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Nummer 287
 Mittwoch, den 16. Oktober 1929. 
192. Jahrgang
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Konlurs oder gerſchtlicher Beſtreibung ſäll” ſeder 
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ſtädter und Nationalbank.
 Eit 
gell an den geſunden 
            Menſchen=
verftänd. 
Holl Sikeſemanns Werk vernichtet werden? — 2as 
Volksbegehren gefährder die Rheinlandräumung. 
Berlin, 15. Okt. 
Der preußiſche Miniſterpräſident Braun hielt heute abend 
im Rundfunk eine Rede, in der er ſich gegen das Volksbegehren 
wandte. Er führte u. a. aus: 
Wenn auch ich als Chef der preußiſchen Staatsregierung 
heute hier zu Ihnen ſpreche, ſo will ich nicht etwa all die 
            wirt=
ſchaftlichen und finanziellen Einzelfragen des Dawes= und 
Young=Planes in ermüdender Zahlenreihe an Ihrem Ohr 
            vor=
beiziehen laſſen. Ich will vielmehr an Ihren geſunden und 
klaren Menſchenverſtand, an Ihr 
            Verantwort=
lichkeitsgefühl als Staatsbürger und 
            Staats=
bürgerinnen appellieren. Wir haben den Krieg 
            ver=
loren; an dieſer nackten und brutalen Wahrheit kann nicht 
            ge=
rüttelt werden. Ueberall in der Weltgeſchichte iſt es ſo geweſen, 
daß die Sieger, ohne viel nach Recht und Moral zu fragen, den 
Beſiegten Kriegslaſten auferlegt haben, um zumindeſt ihre 
            eige=
uen Kriegskoſten und =ſchäden wieder herauszuholen und 
            dar=
über hinaus den b=ſiegten Gegner noch zu ſchwächen. Selbſt 
wenn es uns gelänge, alle unſere ehemaligen Gegner zu 
            tief=
innerſt in ihrer Seele und in ihrem Gewiſſen davon zu 
            über=
zeugen, daß wir nicht allein den Krieg verſchuldet haben, würde 
ſich nichts ändern. Auch dann würden die Gegner im Intereſſe 
ihrer Volkswirtſchaft auf unſere Zahlungen beſtehen, weil eben 
alle Völker dieſen wahnſinnigen, menſchen= und 
            wohlſtandver=
nichtenden Krieg nur deshalb immer weitergeführt haben, weil 
ſie hofften und erwarteten, daß der andere ſchließlich zahlen und 
ſie vor dem Bankerott retten würde, 
Gegen die Kriegsſchuldläge 
hat die deutſche Regierung, ohne die Urheber des 
Volksbegehrens abzuwarten, ſchon mehrmals im Verlaufe 
der Zeit nach dem Kriegsſchluß vor der geſamten 
            euro=
päiſchen Oeffentlichkeit proteſtiert. Die Welt 
weiß, wie die deutſche Regierung und das 
deutſche Volk darüber denken, und wir ſagen ihr 
nichts Neues. Unſere Gegner aber kümmern ſich, wie es 
immer in der Geſchichte der Fall war, nicht im mindeſten darum; 
geſtützt auf ihre Macht beſtehen ſie auf ihren Schein. Erreichen 
wir ſomit mit unſerem Proteſt gegen die Kriegsſchuldlüge auch 
bei dieſer Wiederholung nicht das Mindeſte, ſo bringt auf der 
anderen Seite das Volksbegehren, das uns nichts zu 
nützen vermag, die allerſchwerſten Gefahren, für 
Deutſchland für den Fall ſeiner Annahme. In unerhört 
zähem heroiſchen Ringen hat der viel zu früh verſtorbene 
            Außen=
miniſter Dr. Streſemann es im Haag erreicht, daß auch die dritte 
Bone des Rheinlandes, die nach dem Friedensvertrag erſt 1935 
frei werden ſollte, ſchon jetzt bis zum 30. Juni 1930 geräumt 
wird. Die Durchführung der Räumung der Rheinlande iſt aber 
an die Bedingung geknüpft, daß der Young=Plan vom Deutſchen 
Reichstag angenommen und vom Reichspräſidenten, wie üblich, 
als Geſetz verkündet werde. Das Volksbegehren aber will den 
Young=Plan verwerfen. 
Wer für das Bolksbegehren einkrikk, will verhindern, 
daß die Rheinlande geräumt werden 
und daß die rund 50 000 engliſchen und franzöſiſchen Soldaten 
faſt fünf Jahre früher, als im Verſailler Vertrag vorgeſehen, aus 
der dritten Zone abziehen. Der Widerſtand gegen den Young= 
Plan wird um ſo unverſtändlicher und ſinnloſer, wenn man 
            be=
denkt, daß er uns gegenüber dem Dawes=Plan, der bei 
            Ableh=
nung des Young=Plans wieder in Kraft treten würde 
            weſent=
liche Erleichterungen und Vorteile bringt. Gegenüber dem 
Dawes=Plan iſt der Young=Plan zweifellos das kleinere Uebel. 
Außerdem wollen wir noch bedenken, daß der Young=Plan 
den ungeheuren Vorteil bietet, unſere Schuld an das Ausland 
endlich einmal zeitlich und der Höhe nach feſt abzugrenzen, 
            wäh=
rend der Dawes=Plan das verweigerte und uns ohne Nennung 
der Endſumme einfach eine Schraube ohne Ende auferlegte. 
Kommen wir ſo aus Vernunftgründen auf alle Fälle zur 
Verwerfung, zur Ablehnung des Volksbegehrens, ſo muß auch 
unſer ſittliches Empfinden, ja das einfachſte Anſtandsgefühl, ſich 
gegen den 8 4 des Volksbegehrens empören, der 
die Miniſter und anderen politiſchen 
            Beauf=
tragten des deutſchen Volkes, die den Young= 
Plau und ähnliche Verträge unterzeichnen 
            wer=
den, mit Zuchthaus bedroht. So ſcheint mir, daß 
 
geſunder Menſchengerſtand und Moral gleichmäßig 
dafür ſprechen, das Bolksbegehren zu bekämpfen. 
Es darf nicht dazu kommen, daß auch nur die 4,1 Millionen 
Unterſchriften zuſammenkommen, die genügen, um den 
            Volksent=
ſcheid zu beantragen. Wer ſchon jetzt das Volksbegehren 
            zer=
ſchlägt, indem er es ablehnt, ſich in die Liſten einzuzeichnen, 
            han=
belt wahrhaft im Intereſſe des deutſchen Volkes. 
Daß mit der großen Mehrheit der Bevölkerung auch die 
Staatsbeamten ſo handeln werden, erwarte ich mit Beſtimmtheit. 
Ich würde es für unverſtändlich halten, wenn 
            Be=
amte ſich für das Volksbegehren mitder 
            ſchimpf=
lichen Forderung der Zuchthausſtrafe für Mi=
 niſter und andere Beamte die im 
            wohlverſtan=
denen Intereſſe Deutſchlands handeln, 
            ein=
ſetzen würden, wo es um die Lebensintereſſen des Volkes 
und des Staates geht, wo die Autorität der Regierung und ihrer 
leitenden Staatsmänner in Frage ſteht, würde er gegen ſeine 
Beamtenpflicht verſtoßen, wenn er das Volksbegehren 
            unter=
ſtützen wollte. 
Die Annahme des Volksbegehrens würde das mühſam 
            ge=
wonnene Vertrauen unſerer Vertragsgegner in offenes Mißtrauem 
und ſchärfſte Feindſeligkeit wandeln. 
Nur wer den Mut hat, dieſes Verbrechen am deutſchen Volke 
um nichts und wieder nichts zu verantworten, der wird ſich in 
die Liſten des Volksbegehrens eintragen. Wer dagegen ſeinen 
geſunden Menſchenverſtand beiſammen hat und in dieſer 
            ſtaats=
politiſchen Frage nur eben ſoviel Ueberlegung und 
            Verantwor=
tung aufbringen will, wie wenn es ſich um ſeine eigenen 
            Privat=
ſachen handele, wer ſich um das deutſche Schickſal ſorgt, ſich für 
die deutſche Zukunft mitverantwortlich fühlt, wer vermeiden 
will, daß wir in ſchreckliche Zuſtände ähnlich der Inſlationszeit 
nach der Ruhrbeſetzung wieder hineingetrieben werden, der höre 
auf die Parole der Reichs= und der preußiſchen Staatsregierung: 
Gegen das unſinnige volksfeindliche Volksbegehren! Nie 
mand zeichne ſich in die Liſten ein! 
Die preußiſche Regierung warnk die Beamken. 
ſich am Bolksbegehren zu bekeiligen. 
* Berlin, 15. Oktober. (Priv.=Tel.) 
Zwiſchen dem Reichsausſchuß für das Volksbegehren und 
der preußiſchen Regierung iſt eine Auseinanderſetzung darüber 
im Gange, inwieweit die Beamten berechtigt ſind, ſich an dem 
Volksbegehren zu beteiligen. Der Reichsausſchuß vertritt den 
Standpunkt, daß die Beamten genau ſo wie jeder andere 
            Staats=
bürger in ihrer Meinungsverſchiedenheit ungehemmt ſind und 
daß ihnen deshalb bei ihrer Betätigung keinerlei Hinderniſſe in 
den Weg gelegt werden dürfen. Das iſt theoretiſch zweifellos 
richtig. Der Artikel 130 gewährleiſtet allen Begmten ausdrücklich 
die Freiheit ihrer politiſchen Geſinnung und die 
            Vereinigungs=
freiheit. Dementſprechend haben wir es ja auch glücklich ſoweit 
gebracht, daß kommuniſtiſche Beamte keine Unmöglichkeit ſind. 
Wenn es alſo eine Logik in den Dingen gäbe, dann müßte den 
Beamten — ſoweit ſie nicht politiſche Beamte ſind, für die immer 
beſondere Beſtimmungen gegolten haben — auch uneingeſchränkt 
das Recht zuſtehen, ihrer perſönlichen Meinung beim 
            Volks=
begehren Ausdruck zu geben. Wir halten uns trotzdem für 
            ver=
pflichtet, die Beamtenſchaft zu warnen. Nach unſerer 
Kenntnis haben auch die ſozialdemokratiſchen Miniſter — 
            inwie=
weit durch Parteigründe beeinflußt, ſei dahingeſtellt — 
            einge=
ſehen, daß es für die Autorität des Staates 
            un=
tragbar iſt, wenn gerade Beamte den Kampf gegen 
die Politik des Staates an führender Stelle 
vertreten. Der preußiſche Innenminiſter jedenfalls iſt 
            ent=
ſchloſſen, das zu verhindern oder jedenfalls ſpäter zu ahnden. 
Er ſtützt ſich dabei auf ein Urteil des 
            Reichsdiſzipli=
narhofes, das den Artikel 130 der Verfaſſung 
            da=
hin auslegt, daß zwar die Freiheit der 
            politi=
ſchen Geſinnung bei den Beamten geſchützt iſt, 
daß aber der politiſchen Betätigung gewiſſe 
Grenzen gezogen ſind, die ſich ergeben aus dem 
beſonderen Vertrauensverhältnis, das 
            zwi=
ſchen dem Beamten und dem Staat beſtehen muß. 
In ſeiner praktiſchen Auswirkung würde das heißen, daß es den 
Beamten unbenommen iſt, ſich in die Liſten für das 
            Volksbe=
gehren einzuzeichnen, wenn ſie damit natürlich auch ihre 
            Aus=
ſichten auf Beförderung begraben, daß aber diſziplinariſch 
gegen alle Beamte eingeſchritten werden ſoll, 
die ſich redneriſch oder organiſatoriſch an der 
Durchführung des Volksbegehrens beteiligen. 
— Inwieweit eine ſolche Interpretation mit den 
            verfaſſungsrecht=
lichen Beſtimmungen in Einklang zu bringen iſt, darüber wollen 
wir im Augenblick nicht ſtreiten, darüber wird man ſich ſpäter 
noch unterhalten können. Im Augenblick kommt es darauf an, 
die Beamten auf die Gefahren aufmerkſam zu 
machen, die ſich fürſie ausder Teilnahmeandem 
Volksbegehren ergeben können. Das ſcheint uns 
wichtiger, als vielleicht Tauſende von 
            Familien=
vätern in eine Bewegung hineinzutreiben, für 
die ſie dann ſpäter büßen müſſen. 
Landkagsbeginn in Preußen. 
* Berlin, 15. Oktober. (Priv.=Tel.) 
Während der Reichstag bis in den November hinein Ferien 
macht, iſt der Preußiſche Landtag am Dienstag nach langer 
            Som=
merpauſe zuſammengetreten. Er wird aber wohl nicht lange 
            bei=
ſammen bleiben, weil die Vorbereitungen für die 
            Kommunal=
wahlen die Abgeordneten in die Heimat rufen. Zunächſt wollen 
die Parteien die Gelegenheit zu einer innenpolitiſchen Debatte 
benutzen, ausgehend von dem deutſchnationalen 
            Miß=
trauensantrag gegen den Innenminiſter 
            Grze=
ſinſki wegen des Stahlhelmverbotes. Die 
            Aus=
ſprache ſoll am Mittwoch beginnen und wird vermutlich ſehr 
            leb=
haft werden, weil — das liegt auf der Hand — aus dieſem 
Anlaß der ganze Kampf um das Volksbegehren auf die 
            Par=
lamentstribüne gebracht wird, zumal da die Deutſchnationalen 
den Antrag eingebracht haben, die preußiſche Regierung ſoll im 
Reichstag gegen den Youngplan ſtimmen. Ein weiterer 
            deutſch=
nationaler Antrag rollt den Sklarek=Skandal auf und 
            ver=
langt von der Regierung die ſofortige Rückberufung des Berliner 
Oberbürgermeiſters Böß. Der Aelteſtenrat glaubt, am Mittwoch 
und Donnerstag die innenpolitiſche Schlacht, die damit auf 
            brei=
ter Frot entbrennt, beenden zu können, während die 
            Abſtim=
mungen auf Donnerstag der kommenden Woche verſchoben 
            wer=
den ſollen.
 * Alte Reparakionsforderungen 
der A. 5. A. 
Eine überraſchende Wendung in den vor der amerikaniſch=
            deut=
ſchen Kommiſſion ſtattfindenden Verhandlungen über zwei 
            For=
derungen in Höhe von 40 Dollarmillionen. — Die Kingsland= 
und die Black Tom Munitionsexploſionen, die Deutſchland zur 
Laſt gelegt werden. — Ein Verſchwundener taucht nach zwölf 
Jahren auf. 
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter. 
A.G A. New York, 4. Oktober. 
Zwölf Jahre lang war er von Ort zu Ort, von einem 
            Ar=
beitsplatz zum anderen gewandert. Hatte ſich als Aufwäſcher, 
Holzfäller, Krankenwärter, Kohlengräber und auf alle mögliche 
andere Weiſe ſeinen Lebensunterhalt erworben. Letztes 
            Früh=
jahr las er zu ſeiner Ueberraſchung in einer New Yorker 
            Zei=
tung, das amerikaniſche Juſtizamt und andere Behörden hätten 
ſeit Jahren nach ihm geſucht, wären aber nicht imſtande geweſen, 
ſein „Verſteck” ausfindig zu machen. Er legte dokumentariſche 
Beweiſe dafür vor, daß er ſich überhaupt nie verſteckt hatte. 
Wenn ſeine Dokumente und ſeine anderen Mitteilungen zu 
den Akten der in Waſhington mit der Regelung der 
            amerika=
niſchen Kriegsſchäden=Forderungen an Deutſchland befaßten 
Mixed Claims Commiſſion zugelaſſen werden, ſo mag das 
plötzliche Auftauchen dieſes Mannes 
            Deutſch=
land etliche 15 bis 20 Dollarmillionen an „
            Re=
parationen” ſparen, von denen im Youg=Plan 
nicht die Rede iſt. 
Erheißt Theodor Wozniak. Iſt Ruſſiſch=Pole. Im 
Januar 1917 war er als Munitionsarbeiter in der Fabrik der 
Canadian Car and Foundry Company in Kingsland, im Staate 
New Jerſey, beſchäftigt. Eines Tages entſtand in den 
            Muni=
tionswerken ein Brand, bei dem ſämtliche Gebäude und für 
viele Millionen Geſchoſſe und andere Sprengkörper vernichtet 
wurden. Bis Wozniak im April dieſes Jahres (1929) auf dem 
deutſchen Generalkonſulat in New York erſchien, um mitzuteilen, 
was er von jenem Brande wußte, hatten Deutſchlands hieſige 
Vertreter niemand, der imſtande geweſen wäre, die von den 
Schadenerſatz ſordernden Amerikanern aufgeſtellte Behauptung 
Wozniak habe „in deutſchem Auftrage” Brandſtiftung begangen, 
zu widerlegen. Die der Mixed Claims Commiſſion 
            vorliegen=
den Forderungen aus der Kingsland= und der 
            Munitionsexplo=
ſion bei Black Tom im New Yorker Hafen im Spätjahr 1916 
            be=
laufen ſich auf etwas über 40 Dollarmillionen. Schon im April 
befaßte ſich die Kommiſſion damit, jetzt handelt es ſich darum, 
wieviel von dem neuen Entlaſtungsmaterial im Beſitze des Neto 
Yorker deutſchen Generalkonſuls Dr. Karl von Lewinſki, der in 
Waſhington neben Kommiſſar Dr. Wilhelm Kieſſelbach die 
            deut=
ſchen Intereſſen wahrnimmt, zugelaſſen und wieviel verworfen 
werden ſoll. 
Al3 Dr. von Lewinſki das Protokoll der Angaben Wozniaks 
und ſeine dokumentariſchen Belege der Kommiſſion unterbreitete, 
riefen ſie eine Senſation hervor, wie man ſie 
bei dieſer Behörde noch nicht erlebt hatte. Der 
amerikaniſche Sachverwalter Robert W. Bonynge legte ſofort 
Proteſt gegen die Zulaſſung der „nachträglich” eingereichten 
Schriftſtücke als Entlaſtungsmaterial ein. Der deutſche 
            Sach=
verwalter von Lewinſki beantwortete den Proteſt, und was 
            wei=
ter in der Sache geſchehen wird, dürfte — wenigſtens zum Teil 
— demnächſt drüben zu erfahren ſein. Dr. Kieſſelbach befindet 
ſich zurzeit in Hamburg. Der amerikaniſche Kommiſſar 
            Chand=
ler P. Anderſon muß dieſer Tage gleichfalls in Hamburg 
            an=
kommen, wo die beiden Herren ſich treffen und das Material 
vornehmen werden. Dr. von Lewinſki ſchwimmt auf der vor 
zwei Tagen abgefahrenen „Berlin” vom Nordddeutſchen Lloyd 
der Heimat entgegen und wird in Berlin dem Auswärtigen 
Amte in dieſer Sache wie auch über die anderweitigen 
            Verhand=
lungen der Mixed Claims Commiſſion Bericht erſtatten. Der 
Generalkonſul ſprach vor ſeiner Abreiſe ſein Bedauern darüber 
aus, daß der Juhalt der neuen Beweiſe vor ihrer Zulaſſung 
zu den Kommiſſionsakten bekannt geworden iſt. 
Als die Kingsland=Kataſtrophe im Frühjahr in Waſhington 
zur Verhandlung ſtand, legte der die Forderungen verfechtende 
amerikaniſche Agent Bonynge u. a. ein Halbdutzend eidlich 
            er=
härteter Ausſagen aus Stadt Mexiko vor, wonach Wozniak, den 
man nach einer Photographie erkannt haben wollte, ſich 1917 
und 1918 als „deutſcher Beauftragter” dort herumgetrieben 
haben ſollte. Hier in New York wußte man von einem „
            deut=
ſchen Beauftragten” dieſes Namens nichts, aber Dr. von Lewinſki 
war ebenſowenig imſtande, den Aufenthalt des myſteriöſen 
„Saboteurs” und angeblichen Brandſtifters feſtzuſtellen, wie die 
amerikaniſchen Behörden. 
Eines Tages im April 1929 erſchien im deutſchen 
            General=
konſulat ein Mann, der ſich als Wozniak vorſtellte, erklärte, er 
habe in einem New Yorker Blatt einen Bericht über die 
            Waſhing=
toner Verhandlung vor der Kommiſſion geleſen, und er ſei 
            be=
reit, mitzuteilen, was er von der Kingsland=Exploſion wiſſe. Er 
beſtritt mit aller Eutſchiedenheit jede damalige Sympathie mit 
Deutſchland, erklärte vielmehr, er habe ganz und gar auf 
            ruſſi=
ſcher Seite geſtanden, was er, als man ihn nach dem Brande 
ius Verhör nahm, den Behörden auch völlig klargemacht habe, 
und der Brand ſei auch nicht böswillig angelegt worden, ſondern 
ſei an einer Maſchine entſtanden, an der er mit dem Reinigen 
einer Geſchoßhülle mit Gaſolin beſchäftigt war. Ein Funke ſei
Seite 2
Mittwoch, den 16. Oktober 1929
Nummer 2872
 auf den Brennſtoffbehälter übengeſprungen, und das Feuer habe 
ſich wie raſend ausgebreitet. Er wurde damals nach 
einem ganz oberflächlichen Verhör in Freiheit 
geſetzt. 
Dieſe Mitteilungen machte Wozniak dem Konſul Dr. Heuſer 
gegenüber vier Tage nach der Kingsland=Verhandlung. Dr. 
Heuſer ſetzte ſich ſofort telephoniſch mit Lewinſki in Waſhington 
in Verbindung. Lewinſki begann auf der Stelle die 
            Nach=
prüfung des von Wozniak unterbreiteten dokumentariſchen 
Materials. Er ſtellte feſt, daß Wozniak überhaupt nicht in 
Mexiko geweſen war. Kurz nach der Kingsland=Kataſtrophe 
war er erkrankt und hatte ſich in New York ins Fordham= 
Krankenhaus begeben. Nach ſeiner Wiederherſtellung hatte er 
dort eine Anſtellung als Hilfswärter gefunden. Im Mai 1917 
hatte er auf ein Inſerat in der hieſigen „World” eine Stellung 
als Geſchirrwäſcher in einem New Yorker Reſtaurant erlangt. 
Der Reſtaurateur, der das Speiſehaus inzwiſchen aufgegeben 
hatte, wurde ermittelt und ſtellte die Identität Wozniaks mit 
ſeinem damaligen Angeſtellten feſt. Ein gleiches taten diverſe 
Aerzte des Fordham=Krankenhauſes. 
Als bei der Rekrutierung für das amerikaniſche Ueberſee= 
Heer jeder innerhalb eines gewiſſen Alterskreiſes ſtehende Mann 
ſich melden mußte, kam Wozniak ſeiner Pflicht nach. 
Im Sommer 1917 arbeitete er in einem Holzfällerlager im 
            nörd=
lichen Teil des Staates New York, und ſpäter betätigte er ſich in 
Crucible im Staate Pennſylvanien als Kohlengräber und 
            ver=
diente dabei ſo viel, daß er imſtande war, dem Generalkonſul 
ſeine Einkommenſteuerquittung aus jener Zeit vorzulegen. Nie 
— ſagte er, habe er ſich „verſteckt”, wie von amerikaniſcher Seite 
behauptet wird, nie ſei er nach Mexiko „geflohen”. Nie habe er 
hier für „die deutſch= Sache‟ Sabotage getrieben, nie ſei er von Eine einſeiſige Kampfmaßnahme gegen Rechts. 
irgendeinem Deutſchen hier oder anderwärts um Beihilfe bei 
der Behinderung der amerikaniſchen oder kanadiſchen Munitions= 
Um eine erheblich größere als die während des Brandes bei 
Kingsland erhobene Schadenerſatzforderung handelt es ſich bei 
der unvergeßlichen Black Tom Exploſion, die faſt einem 
nächlichen Bombardement des Hafens und der New Yorker 
Hotels unweit der alten Brooklyn=Brücke aus vernahm 
der Schreiber dieſer Zeilen damals das Heulen 
und Pfeifen von Sprengſtücken, die über die hohen 
Gebäude hinwegſurrten und alle auf dem Dach verſammelten 
Gäſte zu ſchleuniger Flucht in die unteren Regionen veranlaßten. 
Auch was dieſe deutſcher Sabotage zugeſchriebene 
            Exploſions=
kataſtrophe anbelangt, hat Dr. von Lewinſki der Waſhingtoner 
Kommiſſion neues Entlaſtungsmaterial zu 
            unterbrei=
ten vermocht, aus dem hervorgeht, daß Kurt Jahnke, den man 
hier als „Urheber” jener Exploſion und als „Leiter der aktiven 
deutſchen Propaganda”, der „Propaganda der Tat” uſw. 
            anzu=
ſprechen belieb: — er ſoll jetzt Mitglied des preußiſchen 
            Land=
tages (ſtimmt nicht! Anm. d. Schriftleitung) ſein — noch zwei 
Tage vor der Exploſion als Wächter bei der Anglo=London and 
Paris National Bank in San Franzisko angeſtellt war. Zur 
Erhärtung dieſer Feſtſtellung liegt der Papierſtreifen einer 
            Kon=
trölluhr vor, auf dem Jahnke damals bei ſeinen Rundgängen nationalen Verlangen ablehnend verhalten. Beim 
            Wiederzuſam=
ſeine Zeiteintragung gemacht haben ſoll. Lothar Witzke, mentritt des Reichstages wird die Angelegenheit zur Sprache 
der einzige Deutſche, der hier im Kriege als deutſcher Spion gebracht werden. 
prozeſſiert, überführt und zum Tode durch den Strang verurteilt 
worden war, iſt ausweislich der Dokumente Lewinſkis gleichfalls Gioßreinemachen bei den Deukſchnationalen. 
noch zwei Tage vor der Exploſion in Black Tom in Kalifornien 
geweſen und hat dort einen Brief an ſeine Eltern zur Poſt 
            ge=
geben. Ein gewiſſer Michael Kriſtoff, der als Miturheber der 
ſtorben. 
Es iſt begreiflich, daß der amerikaniſche 
            Sachver=
wälter bei der Kommiſſion ſich gegen die Zulaſſung 
der Wozniak=Dokumente zu den Akten in den Kingsland 
und Black Tom Fällen wehrt. Daß dabei aber behauptet wird, dadurch zu verwiſchen ſuchten, daß ſie ſelbſt im Glashaus ſitzen. 
