterium, zu
dem eine größere Anzahl Perſönlichkeiten aus allen Kreiſen der
Bevölkerung erſchienen war Vertreter von Landes= und Reichs=
behörden
und Männer aus der Politik, Kunſt, Wiſſenſchaft, Wirt=
ſchaft
und der Preſſe hielt Staatspräſident Dr. Adelung fol=
gende
Anſprache:
Zu Beginn des verfloſſenen Jahres ſtellte die Heſſiſche Re=
gierung
an die Spitze ihrer Wünſche den, das beſetzte Ge=
biet
möchte bald frei werden von fremdem Kriegsvolk. Das
abgelaufene Jahr hat dieſen Wunſch zwar nicht erfüllt, aber das
kommende, an deſſen Schwelle wir ſtehen, wird aller Vorausſicht
nach die erſehnte Freiheit bringen. Damit wird dann endlich
der ſchwere wirtſchaftliche und ſeeliſche Druck beſeitigt, der faſt
12 Jahre lang auf großen Gebieten und Bevölkerungsteilen un=
ſeres
Landes laſtet. Aber es wird ſich dann auch noch klarer und
eindringlicher als bisher erkennen laſſen, welch ſchwere Schäden
und Verheerungen die jahrelange fremde Beſetzung mit ihren
Vergewaltigungen und Hemmungen der Wirtſchaft des Landes
zugefügt hat. Bei der Aufrichtung und Wiedererſtellung bedür=
fen
wir der weitgehenden Mithilfe des geſamten deutſchen
Volkes, für das die beſetzten Gebiete gelitten haben. Wir er=
warten
beſtimmt, daß das Reich ſich dieſer Pflichten ſtets bewußt
bleiben wird.
Der Jahreswechſel vollzieht ſich in einer Zeit der Not.
Induſtrie, Handel, Handwerk und Landwirtſchaft liegen dar=
nieder
, das Elend der Erwerbsloſigkeit drückt ſchwer auf weite
Schichten unſeres Volkes und erfüllt ſie mit Sorge und Bitter=
keit
. Dieſe Zeit der Not ſtellt gebieteriſche Anforderungen; ſie
läßt ſich nur überwinden, wenn auf allen Gebieten des öffent=
lichen
und privaten Lebens ſtrengſte Sparſamkeit und Einſchrän=
bung
erfolgen.
Die Heſſiſche Regierung wird an ihrem Teil mit aller
Energie ein Sparprogramm verfolgen, von dem ſie hofft, daß es
geeignet iſt, die Geſunderhaltung unſeres Staatsweſens zu ge=
währleiſten
und uns über die Tage der Not hinwegzuhelfen.
Dazu bedarf es aber der Mitwirkung und des Verſtänd=
niſſes
aller. Denn ich bin mir bewußt, daß jede Sparmaß=
wahme
Opfer verlangt, Opfer von der Allgemeinheit und Opfer
von der Beamtenſchaft. Aber dieſe Opfer ſind ſinnvoll, ihre Ab=
ſicht
iſt, nicht zu ſchädigen, ſondern zu erhalten; ſie ſind not=
wendig
, um die Finanzgebarung des Staates der Geneſung ent=
gegenzuführen
und dienen damit dem Wirtſchaftsleben und dem
Beamtentum.
Aus der trotz ſtärkſter äußerer und innerer Bedrängnis in
der Nachkriegszeit durchgeführten Aufbauarbeit in Reich und
Ländern müſſen und dürfen alle Volksgenoſſen den Optimismus
ſchöpfen, daß wir auch alle weiteren Widerſtände überwinden
können, wenn der Geiſt der Solidarität und des
Selbſtvertrauens im Volke lebendig bleiben wird.
So erwarten wir vom neuen Jahre, es möchte den beſetzten
Gebieten endgültig die Freiheit bringen, und uns ſtärken, die
wirtſchaftlichen Nöte unſeres Volkes zu überwinden. An Energie
und gutem Willen ſoll es nicht fehlen. So entbiete ich Ihnen
allen herzliche Wünſche zum neuen Jahre!
Die Worte des Staatspräſidenten fanden herzlichen Beifall.
Anſchließend blieben die Gäſte noch kurze Zeit vereint, um unter=
einander
Neujahrsglückwünſche auszutauſchen. Der Empfang, der
ſich in einfachen Formen hielt, war ein würdiger Beginn des
neuen Jahres in der Landeshauptſtadt.
Telegrammwechſel zwiſchen dem Reichspräſidenken
und dem öſterreichiſchen Bundespräſidenken.
Berlin, 1. Januar.
Anläßlich des Jahreswechſels hat zwiſchen dem Reichspräſi=
denten
und dem öſterreichiſchen Bundespräſidenten ein Tele=
grammwechſel
ſtattgefunden. Das Telegramm des Reichspräſi=
denten
hatte folgenden Wortlaut:
Zum Jahreswechſel ſpreche ich Ihnen, Herr Bundespräſi=
dent
, meine wärmſten und herzlichſten Glückwünſche für Ihr per=
ſönliches
Wohlergehen aus. Hiermit verbinde ich die aufrichtig=
ſten
Wünſche für die Zukunft Oeſterreichs. gez. Reichspräſident
von Hindenburg.
Bundespräſident Miklas drahtete:
An der Schwelle des neuen Jahres bitte ich Euer Exzellenz
für Ihre Perſon und Ihre Familie, aber auch für das Wohl=
ergehen
des ganzen deutſchen Volkes meine innigſten Glück=
wünſche
entgegenzunehmen. Mit dieſen Wünſchen verbinde ich
die Hoffnung, daß es dem deutſchen Brudervolke vergönnt ſein
möge, auch im kommenden Jahr auf dem Wege wirtſchaftlicher
und kultureller Entwicklung in gleicher Weiſe wie bisher macht=
voll
fortzuſchreiten. Bundespräſident Miklas.

* Deutſchlands wirkſchaftliche
Ennnwolalang an Jaye 1943.
. Das Jahr 1929 war für die deutſche Wirtſchaft ein
ſorgenreiches, und man kann wohl ohne jede Uebertreibung
ſagen, daß kein Jahr ſeit der Stabiliſierung der deutſchen Wäh=
rung
im Jahre 1923 eine gleiche Ungunſt der wirtſchaftlichen Ver=
hältniſſe
und Entwicklung aufzuweiſen hat wie das abgelaufene.
Wohl kann das Jahr 1929 nicht als ein konjunkturelles Notjahr
bezeichnet werden, im Gegenteil, die Wirtſchaft hat gegenüber
dem langſamen Konjunkturrückgang ſeit dem Jahre 1927 eine
hohe Widerſtandskraft gezeigt, und erſt in den letzten Monaten
iſt eine Beſchleunigung des Konjunkturrückganges eingetreten,
ſo daß erſt das neue Jahr 1930 uns den Tiefpunkt der Depreſſion
bringen wird. Verhältnismäßig hohe Produktionsziffern weiſen
die verſchiedenen Zweige der Schwerinduſtrie Kohle, Eiſen und
Stahl, Walzwerkserzeugniſſe, Kali auf, und ſie liegen zum Teil
mit ihrer Produktion über der zur gleichen Zeit des Vorjahres.
Nimmt man zu dieſen Ziffern die Zahlen des Außenhandels,
insbeſondere der Einfuhr von Rohſtoffen und Halbfabrikaten für
induſtrielle Verarbeitung, und der direkten Ausfuhr von Fertig=
erzeugniſſen
hinzu, vergleicht man die Ziffern des Zahlungs=
verkehrs
(Geldumlauf, Wechſelumlauf uſw.), des Güterverkehrs,
die, wenn auch mit Unterbrechungen, trotz des Rückganges der
Konjunktur geſtiegen ſind, ſo ergibt ſich das Bild eines wachſen=
den
Tätigkeitsgrades der deutſchen Wirtſchaft im Jahre 1929, der
in erſter Linie beweiſt, daß die Grundlagen, beſonders die pro=
duktionstechniſchen
, geſund ſind. Aber dieſer nicht ungünſtige
Eindruck wird vollkommen überwogen durch die heute allgemeine
Erkenntnis, daß trotz der geleiſteten Arbeit der geſamten deut=
ſchen
Volkswirtſchaft, trotz der ungeheuren Energien und Ar=
beitskräfte
, die ſie wieder gezeigt hat, die Ergebniſſe nicht den
Aufwand wettmachen, ſondern überall unbefriedigend geweſen
ſind. Auch die Tatſache der zum Teil geſtiegenen Produktions=
ziffern
der Schwerinduſtrie braucht nicht, worauf es doch ſchließ=
lich
im Erfolg ankommt, gleichzeitig auch höhere Erträgniſſe zu
bedeuten, zumal die Produktion nur ſteigen konnte, weil ſich
durch vorübergehende beſſere Aufnahmefähigkeit ausländiſcher
Märkte das Ausfuhrventil öffnete. Die Preiſe, die aber im Ex=
port
erzielt wurden, erbrachten nur zum Teil einen kleinen Ge=
winn
, waren dagegen im allgemeinen verluſtbringend und konn=
ten
nur hingenommen werden, weil die Erhaltung und Erweite=
rung
der Produktion und damit der Arbeitsplätze und Arbeits=
möglichkeiten
das Primäre, die Stärkung der Aktivſeite des
Außenhandels und der Zahlungsbilanz das Sekundäre ſind,
jedenfalls vom geſamtwirtſchaftlichen Standpunkte geſehen. Wah=
rend
Beſchäftigung und Preiſe in den Produktionsgüterindu=
ſtrien
in den erſten drei Quartalen des Jahres 1929 im allgemei=
nen
beſſer geweſen ſind, als in den Verbrauchsgüterinduſtrien,
hat ſich der Konjunkturrückgang in allerletzter Zeit auch bei wich=
tigen
Zweigen der Schwerinduſtrie durchſetzen können, was zu=
gleich
ein Zeichen dafür iſt, daß die Aufnahmefähigkeit des Welt=
marktes
zurückgeht und nicht mehr genügt, um ein Fallen der
Beſchäftigungsziffer auch in den Produktionsmittelinduſtrien zu
verhindern. Berückſichtigt man ferner, daß die Vereinigten Staa=
ten
von Amerika durch den auf ihrem Inlandsmarkt eingetrete=
nen
Umſchwung in Richtung einer durch die koloſſale Börſen=
kataſtrophe
hervorgerufenen Schwächung der eigenen Kaufkraft
und Aufnahmefähigkeit gezwungen ſind, in verſtärktem Maße
mit ihren Produkten an den Weltmarkt heranzutreten, mit an=
deren
Worten, ihren Export zu forcieren, um ſich ihren hohen
Produktionsſtand zu erhalten, ſo muß das neue Jahr Er=
ſchwerungen
für den deutſchen Außenhandel bringen, und ein
Anhalten ſeiner günſtigen Entwicklung im Jahre 1929 ſcheint in
Frage geſtellt zu ſein. Der in letzter Zeit eingetretene Produk=
tionsrückgang
muß ſich natürlich in einem neuen Druck auf den
ſowieſo ſchon ſchwer belaſteten Arbeitsmarkt auswirken.
Vergleicht man die Zahlen der Vergleichsverfahren und Kon=
kurſe
ſowie der Wechſelproteſte und der Arbeitsloſen während
des Jahres 1929, ſo wird eindeutig klar, daß ein im Ganzen und
im Durchſchnitt erhaltener Tätigkeitsgrad und Produktions=
ſtand
der Wirtſchaft nicht eine Verbeſſerung der wirtſchaftlichen
Geſamtlage bewirkt hat. Dies hat ſeinen Grund zunächſt in den
bereits angegebenen geringeren Verdienſten infolge Fallens der
Preiſe, der Großhandelsindex ging von 140,1 auf 137,2, die Zif=
fer
der reagiblen Warenpreiſe von 129,5 auf 117,2 in der Zeit
von Oktober 1928 bis Oktober 1929 zurück. Vor allem hängt aber
dieſer ſcheinbare Widerſpruch mit den organiſchen Fehlern und
Mängeln unſerer Geſamtwirtſchaft zuſammen, die zum Teil als
Folgen des Krieges und der Inflation mit ihrem ungeheuren
Wertſchwund anzuſprechen und genügend belannt, zum erheblichen
Teil aber auch auf die öffentliche Mißwirtſchaft zurückzuführen
ſind. Die Wirtſchaft hat im Jahre 1929 dieſe organiſchen Fehler
und Mängel ſtärker und bedrohlicher zu ſpüren bekommen, weil
beſonders ungünſtige äußere Umſtände, nicht zuletzt die ſorgen=
volle
außen= und innenpolitiſche Entwicklung des vergangenen
Jahres, ihren Druck verſchärfen mußten. Die Zahl der gericht=
lichen
Vergleichsverfahren ſtieg um 50 Prozent gegenüber dem
Jahre 1928, die Konkurſe ſtellten ſich monatlich auf 840 gegen
685, arbeitstäglich gerechnet auf 31,7 gegen 25,9; die Wechſel=
proteſte
waren im Oktober 1929 um rund 1100 höher als im Ok=
tober
1928. Die Ziffer der unterſtützten Arbeitsloſen iſt von
450 000 im Oktober 1927, als die Konfunktur zurückzugehen be=
gann
, auf mehr als 1 Million im Oktober 1929 geſtiegen und
ſteigt ſeitdem weiter. Demgegenüber erfuhren dennoch die Stun=
denlöhne
für gelernte Arbeiter eine Erhöhung, und auch die
öffentlichen Ausgaben bewegten ſich weiter in aufſteigender Linie.
Was aber der wirtſchaftlichen Entwicklung des Jahres 1929
ſeinen beſonderen Stempel aufdrückte, war der Zuſammenbruch
zahlreicher alter und angeſehener Unternehmungen größerer Art
im Reich, der beweiſt, daß nicht allein perſönliches Verſchulden
und geſchäftliche Fehlleitung, ſondern vor allem die allgemeine
wirtſchaftliche Lage mit der Ungunſt ihrer Verhältniſſe dafür
verantwortlich zu machen ſind.
Im Mittelpunkt der wirtſchaftlichen Not Deutſchlands ſteht
nach wie vor die mit Produktionsſtand, Tätigkeitsgrad und
sdrang und einer geſunden, kontinuierlichen Fortentwicklung und
notwendigen Produftionserweiterung und ebenſo wichtigen Ab=

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Seite 2
ſatzſteigerung nicht in Einklang zu bringende, mangelhafte Kapi=
talbildung
, und zwar nicht nur die Beſchaffung von Eigen=
kapital
für die einzelnen Unternehmungen, ſondern auch die Ver=
ſorgung
mit ausreichendem Kapital, wo nötig Fremdkapital, zu
erträglichen Zinsſätzen. Die ungeheure Kapitalarmut Deutſch=
lands
hat das Jahr 1929 uns beſonders vor Augen geführt, weil
es in nur ſtark verringertem Umfange möglich war, internatio=
nales
Kapital nach Deutſchland zu ziehen. In keinem anderen
Jahre ſind bisher als die hervorſtechenden Merkmale der deut=
ſchen
Geſamtwirtſchaft, die Unergiebigkeit des Geld= und Kapital=
marktes
und die Fehlleitung und Verfahrenheit der öffentlichen
Finanzwirtſchaft ſo klar geworden wie in dem abgelaufenen
deſſen Vorgänge in den letzten Wochen auch dem größten
Optimiſten den Ernſt unſerer Lage gezeigt haben. Die
Fülle der Denkſchriften zur Wirtſchafts= und Finanzreform
ſeitens der Wirtſchaftsverbände und hervorragender, die
Wirtſchaftsnöte kennender Einzelperſönlichleiten, die eindring=
lichen
Mahnrufe, deren beſondere Note in eindeutigen, die
wirkliche Lage der Wirtſchaft kennzeichnenden Hinweiſen und in
außerhalb des Einzelintereſſes liegenden, aber Einzelopfer er=
fordernden
, in Vorſchlag gebrachten Maßnahmen beſteht, die
klare Darſtellung der öffentlichen, falſchen Finanzwirtſchaft und
ihrer Reformbedürftigkeit ſind alle eine ernſte Warnung dafür,
daß es nicht ſo wie bisher weiter gehen kann, wenn es nicht
zu einer Kataſtrophe großen Ausmaßes kommen ſoll, daß eben
das Steuer herumgeworfen werden muß. Man kann nur hof=
fen
, daß dieſe Erkenntnis im neuen Jahre Allgemeingut des
deutſchen Volkes wird, die Erkenntnis der großen Gefahren, in
denen ſich die deutſche Wirtſchaft, Arbeitgeber und Arbeitnehmer,
und damit Deutſchland befinden. Das neue Jahr wird uns die
endgültige Feſtlegung auf den Youngplan bringen, der nur ge=
tragen
werden kann, wenn die deutſche Wirtſchaft geſund bleibt
und ſich möglichſt aus eigener Kraft fortentwickeln kann. Das
iſt aber nur möglich, wenn der auf der deutſchen Wirtſchaft lie=
gende
politiſche Druck, die Ueberlaſtung mit Steuern und Sozial=
leiſtungen
weſentlich erleichtert wird. Die hohen Steuern ſind
aber nicht nur auf die Kriegslaſten, ſondern in erheblichem Maße
auf den übermäßigen Bedarf der inneren Verwaltung zurückzu=
führen
, und man darf für 1930 hoffen, daß hier eine Aende=
rung
unſerer innenpolitiſchen Entwickelung mit Rückſicht auf den
Ernſt der Lage der Wirtſchaft eintritt, indem die ſeit langem
erforderlichen Reformen begonnen und durchgeführt werden.
Der Lebenswille der deutſchen Wirtſchaft und des deutſchen
Volkes iſt durch die ſchmerzlichen Erlebniſſe des Jahres 1929
nicht gebrochen, im Gegenteil, ſie haben die Sorgloſen und hof=
fentlich
die Maſſe, die Geſamtheit des Volkes zur Selbſtbeſin=
nung
aufgerüttelt. Aber ihr Lebenswille, gelähmt durch die falſche
Finanz= und Wirtſchaftspolitik, muß einen neuen Antrieb haben,
ſich frei von dem vermeidbaren Druck der öffentlichen Mißwirt=
ſchaft
entfalten. Die deutſche Wirtſchaft iſt geſund, die
Grundlagen ſind feſt und ſicher, ihre Arbeitsfreudigkeit und
Arbeitskräfte, ihre hochentwickelte Technik, ihre vorzügliche Or=
ganiſation
bürgen für eine ſtetige, geſunde, dem Ganzen die=
nende
Fortentwickelung, aber unter der Vorausſetzung, daß ſchon
das Jahr 1930 durch Umſtellung der Wirtſchafts= Finanz= und
Steuerpolitik der Wirtſchaft die lange erſehnte, fühlbare Ent=
laſtung
bringt.
Was plant die Reichsbahn für 1930?
In der Neujahrsnummer des Berl. Lokalanzeigers iſt ein
Artitel des Generaldirektors der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft,
Dr. Dorpmüller, veröffentlicht, der ſich mit den Plänen der
Reichsbahn für 1930 beſchäftigt. Auch im Jahre 1930, ſo erklärt
Dorpmüller, werde die Reichsbahn zur Vervollkommnung ihrer
techniſchen Anlagen in der techniſchen Entwicklung weiterſchrei=
ten
. Auf den wichtigſten Schnellzugsſtrecken werden weiter in
größerem Umfange Langſchienen von 30 Meter Länge verlegt
werden, die ein ruhiges, ſanftes Befahren derartiger Strecken
ſichern, außerdem aber durch die auf die Hälfte herabgeſetzte Zahl
der Schienenſtöße die Unterhaltungskoſten verringern. Auf dem
Gebiete des Signalweſens wird die Einführung eines drei=
begriffigen
Vorſignals geprüft werden. Außerdem ſoll die Ent=
wicklung
der Zugbeeinfluſſungs=Einrichtungen, die das Beachten
der Halteſignale automatiſch bewirken, in großem Maße weiter=
hin
gefördert werden. Die Brücken der Reichsbahn werden künf=
tig
aus gekupfertem Stahl hergeſtellt, um die Roſtgefahr herab=
zumindern
. Im Jahre 1930 kommt die erſte ganz geſchweißte,
alſo nicht mehr wie bisher genietete, Eiſenbahnbrücke bei Mün=
ſter
in Weſtfalen in Betrieb. Ferner wird im Jahre 1930 die
größte Hochdrucklokomotive mit einem Keſſeldruck von 100 Atmo=
ſphären
in Betrieb genommen. Auf dem Gebiete der Elektrifi=
zierung
der Strecken ſind große Arbeiten im Jahre 1930 nicht zu
erwarten. Eine ſolide Finanzlage zu ſichern, bleibe erſte Pflicht
der Reichsbahn, denn ohne ſie ſei auch jeder techniſche Fortſchritt
uindenkbar.

