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Nummer 261
Freitag, den 20. September 1929.
192. Jahrgang
A mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
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Gewalt, wie Krſeg, Aufruhr, Streil uſw., erſiſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſtſung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Nationalbanft.
„Abrüftung .. . Abrüſtang ...!"
Ein Klagelied Lord Robert Cecils.
* Genf, 19. Sept. (Priv.=Tel.)
Die Abrüſtung iſt endlich heute vormittag, nachdem man
ſer acht Tage lang ergebnislos über Nebenfragen verhandelt
at, von der Kommiſſion für Abrüſtungsfragen der Völkerbunds=
Vollverſammlung in Angriff genommen worden. Die Diskuſſion
burde eingeleitet von dem engliſchen Vertreter Lord Robert
ecil, der ſeinen Antrag auf Prüfung der bisherigen Ergebniſſe
her Arbeiten der Abrüſtungs=Vorkommiſſion begründete. Lord gehen, wohin man wolle, überall werde man Summen der
Un=
eeil nahm die Debatte dort wieder auf, wo er ſie ſelbſt im
rühjahr 1927 verlaſſen hat, als er zum letzten Mal als
Ver=
eeter der engliſchen konſervativen Regierung an den
Abrüſtungs=
rbeiten des Völkerbundes teilnahm. Er ſtellte, feſt, daß ſeit
27 in der Abrüſtungsfrage kein Fortſchritt erzielt worden ſei.
Lord Cecil ging dann auf die einzelnen Waffengattungen,
and= und Luftrüſtungen ein. In der Seeabrüſtung ſei
inner=
lalb des Völkerbundes nichts geſchehen. Dagegen habe man
ußerhalb dieſes Rahmens in den Verhandlungen zwiſchen den
emächten Fortſchritte gemacht. Es ſei zu hoffen, daß das
Feſultat, das demnächſt aus den Verhanolungen unter den
See=
nächten zu erwarten ſei, in den Rahmen des
Seeabrüſtungs=
ibkommens beim Völkerbund aufgenommen werden könne.
ieegbrüſtung ſei ſicherlich ein weſentlicher Beſtandteil der
ge=
lihtten Abrüſtung, aber ſie allein könne weder den Frieden, noch
Sicherheit ſchaffen. Seit Jahrhunderten habe man immer
bü der feſtſtellen müſſen, daß die Entſcheidungen in Kriegen nicht
Auf dem Meere, ſondern auf dem Lande fallen. Deshalb ſei es
or allen Dingen notwendig, daß in der Landabrüſtung ein
fühl=
aer und greifbarer Fortſchritt erzielt werde. Gerade auf dem
1 bbiet der Landabrüſtung aber ſei die Situation gegen diejeuige
Boſ 1927 vollkommen unverändert. Weder in der Herabſetzung
orr Begrenzung der Effektivſtärke noch in der Herabſetzung oder
(xrenzung der Dieuſtzeit ſei man vorwärts gekommen. Das
ziche gelte auch von der Herabſetzung des Materials. Wenn
an dem Völkerbund übel wolle, könne man hier einen
Rück=
u itt feſtſtellen. Vor allem gelte es, das Material für die
Luft=
iſtungen herabzuſetzen, dieſer in modernen Kriegen
eutſcheiden=
eſt und gefährlichſten Waffe. In zukünftigen Kriegen entſcheide
icht die Effektivſtärke einer Armee, ſondern das Material, mit
enr ſie ausgerüſtet ſei. Deshalb müſſe, mit der Herabſetzung
* Materials vor allem ein erſter Schritt getan werden.
Lord Cecil ging dann Punkt für Punkt ſeinen
Reſolutions=
uwurf durch, in dem er die Vorkonferenz auffordert, zu prüfen,
9 die Anwendung gleicher Prinzipien auf die Herabſetzung der
fektivſtärke und des Materials der See=, Land= und
Luftſtreit=
läfte feſtzuſtellen iſt, oder in welcher Weiſe ſie erfolgen ſoll. Mit
eitem Wort ging er dabei auf die Notwendigkeit einer
Herab=
tung und Beſchränkung der ausgebildeten Reſerden ein oder
uf die Notwendigkeit einer Berückſichtigung bei der Beurteilung Ceeilſchen Vorſchlag, der die geſamten Ergebniſſe der bisherigen
er Kampfſtärke der Heere. Ueberhaupt war ſein ganzer Vortrag
nerkwürdig ruhig und nicht von dem Temperament getragen,
As man ſonſt an Lord Robert Ceeil gewohnt iſt.
Die erſte ablehnende Ankwork
elielt der engliſche Vertreter von dem derzeitigen Vorſitzenden
er Abrüſtungs=Vorkommiſſion, dem holländiſchen Geſandten in
garzen Fortſchritt der Abrüſtungsarbeiten im vergangenen der Abrüſtung Rechnung getragen werden müſſe. Eine
Aende=
fihr — bei der Vollverſammlung 1928 den Vorſchlag auf Ein= rung dieſer Methoden, aber werde die bisher unter großen
ütſhendun mit reichlich groben Worten abgefertigt worden, kuſſion wird morgen vormittag fortgeſetzt werden.
deute revanchierte ſich Loudon dafür, indem er erklärte, die Kritik
dord Cecils richte ſich wohl in erſter Linie an die Seemächte,
on deren Einigung ein Fortſchritt in der Abrüſtung abhänge,
Is an die Abrüſtungs=Vorkommiſſion ſelbſt. Im übrigen
wieder=
ſolte Loudon die bekannten Argumente gegen eine
Beſchleuni=
ine Uebereinſtimmung in weſentlichen Fragen erveicht, die man derer erleichtern, die unter den rieſigen Rüſtungsausgaben
eit nicht wieder in Frage ſtellen dürfe, ohne dem ganzen Werk
ſchaden: Er ſei Lord Ceeil, dem großen Champion der Ab= befreien, die das Ergebnis des Wettbewerbes im Bau von
üſtung, dankbar für die neuen Anregungen, die er ihm gegeben Notwendigkeiten der Verteidigung vorbereitet, trotzdem aber ſehr
hierſeits einer Kommiſſion Anweiſungen gebe, in der auch
tichtmitglieder des Völkerbundes vertreten ſeien.
Frankreich gegen den engliſchen Reviſionsankrag.
Die dilatoriſche Behandlung des Lord Ceeilſchen Vorſchlags Beierliche Unkerzeichnung der Schiedsgerichtsklaufel.
durde von den franzöſiſchen Delegierten Maſſigli fortgeſetzt, der
grauf hinwies, daß Frankreich ſchon im Jahre 1925 im Genfer
Rotokoll die Einberufung der endgültigen Abrüſtungskonferenz
erlangt habe. Es ſei auch auf das Nichtzuſtandekommen dieſes
Riotokolls zurückzuführen, daß ſich die Regierungen aus der
Aunruhigung über die Zukunft bisher nicht zu großen
Fort=
gritten in der Abrüſtung hätten verſtehen können. Der heutige Unterzeichnung erfolgt. Der engliſche Außenminiſter Henderſon
dorſchlag werde die ganze mit Ginſtimmigkeit durchgeführte
Ar=
ſit der Abrüſtungsvorkommiſſion, in Frage ſtellen, nur weil
A tlerweile in England ein Regierungswechſel eingetreten ſei, ander. — Dandurand erklärte, daß er für Kanada noch nicht unter=
Aus könne zum Umſturz der bisherigen Ergebniſſe kein Anlaß
drn ewig und es könne in den nächſten. Monaten ſchon wieder
7n Wechſel eintreten,
Graf Bernſtorff über die Hinkergründe dieſer
Mielianerſehugen.
Auf die wirklichen Hintergründe dieſer Auseinanderſetzungen
ging erſt Graf Bernſtorff ein. Er erklärte u. a, wenn hier
ge=
ſagt werde, die bisherigen Arbeiten der
Abrüſtungsvorkommiſ=
ſion ſeien mit Einſtimmigkeit durchgeführt worden, dann müſſe
er doch daran erinnern, daß nicht ein einziger Beſchluß einſtim= Flottenabkommen mit Amerika ſtellen. Wir erinnern uns,
wel=
mig gefaßt worden ſei. Er glaube auch nicht, daß die Stimmung
der Völker mit dem bisherigen Arbeitsergebnis ſo zufrieden ſei,
wie es hier dargeſtellt werde. Im Gegenteil, man könne
hin=
zufriedenheit hören. Wenn man auf dem bisherigen Ergebnis
der Abrüſtungsvorkommiſſion zu einer Konvention gelange, dann
werde das nur bedeuten, daß man für zehn Jahre ein Abkommen
für gegenſeitige Hilfe gegen die Abrüſtung zuſtande bringe. Die
Haltung der deutſchen Regierung zu den Arbeiten ſei bekannt,
Sie habe in der Abrüſtungskommiſſion erklären laſſen, daß ſie
einer Konvention, die keine fühlbare und wirkliche Herabſetzung
der Rieſenrüſtungen bringe, nicht zuſtimmen könne, ſondern der
Mehrheit der Kommiſſion die Verantwortung überlaſſen müſſe.
Er hoffe aber auch heute, daß die Regierungen ihren
Delegier=
ten zur Hauptkonferenz beſſere Anweiſungen mitgeben werden.
Für Deutſchland werde jede Konvention
unan=
nehmbar ſein, die nicht, eine Herabſetzung der
Kontingente unter den Fahnen, der
ausgebil=
deten Reſerven, des Materials im Dienſt und
des Kriegsmaterials in der Reſerve bringe.
Man werfe der deutſchen Delegation vor, ſie wolle das
Heeres=
dienſtſyſtem in einzelnen Ländern ändern; das ſei durchaus nicht
der Fall. Man könne das Heeresſyſtem ſehr wohl beſtehen laſſen,
aber doch ſein Form ändern. Man könne, ohne das Syſtem
um=
zuſtürzen, die Rekrutenkontingente, die Zahl der langdienenden
Mannſchaften, die Dienſtzeit, das Material uſw. herabſetzen.
Bis=
her habe man auf all dieſen Gebieten abſolut nichts getan; man
habe auch abſolut nichts getan auf dem Gebiet des Verzichts auf
die Luftwaffe ſowie auf dem Gebiet der Angriffe auf die
Zivil=
bevölkerung, wie das von deutſcher Seite verlangt worden ſei.
Wenn Lord Ceeil heute eine Reviſion der Arbeiten in der
Vor=
kommiſſion verlange, ſo könne er ihm nur zuſtimmen, dieſe
Re=
biſion müſſe kommen, ſie ſei abſolut notwendig. Denn wenn
man bei den heute beſtehenden tiefgehenden
Meinungsverſchie=
gebnis führen.
Der Reſt der Diskuſſion waren Ablehnungen.
De Marinis=Italien wandte ſich dabei nicht nur gegen den
Abrüſtungsarbeit in Frage ſtellte, er polemiſierte auch gegen die
Bemerkung des Grafen Bernſtorff von dem
Verſicherungsabkom=
men gegen die Abrüſtung. Derartige Worte würden in der
Oeffentlichkeit eine Desilluſion über die Tätigkeit des
Völker=
bundes hervorrufen.
Auch der japaniſche Delegierte Sato erklärte, daß er dem
Cecilſchen Antrag nicht zuſtimmen könne. Es beſtehe kein Grund,
die bisherige Methode der Abrüſtungsarbeiten zu ändern. Seine erwartet. Trotz der Lebensfähigkeit und Wichtigkeit der Idce
Regierung habe ſtets auf dem Standpunkt geſtanden und ſtehe
Karis, Loudon. Der Holländer hat — das iſt bezeichnend für den auch jetzt noch darauf, daß den Bedingungen jedes Landes bei men. und in der Frage der Seeabrüſtung ſieht es ähnlich aus,
ſerufung der Seemächtekonferenz gemacht und iſt dabei von Lord Schwierigkeiten erreichten Ergebniſſe, die auf gegenſeitigen Zu= die Einigkeit mit Japan und Italien einen ſo hohen Wert. Die
geſtändniſſen beruhten, wieder in Frage ſtellen. — Die Dis= Intereſſen von Frankreich und Italien laufen diesmal wirklich
Hoover über die Seeabrüſtung.
Waſhington, 19. September.
Geſtern abend hielt Präſident Hoover im Rundfunk eine
dig der Arbeiten der Abrüſtungs=Vorkommiſſion. Man habe Nede über die Verhandlungen zur Seegbrüſtung, Hoober führte, die beiden angelſächſchen Mächte ichtet, läßt ſich tdenfals
dabei u. a. aus, dieſe Verhandlungen würden Amerika die
Mög=
n der Abrüſtungs=Vorkommiſſion nach dieſen Schwierigkeiten lichkeit nationaler Verteidigung belaſſen, trotzdem aber die Bürde
ſeufzten. Sie würden die Welt von dem Haß und der Furcht
Kriegsſchiffen ſeien. Coolidge habe bereits das Land für die
obz, aber es ſei doch zu überlegen, ob die Volbverſammlung viel für den internationalen Frieden geleiſtet. Die Verteidie denen Flotten geſtellt werden, ſind ſo verſchieden, daß eine
Eini=
gungsrüſtung dürfe das nowendige Maß nicht überſchreiten,
denn ſonſt käme ſie einer Angriffsdrohung gleich. Kein
ameri=
kaniſcher Präſident ſei je dem pazifiſtiſchen oder militariſtiſchen
Extrem zugeneigt geweſen.
* Genf, 19. Sept. (Priv.=Tel.)
Die Unterzeichnung der obligatoriſchen Schiedsgerichtsklauſel
ſammengeführt. Bei der Unterzeichnung gaben die einzelnen
Ver=
treter Erklärungen, über die Vorbehalte ab, unter denen ihre
unterſtrich, daß die Anwendung der Schiedsgerichtsbarkeit keine
iau, denn ſchließlich ſei keine Negterung in demokratiſchen Län= erhalten habe. Der Vertreter Auſtraliens ſtelte die Unterzeiche können, und die Segbrüſtungskonferenz in London ſelbſt wird
nung für ſpäter in Ausſicht, wenn die Beendigung der
innerpoli=
tiſchen Kriſe in Auſtralien es erlaube und ihm die Regierung die
nötigen Inſtruktionen gebe.
* Frankreich und die Reiſe Macdonalds.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, Mitte September.
Die Verſuche der engliſchen Arbeiterregierung, eine
weit=
gehende Verſtändigung mit Amerika, herbeizuführen, haben in
Frankreich vom erſten Augenblick an Mißtrauen und Skepſis
ausgelöſt. In der Annäherung an Amerika ſucht England den
Erſatz für die abgebrochene Entente Cordiale. Das berühmte
Flottenabkommen, welches ſo viel Oppoſition in der Welt
aus=
löſte, iſt begraben, an ſeiner Stelle will Macdonald ein ähnliches
ches Echo in Amerika ſeinerzeit die Nachricht vom engliſch=
fran=
zöſiſchen Flottenabkommen auslöſte. Es iſt alſo keineswegs
überraſchend, daß man in Frankreich dieſelben Töne gegenüber
dem engliſch=amerikaniſchen Flottenabkommen anſchlägt.
Miß=
trauen und Skepſis bildeten den Grund der Stimmung in Paris
bis jetzt, die Skepſis beginnt zu ſchwinden, und das Mißtrauen
wird immer größer.
Man hat in Frankreich nicht ganz unrecht gehabt, als man
feſtſtellte, daß in der angelſächſiſchen Freundſchaft und
Verbrüde=
rung England der werbende Teil iſt und Amerika ſich eher kühl
und etwas ablehnend verhält. Das ändert aber nichts daran,
daß die Einigung über die Seeabrüſtung zwiſchen beiden Ländern
virtuell ſchon vorhanden iſt. Mag ſein, daß das Liebeswerben
Macdonalds für ſehr empfindſame Gemüter Mangel an Stolz
verriet, mag auch ſein, daß ſeine Parteipreſſe alles in einem viel
zu roſigen Licht darſtellt, wir wollen auch den franzöſiſchen
Fach=
leuten glauben, daß England ein ſchlechtes Geſchäft macht, für
den Augenblick aber iſt all das nebenſächlich. In der Frage der
Seeabrüſtung befindet ſich Frankreich in derſelben Lage wie bei
der denkwürdigen Konferenz in Waſhington, welche vielleicht der
größte außenpolitiſche Mißerfolg Briands war.
Wie damals ſteht Frankreich den beiden führenden
Seemäch=
ten gegenüber, und man befürchtet in Paris, daß den Preis der
engliſch=amerikaniſchen Freundſchaft Frankreich bezahlen wird.
Nun verlautet, daß für die kommende
Seeabrüſtungskon=
ferenz London als Schauplatz gewählt wird, und das verurſacht
hier beſondere Verſtimmung. Erſtens, weil man gegen London
als Konferenzort, wie man das auch bei der Vorbereitung der
letzten Konferenz im Haag ſah, die heftigſte Antipathie hegt, denn
ſeit dem Sieg, der Arbeiterpartei iſt London, ein in jeder
Be=
ziehung ungünſtiges Terrain für die franzöſiſche Diplomatie.
und zweitens, weil, man in der Abhaltung der Konferenz in
London eine Benachteiligung des Völkerbundes erblickt.
Ab=
denheiten in die Hauptkonferenz gehe, werde dieſe zu keinem Er= rüſtungsangelegenheiten gehören nun einmal nach franzöſiſcher
Auffaſſung nach Genf, und angeblich ſoll man in den
Völker=
bundskreiſen ähnlich denken.
Die Seeabrüſtungskonferenz wird ſich alſo aller
Wahrſchein=
lichkeit nach ſo geſtalten, daß England und Amerika den anderen
Mächten, Jaxan, Frankreich und Italien, ihre Beſchlüſſe
aufzu=
zwingen ſuchen werden. Die Partie iſt ungleich, denn England
und Amerika beherrſchen praktiſch die Weltmeere, und die anderen
Mächte ſtielen ihnen gegenüber nur eine ſekundäre Rolle, und
dabei iſt es noch zum Teil ungewiß, wie ſich Japan verhalten
wird.
Wir ſahen zuletzt in Genf, daß Frankreich, wenn es mit
Eng=
land uneinig iſt, die Unterſtützung der ganzen Welt ſucht und
ließ Briands Anregung für Paneuropa ſolche Gedanken
aufkom=
denn erſt ſeit dem Abbruch der Entente Cordiale legt man auf
parallel. Das entbehrt nicht einer gewiſſen Fronie. Denn die
Flotten der beiden Länder ſind ſonſt die Hauptkonkurrenten im
Mittelmeer. Japans Stellungnahme läßt ſich — entgegen der
herrſchenden franzöſiſchen Auffaſſung — noch nicht vorausſagen,
ſie hängt von ſehr vielen und komplizierten Faktoren ab.
Eine japaniſche Politik, welche ſich gleichzeitig ſcharf gegen
ſchwer vorſtellen.
Bei der Seeabrüſtung handelt ſich aber nicht nur um
Quan=
titäten, ſondern auch um Qualitäten. Zahl, Größe und
Aus=
rüſtung der Schiffe läßt ſich leicht auf einen gemeinſamen
Nenner bringen. Aber die geopolitiſche Lage der Länder, die
Zahl der Flottenſtützpunkte, die Aufgaben, welche den
verſchie=
gung in der Beſchränkung des Wettrüſtens oder eine
See=
abrüſtung niemals einfach „gerecht” oder „ungercht” genannt
werden kann. Wobei wir das Wort gerecht nur in dem Sinne
brauchen wollen, wie man dies in den intereſſierten Ländern tut.
Jedes Land hat andere Waffen nötig. Frankreich wünſcht
unter anderm möglichſt viele Unterſeeboote und kleine und
mitt=
lere Einheiten. Es iſt leicht zu verſtehen, wie ſtark die
fran=
zöſiſchen Intereſſen geſchädigt werden, wenn die Seeabrüſtung
hat heute nachmittag die Vertreter Englands, Südafrikas In= nach engliſchen und amerikaniſchen Methoden durchgeführt
diens Neuſeelands, Frankreichs Perus und der Tſchechoſlowakei würde. Jedenfalls iſt die Frage der Methoden gefährlicher als
zu einem kleinen feierlichen Akt im Völkerbundsſekretariat zu= die Frage der Zahlen. Und über die Methoden ſind London und
Waſhington bereits einig.
Frankreich wird alſo einen harten Kampf in London
aus=
zufechten haben. Gänzlich verzweifelt tut man aber deswegen
Geltung habe für Streitfälle der engliſchen Staaten unterein= in Paris doch noch lange nicht. Denn die Ueberzeugung herrſcht
vor, daß England und Amerika noch rieſige Schwierigkeiten zu
zeichnen könne, weil er noch keine entſprechenden Inſtruktionen überwinden haben, bevor ſie über alle Punkte, einig werden
auch äußerſt, ſchwierige Fragen zu löſen, haben, ſo daß man
bereits die Möglichkeit einer zweiten Konferenz vorausſieht.
Freitag, den 20 Geptember 1929
Köln, 19. September.
Der Düſſeldorfer Tagung des Reichsverbandes der deutſchen
Induſtrie ging am Donnerstag eine ſtark beſuchte Präſidial= und
Vorſtandsſitzung unter Vorſitz von Geheimrat Prof. Dr. Dr.
Duisberg voraus. Das Präſidium beſchäftigte ſich in
mehrſtün=
digen eingehenden Verhandlungen mit der augenblicklichen
Wirtſchaftslage und den dadurch bedingten Wirtſchafts= und
finanzpolitiſchen Forderungen der deutſchen Induſtrie. Der
Vor=
ſtand nahm zunächſt einen Bericht über dieſe Verhandlungen
entgegen. Zuerſt ſprach Direktor Hans Craemer der
Vor=
ſitzende des Wirtſchaftspolitiſchen Ausſchuſſes im
Reichswirt=
ſchaftsrat über den gegenwärtigen Stand des Reviſions= und
Treuhandweſens in Deutſchland und ſeine
Entwicklungsmöglich=
keiten. Der Berichterſtatter ſetzte auseinander, welche
Bedeu=
tung für die Sicherheit des Wirtſchaftsverhältniſſes einem
hoch=
entwickelten Reviſionsweſen zukommt und ſtellte Vorſchläge zur
Erörterung, deren Verwirklichung für die weitere
Vervollkomm=
nung des deutſchen Reviſionsweſens von Bedeutung ſein würde.
Eingehend befaßte ſich der Vorſtand mit der Reform der
Arbeitsloſenverſicherung. Der Reichsverband iſt mit
der Vereinigung der deutſchen Arbeitgeberverbände der
Mei=
nung, daß, ohne berechtigte ſoziale Geſichtspunkte zu
vernach=
läſſigen, eine finanzielle Sanierung der Reichsanſtalt für
Arbeitsloſenverſicherung auch möglich iſt, wenn eine Erhöhung
der Beiträge vermieden wird. Darüber hinaus betont der
Vor=
ſtand, daß es unbedingt notwendig ſei, die
Arbeitsloſenverſiche=
rung in einer Form durchzuführen, die eine Belaſtung des
Reichshaushaltes ausſchließt. Sei in beſonderen Fällen ein
Dar=
lehen nicht zu vermeiden, ſo müſſe die Reichsregierung durch
Herabſetzung der Leiſtungen für alsbaldige Abdeckung ſorgen.
Der Vorſtand des Reichsverbandes ſieht in der Art, in der
bis=
her die Reform der Arbeitsloſenverſicherung behandelt worden
iſt, einen außerordentlich ſchweren Fehler, der zu den ſchwerſten
Folgen führen müſſe. Obwohl es ſchon vor Monaten klar war,
daß die Arbeitsloſenverſicherung in formeller und materieller
Hinſicht abgeändert werden müſſe, ſei es bis heute noch nicht
ge=
lungen, dem Parlament eine Regierungsvorlage zuzuſtellen, für
die die Reichsregierung in allen Punkten die Verantwortung zu
übernehmen willens ſei. Das zeige, daß man nicht den Mut habe,
aus dem Zuſtand, der von allein einſichtigen Kreiſen als
gefähr=
lich erkannt ſei, die Konſequenzen zu ziehen, die finanziell und
ſtaatspolitiſch notwendig ſeien. Der Reichsverband fordert daher
im Intereſſe der Geſamtwirtſchaft mit größtem Nachdruck eine
ſchleunige Reform der Arbeitsloſenverſicherung, die ihre
Durch=
führung ohne Beitragserhöhung irgendwelcher Art und ohne die
Heranziehung öffentlicher Mittel gewährleiſtet und Mißbräuche
ausſchließt.
Ueber die bevorſtehenden
handelspoliti=
ſchen Entſcheidungen berichtete Dr. Ernſt v. Simſon.
Seine Ausführungen gipfelten unter der Zuſtimmung des
Vor=
ſtandes in der Forderung, daß die deutſche Handelspolitik vor
unklaren Experimenten bewahrt werden müſſe. Der
Vor=
ſtand kam in der nachfolgenden Ausſprache einmütig zu dem
Ergebnis, daß er an ſeiner Entſchließung vom 20. 6. über die
agrarpolitiſchen Forderungen feſthalten müſſe. Der
Vorſtand ſteht auch heute noch auf dem Standpunkt, daß die zur
Wiederherſtellung der landwirtſchaftlichen Rentabilität
geeig=
neten Maßnahmen im Intereſſe der Geſamtwirtſchaft ergriffen
werden müſſen. In dieſem Sinne ſpricht ſich der Reichsverband
auch für eine Erhöhung der Futtermittelzölle aus. Alle
weiter=
gehenden handelspolitiſchen Forderungen der Landwirtſchaft ſind
aber nach Auffaſſung der Induſtrie nur dann vertretbar, wenn
ſie keine unerträgliche Belaſtung für den Konſumenten zur Folge
haben, und das mühſam aufgebaute Werk der Handelsverträge
nicht gefährden.
In Würdigung der Auswirkungen der vom Reichsverband
im September vorigen Jahres gefaßten Beſchlüſſe auf
Einfüh=
rung eines organiſierten Sperrjahres, gelangt der Vorſtand des
Reichsverbandes einmütig zu der Auffaſſung, dieſes Sperrjahr
bis zum 1. Oktober 1930 zu verlängern.
Dann wurde feftgeſtellt, daß die Annahme, die Propaganda
der deutſchen Induſtrie als ſolche ſolle eingeſchränkt werden,
durchaus ungerechtfertigt ſei. Die deutſche Induſtrie ſei nicht
nur im Kampfe gegen die eindringenden ausländiſchen Erzeuger
gezwungen, ſich aller neuzeitlichen Werbemethoden
zu bedienen, ſondern auch gegen den ſcharfen
Wettbe=
werb im Auslande. Daß angeſichts dieſer Sachlage an
eine kritikloſe Beſchränkung der Propaganda nicht gedacht
wer=
den könne, bedürfe keiner beſonderen Betonung. Auf der anderen
Seite liegt es im Intereſſe der Induſtrie ſowohl wie des
ernſt=
haften Verlegergewerbes, gemeinſam an die Bekämpfung von
Schädlingen auf dem Gebiete der Propaganda und an der
He=
bung und Förderung des erprobten Propagandamittels zu
ar=
beiten. Es könne nicht genügend begrüßt werden, daß dieſe
ge=
meinſame Arbeit zwiſchen der Spitzenorganiſation der deutſchen
Induſtrie und den zuſtändigen Organiſationen des
Verleger=
gewerbes auf der ganzen Linie eingeſetzt habe.
Vom Tage.
Das für Königsberg und die geſamte Provinz Oſtpreußen
hochbedeutſame Ereignis der Inbetriebnahme der neuen
Reichsbahnanlagen iſt geſtern mittag in der Empfangshalle des
neuen Perſonenbahwhofs feſtlich begangen worden.
Völkerbundsverſammlung und Völkerbundsrat tagten gleichzeitig
zur Wahl der Erſatzrichter für den internationalen
Gerichtshof im Haag. Ceeil Hurſt, der engliſche Kronjuriſt,
wurde mit 40, der franzöſiſche Kronjuriſt Fromageot mit 37 von 52
ab=
gegebenen Stimmen gewählt.
Der engliſche Antrag auf Einberufung einer
Regierungs=
konferenz der Herſtellerländer von
Opiumerzeug=
niſſen iſt in der Hygienekommiſſion der Vollverſammlung des
Völker=
bundes angenommen worden.
Das ſpaniſche Kabinett hat den Beitritt Spaniens
zum Schiedsgerichtshof beſchloſſen.
Auf Anordnung des Papſtes iſt die Verlegung des „
Oſſer=
vatore Romano” von der außerhalb der Grenze der
Vatikanſtadt gelegenen Druckerei auf das Gebiet
des Vatikans beſchleunigt worden. Die Zeitung wird nicht mehr
dem italieniſchen Preſſegeſetz unterſtehen.
Geſter abend ½9 Uhr erſchoſſen in Warna zwei Macedonier
durch mehrere Revolverſchüfſe den intimen Freund des erſchofſenen
Generals Protogeroff, Georg Barbaroff, das Mitglied des
Zentral=
ausſchufſes der Macedoniſchen Revolutionären Organiſation Oſſepp und
einen dritten Mann, deſſen Perſonalien noch nicht feſtgeſtellt ſind. Die
Täter flüchteten nach dem Meer zu. Das Attentat hat in Sofia große
Aufregung verurſacht.
Der ſtellpertretende Finanzkommiſſar der
Sowjetunion Frumkins wurde auf Grund eines Beſchluſſes
des Hauptvollzugsausſchuſſes der Sowjetunion ſeines Amtes
ent=
hoben. Frumkins, der der Rechtsoppoſition angehörte, hatte
ge=
legentlich einer Beſprechung über Agrarreform die Redewendung
„Degradation der Landwirtſchaft” gebraucht und dadurch den Unwillen
der leitenden Kreiſe hervorgerufen.
In Anerkennung ihrer großen Verdienſte um die engliſche Nation
hat die Londoner Stadtverwaltung beſchloſſen, dem
Pre=
mierminiſter Macdonald und dem Schatzkanzler Snowden
das Ehrenbürgerecht der Stadt London zu verleihen.
Eine große Revolte Faiſſals gegen die Herrſchaft
Ibn Sauds, des Königs des Hedſchas und des Nedſchd, iſt in der
arabiſchen Wüſte ausgebrochen.
* Berlin, 19. September. (Priv.=Tel.)
Der Reichstag ſoll nun alſo doch — ſo will es wenigſtens die
Regierung — am 30. September zuſammentreten, um in einer
Sondertagung das Problem der Arbeitsloſenverſicherung ſo oder
ſo zu erledigen. Dieſen Beſchluß des Reichskabinetts könnte man,
venn ein entſprechender Führerwille vorhanden wäre, als eine
Art Flucht in die Oeffentlichkeit deuten, um dadurch die Parteien
zu zwingen, auch nach außen hin die Verantwortung dafür zu
übernehmen, wie ſie durch die Ueberſpannung ihrer Forderungen
die Reichsfinanzen ſabotieren. Aber an dieſem Führerwillen hat
es bisher vollkommen gefehlt, und man ſieht noch nicht, wie die
Regierung durch die Kriſe der Arbeitsloſenverſicherungsreform
ſteuern will, ganz abgeſehen von den ſonſtigen Schwierigkeiten,
die entſtehen müſſen in dem Augenblick, wo der Reichstag wieder
beiſammen iſt. Sie werden allerdings abzudrehen ſein, da die
Tagung von vornherein auf wenige Sitzungen begrenzt iſt. Eine
außenpolitiſche Debatte wird man verhindern können und auch
die übrigen Streitfragen zurückſtellen bis zur eigentlichen
Winter=
tagung, die bekanntlich zuſammen mit der franzöſiſchen Kammer
auf den 25. Oktober angeſetzt war. Nachdem jetzt der
Zuſammen=
tritt der Organiſationskomitees ſich verzogerte und dadurch
auto=
matiſch der Termin der Haager Schlußkonferenz hinausrückt, wird
es vermutlich doch Anfang November werden, bis die Ratifikation
des Young=Planes im Reichstag zur Debatte kommt. Aber das
ſind ſpätere Sorgen. Für den Augenblick handelt es ſich lediglich
um die Verſicherungsreform.
Hier ſind wir aber von einer Einigung der
Regie=
rungsparteien heute weiter entfernt als im
Juli. Die interfraktionellen Beſprechungen haben zwar am
Donnerstag einen Erfolg gehabt, indem ſich die
Regierungspar=
teien über die Unterſtützung der Lehrlinge einig werden konnten.
