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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 295
Donnerstag, den 24. Oktober 1929. 192. Jahrgang
27 mm breiie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfs.
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breilleReſcheingr Aneigen vonaudewärie zoReſchebſc.
FſnanzAnzelgen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Relame=
zeſſe 300 Reſchzmark. Alle Preiſe in Reſchemark
4 Dollar — 4.30 Markl. — Im Falle höberer
Gewolt, wie Krſeg, Auffuhr. Streſt nſw. erſiſcht
ede Verpfſichtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
auſtäge und Leiſtaung von Schadenerahz. Bed
Konkurs oder gerſchtiſcher Beſtreſbung fäſlt ſeder
Nabatt weg. Banlkonto Deutſche Banl und Darme
ſtädter und Nationabanf.
Beamke und Bolksbegehren.
Kein Erlaß einer einſtweiligen Verfügung. — Der
Skreil über die Tragweike der Berfaſſungsarkikel
kann jetzt noch nichk enkſchieden werden.
Leizig, 23. Oktober.
16 Uhr folgenden vom Reichsgerichtspräſidenten Dr. Bumke ver= wärtigen Miniſter haben könne.
kündeten Beſchluß gefaßt: Der Antrag auf Erlaß einer
einſtweili=
gen Verfügung wird zurückgewieſen.
Die Ablehnung des Erlaſſes einer einſtweiligen Verfügung
gründet; Der Staatsgerichtshof für das Deutſche Reich hat in
ſeiner bisherigen Praxis gegenüber den Anträgen auf Erlaß
hat bisher erſt zwei ſolcher Verfügungen erlaſſen, die eine in einer
andere in einer gleichartigen Streitigkeit zwiſchen dem Reich und gehabt, das Volksbegehren in dieſer Form nicht zuzulaſſen, da
eines Landes, wie ſie nach der Auffaſſung der Antragſteller in
ihrem Antrag auf Erlaß einer einſtweiligen Verfügung zugrunde
liegt, iſt eine ſolche vorläufige Anordnung überhaupt noch nicht
Verfaſſungsſtreitigkeiten innerhalb eines Landes überhaupt Raum
für eine einſtweilige Verfügung bieten. Im vorliegenden Falle
wird ihr Erlaß deshalb ausgeſchloſſen, weil ihre Beſchränkung
auf die Regelung eines einſtweiligen Zuſtandes unmöglich iſt.
Sie würde hier ſtets zugleich eine Entſcheidung über die Haupt= gerne die Hand dazu geboten, wenn durch eine Erklärung
Preu=
ſache enthalten. Es zeigt das eine Vergleichung des in der
Klage=
ſchrift enthaltenen Hauptantrages, mit den Anträgen, die die
Antragſtellerin in dem Verfahren über die einſtweilige Verfügung
geſtellt hat. Die verſchiedenen Faſſungen, die ſie ihnen gegeben
ßiſchen Beamten an dem Volksbegehren zum Freiheitsgeſetz für
nichtdienſtwidrig erklärt werden ſoll. Denn nur wenn das der
ſteriums, deren einſtweilige Unterſagung begehrt wird, in Frage
kommen. Die Befugnis der preußiſchen Beamten, ohne
Rück=
ſicht auf ihre Beamtenſtellung ſich in die Eintragungsliſten für
das Volksbegehren einzuzeichnen und ſpäter an der
Volksabſtim=
mung teilzunehmen, iſt aber gerade Gegenſtand des
Hauptklage=
antrages, bildet den eigentlichen Streitpunkt der Parteien. Es
würde deshalb eine Verkürzung der Rechte des Antraggegners
bedeuten, wenn ſchon jetzt in dem Verfahren über die einſtweilige Miniſterialdirektor Dr. Badt trat den Ausführungen ent=
Verfügung, die nicht mit den vollen Rechtsgarantien des Geſetzes
heit gegeben wird, die Einwendungen, die er der
Klagebegrün=
dung gegenüber geltend machen will, dem Staatsgerichtshof aus= Staatsgerichtshof wende.
führlich darzulegen. Der Streit über die Tragweite
jetzt noch nicht entſchieden werden. Damit erweiſt
ſügung zu erlaſſen. Der Antrag auf Erlaß einer einſtweiligen, geſchichte des Geſetzes um ein Petitionsrecht oter um eine Be=
Verfügung muß demnach abgelehnt werden.
Preußens Einwände gegen eine einſtweilige
belſäanf.
direktor Dr. Badt u. a. aus, eine einſtweilige Verfügung könne, das Vollsbegehren dem Inland gegenüber Zugkraft bekommen.
nur gefällt werden, wenn eine Entſcheidung in der Sache ſelbſt. Beide Zwecke dürften nicht erreicht ſein.
erfolge. Eine Entſcheidung in der Sache ſelbſt ſei aber wegen
der zwingenden Vorſchrift des 8 6 der Geſchäftsordnung des
ligen Verfügung ſchon heute reif zur Abweiſung, zumal es ſich um ein Petitionsrecht handele.
nicht um eine echte einſtweilige Verfügung handele. Zudem ſei
keinerlei Grundlage für eine Entſcheidung nach Art. 19 der
Reichsverfaſſung gegeben. Durch eine einſtweilige Verfügung
kungen ausüben und zu einer Erſchütterung aller verfaſſungs= wie ſie in dem 8 4 zum Ausdruck komme, zuzuſtimmen.
rechtlichen Grundlagen führen könnte. Eine einſtweilige
trauensvotums und der Miniſterverantwortlichkeit hat. Eine Urteil gefällt.
einſtweilige Verfügung würde auch ſpäteren
Gerichtsentſcheidungen vorgreifen. Die Folge
daß der Staatsgerichtshof die Handlungsweiſe eines Miniſters
trauen ausſpreche. Wie ſollte ein Urteil vollſtreckt werden, bei
dem ſich ein Miniſter in Uebereinſtimmung mit dem
Staats=
gerichtshof, aber im Gegenſatz zum Parlament befindet? Der
Der Staatsgerichtshof hat in Sachen Volksbegehren kurz nach Volksbegehrens nur den Zweck einer Brandmarkung der gegen=
Die Beweisführung der Deukſchnakionalen.
Rechtsanwalt Dr. Seelmann=Eggebert betonte nochmals, daß
der 8 4 ausſchließlich auf die Zukunft hin orientiert ſei.
Ledig=
in Sachen Volksbegehren durch den Staatsgerichtshof, wurde lich die 5000 erſten Antragſteller ſeien verantwortlich für den In= durch den Sieg anderer einen Landzuwachs erhalten. War es
vom Vorſitzenden nach Verkündung des Beſchluſſes wie folgt be= halt. Die Eintragung für das Volksbegehren bedeute dann
lediglich eine Stimmabgabe oder ein der Stimmabgabe ſo
angloges Verfahren, daß alle rechtlichen Grundſätze wie für eine
Stimmabgabe Anwendung finden müßten. Ein derartiges
ur=
von einſtweiligen Verfügungen große Zurückhaltung geübt. Er eigenes Recht jedes Deutſchen dürfe nicht beeinträchtigt werden,
auch wenn es der Regierung nicht erwünſcht ſei. Das
Reichs=
nicht privatrechtlichen Streitigkeit zwiſchen zwei Ländern, die miniſterium des Innern hätte zudem durchaus die Möglichkeit
mehreren Ländern. In einer Verfaſſungsſtreitigkeit, innerhalb es aber zugelaſſen ſei, ſo müßten auch die Beamten das Recht ſcher Wille zur Unterdrückung. Aber immer wieder muß man
haben, daran innerhalb der Grenzen der Diſziplinargeſetze
teil=
zunehmen. Wenn von einer Erſchütterung des Verfaſſungslebens
geſprochen werde, ſo ſolle die preußiſche Regierung ſelbſt mehr
Bedacht darauf nehmen, Verfaſſungsverletzungen zu vermeiden.
getrofen, worden, Es kann indeſſen dahingeſtellt bleiben, ob Nach vielſachen Feſtſfellungen des Staatsgerichtshofs habe das General von Epp in einer Rede ihren Bündnisplan in alle
Him=
preußiſche Staatsminiſterium wiederholt verfaſſungswidrig
ge=
handelt. Der Klagepartei habe gar, nicht daran gelegen, durch
Spruch des Staatsgerichtshofs ein verfaſſungswidriges
Verhal=
ten der preußiſchen Regierung feſtſtellen zu laſſen. Sie hätte
ßens das begangene Unrecht aus der Welt geſchafft worden
wäre. Ein Konflikt mit den Diſziplinargerichten bei Erlaß einer
einſtweiligen Verfügung ſei theoretiſch möglich. Was hier aber
erreicht werden ſolle, hänge mit Diſziplinarfragen überhaupt
nicht zuſammen, ſondern es handele ſich nur um eine
reibungs=
hat, laufen immer darauf hinaus, daß die Teilnahme der preu= loſe Lurchführung des Volksbegehrens nach Recht und Geſetz.
Wenn die Tätigkeit des Staatsgerichtshofs durch die Rechte des
Parlaments beſchränkt werden ſollte, ſo wäre der Staatsgerichts=
Fall iſt, kann eine Verfaſſungswidrigkeit der Kundgebungen des hof überhaupt überflüſſig. Die Mehrheit bedürfe keines Schutzes, in dieſem Falle gegen die Ftaliener, Märtyrer für eine
natio=
preußiſchen Miniſterpräſidenten und des preußiſchen Staatsmini= Der Staatsgerichtshof ſolle der Minderheit die Möglichkeit und nale Ide zu ſchaffen, läßt ſich nicht durch die Geſchichte belehren,
Sicherung der verfaſſungsmäßigen Rechte geben. Der Redner. Ein überzüchteter Nationalismus, eine der Früchte des
Fas=
ſprach zum Schluß die Hoffnung aus, daß der
Staatsgerichts=
hof eine Formulierung finden möge, die die ungeheure
Verwir=
rung in der Preſſe beſeitige.
Slimmabgabe oder Bekäkigung der politiſchen
Gefmnunfe
teilen des Staatsgerichtshofes verfaſſungswidrig gehandelt habe, mentswahl” geſtört hat. Gortan hat auf einen Zug von
Wäh=
über den Staatsgerichtshof und der dazu erlaſſenen Geſchäfts= Lediglich in dem einen Falle der Flaggennotverordnung, habe lern geſchoſſen, die wie Schäflein zu jener berühmten „
Volks=
ordnung umkleidet iſt, der ſachliche Streit entſchieden werden der Staatsgerichtshof feſtgeſtellt, daß die preußiſche Regierung abſtimmung” für die Regierungsliſte zum „Parlament” geführt
würde. Der Antraggegner kann verlangen, daß ihm Gelegen= ihren Rahmen zu weit geſteckt habe. Im übrigen dürfe der
Staatsgerichtshof auch für eine Minderheit nur die ultima ratio
ſein. Es gehe nicht an, daß der Begmte ſich ſelbſt an den
der Verfaſſungsartikel, die den Beamten die Auslegung, daß es ſich bei der Eintragung um eine Stimmabgabe vermutlich nicht gerade zu den Edelleuten an der dalmatiniſchen
Freiheit ihrer politiſchen Geſinnung und ihre handele. Die Eintragung bedeute den Anſchluß an den Willen Küſte gehörte, und daß er anſcheinend gewiſſe Beziehungen zu
Meinungsfreiheit gewährleiſten, kann alſd der 5000 Antragſteller. Erſt die Abſtimmung beim Volksentſcheid ſerbiſchen Agitatoren beſaß, hätte eine lange Zuchthausſtrafe
ver=
ſelbſt könne man als eine Wahlausübung und als Stimmabgabe
es ſich aber auch als unmöglich, die beantragte einſtweilige Ver= bezeichnen. Bis dahin aber handele es ſich nach der Entſtehungs= neuen Geſetz, das die Todesſtrafe erſt in dieſem Jahre wieder
tätigung der politiſchen Geſinnung, die aber bei den Beamten
den Beſchränkungen unterliege, die ihnen nun einmal durch die für die Befreiung der ſlawiſchen Gebiete in Italien erſchoſſen
Diſziplinargeſetze auferlegt ſeien.
Leipzig, 23. Oktober, den, daß das deutſche Bolk die Haager Unterhändler nach ſeiner
Zu Beginn der heutigen Verhandlung führte Miniſterial= heutigen Auffaſſung als Landesverräter anſehe. Dadurch ſolle Nachbarn.
Miniſterialrat Dr. Kaiſenberg unterſtrich die Ausführungen,
Staatsgerichtshofs, der eine vierzehntägige Ladungsfriſt vorſieht, die auf die Entſtehungsgeſchichte des Geſetzes über das Volls= Botſchafter, der ſich zurzeit in Nom aufhält auf ſeinen Berliner
unmöglich. Alſo erſcheine der Antrag auf Erlaß einer einſtwei= begehren Bezug nehmen, daß es ſich bei der Eintragung lediglich Poſten nicht mehr zurückehren wird. Die Vorgänge in der ita=
Miniſterialrat Dr. Förſter betonte, daß die Beamtenpflicht was eigentlich die Urſache der Zurückziehung des geſamten
Per=
würde ein Präzedenzfall geſchaffen werden, der unheilvolle Wir= Verdacht zu ſetzen, einer öffentlichen Beleidigung der Regierung, gewünſchte Politik nicht befolgt haben — was aber kaum wahr=
Verfügung des Staatsgerichtshofs würde eine er erklärte, die Beamten ſeien zu bedauern, wenn alles richtig zur Neubeſetzung des Botſchafterpoſtens führt der neuernannte
Vorwegnahme der Kontrolltätigkeit des Preu= ſei, was ausgeführt wurde, und nach nochmaligen kurzen Aus= Botſchaftsrat Cieconardi die Geſchäſte. Unter den Kandidaten
ßiſchen Landtags bedeuten, zu der dieſer verfaſſungs= führungen des Miniſterialrats Dr. Kaiſenberg wurde die Ver= für die Nachfolgeſchaft Graf Aldoprandis, der ſein Land ſeit
mäßig berufen iſt und zu der er auch das Mittel des „Miß= handlung um 12 Uhr geſchloffen. Um 16 Uhr wurde obiges März 1926 in Berlin vertrat, wird bisher an erſter Stelle der
* Märkyrer der Irredenka.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Rom, 22. Oktober.
Merkwürdig, wie wenig die Völker aus der Geſchichte lernen.
würde ſein, daß alle Regierungskundgebungen ge= Italien hat ſeine beſte Kraft für das nationale Empfinden aus
wiſſermaßen unter der oberſten Zenſur des den Fehlern und den Irrtümern bei der Behandlung jener
Staatsgerichtshofs ſtänden. Es könnte auch vorkommen, Leute italieniſcher Zunge im alten Habsburg geſchöpft, die für
die „Irredenta” kämpften. Dieſe Italiener ſetzten mit
bewun=
für verfaſſungsmäßig erkläre, während das Parlament ſein Miß= dernswertem Mute im Geheimen und in voller Oeffentlichkeit
ihre Zukunft und ihr Leben dafür ein, daß jene Teile des alten
Oeſterreich=Ungarn, in denen eine italieniſche Bevölkerung lebte,
Redner betonte dann nochmals ausdrücklich, daß der 8 4 des dem eigentlichen Vaterland einverleibt wurden. Sie wollten die
„Texra irredenta”, das nunerlöſte Land”, frei machen. Der
ita=
lieniſche Staat hat vor dem Kriege trotz des Dreibundes dieſe
Beſtrebungen in Oeſterreich=Ungarn lebhaft mit Geldmitteln und
ſonſtigen Unterſtützungen gefördert und hatte in Italien ſelbſt
einen Verein gepflegt, der unter der Maske rein kultureller
Be=
ſtrebungen die Brutſtätte für den Kampf um die Frredenta war.
Nun hat Italien mit dem ihm eigenen Glück auch diesmal
nach 1866 Venetien, das befreit wurde, ſo fiel Rom durch Sedan
in den Schoß Italiens. Der Weltkrieg hat dann außer dem
italieniſchen Sprachgebiet um Trient und Trieſt, die
hauptſäch=
lichſten Ziele der Frredenta” vor dem Kriege, auch Provinzen
an Italien fallen laſſen, die alles andere als italieniſche
Sprach=
gebiete oder italieniſches Kulturland waren. Vom deutſchen
Südtirol brauchen wir nicht erſt zu ſprechen. Man kann nur
hoffen, daß die deutſche Kultur dort ſtärker iſt als aller
italieni=
daran mahnen, daß in Deutſchland ſelbſt ein Kreis von „
vater=
landsloſen Geſellen” beſteht, die das deutſche Südtirol opfern
wollen, um ein höchſt zweifelhaftes Bündnis mit Muſſolini
ein=
zutauſchen. Dieſe Leute um Hitler haben erſt wieder durch den
mel gehoben.
Aber außer Südtirol gibt es eine andere Gegend Italiens,
die jetzt für die Nachbarn jenſeits der italieniſchen Grenze eine
„Terra irredenta” geworden iſt. Es iſt das ſlawiſche Land, das
mit ſeiner ſerbiſchen und kroatiſchen Bevölkerung bis an die
Adria heranreicht, und auf das Jugoſlawien ſeine moraliſchen
Rechte nicht aufgegeben hat. Hier wohnt ein harter Stamm,
der ebenſowenig wie die Südtiroler auf ſeine Kultur und
Sprache verzichten will. Ein Land nun, das wie Italien die
Erfahrung gemacht hat, daß kaum ein ſchlimmerer Fehler im
alten Oeſterreich=Ungarn begangen wurde, als der, durch ein
un=
gerechtes und überſcharfes Vorgehen gegen die Minderheiten,
eismus, verſucht, jede Regung zu töten, die bei den „
Anders=
ſtämmigen” das Feſthalten an ihrer eigenen Sprache und Kultur
zu unterſtützen verſucht. Man ſtraft und verbannt und, wenn
eine Möglichkeit gegeben iſt, ſo fühnt man ſofort in ſchwerſter
Weiſe. Damit aber ſchaft man Märtyrer, gerade ſo wie dies
vor dem Kriege mit den Kämpfern für die Frredenta außerhalb
Italiens geſchah. So hat man i dieſen Tagen in Pola einen
Slawen Wladimir Gortan zum Tode verurteilt und umgehend
gegen, daß das preußiſche Staatsminiſterium nach vielen ur= hingerichtet, weil er die „Wahlhandlung” bei der letzten „
Parla=
wurden. Seine Tat war ein Verbrechen, da ſeine Kugel einen
Mann tötete, die Motive aber waren, politiſcher Art. Strafe
mußte ſein. Da es ſich aber nicht um Mord, ſondern höchſtens
um Totſchlag handelte, erſcheint die Todesſtrafe, die vollſtreckt
Miniſterialdirektor Dr. Badt wandte ſich nochmals gegen die wurde, als weitaus übertrieben. Daß der Wladimir Gortan
ſtändlich gemacht. Aber er wurde zum Tode verurteilt, nach dem
eingeführt hat.
Auf dieſe Weiſe wurde für das Empfinden aller Serben
und Krogten in Jugoflawien ein Märtyrer geſchaffen, der ebenſo
wurde, wie alle jene italieniſchen „Märtyrer” für die italieniſche
Durch den 8 4 ſolle dem Ausland gegenüber bekundet wer= Irredenta vor 1914 bluteten, denen das dankbare Vaterland auf
dem Monte Pineio in Rom Biloſäulen errichtet hat. Märtyrer
aber ſind eine gefährliche Sache bei den Beziehungen zweier
Die Abberufung des ikalieniſchen Bokſchafters.
Es kann wohl kein Zweifel mehr beſtehen, daß der italieniſche
lieniſchen Botſchaft haben in Berliner politiſchen Kreiſen
unge=
heures Aufſehen erregt; denn man weiß noch immer nicht genau,
den Beamten verbiete, ſich der Oeffentlichkeit gegenüber in den ſonals iſt. Nach der einen Verſion ſoll die Botſchaft die von Rom
ſcheinlich iſt — nach der anderen ſoll tatſächlich ein für Italien
außerordentlich wichtiger Chiffrierſchlüſſel geſtohlen worden ſein,
Nach einem Schlußwort Dr. Seelmann=Eggeberts, in dem wofür Muſſolini die ganze Botſchaft haftbar machen will. Bis
italieniſche Botſchafter in Moskau, Vittorio Cerruti, genannt.
Seite 2
Donnerstag, den 24. Oktober 1929
Nummer 293
Hiuter.
Fälſchungen noch in den letzken Tagen.
Berlin, 23. Oktober.
Der Unterſuchungskommiſſar für die Diſziplinarverfahren
gegen die drei Stadtbankdirektoren iſt nun zu der Vernehmung
der Sklareks übergegangen, die unter Bewachung von Moabit
ins Oberpräſidium nach Charlottenburg transportiert worden
ſind. Während der Vernehmung hat ſich herausgeſtellt, daß eine
der bisher beſchuldigten beamteten Perſonen durch ſchriftliche
Unterlagen dartun konnte, daß die Verfehlungen, die man ihr
zur Laſt legte, von ihr nicht begangen worden ſeien, bzw. daß
ſich der Sachverhalt erheblich anders, als man bisher
angenom=
men hatte, darſtellte. Dieſe beigebrachten Dokumente ſind nun
von der Staatsanwaltſchaft im Laufe der letzten Tage eingehend
geprüft worden. Es ergab ſich der dringende Verdacht, daß mit
dieſen Papieren etwas nicht in Ordnung ſei, und daß die
bei=
gebrachten Beweisſtücke gefälſcht ſeien. — Um dieſen Verdacht
endgültig zu klären, hat daraufhin die Staatsanwaltſchaft in den
Wohnungen der beſchuldigten Brüder Sklarek und bei den
näch=
ſten Verwandten eine überraſchende und gründliche Hausſuchung
vorgenommen. Es ergab ſich, daß beſtimmte Dokumente, ſtatt
in den Räumen der Beamten, in der Sklarekſchen Wohnung
her=
geſtellt worden ſind. Es ergab ſich weiter, daß dieſe Schriftſtücke,
die dem Augenſchein nach ſchon ſehr alt waren, in Wirklichkeit
erſt in der letzten Woche hergeſtellt worden ſind. — Nunmehr iſt
der Verdacht gegen einige der bisher beſchuldigten
Amtsper=
ſonen, ſich ſchwerer ſtrafrechtlicher Verfehlungen ſchuldig gemacht
zu haben, ſo groß geworden, daß mit einer Verhaftung über den
eigentlichen Kreis der Sklareks hinaus in den nächſten Tagen zu
rechnen ſein dürfte.
Spirikuoſen bei den Sklareks gefunden.
Im Unterſuchungsgefängnis Moabit iſt man einem neuen
Fall von Spirituoſenſchmuggel an die Gebrüder Sklarek auf die
Spur gekommen. Die Sklareks hatten Zellen erhalten, die als
beſonders ſicher galten und von erprobten Beamten bewacht
wurden, um neue Durchſtecherein zu verhindern. Dieſe Hoffnung
der Juſtizbehörden hat ſich nicht erfüllt. Beamte ſtellten feſt, daß
die Sklareks ſich im Beſitz von Kognak, Wein und von gewiſſen
Medikamenten befanden. Der Fall erhält eine beſondere
Be=
deutung, daß die Schließer beobachtet haben wollen, daß einer
der Verteidiger, und zwar der Rechtsanwalt Robert Punge, in
der Aktentaſche ſeinem Mandanten dieſe Dinge in die Zelle
ge=
bracht habe. Die Staatsanwaltſchaft wurde benachrichtigt und
eine ſofortige Durchſuchung der Unterſuchungszellen ergab, daß
die Brüder Sklarek tatſächlich über Kognak und Wein ſowie über
Medikamente verfügten. Dem Rechtsanwalt Punge iſt bis zum
Abſchluß der Unterſuchung das Betreten des
Unterſuchungsge=
fängniſſes verboten worden. Der Ueberwachungsdienſt vor den
Zellen der Gebrüder Sklarek hat außerdem eine weitere
Ver=
ſchärfung erfahren, und die Zuſammenkünfte der drei
Gefange=
nen mit ihren Ehefrauen, den Verteidigern uſw. ſollen unter
beſondere Kontrolle geſtellt werden. Wenn die Angaben der
Ge=
fängnisbeamten zutreffen ſollten, würde Rechtsanwalt Punge
ſich nicht nur vor der Anwaltskammer, ſondern auch vor den
Juſtizbehörden zu rechtfertigen haben.
Noch einer!
* Berlin, 23. Oktober. (Priv.=Tek)
Der deutſchnationale Abgeordnete Bruhns, der ſeit 1903 dem
Reichstag angehört, iſt aus der Deutſchnationalen Volkspartei
ausgeſchieden, und zwar im Zuſammenhang mit der
Sklarek=
affäre. Es iſt Herrn Bruhns vorgeworfen worden, daß er ſich an
den Sektgelagen der Gebrüder Sklarek beteiligt hatte, und daß
er außerdem für ſein Berliner Boulevardblatt „Die Wahrheit”
ſich fleißig von den Sklareks Inſerate eingeholt habe. Deswegen
hat die Reichstagsfraktion der Deutſchnationalen ein
Unter=
ſuchungsverfahren eingeleitet, und Herr Bruhns iſt bis zu deſſen
Ergebnis aus der Fraktion beurlaubt worden. Die
Partei=
organiſation des Landesverbandes Berlin hatte ein
Ausſchluß=
verfahren gegen ihn angekurbelt. Dem iſt jetzt Herr Bruhns durch
ſeinen freiwilligen Austritt zuvorgekommen. Er ſcheint ſich alſo
ſelbſt nicht unſchuldig zu fühlen, ſcheint aber ſein Mandat
vor=
läufig weiterbehalten zu wollen. Aber Elemente, die ſich
gegen=
über den Verſuchen korruptiver Einflüſſe als zu ſchwach
er=
weiſen, gehören nicht in die geſteigerte Verantwortung des
Par=
lamentes hinein.
Vom Tage.
Zeit Hurſienäger.
Zum 29. Oktober 1929.
Bg. Am 24. Oktober 1829 war Großherzogin Luiſe, die
Ge=
mahlin des erſten heſſiſchen Großherzogs, im Auerbacher
Für=
ſtenlager beider Lieblingsaufenthalt, geſtorben. Dem
Trauerzug, der ſich 5 Tage ſpäter an der Bergſtraße her auf
Darmſtadt zu bewegte, ſchloß ſich Großherzog Ludewig I.*) in
der Gegend von Eberſtadt an und begleitete ihn bis zum Schloß.
Zwei Jahre zuvor hatten beide das Feſt ihrer goldenen
Hoch=
zeit gefeiert, zugleich die Erinnerung an die Tage, die ſie im
Laufe eines halben Jahrhunderts in dem ſtillen
Schlöß=
chen nahe der Bergſtraße gern verbracht hatten.
Nun ſah der Fürſt zurück auf Jahre unausgeſetzter Tätigkeit
für ſein Land; ſah noch einmal, wie ſich aus geſellſchaftlich=
ſtaats=
männiſchen Einſichten während ſeines Aufenthalts in Holland,
Frankreich und England, aus militäriſchen Leiſtungen in
Rußland, aus literariſch=künſtleriſchen Anregungen, die er
in freundſchaftlichem Zuſammenleben mit Weimars Fürſten=
und Geniehof (1775/76) arbeitſam in ſich aufnahm, die
Werde=
zeit geformt hatte; ſah die Mutter, die große Landgräfin,
die ihr Leben in ſorgender Liebe für ihre Kinder aufgerieben, und
um ſein Bleiben in England zu ermöglichen, 1771 ihren Schmuck
veräußert hatte; ſah wie ſeit 1776 ein kleines Orcheſter, deſſen
erſte Violine er ſpielte, und Liebhaberaufführungen,
bei denen die Tote als junge Erbprinzeſſin die Hauptrolle
ge=
ſungen hatte, dem Muſikleben Darmſtadts Form und Farbe
gaben, bis ſchließlich die Hofoper, ihrer Zeit der erſten eine,
ſein Werk krönte. Sah aus den Sammlungen ſeiner Mutter,
aus Schenkungen und Käufen, aus der Anteilnahme verdienter
Männer Muſeum und Bibliothek entſtehen, die Goethe
zu „den vorzüglichſten Anſtalten dieſer Gegenden” bewundernd
zählte. Sah, wie Künſtler und Gelehrte, die ſein
Kabinetts=
ſekretär Schleiermacher zu entdecken und zu fördern nicht
müde ward, zu Wirkſamkeit kamen, unter ihnen der junge
Liebig, ſich zu einer Hoffnung der deutſchen Wiſſenſchaft
ziel=
ſtrebig entwickelnd. Sah ſeine Reſidenzſtadt und ſein Land
ſich ausdehnen und mehren und nach den Stürmen der
Revo=
lution und der napoleoniſchen Kriege, die es gefeſtigt überſtand,
durch ſeine Verfaſſung in die zeitgemäße politiſche Form münden.
Aber immer wieder kehrten die Gedanken zu dem jetzt
ein=
ſamen, ſtillen Schlößchen zwiſchen den Bergen nahe der
Bergſtraße, wo der Springbrunnen zum Wandel eines halben
Jahrhunderts geplätſchert hatte; in warmen Mainächten, wenn
der Mond auf den engliſchen Raſen ſchwarze Schatten zeichnete
*) Landgraf ſeit 1790; Großherzog ſeit 1806,
In den Räumen der Deutſchen Kunſtgemeinſchaft im
Berliner Schloß wurde eine dem Gedächtnis des
Außen=
miniſters Dr. Guſtav Streſemann gewidmete
Aus=
ſtellung in Anweſenheit von Vertretern der Regierung — für den
Reichskanzler war Staatsſekretär Dr. Pünder erſchienen — und
zahl=
reichen Kunſtfreunden eröffnet.