Donnerstag, den 2. Januar 1930.
Aufdeckung einer ankifasciſtiſchen

EP. Paris, 1. Januar.
Hier iſt geſtern abend ein Attentatsplan, auf die italieniſche
Delegation für die bevorſtehende Völkerbundstagung aufgedeckt
worden. Die Polizei verhaftete drei italieniſche Antifasciſten,
den ehemaligen Abgeordneten und Chefredakteur des Corriere
della Sera, Tarchiani, den Direktor des in Paris erſcheinenden
Blattes Becco Giallo, Cianca, der früher an zahlreichen italie=
niſchen
Zeitungen, ſo am Secolo, Meſſaggero Mondo und
Riſorgimento Mitarbeiter oder Herausgeber war, ſowie den
ehemaligen ſozialiſtiſchen Abgeordneten Sardelli.
Im Beſitz der Verhafteten wurden ſieben Kilogramm Ched=
dit
, Zündſchnüre und Zünder gefunden. Die Verhafteten ſollen
mit dem Studenten de Roſa, der vor zwei Monaten in Brüſſel
einen Anſchlag gegen den italieniſchen Kronprinzen verübt hatte,
und mit dem gleichfalls wegen Attentatspläne in Brüſſel verhaf=
teten
Antifasciſten Bernieri in Verbindung geſtanden haben. Nach
den Mitteilungen der franzöſiſchen Sicherheitspolizei beabſichtig=
ten
ſie, aus dem Sprengſtoff Bomben herzuſtellen und dieſe in
Genf gegen die italieniſche Völkerbundsdelegation zu ſchleudern.
Die Polizei hat einen umfangreichen Briefwechſel der Ver=
ſchwörer
beſchlagnahmt, aus deſſen Inhalt die Attentatsabſichten
der Verhafteten unzweideutig hervorgehen ſollen. Die Unter=
ſuchung
erſtreckt ſich ferner darauf, ob die verhafteten Sprengſtoff=
beſitzer
etwas mit den zahlreichen in letzter Zeit an der Riviera
verübten Bombenanſchlägen zu tun haben.
Den Nachmittagsblättern zufolge hat die erſte Unterſuchung
ergeben, daß die geſtern verhafteten Italiener nicht nur die Ab=
ſicht
hatten, in Genf ein Attentat gegen die Völkerbundsdelegation
Italiens auszuführen, ſondern daß ſie auch einen Anſchlag gegen
den Zug planten, in dem das belgiſche Königspaar zur Teil=
nahme
an der Hochzeit der Prinzeſſin Marie Joſé mit dem italie=
niſchen
Kronprinzen nach Rom reiſen wird. Dieſes Attentat
ſollte wahrſcheinlich bei der Durchfahrt des Zuges in Turin aus=
geführt
werden.
Die Blätter ſagen weitere Verhaftungen ſowie Enthüllungen
voraus. Es handele ſich um ein außerordentlich weitverzweigtes
Komplott, denn der Unterſuchungsrichter habe bereits 150 ver=
ſchiedene
Aktenbündel zuſammengeſtellt. Insbeſondere werde es
großes Aufſehen erregen, wenn der Name des Bankiers, der
antifasciſtiſchen Organiſation bekanntgegeben werde.
Tardieus und Briands Borbereikungsarbeiten
für den Haag.
EP. Paris, 1. Januar.
Miniſterpräſident Tardieu und Außenminiſter Briand gön=
nien
ſich in der Vorbereitung der zweiten Haager Konferenz nicht
eine Minute Ruhe. Geſtern abend verſammelten ſich ſämtliche
28 Mitglieder der franzöſiſchen Delegation im Kabinett des
Miniſterpräſidenten. Es handelte ſich darum, die in den ein=
gehenden
Vorverhandlungen und im geſtrigen Miniſterrat feſt=
gelegten
Grundſätze für die Haltung Frankreichs auf der Kon=
ferenz
bekanntzugeben und zu beſprechen. Jeder Sachverſtän=
digengruppe
wurden die Arbeiten zugewieſen, zu deren Erledi=
gung
ſie ſich im Haag mit der entſprechenden Gruppe der übri=
gen
Delegationen in Verbindung zu ſetzen haben wird.
Miniſterpräſident Tardieu hat ſich zum Ziel geſetzt, ſchreibt der
Matin im Haag ſämtliche noch offenſtehende Punkte endgül=
tig
zu regeln, zum mindeſten aber, falls ſich die Löſung gewiſſer
Spezialfragen als unmöglich erweiſen ſollte, dafür zu forgen,
daß durch Schwierigkeiten in nebenſächlichem Fragen nicht die
Einigung in den Hauptpunkten und damit die Inkraftſetzung des
Youngplanes und die Räumung des Rheinlandes verhindert
wird. Das Blatt behauptet, der deutſche Botſchafter v. Hoeſch
habe mit Außenminiſter Briand in den letztem Wochen wiederholt
die ſogenannte Sanktionsfrage erörtert. Es ſei zu hoffen, daß
ſofort nach Eröffnung der Haager Konferenz eine Einigung auf
Formeln gefunden werde, die den kommerziellen Charakter des
Youngplanes und die Rechte der Gläubigermächte aus dem Ver=
ſailler
Vertrag miteinander in Einklang brächten. Ein Konflikt
in dieſem Punkte könnte den ſchnellen Erfolg der Konferenz in
Frage ſtellen. Nach dem Intranſigeant ſoll in dem von den
Brüſſeler Juriſten ausgearbeiteten Vertragsentwurf die Ein=
ſetzung
eines Schiedsgerichtes vorgeſehen ſein. Dem Journal
zufolge iſt der Eindruck nach der Vollſitzung der franzöſiſchen
Delegation durchaus optimiſtiſch. Man glaubt nicht, daß Schwie=
rigkeiten
auf der Konferenz auftreten werden, auch nicht von
ſeiten Deutſchlands, das mehr als jede andere Macht am ſchnel=
len
Inkrafttreten des Youngplanes intereſſiert ſei.

Die Schreckensnachk. Nach der amtlichen Tokenliſte

bisher 70 Opfer.

London, 1. Januar.

Die amtliche Totenliſte der Kinobrandkataſtrophe in Paisley iſt
mit 69 Opfern abgeſchloſſen worden. Am Neujahrstage iſt jedoch ein
weiteres Kind geſtorben. 37 Kinder befinden ſich in ärztlicher Be=
handlung
. Der Zuſtand von einigen unter ihnen iſt ſehr ernſt. Nach
den Verſicherungen der Aerzte iſt ihr Zuſtand jedoch nicht lebens=
gefährlich
. Zwölf der verletzten Kinder ſind noch immer bewußtlos,
Die übrigen können, wie man hofft, bald entlaſſen werden.
Die Neujahrsnacht iſt in Paisley eine Nacht des Schreckens ge=
weſen
. Der größte Teil der Bevölkerung verbrachte die ganze Zeit
in der Nähe der Unglücksſtätte. Mütter und Väter, die bei dem Brand
ihre Kinder verloren hatten, zum größten Teil die Aermſten der
Armen, ließen ſich nicht durch den ſtrömenden Regen zurückhalten,
auch als keine Hoffnung mehr beſtand, daß ihre eigenen Kinder unter
den Lebenden ſein könnten. Im Laufe des Neujahrstags trat die
Stadtverwaltung von Paisley zuſammen, um die erſten Hilfsmaßnah=
men
für die Betroffenen einzuleiten und die Vorbereitungen für die
Beerdigung der Kinder, die für Freitag angeſetzt iſt, zu treffen. Es
wurde beſchloſſen, eine Sammlung für die Hinterbliebenen zu veran=
ſtalten
, die durch die Stadt Paisley mit einem Betrage von 21000
Mark eröffnet wurde. Aus allen Teilen Großbritanniens ſind inzwi=
ſchen
Beileidskundgebungen eingegangen. Unter den Beileidskund=
gebungen
befinden ſich ſolche von dem Miniſterpräſidenten Macdonald
und dem Lordrichter von Schotrland.
Die Kataſtrophe hat die Bewegung für die Verſtärkung der Sicher=
heitsvorkehrungen
in den Kinos neu belebt. Das Innenminiſterium
hat eine Sachverſtändigenkommiſſion zur Unterſuchung der Urſachen
des Unglücks nach Paisley entſandt. Inzwiſchen ſteht aber bereits
einwandfrei feſt, daß eine ernſte Feuersgefahr nicht beſtanden hat, da
es dem Operateur gelungen war, den brennenden Film aus dem Ge=
bäude
herauszuwerfen. Lediglich die Panik unter den Kindern ver=
urſachte
dann die furchtbare Kataſtrophe. Am Donnerstag tritt die
Vereinigung der ſchottiſchen Kinobeſitzer zuſammen, um einen Hilfs=
fonds
für die Hinterbliebenen zu gründen, und gleichzeitig über die
Verſtärkung der Sicherheitsmaßnahmen zu beraten. Im Mittelpunkt
dieſer Verhandlungen wird, wie anzunehmen iſt, die Frage ſtehen, in=
wieweit
durch Verſchärfung der Polizeivorſchriften vollkommen feuer=
ſichere
Vorführungszellen in den Kinos zu ſchaffen ſind, wie ſie in
Deutſchland und in anderen Ländern ſeit langem verlangt werden.
Ueber die furchtbare Brandkataſtrophe im Glen=Lichtſpieltheater in
Paisley werden weitere Einzelheiten gemeldet. Als das Feuer aus=
brach
, ſtürzten die in dem Kino weilenden Kinder nach der Hinter=
treppe
. Einige fielen im Gedränge zu Boden, Hunderte rannten in
wilder Angſt über ſie hinweg. Wie es ſcheint, ſind die meiſten Opfer
dadurch zu Tode gekommen, daß ſie erdrückt oder niedergetreten wur=
den
. Es waren erſchütternde Szenen, als viele Mütter auf die Nach=
richt
von dem Brande herbeieilten und in wilder Verzweiflung ihre
Kinder zu retten verſuchten. Erſchütternd war auch das Bild an dem
Krankenhaus, wo Wagen auf Wagen mit Toten und Verletzten eintraf.
Der Brandmeiſter Wilſon bezeichnet die Brandkataſtrophe als das
ſchrecklichſte Ereignis ſeines Lebens. Er betonte, daß die Feuerwehr
zwei Minuten nach dem Alarm an der Brandſtelle eingetroffen ſei.
Das ganze Gebäude war in dichte Rauchwolken gehüllt. Zivilperſonen
riefen ihnen zu: Setzt Eure Rauchhelme auf, man kann in den Rauch
nicht hinein. Als aber ſeine Leute hörten, daß Kinder in Gefahr ſeien,
warteten ſie nicht erſt auf die Rauchhelme, ſondern machten ſich an ihr
Rettungswerk. Ein Feuerwehrmann, der in das brennende Gebäude
eingedrungen war, erzählt, daß er eine feſte Maſſe von Menſchenleibern
vorfand. Die verzweifelten Kinder packten, die Feuerwehrleute bei ihren
Röcken, und dieſe griffen, ſo viel ſie nur greifen konnten, und eilten mit
ihnen ins Freie. In der Nähe der Ausgänge lagen in dichter Menge
zuſammengeballt die Lebenden und die Toten,

Die Aerzte, die die bei der Brandkataſtrophe von Paisley getöteten
und verletzten Kinder unterſuchten, ſind überraſcht von der großen An=
zahl
von Rauchvergiftungen, und ſie äußerten daher die Vermutung,
daß das Unglück nicht, wie man zunächſt annahm, durch die Entzündung
der Filme, ſondern durch die Exploſion einer undichten Gasleitung ver=
urſacht
worden iſt. Einer der behandelnden Aerzte erklärte, er lebe ſeit
der Kataſtrophe unter einem wahren Alpdruck, denn er habe in kurzer
Zeit dem Tod von etwa 30 Kindern im Alter von 3 bis 10 Jahren bei=
wohnen
müſſen. Während der Rettungsarbeiten ſpielten ſich herzzer=
reißende
Szenen ab. Da es an Krankenperſonal mangelte, mußten die
Aerzte zur Durchführung der Wiederbelebungsverſuche vielfach die Hilfe
der auf die Nachricht von dem Unglück herbeigeeilten Angehörigen in
Anſpruch nehmen, ſo daß in zahlreichen Fällen die Eltern hilſlos dem
Todeskampf ihrer Kinder zuſehen mußten. Aerzten und Kranken=
pflegerinnen
liefen die Tränen aus den Augen. Frauen und Männer
brachen ohnmächtig vor den Leichen ihrer Kinder zuſammen. Ganz
Schottland iſt in Trauer, und ſämtliche Neujahrsfeſtlichkeiten waren ab=
geſagt
worden.

Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
P. Konſtantinopel, Ende Dezember 1929.
Nach einem erſten Anlauf, den einſt Sultan Abdul
Hamid genommen hatte, um das türkiſche Schrifttum und das
Unterrichtsweſen auf einen höheren, neuzeitlichen Stand zu
bringen, hatte er bald das Gefühl gewonnen, daß gerade die=
jenigen
, denen ſeine Bemühungen galten, zuerſt ſeine Feinde
wurden. Ihr Drängen und Stürmen ging weit über das
Tempo hinaus das er ſich ausgedacht hatte, und ſo geriet der
anfänglich Reformer in den Geruch des Reaktionärs. Abdul
Hamid kam zu der Ueberzeugung, daß Fortſchritt die größte Ge=
fahr
für ſeine Dynaſtie ſei, er wurde ſo zwangsläufig zum
Reaktionär im böſeſten Sinne des Wortes. Die Jungtürken
die ihm das Heft aus der Hand wanden, konnten vor lauter
politiſchen Verwicklungen in jener Zeit auch nichts Ganzes für
die intellektuellen Bedürfniſſe des Volkes tun. So war es
denn der Regierung des Kemalismus als Vermächtnis zu=
gefallen
, das Verſäumte nachzuholen. Sie hat ſich nach beſtem
Können bemüht, dieſer ererbten Aufgabe gerecht zu werden,
und wenn nicht alles ſo ging, wie man es hätte wünſchen
mögen, ſo lag das zum großen Teil daran, daß dieſe Aufgabe
nicht ihr einziges Vermächtnis vom alten Staat war, daß ſie viel=
mehr
von dieſem auch die Finanznot geerbt hat, die ſich
durch den griechiſchen Einfall und die damit verbundenen Ver=
wüſtungen
im Land ſelbſt noch erhöht hatte. Da muß man
berückſichtigen, wenn man einen Ueberblick über die heutige Lage
des Schrifttums und des Unterrichtsweſens der Türkei zu ge=
winnen
ſucht.
Erſchwerend für Schrifttum und Unterrichtsweſen wirkt ſich
noch der tiefe Zwieſpalt aus, der durch das türkiſche Volk geht,
der es in die Anhänger der Religion und in die Anhänger der
Neuerungen im Sinne Kemal Paſchas ſcheidet. Aus den Ge=
mäßigten
beider Gruppen entwickelt ſich jetzt der Folklorismus
der Türken, die Volkskunſtbewegung, die die Erneuerung eben=
falls
predigt, die Bilderſtürmerei gegen das bewährte Alte aber
ablehnt. Dieſer Folklorismus, der ſeine Abgeſandten im ganzen
Lande umherſchickt und alle alten Volkslieder textlich
und muſikaliſch ſammeln läßt, breitet ſich immer
mehr aus, er hat erſt kürzlich in einem Streit mit den radi=
kalen
Neuerern, der ſich um den Wert Shakeſpeares drehte,

d. h. um die Frage, ob heute Shakeſpeare eine hiſtoriſche
Neminiſzenz ohne praktiſchen Wert für die Zukunft wäre, oder
ob man ihm in der türkiſchen Dichtkunſt und Dramaturgie noch
folgen ſoll, nicht ſchlecht zu Gunſten der letzten Auffaſſung ab=
geſchnitten
. Freilich iſt feſtzuſtellen, daß man ſich neuerdings
doch zu ſehr an die Schablone des Abendlandes
hängt. Was hier auf die Bühne der türkiſchen Theater kommt,
ſind meiſt Umarbeitungen bekannter europäiſcher Bühnenwerke,
die mit manchmal recht unzulänglicher geiſtiger Freiheit auf
türkiſche Verhältniſſe zugeſchnitten werden und dann ein Zerrbild
ihres Vorbildes ergeben. In anderen Fällen, z. B. in dem von
Ertegrul Muhſin Bey türkiſch verarbeiteten Hamlet, iſt man
geſchickter verfahren. Jedenfalls iſt in neuerer Zeit
kein eigentürkiſches Bühnenwerk von großem
Format über die Bretter gegangen.
Der Anreiz für den Dramatiker iſt zudem auch gering. Wie
ſoll ſeine Arbeit gewertet werden? Konſtantinopel von den
anderen Städten ganz zu ſchweigen verfügt über kein ein=
ziges
Theater, das an Ausſtattung ſich auch nur mit einer deut=
ſchen
Provinzbühne vergleichen könnte. Und die Plätzezahl iſt
ſelbſt in den größten Theatern ſo gering, daß wirkliche Gewinn=
einnahmen
nur bei ganz hohen Preiſen zu erzielen wären.
Dieſe verbieten ſich aber aus der Not, in der das ganze Volk
lebt, das nicht einmal in der Lage iſt, auch nur die kleinen
Theater zu füllen. Und das dürfte auch die Ausführung eines
Planes noch für lange Zeit hinausſchieben, der auf die Er=
bauung
eines großen Nationaltheaters abzielt.
Beſſer ſteht es um die Lyrik, die in einer ganzen Reihe
bedeutſamer Poeten, allen voran in dem greiſen Abdul Hart
Hamid, ausgezeichnete Vertreter findet. Ihr Sprachrohr ſind
eine Reihe guter Zeitſchriften, die in letzter Zeit
ſich auch in der äußeren Ausſtattung bedeutend vervollkommnen.
Servet ü Fünun und Muhit ſind wirklich Wochenſchriften,
die ſich auch in Europa ſehen laſſen können.
Eine recht ſchlechte Zeit macht heute die türkiſche Preſſe
durch. Dabei kann man ſich wieder auf die Verhältniſſe in Kon=
ſtantinopel
beſchränken, weil die kleinen Blättchen in den an=
deren
Städten mit Ausnahne der neuerdings ſehr hochkom=
menden
Angoraner Hablimie Millet, dem amtlichen Organ,
kaum mitſprechen. Konſtantinopel hatte immer zuviel Zeitungen
im Verhältnis zu den Wenigen des Leſens Kundigen. Das
Propagandabedürfnis der einzelnen Botſchaf=
ten
, das ſich mit Aufbietung recht beträchtlicher Subventionen
Sprachrohre in der türkiſchen Preſſe ſchuf, und der Akzidenzdruck
halfen über den mangelnden Abſatz hinweg. Heute hat aber das
Propagandabedürfnis der Botſchaften recht ſehr nachgelaſſen
und im Akzidenzdruck iſt ſowohl durch private wie beſonders
durch die Staatsdruckerei eine ſolche Konkurrenz entſtanden, daß

ſich in den Zeitungsverlagen ſchon aus dieſen Gründen eine
Kriſe breitmachen mußte. Da kam die Einführung der lateini=
ſchen
Schrift, die eine große Anzahl der beſten Leſerkreiſe ein=
fach
außer Gefecht fetzte, neue Leſer aber nicht ſchuf, weil zum
Leſen der Zeitungen hier mehr als die bloße Kenntnis der
Schrift gehört. Die Schriftſprache des Türkiſchen iſt
nicht identiſch mit der Sprache des Volkes. Hier
wird es erſt wieder beſſer werden, wenn die heutige Schuljugend
zum Leſer von Zeitungen herangewachſen iſt. Die Not der
Preſſe iſt denn auch ſo groß, daß allein in der letzten Woche zwei
früher ſehr geleſene Zeitungen, der Ikdam und der Sonſaat
ihr Erſcheinen mit der Begründung einſtellten, ihr Kapital ſei
zu Ende. Wohl hat die Regierung den Zeitungen ſeit der Ein=
führung
der Lateinſchrift eine feſte Subvention bezahlt, ſie ge=
nügte
aber nicht, um den Abonnentenſchwund finanziell auszu=
gleichen
.
Auch im Unterrichtsweſen drückt ſich die Not der Zeit aus.
Gerade jetzt iſt die Stambuler Univerſität dabei, ihren
Lehrkörper weitgehend zu verkleinern. Selbſt bekannte Ge=
lehrte
werden emeritiert und mit einer einmaligen Abfindung in
die Wüſte geſchickt. Die philoſophiſche Fakultät hat die Dozenten=
zahl
von 36 auf 18, die mediziniſche von 32 auf 14 beſchnitten.
Die bisher für Hochſchullehrer geradezu unwürdigen Gehälter
werden dafür allerdings nicht unbeträchtlich erhöht. Höhere und
Volksſchulen ſind in den letzten Jahren in den größeren Städten
ebenſo wie Lehrerſeminarien ſtark vermehrt worden, es hapert
aber damit auf dem Lande, wo man über die ſechswöchentlichen
Kurſe für die Erlernung der Lateinſchrift nicht viel hinaus=
kommt
. Dagegen legt man viel Wert auf den Ausbau der Fach=
ſchulen
. Eben erſt hat man wieder für dieſe einen großen
Auftrag an Lehrmitteln nach Deutſchland ver=
geben
, und in Deutſchland, Frankreich und Belgien eine ganze
Reihe Sachverſtändiger für den Aufbau dieſes Unterrichts=
zweiges
angeworben. In dem Ausbau des Schulweſens nimmt
die deutſche Art einen immer breiteren Raum ein, während die
franzöſiſche ſtark zurückgeht. Auch die deutſche Oberrealſchule in
Konſtantinopel gewinnt faſt von Monat zu Monat mehr an An=
ſehen
. Gerade in den letzten Tagen kam auch aus Angora die
Nachricht, daß das Kultusminiſterium Anweiſung gegeben hat,
die franzöſiſche Sprache als Unterrichtsfach
weſentlich einzuſchränken, dafür das Engliſche,
ganz beſonders aber das Deutſche an ſeine
Stelle zu ſetzen.
Alles in allem muß man ehrlich anerkennen, daß ſich die Re=
gierung
der neuen Türkei die größte Mühe gibt, die Sünden ver=
gangener
Jahrzehnte wieder gutzumachen und alles zu fördern,
was als Grundlage für Bildung und Fortſchritt unentbehrlich
iſt. Daß Mangel an Mitteln vieles arg behindert, iſt nicht die
Schuld der jetzigen Regierung.

[ ][  ][ ]

Nummer 2

Donnerstag, den 2. Januar 1930.

