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Franffurt a. M. 1304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſſattet.
Nummer 243
Montag, den 2. Geptember 1929.
192. Jahrgang
2I mm breie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
FinanzAlnzeigen 40 Reſchspfg. Rellamezelle (92 mm
breit/2 Reichsmarl Anzelgen von auswärts 40 Reichspfg.
FinanzeAlnzelgen 60 Reſchspfg. 92mm breite
Nellame=
zelle 300 Reſchsmark. Alle Preſſe in Reiſchemark
4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wle Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſlſchtung auf Erfällung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtiſcher Beitreibung fällt jedes
Rabatt weg. Bankkonio Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
2 10. Vollverſammlung des
Völker=
bundes.
EP. Genf. 1. Sept.
Gegenſatz zu früheren Jahren vollzieht ſich die
Ein=
ſeitzen der 10. Völkerbundsverſammlung vorerſt auffallend
ruhhg Ein großer Teil der Delegationen iſt in Genf noch nicht
ſingletoffen; vor allem fehlen noch die führenden Staatsmänner,
ſonndnen bis jetzt nur der engliſche Premierminiſter Macdonald
und dr engliſche Außenminiſter Henderſon anweſend ſind. Aus
ſieſſſn Grunde iſt auch der der Vollverſammlung vorausgehende
gSoinmg nicht, wie ſonſt üblich, zu erſten Vorbeſprechungen
zwi=
ſcheim den Miniſtern benutzt worden. Dagegen haben in den
Ponmtagsſtunden unter ſtarker Beteiligung der
Völkerbunds=
ſeaunin und der bereits in Genf weilenden Delegierten feierliche
Gottiedienſte ſtattgefunden, mit denen dieſe Jubiläumstagung
ingelltet wird.
Ne 10. Vollverſammlung wird vorausſichtlich die bisher am
glärkſi beſchickte Verſammlung ſein und wird wohl auch mehr
Eſlls d voraufgehenden Verſammlungen anläßlich der
Grund=
ſeimgung für das künftige Völkerbundspalais einen feierlichen
ſhargter tragen. Die Grundſteinlegung iſt für den kommenden
KFamsug vorgeſehen. Die Reden der großen Staatsmänner
er=
darxgman für die Zeit vom Mittwoch bis Samstag. Macdonald
birz ſeine angekündigte hochpolitiſche Rede erſt halten, wenn
Struſſmann unter den Zuhörern ſein kann.
ſich den geſtrigen Erklärungen Henderſons erwartet man
owuhl in der Vollverſammlung, als auch in der politiſchen
Kom=
niſſſſoten ſehr eingehende Diskuſſionen über die Abrüſtungsfrage
hnd de Schiedsgerichtsbarkeit wobei, die engliſche Delegation
Glſines friedigende Erklärung über den geplanten Beitritt
Eng=
andds zur Fakultativklauſel der obligatoriſchen Schiedsgerichts=
AHarcl abgeben will.
M Reden der Vollverſammlung werden diesmal durch
be=
ontu) Radioeinrichtungen einem größeren Zuhörerkreis zugäng=
„ſch ſtracht. Aus dem Reformationsſaal, in dem die
Verſamm=
ſung bgt, führen Lautſprecher auf die Plätze um das Refor=
Sllna osgebäude, auf die das Publikum in den Tagen zugelaſſen
dirch in denen die führenden Staatsmänner ſprechen.
9 10. Vollverſammlung des Völkerbundes wird Montag
Aklorutag 11 Uhr mit der Eröffnungsanſprache des augenblicklich
mt eſnden Ratspräſidenten, Prinz Foruahi Khan, eingeleitet.
Benakteniat imn
Berlin, 1. September.
A1 1.m Keller des Reichstagsgebäudes explodierte heute früh,
twemn 4.23 Uhr, eine Bombe. Es wurde geringer Sachſchaden
In 6) Fenſtern angerichtet. Ein Brand brach nicht aus.
*
22ch den zahlreichen Sprengſtoffanſchlägen, die während der letzten
Vockr in ten Provinzen Schleswig=Holſtein und Hannover ſowie im
Freiſſg Oldenburg verüht worden ſind, iſt jetzt die Reichshauprſtadt
SSchauſatz eines Sprengſtoffattentats geworden. Heute früh kurz nach
—Urſcerfolgte am Reichstag eine weithin hörbare Detonation. Der
Tatan)vurde ſofort in weitem Umkreis durch Schutzpolizei abgeſperrt.
Baldänch der Exploſion erſchienen der Polizeivizepräſident Dr. Weiß, Re=
Ie gierirwdirektor Dr. Wündiſch, Kriminaldivektor Werner mit den
Kri=
ming(lmniſſaren Dr. Braſchſuitz und Mühlfriedel der Abteilung I A
Asur kitellung des Tatbeſtandes. Es wurde feſtgeſtellt, daß an der
Norcſſte des Reichstagsgebäudes, nahe dem Portal 5, in dem
Luft=
zſihl ſchackt er Außenfront eine Sprengſtoffladung zur Exploſion gebracht
words) war. Die Wirkung beſtand in der Zertrümmerung mehrerer
Fenſfi im Keller, Erdgeſchoß und erſten Stock. An einem Fenfter
Eo war ah der Fenſterrahmen abgeriſſen. Es wurden zahlreiche Reſte
der Fengſtoffladung, insbeſondere Teile einer Weckeruhr und von
90 Taſchtslamnpenbatterien, gefunden, die teilweiſe bis auf die
gegenüber=
lieges) Straßenſeite geſchleudert worden waren. An einem Straßen=
Mi bahimmt, der in Höhe des Sprengherdes auf dem Bürgerſteig ſteht,
wurFe eine ſogenannte Klebemarke vorgefunden, die das Hakenkreuz
„ſtund ,9 Inſchrift: „Großdeutſchland erſvache!” trägt. Der von der
Po=
lizei ſort hinzugezogene Sachverſtändige Dr. Richter vom Chemiſch=
TechEſſen Reichsinſtitut, der auch bei der Aufklärung der früheren
— Sprcntoffanſchläge in Oldenburg und Lüneburg als Gutachter tätig
gewait iſt, hat an Ort und Stelle eine vorläufige Unterſuchung vor=
Bel genmmen. Zwar hat er bisher noch nicht die Art des Sprengſtoffes
genasz =ſiſtellen können, nach ſeiner gutachtlichen Bekundung iſt aber
die Hengſtoffladung ähnlich wie bei den Anſchlägen in Oldenburg und
Lünglug vorbereitet gelveſen. Ein Zuſammenhang des neueſten
Ber=
liner Inſchlags mit den früheren Sprengſtoffattentaten iſt daher
anzu=
nehme ! Der Polizeipräſident hat eine Belohnung von B000 RM.
auschekt. Von dem Betrag find 10 000 RM. als Belohnung für die
Lerſeyn beſtimmt, die zur Aufklärung des Sprengſtoffanſchlags im
Reich Ag, insbeſondere zur Feſtnahme der Täter, beitragen. Den
wei=
terens ſetrag von 15 060 RM. erhalten diejenigen Perſonen, durch
derem Ingaben der Nachweis eines Zuſammenhangs des Berliner
An=
ſahlgsymit den früheren Anſchlägen erbracht wird.
Die Frakkionsſihung des Zenkrums.
Freiburg, 1. September.
Le hier anläßlich des Katholikentages zuſammengetretene
Rei Lagsfraktion der Zentrumspartei nahm u. a. den Bericht
des Sſichsminiſters Dr. Wirth über die Haager Ver=
94 ihllungen entgegen. Sie ſprach einmütig Dr. Wirth für
leimen Haag geleiſtete „aufopferungsvolle, entſchloſſene” Arbeit
hre.Lank aus. Die Fraktion beſchloß, ohne Eintritt in eine
Aumſache einſtimmig, in kürzeſter Friſt in einer Sitzung in
Ber=Yuu dem Ergebnis der Haager Konferenz Stellung zu neh=
Meis 2ie Fraktion beſchäftigte ſich dann in eingehender
Aus=
braß mit der Sanierung der
Arbeitsloſenverſiche=
ruWI Sie billigte einſtimmig die Haltung ihrer Mitglieder im
So/Nhplitiſchen Ausſchuß und war der Anſicht, daß die ſofor=
INdarlamentariſche Erledigung dieſer Frage
er=
waach ſein und im Sinne einer friſtloſen dauernden
Xulreichung der Ausgaben und Einnahmen
Deichsanſtalt gelöſt werden müſſe.
Vom Tage.
Die Reichsminiſter Dr. Streſemann, Dr. Curtius und Dr. Hilfe=ding
ſind mit der deutſchen Delegation in Berlin wieder eingetroffen.
Am Montag vormittag iſt eine Sitzung des
Reichskabi=
netts zur Beſprechung der Ergebniſſe der Haager Konferenz angeſetzt
worden. Außenminiſter Dr. Streſemann, der heute aus dem Haag in
Ber=
lin eintrifft, wird an diefer Sitzung noch teilnehmen, und erſt
Mon=
tag nachmittag nach Genf reiſen.
Der Staatsſekretär in der Reichskanzlei Dr. Pünder, der ſich
nach Abſchluß der Haager Konferenz nach Bühlerhöhe begab,
erſtat=
tete dem Reichskanzler Bericht über die Konferenz und über
zurzeit ſchwebende politiſchen Fragen. Staatsſekretär Dr. Pünder wird
heute wieder in Berlin eintreffen.
In Belgrad wurde der Kongreß der interalliierten
Kriegsreilnehmerverbände unter großen Feierlichteiten
er=
öffnet.
Der apoſtoliſche Delegierte für Aegypten und Paläſtina, Monf.
Valeri, der vom Papſt dringend nach Rom berufen wurde, iſt ſofort
nach ſeinem Eintreffen in Nom vom Papſt in Privataudienz
empfangen worden. Die Unterredung dauerte über eine Stunde
und drehte ſich um die Lage in Paläſtina. Der Papſt erteilte dem
Dele=
gierten Weiſungen für ſeine Maßnahmen zum Schutz der Katholiken
in Palüſtina.
Kommupalpolikiſche Tagung
der Deutſchen Volksparkei, Landes=
Die heſſiſchen Kommunalpolitiker der Deutſchen Volkspartei
traten am Sonntag in Frankfurt zu einer äußerſt ſtark beſuchten
Kommunalpolitiſchen Landestagung zuſammen. Der Vorſitzende,
Landtagsabg. Dr. Niepoth, bezeichnete in ſeinen
einleiten=
den Worten dieſe Tagung als Auftakt der volksparteilichen
Wahlarbeit; mit kurzen Worten ſtreifte er die durch die
Verhand=
lungen im Haag gegebene außenpolitiſche Situation. —
Bürger=
meiſter Ritzert=Darmſtadt berichtete über den
Stand der Gasfernverſorgung.
Als Vorſtandsmitglied der Hekoga beſtens unterrichtet, gab er
ein überaus anſchauliches Bild über das Hin und Her der
Ver=
handlungen. Seine Ausführungen waren größtenteils
vertrau=
licher Natur, ließen aber eindeutig erkennen, daß, nachdem durch
das Eingreifen des preußiſchen Handelsminiſteriums eine
Eini=
gung zwiſchen Ruhr und Saar zuſtande gekommen iſt, die Lage
für alle Beteiligten nicht leichter geworden iſt, ſondern noch eine
weitere und langwierige Behandlung nach ſich ziehen wird. Nach
einer längeren Ausſprache, in der manches Mißverſtändnis
auf=
geklärt wurde, faßte die Verſammlung einſtimmig folgende
Entſchließung:
„Der Kommunalpolitiſche Ausſchuß der Deutſchen
Volks=
partei nimmt Bezug auf ſeinen Beſchluß vom 10. Mai d. J.,
der ſich ſchon damals für den Vertragsabſchluß mit der Ruhr
ausſprach. Der Kommunalpolitiſche Ausſchuß iſt nach einem
Vortrag des Bürgermeiſters Ritzert über den gegenwärtigen
Stand der Verhandlungen über die Gasfernverſorgung der
Anſicht, daß eine weitere Verzögerung im Abſchluß der
Gas=
lieferungsverträge im Intereſſe der heſſiſchen Bevölkerung und
der bei Gründung der Hekoga geſtellten Aufgaben nicht
ver=
antwortet werden könne. Nachdem nun auch die Beteiligung
der Saar ſichergeſtellt iſt und damit eine Erhöhung der
Sicher=
heit der Gasfernverſorgung gegeben iſt, ſieht der
Kommunal=
politiſche Ausſchuß der D.V.P. keinen Grund mehr, die
Ver=
träge nicht alsbald zum Abſchluß zu bringen.
Der Kommunalpolitiſche Ausſchuß erwartet von den
Ver=
tretern der D.V.P. in den zuſtändigen Körperſchaften, daß ſie
ſich mit Nachdruck für den alsbaldigen Abſchluß der
Gasliefe=
rungsverträge mit Ruhr und Saar einſetzen."
Bürgermeiſter Dr. Niepoth referierte darauf über
den Aufmarſch der D.V.P. zu den Kommunalwahlen.
Er wies darauf hin, daß in Heſſen über 300 Volksparteiler
kom=
munalpolitiſch tätig ſeien, eine Zahl, die, angeſichts der großen
Verdienſte, die die D. V. P. ſich nach dem entſchloſſenen
Vor=
gehen ihrer Reichstagsfraktion und aller
Stadtverordnetenfrak=
tionen auf dem Gebiete der Finanz= und Steuerpolitik, ſich kaum
verringern dürfte. Es ſei die beſondere Aufgabe der D.V.P., in
allen kommunalen Körperſchaften auf ſparſamſte Wirtſchaft
be=
dacht zu ſein und der großzügigen Ausgabenwirtſchaft
entgegen=
zutreten; ſie werde darauf zu achten haben, daß die Gemeinden
in ihrer wirtſchaftlichen Betätigung das Maß des Zuläſſigen
nicht überſchreiten, und daß eine Sozialpolitik getrieben werde,
die nach Vernunft und Recht, und nicht nach dem Schema ſich
richte.
Die Auswahl der volksparteilichen Kandidaten müſſe ſo
er=
folgen, daß nur diejenigen auf die Liften kämen, die Mitarbeiter
und Mitſtreiter ſeien. Gerade der Kommunalpolitiker müſſe
regſten Anteil an der politiſchen Arbeit ſeiner Partei nehmen, um
ſtändig über ihr Wollen unterrichtet zu ſein. Sogenannte
„Naheſtehende”, die nicht den Mut des aktiven politiſchen
Be=
kenntniſſes haben, ſollten auf den Kandidatenliſten der Partei
keinen Platz mehr haben, ſelbſt nicht auf etwaigen Einheitsliſten.
Grundſätzlich ſei eine eigene politiſche Liſte für
Provinzial=
tag, Kreistag= und Stadtratswahlen anzuſtreben; wo beſondere
örtliche Verhältniſſe eine gemeinſame Liſte mit anderen Parteien
wünſchenswert erſcheinen ließen, müſſe der Einfluß der D. V. P.
ausreichend gewahrt ſein. Die heſſiſche Deutſche Volkspartei
werde in dieſem Wahlkampf ſich den Grundſatz ihrer
Reichstags=
fraktion zur Wahlparole machen: Abkehr von der bisherigen
Steuer= und Finanzpolitik, keine Erhöhung der Steuern, ſondern
Sparſamkeit und Streichungen, gegen die Ueberbelaſtung des
Steuerzahlers und gegen die Verſchwendung öffentlicher Mittel.
— Nach einer längeren Ausſprache fand die Sitzung nach
vier=
ſtündiger Dauer ihr Ende.
Rußlands Drang zum Weltverkehr.
Die ſüdoſtruſſiſche Kanalpolikik. — Rußland als Brücke
nach Indien.
Von unſerem Berichterſtatter.
sky. Angora, Ende Aug. 1929.
Vor kurzem haben ſich die Sowjetbehörden den Bau des Wolga=
Don=Kanals, des größten binnenländiſchen Kanals, der ſich
zurzeit überhaupt in der Welt im Bau befindet, von einer
deut=
ſchen wiſſenſchaftlichen Kommiſſionen begutachten laſſen, weil die
Sowjetbehörden ein großes Intereſſe daran haben, daß der
Kanalbau auch techniſch einwandfrei ausgeführt wird. Das mag
in Europa zunächſt wundernehmen, da man ſich kaum darüber
klar ſein dürfte, welche große Rolle der Wolga=Don=Kanal für
das geſamte ruſſiſche Verkehrsweſen ſpielt.
Der Kanal wird bei ſeiner Fertigſtellung nach vier bis fünf
Jahren gemeinſam mit der Kaſpiſchen Transverſalbahn, der
be=
rühmten Bahn, die von Batum über Tiflis nach Batum führt,
eine weitere Verkürzung und Verbilligung des Handelsverkehrs
bedeuten, der von Perſien aus im Tranſit durch
Rußland nach Europa geht. Dieſen Handel, der für
Rußland von größter Bedeutung iſt, weil der Handelsverkehr
mit Perſien den Handel mit allen aſiatiſchen Ländern bei weitem
übertrifft, ſoll alſo der Kanal indirekt weiter fördern, um die
Be=
förderung der Maſſengüter auf dem billigeren Waſſerwege anſtatt
auf dem teueren Eiſenbahnwege zu geſtatten. Die Wolga, die
in das Kaſpiſche Meer mündet, und das Schwarze Meer,
in das der Don mündet, werden durch den Kanal
ver=
bunden ſein, ſo daß man die perſiſchen Waren vorausſichtlich
auf einem direkten Dampfer ohne Umladung auf der
Waſſer=
ſtraße Kaſpiſches Meer, Wolga, Wolga=Don=Kanal, Don,
Aſow=
ſches Meer, Schwarzes Meer an die Umſchlaghäfen des
Schwar=
zen Meeres bringen kann, wo ſie ohne weiteres an das
freie Weltmeer und damit an den Weltſchiffahrtsverkehr
angeſchloſſen ſind. Inſofern iſt der Wolga=Don=Kanal zweifellos
teils als Gegenſchlag gegen den Bau der perſiſchen
Transverſal=
bahn, teils aber auch in der Vorausſicht gebaut, daß die perſiſche
Transverſalbahn, die den Süden Perſiens mit dem Norden
ver=
binden wird, weitere Gebiete Innerperſiens für den ruſſiſchen
Handel, der bisher nur im Norden mächtig war, erſchließen wird.
Abgeſehen hiervon richtet ſich der Bau des Wolga=
Don=Kanals aber auch direkt gegen den geplanten Bau einer
Bahn Trapezunt — Erzerum — Täbris. Dieſe Bahn, die zwar
ſchwierig zu bauen ſein würde, aber Nordperſien auf
dem kürzeſten Wege mit den bereits genannten Häfen des
Kaſpiſchen Meeres verbinden würde, würde durch den Bau des
Wolga=Don=Kanals zweifellos an Bedeutung verlieren, da die
direkte Verladung auf das Schiff billiger zu ſtehen kommt, als
der Umſchlag über die Eiſenbahn. Die Kanalpolitik der
Sow=
jets richtet ſich hier alſo darauf, die Tranſitbedeutung
der nördlichen Türkei für Perſien zu
vermin=
dern. Schon jetzt iſt die ruſſiſche Tranſitpolitik darauf gerichtet,
die Türkei aus dem Handelsverkehr mit Perſien ganz
auszu=
ſchalten, wie das eine neue ruſſiſche Tranſitvergünſtigung zeigt,
die die Frachtkoſten zu Land von Perſien über die kaukaſiſchen
Bahnen nach Europa billiger ſein läßt, als auf dem längeren
Umweg über Teheran, Bagdad, den Suez=Kanal und Gibraltar
nach Europa. Bis zu einem gewiſſen Grade würde eine
Eiſen=
bahnlinie von Täbris nach Trapezunt am Schwarzen Meer zwar
mit dieſem Schiffahrtswege die Konkurrenz aufnehmen können,
ob ſie es aber mit dem Wolga=Don=Kanal könnte, muß
bezwei=
felt werden. Die ruſſiſche Politik iſt alſo hier direkt gegen die
Erbauung der Bahn gerichtet, der ſich die diplomatiſche
Tradi=
tion der Sowjets in der europäiſch=aſiatiſchen Verkehrspolitik mit
allen Mitteln widerſetzt. Nicht umſonſt haben die Sowjets den
Türken in dem Augenblick das verkehrswichtige Batum aus der
Hand gewunden, als dieſe mit den Griechen zu tun hatten.
Dann aber verfolgen die Sowjets mit dem Wolga=Don=Kanal
auch noch eine Politik, die auf Anſchluß ihrer
binnenländi=
ſchen Gebiete an den Weltverkehr abzielt. Der Weltkrieg
verriegelte die Ausgänge Rußlands in das Mittelmeer und in
die Oſtſee. Ihr Erſatz durch die Häfen Archangelſk und
Wladi=
woſtock war nur ein ſchlechter Notbehelf, und die kontinentale
Einkreiſung und Abſchließung der Sowjetaußenpolitik ſeit 1917=
18 iſt nur eine beſonders kraſſe Illuſtration des raumgebundenen
ruſſiſchen Staatsſchickſals. In ſolcher Stellung, beſtärkt durch
Englands Gelüſte auf die ruſſiſchen Küſtengebiete, wie ſie ſich bei
der Abwicklung der Kriegsfolgen zyniſch offenbarten, muß die
Sowjetpolitik einer transkontinentalen Verbindung
Indien—Europa keine geringere Bedeutung zumeſſen, als
der transſibiriſchen Linie Atlantik-Pazifik. So war es lediglich
ein verhülltes Eingeſtändnis dieſer Zwangslage, als 1925 ein
amtliches Wirtſchaftsblatt der Sowjetregierung mit einem
un=
mißverſtändlichen Seitenblick auf die Seehandelsmacht England
und die europäiſchen Kontinentalmächte vorrechnete, daß der
„kürzeſte indo=europäiſche Weg” über Afghaniſtan, Ruſſiſch=
Tur=
keftan, die untere Wolga (den Don=Kanal!) und das europäiſche
Nußland führe, einige Hunderte von Kilometern kürzer ſei, als
der oder die Wege über den Orient, und daß er außerdem auch
an Oelgebieten (den Embafeldern nördlich vom Kaſpi)
vorüber=
führe, die in Konzeſſionen zu vergeben wären. Das Wolga=
Kaſpi=
becken trat wieder in das Blickfeld des internationalen
Weltver=
kehrs, und „nur” einige neue Eiſenbahnlinien wären, nach der
Sowjettubliziſtik, noch zu bauen geweſen, um einen, von
England unabhängigen Weg nach Indien zu
ſchaffen! Aber das Angebot zog nicht.
Trotzdem muß dem Bolſchewismus zugeſtanden werden,
daß er das Wolga=Kaſpibecken zielbewußt zu einem Bindeglied
für die europäiſch=aſiatiſche Wirtſchaft ausbaut, wenn auch im
eigenen Sinne und zu eigenen Zwecken.
Auf dem Gebiete des Verkehrs ſind es drei Pfeiler, auf die
er ſich dabei weitſchauend ſtützt: einer iſt die Rückgabe des
Schiffahrtsrechtes auf dem Kaſpi an Perſien unter Ausſchluß
anderer Nationen, ſo daß ein eigenes ruſſiſch=perſiſches
Inter=
eſſement großgezogen wird; der zweite Pfeiler iſt der Bau der
Sibirien-Turkeſtan=Bahn, die Transkaſpiens Aktionsradius und
Seite 2
Montag, den 2. Teptember 1929
Nummer 243
„kraft durch die Zufuhr ſibiriſchen Getreides in
die Baumwollgebiete erweitert, wodurch größere
Men=
gen Wolgagetreides für den Export über die Schwarzmeerhäfen
freigemacht werden; und der dritte und wichtigſte Pfeiler
ſchließlich iſt der Bau des Wolga—Don=Kanals, der in das
Schwarze Meer führen ſoll und deſſen Verbindung mit dem
Kaſpiſchen Meer u. a. auch eine Stütze für den europäiſch
aſia=
tiſchen Tranſit über den Kaukaſus und den Kaſpi darſtellen wird.