Die Stadtverordnetenverſammlung von Saarbrücken hat
geſtern die Umbenennung der im Zentrum der Stadt Saarbrücken
ge=
legenen Luiſenſtraße in Streſemann=Straße beſchloſſen.
Nachdem die demokratiſchen Abgeordneten des Landtags von
Thü=
ringen ihren Austritt aus der Koalition mit den drei bürgerlichen
Parteien, nämlich dem Landbund, der Wirtſchaftspartei und der
Deut=
ſchen Volkspartei, verkündet hatten, erklärte die Thüringiſche
Regierung ihren Rücktritt. Die Landtagsauflöſung ſteht
unmittelbar bevor. Als Termin für die Landtagsneuwahl werden der
1. bzw. der 15. Dezember genannt.
Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat die
Durchführung der alljährlichen allgemeinen Viebzählung am
2. Dezember angeordnet. Sie bewegt ſich im Rahmen der
bisheri=
gen Dezemberzählungen.
Die Debatte über die öſterreichiſchen
Verfaſſungs=
reformvorlagen wurde im Nationalrat beendet. Die drei
Vor=
lagen wurden dem Verfaſſungsausſchuß überwieſen.
Trotz der ſchlechten Erfahrungen, die deutſche Kommuniſten in der
Tſchechoſlowakei wiederholt gemacht haben, hat der
Reichstags=
abgeordnete Pieck vor ſtreikenden Bergarbeitern in Komotau
geſprochen. Die Tſchechen haben ihn verhaftet und werden
ihn vermutlich über die Grenze abſchieben.
Die übliche Attacke gegen die fasciſtiſchen
Ge=
werkſchaften die ſeit Jahren auf jeder internationalen
Arbeits=
konferenz durch die zum größten Teil der Amſterdamer
Gewerkſchafts=
internationale angehörenden Arbeitergruppen unternommen wird, hat
den italieniſchen Regierungsvertreter auf der 13.
internatio=
nalen Arbeitskonferenz, Michelis, dazu veranlaßt, in einer
Erklärung an das Präſidium der Konferenz in ſcharfer Form gegen
die Haltung der Arbeitergruppen Stellung zu nehmen.
Die Budgetpoſten der Jahre 1930/31 und 1931/32 für die neuen
italieniſchen Flottenbauten werden nach einem im
heuti=
gen Amtsblatt veröffentlichten königlichen Dekret um je rund 193
Mil=
lionen Lire erhöht.
Auf den Präſidenten der chileniſchen Republik,
General Ibanez wurden, als er ſich im Automobil in ſeine
Wohnung begab, drei Revolverſchüſſe abgegeben, die ihr
Ziel verfehlten. Der Täter, ein 18jähriger Anarchiſt namens Louis
Ramireß, wurde feſtgenommen und ins Gefängmis eingeliefert.
Nach in London vorliegenden Berichten wurde in Peking infolge
ernſthafter Unruhen der Belagerungszuſtand verhängt.
Die ſchon von jeher beſtandene Rivalität zwiſchen den Pekinger Rikſcha=
Kulis und den Straßenbahnführern hat zu ſchweren Zuſammenſtößen
geführt.
Nach Meldungen aus chimeſiſcher Quelle ſollen ruſſiſche
Trup=
pen an der mandſchuriſchen Grenze einen neuen
er=
folgreichen Angriff auf die chineſiſche Stadt Taheiho, gegenüber
von Blagoweſchtſchenſk, unternommen haben, die von den Ruſſen
beſetzt wurde.
Der Armee Fengs iſt es nach dreitägigem Kampf
gelun=
gen, die Front der chineſiſchen Regierungstruppen
127 Kilometer von Hankau zu durchbrechen.
Die Kadiangserlorgang m der 3. 30ue.
Keine Zurücknahme der Abmarſchbefehle.
Koblenz, 23. Oktober.
Die Nachricht eines Berliner Blattes, wonach das franzöſiſche
Oberkommando auf Veranlaſſung des Kriegsminiſteriums die
Abmarſchbefehle für die aus der Pfalz wegzuziehenden Truppen
zurückgenommen habe, und daß im Gegegenteil für die bereits
weggezogenen Truppen neue Rekrutenformationen in die Pfalz
gelegt werden ſollten, und daß ſchließlich auch im Mainzer
Brückenkopf die Truppenveränderung zum
Still=
ſtand gekommen ſei, iſt in allen Teilen unzutreffend.
Das franzöſiſche Oberkommando hat keinerlei
Rücknahme=
befehle gegeben, ſondern die von vornherein beabſichtigten
Maß=
nahmen werden ordnungsgemäß, und wie vorgeſehen,
durchge=
führt. Zwei Truppen Artillerie, etwa 600 Mann, ſind bereits aus
Lachen=Speherdorf nach Frankreich abtransportiert worden.
Nachdem die jetzt zur Entlaſſung kommenden alten Mannſchaften
nach Frankreich zurückgekehrt ſind, wird von den acht
franzö=
ſiſchen Infanterieregimentern in der 3. Zone je ein Reſtbataillon
(Gerippe) nach Frankreich zurückgezogen, nimmt dort ſeine
Re=
kruten auf und verbleibt in Frankreich. Hierdurch tritt alſo eine
Verminderung der Truppenſtärke um acht Bataillone ein.
Schließ=
lich wird ein Pionierbataillon aus Speyer nach Frankreich
zurückgezogen.
Heſſiſche Polikik.
Die Winkerbeihilfe vor dem Finanzausſchuß.
Im Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtagez
ſtanden geſtern die Anträge auf Winterbeihilfe zu Beratung
Nach längerer lebhafter Debatte fand folgender Antrag Annahme
1. Der Landtag wolle beſchließen, die Regierung zu erſuchen, au
die Bezirksfürſorgeverbände und Gemeinden einwirken zu wollen, ar
alle Perſonen, die von den Bezirksfürſorgeverbänden und öffentlicher
Arbeitsnachweiſen unterſtützt werden, deren Einkommen (abdeſeher
von dem bei Feſtſetzung der Unterſtützung nicht in Anſatz gebrachten
die Richtſätze der gehobenen Fürſorge zuzüglich des Wertes der Win
terbeihilfe nicht überſteigt und nach den Richtlinien des Herrn
Min=
ſters für Arbeit und Wirtſchaft Anſpruch auf den Erlaß der Mie
zinsſteuer haben, eine Winterbeihilfe im Durchſchnitt von 40,00 RM
zu gewähren. Die Auszahlung der Beihilfe erfolgt unter Berückſich.
tigung der Kopfzahl der Familien und ſoll nach Möglichkeit in Form
von Lebensmitteln oder Brennmaterialien gewährt werden. Die Bei
hilfe kann auf die laufende Monatsunterſtützung vom 1. Dezember
1929 bis 30. April 1930 umgerechnet werden.
2. Die Regierung zu ermächtigen, den Bezirksfürſorgeverbänden
einen angemeſſenen Betrag aus Landesmitteln zu geben, der der
Finanzlage Heſſens entſpricht.
Damit waren ein weitergehender Antrag der Volksrechtpartei, ein
kommuniſtiſcher Antrag und eine Eingabe des Gewerkſchaftskartells
Neu=Iſenburg erledigt.
Mehrere kommuniſtiſche Anträge werden abgelehnt.
Ein Antrag Ritzel: „Der Landtag wolle die Regierung erſuchen,
bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß die nach § 2 der
Ver=
ordnung über Darlehen und Zinszuſchüſſe des Reichs und der Länder
für öffentliche Notſtandsarbeiten bewilligten Zinszuſchüſſe für einen
längeren Zeitraum als für drei Jahre belaſſen werden”, wird der
Re=
gierung als Material überwieſen.
Angenommen werden folgende Anträge:
I. Der Landtag wolle beſchließen, die Regierung zu erſuchen, die
Forſtämter anzuweiſen:
1. alle Maßnahmen durchzuführen, die ohne weſentliche Nachteile
der Forſtkulturen geeignet ſind, der Landwirtſchaft und allen
Vieh=
haltern ein Durchhalten in der durch die Dürre eingetretenen
furcht=
baren Kriſis zu ermöglichen; — 2. außer der alljährlich ſtattfindenden
Abgabe von Waldſtreu in Anbetracht der außergewöhnlichen
Verhält=
niſſe größere Mengen an Waldſtreu zur Verfügung zu ſtellen, und
zwar alsbald; — 3. die Taxationen bei Abgabe von Waldſtreu niedrig
zu halten und Preistreibereien möglichſt zu vermeiden; — 4. die
er=
ſchwerenden Beſtimmungen für Gemeindewald, die fordern, daß für
jede außerordentliche Abgabe von Waldſtreu aus dem Gemeindewald
eine entſprechende Menge Feſtmeter Holz an dem zu genehmigenden
Hiebſatz Holz abgezogen wird, ſofort außer Kraft zu ſetzen, ſolange
eine Gemeinde nicht nachweislich Mißbrauch mit der Streuabgabe" ,
betreibt.
II. Die Regierung möge zur Behebung der Futternot in
größt=
möglichem Umfange die Waldweide im kommenden Frühjahre
ermög=
lichen und rechtzeitig Anweiſungen an die Forſtämter ergehen laſſen.
III. Die Regierung wird erſucht, ſchon jetzt das Laub aus den
Staatswaldungen als Streu freizugeben.
Der Ausſchuß vertagt ſich ſodann auf Donnerstag.
Miniſterpenſionen .. .!— Muß das ſein?
* Berlin, 23. Oktober. (Priv.=Tel.)
Auf der Tagesordnung des Preußiſchen Landtags ſteht als
Punkt 15 ein Antrag auf Anrechnung einer längeren als der
geſetz=
lichen ruhegehaltsfähigen Dienſtzeit des früheren
Reichsarbeits=
miniſter. Dr. Brauns.. Es iſt natürlich ſchwierig, über ſolche
Dinge zu ſprechen, ſo lange und inſoweit damit beſtimmte politiſche
Perſönlichkeiten verknüpft ſind. Es ſcheint uns aber doch ſehr
be=
denklich, die ſehr weitgezogenen Grenzen über die
Miniſterpenſio=
nierungen, wie ſie im Reich üblich ſind, noch weiter auszudehnen.
Im Gegenſatz zu den Ländern bekommt ein Miniſter im Reich
nach nur zweijahriger Dienſtzeit eine Penſion, wohlverſtanden, ſ
weit er nicht Beamter iſt. Der frühere Arbeitsminiſter Brauſ
hat eine achtjährige Dienſtzeit als Miniſter hinter ſich. Er würd
demnach heute eine Penſion von mindeſtens 12 000 Reichsmark
be=
ziehen. Das iſt, ſo will uns ſcheinen, für einen unverheirateten
älteren Herrn, der noch nebenbei Abgeordneter iſt, mehr als genug,
Die Höhe der Penſion, wie ſie etwa der ehemalige
Zentrums=
miniſter Dr. Marx — ſoweit wir wiſſen über 30 000 Reichsmark —
erklommen hat, ſteht dazu allerdings noch in einem ſchreienden
Widerſpruch. Nun iſt in früheren Fällen vereinzelt eine
Aus=
nahme gemacht worden, immer da, wo ein Parlamentarier in
ſpä=
terem Lebensalter Miniſter wurde, ſeine Stellung verlor oder
auf=
gab und ſich ſpäter eine ausreichende Stellung nicht mehr ſchaffen
konnte. Das gilt für den Vizekanzler der Kriegszeit Payer, das
gilt für einen Fehrenbach, das gilt insbeſondere auch für Herrn
Bell. Herr Brauns iſt aber nun 20 Jahre Vorſitzender des
Volks=
vereins für das katholiſche Deutſchland geweſen. Dieſe Tätigkeit
in einem längeren oder kürzeren Zeitraum als penſionsfähig
an=
zurechnen, würde einen ſchwerwiegenden Fall von Präjudiz
ſchaf=
fen, auch wenn man ſich damit tröſtet, daß für die reichsgeſetzliche
Regelung der Miniſterpenſionierung eine vielleicht nur kurze Zeit
noch notwendig iſt.
und die Nachtigall ihr Lied ſang; oder in kalten Wintern, wenn
die Waſſer durch phantaſtiſch, über meterhoch gefrorene
Eis=
gebilde unermüdlich ihren Strahl weiter trieben. Ging er an
Oktobertagen, beſonders nach Regen, nur wenige Schritte hinauf
zur Höhe, den Epheutempel rechts laſſend, dann lagen die
Höhen der Bergſtraße und des Odenwalds, Auerbacher Schloß,
Malſchen, Felsberg, Neunkircher Höhe, Knoden, Krehberg,
Lin=
denſtein und Starkenburg bis weit zu den Höhen vor
Heidel=
berg zum Greifen nah um ihn ausgebreitet. Schritt er dann
nach Weſten zurück, vorbei am Freundſchaftsaltar, der
an glückliche Tage von 1783 gemahnte, zum Teehäuschen
auf dem Altarberg, da ſchweifte der Blick die Hänge der
Bergſtraße entlang, dann hinüber zum Rhein, mit den Türmen
des Wormſer Doms ſo nahe bei, ſtrom auf und ab, und weiter
drüben zum Donnersberg im Weſten, zum Rheingau und
Tau=
nus im Norden, über die Spitzen des Speirer, Doms zur Hardt
im Südweſten: in jenes deutſche Land, links des Rheins
zwiſchen Vogeſen und Mainzer Sand, um deſſen Beſitz ſeit ſeinem
Regierungsantritt faſt 25 Jahre mit wechſelndem Glück gegen
Frankreich gekämpft wurde. Und Tage ernſter Entſcheidſung
ſtiegen herauf, als er ſich 1806 für Napoleon entſcheiden
mußte. Aber immer konnte er ſagen, daß er ſich für ſein Land
erfolgreich entſchieden hatte.
Es iſt Noyember 1795. Etwas mehr als zwei Jahre ſind
ſeit der Belagerung von Mainz, an der faſt ſämtliche heſſiſchen
Truppen unter ſeiner Führung teilgenommen hatten, vergangen.
In den Kämpfen am Rhein im Herbſt 1795 hatte ſich eben die
heſſiſche Rheinbrigade, als Teil der Armee Wurmſers, erfolgreich
behauptet, ſo im Gefecht bei Kreuznach, am 11. November. In
dieſe Zeit fallen die folgenden Auszüge aus Briefen Ludewigs
an ſeinen geheimen Kabinettsſekvetär Schleiermacher:
„Geſtern Abend um 8 Uhr hat das Bombardiren von
Mann=
heim*) angefangen, um ½9 Uhr ſtand ſchon ein großes
Quar=
tier im Feuer, von 9 bis 11 Uhr ſah ich mit dem großen
Per=
ſpecktiv vom Altarhauſz dem Dinge zu, und wie ich vermuthe
ſo iſt ſchon ein Theil des Schloſſes verbrannt. Heute frühe nach
6 Uhr brannte es in der Stadt noch ſehr ſtark. Die
Kaiſer=
lichen*) haben tüchtig hineingeworfen ſowohl Bomben als
Feuer Kugeln.
Auerbach den 11ten November 1795. Morgens 8 Uhr.
Ludewig L.
In Mannheim brennt es ſehr ſtark ſeit heute 11 Uhr
Mit=
tags, ich glaube daß ein Laboratorium oder Pulver Magazin
in die Luft geflogen iſt, und daß der Brand ſtark um ſich greifen
wird, ich habe geſehen den Augenblick, wo der Schuß fiel und
anſteckte; heute und die Nacht wird wohl es ſcharf hergehen mit
dem Bombardement, und die Stadt wohl ſehr leiden.
Auerbach den 14ten November 1795. Mittags ¼ auf 1 Uhr.
Ludewig L.
Geſtern Abend um halb Sechs Uhr brach ein fürchterlicher
Brand in Mannheim durch Bomben aus, ſo ſtark und groß war
er noch nie, er währte bis ¼ auf 12 noch heftig bis wo ich ihn
noch ſahe und es brennt noch jetzt morgens ½11 Uhr; ich
ver=
muthe nun daß dieſe Feſtung in wenige Tagen unſer ſeyn wird.
*
A
Von den Franzoſen verteidigt.
Die Verbündeten,
Auerbach den 16ten November 1795.
Ludewig. I.
Mit Mannheim muß was vorgehen, denn ſeit Geſtern Abend
5 Uhr bis alleweile ½9 Uhr Morgens, hat man dorten keinen
Schuß mehr gehöret noch geſehen, ich glaube daß es Capituliret.
Auerbach den 22ten November 1795.
Ludewig T.
In Auerbach geſchrieben, ſind dieſe Briefſtellen weniger
bedeutſam für das kriegeriſche Schauſpiel, als von freundlichem
Intereſſe für den heutigen Beſucher dieſer anmutigen Gegend am
Hang der Bergſtraße. Sie laſſen ihn etwas ahnen von der
weiten Ausſicht, die man von dem Altarberg aus, dem man in
den Jahren 1919—1923 ſein Teehäuschen leider ſtück= und
nächt=
licherweis „abgetragen” hat, genießen mag. Dem Wanderer, der
das Fürſtenlager und ſeinen engliſchen Park, „einer paradieſiſchen
Landſchaft vergleichbar”, kennt, werden Oktoberabende in
Er=
innerung kommen, wenn, beim Gang durch die Apfelallee hinauf
zur Höhe, mit einem Mal ein rätſelhafter warmer Wind von
Süden heranwehte und am Horizont das Lichtermeer von
Fran=
kenthal bis Mannheim längs des Rheins, wie eine verſpätete
Illumination, auftauchte
29. Oktober 1829: wie ein Abſchied vom Leben und allen
ſchönen Erinnerungen war’s, als der Großherzog an der
Schloß=
brücke dem Sarg nachwinkte. Ein halbes Jahr ſpäter trat auch
er von dieſem Schauplatz ab; im Zug ſeiner Angehörigen und
Freunde: ſein Schwager Karl Auguſt von Sachſen=Weimar war
am 14. VI. 1828 geſtorben, ſein Schwager Landgraf Georg Karl
am 28. I. 1830, ſeine Schweſter Luiſe von Weimar am 14. II. 1830;
wenige Tage nach ihm ſtarb ſein Bruder Landgraf Chriſtian am
17. TV 1830 und dann 1832, den Schluß bildend, Goethe.
Das Fürſtenlager ſah Ludewig I, nach dem Tode der
Groß=
herzogin nicht wieder; der gute Brunnen, 1739 wieder entdeckt
und von ſeinem Großvater Ludwig VIII. 1767 neu gefaßt und
berühmt gemacht, war verſiegt nach einer Glanzzeit, die
mit dem Leben des fürſtlichen Paares immer eng verknüpft
bleiben wird.
Nummer 295
Donnerstag, den 24. Oktober 1929
Seite 3
Deutſchnakionale Niederlage in Preußen
Das Mißkrauensvokum gegen das Kabinekt Braun
vom Preußiſchen Landkag abgelehnk.
* Berlin, 23. Okt. (Priv.=Tel.)
Der preußiſche Miniſterpräſident hat am Mittwoch in ſeinem
Kampf gegen die Deutſchnationalen einen doppelten Sieg
er=
rungen. Vor dem Staatsgerichtshof iſt der Antrag der
Deutſch=
nationalen auf Erlaß einer einſtweiligen Verfügung gegen die
preußiſche Regierung abgelehnt worden, vor allem allerdings aus
juriſtiſchen Gründen. Im Landtag aber ſind ſämtliche Anträge
der Deutſchnationalen einſchließlich ihres Mißtrauensvotums
gegen das ganze preußiſche Kabinett ebenfalls, der Ablehnung
verfallen, was an ſich bei der gegebenen politiſchen Lage eine
Selbſtverſtändlichkeit war. Politiſch intereſſant iſt dabei
ledig=
lich die Haltung der Deutſchen Volkspartei, die ſich an der
ent=
ſcheidenden Abſtimmung über das Mißtrauensvotum nicht
be=
teiligt hat. Sie iſt dabei wohl von der Erwägung ausgegangen,
daß eine Ablehnung dieſes Mißtrauensvotums für ſie nicht in
Frage kommen könne, da ſie weder bei dem Verbot des
Stahl=
helms noch bei den Eingriffen gegenüber den Beamten mit der
Haltung der Regierung einverſtanden iſt, ſie aber ebenſowenig
einem Sieg des Mißtrauensvotums zuſtimmen kann, weil darin
eine direkte Unterſtützung des Volksbegehrens gelegen hätte,
weil ja bei dem eigentlichen parlamentariſchen Kampf der § 4
der Hauptgrund iſt, der den verſtorbenen Führer der Volkspartei,
Dr. Streſemann, noch nach ſeinem Tode diffamieren ſoll.
Des=
halb ſtimmte ſie weder nach der poſitiven, noch nach der
negati=
ven Seite ab. Die Deutſchnationalen ſind darüber ſehr
verär=
gert, und weil ſie ſachliche Gründe gegen ſich nicht anerkennen,
unterſtellen ſie der Volkspartei, daß dieſe Zurückhaltung von
dem Wunſche diktiert ſei, in Preußen wieder regierungsfähig zu
werden. Aber ſolange die Verhältniſſe im Reich ſo ungeklärt
ſind, iſt an eine Umgeſtaltung in Preußen überhaupt nicht zu
denken. Dieſe Frage kann alſo überhaupt gar keine Rolle
ge=
ſpielt haben, und hat, ſoweit wir unterrichtet ſind, überhaupt keine
Rolle geſpielt. Aber die Zumutung der Deutſchnationalen an
die Volkspartei, ſich für einen Antrag auszuſprechen, der ſich
gegen die von der Volkspartei vertretene Außenpolitik richtet,
iſt doch ausgeſucht naiv.
Neuregelung der Reichsverſicherungsordnung.
* Berlin, 23. Oktober. (Priv.=Tel.)
Die zurzeit geltende Reichsverſicherungsordnung iſt in
ver=
ſchiedenen Punkten reformbedürftig. Das
Reichsarbeitsminiſte=
rium beabſichtigt, jetzt dem zweiten Buch der
Verſicherungs=
ordnung eine neue Faſſung zu geben. Ein entſprechender
Ent=
wurf des Referenten liegt bereits vor, doch hat ſich das
Miniſte=
rzum noch nicht endgültig entſchieden, ob es dieſen Entwurf
an=
nehmen will. Er ſieht u. a. eine Erhöhung,der
Ver=
dienſtgrenze von 3600 RM. auf 6000 oder 8400 RM.
bei der Krankenverſicherung vor. Weiter ſoll das
Recht der Weiterverſicherung auf den hinterbliebenen Ehegatten
übergehen. Verſchiedene Aenderungsvorſchläge beziehen ſich auf
die Leiſtungen der Krankenkaſſen. Außerdem ſoll dem
Arbeits=
miniſterium noch ein Hauptausſchuß für die Krankenverſicherung
angegliedert werden, der Gutachten zu erſtatten und Richtlinien
für die Durchführung der Krankenverſicherung auszuarbeiten
hätte. Auch ſoll er Mißbräuche und Auswüchſe im Verſicherungs=
gewerbe bekämpfen.
Ruſſiſche Verſtimmung über die Zündholzanleihe.
* Berlin, 22. Okt. (Priv.=Tel.)
Ein ruſſiſches Blatt, das ſpeziell die Handelsintereſſen der
Sowjets behandelt, benutzt den Abſchluß der Kreuger=Anleihe
zu einigen ſcharfen deutſchfeindlichen Bemerkungen. Das war
vorauszuſehen. Infolgedeſſen hat ſich auch noch vor einigen
Tagen der Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius mit dem
ruſſi=
ſchen Botſchafter Kreſtinſki ſehr eingehend über die Pläne eines
Zündholzmonopols unterhalten. Er hat dem fremden Diplomaten
die Gründe auseinandergeſetzt, die Deutſchland veranlaßten,
die=
ſem Plan näherzutreten, und natürlich auch auf die Verbindung
einer Anleihe hingewieſen. Dieſe Unterhaltung ſollte lediglich
dazu dienen, die Ruſſen aufzuklären und ihnen
auseinander=
zuſetzen, daß mit dem Monopol keine ruſſenfeindlichen Abſichten
verbunden ſind. Dieſer loyale Aufklärungsverſuch iſt leider
fruchtlos geblieben. In der ruſſiſchen Preſſe verſucht man jetzt,
aus dieſem Zündholzmonopolvertrag auf rußlandfeindliche Ab=
ſichten zu ſchließen.
Die Regierungskriſe in Frankreich.
Doumergue verhandelt.
Auf der Suche nach einer Löſung.
EP. Paris, 23. Oktober.
Der Präſident der Republik, Doumergue, hat heute
vormit=
tag ſeine Beſprechungen zur Löſung der Regierungskriſe
begon=
nen. Nach dem für derartige Fälle beſtehenden Brauch empfing
er zunächſt die Präſidenten der beiden Kammern, Doumer und
Bouiſſon. Der Nachmittag war einer Fühlungnahme mit den
Präſidenten der großen Kammer=Kommiſſionen und den Führern
der politiſchen Parteien gewidmet. So erſchienen in ſeinem
Arbeitszimmer nacheinander die Vorſitzenden der Finanz= und
außenpolitiſchen Kommiſſionen der Kammer und des Senats
ſo=
wie mehrere Vorſitzende der Kammer= und Senatsgruppen.
Unter den Fraknonsführern, die der Präſident der Republik
im Laufe des ſpäten Nachmittags empfing, befand ſich der
So=
zialiſt Paul=Boncour, der für eine Beteiligung
der Sozialiſten an einer Linksregierung eintritt,
ſowie der Präſident der Radikalen Partei, Daladier. Beim
Ver=
laſſen des Elyſées erklärte Paul=Boncour, der Präſident habe ihn
in ſeiner Eigenſchaft als Vorſitzender der außenpolitiſchen
Kam=
mer=Kommiſſion zu Rate gezogen. Obwohl die Kriſe durch die
Außenpolitik verurſacht worden ſei, berühre ſie die Politik
Briands nicht. Nach ſeiner Meinung müſſe man dieſer
Tatſache bei der Löſung der Kriſe Rechnung tragen, damit ganz
Europa klar erkenne, daß ſich in Frankreich auf außenpolitiſchem
Gebiet nichts geändert habe. — Der Vorſitzende der
Finanz=
kommiſſion des Senats, Clémentel, äußerte beim Verlaſſen
des Elyſée die Anſicht, daß der Verbleib Briands im
Außenminiſterium zweckmäßig ſei.
Abwarkende Halkung der Sozialiſten.
Von beſonderer Wichtigkeit war die Sitzung, die die
ſozia=
liſtiſche Kammerfraktion heute morgen abhielt. Nach
einer Ausſprache, an der alle Parteigrößen teilnahmen, beſchloß
die Gruppe in einer Mitteilung, die heute abend veröffentlicht
wird, den Standpunkt der Gruppe bekannt zu geben. Die
An=
ſicht Vincent Auriols, eine abwartende Haltung
einzu=
nehmen und, falls eine Beteiligung an einer
Links=
regierung in Frage käme, ſich vorher mit den dafür
beſtimmten Parteien über ein
Minimalpro=
gramm zu einigen, iſt von der großen Mehrheit der
Frak=
tiom geteilt worden. Die Gruppe wird heute nachmittag
noch=
mals zu einer Sitzung zuſammentreten, in der über die eventuelle
Einberufung eines Landeskongreſſes für nächſten Sonntag
Be=
ſchluß gefaßt werden ſoll.
Verworrene Lage vor dem Beginn des
Radikalen-Parkeikongreſſes.
Bis dahin hat auch der Radikale Parteikongreß in
Reims, der am Donnerstag beginnt, wenigſtens etwas
Klar=
heit in die verworrene Lage gebracht. Von der
Hal=
tung der Radikalen und ihren Beſchlüſſen wird es letzten
Endes abhängen, ob die Sozialiſtiſche Partei überhaupt
prinzi=
piell eine Beteiligung an einer Linksregierung in Erwägung
zieht. Die radikale Kammerfraktion hat heute nachmittag eine
Sitzung abgehalten, in der jedoch im Hinblick auf den morgen
beginnenden Parteikongreß lediglich ein allgemeiner
Meinungs=
austauſch ohne bindende Beſchlüſſe ſtattfand.
Beſtürzung in Paris.
Der unerwartete Sturz des Ferienkabinetts Briand (wohl
niemals iſt eine Bezeichnung ſo zutreffend geweſen wie dieſe,
denm die Regierung hat nur einen Tag vor und einen Tag nach
den Parlamentsferien exiſtiert), hat überall, ſowohl in
parlamen=
tariſchen Kreiſen wie auch in der Preſſe Beſtürzung
hervor=
gerufen. In den Wandelgängen der Kammer zeigten ſich geſtern
ſpät abends die Sieger ebenſo beunruhigt über ihren Erfolg wie
die Beſiegten. Nach allgemeiner Anſicht hat die
Kammerabſtim=
mung, durch die die Regierung in die Minderheit verſetzt wurde,
eine außerordentlich kritiſche und ſchwierige Lage geſchaffen. Der
Schrecken iſt ſo groß, daß ſelbſt das in Kriſenzeiten übliche und
beliebte Spiel der Prophezeiungen und Kombinationen in den
Parlamentskuliſſen nicht eingeſetzt hat. Die Folge davon war,
daß die heutge Morgenpreſſe nicht in der Lage war, auch nur
eine einzige Perſönlichkeit zu nennen, die die Nachfolge Briands
übernehmen könnte. Man beſchränkte ſich darauf, zunächſt einmal
die Frage zu prüfen, ob Briand, der als Miniſterpräſident nach
ſeiner geſtrigen Niederlage nicht in Frage kommen dürfte,
wenig=
ſtens noch im Quai dOrſay verbleiben wird.