Seite 3

Darmſtadt, den 2. Januar.
* Die Neujahrsnacht
iſt ſo ruhig verlaufen, wie eiste Neujahrsnacht zu verlaufen
pflegt. Mit Halloh und Gläſerklang wurde das alte Jahr ver=
abſchiedet
und das neue begrüßt. Und in den Gläſerklang miſch=
ten
ſich all die ſchönen Krachgeräuſche, die von den verſchieden=
ſten
Feuerwerksartikeln erzeugt werden, von der ziſchenden
Salonrakete bis zum Kanonenſchlag. Das Schießen und Knal=
len
gehört nun einmal dazu. Auch das Knallen der Sektkorken!
Soweit die Silveſternacht in der Familie gefeiert wurde, ließ
nochmal der Weihnachtsbaum ſeine Kerzen erſtrahlen, und mit
dem feierlichen Läuten der Glocken gingen Wünſche hinüber und
herüber, die durchweg wohl in der Hoffnung gipfelten, daß es
nun endlich beſſer werden, daß die täglichen Sorgen endlich
geringer werden mögen!
Und iſt alljährlich immer das gleiche!
Immer mehr aber bürgert ſich im neuen Deutſchland auch
die Sitte ein, Neujahr jeglicher Sentimentalität zu entkleiden
und es als Feſt der Freude mit karnevaliſtiſchem Einſchlag in
öffentlichen Lokalen zu feiern. In den meiſten Gaſtſtätten und
Cafés der Stadt fanden derartige Feiern ſtatt, in deren Mittel=
punkt
ſeit Jahren die im Hotel zur Traube ſteht. Hier
traf ſich wieder die Darmſtädter Geſellſchaft zur Silveſterfeier in
den unteren Räumen, die eine hübſche, luſtige und farbenfrohe
Dekoration erhalten hatten. Allerlei Scherzartikel waren auf=
gelegt
und ſorgten dafür, daß bald ſchönſte Stimmung herrſchte,
die die Nacht in beſter Harmonie verlaufen ließ. Es war ein
Feſt wie in einer großen Familie, vom Ehepaar Gabler
beſtens vorbereitet. Geſangs= und Tanzkünſtler, Vortragshumo=
riſten
waren engagiert. Roulette wurde getanzt und hübſche Ge=
winne
gewonnen. Jede Dame erhielt eine vornehme Sonder=
ſpende
. Kurz, es war für tauſenderlei Ueberraſchungen geſorgt.
Und es war ſehr ſchön!

Goldene Hochzeit. Herr Ludwig Hinkel und Frau, Wenck=
ſtraße
23, Chorſänger i. R. am Heſſiſchen Landestheater, feiern heute
am 2. Januar in geiſtiger und körperlicher Friſche das Feſt der Gol=
denen
Hochzeit.
Heſſiſches Landestheater. Grillparzers Luſtſpiel Weh’ dem,
der lügt kommt mit der erfolgreichen Beſetzung (Knott, Hinz, Bau=
meiſter
, Gallinger, Minetti, Weſtermann) heute Donnerstag um 20 Uhr
im Großen Haus zur Aufführung. (Darmſtädter Volksbühne, Ge=
meinde
W, Gruppe I bis TV.)
Die Kurzoper La vida breve von Manuel de Falla und die
Tanzpantomime Die Hochzeit in Cremona (Muſik von Glinka)
werden heute Donnerstag, um 20 Uhr, im Kleinen Haus wiederholt.
(Bühnenvolksbund, Miete K, Zuſatzmiete XI.)
Verdis Othello wird morgen Freitag, um 19 Uhr, im Großen
Haus unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm in Szene gehen.
Die Titelpartie ſingt Hans Grahl. In den übrigen Hauptrollen:
v. Stoſch, Komregg, Stadelmaier, Jacobs. (Miete D.)
Niebergalls Lokalpoſſe Der Datterich wird von der Heſſiſchen
Spielgemeinſchaft unter Leitung von Eduard Goebel morgen Freitag,
um 20 Uhr, im Kleinen Haus außer Miete zur Darſtellung gebracht.
Die erſte Wiederholung der begeiſtert aufgenommenen komiſchen
Oper Eine Nacht in Venedig von Johann Strauß findet
Sonntag, den 5. Januar, um 19.30 Uhr, im Großen Haus mit der er=
folgreichen
Premierenbeſetzung ſtatt. (Miete E.)
Umberto Urbano. Am 4. Januar 1930 gibt der bekannte Bariton
der Mailänder Scala, Umberto Urbano abends 8 Uhr im
Städtiſchen Saalbau einen Lieder= und Arienabend. Das fein
ausgewählte Programm, das jedem Geſchmack Rechnung trägt, wird
gewiß ſeine Wirkung nicht verfehlen. In ſämtlichen Städten des In=
und Auslandes, in denen Urbano, der Meiſter des Belcanto, konzer=
tierte
, bewieſen ungeheure Beifallsſtürme des Publikums, die große Be=
liebtheit
des Künſtlers. Es wird daher für jeden Konzertbeſucher un=
vergeßlich
bleiben, Umberto Urbano gehört zu haben. Es ſei nochmals
darauf hingewieſen, daß dieſes Konzert nicht, durch Radio übertragen
wird. Karten zu dieſem Abend in der Muſikalienhandlung Chriſtian
Arnold, am weißen Turm.
p. Vermögensſteuerveranlagung für 1929. Der für 1929 an ſich maß=
gebende
Vermögensſteuerbetrag erhöht ſich um einen außerordentlichen
Zuſchlag von 8 Prozent. Der Zuſcllag iſt am 15. Februar 1930 zu ent=
richten
; in den Fällen, in denen die Zuſtellung des Vermögensſteuer=
beſcheids
erſt nach dieſem Termin erfolgt, iſt er gleichzeitig mit der der
Zuſtellung des Steuerbeſcheids unmittelbar folgenden Wierteljahrszah=
lung
zu entrichten. Eine Hauptfeſtſteklung der Einheits=
werte
nach dem Stande vom Beginn des 1. Januar 1929 findet
nicht ſtatt. Für die Hauptveranlagung zur Vermögensſteuer für
1929 iſt der für das Geſamtvermögen auf den 1. Januar 1928 feſtge=
ſtellte
Einheitswert maßgebend.
Im Städtiſchen Leihamt findet am Mittwoch, den 8., und
am Donnerstag, den 9. Januar, vormittags von 912 Uhr,
Verſteigerung verfallener Pfänder ſtatt. (Siehe die
heutige Anzeige.)

Die drei Lichkſpieltheaker
Darmſtadts haben am Neujahrstage ihre Programme gewechſelt und
bieten, wenn auch nicht gerade Welterſchütterndes, ſo doch durchweg
gute Unterhaltungsfilme.
In Helia läuft der Britenfilm Die Regimentstochter
nach der Idee des bekannten Romans und Bühnenſtücks von der Bri=
tiſh
. International Pictures Ltd. London, in recht wirkſamer Regie
von Hans Behrendt hergeſtellt. Schöne Landſchaftsbilder und luſtige
Soldatenſzenen, Pariſer Anſichten uſw. wechſeln ſtändig. Betty
Balfour iſt eine köſtliche, jugendfriſche, lausbubenhafte Marie;
Alexander D’Arey als Tonio ihr ein ſchneidiger ſympathiſcher
Gegenſpieler. Dazu laufen noch zwei Grotesken: Aufruhr im Mäd=
chenpenſionat
, die typiſche Amerikaner=Sache, und ein intereſſanter
Film, in dem Trick= und Spielfilm wirkſam vereinigt ſind: Alice auf
dem Meeresgrund‟. Endlich noch ein recht guter Städtefilm Wies=
baden
, der wiederum das Bedauern aufkommen läßt über den immer
noch ausſtehenden Darmſtadt=Film.
Reichhaltig iſt auch das Programm in Palaſtlichtſpielen.
Hier rollt ein großer Film Moderne Piraten, ein phantaſti=
ſches
Südſee=Abenteuer, in dem Manfred Noa tolle Dinge ſpielen läßt.
Ungeheurer Aufwand mußte herhalten, um Szenerien bizarrſter Form
zu ſchaffen; die Handlung iſt ein glückliches Gemiſch von Scherz und
Ernſt, und vielfach recht originell. Jack Trevor, Marietta Mill=
ner
, Corry Bell, Siegfried Arno und andere Aktiven in den
Hauptrollen, und ſonſt ſind zahlreiche Typen von derbſter Naturaliſtik
tätig. Hochintereſſant iſt der kurze Lolg Kreuzberg=Film: Tiere
die ſich im Sand vergraben‟. Ein feſſelnder Ausſchnitt aus
dem Leben von Seetieren, die ſich in der Gefahr unglaublich ſchnell
im Sandgrund vergraben, uſw. Hübſch und von draſtiſcher Komik
iſt auch Der Affe iſt los, eine P.D.C.=Komödie, die viel belacht
wird.
Im Union=Theater läuft als Hauptfilm die nach der
gleichnamigen Operette von Walter Kollo frei bearbeitete Liebes= Ko=
mödie
Die tolle Komteß, ein Film, der gerade für die Neu=
fahrsſtimmung
geeignet iſt, gute Laune zu erhalten und zu vermitteln.
Das naive Kinderſpiel der heiratsfähigen Komteſſe von Keſſelſtein
durch Dina Gralla originell, verſchmitzt und temperamentvoll
dargeſtellt wirkt von Anfang bis Ende ſo beluſtigend, daß man über
die tollen Einfälle unwillkürlich lachen muß. Das Filmſpiel legt
ſeiner Handlung bewußt keinen tiefen Sinn bei, es will nur Luſtſpiel
ſein und erreicht im Zuſammenſpiel mit der guten Darſtellung der
Haupt= und Nebenrollen vollkommen ſeinen Zweck. Die Heiratsver=
mittlung
klappt am Schluſſe nicht nur bei dem alten Jungggeſellen
Grafen Hagenau (R. A. Roberts), ſondern auch die kleine Kom=
teß
erreicht nach mancherlei tollen Umwegen ihr Ziel. Auch die Gro=
teske
Familienglück der zweiaktige Beifilm, findet ſeine
Lacher, denn bekanntlich können ſich harmloſe Gemüter gerade über
die unmöglichſten Dinge am meiſten freuen. Weiter wurden noch
zwei kleine Beifilme gezeigt: hübſche Aufnahmen aus dem Paradies
im Taunus, d. i. Homburg v. d. Höhe, und eine belangloſe Kinder=
ſache
: Alice geht angeln, verbunden mit Trickfilmaufnahmen vom
bekannten Groteskkater Die Wochenſchau bringt, eine intereſſante
Jahresrückſchau über die bedeutendſten Ereigniſſe von 1929 und das
Neueſte vom Tage.

Weihnachtsfeier der Jungfliegergruppe des Heffenflieger=Veyeins
für Luftfahrt, e. V., Darmſtadt. In der Ecke des Grünen Zimmers
im Fürſtenſaal ſtrahlt ein deutſcher Tannenbaum. Der Fliegermarſch:
Kerzengrad ſteig’ ich zum Himmel, fliege ich zur Sonn direkt
bildet den Auftakt. Herr Kleſzinſky, Vorſitzender der Gruppe, begtrüßt
die Gäſte und Jungflieger aufs herzlichſte. Mit Worten beſonderen
Dankes hebt er die Verdienſte einzelner am Gelingen des X. Rhön=
Schulungswettbewerbs bzw. dem Bau der Segelflugzeuge hewvor. Er
überreicht ihnen im Namen der Gruppe je ein Album mit den ber=
ſchiedenſten
Flug= und Gruppenaufnahmen, bzw. je ein vergrößertes Bild
aus jenem Wettbewerb und ein wohlgelungenes Zeppelin=Modell. Die
Herren Bauer, Jungflieger Röhrig und Schröder verſchönem den
Abend durch heitere und ernſte muſikaliſche Darbietungen. Ein von
B=Pilot Röhrig künſtleriſch verfertigtes Motorflugzeugmodell, Typ
Pelikan (Raab=Katzenſtein) kommt zur Verloſung. Zur allgemeinen
Heiterkeit zeigt das Gewinnlos die Nummer 13 (Die Flieger gehören
zu den äbergläubiſchſten Menſchen. Wie die 7, ſo iſt auch die 13 bei
ihnen eine Unglückszahl!). Die Gewinnerin iſt überglücklich. Das Lied:
Einigkeit bleib' unſ’re Loſung durchtönt den feſtlichen Raum. Die
Verfaſſerin bittet dringend, an dieſem Geiſte unwandelbar feſtzuhalten,
da die Gruppe ſolange Zukunft hat, folange dieſer Geiſt in ihr lebt.
Schlicht war die Feier und doch erhebend.
Preußiſch=Süddeutſche Klaffenlotterie. Die letzte Ziehung im
alten Jahre (3. Klaſſe 34./260. Lotterie) hat am 13. und 14. Dezember
ſtattgefunden. Dabei fielen die beiden Hauptgewinne von je 100 000
Reichsmark auf Nr. 346 899 in den beiden Abteilungen 1 und 2. Das
neue Jahr beginnt am 10. und 11. Januar mit der Ziehung der 4.
Klaſſe, in der neben anderen größeren Treffern wieder zwei Haupt=
gewinne
von je 100 000 Reichsmark zur Ausſpielung kommen. Es
wird den Spielern empfohlen, die rechtzeitige Erneuerung ihrer Loſe
nicht zu verſäumen, die planmäßig ſpäteſtens bis zum 3. Jan.
um 18 Uhr bei Verluſt des Anrechts in der zuſtändigen Lotterie=
Einnahme zu geſchehen hat.

* Orpheum.
Gaſtſpiel Hermann Job.
Das iſt eine ganz tolle Sache, dieſe Schiebung die
Hermaun Job, Rheinlands bedeutendſter Komiker, gedichtet
hat und die er Lcchſchlager nennt, mit Recht. Denn dieſe Ver=
wechſlungs
= und Situationskomik, die ſich aus den vertauſchten
Rollen des Barons und ſeines Dieners ergibt, iſt eine ganze
Kette von Lachſchlagern, die wie Salven wirken. Es werden
Tränen gelacht!
Direktor Job ſpielt ſelbſt den Diener, der die Rolle ſeines
Herrn, des Barons, übernehmen muß, da dieſer auf Brautſchau
reiſt und ſeine Braut erſt kennen lernen möchte, ohne daß ſie
weiß, wer er iſt! Jobs Humor iſt ſo urkomiſch, ſo ſchlagend und
in ſeinen Aeußerungen ſo vielſeitig, daß man lachen muß, wenn
er nur den Mund auftut. Dabei iſt er unerſchöpflich in improvi=
ſierten
Einfällen, daß er auch ſeine Mitſpieler zu köſtlichen Lei=
ſtungen
mitreißt.
Es hieße die Pointe töten, wollte man von dem Inhalt der
Handlung mehr verraten. Es genüge die Feſtſtellung, daß Her=
mann
Jobs ganzes Enſemble aus ſehr guten Kräften beſteht,
die in beſter Spiellaune fröhlichſte Stimmung verbreiten. Von
Rudi Schiemann, dem diſtinguierten Baron, angefangen,
über Otto Tönges, dem Neureichen, den beiden entzückenden
Couſinen Mia Peters und Linni Haumann, Hans Marc,
Jenny Tillmann, Tory Ernar und Aenne Schrör bis
zu den kleinen Rollen ſind alle Spieler ſo ausgezeichnet, am
Platze, wie es nur in einem ganz routinierten Enſemble der Fall
ſein kann.
Wer geſundes Lachen zu ſchätzen weiß, gehe zum Job=
Gaſtſpiel!
*

Rentnerbund. Es wird uns geſchrieben: Die Verſammlung des
Rentnerbundes im Fürſtenſaal war außerordentlich ſtark beſucht. Der
Verſitzende, Herr Juſtizrat Lindt, eröffnete die Verſammlung und
gab einen intereſſanten Ueberblick über die derzeitigen wirtſchaftlichen
und politiſchen Verhältniſſe, die an Troſtloſigkeit nichts zu wünſchen
übrig laſſen. Er ſchildert die Zerfahrenheit in der Geſetzgebung, die
verhängnisvollen Folgen einer überſpannten Steuerpolitik, die den
Mittelſtand zum Erliegen bringt. Reicher Beifall lohnte den Redner
für ſeine Ausführungen. Frl. Anna Walz,, die im Stadtrat die Be=
lange
der Rentner mit zu vertreten hat, führte u. a. aus: Die Frage,
die die Verſammlung naturgemäß in erſter Linie zu beſchäftigen habe,
ſei das Schickſal der Kapitalrentner. Durch eine ungerechte Reichsgeſetz=
gebung
ihrer Altersverſorgung beraubt, habe man dieſe Unglücklichen
in eine ebenſo troſtloſe wie verzweifelte Lage gebracht. An Hand einer
Denkſchrift, die die Zentralleitung der deutſchen Rentnerbünde auf
Wunſch des Reichsminiſteriums für Arbeit und Wirtſchaft herausgegeben
hat, das ſogenannte Schwarzbuch, eine ſchwere Anklage gegen die
deutſchen Fürſorgeverbände, wird nachgewieſen, in welch ungerechter,
ja geradezu verwerflicher Weiſe von einer großen Anzahl von Fürſorge=
ämtern
dieſen alten, hilfloſen Leuten gegenüber verfahren wird. Hundert
Einzelfälle erbringen den Beweis, daß die Einreihung des früheren
wohlhabenden Mittelſtandes in die Fürſorge nicht nur ein grober Miß=
griff
war, ſondern eine unbarmherzige Härte bedeutet. Die Rednerin
fordert mit allem Nachdruck das Rentnerverſorgungsgeſetz, welches allein
den Forderungen der Rentner gerecht werden könne. Das Vorgehen
des hieſigen Wohlfahrtsamtes bzw. der heſſ. Bezirksfürſorgeverbände,
die Beſchränkung der Weihnachtsbeihilfe, die Entziehung des Mietzu=
ſchuſſes
, wurde noch gebührend verurteilt. Der Vorſtand des Rentner=
bundes
werde auch in keinem Falle dieſe traurige Angelegenheit auf ſich
beruhen laſſen und mit allem Nachdruck die neuen Beſtimmungen be=
kämpfen
. Der einzige Lichtblick ſei das Vorgehen der Städt. Sparkaſſe,
die im Gegenſatz zu den Großbanken, die von den ſeinerzeit erhaltenen
Spareinlagen keinen Pfennig zurückgeben, vor Weihnachten die Quote
für die früheren Spareinlagem um weitere 8 Prozent, d. h. zuſammen
mit 28 Prozent erhöht hat. Rednerin ſchloß mit der Verſicherung, nach
wie vor unermüdlich nach beſten Kräften für diejenigen einzutreten, die
eine in die Irre gegangene Staatsraiſon in kurzſichtiger Weiſe geopfert
habe.
Schlägerei. In einem Kaffee in der Altſtadt gerieten vier
junge Leute miteinander in Streit. Der Hauptbeteiligte war wieder
der Bernh. Frickel. Die vier verletzten Perſonen wurden im
Krankenhaus verbunden.
Diebſtahl. In der Silveſternacht wurden aus einem Schau=
kaſten
in der Bleichſtraße zwei Breecheshoſen (rotbraun und
kariert) geſtohlen. Die Täter ſind noch unbekannt.
Einbruch. In der Silveſternacht wurde in einer Wirtſchaft Ecke
Moosberg= und Tannenſtraße ein Einbruch verübt. Den Tätern fielen
nur etwa 15 Mark Wechſelgeld in die Hände.

Tageskalender für Donnerstag, den 2. Januar 1930.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 20 Uhr, W 2: Weh dem,
der lügt. Kleines Haus, 20 Uhr, K 11: La vida breve‟. Die
Hochzeit in Cremona. Orpheum, 2,15 Uhr: Gaſtſpiel Her=
mann
Job Schiebung. Konzerte: Schloßkaffee, Schloß=
keller
. Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia, Palaſt=
Lichtſpiele.

Aufruf für Ernſt Fuhrmann.
Aus dem Werk von Ernſt Fuhrmann ſoll eine Ausgabe von
zehn Bänden erſcheinen. Sie ſoll nur bisher Ungedrucktes ent=
halten
und als Ganzes den heutigen Stand ſeiner ſchwer über=
blickbaren
Arbeiten darſtellen.
Der Zweck der Ausgabe iſt, gleich dem Sinne des Geſamt=
werkes
, ein neues Weltbild. Weder ein Kampf gegen
andere noch ein Anſchluß an andere lenkt vom Eigenſten ab.
Grundlage ſind biologiſche, mythologiſche, Natur= Sprach= und
Völkerforſchungen außerordentlichen Umfanges. Neue Anatomie,
neuer Aufbau von Tier und Pflanze, neue Fundamente für den
Körper und ſeine Zukunft, für die Lebensordnung des Einzel=
nen
, die Herrſchaftsgebilde der Geweinſchaft, die Wirtſchaft und
jedes Praktiſche ſind die Konſequenzen dieſer allumfaſſenden neuen
Wiſſenſchaft. Sie bleibt ungetrennt und untrennbar von einer
Religion, die den Menſchen als Typus auf ſein Maximum treibt.
Ehe eine Auswirkung beginnen oder auch nur eine Erörte=
rung
ſtattſinden kann, muß das aus ungezählten Einzelkeimen
entſtandene und erſt zum ganz geringen Teil veröffentlichte Ge=
ſamtwerk
in einer geſchloſſenen Ausgabe, die Wichtigſtes nach
jeder Richtung umgreift und ſelber eine Einheit und aus einem
Guſſe iſt, zugänglich gemacht ſein. Nach dem, was Ernſt Fuhr=
mann
bisher geſchaffen und herausgegeben hat, nach dem Range
ſeines Geiſtes und geiſtigen Willens und nach den Verwand=
lungen
, zu denen Leben und Wiſſenſchaft der Zeit, viel und doch
wenig ahnend, ſich gezwungen ſehen, iſt es längſt überfällig ge=
worden
, daß Fuhrmanns Werk, das exponierteſte, welches da
iſt, ins Zentrum des Bewußtſeins tritt.
Die dieſen Ruf unterzeichnen, wollen damit auf die Not=
wendigkeit
und Dringlichkeit der Fuhrmann=Ausgabe hinweiſen.
gez. Rudolf Pannwitz
Theodor Däubler
gez. Leopold Ziegler
Emil Nolde
Alfons Paquet
Alfred Döblin
Es hat ſich eine kleine Geſellſchaft von Freunden des Wer=
kes
von Ernſt Fuhrmann gebildet, die in Anbetracht der Schwere
der Aufgabe eine Anzahl von Stiftern aufnehmen möchte, die
bereit ſind, einen Beitrag von 300 RM. zu zeichnen.
Die Stifter und alle weiteren Mitglieder werden für fe
100 RM. 10 Bände in einer Vorzugsausgabe erhalten, die nicht
im Buchhandel erſcheint.
Stiftungen und Meldungen ſind an Herrn Georg Bolde=
mann
, Berlin=Wannſee, Parkſtraße 15, zu richten.