Die Nebendinge machen jetzt keine Schwierigkeiten mehr, aber die
Hauptſache. Geſetzestechniſch bedeutet es natürlich eine
Erleichte=
rung, daß die urſprüngliche Regierungsvorlage in zwei Entwürfe
zerlegt wurde. Das Hauptgeſetz wird man vielleicht über die Bühne
gehen laſſen können, aber es bleibt ein Torſo ohne das Sonder=
geſetz, denn
um die Ver
unabhängig zu machen. Das Kabinett ſelbſt rechnet offenbar
da=
mit, daß es gelingen wird, die Sozialdemokraten, die am Freitag
beraten wollen, zum Nachgeben zu bringen, ſo daß ſie wenigſtens
die Vorlage in der Faſſung des Reichsrates annehmen, und daß
dann mit Hilfe einer Zufallsmehrheit gegen die Stimmen der
Jolkspartei auch dieſes Sondergeſetz angenommen wird. Ob dieſe
Rechnung auch nur Wahrſcheinlichkeitswert beſitzt, iſt im
Augen=
blick ſchwer nachzuprüfen.
Nummer 263
Die Nriie in Beſterreng.
ine
des Heimatſchußes.
EP. Wien, 19. September
ie Bundesführung der Selbſtſchutzverbände veröffentlick
geſtern eine Kundgebung, in der ſie gegen die Verſuche einzelrn
Politiker, „die Verfaſſungsreform durch parlamentariſche Kni.
und Kompromiſſe um ihren tiefen Sinn und entſcheidende Wn.
kung zu bringen”, Stellung nimmt. „Die Heimatwehre wi
diesmal,” ſo heißt es in der Kundgebung weiter, „ihre garn
Macht einſetzen, um eine halbe Löſung zu verhindern. Wein
werden für den 29. September in der Umgebung Wiens vin
große Aufmärſche angekündigt, die den Blick der bodenſtändigi
Bevölkerung für die Entwicklung der politiſchen Dinge in Win
ſo ſchärfen werden, daß kein Politiker mehr den Ernſt der Lag
verkennen könne.
Die Halkung Schumns zum Heimwehr=Aufruf.
In der heutigen Sitzung des Rechnungshofausſchuſſes ergr
der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Dr. Deutſch vor Eintritt
die Debatte das Wort, um die Regierung wegen des geſtrign
Artikels der Heimatſchutzleitung zu interpellieren. Er ſtellte fe
daß dieſe Vorgänge im Ausland ſtarke Beunruhigung hervorr;,
fen. Wenn auch die Sozialdemokraten die Entwicklung ruh/
verfolgten, ſo müſſe er doch von der Regierung eine Stellung
nahme verlangen und hören, welche Maßnahmen die
Regieru=
zu treffen beabſichtige.
Vizekanzler Schumy erklärte in Beantwortung der Inte
pellation, daß er in der fraglichen Veröffentlichung der Heimat
ſchutzverbände die Sinneskundgebung einer Gruppe erblicke, Si
für die Regierung nicht maßgebend ſein könne, weil die
Regi=
rung von den parlamentariſchen Parteien gewählt worden ſ.
Obwohl er an dieſer Stelle nicht für den Bundeskanzler, ſondem
nur im eigenen Namen als Reſſortminiſter des Innern ſpreck.
könne er ſagen, daß er auf dem Standpunkt des Parlamentarig
mus ſtehe, wonach die Regierung lediglich den politiſchen Pau
teien und den Wählern verantwortlich ſei. Nur dies ſeien di
Faktoren, die über das Schickſal einer Regierung zu entſcheiden
hätten. Außenſtehende könnten allerdings Wünſche und Foy
derungen äußern, von denen man auch Notiz nehmen könne, ohnef
daß ſie aber beſtimmend für die Regierung wären. „Die Heirn
wehrbewegung,” ſo fuhr der Vizekanzler fort, „iſt fraglos eine
minente und größe Bewegung, und es iſt klar, daß man üb
ſolche Erſcheinungen in einem demokratiſchen Staat nicht hinweg
gehen darf. Es wäre ein Fehler, wenn man eine ſolche Entwic
lung ignorieren würde." Zum Schluß verſicherte Vizekanzl/
Schumy nochmals, daß er den Standpunkt abſoluter Legalit ä
einnehme und ſeine Handlungen ſich ausſchließlich auf der Grund
lage der Geſetze und der Verfaſſung bewegen werden.
Weitere Haftenklaſſungen in der Sprengftoff-=Affäre.
Berlin, 19. September.
Die beiden in der Sprengſtoffangelegenheit verhafteten Ho
beſitzer Amandus Viek, Vater und Sohn, aus Rönne ſinn
geſtern aus der Unterſuchungshaft entlaſſen worden, da feſtgeſtelſ
worden iſt, daß ſie nicht in Beziehung zu den Sprengſtof
anſchlägen ſtehen. Das in ihrem Hauſe gefundene Waffenlage
ſtammt aus dem Jahre 1920 von demobiliſierten Baltikumtrupper
Wegen des Beſitzes dieſer Waffen werden ſich die beiden vor de
örtlichen Juſtizbehörden in einem von der Unterſuchung del
Sprengſtoffangelegenheit völlig getrennten Verfahren zu veran
worten haben.
Von den aus Altona hierhergebrachten, in der Sprengſtof
angelegenheit beſchuldigten 21 Perſonen, die im Laufe des
geſ=
rigen Tages von dem Unterſuchungsrichter Landgerichtsdirekto
Maſur ſämtlich vernommen worden ſind, wurde gegen 15 Hafr
beſehl erlaſſen. Aus der Haft entlaſſen wurden außer den bereit
gmeldeten Hofbeſitzern Amandus Viek, Vater und Sohn, de
Chauffeur Lorenz, Redakteur Kühl, Kaufmann Kurze und Hof
beſitzer Schade. Die in Berlin Verhafteten, Mitglieder der ſo
genannten Timm=Gruppe, gegen die bereits Haftbefehl des Ven
nehmungsrichters vorliegt, werden heute oder morgen vernommen
werden. Die Entlaſſung der ſechs Genannten erfolgte, weil kein
bringender Fluchtverdacht vorlag; jedoch iſt der
Tatverdach=
gegen ſie keineswegs entkräftet, und die Ermittlungen werder
fortgeſetzt. Hofbeſitzer Schade und Chauffeur Lorenz ſind,
wi=
wir aus Itzehoe erfahren, aus Berlin abgereiſt und in Itzeho
bereits eingetroffen.
Auf keinem Gebiet der Hygiene tritt ihre ungeheure
Bedeu=
tung für die Volksgeſundheit ſtärker hervor als auf demjenigen,
das ſich mit den Schutzmaßnahmen zur Verhütung von
Berufs=
krankheiten und Geſundheitsſchädigungen, durch Berufsarbeit,
Induſtrie, Gewerbe beſchäftigt und allgemein unter dem Begriff
Gewerbehygiene zuſammengefaßt wird. Die Gewerbehygiene iſt
dabei keineswegs ein Sondergebiet der Medizin. Sie kann ihren
Aufgaben nur dann voll gerecht werden, wenn Staat,
Arbeit=
geber, Arbeitnehmer mit dem Techniker und Arzt
zuſammen=
arbeiten. Dabei erwachſen dem Arzt die Aufgaben, die durch
die immer komplizierter werdenden Arbeitsvorgänge
entſtehen=
den geſundheitlichen Gefahren zu verfolgen und zu beobachten
und auf Grund dieſer Erfahrungen Richtlinien zu ihrer
Ver=
meidung aufzuſtellen. Die Verhütung und Beſeitigung gelingt
aber nur in der Zuſammenarbeit mit allen beteiligten Inſtanzen
und Berufsvertretern.
Die Art dieſer Zuſammenarbeit trat deutlich auf der
dies=
jährigen Tagung der Deutſchen Geſellſchaft für Gewerbehygiene
am 17. und 18. September in Heidelberg entgegen. Zwei
wich=
tige Themen aus dem Gebiet der Fabrikhygiene, Fabrikbau
und Fabrikſpeiſung, ſtanden zur Verhandlung. Zu dem
erſten Thema nahm zunächſt der bekannte Berliner Hygieniker
Prof. Dr. Hahn in Gemeinſchaft mit Dr. Eiſenberg vom
ärzt=
lichen Standpunkt aus in einem ausführlichen Referat Stellung.
Die Herren wieſen darauf hin, daß beim Fabrikbau beſonders
zwei Geſichtspunkte für die Hygiene von größter Bedeutung ſind:
1. die Einwirkung der Fabrikanlage auf die Umgebung, und
2. die Einwirkung auf die in der Fabrik tätigen Menſchen. Auf
die Erörterung der ſchwierigen Fragen der Beſeitigung von
Ab=
fallſtoffen, der Verhütung der Rauchbeläſtigung uſw. ſoll hier
nicht eingegangen werden. Dagegen ſcheint ein Punkt beſonders
bemerkenswert, das iſt die Forderung, den Bauplatz der
Fabrik=
anlage von vornherein genügend groß zu wählen, da die
Er=
fahrung gezeigt hat, daß die meiſten Schwierigkeiten in
hygieni=
ſcher Beziehung durch Raumbeengung hervorgerufen werden.
Bei der äußeren und inneren Geſtaltung des Fabrikbaus wurde
auf die häufig zu findende Ueberſteigerung der Fenſtergröße
hin=
gewieſen, die durch das berechtigte Verlangen nach Licht und
Luft bedingt iſt, durch die aber anderſeits ſehr viel Wärme ver=
loren geht, ſowie auf den Mangel von Nottreppen an den
Außen=
wänden. Beſonderer Wert wird auf die getrennte Anlage der
Waſch= und Ankleideräume ſowie der Speiſeräume gelegt. Der
Zugang zu den Speiſeräumen ſoll nur unter Paſſieren der
Waſchräume erfolgen können. Bei der Auswahl des
Baumate=
rials müſſen neben, den rein techniſchen Geſichtspunkten vor
allem die hygieniſchen der Wärmeleitung und der
Schall=
dämpfung berückſichtigt werden. Der Lärm und die
Erſchütte=
rungsſchwingungen der Maſchinen müſſen möglichſt an ihrer
Entſtehungsſtelle, alſo an der Maſchine, abgefangen werden, und
zwar durch Auswahl geeigneten Baumaterials.
Der techniſche Referent, Oberregierungsrat Emele vom
badiſchen Miniſterium des Innern, ſprach über die Art der
Zu=
ſammenärbeit der Gewerbeaufſichtsbeamten mit den
Baubehör=
den bei der Prüfung von Fabrikbauanlagen. Leider macht ſich
noch ein Mangel an ſyſtematiſcher Forſchung auf dieſem Gebiet
fühlbar, der aber durch das reiche Erfahrungsmaterial, das die
Gewerbeaufſichtsbeamten und Gewerbeärzte in ihren
Jahres=
berichten niedergelegt haben, weitgehend ergänzt werden kann.
Schließlich ſprach Prof. Pölzig=Charlottenburg über die
Zu=
ſammenarbeit von Ingenieur und Architekt beim Fabrikbau. Er
wies darauf hin, daß die Fabrikarchitektur anfangs lediglich
durch techniſche Forderungen beſtimmt war. Im Laufe der Zeit
hat ſich aber eine ausgeſprochen architektoniſche Eigenart im
Fabrikbau entwickelt, die an zahlreichen Beiſpielen erklärt und
demonſtriert wurde.
Die Frage der Fabrikſpeiſung, mit der man ſich am
zweiten Verhandlungstage beſchäftigte, ſetzte zunächſt eine
aus=
führliche Erörterung über die wiſſenſchaftlichen Grundlagen der
Volksernährung voraus, die von dem Hygieniker der
Heidelber=
ger Univerſität, Prof. Gotſchlich, in umfaſſender und
grund=
legender Weiſe dargelegt wurden. Prof. G. wies auf die große
Bedeutung ausreichender Eiweißernährung für den arbeitenden
Menſchen hin und betonte, daß bei voller Anerkennung der
Be=
deutung des Vitamingehalts einer Nahrung kaum zu befürchten
ſei, daß Erwachſene bei der hierzulande üblichen Form der
Er=
nährung je einen Vitaminmangel erleiden könnten. Dann ſprach
Gewerbemedizinalrat Dr. Gerbis über die ärztlichen Probleme
der Fabrikſpeiſung. Er hält eine warme Mittagsmahlzeit für
den Fabrikarbeiter für notwendig. Um die Mittagszeit fangen
die Kräfte des Arbeiters etwas an nachzulaſſen. Eine
Kraft=
erneuerung iſt dringend geboten. Das warme Mittageſſen iſt
leichter verdaulich als die mitgebrachte kalte Koſt. Freilich wird
die allgemeine Durchführung einer warmen Mittagsſpeiſung de
Arbeiter auf mancherlei Widerſtände ſtoßen, und nur ſchrittweiſ
erfolgen können. Der Widerſtand geht zum Teil von den
Arbei=
tern ſelbſt aus. Die Abneigung der Arbeitnehmer gegen dr
Fabrikſpeiſung beruht zum großen Teil auf der Kürze der
Pau=
ſen, zum geringeren Teil darauf, daß die Geldausgabe für di
Mahlzeit geſcheut wird. Daneben ſpielen perſönliche
Wünſch=
eine Rolle. Man will bei der Hauptmahlzeit mit der
Famili=
zuſammen ſein und verlegt das Mittageſſen daher auf der
Abend. So verſtändlich dieſe Bedenken im einzelnen Falle ſein
mögen, ſo ſollten ſie doch im Intereſſe der Erhaltung der Ar
beitskraft bekämpft werden. Auch bei der Fabrikſpeiſung dar
die Pauſe nicht zu kurz ſein. Durch die Mittagsmahlzeit trit
ein ſtärkerer Blutandrang zu den Verdauungsorganen ein, de
von einer velativ geringen Durchblutung des Gehirns gefolgt iſt
So entſteht eine gewiſſe Erſchlaffung, die bei ſofortiger
Wieder=
aufnahme der Arbeit nach dem Eſſen nur unter ſtärkerer
Willens=
anſpannung überwunden werden kann. Dieſe Mittagsermüdunge
wird viel beſſer und leichter überwunden, wenn ſich der Arbeitel—
nach dem Eſſen noch kurze Zeit erholen oder in der Unterhaltunge
mit Arbeitskameraden ablenken kann. Deshalb iſt in jedem
Faue=
eine Mittagspauſe von mindeſtens einſtündiger Dauer zu ſole
dern. Bei einer Beſprechung der praktiſchen Maßnahmen zu—
Durchführung der Fabrikſpeiſung unterſchied Dr. Reutti=Berliſg.
drei Methoden: 1. Einnahme von mitgebrachten Speiſen, 2. Fele
haltung von einnahmefertigen Speiſen, 3. Kantinen oder Kaſinds
Jedes dieſer Verfahren erfordert beſondere Einrichtungen, deren
Wert gegeneinander abgewogen wurde, wobei vom
Standpunt-
des Arbeitgebers die Erhöhung der Leiſtungsfähigkeit, boſ
Standpunkt des Arbeitnehmers die Bedeutung für ſeine Gefunds
heit und ſein Wohlbefinden maßgebend ſind. Trotz des Dee
ſtehens muſtergültiger Einrichtungen dieſer Art beſteht noch teſhe
Einigung über das beſte Verfahren. Es iſt Aufgabe der wiſſell
ſchaftlichen Forſchung, hier zu einer einwandfreien Klärung de
kommen und die noch beſtehenden Widerſtände durch hygieniſche
Volksbelehrung zu beſeitigen.
Aus der großen Zahl von Sonderfragen, die des weiterer!
behandelt wurden, ſeien vor allem die Probleme der Arbeit im
Sitzen und Stehen hervorgehoben, bei der die großen Fortſchrinle
der Arbeitsphyſiologie, der wiſſenſchaftlichen Schweſter der
Ge=
vverbehygiene, eindrucksvoll in Erſcheinung traten.
Die teilnehmenden Aerzte vereinigten ſich im Anſchluß darar1
zui einer Ausſprache über die Behandlung der gewerblichem
Dr. G. Kaufmann.
Berufskrankheiten.
Rummer 261
orden
Uer,
e und
Die ſchwere Not der Landwirkſchaft. — Wege zur
Am Mittwoch wurde, wie von uns ſchon kurz berichtet, die
5. Vollverſammlung des Deutſchen Landwirtſchaftsrates in
9Tünſter i. W. eröffnet. Sie iſt deshalb von beſonderer
Bedeu=
tiang, weil auf ihr eine Klärung des Verhältniſſes der
Landwirt=
ſchaftsführer und des Reichsernährungsminiſters Dr. Dietrich
erwartet wurde, das bekanntlich in den letzten Wochen
außer=
ordentlich geſpannt war.
Nach kurzer Begrüßung durch den Präſidenten des Rates,
Dr. Brandes, ergriff Dr. Dietrich ſelbſt das Wort zu längeren
Ausführungen über die Agrarnot. Nachdem er zunächſt die
grundſätzliche Bedeutung der Landwirtſchaft für die Entwicklung
der deutſchen Geſamtwirtſchaft hervorgehoben hatte, ſprach er
über die ergriffenen oder zu ergreifenden Maßnahmen, die dieſer
Notlage ſteuern ſollen: eine erträgliche Preisgeſtaltung für
Ge=
treide und Großvieh; Maßnahmen zur Ablöſung der
Rentenbank=
grundſchuld; Zuſammenſchluß der landwirtſchaftlichen
Genoſſen=
ſchaften zu einer großen Organiſation. Leider ſei es noch nicht
möglich geweſen, das Reichsmilchgeſetz durchzubringen, doch
werde mit einer Annahme während der Winterſaiſon des
Reichs=
tages gerechnet. — In Ergänzung der Ausführungen Dr.
Diet=
richs ſprach der preußiſche Landwirtſchaftsminiſter Dr. Steiger
— Nach verſchiedenen kurzen Anſprachen nahm Profeſſor Dr.
Brandes das Wort zu ſeinem großen Referat über die
Stellung=
nahme zum Rentabilitätsprogramm der Landwirtſchaft. So
be=
grüßenswert und außerordentlich notwendig eine ſorgfältigere
und den ökonomiſchen Verhältniſſen angepaßte Organiſation der
landwirtſchaftlichen Betrieube ſei, ſo führe ſie nicht allein zum
Ziel. Notwendig ſei eine etwa 25prozentige Einnahmeerhöhung
beſonders bei Getreide, Fleiſch und Milch. — In ähnlicher Weiſe
erblickte der folgende Referent, der Direktor der
Diskontogeſell=
ſchaft Dr. Solmßen, in ſeinen Ausführungen über den „
Young=
plan und die deutſche Landwirtſchaft” in einer Stärkung der
Wirtſchaftslage der deutſchen Agrarkreiſe die notwendige
Voraus=
ſetzung für die Erfüllung der deutſchen Zahlungsverpflichtungen.
Neben der Einfuhrminderung in landwirtſchaftlichen
Erzeug=
niſſen ſei vor allem auch anzuſtreben eine weitergehende und
ver=
beſſerte Anwendung des Warenkredits, wozu die
Abſatzorgani=
ſationen weſentlich ausgebaut werden müßten. — Nach ſeinen
Ausführungen ſtellte Dr. Dietrich nochmals feſt, daß die gegen
das Reichsernährungsminiſterium erhobenen Vorwürfe
betref=
fend das Reichsmilchgeſetz nicht gerechtfertigt ſei. Der Miniſter
begab ſich bald darauf nach Berlin zurück. Nach mehreren kurzen
Diskuſſionsreden wurden zwei Entſchließungen abgefaßt, des
Iuhalts, daß der Deutſche Landwirtſchaftsrat die bisher zu
ſtärk=
ſter Milderung der Agrarnot getroffenen Maßnahmen der
land=
wirtſchaftlichen Führer billige, daß er eine Möglichkeit, aus den
Nöten herauszukommen, nur in einer zielbewußten Umſtellung
der deutſchen Wirtſchaftspolitik unter Berückſichtigung der
Land=
wirtſchaft erblicke, da nur, wenn ſie wieder leiſtungsfähig ſei, auch
die Zahlungen des Youngplans geleiſtet werden könnten. Die
nötige Grundlage zur Sanierung ſei durch Einberufung eines
aus Sachverſtändigen beſtehenden Komitees zu ſchaffen, in dem
ein bis in alle Einzelheiten ausgearbeitetes landwirtſchaftliches
Programm entworfen würde.
* Die ſchwere Not der Landwirtſchaft hat vor allem ihre
Urſache darin, daß die Preiſe der Agrarprodukte in den letzten
Jahren hinter den Preiſen der Induſtrieprodukte — zu denen
vor allem auch die landwirtſchatlichen Bedarfsartikel gehören —
zurückgeblieben ſind, und zwar infolge einer allgemeinen
welt=
wirtſchaſtlichen Agrarüberproduktion. Die Verhältniſſe gerade
der, amerikaniſchen Landwirtſchaft, die bisher wenigſtens in
ſchroffem Gegenſatz zu der ſonſtigen allgemeinen Proſperität
ſtanden, zeigen das ſehr deutlich. So iſt es klar, daß der
Land=
wirtſchaftsrat ſich beſonders mit dem Prohlem einer
Preisſtabili=
ſierung, wenn möglich einer gewiſſen Preisverbeſſerung
aus=
ſeinanderſetzte. Eine ſolche Preisverbeſſerung, die auch durch
ſtrenge Zollaktionen geſtützt werden könnte, kann allein aber
einen dauernden Erfolg nicht herbeiführen. Vor allem ſcheint
uns doch, als ob es ſich darum handeln müſſe, die
Organiſations=
formen und Betriebsmethoden, vor allem auch die
Abſatzorgani=
ſation der Landwirtſchaft zu überprüfen. Das Beiſpiel etwa
Dänemarks. auf das immer wieder verwieſen werden kann, iſt
dafür arßerordentlich lehrreich. So beſchäftigte ſich denn die
Tagung auch ſehr ſtark mit dieſen Fragen und kam zu dem
Er=
gebnis, beſondere Fachbenner mit einer Bearbeitung zu betrauen.
Neben einer Entſchuldung der Landwirtſchaft, die gewiſſe Mittel
freimacht, ſcheint aber vor allem ſehr notwendig zu ſein eine viel
weitgehendere Handhabung des Lombardierungsgeſchäftes.
Gerade der Wavenkredit iſt für den Landwirt von außerordent=
Großes Haus. — Donnerstag, den 19. September 1929.
Romantiſche Oper von Richard Wagner.
Die Umbeſetzung der Senta durch Elſe Varena, die
heute abend ſtattfand, ergab eine ſehr intereſſante Variation. Es
iſt, wie ich ſchon oft betonte, abwegig, Künſtlerleiſtungen von
Rang miteinander zu vergleichen, weil es zu ſchiefen Urteilen
führen muß. Jede künſtleriſche Arbeit hat das Recht, aus ihr
ſelbſt beurteilt zu werden.
Aus dem ihr eigenen Bezirk, aus dem Wollen einer ſtarken,
unkomplizierten Perſönlichkeit, geſtützt auf ein dunkelgefärbtes,
großes Stimmaterial, ſtellte Elſe Varena eine in ihrer Weiſe
überzeugende Geſtalt in den Mittelpunkt der Handlung, kraftvoll
neben die Holländerfigur. Ihre Charakteriſierung erwächſt nicht
aus der Schwärmerei eines überſpannten Mädchens, ſondern
aus der Opferbereitſchaft einer heldenhaften Geſinnung. Die
Künſtlerin geht nicht Einzelzügen nach, ſie findet in der großen,
einheitlichen Linie ihre Stärke und ſingt ihre Rolle mit einer von
edlem Pathos getragenen Dramatik.
So ſtehen zwei feſſelnde Löſungen der Sentafigur
gleich=
v. H.
berechtigt nebeneinander.
Kleines Haus. — Donnerstag, den 19. September 1929.
„Der Herr ſeines Herzens”.
Schauſpiel von Paul Raynal.
Man ſoll den Inhalt ſolcher Schauſpiele nicht vor der
Auf=
führung leſen. Sonſt fällt die Spannung weg. (Es iſt daher auch
theater=unpolitiſch, ihn auf den Zettel zu drucken!)
Ich hatte das Glück, die Inhaltsangabe nicht geleſen zu
haben. So blieb mir die Spannung erhalten, und die
Span=
nung auf den Ausgang iſt bei dieſem Raynal ſehr weſentlich.
Die Spannung, ob Aline, die Herzogin von Rege, ihr Herz
dem jungen Simon oder ſeinem Freund Henry ſchenkt!
Hier=
über werden die Fäden drei Aufzüge hindurch geſponnen. Mäßige
2ſellen der Erregung kräuſeln die Fläche der gepflegten
Unter=
hältung. Die in dem franzöſiſchen Schauſpiel geſchätzten Hügel
der Aufopferung ſteigen zu Bergen an. Doch allzuviel Aufopfe=
Freitag, den 20. September 1929
licher Bedeutung, ſetzt aber natürlich eine Standardiſierung der
Erzeugung voraus, was denn wiederum die Verbindung mit der
Frage der Organiſation und Betriebsführung herſtellt. Auch
dieſe Frage angeſchnitten zu haben, iſt zweifelsohne ein Verdienſt
der Tagung. Von politiſchem Intereſſe iſt es, daß die Ver,
ſammlung — wie es in der Rede Dr. Solmßens deutlich zum
Ausdruck kam — mit hörbarem Ruck ſich von Hugenberg und
ſeinen Volksbegehrenswünſchen abwandte. Wenn natürlich auch
ſchwere Bedenken gegen den Youngplan geltend gemacht wurden,
ſo fiel doch der Satz: Der Youngplan iſt eine politiſche und keine
wirtſchaftliche Löſung. Womit denn das anerkannt wurde, was
von Hugenbergſcher Seite, und zu ihr ſtand bis dato — jetzt iſt
es ja anders — auch ein Großteil der Landwirtſchaft, beſtritten
wurde: daß nämlich auch der Youngplan keine endgültige,
ſon=
dern eine Zwiſchenlöſung ſei. Das bisherige Ergebnis des
Land=
wirtſchaftstages kann alſo ſowohl in agrarwirtſchaftlicher als auch
allgemeinpolitiſcher Hinſicht durchaus begrüßt werden.
Hamburg, 19. September.
Anläßlich der Tagung der Hauptgemeinſchaft des Deutſchen
Einzelhandels fand heute eine öffentliche Kundgebung ſtatt, die
beſtimmt war, der Oeffentlichkeit von den Wünſchen und
Be=
ſchwerden des deutſchen Einzelhandels Kenntnis zu geben. Der
* Gewiß muß die Politik von einer geiſtigen und
gefühls=
mäßigen inneren Haltung getragen werden, die die alten
Grie=
chen das Pathos nannten. Von einer wirklichen Ueberzeugtheit,
von einer Grundidee. Dieſe Idee iſt in unſeren Zeiten die
nationale. Was man der einſtigen „Kabinettspolitik” vorwarf,
war, daß es ſich um das kluge, raffinierte, aber von keiner
wirk=
lich das Ganze umfaſſenden Idee getragene Spiel routinierter
Diplomaten gehandelt habe. Und gewiß iſt dieſer Vorwurf in
manchen Fällen nicht unberechtigt. Hinter der Politik eines
Landes, eines Staates muß das Wollen des Volkes ſtehen, wenn
ſie wirklich auf die Dauer etwas nützen ſoll. — Soll das, was
hier geſagt wurde, nun eine Verteidigung jener Art von „Politik”
— ſie kann nur in Gänſefüßchen angeführt werden — ſein, die
da meint, mit dem wüſten Geſchrei der Gaſſe wahrhaft politiſche
Probleme löſen zu können? Es hieße den Sinn des Wortes
„Politik” mißverſtehen, wollte man das oben Geſagte ſo etwa
deuten. So notwendig es insgeſamt iſt, daß die Politik von
einem ſittlichen Bewußtſein getragen wird, ſo unendlich
not=
wendig iſt es, daß in den einzelnen Fragen nicht die Leidenſchaft
vorwalte, ſondern die klare und ſachliche Erwägung. Mit
Nüch=
ternheit müſſen alle Fragen der Politik betrachtet werden, wenn
man Ausſicht haben will, in ihnen eine kluge und nützliche
Ent=
ſcheidung zu treffen. Um ſo größer muß die Sachlichkeit in
politi=
ſchen Dingen ſein, je ernſter und entſcheidender die Fragen ſind,
vor deren Löſung man ſteht. In allen Dingen iſt Nichtswiſſen
gefährlich. Nirgends aber gefährlicher als da, wo es ſich um die
Zukunft eines Volkes handelt. Sie kann und darf nicht beſtimmt
werden in Aufregung und Uebereiltheit. Unverantwortlich iſt
es, die Leidenſchaften eines Volkes da aufpeitſchen zu wollen,
wo es gilt, in aller Ruhe und Sachlichkeit den Problemen auf
den Grund zu gehen. Und das iſt heute für das deutſche Volk
notwendig, wo es ſich um die Uebernahme des Youngplans
han=
delt. Schon deshalb iſt die wüſte und wütende Agitation der
Gaſſe gefährlich, weil dadurch die Gehirne des deutſchen Volkes
in einem Augenblick verwirrt werden, wo es gerade gilt, Verſtand
und Nerven zu zeigen.
Das Problem des Youngplanes iſt zweifellos mit der
Poli=
tik aufs engſte verbunden. Aber dennoch iſt es in ſeinen
Grund=
zügen ein ökonomiſches Problem. Notwendig iſt es daher, daß
ſich maßgebende Männer der Wirtſchaftswiſſenſchaft zu ihm
äußern. Und es iſt auf das lebhafteſte zu begrüßen, daß jetzt
Einer in klarſter und ſachlichſter Weiſe dies getan hat, den wir
ſpohl — ohne andern damit nahetreten zu wollen — als den
Vertreter der ökonomiſchen Wiſſenſchaft bezeichnen können, der den
wirtſchaftlichen Tatſachen am meiſten gerecht wird. Es iſt der durch
ſein erſt kürzlich erſchienenes und ſo außerordentlich
leſenswer=
tes Buch: „Ende des Kapitalismus” bekannte Münchener
Ge=
heimrat Profeſſor Dr. Adolf Weber. Er hat in dieſen Tagen
eine kleine Broſchüre erſcheinen laſſen: Reparationen —
Young=
plan — Volkswirtſchaft*), in der auf knappſtem Raum in einem
*) Adolf Weber. Reparationen, Youngplan, Volkswirtſchaft.
Wirt=
ſchaftsprobleme der Gegenwart. Heft 1; Junker und Dünnhaupt
Ver=
lag, Berlin. Broſchiert 2,40 RM.
rung auf dem Feld der Liebe tut erfahrungsgemäß nicht gut,
und ſo — doch halt, nun will ich die Spannung den Beſuchern
der künftigen Aufführungen nicht nehmen!
Daß es ſolche in hübſcher Zahl geben wird, möchte ich nicht
bezweifeln. Denn die geſtrigen Hörer folgten angeregt und
ge=
ſpannt dem Verlauf des Schauſpiels, das, um auch eine
literar=
geſchichtliche Anmerkung zu geben, in ſeiner Entſtehung
Ray=
nals vielgeſpieltem „Grabmal des unbekannten Soldaten”
voraufgegangen iſt.
Carl Werckshagen ſchloß als Spielleiter das Trio
wir=
kungsvoll zuſammen.
In der Rolle der Herzogin ſtellte ſich als künftige Salondame
Sybille Flemming vor. Tochter der Dichterin Thekla
Lingen, in Petersburg geboren, Debütantin am Berliner
Schau=
ſpielhaus, Gaſtſpiel in Südamerika. Dame, alſo zur „
Salon=
dame” prädeſtiniert. Stattliche Erſcheinung, ausdrucksvolle Züge,
aber wenig klangvolles Organ, daher öfters unverſtändlich. In
der Darſtellung verſtändnisvoll und feſſelnd.
Den aufopferungsvollen Henry, den „Herrn ſeines Herzens”.
ſpielte Siegfried Nürnberger in kluger Zurückhaltung.
Wer=
ner Hinz iſt mehr zum beweglichen Komiker geboren, als zum
jungen Liebhaber, den er geſtern darzuſtellen hatte.
Wilhelm Reinking ſteigerte die „neue Sachlichkeit” des
Innenraumes auf den Gipfel. Die Herzogin von Röge und Herr
Henry Guize ſchienen in Mayſchen Typenhäuſern zu wohnen.
An ſich recht geſchmackvoll, aber für die Illuſion des Zuſchauers
wäre eine etwas reichere und abwechſlungsvollere Ausſtattung
günſtig.
Der Deutſche Offiziersbund gegen Remarque. Wie verlautet,
iſt dem Komitee zur Verteilung des Nobelpreiſes als
Preis=
träger für den Literaturpreis Erich Maria Remarque der
Verfaſſer des Buches „Im Weſten nichts Neues” vorgeſchlagen
worden. Der D.O.B. hat an das Komitee zur Verteilung des
Nobelpreiſes eine Eingabe gerichtet, in der er gegen dieſen
Vorſchlag proteſtiert. Der Eingabe iſt eine längere
Be=
gründung beigegeben.