Der Eindruck, den man auch am Mittwoch nachmittag aus
den Wandelgängen der Kammer, aus der Preſſe uſw. ſchöpfen
kann, iſt immer noch der vollkommener Ratloſigkeit. Die einzige
Möglichkeit, die bisher mit einiger Beharrlichkeii, aber ohne
großen Glauben propagiert wird, iſt eine Linksregierung Paul=
Boncours. Aber auch dieſe Kombination — dieſen Eindruck
ge=
winnt man — entſpringt mehr dem Wunſche, überhaupt einmal
mit Prophezeiungen an die Oeffentlichkeit zu treten, als ſie bis
zum letzten durchzudenken.
Die Löſungsmöglichkeiken,
die am Mittwoch abend in Erwägung gezogen wurden, laſſen
ſich in folgende drei Kombinationen zuſammenfaſſen: Bei den
Gruppen der mittleren Rechten tritt man für eine
Konzen=
tration der Mitte ein, die in Tardieu ihren natürlichen
Führer finden würde. Dieſe Idee ſcheint aber von den
Radikalen abgelehnt zu werden, denn Daladier
teilte, als er das Elyſée verließ, der Preſſe mit, er habe den
Präſidenten darauf hingewieſen, daß die Radikalen ſich
an einer Konzenrationsregierung nicht
betei=
ligen werden, ſondern nur für eine
Linksregie=
rung mit einer auf die Union der Linken
geſtütz=
ten Mehrheit zu haben ſeien. In radikalen Kreiſen
wird weiter erklärt, daß Präſident Doumergue einen der
Führer der Radikalen Partei mit der Bildung des
neuen Kabinetts beauftragen müſſe, da die Niederlage
Briands in erſter Linie auf die Offenſive Montignys
zurückzu=
führen ſei. Man hält daher ein Miniſterium Steeg
oder Clémentel für das Gegebene, gibt ſich aber keinerlei
Illuſionen darüber hin, daß eine radikale Regierung
ohne die Beteiligung oder Unterſtützung der
Soziali ſten unmöglich ſei. Ebenſo zerbrechlich erſcheint
die dritte Löſungsmöglichkeit, die man nach wie vor
inder Berufung Paul=Boncours an die Spitze eines
auf möglichſt viele Linksparteien geſtützten Kabinetts erblickt.
Die Zweifel, ob ſich die Radikalen und die Sozialiſten auf eine
ſolche Kombination einigen könnten, beſtehen vorläufig weiter.
Die radikale Gruppe ſoll, wie heute abend verlautet, zu einem
Zuſammengehen mit den Sozialiſten nur bereit ſein, wenn das
Miniſterpäſidium mit einem Radikalen beſetzt wird. Die gleiche
Bedingung haben aber die Sozialiſten in den Tagen
wieder=
holt ausgedrückt. Wie dieſe Gegenſätze gelöſt werden können,
iſt zurzeit noch ungewiß. Daß die Sozialiſten nicht
grundſätzlich Gegner einer Zuſammenarbeit
mit anderen Linksparteien ſind, geht aus einer heute
abend veröffentlichten Mitteilung hervor, die von der
ſozialiſti=
ſchen Kammerfraktion ausgegeben wird, in der ſie ſich bereit
er=
klärt, jeder Kombination den Weg zu verſperren, die die Rückkehr
zur Zweideutigkeit und einer Aufgabe der Friedenspolitik
be=
deutet. Sie werde aber alles tun, was in ihrer Kraft ſtehe, um
in den nächſten Tagen eine Mehrheit zuſtande zu bringen, die
zu einer wirkſamen und kühnen Reform= und Friedenspolitik
fähig ſei.
Räumungs= und Verhandlungsgegner.
Die Gruppe Marin, die heute gleichfalls zu einem
Meinungsaustauſch über die Lage zuſammengetreten iſt, hat ſich
einſtimmig gegen die Räumung des Rheinlandes
und gegen die Rückgabe des Saargebietes an
Deutſchland ausgeſprochen, ſolange nicht mit der
Ausführung des Youngplanes begonnen ſei und die
Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. — Mittwoch, den 23. Oktober.
Der Troubadour.
Oper von G. Verdi.
Dieſe Oper erlebte vor etwa 80 Jahren ihre Uraufführung.
Von da bis heute hat es nie eine Zeit gegeben, wo ſie von den
Spielplänen verſchwand. Ihre Geltung hat ſich nicht nur halten
können, ſondern iſt noch im Steigen. Während heute auf der
Piazza in Venedig faſt nur Stücke aus Wagners Werken geſpielt
nen gibt, dem Zug der Zeit entſprechend aber auch zu
Neu=
inſzenierungen führt.
Die heutige muß wohl als mißglückt angeſehen werden. Die
Herren Rabenalt und Reinking, ſo vortrefflich ſie ſich auf
moderne Stücke verſtehen, haben die einzig mögliche Einſtellung
zu den Szenen dieſes Schauerromans, nämlich die romantiſche,
nicht gefunden. Abſtrakte Konſtruktionen können Verdi=Muſik
nicht illuſtrieren. Wo mit Proſpekten gearbeitet wird, zerſtreuen
ſie das Auge und lenken ab das Ohr, anſtatt beide zu ſammeln.
Auch iſt es undurchführbar, alle Szenen in denſelben Rahmen zu
zwingen. Der Notbehelf kümmerlicher Requiſiten bringt keine
Illuſion, nein, eine falſche, vermehrt noch durch falſche
Beleuch=
tungen (Tag anſtatt Nacht in Bild 2 und 8). Die Notwendigkeit
des aufdringlichen Vorbaus ins Orcheſter iſt nicht einzuſehen, nicht
einmal ſeine Zweckmäßigkeit. Die Regie dagegen iſt zumeiſt
an=
zuerkennen; die Kloſterſzene ſogar ſehr glücklich gelöſt und überall
das dramatiſche Element in Ablehnung jeder Konvention
wir=
kungsvoll herausgeholt. Nur ſollte man die deplazierten
militäri=
ſchen Exerzitien im 5. Bild ſchnellſtens fallen laſſen. Sie haben
einen ſpontanen Lacherfolg und ſind völlig überflüſſig. Auch mit
den Koſtümen bin ich, mit Ausnahme derjenigen der Leonore,
ſatz in der äußeren Erſcheinung Manricos und Lungs, den Verdi
verlangt — der helle Tenorheld, der dunkle Baritonheld —, iſt
kälſchlicherweiſe unbeachtet: die beiden Widerſacher ſehen ſich in
Tracht und Farbe und Geſicht um ein Haar gleich.
Um ſo beſſer war es um den neuſtudierten und vielfach
neu=
beſetzten muſikaliſchen Teil der Aufführung beſtellt, die Maria
Zwißler betreute. Wenn unſer neuer erſter Kapellmeiſter
da=
mit erſt ſpät zu Wort kommt, ſo war es andererſeits ſein Recht,
ſich mit einem Werk ſelbſtändiger Einſtudierung einzuführen. Sie
iſt das Reſultat einer außergewöhnlich eigenmächtigen
Perſönlich=
keit. Hervorragende Führerfähigkeiten wurden beſtätigt. Zwißler
iſt ein Vollblutmuſiker von Temperament, das er wie er will zu
zügeln und zu entfeſſeln vermag. Ex ſteht großzügig über und in
dem Werk, dem er ſo überraſchende Schönheiten zu entlocken weiß.
daß es oft wie neu wirkt. Er packt Orcheſter und Bühne energiſch
an und gibt ſeiner ſehr perſönlichen Geſtaltung eine
Ueberzeu=
gungskraft, die vom erſten Takt an mitreißt.
Auf der Bühne wirkten nun aber auch Kräfte, wie ſie ſelten
zuſammenkommen. Das Gegnerpaar Manrico—Luna, das Hans
Grahl und Carl Stralendorf verkörperten, hat heldiſches
Ausmaß ſtimmlich und darſtelleriſch beſtes Format. Sie geben
dieſen oft ſo blaſſen Geſtalten gewichtigeres dramatiſches Leben,
erhöhen damit ihr Niveau und verſtärken, ohne die unentbehrliche
Lyrik zu kurz kommen zu laſſen die Wirkung in ungeahnter Weiſe.
Zwei glänzende Leiſtungen größten Erfolgs.
Die Leonore iſt eine Rolle, die ſich auf deutſchen Bühnen von
jeher ſchwer in ein Fach hat einordnen laſſen. Die italieniſche
Oper kennt die, ſchwere‟ Heldin des ſogenannten hochdramatiſchen
Faches nicht. Das romaniſche Heldinnenideal iſt leichter, weicher
geformt. Verdi ſtattet die Heldinnenrollen ſeiner drei
Meiſter=
opern außerdem in zunehmendem Maße mit Koloratur aus:
Leo=
nore, Gilda, Traviata. Man hörte die Leonore früher entweder
von der dramatiſchen oder der Koloraturſängerin. Wir ſind in
der glücklichen Lage, in Roſe Landwehr eine Künſtlerin zu
beſitzen, die ſich nicht nur für ſie eignet, ſondern ihr in
hervor=
ragender Weiſe gewachſen iſt. Sie hat die Leichtigkeit und
vor=
nehme Art der Darſtellung, genügend Koloratur, dramatiſches
Temperament und die Schönheit einer immer größer werdenden
Stimme. Mit großer Freude bewundern wir, wie die hochbegabte
Künſtlerin ſich in kürzeſter Aufeinanderfolge Rolle auf Rolle
er=
arbeitet, wie ſie an muſikaliſcher Reife und geſtaltender Kraft
ſtändig wächſt.
Die Azuceng iſt eine oft bewährte vielleicht beſte Leiſtung
Anna Jacobs. Die Inez Ellen Philips' klang noch recht
anfängerhaft. Ernſt Overlacks Ferrando war eindrucksvoll und
gewichtig. Beſſerungsfähig ſcheint mir die Textausſprache. Von
der Ballade im 1. Bild war faſt kein Wort zu verſtehen. Den Ruiz
ſang Eugen Vogt wie immer lobenswert. Die Chöre (Emil
Kaſelitz) erklangen in neuer, ſehr fein ſchattierter Einſtudierung.
v.H."
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Verlagsanſtalt. Alexander Koch, G.m.b.H., Darmſtadt. Die
Darm=
ſtädter Kunſtzeitſchrift „Deutſche Kunſt und Dekoration” hat ihr reich
ausgeſtattetes Novemberheft ſoeben herausgebracht. Einen
weſent=
lichen Beſtandteil darin bildet ein Bericht über den
Ozeanſchnelldamp=
fer Bremen”, womit ein genauer Einblick in die Innenräume dieſes
gewaltigen Werkes deutſcher Technik und Innenausſtattung geboten iſt.
Den Geſellſchaftsräumen und Kabinen der „Bremen” ſind etwa 30
her=
vorragende Abbildungen (meiſt nach den Arbeiten von Profeſſor F. A.
Beruhaus) gewidmet. Das Heft enthält auch Malerei von Maxim
Kopf=Prag und Gwald Vetter=München. Beſonderes Intereſſe werden
die Abbildungen nach den Werken des Plaſtikers Pablo Gargallo
er=
regen, die modernſte Tendenzen vertreten. Anmut und feiner
weit=
läufiger Geſchmack leben in den zarten Federzeichnungen von Marlice
Hinz. Von Nicola Perſcheid, dem Meiſter der Bildnisphotographie,
ſind wertvolle Aufnahmen gezeigt. Den Schluß machen neue Gläſer
und Keramiken. Das ganze Heft: ein Fülle von Anſchauung und
Be=
lehrung bei gewiſſenhafter Wahl und vorzüglicher Art der Darbietung,
wie immer,
Fritz Lion: Dämon Morphium. Mit einem Geleitwort von
Univerſi=
tätsprofeſſor Dr. med. Wilhelm Liepmann (Horen=Verlag,
Ber=
lin=Grunewald. Preis geb. 5,80 RMM.).
Ap. In ſeinem dem Buche vorausgeſchickten Geleitwort weiſt Prof.
Liepmann auf die Zunahme des Morphinismus in der Kriegs= und
Nachkriegszeit hin. In deutſchen Großſtädten, kann man ſagen,
über=
ſchreiten die Zahlen für Morphinismus und andere narkotiſche
Ver=
giftungen die Friedenszahlen um das drei= bis achtfache. In dieſem
Buche wird gezeigt, wie die Gewöhnung an Morphium ganz
allmäh=
lich zur Morphiumſucht führen kann und wie leicht das Hinabſinken
in dieſe Sucht vonſtatten geht, und wie unendlich ſchwer es iſt, ſich
von dieſem Dämon zu befreien und zu normalen Lebensverhältniſſen
zurückzukehren. Es iſt die furchtbare Tragödie eines Morphiniſten,
Schauſpieler von Beruf, der, um Schmerzen zu vertreiben, zum
Mor=
phium greift und, nachdem er ſeine beruhigende Wirkung verſpürt hat,
bei nervöſen Zuſtänden ſich dieſes Mittels wieder bedient, das ihm
von einem gewiſſenloſen Arzt verſchrieben wird. Nachdem ihn einmal
der Dämon erfaßt hat, läßt er ihn nicht wieder aus den Krallen, trotz
allen guten Vorſätzen und beſtem Willen wird er immer wieder
rück=
fällig und verfällt ihm mehr und mehr. Alles Geld ſetzt er in
Mor=
phium um und weiß ſich es durch gefälſchte Rezepte zu verſchaffen,
das ihn allzu willige Apotheker verabreichen. So bringt er es
ſchließ=
lich, da kleine Rationen nicht mehr wirken, bis auf 40 Einſpritzungen
am Tage. Eine Kur in einem Sanatorium iſt erfolglos, weil dieſes,
nur dem Namen nach eine Heilanſtalt, in Wirklichkeit aber eine
Ge=
winnanſtalt iſt. Nach viermaligem Selbſtmordverſuch wird er als
un=
bequemer Patient entlaſſen. Schließlich, als er dem Tode nahe iſt,
wird er von einem Arzte in eine Charité gebracht, wo er durch eine
plötzliche und gewaltſame Entziehungskur nach einem furchtbaren
Mar=
tyrium und 21 ſchlafloſen Nächten und erfolgloſen Selbſtmordverſuchen
geheilt und ſeinem Berufe zurückgegeben wird und in einer tapferen
Frau eine treue Lebensgefährtin findet, die „Schuld iſt an dem happr
end des Buches”. Die dramatiſche Schilderung des Aufenthalts und
der Erziehungskur in der Charité bietet nebenbei einen ſehr
intereſſan=
ten Leſeſtoff. Die Tragödie dieſes Morphiniſten, ſeine Gewiſſensbiſſe,
ſeine ſeeliſchen Qualen, ſein vergebliches Ringen mit dem
übermächti=
gen Dämon iſt um ſo erſchütternder, als ſie ganz dem Leben
entnom=
men und rein erzählend, einfach, ſchlicht und wahr geſchildert iſt.
— Empfangen Sie gerne Briefe —, Briefe, auf die Sie nicht zu
antworten brauchen, und die Sie doch feſſeln bis zum letzten
Buch=
ſtaben? Dann leſen Sie den „Brief aus Paris” im Oktoberheft „Die
neue Linie‟. Niemals kommt eine Botſchaft gelegener, als gerade
dieſe. Die „neue Linie” der kommenden Mode hat Geſtalt
angenom=
men, und dieſer Brief weiſt ſie überall nach; am Abendkleid, am
Man=
tel, am Nachmittagskleid, „Die Dame im Pelz”, ja ſogar „Die Dame
im Deſſous” ſteht im Zeichen dieſer neuen Linie, die Sie unbedingt
kennen lernen müſſen. Der Reiſeteil desſelben Heftes erhält ſeinen
Mittelpunkt durch einen Aufſatz von Paul Fechter über die
Rheinland=
ſchaft. Otto Flake äußert ſich in einem klugen Eſſah über die Frau,
wie wir ſie uns wünſchen. Beiträge über geſundes Siedeln und
Woh=
nen und die letzten Sonnentage im Freien, ſowie über das Heim der
Junggeſellin zeigen die Möglichkeit vorbildlicher Wohnungseinrichtung.
Der bekannte Archäologe Profeſſor Jacobsthal lieferte einen Beitrag
über griechiſch=römiſche Damenfriſuren.
Seite 4
Donnerstag, den 24. Oktober 1929
Nummer 295
Regierung die geſtern von ihr geforderten außenpolitiſchen
Er=
klärungen abgegeben habe. Die Gruppe Franclin=
Bouil=
lon (Unioniſtiſche Linke) faßte eine Entſchließung, in der
die Vertagung der für den 28. Oktober in
Aus=
ſicht genommenen deutſch=franzöſiſchen
Saar=
verhandlungen bis zum Abſchluß einer
außen=
politiſchen Debatte in der Kammer verlangt wird.
Deutſchland und die franzöſiſche Kabinektskriſe.
Der unerwartete Sturz Briands fand auch in Berliner
amt=
lichen und diplomatiſchen Kreiſen allerſtärkſte Beachtung. Im
Vordergrund aller Erörterungen ſteht dabei die Frage, welche
Auswirkungen die Haltung der franzöſiſchen Kammer auf die
ordnungsmäßige Erledigung des Youngplanes und der im Haag
im Zuſammenhang damit feſtgelegten Abmachungen über ſeine
Ingangſetzung, über die Rheinlandräumung und die
Saarver=
handlungen haben kann. Ein abſchließendes Urteil läßt ſich jedoch
noch nicht abgeben, ſolange nicht feſtſteht, wie das neue
franzö=
ſiſche Kabinett ausſehen wird. Grundſätzlich bleibt zunächſt
feſt=
zuſtellen, daß die Niederlage Briands nicht aus außenpolitiſchen
Differenzen mit der Kammermehrheit, ſondern aus rein
inner=
politiſchen bzw. aus geſchäftsordnungsmäßigen Gründen
er=
folgt iſt.
Der mittelbare Anlaß zu dem Sturz zeigt aber gleichwohl,
daß Briand, auch wenn er als Kabinettschef oder als
Außen=
miniſter dem neuen Kabinett angehören wird, in den
parlamen=
tariſchen Kämpfen um Youngplan, Rheinlandräumung und
Saarliquidierung einen ſchweren Stand haben wird. Die von
der Rechten eingeleitete Gegenaktion gegen die
Rheinland=
räumung und die Saarliquidierung hat zweifellos zum Ziele,
Briand für die zweite Haager Konferenz eine beſtimmte
Marſch=
route vorzuſchreiben und vor allem die Fragen der
Ingang=
ſetzung des Youngplanes ſo auszulegen, wie es von dem
fran=
zöſiſchen Kolonialminiſter Maginot demonſtrativ erfolgt iſt.
Trotzdem glaubt man in Berliner politiſchen Kreiſen nicht, daß
eine Aenderung im Kurs der franzöſiſchen Außenpolitik erfolgen
wird; man iſt vielmehr davon überzeugt, daß auch der
Nach=
folger Briands im Amt des Miniſterpräſidenten die bisherige
Außenpolitik weiter betreiben wird. In Berlin würde man es
begreiflicherweiſe gerne ſehen, wenn Briand auch in dem neuen
Kabinett das Amt des Außenminiſters beibehalten würde.
Aus Anlaß der Kabinettskriſe ſind hie und da Befürchtungen
aufgetaucht, daß die bevorſtehenden Saarverhandlungen eine
weitere Verzögerung erführen. In maßgebenden Berliner
poli=
tiſchen Kreiſen ſteht man auf dem Standpunkt, daß die
Ka=
binettskriſe auf den Beginn der Saarverhandlungen nicht den
geringſten Einfluß haben kann. Bisher hat Frankreich die
Ver=
ſchiebung der Verhandlungen damit begründet, daß es erklärt
hat, mit den Vorbereitungen für die Verhandlungen noch nicht
fertig zu ſein. Nun iſt aber gerade in dieſen Tagen das
Aus=
wärtige Amt auf diplomatiſchem Wege davon in Kenntnis
ge=
ſetzt worden, daß die zur Vorbereitung der Verhandlungen im
interminiſteriellen Ausſchuß gepflogenen Beſprechungen zu Ende
ſeien. Damit fällt jeder Grund für eine weitere Verſchleppung
der Verhandlungen weg, und man muß mit Beſtimmtheit
er=
warten, daß die Verhandlungen wie vorgeſehen am 28. ds. Mts.
beginnen.
London bedauerk den Skurz Briands.
Auf engliſcher Seite findet der Sturz des Kabinetts ſtarke
Beachtung. Obwohl die heille Stellung Briands nicht unbekannt
war, hatte man doch gehofft, daß es Briand gelingen werde, die
Haager Vereinbarungen unter Dach zu bringen. Eine
Stellung=
nahme von amtlicher oder halbamtlicher Seite liegt im Augenblick
noch nicht vor, doch iſt gleich vorauszuſagen, daß Briands Sturz
im Hinblick auf die 2. Haager Konferenz, wie die Londoner
Flottenkonferenz, außerordentlich bedauert werde. Offenbar
be=
ſtehen aber Hoffnungen, daß er in einem neuen Miniſterium doch
das Außenminiſterium beibehalten wird.
* Die ikalieniſch=franzöſiſchen
Beziehungen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Die Arbeit der franzöſiſchen Diplomatie findet neuerdings
in Paris wenig Anerkennug. Wenigſtens in bezug auf die
See=
abrüſtungskonferenz iſt dies der Fall. Man wirft dem Quai
dOrſay vor, daß er das Zuſammenarbeiten mit Italien zu
wenig vorbereitet habe. Das Zuſammengehen im Haag erfüllt
nachträglich jeden mit Bewunderung, und von allen Seiten
fordert man, Frankreich und Italien ſollten auch in London
zuſammengehen. Das läßt ſich aber nicht ſo leicht machen. Man
klagt vergebens über die Haltung der eigenen Diplomatie,
welche alles auf die letzte Minute verſchieben ſoll. Der Fehler
liegt aber bei Italien. Der Rhythmusder
Muſſolini=
ſchen Außenpolitik iſt ſo eigenartig, daß keine
Macht der Welt mit dem fasciſtiſchen Italien
ſyſtematiſch kooperieren kann.
Man hat die gemeinſame Abſendung der Antwortnoten
er=
wartet. Frankreich wurde zum erſten Male enttäuſcht.
Dem=
zufolge wurde die Antwort Frankreichs überſtürzt abgeſandt,
Und jetzt verhandelt man wieder mit Rom, und Italien hat
be=
reits Frankreich eine Konzeſſion abgerungen: die Parität.
Man ſoll das Wort nicht allzu genau nehmen; mit einem
geiſt=
reichen diplomatiſchen Kniff unterſcheidet man plötzlich zwiſchen
prinzipieller und praktiſcher Parität. Eine „praktiſche” Parität
würde nämlich ein bedingungsloſes Uebergewicht der
italieni=
ſchen Flotte bedeuten. Aber prinzipielle Parität bedeutet eben
das, was man darunter verſtehen will. Und in dieſem Falle
nur einen Preſtigeerfolg für Muſſolini. Er ermöglicht ein
fran=
zöſiſcheitalieniſches Zuſammengehen, deren Grundlage die
Unter=
ſeebootfrage iſt.
OM
Für die uns anläßlich unſerer
Vermählung erwieſenen
Auf=
merkſamkeiten ſprechen wir
hier=
durch unſeren herzlichſien Dank
aus.
Fritz Schönwolf und Frau
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Alsbach, 23. Oktober 1929. (
Am 23. Oktober feierten die Eheleute
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Aus Anlaß meines 25 jährigen Dienſtjubiläums ſind
mir ſo viele Ehrungen und Aufmerkſamkeiten zuteil
geworden, daß es mir unmöglich iſt, allen Beteiligten
perſönlich zu danken. Ich erlaube mir daher allen,
welche meiner ſo warm gedacht, hiermit herzlichſten
Dank auszuſprechen.
Darmſtadt, Schwanenſtraße 39.
Phil. Stein, Geſchäftsführer.
R
Dankſagung.
Für die aufrichtige Teilnahme, ſowie für die
vielen Kranzſpenden und allen denen, die unſerem
innigſigeliebten Entſchlafenen die letzte Ehre
erwieſen haben, ſagen wir unſeren herzlichſten
Dank. Beſonders danken wir Herrn Pfarrer
Schott für die troſtreichen Worte am Grabe.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 295
Donnerstag, den 24. Oftober 1929
Seite 5
der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, 24. Oktober.
* Potkrälausſtellung im Kleinen Haus.
Das Foher des Kleinen Hauſes zeigt zur Zeit eine Reihe von
Vorträtzeichnungen von Angehörigen des Landestheaters. Es iſt eine
große Anzahl von Damen und Herren ſowohl der Oper als auch des
Schauſpiels, die der Jugenheimer Maler Bialla im Laufe dieſes
Jahres (ſämtliche Bilder tragen die Jahreszahl 1929) gezeichnet hat.
Die Bilder, die an der Brüſtung des Rundganges aufgehängt ſind —
was die Beleuchtung nicht beſonders gut wirken läßt und auch für den
Beſchauer etwas beſchwerlich iſt —, überraſchen durch eine faſt
photo=
graphiſch getreue Wiedergabe der meiſten Köpfe, wenn auch eine
ge=
wiſſe Starrheit hie und da beobachtet werden muß. Es iſt unmöglich,
die Namen aller Künſtler hier zu nennen. So ſeien nur einige wenige
erwähnt: Elſe Knott, Erwin Palm, Theo Herrmann, Werner Hinz,
Nenato Mordo, Carl Ebert, Roſe Landwehr, Carl Maria Zwißler,
Karl Böhm, Regina Harre, Kurt Weſtermann, Beſſie Hoffart, Käthe
Gothe, Carl Bamberger, Käte Walter, Paul Maletzki, Anna Jacobs,
Inge Conradie, Arthur Rabenalt, Hans Komregg, Martha Liebel,
Irene Scheinpflug, Carl Stralendorf, Franz Tibaldi, Bernh. Minetti,
Heinrich Kuhn, Hans Baumeiſter. Die Reihe wird von links her
be=
gonnen mit einem gut gelungenen Selbſtbildnis des Künſtlers; ſie
wird beſchloſſen durch ein Bildnis Fritz Valks (warum ſchreibt, man
Falk?), das uns ein wenig zu ſehr in die Ecke gerückt zu ſein ſcheint.
Die Ausſtellung wird allen denen, die ſich für unſer Landestheater
und die an ihm wirkenden Kräfte intereſſieren, werwoll und
inter=
eſſant ſein.
— Ernannt wurde am 24. September 1929 der Bergrat Dr.=Ing.
Sauer bei der Bergwverksdirektion Wölfersheim vom 1. Oktober an
unter Belaſſung ſeiner ſeitherigen Amtsbezeichnung zum Vorſtand der
Bergwerksdirektion Wölfersheim.
— Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die Kirchenregierung
wurde dem Pfarrer Wilhelm Mayer zu Steinbach a. T. die
evan=
geliſche Pfarrſtelle zu Fürth (Dekanat Erbach) übertragen.
— Techniſche Hochſchule. Das Winterſemeſter 1929/30 hat begonnen.
Vorleſungen allgemein bildender Art über Geſchichte und Literatur,
Philoſophie, fremde Sprachen, Volkswirtſchaftslehre, Rechtswiſſenſchaft,
Naturwiſſenſchaften u. a. können aus dem Stundenplan, der im
Erd=
geſchoß der Hochſchule aushängt, erſehen werden; auch iſt der
Stunden=
plan beim Pförtner der Hochſchule für 30 Pfg. erhältlich. Der Beſuch
einzelner Vorleſungen und Uebungen nach freier Wahl kann auch
ſol=
chen Herren geſtattet werden, die bereits in einem Lebensberuf tätig
ſind. Damen können ebenfalls vom Rektor zu einzelnen Vorleſungen
und Uebungen als Gäſte zugelaſſen werden. Einſchreibungen finden
noch bis einſchließlich Mittwoch, den 6. November, im Sekretariat
(Zimmer 210) vorm. 9—12 Uhr. ſtatt.
— Heſſiſches Landestheater. Heute Donnerstag gelangt Paul
Hindemiths luſtige Oper „Neues vom Tage” um 20 Uhr im
Großen Haus unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm mit
der erfolgreichen Premierenbeſetzung (Landwehr, Stralendorf,
Stadel=
maier, Loewen, Vogt) zur Aufführung. (Miete C.)
Morgen Freitag wird Kleiſts Luſtſpiel „Amphitryon” in der
Inſzenierung Carl Eberts um 20 Uhr im Großen Haus wiederholt.
In den Hauptrollen: Ebert, Conradi, Nürnberger, Minetti, Pfaudler,
Gothe. (Miete D.)
„Der Poſtillon von Lonjumeau” komiſche Oper von
Adam, wird morgen Freitag im Kleinen Haus unter muſikaliſcher
Leitung von Carl Bamberger in Szene gehen. Die Titelpartie ſingt
erſtmals Otto Stadelmaier. In den übrigen Hauptrollen: Walter,
Kuhn, Vogt, Neh. (Zuſatzmiete V.)
Die beiden letzten Aufführungen der vielbeſprochenen „
Drei=
groſchenoper” von Brecht und Weill finden am Samstag, den
26. Oktober, und Sonntag, den 27. Oktober, jeweils um 20 Uhr, im
Kleinen Haus bei kleinen Preiſen mit der bekannten Beſetzung ſtatt.