* Skreik um den Enkdecker Amerikas.
Wer hat Amerika entdeckt? Erſtaunt über ſolche Frage wird
jedes Schulkind antworten: Wer denn anders als Chriſtoph
Columbns, und es wird dazu noch die ſchöne Geſchichte vom
Ei des Columbus erzählen und, wenn es in der Erd= und
Himmelskunde ſchon bewandert iſt, Stern und Fluß, Staaten
und Städte aufzählen, die nach dem Genueſer benannt ſind. Und
doch iſt drüben über dem großen Waſſer, in den Vereinigten
Staaten, zwiſchen Angehörigen der lateiniſchen Raſſe und
Sproſſen ſkandinaviſchen Geblüts, insbeſondere zwiſchen Ita=
lienern
und Norwegern, ein heftiger Streit entbrannt über die
Frage, wem das Verdienſt zukomme, zuerſt den Europäern den
Weg nach der Neuen Welt gewieſen zu haben. Die Lateiner
halten feſt an ihrem Helden Columbus, der durch ſeine Rei=
ſen
, beſonders aber durch die Auffindung der Bahamainſel
Guanahani (San Salvador) am 12. Oktober 1492, den Zugang
zur Neuen Welt erſchloſſen und das Zeitalter der Entdeckungen
eingeleitet habe. Gegenüber dieſen durch Ueberlieferung der
Jahrhunderte geſtützten Anſprüchen weiſen die Skandinavier
unter Führung des in der Geſchichte der nordiſchen Völker er=
fahrenen
Profeſſors Rasmus B. Anderſon auf jene Wikinger
hin, die bereits im 10. Jahrhundert über Island nach Grön=
land
gekommen ſeien und von ihren dortigen Niederlaſſungen
auch den Weg zu gewiſſen Teilen des nordamerikaniſchen Feſt=
landes
gefunden hätten. Die Nordländer führen für ihre Auf=
faſſung
altisländiſche Sagas und ſonſtige Literatur, vor allem
die Angaben des Domherrn und Scholaſtikus Adam von Bremen,
des älteſten Geſchichtsſchreibers der ſkandinaviſchen Völker, ins
Feld: aus deſſen (um 1070 verfaßten) Werken habe auch Colum=
bus
geſchöpft und durch unmittelbare Erkundigungen gelegent=
lich
eines Beſuches auf Island im Jahre 1477 zu ſeinen
Plänen ſich anregen laſſen. Demnach müßte auch der kluge
Genueſer von ſeinem kühnen Vorgänger Kunde erhalten haben,
von Leif dem Glücklichen, dem Sohn Eriks des Roten, dem Ein=
führer
des Chriſtentums in Grönland, der im Jahre 1000, alſo
faſt 500 Jahre vor Columbus, als erſter Europäer amerikaniſches
Feſtland, nämlich die von ihm Hellu=, Mark= und Winland be=
nannten
Küſten des heutigen Labrador und Neuſchottland be=
treten
hat. Von dieſem Königsſohn und ſeiner Schar, unter
der ſich auch ein Deutſcher, namens Tyrker, befand, iſt den
Leſern des Darmſtädter Taablatts in der Nr. 127 vom 7. Mai
1928 berichtet worden: ſie haben in dem ſeltſamen Lande Wein,
Weizen und eine Baumart, Möſur genannt, vorgefunden, Pro=
ben
von dieſen Dingen heim zu den grönländiſchen Beſitzungen
am Eriksſjord gebracht und weitere Fahrten nach dem Wunder=
land
veranlaßt, Unternehmungen, die ſogar zu normänniſcher
Beſiedlung des Weinlandes geführt haben ſollen.

Dieſen Ruhm ihrem Volke durch Wahrung der Vorzugsrechte
Leif Eriksſons zu ſichern, iſt Sinn und Abſicht des Kampfes der
Norweger in Amerika. In Wisconſin, wo die Skandinavier an
Zahl ſtark ſind, haben ſie bereits einen bedeutſamen Sieg er=
rungen
: dort hat die Geſetzgebende Verſammlung den 9. Oktober
als den Tag Leifs des Glücklichen beſtimmt, und dieſer Feiertag
iſt in dieſem Jahre zum erſten Male im ganzen Staate begangen
worden, wobei in den Schulen aufklärende Vorträge über den
nordiſchen Seefahrer gehalten wurden. Kein geringes Aergernis
für die Parteigänger des Columbus, die ihren Helden am 12.
Oktober zu feiern gewohnt ſind. Doch damit nicht genug! Die
Norweger haben, wie man den Baſler Nachrichten berichtet, an=
geſtachelt
durch ihren Erfolg in Wisconſin eine Nationalver=
einigung
gegründet mit dem Zweck, die Kenntnis von den Ueber=
ſeefahrten
der Normannen zu verbreiten und darauf zu dringen,
daß Lehrer und Lehrbücher Leif dem Glücklichen den Vorrang
vor Columbus in der Geſchichte der Entdeckung Amerikas zu=
erkennen
.
Der Streit iſt auch ſchon in anderen Staaten entbrannt. In
Chicago gelang es den dort zahlreichen Norwegern, die Be=
nennung
einer großen neuen Straße am Michigan=See nach
Leif Eriksſon durchzuſetzen. Darauf drohender Proteſt der Ita=
liener
gegen die herrſchende Partei! Aus Rückſicht auf die nicht
unverächtlichen Wählermaſſen der aufgebrachten Romanen
machte man den Beſchluß zum Teil rückgängig: heute iſt die eine
Hälfte der Straße nach dem italieniſchen Entdecker, die andere
nach dem Wikinger benannt. Aber die Bewegung iſt im Fluß,
und Leif Eriksſon wird in Zukunft genannter und bekannter ſein,
als er es ſeit Jahrhunderten war.
Dr. K. Berger.

Ap. Walter Reitz: Die heilige Hüterin. (Amalthea=Verlag,
Wien). In einer Zeit allgemeiner Gärung auf faſt allen Gebieten
ſuchen auch, vornehmlich die Neuen, die Unbekannten, nach dem ge=
wiſſen
Etwas, das der Ausdruck ihrer erlöſten Seele iſt. Auch das
vorliegende Buch eines neuen Schweizer Dichters ſtellt in dieſer Be=
ziehung
einen neuen Thpus auf: Der Verfaſſer läßt ſeinen Helden,
einen berühmten und gefeierten Baumeiſter, das Neue, das unfaßbare
Etwas, das bisher ſeinen Bauten fehlte, finden, und hat hierfür
eine neue, eigenartige künſtleriſche Welt= und Menſcherfaſſung geprägt.
Ein gefangener Quell im Felsblock fließt wundertätig: erſt, wenn
du dich verlorſt, kannſt endlich du dich finden. Und eine Moderne,
die heilige Hüterin, der das Buch gewidmet iſt, die Erfüllung eines
Traumes, heißt ihn den Weg vollenden. Sie trägt ihn ans Ziel.
Wandern, Suchen, Leiden, Aufſtieg, Erkenntnis, Tat.
* André Maurois: Reiſe in das Land der Artikolen. (Alexander
Fiſcher Verlag, Tübingen)
iſt eine köſtliche ſatiriſche Parodie auf nein, wir wollens nicht ver=
auf
was. Aber köſtlich und geiſtreich iſt dieſes ſeltſame Reiſe=
büchlein
. Voll feinen Humors und ausgezeichneten Menſchen=
kenntnis
.
1

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Seite 4

Donnerstag, den 2. Januar 193

Nummer 2

Jeden Tag zwei Steuern!
Wieviel verſchiedene Steuern hat der Deutſche zu zahlen. Die größte
Steuerzahl aller Länder. 39 Steuergeſetze in einem Jahr.
1. Jüngſt wurde in einer Sitzung des Vereins der Induſtriellen
darauf hingewieſen, daß die Steuergeſetzgebung im Deutſchen Reiche
und in den Ländern nicht der wirklichen Steuerkraft der deutſchen Be=
völkerung
Rechnung trägt, ſondern oft genug über das Ziel weit
hinausſchießt. So iſt es auch zu erklären, daß alljährlich große Steuer=
rückſtände
zu verzeichnen ſind. Tatſächlich hat der Deutſche ſo viele
Steuerarten auf ſich, wie kein anderes Volk der Erde. Im allgemeinen
herrſcht ziemliche Unklarheit darüber, wieviel verſchiedene Steuerarten
es bei uns gibt. Ein kleiner Ueberblick wird zeigen, daß die Erfaſſung
des Kapitals und des Einkommens in Deutſchland etwas reichlich iſt,
denn wenn man will, kann man ſagen, daß die meiſten Deutſchen täglich
zwei Steuern zu bezahlen haben. Die Steuern werden heute wohl
hauptſächlich monatlich gezahlt. Wenn man ſich nun vornehmen würde,
alle Steuern, die einem auferlegt werden, auf die einzelnen Tage der
Monate zu verteilen, daß durchſchnittlich auf jeden Tag die gleiche An=
zahl
entfällt, dann würde man wohl an jedem Wochentag zweimal das
Finanzamt beſuchen können, um ſeine Steuern zu entrichten. Die direk=
ten
Steuern im Reich ſind mit 8 verſchiedenen Arten nicht gerade ge=
ring
zu nennen, zumal dazu noch eine große Anzahl von Verkehrs= und
Verbrauchsſteuern kommt, nämlich insgeſamt 30, von denen auf den
Verkehr 19 und auf den Verbrauch 11 entfallen. Damit iſt aber noch
nicht die Anzahl von Steuerarten erſchöpft, ſondern die Länder und
die Gemeinden haben ſich auch einzelne verſchiedene Steuerarten vor=
behalten
und ſind ihrerſeits eifrig dabei, Einkommen und Vermögen
kräftig heranzuziehen. Die Abgaben, die auf dieſes Gebiet entfallen,
ſetzen ſich in der Hauptſache aus der Wertzuwachsſteuer, der Vergnü=
gungsſteuer
, der Hauszinsſteuer, der Gewerbeſteuer, der Grundver=
mögensſteuer
uſw. uſw. zuſammen. Es iſt alſo ein recht hübſches
Bukett von verſchiedenen Steuerarten, die auf den geplagten Deutſchen
entfallen, wenn auch nicht alle leider oder Gott ſei Dank alle
Steuerarten zu zahlen haben, denn die Wertzuwachsſteuer iſt nur von
denjenigen zu tragen, die in der erfreulichen Lage ſind, ein Grundſtück
zu haben, das heute einen höheren Werr beſitzt als vor dem Kriege.
Auch die Vermögensſteuern ſind nicht gerade allgemeine Steuern, denn
der größte Teil des deutſchen Volkes beſitzt kein Vermögen. Trotzdem
bleiben noch genug Steuern direkter oder indirekter Art übrig, um
einen großen Teil der Einnahmen für öffentliche Zwecke abzuziehen.
In großen Firmen, die noch mit den ſozialen Abgaben aller Art für
ihre Angeſtellten und mit einem Dutzend von verſchiedenen Steuern im
Geſchäft belaſtet ſind, gibt es geradezu den Beruf von Steuerſachver=
ſtändigen
, die nichts weiter zu tun haben, als dafür zu ſorgen, daß
die vielen Geſetze und Vorſchriften, die auf dem Gebiete der Sozial=
politik
und der Steuerwirtſchaft erlaſſen worden ſind, nicht übertreten
werden. Gibt es doch mehr als 100 ſozialvolitiſche Geſetze und Ver=
ordnungen
, die in den letzten 10 Jahren erlaſſen worden ſind. Allein
im letzten Steuerjahr 1928 ſind außer den Zollgeſetzen mannigfaltigſter
Art allein im Deutſchen Reich nicht weniger als 39 verſchiedene Geſetze
und Verordnungen veröffentlicht worden, die die Steuer betreffen. Da=
von
entfallen 17 auf die direkten und 22 auf die indirekten Steuern.
Wenn alſo einmal ein deutſcher Bürger ein Steuergeſetz übertritt, dann
wird man ihm das nicht gerade ſehr verübeln dürfen, denn eine den=
artig
gewaltige Ueberproduktion von Geſetzen iſt kaum dazu angetan,
volkstümlich zu werden, da man annehmen darf, daß ſie nicht einmal
Die Richter alle beherrſchen, geſchweige denn die Laien. Jedenfalls iſt
eins ſicher: daß ein verhältnismäßig großer Teil des Einkommens eines
jeden Bürgers auf die direkten und noch mehr auf die indirekten Steuern
entfällt, denn jeder einzelne Kinobeſuch wird von jedem verſteuert, ja
ſogar jeder Beſuch eines Muſik=Cafés. Wenn man alle dieſe Steuern
zuſammennimmt, dann hat ſicherlich jeder einzelne Deutſche mehr als
zwei Steuern pro Tag zu bezahlen.

Aa. Eberſtadt, 1. Jan. Silveſter und Neujahr ſind hier
ſtill vorübergegangen. In den beiden Kirchen fanden am letzten Tag
des alten Jahres beſondere Silveſterandachten ſtatt. Bei dem Gottes=
dienſt
in der evangeliſchen Kirche wirkte der Kirchengeſangverein mit.
Der Verkehr auf den Straßen war in der Neujahrsnacht lebhafter als
im vergangenen Jahr. Nicht unerwähnt ſoll bleiben, daß in den
Abendſtunden des Silveſters der evangel. Poſaunenchor vom Kirch=
turm
Choräle erſchallen ließ. In einzelnen Lokalen war in der Nacht
zu Neujahr Silveſterball bzw. =muſik. Eine abwechſlungsreiche Neu=
jahrsfeier
hielt am Mittwochabend der Geſangverein Frohſinn im
Bergſträßer Hof ab.
Heppenheim (Bergſtr.), 31. Dez. Theater. Emil Götts
Luſtſpiel Der Schwarzkünſtler trägt uns in eine Zeit, da der
Pulsſchlag des Lebens in brauſenden Rhythmen dahinfloß. Wir ſind
weit entfernt von der Epoche der Maſchinen und des elektriſchen Lichts.
Der Menſch fühlt ſich noch als Mittelpunkt der ganzen Schöpfung.
Man glaubt an Hexen und fürchtet doch nicht den Teufel ſamt ſeinen
Geſellen. Man liebt den Trunk, das Spiel, die Weiber. In präch=
tigen
Schlöſſern feiert man glänzende Feſte. Fahrende Scholaren durch=
ziehen
die Länder und ſuchen Abenteuer. Sie kümmern ſich nicht um
das Morgen. Haben ſie kein Geld für ein Stück Brot, ſo nehmen ſie
Schwefeldampf und Zauberſprüche zu Hilfe, um die ſaftigen Braten
aus der Speiſekammer der ſatten Bürger zu locken. In dieſe Szenerie
ſtellt Gött ſeine luſtigen Figuren. Auf welche Weiſe es dem fahrenden
und hungrigen Scholaren Robert gelingt, Wunder zu wirken, das
werden die Beſucher der Aufführung erfahren. Die Vorſtellung findet
am Donnerstag, den 9. Januar 1930 im Saalbau Kärchner ſtatt.
j. Von der Bergſtraße, 31. Dez. Bankdirektor Zinkgräf
trittinden Ruheſtand. Gemäß ſeier bereits in früheren Gene=
ralverſammlungen
angekündigten Abſicht tritt Bankdirektor Philipp Zink=
gräf
nach über 36jähriger leitender Tätigkeit bei der Vereinsbank Wein=
heim
e. G. m. b. H. mit Schluß des Jahres in den Ruheſtand. Seinen
Fähigkeiten iſt es zu verdanken, daß das vorgenannte Unternehmen aus
kleinen Anfängen heraus ſich zu einer der angeſehenſten Kreditgenoſſen=
ſchaften
des Landes emporgeſchwungen hat. Als eifriger Mitarbeiter des
Verbandes badiſcher Kreditgenoſſenſchaften wurde er bei der Gründung
des Verbandsausſchuſſes in dieſen berufen und iſt in ihm noch heute als
wertvoller Mitarbeiter tätig. Auf dem Verbandstage in Baden=Baden
im Jahre 1919 wurde er zum Stellvertretenden Verbandsdirektor ge=
wählt
, trat jedoch als ſolcher im Jahre 1926 krankheitshalber zurück.
Neuerdings iſt er zum Vorſitzenden des Auffichtsrates der Mannhei=
mer
Gewerbe=Bank berufen und vor neue und ſchwere Aufgaben
geſtellt worden, denen er ſich aus idealer Einſtellung zum Genoſſenſchafts=
weſen
gern unterzieht. Man darf gewiß ſein, daß er auch auf dieſem
Poſten wertvolle Arbeit leiſten wird. Sein Nachfolger bei der Vereins=
bank
Weinheim iſt Bankdirektor Otto Wriedt.
Bm. Hofheim (Ried), 31. Dez. Ausgewandert. Am heutigen
Silveſtertag iſt wieder eine junge Einwohnerin von hier nach Amerika
ausgewandert. Ihr Mann ſowie ihre Schweſter und zwei Schwager
ſind bereits längere Zeit in New York, wohin die junge Frau, Luiſe
Bückermann, infolge Einwanderungshinderniſſe nicht folgen durfte.
Nun iſt alles geregelt und ſie verläßt gleich anfangs des neuen Jahres
den deutſchen Boden, um mit dem Dampfer Cleveland über den
großen Teich zu fahren.
Bh, Hainhauſen, 31. Dez. Die ſeit etwa 2 Jahren in unſerer Ge=
meinde
beſtehende Rußfabrik Zweigfabrik der chemiſchen Werke
Brockhues, Niederwalluf a. Rh. errichtet zurzeit einen größeren Neu=
bau
. Die Fabrik, die ſich wit der Herſtellung von Ruß für alle mög=
lichen
Zweche befaßt, beſchäftigte ſeither etwa 30 Arbeiter, die zum
größten Teil aus Hainhauſen ſtammen. Nach Fertigſtellung der neuen
Fabrikgebäude wird die Belegſchaft weſentlich vergrößert, was mit Rück=
ſicht
auf die in der hieſigen Gemeinde herrſchende Arbeitsloſigkeit zu
begrüßen iſt. Die Gemeinden Jügesheim und Weiskirchen ſollen bei
der Neueinſtellung von Arbeitern auch berückſichtigt werden.
Hirſchhorn a. N., 1. Jan. Waſſerſtand des Neckars
am 30. Dez.: 1,50 Meter, am 31. Dez.: 1.42 Meter.

Weiterberichl.
Von Südweſten her hat der hohe Luftdruck weiter an Ausbreitung
gewonnen, und gleichzeitig rückt im Raume von Island eine neue
Störung heran. Entſprechend dem Lauf der Jſobaren beſteht wohl
eine Weſtwetterlage, jedoch hat der hohe Druck zu ruhigerem Wetter
geführt. Auf den Bergen herrſcht wieder Froſt, aber auch in der Nie=
derung
kam es bereits zum Auftreten lokaler leichter Nachtfröſte. Die
Beſtändigkeit der Wetterlage wird neuerdings wieder nur vorüber=
gehend
ſein, denn die Südſeite der abermaligen Störung dürfte ihre
Warmluft nach Deutſchland vorſchieben und dabei erneut veränder=
liches
, mildes und zeitweiſe regneriſches Wetter verurſachen.
Ausſichten für Donnerstag, den 2. Januar: Nach vielfach leichtem
Froſt wieder wärmer, Bewölkungszunahme und Neigung zu Nie=
derſchlägen
.
Ausſichten für Freitag, den 3. Januar: Veränderliches, wechſelnd wol=
kiges
Wetter; Temperaturen ſchwankend, jedoch über Null, ein=
zelne
Niederſchläge.

