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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche ilaſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 281
Mittwoch, den 9. Oktober 1929.
192. Jahrgang
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ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchticher Beſtreibung fäll” jeder
Nabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Naiſonalbanl.
Macdonalds amerikaniſche Miſſion
Macdonald vor dem Kongreß.
Die engliſch=anerikaniſchen
Blokkenabrüſtungs=
verhandlungen. — Kriege zuoiſchen Amerika
und England „unmöglich”.
EP Waſhington, 8. Oktober.
Der erſte Beſuch Macdonalds nach Rückkehr vom Landſitz
des Präſidenten Hoover galt dem Waſhingtoner Kapitol, wo
geſtern nachmittag eine gemeinſame Sitzung des Senats und
Ab=
geordnetenhauſes ſtattfand. Macdonald hielt vor dem
Kon=
greß eine Rede über die engliſch=
amerikani=
ſchen Flottenabrüſtungsverhandlungen, wobei
er oft von langen Beifallskundgebungen der Senatoren und
Ab=
geordneten unterbrochen wurde. Den Höhepunkt der ungefähr
10 Minuten langen Rede Macdonalds bildete die Errlärung, daß
es keinen Krieg zwiſchen Amerika und England
geben könnte, da er völlig unmöglich ſei, wenn
Amerika und England den Kelloggpakt in letzter
Konſequenz beachten und erfüllen würden.
Macdonald unterließ es in ſeiner Rede nicht, nochmals zu
be=
tonen, daß die engliſch=amerikaniſchen Verhandlungen keine Art
von Bündnis zwiſchen Großbritannien und den Vereinigten
Staaten zum Ziele hätten, ſondern nur dazu dienen ſollten, die
Sache des Weltfriedens zu fördern. — Macdonald ergriff die
Ge=
legenheit der Rede zu einer eingehenden Würdigung des
ver=
ſtorbenen deutſchen Außenminiſters Dr. Streſemann, den er als
„ſeinen toten Freund” bezeichnete.
Der Beifall zum Schluß der Rede des engliſchen
Miniſter=
präſidenten, der zum erſten Male vor dem amerikaniſchen
Parla=
ment geſprochen hatte, war überaus herzlich. Am Abend fand
im Weißen Hauſe ein zu Ehren Macdonalds beranſtaltetes
Ban=
kett ſtatt, an dem eine beſchränkte= Zahl führender politiſcher
Per=
ſönlichkeiten Amerilas teilnahmen. Für morgen wird nach
Wiederaufnahme der Beſprechungen zwiſchen Maedonald und
Hoover eine umfaſſende Erklärung über die Frage der
Flotten=
abrüſtung erwartet.
Die Beſprechungen zwiſchen Präſident Hoober und dem
engliſchen Premierminiſter ſind heute wieder aufgenommen
wor=
den. Wie in hieſigen politiſchen Kreiſen verlautet, iſt mit der
Veröffentlichung eines umfaſſenden Communiqués, das den
Ver=
lauf und die Ergebniſſe der bisherigen Beſprechungen darſtellen
wird, für die nächſten 48 Stunden zu rechnen.
Macdonald, der wieder vom Weißen Hauſe nach der
eng=
liſchen Botſchaft übergeſiedelt iſt, dürfte morgen mit Senator
Borah, dem Vorſitzenden des Auswärtigen Ausſchuſſes des
Se=
nats, und Vorkämpfer für die Idee der Freiheit der Meere,
dieſe Frage ausführlich erörtern. Allgemein glaubt man aber
nicht, daß dieſes Problem auf der Fünfmächteabrüſtungskonferenz
in London zur Sprache kommen wird.
Die geſtrige Rede des engliſchen Miniſterpräſidenten vor dem
Kongreß hat in der geſamten amerikaniſchen Preſſe eine
außer=
ordentlich gute Aufnahme gefunden. Die Blätter loben
überein=
ſtimmend den warmen Ton und die Aufrichtigkeit, die aus den
Worten Macdonalds ſprächen, der zum erſten Male in der
Ge=
ſchichte als engliſcher Miniſterpräſident vor dem amerikaniſchen
Kongreß zum amerikaniſchen Volke geſprochen habe.
Die engliſch=gmerikaniſchen Borvereinbgrungen
zut Zlokkenftage.
London, 8. Oktober.
Ueber die am die Vereinigten Staaten, Frankreich, Italien
und Japan ergangenen Einladungen zu einer
Seeabrüſtungs=
konferenz meldet „Times‟: Das Dokument enthält ungefähr 1000
Worte. Zu Beginn werden die Punkte aufgezählt, in denen die
Regierungen Großbritanniens und der Vereinigten Staaten im
Laufe der Beſprechungen zwiſchen Macdonald und General
Dawes zu einer vorläufigen Verſtändigung gelangt ſind.
Da=
nach beſteht Einigkeit darüber, 1. daß die gegenwärtigen
Ver=
handlungen das Ergebnis und die direkte Fortſetzung
des Kriegsverzichtspaktes (Kelloggpaktes) ſind, 2. daß
der Grundſatz der Parität der Flottenſtärken
für alle Kriegsſchiffsarten akzeptiert wird, die
nicht durch den Waſhingtoner Vertrag erfaßt werden und daß
dieſe Parität am 31. Dezember 1936 erreicht ſein ſoll. Die
bri=
tiſche Regierung hat über dieſen Punkt mit den Regierungen der
Dominions beraten, und es verlautet, der „Times” zufolge,
über die Definition der Parität, daß ſämtliche
Marineſtreit=
kräfte des britiſchen Reiches in Rechnung geſtellt werden ſollen;
3, daß es wünſchenswert iſt, auch die Frage einer Reviſion
der Dienſtzeit von Schlachtſchiffen aufzuwerfen, um
die Durchführung des vollen Erſatzprogramms zu vermeiden,
das im Waſhingtoner Vertrag von 1922 vorgeſehen iſt; 4. daß
beide Regierungen der Anſicht ſind, daß U=Boote
völlig ausgeſchaltet werden ſollten, daß aber dieſe
Maßnahme nicht ohne die Zuſtimmung aller beteiligten Mächte
durchgeführt werden kann.
Die „Times”=Meldung beſagt weiter: Im allgemeinen wird
anerkannt, daß eine endgültige Vereinbarung nur durch eine
Konferenz mit den anderen Seemächten erreicht werden kann.
Ju=
folgedeſſen lädt die britiſche Regierung die vier anderen
Regie=
rungen zu einer Konferenz ein. Man hofft, daß die eingelade=
Nen Regierungen ſofort zu einem Meinungsaustauſch über die
aufgeworfenen Fragen ſchreiten werden. In der Note wird
aus=
drücklich erklärt, es ſei nicht geplant, einen neuen Mechanismus
zur Behandlung der Seeabrüſtung zu ſchaffen. im Gegenteil hoffe
man, die Arbeit der Konferenz derart zu geſtalten, daß dadurch
die Aufgabe des Völkerbundes, der das geſamte
Abrüſtungs=
problem zu behandeln habe, erleichtert werde.
Ein „großzügiges” Angebot.
Lord Bokhermere für die Rückgabe Kameruns und
Togos an deutſchland.
London, 8. Oktober.
Lord Rothermere ſchreibt in ſeinem in der „Daily Mail”
erſcheinenden zweiten Artikel über ſeine Eindrücke auf einer Reiſe
durch Deutſchland unter der Ueberſchrift „Wird die Republik
Be=
ſtand haben?” Rothermere tritt dafür ein, daß die Nationen der
Welt der deutſchen republikaniſchen Regierung helfen, ihre
Auto=
rität weiter zu ſtärken, denn ſie habe greifbare Pfänder ihrer
guten Abſichten gegeben. Er rät der britiſchen Regierung, als
praktiſchen und ſofortigen Schritt zu dieſem Zweck die
Rückerſtat=
tung des vormaligen Deutſch=Kamerun und des britiſchen Anteils
an Togo, die beide eine Belaſtung des britiſchen Schatzamtes
dar=
ſtellen, an Deutſchland „als Akt internationalen guten Willens”
ernſtlich zu erwägen. Wir haben es jetzt, ſagt Rothermere weiter,
mit einem neuen Deutſchland zu tun. Jede Maßnahme, die zu
einem beſſeren Verhältnis zwiſchen unſeren beiden Nationen
bei=
trägt, hat wirklichen Wert. Die deutſche Flagge wieder über zwei
der vormaligen afrikaniſchen Beſitzungen Deutſchlands wehen zu
laſſen, deren europäiſche Bevölkerung nur 300 Köpfe zählt,
ein=
ſchließlich der 180 Deutſchen, die dort verblieben ſind, würde für
uns nur ein kleines Opfer bedeuten, würde jedoch das Preſtige
der republikaniſchen Regierung in Deutſchland ſehr vermehren.
Rothermere empfiehlt daher der britiſchen Arbeiterregierung, dem
Völkerbund den Wunſch mitzuteilen, den britiſchen Anteil an Togo
und das vormalige Deutſch=Kamerun Deutſchland zurückzuerſtatten.
* Der engliſche Zeitungskönig Lord Rothermere, der im
vori=
gen Jahre die Ungarn mit ſeiner Huld beglückte durch die
Aus=
ſicht auf eine Reviſion ihrer Friedensverträge, hat jetzt eine
vier=
zehntägige Studienzeiſe durch Deutſchland unternommen, die ihm
natürlich „genügte”, um einen vollſtändigen Einblick in unſere
Verhältniſſe zu bekommen. Was von ſeinen Eindrücken bisher
bekannt wird, ſieht ſich ziemlich oberflächlich an, aber dazu echt
engliſch. Er will der deutſchen Stoßkraft ein Ventil nach außen
öffnen und ſetzt ſich dafür ein, daß wir einen Teil unſerer
ehe=
maligen Kolonien zurückerhalten, wobei er ſich beſonders für
Kamerun und Togo begeiſtert. Von Südweſt= und Oſtafrika, die
beide für die engliſche Durchdringung des ſchwarzen Erdteils „
un=
entbehrlich” ſind, ſpricht er nicht. Charakteriſtiſch für die ganze
Denkweiſe des engliſchen Lords iſt, daß Kamerun und Togo
fran=
zöſiſches Mandatsgebiet ſind, daß er uns alſo ein Geſchenk anbietet,
das Englands nichts koſtet und das uns die Franzoſen zur
Ver=
fügung ſtellen ſollen.
Rückkrikt der flowakifchen Miniſter.
EP. Prag, 8. Okt.
In der Tuka=Kriſe hat ſich heute eine ſenſationelle Wendung
vollzogen. An die Slowakiſche Volkspartei wurde
von den übrigen Koglitionsparteien das Ultimatum
ge=
ſtellt, die Kandidatur des zu 15 Jahren Zuchthaus
verurteilten Dr. Tuka ſofort zurückzuziehen oder
aus der Regierung auszutreten. Daraufhin
über=
reichten heute der Miniſter für Geſundheitsweſen, Dr. Joſoph
Tilo, und der Miniſter für die Vereinheitlichung der Geſetze, Dr.
Joſef Labaj, ihre Demiſſion, die vom Präſidenten der Republik
angenommen wurde. Der Rücktritt der beiden Miniſter hat aber
angeſichts der bevorſtehenden Neuwahlen den Nücktritt des
Ge=
ſamtkabinetts nicht zur Folge. Die Demiſſion der beiden
Mini=
ſter iſt unter ungewöhnlichen Umſtänden erfolgt. Die Demiſſion
des Miniſters Labaj wurde vom Präſidenten angenommen,
ob=
tvohl Labai von dem Rücktrittsgeſuch keine Kenntnis gehabt
hätte. Das Geſuch trägt auch nicht die Unterſchrift des Miniſters,
da er von Prag abweſend war.
In einer Unterredung mit einem Vertreter der offiziöſen
„Prager Preſſe” erklärte der Führer der Slowakiſchen
Volks=
partei, Fater Hlinka, die Partei werde ihre Haltung
gegen=
über Tuka nicht ändern, ſolange die letzte Inſtanz nicht
ge=
ſprochen habe. Er ſei überzeugt, daß Tuka
unſchul=
dig verurteilt wurde. Wenn im weiteren Verlauf Tuka
irgendwelche Verbrechen nachgewieſen würden, werde Hlinka ihn
nicht halten. Hlinka teilte weiter mit, daß ſeine Partei unter
Umſtänden dem neuen Parlament fernbleiben werde und
den=
ſelben Weg gehe, wie ſeinerzeit Raditſch in Serbien.
Ekglüberſchreikungen.
* Berlin, 8. Oktober. (Priv.=Tel.)
In die Technik unſerer Haushaltgebarung kommt allmählich
doch etwas Ordnung. Während man ſeither im Reiche mit der
Rechnungslegung und Rechnungsprüfung ſtark nachhinkte, ſo daß
die Feſtſtellungen des Rechnungshofes meiſt nur geſchichtliche
Be=
deutung beſaßen, kommen wir jetzt mehr an die Gegenwart heran.
Das Reichsfinanzminiſterium hat ſchon zum 1. Oktober dem
Reichstag den Abſchluß über das vergangene Haushaltsjahr, das
bis zum 31. März dauerte, vorgelegt, und auch der Rechnungshof
hat die Rückſtände aufgearbeitet. In dem Bericht des
Reichs=
finanzminiſteriums iſt ein Punkt von beſonderer grundſätzlicher
Bedeutung. Nach der Haushaltsordnung dürfen
Etatüberſchrei=
tungen nur mit vorheriger Zuſtimmung erfolgen, wobei vorgeſehen
iſt, daß ſchuldhaft gegen dieſe Beſtimmung verſtoßende Beamte der
Reichskaſſe zum Erſatz verpflichtet ſind. Sowzeit wir wiſſen, iſt
es das erſtemal, daß das Reichsfinanzminiſterium die
Verantwor=
tung für eine Reihe von überplanmäßigen und außerplanmäßigen
Ausgaben einzelner Miniſterien ablehnt. Damit ſind die
geſetz=
lichen Vorausſetzungen für die Juanſpruchnahme der
verantwort=
lichen Beamten gegeben und es wird darüber im Reichstag
wahr=
ſcheinlich heftige Debatten geben, ob nicht jetzt einmal ein
Exem=
pel ſtatuiert werden ſoll.
* Die Amerikafahr Kamſay Macdonalds
Was man von ihr in England erhoffl. — Eine neue
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 7. Oktober.
John Bulls Haupt läßt ſich ſeit jeher mit einem Januskopf
vergleichen, deſſen eine Hälfte dem europäiſchen Kontinent, die
andere dagegen dem großen Lande jenſeits des Ozeans
zugewen=
det iſt. Danach auch viele von Englands außenpolitiſchen
Ent=
ſchlüſſen, die meiſtens eine Art Reſultante dieſer beiden
ent=
gegengeſetzt laufenden Linien ſind. In den letzten Jahren, als
allerhand Probleme im Vordergrunde des Weltintereſſes ſtanden,
die mit dem Werden des Völkerbundes, mit der Löſung der
Reparationsfrage, mit der Räumung der beſetzten Gebiete uſw.
zuſammenhingen — hat das Euroda zugekehrte Geſicht lange Zeit
das Hauptintereſſe Englands ausgedrückt. Heute jedoch, nachdem
die Befriedung Europas recht merkliche Fortſchritte gemacht hat,
ſcheint ſich der Aufmerkſamkeitsnerv entſchieden nach der anderen
Hälfte verſchoben zu haben. Noch andere, überaus wichtige
Gründe, die in der Entwicklung jenſeits des Ozeans zu ſuchen
ſind, kommen hinzu; und die Welt wird nun damit zu rechnen
haben, daß von jetzt ab — das Amerika zugekehrte Antlitz John
Bulls für einige Zeit die Rolle des Sprechers der engliſchen
Außenpolitik, auch in Fällen, wenn dieſe für Europa gemeint iſt,
übernehmen wird. Ramſay Macdonalds Amerikafahrt iſt für
den Beginn dieſer neuen Aera der britiſchen Außenpolitik das
weithin ſichtbare Startzeichen.
Auf dem Kontinent wird man ſich vielleicht kaum einen
Be=
griff davon machen, in welch weitgehendem Maße die
Amerika=
fahrt Macdonalds hier von allen Parteien und
Volks=
ſchichten einmütig als eine große nationale
An=
gelegenheit empfunden wird. Die „Berengaria”
wird „das Schiff des Friedens” genannt: „ein Schiff, das, wie
kein anderes ſeit der „Mayflower; (die vor faſt 200 Jahren die
Gründer von „Neu=England’ über den Ozean brachte), ſo
offen=
fichtlich das weitere Schickſal der beiden großen angelſächſiſchen
Nationen mit ſich führt.” Macdonalds Abreiſe am letzten
Sams=
tag geſtaltete ſich zu einer nationalen Kundgebung erſten
Ran=
ges. Der König ſandte ihm in einem beſonders herzlich
gehal=
tenen Telegramm ſeine beſten Wünſche zu der Reiſe, die er als
ein „Glaubensbekenntnis zum guten Willen unter den Menſchen”
nannte. Die Bürgerſchaft von London rief ihm durch den Mund
ihres Lord Mayors die Verſicherung nach, daß jeder Engländer
mit Intereſſe und Bangen ſeine Reiſe begleiten werde. Ja, ſelbſt
die konſervative Maſſe des Volkes ließ dem dieſe hiſtoriſche Reiſe
antretenden Labour=Premier durch ihren Führer Baldwin
ver=
ſichern, daß er auch ſeitens der Oppoſition der beſten Wünſche
zum Erfolg ſeines großen Unternehmens gewiß ſein könne. In
Kürze — die Reiſe Macdonalds wird in England allgemein als
ein Ereignis von derartiger Tragweite betrachtet, wie ſich ein
ähn=
liches ſeit über einem Jahrhundert nicht mehr in den
Beziehun=
gen zwiſchen Großbritannien und den Vereinigten Staaten
er=
eignet hat, und ohne Uebertreibung könnte man ſagen, daß ſich
heute die geſamte britiſche Nation wie ein Mann hinter dem
den Ozean überquerenden Premier geſtellt hat.
In dieſen allgemeinen Enthuſiasmus mengen ſich allerdings
auch einige ſkeptiſche Stimmen, die nicht
ver=
ſchwiegen werden dürfen. Eine ſtarke Beſorgnis erregt
zum Beiſpiel bereits jetzt der noch völlig unberechenbare Faktor
betr. der Stellung, die die übrigen Flottenmächte zu den
even=
tuellen engliſch=amerikaniſchen Abmachungen einnehmen werden.
Dieſem Umſtand gegenüber iſt die engliſche öffentliche Meinung
durchaus nicht blind. „Alles iſt vor der Hand noch bedingt”,
ſchreibt beiſpielsweiſe ein angeſehenes Londoner Wochenblatt,
„denn erſt die Fünfmächte=Konferenz wird die Probe aufs
Exem=
pel abgeben, und erſt ſie wird zeigen, wie weit die gegenwärtig
von Frankreich und Italien kommenden Widerſtände eventuell
angetan ſein könnten, das engliſch=amerikaniſche Werk der
Ab=
rüſtung zur See zunichte zu machen‟. Eine nicht geringere
Ent=
täuſchung macht ſich auch darüber bemerkbar, daß als Ziel der
kommenden Maedonald=Hoover=Ausſprache nicht mehr — wie
urſprünglich gewollt — eine Herabſetzung der Seerüſtungen,
ſon=
dern lediglich deren Limitierung auf dem gegenwärtigen Stand
genannt worden iſt. Wird eine derartige „Limitierung”, fragt
man ſich mit Beſorgnis, nicht letzten Endes gar im Sinne der
amerikaniſchen Big Navy=Fanatiker ausfallen? Und würde dieſe
„Limitierung” ein ſtillſchweigendes Einverſtändnis zur
Ausfüh=
rung jener Beſtimmungen des Waſhingtoner Vertrages in ſich
ſchließen, gemäß welchen England und Amerika nach 1931
berech=
tigt ſind, jedes weitere 15 Schlachtſchiffe zu bauen, wie
ebenſo Japan, Frankreich und Italien nach dieſem Jahre
gleich=
falls 9 reſp. 5 neue Dreadnoughts werden bauen dürfen? Jedes
dieſer Schiffe würde die ungeheure Summe von 8 Millionen
Pfund Sterling koſten. Wenn die Beſprechungen zwiſchen
Mac=
donald und Hoover nur mit dem Gutheißen der „Limitierung”
dieſes zurzeit noch geltenden Bauplanes enden würden, ſo hätte
man ein Ergebnis erzielt, das kaum der Mühe wert wäre. Und
wie ſteht es ferner mit den anderen, zwiſchen Amerika und
Eng=
land ſeit jeher ſtrittigen Fragen, wie beiſpielsweiſe dem
Gegen=
ſatz in der Unterſeeboot=Frage, in der Frage der Anwendung des
Blockaderechts uſw.? Niemand wird doch ernſtlich glauben
wol=
len, daß der kurze Beſuch Macdonalds all dieſe „noch
verblei=
benden Meinungsverſchiedenheiten” reſtlos zerſtreuen werden
könne — ſelbſt für den Fall, daß Macdonald und Hoover über
Erwarten leicht die leidige Kreuzerfrage endgültig aus der Welt
ſchaffen würden . . . Solche und ähnliche Sätze finden ſich in faſt
ſämtlichen engliſchen Blättern, und ſie geben die Anſicht mancher
Kreiſe der Bevölkerung durchaus richtig wieder.
Hierauf ſollte dennoch keineswegs das Schwergewicht gelegt
werden. Die oben angeführten peſſimiſtiſchen und ſkeptiſchen
Stimmen ſind immerhin in der Minderzahl. Der
optimi=
ſtiſche Ton wiegt durchaus vor. Denn die
Erwartun=
gen, die jenes England, das dem Premier mit ſo großem
Enthu=
ſiasmus „glückliche Reiſe” gewünſcht hat, an die Ergebniſſe dieſer
Rummer 280
Seite 2
Reiſe knüpft, ſind — das darf noch weniger verſchwiegen werden
— natürlich von aller optimiſtiſchſter Art. Sie begrenzen ſich
keineswegs auf der Hoffnung — eine Verſtändigung mit der
Regierung der Vereinigten Staaten über die Frage der
Rüſtun=
gen zur See erreicht zu ſehen. Doch wenn man ſich die Frage
vorlegt, was England nun in der Tat von dieſem erſten
offiziel=
lei Amerikabeſuch ſeines Premiers erhofft, ſo hat, man nicht
geringe Schwierigkeiten, dieſe Frage poſitiv zu beantworten.
Selten in der Geſchichte hat ſich das Volk der praktiſchen und
beſonnenen Briten zu einem ſo übertriebenen, allgemein=
gehalte=
nen und roſigen Optimismus geneigt gezeigt, wie es ihn in
die=
ſem Fall an den Tag zu legen beliebt. Der beſonnenſte von allen
iſt vielleicht Ramſay Macdonald ſelbſt. Der Premier hat vor
ſeiner Abreiſe einige Preſſemänner empfangen und uns über die
Ziele ſeiner Reiſe einen kleinen Speach gehalten. Charakteriſtiſch
daran war, daß er den Satz „wenn alles gut geht” („if all goes
well *) mehr als einmal gebrauchte. So wollen auch wir
nicht zögern, ihn noch ein übriges Mal hier zu wiederholen:
wenn alles gut geht, dann mag die Amerikafahrt Macdonalds
zunächſt mal allerdings eine faktiſche Limitierung der
Seerüſtun=
gen, d. h. ein Einſtellen des amerikaniſch=engliſchen Wettrüſtens
zur See, zur Folge haben; ſie mag ferner den baldigen
Zuſam=
mentritt der Fünfmächte=Konferenz und eine Seeabrüſtung aller
Mächte der Welt nach ſich ziehen; ſie vermag hierdurch eventuell
die endgültige Einberufung der großen Weltabrüſtungskonferenz
in greifbare Nähe zu rücken; ſie kann eine Vereinbarung zwiſchen
Amerika und England über das Seerecht zur Folge haben; ſie
könnte weiter zu bedeutenden finanziellen Erſparniſſen vor allem
in England und hierdurch zum Freiwerden von Mitteln zur
Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit in England führen; und ſie
könnte endlich die Frage des Beitritts der Vereinigten Staaten
zum Völkerbunde pſychologiſch und praktiſch noch um einen
weſentlichen Schritt der Verwirklichung näher bringen".
Wenn alles gut geht, natürlich
Wird alles gut gehen? Auf dieſe Frage hat man ſich zunächſt
mit einer indirekten Beantwortung zu begnügen. Immerhin iſt
es weſentlich hervorzuheben, daß, im Gegenſatz zu verſchiedenen
anderen politiſchen Konferenzen der letzten Jahre, dieſe
Be=
gegnung der beiden leitenden Staatsmänner
der beiden größten Mächte der Welt durchaus
nicht ſchlecht vorbereitet worden iſt. Ramſay
Mac=
donald ſelbſt hat bereits von 3 Jahren (als Privatmann) eine
Rundreiſe durch die Vereinigten Staaten unternommen und
be=
reits damals recht erfolgreich für den Gedanken einer
engliſch=
amerikaniſchen Zuſammenarbeit Propaganda gemacht. Eine
Reihe von anderen engliſchen Staatsmännern hatte im Laufe
der letzten Jahre und Monate ebenfalls mehrmals den Ozean
überquert und in gleichem Sinne gewirkt. Präſident Hoover hat
in England viele Jahre ſeines Lebens verbracht, er gilt als ein
Freund Englands und iſt mit der ſpezifiſch engliſchen Mentalität
wohl vertraut. Die der gegenwärtigen Begegnung
vorhergegange=
nen Beſprechungen zwiſchen Macdonald und General Dawes ſind
mit großer Umſicht geführt worden und haben bereits zur
Eini=
gung über eine ganze Reihe, man ſagt über die meiſten, mit dem
Problem der engliſch=amerikaniſchen Seerivalität
zuſammenhän=
genden Fragen geführt. Dieſes alles zuſammengenommen hat
vor allem auf engliſcher Seite eine pſychologiſche Atmoſphäre
geſchaffen, die durchaus angetan iſt, die bevorſtehenden
Verhand=
lungen zu erleichtern und zu fördern. „Falls die Amerikaner
eine große Flotte beſitzen möchten”, ſchreibt beiſpielsweiſe jetzt
eine vielgeleſene und einflußreiche Tageszeitung, „und gar eine
größere als die engliſche Flotte wünſchen — ſo mögen ſie ſie
haben. Wir Engländer werden ſie daran nicht hindern und uns
über dieſe Frage nicht weiter erregen.” So großzügig urteilte
man in England über die amerikaniſche Flottenkonkurrenz nicht
immer. Aber ſo urteilt man über dieſe Frage in England jetzt
faſt allgemein. Auch in der Freiheit der Meere hat ſich die
traditionell=britiſche Anſicht im Laufe der letzten Jahre und
Monate merklich geändert. Die meiſten Engländer ſind heute
für eine klare Teilung der engliſchen und amerikaniſchen
Inter=
eſſenſphären zur See. Der Gedanke eines „Atlantik=Paktes” wird
nicht nur von einer Seite immer wieder beharrlich vorgebracht.
Gemäß dieſem Pakte ſollten Großbritannien und die Vereinigten
Staaten bekanntlich übereinkommen, jedes im Frieden ſowie in
Kriegszeiten den Seehandel des anderen zu reſpektieren, im Falle
eines Angriffes von dritter Seite aber — gemeinſam gegen
die=
ſen Dritten Stellung zu nehmen ..
Dieſe beiden Gedankengänge — derjenige betreffend eines
theoretiſch ungehemmten Ausbaues, der amerikaniſchen Flotte,
ſowie derjenige betreffend der Aufgabe der bisherigen engliſchen
Blockadeauffaſſung in amerikaniſchen Intereſſenſphären — gehen
natürlich von der g priori gefaßten Vorausſetzung aus, daß ein
Krieg zwiſchen Großbritannien und den
Ver=
einigten Staaten völlig außer dem Bereiche
aller Möglichkeiten liegt. So will man es jedenfalls
in England wahr haben. Wir Kontinentaleuropäer haben keine
Anläßlich der Muſikpädagogiſchen Tagung und
der Tagung des Reichsverbands deutſcher
Ton=
künſtler und Muſiklehrer veranſtaltete das Städtiſche
Orcheſter im Saal der Liedertafel ein Feſtkonzert, das drei Werke
neuerer Prägung zu Gehör brachte. Unſtreitig den ſtärkſten
Ein=
druck hinterließ unter ihnen das Konzert für Orgel und
Or=
cheſter (Opus 38) von Walter Braunfels. In großem Aufbau
ſteigert es ſich inhaltlich von Satz zu Satz, herb, pathetiſch
be=
ginnend und im erſten Satz in faſt ſinfoniſcher Struktur Orcheſter
und Orgel verſchmelzend. Tokkatenartige Elemente wirken wie
freie Kadenzen und geben dem Satz feſtliches Gepräge. Die zarte
Lyrik des zweiten entſpricht dem alten Marientext, der vom
Knabenchor dem Satz als cantus firmus eingefügt iſt. Am
ein=
drucksvollſten iſt der Schlußſatz, der nach einem Orgelſolo zur
freien Durchführung einer Doppelfuge ſich entwickelt. Sie iſt im
weiteren Verlauf mehrfach von weicher Lyrik unterbrochen und
gipfelt in einer Durchführung, die der Vereinigung beider
The=
men den vom Knabenchor geſungenen Choral „Wachet auf, ruft
uns die Stimme” beigeſellt. Hier berührte es eigentümlich, daß
im Lauf dieſes Schlußhöhepunktes noch einmal die dynamiſche
Entwicklung zum piano herabſinkt, während man die friſche Kraft
der Knabenſtimmen in unverminderter Helligkeit in breitem Zug
erwartet. Das fein gearbeitete, hervorragend inſtrumentierte
Konzert, deſſen ſich Direktor Hans Rosbaud als Leiter, der
vor=
zügliche junge Orgelkünſtler Erhard Mauersberger als Soliſt mit
größter Hingabe angenommen hatten, brachte dem anweſenden
Komponiſten lebhafteſten Beifall.