— wie die Aſſociated Preß aus Waſhington meldet —, Wozniak Von deutſchnationaler Seite waren vornehmlich die Namen der 
werden ſollen, iſt lächerlich und entſpricht, wie Herr Rechtsanwalt, den, denen zum Vorwurf gemacht worden war, daß ſie mit den 
Bonynge ſehr wohl weiß, keineswegs hieſigem Brauch. Es wird 
das plötzliche Auftauchen Wosniaks vollſtändig verheimlicht, und unterſucht und iſt zu dem Ergebnis gekommen, daß ſie den beiden 
Zeit gewußt, wo der Mann zu finden ſei. 
Dokumente einreichte — dann hätte er die Bombe ſchon damit von den Genannten abgerückt und überläßt es ihnen, auf 
im Aprilplatzenlaſſen. Und wer Dr. von Lewinſki und gerichtlichem Wege ſich von den erhobenen Vorwürfen zu rei= 
Dr. Heuſer kennt, der weiß, daß dieſe beiden deutſchen Beamten nigen. 
über dem Verdacht, Entlaſtungsmaterial fabriziert zu haben, hoch 
erhaben ſind. Darüber iſt auch nicht ein weiteres Wort zu 
den Akten wird möglicherweiſe, der Unparteiiſche der Mired Beziehungen zu den Gebr. Sklarek aus der Par= 
Claims Commiſſion, Herr Edwin B. Parker, zu entſcheiden tei ausgeſchloſſen und ihn aufgefordert, ſeine ſämtlichen 
haben.
 Vom Tage. 
„Graf Zeppelin” iſt mit 20 Paſſagieren an Bord uter 
            Füh=
rung Dr. Eckeners geſtern abend 2,30 Uhr zu ſeiner 
            Balkan=
fahrt aufgeſtiegen. 
Gegen das Urteil, im Oppelner Theaterprozed 
haben ſowohl der Staatsanwalt wie auch der Nebenkläger, Rechtsanwalt 
Dr. Simon (Breslan) Berufung eingelegt. 
Der vor einigen Tagen bei Johannesburg niedergegangene pol= 
Polen abtransportierr werden. Die Nachforſchungen der 
Polizei haben zur Beſchlagnahme von photographiſchen. Aufnahmen 
deutſchen Gebietes nicht geführt.
 Der „Matin” berichtet von wiederholten Verſuchen der 
Pariſer Tſchekaorganiſation, das zehnjährige 
Söhnchen des ehemaligen Botſchaftsrats Beſſe= 
Tſchekiſten beſonders „überwacht”. Bisher ſeien aber alle Verſuche, 
das Kind zu entführen, vorher bekannt und durch die franzöſiſche 
Polizei vereitelt worben.
 Nach Meldungen aus Afghaniſtan iſt einem jüngeren 
Bruder von Aman Ullah, Aſad ullah Khan, von den 
Häuptlingen der afghaniſchen Stämme die proviforiſche 
Königsgewalt übertragen worden, und es iſt nicht 
            aus=
geſchloſſen, daß er auch endgültig zum König eingeſetzt wird.
 Das Stahlhelm-Verbok. 
* Berlin, 15. Oktober. (Priv.=Tel.) 
Die preußiſche Regierung ſcheint entſchloſſen zu ſein, das 
induſtrie und ſonſtiger Rüſtung zum Kriege aufgefordert worden. Verbot des Stahlhelms in Rheinland und Weſtfalen unter allen 
Umſtänden aufrecht zu erhalten, obwohl ihr von verſchiedenen 
Seiten klar gemacht worden iſt, daß die Wirkung des Verbotes 
in einer ganz anderen Richtung geht, als Herr Grzeſinſki wohl 
angenommen hat. Beſonderes Aufſehen hat die Rede erregt, die 
Unterſtadt gleichkam. Vom Dach eines Brooklyner der volksparteiliche Abgeordnete, Staatsſekretär Dr. Schmidt, in 
Düſſeldorf gehalten hat, worin er das ſtarke Befremden über 
dieſes Verbot zum Ausdruck brachte. Reichsinnenminiſter 
            Se=
vering hat darauf Herrn Schmidt zu ſich gebeten, und ihn von 
der Richtigkeit des Verbotes zu überzeugen verſucht. Wir 
            glau=
ben allerdings nicht, daß ihm das gelungen iſt. Die Volkspartei 
erblickt in dem Vorgehen gegen den Stahlhelm eine 
einſeitige Kampfmaßnahme gegen Rechts, umſo 
mehr, da das Geſetz, auf das hin das Verbot erfolgte, nur als 
Ausführungsgeſetz zum Verſailler Vertrag gedacht war, alſo 
längſt überholt iſt und als Vorausſetzung für das Verbot 
            aus=
drücklich eine Verwarnung vorſieht, die in dieſem Fall nicht erfolgt 
iſt. Es iſt alſo naheliegend, anzunehmen, daß Herr Dr. Schmidt 
den Innenminiſter gebeten hat, ſich deswegen die Unterlagen und 
die Folgen des Verbotes noch einmal anzuſehen und zu prüfen, 
ob eine Aufhebung nicht doch noch das zweckmäßigſte wäre. Aber 
Herr Severing hat ſich hier, ebenſo wie gegenüber dem deutſch= 
* Berlin, 15. Okt. (Priv.=Tel.) 
In den großen Sklarekſkandal ſind eigentlich alle Parteien 
Black Tom Exploſion genannt worden war, iſt letztes Jahr ver= durch einige ihrer Mitglieder mehr oder weniger hineingeraten. 
Am ſchnellſten haben die Kommuniſten gearbeitet, die zwei ihrer 
Stadträte an die Luſt ſetzten. Dieſes Sauberkeitsgefühl war 
bei ihnen vor allem darin begründet, damit ſie um ſo 
            rückſichts=
loſer gegen die anderen Parteien vom Leder ziehen konnten und 
hätte ohne weiteres der Kommiſſion zur Vernehmung vorgeführt Reichstagsabgeordneten Bruhns und Wolf=Oppeln genannt wor= 
Sklareks geſellſchaftlich, aber auch in anderer Richtung verkehrt 
auch dem Generalkonful vorgeworfen, er habe der Kommiſſion hätten. Die Deutſchnationale Reichstagsfraktion hat den Fall 
es wird angedeutet, die deutſchen Beamten hätten ſchon geraume Abgeordneten ihre Mißbilligung ausgeſprochen hat. Darüber 
hinaus haben die beiden Herren den Wunſch ausgeſprochen, aus 
Wenn dem ſo wäre, dann hätte Lewinſki ſicher, nicht bis der Fraktionsgemeinſchaft bis zur endgültigen Klärung beurlaubt 
mehrere Monate nach der Verhandlung gewartet, ehe er ſeine zu werden. Die Fraktion, die dieſem Wunſch nachkam, iſt alſo 
* 
Die Sozialdemokratiſche Partei hat den 
            Bür=
verlieren. Ueber die Zulaſſung der Enthüllungen Wozniaks zu germeiſter Schmidt=Berlin=Mitte wegen ſeiner 
Aemter, auch das Bürgermeiſteramt, ſofort niederzulegen.
 Todesfall 
auf der Baden-Badener Konferenz. 
L6on Delacröir † 
Baden=Baden, 15. Okt. 
niſche Flieger wird heute mit ſeinem Flugzeug per Bahn nach Der belgiſche Delegierte des hier tagenden 
            Organiſations=
ausſchuſſes für die internationale Zahlungsbank, Léon 
            Dela=
eroix, iſt plötzlich einem Herzſchlag erlegen. 
Das Organiſationskomitee der internationalen Bank trat im 
dowfki zu rauben. Seit einigen Tagen werde es von ben Laufe des heutigen Vormittags zur üblichen Beſprechung 
            zu=
ſammen. Zu Beginn der Sitzung gedachte der Vorſitzende, der 
Präſident der Firſt National Bank of New York, Reynold, des 
unerwartet verſtorbenen belgiſchen Delegierten Delacroix. Auch 
der franzöſiſche Delegierte Morret würdigte den heimgegangenen 
belgiſchen Delegierten. Dieſer Würdigung ſchloß ſich für die 
deutſche Delegation Reichsbankpräſident Dr. Schacht an, der 
            aus=
führte: Mit dem Miniſter Delacroix iſt ein Mann 
            dahingegan=
gen, der nach dem Kriege durch ſeine ruhige Hand viel zur 
            Ent=
ſpannung der Gegenſätze zwiſchen den europäiſchen Völkern 
            bei=
getragen hat. Mit klarem Blick erkannte er, daß die 
            wirtſchaft=
lichen Nöte der Nachkriegszeit nur durch gemeinſame 
            verſtändnis=
volle Zuſammenarbeit behoben werden. Bereits im Jahre 1920 
hat er der Brüſſeler Finanzkonferenz ein Gutachten zur 
            Grün=
dung eines internationalen Finanzinſtituts vorgelegt. Delacroix 
war ſtändiger Vertreter der belgiſchen Regierung in der 
            Nepa=
rationskommiſſion, und wir wiſſen, daß er es war, der für eine 
mildere und ruhigere Verhandlungsart eintrat. Wir kennen ihn 
in Deutſchland weiter aus ſeiner Tätigkeit als Treuhänder für 
die Eiſenbahnobligationen. Auch dieſes Amt hat er mit großem 
Takt und Verſtändnis ausgeübt. Wir alle ſchätzen ſeine große 
Arbeitskraft — er hat neben dieſem Komitee auch noch dem 
Organiſationskomitee für die Reichsbank angehört — und vor 
allem ſein konziliantes Weſen und ſeine Perſönlichkeit. 
Der Organiſationsausſchuß nahm eine Entſchließung an, die 
die Verdienſte des Heimgegangenen würdigt, und hob zum 
            Zei=
chen der Trauer die Sitzung auf. Als weiteres Zeichen der 
            An=
teilnahme werden für heute die Arbeiten der Konferenz 
            aus=
geſetzt. 
Der Skreil um die Auslandsanleihe. 
Schachts Abwehr. 
* Berlin, 15. Oktober. (Priv.=Tel.) 
Der Streit darüber, ob es nicht doch möglich war, auf dem 
            Um=
wege über ein engliſch=amerikaniſches Bankenkonſortium eine 
            Aus=
landsanleihe, zu vorteilhaften Bedingungen hereinzubekommen, 
ſcheint im Abklingen begriffen zu ſein. Der „Deutſche” hat neues 
Material nicht mehr veröffentlicht, ſondern bringt lediglich eine 
Erklärung des Reichsbankvizepräſidenten, der den zurzeit 
            ver=
reiſten Dr. Schacht vertritt. Nach dieſer Erklärung hat Dr. Schacht 
niemals die Möglichkeit gehabt, durch Vermittlung ausländiſcher 
Notenbankpräſidenten oder ſonſt in einer der Würde des Reiches 
entſprechenden Weiſe dieſem Auslandsanleihen zu vermitteln. — 
Wir nehmen an, daß Dr. Schacht nach ſeiner Rückkehr noch 
            ein=
mal auf die Angelegenheit zu ſprechen kommen wird. Inzwiſchen 
hat ſich die „Berliner Börſenzeitung” — anſcheinend auf Grund 
ſehr guter Informationen — ſchützend vor ihn geſtellt. Sie 
            be=
zeichnet die Angriffe als haltlos und als ein neues Manöver 
gegen die Anleiheberatungsſtelle. Im einzelnen kommt ſie auf die 
Behauptung des „Deutſchen” zu ſprechen, wonach Dr. Schacht für 
eine Kürzung der Beamtengehälter eingetreten ſein ſolle, nachdem 
der Reichsfinanzminiſter erklärt hatte, die Auszahlung der 
            Ge=
hälter ſei bedroht, wenn das Reich keine Anleihe bekomme, weil 
Dr. Schacht direkte Verhandlungen mit dem Ausland verweigere, 
Dieſe Darſtellung ſei unrichtig. Eine Inanſpruchnahme des 
            aus=
ländiſchen Anleihemarktes für die Bedürfniſſe des Reiches und der. 
Länder in den letzten Jahren ſei überhaupt nicht in Frage 
            ge=
kommen, da der Reparationsagent derartige Transaktionen 
            wäh=
rend der Gültigkeit des Dawes=Planes nicht zugelaſſen habe. 
            Ge=
wiſſe Pläne des Reichsfinanzminiſters über die Aenderung der 
kommunalen Steuerarten deuteten darauf hin, daß auch er zu der 
Erkenntnis gekommen ſei, daß eine Steuerreform die 
            Verant=
wortlichkeit des einzelnen politiſchen Wählers weitgehend 
            mit=
heranzuziehen habe. Auch die Anleiheberatungsſtelle bedürfe einer 
Reform, da ſie keine Mittel beſitze, die Ausgabefreudigkeit der 
öffentlichen Verwaltung einzuſchränken.
*
Boterſchaf aib Oinsencafe.
 Von Oscar A. H. Schmitz. 
„Es iſt unzuläſſig, daß Perſonen, die durch 
            be=
deutende geiſtige Gaben verpflichtet ſind die 
            Ver=
antwortung unſerer Zeit auf ſich zu nehmen, ein 
abgeleitetes Leben führen wie das gemeine Volk, 
nur den oberflächlichen Wechſelfällen des 
            Augen=
blicks zugewandt, ohne eine ſtrenge und umfaſſende 
Orientierung an den Zielen der Geſchichte. Denn 
dieſe iſt kein Zufall, der ſich jeder Vorausſicht 
            täp=
piſch entzöge.” 
Ortega y Gaſſet. 
Wir nennen die Völker Nationen, ſobald ſie ſich ihres Weſens 
bewußt zu werden beginnen. Dann hören ſie auf, ſinnloſe Rudel 
zu ſein. Sie erhalten ihre Gemeinſchaftsqualität. Die alten 
            Völ=
ker Europas ſind daher Nationen. Im Augenblick ſind die 
            Tſche=
chen im Begriff eine zu werden. Mehrere durch den Vertrag von 
Verſailles ſelbſtändig gemachte Völker leiden heute darunter, daß 
ſie noch keine Nationen ſind. Der Grundirrtum jenes außerhalb 
des geſchichtlichen, nämlich im Geiſt des kolonialen Abendlandes, 
Amerikas, erdachten Vertrages iſt, daß er Völker eo jpso für 
            Natio=
nen hält, ein Irrtum der Demokratie des 19. Jahrhnderts, dem 
vergleichbar und aus ihm erzeugt, der ohne weiteres auch jedes 
Individuum für eine verantwortliche Individualität hielt. 
            Natio=
nen ſind Volksindividualitäten, und die Entwicklung vom Volk 
zur Nation der Leidensweg der Nation im Kampf um ihre 
            Gel=
tung, ihre Gefahr, in Hybris zu verfallen und zu ſtürzen, ihr 
            An=
trieb, ſich wieder zu erheben, zur Beſinnung zu kommen, ſowie die 
fatale Neigung, immer wieder dieſelben Fehler zu machen und 
dasſelbe Schickſal unbelehrt zu wiederholen, bis es zu ſpät zur 
Selbſtbeſinnung iſt, das alles vollzieht ſich gleich dem Schickſalsweg 
einzelner, in denen ſich ein ſchöpferiſcher Kern aus dem 
            unbewuß=
ten Individuum zur bewußten Individualität entwickelt. 
Für den individuellen, bewußt lebenden Menſchen wird im 
Gegenſatz zu dem blind dem Naturwerden und =vergehen 
            überlaſſe=
nen das Leben immer reicher, je älter er wird, denn das 
            Ver=
gangene bleibt ihm ſich dauernd mehrender innerer Beſitz. Das 
Panorama der Welt, das er überſchaut, wird immer weiter, der 
Sinn immer tiefer und durchſichtiger. Zu ſolchem dauernden 
            Wachs=
tum iſt freilich zweierlei notwendig, zunächſt das Gefühl der 
            Ein=
heit mit dem was er je war und je werden wird, und dann die 
Bereitſchaft, ſich immer zu dem Lebensalter zu bekennen, in dem 
er gerade ſteht. Möchte er dagegen aus Ueberſchätzung der 
            ver=
gangenen Jugend dieſe feſthalten, ſo wird der Mann zum ewigen 
Jüngling, die Frau zum ewigen Kind, d. h. während äußerlich 
Jugenderlebniſſe in ſchematiſchem Leerlauf wiederholt werden, 
            ver=
armt das Leben im Innern. 
Das gilt nun auch für die Nationen. Solche, die allzu heftig 
auf ihre Jugend pochen, kommen, ohne deshalb wirklich jung zu 
bleiben, äußerlich nicht aus den Flegeljahren heraus, begehen 
immer wieder die alten Fehler, die man Jünglingen verzeiht, aber 
erwachſenen Männern verübelt, und verfehlen leicht ihre wahre 
Aufgabe. Wohl gibt es innere Verjüngungsmöglichkeiten durch 
tief erfaßte Erlebniſſe. So haben ſich ſowohl Italien wie Deutſch=
 land durch ihre Einigung vor einem halben Jahrhundert „
            ver=
jüngt”, gleich wie reife Menſchen ſich in einer neuen Liebe oder 
Freundſchaft verjüngen können; aber ein Grundirrtum der beiden 
alten Kulturvölker wäre es, ſich darum wie neue Völker zu 
            füh=
len. Wir werfen uns daher heute ſelbſt den Anachronismus des 
wilhelminiſchen Gehabens vor, das ſich gern in einer neuen 
            Jüng=
lingszeit fühlte, wie in der Zeit, als Salier, Franken und 
            Hohen=
ſtaufen Mehrer des Reichs zwiſchen verworrenen und primitiven 
Völkern waren. Die Reichsgründung, die wir als Neubeginn 
            er=
lebten, erſchien den anderen nur als eine der vielen Wandlungen 
des Reichs innerhalb der deutſchen Geſchichte, und wir tun beſſer, 
als auf unſere Jugendlichkeit zu pochen, uns als ein altes Kulturvolk 
zu fühlen, das ſeit bald anderthalb Jahrtauſenden gemeinſam mit 
Frankreich und Italien die Schickſale des Abendlandes beſtimmt. 
Einen großen Fehler begeht das fasciſtiſche Italien in ſeiner 
allzu wörtlichen Rückbeziehung auf das Imperium Romanum, das 
heute die Welt ebenſowenig ertrüge wie ein neues Römiſches 
Reich Deutſcher Nation als maßgebendes Zentrum des Abendlan=
 die Andeutung der Gefahr, daß ſie, beſonders von ſeiner 
            Gefolg=
ſchaft, nicht hinreichend von den heute möglichen konkreten 
            poli=
tiſchen Formen geſchieden wird. 
Man wird vielleicht in dem Geſagten zunächſt einen 
            Wider=
ſpruch vermuten. Erſt prieſen wir die Lebendigkeit der in der 
Gegenwart fortbeſtehenden Vergangenheit, dann lehnten wir ein 
Gehaben ab, das damit gerade Ernſt zu machen ſcheint. Das iſt ſo 
zu verſtehen: es iſt etwas anderes den Sinn des Vergangenen als 
tiefen Zuſammenhang ſtets bewußt und wach zu erhalten, damit 
ſich immer wieder Sinn neu gebäre, als ſchematiſch auf alte 
            For=
men zurückzugreifen, die in vergangener Zeit den Sinn eines 
Menſchen= und Volkslebens wirkſam verkörpert haben, aber dies 
heute nicht mehr vermögen. Zwar werden und ſollen die Italiener 
immer das Volk Cäſars, wir das der Ottonen, Staufer und 
Luthers bleiben, aber wehe uns, wenn wir Lebensformen, 
            nach=
dem ſie ſich in der konkreten Wirklichkeit überlebt haben, nicht in 
das Reich der Idee zurücktreten laſſen. Nur von der ſich in der 
Form ſtets wandelnden Idee her können Nationen weiter 
            ſchöpfe=
riſch ſein; in reaktionärer oder romantiſcher Wiederholung 
            abge=
lebter Formen werden ſie gerade das Gegenteil tun, nämlich die 
ſchöpferiſchen Kräfte hemmen. 
Das Mittelalter glaubte die heidniſche Antike überwunden 
zu haben, die Renaiſſance das Mittelalter, Reformation und 
Gegenreformation die Renaiſſance, die Revolution den aus jenen 
erwachſenen Abſolutismus. Trotzdem beſtand in allen dieſen 
            Be=
wegungen ein Zuſammenhang. Nachdem die Errungenſchaften der 
Revolution ſich im 19. Jahrhundert ausgewirkt haben, erwarten 
wir nun ein Neues. Der Bolſchewismus vermeint, dies beſtehe 
in der Verneinung alles Geweſenen. Die beſten abendländiſchen 
Geiſter hingegen meinen das Gegenteil. Sie finden den nötigen 
Abſtand, um heute alles, was ſich im Abendland gegenſeitig oft in 
blutigem Vernichtungskampf abgelöſt hat, zum erſtenmal als 
            Gan=
zes zu verſtehen, innerhalb deſſen jede geſchichtliche Erſcheinung 
ihren unverrückbaren Stellenwert hat. Das iſt eben ſo fern von 
jenem Relativismus des 19. Jahrhunderts, der Wahrheit für einen 
griff hielt, wie von einem toten Eklektizismus, wie
 er im Altertum dem zerſetzenden Zeitalter des Relativismus folgte, 
Einer der vorzüglichſten abendländiſchen Geiſter, der Spanier Joſel 
Ortega y Gaſſet nennt dieſe neue Weltanſchauung von der einen 
Wahrheit, die ſich menſchlich immer nur in Teilaſpekten äußern 
kann. Perſpektivismus. Danach gibt es alſo eine Wahrheit, aber 
ihr Aſpekt wandelt ſich nach Ort und Zeit. 
Die daraus folgende praktiſche Erkenntnis lautet: Wir können 
und müſſen vieles uns Liebgewordene als Form der Revolution 
preisgeben, ohne in jene Verneinung dieſer Werte ſelbſt 
            einzu=
ſtimmen, die heute an der Oberfläche unſeres Lebens als der 
            mo=
derne Geiſt erſcheint und im Bolſchewismus konkrete Geſtalt ſucht. 
Das poſitive Neue unſerer Zeit liegt nicht im Vernichten alles 
            Be=
ſtehenden (das iſt nur Begleiterſcheinung), ſondern in der 
            Fähig=
keit, das Gegenſätzlichſte zu bejahen und dadurch dahinter das viel 
wichtigere Ganze zu ſehen. Auch die anfangs die Nation 
            ver=
neinenden Klaſſenkämpfer beginnen oberhalb des 
            Klaſſengegen=
ſatzes heute die Nation zu finden, die abendländiſchen Nationen 
oberhalb ihrer Kämpfe Europa zu ſehen, die den Zeitgeiſt gegen 
die Tradition verfechtenden Jungen oberhalb des Heute und 
Geſtern die Einheit einer Entwicklung zu gewahren, in der jede 
Gegenwart morgen in die Tradition eingehen muß. 
Dadurch, daß wir uns an keine zeitbedingte Form, am 
            wenig=
ſten an die unſerer nächſten Vorfahren, mehr gebunden wiſſen, 
fühlen wir uns von dem Geiſt der Vorkriegsjahrzehnte innerlich 
nicht mehr gehemmt, aber darum können wir nun jene Epoche, als 
eine Zeit geiſtigen Ordnens und äſthetiſchen Betrachtens, wenn 
auch ohne jede Verbindlichkeit für die ſpäteren Generationen 
            wie=
der gelten laſſen als eine Stufe der abendländiſchen Entwicklung. 
Es iſt eine heute weitverbreitete Meinung, daß die 
            Jünglings=
jahre die eigentlich produktiven ſeien. In der Tat treten in 
            ſpä=
teren Jahren kaum mehr ſo augenfällige Wandlungen ein, wie ſie 
ein junger Menſch erlebt und darſtellt, der aus der Einſtellung des 
Schülers allmählich oder plötzlich zu der eines ſelbſtändigen Weſens 
gelangt, das ſeine Richtung letztlich nur in ſich finden kann, wie 
vieles einzelne es auch noch hinzuzulernen vermag. Eine ſolche 
Wandlung von Belaugloſen zum Bedeutſamen macht der Menſch 
falls er ſie überhaupt macht — allerdings nur einmal durch, 
und wie ſehr auch künftig der Inhalt, ſeiner Bedeutung wechſeln 
mag; ja ſelbſt in dem umwälzendſten Fall einer echten Bekehrung 
dreht ſich doch nur der bisherige Menſch auf eine andere Seite, 
während er in jener Entwicklung vom Nichts zum bewußten Etwas 
überhaupt erſt individuell entſtand. Trotz dieſem zweifellos höcſt 
produktiven Ereignis der jugendlichen Selbſtentdeckung ſind, mit 
Ausnahme der ſtofflich vom Leben unabhängigen Muſik, doch die 
meiſten entſcheidenden Werke und Taten der Menſchen erſt in 
reifem Alter entſtanden. Selbſt bei Goethe, wo der Fall ganz 
            be=
ſonders zugunſten jugendlicher Schaffensmöglichkeit lag, kann man, 
ohne das Geſamtbild weſentlich zu entſtellen, eher den Werther 
und Götz als den Fauſt, die ſpäteren Gedichte und beſonders den 
reifen Menſchen ſtreichen. Bismarck begann erſt gegen ſein 
            fünf=
zigſtes Jahr der hiſtoriſche Bismarck zu werden, und die Geſtalt 
des genialen Laſſalle iſt darum ſo fragwürdig geblieben, weil ihn 
ein früher Tod verhinderte, die Schlacken der Jugend abzuwerfen 
und die Syntheſe der Reife zu vollziehen. 
Wir wiſſen heute, daß ſich die Gemeinſchaften nach ähnlichen 
Geſetzen entwickeln, wie die Einzelnen, nur ſind in ihnen die ver=
Rummer 287
Mittwoch, den 16. Oktober 1929
 Gefahrggellen für die franzöſiſche 
Aoinn. 
Geſpannke Beziehungen zwiſchen Regierung und 
Finanzlomrliſſion. — Der Radikale Kongreß. — 
            Miß=
krauen gegen die Seegbrüſtungskonferenz. 
Von unſerem A=Korreſpondenten. 
Paris, 15. Oktober. 