Remarque in Italien verboten. Die italieniſche Ausgabe von
Remarques „Im Weſten nichts Neues” iſt von der italieniſchen
Regierung verboten worden. Die Ausgabe des Buches war
be=
reits im Bücherzettel eines Mailänder Verlegers für ganz
Ita=
lien auf den 15. September angekündigt worden. Die
Ueber=
ſetzung hatte ein italieniſcher Frontkämpfer beſorgt, und das
Buch war bereits fertig geſetzt, als die Maßnahme erfolgte.
Gen 3
Vorſitzende der Hauptgemeinſchaft Heinrich Grünfeld wies
in ſeiner Begrüßungsanſprache auf die Notwendigkeit hin, die
Aufmerkſamkeit aller Volkskreiſe und aller Behörden, auf die
ſchwierige Lage des Einzelhandels zu lenken. Es ſei dem
Einzel=
handel ſchon heute klar, daß nicht allein Minderung der
Steuer=
laſten im Umfange der durch die Umſtellung zum Young=Plan
erzielten Erſparniſſe erfolgen müſſe, ſondern daß unabhängig
da=
von ſparſamſte Wirtſchaft der öffentlichen Hand notwendig ſei, für
welche die Vereinheitlichung der Steuer= und Verwaltungsreform
die notwendige Grundlage bilden müſſe.
Der Präſident der Hamburger Detailliſten=Kammer, Mähl,
wies in ſeiner Anſprache darauf hin, daß wegen der
überragen=
den Bedeutung des Handels für das hamburgiſche
Wirtſchafts=
leben ſeine gefahrvolle Lage gerade hier ganz beſonders
empfun=
den werde. Der Einzelhandel rufe nicht nach Staatshilfe, fordere
aber, daß der Staat darauf verzichte, die Konſumorganiſationen
durch ſteuerliche und andere Maßnahmen zu ſtärken. Im übrigen
bekenne ſich der Einzelhandel zum Gedanken der Selbſthilfe
Senator Hirſch behandelte in ſeinem Vortrag über „Politik
und Einzelhandel” das Streben zur Vertruſtung beim
Großkapi=
tal. Jeder Erfolg auf dieſer Seite ſei eine Niederlage der freien
Wirtſchaft. Trotz aller Anfeindungen werde ſich der Gedanke der
individualiſtiſchen Wirtſchaftsführung ſicher durchſetzen
Dr. Friedrich Pfeffer (M. d. R.) ſprach über „Einzelhandel
und Sozialpolitik‟. Der Einzelhandel wiſſe, daß ſoziale Fürſorge
für die wirtſchaftlich Schwachen für ihn Kaufkraft bedeute, aber
aus der Entwicklung der letzten Jahre habe auch der Einzelhändler
gelernt, daß dieſe Fürſorge fehlgehen könne, wo ſie das
Wohl=
ergehen der Geſamtheit nicht fördere und daher den
wirtſchaft=
lichen Aufſtieg hemme.
chte Work zur rechken Zeit.
außerordentlich eleganten und flüſſigen Stil in ſachlicher Weiſe
das Problem des Youngplans behandelt wird. Wenn die
Schrift auch noch — wie aus der Abfaſſung deutlich erſichtlich —
vor der Haager Konferenz und dem ſog. Volksbegehren
geſchrie=
ben iſt, ſo iſt ſie im Hinblick auf dieſe beiden Ereigniſſe ſehr zur
Lektüre allen denen zu empfehlen, die — frei von aller
bewuß=
ten und unbewußten Verhetzung durch unverantwortliche Kreiſe,
die bei all ihrem Gebaren nur für ihre engſte Parteipolitik im
Trüben zu ſiſchen hoffen, die ſich aber ſtolz national und ſozial
nennen — ſachlich und ernſt, eben wahrhaft politiſch, ſich über
den Youngplan orientieren wollen.
Die Schrift zerfällt in mehrere Abſchnitte, von denen der
erſte ſich mit dem Verſailler Diktat befaßt. Danach folgt ein
zweites Katitel: der Weg der Inflation. Mit unerhörter
Deut=
lichkeit und Anſchaulichkeit wird jener Leidensweg noch einmal
vor dem Auge des Leſers entworfen, den das deutſche Volk vor
wenigen Jahren gegangen iſt.
Das Kapitel ſchließt mit den Worten:
„Die deutſche Volkswirtſchaft ſtand vor dem Untergang.
Jen=
ſeits des Rheins war die alte Hoffnung, Gewinnung der
Rhein=
linie, Zerſtückelung Deutſchlands, ihrer Erfüllung ganz nahe
gerückt. Zwar verſuchten wir wirtſchaftlich durch die äußerſt
verdienſtvolle Schaffung der Rentenmark ein Brett über den
Sumpf zu legen, aber alle Sachverſtändigen waren ſich darin
einig, daß ohne eine erhebliche Auslandsanleihe die dauernde
Stabiliſierung nicht möglich ſein würde. Um aber
Auslands=
kredite zu erlangen, war die Befreiung des Ruhrgebiets und ein
anderer Löſungsverſuch der Reparationsfrage ganz unerläßlich.”
Im nächſten Kapitel werden nun ganz kurz die
Beſtim=
mungen und Auswirkungen des Dawesplans dargelegt. Am
Ende des außerordentlich klug geſchriebenen Kapitels nimmt
Prof. Adolf Weber zu der heute vielgeſtellten Frage: ob man
nicht beſſer mit dem Dawesplan fahre als mit dem Youngplan
in folgender Weiſe Stellung:
„Wir haben im Zeichen des Dawesplans jetzt nur noch die
Hoffnung, daß die Tributberechtigten unſere Volkswirtſchaft in
ihrem eigenen Intereſſe nicht völlig zugrunde gehen laſſen. Und
da das „Sterben” einer großen Volkswirtſchaft nur langſam
vor ſich geht und es zudem leicht iſt, der öffentlichen Meinung
der Welt vorzureden, wir trieben offenkundige Selbſtmordpolitik,
ſeien böswillige Schuldner, iſt dieſe Hoffnung, daß unſere
Weltmarktkonkurrenten „von ſelbſt” ohne neue
vertragliche Abmachungen uns die Hand
reich=
ten nur gering. Inzwiſchen bleibt uns nur der Troſt, daß
wir langſam, aber in Schönheit untergehen . .
*
Das vierte Kapitel ſetzt ſich nun mit dem wichtigſten
der=
zeitigen Problem, mit dem Youngplan auseinander. Unter dem
Hinweis auf den von den Sachverſtändigen in ihrem Gutachten
ſelbſt ausgeſprochenen Satz: „Wir mußten daher unſere Ent=
ark. Nach der maßlos ſchwachen Sommerſpielzeit ſetzt der
Herbſt mit zwei Filmen ein, die einer Erwähnung würdig ſind.
Der Streifen der Max=Glaß=Produktion „Das Schiff der
verlorenen Menſchen” bringt die Bearbeitung des
Kere=
menſchen Hintertreppenromans: zwei junge Leute werden auf
ein Räuberſchiff verſchlagen und in vierunzwanzigſter Stunde
gerettet. Handlung ſchon tauſendfach dageweſen. Die „Stars”
nämlich Fritz Kortner und Marlene Dietrich, bleiben farblos und
intereſſieren ebenſowenig wie das Drehbuch. Dafür gibt es
famoſe Nebenſpieler, Typen aus Fleiſch und Blut, an der Spitze
einen ruſſiſchen Charakterſpieler W. Sokoloff, deſſen Name ſich
die Herren Regiſſeure merken ſollten. Und eine ſtraffe,
grad=
linige Regie, die es mit beſtem Gelingen auf Höhepunkte
ab=
geſehen hat. Unentwegte Steigerung vom Beginn der etwas
ſchleppend einſetzenden Handlung bis zum Schluß. Maſſenſzenen
in nur ſelten erreichter Plaſtik, und dies alles geradezu
meiſter=
haft photographiert. Das iſt hier filmiſche Photographie
in höchſter Vollendung. Der Kameramann heißt Nikolaus
Far=
kas. Der Großfilm wurde im Ufa=Pavillon mit ſehr ſtarkem
Bei=
fall aufgeführt. — Sehenswert auch die ſchöne Corinne
Grif=
fith in „Frau oder Geliebte”. Sie ſpielt dezent eine
Kokotte und ebenſo treffſicher eine Dame. Im Streifen ſelbſt
machen die Amerikaner erſtmalig den Verſuch, einem ewigen,
menſchlichen Problem näherzurücken. Der Stoff iſt nicht
unge=
ſchickt angefaßt, mitunter merkt man ſogar etwas wie leiſe
Jronie. Regie: William A. Seiter. Die bei den Amerikanern
unvermeidlichen Kitſch=Intermezzi laſſen aber keine einheitliche
Wirkung aufkommen; der Film iſt kein Schlager geworden.
Den 70. Geburtstag begeht am 22. September der
Land=
ſchaftsmaler Profeſſor Dr. e. h. Paul Baum, geboren 1859 zu
Meißen. Baum war Schüler von Theodor Hagen und vor allem
von Buchholtz in Weimar, war dann einige Jahre in Dachau mit
F. Uhde, Zügel und anderen zuſammen und wandte ſich Anfang
der 90er Jahre dem Impreſſionismus zu. Baum wandte ſich
ſpäter dem Neo=Impreſſionismus zu, deſſen wohl einziger
deut=
ſcher Vertreter er wurde, bis etwa zum Jahre 1912. Nach dem
Kriege lebte Baum wieder in Deutſchland, war kurze Zeit mit
Carl Bantzer zuſammen Lehrer an der Kunſtakademie in Kaſſel
und lebt ſeit 1921 in Marburg.
Seite 4
ſchließungen nicht nur auf wirtſchaftliche, ſondern in gewiſſem
Umfange auch auf politiſche Erwägungen gründen”, ſchreibt der
Verfaſſer ſehr richtig: „Daraus ergibt ſich ſchon, daß auch der
Youngplan nur eine Etappe auf dem Weg der
Reparations=
politik iſt.”
War die Pariſer Einigung wirklich notwendig? Das iſt eine
Frage, die ſich jeder, der ſich mit dem Youngplan befaßt,
ſelbſt=
verſtändlich ſtellen muß. Sie wird auch von Prof. Weber ſofort
aufgeworfen. Er bemerkt dazu:
„Es iſt aller Welt niemals klarer geworden, wie geringe
prak=
tiſche Bedeutung der ſog. Transferſchutz des Dawesplans hat,
als während der Pariſer Konferenz.
. . . als die deutſche Währung gefährdet erſchien, erreichte
die Bartransferierung des Reparationsagenten eine
Rekord=
höhe. . . Die ganz beſcheidene, und doch ſchon ſo fatale
Kredit=
reſtriktion in den harten Mai= und Juniwochen läßt immerhin
ſchon ahnen, wie ſich eine ernſte Kreditkriſe in Deutſchland hätte
auswirken müſſen: Den Schaden hätten die Reſte des noch
ge=
bliebenen Mittelſtandes zu tragen gehabt . . . Die
Arbeitsloſig=
keit wäre von neuem ungeheuerlich angewachſen . . . das
Aus=
land hätte zu Schleuderpreiſen deutſche Waren und Effekten
er=
werben können. . . Dader Dawesplan die Möglichkeit
irgendeines Moratoriums nicht vorſieht.. .
muß. .. die deutſche Wirtſchaft auf Grund
deſ=
ſen unbedingt und unmittelbar durch eine ſehr
ſchwere Kriſis hindurchgehen, deren Ende nicht
abzuſehen iſt.”
Wäre es aber nicht möglich, „die Reparationszahlungen
über=
haupt zu verweigern?‟ . . „Die öffentliche Meinung der Welt
würde uns Böswilligkeit vorgeworfen haben. Das Ausland
hätte uns ſeine Kredit entzogen. „Wenn man darauf — und
das gerade wird ja heute von denen behauptet, die die Dinge
nicht ſehen wollen, wie ſie ſachlich liegen, ſondern ſich in ein
fal=
ſches und unwahres „nationales” Pathos künſtlich bringen —
antwortet: per aspera ad astra; durch Nacht zum Licht; durch
die Kriſe zur Geſundung; dann bemerkt Weber mit vollem Recht,
„.. daß dieſes Experiment, ſelbſt wenn es
gelin=
gen ſollte, uns mehr an wirtſchaftlichen Gütern
koſten würde als die ganze Fortſetzung der
Er=
füllungspolitik.” Außerdem beſtünden für einen ſolchen
Fall Handhaben für das Ausland auf Grund des von
Deutſch=
land unterzeichneten Dawesplans, die geſamten Steuerzweige
unter die direkte Finanzkontrolle des Auslandes zu bringen.
Dann alſo ſtünden wir keinen Deut beſſer da, als vor dem
Kriege etwa die Türkei und heute Staaten wie Honduras, Haiti,
Bolivien uſw. Es wäre ja nun — denn daran, daß man gegen
Tanks und Bombengeſchwader mit Fäuſten und Zähnen kämpfen
könnte, denkt ja im Ernſt wirklich niemand mehr in Deutſchland —
die paſſive Reſiſtenz möglich. „Aber leicht könnte — ſo ſagt
Weber — eine abermalige paſſive Reſiſtenz in dem Augenblick, wo
die Rheinlandräumung in unmittelbarer Nähe ſteht, von der
Welt ſo aufgefaßt werden, daß wir dennoch die materiellen Laſten
des Youngplans höher einſchätzen als die Befreiung des
rheini=
ſchen Bodens. Die Gegner hätten bei unſerem einſeitigen
Verzicht auf C füllung alle Trümpfe in der Hand. Sie könnten
uns mit dem äußeren Schein des Rechts raſch und
nachdrück=
lich darüber belehren, daß uns nur die Wahl bleibt zwiſchen
Fort=
ſetzung der bisherigen Reparationspolitik oder dem
Unter=
gang.”
In einem weiteren Abſchnitt werden eingehend die
Beſtim=
mungen des Youngplans und die aus den vielen Darſtellungen
ja bekannten Vorteile dargeſtellt. Es wäre intereſſant, auch hier
die Ausführungen Profeſſor Webers im Wortlaut wiedergeben
zu können. Der Raum verbietet es. So ſei nur erwähnt, was
er zu der Beſtimmung bemerkt, daß Deutſchland in Zukunft ſeine
Freitag, den 20. September 1929
finanziellen Verpflichtungen unter eigener Verantwortung
er=
füllen ſolle. „Wer weiß, wie nahe die Franzoſen ihrem ſeit
Jahr=
hunderten erträumten Ziel in der Nachkriegszeit waren, wer
weiß, daß in Koblenz bereits die amtlichen Stellen fertig
ge=
druckte Plakate bereit hielten: An das freie, ſouveräne Volk der
Rheinländer, und wer ſich darüber klar iſt, daß ohne das Rhein=
und Ruhrgebiet Deutſchland für alle Zeit wirtſchaftlich und
poli=
tiſch nur ein hilfloſer Krüppel iſt, der weiß es zu würdigen, wie
bedeutſam der endgültige Sieg der deutſchen Einheit über die
franzöſiſche Annexionsluſt iſt.”
Zu den Bedenken, die gegen den Youngplan von ernſthafter
Seite vorgebracht werden, gehört u. a., daß Deutſchland in
Zu=
kunft ſelbſt für die Transferierung in der Weiſe zu ſorgen habe,
daß es die Deviſen ſelbſt beſchafft. Aber „die neue Beſtimmung
würde doch nur bedenklich ſein, wenn der Reparationsagent bei
ſeinen Bemühungen um die Beſchaffung der erforderlichen
Devi=
ſen mehr Rückſicht auf die deutſche Wirtſchaft hätte nehmen
können und wollen als die deutſche Stelle, der nunmehr die
Auf=
bringung der Deviſen übertragen wird.”
So intereſſant die folgenden Ausführungen über die Art,
wie man volkswirtſchaftlich die Zahlungen leiſten könnte — es
kommt dafür eben in letzter Linie nur die Möglichkeit in Betracht,
unſern Export zu ſteigern —, auch ſie müſſen im Intereſſe des
knappen, zur Verfügung ſtehenden Raums übergangen werden.
Von Bedeutſamkeit iſt insbeſondere dann wiederum der
Schluß=
abſchnitt, der ſich mit der Zukunft der Reparationen und der
deutſchen Volkswirtſchaft befaßt. Hier ſtellt Profeſſor Weber am
Anfang feſt, was von denen, die aus der Geſchichte haben lernen
können, nicht beſtritten wird:
„Daß eine Nation, deren Mitwirkung an den großen
Aufgaben der Welt, nicht entbehrt werden kann, 59 Jahre
lang ſchwerſte Tributleiſtung entrichtet, iſt
bis=
her in der Geſchichte noch niemals dageweſen,
wird erſtrecht in der raſchlebenden Neuzeit nicht
zur Wirklichkeit werden. Der Youngplan würde im
Laufe der Zeit geändert werden, ſelbſt wenn gar keine
Reviſions=
klaufel in ihm enthalten wäre”, wie das in Form des von der
Internationalen Bank einzuberufenden Sonderausſchuſſes
tat=
ſächlich der Fall iſt. Die Reparationsfrage muß deshalb ſchon
einmal wieder in gar nicht allzu langer Zeit aufs neue
dis=
kutiert werden, „weil unſere Tributverpflichtungen auch für die
empfangenden Länder eine ernſt zu nehmende Laſt ſind . . . ."
So war es (in Frankreich) all die Jahre hindurch: der
Finanz=
miniſter ſehnte die Reparationen" herbei, der Handelsminiſter
hatte alle Hände voll zu tun, um diejenigen Landsleute
abzuweh=
ren, die ſich gegen dieſe Konkurrenz zur Wehr ſetzten.”
Le Boche paiere tout! Das verkündete Clemenceau, der
„Tiger” und „Sieger”, ſeinen Landsleuten, die ihm frenetiſch
Beifall zuriefen. Alles wird der Deutſche bezahlen. Mit
eiſer=
nem Geſicht ſaß Clemenceau, die Hände mit Handſchuhen bedeckt,
in ſeinem ſchweren Seſſel, im Verſailler Spiegelfaal, als die
Deutſchen den Vertrag unterſchrieben. Eiſiges Schweigen. . . .
„Die Löſung des Reparationsproblems iſt nicht, nur eine
Aufgabe Deutſchlands, ſondern liegt im gemeinſamen Intereſſe
aller beteiligten Länder und verlangt Zuſammenarbeit aller
Be=
teiligten. . . . Denn ohne den guten Willen und ohne
gegen=
ſeitiges Vertrauen ſind alle Vereinbarungen und Garantien
wert=
los. . . .‟ So ſagt das Gutachten, das die Sachverſtändigen in
Paris ausgearbeitet haben. Nicht mehr, wie noch 1924 in London,
ohne die Deutſchen, die nachher nur zur Begutachtung zugelaſſen
wurden, ſondern in monatelanger Beratung, an der die deutſchen
Sachverſtändigen, vollſtändig gleichberechtigt, von allen hoch
an=
geſehen, teilnahmen.
Zum Schluß ſeiner Arbeit ſtellt Profeſſor Weber noch einmal
ſchlagwortartig zuſammen, daß wir den größten aller Kriege ver=
Nummerz64
loren haben, daß wir die furchtbarſte Inflation hinter uns habg
die man je geſehen hat; Revolution, rückſichtsloſe Ausbeutun
unſerer Wirtſchaft durch die Feinde; Verluſt deutſchen Landes
und ſeit Jahren laufende Milliardenzahlungen, deren Geſam
höhe auf heute annähernd 50 Milliarden geſchätzt werden kan
Und dennoch: das Realeinkommen der Arbeiter, Angeſtellten un
der Beamten hat die Vorkriegshöhe meiſt erreicht. Der Fleiſct
verbrauch der Bevölkerung war 1928 bereits höher als 1913. D
Alkoholkonſum beträgt auf Grund der bisherigen ſtatiſtiſche
Erhebungen das Dreifache der Reparationsverpflichtungen; de
Tabakkonſum verſchlingt heute bereits jährlich 2,7 Milliarden M
Die Spartätigkeit iſt geſtiegen. Die Handelsflotte wiederau
gebaut. Die Ausfuhr an fertigen Waren überſteigt die des Jahre
1913 um 50 Prozent. Prof. Weber ſchreibt dann im Zuſammen
hang mit den zur Zeit beſtehenden Kämpfen um die Sozialve;
ſicherung: „Gewiß haben wir von Zeit zu Zeit immer wiede
eine höchſt bedenkliche Arbeitsloſigkeit. Aber wir meiſter
ſie beſſer wie die ſiegreichen Engländer und wir würden ſie
nochweit beſſer bekämpfen können, wenn unſer
Sozialpolitiker begreifen wollten, daß ein
Sozialpolitik auf Koſten der heimiſchen Kapita
bildung innerhalb der derzeitigen deutſche
Wirtſchaftsverhältniſſe notwendigerweiſe di
Arbeitsloſigkeit ſteigern muß.”
Am Ende ſeiner Ausführungen, die auf knapp 50 Seite
ein außerordentlich klares, wiſſenſchaftlich gründliches, dabei abe
lebendiges Bild der Probleme und Tatſachen entwerfen, komm
Profeſſor Weber notwendigerweiſe zur Frageſtellung: „War die
Neparationspolitik, wie ſie das deutſche Volk bis jetzt getrieben
hat, richtig? Und er antwortet darauf:
„Für dieſe Politik ſpricht jedenfalls das Ergebnis: Dal
deutſche Volk iſt allmählich wieder zu einigem Wohlſtand ge
kommen. Die letzten Reſte der feindlichen Soldateska und de
ausländiſchen Schnüffler verlaſſen binnen kurzem den heimiſcher
Boden. Die Kriegsſchuldlüge wird eigentlich nur noch von eine
gen fanatiſchen Narren ernſt genommen. Das deutſche Volk ſteh
wieder angeſehen in der Welt da."
Wir gingen aus von der Behauptung, es ſei zwar für die
Politik notwendig, daß ſie von einer beherrſchenden Idee getragen
werde, daß aber in den praktiſchen Einzelfragen der nüchtern
Verſtand, die Sachlichkeit vorwalten ſolle. Wir glauben an den
Beiſpiel, das wir dann im Hauptteil brachten, in genügende
Weiſe dargetan zu haben, daß dieſe klare und ſcharf durch
dachte Einſtellung wohl zu vereinen iſt mit einer wahrhaften
Vaterlandsliebe. Gerade in unſeren Tagen, da von unverant
wortlichen Stellen in hetzeriſcher Weiſe das Volk bearbeitet wird,
iſt es vielleicht nicht unnütz, ſich über die Zuſammenhänge vond
Politik und Sachlichkeit einmal klar zu werden und die
gewon=
nenen Erkenntniſſe ſinngemäß auf das Problem des Youngplang;
zu übertragen. Es iſt vielleicht auch nicht ganz unintereſſant, ein
mal einen Mann zu zitieren, der wirklich aller „pazifiſtiſchen
Knochenerweichung” auch bei denen nicht verdächtig ſein dürfte,
die jetzt das deutſche Volk zum Volksbegehren verlocken wollen,
Großadmiral Tirpitz, Mitglied des Reichstags als Vertreter
der Deutſchnationalen Partei, hat einmal erklärt — und damit
ſeien dieſe Ausführungen beſchloſſen:
„Ein verſklavtes in Ketten geſchlagenes Volk kann die von
außen entſtehenden Schwierigkeiten nicht dadurch beſeitigen, daß
es in Ermangelung eines Rammbocks mit dem Kopf gegen die
Mauer rennt. Man wird vielmehr das Beſte aug
jeder Gelegenheit herausholen müſſen. Hat manl
nur das Ziel unverrückt im Auge, ſo wird man trotz des Schreiens
nd der Mißdeutung den richtigen Weg finden.”
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Nummer 261
Freitag, den 20. September 1929
Seite 5
Darmſiadt, 20 September.
* Scheibeniviicher gefälig?
Zum ſchönen Sommer und dem noch ſchöneren Sängerfeſt hat die
begg auch der Stadt ſchöne neue Straßenbahnwagen beſchert. Wagen,
e ſich wirklich ſehen laſſen können. Die ſich im heiteren Sonnenſchein
ahr nett und freundlich ausnehmen. Wagen, die auch angenehm keicht
ſtufen und den Pnſſagieren „diesbezüglich” keine heftigen Beſchwerden
ſexurfachen, wenn irgendwo ein Schienenſtoß etwas hart iſt. Wagen,
die auch vom Führer nicht allzu ſchwer zu bedienen ſind. Kurz und
art: ſchöne neue Wagen. Alle Welt freute ſich: Fahrer, Gefahrene und
Sträßenpaſſanten. Und das mit Recht.
Aber: Der Sommer iſt im Scheiden begriffen. Es wird noch ein
g3eilchen dauern. Immerhin, wonach ſich alle Welt in den letzten
9Fochen geſehnt hat, das iſt jetzt endlich eingetroffen: ein paar recht
dedentliche und ausgiebige Regengüſſe. Regen iſt eine — wie erwähnt —
degrüßenswerte Naturerſcheinung. Wenn er nicht zu heftig kommt,
dinn ſchabet er niemanden. Auch nieht den ſchönen nenen Elektriſchen.
Auh nicht den Fahrgäſten, die im Innern trocken ſitzen. Eine
unan=
ge uehme Eigenſchaft hat er aber, dieſer Negen: er beſteht aus lauter
hanz kleinen Tropfen, die ſich einer nach dem andern an den
Fenſter=
ſceiben feſtſetzen und dann ſtillvergnügt herabkullern. Das iſt
manch=
nal fehr romantiſch. Weniger allerdings ſür den Fahrer. Denn er
ſll ja eigentlich die Fahrbahn ungehindert überblicken können. So
ober iſt ihm die Sicht durch die verregneten Scheiben etwas getrübt.
Tas wäre an ſich ſchon nicht ganz angenehm. denn eine verſperrte
Aus=
ſiht gibt dem Menſchen ein unangenehmes Gefühl der Unſicherheit.
Poch unangenehmer aber iſt es für den Fahrer, der die Verantwortung
für viele Menſchen hat, und der den immerhin recht lebhaften
Straßen=
herkehr dech einigermaßen überblicken muß.
Nin gibt es aber die recht nützliche Einrichtung des
Scheibeu=
niſchers, die jedem, der Auto fährt, wohl bekannt ſein dürfte. Er hat
de beſonders angenehme Eigenſchaft, elektriſch betrieben werden zu
können. Er iſt ſozuſagen ein elektriſches Erzeugnis. Nun iſt die Heag
doch eine „elektriſche Firma”, und die Straßenbahnwagen ſind ebenfalls
ſit der Elektrizität in engſter Verbindung. Es wäre wohl kaum allzu
ühwer, dieſen elektriſchen Scheibenwiſcher einzurichten. Es wäre das wohl
fir den Fahrer eine große Erleichterung. Und für den Verkehr eine
Sicherheit.
Verehrte Heag, wir fragen: Scheibenwiſcher gefällig?
— Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Die heutige erſte
Auffüh=
ning von Mozauts Oper „Figaros Hochzeit” beginnt, entgegen
der urſpünglichen Ankündigung, um 19,30 Uhr (pünktlich), um auch
denjenigen Intereſſenten Gelegenheit zum Beſuch der Vorſtellung zu
heben, die durch ihre berufliche Tätigkeit verhindert ſind, bei früherem
Beginn teilzunehmen. Die Aufführung, in der die Damen Anny
von Stoſch, Regina Harre, Käthe Walter, und die Herren: Theo Herr=
mann, Franz Tibaldi, Heinrich Kuhn und Eugen Vogt in den
Haupt=
partien beſchäftigt ſind, wird etwa um 22,45 Uhr beendigt ſein.
Im Großen Haus findet heute Freitag, 20 Uhr, eine Wiederholung
des Luſtſpiels „Maß für Maß” von Shakeſpeare in der erfolgreichen
Neuinſzenierung Renato Mordos mit der Muſik Carl Maria
Zwiß=
lrs ſtatt. In den Hauptrollen: Ebert, Conradi, Minetti, Hinz,
Mos=
hacher, Gang, Knot=, Eothe, Maletzki, Pfandler, Gallinger, Jürgas,
Baumeiſter, Weſtermann und Keßler. (Miete I.)
Morgen Samstag, 20 Uhr, wird im Großen Haus Hindemiths
lſtige Oper „Neues vom Tage” (Inſzenierung Arthur Maria
Nabenalt und Wilhelm Reinking) unter muſikaliſcher Leitung von Dr.
Aarl Böhm wiederholt. Die Darmſtädter Aufführung von „Neues
vom Tage” hat die einmütige Anerkennung der hieſigen und
auswär=
tigen Kritik gefunden und verdien ein beſonderes Intereſſe des
Publikums. In den Hauptrollen ſind beſchäftigt: Roſe Landwehr, Carl
Stralendorf, Otto Stadelmaier, Ines Loewen und Eugen Voſſt.
Miete R.)
„Der Herr ſeines Herzens” von Paul Nahnal wird
mor=
gen Samstag, 20 Uhr, im Kleinen Haus zum erſten Male wiederholt,
Die Veſetzung iſt die der Erſtaufführung. (Zuſatzmiete VII.)
Kultuvfilmbühne Kleines Hans. Die Kulturfilm=
Rihne des Erſſiſchen Landestheaters eröffnet ihre diesjährige Spielzeit
mit der Aufführung eines Filmes aus der Zeit des deutſch=franzöſiſchen
Krieges und des Aufſtandes der Kommune 1871, betitelt: „Kampf
um Pgris‟. Die Aufführungen finden ab Dienstag, den 21., bis
Freitag, den 24. September, jeweils um 16 und 20 Uhr, ſtatt.
Vorſicht Irreführungen! In letzter Zeit hat ein
Un=
herufener, der entgegen ſeinen Angaben in keinerlei Beziehungen
ziim Landestheater ſteht oder ſtand, verſucht, Theaterintereſſenten
da=
durch zu ſchädigen, daß er ihnen verſprach), eine weſentlich verbilligte
Miete zu verſchaffen, und gegen eine größere Anzahlung einen
Mietver=
tag ausſtellte mit dem Bemerken, die Karten würden ſpäter durch die
Mietabteilung des Landestheaters zugeſtellt. Der Betrug wurde
eut=
deckt, als einige der inzwiſchen ungeduldig geſordenen Intereſſenten
bei der Mietabteilung die Mietkarten veklamierten, wo ihnen bedeutet
werden mußte, daß Miesen zu verbilligten Preiſen überhaupt nicht
ab=
gegeben werden können. Es gelang einem Teil der Geſchädigten
wie=
der zu ihrem Gelde zu verhelfen. Um weiteren Irreführungen des
Publikums vorzubeugen, weiſt die Generaldirektion ausdrücklich daraaf
hin, daß Mietverträge nur durch die Mietabteilung
unmitztelbar, niht durch irgend belche Vermittlung abgeſchloſſen
werden, und zwar noh während des ganzen Monats September. Die
Einrichtung der Tauſchvorſtellungen gib: ſpäter hinzutretenden Mietern
die Möglichkeit, die Vorſtellungen, die ihrer Miete beim Abſchluß deß
Abonnements ſchon zugeteilt waren, nachträglich zu hören, ſo daß ſie
alſo keine Schädigung erleiden. Die Mierabteilung iſt werktäglich von
9—13,30 Uhr geöffnet.
* Auf den am Montag, den 23. September, 20 Uhr, im Kleinen
Haus des Landestheaters ſtattfindenden Ariew=Abend des lyriſchen
Baritons Franz Tihaldi wird nochmals hingewieſen. Karten und
Programme an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes und bei der
Konzert=
direktion Seß, Eliſabethenſtraße.
Renato Moroo wurde vom Neuen Theater Frankfurt a. M.
Engeladen, im Monat Oktober „Die Ribalen” von Zuckmayer zu
inſze=
ntiören.
. Hallenſchwimmbad. Wie aus dem Anzeigenteil erſichtlich,
be=
ginnt das ſtädt. Hallenſchwimmbad am Sonntag, den 29. September
1929, mit ſeinem Winterbetrieb. Sämtliche Abteilungen ſind
Werk=
tags ununterbrochen von 9—19.30 Uhr (Wannenbäder, Brauſebäder und
Geilbäder bis 20 Uhr) geöffnet. Auch im kommenden Winterhalbjahr,
hon Sonntag, den 29. Sebtember 1929, an, iſt es wieder jeden
Sonn=
tag von 8—13 Uhr in Betrieb. Die Heilbadabteilung iſt Sonntags
nur für Herren geöffnet. Donnerstags und Sonntags ſteht die
Män=
terhalle zum Familienbad zur Verfügung. Die Frauenhalle iſt
Werk=
tags und auch Sonntags nur für Damen zugängig. Viele Badegäſte
werden es begrüßen, daß ſie nunmehr nach Schluß der Badeſaiſon am
Woog auch wieder Sonntags Gelegenheit haben, ein erfriſchendes Bad
in Hallenbad zu nehmen.