Dem Konzert ging eine Ouvertüre, für großes Orcheſter
(Opus 25) von Hans=Oscar Hiege=Mainz voraus, einem Schüler
von Windsperger und Rosbaud, deſſen bedeutſames Können und
Wollen in dieſenr Werk ſich in günſtigſtem Licht zeigte. Starkes
Pathos, großer Ernſt in der Entwicklung der Thematik,
glanz=
volle Inſtrumentation zeichnen die Ouvertüre aus, auch die
Ge=
ſamtſtruktur des umfangreichen Werkes iſt in klarem Aufbau
deutlich erkennbar. Andererſeits ſchien uns noch im Inhaltlichen
eine Abklärung notwendig.
Zuletzt erklang die „Steyeriſche Symphonie” von Hermann
Kundigraber=Aſchaffenburg, deſſen Muſik für Violine und Viola
beim vorjährigen Tonkünſtlerfeſt in Darmſtadt ſo ſtarken
Ein=
druck gemacht hatte. Das große dreiſätzige Werk zeigt
Abhän=
gigkeit von programmatiſchen Gedanken, die merklich die
Ent=
wicklung beeinfluſſen, jedoch nicht ſo ſelbſtherrlich auftreten, daß
man von Programmuſik ſprechen könnte. Der Komponiſt rechnet
Mittwoch, den 9.Oktober 1929
Vom Tage.
Der ehemalige, franzöſiſche Miniſterpräſident Herriot iſt in
Wien eingetroffen, um im großen Konzerthausſaal einen Vortrag
über die Reorganiſation Europas zu halten. Einleitende
Worte wird der Präſident der Paneuropa=Union, Graf Coüdenhove=
Kalergi, ſprechen.
Am Dienstag hat in Lemberg der Prozeß, gegen die
drei im April d. J. verhafteten Berliner Studenten
begonnen. Man rechnet mit der Möglichkeit, daß die Verhandlungen
unter Ausſchluß der Offentlichkeit ſtattfinden werden.
Der polniſche Staatsanzeiger veröffentlicht in ſeinen
beiden letzten Ausgaben fünf neue Liquidationsbeſchlüſſe
über deutſches Eigentum.
Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Uhry hat dem franzöſiſchen
Kam=
merpräſidenten eine Interpellation über die zur
vorzeitigen Räumung des Saargebietes
eingelei=
teten Verhandlungen zugehen laſſen. Er fordert darin von
der Regierung Aufſchluß über die Maßnahmen, die ſie ergreifen werde,
um der franzöſiſchen und europäiſchen Produktion die unentbehrliche
Kohle aus dem Saargebiet ſicherzuſtellen.
Der Internationale Kongreß zur Förderung der
Sparfamkeitsbewegung, zu dem etwa 400 Delegierte aus
allen Teilen der Welt erſchienen ſind, wurde in London durch eine
Eröffnungsanſprache des engliſchen Schatzkanzlers Snowden, in der er
auf die große Bedeutung der Sparſamkeitsbewegung hinwies, eingeleitet.
Wie aus Konſtantinopel gemeldet wird, hat der heilige Synod den
Metropoliten von Derkos, Monſ. Photios, zum
ökumeniſchen Patriarchen gewählt.
Die Kämpfe um den Beſitzder afghaniſchen
Haupt=
ſtadt ſind nunmehr in ein entſcheidendes Stadium eingetreten.
Die neuerdings umlaufende Nachricht, daß
Schatzamts=
ſekretär Mellon beabſichtige von ſeinem Poſten
zurückzutreten, wird vom Weißen Hauſe dementiert.
Mellon habe dem Präſidenten Hoover verſprochen, bis Ende der
gegen=
wärtigen Verwaltungsperiode im Amt zu bleiben.
Staatsſekretär Stimſon erklärte der Preſſe, daß Präſident Hoover
und Premierminiſter Maedonald im Gegenſatz zu
ge=
wiſſen Zeitungsmeldungen nicht über die interalliierten
Schulden geſprochen hätten.
Urſache, es eines Beſſeren zu belehren. Von Belang iſt lediglich
— dargetan zu haben, von welcher Art die Gründe ſind, welche
John Bull zwingen, von nun ab mit beſonderer Aufmerkſamkeit
und Beharrlichkeit, als dieſes bisher der Fall geweſen, ſeine
Blicke auf die Geſtade jenſeits des Atlantiſchen Ozeans gerichtet
zu halten. Die Summe der außenpolitiſchen Sorgen John Bulls
ſind jetzt in der Amerika zugekehrten Hälfte des Januskopfes
konzentriert. Es iſt eine neue Aera der Weltpolitik, die hiermit
begonnen hat. Und Europa täte gut, bei all ſeinen politiſchen
Berechnungen von nun ab dieſe neue Tatſache nie mehr aus
den Augen zu verlieren.
* Berlin, 8. Oktober. (Priv.=Tel.)
Am Dienstag fanden nochmals eingehende Vernehmungen
der Gebrüder Sklarek ſtatt. Leo Sklarek gab im weſentlichen an,
daß er von geſchäftlichen Dingen nichts verſtehe, er habe ſich daher
auch nie in die Manipulationen der Gebrüder hineingemiſcht.
Energiſch wandte er ſich gegen die Erklärung des Buchhalters, die
Gebrüder hätten in den letzten Tagen vor dem Zuſammenbruch
noch ¼ Millionen aus dem Geſchäft herausgezogen und in
Sicherheit gebracht. Leo erklärte, dieſe Summe ſei an ein Berliner
Geſchäftshaus gegangen zur Bezahlung von Rechnungen. — Die
Vernehmung von Max Sklarek war eine ſchwere Ankläge
gegendie Geſchäftsführungder Berliner
Stadt=
bank. Er erklärte, von Betrug und Urkundenfälſchung könne
doch wohl nur die Rede ſein, wenn der Partner wirklich getäuſcht
werde. Hier aber habe es ſich um eine Verabredung gehandelt.
Nach dem Monopolvertrag mit der Stadt Berlin, der der
Stadt=
bank wohl bekannt geweſen ſei, war es ſo gut wie Pflicht der
Stadtbank, den Kreditanforderungen der Sklareks zu genügen. Es
handele ſich nur um die Erfüllung gewiſſer Formalitäten, alſo
Beſchaffung von ſogenannten Unterlagen, damit die hohen
Kre=
dite nicht zu auffällig waren. So entſtanden Beſtelliſten und ihre
Abſchriften, und der Stadtbank war wohlbekannt, welchen Wert
dieſe Liſten hatten. Auf der gleichen Stufe ſtanden Wechſel, die
er von ſeinen Verwandten beibrachte. Hätte die Stadtbank nur
einmal die Bonität der Wechſel dieſes Verwandten erkundet,
wäre ihr bekannt geworden, daß der Mann nicht für einen
Bruchteil der Summen gut war. Dieſe Prüfung war aber
ver=
abredungsgemäß unnötig.
nun auf ein weit ſtärker beſetztes Streichorcheſter, als es die
Mainzer Ausführungsmöglichkeiten zur Verfügung ſtellen
konn=
ten, und durch dieſen Umſtand wurde die Linie zuweilen etwas
zerriſſen und unkenntlich gemacht, wenn Bläſer und Schlagzeug
allzuſehr hervortraten. Iſt der Inhalt aller Sätze hochpathetiſch
— denn ſelbſt in dem ſchönen Mittelſatz, der „ruhig verſonnen”
überſchrieben iſt, und „Das grüne Land” darſtellt, treten große
Steigerungen angeſpannteſten Inhalts als weſentlich hervor —
ſo ſchien uns doch die Inſtrumentation in ihrer Geſamthaltung
zu ſchwerflüſſig und dadurch verhältnismäßig zu gegenſatzlos.
Wie Max Reger, der als Bayer mit dem Steiermärker
Kundi=
graber eine gewiſſe innere Verwandſchaft beſitzt, in ſeinen
frühe=
ren Orcheſterwerken auch meiſt der Verſuchung erliegt, den
Voll=
klang des Orcheſters zu ſehr auszunutzen, und wie Reger erſt
ſpäter durch ſeine künſtleriſche Arbeit mit dem Meininger
Or=
cheſter zu einer bewundernswürdigen Oekonomie im Orcheſterſatz
gelangt, ſo würde unſeres Erachtens Kundigraber die volle
Wir=
kung ſeiner künſtleriſchen Leiſtung und der bedeutſamen
Gedan=
kenarbeit ſeines Werkes erſt erreichen, wenn er manche Teile aller
Sätze mit geringerer Klangfülle interpretieren würde. Denn das
Inhaltliche zeigt einen vornehmen Künſtler am Werk, der im
erſten Satz das Bild einer kraftvoll=vornehmen Zeit abrollen
läßt, deren Friſche und Unſentimentalität überaus ſympathiſch
dargeſtellt iſt. Zahlreiche Anklänge an Volksmuſik miſchen ſich in
die Idylle des zweiten Satzes, wie auch in den an politiſchen
Anklängen reichen Schlußſatz, in dem harmloſes volkstümliches
Muſizieren von faſt tragiſchen Klängen durchbrochen und
nieder=
gedrückt wird, in den Zuſammenbruch und Revolution hinein
klingt, und der im Bekenntnis des Steyeriſchen Landes zu
deut=
ſchem Volkstum endet.
Auch in den letztgenannten Werken erwies ſich Hans
Ros=
baud als ein Dirigent, der in hingebenſtem Idealismus die
Sache der neuen Werke zu ſeiner eigenen Herzensſache macht,
und der in bewundernswert klarer Darſtellung die Partituren
erklingen läßt. Daß er bei den vielleicht zu zahlreichen ff=
Höhe=
punkten des zuletzt genannten Werkes das Orcheſter ſtets zu
voll=
ſter Glanzentfaltung ſteigerte, geſchah der Partitur gemäß, führte
aber zu einer klanglichen Ueberſättigung der Hörer, die in dem
akuſtiſch faſt übergünſtigen Liedertafelſaal, der nicht allzu ſtark
beſetzt war, beſonders bemerkbar wurde. In hervorragender
Weiſe bewährte ſich das Städtiſche Orcheſter, das mit vollſter
Hin=
gabe ſpielte. Auch des gut ſingenden Knabenchores ſei gedacht,
der ſich vorzüglich einfügte, wenn auch ein ganz beſonders
ſchwie=
riger Einſatz nicht ohne Nachhilfe gelang. Das Feſtkonzert löſte
bei den Hörern wirklich feſtliche Stimmung aus, und wie
Braun=
fels, ſo konnten auch Hiege und Kundigraber für reichen Beifall
F. N.
perſönlich danken.
Am oas Auueminitertam.
Die Sozialdemokrakie gegen eine
Regierungs-
umbildung.
Berlin, 8. Oktober.
Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß vor der
definitiven Ernennung des Außenminiſters die an der Regierung
beteiligten Parteien zu Rate gezogen werden. Indeſſen hat man
den Eindruck, als ob das den Kritikern nicht völlig genuge. Es
iſt ihnen vielmehr offenbar darum zu tun, bei dieſer Gelegenheit
eine Umbildung des geſamten Kabinetts herbeizuführen und den
einen oder anderen Miniſter, der ihnen nicht gefällt, abzuſägen
oder zumindeſtens auf einen anderen Poſten zu ſchieben. Es wird
gut ſein, von vornherein klarzuſtellen, daß die Sozialdemokratie
ſolchen Beſtrebungen durchaus abgeneigt iſt. Sie denkt nicht
daran, irgendwelchem Drängen nachzugeben und einen ihrer
Ver=
treter im Kabinett zu opfern, ſelbſt wenn man ihr dafür ein
anderes Reſſort zur Verfügung ſtellen wollte. Ganz abgeſehen
davon, daß nach ihrer Anſicht jeder ihrer vier Miniſter den
An=
ſprüchen genügt, die ſie zu ſtellen hat, würde ſie es für
verhäng=
nisvoll halten, wenn in dieſem Augenblick eine Regierungskriſis
— und auf eine ſolche würde jeder Verſuch einer Umgruppierung
hinauslaufen — ohne Not heraufbeſchworen würde. Ueber die
Perſon des zukünftigen Außenminiſters wird man ſich wie geſagt
noch zu unterhalten haben. Es iſt richtig, daß gerade dieſer
Poſten nicht nach den Grundſätzen der Fraktions=Arithmetik
be=
ſetzt werden ſollte und nur auf eine Gefahr ſei jetzt ſchon
auf=
merkſam gemacht, auf die nämlich, die in der Ernennung eines
Berufsdiplomaten liegt.
* Allerlei Stimmungen und Mißſtimmungen im Zentrum,
die in der Richtung des Außenminiſteriums gehen, machen jetzt
auch die Sozialdemokraten mobil. Ihr parteiöffiziöſer
Preſſe=
dienſt ſtellt feſt, daß ſie bei einer Umbildung des Kabinettes
zur=
zeit nicht mitſpielen wollen, weil das ſehr leicht zu einer
Ka=
binettskriſe führen könnte. Die dächten nicht daran, einen ihrer
Vertreter im Kabinett zu opfern, ſelbſt wenn man ihnen dafür
ein anderes Reſſort zur Verfügung ſtellen wollte. — Das ſtimmt
ſo nicht ganz. Es iſt noch nicht lange her, daß die
Sozialdemo=
kraten Herrn Dr. Hilferding recht gern abgebaut und ſich auf ein
weniger exponiertes Miniſterium zurückgezogen hätten.
Viel=
leicht iſt der Zeitpunkt nicht fern, wo ſie wieder ähnliche
Nei=
gungen verſpüren. Feſtgehalten zu werden verdient, daß die
Sozialdemokraten ausdrücklich feſtſtellen, ihre 4 Miniſter genügten
durchaus den Anſprüchen der Partei. Das iſt ein Uebermaß von
Beſcheidenheit, wie man es ſonſt bei der größten
Regierungs=
partei nicht findet.
* Berlin, 8. Oktober. (Priv.=Tel.)
Die Zentrumspartei hatte, als die proviſoriſche Neubeſetzung
des Außenminiſteriums durch Herrn Dr. Curtius bekannt wurde,
ihrem Mißfallen darüber Ausdruck gegeben und angekündigt, daß
ſie nach der Beiſetzung Dr. Streſemanns ihren Proteſt durch
einen Vorſtoß gegen den Kanzler verſtärken werde. Das iſt
bis=
her nicht geſchehen, obwohl gleichzeitig der Miniſter für die
be=
ſetzten Gebiete, Dr. Wirth, auf Urlaub ging, offenbar um ſich für
alle Fälle ein Alibi zu verſchaffen. Dagegen iſt die Rede des
Zentrumsführers Kaas in Köln wohl als ein Anzeichen dafür
aufzufaſſen, daß die Offenſive gegen den Kanzler
und den Wirtſchaftsminiſter vorläufig ſtillgelegt
wer=
den ſoll, was politiſch natürlich das klügſte wäre, denn viel Seide
kann das Zentrum dabei nicht ſpinnen. Wenn der Zentrumsführer
Prälat Kaas aber auch jetzt wieder verlangt, daß das Zentrum
vor der endgültigen Beſetzung durch den Kanzler „fachlich
ge=
hört” werden müſſe, dann iſt demgegenüber doch darauf
hinzu=
weiſen, daß der Kanzler nach der Reichsverfaſſung dazu nicht
ver=
pflichtet iſt. Das ganze Verfahren, wie bei uns Kabinette
ge=
bildet werden, hat ſich zudem auch ſo wenig bewährt, daß wir
wieder zu der Form zurückkehren müſſen, wie das die
Ver=
faſſung vorſchreibt, daß der Reichskanzler vom Reichspräſidenten
berufen wird und ſich dann ſeine Miniſterliſte zuſammenſtellt. Er
wird natürlich ſeine Mitarbeiter aus dem Kreiſe der Fraktionen
wählen, mit denen er zuſammenarbeiten will, er darf ſich aber
nicht in eine Rolle drängen laſſen, wodurch er und ſeine Miniſter
lediglich Beauftragte der Fraktionen ſind. Maßgebend bleibt doch
das Programm, mit dem er ſich dem Reichstag vorſtellt, und der
ihn ſtürzen kann, wenn ihm das Programm nicht paßt. Nur
wenn auf dieſe Weiſe auch dem einzelnen Miniſter gegenüber
ſeiner Fraktion eine größere Bewegungsfreiheit geſichert iſt, läßt
ſich ein parlamentariſches Syſtem überhaupt ertragen.
Großes Haus. — Dienstag, den 8. Oktober.
Oper von Meilhac und Halevy, Muſik von G. Bizet.
Die vielleicht in letzter Zeit allzuoft gegebene Oper ſteht in
allen ihren Beſtandteilen bei uns ſo feſt, daß Weſentliches kaum
mehr zu ſagen bleibt. Trotzdem wollte heute manches nicht recht
klappen, wodurch die gute Wirkung beeinträchtigt wurde.
In der vielſeitigen Roſe Landwehr beſitzen wir eine
in der perſönlichen Faſſung höchſt intereſſierende, ſtimmlich fein
nüancierte Carmen von Raſſe. Der Escamillo Komreggs,
die Micaela Anni von Stoſchs der Zuniga Overlacks,
der Morales Tibaldis (dieſer hierin zum erſten Mal, und
zwar in beſter Form), das Schmugglerquartett Liebel,
Kienzl, Vogt, Ney, die Chöre und Tänze, wobei
einige neue Geſtalten zu ſehen waren: — alles ſind bewährte
Leiſtungen. Karl Bamberger als Dirigent liegt dieſe
Oper, wie ſich ſchon im Vorjahr erwies, nicht gut.
Uebereilun=
gen, wechſelnd mit Verſchleppungen, machen ſeine Führung
un=
ausgeglichen und gefährden den Zuſammenhang zwiſchen Bühne
und Orcheſter. Das Hauptintereſſe nahm heute der Joſé in
Anſpruch, den Joachim Sattler als Gaſt aus Elberfeld
ſang. Es liegt nahe, ein Probegaſtſpiel auf Anſtellung für Hans
Grahl zu vermuten, der uns leider mit Schluß der Spielzeit
ver=
läßt. Dies macht der Kritik größte Offenheit zur Pflicht. Der
aus unſerer Bühne hervorgegangene junge Künſtler gab ſelbſt
denen, die ſeinen Werdegang verfolgt haben, eine freudige
Ueber=
raſchung. Die Bewunderung deſſen, was er auf Grund großer
Muſikalität und Energie in kurzer Zeit ſich angeeignet, darf indes
nicht darüber täuſchen, daß noch manches Weſentliche fehlt, das
noch zu erreichen wohl nicht unmöglich ſcheint, jetzt aber ſeine
Bewerbung für unſere mit Recht anſpruchsvolle Oper als
ver=
früht anſehen laſſen muß. Die äußere Erſcheinung iſt gut,
Auf=
treten und Spiel nicht ungewandt, die Geſtaltung noch unreif
und unperſönlich, aber ſympathiſch. Das mächtig gewachſene
Material liegt mühelos hoch, hat Glanz und Feſtigkeit, ſcheint
jedoch nicht immer richtig behandelt zu werden. Die häufig
naſale Tongebung und der Mangel an fülligem Klang raubt der
Stimme das Edle und Markige, ſo daß ſie ſelbſt bei dramatiſchen
Momenten lyriſch bleibt. Es wird abzuwarten ſein, ob ein zwei=
V. H.
tes Gaſtſpiel das Urteil zu ändern vermag.
Mittwoch, den 9. Oktober 1929
Seite 3
Mehr Berfkändnis für die Landwirkſchaft
Von der Landwirtſchaftskammer wird uns geſchrieben:
Der politiſche und wirtſchaftliche Niedergang der letzten
Jahre hat die Lage der deutſchen Landwirtſchaft grundlegend
verändert und Verhältniſſe geſchaffen, deren allmähliche
Ent=
wickelung dem Gros der ſtädtiſchen Bevölkerung entgangen iſt.
Nun iſt die Lage der landwirtſchaftlichen Betriebe eine derartige
gewvorden, daß ſie auch für den Fernſtehenden in den
Grund=
zügen eine erkennbare wird. Die Landbevölkerung iſt nicht mehr
kaufkräftig, die im Dienſte der Landwirtſchaft ſtehenden
Gewerbe=
zweige ſind teilweiſe beſchäftigungslos, die Zahl der in der
Land=
wirtſchaft tätigen Arbeitnehmer ſchrumpft immer mehr
zuſam=
men und verſtärkt das Heer der Arbeitsloſen. Bäuerliche wie
auch größere Betriebe gehen zugrunde, und die Inhaber der
erfteren wandern zum Teil in die Induſtrie über. Die
Boden=
ausnutzung geht ſtändig zurück, da das Betriebskapital bei den
derzeitigen Zinsſätzen auf dem Darlehensweg ohne weitere
Ver=
luſte nicht ergänzt werden kann. Die Gebäude können kaum mehr
richtig unterhalten werden, bauliche Veränderungen unterbleiben,
und die überſteigerten Leiſtungen der einzelnen Landwirte
ſchä=
digen die Geſundheit in bedrohlichem Maße. Was iſt die
Ur=
ſache dieſer Entwickelung? Unzureichende Preiſe gegenüber
geſtiegenen Aufwendungen für Beſchaffung von Maſchinen und
Rohſtoffen, flüſſige Kapitalien, Löhne, Steuern und ſoziale
Laſten.
Was die Preiſe für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe
anbe=
langt, ſo beſtehen hierüber in der Stadt häufig falſche
Vorſtel=
lungen. Man vergißt, daß durchſchnittlich über 60 Prozent des
Wertes der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe von dem
Zwiſchen=
handel draufgeſchlagen werden, bis die Produkte an den
Ver=
braucher gelangen. In unſeren Nachbarländern iſt dieſer
Pro=
zenſatz „naturgemäß weſentlich niedriger, wohlgemerkt im
Durchſchnitt von Getreide, Fleiſch, Milch, Obſt, Gemüſe uſw.
Bei einzelnen Produkten iſt die Preisſpanne noch viel größer.
Wäre es möglich, den Verdienſtſatz von 60 Prozent, welchen der
Handel einſteckt, nur um 10 Prozent zu ſenken, ſo würde dies
der Landwirtſchaft für ihre Produkte einen Mehrerlös von
1 Milliarde Mark einbringen. Es koſteten in Darmſtadt
bei=
ſpielsweiſe im vergangenen Winter Speiſekartoffel 70—90 Pfg.
pro 10 Pfund, während der Erzeuger im Herbſt 20—30 Pfg.
er=
hielt. Für das Liter Milch erhält der Landwirt im
Jahres=
durchſchnitt 17—20 Pfg., während die Stadtbevölkerung 34—36
Pfg. bezahlen muß. Weizengrieß koſtet 30—32 Pfg. das Pfund,
der Weizen 10—12 Pfg. Als nach der diesjährigen Ernte die
Getrcidepreiſe ſtändig fielen, gingen die Mehl= und Brotpreiſe
nicht allein nicht herunter, ſondern zogen in verſchiedenen Städten
erheblich an. Aehnliches gilt von den Preiſen für lebendes Vieh,
Fleiſch und Wurſt.
Zurzeit iſt in weiten Kreiſen des Landes Fallobſt wie auch
Tafelobſt und Schüttelobſt unverkäuflich. Für gepflückte
Zwet=
ſchen und Birnen werden Preiſe gelöſt, welche das Abmachen
nicht bezahlt machen. Der Städter bezahlt jedoch häufig das
3—5fache dieſer Preiſe. Ungeheuer ſind die Verluſte an
weri=
vollem Obſt, das aus Abſatzmangel entweder im freien Felde
verkommt oder, nachdem es geerntet iſt, an das Vieh verfüttert
wird. Verzweifelt ſehen die Landwirte dem kommenden Winter
entgegen, nachdem der trockene Sommer geringe Erträge an
Heu und Futterpflanzen gebracht hat. Die Folgen ſind nicht
ab=
zuſehen. Ein Teil des Viehes muß unter Verluſten ſo ſchnell
wie möglich abgeſtoßen werden, und die erhofften Einnahmen
aus der Milcherzeugung und Viehmaſt bleiben dann aus.
Nie=
mand redet von Uebertreibung, die Lage iſt ſchlimmer, als ſie
überhaupt dargeſtellt werden kann. Die Stadtbevölkerung
ihrer=
ſeits kann, wenn ſie die Verhältniſſe klar erkennt, weſentlich dazu
beitragen, daß der Abſatz wieder in geſunde Bahnen geleitet
wird. Vermeidet zunächſt einmal den übermäßigen Genuß aller
ausländiſchen Nahrungsmittel, welche in Unmengen unſer Land
überſchwemmen! Hierher gehören Apfelſinen, Bananen,
Wein=
trauben, Aepfel, Birnen, Wein, Gefrierfleiſch, Butter, Käſe,
Ge=
müſe, Kartoffel und vieles andere. Deckt Euren Winterkartoffel=
und Obſtbedarf beim Erzeuger und bei dem Händler, welcher
nur inländiſche Erzeugniſſe feilbietet. Trinkt mehr Milch,
bevor=
zugt das Roggenbrot! Bei Befolgung dieſer Ratſchläge werden
unſerem Lande Milliardenwerte erſpart, indem die deutſchen
Erzeugniſſe wieder mehr gekauft werden und das Geld der
Land=
bevölkerung zufließt, welche ihrerſeits für die Aufnahme von
Induſtrieprodukten kaufkräftig wird. Vielfach wird der
Land=
bevölkerung vorgeworfen, daß ſie die Produkte nicht in der
Auf=
machung und Sortierung wie das Ausland liefert. Hier muß
darauf hingewieſen werden, daß die Landwirtſchaft zur
Ver=
edelung ihrer Produktion auf vielen Gebieten übergegangen iſt
und erfreuliche Erfolge vorhanden ſind. Es darf jedoch die
Ver=
edelung der Erzeugung nicht überſchätzt werden. Unſere
her=
vorragenden Rheinweine bedürſen beiſpielsweiſe keiner Stan=
dardiſierung, und trotzdem werden bei den Weinverſteigerungen
Preiſe erzielt, welche kaum die Selbſtköſten decken. Der Mangel
an Betriebskapital und billigen Krediten, ermöglicht es nur
ſchwer, entſprechende Betriebseinrichtungen und
Abſatzorgani=
ſationen zu ſchaffen. Auch wird überſehen, daß die
Geſtehungs=
koſten im Inland weit höher ſind als in den ausländiſchen
Agrarſtaaten, welche mit geringeren Löhnen und
Produktions=
koſten zu tun haben. Die Landbevölkerung erwartet, daß die
ſtädtiſchen Verbraucher endlich zur Einſicht kommen und dazu
beitragen, daß die immer noch in der Zunahme begriffene
Ein=
fuhr ausländiſcher Nahrungsmittel zurückgeht und die
inlän=
diſchen Erzeugniſſe wieder verkäuflich werden. Dies liegt im
Intereſſe unſerer geſamten Wirtſchaft.
Dr. Pebler.
Die Räumung.
Vom 15. Oktober ab werden von der Beſatzungsarmee von
den meiſten in der dritten Zone befindlichen Regimentern
Ab=
ordnungen nach Frankreich geſchickt, die für die aus der dritten
Zone zurückzuziehenden Truppen in den neuen Garniſonen
Quar=
tier machen ſollen. Vom 1. November ab werden drei Jäger=
Bataillone vollkommen aus der dritten Zone zurückgezogen. Es
ſind die Bataillone in Trier, Kreuznach und Kaiſerslautern. Die
noch verbleibenden Teile der Jägerregimenter werden zu einem
Bataillon zuſammengezogen werden. Von Mainz wird Mitte
Oktober auch das dort befindliche Tankregiment abberufen. Es
hat Marſchbefehl nach Nancy, wo es aufgelöſt werden ſoll. Bis
Mitte November ſoll auch eine Reihe anderer Truppenteile nach
Frankreich abrücken, um für Formationen, die aus der zweiten
Zone kommen, Platz zu ſchaffen. Es wird betont, daß durch
die Uebernahme der Truppen aus der zweiten Zone keine
Ver=
mehrung der Beſatzung in Frage komme, da auf jeden Fall
Truppen in gleicher Stärke aus der dritten Zone nach Frankreich
abtransportiert werden.
Die öſterreichiſche Verfaſſungsreform.
