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Nummer 292
Montag, den 21. Oktober 1929.
192. Jahrgang
A mm brelte Zeile im Kreiſe Darmſiadt 25 Reſchepfg.
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breit/2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
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Relame=
zeile 3,00 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reiſchsmart
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelt uſw., erliſcht
ede Verpflſchtung auf Erfüllung der
Anzeſgen=
auffräge und Teſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bani und Darme
ſtädter und Naiſonalbani.
Der preußiſche Innenminiſter
Grzeſinſki zum Volksbegehren.
Berlin, 20. Oktober.
Der preußiſche Miniſter des Innern hielt heute abend im
Berliner Rundfunk eine Rede, in der er zum Volksbegehren u. a.
mit folgenden Ausführungen Stellung nahm:
Was will dieſes Volksbegehren? Es will den Youngplan
ablehnen. Es will vor allem in ſeinem 4. Paragraphen all
die=
jenigen, die die Erfüllungs= und Befreiungspolitik der letzten
Jahre fortſetzten, zu Landesverrätern ſtempeln und ins
Zucht=
haus verweiſen. Wiſſen aber wirklich alle, die ſich heute für die
Forderung des Volksbegehrens in der Oeffentlichkeit einſetzen
oder dem Begehren Sympathie entgegenbringen, überhaupt, was
der Youngplan iſt und wie er zuſtande kam? Das Gedächtnis
der Mitwelt iſt leider kurz, und ich möchte deshalb nur mit
einigen Worten die Entſtehungsgeſchichte des Planes ſkizzieren.
Im September 1928 erhob der deutſche Reichskanzler Hermann
Müller auf der Völkerbundstagung in Genf mit großer Energie
die Forderung auf endliche Räumung des Rheinlandes. Als
Ergebnis der ſich an dieſe Forderung anſchließenden
Verhand=
lungen kam die internationale Sachverſtändigenkonferenz
zu=
ſtande, die dann nach vier Monaten in Paris als Ergebnis ihrer
gemeinſamen Beratungen den Plan zuſtande brachte, der den
Namen des amerikaniſchen Sachverſtändigen Owen Young trägt.
An die Sachverſtändigenkonferenz ſchloſſen ſich dann die
Verhand=
lungen der politiſchen Delegationen im Haag an, deren Erfolg
neben der Regelung der finanziellen Fragen vor allem die
Räu=
mung des Rheinlandes in der zweiten und dritten
Beſatzungs=
zone war, die bis zum 30. Juni 1930 durchgeführt ſein muß.
Immer wieder muß wiederholt werden: Wir zahlen nach
dem Youngplan während der erſten zehn Jahre etwa 1,8
Mil=
liarden Reichsmark, während wir bisher alljährlich 2,5
Mil=
liarden Reichsmark zu zahlen hatten. Wir werden ſo während
der erſten zehn Jahre mindeſtens ſechs Milliarden Reichsmark
er=
ſparen. Kann irgendein vernünftiger Menſch beſtreiten, daß dieſe
Erſparnis von ſechs Milliarden Mark gerade in den nächſten
zehn Jahren für die deutſche Volkswirtſchaft wie für das
ge=
ſamte Reich eine fühlbare Erleichterung bedeuten? Das wiſſen
vor allem auch die Vertreter von Induſtrie und Handel und
haben ſich daher gegen das Volksbegehren ausgeſprochen.
Der Miniſter kam dann auf das Verbot des Stahlhelm in
Rheinland und Weſtfalen zu ſprechen. Mein Verhalten, ſo führte
er aus, iſt als „verfaſſungswidrig”, als „gegen die Grundſätze
feder Demokratie verſtoßend” bezeichnet worden. Dieſe Vorwürfe
ſind ſelbſtverſtändlich völlig unberechtigt. Es unterliegt für mich
gar keinem Zweifel, daß dieſes Volksbegehren ſich gar nicht ſo
ſehr gegen den Zahlungsplan von Young und gegen die ſoge= Deutſchen, verbunden mit einer großen öffentlichen Kundgebung
mannte Kriegsſchuldlüge richtet, als vielmehr ſeinen Hauptzweck in für die Oſtmark. Nach dem Einmarſch der Fahnenabordnungen
innerpolitiſchen Zielen ſieht. Der Angriff des Volksbegehrens begrüßte Bundespräſident Ginſchel die ſtattliche
Verſamm=
richtet ſich nicht nur gegen die heute beſtehende Regierung,
ſon=
dern gegen die Staatsform, gegen die Verfaſſung überhaupt. Das gekommenen Szczypiorno=Leute. Er ſchilderte kurz die Leiden
iſt aber Kataſtrophenpolitik ſchlimmſter Art, die Zuſtände ähn= der Inſaſſen dieſes Lagers, wo an manchen Tagen bis zu 30
lich denjenigen herbeiführen muß, wie wir ſie im Jahre der
In=
flation und des Ruhrkampfes hatten. Es iſt deshalb wirklich ſchen ſeien eingeſperrt worden, um das Deutſchtum zu zermürben
wahre Achtung vor der Demokratie, daß die Regierung, obwohl
ſie dieſe Ziele des Volksbegehrens klar ſieht, ſeiner Durchführung
im Rahmen der Verfaſſung und der Geſetze nicht nur keine Leute hätten beſchloſſen, jedes Jahr eine Zuſammenkunft zu ver=
Schwierigkeiten in den Weg legt, ſondern die Durchführung ſichert anſtalten, um das deutſche Volk daran zu erinnern, daß nicht
und ſchützt. Selbſwerſtändlich wird aber auch darauf geachtet nur im Weſten, ſondern auch im Oſten Zehntauſende für das
tverden, daß ſich das Volksbegehren im Rahmen der Ordnung Deutſchtum gelitten hätten, und um Polen an die größte
Kul=
ſind mit Herrn Hugenberg der unglaublich törichten Meinung, ſchloß mit einem Appell, alle Kräfte für eine friedliche
Rück=
daß einer Wirtſchaftskriſis eine Geſundheitskriſis wirtſchaftlicher gewinnung der abgetrennten öſtlichen Gebiete, auch Poſens, ein=
und außenpolitiſcher Art folgen werde, und verweiſen dabei auf zuſetzen. Die Zukunft Deutſchlands werde nicht am Rhein,
ſon=
die Inflationszeit des Jahres 1923. Ich kann mir nicht denken, dern an der Weichſel entſchieden.
daß in Deutſchland viele Menſchen ſind, die eine Zeit, wie ſie
1923 war, jemals wieder herbeiſehnen. Auch das Jahr 1923 Anſchauung ein Bild der Zuſtände in dem polniſchen
Inter=
haben Kreiſe, von denen Leute mit Herrn Hugenberg zuſammen nierungslager gab. Mehr als 10 000 Deutſche wurden im Jahre
im Reichsausſchuß für das deutſche Volksbegehren ſitzen, für 1919 von Polen aus Wut darüber, daß der Friedensvertrag
einen Putſch auszunutzen verſucht. Der iſt damals lläglich in ihnen die erhoffte Beute nicht in vollem Umfange gab, wahllos
leinen Anfängen ſchon geſcheitert. Der Verdacht liegt allzu nahe, verhaftet und in die Gefängniſſe geſchleppt. Szezypiorno ſei ein
daß heute mit ſkrupelloſen Mitteln verſucht wird, die Stimmung / Denkmal der Not und der Schmach, ein Schandfleck Polens, aber
für ähnliches Beginnen vorzubereiten. Man will dazu das
be=
rechtigte Nationalgefühl des deutſchen Volkes mißbrauchen und auch ein Anſporn zum Kampf. Während ſich die Fahnen
ſenk=
bedient ſich deshalb des Mantels eines Proteſtes gegen die
Laſten aus dem Weltkriege und auch gegen die ſogenannte
Kriegsſchuldlüge. Ich bin feſt davon überzeugt, daß, wie bisher, ſammenkunft eine Broſchüre herausgegeben, in der an Hand
auch jetzt wieder die politiſche Vernunft des deutſchen Volkes zahlreicher Einzelberichte ein ergreifendes Bild von dem
Schick=
ſiegen wird. Um des ſchönen Rheinlandes willen, aus deffen ſal der in Szczypiorno interniert Geweſenen entrollt wird.
Gebieten heute ſchon faſt 10000 Angehörige der fremden
Trup=
penmacht ſeit Abſchluß der Haager Konferenz abmarſchiert ſind, Weilere Polizeimaßnahmen gegen die Führer der
um der Wirtſchaft, um der politiſchen Ordnung und Freiheit
wil=
len wird die Mehrheit aller wahlberechtigten deutſchen Frauen
und Männer den Lockungen des Reichsausſchuſſes des
Volks=
begehrens nicht folgen.
erſtatters in Ottawa, der erfahren haben will, daß Präſident findliche Büro des Deutſchtum=Führers, Senator Haßbach, wurde
Hoover und Premierminiſter Macdonald auf Grund von pri= durchſucht. In Poſen wurde, dem „Expreß Poranny” zufolge,
die Hoffnung hegten, noch vor Ende dieſes Jahres zwiſchen den men. Zahlreiche Dokumente, u. a. die Tätigkeit des Deutſchen
Rechte der kriegführenden Länder zu regeln, damit noch vor der erſchienem in Bromberg in der Wohnung des Beamten der
deut=
werde. Gegenwärtig ſei man damit beſchäftigt, eine Formel zu Sie durchſuchten die Wohnung mehrere Stunden lang und
nah=
finden. In amerikaniſchen Kreiſen habe man den Eindruck, daß men dann Rützen, der Danziger Staatsbürger iſt, auf das Unter=
England nicht auf dem Recht beſtehen werde, die neutralen ſuchungsgericht mit, wo er den ganzen Tag über verhört wurde.
ten ſich verpflichten würden, einem Angreifer keine Lebensmittel Schulrat Heidelck, wurde aus dem polniſchen Arreſt in das
darüber zu entſcheiden, wer der Angreifer ſei, ohne daß der In= einigen Tagen Dr. Burhardt, der Führer des Deutſchen
Pfgd=
ternationale Gerichtshof oder der Völkerbund ſich einzumiſchen finderweſens in Polen, und Milke, der Führer der Bromberger
hätten.
vom Tage.
Da es ſeit Samstag nachmittag ununterbrochen regnet, und die
Regenwolken tief auf den See herunterhängen wurde der Start
des „Do. K.” abermals verſchoben. Ebenfalls iſt der Start
des „Graf Zeppelin”, der geſtern nach Stuttgart fliegen ſollte,
zurückgeſtellt worden. Eine Beſſerung der Wetterlage iſt
augen=
blicklich noch nicht abzuſehen.
Der deutſche Geſandte in Warſchau, Rauſcher,
iſt in Berlin eingetroffen, um über den Stand der deutſch=
pol=
niſchen Handelsvertragsverhandlungen zu berichten.
Wie der „Excelſior” meldet, wird die interminiſterielle
Saarkommiſſion der Regierung im Laufe der kommenden
Wochen ihren Bericht vorlegen. Falls der Miniſterrat dieſen
Be=
richt billigt, würde er der franzöſiſchen Saardelegation als Inſtruktion
zugehen, ſo daß die erſte Sitzung der deutſch=franzöſiſchen
Saarkom=
miſſion, wie vorgeſehen, am B. Oktober im Quai dOrſayz ſtattfinden
könnte.
King über die mit der Londoner Flottenabrüſtungskonferenz
zu=
ſammenhängenden Fragen ſind abgeſchloſſen. Bisher iſt über das
Er=
gebnis dieſer Beſprechungen keine offizielle Mitteilung veröffentlicht
worden.
Trotz des vom Präſidenten Hoover ausgehenden Widerſtandes
beſchloß der Senat mit 42 gegen 34 Stimmen, eine Klauſel
über die Ausfuhrprämie der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe,
die aus dem Zolltarifgeſetz abgetrennt werden ſollte, wieder in die
Vorlage aufzunehmen. Es iſt dies die dritte Niederlage der Regierung
im Kampfe um das Zollgeſetz.
Fünf Perſonen, die ſich vor dem Pariſer
italie=
niſchen Konſulat verdächtig zu ſchaffen gemacht
hatten, wurden verhaftet. Auf dem Kommiſſariat fand
man bei einem von ihnen einen Revolver. Eine Unterſuchung iſt
ein=
geleitet.
Nachdem der unter Spionageverdacht elf Wochen in der
Tſchecho=
ſlowakei feſtgehaltene Bibliothekar Gröſchel nach Meißen zurückgekehrt
iſt, iſt nunmehr auch der vor einiger Zeit in der
Tſchechoſlowa=
kei verhaftete Arbeiter Rühle aus Schönfeld bei Dresden
aus der Haft entlaſſen worden und nach ſeinem Heimatort
zurückgekehrt.
Der frühere Botſchaftsattaché der Pariſer
ruſſiſchen Botſchaft, Sambow, der vor einigen Tagen in
Warſchau auf offener Straße einen Selbſtmordverſuch unternahm, iſt
geſtern ſeinen Verletzungen erlegen.
R!
Große Oſtmarkenkundgebung in Besl.s.
Berlin, 20. Oktober.
Unter außerordentlich ſtarker Beteiligung veranſtaltete am
Sonntag nachmittag der Deutſche Oſtmarkenbund am
Landes=
ausſtellungspark eine Wiederſehensfeier der in dem polniſchen
Lager Szczypiorno im Jahre 1919 interniert geweſenen 10 000
lung, insbeſondere die aus allen Teilen des Reiches nach Berlin
Menſchen an Flecktyphus zugrunde gingen. Unſchuldige Men=
und rechtlos zu machen, eine Taktik, die auch im vergangenen
Jahrzehnt von den Polen fortgeſetzt wurde. Die Szczypiorno=
und der Geſetze vollzieht. Die Urheber des Vollsbegehrens turſchande zu mahnen, die man jemals erlebt habe. Die Rede
Die Feſtanſprache hielt Pfarre Gürtler, der aus eigener
ten, gedachte der Redner dann der zahlreichen Toten des
Inter=
niertenlagers. Der Deutſche Oſtbund hat aus Anlaß der
Zu=
deutſchen Minderheit in Polen.
Wie dem „Expreß Poranny” aus Bromberg gemeldet wird,
ſind auch am geſtrigen Tage die Hausſuchungen bei Führern der
deutſchen Minderheit fortgeſetzt worden. So wurde geſtern in
Beiprechungen zwiſchen Macdonald und Dawes. Dirſchau eine Reviſion in dem Lokal des dort erſcheinenden
„Pommereller Tageblatts” und im der Wohnung des Chefredak=
A. London, 20. Oktober, teurs Martini, wie auch in der Wohnung des dort lebenden
„Sunday Times” veröffentlicht ein Telegramm ihres Bericht= Kaufmanns Eiſenazk vorgenommen. Auch das in Dirſchau
be=
baten Beſprechungen zwiſchen Macdonald und General Dawes im Büro des Senators Haßbach eine genaue Reviſion
vorgenom=
beiden Nationen die Frage der Freiheit der Meere und die Landbunds betreffend, wurden beſchlagnahmt. Geſtern morgen
Londoner Konferenz jeder Konfliktſtoff aus dem Wege geräumt, ſchen Seimfraktion, Günther v. Rützen, polniſche Polizeibeamte.
Schiffe zu durchſuchen und daß andererſeits die Vereinigten Staa= Der verhaftete Leiter des Bromberger deutſchen Seim=Büros,
zu liefern, wobei ſie ſich allerdings das Recht vorbehielten, ſelbſt Unterſuchungsgefängnis geſchafft, wo ſich übrigens ſchon ſeit
deutſchen Pfadfinder, befindet.
* Ein europäiſcher Skandal.
Der „Spionagefall” Gröſchl. — Aus den Geheimniſſen der
tſchechiſchen Juſtiz.
Von unſerem E=Korreſpondenten.
Prag, 18. Otkober.
Der Spionagefall Gröſchl hat ſein vorläufiges Ende
gefun=
den, d. h., er hat den Blamagen, die die Tſchechoſlowakei aus
ihrer phantaſtiſchen Spionenfurcht bisher entſtanden ſind, eine
neue hinzugeſügt, ohne daß leider angenommen werden könnte,
es würde ſich in der Methode der Tſchechen etwas ändern, in
jedem reichsdeutſchen Touriſten, der bei ſeinen Fahrten durch
Böhmen, Mähren und Schleſien eine Kamera mit ſich führt, einen
Ausſpäher zu ſehen. Seit Jahren iſt es immer das gleiche:
Die Beſprechungen zwiſchen Maedonald und Mackenzie ein Wanderer durch die ſchönen Elbegaue, ein Bergſteiger, der
in der „böhmiſchen Schweiz” zum Prebiſchtor hinaufklettert oder
ſich die Edmundsklamm anſieht — er erſcheint verdächtig,
ſtrate=
giſch wichtige Punkte des tſchechiſchen Staates auszukundſchaften
und ſolcherart den Wert der trotz aller Abrüſtungsflunkerei
fröh=
lich fortgeſetzten Vervollkommnung des militäriſchen Apparates
der Tſchechoſlowakei weſentlich herabzumindern. Geſchieht es
umgekehrt einmal — wie im Falle des Eiſenbahners Pecha in
Hidasnemeti —, daß ein tſchechiſcher Staatsbürger auf fremdem
Boden unter einwandfreien Beweiſen der Spionage überführt
und ins Gefängnis geſetzt wird, dann erhebt ſich in der
tſchechi=
ſchen Preſſe ein Schrei der Entrüſtung, und das
Außenmini=
ſterium hat nichts eiligeres zu tun, als bei dem betreffenden
Staate unter Androhung von „Repreſſalien” gegen den „
Ueber=
griff untergeordneter Organe gegenüber einem Bürger der
tſchechoſlowakiſchen Republik” feierlich Proteſt zu erheben. Stellt
man dieſer Empfindlichkeit die unzählbaren Fälle gegenüber, bei
denen die tſchechiſche Spionagefurcht reichsdeutſchen,
öſterreichi=
ſchen und ungariſchen Staatsbürgern die Bekanntſchaft mit
tſchechoſlowakiſchen Gefängniſſen vermittelt hat, dann begreift
man, daß die häufig zitierte friedliche Annäherung der Tſchechen
an die Nachbarländer heute noch lange nicht ſo weit gediehen iſt,
als dies im Intereſſe der wirtſchaftlichen und politiſchen
Kon=
ſolidierung des jungen Nachkriegsſtaates zu wünſchen wäre.
Der Fall Gröſchl weiſt eine beſondere Note auf. Die
Ver=
haftung des Direktors der Meißner Porzellanfachſchule erfolgte,
wie bekannt, auf Grund einer photographiſchen Aufuahme des
Koliner Schlachtfeldes, auf dem ſich vor 127 Jahren Friedrich
der Große mit den Oeſterreichern gemeſſen hat. Ein Denkmal
erinnert an die damaligen Ereigniſſe, und dieſes Denkmal im
Bilde feſtzuhalten, war des Forſchers Gröſchl harmloſe Abſicht.
Er wurde verhaftet und dem Gerichtsgefängnis der Stadt
Kutten=
berg eingeliefert, während die in ſeinem Beſitz vorgefundenen
Platten dem Nachforſchungsdienſt des Kriegsminiſteriums zur
Ueberprüfung übergeben wurden. Dies geſchah vor zehn Wochen.
In der Zwiſchenzeit bemühte ſich der deutſche Geſandte in Prag
zu wiederholten Malen — allerdings mit negativem Erfolg —
beim Juſtizminiſterium die Beſchleunigung des Verfahrens gegen
Gröſchl durchzuſetzen, da der Inhaftierte als
Schwerkriegsbeſchä=
digter durch die Haft ernſte geſundheitliche Schäden erlitten hatte
und in der ſechſten Woche ſeiner Feſthaltung auch geiſtig völlig
niedergebrochen war. Dieſe Interventionen vermochten nicht,
die Erhebungen der Nachforſchungsabteilung im
Kriegsmini=
ſterium zu beſchleunigen. Erfolglos blieben auch die Proteſte
der ſudetendeutſchen und der reichsdeutſchen Preſſe, die ſich
aus=
nahmslos des Falles angenommen hatte und auf ſeine
ſchleu=
nige Erledigung mit um ſo größerem Recht drängen konnte, als
gerade kurz vorher zwei „Spionageaffären” mit einem für die
Beteiligten ebenſo tragiſchen wie für die tſchechiſche Juſtiz
be=
ſchämenden Ausgang geendet hatten. Erſt als die Kritik der
Preſſe und die Interventionen des deutſchen Geſandten durch
das Einſchreiten einer über Einladung der Neichsgewerkſchaft der
deutſchen Preſſe nach Prag gekommenen Exkurſion reichsdeutſcher
Journaliſten unterſtützt werden, kommt lebhafteres Tempo in die
Unterſuchung gegen Gröſchl. Das Ergebnis iſt ſo, wie es die
deutſche Preſſe vor zehn Wochen, vorausgeſagt hat: die dem
Kriegsminiſterium vorliegenden Aufnahmen des ſächſiſchen
For=
ſchers ſind völlig harmloſer Natur, d. h., ſie rechtfertigen nicht
die Feſtnahme und Einkerkerung Gröſchls
Damit aber iſt der Fall nicht erledigt. Das pikanteſte Detail
kommt noch. Es iſt wert, für dauernde Zeiten feſtgehalten zu
werden — als Warnung einerſeits für fröhlich mit ihrem Kodak
in die Tſchechoſlowakei Wandernden und als die Fratze einer
Juſtiz andererſeits, die nicht ihresgleichen hat!