So erhebt ſich das Wolga=Kaſpibecken wieder deutlich zu dem
zentralen Kraftfeld eines kontinentalen
geo=
politiſchen Wollens gegenüber dem ozeaniſchen
England und ſeinen Machtzentren an den
Süd=
küſten Euraſiens. Denn nächſt den handelspolitiſchen
ſteigern ſeinen Verkehrswert auch ſtrategiſche und
allgemein=
ſtaatspolitiſche Antriebe.
Jenſeits des Kaſpi wird Turkeſtan — das Aufmarſchgebiet
um Indien — als öſtliche Flanke des Wolga=Kaſpibeckens
un=
mittelbar mit den ſibiriſchen Intereſſenſphären Rußlands
ver=
bunden und ſo, unter deren Einfluß ſtehend, den gefährlichen
engliſchen (ozeaniſchen) Imtereſſen in Afghaniſtan und Perſien
politiſch und wirtſchaftlich entrückt. Gleichzeitig aber betrachtet
die Sowjetaußenpolitik die afghaniſch=perſiſche Pufferzone als
ein geographiſch=wirtſchaftliches, wenn auch peripheres Glied der
Sowjetunion, wie ſie ja auch das Baltikum unter ſolchen
Ge=
ſichtspunkten behandelt, nicht gerade weſentlich verſchieden von
der Zarendiplomatie, die einmal Anatolien als „ein natürliches
Anhangſel des Kaukaſus” bezeichnete.
Diesſeits des Kaſpi legt ſich der Wolga=Don=Kaual als
weſt=
liche Flanke des Wolga=Kaſpibeckens über das großruſſiſche
Don=
gebiet quer zwiſchen die Ukraine und den Kaukaſus, die beide vom
Welt= und Bürgerkrieg her ſeparatiſtiſchen Tendenzen folgen und
in mancherlei Dingen Eigenwilligkeiten zuneigen. Gleiches ſehen
wir in Ruſſiſch=Mittelaſien, wo der pantürkiſche Gedanke ja noch
keineswegs ausgeſtorben iſt, aber durch ruſſiſch=perſiſche
Quer=
treibereien von unmittelbaren pantürkiſchen Einflüſſen
abge=
ſchnürt wird. Jedoch iſt weder dort noch hier die Abſchnürung
das Ziel der Sowjetpolitik, ſondern gerade die (freilich kontrol=
Eerbare) Verkoppelung unterſchiedlicher, aber „
antimoskowiti=
ſcher” geographiſch= und nationalwirtſchaftlicher Tendenzen im
Dienſt= der Sowjetrepublik.
Turkeſtaniſche Kraftzentren werden mit
bri=
tiſchen vebunden und kaukaſiſche mit
ukraini=
ſchen, ruſſiſch=aſiatiſche mit ruſſiſch=
europäi=
ſchen und ſowjetiſtiſch=kontinentale
Verein=
heitlichungstendenzen ſtehen ozeaniſchen
ge=
genüber oder werden ihnen angegliedert.
Die Sowjetpolitik zielt alſo klar darauf ab, Turkeſtan und
Sibirien durch dieſen Kanal zu verbinden und Perſien
anderer=
ſeits mit der Ukraine zuſammenzubringen. Bewußt zu dem
Zweck, um Ruſſiſch=Aſien verkehrspolitiſch aufzuſchließen und die
Vorteile, die gewiſſe ozeaniſche Mächte aus der eigentümlichen
Randlage der Anrainer Sowjet=Staaten zu ziehen vermögen,
abzuwehren. In dieſem Sinne iſt der Wolga=Don=Kanal auch
zweifellos deutlich als eine großzügige Abwehrmaßnahme gedacht.
z
Friedrichshafen.
Die Abfahrt des Zeppelin.
EP. Lakehurft, 1. September.
„Graf Zeppelin” iſt heute morgen 8.18 Uhr Lokalzeit in
Lakehurſt zu ſeiner letzten Etappe des Weltfluges aufgeſtiegen.
Die Verzögerung der Abfahrt des Luftſchiffes „Graf
Zeppe=
lin” wurde durch ſtarken Wind verurſacht, der bei Anbruch der
Nacht plötzlich eintrat. Kapitän Lehmann, der Führer des
Luft=
ſchiffes, befürchtete eine Beſchädigung des Luftſchiffes beim
Her=
ausholen aus der Halle. Alle Paſſagiere hatten bereits ihre
Plätze eingenommen, als Kapitän Lehmann nach 1 Uhr nachts
ankündigte, die Abfahrt müſſe wegen des ſtarken Windes
ver=
ſchoben werden. Als die Wetterlage günſtiger wurde, beſchloß
Kapitän Lehmann kurz vor 7 Uhr zu ſtarten. Die Mannſchaft
wurde alarmiert, und in drei Minuten war das Schiff aus der
Halle gezogen. Der Aufſtieg ging glatt vonſtatten, und bald
darauf entſchwand das Luftſchiff den Blicken der zahlreichen
Zu=
ſchauer in öſtlicher Richtung.
Um 15.40 MEZ. wurde ein Funkſpruch des „Graf Zeppelin”
aufgefangen, daß er ſich auf 39 Grad 20 Min. nördlicher Breite
und 71 Grad öſtlicher Länge befinde.
Die Vögel
Komödie von Ariſtophanes.
Schüler=Aufführung im Großen Haus.
Im Mittelpunkt der Veranſtaltungen aus Anlaß der 300=
Jahr=Feier des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums ſtand eine
ausge=
zeichnete Aufführung der Komödie „Die Vögel”, von
Ariſto=
phanes durch Schüler des Jubiläums=Gymnaſiums. Die
Auf=
führung ſtand, wie die Schüler=Aufführungen der letzten Jahre
unter der Spielleitung von Dr. W. Malzan und unter der
muſikaliſchen von Studienrat H. Kaiſer. Mit Rückſicht auf
die Schwierigkeit der muſikaliſchen Aufgabe — die Muſik hat
Wilhelm Peterſen geſchrieben — wirkte ſtatt des
Schüler=
orcheſters das des Landestheaters mit, deſſen Großes Haus Herr
Prof. Ebert zur Verfügung geſtellt hatte. Die Aufführung
er=
hielt dadurch einen wirkſamen künſtleriſchen Rahmen, zumal
Erwin von Löw, ein Schüler der Anſtalt, ein Bühnenbild
ge=
ſchaffen hatte, das eine ſehr bemerkenswerte Veranlagung
ver=
riet. Es war ein Bühnenbild, das in gleicher Weiſe Verſtändnis
für den ſatiriſchen Humor und die Philoſophie der Komödie
ver=
riet, wie für wirkſame Bildwirkung als Umrahmung der
Hand=
lung.
Sehr bemerkenswert war auch die künſtleriſche Qualität der
Aufführung durch die Schüler. Die Frage bleibt offen, ob es
angebracht geweſen wäre, durch einleitenden Vortrag oder durch
Veröffentlichung einer „Einführung” die Beſucher über Zweck
und Inhalt der Komödie und der politiſchen Verhältniſſe, aus
denen heraus ſie entſtand, zu unterrichten. Bei der
Zuſammen=
ſetzung des Auditoriums erübrigte ſich das.
Mehrere Jubiläen der vergangenen Zeit hatten die
Eigen=
art, ein Meiſterwerk der griechiſchen Tragödie den
Feſtteil=
nehmern zu bieten. Man erinnert ſich der wohlgelungenen
Wie=
dergabe der unvergänglichen Werke des Sophokles.
Dies=
mal aber hat Dr. Malzan, der ſchon des öfteren mit ſeiner
Spielſchar vor die Oeffentlichkeit getreten iſt, ſich zu dem kühnen
Wagnis emporgeſchwungen, einen Ariſtophanes auf die
Bretter zu ſtellen. Das Wagnis iſt gelungen. Wohl geht uns
vieles verloren, weil wir im einzelnen nicht wiſſen, welche
Vor=
kommniſſe der unverwüſtliche Humor des großen
Komödien=
ſchreibers mit ſeinem Spott übergoſſen hat, aber der Eindruck
von dem dreift gebauten Wolkenkuckucksheim bleibt durch die
Jahrhunderte lebendig. Wir beneiden einen Dichter, der in
Athen die uneingeſchränkte Freiheit beſaß, ohne mit den
Gerich=
ten Bekanntſchaft zu machen, die Staatseinrichtungen und
Ge=
pflogenheiten und Verkehrtheiten der Behörden einer luſtigen
Darmſiadt, 2 September.
Heſſiſches Landestheaker.
Feſtkonzert im Landestheater.
Eröffnungsvorſtellung der neuen Spielzeit.
Uraufführung „Der heſſiſche Landbote‟
Als Eröffnungsvorſtellung des Kleinen Hauſes wird am Sonntag,
den 15. September, „Der heſſiſche Landbote”, ein Büchner=
Drama von Max Gruber, als Uraufführung in Szene gehen.
Die Rolle des Büchner ſpielt Bernhard Minetti. Die Inſzenierung
be=
ſorgen Günter Haenel und Wilhelm Reinking.
Neu=Inſzenierung „Der fliegende Holländer”.
Richard Wagners „Fliegender Holländer” wird unter
muſikaliſcher Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm,
Neu=
inſzenierung durch Renato Mordo (Bühnenbilder Lothar Schenck von
Trapp) am Dienstag, den 17. September, aufgeführt. Die Titelpartie
ſingt Hans Komregg. Die Rolle der Senta wird alternierend von Roſe
Landwehr und Elſe Varena dargeſtellt. Hans Grahl ſingt den Erik,
Theo Herrmann den Daland. Mary: Martha Liebel.
— Ernannt wurden: am 16. Auguſt der Rechnungsrat im Heſſiſchen
Miniſterium der Finanzen Rudolf Vogler zu Darmſtadt unter
Be=
laſſung der derzeitigen Amtsbezeichnung zum Steuerkontrollbeamten;
am 23. Auguſt der Miniſterialoberreviſor Karl Heldmann zu
Darm=
ſtadt zum Rechnungsrat beim Heſſiſchen Miniſterium der Finanzen vom
16. Auguſt 1929 ab und der Steuerinſpektor beim Finanzamt Lauterbach
Franz Metzger zu Lauterbach zum Miniſterialoberreviſor beim Heſſ.
Miniſterium der Finanzen vom 1. September 1929 ab.
— Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die Kirchenregierung
wurde dem Pfarrer Ludwig Stotz zu Biebelnheim die evangeliſche
Pfarrſtelle zu Schornsheim (Dekanat Oppenheim) übertragen.
— Mozart=Verein. Der Mozart=Chor beginnt wieder mit
ſeinen regelmäßigen Proben am Mittwoch, den 4. September, 8.30
Uhr abends, im Mozarthaus. Es gilt die Vorbereitung eines großen
Konzerts, eines Ehrenabends für den Dirigenten des Mozartchors,
Ka=
pellmeiſter Fr. Rehbock, der ſeit 25 Jahren den Chor leitet und
von Erfolg zu Erfolg geführt hat. Stimmbegabte Freunde des
Männer=
geſangs ſind eingeladen, ſich als Gäſte oder Mitglieder dem
altbewähr=
ten Chor anzuſchließen. Anmeldungen nimmt der Vorſitzende, Prof.
Dr. Köſer, in ſeiner Wohnung (Inſelſtraße 18) oder vor der Probe
im Mozarthaus entgegen. In geſellſchaftlicher Beziehung läßt ſich der
Mozartverein den Auftakt der Saiſon nicht rauben. Am 9. November
wird er ſein 87. Vereinsjahr mit der Uraufführung der Jahresſchau
„Drinnen und draußen” eröffnen. Anmeldungen ſolcher
Fa=
milien, die als Gönner dem Verein beitreten wollen, nimmt der zweite
Vorſitzende, Kaufmann O. Titze (Eliſabethenſtr.) entgegen. (S. Anz.)
erfrischt-belebt
Karmelitergelſt
bei Ohnmachten, Ermübung, Strapazen,
Nerven= und Gliederſchmerzen, Ver= 5
ſtauchungen unb Verrenkungen. Gegen *
AlIIO
Inſektenſtiche. Mund= und Gurgelwaſſer. —
7 Meliſſ.-,3 Musk.-,1 Nelk.-, 6 Bitron.
Rosm.5el. 18,14 Menchol. 60 Spirit, 100 Waſ. In Apotheken und Drogerien erhältlſich.
Kritik zu unterziehen. Die beiden atheniſchen Bürger, die den
Vögeln den klugen Rat gaben, einen neuen Staat zu gründen
und den Göttern die zu Unrecht beanſpruchte Herrſchaft zu
ent=
reißen, wurden durch Wilhelm Saeger und Erwin v. Löw
meiſterhaft zur Darſtellung gebracht. Mit viel Geſchick mimte
Günther Machwirth den Wiedehopf, der auf den Rat der
Athener einging und die ganze Vogelwelt für die umſtürzenden
Gedanken des neuen Staates gewann. Eine Glanzleiſtung bot
ferner die Iris von Konrad Löhlein, der Bettelpoet des
Hel=
mut Erdmann, der wie die Dichter aller Zeiten um Rock
und Hoſe in des Daſeins Nöten kämpfen muß. Erwähnt ſei ferner
der klotzige, urkomiſche Triballergott des Anton Weber, der
kraftſtrotzende, rieſenkeulenſchwingende Herakles des Werner
Kayſer. Jeder war an ſeinem Platz und erfüllte mit ganzer
Hingabe und jugendlicher Leidenſchaft ſeine Aufgabe. Um die
Belebung des Bühnenbildes hat ſich Elli Büttner
hervor=
ragende Verdienſte erworben. Sie hat die originellen
Vogel=
koſtüme entworfen. Es wimmelte da auf der Bühne von
Feder=
vieh aller Art, da ſtolzierten Kraniche, Störche und Pelikane, da
ſchnatterten Gänſe und Enten, da krähte ein königlicher Hahn,
Finken, Meiſen, Krähen, Papageien, alles fand ſich mit
erwar=
tungsvollem Flügelſchlag zuſammen, das Evangelium des neuen
Staates zu vernehmen und ein neues, götterſcheuchendes Neſt zu
bauen.
Fräulein Ella Büttner, wie geſagt, gebührt Dank. Aber
auch Herrn Lothar Schenck v. Trapp, der v. Löw helfend zur
Seite ſtand, und den techniſchen Vorſtänden Garderobe=Inſpektor
Stork, Frau Heß, Frau Hegt, den Maſchineriedirektoren
Richter und Pfeiffer, Beleuchtungsinſpektor Weil und
dem techniſchen Perſonal, was feſtzuſtellen wir gebeten werden.
Jedenfalls war die Aufführung ein voller Erfolg. —
Die Begleitmuſik Wilhelm Pekerſens.
Als das Ludwig=Georgs=Gymnaſium zu Darmſtadt ſich
ent=
ſchloß, zur Feier ſeines 300jährigen Beſtehens des Ariſtophanes
unſterbliche Komödie. Die Vögel” als Feſtvorſtellung, von
Schü=
lern aufgeführt, zu wählen, lag es nahe, dieſes vielfach choriſch
be=
handelte Stück mit einer Begleitmuſik zu verſehen. Als
Kom=
poniſt konnte kein geigneterer gewählt werden, als der ſelbſt dem
jubilierenden Inſtitut entſtammende Wilhelm Peterſen,
deſſen Begabung trotz durchaus zeitnaher Einſtellung ſtarke
Ent=
ſprechungen zur geſtellten Aufgabe aufweiſt. Und in der Tat
haben die günſtigen Vorausſetzungen eine Arbeit begründet, die
durch ihre glückliche Löſung in außergewöhnlicher und vielleicht
vorbildlicher Art dem Auftrag gerecht wurde.
Braſilianiſche Revue im Orpheum.
Abholung der Mietkarten im Landestheater.
Die Mietabteilung des Heſſiſchen Landestheaters teilt mit, daß der
vorjährige Mietſtand bereits überſchritten iſt. Trotzdem werden neue
Mietanmeldungen noch immer entgegengenommen. Die Mietkarten
für die bereits angemeldeten Hauptmieten und Konzertmieten gelangen
in der kommenden Woche zur Ausgabe an das Publikum, und zwar am
Montag und Dienstag für die Namen A. bis G., am Mittwoch und
Donnerstag für die Namen H. bis P., am Freitag und Samstag für
die Namen Q. bis Z.
Zur Eröffnung der neuen Spielzeit findet am Sonntag, 8. Sept.,
vormittags 11.30 Uhr, unter muſikaliſcher Leitung von
Generalmuſik=
direktor Dr. Karl Böhm ein Feſtkonzert ſtatt, bei dem Brahms
Sin=
fonie Nr. 1 C=Moll und Beethovens Sinfonie Nr. 5 C=Moll durch das
Landestheater=Orcheſter zur Aufführung gebracht werden. Der
Vorver=
kauf für dieſes Feſtkonzert beginnt Donnerstag, 5. September.
Shakeſpeares „Maß für Maß” kommt in der Inſzenierung
Renato Mordos mit den Bühnenbildern von Lothar Schenck von Trapp
am Sonntag, den 8. September, abends 8 Uhr, zur Aufführung. Die
Nolle des Herzogs ſpielt Carl Ebert. In den übrigen tragenden Nollen
ſind die Damen Inge Conradi, Lotte Mosbacher, Käthe Gothe und die
Herren Bernhard Minetti, Werner Hinz, Mario Gang, Kurt
Weſter=
mann, Hugo Keßler und Paul Maletzki beſchäftigt. Dieſe
Eröffnungs=
vorſtellung iſt der Miete C zugeteilt. Vorverkauf ab Donnerstag, den
5. September.
Als erſte Opernvorſtellung der neuen Spielzeit gelangt am
Mitt=
woch, den 11. September, in Anweſenheit des Komponiſten Paul
Hinde=
miths luſtige Oper „Neues vom Tage” (Textbuch Marcellus
Schiffer) zur Erſtaufführung. Es iſt dies gleichzeitig die erſte
Auf=
führung, die das Werk nach der erfolgreichen Berliner Uraufführung im
Reiche findet. Muſikaliſche Leitung: Generalmuſikdirektor Dr. Karl
Böhm, Inſzenierung: Arthur Maria Rabenalt und Wilhelm Reinking.
In den Hauptrollen die Damen Roſe Landwehr, Ines Löwen, und die
Herren Otto Stadelmaier, Carl Stralendoxf, Eugen Vogt. Dieſe
Vor=
ſtellung iſt der Miete B zugeteilt und beginnt um 20 Uhr. Vorverkauf
ab Samstag, den 7. September.
Die „Winterſpielzeit” des Orpheums hat, wenn auch bei
tropiſcher Hitze und tropiſch=temperamentvollen
Darbietun=
gen, ſehr vielverſprechend eingeſetzt. Dieſe Revue — eine der
beſten, die hier gezeigt wurde — iſt eine exotiſche Sache von beſter
Qualität. Sie iſt — bis auf den Komiker, der wohl aus der
Gegend der Reichshauptſtadt ſtammt, wirklich exotiſch, nicht „
ge=
macht”. Sie iſt ganz wildes Temperament, ganz heißer ſüdlicher
Blutrhythmus, ganz Tempo!
Es iſt eine Revue ſchöner Menſchen heller und dunkler
Haut=
farbe, männlichen und weiblichen Geſchlechts, die ihren Reiz=
und Höhepunkt findet in dem Zuſammenklingen von Schwarz
und Weiß im wilden Rhythmus des negrilen Tanzes und in
plaſtiſchen Bildern von gertenſchlanker weißer Weiblichkeit und
dunkler Gladiatorengewandtheit. — Sie iſt eine Revue
inter=
nationaler Artiſten und Artiſtinnen, die ſternengleich um die
Sonne der Saſcha Morgowa kreiſen. Unter denen die beſten
Tänzer, die beſten Kunſtſchützen und Laſſowerfer, ausgezeichnete
Sänger und Mimiker ſind. — Sie iſt endlich eine Revue der beſten
und diſziplinierteſten Girls, die je hier auftraten. Girls, die
durchweg Solokünſtlerinnen ſein könnten. — Sie iſt vor allem
aber eine Revue des Tempos! — Des peitſchenden, prickelnden
Tempos unſerer Zeit.
Hat es Zweck, Namen zu nennen? Nein! Aber es darf
kon=
ſtatiert werden, daß Prof. William C. Doorlay aus Rio und
Dimitrio Tſchakaloff ihr „Handwerk” verſtehen. Daß ſie es
fertig brachten, eine Revue zu bieten, die Leben ſprüht in einer
Zeit, da ſie ſchon totgeſagt ward. Es darf geſagt werden, daß
bildhübſche Mädchen mehr oder weniger, meiſt weniger bekleidet,
eine Kette von reizvollen Bildern entrollen in Tanz, Mimik und
plaſtiſcher Verlebendigung marmorner Kunſt. Daß ein fabelhaft
gelenkiger und temperamentvoller Neger mit einer mehr als
gertenſchlanken weißen Schönheit tanzt, wie es einzig geboten
wird, daß Cowboys ihre fabelhafte Kunſt zeigen und daß eine
bildhübſche Artiſtin, in Geſellſchaftsrobe an den Zähnen hängend
freiſchwebend zur Decke der Rotunde emporſchwebt und als —
Badeengel wieder herabſchwebt, daß Kunſtſchützen und
Schlan=
gentänzerinnen ihre große Kunſt zeigen und daß dies alles nur
— ein Ausſchnitt aus der Fülle des Programms iſt, daß für die
nächſten 14 Tage die Senſation für Darmſtadt ſein dürfte. *
Durch Entſchließung des Miniſteriums für Kultus und
Bildungs=
iveſen wurde das Schulgeld an den höheren Schulen erhöht. Die
Er=
höhung ſoll einen Ausgleich für die geſtiegenen Schullaſten herbeiführen.
Vom 1. Oktober 1929 ab wird das monatliche Schulgeld an allen
höheren Schulen betragen:
mittleren Klaſſen:
(VI—IIb) Für die oberen
Klaſſen:
(IIa—Ia) Für Schüle
oeren Elter,
in Heſſen
wohnen Für Schüler
eren Elter,
nicht in
Heſſen
wohnen Für Schüle
deren Elter,
in Heſſen
wohnen Für Schlle,
ſderen Eltem
nicht in
Heſſen
wohnen a) voller Satz RM.
21.— RM.
23.— RM.
24.— RM.
26.—
22.— b)bei gleichzeitiger
Schulausbildung
von 2 Geſchwiſtern 17. 19.— 20.— 13 — 14.— 16. 17.— 10. 11.— 12— 13.— 9.— „ 6u. mehr, 6.—
Um begabten Schülern aus den minderbemittelten Volkskreiſen den
Zugang zu den höheren Schulen weiterhin zu ermöglichen, wurde die
Zahl der Freiſrellen von ſeither 12 v. H. auf 20 v. H. der Schülerzahl
erhöht. Bei den Aufbauſchulen iſt die Zahl der Freiſtellen wie ſeither
nicht begrenzt. Die Bedingungen über die Vergebung von Freiſtellen
bleiben unverändert.
— Muſikverein Darmſtadt. Die Proben für das 1. Konzert
(Jahreszeiten am 12. November) beginnen Freitag, den 6. September,
abends 8 Uhr, im Vereinshaus, Steinſtraße 24. Geſamtprobe für
Damen und Herren. Sangeskundige Damen und Herren ſind zur
Teilnahme eingeladen. Aktive Mitglieder das erſte Jahr beitragsfrei.