Bundesminiſter Schumy, der geſtern in Klagenfurt weilte,
machte einige Mitteilungen über den Fortgang der Arbeiten zur
Verfaſſungsreform im miniſteriellen Sonderausſchuß. Nach den
Plänen der Regierung ſoll der Nationalrat in Zukunft nur noch
aus 120 Abgeordneten beſtehen gegenüber 165 wie bisher. Der
Bundesrat iſt nicht als reine Ständekammer oder
Wirtſchafts=
kammer gedacht, ſondern als eine Vereinigung von
Landeskam=
mern und Ständekammern. Es ſollen dieſer Kammer die 9
Lan=
deshauptleute angehören, ferner die 9 Landesfinanz=Referenten
und noch ein dritter Vertreter eines jeden Bundeslandes, alſo
insgeſamt 27 Landesvertreter. Dazu kommen 27 Vertreter der
Wirtſchaft, ferner 8 Vertreter der Landwirtſchaft, 8 Vertreter der
Arbeiterſchaft und 7 Vertreter von Handel und Induſtrie und
4 Beamten=Vertreter.
Die Tagung der Houag=Kommifſionen
Kommifſionsberakungen.
Die Paciſer Berhandlungen über die Neugeſtalkang
der Reichsbahn.
* Berlin, 8. Oktober. (Priv.=Tel.)
Die Verhandlungen der Organiſationsausſchüſſe zur
Vorbe=
reitung der Haager Schlußkonferenz ſind nun allmählich in Gang
gekommen. Am ſchnellſten hat der in Koblenz jagende
Am=
neſtieausſchuß gearbeitet. Er hat ſeine Aufgaben bereits
abgeſchloſſen. Sie laufen im weſenulichen darauf hinaus, daß die
Beſatzungsbehörden ſich verpflichten, bei der Räumung alle von
ihren Gerichten beſtraften Deutſchen den deutſchen Behörden
aus=
zuliefern und neue Verfahren nicht mehr anhängig zu machen.
Das iſt eigentlich eine Selbſwerſtändlichkeit und große
Schwierig=
keiten waren nicht mehr zu überwinden. Dafür kommen die
Verhandlungen der eigentlichen
Organiſations=
ausſchüſſe in Paris ſehr viel langſamer vom Fleck. Bei den
Pariſer Beratungen über die neue Geſtaltungder
deut=
ſchen Reichsbahngeſellſchaft hütet man ſich ängfülich,
daß nichts in die Oeffentlichkeit dringt, ein Verfahren, über deſſen
Zweckmäßigkeit man verſchiedener Meinung ſein kann. Die Folge
iſt, daß allerlei durchſickert, deſſen Richtigkeit ſich nicht nachprüfen
läßt. Erſchwerend kommt hinzu, daß auf deutſcher Seite eine
ein=
heitliche Front nicht leicht zu gewinnen iſt. Neben den Vertretern
des Reichsverkehrsminiſteriums ſitzen Vertreter der
Reichsbahn=
geſellſchaft, deren Intereſſen ſich nicht ganz decken. Die
Reichs=
bahn hat den dringenden Wunſch, möglichſt ſelbſtändig zu
blei=
ben, während das Verkehrsminiſterium darauf ſtarten muß, die
Konſtruktion der Reichsbahn, die gegenwärtig faſt ein Staat im
Staat iſt, ſo umzubiegen, daß künftighin auch der Reichsbahn
gegenüber die Staatsautorität ſich unter allen Umſtänden
durch=
ſetzen kann. Ob durch dieſe Gegenſätzlichkeit nicht die ganze
Ver=
handlungsgrundlage einen Riß bekommt, wollen wir im
Augen=
blick noch offenlaſſen. Nach dem Schreiben Dr. Schachts in Paris
hat die deutſche Regierung auch nochmals im Haag Richtlinien der
Gegenſeite übermittelt, auf denen unſere Verhandlungsſtatiſtik
aufgebaut iſt. Sie haben das natürliche Ziel, den ausländiſchen
Einfluß möglichſt zurückzudrängen und die Reichsbahn in
eine rein innerdeutſche Angelegenheit
zurückzu=
verwandeln, gleichzeitig aber auch dafür Sorge zu tragen, daß
durch parlamentariſche Inſtanzen nicht unnötig hineingerebet
werden kann.
Sachlieferungskriſe.
* Berlin, 8. Oktober. (Priv.=Tel.)
Seit längerer Zeit ſchon ſind die ganzen Sachlieferungen ins
Stocken geraten. Schon bei Beginn der Pariſer Verhandlungen
der Sachverſtändigen ſind alle Sachlieferungsverträge von den
Gläubigerſtaaten gekündigt worden, weil ſie freie Hand haben
wollten, ſich auf eine Neuregelung umzuſtellen. Der Einſpruch
der deutſchen Regierung gegen die Kündigung iſt vergeblich ge=
weſen. Die Lage wäre wohl auch nicht kritiſch geworden, wenn
der Uebergang des Dawes=Planes auf den Young=Plan am
1. Oktober, wie vorgeſehen, eingetreten wäre. Durch die immer
weitere Hinausſchiebung der Inkraftſetzung des Young=Planes
iſt ein Moment der Unſicherheit entſtanden, das durch keinerlei
Ausführungsbeſtimmungen im Young=Plan berückſichtigt iſt. Die
deutſchen Vertreter ſitzen ſchon ſeit 3 Wochen in Paris, um eine
proviſoriſche Löſung zu finden. Das iſt bisher nicht gelungen.
Wir haben den Vorſchlag gemacht, daß die an den
Reparations=
leiſtungen intereſſierten Mächte Geldmittel zur Verfügung
ſtel=
len, um einſtweilen wenigſtens das Funktionieren der
Sach=
lieferungen zu ermöglichen. Sie haben aber bisher bei der
Gegenſeite noch keine Gegenliebe gefunden.
Forkſchrikke in Baden-Baden.
In den Arbeiten des Organiſationskomitees der Bank für
internationalen Zahlungsausgleich iſt am Dienstag ein nicht
un=
erheblicher Fortgang inſofern erzielt worden, als man bezüglich
der Einzahlung des Kapitals zu einer gewiſſen Uebereinſtimmung
dahin gelangte, daß hier eine gewiſſe Freizügigkeit für die
einzel=
nen garantierenden Länder geboten ſei. Die bisherige Ausſprache
hatte ergeben, daß die Praxis und die geſetzlichen Vorſchriften in
den einzelnen Ländern überaus verſchieden ſind. In gewiſſen
Ländern iſt es möglich, Anteile durch die zentrale Notenbank
ſo=
fort weiterzuverkaufen, während in anderen Ländern Anteile in
Form von Zertifikaten an das Publikum weitergegeben werden
müſſen. In dieſer ſogenannten erſten Leſung der verſchiedenen
vorliegenden Entwürfe behandelte man dann die Frage des
korpo=
rativen Rechtes der Bank. Eine Entſcheidung darüber iſt noch
nicht gefallen. Man wird ſich auch noch zu einigen haben darüber,
ob man die Form einer kollektiven Garantie oder einer
Einzel=
garantie für die einzelnen garantierenden Länder wählt, von
denen jedes einzelne im letzten Fall ein Siebentel der
aufzubrin=
genden Anteile zu garantieren haben würde. Weiterhin wurden
auch beſprochen die Kapitaleinlagen, wobei man ſich ziemlich ſtreng
an die Beſtimmungen des Young=Planes Anlage I Abteilung 5
hielt. Ein Wettbewerb der zu ſchaffenden Bank mit den übrigen
Banken ſoll nach Möglichkeit ausgeſchaltet werden. Man glaubt,
daß die Bank auf Grund ihres beſonderen Aufgabenkreiſes ein
hin=
reichendes Betätigungsfeld hat. — Der Reichsbankpräſident der
heute wieder an den Beratungen teilnahm, hat ſich über den
Fort=
gang der Arbeiten ſehr befriedigend ausgeſprochen.
Saarbefprechungen in Paris.
EP. Paris, 8. Oktober
Die zur Ausarbeitung von Richtlinien für die kommenden
Saarverhandlungen eingeſetzte franzöſiſche Kommiſſion hat heute
morgen eine Delegation der franzöſiſch=
ſaarländi=
ſchen Handelskammer empfangen. Wie ein nach der
Unter=
redung ausgegebenes Communiaus beſagt, haben die Mitglieder
der Handelskammer nach einem Gedankenaustauſch, in deſſen
Ver=
lauf ſie die bedeutenden (!) franzöſiſchen und ſaarländiſchen
Han=
dels= und Wirtſchaftsintereſſen geſchildert hatten, die ihnen
geeig=
neten Mittel und Wege angedeutet, um die wirtſchaftlichen
Inter=
eſſen Frankreichs und des Saargebietes zum Beſten, der beiden
Länder zu ſchützen. Am Schluß der Unterredung drückten ſie die
Hoffnung aus, daß es gelingen möge, durch die demnächſt
begin=
nenden Verhandlungen aus dem Saargebiet das erſte Feld einer
engen deutſch=franzöſiſchen Zuſammenarbeit zu machen.
*
Das Land Ar vor Noah.
Die engliſchen Ausgrabungen in Meſopotamien.
Von unſerem Korreſpondenten.
G. P. London, im Oktober.
In der zweiten Woche des Oktober ſtartet die vereint
eng=
liſch=amerikaniſche Expedition unter Prof. C. Leonard
Woolley erneut nach Meſopotamien. Es iſt die achte
Expe=
dition dieſer Art, die das Britiſche Muſeum gemeinſam mit der
Pennſylvania=Univerſität ausrüſtet. Die letzte (ſiebente)
Expe=
dition hatte bekanntlich ganz unerwartet hervorragende Reſultate
gezeitigt. Es iſt daher begreiflich, daß die geſamte Kulturwelt
den weiteren Ausgrabungen und Forſchungen Prof. Woolleys
mit größter Spannung entgegenſieht.
Prof. C. L. Woolley hat ſich vor ſeiner Abreiſe in der
eng=
liſchen Preſſe eingehend über Ziele und Ausſichten ſeiner
Expe=
dition geäußert. „Unſere letzten Entdeckungen” ſagte er, „waren
für uns nicht weniger überraſchend als für den Laien. Nun
bietet ſich uns aber eher die Möglichkeit, im voraus die
Ent=
wicklung der weiteren Ausgrabungen feſtzulegen. Wir ſind
gleichzeitig auf Ueberreſte von mehreren aufeinander folgenden
Ziviliſationsepochen geſtoßen. Die jüngſte Epoche von Ur würde
ich diejenige „der Zeitgenoſſen Abrahams” nennen. Es folgt
die ſogenannte „Aera der Sintflut”. Schließlich gelangten wir
auf Ueberreſte der tief unter dem Wüſtenſande liegenden „großen
Mauer von Ur” die uns eine etwa 4000 Jahre vor Chriſti
Geburt zurückliegende „vorſintflutliche” Glanzepoche Urs
vor=
führt.”
„Während unſerer letzten Expedition”, fuhr Prof. Woolley
fort, „fanden wir genügend Dinge, um das Vorhandenſein von
„vorſintflutlichen” Gebäuden und einer hohen „vorſintflutlichen”
Ziviliſation im Lande Ur unumſtößlich nachzuweiſen. Die
inter=
eſſanteſten Beweisſtücke der damaligen Ziviliſation, die wir fanden,
waren Lehmabdrücke von Vaſen und Hausgegenſtänden, die
Reſte einer hochentwickelten Ornamentik aufwieſen. Doch die
Tatſache, daß wir bereits Abdrücke von Kunſtgegenſtänden
ge=
funden haben, läßt uns hoffen, daß wir in Zukunft auch
In=
ſchriften=Abdrücke finden werden. Dieſes aber würde bedeuten,
daß die Wiſſenſchaft zum erſten Mal in der Geſchichte unſerer
Zeitrechnung in den Beſitz ſchriftlicher Urkunden aus
der Zeit „vor Noah” gelangen würde. Hier iſt eine
Er=
läuterung erforderlich. Die Wiſſenſchaft beſitzt natürlich bereits
genügend, Dokumente von Ziviliſationen, die 4000 und mehr
Jahre vor Chriſti Geburt, d. h. vor der ſogenannten Sinflut
Brückliegen; indeſſen ſtammen dieſe alle aus völlig anderen
Teilen der Welt. Doch keine Spuren gleich welcher Art hat
es bisher — vor den Ergebniſſen unſerer Ausgrabungen —
ge=
geben, die ſich gerade auf jenes Gebiet bezogen hätten, wo die
Flut in der Tat ſtattgefunden hat. Die bibliſche Noah=Legende
brauchen wir natürlich keineswegs, ſo wie ſie uns geboten wird,
kritiklos hinzunehmen. Doch wir ſind heute vollauf berechtigt
zu behaupten, daß die bibliſche Erzählung ohne Zweifel auf ein
Ereignis Bezug nimmt, das heute als voll bewieſen und hiſtoriſch
gelten kann. Und es wird ſicher nicht mehr viel Zeit vergehen,
da wir über die Vorfahren „Noahs”, die im Lande Ur vor der
großen Flut gelebt haben, reichlich ebenſoviel wiſſen werden,
wieviel wir bereits heute über ſeine Nachkommen, über
„Abraham” und deſſen Zeitgenoſſen wiſſen
Zum Schluß machte Prof. Woolley noch intereſſante
Mit=
teilungen über einige, ſich auf ſeine Expedition beziehende
Ein=
zelheiten. Die Expedition, ſagte er, beſteht nur aus 5 Perſonen:
Prof. Woolley, ſeiner Gattin, ſeinem Aſſiſtenten, einem
Epi=
graphiſten und einem Architekten. Die Koſten der Expedition
werden ſich auf etwa 6000 Pfund Sterling belaufen, welche
Summe teils vom Britiſchen Muſeum, teils von der
Pennſyl=
vania=Univerſität und teils von Privatperſonen geſtiftet wird.
Das Intereſſe für die Ausgrabungen in Ur beim engliſchen
Publikum iſt derartig groß, daß bei der Expeditions=Leitung
dauernd freiwillige Gaben von 2 Schilling an bis zu vielen
hunderten Pfund Sterling aufwärts einlaufen. Die Regierung
von Irak, ebenſo wie die geſamte einheimiſche Bevölkerung
zeigt ſich gegenüber den Mitgliedern der Expedition äußerſt
zuvorkommend. Die Funde gehen zur Hälfte an das Muſeum
von Bagdad und zu je einem Viertel nach dem Britiſchen
Muſeum und der Pennſylvania=Univerſität.
* Die Beiſekung Dr. Skreſemanns im Film.
All den unzählig vielen, die an der Beiſetzung Dr.
Streſe=
manns nicht teilnehmen, ſondern die ſie nur im Radio oder durch
die Preſſe miterleben konnten, iſt es ein Bedürfnis, die
Feier=
lichkeiten wenigſtens im Bild, im lebendigen Bild noch einmal zu
ſehen, um das Gehörte oder Geleſene für das — äußere und
innere — Auge zu beleben und dadurch den Eindruck zu
ver=
tiefen. Wir ſind darum dankbar — das Wort: es iſt erfreulich
paßt nicht zu dem ernſten Anlaß — daß es der hieſigen
Lichtſpiel=
verwaltung gelungen iſt, ſich ſo raſch in den Beſitz des Filmes
zu ſetzen, der das letzte Bild Dr. Streſemanns und die
Aufbah=
rung im Reichstag, die Trauerfeier und den Trauerzug durch die
Linden= und Wilhelmſtraße nach dem Auswärtigen Amt und dem
Luiſenſtädtiſchen Friedhof zeigt. — Auch die Emelka=Wochenſchau
bringt ein Bild des verſtorbenen Reichsaußenminiſters.
Kammermuſik-Zyklus des Schnurrbuſch=Quarkekks.
Das Schnurrbuſch=Quartett kündigt für dieſen Winter
wiederum einen Kammermuſik=Zyklus an, der diesmal nicht
dem Schafſen eines einzelnen Meiſters gewidmet iſt, ſondern unter dem
Motto „Von der alten zur neuen Zeit” die bedeutendſten Erſcheinungen
der Klaſſik, Nachklaſſik, Romantik, des Klaſſizismus, der Neuromantik
und Moderne zu uns ſprechen laſſen ſoll. Die Kammermuſik=Gemeinde
wird eine derartige Programmaufſtellung um ſo dankbarer begrüßen,
als hierbei in faſt lückenloſem Zuſammenhang die Linie der innerhalb
zweier knappen Jahrhunderte formal und inhaltlich ſich vollziehenden
Wandlung am Werk ſelbſt, wie auch das nach und nach vermehrt in das
Schaffen eingreifende äußerliche ſpekulative Moment unſchwer ſich
ver=
folgen läßt. Gerade um dieſes letzteren willen wäre vielleicht der
jun=
gen Generation etwas mehr Raum zu wünſchen geweſen, da das
Er=
kennen und Erfaſſen des für ſie Typiſchen und Bedingten bei
Einzel=
aufführungen zumeiſt ausbleibt, — ja, ausbleiben muß, hier aber duuh
die im Verlauf der vier Abende miterlebte Umbildung aller Werte
hätte weſentlich erleichtert werden können.
Der erſte Abend, Freitag, 11. Oktober, bringt neben den bekannten
Werken J. Haydns, Streichquartett D=Dur, und Mozarts Streichquintett
C=Dur das Streichquartett Es=Dur von K. Ditter v. Dittersdorf, wohl
deſſen meiſtgeſpieltes Quartett. Ditter, 1739 in Böhmen geboren, war
ein äußerſt fleißiger Komponiſt, aus deſſen Werken geſunder Humor
und friſche, natürliche Erfindung ſprechen; ſeine Schreibweiſe iſt korrekt,
klar und flüſſig. Er hatte als einer der erſten den Inſtrumentalſtil
von Stamitz (Mannheimer Schule) aufgenommen und mit Glück
ange=
wandt. Sein umfangreiches Schaffen (über 100 Sinfonien, 28 Opern,
viele Oratorien, Meſſen, Kantaten, Konzerte, Kammermuſiken uſw.)
brachten ihm Anſehen und viele Ehrungen ein; ſo erhielt er 1770 vom
Papſt den Orden vom „Goldenen Sporn”, 1773 wu he er in den
Adels=
ſtand erhoben (ſeitdem D. „von Dittersdorf”). Trotzdem drängten ihn
ſeine größeren Zeitgenoſſen Mozart und Hayön noch bei Lebzeiten ganz
zurück, und er ſtarb faſt völlig verarmt im Jahre 1799.
Die Vortragsfolge der nächſten Abende weiſt folgende Namen auf:
2. Abend im November: Beethoven, Schubert, Schumann; 3. Abend:
Brahms, H. Wolf, Bruckner; „letzter Abend: Hindemith, Reger, Wolf=
Ferrari. Ueber weniger bekannte Werke wird hier jeweils kurz zu
ſpre=
chen ſein.
Bernd Zeh.
Malerin Bertha Skrauß †
In Worms ſtarb am 4. Oktober die dort anſäſſige Malerin
Bertha Strauß nach ſchwerer Krankheit im Alter von 58 Jahren.
Bertha Strauß iſt in den letzten Jahrzehnten mit einer großen
Anzahl maleriſcher Werke an die Oeffenlichkeit getreten. Ihre
Spezialgebiete waren die Landſchaft und das Stilleben. Auf
heſſiſchen Ausſtellungen iſt die Künſtlerin ſeit einer Reihe von
Jahren mit anſehnlichem Erfolg hervorgetreten, aber auch
außer=
heſſiſche Ausſtellungen, die ſie beſchickte, trugen ihr manche
Aner=
kennung ein. Als Mitglied der Wormſer Künſtlergruppe führte
ſie lange Zeit das Amt der Schriftführerin,
Seite 4
Mittwoch, den 9. Oktober 1929
Nummer 280
O
Ihre Verlobung beehren ſich
anzuzeigen
Toni Blome
Heini Schmidt
Darmſtadt, 9. Oktober 1929.
Rhönring 18
Eſchollbrückerſir. 44
Dr.med N. 8.
Saueſer
Karlſtraße 90
hat ſeine ärztliche
Tätigkeit wieder
aufgenommen.
(15669b)
Statt Karten.
Ihre Vermählung zeigen an
Hans Repp
Paula Repp, geb. Holbein
Darmstadt, 9. Oktober 1928.
Ploennisstr. 15.
(15814
Todes=Anzeige.
Heute entſchlief nach langem, ſchwerem und
großer Geduld ertragenem Leiden unſere liebe,
gute, treubeſorgte Mutter, Schweſter,
Schwie=
germutter, Großmutter, Schwägerin u. Tante
Frau
Mülte eunn Swe.
geb. Ohl
im 54. Lebensjahr.
Die trauernden Hinierbliebenen:
Kinder und Enkelkinder.
Groß=Umſiadt, den 7. Oktober 1929.
Zum Rheiniſchen Hof.
Die Beerdigung ſindet Donnerstag, den 10. Oktober,
nachmittags 1 Uhr ſiatt.
Dankſagung.
Wir danken Allen, die uns während der
Krank=
heit und dem Hinſcheiden unſeres lieben Gatten
und Vaters beigeſtanden haben. Insbeſondere
danken wir Herrn Pfarrer Vogel für den Troſt
am Grabe. Herzlichen Dank für den
ehren=
vollen Nachruf und die Kranzniederlegung am
Grabe durch die Kollegen, der Firma Winter,
dem Verbande der Deutſchen Buchdrucker und
der evang Stadimiſſion.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Auguſte Duckheim, geb. Kraft.
Darmſiadt, den 8. Oktober 1929.
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reichen, dringenden Büroarbeiten
bleiben die Schalter
nachmittags
geſchloſſen.
Der Konkursverwalter.
Abhanden gekommene Spar=
kaſſenbücher.
Das vermißte Sparkaſſenbuch
Nr. 28 464, lautend auf Kälber u. Räſch,
wird nach § 23 der Satzung für
kraft=
los erklärt, wenn es nicht innerhalb von
drei Monaten bei uns vorgelegt wird.
Darmſtadt den 4. Oktober 1929.
St. 15797) Städt. Sparkaſſe Darmſtadt.
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 3 Portemonnaies mit
In=
halt, 1 grauer Korb. 1 Spazierſtock mit
Nickelgriff, 1 ſchwarzer Filzhut, 1
brau=
ner Filzhut. 1 Einkaufsnetz. 1 Anzahl
Schlüſſel, 1 kleiner Lederriemen, 1
Kin=
derpullover. 1 Gummimännchen, 1
Hunde=
peitſche, 1 Damenſonnenſchirm, 1
Hals=
kettchen mit Anhänger, 1
Kinderſchuh=
chen. 1 Damenregenſchirm. 1
Damen=
handtaſche mit Inhaltt, 1 braune
Akten=
taſche mit waſſerdichten Schürzen.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch Fundgegenſtände
vorhanden ſind, die in früheren
Bekannt=
machungen verzeichnet ſind.
Intereſſen=
ten können die Fundgegenſtände während
der Büroſtunden auf Zimmer 1
beſich=
tigen.
Rechnungsergebnis
der Kaſſe der Bikkoriaſchule und
der Eleonorenſchule für 1927.
Das obige Rechnungsergebnis nebſt
Urkunden liegen während der Friſt von
einer Woche in den Räumen der
Stadtkaſſe zur Einſicht offen. Während
dieſer Zeit kann jeder Beteiligte von
dem Rechnungsergebnis Einſicht nehmen
und ſchriftliche Bemerkungen dazu
ein=
reichen.
(St.15789
Darmſtadt, den 4. Oktober 1929.
Der Oberbürgermeiſter.
Städkiſche Haushalkungsſchale
Darmſtadt.
Im Oktober beginnen wieder die
Abendkurſe mit den
Unterrichtsgegen=
ſtänden: Hand= und Maſchinennahen,
Flicken und Stopfen, Kochen mit Backen
und Bügeln.
(St. 15788
Anmeldungen für das
Winterhalb=
jahr: Montag, den 14. Oktober, 16 bis
19 Uhr, Alexanderſtr. 27, woſelbſt auch
nähere Auskunft erteilt wird.
Darmſtadt, den 5. Oktober 1929.
Der Vorſitzende des Schulvorſtandes.
Das Einſperren der Jauben
zur Saatzeit.
Auf Grund des Artikels 39, Ziffer 2
des Feldſtrafgeſetzes beſtimme ich
hier=
mit, daß alle Tauben vom 10.—25.
Ok=
tober 1929 eingeſperrt gehalten werden
müſſen.
Zuwiderhandlungen werden mit
Geld=
ſtrafe bis zu 30 RM. oder mit Haft bis
zu einer Woche beſtraft.
Darmſtadt, den 5. Okt. 1929. (st15820;
Der Oberbürgermeiſter.
Am Donnerstag, den 10. Oktober
1929, nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale
Luiſen=
ſtraße 32 zwangsweiſe meiſtbietend gegen
Barzahlung:
(15816
1 Klavier, 1 Fahrrad, 1 Grammophon,
1 Rolle, 1 Opelwagen, 1
Radioappa=
rat, 1 Perſonenauto (Fiat), verſchied.
Oelgemälde, 1 Schreibmaſchine, 6
Füll=
federhalter, ein Poſten Schreibhefte,
ein großer Poſten Schreibmaterialien
ſowie Möbel aller Art.
Darmſtadt, den 9. Okt. 1929.
Huckelmann
ſtellvertr. Gerichtsvollzieher.
Am Freitag, den 11. ds. Mts.,
vorm. 10 Uhr, verſteigere ich zu
Bichen=
bach am Bahnhof auf freiwilligen
An=
trag für Rechnung desjenigen, den es
angeht
(15818
1 braunes Wallachpferd
(ſchwerer Belgier, 6jährig).
Dann
Gerkchtsvollzieher in Zwingenberg.
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Mamer liefert preiswert die
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5444
[ ← ][ ][ → ]Nummer 280
Mittwoch, den 9. Oktober 1929
Seite 3
Aus der Bandeshaaprftaut.
Darmſtadt, 9. Oktober.
Frau und neue Zeil.
Vortragsabend des Alice=Frauen=Vereins.
1. Abend.
* Unter dieſem umfaſſenden Begriff gliedert ſich die Vortragsreihe,
die der Alice=Frauen=Verein im Auftrag des Heſſiſchen Roten Kreuzes
in dieſen Tagen bis zum Freitag im Saalbau veranſtaltet und deren
erſter ſich mit dem Thema: „Die Frau als Hüterin der Volksgeſundheit”
befaßte. Es braucht nicht auf die Verdienſtlichkeit eines derartigen
Unternehmens hingewieſen werden, das es ſich zur Aufgabe geſtellt hat,
das im Laufe der politiſchen, ökonomiſchen, ſozialen und kulturellen
Entwicklung der letzten Jahrzehnte und insbeſondere des letzten
Dezen=
niums Entſtandene und noch Entſtehende einer kritiſchen Würdigung
und zugleich einer Prüfung auf praktiſche Brauchbarkeit zu unterziehen.
Es muß aber doch beſonders begrüßt werden, daß dieſer erſte Vortrag,
den Frau Oberregierungsrat Dr. Marie Baum=Heidelberg vor einem
zahlreichen Publikum (trotzdem eine noch zahlreichere Beteiligung wohl
zu wünſchen wäre) hielt, ſich nicht darauf beſchränkte, allgemeine
Tat=
ſachen zu bringen und daran anſchließend allgemeine und weitſchweifige
Poſtulate zu ſtellen, ſondern daß er in ſorgfältiger Weiſe die Dinge der
Volksgeſundheit einer genauen Analyſe unterzog und auf Schäden und
auch auf Beſſerungen hinwies. — Ausgehend vom allgemeinen Begriff
der Geſundheit und der Hygiene, ſowohl nach der individuellen wie nach
der gemeinſchaftlichen (ſozialen) Sphäre hin, wurde unter Hinweis auf
die Leiſtungen der Kriegszeit die Tatſache einer Degeneration für das
deutſche Volk als Ganzes verneint. Es wurden dann die bedeutſamen
Wurzeln der Geſundheit: Konſtitution, Erziehung, eigene Lebensweiſe
und Milieu dargeſtellt und unter Beſchränkung auf den letzteren,
wich=
tigen und am beſten zu beeinfluſſenden Punkt das Thema in der Weiſe
gegliedert, daß zunächſt über die Beziehungen von Hygiene und
Woh=
nung, Hygiene und Ernährung, ſodann Hygiene und Kleidung, Hygiene
und Arbeitsrhythmus, Hygiene und Fortpflanzung geſprochen wurde.