Das Prager Kriegsminiſterium alſo berichtete vor etlichen
Tagen an die oberſte Juſtizbehörde: die Unterſuchung iſt negativ
ausgefallen, es beſteht daher kein Anlaß mehr, die Haft Gröſchls
zu verlängern. Das iſt eine klare Sprache, und das
Juſtiz=
miniſterium hat ſie verſtehen müſſen. Was aber geſchieht? Was
geſchieht, um dem Skandal — denn um einen ſolchen handelt es
ſich hier — ſo ſchnell als möglich ein Ende zu ſetzen? Es
ge=
ſchieht faktiſch Folgendes:
Freitag, den 11. Oktober, erhält der deutſche Geſandte in
Prag die Mitteilung von der Einſtellung der Unterſuchung gegen
Gröſchl und von ſeiner Haftentlaſſung. Dieſe Nachricht wird der
Preſſe zur Verfügung geſtellt, und Samstag iſt die Oeffentlichkeit
dahin informiert, daß der in Kuttenberg inhaftiert geweſene
Funktionär der Meißner Porzellanfachſchule auf freien Fuß
ge=
ſetzt worden ſei. In Wirklichkeit befindet ſich Gröſchl noch am
Samstag in Haft, er wird auch am Sonntag nicht freigelaſſen,
er wartet am Montag vergeblich darauf, daß ſich die Tore des
Gefängniſſes vor ihm auftun, er bleibt am Dienstag noch dort,
wo er ſeit zehn Wochen ein jämmerliches Daſein hat führen
müſſen, und endlich am Mittwoch, alſo am 16. Oktober, winkt
ihm die Freiheit. Er wird in die Kanzlei der Strafanſtalt
ge=
rufen. wo ihm mitgeteilt wird, daß er — wegen Uebertretung
des Waffenpatentes zu ... vierundzwanzig Stunden
Arreſt verurteilt worden ſei, welche Strafe durch die
zehn=
wöchige Unterſuchungshaft als verbüßt angeſehen werde! Noch
iſt nicht bekannt, was ſich wenige Tage vor der Haftentlaſſung in
der Kuttenberger Gefängnisdirektion abgeſpielt hat. Aber die
Oeffentlichkeit weiß ſich zu erinnern, daß die ſeinerzeit bei einem
Ausflug ins nordböhmiſche Gebiet über Denunziation eines
tſchechiſchen Soldaten verhafteten und monatelang feſtgehaltenen
Geite 2
Montag, den 21. Okfober 1929
Rummer 292
drei Bautzener Bürger vor ihrer Entlaſſung aus den tſchechiſchen
Gefängniſſen einen Revers dahin unterſchreiben mußten, daß
ſie gegen den tſchechiſchen Staat wegen der
un=
ſchuldig erlittenen Haft keinerlei
Schadener=
ſatzanſprüche ſtellen würden. Die durch monatelanges
Verweilen im Gefängnis Zermürbten haben aus Furcht, noch
weiter den qualvollen Aufenthalt zwiſchen
Ker=
kermauern erdulde n zu müſſen, unterzeichnet, und
es iſt gewiß, daß damit der tſchechoſlowakiſchen Republik
ein hübſches Sümmchen erſpart worden iſt. Indeſſen
erfolgte ihr Freiſpruch lediglich aus „Mangel an Beweiſen”. Im
Falle Gröſchl liegen die Dinge etwas anders. Die völlige
Schuldloſigkeit des Meißner Herrn iſt einwandfrei
er=
wieſen. Infolgedeſſen hat er rechtlich Anſpruch darauf, für die
erlittene lange Kerkerhaft und für die Schäden, die ſeine
Geſund=
heit genommen, entſchädigt zu werden. Das weiß und wußte
man in Prag ſo gut wie in Kuttenberg. Und nun taucht die
brennendſte Frage dieſer ſeltſamen Affäre auf: warum hat die
Kuttenberger Gefängnisdirektion Gröſchl nicht ſofort nach der
Einſtellung des Verfahrens bzw. nach dem Abſchluß der
Er=
hebungen freigelaſſen? Trifft die Vermutung zu, die ein deutſches
Blatt der Stadt Prag in der Frage umſchreibt, ob etwa in
einer geſetzlich unzuläſſigen Weiſe die
Haft=
entlaſſung von der Erfüllung gewiſſer
Be=
dingungen durch den Feſtgehaltenen abhängig
gemacht werden ſollte? Man wird ſich dieſe Frage vor
Augen halten müſſen, wenn man bei Betrachtung der
merkwür=
digen Affäre zu einem halbwegs zutreffenden Bild gelangen will.
Das Wort hat jetzt der unglückſelige Touriſt aus Meißen. Es
wird gut für den tſchechiſchen Staat ſein, wenn Herr Gröſchl es
bei dem Anſpruch auf entſprechende Entſchädigung bewenden
läßt. Denn trifft wirklich zu, was jetzt als Vermutung —
ohne=
dies wenig ſchmeichelhaft, für die tſchechiſche Anſchauung von
Recht und Gerechtigkeit — die Runde durch die Preſſe macht,
dann wird ein europäiſcher Skandal offenkundig, wie
ihn die Geſchichte kultivierter Völker und Staaten nicht
aufzu=
weiſen hat!
25jähriges Jubiläum des Berbandes der
rheiniſch=
weſtfäliſchen Preſſe.
Düffeldorf. 2. Oktober.
Heute trat hier die zweitgrößte journaliſtiſche Landesorganiſation
bes Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe, der Verband der
rheiniſch=
wſtfäliſchen Preſſe, zur Feier des 25jährigen Beſtehens zuſammen. Im
Sitzungsſaal des Ständehauſes verſammelten ſich zur Feier in großer
Zahl die Journaliſten beider Provinzen, an ihrer Spitze zahlreiche
Mitglieder des Verbandes, Vertreter des Reichsverbandes der
Deut=
ſchen Preſſe und der Verlegerverbände, die Spitzen der Behörden aus
beiden Provinzen mit Oberpräſident Dr. Fuchs, Vertreter der
Wirt=
ſchaft, ſowie viele führende Männer aus Rheinland und Weſtfalen.
Der Vorſitzende des Verbandes, Redakteur Mas Horndaſch=Köln,
gab einen Rückblick auf die vergangenen Jahre. Er betonte, daß der
Verband an der Erziehung und ſozialen Wohlfahrt ſeiner Mitglieder
arbeite und beſtrebt ſei, ſie von der Bedeutung ihrer Macht zu
durch=
dringen. Oberpräſident Dr. Fuchs überbrachte zugleich im Namen des
Miniſteriums für den Landeshauptmann und des
Regierungspräſiden=
ten die herzlichſten Glückwünſche. Er gab dem Wunſche Ausdruck, daß
die Preſſe, wie bisher, eine treue und unerſchrockene Helferin für Volk
und Vaterland ſein werde, damit es gelinge, das deutſche Volk einer
beſſeren und lichtvolleren Zukunft entgegenzuführen. Die Befreiung
der Rheinlande, und der Saar danken wir — ſo erklärte er — der
Politik des Reiches. Aber ſie iſt ein Schritt auf dem Wege zur
Ge=
ſundung unſerer Weſtmark, die auch in Zukunft dringlicher
durchgrei=
fender Maßnahmen bedarf. Glückwünſche überbrachten weiter der
Ver=
treter des Oberpräſidenten und des Landeshauptmanns der Provinz
Weſtfalen, Dr. Zuhorn, ſowie Oberbürgermeiſter Dr. Lehr=Düſſeldorf,
der zugleich im Namen der Düſſeldorfer Wirtſchaft und des
Rheini=
ſchen Städtetages ſprach. Direktor Richter=Berlin, der geſchäftsführende
Vorſitzende des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe, feierte in
herz=
lichen Worten die Gründer und erſten Vorſitzenden des Verbandes:
Redakteur Stoffers, Dr. Dreſemann und Karthaus, denen er als
Zei=
chen der Ehrung goldene Ringe überreichte. Nach Schluß des
Feſt=
aktes waren die Verbandsmitglieder und Ehrengäſte noch längere Zeit
zu einem Eſſen beiſammen.
Senalserſahwahlen in Ftankreich.
EP. Paris, 20. Okt.
Im erſten und zweiten Wahlgang der franzöſiſchen
Senats=
wahlen ſind von den 98 frei gewordenen Sitzen 81 beſetzt worden.
Dieſe 81 Sitze verteilen ſich wie folgt (in Klammern die Zahl
der ausgeſchiedenen Senatoren): Republikaner (Gruppe Marin)
13 (15), Linksrepublikaner 8 (21), Radikale 15 (9),
Radikalſozia=
liſten 31 (40), Nepublikaniſche Sozialiſten 11 (11), Sozialiſten 3
(2). — Eine weſentliche Verſchiebung in der Zuſammenſetzung
des Senats werden; die Wahlen, vorausſichtlich alſo nicht mit
ſich bringen.
Nus der Anndeshaapiſast.
Darmſtadt, 21. Oktober.
— Ernannt wurden: Am 26. September: der Schulamtsanwärter
Karl Hilbert aus Gedern, Kreis Schotten, zum Lehrer an der
Volksſchule zu Mitkel=Seemen, Kreis Schotten; am 8 Oktober: der
Nektor Hermann Lehr an der Volksſchule zu Ober=Ramſtadt, Kreis
Darmſtadt, mit Wirkung vom 1. Oktober 1929 ab zum Rektor an der
Fortbildungsſchule zu Ober=Ramſtadt, Kreis Darmſtadt; die techniſche
Lehrerin Eliſe Meyer zu Roßdorf, Kreis Darmſtadt, zur techniſchen
Lehrerin an der Fortbildungsſchule zu Ober=Ramſtadt und Umgegend,
Kreis Darmſtadt, mit Wirkung vom 1. Oktober 1929 an.
— Ernannt wurden: Am 8. Oktober: der Stadtarzt Dr. Ernſt
Jakob Göriſch aus Wembach i. O. zum Amtsarzt des
Kreisgeſund=
heitsamts Offenbach a. M. mit der Amtsbezeichnung „Medizinalrat”
mit Wirkung vom 16. Oktober 1929: am 15. Oktober: der Kreisarzt
Me=
dizinalrat Dr. Ludwig Heid aus Heppenheim zum Kreisarzt des
Kreisgeſundheitsamts Darmſtadt mit der Amtsbezeichnung „
Obermedi=
zinalrat”; der Amtsarzt Medizinalrat Dr. Friedrich Kullmann aus
Offenbach zum Kreisarzt des Kreisgeſundheitsamts Lauterbach unter
Belaſſung der Amtsbezeichnung „Medizinalrat”, beide mit Wirkung vom
1. November 1929; der Verſorgungsanwärter Konrad genannt Karl
Wingert aus Offenbach a. M. zum Kanzleiaſſiſtenten bei dem
Kreis=
amt Offenbach mit Wirkung vom 16. Oktober 1929 an.
— Am 10. Oktober 1929 wurde der Oberamtsrichter Dr. Münch
in Michelſtadt im Einvernehmen mit dem Herrn Miniſter für Arbeit
und Wirtſchaft zum ſtellvertretenden Vorſitzenden des Arbeitsgerichts in
Michelſtadt zunächſt für die Zeit bis 31. Dezember 1930 beſtellt.
— In den dauernden Ruheſtand verſetzt wurde: Am 8. Oktober:
die Lehrerin im einſtweiligen Ruheſtand Eliſabeth Fritz zu Mainz auf
ihr Nachſuchen vom 1. Januar 1930 an. Auf Grund des § 1 des Geſetzes
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli bzw. 19.
De=
zember 1923 in Verbindung mit Artikel 2 des Geſetzes über die
Ein=
ſtellung des Perſonalabbaues in Heſſen und zur Aenderung des
Heſ=
ſiſchen Perſonalabbaugeſetzes vom 8. Oktober 1925 tirtt der
Kammer=
muſiker Oskar Müller bei dem Heſſiſchen Landestheater am 1.
No=
vember 1929 in den Ruheſtand.
— Verſetzung in den Ruheſtand: Auf Grund des § 1 des Geſetzes
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli Gzw. 19.
De=
zember 1923 tritt der Kreisarzt des Kreisgeſundheitsamtes DDarmſtadt,
Obermedizinalrat Dr. Georg Langermann, am 31. Oktober 1929
in den Ruheſtand.
— Heſſiſches Landestheater. Spielplanänderung. Statt
„Amphitryon” gelangt heute Montag, 20 Uhr, im Großen Haus
Sieg=
fried Gehers beliebte Komödie „Aufgang nur für
Herrſchaf=
ten” zur Aufführung. (Darmſtädter Volksbühne F Gruppe 1—4.)
„Die Dreigrrſchenoper” von Brecht und Weill, der
zug=
kräftigſte Schauſpielerfolg der letzten Jahre, wird morgen Dienstag,
20 Uhr, im Kleinen Haus außer Miete mit den Kräften der
Erſt=
aufführung (Hinz, Hoffart, Keßler, Gothe, Maletzki, Conradi,
Mos=
bacher) piederholt. Preiſe 1—5 Mark.
„Der Troubadour” von Verdi gelangt im Neuinſzenierung
von Arthur Maria Rabenalt und Wilhelm Reinking unter muſikaliſcher
Leitung von Carl Marig Zwißler am Mittwoch, dem 23. Oktober, im
Großen Haus zur Auführung. In den Haustrollen: Landwehr, Jacbbs,
Grahl, Stralendorf.
— Volkshochſchule. Am Montag beginnt die
Kunſthiſtori=
kerin M. Frölich wieder ihre kunſtgeſchichtlichen Vorleſungen.
In ihrem Montagskurſus wird ſie die Plaſtit der antiken Welt
(ägtptiſche und griechiſche Plaſtik) behandeln, und im Mittwoch=Kurſus
die griechiſche und römiſche Baukunſt. Für beide Kurſe
ſind Fortſetzungen vorgeſehen, die die nachfolgenden Epochen bis zur
Neuzeit behandeln ſollen. — Herr Pfarrer Taesler wird diesmal
die weltanſchaulichen und religiöſen Inhalte der deutſchen lyriſchen
Dichtung der jüngſten Vergangenheit und Gegenwart — von Karl
Hauptmann bis Franz Werfel — behandeln. Seine Vorleſungen
fin=
den jeweils Montags ſtatt. Die Anmeldungen zu allen Lehrgängen
rſolgen auf der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17.
— Liedertafel. Am Samstag, dem 2. Nodember 1829, findet im
Städtiſchen Saalbau das Herbſtfeſt der Liedertafel ſtatt. Ganz
ab=
weichend von der bisherigen Gepflogenheit iſt es dieſes Johr als
Bun=
ter Abend gedacht, und iſt mit namhaften hieſigen Künſtlern
dieſer=
halb ſchon verhandelt norden, die im Programm des erſten, des
bun=
ten Teiles, zu Gehör und zu Geſicht kommen. Der zweite Teil iſt für
den Tanz vorgeſehen. Für die Muſik ſorgt die Kapelle Matthias Weber.
Alle Einzelheiten folgen noch in den Anzeigen.
Oſtdeutſche Gedenkfeier.
Nimm
Glas mit
50Jabletten.
ℳ 1.75
zum Behaaass vor
Unsteckareg
und bei
vErkäfteangsgeſahr
Vieltausendfach von den Arzten
empfohlenes Schutz- und Desinſektionsmittel für Mund und Rachen.
1V.7656
* Dem Gedenken an die nun tauſendjährige Geſchichte der oſtdeut
ſchen Grenzmarken galt die Feier, die der Deutſche Oſtbund im Fürſten
ſaal veranſtaltete und zu der ſich eine große Zahl vertriebener Oſt
deutſcher aber darüber hinaus viele, denen das oſtdeutſche Schickſal ein
politiſche Gewiſſensſache geworden iſt, eingefunden hatten. Es wa
eine in allen Teilen wohlgelungene, innerlich abgerundete Veranſtal
tung, getragen vom Geiſte ſtarker und echter Liebe zur oſtdeutſchen
He=
mat, überſchhattet von der tiefen nationalen Wehmut und dem perſön
lichen Schmerz über das, was durch die Folgen des Krieges verlore
wurde, aber wiederum auch gehoben durch ein zuverſichtliches Vertxauz
in die Zukunft. Es iſt deutſches Schickſal, nach Weſten und Oſten ſie
verteidigen zu müſſen. Es war das Werk des großen Staatsmanne
Streſemann, die deutſche Stellung im Weſten zu feſtigen und zu ſicherr
um ſich dann öſtlichen Fragen zuwenden zu können. Nur wer ſelb
den Oſten genau kennt, wer ſelbſt durch irgendwelche Bande mit ihr
verknüpft iſt, weiß die große Bedeutung dieſes Gebietes für den deut
ſchen Staat zu ſchätzen und begreift die Liebe, mit der ſeine Bewohne
— auch nach ihrer Vertreibung — an dieſem Lande der ragendel
Ordensburgen, der Wälder und Seen hängen. Die Feier am Samsta
abend war ein Bekenntnis ſchönſter Art zu dieſem Lande, ein Gelöb
nis, mitzuarbeiten an ſeiner Wiedergewinnung.
Im Mittelpunkt der Verinſtaltung, die der Vorſitzende der Orts
gruppe Darmſtadt, Herr Georg Moll, eröffnete und bei der muſika
liſche Darbietungen von Mitgliedern des Bundes ehemaliger Militär
muſiker unter Leitung von Herrn G. Greilich abwechſelten mit ge
fanglichen Vorträgen von Frau Elſe Moll (Sopran) und Herri
Alfred Guß, ſtand ohne Zweifel der Vortrag des bekannten Frank
furter Staatsrechtleus, Univerſitätsprofeſſor Dr. Gieſe. In ausge
zeichnet klarem, prägnantem und feingeſchliffenem Vortrag ſprach der
Redner zu den aufmerkſam Zuhörenden. Sprach von der Wehmut und
Trauer um verlorenes deutſches Land, wies darauf hin, daß eine tau
ſendjährige Geſchichte immer wieder den Beweis für den zähen Lebens
mut der deutſchen Nation geliefert habe, und daß daraus die berechtigte
Hoffnung erwachſe, daß der Spruh von Verſailles nicht das letzte
Wor=
ſei. Mit wärmſten Worten gedahte er des verſtorbenen
Reichsaußen=
miniſters, dem allein Deutſchland es zu verdanken habe, wenn es wie
der — nach Löſung der weſtlichen Fragen — an eine Reviſion der
Oſt=
grenze herangehen könne. Das Ziel ſei nur durch kluge Verſtändigungs=
Politik zu ereichen, und es ſei ſchmerzlich, den hervorragendſten
Ver=
treter dieſer wahrhaft nationalen Politik vor der Zeit dem Dolchſtoß
verbohrter Nasionaliſten zum Opfer fallen zu ſehen. Der Weg zum
endgültigen Ziel aber könne nur dann erfolgreich beſchritten werden,
wenn die Einigkeit des deutſchen Volkes das höchſte Streben alle:
ſei. Nur durch Einigkeit komme man weiter, und es ſei betrübend,
in dieſen Tagen wieder einmal das Schauſpiel eines innerlich zerriſſenen
Volkes erleben zu müſſen. Nur ſchrittweiſe könne die außenpolitiſche
Entwickelung vor ſich gehen. Ihr vorangehen und ſie unterſtützen müſſe
eine eindringliche und allſeitige Aufklärungsarbeit im eigenen Volke
vie im Ausland. So wie mam Schuldlügen nur durch Aufklärung,
nicht aber durch „Volksbegehren” bekämpfe, ſo könne man auch die Ziele
der Oſtmark nur durch allmähliche Aufklärung, durch zähe und ener=, unermüdliche Arbeit erreichen. Durch Einigkeit zu Recht und
Freiheit! Mit dieſen Worten ſchloß Profeſſor Gieſe ſeinen von den
Zuhörern begeiſtert aufgenommenen Vortrag, an den ſich das Abſingen
der Nationalhymne anſchloß. In gleichem Sinne ſprach dann namens
des Deutſchen Oſtbundes der ſtellv, Landesverbandsvorſitzende, Herr
Wendt, der insbeſondere auf die Ziele des Deutſchen Oſtbundes
ein=
ging. Den Schluß des offiziellen Teils der Feier bildete die Aufführung
des Stückes „Heimatſcholle” von Fr. Schare, das von Mitgliedern der
Ortsgruppe Frankfurt a. M. wirkungsvoll dargeboten wurde. Eine
zwangloſe Unterhaltung und heitere Darbietungen ſchloſſen ſich an. sch.
— Drumm=Quartett. In den nächſten Tagen werden die
Pro=
gramme der Kammermuſikabende für dieſen Winter bekanntgegeben.
Der große Zuſpruch, den der ſo begeiſtert aufgenommene Schubert=
Zyklus im vergangenen Jahre gefunden hat, läßt die Quartett=
Ver=
einigung hoffen, auch in dieſem Jahre das Intereſſe eines großen
Kreiſes des Darmſtädter muſikliebenden Publikums zu finden. Bei der
Wahl eines wertvollen Winterprogramms für die Kammermuſikabende
wird von dem Grundſatz ausgegangen, entweder in ſittlicher Folge die
Werke der großen Meiſter zu Gehör zu bringen oder ſeltener geſpielte
Werke der klaſſiſchen Literatur mit Schöpfungen der gravierenden
Per=
ſönlichkeiten moderner Muſik in Verbindung zu bringen. Sie hier
zur Diskuſſion zu ſtellen und ihnen Wegbereiter zu ſein, hat ſich das
Drumm=Quartett zur Aufgabe geſtellt — eine Aufgabe, die der
För=
derung weiteſter Kreiſe bedarf, und ihnen zur Pflicht wird, ſenn der
Wille leitend iſt, ein Faktor zu ſein bei der Kulturarbeit im
muſikali=
ſchen Leben Darmſtadts.
— Bühnenvolksbund. Um Mißdeutungen aus dem Wege zu
räu=
men, ſieht ſich der Vorſtand veranlaßt, unſeren Mitgliedern
mitzutei=
len, daß die Mitgliederverſammlung lange, bevor ſich die Preſſe mit
Vorgängen am Landestheater beſchäftigt hat, geplant war und nur den
Zweck verfolgt, die Wünſche unſerer Mitglieder über die
Spielplan=
geſtaltung enrgegenzunehmen. Es iſt auch beabſichtigt, einen
erweiter=
ten Ortsausſchuß ins Leben zu rufen. (Siehe Anzeige.)
Am Dienstag, den 29. Oktober, findet im Großen Haus die
Ur=
aufführung des Judith=Dramas „Opfer” ſtatt, das der Leiter des
„Deutſch=amerikaniſchen Hilfskomitees für die notleidende Bevölkerung
Dentſchlands und Oeſterreichs”, der bekannte Menſchenfreund
Pro=
feſſor Dr. de Marney Baruch=New York, geſchrieben hat. Der
erfolg=
reichen engliſchen Aufführung in London folgt die deutſche
Urauffüh=
rung in Darmſtadt. Durch das Entgegenkommen der
Stadtverwal=
ung hat der Bühnenvolksbund Karten zu bedeutend ermäßigten
Prei=
fen erhalten. Es ſteht zu hoffen, daß die Mitglieder von dieſer
Ver=
günſtigung reichlich Gebrauch machen und ihre Karten bei Chriſtian
Arnold, am Weißen Turm, abholen.
Geinnche Abensiktäft
dee Mafkämtendner Buriftadt.
Am Sonntag abend veranſtaltete der kleine Chor der
Muſi=
kantengilde Darmſtadt eine kirchenmuſikaliſche Abendſeier, die in
ihrer Art ſo erhebend war, daß ſie zu dem Schönſten gehört, was
ich ſeit langem erlebt habe. Während in der modernen Muſik
die Meinungen um Dreigroſchenoper und Aehnliches kämpfen,
während ein moderner Stil nicht mehr den Menſchen zum
Kunſt=
werk hinaufziehen will, ſondern den möglichſt innerlich
Unbe=
teibigten in einem Spiegel Dinge ſehen läßt, die ihm vielleicht
zwar auch eigen ſind, aber keinesfalls zu ſeinen edleren
Weſens=
regungen gehören, arbeitet ein Teil unſerer Jugend ſich und
an=
deren zur Freude an muſikaliſchen Schätzen der Vergangenheit
und ſingt ſie in einer Schlichtheit und zugleich Hingebung, die
er=
greifend wirkt. Seit wir die kleine Schar der Muſikantengilde
zum letzten Male hörten, iſt ihr Können erſtaunlich gewachſen,
ſo daß es in mancher Beziehung vorbildlich genannt werden
kann. Man ſtelle ſich vor, daß 14 Mädchen und 11 junge Männer
faſt eine Stunde Werke einer alten Kultur ſingen, die noch vor
wenigen Jahren als ſo ſchwierig galten, daß nur ganz auserleſene
Chöre ſich daran wagten: daß alle dieſe Geſänge ohne ein
Noten=
blatt in der Hand des Dirigenten oder der Sänger völlig
aus=
wendig mit ſtaunenswerter Sicherheit und Leichtigkeit
vorgetra=
gen wurden, und daß in Verbindung mit Orgelwerkem eine
Vor=
tragsfolge wertvollſter Art einer großen Zuhörerſchaft geboten
wurde. Auch der Orgelſpieler, ebenfalls zu der Muſikantengilde
gehörend, leiſtete Ausgezeichnetes und trug die ausgewählten
Werke in erquickender Schlichtheit vor, ohne jedoch auf reizvolle
Regiſtrierung bei den größeren Formen zu verzichten. Das
D=Moll=Präludium von Bach, die umfangreichen
Choralvariatio=
nen von Gronau und ein Orgelchoral von Samuel Scheidt waren
die Inſtrumentalſätze.