Oihung des Giatkals.
Geſtern nachmittag um 17 Uhr fand im Rathausſitzungsſaal eine
öffenliche Sitzung des Stadtrats ſtatt. Stadtrat Ziegs eröffnete die
Verſammlung. Zunächſſt wurden verſchiedene kleinere Anträge ohne
Debatte angenommen, ſo die von den Direktionen der höheren
Schulen eingereichten Voranſchläge, der Bericht über die
Sommer=
ausſtellung des Jahres 1930, Bericht über den Kanalanſchluß des
Hauſes Kekuléſtraße 5, Erſatz der Gasheizungsanlage im
Jugend=
heim Landgraf=Philipp=Anlage 7 durch Koksheizungsanlage. Die
Punkte 2 und 3 der Tagesordnung wurden zurückgeſtellt. Sie follen
ſich mit einer Feſtſetzung der Hundeſteuer und mit der
Bewilli=
gung eines Zuſchuſſes zum 2. Heſſiſchen Sängerbundesfeſt
beſchäftigen. Es folgte ſodann der
Berwalkungsbericht des Jahres 1926.
den Stadtrat Aßmuth ablegte. Während die Verwaltungsberichte
für die Jahre 1916 bis 1925 in Zeitabſchnitten, von 2 bis 3 Jahren
herausgegeben wurden, ſollen nunmehr für die kommenden Jahre,
einem Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung vom 22. März 1928
zufolge, die Berichte wieder jährlich erſcheinen. Dementſprechend
be=
handelt der vorliegende Verwaltungsßericht für 1926 den „Allgemeinen
Bericht” in eingehenderer Weiſe als in den letzten Jahren, obſohl auch
er noch von dem Einfluß der Notzeit und der Sparmaßnahmen
beein=
flußt iſt, ſo daß der Umfang und die Ausſtattung mit 132 Seiten gegen
300 Seiten des letzten Verihts der Vorkriegszeit noch erheblich
zurück=
bleibt. Hierzu kommt der ſpezielle Berichtsteil „Kaſſenabſchlüſſe”, deſſen
Umfang in allen Berichten mit etwa 130 Seiten gleich geblieben iſt.
Der Allgemeine Bericht” zerfällt in 22 Hauptrubriken und
behan=
delt die Abfchnitte Stadtgebiet und Bevölkerung, Beſondere
Angelegen=
heiten, worunter die im Berichtsjahr ſtattgefundenen Ausſtellungen,
Tagungen, Kongreſſe, Jubiläen und ſonſtigen bemerkenswerten
Begeben=
heiten feſtgehalten ſind, Verwaltungen und Behörden und Finanz= und
Steuerweſen. Dieſer Teil des Berichts zeigt klar und deutlich die ſchon
im Jahre 1926 vorhandene S väche unſeres fimanziellen Fundamentes
des gemeindlichen Aufbaues. Die wirtſchaftlich ungeſunden Jahre von
1918—1922 erreichten ihren Höhepunkt und Zuſammenbruch mit der
Währungskataſtrophe 1923. Deshalb können die Kaſſenabſchlüſſe der
Kriegs und Nachkriegszeit bis zum Eintritt der Markſtab’liſierung
als Vergleichsbaſis nich dienen. Erſt der Jahresabſchluß 1924 darf
unter Beriickſichtigung aller Kriegslaſten als „normal” angeſehen
wer=
den. Bei 12,5 Millionen Ausgaben ſchloß das Jahr 1924 mit 780 000
Reichsmark Mehreinnahme ab. Das Jahr 1925 zeigte bereits bei 14,2
Millionen Ausgaben einen Fehlbetrag von N2000 RM., der aus
Ver=
mögensmitteln gedeckt wurde. In dieſe Zeit fallen eine Reihe
Maß=
nahmen des Reiches, die geeignet waren, ſih ſehr ungünſtig auf die
Gemeindebudgets auszuwirken, ſo daß der ſtädtiſche Kaſſenabſchluß 1926
bei 15,5 Millionen RM. Ausgaben einen Fehlbetrag von 603 000 RM.
nachweiſt. (1913: Geſamtausgabe 8,34 Mill. Mk.
Rechmingsüber=
ſchuß 118000 Mk.) Bereits im Januar 1926 hat der heſſiſche
Finauz=
miniſter Henrich in ſeiner Budgetrede im Landtag die gleiche
ungüin=
ſtige Finanzlage des Landes vorausgeſehen. Er führte damals aus:
„Das Reich hat die verſchiedenen Steuerſenkungen im weſentlichen auf
Koſten der Länder und der Gemeinden bewirkt, und es hat ſich für
ſeinen Anteil ein Ausfall wiederum zu Laſten der Länder und
Gemein=
den dadurch ſchadlos gehalten, daß es ſeinen Anteil an der
Einkommen=
ſteuer von 10 auf 25 Prozent erhöht hat."
Als eine umverſtändliche geſetzliche Maßnahme muß die völlig
un=
genügende Ueberweiſung des Anteils aus der „Sonderſteuer für den
bebauten Grundbeſitz”, zu Bauzwvecken an die Gemeinden angeſehen
werden. Es wäre höchſte Zeit, durch Reichsgeſetz nachzuholen, daß von
der „Sonderſteuer” einheitlich für das ganze Reich mindeſtens 50
Pro=
zent des Aufkommens zur Bekämpfung der Wohnungsnot den
Gemein=
den zu überweiſen ſind, wenn nicht bei den wucheriſchen Kapitalzinſen
der Wohnungsbau zum Erliegen kommen ſoll, oder daß
Neubauwohnun=
gen wegen der nicht tragbaren Miete leer ſtehen müſſen.
Die Geſamt=Steuer=Reineinnahmen der Stadtkaſſe betrugen 1924:
5,5 Mill. M., 1925: 5,75 Mill. RM. und 1926: 5,46 Mill. RM. (1913:
3,9 Mill. Mk.). Ein Vergleich der Geſamtausgaben (ſ. o.) von 1913 mit
1926 ergibt eine Ausgabenſteigerung von rund 90 Prozent (die
Wohl=
fahrtsausgaben für ſich allein ſind ſogar als Kriegsfolge um 900
Pro=
zent gegen 1913 geſtiegen), während die Reineinnahmen an Steuern nur
um 45 Prozent geſtiegen ſind. Dabei müſſen von den Steuereinnahmen
heute erhebliche Kriegslaſten gerragen werden, die eigentlich die
Reichs=
iſſe zu tragen hätte und daher gegen 1913 die Verwaltungsausgaben
ſelbſt ungebührlich belaſten. Als Beweis darf ſchon allein die Zahl
der Unterſtützungsempfänger beim Wohlfahrtsamt Ende 1918 mit 6189
Perſonen (gegen 1047 im Jahre 1913) und die Summe des
Rein=
zuſchuſſes der Stadtkaſſe für Wohlfahrtszwecke von 3 Mill. RM. in
1926 (gegen 340 000 Mk. in 1913) gelten.
Außerdem werden von dem Bericht behandelt die
Gemeindeliegen=
ſchaften und Bauweſen, Unterrichts= und Schulweſen, Kunſt und
Wiſſen=
ſchaft ſowie Gemeinnützige Anſtalten und Stiftungen, Wohlfahrtspflege,
Geſundheitspflege, Verſicherungsweſen, Gewerbeweſen, Polizeiweſen
und Verkehrsweſen, Städtiſche Betriebe (Gaswerk, Waſſerwerk, Sihlacht,
und Viehhof, Kreisabdeckerei, Ausſtellungs= und Wirtſchaftsbetriebe,
Fuhrpark und Materialverwaltung nebſt Buchdruckerei und
Buch=
binderei).
Beſonders eingehend referierte Stadtrat Aßmuth über die
Kaſſen=
abſchlliſſe der Sradtkaſſe, deren Genehmigung durch die
Stadtverord=
neten=Verſammlung vom 31. Mai 1928 bereits ſtattgefunden hat. Er
führte u. a. aus: In den Kaſſennachweiſungen ſind die tatſächlichen
Rechnungsergebniſſe im einzelnen nachgewieſen. Soweit erhebliche
Unterſchiede zwiſchen Voranſchlags= und Rechnungsbetrag ſich ergaben,
ſind Erläuterungen beigefügt. Der Geſamtberict kann als eine
über=
ſichtliche, gewiſſenhafte und zuverläſſige Arbeit bezeichnet werden. Jedem
Mitglied des Stadtrats iſt bereits ein Exemplar des gedruckten Berichts
vor einiger Zeit überſandt worden. Der Verſvaltungsbericht hat nach
üblicher Bekanntmachung i der geſetzlichen Friſt von einer Woche offen
gelegen. Einwendungen wurden nicht erhoben. Ich ſtelle den Antrag:
Dem Oberbüirgermeiſter, vorbehältlich der Prüfung des Berichts dureh
die Oberrechnungskammer, mit dem Ausdruck des Dankes und der
An=
erkennung für die ausgezeichnete Geſchäftsführung Entlaſtung zu
er=
teilen.
Stadtra= Ziegs ſprach namens des Stadtrats dem
Oberbürger=
meiſter ſowie der geſamten Stadtverwaltung den Dank des
Stadt=
rats aus.
Der Punkt: Umgeſtaltung des Palaisgartens, der ſicher zu
längeren Debatten und Ausführungen Anlaß gegeben hätte, wurde auf
Antrag des Bürgermeiſters Delp, der inzwiſchen den Vorſitz
übernom=
men hatte, zurückgeſtellt. Auch der nächſte Punkt:
Baulandumle=
gung im Heinz=Heim=Weg, wurde ohne Debate angenommen. Zum
nächſten Puukt: Errichſtung von 30 Einfamilienhäuſern am
Philipp=Röth=Weg durch die Stadt und Verkauf dieſer Häuſer zu den
Selbſtkoſten der Stadt in Höhe von 14 000 RM. bei erwünſchter, jedoch
nicht erforderlicher Anzahlung und einer Verzinſung von 8½ Prozent
und einer Amortiſation von 1 Prozent, zu dem Zuſtimmung beantragt
wurde, ſprachen die Stadtratsmitglieder Tempel (S.P.D.) und
Hütſch (S.P. D.). Auch der nächſte Antrag, der vorſah, daß zur
Siche=
rung der Entwäſſerungsanlagen in größeren
Gara=
gen Bezinabſcheider eingebaut würden, da durch Eindringen des
Benzins in das Kanaliſationsſyſtem Exploſionsgefahr eniſtehe, rief eine
kurze Debatte zwiſchen den Staötratsmitgliedern Noellner (D. V.P.),
Süß (D.N.V.P.), Berndt (Dem.), Ziegs (S.P.D.) ſowie
Bürger=
meiſter Ritzert hervor. Der Antrag wurde zurückgeſtellt. Einem
Erſuchen der Deutſchen Kriegsblindenſtiftung für Landheer und Flotte
um Bewilligung eines Beitrags, der zu Zwecken der Erholungsfürſorge
für Kriegsblinde und zur Erhaltung von
Kriegsblindenerholungs=
heimen dienen ſoll, wurde ſtattgegeben.
Zum Punkt: Mitteilungen wurde zunächſt bekanntgegeben, daß die
Kommiſſion für die Stadtratswahlen ſich zuſammenſetze aus den
Stadtratsmitgliedern Aßmuth, Kolb, Bauer, Baßler, Hummel, Heß,
Verndt, Blümlein. Nach Verleſung eines Dankſchreibens des
Vereins=
verbandes der deutſchen Auslandslehrer durch Bürgermeiſter Delp
ent=
wickelte ſich zunächſt, angeregt durch einen Ankrag des Stadtrats
Kalb=
fleiſch, eine längere Diskuſſion über die Frage der Erhöhung des
Schul geldes für die höheren Schulen. Stadtrat Kalbfleiſch ſtellte
den Antrag, die Verwaltung zu erſuchen, bei der Staatsregierung
gegen die Erhöhung der Schulgelder vorſtellig zu werden. In ſeinen
Ausführungen wies der Antragſteller vor allem darauf hin, daß die
Erhöhung Eltern träfe, die an ſich durch ihre Kinder ſchon große
Auf=
wendungen hätten, und wandte ſich vor allem gegen die Staffelung der
Tarife. Gerade die Linksparteien, die überzeugte Anhänger der
Schul=
geldfreiheit ſeien, könnten eine Schulgelderhöhung eigentlich nicht recht
befürworten. Stadtrat Friedrich wandte ſich in längeren „
Aus=
führungen gegen den Antrag und wies auf die Ueberfüllung in den
Akademikerberufen hin, die durch Schulgeldabſchaffung noch vergrößert
würde und die man volkswirtſchaftlich nicht verantworten könne.
Stadt=
rat Heß (D.N.V. P.) wendete ſich dagegen, daß man das
Berechtigungs=
weſen ſo ſehr ausbaue. Eine Maturitätsreife für einfache handwerkliche
Verufe zu verlangen, ſei ein Unding, und gerade dadurch werde der
Zuſtrom zur höheren Schule ſo vermehrt. Stadtrat Goſenheimer
(Dem.) bedauert, daß die Schulgelderhöhung mitten im Rechnungs= und
Schuljahr einſetzen ſolle, wodurch den Eltern ihre Dispoſitionen erſchwert
würden. Auch Stadtrat Weſp (Zentr.) wendet ſich gegen die derzeitige
Regelung der Schulgeldfrage und verlangte eine Schuldgeldeinteilung
nach dem Einkommen der Eltern. Stadtrat Noellner wüinſchte
ebenfalls, den Antrag Kalbfleiſch angenommen zu ſehen, wogegen ſich
Stadtrat Ziegs wandte. — Es ſchloß ſich nunmehr eine längere
De=
batte über das Bauweſen an, die durch einen Antrag von Stadtrat
Tempel (S.P.D.), betr. Unterſtützung der Jutereſſengemeinſchaft
ge=
meinnütziger Baugenoſſenſchaften durch 90prozentige Hypothekengarantie
und Feſtſetzung der Beleihungsgrenze auf 5000 RM. pro Haus,
einge=
leitet wurde. In der Debate, in die u. a. Stadtrat Berndt,
Bür=
germeiſter Ritzert, Stadtrat Schneider (D.N.V.P.) und
Stadt=
rat Tempel eingriffen, wurde von allen Seiten eine ſtärkere
Bele=
bung des Wohnungsbaues geſvünſcht und vor allem auch eine ſtärkere
Heranziehung der privaten und gemeinnützigen Bauunternehmer.
Stadt=
rat Altendorf fragte an, wann eine Antwort von der
Stadtver=
waltung auf die vor zwei Jahren (!) geſtellte Anfrage, ob die Stadt
Mitglid der Konſumvereine ſei, zu erwarten ſei. Stadtrat
Ziegs erſuchte die Stadtverſaltung, bei der Heag vorſtellig zu
wer=
den, ob es zutreffe, daß man Straßenbahnſchaffner aus dem
Oden=
wald anſtelle und die einheimiſchen unberückſichtigt laſſe. Mit dieſer
Anfrage endete die öffentliche Sitzung, an die ſich eine nichtöffentliche
anſchloß.
— Simon= und Charlotte=Fulda=Stiftung. Aus vorſtehender
Stif=
tung werden auch in dieſem Jahre wieder Unterſtützungen in Geld und
Brennmaterialien vergeben. Alles Nähere iſt aus den
Bekanntmachun=
gen in den ſtädtiſchen Aushängekäſten im Stadthaus, an den
Polizei=
revieren uſw. in der Zeit vom 20. September bis 1. Oktober 1929
erſichtlich.
O
um OiKafeuaschen.
— Wanderabteilung der Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. Der
Wanderausſchuß ladet die Mitglieder zu der am Sonntag, dem 22.
Sep=
tember, ſtattfindenden Wanderung König-Vielbrunn—Amorbach-
Mil=
tenberg freundlich ein. Die Abfahrt erfolgt um 5,58 Uhr ab
Haupt=
bahnhof oder 6,13 Uhr ab Oſtbahnhof. Fahrpreis 4 Mk.
Sonntags=
karte Miltenberg—Michelſtadt. Wir bitten unſere Mitglieder, zahlreich
an dieſer Wanderung teilzunehmen, bietet ſie doch eine Fülle von
Natur=
ſchönheiten auf den Pfaden nach Amorbach.
— Beſichtigungsfahrt des Schul=Ausſchufſes. Mitglieder des
Schul=Ausſchuſſes und Rektoren hieſiger Volksſchulen beſichtigten am
18. ds. Mts. das Landheim der Eleonorenſchule in Niedernhauſen und
das des Realgymnaſiums in Etzean ſowie die neue Schule und das
Stadion in Michelſtadt. Die Direktoren der beiden Anſtalten
begrüß=
ten die Teilnehmer und gaben einen kurzen Ueberblick über das
Wer=
den und den Wert ihrer Heime. Ihnen ſowie den Veranſtaltern der
Fahrt ſei auch an dieſer Stelle herzlichſt gedankt. Die Landheime, in
der Zeit großer Not geboren, haben heute ihren erzieheriſchen Wert
bewieſen. Sozialer Geiſt und Kameradſchaftlichkeit werden in den
Herzen der Schüler geweckt. Wie ſtrahlten die Augen der
Eleonoren=
ſchülerinnen, und wie friſch ſahen die Schüler des Realgymnaſiums in
Etzean aus. Wie ſtolz ſprachen ſie von „ihrem Heime‟. Neu geſtärkt
in Körper und Geiſt kehren ſie nach etwa 8tägigem Aufenthalt wieder
in die Heimat zurück. Hoffentlich haben die anweſenden Stadträte die
Ueberzeugung gewonnen, daß die Landheime nicht auf die höheren
Schulen beſchränkt bleiben dürfen, weil ſie in der Lage ſind, ihre
Heime ſelbſt zu erhalten. Wie nötig wäre unſeren Volksſchülern,
die oft in überfüllten, elenden Wohnungen hauſen müſſen, ein 8tägiger
Aufenthalt in friſcher, geſunder Luft bei einfacher, nahrhafter
Haus=
mannskoſt. Alſo ergeht die Bitte an alle, die es angeht: „Gebt Eurem
Herzen einen Stoß und ſchafft Landheime für unſere Schulkinder!“
Den Abſchluß der Fahrt bildete die Beſichtigung eines muſterhaften
Schulhauſes und des Stadions in Michelſtadt. Der rührige
Bürger=
meiſter, der uns ſelbſt führte, hat gezeigt, daß das Wort: „für unſere
Jugend iſt das Beſte gerade gut genug” für ihn keine Phraſe iſt. Wir
wüinſchen, Darmſtadt hätte auch ſolch ein herrliches Stadion, das den
Schülern und Schülerinnen aller unſerer Schulen koſtenlos zur
Ver=
fügung ſtände. Hoffen wir, daß dieſer Beſichtigungsfahrt auch bald
je entſprechenden Taten folgen.
L.
FT4531
[ ← ][ ][ → ]Große Strafkammer.
p. 1. Eine aus einem früheren Zivilprozeß reſultierende Differenz
bildet den Hintergrund einer Strafſache, die ſich gegen einen Kaufmann
richtet und Urkundenfälſchung und Betrug (letzteren gegenüber dem
Prozeßrichter begangen) zum Gegenſtande hat. Weſentlich für die
Beur=
teilung iſt die Frage der Glaubwürdigkeit des damaligen
Prozeß=
gegners. Das erſtinſtanzliche Urteil hat mildernde Umſtände zugebilligt
und Strafen von 3 Wochen Gefängnis und 100 Mark ausgeſprochen.
Die vom Angeklagten und vorſorglich vom Staatsanwalt eingelegte
Be=
rufung macht Wiederholung der Beweisaufnahme notwendig.
Die Klage des nach der Anklage Geſchädigten wurde rechtskräftig
abgewieſen. Dies war im Jahre 1927, währenddeſſen Strafanzeige erſt
im Dezember 1928 bei der Staatsanwaltſchaft erfolgt iſt.
Es iſt ſchwer, den Sachverhalt einwandfrei aufzuklären, zumal die
der Klage zugrunde liegenden Leiſtungen in das Jahr 1925
zurück=
reichen.
Der Verteidiger verneint eine Ueberführung des Angeklagten
ange=
ſichts der heute geſpannten Beziehungen der früher befreundeten
Perſo=
nen. Ein Zivilprozeß könne doch nicht durch ein nachträgliches
Straf=
verfahren zur Entſcheidung gebracht werden.
Der Staatsanwalt ſucht das Verhalten des Anzeigers aus dem
Zivilprozeſſe mit ſeiner Unkenntnis in Prozeßgängen zu rechtfertigen,
ſeine ganze Einſtellung ergebe ſich zwangsläufig aus der
Ungewandt=
heit im Prozeßbetriebe. Der Zeuge werde in ſeiner Glaubwürdigkeit
durch die Aufſtellung der Rechnung vom 16. September 1925, in der
uur eine Abſchlagszahlung enthalten iſt, unterſtützt. So kommt der
Staatsanwalt zum Reſultat, den Antrag auf Verwerfung der Berufung
zu ſtellen.
Das Urteil verwirft die Berufungen.
2. Wegen fahrläfſiger Tötung hat ſich ein Frankfurter
Kraftwagen=
führer zu verantworten, der in erſter Inſtanz 3 Monate Gefängnis
erhalten hat.
Am 30. November 1928 fuhr Angeklagter mit einem Cheprolet
durch eine Bahnunterführung am Hauptbahnhof in Offenbach, in der
Kanalarbeiten vorgenommen wurden. Der Kanalſchacht war geöffnet
und der am Rande des Schachts befindliche Arbeiter wurde getroffen
und verſtarb nach einigen Tagen. Der Unfall ereignete ſich zwiſchen 10
und 11 Uhr vormittags an einem trüben Tage, an dem es regnete und
ſchneite. Der Straßenaufbruch war, wie das angefochtene Urteil
feſt=
ſtellt, trotz mangelhafter Beleuchtung ſichtbar, die eingehaltene
Ge=
ſchwindigkeit ſei unter den beſonderen Verhältniſſen noch zu hoch
ge=
weſen. Ein angebrachtes Warnungsſignal „Vorſicht, Pflaſteraufbruch”
hat Angeklagter nicht beachtet, wie das angefochtene Urteil gleichfalls
annimmt.
Die am 3. Dezember 1928 ſtattgehabte Leichenſchau ergab wenig
äußere Beſchädigungen; ein Schenkelhalsbruch war im Röntgenbilde
nicht nachweibar. Der Verſtorbene iſt mit ſtarker Gevalt gegen den
Kanaldeckel geworfen und in den Kanalſchacht geſtoßen worden; er hat
Beckenbrüche davongetragen.
Der Sachverſtändige erachtet, daß eine veränderte Beurteilung der
Sachlage auch in dieſer Inſtanz nicht zutage getreten ſei. Angeklagter
habe die Aufbruchſtelle ſehen müſſen. Vom fahrtechniſchen Standpunkt
aus ſei das Verhalten des Angeklagten nicht zu entſchuldigen, er habe
mit auftretenden Hinderniſſen in der Fahrbahn rechnen müſſen.
Der Verteidiger bedauert, daß die Verwaltung bei Vornahme der
Arbeiten nicht die nötigen Sicherungsmaßnahmen getroffen habe. Die
größere Schuld werde immer dem Berufsfahrer aufgebürdet. Nönne
man da dem Angeklagten eine Schuld beimeſſen, wo er doch ſo langſam
gefahren ſei? Erhöhte Vorſicht habe Angeklagter nicht außer Augen
gelaſſen, Silhouetten habe er nicht wahrnehmen können,
zwiſchen=
einfallendes Licht könne in einer Unterführung zu völliger Blendung
des Fahrers führen, gerade bei einem ſo über us ungünſtigen Wetter.
Angeklagter habe den Wagen noch links herumgeriſſen, um um den
Steinhaufen herumzufahren. Wenn kein Warnungsſchild an der
ge=
fährlichen Stelle ſtehe, könne der Fahrer annehmen, die Durchfahrt
durch den Tunnel ſei frei; Angeklagter ſei ein ſehr vorſichtiger
Fah=
rer, für ihn ſei das Sehfeld frei geweſen. Es liege ein
Zuſammen=
treffen unglücklicher Umſtände und Zufälle vor, die Verwaltung
hätte hier eine Straßenſperrung vornehmen
müſſen.
Der Staatsanwalt vermag den Angeklagten in keiner Weiſe zu
entſchuldigen, gerade die ungünſtigen Umſtände hätten den
Angeklag=
ten zu größerer Vorſicht zwingen müſſen. Der Verletzte ſei angefahren
worden. An einer Erhöhung der Strafe beſtehe kein Intereſſe,
des=
halb werde die Berufung der Staatsanſaltſchaft zurückgenommen.
Das Urteil verwirft die Berufung des Angeklagten. Ein ſehr
großer Teil der Schild falle auf die Verwaltung. Dies künne im
Zivil=
prozeſſe berückſichtigt werden, aber im Strafverfahren müſſe ein anderer
Maßſtab angelegt werden. Dem Angeklagten ſeien alle Verhältniſſe
bekannt geweſen, um ſo mehr hätte er noch mehr Vorſicht walten laſſen
müiſſen.
— Der Muſikverein veranſtaltet am Montag, den 23. September,
abends 9 Uhr, nach der Probe anläßlich des 80. Geburtstages des Geh.
Hofrates Willem de Haan im Vereinshaus eine kleine Feier zu
Ehren ſeines früheren Dirigenten. Auch ehemalige aktive Mitglieder,
welche unter Leitung des Herrn de Haan noch mitgeſungen haben,
ſind herzlich dazu eingeladen. Eine Probe der kleinen Chöre, die bei
unſerer Feier geſungen werden ſollen, findet am Sonntag 11.30 Uhr
im Vereinshaus ſtatt.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber den Tenor Ernſt Munck
(Schüler von Profeſſor Beines) ſchreiben anläßlich einer
Schwarzwald=
lournee im Sommer die Kritiken: Neuſtadt: Der Sänger verfügt
über ein prachtvolles, voluminöſes Organ von Leuchtkraft und
Wohl=
klang, ſeine Durchbildung iſt eine glänzende, die Ausſprache
muſter=
haft, der Vortrag durchgeiſtigt. Wie der Künſtler im Forte wuchtig
temperamentvoll loslegt, wie die Stimme gewaltig dahinſtrömt — da
iſt es der geborene Wagnerſänger; dann aber, wie wunderbar weich,
zart und innig kommen lyriſihe Partien zu Gehör. Kein Wunder, daß
dem Künſtler nicht endenwollender Beifall dankte. — Triberg:
Sehr eindrucksvoll gelangen „Die Nacht” von Rich. Strauß und die
folgende „Mondnacht” von Schumann. „Liebesfeier” von Weingartner,
„Caro mio ben” und „Der Schmetterling” von d’Albert gaben Herrn
Munck Gelegenheit, ſeine gutgeſchulte Stimme noch beſſer zu entfalten.
Er beſitzt eine Tenorſtimme mit reichem baritonalen Klang. Ganz
überraſchend ſchön gelangen ihm die Kopftöne, die er melodiſch und
dynamiſch fein zu behandeln verſteht. — Schramberg: Herr Ernſt
Munck beſitzt einen weichen lhriſchen Tenor, der ſich aber auch bis zu
dramatiſcher Höhe ſteigern kann. Tonanſatz, Atemführung und
Regiſter=
ausgleich zeuigen von guter Schulung. — Hornberg: Der Sänger
Herr Ernſt Munck bringt vielſeitige günſtige Qualitäten mit:
Muſika=
lität, ein ergiebiges, ſympathiſches, warmes Organ, beſte Schulung,
fundiert auf einer vorzüglichen Atemtechnik, dazu gepflegte
Vortrags=
kunſt, die vom geiſtigen Erfaſſen der Kompoſitionen zeugt. Er verfügt
über eine beſonders gut ausgebildete Kopfſtimme, die er virtuos
ein=
zuſetzen weiß. — Ueber ſeinen Begleiter Th. Lauck ſchrieb man:
Triberg: Herr Theophil Lauck war ein feiner, muſikaliſch und
tech=
niſch ſicherer Begleiter, der aus dem kleinen Flügel herausholte, was
möglich war. — Neuſtadt: In die Ehren des Beifalls teilte ſich
Theophil Lauck, der Begleiter am Flügel, der von einer Feinfühligkeit
und Feinſinnigkeit und von einem ſo weichen Anſchlag war, wie man
ſie ſelten zu hören bekommt. — Er ſpielte ſeine Partie mit
meiſter=
hafter Virtuoſität und war dem Soliſten ein feinfühliger Begleiter.
Tageskalender für Freitag, den 20. September 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 20 Uhr, L 2: „Maß für
Maß”. — Kleines Haus, 19.30 Uhr: „Figaros Hochzeit”
Orpheum, 20.15 Uhr: „Das galante Quartier”. — Konzerte:
Schloßkaffee, Kaffee Oper, Sportplatzkaffee. —
Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater, Helia.
Der Umſak 1928 und erſtes Bierkeljahr 1929
in Heſſen.
Die regionale Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Wirtſchaft
wird uns klar, wenn wir im Rahmen des Umſatzes innerhalb des
ganzen Deutſchen Reiches den Umſatz in den einzelnen
Landes=
finanzamtsbezirken für das abgelaufene Jahr 1928 nach der
neu=
eſten Unterſuchung dieſes Wirtſchaftsgebietes durch das Statiſtiſche
Reichsamt betrachten.
Für Heſſen, den Landesfinanzamtsbezirk Darmſtadt, ergibt
ſich folgendes Bild: Von den 134,3 Milliarden Reichsmark
Um=
ſatz während des letzten Kalenderjahres im ganzen Deutſchen
Reiche fallen auf den Landesfinanzamtsbezirk
Darm=
ſtadt 2,40 Milliarden Mark. Im Kreiſe der 26 deutſchen
Landesfinanzämter ſteht das von Darmſtadt mit dieſem
Jahres=
umſatz an 21. Stelle, in der Nachbarſchaft der Landesfinanzämter
Würzburg mit 2,59 Milliarden Mark, Königsberg mit 2.18,
Meck=
lenburg=Lübeck mit 1,65. Stettin mit 2.92 Milliarden Mark. —
Den höchſten Umſatz des vergangenen Jahres von 17,64 Milliarden
Mark zeigt das Landesfinanzamt Berlin, den niedrigſten
Jahres=
umſatz von 0,62 Milliarden Mark bietet 1928 das
Landesfinanz=
amt Oldenburg.
Das vergangene Jahr 1928 hat gegenüber dem
vorver=
gangenen Jahr 1927 im ganzen Reich eine Steigerung des
durch die Umſatzſteuer wertmäßig erfaßten Umſatzes gebracht.
Die Geſamtſumme des Umſatzes im vorletzten Jahr 1927 war für
das ganze Deutſche Reich 125.0 Milliarden Mark, für den
Landes=
finanzamtsbezirk Darmſtadt haben wir 2,28 Milliarden Mark
Um=
ſatz im Jahre 1927. Im ganzen Reich macht die Umſatzſteigerung
von 1927 bis 1928 rund ſieben Hundertteile aus. Das verändert
ſich ziemlich nach einzelnen Landesfinanzamtsbezirken: in dieſen
finden wir bald eine Umſatzſteigerung über den Reichsdurchſchnitt
von 7 Hundertteilen hinaus, bald eine bedeutend unter dem
Reichsdurchſchnitt liegende geringe Steigerung des Umſatzes
letz=
teres beſonders in Gebieten mit weſentlicher Rolle der
Land=
wirtſchaft. Der Vierteljahrsdurchſchnitt des
Um=
atzes in Heſſen macht im vergangenen Jahr 0,60 Milliarden
Mark aus, im vorvergangenen Jahr 0,57 Milliarden Mark. Für
die einzelnen Vierteljahre erhalten wir dann ziemliche
Schwankungen des Umſatzes je nach den verſchiedenen deutſchen
Im Landesfinanzamtsbezirk Darmſtadt finden wir
fol=
gende Bewegung in den einzelnen
Vierteljahrs=
umſätzen des letzten Jahres 1928, wobei wir zum Vergleich die
Vieteljahrsumſätze des vorletzten Jahres 1927 in Klammern
hin=
zufügen: 1 Vierteljahr 1928 0,59 Milliarden Mark (1. Vierteljahr
1927 0,50 Milliarden Mark), 2. Vierteljahr 0.61 (0,57), 3
Viertel=
jahr 0,59 (0,58), 4. Vierteljahr 0,61 (0,63) Milliarden Mark.
Der Umſatzanſtieg im Landesfinanzamtsbezirk Darmſtadt war
alſo im 4. Vierteljahr 1928 am höchſten. Das iſt in der Mehrzahl
der Landesfinanzamtsbezirke der Fall, während in einigen
Lan=
desfinanzamtsbezirken der Höhepunkt des Umſatzes im dritten
Vierteljahr 1928 liegt, beſonders in vorwiegend
landwirtſchaft=
lichen Bezirken im Zuſammenhang mit den Ernteerträgen.