Leider verbietet es der beſchränkte Raum, ausführlich auf die
dargeleg=
ten Probleme näher — auch in kritiſcher Würdigung — einzugehen. Mit
Recht wurde auf die Verſchiebung der Frau von der Produktions= nach
der Konſumptionsſeite (und damit auf ihre Abhängigkeit vom Markt)
hingewieſen, mit Recht wurde ein aktives Eingreifen in die Boden= und
Siedlungspolitik, wie auch in die Geſtaltung der rein baukonſtruktiven
Tätigkeit (Hausfrau als Beraterin des Architekten) verlangt. — Es
wurde dann auf die Bedeutung der Ernährung und auf den Wandel in
der Zuſammenſetzung der Speiſen (teilweiſer Erſatz des Fleiſches durch
Leguminoſen) hingewieſen. — Nur kurz, aber in klarer Weiſe, wurde
zur heutigen Frauenkleidung — wenn auch mit den nötigen Kautelen
— poſitiv Stellung genommen. — In längerer Ausführung wurde auf
die Bedeutſamkeit des arbeitstäglichen Rhythmus von Erholung und
Arbeit, auf die Ausdehnung dieſes Rhythmus auf Woche (
Sonntags=
ruhe) und Jahr (Ferien, Erholungsfürſorge) hingewieſen. Es wurde
der Wert ſportlicher Uebung erwähnt und deren Förderung
angelegent=
lich empfohlen. In ſehr klarer und ſachlicher Weiſe wurde zum
Pro=
blem der Geburtenregelung Stellung genommen, indem auf den
Ein=
fluß hingewieſen wurde, den eine weitere Geburtenbeſchränkung auf
das Volkswachstum hat. In dieſem Zuſammenhang wurde auch der
ganze ſexuelle Fragenkomplex, die Geſchlechtskrankheiten und ihre
Be=
kämpfung kurz und ſachlich behandelt, wobei auf die geſetzliche
Rege=
lung hingewieſen wurde. — Im abſchließenden Teil wurde überhaupt
der geſetzgeberiſchen Tätigkeit gedacht, die zum Ziele hat, die Kranken
und nicht Arbeitsfähigen wieder in den Wirtſchaftsprozeß einzugliedern,
wie dies in ähnlicher Weiſe etwa Ford in Amerika getan hat. — Der
Schluß des Vortrages war ein warmer und ſtarker Hinweis auf die
Verpflichtung der Frau, die Volksgeſundheit durch hervorragende
Mit=
arbeit an all den Einzelfragen der Hygiene zu ſtärken und dadurch die
zukünftigen Lebensbedingungen des Einzelnen wie der Geſamtheit zu
verbeſſern. — An den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag
ſchloß ſich eine Diskuſſion an.
sch.
— Der Aliee=Frauenverein lädt im Namen des Heſſiſchen Roten
Kreuzes alle Frauen und Mädchen Därmſtadts zu dem heute
ſtattfinden=
den öffentlichen unentgeltlichen Vortrag von Frau Dr. Rieſe:
„Geſundheit und Krankheit in der alten und neuen Wohnung” (mit
Lichtbildern) im Gartenſaal des Saalbaues abends 8 Uhr ein.
Trauerfeier für Dr. Streſemann.
— Heffiſches Landestheater. Heute Mittwoch, 20 Uhr, wird „Die
Dreigroſchenoper”, im Großen Haus wiederholt. (Miete G,
Gruppe I—IV. Darmſtädter Volksbühne.)
„Der Poſtillon von Lonjumeau”, komiſche Oper von
Adam in drei Akten, gelangt heute Mittwoch, 19.30 Uhr, im Kleinen
Haus in neuer Inſzenierung von Friedr. Ammermann, unter
muſikali=
ſcher Leitung von Carl Bamberger, zum erſten Male zur Aufführung.
In den Hauptrollen: Stadelmaier, Walter, Kuhn, Vogt, Ney. (
Zuſatz=
miete II.)
„Amphitryon” ein Luſtſpiel nach Moliere von Heinrich von
Kleiſt, kommt morgen Donnerstag, 20 Uhr, im Großen Haus in der
Inſzenierung Carl Eberts zum erſten Male zur Aufführung. Jupiter:
Carl Ebert, Alkmene: Inge Conradi, Amphitryon: Siegfried
Nürnber=
ger, Merkur: Bernhard Minetti, Soſias: Franz Pfaudler, Charis:
Käthe Gothe. Bühnenbild: Wilhelm Reinking. Die Erſtaufführung iſt
der Miete C zugeteilt.
„Neues vom Tage”, die ungewöhnlich erfolgreiche
Opernneu=
heit dieſer Spielzeit, kommt am Freitag, den 11. Oktober, um 20 Uhr
im Großen Haus unter muſikaliſcher Leitung ton Dr. Karl Böhm zur
Wiederholung. Die Beſetzung iſt die der Erſtaufführung: Landwehr,
Stralendorf, Stadelmaier, Loewen, Vogt.
Morgen Donnerstag beginnt der Vorverkauf für die am Sonntag,
13. Oktober, im Großen Haus ſtattfindende Aufführung des „
Lohen=
grin”. (Miete E.)
— Volksbühne. Zu dem Freitag, den 11. Oktober, im Kleinen Haus
ſtattfindenden Konzert des Schnurrbuſch=Quartetts, in
dem neben den bekannten Werken J. Haydns, Streichquartett D=Dur,
und Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquintett C =Dur, das
Streichquartett Es=Dur von K. Ditter von Dittersdorf, wohl
deſſen meiſtgeſpieltes Quartett, zu Gehör gebracht werden,
erhalten die Mitglieder der Volksbühne Eintrittskarten zu 1 Mk. (nur
gute Plätze) in der Geſchäftsſtelle der Volksbühne, Eliſabethenſtraße 34
(Haus Alter). Das Konzert iſt gleichzeitig das erſte Konzert der
Kon=
zertgemeinde der Volksbühne.
— Tanzabend Skoronel. Die Freie Literariſch=
Künſtle=
riſche Geſellſchaft eröffnet ihr Winterprogramm morgen
Donnerstag, 8 Uhr, im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landesthea=
ters mit einem Tanzabend von Vera Skoronel=Berlin. Die
junge gefeierte Tänzerin wird im erſten Teil verſchiedene ihrer
bekann=
teſten Tänze, mit denen ſie im vorigen Winter in Berlin und Paris
glänzende Erfolge hatte, im zweiten Teil dagegen ihre jüngſten
Tanz=
ſchöpfungen, mit denen ſie zum erſten Male in Darmſtadt vor die
Oef=
fentlichkeit tritt, bringen. Der hochintereſſante und genußvolle Abend
dürfte regſter Teilnahme ſicher ſein. Die Mitglieder der Geſellſchaft
erhalten an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes unentgeltlich ihre
Ein=
trittskarten. Neuanmeldungen zur Mitgliedſchaft (numerierter
Sperr=
ſitz 10 Mk., Saal 6 Mk. für acht künſtleriſche Veranſtaltungen) nimmt
die Buchhandlung Bergſträßer entgegen. Einzelkarten im Kleinen Haus.
— Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Es ſei ſchon jetzt darauf
auf=
merkſam gemacht, daß am Mittwoch, dem 23. Oktober, um 20 Uhr, im
Kleinen Saal des Städtiſchen Saalbaues ein Vortragsabend der
Schü=
ler der Geſangsausbildungsklaſſe von Mathilde Weber ſtattfinden
wird. (Näheres wird demnächſt bekanntgegeben.)
— Wettſchreiben. Die Kaufmänniſche Stenographen=Geſellſchaft E. V.,
die ſich aus prinzivieller Einſtellung ſchon jahrzehntelang an den vielen
Wettſchreiben nicht beteiligt, folgte einer Einladung zu einem
Wett=
ſchreiben des Niedgautages in Gernsheim. Aus den Reihen
der Unterrichtsbeſucher beteiligten ſich freiwillig 14 Mitglieder, wovon
13 mit Preiſen bedacht wurden. Die höchſte Leiſtung des ganzen
Wett=
ſchreibens erzielte das Mitglied der Geſellſchaft, der 16jährige Hans
Pringsheim in der Abteilung 260 Silben, wofür ihm ein erſter
und Ehrenpreis zuerkannt wurde. Weitere Preiſe errangen: Abteilung
160 Silben: 1. Preis Arnold Geider, Abteilung 140 Silben: 1. und
Ehrenpreis Sophie Fuhrbach; 1. Preiſe Heinrich Borger, Ottilie Spieß=
Abteilung 120 Silben: 1. und Ehrenpreis Anni Rück, 1. Preiſe Otty
Eehbauer, Franz Schöneberg, Amalie Bub, Abteilung 100 Silben: 1.
und Ehrenpreis Hans Decker, Abteilung 60 Silben: 1. Preis Walter
Kapfenberger.
— Jetzt iſt es Zeit, ſich ein Los der am 18. und 19. Oktober
begin=
nenden 1. Klaſſe der 34. (260.) Staatslotterie zu beſorgen,
be=
vor die Loſe vergriffen ſind! Auch die bisherigen Spieler werden
gut tun, ihre Loſe jetzt einzulöſen, da planmäßig die Erneuerungsfriſt
am 11. d. M. abläuft. Zwar werden die Einnehmer ihren Kunden die
Loſe auch weiter bis zur Ziehung ſicherlich gern aufheben, jedoch
uur, wenn dies vorher dem Einnehmer gemeldet wird. Wer ſich alſo
an der Klaſſenlotterie beteiligen will und ſich ſein Anrecht an den
bis=
der geſpielten Loſen wahren will, der löſe jetzt umgehend ſein Los ein.
Zu einer machtvollen, eindrucksvollen und erhebenden Gedenkſtunde
für den Deutſchen, Staatsmann, Politiker und Menſchen Streſemann
und ſein Werk wurde die Trauerfeier, zu der die Ortsgruppe
Darm=
ſtadt der Deutſchen Volkspartei eingeladen hatte. Angehörige aller
Par=
teien und Stände, Vertreter der heſſiſchen Regierung und des Landtags
hatten ſich im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters eingefunden, auf.
deſſen Bühne das ſchwarzumflorte Bild, des Verſtorbenen von reichem
Blu=
menſchmuck und dem dunklen Grün des Lorbeers umrahmt wurde. Die
Feier wurde eingeleitet durch das Adagio von Beethoben, welches das
Drumm=Quartett meiſterhaft vortrug.
Reichstagsabgeordneter Dingeldey
ergriff ſodann das Wort zu einer Trauerrede, in der er unter anderem
ausführte:
Hochanſehnliche Trauerverſammluag, liebe Parteifreunde! Vorgeſtern
trugen wir ihn zu Grabe, der nimmer müde war, den treuen deutſchen
Mann. Durch ein trauerndes Volk hindurch zog der Leichenzug, durch
ein Volk, ſo geſchloſſen, wie wir es lange nicht geſehen. Aller Haß und
Lärm der letten Wochen war verſtummt. Nach langer Zeit endlich
wie=
der etwas wie eine Gemeinſchaft des Volkes, wenn auch in Leid und
Trauer. Sie alle hatte das Gefühl auf die Straße getrieben: Wir
haben einen großen Deutſchen verloren, wir haben einen unerſetzlichen
Staatsmann dahingegeben. Was nach ihm kommt nach drinnen und
draußen, ſteht im dunklen Buch des Schickſals geſchrieben.
Erſtaunlich war der Aufſtieg des Mannes. Kein politiſcher
Auf=
ſtieg in den letzten Jahrzehnten iſt dieſem zu vergleichen. Mit 28
Jah=
ren ſchon im Reichstag, in kurzer Zeit einer der führenden Köpfe einer
großen angeſehenen alten Partei mit ruhmreicher Vergangenheit.
Streſe=
mann war während des Krieges einer derjenigen, die mit tiefſter
In=
brunſt an den Sieg unſeres Volkes bis zuletzt glaubten. Er war eben
ein Deutſcher mit all dem Glauben, all der Hoffnung, die ein gütiger
Gott unſerem Volk in die Seele gegeben hat. So groß ſein Glaube, ſo
groß ſein Entſetzen über das kleine Geſchlecht, das ſich zunächſt nicht
ſammeln konnte, das ſich nur gegenſeitig zu zerfleiſchen drohte.
Der eine große Gedanke kennzeichnet ſeinen Weg: Wie iſt es
mög=
lich, dieſes niedergebrochene Volk wenigſtens in der Idee zu einem Volk
zu machen? All ſein politiſches Streben nach außen und innen diente
dem einen großen Ziel, den Gedanken einer nationalen
Volksgemein=
ſchaft wieder lebendig zu machen, weil ohne ihn das Reich eine äußere
Schale ohne Kern geblieben wäre. Kein Heer, keine blühende
Wirt=
ſchaft, kein Geld konnte es ſich ſchaffen, worauf ſich die Macht der Völker
ſtützt, wohl aber den Geiſt der nationalen Gemeinſchaft, das
Zuſam=
mengehörigkeitsgefühl in dieſem dunklen Schickſal. Als Parteiführer,
als Reichstagsabgeordneter, als Führer der Oppoſition und als Miniſter
ließ er ſich von dieſer Idee leiten, vor allem auch in jenen Auguſttagen
des Jahres 1923, als ihn das große Geſchick der Weltgeſchichte an die
höchſte Stelle des Reiches rief. Er, der auch an den Sieg im
Ruhr=
kampf geglaubt hatte, der eine bittere Notwendigkeit um deswillen war,
weil einmal noch dem Auslande ein in ſtiller Abwehr geſchloſſenes
und geeinigtes Volk gezeigt werden mußte — er ſollte derjenige ſein,
der die Waffen ſtreckte, um den völligen Zuſammenbruch abzulenken.
Hätte Streſemann damals nach der Gunſt des Volkes, nach der
Popu=
larität ſeines Namens auch nur eine Minute mehr gefragt, als nach
ſeinem deutſchen Pflichtgefühl, wir wären heute anders daran. Ob das
Reich dann noch beſtünde, vermag keiner zu ſagen. Streſemann ging
ſeinen Weg unbeirrt weiter von der Ruhr über die Konferenzen bis
jetzt zum Haag. Wer zurückdenkt, wie vor ſechs Jahren Verzweiflung
und Hoffnungsloſigkeit die Ueberhand über jeden Glauben an
Deutſch=
lands Zukunft erlangt hatten, der wäre fürwahr ein undankbarer und
von Einſichtsloſigkeit geſchlagener Menſch, wollte er leugnen, welchen
Weg das deutſche Volk in dieſen ſechs Jahren zu innerer Feſtigung und
äußerem Anſehen gegangen iſt. Ueber Einzelheiten werden immer
ver=
ſchiedene Meinungen beſtehen, aber die Geſinnung zu ſpüren, die
Streſe=
mann in den Dienſt ſeines Volkes geſtellt hat, das ſollte unter
Deut=
ſchen Selbſtverſtändlichkeit ſein. Streſemann war ein Kämpfer, ein
Mann, der das einmal für richtig Erkannte mit der ſcharfen Klinge
ſeines Schwertes verteidigte. Er war aber niemals einer, der nicht den
redlichen Willen, die anſtändige Geſinnung und das warme Gefühl auch
beim anderen geſehen und geachtet hätte, wo er es antraf. Umfomehr
empfand er den Haß, der ihm manchmal entgegengebracht wurde.
Außenpolitiſch wählte er die einzige Methode, die ihm blieb, die
Methode der internationalen Verhandlungen, den Weg des langſamen
Fortſchreitens, den mühſeligen, von vielen nicht geſehenen Weg. Aber
er hat uns Anſehen und Vertrauen in den weiteſten Kreiſen der Völker
wieder gewonnen. Man kann es verſtehen, daß dem Deutſchen, der
ſo unſäglich viel Ungerechtigkeit, Haß und Verfolgung in den zehn
Jahren ſeit dem Diktat von Verſailles erleben mußte, angeſichts der
allgemeinen Trauer der Welt das Vertrauen fehlt, an wahre Anteilnahme
70jähriges Beſtehen
der Niederlaffung der Barmherzigen Schweſtern
in Darmſtadt, Nieder-Ramftädter Straße 30.
70 Jahre ſind nunmehr verfloſſen, ſeit die Barmherzigen
Schweſtern in Darmſtadt, Nd.=Namſtädter Straße 30,
von ihrem Mutterhauſe in Niederbronn i. E. aus eine Niederlaſſung
gegründet haben. Dieſe Niederlaſſung iſt die älteſte der genannten
Kon=
gregationen in hieſiger Stadt. Mittlerweile hat die Kongregation ihre
päpſtliche Beſtätigung erhalten und ſich bald darauf in verſchiedene
Pro=
vinzen geteilt. Die Darmſtädter Niederlaſſung gehört der Prooinz
Baden=Heſſen an und hat ihr neues Mutterhaus in Bühl in Baden.
Die große Spanne Zeit von 70 Jahren war für die ehrwürdigen
Schweſtern eine Epoche opferwilligſter Selbſtverleugnung und treueſter
Pflichterfüllung — ein Dornenweg
Ihr Ideal iſt, unter Verzichtleiſtung auf alle Annehmlichkeiten des
Lebens, ihre ganze Kraft lediglich in den Dienſt der Nächſten= und
Menſchenliebe zu ſtellen. Ohne perſönlichen Vorteil, ohne jegliche
Ver=
güttung eilen dieſe Engel der Barmherzigkeit zu jeder Tag= und
Nacht=
zeit in bereitwilligſter Weiſe dahim, wo die Not und das Elend ihrer
Mitmenſchen ſie rufen. In liebenswürdigſter Pflegebereitſchaft ſtehen ſie
unermüdlich an den Kranken= und Sterbebetten und machen keinen
Unterſchied in den religiöſen Bekenntniſſen ihrer Schutzbefohlenen.
Da dieſe opferwilligen Ordensleute keinerlei Beſitz ihr eigen nennen
dürfen, ja ſogar von den ihnen geſpendeten Liebesgaben noch einen
gro=
ßen Teil den Armen und Notleidenden verabreichen, iſt es lediglich ein
kleiner Beweis dankbarer Anerkennung, wenn anläßlich dieſes
bedeu=
tungsvollen Erinnerungstages recht viele Freunde und Gönner der
großen, ihnen während der langem Reihe von Jahren von dem Kloſter
in der Nieder=Ramſtädter Straße 30 erwieſenen Unterſtützungen und
Wohltaten gedenkend, den ſehr geehrten, mittelloſen Schweſtern ein
ſichtbares Zeichen der Verchrung und Dankbarkeit den eigenen
Verhält=
niſſen entſprechend darbringen wollten. Der Winter ſteht wieder vor der
Türe und fordert große Ausgaben, ſowohl für die Unterhaltung der
guten Schweſtern, wie auch der Kloſtergebäude. — Wo anders aber ſoll
die Verwaltung die Mittel hierfür hernehmen, da doch dieſes ſo
ſegen=
bringende Unternehmen keinerlei feſte Einnahmen aufzuweiſen hat und
einzig und allein auf die Mildtätigkeit danfbarer Freunde und
wohl=
wollender Gönner angewieſen iſt?
— Reiſen zu den Totengedenktagen. Das Mitteleuropäiſche
Reiſe=
bureau G.m.b.H., Berlin, veranſtaltet anläßlich der Totengedenktage
(Allerſeelen 1. November, Totenſonntag, 24. November)
Gruppen=
fahrten unter Führung zu, den Kriegsgräbern nach Frankreich,
und zwar nach Arras und Laon. Von dort aus werden die
umliegen=
den Friedhöfe einzeln mit dem Auto erreicht. Als Dauer der Reiſe ſind
einſchließlich Hin= und Rückfahrt ab. Köln drei Tage vorgeſehen. Bei
Beteiligung ab 10 Perſonen würden die Koſten der Reiſen nach Arras
77 RM., nach Laon 78 RM. in der dritten Klaſſe betragen. Dieſe Preiſe
ſchließen die Bahnfahrt (Hin= und Rückfahrt), Unterkunfk und volle
Ver=
pflegung einſchließlich Steuern und Trinkgelder, ſowie die Koſten für
den Reiſeführer ein. Alles Nähere durch den Verkehrs=
Verein.
— „Leiſtungen und die neuen Denkſchriften über die Lage und den
Ausbau der Angeſtelltenverſicherung” lautet das Thema, über das der
Stadtverordnete A. Geßner=Frankfurt a. M. in der heute abend im
Vürgerhof” ſtattfindenden Verſammlung ſpricht. Alle, die ein
Intereſſe an dem Ausbau der Angeſtelltenverſicherung haben, ſind
herz=
lichſt zu dieſer Verſammlung eingeladen.
Das Finanzamt Darmſtadt=Stadt macht anläßlich der
Perſonen=
ſtandsaufnahme am 10. Oktober 1929 auf die genaue Eintragung in
Spalte 7 der neuen Haushaltungsliſte (Religionszugehörigkeit)
aufmerk=
ſam. Um Unannehmlichkeiten bei der Veranlagung zur Kirchenſteuer
zu vermeiden, iſt dieſe Spalte 7 genau auszufüllen; insbeſondere wird
bei erfolgten Austritten aus einer Kirchengemeinde auf Ziffer 4 der
Anleitung (Vorderſeite der Haushaltungsliſte) ausdrücklich verwieſen.
zu glauben. Man kann dieſes Gefühl verſtehen, aber kein Verſtändnis
kann man dafür haben, daß ein verſtändiger Deutſcher nicht erkennen
ſollte, welch einen gewaltigen Faktor dieſes wiedergewonnene Anſehen,
dieſes Vertrauen in der Welt gegenüber dem deutſchen Volk und ſeiner
Spitze bedeutet gegenüber dem Zuſtand, in dem wir geächtet und
aus=
geſtoßen unter den Völkern daſtanden. Es iſt Streſemanns Verdienſt,
in ſechs Jahren ſo viel erreicht zu haben. Es iſt nicht die deutſche Preſſe,
nicht die Preſſe ſeiner Partei, ſondern die Preſſe der franzöſiſchen
Rech=
ten geweſen, die beim Heimgange dieſes Mannes den Vergleich mit
Bismarck gezogen hat.
Im deutſchen Volke hat Streſemann Vertrauen und Anſehen
ge=
noſſen weit über die Grenzen ſeiner Partei hinaus, nach links und
rechts, in allen Ständen und Gruppen. Nicht als Politiker, nicht als
Kämpfer, ſondern als Menſch, durch die Eigenſchaften ſeines Charakters,
hat er dieſes Anſehen erworben. Jeder, fühlte die tiefe menſchliche
Güte. Die Achtung, die er vor anderer Ueberzeugung hatte, die
Weut=
ſchätzung, die er jeder Perſönlichkeit entgegenbrachte ungeachtet
irgend=
welcher Trennung in der Weltanſchauung, all das erweckte inſtinktiv in
der Maſſe unſeres Volkes das Gefühl, daß es dieſem Manne ernſt war
wenn er immer wieder predigte: Das Vaterland über der Partei! Wir
kommen nicht durch die Jahrzehnte, die ein ſchweres Schickſal an Not
über das deutſche Volk gebracht haben, ohne den Geiſt der
Gemein=
ſchaft, ohne den Geiſt der ſozialen Verſtändigung unter den Maſſen. Wir
müſſen die inneren Zwiſtigkeiten überwinden. Es kann der eine nicht
ohne den anderen den Weg durch die Not in beſſere Zeiten gehen.
Und dann dieſes Ringen des Pflichtgefühls mit der Krankheit!
Dieſer Wettlauf des Geiſtes, des deutſchen Herzens, mit dem Tod, den
das deutſche Volk ſeit zwei Jahren mit angeſehen hat. Wie klein ſind
die Menſchen, die meinen, daß etwas derartiges möglich wäre, getrieben
von ehrgeizigen oder machthungerigen Motiven. Nein, es liegt eine
tiefe Gerechtigkeit in den Erſcheinungen des menſchlichen Lebens, und
das iſt göttliches Schickfal, daß die letzten Leiſtungen aus dem Menſchen
nicht herausgeholt werden können, wenn er ſich von niederen Motiven
treiben läßt. Dieſer unerhörte, zwei Jahre dauernde Kampf war nur
möglich durch tiefes leidenſchaftliches Pflichtgefühl, das von dem großen
Ziel nicht laſſen wollte. Er war ſich bewußt, er mußte über die
geſchicht=
liche Etappe hinweg, die mit ſeinem Namen verknüpft ſein wird: Die
Befreiung des Rheinlandes!
Die Trauer iſt deshalb allgemein. Und das Stilleſtehen des
politi=
ſchen Geſchehens über dieſen Sonntag hinweg war ein Zeichen dafür,
daß in allen Teilen des politiſchen Räderwerks die lähmende Wirkung
dieſes Schickſalsſchlags gefühlt wurde.
Wir betrauern in dem Dahingegangenen unſeren Führer, unſeren
Freund, einen ſeltenen Geiſt, einen warmherzigen und ſchlichten
Men=
ſchen mit echtem und tiefem religiöſen Gefühl. Das gütige Schickſal hat
ihn abgerufen in einem Zeitpunkt, in dem er das Ende ſeines Wirkens
als Politiker bereits ins Auge faſſen konnte. Es war immer ſein
Wunſch, ſich dann wieder in die wohlverdiente Ruhe ſeines
Familien=
lebens und ſeines Freundeskreiſes zurückzuziehen, wenn dieſe Etappe
„der Befreiung der Rheinlande abgeſchloſſen wäre, wenn er mit gutem
Gewiſſen vor der Gegenwart und Zukunft ſagen konnte: Unter die
Rheinpolitik Frankreichs iſt der Schlußſtrich gezogen. Er hat die volle
Freiheit der Rheinlande nicht mehr geſehen, aber er hat doch in dem
Bewußtſein aus der Welt ſcheiden dürfen, daß menſchlichem Ermeſſen
nach dieſes Werk, für das er gelebt und gelitten hat, für das er geprieſen
und verfolgt wurde, dem er die letzten Kräfte ſeines Lebens gewidmet
hat, dieſes Werk in aller Bälde vollendet zu ſehen.
So wollen auch wir, liebe Freunde von der Deutſchen Volkspartei,
nicht bloß von der Trauer uns beherrſchen laſſen — das wäre nicht Geiſt
von ſeinem Geiſt, das wäre nicht ſein Wunſch —, ſondern wir wollen
der Zukunft ins Auge blicken.
Ich bitte Sie, die Sie Freunde der Deutſchen Volkspartei ſind, ſich
zu erheben:
Wir geloben, liebe Parteifreunde, daß unſer Führer und
unver=
geßlicher Freund nie von uns vergeſſen ſein wird. Sein Geiſt und ſein
Wille mag die Richtſchnur unſeres politiſchen Fühlens und Handelns
bleiben, ſolange wir in der Politik ſtehen. Wir werden nicht vergeſſen,
was er uns war. Aber zur Trauer ſoll die Treue hinzutreten, die
uns ſtark macht, uns um ſein Erbe zu ſcharen, damit es lebendig bleibe,
verteidigt werde gegen das, was gegen es anſtürmt. Das Schwert, das
ihm entfallen iſt, ſoll in unſerer Hand gewahrt werden: Achtung vor
jedem deutſchen Menſchentum, und der deutſchen Zwietracht mitten ins
Herz!” Wenn wir ſo handeln, wird der Geiſt unſeres Führers über uns
ſein. Klaget nicht, daß ich gefallen. Laſſet mich hinüberziehen. Nur
der Freiheit galt mein Streben. In der Freiheit leb’ ich nun. Und
vollendet iſt mein Leben, und ich wag’ es, auszuruh’n.
Mit Variationen über „Der Tod und das Mädchen” von Schubert,
die das Drumm=Quartett vortrug, klang die Feier aus.
An der Städtifchen Haushaltungsſchule begimen im Monat
Oktober für ältere Mädchew wieder beſondere Abendkurſe, in
denen die braktiſche Hauswirtſchaft (Handanbeit, Kochen, Bügeln)
beſon=
ders zu ihrem Rechte kommt. Sie ſind mehr als Wſiederholungskurſe
gedacht, und in ihnen hat ſich ſchon gar manche Braut und manche junge
Frau das Rüſtzeug für eine richtige Führung des Haushalts geholt.
An=
meldungen werden am 14. Oktober, 16—19 Uhr, Alexanderſtraße 27,
ent=
gegengenommen. Der Unterricht ſindet ſtatt in den Schulräumen in der
Alexander= und der Hermannsſtraße. (Siehe auch die betr. Anzeige.)
— Volkshochſchule. Auf mehrfachen Wunſch aus Hörerkreiſen wird
die Kunſthiſtorikerin Marie Frölich außer dem Kurſus über „Plaſtik”
auch noch einen achtſtündigen über Baukunſt” halten, und zwar
über „Griechiſche und römiſche Baukunſt”, Mittwochs von
19.45—21 Uhr. Anmeldungen in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule,
Mathildenplatz 17. — Zum Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=
Quartetts am Freitag, 11. Oktober, im Kleinen Haus des
Heſſi=
ſchen Landestheaters erhalten unſere Mitglieder ermäßigte Karten in
unſerer Geſchäftsſtelle.
Lokale Bergnkgltnggen.
Dfe Memntr erfcheinerden Noäiyen ſind autfchſteßich alt Hinweife auf Krmigen zu bekrachten
in krisem Falle ſrgendwie als Beſrrchung oder Kritkl.
— Rentnerbund. Am Freitag, den 11. Oktober, nachmittags
4 Uhr, findet im Fürſtenſaal eine Mitgliederverſammlung ſtatt. (Näh.
ſiehe Anzeige in heutiger Nummer.)
— Schloß=Kaffee. Das Schloß=Kaffee=Enſemble unter Leitung
von Kapellmeiſter Curt Fiſcher hat das Programm des heutigen
Nach=
mittagskonzertes ſo zuſammengeſtellt, daß Wünſche aus dem Publikum
beſonders berückſichtigt werden können. Jeden Mittwoch und Samstag
finden 8.15 Uhr Geſellſchaftsabende und Sonntags von 11—1 Uhr
Früh=
konzerte ſtatt. (Siehe heutige Anzeige.)
Parlamenkariſches.
Dem Landtag gingen folgende Anträge des
Landbun=
des zu:
„Durch die Dürre des letzten Sommers wurde der Ertrag aller
Feld=
früchte ſtark beeinträchtigt. Bei der Hackfruchternte iſt in den meiſten
Bezirken Heſſens mit einer Fehlernte zu rechnen. Trotzdem ſind ſeit
Beginn des neuen Erntejahres die Preiſe für faſt alle
landwirtſchaft=
lichen Produkte erheblich zurückgegangen. Der Landwirt findet felbſt
zu Preiſen, die vielfach unter der Vorkriegshöhe liegen, kaum Abſatz für
ſeine Erzeugniſſe. Die Nor der heſſiſchen Landwirtſchaft verſchärft ſich
durch den Preisſturz für nahezu alle Produkte des Getreide= wie des
Hackfruchtbaues und des Gemüſe=, Obſt= und Weinbaues von Tag zu
Tag mehr.