Die Geſangsvorträge begannen mit dem ſchlichten Satz des
Liedes „Vater unſer im Himmelreich” von Hans Leo Haßler, der
ausgezeichnet liedhaft, tonrein und andächtig vorgetragen wurde.
Drei kurze Motettenſätze von Orlandus Laſſus von erheblicher
Schwierigkeit der kontrapunktiſchen Factur ſchloſſen ſich an. In
ihnen, wie in den drei folgenden Kanons, war die weiche,
klang=
volle, jedem auch nu: geringſtem Forcieren abholde Stimmgebung
für den Stil der Werke geradezu ideal. Allerdings verführte bei
dem letzten Satz von Laſſus und dem Kanon von Gumpelzhaimer
das außergewöhnliche Können und die große Sicherheit dazu, die
Sätze raſcher vorzutragen, als es dem Text und dem alten Stil
entſpricht. Die 5ſtimmige Motette von Schütz „Herr, auf dich
traue ich” erhielt reichere dynamiſche Schattierung, was für den
Stil des Hochbarock unbedingt notwendig iſt. Ganz beſonders
bewunderten wir dann den Vortrag der 5 verſchiedenen alten
Sätze von „Ein” feſte Burg iſt unſer Gott”, die ſich zumeiſt an die
alte, rhythmiſch reiche Form des Liedes halten. Ganz beſonders
kunſtvoll iſt der 5ſtimmige Satz des Straßburgers Thomas
Walli=
ſer und der 4ſtimmige Kanon von Gumpelzhaimer. Bei all den
genannten Werken war der Chor ſo mit ihrem Stil vertraut, daß
man ſich die Wiedergabe kaum beſſer vorſtellen kann. Nicht in
ganz gleichem Maße war das der Fall bei der 8ſüimmigen
Mo=
tette „Ich laſſe dich nicht, du ſegneſt mich denn”, die zwar Joh.
Seb. Bach zugeſchrieben wird, aber wohl eher von ſeinem Oheim
Joh. Chriſtoph komponiert worden iſt. Der harmoniſchealkordiſche
Stil des wechſelchörigen erſten Teiles wurde zwar im Vortrag
gut beherrſcht, aber gewiſſe Trübungen der Tonreinheit blieben
als irdiſcher Reſt. Der darauffolgende Choral mit den drei reich
bewegten kontrapunktiſchen Stimmen zeigte zwar auch die
ausge=
zeichnete Einſtudierung, aber auch hier wurden die größeren
Schwierigkeiten der Harmonie nicht völlig bewältigt. Bei dem
einfachen Schlußchoral der Motette hörten wir einen anderen
Text als den in der Bach=Ausgabe befindlichen. Sehr ſchön und
beſonders ausdrucksvoll in dem Vortrag der verſchiedenen
Stro=
dhen wurde zum Schluß der 4ſtimmige Choral „Hinunter iſt der
Sonnenſchein” von Melchior Vulpius geſungen.
Die zahlreichen Hörer, die ſich in der Pauluskirche zu dieſer
geiſtlichen Abendmuſik eingefunden hatten, durften hier wieder
erleben, zu welcher Vollendung künſtleriſchen Nachſchaffens
un=
ſere Jugend aus ſich heraus zu gelangen imſtande iſt, wie
un=
endlich wertvoll dieſe Erneuerungsbewegung iſt, die in gleich
ſtarkem Gegenſatz zur Romantik wie zum Materialismus ihren
ſelbſtgefundenen Idealen nachgeht und auf ihre Weiſe verſucht. zu
einer inneren Erneuerung unſerer Kultur zu gelangen. Daß
unſere hieſige Muſikantengilde das Glück hat, in Herrn Simoni
einen Führer gefunden zu haben. der über außergewöhnliche
muſikaliſche Qualitäten verfügt, iſt ihr beſonderes Glück und aibt
F. N.
ihr die Möglichkeit zu ſolchen Leiſtungen.
M
Es iſt erfreulich, inmitten der vielen oberflächlichen
Veröffentlichun=
den, die im wiſſenſchaftlichen Gewande erſcheinen und dadurch nur zu
häufig düpieren wollen, einmal eine Neuerſcheinung zu finden, der man
es auf jeder Seite anmerke, daß an ihr mit ſtrengſter Sachlichkeit und
wiſſenſchaftlicher Gründlichkeit gearbeitet worden iſt. Der „Rhein=
Mai=
niſche Atlas fü= Wirtſchaft, Verwaltung und Unterricht” (H. L.
Brönners Verlag, Frankfurt a. M., 1929), herausgegeben von den
Frank=
furter Georgraphen Profeſſor Behrmamn und Profeſſor. Maull
eit kurzem in Graz) iſt eine derart ſachliche Arbeit. Als wir vor kur=
zem in längerem Zuſammenhang das Problem „Geopolitik” erörterten,
da bedauerten wir, das Allgemeine nicht am Einzelnen erläutern zu
können. Nichts iſt gefährlicher, als allgemeine Verbindlichkeiten auf
wiſſenſchaftlichem Gebiete einzugehen, ohne vorher die Einzelheiten
ge=
nau geprüft zu haben. Da erſcheint zur rechten Zeit dieſe Arbeit des
Frankfurter Geographiſchen Inſtituts, die die allgemeinen Ausſagen
der Geopolitik nun im ſpezialiſierten Einzelfall unterſucht und dadurch
legitimiert. Denn hier können nicht Ausflüchte in ein
unkontrollier=
bares Vakuum gemacht werden, ſondern hier muß nun wirklich
Ge=
nauigkeit erſtrebt werden. Sie iſt erreicht, und damit iſt das Werk ein
außerordentlich wertdoller Beitrag zum Gebiete der geopolitiſchen
Unterfuchung. Sein Wert beruht für uns nicht nur auf dem, der ja
im allgemeinen der monographiſchen Unterſuchung zuzubilligen iſt,
ſon=
dern in dem beſonderen Umſtand, daß hier ein Gebiet behandelt wird,
das unſer eigener „Lebensraum” iſt. Wenn uns dieſe Tatſache vielleicht
in manchem zunächſt die Unbefangenheit des Urteils nehmen könnte,
ſo ſind wir doch andererſeits in der Lage, aus perſönlicher Erfahrung
heraus naclzuprüfen.
Der Rhein=Mainiſche Atlas iſt ein kartographiſches Sammelwverk,
deſſen einzelne Kartendarſtellungen nicht beziehungslos
aneinander=
gereiht oder ſelbſt ohne wirklich inneren Sinn geſchaffen wurden. Jede
Karte iſt eine Wiedergabe des Weſentlichen, und ſehr deutlich wird auch
dem, der ſich etwa weniger mit Geographie befaſſen ſollte, durch den
Kontraſt klar, daß man zwar genaue, peinlich genaue Reprodukbionen
der Natur im Kartenbild geben kann, ohne damit nun erkenntnismäßig
irgend erwas geleiſtet zu haben. Schon die erſte Karte, die die Höhen=
und Tiefengebiete des Rhein=Mainiſchen Gebietzes heraushebt und hier
nur die Höhen über 300, 500 und 700 Meter farbig wiedergibt, iſt von
einer geradezu frappanten Inſtruktiwität. Jeder, der gewillt iſt, ſich
einige Stunden in dieſen Atlas zu vertiefen (das zum allermindeſten
iſt natürlich notwendig), wird auch aus den übrigen
Kartendarſtellun=
gen — es ſeien hier etwa genannt: Verteilung der geſchloſſenen
Wald=
gebiete, Bevölkerungsdichte nach Gemarkungen, die außerordentlich
lehr=
reiche Karte Veränderung der Volksdichte (Zu= und Abnahme),
Boden=
benutzung, Verbreitung der Poſtſcheckkunden, Intenſität des
Eiſenbahn=
bahnverkehrs uſw. — ſehr bald das Wichtige entnehmen können. Doch
wird es jeder begrüßen, daß von fachkundiger Seite eine Anleitung
ge=
geben iſt. Auf ungefähr 40 Seiten ſtellt Profeſſor Maull mit genau
derſelben plaſtiſchen Eindringlichkeit, wie das nachher die Karten tun,
die weſentlichen organiſchen und funktionellen Tatſachen des
rhein=
mainiſchen Gebietes dar. Dieſe Einführung iſt zugleich trotz ihrer
monographiſch peinlichen Genauigkeit eine Einführung in das Studium
der Geopolitik. Ueberſichtliche Gliederung erleichtert die Lektüre dieſer
einführenden Kapitel ſehr. Zunähſt wird die Natur= und Kulturſtruktur
des rhein=mainiſchen Lebensraumes erforſcht, es wird die innige
Ver=
knüpfung des rhein=mainiſchen Gebietes dargetan; darauf folgt eine
Ueberſicht über die gegenwärtige ſtaatliche und wirtſchaftliche
Organiſa=
tion, die nur erklärt werden kann aus den darauf behandelten
politiſch=
geographiſchen Entwicklungstendenzen in der Vergangenheit. Daß die
vorliegende Arbeit ein ſorgfältiger und gründlicher, dabei aber
in ſeiner Sachlichkeit packender Beitrag zur Geopolitik iſt, ſichert
ihr innerhalb dieſes wichtigen Forſchunlgs= und Lebensgebietes eine
hervorragende Stellung. Es läßt zugleich den Wunſch auffommen, noch
mehr derartige Spezialarbeiten für das Deutſche Reich zu beſitzen.
Walther Scheimnemmnn.
Nummer 292
Montag, den 21. Oktober 1929
Seite 3
Wahlvorſchlag des Orksgewerbevereins und der
handigerkervereinigung Darmſtadt für die
Skadk-
ralswahl in Darmftadk.
Kennwort: „Gewerbe= und Handwerkervereinigung Darmſtadt”.
1. Hühner, Schneidermeiſter, Obermeiſter der Schneiderinnung;
2. Hollbach, Dr. jur, Handwerkskammer=Syndikus; 3.
Schnei=
der, Metzgermeiſter; 4. Rothe, Schuhmachermeiſter, Vorſitzender
des Landesverbandes Heſſiſcher Schuhmachermeiſter; 5. Finger,
Bäckermeiſter; 6. Iſe, Buchdruckereibeſitzer und Papier= und
Schreibwarenhändler, 2. Vorſitzender des Deutſchen Buchdruckervereins
Kreis III; 7. Pohl, Inſtallationsmeiſter, Vorſitzender der
Ver=
einigten Inſtallateur= und Spenglermeiſter; 8. Thümmel,
Maurer=
meiſter; 9. Hartmann, Zimmermeiſter, Vorſitzender der
Zimmer=
meiſter=Vereinigung; 10. Barth, Konditormeiſter und
Kaffeehaus=
beſitzer, 2. Vorſitzender der Konditoren=Innung; 11. Kanzler,
Friſeurmeiſter; 12. Keil, Elektromeiſter, Vorſitzender des
Verban=
des der elektrotechniſchen Inſtallationsfirmen; 13. Heinzerling,
Schloſſermeiſter, Obermeiſter der Innung für Schloſſer,
Maſchinen=
bauer und verwandte Gewerbe; 14. Sproß, Bäckermeiſter,
Ober=
mieiſter der Bäcker=Innung; 15. Schütz, Tapeziermeiſter, Obermeiſter
der Tapezier=, Polſterer= und Dekorateur=Innung; 16.
Kemmer=
zehl; Schreinermeiſter „Vorſitzender der Schreinermeiſter=
Vereini=
gtng; 17. Hahn, Malermeiſter; 18. Mayer, Metzgermeiſter,
Obermeiſter der Metzger=Innung; 19. Zahn, Dachdeckermeiſter,
Vor=
ſitzender der Dachdecker=Vereinigung; W. Klepper, Wagnermeiſter,
Obermeiſter der „Wagner=Innung; 21. Mohrmann,
Schmiede=
zeiſter, Obermeiſter der Schmiede=Innung; 22. Himmler,
Pflaſterer=
ugiſter, Vorſitzender der Pflaſterermeiſter=Vereinigung; B. Möſer,
Glaſermeiſter, Obermeiſter der Glaſer=Innung; 24. Kienzle,
Ofen=
bauer, Vorſitzender der Vereinig, der Häfnermeiſter; 25. Schramm=
Photograph, Obermeiſter der Photographen=Innung; 26.
Karpfin=
ger, Schornſteinfegermeiſter, Obermeiſter der Schornſteinfegerinnung;
27. Gieſecke, Sattlermeiſter, Obermeiſter der Sattler=Innung;
28. Weicker, Gärtnereibeſitzer, Vorſitzender der Gärtner=
Vereini=
gung; 29. Poth, Küfermeiſter, Obermeiſter der Küfer=Innung;
30. Oehmcke, Uhrmachermeiſter, Obermeiſter der Uhrmacher=Innung;
31. Mauer, Buchbindermeiſter, Vorſitzender der Buchbinder=
Ver=
einigung; 32. Werner, Glaſermeiſter, 2. Vorſitzender des
Orts=
geſverbevereins und der Handwerkervereinigung Darmſtadt.
Die Deukſchnationale Volksparkei hak zur Wehl
des Darmſtädker Stadirals
nachſtehenden Wahlvorſchlag aufgeſtellt: 1. Oberreihnungsrat Schneider;
2. Pfarrer Heß; 3. Schriftleiter Süß; 4. Schneidermeiſter Bauer;
* Lehrerin Nick; 6. Konditormeiſter Graßmann jr.; 7. Oberſtlt. a. D.
Barth; 8. Heizer Thomas; 9. Amtsgerichtsrat Heckler; 10. Frau Alt;
11. Buchhändler Carius; 12. Profeſſor Kramer; 13. Kaufmann C.
Mahr; 14. Buchbindermeiſter Nübling: 15. Landgerichtspräſident i. R.
Ihaobald; 16. Prokuriſt Herold; 17. Direktor Griebel; 18. Laufmann
Duyſter; 19. Frau Widmann; D. Generalmajor a. D. Freiher:
von Preuſchen.
Die Wahlvorſchläge der Volksrecht=Parkei
a) für die Stadtratswahl Darmſtadt:
1. Anna Walz, Privatin; 2. Proſ. Friedrich Axt,
Oberſtudien=
rat; 3. Richard Kuch, Privatangeſtellter; 4. Chr. Göckel,
Ober=
frudiendirektor i. R.; 5. Lina Kaiſer, geb. Dort, Hausfrau; 6. Otto
Erb, Kaufman; 7. Eliſabeth Felgner, geb. Heckner, Arztwuitwe;
8. Carl Vietor, Apotheker; 9. Leonhard Löw, Lehrer i. R.;
10. Georg Freſenius, Chemiker,
b) für den Propinzialtag der Provinz Starkenburg:
1. Jakob Porth, Bürgermeiſter i. R., Offenbach a. M.; 2. Adolf
Lindt, Juſtizrat, Darmſtadt; 3. Wilhelm Joh. Nik. Bargmann,
Kaufmann, Groß=Umſtadt; 4. Ferdinand Lorenz Luft, Rentner, Neu=
Iſenburg; 5. Margazete Williard, geb. Rutſchmann, Witwe,
Jugen=
heim a. d. Bergſtr.; 6. Michael Kadel, Gemeinderechner i. R.,
Auer=
bach a., d. Beraſty.” 7. Valentin Gandenberger 5., Fahrikant,
Pfungſtadt; 8. Karl Henz, Straßenbahnſchaffner, Eberſtadt; 9.
Ri=
chard Lerm, Kaufmann, Offenbach a. M.; 10. Prof. Friedrich Axt,
Oberſtudienrat, Darmſtadt.
e) für den Kreistag des Kreiſes Darmſtadt:
1. Adolf Lindt, Juſtizrat, Darnſtadt; 2. Prof. Friedrich Axt,
Oberſtudienrat, Darmſtadt; 3. Karl Henz, Straßenbahnſchaffner,
Eberſtadt; 4. Valentin Gandenberger 5., Fabrikant, Pfungſtadt;
5. Richard Kuch, Privatangeſtellter, Darmſtadt.
— Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft hat für die nächſte
Zeit zwei intereſſante litekariſche Abende vorgeſehen. Am Montag,
dem B. Oktober, wird Nobert Neumann=Wien, der Verfaſſer des
amüſanten Buch=s „Mit fremden Federn”, ſeine beſten „
Literari=
ſchen Parodien” im Fürſtenfaal leſen. Für Mittwoch, den 6.
No=
dembei, hat Felix Timmermanns, der hervorragendſte Vertreter
der ſtammverwandten fläuiſchen Dichtung, den Vortrag eigener Werke
zugeſag
— Bafler Miſſion. Am Donnerstag, den 24. Oktober, abends 8.30
Uhr, wird Herr Miſſionsinſpektor Huppenhauer aus Baſel im
Vereinshaus (Mühlſtraße 24) einen Vortrag halten über Unſer
Miſ=
ſionsverk im Sturm der Gegenwart‟. Herr Inſpektor Huppenbauer
war einer der Miſſionspioniere, die 1912 in das Innere von Deutſch=
Togo vordrangen, um der Miſſion neue Wege zu bahnen. Sein
außer=
ordentliches Sprachtalent ermöglichte ihm in den vier Jahren ſeines
afrikaniſchen Aufenthaltes die Erforſchung und Bearbeitung zweier
Eingeborenen=Sprachen, des Dagbane und des Moba, und damit einen
Grund zu legen für Schul= und Miſſionsarbeit. Mitten aus
fröh=
lichem Schaffen heraus riß ihn der Abſchub der Deutſchen aus Togo
durch die Engländer (1916), dazu in der ungeſundeſten Zeit des
Jah=
res. Bei ſeiner Ankunft an der Küſte warf ihn das gefürchtete
Schlvarz=
waſſerfieber aufs Krankenlager; aber er überſtand es, wurde mit
an=
deren eingeſchifft und kam als „Kriegsgefangener” hinter engliſchen
Stahieldraht. Nach ſeiner Rückehr in die Heimat wurde er auf das
Bureau der Miſſionsleitung in Baſel berufen, und ſeit 1926 iſt er einer
der Heimatinſpektoren der Baſler Miſſion. Als ſolcher will er uns
am Donnerstagabend einen Einblick gewähren in die Stürme, die zur
Zeit das Baſler Miſſionsſchiff umtoſen. Möge er eine zahlreiche und
anfmerkſame Zuhörerſchaft finden. Der Eintritt iſt frei; jedermann
herzlich willkommen.
Tagesordnung zur Sitzung des Stadtrates am Donnerstag, den
24. Oktober, um 17 Uhr, im Rathaus: 1. Uebernahme des „Ohlyſtifts”
zur Verwendung als Verſorgungshaus und bauliche Herſtellungen
da=
ſelbſt. GBerichterſtatter: Stadtratsmitglied Hummel.) 2. Die Erhebung
der Hundeſteuer und die Feſtſetzung des Hundeſteuerbetrags für 1930.
3. Voranſchlag der Akademie für Tonkunſt; „hier: Erweiterung des
Kredits für Werbezwecke. (Stadtratsmitglied Schneider) 4.
Be=
bauungsplan für das Gebiet zwiſchen Donnersbergring,
Weinberg=
ſtraße. Heidelberger Straße und der Zufuhrſtraße zur Müllabladeſtelle.
(Stadtratsmitglied Walbe) 5. Einbau von Benzinabſcheidern in
Grundſtückseutwäſſerungen. (Stadtratsmitglied Reeſe.) 6.
Mittei=
lungen.
Die Zeliſtadk auf dein Meßplaß.
Techniſcher Bau und techniſche Einrichtungen der Zeltſtadt.
Die Zeltſtadt Sarraſanis benötigt eine Aufbaufläche von
minde=
ſtens 25 000 Quadratmetern. Schon aus dieſer Ziffer geht hervor,
daß die Platzfrage für Sarraſani um ſo ſchwieriger wurde, je größer
ſein Unternehmen wurde. Es iſt eine tragiſche Fronie: je mehr
Sar=
raſani dem deutſchen Publikum bieten will, deſto weniger deutſche
Städte können ihm einen geeigneten Platz für den Aufbau ſeiner Schau
bieten.
Das Gelände der Sarraſani=Schau wird ſofort durch einen
mit=
gebrachten Zaun eingeſchloſſen. Die Zeltſtadt wird in jeder Stadt
nach demſelben Grundriß aufgebaut. Das große Spielzelt hat 64
Me=
ter Durchmeſſer und ruht mit ſeiner Kuppel auf vier freiſtehenden
Mannesmannſtahlmaſten von 26 Meter Höhe. Die Befeſtigung des
Zeltes erfolgt durch Anker und Abſegelungen außerhalb. Der Sturm
iſt des Zirkusmannes größter Feind. Um ein Zelt gegen ihn zu
ſchüt=
zeu, wendet man in Amerika und in Europa verſchiedene Techniken an.
Sarraſanis Zelte haben die härteſte Probe ſiegreich überſtanden;
drei=
mal raſte in Südamerika gewaltiger Wirbelwind („Pampero=
Tor=
nado”) über ſie hin, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Die
Leinwanddecken ſind Spezialfabrikate, geprüft auf Waſſer und auf
Feuer. Früher konnte man ſo große Zeltflächen noch nicht weben;
heute beſteht eine Zeltdecke wie die Sarraſanis aus acht 350
Quadrat=
meter großen und ſieben Zentner ſchweren Bahnen, deren Gewicht ſich
derdoppelt, wenn es während des Abends regnet. Die Sitzeinrichtung
des Zirkus iſt ein Spezialfabrikat des Zimmermeiſters Gehrhardt=
Kaſſel. Sie wird ohne Nagel und Hammer zuſammengefügt. Der
Aufbau eines Zirkuszeltes dauert ſechs Stunden, der Abbau vier
Stun=
den; vorausgeſetzt natürlich, daß — wie bei Sarraſani — zweihundert
Spezialarbeiter zur Verfügung ſtehen.
Die Manege des Zirkus Sarraſani iſt mit 17 Metern Durchmeſſer
die größte der Welt. Bisher war das traditionelle Maß aller
Ma=
negen 13,5 Meter Durchmeſſer, was Phyſiker darauf zurückführen
wol=
len, daß bei dieſem Durchmeſſer die Neigung des Panneaus (
Sattel=
brett) auf dem Pferderücken immer ſo war, daß der Neiter nach innen
fallen mußte und vor dem Fall auf den harten Manegenrand
ge=
ſchützt war. Die Stallbauten der Sarraſani=Schau ſind an
Vollſtändig=
keit und Komfort jedem feſten Stallgebäude mindeſtens gleichwertig.
Man beachte die Sorgfalt, die allen Tieren hier zuteil wird; ſie ſtehen
tief im Stroh, ſind durch Flankierbäume und Matten voneinander
ge=
trennt; exotiſche Tiere haben geheizte Ställe; achtzig Wärter und
Kut=
ſcher haben ſtändig Stalldienſt.
Der Bau der Zeltſtadt kann nur mit Hilfe langjährig erprobter
Spezialarbeiter vorgenommen und durchgeführt werden. Es ſind dies
Tſchechen oder Pfälzer, die man als Zeltbauer bei allen Zirkuſſen
der Welt trifft. Ganze Dörfer Tſchechiens und der Pfalz betreiben ſeit
Generationen, den Zirkus=Zeltbau; im Sommer reiſen dieſe Männer
mit den Zirkuſſen, im Winter ſind ſie daheim. Sie waren immer auch
gleichzeitig die Muſiker des Zirkus. Sarraſani hat mit dieſer
Gewohn=
heit gebrochen; er brachte die argentiniſche Militärkapelle Ceſare
Seſſo mit nach Deutſchland, engagierte dazu eine deutſche Kapelle
und hat daneben nur noch eine tſchechiſche, insgeſamt 100 Muſiker.