die Biinnger.
Nie ein Zelt auf dem Schiff, nie Schlaf in dem
Haus; hinter jeder Tür ſteht ein Feind,
Mit dem Schwert in der Hand ſchlaf auf dem blin=
kenden
Schild, und der Himmel ſei Obdach Dir.
Wenn der Krämer dir naht, magſt du ſchützen ſein
Schiff, wenn der Schwache den Schoß dir zollt;,
Du biſt König der See, er iſt Sklav des Ge=
winns
, und dein Stahl iſt ſo gut wie Gold.
Wikingslohn iſt Wund’; Wunde zieret den Mann,
wenn die Narben im Antlitz ſtehn;
Laß’ ſie bluten, Verband leg vor Abend nicht an,
willſt du einer der Unſeren ſein.
So waren die Wikinger, die alten nordiſchen Seehelden,
dieſe Normannen: Germanen! Die Mehrzahl der erhal=
tenen
Sagen lobt und beweiſt die große Geſchicklichkeit der nor=
diſchen
Völker in der Schiffahrt. Unter Wikingern verſteht man
die Seefahrt treibenden germaniſchen Völker Norwegens, Däne=
marks
und Schwedens. Die Norweger wandten ſich hauptſäch=
lich
gegen England, Frankreich und überhaupt nach dem Weſten,
die Dänen ſuchten ihre ſüdlichen Nachbarn heim, und die Schwe=
den
wandten ſich nach dem Oſten. Tatendrang und Luſt an
Abenteuern waren es, die die Wikinger dazu trieben, fremde
Länder aufzuſuchen, wo der Anblick der nordiſchen Recken ſchon
genügte, die Bevölkerung in Furcht und Schrecken zu ſetzen. Ihre
Heimat bot den Wikingern nicht genügend Gelegenheit, ihren
kriegeriſchen Sinn zu betätigen, denn die ſtammperwandten Nach=
barn
wollten ſie nicht behelligen. Ihr Bauernſtand genoß große
Freiheit; benachbarte Stämme ſchloſſen ſich zu einer Stammes=
gemeinſchaft
zuſammen. An der Spitze jeder Stammesgemein=
ſchaft
ſtand ein Häuptling oder auch ein König, an den große
Anforderungen geſtellt wurden; entſprach er dieſen Anforderun=
gen
nicht, dann wurde der Wikingerkönig abgeſetzt.
Einen Markſtein in der Geſchichte der Wikinger bildet die
Regierung des Königs Harald Harfager Harald mit dem
ſchönen Harr! Eine kraftvolle Perſönlichkeit war dieſer alt=
norwegiſche
König, der im neunten Jahrhundert n. Chr. im
ſüdlichen Norwegen regierte und der das ganze Land unter
ſeiner Herrſchaft zuſammenzuſchmieden begann. Er nahm den
Häuptlingen ihre Macht und ſchmälerte die Rechte der Bauern,
die ſich unter Anführung ihrer Häuptlinge mit Waffengewalt
dem Könige entgegenſtellten: König Harald Harfager blieb Sie=
ger
! Die Unterlegenheit der ihrer Freiheit Beraubten löſte die
berühmten und berüchtigten Wikingerfahrten aus. Seeräuber
wurden dieſe Wikinger auf ihren Drachenſchiffen genannt.
Könige der See nannten die Wikinger ſich ſelbſt.
In alten, vergilbten Berichten ſteht, daß das Auftreten der
Wikinger, einem Hexenkeſſel vergleichbar, überall Furcht und
Schrecken verbreitet hätte; die Diener der Kirche und die Ron=
nen
verzweifelten, wenn tage= und nächtelang die Feuerſäulen
gegen den Himmel emporſchlugen und der Tod von Haus zu
Haus ging, und viele glaubten, daß das Ende der Welt bevor=
ſtünde
. Und doch war dieſer Jahrhunderte währende Erobe=
rungszug
der Wikinger kein Kampf des Müßigganges oder des
Laſters, ſondern der Ausbruch innerer Kraft germaniſcher Nord=
länder
, ein Zeichen überſprühender Kraft der nordiſchen Raſſe.
Das Jahr 793 nach Chriſti Geburt war das Geburtsjahr der
norwegiſchen Wikingerfahrten; zum erſten Male ſuchten ſie da=
mals
die engliſche Küſte heim; in Irland entſtand bald darauf
ein norwegiſches Königtum, das ſich aber nur bis zum Jahre
870 n. Chr. hielt. Wenige Jahre nach ihrer Landung in Eng=
land
beſetzten die Wikinger die Färöer=, die Orkney= und die
Shetlandinſeln, und von dort aus entdeckten ſie Island, das
nun beſiedelt wurde. Das isländiſche Landnamabok ver=
zeichnet
alle altnorwegifchen Geſchlechter, die ſich auf Jsland
niederließen. Das älteſte Parlament der Welt, das Althing
in Island, kann auf tauſend Jahre ſeines Beſtehens zurück=
blicken
! Bewaffnet erſchienen die Althinamitglieder zu den im
Juni jeden Jahres etwa zwei Wochen ſtattfindenden Althing=
verhandlungen
, bei denen auch Recht geſprochen wurde, auf der
hiſtoriſchen Stätte, der Ebene bei Thingvellir im ſüdlichen
Island, und paßte die Gerichtsentſcheidung einem Verurteilten
nicht, dann griff er zum Schwert: das war Brauch im Freiſtaat
Island, der aber dem norwegiſchen Königtum untergeordnet
wurde. Im Jahre 1271 wurde Island mit Norwegen vereinigt,
das norwegiſche Geſetz wurde in Island eingeführt.
Die auf Island entſtandene Sagenliteratur, Geſchichtsſchrei=
bung
und Dichtkunſt beweiſen die hohe Kultur der Germanen
zur Wikingerzeit.
Während Island eine norwegiſche Kolonie blieb, konnten
die Wikinger auf Grönland, wo ſie ſich unter Erich dem Roten
im Jahre 983 anſiedelten, und an der Küſte Nordamerikas nicht
halten, ihre dortigen Beſitzungen gingen im 14. und 15. Jahr=
hundert
durch die Angriffe der Eskimos und der Indianer ver=
loren
.
Die Küſten Frankreichs ſuchten die Wikinger ſchon zu Karls
des Großen Zeiten heim. Mit ihren kleinen, flachen Fahrzeugen
ohne Verdeck drangen ſie in die Mündungen der Flüſſe ein und
konnten dieſe hinauf bis tief in das Innere des Landes dringen,
überall Dörfer und Städte plündernd, die Einwohner als Skla=
ven
mitſchleppend. Die inneren Zwiſtigkeiten im fränkiſchen
Reiche und namentlich die Schwachheit König Karls des Kahlen
erleichterten das Vordringen der Wikinger. Paris fiel im
9. Jahrhundert dreimal in die Hände der Wikinger; auch in die
Mündungen der Loire, der Garonne bis Toulouſe und in die
Rhonemündung drangen die Wikinger zur gleichen Zeit ein;
König Karl der Dicke erkaufte ihren Abzua mit großen Summen.
Auch an der Mags errichteten die Wikinger eine befeſtigte
Niederlaſſung, von der aus ſie Aachen, Köln, Trier, Metz und
ſogar Bingen, Mainz und Worms plünderten. Aber bei Löwen
an dem Flüßchen Dyle, unweit von Lüttich, erlitten die Nor=
mannen
im Jahre 891 n. Chr. vom Herzog Arnulf, Karlmanns
Sohn und Enkel Ludwigs des Deutſchen, mitten im heutigen
Belgien eine Niederlage, die wenigſtens Deutſchland vor ihren
ferneren Raubzügen bewahrte. Der Frankenkönig Karl der Ein=
fältige
wußte ſich aber vor den Einfällen des Normannenherzogs
Rollo bzw. Hrolf nur dadurch zu ſchützen, daß er ihm im Jahre
911 n. Chr. ſeine Tochter Giſela vermählte und ihm zugleich den
Nordweſten ſeines Reiches die Normandie abtrat. Gleich=
zeitig
trat Rollo zum Chriſtentum über und nannte ſich fortan
Robert. Von nun an bildeten die Normannen in der nach ihnen
benannten Normandie eine ſtarke Schutzwehr gegen alle feind=
lichen
Angriffe, ſie nahmen aber auch fränkiſche Sprache und
Sitten an.
Hatte das Frankreich ſich durch Ueberlaſſung der Normandie
der Angriffe der Normannen zu wehren gewußt, ſo hatte Eng=
land
länger unter ihren Einfällen zu leiden. König Alfred der
Große verſtand es, ſich gegen die Normannen zu behaupten, aber
in der Regierungszeit ſeines Ururenkels Ethelred, Edgars Sohn,
gewannen die däniſch=normanniſchen Großen die Oberhand; dies
führte dazu, daß der Dänenkönig Knut der Große als alleiniger
Herrſcher Englands anerkannt wurde, der nunmehr auf ſeinem
Haupte die engliſche, die däniſche und die worwegiſche Krone ver=
einigte
. Ging nach dem Ausſterben ſeines Geſchlechtes die Krone
Englands auch wieder in angelſächſiſche Hände über, ſo bedeutete
der Sieg des Herzogs Wilhelm von der Normandie auch
Wilhelm der Eroberer genannt in der weltgeſchichtlich ſo hoch
bedeutſamen Schlacht bei Haſtinas am 14. Oktober 1066 den Be=
ginn
der Beherrſchuna Englands durch normänniſche Könige,
die bis zum Jahre 1154 dauerte. Ebenſo wie in Frankreich
haben ſich auch in Enaland allmählich die Normannen wit der
Bevölkerung des Landes, die zum ſehr großen Teile aus Angel=
ſachſen
beſtand, verſchmolzen, ſo daß in England die germaniſche

Art zu einer ſehr reichen Entfaltung bam.
In die Mittelmeerländer waren die Wikinger auch ſchon im
neunten Jahrhundert nach Chr. vorgedrungen: Spaniens, Ita=
liens
, Griechenlands, Kleinaſiens und Nordafrikas Geſchichte
iſt mehrhundertjährig eng verflochten mit den Kämpfen der nor=
diſchen
Germanen. Es ſeien hier nur ihr Kampf gegen die Sara=
zenen
erwähnt und ihre Kämpfe, die ſie unter dem Normannen=
herzog
Robert Guiscard, dem ſechſten Sohne des normanniſchen
Ritters Tancred von Hauteville, auf Seiten des apoſtoliſchen
Stuhles in Rom gegen den deutſchen König, Kaiſer Heinrich IV.,
führten. Dies iſt auch ein beſonders trauriges Kapitel in der
Geſchichte des Germanentums, daß die Nordgerwanen, die Wi=
kinger
, in dem gigantiſchen Kampfe zwiſchen dem deutſchen König=
tum
bzw. Kaiſertum und der Kirche ſich auf die Seite Roms ge=
ſtellt
haben! Wurden von den Wikingern auch die Königreiche
Neapel und Sizilien gegründet, der warme, ſonnige Süden war
für die nordiſch=germaniſche Raſſe nicht geeignet: ſchon nach
wenigen Menſchenaltern war die Ausartung der Normannen voll=
endet
, ohne daß es ihnen gelungen war, in dieſe ſüdlichen Län=
der
eine höhere Geſittung zu bringen.
Von Schweden aus gingen die Wikingerzüge nach dem Oſten.
Die ſchwediſch=baltiſchen Normannen machten ſich die Finnen
und Slawem zinspflichtig. Letztere im Südoſten des Finniſchen
Meerbuſens dauernd in innere Kämpfe verwickelt ſtellten
ſich im neunten Jahrhundert nach Chr. freiwillig unter Wikinger=
Herrſchaft, indem ſie die drei Brüder Rurik, Sineus und Tru=
wor
Normannen zur Herſtellung in ihr Land riefen. Rurik
wurde nach dem Tode ſeiner Brüder alleiniger Herrſcher des
Rurikſchen oder Ruſſiſchen Reiches. Von Nowgorod, ſeinem Sitze,
aus unterjochte der Stamm Ruriks, ſchon früh zum griechiſchen
Chriſtentum bekehrt, die Nachbarſtaaten ſlawiſcher Nation und
zog, von nachrückenden Normannen verſtärkt, feindlich nach dem
Polänenſtaat Kiew, brach ſeine Macht, vereinte ihn mit dem
Rurikſchen Reiche und gelangte an das Schwarze Meer. Byzanz,
deſſen Kaiſer Normannen zu ihrer Leibwache wählten, verband
ſich auf friedlichem Wege wit dem Rurikſchen oder Ruſſiſchen
Reiche. Nun wandten ſich die Kämpfe des Rurikſchen Reiches
gegen die aſiatiſchen Völber: die Normannen drangen in Sibi=
rien
, Turkeſtan, Perſien und Inneraſien ein; dieſe Kämpfe wur=
den
ſtets ſiegreich geführt mit Hilfe neu herbeigezogener ſbandi=
naviſcher
alſo germaniſcher Manneskraft. Ueber 700 Jahre
hat die Dynaſtie Ruriks in Rußland geherrſcht; mit den Slawen
des europäiſchen Oſtens hatten die Normannen ſich aber ſchon
längſt verſchmolzen.
Jahrhunderte lang haben die Wikinger eine ausſchlag=
gebende
, beherrſchende Rolle in der damaligen Welt geſpielt:
Vom Baltiſchen Meere der Oſtſee aus hatten ſie auf ihren
kleinen Schiffen, auch Wellenroſſe genannt, ihren Siegeszug nach
Frankreich, England, Island, Grönland, Nordamerika, Spanien,
Italien, Griechenland, Nordafriha, Rußland und Aſien ange=
treten
; Klippen, Stürme und ſtarkrollender Wellenſchlag ſchreck=
ten
ſie nicht, denn für die Wikinger iſt es ſtets, wie es in Tag=
mers
Frithjofs=Sage heißt luſtig auf der wilden See‟. Das
Schiff iſt den Wikingern die zweite Heimat; Seefahrt und Eigen=
tum
verwirren ſich bei ihnen zu Vorſtellungen, wie ſie der eili=
ciſche
Freibeuter hatte: Seeraub wird ein Ehrengeſchäft! Un=
zweifelhaft
lag aber viel Heldenhaftes, viel Tapferkeit in dem
Blute dieſer Wikingernaturen; es wäre ganz abwegig, dieſes
ſittenreine Volk, bei dem die Frau hoch ſtand und der Herd der
Familie heibig war, als Seeräuber in heutiger Bedeutung anzu=
ſprechen
, denn Sitten und Gewohnheiten ändern ſich im Laufe
der Jahrhunderte und Jahrtauſende, und die Gerechtigkeit ver=
langt
es, Menſchen und Völker im Spiegel ihrer Zeit zu betrach=
ten
. Im Gegenſatz zu den Oſtgoten Theoderichs, die, nur auf
ihre kriegeriſche Ueberlegenheit angewieſen, wurzellos in Italien
blieben, gingen die Wikinger in den eroberten Nationen auf;
ſie wurden, von der jeweiligen Kultur, die ſie vorfanden, be=
zwungen
, ſo daß von ihnen längſt nichts mehr übrig geblieben
iſt als ein Beſtandteil ihres Germanenblutes, das ſie den zu=
nächſt
unterſporfenen Völkern, mit denen ſie ſich dann vermiſch=
ten
, einflößten. Gewaltige Mengen nordiſchen, germaniſchen
Blutes und damit eine germaniſche Rieſenkraft ſind durch
die Wikingerkriege leider verlorengegangen.
Das Baltiſche Meer die Oſtſee iſt der Ausgangspunkt
der Wikinger geweſen; denn ſie, dieſe Normannen urſprüng=
lich
Nordmannen genannt bewohnten Schweden, Norwegen
und Dänemark; die emporblühenden Städte mochten ihren an=
wachſendem
Handel aber nicht länger den Wikinger=Freibeutern
preisgeben: der deutſche Kaufmann, in der Deutſchen
Hanſa vereinigt, wurde beherrſchend auf der Oſtſee! Die
Deutſche Hanſa, bedeutend verſtärkt durch eine Menge von
hr neugegründeter Pflanzſtädte, unter denen Riga bald eine
hervorragende Rolle gewinnt, grub das Grob der Wikinger=
Herrſchaft dort, wo die Wiege der Wikingerkraft
ſtand, auf dem Baltiſchen Meere, der deutſchen Oſtſee!
Und wie die zur Wihingerzeit berühmte Normannenfeſte Joms=
burg
mit der einſtmals blühenden Stadt Vineta durch ein Erd=
beben
oder durch eine Sturmflut vernichtet und von den Wellen
der Oſtſee verſchlungen worden iſt, ſo iſt auch die einſt außer=
ordentliche
Machtentfaltung der Wikinger dieſer Germanen
ſchon ſo lange verſunken, daß ihre geſchichtliche Tatſache uns
ſagenhaft anmutet.
Ei.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Donnerstag, 2. Jan. 12.15: Schallplatten. O 15.15: Jugend=
ſtunde
. Das Land der 36000 Wünſche. o 16: Stuttgart: Kon=
zert
de: Funkorch. Mitw.: Hilde Volck (Geſang), A. Haagen
(Klavier). O 18.05: Preſſe und Rundfunk. Geſpräch. o 18.25:
Dr. Meißinger: Friedrich Liſzt. O 19.05: Franzöſiſch. 19.30:
Schallplatten. 20: Hugo=Kaun=Abend. Wachet auf Kantate
nach Worten der Heiligen Schrift. Der Steiger Der
Führer Lied des Glöckners. Ausf.: Gertrude Weinſchenck
(Alt) Sängerchor des Turnvereins Offenbach, Harmonie Mainz=
Koſtheim, Sängervereinigung Frankfurt=Nied. Damen des Caecilien=
und Rühl’ſchen Geſangvereins Frankfurt, Frauenchor Mainz=Koſtheim,
Kinderchor der Liebig=Oberrealſchule Frankfurt, Jugendchor der
Sängervereinigung Frankfurt a. M.=Nied. Funk=Sinfonie=Orcheſter.
O 21.30: Konzert eines Orcheſters arbeitsloſer Berufsmuſiker. Lincke;
Vater Rhein Marſch. Weber: Ouv. zu Oberon. Wald=
teufel
: Schlittſchuhläufer Walzer. Thomas: Fantaſie aus
Mignon Bach=Gounod: Ave Maria, Meditation. Zel=
ler
: Poupourri aus Der Vogelhändler. O 22.45: Unterhaltungs=
muſik
. Kapelle Bernd Buchbinder.
Königswuſterhauſen.

Volkstänze. O 10.35: Mitteil, des Verb. Preuß. Landgemeinder
O 14.30; Kinderſtunde. Dr. Senger: Im Autobus zur Eismeerküſte
0 15: Dr. Thea Diſpeker: Wie wir mit kleinen Kindern Muſi
machen. O 15 45: Dr. Margarete Jacobſohn: Wandlungen
der ſozialen Geſinnung der Frau. o 16: O. Kalk: Aus de
Praxis der Jugendbühne. o 16.30: Berlin: Konzert. o 17.30
Dr. oy. Günther: Ernſt Barlach. O 18: P. Köhler: Deutſch
Arbei: in Braſilien. o 18.30: Spaniſch für Fortgeſchr. O 18.55
Dr. Lomberg: Nutzen der Landarbeitsforſchung für den Lan
wirt. O 19.20: Dr. K. Eilers: Gefahren beim Umgang mi
Schußwaffen. O 20: Marek Weber ſpielt. Als Einlage: Gedicht
von Kar. Wilczynski. O Anſchl.: Zeit, Wetter. 22.30: Tanz=
Unterricht. O Danach: Tanzmuſik. Kapelle Otto Kermbach.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Pollitik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. 6. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wori. Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die beutige Nummer bat 8 Geiten,

[ ][  ][ ]

Nummer 2

Donnerstag, den 2. Januar 1930.

Seite 5

Die Bilanz des Jahres 1920.

Jnnere und äußere Enkwicklung der
deutſchen Leibesübungen im Jahre 1929
Von Bernhard Gnegel=Frankfurt a. Main.
Der Sport iſt im Leben der Völker zu einem bedeutſamen Faktor
geworden. Er gilt als wertvolles Bindemittel zwiſchen den Nationen,
Raſſen und Klaſſen, er nimmt aber auch einen weſentlichen Einfluß auf
das ſoziale Leben der Völker, auf die Volkswirtſchaft und auf die kul=
turelle
Entwicklung der Menſchheit. Seine Geltung in der Oeffent=
lichkeit
ſteht faſt in einer Linie mit den großen Fragen der Politik,
des Handels und der Wirtſchaft, der Sozial= und Kulturpolitik. Seit=
dem
der Sport dieſe Bedeutung erlangt hat und nicht nur mehr allein
eine harmloſe Spielerei iſt, ſeitdem muß er ſich auch der Kontrolle und
der Kritik unterwerfen, die man bei den treibenden Faktoren der
Menſchheit anſetzt. Darum iſt es auch gerechtfertigt, daß man ſich am
Schluſſe eines bürgerlichen Zeitabſchnittes in ernſter Weiſe und öffent=
lich
mit der Entwicklung der Leibesübungen beſchäftigt, darum iſt es
ſogar notwendig, daß man eine Bilanz zieht. Dieſe Bilanz darf ſich
allerdings nicht in der Erfaſſung von Zahlen und anderem ſtatiſtiſchen
Material erſchöpfen; weſentlicher iſt, daß der Rechenſchaftsbericht auf
die innere Entwicklung der deutſchen Leibesübungen eingeht.
Fortſchritt, Stillſtand, Rückgang .. . ?

Die Ziffern über die rein zahlenmäßige Entwicklung im Jahre
1929 liegen noch nicht vor. Man iſt zunächſt noch auf den Stand der
Mitgliederbewegung in einzelnen Sportgebieten angewieſen, kann aber
von dort aus ohne größeres Riſiko Schlüſſe auf die Allgemeinbewegung
ziehen.
Nach den olympiſchen Spielen 1928, die einen Höhepunkt in der
Anteilnahme an den Dingen des Sports brachten, rechneten Fachleute
mit Rückſchlägen. Von ihnen iſt der deutſche Sport erfreulicherweiſe
verſchont geblieben. Einzelne Verbände haben Mitglieder verloren,
dafür verzeichneten andere Tennis, Motorſport jeglicher Art, Kanu=
ſport
, Rugby und verſchiedene Winterſportverbände einen mehr
oder minder ſtarken Zuwachs. Die Verluſte ſind nur zu einem ge=
ringen
Teil. Abkehr aus innerer Ueberzeugung geweſen, in der
Hauptſache rekrutierten ſich die Abgewanderten aus jenen Kreiſen, denen
die Leibesübungen tatſächlich nur eine Erſcheinung der Mode oder
im Zuſammenhang mit der Mode eine Auch=Zweckmäßigkeit waren.
(Gemeint iſt der Trieb zur ſchlanken Linie, die ja angeblich nicht
mehr ein Geſetz der Mode ſein ſoll.) Auf dieſe Elemente und auf jene,
die von den Leibesübungen aus Gründen der ſportlichen Moral ſelbſt
ausgeſchloſſen wurden, hat man gerne verzichtet.
Die Millionen, die heute noch zu den Leibesübungen organiſiert
vder nicht ſtehen, ſind eine überzeugte und verläßliche Maſſe. Sie
ſtellen eine Macht dar, die imponierend für die Idee der modernen
körperlichen Erziehung ſpricht. Die Treue dieſer Millionen, die in
ſchwerſten Kriſenzeiten nicht zu erſchüttern war, liefert den Beweis
dafür, daß die Leibesübungen nicht nur eine vorübergehende Zeiter=
ſcheinung
ſind.
Mag ſein, daß ein Stillſtand in der rein zahlenmäßi=
gen
Entwicklung des deutſchen Sports eingetreten iſt. Aber die=
ſer
Stillſtand iſt kein Rückgang. Unter den Idealen der heranwachſen=
den
Generation nimmt der Sport eine dominierende Nolle ein. ( Nie=
mand
will, daß er das einzige Ideal der Jugend ſein ſoll.) Und von
dieſer Generation wird langſam aber ſicher eine neue Aufwärtsbe=
wegung
ausgehen.
Nachlafſen der Zuſchauermaſſen?