Vorverkauf an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes. (Samstag R,
Gruppe 1 und 2, Sonntag R, Gruppe 3 und 4, Darmſtädter
Volks=
bühne.)
Der fliegende Holländer” gelangt am Samstag, den
26. Oktober, um 19.30 Uhr, im Großen Haus unter muſikaliſcher
Lei=
tung von Dr. Karl Böhm mit Komregg, Varena, Herrmann, Grahl,
Liebel und Bunſel zur Aufführung.
„Der Troubadour” von Verdi wird in der erfolgreichen
neuen Einſtudierung und Inſzenierung am Sonntag, 77. Oktober, um
19 Uhr im Großen Haus erſtmals wiederholt. Heute Donnerstag
be=
ginnt der Vorverkauf.
Das erſte Sonderkonzert im Landestheater bringt unter
muſikaliſcher Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm am
Montag, den 28. Oktober, außer der Kleinen Spielmuſik von
Hinde=
mith, der Nordland=Rhapſodie von Joſeph Marx und der Hary
Janos=Suite von Zoltan Kodaly auch den „Till
Eulenſpie=
gel” von Richard Strauß zur Aufführung.
— Uraufführung=Verlegung. Die urſprünglich für den 29. Oktbr.
vorgeſehene Uraufführung im Großen Haus des Heſſiſchen
Landes=
theaters „Opfer”, (eine Judith=Legende), Schauſpiel von Profeſſor
Dr. de Marnay Baruch, mußte verlegt werden und findet jetzt am
Mittwoch, 30. Oktober, ſtatt.
— „Friederike”, Lehärs Meiſteroperette, in Darmſtadt. Ab heute
Donnerstag, abends 8.15 Uhr, beginnt im Orpheum das Berliner
Operetten=Enſemble, beſtehend aus ehemaligen Mitgliedern des
Ber=
liner Metropol=Theaters, mit Kammerſänger Barowſky an der Spitze,
ſein hieſiges Gaſtſpiel, welches nur drei Tage, bis Sonntag, 27. Okt.,
währt. — Die Operette „Friederike”, welche bekanntlich Goethes
Be=
ziehungen zu Friederike von Seſenheim behandelt, das Wertvollſte, was
Lehär bisher aus der Fülle ſeiner muſikaliſchen Erfindungsgabe
ſchöp=
fen konnte. Welch ſtürmiſcher Erfolg zum Beiſpiel dem Liede „O
Mädchen, mein Mädchen, wie lieb ich dich” beſchieden iſt, wird die
Aufführung mit Kammerſänger Barowſky als Goethe
zei=
gen. Wie in allen Großſtädten, in denen das Verliner Operetten=
Enſemble ſeither gaſtierte, wird auch die „Friederike” in Darmſtadt
eine herzliche Aufnahme finden. Karten ſind im Vorverkauf bei De
Waal (Rheinſtraße 14), ſowie im Verkehrsbureau (Ernſt=Ludwigsplatz)
von 1—3,50 Mark erhältlich. (S. Anz.)
— Drittes Akademie=Konzert. Die Wohlfahrtsorganiſationen ſowie
Kleinrentner und Kriegsbeſchädigte können zu dem am Donnerstag,
31. Oktober, 17 und 20 Uhr, im Großen Saal des Städtiſchen
Saal=
baues ſtattfindenden dritten Akademiekonzert Karten zu 50 Pfg. im
Sekretariat der Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße 36, gegen
Ausweis in Empfang nehmen.
— Volkshochſchule. Der Lehrgang für
Handfertigkeits=
übungen, geleitet von Herrn Studienrat Engroff, beginnt am
Freitag, 20 Uhr, im Gewerbemuſeum. Der Lehrgang bezweckt, in
praktiſcher Arbeit in die verſchiedenen Techniken der kunſtgewerblichen
Metallbearbeitung einzuführen. — Am Freitag beginnt ferner Frau
Ollendorf=Weil ihren Lehrgang in Sprechtechnik im
Saale 182 der Techniſchen Hochſchule. Durch zweckmäßige Uebungen
ſoll ein lauteres Sprechen erzielt und zu richtigem Stimmgebrauch
an=
geleitet werden. Anmeldungen werden zu allen Lehrgängen in
der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17,
entgegen=
genommen.
— Mozart=Verein. Die neue Revue „Drinnen und
Drau=
ßen”, die Arno Egelaſa wiederum dem Mozartvrein gewidmet hat,
und die mit erſten Kräften am Samstag, 9. November, im Städtiſchen
Saalbau zur Aufführung kommt, zeigt mit Humor und Satire das
Darmſtädter Leben in 14 Bildern: Winterkälte — Alles Natur —
Abendſpaziergang — Frühling an der Bergſtraße — Der
Oberbürger=
meiſter — Kinderglück — Finanzamt — Pyjama — Rhein oder Darm?
— Rheinſtraßbummel — Zukunftstraum — Darmſtadt bei Nacht —
Neues vom Tage — Sängerfeſt. Das Ganze, muſikaliſche von
S. May geleitet, durch Sang und Tanz belebt, wird flott abrollen.
An die Revue ſchließt ſich ein Ball an, zu dem das Stadtorcheſter
auflpielt. (Näheres werden die Anzeigen beſagen.)
Die Bluttat in Schönnen vor dem Schwurgericht.
p. Wiederum ein ſtarker Andrang des Publikums im Saale und
auf den Galerien. Neben dem Sitze des Staatsanwalts auf einer
großen Tafel ein vom polizeilichen Erkennungsdienſt gefertigter
Grund=
riß des Erdgeſchoſſes des Wohnhauſes Wacker=Walter im Maßſtabe
von 1:20.
Die Anklage vertritt Oberſtaatsanwalt Dr. May, die Verteidigung
führt Rechtsanwalt Neuſchäffer.
Die Verhandlungen leitet Landgerichtsrat Weiß.
Kopf an Kopf gedrängt ſtehen bei Aufruf die geladenen Zeugen;
einzelne, wie Verwandte des Angeklagten, ſind teils unter Anführung
perſönlicher Gründe, teils unter Verweigerung des Zeugniſſes, nicht
erſchienen.
Eine Reihe von Zeugen wird für heute wieder entlaſſen.
Es ſind vier Sachverſtändige zur Stelle: Kreisarzt Dr. Höfling
von Erbach, prakt. Arzt Dr. Bergſträßer von da, Dr. Popp=Frankfurt
am Main, Medizinalrat Kinsberger vom Landgraf=Philipp=Hoſpital.
Der Angeklagte Karl Wacker iſt in Darmſtadt 1897 geboren; er
iſt Landwirt, ſeit 5. März (dem Tage der Tat) in Unterſuchungshaft.
Die Anklage legt ihm den Mord ſeiner Ehefrau und weiter einen
Mordverſuch gegenüber dem Schwiegervater zur Laſt.
W. hat die Oberrealſchule in Darmſtadt und dann das Eliasſche
Inſtitut beſucht. Vier Jahre war er in der Folge in einem ſtrengen
Internat am Bodenſee, das ihm nicht zuſagte. Dann war er in der
bäterlichen Fabrik in Nieder=Ramſtadt Lehrling und Schüler der
Kauf=
männiſchen Fortbildungsſchule in Darmſtadt. Nach Beendigung der
Lehrzeit, kurz vor Kriegsausbruch, war er zwei Jahre in einer
Tech=
niſchen Schule in Offenbach. Zur Schlußprüfung wurde er dort nicht
zugelaſſen. Wie ſeinerzeit am Bodenſee trug er ſich mit
Selbſtmord=
gedanken; er kaufte eine Parabellumwaffe und wollte mit dem Leben
Schluß machen. Der Verſuch, ſich zu erſchießen, ging fehl. W. wollte
das Einjährigen=Examen machen, um hernach ins Feld zu kommen.
Er legte die Prüfung an der Realſchule in Groß=Gerau ab und wurde
zur Fernſprechabteilung eingezogen. Er war im Weſten und in
Ita=
lien, wurde nicht verwundet oder verſchüttet. Im Februar 1919 kam
er zur Entlaſſung und wurde Landwirtſchaftseleve in Reinheim. Nach
ſeiner Angabe hatte er keinen Familienanſchluß dort; es habe ein
rauher Ton da geherrſcht; er ſei eigentlich Knecht geweſen. Vom
Win=
ter 1919 ab beſuchte er in Darmſtadt die Winterſchule zwei Jahre.
Dann war er Volontär bei Profeſſor Schönberger in Rodau.
Den Verkehr mit Mädchen will W. gemieden, auch nicht getrunken
und wenig geraucht haben. Mit Politik oder Bücherleſen beſchäftigte
er ſich nicht, nähere Freunde beſaß er nicht. Im Herbſt 1920 kam er
zum erſten Male nach Schönnen. Die Verlobung fand am 18. Sept.
1920, dem Geburtstage der ſpäteren Frau, ſtatt. W. ſagt, die Eltern
Walter ſeien mit der Verlobung nicht einverſtanden geweſen; man
habe ihn als „Städter” angeſehen, der ſich in ländliche Verhältniſſe
eindrängen wolle. In der Verlobungszeit kam es einmal zu
Differen=
zen. Die ſpätere Frau warf W. den Ring vor die Füße, der nach
Hauſe ging. Auf gute Worte ließ W. ſich zur Rückkehr beſtimmen.
Am 1. Oktober 1921 fand die Heirat ſtatt. Das Gut wurde der Tochter
zu 60 000 Mark angeſchlagen und den Schwiegereltern ein
Auszugs=
recht eingeräumt. Am 3. Februar 1922 ſchloſſen die Ehegatten einen
Ehevertrag ab. In den erſten Jahren der jungen Ehe kam es wegen
wirtſchaftlicher Dinge, wegen oft ganz harmloſer Sachen, zu
Differen=
zen; der Grund lag wohl in dem nach W.s Anſicht rückſtändigen
Be=
trieb. Das ſtändige Perſonal waren zwei Knechte und zwei Mädchen.
W. begann ſofort mit Anſchaffung von Maſchinen und einem
Schup=
penbau. Die Frau ſei eine kalte Natur geweſen, meint W. Die Ehe
blieb kinderlos. Das Verhältnis zur Schwiegermutter bezeichnet W.
als gut, wegen Anſchaffungen maſchineller Art ſtand dieſe auf W.s
Seite. Das Verhältnis zum Schwiegervater ſei kalt geweſen. Dieſer
ſei bis 1927 der Betriebsleiter geblieben. Seine Frau habe zu
ver=
mitteln geſucht. W. war im Gegenſatz zum Schwiegervater mehr für
die Viehwirtſchaft und Weidewirtſchaft; er hatte in dem 220
Einwoh=
ner zählenden Schönnen ſo gut wie keinen Verkehr, nach ſeiner
An=
ſicht auch die Frau nicht; „man bot ſich mit den Einwohnern nur die
Zeit. Im Jahre 1928 (Herbſt) dachte W. daran, vom Gute
wegzu=
gehen und unterhandelte mit der Landwirtſchaftskammer. Er wollte
in die Fabrik in Nieder=Ramſtadt eintreten, und begründete dieſe
Ab=
ſicht mit der landwirtſchaftlichen Notlage. Vater W. und Onkel rieten
aber zu, in Schönnen zu bleiben, und ſo fiel der Plan.
Hohe Preiſe in der Landwirtſchaft hat W. nach ſeiner Angabe
ge=
fordert, aber er habe auf gute Qualität der Ware gehalten;
dement=
ſprechend habe er auch die Preiſe gehalten.
Die Piſtole aus der Militärzeit lag im Lederetui immer im
Nacht=
tiſchchen. Beim Weggehen pflegte er die Waffe zu ſich zu ſtecken, was
im Hauſe bekannt war.
Da Kinderſegen trotz Konſultation von Aerzten nicht eintrat,
wurde einer Kindesannahme nähergetreten. W. will aber da keine
ſpekulativen Abſichten gehabt haben. Ein Kind Alfred wurde in Pflege
genommen.
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— Wanderabteilung der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Als nächſte
Wanderung findet am Sonntag, den 27. Oktober, ein Gang in unſere
ſüdlichen und ſüdöſtlichen Waldungen ſtatt, wofür Turner Krickſer
die Führung übernommen hat. Auf 7.45 Uhr iſt die Zuſammenkunft
am Turnhaus feſtgeſetzt. Der Marſch geht dann zunächſt nach dem
Bordenberg. Im Kurhaus Trautheim gedenken wir Frühſtücksraſt zu
halten. Die Geſamtmarſchzeit beträgt etwa fünf Stunden; wir
wer=
den um 3 Uhr wieder an der Turnhalle eintreffen, woſelbſt unſer
Vereinswirt ein gutes Mittageſſen zum Preiſe von 1 Mark zu
verab=
folgen bereit iſt. Schon der Name des Führers bürgt für eine ſchöne
Wanderung, und auch deshalb hofft der Wanderausſchuß, die
Mitglie=
der jeder Altersklaſſe zahlreich begrüßen zu können.
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Am 4. März (dem Vortag der Tat) gingen von 12 Ferkeln 8 ein.
Am 5. März war W. im Stall zum Füttern, als ihm gemeldet wurde,
daß eine Kuh kalbe. W. war ärgerlich, daß der Schwiegervater davon
vorher nichts mitgeteilt hatte. Die Frau bat ihn, wegen des
ſchlafen=
den Kindes doch nicht laut zu ſein. Mit der Schwiegermutter kam er
in eine Auseinanderſetzung; „ſie ſei ganz wild geweſen”, erklärt W.,
und da habe er ihr gedroht, ihr einen Milchhafen an den Kopf zu
werfen. Darüber ſtellte die Frau den Angeklagten zur Nede und machte
ihm Vorhalte.
Später kam der Schwiegervater aus ſeinem Schlafzimmer, er wurde
heftig, W. erwiderte; da erſchien Frau W. und wollte den Streit
ſchlichten. W. ging ins Freie und will da ein Geſpräch zwiſchen ſeiner
Frau und dem Schwiegervater gehört haben. Frau W. ſagte ſpäter zu
W. plötzlich im Schlafzimmer, ſie fahre nach Nieder=Namſtadt; dann
habe ſie nach W.s Angabe geſagt, ſie wolle nichts mehr mit ihm zu
tun haben, ſie beantrage noch heute die Scheidung. W. hatte beim
Umziehen den Revolver in die Taſche geſteckt. Die Frau eilte auf den
Flur. W. gerät hier in Widerſprüche mit früheren Erklärungen; er
will ſich auf nichts mehr erinnern. Früher (5. März und ſpäter) hat
er zu Protokoll erklärt, es werde wohl ſtimmen, daß er auf ſeine
Frau geſchoſſen habe. Schwiegervater und ſeine Frau hätten ihn an
den Armen gehalten und niederzudrücken verſucht, was ihnen auch
ge=
lungen ſei. Seine Frau habe gerufen: „Mutter, hilf mir doch, er
macht mich tot!“
Heute erinnert ſich W. nur, daß die Schwiegermutter geſagt habe,
die arme, gute Sofie iſt tot; er habe darauf zum Schwiegervater
ge=
ſagt: „Daran biſt du ſchuld!”
Den Gendarmen hat W. ſpäter, wie er angibt, auf ihren Vorhalt
geſagt, das habe er nicht gewollt, er habe nicht mit Ueberlegung
ge=
handelt.
W. erklärt, em Selbſtmord des Schwiegervaters ſei
er nicht ſchuld.
Nach einer Mittagspauſe wird in die Beweisaufnahme eingetreten.
Die Schwiegermutter iſt zur Ausſage bereit; ſie ſchildert die am 18.
September 1898 geborene einzige Tochter als ein ordentliches,
tüchti=
ges, intelligentes Mädchen, das viel las. Den Angeklagten lernte die
Tochter in Lauerbach kennen, wo er zu Beſuch weilte. Sie fand
Ge=
fallen an ihm und lud ihn zu den Eltern ein. Angeſichts gefaßter
Neigung wollten die Eltern einer Verbindung nicht entgegen ſein.
1920 fand die Verlobung ſtatt und Angeklagter blieb auf dem Gutshof,
W. ſchien ihr etwas voreilig, hatte Schwierigkeiten mit dem Perſonal
und pflegte es anzuhauchen. Die Tochter ſuchte immer auszugleichen,
und der Verlobte ließ ſich von ihr leiten. Nach einem Jahr fand die
Hochzeit ſtatt. Ab und zu gab es in der Ehe Differenzen. Die
Zeu=
gin ſtand gut mit dem Schwiegerſohn. Wegen Kleinigkeiten kam es
aber mit dem Schwiegervater oft zu Differenzen. Die Maſchinen
koſte=
ten Geld, und das wurde von Nieder=Ramſtadt beſchafft. Das
Ver=
hältnis unter den Eheleuten hat ſich nach Anſicht der Zeugin bis
zu=
letzt nicht verſchlechtert. Die Tochter litt ſehr unter der
Kinderloſig=
keit, der Angeklagte ſprach ſich aber gegen Kinder aus, die koſteten zu
viel. Am 1. Oktober 1928 wurde ein vier Wochen altes Kind in
Pflege genommen. Fünfzig Mark monatlich zahlte der Kindesvater
an Pflegegeld; die Hälfte davon erhielt der Angeklagte. Wegen der
Unterbringung von Kuh mit Kalb gab es zwiſchen W. und dem
Schwiegervater am 5. März Differenzen. Auf einmal ſagte W. zur
Schwiegermutter, wenn ſie ihr Maul nicht halte, ſchlage er ihr den
Milchhafen gegen den Kopf. So war W. der Zeugin — wie ſie ſagt —
noch nicht entgegengetreten. Die Tochter kam hinzu und fragte nach
der Urſache des Vorfalls, über den ſie ſich aufregte. Die Tochter
äußerte, ſie wolle doch einmal nach Nieder=Ramſtadt fahren (um ſich
da auszuſprechen), was ihr die Mutter widerriet. Die Tochter wollte
jedenfalls nicht mit dem Mann zuſammen dahin fahren. Auf einmal
hörte die Mutter aus dem Schlafzimmer den Ruf: „Hilf mir, Mutter,
er macht mich tot!” Aber das Schlafzimmer war
verſchloſ=
ſen. Die Zeugin rief noch ſchnell den Ehemann und den Knecht zur
Hilfe. In die Küche trat aus dem Schlafzimmer, nordürftig gekleidet,
die Tochter mit dem Rufe: „Mutter, geh’ durch!” W. hatte den
Ne=
volver in der Hand, die Mutter hörte die Schüſſe. Im Wohnzimmer
traf die Zeugin die Tochter ſtarren Blicks, die auf dem Sofa tot
zu=
ſammenbrach. Der Knecht hatte inzwiſchen W. überwältigt.
Am 9. Mai hat der Vater der Frau, wohl aus Gram, Hand an
ſich gelegt.
Aus einer Frage des Verteidigers geht hervor, daß Angeklagter
durch Börſenſpekulationen eine ſehr große Summe verloren hatte.
Der Knecht Peter Walter beſtätigt, daß W. zweimal mit dem
Re=
volver direkt auf ſeine Frau gezielt hat.
Der Unterſuchungsrichter hatte bei der erſten Vernehmung in
Michelſtadt einen abſolut ungünſtigen Eindruck von W., der ſich
ver=
ſtockt zeigte. Eine richtige reumütige Erſchütterung über die Tat
offen=
barte W. nicht. Es war für den Nichter unmöglich, dem Angeklagten
irgend nahezukommen.
Heute vormittag 9.15 Uhr wird weiter verhandelt.
— Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft hat für ihre
nächſte Veranſtaltung am Montag, 28. Oktober, 8 Uhr, den Wiener
Schriftſteller Robert Neumann — nicht zu verwechſeln mit
Alfred Neumann — zum Vortrag eigener Werke gewonnen. Neben
den Romanen „Die Peſt von Lianora” und „Sintflut” haben vor
allem die köſtliche Parodien=Sammlung „Mit fremden Federn” Robert
Neumanns Namen bekanntgemacht. Der Abend wird unter dem
Stich=
wort „Literariſche Parodien” ſtehen. — Akuſtik und
Größen=
verhältniſſe machen in Darmſtadt die Auswahl eines Saales für
lite=
rariſche Abende ſchwierig. Auf mehrfachen Wunſch wird der nächſte
Abend verſuchsweiſe im „Fürſtenſaal” ſtattfinden, wenn hierbei auch
eine gewiſſe Verſchiebung der Plätze eintreten muß. (S. Anz.)
Die Elekkro=Gemeinſchaft Dgraftadk.
eine Werbegemeinſchaft, die ſich aus der Heſfiſchen Eiſenbahn A. G.
und dem größten Teil der bei ihr konzeſſionierten Inſtallateuren
zu=
ſammenſetzt, veranſtaltete am Dienstag, den 22. Oktober, abends 8 Uhr,
im Saalbau einen Vortrag mit dem Thema: „Gute und zweckmäßige
Beleuchtung im Haushalt — die Forderung der Zeit”.
Die Begrüßung erfolgte durch den Vorſitzenden, Herrn
Ober=
ingenieur Herzog, von der Heag, der in kurzen Umriſſen Zweck und
Ziel der Elektro=Gemeinſchaft Darmſtadt erläuterte, und hierauf dem
Vortragenden, Herrn Ingenieur Wild aus Berlin, das Wort
er=
teilte.
Der Redner zeigte anhand von Lichtbildern zuerſt verſchiedene
Be=
leuchtungsmöglichkeiten und erklärte, worauf es ankommt, um eine
gute und richtige Beleuchtung zu erzielen. Des weiteren wurde
ge=
zeigt, wie gerade in den Wirtſchaftsräumen des Haushalts, wie Küche,
Speiſekammer, Badezimmer, Treppenhaus, Waſchküche, Keller uſw. faſt
immer eine unzureichende Beleuchtung anzutreffen iſt, und hier
unbe=
dingt Abhilfe geſchaffen werden müſſe. Zu dieſem Zweck werden von
ſeiten der zugelaſſenen Inſtallateure in der nächſten Zeit in ſämtlichen
Haushaltungen Beſuche gemacht, wobei auf Wunſch koſtenlos und
un=
verbindlich eine Probebeleuchtung aufgehängt wird. Anhand eines
gezeigten Lichtbildes wurde zum Schluß ein ſehr intereſſanter
Ver=
gleich der Koſten für eine Zigarette mit den Stromkoſten aufgeſtellt,
wobei ſich ergab, daß die Koſten einer Zigarette den Koſten für eine
10—15ſtündige Beleuchtung gleichkommen.
Eine aufgebaute Muſterküche zeigte in draſtiſcher Weiſe eine gut
und ſchlecht beleuchtete Küche. — Mit dem Vortrag war noch eine
Freiverloſung von Küchenleuchten verbunden, die großen Anklang fand.
In Anbetracht des großen Intereſſes, das der Vortrag bei den
zahl=
reichen Anweſenden erweckt hat, wird der Vortrag am Donnerstag,
den 21. November — ebenfalls mit Freiverloſung von Küchenleuchten
— wiederholt.
Bühnenvolksbund. Heute abend 8 Uhr tagt in der Aula des
Realgymnaſiums unſere Mitgliederverſammlung, zu der unſere
Mit=
glieder gegen Vorzeigen ihrer Mietkarte Einlaß haben. Freunde können
durch Mitglieder eingeführt werden.
Brefigſten.
Jeder Anſrage iſt die letzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonzme Anfrogen werdes
nicht beantwortet. Die Beantworſung erfelgt ohne Nechtisverbindlichkelt.
— Hausfrauenbund. Für den Kochkurſus von Frau Weiſhe
werden noch Anmeldungen Wienersſtraße 93,I. bis Donnerstag, den
24. Oktober, angenommen. Ab Freitag Anmeldungen in unſerer Küche,
Heidelberger Straße 46 (Eingang Wilhelmſtraße), auch für Einzeltage.
J. M. in R. Gegen nackte Schnecken in Kellern empfiehlt ſich das
Streuen von ungelöſchtem, gebranntem Kalk, auf trockenem Boden,
auch Häckſel, ſolange es trocken bleibt. Gelberübeſcheiben als Lockmittel
legen und dann öfters die Schnecken ableſen.
E. L. D. Wenden Sie ſich in dieſer Angelegenheit an die
Schrift=
leitung der Königsberger Allgemeinen Zeitung.
SCHUH-
EMAHEITS
PREISE
Schuh- Ses. m
H.
6581e
[ ← ][ ][ → ]Seite 6
Nummer 295
Donnerstag, den 24 Okober 1929
Zu den Wahlen am 17. Rovember.
Wahlvorſchlag der Zenkrumsparkei Darmſtadt
für die Stadkrakswahl 1929.
Kennwort: Zentrum.
1. Viktor Geißner, Rechtsanwalt und Notar; 2. Johann
Weſp, Gewerkſchaftsſekretär und M. d. L.; 3. Karl Blümlein,
Weißbindermeiſter; 4. Ludwig Merkel, Betriebsinſpektor; 5. Eva
Maria Keßler; 6. Hermann Bach, Regierungsrat; „7. Karl
Stamm, Reallehrer; 8. Baronin von Kunowski; 9. Otto
Frühwein, Stuckateurmeiſter; 10. Katharina Mergler; 11.
An=
ton Ritter, Kulturbauinſpektor; 12. Wilhelm Kiefer, Schloſſer;
13. Fritz Ehrhardt, Oberbrandmeiſter; 14. Maria Dries;
15. Wilhelm Leyerer, Polizeihauptamnn; 16. Joſef Kühn,
Kaufmaen; 17 Lina Simmer, Lehrerin; 18. Franz Wolf,
Oberſteuerinſpektor; 19. Eliſabethe Troſt: 20. Leo Kocks, Dr.,
Arzt: 21. Aloyſe Küchle; 22. Heinrich Baumann, Buchhalter;
23. Otto Meller, Dr., Miniſterialrat.
Uir die elsſagsnif 12en.
Kennwort: Zentrum.
1. Eduard Kemmerer, Obervermeſſungsſekretär, Darmſtadt;
2. Heinrich Baumann. Buchhalter, Darmſtadt; 3. Joſef Saul,
Notieter. Arheilgen b. D., 4. Heinrich Heyder, Bankdirektor,
Darmſtadt.
* Aus den Darmſtädter Lichiſpieliheakern.
* Helia.
Meher=Förſter hat es dem Filmregiſſeur nicht leicht gemacht, einen
Film zu drehen, der nicht nur ſentimental, ſondern, wenigſtens in
ge=
wiſſem Maße, wertvoll iſt. Ernſt Lubitſch, der zurzeit in Hollywood
tätige deutſche Filmregiſſeur, hat die Möglichkeiten, die ihm gegeben
waren, auf das beſte ausgenutzt. Nicht, daß der Film „Alt=
Heidel=
berg”, eine Produktion der Metro=Goldwyn=Mayer, nun das
Senti=
mentale vollſtändig abgeſtreift hätte. Das läßt das ganze Sujet:
Heidel=
berg, Frühling, Studententreiben, nicht zu. (Und doch hat die ſchwere
Zeit nach dem Kriege und vieles andere dahin gewirkt, daß ſich das
Ant=
litz der Studentenzeit gewandelt hat. Man darf aber nicht vergeſſen,
daß der Film ein amerikaniſches Produkt iſt.) Recht amüſant und
ge=
ſchickt iſt zu Beginn des Filmes die Ankunft des jugendlichen Erbprinzen
dargeſtellt: tiefe, immer wiederholte Bücklinge, ernſthafte Geſichter,
ge=
ſchwenkte Zylinder. Unter der Begleitung des alten Fürſten eine Reihe
guter und intereſſanter Geſichter. Das Heranwachſen des Prinzen, ſehr
knapp und gut dargeſtellt, findet erkennbaren Ausdruck im beſtandenen
Examen — auch hier hat Lubitſchs Regie recht nett gearbeitet — auf
Grund deſſen der Prinz dann nach Heidelberg geht. Der Handlung ſind
Grenzen vorgeſchrieben, die ſie ziemlich genau einhält, wenn auch immer
wieder einmal ein geſchickter Einfall belebt. Vielleicht hätte das Ende
des Filmes etwas ſtraffer zuſammengehalten werden können. Die
Haupt=
perſonen werden dargeſtellt durch Namon Novarro, den beliebteſten
ame=
rikaniſchen Filmſchauſpieler (wohlgemerkt: in Amerika) und Norma
Shearer. Beides Geſichter, die den deutſchen Zuſchauer vielleicht nicht
ganz befriedigen können, die aber rein filmiſch Wertvolles leiſten. Auch
die übrigen Rollen ſind gut beſetzt, ſo daß der Film insgeſamt als
ſorg=
fältige und umſichtige Arbeit Ernſt Lubitſchs wohl Beachtung verdient.
— Im Beiprogramm läuft neben zwei kurzen und inhaltloſen
Luſtſpiel=
filmen ein Kulturfilm: „Moderner Flugzeugbau”, ſowie die neueſte
Emelka=Wochenſchau, in der u. a. Bilder vom Grabe Streſemanns und
von der Rundfunkrede Severings gegen das Volkbegehren enthalten ſind.
sch.
Aus den Parkeien.