Zwiſchen der franzöſiſchen Regierung und der 
            Finanzkom=
miſſion der franzöſiſchen Kammer, das heißt zwiſchen der 
            Regie=
rung und Malvy, iſt eine Verſtändigung über die peinliche Frage 
der „Degrevements”, der Steuerherabſetzungen, 
            zuſtandegekom=
men. Das bedeutet fürs erſte eine innenpolitiſche Entſpannung, 
welche ſich in den erſten Tagen der Kammerdebatte fühlbar 
machen wird. Eine Milliarde 
            Steuerherabſetzun=
gen und eine Milliarde disponibles Geld, ſo 
            lau=
ten die großen Züge der Einigung. Man ſieht, Chéron hat nicht 
viel von ſeiner Steuerpolitik abhandeln laſſen. Die 
            Steuerherab=
ſetzungen ſind trotzdem nicht zu unterſchätzen, wenn auch 
            keines=
wegs von einer prinzipiellen Richtungsänderung der franzöſiſchen 
Steuerpolitik geſprochen, werden darf. Alle 
            Reibungs=
flächen zwiſchen Regierung und Finanzkommiſſion ſind noch 
nicht beſeitigt, und während der Kammerdebatte kann die 
Finanzpolitik noch ſehr gefährliche Angriffe erfahren. Die größte 
Gefahr ſoll der Regierung augenblicklich aber nicht von der 
Finanzkommiſſion, ſondern von dem bevorſtehenden Kongreß der 
Radikalen in Reims drohen. Die Radikalen wollen ſich ein 
klares und modernes Programm geben. Ihre vielen und zum 
Teil perſönlichen Mißerfolge in der letzten Zeit erklären ſie 
            da=
mit, daß ſie kein reales Programm beſaßen. Sie ſehen ſich jetzt 
bei allen Gruppen nach Verbündeten um und möchten durch 
zwiſchenparteiliche Kombinationen ihren Einfluß feſtigen. Wie 
der Kongreß in Reims auch entſcheiden mag, für den Augenblick 
wird die innenpolitiſche Lage immer verſchwommener. 
Die Grundſtimmung der Seeabrüſtungskonferenz gegenüber 
hat ſich nicht geändert. Mißtrauen auf der ganzen 
Linie. Frankreich braucht aber diesmal weniger zu fürchten, 
übervorteilt zu werden, wie bei der berühmten Waſhingtoner 
Konferenz; denn es kann mit ziemlicher Sicherheit auf die 
            Unter=
ſtützung von Italien und Jadan rechnen. 
Uebrigens zweifelt man in den maßgebenden Kreiſen in 
Paris noch immer, daß zwiſchen England und Amerika eine 
Verſtändigung in der Frage der Freiheit der Meere erzielt 
            wer=
den kann. England wird nach franzöſiſcher Auffaſſung nie auf 
die Blockade als Waffe verzichten können. Man ſtellt alſo auch 
die Möglichkeit einer engliſch=amerikaniſchen Diſſonanz in 
            Rech=
nung, trotz den Erfolgen Macdonalds. Japan neigt anſcheinend 
viel mehr dazu, an einem italieniſch=franzöſiſchen Block 
            teilzu=
nehmen, als dies urſprünglich zu erwarten war. Vielleicht kann 
man darin einen Erfolg der franzöſiſchen Diplomatie erblicken. 
Frankreich nimmt die Einladung zur 
            Seegbräſtungs=
konjerenz an. — Anfang Aovember große 
außenpolikiſche Debakte. 
EP. Paris, 15. Oktober. 
In einem Miniſterrat, der am Dienstag im Elyſée under dem 
Vorſitz des Präſidenten der Republik ſtattfand, hat die 
            fran=
zöſiſche Regierung beſchloſſen, auf die Einladung 
            Eng=
lands zur Teilnahme an der 
            Fünfmächtekonfe=
renz imnächſten Jahre zuſtimmend zu antworten. 
— Miniſterpräſident Briand hatte vorher ſeine Miniſterkollegen 
über die Probleme, die auf dieſer Konferenz zur Sprache 
            kom=
men werden, unterrichtet. Er ſtützte ſich dabei auf das Gutachten, 
das der Marineminiſter in den letzten Tagen ausgearbeitet 
hat. Die franzöſiſche Antwortnote dürfte in den 
nächſten Tagen, vielleicht noch Ende dieſer Woche, nach 
London abgehen. 
Im weiteren Verlauf der Sitzung beſchäftigte ſich der 
            Mi=
niſterrat mit dem Wiederzuſammentritt des Parlaments und der 
vor der Kammer einzuſchlagenden Taktik. Die Miniſter be=
 ſchloſſen, die Kammer aufzufordern, ſofort mit der 
            General=
debatte über das Budget für 1930 zu beginnen. Bevor 
die Kammer dann in die Beratung der einzelnen Kapitel eintritt, 
alſo vorausſichtlich Anfang November, wird die 
            be=
deutſamſte politiſche Außendebatte dieſer 
            Seſ=
ſion, nämlich die über die Haager Abkommen, 
            ein=
geſchaltet werden. — Bei dieſer Gelegenheit werden auch die 
zahlreichen Interpellationen über die allgemeine Außen= und 
            In=
nenpolitik der Regierung, alſo auch die Interpellationen über die 
Rheinlandräumung, vor dem Plenum zur Sprache kommen. 
Ueber dieſe Tagesordnung wird die Regierung ſofort am erſten 
Tage des Wiederzuſammentritts der Kammer die 
            Vertrauens=
frage ſtellen. Wahrſcheinlich wird Miniſterpräſident Briand ſelbſt 
die Anſichten und die Vorſchläge der Regierung verteidigen. 
Finanzminiſter Chéron erſtattete ferner Bericht über die 
Budgetberatungen vor der Finanzkommiſſion der Kammer ſowie 
über die Bedingungen, unter denen das Budget für 1930 vor dem 
Kammerplenum eingebracht werden ſoll. 
Die ikalieniſche Ankwork auf die Einladung 
in London eingegangen. 
EP. London, 15. Oktober. 
Die Antwort der italieniſchen Regierung auf die engliſche 
Einladung zur Teilnahme an einer Fünfmächte=
            Marineab=
rüſtungskonferenz in London iſt heute im Foreign Office 
            ein=
gelaufen. Ueber ihren Inhalt iſt bisher offiziell nichts bekannt 
geworden. Die Antwortnote wird morgen zur Veröffentlichung 
freigegeben werden. 
Macdonald auf der Reiſe nach Kanada. 
EP. New York, 15. Oktober. 
Der engliſche Premierminiſter Maedonald iſt geſtern abend mit 
            ſei=
ner Tochter in Niagara Falls eingetroffen. Seine Reiſe durch den 
Staat New York glich einem wahren Triumphzug. In Albany, Utica, 
Syracus. Rocheſter und Buffalo hatten ſich gewaltige Menſchenmengen 
angeſammelt, die den durchreiſenden Premier wit begeiſterten 
            Zu=
rufen empfingen. In Rocheſter verließ Macdonald einen Augenblick 
den Wagen. Auf dem Bahnſteig wurde er von der jubelnden Menge 
derart eingeſchloſſen, daß er nicht mehr zu ſeinem Zug zurückkehren 
konnte und dieſer ſich ohne ihn in Bewegung ſetzte. Als man das 
Fehlen des Premierminiſters bemerkte, kehrte der Zug in die 
            Bahn=
hofshalle zurick. In Buffalo folgte Macdonald einer Einladung des 
Bürgermeiſters und Stadtrats zur Beſichtigung der Stadt. Er erreichte 
ſeinen Zug im Kraftwagen nur auf der nächſten Station. Auf einem 
Banket in Niagara Falls hielt Macdonald eine kunze Anſprache, in der 
er der amerikaniſchen Regierung und dem amerikaniſchen Volke für 
die ihm und damit ſeinem Lande dargeb=aeſten Sympathiekundgebungen 
dankte. Er freue ſich darüber, daß er außer dem großen Vorteil für 
den Weltfrieden, die ſeine Fühlungnahme mit den offiziellen Stellen 
der Vereinigten Staaten gebracht habe, nach Großbritannien auch die 
Freundſchaft des amerikaniſehen Volkes mitnehme. Der 
            Premiermini=
ſter beſichtigte dann die aus Anlaß ſeines Beſuches feſtlich beleuchteten 
Waſſerfille in Niagara. Heute früh ſetzte er ſeine Reiſe nach Kanada 
fort. Er wird ſich zunächſt nach Toronto begeben, 
Differenzen im rumäniſchen Regenkſchaftsral. 
EP. Bukareſt, 15. Oktober. 
Großes Aufſehen erregt ein Artikel des „Univerſul”, der ſich 
mit den angeblichen Erklärungen der Königinwitwe Maria über 
die Regentſchaftswahl beſchäftigt. Danach habe die Königinwitwe 
mitgeteilt, daß vor der Wahl ihr die Regierung den Antrag 
            ge=
ſtellt habe, ſie als drittes Mitglied des Regentſchaftsrates zu 
            wäh=
len, jedoch unter der Bedingung, daß Prinz Nicolaus aus dem 
Regentſchaftsrat ausſcheide. Miniſterpräſident Maniu habe der 
Königin dafür eine Erhöhung ihrer Zivilliſte verſprochen. Die 
Königinwitwe habe dieſes Angebot abgelehnt, weil ſie nicht 
            ge=
neigt geweſen ſei, auf Koſten ihres Sohnes Regentin zu werden. 
Miniſterpräſident Maniu hat unter dem Eindruck dieſer 
            Erklä=
rungen den Hofminiſter Hiott beauftragt, bei der Königinwitwe 
anzufragen, ob die vom „Umiverſul” wiedergegebenen 
            Erklärun=
gen von ihr ſtammen. — Um 6 Uhr abends trat ein Miniſterrat 
zuſammen, um ſich mit dem neuen Konflikt zwiſchen Regierung 
und Königinwitwe zu befaſſem. 
 zrbenierparnoieg 
Sieg der Arbeiterparkei in Auſkralien. 
EP. Melbourne, 15. Okt. 
Die Arbeiterpartei hat nach den bisherigen Wahlreſultaten, 
die indeſſen noch nicht vollſtändig ſind, insgeſamt 43 der 75 Sitze 
des auſtraliſchen Unterhauſes errungen. Die Arbeiterpartei 
dürfte auf Grund der letzten Ergebniſſe mit einer Mehrheit von 
11 Sitzen in das Unterhaus einziehen. 
Die Wahlen zum auſtraliſchen Parlament haben einen 
            ge=
waltigen Sieg der Arbeiterpartei gebracht, ſo daß dieſe über die 
abſolute Mehrheit im Parlament verfügt. Damit iſt die 
            inner=
politiſche Entwicklung für die nächſten Jahre in Auſtralien 
            ſeſt=
gelegt. Ob die ſozialiſtiſche Mehrheit gerade einen großen 
            Vor=
teil für das Land darſtellt, iſt eine andere Frage. Seit 14 
            Jah=
ren ſind die Sozialdemokraten ununterbrochen in der Regierung 
und haben die Politik des Landes maßgebend beeinflußt. In 
dem „Arbeiterparadies” ſieht es nun lange nicht ſo aus, wie es 
ſo oft von ſozialiſtiſcher Seite geſchildert wird. Die 
            Soziali=
ſierung, die von der Arbeiterpartei in Auſtralien vielfach 
            ver=
ſucht wurde, hat den Arbeitern zwar hohe Löhne, aber dem 
Lande ſelbſt große Fehlbeträge in ſeinen Haushaltsplänen 
            ge=
bracht. Die Wirtſchaft des Landes iſt in den letzten zehn Jahren 
kaum oder gar nicht vorwärts gekommen. Es wurden große 
Wirtſchaftsbetriebe von der öffentlichen Hand errichtet, die aber 
meiſt nicht günſtig einſchlugen und nach einigen Jahren aufgelöſt 
werden mußten. Die Eiſenbahnen befinden ſich in einem recht 
ſchlechten Zuſtand und außerdem ſind Hunderte von Millionen 
Mark bei den Eiſenbahnen als Verluſte zu buchen. Das Steigen 
der Löhne hatte natürlich auch eine Vergrößerung der 
            Lebens=
haltungskoſten zur Folge, ſo daß die Arbeiter nichts davon 
            hat=
ten. Staatliche Schlächtereien und Konſervenfabriken ſollten die 
Arbeiterbevölkerung mit billigen Lebensmitteln verſorgen. 
Ueberall wurden ſtaatliche Fiſchläden errichtet, die zu billigen 
Preiſen Lebensmittel abgaben. Staatliche Gruben, 
            Hochofen=
anlagen und ſonſtige Induſtrieunternehmingen wurden mit 
            ie=
ſigen Koſten aufgebaut, aber bald zeigten ſich große Veriuſte. 
Dabei litt aber das Land immer unter der Arbeitsloſigkeit, 
            wo=
gegen auch keine neu errichteten Staatsbetriebe halfen. Bei all 
dieſen Sozialiſierungsbeſtrebungen ſtand, die Arbeiterpartei in 
keinem entſcheidenden Kampf gegen das kapitaliſtiſche 
            Unterneh=
mertum, ſondern die Regierung wollte in erſter Linie die 
            Ar=
beiterbevölkerung mit billigen Waren verſorgen, um dadurch die 
Lebenshaltung der Arbeitermaſſen zu heben. Für dieſe 
            Experi=
mente lagen in Auſtralien in den letzten zehn Jahren ſehr 
            gün=
ſtige Bedingungen vor, und trotzdem ſind doch nur ſo geringe 
Erfolge zu verzeichnen. Ein großer Nachteil der überſpannten 
Sozialpolitik iſt die faſt völlige Verödung des Landes, weil die 
gute Lebenshaltung der Arbeiter in den Städten dieſe hier 
            feſt=
hält. Niemand will auf das Land hinaus arbeiten gehen, und 
daher nimmt die Größe der unbebauten Gebiete immer weiter zu. 
Die Arbeitertartei, geſtützt auf die Gewerkſchaften, beherrſcht die 
Lage faſt ausſchließlich. Alle Arbeiter müſſen Gewerkſchaften 
angehören, die von der Zentralſtelle geleitet werden. Auſtralien 
kann wirtſchaftlich nur dann aufblühen, wenn es einen großen 
Einwandererſtrom auf ſich lenkt, damit die großen Schätze des 
Landes gehoben werden können. Die Arbeiterpartei ſteht aber 
jeder Einwanderung ſcharf ablehnend gegenüber. Vor allem 
wendet ſich die Arbeiterpartei und damit die Regierung gegen 
die Einwanderung anſpruchsloſer Arbeiter, wie etwa Italiener 
und Angehörige der Balkanvölker. Durch jede Einwanderung 
von Arbeitskräften würden die außerordentlich hohen 
            Arbeits=
löhne gedrückt werden. An ſich iſt ſeit dem Dezember 1925 die 
Einwanderungsſperre aufgehoben worden, jedoch findet kein 
Einwanderer ohne Beherrſchung der engliſchen Sprache Arbeit. 
Die Gewerkſchaften gehen ſogar ſo weit, die Entfernung aller 
Nichtengländer aus den Betrieben zu fordern und ſtellen auch in 
die ihnen gehörigen Unternehmungen keine Einwanderer ein. 
Auch für deutſche Einwanderer ſind die Verhältniſſe 
            außerordent=
lich ſchwierig, ſo daß ſie nicht mit Beſchäftigung rechnen können, 
obwohl an allen Ecken und Enden tüchtige und fleißige Arbeiter 
geſucht werden. In den Großſtädten herrſcht Arbeitsloſigkeit, und 
auf dem Lande ſind auch für Einwanderer wenig 
            Arbeitsmög=
lichkeiten, zumal die Farmer mit Maſchinen in größtmöglichem 
Umfange arbeiten, weil die Arbeiterfrage zu ſchwierig geworden 
iſt. Die Geſamtbevölkerung Auſtraliens beträgt etwa 6 
            Millio=
nen Menſchen, wovon allein 45 v. H. in den Großſtädten leben. 
Ein Hafenarbeiter verdient in der Woche rund 300 Mark. 
            Aehu=
lich iſt es bei den anderen Berufen. Spezialarbeiter für 
            ſchwie=
rige Arbeiten erhalten Stundenlöhne bis zu 20 Mark. Die 
wöchentliche Arbeitszeit beträgt 44 Stunden. Die geſetzliche 
Arbeitszeit iſt ſo geregelt, daß Samstags mittags alle Betriebe 
geſchloſſen werden müſſen.
 ſchiedenen Funktionen auf verſchiedene Individuen verteilt. So 
iſt das Bewußtſein des Gemeinſchaftsgeſchehens immer nur in 
igen wach, und je nachdem es klar oder verworren iſt, werden 
ſie den Sinn einer Gemeinſchaft zu verwirklichen zu trüben ja 
ganzlich zu vernichten imſtande ſein. So gibt es neben dem Fatum 
auch die Freiheit zum Sinn oder gegen den Sinn des Geſchehens. 
Wie es aus eigener Schuld geſcheiterte Einzelne gibt, ſo auch 
            ge=
ſcheiterte Völker. Die Gefahr des Scheiterns beſteht ſogar bis weit 
über die erſten großen Erfolge hinaus. 
Wenden wir dieſe allgemeinen Einſichten nun auf die Frage 
des werdenden und erſehnten Europas an, ſo ergibt ſich folgendes: 
Es läßt ſich vom Altertum her eine Schickſalslinie, eine Entelechie, 
verfolgen, die nach einer Vereinheitlichung des Erdteils zielt und 
auch mehrmals in relative Verwirklichung eingetreten iſt, aber 
immer wieder an der mangelnden Bewußtheit des Gewordenen, 
nie ganz Verſtandenen, ſcheiterte. Nicht anders geht es in einer 
genialen Einzelentwicklung. Nach Zuſammenbrüchen erkennt der 
Entwicklungsfähige immer erſt, was er eigentlich gemeint hat, und 
bewußt werden kann es ihm nun deshalb, weil es immerhin 
            teil=
weiſe vor ſeinen Augen Geſtalt gewann. Es iſt wahr, die großen 
Dinge kommen von ſelbſt, und wir können ſie nicht zwingen, aber 
es iſt falſch, zu ſagen: es kommt doch, wie es kommen muß; denn 
für die Verwirklichung hängt alles davon ab, ob wir die Gnade 
anzunehmen bereit ſind. Darum ergeben erſt Fatalismus und 
Willensfreiheit zuſammen die Wahrheit. Wir können ſehr wohl 
etwas für die Verwirklichung der Idee Europa tun, die ſich vor 
den Blicken des Geſchichtsbetrachters mehrmals zu geſtalten ſchien, 
um immer wieder dem Chaos des Nichtverſtehens Platz zu machen. 
Wir müſſen uns alſo heute genau ſo verhalten wie der 
            Ein=
zelne nach einem Zuſammenbruch. Er muß ſich vergegenwärtigen, 
was ſchon einmal ſeine Wirklichkeit war, und dabei wird er 
            er=
kennen, daß es nur eine Teilwirklichkeit geweſen iſt, die darum 
zerbrechen mußte, weil ſie viele Kräfte unberückſichtigt ließ. So lebt 
der einzelne Menſch und ſo leben Völker, und nur in Augenblicken 
höchſter Gefahr gibt es volle Selbſtbeſinnung mit der Ausſicht auf 
Totalgeſtaltung aller Kräfte. Dann entſtehen die großen 
            ausge=
glichenen Kulturen, wie in Europa die franzöſiſche und die 
            bri=
tiſche, während in der deutſchen die innern Kräfte noch 
            gegenein=
ander wüten, obgleich gerade dies überreiche, aber verworrene 
Deutſchland den Europäer hervorgebracht hat, in dem ſich der 
Sinn europäiſchen Menſchentums am univerſellſten ausdrückt: 
Goethe. 
* Der Rigi und der Zeppelin. 
Als Streſemann kurz vor ſeinem Tode vergeblich Erholung 
in Vitznau am Vierwaldſtätterſee ſuchte, erzählten die Leute am 
See, das deutſche Luftſchiff komme zum Rigi, um Streſemann zu 
begrüßen. Es ſchien den Schweizern ſelbſtverſtändlich, daß die 
erſte Schweizer Rundfahrt des berühmten Zeppelin zugleich eine 
Ehrenbezeugung für den berühmten deutſchen Außenminiſter 
ſein müſſe. Streſemann war dann aber gezwungen, einen Tag, 
bevor das Luftſchiff kam, nach Berlin abzureiſen, dem Tode ent=
 gegen. Wir aber, die noch am herbſtlich prangenden See ein 
paar Tage weilen durften, ſahen den Zeppelin dann drei Tage 
hintereinander am Rigi entlang ſteuern und konnten, 
            unvergeß=
lich, vom Rigigipfel aus durch Stunden hindurch ſeinen Weg 
verfolgen. Ein ſchönerer und beſſerer Beobachtungspunkt iſt 
aber auch kaum zu finden, als der Rigi=Kulm, dieſer 
            Ausſichts=
berg der Schweiz, der wie kein anderer nach allen Seiten hundert 
Kilometer weit einen Rundblick geſtattet. 
Aber nicht nur geſehen haben wir den Zeppelin, erlebt haben 
wir ihn. Drei Stunden lang war er in unſerm Blickfeld. Man 
wird den deutſchen Silberfiſch ſonſt kaum ſo lange Zeit hindurch 
mit ſeinen Blicken verfolgen können. Vom flachen Erdboden 
aus beobachtet oder irgendwo auf dem weiten Meere, auch von 
niederen Bergen aus bleibt der Zeppelin nur kurze Zeit bei 
ſeinem raſchen Fluge im Geſichtsfeld. Vom Rigi aber war er 
bei ſtrahlendem Sonnenſchein bereits zu ſichten, als er in ſiebzig 
Kilometer Entfernung ſeine Kreiſe um die Jungfrau zog, und er 
entſchwand erſt den Blicken, als er am Säntis vorbei an die 
hundert Kilometer fern über dem Rheintal ins Engadin 
            hinein=
flog. Drei Stunden ſah man ihn durch den blauen Aether 
            wan=
deln, erſt als kleiner, fingerlanger Fiſch, dann näher kommend, 
immer größer und glänzender werdend, und ſchließlich in 
            ergrei=
fender Nähe und in gleicher Höhe mit uns neben dem Rigi 
            ſei=
nen Weg nach Zürich nehmend. Dann tauchte er nach wenigen 
Minuten wieder aus dem Dunſt und Nebel der großen Stadt auf 
und flog, immer als blitzender Fiſch ſichtbar, vom Weſt nach Oſt 
am nördlichen Himmel hinüber zu den Bergen des Säntis weit 
im Oſten und hinter die Barrikaden der Engadiner Alpen. 
Man bedenke, was drei Stunden heißen. An die dreihundert 
Kilometer muß der Zeppelin in all ſeinen Bogen und 
            Wen=
dungen in der Luft während dieſer Zeit, dahingeſchwebt ſein. 
Wir ſchauten und ſchauten. Man vergaß alles andere ringsherum. 
Selbſt die herrliche und unbeſchreibliche Ausſicht des Rigi trat 
faſt zurück. Es gab zwiſchen all den fremden Menſchen dort 
oben auf dem Gipfel ebenſo wie bereits bei der Auffahrt mit der 
ausſichtsreichen Rigibahn nur ein Geſprächsthema: den 
            Zeppe=
lin. Man gewann den Eindruck, daß die Schweizer geradezu 
tolz darauf waren, daß der Zeppelin ſo oft ihre Heimat beſuchte, 
und dadurch indirekt beſtätigte, daß es kaum ein anderes Land 
in Europa gibt, in dem ſich ſo viel bezaubernde Fernblicke bieten 
wie in dieſem Vaterland der Ausſichtsberge. Und ſie fanden es 
ſelbſtverſtändlich, daß der deutſche Vogel immer wieder an ihrer 
berühmteſten Ausſichtswarte vorbeiſegelte, am Rigi. 
Herrlich, wie dieſer Zebpelin heranſchwebte und hinwegeilte 
Wie froh waren wir Deutſchen dort oben auf Rigi=Kulm in 
            die=
ſen Stunden, in denen wir die Bewunderung der anderen Gäſte
 vernahmen. Es tat wohl, überall ſo uneingeſchränkt die Freude 
und den Genuß äußern zu hören, die von Schweizern, 
            Hollän=
dern, Engländern und Amerikanern gezeigt wurde, als ſie dieſes 
Wunders einer dreiſtündigen Zeppelinſchau teilhaftig wurden. 
Das Luftſchiff einmal nicht über ſich zu ſehen, ſondern unter 
und neben ſich, bot einen ganz ſeltenen Reiz. Daß dieſes 
Bild durch den Blick auf die fernen Schneefelder und Gletſcher 
des Berner Oberlandes gehoben wurde, daß die vielverzweigten 
blauen Seen zu Füßen des Rigi die Majeſtät des Fluges dieſes 
Luftſchiffes noch unterſtrichen, war eine Häufung der Eindrücke, 
wie ſie wohl nur in den großen Stunden des Glücks beſchert 
wird. Nicht mehr ſchemenhaft zog hier ein der Erdſchwere 
            ent=
rückter Bote der Menſchheit durch den Himmel, ſondern ganz 
weſenhaft, unterſtützt von Berg und Tal, See und Gletſcher 
ſchwebte dieſer Zeppelin zwiſchen Himmel und Erde. Denn wir 
ſtanden ihm zur Seite, wir ſahen ihn neben uns und mußten 
nicht, wie die Leute in der Tiefe, ihn hoch in den Lüften ſuchen, 
den Rigi=Zeppelin. 