—Während der Spielzeit des Zirkus Sarraſani in Darmſtadt
verden auf den Reichsbahn=Omnibuslinien Darmſtadt—
Meſſel und Darmſtadt—Roßdorf—Habitzheim nach Bedarf
Sonderfahr=
ten eingelegt. Nähere Auskunft erteilen die Kraftwagenführer. Um
bei der Rückfahrt nach den Abendvorſtellungen jedem Mitfahrenden
einen Platz ſicherzuſtellen, iſt möglichſt frühzeitige Anmeldung bei dem
Kraftwagenführer erwünſcht. Der Omnibus nach Meſſel verkehrt zur
Vermeidung von Schwierigkeiten von der üblichen Halteſtelle am
Ver=
kehrshäuschen. Für den Omnibus nach Roßdorf—Habitzheim wird eine
beſondere Bedarfshalteſtelle in der Nähe des Feſtplatzes vorgeſehen.
Elektr. Saalousan, Gatan
für kühle Tage, von 15.— Mk. an
Ernst-Ludewigstraße 10
Telephon 3449 16464b Mfdmmtastte
Der Heſſiſche Landesverein für Innere Miſſion hat Frau
Prida Ufer=Held in Barmen zu zwei Vorträgen für Frauen
und Mädchen in Darmſtadt gewonnen. Sie wird am Dienstag, den
22. Oktober, abends 8 Uhr, im „Feierabend” (Stiftſtraße 51) zu den
Frauen ſprechen über das Thema: „Wieerziehe ich mein Kind
zur ſittlichen Neinheit?‟. Der Vortrag am Mittwoch, den
23. Oktober, um dieſelbe Zeit im „Feierabend” für junge Mädchen wird
das Thema behandeln: „Heilige Liebe‟, Frau Frida Ufer=Held
iſt in weiteſten Kreiſen bekannt durch die Herausgabe ihres Blattes
„Frau und Mutter”, und dürften daher ihre Vorträge größten
An=
klang finden. Der Eintritt iſt frei.
— „Alt=Darmſtadt”, Vereinigung für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunbe. Nächſte Veranſtaltung am Donnerstag, abends 8.15 Uhr, im
Eintrachtſaal, Eliſabethenſtraße 12: „Ein Abend der
Heimat=
dichtung”. Der in weiten Kreiſen durch ſeine feinſinnigen
Heimat=
dichtungen und als Erzähler bekannte Heimatſchriftſteller Herr
Wal=
ter Schweter wird allerlei Altes und Neues aus ſeinen Werken
bringen.
— Kleinhandelspreiſe vom Wochenmarkt am Samstag (pro Pfund
bzw. Stück in Pfg.): Gemüſe: Kohlrab: 7—8, Gelbe Rüben 8—10,
Rote Rüben 12—15, Weiße Rüben 12—15, Schwarzwurzeln 60, Spinat
25—30, Römiſchkohl 12—15, Rotkraut 12—15, Weißkraut 8—10, Wirſing
12—15, Roſenkohl 50 —60, Buſchbohnen 40, Zwiebeln 12—15, Knoblauch
80, Tomaten 2—25, Feldſalat 100, Endivienſalat 10—15, Kopfſalat
12—15, Salatgurken 10—40, Blumenkohl 60—120, Rettich 10—15,
Meer=
rettich 100, Radieschen 8; Kartoffeln 5—6; Obſt: Tafeläpfel 15—20,
Wirtſchaftsäpfel 8—12, Falläpfel 5—10, Tafelbirnen 12—20,
Wirt=
ſchaftsbirnen 8—12, Zwetſchen 20—25, Quitten 15—20, Trauben 45—50,
Nüſſe 45—50, Zitronen 8—15, Bananen 45—50; Eßwaren:
Süß=
rahmbutter 230—250, Landbutter 206—230, Weichkäſe 35—45, Handkäſe
5— 15. Eier, friſche, 17—18; Hühner 140—180, Tauben 80—90;
Fleiſch= und Wurſtwaren: Nindfleiſch, friſch, 90—110,
Kalb=
fleiſch 120, Schweinefleiſch 110—126, Dörrfleiſch 160, Wurſt 70—160,
Wirſtfet. 60, Schmalz ausgelaſſen 110.
Schwerer Einbruch. Sonntag vormittag 5.20 Uhr wurde in
Mannheim bei dem Juwelier Arnold, RI Nr. 1, ein Einbruch verübt
und Goldwaren im Werte von über 1000 RM. geſtohlen. Als
Täter kommen zwei Männer und eine Frau in Frage, die in einem
grünlackierten Perſonenkraftwagen (offen mit Segeltuchverdeck)
weg=
gefahren ſind. Ein Täter trug braunen Anzug, beide Männer gelbe
Schuhe. Der Wagen hat das Kennzeichen II mit einer fünfſtelligen
Zahl, wovon die erſten zwei Ziffern und die letzte Ziffer erkannt ſind.
Tageskalender für Montag, den 21. Oktober 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 20 Uhr, F 2: „
Amphi=
tryon”. — Kleines Haus, 20 Uhr: Sonatenabend Edmund Weyns.
Meßplatz, 19,30 Uhr: Eröffnungsvo=ſtellung des Zirkus
Sarraſani. — Konzerte: Schloßkaffee, Rheingauer Weinſtube.
Gemeindehaus, Kiesſtraße 17. 20 Uhr: Konzert zum
Beſten der Nothilfe der Lukasgemeinde. —
Kinovorſtellun=
gen: Union=Theater, Helia.
Gebt abgelegke Kleider für Bedürfige!
Die Hausbettelbekämpfungsſtelle beim Städtiſchen Wohlfahrts= und
Jugendamt konnte im vergangenen Jahre mit den aus der
Bevölke=
rung eingegangenen Spenden an abgelegten Kleidern, Schuhen und
Wäſche viele durchreiſende, arbeitsſuchende Wanderer unterſtützen und
dadurch große Not lindern. Auch in dieſem Winter, den wieder ſo
viele arbeitsloſe und gar oft auch heimatloſe Volksgenoſſen auf der
Landſtraße zubringen müſſen, ſoll und muß in gleicher Weiſe vorgeſorgt
werden. Es ergeht deshalb die herzliche Bitte an die Darmſtädter
Ein=
wohnerſhaft, noch brauchbare Kleidungsſtücke, Schuhe, Strümpfe und
Wäſche jeder Art der Hausbettelbekämpfungsſtelle ſchenkweiſe zu
über=
laſſen. Beſonders groß iſt der Bedarf an Schuhwerk. In jedem
Haus=
halt finden ſich abgelegte und entbehrliche Gegenſtände dieſer Art, die
manchem armen Menſchen noc) vortreffliche Dienſte leiſten können. Die
Hausbettelbekämpfungsſtelle iſt für jede Gabe dankbar. Die Sachen
wer=
den auf ſchriftliche (Poſtkarte an das Städtifche Wohlfahrts= und
Jugend=
amt) oder fernmündliche (Nr. 3500 Stadtvernaltung) Nachricht ſofort
abgeholt.
Städt. Wohlfahrts= und Jugendamt Darmſtadt.
Schlägerei. Im Kaffee G. in der Schloßgaſſe entſtand vorletzte
Nacht zwiſchen jungen Leuten eine Schlägerei, in deren Verlauf einige
der Naufbolde verletzt wurden. Tiſche und Stühle wurden demoliert
und auch an den Türen die Glasſcheiben. Das Ueberfallkommando
ſiſtierte die Täter und ſetzte ſie nach Feſtſtellung des Tatbeſtandes
wie=
der auf freien Fuß.
Autounfälle. In der Frankfurter Straße an der Einbiegung
des Sensfelder Wegs ſtießen zwei Perſonenkraftwagen zuſammen. Eine
Autodroſchke von hier wollte in den Sensfelder Weg einbiegen und
hielt zu dieſem Zweck ſtill, um das nachfolgende Auto erſt paſſieren zu
laſſen. Hierbei fuhr der nachfolgende Perſonenkraftwagen IN 40 977
auf die Autodroſchke auf. Zwei Perſonen, Fräulein Salzmann und
der Schüler Otto Kölle, erlitten leichtere Verletzungen und wurden
durch die Rettungswache ins Krankenhaus verbracht. — In der
Karl=
ſtraße, Ecke der Heinrichſtraße, ſtieß ein aus Richtung Beſſungen
kom=
mender Perſonenkraftwagen mit einem die Heinrichſtraße
herabkom=
menden Perſonenkraftwagen zuſammen. Perſonen wurden nicht
ver=
letzt, es entſtand nur Sachſchaden.
Durchgebrannt. Der Fürſorgezögling Adam Körting, 19
Jahre alt, iſt aus der Fürſorgeanſtalt Aumühle entwichen Er hat
ſchwarzes Haar, plattgedrückte Naſe, trägt kurze Hoſen. Die
Fürſorge=
behörden fahnden nach dem Entwichenen.
— Das Intereſſe für den Frankfurter Zoo macht ſich in erfreulicher
Weiſe durch Schenkung von mancherlei oft recht ſeltenen Tierarten
be=
merkbar. So üüberwies jüngſt Herr Hermann Greb in Frohnhauſen
bei Dillenburg dem Garten einen jungen Purpur=Reiher. Dies
iſt eine Vogelart, die, ausgefärbt, unſere Fiſchreiher an
Farbenſchön=
heit des Gefieders noch übertrifft, in Deutſchland vereinzelt, meiſt auf
dem Zuge, vorkommt, und im übrigen Holland, Südoſteuropa.
Süd=
weſtaſien und Afrika bewohnt. Herr Breumer =Frankfurt ſchenkte
dem Garten zwei gneinander gewöhnte zahme ſüdamerikaniſche Aeffchen:
ein Weißohr=Pinſeläffchen und ein Totenköpfchen.
Namentlich das letztgenannte iſt ein ganz allerliebſtes bleines Kerlchen
trotz ſeines Namens, den es der abſonderlichen Zeichnung ſeines
Ge=
ſichtes verdankt, und wird ſicherlich bald ein Liebling vieler
Tier=
freunde werden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 19. Okt. Gemeinderatsbericht. Eine
zur Erbauung der gemeindlichen Wohnungsbauten notwendig
gewor=
dene Kapitalaufnahme bei der Bezirksſparkaſſe Reinheim findet die
Ge=
nehmigung. — Ebenſo die Verlängerung des Darlehnsvertrags über ein
kurzfriſtig bei der Kommunalen Landesbank aufgenommenes Darlehen
auf die Dauer eines Jahres. — Ernſt Stephan ſuchte um Ueberlaſſung
eines Bauplatzes an der Hochſtraße zum Zwecke der ſpäteren Bebauung
nach. Gemäß eines bereits beſtehenden Gemeinderatsbeſchluſſes mußte
das Geſuch abſchläglich beſchieden werden, da gemeindliche Bauplätze nur
bei ſofortiger Bebauung abgetreten werden. — Die
Bürgſchaftsüber=
nahme der Gemeinde für einen Zwiſchenkredit zum Bauvorhaben
Nieg=
ler wird genehmigt. — Adam Bohländer beabſichtigt, in ſeinem neu
er=
bauten, an der Darmſtädter Straße gelegenen Hauſe ein Café mit
Schaukwirtſchaftsbetrieb zu errichten und ſucht um Erteilung der
Ge=
nehmigung nach. Da die Bedürfnisfrage nicht bejaht werden konnte,
verfällt der Antrag mit 8 gegen 3 Stimmen bei einer Stimmenthaltung
der Ablehnung. — Der Bürgermeiſter berichtet über den Stand der
Waſſerverſorgungsangelegenheiten, die in Kürze zu einem greifbaren
Neſultat führen dürften. Zur Abwicklung der Verhandlungen wird eine
beſondere Kommiſſion, beſtehend aus Beigeordneten Regalia,
Maſchinen=
meiſter Böttcher und den Gemeinderatsmitgliedern Müller, Keil,
Stei=
ger, Krautwurſt und Seb. Bender gebildet, die Vollmacht hat, die
Ver=
handlungen zum Abſchluß zu bringen. Im weiteren wird der Beſchluß
des Gemeinderats, den Nieder=Ramſtädter Anſtalten das Waſſer zu
einem weſentlich verbilligten Preiſe zu überlaſſen, mit ſofortiger
Wir=
kung widerrufen, da die Gemeinde Waſſer von anderer Seite zu einem
wveſentlich höheren Preiſe beziehen muß. — Frl. Flanhardt, Traiſa, ſucht
um Ueberlaſſung eines Platzes auf dem neuen Friedhof zum Aufſtellen
einer Urne nach. Dem Geſuch wird ſtattgegeben unter dem Vorbehalt,
daß die Platzuteilung erſt nach der Eröffnung des neuen Friedhofs
er=
folgt. — Die RNechnung des Schreinermeiſters Heppenheimer über die
Errichtung des Schuppens für die Wohnung der Witwe Reitz wird
be=
anſtandet inſoweit, als zu dem Geſamtrechnungsbetrag nochmals ein
Gewinnzuſchlag von 20 Prozent angeſetzt iſt. — Die Leichenwagen=
In=
ſtandſetzung wird dem Weißbindermeiſter Mahr zum Voranſchlag von
150 Mark übertragen. — Jakob Daum 2. dahier wird die Genehmigung
zur Legung eines Waſſerablaufrohres von ſeinem Anweſen in der
Bach=
gaſſe nach der Modau unter den üblichen Bedingungen genehmigt.
Die Verhandlungen mit Albert Hernsdorf über Abtretung eines
Ge=
länderſtreifens an die Anlieger der neuen Häuſer in der Hochſtraße
wer=
den zur Kenntnis genommen und der Ankauf zu den feſtgeſetzten Preiſen
beſchloſſen. — Aus der Mitte des Gemeinderates heraus wurde Klage
darüber geführt, daß die Fenſter in den Wohnhausneubauten an der
Hochſtraße noch nicht angebracht ſind und daß hierdurch eine weſentliche
Verzögerung für die Innenausbauarbeiten entſteht. Die Verwaltung
wird beauftragt, für Abhilfe Sorge zu tragen. — Zum Ankauf von
Futtermitteln für das Faſelvieh wird der Verwaltung Ermächtigung
er=
teilt. — Zum Schluß machte Gemeinderat Keil in ſeiner Eigenſchaft
als Mitglied des Verkehrsausſchuſſes noch Mitteilung davon, daß die
Erteilung der Genehmigung zum Bau der elektriſchen Straßenbahn von
Darmſtadt nach Ober=Ramſtadt in Ausſicht ſtehe, und daß in einer der
nächſten Sitzungen die bereits im Entwurf vorliegenden Verträge mit
der „Heag” zur Beratung ſtehen würden.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 19. Okt.
Obſtbaumſchädlingsbe=
kämpfung. Von Oktober ab pflegt der Froſtſpanner an den
Obſt=
bäumen aufzutreten. In Anbetracht der großen Schädlichkeit kann nicht
dringend genug empfohlen werden, Leimringe anzulegen, ganz beſonders
an den Apfelbäumen, die am meiſten von dem Schädling befallen werden.
Die geeignetſte Zeit der Anlegung iſt kurz vor Eintritt des erſten
Froſtes. Auf Grund der für Nieder=Namſtadt erlaſſenen
Polizeiverord=
nung kann übrigens das Anlegen der Leimringe erzwungen werden. Der
Obſt= und Gartenbauverein hält für alle Baumbeſitzer, auch
Nicht=
mitglieder, Leim und Papier in guter Qualität zur Verfügung. Die
Abgabe erfolgt durch den Vereinsdiener Spengler, Stiftſtraße. — Am
23. d. M. findet in hieſiger Gemeinde die diesjährige Hauptkörung ſtatt.
Beſitzer von Zuchttieren wollen dies beachten und bei beabſichtigter
In=
anſpruchnahme der Kommiſſion rechtzeitig der Bürgermeiſterei Meldung
erſtatten.
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—
Seite 4
Montag den 21. Oktober 1929
Nummer 292
33 Diplomaten beſuchen einen Zirkus.
Von Dr. A. H. Kober.
Wo und wann können 55 Diplomaten einen Zirkus
be=
ſuchen? In Genf, wo ja erfahrungsgemäß ununterbrochen
die diplomatiſche Welt=Elite an der Beglückung der ganzen
Erde und der umliegenden Planeten arbeitet, — könnte man
annehmen. Falſch! Das große, wirklich einzigartige
Ereig=
nis, daß 55 Diplomaten (und noch eine Handvoll dazu) ſich als
Zuſchauer einer Zirkusveranſtaltung verſammelten, fand am
3. März 1926 in des Deutſchen Reiches Hauptſtadt
Berlin ſtatt. Beinahe hätte es nicht ſtattgefunden. Denn
während die Autos der Botſchafter und Geſandten von
Eng=
land, Amerika, Italien, von China, Siam, Japan, von Peru,
Guatemala, Honduras, von der Türkei und den übrigen
Staaten der funkelneu gemalten Landkarte Europas anrollten,
raſſelten von der anderen Seite her Laſtautos der
Charlotten=
burger Schupo heran, um den Zugang zu der neuen
Automobil=
halle am Kaiſerdamm in Charlottenburg hermetiſch
abzu=
ſperren. Direktor Stoſch=Sarraſani, der dieſe mächtigſte aller
europäiſchen Hallen vom Reichsverband der Deutſchen
Auto=
mobilinduſtrie für ein Zirkusgaſtſpiel zur Verfügung
bekom=
men hatte, ſtieß ein paar Stunden vor der Eröffnung auf den
Widerſtand der Baupolizei, die ſich an einigen zu engen
Sitz=
bänken und nun ihrerſeits Herrn Stoſch=Sarraſani vor den
Kopf ſtieß mit der verblüffenden Erklärung: Du darfſt nicht
eröffnen. Das war eine Stunde vor dem Einlaß zur
Vor=
ſtellung, d. h. bevor die diplomatiſchen Repräſentanten
ſämt=
licher in Berlin vertretener ausländiſcher Staaten, die
deut=
ſchen und die preußiſchen Miniſter und alle die anderen
er=
lauchten Gäſte, die Sarraſani zu ſeiner Premiere geladen
hatte, ihre Logen beſetzen wollten. Um ein Haar wäre alſo
dieſer originellſte Weltkongreß der internationalen Diplomatie
in das Waſſer gefallen. Aber; es gibt noch Miniſter in
Preußen und es gibt noch einen Stoſch=Sarraſani, der den
Weg zu ihnen findet. Um 7 Uhr kam dieſer Direktor mit der
Spielerlaubnis vom Miniſter Hirtſiefer vor die Neue
Auto=
mobilhalle geraſt und eine halbe Stunde ſpäter begann die
Vorſtellung
Eine denkwürdige Vorſtellung in der Tat! In unſeren
Geſchichtsbüchern lefen wir mit ehrfürchtigem Gruſeln von
dem Theater, das Napoleon in Erfurt vor einem Parkett von
Fürſten ſpielte, von dem Theater, das ſich dann dieſe Gäſte
ſelber auf dem Wiener Kongreß gaben und mit deſſen Glanz
ſie wirklich den Napoleoniſchen noch überſtrahlten. Was aber
waren dieſe Vorſtellungen, in denen nur ein Teil der
euro=
päiſchen Fürſten erſchien, gegen Sarraſanis Berliner Premiere,
der von ihren feſtlich geſchmückten Logen aus die Vertreter
tatſächlich aller auf der Erde exiſtierenden Staaten zuſahen?
Da ſtellr Südamerika allein zehn Republiken, Mittelamerika ihrer
acht, dann ſchloſſen ſich Republiken aus dem nördlichen Mexiko
und die Vereinigten Staaten an, Aſien entſandte China, Japan,
Afghaniſtan, Perſien, Siam; die Türkei und Agypten
reprä=
ſentierten ſchon den Übergang nach Europa, aus deſſen
balka=
niſcher Ecke Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Jugoflawien,
Ungarn und die Tſchechoſlowakei erſchienen; Belgien,
Frank=
reich, Großbritannien, Italien, Spanien, Portugal, die
Nieder=
lande, die Schweiz, Ofterreich, Dänemark, Schweden, Norwegen
ſind würdig vertreten. Luxemburg fehlt ebenſowenig wie die
heute abend recht heiter erſcheinenden Oſtmächte Rüßland und
Polen, und die neuen Staaten Lettland, Litauen, Eſtland,
Finnland haben ihre von neuen, bunten Nationalflaggen
über=
wimpelten Ehrenſitze. Der beherrſchende Mittelpunkt dieſes
Völkerkongreſſes iſt die Ehrenloge des Reichspräſidenten von
Hindenburg. Er beſucht grundſätzlich keine
Theatervorſtellun=
gen (nicht einmal die Staatsoper), aber er hat von Sarraſanis
Indianern eine kunſtvoll gearbeitete Ledermappe dankend
an=
genommen und ſchickt ſeine Enkel in die Sarraſani=Schau. Zu
beiden Seiten des höchſten Repräſentanten des Deutſchen
Reiches ſitzen ſeine Mitarheiter, die Reichs= und
Staats=
miniſter, die Vertreter der Behörden, die Stadtväter von
Berlin. Eine Sammlung von Zuſchauern, ein Parkett von
Kritikern, wie es noch nie ein Theaterdirektor, geſchweige denn
ein Zirkusdirektor in ſeinem Hauſe erlebt hat.
Wozu das alles? Weshalb lädt ſich dieſer Sarrafani
zu einer ſeiner Vorſtellungen die Diplomatie der ganzen
Welt ein? Und (noch intereſſanter dieſe Frage): Weshalb
kommen dieſe geladenen Prominenteſten der Prominenten
wirklich alle, jubeln der Vorſtellung zu und erkennen ihre
Zu=
ſtimung zu dem Geſehenen nachher ausdrücklich durch
Dank=
ſchreiben an? Man hat oft behauptet, Sarraſani ſei einer der
beſten Propagandamanner der Neuzeit. Aber zu
Reklame=
zwecken würde ſich heute eine Verſammlung von einigen
hun=
dert Diplomaten ſchwerlich hergeben. Der alte Barnum konnte
das noch machen, als er 1874 nach Panoptikumsart Vertreter
einiger Völkerſtämme zu einem „Großen Zirkus der Nationen”
zuſammenſtellte, den hawaiiſchen König Kalakaua in ſeinen
Zirkus einlud und mit lauten Zurufen: „Heil König
Kala=
kaua!” begrüßen ließ. Dieſe Veranſtaltung nimmt ſich gegen
Sarraſanis Berliner Diplomatenpremiere wie eine Karrikatur
aus, vollends, wenn man die Vorgeſchichte der Sarraſaniſchen
Einladung an die Vertreter der Weltpolitik kennt. Sarraſani,
nicht nur der populärſte, ſondern auch der kühnſte deutſche
Zirkusmann, wagte als erſter moderner Zirkusdirektor eine
Überſee=Expedition: im November 1923 überführte er ſein
ganzes gewältiges Unternehmen auf zwei Spezialdampfern
nach Südamerika. Zwei Jahre hat er drüben in Uruguay,
Argentinien und Braſilien ſeine leuchtende Zeltſtadt
herum=
geführt, begeiſtert begrüßt von den feurigen Südamerikanern.
