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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iUnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſebenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 327
Montag, den 25. November 1929.
192. Jahrgang
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Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bani und Darme
Kädter und Nationalbank.
dir te.
Georges Clsmenceau †.
Paris, 24. November.
ſcy Clémenceau iſt in der Nacht vom Samstag auf
1.45 Uhr geſtorben. Er hatte Stunden vorher das
verloren und die Außenwelt nicht mehr erkannt.
ſo= it zu Zeit ſtöhnte dieſer Mann auf, deſſen
außer=
ſi nergie den Todeskampf während 24 Stunden aus=
Todesnachricht bekannt wurde, begab ſich
Miniſter=
rdieu in die Rue Franklin, wo die Stadtwohnung
hw enen war, um im Namen der Regierung der
Fa=
aceau das Beileid auszuſprechen. Tardieu erklärte
en des Hauſes, der letzte Wille des Verſtorbenen
Stille wie ein Privatmann in der Vendée auf dem
hyi St. Vincent=Jard neben ſeinem Vater begraben
Der Wille des alten Staatsmannes werde reſpek=
Siale Feierlichkeiten finden keine ſtatt. Tardieu hat
—daß auf ſämtlichen Gebäuden Halbmaſt geflaggt
enceaus polikiſche Laufbahn.
deulung des „Tigers” für Deutſchland
und Frankreich.
richt von dem Ableben Georges Clémenceaus trifft
ierwartet, nachdem in den letzten Tagen die Mit=
Aerzte über das Befinden des 88jährigen immer
lauteten. Zu dem ſchlechten Arbeiten der Nieren
9. Harnvergiftung, und das Herz konnte in den
letz=
ur mit Hilfe kräftigſter Stimulantien zu einer
normalen Tätigkeit aufgepeitſcht werden.
in, der nunmehr im hohen Greiſenalter ſeine Augen
eſchloſſen hat, war zweifellos eine der
intereſſan=
en in der Geſchichte Europas und wird als ſolcher
riſchen Erfaſſung des geſamten politiſchen
Zeit=
eiterleben. Clémenceau wurde am 28. September
Ueron=en=Pareds im Departement Vendée geboren.
Schulzeit ſtudierte er Medizin und ließ ſich dann
Arzt nieder. Schon in jenen Jahren befaßte er
1—mit Politik und gehörte ſeiner politiſchen
Ueber=
der äußerſten Linken an. Kaum 34jährig, wurde
—im Jahre 1875 Präſident des Gemeinderats von
var von 1876 bis 1893 als Führer der äußerſten
2 ied der Deputiertenkammer. Unter Aufgabe ſeiner
ſeri tigkeit wandte er ſich dann dem Journalismus zu
ha cheinander Chefredakteur der „Juſtice” und der
ſeAſon jener Zeit an entwickelte ſich Clémenceau von
Wchen Stern fünfter bis ſechſter Größe zu einem
Größe. Seine politiſche Laufbahn brachte, ihm
Närz des Jahres 1906 den Poſten des franzöſiſchen
eirs, den er bis zum Oktober des gleichen Jahres
rlm in dieſem Monat die Miniſterpräſidentſchaft zu
r9 die er bis zum Juli 1909 bekleidete.
Lage im Weltkrieg auf ſeiten der Alliierten
außer=
tiſch beurteilt wurde und ſich allenthalben eine
müdigkeit bemerkbar machte, war es Clemenceau,
eiſpielloſer Energie und hinreißender Beredſamkeit
ſetzte, den Geiſt der Zuverſicht in ſeinem
Vater=
u ken und zu feſtigen. In dieſen kritiſchen Zeiten
Del s Jahr 1917 — berief ihn das Vertrauen des fran=
Akes auf den Poſten eines Kriegsminiſters und
denten. In dieſer Eigenſchaft lenkte er die Ge=
Delnzöſiſchen Republik bis zum Januar 1920.
kennen die Rolle, die er als Vorſitzender der Verſailler
erenz geſpielt hat, und wiſſen, welche überhebliche
menceau der deutſchen Friedensdelegation gegen=
½. Von ihm ſtammt auch jenes berüchtigte Wort,
13ig Millionen Deutſche zuviel auf der Welt. Wir
Grund, den Tod Clémenceaus zu bedauern, denn
m Vaterlande nur das Schlimmſte gewünſcht und
endes gebracht. Die Objektivität zwingt aber, die
1zuerkennen, die Georges Elsmenceau ſich in der
eit um ſein franzöſiſches Vaterland erworben hat.
918 wurde ihm eine der höchſten Auszeichnungen
cen Staates zuteil, man ernannte ihn zum
Mit=
ademie. Die franzöſiſche Nation verdankt dieſem
unendlich viel, aber trotzdem teilte er das Los ſo
* ihr Vaterland alles gaben, er ſtarb einſam und
I an einem Ort, wo er ſein freiwilliges Exil
auf=
ikte. Dieſes Ende eines der größten Deutſchen=
Zeiten iſt gleichſam ſymboliſch. Grollend zog ſich
ichkeit vom politiſchen Schauplatz zurück, die nicht
ie, daß eine jüngere Generation erſtanden war,
ihte uad noch bemüht, über engſtirnigen Haß und
1btes Nationalgefühl hinauszukommen zum Segen
Triedung der Menſchheit. Elemenceau hat unſere
eyr berſtanden, und unſere Zeit verſtand ihn nicht
eaus Kriegsreden ſind auch in deutſcher Sprache
I9 gimen den beiſpielloſen Haß, den dieſer lebhafte
De Geiſt gegen alles, was deutſch iſt, nährte; ſie kün=
SA bon der glühenden Vaterlandsliebe, die es Cle=
2Toglichte, ſein kriegsmüdes Volk mitzureißen und
Die Nation hat ihm — und das iſt im
franzö=
eine ehrende Kennzeichnung — den Beinamen
eben.
20s Beileid Frankreichs.
Füpet Georges Clemenceaus defilierten ſeit den
Troſunden die hohen Perſönlichkeiten aus Politik,
Suitiſchaft ſowie die Freunde des Verſtorbenen. Der
L Republik, Doumerque, begab ſich als einer der
Due Franklin; nacheinander folgten dann die fran=
zöſiſchen Miniſter, die Abgeordneten, die Botſchafter und die
Ge=
ſandten der ehemaligen alliierten Länder, die Vorſtände der
patriotiſchen Vereine uſw. Unzählige Telegramme ſind im Laufe
des Tages eingegangen, u. a. auch vom belgiſchen Außenminiſter
Georges Clemenceau +
Hymans, vom engliſchen Premierminiſter Machonald, vom
ſpa=
niſchen Diktator Primo de Rivera, von Sanchez Guerra, von
Präſident Hoover, Staatsſekretär Stimſon u. a. m. — Die
Toten=
maske nahm der Bildhauer Sicard ab.
Die franzöſiſche Preſſe zum Ableben Clömenceaus.
Der Tod Clemenceaus, der ſeit 24 Stunden erwartet wurde,
hat naturgemäß im Lande keine Ueberraſchung verurſacht. Mit
ſeinen 88 Jahren hielt man auch die ungeheure
Widerſtands=
fähigkeit ſeines Körpers für gebrochen. Die Preſſe widmet dem
Verſtorbenen ganze Seiten, der als „Tiger” kaum irgendeine
Perſönlichkeit des öffentlichen Lebens Frankreichs mit ſeiner
rauhen, ja gewaltſamen Natur verſchont habe, der aber als
„Vater des Sieges” alle Franzoſen vereinigte. „Er war ein
Menſch,” ſchreibt der „Matin”, „der die Männer ſeines
Jahr=
hunderts um vieles überragte, durch ſeine Fähigkeiten und durch
ſeine Fehler. Er tritt in das öffentliche Leben durch Gewalt.
Die Republik wird gegründet. Er tötet oder ſchlägt alle ſeine
Gegner. Gambetta, Ferry, Delcaſſé läßt er einen nach dem
an=
dern fallen. Er hat den Krieg gemacht, und er hat ihn gut
ge=
macht — aber er wollte den Frieden machen, und den hat er
ſchlecht gemacht. Darum liebt niemand heute ohne Vorbehalte
einen Frieden, der voller Irrtümer und Lücken iſt und der auf
ſandigem Grund gebaut iſt. — Der „Paris Midi” ſchließt ſeinen
Artikel mit den Worten: „Weil Clémenceau Frankreich ſo
ge=
liebt hat, wird ihm viel von der Geſchichte verziehen werden.”
— Nur wenige Blätter erwähnen die Zeit, die ihn zwang, ſich
aus dem öffentlichen politiſchen Leben zurückzuziehen. Was ſeine
Tätigkeit nach dem Kriege betrifft, ſo ſagt der radikale „
Quoti=
dien‟: Dieſer Vater des Sieges war kein Diplomat des
Frie=
dens. Die Anpaſſung dieſes großen Politikers an eine neue Welt
war nicht menſchenmöglich, und ſie hat ſich nicht vollzogen.
„Matin” führt aus: In den Togen des Krieges gereichte es
dem Vaterlande zum Heil, daß Clémenceau am Ruder war. In
den Tagen des Friedensvertrages aber erforderte das Wohl des
Vaterlandes, daß man nicht einem Mann allein die
Verant=
wortung für die Unterſchrift anvertraute. — „Figaro” ſchreibt
unter Hinweis auf die Ereigniſſe nach Austauſch der
Ratifi=
kationsurkunden: Clémenceau war weniger ein Menſch des
Ver=
handelns als des Handelns. Was er in den Stunden der
Ge=
fahrt an Autorität und Starrköpfigkeit war, erſchien nach dem
Waffenſtillſtand als Autoritarismus und Leichtfertigkeit.
Vom Tage.
Die Bayeriſche Volkspartei hält heute in München ihre
Landesverſammlung ab, die einen außerordentlich ſtarken
Be=
ſuch aufweiſt, und an der u. a. Miniſterpräſident Held, ſowie die
Parteiminiſter teilnehmen.
Aus Oslo wird gemeldet, daß der diesjährige Friedens=
Nobel=
preis vorausſichtlich Profeſſor Curtius aus Bonn
zuge=
ſprochen werden wird.
Aus Kowno wird gemeldet: Innenminiſter
Muskei=
tis iſt geſtern zurückgetreten. Er wurde zum Direktor der Bank
von Litauen ernannt. Das Jnnenminiſterium hat Araviciuk
über=
nommen.
In Prager politiſchen Kreiſen rechnet man mit der Möglichkeit
eines Beamtenkabinetts, da es dem bisherigen Miniſterpräſidenten
Udrzal vorläufig nicht gelungen iſt, ein Kabinett zu
bilden.
Die amerikaniſche nationale Wirtſchaftskonferenz, die
den Wirtſchaftsrat ernennen wird, iſt auf den 12. Dezember
ein=
berufen worden.
Die Pläne für ein gewaltiges Rieſen=Bauprogramm
in Amerika für Straßen und Wohnungen, das die ungeheuere
Summe von 4½ Milliarden Dollar verſchlingen wird, ſind jetzt
fertig=
geſtellt worden. Dieſe Pläne wurden im Verlauf der in den letzten
Wochen abgehaltenen Beſprechungen des Präſidenten Hoover mit den
großen Wirtſchaftsgruppen des Landes ausgearbeitet.
* 9as „Mikkelmeer=Locarno”.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Rom, 22. November.
Gerade vor Monatsfriſt wurde an dieſer Stelle zum erſten
Male in der europäiſchen — und wohl auch der überſeeiſchen —
Preſſe darauf aufmerkfam gemacht, daß zwiſchen Frankreich und
Italien an dem Plan eines „Süd=Locarno” oder „Mittelmeer=
Locarno” gearbeitet wird. Der Ausdruck „Süd=Locarno” iſt
viel=
leicht noch genauer als die Einbeziehung des Begriffs „
Mittel=
meer‟. Denn wenn eine Art von „Locarno” abgeſchloſſen
wer=
den ſoll, alſo von Verträgen über die verſchiedenſten
zweifelhaf=
ten oder unzuträglichen Themata, an denen Italien beſonders
in ſeinem Verhältnis zu Frankreich intereſſiert iſt, ſo müßte eine
Verſtändigung, die mit Recht den Namen „Mittelmeer” tragen
wollte, auch die Beziehungen zwiſchen Italien und anderen
Mit=
telmeeranliegern, ſo zum Beiſpiel der Türkei, regeln. Bei einem
„Süd=Locarno” wird der Begriff jedoch genauer umriſſen,
näm=
lich dahingehend, daß es ſich bei den italieniſch=franzöſiſchen
Ver=
handlungen nur um die ausgeſprochen fra izöſiſchen
Intereſſens=
ſphären handelt, bei denen italieniſche Wünſche oder „
Aſpira=
tionen” berührt werden.
Man beſchränkt ſich bei einem reinen „Süd=Locarno”
dem=
nach auf die Fragen, die durch die Begriffe angezeigt werden:
Weſtliches Mittelmeer mit Tunis und Tripolis einſchließlich
deſ=
ſen Hinterland in der Sahara, Schutz Siziliens, Sardiniens und
Korſikas, Sicherheit der Schiffahrt zwiſchen Südfrankreich und
der afrikaniſchen Küſte, ferner die „Belange” längs der Adria,
bei denen Jugoſlawien, Albanien und die Weſtküſte von
Griechen=
land vorwiegend in Betracht kommen. Mit dieſer Balkanküſte
wird natürlich auch das Intereſſe der beiden Staaten Frankreich
und Italien am weiteren Balkan berührt, wo beide Nationen
im ſteten Kampf um die Vorherrſchaft begriffen ſind. Die
Fra=
gen, die ſich dann noch auf die Machtſtellung Italiens im öſtlichen
Mittelmeer beziehen, wo Italien in ſeinem Dodekannes mit
Rhodos eine einſchneidende Vormachtſtellung im nahen Oſten
be=
gründen will, intereſſieren faſt mehr England und die Türkei
als Frankreich, das nur wegen ſeiner Beſchützerrolle der
Chriſten=
heit im mohammedaniſchen Kalifat der Vorkriegszeit Einfluß zu
wahren hatte, das allerdings jetzt dafür durch ſein ſyriſches
Mandat von neuem dort gefeſſelt erſcheint.
Aber dieſe Angelegenheiten gehen in ihrer politiſchen
Wirk=
ſamkeit bereits über das Maß deſſen hinaus, was als Wichtigſtes
für einen Flottenausgleich zwiſchen Frankreich und Italien
zu=
nächſt bereinigt werden müßte. Weſentlich für die Beziehungen
zwiſchen Paris und Rom ſind zunächſt die naheliegenden
Zwiſtig=
keiten zwiſchen den beiden Regierungen, die ſich durch die
Schlag=
worte „Tunis, Sahara und Jugoſlawien” kennzeichnen laſſen.
Hier müßte Ruhe geſchaffen werden, wenn für die große
Flotten=
konferenz nicht andauernd mit Störungen gerechnet werden ſoll,
die durch die Gegenſätze zwiſchen Frankreich und Italien bedingt
werden.
Es vergingen etwa zwei Wochen, bis von der engliſchen Preſſe
die Neuigkeit eines „Mittelmeer=Locarno” aufgenommen wurde,
um bald überall kommentiert zu werden. Nur kam durch die
Hineinbeziehung der Reiſe des Generalſekretärs des
Völkerbun=
des Drummond eine falſche Note in dieſe Erörterungen. Denn
die Verhandlungen zwiſchen Rom und Paris werden nicht auf
dem Umweg über Völkerbundsleute geführt. Der franzöſiſche
Miniſterwechſel allein hat die Beſprechungen verzögert und
teil=
weiſe unterbrochen; ſie ſind jetzt wieder rege aufgenommen
wor=
den. Der Generalſekretär des Völkerbundes hat ſich allerdings
bei ſeinen Unterhaltungen in Rom wohl auch über die
Verſöh=
nungsarbeit zwiſchen Frankreich und Italien orientiert, aber da
er nicht nur in Rom, ſondern anſchließend auch in Belgrad war,
iſt es doch ſehr wahrſcheinlich, daß ſich ſeine Reiſe nicht mit einem
„Mittelmeer=Locarno” befaſſen konnte. Denn nicht in Belgrad,
ſondern ausſchließlich in Rom und Paris kann der Kampf
ge=
ſchlichtet werden, der um Jugoſlawien geht. Belgrads
Bezieh=
ungen zu Rom und umgekehrt ſind ſo wenig erfreulich, daß
direkte Verhandlungen jetzt noch recht nutzlos ſein würden. Erſt
wenn man in Serbien ſieht, daß der Beſchützer in Paris ſich
ernſthaft mit dem Widerſacher in Rom verſtändigt, wird man
auch in Belgrad einſehen, daß eine Verſtändigung mit Rom
un=
bedingt notwendig wird, wenn man nicht eines Tages gänzlich
iſoliert daſitzen und ein Spielball im Wirrwarr der
Balkan=
intrigen werden will. Denn erſt dann wird Bulgarien eine
ernſt=
hafte Gefahr für Serbien.
Die Verhandlungen für ein „Mittelmeer=Locarno” werden
alſo jetzt wieder fortgeſetzt. Noch hat man über einen Monat
Zeit, um zu irgendeinem Ergebnis zu kommen. Die Lage iſt
nicht hoffnungslos, weil auch Frankreich es lieber ſieht, mit
Italien Seite an Seite nach London zu gehen, als zu erleben,
daß die Engländer durch einige mehr oder weniger wertvolle
Zugaben an die italieniſche Begehrlichkeit die Gefolgſchaft
Muſ=
ſolinis für London erkaufen. Man hat auch in Paris die
Not=
wendigkeit erkannt, daß endlich in der Wetterecke des Balkans
eine Zeit der Ruhe eintreten muß, wenn nicht immer wieder
auch die mitteleuropäiſchen Probleme, denen der Ausgleich
zwi=
ſchen Frankreich und Deutſchland dienen ſoll, peinlich geſtört
werden können. Außerdem wird vielleicht nicht ſobald wieder
die allgemeine Lage ſo günſtig ſein, um in Italien den Wunſch
nach einer Bereinigung der ſtrittigen Fragen zwiſchen
Frank=
reich und Italien zu ſtärken. Denn die Kaſſen des Duce ſind
mehr wie leer, und auch er weiß, daß nicht nur zum
Krieg=
führen — und darauf könnte der Streit zwiſchen Belgrad und
Rom eines Tages doch hinauslaufen —, ſondern auch zur
„friedlichen Durchdringung” des Bälkans viel Geld gehört.
Davon aber hat immerhin Frankreich doch weſentlich mehr als
Italien, das ſo gut wie gar keine Reſerven beſitzt.
Gerade dieſe pekunäre Lage zwingt Muſſolini mehr denn je
dazu, beſcheidener, und deshalb auch verſöhnungsbereiter zu ſein
als bisher. Wenn er auch in kriegeriſchen Reden ſeine
Man=
nen im Lande zur Pracht des Militarismus erziehen will, ſo
ſind das mehr Worte als Werke. Es gehört zum Sprachgebrauch
des Fascismus, im Landsknechtton Hoffnungen zu erwecken, um
die Gemüter in Hochſpannung zu halten. Denn bei
Verkündi=
gung der Wahrheit würde wanchem das Herz ſo tief ſinken, daß
Seite 2
Montag, den 25 Lovember 1929
Nummel
von einer Hochherzigkeit, die zum heutigen Regime gehört, nicht
mehr die Rede ſein könnte. Ein Ausgleich mit Frankreich iſt
darum das einfachſte und bekömmlichſte Mittel, in der Form der
Verſtändigung einige Erfolge vorweiſen zu können, mit denen
man das Zurückweichen an anderen Stellen bemänteln kann.
Dann vermag Italien in ſeinem Sieg bei einem „Mittelmeer=
Locarno” den Frieden preiſend und den Profit vorweiſend, das
Geld zu ſparen, das für den bisher verhießenen Krieg zur Größe
des Vaterlandes fehlt. Hoffentlich gelingt es, die lokalen
Lockungen zu locarniſieren.
Frankreich und die elſäſiſchen Probleme.
EP. Paris, 24. November.
Miniſterpräſident Tardieu hat eine Abordnung der
Elſäſ=
ſiſchen Nationalen Volkspartei unter Führung des
Unterſtaats=
ſekretärs Oberkirch empfangen, die über die allgemeine Lage im
Elſaß Bericht erſtattete und dem Miniſterpräſidenten einige
drin=
gende Wünſche vortrug. Sie forderte u. a. die Berückſichtigung
der verſchiedenen politiſchen Probleme, die ſeit Jahren die
elſäſſiſche Bevölkerung beſchäftigen, ſo auf dem Gebiet der
Zwei=
ſprachigkeit bei den Behörden und vor den Gerichten und der
Reform der lokalen Steuern, die im Elſaß beſonders drückend
ſeien. Miniſterpräſident Tardieu ſtellte eine Löſung dieſer
Fra=
gen in möglichſt kurzer Zeit in Ausſicht.
Die ikalieniſch=franzöſiſchen Borverhandlungen
über See-Abrüſtung.
Die Vorverhandlungen zwiſchen Paris und Rom im
Hin=
blick auf die kommende Fünfer=Konferenz in London ſind
be=
kanntlich vor einigen Tagen durch den Beſuch des hieſigen
ita=
lieniſchen Botſchafters Grafen Manzoni beim Außenminiſter
Briand eröffnet worden. — Wie der „Petit Pariſien” mitteilt,
hat der italieniſche Botſchafter eine ſchriftliche Note überreicht,
in der die Wünſche Italiens in knapper, aber ſehr klarer Weiſe
formuliert ſind. Dieſe Note, über deren Inhalt ſtrengſtes
Still=
ſchweigen bewahrt wird, bildet zurzeit Gegenſtand einer ſehr
eingehenden Prüfung durch die franzöſiſchen
Marineſachverſtän=
digen. Der „Petit Pariſien” erklärt dazu, die italieniſche
Regie=
rung verteidige in dieſer Note die gleiche Theſe wie vor einem
Jahr, als ſie dem franzöſiſchen Botſchafter in Rom, de
Beau=
marchais, am 6. Oktober 1928 mündlich ihre Wünſche zur
Kennt=
nis brachte. Daraus geht hervor, daß Italien die abſolute
Parität bezüglich der Seeſtreitkräfte mit Frankreich verlangt.
Von der Annahme dieſer Forderung mache Italien außerdem
die ſpätere Diskuſſion verſchiedener Einzelfragen hinſichtlich der
Kreuzer, Zerſtörer und Unterſeeboote abhängig. Mit anderen
Worten, Italien drohe, bei Nichtbeachtung dieſer Forderung auf
Parität ſich über den Rücken Frankreichs hinweg über die
Unter=
ſeebootfrage mit England, das bekanntlich deren Abſchaffung
verlangt, zu verſtändigen, wodurch natürlich Frankreich als
ein=
zige Verteidigerin dieſer Waffe in eine ſchwierige Poſition
ge=
drängt würde. Der „Petit Pariſien”, der in ſolchen Fällen
immer ſehr gut unterrichtet iſt, bemerkt dazu, daß eine ſolche
Forderung auf Parität für Frankreich nicht annehmbar ſei.
Die Wiriſchaftsbeſprechungen Hoovers.
Waſhington, 24. November.
Die Beſprechungen des Präſidenten Hoover, zu denen er in
drei Sitzungen die Vertreter der Induſtrie, des Handels, der
Eiſenbahngeſellſchaften uſw. geladen hatte, ſind beendet. Als
Ergebwis der Verhandlungen Hoovers läßt ſich folgendes
feſt=
ſtellen: Die Vertreter der Induſtrien verſprachen, die bisherigen
Löhne aufrechtzuerhalten; die Eiſenbahngeſellſchaften beſchloſſen,
bedeutende Summen für neue Arbeiten zu bewilligen; die
Bau=
induſtrie gab die Zuſicherung, ihr Programm nicht zu kürzen,
und die Automobilfabrikanten erklärten, daß die Produktion des
kommenden Jahres diejenige von 1929 zum mindeſten erreichen
werde.
Dor der Bildung des größten amerikgniſchen
Beiroleum-Trufts?
Die Chicago Tribune” meldet aus New York, daß man in
dortigen Finanzkreiſen glaubt, der angekündigte Zuſammenſchluß
der drei großen Petroleum=Geſellſchaften Standard Oil
Com=
pany of New York, Vacum Oil Company und der Anglo=
Ameri=
can Company werde in kürzeſter Zeit erfolgen. Eine der
größ=
ten Geſellſchaften der Welt würde dadurch geſchaffen werden.
Der Vorſitzende der Anglo American Oil Company, Powell, der
kürzlich von ſeiner Europareiſe in New York eintraf, gilt als
die Hauptperſon bei den gegenwärtigen
Zuſammenſchlußbeſtre=
bungen. Er habe dieſe Gerüchte weder beſtätigt, noch dementiert
und ſich überhaupt geweigert, irgendeine Erklärung abzugeben.
Saalbau.
Jedes Konzert, das Prof. Dr. Noack bisher mit ſeinem
Volks=
chor veranſtaltet hat, ließ aufhorchen. Schon in den erſten
An=
fängen zeigten die Leiſtungen dieſer jungen Chorvereinigung den
unbeugſamen Willen zur Tat. Dem energiſchen, zielbewußten.
und überlegenen Leiter ſtand zu Anfang nichts zur Verfügung
als jugendfriſche Stimmen und Begeiſterung. Wir meinen, daß
man ſich kein ſchöneres „Inſtrument” denken kann.
Unverbraucht=
heit und Friſche iſt etwas ſo Wertvolles für den Chorgeſang,
daß keine Tradition — die wir keineswegs unterſchätzen wollen —
dafür Erſatz bieten kann. Geſellt ſich zu ſolch
entwicklungs=
fähigem Material der zähe Wille des Erziehers und
Folgefreu=
digkeit der Lernenden, ſo kann der Erfolg nicht ausbleiben. Was
der Volkschor in der kurzen Zeit ſeines Beſtehens gelernt hat,
iſt erſtaunlich und hocherfreulich. Der Klang des gemiſchten Chores
iſt jetzt ſchon hervorragend, der Klang der Frauenſtimmen
ſtrah=
lend in Fülle und Rundung. Die numeriſch ſchwächeren
Männerſtimmen haben die gleiche Stufe noch nicht ganz erreicht.
Hier wäre eine Verſtärkung zu wünſchen: das ſoll durchaus aber
keine Schmälerung bedeuten für die Leiſtung der Herren, ihren
Fleiß, Hingabe und Eifer. Die Chöre in Acis und Galathea von
Händel ſtellen ſolche Anforderungen an das Können des Chores,
daß die reſtloſe Bewältigung der Schwierigkeiten nur größten
und routinierteſten Vereinigungen gelingen kann. Wir denken
dabei insbeſondere an den gewaltig geſteigerten Chor beim Nahen
des Rieſen Polyphem, der techniſch und rhythmiſch dem Chor
ſehr ſchwere Aufgaben ſtellt. Niemand kann von erſt kurz
ſich betätigenden, unter ſchwierigen Verhältniſſen der Kunſt
die=
nenden Menſchen, auf den erſten Anhieb Erfüllung alles deſſen
erwarten, was Erfüllung bei der Wiedergabe eines Kunſtwerkes
bedeutet. Was aber geſtern vom Chor gezeigt wurde, ſtellt dem
Streben, wie dem ſchon Erreichten ehrendſtes Zeugnis aus und
läßt faſt mit Gewißheit vorausſagen, daß die Erfüllung nicht
ausbleiben wird. Das Hauptverdienſt für das Gelingen der
vor=
geſtrigen Aufführung gebührt dem Leiter Herrn Prof. Dr. Noack.
Seiner monatelangen, anfeuernden Hingabe gelang dieſe
wür=
dige Wiedergabe dieſes, unſerer Meinung nach heute noch
un=
verwelkten Händelſchen Paſtorals, das in den Tonmalereien
ge=
radezu Vorbild geweſen zu ſein, ſcheint, für Haydn’s „
Jahres=
zeiten” und das namentlich in den Arien der Galathea und in
der ergreifenden Klage und Verklärung am Schluß, eine Fülle
herrlicher muſikaliſcher Gedanken bietet.
Under den drei Soliſten verdient Frl. S. Hoepfel=Würzburg
zuerſt genannt zu werden. Ihre glockenklare, ausgezeichnet ge=
Aus der Mitdeshauptftabe.
Darmſiadt, 25 November.
* Großherzog Ernſt Ludwig feiert heute, 25. November, bei
beſtem Wohlbefinden ſeinen 61. Geburtstag.
— 60. Geburtstag. Am 26. November begeht Herr
Kammer=
muſiker Stetefeld ſeinen 60, Geburtstag. Er iſt beſonders in den Reihen
der Darmſtädter Männergeſangvereine ſchon Jahrzehnte lang ein
hochge=
achteter Chorleiter, vornehmlich durch ſeine erſprießliche, ſtets von
künſt=
leriſchen Geſichtspunkten ausgehende Bildungsarbeit im Geſangverein
„Liederkranz”, deſſen muſikaliſcher Führer er mehr als 30 Jahre lang
geweſen iſt. Hier ſchuf er in eindringlicher, zäher Arbeit allmählich
die Vorausſetzungen für die heutigen, relativ hochwertigen
Chorleiſtun=
gen des Vereins, und hier erlebte er auch vor einigen Jahren ſein
30jähriges Dirigentenjubiläum, wozu ihm der Heſſiſche Sängerbund
als erſtem die Würde eines Ehrenchormeiſters verlieh.
— Ernannt wurde am 1. November der Vermeſſungsinſpektor
Her=
mann Jung beim Feldbereinigungsamt zu Darmſtadt, Abteilung
Hoffmann, zum Miniſterialoberreviſor im Vermeſſungsweſen bei dem
Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft, mit Wirkung vom 1. November
1929 an
— Heſſiſches Landestheater. Morgen Dienstag wird Verdis „
Trou=
badonr” in der erfolgreichen Neuinſzenierung von Arthur Maria
Rabenalt und Wilhelm Reinking unter muſikaliſcher Leitung von Karl
Maria Zwißler mit Landwehr, Grahl, Jacobs, Stralendorf, Overlack
in Szene gehen. Miete L, Miete T, Gruppe 4 und 5 (Nr. 151 bis 250)
und Darmſtädter Volksbühne, Gemeinde R, Gruppe 1—4.)
„Lady Fanny und die Dienſtbotenfrage”, eine ganz
gut mögliche Geſchichte von Jerome Karl Jerome, wird in der
erfolg=
reichen Inſzenierung Renato Mordos morgen Dienstag um 19.30 Uhr
im Kleinen Haus unter Mitwirkung der Tanzgruppe (Leitung: Cläre
Eckſtein) erſtmalig wiederholt. (Zuſatzmiete I.)
Bücherſtube Alfreb Bodenheimer. 3. Abend: Kurt
Tu=
cholſky. Im Rahmen der Veranſtaltungen der Bücherſtube
Boden=
heimer ſpricht heute abend 8,15 Uhr im großen Saale des Saalbaues
Kurt Tucholſky (Peter Panter, Jgnatz Wrobel, Theobald Tiger,
Kaſpar Hauſer) über „Juſtiz und Sittlichkeit”. Karten in
der Bücherſtube Bodenheimer.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt.
Unſere Mitglieder und Freunde, ſowie deren Angehörige treffen ſich
am kommenden Donnerstag, den 28. November, abends um 8 Uhr im
Fürſtenſaal zum Vortrag von Herrn Dr. v. Gerhardt=Frankfurt
a. M. über „Entſtehung und Weſen des Geldes in
ſei=
nem Verhältnis zum Wert und Preis der Güter”.
Nie=
man ſollte verſäumen, dieſen ſo anregenden Vortrag zu beſuchen.
— Verein für naturgemäße Lebens= und Heilweife e. V. Montag,
den 25. November, findet in der Aula des Realgymnaſiums (Eingang
nächſt der Schulſtraße) ein öffentlicher Vortrag ſtatt. (Siehe
Anzeige in der Sonntags=Nummer.)
— Loheland. Heute, am 25. November, findet im Kleinen Haus
eine Gymnaſtikvorführung der Lohelandſchule in der Rhön —
Lehr=
weiſe von Rhoden=Langgaard — ſtatt. Loheland iſt heute bekannt als
eine der führenden Gymnaſtikſchalen. Die dort gepflegte Gymnaſtik
beweiſt ihren Wert und ihre Lebensbrauchbarkeit mehr von Jahr zu
Jahr. Durch ihre beſondere Eigenart, nicht in ein abgegrenztes
Uebungsſyſtem eingeſchloſſen zu ſein, kann ſie den vielfältigſten
Bedürf=
niſſen unſerer Zeit entgegenkommen. Wir dürfen weiterhin viel von
ihr erwarten, denn ſie hat bisher immer durch Leiſtungen überzeugt.
In dieſem Sinne dürfen wir der heutigen Vorführung mit
Zuverſicht=
lichkeit entgegenſehen.
— Ueber das Auskunftsweſen hielt am letzten Mittwoch in der
Verſammlung des Kaufmänniſchen Vereins Herr M. Joſeph vor
einer zahlreichen Zuhörerſchaft einen intereſſanten Vortrag. Die
be=
merkenswerten Darlegungen des Redners behandelten im weſentlichen
die Entwicklung, die das gewerbliche. Ausſkunftsweſen im Laufe
der Jahre genommen hat, und die Arbeitsweiſe der führenden
deut=
ſchen Ausbunfteien, die ihre Dienſte ausſchließlich dem Handelsſtande
widmen, alſo lediglich Handels= und Kredit=Auskünfte erteilen. Die
für den Vortrag verfügbare Zeit reichte nicht aus um auch auf die
Arbeitsweiſe der vielen kleineren Auskunft= und Inkaſſounternehmen
der verſchiedenſten Art einzugehen. Mit ehrlicher Offenheit beſpräch der
Redner auch die Mängel, die in der gewerblichen
Auskunft=
erteilung zutage getreten ſind, und ging ihren Urſachen nach.
Des beſchränkten Raums wegen müſſen wir darauf verzichten, ſie
aus=
führlich wiederzugeben. U. a. wies er auch auf das vielfach mangelnde
Entgegenkommen ſeitens der Behörden hin, wodurch oft für die
Abonnenten überaus wichtige Feſtſtellungen unmöglich
gemacht werden. Auch auf die Fehler des Kunden bei
dem Einziehen von Auskünften ging der Redner ei;
gleichzeitig gab er die Richtlinien an, bei deren Beachtung man ſich
nach Möglichkeit durch den Einzug von Aushünften gegen
Geſchäfts=
verluſte ſchützen könne. Die Verſammlung folgte den Ausführungen
des Redners mit regem Intereſſe.
* Lienhard-Abend
der Elſaß=Lokhringer-Bereinigung.
Die ſchöne Feier im vollbeſetzten Fürſtenſaal hatte
vielverſprechende Einleitung: das Allegro aus dem
von Gade geſchickt und wirkungsvoll dargeboten vo
Ihrig (Piano), Herrn Wenz (Violine) und Herrn
berger (Cello).
Herzliche Worte der Begrüßung fand, der erſte
Fabrikant Thomas, für ſeine Landsleute, für die
den und die Gäſte, ſo die Wingolfia, der ja auch Lie
angehörte, den Alldeutſchen Verband und den Saarve
Ueber Lienhard ſelbſt ſprach Herr Hans Walter W
Auf biographiſche Daten verzichtend, ging er rein erken
an ſeine Aufgabe, Lienhard, ſein Wirken und ſein Wolf
zu machen. Er tat es in einem formvollendeten Feu „
und mit ſehr viel Wärme. Er ſchilderte Lienhard al
und als Elſäſſer, würdigte den Erzähler und den Drau F,
Lyriker und den Denker, rühmte ſeine ſittliche Größe, ſe
müdes Suchertum.
Er war ein reiner und gläubiger Menſch. Als
herrſchte ihn niemals ſein Stoff, immer nur der Erle
s=
in einer Sprache, in welcher ſich feiner Sinn für die nrſ
Wortes offenbarte, kündete er ſeine weltanſchaulichef
und vermittelte ſtimmungstiefes Erleben. Immer
einem Gegenſatz zu ſeiner Umwelt. „Politiſch war er d 5
nationalismus nahe, ſeine Landsleute, die Elſäſſer, u
kratiſch geſinnt. Sie brachten dem Leben nüchterne 2 ger
keit entgegen, Lienhard war Romantiker. In Berlin mi
ſich ſein gemütvolles Weſen oft an kalter Ironie,
Zugeben mußte der Vortragende, daß Lienhard
anachroniſtiſcher Fremdheit in die geiſtige Strömung
nur ſchwer wirkſamen Eingang finden konnten.
Zugeben mußte er auch, daß Lienhards Schaffer icht
Kraft enthielt, die das Genie ausmacht und in allen z
gen ſeiner Kunſt glüht.
Er betonte die romantiſche Seite im Weſen des
ja auch vorherrſchte, er unterſtrich ſeinen unerſchütterlic F
mus ohne zu erwähnen, daß Lienhard dieſen Idealis
len ſeiner Geſtalten einpflanzt, bei denen er ſich nien
woge von Leidenſchaften oder im Anprall fürchterlich 5
zu beweiſen Gelegenheit hat. Sie ſind mit hohem Sin asge
tet, ohne etwas Erhebliches damit anzufangen.
Sie ſind in dem Idealismus ihrer großen Seele Ekzu
durch ihr gütiges Geſchick und ihr ſchones Leben an Hße
Heldentum verhindert.
Dieſer Idealismus hat dann keine erſichtliche
Tc=
weil er ſich nicht ſonderlich erſchütternd betätigt, und 4
eine weſentlich dekorative Rolle. Es fehlt alſo an gex.
voller Menſchengeſtaltung allzu oft.
Nach dem Vortrage las Herr Dipl.=Ing. Rudo
mann ſchlicht und herzlich aus dem Werk Lienhart
und das bei aller Sentimentalität humorvolle Werkche O/
heimnis in Goethes Garten”
Mit klarer und metalliſch voller Stimme, die
Ausbildung noch viel mehr verheißt, ſang Fräulein (
Lienhards Lied., Abendrot” und erfreute noch durch e
gutgewählte Weiſen, während ſie Fräulein Ihrig
begleitete. Auch das ſchon genannte Trio ſteuerte n
ſchöne Muſikſtück der wohlgelungenen Veranſtaltung be B.
Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheake
Schnupfen
kann man nicht immer verhüten, aber
immer erfolgreich bekämpfen mit
Forman
Helia
bringt ein recht gutes Programm in den zwei Filme
und „Die große Leidenſchaft”, wobei zu bemerken
Qualität der beiden erheblich verſchieden iſt.