Der 1929er ſoll getauft werden! Neuſtadt rüſtet zu ſeinem 
großen Weinleſefeſt. Neben den vielen Darbietungen bei dieſem 
Feſte wird auch die Taufe des diesjährigen Weines vorgenommen 
werden. Dazu wird um Einreichung origineller Vorſchläge 
            ge=
beten, die an den Neuſtädter Verkehrsverein zu richten ſind. Es 
wurde in letzter Zeit laut, den Wein „Befreiungswein” zu 
            nen=
nen. Dazu muß erklärt werden, daß erſtens dieſe Bezeichnung 
zu trocken für ein ſo koſtbares Naß iſt und zweitens wird die 
Pfalz ja erſt 1930 frei! Alſo muß man einmal nach anderen 
Namen Ausſchau halten. Wie wäre es, wenn man zum ewigen 
Gedenken an die Schande, die dem pfälzer Volke durch die 
            far=
bige Beſatzung angetan wurde, den diesjährigen Wein „Schwarze 
Schmach” taufte oder „Pfälzer Not”? Oder wenn man den 
Wein im Hinblick auf den ſehnlichſten Wunſch des Pfälzers nach 
Freiheit von fremden Druck „Pfälzer Hoffnung” nennen würde 
oder wegen des letzten ſtrengen Winter mit ſeinen ſchädlichen 
Fröſten „Froſtgeburt‟? 
p. 60 Jahre Speiſewagen. Vor 60 Jahren machte der erſte 
Speiſewagen ſeine Erſtlingsreiſe. Es war dies im Jahre 1869 
in den Vereinigten Staaten. Da die Pacifiebahn in 7 Tagen die 
Fahrt von New York nach San Francisco ausführte, ſo 
            erfor=
derte es die elementarſte Sorge für die Bequemlichkeit, daß die 
Reiſenden im Zuge ſelbſt Ruhe und Verpflegung genießen 
            konn=
ken. So entſtanden die Speiſewagen, die Sprungfederbetten 
und einen Speiſeſaal enthielten. Der Erfolg dieſer fahrenden 
Hotels war ſo bedeutend, daß andere Länder alsbald ſolche 
Wagen ſich beſchafften.
Seite 4
Mitiwach, den 16. Oftober 13
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M ttwoch, den 16 Oktober 1929, nachm. 3 Uhr, im 
Gewerkſchaftshaus, Bismarchſtr. 19, in Darmſtadt 
Oeffentliche Verſammlung 
Tagesordnung: 
Das ſoziale Elend und unſer Kampf. 
Referent: Kollege Rudolf Karſten, Berlin. 
Kollege Karſten iſt, einer der beſten 
Kenner unſerer ſozialen Geſetzgebung, und 
dürfte es im Intereſſe ſämtlicher 
            Renten=
bezieher aus der Invaliden= und 
            Unfall=
verſicherung liegen, reſtlos in der 
            Verſamm=
lung zu erſcheinen. Zu dieſer 
            Verſamm=
lung laden wir alle Rentenbezieher und 
Sozialbedürftigen ergebenſt ein. (16198 
Ortsgruppe Darmſtadt: K. Schnepper.
 Heute sowie jeden Samstag 
Kaffee- und Kuchentag
 in der 
Waldesruh bei Traisa 
Gedeck Mk. 1.00 — Kinderspielplatz — Tierschau. 
oooooeoeooooeeoeoeoeeeebeeeseeeees
 GafgantesDarlngansg 
Nan kagſang: 
Unseren werten Gästen,der Nachbarschaft, 
allen Freunden und Bekannten zur getl. 
Kenntnis, dat wir unseren 
            Reskau-
rokionsbekrieb ab heute nach 
Wieder-Ramstädterstrasse 64 
(Ecke Heinrichstraße) 
verlegt haben. 
Für das uns seit 2 Jahrzehnten erwiesene 
Vertrauen danken wir hiermit herzlichst 
und bitten, dasselbe uns auch ternerhin 
zu bewahren. 
(16215 
Fritz Lautensokläger u. Frau
 Verband d. weiblichen Handels= 
und Büroangeſtellten e. B. 
Geſchſt. Darmſtadt, Wilhelminenſtr. 19, I. 
Heute abend 8 Uhr. im Grünen Zimmer 
bei Chriſt: Lichtbildervortrag: 
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Ernst-Ludwigstr. 11, Tel. 2194 (15078a
Schützenſtraße 12
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g Telephon 1426
 Donnerstag, 
d. 17 Oktober 1929, 
abends 8 Uhr, 
im Muſikvereinsſaal 
(Steinſtraße 24): 
Biolin=Abend 
 
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            Mon=
tag, den 21. Oktober 1929 in der höheren 
Landesbauſchule von 7—9 Uhr. 
Anmeldung beim Hausmeiſter daſelbſt 
erwünſcht.
 
            Bütnen-
volksbund. 
Donnerstag, den 24. 
Oktober 1929, abds. 
8 uhr, in der Aula 
des Realgymnaſiums 
Kirchſtraße (16238b 
            Mitglieder-
versammlung. 
Einlaß gegen 
            Vor=
zeigen d. Mietkarten. 
Einführungv Gäſten 
durch Mitglieder 
            ge=
ſtattet. Der Vorſtand.
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Mittwoch, den 16. Oktober 1929
Seite 3
 Aus der Sundeshauptftäut. 
Darmſtadt, 16. Oktober. 
— Heſſiſches Laudestheater. Verdis „Troubadour” wird als 
nächſte Opernneuheit des Landestheaters in neuer Inſzenierung von 
Apthur Maria Rabenalt und Wilhelm Reinking unter muſikaliſcher 
Leitung von Carl Maria Zwißle: am Mittwoch, dem 23. Oktober, 
            erſt=
malig zur Aufführung kommen Die Titelpartie wird von Hans Grah! 
geſungen werden. 
Die „Dreigrofchenoper” von Brecht und Weill, der ſtärkſte 
Schauſpielerfolg der letzten Jahre, kommt heute Mittwoch um 2 
            Uh=
im Großen Haus mit den Kräften der Erſtaufführung (Hinz, Hoffart, 
Keßler, Gothe, Maletzki, Conradi, Mosbacher) zur Wiederholung. 
(Miete B.) 
„Amphitrhon”, ein Luſtſpiel nach Moliere von Heinrich 
von Kleiſt, gelangt morgen Donnerstag um 20 Uhr im Großen Haus 
in der Inſzenierung Carl Eberts zur Aufführung. In den 
            Haupt=
rollen: Ebert, Conradi, Nürnberger, Minetti, Pfaudler, Gothe. 
(Miete B.) 
„Der Poſtillon von Lonjumeau”, komiſche Oper von 
Adam, wird morgen Donnerstag um 19,30 Uhr im Kleinen Haus in 
Szene gehen. Die Titelpartie ſingt erſtmals Otto Stadelmaier. In 
den übrigen Hauptrollen: Walter, Kuhn, Vogt und Ney. (
            Zuſatz=
miete III.) 
Die ſeinerzeit wegen der Trauerfeier für den Neichsaußenminiſter 
Dr. Streſemann abgeſagte Vorſtellung der Heſſiſchen Spielgemeinſchaft 
„Die verborgene Aehnlichkeit” findet nunmehr am 
            Sonn=
tag, dem 20. Oktober, um 20 Uhr, im Kleinen Haus außer Miete ſtatt. 
Kulturfilmbühne im Kleinen Haus. Heute Mittwoch, 
um 16 und 20 Uhr, finden im Kleinen Haus des Landestheaters die 
beiden letzten Aufführungen des Sportgroßfilms „Mit dem 
            Flug=
boot rund um Afrika” (Der Flug des Kapitäns Cobham) und 
des Großfilms „Die Wunder des Films” mit Vortrag von 
Frau Ilona Grundig, ſtatt. 
— Bella Siris im Orpheum. Heute, Mittwoch, 16. Oktober, findet 
das erſte Gaftſpiel der norwegiſchen Tanztragödin und 
            Schönheitstän=
zerin Bella Siris ſtatt. — Die gefeierte Künſtlerin, welche von einer 
erfolgreichen Tournee, die ſie über namhafte Theater, die National= 
Theater Mannheim, Stadt=Theater Köln, Landes=Theater Darmſtadt, 
Schauſpielhaus Düſſeldorf, Stadt=Theater Karlsbad. Kur=Theater 
            Fran=
zensbad, Comedie Genf, Komiſche Oper Eſſen uſw. führte, zurückgekehrt, 
wird im erſten Teil ihres Programmes einen Demonſtrationsvortrag 
über die Geheimniſſe der modernen Körperpflege, über ſchwediſche 
Frauen=Gymnaſtik, die idealen Bewegungen höchſt entwickelter Tanzkunſt 
halten, ein Thema, das nicht nur für die Weiblichkeit, ſondern auch 
füir Männer höchſt aktuell iſt. Der zweite Teil des Programmes beſteht 
aus der Darbietung der bekannten und berühmten Tanz=Masken, Tanz= 
Viſionen und Tanz=Geſtalten, in welchen die viel bejubelte Künſtlerin 
große Erfolge erzielte. Die von der Künſtlerin getragenen Toiletten 
ſtammen aus den Modehäuſern Poiret (Paris), Redfern (London) und 
Pruſchinſty (Berlin). Die Darbietungen der Bella Siris werden noch 
umrahmt durch eine Reihe auserleſener Kunſükräfte des internationalen 
Varietés. Die Preiſe der Plätze ſind nicht erhöht und hat der 
            Vorver=
kauf bereits in den bekannten Verkaufsſtellen begonnen. (Siehe Anzeige.) 
— Bühnenvolksbund. Um die Wünſche unſerer Mitglieder zur 
Spielplangeſtaltung entgegenzunehmen, halten wir am Donnerstag, den 
24. Oktober 1929, abends 8 Uhr, in der Aula des Realgymnaſiums eine 
Mitgliederverſammlung ab, zu der unſere Mitglieder herzlichſt 
            einge=
laden ſind. Als Ausweis dienen die Mietkarten. Durch Mitglieder 
            ein=
geführte Freunde ſind willkommen. (Siehe Anzeige.) 
— Volksbühne. Die Mitglieder der Volksbühne erhalten zu dem 
am 21. Oktober 1929, 20 Uhr, im Kleinen Haus ſtattfindenden Sonaten= 
Abend von Edmund Weyns Eintrittskarten zu ermäßigtem Preiſe 
(1,50 Mark, nur gute Plätze) in der Geſchäftsſtelle der Volksbühne, 
            Eli=
ſabethenſtraße 34 (Haus Alter). 
— Volkshochſchule. Bei der außerordentlichen Bedeutung, die der 
Elektrizität heute im Haushalt, Verkehr und Induſtrie zukommt, wird 
es allgemein begrußt, daß ein Lehrgang der Volkshochfchule Aufſchluß 
geben wird über das, was jeder einzelne von der Elektrizität wiſſen 
muß. Der ganze Vorgang von der Erzeugung der Elektrizität bis zum 
Verbrauch wird durch Bilder, Experimente und Vorführung moderner 
Geräte erläutert. Die Vorleſungen finden ſtatt Dienstags, ab 22. 
Oktober. 
. — Hausfrauenbund. Wir beabſichtigen, in der nächſten Woche 
einen Abendkurſus für die neuzeitliche Ernährung in unſerer Kiiche, 
Heidelberger Straße 7, abzuhalten. Bei der Wichtigkeit, die von der 
richtigen Ernährung für den menſchlichen Körper abhängt, iſt rege 
            Be=
teiligunge ſehr erwünſcht. Auskunft und Anmeldung bei Fr. Weiße, 
Wienersſtraße 93 I, täglich von 10—2 Uhr. 
— Hausfrauenbund. Die Kleiderſtelle, Woogsplatz 3, macht darauf 
aufmerkſam, daß zurzeit großer Bedarf an Herrenkleidern beſteht. 
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Wir 
geben unſeren Mitgliedern und deren Angehörigen davon Kenntnis, daß 
wir von der Heſſiſchen Eiſenbahn=Aktien=Geſellſchaft Darmſtadt eine 
            Ein=
ladung zu einem Vortrage von Herrn Ingenieur Wild aus Berlin über 
„Gute und zweckmäßige Haushaltbeleuchtung, die Forderung der Zeit” 
erhalten haben, der am Dienstag, den 22. Oktober, abends um 8 Uhr, 
im Saalbau ſtattfindet. Freier Eintritt! Zu dieſer Veranſtaltung ſind 
unſere ſämtlichen Mitglieder mit Angehörigen, insbeſondere auch die 
Damen, herzlichſt eingeladen. 
— Wanderehrungsabend des Odenwaldklubs „Frankonia‟ Darmſtadt. 
Am Samstag hielt der Odenwaldklub „Frankonia” im Saale des 
„Rummelbräu” ſeine Wanderehrungsfeier ab. Die gelungene 
            Veran=
ſtaltung, in deren Kernpunkt die Anſprache des 1. Vorſitzenden und an 
ſie anſchließend die Dekorierung von 5 Damen und 17 Herren mit der 
ſilbernen Nadel ſtand, nahm in allen Teilen einen harmoniſchen Verlauf. 
Eine beſondere Note wußte ihr der Geſangberein „Konkordia” zu 
            ver=
leihen, indem er die Feier durch ſeine von gediegenem Können 
            zeugen=
den Geſangsvorträge in würdiger Weiſe umrahmte. Den muſikaliſchen 
Teil hatte wieder das Harmonieorcheſter Darmſtadt übernommen, das 
durch ſeine ſchmiſſige Vortragsfolge für die muſikaliſche Unterhaltung 
ſorgte. Eine beſondere Ueberraſchung bot Herr Hartmann, der durch 
ſeine klangvollen Xylophonſolovorträge ungeteilten Beifall bei den 
            Zu=
hörern fand. Mit einigen humoriſtiſchen Vorträigen und einem flotten 
Tanz bei fröhlichem Zuſammenſein bis in die frühen Morgenſtunden 
fand die ſchlichte Wanderehrungsfeier ihren Ausklang. 
— Freunde der Darmſtädter Nealanſtalten. Wir verweiſen unſere 
Gäſte und Mitglieder auf die Führung durch das Schloßmuſeum, die 
am Sonntag, den 20. Oktober, pünktlich vormittags 10 Uhr beginnt. 
Die reichen Waffen= und Uniformenſammlungen, die hiſtoriſchen 
            Innen=
räume mit der ſehenswerten Ausſtattung und vor allem Holbeins 
            Ma=
donna ſind eines recht zahlreichen Beſuches wert. Wir bitten unſere 
Mitglieder daher, in ſtattlicher Zahl erſcheinen zu wollen, damit uns 
der niedrigſte Eintrittspreis gewährt werden kann. (Vergleiche die 
            An=
zeige am Freitag.) 
— Die Kaufm. Stenographen=Geſellſchaft E. V. unternahm am letzten 
Sonntag bei prächtigem Herbſtwetter ihre 10. Vereinswanderung in 
den Taunus. Die Bahn brachte frühmorgens eine ſtattliche Anzahl 
Wanderluſtige in 1½ſtündiger Fahrt nach Bad Homburg. Nach einem 
kleinen Nundgang durch die Stadt mit anſchließender Frühſtücksraſt 
            er=
folgte der Weitermarſch über Sandplacken zum Feldberg. Hier begann 
die Mittagsraſt. Nur allzuſchnell mußten die Führer zum Aufbruch 
mahnen, da die Wanderung erſt in Königſtein ihr Ende erreicht hatte. 
Noch ein kurzes, gemütliches Beiſammenſein und ſämtliche Teilnehmer 
kamen um 10 Uhr abends wohlbehalten in Darmſtadt an. Die Herren 
Heiligenthal und Schröbel als Führer verſtanden es, die Wanderung ſo 
zu geſtalten, daß jeder über das Geſehene befriedigt nach Hauſe gehen 
konnte. 
— Stenographie. Die Stenographen=Vereinigung „Gabelsberger” 
Darmſtadt, Handwerkerſchule, Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter Straße, 
macht unter Hinweis auf die geſtrige Anzeige darauf aufmerkſam, daß 
am Freitag, dem 18. d. M., abends 7 und 8 Uhr, in ihren 
            vorgenann=
ten Unterrichtsräumen neue Kurſe in Reichskurzſchrift beginnen und 
lädt zum Beſuch derſelben ein. Dieſe Kurſe ſtehen unter Leitung 
            ſtaat=
lich geprüfter Lehrer der Stenographie, die die Gewähr für eine gute 
Ausbildung geben. Das Unterrichtsgeld iſt ſehr niedrig gehalten und 
kann den Zeitverhältniſſen entſprechend in Raten bezahlt werden. 
            An=
meldung in der erſten Stunde. 
— Der Heſſiſche Automobil=Klub feierte ein Münchener Oktoberfeſt. 
Das Klubzimmer war in hervorragender Weiſe durch Herrn Nover in 
eine Münchener Bierſtube vervandelt. Zu dieſem Zweck waren die 
            ſämt=
lichen Wände mit künſtleriſchen Bildern bemalt, auf denen die geſamte 
Oktoberfeſtwvieſe feſtgehalten war. Man ſah die echten bayeriſchen Typen 
auf der einen Seite bei den unvermeidlichen Weißwürſtchen mit Radi und 
einem großen Maß ſitzen, auf der anderen Seite ins G.ſpräch vertieft, 
wieder andere einen zünftigen Schuhplattler tanzend. Der große Saal 
der die Feſtwieſe darſtellte, prangte in friſchem Grün, die Muſik au 
erhöhtem Podium ſitzend. Hier waren auch Sonderzelte und Schießbude 
aufgeſchlagen. Ueberall ſah man an den Wänden bayeriſche Typen, die 
ebenfalls von Herrn Nober in künſtleriſcher Weiſe gemalt waren, fowie 
die mit bunten Bändern geſchmückten Kränze. Die Mitglieder hatten 
ſich ſehr zahlreich eingcfunden. Der hieſige Gebirgstrachtenverein führte 
durch ſſeine Mitglieder Schuhplattler auf, während das Orcheſter in 
 
bayeriſcher Tracht durch das ſtädtiſche Orcheſter geſtellt wurde,
 * Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern. 
Union=Theater. 
Der neueſte Harry=Liedtke=Film in „Ich küſſe Ihre Hand 
Madame” iſt wirklich keine Glanzleiſtung der Regie Robert 
Lands; die, wenn auch nicht neue, ſo doch ganz hübſche Idee 
von dem Oberkellner, der eigentlich ein Graf und Gardeoffizier 
iſt und in den ſich eine reiche Ariſtokratin verliebt, iſt hier unter 
Vermeidung allzu ſüßlicher Sentimentalität humorvoll bearbeitet, 
was dem Film zum Vorteil gereichen würde, wenn die Regie 
etwas flottere Arbeit geleiſtet hätte. Auf die Hälfte 
            zuſammen=
geſtrichen, wäre dieſer „Harry Liedtke” ein guter Streifen. 
So intereſſiert nur ſeine wie immer äußerſt gewandte Darſtellung, 
ſein ausgezeichnet ſitzender Frack, der einen Künſtler von 
            Schnei=
der verrat, und die entzückende Marlene Dietrich, die als 
ſeine Gegenſpielerin viel Temperament und Charme entwickelt, 
einen wundervollen, halb verſchleierten Augenaufſchlag 
            verführe=
riſch ſpielen läßt und koſtbare Koſtüme mit Eleganz zu tragen 
verſteht. 
In „Zweihölliſche Tage” hat William Karfiol eine 
Idee von Guido Brignone in ſieben heiteren Senſationsakten 
wirkſam verarbeitet. Held des Films iſt Carlo Aldini der hier 
als Reporter auftritt und ſeine Reportagefähigkeit durch die 
            Auf=
klärung und Befreiung einer unſchuldig Gefangenen beweiſen muß. 
Die halsbrecheriſchſte Kletter= und Springakrobatik führt Aldini in 
Frack und Zylinder aus, ohne ſich nur etwas zu beſchmutzen oder 
gar die Bügelfalte zu beeinträchtigen. Mit der hübſchen Helga 
Thomas zuſammen bietet Aldini die unglaublichſten Abenteuer, 
die ungemein ſpannend in vielen hübſchen, teilweiſe prunkvollen 
Bildern geſchildert werden. 
— Heſſiſches Rotes Kreuz. Das Heſſiſche Rote Kreuz wird auch in 
dieſem Jahre wieder einen Lehrgang für Frauen und 
            Mäd=
chen in der erſten Hilfe bei Unglücksfällen, und in 
der Krankenpflege abhalten. Dieſer Lehrgang, der von Herrn 
Geh. Med.=Rat Dr. Happel geleitet wird, foll am Freitag, dem 
18. Oktober, abends 19 Uhr, im Feſtſaal der Ludwigs=
            Obereab=
ſchule am Kapellplatz beginnen. Der Beginn iſt auf dieſe ſpätere 
Stunde gelegt worden, um auch ſolchen Frauen und Mädchen, die 
            beruf=
lich tätig ſind, eine Teilnahme zu ermöglichen. Um geäußerten 
            Wün=
ſchen zu entſprechen, ſoll auch auf praktiſche Uebungen beſonderer Wert 
gelegt werden, wobei Schiveſtern des Alice=Hoſpitals den Leiter des 
Kurſus unterſtützen werden. Es iſt für jede Frau und jedes Mädchen 
von Wichtigkeit, ſich gewiſſe Keuntniſſe und Fertigkeiten in der 
            Kranken=
pflege anzueignen, die man bei Krankheiten in der Familie anwenden 
kann; auch bei Unfällen iſt es unter Umſtänden entſcheidend für die 
            Go=
neſung des Verletzten, daß ſofort bis zur Ankunft des Arztes das 
            Ent=
ſprechende geſchieht. Wir hoffen deshalb, daß recht viele Frauen und 
Mädchen von der nun gebotenen Gelegenheit Gebrauch machen. 
            An=
meldungen bittet man bis zum 18. Oktober, vormittags zwiſchen 10 und 
12 Uhr, im Geſchäftszimmer des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten 
Krenz, Paradeplatz 4, oder in demjenigen des Alice=Frauenvereins, 
Dieburger Straße 21, zu erklären. Der Unterricht iſt koſtenlos. Die 
Einſchreibegebühr beträgt 2 Mark und dient zur Deckung der 
            entſtehen=
den Reinigungs= und Beleuchtungskoſten.
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Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7. Tel. 45
 Wirkt 
vorbeugend!
 — Der „Kleine Chor” der Darmſtädter Muſikantengilde, der von 
einer vierzehntägigen erfolgreichen Singefahrt durch Oberheſſen 
            zurück=
gekehrt iſt, wird am kommenden Sonntag in der Pauluskirche nach 
längerer Pauſe zum erſten Male wieder hier in Darmſtadt mit einer 
„Geiſtlichen Abendmuſik” an die Oeffentlichkeit treten. Gefördert durch 
die Erfahrungen der Reiſe, hofft der Chor, ſeinen Freunden, ähnlich) 
wdie durch die vorjährige Pfingſtmuſit, die auch am Ende einer 
            Ober=
heſſenfahrt ſtand, wirkliche Frierſtunden bereiten zu können. Aus der 
Vortragsfolge iſt neben einer 8ſtimmigen Motette für zwei Chöre von 
Joh. Seb. Bach eine Kantate über „Ein” feſte Burg”, die 
            Chorah=
dariationen für Orgel von Magnus Gronau und 1—5ſtimmige 
            Vokal=
ſätze alter Meiſter umfaßt, hervorzuheben. Die Abendmuſiken des Chors 
ſpurden in den oberheſſiſchen Städten ſehr günſtig aufgenommen und 
hinterließen den tiefſten und beſten Eindruck. Der „Gießener Anzeiger” 
vom 5. Oktober 1929 ſchreibt u. a.: „Der Chor ſingt ausgeglichen und 
rein, der Geſamtklang iſt geſchloſſen An der Art, wie die etwa 25 
Mitglieder des Chors ſangen, merkte man, wie ernſt es jeder einzelne 
mit der Arbeit nimmt. Der Chorleiter verſtand es ausgezeichnet, die 
dargebotenen Werke muſikaliſch zu erfaſſen und auszuwerten 
Die „Oberheſſiſche Volkszeitung” (Gießen) ſchreibt: „Und in der Tat 
uas die Darmſtädter Muſikantengilde uns bot, übertraf alle 
            Erwar=
tungen.” (Näheres ſiehe heutige Anzeige.)
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 — Bayern=Verein Darmſtadt E. V. Unſer Herbſtfeſt übertraf alle 
Erſartungen. Der Konkordiaſaal war bereits vor Beginn der 
            Veran=
ſtaltung bis auf den letzten Platz beſetzt. Chrenvorſitzender Ritter hieß 
die Feſtbeſucher, darunter insbeſondere den zahlreich vertretenen 
            Ver=
ein der Württemberger, willkommen und kennzeichnete in einer 
            herz=
lichen Anſprache die Ziele und Aufgaben des Vereins, ſowie ſeine her 
vorragende Bedeutung für die Vereinsmitglieder. Der Feſtprolog, 
formvollendet vorgetragen, war eine Hymne auf den Herbſt. 
            Pracht=
volle Lieder des Sängerchors unter bewährter Leitung des 
            Chordiret=
tors Herrn Hippauf wechſelten in harmoniſcher Aufeinanderfolge mit 
muſikaliſchen Darbietungen und mit originellen bayeriſchen 
            Volks=
tänzen der Schuhplattlerabteilung, die einen Beifallsſturm auslöſten. 
Das Hauptintereſſe des Tages beanſpruchte die eindrucksvolle 
            Wieder=
gabe des bekannten Trauerſpiels „Der Meineidbauer” von „
            Anzen=
gruber. Die Theatergruppe des Vereins, die in jeder einzelnen Rolle 
vorziiglich beſetzt war, verdient für die glänzende Aufführung dieſes 
Volksſtüicks uneingeſchränktes Lob. Ein Feſtball beſchloß die 
            wohlgelun=
gene Veranſtaltung. 
— Probleme der Pſychognalyſe. Oeffentlicher Vortrag von 
            Wil=
helm Salewſki=Mannheim, Pfarrer in der Chriſtengemeinſchaft, am 
Donnerstag, 17. Oktober, 20,15 Uhr, im Saale der Städtiſchen Akademie 
für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße. Der Vortragende wird über die 
Grundlagen der Pſychoanalyſe nach Sigmund Freud ſprechen und die 
Konſequenzen für Pädagogik und Seelſorge. (Vergl. die Anzeige.) — 
Freitag, 8. November, wird Lic. Dr. Friedrich Rittelmeyer in Darmſtadt 
ſprechen. 
Vater ſagt zur Mutter: 
„Wenn das Mädchen in die Apotheke, in 
die Drogerie oder ins Reformhaus geht, 
ſoll es Pflug’s „Waldflora”=Kräuterpulver 
und die koſienloſe Broſchüre nicht vergeſſen.”
 — Sonatenabend Edmund Weyns — Jeanne Jaſpar. Für den 
am Montag, den 21. Oktober, im Kleinen Haus des Heſſ. 