Die Leibesübungen ſollen eine Sache des Volkes und deshalb auch
keine koſtſpielige Angelegenheit ſein. Das ändert nichts an der Tar=
ſache
, daß ſelbſt die Verwaltung und Ausübung jener Sports, die nur
mit einem Mindeſtmaß an finanziellem Aufwand betrieben werden
können, viel Geld verſchlingen. Die erforderlichen Mittel ſind durch
Mitgliedsbeiträge und Beihilfen von Staat, Kommunen uſw. allein
nicht aufzubringen. Die Verbände und Vereine ſind zu einem großen
Teil immer noch auf die Einnahmen angewieſen, die bei
den öffentlichen Veranſtaltungen erzielt werden. Deshalb ſpielt natür=
lich
die Frage der Zuſchauermaſſen eine große Rolle.
Nun klagt man vielfach, daß im Jahre 1929 die Zuſchauermaſſen
nachgelaſſen hätten, und man fügt an dieſe Klage häufig die irrige Be=
hauptung
, das Intereſſe am Sport ſei zurückgegangen.
Dazu iſt zu ſagen: 1. In Zeiten wirtſchaftlicher Depreſſion und
allgemeiner Geldknappheit ſitzen natürlich auch für große Teile der Be=
völkerung
die Eintritts=Gelder nicht mehr ſehr loſe. Wenn man in
den lebensnotwendigſten Dingen ſchon äußerſt ſparſam ſein muß, dann
iſt man in anderen Dingen erſt recht zum Verzicht gezwungen.
2. vollzieht ſich ſtändig ein Wechſel im Intereſſe der Maſſen.
Hunderttauſende wandern innerhalb eines Jahres, von der einen
Sportart zur anderen und vielleicht auch wieder zurück. In einigen
deutſchen Städten, Hamburg beiſpielsweiſe, hatten 1929 die Naſen=
ſports
(Dreckbahnrennen) zu leiden. Es war hier wie in anderen Fäl=
len
ein Wechſel im Sportintereſſe, nicht aber ein Nachlaſſen der An=
teilnahme
an den ſportlichen Ereigniſſen überhaupt zu konſtatieren.
3. Die Höhe der Zuſchauermaſſen iſt bedingt von dem Spannungs=
reiz
, den die ſportlichen Kämpfe ausſtrahlen. In manchen Städten,
ſo in Frankfurt a. M., ließ 1929 der Zuſchauerſtrom zu den Fußball=
kämpfen
nach, weil der Verlauf der Meiſterſchaftskämpfe zu wenig
ſpannend war. Dafür verzeichneten wieder andere Städte (Beiſpiel
Dresden) neue Zuſchauer=Rekorde, weil dort die Kräftever=
hältniſſe
und der Ablauf der Meiſterſchaft größere Reize boten. Es
iſt natürlich verfehlt, von ſolchen rein örtlichen Erſcheinun=
gen
aus Rückſchlüſſe auf die Allgemeinheit zu ziehen.
(Die Einnahmen aus den ſportlichen Veranſtaltungen ſind, wie
geſagt, notwendig. Dennoch ſollte man da, wo es eben möglich iſt
(der Berufsſport ſchaltet hier aus) danach trachten, ſich von ihnen un=
abhängiger
zu machen. Wohlgemerkt, ich ſpreche nicht von einem Ver=
zicht
! Die Turner haben ſelbſt in den größeren Vereinen ge=
zeigt
, daß dieſe Unabhängigkeit bis zu einem gewiſſen Grade möglich
iſt. Allerdings iſt bei ihnen im Durchſchnitt der Geldbedarf auch nicht
ſo groß, wie in manchen Sports.
Das Rechnen mit den Zuſchauermaſſen und geldern birgt Ge=
fahren
für die Reinheit der ſportlichen Idee, für die
Sauberkeit der ſportlichen Kämpfe in ſich, es kann leicht zu einer
Ueberbetonung der ſenſationellen Note führen. Man unterſchätze
dieſes Kapitel nicht.
Im allgemeinen ſind trotz örtlicher Schwankungen für 1929 auch in
den Zuſchauermaſſen keine weſentlichen Verluſte zu verzeichnen. Und
wenn es anders wäre, dann brauchte das dennoch nicht gleichbedeutend
mit einem Rückgang der Leibesübungen zu ſein. Für den Stand der
Leibesübungen ſind die Zahlen der Aktiven maßgebend, und die haben
ſich 1929 nicht verſchlechtert. Im Gegenteil.
Ein Kriſenjahr auch im Sport.
Es iſt nur natürlich, daß ſich die ſchweren Erſchiitterungen, die das
beutſche Wirtſchaftsleben 1929 durchzumachen hatte, auch auf den Sport

übertrugen. Aber es zeugt auch für die innere Feſtigkeit und Geſund=
heit
der deutſchen Sportorganiſationen, daß die Kriſen beim Sport
in einem erträglichen Ausmaß bleiben.
Die allgemeine Geldknappheit machte bei vielen Verbänden eine
Einſchränkung der bislang bezogenen Beihilfen durch Staat, Kommu=
nen
und Private notwendig. In erſter Linie hatte darunter der
Pferdeſport zu leiden. Hier mußten beſonders in der Provinz manche
Renntage abgeblaſen werden. Mancher Rennverein und mancher Stall
geriet in ſtarke Bedrängnis. Zu den Sorgen des Pferdeſports zählte
auch die Tatſache, daß die Anteilnahme der Maſſen an den Turf=
ereigniſſen
unſtreitig nachgelaſſen hat. Stärker von der Kriſe der Zeit
wurde auch der Ruderſport erfaßt, ein Sport, deſſen Pflege viel Geld
verſchlingt und der allein, aus dieſem Grunde jedoch nicht nur aus
dieſem allein Erſchütterungen ausgeſetzt ſein mußte.
Man wird abwarten müſſen, wie ſich ſowohl beim Pferdeſport,
wie auch bei den Ruderern und in einigen wenigen anderen, ähnlich
betroffenen Sports die Sanierungsmaßnahmen auswirken,
die man erwogen und angeordnet hat. Man hat zum Glück auch hier
den Wert einer richtig verſtandenen Nationaliſierung erkannt und iſt
zu einer weitgehenden Zuſammenlegung der Kräfte geſchritten.
In den meiſten anderen Sportgebieten waren 1929 eigentlich nur
Teilkriſen feſtzuſtellen. Das heißt die große Maſſe der Verbände und
Vereine überſtand das Jahr wirtſchaftlich gut, die Schuldenlaſt der
Vereine hat ſich im Durchſchnitt nicht vergrößert, wie auch das vor=
handene
Kapital kaum kleiner geworden iſt.
Allerdings ſind durchweg auch die Ausgaben weſentlich einge=
ſchränkt
worden. Es wurden weniger Plätze, Hallen und Bäder neu=
gebaut
als in den Vorjahren. Die Zahl der großen und riſikoreichen
Veranſtaltungen ſchmolz etwas zuſammen, und auch in anderen Din=
gen
wurden Sparmaßnahmen ſpürbar.
Die wirtſchaftliche Lage unſeres Volkes wird ſich in abſehbarer Zeit
kaum weſentlich beſſern. Damit muß man auch bei den Leibesübungen
rechnen. Auch hier wird man in der nächſten Zukunft ſchärfer rechnen
müſſen. Allerdings bieten auch gerade die Leibesübungen noch manche
Möglichkeit zu größerer Sparſamkeit. Vereinfachung der Verwaltung,
ſtärkere Zentraliſierung, Zuſammenſchluß wirtſchaftlich ſchwacher Ver=
eine
, Zuſammenarbeiten gleichartiger Verbände (Turnen und Leicht=
athletik
, Boxer und Schwerathleten uſw.), das ſind alles Punkte, in
denen man den Ausgabenetat der Leibesübungen noch weſentlich ein=
ſchränken
kann.
Das Leiſtungsvermögen der Aktiven,

Gewiß, die Spitzen= und Rekordleiſtung iſt bei den Leibesübungen
nicht allein ſelismachend. Wichtiger iſt, daß ein möglichſt großer Teil
der Bevölkerung wirklich Leibesübungen treibt und daß die Maſſen
unter ſachverſtändiger Leitung und Schulung ſtehen. Dennoch hat aber
auch die Spitzenleiſtung ihren nicht zu unterſchätzenden Wert. Sie iſt
die Propaganda für den Sport, ſie zieht an und reizt zu einer ſtärkeren
aktiven Anteilnahme. Sie kann aber auch der Ausdruck für das Lei=
ſtungsvermögen
eines Volkes ſein. Darum freuen wir uns auch über
die internationalen Erfolge unſerer Sportsleute, weil dieſe Erfolge
Zeugnis für den ungebrochenen Lebenswillen und für die Leiſtungs=
fähigkeit
des deutſchen Volkes ablegen.
Die internationalen Länderkämpfe des Jahres haben dem deutſchen
Sport wieder eine Serie von ſchönſten Erfolgen gebracht. Im Fuß=
ball
gab es bei den Spielen unſerer Nationalmannſchaft vier ein=
drucksvolle
Siege über die Schweiz, über Schweden, Italien und Finn=
land
, ſowie ein Unentſchieden im Kampf mit Schottlands Berufs=
ſpielern
. Unſere Leichtathleten blieben ebenfalls ungeſchlagen,
ſie gewannen ihre Länderkämpfe gegen England, Frankreich, Japan
und die Schweiz. Dennoch ſind wir mit der Entwicklung des Lei=
ſtungsvermögens
ſowohl im Fußball wie auch in der Leichtathletik nicht
ganz zufrieden. Die Erfolge ſind hier wie dort in erſter Linie den
älteren Aktiven zu verdanken, während der Nachwuchs beſonders in
der Leichtathletik zwar an Quantität befriedigt, aber in der Qualität
noch zu wünſchen übrig läßt. Bei den Schwimmern kommt da=
gegen
der Nachwuchs und der Durchſchnitt ganz rapide nach vorn, und
es wird wahrſcheinlich nicht mehr allzu lange dauern, bis wir auch im
Schwimmen wieder eine Reihe von neuen Spitzenkönnern internatio=
nalen
Formats herausbringen. Die Schwimmer gewannen Länder=
kämpfe
gegen Schweden und die Schweiz glatt, gegen Frankreich und
England erzielten ſie unentſchiedene Ergebniſſe. Im Waſſerball ge=
lang
es unſeren Vertretern beim großen Länderturnier in Budapeſt
nicht, den Sieg von den Amſterdamer Olympiſchen Spielen zu wieder=
holen
. Unſere National=Sieben mußte auf die Gebrüder Rademacher
verzichten und kam hinter Ungarn und Schweden nur auf den dritten
Platz. Im Hockey zeigte ſich auch in dieſem Jahre Holland als
eefährlicher Nebenbuhler um die Vorherrſchaft auf dem Kontinent. In
Berlin gab es beim Länderkampf nur ein mageres 0:0. Die aufſtre=
benden
Dänen wurden dagegen in Hamburg 5:0 beſiegt. Immerhin
war im Hockey während der zweiten Jahreshälfte inſofern wieder ein
Aufſchwung in der Spielſtärke feſtzuſtellen, als es gelang, endlich ein=
mal
wieder einen durchſchlagskräftigen Sturm für die Nationalmann=
ſchaft
zuſammenzubringen. Das Rugby trug, nachdem verſchiedene
andere Pläne ſcheiterten, nur einen Länderkampf aus, und zwar gegen
Frankreich. Die Franzoſen ſießten auf heimiſchem Boden erwartungs=
gemäß
glatt 24:0. Ein genauer Maßſtab für die Entwicklung der
Spielſtärke im deutſchen Rucby fehlt. Wertvolles Neuland erwarb ſich
das Rugby in Weſtdeutſchland, wo dieſer ſchöne Sport im letzten Jahr
einen Länderkampf. Oeſterreich, das nach dem reichsdeutſchen Geburts=
land
dieſes Sportzweiges dem Handball die ſtärkſte Aufmerkſamkeit
ſchenkt, wurde in Wien nur knapp 8:7 beſiegt. Im Golf werden
langſam, aber ſicher Fortſchritte gemacht. Die Länderkämpfe gegen
Schweden und Holland gingen allerdings noch verloren, dagegen konnte
Ungarn in Frankfurt a. M. glatt 5:1 beſiegt werden. Ein prächtiger A. Stolpe, Berlin. 10. Sportflieger Müller, Frankfurt a. M. 28.
Ausdruck für den Aufſchwung der Spielſtärke im deutſchen Tennis
war der Erfolg in den Kämpfen um den Dabispokal. Nach Siegen Leichtathletin Maria Amthor, Schweinfurt.
über Spanien, Italien, Tſchechoſlowakei und England kam Deutſchland
bis in das Interzonenfinale gegen Amerika, ein Erfolg, der bislang
in der Nachkriegszeit auch nicht annähernd erreicht werden konnte. Auch
in den internationalen Turnieren und in einigen anderen Länder=
kämpfen
ſchnitten unſere Vertreter ausgezeichnet ab. Die Schwer=
athleten
, deren deutſche Organiſation der ſtärkſte Schwerathletik=
verband
der Welt iſt, behaupteten ihre internationale Spitzenſtellung.
Sie erreichten bei den Europameiſterſchaften der Amateurringer im
Geſamtklaſſement der Nationen den erſten Platz und beſiegten im ein=
zigen
Länderkampf des Jahres Dänemark überlegen mit 17:3 Punkten.
Auch im Eishockey, ſowie in den verſchiedenen anderen Win= Heinrich Bütſſing, Braunſchweig. 28. Segelflieger Seidel, Grungu.
terſportarten waren kleinere Fortſchritte zu verzeichnen. Er=
wähnung
verdienen zum Schluß noch unſere Amateurboxer, die 6. Flugkapitän Erich Rodſchinka, Berlin, 8. Sport= und Kunſt=
in
zahlreichen Länderkämpfen weiter unbeſiegt blieben. Frankreich, flieger Prinz Eugen zu Schaumburg=Lippe. 26. Jachtkonſtrukteur
Norwegen, Italien, Dänemark, Polen und Frland bezogen in den
Kämpfen gegen die deutſche Nationalvertretung Niederlagen.
Man ſieht, daß die internationalen Erfolge auf faſt allen Sport=
gebieten
eine deutliche Sprache von der Leiſtungsfähigkeit der deut=
ſchen
Leibesübungen reden. Trotzdem ſollen ſie uns nicht blenden,
Wir wollen nicht verkennen, daß man auch im Ausland beträchtliche 29. Tennisſpieler Hans Moldenhauer, Verlin.
Fortſchritte macht und daß bei uns ganz intenſiv an der Verbeſſerung
der Leiſtungen und an der ſachgemäßen Pflege des Nachwuchſes ge=

arbeitet werden muß, wenn wir unſere Poſition behaupten und darüber
hinaus noch verbeſſern wollen.
Schließlich ſei noch ein Wort den Turnern gewidmet, die zwar
in internationalen Kämpfen weniger hervortreten, bei denen aber ge=
wiß
nicht weniger gearbeitet wird. Die verſchiedenen Mannſchafts=
kämpfe
der Turner im Schwimmen und in der Leichtathletik haben
bewieſen, daß der Leiſtungsſtandard der Turner ſich weſentlich hebt.
Arbeit am inneren Ausbau.
Der hervorſtechendſte Fortſchritt der deutſchen Leibesübungen
wurde im Jahre 1929 nicht auf dem Gebiete der ſportlichen Leiſtung,
er wurde bei der Arbeit am inneren Ausbau erzielt. Man hat in faſt
allen Turn= und Sportverbänden nach den Olympiſchen Spielen 1928
energiſch und zielbewußt eine Arbeit in die Breite ange=
ſtrebt
und auf dieſem Wege auch bereits anerkennenswverte Erfolge
erzielt. Natürlich iſt der Erfolg einer Arbeit, die auf die ſtärkſte
Erfaſſung der Maſſen und auf die Hebung des Durchſchnitts zielt, nicht
ſo in die Augen ſpringend, wie die Steigerung der meßbaren Spitzeu=
leiſtung
, obwohl er auch dieſe befruchtet. Dieſe Arbeit wird im Stillen
geleiſtet und drängt ſich nur ſelten an die Oeffentlichkeit. Aber ſie iſt
notwendig und entſpricht auch der eigentlichen Idee der Leibesübungen
eher als die Nur=Züchtung von Spitzenkönnern. Wie die Arbeit
in die Breite ſo marſchierte auch der Gedanke der Eini=
gung
zwiſchen Turnen und Sport. Die beiden Parteien
ſind ſich bereits erheblich näher gekommen, ſie haben im vergangenen
Jahre ſchon manche erfreuliche Zuſammenarbeit geleiſtet, und wenn nicht
alles trügt, dann werden die letzten Widerſtände bald aus dem Wege
geräumt ſein. Damit wäre dann ein trübes Kapitel der deutſchen Lei=
besübungen
endlich zum einzig möglichen Abſchluß geführt. In
angenehmer Erinnerung wird das Jahr 1928 auch deshalb bleiben, weil
ſich während dieſes Zeitabſchnittes endlich mit dem notwendigen Nach=
druck
die Erkenntnis Bahn brach, daß mehr ſportliche Er=
ziehungsarbeit
geleiſtet werden muß. Der Sport war in eine
böſe Kriſis geraten, man mußte befürchten, daß die ſportliche Idee,
daß die Grundgedanken des Sportes vor die Hunde gehen würden.
Noch haben ſich die Zuſtände nicht weſentlich gebeſſert, noch iſt die Ge=
fahr
nicht gebannt. Aber es iſt doch weſentlich, daß man auf breiteſter
Front zu der Ueberzeugung von der Unhaltbarkeit des bisherigen Zu=
ſtandes
gekommen iſt und daß man tatſächlich den Willen zur Umkehr,
den Willen zu einer Wiedererweckung des ſportlichen
Geiſtes zeigt. Die Sportbehörden ſind gerade in den letzten Mo=
naten
mit ſchärfſtem Nachdruck, auch bereits mit ſichtlichem Erfolg gegen
die Auswüchſe im Sportbetrieb, gegen die Vorrohung der Sitten und
der ſportlichen Moral eingeſchritten. Die Energie der Verbände iſt
lobenswert und verdient die Unterſtützung aller gutwilligen Elemente.
Noch bleibt allerdings eine Fülle von Arbeit.
Noch gibt es an allen Ecken der deutſchen Leibesübungen Zuſtände,
die keineswegs erfreulich ſind. Unſere ſportliche Auffaſſung muß gründ=
lich
revidiert werden. Das iſt das Grundgeſetz und die erſte Forderung.
Hat man erſt einmal wieder gelernt, ſportlicher zu denken, dann wird
man auch eher zu einer wirklichen Löſung der Probleme kommen, die
noch in Maſſen geſtellt ſind.

Die Token des deutſchen Sports 1929.
Neben vielen Ereigniſſen und Erfolgen hat das zu Ende ge=
gangene
Sportjahr Deutſchland auch manchen herben Verluſt
ſeiner Könner auf faſt allen Gebieten gebracht. Namen wie
Ferdinand Schulz, Prof. Schmidt=Bonn, Blaſchke, Graf Hohenau,
L. G. Huber, Frhr. von Hünefeld, Meſſerſchmidt=Stuttgart, Chr.
Junggeburth, v. Wentzel=Moſau und Hans Moldenhauer, dem
kurz vor Jahresſchluß ein Automobilunfall zum Verhängnis
wurde, werden für immer mit der Geſchichte des deutſchen Sports
eng verknüpft ſein. Die nachfolgende Liſte verzeichnet nicht
weniger als 48 Namen, deren Inhaber teils bei der Ausübung
ihres Lieblingsſports ums Leben kamen, teils Krankheiten und
irgendwelchen anderen Unfällen zum Opfer fielen.
Januar. 5. Turniermeiſter Graf F. C. Hohenau, Berlin.
16. Alfred O’Swald, Hamburg, Vorſitzender des Norddeutſchen
Regatta=Vereins. 23. Dr. Bergmann, Dresden, ein mitteldeut=
ſcher
Hockeyführer.
Februgr. 5. Ozeanflieger, Frhr. v. Hünefeld, Berlin.
16. Prof. Schmidt, Bonn, ein Förderer der Leibesübungen.
23. L. G. Huber, Geſchäftsführer des Turnkreiſes Brandenburg.
24. Rennſtallbeſitzer Graf Henckel v. Donnersmarck, Raklo (O.=S.).
März. 6. Sportflieger Arendt, Kotzow. 24. Motorrad=
fahrer
Meſſerſchmidt, Stuttgart.
April. 3. Dr. Carl Benz, Ladenburg b. Mannheim.
16. Schrittmacher Chriſtian Junggeburth, Berlin. 18. Berufs=
boxer
Vongehr, Berlin. 19. Prinz Heinrich von Preußen, Auto=
mobilſportveteran
. 22. Leichtathlet Horn, Stettin. 28. Automobil=
rennfahrer
v. Wentzel=Moſau.
Mai. 5. Sportflieger Mejo, Wien. 6. G. P. Blaſchke, Kiel,
Vorſitzender des Norddeutſchen Sportverbandes. 12. Sportflieger
endlich feſten Fuß gefaßt hat. Auch im Handball gab es nur Abt, Büdesheim a. Nh. 12. Motorradfahrer E. Linſer, Innsbruck.
Juni. 8. Sportflieger Laubenthal, Smttgart. 12. Segel=
flieger
Nowack, Bonn. 16. Segelflieger Ferdinand Schulz, Stuhm
(Oſtpreußen). 29. Pilot Zinsmeier, Friedrichshafen.
Fuli. 7. Motorradfahrer Uecker, Partenkirchen. 9. Jockey
Auguſt. 5. Sportflieger Hoffmann, Berlin. 8. Fußball=
internationaler
Aſcherl, Fürth. 11. Motorradfahrer Springer,
Hamburg. 16. Sportflieger Reichert, Hamburg. 19. Motorrad=
fahrer
Harms, Hamburg. 24. Pilot Bauer, Elm.
September. 19. Sportflieger Dr. Liebig, Schneidemühl.
28. Berufsboxer Willy Wieprecht, Berlin. 28. Turnierreiter Hil=
leuberg
, Trakehnen.
Oktober. 17. Segelflieger Eyring, Stuttgart. 27. Dr.
November, 3. Jockeylehrling Trumpfheller, Strausberg.
Dr. Max Oertz, Hamburg.
Dezember, 4. Leichtathlet Riedel, Hannover. 10. M. Th.
Hahn, Hamburg, ein Führer im Segelſport. 19. Flugkapitän Al=
brecht
, Neuruppin. 19. Pilot Jogchim v. Schroeder, Wuſtrow.
Ehre ihrem Andenken!