— Hausfrauenbund. Es iſt beabſihtigt. Samstag, 7. September,
die Ausſtellung des Hausfrauenvereins in Worms zu beſuchen, evtl.
an=
ſchließend eine Runsfahrt durch die Stadt. Wir bitten unſere
Mit=
glieder, ſich recht zahlreich zu beteiligen. Anmeldungen bis
Donners=
tag in der Eeſchäftsſtelle.
Tageskalender für Montag, den 2. September 1929.
Orpheum 20.15 Uhr: Revue „Weekend in Braſilien” —
Kon=
zerte: Schloßkaffee, Kaffee Oper, Sportplatz=Riſtaurant, Spaniſche
Bodega. — Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia. —
Mathildenhöhe, 10—18 Uhr: Ausſtellung „Der ſchöne Menſch”.
Die Gefahr der Intellektualiſierung und damit zur
Atonali=
tät lag nahe, die philoſophiſchen Elemente hätten wohl zu
abſtrak=
ten Gebilden verleiten können, Stoff und Urſprung des Stückes
durften Anlaß zu archaiſierenden Formen geben. Schließlich
konnte auch noch eine Oper „Die Vögel” des Thuilleſchülers
Wal=
ter Braunfels Einfluß gewinnen, worin der Stoff, in
Humper=
dinks und Straußens Bahnen wandelnd, romantiſch behandelt
wird. Nichts von alledem! In tonaler, melodiſch friſcher
Sprache, deren Rhythmik ſich ſehr präzis gibt, deren harmoniſche
Neuartigkeit den Philiſter ärgert, wird mit techniſch klug
gewoge=
nen Mitteln und unter Anpaſſung an die Ausführbarkeit durc
einen ſtimmbegrenzten Schülerchor der zutreffende charakteriſtiſche
Stil gefunden.
Dieſe Muſik hat Klang und die komödienhafte Grazie. Sie
begleitet ökonomiſch ſparſam, ohne Ueberlaſtung. Sie iſt in
hohem Grade perſönlich, in gutem Sinne modern, und triſſt
dennoch mit kongenialer Ausdrucksſicherheit das Weſen eines
Stücks, das vor mehr als 2000 Jahren geſchrieben wurde.
Die Muſik beſteht aus ſechs Stücken. Die Ouvertüre, ein
flottes Werk von glänzender thematiſcher Faktur und melodiſchem
Aufſchwung. Die Kampfſzene, ein Sprechchor mit metriſch
über=
aus feſſelnd untermalendem Orcheſter. Der Zwiſchenakt mit
Chor, lyriſch in der Grundſtimmung mit dumpf ironiſierenden
Schluß. Er dient gleichzeitig als Vorſpiel zum zweiten Aufzu9=
Eine kleine Groteske im Marſchform, und das große Finale, das
ſich über den Rahmen einer Schauſpielmuſik faſt ſchon zur LP.‟
weitet. Es hebt mit einem feierlichen Thema an, das den Einzſt
Ratefreunds und der Baſileia begleitet. Es folgen zwei in De
wegung und Ausdruck ſtark unterſchiedliche Chöre. Ein kurze=
Melodram leitet alsdann zum fröhlichen Schlußgeträller au”
Vogelſtimmen über.
Die Inſtrumentation, zumeiſt die Bläſerſtimmen ausuußele
iſt virtuos und von pikanter Durchſichtigkeit. Die Partitur ſe?”
denn auch die Ausführung durch ein Berufsorcheſter voraus.
Die muſikaliſche Arbeit, mit der Peterſen ſich von neuk‟
einen Namen macht, iſt dem Stück von größtem Vorteil. Sie Ae
ihm Schwung und Gewicht. Das beſonders glückliche Finl.”
läßt die Komödie über Erwarten wirkungsvoll ausklingen.
Die Muſik erhielt unter ſorgfältiger Einſtudierung und Le‟
tung des Studienrats Hermann Kaiſer, der mit bemerkels.
werter Umſicht am Pult des durch Mitglieder des Schule”
orcheſters ergänzten Landestheaterorcheſters ſtand, eine vorſteſ
liche Auslegung und Ausführung. Wer es weiß, mit weic."
natürlichen und zufälligen Schwierigkeiten der Apparak eil
Schüleraufführung arbeiten muß, wird der von großem Elſe
begleiteten Leiſtung wohlverdiente Anerkennung zollen.
Montag, den 2. Geptember 1929
ſammer 243
300 Jahrfeier des Ludwig=Georgs=Ghmnaſiums.
Hauptfeſttag der Dreihundertjahrfeier des Ludwig=Georgs=
Gyyafiums war der geſtrige Sonntag. Die Schar derer, die zu der
ſeyſte. Jubelfeier nach Darmſtadt geeilt war, war noch weit größer
alrs m Tage vorher. Die Gedächtnisgottesdienſte vormittags waren
femhzt beſucht. Um 11.15 Uhr traf man ſich im Großen Haus des
Hiefhen Landestheaters, wo eine
Akademiſche Feier
zund. Umrahmt wurde dieſe würdige und in allen Teilen
wohl=
uunne Feier von Muſikſtücken, die unter Mitwirkung des
Inſtru=
eloereins=Orcheſters der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt unter
tyrlicher Leitung von Muſikdirektor Wilhelm Schmitt ganz vor=
F dargeboten wurden. Das Große Haus war ſtark beſetzt, man
fafh uſr alle noch lebenden ehemaligen und jetzigen Lehrer des
Gym=
ne ſus, in den Logen bemerkte man Miniſter Korell als Vertreter des
Shuzpräſidenten, Oberbürgermeiſter Mueller, kirchliche Würdenträger
alrg Konfeſſionen, den Rektor der Landesuniverſität Gießen und als
Vsnteter der Techniſchen Hochſchule Geh. Nat Prof. Dr. Dingeldey,
ſofm die Vertreter der heſſiſchen Gymnaſien, der höheren Schulen
Ofuſtadts uſw., ferner die ehemaligen und jetzigen Schüler des
Gym=
ſers. Die Bühne war ſinnreich mit friſchem Grün dekoriert. Unter
füſtleuch=ung wurde die Akademiſche Feier mit der Oubertüre zu
ſutun” von K. Amand Mangold in techniſcher Vollendung zu
Ge=
ü ebracht. Mit ausdrucksvollem Organ ſprach der Oberprimaner
Eiſtnberger den Feſtgruß.
berſtudiendirektor „Lauteſchläger hielt die
Begrüßungs=
awſſrche und dankte für die zahlreiche Beteiligung an dem Feſt.
Ins=
bebuere begrüßte er Miniſter Korell als Vertreter des
Staatspräſi=
deuaun und gab dabei ſeinem Ve
pruſtent Dr. Adelung ſei ſeither für die Belange der Anſtalt
einge=
trmt. Dafür ſei ihm Dank. Er verlas einen Drahtglückwunſch des
Hein Staatspräſidenten aus ſeinem Urlaubsaufenthalt. Weiter dankte
erngerbürgermeiſter Mueller für ſein Einſtehen für die Belange des
humiſtiſchen Gymnaſiums, ferner der Stadtverwaltung für die
Spen=
demar Dreihundertjahrfeier. Sein Gruß galt ferner den Vertretern
dex ei Konfeſſionen; gerade die Simultanſchule betrachte er als einen
Vchug, in ihr werden gute Kameraden und Freunde für das Leben
enngn. Mit der Bergüßung der Vertreter der Landesuniverſität
umd er Hochſchule Darmſtadt unterſtrich er zugleich die erfolgreichen
Bämſhungen des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums, ſeine Schüler zu
Hoch=
ſchhtwdenten mit gediegener Grundlage zu erziehen.
Oberſtudien=
dirchr Lauteſchläger begrüßte ſodann die Vertreter der anderen
höhe=
rem Echulen und des Stadtſchulamts und wies auf die guten
Bei=
ziayugen zu allen Schulen hin. Beſonders herzlich galt ſein
Will=
konmnn den Amtsgenoſſen und den Schülern des Gymnaſiums. Die
Digeſtindertjghrfeier ſollte nicht nur ein Feſt, ſondern auch eine
Wieder=
ſelfeufeier ſein, und die Schätzung der ungefähren Teilnahme an
die=
ſeu keier ſei erfreulicherweiſe weit überſchritten worden, ein Boweis
niünnur für die dankbare Anhänglichkeit an das Gymnaſium, ſondern
au ür die Dauerhaftigkeit der auf der Schule geſchloſſenen
Freund=
fchhftn. Möge das Feſt in froher Evinnerung bleiben, zugleich auch
eine erinnerung an die Stätte ſchöner Jugendzeit im Ludwig=Georgs=
Güſaſium. Sein ganz beſonderer Dank galt all den vielen Helfern
zum belingen des Feſtes.
Ainiſter Korell übermittelte im Namen des Herrn
Staatspräſi=
derit deſſen herzlichſten Glüchwünſche zur Jubelfeier der älteſten
Bil=
dungnſtalt Heſſens. Staatspräſident Dr. Adelung bedaure es, ſelbſt
nieiſan dem Feſte teilnehmen zu können, er habe ſich ſtets zugunſten
des ſymnaſiums eingeſetzt, damit die ſchweren Zeiten tragbar wurden;
er urde ſich auch in kommenden ſchweren Zeiten dafür einſetzen, daß
moftdurch falſche Sparaktion eine alte Kulturſtätte in finanzielle Not
gernd, denn Heſſen, das durch ſeine vorzüglichen Bildungsſtätten an
der ſpitze in Deutſchland ſtehe, dürfe trotz ſchwerer Zeit nicht leiden
unn Schaden mehmen. Er begrüßte herzlich Lehrer und Schüler und
wißs darauf hin, daß das Verhältnis zwiſchen der Direktion, Lehrern
unn Fchüilern vorbildlic) kameradſchaftlich war. Im Laufe der Jahre
haue ſich eine neue Auffaſſung der Stellung der humaniſtiſchen
Bil=
dangfür die Gegenwart und Zukunft herausgebildet. Aber auch heute,
bei dm For’ſchritt der wirtſchaftlichen und techniſchen Dinge, halte er
di maniſtiſche Bildung für unerſetzlich, denn als Arbeits= und
Wirt=
ſchyſtminiſter frage er ſich, wohin Deutſchland kommen ſolle, wenn wir
der uſanmenhang mit der Antike, die durch das Gymnaſium
vermit=
tell ſerde, verlören. Amerika könne vielleicht ohne humaniſtiſche
Bil=
duucdurchkommen, nicht aber England, und ganz und gar nicht
Deutſch=
läm) Die Technik und Wirtſchaft will und braucht intenſive und
be=
lel/de Bildung, und daß das humaniſtiſche Gymnaſium Pioniere für
diesd Zweige hervorgebracht hat, das beweiſon bedeutende Männer,
wiul B. Juſtus v. Liebig, Alfred Meſſel und andere. Keine
Lehr=
anuck könne ausſchließlich von ſich ſagen, daß ſie allein nur den
Zu=
gaugin das moderne Leben ermögliche. Nicht irgendeine Lehrmethode
ſchnff unter allen Umſtänden Pioniere für irgendeinen Stand, man
könn das gleihe Ziel mit feſtem Willen auf verſchiedenen Wegen
er=
reiit. Der Menſch ſei lebendig und jung im Herzen, und, zu
Ober=
ſturtidirektor Lauteſchläger gewandt, drückte der Miniſter dieſem
noch=
ma’tſeine Glücknunſche im Namen der Regierung aus. Möge er —
chifyrdige Anſtalt ſo weiterführen wie ſeither, im Vertrauen auf die
Jrnn), dann werde eine richtige Generation herawwachſen. Wie es
in MJahren bei der nächſten Jubelfeier in Deutſchland ausſehe, wage
er uft zu prophezeien, aber er wiſſe, daß in 50 Jahren ein Deutſc
lanAuſtehe, das die Not überwunden hat. Aber das eine wüinſche er,
da s man nicht über Irrtümer unſerer Zeit ſpreche, ſondern
daro daß das Große unſerer Zeit war, daß ſie ſtets die Größe
Deutſch=
largund den Glauben auf eine gute Zukunft als A und O im Herzen
getenten hat.
Gerbürgermeiſter Mueller hielt mit folgenden Worten eine
he=ühe Begrüßungsanſprache:
ſichanſehnliche Feſtverſammlung! Ich beglückwünſche das Ludwig=
Ges/s=Gymnaſium von Herzen im Namen unſerer Stadt und unſeres
Stüſchulamtes und ſage gewiß nicht zu viel, wenn ich ausſpreche, daß
die biteſten Kreiſe unſerer Bürgerſchaft ſeinen Ehrentag als einen
alllgeinen Feſttag empfinden. Denn populär iſt er immer geweſen,
der uie ſchlichte Bau an der Karlsſtraße. Und die Weisheit, die ihn
erffil hat und erfüllt, hat — eben, weil ſie tiefſte Bildung war und iſt,
niams eine exkluſive Ueberheblichkeit ausgeſtrahlt. Ausgezeichnete
Verſirlichkeiten haben in ihm gewirkt, die oft auch führende Männer
im aſti gen Leben unſerer Stadt und weit darüber hinaus geweſen ſind.
—Ge ſeltſame Fügung iſt es, daß die Gründung unſerer
Gelehrten=
ſchskwährend des größten Krieges der deutſchen Geſchichte erfolgt iſt
unß aß auch die heutige Jubelfeier im „Schatten des furchtbarſten
Väikekampfes ſich vollzieht, der ſeit jener Zeit ausgefochten wurde.
Beuß Ereigniſſe haben das deutſche Volk zu Boden geworfen und tief
gelsetitigt. Aber gerade dieſe Tatſache in Verbindung mit der
Grün=
duchfder Anſtalt und ihrer Jubelfeier legen deutlicher als alles andere
ZSchis ab von dem inneren Wert unſeres Volkes, von ſeinem tiefen
Bil igsbedürfnis und ſeinem geiſtigen Gehalt, den Kummer und Not
nicüu töten, ja nur zu ſteigern vermögen.
ei Jahrhunderte liegen zwiſchen damals und heute!
lan ſpricht von der Schnelligkeit der Zeit. Aber es iſt doch kaum
auspenken, welche ungeheure Fülle politiſcher, kultureller und
tech=
niſit Entwickelung, von Wandlungen der Sitte und Sprache und
OrDxauffaſſung in dieſem Zeitraum beſchloſſen liegen. Voll Ehrfurcht
ſtelsé wir vor dieſer gewaltigen Ziffer, vor der erdrückenden Macht
ihrs Inhalts. Was ſich nicht gewandelt hat in dieſer Zeit, das iſt
dei Caube an die unverſiegbare Kraft und Bedeutung des
humaniſti=
ſch4Bildungsideals. Daran ändert die Tatſache nichts, daß Mathe=
Meitzlund Naturwiſſenſchaft als gleichwertige Beſtandteile der höheren
Bie hig heute anerkannt ſind und daß die Ausbildung in den modernen
Shewen in den gleichrangigen Realanſtalten in wachſendem Maße an
diel Eelle der altklaſſiſchen Studien getreten iſt. Es liegt mir fern, die
Bebbrung dieſer realiſtiſchen Auffaſſung in der neueren Richtung der
demſſen Geiſteskultur gerade für die Bedürfniſſe unſeres modernen
BeB zu unterſchätzen. Nie und nimmer aber wird die formal,
ſprach=
lichkund logiſch bildende Kraft der antiken Sprachen und der tiefe Bil=
Duphalt der griechiſchen und römiſchen Literatur für unſer Volk
ſeisn Bedeutung verlieren können, wenn anders es von dem hohen
Vür: ſeiner geiſtigen Vergangenheit nicht herabſteigen will.
Der einzige Weg für uns groß, ja wenn es möglich iſt,
unnach=
ab nſh zu werden, iſt die Nachahmung der Alten”, ſagt Winckelmann,
1rAbsiell im Griechentum preiſt er das Evangelium von der edlen
diSlarne zu, und Leſing. Goethe. Herder ſind begeiſterte Verehrer
De” hiechentums geweſen. S hiller ſchließlich hat den ganzen Griechen=
RiZn in ethiſcher und äſtetiſcher Hinſicht auf die entſcheidende
For=
migSracht. Und Friedrich Schlegel nennt die „Griechheit nichts
anderes als eine höhere reinere Menſchheit”, und das Griechenſtudium
nicht bloß eine verzeihliche Liebhaberei, ſondern eine notwendige
Pflicht”. Wilhelm von Humboldt endlich, die intereſſanteſte Geſtalt in
der neuhumaniſtiſchen Bewegung, wertet den ſubiektiven Nutzen des
Griechenſtudiums nicht bloß nach ſeiner äſtetiſchen Seite, was er für
zu eng hält; es ſolle den ganzen Menſchen bereichern und jeden
Menſchen — den Handelnden, Denkenden und Genießenden. —
Und wenn heute die Wertſchätzung der griechiſchen Bildhauerkunſt
wieder größer iſt, als kaum zuvor, wemn unſerer Körperpflege, unſerer
Sportbewegung das griechiſche Vorbild das Ideal iſt, ſo beweiſt das
nur die Unſterblichkeit der äſthetiſchen Kultur dieſes einzigartigen
Volkes.
Ich wünſchte, jeder Deutſche könnte den unvergleichlichen Genuß
haben, die homeriſchen Geſänge im Urtext zu leſen, ſich an dem edlen
Wohlklang der ſchönſten aller Sprachen begeiſtern und an der ſchlichten
Größe ihres gedanklichen Inhalts. Nur ein Beiſpiel laſſen Sie mich
Ihnen nennen, die berühmte Weisſagung vom Untergange Trojas im
Geſang der Ilias:
„Einſt wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinſinkt,
Priamos auch und das Volk des lanzenkundigen Königs.”
Kann dieſe Prophezeiung ſchöner, kann ſie packender und ſchlichter
zugleich ausgeſprochen werden, als es hier geſchehen iſt?
Glücklich wollen wir ſein und dankbar, denn
„die Sonne Homers, ſiehe, ſie leuchtet auch uns!"
Prälat D. Dr. Diehl beglückwünſchte mit herzlichen Worten
namens des Landeskirchenamts und der evangeliſchen Kirche das
Gym=
naſium zu ſeiner Jubelfeier. Das Gymnaſium war über zweihundert
Jahre mit der Leitung der evangeliſchen Kirche verwachſen, die auch
die Lehrer ſtellte. Daß aus dieſer Konfeſſionsſchule eine Simultanſchule
wurde, war wohl Gottes Wille. Im Gymnaſium werden die jungen
Menſchen hineingeführt in die Wundervelt der Klaſſiker, ſie werden
vertraut gemacht mit dem „Oben” und „Unten”, mit der Welt Gottes
und mit der irdiſchen Welt, auf der man arbeiten, kämpfen muß. Möge
der Geiſt dieſer Einkehr nach Oben und Unten weiterleben, möge nie die
Zeit kommen, wo der Blick von dem Oben und Unten abgewandt wird.
Es ſei nicht vergeſſen, daß vor dem Haus ein Opſerſtock ſtcht. Wer
Gvoßes wolle, der müſſe auch Opfer bringen können, danm werde er
Großes erreichen.
Domdekan Prälat May beglüchwünſchte als Vertreter des Biſchofs
von Mainz und der katholiſchem Kirche das Gymnaſium zu ſeinem
Ju=
biläum. Der Schule gedenke er mit Verehrung und Freude. Er
ver=
gleiche das Gymnaſium mit einem Fels im Rhein, an dem die
Strö=
mung bald ſchmeichelnd dahinfließe, bald ihn bedecke, aber immer bleibe
der Fels im Wandel der Zeit. Oft ſei der Ruf ertönt, das
Gymna=
ſium ſei veraltet, ja, man habe ihm bereits den Untergang
vorher=
geſagt. Aber es lebe, und werde weiter leben. Die Bedeutung des
klaſſiſchen Studiums ſei anerkannt, und gerade die Theologen beider
Konfeſſionen halten an dem humaniſtiſchen Gymaſium feſt, ſchon um
die hl. Schriften in ihrer Tiefe verſtehen zu können. Er ſchloß mit
dem Wunſche, das Ludwig=Georgs=Gymaſium möge auch in Zukunft
ſeiner Eigenart treu bleiben und die deutſchen Gymnaſien ihre Ziele
weiter verfolgen zum Segen des Vaterlandes.
Rabbiner Dr. Bienheim übermittelte die herzlichſten
Glück=
wünſche namens der iſrgelitiſchen Religionsgemeinſchaft. Gar mancher
aus ſeinen Reihen fühle ſich dem Gymnaſium verbunden, verdanke ihm
die Art ſeiner Einſtellung zum Geiſtigen und Idealen. Im Gymnaſium
wurde die Schulung des Geiſtes ſo vorgenommen, daß ſie eine
wert=
volle Bereicherung der Bildungsgüter wurde. Dabei denke man an ſo
viele ſchöne Stunden froher, unbeſchwerter Jugendzeit. Und ſo ſei der
Glückwunſch unvermerkt zu Worten der Dankbarkeit geworden
gegen=
übe= der Anſtalt, der man ſo viel Wertvolles für das ſpätere Leben
verdanke. Und die Dankesſchuld wolle er am Jubeltage bekennen er
wünſche dem Gymnaſium eine gedeihliche Zukunft und ein ſegensreiches
Wirken.
Se. Magnifizenz Prof. Dr. Brückmann, Rektor der
Landes=
univerſität Gießen, geſchmückt mit der Rektoratskette, betrat nun das
Rednerpult und beglückwünſchte die Anſtalt in warmen Worten. Die
Landesuniverſität fühle ſich eng verbunden mit dem Gymnaſium, viele
Dozenten und Studenten hätten ihre Schulzeit auf dem Ludwig=Georgs=
Gymnaſium verbracht. Vielſeitig ſeien die Aufgaben der Schule, ſo
vor allem die Heranbildung junger Menſchen, ihre Vorbereitung auf das
Studium und zu charaktervollen, ſittenſtarken Menſchen. Frei von
klei=
nen Voreingenommenheiten, richte man den Blick auf höhere Ziele.
Die Landesuniverſität hoffe und wünſche, daß das Gymnaſium auch im
vierten Jahrhundert weiterwirken möge wie ſeither, zum Segen der
Hochſchulen, des Landes und des ganzen deutſchen Volkes.
Geh. Rat Prof. Dr. Dingeldey als Vertreter der Hochſchule
Darmſtadt ſprach die herzlichſten Glückwünſche aus. Er freue ſich, als
ehemaliger Schüler des Gymnaſiums (von 1870—77), dem er ſpäter
vorübergehend auch als Lehrer angehörte, die Wünſche der Hochſchule
zum Jubelfeſte übermitteln zu können. Die Beziehungen zwiſchen
Gymnaſium und Hochſchule ſeien gar mancher Art. Schon die
Lehr=
gebäude ſeien benachbart, die perſönlichen Beziehungen ſeien eng und
herzlich. Zahlreiche Autoritäten auf ihren Fachgebieten (ehemalige
Lehrer und Schüler des Gymnaſiums) ſeien Ehrendoktorem der
Hoch=
ſchule, er erinnere nur an wenige Namen: Anſchütz, Hoffmann, Ihne,
Meſſel uſw. Zahlreiche Dozenten hatten im Gymnaſium ihre erſte
Wiſſenſchaft genoſſen, und heute ſchicke das Gymnaſium zahlreiche
Abi=
turienten, die Hervorragendes auf den Hochſuchlen leiſteten. Sein
aufrichtiger Wunſch gehe dahin, bis in ferne Zeiten möge das
Gym=
naſium bleiben, dem Volke und Vaterland zum Segen.
Oberſtudiendirektor Altendorf=Gießen beglückwünſchte ſeine
Schweſteranſtalt für alle Gymnaſien und Progymnaſien Heſſens.