            Landes=
theaters ſtattfindenden Sonatenabend macht ſich großes Intereſſe kund, 
Edmund Weyns hat in ſeinem Wirkungskreis Wiesbaden, wo er als 
erſter Konzertmeiſter am Staatstheter tätig iſt, mehrfach n 
            Ge=
legenheit gehabt, ſoliſtiſch wie auch als Führer einer 
            Kammermuſikver=
einigung große Erfolge zu erringen. Eine gerade auf dem Gebiete der 
Kammermuſik ſehr erfolgreiche Pianiſtin, Jeanne Jaſpar, iſt an 
            die=
ſem Abend ſeiner Pautnerin. Das Programm umfaßt Sonaten von 
Beethoven, Brahms und Ceſar Frank. 
Violin=Abend Arla Renz. Wir weiſen nochmals auf den am 
Donnerstag, den 17. Oklober, abends 8 Uhr, im Muſikvereins=Saal 
(Steinſtraße 24) ſtattfindenden Abend hin. Der Flügel wird 
            freund=
licherweiſe von der Fa, Arnold (Eliſabethenſtr.) zur Verfügung geſtellt.
 All=Darmſtadt. 
Vereinigung für Orksgeſchichte und Heimakkunde. 
286. Veranſtaltung. 
Ueber Darmſtädter Schulerinnerungen an den heſſiſchen Dichter 
Stefan George ſprach Herr Profeſſor C. Rouge im Kreiſe der 
„Alt=Darmſtadtvereinigung‟ Der Abend bildete gewiſſermaßen einen 
Nachklang zur 300=Jahrfeier des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums. Aufs 
neue hörte man die „Dyltheikaſtanie” in ihren Zweigen rauſchen, und 
Schülerleben und Schülerluſt zog an den Zuhörer vorüber. Stefan 
George, der am 12. Juli 1868 als Sohn des Weinkommiſſars George 
zu Büdesheim, das ſpäter Bingen einverleibt wurde, geboren iſt, 
verlebte ſeine erſten Jugendjahre in ſeiner Vaterſtadt und kam in 
den 8der Jahren in das Darmſtädter Gymnaſium. Während ſeiner 
Darmſtädter Schülerzeit wohnte er in Penſion bei dem durch ſeine 
heimatgeſchichtlichen Aufſätze in weiten Kreiſen bekannten Lehrer Raab, 
damals im Hauſe Riedeſelſtraße 68. Der aufwärtsſtrebende Schüler 
verband ſich hier mit einem ihm gleich geſinnten Kreis, wozu auch der 
Vortragende gehörte und es erwuchs hieraus ein Bund, wie es bei 
literariſch aufwärtsſtrebenden Menſchen öfter zu gehen pflegte. 
Es uar eine ähnliche Verbindung wie Wilhelm Baur ſie mit ſeinem 
„Roſenbund” geſtiftet hatte. Auch hierbei ſpielte die Roſe eine 
            bedeu=
tende Rolle, ohne daß es dabei eine Nachahmung des erſteren geweſen 
wäre. Eine Zeitſchrift, die handſchriftlich vervielfältigt wurde, nahm 
die Beiträge der jungen Pennäler auf, dieſe war unter dem Titel „Roſen 
und Diſteln” herausgekommen, und Nouge hatte die Zeichnungen 
für den Umſchlag dazu geliefert. Ein Exemplar dieſer Zeitſchrift iſt 
noch im Beſitz des Herrn Pfarrers Gärtner in Waldmichelbach. Ernſte 
und heitere Erinnerungen aus jenen Schülertagen, die von 
            frohge=
mutem Schaffen, aber auch von Schülerluſt Zeugnis gaben, wußte der 
Reduer zu erzählen. Ibſen war der Anreger bei Stefan George 
            ge=
worden und er ſuchte ſeinen Freundeskreis mit den beſten Dichtungen 
desſelben bekannt zu machen, ſo daß alle eine ſtarke Befruchtung 
empfingen. Im weiteren Verlauf des Vortrags ging dann Herr Prof. 
Nouge auf die verſchiedenen Dichtungen des vielumſtrittenen Meiſters 
ein, dem im Jahre 1927 in Anbetracht ſeiner goetheiſchen Würde die 
Stadt Frankfurt den Dichterpreis verliehen. In der Stiftungsurkunde 
aus jenen Tagen heißt es unter anderem: „Stefan George, dem 
            Dich=
ter, der zu Zeiten der Verwirrung den Sprachgeiſt Goethes, Novalis 
und Hölderlins für uns bewahrte, und doch in neuen Eigenformen den 
ewigen Sinn der Poeſie, der im Glauben an den geiſtigen Beruf des 
Wortes die Schönheit über dem bloß Beſchreiblichen erkannte und der 
den Stoff der Welt durch Auswahl, Maß und Klang zum Geiſt der 
Welt verwandelte; der das dunkle und das ſtrahlende Geheimnis der 
Dinge als ein Seher ſah, und — zart im Einzelwort, doch weit in der 
Gebärde zur ſingenden Sprache brachte — —” und ſie klingt aus in 
dem Satz: „.. ihm, Stefan George, der die goetheiſche Würde des 
            Dich=
ters wie kaum ein zweiter in unſeren Tagen gehütet hat, ihm, dem 
Dichter, Lehrer und Menſchen, ſei zum erſten Male der Goethepreis 
der Stadt Frankfurt in Ehrfurcht und Bewunderung verliehen‟ Ein 
Jahr ſpäter brachte die Altertumsdeputation in ſeiner Vaterſtadt 
            Bin=
ſeinem Geburtshauſe eine Gedenktafel in Bronze an, die die 
Inſchrift trägt: „In dieſem Hauſe verbrachte unſer großer Dichter 
Stefan George ſeine Jugendzeit. Die Stadt Bingen.” 
Bei der weiteren Betrachtung der Perſönlichkeit des Dichters zeigte 
der Redner, wie jedes einzelne Gedicht ein Bild, eine Szene iſt, wie 
überall die Seele des Künſtlers lebendig wird, und wie er ein Bildner 
im weiteſten Sinne geworden iſt. 
Als Ergänzung zu den einzelnen Partien des Vortrags brachte 
Herr Schauſpieler Eduard Göbel in feiner Weiſe, an den 
            bedeu=
tenden Stellen, eine Anzahl Gedichte von Stefan George zu Gehör, 
die das Bild des Dichters noch mehr belebten und zugleich verklärten. 
Es wurden unter anderem von Herrn Göbel rezitiert: Die Roſe; 
Der Blütenelf; Im Park; Der Infant; Hohe Saiſon, uſw. Der 
Vortrag zeigte wie es ſich hier um eine Perſönlichkeit handelte, die 
Bildner, Prophet und Geſtalter iſt. Reicher Beifall der zahlreichen 
Verſammlung dankte den beiden Rednern. Es ſei noch bemerkt, daß 
eine Anzahl „Georgianas”, die heute eine literariſche Seltenheit bilden, 
ausgeſtellt war. In ſeinen Schluß= und Dankesworten an die 
            Vor=
tragenden betonte der Vorſitzende, Herr Philipp Weber, das aus den 
Schulerinnerungen an Stefan George ſich ein gewinnbringender 
            litera=
riſcher Abend herausgebildet hätte, wobei das Bild einer ſeine Zeit 
weit überragenden Perſönlichkeit vielen nahe gebracht und lieb gemacht 
wurde, und daß der Abend ſicher dazu beitrage, daß ſich weitere Kreiſe 
mit den einzigartigen Dichtungen Stefan Georges und auch mit deſſen 
Perſönlichkeii vertraut machten. 
Nächſte Veranſtaltung am 24. Oktober, unſer Heimatſchriftſteller, 
Herr Walter Schweter, wird eine Auswahl aus ſeinen eigenen 
Dichtungen bringen. 
— Konzert zum Beſten der Barmherzigen Schweſtern in Darmſtadt= 
Beſfungen. Am Sonntag nachmittag hat der Katholiſche Kirchenchor St. 
Martin und St. Marien im Chaufſeehaus ein Konzert zum Beſten der 
Barmherzigen Schweſtern in Darmſtadt=Beſſungen veranſtaltet. Der 
Saal war gut beſetzt; die Karten waren ausverkauft. Als Auftakt der 
Vortragsfolge brachte der Chor das bekannte „Pater noſter” von Franz 
von Liſzt wuchtig zu Gehör. In glockenhellem Sopran ſang zuerſr 
Marga Knöß „Anf ein altes Bild” und „Gebet” von Hugo Wolf, 
ſowie „Maria Wiegenlied” von Reger. Die drei Darbietungen bildeten
 ſodann als Violinſolo die Meiſterſinger Paraphraſe von Wagner=
            Wil=
helmty in formvollendeter Wiedergabe. Nachdem Konzertſänger Franz 
Müller in friſchem Tenor Rezitation und Arie aus der „Schopfung 
von Joſeph Haydn geſunden, kulminierte das Konzert in der 
            Repro=
duktion der „Vevkündigung” für drei Soloſtimmen, Männerchor und 
Orgel, Opus 180, von Karl Hirſch. Aus dem überaus anſprechenden 
harmoniſchen Zuſammenſpiel fiel beſonders die volle ſchöne Altſtimme 
von Klara Herber auf, die man gern in einer größeren Partie 
gehört hätte. Der Chor ſelbſt wurde vornehmlich in Schuberts „Nacht” 
rulein Reichert ſtets
 meiſterte Pfarrer Daus dankte in bewegten Worten den Künſtlern 
und beſonders dem Kirchenchor St. Martin und St. Marien, der, die 
große Not der Baumherzigen Schweſtern in Darmſtadt=Beſſungen lindern 
zu helfen, keine Mühen geſcheut hatte, eine paſſend=gediegene und 
            künſt=
leriſch=hochſtehende Veranſtaltung zugunſten des idealen Zwecks zu 
bieten. Die abwechſlungsreiche Vortragsfolge fand mit der Motette 
„Ehre ſei Gott in der Höhe” von Hauptmann einen würdigen und 
wirkungsvollen Abſchluß. 
— Eſperanto, eine Kulturaufgabe. Weltverkehr und 
            Welt=
wirtſchaft rücken die Menſchen immer näher zuſammen und 
            ver=
flechten immer enger die materiellen und ideellen Beziehungen der 
Kulturvölker. Immer weitere Kreiſe nehmen tätigen Anteil an 
den zwiſchenvölkiſchen Beziehungen, die ein unbedingtes 
            Erforder=
nis geworden ſind für die gedeihliche Entwicklung eines jeden 
            Vol=
kes. Als ein ſchweres Hindernis bei dem Austauſch der Güter und 
Gedanken zwiſchen den Kulturvölkern hat ſich jedoch die 
            Viel=
ſprächigkeit erwieſen. Bei der weiteren Ausgeſtaltung der 
            inter=
nationalen Beziehungen wird daher das Bedürfnis nach einem 
leicht zugänglichen Verſtändigungsmittel immer dringender. Als 
hervorragend geeignet hierzu bewährt ſich die Welthilfsſprache 
Eſperanto. Handel und Verkehr haben ſie in ihren Dienſt 
genommen, an 200 Sendeſtationen bringen Darbietungen über 
oder in Eſperanto, internationale Konferenzen und Kongreſſe 
            ver=
wenden es als Vortrags= oder Ueberſetzungsſprache. Immer 
            drin=
gender aber wird die Notwendigkeit weiſer Wirtſchaftlichkeit auch 
auf dem Gebiet des Geiſtigen; immer zwingender wird daher auch 
die Annahme und die Verbreitung des Eſperanto, durch das 
            un=
endlich viel Zeit und Kraft geſpart werden kann. Dazu kommt 
noch ein weiteres. Das Verlangen nach Verſtändigung der Völker 
nach den furchtbaren Lehren des Weltkrieges erfaßt immer weitere 
Kreiſe. Völkerverſtändigung aber ſetzt ein Sichverſtehen voraus, 
nichr nur einer Oberſchicht, ſondern breiteſter Volksſchichten. 
            Eſpe=
ranto kommt hier einem weit und tief gefühlten Bedürfnis 
            ent=
gegen uno füllt geradezu eine Lücke aus. Austauſch von Lehrern 
und Kindern, internationaler Briefwechſel, internationale 
            Ferien=
heime — das ſind Fragen, die alle Erzieher beſchäftigen, die den 
Gedanken der Völkerverſöhnung als eine der Erziehung würdige 
Aufgabe zu pflegen gewillt ſind. Der Weg zu ihrer Löſung führt 
über das neutrale, kein Volk benachteiligende, keine Volksſprache 
verdrängende und dabei leicht erlernbare Eſperanto.
 Gegen üblen Mundgeruch. „Ich will nicht verſäumen, Ihnen 
Mitteilung zu machen, daß ich ſeit dem Gebrauch Ihrer Zahnpaſta 
„Chlorodont” nicht nur reine weiße Zähne beſitze, ſondern auch 
den bei mir ſonſt üblichen Mundgeruch verloren habe." Ich werde 
Ihr „Chlorodont” aufs beſte empfehlen.” Gez. E. G., Mainö. 
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70 Pf. Chlorodont=Mundwaſſer 1.25 Mk. Zu haben in allen
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(TF.1015
[ ← ][ ][ → ]Geite 8
Mittwoch, den 16. Oftober 1929
Nummer 287
Statt Karten.
 Uhre Vermählung beehren sich 
anzuzeigen 
Rudi Herzig 
 
Paula Herzig. 
geb. Radke. 
Darmstadt, 16.Oktober 1922. 
 Zur ſorgfältigen 
Auhlege 
empfiehlt ſich 
Fr. Hartmann, 
appr. Heilgehilfe u. 
Maſſeur. 
7852a 
Grafenſtr. 20 II Iks. 
Telephon 1454.
 Weg. Auflöſung 
Haush. einige 
            Mö=
bel u. 1 Damenrad 
(Adler) abzugeben. 
Hoffmannſtr. 21, II.*
 Todes=Anzeige. 
(Statt beſonderer Anzeige.) 
Teilnehmenden, Freunden und Bekannten zur 
Kenntnis, daß meine geliebte Mutter, unſre 
gute Schweſter, Großmutter und Tante 
Frau 
Sufanne Kunkel 
geb. Pfeiffer 
am 12. d. Mts. nach langem, ſchwerem Leiden 
ſanft entſchlafen iſt. 
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: 
Richard Kunkel. 
Darmſtadi, den 15. Oktober 1929.
 Am 14. Oktober entſchlief ſanft nach kurzem Leiden 
in Frankfurt a. M. unſere liebe Mutter und 
            Groß=
mutter 
Frau 
Gon Tiiebenſten 
geb. Pfeiff. 
Die trauernden Hinterbliebenen: 
Marie Mainz, geb. Triebenſtein 
Eliſabeth Wendhauſen, geb. Triebenſtein 
Dr. med. Reinhard Triebenſtein 
Wilhelm Mainz, Rektor 
Heinrich Wendhauſen, Studienrat 
und 2 Enkelkinder. 
Darmſiadt, Beckſtr. 72I., Frankfurt a. M., Berlin, 
Klettwitz, den 15. Oktober 1929. 
(16242 
Die Beerdigung ſindet am Freitag, den 18. Okiober, vormittags um 
11 Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofs aus ſtatt.
 Dankſagung. 
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme 
beim Heimgange unſres lieben EEntſchlafenen 
und für die zahlreichen Kranzſpenden ſagen wir 
unſern herzlichſten Dank. 
Margarethe Rapp, geb. Schmitt 
Gertrud Rapp. 
Darmſtadt, den 15. Oktober 1929.
 Für die vielen Beweiſe herzlicher 
            Teil=
nahme an dem ſchweren Verluſie, der uns 
betroffen hat, ſagen innigſien Oank 
Für die trauernden Hinterbliebenen: 
Hanna Rein, geb. Petry 
Tilla Kaus, geb. Petrg. 
Darmſiadt; den 16. Oktober 1929.
 Die Beiſetzung hat auf Wunſch der Verſtorbenen 
der Stille ſtattgefunden.
in
 Im Grab iſt Ruh! 
Im Leben Schmerz, 
Drum ſchlummre ſanft 
Du edles Herz. 
Geſtern Mittag entſchlief fanft an den Folgen eines 
Schlaganfalles, meine liebe Frau, unſere gute Mutter, 
Großmutter, Schweſier, Schwägerin, Schwiegermutter 
und Tante 
Frau Auguſte Heß 
geb. Bettin 
kurz vor ihrem 60, Lebensjahr. 
In tiefer Trauer: 
Im Namen aller Hinterbliebenen 
Georg Heß. 
Darmſtadt, Gr. Ochſengaſſe 13. 
Die Beiſetzung findet ſtatt am Donnerstag, den 17. 
Oktober, nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof.
 Dankſagung. 
Für die vielen Beweiſe 
            aufrich=
tiger Teilnahme bei dem 
            Heim=
gang unſeres lieben 
            Entſchlafe=
nen ſagen wir Allen unſeren 
herzlichſten Dank. 
Familie Schnell. 
Darmſtadt, 15. Oktober 1929.
 Man verwendet 
Carmol (armelitergeist) 
bei 
            Erkältungskrank-
heiten: Hexenschuß, 
Rheuma. Genick-, 
Kreuz-, Kopf-,Zam- 
Schmerzen, Wadenkrampf, Gliederschmerzen, 
einfach. Husten und Schnupfen. Auch 
            vor-
züglich bei Hautjucken. Man verlange überall 
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Seite 10
Mittwoch, den 16. Oftober 1929
Nummer 287
Die Brückenfeiern am Rhein.
 Reichsverkehrsminiſter Stegerwald, 
Die neue Brücke von Köln nach Mülheim, Europas größte Hänge= 
Der Einweihungsakt der neuen Brücke von Düſſeldorf nach Neuß, 
brücke, kurz nach der Zerſchneidung des Bandes, dem Symbol der 
der in Köln und Düſſeldorf die Glückwünſche 
die 780 Meter lang iſt 
Uebergabe an den Verkehr. 
und 14 Millionen Mark koſtete. 
der Reichsregierung überbrachte. 
In Köln und Düſſeldorf wurden zwei neue Rieſenbrücken über den Rhein feierlich dem Verkehr übergeben, die in mehrjähriger Arbeit und mit einem Koſtenaufwand von faſt 50 Millionen Mark 
errichtet wurden. An der Einweihung nahm auch Reichsverkehrsminiſter Stegerwald teil, der die neuen Brücken über Deutſchlands Schickſalsſtrom, die in ſchwerer Zeit erbaut wurden, als Zeichen 
des Aufbauwillens des deutſchen Volkes feierte.
Englands Rieſenluftſchiff „R. 101” macht ſeinen erſten Probeflug.
„R. 101” am Ankermaſt des Flugplatzes Cardington.
 Das engliſche Rieſenluftſchiff „R. 101” ähnelt in ſeiner äußeren Linie dem „Graf Zeppelin”, iſt 
aber viel gedrungener, da es trotz geringerer Länge einen größeren Rauminhalt (141 600 
            Kubik=
meter) beſitzt. Im Techniſchen weiſt es intereſſante Neuerungen auf, ſo die Verwendung von 
Schwerölmotoren, von nichtroſtendem Stahl und die Verlegung der Wohnräume ins Innere 
des Schiffes.
 Reich und Ausland. 
Raubüberfall in Mannheim. 
Mannheim. Am Montag abend nach 7.30 Uhr 
ſind zwei Unbekannte in die Wohnung einer älteren 
alleinſtehenden Frau, die in den G=Quadraten ein 
kleines Lebensmittelgeſchäft betrieb, unter dem 
            Vor=
wand eingedrungen, eine Flaſche Bier kaufen zu 
wollen. Die Frau wurde am Halſe gepackt und in 
das Zimmer gedrängt. Unter Bedrohung mit 
            Schuß=
waffe und Meſſer wurde die Frau an Händen und 
Füßen geknebelt, ihr ein Taſchentuch in den Mund 
geſteckt und eine Schürze über den Kopf gezogen. Aus 
verſchiedenen Behältniſſen wurden etwa 2000 Mark 
in Papier und etwas Silbergeld geſtohlen. Die 
Frau hat keine beſonderen Verletzungen 
            dabonge=
tragen und konnte bald um Hilfe rufen. Die 
            Er=
mittlungen wurden ſofort aufgenommen. 
Großfeuer im Frankfurter Oſthafen. 
Frankfurt a. M. Montag abend, kurz nach 
einhalb neun Uhr, brach im Frankfurter 
            Oſthafen=
gelände wiederum ein Großfeuer aus. Es brannten 
die an der Schmickſtraße gelegenen Lagenſchuppen der 
Pomoſinwevke, die ſich mit der Herſtellung von 
Fruchtkonſerven pb. beſchäftigen, ſowie ein 
            Lager=
ſchuppen der Mehl=Großhandlung A. Roſenthal jun. 
Die Feuerwehr, die mit zwei Löſchzügen angerückt 
war, mußte ſich darauf beſchränken, die umliegenden 
Gebäude zu ſchützen, was auch nach gweiſtündiger 
            an=
geſtrengter Tätigkeit gelang. Die Aubeiten der 
Feuerwehr waren außerordentlich gefährlich, da 
            jeder=
zeit eine Exploſion des Mehlſtaubes eintreten konnte. 
Der Schaden iſt ſehr beträchtlich, da große Vorräte 
vernichtet wurden. Ueber die Urſache des Brandes 
konnte noch nichts Genaues feſtgeſtellt werden. Das 
Feuer hatte Tauſende von Schauluſtigen angelockt, 
die ſich in bedrohlicher Nähe der Hafenbecken 
            auf=
geſtellt hatten. 
Frankfurter Autodiebe in Nürnberg verhaftet. 
Frankfurt a. M. Wie aus Nürnberg 
            ge=
meldet wird, iſt es einem Nürnberger Schutzmann 
gelungen, drei Frankfurter Autodiebe, und zwar einen 
18jährigen Kaufmann und einen 20jährigen und einen 
18jährigen Kellner, ſämtlich aus Frankfurt a. M., 
feſtzunehmen. Das Kleeblatt hatte in Frankfurt einen 
Opelvierſitzer geſtohlen, war damit nach Nürnberg 
gefahren und verſuchte dort den Wagen zu 
            ver=
kaufen. 
Koſtbare chineſiſche Silberſachen geſtohlen. 
Ba. Wiesbaden=Biebrich. Bei einem 
            Ein=
bruch in eine bieſige Villa wurden chineſiſche 
            Silber=
ſachen, zum größten Teil Andenken mit eingraviertem 
Monogramm, geſtohlen. Zu erwähnen ſind beſonders 
ſchwere chineſiſche ſilberne Kaſten, chineſiſche Beſtecke 
und Geſchirr, chineſiſche Taufſchalen und 
            Porzellan=
vaſen ſowie chineſiſche Münzen. 
Zugunfall. 
Duisburg. Am Montag ge en 20.,30 Uhr 
ſtieß kurz vor der Ausfahrt des hieſigen 
            Perſonen=
bahnhofs der Perſonenzug 260 mit einer 
            Rangier=
lokomotive zuſammen. Hierbei wurde eine Reihe von 
Fahrgäſten, deren Zahl nicht genau feſtgeſtellt 
            wer=
den konnte (man ſpricht von etwa 15), verletzt. 
            Sämt=
liche Reiſende konnten nach Anlegung von 
            Notver=
bänden ihre Reiſe fortſetzen. Der Zugverkehr wurde 
nur unbedeutend beeinträchtigt. 
Ungeklärter Ueberfall auf einen Berliner 
Gelehrten. 
Berlin. Ein bekannter Berliner Gelehrter, der 
Landesgeologe Profeſſor Otto von Linſtow, iſt am 
Montag abend bei einem Spaziergang im 
            Grunde=
wald überfallen und ſchwer verletzt worden. 
            Pro=
feſſor von Linſtow, der nach Einbruch der 
            Dunkel=
heit gegen 19 Uhr noch in einem entlegeneren Teil des 
Grunewaldes unterwegs war, hörte plötzlich hinter 
ſich Schritte. Als er ſich umdrehte, erblickte er in 
drei Schritt Entfernung einen Unbekannten, der 
            ſo=
fort einen Nevolver hob und auf den Profeſſor 
            ab=
drückte. Profeſſor von Linſtow wurde in den Leib 
getroffen und brach zuſammen. Der Schütze flüchtete. 
Auf die Hilferufe des Getroffenen eilten Paſſanten 
herbei und ſorgten für ſeine Ueberfügrung in ſeine 
Wohnung. Vermutlich handelt es ſich um einen 
Raubüberfall. 
Die Leiche des vermißten Lübecker Senators 
aufgefunden. 
Lübeck. Die Leiche des ſeit dem vorletzten 
Sonntag vermißten Lübecker Senators Niebour wurde 
Dienstag vormittag gegen 7 Uhr mitten im Lübecker 
Hafen an der Struck=Fähre treibend aufgefunden und 
geborgen. Die Leiche wies keinerlei Verletzungen auf. 
ſo daß mit Beſtimmtheit angenommen werden kann, 
daß Senator Niebour ein Unglücksfall zugeſtoßen iſt. 
Sämtliche Wertpopiere wurden bei der Leiche 
            vorge=
funden.
 Großfeuer in einer bayeriſchen 
            Schokoladen=
fabrik. 
Landshut. Ein verheerendes Großfeuer 
            zer=
ſtörte in der Nacht zum Dienstag gegen 1 Uhr einen 
Teil der Lager und Schuppen der Landshuter Keks= 
und Schokoladenfabrik. Da in den Lagern große 
Mengen von Weihnachtsgebäck und ſonſtige Waren 
lagerten, dürſte der Sachſchaden mehrere 
            hundert=
tauſend Mark betragen. Zur Bekämpfung des 
Brandes war auch das 
            Reichswehrausbildungsbatail=
lon herangezogen worden. Gegen 6 Uhr morgens 
war die Gefahr eines weiteren Umſichgreifens des 
Brandes beſeitigt. 
Auf der Landſtraße ermordet. 
Altenburg. Am Montag abend gegen 10 Uhr 
wurde der Gutsbeſitzer Hans Koch aus Taupadel auf 
der Landſtraße von hinten erſchoſſen. Ein 
            Raub=
mord kommt nicht in Frage, denn man fand bei dem 
Erſchoſſenen noch ſeine Wertſachen. Die Unterſuchung 
iſt im Gange. 
Schweres Exploſionsunglück in einer 
            fran=
zöſiſchen Kraftwagenfabrik. 