Sarraſanis Künſtlerfahrt durch Südamerika war ein Triumph
nicht nur des Zirkusdirektors Stoſch=Sarraſani, ſondern auch
der deutſchen Idee. Zum erſten Male nach dem Kriege wurde
den Bewohnern jener Staaten, in denen noch immer eine ſtarke
deutſchfeindliche Propaganda an der Tagesordnung war, an
einem Muſterbeiſpiele der Wert deutſcher Arbeit und deutſcher
Organiſation vor Augen geführt. In unmittelbarem Verkehr
mit allen Schichten der ſüdamerikaniſchen Bevölkerung
zer=
ſtörten Sarraſani und ſeine Leute das Vorurteil gegen die
„brutalen Deutfchen” und gelvannen dem Deutſchtum Sym=
pathien, Freundſchaft, enthuſiaſtiſche Verehrung. „Noch heute
ſpricht jedermann in Uruguay vom deutſchen Zirkus Sarra=;
ſani”, bezeugte kürzlich der uruguayſche Geſandte in Berlin,
und Staatsſekretär Lewald, der Vorſitzende des deutſchen
Reichsausſchuſſes, für Leibesübungen, ſchrieb kürzlich Herrn
Direktor Stoſch=Sarrafani: „Es war mir ein hoher Genuß,
den Vorführungen der Sarraſani=Schau beizuwohnen und ein
deutſches Unternehmen zu ſehen, das ſich zu einer ſolchen
Größe und Höhe emporgearbeitet hat und damit im In= und
Auslande dem deutſchen Namen Ehre macht.”
Sarrafani hat nicht nur in Südamerika für das
gegen=
ſeitige Verſtändnis zwiſchen Deutſchen und Südamerikanern
gewirkt, ſondern er hat eine ganze Anzahl ſüdamerikaniſcher
Bürger mit ſeinem Unternehmen nach Europa genommen.
Dieſe Argentinier, Braſilianer, Kreolen und Mulatten wurden
der Stamm des Sarraſaniſchen „Völkerkongreſſes in der
Arena”. Schnell auf der Grundidee der völkerverbindenden
Kunſt weiterarbeitend, ſammelte Sarraſani um ſich die
Ver=
treter von 37 verſchiedenen Nationen. Europa iſt im
Künftler=
beſtande ſeiner Schau vollſtändig vertreten. Aſien ſandte ihm
Japaner, Indier, Chineſen; aus Nordamerika kamen
Cow=
boys und der Indianerhäuptling „Große Schlange” mit
ſeinen Kriegern, Frauen und Kindern, aus Afrika ſtammen
Saraſanis Kongonegertruppen. Kurz: vierhundert Männer
und Frauen aller Kontinente, aller Zonen, aller Raſſen,
ver=
einigen ſich in Sarraſanis „ſchönfter Schau zweier Welten”,
zeigen ihre heimatlichen Künſte und Lebensgewohnheiten
und geben damit der breiten Maſſe zum erſten Male in
an=
ſchaulicher Form ein Bild der Idee unſerer Epoche: der
Völkerperſöhnung.
Wo Sarraſani mit ſeinem reiſenden Völkerkongreß
er=
ſchien, erntete er begeiſterte Zuſtimmung. Von des Deutſchen
Reiches Hauptſtadt aus wollte er den Sinn und die Idee
ſeines Unternehmens beſonders hell in alle Welt
hinaus=
leuchten laſſen. Er ſetzte alſo ſeine Premiere auf den 3. März
feſt und lud dazu die Diplomatie der ganzen Welt, die
Reprä=
ſentanten des Deutſchen Reiches und der Länder, die
Ver=
treter der Weltpreſſe ein. Alle Botſchafter und Geſandten
er=
hielten ihre Einladungen in ihrer Landesſprache, unter
dieſen 29 Sprachen waren beiſpielsweiſe chineſiſch, perſiſch,
türkiſch, griechiſch, krogtiſch, finniſch. Schon dieſe Höflichkeit
erfreute viele der ausländiſchen Diplomaten und wurde mit
Dank anerkannt. Uber die Premiere ſelber gab es nur ein
Urteil, das der Reichsarbeitsminiſter dahin formulierte: „Ich
kann mir nicht gut denken, daß Ihre Schauſtellung im ganzen
betrachtet, nach Qualität und Quantität übertroffen werden
kann.” Nicht nur die Europäer unter den prominenten
Zu=
ſchauern der Berliner Sarraſani=Premiere nahmen das
Pro=
gramm mit uneingeſchränkter Anerkennung an, auch aus
Aſien=
herüber erſcholl vieles Lob: „Ich kann wohl ſagen, daß es die
beſte zirzenſifche Schau war, die ich in meinem Leben geſehen
habe,” ſchrieb Phra Mitrakan, Königlich Siameſiſcher
Ge=
ſchäftsträger, und der japaniſche Lokalänzeiger „Ji Ji” brachtei
ein Kabeltelegramm ſeines deutſchen Berichterſtatters.
Sarraſanis Berliner Premiere war ein Welterfolg. Ein
Welterfolg des Mannes Hans Stoſch=Sarraſani, ſeines
Werkes: der ſchönſten Schau zweier Welten, und ein
beiſpiel=
loſer Erfolg deutſcher Arbeit im Urteile der Welt.
Nun weiß man: weshalb 55 Diplomaten in den Zirkus
Sarraſani gingen.
Heffiſches Landwirkſchaftsamt Darmſtadt.
Der diesjährige Lehrgang in der Heſſ. Landwirtſchaftlichen Schule
beginnt am Montag, den 4. November 1929, vormittags 8½ Uhr. Der
Unterricht dauert nur bis 1 Uhr, ſo daß die Schüler am Nachmittag noch
zu Hauſe mithelfen können. Gerade bei der heutigen ſchweren Lage
der Landwirtſchaft muß jeder beſtrebt ſein, ſich eine möglichſt gute
prak=
tiſche und theoretiſche Ausbildung zu verſchaffen. Daher ſollte niemand
verſäumen, ſeine heranwachſenden Söhne in die landwirtſchaftliche
Schüle zu ſchicken, damit ſie den großen Anforderungen, welche die
er=
ſchwerte Wirtſchaftslage mit ſich bringt, gewachſen ſind und im Leben
ihren Mann ſtellen können, denn auch heute gilt noch mehr denn je der
Grundſatz: „Wiſſen iſt Macht!“
4a. Eberſtadt, 19. Okt. Hohes Alter. Die Witwe Sophie Dächert
in der Pfungſtädter Straße kann am kommenden Mittwoch ihren 75.
Ge=
burtstag begehen. Außerdem begeht am Dienstag Frau Eliſabeth
Ste=
phan, geb. Kern, wohnhaft Alte Darmſtädter Straße, ihren 79.
Geburts=
tag. — Todesfall. Im 71. Lebensjahr iſt Ernſt Kaltwaſſer
ge=
ſtorben.
— Reichelsheim i. O., 19. Okt. In der Gemeinderatsſitzung wurde
der vom Verkehrsverein eingebrachte Antrag betr. Anſchaffung eines
Spritzwagens zum kommenden Frühjahr und Anlage eines Pfades (
Ver=
bindung zwiſchen Darmſtädterſtraße und Schloßberg) abermals
abge=
lehnt. Dies hat bei der Anwohnerſchaft der Darmſtädter und
Heidel=
bergerſtraße eine lebhafte Empörung hervorgerufen, die ſich bei den
kom=
menden Gemeinderatswahlen gegen die den Antrag ablehnenden und
ſomit die Entwickelung unſeres neu aufblühenden Luftkurortes
hindern=
den Gemeinderatsmitglieder auswirken wird.
i. Von der Tromm, 19. Okt. Das vom „Verein der Naturfreunde‟
auf der Tromm errichtete Ferien= und Wanderheim hat ſich im
ver=
floſſenen Sommer ſehr gut bewährt. Das Trommhaus wurde in den
Monaten Juli, Anguſt und September von 2509 Perfonen behufs
Ueber=
nachtung aufgeſucht. Davon waren 880 Mitglieder, 1205 Kinder, 274
Nichtmitglieder und 150 Jugendherbergsmitglieder. Viel begehrt waren
Familienzimmer bis zu 4 Betten. Das Trommhaus hat als eine Stätte
der Erholung und des Naturgenuſſes in den Wanderkreiſen allgemeine
Wertſchätzung gefunden.
Heppenheim a. d. B., 19. Okt. Hohe Moſtgewichte. Bei
der Spätleſe im Weingut Steinkopf (Beſ. Parkhotel Halber Mond)
wur=
den bei Rieslingtrauben Moſtgewichte von 95 Grad Oechsle erzielt. Im
Jahre 1921 nur 93 Grad, allerdings wurde der 1929er drei Wochen
ſpäter als der 1921er geleſen. Die Säure iſt genau dieſelbe wie im Jahre
1921, und wie allgemein bekannt, haben ſich unſere Bergſträßer Weine
des Jahrgangs 1921 ganz hervorragend gehalten und ſind heute noch
ſehr begehrte Weine. Der 1929er verſpricht dasſelbe zu werden, die
Gärung vollzog ſich ganz normal. Es ſei darauf hingewieſen, daß der
Willbacher Wein auch in dieſem Jahre in der allerbeſten Lage nur
67 Grad Oechsle erzielte. Es iſt wirklich keine Rebenſorte für die
Berg=
ſtraße, ferner werden auch halbe Preiſe erzielt. Sehr gut gedeihen hier
die Moſelrieslinge, Rheinrieslinge und die Oeſterreicher, alle drei
Sor=
ten liefern einen ſehr ſchönen Wein. In der Auswahl der Setzlinge ſei
man ſehr vorſichtig, am beſten bezieht man dieſelben von der ſtaatlichen
Weinbauſchule, denn dort werden nur von ausgewählten Stöcken
trag=
fähige Rebſetzlinge geſchnitten.
— Bickenbach, 19. Okt. Lernr Einheitskurzſchrift. Am
Mittwoch, den 23. Oktober, eröffnet der hieſige Stenographenverein
einen neuen Anfänger=Lehrgang in der amtlich eingeführten Einheits=
Kurzſchrift. Die Unterrichtsſtunden finden abends in der Schule im
Nathaus ſtatt. Der Unterricht wird auch in dieſem Jahr wieder von
dem ſeitherigen Leiter der Anfänger=Lehrgänge durchgeführt, weshalb
eine gründliche Ausbildung gewährleiſtet iſt.
P. Rüſſelsheim, 19. Okt. Leichenfund. In einer abſeits vom
Wege gelegenen Sandgrube, in der Nähe der Keramiſchen Werke,
Ge=
markung Hochheim, wurde an, Mittwoch vormittag die Leiche des 58jähr.
Angeſtellten der Opelwerke, Erich Ullmann, aus Rüſſelsheim
auf=
gefunden. In den Kleidertaſchen der Leiche fand man zwei zum Teil
geleerte Arzneifläſchhen, die ein tödliches Gift enthielten. Nach den
Ermittlungen liegt Selbſtmord vor. Ullmann hatte ſich am Dienstag
vormittag unter Anzeichen von Geiſtesgeſtörtheit von ſeiner Familie
entfernt und vorher wiederholt Selbſtmorögedanken geäußert. Die
Urſache des Selbſtwordes iſt in mißlichen Familienverhältniſſen und in
einer ſchweren Nervenzerrüttung zu ſuchen, die ſich Ullmann im
Welt=
kriege zugezogen hat, den er als altgedienter Soldat des Friedensheeres
im vorgerückten Alter als Feldwebelleutnant mitgemacht hat.
Ah. Worms, 19. Okt. Schließung der Wormſer
Volks=
bank. Die Bank hat ihre Pforten geſchloſſen und zahlt kein Geld mehr
aus, bis die Gläubiger befriedigt ſein werden. Ein Treuhänder wird
der Bank vorſtehen. Die Bank iſt eine G. m. b. H., befindet ſich in der
Kauolinenſtraße 6, und iſt die Nachfolgerin der Erſparungsanſtalt des
Arbeiterbildungspereines. Beſitzer der Bank iſt Herr Muth, der die
Bank in der Inflationszeit erwarb und bis jetzt auch leitete. Die Bank
ſoll 1500 Sparer mit 60 00 RM. Spareinlagen haben. Geſchädigt
werden hauptſächlich kleinere Leute. Wie verlautet, ſoll die Bank nur
wegen Fehlens flüſſiger Mittel liquidieren. Ob ein Verſchulden
feſt=
ſteht, iſt noch nich= erwieſen. Auch weiß man von einer Deckung durch
Vermögenswerte noch nichts.
h. Bad=Nauheim, 19. Okt. Eine Gefallenen=Ehrung in
der Dankeskirche hat der evangeliſche Kirchenvorſtand beſchloſſen.
Nach einem Entwurf von Kirchenmaler Velte ſollen zwei würdige
Ehren=
tafel in Holz hergeſtellt und in der Kirche angebracht werden. Die
Ein=
weihung gedenkt man im März 1930 vorzunehmen.
Winterkur für
Mergenkranke
und Nervös-Erschöpfte. Spezialkuranstalt Hofheim
im Taunus bei Frankfurt am Main. — Prosp. durch
San.-Nat Dr. H. Schulze-Halleyss, Nervenarzt.
Wekkerbericht.
Die Störungstärigkeit iſt noch nicht beendet. Von dem über dem
Nordmeer lagernden Fallgebiet hat die Warmluftwelle über den
briti=
ſchen Inſeln Erwärmung gebracht. Sie wird auch bei uns zunächſt
anſteigend auf die Temperaturen wirken und zu Bewölkung und
Nie=
derſchlägen führen. Sehr bald wird jedoch die Warmluft von der
raſch folgenden Kaltluft der Störung weggeräumt. Dabei ſetzt wieder
Abkühlung ein und die Wolkendecke wird zeitweilſe durchbrochen und
Aufheiterung ſetzt ein.
Ausſichten für Montag, den 21. Oktober: Vorwiegend wolkig, nach
vorübergehendem Temperaturanſtieg und zeitweiſen
Niederſchlä=
gen wieder kühler.
Ausſichten für Dienstag, den 22. Oktober: Wechſelnd wolkig mit
vor=
übergehender Aufheiterung; kühler, Nachlaſſen der Niederſchläge
und nur vereinzelte Schauer.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
Rundfunk-Progtanzme.
Frankfurt
Montag, 21. Okt. 12.15: Schallplatten: Arien aus italien.
Opern. O 15.15: Jugendſtunde: Lehrer Voigt: Bilder aus
Anda=
luſien und dem ſpaniſchen Binnenlande. S 16.15: Hausfrauen=
Nach=
mittag des Frankfurter Hausfrauenvereins. Kochtante: Fruchtſäfte
und ihre Verwendung. — Lehrer Stricker: Was das Kind von
ſeinem Erzieher fordert. O 17.25: Mannheim: Konzert des
Funk=
orcheſters. Mitw.: Konzertorch. Hohmann=Webau; Johanna Orth
(Sopran). 8 18.10: E. Lind: Schauſpielerelend und Theaternot.
S 18.30: Dr. Ehrenſtein: Paläſtina heute. O 19: Dr. Hartmann:
Die junge Generation in Frankreich. O 19.20: Engliſche
Literatur=
proben. O 19.35: Engl. Unterricht. O 20: Der Gedanke. Drama
in ſechs Bildern von Leonid. Andreiew. Perſ.: Kershenzew, Anton
Ignatjewitſch; Sſawelow, Alexei Konſtantinowitſch, ſein
Jugend=
freund: Tatjana Nikolgjewna, deſſen Gattin; Fiodorowitſch,
Alexan=
der Nikolaiewitſch, Sſawelows Freund: Kraft, ein Bekannter
Ker=
ſhenzews; Daria Waſſiliewna, Kerſhenzews Wirtſchafterin; Waſſilij,
ſein Diener; Sſaſcha, Stubenmädchen bei Sſawelows; In einem
Irrenhaus: Profeſſor Sſenionow (Chefarzt), Iwan Petrowitſch (1.
Arzt), Dr. Prjamof (2. Arzt), Ein 3. Arzt, Maſcha (Wärterin)
Eine 2. Wärterin, Zwei Wärter, 6 21.30: Konzert. A 22.45:
Zerr=
ſpiegel. Literariſch=muſikaliſche Veranſtaltung, Ausf.: R. Taube, Dr.
Laven (Rezit.), Funkorch.
Königswuſterhauſen
Deutſche Welle. Montag, 21. Oft. 9.20: Uebertr. aus Köln:
Beſuch der Flugwetterwarte Köln. Dr. Ortmeyer, Dr. Hammer mit
Schülern ſeiner Klaſſe. O 12: Engliſch für Schüler. 8 12.30: Schall
platten. O 14.30: Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten, erzähll
von Ilſe Fiſcher=Ramin. 15: Dr. Klopfer und Partner: Die
weiteren Aufgaben der Erziehungsberatung. O 15.45: Frauenſtunde:
Dr. Helene Simon=Eckardt: Hexen in alter und neuer Zeit. O 16:
Engliſch (literar. Stunde). 8 16.30; Berlin: Konzert. Ausf.:
O, Urack (Cello), P. Eggert und Th. Maceben (Flügel). o 17.30:
Dichterſtunde: Arno Nadel. Einl.: F. Stöſſinger. Rezit.: Erna
Feld. O 18: Dr. Hildebert Boehm: Volk, Staat und Nation.
O 15.30: Engliſch für Anf. O 18.55: Prof. Dr. Eckſtein:
Dünge=
mittellehrgang: Kali. S 19.20: Techniſcher Lehrgang. Min.=Rat
Peters: Tas Baugewerbe: Einführung in die Vortragsreihe. O 20:
Lieder, Schumann: Heiß mich nicht reden; Geiſternähe;
Sandmänn=
chen. — Brahms: Sommerabend: Auf dem See; Ständchen. —
Wolf: Ceſegnet ſei; Heb auf dein blondes Haupt; Wenn du zu
den Blumen gehſt: Zitronenfalter im April. Margarete Roll (
So=
pran;. Flügel: Erna Klein. O 20.30: Unterhaltungsmuſik der
Kapelle Gebrüder Steiner. Mouſſorgsky: In der Krim. Suite.
— Tſchaikowsky: Elegie. — Karganow: Erſte lyriſche Suite. —
Tſchaikowsky: Die aufrichtige Schäferin aus „Pique Dame‟.
Glaſunow: Bacchanal aus dem Ballett „Die Jahreszeiten”. 0 21:
Geſpenſterſtunde. Mitw.; Helene Weigel, H. Vallentin, Kapelle
Gebrüder Steiner. 6 22.30: Funk=Tanz=Unterricht. W. Carlos.
O Danach: Tanzmulik Kayelle Otto Kermbach. — Pauſe Bild=
Größte Auswahl
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Tel. 2140 (6617a
DOTO Bedienung
Hauptſchriftleitung: Rudelf Maupe
Verantwortich für Pollikk und Wirtſchaft: Rudalf Mauve; für Feullleten, Relch und
rt: Dr. Eugen Buhlmang
und Verlag: T. C. Wiitich — ſämtich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nich t übernommen,
Nummer 292
Montag, den 21. Oktober 1929
Seite 3
Diesmal hat der Deutſche Fußball=Bund mit ſeinem
Länder=
ſpiel kein großes Geſchäft gemacht. 20 000 Zuſchauer waren zum
Kampf gegen Finnland im Volksparkſtadion zu Altona
verſam=
melt. Das iſt wirklich keine imponierende Ziffer, man iſt auch
in Deutſchland bei Länderſpielen andere Zahlen gewöhnt. Der
verhältnismäßig ſchwache Beſuch bewies, daß man ſelbſt in
Ham=
burg und Altona dem Spiel gegen die Finnen, die am letzten
Sonntag von Dänemark noch 8:0 geſchlagen worden waren, kein
allzu großes Intereſſe entgegenbrachte. Das Mißtrauen war bis
zu einem gewiſſen Grade berechtigt, man ſah im Volksparkſtadion
zwar ein recht nettes Spiel, aber keineswegs ein wirklich
hoch=
ſtehendes Spiel, wie man es von zwei Ländermannſchaften doch
eigentlich erwarten darf. Die deutſche Elf lieferte bis auf den
erwartungsgemäß verſagenden Mittelläufer Schulz ein ganz
an=
ſprechendes Spiel, wenn auch einige Leute im Sturm (
Sacken=
heim und R. Hofmann) durch ihren Eigenſinn einen höheren
Sieg verhinderten. Gefallen konnten auch die Leiſtungen der
Finnen, denen allerdings der Begriff Taktik ſcheinbar ganz
ab=
geht. Ihr weitaus beſter Mann war der Torhüter, dem es auch
allein zu verdanken iſt, daß die erſte Halbzeit torlos verlief. Er
gab ſich erſt nach der Pauſe durch Schüſſe von Sackenheim (zwei),
Richard Hofmann und Allbrecht geſchlagen.
Die Mannſchaften
traten pünktlich auf gutem Spielboden in den vorgeſehenen
Auf=
ſtellungen an. Vor dem Anpfiff wurden noch Beier und Hagen,
die beiden Verteidiger der deutſchen Elf für ihr zehntes
Mit=
wirken in einem Landerſpiel des D.F.B. geehrt. Die
Mann=
ſchaften ſtanden wie folgt: Deutſchland: Blunk; Beier
(Hamburger S.V.), Hagen (Sp.Vg. Fürth); Flick (Duisburg),
Schulz (Vikt. Berlin), Völker (Hertha/B. S. C.); Allbrecht (
Düſ=
ſeldorf), Czepan (Schalke), Horn (Hamburger S. V.), Hofmann
(Dresden), Sackenheim (Dresden). Finnland: Holmberg;
Koskinen, Tajardin; Vienickſa, Lindſten, Nirwanen; Aeſtromen,
Koponen, Saario, Kuhlberg, Sountauſta.
Der Spielverlauf.
Die torloſe erſte Halbzeit.
Der linke deutſche Flügel ſtieß ſofort gefährlich vor, wurde
aber vom rechten Verteidiger der Finnen geſtoppt. Ebenſo
prall=
ten finniſche Angriffe von der deutſchen Verteidigung glatt ab.
Der deutſche rechte Flügel kam ſehr gut durch, aber eine
glän=
zende Parade des finniſchen Torhüters vereitelte eine Uare
Chance. Deutſchland ſpielte ſchon nach wenigen Minuten klar
überlegen, wurde aber von der ſicheren Abwehr des Eegners
im=
mer wieder umgeſchickt. Plötzlich hatte Finnkand eine feine
Chance, aber der Weſtdeutſche Flick rettete im letzten Moment.
Flick wurde dabei verletzt, konnte aber weiter ſpielen. Der deutſche
Innenſturm zeigte ſehr ſchöne Kombinationen, aber auch die
Flügel waren ausgiebig tätig. Hintereinander gab es auf beiden
Seiten einen Eckball. Dann ſtellte ſich allmählich heraus, daß der
deutſche Mittelläufer Schulz ein Verſager war. Er ſpielte viel
zu langſam, hatte keine Ballkontrolle und keine Ballverteilung,
ſpielte ungenau zu und konnte überhaupt nur in der Zerſtörung
einiges leiſten. Der deutſche Angriff mußte natürlich unter dieſem
Ausfall erheblich leiden. Der Innenſturm war immer wieder
gezwungen, zurückzugehen, um ſich ſelbſt die Bälle zu holen.
Da=
gegen lieferte der gegneriſche Mittelläufer eine ſehr feine Partie.
Er bewies große Ueberſicht und unterſtützte ſeinen Angriff ſehr
intenſiv. Dadurch wurden die Finnen oft recht gefährlich, das
eiſerne Bollwerk der deutſchen Verteidigung konnten ſie allerdings
nicht überwinden. Der weſentlich mehr im Angriff liegende
deutſche Sturnz entwickelte immer mehr Schußpech. Es wurde
allerdings auch reichlich unplaciert geſchoſſen. Nach einer halben
Stunde erlahmte der Eifer der deutſchen Mannſchaft, der Kampf
flaute ab, das Niveau des Spieles ſank beträchtlich. So verging
die erſte Halbzeit, ohne daß es dem deutſchen Sturm gelungen
wäre, die ſtabile Hintermannſchaft der Finnen auch nur ein
einzigesmal zu ſchlagen. Die Stimmung der Maſſen während
der Pauſe war nicht gerade glänzend.