Gemein=
ſam beſtehende Bildungsaufgaben verbinden alle. Manhe Gefahren
ſeien zu überwinden geweſen, manche Sorge beſtehe für die Zukunft.
Aber die Hoffnung beſtärke ihn, daß die Macht des Geiſtes und daß die
gymnaſiale Jugend den Gymnaſien auch in aller Zukunft Anerkennung
und Wertſchätzung ſichere.
Oberſchulrat Ritſert ſprach für die höheren Schulen
Darm=
ſtadts warme Glückwünſche aus. Perſönliche Bande verbinden ihn mit
dem Gymnaſium. Lange habe er am Neuen Gymnaſium gewirkt, und
ehrend gedachte er der Direktoren des Neuen, jetzt wieder mit dem
Ludwig=Georgs=Gymnaſium verbundenen Gymnaſiums: Notnagel,
For=
bach und Buchhold. Möge das Gymnaſium immer Schüler haben, die
in ſolcher Dankbarkeit an ihm hängen, wie es ſich heute bewieſen habe!
Möge die Schule ihre Aufgaben, die Jugend zu unterſüitzen und zu
erziehen, in Zukunft weiter erfüllen wie ſeither!
Studienrat Monjé, der 1. Vorſitzende des Heſſiſchen
Philologen=
verbandes, überbrachte deſſen herzlichen Glückwünſche. Seine
Amts=
genoſſen erkennen den Wert des Gymnaſiums, und der Verband, der
eine große Zahl ehemaliger Schüler in ſeinen Reihen habe, nehme
mit herzlichen Gefühlen an der Feier des älteſten Gymnaſiums teil
und wünſche ihm für die Zukunft alles Glück.
Sanitätsrat Dr. Noellner beglückwünſchte die Jubelanſtalt für
den Verein Ludwig=Georgs=Gymnaſium, gedachte der Jubelfeier vor 50
Jahren, an der er teilnehmen konnte, und ſtreifte dann die
Entwicke=
lung des Vereins. Als Jubiläumsgeſchenk überreichte er der Anſtalt
eine Urkunde über die Stiftung von 17 000 Mark aus dem Fonds der
„Gedächtnis= und Jubiläumsſtiftung” des Vereins.
Geh. Nat Prof. Dr. Walbe wünſchte dem Gymnaſium namens
ſeiner „Schutztruppe”, der Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen
Gymnaſiums, alles Glück. Sie ſeien „Freunde” des Gymnaſiums nicht
nur aus Liebe und Anhänglichkeit, ſondern weil ſie die Gewißheit
ge=
wonnen hätten, daß die Bildung, die man auf dem Gymnaſium
er=
langte, hervorragend ſei. Der Wert des „Eros”, der den Menſchen
die Götter nahebringe, ſei anerkannt und hoch. Eros zu pflegen, ſei
latzter Sinn der humaniſtiſchen Bildung. Möge das Gymnaſium in
aller Zukunft weiter leuchten, blühen und wachſen!
Oberprimaner v. Pfiſter ſprach für die Schüler des
Gymna=
ſiums deren Glüchwünſche aus. Mit ſtolzer Freude empſänden ſeine
Mitſchüler mit ihm, daß ſie das Rüſtzeug für das Lebon vom
Gym=
naſium erhalten. Er ſchloß mit dem Gelöbnis, dem Ludwig=Georgs=
Gymnaſium und darüber hinaus dem deutſchen Volke und Vaterland
allezeit die Treue zu halten.
Oberſtudiendirektor Lauteſchläger dankte allen Rednern für
ihre warmen und herzlichen Glückwünſche. Mögen alle Hoffnungen und
Erwartungen ſich für die Zukunft erfüllen! Anſchließend hielt er die
Feſtrede, in der er kurz, aber erſchöpfend und ſchlaglichtartig be=
die Erleine. der Oumalfenr in der Fertiſen IDit, den Dcdefe en
den Weltkrieg verband er eine ſchlichte, eindrucksvolle
Takengedenkſeier.
wwobei er der Helden gedachte, die für Deutſchlands Ehre und Freiheit
ihr Leben ließen. Die Anweſenden erhoben ſich von den Plätzen, die
Kapelle intonierte leiſe und wunderbar ergreifend das Lied vom guten
Kameraden.
Seite 3
Wie im Weltkrieg, ſo ſeien auch heute die Gymnaſiaſten bereit, für
ihr Vaterland einzutreten, für Einigkeit und Recht und Freiheit, und
mit einem uralten Gelöbnis, „Deutſchland über alles zu halten”, ſchloß
er ſeine Ausführungen.
Mit der prächtig wiedergegebenen „Ouvertüre zu einem
Rittev=
ſpiel” von Arnold Mendelsſohn, der perſönlich bei der Feier zugegen
war, ſchloß der Feſtakt im Landestheater.
Nachmittags fand die Aufführung der „Vögel” des Ariſtophanes
durch Schüler des Gymnaſiums im Großen Hauſe des Landestheaters
ſtatt (Beſprechung ſiehe an anderer Stelle). Abends war ein zwangloſes
Beiſammenſein in der Vereinigten Geſellſchaft. Heute vormittag iſt
eine Turn= und Sportſchau auf dem Hochſchulſportplatz und
nachmit=
tags als Ausklang der Dreihundertjahrfeier ein Abſchiedstrunk auf dem
Oberwaldhaus.
— Städtiſche Akademie für Tonkunſt. In der Abteilung für
Körper=
erziehung und Bewegungslehre beginnen neue Kurſe am 2.
Septem=
ber 1929. Unter Leitung von Frl. Aenne Reiß vom Heſſiſchen
Landestheater wird der Unterricht an Damen, Herren und Kinder in
Gruppen und Einzelſtunden erteilt. Wie in den Vorführungsſtunden
im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters gezeigt wurde,
um=
faßt der Lehrſtoff ſämtliche Gebiete der Körpererziehung: Atemlehre,
Lauf, Sprung, Schwung, Körperaufbau, Raumlehre. Es ſei erneut
auf dieſen Unterrichtszweig hingewieſen, da derſelbe in engſter Fühlung
mit der muſikaliſchen und ſtimmlichen Ausbildung der Schüler ſteht.
Nähere Auskünfte über Anmeldungen, die jederzeit erfolgen können,
und über ſonſtige Fragen erteilt das Sekretariat der Städt. Akademie
für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße 36, Telephon 3500.
— Einheitskurzſchrift im Staatsdienſt. Nach einem Beſchluß des
Geſamtminiſteriums haben die in der Zeit vom 1. Oktober 1928 bis 31.
März 1930 in den Vorbereitungs= oder Probedienſt bei der
Staatsver=
waltung eingetretenen oder noch eintretenden Perſonen den
vorgeſchPe=
benen Nachweis der Kenntniſſe in der Einheitskurzſchrift (mindeſtehs
120 Silben in der Minute Leſen und mindeſtens 80 Silben in der
Minute Schreiben) längſtens bis zum 31. März 1931 zu erbringen.
— Stenographie. Die Stenographen=Vereinigung hier,
Handwerkerſchule Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter Straße, macht
hier=
mit auf die am Dienstag, den 3., und Freitag, den 6. September, abends
keginnenden neuen Kurſe in Reichskurzſchrift aufmerhſam und lädt
zum Beſuch derſelben höflichſt ein. Niemand verſäume die Gelegenheit,
an einem ſolchen Kurſus teilzunehmen und dieſe Kunſt gründlich zu
erlernen. Bei der durch ihre individuelle Unterrichtserteilung
bekann=
ten Vereinigung und durch die in der Praxis ſtehenden Unterrichtsleiter
iſt die Gewähr für eine gute Ausbildung gegeben.
Fortbildungs=
kurſe beginnen an den gleichen Abenden. Mäßiges
Unterrichts=
honorar — Ratenzahlung. (Siehe Anzeige.)
Damen=Friſeur=, Perückenmacher=Gehilfen=Verein, Darmſtadt 1905
hält am Mittwoch, den 4. September 1929, ſeinen erſten Modeabend
ab, ausgeführt von Mitgliedern des Vereins, zu welchem alle Gönner
eingeladen ſind. Veranſtaltung findet im Fürſtenſaal (Kaiſerſaal) ſtatt.
— Bücher für Oſtafrika. Die Bruderſchaft Darmſtadt des
Jung=
deutſchen Ordens e. V. bittet uns, mitzuteilen, daß die erſte
Fracht=
gutſendung Bücher kommende Woche zuſammengeſtellt wird. Sollten
noch Spenden gegeben werden, ſo wird gebeten, dieſelben im
Seifen=
haus am Schillerplatz, deſſen Beſitzer ſich zur Annahme bereit erklärt
hat, abzugeben. Wir danken nochmals allen Spendern und hoffen,
daß wir unſeren Brüdern mit den Büchern eine Freude machen können.
Cbenſo danken wir der Vertretung des Norddeutſchen Lloyds für die
Vermittlung des Seetransportes.
— Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom Samstag (pro Pfd. bzw.
Stück in Pfg.): Gemüſe: Kohlrabi 5—10, Gelbe Rüben 8—10, Rote
Rüben 12—15, Spinat 25—30, Römiſchkohl 25, Rotkraut 18—20,
Weiß=
kraut 15—20, Wirſing 18—20, Stangenbohnen 35—45, Buſchbohnen 20
bis 25, Wachsbohnen 40—45, Erbſen 40—45, Zwiebeln 15, Knoblauch
120, Tomaten 15—20, Endivienſalat 10—20, Kopfſalat 15—20,
Salat=
gurken 5—50, Einmachgurken 1—2, Blumenkohl 50—120 Rettich 5—20,
Meerrettich 100, Radieschen 8; Kartoffeln 6—7; Obſt: Pfirſiche 40
bis 50, Brombeeren 40—50, Preißelbeeren 40—50, Mirabellen 20—25,
Reineclauden 12—15, Tafeläpfel 20—25, Wirtſchaftsäpfel 10—15,
Fall=
äpfel 5—8, Tafelbirnen 20—25, Wirtſchaftsbirnen 10—15, Zwetſchen 15
bis 18, Trauben 40—45, Zitronen 8—15, Bananen 40—50; Eßwaren:
Süßrahmbutter 220—230, Landbutter 200—210, Weichkäſe 35—45,
Hand=
käſe 5—15. Eier friſche 14—16; Hühner 140—180, Tauben 80—90;
Fleiſch= und Wurſtwaren: Rindfleiſch, friſch 90—110,
Kalb=
fleiſch 120, Schweinefleiſch 110—126, Dörrfleiſch 160, Wurſt 70—160,
Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 110.
— Feſtnahmen. Auf Grund eines Steckbriefes der
Staatsanwalt=
ſch Darmſtadt wurde eine Verkäuferin feſtgenommen und dem
Rich=
ter zugeführt. — Ein Handelsvertreter, der Anzahlungsbetrügereien
und Urkundenfälſchung verübte, wurde von der Kriminalpolizei
feſtge=
nommen.
Tragiſches Ableben. In der Landwehrſtraße hat ein 47jähriger
Mann in ſeinem Keller dem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht.
Arbeitsloſigkeit und wirtſchaftliche Not bürften der Grund für den
verhängnisvollen Schritt geweſen ſein.
—Feſtgenommene Diebe. Einem hieſigen Sanitätsrat wurden auf
der Kraftsruhe größere Obſtmengen geſtohlen. Als Täter wurden drei
Leute im Alter von 20 Jahren ermittelt und feſtgenommen.
Bp. Arheilgen, 1. Sept. Des Feuerwehrkommandanten
Kunz letzte Fahrt. Nach kurzer Krankheit iſt, 60 Jahre alt, der
erſte Kommandant der freiwilligen Feuerwehr, Maurermeiſter und
Land=
wirt Phil. Kunz hier geſtorben. Mit ihm iſt einer der eifrigſten und
erfahrenſten Feuerwehrleute des Kreiſes dahingeſchieden. Ueber 42
Jahre war er Mitglied der hieſigen freiw. Feuerwehr, die unter ſeiner
Leitung zu einer der ſchlagkräftigſten des ganzen Kreiſes wurde. Ihm
iſt es auch zu danken, daß die Wehr über beſtes und brauchbares
Löſch=
material verfügt. Welcher Wertſchätzung ſich der Verſtorbene in
Feuer=
wehrkreiſen und auch bei der Bevölkerung erfreute, das zeigte der ſchier
endloſe Trauerzug, der ſich am Samstag vom Trauerhauſe nach dem
Friedhofe bewegte. Wohl 300 Feuerwehrleute, darunter Vertreter
ſämt=
licher Wehren des Kreiſes, gaben unter dem Vorantritt der
Feuerwehr=
kapelle Arheilgen dem Verſtorbenen das letzte Geleite. Ihnen folgten
die Sanitäter, deren Gründer Kunz geweſen iſt. Am Grabe widmete
der Ortsgeiſtliche dem Verſtorbenen einen herzlichen Nachruf, ließ ein
Bild von dem Leben des pflichtgetreuen Menſchen, von dem raſtlos
Arbeitenden und auch von dem Menſchenfreund entſtehen. Was er
für die freiw. Feuerwehr geweſen, das brachte Zugführer Bender zum
Ausdruck, der dem Kommandanten, dem lieben Kameraden, eine ſchöne
Blumenſpende aufs Grab logte. Für die Bürgermeiſterei ſprach
Beige=
ordneter Spengler. Er zeichnete in kernigen Worten das Leben des
Verſtorbenen, der ſtets bereit war, für des Nächſten Gut und Leben
ein=
zutreten. In ſchwerſter Zeit war es gerade Kunz, der mannhaft für
ſeine Gemeinde und das Vaterland eintrat. Während der
Separatiſten=
zeit wurde er mit noch anderen Bürgern als Geiſel weggeführt. Mehrere
Jahre verſah er auch im beſetzten Gebiet das Amr des
Feuerwehr=
inſpektors. Einer ſeiner Leidensgenoſſen aus der Separatiſtenzeit, Herr
Oberingenieur Göbel, ſprach von der Uneigennützigkeit, mit der Kunz
ſich für ſeine Mitmenſchen eingeſetzt hat. Als Vertreter des
Kreis=
verbandes der Feuerwehren ſprach Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger,
der insbeſondere darauf hinwies, daß der Verſtorbene ſich um das
Feuerlöſchweſen beſonders derdient gemacht hat und daß deſſen Stimme
bei Beratungen, getragen von großer Sachkenntnis, ſtets Beachrung
nud Anerkennung fand. Es folgten noch eine Menge
Kranznieder=
legungen, ſo für die Fabrikfeuerwehr der Firma E. Merck, für die
freiw. Feuerwehr von Darmſtadt, Pfungſtadt u. a. — Nicht zuletzt ſei
les Geſangvereins Liederzweig an dieſer Stelle gedacht, deſſen Mitglied
der Verſtorbene war, und der mit Trauerchören dem Verſtorbenen die
letzte Ehre erwies.
Bp. Griesheim. 1. Sept. Mit dem Fahrrad ſchwer
ver=
unglückt. In der Nacht zum Sonntag ſtürzte in der Straße nach
Darmſtadt ein junger Mann von ſeinem Fahrrad. Er wurde
bewußt=
los aufgefunden und mit ſchwerem Schädelbruch nach dem
Stadtkranken=
haus in Darmſtadt verbracht. Um wen es ſich handelt, konnte noch nicht
feſtgeſtellt werden.
Bp. Worms, 1. Sept. Wieder ein Rekordfreſſer.
Nach=
dem erſt kürzlich ein junger Mann auf Grund einer Wette in
Lampert=
heim neben dem entſprechenden Zubehör 2,07 Meter Fleiſchwurſt
ver=
tilgte, wird jetzt hier ein neuer Nekordfreſſer bekannt. Während für
die Wette eine Zeit von 2 Stunden vorgeſehen war, vertilgte ein
junger Mann in knapp 1½ Stunden 18 Heringe, 28 Stein Bier, dazu
2 Laib Brot.
Sie magern aß
an weicher Körperstelle Sie wollen. Ohne
Körper-
bewegung, ohne Diät, ohne Chemikalien zu nehmen, ohne
Bäder, Rein äußerlicher Gebrauch. Sichtbares
Re-
sultat bereits am 6. Tage. — Schreiben Sie an Frau
Schweitzer Wiesbaden, Goebenstraße 19, welche
Ihnen gern und kostentrei das einfache und wirksame
Mittel angibt, welches Sie selbst mit greßem Erfolg
angewendet hat.
(V.9665
Seite 4
Montag den 2. September 1929
Nummer 243
Bemmaisemdecang fMr die mablenung gersarngerter
kegmnens or und Sievelſehensfeier M Babengaufen.
Da war ein Grüßen und ein Händeſchlag, ein
Austauſch, ein lebendiger Verkehr! Und alle doch
ein großes Brudervolk, zu gleichem Zwecke feſtlich
hier vereinet.”
r. Unſer Städtchen prangt im Feſtſchmuck, im Feierkleid. Von den
Maſten in unſerer ſtolzen Bahnhofsſtraße wehen bunte Standarten,
von den Häuſern herab winken Fahnen, Girlanden und friſches Grün
ein: Herzliches Willkommen den lieben 6lern!” Ein farbenfrohes Bild!
Die Vorbereitungen ſind zu Ende. Alles iſt gerüſtet zum Empfang
der vielen Gäſte, die teils am Samstag abend, teils am Sonntag
vor=
mittag in immer neuen Scharen eintreffen und unſer Stadtbild beleben.
Ein vorbildlich ſchöner Feſtplatz mitten in unſerm Städtchen auf den
idhlliſchen Schloßwieſen, harrt der Feſtgäſte. Und ſie kommen, die 6ler!
Sie erachten es als eine Ehrenpflicht, in ihrem alten Garniſonſtädtchen
zahlreich zu erſcheinen, bei der Weihe des ſchlichten Denkmals ihrer toten
Kameraden zu gedenken, und unter herzlichem Händerdrücken
Erinne=
rungen auszutauſchen beim gemeinſamen Kameradſchaftsfeſt. Schon
am Vormittag gaben ſich gar viele ein Stelldichein beim
Muſikfrüh=
ſchoppen auf dem Feſtplatz. Die meiſten führt ihr erſter Gang zum
Denkmalsplatz. In maleriſcher Umgebung liegt er friedlich und
beſchei=
den zwiſchen Schloß, Stadtmühle und alter Feſtmauer an der Gerſprenz
unter ſchattigen Linden im Neuen Weg. Von Stunde zu Stunde wächſt
der Verkehr. Die Spannung wächſt und mit ihr die Feſtfreude. Dazu
lacht die herrliche Spätſommerſonne vom Himmel herab und macht die
Herzen aller freier und froher.
Die Denkmalsweihe.
Es war wirklich nicht leicht, die Maſſe der Teilnehmer, die in
ver=
ſchiedenen Zügen zur Denkmalsſtätte anmarſchierten, bei den
beſchränk=
ten Raumverhältniſſen unterzubringen. Doch noch im Fleiſch und Blut
ſteckender Organiſationsgeiſt, im Kriege wohl geübt, bringt auch das
fer=
tig. In muſterhafter Ordnung vollzieht ſich der Aufmarſch der vielen
Teilnehmer. Da rücken die ehemaligen 6ler, batterieweiſe geordnet,
an, dort kommen die verſchiedenen Vereine von auswärts anmarſchiert,
hier kommt die Vertretung des Stadtvorſtandes. Es treffen die
Orts=
vereine in ſtarker Zahl ein. In ihrem ſchon ſo oft bewährten tätigen
Gemeinſinn ſind ſie alle vertreten: die Turn=, Geſang= und
Schützen=
vereine, der Wanderklub „Berg auf”, und nicht zuletzt der Veteranen=
und Militärverein Babenhauſen=Harreshauſen. Der würdige, ernſte
Auftakt, die Denkmalsweihe und Totenehrung, beginnt.
Sie nimmt einen erhebenden, in ihrer ſchlichten Wirkung erſchütternden
Verlauf. Auf beiden Seiten des Denkmals nimmt eine Ehrenwache,
gebildet von 2 ehem. Offizieren und zwei Wachtmeiſtern, in ihrer alten,
reich mit Ehrenzeichen und Orden geſchmückten Friedensuniform
Auf=
ſtellung. Die zahlreichen Fahnenabordnungen gruppieren ſich um das
Ehrenmal. Rund herum ſtauen ſich die Menſchenmaſſen gleich
leben=
digen Mauern. Plötzlich ertönen Trompetenrufe, die Denkmalsweihe
beginnt. Das alte Soldatenlied „Morgenrot”, vorgetragen vom
Ge=
ſangverein „Sängerbund”, bildet den ſtimmungsvollen Auftakt. Leiſe
ſtimmt Webers Kapelle das altniederländiſche Daukgebet an, die
Stim=
men der Teilnehmer fallen nach und nach ein, und brauſend erſchallt der
Ruf „Herr mach uns frei” in mächtigen Akkorden zum Himmel empor.
Bei andächtiger Stille folgt die Gedächtnisanſprache des Herrn Pfarrers
Kehr, die den Toten gewidmet iſt. In kurzen Abriſſen zieht die
Ge=
ſchichte der 2. Abteilung an unſerm Geiſt vorüber, die Kämpfe im
Weſten, in Belgien, Flandern, an der Marne, vor Verdun und an der
Somme. Der Redner feiert in ſchlichten, zu Herzen gehenden Worten
die Vaterlandsliebe, das hehre Pflichtbewußtſein der Gefallenen, die
ihre Pflicht bis zum letzten Atemzug getan haben in dem Glauben:
Wir ſchützen unſere Heimat, unſere deutſche Erde. Unter Hinweis auf
die Tatſache, daß die Opfer nicht vergebens gebracht ſind, ſondern ein
Appell an uns alle zum neuen Lebenswillen und zum gemeinſamen Dienſt
für Volk und Vaterland, ſchließt der Redner mit der Aufforderung,
das Denkmal zu enthüllen und mit den Worten: „Stehe, du Denkmal!
den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung! Treue um
Treue!‟ Die Fahnen und Degen ſenken ſich, während Salutſchüſſe
ertönen. Im ſtummen Gedenken ſtehen Hunderte von Männern
ent=
blößten Hauptes vor dem enthüllten Ehrenmal. In die atemloſe Stille
hinein klingt gedämpft: „Ich hatt einen Kameraden”, um vieler Lippen
zuckt es, und naß werden die Augen. Vom Zwinger herüber erſchallt
mit Muſikbegleitung des Geſangvereins „Eintracht” Chor „Die Himmel
rühmen des Ew’gen Ehre‟.
Ganz der Weiheſtimmung der feierlichen Stunde angepaßt iſt die
folgende Feſtanſprache des Herrn Majors Hertel=Darmſtadt, des 1.
Vor=
ſitzenden des Vereins ehem. 6ler. Sie weckt laute Begeiſterung und
prägt ſich tief als ein Erlebnis für alle Teilnehmer ein. Weithin
er=
ſchallen in markiger Soldatenſprache, weithin vernehmbar, ſeine echt
deutſchen Worte:
„Deutſche Frauen! Deutſche Männer! Liebe Kameraden! Meinen
Gruß euch allen, die ihr zu unſerer Feier gekommen ſeid. Es iſt eine
Feierſtunde, die wir zuſammen begehen wollen, eine Stunde
ſchmerz=
licher, aber auch ſchöner Erinnerung, eine Stunde der Sammlung und
Beſinming. Es ſoll aber auch eine Stunde ſein, die in jedem von uns
nachklingen und ihm neuen Mut geben möge zum Leben und zur
Ar=
beit für unſer Vaterland. In dieſem Sinne begrüße ich alle,
beſon=
ders die, die zum Teil aus weiter Ferne gekommen ſind. — Das
Denk=
mal gilt der Erinnerung an unſere Gefallenen, im beſonderen an die,
die der 2. Abteilung des ehemaligen Feldart.=Regts, 61 angehörten.