Wir beantragen daher, der Landtag beſchließt, die Regierung wird
erſucht:
1. Die Einziehung von Landesſteuern bei den landwirtſchaftlichen
Steuerpflichtigen bis zum Eintritt beſſerer Preis= und
Abſatzver=
hältniſſe im Wege der Stundung von Amts wegen einzuſtellen;
2. Die reſtlichen Ziele der Grundſteuer niederzuſchlagen.”
„Infolge der langanhaltenden Trockenheit bleibt die Ernte des
Jahres 1929 faſt bei allen Produkten mengenmäßig hinter der Erute
des Vorjahres zurück. Dazu kommt ſeit Beginn des laufenden
Wirt=
ſchaftsjahres ein Preisſturz für nahezu alle landwirtſchaftlichen
Erzeug=
niſſe. Bei dieſer Sachlage müſſen die Reinerträge weiter zurückgehen
und für die meiſten Betriebe überhaupt fraglich werden.
Wir beantragen daher, der Landtag beſchließt, die Negierung wird
erſucht, auf das Reichsfinanzminiſterium einzuwirken, daß dieſes die
Veranlagung der landwirtſchaftlichen Betriebe zur
Reichseinkommen=
ſteuer für das Wirtſchaftsjahr 1928/29 raſchmöglichſt veranlaßt. Die
Finanzämter ſind von Reichs wegen anzuweiſen, bei der Feſtſetzung von
Vorauszahlungen für das Wirtſchaftsjahr 1929/30 auf die Ertrag
fälle und den Preisrückgang der landwirtſchaftlichen Produkte weitgehend
Rückſicht zu nehmen.”
LIEFERUNS
nur durch
anerkanrte
HANDLER
Seite 6
Mittwoch, den 9 Oktober 1929
Rummer 230
Lenrgang fit Biel- und Augendabeſt.
Den zweiten Tag des Lehrganges leitete Jugendpfarrer Creter=
Offenbach a. M. ein, ausgehend von dem Bibelwort Johannes 16, B:
„Solches habe ich mit euch geredet, daß ihr in müir Frieden habet. In
der Welt habt ihr Angſt, aber ſeid getroßt, ich habe die Welt
über=
wunden.”
Ueber „Jeſu Art im Umgang mit ſeinen Süngern” ſprach alsdamn
Direktor Paſtor Gngelbe=Hamburg, um an Hand dieſes Phemas Fragen
des ſeelſorgenlichen Umgangs zu erörtern. Der Umgang der Menſchen
entſpringt aus dem natürlichen Gemeinſchaſtsbedürfnis umnd dient der
Entſpanmung. Der ſeelſorgerliche Umgang mit Menſchen erfordert vor
allem intenſiven Umgang mit dem Worte Gottes. Die Form der
Evan=
gelien iſt ein Niederſchlag von dem, was der ſeelſorgerliche Umgang aus
Menſchen macht. Vom Chniſtus iſt zu lernen, wie er eine Zeit lang mit
Menſchen umhergegangen iſt, und die ſich darans ergebenden Arbeiten zu
großen Erlebniſſen führtem. An Beiſpielen aus der Bibel wurde der
Umgang Seſu mit ſeinen Güngern bargelegt. Es kommt zum Umgang
durch ſeinen Ruf!. Keine Begründung gibt er den Menſchen, ſpricht
keine Bitte aus und macht ihmnem keine Verſprechungen. Und ſie
fol=
gen ihm: Ein Matthäus, Petuus, Nathangel u. a. Dig Haupttätigkeit
ſeines Umgangs mit den Vüngern iſt das Lehren derſelben. Seine
Gleichniſſe ſind ſich immer wiederholende Denk= und Augenübungen. Wohl
hat Chriſtus an dem Unberſtand ſeiner Fünger tragen müſſen, doch nig
kommt eine unwillige Klage über ſeine Lippen. Bei der Ausſendung
ſeiner Sünger hält er ihnen keine Predigt, ſondern gibt klare
Anwei=
ſung: Bleibt bei eurem Volke, predigt bom Himmelreich, er gibt ihnen
Vollmacht zum Geilen uſw. Er konnte liebreich mit ihnen umgehen,
aber auch ſtrafend entgegentreten.
Die Form des ſeelſorgerlichen Uamgangs war von einer
ausgeſproche=
nen Schlichtheit und Unabſichtlichkeit. Er wirkte durch die Sache frei
von aller Lchhaftigkeit. Hievvon kann ein Seelforger lernen. Wohl
hat er Arſache, ſich mit der Pſychologie zu beſchäftigen, er muß aber
lernen, im ſeelſorgerlichen Umgang mit dem Menſchen, ſich davon frei
zu halten. Für den Seelſotgev kommt es darauf an, daß eine Sache
hinter ihm ſteht.
In den Nachmittagsſtunden referierte Lie Dr. Neuſbpaer,
Landes=
jugendpfarver für Heſſen=Kaſſel über „Die Zerſetzung der Gemeinde und
ihr Neuaufbau von der hirchlichen Jugendführung her.” Ausgehend bon
dem mittelalterlichen Gemeindeleben, zeigte der Redwer, daß unſere
heu=
tige Kultur aus der mittelalterlichen Geiſteskultur heuvorgegangem iſt.
Nicht nur auf dem Gebiet der Lechnick und der Wiſſenſchaſt, macht ſich
dieſe Entwicklung bemerwbar, ſonderm ſie griff auch in das Leben der
Menſchen ein und erſchüttert die Grundlage alles Gemeinſchaftslebens:
die Familie. Nicht mur in ihr ſelbſt äußerte ſich dieſe Zerſetzung, auch
in dem bis dahin beſtehenden Gemeindeleben. Dfeſe Entwicklung kann
nicht zunüäkgeſchraubt werdem ſie ſtellt die Kinche, die ebenfalls darunter
gelitten hat, vor große Aufgabem, vor allem berlangt ſie die
er=
zieheriſche Hingabe an das hevanwachſende Geſchlecht. Die
Jugend=
führung der ebangeliſchem Kirche iſt keine Liebhaberei, ſondern die
Aus=
witkung der im der Gemeinde worhandenen Glaubens= und Lebensmacht.
In einer bäuerlichen Gemeinde wirkt ſie ſich anders aus als ſin einer
großſtädtiſchen. In beiden aber muß am Leben der Gemeinde
feſtge=
halten werden. Es gilt die kirchlichen Sitten der Gemeinde zu ſtärken
und neu zu beleben. Wo Sſtte iſt, iſt Wille zur Bildung von
Gemein=
ſchaft vorhanden. In den Fugendformen ſpricht ſich ein Wille zur
neuen Gemeinſchaftsbildung aus. Auf die Gilfe der Erſwachſenen hat hier
der funge Menſch ein Recht. Eokennt die Gemeinde dieſes Recht an.
ſo ſchenkt ſie ihm im ſeiner bunten Mannigfaltigkeit neues Gut, und
ſolcher Dienſt hat Verheißung.
Den Abſchluß des Tages bildete das Spiel „Die Heimkehr” von Karl
Röttger, das einen großen Eindruck hinterließ. Es konnte für alle ein
tiefes Erlebmis werden. Die Darbietungen des Poſaunenchors der
Mar=
tinsgemeinde gaben dem Abend eine würdige Umrahmung.
Om Lehrgang für Bibel= und Kugendarbeit hält
nach einer Morgenandacht von Dir, Röhricht P. Gngelke dem 3. ſeiner
Worttäge über Jeſu Art des Zeugniſſes von ſich ſelbſt und vom Vater
(Fragen des Selbſtbeſwußtſeins und der Venkündigung). Am Nachmittag
ſpricht Pfarrer Munk über das Laienſpiel im der ewangeliſchen Kugend,
und am Abend hält Pfarrer Schloßmacher, ſeither hauptamtlicher
Berufsſchulpfarren in Düſſeldor), aus ſeinen veichen Erfahrungen einen
Votrag üben „Lebenskunde ſin der Kugendführung‟ Der Vortrag, der
nicht nur alle Jugendfühver aufs ſtärkſte intereſſieren dürfte, ſonderm vor
allen Dingen auch umſere Lehrerſchaft, ſei nachdrücklichſt empfohlen,
Fräulein Eba Lachmund, die Mitarbeiterin Walter Henſels im
Finken=
ſteiner Bund wird weitenhin mit dem Teilnehmern ſingen und die neue
Art der Singebewegung vielen liebmachen.
Aus den Parkeien.
Der Provinzialverband Starkenburg der Deutſchen
Vollspartei hielt am letzten Sonntag in Darmſtadt eine gutbeſuchte
Pro=
vinzialtagung ab, bei der die Kandidatenliſte für die Provinzialtagswahl
in Starkenburg aufgeſtellt wurde. Die Liſte wird geführt von Herrn
Oberlandesgerichtsrat Altendorf=Darmſtadt, dem Vorſitzenden der
Daum=
ſtädter Ortsgruppe der Deutſchen Volkspartei; es folgen danm
Oekono=
mierat Fritſch=Dilshofen, Lehver G. W. Foſt=Offenbach, Fabrikarbeiter
Auguſt Schmidt=Hoßheim i. R., Bürgerweiſter Müller=Müſſelsheim,
Auto=
händler HenſingerMMichelſtadt, Inſtallateurmeiſter Nohl=Darmſtadt.,
Land=
wirt Georg Weber 8.=Groß=Umſtadt. Salinendivektor Max Frick=Wimpfen,
Schreinermeiſter Adam LoreyMeu=Iſenburg und 11 weitene Namen. Von
den gewählten Herren waven die Gerrem Fritſch, Joſt, Weber und
Nohl bereits früher im Provinzialtag. — Die Verſammlung wählte des
weiteren einen neuen Provinzialvorſtand, und zwar Herrn Altendorf=
Darmſtadt als 1., Herr Oekonomierat Dr. Hammann als 2. Vorſitzenden
und die anderen 6 Kreisvorſitzenden wurden als Beiſitzer gewählt. Die
Verhandlungen wurden mit einem Reſevat des Herrn Generalſekretärs
Welkow über die poliuiſche Situation.
— Jugendgruppe der D. V. P. Heute abend 8 Uhr
Mit=
gliederverſammlung im Alpenvereinszimmer bei Sitte.
— Deutſchnationaler Arbeiterbund. Darmſtadt.
Für unſere Zuſammenkunft am Freitag, 11. Oktober, abends 8 Uhr, bei
Sitte (Karlſtraße) haben ſich die Herren Amtsgerichtsrat Heckler und
Stadtrat Schneider mit Vorträgen freundlichſt zur Verfügung geſtellt.
Wir erwarten deshalb einen vollzähligen Beſuch unſerer Mitglieder.
Die wirkſchaftliche und ſoziale Lage der erwerbs=
— Der Verbandder weiblichen Handels= und
Büro=
angeſtellten E. V. ſchreibt: Eine umfaſſende Erhebung über
Ein=
kommen und die Art der Ausgaben hat die Arbeitsgemeinſchaft
deut=
ſcher Frauenberufsverbände veranſtaltet als Ergänzung und Vertiefung
der bereits früher von einigen ſeiner Gruppen angeſtellten und
ver=
öffentlichten Ermittelungen. 50 000 Fragebogen ſind eingegangen, die
zunächſt noch in Bearbeitung ſind, deren Ergebnis aber demnächſt
be=
kanntgegeben werden ſoll. Von dieſen 50 000 Bogen ſtammt die Hälfte
aus den Kreiſen der Mitglieder des Verbandes der weiblichen Handels=
und Büroangeſtellten, die nächſtgroße Zahl aus den Kreiſen der
Arbei=
terinnen vornehmlich des Textilgewerbes, dann folgen Lehrerinnen,
Sozialbeamtinnen, Kindergärtnerinnen, Hausangeſtellte.
Die Verteilung des Einkommens, die Art ſeiner Ausgaben iſt
ver=
ſchieden, je nachdem es ſich um Menſchen handelt, die für ſich allein
leben, oder Angehörige unterſtützen müſſen, ob ſie einen eigenen
Haus=
halt beſitzen, oder in möblierten Zimmern, oder bei den Eltern wohnen
und als Entgelt eine mehr oder minder große Summe abgeben. Die
Erhebung bringt auch eine Zuſammenſtellung der Wohnart, aus der
die Angaben für die Wohnung berechnet werden können, und zwar
ge=
trennt danach, ob es ſich um eine eigene Wohnung handelt, oder um die
Abmietung eines bereits mit Möbeln verſehenen Zimmers. Gewicht
wird auch auf die Tatſache gelegt, ob und wieweit aus dem Einkommen
Angehörige oder entferntere Verwandte zu unterhalten oder zu
unter=
ſtützen ſind.
Bereits in den vorangehenden Jahren ſind von dem Verbande der
katholiſchen Lehrerinnen wie von dem Verbande der weiblichen Handels=
und Büroangeſtellten in der gleichen Richtung Feſtſtellungen getroffen
worden die im Jahrbuch der Frauenarbeit Bd. 4 und 5 abgedruckt ſind.
Zweifellos wird die neue Erhebung infolge ihrer erweiterten
Grund=
lage eine wertvolle Beleuchtung der wirtſchaftlichen und ſozialen Lage
der weiblichen Erwerbstätigen ſein.
9
R
Das
Gesund-
heitswasser!
V 4689
Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7, Tel. 45
Große Skrafkammer.
*p. 1. An Sonntagen pflegen wohl die meiſten Verkehrsunfälle zu
paſſieren. Am 10. März d. Js. paſſierten auf der Straße zwiſchen
Bensheim und Heppenheim deren zwei in unmittelbarer Zeitfolge. Ein
ſchwerer Autounfall mit tödlichem Ausgang war gerade erfolgt und
eine große Anzahl von Menſchen an dieſer Unglücksſtelle verſammelt,
die zum Teil noch damit beſchäftigt waren, das Auto und den Toten
wegzuſchaffen.
In dieſer Situation kam der Angeklagte — es war 9.30 Uhr abends,
das Wetter dunkel und trüb, nicht neblig, die Nacht mondlos, ohne daß
ein Signal wahrgenommen wurde, nach ſeinen Angaben von
Frank=
furt a. M. nach Verwandtenbeſuch, um nach ſeiner Arbeitsſtelle zu
ge=
langen —, mit dem Motorrad aus Richtung Bensheim gefahren. Der
Fahrer ſah das Licht eines Autos, das quer im Graben lag, als er die
letzten Häuſer von Bensheim hinter ſich hatte. Obwohl ihm von Zeugen
des erfolgten Unfalls gewinkt und gerufen wurde, fuhr der Schreiner
Emil Lacroix in Friedrichstal in die Menſchenmenge hinein. Zwei
Perſonen von Bensheim wurden erheblich verletzt. Das am 26. Juli
1229 verkündete Urteil des Bezirksſchöffengerichts, das auf eine Strafe
von zwei Monaten Gefängnis erkannt hat, findet die Fahrläſſigkeit
da=
rin, daß der Angeklagte angeſichts des Wetters zu raſch gefahren ſei.
Letzterer will erſt, als er auf 8—10 Meter herangekommen war, der
Menge anſichtig geworden und durch das Licht des verunglückten Autos
geblendet worden ſein. Die verletzte Frau beſtätigt, daß ſie auf dem
Bürgerſteig „zwiſchen den Bäumen” geſtanden habe; ſie kann heute
noch nicht ohne Stock gehen.
Das Urteil ändert das angefochtene Erkenntnis im Strafmaß dahin
ab, daß auf eine Geldſtrafe von 200 Mark erkannt wird. Die Berufung
der Staatsanwaltſchaft wird zurückgewieſen.
2. Ein penſionierter Beamter hat in erſter Inſtanz wegen
Be=
ſtechung nach 8 332 StGB. eine Gefängnisſtrafe von einen Monat
er=
halten. Die erhobenen Berufungen ſind auf das Strafmaß beſchränkt.
Das Urteil verwirft die Berufungen.
Tageskalender für Mittwoch, den 9. Oktober 1929.
Heff. Landestheater, Großes Haus 20 Uhr, G 1: „
Drei=
groſchenoper” — Kleines Haus, 19.30 Uhr, Zuſatzmiete II: „Der
Poſtillon von Lonjumeau” — Orpheum, 20,15 Uhr: „Ohne
Kleid — tut mir leid” — Konzerte: Schloß=Kaffee, Kaffee Oper,
Sportplatz=Reſtaurant. — Kinovorſtellangen: Union=
Thegter, Helia.
Gegen üblen Mundgeruch. „Ich will nicht verſäumen, Ihnen
Mitteilung zu machen, daß ich ſeit dem Gebrauch Ihrer Zahnpaſta
„Chlorodont” nicht nur reine weiße Zähne beſitze, ſondern auch
den bei mir ſonſt üblichen Mundgeruch verloren habe. Ich werde
Ihr „Chlorodont” aufs beſte empfehlen.” Gez. E. G., Mainz.
Ueberzeugen Sie ſich zuerſt durch Kauf, einer Tube zu 60 Pf.,
große Tuhe 1 Mk. Chlorodont=Zahnbürſten 1.25 Mk., für Kinder
70 Pf. Chlorodont=Mundwaſſer 1.25 Mk. Zu haben in allen
(TV.1015
Chlorodont=Verkaufsſtellen.
Aus Heſſen.
Die Landwirkſchaft in den Verbrauchergebieten.
Eine engere Zuſammenarbeit zwiſchen Induſtrie, Handel und
Land=
wirtſchaft haben ſich die Verbind ungsſtellen der Landwirtſchaft
in wichtigen Verbraucherbezirken zum Ziele gefetzt. Es handelt ſich bei
der Arbeit dieſer Verbindungsſtellen in erſter Linie um die Beobachtung
der Märkte hinſichtlich Preis, Beſchickung, Wünſche der Verbraucher,
Auftreten von Auslandswaren und die Vermittlung der ſo gewonnenen
Erfahrungen an die beliefernde Landwirtſchaft. Wie auch von ſeiten
von Induſtrie und Handel geäußert worden iſt, haben dieſe Stellen
bis=
her beachtliche Erfolge erzielt. Bisher beſteht eine Verbindungsſtelle
der Preußiſchen Hauptlandwirtſchaftskammer in Eſſen und eine
Ver=
bindungsſtelle des Deutſchen Landwirtſchaftsrats in Hamburg. Mit
Rückſicht auf die guten Erfahrungen ſind nunmehr vom Deutſchen
Land=
wirtſchaftsrat mit Unterſtützung des Reichsernährungsminiſters und in
Zuſammenarbeit mit den in Frage kommenden benachbarten Landt
wirtſchaftskammern zwei weitere Verbindungsſtellen in
Frank=
furt a. M. und in Leipzig (Sitz bei den Handelskammern)
errich=
tet worden. Damit ſollen weitere wichtige Verbrauchergebiete der
be=
ſonderen Betreuung durch die deutſche Landwirtſchaft erſchloſſen werden.
J. Griesheim, 8. Okt. Herr Pfarrer Mangold von hier iſt vom 30.
September bis 21. Oktober d. J. beurlaubt. Die Verwaltung der Pfarrei
hat für dieſe Zeit Herr Pfarrer i. R. Schweikert in Darmſtadt
über=
nommen, der jeden Dienstag und Freitag nachmittag von 4—6 Uhr im
Pfarrhaus zu ſprechen iſt. — An der Bezirkstierſchau in Goddelau
be=
teiligten ſich auch Mitglieder des hieſigen Kleintierzuchtvereins mit
beſtem Erfolg. Es erhielten Herr Georg Wedel für Rhodeländer den
1. und 2. Preis und für weißes Leghorn den 3. Preis und Herr
Lud=
wig Opper für ſchwarze Italiener einen 2. Preis. Dieſer ſchöne Erfolg
wird für die Mitglieder des hieſigen Geflügelzuchtvereins ein Anſporn
ſein für die Starkenburger Provinzial=Geflügelſchau, die vom 29.
No=
vember bis 1. Dezember d. J. hier ſtattfindet und ſehr umfangreich zu
werden verſpricht.
F. Eberſtadt, 7. Okt. Karte derGemarkungEberſtadt. Die
Volksſchule hat eine Karte der Gemarkung Eberſtadt, Maßſtab 1:25000,
herausgegeben, die für jeden, der das engere Heimatgebiet erforſchen
und näher kennen lernen will, ein unentbehrlicher Führer und Ratgeber
iſt. Lithographie und Druck ſind hergeſtellt, vom Heſſ.
Landesver=
meſſungsamt. Die Karte iſt mit kleinen roten Zahlen verſehen. Auf
Grund dieſer Zahlen kann man auf den der Karte beigegebenen
Erläu=
terungen die Flurnummern ſowie die Gewann= und Forſtbezeichnungen
leicht feſtſtellen. Die Karte mit den Erläuterungen kann durch das
Papiergeſchäft Meidinger zum Preiſe von 40 Pfg. bezogen werden. —
Paiſenſchutz=Herbſtkonzert. Auch das diesjährige
Herbſt=
konzert des Heſſ. Fechtvereins „Waiſenſchutz”, das am Samstag abend
im Saale des Gaſthauſes „Zum Schwanen ſtattfand, erfreute ſich eines
außerordentlich guten Beſuches. Saal und Galerien waren bis auf den
letzten Platz beſetzt. Der Vorſitzende des Vereins, Peter
Meer=
ſtädter, begrüßte die Gäſte und dankte dem Geſangverein „Frohſinn”
und der Freien Turnerſchaft für die bereitwillige Mitwirkung. Dieſe
beiden Vereine beſtritten durch Geſang und turneriſche Darbietungen,
die auf der Höhe ſtanden und Anerkennung und Beifall fanden, den
erſten Teil des Programms. Im zweiten Teile gelangte ein
Theater=
ſtück: „Robert und Betrams neueſte Streiche” in drei Aufzügen zur
Auf=
führung. Hier bewies der Verein wiederum, daß er über Kräfte
ver=
fügt, die auf dem Gebiete des Bühnenſpiels keine Neulinge ſind. Die
einzelnen Rollen des munter fließenden und mit köſtlichem Humor
ge=
würzten Stückes wurden, durch Elſe Söder, Berta Pfeiffer, Marie
Hebermehl, Peter, Karl und Hermann Meerſtädter, Theo Braun, Georg
Hebermehl, Hermann Zickler, Peter Wagner und Peter Schaarſchmidt
lebendig verkörpert. Die Aufführung fand den verdienten Beifall. Das
recht reichhaltige und ſorgfältig zuſammengeſtellte Programm war
um=
rahmt von muſikaliſchen Darbietungen des Muſikvereins „Edelweiß”.
4a. Eberſtadt, 8. Okt. Vorbereitung zu den Wahlen.
Hier ſind die Parteien gegenwärtig mit der Aufſtellung der
Kandidaten=
liſten für die bevorſtehende Gemeinderatswahl beſchäftigt. Die
Sozial=
demokratiſche Partei hielt am Samstag abend eine Verſammlung ab,
die ſich mit der Kandidatenfrage befaßte. Auch auf bürgerlicher Seite
ſind bereits die erſten Schritte zur Aufſtellung der Wahlvorſchläge
unter=
nommen worden.
Cp. Pfungſtadt, 8. Okt. Todesfall. Frau Kath. Lehr, geb.
Vetter, iſt dieſer Tage im 73. Lebensjahr geſtorben. — Der „Schachkluß
1994” hält am 16. Oktober eine außerordentliche
Mitgliederverſamm=
lung in ſeinem Klublokal ab. — Zu den bevorſtehenden Wahlen iſt
Pfungſtadt in vier Abſtimmungsbezirke eingeteilt.
* Traiſa, 7. Okt. Die Kuh im Sumpf. Ein hieſiger Lande
wirt fuhr dieſer Tage mit ſeinem Kuhgeſpann auf ſein Kartoffelfeld, um
den Ertrag heimzubringen. Um ſeinen Kühen den Aufenthalt an dem
Wagen nicht langweilig zu machen, trieb er ſie auf die anſchließenden
Wieſen zur Weide. Als man die Tiere wieder zurückholen wollte, hatte
ſich eine Kuh zuweit in das ſumpfige Gelände vorgewagt und war bis
an den Rumpf im Sumpfe ſtecken geblieben. Erſt nach einigen Stunden
war es vereinten Kräften gelungen, das Tier aus ſeiner mißlichen Lage
zu befreien.
G. Ober=Ramſtadt, 7. Okt. Gegenwärtig werden den einzelnen
Haushaltungen Hausbeſitzern und Gewerbetreibenden Zählbogen für
die zum 10. Oktober ſtattfindende Perſonalſtandsaufnahme zugeſtellt.
Dieſe ſind in allen Teilen genaueſtens auszufüllen und nach dem 10.
Oktober ſofort wieder an die Bürgermeiſterei zurückzugeben.
4. Oher=Oſtern, 8. Okt. Unfall beimObſtbrechen. Ein
hie=
ſiger Landwirt fiel beim Obſtbrechen von der Leiter, die durch Brechen
eines Aſtes rutſchte, mehrere Meter hoch herunter und trug anſcheinend
ſchwerere innere Verletzungen davon, ſo daß er ärztliche Hilfe in
An=
ſpruch nehmen mußte. — Schlechter Obſtabſatz. Wenn man
ge=
dacht hatte, mit Beginn des Oktober würde der Obſtabſatz beſſer, ſo
haben ſich die Landwirte zu große Hoffnungen gemacht. Der Obſthandel
iſt dieſes Jahr ſchlechter denn je. Die Preiſe haben ſich eher noch etwas
geſenkt. Die Obſternte iſt durchſchnittlich gut, aber die Einnahme ſehr
ſchlecht.
— Gernsheim, 8. Okt. Wafſerſtand des Rheins am
7. Oktober: —1,24 Meter: am 8. Oktober: —1,30 Meter.
— Hirſchhorn, 8. Okt. Waſſerſtand des Neckars am
7. Oktober: 0,34 Meter; am 8. Oktober 0,50 Meter.
Bastahnenn beootzugt, denn: Sichet ist Sicheh!
VI2s0
Nummer 280
Mittwoch, den 9. Oftober 1929
Seite 7
Spirikusexploſion in einer Mainzer Lackfabrik.
Geſtern mittag explodierte in der Lackfabrik auf der Ingelheimer
Aue plötzlich ein Spiritusbehälter. Der in der Nähe beſchäftigte 22 Arbeiter Joſef Mennacher aus Weiſenau wurde von dem
brennenden Spiritus übergoſſen und ſtand wie eine lebende Fackel im
Arbeitsraum. Seine Kollegen riſſen ihm die brennenden Kleider vom
Leibe und löſchten die übrigen in Brand geratenen Gegenſtände.
Men=
nacher wurde in ſchwer verletztem Zuſtande in das
Stadtkranken=
haus eingeliefert. Da die Haut des Bedauernswerten völlig verbrannt
iſt, wird an ſeinem Aufkommen gezweifelt.
Zu dem Brandunglück im franzöſiſchen Autopark. Der
komman=
dierende General der Mainzer Zone hat im Stadthaus den Witwen des
bei dem Brandunglück im Autopark umgekommenen
Feuerwehrinſpek=
tors Leichner und des Feuerwehrmannes Dentil die Ehrenmedaille
übergeben, die ihnen durch die franzöſiſche Regierung verliehen worden
iſt. Von dem General und dem Bürgermeiſter wurden dabei ehrende
Worte geſprochen.
Sport, Spiel und Turnen.
Turnen.
Hunooatt.
Oberheſſen.
v. Friedberg, 8. Okt. 40 Jahre Kreisobſt= und
Garten=
bauverein. Aus Anlaß ſeines 40jährigen Beſtehens veranſtaltete
der Kreisobſt= und Gartenbauverein Friedberg vorgeſtern eine
außer=
ordentliche Hauptverſammlung, die ſehr gut beſucht war. Kreisdirektor
Rechthien konnte als Vorſitzender auch zahlreiche Gäſte begrüßen. Von
dieſem entboten dem Verein für ſeine erfolgreiche Arbeit in 40jährigem
Beſtehen die beſten Glückwünſche: Landtagsabgeordneter und
Beige=
ordneter Dr. Leuchtgens im Auftrage der Friedberger
Stadtverwal=
tung, Kreisdirektor Michel vom Lauterbacher Bruderverein, Präſident
Oekonomierat Henſel von der heſſiſchen Landwirtſchaftskammer,
Ocko=
nomierat Breidenbach vom Landwirtſchaftskammerausſchuß. Der
ſtell=
vertretende Vorſitzende des Jubelvereins, Direktor Dr. Schad, hielt
einen intereſſanten Feſtvortrag über die Geſchichte des Vereins,
der auf die Obſtbaupflege in ganz Heſſen befruchtend gewirkt hat.