„Narcoſe” iſt eine Verfilmung der Novelle
Zweig, die „Briefe einer Unbekannten” zu einer packe
lung geſtaltet. Ein kleines Mädel mit ſtarkem Herzen
Seele geht, da ihre ſchwere Stunde naht, ins „Haus
In der Aethernarkoſe erlebt ſie ihr ganzes Lebensf
der, das gibt dem Film Inhalt. Renée Höribel
der Schönheit, wundervoll zurückhaltendem Spiel
Schie al zu erſchütternder Größe.
Angélique Laumann iſt dieſes kleine Mädel,
einen berühmten Dichter verliebt und das dieſer Liel
das größte Opfer der Entſagung, bringt, um der
ſeine Kunſt von Erdenſchwere frei zu halten. Als d
ihn ſchlägt und lähmt, iſt Angélique wieder bei ihr
weiß, daß ſie ſeines Kindes Mutter. Die Erkenn
Liebe aber dämmert auf, und er ſchließt ſein letzte
„ſo gingen beide aneinander vorbei!” Jack Trevo
Eleganz und ſein Spiel in ſeltenem Gemiſch von 5
lichkeit, Alfred Abels Regie und Darſtellung
ein eigenes Gepräge.
In „Die große Leidenſchaft” intereſſie
Linie die von der Regie A. Hugons geſchaffene
ſam geſtalteten Bildfolgen aus Sport — vor allen
und Landſchaft. Und dann Lil Dagovers großz!
dem Rolla Normann und Paul Menant die
ten. Die Handlung iſt recht dürftig, vielfach nicht fre E
Ea
Ka
Pi
2
ſchulte, den Oratorienſtil reſtlos beherrſchende Sopranſtimme
brachte die liebende und klagende Galathea zu eindringlichſter,
rührender Wirkung. Der kraftvolle, geſunde Tenor des Herrn
H. Bernhard=Ulbrich (Köln) kam im ſchwierigen Liebesduett
ebenſo zur Geltung wie in der Kampfarie, und in dem
jugend=
lich=blonden Marc André Souchay (Berlin) lernten wir einen
Sänger kennen, der wohl wegen ſeiner Jugendlichkeit dem „
Rie=
ſen” Polyphem nicht die dieſem gebührende Rieſenhaftigkeit
geben konnte („Der Berg erdröhnt, der Wald erbebt” bei ſeinem
Nahen), in dem aber ein Sänger heranzureifen ſcheint, deſſen
Stimme und muſikaliſches Empfinden zu den ſchönſten.
Hoff=
nungen berechtigen. Für einen kaum 23jährigen Menſchen eine
ſtarke Talentprobe! Frl. Lieſel Jäger begleitete am Flügel fein
und ſicher. Daß der Inſtrumentalverein ſeiner gar nicht leichten
Aufgabe (namentlich in den Holzbläſern) voll gewachſen war,
war nach ſeinen letzten Leiſtungen wohl zu erwarten. Prof. Dr.
Noack gebührt Dank dafür, daß er dieſes Werk aufgeführt hat,
und daß er es in ſo eindrucksvoller Weiſe aufgeführt hat.
Vor dieſem Händelſchen Paſtoral kamen als 1. Abteilung
des Konzertes verſchiedene a Capella=Chöre zum Vortrag. Als
feſtliche Eröffnung „Füllt mit Schalle” von Gluck, dann von
Friedrich Noack der zu mächtigem Schluß ſich ſteigernde,
klang=
voll geſetzte „Prometheus‟. Dem folgte in ſchön abgetönter
Wie=
dercabe Brahms wundervolle „Waldesnacht” und dann von Leo
Haßler der kraftvoll humorige „Liebeskrieg‟. Die Wiedergabe
aller Chöre zeigten die oben gerühmten Vorzüge des Volkschores
in hellem Lichte. Den Schluß der 1. Abteilung machte ein
hei=
teres „Schwobeliedle” „Stoffele und Bärbele” betitelt, Worte
und Weiſe von Paul Ottenheimer, das dank der vorzüglichen
Wiedergabe dem Publikum ſo gefiel, daß es wiederholt werden
mußte; ein Erfolg, dem der Schreiber dieſer Zeilen dem Kom=
O.
poniſten von Herzen gönnt.
* Heſſiſches Landestkheaker.
Kleines Haus.
Dr. Ludwig Wüllner: Rezitationen.
Im Silberkranz des weißen Haares, aber ſeiner
Körperlich=
keit ragende Größe ſtraff und ungebeugt, die markonten Züge
des geiſtvollen Geſichts wettergebräunt, die Augen ſcharf und
klug und feurig, ſteht Dr. Ludwig Wüllner auf der Bühne. Auf
dieſer Bühne wie eine Erſcheinung aus einer anderen Welt.
Und — es ſind wenig mehr als zwei Jahrzehnte, ſeit der Künſt=
ler hier den Fauſt oder Mephiſto ſpielte — wie au ER
deren Welt wirkt auch ſeine Kunſt: Organ, Vortre L0
ſpiel, Auffaſſung und ſeeliſches Ausſchöpfen der Did F
Das alles iſt ſo ganz anders, als es ſonſt in d
erklingt. Man höre etwa Bernhard Minetti danel
Zuſchauerraum aber ſaß auch Kurt Weſtermann!
wandter Kunſt, einer Kunſt, die nie veralten wird.
Immer noch brennt in Dr. Ludwig Wüllner, d.
begabten Künſtler, das Feuer der Leidenſchaft, das 1
Bühnenkunſt den Stempel der Größe, des Genies
Feuer, das nicht verzehrt, deſſen Lohe hell leuchtend
zur Höhe weiſt. Und eine Innigkeit und Zartheit
dens, wenn er Elfenweſen (Fauſt II. Teil 1. Szei
Braut von Korinth ſpricht. Und beides, wenn e
von Liebe und Tod des Cornetts Chriſtoph Rilkes (2
— worttreu aus dem Gedächtnis wie alles! — do
Kerker=Monolog ſpricht. Und wenn er rein reihd
in den Verſen der Ilias (Hektors Beſtattung) me
zu tiefſter Wirkung bringt. Carl Bamberger I
Siegwarts Begleitmuſik mit feinem Einfühlen. —
Des greiſen Künſtlers Geniglität nahm auch
Kunſt fremdes Publikum gefangen. Es war kein
Beifallsklatſchen, aber es war Dankbarkeit für
Stunden köſtlichen Empfangens.
Profeſſor E. R. Cuckius Friedens=Nobelpte
Wie aus Oslo verlautet, wird der diesjährig
Nobelpreis aller Wahrſcheinlichkeit nach Profeſſor S
Curtius in Bonn zugeſprochen werden.
Profefſor Curtius wurde als Sohn des Pral
Direktoriums der Kirche Augsburger Konfeſſion il.
ringen am 14. April 1886 in Thann geboren.
war eine geborene Louiſe Gräfin Erlach=Hindelnald.
ſolvierung des Straßburger Gymnaſiums ſtuhet
Curtius an den Univerſitäten Straßburg, Berti
berg. 1910 promovierte er zum Dr. phil., wurde
Privatdozent für romaniſche Philologie in Byit
außerordentlicher Profeſſor daſelbſt. 1920 kam "
licher Profeſſor nach Marburg und lehrt ſeit 198
verſität Bonn. Seine bekannteſten Werke ſind dieſ
1921—25 erſchienenen Bücher „Maurice Barrés”
„Franzöſiſcher Geiſt im neuen Europa‟. Sein T
gungsgebiet iſt die neuere franzöſiſche Literatt.
ner 327
Montag, den 25. November 1929
Seite 3
Gedenkfeiern am Totenſonntag.
Auf dem Baldiriedkof
wie alljährlich, eine überaus große Zahl derer eingefunden,
eage der Toren ihren Ve=ſtorbenen nahe ſein wollten, die im
wwiger Dankbarkeit ihre Toten nicht vergeſſen haben. Ernſt und
zuteten die Glocken den grauen Novemb rſonntag ein und
ehu Frauen und Männer begaben ſich auf den Waldfriedhof,
n der gemeinſamen Totengedenkfeier teilzunehmen. Ein langer,
bowegte ſich am Vormittag vom Hauptportal des Friedhofes
glängen einer Trau rmuſck auf den Ehrenfriedhof der Ge=
Die Darmſtädter Sängerſchaft, die Darmſtädter Turnerſchaft,
shanner Schwarz=Rot=Gold, der Reichsbund der
Kriegsbeſchä=
e Neichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener und der
d übiſcher Frontſoldaten beteiligten ſich mit ſchwarzumflorten
n diſer erhebenden Feier. Nachdem das Stadtorckeſter unter
ſavellmeiſters Schlupp das Altniederländiſche Dankgebet von
feſpielt hatte, hielt
Profeſſor Dr. Köſer,
gen von der weihevollen Stunde, folgende erhebende
An=
unbeſiegten die Beſiegten in dem Glauben
Sieg!. Dies ſei der Leitſpruch dieſer Feierſtunde, in der
reLiebe zu den Gräbern unſerer gefallenen Helden wallt.
die Beſiegten, in ein rauhes Leben geſtellt, das die Stimme
ns in rohem Gebieterton oft zum Verſtummen bringt, haben
gewöhnt, tauſendfach an den Pflichten der Dankbarkeit
vor=
n. Aber aus der Haſt der Gegenwart haben wir doch einen
sgehoben, an dem wir in Dankbarkeit der Unbeſiegten
geden=
jelden, die für uns in treueſter Pflichterfüllung in den Tod
ſind.
nüßten uns ſelbſt verlieren und wären aller Ehre bar, wenn
zeſſen könnten, daß 2 Millionen deutſcher Männer ihr
blühen=
hingegeben haben, auf daß wir leben.
ebe die feſte Zuverſicht: Solange die Berge ſteh’n auf ihrem
uird man das Heldentum eines Volkes preiſen, das, von den
Machtmitteln einer durch Lüge aufgepeitſchten Welt
um=
er ungeheuren Opfern ſein Daſein behauptet hat, und die
welt wird mit Stolz in dem Heldenbuch blättern, das auf
von unvergleichlichen Taten des Mutes und der
Opferbereit=
et.
Blick ſchweift auf die letzte Ruhſtatt derer die ihren
ge=
geſchlagenen, zerſchmetterten Körper aus der mörderiſchen
her brachten und trotz ſorgender Liebe der Heimat hier ihren
auchten. Vom Schwäbiſchen Meer bis zur Oſtſee reiht ſich
n Friedhof, keiner, der nicht in ſeinem Schoße deutſche Hel=
Unſer geiſtiger Blick aber greift weiter zu den ungezählten
uf dem Erdenrund, den ſchlichten Zeichen deutſcher Treue,
Ausharrens, deutſchen Opfermutes. Ihrer unendlich langen
unſer Auge von Flanderns Fluren, durch die Argonnen,
Höllenrachen von Verdun bis zu den blutgefärbten Bergen
n. Unſer Blick bohrt ſich tief in die unendlichen Weiten des
ſeiches, nach deutſchen Heldengräbern forſchend. Wir ſuchen
ben in den Schluchten der Karpathen, auf eiſiger Höhe der
ir folgen dem Lauf der Piave und des Iſonzo. Aus dem
en Friedhof mahnt uns der Geiſt des Liman von Sander an
en, die auf türkifchem Boden den ewigen Schlaf ſchlafen. Der
ſtinas deckt deutſche Heldenleiber, und die heiße Sonne
Afri=
lt deutſches Heldentum. Aus den Wogen des Weltmeeres
Nachruhm derer empor, die bei den Falklandsinſeln, beim
und ungezählten Kreuzer= und U=Bootfahrten ein naſſes
n.
n Klang dieſes wuchtigen Heldengeſanges miſcht ſich die
us vieltauſend durchweinten Nächten der verlaſſenen Frau,
ſi amten Braut, der der Stütze beraubten Eltern, der verwai=
Vor uns ſteht das gewaltige Heer der Kriegsopfer,
te Hoffnungen und gebrochene Glieder, durch das Leben
or uns ſtehen Tauſende, die die Not der Gefangenſchaft
er=
or unſer Auge tritt auch die tapfere Heimat: die Frau
i, mit geſchwächter Geſundheit Männerarbeit vollbringend,
Alicht des Haushaltes ſchwere Pflichten in Fabrik und
Werk=
nd. Wir ſehen den alten Bauer auf dem Feld, mit müder
Acker furchend, weil die kräftigen Fäuſte der Militärdienſt in
ahm. Wir folgen den ſchlecht genährten Kindern, die ſuchen
In, damit uns der Hunger nicht erwürge. Uns umdröhnt
Lärm von tauſend Fabriten, den Rüſtkammern dieſes grau=
Ues der Technik und der Chemie, in denen die Arbeiter, vom
chwächt, Tag und Nacht ihres ſchweren Amtes walten.
ar ſolches Heldentum draußen und drinnen
mög=
waren im Innerſten erfaßt von dem ſtarken Glauben,
n, heiligen Sache zu dienen. Mit reiner Hand und
Herzen ſind ſie in den Kampf gezogen, um Heim und Herd
Dieſen Glauben kann keine Gewalt der Welt uns rauben,
nigſten die erpreßte Unterſchrift von Verſailles. Wir werden
i9 tterlaſſen die ungeheuerliche Lige von der Alleinſchuld
8 am Krieg vor Gott und Welt zurückzuweiſen. Nur
an eine hohe Aufgabe konnte den ſtarken, bergeverſetzenden
rzeugen, der aus menſchlicher Kraft Uebermenſchliches gebar.
ſie ja geſehen, die bleichwangigen Jungen mit kurzen Hoſen,
n, die in der Schule über Kopfweh klagten, wenn das
Pen=
wöhnliche Tagesmaß ein wenig überſchritt. Jetzt drängten
Freiwillige zu den Negimentern, und im Sturmangriff. im
ter, im Luftkampf im U=Boot reckte ſich der jugendliche Wille
die die kriegeriſchen Helden aller Zeiten in den Schatten
ſtlichſte Gut aber, das die Kriegsnot den Unbeſiegten auf
Fahrt mitgab, war die Einigkeit. Eine Kom=
Soldaten! Iſt das nicht der Inbegriff feſten
Zuſam=
euergehärteter Einigkeit, unverbrüchlicher
Kameradſchaftlich=
heute als ehemalige Kämpfer das Kriegsleben der Feder
ſchreiben ſich manchen Groll vom Herzen, und ſie wiſſen
zem und Würdeloſem zu berichten, aber alle ſtimmen doch
hohe Lied der Kameradſchaft, die alles trägt, alles duldet,
Schon das ſchlichte graue Kleid, mit dem ſie ſich an die
Nutter Erde ſchmiegen, macht ſie alle gleich. Gleich ſind ſie
In ihrer Geſinnung. Keiner fragt nach Nam und Art; alle
A die ſonſt im Leben trennen, fallen in ihr erbärmliches Nichts
und über der Rumpelkammer des tot aufgeſtapelten Wiſſens
* wärmenden Sonne gleich die tiefe, echte Herzensbildung
n Mannes.
die ungeheueren Opfer an Gut und Blut, die wir
en, vergeblich geweſen ſein?. Wohl ſind wir unbeſiegt
n geworden. Aber Dank der unvergleichlichen Tapferkeit
treuen hat unſer Heimatboden die Greuel der Verwüſtung
ein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte. Wie ſchon
urde, findet die diesjährige Totenfeier des Vereins am
en N. November, abends 6 Uhr, in der Schloßkirche ſtatt.
n der Liturgie gelangen zur Aufführung: die Totenfeier=
* den Beſuchern aus früheren Jahren ſchon bekannt iſt, fer=
1oräle „Selig iſt, wer ſein Geſchick” und „Wir ſingen einen
Endlich wird eine neue Kompoſition des Komponiſten Otto
2et zu Gehör gebracht. Die Namen der Mitwirkenden ſind:
au Gerta Oppenheim, Alt: Frau Käthe Kickhefel, Tenor:
1retſchneider, Baß: Herr Hermann Dierſch. Die Orgelpartie
Irganiſt Niebergall freundlichſt übernommen. Die Liturgie
errn Pfarrer Lautenſchläger geſprochen. Für diejenigen, die
kte und die Liturgie beſitzen möchten, ſei bemerkt, daß
dieſel=
reiſe von 30 Pfg. am Eingang der Kirche zu haben ſind.
berden an den Kirchentüren am Schluß des Gottesdienſtes
Sſtellt ſein, um milde Gaben für die Zwecke des Vereins in
r nehmen.
nicht geſehen, und unſer köſtlichſter Beſitz, das Reich, iſt uns
ge=
blieben. Sie haben die erhobene Axt von der Wurzel deutſchen
Volks=
tums ferngehalten und es ermöglicht, daß deutſches Weſen in friedlichem
Tun ſeine Kraft entfalten kann zum Segen der Menſchheit.
Aber wir handeln nicht im Sinne unſerer gefallenen Brüder, wenn
wir hier an ihren Gräbern in Trauer verſinken. Da draußen vor
den Toren dieſer heiligen Stätte ruft uns das rauhe Leben zur
Tat. Die Toten mahnen uns, ſie zu ehren durch unſer Wirken, und
dieſe Feierſtunde hat nur dann einen tiefen Sinn und verweht nicht
mit den ſterbenden Blättern, wenn wir uns aufraffen zu dem Gelöbnis,
es unſeren Helden gleich zu tun im ſtarken Glauben, im ſtarken Willen,
in unverbrüchlicher Einigkeit.
Sollen wir, trotz allem, was geſchehen iſt, den Glauben an
unſeres Volkes Daſeinsrecht, an ſeine Zukunft, an ſeine
Menſchheits=
aufgabe verlieren?, Können wir dasſelbe Volk, das 1914 ausgezogen iſt
mit heller Begeiſterung und vier Jahre lang einer waffenſtarrenden
Welt ſtandgehalten hat, als ein Volk von Helden preiſen und
gleich=
zeitig dasſelbe Volk, das heute mit den Bitterniſſen des Tages ehrlich
ringt, als blöde, begehrliche kindiſche Maſſe ſchmähen?. Soll dasſelbe
Volk, deſſen Kriegsruhm bis zu den Sternen ſtrahlte, nicht auch den
Glauben aufbringen, daß es ein Höheres gibt als den kriegeriſchen
Lorbeer in der Arbeit an den Werken des Friedens, der Freiheit und
der Geſittung? Soll dasſelbe Volk, von dem der Dichter rühmt, es
führe die Sichel beſſer als das Schwert, vergeſſen, daß Deutſchland
aufgeſtiegen iſt auch aus dem Jammer von 30 Kriegsjahren? Soll
dasſelbe Volk, das ſein Letztes und Beſtes für Kaiſer und Reich unter
den Farben ſchwarz=weiß=rot dahin gab, den Glauben an ſich ſelbſt
ver=
lieren, wenn es gilt, auf Scherben und Trümmern ein neues Reich zu
erbauen, über dem die unſeren Großvätern heilige Flagge weht, die
Flagge der Sehnſucht nach Einheit, die Flagge ſchwarz=rot=gold? Sollen
wir in unſerem Kleinmut die Schöpfer der Weimarer Vorfaſſung Lügen
ſtrafen, die dem deutſchen Volk nachſagt, es ſei von dem Willen beſeelt,
ſein Reich in Freiheit und Gerechtigkeit zu erneuern und zu feſtigen,
dem inneren und äußeren Frieden zu dienen und den geſellſchaftlichen
Fortſchritt zu fördern?. Nein, rufen wir als Helfer den ſtarken Willen
auf, mit dem unſere Helden in Not und Tod gegangen ſind. Die
her=
ben Forderungen des Tages verbieten uns, immer nach neuen
Nech=
ten zu liſten. Nur eherne Pflichterfüllung, entſagungsvolles Wollen
kann uns aus dem Dunkel der Gegenwart emporführen. Aber nicht
der Wille kann unſer Retter ſein, der nur zum Nutzen und Vorteil
des eigenen Ich ſtrebt und allein materiellen Gütern nachjagt, ſondern
der Wille, der ſeinen. Tatendrang in den Dienſt der Gemeinſchaft, in
den Dienſt ſeines Volkes ſtellt.
Wenn dieſer Gedanke ſiegreich wäre, dann wären wir wieder in
übertragenem Sinne die Kompagnie Soldaten, in der einer
für den anderen eintritt, einer dem anderen hilft und das Letzte mit
dem Kameraden teilt. Aber über die Gräber unſerer treuen Kameraden
wälzt ſich die Klage von der Zerriſſenheit und Uneinigkeit des
deut=
ſchen Volkes. Müſſen uns denn wirklich feindliche Bajonette anſtarren,
müſſen uns feindliche Geſchütze umbrüllen, damit bei uns die
Gegen=
ſätze der Parteien, der Bekenntniſſe, des Standes und Berufes zum
Schweigen kommen?. Muß ſich der Wall feindlicher Heere um unſere
Grenzen legen, damit wir erkennen, daß wir eines Volkes ſind? Die
heilige Stunde, die uns hier an Gräbern verſammelt hat, foll in uns
den ernſten Vorſatz reifen laſſen, allen abzuſagen, die die
Unzufrie=
denheit ſchüren, die niedere Leidenſchaften aufpeitſchen gewiſſenlos
Be=
gehrlichkeit wecken und die göttliche Gabe der Beredſamkeit
mißbrau=
chen, um unſer deutſches Volk zu ſpalten und zu entzweien. Wir wollen
und dürfen von dieſer ſtillen Statt unſerer Getreuen nicht auf den
Lärm der Straße treten, ohne Herz und Hand zu dem Gelöbnis erhoben
zu haben, das einſt in ernſter Stunde das Volk der Freiheit, das Volk
der Schweizer einte:
„Wir wollen ſein ein einzig Volk von Brüdern,
In keiner Not uns trennen und Gefahr.”
Alle Zuhörer fühlten ſich im Geiſte ihren Verſtorbenen nahe,
laut=
loſe Stille herrſchte, denn alle waren von der Weihe dieſer Stunde
er=
griffen. Mit bewegten Worten legten die einzelnen Verbände Kränze
an der letzten Ruheſtätte der Gefallenen meder. Die Darmſtädter
Sängerſchaft unter Leitung des Gauchormeiſters Wilhelm Etzold
brachte den erhebenden Geſang „Troſt” von Fr. Schneider zu Gehör.
Das Stadtorcheſter beſchloß mit „Was Gott tut, das iſt wohlgetan” von
Cartorius die ſchlichte, eindrucksvolle Gedenkfeier. — Der Zug bewegte
ſich dann an die Grabſtätten der fremden Gefallenen, die unter
Choral=
klängen durch Kranzniederlegungen geehrt wurden. — Tiefer Ernſt
prägte ſich in den Mienen aller derer, die dieſe Feierſtunden
miterleb=
ten. Die Totenfeier war beendet, aber gar mancher verweilte noch an
der letzten Ruheſtätte eines lieben Verſtorbenen und ſuchte in
unerſchüt=
terlicher Liebe auch über das Grab hinaus and in treuem Gedenken
einen ſchwachen Troſt in ſeinem herben Schmerz.
*
Am Tage der Toten waren alle Denkmäler, die unſeren Gefallenen
errichtet ſind, mit Kränzen und Blumen geſchmückt. In den Kirchen und
bei den Totengedenkfeiern, an denen zahlreiche Trauernde teilnahmen,
wurde der Gefallenen gedacht.
Am Dragener=Denkmal
fand vormittags, eine ſchlichte, eindrucksvolle Gebenkfeier auf
Veranlaſſung des Vereins ehemaliger
undenoſfi=
ziere Leib=Dragoner=Regiments 24 ſtatt, die der
Ver=
band ehemaliger Militärmufiker, Ortsgruppe Darmſtadt, mit dem
Alt=
niederländiſchen Dankgebet einleitete. Durch den Geſanyverein „
Ein=
tracht” kamen die Lieder. Da unten iſt Frieden” und „Deutſchland du
mein Deutſchland” zum Vortrag. Die Gedenkanſprache hielt der
Vor=
ſitzende des Vereins, Herr Sporer, der einen Kranz niederlegte.
Wie alljährlich wurde abends die Feuerſchale des
Denk=
mals zum ehrenden Andenken an die Gefallenen der
beiden ehemaligen Großherzoglich Heſſiſchen Dragoner=Regimenter
Nr. B und 24 entzündet. Hell leuchteten die Flammen, aus der Ferne
hörte man leiſe die Glocken läuten, eine große Menſchenmenge, meiſt
ehemalige Dragoner mit ihren Angehörigen, hatte ſich eingefunden, um
den Gefallenen eine Stunde ernſten Gedenkens zu weihen. Für den
Offiziers=Verein nahm deſſen Vorſitzender, Rittmeiſter v. Neufville,
für den Mannſchaftsverein deſſen Voyſitzender Hauck an der Feier teil.
Herr Hauck hielt in bewegten Worten eine Gedenkanſprache, die von
den Anweſenden entblößten Hauptes angehört wurde. Sie klang aus
in dem Gelöbnis, der Toten nicht zu bergeſſen, und in der Mahnung
an die Lebenden, in Erinnerung an die enge Kameradſchaft und das
Opfer der Gefallenen allzeit treu und einig zu ſein. Ein Vertreter des
Dragoner=Vereins Ortsgruppe Frankfurt a. M. legte anſchließend mit
ſchlichten Worten einen Kranz nieder „Lang ſtanden Frauen und
Män=
ner an dem Ehrenmal unſerer Gefallenen — langſam verlöſchte das
Feuer in der Schale des Denkmals.
Wochenmarkt zu Darmſtadt. Kleinhandels=Tagespreiſe
vom 23. November 1929 per Pfund bzw. Stück in Pfennig:
1. Gemüſe: Kohlrabi 5—8, Erdkohlraben 19—15, Gelbe Rüben 8—10,
Rote Rüben 10—15. Weiße Rüben 10—15, Schwarzwurzeln 40—60,
Spinat 20—25, Römiſchkohl 15, Rotkraut 12—15, Weißkraut 8—10,
Wirſing 10—12, Roſenkohl 40—50, Zwiebeln 12—15, Knoblauch 86.
Tomaten 60—100, Kaſtanien 30, Feldſalat, Lattig 100, Endivienſalat
12—20, Kopfſalat 5—15, Blumenkohl 50—150, Rettich 5—10, Meerettich
10. — 2. Kartoffeln: Spätkartoffeln 5—7. — 3. Obſt:
Tafel=
äpfel 15—2, Wirtſchaftsäpfel 8—12, Tafelbirnen 12—2,
Wirtſchafts=
birnen 8—15, Quitten 15, Nüſſe 50—60, Apfelſinen 15—20, Zitronen
10—15, Bananen 55. — 4. Eßwaren: Süßrahmbutter 220—30,
Landbutter 20—220, Weichkäſe 30—35, Handkäſe 5—15, Eier, friſche
18—3. — 5. Wild und Geflügel: Gänſe 140, Hühner 130—170,
Tauben 80—90 Hafen 120—160. — 6. Fleiſch=und Wurſtwaren:
Nindfleiſch, friſch 90—110, Kalbfleiſch 120. Schweinefleiſch 190—140,
Dörrfleiſch 180, Wurſt 80—160, Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 190.
Kriegsgräberfürſorge im Ausland durch den
Deutſchen Volksbund.
Am 20. Oktober d. Js. fand in Berlin in der Aula der Univerſität
die Mitgliederverſammlung des Volksbundes „Deutſche
Kriegs=
gräber=Fürſorge” unter dem Vorſitz des Reichsminiſters
a. D. Geßler ſtat. Mit derſelben war eine Feier des 10jährigen
Beſtehens des Volksbundes verbunden. Im Anſchluß an die
Verſamm=
lung fand eine „Ausſtellung” von Anſichten ausländiſcher, vom
Volksbund hergeſtellter Friedhöfe, von Bildwerken und Entwürfen in
der ehemaligen Hauptwache in Berlin (zwiſchen Zeughaus und
Uni=
verſitätsgebäude) ſtatt. Am 21. und 22. Oktober erledigte die
Verſamm=
lung ſodann eine große Reihe wichtiger Angelegenheiten. Der
Schrift=
führer Dr. Euler erſtattete einen Geſchäftsbericht über die
zehn=
jährige Tätigkeit des Vereins und die Arbeiten des Vereins im letzten
Geſchäftsjahre unter beſonderer Berückſichtigung der Patenfriedhöfe,
die neuerdings vom Volksbund weſentlich gefördert werden. Es ſind zur
Zeit über 400 Patenfriedhöfe herzuſtellen. Die Herſtellungen an den
13000, nach den zahlreichen Zuſammenlegungen von Friedhöfen in
Frankreich, noch zu unterhaltenden Auslandsfriedhöfen ſind im
fort=
währenden Gang; es iſt eine beſondere Friedhofsbauabteilung dafür
eingerichtet und beſondere Künſtler ſind dafür angenommen. Der
Ver=
treter des Landesverbandes Heſſen
Provinzial=
direktor a. D. Dr. Fey, ſtellte den Antrag, da wegen des
lang=
ſamen Ausbaues der „Patenfriedhöfe mehrfache Klagen
vor=
lagen, der Bundesvorſtand wolle nach Anmeldung der
Patenſchaften eine einſtweilige Unterhaltungs=
und Bauſkizze unter Anhörung des Landes= und
Ortsgruppen=Vorſtandes anfertigen laſſen, nach welcher
der Friedhof bis zu ſeiner definitiven Herſtellung unterhalten wird.
Da bei der Friedhofsbauabteilung in Berlin ſeither
nur Künſtler aus Berlin und München verwendet
wurden, beantragte Heſſen weiter, es ſollten hierbei auch Künſtler
aus Süddeutſchland (z. B. aus Darmſtadt und Karlsruhe) verwendet
werden, wobei der Heſiſche Landesverbandsvertreter noch darauf
hin=
wies, daß z. B. der Darmſtädter Künſtler, Profeſſor Albin
Müller, den Ehrenfriedhof in Deſſau mit dem Denkmal Bölckes
hergeſtellt habe und allerwärts durch ſeine hervorragenden Bauten in
Darmſtadt (auf der Mathildenhöhe), in Magdeburg uſw.
be=
kannt ſei. Die Unterhaltung der Friedhöfe an der
Weſt=
front (die z. B. in Belgien noch viel zu wünſchen übrig läßt,
wäh=
rend ſie im allgemeinen in Frankreich ſich gebeſſert hat) wurde
ein=
gehend beſprochen und dabei beſchloſſen, daß überall die Unterhaltung
der Einzelgräber mit Blumenſchmuck auch weiterhin
ge=
pflegt werden ſoll ſentgegen der Anſicht der Berliner
Zentrale, welche im Hinblick auf die großen Koſten mehr für
Be=
raſung eintrat), und daß die Beraſung der Grabhügel nur da
ſtatt=
finden ſoll, wo dies durch beſondere Umſtände geboten ſei. Dabei
wurde noch darauf aufmerkſam gemacht, daß die jedoch auch von
fran=
zöſiſcher Seite empfohlene „Beraſung der Friedhofswege” auch
weiter=
hin in Erwägung gezogen werden ſolle. — Die nächſte
Mitglieder=
verſammlung ſoll erſt 1931 ſtattfinden. — Ein Teil der
Ausſtellungs=
gegenſtände ſoll dem Landesverband Heſſen” für deſſen im
März 1930 ſtattfindende Ausſtellung in der Kunſthalle am
Rheintor in Darmſtadt überlaſſen werden.
— Stadtkirche. Am Nachmittag des Einweihungstages unſerer in
eingreifender Erneuerungsarbeit hergeſtellten Stadtkirche, am 1.
Dezem=
ber (1. Advent), um 4 Uhr, findet ein Kirchenkonzert ſtatt, das der
Kirchengeſangverein der Stadtkirche unter der Leitung des Herrn
Stu=
dienrats Borngäſſer veranſtaltet. Der Chor iſt durch Mitglieder anderer
Vereine auf 129 Stimmen vergrößert. Zur Aufführung kommen
fol=
gende Werke: Kantate von J. S. Bach: „Nun komm, der Heiden
Hei=
land” und das große Dettinger Tedeum von Händel. Als Soliſten
wirken mit: Fräulein A. von Stoſch (Sopran) und die Herren J.
Biſchoff (Baß) und Stadelmaier (Tenor). Das Orcheſter beſteht aus
Mitgliedern der Kapelle des Landestheaters und bewährten
Muſiklieb=
habern. Die Chorſchule ſingt unter Leitung des Herrn Lehrers
Samper zwei Choral=Paraphraſen von A. Mendelsſohn. Die völlig
umgebaute Orgel wird der Organiſt der Stadtkirche, Herr Studienrat
Borngäſſer, in ausgewählten Kompoſitionen erklingen laſſen.
Eintritts=
karten zum Preiſe von 2 Mk. (Süd=Empore) und 1 Mk. (in allen
ande=
ren Räumen der Kirche) ſind zu haben in der Muſikalienhandlung Chr.
Arnold (Ernſt=Ludwigs=Straße), ſowie in der Buchhandlung Waitz und
der Papierhandlung Heckmann (Kapellplatz). Der Neinertrag des
Kon=
zertes kommt den Koſten der Wiederherſtellungsarbeiten der Stadtkirche
zugut. Es iſt ratſam, ſich rechtzeitig mit Eintrittskarten zu verſehen.
— Die Monatsverſammlung der Ortsgruppe Darmſtadt der
Deut=
ſchen Bau= und Siedlungsgemeinſchaft war außerordentlich ſtark
be=
ſucht, handelte es ſich doch darum, wiederum ein zinsfreies Darl=hen
(innerhalb drei Monaten das zweite) zu verteilen. Empfänger war
diesmal mit der höchſten Kennziffer Herr Zahnarzt Dr. Fuchs; die
Höhe des zinsfreien Darlehens betrug 16 000 RM. Die Ortsgruppe
Darmſtadt erhielt damit ihr 51. Darlehen; die Geſamtſumme der auf
ſie entfallenen Baudarlehen beträgt nunmehr 854 550 RM. Ein weiterer
Punkt der Tagesordnung, zu dem das Stadtratsmitglied, Herr Süß,
ein Referat hielt, befaßte ſich mit der Auffüllung der Einzahlungen
auf 10 Prozent. Infolge der augenblicklich herrſchenden
Hypothelen=
kriſe haben eine ganze Reihe von Gemeinden durch verhältnismäßig
bleine Beträge die Zahl der Volleinzahler der betreffenden
Ortsgrup=
pen vermehrt und damit erreicht, daß eine größere Anzahl von
zins=
freien Baudarlehen in die betreffenden Gemeinden entfällt. Die
Her=
gabe dieſer Zuſchüſſe erfolgt gegen regelmäßige Tilgung, ſo daß die
Gemeinden in einigen Jahren die von ihnen gegebenen Summen reſtlos
zurücherhalten haben. Durch einſtimmigen Beſchluß wurde der
Orts=
gruppenvorſtand beguftragt, die auch hier in dieſer Hinſicht
ange=
bahnten Verhandlungen weiterzuführen, damit auch Darmſtadt künftig
bei allen Vergebungen mit mehreren zinsfreien Darlehen von ſeiten
der Genoſſenſchaft bedacht werden kann.
Tagesordnung zur Sitzung des Stabtrates am Donnerstag, dem
B. Nobember 1929, um 17 Uhr, im Nathaus: 1. Gewährung einer
Winterbeihilfe für Erwerbsloſe, Sozialrentner uſwp. Berichterſtatter:
Stadtratsmitglied Aßmuth.) 2. Einrichtung einer Wäſchereianlage im
Kinderheim Waldeck. (Berichterſtatter: Stadtratsmitglied Baßler.)
3. Waſſerverſorgung von Gernsheim und verſchiedenen Niedgemeinden
aus dem Darmſtädter Waſſerwerk. (Berichterſtatter: Stadtratsmitglied
Dr. Noellner.) 4. Uebernahme einer Garantieleiſtung für die Wanderh
ausſtellung „Technik und Heim” im Jahre 1930. 5. Uebernahme einell
Garantieleiſtung für das Turnfeſt des 9. Kreiſes des Arbeider=Turn
und Sportbundes in Darmſtadt 1930. (Berichterſtatter: Stadtratsmito
glied Friedrich.) 6. Feſtſetzung der Hundeſteuerſätze für 1930. (
Bericht=
erſtater: Stadtratsmitglied Schneider.) 7. Ueberlaſſung von
Näumlich=
keiten an den Kindergarten des Frauenvereins der Johannesgemeinde
bzw. die Gewährung eines Zuſchuſſes an denſelben. (Berichterſtatter:
Stadtratsmitglied Aßmuth.) 8. Der Abſ”luß der Stadtkaſſe und der
ſtädtiſchen Nebenkaſſen für das Rechnungsjahr 1927. GBerichterſtatter:
Stadtratsmitglied Aßmuth. 9. Umſtellung der Müllabfuhr auf
Auto=
betrieb. GBerichterſtatter: Stadtratsmitglied Wedel.) 10. Mitteilungen.
a. Dringliche Sitzung des Provinzialtages. Der Provinzialtag der
Provinz Starkenburg iſt für Freitag, 29. November 1929, zu einer
für dringlich erklärten Sitzung einberufen worden. Einziger Punkt
der Tagesordnung iſt die Veränderung der für die Provinzen
Starken=
burgs und Rheinheſſen, ſowie der Kreiſe Groß=Gerau und Mainz
be=
ſtehenden Grenzen und die Vereinigung der Landgemeinden
Biſchofz=
heim, Ginsheim=Guſtavsburg, Bretzenheim und Weiſenau mit der Stadt
Mainz. Die Vereinigung dieſer Landgemeinden mit der Stadt Mainz
iſt für den 1. Januar vorgeſehen, und dazu iſt auch die Zuſtimmung
des Provinzialtages der Provinz Starkenburg erforderlich. Die
ſelb=
ſtändige Gemarkung Ginsheimer Rheinauen wird ebenfalls der Provinz
Nheinheſſen und dem Kreis Mainz zugeteilt. Die für das
Rechnungs=
jahr 1929 aus den genannten Gemeinden und Gemarkungen
aufkom=
menden Provinz= und Kreisſteuern ſollen der Provinz Starkenbura
und dem Kreis Groß=Gerau verbleiben. Damit die Vereinigung der
genannten Landgemeinden mit der Stadt Mainz am 1. Januar erfolgen
kann, mußte die Tagung des Provinzialtages für dringlich erklärt
werden.
(TV,2795
19e
Gleicher Güte 5 Züge mehr (denn sie ist 5 mm 1a
Seite 4
Montag den 25. November 1929
* Rovember-Situng der Familiengeſchichklichen
Vereinigung.