— Der Landes=Frauenausſchuß der
Deutſchnatio=
nalen Volkspartei tritt nächſten Montag, 2. Oktober, zu
zwei Sitzungen in Darmſtadt zuſammen. Die erſte ſoll um 10.15 Uhr,
die zweite (erweiterte) um 11 Uhr beginnen. In beiden
Veranſtaltun=
gen wird die Vorſitzende des Reichs=Frauenausſchuſſes, Frau
Studien=
rat Annagrete Lehmann, M.d.R., ſprechen. Nachmittags 3.30 Uhr
beginnt die geſellige Zuſammenkunft unſerer Frauen bei „Sitte”, zu
der alle Mitglieder und Freundinnen unſerer Sache hiermit herzlichſt
eingeladen ſind. Unſere Landtagsabgeordnete Frau Heraeus hat
einen Vortrag zugeſagt. Um 6.10 Uhr nachmittags gemeinſame Fahrt
nach Worms, wo Frau Reichstagsabgeordnete Lehmann in großer
öffentlicher Kundgebung ſpricht. Schon heute liegen Anmeldungen
außerheſſiſcher Vertreterinnen vor, und hoffen wir auch auf einen
regen Beſuch von ſeiten unſerer heſſiſchen Frauen, denen die Tagung
gewiß reiche Anregung bringen wird.
— Am Samstag, den 26. Oktober, Verſammlung der Nat.=Soz.
Deutſchen Arbeiterpartei in der Woogsturnhalle. Redner:
Reichstagsabgeordneter Joſef Wagner=Bochum. (Näh. ſiehe Anz.)
Sligmen aus dem Leſerkreiſe.
Gür die Veröſfentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Nedaltlon leinerlei Ven
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
ir Cinſender verantwortich.) — Gnſendungen, die nicht verwendet werden, ichnnen nich
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
— Das bedeutendſte Kunſtwerk, das Darmſtadt in ſeinen Mauern
birgt, iſt, die Madonna von H. Holbein. Ein ſolches Bild
ungeſtört beſichtigen zu können, iſt immer wieder ein Erlebnis nicht
gewöhnlicher Art. Nun iſt ja eine Beſichtigung am Ende der
Führun=
gen im Schloßmuſeum vorgeſehen. Dies entſpricht aber weder der
Bedeutung eines ſolchen Kunſtwerks noch dem Bedürfnis weiter Kreiſe.
Das Bild ſollte zu beſtimmten Stunden für ſich zu ſehen ſein, ohne
daß man vorher ganz andersartige Muſeumsgegenſtände zu betrachten
und dem Drängen des Führers zu folgen genötigt iſt; wenn möglich
für ein ganz geringes Eintrittsgeld. Das Erfreulichſte wäre, wenn
das Kunſtwerk alljährlich immer einmal längere Zeit als Leihgabe im
Muſeum ausgeſtellt werden könnte.
F.
Nachdem jetzt Darmſtadt auch eine Verkehrsregelung bekommen hat,
möchte ich mir erlauben, auf einen Mißſtand hinzuweiſen, der mir beim
täglichen Befahren auffällt und deſſen Abſtellung nicht allzuſchwer ſein
dürfte. Warum dürfen Fahrzeuge aller Art ſich in der Ernſt=Ludwig=
Straße auf beiden Seiten aufſtellen und fo die Durchfahrt beinahe
un=
möglich machen?. Vielleicht genügt dieſe Anregung, um da Abhilfe zu
ſchaffen. Man könnte ja einen der zuſtändigen Herren ein paar Tage
auf dem großen Büſſing der Linie Heidenreichſtraße—Schloß mitfahren
laſſen, damit er ſich von der Unhaltbarkeit des jetzigen Zuſtandes
über=
zeugt.
Einer, der jeden Tag dieſer Geſchicklichkeitsprüfung der
Omnibus=
ſchaffner zuſehen muß.
Tageskalender für Donnerstag, den 24. Oktober 1929.
Heſſ. Landestheater Großes Haus, Anfang 20 Uhr, ( 5:
„Neues vom Tage‟. — Kleines Haus: Keine Vorſtellung. —
Or=
pheum: Geſchloſſen. — Meßplatz, 19.30 Uhr: Vorſtellung des
Zirkus Sarraſani. — Konzerte: Schloßkaffee Rheingauer
Weinſtube. — Kinovorſtellungen: Union=Theaten, Helia.
Aus Heſſen.
Ueberſeeiſche Auswanderung aus Heſſen.
Bekanntlich hatte die überſeeiſche Auswanderung aus Deutſchland
in den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
einen recht hohen Stand erreicht. Wie aus dem ſoeben vom Heſſiſchen
Landesſtatiſtiſchen Amt neu herausgegebenen „Statiſtiſchen Handbuch
für den Volksſtaat Heſſen” zu erſehen iſt, blieb ſchon damals die
Aus=
wanderung aus Heſſen hinter den ſüdweſtdeutſchen Nachbarländern
Württemberg und Baden, und meiſt auch hinter dem Reichsdurchſchnitt
zurück. Noch mehr gilt dies aber für die Auswanderung in den
Nach=
kriegsjahren, wo dieſer Unterſchied ſich noch ſehr verſtärkt hat. Abſolut
geſehen, ſind die Auswandererzahlen nicht ſehr hoch. Waren es doch
aus ganz Heſſen in den Jahren 1925, 1926 und 1927 jeweils 980, 1156
und 878 Perſonen, die aus Heſſen nach Ueberſee auswanderten, wobei
ſich unter den Auswanderern noch etwa zwei Fünftel weibliche, alſo
in der Hauptſache wohl Familienangehörige, befanden. Immerhin
ſind dieſe Zahlen erheblich genug, wenn man ſich vergegenwärtigt, daß
von 1907 bis 1913 die Zahl der Auswanderer aus Heſſen zwiſchen 123
und 374 Perſonen im Jahre ſchwankte. Allerdings iſt durch die
Ein=
wanderergeſetzgebung der Vereinigten Staaten von Amerika der
jähr=
lich überhaupt möglichen Einwanderung aus den einzelnen
Einwan=
dererländern eine feſte Grenze geſetzt, ſo daß im Gegenſatz zu früher
das jährliche Auf und Ab in der Auswandererzahl nicht mehr als
Gradmeſſer für die Erwerbsausſichten in der alten Heimat der
Aus=
wanderer angeſehen werden kann.
Heilwirkend
Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7. Tel. 45
J. Griesheim, 23. Okt. In der am Montag, den 21. ds. Mts., vor
dem Kreisausſchuß ſtattgefundenen Verhandlung wurde die Klage gegen
die beiden Gemeinderatsbeſchlüſſe vom 12. und 16. Auguſt ds. Js., die
ſich für die Anſtellung eines Berufsbürgermeiſters
ausſprechen bzw. die darauf bezügliche Ortsſatzung genehmigen, als
unzuläſſig abgewieſen und ein Antrag der Kläger auf Ausſetzung des
Verfahrens bis nach der am 17. November d3. Js. ſtattfindenden
Ge=
meinderatswahl abgelehnt. — Am Sonntag nachmittag fand die
In=
ſpektion unſerer Freiwilligen Feuerwehr dunch den
Kreisfeuerwehrinſpektor Herrn Kartfiuger aus Darmſtadt ſtatt. Ihr
voraus ging am Vormittag die übliche Spezial=Uebung. Die Inſpektion
erſtreckte ſich auf Fußexerzieren und Geräteexerzieren, dem ein
unver=
hoffter Brandangriff folgte, und nahm in allen Teilen einen vorzüglichen
Verlauf. Im Anſchluß fand im Gaſthaus „Zum grünen Baum” ein
gemütliches Beiſammenſein ſtatt, bei dem verdiente Mitglieder der Wehr
ausgezeichnet wurden. Für 40jährige Feuerwehrtätigkeit wurde dem
Feuerwehrmann Daniel Kahl 2. und für Bjährige Tätigkeit den
Feuer=
wehrleuten Peter Feldmann 14. Jakob Nothnagel 9., Wilhelm Mahr,
Philipp Kullmann, Wilhelm Helfmann und Jakob Gernand 2.
Auszeich=
nungen und Urkunden überreicht. Herr Kreisſeuerwehrinſpektor
Kard=
finger nahm Gelegenheit, der Wehr und auch ihrem rührigen
Komman=
danten Herrn Schmidt Dank zu ſagen für die guten Leiſtungen. Der
Abend vereinigte die Wehr und ihre Angelörigen zu einer
Familien=
feier im Gaſthaus. „Zum grünen Baum”, die eſbenfalls einen guten
Ver=
lauf nahm. — Die Waſſerbezugsordnung für die hieſige
Gemeinde hat die Genehwigung des Herrn Miniſters des Innern
ge=
ſunden und liegt nunmehr bei der Bürgermeiſterei zur Einſichtnahme
offen.
Neue bakteriologiſche Forſchungen über Hämorrhoidal=
Erkrankungen.
In der mediziniſchen Fachpreſſe berichten verſchiedene Aerzte
über eine neue Methode zur Verhütung und Beſeitigung der überaus
häufigen und läſti en Hämorrhoidalerkrankungen. Es handelt ſich um
das ſpeziſiſch wirkende Poſteriſan, welches in den Apotheken erhältlich
iſt. Die neue Methode beruht darauf, daß man die Darmbakterien,
wel be hauptſächlich die Entzündungen der Hämorrhoiden verurſachen,
durch Heil= und Schutzſtoffe bekämpft, die aus den Darmbakterien
ge=
wonnen werden. Intereſſenten erhalten aufklärende Broſchüre koſtenlos
in allen Apotheken.
(TV. 16550
F. Eberſtadt, 23. Okt. Gemeinderatsſitzung. In der
geſt=
rigen Gemeinderatsſitzung nahm der Gemeinderat Stellung zur
Be=
ſetzung der drei vakanten Lehrerſtellen an der hieſigen Volksſchule.
Be=
ſtimmungsgemäß dürfen von den dabei mitwirkenden Inſtanzen (
Schul=
vorſtand und Gemeinderat) für jede Stelle drei Vorſchläge gemacht
wer=
den Da der Gemeinderat ſich nicht einigen konnte, die Vorſchläge des
Schulvorſtandes unverändert anzunehmen, mußten — wie im
Schulvor=
ſtand — von den 80 Bewerbern um die drei Stellen 9 Bewerber in
ge=
heimer Abſtimmung ausgewählt werden. Die Abſtimmung hatte
fol=
gendes Ergebnis: 1. Lehrer Steinbach=Werſau; 2. Schulverwalter
Schneider=Eberſtadt, je 13 Stimmen; 3. Lehrer Lampert=Beedenkirchen;
4 Schulverwalter Lang=Gberſtadt; 5. Lehrer Böſand=Petterweil, je 12
Stimmen; 6. Lehrer Pfeiffer=Angenrod, 10 Stimmen; 7. Lehrer Raiß=
Dornheim; 8. Schulverwalter Kirſchner=Eberſtadt je 9 Stimmen;
9. Lehrer Eidenmüller=Pfungſtadt, 8 Stimmen. — Die alte Mauer in
der Alten Schwanenſtraße ſoll niedergelegt und durch eine auf der
Bau=
fluchtlinie zu erſtellende Einfriedigung erſetzt werden. Die hierbei
an=
fallenden Arbeiten, die in Submiſſion ausgeſchrieben waren, werden wie
folgt vergeben: a) die Erd=, Abbruch=, Maurer= und Zementarbeiten: den
vereinigten Maurermeiſtern und Bauunternehmern; b) die
Zimmer=
arbeiten: dem Georg Vöglein; e) die Weißbinderarbeit: der Vereinigung
der Weißbinder=, Maler= und Lackiermeiſter: 0) die Schloſſerarbeiten:
dem Fritz Bauer; alle Arbeiten zu den eingelegten Angebotspreiſen Das
Baugeſuch des Johannes Knodt für ein Nebengebäude bei ſeinem
Wohn=
hausneubau wird genehmigt. Gegen den beabſichtigten Villenbau des
Foſef Dreſte=Darmſtadt am Elfengrund findet der Gemeinderat nichts zu
erinnern, die Genehmigung macht er indeſſen von der Vorlage der
Bau=
pläne abhängig. Der Antrag einer von den Erwerbsloſen gewählten
Kommiſſion fordert von der Gemeinde die Bereitſtellung von
Notſtands=
arbeiten für den kommenden Winter. Der Antrag wird für erledigt
er=
klärt, weil ſolche Arbeiten bereits in Ausſicht genommen ſind. Dem
Geflügelzuchtverein Eberſtadt, der demnächſt am Platze eine Jubiläums=
Geflügelſchau veranſtaltet, wird ein Betrag von 35 RM. zur
Beſchaf=
fung eines Ehrenpreiſes zur Verfügung geſtellt. Von einer
Krähen=
vertilgung, auf die das Kreisamt aufmerkſam machte, ſoll abgeſehen
wer=
den, weil von einer Krähenplage in hieſiger Gemarkung in dieſem Jahre
nicht geſprochen werden kann. Das Verſteigerungsprotokoll über den
Ver=
kauf des Faſeldungs, für den nur ein Höchſtgebot von 127 RM. erzielt
wurde, findet keine Genehmigung. Es ſoll verſucht werden, einen
beſſe=
ren Preis durch Verſteigerung des Dungs in mehreren Loſen zu erzielen.
Für den Wahlbezirk „Pflegeanſtalt” wird anſtelle des Gemeinderats
Hindermeher Gemeinderat Knieß beſtimmt. In geheimer Sitzung:
Grundſtücksankäufe, Steuerſtundungsgeſuche und
Wohlfahrtsangelegen=
heiten.
P. Gberſtadt, 23, Okt. Volkshochſchulkurſus. Der Orts.
ausſchuß für Volksbildung und Jugendpflege hat Herrn, Studienrat
Jacob=Darmſtadt für einen Volkshochſchulkurſus gewonnen, der am
kommenden Dienstag, 29. Oktober, abends 8½ Uhr, im Hörſaal der
Georgſchule beginnen und etwa 8 Abende umfaſſen wird. Der Referent
wird in dieſem Kurſus über das Thema: „Die geiſtigen und politiſchen
Strömungen des 19. Jahrhunderts” ſprechen. Hörerkarten ſind zum
Preiſe von 2 RM. bei dem Vorſitzenden des Ausſchuſſes, Rektor Becker,
Mühltal 51, und bei Kurſusbeginn im Hörſaale erhältlich. —
Muſik=
verein 1904. Der Muſikverein 1904 veranſtaltet aus Anlaß ſeines 25 Beſtehens am Samstag, den 26. Oktober, im Saale des
Gaſt=
hauſes „Zum Darmſtädter Hof” (Laun) ein großes Jubiläums=Konzert
mit nachfolgendem Ball. — Geburtstagsfeier der
Sechzig=
jährigen. Die Sechzigjährigen halten am Samstag, den 26. Oktober,
im Saale des Gaſthauſes „Zur Eiſenbahn” (Hartmann) eine
gemein=
ſame Geburtstagsfeier ab.
G. Ober=Ramſtadt, 23. Okt. Gemeinderatsſitzung. Der
Gemeinderat hielt eine Sitzung ab, deren Hauptberatungsgegenſtand die
Waſſerverſorgung der Gemeinde war. Auf Einladung war hierzu
Kul=
turinſpektor Ritter vom Aulturbauamt Darmſtadt erſchienen, der ſich an
Hand eines Ueberſichtsplanes eingehend darüber ausſprach, wie nach
Anſicht des Kulturbauamts die Waſſerverſorgung am zweckmäßigſten
durchzuführen ſei. Die Ergiebigkeit der beſtehenden Quellen wurde
be=
kannt gegeben, ebenſo diejenige der Brunnenbohrung in der Faulbach,
Zur unbedingt ausreichenden Waſſerverſorgung der Gemeinde wäre es
notwendig, weitere Quellen im Faulbachgebiet zu faſſen und nochmals
Brunnengrabungen daſelbſt aufzunehmen, beſonders aber auch einen
größeren Sammelbehälter zu errichten. Nach eingehender Ausſprache
er=
klärt ſih der Gemeinderat im Prinziy mit der Errichtung einer neuen
Pumtſtation und eines größeren Behälters an einem noch zu
beſtiu=
menden, hoch gelegenen Punkte einverſtanden. Dieſerhalb ſoll in Kürze
eine Beſichtigung durch den Geſamtaemeinderat ſtattfinden. — Für einen
Bauzwiſchenkredit wird die Bürgſchaft ſeitens der Gemeinde
übernom=
men. — Die Verſteigerung über die Anlieferung von Kartoffeln für
die Faſelhofreite wird nicht genehmigt, da ſeitens der Steigerer ein
Preis von 5.— RM. pro Zentner gefordert war. Die Verwaltung har
Auftrag, die Kartoffeln zum Preiſe von 4B5 NM. pro Zentner zu be.
ſchaffen.
Cp. Pfungſtadt, 23. Okt. Konzert. Am Sonntag nachmittag
veranſtaltet der „Muſikverein Pfungſtadt” im Saale des „Rheiniſchen
Hofes” ein Streichkonzert. Als Violinſoliſt iſt Herr Heinrich Smith
aus Eberſtadt gewonnen.
C. Ober=Ramſtadt, 22. Okt. Streulaubverſteigerung,
Das Streulaub von Wegen und Schneiſen des Gemeindewaldes Ober=
Ramſtadt wird am Montag, den 28. Oktober 1929, vormittags 10 Uhr,
auf dem Nathaus verſteigert. — Steuerfälligkeit. Die
Steuer=
pflichtigen werden darauf hingewieſen, daß das 4. Ziel der Landesſteuer
bis zum 25. d. M. bei Meidung der Beitreibung an die Untererhebſtelle
zu bezahlen iſt. — Feuerwehrball. Die diesjährige letzte Uebung
der Freiwilligen Feuerwehr findet am Samstag, den 2. November
nach=
mittags 3 Uhr, ſtatt. Am Abend des gleichen Tages wird die Freiw,
Feuerwehr alsdann ihren alljährlichen Ball im Gaſthaus „Zum weißen
Noß” (Fiſcher, Schafgraben) abhalten, worauf jetzt ſchon hingewieſen ſei.
41. Hüchſt i. Oöw, 23. Okt. Unfälle. Der Landwirt Friedrich E)
Lang iſt vorgeſtern beim Birnenernten von der Leiter geſtürzt und 7
hat ſich beim Aufprall auf einen großen Stein ſchwere innere
Ver=
letzungen zugezogen. Der Unglückliche wurde ſofort mit dem Auto nach
Darmſtadt in das Eliſabethenſtiſt gebracht, wo bei der erſten
Unter=
ſuchung mehrere Rippenbriche und ein Schulterblattbruch feſtgeſtellt
wurden. — Am gleichen Tage wurden einem jungen Mann in der
lie=
ſigen Holzwarenfabrik Gebrüder Weigel drei Finger an der Kreisſäge
abgeſchnitten. — Wahl. Für die am 17. November ds. Js.
ſtatt=
findende Gemeinderatswahl ſind in unſerer Gemeinde 4 Wahlliſten
auf=
geſtellt, die ſich auf eine Partei und vier Intereſſengruppn verteilen,
Spitzenkandidaton der einzelnen Liſten ſind bei der „
Sozialdemokrati=
ſchen Partei” Steinhauer Peter Wölfelſchneider, „Landwirte oder
Bür=
gerliche”, Landwirt Adam Göttmann, „Handwerk. Handel und
Ge=
werbe” Kaufmann Philipp Vogt und ,Beamte” Bauinſpektor
Flecken=
ſtein. Die drei letztgenannten Liſten ſind miteinander verbunden.
Ge=
wählt werden 12 Gemeinderatsmitglieder.
Bl. Glattbach, 22. Okt. Mefſerſtecherei. Bei der heutigen
Kirchweihe entwickelte ſich unter den Burſchen eine Schlägerei, bei der
das Meſſer auch eine Nolle ſpielte. Dabei wurde ein junger Mann aus
Glattbach von einem Lindenfelſer in den Hals geſtochen, ſo daß er ſich
ſofort in ärztliche Behandlung begeben mußte.
Bl. Rimbach, 22. Okt. Flugſport. In unſerer Gemeinde
wurde kürzlich ein Flugſportverein gegründet, der heute ſchon über 19
Mitglieder zählt. Zweien ſeiner Mitglieder iſt es nun unter großen
Mühen und langer Arbeit gelungen, ein Leichtflugzeug fertigzuſtellen,
das am N. Oktober auf dem Sportplatz der Turngeſellſchaft Nimbah
ausgeſtellt werden ſoll.
Bo. Dornberg, 23. Okt. Am 21. Oktober wurde die in Dornhein
ſehr beliebte Gaſthalterin Frau Katharine Krumb unter großer
Beteili=
gung zu Grabe getragen. Viele Einwohner des Ortes und der Umgebung
folgten ihr zur letzten Ruheſtätte. Herr Lehrer Michel würdigte die
Verdienſte der Dahingeſchiedenen um die Waiſenkinder als
Mitbegrün=
derin des im Jahre 1906 gegründeten Fechtvereins Waiſenſchutz und legte
einen prachtvollen Kranz nieder. Die Verſtorbene wurde noch von
meh=
reren Vereinen durch Kranzniederlegen gehrt.
* Mainz, 23. Okt. Chronik. Oberbürgermeiſter Dr. Külb hat
den Stadtrat auf Freitag, den 25. Oktober, 16 Uhr, zu einer Sitzung
mit der Tagesordnung „Kundgebung gegen das
Volks=
begehren” eingeladen. — Die Zahl der Einſchreibungen für das
Volksbegehren betrug am Dienstag abend 127. — Im
Haupt=
bahnhof Mainz wurde ein Mann feſtgenommen, der dadurch
auf=
fiel, daß er mit 4 Mänteln bekleidet war und außerdem noch einen
Man=
tel auf dem Arm trug. Der Feſtgenommene gibt an, die Mäntel bei
einem Winzerfeſt in Bacharach geſtohlen zu haben. — Mittwoch
vormit=
tag ließ ſich auf der Rheinallee, Ecke Schulſtraße, der 21 Jahre alte
Fabrikarbeiter Valentin Schott aus Mainz=Koſtheim von einem
Laſt=
auto überfahren. Das Vorderrad ging dem Unglücklichen über den
Kopf. der Tot trat ſofort ein. — Dienstag abend ſtürzten in den Werken
der M.A.N. mehrere aufeinander geſetzte ſchwere Eiſenteile um und
be=
gruben den gerade vorübergehenden 2ljährigen Schloſſer J. Becker aus
Mainz=Koſtheim unter ſich. Becker wurde der rechte Arm vollſtändig
ab=
geſchlagen, außerdem erlitt er ſchwere Verletzungen der Rippen.
In lebensgefährlich verletztem Zuſtande wurde er in das ſtädtiſche
Kran=
kenhaus eingeliefert. — Nachts überraſchten Polizeibeamte mehrere
Per=
ſonen, die einen Perſonenkraftwagen wegdrückten. Als ſie ſich beobachtet
ſahen, ergriffen ſie die Flucht. Vermutlich hatten es die Täter auf einen
Diebſtahl des Wagens, der ſpäter an den Eigentümer zurückgegeben
wurde, abgeſehen. — In einer Wirtſchaft in Mainz=Kaſtel benahm ſ.ch
ein Gaſt ungebührlich, ſo daß er aus dem Lokal gewieſen werden mußte.
In ſeiner Wut warf er eine brennende Zeitung in den Keller des Wirtes.
Perſonen benachrichtigten den Wirt, der ſofort in den Keller eilte und
die Entſtehung eines Brandes verhinderte.
*
— Wafferſtands=Nachrichten vom 23. Oktober. Rhein: Hüningen
0.46 Meter; Kehl 1,65 Meter; Maxau 3,42 Meter: Mannheim 2,10
Meter; Mainz —0,13 Meter; Bingen 100 Meter: Caub 104 Meter;
Köln 0,47 Meter. — Main: Schweinfurt 0,63: Würzburg 076: Lohr
0,90; Groß=Steinheim 2,25; Frankfurt 2,38; Koſtheim —0,53; Waſſertiefe
1,42; Fahrtiefe 1,12 Meter.
— Gernsheim, 23. Okt. Wafſerſtand des Rheins am
22. Oktober: —1,20 Meter; am 23. Oktober: —0,94 Meter.
— Hirſchhorn, 23. Okt. Waſſerſtand des Neckars am
22. Oktober: 0,68 Meter; am 23. Oktober: 0,70 Meter.
4
tp Uasdsnalasltslnz, sautissshsng snastatnnescasiten!
d 0
0 0
Der Arzt Dr. S.in H.sagt:
„Seeligs kandierter Korn-Kaffee” stellt an Geschmack und Bekömm
lichkeit eine Spitzenleistung deutscher Kaffee-Ersatz-Produkte dar."
Die kluge besorgte Haustrau wird sich diese Tatsache nicht entgehen
lassen und nur „Seeligs kandierten Korn-Kaffee" als Familiengetränk
wählen.
atnnniten voin Lohmneskaftee!
1Pfund 55 Pfennig
Daher nur „Seelig’s kandierten Kornkaffee" das gesunde deutsche Familiengetränk
I St19309
[ ← ][ ][ → ]Nummer 295
Donnerstag, den 24. Oktober 1929
Geite 7
Reiſebriefe aus China.
I.
* Durch den ruſſiſch=chineſiſchen Konflikt iſt die trausſibiriſche
Bahn an der ruſſiſch=mandſchuriſchen Grenze ſeit Mitte Juli
ge=
ſperrt. Der Chinareiſende tann deshalb nicht den direkten Weg
nach Nordchina nehmen, ſondern iſt gezwungen, in dem weiten
Bogen der Amur=Bahn nach Wladiwoſtok zu fahren. Von dort
muß er zunächſt auf dem Seeweg entweder über Korea direkt
nach Genſan oder über Japan nach Korea und von dort mit der
Bahn in die Mandſchurei. Der Umweg koſtet Zeit, aber er bringt
auch den Gewinn — abgeſehen von der Fahrt durch neue
Land=
ſchaft — daß die Gelegenheit gegeben iſt, die Auswirkungen der
politiſchen Spannungen, die von der Mandſchurei ausgehen, auf
den ruſſiſchen Oſten zu erleben. Die ſogenannte Amurbahn iſt
1908 von den Ruſſen gebaut worden zur Sicherung der
Verbin=
dung mit Wladiwoſtok, die durch die, zurzeit zwiſchen Rußland
und China umſtrittene China=Oſt=Bahn infolge ihrer Lage
außerhalb des ruſſiſchen Texritoriums nicht gewährleiſtet ſchien.
Bei Korymſkaja (öſtlich von Tſchita) zweigt ſie von der
Haupt=
ſtrecke der transſibiriſchen Bahn ab und führt an den Flußläufen
des Amur und Uſſuri entlang nach Wladiwoſtok. (Zirka 5000
Kilometer.) Ueber einen Tag lang geht der Zug nur durch
Ge=
birge und Wald, eine Landſchaft, die etwas an den Thüringer
Wald erinnert, aber gänzlich unbewohnt; nur hin und wieder
das Blockhaus des Bahnwärters. Auch bei den ſeltenen
Statio=
nen kein Anzeichen einer Niederlaſſung und keine Bäuerinnen,
die wie ſonſt auf allen ſibiriſchen Bahnhöfen Hähnchen, Eier,
Butter, Brot uſw. zum Verkauf bieten. Wald (Tannen und
Birken überwiegend) und wieder Wald; auch große Moraſte, die
oft in weitem Bogen umfahren werden müſſen. So mag
Ger=
manien ausgeſehen haben, als Taeitus es beſchrieb. Und
an=
dererſeits: in welch ſchöne und fruchtbare Landſchaften mit
Städ=
ten und Dörfern werden ſich auch dieſe Wälder einſt noch
ver=
wandeln! — Nach dem Gebirgsland durchquert die Bahn die
weiten Flußebenen der Ströme, die zum Amur eilen, um
ſchließ=
lich, bei Chabarowfk den gewaltigſten der Ströme, den Hei=
lung=
biang (Strom des ſchwarzen Drachen), der von einem rieſigen
hohen Brückenbogen überſpannt iſt, zu überſchreiten. Von hier
aus geht es direkt ſüdlich dem Uſſuri entlang nach Wladiwoſtok,
der ſüdlichſten Stadt der „Vereinigten ruſſiſchen ſozialiſtüiſchen
Republiken”. Hier aber verliert ſich vollends das Bedauern über
den Umweg nach China. Man merkt bald: hier iſt auch bereits
Shina; oder vielmehr: hier iſt ein Platz, an dem ruſſiſche
chine=
ſiſche, koreaniſche, japaniſche Völkerbewegung in einem Miſchungs=
und Spannungsverhältnis beſteht, das ſehr Beachtung verdient
und das ſtark übergreift in die großen Probleme des Pazifik, des
„Meeres der Entſcheidungen”.