Obſt=
bau=Oberlehrer Junge=Geiſenheim ſprach in ſehr lehrreichen
Ausfüh=
rungen über Beerenobſtkultur. Gleichzeitig wurde hier der diesjährige
Friedberger Obſtmarkt abgehalten, der ſehr gut beſchickt war.
v. Bad=Nauheim, 8. Okt. Beiſetzung von Beigeordneten
und Notar Stahl. Zu einer Trauerkundgebung, wie man ſie
ein=
drucksvoller hier ſeit langem nicht erlebt, geſtaltete ſich die Beiſetzung
von Notar Arthur Stahl, über deſſen viel zu frühes Ableben wir ſchon
berichtet haben. Alle Bevölkerungskreiſe der Stadt und viele bekannte
Perſönlichkeiten des ganzen Landes nahmen daran teil. Die treffliche
Trauerrede hielt Rabbiner Dr. Sander=Gießen. Was Notar Stahl
Stadt und Land geweſen iſt, das kam in zahlreichen Nachrufen von
Be=
hörden, Körperſchaften, Verbänden und Vereinen tiefempfunden zum
Ausdruck. Nicht weniger als 25 Kränze wurden mit dankerfüllten
Wor=
ten am Grabe niedergelegt. Es ſprachen u. a. Bürgermeiſter Dr. Ahl
für die Stadt Bad=Nauheim und ihre geſamte Einwohnerſchaft, Dr.
Göbel für die Induſtrie= und Handelskammer Friedberg, deren
Syn=
dikus Notar Stahl ſeit 30 Jahren war, Fabrikant Schönberger=Mainz
für die geſamten heſſiſchen Handelskammern, Syndikus Dr. Chariſſé=
Mainz für die Syndicei der heſſiſchen Kammern. Direktor Letſchert=
Kaſſel für den Verband heſſiſcher Erwerbs= und
Wirtſchaftsgenoſſen=
ſchaften, deſſen ſtellvertretender Direktor der Verſtorbene war,
Rechts=
anwalt Mendelsſohn=Gießen für die heſſiſchen Anwälte, Notar Dr.
Brücher=Bad=Nauheim für die heſſiſchen Notare, Kaufmann
Stem=
mer=Darmſtadt für den heſſiſchen Verkehrsverband, der
mit Notar Stahl eines ſeiner kenntnisreichſten Vorſtandsmitglieder
ver=
loren hat, Oberreallehrer Ringshauſen=Friedberg für die
Freimaurer=
loge „Ludwig zu den drei Sternen”, Kurdirektor v. Boehmer für die
Badeverwaltung und den Kurverwaltungsausſchuß. Amtsgerichtsrat
Thurn=Friedberg für die heſſiſchen Demokraten. Alle Redner
rühm=
ten die ſeltenen menſchlichen Eigenſchaften des Verewigten, deſſen ganzes
Lebem im wahrſten Sinne des Wortes in beruflicher und ehrenamtlicher
Arbeit Dienſt am Volke geweſen iſt.
Nürnberg=Fürkh - Darmſtadt.
An den beiden bevorſtehenden Sonntagen werden zwei
Handball=
großkämpfe in Darmſtadt zum Austrag gelangen: Am 13. Oktober das
Städteſpiel Nürnberg=Fürth gegen Darmſtadt, und am 20. Oktober das
Verbandsſpiel Sportverein Darmſtadt 1898 gegen Polizeiſportverein
Darmſtadt. Während das letztere Spiel mehr von lokaler Bedeutung iſt,
iſt der Kampf des 13. Oktobers, der nachmittags 3,30 Uhr auf dem
Sportplatze am Böllenfalltor ſtattfindet, eine Angelegenheit des
Süd=
deutſchen Handballſportes, da hier die Frage nach der Hegemonie im
Süddeutſchen Handballſport entſchieden wird. Denn darüber kann kein
Zweifel beſtehen, daß in Nürnberg=Fürth und Darmſtadt die befähigſten
und tüchtigſten Handballmannſchaften Süddeutſchlands zu finden ſind.
Dies iſt keineswegs eine Selbſtüberſchätzung. Die Berechtigung dieſes
Werturteils ergibt ſich vielmehr daraus, daß in den letzten 5 Jahren
ſtets dieſe beiden Städte die beiden Partner im Endſpiel um die
Süd=
deutſche Meiſterſchaft ſtellten mit einer Ausnahme im Spieljahre 1927=
28, in dem die Oſtgruppe nicht durch die Spielvereinigung Fürth,
ſon=
dern durch den DSV. München vertreten war. So iſt denn in den
bis=
herigen 6 Jahren, in denen die Süddeutſche Handballmeiſterſchaft zum
Austrag kam, zweifach der Meiſtertitel der Spielvereinigung Fürth und
vierfach dem Sportverein Darmſtadt 1898 zugefallen. Die Entwicklung
in beiden Städten iſt die gleiche geweſen: beide Meiſtermannſchaften
haben in ihrer engeren Heimat einen gleich ſtarken Gegner erhalten,
die Fürther im FC. Nürnberg, die 98er im Polizeiſportverein
Darm=
ſtadt. Man hat ſich in Darmſtadt in den letzten Jahren für eine kleine
Nuance ſpielſtärker gehalten als Nürnberg=Fürth. Dies ſcheint jedoch
keineswegs unbedingt richtig zu ſein, wie die Spielausgänge des letzten
Jahres lehren. Mag auch die hohe Niederlage der hieſigen Poliziſten
im Süddeutſchen Endſpiel gegen Fürth kein unbedingter Gradmeſſer
für das Können beider Mannſchaften ſein, ſo gibt der nur knappe Sieg
der 98er gegen den Nürnberger „Club” im Handball=Pokal=Endſpiel
denen recht, die eine völlige Ausgeglichenheit der Spielſtärke für
wahr=
ſcheinlich halten.
Der FC. Nürnberg und die Spielvereinigung Fürth ſind zurzeit
mit ihren Handballmannſchaften in Hochform. Man vergegenwärtige
ſich die Spielreſultate des letzten Sonntags: die Nürnberger ſiegen gegen
die Polizei Bamberg 22:3, die Fürther gegen FC. Schweinau 16:0.
Aehnliche Reſultate ſtellen beide Mannſchaften ſeit Wochen in den
Ver=
bandsſpielen auf. Wie ſtark muß die Nürnberg=Fürther Kombination
für das kommende Spiel werden, iſt es doch ſelbſtverſtändlich, daß die
ſpielſtärkſte Elf in Darmſtadt antreten wird. Die Aufſtellung ſelbſt iſt
zur Stunde noch nicht bekannt.
Die Darmſtädter Städtemannſchaft ſteht feſt und iſt ſchon von dem
Kreisſpielwart bekanntgegeben worden. Nach Lage der Dinge wird
mancher der Meinung ſein, die Elf hätte noch ſtärker geſtellt werden
können. Wir ſind der Auffaſſung, daß dieſe Kritik unangebracht iſt.
Wir ſind in Darmſtadt in der glücklichen Lage, nicht nur 11 gute
Hand=
ballſpieler zu haben, ſondern gut die doppelte Anzahl; die Fähigkeiten
dieſer Spieler ſind wohl derart wenig verſchieden, daß es letzten Endes
Gefühlsſache iſt, dem einen oder dem anderen für einen beſtimmten
Poſten den Vorzug zu geben. Und daß man letzten Endes auch einmal
jüngeren Kräften (Meher, Fuchs) Gelegenheit gibt, ſich repräſentativ
zu betätigen, erſcheint billigenswert, nachdem dieſe Spieler ſich in ihren
Vereinsmannſchaften gut bewährt haben. Wir halten die Darmſtädter
Städteelf für eine würdige und ſpielſtarke Vertretung des einheimiſchen
Handballſportes.
Ab Donnerstag iſt im Zigarrenhaus Becher (Grafenſtraße) und im
Zeitungskiosk Skurnik (Reichspoſt) ein Vorverkauf zu ermäßigten
Preiſen eingerichtet.
Abturnen der Turngeſellſchaft e. V. Eberſtadt (A.D.T.)
Am Sonntag fand auf dem eigenen Turnplatze des Vereins in der
Schloßſtraße das Abturnen ſtatt. Es bildet alljährlich den Abſchluß
des Turnens im Freien und leitet die Turnarbeit in dem Turnſaale ein.
Die Beteiligung an den Turnkämpfen war ſehr rege und hatte eine
große Zahl Schauluſtiger angelockt. Das Abturnen hatte folgendes
Ergebnis:
Turner (Geräte=Sechskampf): 1. Preis Heinrich Dächert 96 Punkte;
2. Preis Philipp Krämer, 81 Punkte; 3. Preis Fritz Bub, 80 Pkte.
Turner (Dreikampf) — Oberſtufe: 1. Preis Auguſt Hebermehl, 49 P.;
2. Jakob Bergſträßer, 45; 3. Bernhard Knieß, 41.
Turner (Dreikampf) — Unterſtufe: 1. Preis Joſef Heher, 59 Punkte;
2. Karl Kaiſer, 51; 3. Adam Dieter, 50.
Turner — Einzelkämpfe. — Speerwerfen: 1. Preis Auguſt Hebermehl,
40 Meter; 2. Wilhelm Speckhardt, 33 Meter; 3. Georg Kaufmann
26 Meter. — Stabhoch: 1. Karl Meidinger, 3,10 Meter; 2. Auguſt
Hebermehl, 3 Meter; 3. Fritz Kern, 2,80 Meter. — Weitſprung:
1. Heinrich Dächert, 5,60 Meter; 2. Karl Meidinger, 5,20 Meter,
3. Philipp Krämer, 5,05 Meter.
Turnerinnen — Geräte=Sechskampf: 1. Preis Marie Hebermehl, 97 P.;
2. Anna Delp und Elſe Schneider, je 85 Punkte.
Turnerinnen — Dreikampf: 1. Preis Marie Hebermehl, 50 Punkte;
2. Kätha Bergſträßer, 33; 3. Kätha Büchlein 29½
Schüler — Unterſtufe — Achtkampf: 1. Preis Willi Weſp, 166 Punkte;
2. Ernſt Becker, 121; 3. Ernſt Heß, 112.
Schüler — Oberſtufe — Zehnkampf: 1. Preis Georg Kern, 160 Pkte.?
2. Ludwig Quari, 153½; 3. Hugo Sander, 142.
Schülerinnen Sechskampf: 1. Preis Lina Speckhardt, 92 Punkte;
2. Berta Meyer, 80; 3. Anna Weizenmüller, 77.
Ein Schwimmländerkampf Belgien—Holland wurde in Brüſſel von
den Belgiern 2:0 gewonnen. Im Waſſerball ſiegte Belgien /7:4 (3:2).
Wekkerbericht.
Ein neues Tiefdruckgebiet liegt heute morgen über England und hat
dort bereits Regen gebracht. Fallendes Barometer deutet darauf hin,
daß auch unſeren Bezirk ſeine Warmluftquelle überqueren wird. Dabei
kommt es zu ſtärkerer Wolkenbildung und die Temperaturen werden
be=
ſonders nachts etwas höhere Werte bekommen. Auch ſind bei dem
Aufgleiten der Warmluft vereinzelte Niederſchläge nicht ausgeſchloſſen.
Ausſichten für Mittwoch, den 9. Oktober: Meiſt wolkiges Wetter,
Tem=
peraturen zwiſchen Tag und Nacht ſich mehr ausgleichend,
verein=
zelte Niederſchläge.
Ausſichten für Donnerstag, den 10. Oktober: Wieder etwas kühleres
Wetter wechſelnd wolkig mit Aufheiterung, Neigung zu
vereinzel=
ten Schauern.
Hauptſchriftlettung: Rudolf Maupe
Verantworſich für Poltiſk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſi: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart‟: Dr. Herbert Neite; für den Inſeratentell: Willp Kuble; Druck
und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
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Seite 8
Mittwoch, den 9. Oktober 1929
Nummer 280
Reich und Ausland.
Maria Orska aufgefunden.
Berlin. Nach Feſtſtellung der Vermißtenzentrale
beim Berliner Polizeipräſidium befidet ſich die
Schauſpielerin Maria Orska, die ſeit ihrer Abreiſe
von Köln vor einigen Tagen vermißt wurde, in
ärztlicher Behandlung in der Univerſitätsklinik
Würz=
burg. Am Dienstag früh erhielten die Wiener
Ver=
wandten der Schauſpielerin Maria Orska einen Brief
der Nervenabteilung der Unüverſitätsklinik in
Würz=
burg, in dem ſie verſtändigt wurden, daß die
Künſt=
lerin ſeit Mittwoch dort liege. Maria Orska wurde
vom Stationsperſonal bewußtlos neben dem
Bahn=
körper des Bahnhofs Aſchaffenburg aufgefunden. Sie
lag unweit des Gleiſes des D=Zuges Köln=Wien, mit
dem ſie von Köln abgereiſt war. Als man Frau
Orska auffand, war ſie nur notdürftig bekleidet. Der
Bahnhofsvorſtand ließ die Schauſpielerin, die
voll=
kommen bewußtlos war, durch Sawitätsperſonal in
die Klinik nach Würzburg bringen. Hier lag Frau
Orska zwei Tage in tiefer Bewußtloſigkeit. Nach und
nach beginnt ſie zu ſich zu kommen, doch iſt ihr
Er=
innerungsvermögen noch immer ſtark getrübt.
Fabrikgründung mit ſechs Mark und 50 Pf.
Wie berichtet wird, hat ſich ein 25jähriger Mann
ein tolles Stück geleiſtet. Der Mann kam aus
Duis=
burg nach Velten bei Berlin, dort gründete er eine
Fabrik für Wochenendhäuſer; brachte dazu aber nichts
weiter mit als — einen Smoking. Er verſtand es,
ſich in Velten beim Wohlfahrtsamt 6,50 Mank
aus=
zahlen zu laſſen. Dann ſchloß er mit einem
Kauf=
mann einen Vertrag ab, auf Grund deſſen er die
Metallyt=Werke in Velten, die gegenwärtig ſtilliegen,
pachtete. Das Unternehmen ſollte ſich mit der
Her=
ſtellung von Wochenendhäuſern beſchäftigen. Der
„Induſtrielle” engagierte zwei Kontoriſtinnen und
12 Arbeiter. Er verlieh dem Unternehmen die
Fir=
menbezeichnung R.M.W. (Rheiniſche Metall=Werke).
Da das vom Wohlfahrtsamt erhaltene Geld für die
allererſten Ausgaben nicht ausreichte, pumpte er
mehrere Geſchäftsleute in Velten an und kaufte alles
Material auf Kredit. Von einem Nachbarn erwarb
er auf Kredit eine grüne Muſikeruniform für einen
der Arbeiter, damit die Fabrikanlagen auch einen
repräſentativen Pförtner hatten. Am Samstag, dem
erſten Lohntag, erklärte er, daß er die Kaſſiererin in
die Stadt geſchickt habe, und daß ſie noch nicht
zurück=
gekommen ſei. Der „Fabrikbeſitzer” hatte aber der
Angeſtellten tags zuvor geſagt, daß ſie am Samstag
frei habe, ſo daß ſie nicht gekommen war. Die
Ar=
beiter aber ſchöpften Verdacht und erſtatteten bei der
Polizei Anzeige, worauf der „rheiniſche Induſtrielle‟,
feſtgenommen wurde. Nach ſeiner Verhaftung wurde
feſtgeſtellt, daß es ſich um den Arbeiter J. H. Pirſch
handelt, der, wie eine bei ihm vorgefundene
Lohn=
tüte ergab, zuletzt mit einem Stundenlohn von 65 Pf.
in Duisburg beſchäftigt wwar.
Anſchlag auf einen Eiſenbahnzug.
Würzburg. Auf den Sonntag abend 21,13
Uhr in Würzburg eintreffenden Perſonenzug aus
Bamberg wurde in der Nähe von Rottendorf ſcharf
geſchoſſen. Auch eine eiſerne Bahnſchwelle war über
das Geleiſe gelegt. Sie wurde jedoch von der
Ma=
ſchine des Zuges glücklicherweiſe zur Seite geſchoben,
ſo daß ein Unglück verhütet wurde.
Ein Schmuggler auf der Flucht erſchoſſen.
Hof. Wie aus Arzberg gemelder wird, wurde
am Montag nachmittag unweit von Arzberg an der
bahriſch=tſchechofloſwakiſchen Grenze von einem
Gen=
darmen ein Schmuggler überraſcht, als er eben im
Begriff war, Waren aus der Tſchechoſlowakei nach
Deutſchland zu ſchmuggeln. Der Feſtgenommene, der
21jährige Joſef Stecker aus der Tſchechoſlowaken,
un=
ternahm ſofort einen Fluchtverſuch. Obwohl er von
dem Beamten ſofort wieder gefaßt wurde, verſuchte
er gleich darauf zum zweiten Male zu fliehen. Als
er auf den Anruf des Beamten hin nicht Halt machte,
gab dieſer zunächſt einen Schreckſchuß ab, der
erfolg=
los blieb. Der Beamte feuerte darauf einen ſcharfen
Schuß ab. Der Schmuggler wurde tödlich verletzt.
Seine Leiche wurde nach Arzberg gebracht.
Autorennen in der Sahara.
Algier. Im Winter dieſes Jahres werden zwei
große Automobilrennen von hier quer durch die
Sahara nach dem Sudan und zurück veranſtaltet
wer=
den. Sie ſollen den Beweis erbringen, daß ſich das
Automobil endgültig den Weg durch die Wüſte
er=
obert hat. Für dieſen Zweck ſind zum Teil neue
Straßen gelegt worden, zum Teil hat man die alte
Karawanenſtraße durch die Sahara für den
Auto=
mobilverkehr in einer Länge von 3000 Kilometer
moderniſiert.
Einweihung des Landwehr=Denkmals
in Breslau.
Feierliche Einweihung des Beekhoven=Denkmals in Karlsbad.
Die Studenten=Korporationen bei der Enthüllungsfeier.
In Karlsbad fand unter T ilnahme in= und ausländiſcher Gäſte die feierliche Enthüllung des neuen
Beethoven=Denkmals ſtatt. Das ſchöne Werk wurde von dem bekannten Bildhauer Profeſſor Hugo
Uher geſchaffen.
Schwerer
5
(4
Das Gebäude der Botſchaft, links der Botſchafter de Margerie.
Im Schlafzimmer des Berliner franzöſiſchen Botſchafters wurde von Einbrechern ein Schreibtiſch
erbrochen und Schmuckſtücke im Werte von 100 000 Mark geraubt. Am Botſchaftsgebäude werden
zurzeit Umbauten vorgenommen. Zu dieſem Zweck wurden Gerüſte errichtet, über die vermutlich
die Einbrecher den Weg genommen haben.
Das Gedächtnismal für die Schleſiſche Landwehr
wurde unter Beiſein vieler höherer Offiziere und
hemaliger Führer des Landwehrkorps in
Bres=
lau feierlich enthüllt.
Der Schmuck des franzöſiſchen Botſchafters
gefunden.
Berlin. Zu dem Juwelendiebſtahl in der
fran=
zöſiſchen Botſchaft wird witgeteilt, daß die geſamten
Schmuckſachen auf dem Podeſt einer Treppe im Bot=
Eröffnung der 12. Poſt= und
Telegraphen=
wiſſenſchaftlichen Woche.
Hamburg. In der Hamburger Kunſthalle
be=
gann die von den Verwaltungsgkademien Berlin und
Hamburg veranſtaltete, vom 7. bis 12. Oktober
dau=
ernde 12. Poſt= und Telegraphenwiſſenſchaftliche
Woche. Staatsſekretär im Reichspoſtminiſterium Dr.
Ing. Sautter konnte nund 400 Teilnehmer
be=
grüßen. Neben den Gäſten aus dem ganzen Reiche
waren ſolche aus dem Auslande, ſo aus Ungarn, den
fkandinaviſchen Länder, den Vereinigten Staaten
und Columbien, erſchienen. Reichsminiſter a. D.
Schiffer ſprach über die durch das diesjährige Thema
„Weltverkehr” veranlaßte Verlegung dieſer Woche
von Berlin nach Hamburg. Namens des Hamburger
Senates bewillkommnete Senator Dr. Burchard=Motz
die Tagung. Den erſten Vortrag hielt Staatsſekretär
Dr. Sautter über „Die allgemeine Stellung der
Deutſchen Reichspoſt im Weltverkehr”.
Beginn eines Rieſenprozeſſes in Mailand.
Mailand. Unter Anwendung
außergewöhn=
licher Sicherheitsmaßnahmen — über 100
Sicherheits=
beamte, Karabinieri und Truppen verſehen im
Unter=
ſuchungsgefängnis und Schwurgerichtsſaal von
Mai=
land den Wacht= und Ordnungsdienſt — hat am
Montag der Rieſenprozeß gegen die Verbrecherbande
Pollaſtri begonnen, die in der Nachkriegszeit bis
1926 insgeſamt zehn Morde, ſieben Mordanſchläge
ſowie zahlreiche Einbrüche und Ueberfälle begangen
hat. Die Mehrzahl ihrer Opfer ſind Kriminalbeamte
und Karabinieri, die erſchoſſen wurden, als ſie
ein=
zelne Mitglieder der Bande auf der Flucht verhaften
wollten. Zahlreiche Hinterbliebene der Opfer dieſer
Banditen treten als Nebenkläger auf. Der Prozeß
wird in ganz Italien mit großem Intereſſe verfolgt.
Untergang des Dampfers Haakon VII.
London. Nach den letzten Meldungen über den
Untergang des norwegiſchen Küſtendampfers „
Haa=
kon III.”, der während eines heftigen Sturmes
in=
nerhalb weniger Minuten ſank, ſind ungefähr 35 bis
40 Menſchen ums Leben gekommen. 69 Paſſagiere und
ein Teil der Mannſchaft konnten in völlig erſchöpftem
Zuſtand von einem zu Hilfe geeilten Dampfer
ge=
rettet werden. Der „Hagton VII.” iſt ein 1375 To.=
Dampfer mit dem Heimathafen Trondjen.
ſchaftsgebäude gefunden wurden. Die Treppe führte
vom Hof zu den Räumlichkeiten der Angeſtellten, ſo
daß man annimmt, daß ein auswärtiger Einbrecher
nicht in Frage kommen dürfte. Von den Schmuckſachen
fehlt kein einziges Stück.
Eine Rieſenſtrafe für Haſchiſch=Schmuggler.
Alexandrien. Der Kapitän und die
Be=
ſatzung des griechiſchen Seglers „Nafſiha” ſind vom
Sprzialgericht zur Bekämpfung des
Rauſchgiftſchmug=
gels zu der ungeheuren Strafe von 10 000 Pfund
(200 000 Mark) verurteilt worden. Der Geheimdienſt
der ägyptiſchen Zollverwaltung war von Griechenland
her benachrichtigt worden, daß ſich das Schiff mit
einer großen Ladung von Opium und Haſchiſch auf
dem Wege nach hier befand. Als die Küſtemwachen
das Fahrzeug durchſuchen wollten, ergriff es die
Flucht und konnte erſt nach einer Beſchießung zum
Stehen gebracht werden. Bei der Unterſuchung
fan=
den ſich lediglich geringe Quanten von Opum und
Haſchiſch und einige Waffen an Bord. Am nächſten
Tage wurden aus dem Meer 18 Gefäße mit Haſchiſch
aufgefiſcht, die über Bord geworfen worden waren.
— Das Schiff gehört einem imn Athen lebenden
Ree=
der. Man hofft, durch die drakoniſche Strafe den
Unternehmern des Rauſchgiftſchmuggels, der ſeit
einiger Zeit namentlich von Griechenland her ſehr
floriert, einen Dämpfer aufzuſetzen. Ob dieſes Mittel
eine Wirkung haben wird, iſt noch fraglich, da die
hohen Gewinne des Schleichhandels das Riſiko einer
einmaligen Konfiskation und ſelbſt ſo hoher Strafen
vertragen.
Bombenattentat auf Straßenbahnwagen
in New Orleans.
Naw Orleans. Durch explodierende Bomben
wurden faſt gleichzeitig an zwei auseinanderliegenden
Stellen der Stadt zwei Straßenbahnwagen teillweiſe
zerſtört. Von den Fahrgäſten und dem
Begleitper=
ſonal wurde niemand verletzt. Bei der Unterſuchung
des einen der beiden beſchädigten Wagen kam es zu
einem aufregenden Vorfall, da eine Handgranate, die
aus der Richtung eines in der Nähe gelegenen
Bau=
platzes kam, in den Wagen einſchlug und ihn
voll=
ſtändig zertrümmerte.
Exploſion im Hafen von Philadelphia.
Philadelphia. Durch eine Exploſion an
Bord des ier zur Reparatur auf der Werft
liegen=
den Frachtdampfers „Kelbeck” wurden drei Perſonen
getötet und fünf verletzt. Der Materialſchaden iſt
gering.
Die Zwangsverſteigerung der ruſſiſchen
Kathedrale in Berlin.
Berlin. Vor dem Amtsgericht
Charlotten=
burg fand am Dienstag unter Vorſitz des
Amts=
gerichtsrats Dr. Meders die
Zwangsverſteige=
rung der Grundſtücke Ruhrſtraße—Ecke
Hohenzol=
lerndamm ſtatt, auf denen ſich die ruſſiſche
Ka=
thedrale, das Gotteshaus der ruſſiſch=
griechiſch=
orthodoxen Pfarrei befindet. Die Verhandlung
geſtaltete ſich außerſt dramatiſch, da neben vielen
Angehörigen der ruſſiſchen Emigrantenkreiſe auch
der Biſchof Tychon, ein ehrwürdiger Greis, mit
ſeiner eigenartigen Amtstracht, dem ſchwarzen
Talar und der Kette mit der ruſſiſchen
Kaiſer=
krone erſchienen war, der das Gericht in
ruſſi=
ſcher Sprache auf das Beweglichſte anflehte, doch
barmherzig zu ſein und die Zwangsverſteigerung
der Kirche auszuſetzen. Noch ergreifender wurde
die Verhandlung, als eine erblindete 66jährige
Zeitungsfrau, die früher in Rußland gelebt hatte
und ihre letzten Erſparniſſe für die ruſſiſche Kirche
geopfert hat, unter Tränen das Gericht bat, die
Zwangsverſteigerung nicht ſtattfinden zu laſſen.
Die Verhandlung begann mit der Feſtſtellung,
daß die Zwangsverſteigerung von einer Genfer
Bank wegen der ſeit dem 1. April d. J. nicht
ge=
zahlten Hypothekenzinſen und der Kündigung
dieſer Hypothek in Höhe von 140 000 Mark
be=
antragt worden iſt.
Der Rechtsbeiſtand der ruſſiſchen Kirche,
Rechtsanwalt Dr. Bruno Weyl, beantragte
zu=
nächſt Vertagung des Termins und Einſtellung
der Zwangsverſteigerung. Der
Verſteigerungs=
richter erklärte demgegenüber, daß er auf Grund
der geſetzlichen Beſtimmungen nicht befugt ſei,
von Amtswegen die Zwangsverſteigerung
vor=
läufig einzuſtellen. Er ſtellte aber den
Gläu=
bigern anheim, in die einſtweilige Einſtellung
einzuwilligen.
Der Vertreter der Hypothekengläubiger
wider=
ſprach dieſer gewünſchten Einſtellung. Der
Ver=
treter der Aktiengeſellſchaft für
Bauausführun=
gen wies darauf hin, daß ſich in dem Haus der
Kirche ſogar ein Reſtaurant befinde, und daß zu
Kultzwecken nur ein kleiner Betſaal benutzt
würde. Der Richter konnte, da er den Buchſtaben
des Geſetzes folgen mußte, ſich nicht erweichen
laſſen und erklärte, daß er die
Zwangsverſteige=
rung nicht aufheben könne.
In der Zwangsverſteigerung wurde nur ein
einziges Gebot in Höhe von 180000 Mark
ab=
gegeben, und zwar von Generaldirektor Teske
von der Aktiengeſellſchaft für Bauausführungen,
der das Grundſtück für ſich perſönlich erſteigert
hat. Auf Antrag des Vertreters der ruſſiſchen
Kirchengemeinde wird das Zuſchlagsrecht nach
einer Friſt von zwei Wochen erteilt werden. Wie
Direktor Teske mitteilt, ſoll die ruſſiſch=orthodoxe
Kultſtätte nicht angetaſtet werden. Fraglich iſt
allerdings, ob die bisherige Gemeinde, der
grie=
chiſch=ruſliſch=orthodoxe Pfarrverein, oder eine
andere Gemeinde die Kapelle zur Verfügung
ge=
ſtellt bekommt. Es haben ſich nämlich bereits
die übrigen orthodoxen Gemeinden an Direktor
Teske gewandt, um die Kapelle benutzen zu
kön=
nen, und zwar die ſerbiſche wie auch die ruſſiſche
Brüdergemeinde, die ſchon ſeit langem zu den
Gegnern des Biſchofs Tychon gehören.
Stiftung für einen deutſchen Lehrſtuhl
in Amerika.
Cambridge. Wie die Harvard Univerſität
be=
kanntgab, haben zehn Perſönlichkeiten den Betrag
von 150 000 Dollar für den Cuno=Francke=Lehrſtuhl
für deutſche Kunſt und Kultur geſtiftet. Die
wichtig=
ſten Spender ſind Julius Noſenwald=Chicago, Henzy
Goldman und Felix Warburg (New York).
Die Reklamekomödie des Marguis
de Champauberk.
Ein Komplize feſtgenommen.