Ein ſehr eifriges Mitglied, das ſeine Heimat Griesheim
familien=
geſchichtlich genau durchforſcht hat, Herr Lehrer Hering, hielt auf
Grund ſeiner wiſſenſchaftlichen Erkenntnis einen Vortrag über „
Per=
ſonen= und Familienkunde eine notwendige
Vorausſetzung zum tieferen Verſtändnis der
Orts=
geſchichte‟. Er führte etwa folgendes aus:
Während die Geſchichtswiſſenſchaft, beſonders ſei Ottokar
Lo=
renz, die Wichtigkeit der Familienkunde erkannt hat, wird ſie in
wei=
teren Kreiſen vielfach nur als eine Modeſache angeſehen. Wie in der
großen Geſchichte einzelne große Menſchen ihrer Zeit den Stempel
auf=
gedrückt haben, ſo gab es auch in den beſchränkten Verhältniſſen der
Dörfer zu allen Zeiten Männer und Frauen, deren Führung ſich die
Dorfgenoſſen willig anvertrauten. Wer die Geſchichte eines Dorfes
durchforſcht, wird gar zu der Erkenntis kommen, daß Perſonen= und
Familienkunde kein Gebiet für ſich allein, ſondern mit der Ortsgeſchichte
untrennbar verbunden iſt. Vortragender wies dies an der Hand eines
Beiſpiels nach, dem Wiederaufbau Griesheims nach dem
Schreckenswinter 1634/35.
Dreimal hatte Griesheim nach dem für unſere Gegend ſo
ver=
hängnisvollen Ausgang der Nördlinger Schlacht im Auguſt
1634 die Leiden des Krieges in verhängnisvollem Maße durchkoſten
müſſen, zuerſt in der letzten Woche des November 1634, wo die ganze
kaiſerliche Armee unter Gallas das ganze Dorf ausplünderte,
ſo=
dann drei Tage vor Weihnachten unter der Beſetzung durch ein
ſchwe=
diſches Regiment, und endlich am 19. Januar 1635 wo 114 Gebäude
in Aſche gelegt wurden. Vor dem Einfall der Kaiſerlichen dürfte
die Bevölkerung, gering geſchätzt, auf 700 Seelen anzuſchlagen ſein.
Im Frühjahr 1635 konnte man höchſtens 126 Einwohner zählen: 67
männliche, 53 weibliche und 41 Kinder unter 20 Jahren. Alle übrigen
waren geflüchtet oder den Qualen des unmenſchlichen Kriegsvolkes,
der bitteren Kälte oder der furchtbar wüttenden Peſt zum Opfer
ge=
fallen. Nach dem Ableben des ſeitherigen Schultheißen Philipp
Peter, der jedenfalls auch in den Kriegswirren ſein Leben verloren,
wurde durch den Keller in Darmſtadt Peter Junker als
Schult=
heiß angenommen, ein Mann von nahezu 60 Jahren. Redner
ſchil=
derte ſein Leben eingehend. Doch würde hierauf einzugehen zu weitab
führen. Ihm zur Seite ſtanden die Bürgermeiſter Hans Rühl und
Hans Metzger, ſowie die Gerichtsmänner Peter Arnold
Jakob Heeb, Johann Peter, Ewald Reinhard und
Peter Scherer. Ein Vergleich der Bürgermeiſtereirechnung des
Jahres 1635 mit einer ſolchen aus der Zeit vor Ankunft der Schweden
legt mehr als alle Worte die große Geldnot der Gemeinde dar.
Im Jahre 1630 war in der Gemeidekaſſe ein Ueberſchuß von 225
Gulden B Alb. vorhanden. Die Einnahmen betrugen 870 Gulden
11 Alb., ſo daß ſich die Geſamteinnahme auf 1096 G. 10½ Alb. belief.
Die Ausgaben betrugen — 672 G. 2 Alb., verblieb alſo ein Reſt von
423 G. 11½ Alb. Nach dem Schreckenswinter hatte man noch 239 G.
12 Alb. gerettet. Die Einnahmen betrugen — 0, ſomit waren dieſe,
der Grundſtock der Gemeinde, da hieß es nun ſparſam ſein. Und
wahr=
lich, dieſe alten Griesheimer verſtanden es. Die Geſamtausgabe iſt
nur — 90 G. 19 Alb., ſo daß für das neue Jahr 148 G. 19. Alb.
vor=
getragen werden konnten.
Ungünſtiger waren die Geldverhältniſſe des Kirchenkaſtens. Hier
konnte, bei einer Einnahme von 125 G. B Alb. und einer Ausgabe
von 121 G. 2 Alb. nur ein Ueberſchuß von 3 G. 94 Alb. erzielt
wer=
den. Der Pfarrer Joh. P. Schad war bereits beim Gallasſchen
Ein=
fall durch unmenſchliche Folterqualen ein Opfer des Krieges geworden.
Zum Sterben krank lag er bei Verwandten in Darmſtadt. Noch kurz
vor ſeinem Tode beſuchte ihn der Griesheimer Schulmeiſter Joh. Chriſt.
Wenz. „In ſeinem Abſterben” vermachte er der Gemeinde „50 G.
vor die Hauſarmen (der Gulden hatte ſich verſchlechtert, es gingen jetzt
35 Albus ſtatt vorher 20 auf ihn), 15 Dhaler vor den Kelch, ſoll ſein
Nam darauff Sein; 20 G. in die Schuel u. a.‟ Er ſtarb am 11. Juli
1635 im Alter von 36 Jahren. Nach ſeinem Tode richtete die ganze war. In der Wirtſchaft ſaß bei einem Glaſe Bier der ihm unbekannte
Gemeinde an den Landgrafen ein Geſuch, daß ihr der ſeitherige
Schul=
meiſter Wenz, der ſich allſeitiger Beliebtheit erfreute, als Pfarrer
ge=
gegeben werde. Dem Wunſche wurde auch inſofern entſprochen, als Partei gegen den Eindringling, der nach den Vorſtrafen als Raufbold
die Stelle ihm vorübergehend übertragen wurde. — Der treffliche Vor= bekannt iſt. Am 7. April ſoll er nun nach der Anklage einen Knecht
trag aus dem Vollen fand lebhaften Beifall. Der Vorſitzende dankte namens Griesheimer von Mittershauſen erheblich verletzt haben, der
dem Redner im Namen des Vereins. Gine lebhafte Ausſprache ſchloß ebenfalls als Gaſt in der Rettigſchen Wirtſchaft anweſend war. — Die
Mitteilungen über den Münchener Friedhof=Süd und Liebigs
Grab.
K. Noack.
Deutſcher und Oeſterreichiſcher Alpenverein, Sektion Darmſtadt.
Dr. Nau ſprach über ſeine diesjährigen Wanderungen im Oberengadin.
Wir hatten ſchon wiederholt Gelegenheit, den Redner in unſerem
Kreiſe über ſeine kühnen Bergbeſteigungen zu hören, es war deshalb
auch der große Saal des Gymnaſiums faſt bis auf den letzten Platz
beſetzt. Durch die Silv=etta wurde über den Vermundpaß und das
Val Tuoi nach Guarda gewandert, von dort gelangte man mit der
Bahn nach Pontreſſina. Des nächſte Ziel war die Bovalhütte, auf der
wegen ſchlechten Wetters einige unfreiwillige Raſttage zugebracht
wur=
den. Dann folgte der ſchwierige Aufſtieg zu der über 3500 Meter hoch
gelegenen Capagnia Marco e Roſſa. Dieſe kleine, nur 18 Perſonen einen Schlagring und wolle an den Bürgermeiſter. Der
Polizei=
faſſende Hütte liegt auf dem Hauptkamm der Bernina und erleichtert
dadurch ſehr die Erſteigung der Gipfel. Am darauf folgenden Tag
erſtieg Herr Dr. Nau in Begleitung zweier Herren den höchſten Gipfel
der Gruppe, den 4055 Meter hohen Piz Bernina über den ſchwierigen hauer P. Steinmann von Mittershauſen wurde, wie er angibt, vom
Südgrat. Leider war die Ausſicht durch Nebel ſchlecht. Am Nach= Bickelhaupt mit dem Meſſer in der Hand geſehen worden war.
mittag des gleichen Tages wurde noch dem Piz Zupo ein Beſuch
abge=
ſtattet. Am nächſten Tag ſtiegen die drei Herren über den kühnen,
Gipfel des Piz Palü. Diesmal bei ſchönſtem Wetter. Der Abſtieg
erfolgte wieder zur Bovalhütte. Zum Schluß erſtieg Herr Dr. Nau
noch in Begleitung ſeiner Frau den Piz Morteratſch. Der Rückweg
wurde wieder durch die Silpretta genommen. Beſonders intereſſant wo er ein Mädchen hatte, bei dem er logierte, Fahrräder geſtohlen und
war der Vortrag durch die zahlreichen, herrlichen Lichtbilder, die
ſämt=
lich von Herrn Dr. Nau perſönlich in meiſterhafter Art aufgenommen
1
waren.
Aus der heſſiſchen Sängerbundbewegung. Im Bahnhofshotel tagte weil dieſer Umſtand für die Strafbemeſſung wichtig erſcheint. Der
Ter=
am Samstag nachmittag der geſchäftsführende Vorſtand des heſſiſchen min wird auf den 2. November vertagt.
Sängerbundes zur Erledigung einer Anzahl wichtiger Angelegenheiten.
Die Verhandlungen fanden unter der Leitung des Bundesvorſitzenden
Miniſterialrat Dr. Siegert ſtatt. Zunächſt erfolgte die Wahl der
Ver=
wurden Miniſterialrat Dr. Siegert und Schulrat Haſſinger, Darmſtadt, auf die leitenden oder höheren Angeſtellten ausgedehnt
einſtimmig wiedergewählt. Als Vertreter zum außerordentlichen Sän= worden, ſoweit ſie auf Grund des Angeſtelltenverſicherungsgeſetzes
gertag, der am 26. und 27. April 1930 in Leipzig ſtattfindet, wurden pflichtverſichert ſind. Nunmehr ſind alle Angeſtellten
arbeitsloſenver=
gewählt die Herren Miniſterialrat Dr. Siegert, Schulrat Haſſinger, ſicherungspflichtig, die kranken= oder angeſtelltenverſicherungspflichtig
die Provinzialvorſitzenden Mattern, Mainz, Mietze, Darmſtadt, und als trägt zurzeit 8400 Mark. Bei der Berechnung dieſer Verdienſtgrenze
Stellvertreter für den oberheſſiſchen Provinzialvorſitzenden Rudiger, bleiben Zuſchläge, die mit Rückſicht auf den Familienzuſtand gezahlt
Wetzlar, außerdem Kunze, Bingen, und Stenger, Aſchaffenburg. Als werden ſſoziale Zulagen) außer Anſatz. Der monatliche Beitragsſatz
Erſatzleute wurden beſtellt Becker, Keſſelbach, und Bauer, Kleinwallſtadt für die Arbeitsloſenverſicherung beträgt bei einem Monatsgehalt von
(Ufr.). Längere Zeit der Beratungen nahm die Feſtlegung der Ver= über 300 Mark — 9 Mark. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen
hier=
treter zu den Gauſängertagen in Anſpruch. Ueber die Neueinteilung von je die Hälfte. Die Beiträge ſind an die Krankenkaſſe zu entrichten,
des Gaues Lahn entſpann ſich eine längere Debatte. Hier brachte bei der die Angeſtellten gegen Krankheit verſichert ſind. Erſatzkaſſen=
Provinzialvorſitzender Gengnagel einen Antrag ein, der auch Zuſtim= mitgliedern hat der Arbeitgeber ſeinen Beitragsteil zur Abführung an
mung fand. Darnach wird der Gau Lahn in 4 Gaue eingeteilt: 1. Gau die Erſatzkaſſe auszuhändigen. Iſt der Angeſtellte nicht gegen Krank=
Gießen, 2. Gau Lahntalſängerbund, 3. Gau Ohm=Lumdaſängerbund und heit verſichert oder gehört er einer privaten Krankenverſicherung (nicht
4 Gau Solms=Wetzlar. Die Beratung der muſikaliſchen Arbeit in den zugelaſſenen Erſatzkaſſe) an, ſo ſind die Beiträge an die Krankenkaſſe
Gauen mußte wegen vorgerückter Stunde auf die Tagesordnung der abzuführen, bei der er für den Fall der Krankheit pflichtverſichert
nächſten Vorſtandsſitzung geſtellt werden. Es fanden dann noch eine wäre, wenn ſein Jahresarbeitsverdienſt nicht über die krankenverſiche=
Neihe interner Punkte ihre Erledigung. Wichtig iſt noch ein Beſchluß, rungspflichtige Verdienſtgrenze hinausginge; für knappſchaftlich
ver=
der einſtimmig gefaßt wurde. Darnach kann ein Verein nur in einen, ſicherte Angeſtellte jedoch an die Reichsknappſchaft.
Nachbargau übertreten, bzw. dort aufgenommen werden, wenn die
bei=
den in Frage kommenden Gaue mit dem Wechſel einverſtanden ſind.
Nach fünfſtündiger Beratung ſchloß Miniſterialrat Dr. Siegert um
7.30 Uhr die Sitzung.
— Orpheum. Heute Montag geſchloſſen. Morgen Dienstag und
folgende Tage „Schwarzwaldmädel”, Operette in drei Akten
von A. Neidert, Muſik von Leon Jeſſel. In der Titelrolle die beliebte
Friedel Gierga. (S. Anz.)
10 Gebote der Kartoffelaufbewahrun
Mitteilung aus der Heſſiſchen Hauptſielle für Pflanzenſchutz.
1. Geht ſorgſam mit den Kartoffeln um. Unter den Hackfrüchten in
der Landwirtſchaft iſt die Kartoffel bei der Lagerung am ſtärkſten
Ver=
luſten ausgeſetzt. Bei ihr kennt man die meiſten Lagerkrankheiten und
die Ausfälle ſind auch dem Umfang nach am größten. Bedenkt man,
daß der Wert der deutſchen Kartoffelernte 1,5 bis 2,5 Milliarden im
Jahre ausmacht, ſo ſtellt der Ausfall von nur wenigen Prozenten ſchon
erhebliche Summen dar. Dieſe Verluſtprozente treffen den einzelnen
genau ſo wie die ganze Volkswirtſchaft. Das mag in dieſem Jahre
noch beſonders zutreffen, da durch die Futtermittelnot infolge des
trocke=
nen Sommers die Kartoffel in erhöhtem Maße Futterzwecken dienen
wird, und weil es immer unmöglicher wird, die teueren ausländiſchen
Kraftfuttermittel zu beziehen. Dadurch wird auch der Wert der
Kar=
toffel bis zum Frühjahre ſteigen und damit iſt noch weiter die
For=
derung gegeben, möglichſt wenig Verluſte im Laufe der Winterlagerung
eintreten zu laſſen. Um dies Ziel zu erreichen, iſt zunächſt das 2.
Ge=
bot notwendig.
2. Entfernt vor dem Lagern alle faulen, kranken und verletzten
Kartoffeln. Fäulnisarten kennt man in großen Zügen zwei. Die Gruppe
der Naßfäulnis und die der Trockenfäulen. Bei flüchtiger Betrachtung
ſcheinen die Naßfäulen die gefährlicheren von beiden zu ſein. Sie fallen
mehr ins Auge und die naßfaulen Knollen ſind für jeden
Verwendungs=
zweck ſo gut wie wertlos. Naßfaule Kartoffeln könnte man zwar noch
in der Brennerei verwerten, aber ſo wird wvohl nur der geringſte Teil
noch verarbeitet. Die Naßfäulen ſind im Gegenſatz zu den
Trocken=
fäulen auch diejenigen, die im Lager ſich am ſchnellſten verbreiten, weil
der Faulbrei geſunde Kartoffeln anſteckt und zunächſt kleine
Fäulnis=
herde ſich in ganz kurzer Zeit bedeutend vergrößern können. Bei dieſen
Krankheiten hat man es beiſpielsweiſe ſchon oft erlebt, daß ein Waggon
Kartoffeln ſcheinbar geſund verladen wurde und daß nach einigen Tagen
bei Ankunft der Sendung die Kartoffeln derartig faul waren, daß der
Faulbrei aus dem Waggon tropfte. Bei Trockenfäulen, auf die oft als
Pilzerſcheinung Naßfäule ſich einſtellt, iſt das ausgeſchloſſen.
Die Naßfäule iſt ein Sammelbegriff. Zu ihm gehört in erſter
Linie die Bakteriennaßfäule, die die Kartoffein in einen
übelriechenden, fadenziehenden, gelblichgrünen Brei verwandelt. Als
Krankheitserreger kennt man mehrere Bakterienarten, die ſich mehr
oder weniger ſchnell verbreiten können. Zu ihrer Vermehrung gehören
aber immer beſtimmte Wärmegrade, die ungefähr von 8 Prozent an
vorhanden ſind und eine beſtimmte Luftfeuchtigkeit. Die
Schware=
beinigkeit, die man im Feldbeſtand beobachten kann, und die den
Stengelgrund fauliger ſchwarz verfärben läßt, iſt ebenfalls ein
Ver=
treter dieſer Gruppe. Tritt die Schwarzbeinigkeit im Feld ſtark auf, ſo
erkrankt nicht nur der Stengelgrund, ſondern auch die ſunge Knolle, ſie
wird weichfaul. Kommen ſolche Kartoffeln ins Lager, ſo können ſie der
Ausgangspunkt für Fäulnisherde ſein. Ebenſo iſt es auch mit der
Bakterienringkrankheit. Auch ſie iſt ſchon im Sommer
zu erkennen, denn bakterienringkranke Pflanzen welken, weil gewiſſe
Stengelteile einen Krankheitsſtoff in ſich bergen, der die Saftleitung
von den Wurzeln zu den Blättern unterbindet. Dieſer
Krankheitser=
reger, nur Bakterien, wandert auch in die Knolle und erweicht hier den
Ning unter der Schale, das man an einer durchſchnittenen Kartoffel
beobacten kann. Von hier geht eine Fänlnis aus. Dieſe Krankheit
hat eine beſondere Bedeutung, denn ſie verſchleppt ſich ſehr leicht von
p. 1. Wegen gefährlicher Körperverletzung iſt der 1907 geborene
Arbeiter P. Bickelhaupt von Reichelsheim i. O. angeklagt. Am Weißen
Sonntag, 7. April d. J., machte er mit einem Bekannten eine
Auto=
tour, und ſie landeten in Mitlechtern, wo bei Wirt Rettig Tanzmuſik
Bürgermeiſter, mit dem er ſich anband. Darob entſtand unter den
An=
weſenden keine geringe Aufregung, ſie nahmen für ihren Bürgermeiſter
ſich an. — Zum Schluſſe machte noch Oberſchulrat Ritſert feſſelnde verleſenen Strafurteile bekunden, daß der Angeklagte namentlich
Tanz=
unterhaltungen beſucht, um dort Streit und Händel vom Zaune zu
brechen.
Der Verletzte bekundet, daß er nach Hauſe gehen wollte, als er
noch in den Wirtſchaftsräumen plötzlich einen Stich in den Kopf
er=
hielt; ein P. Steinmann kam ihm mit dem Gummiknüppel zu Hilfe.
Als den Täter bezeichnet Griesheimer den Bickelhaupt, der ſowohl
Schlagring wie Meſſer bei ſich getragen habe, wie ihm andere Zeugen
beſtätigt hätten. Der ärztliche Fundbericht ſpricht ausdrücklich von
drei Meſſerſtichen.
Aus der Beweisaufnahme geht hervor, daß Angeklagter ohne
wei=
teres dem Bürgermeiſter anſann, ihm 3 Glas Bier zu bezahlen, was
dieſer mit dem Bemerken ablehnte, wenn er kein Geld habe, ſolle er
aus dem Wirtshauſe bleiben. Später wurde bekannt, Bickelhaupt habe
diener Hofmann von Mitlechtern ſah auch ein Meſſer in ſeiner Hand,
das er ſpäter weggeworfen hatte, als man ihn viſitieren wollte. Dem
Polizeidiener gab er erſt an, er ſei von Pfaffenbeerfurth. Der Stein=
Wirt aufgefordert, mit dem Gummiknüppel draufzuſchlagen, nachdem
In Reichelsheim hat Bickelhaupt Wirthausver
ſcharfen Grat der Bellaviſta und überquerten am Nachmittag die drei bot, er geht deshalb außerhalb und ſucht dort unter dem Einfluſſe
des Alkohols Händel. Der Staatsanwalt beantragt 6 Monate
Ge=
fängnis. Das Urteil erkennt auf dieſe Strafe.
2. Der 1908 geborene Gg. Bund in Heppenheim hat in Darmſtadt,
ſich durch deren Verſetzung Geld verſchafft. Zum Nachteil der Schweſter
dieſes Mädchens hat er weiter einen Betrug begangen, wie die
An=
klage behauptet. Angeklagter behauptet, ſeine Eltern hätten ihn
ver=
ſtoßen. Der Staatsanwalt beantragt, den Vater darüber zu hören,
p. Grweiterung des Perfonenkreiſes in der Arbeitsloſenverſicherung.
treter für den Geſamtausſchuß des Deutſchen Sängerbundes. Hier Durch die Geſetzesnovelle vom 12. Oktober 1928 iſt dieſer Perſonenkreis
Geſchäftsführer Roth, Darmſtadt, Schatzmeiſter Bitter, Darmſtadt, ſind. Die verſicherungspflichtige Jahresarbeitsverdienſtgrenze be=
Tageskalender für Montag, den 25. November 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung.
Kleines Haus, 20 Uhr: Gaſtſpiel der Loheland=Tanzgruppe.
Orpheum, 20,15 Uhr: „Die Roſe von Stambul”. —
Kon=
zerte: Schloßkaffee, Rheingauer Weinſtbe. —
Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater, Helia.
einem Jahr zum andern. Man ſollte ſie mehr kennen,
fahrungen im Kartoffelhandel des vergangenen Jahres
Die Violettfäule der Kartoffel iſt der letzte der
treter. Sie iſt lange nicht ſo häufig wie die erſtgenannter
bei uns in Heſſen aber wichtiger als in anderen Teilen
denn der Krankheitserreger, ein Pilz, kommt bei uns nick
Kartoffel, ſondern auch an der Rübe, an Luzerne und
Man kann die Erſcheinung leicht an dem violetten Uebe
toffel erkennen. Die Fäulnis, die mit dem Pilz im
ſteht, iſt auch recht typiſch, ſie iſt gelblich=weiß=fluſſig.
hierbei ganz anders als bei den anderen Naßfäulen.
Eingangs ſagte ich, daß nur bei flüchtiger Betracht
faulen Kartoffeln ernſter zu nehmen ſind als die Trocke,
der Verluſt durch die Braunfäule, dem einen
Trockenfäule, iſt außerordentlich groß. Die Braunfäule
gleichnamigen Blattkrankheit zuſammenhängt, zerſtört zur
tien unter der Knollenſchale und kann bei entſprechende=
Feuchtigkeit die ganze Kartoffel in eine Mumie verwo
kommt aber noch, daß ſo erkrankte Knollen der Ausge
Naßfäule ſind. Denn in die Trockenfäule wieder dringen
mit Leichtigkeit ein und wir haben dann eine ſekundäre
uns. Wir haben an der Hauptſtelle im vergangenen Jal
Menge naßfauler Kartoffeln unterſucht und kamen zu
daß ein ſehr großer Prozentſatz erſt auf die Braunfäul n
geworden iſt. Ebenſo iſt es auch mit der Weißen=, die an dem weißen polſtrigen Belag zu
und die die Kartoffel ſo ſtark angreift, daß in der vertri ge
nur noch pulverige Stärke ſich vorfindet.
Aus der kurzen Krankheitsbeſchreibung ergibt ſich, daß
Einlagern alle dieſe Knollen ausleſen ſoll, deni ſie wir
Auch verletzte Knollen ſollten nicht ins Lager, denn in
wandern leicht die Paraſiten ein. Die Mehrzahl dieſer
toffeln iſt mindeſten als Futter noch zu verwenden und
3. Forderung aufzuſtellen.
3. Verwendet die kranken und verletzten Kartoffeln na ESan
4. Lagert die Kartoffeln trocken, denn wir hatten ge
allermeiſten Krankheiten ſich bei feuchter Luft ſchnell verk mn
5. Schützt die Kartoffeln vor Froſt, denn die Folge
Fäulnis. Dabei iſt darauf zu achten, daß auch bei der (
erfrorenen Kartoffeln ins Lager kommen. Das kann lei
wirken, bei denen die Knollen auch über die Erdober)
Solche Stellen erfrieren leicht und man überſieht es.
6. Hütet die Kartoffeln vor übermäßiger Wärme, *
Celſius ſind angemeſſen. Mit der Wärme iſt es genau
Feuchtigkeit, je größer beides iſt, um ſo größer können die f!
Deshalb,
7. Sorgt für luftige Lagerung durch Hohllagern.
8. Schüttet die Kartoffeln nicht höher als 60 bis 70 B Freien
9. Haltet Tageslicht fern, denn ſonſt ergrünen die 6
darunter leidet nicht nur das Ausſezen, ſondern auch de
10. Verleſt die Kartoffeln recht häufig. Wer dies al 5
wird keine Verluſte haben.
Zünf Aukos infolge des Rebels zuſamme
Drei Wagen demoliert.
Wörrſtadt, 24
Eine ſeltſame Verkettung verhängnisvoller Momer
auf der Straße Ensheim—Wörrſtadt ſchwere Autounfäl
ſvagen mit Anhänger wollte auf der Straße wenden, e
großer Geſchwindigkeit der Weinhändler Chriſt in Flonhe
Perſonenwagen aus der Richtung Ensheim kam. Infol
Nebels ſah er den Laſtwagen zu ſpät und wollte ihn li
Im gleichen Augenblick kam aus entgegengeſetzter Richt
Lieferwagen aus Zweibrücken, der ebenfalls infolge de
Hindernis auf der Straße zu ſpät ſah. Mit voller Wuc
beiden Fahrzeuge gegeneinander, wobei die Wagen f
demoliert wurden. Einige Sekunden ſpäter näherte
händler Bliem aus Bornheim mit ſeinem Perſonenwag
ſtelle. Auch hier bemerkte der Führer den Unfall auf
zu ſpät, er bremſte ſcharf, auf der glatten, mit Eis überz En
hatte das Brem en jedoch keine Wirkung, und der Wage
falls in den quer über der Landſtraße ſtehenden Opellief A
Anprall war ſo heftig, daß Motor, Kühler und Chafft
beſchädigt wurden. Der Führer wurde durch Glasſplit F
verletzt. Die drei Wagen waren feſt ineinander geſchoben
Augenblick kamen aus Richtung Wörrſtadt und aus Rick
je ein Laſtwagen, die den Unfall erſt in letzter Sekunk E
ſtoppten plötzlich ab und drehten ſich durch das ſcharfe 2
mals um ihre eigene Achſe, litten jedoch weiter keinen. E
drei anderen Wagen mußten abgefchleppt werden.
Eaſte
Zahnärzien.
Koblenz. Auch am geſtrigen Sonntag iſt es
mühungen der Polizei nicht gelungen, eine Spur von
woch vermißten drei Koblenzer Zahnärzten zu entdecken.
vermutet nach wie vor, daß die drei Vermißten mit i
den Rhein gefahren ſind. Man hat deshalb beſonders d
Stellen bei Aßmannshauſen durchſucht, ohne indes auc
ringſte Feſtſtellung machen zu können. So bildet das
der drei Koblenzer ein Rätſel, an deſſen Löſung die Po
arbeitet.
— Arheilgen, 25. Nov. Einem vielſeitigen Wunſch en
auch wegen Ueberfüllung des Saales während des letz
trages am 14. Oktober veranſtaltet die Heſſiſche Eiſenbahn
ſtadt, am Montag, den 25. November, abends 8 Uhr, im C
Schwanen” einen zweiten Vortrag, der ſicher ebenſo 9.
finden dürfte, als der erſte. — Unaufhaltſam bricht ſich
Bahn, daß gerade die Elektrizität, die edelſte aller Energ
berufen iſt, Verwendungsmöglichkeiten zu bieten, die man
Weiſe überhaupt nicht verſchaffen kann. So z. B. das
Haare mittels Fön, die Geſundheitspflege durch das Heiz
triſche Heißwvaſſerverſorgung von Küche und Bad ohne
nung, das Kochen, Braten und Backen mit dem elektriſche
ein An= oder Verbrennen kaum vorkommen kann, Fett
zuſätze überhaupt nicht oder nur in ganz geringem Maße 1
und hierdurch als Hauptvorteil eine bedeutend höhere Bek!
Speiſen erzielt wird. Die typiſchen Eigenſchaften der
wendung, wie Sauberkeit, Hygiene, Bequemlichkeit,
Zei=
erſparnis kommen bei allen elektriſchen Geräten immer
Ausdruck. Der Redner, Herr A. Heß, wird in ſeinen
wichtigſten Geräte praktiſch vorführen, unter beſonderer 2
des elektriſchen Herdes und des elektriſchen Heißwaſſerſ
dem Vortrag iſt noch eine Freiverloſung von elektriſchen
bunden. — Ferner werden am Schluß des Vortrages R
teilt, die die Beſucher unbebingt von den Vorzügen d
Kochens überzeugen werden. Um eine abermalige Ueberf
meiden, kann der Eintritt Jugendlichen uuter 16 Jahren
werden.
Ab. Gimbsheim, 25. Nov. Vom Auto angefc
ein junger Radfahrer aus Groß=Gerau auf der Straße
blum von einem von hinten kommenden Auto und
Straßengraben geſchleudert. Der junge Mann zog ſich
und Armverletzungen zu.
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Montag, den 25. Robember 1929
Seite 3
Gedächinispreis”.
Verbandsheim zu Etttlingen tagte om Samstag und
der Süddeutſche Leichtathletik=Ausſchuß. Unter der Lei=
Verbandsſportwartes Klein=Karlsruhe waren die acht
portwarte des Verbandes, der Leichtathletik=Vorſitzende
m, der Frauenſporkwart Leunig=Frankfurt, der
Vor=
wdes Verbandsjugend=Ausſchuſſes Linnebach=Karlsruhe
Leichtaihletit=Beiſitzer im Jugendausſchuß,
Becker=
ſen. verſammelt. Vom Verbandsvorſtand wohnte
außer=
n.Schatzmeiſter, Dr. Rasbach, der Tagung bei.
Bergrungen wurden am Samstag durch den Bericht
rbandsſportwartes eingeleitet. Klein ſtreifte
ie umfangreiche Kurſustäügteit im Verbandsgebiet.
ſ) Ausbildungslehrgänge in allen Teilen
Südweſt=
ds und im Verbandsheim kamen zur Durchführung.
6— iren 5000 aktive Teilnehmer und 7000 Hörer beteiligt.
t r Arbeit iſt der Grundſtock für die „Arbeit in die
e gelegt worden, denn nur durch die Heranbildung der
Uebungsleiter und Jugendführer konnte die
Verwirk=
er Maſſenarbeit gefördert werden. Entſprechend den
Fuſion von Fußball und Leichtathletik geſchafſenen
ſſen müſſen die Ergebniſſe als befriedigend bezeichnet
Neben einer großen Anzahl von Vereins= und
Klub=
ſt die Durchführung der ſüddeutſchen
Vereinsmeiſter=
ut weit über 100 Mannſchaften in vier Klaſſen (drei
u und eine Frauenklaſſe) als erfrenliches Zeichen für die
ſot die Breite” anzuſehen, da in erſter Linie die weniger
hm n Leichtathleten zu dieſen Wettbewerben herangezogen
E Aus dem Wettkampfbetrieb ſprochen die ausgezeichneten
r, die auf breiter Baſis erzielt wurden, alles andere
inem Rüchgang der ſüodeutſchen Leichtathletik. Zu den
ipfen der DSB. ſtellte Süddeutſchland vor allem ſeine
Yurter Sprinter=Elite. Zwei eigene Länderkämpfe,
yland—Tſchechoflowakei und Baden—Elſaß, brachten
—Verluſt der erſteren und mit dem Gewinn der letzteren
ſa3 ung wechſelnden Erfolg. Für das Jahr 1930 ſind
—ebungsleiterkurſe ſowie Ausbildungskurſe für
Gau=
im gleichen Umfange wie bisher, daneben aber auch
Fſr1 aktive Leichtathleten vorgeſehen. Die ſüddeutſche
1smeiſterſchaft 1929 ſah die Stuttgarter Kickers
D2 Klaſſe, die Würzburger Kickers in der B=Klaſſe, den
ſer! ſportverein München in der B=Klaſſe und die
Ein=
wE1 nkfurt bei den Frauen als Sieger. Die erſtmalige
ner Liſte der Zehn ſüddeutſchen Beſten” ergab wert=
Rel berial. In der Liſte der 30 Beſten der Deutſchen Sport=
Nr eht Süddeutſchland an dritter Stelle. Nach der Ge=
NE vertung nehmen die Stuttgarter Kickers in dieſer Liſte
—e Eintracht Frankfurt den 4., der V. f. B. Stuttgart
2: 1. FC. Nürnberg den 16. Platz unter den deutſchen
*1 ein. Bei den Frauen rangiert die Eintracht Franxfurt
nchen 1860 an 5. und Phönix Karlsruhe an 10. Stelle.
2usführlich behandelte die Verſammlung das geſamte
EI „Arbeit in der Breite‟. Es herrſchte darin
Ueberein=
r3 daß die Zuſammenarbeit zwiſchen den Gauſportwar=
An Gaujugend=Obleuten ſehr eng geſtaltet werden muß.
—emdtag ſoll ſorgfältig vorbereitet werden.
Einheit=
naſtikübungen ſind ſchon durch den
Verbandsſport=
echenmacher ausgearbeitet worden. Sie ſehen neben
* ballſpielen auch Leichtgthletikübungen vor. Im Rah=
Jugendtage ſollen Spiele von Auswahlmannſchaften
ken im Handball und Fußball ausgetragen werden.
* ſenſport der in ſeinen Spitzenleiſtungen in
Süd=
fur das Reich wit an führender Stelle ſteht, wird
iden Fahr durch Abhaltung von entſprechenden Lehr=
D durch die Förderung der Gründung von Mädchen=
* auf eine breitere Baſis geſtellt werden. Der Cha=
Trauenſportbewegung wird aber, dem Weſen der Frau
O, weniger auf den Wettkampfbetrieb als aufdie all=
Tberliche Ausbildung eingeſtellt ſein. — Nach dem Be=
L.S. B.=Tagung wird auch Süddeutſchland im Jahre
Syſtem der Leiſtungsklaſſen für den Wett=
D an Stelle der bisherigen Einteilung nach Senioren,
Und Anfängern verſuchsweiſe einführen. Nach den
(ungen in Weſtdeutſchland verſpricht man ſich
be=
j9ide in der Heranziehung der weniger veranlagten
Fampfen mit gleich veranlagten Leuten. Alle Vor=
* far die Einführung der Leiſtungsilaſſen in organi=
Beziehung ſind getroffen.
Suddeutſchen Vereinsmeiſterſchaften
2 1330 zur Durchführung gebracht. Die Bezeichnungen
Lehlaſſen werden in Bezirks=, Kreis= und Gauklaſſe
*: Die Teilnehmerzahl der einzelnen Klaſſen iſt 5, 3
ede einzelne Uebung. Die Männer beſtreiten für
Slelſterſchaften die folgenden Uebungen: 100 Meter,
0 Meter, 5000 Meter, Hoch= und Weitſprung, Ku=
SVeerwerfen und 4 mal 100=Meter=Staffel. Das Pro=
De Frauen, die weiter in einer Klaſſe vereinigt ſind
uar noch 3 Teilnehmer für jede Uebung ſtellen, bleibt
Ser Hochſprung, Weitſprung, Kugelſtoßen, Ballweit=
24 mal 100=Meter=Staffel beſtehen. Es iſt zuläſſig,
ſch das Zuſammenarbeiten mit
2ehörden gebeſſert hat, das Verſtändnis für die
„eichtathleten wächſt. Auch innerhalb der Leichtath
Siion iſt da3 Zuſammenarbeiten ſeit den Neuerun=
Nannheimer Verbandstag in organiſatoriſcher
Hin=
e, beſſer geworden.
Die wichtigſten Leichtathletik=Termine
Süd=
deutſchlands für das Jahr 1930 ſind:
16. März: Frühjahrswaldläufe in den Gauen; 3 0. März=
Frühjahrswaldläufe in den Gruppem: 13. April: Süddeutſche
Waldlaufmeiſterſchaften in Dammſtadt: 2 5. Mai:
Erſtlingswett=
kämpfe: 1. Juni: Großſtaffelläufe; 15. Juni:
Vierverbände=
kampf mit Süddeutſchland auf weſtdeutſchem Boden; 8. Juni:
Gau=Bahnmeiſterſchaften; 22. Juni: Gruppenmeiſterſchaften
auf der Bahn; 3. Juli: Süddeutſchland gegen Tſchechoſlowakei
in Ulm; 13. und 14. Juli: Süddeutſche Meiſterſchaften und
Zehnöampf=Meiſterſchaften in Nürnberg; 2. umd 3. Auguſt:
Deutſche Meiſterſchaften in Hannover; 31. Auguſt:
Länder=
lampf Deutſchland—Schweiz in Freiburg im Breisgau oder in
München. Die Abnahme der Prüfungen für die Süddeutſchen
Vereinsmeiſterſchaften ſindet in der Zeit vom 30. Auguſt bis 7.
September ſtatt. Die Prüfungen können jeweils an mehreren
Tagen abgelegt werden.
Für die Verleihung des Haps Braun=
Gedächtnis=
preiſes 1930 lagen acht Vorſchläge vor. Man eiwigte ſich
einſtimmig dahin, den Preis an Max Hoy=München zu vergeben,
der ſchon vor 20 Jahren ein Schüler und ſpäter auch ein Freund
des unvergeßlichen Hans Braun war.
Im Reichsminiſterium des Inneren fand am Samstag
nach=
mittag im Anſchluß an die Vorſtandsſitzung des Deutſchen
Reichsausſchuſſes für Leibesübungen unter dem Vorſitz von
Staatsminiſter a. D. Dominicus eine Sitzung des Kampfſpiel=
Ausſchuſſes ſtatt. Dabei wurde die Ausſchreibung nochmals
ein=
gehend überprüft und neben einigen berichtigenden Aenderungen
auch das Fußballſpiel vom Samstag auf den Schlußtag, am
Sonntag, verlegt. Dadurch mußten die leichtathletiſchen und
ſonſtigen Wettbewerbe auf den Freitag vorverlegt werden. Die
Deutſchen Kampfſpiele 1930 finden bekanntlich in der Zeit vom
26. bis 29. Juni 1930 in Breslau ſtatt. Aus dem Bericht über
die Vorarbeiten zu den Spielen, den Dr. Zerbe (Breslau) gab,
iſt zu entnehmen, daß die Unterausſchüſſe ihre Arbeiten bereits
aufgenommen und auch gut gefördert haben.