Mir war es vergönnt, faſt 214 Jahre an der Spitze der 2. Abteilung
zu ſtehen und den größten Teil der Kämpfe, von denen die Schrift am
Denkmal Zeugnis gibt, mitzuerleben. Sie werden es verſtehen, wenn
ich heute beſonders lebhaft der großen Zeit und meiner lieben
Kame=
raden von II./61. gedenke. Wir ſind durch Blut und Erinnerung
un=
löslich miteinander verbunden. Wir ſind nicht gewillt, dieſen Krieg
aus unſerem Gedächtnis zu ſtreichen. Wir ſind ſtolz auf ihn! Die Fülle
der Einnerungen, die beim Anblick dieſer Namen dort in uns alten
6lern aufſteigt, iſt überwältigend. Es kann nicht meine Aufgabe ſein,
in Anlehnung an einzelne Schlachten näher auf die Kämpfe einzugehen.
Wir überblicken die gewaltige Zeir als Ganzes. Hocherhobenen
Haup=
tes können die alten 6ler das tun. Jeder dieſer Namen dort iſt ein
Denkmal erfüllter Pflicht. Jeder dieſer Namen kündet von Mut und
Todesverachtung, vom feſten Füreinanderſtehen, von wahrer
Kamerad=
ſchaft, die tauſendfach im verheerenden Feuer ihre Weihe und ihre
Kraft bewies. „Im Kriege hat nur das Einfache Erfolg!” — ſo lautete
einer der Grundſätze unſeres altes Exerzierregiements. Jede Stunde
des Krieges hat die Richtigkeit dieſes Satzes beſtätigt. Nicht nur auf
taktiſchem Gebiet, ſondern auch auf moraliſchem. Es ſind im Grunde
genommen nur ganz ſchlichte, einfache Begriffe und Eigenſchaften, die
vom Soldaten gefordert werden, die aber doch zu einer gewaltigen
Größe emporwachſen, weil am Ende dieſer Entwickelungsreihe der Tod
ſteht, dem der Soldat jederzeit mit Ruhe und Gelaſſenheit und ohne
Furcht ins Auge ſehen muß. Ein gut Teil der Wertſchätzung des
Sol=
datenſtandes lag ſicher mit in der Tatſache begründet, daß der Soldat
von Berufs wvegen verpflichtet war, jederzeit ſein Leben dem
Vater=
lande zu opfern. Es iſt gut, wenn man in unſerer heutigen,
ſchnell=
lebigen Zeit ab und zu einen kurzen Halt des Selbſtbeſinnens einlegt,
einen Blick in die Vergangenheit wirft, nicht, um über die ſogenannte
gute alte Zeit zu jammern, ſondern um aus dem Guten der „
Ver=
gangenheit Kraft zu ſchöpfen für Gegenwart und Zukunft. — Der
Stein redet hier für die, die es hören wollen, eine mächtige Sprache.
Er mahnt uns, denen, die ihr Leben ließen fürs Vaterland,
umaus=
löſchlich dankbar zu ſein. Der Dank darf ſich aber nicht in einem leeren
Wort erſchöpfen. Er hat nur dann einen Sinn, wenn er ſich durch
die Tat ausdrückt. So wird der ſchlichte Stein zugleich zu einer
tief=
ernſten Mahnung für uns und ganz beſonders für unſere Jugend, es
denen gleichzutun, von deren Treue his in den Tod dieſer Stein
Zeug=
nis gibt. „Ich lebe, um meine Pflicht zu tun!” — das iſt die Mahnung,
die uns dieſer Denkſtein zuruft. Willkürlich leben kann jeder, das iſt
keine Kunſt. Einen Sinn hat das Leben nur, wenn es ſich in den Dienſt
einer großen Idee, in den Dienſt am Volk und für das Vaterland
ein=
reiht. Pflicht und Dienſt” — früher hörte man dieſe Worte öfters,
heute ſind ſie im Kurs geſunken. Unſere alte Armee, die größte Schule
des Volkes, die es gegeben hat, hat allen ſicher das Eine mitgeben: Das
Gefüihl für den kategoriſchen Imperativ der Pflicht. Hoffen wir, daß
die heutige Jugend, die die Schule der Armee nicht mehr durchzumachen
hat, neue Wege finden wird, dieſelben Ziele zu erlangen. „Herr, mach
uns frei!‟ Dieſer qualvolle Ruf entringt ſich unſerem Herzen, wenn
wir die heutige Lage unſeres Vaterlandes betrachten. Wenn jemals
das Vaterland der Jugend, ihrer ganzen hingebenden Kraft und Friſche
bedarf, ſo iſt es heute der Fall.
Gegen 27 Feindſtaaten haben wir 4½ Jahre hindurch unſern Mann
geſtanden. Keinem von ihnen iſt es in dieſer Zeit gelungen, auf dem
geliebten Boden unſeres Vaterlandes feſten Fuß zu faſſen. Voll Stolz
können wir 6ler ſagen: Wir ſind dabei oeweſen und haben unſere Pflicht
getan. Wir Alten traten, einer nach dem anderen, von der Bühne ab.
Ein neues Geſchlecht tritt an unſere Stelle. Möge es ſich ſtark evwveiſen
und Männer hervorbringen, die imſtande ſind, unſer Volk
hinaufzu=
führen zur Einigkeit und hinaus aus dieſem Frieden zur Freiheit. Und
nun laßt uns das Deutſchlandlied ſingen und mit dem Geſang das
Ge=
löbnis erneuern, unſerem geliebten Vaterland zu dienen bis zum letzten
Atemzug.”
Mächtig erſchallt das Deutſchlandlied, brauſender Beifall dankt dem
Nedner für ſeine, alle Herzen höher ſchlagen laſſenden Worte. Die
Blicke aller Teilnehmer konzentrieren ſich unterdeſſen auf das enthüllte
ſchlichte Ehrenmal. Etwa 3,70 Meter iſt es groß, die gudaratiſche
Säule hat das anſehnliche Gewicht von über 80 Zentnern. Ein
Kunſt=
werk iſt es, geſchaffen von dem begabten, jungen Künſtler Fritz Kehr,
einem Meiſterſchüler des Herrn Prof. Huber von der
Kunſt=
gewerbeſchule Offenbach a. M. Die blaue, gut lesbare Antiquaſchrift
hat ornamentale Wirkung und weiſt auf allen vier Seiten der Säule
auf die Ruhmestaten der 6ler hin. Die feierliche Uebergabe des
Denk=
mals nimmt Herr Major Hertel vor. Er übergibt es der Stadt
Babenhauſen als ein Vermächtnis von hoher Bedeutung. Herr
Bürger=
meiſter Rühl übernimmt den Gedenkſtein mit Worten frohen Dankes.
Mehrfach iſt die Erinnerung beim Anblick des ſchlichten Steines, ſo
führt er aus. Wir gedenken dabei in Wehmut der tapferen Gefallenen,
aber auch der Zeit, als Babenhauſen, von vielen beneidet, noch eine
ſtolze Garniſon war und Stadtverwaltung und Garniſon vorbildliche
Zuſammenarbeit pflegten. Er gelobt, das Denkmal in treue Obhut zu
nehmen. Eine ganze Kette von Kranzniederlegungen folgt. Als erſter
legt Exz. v. Kleinſchmidt einen prächtigen Kranz im Auftrag des
Großherzogs von Heſſen mit markigen Worten nieder. Herr Major
Hertel weiht im Auftrag des Vereins ehem. 6ler Artilleriſten den
Kranz mit dem Hinweis auf den Wahlſoruch: „Ehre, Freiheit und
Va=
terland!” Kränze legen noch nieder: Beigeordneter Hauff für die
Stadt Babenhauſen, Freih. v. Wangenheim für den
Artillerie=
verein. Es folgen Offizierverband, Artillerie=Vereinigung von
Offen=
bach und vom vorderen Odenwald, Militär und Veteranenverein
Ba=
benhauſen=Harreshauſen, die Offiziersvereinigungen des ehem. Garda=
Dragoner=Regts, die Leibdragoner, die Leibgardiſten, die 76er Reſerve=
Diviſion, der KavallerieVerein Darmſtadt u. a.
Unmittelbar an die Denkmalsweihe ſchließt ſich der Feſtzug zn.
Mit jubelnder Begeiſterung werden in den feſtlich geſchmückten Straßen
die lieben 6ler begrüßt und mit Blumen beſchenkt. Die Spitze des
Zuges weckt Erinnerungen wach. Es iſt eine artilleriſtiſche, hiſtoriſch=
Gruppe in voller Friedensuniform, hoch zu Roß. Zu den Schloß vieſen
geht der lange Zug unter fröhlicher Marſchmuſik der Kapellen Weber
und Lautz. Ein richtiges Volksfeſt endwickelt ſich dort.
Konzertvor=
träge der Kapelle Weber werden laut bejubelt. Jung und alt tanzt
auf der Bühne im Freien. In reiner Harmonie verläuft das Feſt. Und
als die Abend= und Nachtzüge die 6ler uns entführen, da herrſcht nur
ein Lob über das ſchöne Feſt treuen Kameradſchaftsgeiſtes in
Baben=
hauſen. Auf Wiederſehen, ihr lieben 6ler. Vergeßt euer altes Gar,
niſonſtädtchen und ſein Ehrenmal nicht!
W.I.
Bp. Lorſch, 1. Sept. Auto in Flammen. Auf der Straße
nach Bürſtadt geriet in der Nacht, vermutlich durch den Vergaſer, ein
Perſonenauto in Brand. Das Feuer griff ſehr raſch um ſich, ſp daß
in kurzer Zeit der Wagen völlig niederbrannte. Der Schaden iſt durch
Verſicherung gedeckt.
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Mervenkranke
und Nervös-Erschöpfte. Spezialkuranstalt Hofheim
im Taunus bei Frankfurt am Main. — Prosp. durcn
Sar.-Ral Dr. H. Schulze-Hahleyss, Nervenarzt.
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Dr. Bing: Hockey und Tennis, zwei Spiele der Zukunft. o 15:
Konzert des Funkorch. O 18.10: Leſeſtunde. Aus d. „Münchhauſen”.
Srecher: O „W. Studtmann. O 18.30: Nur Frankfurt:
Wanderrat=
ſchläge des Taunusklubs. 8 18.40: Dr. Schütz: Franzöſiſcher Humor,
19: Vortrag. 8 19.20: Engliſche Literaturproben. 19.35:
Engliſcher Unterricht. O 20: Stuttgart: Sinfonie=Konzert. Händel:
Concerto groſſo in D=moll. — Bach: Konzert für Violine und
Streichorcheſter in A=moll. — Boccherini: Menuett. — Suk: Serenade
für Streichorcheſter. Aust.: Streichorch, des Phiharmon. Stuttgart,
Soliſt: G. Beerwald (Violine). O 21: Stuttgart: Bunter Abend.
Mitw.: Elſe Blank (Sopranl. Eva Chriſta (Rezitation), v.
Wiſting=
hauſen (Bariton), Orcheſter Ferdy Kauffmann.
Königswuſterhauſen
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mag gege,
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Deutſche Welle. Montag, 2. Sept. 12: Engliſch für Schüler,
0 12 30: Schallplatten. O 14.30: Kinſterſtunde. Geſchichten „von
dummen Leuten”. 6 15: Ob.=Stud=Dir. Dr. Karſen: Die
Welt=
konferenz für Erneuerung der Erziehung vom 13.—25. Auguſt in
Helſingör (Dänemark). 15.45: Frauenſtunde. Helene Wulff:
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verhoffte Gäſte. 16: Engliſch (literariſche Stunde). 16.30:
Dr. Möller u. Mitw.; Wandernde Melodien. e 17: Berlm: 74 Seiten.
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Reichenbach: Die Geſetzlichkeit der Natur. 18.30: Engliſch für
Anfänger, 8 18,55: Dr. Laube: Betriebswirtſchaftliche Fragen zum Pdcan”
Herbſtgetreidebau. O 19.20: Edwin Heinze: Die Karoſſerie und
ihre Pflege. e 20: Lieder (Schallplatten). O 20.15: Aus dem
Haus der Funkiduſtrie: Konzert. Berliner Sinfonie=Orcheſter.
Lei=
tung: Dr. Thierfelder. Mitw.: Ludw. Hofmann (Baß). — Wagner:
Ouv. zu „Rienzi” — Halévy: „Wenn ewiger Haß” Cavatine aus
der Oper „Die Jüdin”. — Tſchaikowsky: Polonaiſe aus „Eugen
Onegin‟: „Ein jeder kennt die Lieb auf Erden” aus „Eugen Onegin”.
— Maſſenet: Szenes pittoresques. — Roſſini: Ouvertüre und
Arie „Die Verleumdung” aus „Der Barbier von Sevilla‟. —
Muſſorgsky: Der Floh. — Maſcagni: Fantaſie „Cavalleria
ruſti=
cana‟. — Strauß: Kaiſer=Walzer. O Danach: Tanzmuſik. Kapelle=
Otto Kermbach. 6 Pauſe: Bildfunk.
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Vorüberzug erhalten wir etwas kühlere ozeaniſche Luftzufuhr, die zeit
weiſe Bewölkung aufkommen läßt und Gewitterneigung hervorruft,
jedoch ohne erhebliche Niederſchläge. Die Temperaturen erfahren dabei
einen geringen Rückgang.
Ausſichten für Montag, den 2. September 1929. Teils heiter, teils
wolkig, Temperaturen ſchwankend, lokale Gewitterneigung.
Ausſichten für Dienstag, den 3. September 1929. Wenig Aenderung
der Wetterlage.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Veranwworſtich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feulleion, Reich 1n
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; ſt
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle; On
und Verlag: C. C. Wiitich — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangie Manuſfripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
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Am Samstag, den 31. Auguſt 1929,
verſchied nach kurzem ſchweren
Leiden meine innigſtgeliebte,
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[ ← ][ ][ → ]Zammer 243
Seite 5,
Vie erwartet, brachte auch der heutige Sonntag wenigſtens
eitnlleberraſchung. Mainz 05 mußte in Darmſtadt gegen S.V.
98 darmſtadt eine verdiente Niederlage einſtecken. Am
Vor=
ſoſag gegen Langen und jetzt gegen Darmſtadt verloren zu
hähn, das ſtimmt für die Mainzer ſehr bedenklich. Ihre
Aus=
ſiohtr ſind nicht gerade roſig, wenn ſie ſich nicht zu energiſcheren
LLüngen aufraffen. Worms hatte ſeinen Lokalkampf, den die
beöſten Wormaten für ſich entſchieden. Auch Iſenburg mußte
Mute in Wiesbaden laſſen, das allmählich ſich gut
zuſammen=
gegſuden hat.
571 Wieshaden — B. f. 2. Neu=Iſenburg 3:1 (0:0).
Die erſte Halbzeit dieſes Verbandsſpieles, das ungefähr 2000
Zäſauer angelockt hatte, ſah ausgeglichene Leiſtungen auf
bei=
dom Seiten. Wenn auch Wiesbaden die größere Anzahl von
Thnancen herausarbeiten konnte, ſo verſtand es das Iſenburger
VAnidigungstrio, ſich ausgezeichnet dieſer Angriffe zu erwehren.
Ecſtin der zweiten Spielhälfte ſchälte ſich eine Ueberlegenheit
den Viesbadener heraus, nachdem Iſenburgs Durchſchlagskraft
dune eine Verletzung des Linksaußen Waider ſtark gemindert
war Beſt ſchoß das erſte Tor. Sieben Minuten ſpäter glückte
Izwurg der Ausgleich durch einen Hand=Elfmeter, den Meurer
vörrſacht hatte. Dann aber kam Wiesbaden zu zwei weiteren
EFfagen, die von Klein und Scholz erzielt wurden. — Pfeil=
Mſühen 1860 hatte das Spiel jederzeit feſt in Händen.
Menanpig Worms — Wormalig Borms 1:4 10:1).
In Worms ſtieg das Lokalderby. Wenn ſich trotzdem nur
2550Zuſchauer einfanden, ſo iſt dies der großen Hitze
zuzuſchrei=
ben Wormatia war ſeinem Gegner ſtändig überlegen und ſiegte
dan ſeiner beſſeren Leiſtung verdient. Seine Hauptſtärke lag
inndr Läuferreihe, die bei Alemannia den ſchwächſten Teil der
Mumſchaft bildete. Die erſten 20 Minuten verliefen bei
aus=
geclihenen Leiſtungen beider Mannſchaften. Dann aber ſetzte
ſicht Pormatia immer mehr durch und ging durch Ziegler in
Füh=
rung Fünf Minuten nach Wiederbeginn erhöhte Golz auf 2:0.
Plſüſpp ſchoß das 3. Tor. Drei Minuten ſpäter glückte L. Müller
ein feiterer Torerfolg. Erſt in den letzten Minuten kam
Aleman=
niß ſurch einen Alleingang von Kargus zu ſeinem Ehrentreffer.
Haſſig Bingen — 3.C. Langen 5:1.
die beiden Mannſchaften waren gegenüber ihren Leiſtungen
am Forſonntag nicht wiederzuerkennen. Vor allem enttäuſchte
Layen, das acht Tage vorher in Mainz gegen Mainz gewonnen
hatt Die Mannſchaft geriet gegen die ſehr fleißig angreifende
Haſſſt immer mehr ins Hintretxeffen und wurde ſchließlich hoch
geshagen.
Siſtioerein Darmſtadt 1898 — Mainz 05 3:1 (2:1).
Nan hat nach der vernichlenden Niederlage, der 98er in
Wums nicht mit deren Siege im zweiten Verbandsſpiel gegen
Muz 05 gerechnet. Und doch wurde dieſer zur Wirklichkeit,
ob=
wahauch im Kampf gegen den vorjährigen Tabellenzweiten die
Eicitniſchen körperlich ſtark unterlegen waren. Trotz letzteren
Ncgeils und trotz einer beſſeren techniſchen Ausbildung faſt
jellg einzelnen Gäſteſpielers reichte es zu einem doppelten
Punkt=
gexmn, weil in der erſten Halbzeit die Sportvereinself die
ge=
ſchüfenere und einheitlichere Mannſchaft ſtellte und weil die
Gäf aus Mainz in ihrer Drangperiode in der zweiten Hälfte
einn ſolchen Mangel an Spielüberſicht erkennen ließen, daß es
gexfe zu dieſer Zeit, in der Mainz 20 Minuten lang
ununter=
broden im Angriff lag, nicht zu eigentlichen Torchancen für die
Gef kam. So muß man zu dem Ergebnis kommen, daß der
Siieder 98er verdient war, da trotz des Umſtandes, daß Mainz
weitmehr am Ball war, die Einheimiſchen ein deutliches Plus
am ſorchancen aufzuweiſen hatten.
un der Geſamtkritik wird man zu dem Ergebnis kommen, daß
daus piel, das trotz der Gluthitze von mehr als 1000 Perſonen
benut war, gefallen konnte, und zwar in erſter Linie um
des=
wieln, weil man trotz aller erlaubter Härte ſich von jeder
Ge=
häb ſikeit im Kampf um den Ball frei machte und weil auch trotz
der ngunſt der Witterung ein ſchnelles Tempo vorgelegt
wihge, ein Zeichen dafür, daß beide Mannſchaften mit dem
nuten Ernſt bei der Sache waren und ihre geſamte
Kampfes=
kraſteinſetzten. So bekam man ein flottes, anſtändiges Spiel
zul ſhen, das allerdings bei beiden Mannſchaften noch einige
fecyſſche Mängel klar in Erſcheinung brachte.
larnit ſind wir bei der Einzelkritik angelangt, die wir mit
der ervertung von Mainz 05 beginnen. Zweifellos ſtagnieren
die läſte zurzeit in ihrer Spielſtärke. Es fehlt weniger im
Kön=
nenſer einzelnen Spieler, als an der Spielweiſe. Hätten die
Geif nicht an ihrem Rechtsaußen einen ſchnellen, jederzeit
ge=
ſallſchen Flügelſtürmer mitgebracht, ſo hätten ſie wohl kaum
ein/ in zige gute Erfolgsmöglichkeit herausgeſpielt. Vornehmlich
deiennenſturm überbot ſich an Unproduktivität der Spielweiſe,
ung nuch Kayſer als Linksaußen ſpielte trotz allen Eifers zu
Alcs, um ihm eine gute Note geben zu können. Neiſche, der
Mäzer Mittelläufer, war wohl der beſte Mann der Gäſteelf;
AuDer Verteidiger Freytag ſchaffte wackere Arbeit, während im
Uelyen die Gäſtehintermannſchaft über eine Durchſchnittsleiſtung
nug henauskam. Der Gäſtetorhüter leiſtete allerdings Gutes.
Lie ſtand es nun mit der Darmſtädter Mannſchaft?
Wür=
dellſie erſten 20 Minuten der zweiten Halbzeit aus der Kritik
Na Gnommen — zu dieſer Zeit ſpielte die geſamte Sportvereins=
Eusſſchließlich Bärenz vollkommen kopflos — ſo könnte man
ſe Iſen gezeigten Leiſtungen vollkommen zufrieden ſein. Man
e, daß jeder einzelne Spieler ſich die redlichſte Mühe gab,
EA hernünftigen Spielaufbau zuwege zu bringen, um auf dieſe
2Die körperliche Unterlegenheit auszugleichen. So gekang es
denn auch vornehmlich in der erſten Hälfte, ein ziemlich flüſſiges
Spiel zu zeigen, das denn auch von Erfolg gekrönt war.
Nach=
dem man die ſchon erwähnte Schwächeperiode der zweiten Hälfte
überwunden hatte, ſtieg die Leiſtungskurve, wieder, ohne daß
jedoch ganz das Können in der erſten Spielhälfte erreicht wurde.
Bärenz im Darmſtädter Tor ſcheint ſeine ſpieleriſche Kriſe
über=
wunden zu haben, er war im geſtrigen Kampſ bemerkenswert
ſicher.
Der Spielverluaf ſah zuerſt die Gäſte um die Mitte der erſten
Spielhälfte erfolgreich, als Darmſtadts Verteidigung mit dem
Eingreifen zögerte, ſo daß der Gäſtehalblinke Draisbach überlegt
und ruhig einſchießen konnte. Fünf Minuten ſpäter fiel jedoch
ſchon der Ausgleich, indem bei einem blitzſchnellen Durchbruch
Poth eine Flanke des Linksaußen Hebeiſen gut aufnahm und
durch einen hohen und ſcharfen Schuß den Mainzer Torwächter
zum erſten Male ſchlug. Die Darmſtädter gingen dann auch noch
bis Beendigung der erſten Hälfte durch Frey in Führung, der
bei einem Durchſpiel des Innenſturms wenige Meter vor dem
Tor zum Schuß kam und dann auch die Chance nicht vergab. In
der zweiten Hälfte wäre, wie geſagt, bei einer einheitlicheren
Spielweiſe der Gäſte deren Aufholen nicht vermeidbar geweſen.
So überſtanden die 98er dieſe Drangperiode des Gegners und
ſtellten gegen Schluß den Sieg durch einen wegen unfairen Spiels
verhängten und durch Poth verwandelten Elfmeter ſicher. —
Herr Müller=Griesheim, amtierte ſo, daß übertriebene Härten
nicht aufkommen konnten, ſo daß man aus dieſem Grunde mit der
Spielleitung zufrieden ſein mußte, obwohl bemerkenswert viele
falſche Einzelentſcheidungen zum Nachteil beider Mannſchaften
unterliefen.
Auch den Kampf der Liggerſatzmannſchaften gewannen die
98er, die durch den 7:1=Sieg ſich als weſentlich ſpielſtärker
er=
wieſen als die Gäſteeelf.
Süddeutſchland.
Verbandsſpiele.