Wie iſt politiſch und völkiſch der Stand der Dinge in
Wladi=
woſtok und ſeinem Hinterland? Bekanntlich gelang es den Ruſſen
(Murawjew Amurſki!) zu gleicher Zeit, als die Mandſchu=
Rege=
rung von außen durch die Engländer und Franzoſen und im
Inneren durch die Taipingrebellen bedrängt und gedemütigt
wurde, die Abtretung des Uſſurilandes, des Streifens zwiſchen
Uſſuri und dem Meer, durchzuſetzen (1858 Vertrag zu Aigun, in
der Form eines gemeinſamen, 1860 als alleinigen Beſitz). Es
muß für die Ruſſen ein wahrer Fund geweſen ſein, als ſie zuerſt
am ſüdlichen Punkt dieſes Landes dem herrlichen,
bergumgür=
teten, ſicheren, tiefen, weiträumigen Hafen entdeckten, wo ſie dann
1860 ihr Wladiwoſtok erbauten und befeſtigten. Ein großes
Pro=
gramm iſt mit dem Namen dieſer Stadt ausgeſprochen; bedeutet
es doch nichts andenes als: Beherrſche den Oſten! Von
außerordentlicher Wichtigkeit iſt dieſer, als Rußlands einziger,
auch im Winter durch Eisbrecher offen zu haltender Hafen am
Stillen Ozean, wirtſchaftlich Aus= und Eingangspunkt für ganz
Sibirien, zahlenmäßig auch jetzt an erſter Stelle unter den
ge=
ſamten ruſſiſchen Häfen ſtehend. Aber die unter dem Zaren
un=
bezweifelte ruſſiſche Herrſchaft des Platzes hat inzwiſchen an ihrer
Sicherheit viel eingebüßt. Wohl iſt der Verſuch der Japaner
nach dem WVeltkrieg, als Rußland in den Zuckungen der
Revo=
lution lag, den Hafen zum Schutz der dortigen japaniſchen
Staats=
angehörigen zu beſetzen, ebenſo geſcheitert wie der weitgehende
Verſuch, ganz Oſtſibirien unter ihre Hand zu bekommen. Die
rote Flagge weht wieder über Wladiwoſtok. Aber eben unter
dem Schutz dieſer Flagge iſt ein Prozeß im Gange, der wohl
eben erſt als eine Gefahr in ſich bergend von den Sowjets erfaßt
zu werden beginnt, das iſt die koreaniſche Einwanderung. Die
Koreaner machen in Wladiwoſtok und dem Hinterland (d. h. bis
zum Chandaſee, deſſen nördlicher Teil Ching gehört) mit 130000
Menſchen etwa ein Drittel der Geſamtbevölkerung aus. Sie
kom=
men faſt alle als kleinbäuerliche Anſiedler, wobei ſie beſonders
als Gärtner hervorragend geſchickt ſind. Das Bemerkenswerte
iſt nun dies, daß ſie ſich unbedenklich den kommuniſtiſchen
Ar=
beiterorganiſationen anſchließen und gerade damit ihre Stellung
feſtigen, wobei es dahingeſtellt bleibt, wie weit ſie „überzeugte
Kommuniſten” ſind. Sie erlangen jedenfalls damit, da wo ſie in
der Ueberzahl ſind, nach dem kommuniſtiſchen Prinzip, das die
Schranken der Raſſen und Nationen nicht beachtet, praktiſch eine
lokale Selbſtverwaltung und genießen die ſonſtigen Vorrechte
der Inkorporierten. Sie leben ſo in mancher Hinſicht beſſer als
in ihrer Heimat, wo ſie als Kleinzüchter ſtark im
Hörigkeitsver=
hältwis zu den Grundherren ſtehen. Beachtenswert iſt weiter,
daß Japan ſelbſt dieſen Prozeß der Auswanderung der Koreaner
im ſtillen fördert, ſowohl in das ruſſiſche als in das direkt
be=
nachbarte chineſiſche Chientao=Gebiet. Es iſt ja klar, daß, wenn
einmal wieder bei einer Kriſe der Sowjetregierung die Frage des
Nechts auf das Land an der Peter des Großen=Bucht aufgerollt
wird, die Zahl der in dieſem Gebiet anſäſſigen japaniſchen
Staats=
bürger (denn das bleiben ſie trotz ihrer Zugehörigkeit zu den
roten Arbeiterorganiſationen) eine große Rolle ſpielt. — Mit
noch größerem Recht würden dabei aber die Chineſen ihre
An=
ſprüche geltend machen, die ſich in dieſem Gebiet faſt in allem
von den Koreanern gegenſätzlich abheben. Während die ſtarke
koreaniſche Einwanderung erſt neueren Datums iſt und Rußland
erſt ſeit der Abtretung des Uſſuri=Landes Koloniſten dahin
ver=
pflanzte, ſind Chineſen ſeit Jahrhunderten in dieſem Gebiet
anſäſſig. Sie kamen dahim, in derſelben Weiſe wie nach den
Sunda=Inſeln, den Straits Settlements uſw., nicht als
bäuer=
liche Koloniſten, ſondern vorwiegend als Händler, Aufkäufer,
Unternehmer. Das Uſſuri=Land iſt reich an beſonderen in China
teuer bezahlten Produkten. Allem voran die ſeltene und auch
botaniſch ſehr eigentümliche und urtümliche Shen=ſhen=Pflanze,
deren Wurzel wunderbare Heilkräfte zugeſchrieben werden, ferner
Schwämme, Steinleder „Perlmuſcheln, Seekohl. Geweihe des
Panthyhirſches, ſowie Felle, die koſtbaren Zobel kauften ſie auf
von den Urſtämmen des Landes und betrieben dabei auch das
Goldſchürfen. Dieſe alten chineſiſchen Niederlaſſungen verdienen
beſonderes Intereſſe auch durch die Art ihrer Selbſtverwaltung
denn ſie lebten ganz außerhalb des heimiſchen Regimentes. Auch
jetzt gibt es dort geſchloſſene chineſiſche Siedlungen, was ſchon
an den Stationen der Uſſuri=Bahn dem Beobachter auffällt. In
dem neugegründeten Wladiwoſtok erlangten ſie bald eine
her=
vorragende kaufmänniſche Stellung. Ihre Zahl betrug in
zari=
ſtiſcher Zeit etwa 50 000. Heute ſind ſie auf etwa 30 000 zurück=
gegangen. Da Wladiwoſtok 107 000 Einwohner zählt, machen ſie
alſo mit den Koreanern (20 000) zuſammen etwa die Hälfte der
Bevölkerung aus: dazu kommen noch etwa 2000 andere
Auslän=
der, vorwiegend Japaner, die andere Hälfte ſind Ruſſen. Dieſer
Rüchgang der Zahl der Chineſen in Wladiwoſtok iſt lediglich die
Folge der den ſelbſtändigen privaten Handel vernichtenden oder
ſtark erſchwerenden Sowjetpolitik. Die chineſiſche Art, wie ſie
gerade bei den Auslandschineſen ausgeprägt iſt, verträgt ſich
nicht mit dem Kommunismus. Es gibt in Wladiwoſtok nur ein
einziges kümmerliches chineſiſches Zeitungsblatt, in dem
ſamt=
liche kommuniſtiſche Schlagworte ihr Echo ſinden. Aber es wird
wenig geleſen, und ebenſo iſt der Prozentſatz der kommuniſtiſchen
Arbeiterorganiſationen beigetretenen Chineſen gering. Die
ſchönen vornehmen chineſiſchen Kaufläden ſind heute nicht mehr
möglich. Gibt es doch überhaupt nur noch ein größeres privates
kaufmänniſches Unternehmen — die bekannte jetzt ruſſiſch
gewor=
dene Firma Kunſt u. Albers —, die ſich unter dem Sowjetſyſtem
noch zu halten vermag. Den hauptſächlichen Berufen nach
ver=
teilen ſich die jetzigen Chineſen in Wladiwoſtok auf Wäſcher,
Schuhmacher, Schneider, Barbiere, Photographen, Laſträger,
Bootsleute und Kleinhändler aller Art. Natürlich verſtehen ſie
immer noch Geſchäfte zu machen; auch wenn es keine „ſchwarzen”
ſind, mit denen die Ruſſen ſelbſt auch vertraut ſind. Nicht nur
im Auslande gibt es Gelegenheit, Rubel für weniger als die
Hälfte des amtlichen, weſentlich über der allgemeinen Valuta
ſtehenden Kurſes mit fremder Währung zu kaufen.
Eine beſondere Bedrängnis erleiden aber die dortigen
Chi=
neſen bei dem gegenwärtigen politiſchen Konflikt. 400 der
reich=
ſten Chineſen ſitzen im Gefängnis, und ihr Vermögen iſt
beſchlag=
nahmt. Der deutſche Konſul, dem der Schutz der chineſiſchen
In=
tereſſen anvertraut iſt, hat unter dieſen Umſtänden keine geringe
und keine leichte Arbeit; aber die Chineſen können ſich freuen,
gerade dieſen Konſul zu haben, der mit ihrer Sprache und ihrer
Art vollkommen vertraut iſt. Eine ſtarke Erſchwerung des
Le=
bens iſt auch die große Teuerung bzw. die Unmöglichkeit, zumal
für die Nichtorganiſierten, wichtigſte Lebensmittel anders als
durch langes Anſtehen — und ſelbſt dann nicht — zu bekommen.
So kehren viele Chineſen bei der gegenwärtigen Lage in ihre
Heimat zurück. Der kleine japaniſche Dampfer, auf dem ich von
Wladiwoſtok nach Genſan (Korea) fuhr, war gepreßt voll
Chi=
neſen, die ihrer Heimat zuſtrebten.
Aber man darf deſſen ſicher ſein, daß dieſer jetzt zu
beobach=
tende Rückzug des chineſiſchen Elements nur eine vorübergehende
Erſcheinung iſt. Darüber hinaus iſt im chineſiſchen Bewußtſein
der Gedanke ſehr lebendig, daß der Amur die natürliche Grenze
des chineſiſchen Landes gegen Rußland bildet, daß alſo auch das
Uſſuri=Land von Rechts wegen, wieder an China zurückfallen
muß, ein Anſpruch, der zur Zeit, wo Ching noch ſo viel mit ſeiner
Konſolidierung zu tun hat, politiſch noch nicht angemeldet iſt.
Die Zeit wird indes kommen, da gerade an dieſem Platz, wo die
rufſiſen, chineſiſchen, japaniſchen, koreaniſchen — und man muß
wohl hinzufügen, im Hintergrunde auch amerikaniſchen —
In=
tereſſen aneinander ſtoßen, der ſtolze Imperaüv ſich noch zur
Frage umwandeln wird: Wer wird es ſein, der „den Oſten
be=
herrſcht”? Muß es aber letztlich Gewalt allein ſein, die dieſe
Frage des Ausgleichs der Intereſſen entſcheidet?
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maup=
Veranwportich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feulleton, Reich md
Ausland und Heſſche Nachrſichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhimang;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer: ſir
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette: für den Inſeratenteil: Willy Kuhle; Druck
und Verlag: L. C. Wlitich — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſteipte wird Garantie der Rückſenduug nicht Übermommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
„Mese STANDAAD-Cigarotten haben
doel iiffer Aieselbe
hohe Oualität‟
1 Ausgesucht milde mazedonische Tabake
2 Cigarettenpapier feinster Oualität
5 Stets gleichbleibende Tabakmischung
* Auch bei starkem Rauchen kein Kratzen im Halse
O Fabrikation bei stets gleichbleibender Temperatur und
Feuchtigkeit durch spezielle Luftbehandlungsanlage
ABBULL
OATOTAAAA
CALAMETTEN
Nie verändenn sich nie
Fabriklager Frankfurt/H.: Werner derson, Frankfurt/M., Holenstaufenstragse 5.
3e
*
liege
zie
*
Mfe
Ba ore
Telefon Maingau 71075.
IBla 16194
Seite 8
Donnetstag, den 24. Oktober 1929
Nummer 295
Reich und Ausland.
Die Spanienfahrt des „Graf Zeppelin”.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt am Mittwoch früh um 6,49 Uhr mit
18 Paſſagieren an Bord zur Fahrt nach Nordſpanien
aufgeſtiegen. Unter den Fahrgäſten befinden ſich u. a.
auch der ſpaniſche Botſchafter in Berlin Fernando
Eſpinoſa de los Monteros und der argentiniſche
Kon=
ful in München Fremery. Nach glatt verlaufenem
Start und einer Schleife über der Stadt nahm das
Luftſchiff, das ſich ſchon in großer Höhe befand, Kurs
nach Weſten.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” hat 12,30 Uhr
franzöſiſcher Zeit Nimes in großer Höhe überflogen
und wurde 13,40 Uhr franzöſiſcher Zeit über der
Rhonemündung geſichtet.
Havas meldet aus Perpignan: Das Luftſchiff
„Graf Zeppelin” hatte um 13.45 Uhr den Golf
du Lion überflogen. Es befand ſich 80 Kilometer
weſtlich von Perpignan und gab bekannt, daß an
Bord alles wohl ſei.
Kunſtinduſtrielle Abteilung auf der Leipziger
Textilmeſſe im Frühjahr 1930.
Innerhalb der Leipziger Textilmeſſe wird vom
Frühjahr 1930 ab eine kunſtinduſtrielle Abteilung
ge=
ſchaffen. In ihr ſollen die internationalen
Spitzen=
leiſtungen aus den verſchiedenſten Gebieten der
Textil=
induſtrie, ſoweit ſie geſchmacklich und qualitativ
be=
ſonders wertvoll ſind, gezeigt werden. Die Leitung
dieſer kunſtinduſtriellen Abteilung wird in den
Hän=
den des bekannten Profeſſors Dr. Richard Graul, des
bisherigen Leiters des Leipziger
Kunſtgewerbe=
muſeums, liegen. Vor allem für das Exportgeſchäft
dürfte die neue Abteilung der Textilmeſſe eine
be=
ſondere Bedeutung gewinnen.
Schwerer Betriebsunfall bei Krupp.
Rheinhauſen. In den frühen Morgenſtunden
ſtürzte in den Hochofenanlagen III der Kruppſchen
Friedrich=Alfred=Hütte in Rheinhauſen ein Gerüſt ein,
auf dem 15 Montagearbeiter beſchäftigt waren. Fünf
Arbeiter wurden ſehr ſchwer verletzt, ein Arbeiter
trug leichtere Verletzungen davon, während die
übrigen mit dem Schrecken davonkamen. Die
Ver=
letzten wurden dem Martha=Krankenhaus in
Rhein=
hauſen zugeführt. Die Urſache des Einſturzes dürfte
an dem Durchbrechen des Maſtes des Montagegerüſtes
liegen.
Straßenbahnzuſammenſtoß.
Magdeburg. Am Dienstag abend ſtießen
in=
folge Nebels zwei Straßenbahnzüge der Vorortbahn
Magdeburg=Schönebeck auf der eingleiſigen Strecke
bei Frohſe in voller Fahrt zuſammen. Sechs
Per=
ſonen wurden verletzt. Die Wagen wurden ſchwer
beſchädigt.
Die Unterſuchung gegen Dr. Aron.
Berlin. Die Unterſuchung zur Klärung der
Veruntreuungen des Berliner Notars Aron hat
er=
geben, daß die Wertpapiere, die dieſer von den
Ge=
meinden als Deckung für die von ihm gegebenen
Kredite erhalten und die er weiter lombardiert hat,
nur in dem Fall der Stadt Waldenburg verſchwunden
ſind. Dieſe Papiere hat Dr. Aron anſcheinend an
verſchiedene Stellen verkauft, ſo daß der Stadt ein
Verluſt von 600 000 Mark erwachſen wird. In den
anderen Fällen befinden ſich die durch mehrere Hände
gegangene Obligationen bei einer Berliner Großbank,
wo ſie eingelöſt werden können. Der Stadt Dresden
dürfte nach einer Korreſpondenzmeldung ein Verluſt
von etwa 100000 bis 200000 Mark erwachſen, da
Dresden die Differenz des durch Weiterlombardierung
fällig gewordenen Kredites zahlen muß. Man nimmt
an, daß Aron bereits über die Grenze entkommen iſt.
Die Flucht des Notars Aron.
Die Nachforſchungen der Kriminalpolizei nach dem
flüchtigen Rechtsanwalt Aron und ſeiner Frau haben
ergben, daß die Flucht von langer Hand ſchon
ſorg=
fältig vorbereitet war. Eine Angeſtellte, die volles
Vertrauen genoß und eine Sonderſtellung bekleidete,
wurde ganz überraſchend am 12. Oktober nach Stettin
zu der hochbetagten Mutter der Frau Aron geſchickt.
Das zweite Mädchen wurde für den ganzen Tag
be=
urlaubt. Ohne Zweifel hat das Ehepaar die Zeit
benutzt, um alles, was es an Kleidungsſtücken, Pelzen
und Wertſachen mitnehmen wollte, in großen
Kof=
fern zuſammenzupacken und zur Bahn zu bringen.
Am Mittwoch fuhr dann das Ehepaar mit ſeinem
Auto nach dem Bahnhof Zoo und benutzte von hier
einen Zug, der um 12,50 Uhr abging. Es iſt nun auf
das geſamte Beſitztum des Flüchtigen einſchließlich
des Privatautos eine einſtweilige Verfügung und
eine Pfändung herausgebracht worden.
Eine myſteriöſe Angelegenheit.
Berlin. Einer Berliner Korreſpondenz
zu=
folge erſchien am Dienstag ein in Berlin anſäſſiger
aus Oeſterreich gebürtiger Seidenhändler auf der
Polizei und bekundete, als er Dienstag früh noch im
Bett lag, ſeien zwei ſeiner franzöſiſchen Lieferanten,
deren Fovderung in Höhe von 18000 Mark er
be=
ſtritten hätte, unerwartet bei ihm erſchienen, hätten
ihn mit einer Piſtole bedroht und ihm ſeine
Ge=
ſchäftspapiere weggenommen. Zur näheren
Unter=
ſuchung der Angelegenheit begaben ſich darauf
Krimi=
nalbeamte mit dem Kaufmann in das Hotel, in dem
die Franzoſen wohnten. Dieſe beſtritten, mit Waffen
gedroht zu haben, und erklärten, ſie hätten nur
ge=
ſagt, wenn der Oeſterreicher nicht zahle, ſo würden
ſie ſich erſchießen. Die beiden Franzoſen wurden bis
zur Klärung des myſteriöſen Falles in Gewahrſam
genommen.
Liebestragödie im Grunewald.
Am Mittwoch vormittag hörten zwei Beamte der
berittenen Inſpektion Grundewald bei einer Streife
mehrere Schüſſe fallen. Die Beamten fanden den
lebloſen Körper eines jungen Mannes, der in der
Hand noch eine Piſtole feſt umkrampft hielt. Er
hatte ſich eine Kugel in die Schläfe gejagt. Wenige
Meter davon lag mit mehreren Bruſtſchüſſen eine
junge Frau in einer großen Blutlache. Auch ſie gab
keine Lebenszeichen mehr von ſich. Ob das Paar im
gegenſeitigen Einverſtändnis freiwillig aus dem Leben
ſcheiden wollte oder ob die Frau gegen ihren Willen
von ihrem Begleiter erſchoſſen wurde, iſt zurzeit noch
Gegenſtand der polizeilichen Ermittlungen.
Schwere Exploſion in Südfrankreich.
Toulouſe. Infolge einer Sprengſtoffexploſion
in der Nähe eines Sees bei Luchon iſt die
Arbeits=
ſtätte, wo 6 Elektrizitätsarbeiter beſchäftigt waren,
durch plötzlich heranſtrömendes Waſſer überſchwemmt
worden. Die 6 Arbeiter ertranken.
Das Neueſte vom Flugzeugbau.
Das Eſpenlaub=Raketenflugzeug,
mit dem der bekannte Segelflieger Eſpenlaub zurzeit Startverſuche bei Düſſeldorf
unternimmt.
Vom Rekordflug des „90.1.
Mit 169 Menſchen über dem Bodenſee.
Zu voller Zufriedenheit hat Deutſchlands Rieſenflugzeug ſeinen 40=Minuten=Flug über dem Boden
ſee mit der Rekordzahl von 150 Paſſagieren und 19 Mann Beſatzung ausgeführt. Das Flugſchift
mit den 12 Motoren und mehr als 6000 PS hat dabei eine Höhe von 400 Metern und eine
Ge=
ſchwindigkeit von rund 170 Kilometern erreicht.
Englands Hollywood niedergebrannk.
Die Trümmerſtätte in Wembley.
Die neuen Tonfilmanlagen in Wembley, die mit einem Millionenaufwand errichtet wurden, ſind
zum größten Teil niedergebrannt. Meterhohe Flammen, die in den Rohfilm= und Requiſitenlagern
neue Nahrung fanden, verwüſteten in kurzer Zeit die Atelierſtadt auf dem einſtigen
Ausſtellungs=
gelände von Wembley. die England ſtolz das europäiſche Hollywood nannte.
Noch keine Meldung vom Ozeanflieger.
London. Von dem amerikaniſchen
Atlantik=
flieger Diteman liegen noch keine Meldungen vor.
Man glaubt, daß er nur ſehr geringe Benzinvorräte
an Bord habe, die es ihm bei einer
Durchſchnittsge=
ſchwindigkeit von 130 Kilometern in der Stunde
ge=
rade ermöglichen würden, ſein Ziel, London, zu
er=
reichen, vorausgeſetzt, daß die Wetterbedingungen
einigermaßen günſtig ſeien. Von den
Wetterdienſt=
ſtellen in New York und Neufundland ſowie vom
engliſchen Luftfahrtminiſterium wird erklärt, daß
Diteman auf dem größten Teil ſeiner Reiſe
Nücken=
winde finden und auch ſonſt kaum mit beſonders
un=
günſtigen Witterungserſcheinungen zu kämpfen haben
dürfte, abgeſehen von einigen Regenböen.
39 Bauernhöfe niedergebrannt.
Warſchau. Im Dorfe Lubowiez ſind 39
Bauernhöfe durch Feuer vernichtet worden. 320
Per=
ſonen ſind obdachlos. Der Schaden beträgt 670000
Bloty.
Das ſchwanzloſe Flugzeug der Rhön=Roſſitten=
Geſellſchaft wird am Freitag auf dem Tempelhofer
Feld zum erſtenmal der Offentlichkeit vorgeführt.
Neue Verſuche mit dem Rakekenflugzeug
Düſſeldorf. Der bekannte ehemalige
Segel=
flieger Eſpenlaub, der im Düſſeldorfer Flughafen eine
Flugzeugbau=Werbſtätte eingerichtet hat, macht ſeit
ciniger Zeit Verſuche mit einem Raketenflugzeug. Es
handelt ſich um einen motorloſen Eindecker, in dem
zu den erſten Startverſuchen am Dienstag mittag
zwei Sander=Raketen eingebaut worden waren. Das
Flugzeug mit Eſpenlaub an Bord wurde von einem
Motorflugzeug geſtartet, und nachdem es ſich in der
Luft befand, abgekuppelt, ſo daß es als Segelflugzeug
weiterflog. Eſpenlaub entzündete dann die eine der
eingebauten Raketen, durch die das Flugzeug auch
tatſächlich einen kleinen Auftrieb erhielt. Die zweite
Rakete verſagte wegen eines Fehlers am Zünder. Das
Flugzeug landete darauf glatt. Die erſten Verſuche
wurden mit verhältnismäßig ſchwachen
Raketenladun=
ge vorgenommen.
Der neue Transozeanflug.
Harbor Grace. Das Flugzeug, mit dem der
amerikaniſche Flieger Diteman, wie gemeldet, zu
einem Transozeanflug aufgeſtiegen iſt, führt den
Namen „Golden Hind” oder „Goldene Hirſchkuh‟ Es
iſt ein kleiner, offener Ganzmetall=Zweiſitzer mit
einem Leergewicht von 740 engliſchen Pfund und
einem Motor von 110 Pferdekräften. Das Flugzeug
hat eine Spannweite von etwa gehn Metern und kann
eine Stundengeſchwindigkeit von rund 150 Kilometern
entwickeln. Die von dem Flieger mitgeführte
Brenn=
ſtoffmenge reicht für 27 Stunden. Diteman, der von
Beruf Schiedsrichter iſt, hat eine Flugerfahrung von
nur hundert Stunden. Diteman hat Cap Francis
um 12,55 Uhr amerikaniſcher Zeit überflogen.
Schwerer Unglücksfall.
Simmern. In Thirlingen ſtürzte ein
Land=
wirt beim Herrichten von Futter von dem Gerüſt
ſeiner Scheune ab und blieb mit ſchweren
Ver=
letzungen in der Tenne liegen. Der Arzt ſtellte außer
einem ſchweren Schädelbruch noch ſchwere innere
Ver=
letzungen feſt. An dem Aufkommen des Verunglückten
wird gezweifelt.
Bruder und Schwägerin niedergeſchoſſen.
Breslau. Am Dienstag abend gegen 7 Uhr
wurde in Birkkretſcham bei Strehlen der
Stellen=
beſitzer Kruſche und ſeine Frau vor ihrer Wohnung
niedergeſchoſſen. Die Frau wurde durch mehrere
Schüſſe ſofort getötet. Kruſche mußte in
ſchwerver=
letztem Zuſtande nach dem Kreiskrankenhaus in
Strehlen gebracht werden. Als Täter wurde der
Bruder des Kruſche feſtgeſtellt, der ſich in der Nähe
des Tatortes ſelbſt durch einen Schuß in den Kopf ſo
ſchwer verletzte, daß er noch nicht vernehmungsfähig
iſt. Der Grund der Tat dürfte in Erbſtreitigkeiten zu
ſuchen ſein. In den ſpäten Abendſtunden traf die
Breslauer Mordkommiſſion, die von dem
Landjäger=
poſten alarmiert worden war, am Ort der Tat ein.
Rätſelhaftes Verſchwinden eines
Konkurs=
verwalters.
Breslau. Der in Breslau und Schleſien ſehr
bekannte, mit großen Vermögensverwaltungen
be=
traute Konkursverwalter Cohn iſt am Dienstag früh
mit Frau und Kindern plötzlich verſchwunden. Am
Dienstag noch ſollte er einige
Gläubigerverſammlun=
gen abhalten. Die Staatsanwaltſchaft hat in der
An=
nahme, daß Cohn Vermögensunterſchlagungen
be=
gangen und die Flucht ergriffen hat, der Breslauer
Kriminalpolizei noch am Dienstag nachmittag einen
Haftbefehl gegen Cohn zugeſtellt. Die Gläubiger
haben inzwiſchen einen vorläufigen Verwalter
vor=
geſchlagen, der auch gerichtsſeitig ernannt worden iſt.
Die Flucht des Konkursverwalters hat namentlich in
der Breslauer Geſchäftswelt großes Aufſehen erregt,
Neuer Rekord der „Bremen”.
New York. Der Lloyddampfer „Bremen” hat
am Dienstag das Ambroſefeuerſchiff um 13,24 Uhr
paſſiert. Die Reiſedauer des Schiffes betrug 4 Tage,
17 Stunden und 24 Minuten, und ſeine
Durchſchnitts=
geſchwvindigkeit 27,2 Knoten. Dieſe Leiſtung ſtellt einen
neuen Rekord des Schiffes auf der kürzeren
Winter=
route dar. An Bord der „Bremen” befand ſich der
deutſche Botſchafter von Prittwitz und Gaffron mit
ſeiner Familie, der ſofort die Weiterreiſe nach
Waſhington antrat.
Vermißte kanadiſche Expedition.
Ottawa. In Nordweſtkanada ſuchen ſieben mit
Gleitkufen ausgerüſtete Flugzeuge nach einer aus acht
Mann beſtehenden Expedition, die nach Mineralſchätzen
forſchte und ſeit ſechs Wochen vermißt wird. In den
Wäldern von Nordoſtquebee ſuchen fünf
Regierungs=
flugzeuge nach acht Piloten und Mechanikern, die
mitſamt ihren vier Flugzeugen ſeit voriger Woche
verſchollen ſind.
Nammer 295
Donnerstag, den 24. Oktober 1929
Seite 9
Sroh Shler und Tarnen.
Zußball.
Hanvonn.
Sporkverein 98 — Wormakia Worms.
Sporkverein Darmſtadt 1898 — T.u. Sp. B. Langen.
Gegen Wormatia Worms trägt die Liga des Sportvereins 98 das
„e Spiel der Rückrunde aus. Die Wormſer nehmen mit beträchtlichem
mktvorſprung zurzeit den 1. Tabellenplatz ein, ſo daß mit Sicherheit
nit gerechnet werden kann, daß der Meiſter des Vorjahres auch in
ſem Jahre den Meiſtertitel erwerben wird. Die Wormaten haben
ach den Ex=Viernheimer Gölz, der halbrechts ſtürmt, ihr Innentrio
ſeutend verſtärkt, ſo daß die Durchſchlagsfähigkeit gegenüber früher
c geſteigert iſt. In der Heſſengruppe ſtellen die Wormſer tatſächlich
nderklaſſe dar; in der Vorrunde haben ſie 6 Spiele gewonnen
runter 5:2 gegen den Tabellenzweiten, Sportverein Wiesbaden);
ein Spiel der Vorrunde endete mit einem Punktverluſt, da in
u=Iſenburg nur ein Unentſchieden erzielt werden konnte. Die
Sport=
einsmannſchaft wird zweifellos gegen den Meiſter einen ſehr
veren Stand haben, um die 6:0=Niederlage des Vorſpieles, die
aller=
gs unter ziemlich unglückſeligen Umſtänden hingenommen werden
Kte, auszugleichen. Durch den überraſchenden Sieg in Bingen in
em Selbſtvertrauen zweifellos geſtärkt, ſollte die Darmſtädter
Mann=
ift möglichſt unbefangen ans Werk gehen, zumal ſie in dieſem Spiel
9t8 verlieren, ſondern nur gewinnen kann.
Sp. P. Seeheim 1. — 5. C. Challia 09 Wolfskehlen 1.
1:3 (0:1).