Ueber die Organiſation der Winterkampfſpiele ſprach
Ganzen=
müller (München), deſſen Ausführungen von den Vertretern
der Stadt Krummhübel ergänzt wurden. Die Winterkampfſpiele
gelangen vom 11. bis 19. Januar in Krummhübel zur
Durch=
führung. Beſonders begrüßt wurden die Vertreter von Deutſch=
Oeſterreich und der Sudetendeutſchen. Von den Teilnehmern
der Sitzung konnte auch der Entwurf des Profeſſors Goſen
(Breslau) der Kampfſpiel=Plakette beſichtigt werden. Die
Pla=
kette zeigt auf der Vorderſeite um den Reichsadler gruppierte
ſportliche Darſtellungen und auf der Rückſeite neben der Inſchrift
die Wappen von Breslau und Krummhübel.
Hihung des Olympig=Ausſchufſes des 2.R.A.
Am Sonntag vormittag fand in Berlin unter der Leitung
des 1. Vorſitzenden des D.R.A., Staatsſekretärs a. D. Exzellenz
Dr. Lewald, eine Sitzung des deutſchen Olympia=Ausſchuſſes
ſtatt, die ſich mit der Vorbereitung für den Olympiſchen
Kon=
greß, der in der Zeit vom 25. bis 30. Mai 1930 in Berlin vor
ſich geht, beſchäftigte. Die Eröffnung des Kongreſſes wird am
25. Mai in der alten Aula der Friedrich=Wilhelm=Univerſität
ſtattfinden. Die anſchließenden Beratungen gehen dann im
frü=
heren Herrenhaus in der Leipziger Straße vor ſich. Für die
Beratungsarbeiten wurde ein beſonderer Unterausſchuß unter
der Leitung von Geheimrat Horning zuſammengeſtellt, dem
außerdem noch die Herren Regierungspräſident Pauli, Dr.
Adum, Dr. Frey und Burger angehören. Im einzelnen ſehen
die Beratungen des Olympiſchen Kongreſſes folgende drei
Punkte vor: 1. Das Programm der Olympiſchen Spiele, 2.
Ama=
teurbeftimmungen und 3. Grundſätze des Sport= und
Spielplatz=
baues. Die Sitzung des Vollzugsausſchuſſes und die Feſtſitzung
des Olympiſchen Kongreſſes finden vom 21. bis 24. Mai ſtatt,
anſchließend an die Eröffnung des Olympiſchen Kongreſſes. Am
30. Mai finden die Plenarſitzung und die Sitzungen der
beſon=
deren Kommiſſionen des Kongreſſes ſtatt. — Durch
Beſich=
tigung der Sport= und Spielplatzanlagen der Stadt Berlin und
der Stadt Potsdam wird den Teilnehmern auch ein Einblick in
die praktiſche Arbeit gegeben. Ferner ſind noch vorgeſehen eine
große Waſſerauffahrt und andere ſportliche Vorführungen; dazu
kommt noch ein reichhaltiges Feſtprogramm.
Zür die Einheit im Radſpork.
Jubiläumstagung der Radfahrer=Union.
Die Hauptverſammlung der vor 10 Jahren gegründeten
Deutſchen Radfahrer=Union nahm am Samstag in
Hanno=
ver ihren Anfang. Mit Ausnahme von Bayern und Schleſien
waren alle Landesverbände vertreten. Beſonderes Intereſſe
beanſpruchte der Vortrag des Generalſekretärs Schirmer=
Hannover über die Stellung der D.R.U. im deutſchen Radſport
und gegenüber dem Bund Deutſcher Radfahrer. Seine
Aus=
führungen gipfelten in folgender Entſchließung, die dem
Prä=
ſidium des V.D.R.V. zugeleitet werden wird:
„Die D.R.U. ſtützt auch weiterhin ihre Spitzenorganiſation,
die Vereinigung Deutſcher Radſport=Verbände, und begrüßt
die Schaffung einer ſportlichen Einheitsfront, ſoweit die
Selb=
ſtändigkeit der Verbände und ihre ſich ſegensreich auswirkende
ſportliche Tendenz nicht gefährdet wird.”
Die Berichte des Vorſtandes und der Sportvertreter
er=
gaben übereinſtimmend ein Bild weiterer Entwickelung. Der
Voranſchlag, der mit 50 000 Mark balanciert, wurde einſtimmig
genehmigt. Er ſieht eine Beitragserhöhung von 1 Mark für
ordentliche und 50 Pf. für alle anderen Mitglieder vor. In
den Abendſtunden fand die Jubiläumsfeier der Union ſtatt.
11.
Zahlreiche Zuſchauer umſäumten am geſtrigen Vormittag
in der Turnhalle, Soderſtraße 30, die Matte, um einem
ſpan=
nenden Mannſchaftskampf im Ringen zwiſchen obengenannten
Gegnern beizuwohnen. Unſere Vorherſage hat ſich voll und
ganz erfüllt, die Erwartungen wurden ſogar übertroffen, denn
der deutſche Exmeiſter kam mit viel Glück um ein „blaues
Auge” herum. Die „Zehner” ließen ſich diesmal beſonders gut
an und lieferten ihren Gegnern eine völlig gleichmäßige Partie.
In den mittleren Klaſſen war ſogar eine gewiſſe
Ueberlegen=
heit auf ſeiten der Einheimiſchen feſtzuſtellen, doch waren die
Kreuznacher in bezug auf Taktik die Beſſeren, da ſie es
verſtan=
den, die offene Angriffsweiſe ihrer Kontrahenten für ſich
reſt=
los auszunutzen. Wenn auch dieſes Treffen für die
Darm=
ſtädter nachteilig endete, ſo haben ſie doch inſofern einen großen
Erfolg zu verzeichnen, als ſie den ehemaligen Meiſter zur
Her=
gabe ſeines ganzen Könnens zwangen. Ein ſolches Reſultat
als Neuling gegen eine Spitzenmannſchaft herauszuholen, zeugt
von einer guten Formverbeſſerung und berechtigt, den noch
kom=
menden ſchweren Kämpfen mit Ruhe entgegenzuſehen. Herr
Kaltwaſſer=Darmſtadt konnte in ſeinen Entſcheidungen gefallen
und hatte jederzeit die Kämpfer feſt in der Hand.
Der Verlauf der einzelnen Kämpfe ſei nachſtehend
ge=
ſchildert:
Bantam: Borowſki (D.)—Gg. Zehner (K.). Beide gingen
ſofort hart ins Zeug. Hin und her wogt der Kampf,
beider=
ſeitige Angriffsaktionen enden außerhalb der Matte. Die erſten
10 Minuten verlaufen, keinem etwas Poſitives einbringend.
Durch das Los beſtimmt, muß B. für die erſten 3 Minuten in
die Bodenlage, in der es Zehmer gelingt, ſich ein minimales
Punktplus zu ſichern, das ihm auch nach Ablauf der regulären
Zeit den Sieg bringt. Zeit: 20 Minuten. 0:2.
Feder: Schwarz (D.)—Schuhmacher (K.): Der Darmſtädter
iſt gleich zu Beginn gezwungen, dem ſtürmiſch angreifenden
Schuhmacher taktiſch zu begegnen, indem er einige ſchön
ge=
zogene Schulterzüge Schuhmachers prachtvoll abfängt. Alle
An=
griffe des Kreuznachers verpuffen an der praktiſchen Abwehr
ſeines Gegenübers. Jetzt kommt der Darmſtädter in Fahrt, und
der Kreuznacher iſt an der Reihe, ſich defenſiv einzuſtellen. Nach
Ablauf der 10 Minuten muß Schwarz die Bodenlage einnehmen.
In der 12. Minute kann er einen Angriff des Kreuznachers
er=
folgreich abwehren, ſein Gegner gerät hierbei etwas unſanft
außer Matte. Schuhmacher zieht ſich eine Kopfverletzung zu
und gibt auf. Zeit: 12 Minuten. 3:2.
Leicht: Siegriſt (D.)—H. Zehmer (K.). Der Kreuznacher iſt
infolge ſeiner guten körperlichen Verfaſſung etwas im Vorteil,
doch gleicht dies der Darmſtädter durch techniſche
Vollkommen=
heit aus. Die erſten 10 Minuten enden punktgleich. Durch das
Los beſtimmt, muß auch bei dieſem Kampf der Darmſtädter
zuerſt in die Bodenlage. In der 12. Minute kann Zehmer
ſei=
nen Gegner durch Hamerlok und Eindrücken der Brücke beſiegen.
Zeit: 12,5 Minuten. 3:5.
Welter: Keitel (D.)—Rehm (K.). Auf dieſen Kampf war
man in Sportkreiſen befonders geſpannt, ſtand doch der
Darm=
ſtädter hier ſeinem Beſieger vom Kreisfeſt 1929 gegenüber.
Keitel griff ſofort mit Elan an und es ſah auch aus, als ob ihm
die Revanche innerhalb einiger Minuten gelingen ſollte, doch
katzengewandt entzog ſich Rehm allen gefährlich werdenden
Si=
tnationen. Die erſten 10 Minuten enden mit einem hohen
Punktplus des Einheimiſchen. Der Kampf geht weiter, ohne
daß Keitel in eine gefährliche Lage gerät. Nach Ablauf von
20 Minuten wird er hoher Punktſieger. Zeit: 20 Minuten. 5:5.
Hier ließ der Vorſitzende des Kraftſportvereins die
Kampf=
handlung auf 2 Minuten unterbrechen, die aus Anlaß des
Totenſonntags dem ſtillen Gedenken unſerer Toten gewidmet
wurden.
Mittel: Zapf (D.)—Buſſer (K.). Gleich zu Beginn zieht
Z. einen Hüftſchwung, der den Kreuznacher der Niederlage nahe
bringt, durch irritierendes „Fertig”=Rufen läßt der
Darm=
ſtädter ſeinen Gegner los und letzterer iſt gerettet. Der
Kreuz=
nacher iſt gewarnt und kann einen Armzug des Darmſtädter
abfangen, Letztgenannten etwas in Nachteil bringend. Doch
nach einigem Geplänkel beiderſeits kommt Zapf wieder in den
Stand. Wiederum gelingt es ihm, ſeinen Hüftſchwung
anzu=
bringen, und Buſſer macht mit beiden Schultern Bekanntſchaft
mit der Matte. Zeit: 4,5 Minuten. 8:5.
Halbſchwer: Veith (D.)—Siebert (K.). Veith begann
die=
ſen Kampf ſehr verheißungsvoll und es ſchien, als ob mit
die=
ſem Gang der Mannſchaftskampf zugunſten der Einheimiſchen
entſchieden werden ſollte. Doch die Größe Sieberts war des
Darmſtädters Nachteil. Alle Angriffe des letzeren ſcheiterten
hieran. Techniſch war er unbedingt der Beſſere, doch fehlt ihm
die taktiſche Erkenntnis, wie er einem körperlich großen
Geg=
ner beikommen kann. Die erſten 10 Minuten enden punktgleich.
In der erſten Zuſatzrunde muß er in die Bodenlage, alle
Be=
mühungen Sieberts ſcheitern. Nach dem Wechſel dasſelbe Bild,
nur daß Veith oben iſt. In der 15. Minute gibt er ſich eine
Blöße, S. erfaßt die Gelegenheit, zieht, und V. muß nach
kur=
zer Brückenſtellung Siebert die Punkte überlaſſen. Zeit: 14,5
Minuten. 8:8.
Schwer: Schuchmann (D.)—Müller (K.). Dem routinierten
Müller gegenüber war S. ein unbeſchriebenes Blatt. Ein
Schulterſchwung Müllers gab dem Kampf ein ſchnelles Ende.
Zeit: 1 Minute. 8:11.
Mit dieſem Gang fand dieſer Mannſchaftskampf ſein Ende.
Zu den 3. Leichtathletiſchen Wettſpielen der Frauen im JaNre
1930 in Prag haben bereits fünf Nationen ihre Meldungen beime
Tſchechiſchen Leichtathletikverband abgegeben, und zwar: dee
Schweiz, Polen, Eſtland, Frankreich und die Tſchechoſlowatei
Der Radländerwettkampf Frankreich-Belgien am Sonntag
in Paris brachte einen Sieg der Franzoſen im Geſamterebn’s
Lon 2:1. Die Franzoſen gewannen durch Faucheur das
Flieger=
kreffen und durch Graſſin das Stehermatch. Das Matchomnium
dagegen wurde in allen drei Läufen von den Belgiern gewonnenk
Geite 6
Montag den 25. November 1929
Numn
Eeiangf I
Der „Totenſonntag” brachte im Süddeutſchen Fußball nur
ein mageres Spielprogramm. Die Gruppen Main und Heſſen
feierten ſogar ganz, da in dieſen Gebieten die ſtaatlichen
Behör=
den noch immer davon überzeugt ſind, daß der Sport eine „
Luſt=
barkeit” iſt, die ſich mit dem Ernſt eines ſolchen Tages nicht
verträgt. Immerhin gab es für die Vereine in dieſen Gruppen
einen Troſt: das Wetter war ſo ſchlecht, daß auch die unter
Aus=
ſchluß der Oeffentlichkeit durchgeführten Spiele der unteren
Klaſ=
ſen und Mannſchaften vielfach abgebrochen werden mußten. Auch
in den anderen Gruppen des Verbandsgebietes war der
Spiel=
betrieb nicht allzu rege. Dennoch gab es einige wichtige
Ent=
ſcheidungen. Zum neuen Meiſter der Gruppe Main, der ja
wie=
der einmal Eintracht Frankfurt heißt, geſellten ſich zwei weitere
Gruppenmeiſter. — In Südbayern büßte der SV. 1860
München im 1:1=Spiel gegen Wacker München einen wertvollen
Punkt ein, und damit kann nun der Vorſprung der Bayern
München nicht mehr eingeholt werden. Die „Bayern” ſind
ein=
mal mehr Meiſter der Gruppe Südbahern. Die „Plätze” werden
hier aller Vorausſicht nach München 1860 und Jahn Regensburg
belegen. Nordbayern wartete mit einer großen
Ueber=
raſchung auf: Der 1. FC. Nürnberg verlor auch das Rückſpiel
gegen „Bayern” Hof. Der „Club” iſt nun fünf Punkte ſchwächer
als die Sppg. Fürth, die man unbeſorgt ſchon heute als neuen
Meiſter der Gruppe anſehen kann. Würzburg 04 verſchlechterte
ſeine Chancen auf den dritten Platz durch eine 1:2=Niederlage
in Fürth gegen den VfR. Dagegen hoben ſich die Chancen des
ASV. Nürnberg, der in Bayreuth 2:0 gewann. — Eine
Ent=
ſcheidung iſt auch in der Gruppe Saar gefallen: Hier ſtellte
der FK. Pirmaſens ſeinen Titel durch einen eindrucksvollen
9:0=Sieg über den V. f. R. Kaiſerslautern ſicher. Die nächſten
Mannſchaften folgen den Pfälzern mit großem Abſtand. Wer
hier die Plätze belegen und wer hier abſteigen wird, iſt noch
nicht zu ſagen. Auch in der Gruppe Rhein ſind die Dinge
noch nicht geklärt. Lediglich der Tabellendritte ſteht feſt, er heißt
Phönix Ludwigshafen, nachdem Phönix am Sonntag den V. f. R.
Mannheim mit einem 2:0=Sieg aus dem Wettbewerb um den
wertvollen dritten Platz ausgeſchaltet hat. Um die beiden erſten
Plätze bewerben ſich noch V. f. L. Neckarau und SV. Waldhof.
— In Baden ließ ſich Phönix Karlsruhe die Ausſichten auf
den dritten Platz durch eine von Schramberg bezogene 2:1=
Nie=
derlage verſchlechtern. Tabellendritter dürfte hier der FV.
Vil=
lingen werden, der Kampf um den Titel liegt ausſchließlich
zwiſchen Freiburger FC. und Karlsruher FV. —
Württem=
berg meldete inſofern eine Ueberraſchung, als es dem V. f. B.
Stuttgart gelang, den ſchwach ſpielenden Titel=Verteidiger
Ger=
mania Brötzingen mit nicht weniger als 6:2 Toren ſehr
ein=
drucksvoll zu ſchlagen. Nun ſtehen hier drei Vereine, V. f. B.
Stuttgart, Germania Brötzingen und Union Böckingen mit je
acht Verluſtpunkten da. Es hat den Anſchein, als ſollte Stuttgart
die Meiſterſchaft belegen, während Brötzingen und Böckingen
wohl Teilnehmer an der Troſtrunde werden dürften. Sicherer
Abſtiegskandidat ſind die Sportfreunde Stuttgart. Birkenfeld
hat ſich durch einen Sieg über den V.f. R. Heilbronn in
Sicher=
heit gebracht.
Die Berbandsſpiele in der Gruppe Rhein.
Der Totenſonntag brachte auch in der Gruppe Rhein nur
ein Verbandsſpiel. Dieſes eine Treffen war aber inſofern von
erheblicher Bedeutung, als es die Entſcheidung um den dritten
Dabellenplatz bringen ſollte. Der V. f. R. Mannheim konnte nur
im Falle eines Sieges über den Ludwigshafener Phönix noch
als Anwärter auf die dritte Tabellenſtelle in Frage kommen. Er
mußte aber eine verdiente 2:0=Niederlage hinnehmen und ſo
dem Phönix den „Platz an der Sonne” überlaſſen. Da auch der
Abſtiegskandidat in der F.=Vg. Rohrbach bereits feſtſteht, iſt nun
nur noch die Frage nach dem Meiſter zu entſcheiden. V. f. L.
Neckarau führt immer noch mit einem Punkt vor dem SV.
Waldhof, die Entſcheidung dürfte alſo hier erſt mit dem letzten
Spielſonntag fallen, vorausgeſetzt, daß Ueberraſchungen
ausblei=
ben. Die Neckarauer haben wieder die günſtigeren Chancen, da
die Waldhöfer noch ein ſchweres Spiel in Ludwigshafen gegen
den Phönix auszutragen haben.
die Seeland Ballſpiel=Union ſtellk eine ſchwache Elſ.
die Verbandsſpiele in Baden.
Nur ein Spiel brachte der Sonntag in Baden, es ſollte aber
dem Karlsruher Phönix durch einen Sieg in Schramberg die
Anwartſchaft auf den dritten Tabellenplatz bringen. Es kam
aber wieder einmal anders, als man erwartet hatte. Phönix
kämpfte unglücklich, und Schramberg, das recht beachtliche
Lei=
ſtungen zeigte, ſiegte mit 2:1 Treffern. Der lachende Dritte iſt
Villingen, das nun mit 13:9 Punkten die beſten Ausſichten auf
die dritte Tabellenſtelle hat, gefolgt von Schramberg mit 12:10
und dem Karlsruher Phönix mit 11:11 Punkten. Die endgültige
Entſcheidung kann hier erſt mit dem letzten Spielſonntag fallen.
Auch die Frage nach dem Meiſter iſt noch nicht endgültig
ent=
ſchieden, obwohl der Freiburger FC. mit 18:6 Punkten vor dem
KFV. mit 16:8 Punkten in Führung liegt. Die Freiburger haben
aber noch ſchwere Spiele ausſtehen, ſo gegen Phönix in
Karls=
ruhe und gegen den Lokalgegner SC. auf deſſen Platz, während
der KFV. in dieſer Hinſicht beſſer daran iſt. Lediglich der
Ab=
ſteigende ſteht in der Sppg. Freiburg bereits feſt.
Die
Die beiden Verbandsſpiele des Totenſonntags waren von
großer Wichtigkeit. Einmal konnte der FC. Birkenfeld ſich durch
einen 5:4=Sieg aus der Gefahrenzone bringen, und zum anderen
erfocht der ſich in glänzender Fahrt befindliche V. f. B. Stuttgart
über ſeinen gefährlichſten Rivalen Germania Brötzingen einen
völlig verdienten 6:2=Sieg, der ihn mit den Germanen, nach
Ver=
luſtpunkten gerechnet, wieder punktgleich macht. Der V. f. B. hat
jetzt die beſſeren Chancen, Meiſter zu werden, da er nur noch
ein Spiel auszutragen hat, während die Brötzinger in drei
noch ausſtehenden Treffen leicht weiteres Terrain verlieren
können. Die den Birkenfelder unterlegenen Heilbronner
Raſen=
ſpieler ſehen ihre Ausſichten auf den dritten Tabellenplatz ſtark
im Sinken, für den nun die Böckinger Union in erſter Linie
in Betracht kommt. Dem Abſtieg verfallen ſcheinen die
Stutt=
garter Sportfreunde, aber auch die Stuttgarter Kickers ſchweben
noch in ernſtlicher Gefahr.
Die Meiſterſchaftsſpiele in der Gruppe Nordbayern.
Dieſer Sonntag brachte als Ueberraſchung, daß der 1. FC.
Nürnberg zum zweiten Male und wiederum von Bayern Hof
geſchlagen wurde. Damit dürfte die Meiſterſchaft der Sp.Vg.
Fürth ſo gut wie ſicher ſein, da dieſe von den noch ausſtehenden
drei Soielen nur noch eines zu gewinnen braucht, um nicht
mehr eingeholt werden zu können. Die zweite Ueberraſchung
lieferte das Spiel zwiſchen VfR. Fürth und dem FV.
Würz=
burg, das mit einem 3:1=Sieg der Fürther endete. Es iſt nicht
ausgeſchloſſen, daß damit Würzburg auch ſeines Anrechts auf
den dritten Platz verluſtig gegangen iſt. ASV. Nürnberg holte
ſich mit einem 2:0=Sieg gegen den FC. Bayreuth zwei weitere
Punkte.
Das am Sonntag in Chemnitz vor 12000 Zuſchauern
aus=
getragene Fußballſpiel einer mitteldeutſchen Repräſentativen
gegen die Seeland Ballſpiel=Union” brachte eine große
Ent=
täuſchung. Die Gäſte hielten bei weitem nicht das, was man
von ihnen erwartet hatte. Auf der anderen Seite war die
mitteldeutſche Elf, die, mit Ausnahme von Hofmann (DSC.),
mit der erſten Garnitur antrat, in allerbeſter Form. Ihr
zwei=
ſtelliger Sieg von 11:1 (5:0) war durchaus verdient. Zu dem
Spiel hatten ſich trotz des ſchlechten Wetters 12 000 Zuſchauer
eingefunden. Die Mannſchaft der Mitteldeutſchen wurde von
dem alten Internationalen Edy (Leipzig) hervorragend
ge=
führt. Edy fand in dem gut arbeitenden Sturm, in dem ſich
beſonders Kraus (Chemnitz) und Sackenheim (Dresden)
her=
vortaten, volle Unterſtützung. Die Hintermannſchaft hatte bei
dem wenig durchſchlagskräftigen Gäſteangriff keine ſchwierige
Arbeit zu leiſten.
Die Sp.Bg. Zürth ſiegl in Dresden.
Mitteldeutſchlands Meiſter DSC. 3:0 geſchlagen.
Anläßlich der Einweihung des neuen Clubhauſes und der
Tribüne hatte der mitteldeutſche Fußballmeiſter Dresdener
Sportclub am Sonntag zwei deutſche Meiſtermannſchaften zu
Gaſt: die Sp.Vg. Fürth im Fußball und die Frauen des SC.
Charlottenburg im Handball. Das Hauptintereſſe fand
natür=
lich der Fußballkampf, zu dem 25 000 Zuſchauer
erſchie=
nen. Das Spiel geſtaltete ſich zu einem wahren
Propa=
gandaſpiel, bei dem beſonders die Bayern durch ihr
ruhi=
ges und überlegtes Spiel imponierten. Die Sachſen, deren
Sturm nach langer Pauſe erſtmalig wieder von Gedlich geführt
wurde, machten die größten Anſtrengungen, ſcheiterten aber an
dem überlegenen Können und der wirklich großen Routine der
Fürther. Anfangs waren die Sachſen leicht im Vorteil, ſie
ſchoſſen ſogar in der 13. Minute durch Gedlich einen Treffer,
der aber wegen „Abſeits” nicht anerkannt wurde. Dann
ge=
wan Fürth allmählich durch ein eindrucksvolles Aufbauſpiel
Oberhand. Der Erfolg blieb auch nicht aus: kurz vor der
Pauſe konnte Rupprecht eine Vorlage von Frank zum
Füh=
rungstor verwandeln. Nach der Pauſe wurde die
Ueberlegen=
heit der Bayern ſehr deutlich. Frank ſchoß auf Vorlage von
Kießling das zweite Tor. Dresden machte verzweifelte
An=
ſtrengungen, das Reſultat zu verbeſſern, aber ſelbſt eine
Um=
guppierung der Elf brachte keine Aenderung. Dagegen kam
Fürth kurz vor Schluß durch Herzog noch zu einem dritten Tor.
Das Ergebnis entſpricht zwar nicht ganz dem Spielverlauf,
denn Dresden hatte bei einem Eckballverhältnis von 4:2 für
die Sachſen auch manche Chancen, aber den Leiſtungen der
bei=
den Mannſchaften wird es gerecht.
Repräſentativſpiel
in Chemnitz: Mitteldeutſchl.—Seelands Ballſpiel=Union 11:1 (5:0)
Der Tabellenſtand
im Bezirk Main/Heſſen blieb unverändert, da am Totenſonntag
nicht geſpielt wurde.
Süddeutſchland.
Gruppe Nordbayzern: Bayern Hof — 1. F.C. Nürnberg 2:0.
V. f. R. Fürth — F.V. 04 Würzburg 3:1.
Gruppe Südbayern: Wacker München — München 1860 1:1.
D. S. V. München — Teutonia München 1:3.
Gruppe Württemberg: V. f. B. Stuttgart — Germania
Brötzin=
gen 6:2. F.C. Virkenfeld — V. f. R. Heilbronn 5:4.
Gruppe Baden: Sp.Vg. Schramberg — Phönix Karlsruhe 2:1.
Gruppe Rhein: Phönix Ludwigshafen — V. f. R. Mannheim 2:0.
Gruppe Saar: F.V. Saarbrücken — V. f. R. Pirmaſens 1:2.
F.C. Pirmaſens — V. f. R. Kaiſerslautern 9:0. Boruſſia
Neunkirchen — Saar 05 Saarbrücken 5:1.
Süddeutſche Vereine auf Reiſen: Dresdener S.C. — Sp.Vg.
Fürth 0:3.
Berlin.
Abteilung A: Hertha/B.S.C. — 1. F.C. Neukölln 8:5. Berliner
Kickers — Polizei S.V. 3:1. Berliner S.V. 92 — Spandauer
S. V. 2:5.
Abteilung B: Union Potsdam — Union Oberſchöneweide 0:3.
Geſellſchaftsſpiel: Wachker 04 — Halley/Concordia 4:2.
Weſtdeutſchland.
Rheinbezirk: Blau=Weiß Köln — Mülheimer S. V. 2:2. Dürener
S. V. 03 — V. f. R. Köln 2:4. S. C. M.=Gladbach — Boruſſig
M.=Gladbach 4:0. Alemannia Aachen — Bonner F. V. 3:2.
Tura Bonn — Sp. Vg. Sülz 07 1:4.
FSV. Frankfurt — Eintracht Frankfurt 3:3 (2:3).
Das einzige Privatſpiel des Sonntags im Main=Heſſen=
Bezirk führte FSV. Frankfurt und Eintracht Frankfurt
zuſam=
men. FSV. hatte ſcheinbar die an zweiter Stelle in der A=Klaſſe
ſtehende Eintracht unterſchätzt. Die recht einheitliche und ſehr
eifrige Eintracht war faſt während der ganzen erſten Spielhälfte
tonangebend und konnte dem durch Duchardt erzielten
Führungs=
tor des FSV. drei Treffer entgegenſetzen. Erſt beim Stande von
3:1 kam FSV. durch den Rechtsaußen Marſchall zu ſeinem
zwei=
ten Tor. Nach der Pauſe dagegen war der FSV. ſtark im
Vor=
teil. Eintracht mußte ſich jetzt faſt ausſchließlich auf die
Ver=
teidigung beſchränken, eine Aufgabe, der ſie ſich mit Geſchick
entledigte. Der durch den ſtarken Regen aufgeweichte Boden kam
ihr allerdings dabei weſentlich zu Hilfe, ſo daß der FSV. ſich
nur mit dem Ausgleich begnügen mußte.
Am 30. November und 1. Dezember in Stu
Gruppe Nordbayern: A. S.V. Nürnberg — Bar Kochba
Nürn=
berg 1:9. Polizei S.V. Nürnberg — Pfeil Schweinau 1:5.
Polizei Bamberg — 1. F.C. Nürnberg 1:8. Bayreuth —
Fran=
ken Nürnberg 3:2. S.C. Nürnberg — Sp.Vg. Fürth 0:8.
Gruppe Südbayern: Fahn München — München 1860 2::3.
D. S. V. München — Heidenheim 9:3. A. S. V. München —
S.S. Ulm 6:4.
Gruppe Württemberg: Stuttgarter Kickers — V. f. B.
Stutt=
gart 2:1. Sp.Vg. Tübingen — Sportfreunde Tübingen 2:1.
Gruppe Rhein: Ludwigshafen 03 — M. T. G. Mannheim 2:3.
Gruppe Saar: Pfalz Ludwigshafen — V. f. R. Mannheim 8:1.
Berlin: Waſſerfreunde 05 — S.C. Charlottenburg 3:11. D.S. C.
B. T. S. V. 1850 5:3. B.S.C. — Brandenburg 4:7.
Weitere Spiele im Reich. Dresdener S.C. — S.C.
Charlotten=
burg (Damen) 2:4. Polizei Braunſchweig — Poſt S. V.
Han=
nover 2:3. Viktoria Magdeburg — Polizei Magdeburg 2:1.
Die Schwimmer von Süd= und Weſtdeutſchlan
am 30. November und 1. Dezember den Rückkampf
gegnung dieſer beiden Länder, die 1928 in Glad
Das damalige Treffen endete dank der großen 1
der weſtdeutſchen Schſimmerinnen mit einer glatv
der Süddeutſchen. Das jetzige Trefſen hat nur
Aenderungen in ſeinen Austragungsbeſtimmungen
denen die am wichtigſten iſt, daß die Herren= und
kämpſe getrennt bewertet werden. Denn ſonſt ergil
großen Ueberlegenheit der weſtdeutſchen Damen 1
verkehrtes Bild über die eigentliche Leiſtungsfähie
dens. Ferner hat man das Programm um eine 3 m
Herren=Bruſtſtaffel erweitert und außerdem verein
3 mal 100=Meter=Herren=Lagenſtaffel dieſes Mal
ſchwimmer geſchwommen wird. Die Begegnung
der 50 Meter langen Bahm in der Stuttgarter
ausgetragen und verſpricht bei dem ausgezeichne
über das beide Länder verfügen, eine ſchwimmſt
anſtaltung erſten Nanges zu werden.
Wer wird ſiegen?
Es iſt dies eine Frage, die noch vollkommen
die erſt bei den Wettkämpfen entſchieden werden
Chancen auf Erfolg muß man beiden Ländern
nun die beiden Mannſchaftsaufſtellungen bis au
fügige Aenderungen, die noch eintreten können, ber
n=
ſind, iſt eine Gegenüberſtellung der Chancen dure
Die 3 mal 100=Meter=Lagenſtaffel iſt Weſtdeut
Beſetzung Budig, Küppers, Haas nicht zu nehmen
braucht alſo nicht einmal Derichs als Schlußman
da die Ueberlegenheit von Küppers in der Rücken
Nicht ganz ſo groß iſt die weſtdeutſche Ueberlege
4 mal. 100=Meter=Freiſtilſtaffel. Die Mannſchaft
pers, Günther und Haas dürfte zwar ſiegen, aber
jeden Fall kämpfen. Denn die ſüddeutſche Verty
Dex, Vogt und Watrin iſt als zuverläſſig und
Eines der ſpannendſten Rennen dürfte die 4 mal 2
ſtilſtaffel werden. Der Süden tritt mit der Mann
Berges, Schwarz und Vogt gegen den Weſten mit
Haos und Handſchuhmacher an. Falls Vogt ſich
Hochform befindet, müßte Süddeutſchland dieſes
knapp gewinnen können, da Neitzel und Berges e
ſind als Balk und Derichs, Schwarz kann Hags h=
Handſchuhmacher iſt die Strecke zu kurz. Immerh
Süddeutſchen ihre Beſtzeiten erreichen, um zu ſi
3 mal 200=Meter=Bruſtſtaffel iſt der Süden durch de
Fauſt etwas ſchwächer geworden. Die Mannſ=
Staudt und Künniger muß ſich gegen die Weſtder
Feuerſtein und Leenen ſehr ſtrecken. Aber ein kle
ihr unbedingt zuzuſprechen. Das Waſſerballſpiel ſ
mit einem ſüddeutſchen Sieg enden, wenn ſich die
micht durch die größere Schnelligkeit ihres Gegners
laſſen werden.
In den Einzelkämpfen.
ſer
2:
*
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4.,
8.
C
rrü
2i
A.
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Die Einzelkämpfe der Herren ſind
folgender=
werten: Von Schwarz=Göppingen erwartet mor
200 Meter Bruſt gegen Budig=Köln gewinnt. Auc
Meiſter Neitzel müßte ſich über 400 und 1500
durchſetzen können. Das 100 Meter Rückenſchwi
Europameiſter Küppers ein Spaziergang, bei dem
ſtören wird. Die kurze Freiſtilſtrecke über 100. M
der deutſche Meiſter Derichs kaum nehmen laſſen,
in dem jungen Maus=Offenbach auf einen ſehr ern
den Gegner ſtoßen wird. Ueber 200 Meter Freiſti
deutſche Meiſter dem ſüddeutſchen Vertreter Neitzel
gut in Fahrt iſt, ſollte er unbedingt eine gute
ſchwimmen können. Das Kunſtſpringen wird ſich 9
nehmen laſſen. Mit dieſen Tips wäre alſo mit e
Sieg Süddeutſchlands zu rechnen. Da aber in
kämpfen je zwei Mann ſtarten, ſind die Kämpfe
vorausſichtlich von ausſchlaggebender Bedeutung f1
wertung. Hier aber ſchneidet Weſtdeutſchland d.
der Süden ab, da es in verſchiedenen Rennen die
Plätze belegen kann. Trotzdem ſollte bei gau
Schätzung ein ſüddeutſcher Sieg im Bereich de
liegen. Auf keinen Fall aber wird Weſtdeutſchland
jahre haushoch gewinnen können. Die Punktdifferer
ſcheinlich außerordentlich knapp werden, wenn nich
beiden Mannſchaften ein ganz kraſſer Verſager au
e
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Und bei den Damen=Wettkämpfen
Den Damen=Wettbewerben bringt man in di
kampf ein geringeres Intereſſe entgegen, weil in E—
die weſtdeutſchen Schwimmerinnen ihren ſüddeu Ai
rinnen doch ſtark überlegen ſind. Schon die ſichere —U
der Weſtdeutſchen bringen ihnen einen genügend / IE
vorſprung, aber auch in den Einzelkämpfen wäre/—
Siege Ueberraſchungen.
Trotz der zahlreichen Schwimm=Veranſtaltung
Zeit hatte auch die Offenbacher Schwimm=Geſellſ
ihrer Veranſtaltung am Sonntag ein volles O
zeichnen. Die Kämpfe fanden eine flotte
Abwicklu=
ten in den meiſten Fällen auch einen ſpannenden
den einzelnen Leiſtungen iſt der Sieg von Maus=A
bach in 2:13,2 Minuten über 196 Meter Freiſtil, 11
von Meier=Lanz in 1:12,8 Minuten über 112 Mete
ſtil zu erwähnen. Einen eindrucksvollen Erfolg.
1. Frankfurter SC. zu verzeichnen, der die Große
über 10mal 56 Meter überlegen gewann, trotzdem
ſchaften ſtellte.
Die Ergebniſſe lauten:
10 X 56 Meter Große Freiſtil=Staffel: 1. Erſte
SC., 6:32,8 Minuten.
3 X 112 Meter, 2. Senioren=Lagenſtaffel: 1. Moek
4:20 Minuten.
196 Meter, 2. Senioren=Freiſtil: 1. Maus, Offe
Minuten.
3 X 112 Meter Junioren=Lagenſtaffel: 1. Moen!
4:30,6 Minuten.
3 X 112 Meter Junioren=Freiſtilſtaffel: 1. Moen
3:52 Minuten.
3 X 112 Meter Jugend=Freiſtilſtaffel: 1. Erſter
SC.. 3:57 Minuten.
3 X 112 Meter Zugend=Bruſtſtaffel: 1. Offenhat
Minuten.
Ein Hallenklubkampf im Tennis kam in Luge.
ſchen dem Mannheimer Tennisklub, der durch let
ler Dr. Buß und Dr. Oppenheimer verſtärkt wär.
brücker Tennisklub zum Austrag. Mannheim ſesz
ergebnis mit 9:1 Punkten, 18:4 Sätzen und 1423
Im erſten Entſcheidungsſpiel um die Oſtbiells
beſiegte der V. f. B. Königsberg die Sppg. Mchle.
fern.
Montag, den 25. November 1929
Selte 7
nmer 3232
Jotey.
Süddeutſchland ſiegt in Silberſchild.
wiſchenrunde bringt Erfolge von Süddeutſchland und
burg. — Endſpiel Süd gegen Berlin im März in Berlin.
zwiſchenrunde um den Hockey=Silberſchild
zir Süddeutſchland eine erfreuliche Ueberraſchung: die
we Elf konnte in Leipzig Mitteldeutſchland mit 6:3
z:1) Treffern ſicher abfertigen. Süddeutſchland hat
it für das Endſpiel gegen Brandenburg qualifiziert.
jeß nämlich auf eigenem Gelände die Norddeutſchen
tativen glatt mit 4:0 (3:0) Treffern hinter ſich. Das
wird im März 1930 ausgetragen, und zwar wahrſchein=
Zerlin. Die Verhandlungen über den Austragungsort
noch nicht abgeſchloſſen.
ſide gegen Mitkeldeutſchland 6:3 13:1).
Fachkreiſen hielt man den Ausgang des in Leipzig
aus=
u Treffens für ziemlich offen. Um ſo mehr überraſcht
Ergebnis, das jedoch dem Spielverlauf vollkommen
Bei den Sachſen verſagte die Läuferreihe und auch
mſturm war ſehr ſchwach. Dagegen zeigte die meiſt aus
ger Spielern beſtehende ſüddeutſche Mannſchaft eine
ſene Leiſtung. Ihr Zuſammenſpiel war ausgezeichnet.
war wieder einmal die Leiſtung des Mittelläufers
„g=Frankfurt, der ein prächtiges Aufbauſpiel lieferte,
in der Abwehr Hervorragendes leiſtete.
Süddeutſch=
nahm bereits in der zehnten Minute durch Meier die
Fünf Minuten ſpäter erhöhte derſelbe Stürmer 2:0.