Nach der Pauſe fallen die Tore.
Nach dem Wiederanpfiff griff die deutſche Elf ganz energiſch
an. Aber wieder ſcheiterten zunächſt noch alle Bemühungen. Es
wurde ins „Aus” geſchoſſen und einigemale ſtanden unſere Leute
auch „Abſeits” Einige gute Gegenangriffe der Finnen wurden
abgewieſen. Die Arbeit im deutſchen Sturm war weſentlich
plan=
voller und ſchließlich konnten auch die Erfolge nicht ausbleiben.
Nach einem Flankenwechſel ſetzte in der achten Minute der
Rechtsaußen Allbrecht aus einem ſpitzen Winkel einen
Bomben=
ſchuß zum Führungstor für Deutſchland in die
Maſchen. Der Erfolg wirkte befreiend, das Tempo der deutſchen
Stürmer erhöhte ſich noch. Erneut wurde jedoch zu unplaciert
geſchoſſen. Gute Schüſſe von Hofmann und Czepan gingen knapp
über die Latte. Deutſchland ſpielte ganz überlegen und konnte
dieſe Ueberlegenheit nicht auswerten. Unter dieſer Tatſache litt
das Spiel, das denn auch bei den Maſſen immer mehr an Reiz
berlor. Erſt als in der 25. Minute Sackenheim ein ſchönes
Zu=
ſammenſpiel von Czepan=R. Hofmann mit dem zweiten Tor
abſchloß, flammte die Anteilnahme der Maſſen wieder auf. Nun
Hab es neues Leben, nun ſetzten die deutſchen Stürmer wieder
Schuß auf Schuß gegen das Tor des Gegners. Richard Hofmann
hatte aber einen ſchwarzen Tag, immer wieder aingen ſeine
Bälle neben die Pfoſten. Nach einem Gegenangriff des linken
fiuniſchen Flügels aber legte Horn dem Dresdener den Ball
1o gut auf den Fuß, daß es endlich zum Tor, zum dritten
Erfolg für Dentſchland reichte. Im Gefühl des ſicheren
Sieges ließ nun die deutſche Elf nach, Finnland kam etwas auf.
Kurz vor dem Abpfiff fiel dann noch nach ſchöner Kombination
des ganzen deutſchen Angriffs durch Sackenheim ein vierter
Dreffer.
Was zur Kritik zu ſagen iſt
wurde in der Schilderung des Spielverlaufes zum größten Teile
ja bereits bemerkt. Die deutſche Mannſchaft hat nicht ſchlecht
geſpielt, aber ſie hätte in dieſer Zuſammenſtellung auch nicht auf
einen ſtärkeren Gegner treffen dürfen. Torwart und Verteidigung
waren ſehr ſicher, wenn ſie auch nur ſelten wirklich ſchwere Arbeit
erhielten. Von den drei Läufern genügte nur Flick größeren
Anſprüchen. Im Sturm waren Sackenheim und R. Hofmann
zu eigenſinnig. Horn führte eine Halbzeit lang ſehr fein, ließ
aber nach der Pauſe nach. Der beſte Teil im Sturm war der
rechte Flügel Allbrecht=Czepan.
Natürlich war der Sieg der deutſchen Mannſchaft, die um
eine volle Klaſſe beſſer war als ihr Gegner, durchaus verdient.
Die Finnen ſpielten ein gefälliges Kombinationsſpiel,
zeig=
ten einen Rieſeneifer und benahmen, ſich auch wie wirkliche
Sportsleute. Aber von Taktik haben ſie ſicher noch nicht viel
gehört. Ihre beſten Leute waren der Tormann, der allein eine
höhere Niederlage verhinderte, der ſehr ballſichere rechte
Ver=
teidiger, der rechte Läufer und der ſchnelle, gut aufeinander
ein=
geſpielte Innenſturm.
Vom Schiedsrichter, dem Norweger Bjarne Bech, läßt ſich
Nachteiliges nicht ſagen, er war ſicher in ſeinen Entſcheidungen
und durchaus korrekt.
Die zweite Serie der ſüddeutſchen Fußball=
Meiſterſchafts=
kämpfe brachte gleich wieder eine Anzahl von Ueberraſchungen.
Die größte iſt wohl entſchieden der 5:1=Sieg von Sp.Vg. Hof
über Bayern Hof in der Gruppe Nordbayern. Damit kam die
Sp.Vg. Hof in ihrem neunten Spiel endlich zu den erſten
Punk=
ten und zum erſten Sieg. Die Ueberraſchung wird aber
ver=
ſtändlich, wenn man hört, daß der Schiedsrichter Bremſer=
Wiesbaden den Torhüter von Bayern Hof ſchon nach zehn
Minuten vom Platz ſtellte. Im übrigen hat ſich in dieſer Gruppe
am Sonntag nicht viel geändert. Die Sp.Vg. Fürth verteidigte
ihre führende Poſition ſicher durch einen 4:0=Sieg über die
Fürther Raſenſpieler, und die gemeinſamen „Zweiten”, 1. FC.
Nürnberg und FV. 04 Würzburg, konnten ebenfalls in ihren
Spielen Sieger bleiben. Der LFC. Nürnberg gewann allerdings
gegen den AS. Nürnberg, der in dieſem Jahre kaum für die
Spitzengruppe in Frage kommt, nur knapp 1:0. — Recht knapp
gewann auch der Tabellenführer der Gruppe Südbayern,
„Bayern” München mit 5:4 ſein Spiel gegen DSV. München.
München 1860 fertigte Ulm 94 glatt mit 4:0 ab, während Jahn
Regensburg ſeine Tabellenſtellung durch einen 4:2=Sieg über
Schwaben Augsburg weſentlich verbeſſerte. — In Württemberg
getann der Tabellenerſte VfB. Stuttgart das ſchwere Spiel in
Böckingen gegen Union 1:0. Tabellenzweiter iſt jetzt der VfR.
Heilbronn, der in Pforzheim 2:1 ſiegte. Den dritten Platz
nimmt Germania Brötzingen ein. Der vorjährige
Gruppen=
meiſter konnte in Stuttgart die Kickers 2:0 ſchlagen. — In der
Gruppe Baden führt jetzt der Freiburger FC. nach den
Nieder=
lagen von Villingen und Phönix Karlsruhe mit klarem
Vor=
ſprung. Villingen erlitt im 1:3=Spiel gegen die Sp.Vg.
Schram=
berg die erſte Niederlage der Saiſon, eine Niederlage, die um ſo
überraſchender wirkt, als ſie auf dem Platz von Villingen
zu=
ſtande kam. Phönix Karlsruhe wurde in Raſtatt 2:0 geſchlagen.
Die Sp.Vg. Freiburg kam zum erſten Sieg und zu den erſten
Punkten durch einen 1:0=Erfolg über den Freiburger SC., der
jetzt mit 1:13 Punkten Tabellenletzter iſt. — Die Gruppe Rhein
weiſt keine weſentlichen Veränderungen auf. Die beiden
Ta=
bellenerſten VfL. Neckarau und SF. Waldhof blieben in
leich=
teren Spielen glatt Sieger — Die Gruppe Saar meldet als
wichtigſte Neuigkeit die 2:4=Niederlage, die ſich der
Tabellen=
führer XK. Pirmalens in Neunkirchen beim Spiel gegen die
Boruſſia zuzog. — Am Main liegt jetzt die Eintracht Frankfurt
mit 4 Punkten vor FSV. u. Union Niederrad klar in Führung.
Die Eintracht beſiegte ſelbſt die Germania Bieber 1:0, während
der Tabellenzweite Union Niederrad in Offenbach von den Kickers
3:1 geſchlagen wurde. Der FSV. Frankfurt beſiegte in einem
völlig überlegen geführten Spiel ſeinen „Spezial=Rivalen”
Rot=Weiß Frankfurt 2:1, wobei es lediglich der hervorragenden
Arheit des Internationalen Kreeß im Rot=Weiß=Tor zu danken
iſt, daß die Niederlage nicht höher ausfiel. Hanau 93 kam im
4:2=Spiel gegen Griesheim endlich wieder einmal zu einem Sieg.
— In der Gruppe Heſſen hatte der Tabellenführer Wormatia
Worms einen freien Tag. Der VfL. Neu=Iſenburg rückte durch
einen verblüffend hohen 7:0=Sieg über den FC. Langen auf den
zweiten Platz vor, hat aber einen Verluſtpunkt mehr als der
gegenwärtige Dritte, SV. Wiesbaden. Mainz 05 ſcheidet nach
der 1:2=Niederlage in Worms gegen Alemannia als Anwärter
auf die Teilnahme an der „Troſtrunde” aus. Eine
Ueber=
raſchung war auch der 3:1=Sieg, den der SV. 98 Darmſtadt in
Bingen über die Haſſia erzielte. Damit hat ſich Darmſtadt auch
vom Tabellenende weggeſchafft.
Man muß es den Verbandsſpielen laſſen, ſie verſtehen es
meiſterhaft, immer wieder neue Spannungen in die Punktkämpfe
hineinzutragen. Denn es hatte wohl niemand erwartet, daß von
den drei Spielen des Sonntags zwei mit überraſchenden
Reſul=
taten enden würden. Mainz 05 hat in Worms gegen
Aleman=
nia Worms verdient 2:1 verloren und Darmſtadt 98 holte ſich in
Bingen gegen Haſſia Bingen einen 3:1 Sieg, den man den
Darm=
ſtädtern nie zugetraut hatte. Normal iſt eigentlich nur der Sieg
von VfL. Neu=Iſenburg gegen den FC. Langen, der jedoch mit
7:0 verhältnismäßig hoch ausfiel. Langen iſt wohl damit dem
Abſtieg rettungslos verfallen, um ſo mehr, da in dieſem Spiel
wiederum ein Langener Spieler zufammen mit einem von
Iſen=
burg vom Platze geſtellt wurde.
Bingen verfiel auf ſeinen vorſonntäglichen Sieg gegen
Mainz G in den großen Fehler, ſeinen diesmaligen Gegner zu
leicht zu nehmen und das Spiel als einen kleinen Späziergang
zu betrachten. Dieſer Fehler rächte ſich und koſtete die Bingener
zwei Punkte. Denn Darmſtadt ging init einem Rieſeneifer ans
Werk und nahm den Kampf ſehr ernſt. Bis zur Pauſe ſtand die
Partie noch 0:0. Nach der Halbzeit ſetzte ſich Darmſtadt immer
beſſer durch und ging auch durch Müllmerſtadt und Hebeiſen mit
2:0 in Führung. Durch einen verwandelten Elfmeter holte dann
Bingen zwar ein Tor auf, doch bam Darmſtadt durch Eßlingen
zu ſeinem dritten Erfolg. — Chriſtmann=Ludwigshafen erwies
ſich als ein vorzüglicher Leiter.
B.ſ.2. Neu=Iſenbarg — 1. 3. C. Langen 7:0 (4:0).
Die Spiele gegen Langen beſitzen in Iſenburg die Bedeutung
eines Lokalderbys. Wenn ſich diesmal nur 800 Zuſchauer
einfan=
den, ſo liegt dies in dem ſpieleriſchen Zurückgang der Langener
begründet, die jetzt das Ende der Tabelle zieren. Das Spiel ſelbſt
verlief äußerſt einſeitig. Iſenburg lag ſtets im Angriff und ließ
Langen überhaupt nicht zu Wort kommen. Als dann auch noch
der Torhüter von Langen verletzt nicht mehr weiterſpielen konnte,
war auch die hohe Niederlage unvermeidlich. Iſenburg lag bis
zur Pauſe mit 4:0 in Führung und erhöhte in der zweiten
Spiel=
hälfte auf 7:0. Das Spiel verlor völlig an Intereſſe, als dann
von Langen der Halbrechte und von Iſenburg Remy von dem
ſehr gut amtierenden Schiedsrichter wegen Tätlichkeit vom Platze
geſtellt wurden.
Alemaunia Worms — 3.5.B. Mainz 05 2:1 (1:1).
Nach der Niederlage gegen Bingen hatte man von Mainz
eine beſſere Leiſtung erwartet, als ſie ſeine Mannſchaft in Worms
gegen Alemannia Worms zeigte. Man war enttäuſcht über die
Mainzer, die außer jeder Form ſpielten, man war aber auch von
den Wormſern nicht befriedigt, die gegen dieſen ſehr ſchwachen
Gegner gerade noch ſo einen knappen Sieg ſicherſtellen konnten.
Mainz ging in der 26. Minute durch ſeinen Rechtsaußen Müller
in Führung, der einen abgewehrten Schuß einlenken konnte. In
der 40. Minute ſchaffte Kargus, der den gegneriſchen Torhüter
nebſt Ball über die Linie drückte, für Worms den Ausgleich.
Nach einem ſehr langweiligen Spiel fiel kurz vor Schluß für
Worms durch Becker der Siegestreffer. — Sackenreuther=
Nürn=
berg hatte das Spiel ſtets in der Hand.
Wormatia Worms
V.f. L. Neu=Iſenburg
S. V. Wiesbaden
Mainz 05
Alemanwia Worms
Haſſia Bingen
SV. Darmſtadt 98
1. FC. Langen
Länderſpiel in Altona: Deutſchland — Finnland 4:0 (0:0).
Süddeutſchland.
Gruppe Nordbayern:
1. FC. Nürnberg — ASV. Nürnberg 1:0.
Sp.Vg. Fürth — VfR. Fürth 4:0.
Bayern Hof — Sp.Vg. Hof. 1:5.
FV. Würzburg — FC. Bayreuth 6:2.
Gruppe Südbayern:
Bayern München DSV. München 5:4.
München 1860 — FV. Ulm 94 4:0.
Jahn Regensburg — Schwaben Augsburg 4:2.
Gruppe Württemberg:
Kickers Stuttgart — Germania Brötzingen 0:2.
Union Böckingen — VfB. Stuttgart 0:1.
FC. Pforzheim — VfR. Heilbronn 1:2.
Gruppe Baden:
FV. Raſtatt — Phönix Karlsruhe 2:0.
FC. Villingen — Sp.Vg. Schramberg 1:3.
Sp.Vg. Freiburg — SC. Freiburg 1:0.
Gruppe Rhein:
VfL. Neckarau — Mundenheim 4:0.
Rohrbach — SV. Waldhof 1:3.
Sandhofen — Mannheim 08 5:1.
Gruppe Saar:
VfR. Kaiſerslautern — FC. Idar 0:1.
Boruſſia Neunkirchen — FC. Pirmaſens 4:2.
Gruppe Main:
Kickers Offenbach — Union Niederrad 3:1.
Eintracht Frankfurt — Germania Bieber 1:0.
FSV. Frankfurt — Rot=Weiß Frankfurt 2:1.
FC. Hanau 93 — Sp. Vg. Griesheim 02 4:2.
Gruppe Heſſen:
Alemannia Worms — SV. Mainz 05 2:1.
VfL. Neu=Iſenburg — 1. FC. Langen 7:0.
Haſſia Bingen — Sportverein 98 Darmſtadt 1:3.
Berlin.
Abteilung A:
BSV. 92 — Spandauer SV. 3:4.
Norden Nordweſt — Südſtern 0:5.
1. FC. Neukölln — Halley Concordia 4:1.
Abteilung B:
Adlershofer BC. — Tennis=Boruſſia 2:3.
Wacker 04 — Weißenſee 1900 6:0.
Union Potsdam — Preußen 2:1.
Seite 6
Nordoſtdeutſchland.
Stettiner Mciſterſchaft:
VfB. Stettin — Komet Stettin 2:4.
Titania Stettin — Minerva Berlin (Geſ.=Spiel) 3:5.
Oſtpreußenmeiſterſchaft:
Sp.Vg. Memel — VfB. Königsberg 0:2.
Grenzmarkmeiſterſchaft:
B.u. E. V. Danzig — Viktoria Stolp 2:2.
Gedania Danzig — Hanſa Danzig 1:1.
Oſtmark Danzig — Danziger SC. 0:3.
Schupo Danzig — Elbinger SV. 05 2:0.
Norddeutſchland.
Hamburger Oberliga:
HSV. — Rothenburgsorter FK. 0:0.
Alſterſtaffel:
Uhlenhorſt=Hertha — Alemannia 7:3.
Komet — Barmbeck Uhlenhorſt 1:4.
Sperber — Bergedorf 3:5.
Elbeſtaffel:
Eimsbüttel/Hamburg BC. — Teutonia 4:4.
H.L. T. — St. Pauli FC. 0:6.
Bezirk Schleswig=Holſtein:
Boruſſia Kiel — Kilia Kiel 6:3.
17nion Teutonia Kiel — Olympia Neumünſter 4:3.
Phönix Lübeck — Holſtein Kiel (Geſ.=Spiel) 1:4.
Bezirk Hannover=Braunſchweig:
Hannover 96 — Eintracht Braunſchweig 3:4.
VfB. Peine — Arminia Hannover 0:1.
VfB. Braunſchweig — Goslar 08 5:2.
Leu Braunſchweig — Concordia Hildesheim 6:3.
Linden 1907 — Werder Hannover 2:6.
Lübeck=Mecklenburg:
Schwerin: Repräſentativſpiel Lübeck/Mecklenburg
gegen Nordhannober 2:1.
Mitteldeutſchland.
Gau Groß=Leipzig:
Pokal=Wiederholungsſpiel:
Wacler Leipzig — Preußen Biehla 9:1.
Verbandsſpiele:
VfB. — Olympia Germania Leipzig 8:1.
TuB. — Fortuna Leitzig 1:2.
Sp.Vg. — Eintracht Leipzig 2:1.
Sportfr. Markranſtädt — Sportfr. Leipzig 4:2.
Gau Oſtſachſen:
Brandenburg — Guts Muts Dresden 2:2.
Sp. Geſ. 03 — Fußballring Dresden 4:4.
SV. 08 Meißen — Sp.Vg. Dresden 3:1.
Mittelſachſen:
Chemnitzer BC. — Wacker Chemnitz 7:2.
Teutonia Chemnitz — SC. Harthau 4:1.
National — Polizei Chemnitz 0:4.
WBeſtſachſen:
SC. Zwickau — Meerane 07 0:1.
VfL. Lichtenſtein — FC. 02 Zwickau 0:3.
SC. Planitz — TuB. Werdau 7:3.
VfL. Schneeberg — VfL. Zwickau 2:7.
Vogtland:
VfB. Plauen — Sp.Vg. Plauen 4:1.
Sp. u. BC. Plauen — Merkur Oelsnitz 3:3.
SC. Markneukirchen — Vogtl. FC. Plauen 0:4
VfR. Plauen — Concordia Plauen 3:4.
Saalegau:
Wacker — Boruſſia Halle 3:7.
VfL. Merſeburg — Merſeburg 99 0:2.
Großkayna — Halle 98 1:2.
Ammendorf — Sportfreunde Halle 3:6.
Mittelelbgau:
Cricket Viktoria Magdeburg — Fort. Magdeburg 0:1.
Preußen — SC. 1900 Magdeburg 1:1.
Viktoria 96 Magdeburg — Staßfurt 09 3:0.
Germania — Feuerwehr Magdeburg 1:2.
VfB. Schönebeck — Sportſpiel Magdeburg 1:2
Thüringen:
Städteelf Erfurt — Arnſtadt=Ilm 3:7.
SV. Kahle — SC. Apolda 0:2.
1. SV. Jena — Richthofen Weimar 1:2.
SC. Weimar — VfB. Rudolſtadt 3:6.
Zußball im Kreis Skarkenbarg.
Immer wieder Berſchiebungen in der Tabeſe.
Union Darmſt. — Germania Oberroden (abgebr.) 1:3 (1:2)
Rot=Weiß V.f.R. Darmſtadt — Viktoria Walldorf 1:5 (1:2).
Polizei Darmſtadt — Germania 03 Pfungſtadt 0:2 (0:1).
Viktoria Urberach — Fußballverein Sprendlingen 4:0 (2:0).
F. C. 03 Egelsbach — Sportverein Münſter 2:3 (0:0).
Sportverein Mörfelden — Viktoria Griesheim 2:0 (0:0).
Dieſer 20. Oktober hat wieder eine Reihe recht
bemerkens=
werter Aufſchlüſſe gebracht. Vor allem hat er erneut die
Be=
ſtändigkeit der guten Form der Oberrodener und Urberacher
be=
wieſen, die nach den jetzigen Ergebniſſen doch als ernſte
Meiſter=
ſchaftsanwärter angeſprochen werden müſſen. Weiter hat er aber
auch gezeigt, daß Walldorfs Niederlage am letzten Sonntag in
Griesheim doch wohl nur eine Ausnahmeerſcheinung war. Der
Sieg Oberrodens auf der Darmſtädter Radrennbahn kommt
eigentlich doch überraſchend. Man darf die Leute aus der
Pro=
vinz alſo doch nicht unterſchätzen. Leider wurde das Spiel eine
Viertelſtunde dor Schluß vom Unparteiiſchen abgebrochen.
Ur=
berach erledigte Sprendlingen glatter als gedacht; ebenſo iſt der
Walldorfer Sieg gegen Rot=Weiß V.f.R. ziemlich deutlich
ausge=
fallen. Die Ergebniſſe aus Egelsbach und Mörfelden kommen
erwartet. Vor allem der Münſterer Sieg zeigt, daß trotz der
wohl traditionellen — Niederlage gegen die Polizei auf eigenem
Platz Münſter doch mit zu den Meiſterſchaftsanwärtern gerechnet
werden muß. Die Ueberraſchung des Tages brachten aber die
Pfungſtädter Germanen. Die verjüngte Mannſchaft hat ſich
tadel=
los gefunden, wie ſchon die letzten Ergebniſſe zeigten; der Sieg
gegen die Darmſtädter Polizei iſt nur die Folge zielbewußter
Aufbauarbeit an der Mannſchaft. Es iſt durchaus möglich, daß
in dem Kampf der Meiſterſchaftsanwärter gerade Pfungſtadt das
Zünglein an der Wagge bilden wird. Im übrigen aber: der
Weg zur Meiſterſchaft iſt noch lang und mit Hinderniſſen verlegt.
Warten wir ab, was weitere Sonntage bringen.
Der neue Tabellenſtand.
Spiele gew. un. verl. Tore Pkt. Germania Oberroden 1 21:8 11 Viktoria Urberach 26:16 11 Viktoria Walldorf 13:6 Sportverein Münſter 21:16 Union Darmſtadt 23:14 Sportvergg. 04 Arheilgen 17:10 Germania 03 Pfungſtadt 3 14:12 Sportverein Mörfelden 14:14 F. C. 03 Egelsbach 17:22 Polizei Darmſtadt 14:16 F. V. Sprendlingen 14:17 Viktoria Griesheim 7:20 Rot=Weiß V.f.R. Darmſtadt 1 8 6:36 1Montag den 21. Oktober 1929
Rof-Weiß, B.f.R. — Bikkoria Walldorf 1:5 (1:2).