Nehmen wir noch das erſte Vierteljahr 1929 hinzu.
Da haben wir im Landesfinanzamtsbezirk Darmſtadt einen aus
dem Umſatzſteuer=Aufkommen errechneten Umſatz von 0,54
Mil=
liarden Mark. Das bedeutet einen Umſatzrückgang, den übrigens
ausnahmslos alle deutſchen Landesfinanzamtsbezirke zeigen. Be=
zeichnen wir den Umſatz des letzten Vierteljahres 1928 in Heſſen
mit der Indexziffer 100, ſo haben wir für den Umſatz im erſten
Viertel des laufenden Jahres im Landesfinanzamtsbezirk Darm=
ſtadt 88,53 Hundertteile dieſer Indexziffer; gegenüber einer
Umſatz=
ſenkung im ganzen Deutſchen Reich auf 87,17 Hundertteile des
Umſatzes im letzten Vierteljahr 1928.
Ak. Nieber=Ramſtadt, 19. Sept. Gemeinderatswahlen.
Die Wählerliſte für die am 17. November I. J. ſtattfindende Wahl liegt
von Montag, den 23. d. M., während der Dienſtſtunden auf dem
Rat=
haus zur Einſichtnahme offen. Die Offenlegungszeit am Sonntag, den
29. d. M., dauert von vormittags 9 Uhr bis nachmittags 1 Uhr.
Gleich=
zeitig, iſt auch von ſeiten des Gemeindewahlkommiſſars die öffentliche
Aufforderung ergangen, die Wahlvorſchläge bis ſpäteſtens 18. Oktober
1929 ſchriftlich einzureichen. Das hierbei zu beachtende Verfahren geht
aus den Beſtimmungen der öffentlichen Bekanntmachung — erſichtlich
am Aushängekaſten des Rathauſes — hervor. Bemerkt ſei, daß 12
Ge=
meinderatsmitglieder zu wählen ſind, und daß daher die Zahl der
Be=
werber auf einem Wahlvorſchlag höchſtens doppelt ſo hoch ſein darf, als
Gemeinderatsmitglieder zu wählen ſind. Die mit einem Kennwort
ver=
ſehenen Wahlvorſchläge müſſen außerdem von 15 nach der Wählerliſte
ſtimmberechtigten Perſonen unterzeichnet ſein. Es iſt jetzt Sache der
Wählerſchaft, die Auswahl der Kandidaten vorzunehmen. Leider wird
vielfach gerade dieſem Punkt ſehr wenig Beachtung beigemeſſen, was
äußerſt bedauerlich iſt, denn die Auswahl der Vertreter für das
Orts=
parlament iſt für die geſamten Gemeindeangehörigen von
außerordent=
licher Wichtigkeit. Und deshalb müßte es auch Sache der geſamten
Wäh=
erſchaft ſein, an dieſer verantwortungsvollen Ausleſe teilzunehmen.
Die einzelnen Berufsſtände müſſen ſich gleichfalls, wenn ſie eine
geeig=
nete Vertretung im Ortsparlament haben wollen, hierzu äußern. Es
kann und darf die Aufſtellung eines derart wichtigen Wahlvorſchlags
nicht einem kleinen Kreis von Wählern überlaſſen werden.
— Roßdorf, 19. Sept. Miſſionstag. Die Ereigniſſe der
letz=
ten Wochen haben die Blicke wieder in beſonderem Maße nach dem
Fernen Oſten gelenkt. China, das Rieſenreich Oſtaſiens, das größte
Volk der Welt, erwacht. Das alte China ſtürzt, und ein neues China
will aus Wirren und Unruhen entſtehen. Das ganze Volksleben bis in
ſeine tiefſten ſeeliſchen Grundlagen iſt in Gärung begriffen. Die
ver=
ſchiedenen politiſchen und geiſtigen Mächte ringen um Einfluß auf das
werdende China. Hier Amerika, dort England, dort Rußland, hier der
Bolſchewismus, dort das Chriſtentum, dort die alten Religionen. Es iſt
ein Kampf, der für die Zukunft der Welt vielleicht entſcheidend iſt. Die
nationale Bewegung des jungen China hat ſich gegen die politiſche
Be=
vormundung der europäiſchen Großmächte, beſonders Englands erhoben.
Kein europäiſches Volk iſt augenblicklich ſo geachtet und geſchätzt als das
deutſche, das auf alle Sonderrechte verzichtet hat. Dieſe Lage bietet für
unſer Volk eine einzigartige Gelegenheit und ſtellt es vor eine große
Verantwortung. Bringen wir jetzt dem 400 Millionen=Volk das Beſte
unſerer Kultur, unſer evangeliſches Chriſtentum, gewinnen wir Einfluß
auf ſein inneres Weſen, dann erweiſen wir nicht nur ihm, ſondern auch
unſerem Volke und unſerer Kirche den größten Dienſt. Därum muß
die evangeliſche Miſſion in Oſtaſien heute das beſondere Intereſſe aller
in Anſpruch nehmen, die einen weiten Blick für die Zukunft unſeres
Volkes und ein warmes Herz für unſere evangeliſche Kirche haben. Von
dieſen Aufgaben des deutſchen Chriſtentums wird der Inſpektor der
Oſtaſien=Miſſion, Pfarrer Devaranne=Berlin, am kommenden Sonntag,
den 22. September, in Roßdorf ſprechen, und zwar Samstag abends
um 7 Uhr in einem Lichtbildervortrag („Mit dem Ochſenkarren quer
durch China”) für Kinder; Sonntag vormittag in der Predigt, Sonntag
abends 8 Uhr in einem Lichtbildervortrag über „Medizin und Miſſion
in China”. Auch die Vorträge finden in der Kirche ſtatt. Mit ihnen iſt
ein Verkauf von ausgezeichneten und billigen Miſſionsſchriften
ver=
bunden.
Die Landwirtſchaftskammern für den Freiſtaat Heſſen, den Re
rungsbezirk Wiesbaden und den Regierungsbezirk Kaſſel veranſtal
gemeinſam mit der Deulakraft, Deutſche Landkraftführerſchule G.
b. H., Zeeſen b. Königswuſterhauſen, wie im Vorjahre einen Kur
zur Ausbildung von Motorpflugführern. Der Kurſus findet
7. Oktober bis 2. November d. J. in Limburg a. d. Lahn ſtatt. Je
Teilnehmer hat eine Teilnehmergebühr von 80 RM. an die Deulai
zu entrichten. Unterkunfts= und Verpflegungskoſten ſind ebenfalls
den Schülern zu tragen. Für die Beſchaffung einer billigen Un
kunfts= und Verpflegungsmöglichkeit wird Sorge getragen. Die A.
bildung erfolgt an 6 modernen Schleppern, den dazugehörigen Anhän
geräten und einer umfangreichen Modellſammlung. Neben einem
gedehnten theoretiſchen Unterricht werden auf dem Felde die verſchie
nen praktiſchen Arbeiten ausgeführt. Nach Beendigung des Kurl
haben die Teilnehmer eine Prüfung abzulegen, worüber ſie ein Zeug
erhalten. Es iſt hierdurch den Motorpflugbeſitzern, Landwirtsſöh
und ſonſtigen Intereſſenten unter verhältnismäßig geringem Koſt
aufwand Gelegenheit geboten, ſich als Motorpflugführer auszubi!d
Meldungen ſind umgehend an die Landwirtſchaftskammer für Heſ
Ackerbau= und Grünlandabteilung, Darmſtadt, Rheinſtraße 62, zu
ten, die gerne jede weitere Auskunft erteilt.
Verſteigerung von Zuchlbullen und Zuchlebern 54
Der Landwirtſchaftskammerausſchuß für die Provinz Starkenbu
veranſtaltet am
Dienstag, den 1. Oktober 1929, vormittags 10 Uhr, in Darmſtadt
auf dem Pferdemarktplatz Holzhof=Allee die 4. 9
ſteigerung von Zuchtbullen des heſſiſchen Fleckviehſchlages. Es komn
nur Zuchtbullen aus den beſten Starkenburger Zuchtvereinen bzw.
zelzuchten zur Verſteigerung. Die Bullen ſind in das Herdbuch 1
Landwirtſchaftskammerausſchuſſes eingetragen und ſtammen teiltwe
aus vorzüglichen Leiſtungszuchten.
Mit dieſer Verſteigerung wird wiederum eine Verſteigerung
Zuchtebern des deutſchen Edelſchwein= und des veredelten Landſchwe
ſchlages verbunden. Die Eber ſtammen ebenfalls aus unſeren beſten
erkannten Zuchten, zum Teil auch aus erſtklaſſigen Leiſtungszuchſ
und haben Abſtammungsnachweiſe.
Die Anmeldung von Bullen und Ebern hat beim Landwi
ſchaftskammerausſchuß bis ſpäteſtens 20. September 19
zu erfolgen. Bei der Anmeldung der Tiere iſt die Jungviehnummt
anzugeben. Die Bullen müſſen mindeſtens 1 Jahr alt ſein, die Eb
mindeſtens 4 Monate.
Den Gemeinden und ſonſtigen Käufern iſt hier Gelegenheit gebol
erſtklaſſiges Zuchtmaterial zu erwerben. Alle Intereſſenten werden
dieſer Verſteigerung hiermit eingeladen.
G. Ober=Ramſtadt, 19. Sept. Der bekannte Orgelkünſtler, Ku
von der Au aus Mainz, wird am kommenden Sonntagabend um
Uhr in der hieſigen Kirche eine religiöſe Orgelandacht halten. Die
richte von den Gemeinden, wo er nach einem wunderſchön zuſamie
geſtellten Programm ſeine Andachtsſtunde gehalten hat, ſind begeiſte
So wäre auch der Beſuch unſeres Gotteshauſes am Sonntag jedem
empfehlen, um ſeine Seele einmal durch gute Orgelmuſik mit fortrei
zu laſſen aus dem Staub des Alltags, in dem ſie Tag für Tag ſt
Ein Eintritt zu der Feierſtunde wird nicht erhoben. Wer ſich aber
Programm kaufen will, kann dies am Eingang zum Gotteshaus tun,
F. Eberſtadt, 19. Sept. Von der Wählerliſte. Die Wäh
liſte für die Wahl der Gemeinderats=, Kreistags= und Provinzialte
mitglieder liegt vom Montag, den 23. September, bis Sonntag, den
September, am letzten Tage von 9 bis 1 Uhr, ſonſt während der Bi
ſtunden auf der Bürgermeiſterei (Zimmer 4) offen. Während der Off
legung kann jeder Gemeindeangehörige, der am 17. November, dem Ta
der Wahl, 20 Jahre alt iſt, die Wählerliſten einſehen und Einwend
gen dagegen vorbringen. Wie bei früheren Wahlen, ſo werden au
dieſes Mal wieder die Wähler von ihrer Eintragung in die Wahlkan
benachrichtigt. Wer bis zum 24. September eine ſchriftliche Benachr!
tigung von der Bürgermeiſterei nicht erhalten hat, wolle ſich dortſe
auf Zimmer 4 melden, damit die Eintragung nachgeholt werden kay
— Nieder=Kainsbach, 19. Sept. Sonntag, den 22. September, neh
mittags, findet in der Wirtſchaft von Gg. Ehrhard Bezirksverſammlru
der Geflügelzuchtvereine (Bezirk Gerſprenztal) ſtatt. In demſelben Lon
hält Herr Gewerberat Brohm aus Darmſtadt einen Vortrag über Ern
Zentrale, Eier=Genoſſenſchaften.
Cd. Michelſtadt, 18. Sept. Weihe des Ehrenmals. Am
September ſoll das Ehrenmal für die Gefallenen unſerer Stadt ein/
weiht werden. Durch die tatkräftige Unterſtützung der weiteſten Kre
unſerer Bewohnerſchaft ſowie vieler auswärtiger Stifter iſt es mögl
geworden, ein Denkmal zu errichten, das gewiß allgemeine Bewun
rung hervorrufen wird. Wenn auch die Vereine der Ehrung ihnt
Toten ſchon längſt nachgekommen ſind, wenn auch der Name jedes en
zelnen Helden auf einem Täfelchen in der Friedhofskapelle verzeichv!
ſteht und ebenſo ein ſchlichter Stein auf dem Friedhof Zeugnis gu
von dem Ernſt und der Größe der vergangenen Zeit, ſo blieb es dri
immer der Wunſch — und nicht der ſchlechteſte — das Andenken m
unſere Gefallenen in den kommenden Geſchlechtern durch ein der Stelul
und ſeiner Söhne würdiges Ehrenmal lebendig zu erhalten. Schon vrl
Jahren hatte der Kriegerverein deshalb Verhandlungen auf breitr)
Grundlage geführt. Leider gingen die Meinungen über die Art Or
Ehrung ſo weit auseinander, daß kein allgemein befriedigendes Erge‟=)
nis zu erzielen möglich war. Doch der Gedanke an ein würdiges Ehrei
mal lebte und mit Hingebung und Tatkraft wurde der Plan
verwin=
licht. Es bleibt das unauslöſchliche Verdienſt des Kriegervereins u d
insbeſondere ſeines allzeit rührigen Vorſitzenden, Stud.=Rat J. Be 10
jetzt in Groß=Umſtadt, trotz aller Schwierigkeiten einen Weg gefunden 1
haben, der zu einem guten Ende führte. Auf ſtolzer Höhe über Dr
Stadt ſteht nun das Ehrenmal in Stein. Ehrfurchtgebietend rufen Oeſ
140 Namen der Gefallenen in unſere Tage die Mahnung: Wollt iNel
der Opfer wert und würdig ſein, die wir für euch gebracht, dann la
ab von dem oft kleinlichen Gezänke, das Gift und Galle iſt, ſchließt em)
zuſammen als deutſche Brüder und Schweſtern und reicht euch die Har
mit dem heiligen Schwur: Wir wollen deutſch denken und fühlen, ein
ſein und treu, damit dem deutſchen Namen in der Welt wieder d
Achtung werde, die er dereinſt beſaß.
— Hirſchhorn, 19. Sept. Waſſerſtand des Neckars au
18. September 0,57 Meter, am 19. September 0,50 Meter.
— Gernsheim, 19. Sept. Waſſerſtand des Rheins an
18. September —0,58 Meter, am 19. September —0,59 Meter.
Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 20. Sept.: Vorabendgottesdienſt 6 Uhr 15 Min
Samstag, den 21. Sept.: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. —
Sabbatausgang 7 Uhr 15 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen:
Morgens 7 Uhr. — Abends 6 Uhr 00 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der iſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft —
Samstag, den 21. Sept.: Vorabend 5 Uhr 55 Min. — Morgens‟
3 Uhr. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 7 Uhr 15 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr. — Abends 6 Uhr 00 Min.
Aber nicht nur zu Verbänden
kann man Leukoplast verwenden.
LoFftdichten—
Verschliessen
Wenn Sie einmal beschädigte Hausgeräte, Magpen. Puppen.
Gummischläuche durch Leukoplast wieder gebrauchstertig:
machen, werden Sie manche Ausgabe für Neuanschaffungen
erübrigen. Schachtein und Gefäße können Sie mit
Leuko-
plast licht- und luftdicht verschließen. Deshalb halten Sie
immer eine Rolle bereit. Sie erhalten Leukoplast von 30 Pfg.
an in Apotheken, Drogerien und in. Bandagen:Geschäften.
i
Festhalten
n Verbänden
und für
technische!
Zwecke
I7
LEonorths! DARTCELU!
Wer Süßigkeiten licbt, Mancher versoßt sich Süßigkeiten, weil
er schädlichen Eindluß auf seine Zähne
braucht eine wirksamc fürchtel. Sie können unbesorgt sein,wenn
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Ihre Zähne und erhalten
sie gesund u. weiß.
in reinen Zinntuben=
RM. 1.00 u. RM. 0.60
jahreshaupkverſammlung des Heſſiſchen
Tierſchuk=
vereins.
Tpd. Worms. Der Heſſiſche Tierſchutzverein hielt hier ſeine 48.
Jahres=Hauptverſammlung ab, die einen außerordentlich zahlreichen
Teſuch, hauptſächlich aus Lehrer= und Erzieherkreiſen, hatte. Als Be=
„ördenvertreter waren zugegen Regierungsrat Bonhard vom
Kreis=
amt Worms ſowie Polizeioberinſpektor Hermann vom Polizeiamt
der Stadt Worms. Den Vorſitz führte Miniſterialrat Jung,
Vorſitzen=
ſder des Landesvereins, der in ſeiner Begrüßungsanſprache die Ziele
und Aufgaben des Tierſchutzvereins eingehend erläuterte. Er glaubt,
zine Beſſerung auf dem Gebiete der Fürſorge und Bekämpfung von
Fierquälereien feſtſtellen zu dürfen. Prof. Völſing=Darmſtadt
er=
jattete den Rechenſchaftsbericht und wies darauf hin, daß es während
des 56jährigen Beſtehens des Heſſiſchen Tierſchutzvereins die dritte
Tagung ſei, die in Worms ſtattfinde. Der Verein zählt 7300 Mitglieder
ud bat in faſt allen Orten des Heſſenlandes Vertreter. Viele
Gemein=
en unterſtützen den Tierſchutzverein durch Mitgliedſchaft und
Zuwen=
ungen. Die Zeitſchrift wird in 11 000 Exemplaren hergeſtellt und auch
aach außereuropäiſchen Ländern verſandt. 100 000 Tierſchutzkalender
ge=
arigen alljährlich zur Verteilung, was ein Fünftel der deutſchen
Ge=
arntauflage bedeutet. Wegen Tierquälereien wurden 234 Anzeigen
er=
rattet. Eine tätige Mithilfe der Tierſchutzvereine können die
Wander=
nreine leiſten, indem ſie der Jugend die Liebe zur Natur und
Scho=
ung der Tierwelt nahelegen. Weiter ſprach der Redner die Hoffnung
ms, daß bald die Abſchaffung der Viviſektion Tatſache werde.
Die Rechnungsablage gab ein günſtiges Geſamtbild. Geſamtein=
VMriA NKaahmen 32059 Mk., Ausgaben 29 526 Mk., mithin 2500 Mk. Ueberſchuß;
das Vermögen beträgt 17 490 Mk.
Im Verlauf der Tagung hielt Lehrer Braner=Ibersheim noch
einen Vortrag über die Bedeutung des Tierforſchers Brehm, der mit
großer Aufmerkſamkeit entgegengenommen wurde.
Nummer 261
Freitag, den 20. September 1929
Seite 7
Kundgebung des Heſſiſchen Landbundes.
Alsfelb, 19. September.
Unter Leitung des Kreisvorſitzenden des Heſſiſchen Landbundes fand
hier eine Vertrauensmännerverſammlung des Heſſiſchen Landbundes
ſtatt, in der nach einem Referat des Landesvorſitzenden, Abg. Dr.
v. Helmolt=Friedberg, über die Lage der Landwirtſchaft und nach
ein=
gehender Ausſprache folgende Entſchließung einſtimmig angenommen
wurde: Die in Alsfeld verſammelten Vertrauensmänner des Heſſiſchen
Landbundes haben ſich eingehend mit der Lage der Landwirtſchaft
be=
ſchäftigt. Die Vertrauensmänner kamen dabei zu folgendem Reſultat:
Die kommenden Schwierigkeiten vorausſehend, haben ſich ſeinerzeit die
landwirtſchaftlichen Spitzenverbände auf einheitliche
Selbſthilfemaßnah=
men und wirtſchaftspolitiſche Forderungen geeinigt. Dieſe
Selbſthilfe=
maßnahmen ſind bisher unter den allerſchwierigſten Verhältniſſen
wei=
tergeführt worden. Die Vertreter der Spitzenverbände haben aber
bei jeder Gelegenheit, insbeſondere auch gelegentlich der großen
Agrar=
debatte im vergangenen Frühjahr, gar keinen Zweifel darüber gelaſſen,
daß die Selbſthilfemaßnahmen ohne genügende wirtſchaftspolitiſche
Stützung wirkungslos bleiben würden. Die eindringlichen Mahnungen
der Vertreter aller Beſitzgrößen ſind leider zum größten Teil in den
Wind geſchlagen worden. Es wird anerkannt, daß ein Anfang gemacht
worden iſt, durch entſprechende Aenderung der Wirtſchaftspolitik der
Landwirtſchaft zu helfen. Dieſe Hilfe kann ſich aber leider kaum
aus=
wirken, da ſie zu gering war. Die Vertreter der Spitzenverbände haben
nicht verſäumt, immer und immer wieder auf dieſe Tatſache hinzuweiſen.
So iſt es daher nicht verwunderlich, daß z. B. Vieh und Roggen heute
überhaupt nicht abzuſetzen ſind; auch der Milchwirtſchaftsbetrieb iſt
nach wie vor unrentabel. Wir betonen ausdrücklich, daß wir nicht
da=
von überzeugt ſind, daß Selbſthilfemaßnahmen wie Mechaniſierung,
Standardiſierung, Qualitätsverbeſſerung u. dgl. allein die
Landwirt=
ſchaft rentabel geſtalten können. Der Weg vom Erzeuger zum
Ver=
braucher muß abgekürzt werden. Verſuche in dieſer Richtung mit
milch=
wirtſchaftlichen Produkten haben leider gezeigt, daß uns der Handel
höhere Preiſe bezahlt als die Verbrauchergenoſſenſchaften. Selbſt die
Konſumanſtalten ſolcher induſtrieller Werke, die in der Hauptſache die
Landwir,tſchaft zum Abnehmer haben, bevorzugen ausländiſche
Pro=
dukte. Daß dieſer Standpunkt nicht berechtigt iſt, ergibt ſich daraus,
daß unſere hieſigen Molkereien die Höchſtprämiierungen des In= und
Auslandes erhalten haben. So liegen die Verhältniſſe in Wirklichkeit.
Nur dem Umſtande, daß der Bauer mit ſeiner Familie in doppelter
als der heute allgemein üblichen Arbeitszeit tätig iſt und er ſeine
An=
ſprüche unter das Niveau eines großſtädtiſchen Arbeitsloſen geſetzt hat,
iſt es zuzuſchreiben, daß er heute noch auf ſeinem Beſitz lebt. Die
ver=
ſammelten Vertrauensmänner erwarten, daß die von den
landwirtſchaft=
lichen Spitzenverbänden geforderten Sofort=Maßnahmen unverzüglich
in die Tat umgeſetzt werden. Weiter erwarten ſie entſprechende
ſteuer=
liche Erleichterungen. Langwierige Verhandlungen ſeitens der
Regie=
rung erübrigen ſich. Die Wege ſind gezeigt, und Verzögerungen können
uns nur noch vollends um unſern ſauer verdienten Jahreslohn bringen.
Leiſten Regierung und Volksvertretung dieſem Notruf keine Folge, ſo
iſt die Landwirtſchaft nicht mehr in der Lage, ihren Verpflichtungen
gegenüber ihren Gläubigern, insbeſondere auch gegenüber dem Staat in
ſteuerlicher Beziehung, nachzukommen.” — Im Anſchluß daran
beſchäf=
tigte ſich die Verſammlung mit den bevorſtehenden Kreistags= und
Pro=
vinzialtagswahlen. Die zur Verleſung gebrachte Vorſchlagsliſte wurde
einſtimmig gutgeheißen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortich für Polliſk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feullleten, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Cugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; ſE
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuble; Dins
und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
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tägliche Gesichtspflege ist,
meinerErfakrung nach,
Palm-
olive, die die Haut nicht nur
gründlich reinigt, sondern sie
auch belebt."
BCZIU
Soden.
ASten
BRAU MAIA REPPE.DUSSELDORR
Uagri
„Die chemische Struktur der Palmolive Seiſe und
ihre desinfizierende Eigenschaft hat eine
beson-
ders günstige Wirkung auf dieFunktion derHaut."
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W lands einstimmig eine Methode für die
häusliche Teinrpflege vorschreiben, ist diese
Mechode sicher von größter Bedeurung.
Wenn die Schönheits-Spezialisten Ihnen sagen,
daß es nur ein wissenschaftlich begründeres Mittel
gibt, die Haur zu reinigen: — Wasser und Seife,
so bestätigen sie damit, was langjähriges Studium
und Erfahrung bewiesen haben.
Wenn sie Ihnen nahelegen, zuhause eine Teinr.
seife aus Oliven- und Palmölen zu gebrauchen,
so run sie das aus langjähriger Erfahrung, die sie
gelehrt har, daß keine andere Seife so wirksam ist.
In jeder bedeutenden Stadt Deurschlands geben
anerkannte Fachleute den gleichen Rac. Der mit
Oliven- und Palmölen durchserzte Schaum der
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weich und glatt. Er dringt in die Poren ein und
befreit sie von Scaub und Schmutz, von Fert und
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Palmolive und warmem Wasser. Der Schaum
dringt in die Poren ein und entfernr die Reste
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mit warmem, danach mit kaltem Wasser ab.
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Palm-
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Kirchliche Trauung am 2i. September, nachm. 3 Uhr,
in der Martinskirche.
Danksagung.
Für die vielen herzlichen Glückwünsche und wertvollen
Geschenke, die mir zu meinem 70. Geburtstage
über-
mittelt wurden, sage ich auf diesem Wege meinen
herzlichsten Dank. Besonders danke ich dem Vorstand,
sowie derWanderabteilung der Turngemeinde Bessungen,
dem Mittwochs-Stammtisch, sowle der Altersriege
Hofferbert der Turngemeinde Darmstadt für die vielen
Beweise der mir entgegengebrachten Liebe und Treue.
Friedrich Speyer
Moosbergstr. 44.
Darmstadt, den 19. September 1929.
Vereinigung
früherer
Leibgardiſten
Darmſtadt.
Briefmarkenſamml.
zu verk. Kaſinoſtr.
Nr. 21. 3. Stock. (*
Heute früh entſchlief ſanft nach längerem, mit Geduld
ertragenem Leiden unſere liebe Mutter, Schwägerin
und Tante
Frau
Am Montag Abend verſchied nach kurzem, ſchweren
Leiden mein lieber Gatte, unſer lieber Bater und
Schwiegervater
Friedrich Lutz
Margarete Zritz Wwe.
geb. Hallenberger
im 61. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Margarete Fritz.
Darmſtadt, den 18. September 1929.
Pankratiusſtr. 53.
(14670
Die Beerdigung findet am Freitag, nachmittags ½4 Uhr,
auf dem Waldfriedhot ſtatt.
Dankſagung
Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme und
Blumenſpenden bei dem Heimgange unſeres lieben
Ent=
ſchlafenen
Wilhelm Wacker
ſagen wir Allen auf dieſem Wege unſeren innigſten Dank.
Insbeſondere Herrn Pfarrer Marx für die troſtreiche
Grab=
rede, den Arzten und Schweſiein des Städt. Krankenhauſes
für ſteis hilfsbereite Pflege, der Direktion der Städt.
Be=
triebe, des Stammtiſches Betz, ſowie allen Freunden,
Ver=
wandten und Bekannten.
(14676
Frau Marie Wacker Ww. und 9 Kinder
Maſchinenmeiſter i. R.
Die trauernden Hinterbliebenen=
Helene Lutz, geb. Haas
Philipp Lutz und Frau.
Darmſtadt, den 19. September 1929.
Die Beerdigung fand auf Wunſch des Entſchlafenen
in aller Stille ſtatt.
Achtung!
Mit Obermevers
Ia Überrhein.
habe ich bei
gelbe BAelklautsffein
frei
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Hesicht
Am 16. ds. Mts. verſchied unſer
langjähriges, treues Mitglied
Kamerad
Johannes Friedrich Lutz
Maſchinenmeiſter i. R.
Die Beerdigung fand auf Wunſch
des verſtorbenen Kameraden in
der Stille ſtatt.
14691)
Der Vorſtand.
Heute iſt unſer Sonnenſchein
Hugo Albert
nach ſchwerer Krankheit ſanft
ver=
ſchieden. Die trauernd Hinterbliebenen;
14703) Familie Adam Schaffnit.
Darmſtadt, Kaupſtr. 7, 19. Sept. 1929.
Beerdigung Samstag vormittag
½12 Uhr auf dem Waldfriedhof.
SilttgS"
AAODOTAAAA
Pickel, Mitesser werden
in einigen Tagen durch
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beseitigt.
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Tillmann, Elisabethenstr. 21. (II BIn 3760
Kräft.
Erdbeerpflan=
zen zu verk., 100 St.
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Nummer 261
Freitag, den 20. Ceptember 1929
Seite 10
der Brand in der Grube Klein=Roſſeln
wutet weiter.
Ein neues Lufiſchiff, zwei neue Hallen.
Mit der Hapag führte Dr. Eckener im Laufe
des heutigen Tages eine Reihe von
Unterredun=
gen, die im weſentlichen darauf hinausgingen,
einmal feſtzuſtellen, wie weit in Deutſchland die
finanzielle Bereitſchaft vorhanden iſt, das Werk
von Friedrichshafen auszubauen. Was Dr.
Ecke=
ner aus Amerika mitgebracht hat, iſt zunächſt die
Sicherung der nächſten Pläne der Werft. Es
wird alſo möglich ſein, die beiden geplanten
neuen Hallen in Friedrichshafen zu bauen, dazu
ſoll ſchleunigſt der verbeſſerte „Graf Zeppelin”
L. Z. 128 auf Stapel gelegt werden. Es wird
mit dem Bau begonnen werden, ſobald die erſte
der neuen Hallen fertig iſt. Für alle dieſe
Neu=
bauten ſind allerdings auch Reichshilfen
ver=
ſprochen worden.
Ueber ſeine Verhandlungen mit der Goodyear=
Geſellſchaft in Akron äußerte ſich Eckener
zurück=
haltend, ſie ſeien interner Natur geweſen. Aber
niemand dürfe ſich daran ſtoßen, wenn ſich aus
den noch weiter zu führenden Beſprechungen eine
Geſellſchaft herauskriſtalliſiere, die nicht rein
deutſch iſt. Wir müſſen es uns angeſichts des
nun einmal in Deutſchland beſtehenden
Kapital=
mangels gefallen laſſen, daß das deutſche Werk
auch mit ausländiſchem Gelde gefördert werde,
zudem muß Luftſchiffahrt international
ausge=
führt werden, ſoll ſie je rentabel ſein.
Man wird alſo darauf ankommen — ſo
ver=
lautet es jetzt in Hamburger Kreiſen — eine
paritätiſch zuſammengeſetzte deutſch=
amerika=
niſche Luftverkehrsgeſellſchaft zu gründen, deren
Führung Dr. Eckener bekommen ſoll. Auf
deut=
ſcher Seite wird der Hauptträger dieſer
Luft=
verkehrsgeſellſchaft die Hamburg=Amerika=Linie
ſein, auf amerikaniſcher Seite der Harriman=
Konzern.
Uebrigens will der Zeppelin, wenn man
Mit=
teilungen aus Madrid, trauen will, noch in
dieſem Jahre eine Ueberraſchungsfahrt machen.
Oberſt Herrera, Spaniens
Luftfahrtſachverſtän=
diger kündigt ſoeben an, daß ein Luftverkehr
zwiſchen Sevilla und Buenos eingerichtet wer=
den ſoll, der wahrſcheinlich durch das Luftſchiff
„Graf Zeppelin” eingeweiht wird.
Großfeuer in der Oberpfalz.
Nürnberg. In Pirkach bei Batzhauſen (
Ober=
pfalz) brach in der Scheune des Landwirts Weidinger
Feuer aus, das ſich auf vier benachbarte Anweſen
aus=
breitete. Eingeäſchert wurden vier Wohnhäuſer mit
fünf Scheunen und Nebengebäuden. Die
Brand=
irſache iſt unbekannt. 21 Feuerwehren waren am
Brandplatzc.
Ein Feuerwehrmann als Brandſtifter.
Berlin. Die Brandſerien in Johannisthal,
die größtenteils auf böswillige Brandſtiftung
zurück=
zufüihren waren und ſtarke Beunruhigung in der
Be=
völkerung hervorgerufen haben, ſcheinen nun,
we=
nigſtens teilweiſe, eine Aufklärung gefunden zu
haben. Unter dem dringenden Verdacht, zahlreiche
Brandſtiftungen verübt zu haben, wurde, wie das
„B. T.” mitteilt, der 25jährige Tiſchlermeiſter Fritz
Kaufmann, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in
Johannisthal, verhaftet. Der Feſtgenommene iſt
ge=
ſtändig, mehrere Brände mutwillig angelegt zu
haben. Dem vernehmenden Beamten gab er an, daß
er ſtets ein große Freude an nächtlichen Bränden
hatte. Wie verlautet, ſoll Kaufmann wiederholt von
Krämpfen befallen worden ſein und auch in der
leß=
ten Zeit ſehr viel wirres Zeug geredet haben, ſo
daß man mit der Möglichkeit rechnen muß, daß es
ſich um die Taten eines Geiſteskranken handelt.