ſtel fügte bald einen dritten Treffer hinzu. Kurz vor
kamen die Mitteldeutſchen nach einem Durchbruch von
m erſten Tor. Nach dem Wechſel ſpielten die
Süd=
im Gefühl des ſicheren Sieges etwas leichtſinnig. Sie
ir durch Voth noch zu einem vierten Tor, mußten aber,
Meyer verletzt und durch Thomeier=Nürnberg erſetzt
ar, harte Verteidigungsarbeit leiſten. Schumann und
hoſſen für Mitteldeutſchland zwei Treffer. Nun nahmen
Käſte das Spiel wieder ernſter und es gelang ihnen
Treffer von Horn und Baudendiſtel wieder eine klare
iz herzuſtellen. Die mitteldeutſche Läuferreihe war
uß des Spiels mit ihren Kräften vollkommen am Ende.
ndenburg — Rorddeutſchland 4:0 (3:0).
ei prächtigem Herbſtwetter und vor 3000 Zuſchauern
ausgetragene Spiel entſprach nicht den Erwartungen.
ter Angriff enttäuſchte, lediglich einige Einzelaktionen
ſarth und Weiß gaben Lichtbliche in einem ſonſt
klaſſe=
el. Auch der norddeutſche Angriff war ſchſach.
Aller=
bei einer Kritik der beiden Stürmerreihen nicht
ver=
den, daß auf beiden Seiten Torhüter, Verteidiger und
iz Hervorrogendes leiſteten und die Stürmer kaum
mmen ließen. Berlin war in der erſten Halbzeit leicht
d und holte ſich auch durch Scherbarth und Weiß
Treffer. Nach der Pauſe kam der Norden mehr auf
im Berliner Tor mußte wiederholt eingreifen. Gegen
hte ſich Berlin wieder ſtärker bemerkbar und
ſchließ=
auch durch Mehlitz noch ein vierter Treffer.
dentſchlands Damen ſiegen in Zürich.
Die Oſtſchweiz 3:1 (0:0) geſchlagen.
rich gab es am Sonntag ein Hockey=
Repräſentativ=
amenvertretungen von Süddeutſchland und der
Oſt=
e ſüddeutſchen Damen ſpielten ein ſehr ſchönes Hockey,
rten faſt während des ganzen Spielverlaufs und
inem verdienten 3:1=Erfolg. Bis zur Pauſe war der
os. Dann verſchärften die Süddeutſchen das Tempo
er Zeitfolge fielen auch durch die Damen Dennemark
Genzert drei Treffer. Erſt dann kamen die ſcheize=
Mien zu ihrem Ehrentrefſer.
Tennis.
Neue Davispokal=Beftimmungen.
Verteilung der Kämpfe auf zwei Jahre.
fach geäußerte Wunſch nach einer Aenderung der
Beſtimmungen für die Austragung der
Tennis=
den Davis=Pokal dürfte in abſehbarer Zeit in
Er=
en. Die vom Davis=Pokal=Komitee mit der
Auf=
er Beſtimmungen betraute Kommiſſion hat ihre
Ar=
nem gewiſſen Abſchluß gebracht und kann nunmehr
n Vorſchlägen an die Oeffentlichkeit treten.
Zu=
al werden die europäiſche und die amerikaniſche
inmal unterteilt, und zwar in eine Gruppe Nord
Gruppe Süd. Der Zweck iſt einleuchtend, denn
d eine erhebliche Erſparnis an Reiſegeldern
ermög=
nordiſchen Länder hatten den frühen Beginn; der
gskämpfe beanſtandet, weil zu dieſer Jahreszeit ihre
*en die der ſüdlicheren Länder im Training benach=
Auch hier iſt Abhilfe geſchaffen worden, denn die
In der Gruppe Europa Nord ſollen ihre
Aus=
mpfe z. B. für den Sommer 1932 ſchon im Herbſt
en. Um zu vermeiden, daß eine ſpielſtarke Nation
Jahr ausgeſchaltet bleibt, was das ſportliche
Inter=
bedeutendſten Tenniswettbewerb der Welt
herab=
irde, ſollen die Viertelsfinaliſten ex ofücio im
II für Spiele gegen die andere Zone qualifiziert
adurch wird eine Verteilung der
Ausſcheidungs=
zwei Jahre herbeigeführt, ſo daß die Spieler weit
Anſpruch genommen werden als bisher. Dieſe neuen
*Beſtimmungen erſcheinen durchaus gerecht und
Velsohne bei allen intereſſierten Ländern Anklang
oings kommen ſie für das nächſte Jahr noch nicht
ondern können, allſeitiges Einverſtändnis voraus=
2om Jahre 1931 ab in Kraft treten.
SShockeyturnier in Berlin beſiegte der ſüddeutſche
Rieſſerſee Brandenburg Berlin 2:1.
Ngein.
Regler-Bereinigung Darmſtadk.
Städtewettkämpfe um den Spellmann=Pokal und Sportwoche.
Darmſtadt erringt wiederum den Spellmann=Pokal.
Am 17., 20., 23. und 24. November d. J. fanden im
Kegler=
heim Aſchaffenburg Städtewettkämpfe ſowie Klubwettkämpfe,
ferner Einzelwettkämpfe ſtatt.
Den Hauptanziehungspunkt bildeten die Kämpfe um den
Spellmann=Wanderpokal. Hierzu traten die Städtemannſchaften
von Aſchaffenburg, Hanau, Höchſt, Offenbach und Darmſtadt an.
Zu berteidigen hatte Darmſtadt den Pokal. Seine Mannſchaft
hatte den letzten Start. Die Bahnen in Aſchaffenburg ſind
ſchwer zu meiſtern, was ſich ſchon aus den Reſultaten ergibt.
Darmſtadt gelang es wiederum, ſich an die Spitze zu ſetzen. Zu
Beginn des Starts ſchien es, als ob es nicht ſo recht klappen
wollte, aber bald wendete ſich das Bild. Mit 2584 Holz, bei
500 Kegeln, war der Sieg errungen.
Die Ergebniſſe der Mannſchaftskämpfe ſind:
Standwettkämpfe, 500 Kugeln, 10er Mannſchaft: 1. Darmſtadt
2584 (Pokal), 2. Höchſt, 2556 (Plakette), 3. Aſchaffenburg,
2534; 4. Offenbach, 2486; 5. Hanau, 2449.
Klubwettkämpfe, Fünfer=Mannſchaft 250 Kgl., Verbandsklubs:
1. Kalte Neun Frankfurt, 1354 (Pokal); 2. Erſter Neunerklub
Aſchaffenburg 1306 (Plakette); 3. Fidelio Aſchaffenburg,
1294 (Plakette).
Klubwettkämpfe, Fünfer=Mannſchaften, 250 Kgl.,
Nichtverbands=
klubs: 1. Gut Holz. Aſchaffenburg=Damm, 733 (Pokal);
2. Rollendes Glück Sulzbach, 732 (Plakette).
Damenklubkämpfe, Fünfer=Riegen, 150 Kgl.: Sportfreunde
Aſchaffenburg, 656 Holz (Pokal).
Induſtriebahn, 4 Kgl.: 10 Sieger von den Verbänden
Aſchaf=
fenburg, Offenbach, Hanau und Niederrad. Ergebniſſe: 34,
32, viermal 30 und viermal 29 Holz.
Damenbahn, 4 Kgl.: 1. Frl. Bäumer=Darmſtadt, 27 Holz;
wei=
terhin 4 Damen vom Verband Aſchaffenburg mit dreimal 27
und einmal 26 Holz. — Frau Reichart=Darmſtadt war mit
25 Holz bis in der letzten Minute noch bei den Siegern,
wurde aber von einer Kegelſchweſter von Aſchaffenburg mit
1 Holz überholt.
Bohlenbahn=Rückvergütung, 4 Kol.: Ringler=Darmſtadt, 4. Sieg,
32 Holz: Schüßler=Darmſtadt, 6. Sieg, 31 Holz.
Einzelergebniſſe der Darmſtädter Mannſchaft: Sattler 274,
Reichert 269, Grün 267, Hühner 262, Scherer 260, Schüßler
257, Kohlmann 253, Becher 252, Ringler 250, Thümmel 240.
Motorſpork.
Molorrad=Rennen in Skufkgart.
Verſuche auf der Holzbahn.
In Stuttgart verſuchte man geſtern eine Neuheit:
Motor=
radrennen auf der Holzbahn. Die erſten Verſuche können als
gelungen bezeichnet werden, es gab allerdings noch einige
Schwierigkeiten, die aber nicht ſportlicher Art waren. Die
Ren=
nen hatten mit Tennigkeit=Berlin auf DKW.,
Soe=
nius= Köln auf Harley, Gehrung=Stuttgart auf UT.,
Kohfink=Stuttgart auf UT., Lange=Cannſtatt auf
Standard und Wenzel=Köln auf DKW. eine gute Beſetzung
gefunden. Es wurden im ganzen vier Rennen ausgetragen,
die in je 3 Läufe à 3000 Meter unterſtellt waren. Soenius=
Köln ſchied leider ſchon in einem der erſten Vorläufe aus, als
er in guter Poſition lag. Dadurch war die Bahn für den
Stuttgarter Gehrung zum Siege frei, dem zudem noch zugute
kam, daß er ſich mit den Verhältniſſen der Bahn vertraut
ge=
macht hatte. Ueberhaupt waren die Einheimiſchen ihren
übri=
gen Konkurrenten inſofern voraus, als ſie ſich mit den
Ver=
hältniſſen der Bahn bekannt gemacht hatten. Durch den
Aus=
fall von Soenius wurden die Rennen etwas einſeitig.
Geh=
rung konnte von den vier Rennen drei für ſich entſcheiden, das
vierte Rennen wurde eine Beute von Lange=Cannſtatt auf
Standard. Die beſte Zeit des Tages fuhr Gehrung im Preis
von Untertürkheim, dem dritten Rennen, in dem er für die 3000
Meter nur 3,37,4 benötigte.
Pferdeſpork.
Rennen zu Düſſeldorf.
1. Schloß=Heltorf=Jagdrennen. 2100 Mark, 3700 Meter:
1. J. Horſters Fafnirs Bruder (Weidner), 2. Grimm, 3.
Fähn=
rich. Ferner: Marokkaner, Quedlinor, Eſeline, Roberta,
Pe=
loria. Tot.: 132, 23, 14, 20:10. Hals—1 Lg.
2. Schloß=Benrath=Jagdrennen. Verkaufsrennen. Für
Drei=
jährige. 2100 Mark, 3000 Meter: 1. A. Morawezs Maharadja
(Hochſtein), 2. Kalif, 3. Geeſtländerin. Ferner: Ahnenfürſt,
Großmut, Polyhymnia. Tot.: 42, Pl. 18, 15:10. 6—3 Lg.
3. Schloß=Jägerhof=Jagdrennen. 2100 Mark, 3200 Meter:
1. H. Zimmermanns Maharadſcha (Holtei), 2. Hilde, 3. Giralda.
Ferner: Rambia, Nina, Seppel 2., Loiſach, Ajax, Meduſa,
Schar=
fenberg, Ritterſchaft. Tot.: 48, Pl. 19, 30, 27:10. 10—8 Lg.
4. Schloß=Hugehpoet=Nennen. Verkaufsrennen. 2100 Mark,
3000 Meter: 1. A. Stocks jrs. Brigant (Weber), 2. Moſelkern,
3. Ingham. Ferner: Myſidor, Harriett, Sankt Anton, Goldelſe,
Comteſſe Jſola, Cariſſima, Zwirns Bruder, Tot.: 36, Pl. 18,
48, 31:10. 6—4 Lg.
5. Schloß=Burg=Jagdrennen. Ausgleich II. 2700 Mark, 4000
Meter: 1. Ch. Krutwigs Froher Mut (Broda), 2. Fähnrich,
3. Sirokko. Ferner: Kipnis, Conſul 2. Tot.: 94, Pl. 26, 14:10.
12—20 Lg.
6. Schloß=Calcum=Jagdrennen. Ausgleich III. 2100 Mark,
3000 Meter: 1. W. Horſtkottes Flügelmann (Weidner), 2. Gebr.
Schuberts Phönix, 3. Sepp. Ferner: Mozart, Ferina,
Ordi=
naria, Feuermal, Sergey. Tot.: 61, Pl. 25, 29, 33:10. 3—2 Lg.
Oskar Egg, der Inhaber des 1914 aufgeſtellten
Stunden=
weltrekords von 44,247 Kilom., hat ſeine Prämie von 10000 RM.
auch für die kommende Radſaiſon ausgeſetzt. Der italieniſche
Straßenfahrer Alfredo Binda wird ſeine bisherigen erfolgloſen
Verſuche, er blieb nur 500 Meter hinter dem Rekord zurück, auch
im nächſten Jahre fortſetzen.
Haftung des Staakes bei polizeilichen Uebergriffen.
(Nachdruck verboten.)
18. Am 12. Mai 1927 plante die national=ſozialiſtiſche Partei trotz
eines Verbots eine Verſammlung in den Hohenzollern=Feſtſälen in
Berlin=Charlottenburg. Um eine Anſammlung vor dem
Verſammlungslokal am Wilhelmsplatz zu zerſtreuen, erhielten die
Poli=
zeimannſchaften von dem Inſpektionskommandeur Befehl, die Berliner
Straße zu Charlottenburg in der Richtung Knie zu räumen. Von
den mit Gummiknüppeln vorgehenden Polizeibeamten erhielt der
Bank=
beamte K. in Charlottenburg, kurz nachdem er das dort befindliche
Poſtamt verlaſſen hatte, mehrere Schläge, ſo daß er zuſammenbrach,
K. behauptet, daß er keineswegs zu den demonſtrierenden Perſonen
gehört habe, ſondern einen Eilbrief nach dem Poſtamt
Charlotten=
burg , 1 gebracht habe. Gleich nach dem Verlaſſen des Poſtamts ſei
er mit Gummiknüppeln über Kopf und Rücken geſchlagen worden, ohne
daß er gewußt habe, was los ſei. Der K., der verſchiedene Verletzungen
erlitten hat, nimmt nunmehr den Preußiſchen Staat auf Zahlung von
Schadenserſatz in Höhe von 11390 RM. in Anſpruch.
Landgericht und Kammergericht zu Berlin und jetzt auch das
Reichsgericht haben den Klageanſpruch dem Grunde nach für
gerechtfertigt erklärt. Aus den Entſcheidungsgründen des
vom Reichsgericht beſtätigten Urteils geht hervor, daß in dem Verhalten
der Polizeibeamten, die den gänzlich unbeteiligten Kläger ohne
erſicht=
lichen Grund über Kopf und Rücken geſchlagen haben, eine fahrläſſige
Amtspflichtverletzung zu erblicken iſt, für welche der beklagte Staat nach
§ 839 BGB., Art. 131 RVerf haftet. Wenn es auch dem pflichtmäßigen
Ermeſſen der Polizei überlaſſen bleiben müſſe, bis wie weit bei einer
polizeilichen Räumung die Menſchenmenge zurückzudrücken iſt, ſo ſei doch
von einer ordnungsmäßigen Verwaltung zu fordern, daß zwiſchen
Zweck und Mittel ein angemeſſenes Verhältnis obwalte. Zu der Zeit
des in Rede ſtehenden Uebergriffes ſei weder vom Straßenpublikum
noch vom Kläger irgendein Widerſtand geleiſtet worden; im Gegenteil
ſeien die 1—2 Dutzend Perſonen, die zumeiſt halbwüchſige
Demonſtran=
ten waren, nach dem Knie verſchwunden geweſen. Auch der Kläger
habe ſich nach dieſer Richtung bewegt, als er von den Polizeibeamten
eingeholt wurde. Wenn der Kläger auch auf den barſchen Befehl der
ihn einholenden Polizeibeamten: „Marſch, weitergehen!” in höflicher
Weiſe erwidert haben ſollte: Verzeihen Sie, ich bin Paſſant”, ſo kann
hierin eine Weigerung, der Anordnung der Polizeibeamten Folge zu
leiſten, nicht erblickt werden. Das Einſchlagen der Beamten mit
dem Gummiknüppel auf den ruhig ſeines Weges gehenden Kläger ſtellt
ſich danach als ein Ermeſſensmißbrauch dar, als eine fahrläſſige
Ver=
letzung der den Beamten dem Kläger gegenüber obliegenden Amtspflicht.
„Reichsgerichtsbriefe‟. (III 281/29. — Urteil des RG. vom 1. November
1929.)
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Erziehungsberatung: Mittelſchulrektorin Dr. Gertrud Roſenow und
Dr. Klopfer: Wie ſtellen ſich die Mädchen zur Strafe in Schule
und Heim. o 15.45: Trude Herrmann: Die Frau in der Muſik.
O 16: Franzöſiſch (literariſche Stunde). O 16.30: Berlin:
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Baugewerbe. O 20: Chefred. Prof. Georg Bernhard, M.d.R.:
Finanz= und wirtſchaftspolitiſche Auswirkungen des Young=Planes.
— 20.25: Geh. Reg.=Rat Dr. Quaatz, M.d.R. O 21: Ludwig
van Beethoven: Sonate C=moll Nr. 2. G. Beerwald (Violine),
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ſchen Inſeln. Die an ihrer Vorderſeite nach dem Kontinent
vorge=
ſchickten Warmluftmaſſen haben in unſerem Gebier bereits ſtärkere
Be=
wölkung und geringe Niederſchläge verurſacht. Da die Südſeite des
Tiefs uns weiterhin Ozeanluft zuführt, ſo bleibt die Wetterlage
zu=
nächſt unſicher. Die Temperaturen, die ſich vorerſt wenig ändern,
werden ſpäterhin, wenn an der Rückſeite kältere Luftmaſſen zufließen,
wieder zurückgehen.
Ausſichten für Montag, den 25. November 1929: Unbeſtändiges,
meiſt wolkiges Wetter mit vereinzelten Regenſchauern, Temperaturen
ſich zunächſt wenig ändernd, jedoch ſpäterhin wieder ſinkend.
Ausſichten für Dienstag, den 26. November 1929: Wieder wolkig
mit Aufheiterung, kühler, noch geringe Schauer.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Veranwwortlich für Polltik und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Wiliv Kuble; Druck
und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unvertangte Manuſtripte wird Garantie der Rückiendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten
(TV. 219
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Montag, den 25. November 1929
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Nummer. 328
Dienstag, den 26. November 1929. 192. Jahrgang
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aufträge und Teiſfung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltreiſbung fällil jeder
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fädter und Natſonalbank.
je Reichsregierung zum Polksentſcheid.
eigs volksbegehren gehl von falſchen Vorausſehungen aus. — Es durchkreuzt die Bemühungen
deutſchen Außenpolikik um die Befreiung der Rheinlande und die Regelung der Sgarfrage.
Der Zuchthaus=Baragraph enkehrk die bisherige Führung der deutſchen Außenpolikik.
ihrer Macht ſteht, tun, um die Kriegsſchuldfrage zu einer endgültigen
Löſung zu bringen. Sie muß jedoch in der Wahl der Mittel und des
amkliche Ergebnis des Volks=
Zeitpunktes ihrer Anwendung die Entſchließungsfreiheit behalten.
begehrens.
Die Mindeſtzahl erreicht.
Berlin, 25. Nov.
ſteichswahlausſchuß trat heute vormittag unter Vorſitz
zwahlleiters, Profeſſor Dr. Wagemann, zuſammen, um
nis der Eintragungen zum Volksbegehren zu prüfen.
il erer Ausſprache wurde feſtgeſtellt, daß im ganzen
Ein=
z ebiet 4 135 300 unzweifelhaft gültige und 24 326
un=
id zweifelhafte Eintragungen vollzogen worden ſind.
alſo etwa 8000 Eintragungen über die erforderlichen
t hinaus vorhanden, ſo daß 10,02 Prozent der
Wahl=
n ſich für das Volksbegehren eingetragen haben. Von
z beanſtandeten Eintragungen waren 3119 von den
igsausſchüſſen für gültig und 21 207 für ungültig
er=
en. Es handelt ſich zumeiſt um Eintragungen außer=
Eintrogungsraumes, Eintragungen von fremder Hand,
dige Eintragungen, Doppeleintragungen, Eintragungen
behalt, Eintragungen von nichtberechtigten Perſonen
Re.
Reichswahlausſchuß hat alſo am Montag vormittag
ültige Entſcheidung über das „Freiheitsgeſetz”
getrof=
bei ſeinen Berechnungen zu dem Ergebnis gekommen,
00 unzweifelhaft gültige Eintragungen vollzogen
wur=
it iſt eine Wahlbeteiligung von 10,02 Prozent erreicht,
Nindeſtzahl von 4 127 390 Stimmen iſt um 7410 über=
Eine Nachprüfung der übrigen angefochtenen
Stim=
mnach überflüſſig.
forausſetzung für die Weiterleitung des „
Freiheits=
is zum Volksentſcheid iſt alſo gegeben. Das Geſetz
mit der ablehnenden Stellungnahme der
Reichs=
an den Reichstag, der ſich am Donnerstag damit be=
.. Am Sonntag, den 22. Dezember, wird dann der
eid ſteigen. Das es ſo kommen würde, ſtand von
feſt. Der Reichsinnenminiſter Severina hatte dem
ine möglichſt weitherzige Nachprüfung nahegelegt. Er
Anbar vermeiden, daß die Deutſchnationalen ihre Nie=
Aiter Angriffen auf die Wahlprüfung verſtecken
konn=
vermutlich auch verhindern, daß die verminderte
bei der Entſcheidung des Staatsgerichtshofes über
echt der Beamten eine Rolle ſpielte. Inwieweit die
emokratiſche Erwägung dabei mitſpielte, daß es
nütz=
n ſozialdemokratiſchen Standpunkt aus, die
Deutſch=
den bitteren Kelch des Volksbegehrens bis zur Neige
ſſen und dadurch die Kluft zwiſchen Deutſchnationalen
brigen bürgerlichen Parteien zu vertiefen, laſſen wir
t. Der Reichswahlausſchuß beabſichtigt, bei dieſer
auch eine Entſcheidung über grundſätzliche Fragen zu
für künſtige Volksbegehren richtunggebend ſein ſollen,
och manche Unklarheiten beſtehen.
Peßenlwurf dem Reichskag unkerbreikek.
wird mitgeteilt:
der Reichswahlausſchuß feſtgeſtellt hat, daß das
Volks=
peiheitsgeſetz” zuſtande gekommen iſt, hat der
Reichsmini=
tern auf Beſchluß der Reichsregierung den Geſetzentwurf
Reichstag unterbreitet. In dem Vorlegungsſchreiben wird
Perlauf des bisherigen Verfahrens geſchildert. Dem Schrei=
Anlagen beigefügt: der Geſetzentwurf, die Bekanntmachung
ihlleiters über das endgültige Ergebnis des
Eintragungs=
be Stellungnahme der Reichsregierung zu dem
beabſichtig=
wwurf, ſowie eine gutachtliche Aeußerung zur Frage der
11 näßigkeit des Entwurfs.
Die Stellungnahme der Reichsregierung
Durf eines Geſetzes gegen die Verſklavung des deutſchen
Alsbegehren macht den Verſuch, die Linie der deutſchen
lüs die Zukunft in weitem Umfange durch ein Reichsgeſetz
Ein derartiger Eingriff in die Handlungsfreiheit der
Ing iſt ſchon an ſich ein Beginnen, das mit einer
gebeih=
na der Staatsgeſchäfte unvereinbar iſt.
Ner ſind die Bedenken, die gegen den Inhalt der einzelnen
2 ” Des begehrten Geſetzentwurfes ſprechen. Der Entwurf
i dem Gedanken, daß durch den einſeitigen ſchriftlichen
Beſtimmungen des Verſailler Vertrages über die Schuld
ine neue Grundlage für die Erreichung der Ziele der
deut=
ppizt geſchafen werden könne und müſſe. Er geht davon
T Deſer Grundlage die förmliche Beſeitigung jener Ver=
Jungen, die ſofortige und bedingungsloſe Befreiung der
Decte und eine borteilhafte Regelung der Rebarationsfrage
ſei.
nnahme iſt falſch.
tiſche Regierung hat den einſeitigen Schauldſpruich
LSoes von Verſailles in feierlichen Erklärungen
zurückgewieſen
igeitendem Erfolg die gegebenen Möglichketen henutzt,
Der die wahren Urſachen bes Krieges aufzuklären. Die
Ein Drd ſehſtverſtändlich auch in Zikunſt alles, was im
Hugenbergs Weg führt ins Ungewiſſe.
Die deutſche Außenpolitik hat in den vergangenen Jahren ihr
gan=
zes Bemühen darauf gerichtet, den Anſpruch Deutſchlands auf
alsbal=
dige Befreiung der beſetzten Gebiete durchzuſetzen. Es hat ſich erwieſen,
daß dies ohne gleichzeitige Neuregelung der Reparationsfrage nicht
möglich war. Die Losſagung von den auf der Haager Konferenz
ge=
troffenen Vereinbarungen würde deshalb die Räumung des
Rhein=
landes völlig ins Ungewiſſe ſtellen und eine ſchnelle Regelung der
Saar=
frage unmöglich machen.
In der Entwickelung der Reparationsfrage ſieht die
Reichsregie=
rung den Bericht der Sachverſtändigen vom 7. Juni 1929 trotz ihrer
ſchweren Bedenken gegen die darin vorgeſehene Belaſtung Deutſchlands
als einen Fortſchritt gegenüber der jetzt geltenden Regelung an. Eine
endgültige Stellungnahme zu dem Bericht, ſowie die Würdigung ſeiner
Einzelheiten muß vorbehalten bleiben, bis die im Gang befindlichen
internationalen Verhandlungen über ſeine Inkraftfetzung abgeſchloffen
ſind. Schon jetzt kann aber feſtgeſtellt werden, daß der Bericht eine
Ermäßigung der deutſchen Zahlungen und die Beſeitigung der
frem=
den Aufſichtsinſtanzen vorſchlägt. Aus dieſem Grunde hat ſich die
Reichsregierung in Uebereinſtimmung mit der überwiegenden Mehrheit
des Reichstages entſchloſſen, auf der Grundlage des Planes in die
internationalen Verhandlungen einzutreten. Sie iſt auch heute noch
der Ueberzeugung, daß die Rückkehr zu der Regelung des Dawesplanes
für Deutſchland eine ſehr viel ſchwerere Belaſtung bedeuten würde.
Die Strafbeſtimmungen des Entwurfes wollen grundſätzliche
Ent=
ſchließungen der deutſchen Außenpolitik dem Urteil des Strafrichters
unterſtellen. Darüber hinaus ſollen dieſe Beſtimmungen aber, wie ihre
Begründung zeigt, dem Ziel dienen, die bisherige deutſche Außenpolitik
und ihre verantwortlichen Träger zu entehren.
Die Kontrolle über die Führung durch den Reichskanzler und
die Reichsminiſter liegt verfaſſungsmäßig beim Reichstag.
Von ſeiner Entſcheidung in Form des Mißtrauensvotums oder der
Miniſteranklage iſt die Fortſetzung der Politik abhängig. Die 2.
ct=
hausandrohung des Entwurfes mit ihrer ſtrafrechtlichen Nebenwirkung
bedeutet die Umformung eines rein politiſchen Tatbeſtandes in einen
kriminellen. Mit ihr wird bewußt das Ziel verfolgt, den
verfaſſungs=
mäßigen Kontrollen der Reichspolitik die ausſchlaggebende Bedeutung
zu nehmen. Das iſt mit dem Sinne und Zwecke des parlamentariſchen
Syſtems nicht vereinbar. Bei der Annahme des Gefetzentwurfes würde
ſich ſofort erweiſen, daß auf ſeiner Grundlage eine den deutſchen
Inter=
eſſen dienende Führung der Außenpolitik unmöglich iſt. Die in den
vergangenen Jahren wieder errungene Stellung Deutſchlands wäre
zerſtört. Jede Ausſicht auf die Verwirklichung der im Entwurf
auf=
geſtellten Ziele wäre abgeſchnitten. Dieſe Ziele können, wie bisher ſo
auch in Zukunft, nur auf dem Wege der Verſtändigungspolitik erreicht
werden. Die Reichsregierung ſpricht ſich deshalb mit aller
Entſchieden=
heit gegen die Annahme des Geſetzentwurfes aus.‟ Die gutachtliche
Aeußerung zur Frage der Verfaſſungsmäßigkeit des Geſetzentwurfes
führt aus:
Der Geſetzentwurf iſt verfaſſungsändernd.
Die Beſtimmungen des 8 1 verpflichten die Reichsregierung, den
auswärtigen Mächten in feierlicher Form Kenntnis davon zu geben,
daß das erzwungene Kriegsſchuldbekenntnis des Verſailler Vertrages
völkerrechtlich unverbindlich iſt. Damit wird die Reichsregierung
beauf=
tragt, eine völkerrechtlich rechtsverbindliche Erklärung für das Reich
abzugeben. Das ſteht in Widerſpruch mit Artikel 45 der
Reichsver=
faſſung, nach dem der Reichspräſident das Reich völkerrechtlich vertritt
und ſomit ausſchließlich befugt iſt, völkerrechtliche Erklärungen für das
Reich abzugeben.
Der Geſetzentwurf enthält Eingriffe der Geſetzgebung in die
nus=
wärtige Politik. Damit ſteht er im Widerſpruch zu dem Grundſatz der
Trennung der Gewalten, auf dem die Reichsverfaſſung beruht. Nach
der Verfaſſung iſt es Sache des Neichspräſidenten, völkerrechtliche Akte
vorzunehmen (Art. 45 Reichsverfaſſung) und Sache des Reichskanzlers,
die Richtlinien der Politik zu beſtimmen (Art. 56).
Nach dem Entwurf ſoll die Geſetzgebung die Initiative für einen
den auswärtigen Mächten gegenüber namens des Reiches
vorzunehmen=
den völkerrechtlichen Akt ergreifen (8 1), ſoll Richtlinien für die
Reichs=
politik aufſtellen (8 2) und ſoll die Initiative der berufenen Organe in
beſtimmter Hinſicht ausſchließen (88 3 und 4).
Zur Annahme des Geſetzes durch Volksentſcheid iſt demgemäß nach
Art. 76 Abſ. 1, Satz 4 der Reichsverfaſſung die Zuſtimmung der
Mehr=
heit der Stimmberechtigten erforderlich.”
Die Zollverhandlungen mit Binnland
abgeſchloſſen.
Der neue Bukkerzoll krikt am 1. Januar in Kraft.
Berlin, 25. November.
Die Verhandlungen mit Finnland über die Aenderung des
geltenden Handelsabkommens vom 26. Juni 1926 waren
not=
wendig geworden, weil die durch das Geſetz vom 3. Juli 1929
erhöhten Zollſätze für Butter und Rahm gegenüber den
Haupt=
einfuhrländern nicht wirkſam werden konnten, ſolange dieſe
Zoll=
ſätze gegenüber Finnland, vertragsmäßig auf 27,50 RM. und
20 RM. gebunden waren. Die Verhandlungen ſind heute durch
Unverzeichnung eines Zuſatzabkommens beendet worden. In
dem Zuſatzabkommen wird der deutſche Zollſatz für Butter dem
Geſetz vom 3. Juli 1929 angepaßt. Er beträgt bis 31. Dezember
1933 50 RM., vom 1. Januar 1934 40 RM., vom 1. Januar
1936 ab 30 RM. Außerdem verzichtet Finnland auf die
bis=
herigen Bindungen der Zöllſätze für Rahm und Milch. Von
deutſcher Seite wurden Zugeſtändniſſe gemacht namentlich für
die Einfuhr von Renntierfleiſch und bei gewiſſen Poſitionen der
Papier= und Holzinduſtrie. Da die beiden Regierungen die
Ratifikationsurkunden des Vertrages ſobald als möglich
aus=
tauſchen wollen, iſt damit zu rechnen, daß der Butterzoll
ſpäteſtens anfangs Januar 1989 in Kraft tritt.
* Jrak unker brikiſcher
Mandals=
herrſchaft.
Von
E. Mukden.
Mitten in das harmoniſche Verhältnis, das bie Labour=
Party zwiſchen England und den Orientvölkern anzubahnen ſich
bemüht, krachte dieſer Tage in ziemlich ſtörender Weiſe der Schuß
hinein, mit dem Tufik Bey Suady, der Miniſterpräſident
des britiſchen Mandatlandes Irak, ſeinem Leben ein Ende
machte. Und wenn auch das Schreiben, in dem er die Gründe
ſeines Selbſtmordes auseinanderſetzt, von Reuter nur
unvoll=
ſtändig veröffentlicht wird, (— die Lücke wird wohl kein Zufall
ſein —), ſo ſteht das politiſche Motiv dieſer Tat doch außer
Zwei=
fel. Was übrigens von dem Inhalt des Briefes bekannt wurde,
iſt klar genug: „. . . Die Irakleute ſind ſchwach. Sie halten
mich für einen Verräter an meinem Land, für einen Diener der
Engländer. Welch ein Unglück! Ich habe alle Arten von
Belei=
digungen und Schmähungen erlitten als Lohn für meine
Be=
mühungen, das Land glücklich zu machen.” In dieſen Worten
eines Sterbenden ſpiegelt ſich wie ein Brennpunkt die ganze
zwieſpältige innen= und außenpolitiſche Lage des britiſchen
Man=
datgebietes im Zweiſtromlande.
Meſopotamien oder der heutige Irak iſt ein uraſiatiſches
Land, das niemals von einer europäiſchen Macht unterjocht
wurde. Ueber vier Jahrhunderte, ſeit dem Beginn des
ſechzehn=
ten Jahrhunderts, war es zuletzt ein Vaſallenland des
Otto=
maniſchen Reiches. Der Sturz der türkiſchen Herrſchaft im Laufe
des Weltkrieges weckte hier daher nur die Hoffnung auf eigene
Freiheit, zumal in dem arabiſchen Gros der Bevölkerung. Ja
die Hoffnungen auf ein großarabiſches Reich, die in den
Intel=
lektuellen Kairos, Alexandriens und Bairuts wach wurden,
muß=
ten wohl auch nach Bagdad und Basra dringen. Wohl haben
die Engländer dieſe panarabiſchen Ideen zu durchkreuzen
ge=
wußt, wohl haben ſie das Prinzip des divide et impera hier
ſogar in potenzierter Form angewandt, indem ſie den alten
dynaſtiſchen Haß zwiſchen Ibn Saud in Zentralarabien und
Huſ=
ſein, dem früheren Herrn von Mekka, ausgenutzt und deſſen beide
Söhne: Abdulla zum Emir von Transjordanien und Faiſſal,
den übrigens die Franzoſen aus Syrien vertrieben hatten, zum
König von Irak gemacht. Allein durch all das konnte der nun
einmal erwachte arabiſche Nationalismus nicht mehr aus der
Welt geſchafft werden. Schon 1919—20 gab es vereinzelte
Auf=
ſtände gegen das britiſche Okkupationsheer, das ſich im Lande
ſeit 1916 inſtalliert hatte. Und nach der Inthroniſierung Faiſſals
durch die Engländer ſchrieb die Zeitung den Oppoſitionszentren
in Basra (wir zitieren nach A. Nobel, „Herr über Aſien”): Man
müſſe einen Ausweg ſuchen aus der verworrenen politiſchen
Lage; dieſer Wirrwarr ſei aber durch die Schuld der Araber ſo
groß, und davon profitiere der britiſche Schoßhund Faiſſal, der
ſich König nennt. — Man darf ja nicht vergeſſen, daß Faiſſal
dazu noch ein Landfremder iſt. Seine Stellung iſt daher
keineswegs leicht. Auch an der Bahre ſeines ſoeben
verſtorbenen Premierminiſters ſuchte er ſeinen Glauben an die
Zukunft des Landes Irak zu betonen, denn ein Boden, ſagte er,
dem ſolche Männer wie der Premier Tufik Bey entſtammen,
müſſe eine Zukunft haben. Durch dieſe Worte ſollte auch der
Zuſammenhang zwiſchen Land und König angedeutet werden;
denn in ſeinem politiſchen Vermächtnis empfiehlt der Verſtorbene
ſeinem Sohne Ali „König Faiſſal, ſeinen Erben und
Nachfol=
gern” die Treue zu bewahren. Die „Beleidigungen und
Schmäh=
ungen”, von denen dieſes Schreiben ſpricht, beweiſen aber, daß
die „Oppoſition gegen den heutigen Regierungskurs und das
Mandatsſyſtem Englands noch ſtark iſt — und mögen hierbei
auch perſönliche Motive oder ſogar Intriquen mit im Spiele
ſein, kennzeichnend bleibt dennoch, daß ſie in den heutigen
poli=
tiſchen Verhältniſſen des Landes ihren Nährboden finden.
Der König Faiſſal hat aber auch recht daran getan, in ſeiner
Grabrede zu Ehren des verſtorbenen Premiers von der
Zu=
kunft des Landes Irak zu ſprechen. Denn die Gegenwart
ſieht troſtlos genug aus, vor allem in wirtſchaftlicher Hinſicht.
Die Oelquellen in Moſſul, um die ſich jahrelang Türken,
Eng=
länder, Franzoſen und Amerikaner herumſtritten, ſind offenbar
von den meiſten Bewerbern nur als Vorratskammern für die
Zukunſt angeſehen worden und werden als ſolche (wohl um nicht
die Petroleumpreiſe auf dem Weltmarkt noch mehr zu drücken),
zumindeſt in jüngſter Zeit angeſehen. Denn ſie liegen bis heute
brach, und die Hoffnung des Landes, aus dieſen Bodenſchätzen
große Gewinne auch für ſich ziehen zu können, iſt alſo Lügen
geſtraft worden. Von den britiſcherſeits geplanten
Rohrleitun=
gen aber, die ſich von Moſſul bis nach dem paläſtinenſiſchen
Hafen Haifa erſtrecken ſollten, iſt vorderhand lediglich mit dem
Ausbau des Endpunkts Haifa ſelbſt begonnen worden, was aber
den arabiſchen Nationaliſten nun wieder die Vermutung
nahe=
legte, daß es ſich hierbei vor allem um ſtrategiſche Pläne
Eng=
lands zur Beherrſchung des geſamten nahen Orients handelt,
zumindeſt aber um die ökonomiſche Begünſtigung des ihnen nicht
weniger verhaßten Zionismus: während die Leiter des letzteren
dem britiſchen Unternehmen als der Errichtung eines „
paläſti=
nenſiſchen Antwerpens” zufubeln, nannten die arabiſchen
Natio=
naliſten dasſelbe „Ein Singapore im nahen Oſten” beſtimmt,
eine Verbindung herzuſtellen zwiſchen Mittelmeer, Rotem,
Schwarzem. Kaſpiſchem Meer und Perſiſchem Golf und einen
Raum voller geopolitiſcher und ſtrategiſcher Reize zu
beherr=
ſchen.