Paris. In der Kraftwagenfabrik von Talbot in 
einem Pariſer Vorort ereignete ſich am Dienstag 
morgen eine ſchwere Esploſion. Gegen neun Uhr 
ſtürzte unter furchtbarem Getöſe das große 
            Gießerei=
gebäude zuſammen. Die ſofort benachrichtigte 
            Feuer=
wehr ſowie Sanitätsmannſchaften waren in kurzer 
Zeit zur Stelle. Bisher wurden vier Tote und 
ſieben Verletzte geborgen. An der Unglücksſtelle 
haben ſich große Menſchenmengen angeſammelt. Die 
Polizei hat umfangreiche Abſperrungsmaßnahmen 
vorgenommen, Frauen und Kinder der in der Fabrik 
beſchäftigten Arbeiter umlagern den Unglücksort und 
warten auf Nachrichten über ihre Angehörigen. 
Ueber die Urſache des Unglücks iſt noch nichts 
            ge=
naues bekannt. 
Neue Vulkanausbrüche auf der Inſel 
Martinique. 
Paris. Nach Meldungen von der Inſel 
            Mar=
tinique ereignete ſich am Montag früh ein ſtarker 
Ausbruch des Mont Pelée, der die Gruptionen vom 
16. September an Heftigkeit weit übertraf. Die 
            Be=
völkerung von Précheur St. Pier und La Morne= 
Nouge iſt teilweiſe in Sicherheit gebracht worden, 
Der Gouverneur lat alle erforderlichen 
            Vorkehrungs=
uaßnahmen getroffen. 
Der Verſuchsflug des Luftſchiffes „R. 101‟ 
zur Zufriedenheit verlaufen. 
London. Der Verſuchsflug des Luftſchiffes 
„R 101” iſt ſehr zufriedenſtellend verlaufen. Die 
Steuerorgane reagierten ſpielend. Es wurden 38 
Mann Beſatzung und 14 Paſſagiere befördert. Die 
Maſchinen grbeiteten zur bollſten Zufriedenheit. Man 
erreichte eine Geſchwindigkeit von 50 Stundenmeilen, 
ohne daß die Motoven auf volle Tourenzahl gebracht 
wurden.
 Entwiſchter Faſſadenkletterer. 
Paris. Einer der berüchtigſten Faſſadenkletterer, 
der ſeit einigen Jahren die Badeorte Frankrichs 
            be=
ſucht, der B5jährige Oeſterreicher Jean Ebner, 
            ent=
floh am Montag aus dem Gefängnis von Epinal in 
dem Augenblick, als er dem Unterſuchungsrichter 
            vor=
geführt werden ſollte. Er wartete in einem Gang des 
Gefängniſſes auf das Verhör, ſprang plötzlich auf 
und verſchwand in der Dunkelheit der Nacht, ehe die 
verdutzten Wärter die Verfolgung aufnehmen 
            konn=
ten. — Schon einmal, im Jahre 1926, war es Ebner 
gelungen, aus dem Gefängnis in Pollet zu entfliehen. 
Er überſtieg damals die Gefängnismauer, ſtürzte ſich 
in den Arque=Fluß und verſchwand unerkannt. 
Ein engliſcher Petroleum=Tankdampfer 
in Seenot. 
London. Der engliſche Dampfer „San 
            Dun=
ſtano” iſt nach einer Meldung aus Tampico in 
Mexiko vor der Mündung des Tampico=Fluſſes auf 
Grund geraten. Das Schiff befindet ſich in äußerſt 
gefährlicher Lage und droht bei ſchwerem Seegang 
zu ſinken. Die Mannſchaft des Dampfers befindet 
ſich noch an Bord. Die „San Dunſtano” iſt ein 
6238 Tonnen großer Deltankdampfer, der Eagle=
            Oel=
transport=Comp. mit dem Heimathafen London. 
Exploſion in Pittsburgh. 
Vier Tote. 
Pittsburgh. Durch die Exploſion von 
            ge=
ſchmolzenem Metall, das überlief und in Waſſer fiel, 
wurden vier Perſonen getötet und ſieben ſchwer 
verletzt. 
Einbruch in der Stockholmer Krankenkaſſe. 
Stockholm. In der Nacht zum Sonntag wurde, 
wie erſt jetzt bekannt wird, in der Stochholmer 
            Kran=
kenlaſſe ein Dynamiteinbruch verübt, bei dem die 
Diebe Wertpapiere und Barmittel in Höhe von über 
300 000 Kronen erbeuteten. Der größte Teil der 
Wertpapiere beſteht jedoch in Obligationen und 
            Pa=
vieren, die die Einbrecher nicht verwerten können. 
Zwei Damen, die im gleichen Hauſe wohnen, hörten 
mehrere Exploſionen, wagten, ſich jedoch nicht aus 
ihren Zimmern heraus. Die polizeilichen 
            Nach=
forſchungen haben bisher kein Ergebnis gebracht. 
Schweres Automobilunglück. 
Mailand. Eine Geſellſchaft von Frontkämpfern 
aus der Gemeinde Villorba begab ſich in mehreren 
Automobilen auf den Monte Grappa, um dort den 
monumentalen Friedhof zu beſuchen. Auf der 
            Rück=
fahrt kam ein mit 32 Perſonen beſetztes Auto ins 
Gleiten. Der Chauffeur mußte gegen eine 
            Felſen=
wand fahren, um den Wagen anhalten zu können. 
Durch den Anprall wurden ſämtliche Inſaſſen aus dem 
Wagen goſchleudert. Zwei Frontkämpfer waren 
            ſo=
fort tot, ein dritter ligt im Sterben. Sechs 
            Per=
ſonen wurden ſchwer derletzt.
 Rückkehr der italieniſchen Polarhilfsexpedition. 
Mailand. Die Hilfsexpedition Albertini, die 
im vergangenen Frühjahr nach dem Polargebiet 
            auf=
gebrochen war, um nach der verſchollenen 
            Ballon=
gruppe zu forſchen, iſt vor einigen Tagen in Oslo 
eingetroffen. Die Mitglieder der Expedition werden 
Dienstag abend in Mailand erwartet, wo man ihnen 
einen feſtlichen Empfang bereiten wird. 
Schweres Eiſenbahnunglück in Norditalien. 
Mailand. In der Nähe von Campolo ſtieß am 
Montag vormittag ein Zug der Straßenbahn mit 
einem Güterzug zuſammen. Aus den Trümmern des 
Straßenbahnwagens wurden ſechs Tote geborgen. 
50 Perſonen wurden mehr oder minder ſchwer 
            ver=
letzt, während weitere 50 Perſonen mit leichteren 
Quetſchungen und Hautabſchürfungen 
            davongekom=
men ſind. 
Tragiſcher Abſchluß einer fröhlichen Autotour. 
Badapeſt. In dem Ort Totkomlos bei Mako 
fand am Montag abend ein Autoausflug einer 
            Zech=
geſelſchaft einen tragiſchen Abſchluß. Ein 
            Bauern=
burſche hatte zwei Freunde zu einer Zecherei 
            einge=
laden. Sie mieteten ein Auto und fuhren von einem 
Gaſthaus zum anderen, von einem Ort zum anderen. 
So ging es den ganzen Nachmittag über. Damit es 
an Muſik nicht fehle, nahmen ſie noch drei 
            Zigeuner=
muſikanten mit. Am Abend fuhren ſie wieder in 
Totkomlos ein. Der Chauffeur, der offenbar 
            be=
trunken war, geriet dabei mit ſeinem Wagen in den 
Motorzug der dortigen landwirtſchaftlichen 
            Eiſen=
bahn. Das Auto wurde eine Strecke mitgeſchleift und 
ſämtliche Inſaſſen kamen unter den Wagen zu liegen. 
Die drei Zigeuner und der Chauffeur wurden tot 
aus den Trümmern hervorgezogen. Die beiden 
Bauernburſchen und der Gaſtgeber mußten in 
            libens=
gefährlich verletztem Zuſtand ins Krankenhaus 
            ge=
ſchafft werden. 
Das ruſſiſche Flugzeug „Land der Sowjets” 
in Seattle. 
NewYork. Das Flugzeug „Land der Sowjets” 
iſt auf ſeinem Flug Moskau-Neſw York in Seatle. 
(Waſhington) angekommen. Bei der Landung wurde 
es von einer vieltauſendköpfigen Menge begeiſtert 
begrüßt. Das Flugzeug wird jetzt ſeinen Flug an 
der Küſte entlang bis nach San Franzisko und von 
dort über Chicago nach New York fortſetzen. 
Schwerer Unfall bei einer Schulfeier. 
Bluemomtain (Miſſiſſippi!. Während der 
Feier der Aufnahme der neuen Studenten ſtürzte die 
Eingangsdiele zu einem im zweiten Stock gelegenen 
Schlaſſaal ein. 49 Studentinnen fielen von einer 
Höhe von ſechs Metern in die Tiefe hinunter. Zwölf 
von ihnen wurden ſchwer, die übrigen leicht verletzt.
 Schwerer Aukounfall 
des Aies der Genelſfilfe.
Miniſter a. D. Theodor Leipart.
 der Vorſitzende des Allgemeinen deutſchen 
            Ge=
werkſchaftsbundes, der größten deutſchen 
            Arbeit=
nehmerorganiſation, wurde bei einem ſchweren 
Autounglück auf der Berliner Avus ſchwer 
verletzt.
Nummer 287
Mittwoch, den 16. Oktober 1929
Deite 11
 mord der weißen Raſſe? 
Von 
Dr. Colin Roß. 
Daß ein Autor zehn Jahre an einem Buch mit 
188 Seiten arbeitet, dürfte, zumal in unſerer 
            ſchnell=
lebigen Zeit, kaum vorkommen. Der unſeren Leſern 
bereits gut bekannte Reiſeſchriftſteller Dr.=Ing. Colin 
Roß hat dieſe Zeit gebraucht, um ſein bei F. A. 
            Brock=
haus erſchienenes neueſtes Buch „Die Welt auf der 
Waage, der Querſchnitt von 20 Jahren Weltreiſe‟ 
zu vollenden. Das iſt nicht verwunderlich, denn das 
Werk ſtellt das komprimierte Ergebnis der in den 
meiſten Teilen der Erde geſammelten umfaſſenden 
Erkenntniſſe des Verfaſſers dar. Dr. Roß „denkt” 
in dem Buch „Gedanken zu Ende und zieht letzte 
Konſequenzen” als ein Menſch des 20. Jahrhunderts, 
der Schranken des Raums und der Zeit nicht kennt. 
Es iſt daher erklärlich, daß dieſer vorurteilsloſe 
„Signaliſt einer neuen Zeit” Weltpolitik und =
            ſozio=
logie von einer überraſchend neuen hohen Warte aus 
betrachtet. Nachſtehend folge ein Abſchnitt aus der 
leſenswerten Neuerſcheinung. 
D. Red. 
Wohin der weiße Mann kam, hat er ſeine Hygiene und 
Medizin gebracht. Durch Prophylaxe, durch Errichtung von 
Krankenhäuſern, durch ärztliche Behandlung, hat er Krankheiten 
eingedämmt oder ausgerottet, die früher ganze Gebiete 
            entvölker=
ten, durch Dammbauten hat er den Ueberſchwemmungen 
            ge=
ſteuert, durch Verkehrsmittel und richtige 
            Nahrungsmittelvertei=
lung Hungersnöten ihren Schrecken genommen. Er hat überall 
die Kinderſterblichkeit um ein vielfaches verringert und die 
            Todes=
rate heruntergedrückt. 
All dies hat er ſicher in beſter, edelſter und uneigennütziger 
Abſicht getan; aber gleichzeitig war es unglaublich töricht oder 
zum mindeſten gedankenlos, wenn man durch dieſe Maßnahmen 
den Geburtenüberſchuß der farbigen Raſſen zu ſolchem 
            Anſchwel=
len brachte, denn man hätte ſich klarmachen müſſen, zu welchen 
Konſequenzen das führen mußte und hätte rechtzeitig auf 
            Ab=
hilfe ſinnen müſſen. Es kommt natürlich an ſich einem 
            Raſſen=
ſelbſtmord gleich, wenn Europa und Amerika ſich ſelbſt für 
            Ge=
burtenkontrolle entſcheiden und gleichzeitig die Geburtenrate der 
farbigen Völker auf den höchſtmöglichen Grad ſteigern. 
Aber auch hier ſind die Dinge ſo im Fluß und ſo vielfältig 
miteinander verquickt, daß zunächſt an Abhilfe wohl nicht 
            ge=
dacht werden kann. Aber man kann ſich wenigſtens klar werden, 
wohin die Entwicklung geht, und da muß man konſtatieren, daß 
Oſt= und Südoſtaſien einem Dampfkeſſel gleichen, der unter 
            Ueber=
druck ſteht. Die Bevölkerungsnot iſt nicht nur das Problem 
Europas, ſondern auch Aſiens, und hierdurch können Gegenſätze 
zur Entladung kommen, die ſich ſonſt überwinden und 
            über=
brücken ließen. Kann oder will man ſich alſo nicht entſchließen, 
die Bevölkerungszunahme wieder einzudämmen, muß man 
            recht=
zeitig an die Verteilung und Aufſchließung des noch verfügbaren 
freien Lebensraumes denken; dabei muß man ſich klar ſein; daß 
der japaniſche, der indiſche und der ſüdchineſiſche 
            Bevölkerungs=
überdruck nach Süden, Südweſten und Südoſten tendieren. Die 
japaniſche Regierung hat mit ihrem Verſuch, die überſchüſſige 
Bevölkerung in nördliche Gebiete abzuleiten, kläglich Schiffbruch 
erlitten. Weder nach Hokkaido noch nach Korea oder der 
            Mand=
ſchurei will der Japaner auswandern. Die Japaner ſind eben 
ſchließlich ein ſüdliches Volk, und ſo zielt die japaniſche 
            Aus=
wanderungstendenz nach den Philippinen, den Sunda=Inſeln 
und Auſtralien, nachdem die Vereinigten Staaten — von ihrem 
Standpunkt aus mit vollſter Berechtigung — der japaniſchen 
Auswanderung nach Kalifornien einen Riegel vorgeſchoben 
haben und auch der Auswanderkng nach andern amerikaniſchen 
Republiken die größtmiöglichen Hinderniſſe entgegenſetzen. Die
 ſüdchineſiſche Auswanderung hat zunächſt Hinterindien 
            über=
flutet, das zum Teil wenigſtens ſchon einmal Glied des 
            chineſi=
ſchen Reiches war und heute mehr denn je chineſiert wird. Aus 
dem franzöſiſchen Anam und Tongking kommen immer wieder 
Alarmrufe, daß nur durch Fuſion und engſtes Zuſammenwirken 
der franzöſiſchen und anamitiſchen Kultur dem reſtloſen Aufgehen 
des Landes und Volkes in den chineſiſchen Kulturkreis ein 
Riegel vorgeſchoben werden kann. Die ſiameſiſche Bevölkerung 
iſt bereits zu einem Drittel mit chineſiſchem Blut durchſetzt, und 
in den Malaienſtaaten, in den Straits=Settlements, wie auf den 
Sunda=Inſeln wächſt der chineſiſche Einfluß in Handel, Finanz= 
und Plantagenwirtſchaft von Jahr zu Jahr. Die indiſche 
            Aus=
wanderung tendiert, wie ſchon erwähnt, nach Oſtafrika, und um 
dieſes Gebiet wird zwiſchen Europa und Aſien vielleicht noch 
einmal gerungen werden müſſen. Ein erhebliches 
            Gefahren=
moment für die weiße Raſſe bildet natürlich das Vakuum 
Auſtraliens. Selbſtverſtändlich iſt vom Standpunkt Auſtraliens 
die Politik des „white Auſtralia” die einzig richtige, aber das 
natürliche Korrelat einer ſolchen Politik wäre eine forcierte weiße 
Einwanderung, um den vorhandenen Freiraum baldmöglichſt 
mit Weißen zu füllen, ſo daß einmal der gefährliche Anreiz 
für ein gelbe und braune Invaſion fortfällt. Außerdem wäre 
ein weißes Auſtralien in ſich ſelbſt ſtark genug, einer ſolchen 
Invaſion von ſich aus erfolgreich entgegenzutreten. 
Für die Bevölkerungsmaſſen. Nord= und Mittelchinas hat ſich 
einſtweilen in der Mandſchurei ein Ventil aufgetan. Dieſes 
ausgedehnte, dünn bevölkerte und reiche Land war unter den 
Mandſchu=Kaiſern der chineſiſchen Einwanderung geſperrt. Es 
war verbotenes Land, und erſt die Revolution hat es für 
            chine=
ſiſche Auswanderung geöffnet. Trotz der japaniſchen 
            Gegen=
wirkung, die ſich die Mandſchurei gern als eigene Kolonie 
            ge=
ſichert hätte, geht von Jahr zu Jahr eine wachſende chineſiſche 
Wanderungswelle nach dieſem Land, deſſen ausgezeichneter 
Weizenboden es in der Zukunft zu einer der Kornkammern der 
Erde machen wird. Wieweit es darüber hinaus noch möglich ſein 
wird, durch großzügige Bewäſſerungsanlagen den rieſigen, noch 
verfügbaren Freiraum der Mongolei und Chineſiſch=Turkiſtans 
für Siedlungszwecke zu erſchließen, läßt ſich einſtweilen noch nicht 
überſehen. 
Die drei letztgenannten Gebiete ſind aber bereits in gewiſſem 
Grad Intereſſenzone Rußlands, und damit ergibt ſich eine breite, 
direkte Reibungsfläche zwiſchen Aſien und Europa. 
Hierzu muß man ſich noch über zwei Punkte klar werden: 
„the menace of colour” und „the rising tide of colour” ſind 
natürlich nicht derart zu verſtehen, daß ſich in abſehbarer Zeit 
die geſamte farbige Welt einheitlich gegen die weiße Raſſe 
            er=
heben würde oder könnte. Die farbigen Raſſen, ja ſogar jede 
einzelne ſind in ähnlichem Maße in ſich befehdende und 
            mitein=
ander rivaliſierende Nationen und Völker geſpalten wie die 
Weißen. Das einzige, von dem man ſprechen kann, iſt ein 
            ge=
wiſſes farbiges Reſſentiment. Solange die generelle 
            Ueber=
hebung des Weißen noch währt und ſeine vor allem 
            geſellſchaft=
liche Mindereinſchätzung des Farbigen, wird es ein gewiſſes 
            gemein=
ſames farbiges Raſſegefühl geben, das natürlich auch zum 
            gewiſ=
ſen Grade wirtſchaftliche und politiſche Folgen haben kann. Aber 
im übrigen beſteht dieſe farbige Drohung nicht in einem neuen 
Mongolenſturm oder Ueberfluten Europas durch aſiatiſche 
            Völ=
ker, ſondern darin, daß ſich die weiße Raſſe in abſehbarer 
            Zu=
kunft in die Herrſchaft der Welt mit den übrigen Raſſen wird 
teilen müſſen; wobei es natürlich zu politiſchen Konſtellationen 
kommen kann und wird, bei denen eine Bündnisgruppe weißer 
und farbiger Völker gegen eine andere ſteht. 
Für die raſſenmäßige Labilität mancher Staaten iſt gerade 
Rußland ein gutes Beiſpiel, von dem man nicht recht weiß, ob 
man es Aſien oder Europa zurechnen ſoll; de kacto iſt es ein 
Mittelding und Uebergang zwiſchen beiden. Das heutige 
            Ruß=
land bekommt nun ſeine beſondere Note dadurch, daß es durch
 die bolſchewiſtiſche Rebolution ein überſtaatliches Gebilde 
            ge=
worden iſt, zum mindeſten den Anſpruch erhebt, die nationalen 
Gegenſätze durch die übernationale Idee des Kommunismus 
überwunden zu haben. Tatſächlich iſt die Union der 
            Sowjet=
republiken ein Bundesſtaat, in dem die heterogenſten Völker und 
Raſſen, Ruſſen, Ukrainer, Gruſinier, Türken, Tataren, Kirgiſen, 
Usbeken, kurz eine bunte Völkerkarte, friedlich nebeneinander 
wohnen. Man darf dabei aber nicht vergeſſen, daß ein Volk, 
eben das ruſſiſche, ein ſo großes, zahlenmäßiges Uebergewicht 
hat, daß bei ihm die Herrſchaft ſicher ruht, und daß ferner die 
ganze politiſche Macht diktatoriſch in den Händen eines eng 
begrenzten Kreiſes konzentriert iſt. Darüber hinaus treiben die 
bolſchewiſtiſchen Machthaber eine außerordentlich geſchickte 
            Natio=
nalitätenpolitik, und was man auch gegen dieſe Sowjets ſagen 
mag, man muß ihnen laſſen, daß ſie all den Völkerſchaften, die 
unter dem Zaren aufs härteſte bedrückt waren, die vollſte 
            kul=
turelle Autonomie gewährt haben. 
Es iſt hier nicht der Platz, auf die innere ſoziale Struktur 
des heutigen Rußland und das Weſen des Boſchewismus 
            ein=
zugehen, uns intereſſiert zunächſt lediglich die außerpolitiſche 
Poſition des ruſſiſchen Reiches und ſeine Stellung zwiſchen den 
beiden Kontinenten. Der wenigſtens formal übernationale 
Charakter der Sowjetunion verleiht ihr, von Europa aus 
            ge=
ſehen, eine Doppelſtellung als Schutz und als Gefahr. 
            Sowjet=
rußland mag ſcheinbar in Erfüllung ſeiner ſozialiſtiſchen Miſſion, 
gleichzeitig aber unterbewußt als Erbe der imperialiſtiſchen 
            Aus=
dehnungstendenzen des ruſſiſchen Kaiſerreichs ſeine Grenzen 
gegen Aſien und damit gleichzeitig den Sicherungswall gegen 
die gelbe Expanſion vorſchieben, aber es iſt natürlich auch 
            mög=
lich, daß dieſer übernationale Charakter einmal gegen Europa 
umſchlägt und daß, wenn es wirklich gelänge, China zu 
            bolſche=
wiſieren, ein ruſſiſch=chineſiſches Sowjetreich mit einemmal ein 
chineſiſches Geſicht bekäme und damit Aſien unvermittelt vor 
den innerſten Toren Europas ſtünde. 
Ich halte allerdings eine derartige Entwicklung für höchſt 
unwahrſcheinlich; gerade das Fiasko der bolſchewiſtiſchen Miſſion 
in Kanton hat bewieſen, daß einſtweilen die Raſſengegenſätze 
ſelbſt zwiſchen Ruſſen und Aſiaten noch ſo groß ſind, daß die 
nationalen Inſtinkte die übernationalen Ideen, wie der 
            Sozia=
lismus eine darſtellt, an Stärke noch bei weitem übertreffen. 
Aber wenn man die weltpolitiſchen Perſpektiven ſo weit 
            ab=
ſteckt, muß man auch die abwegigſten Möglichkeiten ins Auge 
faſſen und ſich vor allem klar ſein, welchen abſolut unſicheren 
Faktor Rußland bei der Beurteilung der europäiſchen Zukunft 
darſtellt. 
Geſchäftliches. 
Ach was hilft es, wenn ich trage 
Alle Leiden ohne Klage!? 
Beſſer iſts, wenn ich die Plage 
Mit Carmol zum Teufel jage!! 
Man berlange überall ausdrücklich Carmol, 
Carmol tut wohl! 
Am Samstag, den 28. Oktober, veranſtaltet die Fa. Carl Schürmann 
u. Co., Haus für feine Damenmoden, im Hotel zur Traube eine 
            Moden=
ſchau, worauf ſchon heute hingewieſen wird. 
M M 
Verantwortlich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſleton, Reich und 
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Cugen Buhlmann; 
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; ſir 
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willv Kuhle; Drrä 
und Verlag: L. C. Wiitich — ſämtlich in Darmſſadt 
Für unverlangte Manuſkeipte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Geiten
R
das Geschirrabwaschen, Spiilen und Reinigen mit O!
 Gverkürzt das tägliche Ceschirrs 
abwaschen und Spülen ganz 
bedeutend. Wmacht alles viel 
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 Marmor, Holz usw. ganz 
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was Sietschnell 
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wollen, mit O! 
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1 Eßlöffel ( auf 10 Liter 
1 Eimer heißes Wasser.
Seite 12
Mittwoch, den 16. Oktober 1929
Nummer 287
Sport, Spiel und Turnen.
 1. 5. C. Union — Germanig Oberroden. 
Erſt jetzt beginnen die Verbandsſpiele ſpannend zu werden. Jeder 
Sonntag bringt Aenderungen in der Tabelle. Die am Anfang 
            favori=
ſierten Mannſchaften haben ſchon alle ſchwerwiegende Punkteinbußen 
erlitten. — Germania Oberroden, vielleicht von vielen weniger ernſt 
genommen, führt die Tabelle an. Man muß anerkennen, daß 
            Ober=
roden wohl die flinkſte und eifrigſte Mannſchaft im Kreiſe 
            Starken=
burg ſtellt, die auch hart zu ſpielen verſteht, ohne unfair zu ſein. Der 
Platz in der Tabelle beſteht unbedingt zu Reiht. — Union ſteht, nach 
Spielen und Verluſtpunkten gerechnet, am günſtigſten. Die 
            Tabellen=
führung ging durch den ſpielfreien Sonntag verloren. Das Spiel des 
Sonntags zwiſchen Obervoden und Union auf der Rennbahn wird aber 
ein Kampf um die Führung werden. Durch das Wiedermitwirken von 
Freyz wird Union weſentlich verſtärkt antreten können, muß aber auch 
viel mehr zeigen wie gegen Mörfelden, wenn Sieg und Pynkte in 
Darmſtadt bleiben ſollen. Zweifellos ſteigt auf der Rennbahn ein 
            Groß=
kampf, der vor dem Schlußpfiff noch nicht entſchieden iſt. — Wir 
            erwar=
ten zu dem Spiel, das auf 3,30 Uhr feſtgelegt wurde, einen guten 
Schiedsrichter und von den Spielern einen ritterlichen Kampf. 