Großfeuer in dem Bautzener Zweigwerk
der Linke=Hofmann=Buſch=Werke.
Bautzen. In dem hieſigen Werk der Linke=
Hofmann=Buſch=Werke, A.=G., entſtand vorgeſtern
abend aus noch nicht ermittelter Urſache im Modell=
Lager ein Brand, der an den Holzvorräten reiche
Nahrung fand. Mit raſender Geſchwindigkeit
ver=
breitete ſich das Feuer über die ganze ziemlich lange
Front der Modellſchuppen, und bald bildeten dieſe
ein einziges Flammenmeer. Haushoch ſchlugen die
Flammen empor und bedrohten auch die
anſchließen=
den Gebäude des großen Fabrikkomplexes.
Zahl=
reiche Feuerwehren aus der Stadt und der
Umge=
bung waren mit einer Dampf= und mehreren
Motor=
ſpritzen tätig, ſo daß der Brand ſchließlich
lokali=
ſiert werden konnte. Immerhin wurde auch das
Bürogebäude in Mitleidenſchaft gezogen. Die Höhe
des Schadens iſt noch nicht ermittelt. Eine
Unter=
brechung des Betriebes kommt nicht in Frage.
Brandſtiftung die Urſache des Großfeuers
in Hull?
London. „Daily Expreß” zufolge ſind die
Sachverſtändigen der Meinung, daß der große Brand
eines Petroleumtanks in Hull auf Brandſtiftung
zu=
rückzuführen ſei.
Zum 70. Geburtskag Kommerzienraks
Dr. Mamroth.
Kommerzienrat Dr.=Ing. h. c. Paul Mamroth,
der langjährige Direktor der A. E. G. und engſte
Mitarbeiter Rathenaus, feiert am 21. September
ſeinen 70. Geburtstag. Direktor Mamroth
ge=
hörte der A. E. G. ſeit dem Jahre 1883 an und
leitete vor allem die zahlreichen
Tochtergeſell=
ſchaften der A. E. G. Ferner beſtimmte er
maß=
gebend die Finanzpolitik des Rieſenkonzerns.
In Anerke inung ſeiner Verdienſte um die
deutſche Technik verlieh ihm die Techniſche
Hoch=
ſchule Breslau den Ehrendoktor.
Das Autounglück auf dem Bahnübergang bei Seefeld (Strecke Berlin—Wriezen).
Oben links: Dieſe Warnungstafel haben die Fahrer nicht beachtet — ſo fuhren ſie in den Tod.
Zwiſchen Seefeld und Blumberg fuhren Berliner Autofahrer, die die Warnungstafel überſahen,
auf eine geſchloſſene Eiſenbahnſchranke, durchbrachen ſie und wurden von dem vorbeifahrenden
Zug 100 Meter weit geſchleift. Das Auto wurde völlig durchſchnitten, einer der Mitfahrer getötet,
die beiden anderen ſchwer verletzt.
Die Einweihung des Heims durch den Direktor des Gymnaſiums.
Die Gymnaſiaſtinnen der Fürſtin=Bismarck=Schule in Berlin haben aus gemeinſamen Mitteln ein
Landhaus bei Ferch an der Havel gekauft, das jeder Schülerin jährlich einen Erholungsurlaub
bieten ſoll.
I.
Auf der Architekten=Ausſtellung in Kopenhagen wird ein intereſſantes Modell des Hauſes der
Zukunft gezeigt. Alle Errungenſchaften der Neuzeit ſind vorhanden. Neben Hochantenne und
Auto=
garage hat das Zukunftshaus auch einen Flugzeuglandungsplatz auf dem Dach.
Hotelbrand in Sorau.
Sorau. Im „Hotel zum Stern” in Priebus
brach in der Nacht zum Donnerstag Feuer aus, das
ſehr ſchnell um ſich griff. Da die Gefahr beſtand,
daß auch die Nachbarhäuſer von den Flammen
er=
griffen würden, wurden die Feuerwehren aus den
Nachbarſtädten, ſo aus Görlitz, Sagan und Sorau,
angefordert. Ihren vereinten Bemühungen gelang
es, den Brand zu lokaliſieren, ſo daß gegen 6 Uhr
morgens jede Gefahr für die Nachbargebäude
beſei=
tigt war. Die vorderen Gaſträume und die
Frem=
denzimmer ſowie die im Hinterhaus gelegenen
Näume der Filiale der Manufakturwarenfirma S.
u. J. Kron wurden ein Raub der Flammen. Das
Feuer iſt wahrſcheinlich in dem an der Bühne des
wöllig niedergebrannten Saales gelegenen
Kinovor=
führraum ausgebrochen. Soweit bis jetzt bekannt,
ſind Menſchenleben dem Brande nicht zum Opfer
gefallen.
Saarbrücken. Der unterirdiſche Brand 7.
der Grube Klein=Roſſeln dauert unvermindert for,
Mittwoch früh haben ſich weitere Erſchütterungen in
Unglücksſchacht St. Charles bemerkbar gemacht, dr
vermutlich von weiteren Exploſionen herrühren. Es
iſt unmöglich, in die Stollen vorzudringen. Mit der
Bergung der vermutlich doch darin befindlichen
To=
ten muß gewartet werden. Aus der Bergarbeiterſchaf
des Saargebietes wird gemeldet, daß ſich auf der be
nachbarten Grube „Welſen” giftige Gaſe
bemerkhg=
machen, die angeblich aus einem alten, unbenutzten
Stollen von Klein=Roſſeln aus dort eindringen. Die
Gaſe ſollen ſo ſtark auftreten, daß die Ventilatoren
der Grube „Welſen” ſie kaum bewältigen können,
Dem ſaarländiſchen Oberbergamt iſt Meldung erſtatte
worden, ſo daß die ſofortige Einleitung einer
Unter=
ſuchung zu erwarten iſt.
23 Todesopfer in Klein=Roſſeln.
Saarbrücken. Die Zahl der Todesopfer de
beiden Exploſionskataſtrophen auf dem „St.=Chaules=
Schacht” in Klein=Roſſeln iſt nunmehr mit 23
fiſt=
geſtellt, die Zahl der Verletzten mit 25. Es iſt uvcl
immer unmöglich, in die Stollen vorzudringen, de
die unterirdiſchen Brände noch andauern. Man
er=
ſwägt die Maßnahme, die Grube vorübergehend unter
Waſſer zu ſetzen. Saarländiſche Gruben ſind in keiner
Weiſe gefährdet.
Die wirtſchaftlichen Auswirkungen der
Kata=
ſtrophe von Klein=Noſſeln.
Paris. Nach einer Metzer Meldung des „Peti
Pariſien” beträgt der durch das Grubenunglück auf
der St.=Charles=Zeche in Klein=Roſſeln angerichtet
Schaden annähernd 15 Millionen Franken. Die
fran=
zöſiſche Direktion des Mines hat als erſte Hilfe für
die Opfer der beiden Kataſtrophen und für ihre Faz
milien 200 000 Franken zur Verfügung geſtellt.
Die Raketenverſuche des Profeſſors Oberth.
Berlin. Profeſſor Oberth, der in letzter
Zeit wiederholt im Zuſammenhang mit neuen
Verſuchen zur Erbauung einer Weltraumrakete
genannt wurde, erklärte am Donnerstag
Preſſe=
vertretern, daß er mit dem Bau einer
Verſuchs=
rakete ſo gut wie fertig ſei. Die Verſuchsrakete
werde bereits in drei Wochen an der Oſt
ſee= oder Nordſeeküſte geſtartet
wer=
den. Verhandlungen mit dem Reichs
marineamt über die Erteilung der Erlaub
nis zu dieſem Verſuch ſeien bereits im Gange
Die Rakete habe eine Länge von zehn
Metern und einen Durchmeſſer von 50
Zentimetern. Profeſſor Oberth glaubt, daß
ſeine Rakete, die nicht abgeſchoſſen, ſondern ſich
aus einem Mörſer mit eigener Kraft abſtoßer)
werde, bis in die Stratoſphäre vordringen
werde. Als Treibmittel würden nicht, wie
bisher Pulver oder ſonſtige Exploſivſtoffe,
ſon=
dern flüſſige Luft verwendet werden.
Ein tobſüchtiger Bürgermeiſter.
Sonneberg. Als der kommuniſtiſche
zweite Bürgermeiſter Brill in der
Mitt=
wochnacht von einer Kirchweih zurückkehrte
be=
gann er in ſeiner Wohnung zu larmen und zu
toben. Alles, was ihm in die Hände fiel, zertrüm=
merte er. Er warf auch einen Stuhl auf die Straße
wo ſich eine große Menſchenmenge angeſammelz
hatte. Als die Frau des Bürgermeiſters den
To=
benden zur Ruhe bringen wollte, bedrohte er
ſie mit einem Dolch. Auf die Hilferufe von Frau
und Kindern wurde von Nachbarsleuten die Po=
lizei herbeigerufen, die ihren Vorgeſetzten zur
Ruhe brachte. Ein herbeigeeilter Arzt ſtellte
einen Tobſuchtsanfall feſt, während ein anderer
Arzt totale Trunkenheit feſtſtellte. Am
andern Morgen iſt Bürgermeiſter Brill nach
Jena in die Nervenheilanſtalt zur Unterſuchung
ſeines Geiſteszuſtandes gefahren. Der Vorfall
hat großes Aufſehen erregt.
Zwei Jahre Zuchthaus für einen Anſchlag
auf einen Eiſenbahnzug.
Neu=Brandenburg. Das Schöffengericht
in Neu=Brandenburg verhandelte am
Donners=
tag gegen einen gewiſſen Frank, der am 18.
Auguſt durch, zwei ausgeführte und zwei
ver=
ſuchte Anſchlage den Perſonenzug der Friedland
—Neu=Brandenburg=Eiſenbahn aufs höchſte
ge=
fährdete. Das Urteil lautete auf zwei Jahre
Zuchthaus unter Anrechnung der
Unterſuchungs=
haft wegen vorſätzlicher Gefährdung eines
Eiſen=
bahntransportes. Der Staatsanwalt hatte 2½
Jahre Zuchthaus beantragt. Der Angeklagte gab
an, ſehr betrunken geweſen zu ſein. Er hatte
Klemmlatten und Laſchen auf die Schienen
ge=
legt, um den Zug zum Entgleiſen zu bringen.
Das neueſte New York: Die Billg
auf dem Wolkenkraher.
Der frühere Gouverneur von New York, Alfred
A. Smith, wollte ſich eine Villa im Herzen New
Yorks bauen laſſen. Da es nicht ganz leicht iſt,
in der 5. Avenue Platz zu finden, baute er ſein
Haus kurzerhand auf das Dach eines Wolken=
Nun hat er ſeine Villa in der
kratzers.
„Funften”, mit wunderbarer Ausſicht und
Höhenluft.
Nummer 261
Freitag, den 20. September 1929
Geite 11
Leumundszeugen für Halsmann.
Nach dem Lokalaugenſchein am Tatort im
hochgebirge wurde im Laufe dieſer Woche in
der Beweisaufnahme im Halsmann=Prozeß
fort=
gefahren. Die Verteidigung, die in den letzten
Kagen mit anonymen Briefen geradezu
über=
ſchwemmt wurde, in denen Belaſtungszeugen
mit der Tat in Zuſammenhang gebracht wurden,
erklärte, daß ſie auf anonyme Briefe vollſtändig
verzichte und daß es ihr fern liege, irgend einen
Zeugen in Verdacht zu ziehen. Die Vernehmung
der einzelnen Gendarmeriebeamten von
Mayr=
hofen, die die erſten Erhebungen leiteten und
die Bewachung des Angeklagten beſorgten, ergab,
daß Halsmann keine Blutſpuren aufwies, als
man ihn verhaftete. Der Verteidiger Dr. Peß
beantragte, den photographiſchen Apparat, den
Halsmann zurzeit des Ereigniſſes in der Hand
trug und der bei dem Gericht niedergelegt iſt,
zur Verhandlung herbeizuſchaffen und zu
unter=
ſuchen, ob er irgendwelche Spuren aufweiſe. Das
Gericht beſchloß, dem Antrag Folge zu leiſten
Nach der Verkündung dieſes Beſchluſſes erbat
der Angeklagte das Wort, um zum
Lokalaugen=
ſchein noch einige Bemerkungen zu machen. Er
erklärt, der Unterſuchungsrichter Dr. Kaſperer
hätte ihn beim erſten Lokalaugenſchein über den
Hang der Unfallſtelle hinunterſteigen laſſen, um
zu ſehen, wieviel Zeit man dazu brauche.
Da=
mals ſei der Hang noch unverändert geweſen.
Halsmann erklärt weiter, wenn er bei den
Lauf=
verſuchen am letzten Samstag 25 bis 30
Sekun=
den gebraucht habe, ſo verweiſe er auf die
An=
gaben, die er ſeinerzeit den Gendarmen gemacht
habe, daß er zwei bis fünf Minuten zur Leiche
gegangen ſei. Dabei müſſe man bedenken, daß
er damals die Hände nicht frei hatte und daß
er von der Tour ſehr ermüdet geweſen ſei. Auch
die Hörverſuche beim Lokalaugenſchein beſtärkten
ihn in der Meinung, daß er etwa 200 Schritte
von der Tatortſtelle entfernt geweſen ſein müſſe.
weil er die Schreie nur ganz leiſe gehört und
ſeinen Vater nur klein geſehen habe. Während
des Verhörs weiterer Zeugen ruft Halsmann
dazwiſchen: „Ich habe ja den Vater aus dem
Waſſer gezogen, und zwar zuerſt mit dem Kopf,
damit er hätte atmen können!‟ Dabei habe er
die Stirnwunde noch nicht geſehen. 15 Minuten
ſpäter, als er zurückgekommen ſei, wäre die
Stirnwunde vorhanden geweſen. Sein Vater
hätte auch anders gelegen, als er ihn verlaſſen
habe. Dann fuhr Halsmann in ſehr erregtem
Tone fort: Und deswegen halte man ihn mehr
als ein Jahr gefangen.
Es werden dann zwei Bergführer
vernom=
men. Bergführer Steindl. der mit ſeinem
Kol=
legen Pfiſter die beiden Halsmanns bei der
Beſteigung des Schwarzen Steins begleitete und
ſie längere Zeit beobachtet hatte, iſt nichts
be=
ſonderes aufgefallen. Als nächſter Zeuge wurde
der Elektrotechniker Wahl aus München
ver=
nommen, der am gleichen 8. September den
bei=
den Halsmann im Gaſthaus „Alvenroſe”, im
Zillertal begegnete und mit ihnen ins Geſpräch
gekommen war. Ueber das gegenſeitige Ver=
hältnis der beiden Halsmann konnte der Zeuge
nur Gutes ausſagen. Hierauf wurde eine Reihe
von Briefen verleſen. U. a. wurde der Inhalt
eines Briefes des Vereins jüdiſcher Studenten
in Dresden bekannt gegeben, in dem Halsmann
als ehrlicher, offener Menſch geſchildert wird.
Seine Studienkollegen ſetzen ſich dafür ein, als
Leumundszeugen aufzutreten, da ihnen an
ſei=
nem Charakter nicht der geringſte Schatten
be=
kannt ſei. Ferner liegt ein Brief des
öſterreichi=
ſchen Konſuls in Riga vor, der als alter
Be=
kannter der Familie Halsmann ſeine Meinung
dahin äußert, daß Philipp Halsmann unſchuldig
iſt. Ein ähnlicher Brief wird vom Verband
aus=
ländiſcher Studierender in Dresden verleſen. Als
letzter Brief wurde ein Schreiben des Vaters
Halsmann aus Chamonix verleſen, in dem er
feſtſtellt, daß ihm das Bergſteigen nicht gut
be=
kommt und er davon verſchiedene Herzanfälle
mit ihm zuſammen waren, Halsmann war
Mit=
glied der ſtudentiſchen Organiſation der
Aus=
länder und des jüdiſchen Studentenvereins und
bekleidete Vertrauenspoſten. Sein Lehrer Arwid
Schulz aus Riga ſchilderte Halsmann als einen
der fähigſten und beſten Schüler. Auch die
Freunde, die mit ihm auf der Hochſchule in
Dresden ſtudiert hatten, ſtellten ihm das beſte
Zeugnis aus. Er ſei zuvorkommend, äußerſt
wahrheitsliebend, voller Ehrlichkeit geweſen
und keiner würde ihn des angeſchuldigten
Ver=
brechens fähig halten. Am ungünſtigſten war
ſeinerzeit die Ausſage Raphael Jungelſohns
ge=
weſen, der bei der Polizei in Riga verſchiedene
Einzelheiten, die gegen den jungen Halsmann
ſprachen, ausgeſagt hatte.
Die Mutter und die Schweſter des
Angeklag=
ten, die im Prozeßverlauf vernommen wurden,
ſtellten ihrem Sohn bzw. Bruder das allerbeſte
Zeugnis aus und ſchilderten auch das
Verhält=
nis zwiſchen Vater und Sohn als ſehr gut. Die
Szene wirkte ſowohl auf die Geſchworenen als
auch auf das Publikum tief erſchütternd. Es
wurde dann ein Zeuge des Staatsanwalts
Eduard Friedmann (Andritz bei Graz)
vernom=
men, der mehrere Jahre in Riga geweilt hat.
Dieſer Zeuge kannte zwar die Familie
Hals=
mann nicht, aber aus Kaffeehausgeſprächen will
er erfahren haben, daß der alte Halsmann ein
Damenfreund war, was dazu führte, daß Sohn
und Mutter gegen ihn Stellung nahmen. Er
teilte weiter mit, daß er gegen den
öſterreichi=
ſchen Konſul, der ſich für die Unſchuld
Hals=
manns eingeſetzt habe, Strafanzeige erſtattet
habe, weil er (der Konſul) ihm einen richtigen
und einen falſchen Paß ausgeſtellt habe, und
zwar den falſchen deshalb, um ihm einen
län=
geren Aufenthalt in Riga zu ermöglichen.
Lotäntermin i Tess Meiet Hohe.
Die Gerichtskommiſſion begibt ſich zum Lokalaugenſchein.
Vorne der Vorſitzende Oberlandesgerichtsrat Ziegler.
Der Angeklagte Halsmann (in Zivil) während einer Ruhepauſe
am Tatort.
Um zu den widerſprechenden Zeugenausſagen im Prozeß Halsmann ein Bild am Tatort zu gewinnen, begab ſich der Innsbrucker Gerichtshof an die
1850 Meter hoch gelegene Mordſtelle auf dem Breitlahner, wo der Angeklagte Philipp Halsmann den Vorgang der Tragödie dem Gericht noch
einmal darſtellen mußte.
„Möblierke” Häuſer.
In Berlins Vororten, auch am Kaiſerdamm,
ſieht man jetzt öfter Häuſer von einer beſtimmten
Eigenart entſtehen, die als Wohnungen für
männ=
liche und weibliche Junggeſellen gedacht ſind. Sie
haben einen klaren, einheitlichen Stil, ſind meiſt
hellgrau angeſtrichen und haben an ihrer Vorderſeite
eine große Anzahl kleiner Balkone. In jedem dieſer
bäuſer ſind etwa 70 oder 80 Wohnungen, die nur
tir Junggeſellen beſtimmt und im einzelnen etwa
kolgendermaßne eingerichtet ſind: Die Einzimmer=
Wohnung, deren Typ vorwiegt, beſteht aus einem
bauptzimmer; in einer alkovenartigen Niſche ſteht
das Bett, das von einem Vorhang verborgen wird.
Die eigentliche Küche erſetzt die Kochniſche, die durch
eine Tür vom Wohnzimmer getrennt iſt. In dieſer
Kochniſche ſteht ein Gasherd, ein Geſchirrſpind und
eine Spülwanne. Schränke ſind manchmal vertieft
inr die Wand eingelaſſen. Da außerdem eine kleine
Badeſtube ſich an den Wohnraum anſchließt, ſo iſt,
wie man ſieht, für Komfort und Reinlichkeit
genü=
gend geſorgt. Selbſtverſtändlich iſt Zentralheizung da,
auch birgt der ganze Häuſerblock einen
Gemein=
ſchaftsraum im Mittelbau, der mit einem
Leſezim=
mer und mit einem Muſikzimmer ausgeſtattet iſt. Der
Preis einer Einzimmerwohnung bewegt ſich zwiſchen
60 und 120 Mark, was eigentlich nicht billig iſt, ſich
aber daraus erklärt, daß zwar ein Teil dieſer
Woh=
nungen mit Mitteln aus Hauszinsſteuergeldern
ge=
baut wird, der andere aber aus eigenen Mitteln
aufgebracht werden muß. Dieſe Wohnungen ſind,
wie erwähnt, zunächſt für die Jungeſellen beiderlei
Geſchlechts, für alleinſtehende Frauen, für die
zahl=
reichen Beamtinnen beſtimmt. Man hat ſomit den
Kampf gegen die veraltete „möblierte Stube”, gegen
die Ausbeutungsſucht der Wirtinnen uſw.
auf=
genommen.
Keine Mechaniſierung des Glücks.
Berlin. Die Verwaltung der Preußiſch=
Süd=
deutſchen Klaſſenlotterie hatte die Frage geprüft, ob
ſich die Ziehung auf rein mechaniſchem Wege
durch=
führen ließe. Die vorgeführten Maſchinen wieſen
aber alle den Mangel einer großen Kompliziertheit
auf. Da bei der Lotterieziehung das
Haupterforder=
nis die vollendete Durchſichtigkeit des Vorganges iſt,
konnten alle dieſe umſtändlichen Maſchinerien nicht
befriedigen, und das Präſidium und die Direktion
der Staatslotterie kamen ſchließlich zu der
Aufaſ=
ſung, daß ſich eine abſolute Sicherung auf
maſchinel=
lem Wege noch viel weniger erreichen läßt, als bei
der Ausführung durch menſchliche Kräfte.
Das pſychiatriſche Gutachten über Graf
Stolberg=Wernigerode.
Hirſchberg. Das Gutachten des
Univerſi=
tätsprofeſſors Schulze=Göttingen über den
Geiſteszu=
ſtand des Grafen Chriſtian Stolberg liegt nunmehr
bor. Da von vornherein Uebereinſtimmung darüber
beſtand, daß bei Graf Chriſtian der 8 51 nicht in
Betracht kommt, ſollte Profeſſor Schulze lediglich
ein Gutachten darüber abgeben, ob ſich das
eigen=
artige Verhalten des Grafen nach der Tat mit deſſen
Geiſtesveranlagung begründen läßt. Ein endgültiger
Beſchluß der Staatsanwaltſchaft über die
Klage=
erhebung, die wahrſcheinlich wegen fahrläſſiger
Tö=
tung erfolgen müßte, ſteht noch nicht feſt.
Schweres Flugzeugunglück.
Memel. In der Nähe des Gutes Altgut bei
Memel iſt ein litauiſches Militärflugzeug infolge
eines Motordefektes abgeſtürzt. Beim Aufſchlag auf
der Erde explodierte der Motor und ſetzte das Flug=
Zeug in Flammen. Die beiden Flieger, Hauptmann
Rumſchaitis und Oberleutnant Wedaika, verbrannten.
Bluttat eines Familienvaters.
Prag. In Luſtignaar bei Deutſchbrod hat der
Schneidermeiſter Franz Sedlak ſeine beiden kleinen
Kinder und ſich ſelbſt durch Kopfſchüſſe getötet.
Sed=
lak erklärte in hinterlaſſenen Außerungen, er habe die
Tat begangen, weil ſeine Frau hyſteriſch geweſen ſei.
Verhaftung des zweiten Bankräubers.
Wien. Der an der Beraubung des Kaſſenboten
der Landesbank in Hannover beteiligte Bjährige Otto
Bricken, der den Gendarmeriebeamten am Mittwoch
bei der Feſtnahme in Blindenmarkt bei Amſtetten
(Niederöſterreich) entkommen und in die Wälder der
Umegend geflüchtet war, iſt am Nachmittag bei Welk
von der Gendarmerie aus dem Poſtauto geholt und
verhaftet worden. Er wurde zunächſt dem
Bezirks=
gericht Melk zugeführt. Die drei anderen
Verhaf=
teten, Udo Kühle, Julia Maria Gucia aus
Hanno=
ver und Luiſe Schachſinger aus München, ſind in
das Bezirksgericht Abbs eingeliefert worden.
Vom Unglück verfolgt.
Die italieniſche Expedition unter Hauptmann
Albertini, die die Aufgabe hat, nach der im vorigen
Jahr verſchollenen Ballongruppe der Nobile=
Expedi=
tion mit dem Luftſchiff „Italia” zu ſuchen, iſt einem
neuen ſchweren Unfall ausgeſetzt worden. Das
Expe=
ditionsſchiff „Heimen” hat infolge der ſchweren
Eis=
quetſchungen ſeine Schrauben verloren, ſo daß das
Schiff ſo gut wie bewegungsunfähig iſt. Mit
Not=
ſegeln verſucht man nun in der Nichtung auf Nowoja
Semlia Land zu erreichen. Nach norwegiſchen
Mel=
dungen ſoll keine augenblickliche direkte Gefahr dafür
beſtehen, daß das Schiff von dem Eis in die Tiefe
geſchraubt wird.
Orkan an der franzöſiſchen Küſte.
Paris. Seit zwei Tagen wütet über St. Malo
ein furchtbarer Orkan. Die Straßen ſind aufgeriſſen
und unter Waſſer geſetzt. Alle Drahtleitungen ſind
unterbrochen. Auch von anderen Teilen der Küſte
werden ſchwere Umwetterſchäden gemeldet. Bei Dinan
wurden ſieben Mühlen vollſtändig zerſtört. Die
Frau eines Müllers und ihr Sohn wurden von den
Waſſermaſſen fortgeriſſen und ſpäter als Leichen
aufgefunden.
Temperaturſturz in England.
London. Die wochenlange Hitzwelle hat am
Mittwoch ihr Ende erreicht. In ganz England und
Schottland hat ein allgemeiner Temperaturſturz
ein=
geſetzt, der aber den erſehnten Regen nur ſtrichweiſe
in Geſtalt ſchwerer Gewittergüſſe brachte.
Schwere Unwetter über London.
London. Ein ſintflutartiger Regen ging am
Mittwoch über London nieder und beendte die
ein=
monatige Regenloſigkeit. In verſchiedenen Ortſchaften
waren die Straßen zeitweiſe in reißende Bäche
ver=
wandelt. Der Blitz ſchlug an verſchiedenen Orten ein.
Sturmſchäden in Mexiko.
New York. Wie Aſſociated Preß aus Mexiko
meldet, wüteten an der öſtlichen und weſtlichen Küſte
Mexikos von ſchweren Wolkenbrüchen begleitete
Stürme. In Guaymas wurde beträchtlicher
Sach=
ſchaden angerichtet. Die Vororte von Tampico
wurden überflutet und die Schiffahrt lahmgelegt. Ju
Vergcruz und Tabasco ſind mehrere Flüſſe über die
Ufer getreten, namentlich der Rio Papaloapan führt
ſtarkes Hochwaſſer. Opfer an Menſchenleben wurden
bisher nicht gemeldet.
Spuren engliſcher Polarforſcher aus
dem 16. Jahrhunderk.
EP. In der Nähe des Baffin=Landes ſind jetzt,
nach 350 Jahren, Spuren von engliſchen
Polar=
forſchern entdeckt worden, die damals in der
Arktis umgekommen ſind. Es handelt ſich um
fünf Angehörige einer im Jahre 1576 unter
der Regierung der Königin Eliſabeth von Sir
Martin Frobiſher unternommenen
Expe=
dition, die ſich die Auffindung der
nordweſt=
lichen Durchfahrt zum Ziel geſetzt hatte. Die
Expedition wurde in der 20=Tonnen=
Barke„Gabriel” unternommen. Fünf Mann
der Beſatzung wurden auf der Inſel Kadlunarn
zurückgelaſſen, wo ſie angeblich ein
Goldvor=
kommen entdeckt hatten.
Der Forſcher Donald McMillian hat nun nach
einer zweimonatigen Reiſe nach dem Baffin=
Land, von der er jetzt nach Neu=Schottland
zurückgekehrt iſt, berichtet, daß er auf der Inſel
Kadlunarn ein noch ziemlich gut erhaltenes
Haus gefunden hat, das von Frobisſhers Leuten
errichtet worden iſt. Im Boden fand man Reſte
von Geſchirren uſw. Außerdem fand man die
Reſte eines Weges, auf dem Frobiſhers Leute
ein Boot zur See gebracht hatten, nachdem ihre
eigenen Schiffe zerſtört worden waren, Bisher
hatte man angenommen, daß die Forſcher von
Eskimos getötet worden ſeien, nachdem ſie zum
Schutz einer aufgefundenen Goldader ein Fort
gebaut hätten. Nach einer bei den Eingeborenen
noch jetzt vorhandenen Ueberlieferung trifft dies
jedoch nicht zu. Die Leute hätten danach ein
großes Boot gebaut, um die Rückreiſe nach
Eng=
land anzutreten. Nach einer Fahrt von nur 50
Meilen ſei ihr Boot jedoch von Eisbergen
er=
drückt worden, und ſie hätten auf der Inſel im
Counteß of Warwick=Sund Zuflucht ſuchen
müſ=
ſen. In der Tat wurde auf dieſer Inſel ein
ſtei=
nernes Haus aufgefunden, das nach Angabe
der Eskimos vor langer Zeit von weißen
Män=
nern gebaut worden iſt. MeMlillan fand in
die=
ſem Haus Knochen und andere Anzeichen dafür,
daß das Haus vor langer Zeit einmal bewohnt
war. Die Eskimo=Legende dürfte alſo zutreffen,
daß hier Frobiſhers Leute gehauſt und ihren
Tod gefunden haben.
Folgenſchwerer Gerüfteinſturz.
Linz. Beim Einſturz des Gerüſts an einem
Laboratoriumsneubau auf Schloß Gaisbach wurde
ein Maurer getötet, zwei Arbeiter wurden ſchwer
und acht andere leicht verletzt.
Eine angebohrte Waſſerader überflutet
eine Ortſchaft.
Im Dorf Buſſin (Kreis Schlawe) wurde beim
Vertiefen eines Brunnens eine Waſſerader
ange=
bohrt, die mit ſtarkem Stpahl emporſchoß und
um=
gehend das Ganze Gehöft unter Waſſer ſetzte. Alle
Bemühungen, dieſe Quelle einzudämmen ſind
miß=
lungen. Man verſuchte, in einer Entfernung von
100 Metern durch Erbohren einer zweiten Quelle die
Waſſerader abzufangen. Man erreichte aber gerade
das Gegenteil, denn nun werden bereits ſeit Tagen
durch zwei in unverminderter Stärke ſtrömende
Quellen die Aecker, Gärten und Gehöfte unter
Waſ=
ſer geſetzt. Ein Beſitzer hat bereits ſein Gehöft
rän=
men müſſen.
New York baut für drei Milliarden neue
Unter=
grundbahnen.
EP. In New York ſind die Pläne für die
Ausdehnung des Untergrundbahnnetzes
ver=
öffentlicht worden. Dieſe Pläne ſehen einige
hundert Meilen neuer Strecken vor und werden
bei ihrer Durchführung einen Aufwand von
nicht weniger als 800 Millionen Dollar, (über
3 Milliarden Mark) koſten. Die neuen Strecken
werden u a. beſſere Verbindungen mit den
Vor=
ſtädten Bronx, Brooklyn und Queens ſowie mit
dem Strand von Rockaway bringen.
Enkdeckung eines ruſſiſchen
Juwelen=
ſchahes in Belgrad.
Wien. Wie aus Belgrad gemeldet wird, wurde
im Keller eines Hauſes in Belgrad der
Juwelen=
ſchatz der Petersburger
Pfandleih=
anſtalt entdeckt. Der Wert der gefundenen
Ge=
genſtände beträgt, ungefähr eine halbe
Mil=
liarde Dinar. Beim Ausbruch der ruſſiſchen
Nevolution brachte die genannte Bank ihren Schatz
nach der Halbinſel Krim. Nach der Niederlage der
Wrangelarmee wurde er von den Truppen Wrangels
nach Cattaro überführt. Später wurde er nach
Bel=
grad gebracht, doch wollte keine der dortigen Banken
dieſe Menge Schmuck in Obhut nehmen. Die
Ver=
waltung mietete darauf einen Keller und richtete
ſich dort eine Stahlkammer ein. Der Schatz wäre
unentdeckt geblieben, wenn nicht eine Gruppe
ruſſi=
ſcher Emigranten ſeine Liquidierung verlangt hätte,
um aus dem Erlös eine große ruſſiſche Bank zu
gründen. Selbſwerſtändlich ergeben ſich nun eine
Neihe intereſſanter Rechtsfragen, da die
urſprüng=
lichen Eigentümer der Schmuckſachen ihre
Rechtsan=
ſprüche geltend machen werden.