[ ][  ][ ]

Seite 6

Nummer 2

Wünſche der 2. 5. B. zum Jahreswechſel.
Durch Sport zur geiſtig=kulturellen Lebensweiſe. Quell deutſcher
Volkskraft und Volksgeſundheit. Führerbildung iſt Dienſt am
Volke. Erziehung zum gemeinſchaftsfrohen Staatsbürger.
Wie jede Gemeinſchaft zur Jahreswende verſucht, Vergangenheit und
Zukunft mit dem eigenen Streben in Einklang zu bringen, ſo nimmt
auch die Deutſche Sportbehörde für Leichtathletik Anlaß, ihre Wünſche
und Gedanken um die Entwicklung der deutſchen Leichtathletik zum Aus= mal wieder von Böttner geführt, war außerordentlich gefährlich.
druck zu bringen.
Die Erfolge der Deutſchen Sportbehörde für
Veichtathletik und ihrer Verbände in der Leichtathletik, dem
Handball und den Sommerſpielen in den vergangenen Jahren ſind an=
erkannt
. Die Liſte der 30 Beſten bringt für jeden Laien ein an=
ſchauliches
Bild. Der Dreißigſte von heute iſt ebenſo gut wie der
Zehntbeſte einige Jahre vorher. Die Länderkämpfe dieſes Jahres
üibertrafen in ihrer Bewertung alles bisher Dageweſene. Auch im fern=
ſten
Oſten, in Japan und China, trugen unſere Leichtathleten den deut=
ſchen
Adler zum Siege. Alle maßgebenden Zeitungen der Welt haben
dieſen Erfolg gewürdigt
Trotzdem bleiben Wünſche offen. Zunächſt der eine große, daß Sport
und Leibesübungen als wirklich anerkanntes und notwendig empfundenes
Kulturmittel im deutſchen Volke Eingang finden. Die Erkenntnis der
Behörden und des deutſchen Volkes um die Weſenheit des Sportge=
dankens
iſt noch nicht vorhanden. Das Ineinanderfließen von
Sport und geiſtig kultureller Lebensweiſe läßt noch
auf ſich warten. Biologiſche Erkenntnis fehlt leider noch, und ſie iſt meugeſtellt. Da die Platzverhältniſſe in Mailand ſehr ſchlecht
mitentſcheidend für die geſunde Lebensgeſtaltung eines Volkes. Volks=
kraft
und Volksgeſundheit ſind die Ueberwinder tiefſter, politiſcher und
wirtſchaftlicher Zeiten. Leibesübung iſt Bürgerpflicht hat unſer
Neichspräſident geſagt, aber nicht als Zwang ſoll dies empfunden wer=
den
. Es muß Erkenntnis werden und freudig betätigte Pflicht, von der
ſich niemand ausſchließen ſollte.
Der Niedergang unſerer Volkskraft und Volksgefundheit, der Rück=
gang
der Arbeitsfähigkeit und Arbeitsluſt, der Rückgang des Willens
zur Arbeit, gleicht er nicht dem mangelnden Geſundheitswillen eines
Schwverkranken? Um nur ein Beiſpiel anzuführen: Wieviel unbeſorgter
konnten wir vor dem Kriege um die Geſundheit und Kraft unſeres
Volkes ſein. Die allgemeine Wehrpflicht war biologiſch, d. h.
lebenserhaltend eine Einrichtung von unerſetzlichem Wert.
Nach zweijähriger Dienſtpflicht, mit anderen Worten, nach zweijährigem ſtreut, aber das half nicht viel. Darunter litt das Kombi=
Training für Körper und Geiſt, kehrten die gedienten Soldaten in die
Heimat zurück, als ausgereifte, in ſich gefeſtigte, kerngeſunde Männer.
Es liegt auf der Hand, daß durch dieſe Männer, die Jahr für Jahr
ins Volk zurückkehrten, eine unbedingte Gewähr für einen hochwertigen
Nackwuchs gegeben war. Die Dienſtpflicht war vom biologiſchen Stand=
Volfsgeſundheit.
Dieſer Quell iſt verſiegt. In unermüdlicher Arbeit bemühen ſich
die deutſchen Sportverbände, die volksgeſundheitlichen Vorteile dieſer
vergangenen Einrichtung kulturell auszuwerten. Dieſen einen Gedanken
follten ſich alle Behörden und Gemeinden, alle Führer des Volkes immer
wieder vor das geiſtige Auge bringen, wenn von Sport die Rede iſt.
In dieſer Aufgabe ſollten ſie die deutſchen Sporwerbände mit allen
Mitteln unterſtützen. Die nach dem Kriege befohlene Verkleinerung un=
ſeres
Heeres von 200 000 auf 100 000 Mann mußte doch umfangreiche
Mittel freigemacht haben, die unter allen Umſtänden der körperlichen
Ertüchtigung der heranwachſenden Geſchlichter nutzbar gemacht werden
ſollten.
Gilt doch die Hauptarbeit der Deutſchen Sportbehörde für Leicht=
athletik
und ihrer Verbände in erſter Linie der Jugend und dem großen
Geer der körperlich Geſchwächten und gering Veranlagten. Dieſes große
Heer braucht Führer. Dieſe Führer müſſen erzogen werden. Jugend= teile gut, hervorragend der Torwart und die beiden Verteidiger.
leiter, Jugendführer und Uebungsleiter zu erziehen, iſt Dienſt am gan=
zen
Volke. Perſönlichkeitsbildung kommt in unſerer windender Gegner.
geiſtigen Erziehung zu kurz. Die Sportverbände und Ver=
eine
wollen ihre Mitglieder erziehen zu Menſchen mit ſtärkerem Willen
gegen die geſundheitsſchädlichen Genußgifte, mit freundigerem Bewußt=
ſein
der Perſönlichkeitsbildung, mit größerem Stolz auf einen gefunden,
ſtarken Körper. In dieſen Menſchen glauben die Sportverbände auch
einen gemeinſchaftsfrohen, ſelbſtbewußten Staatsbürger zu er= Mailand durch Tanſini, in der 53. Minute 3:1 durch Ruch.
ziehen, der im politiſch anders Geſinnten nicht den Feind, ſondern
den fairen Kämpfer für eigene Anſchauung erblickt.
Erfreulicherweiſe zeigen ſich bereits in den führenden geiſti=
gen
Kreiſen des deutſchen Volkes Anſätze, dem Sport und ſeinen
Ideen mehr Gerechtigkeit zu gewähren. Leider iſt die Zahl der Aerzte,
die die Werte des Sportes aus eigener Betätigung kennen, noch viel
zu gering. Statt ſtändiger Warnung vor Uebertreibungen im Sport,
die immer nur Einzelerſcheinungen bleiben werden, wäre dem Sport
mehr durch energiſche Maßnahmen der Aerzteſchaft gegen das Heer
der Alkohol= und Nikotin=Großkonſumenten gedient.
Helft dem deutſchen Sport und Ihr helft dem deutſchen Volk!
D=utſche Sportbehörde für Leichtathletik.
F. P. Lang, 1. Vorſitzender.
Zußball.
5. 5. 5. Frankfurk Dritker in der Gruppe Main!
FSV. Frankfurt Union Niederrad 4:3 (2:1).
der Beſiegte des erſten Entſcheidungsſpieles, FSV. Frankfurt
und die Niederrader Union im Frankfurter Stadion gegenüber. A=Klaſſe ſpielt, 1:2 ſchlagen. Auch ſonſt gab es noch zwei Siege
Mit 4:3 erfocht der FSV. einen ſehr knappen Sieg, den man auf
Grund der in der erſten Halbzeit gezeigten ſpieleriſchen Ueber=
legenheit
immerhin als verdient anertennen kann. Trotzdem war
es durchaus nicht ausgeſchloſſen geweſen, daß Niederrad einen
Gleichſtand des Spieles oder gar einen Sieg herausgeholt hätte.
Die Niederräder waren nämlich in der letzten halben Stunde
wie aufgezogen und bedrängten ununterbrochen das Bornheimer
Tor. Allein dreimal hatte die Hintermannſchaft des FSV. ein
unerhörtes Glück, um Torerfolge des Gegners verhindern zu
können. Die letzte Viertelſtunde des Treffens verlief unter gro=
ßer
Anteilnahme des Publikums ſehr dramatiſch. Das Treffen
wurde beiderſeits außerordentlich hart durchgeführt, wobei die
Niederräder am ueiſten aus der Rolle fielen. Eine umſtrittene
Perſönlichkeit war der Schiedsrichter Lorenz (Phönix Karls=
ruhe
). Herr Lorenz leitete den Kampf bis zur letzten halben
Stunde mit peinlicher Korrektheit, ließ aber dann einige Kleinig=
keiten
durchgehen, wodurch die Maſſe gegen ihn aufgebracht
wurde. Eine ſehr ſtrittige Angelegenheit war ein beim Stande
von 4:2 für FSV. angeblich erzieltes Niederräder Tor, wobei
der Bornheimer Torhüter angeblich mit dem Ball ins Tor fiel,
während der Schiedsrichter entſchied, daß der Ball noch nicht in
Netz geweſen war.
Der Spielverlauf.
In der 15. Minute legte der Niederräder Mittelläufer Wiſ=
ſenbach
den Bornheimer Münſtermann unfair, worauf ein Straf=
ſtoß
verhängt wurde, den Brück unhaltbar verwandelte. Im Aus Weiß V.f.R. am kommenden Sonntag nach Münſter. Der Platz=
ſchluß
an die erſte Eae des FSV. erzielte Schön durch Kopfſtoß
den zweiten Treffer. Niederrad erhöhte rann das Eckballverhält= titel. Die guten Beziehungen, welche die beiden Vereine ſchon
nis auf 2:1 zu ſeinen Gunſten, und in der 30. Minute fiel durch
eine Bombe des Linksaußen Lindner der erſte Gegentreffer. Bis gen, daß dem intereſſanten Spiel der Hauptfaktor, ein fairer
zur Halbzeit ereignete ſich nichts mehr.
Nach der Pauſe glich der FSV. zunächſt das Eckballverhält=
nis
wieder aus, und in der 10. Minute wurde eine Prachtlombi=
nation
zwiſchen Böttner und Münſtermann durch einen pracht=
vollen
Torſchuß des letzteren abgeſchloſſen. Drei Minuten ſpäter
ſchoß Knöpfle einen Strafſtoß aus weiter Entfernung; Münſter=
mann
fiel mit einigen Niederrädern zuſammen in das Tor. 4:1
für FSV. Union Niederrad kam nun mächtig in Fahrt. Sie
glich zunächſt das Eckballverhältnis wieder aus, und im Anſchluß
an ein großes Gedränge ſiel in der 20. Minute der zweite Gegen=
treffer
. Der Bornheimer Torhüter hatte den Ball in der Hand
und ſchlug ihn dann ſelbſt ins Tor. Die Hintermannſchaft hatte
dann bange Minuten zu überſtehen. Dreimal verfehlte der un=
ſichere
Torhüter den Ball, und dreimal konnte ein Verteidiger
mit viel Glück auf der Linie halten. Dann ereignete ſich der er=
wähnte
Zwiſchenfall, der zur Folge hatte, daß das Spiel mit
einer unerhörten Schärfe durchgeführt wurde. In der 40. Mi=
nute
lief Vollmerg aus dem Tor, und Roſenberger ſandte zum
dritten Treffer für Niederrad ein. Die letzten fünf Minuten

Donnerstag, den 2. Januar 1930
zeigten ein hartes und erbittertes Ningen, bei dem der Schieds=
richter
aus Verwarnungen, beſonders gegen Niederräder Spie=
ler
, nicht mehr heraus kam. Der Ausgleich lag in der Luft, je=
doch
trennte der Schlußpfiff die Parteien, und mit einem knappen
Sieg konnte ſich ſo FSV. für die Teilnahme an der Troſtrunde
qualifizieren, während Union Niederrad ausgeſchaltet wurde.
Kritiſch betrachtet zeigte FSV. im ganzen eine weſentlich
beſſere Leiſtung als am Sonntag gegen Rot=Weiß. Auffallend
ſchwach dagegen war diesmal ſein Torhüter. Der Sturm, dies=
Union Niederrad war bis zur letzten halben Stunde dem
alten Meiſter völlig unterlegem und war auch im Einzelkönnen
weſentlich ſchwächer. Die Drangperiode der letzten halben
Stunde reſultiert mehr aus ſpieleriſchem Eifer und Ehrgeiz als
fußballeriſchem Können.
Mailand ſchlägt Berlin 4:2 (3:1).
Nach ſtraraziöſer, 14ſtündiger Reiſe war die Berliner Fuß=
ballexpedition
am Montag abend in Mailand eingetroffen.
Einige hundert Deutſche erwarteten ihre Landsleute am Bahn=
hof
. Mailand hat am letzten Sonntag ein Auswahlſpiel ver=
anſtaltet
, und nach den Erfahrungen dieſes Spieles aus den
Vereinen FC. Milan und Ambroſiana ſeine Mannſchaft zuſam=
ſind
, hat man ſich die größte Mühe gegeben, den Platz des
FC. Milan in einen möglichſt guten Zuſtand zu ſetzen. Am
Dienstag abend waren die Berliner vom Bürgermeiſter ins
Mailänder Rathaus eingeladen worden.
Die Ausſichten für ein gutes Abſchneiden waren, für die
Berliner nicht gerade ſehr günſtig. Zu allem Ueberfluß mußte
ohne Schulz, der krankheitshalber nicht mitmachen konnte, ge=
ſpielt
werden, ſo daß das Stimmungsthermometer auf. Null
ſank. Aber es kam ganz anders. Als die Mannſchaft vor 20000
Zuſchauern das Stadion betrat, erwies ſich zunächſt einmal der
Boden als ſehr ſchlecht. Man hatte ihn mit Sägeſpänen be=
nationsſpiel
des Berliner Sturmes ſehr. Dennoch ſpielte die
Mannſchaft recht anſprechend, vor allen Dingen kämpfte der
Hertha=Mann Müller durch wahre Kunſtſtückchen, außerdem
arbeitete er für zwei Mann. Die Läuferreihe war auch in Form
punkt der unverſiegbare Quell deutſcher Volkskraft und und zeigte manche Lichtblicke. Die Italiener waren beſonders
im Sturm in Hochform, und die Verteidigung ſtand nicht nach.
Gleich nach der Pauſe brachte Kirſey durch einen Kopfball den
Stand auf 3:2; ein Abſeitstor Berlins wurde nicht gewertet; vor
der Pauſe wurde wegen Abſeits gleichfalls ein Tor nicht gegeben.
Der ſonſt gute Schiedsrichter Mercet=Schweiz machte hier einen
Fehler. Diesmal konnte die Berliner Mannſchaft viel beſſer
gefallen als in München, und hätte ihr das Glück zur Seite ge=
ſtanden
, ſo hätte das Reſultat beſſer ausſehen müſſen. Ein Un=
entſchieden
wäre dem Spielverlauf nach gerechter geweſen und
wäre auch beſtimmt eingetreten, wenn die Berliner Läuferreihe
beſſer geſpielt hätte. Auch der Sturm verpaßte viele Gelegenheiten
durch zu viel Kombination.
Bei Mailand waren außer der Läuferreihe alle Mannſchafts=
In der zweiten Spielhälfte war der Nebel ein ſchwer zu über=
Wie die Tore fielen.
12. Minute 1:0 für Mailand durch Tanſini, in der 17. Mi=
nute
2:0 für Mailand durch Meazza, in der 38. Minute 3:0 für
Pauſe. In der 23. Minute 3:2 durch Kirſey. In der 29. Minute
4:2 für Mailand durch Blaſevich.
Süddeutſche Rundſchau.
F. S.V. Frankfurt Dritter in der Gruppe Main.
Jetzt hat ſich der FSV. doch noch die Teilnahmeberechtigung
an der Troſtrunde Nordweſt erkämpft. In einem harten Ringen
gewannen die Bornheimer verdient mit 4:3 gegen Union Nieder=
rad
, allerdings war der Sieg, als Niederrad in der letzten halben
Stunde zu weſentlich beſſerer Form auflief und den 4:1= Vor=
ſprung
bis auf 4:3 aufholte, gefährdet. Somit ſtehen jetzt ſämt=
liche
Teilnehmer an den Süddeutſchen Endſpielen feſt.
Sonſt herrſchte an Neujahr faſt vollkommene Fußballruhe.
Nur der VfR! Mannheim beſtritt ein Privatſpiel gegen den
1. FC. Pforzheim und konnte nach beſſeren Leiſtungen vor alleni
ſeiner Läuferreihe einen ſicheren 4:1=Sieg herausholen.
Die Spiele um den Frankfurter Fußballpokal brachten auch
Bei kalter Witterung, vor knapp 6000 Zuſchauern ſtanden ſich diesmal wieder einige überraſchende Ergebniſſe. So ließ ſich die
Pokalelf von Rot=Weiß von dem Poſtſportverein, der in der
von Vertretern der A=Klaſſe über Kreisliga=Vereine. So gewann
Hauſen gegen Heddersheim nach Verlängerung 3:2, und der
Ballſpielclub 1919 gegen den VfB. Riederwald überraſchend hoch
mit 6:1.
Zußhall in Weſtdeutſchland.
Köln=Sülz 07 Viktoria Rheydt (Meiſterſchaftsſpiel am
31. Dezember) . . ."
1.
Turu Düſſeldorf VfL. Benrath (Privatſpiel)
4:2
Elberfeld=Barmen FC. Grenchen (Schweiz).
0:3
Schwarz=Weiß Eſſen Red Star Paris".
2:0
Werne Schalke 04 .
16
Kaſſel 03 Schalke 96 . ..
3:3
Rheydter Sp.V. FV. Roermond (Holland) . . . . 3:2
Berliner Fußball.

Tasmania Viktoria
. 2:1
Neukölln Wedding
3:3
Sporkverein Münſter Rok=Weiß, P.ſ.R.
Zum erſten Verbandsſpiel im neuen Jahre begibt ſich Rot=
verein
iſt heuer einer der ernſteſten Anwärter auf den Meiſter=
ſeit
etlichen Jahren verbindet, werden auf alle Fälle dafür ſor=
Kampfſtil erhalten bleibt. Vor dem Ligaſpiel treffen ſich die
Erſatzmannſchaften.
5. 5. V. Groß=Zimmern P.f.2. Michelſtadt 1:0 (0:0).
Bei ſtürmiſchem, regneriſchen Wetter ſtanden ſich obige Mann=
ſchaften
am vergangenen Sonntag zum Verbandsſpiel in Groß=
Zimmern gegenüber. Bei den Gäſten war der Torwächter über=
ragend
, desgleichen überzeugten auch die beiden Verteidiger. Im
ganzen genommen ſpielten diesmal die ſympathiſchen Oden=
wälder
nicht ſo gut wie im Vorſpiel. Bei den Einheimiſchen
gefiel beſonders der linke Verteidiger, der als beſter Mann der 22
anzuſprechen war. Auch der linke Läufer lieferte wieder ein großes
Spiel. Alles andere kam über mäßigen Durchſchnitt nicht hinaus.
Im allgemeinen fehlt der Mannſchaft in der Hauptſache noch der
ſyſtematiſche Aufbau, der allein dauernde Erfolge gewährleiſtet.
Der Schiedsrichter, ein Herr aus Mainz, leitete jederzeit
korrekt und einwandfrei.
Zweite Mannſchaften 1:0 für Groß=Zimmern.