5. C. Einkrachk — Boruſſia Dornhein 3:1. 
Eintracht kann zufrieden ſein, daß beide Punkte in Darmſtadt 
            ge=
blieben ſind, denn Dornheim ſpielte bis auf die letzte Viertelſtunde 
dauernd überlegen. Sie ſtellten eine Mannſchaft ins Feld, die wohl 
einen ſehr ſchlechten Fußball ſpielte, aber dafür einen Eifer und 
            Hin=
gabe jedes einzelnen zeigte, was wirklich hier ganz beſonders lobend 
zu erwähnen iſt. Dagegen war Eintracht gegen das glänzende Spiel 
am vergangenen Sonntag in Seeheim kaum wiederzuerkennen. Die 
            Ver=
teidigung war einfach miſerabel, die Läuferreihe bediente den Sturm 
überhaupt nicht und verteidigte nur, und der Sturm kombinierte ſich 
müde, ſchoß nicht und verpaßte die totſicherſten Sachen. Hätte nicht 
Langenbach im Tor einige kaum haltbare Bälle einfach hervorragend 
gemeiſtert, dann wäre das Spiel beſtimmt anders ausgegangen. 
            Trotz=
dem war Eintracht techniſch und in der Ballbehandlung viel beſſer als 
Dornheim und deshalb iſt auch der Sieg verdient. Der Schiedsrichter, 
ein Herr aus Neu=Iſenburg, war wirklich ſehr gut — Eintracht 2.— 
Dornheim 2. 5:1; Eintracht 1. Jgd. — Arheilgen 2. Jgd. Verbandsſpiel, 
6:0; Eintracht 2. Jgd. — Sportverein 98 5. Jgd., Verbandsſpiel, 0:1; 
Handball: Eintracht 1.— Dreieichenhain 1., Verbandsſpiel, 3:12.
 Der BMW.=Motorradfahrer Ernſt Henne=München ging am 
            Diens=
tag an die Verbeſſerung der beſtehenden Weltrckorde in der 500=
            Kubik=
zentimeter=Klaſſe. Er erreichte über einen Kilometer mit fliegendem 
Start bei der Einfahrt 202,133 Kilometer und bei der Rückfahrt 191,591 
Kilometer, im Durchſchnitt 196,721 Kilometer, womit der beſtahende 
Weltrekord erheblich verbeſſert iſt. 
Ein Fußball=Städteſpiel München=Nürnberg=Fürth ſoll am 1. 
            No=
vember in München zum Austrag kommen. 
Der Internationale Fußballverband (FJFA.) tagt am 9. 
            Novem=
ber in Genf, um über einige intereſſante Fragen zu beraten. 
um die deutſche Fliegengewichtsmeiſterſchaft kämpfen am 2. 
            No=
vember Erich Kohler=Berlin und Willi Metzner=Köln in Köln.
 Leichkakhletik. 
Die Deutſchen in Oſaka. 
Zahlreiche Erfolge unſerer Athleten. 
Bei den am Sonntag in Oſaka abgehaltenen deutſch=japaniſchen 
Leichtathletik=Schaukämpfen erzielten die deutſchen Leichtathleten neben 
dem bereits gemeldeten Rekord Dr. Wichmanns noch zahlreiche weitere 
Erfolge, die von den zahlreichen Zuſchauern lebhaft applaudiert wurden. 
Die Ergebniſſe waren: 
100 Meter: 1. Eldracher (Frankfurt) 10,8 Sek.; 2. Weiß (Berlin). 
400 Meter: 1. Weiß (Berlin) 50 Sek.; 2. Stortz (Halle) 2 Meter 
zurück; 3. Dr. Peltzer (Stettin) 
1500 Meter: 1. Böcher (Berlin) 4:12 Min.; 2. Kuyama (Japan); 
3. Boltze. 
5000 Meter: 1 Diekmann (Hannover) 16:10,8 Min. 
110 Meter Hürden: 1. Miki (Japan) 15,1 Sek.; 2. Troßbach 
(Berlin). 
200 Meter Hürden: 1. Dr. Wichmann (Frankfurt) 24,1 Sek. (neuer 
deutſcher Rekord!. 
4 mal 100 Meter: 1. Deutſchland 1. Mannſchaft 43 Sek.; 2. 
            Deutſch=
land 2. Mannſchaft; 3. Japan. 
Speerwerfen: 1. Molles (Königsberg) 64,20 Meter. (1) 
Kugelſtoßen: 1. Hirſchfeld (Allenſtein) 15,27 Meter; 2. Weiß (Berlin). 
Hochſprung: 1. Noſe (Japan), 1,80 Meter; 2. Ladewig (Berlin) 
1,70 Meter. 
Stabhochſprung: 1. Wegener (Halle) 3,93 Meter. (1) 
Weitſprung: 1. Köchermann (Hamburg) 725 Meter; 2. Oſhima 
(Japan); 3. Ladewig (Berlin). 
Schießſpori. 
Privilegierte Schützengeſellſchaft Darmſtadt (1533). 
Bei dem vom 21. September bis 2. Oktober 1929 ſtattgefundenen 
traditionellen Oktober=Protektor=Feuerſchießen in München, an welchem 
ſich 836 Schützen aus allen Gauen Deutſchlands, Tirols und der 
            Schwei=
beteiligten, konnte unſer Meiſterſchütze, Herr Oberſteuerinſpektor Auguſt 
Gunſchmann, ganz hervorragende Erfolge erzielen. Errang er 
doch auf der „Hauptſcheibe” den 5. Preis, auf der „Hirſch=Punktſcheibe‟ 
gleichfalls den 5. Preis. Bei der „Meiſterſcheibe” belegte er den 56. 
Platz und bei der „Feſtſcheib=” den 111. Platz. Wohl ſelten ſtand in 
den Reihen der Gefellſihaft ein ſolch hervorragender Schütze, der ſeine 
Neſultate noch verbeſſern kann, uenn im Juli kommenden Jahres die 
Stände am Neuen Schießhaus von ihm wieder zum Uebungsſchießen 
benutzt werden können, wenn dieſe von der Beſatzungsbehörde 
            freigege=
ben worden ſind.
 Ueber den SV. Griesheim 02 iſt die Platzſperre verhängt worden. 
Der Jockey Haynes verläßt nach mehrjähriger Tätigkeit demnächſt 
Deutſchland, um in Paris ein Engagement anzunehmen. 
Zum Präſidenten der Boxſportbehörde Deutſchlands wurde der 
            be=
kannte Sportiournaliſt Peter Eik gewählt. 
Der japaniſche Olympaſieger Tſuruta verbeſſerte Rademachers 
Weltrekord im 20=Meter=Bruſtſchwimmen auf 2:45 Minuten. 
Die deutſchen Tiſch=Tennismeiſterſchaften finden in der Zeit vom 
27. bis 30. Jcnuar in Hannover ſtatt.
 Rundfunk=Programme. 
Frankfurt 
Mittwoch, 16. Okt. 13.30: Schallplatten: Aus Werken von 
Hettor Berlioz. 0 15.15: Jugendſtunde. Rektor Wehrhahn: Von 
freundlichen Heinzelmännchen. 16.15: Konzert des Funkorch. 
Werke von Rich. Wagner, Leitung: Hans Rosbaud, Mitw.: F 
Völker (Tenor). 0 18.10: Bücherſtunde. 6 18.30: Eſperanto 
O 18.45: Dr. Mertens: Tiergeſellſchaften. 6 19.10: Mannheim: 
Reportage — „Revolutionäre unter Glas und Nahmen”. 
            Zwiege=
ſpräch anl, der Ausſtellung des Mannheimer Schloßinuſeums. — Die 
politiſche Bewegung der Jahre 1848—1849. Ausf.: Muſeumsdir. 
Pro). Dr. Walter, Redakteur Würth. 8 19.20: Franzöſ. 
            Literatur=
rroben. 6 19.35: Franzöſiſcher Unterricht. 20: Von und nach 
Stuttgart: Norwegiſcher Abend. Muſikal. Teil von Stuttgart, 
Literar. Teil von Franfſurt. Knut Hamſun: „Wir ſind gekommen”. 
— Johan Boſer: Aus dem Roman „Die Lofotſiſcher‟ — Knut 
Hanſun: Grabſtätte. 0 21: Von und nach Stuttgart: Dialekt= 
Austauſch=Abend u. a. von Fraukfurt: Reportage aus einer 
            Aepfel=
weinlelterei. 
Königswuſierhaufen 
Deutſche Welle. Mittwoch, 16. Okt. 9.30: E. Landsberg: 
Feurich. Eind Stadtbrand in alter Zeit. 6 10: Dr. Hafek: Fabel, 
Aneldote und Märchen. O 10.35: Mitteil, des Reichsſtädtebundes. 
6 12: Berlin: Schallplatten. O 14.45: Kindertheater: „Gockel, 
Hinkel und Gackeleia, 8 15.45: Frauenſtunde. Toni Kueßner: Iſt die 
Seidenraupenzucht als einträglicher Nebeuverdienſt anzuſehen? 6 16: 
Dir. Würtz: Das Seelenleben des Krüppels. 6 16.30: Hamburg: 
Seemannslieder und Baliaden aus vielen Veeren. O 17.30: 
            Dichter=
ſtunde, W. Eggert=Bayreuth: Max Mell, der Dichter und ſein 
Werk. 8 18: Ob.=Ing. Schob: Aus den Lehrwerkſtätten eines 
großen Induſtriewerkes. 6 18.30: Spaniſch für Anfänger. 6 18.55: 
Prof. Dr. Mersmann: Geſpräche über Muſik. O 19.20: Dr. Roſcher: 
Die Großfunkſtation Nauen im Weltkriege. 0 20: Unterhaltungs= 
Kapelle Geza Komor 0 20.45: Norwegiſche Dichtungen. Geleſen 
von E. Klöpfer. O 21.15: Leipzig: Norwegiſche Muſik. Dresdner 
Philharmonie Dirig.: P. Scheinpflug. Sinding: Sinfonie Nr.1 
D=moll. — Schielderup: Sommernacht auf dem Fjord. Danach: 
Tanzmuſik. Kapelle Marel Weber. 8. Pauſe: Bildfunk.
Meſſte utee
 RAOI Pachmännische 
PMOTO Bedienung
 Bacder ämhl. 
Ernst-Ladwigstr. 14 
Tel. 2140 (6617a
 Das mitteleuropäiſche Hochdruckgebiet hat ſich weiter verſtärkt und 
noch mehr nördlich ausgebreitet. Somit bleibt es zunächſt beſtimmend 
für unſere Wetterlage. Die Temperaturen erfahren zwiſchen Tag und 
Nacht infolge Ein= und Ausſtrahlung noch ſtärkere Gegenſätze ſo daß 
ſie in höheren Lagen nachts ſogar bis in Gefrierpunktsnähe zurückgehen. 
Morgens wird ſtärkere Nebelbildung auftreten, jedoch klart es ſich 
            tags=
über wieder auf, wobei kräftige Erwärmung ſtattfindet. 
Ausſichten für Mittwoch, den 16. Oktober: Morgens neblig=wolkig, 
            tags=
über aufheiternd, Temperaturen nachts in höheren Lagen bis in 
Gefrierpunktsnähe zurückgehend, tagsüber jedoch ſtarke Erwärmung, 
trocken. 
Ausſichten für Donnerstag, den 17. Oktober: Fortdauer des 
            herrſchen=
den Wetters.
M
A
 „A. 
straße 9
Bag grögte Opfen
 mit Alice Terry und Ivan Petrovich 
Nach dem bekannten Roman von Robert Hichens. 
Dazu: Colleen Moor,e in dem Lustspiel: 
Mädel sei ließ 
Beginn 3½ Uhr.
 HARRH LIEPTKEs 
Iah küsse Ibre Hand Hadame
und
 Anei hötische Tage 
mit Carlo Aldini 
Deulig-Woche 
Beginn 3½ Uhr.
(TV. 16248
 ImAleinen Haus Mit Capitain Cobham im Flugboot rund um Afrika — und 
Nur heute noch 16 und 20 Uhr Die Wunder des Films, mit Vortrag Hona Grundig-Frankfurt.
Rhei
Kurott
 Heute nachmittag 4 Uhr 
inſtler=Kanzert 
Stadtorcheſter 
Eintritt frei. 
(18196)
 Sportplatz-Reslaurant u. Laſé 
Ai 
Böllenfalltor 
Mittwoch und Samstag 
Kaffee- u. Kuchentag 
1 Portion Kaffee u. 2 Stück Kuchen 
nach Auswahl 
Gedeck Mark 1.— 
Künstiler-Konzert 
Heute Mittwoch 
sowie jeden Samstag und Sonntag 
Gesellschaftstanz. 4 Eintritt frel.
Heute Mittwoch
 Premiöre 
des Sensations-Gastspiel der gefeiertsten Frau, Schwedens 
Ame. Bella Siris 
Die berühmte Tanztragödin v. d. Opera Oslo, Bella Siris Tänze: 
Freude, Schmerz, Grauen, Erotik 
Im I. Teil: Demonstrations-Vortrag: 
Wie behalle jch Jugend und Schänheit 222 
Im II. Teil: Bella Siris berühmte Tanz-Creationen 
II. Teil- Varieté-Attraktionen
 Karten: Verk.Bäro und kI. de Waal. Trotz großzer 
(16240 
Kosten keine erhöhten Preise
 Bund Königin Luiſe 
Heute Mittwoch, 
16 d. Mts., abends 
8 Uhr, bei Sitte: 
Pflichtverſammlung 
mit Vortrag.
 HHZHAAHÄEHAAAAnnagEgnnngaannanngägnng 
Wut. Schloß-Café as. 2 
SchloJ-Café-Enzembl2 Leitung: Kapellmstr. C. Fischer
 Mittwoch, 16. Oktober 1929 (Beginn 4 Uhr) 
Machmittags-Honder-Konzert 
mit besonders gewähltem Programm. 
Jeden Mittwoch und Samstag, 8½ Uhr: 
Gesellschafts-Abend. 
Sonntags von 11—1 Uhr: Früh-Konzert. 
Eigene Konditorei. 
16235
 Haunnn 
ganß
O
DO
 Heifgader Weikstaße 
Telefon 2474 Inh.: H. Moog Luisenplatz 1 
Winzerfest 
mit bekannt gutem alten Wein und frischem 
süßen Traubenmost — Exduisite Küche 
Ab T.30 abends Konzert 
der schon vor zwei Jahren gastierten 
            berühm-
ten und beliebten Kapelle DkZ5O BIESKEV 
(1e247
 Großfrücht 
Birn AVicten 
zu verk. Heinrich Fuhrſtraße 17, part.
 Schrankapparat mit 
Platten zu verkauf. 
Soderſtraße 30, I.
MSacha
 A 
Violinſpielerin ſucht 
Zuſ.=Spiel Gefl. 
            Zu=
ſchr. u. G. 86 Geſch. * 
Muſikantengilde Darmſtadt 
Kleiner Chor 
Sonntag, den 20. Oktober, abends, 8 Uhr
 in der Pauluskirche 
Kanons, Motetten, Choräle und Orgelwerk 
alter Meiſter. Programme, die zum 
            Ein=
tritt berechtigen, für 50 Pfg. (Jugendliche 
30 Pfg.) bei Buchhandlung Saeng, 
            Kirch=
ſtraße, und an der Abendkaſſe. (16239b
 AKarl- 
Café Einsiedelstr.789 
Neu eröffnet. Daselbst Messeler 
Schwarzbrotz. Frau Liebert.
 Donnerstag, 17. Okt, 20/4 Uhr,i d. Städt. 
Akademie f. Tonkunſt, Eliſabethenſtr. 
OeffenklicherVortrag 
Wilhelm Salewski=Mannheim 
Pfarrer in der Chriſtengemeinſchaft 
unkoſtenbeiträge freiwillig
Großes Haus
 Hessisches 
Landestheater 
Mittwoch 
18. Oktober 1929
 MMR 
B5
Kleines Haus 16 und 20 Uhr
 Die Dreigroschenoper 
von Bert Brecht, Musik von K. Weill 
Preise 1—10 Mk. 
Kulturflmbühne: 
Die Wunder des Films. — Mit 
dem Flugboot rund um Afrika. 
„Preise 0.80—2 Mk.
Nummer 282
Mittwoch, den 416. Oktober
*
 Franzöſiſcher Wirkſchaftsbrief. 
Von unſerem A=Korreſpondenten.
 Berlin, 14. Oktober. 
Die letzten wirtſchaftlichen Ereigniſſe im Ausland blieben hier 
nicht ohne Wirkung. Am empfindlichſten war zweifellos die 
            Effek=
tenbörſe betroffen, welche den letzten Reſt ihrer Vitalität 
            einzu=
büßen ſchien. Andererſeits läßt es ſich aber nicht leugnen, daß in 
franzöſiſchen Wirtſchaftskreiſen in dem Mittelpunkt des Intereſſes 
nicht die Rückwirkungen der ausländiſchen Ereigniſſe, ſondern die 
bevorſtehenden finanzpolitiſchen Maßnahmen ſtehen. Brutaler 
ausgedrückt: Die zukünftige Konjunktur wird allein aus dem 
            ein=
ſeitigen Standpunkt der Steuerpolitik beurteilt. 
            Steuerherab=
ſetzung iſt das große Schlagwort der Wirtſchaft und der ganzen 
Innenpolitik. Die jetzige Regierung — es iſt ein offenes 
            Geheim=
nis — hat aber nicht zuviel für Steuerherabſetzungen übrig. Die 
Finanzpolitik, die ſeit zwei Jahren betrieben wirs, iſt mit zwei 
Worten zu charakteriſieren: Amortiſierung und Theſauriſierung. 
Eine Amortiſierung der inneren Schulden iſt notwendigerweiſe 
mit einer Deflation verbunden, die für den Handel, da ſie die 
Kreditverhältniſſe immer ſchwieriger geſtaltet, früher oder ſpäter 
fatal ſein muß. Dagegen bekommt die Induſtrie die Wirkungen 
dieſer Finanzpolitik etwas langſamer zu fühlen, da der 
            Abſatz=
mangel ſich hier langſamer einſtellt. Andererſeits führen aber die 
Kreditſchwierigkeiten zur Ueberfremdung, die neben der gleichzeitig 
energiſcher auftretenden ausländiſchen Konkurrenz ſo ſehr beklagt 
wird. 
Der Rohſtoffmarkt war flau. Nur der Kohlenmarkt 
iſt etwas belebt, was übrigens ſaiſonmäßig bedingt iſt. Einen 
guten Eindruck hat der Ausgleich mit den Arbeitern hervorgerufen. 
Dadurch iſt nämlich die im Norden immer drohende Streikgefahr 
für eine Zeit lang beſeitigt. Es fanden bedeutende 
            Lohnerhöhun=
gen ſtatt, die bei den Grundlöhnen 17 bis 25 Prozent ausmachen. 
Die Folge dieſer Lohnerhöhungen ſind erhebliche Preiserhöhungen, 
die am 1. Oktober in Kraft getreten ſind. Preiserhöhungen, die 
fünf Franken per Tonne bei der induſtriellen Kohle und fünfzehn 
Franken per Tonne bei der Kohle für häuslichen Gebrauch 
            aus=
machen. Die direkte Folge iſt eine weſentliche Verteuerung der 
Lebenshaltung und der induſtriellen Herſtellungskoſten. 
Die franzöſiſchen Kohlenvorräte ſollen ſehr gering ſein und 
die Beſtellungen der Induſtrie ſehr groß. Man glaubt, daß die 
Hauſſe der Kohlenpreiſe unvermeidlicherweiſe eine Hauſſe der 
Eiſen= und Stahlpreiſe nach ſich zieht. Deshalb gab es 
in den letzten Tagen viele Käufe am Eiſen= und Stahlmarkt. 
Dieſe Käufe werden wohl noch einige Tage anhalten, ſind jedoch 
nicht das Zeichen einer anwachſenden Proſperität, ſondern eben 
nur Einkäufe vor einer Preiserhöhung. Die Zukunft des 
            Stahl=
marktes wird im allgemeinen nicht ſo optimiſtiſch beurteilt wie 
noch vor kurzem. Die Konkurrenz auf dem Weltmarkte wird 
            täg=
lich ſchärfer, und die Lage des inländiſchen Marktes iſt in 
            bedeu=
tendem Maße von den ſtaatlichen Beſtellungen, das heißt von der 
jeweiligen politiſchen Konſtellation, abhängig. Die Beſchlüſſe auf 
der Wiener Sitzung des Stahlkartells, die bekanntlich die Dauer 
dieſer Organiſation bis zum 31. Mai 1930 verlängerte, wurden 
hier mit allgemeiner Zufriedenheit aufgenommen. 
Der Metallmarkt lag ſchwach. Das ungünſtigſte und 
zweifellos auch am wenigſten erwartete Ereignis war die Baiſſe 
des Zinns, die hier beſonders die kolonialen Wirtſchaftskreiſe ſehr 
verſtimmt. In der Tat ſtellt die Zinnbaiſſe einen Rekord dar. 
Seit Ende 1925, alſo ſeit vier Jahren, gab es keine ſo niedrigen 
Zinnpreiſe. Wie ſich das Kartell verhalten wird, weiß niemand: 
es iſt jedenfalls hier eine Gelegenheit, ſeine Lebensfähigkeit zu 
beweiſen. Die Baiſſe des Zinns wie auch die ganze Verſtimmung 
am Metallmarkte wird mit der ungünſtigen wirtſchaftlichen Lage 
in England, vor allem mit den großen Krachs der letzten Wochen 
in Verbindung gebracht. 
Die Bleipreiſe ſind in London zurückgegangen, während 
man in New York verſucht, ſie künſtlich auf einem gewiſſen Niveau 
zu halten. 
Der Zinkmarkt iſt ebenfalls deprimiert. Die letzten 
            Be=
ſchlüſſe des Zinkkartells, die Produktion nicht weiter zu reduzieren. 
haben eine Enttäuſchung hervorgerufen, und der Großhandel warf 
bisher ſpekulativ zurückgehaltene Mengen auf den Markt. 
Der Kupfermarkt iſt ruhig, aber relativ feſt. Die 
            erwar=
tete Kupferhauſſe iſt bisher nicht eingetreten, ſie wird aber Ende 
des Jahres wahrſcheinlich nicht ausbleiben. 
Der Kautſchukmarkt iſt flau. Es handelt ſich hier 
            viel=
leicht nur um eine Uebergangszeit, die am Ende des Jahres immer 
einzutreten pflegt. Die Vorräte haben ſich in der letzten Woche 
um etwa fünf Prozent erhöht. Die Kolonialgeſellſchaften, die mit 
ſtandiger Geldverlegenheit kämpfen und darum billige Ware auf 
den Markt werfen, tragen viel dazu bei. 
Die Phosphatpreiſe zeigen wenig =Aenderung. Das 
Herbſtgeſchäft, an das man große Hoffnungen knüpfte, ſoll den 
Erwartungen nicht entſprochen haben. Die Perſpektiven des 
            Mark=
tes werden alſo nicht allzu optimiſtiſch beurteilt, wie dies auch 
aus dem Preisſturz der Phosphatwerte klar zu erſehen iſt. 
Auf dem Petroleummarkt iſt nach wie vor viel über 
die Einſchränkungspolitik die Rede. Neuerdings ſollen ſolche 
            Ver=
ſuche in Venezuela unternommen werden, wo die Produktion in 
den letzten Jahren rieſige Fortſchritte gemacht hat. Die 
            Möglich=
keiten der neuen Petroleumpolitik werden in Paris ſehr ſkeptiſch 
beurteilt. Es verlautet, daß einige Führer der Oelinduſtrie einen 
gewiſſen Sturz der Oelpreiſe für nützlich halten, da dadurch die 
Konkurrenz des ſynthetiſchen Oels — wenigſtens nach ihrer 
            An=
ſicht — eingeſchränkt würde, eine Anſicht, die ſicherlich nicht ſtimmt, 
da die Herſtellungskoſten eben bei dem ſynthetiſchen Oel 
            zurück=
gehen können, während ſie bei dem natürlichen Oel. wo die 
            Er=
tragsfähigkeit ſchon ziemlich gering iſt, beinahe ſtabil ſind.
 Zunehmender Kohlenverbrauch in Süddeutſchland. Der 
            Jahres=
bericht des Verbandes Nürnberger Kohlenhandlungen e. V., Nürnberg, 
für 1928, enthält intereſſante Angaben über den Kohlenverbrauch in 
Deutſchland. Dieſer betrug 1928 auf den Kopf der Bevölkerung 2,4 
To., in Süddeutſchland 2,9 in Bayern und Württemberg je 2,4, in 
Baden 3,4, in Heſſen 3,9 To. Trotz des Ausbaues der ſüddeutſchen 
Waſſerkraftwerke und der dadurch bedingten Verdrängung der Kohle, 
iſt der Geſamtverbrauch an allen Kohlenſorten, umgerechnet in 
            Stein=
kohlen, in Süddeutſchland von 17,3 Mill. To. im Jahre 1913 auf 18,5 
Mill. To. im Jahre 1927 und 19,6 Mill. Tonnen im Jahre 1928 
            ge=
ſriegen. 
Einigung zwiſchen Frankfurter Allgemeine und dem Schweizeriſchen 
Konſortium j. S. Textorbaugeſellſchaft. Die Verhandlungen zwiſchen 
der Frankfurter Allgemeinen und dem Schweizer=Konſortium betreffs 
die Textor=Baugeſellſchaft, ſind, wie wir zuverläſſig erfahren, ſoweit 
gediehen, daß die Fortführung der Arbeiten nunmehr geſichert iſt. 
Es handelt ſich insgeſamt noch um eine Bauſumme von ca. 600—800 000 
RM. Die Fortführung der Arbeiten iſt ſo geplant, daß zunächſt in den 
Blocks, die nahezu fertig ſind, die Innenarbeiten vorgenommen 
            wer=
den, anſchließend daran, folgend die noch im Rohbau befindlichen 
Blocks. Sehr weſentlich wurde die Einigung zwiſchen der Frankfurter 
Allgemeinen und dem Schweizer=Konſortium dadurch gefördert, daß 
die Vermietung in letzter Zeit ſehr gut eingeſetzt hat. 
Amerikaniſche Kabelnachrichken. 
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 15. Okt.: 
Getreide: Weizen, Dez. 135, März 142½, Mai 145½: Mais, 
Dez. 94½, März 99, Mai 101½; Hafer, Dez. 51, März 53½, Mai 
55½: Roggen, Dez. 107½, März 11238, Mai 114. 