Während aber die Naturreichtümer des Landes Frak brach
liegen, fehlt es auch im Grunde an einer Bevölkerung, die dieſem
im Altertum ſo blühenden Lande, das als das irdiſche Paradles
galt, wenigſtens einen Teil ſeiner alten Fruchtbarkeit wieder
zurück=
geben könnte. Das gilt vor allem von den arabiſchen Beduinen, die
ein Nomadenleben führen, in Zeiten der Not aber ihre
ſchwäche=
ren und fleißigeren Landsleute überfallen und berauben, im
ſhrigen aber jeder Steuerleiſtung abhold ſind. Man erſieht
dar=
aus, welche vielfach ſchwierigen Aufgaben hier der britiſchen
Mandatsverwaltung erwachſen, vor allem namentlich: die
fried=
liche, ackerbautreibende Bevölkerung zu ſchützen und von den
Seite 2
Dienstag den 26 November 1929
Nummi
Scheichs Steuern einzutreiben. Dieſe beiden Aufgaben ſind dem
britiſchen Flugzeuggeſchwader anvertraut, deſſen
Hauptquartier in Bagdad liegt und das nach Hunderten zählt.
Die Steuerverweigerung beſonders hartnäckiger Scheichs wird
nach wiederholter, aber vergeblicher Mahnung zuweilen von
die=
ſen britiſchen Luftſtreitkräften mit Bombardements geahndet.
Die engliſchen Flieger ſind daher bei den nomadiſierenden
Arabern Iraks alles eher als beliebt, und noch nicht lange iſt
es her, daß ein britiſcher Pilot, der eine Notlandung in der
Nachbarſchaft eines arabiſchen Dorfes vornehmen mußte, dort
ſamt ſeinem Mechaniker und Flugzeug bei lebendigem Leibe
ver=
brannt wurde.
Alle dieſe Gründe würden jedoch England nicht zur
Unter=
haltung einer nach Hunderten zählenden Fliegertruppe
veran=
laſſen, bildeten nicht die engliſchen Geſchwader im Irak für den
Kriegsfall die wichtigſte Verbindung zwiſchen den britiſchen
Stationen am Mittelmeer und Indien. Die 3700
Kilo=
meter lange Strecke zwiſchen dem engliſchen Flugplatz in
Aegyp=
ten und dem indiſchen Außenpoſten Karachi wird heute vom
britiſchen Flugdienſt in zweieinhalb Tagen überwunden Im
Ernſtfall wäre die Fliegertruppe ſtark genug, um die für den
erſten Augenblick erforderlichen Verſtärkungen quer über die
ſyriſche Wüſte, Meſopotamien und den Perſiſchen Golf nach
Indien zu bringen.
Angeſichts all deſſen mag der Entſchluß der Labour=Party,
den ſie erſt am 4. November ds. Js. dem Generalſekretär des
Völkerbundes mitgeteilt hat, nämlich die Aufnahme des
Iraks als Mitglied des Völkerbundes im Jahre
1932 zu empfehlen, als ſonderbar erſcheinen. Allein einmal hat
ſich England dazu ausdrücklich im „Freundſchaſtsvertrage” mit
Irak am 14. Dezember 1927 verpflichtet. Sodann aber mag dieſe
„Freundſchaft” ſich ſehr wohl, infolge der oben geſchilderten
wirt=
ſchaftlichen Schwierigkeiten, inzwiſchen abgekühlt haben. Und
ſchließlich hofft das Foreign Office, daß Frak auch nach der
Auf=
nahme in den Völkerbund, nunmehr als Dominion, innerhalb
des Empire verbleiben würde, ſo daß die dringendſten
Inter=
eſſen des britiſchen Weltreiches dort nach wie vor gewahrt
blei=
ben würden.
Die Saarfrage.
Briands Kammererfolg gegenüber den Borftößen
Franklin Bouillons.
Von unſerem B=Korreſpondenten.
Paris, 25. Nov.
Die Regierung Tardieu hat bezüglich der Saarfrage ein
Vertrauensvotum erhalten. Die Mehrheit war beſonders ſtark
— 93 Stimmen —, doch dieſem Umſtand mißt man keine allzu= deutſch=franzöſiſchen Saarkommiſſion: Herr von Simſon und der
große Bedeutung bei. Denn verſchiedene Nebenumſtände haben Arbeitsminiſter Pernot eine Beſprechung ab, deren Gegenſtand
rung ernſtlich ſtürzen. Trotzdem muß man von einem Sieg
Briands ſprechen. Die Vorſtöße Franklin Bouillons ſind
regel=
mäßig, ſo geſchickt er ſie auch durchführt, von einem unſagbaren, ſo daß man hoffen darf, daß über die einzuſchlagenden Verhand=
Pech verfolgt.
Regierung aus. In einem anderen könnte ſie vielleicht ungün= ſowie die Wirtſchaftskommiſſion mit ihren Arbeiten beginnen.
ſtig ausfallen. Die Mehrheitskriſe iſt nicht gelöſt, das Schickſal
der Regierung Tardieus bleibt trotz allem zweifelhaft.
Der Sieg, den Briand in der Saarfrage über die
rechts=
ſtehende Oppoſition erzielte, war um ſo verdienter, je weniger
die Rechte in dieſer Frage, wie überhaupt in der ganzen
Außen=
politik Poſitives zu ſagen weiß. Man verſucht, Briands Pro= 7. November angekündigte große Programm für die nationale
gramm zu widerlegen, aber ohne dieſes Programm hätte man
überhaupt nichts Poſitives zu ſagen.
im Hinblick auf die Saarfrage wirklich poſitiv iſt. Das Saar= bis ſpäteſtens 31. Dezember 1929 verlangen. — Im ganzen ſieht
problem gehört zu denjenigen, welche glatt gelöſt werden
könn=
ten, wenn beiderſeitig der Wille zur Verſtändigung vorhanden ſich auf folgende Miniſterien verteilen: Inneres 550 Mill.,
Un=
wäre. Es gibt gewiß große Schwierigkeiten, aber dieſe ſind nur
ſachlicher Natur. Der gute Wille iſt deutſcherſeits vorhanden.
Man hat einigen Grund, zu hoffen, daß die franzöſiſche Regie= der Begründung zu dieſem Projekt macht die Regierung
beſon=
rung ſich nicht auf den Standpunkt der franzöſiſchen
Natio=
naliſten ſtellen wird, in dieſem Falle wären nämlich die ganzen Plan aufmerkſam. Beim erſten Plan ſei Frankreich mehr oder
ſehen nämlich ganz, daß es nicht in Frankreichs Intereſſe liegt, tik der nationalen Ausrüſtung gehemmt geweſen. Jetzt ſei den
die Abſtimmung im Saargebiet abzuwarten.
Ueber die Londoner Konferenz kriſtalliſiert ſich die Meinung erlangt, gemäß den wirtſchaftlichen Verhältniſſen die Ausrüſtung
immer klarer heraus. Man weiß zum Beiſpiel ſchon etwas
und das iſt immerhin ein Fortſchritt —, daß nämlich Italien
ſo gut wie keinen Standpunkt hat . . . Man macht der
Regie=
rung Tardieu vielfach Vorwürfe, daß ſie auf die Verſtändigung
Vom Tage.
In der N.St zum Monta ben die letzten Abteilungen der
fran=
zöſiſchen Beſatzung Düren verlaſſen. Auf den Kaſernen, die wieder
in den Beſitz der Stadt übergegangen ſind, wehen Flaggen in den
Dürener Stadtfarben.
Der Reichspräſident empfing am Montag den
Welt=
flieger Freiherr König von und zu Warthauſen, den
Gewinner des Hindenburg=Pokals 1928 für die beſte Leiſtung mit Leicht= Kanzler geweſen, hauptſächlich wohl zu dem Zwee s
flugzeug und überreichte ihm unter Glückwünſchen für ſeine niſche Programm für die am Mittwoch beginnende
außergewöhnliche Leiſtung den ihm zugeſprochenen
Ehren=
pokal.
Der deutſche Botſchafter v. Dirckſen iſt am Montag
in Moskau eingetroffen. Er wird am Dienstag mit Außenkommiſſar
Litwinoff eine Ausſprache über die deutſchen Koloniſten haben.
Die belgiſche Regierung iſt geſtern abend nach einem mehrſtündigen
Miniſterrat über die Genter Univerſitätsfrage zurückgetreten. Miniſter= noch in dieſer Herbſttagung dem Reichstag zugehen I
präſident Faſpar wird ſich heute vormittag zum König begeben, um Jetzt ſteht er immer noch mit leeren Händen da, u
das Rücktrittsgeſuch zu überreichen.
Premierminiſter Macdonald antwortete auf eine Anfrage im eng= war. Es wäre allein ſchon aus außenpolitiſchen Grü
liſchen Unterhaus nochmals, daß ſowohl von amerikaniſcher wie auch geweſen, einen Etat vorzulegen, der ohne Rückſicht
von engliſcher Seite keine Abſicht beſtehe, die Frage der Ausſicht ſtehenden Einſparungen aus dem Youn
Freiheit der Meere auf der kommenden Londoner
Kon=
ferenz aufzurollen.
Auf den engliſchen Generalſtaatsanwalt für
Paläſtina, Norman Bentwich, iſt geſtern hier ein Anſchlag
verübt worden. Als Bentwich das Regierungsgebäude verließ,
feuerte ein jugendlicher Araber mehrere Schüſſe auf ihn ab, die ihn ſich mit den Milliardenzahlen hätten abmühen müſſer
leicht verletzten. Der Araber konnte kurz nach dem Attentat verhaftet ſen aber ſitzt Herr Hilferding und wartet bis zu
werden.
Von der engliſchen Polizei ſind in Jaffa neun Ara= die diplomatiſchen Arbeiten für den Young=Plan zu Abſe
ber under der Anſchuldigung, die Bevölkerung zu Unruhen aufgereizt
zu haben, verhaftet worden.
Der bekannte amerikaniſche republikaniſche Senator, Franeis kaſſen, inzwiſchen ſteigt die kurzfriſtige
Warren iſt im Alter von 85 Jahren an einer Lungenentzündung dung, die Reichsfinanzen werden ſyff
geſtorben.
Eine großzügige Hilfsaktion, für die Fuden in reform gehen im Miniſterium weiter. Das iſt der ei
Rußland wird von den jüdiſchen Organiſationen der ganzen Welt, magere Troſt, mit dem wir abgeſpeiſt werden. Alle ngs
in die Wege geleitet werden, damit nicht die ganze ruſſiſche Judenſchaft hier Widerſpruch über Widerſpruch. Aus Intereſ em
ein Opfer des Hungers werde.
mit Italien kein beſonderes Gewicht gelegt hat, aber man wieder= ſtarfe Erhöhung der Tabakſteuer beabi iig
holt das ohne allzugroße Ueberzeugung.
Die Haltung Amerikas dagegen erſcheint klarer. Es ber= volles Drittel geſteigert werden ſolle, entſprechende kaſſ
lautet, daß die amerikaniſche Delegation ſelbſt unter Androhung der Banderolenſteuer auch bei Rauchtabak, während / Bin
der Desintereſſierung Amerikas auf eine ſchnelle und allgemeine
Einigung drängen wird. Es iſt noch nicht ſicher, ob mit einer
ſolchen Einſtellung Amerikas England wirklich gedient wäre.
Beſprechungen der Borſikenden der Saar=
kommiſſionen.
EP. Paris, 25. Nob.
Am Montag abend ½6 Uhr hielten die Vorſitzenden der
dabei mitgeſpielt, und ſchließlich wollte kaum jemand die Regie= die Art der Arbeitsmethode der drei Unterkommiſſionen bildete,
die von der Eröffnungsſitzung ernannt wurden. In den letzten
Tagen hatten die beiden Vorſitzenden eine enge Fühlungnahme,
lungsmethoden baldigſt eine Einigung erzielt wird. Vorausſicht=
Die Abſtimmung fiel in dieſem Augenblick günſtig für die lich werden ſchon in den nächſten Tagen die Kohlenkommiſſion
Frankreichs nakionales Rüſtungsprogramm.
EP. Paris, 25. November.
Miniſterpräſident Tardieu und Finanzminiſter Chéron haben
dem Miniſterrat heute das in der Regierungserklärung vom
Ausrüſtung zur Kenntnis gegeben. Der Miniſterrat gab dazu
ſeine Zuſtimmung, worauf das Projekt im Kammerbüro hinter=
Die Frage iſt nur, inwieweit das Programm der Regierung legt wurde. Die Regierung wird vom Parlament ſeine Annahme
das Projekt eine Ausgabe von 5 Milliarden Franken vor, die
terricht 750, Soziale Fürſorge 700, Ackerbau 1105, Oeffentliche
Arbeiten 1590, Handelsmarine 30 Mill., Poſt 275 Millionen. In
ders auf die Erſetzung des Dawes=Planes durch den Young=
Verhandlungen zwecklos. Die franzöſiſchen Nationaliſten über= weniger durch die Sachlieferungen Deutſchlands in ſeiner Poli=
Sachlieferungen ihr wahrer Charakter als Zahlungsmittel
wie=
dergegeben worden und die Regierung habe die Freiheit
wieder=
des Landes abzubauen. — Die Regierung hat ferner heute einen
Geſetzentwurf zum Bau des im allgemeinen
Flottenbaupro=
gramm vorgeſehenen Teils des Jahres 1930, der eine Ausgabe
von 1167 Millionen vorſieht, im Kammerbüro hinterlegt.
Der Weg zum abendländiſchen
Von Oscar A. H. Schmitz.
Jedes Tier lebt, als wäre es allein da, als gäbe es keinen
Sinn, in den es eingeordnet, von dem es an ſeiner Stelle ein
Ausdruck iſt. Der Wolf frißt das Lamm, als ob es nichts
an=
deres wäre, als ſein Fraß, und genau ſo verfährt der Menſch,
inſofern er Tier iſt; aber es gibt keinen Menſchen, der nur und
nichts als Tier wäre, d. h. deſſen Maß nur die Kraft ſeiner
In=
ſtinkte iſt. Nimmt er vielleicht auch keine Rückſicht auf andere,
ſo verlangt er ſie doch wie ſelbſtverſtändlich für ſich, und zwar
auf Grund des alle verbindenden einheitlichen Sinnes, gegen
den er ſich zwar dauernd verſündigt, den er aber ſehr wohl
kennt. Das Tier kennt ihn nicht, obgleich es unbewußt immer
danach lebt. Schon der primitive Menſch dagegen ſtellt Geſetze
auf, oft ſehr „widernatürliche‟. Das Taboo macht Menſchen,
Tiere, Dinge, Beziehungen uſw. ſakroſankt, d. h. ſie ſind bezogen
auf etwas außerhalb der bloßen biologiſchen Sphäre, auf ein,
wenn auch dunkles, Erkennen eines „höheren” Prinzips. Nur
von ihm aus iſt Menſchliches zu verſtehen, und erſt wenn ſein
Weſen in den Brennpunkt des Erkennens fällt, dann vermag
der bewußt menſchliche Menſch auch ſein natürliches, tieriſches
Erbe offenen Blickes anzuſchauen, ohne ihm mehr zu verfallen.
Er erkennt ſeine Wurzeln, ohne darum ſeine Kronen
preiszu=
geben. Er hat nun ſeinen wahren Ort gefunden zwiſchen
Göt=
tern und Dämonen, und das erſt iſt wahres Menſchentum.
So beſcheiden der Menſch nach oben ſein muß hinſichtlich
ſeiner Erkenntniſſe, ſo wenig darf er nach unten dem Tier
gegen=
über ſeinen höheren Rang vergeſſen. Nur wer ſeinen Rang
kennt, vermag ihn verantwortlich auszufüllen. Der Rang des
Menſchen gegenüber dem Tier beſteht daran, daß er überhaupt
erkennen kann. Das iſt ſeine Würde, ſeine Pflicht, ſeine
Lebens=
höhe und zugleich ſein tiefſtes Leid, denn es macht ihn ſelbſt zum
Problem, als ein Weſen von dieſer Welt mit einem
Bezugs=
zentrum außerhalb ihrer. Nur wenn er ſich betäubt, kann er
in ausſchließlich irdiſcher Luſt vorübergehend glücklich ſein wie
das Tier; ſich in dieſem Leib dagegen ganz in jenes höhere
Zen=
trum zu ſchwingen, iſt ohne krankhafte Selbſttäuſchung
unmög=
lich. So ſteht der Menſch zwiſchen weltlicher Luſt und geiſtiger
Seligkeit mitten inne, zu hoch, um in jener ſein volles Genüge
zu finden, zu tief, um dieſe zu erreichen, und zugleich von beiden
mächtig angezogen. Wahrlich, ein Tantalusſchickſal!
Nur in zwei Völkergruppen wurde jener Ort des Menſchen
in der Mite des Kosmos entdeckt, in der chineſiſchen und in der
europäiſchen (ohne Rußland). Indien kennt den Menſchen nur
als höchſt bedauernswerten Zwiſchenfall, der ſyſtematiſch
auf=
gehoben werden ſoll (Yoga), Rußland kennt ihn überhaupt nicht
zwiſchen den Extremen Vieh und Heiliger. Nur in China und
in Europa iſt der Menſch als diesſeitiger Verwirklicher eines
jenſeitigen Sinnes von einzelnen Geiſtern und Gruppen erkannt
worden; in Europa nicht annähernd ſo klar und gewiß wie in
China, aber immer und immer wieder bricht er in einer
Syn=
theſe antiker und chriſtlicher Werte wenigſtens als Forderung
Erkennender hervor. Schauerlich iſt zwar die Geſchichte der
Juden, Griechen, Römer, Kelten und Germanen, denn iſt ſie
ein unverkennbarer Weg zu einem höheren Menſchentum, das
weder Phönizier, Karthager, Parther und die zahlloſen
unter=
gegangenen Völker des Altertums erreichten, von dem etwas bei
Babyloniern, Aegyptern, Perſern und Arabern durchdrang, aber
bald wieder erloſch. So furchtbar die Abwürgung der
Kanaaniter durch die einwandernden Juden (Moſes IV und V)
war, der Sieg Jahves über Baal und Moloch iſt der Sieg eines
höheren Menſchentums. Die himmelſchreienden
Vernichtungs=
methoden Roms gegen Karthago unterſcheiden ſich in nichts von
denen der Punier gegen die ſie umgebenden Völker, aber
dennoch: die Unterwerfung unter Karthago war ein Fluch, die
Unterwerfung unter Rom wurde ſchließlich trotz der römiſchen
Raubwirtſchaft den Völkern zum Segen, denn Rom allein hatte
eine Idee. Trotz dem Widerſtreben Roms ſelbſt erreichten
all=
mählich die unterworfenen Völker das römiſche Bürgerrecht, und
wer auf dem ganzen bewohnten Erdkreis fähig war, dieſe Idee
zu erfaſſen, der nahm daran teil. Als ſich das Römertum den
Hellenismus aneignete, da war die Humanität für den Erdteil
gerettet, und als es gar das Chriſtentum in die alten Gefäße
ſeiner erſtarrten Kultur aufnahm, da war der Grnud deſſen
gelegt, was wir heute das Abendland nennen. Erſt die
Be=
rührung mit dieſem antik=chriſtlichen Geiſt machte die Kelten,
Iberer und Germanen zu geſchichtlichen Völkern.
Die Erziehung der Juden zum Gottesvolk durch Moſes
während einer 4jährigen Läuterungszeit in der Wüſte, die
Er=
hebung der griechiſchen Lokalkultur zur Weltkultur durch
Alexan=
der den Großen, die Eroberung Galliens durch Cäſar und eines
Teiles von Germanien durch ihn und ſeine Nachfolger, die
Er=
hebung des noch jüdiſch beengten Chriſtentums zur Weltreligion
durch Paulus, die Bewahrung der antiken Kultur in den ſechs
barbariſchen Jahrhunderten durch die Benediktiner, die
Geſtal=
tung des Abendlandes als Reich durch Karl den Großen, das
ſind hauptſächlich Etappen in der Formung des Rahmens unſe=
und zwar in der Form, daß die Zigarettenbander / um
Hilferding in Nöken.
Biet und Zigarekken müſſen herhalt
Das Reichskabinett hat ſich am Montag über den
halten. Am Nachmittag ſind dann die Parteifüh
ſeſſion feſtzulegen. Wahrſcheinlich hat man bei dieſer
aber auch über den Etat geſprochen. Der Reichsfir
hat ſich ſelbſt in eine ſehr unangenehme Lage hinein
Er hat im Oktober im Haushaltungsausſchuß verſt
er den Nachtragsetat, den Etat für 1930 und die 7
wahrſcheinlich innerlich zugeben müſſen, daß ſeine Te
Gleichgewicht hielt, den dann, wenn der Young=Ple
ſache geworden war, entſprechend umzumodeln, wär m
nigkeit geweſen. Es hätte aber auch erzieheriſch gen
Ausgabefreudigkeit gewiſſer Parteien und Miniſterie g
wahrſcheinlich aber bis zum Februar und noch länger s
gekommen ſind. Inzwiſchen wächſt die Leereinde
desorganiſiert, aber die Vorbereitungen
wird neuerdings behauptet, daß Dr. Hilferding ein
verhältnismäßig geſchont werden ſollen. Als Ausgle foll
deutſchen Tabakbauern eine Unterſtützung zur Lind mig
Notlage gewährt werden, ſo daß immerhin noch ein ehren
von 200 Millionen bleibe. Das Finanzminiſterium edet
um eine Stellungnahme zu dieſen Mitteilungen heru Esſt
von einem Referentenentwurf, der irgendwo in de ſchuhl
des Amtes liege, der aber noch keineswegs Geſtal rer /.
ziellen Vorlage angenommen habe, während, doch hon
Wochen behauptet wird, daß die Pläne des ing
miniſters für ſeine Finanzreform feſtſt en.
wir um eine Erhöhung der Tabakſteuer nicht herun nmen,
wohl als ziemlich ſicher anzunehmen. Wenn der
Ordnung gebracht und gleichzeitig die beſonders Fücke
Nealſteuern abgebaut werden ſollen, dann i
meidlich, daß als Ausgleich dafür die Veika
ſteuern ſtärker herangezogen werden. ſche
denkt der Reichsfinanzminiſter in erſter Linie an Biet /O
Nach dem „Börſen=Courier” ſollen betragen
die einzelnen Skeuererhöhungen
bei der Zigarette Steigerung der Banderole von 30
des Kleinverkaufspreiſes, außerdem Erhöhung de M
ſteuern um 25 Prozent, das iſt von vier auf fün
Kilogramm Zigarettentabak. Bei dem Zigarettenpapi
der Steuer von 1.50 auf 2.50 RM. pro tauſend Blat: gg
papier. Bei feinem und ſteuerbegünſtigtem
Rauchtab=
der Banderolenſteuer von 20 auf 35 Prozent des K.
preiſes, bei beſtem Feinſchnitt (Zigarettentabak) zu
ſtellung von Zigaretten Steigerung der Banderole
60 Prozent; bei Kautabak Erhöhung der Banderol Pr
10 Proz., beim Schnupftabak Erhöhung der Bandero
15 Prozent. Aus obigen Steuererhöhungen verſpri
eine Mehreinnahme von 150 Millionen Mark aus d
und von 50 Millionen Mark aus den übrigen Tabak)
Die Regierung aber ſchweigt ſich aus. Das
ſchweigen hat aber doch gar keinen Zweck, weil ſo
nötige Beunruhigung in die einzelnen Gewerbe hi
wird. Wie ſtark muß die Unzufriedenheit innerhal P
ſchaft ſchon ſein, wenn jetzt ſogar das linksdemokre be
liner Tageblatt” dem Reichsfinanzminiſterium völlig E
lichkeit vorwirft und ganz ernſthaft mit einem Aufru
hilfe hervortritt, der in dem Vorſchlag gipfelt, aus
tiative ſolle ſich ein Rat der Wirtſchaft aus Landwi. A
del, Bankwelt, Induſtrie und Gewerkſchaften bilde Hei
Finanzminiſterium ein fertiges Programm zu überr Pr
mrrmrn
res Kulturkreiſes. Mit der Entwickelung der Na
trat dann innerhalb des Rahmens eine ſo
zeutrifu=
zelung ein, daß der Rahmen heute zerbrochen iſt. Ai
künftige hängt davon ab, ob er neu und weit ge
hergeſtellt werden kann, um all das inzwiſchen
abendländiſche Leben darin nachbarlich beſtehen zu e
nes gemeinſamen Geiſtes bewußt.
Das Chriſtentum hat jedenfalls den qualitativ
individuellen Einzelſeele, ihren unvertauſchbaren
in der ganzen Schöpfung erſt zu den Völkern des M
dann über die Alpen gebracht. Seine Dogmatik iſt T.
hinfällig geworden und wird mehr und mehr aufg *
den. Allzu bereitwillig wirft man indeſſen mit der E
ten Hülle den ewigen, lebendigen Kern beiſeite, die g
Rangordnung der menſchlichen Werte, die ein rein
tität geſtelltes individualitätsfeindliches Maſſenetk
ſoll. Darum iſt die Furcht begreiflich, die den Un E
Abendlandes prophezeit. Solange aber nur noch
abendländiſchen Menſchen das Qualitätsbewußtſe
auch noch Hoffnung erlaubt.
Eine europäiſche Gemeinſchaft, die ſich nur auf
ſtützt, daß war alle Menſchen ſind — was, bei Gott,
bedeutet —, hätte nichts Verführeriſches. Jeder men
drückt ſich durch eine individuelle Form aus. Man
erſt abſtrakter Menſch und in zweiter Linie Deutſche!”
zoſe, wie durch Zufall. Die menſchliche Weſenheit i
bar unter Formen, von denen eine der hauptſäch
nationale iſt, eine andere zum Beiſpiel iſt das Ge
5
haben die Forderung gewiſſer Frauen gehört, die
in erſter Linie Menſchen, erſt in zweiter Frauen 31
vergaßen, daß ſie nicht anders Menſchen ſein könn"
ihre weibliche Art, und daß ſie im ſelben Maß. dE
Frauentum verleugnen, an Menſchentum verlier
verlieren die humanitären Internationaliſten einer
Teil ihres Menſchentums, indem ſie ihre Natiol
bloßen Zufall, gering achten.
Indem wir oberhalb des Nationalen das Euro ſr
nen, ſoll auch das Individuell=Menſchliche keine.
fahren, vielmehr ihm nur eine neue, weitere Au
gewonnen werden. Fern ſei uns das, was Helpe
Erdteilchauvinismus nennt. Mit Politik hat das
derte Europäertum nur in zweiter Linie zu tun. "
mit Wirtſchaft. Wirtſchaftlich iſt uns Deutſchen
d=
tinien wichtiger als Italien, politiſch bedeutet. dei
Abeſſinien im Augenblick mehr als Deutſchland.
weniger ſind Deutſche und Italiener Brüder im. *
tr 328
Dienstag, den 26. November 1929
e Brandfackel im Fernen Oſten.
fruppen überfallen Gineſiſche Dörfer und Skädke. — Der Kleinkrieg arkek aus. — Es kommt 30
ſchweren Kämpfen. — Ruſſiſche Zliegerbomben vernichken unſchuldige Menſchenleben.
Die europäiſche Diplomakie ſchweigk.
9
ſer Krieg in der Mandſcharei.
gge der Chineſen. — Bormarſch der Ruſſen
auf Charbin.
* Berlin, 25. Nov. (Priv.=Tel.)
de ſeit mehreren Monaten ſprechen die Kanonen an
ſchuriſchen Grenze ihre eherne Sprache. Dörfer werden
Wenſchenleben werden vernichtet, aber die öffentliche
Europas regt ſich über die blutigen Vorgänge nicht
auf. Die Mandſchurei liegt weit ab von den
Sorgen=
er großen Kanzeleien. Das Echo der Kanonenſalven
Fliegerbombem reicht wicht nach Paris und London, und
en ſich denn die Zeitungen damit, von der hohen Warte
Meldungen zu veröffentlichen, in denen zu leſen ſteht,
gendeinem mandſchuriſchen Dorfe ſo und ſo viele
Ein=
on den roten Truppen maſſakriert worden ſeien oder
daß die Chineſen auf die ruſſiſchen Vorpoſten Feuer
ätten. Monate vergehen. Aber anſtatt, daß die
Schar=
chlaſſen, arten ſie immer mehr und mehr zu ernſten
aus und Chineſen und Ruſſen ſchieben ſich gegenſeitig
. an den blutigen Vorgängen zu. Es iſt aber verkehrt
en, daß der Konflikt im Fernen Oſten nicht auch früher
r einen böſen Widerhall in Europa finden wird. Die
rei iſt der Mittelpunkt nicht nur ruſſiſcher und
chine=
ereſſen, ſie iſt ein Zukunftsland, auf das ſowohl Japan
ie Vereinigten Staaten von Nordamerika ihr Auge
ge=
ben. Man erinnert ſich, daß die chineſiſchen Behörden
eſiſche Bahnverwaltung den Ruſſen entriſſen haben,
ruſende von verdächtigen roten Ruſſen in
Konzentra=
n einſperrten, und daß die deutſche Regierung den
beiderſeitigen Untertanen übernommen hat. Das
Be=
utſchlands, vermittelnd zu wirken und weiteren
Ver=
von ruſſiſchen reſpektive von chineſiſchen Bürgern
vor=
wurde von Moskau zurückgewieſen. Der Konflikt blieb
ganzen Schärfe beſtehen und ſcheint ſich nun zu einer
e auswachſen zu wollen.
Eine Roke aus Moskau
ß die Sowjettruppen, herausgefordert durch die
Chi=
vungen ſeien, einen Gegenangriff auf die Mandſchurei
ehwen. Sowohl im Transbaikalgebiet, als auch im
et haben, der offiziellen Moskauer Mitteilung gemäß,
beſonderen fernöſtlichen Armee einen Angriff der
chine=
uppen zurückgeſchlagen und ſie auf chineſiſches Gebiet
Dabei ſollen über 8000 chineſiſche Soldaten und 300
ntwaffnet und gefangen genommen worden ſein. Auch
liche Anzahl von Feldgeſchützen und von ſonſtigem
erial wurde erbeutet. Die ruſſiſchen Fliegerſtaffeln
ſer die mandſchuriſchen Städte überflogen und haben
bgeworfen, wobei mehr als 1000 friedliche Bewohner
ſollen. Soweit die ſowjetruſſiſchen Meldungen.
Die chinefiſchen Meldungen
11
*
9
9 beſagen, daß ſowjetruſſiſche Truppen dauernd die
Poſten beſchießen, daß Guerilla=Abteilungen der
chineſiſches Gebiet vordringen und Greueltaten
be=
doch ſeien die Chineſen in allen Gefechten ſiegreich
ge=
nſcheint es aber, als ob die roten Ruſſen einen ernſten
f Charbim vorhaben. Die Einnahme der beiden
chine=
nzſtädte Mandſchuli und Dalginor durch
Sowjettrup=
nden letzten in Mukden eingetroffenen Meldungen
be=
m ruſſiſcher Seite ſollen weiter zwei andere Städte
rgun=Fluß angegriffen und beſetzt worden ſein. Bei
en Kämpfen zwiſchen ruſſiſchen und chineſiſchen Trup=
Nähe von Dalainor ſollen nach Meldungen aus Tokio
chineſiſche Soldaten und Zivilperſonen getötet wor=
Die Soldaten und die Bewohner von Dalainor ſollen
immer heftiger werdenden Angriffe durch ruſſiſche
gzeuge in einem Kohlenbergwverk in der Nähe von
Schutz geſucht haben. Durch eine Fliegerbombe, die in
9
ſru
*
1
1
1
* heſſiſches Landeskheaker.
Kleines Haus.
„Loheland”.
em letzten Gaſtſpiel im April ſchrieb ich u. a.
Zaſtſpiel der Loheland=Gruppe war eines der ernſteſten
ichſten Ereigniſſe auf dem Gebiete der Tanzkunſt und
Loheland iſt nicht nur Schöneres, iſt auch Beſſeres,
S wie Tgnzkunſt, weil Loheland=Gymnaſtik nicht für
tSerwählte iſt, ſondern ein Stück Erziehungsarbeit an
heit ſchlechthin. — Die Vorführungen zeigten geiſtige
eine faſt fromm anmutende heitere Ruhe und geſunde
keit. Darin, meine ich, liegt die Größe und Stärke
Ndgedankens und der ihm heute unbeſtritten innewoh=
Lagogiſchen und reformatoriſchen Kraft. Hier wird
te Arbeit am Menſchen, an der Menſchheit getan.
der Beweis erbracht, daß Stählung der Muskulatur
Zen Körpers ihn niemals ſeiner naturgegebenen An=
Lei. Die im Gegenteil dieſe Anmut klar, wahrhaftig
19 herausſtellen. . . . Als Ganzes: Ein überzeugender
eine geſunde, ſehr wertvolle, ſozial wirkende „Bewe=
Ausdruck unſerer Zeit.
) unen das nur wiederholen. Und können hinzufügen:
eitet” in Loheland! Fleißig und zielbewußt.
So=
len”, das Wort, angewendet werden darf, wo Anmut,
Monie, Muſikalität und Rhythmus ſich einen zu
kör=
er! u8druck von gewolltem und bewußtem Emp=
24s iſt es, was Loheland gibt. Und in dem es nach
treht, wie darin ja Leben nie ſtille ſteht, weder in
8 der Tat, noch im Empfinden.
hung in freier Körperlichkeit im ſtumm geſungenen
Naterie getreten. Von Menſchenhand geſchaffenes
4 Stab, Kugel, Schwinggewicht (Sprunggewicht).
Laugen werden dadurch ſiunvoller, ſachlicher, gebun=
Lerluſt an Freiheit wird wettgemacht durch Bild=
Natere Plaſtizität der Vorführungen als ſolche.
Soduch die Harmonie, die „Schönheit” der Beweguag
itkächtigt wird. In den Kugelübungen wird die
Gegen=
ſongleur
ſongleur=
t de
wieder zum vollndeten Lunſtwerl.
Derk, deſſen Geſtaltung, Schöpfung gewollt iſt.
eochen in den Mittelpunkt ſtellt „als aufrechtes
die Grube einſchlug, wurde der Schacht zum Einſturz gebracht.
Sämtliche Perſonen ſind in dem Bergwerk eingeſchloſſen.
Von ruſſiſchen Flugzeugen iſt die Stadt Hailar, wohin ſich
die Truppen des Generals Liang Tſchung=Tſchia zurückgezogen
haben, erneut mit Bomben belegt worden. Die ruſſiſchen
Trup=
pen haben dabei weitere Erfolge erzielt. Nach ſchweren Kämpfen
ſollen ſie die Stadt Hailar eingenomen haben. Die chineſiſchen
Streitkräfte ſollen ſich auf dem Rückzug vor den immer weiter
vordringenden Ruſſen befinden. Auf chineſiſcher Seite ſollen in
den letzten Kämpfen nicht weniger als 12000 Mann Verluſte zu
verzeichnen ſein. — Nach Meldungen aus japaniſcher
Quelle, ſind die Ruſſen bereits über Hailar
hin=
aus vorgedrungen und haben den Chineſen den Rückzug
abge=
ſchnitten. Es iſt jedoch kaum anzunehmen, daß Japan, das Korea
vor jedem kommuniſtiſchen Einfluß ſchützen will und dem die
ſüdmandſchuriſche Bahn gehört, einem Vormarſch der roten
Ruſſen auf Charbin ruhig zuſehen wird. Die Entwickllung der
Dinge in der Mandſchurei, drängt jetzt endlich zu einer
Ent=
ſcheidung.
Der chineſiſche Bürgerkrieg.
Schiang Kai=ſchek ſchließt Brieden mit dem Norden.
Konzenkrierung aller Kräfte gegen die
ruſſiſchen Eindringlinge.
EP. Schanghai, 25. November.
Die Kuomintſchun=Armee ſoll nach einem
Tele=
gramm des Präſidenten Dſchiang Kai=ſchek durch die
natio=
nalchineſiſchen Streikräfte eine ſchwere
Nie=
derlage erlitten haben. Wie Dſchiang Kai=ſchek in ſeinem
Telegramm mitteilt, haben die nationalchineſiſchen Truppen die
ſtrategiſch wichtige Ortſchaft Linju beſetzt und dabei 20000 Mann
der Armee Fengs gefangen genommen. Wie hierzu von anderer
Seite gemldet wird, ſollen die Kämpfe, die der Einnahme von
Linju vorausgingen, außerordentlich heftig und die Verluſte auf
beiden Seiten ſehr ſchwer geweſen ſein.
Nach einem unbeſtätigten Bericht ſoll Oſchiang
Kai=
ſchek vor kurzem an die Führer der Kuomintſchun
mit einem Friedensvorſchlag herangetreten
ſein. Von den Kuomintſchun=Generälen ſeien aber Forderungen
geſtellt worden, von denen ſich Dſchiang Kai=ſchek nur zur
Er=
füllung einer einzigen, nämlich zur Zahlung der rückſtändigen
Löhnungen, bereit erklärt habe. Die aufſtändiſchen Generäle
verlangten u. a. Rückverlegung der Hauptſtadt Chinas von
Nan=
king nach Peking, Reorganiſierung der chineſiſchen Regierung
und Beſtrafung des Außenminiſters Wang und des
Finanzmini=
ſters Sung.
Inzwiſchen iſt in Nordchina eine überraſchende Wendung
eingetreten. Die Regierungstruppen haben die von der
Kuo=
mintſchun eroberte Stadt Loyang ohne nennenswerten
Wider=
ſtand wieder eingenommen und die Kuomintſchun=
Truppen ſollen ſich auf dem Rückzug befinden. Wie
hierzu verlautet, ſtellt die Einnahme Loyangs und der Rückzug
der Kuomintſchun=Armee eine zwiſchen der nationalchineſiſchen
Regierung und dem General Feng getroffene Abmachung dar,
die dazu dienen ſoll, die Nankingregierung als offenſichtlichen
Sieger aus den Kämpfen hervorgehen zu laſſen. In Wirklichkeit
aber ſollen zwiſchen Nanking und der Kuomintſchun
Verhand=
lungen ſtattgefunden haben, als deren Ergebnis der Kampf
zwi=
ſchen den beiden Parteien beendet worden iſt. Wie es heißt,
haben finanzielle Zugeſtändniſſe an die aufſtändiſchen Generäle
eine entſcheidende Rolle in dieſen Verhandlungen geſpielt.