Gruppe Nordbayern: A.S.V. Nürnberg——1. F.C. Nürnberg
V. f. R. Fürth — Sp.Vg. Fürth
Sp.Vg. Hof — Bayern Hof
1. F.C. Bayreuth — Würzburg 04 ..
Gruppe Südbayern: Teut. München—Schwaben Augsburg
D.S. V. München — Bayern München
Jahn Regensburg — Wacker München".
Ulm 94 — 1860 München
Gruppe Württemberg: V.f.B. Stuttgart—V.f. R. Heilbronn
Union Böckingen — Kickers Stuttgart.
FC. Birkenfeld — Germania Brötzingen
F.C. Pforzheim — Sportfreunde Stuttgart
Gruppe Baden: S.C. Freiburg — F. V. Raſtatt
F. C. Villingen — Phönix Karlsruhe
Sp.Vg. Schramberg — Karlsruher F.V.
Gruppe Main: Kickers Offenbach — Eintracht Frankfurt".
F. S. V. Frankfurt — Germania Bieber
Hanau 93 — Rot=Weiß Frankfurt
Griesheim 02 — Union Niederrad.
Gruppe Heſſen: Alemannia Worms — Wormatia Worms.
S. V. 98 Darmſtadt — Mainz 04
S.V. Wiesbaden — V. f. L. Neu=Iſenburg
Haſſia Bingen — 1. F.C. Langen
Gruppe Rhein: Mannheim Waldhof — Mannheim 08
Mundenheim — V. f. R. Mannheim
V. f. N. Neckarau — Phönix Ludwigshafen".
F. Vg. Rohrbach — Sp.Vg. Sandhofen".
Gruppe Saar: Saar 05 — Sportfreunde Saarbrücken
F. V. Saarbrücken — F.C. Pirmaſens
V. f. R. Pirmaſens — V. f. R. Kaiſerslautern
Boruſſia Neunkirchen — 1. FC.. Idar
Kreisliga in Skarkenburg.
F.V. Sprendlingen — Sp.Vgg. Arheilgen . . . . .. 1:1
Germ. Ober=Roden — Rot=Weiß, V. f. R. Darmſtadt 10:1 (2:1)
Viktoria Urberach — Pol.=Sp.=V. Darmſtadt.
5:1 (2:1)
2:2 (2:1)
S. V. Münſter — S.V. Mörſelden".
Viktoria Griesheim — Germania Pfungſtadt . . . 4:2 (1:2)
7:0 (1:0)
Union Darmſtadt — F. C. 03 Egelsbach . .
Auch der zweite Sonntag brachte einige Ergebniſſe, die man
durchaus nicht als normal anſprechen kann. So fällt vor allem
auf, daß in drei Fällen die Platzbeſitzer mit überaus hohen
Sie=
gen aufwarten konnten. Es ſcheint ganz ſo, als ob der
Platz=
vorteil in dieſem Jahr eine noch größere Rolle ſpielen würde.
Sonſt iſt zu bemerken, daß alle Spiele zwar hart, aber doch fair
durchgeführt wurden, wie man es ſich immer wünſchen möchte.
Der Nutznießer des Sprendlinger Ergebniſſes iſt vorläufig
Walldorf, das ſelbſt ſpielfrei war. Sowohl Arheilgen als auch
Sprendlingen ſind nun vorläufig im Hintertreffen. Man wird
abwarten müſſen, ob und wann ſie nun die Spitzengruppe
er=
reichen. Eine ganz gehörige Abfuhr holte ſich Rot=Weiß, V. f. R.
Darmſtadt; die Elf verlor zwar gleich zu Beginn ihren
Ver=
teidiger Finger durch Verletzung, doch wäre auch ſonſt die
Nie=
derlage nicht zu verhindern geweſen. Ebenſo verſagte die Polizei,
die vor Halbzeit beſſer ſpielte und in Führung ging, dann aber
der Hitze zum Opfer fiel. Schwache Leiſtungen brachte das Spiel
in Münſter. Mörfelden war gleichwertig und hat den einen
Punkt verdient. Das Griesheimer Ergebnis darf als eine kleine
Ueberraſchung angeſprochen werden. Pfungſtadt führte bis zur
Pauſe 2:1, ließ ſich aber dann zurückdrängen. Unerwartet kommt
ſchließlich auch das 7:0=Ergebnis: Auch Egelsbach fiel nach Halb=
zeit der Hitze zum Opfer; immerhin hätte der Neuling, gemäß
ſeinen guten Leiſtungen vor der Pauſe, ein beſſeres Reſultat
verdienr gehabt.
Die Tabelle zeigt nun folgendes Bild:
7:0 11:0).
Das erſte Verbandsſpiel konnte Union für ſich ſiegreich
ge=
ſtalten. F. C. Egelsbach leiſtete der Union=Elf in der erſten
Halb=
zeit großen Widerſtand, mußte ſich dann aber der techniſchen
Ueberlegenheit der Union beugen. Der Gegner verfügt über eine
ſehr eifrige und gut durchgebildete Mannſchaft, die, wenn ſie
den Mut nicht zu früh verliert, jedem Verein ein großes
Hinder=
nis ſein kann.
Union hatte zum erſten Male zwei junge Spieler in die
ſteihen der 1. Mannſchaft eingeſtellt, von denen ſich der
Rechts=
außen beſſer als der Linke bewährte. Nach einigen Spielen kann
man mit Beſtimmtheit von dieſer Mannſchaft annehmen, daß
ſie in der diesjährigen Verbandsrolle ehrenhaft abſchneiden wird.
Auch die 2. Mannſchaft konnte einen Sieg an ihre Fahne
heften, indem ſie Egelsbachs zweite 5:3 beſiegte.
Union 1. Jugend — 1. Jugend Heppenheim 0:0.
Union 1. Schüler — 1. Jugend Wixhauſen 5:0.
Union 2. Jugend — 1. Schüler Meſſel 1:2.
1:1 (0:1)
Das zweite Verbandsſpiel abſolvierte Sp.=Vg. Arheilgen in
Sprendlingen. Als Sturmführer ſah man ſeit langer Zeit
wie=
der einmal Murmann. Sprendlingen kam komplett. Das Spiel
litt ſehr unter der Hitze, trotzdem wurde das Tempo ziemlich
ſtramm durchgehalten. Sprendlingen hatte entſchieden mehr vom
Spiel und hätte bei etwas beſſerer Ausnutzung der gebotenen
Torgelegenheiten Sieger bleiben müſſen. In der Mitte der
erſten Spielhälfte kam Arheilgen durch ſeine durchdachte
Kom=
bination zum erſten und einzigen Tor. Ein verhängter Elfmeter
kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit verhalf Sprendlingen
zum Ausgleich. Als beſter Mann auf dem Platze iſt der
Tor=
wächter Bauer zu neunen. — Der Schiedsrichter traf manche
Fehlentſcheidung.
Liggerſatz=Mannſchaften 3:1.
Rol=Weiß, V. f. R. — Germ. 9ber-Roden 1:10 11:2).
Rot=Weiß, V. f. R. mußte in Ober=Roden eine hohe
Nieder=
lage einſtecken. Im Intereſſe des Sportes wollen wir nicht mehr
ſagen, als: es herrſchte eine ſchwüle Atmoſphäre. Schon in der
dritten Minute mußte Finger verletzt ausſcheiden. Rot=Weiß,
V. f. R. verlor verdient, aber auch gern, ſo daß man das Reſultat
keinesfalls als Maßſtab für die Spielſtärke beider Mannſchaften
betrachten kann. Mit dieſem Treffen dürfte auch in dieſem Jahr
der ſchwerſte Gang hinter der Mannſchaft liegen, und ſchon am
nächſten Sonntag gegen Münſter wird die Mannſchaft es zu
be=
weiſen verſtehen, daß das geſtrige Reſultat mit ihrer Spielſtärke
nichts zu tun hat.
Das Spiel der Erſatz=Mannſchaften konnten die Rot=Weißen
mit einem 2:0=Sieg für ſich entſcheiden.
Sportverein 1898 (Jugend).
1. Jgd. — 1. Jgd. Mainz 05 (hier) . . 2:2:
3. Jgd. — 5. Jgd. SV. 98 . . . . . . - 3:1;
4. Jgd. — Meſſel, Gegner nicht angetreten;
1. Schüler — 1. Schüler Pfungſtadt (hier) . 5:0;
2. Schüler — 1. Schüler Roßdorf (dort) . . . 2:3.
Schießſport=Klub Windmühle 1924.
Anläßlich der ſportlichen Wettkämpfe am Verfaſſungstag
errang die Achter=Mannſchaft des Schießſport=Klubs Windmühle
wieder einen ſchönen Sieg. Für die außerordentlich gute
Lei=
ſtung wurde ihm nun die Plakette des Herrn Reichspräſidenten
in Silber nebſt Diplom und Beſitzurkunde verliehen.
Radrennen in Michelſtadt.
Auf der famoſen Radrennbahn des ſportfreudigen
Odenwaldſtädt=
chens Michelſtadt wurden unter zahlreicher Beteiligung der Kleine und
der Große Preis von Michelſtadt ausgefahren. Die Ergebniſſe
lauten:
Kleiner Preis von Michelſtadt (1000=Meter=Malfahren): 1. Auguſti=
Mainz, 2. Mohr=Frankfurt, 3. Huth=Mainz.
Großer Preis von Michelſtadt (2=Stunden=Mannſchaftsfahren):
1. Hohbein/Göthmann=Frankfurt 68,2 Km., 30 P., 2. Franke=
Darm=
ſtadt/Müſch=Frankfurt 2 Runden zurück, 28 P., 3. Gleiſer/Freund=
Frankfurt 27 P., 4. Gebrüder Weiſer=Stuttgart 19 P., 5.
Kimmiſch/Ki=
daiſch=Stuttgart 18 P., alle ebenfalls 2 Runden zurück.
Seite 6
Montag den 2. September 1929
Nummer 243
Handball=Berbandsſpiele im Bezirk
Mufn Hefſer.
Im allgemeinen verſchonte der dritte Sonntag der
Verbands=
ſpiele die Handballgemeinde mit irgendwelchen Ueberraſchungen.
Durchweg gab es Favoritenſiege, die teilweiſe ſich erſt mit
zwei=
ſtelligen Torzahlen zufrieden gaben. Iw der Gruppe B ſpielt
Hakoah Wiesbaden eine ganz beſondere Rolle. Ihre Mannſchaft
ſchlägt ſcheinbar alles, was ihr entgegentritt. Diesmals war es
der SV. Wiesbaden, der mit einer 2:6=Niederlage nach Hauſe
ge=
ſchickt wurde.
Gruppe A.
Oifenbacher Kickers — Bolizei Darmſtadk 4:14 (2:6).
Das Reſultat iſt gut, wenn man bedenkt, daß die Polizei auf
ihren Linksaußen Koch und auf den Tormann Bordt verzichten
mußte. Man hatte aus dieſen Gründen eine Umſtellung
vor=
genommen, und zwar Otto auf rechtsaußen, dafür Bohl auf
links=
außen und Laumann als rechter Läufer. Für den Tormann hatte
man Keller geſtellt, der wohl etwas unſicher war, aber ſonſt
ge=
fallen konnte. Die Verteidigung machte einen groben Fehler, war
aber ſonſt in der alten Form. Ebenſo die Läuferreihe erreichte
ihre alte Form. Der Sturm, durch die Umſtellung etwas zaghaft,
war zeitweiſe unſicher. Trotzdem muß das Spiel als gut
bezeich=
net werden. Huter ſchoß in ganz kurzer Zeit 5 Tore
hintereinan=
der. In den reſtlichen Toren teilen ſich die anderen Stürmer.
Offenbach wurde, nachdem die Polizei 5 Tore, vorgelegt hatte,,
etwas hart.
2. Mannſchaft Polizei — Biebesheim. . . 9:3;
3. Mannſchaft Polizei — Sportverein 98 4:5
Roſ=-Weiß Frankfurt — Sporkverein 1898 Darmſtadt
0:5 (0:1).
Auf dem ſtaubigen Schlackenplatze an der Frankfurter
Feſt=
halle kam es trotz der übermäßigen Hitze zu einem ganz
anſpre=
chenden, fairen Spiele, das unter der ſicheren Leitung eines Herrn
Müller aus Wiesbaden einen reibungsloſen Verlauf nahm. Wenn
auch der Sieg der Darmſtädter ſchon nach den erſten
Spielein=
drücken nie außer Frage ſtand, ſo ließen doch die Erfolge ziemlich,
lange auf ſich warten. Erſt 10 Minuten vor Halbzeit gelingt es
Fuchs, durch raſanten Flachball das erſte Tor zu erzielen,
nach=
dem er ſchon etliche Male vorher ſein Ziel nicht zu finden
ver=
mochte. Rot=Weiß ſchaffte mit großem Eifer, trieb aber viel
zuviel und viel zu ungenaues Innenſpiel, um gegen die
ſtellungs=
ſichere Hintermannſchaft der 98er erfolgreich beſtehen zu können.
Mit 1:0 geht es in die Halbzeit, nachdem 2 weitere Tore von
Fiedler wegen angeblichem Abſeits nicht gegeben wurden. Gleich
nach Beginn der 2. Halbzeit erzielt Fuchs wiederum durch
Flach=
ſchuß auf Zuſpiel von Werner ein 2. Tor, dem kurz darnach
Freund ein 3. zuzufügen vermag, nachdem dieſer einen 13=Meter=
Ball nicht auswerten konnte. Das bereits erwähnte übertriebene
Innenſpiel von Rot=Weiß — beſonders groß war hierin der
be=
kannte Stürmer Kanderer, der ſich beſtändig in erfolgloſen
Alleingängen verſuchte — hatte ſtets ein unſauberes
Durcheinan=
der zur Folge, unſauber auch ſchon deshalb, da es vollſtändig in
Staubwolken unterging. Die beiden Torwächter arbeiteten ſehr
gut; Fuchtmann iſt ja als guter Torwächter bekannt, auch Henß
zeigte ſich von der beſten Seite. Hennemann kann noch drei Tore
(darunter zwei bildſchöne Doppelhänder) erzielen; die beiden
letzteren werden aber nur gewertet. Die Angriffe der Rot=
Weißen wurden immer planloſer und deshalb ungefährlicher;
beim Stande 5:0 bleibt das Spiel bis zum Ende.
Auf Darmſtädter Seite war der Mittelläufer Delp durch
Wehr ſehr gut erſetzt.
Weitere Handballreſultate des Sportvereins
Darm=
ſtadt 1898:
3. aktive Mannſchaft — 3. aktive Mannſchaft Polizeiſport=
5:4;
verein Darmſtadt
19:1;
1. Jgd. — 1. Jgd. Germania Babenhauſen
11:0=
2. Jgd. — 1. Jad. Turn= und Sportverein Langen
3:41
3. Jgd. — 1. Jgd. Turngeſellſchaft Dietzenbach
7:11
1. Schüler — 1. Schüler Germania Babenhauſen
5.5. B. Frankfurk — Rol-Weiß Darmſtadt 11:2 14:1).
Trotz der großen Hitze lieferten ſich beide Mannſchaften vor
dem zahlreichen Publikum ein recht flottes und, an den gezeigten
Leiſtungen gemeſſen, auch ein recht gutes Spiel. Die Darmſtädter
gaben ſich alle Mühe, konnten auch den Kampf faſt bis zur Pauſe
ausgeglichen halten, mußten ſich aber dann geſchlagen bekennen.
Die Angriffe der Bornheimer waren bedeutend gefährlicher.
Be=
ſonders der linke Flügel unternahm glänzende Läufe. Die
Darmſtädter fielen mehr und mehr dem ſcharfen Tempo und der
großen Hitze zum Opfer, und ſo fielen durch das vorzügliche
In=
nentrio noch weitere 7 Tore.
T. 5.). Langen — V. f. R. Schwanheim 4:4 (3:2).
Im zweiten Spiel brachte der Neuling Langen es ſogar zu
einem ehrenvollen Unentſchieden gegen Schwanheim, das im
ver=
gangenen Jahre noch zu der Spitzengruppe gehörte. Die erſte
Spielhälfte gehörte unbeſtritten den ſehr eifrig ſpielenden
Lan=
genern, die auch bei der Pauſe mit 3:2 in Führung lagen.
Dann aber riß Schwanheim das Spiel an ſich. Das foreierte
Tempo führte zu einer Ermüdung der Langener, die einer
ſol=
chen Kraftanſtrengung nicht gewachſen waren. Schwanheim holte
raſch die zwei Tore auf, und nur der Schlußpfiff rettete Langer
noch vor der Niederlage.
Gruppe B.
SV. Wiesbaden — Hakoah Wiesbaden 2:6.
Der SC. Hakoah Wiesbaden hat ſich überraſchend in ſeiner
Gruppe au die Spitze der Tabelle geſetzt. Auch ſein Spiel gegen
den ſtarken Lokalgegner endete mit einem hohen Sieg. Hakoah
ſtellte in allen Teilen die beſſere Mannſchaft, die aber auch dazu
noch über die größere Wucht und den nötigen Eifer verfügte.
Polizei Wiesbaden — Polizei Worms 3:6 (3:3).
In dieſem Spiel mußte ſich die erſatzgeſchwächte Wiesbadener
Polizei von Worms eine verdiente Niederlage gefallen laſſen.
Während der erſten Spielhälfte lieferten ſich beide Mannſchaften
ein ausgeglichenes Spiel. Als dann nach der Pauſe Wiesbaden
umgeſtellt hatte, llappte es erſt recht nicht mehr, ſo daß die
Nie=
derlage unvermeidlich war.
Wormatia Worms — Alemannia Worms 3:3.
Dieſes Unentſchieden war in jeder Hinſicht berechtigt. Aleme
nia ſpielte mit einem Rieſeneifer und glich ſo den im Stärkev
hältnis liegenden Unterſchied völlig aus. Auf der anderen Se‟
ſcheint die lange Ruhepauſe den Wormaten geſchadet zu habe
Erſt als die Alemannen mit 2:0 in Führung lagen, kam d.
Gegner zur Beſinnung. So langte es dann noch zum Ausgle
auch dann, als Alemannia noch ein weiteres Tor erzielte.
Zeunts.
Tennis- und Eisklub Darmſtadi zum drikkenmal
Mei=
ſier des Bezirks „Heſſen und Heſſen=Nafſau”.
Geſtern hatten die Tennisplätze am Böllenfalltor ihr großes
Ereignis. Es ging um den Titel des Bezirks „Heſſen und Heſſen=
Naſſau”, den der Tennis= und Eisklub im Jahre 1927 erkämpft
und im vorigen Jahre mit Erfolg verteidigt hatte. Das
Star=
ten Froitzheims für den Tennis= und Hockeyklub Wiesbaden,
der ſich diesmal zur Endrunde qualifiziert hatte, gab der
Ver=
anſtaltung ein ganz beſonderes Gepräge und hatte zahlreiche
Zu=
ſchauer herbeigelockt. Jeder, der dem bedeutungsvollen Treffen
beiwohnte, kam auf ſeine Koſten. Nicht nur, daß das Spiel des
46jährigen heute noch das genialſte Tennis Dentſchlands
zeigen=
den Altmeiſters von beſonderem Intereſſe war; ſämtlichen
aus=
getragenen Spielen war die denkbar größte Spannung eigen,
und von allen Teilnehmern wurde erſtklaſſiger Sport gezeigt. Bis
zu allerletzt war das Ringen der beiden Klubs unentſchieden
bis zum letzten Ball hielt jeder, der den Darmſtädter Farben den
Enderfolg wünſchte, den Atem, bis endlich der Matchball des
zuletzt ausgetragenen Doppels unmittelbar vor Einbruch der
Dunkelheit den Sieg von 5:4 Punkten für die Hieſigen brachte.
Blecher hatte, an erſter Stelle ſpielend, gegen Froitzheim
er=
wartungsgemäß einen ſehr ſchweren Stand. Man merkte dieſer
Begegnung deutlich an, daß nicht allein die ſpieleriſche
Ueber=
legenheit des Meiſters gegen den Darmſtädter war; auch die
Ueberzeugung, auf verlorenem Poſten zu ſtehen, das Bangen,
allzuglatt von dem weit Beſſeren ausgepunktet zu werden, wirkte
ſich zuungunſten des hieſigen Spitzenſpielers aus. Gar manchen
Ball hätte der Darmſtädter bei einiger Ruhe für ſich auswerten
können. Zu betonen iſt aber, daß Blecher gleichwohl gegen den
Altmeiſter eine ſehr gute Figur machte und Froitzheim manche
Gelegenheit gab, ſein ungewöhnliches Können den geſpannten
Zuſchauern zu zeigen. Bei Froitzheim bewunderte man die
große Ruhe und Sicherheit ſeines Spiels und vor allem ſein
Stellungsvermögen, das ihn immer vorher dorthin führt, wohin
ſein Widerpart den Ball lenkt. Wenn Froitzheim am Netz ſtand,
hatte ſicher nicht nur Blecher, ſondern auch mancher Zuſchauer
das Gefühl, adß ein Paſſieren urmöglich iſt. Der Altmeiſter
gewann 6:2, 6:0.
Brandenberger hatte Floda” zum Gegner. Stand auch ein
Sieg des Wiesbadeners ſtets außer Zweifel, da er in ſeiner
großen Tennniserfahrung und in ſeiner auf Schnitt eingeftellten
Spielweiſe für Brandenberger unüberwindliche Waffen hatte, ſo
lautet doch das Ergebnis dieſes Treffens 6:0, 6:4 allzu
ſchmeichel=
haft für den Sieger. Es hat jedenfalls nicht viel gefehlt, und
der zweite Satz wäre an Tennis= und Eisklub gefallen.
Claß, der durch eine Kyöchelſchwellung gehandicapt war
hatte in von Knoop einen ſehr ſchweren Gegner, von Knoop
zog im erſten Satz davon, bevor Claß ſeinen Schlag gefunden
hatte, ſchonte ſich deutlich im zweiten, um ſchließlich dem
indis=
poniert Spielenden mit 6:3, 3:6, 6:1 das Nachſehen zu geben.
Eegen von Ende zeigte Werner, daß er trotz Untrainiertſeins
ſtets ein gefährlicher Gegner iſt. Sein, wenn auch ſchwer
erfoch=
tener Sies 3:6, 6:3, 8:6 bedeutet für ihn einen ganz großen
Erfolg.
Sennewald, der von Bueren zuerſt 6:1 überrannte, dann den
Wiesbadener erſtaunt 5:2 hatte davonziehen laſſen, brachte das
Kunſtſtück fertig, doch noch in zwei Sätzen zu gewinnen.
Senne=
wald holte, an ſechſter Stelle ſpielend, den zuverläſſigen Punkt für
den Tennis= und Eisklub.
Erſt die Doppelſpiele brachten den Hieſigen die günſtige
Ent=
ſcheidung. Blecher/Werner, vollkommen übermüdet, hatten
aller=
dings gegen Froitzheim/ Flodas nichts zu beſtellen: 0:6, 2:6. Dafür
aber waren Kleinlogel/Brandenberger und auch Claß/Sennewald
erfolgreich. Als das intereſſanteſte Spiel des Tages muß das
zweite Doppel von Ende/Neinhardt gegem
Kleinlogel/Branden=
berger genannt werden, das nach dem Stand des
Klubwett=
kampfes von 4:4 Punkten den Ausſchlag gab. In den beiden
Darmſtädtern beſitzt der Tennis= und Eisklub ein Doppelpaar
erſter Klaſſe.