Abermals ſetzte das Spiel eine Niederlage für Rot=Weiß
V.f. R. ab. Man ſollte es einfach nicht für möglich halten, daß
die Mannſchaft bei jedem Spiel in der zweiten Hälfte ſchlapp
macht. So war es auch geſtern wieder. Nachdem man die 1. Hälfte
ſehr gut ſpielte und dem Gegner eine vollſtändig gleichwertige
Partie lieferte, brachte man nach der Pauſe rein gar nichts mehr
zuwege, ſo daß Walldorf ohne viel Mühe den Sieg ſicherſtellen
konnte. Das Mannſchaftsgebilde muß für die Zukunft mindeſtens
mit anderen Außen beſetzt werden, wenn der Sturm noch zur
Geltung kommen ſoll, denn einzig und allein trägt die
Stürmer=
leiſtung die größte Schuld, da durch das zerfahrene Spiel die
Laſt während des ganzen Spiels auf der Hintermannſchaft liegt,
und daher das Abbauen dieſer Leute wohl verſtändlich iſt.
Wall=
dorf nützte, wie geſagt, die ſchwache Leiſtung zu ſeinem Vorteil
aus und gewann verdient, wenn auch vielleicht ein Sieg mit
einem geringeren Torunterſchied gerechter gewefen wäre. Eine
ſehr gute Note ordient Herr Lauer aus Heidelberg als
Schieds=
richter.
Rot=Weiß V.f.R. (Reſ.) — Walldorf (Reſ.) .. 1:2.
Rot=Weiß V.f.R 3. — F.C. Union 3. (ausgefallen).
Rot=Weiß V.f.R. 1. Jgd. — Sportv. 98 1. Jgd. 1:1.
Rot=Weiß V.f.R. 2. Jgd. — Eintracht 2. Jgd. . . 8:1.
1. 5. 6. Anion — Geimania Oberroden 1:3 abgebr.
Von Union erhalten wir folgende Darſtellung: Wie es kam:
Die verhältnismäßig zahlreich erſchienenen Zuſchauer erlebten
von Anfang an einen raſanten Kampf. Raſch wechſelnde
Situ=
ationen, beide Tore waren in kaum glaubhafter Folge ſtändig in
Gefahr, ließen Fußballerherzen höher ſchlagen. Die beiden
Ver=
teidigungen haben ſchwere Arbeit zu leiſten. Mit einem noch
ſelten geſehenen Tempo rollt Angriff auf Angriff gegen eins der
Tore an. Eben noch ſcheint ein Erfolg Oberrodens
unvermeid=
lich, da wandert der abgewehrte Ball blitzſchnell von Mann zu
Mann und landet zum 1. Erfolg Unions im Germanentor. Vom
Anſtoß weg verſchärft Oberroden noch das Tempo und es
ge=
lingt ihm, bedingt durch ſein hohes, raumgreifendes Spiel
Ober=
waſſer zu bekommen. Der Ausgleich läßt auch nicht lange auf
ſich warten, bei einer Flanke von links ſteht der Halbrechte frei
vorm Tor und kann ungehindert einſchießen. Bei weiterer
Ueber=
legenheit Oberrodens kann es auch kurz vor Halbzeit aus einem
Gedränge heraus auf 1:2 erhöhen.
Nach dem Wechſel übernimmt Union das Kommando, findet
aber Gegner in den Verteidigern einſchließlich Torwart, die ſich
nicht überwinden laſſen. Dann ſcheint der Ausgleich zu ſallen,
Oberrodens Hüter hat ſein Tor verlaſſen, an ihm vorbei ſchießt
Frey, doch im letzten Moment kann ein Verteidiger den Erfolg
mit den Händen vereiteln. Den Elfmeter verſchießt Bopp. Die
Ueberlegenheit Unions hält unvermindert an, die Verteidigung
ſteht auf der Mittellinie, da, ein Abſchlag kommt zum
Links=
außen Oberrodens, der ſchlägt hoch vors Uniontor, Aßmuih geht
dem Ball entgegen, doch ein Germane iſt ſchneller und lenkt an
Aßmuth vorbei zum 1:3 ein. — Vom Anſtoß weg ſitzt Union
vorm Germanentor, ein Gedränge entſteht, und aus dem landet
der Ball im Netz.. . Der Schiedsrichter pfeift und deutet auf die
Mittellinie. Oberrodener Spieler umringen den Schiedsrichter,
reklamieren und haben auch Erfolg, der Schiedsrichter annulliert
und gibt Torabſtoß. — Nun ſind es Unions Spieler, die den
Schiedsrichter umringen, dabei gabs Platzverweis für einen
Darmſtädter wegen Beleidigung. Als der Darmſtädter ſich
wei=
gert, den Platz zu verlaſſen, pfeift der Schiedsrichter das Spiel
ab. . . Der Schiedsrichter, von Anfang an gut amtierend, ließ
ſpäter bedenklich nach und iſt unbedingt für den Abbruch
ver=
anwörtlich. — Die Spieler beider Parteien kämpften hart, ohne
eigentlich unfair zu ſein. — Entgleiſungen kamen auf beiden
Seiten vor, die aber zum größten Teil dem Tempo zuzuſchreiben
waren.
Beim Verlaſſen des Platzes wurde dann ein Oberrodener
Spieler durch einen Tritt nicht unerheblich verletzt. Der Täter,
ein etwa 18jähriger junger Mann, konnte im Gedränge
entkom=
men. Geſagt verdient zu werden, daß Oberroden den Ausgang
des ſo ſchön und ſpannend verlaufenen Spiels ebenſo bedauert
wie die Leitung des F.C. Union. Man ſaß noch eine geraume
Zeit im Vereinsheim beiſammen und ſchied freundſchaftlich.
Pol. SB. Darmſtadt — Germanig Pfengſtadt 0:2 10:1)
Vom Polizeiſportverein erhalten wir folgende Darſtellung:
Die Polizei mußte ſich auf eigenem Platz von der in letzter Zeit
ſtark aufkommenden Germania Pfungſtadt geſchlagen bekennen.
Verdient war dieſe Niederlage deshalb, weil die Darmſtädter mit
einer Unluſt ſpielten, die manchmal nicht mehr zu überbieten
war. Sehr oft ſah man einen der Einheimiſchen „ſtreiken”,
was wohl Unmutsäußerungen wegen Fehler anderer ſein
ſoll=
ten. Dabei hatte faſt jeder ſelbſt einen mehr oder weniger
gro=
ßen Balken im eigenen Auge. So konnte der rechte Verteidiger
es wieder einmal nicht laſſen, im Strafraum mit der Hand zu
wehren. Das war in der 13. Minute. Der Elfmeter wurde
prompt verwandelt. Der zweite Treffer Pfungſtadts fiel 10
Minuten vor Schluß, als bei einem vor das Darmſtädter Tor
geſpielten Ball Steinmetz ſchueller als Hüppe wau. — Die
Poli=
zei krankte an dem ungenauen Zuſpiel ihrer Läufer, die nur in
der Abwehr genügen konnten, und an der mangelnden Ueberſicht
ihres Sturmes. Da man auch nicht placiert zu ſchießen
ver=
ſtand, beſteht das 2:0 zu Recht. Wohl war auch das zeitweiſe
ſehr harte Spiel der Gäſte keine Offenbarung. Dafür zeigten die
Pfungſtädter großen Eifer und Schnelligkeit, was ſchließlich auch
zu dem zweiten, den Sieg ſicherſtellenden Erfolg führte. In
Herrn Müller=Beiertheim hatte das Spiel einen Leiter, wie man
ihn ſich gewünſcht hatte.
Polizei 1. Schüler — Union Darmſtadt 1. Schüler 0:4.
Sportverein 1898 (Jugend).
1. Jugend — 1. Jugend V.f.R., dort, 1:1.
2. Jugend — 4. Jugend Sportverein 98 1:2.
3. Jugend — 1. Jugend Dieburg 1:2.
5. Jugend — 1. Jugend Weiterſtadt, dort, 0:0.
1. Schüler — 1. Schüler Lengfeld, dort, 3:2.
Glänzender Abſchluß in Makden.
Wegner überſpringt 4,02. Meter und ſchlägt Niſhida.
Einen glänzenden Abſchluß der Oſtaſienreiſe der deutſchen
Leichtathleten bildete das zweitägige Sportfeſt in der
Haupt=
ſtadt der Mandſchurei, Mukden. Nachdem unſere Athleten ſchon
am erſten Tage drei von fünf Wettbewerben gewonnen hatten,
konnten ſie am zweiten Tage noch erfolgreicher ſein, mit einer
Ausnahme ſiegten ſie in ſämtlichen ausgetragenen
Konkurren=
zen. Der zweite Tag des Sportfeſtes verſammelte 20000
Zu=
ſchauer in dem neuen, ganz nach europäiſchem Muſter angelegten
UIniverſitäts=Stadion. Der Himmel war klar, trotzdem machte
ſich aber eine kühle Temperatur empfindlich bemerkbar. Ganz
beſondere Spannung löſte das Duell im Stabhochſprung
zwiſchen dem „japaniſchen Rekordmann Niſhida, der bislang
immer Wegner geſchlagen hatte, und dem deutſchen Rekordmann
Wegner aus. Nacdem Niſhida bei 3,95 Meter ausſchied, ſetzte
Weaner zu einem Rekordverſuch an, der auch glänzend gelang.
Mit verbliffender Sicherheit überſprang Wegner 4,02 Meter
und verbeſſerte damit ſeinen erſt am Donnerstag in Korca mit
4,0) Meter aufgeſtellten neuen Deutſchen Rekord. Ganz
aus=
gezeichnet waren auch wieder die Leiſtungen im Weitſprung,
Nummer 292
wo der Japaner Nambu mit 7,53 Meter einen neuen
Landes=
rekord ſchuf. Der Hamburger Küchermann belegte mit 7,42 Meter
den zweiten Platz, auch noch eine reſpektable Leiſtung. Daß die
Chineſen auch gute Sprinter haben, bewies der Student
Lin, der im 100 Meter=Lauf mit 10.7 Sekunden eine neue
Lan=
deshöchſtleiſtung bot. An den in 10.5 Sekunden ſicher ſiegenden
Frankfurter Eldracher reichte Liu allerdings nicht heran.
Troß=
bach gewann das 110 Meter=Hürdenrennen in
15.3 Sikunden vor ſeinem Berliner Landsmann Ludewig,
Ueber 400 Meter blieb Stortz in 51.1 Sekunden mit
zwei Metern vor Engelhardt in Front, Dr. Peltzer holte ſin
das Hürdenlaufen über die gleiche Strecke, in 57.8 Sekunden.
Hirſchfeld verſuchte ſich wieder einmal im Diskuswerfen,
wvo er mit 43,04 Meter auch Sieger blieb. Böcher holte ſich die
1500 Meter in 4.19 Minuten. Den Abſchluß bildete eine
2mal 100 Meter=Staffel, die von der deutſchen Mannſchaft in
1.2:.5 Minuten mit 25 Metern Voxſprung vor Japan und den
reiter zurückliegenden Chinefen gewonnen wurde. — Die
be=
kannte japaniſche Mehrkämpferin Hitomi durchlief in den
Rah=
menkämpfen die 100 Meter wieder in der Weltrekordzeit von 12
Sekunden.
Am Sonntag abend war die deutſche Mannſchaft beim
chineſiſchen Marſchall Chang Siao Lians, zu Gaſt. Bei dem
Bankett wurden herzliche Worte über die ſportlichen und
menſch=
lichen Beziehungen der Nationen gewechſelt. Der Marſchall
rechnete es den deutſchen Leichtathleten ganz beſonders hoch an,
daß ſie die Reiſe nach Mukden und den Start gegen die
chineſi=
ſchen Studenten nicht geſcheut hatten.
Athleſik=Sposkvereinigung 1888 Mginz -
Kraftſpork=
verein Darmſtadt 1919 10:9.
Beide Mannſchaften traten ſich Samstag, den 19. Oktober,
in Mainz zum fälligen Verbandskampf der Oberliga in ihrer
gegenwärtig ſtärkſten Aufſtellung gegenüber und lieferten ſich
vor gutbeſetztem Hauſe einen raſanten Kampf. Qualitativ waren
die Gegner ſich döllig gleichwertig, man kann aber behaupten,
daß die Darmſtädter ihren Gegnern etwas überlegen waren.
Das Endrefultat hätte beſtimmt umgekehrt gelautet, wenn nicht
der Darmſtädter Bantamgewichtler in leichtfertiger Weiſe
ſeinem Gegenüber zu den Punkten verholfen hätte. Außerdem
beging man den Fehler, Zapf wieder ins Schwergewicht zu ſtellen.
Er hat mit ſeiner offenen Angriffsweiſe nud ſeinem
bedeuten=
den Gewichtsminus faſt keine Siegesausſichten, während ihm in
ſeiner Klaſſe ſo ſchnell kener gewachſen iſt. Was den
Unpar=
teiiſchen anbetrifft, ſo iſt Herr Hubler=Neu=Iſenburg der
gege=
beſie Mann für dieſe Kämpfe, wenn ihm auch in der „Hitze des
Gefechts” einige Fehler unterliefen, ſo verſtand er es doch, bei
dem lebhaft anteilnehmenden Publikum ſich Reſpekt zu
ver=
ſchaffen.
Die einzelnen Kämpfe wickelten ſich folgendermaßen ab:
Bantamgewicht: Fehr (M.)—Borowſki (D.).
B. bringt, ſofort lebhaftes Tempo in den Kampf; in der
erſten Minute, wirft er ſeinen Gegner, durch eine prachtholle
Kopfſchleuder auf die Schultern, jedoch außer Matte. Im
weiteren Verlauf gelingt ihm durch Untergriff von der Seite,
den Mainzer auf eine Schulter zu zwingen und hätte von ihm
bei etwas Ueberlegung zum Sieg ausgenutzt werden können.
Fehr iſt nun gewarnt und verlegt ſich auf die Verteidigung und
B. kann nichts Nennenswertes mehr erzielen. In der 20. Minute
gelingt dem Mainzer am Mattenrande eine Ueberrumpelung,
die dem Darmſtädter eine Schulterniederlage einbringt. Durch
dieſe Niederlage brachte Borowſki ſeinen Verein um den
ver=
dienten Endſieg, und es muß unbedingt geſagt werden, da er
als einer der beſten Bantamgewichtler des 2. Kreiſes gilt, ihm
bei Anwendung der nötigen Taktik und Ueberlegung etwas
Der=
artiges überhaupt nicht paſſieren dürfte. 3:0.
Federgewicht: S hunk (M.)—Schwarz (D.).
Auch dieſe beiden liefern ſich einen lebhaften Gang nud in
dem keiner nach Ablauf der erſten 10 Minuten einen ſichtlichen
Vorteil errang. In der Zuſatzrunde kann Schwarz einen
Arm=
zug Schunks abfangen. Dies blieb dann auch die einzige
Wer=
tung, ſo daß das Urteil „Punktſieg für Schunk”, des
Unpar=
teiiſchen ziemlich Verteunderung bei den Darmſtädtern
aus=
löſte. 5:0.
Leichtgewicht: Nehren (M.)—Siegriſt (D.).
Hier ſtanden, ſich zwei alte Bekannte, gegenüber, die ihre
beiderſeitige Ringweiſe genau kennen, und lieferten ſich einen
rafanten Kampf, wobei S. der Agreſſivere, N. aber der
Glück=
lichere war. Gleich zu Beginin beſörderte der Darmſtädter
ſeinen Gegner durch blitzſchnellen Schulterſchlvung auf beide
Schultern. Letzterer geriet hierbei außer Matte, der Griff lonute
deshalb nicht gewertet werden. Siegriſt blieb auch weiterhin
der Angreifer, und es gelingen ihm weitere ſchöne Angrifſe, die
aber leider immer im Aus endeten. In der Zuſatzrunde
ge=
lang dem Mainzer ein Aufreißer, der S. vorübergehend zum
Pierettieren zwang. N. erzielte hierbei ein kleines Merkmal,
das ihm nach Ablauf der Zeit den Punktſieg einbrachte. 7:,
WSeltergewicht: Quick (M.)—Keitel (2.).
Keitel griff mit großer Energie an, aber auch Quick ſtand
ihm in dieſer Beziehung nicht nach. Wiederholt landen beide
außerhalb der Matte, doch beherricht K. ſtets die Situation. Bei
einem Fall ins Aus verketzte ſich der Mainzer die Schulter und
gibt auf. 7:3.
Mittelgewicht: Hier wurde Heß (D.) kampflos Sieger, da ſein
Gegner nicht antrat.
Halbſchwergewicht: Eictblatt (M.)Veith (D.).
Der Mainzer konnte zwei mißglückte Armzüge von Veith
abfangen und letzteren in die Bodenlage zwingen. Beim erſten
ſtand V. wieder ſofort, beim zweiten ging E. nach und verſuchte
einen Ausheber, den der Darmſtädter glänzend parierte, dabei
in die Oberlage kommend. Nach kurzem Geplänkel in dieſer Lage
ſetzt Veith Halbnelfon, an dem der Mainzer nicht mehr
ent=
rinnen kann. 7:9.
Schwernewicht: Vörner (M.)—Zapf (D.).
Hier ſtand der Darmſtädter von vornherein auf verlorenem
Poſten. Obwohl er alle Regiſter ſeines Könnens ſpringen ließ,
konnte er gegen ſeinen Gegner, der 30 Pfund ſchwerer war,
nichts ausrichten. Trotzdem griff er unentmutigt an, was
letzten Endes durch Untergriff von Börner ſeine Niederlage
herbeiführte. 10:9.
Hiermit fand dieſes Treffen ſein Ende. Kritiſch wäre zu
ſagen, daß ſich Mainz in Hochform befand, aber trotzdem kam es,
wie ſchon eingangs erwähnt, durch Glück in den Beſitz der
Punkte. Darmſtadt hat ſich in ſeine urſprüngliche Form wieder
hineingekämpft. Mit Ausnahme des Bantamgewichtlers, der
durch unverzeihlichen Leichtſinn ſeine Mannſchaft um die
ver=
diente Siegeschance brachte, ſtand jeder Einzelne ſeinen Mann.
Ein 14:5 für Darmſtadt hätte, den Leiſtungen nach eher dem
Fampfverlauf entſprochen.
Kommenden Sonntag, den 27. Oktober, findet uun auf
heimiſchem Boden in der Turnhalle, Soderſtraße 30, der dritte
Verbandskampf gegen Sportverein „Siegfried 1924” Klein=
Oſt=
heim ſtatt.
Die 15. Partie remis. Die am Donnerstag nach dem 40.
Zuge abgebrochene 15. Partie des Zweikampfes Aljechin-
Bogol=
jubow um die Schach=Weltmeiſterſchaft wurde am
Frei=
tag fortgeſetzt und nach dem 44. Zuge wegen Zugwiederholung
remis gegeben. Aljechin führt nun mit 6:4 Siegen bei 5
unent=
ſchiedenen Partien, alſo mit 8½:6½ Punkten.
Nummer 292
Montag, den 21. Oftober 1929
Geite 7
Handball=-Verbandsſpiele
Mden Benet Main Heiſen.
Die Tabellen.
ppe 4:SV. 98 Darmſtadt Spiele Tore
66:16 Punkte
14 Polizei Darmſtadt 71:15 12 V.f. Nt. Schwanheim . * 29:31 TSV. Langen 6 22:18 FSV. Frankfurt
Rot=Weiß Frankfurt 6 32:33 16:37 Kickers Offenbach 18:41 Sp. Vg. Arheilgen 9:44 Rot=Weiß Darmſtadt 8 21:49 ppe B:
Polizei Worms Spiele Tore
56:29 Punkte
12 FSV. Mainz 05 29:13 12 Hakoah Wiesbaden 35:26 Polizei Wiesbaden 40:33 Wormatia Worms 22:22 SV. Wiesbaden 17:21 Alemannia Worms 22:36 Reichsbahn TSV. Wiesbaden 6. 20:33 Kaſtel 06 5:34
Sporkverein Darmſtastk 1888 — Polizeiſporkverein
Darmſtadt 7:5 (3:2).
Schon als die Ligareſerven der 98er gegen Germania
Pfung=
ſtadt ſpielten, war der Platz am Böllenfalltor dicht gefüllt. Die
Zeit bis zum Beginn des Hauptſpieles wurde durch dieſes
Vor=
ſpiel angenehm ausgefüllt; man ſah, daß die 98er, die einen
13:3=Sieg erſtritten, in ihrer Erſatzmannſchaft einige Spieler
auf=
zuweiſen haben, die bei günſtiger Weiterentwicklung dereinſt
dazu befähigt ſein dürften, entſtehende Lücken der Ligamannſchaft
auszufüllen. Zu Beginn des Darmſtädter Lokalderbys waren
wohl mehr als 6000 Zuſchauer anweſend. Dieſe begrüßten die
Polizeielf bei dem Betreten des Spielfeldes mit warmem Beifall,
der ſich allerdings merklich ſteigerte, als die Lilienträger
er=
ſchienen. Konnte man ſchon daraus ſchließen, daß die weitaus
größere Zahl der Zuſchauer für die 98er fühlten, ſo verſtärkte ſich
dieſer Eindruck im Spiel hauptſächlich noch dadurch, daß die
Torerfolge des Platzvereins weſentlich lauter bejubelt wurden
als die der Poliziſten. Dieſe ſubjektive Einſtellung des
Publi=
kums blieb jedoch während des ganzen Spielverlaufs in den
durch den ſportlichen Anſtand gebotenen Grenzen. Man kann
erfreulicherweiſe das Verhalten des Publikums als muſtergültig
bezeichnen.
Endlich verhielten ſich nun auch die Spieler einwandfrei.
Wohl wurde das Spiel auf beiden Seiten hart und ſcharf
durch=
geführt, aber die ſchweren Entgleiſungen früherer Spiele fehlten
nahezu vollſtändig. Man hätte gern geſehen, wenn manche Dinge
unterblieben wären; das Abwehrſpiel des rechten Läufers der
98er gab vor allem in der 1. Halbzeit des öfteren Anlaß zu
Be=
anſtandungen, wie auch die Verteidigung und der linke Läufer
der Poliziſten ſich mehrfach in einer Weiſe betätigten, die Gefahr
für die Gegenſpieler brachte. Der Geſamteindruck wurde jedoch
hierdurch nicht geſtört. So können wir mit einer gewiſſen
Genug=
tuung feſtſtellen, daß nun auch einmal ein Spiel zwiſchen unſeren
beiden führenden Darmſtädter Mannſchaften ſo ausgetragen
wurde, wie es eigentlich ſelbſtverſtändlich ſein ſollte. Dadurch
konnte es auch nicht ausbleiben, daß das Spiel hochwertige
Leiſtungen brachte, in ſtarkem Maß aufregend und ſpannend
war und zeigte und bewies, daß beide beteiligten Mannſchaften
wirklich guten Handball zu ſpielen verſtehen. Auch der letzte
Faktor, von dem das Gelingen eines Spieles abhängig iſt,
ver=
diente ſich Beifall: der Schiedsrichter, Herr Schwab=
Ludwigs=
hafen, ließ ſich durch nichts irritieren; da er viel am Ball war,
fah er nahezu alles und amtierte demgemäß durchaus korrekt und
ſicher.
Das Spiel ergab den verdienten Sieg der 98er. Wenn
man die Leiſtungen der einzelnen Reihen gegeneinander abwägt,
dann kommt man zwar zu dem Ergebnis, daß die beiderſeitigen
Stürmerlinien und das Abwehrtrio hüben und drüben nahezu
vollſtändig gleichwertig waren. In der Läuferreihe dagegen
hatten die 98er ein ganz merkliches Plus, insbeſondere durch die
glänzende Leiſtung ihres Mittelläufers Delp, der es nicht nur
verſtand, den gegneriſchen Mittelſtürmer Jans vollſtändig
ab=
zudecken, ſondern der auch im Aufbau tadelloſe Arbeit leiſtete.