Vulkanausbruch in Japan.
Tokio. Der Vulkan Karuijawa Aſama iſt in
Tätigkeit getreten. Große Feuerſäulen ſteigen aus
dem Krater, während ein ſtarker Aſchenregen die
ganze Umgebung bedeckt. Die Ausbrüche ſind von
Erdſtößen begleitet. Die Bevölkerung iſt geflohen.
Amerikaniſche Gerichksmethoden.
Die Wachspuppe eines ermordeten Polizeichefs
auf der Bank des Anklägers.
Bei dem aufſehenerregenden Prozeß gegen
ſtrei=
kende Textilarbeiter in Gaſtonia (Nord=
Karo=
lina), die beſchuldigt werden, den Polizeichef
Aderholt ermordet zu haben, brachte der
Staats=
anwalt eine Wachsnachbildung des Ermordeten
mit in den Gerichtsſaal, um den Eindruck ſeiner
Anklage zu verſtärken. Der Vorſitzende ordnete
jedoch die Entfernung der Puppe an.
Oppll, Sper und Tarnen.
dee Sport am Sonmiag.
Die Ballſpiele dominieren.
Mit den letzten ſchönen Tagen dieſes Sommers verſchwinden auch
die Sommerſports allmählich. Wenn man nicht wüßte, daß es Herbſt
geworden iſt, dann würde es uns ein Blick auf das Sportprogramm
des Sonntags ſagen. Da dominieren bereits die Ballſpiele, Fußball,
Handball, Hockey und Rugby. Im Rugby nehmen jetzt auch in
Süd=
deutſchland die Punktekämpfe ihren Beginn. Neben dieſen Ballſpielen
behaupten ſich nur noch Rad=, Motor= und Pferdeſport ſtärker.
Fußbal l.
Auch diesmal gibt es bei den Meiſterſchaftsſpielen in
Süddeutſchland wieder eine ganze Anzahl von Spielen, deren
Bedeutung das Mittelmaß überſchreitet. Wir weiſen nur auf die
Begegnungen Karlsruher FV. — Phönix Karlsruhe, Bayern Hof —
Sp.Bg. Fürth, Schwaben Augsburg — Bayern München, Phönis
Ludwigshafen — SV. Waldhof und VfL. Neu=Iſenburg — Wormatia
Worms hin. In all dieſen Spielen kann es den Favoriten leicht
ſchlecht gehen. Der vollſtändige Spielplan ſieht wie folgt aus: Nord=
bayern: 1. FC. Nürnberg — VfN. Fürth (Samstag), ASV.
Nürn=
berg — Sp.Vg. Hof, Bayern Hof — Sp.Vg. Fürth; Südbayern:
Teutonia München — DSV. München, 1860 München — Wacker
Mün=
chen, Schwaben Augsburg — Bayern München, Jahn Regensburg —
Ulmer FV. 94; Württemberg: Sportfreunde Stuttgart — VfB.
Stuttgart; Union Böckingen — FC. Pforzheim; Baden;
Karls=
ruher FV. — Phönix Karlsruhe, FV. Raſtatt — Sp.Vg. Freiburg,
Freiburger FC. — Sp.Vg. Schramberg, Freiburger SC. — FV.
Vil=
lingen; Gruppe Rhein: Mannheim 08 — VfN. Manheim, Phönig
Ludwigshafen — SV. Waldhof, Sp.Vg. Sandhofen — Mundenheim;
FG. Rohrbach — VfL. Neckarau; Gruppe Saar: VfR. Pirmaſens
— FV. Saarbrücken, VfR. Kaiſerslautern — FC. Pirmaſens,
Sport=
freunde Saarbrücken — FC. Idar, Saar 05 Saarbrücken — Boruſſia
Neunkirchen; Gruppe Main: FSV. Frankfurt — Kickers
Offen=
bach, Griesheim 02 — Eintracht Frankfurt, Rot=Weiß Frankfurt —
Union Niederrad, Hanau 93 — Germania Bieber; Gruppe
Heſ=
ſen: Alemannia Worms — Haſſia Bingen; VfL. Neu=Iſenburg —
Wormatia Worms, SV. 98 Darmſtadt — FC. Langen, Mainz 05 —
SV. Wiesbaden. — Auch in den übrigen Landesverbänden des
Deutſchen Fußball=Bundes werden die Meiſterſchaftsſpiele fortgeſetzt.
Handball.
Die nächſte Nunde der Handball=Meiſterſchaftsſpiele in
Süddeutſchland bringt die folgenden Begegnungen:
Nord=
bayern: 1. FC. Nürnberg — Pfeil Nürnberg (Samstag), 1. FC.
Nürnberg — Bar Kochbar Nürnberg (Sonntag), FC. Bayreuth —
Sp.Vg. Fürth, Franken Nürnberg — FC. Bamberg; Südbayern:
DSV. München — ASV. München, 1860 München — SSV. Ulm,
Ulmer FV. 94 — VfR. Heidenheim, Jahn München — Jahn
Regens=
burg; Gruppe Karlsruhe: FC. Pforzheim — Karlsruher
FV., Raſtatt — Graben; Gruppe Freiburg: Polizei Freiburg
— SV. Freiburg, Reichswehr Konſtanz — Freiburger FC;
Würt=
temberg: Stuttgarter Kickers — Sportfreunde Tübingen,
Sport=
freunde Eßlingen — Stuttgarter SC., Sp.Vg. Tübingen — VfB.
Stuttgart, SV. Reutlingen — HSV. Zuffenhauſen; Bezirk
MainſHeſſen: Gruppe 4: Rot=Weiß Darmſtadt, Pol. SV.
Darm=
ſtadt, SV. 98 Darmſtadt — FSV. Frankfurt, Arheilgen —
Schwan=
heim, SV. Langen — Rot=Weiß Frankfurt; Gruppe B: Mainz 05 —
Pol. SV. Wiesbaden, Alemannia Worms — SV. Wiesbaden, Hakoah
Wiesbaden — Kaſtel, Pol. SV. Worms — Reichsbahn Wiesbaden.
Rugby.
Nach einigen Probeſpielen ſetzen nun auch in Süddeutſchland die
Rugby=Meiſterſchaftskämpfe ein. Der 22. September ſoll die
folgen=
den Punktekämpfe bringen: Mainkreis; BSC. Offenbach —
Aſchaffenburg, Eintracht Frankfurt — Blau=Weiß Frankfurt; Kreis
Heidelberg: BC. Heidelberg — BK, Heidelberg, TV. 46
Heidel=
berg — R.Geſ. Heidelberg; Kreis Bayern: FC. Wacker
Mün=
chen — DSV. München. — Der SC 80 Frankfurt trägt ein
Freundſchaftsſpiel gegen den SC. Neuenheim aus.
Hockey.
Während Berlin die am Vorſonntag begonnenen
Meiſterſchafts=
ſpiele fortſetzt, gibt es in den übrigen Teilen des Reiches eine Unmenge
von Freundſchaftsſpielen. Zum Teil werden dieſe Privatſpiele jetzt
ſchon intereſſanter, da die Paarungen der Mannſchaften wertvoller
ſind.
Tenni 8.
Auf der Bühlerhöhe bei Baden=Baden findet ein
vor=
nehmlich mit ſüddeutſchen Kräften beſetztes Turnier ſtatt. — In
Straßburg kommt es zwiſchen LTC. Straßburg und TC. 14
Frank=
furt zu einem Clubkampf, der deshalb ſtärker intereſſiert, weil auf
beiden Seiten bekannte Spieler mitwirken. Die ſtärkſte Beachtung
dürfte das Zuſammentreffen von Frau Friedleben (Frankfurt) mit
Mdme. Mathieu finden.
Leichtathletik.
Auch auf den Aſchenbahnen wird es ſtill. Diesmal haben nur
zwei Veranſtaltungen einige Bedeutung. In München kommen die
ſüddeutſchen Mciſterſchaften im 25=Kilometer=Laufen und
50=Kilometer=Gehen zur Durchführung, während auf der Strecke Neuß=
Düſſeldorf Weſtdeutſchlands größter Straßen=Staffellauf, die „
Rhein=
ſtaffel”, wieder Tauſende von Läufern in Bewegung ſehen wird.
Rudern.
Während die deutſche Ruderſaiſon als abgeſchloſſen gelten kann,
gibt es im Ausland mit der Holland=Becher=Regatta in
Amſterdam noch einmal ein größeres Ereignis. Im Einerrennen um
den Holland=Becher wird man auch Deutſchlands Altmeiſter W.
Flinſch am Start ſehen. Im Doppelzweier beteiligen ſich die
Deut=
ſchen Meiſter von Düſterloh/Buhtz und für den Senior=Achter
hat die Mainz=Kaſteler RG. gemeldet.
Motorſport.
Dem Großen Preis der Wagen folgt am Sonntag in Monza der
Große Preis der Nationen für Motorräder. Von
deutſcher Seite ſind für dieſes große Rennen die beiden D.K.W.=Fahrer
Geiß=Pforzheim und Klein=Waldkirchen genannt worden. —
Beach=
tung verdient auch das klaſſiſche 9. Ecce=Homo=Rennen des
Mähriſch=Schleſiſchen AC.
Radſport.
Bahnrennen: Das „Goldene Rad vom Rhein” wird
dies=
mal auf der Frankfurter Stadionbahn ausgetragen, da die Kölner
Bahnen bereits für dieſe Saiſon ihre Pforten geſchloſſen haben. Am
Start dieſes Rennens ſollen ſein: Krewer, Leddy, Thollembeck,
Chriſt=
mann, Schäfer und Schmidt. Weitere Bahnrennen gibt es auf der
Rütt=Arena in Leipzig (Großer Preis von Europa mit
Sawall, Maronnier, Hille, Lewanow, Bréau und Snoek), in
Braun=
ſchweig und Bremen. — Auf der Landſtraße wird u.
a. die 100=Kilometer=Meiſterſchaft im Mannſchaftsfahren der DRU. bei
Leipzig, der BDR.=Rennen vom „Rhein zur Sieg” und das BDR.=
Straßenrennen „Preis der Romryken=Berge” ausgetragen.
Pferdeſport.
Mit dem St. Leger kommt am Sonntag auf der Grunewald=
Bahn die letzte klaſſiſche Prüfung des Derby=Jahrganges zur
Ab=
wicklung. Das mit 41000 Mark dotierte Rennen wird die meiſten
Beſten der Dreijährigen am Start ſehen. — Weitere Galopprennen
gibt es in Hamburg=Großborſtel, Halle/ Saale,
Kre=
feld und Paris.
Zußball.
Sporkverein Darmſtadk 1898 — 5. C. Langen.
Sowohl die Fußballabteilung als auch die Handballabteilung der
98er haben am kommenden Sonntag mit ihren Ligamannſchaften
wich=
tige Verbandsſpiele zu beſtehen. Da beide Mannſchaften ihre Treffen
in Darmſtadt auszutragen haben, iſt die Grundlage zu einer
Doppel=
veranſtaltung, die zweifellos großem Intereſſe begegnen wird, gegeben.
Während die Handball=Ligamannſchaft, wie wir ſchon berichteten, im
Fußballſportverein Frankfurt auf den ſchwerſten Gegner der bisherigen
Verbandsſpielſerie, von dem ſtärkſter Widerſtand zu erwarten iſt, treffen
wird, hat die Fußballelf in dem F.C. Langen einen gleich hartnäckigen
Gegner, der wohl ebenfalls mit dem feſten Willen nach Darmſtadt
kom=
men wird, Sieg und Punkte an ſich zu reißen.
Die Spielſtärke der Gäſte iſt, obwohl ſie in den letzten Jahren
Spiele gegen die 98er nicht ausgetragen haben, in Darmſtadt gut
be=
kannt. Die Leute von Langen haben ſich im Spieljahr 1927/28 den
Aufſtieg in die Bezirksliga erkämpft und gleich im erſten Jahre ihrer
Spielzugehörigkeit zur höchſten Klaſſe des Verbandes ſich die größte
Achtung verſchafft, da es ihnen gelang, nicht nur dem ihnen
vorausge=
ſagten Abſtieg in die Kreisliga zu entgehen, ſondern auch ſich einen
guten Tabellenplatz zu ſichern. Die Erfolge der Elf lagen darin
begrün=
der, daß die ganze Mannſchaft durch einen nie verſagenden Kampfgeiſt
beſeelt war, daß ſie eine ſolide Hintermannſchaft aufzuweiſen hatte,
deren Hauptſtärke in einem vorzüglichen Torwächter beſtand, und daß
letzten Endes eine flinke Stürmerreihe, auf halbhohes Spiel eingeſtellt,
ſtets für die notwendige Torausbeute ſorgte. Es ſcheint, daß der F.C.
Langen auch in dieſem Jahre ſpielſtark genug iſt, um das gute
Ab=
ſchneiden des Vorjahres zur Wiederholung zu bringen. Der Sieg, der
dem F. C. Langen im Verbandsſpiel in Mainz glückte, läßt darauf
ſchlie=
ßen, wie ja auch das Unentſchieden gegen Alemannia Worms als
Er=
folg gewertet werden muß. Erſt am letzten Sonntag gab die Langener
Mannſchaft eine glänzende Probe ihrer Kampf= und Tatkraft, indem
ſie trotz des Umſtandes, daß ſie ſofort nach Spielbeginn einen
Vertei=
diger durch Verletzung verlor, dem vorjährigen Meiſter Wormatia
die Sicherſtellung eines 3:1=Sieges erſt in den Schlußminuten erlaubte.
Zweifellos wird der F.C. Langen im kommenden Spiel zeigen mo
len, daß ſein Können ausreicht, um gegen die 98er zu beſtehen. In g
für die Mannſchaft typiſchen, harten und ſchnellen Spielweiſe wer)
die Gäſte den Einheimiſchen einen ſchweren Gegner abgeben. In
Daxd=
ſtadt weiß man, um was es geht. Man braucht dabei wirklich nicht
die Preſtigefrage, die gar keine Rolle in einem ſportlichen Wettkatn
ſpielen ſollte, zu denken. Man weiß aber hier zur Genüge, daß zu ein
rechtzeitigen Abwehr der Abſtiegsgefahr es notwendig iſt, ſich die Pur/
auf eigenem Platze zum mindeſten gegen die Vereine, die nicht Tabelle,
führer ſind, zu ſichern. Ueber die Aufſtellung der Darmſtädter Mam
ſchaft werden wir noch berichten.
Das Fußballverbandsſpiel wird um 4 Uhr anſchließend an das Ssi
der 98er gegen Fußballſportverein Frankfurt, das auf 33 Uhr feſt
ſetzt iſt, beginnen. Wir weiſen wiederholt auf die Einrichtung ein
Vorverkaufs im Zigarrenhaus Becher, Grafenſtraße, der weſentli
Vergünſtigungen gewährt, hin.
Geſchäftliches.
Das blaue Band iſt ein Siegeszeichen und ein Symbol höchſt
Leiſtung auf verſchiedenen Gebieten — in der Marine, beim
Spo=
uſw. — In dieſem Sinne kann es auch zu einem beſten Erzeugniſſe 10
Induſtrie in Beziehung geſetzt werden und ſeinen berühmten Namel
dazu hergeben. Daran denkt man ſogleich, wenn man von der neu
und doch allen erfahrenen Hausfrauen ſchon ſo vertrauten Margari
marke „Rama im Blauband” hört und lieſt. Denn hier hande
es ſich tatſächlich um eine Höchſtleiſtung auf dem Gebiete modern
Volksernährung. Der Wunſch aller Köchinnen und Hausfrauen,
den heutigen Verhältniſſen eine Margarine zu haben, die an Qualitä
Wohlgeſchmack und Friſche die teure Kuhbutter vollkommen zu erſetze
vermag, geht mit der „Rama im Blauband” aufs ſchönſte in Erfülluf
Rundfunk=Programme.
Frankfurt
Freitag, 20. Sept. 8: Bad Homburg: Konzert des Kurorch
O 12.15: Schallplatten. O 15.15: Jugendſtunde. Mittelſchullehrer
Rößler: Der Automat. 6 16.15: Konzert des Funkorch. O 18.10
Hausfrauen=Nachmittag des Frankfurter Hausfrauenvereins. o 18.40:
beſichte (fantaſtiſche Miniaturen). — Graener: Divertimento. 6213
Der ungetreue Eckehart. Ein Schwank in drei Akten von H. Sturm.
Perſ.: Kommerzienrat Auguſt Lanzendorf: Emilie „ſeine Gattin;
ſeine Töchter: Agathe Stürmer, Traute Bleibtreu; ſeine
Schwieger=
ſöhne: Fritz Stürmer, Dr. chem., Eckehart Bleibtreu; Regine Friedel,
Aerztin; Freiherr von Gruſt; Carl Moor; Suſe Moor; Franz,
Diener beim Kommerzienrat; Ida. Mädchen bei Bleibtreu; Aenne
Mädchen bei Suſe Moor; zwei Wärter. Der erſte und zweite Akt
an einem Tage, der dritte Akt ſechs Tage ſpäter. O 22.30:
Stutt=
gart: Lieder zur Laute. Peter Bach. O 0.30: Nur Frankfurts
Nachtkonzert.
Königswuſterhauſen
Deutſche Welle. Freitag, 20. Sept. 9.30: Direktor Eipper:
Junge Tiere. O 10: Margarete von der OſtesundgPröf. Dr.Lamipés
Das Küſtendreieck, Moor und Geeſt. O.14.30:*Gextrüd vän/Ehſeren:
Kunterbunt. O 15: Prof. Dr. Birnbaum:Kränkheit uſid Ehé:”
Nervenkrankheiten. 0 15.45: Gr. Jarcho:Kunſtgewerbliche Induſtrien.
(Kriſtallglaswaren). O 16: Rektor Weſtermann: Kurzſchriftdiktate.
O 16.30: Prof. Dr. Mersmann: Muſikverſtehen: Einführung in
Sonate und Sinfonie. O 17: Leipzig: Könzert des=Funkorch. O 18:
Dr. Pahl: Das Erdöl und ſeine Bedeutung für die Weltwirtſchaft
und Weltpolitik. o 18.30: Engliſch für Fortgeſchrittene. o 18.55:
Dr. Würzburger: Neue Formen der Geſelligkeit. 6 19.20:
Wiſſen=
ſchaftlicher Vortrag für Aerzte. O 20: „Song”. Wort und Tom
Sehnſucht und Abenteuer. — Zwiſchenſpiel: Muſik in
(U. S. A.). — Zweiter Satz: Witz und Groteske. Funk=Geſtaltungs
F. W. Biſchoff und Dr. Edm. Nick. Worte: Brecht, Biſchoff, Engel,
Käſtner, Tucholsky, Schück u a. Muſik: Weill, Nick, Krenek u. a.
Regie: F. W. Biſchoff als Gaſt. O Anſchl.: Bildfunk.
Wekterberichl.
Der Tiefausläufer, der geſtern über Frankreich lag, hat ſich über
Deutſchland ausgedehnt. Bereits in den geſtrigen Abendſtunden kam es
n unſerem Bezirk zu Niederſchlägen, jedoch von geringer Art. Eine
weitere Beeinfluſſung der Wetterlage findet nicht mehr ſtatt, wenn auch
zunächſt vzeaniſche Luftmaſſen nach dem Kontingent gelangen. Sie
werden wohl Bewölkung mit ſich führen, aber kaum Niederſchläge ver
urſachen.
Ausſichten für Freitag, den 20. September: Wolkig mit Aufheiterung
Temperaturen wenig verändert, meiſt trocken.
Ausſichten für Samstag, den 21. September: Wolkig, zeitweiſe aud
aufheiternd, allmählich etwas kühler, vorwiegend trocken.
O
MäNMLICH
Tüchtige —
Bauſchloſer
geſucht. J. Jacobi,
Darmſt., Karlſtr. 34.
(14627a)
Tüchti
Herrenfriſeu=
ſucht
Karl Steinmetz
Damen= u. Herrenfriſeur
Ludwigſtraße 8
Telephon 714.
Für Liebhaber-
Orchester
guter Pianiſt (Idea
liſt) geſucht. Angebote
unt U 105 Geſchſt. (*
redegewandte.
Her=
ren (Damen)
ver=
dienen glänzend dch
Propagierung einer
fabelhaften Erfin
dung in guten
Pri=
vatkreiſen. —
Aus=
führliche Eilofferter
unter L. 1137 an d.
Geſchäftsſt. UT 14667
Chemiſche Fabrik
ſucht für den hieſigen Platz einen
äußerſt tüchtigen
Reisenden
zum Vertrieb eines ganz neuen
Artikels in Bohnerwachs. Nur
ſeri=
öſe Herren, welche bei der
frag=
lichen Kundſchaft beſtens eingeführt
ſind und nachweisbar große Erfolge
erzielt haben, wollen Angebote
ein=
reichen mit Lebenslauf und Refer.
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* Ungünftige Situakion der
tſchecho=
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Prag, im September.
Der ſeit längerer Zeit andauernde Beſchäftigungsrückgang in der
tſchechoſlowakiſchen Textilinduſtrie hat in den letzten Monaten
neuer=
dings erheblich zugenommen, ſo daß in einzelnen Zweigen dieſer
In=
duſtrie die Situation geradezu kritiſch geworden iſt. Es hat ſich die
Not=
wendigkeit zahlreicher Betriebseinſchränkungen bzw. Umſtellungen
er=
geben, ebenſo wie mehrere große Unternehmungen ſich gezwungen
ſahen, einen Teil der Arbeiterſchaft wegen des geringen
Auftragsein=
laufes zu entlaſſen. Die Ausſichten, daß die ungeſunden jetzigen
Ver=
hältniſſe ſich alsbald ändern würden, ſind außerordentlich gering, ſo daß
in den intereſſierten Kreiſen darauf hingearbeitet wird, das deutſche
und Ton
ſter Sat:
Harlem
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Unden lam e
- Art. Ei
ſt, wenn aut
Geſchäft auszubauen. Im Zuge der darauf hinzielenden Aktion haben
einige mähriſche Fabriken ihre Vertreter nach Deutſchland geſchickt, und
es wird gemeldet, daß ausgezeichnete Geſchäftsabſchlüſſe zu verzeichnen
ſeien. Immerhin aber ſtehen dem Ausbau des Exportes nach
Deutſch=
land und den übrigen für die tſchechvſlowakiſche Textilinduſtrie
wich=
tigen Ländern erhebliche Schwierigkeiten entgegen, die teilweiſe durch
längſt vorbereitete, aber immer wieder verzögerte
Handelsvertragsver=
handlungen beſeitigt werden ſollen.
Eine knappe Ueberſicht über die allgemeine Lage der Textilinduſtrie
im Gebiete der Tſchechoſlowakei ergibt vor allem, daß die Erzeugung
von Baumwollware ſtark reduziert werden mußte, ebenſo die
Flachs=
ſpinnerei und die oſtböhmiſche Leinenweberei. Auch die Vicogne= und
Streichgarnſpinnerei iſt ähnlichen Schwankungen wie die
Baumwoll=
ſbinnerei unterworfen, während geringere Einbußen die Hanfſpinnerei
aufweiſt, die erhöhten Exportumſatz verzeichnet. Normal beſchäftigt ſind
lediglich die Teppich=, die Möbelſtoff=, die Filz= und Wollhut=Induſtrie,
weniger gut die Tuch= und Kleiderſtoff=Induſtrie. Nicht ungünſtig ſind
die Verhältniſſe in der Poſamenten=Induſtrie, in der Bandweberei und
in der Kunſtſeide=Induſtrie.
Die nachſtehend geſchilderten Zuſtände in einzelnen Textilzentren
der Tſchechoſlowakei illuſtrieren deutlich die gegenwärtige unerfreuliche
Situation für die tſchechoſlowakiſche Textilproduktion. So droht
ins=
beſondere in der oſtböhmiſchen Flachs=Induſtrie eine neue Kriſe durch
die Auswirkung einer knapp bevorſtehenden Umſtellung der Firma
Faltis Erben. Flachsſpinnereien in Trautenau, Jungbuch und Liebau
(etzteres in Preuß.=Schleſien gelegen), die Ende Auguſt in Liquidation
trat. Alle Beamten wurden zum 15. Februar 1930 gekündigt. Da das
Unternehmen mit ſeinen 40 000 Spindeln der größte Betrieb dieſer
Branche in Oſtböhmen überhaupt iſt, eſrcheint heute ſchon der
Weiter=
beſtand des Karteils der vereinigten Flachsſpinnereien G. m. b. H.
ge=
fährdet. Wohl wird heute in den Betrieben weitergearbeitet, doch
er=
hilt durch die Einſchränkung der Produktion die Situation eine
neuer=
liche Verſchlimmerung, denn während die Beſchäftigung bisher nur durch
eine Kürzung der Arbeitszeit beeinträchtigt worden war, iſt nun auch
die Zahl der in der bſtböhmiſchen Textilinduſtrie beſchäftigten Arbeiter
geringer geworden. Auch der Mautner=Textilkonzern iſt von der un=
9. 8 18:cinſtigen Situation ernſtlich in Mitleidenſchaft gezogen. Er ſah ſich zu
einſchneidenden Betriebseinſchränkungen gezwungen, ſo daß in Semil,
Eiſenbrod und Tannwald über 6000 Arbeiter brotlos geworden ſind.
Als geradezu troſtlos müſſen die Verhältniſſe in der nordböhmiſchen
Textilinduſtrie bezeichnet werden. Insbeſondere in der
Baumwollindu=
ſtrie, welche ihr Abſatzgebiet faſt völlig verloren hat, mußten zahlreiche
Betriebsumſtellungen vorgenommen werden. Mehrere Firmen ſind
aus=
gewandert, andere Betriebe wieder haben ſich von der Erzeugung von
Hoſenzeugen auf die Herſtellung von Leinwand, Kunſtſeide und anderen
Stoffen für Decken, Läufer, Tücher uſw. verlegt, während einzelne
Un=
ternehmungen zur Erzeugung von Schafwollſtoffen nach Art des
Brün=
ner Tuches übergegangen ſind. Das Warnsdorfer Gebiet, das „
nord=
böhmiſche Mancheſter”, verzeichnet Inſolvenzen der älteſten Firmen,
Ver=
käufe von Fabriken und Stillegungen ganzer Betriebe, und ähnlich
hiegen die Verhältniſſe im Rumburger Gebiet. Aus Reichenberg wieder
nird in den letzten Tagen die Einſtellung des Betriebs der Textil=A.=G.
Tranz Liebig u. Co. gemeldet. Im weſtböhmiſchen Gebiet hat die
Be=
iebsleitung der Neudeker Woll= und Kammgarnſpinnerei die
Ent=
haſſuneg von rund 500 Arbeitern deswegen verfügt, weil ſich wegen
Auf=
tagsmangel die Notwendigkeit der Aufhebung der dritten Schicht
er=
geben hat. Es erſcheint auch keine Möglichkeit geboten, die Entlaſſungen
durch Einführung von Feierſchichten zu umgehen.
Ergänzend ſei feſtgehalten, daß der bisherige Rückgang der
Aus=
fihr tſchechoflowakiſcher Textilerzeugniſſe gegenüber dem Vorjahre rund
700 Millionen Tſchechenkronen beträgt. Als Urſache dieſes unerwartet
hohen Ausfalles an Einnahmen aus dem Export werden die hohen Zölle
einer Reihe von bisherigen Abſatzgebieten bezeichnet, desgleichen aber
auch die ſehr ſchleppenden Verhandlungen über unerläßliche
Handels=
verträge, von deren Abſchluß man ſich eine Erleichterung der Situation
verſpricht.
Amerikaniſche Babeinachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 19. Sept.:
Getreide. Weizen: Sept. 1393. Dez. 138½, März 144½, Mai
148½; Mais: Sept. 102½, Dez. 98½, März 103½, Mai 105½;
Hafer: Sept. 50½, Dez. 54. März 56, Mai 58½; Roggen: Sept.
12½. Dez. 108½, März 114½.
Schmalz: Sept. 11.57½, Okt. 11,60, Dez. 11,82½, Jan. 12,25.
Fleiſch. Rippen: Sept. 13. Okt. 12,50; Speck, loko 13: leichte
Schweine 10—11, ſchwere Schweine 9,75—10,75;
Schweine=
zufuhren: Chicago 19 000 im Weſten 76 000.
Baumwolle: Oktober 18,43, Dezember 18,72.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 19. Sept.:
Getreide. Weizen, Rotwinter 142½, Hartwinter 138½: Mais:
114½: Mehl 6,00—6.40; Fracht: nach England 1,6—2,3 Schill.,
nach dem Kontinent 8—9 Cents.
Schmalz: Prima, Weſtern, loko 12,30; Talg, extra, loſe 734.
Mannheimer Produktenbericht vom 19. September. Bei großem
Angebot in Inlandsware verkehrte die Börſe in ruhiger Haltung. Man
nannte im nichtoffiziellen Verkehr gegen 12.30 Uhr in RM. per 100
Kilo waggonfrei Mannheim: Weizen, hierländiſchen 25,50,
ausländi=
ſchen 27,50—3, Roggen, hierländiſchen 20,50, Hafer, inländiſchen (neuen)
18,50—19,50, Auslandshafer 20—21, Braugerſte (badiſche und
württem=
bergiſche) 21,50—23, pfälziſche 23,24, Futtergerſte 18,25—19,25, Mais
mit Sack 20,75, ſüddeutſches Weizenmehl Spezial Null 38—38,25,
ſüd=
deutſches Weizenmehl Spezial Null (2. Sorte) 36,36,25, ſüddeutſches
Weizenauszugsmehl 42—42,25, ſüddeutſches Weizenbrotmehl 30—30,25,
üiddeutſches Roggenmehl 28—32,75, Kleie 11—11,25, Biertreber mit
Sack 17,50—18,25, Leinſaat 46.
Berliner Produktenbericht vom 19. September 1929. Weizen, märk.
222—226, Sept. 211½, Okt. 245—246, Dez. 246½—247, Tend.: ſchwächer;
Roggen, märk. 180—183, Sept. 195½, Okt. 197½—198. Dez. 209 B.
205—223, Futtergerſte 170—186; Hafer,
Mais, La Plata 210—211, Weizenmehl 27.75—34, Roggenmehl 24,25 bis
27.50, Weizenkleie 11.63—12.25, Roggenkleie 10.80—11.25.
Viehmärkte.
Darmſtädter Schlachtviehmarkt vom 19. September. Zum heutigen
Schlachtviehmarkt waren aufgetrieben: 6 Ochſen, 182 Kälber, 8 Schafe,
* Ziegen. Bezahlt wurden für das Pfund Lebendgewicht für Kälber:
2) 68—75, b) 61—67, c) 55—60. Tendenz: Marktverlauf ſchleppend.
Mannheimer Kleinviehmarkt vom 19. Septcmber. Dem
Kleinvieh=
markte waren zugefahren: 113 Kälber, 41 Schweine, 579 Ferkel und
Läufer, 4 Ziegen. Bezahlt wurden für Kälber 64—84, Schweine 87 bis
O1, Ferkel bis vier Wochen 20—26, über vier Wochen 30—38, Läufer
42—56, Ziegen 10—24, Marktverlauf mit Kälbern lebhaft, ausverkauft;
mit Schweinen mittelmäßig, geräumt; mit Ferkeln und Läufern
mittel=
mäßig.
Frankfurter Kleinviehmarkt vom 19. September. Aufgetrieben
aaren: 72 Rinder, 1159 Kälber, 334 Schafe und 398 Schweine. Markt=
verlauf: Schweine rege ausverkauft, Kälber rege geräumt, Schafe ruhig,
geringer Ueberſtand. Preiſe pro Zentner Lebendgewicht: Kälber
b) 77—80, c) 73—76, d) 66—72, Schafe a) 47—51, b) —, c) 40—46,
d) 30—39, Schweine a) —, b) 87—90, c) 88—91, d) 87—90, e) 85—88.
Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1) 90—98, 2) 80—90,
Bullen=
fleiſch 85—90, Kuhfleiſch 2) 55—70, 3) 40—55, Kalbfleiſch 2) 90—110,
Schweinefleiſch 1) 105—115, Gefrierfleiſch (Rindfleiſch) Vorderviertel
56, Hinterviertel 65. Geſchäftsgang ſchleppend.
Frankfurker und Berliner Effekkenbericht.
Frankfurt a. M., 19. Sept.