Paris Die Polizei verhaftete geſtern abend
einen vielfach vorbeſtraften Gauner namens
Henri Boulogne, der eingeſtand, daß er bei der
Beerdigung des falſchen Marquis de
Champau=
bert Beihilfe geleiſtet hat. Durch ſeine Ausſage
und durch Briefe, die in ſeinem Beſitz gefunden
wurden, iſt nun endgültig feſtgeſtellt worden,
daß der Marquis den grauſigen Kriminalroman
von den „Rittern der Themis”, den angeblich an
ihm vollzogenen mittelalterlichen Foltern ſeiner
Verurteilung zum Tode und von ſeiner
Beerdi=
gung bei lebendigem Leibe ſelbſt ausgedacht hat,
um die öffentliche Aufmerkſamkeit auf ſich und
ſeine Memoiren zu lenken. Der Marquis hat
an alles gedacht. Er hat ſogar ſeinem
Kom=
plizen ſeine Photographie übergeben, damit ſie
in den Zeitungen veröffentlicht oder den
Film=
geſellſchaften, die ſich für ihn intereſſieren
wür=
den, vorgelegt werden könne. Champaubert
hatte ſich acht Stunden lang in die Kiſte, die
ſpäter ſein Sarg werden ſollte, einſchließen
laſ=
ſen, um ſich durch dieſe „Generalprobe” zu
ver=
gewiſſern, daß alles gutgehen werde. Am Abend
Die Leiche des „Marquis de Champaubert”,
des 1. Oktober ließ er ſich dann von ſeinem
Spießgeſellen im Walde von Verneuil in den
Sarg einnageln und vergraben. Eine halbe
Stunde lang verſtändigte ſich Boulogne mit dem
Begrabenen noch durch das Luftrohr. Dann
kehrte er nach Paris zurück und gab dort am
fol=
genden Tag die anonymen Briefe auf, die
Pas=
qual ſelbſt geſchrieben hatte und die unter
ſen=
ſationellen Umſtanden zu ſeiner Ausgrabung
führen ſollten. Darauf begab ſich Boulogne
nochmals zu dem Grab, um den eingeſcharrten
Freund durch das Luftrohr mit Speiſe und Trank
zu verſehen. Er erhielt jedoch keine Antwort
mehr und flüchtete voll Entſetzen in ſeine
Woh=
nung. Am nächſten Tage erfuhr er aus den
Zeitungen von dem ſchrecklichen Ende des allzu
phantaſiereichen Marquis. Wenige Stunden
ſpä=
ter wurde er von der Polizei zum Verhör ab=
Mittwoch, den 9. Oktober 1929
Der große Flug.
dile Jurmieno dis Aſhaaia.
Von
Gunther Plüſchow.
Zwei Jahre iſt der „Flieger von Tſingtau” mit
ſeinen treuen Kameraden auf ſeinem kleinen
Segelboot „Feuerland” und mit ſeinem Flugzeug
Silberkondor” durch die Welt gefahren. Der
Erforſchung des „Feuerlandes” tief im Süden
Amerikas galt Gunther Plüiſchows Traum. Er
iſt zur Wahrheit geroorden. Wind und Wellen
zum Trotz hat er es geſchafft. Mit reicher Beute
iſt Plüſchow zurückgekehrt und übergibt nun
in Wort, Bild und F im das Erlebnis ſeiner
traumhaften Fahrt der Oeffentlichkeit. Mit
Erlaubnis des Verlages Ullſtein, Berlin,
ver=
öffentlichen wir aus dem ſoeben erſcheinenden
Reiſebericht Silberkondor über Feuerland”
die folgende Probe:
Und endlich iſt er da, unſer großer Tag!
Wohin iſt die Zeit bloß geflohen, wir ſchreiben ja ſchon
Februar 1929!
Mein unbeſtimmbares, nie trügendes inneres Gefühl ruft
mich auch diesmal, ich wache von einer unbewußten Macht
ge=
trieben auf, gehe an Deck, es iſt erſt fünf Uhr früh, — leuchtend
klar wölbt ſich der Himmel über uns im neuen Morgenſchimmer.
Da weiß ich es: unſer Tag iſt da!
„Dreblow, komm hoch Soldat! Der Tag iſt da!” Ich lauf
nach vorne und brülle ins Logis herunter „Alle Mann auf,
es iſt ſoweit!“
Zehn Minuten ſpäter ſtehen wir alle an Deck, blicken ſtaunend
zu dem noch nie ſo abſolut wolkenfreien Himmel empor, zum
Buckland, der ſich bis zu uns widerſpiegelt, zum Sarmiento,
deſſen beide äußerſte Zackenſpitzen eben über dem Berg
ſicht=
bar ſind, kein Lufthauch regt ſich, welch köſtlicher Morgen, für
ſolch eine Stunde liegen wir alle gerne noch viele Wochen in
Sturm und Regen.
Nun dreht ſich ſchon der Propeller, die Maſchine iſt reſtlos
aufgefüllt, mein braver Dreblow prüft gewiſſenhaft den ganzen
Vogel nochmal ab, einen Augenblick muß ich noch warten, denn
die Sonne muß erſt über den Monte Sella kommen — an deſſen
Nordhang wir übrigens auf halber Höhe einen reizenden
kreis=
runden See entdeckten — um die Eisſchicht von den Tragflächen
meines Silberkondors abzuſchmelzen.
Nun iſt die Sonne da, läßt Eis und Tragflächen roſig
auf=
leuchten, tropf, tropf, löſt ſich das Eis auf, klaſcht als Perlen
nieder, nun ſind die Schwingen eisfrei.
Brummend rolle ich zur Bucht hinaus, durchſchneide mit
meinem Kielwaſſer die Widerſpiegelung des Buckland, die ſo
natürlich iſt, daß ich unwillkürlich das Glas weggenommen habe.
Garibaldi ſteht längſt mit Kinos an Land und hat dieſen ganzen
wunderbaren Vorgang, die Holzpantine daneben, gekurbelt.
Spielend heben wir uns vom Waſſer, trotzdem wir
un=
gewöhnlich ſchwer beladen ſind, ſpielend gewinne ich Höhe, das
Land fällt unter uns faſt weg, als ich zweitauſend Meter bin,
ſchaue ich mich erſt um und nach unten.
Wie ein unvorſtellbar ſchöner Traum, völlig wolkenfrei
unter leuchtend blauem Himmel, an einem Meer, das an der
Riviera nicht ſchöner ſein kann, liegt vor und unter mir das
ganze, in Eis und Schnee und Gletſchern und grünen Wäldern
ſchimmernde und glitzernde Feuerland!
Da liegt das Buckland=Maſſiv. Die Königin mit
unver=
hülltem Haupt ſchaut ſehnſüchtig zu ihrem König. Da ſteht auch
der wie eine himmliſche Gralsburg, getrennt von der Königin
nur durch einen Kanal, ein paar lumpige Kilometer, welche
Sehnſucht muß ſein altes Herz faſſen, wenn der die Königin in
all ihrer Pracht erblickt. Ich kann verſtehen, daß er vor Gram
des vergeblichen Sehnens ſtets ſein Haupt verhüllt.
Da liegt aber auch wie hingegoſſen in wunderbarſten Farben
ſchillernd, der ganze Agoſtinifjord. Heute ſind nicht nur die
abſchließenden Gletſcher im Hintergrund zu ſehen, ſondern auch
der gewaltige Monte Darwin ſelbſt, von dem aus dieſe Gletſcher
kommen.
Und da iſt ſie, in ihrer grandioſen, überirdiſchen Geſtalt,
— die ganze Darwinkordillere ſelbſt, das Rückgrat des
Feuer=
lands, das Ende der amerikaniſchen Feſtlandskordillere, die
etwas weiter endgültig in die grauſige Tiefe des Südmeeres
verſchwindet.
Dreblow hinter mir arbeitet fieberhaft mit Kino und Kamera,
könnten wir doch auch all dieſe Farben mit in unſere Käſten
ein=
fangen!“
Ich umfliege den Buckland und den Sarmiento, überfliege
den Agoſtinifjord immer und immer wieder in den
verſchieden=
ſten Höhen, und als alle Filme belichtet ſind, ſauſe ich ſchnell
in die Traumbucht. Neue Filme werden eingelegt, ſchon bin
ich wieder in der Luft, und habe mein Flugzeug rumgeworfen.
Der große Transfeuerlandflug, vom Monte Sarmiento im
Weſten bis nach Uſhugia im Oſten, den auch nur auszudenken
niemand vor mir gewagt hat, iſt angetreten.
Wie ſoll ich das beſchreiben, was wir nun erleben, wie
Worte dafür finden? Ich kann es einfach nicht, vielleicht zeigt
unſer Film etwas davon, der aber auch nur ohne dieſe
unwider=
geblichen Farben.
Jetzt ſchweben wir bereits über dem Feuerland ſelbſt, mitten
über der ſonſt faſt nie ſichtbaren Darwinkordillere. Wir erblicken
etwas, das vor uns noch nie ein Menſch erſchaut hat. Es iſt
doch ein wunderbares Gefühl, als Erſter etwas zu ſehen, das
ſeit Beginn der Welt in Geheimnis gehüllt geweſen iſt!
Soweit das Auge reicht: Eis, Eis, rieſige Schneehalden und
wildzerklüftete Bergmaſſen, nach allen Seiten rinnen Gletſcher,
hier und da leuchten unbekannte kreisrunde Seen, viele von ihnen
ſind mit Treibeis von Gletſcherbrüchen bedeckt, andere ſogar
noch vollkommen zugefroren. Wie ein ungeheuerer Riegel ſchiebt
ſich dann ein Gebirgskamm wie ein einziges Stück leuchtendes
Eis in den Weg: der Monte Darwin, das Haupt dieſes
Rück=
grates.
Als ob man eine große Tüte rieſiger Kriſtallzuckerwürfel
ausgeſchüttet habe, ſo liegt das ganze Gewirr von Bergen unter
uns. Etwas Wilderes, Zerklüfteteres kann man ſich ſelbſt in
der Phantaſie nicht vorſtellen, die Wirklichkeit unter uns iſt
größer, iſt erſchütternd!
Eis, Eis, Gletſcher an Gletſcher, furchtbare Schründe und
Hänge, hier und da blitzende Seen, ſcharf abgegrenzt Sarmiento,
Buckland, Darwin, öſtlich vom Darwin geht in Nordſüdrichtung
ein ungeheures Tal, vom Parryfjord im Norden bis zum
Beagle=
kanal im Süden reichend. Es iſt ausgefüllt mit Eis und Schnee.
Sowohl von den Flanken des Darwin wie von den
anſchließen=
den Höhenzügen öſtlich davon rinnen die phantaſtiſchten
Glet=
ſcher wie ungeheure breite Ströme, ſie vereinen ſich, ſie ſpalten
ſich, ſie rinnen nach allen Himmelsrichtungen davon, hier und
da ins Meer, an andern Stellen mitten im Lande als
Inlands=
gletſcher endend. Schwarze Schuttſtreifen durchziehen hin und
wieder dies leuchtend blaugrüne, zerriſſene Eis, wieder und
wieder kleine Seen, es iſt erſtaunlich, wieviel kleine
Binnen=
ſeen es innerhalb der Darwinkordillere gibt.
„Ich bin jetzt dreitauſend Meter hoch, nur wenig höher als
die höchſten Gipfel, über die wir in raſender Fahrt
hinweg=
brauſen und dröhnen. Um uns herum nichts wie Eis und
Schnee und wildeſtes Hochgebirge. Herrgott, geht es mir eine
Sekunde durch den Kopf, wenn jetzt unſer Motor ausſetzte!
Da ſchaue ich auf unſern braven Motor, der immer noch
gleichmäßig ſein herrliches Lied ſingt, überſchaue die
Schwin=
gen meines Silberkondors, die im Sonnenlicht glänzen und
ſtrahlen, ſchaue hinter mich, wo Dreblow in aller Ruhe ſeine
letzte Filmrolle einlegt und die letzten Aufnahmen macht, denke
an das gütige Geſchick, das uns bisher ſo treu war und uns
treu bleiben wird, und werfe das Flugzeug dicht über dem
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Seite 9
Monte Italia herum. Unter mir liegt ſchöner als es an der
Riviera ſein kann, der heute blaue Beaglekanal, da rinnt der
Italia=, da der Frances=Gletſcher, unſer Freund, mit der ſchönen
geſchützten Bucht, in der wir Indianer waren. Ich ſchaue auf
meine Uhr, wir ſind ſchon wieder viele Stunden in der Luft.
Noch einmal werfe ich einen Blick um mich herum, ſehe den
Sarmiento, den Buckland in der Ferne, dahinter ſchimmert der
Stille Ozean, ſehe nach Oſten zu den Atlantik, wo das
Feuer=
land aufhört, ſehe im Süden des Kap Horn — praktiſch
genom=
men überſehe ich eigentlich das ganze Feuerland an dieſem
Tage und aus dieſer Kondorhöhe. Doch im Nordweſten braut
ſich wieder was zuſammen, dicke Wolkenballen jagen ſchon heran,
ich drehe ab, oſtwärts den Kurs.
Daliegt auch ſchon das kleine Uſhuaia, unter mir, ich gehe ganz
tief herunter und umkreiſe den kleinen Ort wieder und wieder.
Die ganze Bevölkerung ſteht draußen und jubelt uns zu, die
Gouverneursgattin winkt ſchon mit leuchtendem roten
Klatſch=
mohn, dem Stolz ihres Gärtchens hier am Ende der Welt. Nun
gleite ich herab, ſanft ſetzen die Schwimmer auf.
Dreblow und ich fallen uns in die Arme, das heute war
der Höhepunkt bisher in unſerm Leben!
Rundfunk=Programme.
Frankfurt
Mittwoch, 9. Okt. 13.30: Schallplatten: Amerikaniſche
Unter=
haltungsmuſik. 15.15: Jugendſtunde: Rektor Wehrhan: Von
Rieſen und Zwergen. O 16.15: Stuttgart: Konzert des Funkorch.
6 18.10: Leſeſtunde. Aus dem Dekamerone des Boccaccio. Sprecher:
ſchläge für den Gartenfreund. O 18.45: Dr. Schütz: Italieniſcher
Humor. O 19.05: Franzöſ. Literaturproben. 19.20: Franzöſ.
Unterricht. 19.45: Prof. Dr. Wülker: Lebensdauer und Tod
in der Natur. O 20: Krug=Aktien 117. Ein Hörſpiel von Auditor.
Perſ.: Kommerzienrat Leonhard Krug, Vorſ. des Aufſichtsrates
der L. Krug A.=G. für landw. Maſchinen; Adam Krug, ſein Sohn,
Direktor bei der Krug A.=G.; Eva Juanita Johannſen, Braut von
Adam Krug; Jacob Weber, Prokuriſt bei der Krug A.=G.;
Exzel=
lenz v. Grammwitz und Rechtsanwalt Juſtizrat Dr. Roſenbaum,
Mitgl. des Aufſichtsrats der Krug A.=G.; Wilhelmine Schurrer
(Arbeiterin), Fritz Völp (Arbeiter), Anton Mellmann (Arbeiter),
Martin Kregel (Arbeiter) und Kaleilukat (Kantinenwirt) in den
Krug=Werken; Leopold Loppſtädt, Finanzagent; Henry G.
Morra=
witz, Dir. der Unionbank; Walace J. Cox, Vice=Präſident der
Empire Truſt Comp. in Newyork; William ,G. Webſter, General=
Manager der Webſters Maſchinen Limited Chicago; Dr. Ruth
Toeplitz; Yvonne, Bardame in der Jockeybar; Effektenhändler der
Unionbank; Der Notar; Rechtsanwalt Kilſer; Telefoniſt. Ort:
Altſtadt. Zeit: Gegenwart. S 21.30: Stuttgart: Unterhaltungs=
Konzert.
Königswuſierhaufen
Deutſche Welle. Mittwoch, 9. Okt. 9.30: Rektor Spielhagen:
Die Flur und der Menſch. o 10: Köln: Jakob Kneip: Rheiniſche
Landſchaft. o 10.30: Uebertr. der Herbſttagung der Deutſchen Land.
Geſ. Dresden. Rittergutsbeſitzer v. Lochow: Werbung, Reklame
und Rundfunk im Dienſte der Landwirtſchaft. O Anſchl.: Mitteil. des
Reichsſtädtebundes. O 12: Berlin: Schallplatten. O 14.45:
Kinder=
theater: Gockel, Hinkel und Gackeleia. O 15.45: Frauenſtunde:
Grete Michels: Lebensmitteleinkauf und ſeine richtige Auswertung.
6 16: Vizepräſ. Dr. Grimme: Erziehung zur Selbſtverantwortung.
O 16.30: Hamburg: Konzert und Bootsmanöver a. d. Dampfer
„Reſolute” der „Hapag‟ o 17.30: Dr. Heinrich Möller und
Mitw.: Schönſte Volkslieder des Auslandes. O 18: W. Maſchke:
Der Arbeiternachwuchs und ſeine Ausbildung. O 18.30: Spaniſch
für Anf. O 18.55: Prof. Dr. Rothfels: Der deutſche
Staats=
gedanke von Friedrich dem Großen bis zur Gegenwart. O 19.50:
Die Vereinigten Staaten von Europa — eine Utopie?
Zwie=
geſpräch Wilh. Heile und Chefredakteur Baecker, M.d.L. 20.30:
Alte und neue Chormuſik. Marx: „Werkleute ſind wir”, Motette
für achtſtimm. gem. Chor a capella. — Drei altdeutſche Chorlieder
des 16. Jahrhunderts. — Drei Madrigale des 16. Jahrhunderts.
— Vier Madrigale nach altdeutſchen Texten. — Vier ſlowakiſche
Volkslieder, mit Klavierbegleitung, von Bartok Holles Madrigal=
Vereinigung Stuttgart. Mitw.: Funkchor. S 21.30:
Unterhal=
tungsmuſik. Kapelle Barnabas von Géczy. O. Danach:
Tanz=
muſik. Kapelle Otto Kermbach. — Geſangseinlagen: Alex.
Fleß=
burg. Flügel: H. Scheibenhofer. — Pauſe: Bildfunk.
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Eine Erklärung der J. G. Zarbeninduſtrie A. G.
Die J. G. Farbeninduſtrie nimmt zu alarmierenden
Preſſemeldun=
gen über Gründe der Entlaſſungen bei der J. G. Farbeninduſtrie in
einer Erklärung Stellung, in der ſie feſtſtellt, daß in einer Unterredung
mit dem Vertreter eines pfälziſchen Blattes lediglich über die
Verhält=
niſſe in Ludwigshafen und Oppau geſprochen wurde. Die Entlaſſungen
wurden begründet mit der Beendigung des Verſuchs= und
Baupro=
gramms, das ſeit dem 1. Januar 1925 eine Belegſchaftsmehrung von
5000 Perſonen für die Werke Ludwigshafen und Oppau zur Folge hatte,
von denen nunmehr ein Teil in den letzten und kommenden Monaten
zur Entlaſſung kommen muß. Außerdem wurde ausgeführt, daß in
einzelnen der hier hergeftellten Produkte: Produktionseinſchränkungen
zu Gunſten von Fabrikationen gleicher Art bei anderen J. G.=Werken
vorgenommen würden, wodurch auch Arbeitskräfte frei werden,
nament=
lich im Hinblick darauf, daß es unſer Ziel ſei, allenthalben zu einer
mög=
lichſt kleinen Lagerhaltung zu kommen. Die in die übrige deutſche
Preſſe übergegangene Notiz, daß ſämtliche Lager der J. G.
Farben=
induſtrie überfüllt und in einzelnen Produkten kein Abſatz ſei, und daß
ferner eine Abſatzkriſe in Stickſtoffdünger vorhanden ſei, iſt hiernach
unzutreffend. Die Verhältniſſe auf dem Stickſtoffgebiet ſind durchaus
normal.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Großbankenfuſion und Reichsarbeitsminiſterium. Im
Reichsarbeits=
miniſterium fand heute unter Vorſitz des Miniſterialrates Dr. Beiſiegel
eine Verhandlung der Angeſtelltenvertreter über die Folgen der
Banken=
fuſion ſtatt. Dabei wurde, wie die Reichsfachgruppe Banken des DHV.
mitteilt, Uebereinſtimmung erzielt über die Forderungen der
Angeſtell=
ten, über die nunmehr Verhandlungen mit den Bankleitungen
ein=
geleitet werden.
Deutſche Linoleumwerke A.=G., Berlin. Auf Antrag der Direktion
der Diskonto=Geſellſchaft, Frankfurt a. M., München und Stuttgart,
der Dresdner Bank, Frankfurt a. M., Mannheim, München und
Stutt=
gart, des Bankhauſes E. Ladenburg, der Süddeutſchen Diskonto=
Geſell=
ſchaft A.=G. der Rheiniſchen Creditbank und des Bankhauſes Pick u. Co.
ſind 13,38 Mill. RM. neue Aktien der Deutſchen Linoleumwerke A.=G.
an den Börſen von Frankfurt a. M., Mannheim, München und
Stutt=
gart zugelaſſen worden. Nach dem Proſpekt, der die bekannte Bilanz
per 31. Dezember 1928 enthält, iſt der Geſchäftsgang im laufenden Jahre
auf allen Werken befriedigend, ſo daß unter gleichbleibenden
Verhält=
niſſen mindeſtens mit derſelben Dividende wie im Vorjahre gerechnet
werden könne.
Produktion und Umſatz beim Stahlverein. Im vierten
Geſchäfts=
quartal 1928/29 betrug die Produktion der Vereinigten Stahlwerke
A.=G. an Kohle 7 413 940 Tonnen (gegen 6 960 440 To. im dritten
Ge=
ſchäftsquartal), an Koks 2707 144 (2608 471) Tonnen, an Roheiſen
1680 222 (1 719 172) Tonnen, und an Rohſtahl 1695 920 (1882 182) To.
Die Erzeugung im Geſchäftsjahr 1928/29 an Kohle betrug 27 241 990
(Geſchäftsjahr 1927/28: 26 454 510) Tonnen, an Koks 9 604 032 (9 414 848)
Tonnen, an Roheiſen 6007 739 (6 518 682) Tonnen und an Rohſtahl
6 419 796 (6 945 186) Tonnen. Der Umſatz betrug im 4. Geſchäftsgartal
1928/29 (vorläufige Zahlen) 397 577 000 RM. und im 3. Quartal 1928=
29 (endgültige Zahlen) 408 659 567 RM. Hiervon entfallen auf das
Inland 252 523000 RM. bzw. 248 972 674 RM. und auf das Ausland
145 054 000 RM. bzw. 159 686 893 RM. Im Geſchäftsjahr 1928/29
be=
lief ſich der Umſatz mit Fremden (vorläufige Zahlen) auf insgeſamt
1433 358 000 RM. gegen 1 437 687 092 RM. im Geſchäftsjahr 1927/28;
(endgültige Zahlen), wovon auf das Inland 904 320000 (958 101 560)
RM. und auf das Ausland 529 038000 (479 585 532) RM. entfallen.
Die ſpezifizierten Auftragsbeſtände, die am 30. 9. 1929 in den Büchern
der Geſellſchaft ſtanden, machen etwa 81,9 Prozent des entſprechenden
Auftragsbeſtandes im Monatsdurchſchnitt des Geſchäftsjahres 1927=
28 aus.
Frankfurter Allgemeine Verſicherungs A.G., Frankfurt a. M. Die
Reviſionskommiſſion hat geſtern ihre Arbeiten aufgevommen und ihr
Arbeitsprogramm feſtgeſtellt. Sie wählte Herrn Dr. Hermann Fiſcher
zum Vorſitzenden und Herrn Profeſſor Apt zu deſſen Stellvertreter.
Mitteilungen, welche geeignet ſind, die Arbeiten der Kommiſſion zu
fördern, ſind an die Adreſſe von Herrn Profeſſor Dr. Trumpler,
Frank=
furt a. M., Corneliusſtraße 4, zu richten.
Mannesmann=Röhrenwerke A.G., Düffſeldorf. In der
Aufſichtsrats=
ſitzung berichtete der Vorſtand, daß ſeit einigen Monaten auch die
Neben=
betriebe in Huckingen mit gutem Erfolg tätig ſind, ſo daß nunmehr
ſämtliche Neuanlagen arbeiten. Das Geſchäft hat ſich im erſten
Halb=
jahr 1929 normal entwickelt. Wenn nicht unvorhergeſehene Ereigniſſe
eintreten, darf damit gerechnet werden, daß die Dividende für das
lau=
fende Geſchäftsjahr auch auf das erhöhte Aktienkapital hinter der des
Vorjahres (7 Prozent) nicht zurückbleiben wird.
Abſchluß der Verhandlungen Rheiniſch=Weſtfäliſche Sprengſtoff=
Rheiniſche Gummi. Die ſchon ſeit über einem Jahr mit der Rheiniſchen
Gummi= und Zelluloidfabrik A. G., Mannheim=Neckarau, geführten
Ver=
handlungen ſind, wie wir erfahren, nunmehr zu dem Abſchluß gelangt,
daß ein Konſortium unter Beteiligung der Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Sprengſtoff A. G. und der Weſtfäliſch=Anhaltiſchen Sprengſtoff A. G. die
Majorität der Rheiniſchen Gummi= und Zelluloidfabrik A.G.
erwor=
ben hat.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 8. Okt.:
Getreide: Weizen, Dez. 136½, März 143, Mai 146½: Mais,
Dez. 96½, März 101½, Mai 1035: Hafer, Dez. 5238, März 55½,
Mai 56½: Roggen, Dez. 109¾, März 112½, Mai 1147.
Schmalz: Okt. 11,20, Nov. 11,25, Dez. 11,30, Jan. 30 11,835.
Fleiſch: Rippen, Okt. 11,50: Speck loco 121 leichte Schweine
9,75—10,40, ſchwere Schweine 9—10,25; Schweinezufuhr Chigago
22 000, im Weſten 94 000.
Chicago Baumwolle: Okt. 18,23, Dez. 18,45.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 8. Okt.:
Getreide: Weizen, Rotwinter 144½, Hartwinter 139: Mais
109½; Mehl 6—6,40; Getr. Fracht nach England 1,6—2,3 sh, nach
dem Kontinent 8—9 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12: Talg, extra loſe 8½.
Kakav: Tendenz kaum ſtetig, Umſätze in Lots 90, Loco 10½8,
Oktober 10.47, November 10.22, Dezember 10.09, Januar,
Fe=
bruar 1930. 10.14, März 10.18, Mai 10.34, Juli 10.48, Sept. 10.63.
Piehmärkke.
Frankfurter Pferdemarkt vom 7. Oktober. Der Pferdemarkt in
Frankfurt a. M. am 7. Oktober war infolge der hohen iſraelitiſchen
Feiertage, die kurz vorher vorangegangen ſind, nicht ſo ſtark beſchickt
wie der vorhergehende. Es ſtanden ungefähr 350 Pferde aller
Gattun=
gen zum Verkauf. Schlachtpferde waren eher etwas geſucht. Der nächſte
Pferdemarkt findet am 2. Dezember ſtatt.
* Viehmarktbericht Mainz. Auftrieb: 34 Ochſen, 12 Bullen, 622
Kühe oder Färſen, 270 Kälber, 7 Schafe, 40 Ziegen, 1196 Schweine.
Marktverlauf; rege, ausverkauft. — Je nach Qualität wurden pro 50
Kilogramm Lebendgewicht folgende Preiſe in RM. bezahlt: Ochſen 57
bis 60, 44—51; Bullen 40—50; Kühe 44—48, 32—40, 26—30, 20—24,
Färſen 50—62; Kälber 68—78, 50—67; Schweine 86—89, 88—90, 89—91.
Produkkenberichke.
Berliner Produktenbericht vom 8. Oktober. Heute war die
eigen=
artige Beobachtung zu machen, daß der Lieferungsmarkt
Schwäche=
neigung zeigte, während ſich für effektive Ware eher feſtere Stimmung
zu erkennen gab. Die Meldungen von den Auslandsmärkten blieben
faſt ohne jeden Einfluß, insbeſondere wurde von der Erhöhung der Cif=
Offerten für Auslandsweizen kaum irgendwelche Notiz genommen. Das
Inlandsangebot von Weizen hielt ſich in ſehr engen Grenzen, bei recht
guter Nachfrage blieben die Preiſe gut behauptet. Die
Lieferungs=
preiſe ſchwächten ſich dagegen unter Abgaben der Provinz ab, die am
Platze herrſchenden Lagerverhältniſſe, die durch den geſtrigen Ausweis
der Induſtrie= und Handelskammern ſchlaglichtartig beleuchtet wurden,
ſind für die Preisrückgänge mit maßgebend. Roggen iſt aus erſter Hand
knapp angeboten, zweithändiges Material, beſonders in Kahnware, ſteht
dagegen reichlich und zu entgegenkommenden Preiſen zur Verfügung.
Immerhin blieben die Preiſe für effektive Ware verhältnismäßig gut
gehalten, während der Lieferungsmarkt Rückgänge von 1,25—3 Mark
aufwies. Mehl hat bei unveränderten Preiſen wieder ruhiges Geſchäft.
Hafer knapp angebotem und bei weiterer Nachfrage der Exporteure eher
feſter, Gerſte unverändert ſtill.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 8. Oktober.
Die heutige Börſe ſah ſich bereits vor Beginn des offiziellen
Ver=
kehrs auf faſt allen Märkten wieder verſtärktem Angebot gegenüber.
Die Hoffnungen, die ſich an die Verflüfſigung des New Yorker
Geld=
marktes knüpften und an die Feſtigkeit der dortigen Börſe, wurden ſtark
enttäuſcht, und die Haltung erfuhr allgemein eine beträchtliche
Ab=
ſchwächung. Man brachte die namentlich am Elektromarkt
hervor=
tretenden Abgaben in Zuſammenhang mit den Vorgängen bei der
Oeſterr. Boden=Kreditanſtalt. Hier verſtimmte auch, daß die
Fuſions=
verhandlungen noch nicht zu einem endgültigen Ergebnis gekommen
ſind, wenn man auch an einem Zuſtandekommen nicht zweifeln kann.