Ent=
ſcheidend für das Nachgeben beider Parteien ſoll das ruſſiſche
Vorrücken in der Mandſchurei geweſen ſein. Aus Nanking wird
berichtet, daß führende Perſönlichkeiten gegenwärtig
Verhand=
lungen führen, um den Bürgerkrieg in China zu beenden und
alle Kräfte zuſammenzufaſſen, um dem Angriff der Sowjetunion
Widerſtand entgegenzuſetzen. Präſident Dſchiang Kai=ſchek hat
bereits geſtern die Front verlaſſen und iſt nach Nanking
zurück=
gekehrt, was allgemein als Beweis dafür angeſehen wird, daß im
Norden Chinas keine Gefahr mehr beſteht und der Bürgerkrieg
ſo gut wie beendet iſt.
Weſen‟. Das ihn mit der ihn umgebenden Raumwelt zu einer
gefühlten Einheit ſtempelt, die wohl naturhaft iſt, in der Kultur
aber verloren ging. Loheland bringt das — vielleicht unbewußt
*.!
— wieder.
* Lilerariſcher Abend.
FAm. Im Darmſtädter Journaliſten= und
Schriftſtellerverein war am Montag abend wieder der
junge und begabte Gießener Dichter und Schriftſteller Herr
Karl Curt Wagner zu Gaſt, der ſchon einmal, im April
1927, mit der Vorleſung ſeines Dramas „Der Spielmann
Gottes” einen tiefen und nachhaltigen Eindruck erzielt hatte.
Auch zu dem geſtrigen Abend hatten ſich ſehr zahlreiche
Zu=
hörerinnen und Zuhörer eingefunden, die auf die weitere
Ent=
wicklung des jungen Dichters geſpannt waren.
Der erſte Vorſitzende des Vereins, Herr Geh. Rat D. Dr.
E. A. Berger, eröffnete den 10. literariſchen Abend und
wür=
digte den Dichter als Dramatiker, Epiker und Lyriker in kurzen,
feinſinnigen Worten.
Zuerſt zum Vortrag kam ein Kapitel aus dem Roman
„Prometheus” betitelt: „Marks Viſion unterm
Welten=
baum” oder „Die Ueberwindung des Todes‟. Das Grundmotiv
des Kapitels: Liebe iſt Leben, Liebe iſt ſtärker als der Tod, klingt
an den Spielmann Gottes an, auch hier eine wundervolle
holz=
ſchnittartige Sprache, noch gereifter und abgeſchliffener. Der
junge Autor verfügt übrigens über noch einen, bei Dichtern nicht
immer vorhandenen Vorzug, ſeinen Werken ein ausgezeichneter
Sprecher zu ſein.
So geſtaltete Wagner auch die Vorleſung aus dem Drama
„Don Juans Heimkehr” überaus lebendig und plaſtiſch.
Dem Hörer erwuchs aus Wort, Ton und Gebärde ein packend
geformtes Bild der Handlung und der Perſonen des Dramas.
Das Werk ſcheint in Einzelheiten künſtleriſch gefeilt, im Wurf
der Kompoſition großzügig geſtaltet und bei allem
leidenſchaft=
lichen Schwung der Worte und Sätze und bei aller Beflügelung
der hinreißenden und hinſtürmenden Phantaſie des Dichters
klar und feſt gefügt. Wagner nannte ſein Werk vollendet und
doch nicht vollendet. Dieſer Ausſpruch iſt wohl in dem Sinne
zu verſtehen, daß der Dichter, ein raſtlos Suchender und
For=
mender, auch an dieſem an ſich abgeſchloſſenen Werk noch zu
ar=
beiten hat.
Zuletzt kam zum Vortrag die Nobelle „Der König” eine
Epiſode aus dem Leben des großen Friedrich, deren Faſſung
und Inhalt den Dichter von einer ganz anderen Seite zeigen.
Ein hiſtoriſches Kleingemälde, iw dem die Farben der
vergange=
nen Zeit mit ſouveräner Nachſchaffung aufgetragen ſind.
Seite 3
Nur im Süden Chinas geht es noch weiter. Dort iſt
es dem aufſtändiſchen General Schan Fat=kwai gelungen, mit
einer großen Armee von Norden aus in die Provinz Kwantung
einzumarſchieren. Von Weſten her bedrohen verſchiedene Kwangſi=
Generäle mit ihren Truppen die Provinz Kwantung. Größere
Verſtärkungen nationalchineſiſcher Truppen ſollen ſich nach
Kwan=
tung unterwegs befinden, während ſich die gegenwärtig in der
Provinz Kwantung befindlichen Truppen Nankings auf
Kanton zurückgezogen haben.
Die Mukdener Regierung zum Einlenken bereik?
Keine Inkervenkion Japans.
EP. Tokio, 25. November.
Angeſichts der erfolgreichen Offenſive der ruſſiſchen
Grenz=
truppen in der Mandſchurei, ſoll der Mukdener Regierung die
Ermächtigung erteilt worden ſein, mit Moskau Verhandlungen
über die Beilegung des Streites über die oſtchineſiſche Eiſenbahn
aufzunehmen. Die mandſchuriſche Regierung ſoll an einer
bal=
digen Beilegung des Konflikts beſonders intereſſiert ſein, da ihre
finanziellen Mittel zur Kriegführung erſchöpft und die
chine=
ſiſchen Grenztruppen unbezahlt geblieben ſind.
Die ruſſiſchen Streikräfte befinden ſich nach den letzten
Be=
richten auf dem weiteren Vormarſch und ſollen zurzeit ungefähr
600 Kilometer von Charbin entfernt ſein. Die Diſziplin unter
den chineſiſchen Truppen ſoll gänzlich geſchwunden und
Plünde=
rungen ſollen an der Tagesordnung ſein. Ungefähr 2000
Ein=
wohner von Hailar haben die Stadt nicht verlaſſen können, da
alles verfügbare Zugmaterial von den chineſiſchen Grenztruppen
zu ihrer eigenen Flucht herangezogen wurde. Nach Meldungen
aus Charbin ſind 10 000 Mann zur Verſtärkung der chineſiſchen
Truppen mobiliſiert worden.
Der japaniſche Botſchafter in Moskau hat heute die
Sowjet=
regierung auf die großen Gefahren für die in dem Kampfgebiet
lebenden Ausländer hingewieſen und von der ruſſiſchen
Regie=
rung die Zuſicherung erhalten, daß Leben und Eigentum von
Ausländern geſchützt werden würde. — Wie vom japaniſchen
auswärtigen Amt heute erklärt wurde, iſt eine japaniſche
Inter=
vention in dem ruſſiſch=chineſiſchen Konflikt nicht beabſichtigt.
Die Beiſehung Clemenceaus.
Die lekke Ruhefkätfe des „Tigers”.
EP. Paris, 25. November.
Georges Clémenceau ruht ſeit heute mittag in heimatlicher
Erde in der Vendée. Phantaſtiſch war der letzte Wille dieſes
Menſchen, einfacher als der ärmſte Mann begraben zu werden.
Die elf Familienangehörigen und die neun Freunde des „
Ti=
gers” bildeten die kleine Schar, durch deren Mitte der
ſchmuck=
loſe Sarg in die Gruft geſenkt wurde. Phantaſtiſch waren auch
die Begleitumſtände, unter denen die Feier vorbereitet wurde.
Spät in der Nacht begannen die zwei Diener des „Tigers” bei
ſtrömendem Regen und heulendem Sturm, beim Schein von
flackernden Laternen, die Erde in aller Eile auszugraben. Vor
Morgengrauen noch war das Grab geſchaufelt, neben demjenigen
des Vaters liegend, ebenſo ſchmucklos wie jenes. Um 5 Uhr
mor=
gens bezog die Gendarmevie ihre Poſten. Kein Menſch durfte
an das Grab heran. Gegen mittag kam das Leichenauto,
ge=
folgt von vier weiteren Automobilen, in denen ſich die
Familien=
angehörigen und die Freunde befanden, in Mauchamps an, von
da ging es weiter noch ſieben Kilometer lang durch unwegſames
Gelände unter peitſchendem Sturm. Die Einwohner von
Mau=
champs hatten die ganze Nacht über Steine und Geröll auf die
Straße geworfen, die ſonſt von den Wagen nicht paſſierbar
ge=
weſen wäre; ſie wären bis zu den Achſen verſunken. Gegen
mit=
tag erreichte der Leichenzug die Grabſtelle. Schnell vollzog ſich
alles: Der Sarg wird herausgetragen und in die Erde geſenkt,
je eine Hand voll Erde aus 20 Händen, die zwei treuen Diener
des „Tigers” ſchaufeln das Grab zu — eine kirchliche
Einſeg=
nung findet auf Wunſch des Verſtorbenen, der zeitlebens einer
der größten Gegner der Kirche war, nicht ſtatt —, die Zeremonie
iſt beendet.
Die Regierung hatte, um den letzten Willen des Verſtorbenen
zu achten, auf die nationale Beerdigung verzichten müſſen. Sie
hatte außer der Beſtimmung, daß die öffentlichen Gebäude
Halb=
maſt zu flaggen haben, nur folgende Kundgebungen angeordnet:
Im Augenblick der Beiſetzung wird, das Geſchütz, das den
Waffenſtillſtand am 11. November 1918 ankündigte, die gleiche
Salve abfeuern. In ganz Frankreich werden zur gleichen Zeit
ſolche Geſchützſalven abgegeben werden. Am Sonntag, den 1.
Dezember, werden die ehemaligen Frontkämpfer zu Ehren
Clé=
menceaus am Grabe des unbekannten Soldaten vorbeimarſchieren.
Ehrten die Zuhörer die beiden erſten ernſten Werke unter
dem Eindruck des Stoffes und des Vortrags durch ein
eindrucks=
volles Schweigen, ſo löſte die feinziſelierte und feinpointierte
Novelle, die ſich um Friedrich, Voltgire und Barberina rankt,
den bis dahin gebannten herzlichſten Beifall aus.
Herr Geheimrat Berger ging den empfangenen Eindrücken
noch einmal nach und kennzeichnete den hoffnungsvollen Dichter
als einen, bei dem nichts gekonnt und literatenhaft gemacht,
ſon=
dern alles naturhaft gewachſen und in reinſtem Streben und
Empfinden geworden iſt.
* Frankfurker Mufikbrief.
Der Lieder= und Arienabend des ſeiner Zeit in Wien ſchnell
zu Anſehen gekommenen polniſchen Tenors Jan Kiepura
ver=
mittelte durchweg erfreuliche Eindrücke. Das Organ iſt nicht
groß, aber in italieniſcher Schule vorzüglich gebildet. Die Art
des Singens und der Ausdruck wurzelt in dieſer Schule, ohne
im eigentlich Künſtleriſchen darüber hinaus zu gehen. Kiepura
iſt eine ſtarke geſangliche Begabung, aber kein Geſtalter. Aber
auch das iſt immerhin ſchon etwas. Das Programm brachte
Lieder und Arien in deutſcher, italieniſcher und polniſcher
Sprache. Das auffallend zahlreich erſchienene Publikum
ſpen=
dete reichlich Beifall, der ſich mit Recht auch auf den Begleiter,
den Kapellmeiſter Wolfers aus Eſſen, bezog.
Das Buß= und Bettagskonzert des Cäcilien= und Rühl’ſchen
Vereins, der unter Leitung des Generalmuſikdirektors
Nett=
ſtraeter das „Deutſche Requiem” von Brahms zur Aufführung
brachte, erfüllte nicht alle Erwartungen. Ob der in Braunſchweig
ſpohnende Dirigent nicht genügend Proben abhalten konnte oder
ob er als Katholik nicht die Beziehungen zu dieſem typiſch
proteſtantiſchen Werk fand, iſt nicht feſtzuſtellen. Dazu kam,
daß eine ſo große Künſtlerin wie Mia Peltenburg ſtimmlich
keinen guten Tag hatte und der Berliner Baritoniſt R. Watzke
ſeine Partie lediglich ſingen, aber nicht geiſtig nachzeichnen konnte.
So blieb der Eindruck trotz mancher gelungenen Momente im
Ganzen zwieſpältig.
Dr. W. Kn.
Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
Stadttheater Mainz. Die Uraufführung von
„Polkerbund ris-ä-nis”, einem Schauſpiel des jungen
ſüd=
deutſchen Dichters Otto Rombach, findet am Freitag, den
29. November 1929, unter der Regie von Joſef Stauder am
Stadt=
theater Mainz ſtatt.
Früher oder später
Dienstag, den 26. November 1929
SiG werden schlieblich auch feststelle
daß es nur einen niedrigen Liet-Preis fihl
Viele wissen es schon!
OM
Erich Steingrobe
Frieda Steingrobe
geb. Rühl
Vermählte (I. K5. 18506
Hannover
Ihmebrückstraße 1
27. November 1928.
Reinheim
(Odenwald)
Dipl=Ing. Woldemar Wehl
Erika Wehl, geb. Wagner
Vermählie
Kirchl. Trauung: Dienstag, den 26. Nov.
1929, nachm. 2½ Uhr, in der
Johannes=
kirche.
Skaff jeder beſonderen Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
liebe Frau, unſere gute Mutter, Großmutter,
Urgroßmutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
geb. Gruß
nach einem arbeitsreichen Leben am Totenſonntag,
nachm. 1 Uhr, zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Am 24. Dezember d. J. wäre ſie 83 Jahre alt
geworden und am 1. Weihnachtstage wollten wir
unſere Diamantene Hochzeit feiern. Der liebe
Gott hat es anders gewollt. Mit mir betrauern
die liebe Entſchlafene 5 Kinder, 27 Enkel und
8 Urenkel.
Im Namen aller
trauernden Hinterbliebenen:
Der hochbetagte Ehemann:
Bernhard Kraff.
Frankenhauſen i. O., Nieder=Ramſtadt. Darmſtadt.
Eiſerne gand i. T., u. Guntersblum (Rheinh.),
den 25. November 1929.
DieBeerdigung findet am Mittwoch, 27. November
1929, nachm. um 3 Uhr in Frankenhauſen ſtatt.
Heute entſchlief ſanft nach langem, ſchwerem
Leiden im Alter von 61 Jahren mein guter
Mann, unſer lieber Vater, Schwiegervater,
Groß=
vater, Bruder und Onkel
Adam Tracht
Friedhofsgärkner.
Im Namen der
trauernd Hinterbliebenen:
Suſanna Trachk, geb. Suſann.
Darmſtadt, den 25. November 1929, (18525
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 27.
No=
vember, nachmittags 3½ Uhr, auf dem
Wald=
friedhof ſtatt.
Bamen-
in allen Preisl h.
Hüte werden modern geadll
Anna Besch
Schuchardſtr.
Trauergardrol
werden in einigen Stunden ſwan
ReHnap!
Kranichſteinerſtr. 28
(Huthaus Ti.
Telephon 736
Marktpaſſag
Bite genau auf Firma und gbe 7
Statt beſonderer Anzeige.
Nach längerem Leiden entſchlief
ſanft unſere liebe Schweſter,
Schwägerin und Tante
Frau
Sophie Oſcheit.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Dr. V. Hiſſerich
Studienrat i. R. (18530
DieBeerdigung findet aufWunſch
der Verſtorbenen in aller Stille
ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
Nachruf.
Am 22. November 1929 verſchied unerwartet
unſer treuer Mitarbeiter
Herr Karl Wick.
Der Verſtorbene hat unſerem Amte ſeit 1. April
1928 angehört und iſt an aufopfernder.
verant=
wortungsvoller Stelle tätig geweſen.
In Dankbarkeit gedenken wir feiner Pflichttreue
und ſeines außergewöhnlichen Fleißes. Wir werden
ihm, der bei ſeinen Vorgeſetzten und Mitarbeitern
gleich hochgeachtet war, ein bleibendes, ehrendes
Andenken bewahren.
Arbeitsamt Darmſitadt.
Der Vorſitzende:
Jöckel
Regierungsrat.
Darmſtadt, den 25. November 1929. (St. 18539
Ernſtgemeink.
Suche f. m.
Schwä=
gerin.
Landwirts=
tochtex, ev., Ausgg.
30er J., ſehr tücht.,
gt. Ausſt. u. einige
Tauſend Vermögen,
paſſenden
Lebens=
gefährt. gl. Alters.
Tüchtiger
Geſchäfts=
mann od. Beamter
in ſich. Poſit.
bevor=
zugt. Witwer mit
Kind nicht ausgeſch.
Anonym zwecklos,
da Ehrenſache.
Angeb. unter U. 68
a. d. Geſchäftsſt. *
Wer bt g
gelt ſen
Ge inhe
Aute ſgl.m
nach
Lnft
mitz hrend
u. 1. Fa.d.
fährt öchent
Me. Bil
Wies den.
furt M.
Beil er
Still /
likken
Zentner 10.— Mk.
abzugeben. (18542
Carlshof
Frau Kirſch.
bil und
Th e nd
nur Echſtrel
Teler9
Annug, Mante Aid
sowie
Sant u. Plusch Käl
Statt beſonderer Anzeige.
Am Totenſonntag nahm uns der Herr unſren lieben Sohn,
Bruder, Schwager und Onkel
Otto Wehner
nach kurzem, ſchweren Leiden im Alter von 26 Jahren zu ſich
in ſein ewiges Reich.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Wilhelm Wehner.
Darmſtadt, den 25. November 1929.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 27. November, 3 Uhr nachmittags,
auf dem Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Dankſagung.
Allen denen, die uns bei dem Ableben unſerer
Schweſter, Schwägerin und Tante
drauts Heromände Buhſer
ihre Teilnahme bewieſen, insbeſondere den getreuen
Nachbarn und Freunden, die der Verſtorbenen
wäh=
rend vieler Jahre ſelbſtlos und liebreich beigeſtanden
haben, ſagen wir unſeren wärmſten Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Hedwig Fließ, geb. Löſſer.
werden durch die Be Eitug
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schont die W4R
Mel
-Söhne, Gr
[ ← ][ ][ → ]Dienstag den 26 November 1929
Seite 5
Darmſtadt, 26 November.
Beſten des Heſſiſchen Roten Kreuzes (Landesverein vom
ereuz und Alice=Frauenverein) findet auch in dieſem Jahre am
„uber beginnend 16 Uhr nachm ttags, ein Nikolausmarkt
ein und groß im Städt ſchen Saalbau ſtatt. Viele Damen
„e Hinder haben ſich in den Dienſt der guten Sache geſtellt, um
wikolausmarkt zu einem Feſt, einem weihnachtlichen Vorfeſt,
Wortes beſtem Sinne zu geſtalten. Groß und klein, alle Schich=
Behölkerung ſollten dieſen Nikolausmarkt beſuchen, deſſen
Rein=
j„ wie immer wohltätigen Zwecken zugute kommt.
„geſehen iſt eine Kinderaufführung „König Nußknacker und der
„einhold”. In dieſer Aufführung wirken 100 Darmſtädter
Kin=
en Alters mit. So wie dieſe 100 Kleinen jetzt ſchon in vielen
eifrigſt bei der Sache ſind, werden am Tage des Feſtes groß
in helle Freude an dieſen Aufführungen erleben. Daneben
rd das Feſt mit unzähligen Ueberraſchungen einführen in ein
„land von Schönheit und Freude und von Glück. Das Glück
kann man verſuchen an der großen Tombola, die mit
„ablreichen wie wertvollen Gewinnen beſchickt iſt. Die
Haupt=
werden ſein mehrere Fahrräder, mehrere Gasherde und
zahl=
zmſtige praktiſche Gebrauchs= oder auch Luxusgegenſtände,
Spiel=
uſw. Selten konnte eine ſo reichbeſchickte Tombola bisher
ge=
ſerden.
die Erwachſenen wird in den Nebenräumen, auch im großen
Interhaltung mancherlei Art geboten. Erfriſchungsbüfetts ſind
lagen und abends wird, durch gute Unterhaltungsmuſik zum
„fgeſpielt werden. Der Nachmittag iſt allerdings in erſter Linie
Klemen vorgeſehen. Sie werden durch viele hübſche Buden ins
land eingeführt. Schlaraffenland wird vertreten ſein, das
häuschen mit Hänſel und Gretel u. v. a. m.
Anzeigen und Plakaten iſt alles nähere zu erſehen.
Eintritts=
ind im Vorverkauf im Verkehrsbüro zu haben.
192it
evangelifche Siedlungsdienſt hat eine heſſiſche Beratungsſtelle
bluß an die Auswandererberatungsſtelle des Heſſiſchen
Landes=
für Innere Miſſion — Darmſtadt, Bismarckſtraße 55 — ein=
Da große Siedlungsgebiete des Oſtens in rein evangeliſchen
n nicht die erforderliche Anzahl evangeliſcher Bewerber
bekom=
inen, wird die Hauptaufgabe des Siedlungsdienſtes ſein, vor
den bäuerlichen Kreiſen des evangeliſchen Weſtens den
Sied=
ſanken zu wecken und unter Umſtänden in Verbinbung mit den
tſchaftlichen Schulen und den Landratsämtern auch eine
prak=
eratung der Intereſſenten auszuüben. Der Sieblungsdienſt
Vorträgen mit Lichtbild= und Filmmaterial in
landwirtſchaft=
ereinen, in den Vereinen der ehemaligen Landwirtſchaftsſchüler,
dwirtſchaftlichen Schulen jederzeit zur Verfügung. Material
ſiedlungsmöglichkeiten im Oſten, über Finanzierungs= und
Wirt=
gen kann jederzeit angefordert werden. Es gilt, durch die
es Siedlungsdienſtes den Abſtrom unſerer nachgeborenen
Bau=
ins Ausland durch die Auswanderung oder in die Großſtadt
imen und ſie durch geſunde bäuerliche Siedlung dem Lande zu
für Epilepliſche und Krüppel.
re Pflegebefohlenen, die 300 Fallſüchtige und Krüppel der
Ramſtädter Anſtalten bei Darmſtadt, haben uns ihre
Weih=
nſche bekanntgegeben. Ob wir ſie erfüllen können? Gewiß,
ſen tun, was in unſeren Kräften ſteht. In das Dunkel ihres
Iten Lebens möchten wir am Feſte, das die frohe Botſchaft von
iebe verkündet, ſoviel Freude und Liebe, wie wir können, hin=
Viele haben ja niemand außer uns, der ihrer gedenkt; aber
ſelbſt können nur geben, was uns gegeben wird, können nur
enn wir Mithelfer finden. Wir ſuchen ſie unter denen, die
en leſen. Unſere vorjährige Weihnachtsbitte hat uns aus allen
3 Landes und allen Kreiſen der Bevölkerung ſo viele herzlich
nde Grüße und ſo manche opferwillige Gabe gebracht, daß wir
digkeit haben, auch jetzt dankbar und zuverſichtlich wieder die
tte ausgehen zu laſſen:
Helft uns den Weihnachtstiſch decken
für die heſſiſchen Fallſüchtigen und Krüppel
der Nieder=Ramſtädter Anſtalten!
iſſen wir über all den gewaltigen wirtſchaftlichen und ſozialen
n, die auf unſerer Zeit laſten, nicht das Elend, das in der
iter Anſtaltsmauern ſein Daſein friſtet, und nicht über den
ten einer modernen Zeit das alte Krankheitselend, das immer
ind immer auf die brüderliche Hilfe angewieſen bleibt.
jede, auch die kleinſte Gabe, ſind wir dankbar, und wir bitten,
er Poſtſcheckkonto (Frankfurt a. M. Nr. 4992, Nieder=
Ram=
nſtalten) einzuzahlen oder zu überweiſen.
herzlichen Weihnachtsgrüßen
Pfarrer Schneider, Direktor,
nannt wurden: Am 19. November: der Lehrer Heinrich Balß
tbach, Kr. Bensheim, zum Lehrer an der Volksſchule zu Egels=
IS Offenbach; der Lehrer Karl Oeſtreich zu Petterſveil,
tedberg, zum Lehrer an der Volksſchule zu Nieder=Rosbach,
Edberg; beide mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts an.
ledigt iſt: Eine Schulſtelle für eine evangeliſche Lehrerin an
ſchule in Hetzbach, Kreis Erbach; Dienſtwohnung iſt
vor=
ber nicht frei.
biläum. Heute, am 26. November, kann Herr Ludwig Becker
Wjährige Tätigkeit bei der Firma Carl Schenck=Darmſtadt
zu=
ſſiſches Landestheater. Verdis „Trou badour” gelangt
ſstag, um 19,30 Uhr, unter muſikaliſcher Leitung von Carl
bißler zur Wiederholung. In den Hauptpartien: Roſe
Land=
ſa Jacobs, Hans Grahl, Carl Stralendorff, Ernſt Overlack.
Gemeinde R. der Darmſtädter Volksbühne, Gruppe I bis
I, Gruppe 4 und 5, Nr. 151—250.)
9 Fanny und die Dienſtbotenfrage” eine ganz
De Geſchichte von Jerome K. Jerome, kommt heute Dienstag,
4hr, im Kleinen Haus in der erfolgreichen Inſzenierung
Re=
dos zur Aufführung. Lady Fanny: Beſſie Hoffart, in den
auptrollen: Nichard Jürgas, Siegfried Nürnberger,
Marga=
en, Käthe Gothe, Paul Maletzki, Hugo Keßler, Mela Wie=
9e Lonradi, Lotte Mosbacher, Ewald Schindler. Im dritten
wiederum die ſtürmiſch gefeierte Tanzgruppe unter Leitung
Eckſtein mitwirken. (Zuſatzmiete I.)
„Amphitryon” wird in der Inſzenierung Carl Eberts
Nartwoch, um 20 Uhr, im Großen Haus wiederholt. (Miete K
nvolksbundes.)
Sutführung aus dem Serail” von Mozart wird
kwuch, um 19,30 Uhr, im Kleinen Haus unter muſikaliſcher
In Carl Bamberger in Szene gehen. (Zufatzmiete II.)
„ben nächſten Wiederholungen der zugkräftigen Straußoperette
iertraum” finden Freitag, den 29., um 20 Uhr, und
Den 30., um 15 Uhr, im Großen Haus ſtatt.
imermuſik des Drumm=Quartetts. Das Drumm=Quartett
Oreitag, dem 29. d. M., in ſeinem erſten Kammermuſikabend
Abens Op. 18 Nr. 5 zwei hervorragende moderne Kammer=
De Quartette von Szymanowſki und Kaminſki. Beide
S” hahen ſich längſt zu führender Stelle im Muſikleben durch=
Zi2 Ss iſt zu hoffen, daß man ihnen mit großem Intereſſe
DeVeonen wird. Die Ausgabe der Mietkarten erfolgt ſeit ge=
** Linzelkarten ab Dienstag an der Tageskaſſe des Kleinen
durch die Innung für Schloſſer, Maſchinenbauer
u. verw. Gewerbe, darmſtadl.
Im Fürſtenſaal fand die feierliche Ueberreichung der Geſellenbriefe
für das Prüfungsjahr 1929 ſtatt. Der Fürſtenſaal hatte zu dieſem
Zwecke eine entſprechende Dekoration erhalten. Ueber der Bühne war
der Sinnſpruch „Gott grüße das ehrbare Handwerk der Schloſſer”, der
zu beiden Seiten von Emblemen der Innung umrahmt war, angebracht.
Der Feſtakt wurde eingeleitet durch das Konzert „Adagio cantabile‟
aus der Sonate Pathétique von Beethoven, geſpielt von den Herren
Karl Kuſter (Violine), Ludw. Hallſtein (Cello) und Kurt
Etzold (Klavier), die ſich ihrer Aufgabe in der gewohnten
meiſter=
haften Weiſe entledigten. Auch ſpätere Vortragsfolge „Entr’akte” aus
„Roſamunde” von Schubert und „Elſas Brautzug zum Münſter” aus
„Lohengrin” von Richard Wagner, ließ große muſikaliſche Feinfühligkeit
und gute Technik erkennen Reicher Beifall dankte für die guten
Lei=
ſtungen.
Die Eröffnungsanſprache hielt Herr Obermeiſter
Hein=
zerling, der die Anweſenden, unter ihnen außer den Prüflingen,
die neueingetretenen Lebrlinge der Mitglieder, die Eltern und
Lehr=
meiſter begrüßte. Als Vertreter der Handwerkskammer wohnte Herr
Syndikus Dr. Kollbach der Feier bei. Herr Obermeiſter
Heinzerling wandte ſich in ſeiner Anſprache an die Prüflinge und
führte aus, daß die Geſellenprüfung als ein bedeutungsvoller Abſchnitt
des beruflichen Lebens anzuſehen ſei. Trotz beſtandener Prüfung dürfe
der Einzelne nicht glauben, ausgelernt zu haben, denn die bis jetzt
er=
reichten Fertigkeiten und Kenntniſſe ſeien nur eine Vorſtufe für die
weitere Tätigkeit im Gewerbe. Jeder der Geprüften ſolle ſtolz darauf
ſein, ein Handwerk gelernt zu haben und an ſich weiter arbeiten, um
dereinſt auch die Meiſterwürde zu erlangen. Bei der Freude über
die beſtandene Prüfung dürfe der Dank in erſter Linie an die Eltern,
aber auch an die Lehrmeiſter und Lehrer nicht vergeſſen werden.
Hier=
bei wurde auch das gute Einvernehmen der Innung mit der
Gewerbe=
ſchule hervorgehoben und Dank an die Lehrerſchaft und den
Schulvor=
ſtand ausgeſprochen. Die neueingetretenen Lehrlinge wurden
angehal=
ten, denen nachzueifern, die den Geſellenbrief erhalten, und danach zu
ſtreben, noch beſſere Leiſtungen zu vollbringen. Namens der Innung
beglückwünſchte der Obermeiſter die Prüflinge zu der beſtandenen
Prüfung.
Die Heſſ. Handwerkskammer ließ durch Herrn Syndikus Dr.
Kollbach die Glückwünſche an die Prüflinge übermitteln, der u. a.
zum Ausdruck brachte, daß dieſer Freudentag in eine ernſte und ſchwere
Zeit falle, in der ein harter Kampf um die Erhaltung der Exiſtenz
ge=
führt wird. Arbeitsmangel, Preisdrückung und andere Erſcheinungen
erſchweren das Wiederaufkommen des Handwerks, was ſich auch in einem
zahlenmäßigen Rückgang des gewerblichen Nachwuchſes fühlbar mache.
Trotz alledem dürfe der Einzelne vor dieſer Tatſache nichr zurückſchrecken,
den die Angehörigen des Handwerks bildeten eine große und ſtolze
Be=
rufsgruppe in der geſamten Volksgemeinſchaft. Den Meiſtertitel zu
erwerben, ſoll ſich jeder zum Ziel ſetzen, denn in der Zeit des laufenden
Bandes müſſe das perſönliche Können über der Forderung des
Arbeit=
gebers liegen.
Anſchließend vollzog ſich die Ueberreichung der Geſellenbriefe. Die
Prüflinge wurden durch Handſchlag zu Geſellen geſprochen.
Insge=
ſamt hatten ſich 50 Prüflinge, davon 10 Autoſchloſſer, 23 Bauſchloſſer,
1 Fahrradſchloſſer, 3 Karoſſerieſchloſſer, 12 Maſchinenſchloſſer und
1 Schnittmacher der Geſellenprüfung unterzogen, wovon 1 Prüfling die
Prüfung nicht beſtehen konnte.
Nach dieſem Akt richtete Stadtrat Schloſſermeiſter
Geyer ermahnende Worte an die Jung=Geſellen und wünſchte, daß ſie
die gegebenen Ratſchläge auch beherzigen und ſich auf dem richtigen
Wege halten möchten. Die Veranſtaltung wurde durch eine muſikaliſche
Darbietung abgeſchloſſen. Im Vorſaal des Fürſtenſaales waren die
ge=
fertigten Prüfungsarbeiten, Geſellenſtücke und Zeichnungen, zu einer
Ausſtellung vereinigt, die allgemeine Aufmerkſamkeit erweckte.
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— Autoliſten. Soeben iſt Autoliſte Nr. 27 erſchienen. Dieſe
ver=
zeichnet alle Meldungen (Ab= und Zugänge) von
Kraftfahr=
zeugen jeder Art in den 18 Kreiſen des Volksſtaates
Heſſen (Kennzeichen VS, VR, VO) für die Zeit vom 1. bis
15. November 1929. Die Autoliſten enthalten die Angaben in
derſelben Reihenfolge wie die Hauptausgabe: Name, Beruf, Wohnort des
Kraftfahrzeugbeſitzers, Type, Motornummer, Hubraum in cem (evtl. PS),
Art des Fahrzeugs. Fabrikneue Wagen ſind durch † kenntlich gemacht.
Die Meldungen ſind geordnet nach den drei Provinzen (VS, VR, VO)
und Kreiſen und innerhalb dieſer nach Polizeierkennungsnummern.
Abgemeldete Wagen werden beſonders geführt. — Die Autoliſten ſind
eine wichtige Ergänzung des Autoadreßbuches (Adreßbuch der
Kraftfahrzeugbeſitzer im Volksſtaat Heſſen), Ausgabe 1929, und
un=
entbehrlich, weil ſie laufend neueſtes
Adreſſenmate=
rial liefern. Sie erſcheinen alle 14 Tage, alſo monatlich z wei
Liſten. Die am 10. eines Monats ausgegebene Liſte enthält die
Mel=
dungen vom 16. bis 30. (31.) des voraufgegangenen Monats, und die
am 25. eines Monats ausgegebene Liſte die Meldungen vom 1. bis 15,
des gleichen Monats. Wegen des Bezugspreiſes vgl. Anzeige!
Anfragen richte man an den zuſtändigen Verlag, L. C. Wittich in
Darmſtadt.
Beachten Sie meine
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Bp. Einbruchsverſuch. Am Sonntag nachmittag zwiſchen 4 und 6
Uhr verſuchte ein Einbrecher, in ein Wohnhaus des Heinrich=Wingerts=
Wegs einzudringen. Dem Täter gelang es, mit einer Spezialzange die
Haustüre zu öffnen. Der Schlüſſel brach hierbei ab und wurde vor der
Türe gefunden. Vermutlich hat der Einbrecher bemerkt, daß ſich
die Familie im Wohnzimmer befand, und ließ von ſeinem Vorhaben
ab. Die alarmierte Polizei war bereits nach 3 Minuden zur Stelle, doch
der Täter war verſchwunden.
Bis zum 5. Dezember ſind bei Meidung der Beitreibung und
Koſtenberechnung an die Stadtkaſſe (Grafenſtraße 28) zu zahlen: Das
vierte Ziel Gemeinde=, Kreis= und Provinzialſteuern 1929; das vierte
Ziel Filialſteuer 1929; das vierte Ziel Straßenreinigungs=,
Müllab=
fuhr= und Kanalbenutzungsgebühren 1929.
* Die Nol der Wolgadeukſchen.
Seit Jahr und Tag verfolgte der „Verein für das
Deutſchtum im Ausland” pflichtgemäß die Verhältniſſe
der Deutſchen in der Sowjet=Union. Er hat es nicht verſäumt,
mit allen Stellen tatkräftige Unternehmungen einzuleiten, die
geeignet ſind, die Not der bedrängten Volksgenoſſen zu lindern.
Die Hauptausſchußſitzung im Oktober hat erneut Maßnahmen
erwogen, wie im Bunde mit den zuſtändigen Regierungsſtellen
und den als international anerkannten Organifationen
cari=
tativer Arbeit das Schlimmſte abgewendet werden könne. Die
Notwendigbeit dringlichen Eingreifens offenbarte erſchütternd
der ausführliche Bericht eines Augenzeugen, der ſich auch über
die vom V.D.A. bis jetzt geleiſtete Arbeit verbreitete. Die
augenblicklich in Deutſchland untergebrachten ruſſiſchen
Auswan=
derer ſind mit Hilfe der Hamburger und Kieler Ortsgruppen mit
allem Nötigen reichlich verſorgt. Ein Bericht aus Kiel kündet
uns von dem köſtlichen Eifer der Kieler Schuljugend. Es
ſind in kurzer Zeit ſoviel Kleidungsſtücke geſammelt worden, daß
ganze Stapel für die Kieler Armen im Schloß lagern. Mit dem
überreichen Vorrat an Lebensmitteln konnten noch die alten
Damenſtifte beſchenkt werden. Ja, die Aerzte mußten ſogar
wiederholt mit Mahnungen eingreifen, weil die beſchenkten
Aus=
wanderer das gar nicht vertragen konnten, was ihnen die
hilfs=
bereite Nächſtenliebe an Lebensmitteln alles zuführen wollte.
Denn ſolch Ueberfluß mußte den vom Hunger gebrochenen
Men=
ſchen verderblich werden. Mütter und Säuglinge fanden
liebe=
volle Aufnahme im Walderholungsheim, die anderen fanden jetzt
in den Kaſernen ein geſchütztes Obdach. Alle fühlen ſich wie
im Himmel und können der deutſchen Hilfsbereitſchaft gar nicht
genug Dank und Anerkennung ausſprechen. Die VD.A.=
Studen=
ten haben dem Führer der Truppe eine namhafte Geldſpende
zur Verfügung geſtellt. Von den Auswanderern ſind 111 nach
Hamburg weitergefahren. In den Auswandererſtellen ſind
ſie augenblicklich untergebracht. Kanada wird ihre neue Heimat
ſein. Bei Moskau ſollen ſich etwa 13000 Rückwanderer
befin=
den. Von dieſer Gruppe könnten 5000 noch in Kanada
unter=
gebracht werden, 1500 in Braſilien (Hammonia), die übrigen
ſollen möglichſt in Oſtdeutſchland angeſiedelt werden. Dieſes
Ziel zu erreichen, bemüht ſich augenblicklich der V. D.A. in
eng=
ſtem Einvernehmen mit der Geſellſchaft für innere Koloniſation,
— Der Generalkulturplan für das Nieb. Auf Einladung von
Wirt=
ſchaftsminiſter Korell wird an einem parlamentariſchen Abend, der am
Donnerstag dieſer Woche, nachmittags 4 Uhr, im Fürſtenſaal die
Land=
tagsabgeordneten, Regierungsmitglieder und Journaliſten vereint, der
Generalkulturplan für das Ried der Oeffentlichkeit unterbreitet. Der
Plan wird durch einen Vortrag von Miniſterialrat Hehl erläutert.
— Ein Geiſteskranker im heſſiſchen Innenminiſterium. Der 34
jäh=
rige Taxator Pr. aus Darmſtadt erſchien am Montag vormittag noch
vor Beginn der Dienſtzeit im Miniſterium des Innern. Der frühe
Beſucher hatte eine Leutnants Friedens=Uniform an, trug eine
feld=
graue Mütze und einen Hirſchfänger und verlangte von den Beamten,
den Innenminiſter herbeizurufen, da er in Heſſen Ordnung ſchaffen
und den Innenminiſter zum Rücktritt auffordern wolle. Pr. glaubte,
den Miniſter dafür verantwortlich machen zu müſſen, daß er kürzlich
als ſchuldiger Teil geſchieden wurde. Er gab auf Befragen an, von
Politik nichts zu berſtehen und auch noch nie gewählt zu haben. Der
ſonderbare Gaſt machte einen durchaus harmloſen Eindruck und iſt
offen=
bar ein geiſtig unnormaler Menſch. Er wurde von der Polizei
vor=
läufig in Haft genommen.