Die Stimmung an der heutigen Börſe war freundlich, doch konnte
man eine gewiſſe Zurückhaltung erkennen, da mit dem heutigen
Don=
nerstag Befürchtungen einer evtl. Diskonterhöhung auftraten. Die
Spekulation blieb reſerviert, zumal Aufträge auch heute wieder kaum
eingetroffen ſein dürften. Die Zunahme der Arbeitsloſigkeit im Reiche
machte keinen guten Eindruck. Es waren anfangs eher Abgaben zu
beobachten, doch als die Meldung eintraf, daß die Diskontrate der
Bank von England unverändert belaſſen wurde, zeigte ſich etwas mehr
Unternehmungsluſt, aber trotzdem war keine nennenswerte
Geſchäfts=
belebung zu erkennen. Nur Spezialwerte traten etwas hervor, und es
ergaben ſich ſomit zur Erſtnotiz gegenüber der geſtrigen Abendbörſe
überwiegend Kursbeſſerungen. Die feſte geſtrige New Yorker Börſe
konnte inſofern keinen Eindruck machen, da in Amerika die
Geldmarkt=
verhältniſſe immer noch nicht beſonders günſtig liegen. Aber im
gro=
ßen und ganzen war die Tendenz freundlicher und zuverſichtlicher;
denn die zu bemerkenden Deckungen in Glanzſtoffaktien verfehlten ihre
Wirkung nicht. Es ergab ſich hier ein Gewinn von 3 Prozent. Etwas
hervortreten konnten noch am Elektromarkt Schuckert mit plus 2½
Prozent, AEG. mit plus 1 Prozent und Siemens mit plus ¼ Prozent.
Gedrückt lagen dagegen Bergmann mit minus 1½ Prozent und
Elektriſche Lieferungen mit minus 12/s Prozent. J. G. Farben
er=
öffneten faſt unverändert. Autowerte bis 1½ Prozent feſter. Von
Montanaktien zogen Buderus, Gelſenkirchen, Phönix und Rheinſtahl
bis zu 1 Prozent an. Harpener und Mannesmann lagen
vernach=
läſſigt. Nordd. Lloyd waren weiter etwas ſchwächer. Hapag dagegen
etwas höher. Von Banken gaben Berl. Hand. Geſ. mit 1 Prozent
nach. — Renten ſtill, zumeiſt etwas höher. Am Geldmarkt war
Tages=
geld mit 7 Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt nannte man
Mark gegen Dollar 4,2004, gegen Pfunde 20,364, Londer=Kabel 4,8466,
Paris 123,87, Mailand 92,67½, Madrid 32,86, Holland 12,0890.
Die Abendbörſe eröffnete eine Kleinigkeit freundlicher, wenn
auch die Betätigung der Kuliſſe ſich ausſchließlich auf den
Farben=
markt beſchränkte. Farben wurden, wahrſcheinlich auf die von
aus=
ländiſchen Plätzen gemeldete Löſung der Rußlandverträge, 1/a Prozent
niedriger genannt. Die übrigen Werte waren aber freundlicher.
Berlin, 19. Sept.
Obwohl die erſten offiziellen Notierungen nicht immer ganz den
vorbörslichen Erwartungen entſprachen, war der Grundton der
heu=
tagen Börſe doch als freundlich anzuſprechen. Nachdem nun auch New
York, trotz des Tagesgeldſatzes von 10 Prozent geſtern im Verlaufe
ſehr feſt geworden war, und bekannt wurde, daß in der Geheimſitzung
des Federal Reſerve Boards am 17. d. M. eine Herabſetzung der New
Yorker Diskontrate befürwortet war, rechnete man ſchon vormittags
mit weiteren Deckungen der Spekulation. Dieſe wurden auch
angenom=
men, als die Meldung von einem unveränderten Londoner Diskontſatz
eintraf. Am Kunſtſeidemarkt und in B.M.W.=Aktien wurde außerdem
anſcheinend auch etwas interveniert. Sonſt lagen die erſten Kurſe
uneinheitlich und im allgemeinen nur unbedeutend verändert.
Wäh=
ren B.M.W. 4½ Prozent, Bemberg 9 Prozent, und Glanzſtoff 8
Prozent gewannen, zogen Papiere wie Polyphon, Mix u. Geneſt,
Rheiniſche Braunkohlen, Chemiſche Heyden, Elektriſch Licht u. Kraft,
R.W. R., und Conti Gummi um 2 bis 3 Prozent an. Nach den erſten
Kurſen machte die Befeſtigung trotz eines ſehr ruhigen Geſchäftes
zu=
nächſt Fortſchritte. Auf dem erhöhten Niveau kam aber immer wieden
Ware heraus, ſo daß ſich eventuell erzielte Gewinne ſpäter nicht
be=
haupten konnten. Anleihen wenig verändert. Ausländer uneinheitlich.
Pfandbriefe eher nachgebend. — Deviſen etwas leichter. Die Schweiz
und Japan blieben feſt. — Am Geldmarkt zeigten die Sätze für
Tagesgeld mit 6 bis 8½ Prozent weiter rückgängige Tendenz,
Monats=
geld mit 9—10½ Prozent und Warenwechſel mit 7¾ bis 758 Prozent
dagegen unverändert. Gegen ein Uhr lagen die Märkte ruhig und
gegen den Anfang meiſt nur noch wenig verändert. Ziemlich
leb=
haftes Geſchäft hatten Farbenbezüge, bei einem Kurs von 5 bis
5,05 Prozent.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 19. September ſtellten ſich für
Eleftrolytkupfer auf 171 RM., Originalhüttenaluminium 190 MM.,
des=
gleichen 194, Reinnickel 350, Antimon Regulus 64—68, Feinſilber 69.75
bis 71.50 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 19. September 1929 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 149.25 (149.50), Februar 149.50 (149.50), März
150.00 (150.00), April 150.00 (150.50), Mai und Juni 150.25 (150,75),
Juli und Auguſt 150.75 (150.75), September 148.00 (148.25), Oktober
148.25 (148.25), November 148.25 (148.75), Dezember 148.75 (149.25).
Tendenz: ſtetig. — Für Blei: Januar 46,75 (47..00), Februar und
März 46.75 (47.25), April Eis Auguſt 47.00 (47.25), September 47.00
(47.75), Oktober und November 46.75 (47.00), Dezember 46.75 (47.25).
Tendenz: ſtetig. — Für Zink: Januar bis März 49.00 (49.50),
Aprik 49.50 (49.75), Mai 49.00 (50.50), Juni 49.00 (50.00), Juli 49.25
(50.25), Auguſt 49.25 (50.00), September 48.00 (48.50), Oktober 48.00
(48.25), November 48.25 (49.00), Dezember 49.00 (49.25). Tendenz:
ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
In der Diamantenſchleiferei=Induſtrie Hanau und Umgegend iſt
der Geſchäftsgang derzeitig als recht flau zu bezeichnen.
Hat die eigentliche Saiſon in der Induſtrie für
landwirtſchaft=
ilche Geräte und Bedarfsartikel ſchon ſehr enttäuſcht, ſo tritt der
ge=
ringe Bedarf der Landwirtſchaft jetzt mit dem Nahen des Herbſtes
be=
ſonders deutlich zu Tage, Infolgedeſſen ſind wieder
Betriebseinſchrän=
kungen notwendig geworden. Der Kampf um die Aufträge nimmt
ſchärfere Formen an, was wiederum einen Preisdruck zur Folge hat.
Die Vereinigung der Buntpapierfabrikanten hat mit Rückſicht auf
die ſtark geſteigerten Geſtehungskoſten die Verkaufspreiſe für alle
Sor=
ten Buntpapier um einheitlich 5 Prozent erhöht.
Im allgemeinen wird die Lage in der ſauerländiſchen
Textil=
induſtrie als ungünſtig bezeichnet, wenn auch einige Betriebe günſtiger
abgeſchnitten haben. Vor allem klagen die Blaudruckwerke, die faſt
ausſchließlich auf den Export angewieſen ſind, über geringen
Auf=
tragseingang. Die Preiſe werden als unzulänglich bezeichnet. Die
weiteren Ausſichten des Geſchäftes beurteilt man ungünſtig.
Im Auguſt 1929 wurden im Deutſchen Reich (ohne Saargebiet)
1012 666 To. Walzwerksfertigerzeugniſſe hergeſtellt, d. h. bei gleicher
Zahl der Arbeitstage 17,350 To. weniger als im Vormonat. Die
durch=
ſchnittliche arbeitstägliche Gewinnung iſt mit 37 506 To. um 648 To.
oder um 1,7 Prozent niedriger als die des Juli d. J. Sie entſpricht
86,8 Prozent der durchſchnittlichen arbeitstäglichen Gewinnung des
Jahres 1913 im Deutſchen Reich damaligen Umfanges. Außerdem
wurden an „Halbzeug zum Abſatz beſtimmt” im Anguſt 78 414 To.
(Juli 103 722 To.) hergeſtellt.
Im Auguſt 1929 haben die deutſchen Stahlwerke (ohne Saargebiet)
1401 707 To. Rohſtahl, d. h. 63 623 To. weniger als im Juli d. J.
hergeſtellt. Die durchſchnittliche arbeitstägliche Gewinnung iſt bei
gleicher Zahl der Arbeitstage mit 51 915 To. um 2356 To., oder um
4,5 Prozent niedriger als die des Juli. Sie entſpricht 90,26 Prozent
der durchſchnittlichen arbeitstäglichen Gewinnung des Jahres 1913 im
Deutſchen Reich damaligen Umfanges.
Die Sparkaſſe Berlin hat im Auguſt 1929 einen Spareinlagezugang
von 6 328576 RM. aufzuweifen. Damit haben ſich die Spareinlagen
auf 370 Mill. RM. erhöht. Die Zahl der Sparkonten iſt im
Berichts=
monat um 13 136 auf 743 621 geſtiegen.
Das Bauprogramm der Schweizeriſchen Bundesbahnen für das
Jahr 1930 iſt gegenüber 1929 um 36 Mill. Sfr. höher veranſchlagt und
erfordert 66 Mill. Sfr. Die Erhöhung iſt hauptſächlich auf die
Not=
wendigkeit zurückzuführen, neues Rollmaterial, beſonders elektriſche
Lokomotiven, anzuſchaffen.
Wie das polniſche Statiſtiſche Amt mitteilt, iſt die polniſche
Han=
delsbilanz auch im Auguſt mit 54 Mill. Zl. aktiv geweſen. Die Einfuhr
betrug 417 668 To. im Werte von 226,5 Mill. To., während die
Aus=
fuhr 2 199 587 To. im Werte von 250 Mill. Zl. erreichte. Im
Ver=
gleich zum Juli iſt der Export um 4,3 Mill. Zl. angewachſen und der
Import um 39,9 Mill. Zl. gefallen.
Die Federal Reſerve Bank von New York hat den Ankauf von
Bankakzepten eingeſtellt, um zu vermeiden, daß die Spekulation in
einer zu betonten Entſpannung des täglichen Geldes eine Ermutigung
findet. Die übrigen Reſervenbanken fahren allerdings mit dem Ankauf
von Bankakzepten fort.
Berliner Kursbericht
vom 19. September 1929
Oeviſenmarkt
vom 19. Sepiember 1929
Aa
Danatbank
Deutſche Van=
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban:
Hapag
Sanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw
JF. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti Gummi
Deutſche Cont. Ga=
Deutſche Erdöl
Mf
267.—
164.50
151.—
154.50
114.50
15.3.—
106.75
92.—
92.50
243.—
220.50
75.50
163.50
184.50
111. 625
Mie e
J. G. Farben
Gelfenk. Bergw.
Geſ. f.eleftr. Untern.
Harpener Bergbau
Goeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerle
Köln=Neueſſ. Bgw.
Ludw. Loewe
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppel
Vf
211.75
141.25
206.50
144.—
130.50
977.—
233.—
114.—
126.25
198.—
111.50
51.625
130.50
102.—
83.25
Maee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtof/ 1282.50
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkal
Agsb.=Nrub. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
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Oslo 100 Kronen 111.70 111.92 Portugal 100 Escudos 18.73 18.77 42.— Kopenhagen 100 Kronen 171.77 11.93
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100 Lats 80.69: 80.655
Frankfurter Kursbericht vom 19. September 1929.
(2 Dtſche. Reichs.”
anl. v. 27 ....."
6‟ Baden
Frei=
ſtaat v. 27 .....
6% Bahern
Frei=
ſtaat v. 27
8% Heſſen
Volks=
ſtaat. . . . . . v. 24
v. 2‟
8".
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28 ......
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27 ....
7%Thüringer
Frei=
ſtaat v. 27 .....
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + .
Ablöſungsanl. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe .. ..
6% Bad.=Bad. v. 2/
6% Berlin v. 24.
8% Darmſtadtv. 26
v.28
80
70 Frkf. a. M. v. 26.
8% Mainz v. 26 ..
8% Mannh. v. 26.
6% Nürnbergv. 26.
8‟I. Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . ."
8‟/. Heſſ. Landesbk.
Goldoblig. ..."
4J.% Heſſ. Lds.=
Hhyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. . . ..."
. Preuß. 9ds.
Pfbr.=Anſt.
Gold=
pfbr.
8 J. Preuß. Lds.,
Pfbr.=Anſt.
Gold=
vol. ..... .. ..."
87.5
75
7.5
31.25
91.4
n8.775
10.15
4‟l.
89
86
B6
83
86
87
96.9
93.5
73.25
98
95
8‟), Darmſt Komm.
Landesbk. Goldobl.
3‟/,KaſſelerLandes
kredit Goldpfbr.
8‟), Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . . .
Di. Komm. Sam
mel=Ablöſ.-Anl.
+ Ausl. Ser. 1
* Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hyp.=Bk.
4:/.¾ „Liqu.=Pfbr.
20 Frkf. Hyp. Bk..
Lig. Pfbr.
Pfbr. Bk..
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42.
Mein. Hyp. Bk.,
4:/,% „Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.B!
4½½ „Lig. Pfbr
82). Preuß.
Boden=
ered.=Bk...
Lig. Pfk
41.
/. Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bk. ..
41/.%. „ Lig. Pfbr.
8‟=Rhein. Hyp.=Bk.
2). „ Lig. Pfbr.
8% Nhein.=Weſtf.
Bd.=Credit. . . . .
8% Südd. Bod.=
Cred.=Ban 1. ..."
8% Württ. Hyp.=B
6% Daimler Benz
von 27.
8‟I,Dt. Linol. Werke
v. 26 ..
3% Klöckner=Werke
Berlin v. 26
7% Mainkrw. v,26.
7% Mitteld.
Stahl=
werke v. 27 ..
93.5
96
96
52.1
68
21
97
75
75
512s
f
96.5
35.25
69.5
95
86.25
821, Salzmann u. Co.
v. 26.........!
7% Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26.
8% VoigtckHäffner
von 26 .... ...
J. G. Farben Bonds
v. 28 .....
5% Bosn. L.E.B.
v. 1914 ....."
4:/,%0 Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914.. .
42 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän.
4½½
Türk. Admin.
„ 1. Bagdad
„ Bollan!
½% Ungarn 1913
1914
Goldr.
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Accum.=Berlin.
Ablerw. (v. Kleher).
AEG. Stamm
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Baſt Nürnberg
Bergm. El. Werke.
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Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen ..
Cemen. Heidelber
Karlſtadt
Chem. Werke Alber
Chade ....... ...
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Daimler=Benz..."
Dt. Atl. Telegr. . ..
„Eiſenh. Berlin.
„ Erdöl ... . . . . . 1112.5
Gold= u. Silb.
ſcheide-Anſtalt
Linoleumwerk 1304
Dyckerhoff u.
Wid=
mann .. . . . . . ."
82
91.5
120.25
32.5
8.80
14.75
7.50
7.65
24
D
39.75
191.6
116
136.5
96
126
181
58
441
162.5
46
110
149.5
Flektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ
Eſchw. Bergwerk
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas ......."
„ Ho
Geiling & Cie.....
Gelſenk. Bergwert
Geſ. elektr.
Unter=
nehmungen .. . .
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchiner
Grün & Bilfingerl
Hafenmühle Frkft..
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf
Hilpert Armaturfbr
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Holzmann, Phil...
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Jlie Bergb. Stamm/ 212
Genüſſe
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Kali Aſchersleben
„ Salzdetfurt!
„ Weſteregeln
Kammgarn ſpinu.
Karſtadt, 9. ....."
Klein, Schanzl. .. / 98
Klöcknerwerke .
Lahmeher & Co...
Lech, Augsburg. ..
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. . ..
Mannesm. Röhren
Ve
201
37.5
215
213
81.5
112
69
29
208
71.75
58
173
130
168
115.5
138
90
96
123.5
234.5
390
238.75
142
172.5
105.75
284.5
14
106.25
218
112
Mansfeld Bergb.
MarswerkeNürnbg.
Metallgef. Frankf.
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild.
Motorenfb. Darſt.
Neckarwerke Eßling
Nicolay, Hofbr. ..
Oberbedarf.. ."
Otavi Minen
Phönix Bergbau
Reiniger, Cebb.,
Rh. Braunkohlen.
„ Elektr. Stamm.
„ Stahlwerke. . . .
Riebeck Montan
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerle ....
Sachtleben A. 0...
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr.
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Schuckert Elektr. .
Schwarz=Storchen.
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Siemens & Halsfel
Strohſtoff. Ver...
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Zucker=A. G...
Svenska Tändſtids
Tellus Bergbau ..
Thür. Lieſer.=Geſ..
Tucher=Brauerei.
Unterfr. Krs.=
Elek=
tr.=Verſ. ... . .."
Beithwerte,
Ver. 1. Chem. Ind.
Frankf.
„ Laurahütte. . ..
„ Stahlwerke ...
Ultramarin. . . .!
Zellſt. Berlin .
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner.
25
123.2:
57.25
53.5
132.5
145
80
69.5
105
144
122
109.5
7.7
195
290
01.5
18.5
223
63.5
214
72.5
158
378
115.5
103
103
10
58.5
113.5
150
105
76
222
Wahß & Freyta
Wegelin Rußfabr.
Werger Brauerei..
Zellſtoff.Aſchaffbg..
Memel .... .. ."
„ Walbhof..
Allg. Dt. Credikanſt
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank...
„Eff.-u.
Wechſel=
ban
..
Diskonto=Geſellſch.
Dresbener Ban)..
Frankf. Ban
Ehp. Ban1
„ Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundkr. Bk.
Mein. Hhp.=Bank..
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hhp.=Banl.
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditbl.
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Südd. Bod.=Cr. B
Wiene=Bankvereit
A.-G.f. Verlehrew.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge..
Hapag..
Nordd. Llond
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=GC.)
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Verſicherung ...
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Frankona Rück- u.
Mitv. .. . . . . ..
Mannh. Verſich. ..
98
113,
189
151.5
135
123.25
Ke
173.75
267.5
63.5
AR.
150.25
153.5
103.5
138.5
193.5
130
123
150
Kreé
135.25
285.75
120
146
154
107
122
Ra
85
510
100
Ab heute: Ein Ufa-Großfilm ganz besonderer Prägung:
Das Grabmal einer großen Liebe
ein Film, der nicht nur in Indien spielt, der durchweg auch nur von Indiern
gespielt wwvird. Die Innen-Aufnahmen sind in den Original-Palästen Indiens
gemacht: 40000 indische Komparsen wirken mit, bei dem Karawanen-
Uebertall allein 1000 Pterde und 500 Kamele.
DARSTELLER:
„ Seeta Devi
Himansu Rai / Dahä ..
Shirai.
Maya Devi
. . Charn Roy / / Kulsam .
Shahichan
.. . . . Protulla Kumar
Selima . . . . . Enakshi Rama-Ran / / Kasim
Als „volksbildend” anerkannt.
Vorher ein Lehrtilm, der in seiner Art ebenfalls ein Novum ist:
Großfeuer! Menschenleben in Gefahr
Ein wertvoller Einblick in das Leben der Feuerwehr.
Auf der Bühne: 3 Musical-Arnoldi’s, instrumentale Kunst
Beginn 3½ Uhr.
lur noch heute und morgen:
Pflicht und Liebe
mit Ramon Navarro und Anna May-Wong
Zwei Männer — ein Mädchen — und ein
Schiff im Ozean.
Mädel mit Tempo
nit Marion Davis. — Ein Film von einem
örichten Mädchen, das aus lauter
Dumm-
heit das einzig Richtige tat.
Beginn 3½ Uhr.
(IV. 14685
Rheinstr. 4
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Am Samstag, 21. Septbr., abends
8 Uhr, findet im Mathildenhöhſaal,
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11
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Zu dieſem Abend laden wir die
ge=
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Der Vorſtand.
14663)
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 261
Freitag, den 20. Oeptember 1929
Seite 15
damine Raissark
Die Lebensgeſchichte eines Silberfuchſes.
Von Erneſt Thompſon Seton.
(Berechtigte Ueberſetzung von Max Pannwitz.)
Nachdruck verboten
Ein paar Nächte darauf kam Domino in die Nähe.
Zwei=
unndert Meter weit hatte ihn die Witterung von den
Hühner=
ückchen angezogen, und als er der Stelle näher kam, ließ ihn
eine gewohnte Vorſicht nur ganz langſam heranſchleichen. Mit
getlähten Nüſtern und angeſpannten Sinnen kam er gegen den
gind heran. Der Hühnergeruch war unverkennbar, keine Spur
on Eiſen= oder Menſchengeruch, aber es roch eindringlich nach
/auich, und der Menſch iſt das einzige Geſchöpf, von dem der
ſauch kommt. Da lagen die einladenden Fleiſchſtücke; vielleicht
aite ſie ein andrer Jäger fallen laſſen; wenn er ſeitwärts ging,
onte er ſie riechen und dem Rauch aus dem Wege gehen. Er
underte, aber der Wind ſchlug um; keine Spur mehr von Rauch;
ur ein reicher, lockender Hühnerduft drang ſinnekitzelnd durch
en Wind. Domino kam drei Schritte näher. Jetzt, du
Schutz=
eiſt des Wildes, zittre für deinen Schützling! Er ſchwang ſeine
aſe und zergliederte ſcharfſinnig: Kein Menſchengeruch, nichts
s Witterung von der Nahrung, deren er bedurfte, guter
Nah=
ug, wie er ſie in mancher frohen Nacht verzehrt oder zum
ſtau getragen hatte. Aber der warnende Rauchgeruch, der bittere
ſſeſtank, war wieder ſchwach da, und Domino ließ ſich’s zur
War=
uig dienen und wandte ſich zögernd ab. Auf dem Rückweg
ſitzte er ſeine ſchöngeformten Füße recht vorſichtig nieder; nicht
uf unebenem Boden oder dicht bei den Fleifchbrocken ging er,
ſudern nur auf der glatten ſicheren Erde. Da auf einmal tönte
s Klang! und Domino war gefangen, diesmal nicht am breiten
ſtücken, wo die Falle wirkungslos war, ſondern am Fuß! Ja
war wirklich und unentrinnbar gefangen.
Vergebens ſprang und zerrte er, vergebens ſchlug er ſeine
ähne an das verhaßte Ding. Die ſtählernen Kiefer ließen
inen Fuß nicht los, ſchnitten ihm ins Fleiſch, und alle
An=
firengungen machten ihn nur matt und ließen das Eiſen tiefer
ſirdringen. Eine Stunde nach der andern verging in
hoffnungs=
ſem, immer ermüdenderem Ringen. Den ganzen Tag lag er
Fuchend lang ausgeſtreckt da wie ein Sterbender. Als ſich dann
ſieder eine Spur der alten Kraft regte, fing es von neuem
hu: er brach in ohnmächtiger Wut los, kaute an dem kalten
Inbeugſamen Eiſen, riß mit den Zähnen die Stämmchen aus,
ie er erreichen konnte; hob wieder an, wild zu toben und zu
erren, hoffte, es würde etwas Lebendes kommen; fürchtete, es würde
ſtwas Lebendes kommen; hoffte zu ſterben; fürchtete zu ſterben
zud hoffte wieder. Denn nun kam das letzte Dunkel über ſeine
Rammenden Augen. Oh, Hüter der Wildnis, hilf! Warum
hieſe Folter? Warum dieſer endloſe Tod? Sicher iſt doch ein
ſchnieller Tod ein angeborenes Recht der Tiere! So ging
wirk=
ſich die lange, langſame Nacht dahin.
Bei Anbruch der Morgendämmerung ließ ſich ein Fuß hören
ind rief Furcht und Hoffnung hervor. War’s ein Menſch?
Var’s etwa ſeine Gefährtin? Sie konnte etwas tun, vielleicht;
ſie konnte wenigſtens bei ihm ſein, und der gemarterte, beſubelte
und niedergeſchlagene Fuchs hob ſeinen an den Boden
gedrück=
ten ſonſt ſo glanzvollen Kopf und erblickte — nicht einen
Men=
ſchen, nicht ſeine Gefährtin, ſondern ein neudrohendes Unheil,
einen verabſcheuten Feind — die Hindin mit dem gefleckten
Hirſchkalb. Er lag totenſtill da, um ihrem Auge zu entgehen,
aber Auge und Naſe waren bei ihr gleich ſcharf. Sie ſtieß ein
heftiges Schnauben aus, ihre Mähne, ihr Fell, die Haare am
ganzen Leib ſträubten ſich, und das böſe Grün ſprang wie ein
Nordlicht aus ihren Augen. Sie ſtürzte vor; er duckte ſich ans
Ende der Kette, aber hier hielt’s ihn feſt. Sie ſchien’s zu wiſſen;
endlich war ihr Feind in ihrer Gewalt; ihr einziger Gedanke
war, ihn zu zermalmen. Voll von dem ärmlichen Mut, wie ihn
die Ausſicht auf leichten Sieg erzeugt, ſprang ſie, wie es Hirſche
zu tun pflegen, um eine giftige Schlange zu zerſchmettern, über
ihm hoch in die Luft. Als ſie niederſchlug, ſtrebte er ſeitwärts,
aber ein Entrinnen gab es nicht: mit ſchwerem Körper und
haar=
ſcharfem Huf ſauſte ſie mit aller Macht nieder und traf, nicht den
Fuchs — an dem ging’s vorbei —, ſondern durch glücklichen
Zufall die Feder der furchtbaren Falle. Die Fangbügel flogen
weit auseinander, und Domino war frei. Mit aller Kraft, die
ihm geblieben, haſtete er zu dem nahen lebenden Zaun und durch
ihn hindurch, und wenn ſeine blutgierige Feindin auch folgte,
der Zaun war hier zu hoch, um überſprungen zu werden. Wohl
war der Fuchs zum Tode müde und matt, aber es fiel ihm nicht
ſchwer, jedesmal durchzuſchlüpfen, wenn die Hindin an eine
niedrige Stelle rannte. Das Kalb ſchrie ſchrill auf und lockte die
Alte herbei; ſo konnte Domino langſam heimhinken.
Der Tor wird erſt durch viele üble Erfahrungen klug, der
Weiſe braucht nur eine, und für Domino waren die beiden
bitteren Lehren genug. Solange er lebte, ſcheute er von jetzt
an nicht nur die Eiſen= und Menſchengerüche, ſondern fürchtete
auch alle, die ihm fremd waren, weil er wußte, daß alles Fremde
feindlich iſt, als eine neue Todesdrohung.
XIy.
Sommerleben und das Menſchending.
Im Frühſommer ſtrich er, auf drei Beinen humpelnd, um
das Farmhaus herum, das am Fuße der Berge am höchſten
lag. Es war ein altmodiſches Haus mit einem altmodiſchen
Obſt= und Gemüſegarten, der ſich faſt bis zum Walde erſtreckte
und rings eingezäunt war. Leicht konnte man ſich unbemerkt
nähern, und Domino, der ſich bald hierhin, bald dorthin wandte
und ſchnüffelnd alles auskundſchaftete, was ſeiner Beachtung
wert zu ſein ſchien, kroch durch ein Hühnerloch im Zaun in den
langen Garten, zuerſt zwiſchen Kartoffelſtauden hin und dann
in dichtes Johannisbeer= und Himbeergeſträuch. Während er ſich
vorſichtig durch dieſes vorwärtsſchob, erblickte er im Mais ein
ſchwarzes und leuchtendes Etwas, ſehr klein. Totenſtill blieb er
ſpähend ſtehen, dann konnte er nach und nach feſtſtellen: es war
das Auge einer brütenden Truthenne.
Gerade an der Schwanzwurzel zwiſchen Rute und Rücken
hat jeder Fuchs ein kleines borſtiges aufrichtbares Haarbüſchel,
gewöhnlich von beſonderer Färbung, aber beim Silberfuchs war
es ſchwarz. Das war das einzige an Domino, was eine
Ver=
änderung zeigte, als er die erleſene Beute erkannte. Es ſträubte
„Wie denken Ste über Kaffee Hag? Mein Arzt
empfiehlt ihn mir, schmeckt er denn?"
„Aber ganz vorzüglich!Er ist jabester
Bohnen-
kaffee, dem das Coffein entzogen ist. ich trinke
ihn seit langer Zeit, und Sie sehen, wie frisch
ich dreinschaue, Keine Spur von Zerstreutheit
und Schlaflosigkeit mehr."
„Dann willich doch dem RatdesArztes folgen."
„Unbedingt, es istihrVorteil.
VollendeterKaffee-
genuß und Schonung der Nerven, Antegung
ohne Aufregung — was wollen Sie mehr?‟
(I. Hbg.2569)
ſich empor; aber während er noch unſchlüſſig daſtand, hörte er
einen neuen Laut, und als er ſich umwandte, erkannte er das
„Menſchending” mit dem Korbe wieder. „O Füchschen”, ſagte ſie
vorwurfsvoll, „ich fürchte, du haſt was Böſes vor.”
Er verſtand ſie nicht, aber er witterte auch keine Gefahr.
Er wandte ſich, ſchaute ſie an und ſtand ſtill, den Kopf auf einer
Seite geneigt. Sie ſchritt langſam auf ihn zu mit leiſen, ſanften
Worten. Sie wollte ihn berühren, aber diesmal machte ihn die
Nähe des Hauſes ſcheu. Sie nahm ein kleines Stückchen aus dem
Korbe und warf es dem Fuchs hin. Er beſchnupperte es, ſah, daß
es gut zu eſſen ſei, nahm es zwiſchen die Zähne und glitt
lang=
ſam hinweg.
An dem Abend ſagte das Mädchen: „Väterchen, wenn du
eine Pute hätteſt, die im Walde brütete, wie würdeſt du die
Füchſe vom Neſt abhalten, ohne ihnen wehzutun?”
„Ich tät in paar Stück Eiſen rumlegen, und kein Fuchs
käm” ran.”
(Fortſetzung folgt.)
PLRLIGNBNUTETN
nahrhaftes Frühstück für Ihr Kind..
112205
Neuer
Vorschlag
für die
Zubereitung
Rapidflockensuppe mit Korinthen:
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auf=
kochen; 5 Minuten vor dem Anrichten
125 Gramm Quäker Rapidflocken
hin=
eingeben. Ein Glas Rum erhöht den
Wohlgeschmack.
Von Aerzten und Lehrern
be=
fürwortet — diese prallen,
gol=
denen Haferkörner voll
wich=
tiger Nährstoffe — Protein,
Kohlehydrate, Witamine —
för=
dern Körper und Geist. Sie sind
leicht verdaulich, nicht
dick-
machend. eine köstliche Speise
für groß und klein und in
3—5 Minuten angerichtet. Mit
Quäker Rapidfllocken sparen
Sie Zeit und Gas.
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Me Neuwahlen der Stadtrats=
Bemeinderats=, Kreistags=und
Provinzialtagsmitglieder.
Die Wählerliſten für die Wahl der
Stadtrats=Mitglieder der Stadt
Darm=
tadt ſowie der Kreistags= und der
Pro=
uin zialtagsmitglieder liegen von
Mon=
ag, den 23. September bis einſchließlich
Sonntag, den 29. September Ifd. Js.
Werktags von 10—18½ Uhr (
ununter=
ſrochen) und am Sonntag, den 29.
Sep=
ember 1929, von 9—14 Uhr — in der
kurnhalle am Kapellplatz zur Einſicht
fien. Während der Offenlegung kann
eder Angehörige der Stadt Darmſtadt,
ſer zur Zeit der Wahl, alſo am 17.
No=
ember 1929 20 Jahre alt iſt, die
Wähler=
iſte einſehen und Einwendungen
da=
ſegen vorbringen.
Wer die Eintragung eines Wählers
verlangt, muß die für die
Stimmberech=
gung erforderlichen Nachweiſe
erbrin=
ſen. Werden dieſe Nachweiſe bis zum
hlauf der Einſpruchsfriſt nicht oder
un=
ſollſtändig vorgelegt, ſo bleibt die
An=
meldung unberückſichtigt.
Den ſtimmberechtigten hieſigen
Wäh=
ein ſind in den letzten Tagen
Benach=
ſchtigungskarten, über ihre Aufnahme
n die Wählerliſten zugegangen. Wähler,
ſſe keine Benachrichtigungskarte
erhal=
en haben, werden hiermit aufgefordert,
unträge zur Aufnahme in die
Wähler=
iſten während der Offenlage — ſiehe
(st14697
oben — zu ſtellen.
Darmſtadt, den 17. Sept. 1929.
Der Oberbürgermeiſter.
u
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