Fleiſch: Rippen, 11,25; Speck, loco 11,25; leichte Schweine 9,40 
bis 10, ſchwere Schweine 9,15—10; Schweinezufuhren Chicago 
24 000, im Weſten 106 000. 
Baumwolle: Okt. 17,98, Dez. 18,20. 
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 15. Okt.: 
Getreide: Weizen, Rotwinter 145, Hartwinter 141; Mais 
107½: Mehl 6—6,40; Getr. Fracht nach England 1,6—2,3 sh, nach 
dem Kontinent 8—9 C. 
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze in Lots 116, Loco 10½, 
            Ok=
tober 9.90, November 9.88, Dezember 9.90, Januar 1930 9.92, 
            Fe=
bruar 9.96, März 10.07, Mai 10.21, September 10.50.
 Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe. 
Frankfurt a. M., 15. Oktober. 
Die Börſe eröffnete zurückhaltend und überwiegend ſchwächer, 
            aller=
dings gemeſſen an den geſtrigen Mittagskurſen. Vorbörslich war die 
Bewegung am Farbenmarkt ziemlich lebhaft, der Kurs überſchritt wieder 
die 200=Grenze bis 201½ Prozent. Der Eröffnungskurs war 199¾ 
Prozent. Bekanntlich wird heute erſtmals das Bezugsrecht auf J. G. 
Chemie Baſel notiert. Dieſer Kurs war zunächſt 4 Prozent und ſprang 
im ſpäteren Verlauf auf 4,80. Man nimmt die offizielle Feſtſetzung mit 
5 Prozent an. Die Geſamttendenz im freundlichen Sinne wurde etwas 
geſtört durch den ſtärkeren Kursrückgang von Karſtadt auf die Berliner 
Veröffentlichung von angeblich 150 Mill. Schulden des Konzerns, was 
allerdings bisher unbeſtätigt blieb, Karſtadt 10 Prozent ſchwächer. Im 
Verlauf wieder davon 2 Prozent erholt. Am Elektromarkt zeigte ſich 
zunächſt etwas Abgabeneigung bei Siemens auf die Differenz zwiſchen 
der Siemens= und A.E.G.=Verwaltung bezüglich der 
            Ueberfremdungs=
debatte. Siemens 2½, Schuckert 34, A.E. G. ½ Prozent ſchwächer. Sehr 
ſchwach lagen wieder Chadeanteile um 10 RM., die in Einklang mit 
der ſpaniſchen Valutabewegung zu bringen ſind. Montanwerte relatio 
gehalten. Es waren wieder rheiniſche Käufe zu beobachten. Rheinſtahl 
1½ Prozent erholt. Von Einzelwerten gaben Linoleum 3, 
            Scheide=
anſtalt 34 Prozent nach, Süddeutſche Zucker ½ Prozent höher. Zellſtoff 
ſperte eher etwas freundlicher. Auch Schiffahrtsaktien eher etwas feſter. 
Angeboten waren vorübergehend Kunſtſeidewerte, ſo Glanzſtoff bis 
268, Bemberg 220 Prozent gedrückt. Auch hier trat im Verlaufe 
            an=
geſichts der Farbenbewegung eher eine freundlichere Grundſtimmung 
ein, die teilweiſe die Anfangsverluſte vollkommen ausglich. Tagesgeld 
bleibt zum Steuertermin weiter geſucht und 8½ Prozent. 
An der heutigen Abendbörſe wurden die Hauptumſätze am 
            Farben=
markt getätigt, der ½ Prozent ſchwächer einſetzte, dagegen Farbenbe 
züge unverändert bei 5 Prozent geſucht. J. G. Chemie Baſel waren 
210½ Prozent. Neben den Farbenwerten waren vor allem 
            Schiffahrts=
werte beachtet und auf die noch für dieſen Monat erwartete Freigabe 
hin, bis 1½ Prozent freundlicher. Sowohl Hapag wie Nordd. Lloyd 
in dieſem Ausmaße befeſtigt. Die übrigen Märkte waren kaum 
            ver=
ändert. Schuckert ½ Prozent höher. Siemens 1 Prozent ſchwächer, 
Kunſtſeidewerte waren ohne Veränderung. Der Anleihemarkt lag 
            voll=
kommen ſtill. Auch im Verlauf blieb die Börſe gut gehalten. 
Berlin, 15. Oktober. 
Der heutige Vormittagsverkehr zeigte bei ruhigem Geſchäft einen 
im großen und ganzen freundlichen Grundton. Beſondere Momente 
lagen nicht vor, doch konnten die wenigen ungünſtigen Nachrichten, wie 
der Bericht der deutſchen Maſchinenbauanſtalten für September, der ein 
weiteres Nachlaſſen des Auftragseinganges und des 
            Beſchäftigungsgra=
des meldet, die in der zweiten Hälfte des Septembers weiter ſteigende 
Arbeitsloſigkeit uſw. der freundlichen Stimmung auch weiter keinen 
            Ab=
bruch tut. Zu Beginn des offiziellen Verkehrs kam dann eine 
            Unſicher=
heit in die Märkte, die durch die ſchwache Haltung einiger Spezial 
papiere hervorgerufen wurde. Im allgemeinen war die 
            Kursentwick=
lung uneinheitlich und Gewinnen bis zu 2½ Prozent ſtanden 
            Abſchwä=
chungen in gleichem Ausmaße gegenüber. Etwas lebhafter ging es 
            an=
geblich auf Auslandsintereſſe am Farbenmarkte zu, an dem außerdem 
anregte, daß das Bezugsrecht heute erſtmalig (5 Prozent Parität zirka 
3, 4) zur Notiz gelangte. Im Verlaufe zeigten die Kurſe, beeinflußt 
durch die ſchwache Haltung einiger Spezialpapiere, allgemein etwas 
rückgängige Tendenz.
Mekallnokierungen.
 Die Berliner Metallnotierungen vom 15. Oktober ſtellten ſich für 
Elektrolytkupfer 170,50 MM. Original Hüttenaluminium 190 MM., 
            des=
gleichen 194 RM., Reinnickel 350 MM., Antimon Regulus 64—68 RM., 
Feinſilber 68,25—70, RMM 
Die Berliner Metall=Termine vom 15. Oktober ſtellten, ſich für 
Kupfer: Januar 146 (146,50), Februar 147 (147), März 147,50 
(147,50), April 147,25 (147,75), Mai 148 (148), Jun: 148 (148,50), Juli 
148,25 (148,50), Auguſt, September 148,50 (148,75), Oktober 144,50 (146 
November 145 (145,75), Dezember 146 (146). Tendenz: abgeſchwächt 
Für Blei: Januar, Februar, März, April, Mai, Juni 46 (46,50), 
Juli 46 (46,25), Auguſt 46,25 (46,25), September 46,25 (46,50), Oktober 
45,75 (46,75), November 45,75 (46,50), Dezember 46 (46,25). Tendenz: 
ſtetig. Für Zink: Januar. Februar 45,50 (46,50), März, April Mai 
45,75 (46,75), Juni, Juli 46 (47), Auguſt, September 46 (47,50), Oktober, 
November 44,50 (46), Dezember 45,25 (46,25). Tendenz: luſtlos — Die 
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern beigefügten Brief.
Diehmärkke.
 * Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 15. Oktober 1929. Auftrieb 
24 Ochſen, 7 Bullen, 550 Kühe oder Färſen, 257 Kälber, 44 Ziegen 
oder Schafe, 1160 Schweine. Marktverlauf: rege ausverkauft. Es 
wurden pro 50 Kg. Lebendgewicht folgende Preiſe in Reichsmark 
            ge=
zahlt: Ochſen 57—60, 44—51; Bullen 40—50; Kühe 44—48, 32—44, 26 
bis 30, 20—24; Färſen 50—62; Kälber 68—70, 50—67; Schweine 
86—89, 80—90, 89—81. 
Mannheimer Viehmarkt vom 15. Oktober. Dem heutigen Groß 
viehmarkte waren zugefahren: 388 Ochſen, 169 Bullen, 287 Kühe, 437 
Färſen, 613 Kälber, 94 Schafe, 3 498 Schweine, 130 Arbeitspferde, 
80 Schlachtpferde, 7 Ziegen. — Bezahlt wurden für Ochſen 39—66, für 
Bullen 43—56, für Kühe 18—51, für Färſen 44—63, für Kälber 58—86. 
für Schafe 51—55, für Schweine 76—92, für Arbeitspferde 750—1750, 
für Schlachtpferde 40—150, Ziegen 12—23 RM. — Marktverlauf: Mit 
Großvieh mittelmäßig, Ueberſtand, mit Kälbern lebhaft geräumt, mit 
Schweinen lebhaft geräumt, mit Arbeitspferden lebhaft, mit 
            Schlacht=
pferden mittelmäßig. 
Frankfurter Viehmarkt vom 15. Oktober. Der Auftrieb des 
            heu=
tigen Schlachtviehmarktes beſtand aus 1728 Rindern, darunter befanden 
ſich 355 Ochſen, 91 Bullen, 672 Kühen und 516 Färſen, ferner aus 413 
Kälbern, 104 Schafen und 4643 Schweinen. Verglichen mit dem 
            Auſ=
trieb des letzten Hauptmarktes waren 53 Rinder und 31 Schafe mehr 
angetrieben, dagegen ſtanden 60 Kälber und 480 Schweine weniger zum 
Verkauf. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht in Mark: Ochſen 
al) 57—60, a2) 53—56, b1) 48—52; Bullen a) 54—57, b) 48—52; Kühe 
a) 46—49, b) 42—45, c) 37—41, d) 30—36; Färſen a) 57—60, b) 53—56, 
c) 48—52; Kälber b) 79—82, c) 74—78, d) 68—73; Schafe wurden wegen 
des geringen Auftriebs nicht notiert; Schweine, Klaſſe a) 88—90, b) 88 
bis 91, c) 88—91, d) 88—91, e) 84—88, f) und g) nicht notiert. 
            Markt=
verlauf: Rinder ruhig, Ueberſtand, Kälber und Schafe mäßig rege, 
            aus=
verkauft. Schweine rege, ausverkauft. Im Vergleich mit den Preiſen 
der vergangenen Woche, lagen Ochſen, Kühe und Färſen je 1 Mark 
niedriger, während Schweine teilweiſe 1 Mark gewinnen konnten. 
            Bul=
len und Kälber blieben behauptet. Fleiſchgroßmarkt. Beſchickung: 341 
Viertel Rindfleiſch, 27 ganze Kälber, 25 ganze Schafe bzw. Hämmel und 
214 halbe Schweine. Preis für 1 Zentner friſches Fleiſch in Mark: 
Ochſen= und Rindfleiſch 1) 90—95, dito 2) 80—90, Bullenfleiſch 88—92, 
Kuhfleiſch 2) 60—75, dito 3) 45—60, Kalbfleiſch 2) 110—115, Hammel= 
und Schaffleiſch nicht notiert. Schweinefleiſch 1) 110—115, dito 
            hol=
ländiſches 100—110. Gefrierfleiſch, Vorderviertel Rindfleiſch 56, 
            Hinter=
viertel 65 Mark. Geſchäftsgang des Großmarktes: ruhig. 
Kleine Wirkſchaftsnachrichken. 
Die deutſche Rohzinkproduktion einſchließlich Zinkſtaub betrug, 
wie der Geſamtausſchuß zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen 
Metallwirtſchaft, Berlin, auf Grund der Berechnungen des 
            ſtati=
ſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft A. G., Frankfurt a. M., 
            mit=
teilt, im September d. J. 8753 Tonnen gegen 9069 Tonnen im 
Aüguſt 1929. 
Laut „Wirtſchaft und Statiſtik” betrug der Beſtand an 
            Kraft=
fahrzeugen im Deutſchen Reich am 1. Juli 1929 rund 433 000 
            Per=
ſonenkraftwagen, 144 000 Laſtkraftwagen und 608 000 Krafträder. 
In der Zeit vom 1. Juli 1928 bis 1 Juli 1929 hat ſich die 
Zahl der Perſonenkraftwagen um rund 23 Prozent die Zahl der 
Laſtkraftwagen um 18Prozent und die der Krafträder um 30 
Prozent vermehrt. 
Der deutſche Hopfenbauverband richtet an die deutſchen Brauer 
und Hopfenhändler einen Appell, in dem er auf die drohende 
Kataſtrophe des deutſchen Hopfenbaues hinweiſt und um 
            Maß=
nahmen und Unterſtützung bittet, um dieſe Kataſtrophe verhüten 
zu helfen. 
Das Kuratorium der Berliner Maſtviehausſtellung gibt 
            ſo=
eben den Termin (vom 3. bis 5. Mai 1930) und die Bef=
            mmun=
gen für die nächſte Ausſtellung bekannt. Auf Grund von 
            Vor=
ſchlägen einer beſonderen Kommiſſion iſt die Schauordnung weſen.: 
lich abgeändert worden, um den jetzigen Verhältniſſen der 
            deut=
ſchen Fleiſchverſorgung und des deutſchen Schlachtviehmarktes 
            Rech=
nung zu tragen und anzupaſſen. 
Die Forges et Aſſieries du Nord et de UEſt ſchüttet auf einen 
Reingewinn von 38,7 (23,4) Mill. Franken eine Dividende von 
40 (25) Franken aus worauf bereits eine Abſchlagsdividende von 
15 Franken am 25. Juni ausbezahlt worden iſt. 
Die Standard Oil Co. of New Jerſey hat den Benzinpreis 
für das Gebiet des Staates New Jerſey ſowie die Südſtaaten der 
Union um 0,01 Dollar pro Gallone ermäßigt.
 Berliner Kursbericht 
vom 13. Oftober 1929
 Verl. Handels=Geſ. 
 
Danatbank 
Deutſche Bant 
Disconto=Geſ. 
Dresdner Bant 
Hapag 
Hanſa Dampfſch. 
Nordd. Lloyd 
A. E. G. 
Bahr. Motorenw. 
J. P. Bemberg 
Bergmann Elektr. 
Berl. Maſch.=Bau 
Conti Gummi 
Deutſche Cont. Gas 
Deutſche Erdöl
 Deviſenmarkt 
vom 15. Oftober 1929
 Vee 
261.50 
161.— 
161.- 
155.75 
115.375 
155.75 
108.375 
180.75 
75. 625 
220.— 
208.25 
63.50 
179.— 
106.875
 Eletr. Lieferung 
J. G. Farben 
Gelſenk. Bergw. 
Geſ.f.elektr. Untern 
Harpener Bergbau 
 
Hoeſch Eiſen 
Phil. Holzmann 
Kali Aſchersleben 
Klöcknerwerke 
Köln=Neueſſ. Bgw. 
ſLudw. Loewe 
Mannesm. Röhr. 
Maſch.=Bau=Untn. 
Nordd. Wolle 
Oberſchleſ. Koksw 
Orenſtein & Koppell
 Ne 
199.50 
134.25 
177.— 
140.25 
121.50 
90.50 
220.— 
109.75 
117.25 
176.— 
104.625 
47.50 
113.50 
98.25 
78.—
 Kee 
Rütgerswerke 
Salzdetfurth Kali 
 
Leonh. Tietz 
Verein. Glanzſtoff 
Verein. Stahlwerke 
Weſteregeln Alkali. 
Agsb.=Nrnb. Maſd 
Baſalt Linz 
Berl. Karlsr. Ind. 
Hirſch Kupfer 
Hohenlohe=Wer e 
Lindes Eismaſch. 
Herm. Poege 
Vogel Telegr. Draht 
Banderer=Werke
100 Kronen /111.s= 112.15 Portugal 100 Escudos 18.82 Kopenhagen 100 Kronen 111.95 112. Athen 1100 Drachm. 5.435 66.50 Stockholm 100 Kronen 112.35 112.57 Konſtantinopel 1 türk., 2 1.994 London 1 S-Stg. 20.38 20.42
Kairo 1äghpt. * 20.903 Buenos=Aires 1 Pap. Peo 1.75 1.761 Kanado 1 canab. Doll 4. 141 150.50 New York 11 Dollar= 4.1865 4.1945 Uruguay 1 Goldpeſo 4.098 30.— Belgien 100 Belga" 58.43! 58.555 Fsland 100 eſtl. Kr. 92.19 69.50 Italien
100 Lire. 21.92 21.96 Tallinn (Eſt!.) 100 eſtl. Kr. 111.98 55.— Paris
100 Franes 16.44,5 16.4e5 Riga
100 Lats 80.67
 Brie 
81. 125 
59.94 
81.61 
2.002 
0.500 
7.405 
18.86 
5.445 
1.998 
20.943 
4. 149 
4.104 
92.37 
112.21 
80.83
Frankfurter Kursbericht vom 15. Oktober 1929.
 (20 Dtſche, 
            Reichs=
anl. v. 27 ...... 
6% Baden 
            Frei=
ſtaat v. 27 ..... 
0% Bayern 
            Frei=
ſtaat v. 27.....! 
8% Heſſen 
            Volks=
ſtaat. . . . . v. 281 
v. 29 
8". 
6%0 Preuß. 
            Staats=
anl. v. 28 ...... 
6% Sachſen 
            Frei=
ſtaat v. 27 ....." 
7% Thüringer 
            Frei=
ſtaat v. 27 .... 
Dtſche. Anl. 
            Auslo=
ſungsſch. ½. 
Ablöſungsanl. . . 
Dtſche. Anl. Ablö. 
ſungsſch. (Neub 
Dtſche. 
            Schutzge=
bietsanleihe .. 
8% Bad.=Bad. v. 20 
6% Berlin v. 24. 
8% Darmſtadtv. 2e 
v.” 
g Frkf. a. M. b. 26. 
6% Mainz v. 26 
8%0 Mannh. v. 26.. 
6% Nürnbergv. 26 
8 Heſſ. Landesbk. 
Goldpfbr. 
82, Heſſ. Landesbk. 
Goldoblie 
4‟, J. Heſſ. Lds. 
Hyp.=Bk.=Liquid. 
Pfbr. 
8ſ. Preuß. Lbs.= 
Pfbr.=Anſt. Gold 
pfbr. 
82ſo Preuß. Lds. 
Pfbr.=Anſt. Gold 
obl. ... 5."
 50.55 
9.55 
4.5
96.9
71
9
9f
 P / Darmſt. Komm 
Landesbk. Goldobl 
8‟/,
            KaſſelerLandes=
kredit Goldpfbr. 
8e/. Naſſ. Landesbk. 
Goldpfbr. 
Dt. Komm. 
            Sam=
mel=Ablöſ.=Anl. 
+ Ausl. Ser. I 
* Ausl. Ser. II 
Dt. Komm. Samm. 
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4½/,0 Lig. Pfrb 
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4½,) Lig. Pfbr. 
821. Preuß. 
            Boden=
cred.=Bk. 
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182), Preuß. Centrl. 
Bodencr.=Bk. 
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32 
131 
288.5 
119 
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73
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75 
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Mitv. . . . . . . . . . /495 
Mannh, Verſich. 1 96.25
Seite 14
Mittwoch, den 16. Oktober 1929
Nummer 287
 Urheber=Rechtsſchutz durch Verlag Oskar Meiſter, Werdau i. Sa. 
18) 
Nachdruck verboten 
Dreißig Dollar die Woche! Das war ja beinahe ein 
            Meiſter=
lohn. 
Sie trat den Poſten ſofort an. 
Willy Kramer führte ſie ſelber ein. 
In einer kurzen humorvollen Anſprache ſtellte er ſie vor, und 
dabei ernahnte er die Belegſchaft des Saales, allen Anordnungen 
Suſannes zu entſtrechen. 
Die Mädchen und Frauen ſahen voll Freude zu Suſanne 
auf. Sie galt bei ihnen von vornherein; denn längſt hatten ſie 
gehört, was in den Towler=Fleiſchwerken vorgegangen war. 
Mr. Towler beſuchte Robert George im Polizeipräſidium. 
George wußte, daß er diesmal nicht in amtlicher Eigenſchaft 
kam, ſondern daß er die Fühler ausſtreckte. 
Und ſo wa: es auch. 
Mr. Towler machte nicht viel Worte, ſondern bot George für 
die Millanſche Fleiſch=Compand den ſtattlichen Betrag von 
            acht=
zhn Millionen Dollar. 
Robert George lehute ab, wenigſtens vorläufig. 
Mr. Towler hatte anſcheinend damit gerechnet; denn er ſchien 
nicht unbefriedigt, da Robert George nicht alle Brücken abbrach, 
ſondern eine Möglichkeit offen ließ. 
Mr. Toler lud Robert George zum Schluß zum Eſſen ein, 
eine Aufforderung, die George nicht ablehnen konnte. 
Kaum hatte ſich Mr. Toſpler verabſchiedet, als Heliane 
Millans anrief und Robert George um ſeinen Beſuch bat. 
Es ſei ſehr dringend. 
Robert George ſagte, daß er ſofort mit dem Wagen kommen 
werde. Papers benachrichrigte den Chauffeur, und nach einer 
guten Viertelſtund= ſaß George der bleichen, ſchönen Witwe 
gegenüber.
 Die rührend=hilfloſe Schönheit machte ihn etwas verlegen, 
wenigſtens im Anfang. Man merkte ihr an, daß ſie gelitten hatte. 
„Es iſt ſehr liebenswürdig von Ihnen, Mr. George,” ſagte 
ſie mit weicher leiſer Stimme, „daß Sie meine Bitte gleich erfüllt 
haben.” 
„Das war, für mich Gebot, Mrs. Millans. Ich ſehe Sie 
heute zum erſten Male nach der Teſtamentseröffnung am 
            Toten=
bette Mr. Millans wieder, und Sie müſſen mir verzeihen, wenn 
... wenn ich erwas befangen bin. Schließlich habe ich Ihnen ja 
das Erbe weggenommen, das Ihnen zuſtand.” 
Sie ſchüttelte mit einem müden Lächeln den Kopf. 
„Machen Sie ſich keine Gewiſſensbiſſe. Als ich Mac 
            Mil=
lans, der wie ein Vater zu mir war, die Hand reichte, war ich 
arm. Ich beſaß nichts, und jetzt erlaubt mir meines toten Gatten 
Güte, daß ich im Jahre vierhunderttauſend Dollar zu verleben 
habe. Ich bin damit reichlich zufrieden. Ich weiß ja auch, daß 
Sie mit dem Gelde eine bittere Miſſion auf ſich luden. Ich 
beneide Sie nicht um das Erbe, Mr. George. Sie ſind jetzt 
Polizeipräſident.”
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 „Das Schickſal hat mich mit einem Male einen tüchtigen 
Sprung tun laſſen.” 
In Ihrer Eigenſchaft als Polizeipräſident muß ich Sie um 
Ihre Hilfe bitten.” 
Erſtaunt ſah George auf Heliane. 
„Hat ſich wieder etwas ereignet?” 
„Ich habe drei Drohbriefe erhalten. Bitte, wollen Sie leſen.” 
George nahm drei Papiere. 
Sir lauteten: 
Erſter Brief: 
„Wir fordern Sie hiermit auf, am kommenden 
            Frei=
tag einhunderttauſend Dollar abends um zehn Uhr am 
Sockel der Lincoln=Statue niederzulegen. Tun Sie es 
nicht, dann werden wir der Polizei einen Fingerzeig 
geben, wo man den Mörder Mac Millans zu ſuchen 
hat.” 
Zweiter Brief: 
„Das Teſtament Ihres Gatten, das den Hauptteil 
des Vermögens zu Ihrem Schaden an Robert George 
zum Zwecke der Verbrecherbekämpfung vererbt, iſt recht=
 lich ſtark anfechtbar. Wir fordern Sie hiermit auf, den 
Prozeß gegen Robert George einzuleiten. In anderem 
Falle behalten wir uns Maßnahmen vor, die beſtimmt 
nicht erfreulich für Sie ſein werden.” 
Der dritte Brief, der der kürzeſte war, lautete: 
„Vergeſſen Sie den Freitag nicht.” 
Helianes Augen ruhten auf George. 
„Was ſagen Sie dazu? Ich bin etwas in Unruhe. Ich 
leide noch unter den Ereigniſſen. Man ſoll mich in Ruhe laſſen, 
wveiter wünſche ich nichts. Ich denke nicht daran, hunderttauſend 
Dollar zu opfern; denn ich habe ja ein Intereſſe daran, daß man 
der Polizei einen Fingerzeig über die Ermordung meines Gatten 
gibt. Ich bin nicht ſchuld daran. In dieſem Briefe bezichtigt 
man ja mich indirekt.” 
„Ich bitte Sie, Mrs. Millans!” ſagte George mit 
            Ueber=
zeugung. „Das kommt nie und nimmer in Frage. Nie!” 
Sie lächelte traurig. 
„Es kommt nie in Frage. Ich kann nicht einer Fliege etwas 
zuleide tun, geſchweige denn einem Menſchen, dem ich ſoviel 
verdanke. 
Wie ſchlecht denken doch die Menſchen! Und mit Ihnen 
prozeſſieren? Nie, Mr. George!” 
„Das haben Sie nicht nötig, Mrs. Millans. Vielleicht fällt 
doch das ganze Vermögen an Sie zurück.” 
Sie richtete ſich ſteil auf und ſah ihn erſtaunt an. 
„Wieſo?” 
Reſigniert entgegnete George: „Ueberlegen Sie ſich: Die 
            Ver=
brecherwelt Chicagos weiß, welche Miſſion ich habe. Sie fürchtet 
mich ein wenig. Ich bin ſtolz darauf. Jetzt, da Mr. Millans 
Millionen hinter mir ſtehen, wird ſie mich doch etwas mehr 
fürchten; denn die weiß, daß Geld eine Maht iſt. Man wird 
verſuchen, mich wegzuputzen. Sie kennen das alte Wort: Viele 
Hunde ſind des Haſens Tod. Letzten Endes kann ich meinem 
Schickſal nicht entgehen. Wenn es mir nur vergönnt iſt, der 
Löſung meiner Aufgabe nachzukommen, dann will ich zufrieden 
ſein. Nach meinem Tode — das will ich feſtlegen — ſoll das 
Erbe an Sie zurückfallen.” 
„Sie ſehen alles zu ſchwarz, Mr. George!” ſagte das junge 
Weib mit ſtarrem Geſicht, und ihre großen blauen Augen 
            bohr=
ten ſich förmlich in die ſeinen. 
George ſchüttelte den Kopf. 
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Seite 16
Mittwoch den 16 Oktober 1929
Nummet 287
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