— Volkshochſchule. Der Vortrag von Frauenarzt Dr. med. Wolff
muß heute Dienstag wegen Verhinderung des Dozenten ausfallen.
Ebenſo am Mittwoch der Vortrag von Dr. Heldmann. — Die
Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums hält am
Freitag, dem 29. Oktober, im Feſtſaal des Gymnaſiums ihre
Haupt=
verſammlung ab, auf der Studienrat Dr. Heſcher über
Reiſe=
eindrücke aus Griechenland” ſpricht und einige Lichtbilder
zeigt. Unſere Mitglieder ſind zum Beſuch eingeladen. Der Eintritt
iſt frei.
— Orpheum. Schwärzwaldmädel. Nach dem großen
Er=
folg der Operetten „Die Cſardasfürſtin” und „Roſe von Stambul”
fin=
den ab heute Dienstag, 26. November, abends 8,15 Uhr, Aufführungen
der beliebten Leo Jeſſelſchen Operette „Schwarzwaldmädel” ſtatt. Die
Titelpartie ſingt die bekannte Soubrette Ellen van Kaik. Fräulein
van Kaik erntete mit dieſer Rolle an faſt allen großen Operettenbühnen
ſenſationelle Erfolge. Als Malwine von Hainau gaſtiert wieder die
in Darmſtadt ſehr beliebt gewordene Operettenſängerin Friedel
Gierga. Alle weiteren Hauptpartien ſind ebenfalls beſtens beſetzt.
Für diefe letzten Operettenaufführungen gelten Einheitspreiſe von 1 Mk.
an (für Saal/Eſtrade), 1,50 Mk. (für Sperrſitz, S. Parkett und Balkon
Rückſitz) und 2 Mk. für 1. und 2. Parkett ſowie Balkon Vorderſitz. (Siehe
Anzeige.)
— 5. Akademie=Konzert. Zu dem am Donnerstag, dem 5.
Dezem=
ber d. J., um 17 und 2 Uhr, im Großen Saale des Städtiſchen
Saal=
baus ſtattfindenden 5. Akademie=Konzert (Orcheſter=Konzert, Soliſtin:
Paula Lindberg, Berlin, Alt) erhalten Rentner, Kriegsbeſchädigte und
Mitglieder ſonſtiger Wohlfahrtsorganiſationen gegen Ausweis Karten
zu 50 Pf. im Sekretariat der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt,
Eli=
ſabethenſtraße 36.
— Fecht=Akademie der Weltmeiſter im Salbau. Es wird
aus=
drücklich darauf hingewieſen, daß das Fechten erſt am Dienstag, dem
3. Dezember, ſtattfindet, nicht ſchon heute. Für die Mitglieder des
Ausſchuſſes für Leibesübungen ſind Plätze reſerviert, doch iſt die
Aus=
weiskarte nur perſönlich gültig, Familienangehörige können infolge der
hohen Koſten der Veranſtaltung nicht eingeführt werden.
— Vorbildliche Leiſtung des Darmſtädter Handwerks! Man ſchreibt
uns: Wie unſere Leſer aus der Notiz im Sonntagsblatt entnommen
haben, wurden am Abend des vergangenen Samstags an der
Markt=
front der Firma Gebrüder Rothſchild drei große Schaufenſter
einge=
ſchlagen. Obgleich es ſich um große Spezialſcheiben handelt, die
beſon=
ders von der Fabrik beſchafft werden müſſen, gelang es infolge der
energiſchen und großen Bemühungen des Herrn Glaſermeiſters
Her=
mann Schulz, Saalbauſtraße, bereits am Montag abend, alſo nach knapp
24 Stunden, die Scheiben wieder zu erſetzen.
p. Bekanntmachungspflicht öffentlicher Kreditanſtalten. Innerhalb
des zweiten Monats eines jeden Kalenderhalbjahrs hat jede
Kreditan=
ſtalt den Geſamtbetray der Pfandbriefe, die am letzten Tage des
ver=
gangenen Halbjahrs im Umlauf waren, und den nach Abzug aller
Rück=
zahlungen oder ſonſtigen Minderungen ſich ergebenden Geſamtbetrag
der am letzten Tage des vergangenen Halbjahrs in das Deckungsregiſter
eingetragenen Hypotheken, ſowie den Geſamtbetrag der an dieſem Tag
in das Regiſter eingetragenen Wertpapiere und des als Deckung
dienen=
den, in geſonderte Verwahrung genommenen Geldes im Deutſchen
Reichsanzeiger und in den für die Veröffentlichungen der Kreditanſtalt
beſtimmten Blätter bekanntzumachen. Sind in dem Regiſter
Wert=
papiere oder ſolche Hypotheken eingetragen, die nicht ihrem vollen
Ve=
trage nach zur Deckung von Pfandbriefen geeignet ſind, ſo iſt in der
Bekanntmaching anzugeben, mit welchem Betrag die Wertpapiere oder
Hypotheken als Deckung nicht in Anſatz kommen. Werden bei einer
Kreditanſtalt Tilgungsbeiträge auf die in das Deckungsregiſter
einge=
tragenen Hypotheken zu Tilgungsmaſſen angeſammelt, und dieſe in
Pfandbriefen der Kreditanſtalt angelegt, ſo iſt in der Bekanntmachung
der Nennbetrag der zur Anlegung der Tilgungsmaſſe dienenden
Pfand=
briefe von dem Geſamtbetrage der Hypotheken und, ſoweit dieſe
Pfand=
briefe nicht bereits als vernichtet in Abzug gebracht ſind, auch von dem
Geſamtbetrage der Pfandbriefe in Abzug zu bringen. Von dieſer
Ver=
pflichtung der Bekanntmachung kann die Reichsbehörde die Anſtalten
befreien.
p. Ortslöhne in der Reichsverſicherungsordnung. Nach 8 151 der
Reichsverſicherungsordnung werden die Ortslöhne gleichzeitig im
gan=
zen Reich für Zeiträume feſtgeſetzt, die der Reichsarbeitsminiſter
be=
ſtimmt. Der letztere hat nunmehr unterm 5. Nov. verordnet: Mit
Wir=
kung vom 1. Januar 1930 werden die Ortslöhne gleichzeitig im ganzen
Neiche für Zeiträume von zwei Jahren feſtgeſetzt.
Seite 6
Dienstag, den 26. November 1929
Juſtiz und Sitklichkeit”
Der Berliner Schriftſteller Kurt Tucholſky war von der
Bücher=
ſtube Bodenheimer zu einem Vortrag über „Juſtiz und Sittlichbeit”
eingeladen. Aus dem weiten Komplex der einſchlägigen Fragen griff
der Redner den Entwurf des neuen Strafgeſetzbuches und aus dieſem
das Kapitel „Unzucht” heraus, auf deſſen Darlegung er ſich im
weſent=
lichen beſchränkte. Wenn er den Grundſatz der geltenden
Strafbeſtim=
mungen mit dem Leitwort: „Unanſtändig iſt, was unter der Tiſchplatte
iſt; anſtändig iſt, was über der Tiſchplatte liegt”, kennzeichnete, ſo iſt
dies eine reichlich unkomplizierte Auffaſſung. Auch mit dem neuen
Entwurf iſt der Redner nicht zufrieden. Wohl muß es ein Sittengeſetz,
unter dem die Menſchen leben, geben. Nach einem Gegen=Entwurf von
Magnus Hirſchfeld und Kurt Hiller ſollen geſchützt werden: die Jugend
vor ſexuellen Angriffen, die Geſundheit und der freie Wille des
ſexuellen Partners ſowie die Oeffentlichkeit. Dagegen wurzelt der neue
Entwurf des Reichstages nach Tucholſkys Anſicht vollſtändig in den
un=
heilvollen Anſchaungen der katholiſchen Kirche. Der Redner wandte ſich
gegen die Aufnahme des Kuppelei=Begriffes in das neue Strafgeſetz,
der ein rein katholiſches Reſſentiment ſei. Scharf trat er der
Beſtra=
fung der Abtreibung entgegen, für die es keinen rationalen Grund
gebe. Die Strafbarkeit der Homoſexualität ſei durch andere ſchädliche
Beſtimmungen erſetzt. Auch ſonſt weiſe das Unzucht=Kapitel des neuen
Entwurfs viele Mängel auf. Der Entwurf ſei das Werk einer älteren
Generation, die den tatſächlichen Verhältniſſen der neuen Zeit nicht
offen und klar ins Geſicht ſehe. Notwendig ſeien keine weiteren
Pſh=
chologien der Verbrecher, ſondern Pſychologien der Richter und
Geſetz=
macher. — Den Ausführungen des Redners über die ſtrafrechtliche
Behandlung von Kuppelei und Abtreibung kann man in gewiſſem
Um=
fange zuſtimmen. In anderen Punkten und in ſeiner Geſamtkritik der
Verhältniſſe ſchoß er von ſeinem linksradikalen Standpunkt aus über
das Ziel hinaus. Der Vortrag fand in ſeiner unpathetiſchen Art den
Beifall der Hörer.
Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheatern.
Union=Theater
bringt einen wundervollen Richard=Eichberg=Film „Rutſchbahn”
die Schichſalskämpfe einer 16jährigen. Einer der beſten Filme, die wir
geſehen haben! Ein paar ſchöne und ſchön gewachſene und ein paar
gute Menſchen werden vom Film dazu verurteilt, Lebens= und
Schick=
ſalstragödie zu ſpielen. Sie werden vom Schickſal
durcheinandergewir=
belt, aus Gut in Böſe, aus Leid in Freude, aus Freude in Schmerz
und — ein Alltagsſchickſal in Menſchheitsgröße gehoben — zu
unſchul=
dig=ſchuldigen Spielern der Tragödie gezwungen. Die Sechzehnjährige
iſt erſteheliche Tochter einer Gutsbeſitzerin, die, da ihr Stiefvater die
Mutter mißhandelt, dieſen durch einen Beilwurf vermeintlich erſchlägt.
Damit beginnt ihre Rutſchbahn durch des Lebens Höhen und Tiefen.
Symboliſiert wird dieſe Rutſchbahn durch eine wirkliche (die ſogenannte
Todesbahn), auf der ſie im Varieté auftritt und zu Reichtum und Glück
kommt. Mit ihrem Glücklichwerden verknüpft iſt leidvolles Unglück für
den, der ſie liebt, der ihr half zum Aufſtieg, den Clown! Da er die
Lebewelt zu rafendem Lachen zwingt, bricht ihm des Geſchickes Tragik
Herz und Seele.
Eine Reihe glänzender ſchauſpieleriſcher Leiſtungen eint dieſer
Film. In einem Bildrahmen von verwirrender Fülle Schönheit und
Vielſeitigkeit: Heinrich George zeigt, daß er, der tier= und triebhaft
Brutale, ſonniges Freudenlachen kennt, daß er, der brutal= Herrſchende.
kindlich bitten kann um Liebe, und zeigt wiederum, wie er, der große
Tragöde, in der lächerlichen Maske des Clowns größte Tragödie ſpielen
kann. Fee Malten, die Trägerin des Hauptgeſchicks der Handlung,
ſpielt die Sechzehnjährige in allen Phaſen ihrer Entwickelung
bewun=
dernswert. Freed Louis Lerch als Boris eine gute Leiſtung. Erna
Morena, Grete Reinwald und Szöke Szakall, auch Arnold
Haſenelever in kleinen Rollen ſehr gut.
Als Beifilm läuft ein ſpannender Wild=Weſt=Senſationsfilm mit
Big Boy Williams. Auch dieſe typiſchen Amerikanerſachen werden
immer mehr moderniſiert. Neben den tollkühnen Reiterkunſtüicken wird
jetzt auch das Flugzeug in den Dienſt der Senſation geſtellt.
Neben dem Filmprogramm tritt Kammervirtuofe Emil Koritzky=
*
Wiesbaden auf, der Harfe und Zither in Wahrheit virtuos ſpielt.
— Nächſte Dampfer=Abfahrten der Hamburg=Amerika=Linie (
ein=
ſchließlich Deutſch=Auſtral= und Kosmos=Linie). Abgeſchloſſen am 22.
November 1929. Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen vorbehalten. Nach
New York (Abfahrten ab Hamburg bzw. Cuxhaven): D. Reliance
28. 11., 29. 11.: D. Reſolute 3, 12: D. Thuringia 5. 12.; D. Deutſchland
11. 12., 12. 12: MS. Milwaukee 19. 12., 20. 12.; D. Weſtphalia 27. 12.*
D. Cleveland 2. 1. 30; 3. 1. 30; D. Thuringia 9. 1. 30. — Nach
Philadelphia, New York ab Hamburg: MS. Rheinland 3.
12.; D. Hagen 17. 12.; MS. Leverkuſen 31. 12.; MS. Rheinland 14. 1.
30. — Nach Boſton, Baltimore, Norfolk ab Hamburg: D.
Altmark 26. 11.: D. Harburg 10. 12.: D. Eifel 24. 12.; D. Liguria 7.
— Nach der Weſtküſte Nordamerika ab Hamburg:
MS. Portland 7. 12.; MS. Los Angeles 28. 12.; MS. Oakland 18. 1.
30; MS. San Francisco 1. 2. 30. — Nach Kanada ab Hamburg:
D. Laval County 3. 12.: D. Kings County 13. 12.: D. Emden 7. 1. 30;
D. Kent County 20. 1. 30. — Nach Weſtindien, Weſtküſte
Zentral=Amerika ab Hamburg: MS. Magdalena 30. 11.: MS.
Phyrygia 7. 12.; D. Grunewald 14. 12.; MS. Frida Horn 21. 12.; MS.
Orinoco 28. 12.; D. Feodoſia 4. 1. 30; D. Rugia 11. 1. 30. — Nach
den Weſtindiſchen Inſeln ab Hamburg: D. Amaſſia 3. 12.;
MS. Thereſe Horn 17. 12.; D. Adalia 31. 12. — Nach Cuba ab
Hamburg: ein Dampfer 30. 11.; MS. Palatia 3. 1. 30; ein Dampfer
1. 2. 30; D. Antiochia 1. 3. 30. — Nach Mexiko ab Hamburg: MS.
Patricia 30. 11.: D. Weſterwald 11. 12.; MS. Rio Bravo 21. 12.;
D. Nord=Schleswig 4. 1. 30; MS. Phoenicia 16. 1. 30; MS. Rio
Pa=
nuco 28. 1. 30. — Nach der Oſtküſte Südamerika ab
Ham=
burg: D. Uruguah 27. 11.: D. Kyphiſſia 4. 12.; D. Albingia 14. 12.;
D. Mexico 24. 12.; D. Granada 24. 12.; D. Niederwald 8. 1. 30. —
Nach der Weſtküſte Südamerika ab Hamburg: D.
Keller=
wald 30. 11.: MS. Odenwald 11. 12.; D. Heluan 25. 12.: D. Poſeidon
28. 12.: D. Sachſen 11. 1. 30. — NachNiederländiſch=Indien
ein Dampfer ab Hamburg 4. 12.; MS. Rhein ab Rotterdam 10. 12.;
D. Menes ab Hamburg 18. 12.; ein Dampfer ab Hamburg 31. 12.;
D. Dortmund ab Hamburg 7. 1. 30. — Nach Auſtralien ab
Ham=
burg: D. Moſel 7. 12.; ein Dampfer 18. 12.: D. Caſſel 28. 12.
Nach Südafrika ab Hamburg: D. Eſſen 21. 12.: D. Altona 18.
1. 30. — Nach Oſtaſien ab Hamburg: D. Elmshorn 30. 11.: D.
Albert Vögler 8. 12.; D. Preußen 16. 12.; MS. Vogtland 23. 12.;
D. Scheer 28. 12.; MS. Duisburg 4. 1. 30. — Mitgeteilt durch die
hieſige Vertretung; Bankgeſchäft Friedrich Zaun, Luiſenplatz 1, Tel.
1308/09.
Lokale Beranfialtungen.
Aus Heſſen.
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Dr M
in ſreinem Jale irgendwie als Beſprechung oder Kritk.
— Ortsgewerbeverein und
Handwerkervereini=
gung Darmſtadt. Wir erinnern erneut an unſere 2.
Winterver=
ſammlung am kommenden Donnerstag, den B. d. M., abends 8 Uhr,
im Fürſtenſaal bei Chriſt (Grafenſtraße).
— Deutſcher Offizierbund. Wir ſind von dem uns eng
verbundenen Bund der Frontſoldaten Stahlhelm Samstag, den
30. November, in der Woogsturnhalle, und Sonntag, den 1. Dez.,
nachm., im gleichen Lokale eingeladen. Es ſprechen die Bundesführer
Seldte und Dueſterberg.
An den Muſik= und Tanzabend
„Traube” wird erinnert.
am 7. Dezember in der
Tageskalender für Dienstag, den 26. November 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 19½ Uhr, L. 10. R 4:
„Der Troubadour” — Kleines Haus, 19½ Uhr, Zuſatzmiete I:
„Lady Fanny und die Dienſtbotenfrage” — Orpheum, 30.15 Uhr:
„Schwarzwaldmädel” — Konzerte: Schloßkaffee, Rheingauer
Weinſtube. — Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helig.
An. Arheilgen, 25. Nov. Gemeinderatsſitzung. Die
Ge=
bührenordnung zur Kanalbenutzungsgebühr fand die Genehmigung der
Verſammlung. — Die Hundeſteuer für 1930 wurde in der Höhe wie für
das Vorjahr feſtgeſetzt. — Die freihändige Verpachtung des Grundſtücks
Flur 18 Nr. 339 wurde genehmigt. — Die Anſchaffung von zwei
Näh=
uaſchinen für die Haushaltungsſchule fand Genehmigung und ſoll
Aus=
ſchreibung ſtattfinden. — Das Anbringen von einigen Brennſtellen im
Geräteraum der Schulturnhalle fand Zuſtimmung. — Die Aufnahme
eines kurzfriſtigen Darlehens bei der Kommunalen Landesbank in Höhe
von 16 000 Mark für Bauzwecke wurde gutgeheißen. — Der Verkauf
eines Faſelochſen und von ſieben Ziegenböcken wurde beſchloſſen. Die
Verſteigerung ſoll Mittwoch, den N. d. Mts., vorm. 11 Uhr, ſtattfinden.
— Dem Geſuch des Georg Uebelacker um Ueberlaſſung eines Bauplatzes
an der Weiterſtädterſtraße wurde die Genehmigung erteilt. — Das
Ge=
ſuch des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten um Uebernahme der
Koſten für das 10jährige Stiftungsfeſt in Höhe von 50 Mark wurde
ab=
gelehnt, doch fand eine Stiftung für Weihnachtszwecke Zuſtimmung.
Bezüglich der Rechnungen der Stadt Darmſtadt für Reparatur der im
Winter 1928/29 aufgefrorenen Waſſermeſſer wird die Ortsverwaltung
mit der Direktion der Städtiſchen Betriebe in Unterhandlung treten. —
Es folgte eine geheime Sitzung. — Zur Ausſtellung von
Wander=
gewerbeſcheinen und Reiſelegitimationskarten für das kommende
Jahr ſind Anträge baldigſt unter Beifügung eines Lichtbildes bei der
hieſigen Bürgermeiſterei zu ſtellen. — Dienstag, den 26. d. Mts., findet
nachm. 3 Uhr auf dem hieſigen Rathauſe eine Beratungsſtunde
der Mutter= und Säuglingsfürſorge ſtatt. — Indienfilm. Am
Dienstag läuft im hieſigen Gemeindehaus ein Miſſionsfilm, der
jeder=
mann beſtens empfohlen werden kann. Land, Leute und Kultur dieſes
Landes und beſonders die Tätigkeit der Miſſion wird vor Augen
ge=
führt. Nachmittags um 4 Uhr findet eine Vorführung für die Jugend
und abends 8 Uhr für Erwachſene ſtatt. Die Einnahmen kommen der
Baſler Miſſion zugute. — Bei dem am kommenden Sonntag abend im
Löwenſaal ſtattfindenden Bunten Abend des Arbeiter=Turn= und
Sportvereins, der ein überaus reichhaltiges Programm aufweiſt,
wei=
den die Spielleute des Vereins einige Märſche zu Gehör bringen, was
ſicherlich günſtige Aufnahme finden wird.
— Arheilgen, 25. Nov. Die Eheleute Landwirt Joſt Schneider
begehen am 27. d. M. das Feſt der Goldenen Hochzeit.
J. Griesheim, 25. Nov. Das Herbſtkonzert des Gefangvereins „
Sän=
gerbund” im Saale „Zum Darmſtädter Hof” erfreute ſich eines
über=
aus zahlreichen Beſuches, der Saal war bis zum letzten Platz gefüllt.
Der Abend war wieder ein großer Erfolg für den „Sängerbund” der
unter der gewohnten meiſterhaften Leitung ſeines Dirigenten, Herrn
Chormeiſters Etzold=Darmſtadt, ſich wieder auf ſeiner ganzen Höhe zeigte.
Alle Lieder des Programms wurden mit größter Sicherheit in Tonfall
und Ausſprache zu Gehör gebracht und ernteten reichen Beifall. Die
Darbietungen des Inſtrumental=Künſtlerquart tts fanden begeiſterte
Auf=
nahme und wurden ſtürmiſch applaudiert. Wiederholt mußten ſich die
Künſtler zu Zugaben verſtehen. Auch der junge Sänger Merker
erntete mik einem Solovortrag großen Beifall. — Dieſer Tage erſchien
auf der hieſigen Bürgermeiſterei ein fremder Hauſierer und verlangte
eine Unterſtützung. Als ihm dieſe abgeſchlagen wurde, brachte er ſich
mit einem bereitgehaltenen Meſſer mehrere ſtarkblutende Schnittwunden
im Geſicht bei. Als ihm hierauf ein kleiner Geldbetrag ausgehändigt
wurde, entfernte er ſich. — Nach der im Monat Oktober d. J.
vor=
genommenen, Perſonenſtandsaufnahme beträgt die Einwohnerzahl der
hieſigen Gemeinde 7343. — Ein hieſiger Bäckermeiſter hat den
Brot=
preis um 11 Pfg. herabgeſetzt, und zwar gemiſchtes Brot von 96 Pfg.
auf 85 Pfg., und Kornbrot von 86 Pfg. auf 75 Pfg. Es wäre zu
be=
grüßen, wenn der Abſchlag allgemein Nachahmung fände.
F Eberſtadt, 25. Nov. Von Totenſonntag. Der
Toten=
ſonntag wurde in unſerer Gemeinde in der üblichen Weiſe gefeiert. Im
Vormittags=Gottesdienſt predigte vor vollbeſetzter Kirche Pfarrer
Weiß=
gerber. Der Kirchenchor hob durch ſeine Mitwirkung den Gottesdienſt
zu einer andächtigen, ernſten Feier hoch empor. Nachmittags um 3 Uhr
fand auf dem Friedhofe eine Totengedenbfeier ſtatt, zu der ſich eine
vielhundertköpfige Gemeinde eingefunden hatte. Die Feier wurde durch
den Poſaunenchor mit dem Choral: „Mitten wir im Leben ſind”
ein=
geleitet. Die oberſte Mädchenkläſſe ſang das friedvoll klingende Lied:
„Wie ſie ſo ſanft ruhnt. Ernſte Worte vernahmen die Verſammelten
aus dem Munde Eckhardts, der es durch die Wiederhabe der
Thraſolt=
ſchen „Stimme der Toten” und der Flexſchen Dichtung „Die
Dankes=
fchuld” in zarteſter Weiſe verſtand, die Herzen zu rühren und zur
An=
dacht zu ſammeln. Pfarre: Weißgerber gab durch ſeine Predigt, in der
er ernſte Betrachtungen übe: den Totenfonntag anſtellte, von Liebe zu
den Toten ſprach, und zum Frieden mahnte, der Feier Weihe und
tröſtenden Inhalt. Der Choral „Wo in feierlicher Stille” beſchloß die
ernſte Feier. Am Gefallenen=Ehrenmal hatte die Gemeinde einen
gro=
ßen, prächtigen Kranz mit Schleife niederlegen laſſen. Dem Beiſpiele
waren gefolgt der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, die Vereinigung
ehemaliger Leibgardiſten und die Nationalſozialiſten. Auch waren von
Angehörigen der Gefallenen Kränze und Blumen am Denkmal
nieder=
gelegt worden. Im übrigen gewahrte man auf faſt allen Gräbern
Zei=
chen des Gedenkens und der Liebe, und der rege Beſuch der Grabſtätten
iſt ein Beweis dafür, daß auch unſere Toten nicht vergeſſen ſind.
F. Eberſtadt, 25. Nov. Von der Bautätigkeit der
Ge=
meinde. Aus einer Ueberſicht über die Bautätigkeit der Gemeinde
in den Jahren 1919—1929 iſt zu entnehmen, daß im ganzen 108
Woh=
nungen erſtellt worden ſind, und zwar: 2 Einzimmer=, 36 Zweizimmer=,
64 Dreizimmer= und 6 Vierzimmerwohnungen. Man erſieht daraus,
daß die Gemeinde auf dem Gebiete des Wohnungsbaues nicht untätig
geweſen iſt. Indeſſen hat das Vollbrachte nicht dazu ausgereicht, die
Wohnungsnot am Platze fühlbar zu lindern. Berückſichtigt man die
Größe unſerer Gemeinde und die Tatſache, daß unſere Gemeinde als
Vorortgemeinde der Landeshauptſtadt nach dem Kriege ſtarken Zuzug
von auswärts, beſonders auch von aus dem beſetzten Gebiet
ausgewie=
ſenen Familien zu verzeichnen hatte, ſich die Gemeinde ſelbſt auch
be=
trächtlich vermehrt hat, was aus der ſtarken Steigerung der
Einwoh=
nerzahl und der weiteren Ausdehnung des Ortes hervergeht, ſo kann
man von einer durchgreifenden Siedlungstätigkeit in unſerer Gemeinde
wohl kaum ſprechen. Mit den von der Geweinde erſtellten 108
Woh=
nungen iſt höchſtens der laufende Friedensbedarf gedeckt worden. Von
dem urſprünglichen Fehlbedarf, der in 1919 mit 300 Wohnungen
ange=
nommen wurde, dürfte ein „Drittel (— 100 Wohnungen) durch private
Bautätigkeit einſchl. derjenigen einzelner Baugenoſſenſchaften beſtritten
worden ſein, ſodaß z. Z. noch ein wirklicher Fehlbedarf von 200
Woh=
nungen beſteht. Hieraus ergibt ſich, daß der Gemeinde zur Beſeitigung
dieſes Fehlbedrafs noch eine große Aufgabe, zu löſen verbleibt. Die
Schwierigkeit dabei liegt auf fimanziellem Gebiet. Die neue
Gemeinde=
vertretung wird ſich gleich im neuen Jahre dieſer wichtigen ſozialen
Frage mit allem Ernſte widmen müſſen.
Cp. Pfungſtadt, 25. Nov. Hohes Alter. Dieſer Tage konnte
die Witwe Ludwig Steinmetz, wohnhaft in der Rheinſtraße, ihren
81. Geburtstag begehen. — Die nächſte Beratungsſtunde für
Mutter= und Säuglingsfürſorge findet Dienstag, den 26. November,
nachmittags um 2½ Uhr, in der Handwerkerſchule ſtatt. —
Nauch=
verbot in landwirtſchaftlichen Betrieben. Die
Bür=
germeiſterei Pfungſtadt macht darauf aufmerkſam, daß das Rauchen in
allen landwirtſchaftlichen Betrieben und Gebäuden verboten iſt.
G. Ober=Ramſtadt, 25. Nov. Totenſonntag. Ein grauer,
reg=
neriſcher Novembertag war der geſtrige Totenſonntag und ſo recht dazu
angetan, die Menſchen einmal wieder bei ſich ſelbſt Einkehr halten zu
laſſen und über alles Werden und Vergehen nachzudenken, an welch
letzteres uns ja das Abſterben der Natur in der Herbſtzeit ſo
eindring=
lich erinnert. Im Vormittagsgottesdienſt war die Kirche überfüllt
(o, wäre es doch ſtets ſo!) und unſer Ortsgeiſtlicher, Herr Pfarrer
Nürn=
berger, gab dieſem Gottesdienſt durch ſeine tiefgründende Predigt die
rechte Weihe. Kirchen= und Poſaunenchor wirkten mit, dieſe Feierſtunde
zu einer beſonderen ihrer Art zu machen. Des ungünſtigen Wetters
halber fand die Gefallenengedenkfeier am Nachmittag nicht, wie
vorge=
ſehen, am Denkmal auf dem Friedhof, ſondern in der Kirche ſtatt. Auch
dieſe Feier, die der Poſaunenchor verſchönern half, war ſehr gut beſucht
und nahm einen erhebenden Verlauf.
Le. Groß=Umſtadt, 25. Nob. Die Sammlung von Naturalien für
das Eliſabethenſtift in Darmſtadt hat in den letzten Tagen in unſerer
Gemeinde ſtattgefunden. Es wurde reichlich beigeſteuert. Neben 30
bis 35 Zentner Kartoffeln gingen mehrere Zentner Aepfel und allerlei
Gemüſe ein. Wünſchenswert wäre es, wenn ſich in Zukunft im Intereſſe
der guten Sache unbezahlte Sammler und Sammlerinnen zur
Ver=
fügung ſtellen würden.
Umbauken im Bahnhof Gießer
WSN. Gießen, 25. Nov. Mit einem Koſtenauft
100 000 Mark ſind ſeit einigen Monaten im Bahnhof Gie
von Umbauarbeiten im Gange. Vor allem handelt es
räumliche Neugeſtaltungen im Bahnhofsgebäude ſelbſt,
haben, die große Wartehalle, die jetzt zu einem erhebli
Betriebseinrichtungen der Bahn in Anſpruch genomme
Verlegung dieſer Einrichtungen für den Publikumsver
verfügbar zu machen. Eine Anzahl Verwaltungsbureau
ſogenannten früheren Fürſtenbau verlegt, andere Bur
Seitenflügel hinein, und hierdurch wurde Raum geſchaff Kur
tung einer völlig neuen Gepäckabfertigungshalle, in de
die Handgepäckſtelle mit untergebracht ſein wird. In
chen wird die neue Gepäckabfertigungshalle fertiggeſtell
in der Bahnhofswartehalle befindliche Gepäckabfertigung
Naum verlegt ſein. Dann werden auch die jetzt noch z
in der Wartehalle aufgebauten Vahnſteigſperren an die
Halle verlegt und dieſe ſelbſt vollſtändig frei für den P
werden. Im Zuſammenhang mit den für dieſe Neugeſte
lichen weitgreifenden Umbauten wurde noch ein Anbau
hofsgebäude errichtet, in dem Toilettenräume für Mänr
geſchaffen wurden. Im Güterbahnhof wurden an d
eine Anzahl Erweiterungsbauten an den Verladerampe
ferner fanden bedeutſame Gleiserweiterungen ſtatt, un
ſtiegenen Anforderungen an den Güterverkehr beſſer al
werden zu können. In den Gleisanlagen des Außenbe
gleichfalls Erweiterungsbauten in Angriff genommen,
keit keinen weiteren Aufſchub zuließ. Bei allen dieſen
es ſich um die Durchführung von Teilprojekten, die
allerdringlichſten Erforderniſſen zur Verbeſſerung der
niſſe im Gießener Bahnhof Rechnung tragen ſollen. Ein
und ganz großzügiger Umbau der geſamten Gießener
der allerdings mehrere Millionen Mark erfordern wird,
noch eine Notwendigkeit. Jedoch geſtattet die Lage
finanzen die Inangriffnahme dieſes großen Projektes,
eine Anzahl Pläne ausgearbeitet ſind, in den nächſte
Fal=
nicht. Eine kürzlich durch einen Teil der Preſſe gegau
die den Anſchein erweckte, als ob die Umbauarbeiten
nate die Inangriffnahme des Millionenprojektes ſeie
Wahres mit unbegründeten Behauptungen vermiſcht wa
tatſächlichen Lage der Dinge keine Stütze und bedarf im nne der
ſtehenden zuverläſſigen Feſtſtellungen der Berichtigung.
zurtd
ruch
und
eun
ib
te
letzten
und
inde
er. Brensbach, 25. Nov. Glück im Unglück
ha=
aus Darmſtadt, welche hier bei Verwandten zu Beſuch
Heimwege, unterhalb Brensbach, an der Kurve des 2
rutſchte und überſchlug ſich das Auto, ſo daß alle Inſaſ
Ehemann, der unter das Auto zu liegen kam, herausg
den. Durch entſchloſſenes Zugreifen der Mitfahrer kor
aus ſeiner ſchwierigen Lage ohne ernſtliche Verletzung
den. Mit einigen Hautabſchürfungen und geringer 2
dem Auto konnte die Fahrt nach Darmſtadt fortgeſetzt
er Brensbach, 94. Nov. Das Elektrizitätswerk, wel
ſchen Brensbach und Werſau gelegenen
Hornsmühle=
errichtet wurde, und alle dieſe Jahre unſere Gemeinde
Strom belieferte, geht jetzt von dem Eigentümer Horr
an die Heag über. — Dieſe Woche fand im hieſigen R.
Bürgerverſammlung ſtatt, in welcher Herr Direktor B
Heag mit der Gemeinde verhandelte und die Bedingung
gen der Heag erörterte.
Cm. Wald=Michelbach, 24. Nov. Grober Unf:
verkehrsreichen Platze fanden hieſige Einwohner einen
Nachricht enthielt, der Düſſeldorfer Mörder treibe ſich
bach herum, er ſei auf der Durchreiſe, und eine hohe Be
ihn ausgeſetzt. Trotz Zweifel an der Echtheit dieſer M
eine allgemeine Aufregung. Die Polizei in Zivil und
gern ein ſchönes Stückchen Geld verdienen möchten, ſol
Suche nach dem Mörder geweſen ſein. Das Ergebnis
deckung zweier Lausbuben als Schreiber des Zettels,
groben Unfug erlaubten.
z. Offenbach, 25. Nov. Evangeliſcher Bea=
Auf der Tagung des Evangeliſihen Bundes, Zveigve:
im vergangenen Sommer in Beerfelden ſtattfand, wur
liſcher Beamtenverein für Heſſen ins Leben ge=ufen. T
gruppe, die ſtärkſte in Heſſen, zählt unter der Beamten; kd
des Landes und des Reiches bereits über 100 Mitglicde
ſprach nun in der Ortsgruppe der Vorſitzende des Lani epei
feſſor Wentzel=Darmſtadt, über „Recht und Ziele des ei
Ausſprache ſchloß ſich an. Zum Vorſitzenden der hieſi
wurde dann endgültig Stadtrat Bürgermeiſter a. D. MEch.
ſchäftsführer der evangeliſchen Gefamtgemeinde, gewählt Ei
der Beiſitzer wurde darauf Bedacht genommen, daß di Prwall
die Juſtiz=, die Steuer= und die Schulbeamten entſpr
ſind.
Ac. Worms, 23. Nov. Zahlungseinſtellu
firma Friedrich Zucker, Worms und Mainz, hat ſich he
ſehen, infolge der allgemeinen ſchlechten Lage des Bauu
Ausbleibens größerer Außenſtände, ihre Zahlungen e
Verbindlichkeiten werden mit rund 850 000 Mark an
etwa 350 000 Mark bevorrechtigte Forderungen. Deme
erhebliche Werte an Grundbeſitz und Bauten. Die
Fi=
handelt mit ihren Gläubigern und hat zu einer Ve
geladen. — Geſtern abend gegen 11 Uhr hat in der M
Perſonenauto einen Motorradfahrer infolge des ſtar 2
dem Kotflügel geſtreift und zu Boden geworfen, wobei
am Arm verletzt wurde. Der Führer des Autos hat
fahrer, der übrigens an dem Unglück ſolbſt ſchuld iſt, we
gefahren iſt, in das ſtädtiſche Krankenhaus gebracht. 2
ſtark beſchädigt worden.
— Weſthofen b. Worms, 25. Nov. Bei der am Sam
Gemarkung abgehaltenen Treibjagd kamen 450 Haſen zu
an die Firma Hch. Grimm in Darmſtadt abgeliefert wi
Ae: Guntersblum, 23. Nov. Infolge des dichten
geſtern abend ein Radfahrer, der von Gimbsheim k
Perſonenauto umgefahren und erlitt erhebliche Verletzt
und an den Armen. Das Fahrrad wurde vollkomme
Der junge Mann mußte nachdem er verbunden wor
Fahrt mit der Bahn fortſetzen.
Bg. Vilbel, 25. Nov. Ein tragiſches Ungli
in der Frankfurter Straße, auf dem Schöllberg. Der 9
ſigen Mineralwaſſerhändlers beging ſeinen 54. Geburt.
zudem am nächſten Tage in ſeine Heimat zurückkehren.
einem Nachbarn verabſchiedete, geriet er beim Ueberque
durch die Scheinwerfer geblendet, vor ein Laſtauto.
ſuchte der Fahrer auszuweichen. Der Unglückliche w.
und war ſofort tot. Polizei und Gerichtskommiſſion ut
Herrn Oberamtsrichters Schreiber waren ſofort zur St'
den Tatbeſtand auf.
— Wafſerſtandsnachrichten vom 25. November. Rh
0,39, Kehl 1,62, Maxau 3,33, Mannheim 1,93, Mainz
104, Kaub 1,12, Köln 0,99 Meter, Main: Schweinft /
burg 0,68, Lohr 104, Groß=Steinheim 2,22, Frankfurk
Staatspegel —0,55, do. Waſſertiefe 1,46, do. Fahrtiefe 1
— Gernsheim, 25. Nov. Waſſerſtand des
24. November —1,11 Meter, am 25. November —1,13
eine
F.
nübrn
bis
Feut
der
bef.
ädig
ben.
it
irch
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dis
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K.
un
fute
alle
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Z
nd.M
gent
*es
Ftelle
Ben,
Fühe
Zue
Em
ſe
EiA0
AI
S
Sie magern ab
an welcher Körperstelle Sie wollen. Oh
bewegung, ohne Diät, ohne Chemikalien zuhe
Bäder, Rein äußerlicher debrauch. Siel
sultat berelts am 6. Tage. — Schreiben 210
Schweitzer Wiesbaden, Goebenstraße
K
Ihnen gern und kostentrei das eintache und
Mittel angibt, welches Sie selbst mit grobe
angewendet hat.
Schenket
und trinket.
Ndie ölteste rheiniſche
Sektmarke:
wegen seiner Güte und
Bekommlichkeit altberilimt
— ſeit 1837-
gönlccn