Es war ein in ſeiner Geſamtheit wie in den einzelnen Phaſen
ſelten ſchöner Kampf. Auf der einen Seite bei den Einheimiſchen
die forſche Angriffsluſt der Jugend; auf Seiten Wiesbadens, das
keinen Spieler unter 30 Jahren ſtellte, die Routine und zähe
Sicherheit der älteren Spieler. Mit der großen Schwüle, die
geſtern herrſchte, wurden die jungen Kämpen meiſt beſſer fertig
als ihre Gegner. Verdient war das Lob des Bezirkspräſidenten
Dr. Lippmann, der als Oberſchiedsrichter dem Meiſterſchaftskampf
beiwohnte, und der dem Vorſitzenden des Tennis= und Eisklubs
die herzlichſten Elückwünſche zu ſeiner ausgezeichneten
Mann=
ſchaft ausſprach.: Auch den Leiſtungen der Wiesbadener
Mann=
ſchaft iſt die größte Anerkennung zu zollen, wobei betont werden
muß, daß der Tennis= und Eisklub den nicht zu unterſchätzenden
Vorteil des eigenen Platzes hatte. Beſonders gefiel bei den
Gäſten das vorbildliche ſportliche Verhalten bei zweifelhaften
Schiedsrichterentſcheidungen.
Nakionale Tennismeiſterſchaften von Deutſchland.
Die Nationalen Tennismeiſterſchaften der Deutſchen wurden
am Sonntag in Braunſchweig beendet. Im Finale des Herren=
Einzels lieferten, ſich Frenz und Kuhlmann einen hübſchen
Kampf. Nach zwei ſcharf umſtrittenen erſten Sätzen war
ſchließ=
lich die Widerſtandskraft von Kuhlmann erſchöpft, der mit 7:5,
6:8, 6:2, 6:2 geſchlagen wurde. Bei den Damen holte ſich Frl.
Krahwinkel den Meiſtertitel gegen Frl. Peitz durch ihre größere
Sicherheit und beſſeres Aufſchlagsvermögen mit 6:3, 6:1. — Die
Rahmen=Wettkämpfe ſind noch nicht beendet, man hofft, daß ſie
am Montag zum Abſchluß gebracht werden können.
Die Vorſchlußrunde in der Deutſchen Waſſerballmeiſterſchaft.
Am Sonntag kam die Vorſchlußrunde zur Deutſchen
Waſſerball=
meiſterſchaft zum Austrag. Im erſten Spiel in Hannover
ſchlu=
gen die Waſſerfreunde Hannover Weißenſee 96 mit 8:2, nachdem
ſie bis zur Pauſe 3:1 geführt hatten. Im zweiten Spiel in
Mag=
deburg ſchlug Hellas Magdeburg die Schwimmſportfreunde
Bar=
men ſtark überlegen 7:0, während ſchon mit 3:0 für Magdeburg
die Seiten gewechſelt worden waren.
Allifonſpan Ryn und Tilden/Hunter geſchlagen. Bei den
Tennis=
wettkämpfen um die amerikaniſche Meiſterſchaft im Herrendoppelſpiel
ſind neue Leute in den Vordergrund getreten. Die Wimbledonſieger
Alliſonſpan Ryn wurden von den Texanern Bell/White 6:4, 4:6,
6:4, 4:6, 8:6 geſchlagen, obwohl ſie im fünften Satz ſchon 4:1 geführt
hatten. Bell/White erreichten dann die Schlußrunde 7:5. 3:6, 6:3, 6:1
über Coen/Coggeshall, die zuvor die Engländer Auſtin/Oliff mit 6:2,
2:6, 1:6. 16:14, 6:2 aus dem Rennen geworfen hatten. Auf der anderen
Seite ſcheiterten Tilden/Hunter an ihren jüngeren Landsleuten Lott
Doeg, die ſich mit 7:5, 6:3, 3:6, 6:3 für die Schlußrunde qualifizierten.
Bei den Enbſpielen zu den Nationalen Tennismeiſterſchaften der
Deutſchen ſchlug im Herren=Einzel der Hamburger Frenz den
Rhein=
länder Kuhlmann, während bei den Damen Frl. Krahwinkel über Frl.
Peitz ſiegte.
Hellas Magdeburg und Wafſerfreunde Hannover qualifizierten ſich
erwartungsgemäß für das Endſpiel um die Deutſche
Waſſerballmeiſter=
ſchaft.
Deutſchlands Leichtathletik erkämpfte ſich in den
Ländertreffen des Sonntags neue Siege: Frankreich wurde in
Paris mit 79:56 Punkten geſchlagen, die Schweiz erlitt in Zürich
eine Niederlage von 83:54 Punkten. — Wir kommen noch
ein=
gehend darauf zurück.
Pagwdeiye des Heichsdagn Zurn and
Mottorteins Barmftadt.
Bekanntlich findet die Pflege der Leibesübungen unter den deut,
ſchen Eiſenbahnern von maßgebenden Stellen neuerdings eine tatkräftige
Unterſtützung. In einem Groß=Verband, dem Bund deutſcher
Reichs=
bahn=Turn= und Sportvereine, der dem Deutſchen Reichsausſchuß für=
Leibesübungen als Mitglied angeſchloſſen iſt, haben ſich in ganz kurzer:
Zeitſpanne über 35 000 Eiſenbahner zuſammengeſchloſſen. Insbeſon=;
dere wird dabei die Arbeit des hier noch nicht allzuſehr an die
Oef=
fentlichkeit getretenen Reichsbahn=Turn= und Sportvereins in
Darmſtadt=
anerkannt. Was lag ihm näher, als die Schaffung einer eigenen
Sporte=
platzanlage. Das ſeit Jahren brachliegende Gelände am Dornheimer=
Weg, unmittelbar neben dem Lokomotivausbeſſerungswerk der Deutſchenn
Reichsbahn=Geſellſchaft wurde in den beiden letzten Jahren zu
einer=
ſolchen Anlage (die wir an anderer Stelle ſchon mit ihren zweckmäßigenz
Einrichtungen eingehend beſchrieben haben) ausgebaut. Zweifellos iſtn
damit Darmſtadt um eine wertvolle Anlage auf dieſem Gebiet reicher
ge=
worden, um die ſie manche andere Stadt beneiden muß. Mit der
Weihe=
dieſer Platzanlage hatte der feſtgebende Verein eine Reihe
Veranſtal=
tungen aufgezogen, die in ihrer Aufmachung und Durchführung eben—
falls als gelungen bezeichnet werden müſſen.
Am Vorabend des Tages der Platzweihe füllte den Rummelbräuſagl!
eine frohe und feſtgeſtimmte Menge. Zahlreiche Vertreter ſtaatlicher
und ſtädtiſcher Körperſchaften und der Leibesübungen treibenden Ver— 15
bände hatten ihre Vertreter entſandt. Und was ſelbſtwerſtändlich er—
ſcheint, inseſondere die Reichsbahnverwaltung ſelbſt. Was liegt näher,
führte treffend der Vertreter der Reichsbahndirektion Mainz, Herm
Reichsbahnrat Buch, aus, als eine ſolche Sache nach Kräften zu unter=. Hoffen wir doch, damit die nicht unerheblichen Aufwendungens M
en Mitteln für die Kranken unter den Eiſenbahnern und ihren An= auf ein günſtigeres Maß zurückſchrauben zu können. Im
zuvangloſer Weiſe unterhielt man ſich recht anzegend, zudem der
Reichs=
bahn=Turn= und Sportverein ſelbſt, in äußerſt reichhaltiger Art und
Weiſe eine Breitenarbeit auf dem Gebiete der Turn= und Sportbowe—; ä./
gung zeigte, die zweifellos alle Anerkennung verdient. Turner unds ſiei
Sportler wetteiferten untereinander, jeder nach ſeiner Art, den Wertt
der Leibesübungen dem noch Fernſtehenden anſchaulich vorzufühven. Es ½Q7at
war ein ſchöner und recht unterhaltender Abend.* Nicht minder der Tagy
der Platzſveihe ſelbſt. Die neuc Anlage bot in ihrer Fertigſtellung eim pun i0
hübfches und feſtliches Bild. Schon in der Frühe hatte man mikt hmn. M
ſportlichen Veranſtaltungen begonnen, die ſich nur mit ganz kurzer Un= ſteimn
terbrechung bis zum Dunkelwerden hinzogen. Nahezu 3000 Zuſchauer Ren dan
folgten mit reger Anteilnahme und ſichtlicher Begeiſterung dem Verlauf! P Schide
der einzelnen Wettkämpfe. Am Nachmitrag, nach einem Aufmarſchh dien A
ſämtlicher Aktiven des Reichsbahn=Turn= und Sportvereins, nahm dem
Vizepräſident der Reichsbahndirektion Mainz, Herr Dr. Schneider, dies Enſte
a! A
Weihe des Platzes mit folgender Anſprache vor:
WFilin
Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Turn= und Sportfreunderl
Der heutige Tag iſt ein Ehren= und Freudentag für den Reichsbahn=
Turn= und Sportverein Darmſtadt. Ein lang gehegter Wunſch iſt irn
zäher Arbeit der Erfüllung entgegengeführt wvorden. Das Ziel iſt
er=
reicht: der eigene Turn= und Sportplatz, zur Ehre ſeiner unermüdlicher:
a94A0
Förderer, zur Freude ſeiner Benutzer und zur Genugtuung der
Reichsbahnverwaltung. Liebe Freunde! Die Reichsbohndirektior
Mainz und Herr Präſident Lochte, der zu ſeinem lebhaften Bedauerry We 9
endr, Wi
heute am Erſcheinen verhindert iſt, Ihnen jedoch die wärmſten
Grüß=
ſendet, möchten Ihnen durch mich an erſter Stelle, die herzlichſtera Riwoſe.
Glückwünſche zu dem wohlgelungenen Werke darbringen. Die Reichss whn den
bahnverwaltung iſt mehr denn je durchdrungen von der Wihtigkeit, jch Mech. 2
Notwendigkeit ſportlicher und turneriſcher Betätigung der bei ihr Bes Ms Mic
ſhäftigren, der Beamten und Arbeiter, ja noch mehr, auch ihrer Fami / ZeAſceſe
lienangehörigen, Frauen, Söhne und Töchter. Sie weiß, daß bei dem Wwand
erhöhten Anforderungen des Dicnſtes an Körper und Geiſt eine Entd
ſpannung nötig iſt. Sie iſt davon überzeugt, daß dieſe Erholung am
Beſten und Nachhaltigſten nicht in dumpfen Bierſtuben oder in rauchn” ſunn mi
gen Kaffeehäufern, ſondern in friſcher Luft, auf dem grünen Raſex; zugeli
oder in erquickendem Waſſer, auf der Wanderung in Gottes freier Nar ſa zhlrei
tur gewonnen wird. Sie weiß, daß ſie für ihren Dienſt ein Geſchlechs hetr
braucht mit ſtarken Herzen, hellen Augen und klarem Verſtand, mä ſtmherrl
Tatkraft und Entſchlußfähigkeit, mit Selbſtzucht und Kameradſchaftlick-b Gethalle
keit. Sie weiß, daß in einem geſunden Körper auch ein geſunder Gei
wohnt. Sie iſt ſich deshalb bewußt, daß für ihre großen Aufgabe
Turnen und Sport gewaltige Helfer ſind. Daher fördert ſie die Ver
einigungen nach Kräften. Wie ſie den kranken Angehörigen der Vex Ruligter
waltung hilft, daß ſie geſund werden, ſo hilft ſie den Geſunden, da ſpunden
ſie nicht krank, ſondern noch geſunder werden. Turnen und Sport ſin ” eſchern u
nicht nur Dienſt für die eigene Perſon und die Familie, ſie ſind aust Reben
in gewiſſem Sinne Dienſt für die Reichsbahn, und damit Dienſt g wern
deutſchen Volke für ſeine Geſundheit und Geſundung. So übergebe j7 uh
hiermit dieſen Platz dem Reichsbahn=Turn= und Sportverein Darmſtadn ſü,nn
zu treuen Händen. Möge er Männern und Frauen, jung und alt, ein für
Quelle der Geſundheit ſein für Körper, Geiſt und Seele. Liebe Freunds
ud
laßt uns allen unſeren Gedanken und Wünſchen in dieſer Weiheſtundu Mite
Ausdruck verleihen in einem dreifachen: Heil!
Durmitad
Anſchließend folgten in raſcher Abwickelung die leichtathletiſchen, ſ
Entſcheidungskämpfe, zu denen nur die dem Reichsbahn=Turn= unäl Pyſen.
Sportverband angeſchloſſenen Vereine teilnahmeberechtigt waren. Auss Wxnz
getragen wurden ſämtliche Kämpfe nach den Wettkampfbeſtimmungen: M ihn
der Deutſchen Turnerſchaft. Es würde zu weit führen, alle Sieger Malſei
hier einzeln aufzuführen. In 6 Gruppen nach Altersklaſſen war Weity Meeſter
ſprung, Kugelſtoßen und ein Kurzſtreckenlauf jedesmal zu einem Wett) 5. )s
bewerb zuſammengefaßt. In Gruppe 1 ſiegte Oberlies=Kaiferslauterm! 20l u
mit 51 Punkten, in Gruppe 2 Böhm=Kaiſerslautern mit 61 Punktenn/ Nich
in Gruppe 3 Weber=Darmſtadt mit 52 Punkten, in Gruppe 4 Grines Ma
wald=Daumſtadt mit 69 Punkten, in Gruppe 5 Faubel=Wiesbaden miü Si
48 Punkten, in Gruppe 6 Ernſt=Darmſtadt mit 58 Punkten. Im Drein M.
kampf für Frauen (Schlagballweitwurf, Hochſprung und 75=Meter=Lauf 7 Apne
ſiegte Treuſch=Darmſtadt mit 54 Punkten. In Gruppe 2a (Mädchen;
von 14—17 Jahren) Koch=Darmſtadt mit 48 Punkten, in Gruppe 37
(Schiilerinenn) Netz=Darmſtadt mit 65 Punkten. In den Einzelkämpfen! mf
ſiegten im 400=Meter=Lauf Landslot=Kaiſerslautern 59,1. Sek., im 804.
Meter=Lauf Krebs=Kaiſerslautern 2 Min. 30 Sek., im 300=Meter=Lau 2 — her
Kraatz=Wieshaden 11,2 Min., im 5000=Meter=Lauf Rau=Gießen; des M5
4mal 100=Meter=Stafel gewann Kaiſerslautern, die 4 mal 75=Meter7 Rſpte
Stafel für Damen Würzburg und die Olympiſche Staffel Kaiſerslautern9 —
— Im erſten Handballſpiel zwiſchen den zweiten Mannſchaften der7 ſu
Turngemeinde Beſſungen und dem Reichsbahn=Turm= und Sportverel! Ah.
Darmſtadt kam mit 3:3 ein unentſchiedenes Ergebnis zuſtande. Inn
Handballſpiel der erſten Mannſchaften ſiegte nach äußerſt. flott und guin u
durchgeführtem Spiel die Turngemeinde 1846 Darmſtadt knapp mit 4.
Toren gegen die Eiſenbahner, während im Fußballwettſpiel zwiſcheih. .
dem Reichsbahn=Turn= und Sportverein Mainz und Darmſtadt die Hien
letzteren überlegen mit 4:1 Toren gewannen.
hält
Ebenfalls recht ſpannend und auch gut geleitet verliefen die inn
Städtiſchen Hallenſchwimmbad ausgetragenen. Schwimmwettlämpfe.* Dſſt
offen ebenfalls für Reichsbahn=Turn= und Sportvereine. Hier konnten s"
die Wiesbadener erneut ihre Tüchtigkeit in den Mannſchaftskämpfenn Znſhl
unter Beweis ſtellen. Sie gewannen die 4 mal 100=Meter=Freiſtilſtaßfel? N
und ſtellten in der Entſcheidung im Waſſerballſpiel ein Unentſchiedent.
gegen die ſich tapfer wehrenden. Darmſtädter her. Die Einzelkampſe
hatten ſolgendes Ergebnis: Mädchenſchwimmen 50 Meter: Kohlmaſle
Darmſtadt; Knaben=Bruſtſchwimmen: Gundlach und Mende=Darmſtand.
(tötes Rennen), 9,59 Min.; Damen=Bruſtſchwimmen 50 Meter: Hiypo/ſ=
Karlsruhe 0,59 Min.; Streckentauchen: Fiſcher=Wiesbaden 37,10 Meletn
Rückenſchvimmen 100 Meter: Roſtel=Wiesbaden 2,21 Min.; P5
ſchwimen: 100 Meter: Hans Federlin=Darmſtadt 1,19 Min.
Nach Schluß der Wettkämpfe nahm Reichsbahnoberat Kred hel
Preisverteilung vor, wobei er u. ausführte: Der =Platz hat die auf I90
geſetzten Erwartungen voll erfüllt. Er hat nur einen Fehler, Aee
das liegt nicht an ihm: Die Waſſerkämpfe konnten auf ihm nocht Nile
ausgetragen werden. Wir vonder Reichsbahnverwalfn s
verſprechen Ihnen, von uns aus alles daran zu ſetzen, Moie
Ihr ſchöner Platz im nächten Jahre nicht nur zu Lande, ſondern Ane
zu Waſſer benutzt werden kann, indem ein ſchönes Schw
bad daneben gelegt wird.
Zur Ehrung der Sieger haben wir von der Reichsbahnverwaltzſge.
einen Siegespreis für den Sieger in der 4 mal 100Meter=Staffel, b.
ſtiftet. Aus dem Kampfe iſt der Reichsbahn=Turn= und Sporthel..
Jans
Kaiſerslautern als Sieger hervorgegangen und iſt ihm damit der
derpreis der Reichsbahndirektion Mainz zugefallen. Ich ſprecht ""
hierzu namens der Reichsbahndirektion die herzlichſten Glüchwünſcheſ
Während der Schlußanſprache trafen auf dem Platze Miniſter e.
Innern Leuſchner und Landtagspräſident Bürgermeiſter Delp noch."
um dem neuen Platzbefitzer ebenfalls ihre Glückwünſche perfönlich ee.
zuſprechen.
Alles in allem eine gelungene Veranſtaltung, auf die der Reiche
bahn=Turn= und Sporwerein Darmſtadt mit Stolz zurüsſchnue. "e
Montag, den 2. Geptember 1929
Seite 7
Die dritte Huldigungsfahrt zum deutſchen Rhein.
Zum dritten Male kamen die Mitglieder des ADAC. nach Mainz,
Sre Verbundenheit mit den Bewohnern des noch immer von frem=
Truppen beſetzten Gebietes zu bekunden und das Treugelöbnis für
leutſchen Rhein zu erneuern. Der ſchöne Gedanke dieſer Huldigungs=
1 führte wieder zu einem vollen Erfolg, zu einer großen
Kundge=
ſio für die Einheit des Vaterlandes, aber auch für die baldige Freiheit
leutſchen Stromes. Neben dieſer vaterländiſchen und ſymboliſchen
geatung der Fahrt iſt ihr ſportlicher Wert nicht gering einzuſchätzen.
die äußeren Umſtände der Veranſtaltung waren geradezu ideal.
g Matter war glänzend, von der Sonne überflutet, zeigte ſich die alte
iche Stadt in ihrer vollen Schönheit im Flaggenſchmuck der Reichs=
Landesfarben, und der ADAC.=Wimpel. Die Stadt ſtand ganz im
ſen des Motorſports. Ihre beſondere Bedeutung erhielt die
dies=
dige Fahrt durch die Anweſenheit des vom Haag getommenen
Reichs=
bn iſſars Botſchafters Langwerth von Simmern, der bei ſeiner
Hul=
zun gsrede die weltgeſchichtliche Bedeutung des Ergebniſſes der Haager
gferenz hervorhob.
Der erſte Tag.
Schon am Samstag gab es bei dem Eintreffen der Sternfahrer an
Stadthalle ſportfrohe Bilder der neueſten Fahrzeuge. Die
Stern=
der durften früheſtens am Donnerstag nachmittag 16 Uhr ſtarten
z mußten bis Samstag 19 Uhr bei der Zielkontrolle in Mainz
ein=
wer. Es nahmen daran zahlreiche Fahrer aus allen Gauen unſeres
Begrüßungs= und Eröffnungsfeier.
Nach dem durch das Mainzer Konzertorcheſter dargebrachten „
Mei=
füinger=Vorſpiel” begrüßte der Vorſitzende des M. A. C., Herr Chriſtel
terlandes teil. Man bemerkte Teilnehmer aus Schleswig=Holſtein
Danzig. Samstag abend, 21 Uhr, begann im großen Saale der
ſöhr halle, die mit den Fahnen des Reiches und der Länder und den
barz=weiß=roten Flaggen der einzelnen Gaue des ADAC. geſchmückte
r die
Ailller, in einer kurzen aber umſo markigeren Anſprache die
Erſchie=
ven, insbeſondere die Vertreter der ſtaatlichen, ſtädtiſchen und
geiſt=
ſen Behörden. Die Grüße der Stadt überbrachte der Sportdezernent
Asrat Dr. Falk.
Herzlichen Dank”, rief er den Erſchienenen zu, „daß Sie zum 3. Male
uus kommen! Darin ſehe ich den Beweis, wie gerne Sie zu uns
hmen. Mögen Sie auch heute in rheiniſcher Fröhlichkeit einige ſonnige
ge im goldenen Mainz am ſonnigen Rhein verleben. Und macht
Nen dann der Rhein und ſein Wein, ſeine Lieder und ſeine Mägdelein
Scheiden allzu ſchwer, ſo möge ſchon jetzt in Ihnen die Entſchließung
gen: An den Rhein, an den Rhein auch im nächſten Jahre. An
g ſonnigen, deutſchen, freien Rhein!“
Erſte Mainzer künſtleriſche Kräfte trugen weiterhin zur
Verſchöne=
ag des Abends bei. Die Mitglieder
e den e e ee e i
Ainzer Spezialitäten. Eine Szene. Dem deutſchen Rheine”, verfaßt
Hans Ludwig Linkenbach, eine Huldigung der deutſchen Stämme
ndas Rheinland darſtellend, bildete den Höhepunkt des glanzvoll
ver=
ſaenen rheiniſchen Abends. Feierlich klang der Nuf des Herolds
Eaſt Hartmann) in den Saal: „Die Herzen empor und die Hände
ſtor, Wir wollen den Treuſchwur beſiegeln, Wir wollen das hämiſch
nchloſſene Tor dem deutſchen Gedanken entriegeln! Wir wollen in
Rheit den Rheinſtrom ſchauen, Denn rheiniſches Schickſal iſt deutſches
eich. Wir wollen wirken, wir wollen bauen. Ein neues, ein
glück=
ſüns Reich.‟ Die Muſik intonierte ſodann das Deutſchlandlied, in dem
Anweſenden begeiſtert einſtimmten. Ein Tanz ſchloß den ungemein
mmungsvoll und harmoniſch verlaufenen Abend.
Der zweite Tag der Huldigungsfahrt
ſann mit den Feſtgottesdienſten in der katholiſchen Bonifaz= und der
ungeliſchen Johanniskirche. Zwiſchen 8 und 10,30 Uhr trafen noch
zahlreichen Teilnehmer der Zielfahrt, die offen für Kraftwagen,
iſtfträder, Motorboote und Flugzeuge wuar, in Mainz ein. Auf dem
ſuin herrlichem Flaggenſchmuck zeigenden Halleblatz vor der Mainzer
lätdthalle nahmen mittlerweile die ſich an dem — mit einiger
Ver=
ſtung gegen 11 Uhr beginnenden —
Schönheitswettbewerb
ſtiligten Wagen Aufſtellung. Ein zahlreiches Publikum hatte ſich
ein=
funden, als die Wagen vor den Stadthallentreppen vor den
Preis=
itern und den Ehrengäſten vorbeidefilierten. Es nahmen an dem
Atbewerb etwa 80 Wagen teil. Man ſah Wagen aller Klaſſen in den
nernſten Typen in vollendeter Formenſchönheit, vornehmſter
Farben=
gohonie, zweckentſprechender Sachlichkeit und hochfeiner
Innenaus=
ſtung. Sie alle hier zu nennen, würde zu weit führen. Die
Veran=
ſtung war offen für Sportwagen, Tourenwagen, geſchloſſene Wagen
Kombinationen (Cabriolets, Rolldachlimouſinen und dal.) Die
ſche Automobil=Induſtrie war durch die führenden Firmen Röhr=
Umſtadt und Opel=Rüſſelsheim hervorragend vertreten und konnten
* beiden Vertreter der heimiſchen Induſtrie eine Menge Preiſe
ein=
eiſen. Beſonders auffielen der gelb=blaue Opelregent nach alter Poſt=
Uhn=Form (8Zylinder) und die verſchiedenen Typen der Röhrwerke
ihren ſchnittigen 8=Zylinder=Wagen, die einen überaus günſtigen
Uallſeits befriedigenden Eindruck hinterließen. Das Mainzer Konzert=
Reſter unter Leitung des Kapellmeiſters Bruno Albers ſorgte
wäh=
m des Wettbewerbs durch ihre ſchmiſſigen Weiſen für eine ſtimmungs=
Unterhaltung.