Schmitt, der Mittelläufer der Poliziſten, dagegen wurde des
öfteren glatt überſpielt. Auch die Außenläufer der 98er deckten
etwas beſſer ab, ſo daß ſich dieſe beſſere Leiſtung der
Sportver=
eins=Läuferreihe ausſchlaggebend für den Spielausgang
auszu=
wirken ſchien. Schwache Punkte hatte keine Mannſchaft. Man
hatte vielmehr in jeder Spielphaſe das Gefühl, daß jeder einzelne
Spieler ſeinen Poſten voll und ganz auszufüllen verſtand. So
waren auch die Leiſtungen der Spieler ſelbſt gleichwertig.
Hennemann, Delp und Henß auf ſeiten der 98er, Bohl und
Walter beim Polizeiſportverein wieſen wohl die beſte Form
auf. Alle anderen Spieler dürften im übrigen ihre gewohnte
Durchſchnittsform erreicht haben.
Das Spiel war, wie ſchon geſagt, von Anfang bis zu Ende
ſpannend und techniſch gut. Es wird ja immer ſo ſein, daß bei
dem Aufeinandertreffen zweier derart gleichwertiger
Mann=
ſchaften der Fluß im Spiel oft durch genaues Abdecken gehemmt
wird. Das Intereſſante an der geſtrigen Begegnung war die
intelligente Art, wie man in beiden Stürmerlinien immer und
immer wieder verſuchte, ſich der gegneriſchen Bewachung zu
ent=
ziehen. Flügel= und Stellungswechſel, enge und weite
Kombina=
tion einerſeits und Einzeldurchbrüche andererſeits wurden in
glänzender Vollendung gezeigt und machten den Reiz des
Spieles aus.
Schon in der 1. Minute hatte der große Anhang der 98er
Anlaß zum Jubel. Der Anwurf der Poliziſten wurde
abge=
fangen, eine kurze, blitzſchnelle Kombination des Innenſturmes
der 98er endete bei Fuchs, der nicht ſcharf, jedoch placiert zum
1. Erfolg des Platzvereins einwarf. Die Polizei reißt ſich
merk=
lich zuſammen und hat auch längere Zeit etwas mehr vom
Spiel. Zu dieſer Zeit war die Kombination des grünen Sturmes
zügig und ſicher. Erfolge konnten nicht ausbleiben. Koch erreicht
durch unhaltbaren Strafwurf den Ausgleich; wenig ſpäter geht
die Polizei, nachdem vorher ein Wurf von Fuchs an der Latte
abgeprallt war, durch Bohls ſcharfen Flachſchuß in Führung. Der
Sportvereinsſturm erkennt die Gefahr und wird aktiver. Die
letzten Minuten der 1. Halbzeit gehören dann auch dem Platz=
Zerein, der durch Fuchs zum 2. Tore und dann auch wieder, und
zwar durch Doppelhänder von Hennemann, zur Führung kommt.
Die I. Haibzeit dürfte im ganzen eine kleine Ueberlegenheit der
Polizei ergeben haben. Dies änderte ſich in der 2. Halbzeit
gkundlegend. Die Sportvereinself findet ſich weit beſſer
zuſam=
men und erkämpft ein 4. Tor, als Werner einen Strafwurf an
Dennemann weiterleitet. Koch holt nach beſter Kombination ein
Zor auf. Dann verbleibt die Initiative lange bei den 98ern,
die Nr. 5 und 6 durch Doppelhänder von Hennemann und
Fied=
ler erzielen. Bei weiterer Drangperiode hat der 98er Sturm
ſtar=
tes Pech, auch ein 13=Meterwurf gekingt daneben, während die
Polizei bei vereinzelten Vorſtößen glücklicher iſt und bis 6:5 durch
Schliffer und Schmidt aufholt. Hennemann verwandelt aber
gleich einen Strafwurf zum 7. Treffer der 98er, die damit end=
Aultig den mit ſtärkſtem Beifall begrüßten Sieg erreicht haben.
Ein bewußt gefährliches Spiel eines Polizeiverteidigers führt in
der Schlußminute zu deſſen Herausſtellung. Der Schlußpfiff geht
unter in dem Jubel des Sportvereinsanhangs, der die ſiegreiche
Mannſchaft begeiſtert feiert.
Rol=Weiß, V. ſ. R. — Sp. Bgg. Arheilgen 6:1 (4:1).
Im letzten Spiel der Vorrunde konnte Rot=Weiß die erſten
Punkte unter Dach und Fach bringen. Die in den letzten Spielen
ſchon gezeigte Formverbeſſerung ſcheint anzuhalten, allerdings
läßt das Zuſammenſpiel im Sturm noch manches zu wünſchen
übrig, wie das geſtrige Spiel zeigte. Das erfreulichſte iſt aber,
daß die Mannſchaft ihr Selbſtvertrauen wiedergefunden zu haben
ſcheint und mit allem Eifer bei der Sache iſt. Dieſen Eifer muß
ſie unbedingt beibehalten, wenn ſie ſich in der Rückrunde aus der
Abſtiegszone entfernen will. Das Spiel ſelbſt ſtand von Anfang
bis zum Ende im Zeichen der Ueberlegenheit des Platzvereins, ſo
daß der Sieg nie in Frage ſtand. Das einzige Tor Arheilgens
reſultierte aus einem Strafwurf. Die Arheilger Mannſchaft
konnte außer einer oft über die Grenzen des Erlaubten
hinaus=
gehenden Härte gar nichts zeigen. Gegen Spielende mußte einer
ihrer Spieler mit Platzverweis beſtraft werden. Der
Schieds=
richter etwas ſehr kleinlich aber unbeirrbar in ſeinen
Ent=
ſcheidungen.
D. ſ. R. Schwanheim — Kickers Offenbach 5:3.
In dieſem Spiel gab es zwei völlig verſchiedene Spielhälften.
Konnte Schwanheim bis zur Pauſe vier Tore erzielen und
Offen=
bach vollkommen in die Verteidigung zurückdrängen, ſo änderte
ſich dieſes Bild nach Halbzeit ſtark zu Gunſten von Offenbach.
Die Kickersleute bamen ſtark auf und wurden ſogar ihrem Gegner
überlegen. Während Schwanheim nur noch ein Tor erzielen
konnte, holte Offenbach durch Trumpfheller und Velten drei Tore
auf, zum verdienten Ausgleich jedoch reichte es nicht mehr.
Die Gruppe B verzeichnete an dieſem Sonntag nur zwei
Spiele. Polizei Worms, die bis vor kurzer Zeit noch ſtark
favo=
riſierte Mannſchaft, konnte gegen den SV. Wiesbaden nur
un=
entſchieden ſpielen. Bei der Pauſe lag Worms noch mit 5:2 in
Führung. Danach machte ſich aber bei den meiſten Spielern das
hohe Alter bemerkbar, ſo kamen die weſentlich jüngeren
Wies=
badener ſtark auf und Worms konnte noch von Glück ſagen, daß
es wit einem Unentſchieden davon kam.
Reichsbahn=TSV. Wiesbaden konnte gegen Alemannia
Worms ſeinen erſten Sieg erzielen. Die ſehr eifrigen
Wies=
badener waren ſtets leicht überlegen und blieben mit 5:3
ver=
diente Sieger.
Handball=Ergebniſſe.
Gruppe Nordbayern:
Polizei Nürnberg 0:1.
FC. Bayreuth
Gruppe Südbayern:
DSV. München — Ulm 94 9:7.
Gruppe Württemberg:
Stuttgarter Kickers — Sp.Vg. Tübingen 2:1.
Gruppe Main/Heſſen:
Gruppe A:
SV. Darmſtadt 98 — Polizei Darmſtadt 7:5.
Rot=Weiß Darmſtadt — Arheilgen 6:1.
Schwanheim — Kickers Offenbach 5:3.
Gruppe B:
SV. Wiesbaden — Polizei Worms 5:5.
Reichsbahn Wiesbaden — Alemannia Worms 5:3.
Gruppe Saar:
VfR. Kaiſerslautern — FV. Kaiſerslautern 5:3.
Saarlouis — Polizei Trier 3:1.
Roden — FV. Saarbrücken 3:5.
Trier 05 — Sportfreunde Saarbrücken 4:1.
Handballabkeilung des Sporlvereins Darmſtadt 1898
... 13:3,
Ligaerſatz — 1. Pfungſtadt
... 1:2,
3. Jugend — 1. Jgd. Groß=Gerau
Komb. 4. Jgd. — 2. Jgd. Frankenthal 11:4.
Mndeatt in eer Heutſchen Lurnerſchan.
9. Kreis (Mikielrhein), 2. Gaugruppe.
Kreismeiſterklaſſe:
3:1 (1:1);
Obernburg — Pfungſtadt
0:2 (0:1).
Klein=Wallſtadt — Walldorf. .
. 0:2 (0:1),
Erbach — Groß=Umſtadt
Es iſt ein reines Verhängnis mit Pfungſtadt. Bei techniſcher
Ueberlegenheit ging das Spiel verloren, woran der
Schiedsrich=
ter nicht ſchuldlos war. Walldorf mußte ſich ſehr anſtrengen, um
gegen den eifrigen Gegner aufzukommem, doch die beſſere Technik
war klar auf ſeiner Seite. Groß=Umſtadt brachte es fertig, in
Erbach zu ſiegen, ſo daß man das gute Ergebnis des vorletzten
Sonntags nicht mehr als Zufall anſprechen kann.
Main=Rhein=Gau, Meiſterklaſſe.
Büttelborn — Tgde. Darmſtadt . . . . 5:0 (3:0),
5:2 (3:0),
Nauheim — Groß=Gerau
3:1 (1:0),
Worfelden — Wolfskehlen
1:2 (1:1)1
Bickenbach — Eberſtadt
Beſſungen — Tgſ. Darmſtadt . . . . . . 9:3 (4:3),
Sprendlingen — Bensheim . . . . . . ausgefallen.
Büttelborn ſiegte höher, als erwartet wurde. Bereits nach
10 Minuten hatte Feick 3 Tore geſchoſſen. Dann wurde er
der=
art ſcharf bewacht, daß er keinen Schuß mehr anbringem konnte.
Dafür war der Linksaußen frei und ſchoß noch zwei Tore.
Ge=
duldig, die Stütze des Darmſtädter Sturmes, wurde von
vorn=
herein von zwei Leuten abgedeckt, ſo daß er ſich überhaupt nicht
entfalten konnte. Er kam deshalb etwas aus dem Häuschen,
was ihm kurz vor Schluß den Platzverweis eintrug. Man war
ſich darüber klar, daß die Mannſchaft mit dem beſten
Deckungs=
vermögen ſiegen würde. Das Spiel wurde von den zahlreichen
Zuſchauern begeiſtert aufgenommen, und der Darmſtädter Hüter
erntete öfters Beifall. Feich ſchießt unheimlich. Hart ging es
in Nauheim her, doch verſtand es der Schiedsrichter, das Spiel
im Rahmen zu halten. Nauheim hatte umgeſtellt, Sünner auf
dem Mittelläuferpoſten bewährte ſich, und ſo lag der Platzverein
bis zur Pauſe klar mit 3:0 in Führung. Doch Groß=Gerau ließ
nicht locker, ſo daß die Parteien bei ausgeglichenem Spiele noch
je 2 Tore ſchoſſen. Worfelden erfocht einen glücklichen Sieg gegen
Wolfskehlen. Bei verteiltem Spiele waren die Hinterleute auf
beiden Seiten ſehr aufmerkſam. Der Gäſteſturm hatte einen
klei=
uen Vorteil im Spiel, doch der Schuß war oft zu genau, und die
übrigen Bälle hielt Engel im Worfelder Tor glänzend, ſo daß
ihm der Hauptteil am Siege gebührt. Worfeldens Sturm war
auch nicht müßig; er fackelte nicht lange und ſchoß placiert. In
Bickenbach gab es eine große Ueberraſchung im Spiele und
nach=
her. Man muß auch eine Niederlage hinnehmen können, gleich,
unter elchen Umſtänden. Bald ſchoß Bickenbach das erſte Tor.
Vom Anwurf ab erzielte Eberſtadt den Ausgleich. So blieb es
bis kurz vor Schluß, wo Eberſtadt durch Straſwurf den
Sieges=
treffer erzielte. Bickenbach drückte zeitweiſe ſtark, doch die
zahl=
reiche Verteidigung der Gäſte konnte abwehren, wobei ſich der
Hüter ganz hervorragend bewährte. Bickenbach jagte noch
man=
chen Ball neben das Tor. Die Taſ. Darmſtadt konnte bald nach
Beginn überraſchenderweife 3:1 gegen Beſſungen führen: doch
dann war die Kunſt zu Ende. In der zweiten Hälfte ſchoß
Beſ=
ſungen 5 Tore. Die Gäſte erhoben Einſpruch, da der Schieds=
richter 5 Minuten zu früh abgepfiffen habe. Bensheim trat in
Sprendlingen nicht an wegen des Winzerfeſtes und wird nebem
dem Punktverluſt noch eine Geldſtrafe zu erwarten haben.
A=Klaſſe.
Hähnlein — Egelsbach . . . . 2:1 (1:1),
Seeheim — Roßdorf
7:0 (5:0),
Pfungſtadt — Heppenheim . .
3:3 (2:2).
Hähnlein bekam zwei Spieler herausgeſtellt und konnte
trotz=
dem gewinnen. Seeheim ſiegte glatt. Beachtlich iſt das
Unent=
ſchieden der Pfungſtädter.
B=Klaſſe.
Auerbach — Bensheim ausgefallen; Bickenbach — Heppene
heim 3:1; Tgde. Darmſtadt — Urberach 1:6.
C=Klaſſe.
Beſſungen — Reichsbahn 1:8: Tgſ. Darmſtadt — Walldorf
0:2: Auerbach — Pfungſtadt 5:1; Zell — Lorſch 1:2: Crumſtadt
— Büttelborn 2:3; Biebesheim — Hahn 1:0; Lorſch —
Eſcholl=
brücken 8:1; Sprendlingen — Nieder=Ramſtadt 2:9; Langen —
Erzhauſen 2:4.
Tad. Beſſungen 1. — Tgſ. Darmſtadt 1875 1. 9:3 (4:3)
Zum fälligen Rückſpiel empfing die Turngemeinde Beſſungen
1. Mannſchaft die gleiche der Turngeſellſchaft. Gleich nach
An=
pfiff fiel für Beſſungen das erſte Tor. In ganz kurzer Zeit glich
Turngeſellſchaft aus, bange Minuten folgten für Beſſungen.
Innerhalb 10 Minuten konnte die Turngeſellſchaft das Reſultat
auf 3:1 ſtellen. Dann wars aus, Beſſungen fand ſich und ſchoß
in regelmäßigen Abſtänden bis Halbzeit noch 3 Tore. Nach
Wiederbeginn machte ſich das ſcharfe Tempo für die
Turngeſell=
ſchaft unangenehm bemerkbar, in dem Maße wie Beſſungen
beſ=
ſer wurde, ließ die Turngeſellſchaft nach. 5mal mußte ihr
Tor=
mann ſich noch geſchlagen bekennen. Beim Schlußpfiff ſtand die
Partie 9:3 für Beſſungen. Ein ſchönes, ruhiges Spiel war
da=
mit zu Ende.
2. Mannſchaft gegen Reichsbahn
1:8,
Jugend gegen Eberſtadt
. 6:1.
Pferdeſport.
Rennen zu Grunewald.
Graf Iſolani ſiegt im Gladiatorenrennen wie er will.
Eine Prüfung vom Range des Gladiatorenrennens hätte man gern
in einem glänzenden äußeren Rahmen gewünſcht; doch trübſelig jah
der Himmel drein und hielt ſeine Schleufen dauernd geöffnet. Dieſer
Tag verregnete völlig, und die Folge war ein ſchlechtes Geſchäft für
den Berliner Rennverein, der mit dem letzten großen Flachrennen des
Jahres gern Verſchiedenes wettgemacht hätte, was ihm das verregnete
Frühjahr bereits verdarb. Zehn Gladiatoren im naſſen Haarkleid ſah
man im Führerring, um den ein Meer von Regenſchirmen brandete.
Schneller als ſonſt wurde das Zeichen zum Aufſitzen gegeben, und nach
abgekürzter Parade begab ſich das Feld zum Kampf um die 41000 Mk.
an den 2800 Meter=Pfoſten. Wie nicht anders zu erwarten war,
konnte der Derbyſieger Graf Iſolani ſeine diesjährige ruhmreiche
Lauf=
bahn zu einem eindrucksvollen Abſchluß bringen. In überlegener
Haltung ſonderte er ſich ſchon eingangs der Geraden von den übrigen
ab. In der Diſtanz ſchien Avanti einen Augenblick auf gleiche Höhe
zu kommen, doch auf die einmalige Aufforderung von Jockei Grabſch
hin zog der Graf wieder an und ließ Avanti um zwei klare Längen
hinter ſich; volle acht Längen zurück folgte Narciß. Dichtauf kamen
dann Expreſſioniſt und Markgraf ein. Die Leiſtung des Siegers
ge=
winnt an Wert, wenn man ſein hohes Gewicht und die Tiefe des
Ge=
läufs berückſichtigt, worüber die Zeit von 3:19.1, die bisher ſchlechteſte
in dieſem Rennen, am beſten Auskunft gibt. Nach Oleanders Abgang
von der Rennbahn iſt der Gewinner des Unionrennens, des
Hanſa=
preiſes, des Derbys, Großen Preiſes von Köln, Deutſch Leger und
Gladiatorenrennen unſere ervorragendfte Stütze, wenn es heißt, im
nächſten Jahre gegen die Vertreter des Auslandes anzutreten. Der
Verlauf des Rennens bot hochintereſſante Momente. Den Kampf
um die Führung entſchied Holofernes vor den Tribünen zu ſeinen
Gunſten. Serapis folgte dichtauf, dahinter galoppierten Valladolid,
Graf Iſolani, Narciß; am Schluß ſah man das Oppenheimſche Paar
Markgraf und Avanti.” An dieſer Reihenfolge änderte ſich auch in
der Gegenſeite nichts. Nach dem Steilbogen fiel Holofernes geſchlagen
zurück. Nun führte Serapis vor Valladolid, Graf Jſolani und
Nar=
eiß, während das Oppenheimſche Paar aufzurücken begann. An der
letzten Ecke überholten Valladolid und der Graf den führenden
Sera=
pis, und nun trat ſofort die Ueberlegenheit des Grafen in die
Er=
ſcheinung. Mit wenigen Galoppſprüngen machte er ſich von der
ge=
ſchlagenen Altefelderin frei und ſtrebte unter dem Beifall der Maſſen
als ſpielender Sieger dem Ziele zu. Aus dem Mittelfelde rückte zwar
Avanti ſchnell auf, ohne den Graf Feury=Sohn jedoch jemals ganz
er=
reichen zu können.
Preis von Seddin; für Zweifährige. 3500 Mark, 1000 Meter:
1. H. W. Wriedts Maiennacht (Sajdik), 2. Mark, 3. Hanau. Ferner
liefen: Pawlowa, Tell, Eroica, Florett, Eilbote, San Domenico,
Fi=
des II, Ried, Sonia, Saharet, Garbe, Fortiſſima, Meira, Raugräfin.
Tot. 74, Pl. 34, 138, 103:10. 4—2½ Lg.
Preis der Rehbrücke. 4100 Mark, 1200 Meter: 1. E. G. Butzkes
Dianthus (Grabſch), 2. Favorit, 3. St. Hubertus. Ferner: Tanit,
Lotos, Georgia, Lucetta, Heideroſe. Tot. 24, Pl. 14, 23, 40:10. 3—2 L.
Preis von Saarmund. 4100 Mark, 1600 Meter: 1. Fr. J. von
Opels Irländer (Narr) 2. Honoria, 3. Anton. Ferner: Malateſta,
Iſlam, Herzkönigin, Formoſus, Signora, Fabuliſt, Runkler. Tot. 56,
Pl., 24, 27, 32:10. 2—1 Lg.
Preis von Nowawes; für Zweijährige. 4100 Mark, 1400 Meter:
1. Hauptgeſtüt Altefelds Monſalvat (Huguenin), 2. Brutus, 3.
Ma=
jordomus. Nur drei liefen. Tot. 19:10. 1—3 Lg.
Gladiatoren=Rennen. 41000 Mark, 2800 Meter: 1. M. J.
Oppen=
heimers Graf Iſolani (Grabſch), 2. Avanti, 3. Nareiß. Ferner:
Im=
preſſioniſt, Heluan, Serapis, Geranium, Markgraf, Valladolid,
Holo=
fernes. Tot. 16, Pl. 12, 18, 31:10.
Verloſungsrennen. 6000 Mark, 1600 Meter: 1. E. G. Butzkes
Selper idem (Grabſch), 2. Morgenrot, 3. Hurone. Ferner: Meton,
Coſimo, Altpreuße, Ruzilo, Caſhel. Tot. 54, Pl. 17, 24, 13:10. 2½
bis 3 Längen.
Preis von Kartzow. 3500 Mark, 1400 Meter. 1. Abt.: Dr. A.
Weils Blaugelb (Pförtke), 2. Die Saar, 3. Griſettchen. Ferner:
Hoch=
druck, Cinderella, Lefels, Groſella, Severus, Sebaſtiano, Patras,
Gunſt. Tot. 58, Pl. 25, 39, 32:10. Kopf—4 Lg. — 2. Abt.: 1. H.
Klaus' Trianon (Anderle), 2. Geſelle, 3. Krönung. Ferner: Galan,
Offenſive, Preußenſtolz, Mima, Marlitta, Varasdin, Norge,
Wies=
haden, Burggraf. Tot. 42, Pl. 17, 102, 16:10. 3—½ L.
Aberwinker ſiegk im Auſtrig=Preis.
Wien, 20. Oktober. (Eig. Drahtber.)
Die Expedition, die das Geſtüt Weil mit Oberwinter zum
Auſtria=
preis vornahm, war von durchſchlagendem Erfolg begleitet. Der Hengſt
hat trotz der ungünſtigen Gerüchte, die Mitte der Woche in Wien über
ihn zirkulierten, die in ihn geſetzten Erwartungen nicht enttäuſcht. In
dem mit 32 500 Schilling dotierten Rennen war der Landgrafenſohn
ſeinen Gegnern klar überlegen und ſiegte, von Jockei M. Schmidt gut
geſteuert, glatt vor dem Wenckheimer Wotan und Dr. Rothſchilds
Cor=
vas. 1. Geſtüt Weils Oberwinter (M. Schmidt), 2. Wotan, 3.
Cor=
vas. Ferner liefen: Safar, Lanſon, Gilpin, Kamerad, Beaurivage, Tot.
13, Pl. 11, 11, 12:10. 2½ L.
Der Berliner Hochſchul=Achter wurde bei ſeiner 6. Austragung
am Samstag zum vierten Male von der Univerſität vor der
Techniſchen Hochſchule gewonnen.
In der Vorrunde um den Hockey=Silberſchild gab es folgende
Reſultate: Süd= gegen Südoſtdeutſchland 5:1 (2:1), Mittel= gegen
Weſtdeutſchland 2:1 (2:0), Berlin gegen Nordoſtdeutſchland
3:0 (1:0).
Im Leichtathletik=Länderkampf Ungarn —Italien in Genua
ſiegten die Magyaren überraſchend ſicher mit 78:64 Punkten. Die
Leiſtungen waren ſehr gut, auf jeder Seite gab es drei neue
Landesrekorde.
Einen neuen Weltrekord im Segelflug ſtellte, der deutſche
Oberleutnant Donart mit einer Dauer von 14:45 Stunden aul=
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