Zum fälligen Verbandsſpiel trafen ſich bbige Gegner in Seeheim.
ter Berückſichtigung der Torchancen iſt der 3:1=Sieg der
Wolfs=
ler mehr als verdient anzuſehen. Weitere Tore verhinderte die
merkſame Platzverteidigung und vor allem der vorzügliche
Tor=
nn. Bald nach Beginn erzielte Wolfskehlens Halbrechter nach
ge=
ickter Einzelleiſtung den erſten Treffer. Bei dieſem Stand verblieb
trotz gegenſeitiger Anſtrengungen bis zur Pauſe. Nach
Wieder=
finn genügte der einzige Fehler des Wolfskehler Tormanns, um
eheim den Ausgleich erringen zu laſſen. Durch dieſen Erfolg
ange=
ert, ſetzte der Platzverein zu heftigen Angriffen an, die jedoch
Wolfs=
lens Verteidigung auf dem Poſten ſahen. Langſam fand ſich deſſen
urm wieder zu einheitlichen Leiſtungen zuſammen und ſtellte durch
ittelſtürmer und Linksaußen den Endſieg von 3:1 ſicher. Der zu
male Seeheimer Platz war wohl die Urſache, daß die Gäſte=
Mann=
aft nicht die vorſonntäglichen Leiſtungen erreichte. Der
Schieds=
gter, ein Herr aus Doſſenheim, leitete das im großen ganzen faire
fel zufriedenſtellend.
Kreisliga Südheſſen.
Zwei Monate Platzſperre nach den Vorgängen in Herrnsheim
für Olympia Lampertheim.
Der letzte Sonntag brachte außer den üblichen Senſationen die
verhoffte Nachricht der Platzſperre von Olympia Lampertheim. Haben
früheren Fällen nur Ausſchreitungen auf eigenem Spielfelde eine
aßſperre ermöglicht, ſo haben wir hier in unſerem Kreiſe den erſten
weis, daß ungebührliches Benehmen auf fremden Spielfeldern auch
empfindlichen Strafe führen kann.
Die Reſultate des letzten Sonntags:
Olympia Worms—Olympia Lampertheim 5:0,
Olympia Lorſch—VfN. Bürſtadt 1:0,
Spv. Herrnsheim —FV. Bihlis 1:0.
V.f. L. Lampertheim—Spv. Horchheim 3:4,
Spv. Hochheim—F.V. Hofheim 4:3,
Starkenb. Heppenheim-Norm. Pfiffligheim 3:1.
Das mit großer Spannung erwartete Treffen der Spitzenkandidaten
bete auf dem Wormſer Polizeiplatz mit einer kläglichen Niederlage
— Lampertheimer Gäſte. Dabei war das Spiel an ſich keine
Offen=
rung, die Leiſtungen waren beiderſeits nie und nimmer
meiſter=
irdig. Es gab höchſtenfalls verſchiedene gute Einzelleiſtungen bei
r Wormſer Kleeblättern; ſo war z. B. der linke Flügel ſchnell und
ußfreudig. Bei Lamperrheim fehlte es an allen Ecken und Enden —
allermeiſten im Sturm, wo diverſe Chancen bei der unproduktiven
beit der Funferreihe in die Vinſen gingen. Voll Erwartung ſah man
ch nach Lorſch, wo manche nach dem knalligen 10:1 gegen Heppenheim
hts gures für die Bürſtadter Raſenſpieler erhofften. Die Sache ging
alich aus, wie wir in unſerer Vorſchau meldeten: ein knapper Sieg
Lorſcher, ein aufregender Kampf und dabei kein allzuſchönes Spiel.
Herrnsheim ſtießen die Riedleute auf einen Gegner, der mit eiſer=
Energie um die Punkte kämpfte. Das brachte die Bibliſer, die
der Letztzeit ſo glänzende Reſultate erzielt hatten, vollkommen aus
ur Konzept. Knapp — aber verloren, genau wie bei Olympia
Lam=
theim. So viel Vernunft aber hatte man, den verdienten Sieg
Einheimiſchen anzuerkennen, um nicht durch Unvernunft bei einer
volte daheim den „Laden” geſchloſſen zu kriegen. VfR.
Lampert=
m wurde, wenige haben das geglaubt, auf eigenem Platze von
Horch=
m beſiegt. Man darf Lampertheim nun nicht gleich zum alten
ſen legen: jedenfalls aber wurde ihr Siegeszug unerwartet
unter=
dchen. In Hochkeim gab es einen dramatiſchen Kampf. Bis zur
bzeit lagen die Hofheimer 3:1 in Führung; ließen dann aber ſicht=
1 nach und hielten dem Hochheimer Endſpurt nicht ſtand. In
Hep=
rheim kamen die Einheimiſchen zu den erſten Punkten. Die
Mann=
aft hatte ſich diesmal gut gefunden und macht damit unſere
Vorher=
fe wahr. Die Tabelle ſieht nun ſo aus:
Spiele gew. un. verl. Punkte
Olympia Worms
10
Olympia Lorſch
V.f. L. Lampertheim".
Olympia Lampertheim
Spv. Horchheim
VfR. Burſtadt
FV. Biblis
Spp. Hochheim
Sp. Herrnsheim
Starkenb. Heppenheim".
Norm. Pfiffligheim
F. V. Hofheim
Am kommenden Sonntag treten beide Ligamannſchaften der 98er
zu Verbandsſpielen in Darmſtadt an. Die Handballiga trägt ihr letztes
Verbandsſpiel der Vorrunde gegen den Turn= und Sportverein Langen
aus. Das Spiel ſollte urſprünglich in Langen ſtattfinden. Da jedoch
Langen am kommenden Sonntag über keinen freien Sportplatz verfügt,
iſt im Einvernehmen mit der Behörde das Spiel nach Darmſtadt
an=
geſetzt worden. Der Turn= und Sportverein Langen hat ſich erſt in
dieſem Jahre die Zugehörigkeit zur Ligaklaſſe erkämpft. Trotzdem hat
der Liganeuling in den bisherigen Spielen ſich den 4. Tabellenplatz
ſichern können. Langen hat in den ſeitherigen Spielen nur eine
Nie=
derlage hinnehmen müſſen, und zwar gegen Fußballſportverein
Frank=
furt, der ganz knapp (5:6) Sieger blieb. Schwanheim mußte ſich mit
einem Unentſchieden begnügen, Rot=Weiß Frankfurt und Rot=Weiß
Darmſtadt verloren ſogar beide Punkte gegen den Liganeuling. Trotz
deſſen reſpektablen Könnens wird man den 98ern einen glatten Sieg
zutrauen dürfen, zumal die Darmſtädter zweifellos bedacht ſein werden,
den ſchwer erkämpften Tabellenvorſprung nicht leichtfertig aufs Spiel
zu ſetzen. Das Handballſpiel beginnt pünktlich um 2 Uhr.
Handball in der Deutſchen Turnerſchaft.
Handball im Odenwaldgau.
Der 20. Oktober 1929 brachte folgende Ergebniſſe:
1. Pflichtſpiele;
Kreisklaſſe: Erbach—Groß=Umſtadt 0:2.
Meiſterklaſſe: Groß=Umſtadt 2.—Michelſtadt 6:3.
A=Klaſſe: Kirch=Brombach-Lützelwiebelsbach 3:3.
Höchſt—Wald=Amorbach 7:0.
B=Süd: König 2.—Steinbuch 9:1.
2. Freundſchaftsſpiele:
Michelſtadt—Momart 2:2.
Groß=Umſtadt 2., das mit umgeſtellter Mannſchaft antritt, kann
in der neuen Aufſtellung ſehr gefallen und erringt den Sieg verdient.
Die Michelſtädter Elf hat ſeit Beginn der Pflichtſpielreihe in ihrer
Spielſtärke merklich nachgelaſſen. Lützelwiebelsbach holt in Kirch=
Brom=
bach ein Unentfchieden heraus. Wald=Amorbach kommt mit 8 Mann
nach Höchſt, hält ſich aber ganz tapfer. Erſatzgeſchwächt fährt
Stein=
buch nach König. Das Spiel iſt in der erſten Halbzeit offen, die zweite
zeigt die Ueberlegenheit Königs ſehr deutlich. Ueber den
Freund=
ſchaftsſpielen waltete am Sonntag ein Unſtern. Michelſtadt—Momart
ſpielen ein verteiltes Feldſpiel.
Die Tabellen am Schluß der Vorrunde ſind:
Meiſterklaſſe:
. 3 12:8 Niederklingen 1. . . 13:12 Groß=Umſtadt 2. .. „ 4 8:13 Michelſtadt 1.
R =Klaſſe: 9:22 .
Erbach 2. 26: Kirch=Brombach 1. . . 15:10 Lützelwiebelsbach 1. . * 9:10 Höchſt 1.
. 16:11 Hergershauſen 1... 12:15 Wald=Amorbach 1...
U 5
B=Nord: 2:25 Sickenhofen . .. M.S Groß=Bieberau ... 6:15 Richen
.. 9:8 Klein=Umſtadt . . . . 14:13 Langſtadt . . ... . 4
B=Süd 7:14 Momart 1. 1 44:9 König 2. . ... 5 32:8 Zell 1.
. 17:11 Steinbuch 1. 18:17 Mümling=Grumbach 1. 20:28 Hainſtadt 1. z 3:61
Kraftſpork.
Polizei-Kraftſporkverein Nieder=Kainsbach 12:9.
Am letzten Sonntag hatte die Polizeimannſchaft der A=Klaſſe des
Odenwaldgaues ihren zweiten und einen der härteſten Gegner im
Ver=
bandsringen zu Gaſt gehabt. Die Kämpfe ſelbſt wurden in der
Poli=
zeiſporthalle ausgetragen und verliefen in jeder Beziehung in fairer
Art und Weiſe. Nieder=Kainsbach iſt in dieſem Jahre von den übrigen
Vereinen der A=Klaſſe nicht zu unterſchätzen. Sämtliche Einzelkämpfe
waren in wenigen Minuten Ringzeit entweder für den einen oder
ande=
ren Gegner erledigt. Ein Beweis, daß jeder auf ſeinem Poſten war.
Der Schiedsrichter, Herr Löffler=Roßdorf, gab zu Klagen keinen
An=
laß, doch ſei ihm empfohlen, bei ſolchen raſchen und
temperament=
vollen Kämpfen, etwas ſchneller auf der Matte zu ſein. Tatſächlich
hat er zweimal einwandfreie Niederlagen durch ſeine Langſamkeit
über=
ſehen. — Es kämpften:
Der Tennisländerkampf in Barcelona zwiſchen Spanien und der
Tſchechoſlowakei endete mit einem Siege der Tſchechen mit 8:4 Punkten.
Bei ben engliſchen Hallentennis=Meiſterſchaften wurde der Franzoſe
Jean Borotra durch ſeinen Sieg im Einzel gegen Sharpe mit 7:5, 6:2,
6:2 Meiſter von London.
Der Deulſche Skiverband in Zahlen.
Nach dem jetzt erſchienenen Jahresbericht des Deutſchen
Skiver=
bandes beträgt deſſen Mitgliederbeſtand Anfang September d8. Js.
69 247 Vollmitglieder und 196 85 Jugendliche gegen insgeſamt 63 777
Vollmitglieder und 17 285 Jugendliche bei Schluß des Vorjahres. Dieſe
Zahlen verteilen ſich auf die zwölf Unterverbände wie folgt: Allgäuer
Skiverband 4585 Vollmitglieder, 1600 Jugendliche, Bayeriſcher
Skiver=
band 7200 Vollmitglieder, 1500 Jugendliche, Norddeutſcher Skiverband
3736 Vollmitglieder, 498 Jugendliche, Harzer Skiverband 3903
Voll=
mitglieder, 1380 Jugendliche, Schleſiſcher Skibund 9114 Vollmitglieder,
3543 Jugendliche, Schwäbiſcher Skibund 11 184 Vollmitglieder, 3656
Jugendliche, Skiklub Sauerland 4232 Vollmitglieder, 1263 Jugendliche,
Skiklub Schwarzwald 9021 Vollmitglieder, 2000 Jugendliche, Skiverband
Sachſen 8429 Vollmitglieder, 1785 Jugendliche Skiverband Eifel 808
Vollmitglieder, 91: Jugendliche, Thüringer Winterſportverband 4150
Vollmitglieder, 1720 Jugendliche, Mitteldeutſcher Skiverband 2885
Vollmitglieder, 649 Jugendliche. — Da zur Geſamtzahl der
Vollmit=
glieder noch die 10 000 Mitglieder des Oeſterreichiſchen Skiverbandes
hinzukommen, zählt der Deutſche Skiverband insgeſamt 79 932
Mit=
glieder, einſchließlich der Jugendlichen ſogar 98 932 Mitglieder.
Ein Billard=Weltrekord. Eine bisher noch nicht dageweſene
Leiſtung vollbrachte der franzöſiſche Billardmeiſter Roger Conti
in Paris bei einem Schaukampf mit dem Münchener Schweinböck
im Zweiball=Cadre. Im Verlauf des Spiels gelang Conti eine
Serie von 847 Bällen, die weitaus die größte iſt, die
bis=
her erreicht wurde.
Wiens Stadtelf in Breslau. Die Wiener Handball=
Stadtmann=
ſchaft wird am 27. Oktober in Breslau ein Spiel gegen die
Repräſen=
tativ=Elf der ſchleſiſchen Hauptſtadt austragen.
Leichtgewicht: Erbes (Polizei)—Loy (N.=K.) 3:6. Hier hatte der
Schiedsrichter gleich in den erſten Minuten eine einwandfreie
Nieder=
lage Lohs überſehen.
Geſchäfkliches.
Die Freude am Autoſport
wird weſentlich erhöht, wenn man über einen großen, ſtarken,
zuver=
läſſigen, dabei doch preiswerten und wirtſchaftlich arbeitenden Wagen
wie den Eſſex Super Six verfügt. — So angenehm ein Kleinwagen
für den Stadtveikehr iſt — größere Touren und Fernfahrten werden
erſt zu einem Vergnügen, wenn man ſo bequem reiſt wie im Eſſex
Super Six, der mit ſeinem überaus elaſtiſchen 10/50 PS
Sechszylinder=
motor, guter Federung, bequemer Polſterung, hydrauliſchen
Stoß=
dämpfern und allen Attributen des Luxuswagens wirklichen Fahrgenuß
verbürgt. Die autoriſierten Eſſex=Händler führen die verſchiedenen
offenen und geſchloſſenen Modelle, deren Preiſe mit 4950—6000 Mark
für die Qualität der Wagen geradezu unverſtändlich niedrig ſind, gern
underbindlich vor.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt
Donnerstag, 24. Okt. 12.15: Schallplatten: Unterhaltungs=
Muſik. o 15.15: Jugendſtunde: König Reinhold und andere
Tau=
nusmärchen von Margarete Arndt. Vorgetr. von F. Arzdorf,
o 16.15: Konzert des Funkorch. Leitung: R. Merten. Mitw.:
Clara Ebers (Sopran), Anne Lönholdt (Sopran). o 18.10: L.
Fiſcher: Auf zur Weileſe am Rhein. w 18.30: Kaſſel: E. Herberg:
Neuzeitliche Geflügelzucht. O 18.50: Aus der Arbeit des
Gerichts=
chemikers. Reportage aus dem Laboratorium und Kriminalmuſeum.
Sprecher: Prof. Dr. Georg Popp. Dr. Hans Popp und Dr. Laven.
D 20: Stuttgart: Soliſtenkonzert. v. Dittersdorf: Der Kampf der
menſchlichen Leidenſchaften. Divertimento. — Mozart: Violinkonzert
in A=dur. — Buſoni: Divertimento für Flöte und Orch. — Delius:
Violinkonzerr. Ausf.: Philharm. Orch. Stuttgart. Sol.: Francis
Arany (Violine), P. Neumann (Flöte). o 21: Stuttgart: Der
Floh im Panzerhaus. Schickſals=Groteske von Robert Forſter=
Lar=
rinaga. O 22.45: Freiburg: Populäres Soliſtenkonzert der
Salon=
kapelle Hugo Snoda.
Königswuſterhauſen
Deutſche Welle. Donnerstag, 24. Oft. 9: Hauptmann a. D.
Meyer: Mit dem Mikrophon auf dem Flugplatz Tempelhof. 0 9.50;
A. Tſchentſcher: Verwendung von Baukäſten im Raumlehreunterricht.
O 10.35: Mitteilungen des Verb. der Preuß. Landgemeinden. o 12:
Schallplatten. o 14.30: Jugendſtunde. Herb. Baldus: Beim
Ober=
häuptling der Kalſkiha=Indianer. o 15: Schulrat Wolff und St.
Koneßty: Lehrer= und Schülertrage im neuzeitlichen Unterricht.
S 15.45: Frauenſtunde Lillie Oberwarth: Moderne Säuglingspflege.
O 16: Prof. Dr. Hildebrandt: Praxis der Selbſtverwaltung in der
höheren Schule o 16.30: Berlin: Konzert. Paul Godwin=Quintett.
O 17.30: Dr. Möller und Mitw.: Schönſte Volkslieder des
Aus=
landes. O 18: Dr. Arndt: Die Schätze des Meeres. o 18.30=
Spaniſch für Fortgeſchrittene. O 18.55: Dr. Arland: Die Düngung
der Gärten. O 19.20: Dr. Moosberg: Grundlagen erfolgreicher
Kundenwerbung imn Einzelhandel. o 20: „Wenn der neue Wein
blüht”, Luſtſpiel von Björnſtierne Björnſon. O 22.30: Funk=
Tanz=
unterricht. Walter Carlos O. Danach: Tanmmuſik. Ben Berlin=Orch.
Gelangs=Einlagen: The tmp Jazzers. 0 Nauſe:Bildfunf.
Weiterbericht.
Die Wetterlage hat ſich durch die herrſchende Druckverteilung ſeit
geſtern wenig geändert. Nur verurſachten Ausläufer des nordiſchen
Tiefs Temperaturanſtieg. Die Störung hat ſich weiter vertieft, mehr
ſüdwärts ausgebreitet, und ſtärkeres Barometergefälle eine Zunahme der
Luftbewegung verurſacht, die ſich heute morgen im Küſtengebiet
bemerk=
bar machte. Die zuſtande gekommene Weſtſtrömung dürfte ſich noch
wei=
ter ſüdwärts ausdehnen, und ausgleichend auf die Temperaturen wirken,
ferner Bewölkung mit ſich führen, die einen zu Niederſchlägen neigenden
Charakter annimmt.
Ausſichten für Donnerstag, den 24. Oktober: Nur vereinzelt noch
Früh=
nebel, tagsüber wechſelnd wolkig, Temperaturen ſich zwiſchen Tag
und Nacht mehr ausgleichend, etwas milder, zunehmende
Nieder=
ſchlagsneigung.
Ausſichten für Freitag, den 25. Oktober: Weiterhin wechſelnd wolkig,
mild, einzelne Niederſchläge nicht ausgeſchloſſen.
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Donnerstag, den 24 Oktob
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Die ungünſtige Entwicklung, die ſchon zu Anfang des Herbſtes zu
erkennen war, nimmt ihren Gang. Dieſe Entwicklung, die in erſter
Reihe durch die Geldpolitik bedingt iſt, wird zweifellos auch durch die
ungünſtige Konjunktur in anderen Ländern gefördert, obwohl hierzu zu
bemerken iſt, daß trotz aller Klagen über eine ungünſtige Handelsbilanz
oder wegen Abnahme des Exports, das Weſentlichſte für die Entwicklung
der franzöſiſchen Wirtſchaft doch der Innenmarkt iſt. Von einer
Ver=
ſchlechterung der Konjunktur kann man alſo nur dann ſprechen, als die
innere Proſperität abnimmt. Eine erhebliche Verlangſamung des
Han=
dels iſt ſchon längſt bekannt. Ihr iſt nun eine ungünſtige
Induſtrie=
konjunktur gefolgt, über die beſonders in den Kreiſen der chemiſchen und
der Autoinduſtrie viel geklagt wird.
Ueber die Erhöhung der franzöſiſchen Diskonttaxe zirkulieren immer
wieder Gerüchte, angeblich waren ſie die Urſache der neuerlichen
ſtürmi=
ſchen Baiſſe an der Effektenbörſe. Ob aber dieſe Gerüchte eine wahre
Grundlage haben, kann vorläufig noch nicht feſtgeſtellt werden. Tatſache
iſt nur, daß die franzöſiſche Diskonttaxe weit niedriger iſt, als diejenige
ſämtlicher anderer Länder der Welt.
Die Lage des Rohſtoffmarktes iſt ungünſtig. Der franzöſiſche
Kohlenmarkt hat die Verlangſamung der induſtriellen Aktivität
noch nicht zu fühlen bekommen. Da man auf einen ſehr kalten Winter
rechnet, ſollen zahlreiche Käufe für häusliche Kohlen erfolgt ſein. Man
beunruhigt ſich ſtark darüber, daß die geplanten Preiserhöhungen eine
Verminderung des Abſatzes nach ſich ziehen werden. Dagegen wird jetzt
die ausländiſche Konkurrenz weniger befürchtet, da die Herſtellungskoſten
der engliſchen und belgiſchen Kohlenbergwerke höher ſind, als diejenigen
der franzöſiſchen.
Der Eiſen= und Stahlmarkt iſt weniger feſt als vor einigen
Wochen. Auf dem Innenmarkte hat die Situation vorläufig noch keine
ungünſtige Aenderung erfahren, dagegen ging der Export ſtark zurück.
Dieſer Rückgang des Exports iſt teilweiſe auf den Konkurrenzkampf mit
Nordamerika zurückzuführen, teils auch auf die Verſchlechterung der
Wirtſchaftslage in mehreren ſüdamerikaniſchen Ländern. Bei den
Export=
preiſen iſt eine Hauſſe trotz der Verteuerung der Kohlenpreiſe
ausge=
ſchloſſen, bei den Inlandspreiſen dagegen helfen die großen Beſtellungen
des Schiffbaues und der Elektrifizierungsinduſtrie, die Preiſe wenigſtens
eine Zeit lang aufrecht zu erhalten.
Eine überaus ſchwache Note iſt für den Metallmarkt
charakteri=
ſtiſch. Vor allem war die Baiſſe des Zinns geradezu panikartig.
Dieſe Baiſſe ſoll durch mannigfache Faktoren hervorgerufen ſein, und
zwar durch unerwartet erfolgte Aufhäufung der Vorräte infolge der
un=
günſtigen Lage, ferner durch einen inneren Kampf, in dem noch nicht
vor langem zuſtande gekommenen Zinkkartell, dem Tin Producers
Aſſo=
ciation, das ſich nicht zur Einſchränkung der Produktion entſchließen
kann und die frühere Konkurrenz vielfach aufrecht erhält. Auch ſoll
die andere große Verbindung der Britiſh American Tin ziemlich verſagt
haben. In Pariſer Wirtſchaftskreiſen hat die ſtürmiſche Zinnbaiſſe,
be=
gleitet von einer kataſtrophalen Entwertung zahlreicher Minenwerte, eine
große Beſtürzung hervorgerufen, da dies die an ſich ſchon reichlich
kri=
tiſche Lage des kolonialen Bergbaues noch mehr erſchweren wird. Die
Zinnpreiſe ſind in der Tat um beinahe 35 Prozent niedriger als zu
Anfang 1927. Die Bleipreiſe weiſen eine gewiſſe Stabilität auf.
Ihre Baiſſe iſt jedenfalls fehr mäßig; auf einen Aufſchwung des
Blei=
marktes rechnet man aber ebenſowenig wie auf den des Zinns.
Auch die Zukunft des Kupfermarktes wird jetzt wenig
opti=
miſtiſch beurteilt, da es immer offenſichtlicher erſcheint, daß die induſtrielle
Aktivität in den Vereinigten Staaten in Rückgang begriffen iſt. Eine
ſtarke Kupferbaiſſe erſcheint aber vorli=ifig noch nicht wahrſcheinlich,
um ſo mehr, als das Kartell die Preiſe wenigſtens eine kurze Zeitlang
aufrecht zu erhalten vermag. Außerdem iſt die Kupferproduktion im
Rückgang begriffen. Man ſchätzt die Septemberproduktion in den
Ver=
einigten Staaten auf 134 000 Tonnen gegenüber 148000 Tonnen im
Auguſt, die Vorräte auf 94000 Tonnen gegenüber 104 000 im Auguſt.
Der Zinkmarkt iſt ſchwach. Das Zinkkartell hat bisher wenig
Erfolge aufzuweiſen, die Urſache davon iſt, daß man die Produktion des
elektrolytiſchen Zinks nicht zu limitieren vermag.
Die Lage des Kalimarktes iſt etwas weniger günſtig infolge
der Verlangſamung der Aktivität in der Kunſtdüngerinduſtrie. Man
darf aber nicht vergeſſen, daß der Kalimarkt eine jahrelange
ununter=
brochene dauernde Proſperität hinter ſich hat und ſeine Lage, verglichen
mit dem Geſchäftsgang am übrigen Rohſtoffmarkte noch relativ immer
günſtig zu nennen iſt.
Die Lage am Phosphatenmarkt iſt mäßig. Man erwartet
einen Aufſchwung von der eben beſchloſſenen Maßnahme, nämlich von
der Steuerfreiheit für die Phosphatentransporte. Bekanntlich waren es
die hohen Transportſteuern, die die Phosphatenpreiſe ſo weſentlich
verteuerten.
Der Nitratenmarkt lag ſchwach.
Der Kautſchukmarkt iſt ſchwach, doch gehören die kleinen
Preisſchwankungen ſeit einiger Zeit zu ſeiner Charakteriſtik. Die
Aus=
ſichten ür 1930 ſollen ſehr gut ſein, falls keine allzu ernſte Kriſe in der
amerikaniſchen Autoinduſtrie eintreten wird. Die holländiſchen
Produ=
zenten, die in dieſem Monat eine Konferenz halten, ſchlagen die Bildung
eines Kartells vor, das „ein neuer und gemäßigter Stevenſonplan” wäre.
Ob ſie aber bei den engliſchen Produzenten einen Erfolg haben werden,
iſt fraglich.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Erklärung des Berliner Börſenvorſtandes. Der zuſtändige
Aus=
ſchuß des Börſenvorſtandes hielt geſtern mit den Mitgliedern des
Preſſeausſchuſſes an der Börſe und den beteiligten Vertretern der
Preſſe eine eingehende Beſprechung ab, deren Ziel es war, durch
Zu=
ſammenarbeit von Börſenvorſtand und Preſſe der Verbreitung
un=
wahrer Gerüchte entgegenzuwirken. Es wurde hierauf feſtgeſtellt, daß
die in einigen Blättern veröffentlichten Mitteilungen, wonach bei den
Beratungen des Börſenvorſtandes am 19. Oktober beſtimmte Mitglieder
des Börſenvorſtandes unzuläſſiger Kursbeeinfluſſung bezichtigt und zur
Niederlegung ihres Mandats aufgefordert worden ſeien, in allen
Punk=
ten unzutreffend ſind. Da die beteiligten Berichterſtatter der Preſſe
gegenüber erklärt haben, falſche Mitteilungen auf Grund von Angaben
aus dem Kreiſe des Börſenvorſtandes gebracht zu haben, wurde in
Ausſicht genommen, ſowohl von ſeiten des Börſenvorſtandes als auch
von ſeiten des Preſſeausſchuſſes in eine Prüfung der Urheberſchaft
einzutreten.
Metallgeſellſchaft A.G., Frankfurt a. M. Das am 30. September
beendete Geſchäftsjahr 1928/29 iſt im allgemeinen zufriedenſtellend
ver=
laufen, ſo daß vorausſichtlich mit unverändert 8 Prozent Dividende
wieder zu rechnen iſt. Augenblicklich iſt der Geſchäftsgang normal und
ruhig.
Keine Gefahr für den öſterreichiſchen Schilling. Das „N. W. J.‟
veröffentlicht eine Aeußerung des Präſidenten der Oeſterreichiſchen
Nationalbank, Dr. Reiſch, worin der Präſident auf eine Anfrage des
Blattes wegen der Deviſenankäufe in Oeſterreich ſich dahin äußert, daß
kein Grund zu einer Beſorgnis für den Schilling beſtehe, da aus dem
letzten Bankausweis der Nationalbank zu entnehmen ſei, daß der
Schil=
ling, abgeſehen von noch vorhandenen ſtillen Deviſenreſerven, mit mehr
als 65 Prozent valutariſch gedeckt ſei.
Amerikaniſche Kabelnachrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 23. Okt.:
Getreide: Weizen, Dez. 12434, März 133, Mai 136½; Mais,
Dez. 90½, März 96½, Mai 98½; Hafer, Dez. 50½, März 52½,
Mai 54; Roggen, Dez. 104, März 109½, Mai 111½.
Schmalz: Okt. 10,75, Nov. 10,75, Dez. 1090, Jan. 1930 11/425.
Fleiſch: Rippen, Okt. 11,20; Speck, loco 11,25; leichte Schweine
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Baumwolle: Okt. 18, Dez. 18,18.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 23. Okt.:
Getreide: Weizen, Rotwinter 136½, Hartwinter 130½; Mais
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Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze in Lots 130, Loco 1034:
Ok=
tober 10.15, November 9.97, Dezember 10.04, Januar 1930 10.06,
Februar 10.08, März 10.19, Mai 10.36, Juli 10.51, Sept. 10.66.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., B3. Oktober.
Trotz der Kabinettskriſe in Frankreich, wodurch man im Frühverkehr
ſehr ſkeptiſch geſtimmt war, eröffnete die Börſe in freundlicher Haltung
und eine weitere Befeſtigung trat ein. Dies war aber vor allem nach
der überwundenen Kriſenſtimmung auf eine allmähliche Geſundung der
internationalen Börſen zurückzuführen. Abgaben wurden nicht mehr
vorgenommen, trotz des bevorſtehenden Ultimos. Die Spekulation ſchritt
weiter zu Deckungskäufen, teilweiſe wurden auch Intereſſenkäufe
vorge=
nommen, da einige vorliegende Auslandsorders, ſowie noch vereinzelte
Interventionstätigkeit der Banken einen Anſporn boten. In
Spezial=
werten war das Geſchäft wieder lebhafter, denn es war eine allgemeine
Zuverſicht zu erkennen, und man neigte der Anſicht zu, daß die Lage
ſeither in nicht ganz berechtigter Weiſe als zu ſchwarz angeſehen wurde.