Wenn Spieler gezogen werden ..."
Ein Urteil des Süddeutſchen Fußballverbandes.
Das Süddeutſche Verbandsgericht veröffentlicht in ſeinen
amtlichen Bekanntmachungen folgendes, nicht unintereſſantes Ur=
teil
: Der F.C. Alemannia, Worms, wird gemäß § 66 DIIa
und 8 72 D.F.B.=Satz. in Verbindung mit 8 12 Str. B. des S.F.
und L.V. mit einer Geldſtrafe von 500 RM. belegt. Der Spieler
Georg Huber von F.C. Alemannia, Worms, wird gemäß § 72
D.F. B.=Satz. in Verbindung mit 8 66 D IIb auf 6 Monate dis=
qualifiziert
. Der Spieler Willy Datz, V.f.R. Fürth, wird gemäß
8 72 D. F. B.=Satz. in Verbindung mit 8 66 1 IIb auf drei Mo=
nate
disqualifiziert. Aus den Gründen: Es handelt ſich hier um
einen Fall der Spielerziehung. Fälle dieſer Art ſind dem V. G.
bisher nur in ganz geringer Zahl zur Behandlung zugeleitet
worden. Ohne hieraus Schlüſſe zu ziehen, ſah das V.G. aus
dieſer Erwägung von einer Disqualifikation auch des Vereins
für dieſen Fall noch ab.
Handball.
Polizeiſporkverein - Sporkverein 98.
Der Polizeiſportverein ſchreibt uns dazu:
Die Begegnung obiger Handballmannſchaften am kommenden
Sonntag auf dem Polizeiſportplatz löſt bei allen Sportanhängern
unſerer Stadt und weit darüber hinaus das allergrößte Intereſſe
aus. Ueberall hört man die Frage ſtellen: Wer wird Sieger?
Sollte es wirklich der Polizei gelingen, dem bisher ungeſchlage=
nen
Sp. V. 98 die erſte Niederlage zu bereiten? Bei der gleichen
Spielweiſe und Stärke iſt eine Vorausſage ſchwer. Wir wollen
die Frage des Siegers offen laſſen. Den Ausſchlag wird wie im
Vorſpiel die Nervenſtärke geben. Bei der Polizei war die Ner=
voſität
einzelner Spieler im Vorſpiel für die Niederlage im
Stadion maßgebend. Letzten Endes ſiegen ja bei allen Meiſter=
ſchaftskämpfen
die Mannſchaften, die die ſtärkſten Nerven haben.
Aus dem Vorſpiel wird auch die Leitung des Polizeiſporwereins
die Lehre gezogen haben, daß ſie nicht kurz vor ſo einem ent=
ſcheidenden
Spiel nochmal eine Mannſchaftsumſtellung vor=
nimmt
. Ein ſolches Experiment iſt immer gewagt. Die Mann=
ſchaft
ſteht hoffentlich ſo, wie ſie ſich in den letzten Kämpfen be=
währt
hat. Daß es am Sonntag zu einem raſſigen Spiel kommt,
bei dem man Spitzenleiſtungen und vollendeten Handball zu
ſehen bekommt, iſt wohl außer Frage. Hoffentlich ſteht dem
Spiel ein Leiter vor, der in allen Lagen dem Spiel gewachſen
iſt. Dem Publikum, das ſich den ſportlichen Genuß nicht ent=
gehen
laſſen will und als objektiver Zuſchauer von keinem Ver=
einsfanatismus
getrübt, zu dem Spiele kommt, wird die Gewähr
geboten, ſich in Ruhe das Spiel anzuſehen. Zwiſchen den Vor=
ſtänden
beider Vereine iſt ſchon ſeit langer Zeit die Verein=
barung
getroffen worden, wonach zu dieſem Spiel die Platz=
ordner
von beiden Vereinen paritätiſch geſtellt werden und die
ſtrengſte Weiſung erhalten, jeden Störenfried vom Platz zu ver=
weiſen
. Auf die Veröffentlichung des S.F. u. L.A.=Verbandes,
daß bei Vorkommniſſen der Verein die Folgen tragen muß, von
deſſen Mitgliedern die unliebſamen Vorkomnmniſſe heraufbe=
ſchworen
werden, ſei nur nebenbei hingewieſen. Es ſind ſomit
alle Maßnahmen getroffen, um dem Spiele mit Ruhe beizu=
wohnen
. Von der Leitung ergeht an alle Beſucher die dringende
Bitte, doch ſachlich zu bleiben, nicht nur die Spieler zu achten,
ſondern auch die größte Platzdiſziplin zu wahren und immer als
Sportauhänger an das Ideal zu denken, dem er als ſolcher
huldigt und zu bedenken, daß er nicht nur als Darmſtädter, ſon=
dern
als Deutſcher ſich auf einem deutſchen Sportplatz befinet
unter ſeinen Volksgenoſſen. Der Beginn des ereignisreichen
Spieles iſt auf 2,30 Uhr feſtgeſetzt.
Handball in der Deutſchen Turnerſchaft.
Odenwaldgau.
Die zwei letzten Spieltage brachten folgende Ergebniſſe:
Erbach 1. Tv. Niederrad 1.
1:1
Erbach 2. Momart 1.
1:0
Erbach Jugend Momart 2. .
2:2
Habitzheim Jugend Langſtadt 2. ..
2:3

Die Tabelle der A= und B=Klaſſe nach
A=Klaſſe: Schluß der Rückrunde: Sp. gew. un. verl. Tore P. Erbach 2. 10 35:12 19:1 Kürch=Brombach 1. 10 22:13 13:7 Lützel=Wiebelsbach 1. 10 23:15 13:7 Höchſt 1. 10 21:16 9:11 Hergershauſen 1. 10 2 2. 6 14:26 6:14 Wald=Amorbach . 10
B=Nord: 10 3:36 0:20 Groß=Bieberau 1. 8 27:29. 10:6 Sickenhofen 1... . 8 3 29:19 9:7 Richen 1.
.. 2 24:24 8:8 Klein=Umſtadt 1. .. . 8 22:21 7:9 Langſtadt 1. 8
B=Süd: 14:23 6:10. Momart 1. 10 10 52114 20:0 König 2. 10 6 37:24 12:8 Steinbuch 1. 10 49:29 11:9 Zell 1. 10 29:21 10:10 Mümling=Grumbach 1. . 10 26:34 7:13 Hainſtadt
. 10 10 4:75 0:20 Mit Spannung ſah der ganze Gau dem Spiel Erbach 1. Niederrad 1. entgegen, weil zwei Gegner verſchiedener Kreis=

gruppen ihre Kräfte maßen. Die ſchon verſchiedenemal als ſpiel=
ſchwach
bezeichnete Oſtgruppe bot der ſpielſtarken Maingruppe
mit Erfolg die Spitze. Erbach findet ſich auf dem etwas ſchlüpf=
rigen
Platz zuerſt und geſtaltet das Spiel vollkommen ausge=
glichen
. Beim Wechſel führt es 1:0. In der Halbzeit ſpielen die
Gäſte eine leichte Ueberlegenheit heraus und können aufholen.
Verſchiedene ſichere Bälle hält der vorzügliche Torwart Erbachs.
Der Erfolg der Erbacher Elf iſt um ſo höher anzuſchlagen, weil
es ſelbſt in der Oſtgruppe nur einen Mittelplatz einnimmt, wäh=
rend
Niederrad in der Maingruppe bei den Führenden iſt.
Momart 1 legt erneut den Beweis ab, daß es zu ſpielen ver=
ſteht
. Mit knapper Not holt ſich Erbach 2. den Sieg. Die Boden=
verhältniſſe
waren allerdings ungünſtig und beeinträchtigten ein,
volles Entfalten der Kräfte. Habitzheim Jgd. Langſtadt 2.
liefern ſich ein ausgeglichenes Treffen, aus dem Langſtadt als
glücklicher Sieger hervorgeht.

Neue Frauenrekorde im Schwimmen. Die franzöſiſche Frei=
ſtilmeiſterin
Frl. Salgado, die erſt vor wenigen Tagen ihren
eigenen 200=Meter=Rekord verbeſſerte, konnte am Wochenende bei
einer Veranſtaltung in Paris den von Frl. M. Braun=Holland
am 23. Auguſt 1929 aufgeſtellten 500=Meter=Rekord von 7.51,6
auf 7.41 Minuten drücken. Die von ihr ſelbſt gehaltene franzö=
ſiſche
Beſtleiſtung betrug bisher 7.53,6 Minuten.
In New York ſtellte Eleanor Holm im 100=Meter= Rücken=
ſchwimmen
mit 1.22,6 einen neuen Rekord auf und unterbot da=
mit
die bisherige amerikaniſche Beſtzeit von Liſa Lindſtröm um
genau eine Sekunde.
Hans Balk verzieht nach München. Der deutſche Meiſter
Hans Balk wird Anfang Februar ſeine Heimatſtadt Gelſenkirchen
verlaſſen und vorausſichtlich nach München überſiedeln. Welchem
Verein ſich Balk anſchließen wird, ſteht noch nicht feſt. Gelſen=
lirchen
09 verliert mit Balk ſeine Hauptſtütze, beſonders in der
3 mal 200 Meter Staffel, in der ein geeigneter Erſatz für Balk
nicht zur Verfügung ſteht.

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Nummer 2

Donnerstag, den 2. Januar 1930.

Seite 7

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WoLFcANG MARKER

Urbeber=Rechtsſchutz durch Verlag Oskar Meiſter. Werdau i. Sa.
86
Nachdruck verboten
Nach der Sitzung unterhielt ſich Mr. Woodland mit dem
Bürgermeiſter Mr. Caſtmann.
Sie kamen auf den Zwiſchenruf, der Towler gewiſſermaßen
Vorwürfe gemacht hatte, zu ſprechen.
Der Gouverneur machte keinen Hehl daraus, daß Towler
tatſächlich George ſchlecht unterſtützt habe. Mr. Caſtmann gab
es zu.
Schade, ſchade um George! ſagte Mr. Woodland. Er
hatte den Weg gefunden, dieſer tauſendköpfigen Hydra den
Kopf abzuſchlagen. Und ihn mußte die Kugel treffen! Ein
Glück, daß wir Halewys haben! Vielleicht iſt es das beſte, wenn
wir uns mit ihm einmal unterhalten."
So fuhren Sie nach dem Polizeipräſidium.
Sie trafen Halewys.
Nach einer kurzen Einleitung ergriff der Oberinſpektor das
Wort und ſagte: Meine Herren! Die Situation iſt gottlob
geklärter. Wir wiſſen jetzt von der Exiſtenz des Hauptes der
Chicagoer Verbrecherwelt, von Silver. Und ich hoffe, ihn bald
zu faſſen. Ich weiß, wo er weilt. Ich glaube, es wird weniger
mehr als eine Woche vergehen, und Robert Georges Aufgabe iſt
gelöſt. Chicago hat Ruhe. Ich glaube es beſtimmt.
Sie beſtürmten ihn um Einzelheiten, aber Halewys ſchwieg.
Die Tage vergingen in fieberhafter Spannung.
Der Boxkampf war herangerückt.
Er war ausverkauft.
Immer aber war noch keine Nachricht eingelaufen, daß Heli=
ane
zurück ſei.
George wurde unruhig.
Endlich kam der Telephonanruf: Heliane iſt da.
Und gleich darauf meldete ein anderer Anruf, daß Oskot mit
Heliane geſprochen habe und um die zweite Stunde bei ihr
vorſprechen werde.
Nun biß Robert George die Zähne zuſammen und machte
ſich fertig.
Es koſtete Robert George unſägliche Mühe, in Mac Millans
Palais einzudringen. Erſt gegen Mittag war es ihm möglich,
und um ein Uhr war er im Schlafzimmer Helianes verſteckt.
Er hoffte, daß die Unterredung zwiſchen Oskot und Heliane
im Boudoir vor dem Schlafzimmer ſtattfinden werde
Er hörte am Rauſchen der Kleider und an anderen Ge=
räuſchen
, daß Heliane im Boudoir anweſend war
Endlich kam ein Diener und meldete: Mr. Oskot!
George kroch aus ſeinem Verſteck und ſtellte ſich, während
ſein Herz wie wahnſinnig ſchlug, hinter die ſchwere Portiere.
Er konnte alles hören und den ganzen Raum überſehen.
Oskot trat ein, elegant, ruhig und ſicher wie immer. Aber
der erfahrene Kriminaliſt ſah doch eine gewiſſe Unruhe in ſeinem
Weſen.

Dankſagung.
Für die wohltuenden Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange unſeres lieben
Entſchlafenen ſagen innigſien Dank
Margarethe Lutz, geb Weber.
Heinrich Lutz.
Darmſtadt, den 31. Dezember 1929.

Am 6. Januar 1930

begeht
Fräulein

ihr
fünfzigjähriges Jubiläum
als Leikerin des Kindergarkens
im Fröbel=Inſtikuk zu Darmſtadt.
Wer von denen, welche das treue, liebevolle
Walten der Jubilarin in dem Zaubergarten der
Kindheit genoſſen haben, wird ſich nicht gerne
der Freudenzeit erinnern, wo
Treues Lieben, trautes Warten
Ließen in der Kindheit Garten
Junge Bäumchen voll erblühen;
Die dann in des Lebens Schwere
Früchte trugen, ſich zur Ehre
Und zur Ehre aller Mühen.
Und wer möcht nicht gern gedenken
An das heit’re, ſtille Lenken,
Das da brachte Hochgewinn.
Wurd’ gerecht dem Schaffenstriebe,
Der erzeugte Arbeitsliebe.
Förderte den deutſchen Sinn.
Auch der Phantaſie der Lieben
War manch’ Stündchen noch geblieben,
Aufzublühen in Spiel und Scherz:
In des Märchens Wunderleben,
Wo die Englein niederſchweben,
Zu erfreuen das Kinderherz.
Solche erſte Kindesblüte
Wurzelt feſt in dem Gemüte
Und bekundet treuen Sinn.
Hilft ſo manche Erdenplagen
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Und ſo ziehen die Gedanken
Schwebend auf Erinn’rungsranken
Zu der Jubilarin hin.
Wünſchen ihr, daß Glück und Ehre
Jederzeit für ſie ſich mehre,
Preiſen ihren treuen Sinn.
(392

Heliane ſaß, ſchön wie immer, aber ſtarr und totenbleich,
im Seſſel und ließ den Gruß Oskots unbeantwortet.
Was wünſchen Sie, Mr. Oskot? fragte ſie mit ver=
ſchleierter
Stimme.
Ich möchte Chicago verlaſſen, Mrs. Millans. Und es fehlt
mir noch etwas Kleingeld, um mich anderswo zu equipieren.
Was verlangen Sie?
Hunderfünfzigtauſend Dollars.
Heiſer lachte das junge Weib und haßvoll glühten ihre
Augen.
Kleingeld, Mr. Oskot! Ich wäre froh, wenn ich ſelber
dieſe Summe zur Verfügung hätte.
Sie werden ſich das Geld mühelos verſchaffen können,
Mrs. Millans. Ihr Geliebter kämpft ja heute um eine Börſe
von dreimalhunderttauſend Dollars.
Heliane ſprang auf und trat mit geballten Fäuſten dicht vor
den Mann.
Sie glich einer Furie, als ſie ſprach: Hüten Sie ſich, Oskot,
oder . . . bei Gott . . . ich erwürge Sie mit meinen ſchwachen
Händen."
Oskot lachte hohnvoll autf.
Mrs. Millans, ich habe allen Reſpekt vor Ihren Händen.
Soviel ich weiß, iſt Mac Millans auch erdroſſelt worden.
Helianes Bruſt ging ſchwer.
Ich habe meinen Gatten nicht getötet. Das weiß Gott!
Oskot zuckte die Achſeln.
Darüber will ich mit Ihnen nicht ſtreiten. Mrs. Millans.
Ich weiß nur, daß am Tage, da Ihr Gatte ermordet wurde
Mr. Prakſy bei Ihnen weilte. Sie wiſſen es doch. Sie wiſſen
es noch. Sie hatten erfahren, daß Sie gewiſſermaßen enterbt
waren. Das was Sie erhielten, war doch nur eine Bagetelle.
Sie ſind mit Prakſy zu Mac Millans gegangen .. und dann
... ſtarb Mac Millans, vielleicht am Schrecken . . . ich weiß es
nicht. Aber erwieſenermaßen hat einer von Ihnen die Hände
um Mac Millans Hals gelegt. Das werden Sie nicht beſtreiten.
Wünſchen Sie, daß ich mein Wiſſen dem Gericht mitteile?
Das junge Weib atmete ſchwer, dann ſchluchzte ſie auf.
Sie barg das Haupt in ihren Händen.
Wenige Augenblicke ſpäter ſah George, wie ſich die Tür öff=
nete
. Prakſy erſchien. Seine Miene ließ nichts Gutes für Oskot
erwarten.
Doch Oskot verlor ſeine Ruhe nicht.
Hände hoch! ſagte er ſcharf und beſtimmt, und Prakſys
Hände flogen hoch. Treten Sie an die Wand dort! Ich
wiederhole: Hunderfünfzigtauſend Dollars! Senden Sie mir
das Geld in meine Wohnung. Dann ſehen Sie mich nie wieder
in Chicago.
Damit zog er ſich ſichernd nach der Tür zurück und ließ die
beiden allein. Prakſy ſchäumte vor Wut.
Dann trat er zu Heliane hin und wollte ihre Hand faſſen.
Heli . .." bat 8
Doch das Weib ſchrie auf vor Abſcheu und Entſetzen.
Geh! Du Scheuſal . . . du . . . ihr alle . . . ihr habt mich
in den Abgrund gezerrt! Ich wurde ſchuldig durch euch! Ver=
rückt
habt ihr mich gemacht mit dem verfluchten Gelde! Alles
habt ihr mir genommen! Zur Genoſſin eines Mörders bin
ich geworden!"
Prakſy lachte hohnvoll auf und ziſchte dann: Stll ..
ſchweig, Weib! Warſt du nicht damit einverſtanden, daß wir
den Alten zwingen wollten, das Teſtament umzuwerfen? Warſt
du es nicht? Willſt dich wohl jetzt reinwaſchen? Höre Oskot
muß weg! Unbedingt! Ich ſpreche mit ihm. Er wird’s er=
ledigen
laſſen. Wir hätten ihn längſt ins Vertrauen ziehen

ſollen. Die Schuld kettet uns zuſammen. Wir müſſen zu=
ſammenbleiben
und zuſammenleben.
Laß! ſchrie Heliane wieder auf. Ich will nicht! Ich
will nicht! Alles habe ich geopfert und in den Dreck getreten,
das Heiligſte was ich beſaß . .. meine Liebe . . . meine Liebe.
Deine Liebe . . ." Prakſys Augen waren blutunterlaufen.
Ah ... haſt ihn wohl noch nicht vergeſſen, den George, den
wir weggeputzt haben. Sorge dich nicht, daß er leben bleibt,
Wir ſind hinter ihm her. Nicht ein Vierteljahr bleibt ihm mehr.
Du aber . . . du mußt leben. Du weißt, er will es! Du biſt,
wenn George tot iſt, die Erbin von Mac Millans ganzem Ver=
mögen
."
Das junge Weib ſaß mit ſtarrem Geſicht und ſchwieg.
Zieh dich an! Ich muß zum Kampf! Ich will und muß
Dubois ſchlagen!
Stumm ſchüttelte Heliane den Kopf.
Ich kann nicht . . . ich kann nicht! Laß mich allein!
Prakſy ging.
George ſtand wie eine Statue hinter dem Vorhang.
Entſetzen war in ſeiner Seele über das Gehörte. So war
Heliane doch mitſchuldig geworden am Tode ſeines Vaters.
Er wollte vorſtürmen und mit ihr abrechnen, aber er ver=
mochte
es nicht. Hatte das Schickſal nicht ſchon genug mit ihr
abgerechnet!
Und . . . ſie hatte . . . ihn doch geliebt.
Sie, das verworfene Weib, ſie hatte doch ein Herz in ſich
gehabt. Sie war in Schuld verſtrickt, verdorben, und hatte doch
geliebt. Vielleicht war Hoffnung in ihr geweſen, auf ihn, den
Mann.
Er hörte ſie ſchluchzen.
Es riß an ſeinen Nerven.
Er ſetzte an, um zu ihr zu treten, aber er fühlte, daß er kein
Wort mehr herausbringen würde. Die Zunge klebte ihm am
Gaumen.
Nun wurde es ſtill im Zimmer, ganz ſtill.
George ſah, wie ſich Heliane müde nach dem zierlichen
Damenſchreibtiſch ſchleppte und ein Fach aufriß.
Dann krachte ein Schuß.
Sie hatte ſich ſelbſt gerichtet.
George ſtand einen Augenblick wie betäubt.
Dann ſtürmte er vor, riß die am Boden liegende Geſtalt
empor und trug ſie zum Ruhebett.
Er ſah in die brechenden Augen.
Und die Augen . . . ſie erkannten ihn. Die Sterbende ſah,
was keiner geſehen hatte: Daß George hinter der Maske war.
Du ... flüſterte ſie, du . . . Robert . . . du biſt . . . zu
deiner Heli . . . gekommen! Du .. . läßt mich bei dir . . . ſter=
ben
. Ah . . . ich ... habe . . . dich geliebt. Du ſage mir .. .
ſage mir ein Wort.
Und der Mann ſtammelte mit Tränen in den Augen und
zuckenden Lippen:
Heli, arme kleine Heli ... ich .. liebe dich . . . ich liebe
dich!
Wohin iſt alle Schuld in dem Augenblicke, aller Haß, der
an ſeiner Seele fraß? Vorbei . . . in nichts zerſtoben.
Er ſieht nur ſie, die ihn geliebt hat, ſo ſchlecht ſie auch war,
Er ſieht nicht die anderen um ihn, die Diener und Dienerinnen.
Er ſieht in die brechenden Augen und fühlt den Kuß der Ster=
benden
. Er ſieht, wie ſich das bleiche Geſicht glücklich wandelt,
wie aus den Augen ein Strahl der heiligen Liebe bricht.
Ruhig liegt ſie.
(Fortſetzung folgt.)

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Seite 8

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gleichnamigen Walter Kollo-Operette
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Regie: Rich. Loewenbein
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Fuetterer, Hanni Weiße, R. A. Roberts,
Paul Hörbiger u. a. Ort der Hand-
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: Der Badestrand v. Swinemände.
Außerdem:
Familienglück
Groteske in 2 Akten
Beginn: 3½ Uhr (465

Helia-Lichtspiele Palast- Lichtspiele

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Heute letzter Tag:
Betty Balfour, das reizende
Sprühteufelchen, in dem köstlichen
Lustspiel:
Die Regimentstochter
Der amüsante Roman eines Findel-
kindes
. Eine mod. Fassung der welt-
bekannten
komisch. Oper v. Donizetti
Regie: Hans Behrendt
Personen und Darsteller:
Marie, die Regimentstochter
Betty Balfour
Tonio . . . . . . . . Alex. DArey
Wachtmeister Ouippo Kurt Gerron
Marguise Brascani . . Olga Limburg
Baron Bertrand . . . Jul. Falkenstein
Dazu: Aufruhr im Mädchen-Penslonat
Grotesklustspiel in 2 Akten.
Beginn: 3½ Uhr

Nur noch heute und morgen:
Ein Film voll Spannung und Tempo:
Moderne
Piraten
Ein Südsee-Abenteuer in 7 Akten
Seeräuberromantik, Kriminalsensat.,
untergehende Schiffe. Dynamitex-
plosionen
, Robinsonaden. chinesische
Spielhöllen, Boxkämpfe, sowie eine
Fälle sonst. abenteuerl. Geschehnisse.
Im Beiprogramm:
Der Affe ist los
Komödie in 2 Akten.
Beginn: 3½ Uhr

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ſchöne
Autogaragen
(neu errichtet) per
ſof. zu verm. Ausk.
ert. Polizeihaupt=
wachtmeiſt
. Gardt
daſelbſt. (17528a

Hypothek. u Dar=
lehen
v. Vorſpeſen
prompt durch Fa.
G. Ebert
Saalbauſtr. 60. (* am
( Ständ. als grund=
reell
anerkannt.)

Der praktiſche Ratgeber
im Obſt= und Sartenbau
Relteſte
Gartenbau=Zeitſchrift deutſchlands
Mit Beilage Seflügel= u. Kleinvſeh=
Wirtſchaft
Unentbehrlich für Sartenbeſitzer

Probenummern und berzeichnis von
Gartenbau=Ziteratur vom Berlag
Trowitzſch X Sohn, Frankfurt=Oder.