Außerdem verſtärkten umlaufende, vollkommen unkontrollierbare
Ge=
rüichte die herrſchende Unſicherheit. Die Aufnahmefähigkeit des
Mark=
tes war gering, da von Bankſeite kaum Material aufgenommen wurde.
Einen außerordentlichen Kursrückgang erlitten Dt. Linoleum, die trotz
der in dem neuen Proſpekt gemachten Mitteilung über guten
Geſchäfts=
gang und mindeſtens Vorjahrsdividende 15 Prozent einbüßten. Große
Abgaben wurden ferner in J. G. Farben vorgenommen, die 5,25
Pro=
zent verloren. Am Kunſtſeidemarkt lagen Glanzſtoff 5 Prozent
nied=
riger, Bemberg, die zum erſtenmal in Frankfurt a. M. amtlich notiert
wurden, gaben 6 Prozent gegen den letzten Berliner Kurs nach. Starke
Kursrückgänge verzeichnete noch der Elektromarkt, an dem Schuckert 5,5
Prozent, Siemens 6,5 Prozent, AEG. 2,5 Prozent und Licht und Kraft
3’/s Prozent nachgaben, Chadeaktien konnten ſich behaupten. Von
lokalen Werten verlorem Metallgeſellſchaft 1 Prozent und Scheideanſtalt
3 Prozent. Montanaktien eröffneten 2—3 Prozent, Schiffahrtswerte
2 Prozent niedriger. Bankaktien waren bis 1 Prozent gedrückt. Am
Markte der Autoaktien gaben Daimler auf die Meldungen von einer
angeblichen Stillegung des Mannheimer Werkes weiter leicht nach,
Kleyer dagegen gut behauptet. Entgegen der Allgemeintendenz konnten
Spenska 5 Mark höher eröffnen. Deutſche Anleihen waren behauptet.
Am Auslandsrentenmarkt gaben Anatolier etwas nach.
Nach den erſten Notierungen traten meiſt weitere Abſchwächungen
ein. J. G. Farben waren weiter angeboten und 1,75 Prozent ſchwächer.
Auch Elektrowerte blieben angeboten. Im weiteren Verlaufe konnten
ſich Erholungen durchſetzen, da die beruhigende Erklärung der J. G.
Farbeninduſtrie bekannt wurde. Am Geldmarkt war Tagesgeld
unver=
ändert. (7 Prozent.) Am Deviſenmarkt zog das Pfund gegen Mark
etwas an. Mark gegen Pfunde 20,40, gegen Dollar 4,1966, London—
Kabel 4,8616, Paris 123,87½, Mailand 92,80½, Madrid 32,77,
Hol=
land 12,10.
Die heutige Abendbörſe war außerordentlich ſchwach und
ner=
vös auf die bekannten unkontrollierbaren und ſicher übertriebenen
Ver=
kaufsgerüchte von Bankſeite hin. Das Hauptgeſchäft der heutigen Börſe
ſpielte ſich auf dem J.G.=Farbenmarkte ab, wo der Baiſſevorſtoß weiter
vor ſich ging und ein Kursrückgang von 1—2 Prozent zu verzeichnen
war. Siemens weiter gedrückt bis 4,5 Prozent. Die übrigen Märkte
verzeichneten ebenfalls einen Kursabſchlag. Auch im Verlaufe blieb
die Haltung der Börſe weiter nervös und ſchwach und ſchloß zu den
niedrigſten Kurſen. An der Nachbörſe waren J.G. Farben 194,
des=
gleichen Bezugsrecht 3,9.
Berlin, 8. Oktober.
Nach einem geſchäftsloſen, aber im Grundton nicht unfreundlichen
Vormittagsverkehr eröffnete die heutige Börſe in ſchwächerer Haltung.
Die Zunahme der Spareinlagen bei allen deutſchen Sparkaſſen
zuſam=
men um eine Milliarde in ſieben Monaten und die bei leichtem
Tages=
geld unter kleinen Schwankungen feſte New Yorker Börſe von geſtern
machten keinen Eindruck. Meldungen von bevorſtehenden neuen
Lohn=
verhandlungen bei der Mansfeld A.=G. und vor allem ungünſtige
Nach=
richten in der Morgenpreſſe über Arbeiterentlaſſungen und drückenden
Geſchäftsgang bei J. G. Farben verſtimmten und drückten auch an den
übrigen Märkten, für die andererſeits abſolut keine Anregungen
vor=
lagen, auf die Kurſe. Ohne daß das herauskommende Material
beſon=
ders groß war, gingen die meiſten Werte bei ruhigem Geſchäft um 1
bis 3 Prozent zurück. Im Verlauf ging die Mehrzahl der Kurſe um
1 bis 3 Prozent zurück.
Der Fuſionsverkrag Creditanſtalk-Boden=Credik=
Wie die Abendblätter melden, hat das Exekutivkomitee des
Verwaltungsrates der Creditanſtalt geſtern die Direktion zum
Abſchluß des Fuſionsvertrages mit der Boden=Creditanſtalt
er=
mächtigt, ſo daß die Transaktion als ſolche perfekt iſt.
Donners=
tag wird der geſamte Verwaltungsrat ſeine letzte formale
Geneh=
migung erteilen. Im Laufe des geſtrigen Tages haben auch die
meiſten Fragen, die bisher offen geblieben ſind, eine Bereinigung
erfahren. Eine genaue Aufſtellung des Status der Boden=
Credit=
anſtalt liegt bei der kurzen Zeit ſeit dem Abſchluß der
Verein=
barungen noch nicht vor, doch beſteht aller Grund zu der Annahme,
daß durch die Auswirkungen des Aktienumtauſches und durch die
Heranziehung der offenen Reſerven derartige Mittel frei werden,
daß ſie die Abſchreibungen decken. Das Aktienkapital der Boden=
Creditanſtalt beträgt 55 Millionen, ihre offenen Reſerven 37
Mil=
lionen Schilling. Zu ihrer Erwerbung dienen die 11 Millionen
Schilling neue Aktien der Kreditanſtalt, ſo daß dann für
Abſchrei=
bungen ein Betrag von etwa 80 Millionen Schilling zur
Ver=
fügung ſteht. Die Abendblätter fügen hinzu, es könne keine Rede
davon ſein, daß der Staat bei dieſer Transaktion zu irgendwelchen
finanziellen Haftungen herangezogen wurde.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 8. Oktober ſtellten ſich für
Original Hüttenaluminium 190 RM. desgleichen 194 MM., Reinnickel
350 RM., Antimon Regulus 65—68 MM., Feinſilber 68,50—70,25 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 8. Oktober ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 147,25 (147,50), Februar 147,50 (147,75), März.
April 148 (148), Mai, Juni 148,50 (148,75). Juni 148,75 (149), Auguſt,
September 149 (149), Oktober 145 (147), November 146,25 (146,75),
De=
zember 147 (147,25). Tendenz: luſtlos. Für Blei: Januar, Februar,
März, April 46 (46,50), Mai 46 (46,75), Juni, Juli, Auguſt, September
46,25 (46,75), Oktober 46 (46,75), Nobember, Dezember 46 (46,50).
Ten=
denz: ſtetig. Für Zink: Januar 47 (47,75), Februar 47,25 (48), März
47,50 (48), April 47,50 (48,50), Mai 47,75 (48,75), Juni 48 (48,50), Juli
48,25 (48,50), Auguſt, September 48,25 (49). Oktober 45,75 (47,25),
No=
vember 46,50 (48), Dezember 46,75 (47,75). Tendenz: ſtill. — Die erſten
Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern beigefügten Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Am Montag, den 14. Oktober d. J. fällt die Frankfurter
Abend=
börſe aus.
Die Sulfit Zellſtoff G. m. b. H., der ſämtliche Sulfitzellſtoff
ver=
kaufenden deutſchen und tſchechoſlowakiſchen Zellſtoff=Fabriken
ange=
hören, hat die am 28. März dieſes Jahres um durchweg 50 Pfg. je 100
Kilogramm erhöhten Zellſtoffpreiſe abermals um je 50 Pfg. für 100
Kilogramm erhöht. Die Preiſe für gebleichten Zellſtoff bleiben
un=
verändert.
Infolge der Sanierung der Adlerwerke vorm. Heinrich Kleher A.=G.,
Frankfurt a. M., wird die amtliche Notiz der Aktien an der
Frankfurter Börſe vom 22. d. M. ab eingeſtellt. Sobald es die
Ver=
hältniſſe zulaſſen, ſoll Antrag auf Wiederzulaſſung geſtellt werden.
Die leichte Entlaſtung des Arbeitsmarktes in der Pirmaſenſer
Schuhinduſtrie ſetzte ſich in der vergangenen Woche fort. In der
Schuh=
induſtrie hielt die rege Nachfrage nach Facharbeitern und Hilfskräften an,
In der Aufſichtsrats=Sitzung der Maſchinenfabrik Augsburg=
Nürn=
berg A.=G., Nürnberg, wurde mitgeteilt, daß ſich nach Abzug der
Ab=
ſchreibungen von 1 364 050 (1 336 738) RM. einſchließlich des Vortrages
vom Vorjahre von 1517 550 RM. für 1928/29 ein Reingewinn von
2 742507 RM. ergibt. Der G.=V. wird vorgeſchlagen, aus dem
Rein=
gewinn 6 Prozent Dividende zu verteilen.
Unter der Bezeichnung Soeiété Immobiliere au Kyvu (Simar)
wird in Brüſſel am Donnerstag eine ſeit langem geplante Geſellſchaft
mit einem Aktienkapital von 100 Millionen Franken gegründet werden.
Zwei Fünftel des Aktienkapitals werden von dem Comité National du
Kyvu übernommen, der Reſt von mehreren Geſellſchaften der Empain=
Gruppe.
Der Stahlwerkskonzern Angleur Athus wird, wie verlautet, im
laufenden Geſchäftsjahr einen Reingewinn von etwa 50 Millionen gegen
40,8 Millionen Franken im Vorjahre erzielen. Daraus werden
wahr=
ſcheinlich 60 Franken Dividende gegen 50 im Vorjahre verteilt werden.
Berliner Kursbericht
vom 8. Oktober 1929
Deviſenmarkt
vom 8. Oktober 1929
262.— J. G. Farben 196 Rütgerswerke 73 Helſingfors 100 finn. Mk. 10.53 3 10.55e Schweiz 100 Fran ten 80.92 Deutſche Bank 160.— Gelſenk. Bergw. 134 Salzdetfurth Kalt 360.25 Wien 100 Schilling 58.92 59.04 Spanien 100 Peſetas 62.18 62.30 Disconto=Geſ. 160.— Geſ.f.elektr. Untern. 177.50 Leonh. Tietz 1.82.— Prag 100 Tſch. Kr 12.404 12.42 Danzig 1100 Gulden 81.43 Dresdner Bank 155.— Harpener Bergbau 137.25 Verein. Glanzſtoff 260.— Budapeſt 100 Pengo 73.11 73.25 Japan 1 Yen 1.99c
Hapag 114.— Hoeſch Eiſen. 117.125 Verein. Stahlwerke 109.— Sofia 1100 Leva 3.035 3.04 Rio de Janeiro 1 Milreis 0.497 Hanſa Dampfſch. 1150.— Phil. Holzmann 89.— Weſteregeln Alkali 218.— Holland 100 Gulden 168.38 168.7 fugoſlawien 100 Dinar 7.367 Nordd. Lloyd 106.50 Kali Aſchersleben 216.50 Agsb.=Nrnb. Maſch 75.50 Oslo 100 Kronen 111.90 112. Portugal 1100 Escubo 18.18 I. E. G. 178.— Klöcknerwerke 107.75 Baſalt Linz 41.— Kopenhagen 1100 Kronen 111.92 112.1 Athen 100 Drachm. 5.435 Bahr. Motorenw. 83.— Köln=Neueſſ. Bgw 115.75 Berl. Karlsr. Ind. 65.50 Stockholm 100 Kronen 112.4 112.6. Konſtantinopel 1 türk. 2 2.C23 J. P. Bemberg 208.— Ludw. Loewe 178.— Hirſch Kupfer 133.— London 1 S=Stg. 20.373 20.413
Kairo äghpt. 2 20.895 Bergmann Elektr. 209.— Mannesm. Röhr. 104.— Hohenlohe=Wer 1 94.50 Buenos=Aires /1 Pap. Peſo 1-757 1.761/Kanada 1 canad. Doll. g. 151 Berl. Maſch.=Bau 60.50 Maſch.=Bau=Untn. 48.— Lindes Eismaſch. 152.50 New York 1 Dollar 4.1915
4.1995/Uruguag 1 Goldpeſo 4.095 Conti Gummi 159.75 Nordd. Wolle 110.— Herm. Poege 35.50 Belgien 100 Belga 58. 42 58.54 Island 100 eſtl. Kr. 92.17 Deutſche Cont. Gas 170.125 Oberſchleſ. Koksw. 97.— Vogel Telegr. Draht 70.50 Italien
100 Lire 1.935 21.975 Tallinn (Eſt!.) 100 eſtl. Kr. 111.8 Deutſche Erdöl 105.— Orenſtein & Koppell 75.50 Wanderer=Werke 56.— Paris
100 Francs 16.445 16.48*
Riga 100 Lats 80.73
Brief
81.08
81.59
2.002
0.4995
7.401
18.82
5.445
2.027
20.935
4.159
4. 104
92.35
112.07
80.89
Frankfurter Kursbericht vom 8. Oktober 1929.
6% Dtſche. Reichs=”
anl. v. 27 .....
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27 ...."
69 Bahern
Frei=
ſtaat v. 27 ..
8% Heſſen
Volks=
ſtaat. . . . . . v. 28
v. 29
37I.
6% Preuß,
Staats=
anl. v. 28 ......"
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27 .....
7% Thüringer
Frei=
ſtaat v. 27 . ...
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + 1ſ=
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe .. . .
8% Bad.=Bad. v. 2/
6% Berlin v. 24..
80‟ Darmſtadt v. 20
v. 28
70 Frkf.a. M.v. 26
30‟ Mainz v. 26
82 Mannh. v. 26..
8½ Nürnbergv. 26.
8, Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr.
8‟/, Heſſ. Landesbk
Goldoblig.
4.‟ Heſſ. Lbs.
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr.
8”o Preuß. Lds.,
Pfbr.=Anſt.
Gold=
pfbr.
8elo Preuß. Lbs.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
87.5
86.5
91
91.4
78.25
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4.35
88
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86
82.25
87.5
96.9
93.5
71.7
98
95
8‟), Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
8‟/,KaſſelerLandes
kredit Goldpfbr.
82½ Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . . .
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser. 1
* Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hyp.=Bk.
4½/=V „Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp. Bk...
4½/,% Lig. Pfbr.
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4½/,% „ Lig. Pfrb..
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4½/,% „ Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.Bk
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82, Preuß.
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cred.=Bk.. .
4/.). Lig. Pfb.
82/. Preuß. Centrl.=
Bodener.=Bk.
4:/.% „ Lig. Pſbr
8‟Rhein. Hyp.=Bk.
4/. „ Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .. . . .
8% Südd. Bod.=
Cred.=Bank. . . .
8% Württ. Hhp.=B
6% Daimler Benz
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8‟,Dt. Linol. Werke
v. 26 ..
% Klöckner=Werke
Berlin v. 26 ..."
Mainkrw. v,26.
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96
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51.5
69
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B7.
72.6
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89
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82), Salzmann u. Co.
92.25 v. 26..
79 Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26
8% VoigtckHäffner
von 26 .... ..
J. G. Farben Bonds
v. 28 .....!
5% Bosn. L.E.B.
v. 1914 ......"
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Schatz=
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4½ Oſt. Goldrente
97 1 5%vereinh. Rumän.
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1. Bagdad
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% Ungarn 1913
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Goldr.
42
Aktien
Accum.=Berlin.
Adlerw. (v. Kleyer).
73.25 AEG. Stamm ..
AndreaeNoris Zahn
Baſt Nürnberg....
Bergm. El. Werke.
Brown BoverickCiel
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen .../ 65
Eement Heidelbere
Karlſtadt
Chem.Werte Albert
Chade ...... . . . . /426
Contin. Eummiw.
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr. . .
Eiſenh. Berlin.
Erdöl
Gold= u. Silb.
ſcheide=Anſtalt . 1140
Linoleumwerk.!
Dyckerhoff u.
Wid=
mann
81.25
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112.2r
28
14.4
7.30
7.30
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R
177
116
212
A
122.5
172
38.
101
268.5
86
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ
Eſchw. Bergwerk
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas .......
„ Hof
Geiling E Cie..
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. elektr.
Unter=
nehmungen ....
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
7:20) Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfbr/ 122
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer. . . . . 132
Hochtief Eſſen ....! 88
Holzmann, Phil.../ 91
Holzverk.=Induſtrie
Jlie Bergb. Stammſeuz
„ Genüſſe
Junghaus. Stamm
KaliAſchersleben 1214
Salzdetfurth
Weſteregeln ..
Kammgarn ſpinn..
Karſtadt, R.
Klein, Schanzl. ...
Klöcknerwerle ....
Lahmeher & Co..
Lech, Augsburg. ..
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. . . .
Mannesm. Röhren
184.5
33
213
196.5
75.5
120.25
10
69
131
17
69.5
156
130
93
123
217
140.5
305
106=
172.25
105
272
13
GInS
205.5
Mansfeld Bergb.. . 1122
MarswerfeNürnbg.
Metallgef. Frankf. 122
Miag. Mühlenbau. 1123
MontecatiniMaild
Motorenfb. Darmſt.
Neckarwerke Eßling.
Nicolay, Hofbr. . .
Oberbedarf..
Otavi Minen
Phönix Bergbau 1100
Reiniger. Gebb.
Rh. Braunkohlen
„ Elektr. Stamn
Stahln erke. ../110
Riebeck Montan
Roeder Gb. Darmſ
Rütgerswerte
Sachtleben A. G
Schöfferhof=Bind.. /278
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schucker: Clettr. .1200
Schwarz=Storchen. /162.75
Siem. Glasinduſtrie
Siemens & Halsfe
Strohſtoff. Ver...
Südd. Immobilien
„ Bucker=A. G...
Svensta Tändſtic’s
Tellus Bergbau
Thür. Liefer.=Geſ. 1101.5
Tucher=Frauere ..
Unterfr. Krs.=Elcl=
..
tr.=Verſ.
Veithwerte.
Ver f. Chem. Ind.
Frankf./ 74
„ Laurahütte.
Stahlwerke ...
Ultramarin. . .
„ Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſchin
Poigt & Haeffner.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank. .../ Eff.-u. Wechſel= 140.5 bank
.. Diskonto=Geſellſd /160.75 Dresdener Ban: .145.75 Frantf. Bank 72.75 Hyp. Bank 180 Pfdbr.=Bk. I.
Gotha. Grundfr. Bk. /126 100
116 Mein. Hyp.=Bank Nürnb. Vereinsbl
Oſt.Creditanſtolt
Pfälz. Hhp.=Bank
Reichsbank=Ant. 339
210
25
153.75 Rhein. Creditbi. „ Hhp.=Bank...
Südd. Bod.=Cr. B
Wiener Bankvereit 363 114.5 A.-G. j. Vertehrsw. 11 Allg. Lokalb. Kraftw 154 7%0 Dt. Reichsbak 101-, Vorzge
Hapag.
Nordd. Lloyd 2.75 Schantung=Eiſenb. Südd. Ciſenb.=Geſ. 58 Allianz. u. Stuttg. 208 Verſicherung ... 156 Frlft. Allg. Verſ.=G 105 Frankona Rück= u. 77.5 Mitv. . . . .. . . . .! a Mannh. Vexſich.
9.
09.5
141.5
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147
102
135
135.5
118
150
279.5
119
148.5
150
127/:
114
106.5
3.60
221
102
60
Nummer 280
Mittwoch, den 9. Oktober 1929
Seite 11
Urheber=Rechtsſchutz durch Verlag Oskar Meiſter, Werdau i. Sa.
11)
Nachdruck verboten
„Alle Hochachtung! Er iſt ein Deutſcher?”
Benn zuckte die Achſeln. „Weiß nicht, vielleicht ſind die
Eltern Deutſche. Er iſt im Lande geboren, alſo Amerikaner.”
„Gut!”
„Und jetzt berichte du.”
George zuckte die Achſeln.
„Wenig zu ſagen! Kalte Schultern zeigte man mir bei der
Vorſtellung. Aerger darüber, daß ſie alle übergangen
wor=
den ſind. Jeder dünkte ſich gut zum Polizeipräſidenten.
An=
ſcheinend viele räudige Schafe. Morgen will ich verſuchen, ſie
ein wenig zu überrumpeln. Heute haben ſie mich gefliſſentlich
geſchnitten. Ich ſaß buchſtäblich verwaiſt, und keine
Menſchen=
ſeele ließ ſich ſehen.”
„Konnte ich mir denken.”
„Papers, du kennſt das alte Original, Mr. Davens
Ver=
trauten, ſagte mir, daß ſie ſich über mich luſtig machen.”
„War vorauszuſehen.”
„Ich will morgen den Zuſtand abſtellen.”
„Was haſt du vor?”
„Sehr einfach: Ich werde einige Räume des Präſidiums in
Maske beſuchen. Du kennſt meine Geſchicklichkeit im Maskieren,
die den Schlüſſel zu meinem Erfolge bedeutet.”
„Zum guten Teil gewiß.”
„Da werde ich einmal hören, wie man ſich über mich ausläßt.”
Benn ſtrahlte über das ganze Geſicht „Der Gedanke iſt
ausgezeichnet. Wirſt mindeſtens ein Drittel der Beſatzung
aus=
ſchiffen müſſen, lieber Junge. Das pfeifem die Spatzen von den
Dächern, daß viele platt ſind. Das weißt du ja genau.”
George nickte und trank ſeinen Tee aus.
Dann aßen ſie Abendbrot und pflegten eine Stuxde der
Ruhe, um dann ein Bad zu nehmen.
Nach dem Bade nahm George ſein Boxtraining wieder auf.
Benn hatte keine Luſt zum Sparringpartner, aber er mußte
heran; denn George ließ nicht locker.
„Was glaubſt du,” ſagte er zu ihm, „wie notwendig ich es
brauchen werde.”
Schwupp hatte Benn einen unſanften Stupper weg.
„Ich denke, du markierſt nur!” grollte Benn. „Der Schlag
war lieblich. Nimm dich in acht, ich habe mein Gebiß noch nicht
verſichert!“
„Ich markiere wirklich nur, Benn. Gott, ſei doch nicht ſo
empfindlich!”
Doch Benn warf lachend die Boxerhandſchuhe weg.
„Laß heute ſein und verzichte auf mich als Sparringpartner
Bin kein ſchlechter Boxer, ſtehe meinen Mann. Aber es iſt nur
für den Hausgebrauch. Du aber biſt Extraklaſſe. Junge, Junge,
wenn du nicht Polizeipräſident wärſt, ich würde dich zum
Welt=
meiſter des Halbſchwergewichts machen!“
„Du biſt verrückt, Benn!”
„Nein, alter Sohn. Aber jetzt höre!. Morgen ſtellt ſich dir
ein anderer Trainingspartner vor. Du kennſt doch Bökkel?”
„Nein.”
„Na, dann wirſt du ihn kennenlernen. Er iſt der beſte Boxer
im Halbſchwergewicht, den ich, außer dir jetzt, je ſah.”
George ſchüttelte den Kopf.
„Dann hätte ich doch etwas von ihm gehört."
Kinderwagen aller Art, nur im Spezialgeschätt
1. Donges & Wiest, Elisabethenstraße 25½
„Ja ... das iſt ſo eine Sache. Der Mann iſt auch in
Amerika geboren, aber er entſtammt nicht der angelſächſiſchen
Raſſe. Taxiere ihn als Ruſſen. Der Mann iſt der beſte
Tech=
niker, den ich je geſehen habe. Er hat im Training als Prakſys
Sparringpartner Prakſy einwandfrei auf die Bretter gelegt.
Er iſt im Training ſchier unüberwindlich, im Ring aber nicht zu
gebrauchen. Da fehlt es ihm an Nerv, und zweiklaſſige Leute
ſchlagen ihn. Prakſy hat ihn ausgeſchaltet; denn er hat damals
vier Tage lang, einen Brummſchädel gehabt, und ſchreibt ſeine
Nie=
derlage gegen den Franzoſen Dubois, der ihm den Titel eines
Welt=
meiſters im Halbſchwergewicht nahm, nur dem Schlage Bökkels
zu. Der Mann iſt richtig für dich.”
„Du, Benn” ſagte George lächelnd, „ich habe eigentlich
keine Luſt, Prakſys Beiſpiel zu folgen.”
„Wirſt du nicht! Du biſt beſſer als Prakſy, haſt mehr Nerv.”
„Jetzt aber Schluß!” lachte George. „Morgen fordere ich
Prakſy. Meinetwegen beſtelle Bökkel.”
Benn ſchmunzelte.
Am nächſten Tage erwartete Papers den Präſidenten.
Aber der kam und kam nicht. Papers rief in Georges
Wohnung an und erfuhr, daß dieſer ſeine Wohnung verlaſſen
hatte.
So wartete Papers umſonſt bis zum ſpäten Nachmittag.
Währenddeſſen beſuchte ein Händler, der mit goldenen Uhren
und ähnlichen Gegenſtänden handelte, verſchiedene Zimmer des
Polizeipräſidiums.
Ein Jude war es, ein alter Herr mit Namen Ebenezer
Schiller, der ſeine Waren wortreich anpries.
Der Chef der Vermittlungsabteilung, Mr. Supple, zuckte
erſt ärgerlich die Achſeln und ſagte ſtreng: „Wiſſen Sie nicht,
daß im Polizeipräſidium verboten iſt, mit Waren irgendwelcher
Art zu händeln?”
Ebenezer wiegte den Kopf hin und her, winkte mit den
Händen, die er in Bruſthöhe hielt und ſagte in engliſch=jüdiſchem
Jargon: „Aber Herr Inſpektorleben .. . iſt nicht alles ſo
ſchlimm . . . iſt ſich nicht ſo ſchlimm. Wollen die grauſen
Herren von die Polizei auch kaufen. Prima Ware! Aus
Lemberg, aus Schweiz . .. was gelegen iſt dicht bei
Daitſch=
land . . . ah Germany . . . hat ſie Ebenezer mitgebracht. Will
aufmachen in die grauſe Stadt mit die viele hohe Häuſer ein
Handel. Goldwaren! Will billig kaufen. Billig verkaufen.
E großer Umſatz . . . e kleiner Nutzen. Herr Inſpektorleben".
ſehen dieſe Uhr . . . tauſend Jahre alt . . . tot hinfallen ſoll
Ebenezer . .. immer e ehrlicher Mann war Ebenezer . .. wenn
ſie nicht geiht tauſend Jahr. Hat Ebenezer geſagt, ain gutter
Mann, ain gutter Freund . ." . ſoll gehen zu die Herren von die
Polizei. Waren ſo billig. Iſt gutt, wenn die Herren von die
Polizei gutt ſind mit Ebenezer! Will verkaufen die ſechzehn
Uhren. Hat großen Poſten gekauft aus eine . . . eine . . .
Kon=
kurſe.”
Nun hielt er Supple eine wirklich prächſtige goldene Uhr
unter die Naſe.
Supple betrachtete ſie kritiſch.
„Was ſoll ſie koſten!“
„Gott meiner Väter! Was ſoll koſten die ſcheune Uhr?
Js e Uehrchen .. . können der Herr Inſpektorleben reiſen um
die ganze Erde . nicht wird er kriegen ſolche Uehrche.
„Was ſie koſtet?” fragte Supple unwillig.
Der Jude beugte ſich dicht vor und ſagte leiſe: „Werde ich
Sie geben für drei Dollar . .. und wenn der Herr Inſpektor
wollen ſein e wenig fraindlich zu de arme Ebenezer, der wo
will aufmachen e Lädche.”
Supple ſah die Uhr an, dann den Juden.
Dann wandte er ſich weg und ſagte kurz: „Ich darf die
Uhr nicht kaufen.”
Aber er ließ zu, daß die anderen Beamten Geſchäfte machten.
Spottbillig kauften ſie.
Der Jude war aufmerkſam, und keiner bemerkte, daß ſeine
Ohren ganz anderswo waren, daß ſie jedes Wort, das im
Raume geſprochen wurde, begierig erlauſchten.
Und der Jude hörte allerhand.
Sah auch allerhand.
Sah zum Beiſpiel, daß Mr. Supple einzelne Poſtſachen
zurückbehielt, einige ſogar dem Papierkorb einverleibte.
Als alle Beamten gekauft hatten, ging der Jude.
Aber er ließ für den Inſpektor die goldene Uhr zurück.
Vier Zimmer, die gewiſſermaßen das Herz des
Polizeiprä=
ſidiums bildeten, beſuchte er.
Es war gegen drei Uhr, als er das Polizeipräſidium
ver=
ließ. Den beiden Beamten ſteckte er noch je einen Dollar zu,
und ſie ließen ihn ohne weiteres paſſieren.
(Fortſ. folgt.)
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