Gegenüber der geſtrigen Abendbörſe traten Beſſerungen von 2 bis 5
Pro=
zent ein. Im Vordergrunde ſtanden am Kalimarkt Salzdetfurth mit
plus 10 Prozent und Weſteregeln mit plus’4 Prozent. Aber auch den
Elektrowerten wandte ſich verſtärktes Intereſſe zu. Führend waren hier
Siemens mit plus 4,5 Prozent und Bergmann mit plus 3,5 Prozent.
AEG. gewannen 1 Prozent, Licht und Kraft 2,5 Prozent, und Schuckert
3 Prozent. Angeboten waren dagegen wieder Chadeaktien mit minus
6 Mark. Am Chemiemarkt eröffneten J. G. Farben mit plus 1 Prozent
nur leicht gebeſſert, Rütgerswerke zogen 1,5 Prozent, während
Gold=
ſchmidt vernachläſſigt lagen. In den Vordergrund treten konnten noch
Zellſtoff Waldhof mit plus 3 Prozent. Auch Deutſche Linoleum waren
nach den beträchtlichen Abſchwächungen der letzten Tage ſtärker bevorzugt
und gewannen 8 Prozent. Am Montanmarkt war mit Ausnahme von
Rheinſtahl, welche 2,75 Prozent anzogen, das Geſchäft ziemlich gering.
Banken lagen ebenfalls nur wenig beachtet, nur Reichsbankanteile traten
mit plus 2,5 Prozent etwas hervor. — Renten ſchloſſen ſich der
allge=
meinen Beſſerung ebenfalls an.
Im Verlaufe wurde das Geſchäft ſtiller, doch erhielt ſich für
Spezial=
papiere einiges Intereſſe bei erneuten Beſſerungen bis zu 2 Prozent.
Lebhaftere Nachfrage machte ſich für Bemberg mit zirka plus 10 Prozent
gegen Anfang bemerkbar. Auch Rheinſtahl traten ſtärker hervor. Am
Geldmarkt war Tagesgeld mit 6 Prozent unverändert. Am
Deviſen=
markt nannte man Mark gegen Dollar 4,1830; gegen Pfunde 20,406;
London-Kabel 4,8765; Paris 123,85; Mailand 93,12; Madrid 33,90;
Holland 12,10‟/s.
An der Abendbörſe machte die Tendenz, beeinflußt durch
feſtere New Yorker Eröffnungskurſe und verſchiedentlich vorliegende
Orders weitere Fortſchritte. Die Umſatztätigkeit war jedoch nicht
be=
bedeutend. J.G. Farben und Elektrizitäts=Montanmarkt zogen 1—1,5
Prozent gegen den Berliner Schluß an. Am Montanmarkt ergaben
ſich Kurserhöhungen bis etwa 1 Prozent. Rheinſtahl waren
bevor=
zugt. Weiterhin konnten Salzdetfurth und Aſchaffenburger Zellſtoff
je 2 Prozent gewinnen. Im Verlaufe blieb die Haltung bei ſtiller
werdendem Geſchäft freundlich.
Berlin, 23. Oktober.
Die Bedenken, die man im heutigen Vormittagsverkehr im
Zu=
ſammenhang mit dem plötzlichen Rücktritt des Kabinetts Briand hatte,
erwieſen ſich zu Beginn des offiziellen Verkehrs als unbegründet. Der
Sturz der franzöſiſchen Regierung machte anſcheinend auch im Ausland
einen verhältnismäßig geringen Eindruck, denn auch von den übrigen
europäiſchen Effektenbörſen wurden feſtere Kurſe gemeldet. New York
hat ja mit dieſer internationalen Beruhigung geſtern ja ſchon den
An=
fang gemacht, und auch auf die Hoffnungen für eine baldige
Diskont=
ſenkung in New York, die Herr Mitchell von der National City Bank in
einem Interview zum Ausdruck brachte, iſt von uns geſtern ſchon an
dieſer Stelle hingewieſen worden. Der internationale Geldmarkt zeigte
auch fonſt Entſpannungstendenzen, und hier fiel die leichte Verfaſſung
des Tagesgeldmarktes auf, die aber mit den Ultimovorbereitungen
zu=
ſammenhängen dürfte. So war die Tendenz zu Beginn des heutigen
offiziellen Verkehrs ausgeſprochen freundlich. Es wurde ſeitens der
Ban=
ken in dem Beſtreben, das Kursniveau ſyſtematiſch heraufzuſetzen,
wahr=
ſcheinlich um die Differenzen zum Ultimo zu verringern, energiſch
fort=
gefahren. Man konnte aber auch Deckungen der Spekulation und kleine
Käufe, teilweiſe des Auslandes, beobachten, die bei Spezialwerten zu
kräftigen Kurserholungen führten.
Auch im Verlaufe ſetzten ſich bei ruhigem Geſchäft erneut
Kurs=
erhöhungen durch, die aber nur bei wenigen Papieren über 1—1,5
Pro=
zent hinausgingen. Die ſchon geſtern aufgefallene Feſtigkeit der Hirſch=
Kupferaktien hielt heute an und fand eine Erklärung in der
Intereſſen=
nahme des engliſchen Chemie=Truſtes.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen vom 23. Oktober ſtellten ſich für Elektro.
kupfer 170,25 RM., Original Hüttenaluminium 190 RM., desgleie
194 MM., Reinnickek 350 RM., Antimon Regulus 63—67 RM., Fe
ſilber 68—69,75 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 23. Oktober ſtellten ſich
Kupfer: Januar 142,50 (143,50), Februar 143,25 (143,50),
144 (144), April 143,50 (144,50), Mai 144,25 (144,25), Juni 14=
(144,75), Juli 144,75 (145), Auguſt 145 (145,25), September 145 (1
Oktober 143 (145), November 141,75 (142,50), Drzember 142,50 (1=
Tendenz: feſt. Für Blei: Januar, Februar 45,50 (45,75), Mi
April, Mai, Juni, Juli, Auguſt 45,50 (46), September 45,75 (45,
Oktober 45 (46), November 45 (45,25), Dezember 45,25 (45,50). Tende
ſtetig. Für Zink: Januar 43 (45), Februar 44 (45,50), März, At
44 (46), Mai, Juni, Juli 44,50 (46), Auguſt 44,75 (46), September
(46), Oktober, November, Dezember 42,50 (45). Tendenz: luſtlos.
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern beigefügten Brief.
Produkkenberichke.
Frankfurter Produktenbericht vom 23. Oktober. Der Frankfur
Produktenmarkt verkehrte trotz feſterer Auslandsmeldungen in ſehr ru
ger Haltung bei kaum veränderten Preiſen. Lediglich Futtermittel gal
weiter etwas nach. Weizen 25,25—25,50; Roggen 18,75—19,00; Somm
gerſte 20,00—20,75; Hafer 18,75—19,00; Mais 19,50; Weizenmehl fü
und niederrhein. 37,75—38,25; Roggenmehl 27,25—28,00; Weizenkl
10,15—10,25; Roggenkleie 10,00. Tendenz: ruhig.
Berliner Produktenbericht vom 23. Oktober. Die feſteren Meldung
von den nordamerikaniſchen Terminmärkten blieben hier gänzlich ol
Eindruck, insbeſondere da Liverpool keine Anregung bot und die Pla
Exporteure mit billigeren Weizenofferten als geſtern im Markte war=
Das Geſchäft hielt ſich auf allen Marktgebieten in engen Grenzen;
Tendenz war als ſtetig zu bezeichnen. Das erſthändige Angebot von
ländiſchem Getreide iſt infolge der dringenden Feldarbeiten nur minim
angeſichts des ſchleppenden Mehlgeſchäftes iſt aber auch nur wenig Na
frage vorhanden. Sowohl am Effektiv= als auch am Lieferungsmarkt
gaben ſich kaum nennenswerte Preisveränderungen. Das Mehlgeſchi
beſchränkt ſich bei gleichfalls unveränderten Preiſen auf kleine
Bedar=
käufe. Hafer bei geringen Umſätzen in den Preiſen etwas gehalte
Gerſte ſtetig.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Süddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung, Sitz Frankfurt, h.
ihre Preiſe mit Wirkung vom 23. Oktober um 0,75 Prozent erhöl
nachdem dieſe geſtern um 2 Prozent ermäßigt worden waren.
Eine ausländiſche Finanzgruppe beabſichtigt, in Gemeinſchaft n
international tätigen Bau=Unternehmungen, in Deutſchland und auch
einigen angrenzenden Staaten Zementwerke mit modernſter Einrichtun
zu erſtellen. Die Vorarbeiten ſind bereits einer deutſchen Mantelgeſe.
ſchaft übertragen worden.
Der G.=V. der Badiſchen Maſchinenfabrik und Eiſengießerei vor,
G. Sebold und Sebold u. Neff A.=G., Durlach, am 15. November wi
für 1928/29 eine von 12 auf 10 Prozent ermäßigte Dividende vore
ſchlagen.
Am 24. Oktober finden Sitzungen der leitenden Gremien des Reich
verbandes der Deutſchen Induſtrie und der Vereinigung der Deutſche
Arbeitgeberverbände in Saarbrücken ſtatt.
Das Wiener Werk der Siemens u. Halske A.=G. iſt 50 Jahre al
Aus einem techniſchen Büro und einer Reparaturwerkſtatt mit zw
Mann, das die Firma Siemens u. Halske im Jahre 1879 in Oeſterrei
einrichtete, hat ſich in 50 Jahren ein großes elektrotechniſches Werk en
wickelt, das heute zuſammen mit den anderen Niederlaſſungen des Si
mens=Konzerns in Oeſterreich mehr als 10 000, Perſonen beſchäftigt ur
das größte Unternehmen der Elektrotechnik Oeſterreichs darſtellt.
Wie aus Warſchau verlautet, iſt man in Regierungskreiſen zu de
Anſicht gekommen, daß der gegenwärtige Zeitpunkt ſich nicht zur Au
legung einer neuen Aktien=Emiſſion der Bank Polſki eignet. In
Erwa=
tung einer beſſeren Konjunktur wurde daher der Termin auf das Frül
jahr 1930 verlegt.
Die Blätter melden, daß gelegentlich des Beſuches des Präſidente
der portugieſiſchen Republik in Madrid ein Handelsvertrag zwiſcher
Spanien und Portugal unterzeichnet worden ſei.
Berliner Kursbericht.
vom 23. Oktober 1929
Srutſche Dant, Ginate Turmftast
Deviſenmarkt
vom 23. Oktober 192
Me H
Danatbank
Deutſche Bant
Disconto=Geſ.
Dresdner Bant
Hapag
Hanſa Dampfſch
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl Waſch.=Bau
Contt Gummi
Deutiche Cont. Ga
Deutſche Erdöl
Schweiz 100 Franten 80.94 81.1 160.— Gelſenk. Bergw. 127.75 Salzbetfurth Kalr 321.50 Wien 100 Schilline 58.70 56.82 Spanien 100 Peſetas 59.91 60.0 160.— (Geſ. f.eleftr. Untern. 166.75 Leonh. Tietz 166.
Prag 100 Tſch. Kr 12.378 2.39 Danzig 100 Gulden 81.46 B1.6 150.— Harpener Bergbau 136.— Verein. Glanzſtoff 216.50 Budapeß 100 Pengo 73.03 73.17
Japan 1 Yen 1.248 2 110.— Hoeſch Eiſen 114.25 Verein. Stahlwerke 107.875
Sofia 100 Leva 3.017 3.C23 Rio de Janeir= 1 Milreis 10.497 0.49 149.— Phil. Holzmann 85.50 Weſteregeln Alkal= 216.—
Holland 100 Gulden 168.39 168.7 Jugoſlawien 100 Dinar 7.390 7. 105.25 Kali Aſchersleben 1206.— Agsb.=Nrnb. Maich 80.75 Oslo 100 Kronen 111.91 112.1: Portugal 00 Escudot 18.83 18. 170.75 Klöcknerwerke 96.75 Baſalt Linz 37.— Kopenhagen 100 Kronen 111.93 112.7. Athen 100 Drachm. 5.435 74. (Köln=Neueſſ. Bgw./111.75 Berl. Karlsr. Ind. 59.— Stockholm 100 Kronen 112.25 112.47 Konſtantiope 1 türk. 2 1.972 185.— udw. Loewe 166.— Hirſch Kupfer 136.— London 1 2.Ste 20.378 20.41
Kairo Tägypt. 4 20.30 188.50 Mannesm. Röhr. 99.75 Hohenlohe=Wer 86.— Buenos=Aire? 1 Pap. Pe 1.738 1.744
Kanado 1 canad. Doll. g.136 60.— Maſch.=Bau=Untn 44.75 Lindes Eismaſch 149.— New York 1 Dollar 4.179 g. 18
Uruguay Goldpeſo 4056 49 154.25 Nordd. Wolle 103.— Herm. Poege 23.— Belgien 1100 Belga 58.41 58.53
Jsland 00 eſtl. Kr. 92.19 92.3 169.75 Oberſchleſ. Koksw. 93.— VogelTelegr. Drah 65.75
Italien 100 Lire 21.88 21.52 Tallinn (Eſt4.) 100 eſtl. Kr. 111.9. 712. 100.— Orenſtein & Koppell 70.50 Wanderer=Werke 43.— Paris 100 Francs 16.44: 16.485 *
Riga 100 Lats 80.80 80.7
Toharbane, Kouiaranengefeafcaf
Frankfurter Kursbericht vom 23. Oktober 1929.
6% Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27 .... ..
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27 .....
U% Bayhern
Frei=
ſtaat v. 27 ....
8% Heſſen
Volks=
ſtaat. . . . . v. 21
v. 2‟
8".
6% Preuß,
Staats=
anl. v. 28 .....
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27.
7¾Thüringer
Frei=
ſtaat v. 27
Otſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + 1/.
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Otſche. Schutzge
bietsanleihe ..
% Bad.=Bad. v.26
5% Berlin v. 24.
8% Darmſtadt v. 26
v. 26
Frkf.a. M.v. 26,
6% Mainz v. 26
6% Mannh. v. 26..
2 Nürnbergv. 26
I, Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr.
8‟/, Heſſ. Landesbk.
Goldoblig
ſ. J, Heſſ. Lds.=
Hhp.=Bk.=Liquid.
Pfbr.
8, Preuß. Lds.=
Pfbr.=Anſt.
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Gold=
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86
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93.5
8I. Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
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kredit Goldpfbr.
8‟/. Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr.
Dt. Komm.
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mel=Ablöſ.-Anl.
* Ausl. Ser. 1
* Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hyp.=Bk.
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3% Frif. Hyp. Bk..
4:/,? „ Lig. Pfbr.
8% Pfbr. Bk..
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8% Pfälz. Hyp. Bk.
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821. Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bk.
4½,7. „ Lig. Pſbr.
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8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit.... .!
8 Südd. Bod.=
Cred.=Bank. . . .
8% Württ. Hyp.=B
6% Daimler Benz
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8‟, Dt. Linol. Werkel
v. 26
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Berlin v. 26.
7% Mainfri. v. 26.
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R=
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v. 26.
7% Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26.
8% VoigtckHäffner
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3. 6. Farben Bonds
v. 28 ........
5% Bosn. L.E.B.
v. 1914
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4½% Ungarn 1913
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Goldr.
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Aktien
Tccum.=Berlin.
Adlerw. (v. Kleyer).
AEG. Stamm .
AndreaeNoris Zahr
Baſt Nürberg.
Bergm. El. Verke
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Buderus Eiſen ..
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Chem. Werle Albert
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Contin. Gummiw
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr. . ..
Eiſenh Berlin.
Erdö!
Gold= u. Silb.
ſcheide=Anſtalt
Linoleumter
Lyckerhoff u.
Wid=
mann .. . . . . .
Hof . 69 Geiling & Cie..." 2E Mie Gelſenk. Bergwerk 127.5 Geſ. elektr. Unter= nehmungen .. .. 65 14 Goldſchmidt Th. .. 7.10 Gritzner Maſchinen 44.5 Grün &. Bilfinge 164 7.50 Hafenmühle Frkft. 145 Hammerſen (Osn. 122.5 Harpener Bergbau Henninger, Kempf. 165 21.7 Hilpert Armaturfbr Hindericks=Aufferm Hirſa Aupfer ..... 131 Hochtief Cſſen .." 34 171.5 Holzmann, Phil.. 85.5 112 Holzverk.=Induſtrie 76½, Jlie Bergk. Stamm 2o8.5 186.5 Genüſſe 16.5 127 Junghaus Stamm 95 KaliAſckersleben. Salzdetfurth . 322.5 119.5 Aeſteregeln 213 173 Kammgarn ſpinn. 134 52.5 Karſtadt, R. 146.5 571 Klein, Schanz!. 120 152.5 Klöcknerwerke 33
101 Lahmeher & Cv... 162.5 Lech. Augsburg. .. 103.25 Löwenbr. Münch 275 Lüdenſcheid Metal 70 136 Lutz Gebr. Darmſt= 13 246 Mainkr.=W. Höchſt. C5.5 Mainz. Akt.=Br. . . 2os 84 Mannesm. Röhre; 98.5
Mansfeld Bergb.. . 1115.2
MarswerfeNürnbg.
Metallge). Frankf..
Miag. Mühlenbau.
Montecatin:Maild.
Motorenfb. Darmſt
Neckarwerke Eßling. /128
Kicblay, Hofbr. „
Oberbedarf..
Otavi Minen
Phönix Bergbau.
Reiniger. Gebb.. .
Rh. Braunkohlen..
Eleltr. Stamm
Stahln erke. ..
Riebed Montan
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerie
Sachtleben A. G.
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schucker: Eleftr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtriel
Siemens &. Kalsfe
Strohſtoff. Ver.. ..
Südd. Immobilien
Bucker=A. G..
Sbensta Tändſtic sl356
Tellus Vergkau
Thür. Liefer.=Geſ. 1101
Tucher=Trauerei.
Unterfr. Krs.=Elei=
Kafeet"
Beithn erte.
Ver f. Chem. Ind.
Franki
Laurahütte.
Stahlwerke
Ultramarin.
Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſchin.
Bvigt & Saeffner.
50
115.71
21
52.75
56.5
150
62
103.25
104
139
102
106
71
175
270
100
115
182
161
309
145.75
113
1100
8
73
Wayß & Freytagl 83.7
Wegelin Rußfabr.
Werger=Eichbaum
Brauereien ......"
Zellſtoff. Aſchaffbg.
Memel.
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Allg. Dt. Creditanſ
Bk.f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ. . 1181
Comm. u. Privatk)
Darmſt. u. Nt.=Bk..
Deutſche Bank. . . .
Eff.-u. Wechſel=
bant
Distonto=Gefellid 1160
Dresdener Bar,
Frank; Ban1
Shp. Ban!
Pfdbr.=Bk. 131.5
Gotha. Grundkr. Bf. 122
Mein. Hyp.=Ban1
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Bank 1129.5
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditbt 1119
Hyp.=Bank.. /143
Südd. Bod.=Cr. B
Wiener Bankverein
A.-G. ſ. Veriehtew.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge
Hapag.
Nordd. Lloyd
Schantung=Eiſenk
Südd Ciſenb .Geſ.
Uan= 1 Stung.
Verſicherung ...
Frkft. Allg. Verſ.=
Franfona Rück= u.
Mitv. . . .. . . . . .
Mannh. Berſich.
187
132
2ous
119
43
167.5
250.5
160
118.5
151
100
129
116
150
271
137
12.
144.5
111
105
3.35
205
95
Nummer 293
Donnerstag, den 24. Oktober 1929
Seite 13
Arheber=Rechtsſchutz durch Verlag Oskar Meiſter, Werdau i. Sa.
25)
Nachdruck verboten
George überlegte.
„Ich möchte einmal die Liſte der Entlaſſenen haben.”
„Sollſt du haben. Was haſt du vor?”
„Ich laſſe die Leute vorladen und werde ſie ſelber befragen.
Ich muß dahinterkommen, wer dieſe Gemeinheit angezettelt hat.”
„Das iſt unbedingt richtig. Tue das.”
„Wie iſt der Geſchäftsgang?”
„Sehr flott. Wir werden Ueberſtunden machen müſſen. Ich
glaube nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, daß Millans
Fleiſchwerke augenblicklich führen, und daran iſt meines
Er=
achtens Mr. Kramer ganz hervorragend beteiligt.”
Bereits am nächſten Nachmittag marſchierten die
vorge=
ladenen Arbeiter aus Millans Betriebe an und wurden von
dem Polizeipräſidenten ſelber verhört.
Man ſah viele ängſtliche Geſichter.
Einen nach dem anderen nahm George vor. Bald wußte
er die Böcke von den Schafen zu unterſcheiden. Er verſprach
einzeln die Wiedereinſtellung und drohte den Hauptſchuldigen
mit gerichtlicher Verfolgung.
Aber es war aus ihnen trotzdem ſo gut wie nichts
heraus=
zuholen. Sie ſagten, daß es ein Ulk geweſen ſei.
Ganz naiv ſtellten ſie ſich hin und verſuchten George damit
abzuſpeiſen.
Doch George ließ ſo raſch nicht locker. Er war ein Meiſter
im Kreuzverhör, ſpielte einen gegen den anderen aus, ſo daß
ſich jeder der Schuldigen vom Kameraden verraten ſah und
faſſungslos wurde.
Schließlich geſtand ein junger Arbeiter, daß der Arbeiter
Wolfe der Haupträdelsführer ſei.
Nun nahm George noch einmal Wolfe vor, kniete ihm aufs
Leder und brachte ihn unter Zuſicherung der Strafloſigkeit nach
zwei Stunden zu einem Geſtändnis.
Die Arbeiter waren von einem gewiſſen Ugogwſki, einem
amerikaniſierten Polen, dazu geſtempelt worden.
George notierte ſich die Adreſſe des Mannes und entließ
dann die Arbeiter.
Ehe ſie das Präſidium verlaſſen hatten, raſte ſchon Mr.
Bebberley mit dem Kraftwagen davon, um Mr. Ugowſki zu
holen.
Er traf ihn nicht an und wartete in ſeiner Wohnung auf ihn.
Schließlich kam Ugowſki gegen die vierte Stunde, zuſammen
mit einem älteren Herrn.
Erſtaunt ſah Ugowſki auf den Inſpektor und wurde blaß,
als er ſich auswies.
Bebberley forderte ihn auf, ihm ſofort nach dem
Polizei=
präſidium zu folgen. Dabei bemerkte er, wie Ugowſkis Begleiter
beinahe mehr erſchrak als Ugowſki ſelbſt.
Er wandte ſich darum zu dem Begleiter und ſagte ſcharf:
„Und Sie, mein Herr, darf ich wohl bitten, ſich über Ihre
Per=
ſönlichkeit auszuweiſen.”
„Ja . . . aber!” ſtotterte der Mann. „Was ... was geht
mich denn Ihre Sache mit Herrn Ugowſki an?”
„Das wird ſich finden. Ich möchte nur bitten, ſich
auszu=
weiſen!“
Der Fremde weigerte ſich.
Nun ſagte Bebberley höflich, daß er dann gezwungen ſei,
ihn mit nach dem Polizeipräſidium zu nehmen.
Daraufhin entſchloß ſich der Fremde und brachte ſeine
Aus=
weiſe. Bebberley las: „ohn Daniels, 17. Avenue, Haus 18,
Beruf: Agent.”
neu eingetroffen! 4.25, 3.50,
Sapattew 225, 175, 1.35. 080, Bo‟
Seitenhaus am Schillerplotz, Inh. Hans Knos, Bernruf 2073. 1666o
Dann bedankte er ſich höflich und fuhr mit Ugowſki, der ſich
nicht ganz behaglich zu fühlen ſchien, nach dem Polizeipräſidium,
wo er in einer bewegten Auseinanderſetzung mit Robert George
zuſammentraf.
Er ſah, daß Leugnen zwecklos war, und geſtand ſchließlich,
daß er tatſächlich verſchiedene Arbeiter angeſtiftet hatte.
George befragte ihn, wer ſein Auftraggeber ſei. Aber das
war aus Ugowſki nicht herauszukriegen. Schließlich entließ ihn
George, denn er wußte, daß Bebberley ſchon unterwegs war,
um feſtzuſtellen, mit wem John Daniels in Verbindung ſtand.
Und das Ergebnis erfuhr George bereits am Abend.
Bebberley brachte ihm die Mitteilung, daß John Daniels mit
Towlers Fleiſch=Corporation in Verbindung ſtand.
Aha, alſo Mr. Towler ſteckte dahinter!
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George war nicht allzuſehr überraſcht, denn er hatte ſchon
etwas damit gerechnet.
Nun, er beſchloß, nichts zu tun. Auf alle Fälle war es aber
gut, zu wiſſen.
*
Am Abend meldete ihm Papers noch einen Beſuch.
Eine Dame.
Mady Hooge, die unrühmliche Heldin des letzten Skandals
George war aufrichtig geſpannt, und bald ſtand das
ſiebzehn=
oder achtzehnjährige Fräulein ſelbſtbewußt vor George und
muſterte ihn mehr neugierig als böſe.
George mußte unwillkürlich lächeln.
Aber auch das ſtörte das Girl nicht. Hübſch war das Mädel.
Schlanke Raſſe mit durchtrainiertem Körper, geſund, friſch und
blond. Das Stupsnäschen ſah eigenwillig aus dem Geſicht
hervor.
Die Augen funkelten wichtig.
„Mr. George”, begann ſie formlos, „ich bin nicht gekommen,
Ihnen eine Szene zu machen. Papa hat mir erzählt, wie Sie
mit ihm umgeſprungen ſind. Wundervoll! Sie haben mir
imponiert. Sie ſind ein richtiger Mann.”
„Sind Sie gekommen, um mir Schmeicheleien zu ſagen, Miß
Hooge?"
Sie ſchüttelte, den Kopf. „Nein! Sie ſollen mir nur die
Adreſſe von Mr. Robert Henry Grave ſagen.”
Unwillig entgegenete George: „Was wollen Sie mit der
Adreſſe? Wollen Sie wieder ein Rudel hyſteriſcher Weiber auf
ihn hetzen? Laſſen Sie den armen Jungen ſchön in Ruhe.”
Doch ſie ſchüttelte den Kopf und ſagte beſtimmt: „Nein ...
ich will ihn heiraten.”
George ſchaute das Girl einen Augenblick" faſſungslos an,
dann lachte er laut auf.
„Da wird ſich Mr. Grave freuen, Miß Hooge.”
Doch ſie ſchüttelte energiſch den Kopf und ſagte: „O no,
Miſter George . . . er wird ſich ſträuben mit Händen und Füßen,
aber ich werde Mr. Grave heiraten. Ich muß ihn heiraten; denn
er hat mich kompromittiert.”
„Daran ſind Sie wohl nicht ganz unſchuldig, Miß Hooge‟
ſagte George ernſt.
Sie nickte und ſagte wie ganz ſelbſtverſtändlich: „Yes, Miſter
George. Ich war nie nett. Aber ich kann nicht dafür. Pa hat
nur Zeit für das Geſchäft. Hätte er mich doch erzogen.”
In dieſen Worten lag mehr Bitterkeit, als es danach klang.
Das fühlte George und er ſagte eine Nuance freundlicher:
„Warum haben Sie das nicht ein wenig ſelber getan?”
„Selber, Miſter George?” ſagte das Girl mit grenzenloſem
Erſtaunen. „Wie kann man ſich erziehen, wenn man nichts tut
als Sport treiben und ſich putzen?”
George ſchüttelte den Kopf. „Ja, muß man denn nichts
anderes tun? Arbeiten Sie doch!”
Sie kräuſelte die Lippen. „Was ſoll ich denn arbeiten?
Soll ich ſtricken, ſticken oder Zimmer ſcheuern?”
„Ganz gleich was, Hauptſache iſt Arbeit, die Ihnen dumme
Gedanken austreibt."
„Ich werde Mr. Grade heiraten”, beharrte ſie eigenſinnig.
George ſchüttelte den Kopf. „Das werde ich nie und nimmer
glauben. Was ſagt denn Mr. Hooge dazu?”
„Er will mich enterben, vorläufig aber in ein Sanatorium
ſtecken. Aber ich heirate Mr. Grave doch. Geben Sie mir ſeine
Adreſſe.
„Miß Hooge”, entgegnete George ernſt, „ich werde Mr. Grave
ſchreiben, und er mag zu Ihrem Antrag Stellung nehmen. Sind
Sie damit einverſtanden?”
Das Mädchen überlegte eine Weile, dann ſagte es: „Ja, aber
Sie müſſen mitſchreiben, daß es mir ernſt iſt und daß ich ihm
tüchtig mithelfen will. Möcht gern etwas nützlich ſein. Iſt
intereſſanter.”
Warm ſagte George: „Gut! Das ſoll geſchehen!”
Dann verließ ihn Miß Hooge. George ſchüttelte den Kopf
und machte ſich eine Notiz. Kurz danach kam Bebberley.
„Was gibt es, Inſpektor?”
Bebberley wär etwas kurzatmig. Das verurſachte ſeine
Kor=
pulenz. „Mr. Mackenzie aus Neuyork hat angerufen.”
(Fortſetzung folgt.)
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