Nach dem Schönheitswettbewerb trafen ſich die Teilnehmer und Gäſte
Ka 1630 Perſonen) gegen ½14 Uhr im großen Saal der Mainzer
wihalle zum gemeinſamen Mittageſſen. Das Mahl nahm bei Muſik
u ſchönen Neden einen recht animierten Verlauf. Den Reigen der
Aneden bei dem Feſteſſen eröffnete.
Oberbürgermeiſter Dr. Külb,
1 afolgendes ausführte:
,Namens der Stadt Mainz entbiete ich allen Damen und Herren
üherzliches Willkommen. Insbeſondere begrüße iſt den heſſiſchen
Niſter des Innern, Herrn Leuſchner, und den Neichskommiſſar für die
Uzten Gebiete, Se. Exzellenz Botſchafter Dr. Freiherr Langwerth
aEimmern, den Präſidenten des heſſ. Landtages, Herrn Delv=
Darm=
ſt, ſowie die ſonſtigen Herren Vertreter der Reichs= und
Staats=
larden, und die Preſſe.
Zum dritten Male brachten flinke Kraftfahrzeuge deutſche Männer
10 Frauen aus allen Gauen Deutſchlands nach dem goldenen Mainz,
10dem Vater Rhein, dem vielbeſungenen deutſchen Strom, eine ebenſo
suſterte wie eigenartige Huldigung darzubringen. Es gilt an den
1 An des deutſchen Schickſalsſtroms freudigen Herzens das Gelübde zu
Muern: „Du Nhein bleibſt deutſch wie meine Bruſt”. Zu gleicher
ſoll der heutige Feſttag aber zeigen, daß die deutſche
Automobil=
i ſtrie den Wettbewerb mit den Erzeugniſſen der anderen Nationen
10 zu ſcheuen, im Gegenteil Höchſtleiſtungen aufzuweiſen hat, auf die
Liſchland ſtolz ſein kann. In Verbindung mit der Eroberung des
Iſen Bands durch den neuen Lloyddampfer Bremen mit der Nieſen=
Aueg unſeres „Graf Zebpelin” und ſeines genialen Führers Dr.
Nier führt uns die Autoparade in Mainz deutlich vor Augen, daß der
16g, ſo Koſtbares er uns auch geraubt hat, die Schwingen des deut=
* Beiſtes nichr zu brechen, den deutſchen Fleiß und die deutſche Tat=
19 nicht zu lähmen vermochte.
Zu Lande, zu Waſſer und in der Luft kann ſich Deutſchland rühmen,
2Arer der Kulturgüter der Menſchheit und Förderer ihrer Ziviliſation
zYür.
Darum gebührt der deutſchen Nation der Rang unter den Völkern,
1 ſhren Fähigkeiten und ihren Leiſtungen entſpricht. Darum gebührt
Kolle Freiheit und Unabhängigkeit auf allen Gebieten, die ſie recht=
1Hg ihr eigen nennen kann.
Meine Damen und Herren, die Haager Konferenz iſt beendet und
ſbut dem beſetzten Gebiet die Ausſicht, frei zu werden von den
lang=
ſtgenen Laſten fremder Beſetzung ohne Bevormundung durch eine
Mrollkommiſſion, die im urſprünglich gemeinten Sinne für uns und
Deutſchland unannehmbar war
De Führer der deutſchen Delegation glauben die Uebernahme neuer
Ir Durch Deutſchland verantworten zu können, Opfer, die das beſetzte
ſtet nicht verlangt hat. Umſo größer iſt ſeine Dankbarkeit gegenüber
1 9 gsſamten deutſchen Volke, wenn ſeine Vertreter den Haager Ab=
Nurgen ihre Zuſtimmung nicht verſagen. Als Vorſitzender des
Ndes der Stadt= und Landkreiſe der beſetzten Gebiete und zugleich
NSu erbürgermtiſter der Stadt Mainz danke ich ich den Herren Dele=
Men, der Reichsregierung, insbeſondere dem Herrn Reichsaußen=
Aſſtr Dr. Streſemann und dem Reichsminiſter für die beſetzten Ge=
. Serrn Dr. Wirth, herzlich für die unter großen Mühen erreichte
Ablichkeit der baldigen Wiedergewinnung der heiß erfehnten Freiheit.
Sie aber, meine Damen und Herren, können in Ihre Heimat die
4e Verſicherung mitnehmen, daß das beſetzte Gebiet, wie es in
urgangenen ſchweren Zeit in unerſchütterlicher Treue zu ſeinem
angeſtammten Vaterland geſtanden hat, ſo auch in aller Zukunft in
der Liebe und Anhänglichkeit zum ſchönen deutſchen Vaterland niemals
wanken wird.”
Weiter hielt der
heſſiſche Innenminiſter Leuſchner
eine Tiſchrede, in der er u. a. ſagte: Es iſt ein beſonderer, faſt
hiſto=
riſcher Augenblick, in dem wir uns hier auf dieſem Boden begegnen.
Der Tag, auf den wir ſeit 1919 gewartet haben, iſt ſichtbar geworden
der Tag der endgültigen Befreiung der Rheinlande. Sie können ſich
denken, welche Gefühle beſonders die rheinheſſiſche Bevölkerung in
die=
ſen Wochen bewegt haben, als die Verhandlungen im Haag gingen, und
heute, nach dieſem Ausgana bewegen. Wir wollen ſtolz ſein, auf dieſen
Erfolg. Er iſt das Ergeßnis zielbewußter Arbeit, an der wir alle
gleichermaßen mitgearbeitet haben. Gewiß, es hat auch in der deutſchen
Außenpolitik dieſer 10 Jahre manche Panne gegeben. Ob es immer am
Fahrzeug, oder nicht auch manchmal an den Chauffeuren
ge=
legen hat? Ich will es jetzt nicht unterſuchen. Wir ſind kurzerhand
nach dem Prinzip Bismarcks verfahren, das, ins Automobiliſtiſche
über=
ſetzt lautet: Setzt mir das deutſche Volr nur ans Steuer, fahren wird
es ſchon können. Nun, meine Herren, ich glaube, das deutſche Volk hat
in dieſen ſchweren Jahren bewieſen, daß es den Führerſchein im
Volks=
ſtagt zu Necht beſitzt.
Mit dieſen Gefühlen begrüße ich ſie auf beſſiſchem Boden. Wenn
Sie übers Jahr Ihre Sternfahrt wiederholen, ſo werden wir uns
zum erſten Male auf freiem Boden hier am Rhein
wieder treffen, dank der gemeinſamen Arbeit.
Weiter ſprach noch der Präſident des A. DA.C.. Landesbaurat
Dipl.=Ing. Fritz=München, der die Ehrengäſte und die Preſſe recht
herzlich begrüßte und ſich kurz über Zweck und Ziele der
Huldigungs=
fahrt — ſportliche und baterländiſche Intereſſen zu vereinen und das
Treugelöbnis zum deutſchen Rhein zu erneuern — ausſprah. Wenn
der Nhein wieder frei iſt wollten die A.D.A.C.=Fahrer aus ganz
Deutſchland wiederkommen. Bis dahin ſollten die Brüder am Rhein in
alter Treue ausharren. Seine Worte klangen aus in einem „Töff.
töff. Hurra” auf die Stadt Mainz Für den Mainzer Automobilklub
ſprach deſſen Vorſitzender Cbriſtel Müller in herzlichen Worten
deſ=
ſen Dank für die zahlreiche Beteiligung an der Fahrt aus.
Mittlerweile war es Zeit geworden, Aufſtellung zu nehmen für
den großen
Auto=Blumenkorſo
durch die Hauptſtraßen der Stadt Mainz. Die Zuſammenſtellung des
Zuges erfolgte in der Neuſtadt in der Rheinalle. Etwa 7a0 bis 809
Autos und Motorräder nahmen an dem Korſo teil, der als Gruß
deut=
ſcher Motorſportler an Mainz und als Ehrung für die vielgeprüfte
Stadt gedacht war. Der Zug gab einen vollſtändigen Ueberblick über
den Stand des zeitgenöſſiſchen Motorſportweſens. Alle Marken, in=
und ausländiſche von den einfachſten bis zu den luxuriöſeſten, waren
vertreten. Die Straßen, durch die ſich der Zug bei herrlichſtem Wetter
bewegte, waren von einer begeiſterten Zuſchauermenge umſäumt, die ihr
lebhaftes Entzücken über die vornehme und reichhaltige Schau zum
Ausdruck brachte. Beſonders fiel der Wagen des Direktors Kölſch von
der Automobilfachſchule Mainz auf, unter dem Motto: „Deutſchland
erwache, es iſt Frühling am Rhein”. Auf dem Wagen war hinter der
Silhouette des Schloſſes Rheinſtein ein Blumenarrangement von 700
Gladiolen aufgebaut, auf der Rückſeite zeigte ſich in ſchöner
Gruppie=
rung das A.DA.C.=Wappen. Auch der als Blumenbest geſchmückte
Wagen des Herrn Matzwald=Mainz und verſchiedene Motorradfahrer
in landsmannſchaftlichen Trachten erregten allgemeine Aufmerkſamkeit.
Die ſchönſt geſchmückten Wagen wpurden prämiert. Nachdem die Wagen
wieder an der Stadthalle eingetroffen waren, fand vor den
pheinſei=
tigen Terraſſen die
große öffentliche Huldigungsfeier
ſtatt. In deren Mittelpunkt ſtand eine bedeutſame Rede des
Reichskom=
miſſars für die beſetzten Gebiete,
Botſchafters Freiherr Langwerth von Simmern,
die umxahmt war von dem Huldigungschor des Männergeſangvereins
Cäeilig, Mainz, unter Leſitung des Muſikdircktors Langen.
„Man ſoll”, ſo führte der Reichskommiſſar u. a. aus, „vorſichtig.
ſehr vorſichtig mit ernſten Worten ſein. Aber ich ſtehe nicht an, der ich
jetzt 14 Tage im Haag geweſen bin und geſtern von dort kam, heute
hier an der geheiligten Stätte des Rheines zu ſagen, daß nach unſerer
Ueberzeugung ein neuer Ausgangspunkt der Weltgeſchichte eingeſetzt hat.
Man muß ſich nicht darüber täuſchen, daß es überall, nicht nur in
Deutſchland, ſondern bei allen Völkern Leute gibt, die nicht begreifen
wollen, daß die Weltgeſchichte voranſchreitet, daß es neue
Entwicklungs=
ſtufen, neue Formen und Aufgaben gibt. Noch immer ſind Menſchen
vorhanden, die ſich immer wieder an alte Dinge klammern und
glau=
ben, daß nur durch altgewohnte Maßnahmen zum Ziele zu gelangen iſt.
Meine ſehr verehrten Damen und Herren! Der vorgeſtrige Tag hat
gezeigt, daß Europa entſchloſſen iſt, neuen Zielen zuzuſtreben, daß wir
neuer Formen bedürfen. Es iſt eine große Sache, Ihnen heute ſagen zu
können — vorbehaltlich der Zuſtimmung der Parlamente — daß die
Befreiung des geſamten rheiniſchen Gebiets bis ſpäteſtens Ende Juni
1930 feſtgelegt iſt. Es iſt eine große Sache, heute ausſprechen zu dürfen:
Wir wiſſen, wann wir frei werden.
Die vielberedte Frage der Kommiſſionen dürfte auch glücklich
er=
ledigt ſein und bald im Meere der Vergeſſenheit verſchwinden. Wir
haben nichts übernommen, was bereits durch Loearno feſtgelegt worden
iſt. Die vorgenommene Interpretation läuft nur zu unſeren Gunſten.
Die finanziellen Opfer ſind, wenn man genau zuſieht, nicht ſo groß, daß
ſie gegemüber der Befreiung der deutſchen Lande und gegenüber dem
ſittlichen Aufſtieg für die ganze Welt in die Wagſchale fallen könnten.
Meine verehrten Damen und Herren! Laſſen Sie mich in dieſem
feierlichen — ich ſtehe nicht an zu ſagen, weltgeſchichtlichen Augenblick
— Sie nochmals hier am deutſchen Rhein aufs herzlichſte begrüßen.
Laſ=
ſen Sie mich Ihnen noch einmal ſagen, welch große Freude es uns
ge=
weſen iſt, Sie aus allen deutſchen Gauen heute hier bei uns zu ſehen.
Möchten wir uns wieder zuſammenfinden im nächſten Jahre, nach der
dann auch tatſächlich vollzogenen Befreiung des Rheines.
Die Rede des Reichskommiſſars klang aus in einem Hoch auf den
Vater Rhein und dem machtvollen Geſang des Deutſchlandliedes.
In den begeiſterten Hochrufen der zahlreichen Menge und in den
zahlloſen Gupenſignalen der Motovfahrzeuge fand dieſe machtvolle und
erhebende Kundgebung, die übrigens auf allen deutſchen Sendern
über=
tragen wurde, eine machtvolle Reſonanz. Danach fuhren die
Teil=
nehmer der Huldigungsfahrt an dem Ehrenausſchuß vorbei, wobei ihnen
die geſchmackvoll entworfenen Plaketten, die den Dom in ſinniger
Gruppierung zeigen, überreicht wurden.
Die Preisverteilung bei der ſehr viele Wander= und Ehrenpreiſe,
darunter ſolche des Reichspräſidenten, des Staatspräſidenten, der Stadt
Mainz, des Reichsminiſteriums des beſetzten Gebiets u. a. zur
Ver=
fügung ſtanden, fand abends 20 Uhr im prunkvollen Rheingoldſaal der
Stadthalle ſtatt, bei der der Vorſitzende des M. A.C. noch einmal ſeinen
Dank für die zahlreiche Beteiligung an der 3. Huldigungsfahrt zum
Ausdruck brachte. Ein erleſenes Unterhaltungsprogramm unter
Mit=
wirkung allererſter künſtleriſcher Kräfte und ein anſchließender Tanz
ließ den Tag in ſchönſter Weiſe beſchließen. Mit einer Beſichtigung der
Sektkellereien Burgeff A.=G. und einer Rheinfahrt nach
Aßmanns=
hauſen findet die 3. Huldigungsfahrt am heuten Tage ihren
harmoni=
ſchen Ausklang.
Die berſchiedenen Wettbewerbe ergaben die nachſtehenden
Reſultate des Schönheitswettbewerbs.
Gruppe Neckar (Tourenwagen mit 1 Sitzreihe): 1. Preis: Wilhelm
Glöckler, Frankfurt, Oldsmobile, Herrenfahrer; Auto=Zentrale
Mainz. Eſſer. Induſtrie.
Gruppe Main (Sportwagen mit 2 Sitzreihen): 1. Preis: Franz Kunz,
Aſchaffenburg. Phänomen, Herrenfahrer.
Gruppe Moſel (Sportwagen mit 1 Sitzreihe); 1. Preis: Automobil=
Zentrale Mainz. Naſh 14,770, Induſtrie; 2. Preis: Georg Dreſcher,
Mainz, Opel. Induſtrie.
Gruppe Rhein, (Tourenwagen mit 2 Sitzreihen): 1. Preis: Heinrich
Harth, Mainz, Opel, Herrenfahrer; 2. Preis: Gg. Schubkegel,
Darmſtadt. Obel, Herrenfahrer.
Grugpe Ahr (Tourenwagen mit 3 Sitzreihen): 1. Preis: Joh. Abr.
Pogge, Rogow. Opel, Herrenfahrer.
Gruppe Lahn geſchloſſene Wagen mit 1 Sitzreihe): 1. Preis: Liſelotte
Lefiſch, Mainz, Opel 4/16, Herrenfahrer; Fritz v. Opel,
Rüſſels=
heim. Obel 23/80 Herrenfahrer.
Gruppze Sieg (geſchloſſene Wagen mit 2 Sitzreihen): 1. Preis: J. B.
Falk, Mainz, Meredes=Benz, Gerrenfahrer; Auto=Müller, Mainz,
Brennabor, Induſtrie: Auto=Müller Mainz, Buick. Induſtrie. —
2. Preis: Joſef Rosbacl. Mainz=Bretzenheim, Mercedes=Benz,
Herrenfahrer: Ludwig Kiſſel, Mainz, Mannesmann, Herrenfahrer;
Georg Dreſcher, Mainz, Opel, Induſtrie.
Gruppe Ruhr (Komb.=Wagen mit 1 Sitzreihe): 1. Preis; Frl. Steffens=
Vogeno. Aachen, Mercedes=Benz, Herrenfahrer: „Automobil=
Zen=
trale Mainz, Naſh. Induſtrie. — 2. Preis: E. W. Servos,
Darm=
ſtadt, Opel, Herrenfahrer.
Gruppe Wupper (geſchloſſene Wagen mit 3 Sitzreihen): 1. Preis:
Vernhard Labriolg, Wiesbaden, Pierce=Arrow, Herrenfahrer;
Ferdinand Seidel, Mainz, Adler, Induſtrie.
Gruppe Wiſper (Kombinationswagen mit 2 Sitzreihen): 1. Preis:
Fer=
dinand Eilberberg, Aſchaffenburg, Auburn, Herrenfahrer: E.
W. Hamſter u. Co., Wiesbaden, Röhr, Induſtrie: „Auguſt Roſſel,
Mainz, Adler, Induſtrie. — 2. Preis: Chr. Adt. Kupferberg,
Mainz, Röhr, Herrenfahrer; Franz Riechardt, Mainz, Buich,
Her=
renfahrer; „Südd. Kraftwagen=Verk.=Geſ., Mannheim, Brennabor.
Induſtrie.
Gruppe Nahe (Kombinationswagen mit 3 Sitzreihen): 1. Preis: Paul
Natzeburg, Mainz, Adler, Induſtrie.
Sternfahrt.
Einzelfahrer.
Wagen: 1. Preis: W. Vogelreuther, Leipzig, Startort Eydtkuhnen,
6/30 PS Stehr, 1106 Kilom. — 2. Preis: W. Hoffmann. Stolp
i. P., Startort Stolp, 14770 P8 N.A.,G. Protos, 770 Kilom. —
3. Preis: E. Birnbaum, Falkenburg i. P., Startort Falkenburg,
Amilcar 4/20 P8. 656 Kilom. — Troſtpreis: Dr. Gradewitz,
Bres=
lau, 10/50 PS Mercedes=Benz. 629 Kilom.
Motorräder: 1. Preis: Paula Reinhardt, Danzig, Startort Danzig,
Triumph, 855 Kilom.; Franz Regier, Danzig, Startort Danzig,
Triumph, 855 Kilom. — 2. Preiſe: H. Steuber, Kiel, Startort
Kiel, D=Rad, 488 Kilom.; J. Wallich, Kiel, Startort Kiel,
In=
dian, 488 Kilom.
Klubpreiſe.
Wanderpreis des A. D.A.C.=Präſidium (Verteidiger: Automobilklub
Kurpfalz, Heidelberg), nach der Formel Fahrzeuge mal Kilometer
Luftlinie: Automobilklub Kurpfalz, Heidelberg, zum zweiten Male,
und damit endgültig mit 9 Fahrzeugen und 22,176 Kilometer
Luft=
linie.
Zielfahrt.
Wanderpreis des Hefſiſchen Miniſteriums des Innern (Verteidiger:
Binger Motopſportklub, Bingen) — prozentuale Beteiligung der
Mitglieder —: Automobilklub Uſingen, zum erſten Male, mit
79,5 Prozent ſeiner Mitglieder.
1. Ehrenpreis geſtiftet vom Gau IIIa A.DA.C. Frankfurt a. M.:
Binger Motorſport, Bingen, mit 63,5 Prozent ſeiner Mitglieder.
2. Ehrenpreis, geſtiftet von Kommerzienrat Dr. Jung: Automobil= und
Motorradklub Frankfurt a. M. mit 28,3 Prozent ſeiner Mitglieder.
Wanderpreis der Stadt Mainz (nach der Formel Fahrzeuge mit
In=
ſaſſen): „Klub der Motorfreunde Saarbrücken, zum 1. Male, mit
6,955 Punkten.
Ehrenpreis: Goldpokal des A. D.A.C.=Präſidium (nach der Formel
Fahrzeuge mal Inſaſſen): Binger Motorſportklub, Bingen, mit
3.800 Punkten.
Ehrenpreis: Bild mit eigenhändiger Unterſchrift des Reichspräfidenten
von Hindenburg: Automobil= und Motorradklub, Frankfurt a. M.
mit 3.794 Punſten.
Blumenkorſo.
Das Preisgericht für den Blumenkorſo am : September 1929:
Prof. Pleyer. Dir. Wagler, H. L. Linkenhach, P. T. Keßler.
Wagen: 1 Preis: Wagen Nr. 2, Guſtav Cgerwolf, Mainz, u. M.A. C.. A.DA.C. Wappen. — 2. Preis: Wagen Nr 3,
Automobilfach=
ſchule Mainz (Deutſchland erwache, es wird Frühling am Rhein).
— 3. Preis: Max Matzwald, Mainz.
Diplome für Wagen: Wagen Nr. 11, Alms, Frankfurt a. M.; Wagen
Nr. 17, Bräunig=Mainz; „Wagen Nr. 13, Dott=Mainz; „Wagen
Nr. B. Phil. Kraft=Mainz „Wagen Nr. 10. W. Wiehl=Mainz;
Wagen Nr. 18, Fritz Häußler=Mainz; „Wagen Nr. 5, Tiekmann=
Neubrandenburg; Wagen Nr. 1. Ludwig Koch=Mgſinz; „Wagen
Nr. 7. Limberger=Mainz.
Motorräder: 1. Preis: Motorrad Nr. 15, Häuſermann=Ludwigsburg
Schwabengruppe mit Zeppelin). — 2. Preis: „Motorrad Nr. 12,
Weigandt=Mainz (Rotes Blumenſchiff). — 3. Preis: Motorrad
Nr. 9. Schneider=Ludwigsburg (Freier Rhein)
Diplome für Motorräder: Motorrad Nr. 4, Spand=Recklinghauſen.
Um die füddeutſche Baſſerball=
Meiſterſchaft.
Jung=Deutſchland ſchlägt Bayern 07 2:0 (0:0).
* Jung=Deutſchland Darmſtadt ging aus dieſem harten
Kampf, der unter der Leitung von Blank=Mannheim ſtand,
ver=
dient als Sieger hervor. Seinen Sieg verdankt es in erſter Linie
ſeiner größeren Schnelligkeit. Am kommenden Sonntag wird es
in Göppingen gegen den S.V. Göppingen das Endſpiel um
di=
ſüddeutſche Meiſterſchaft beſtreiten.
Nachdem die erſte Halbzeit ausgeglichen verlaufen war,
ge=
lang es Nichter, eine Sekunde nach dem Halbzeitpfiff ein Tor
zu erzielen, das nicht mehr gegeben werden konnte. In der
erſten Minute der zweiten Halbzeit gelang es Schwartz, auf eine
gute Vorlage von Berges durch einen Doppler den
internatio=
nalen Torwächter Blank zu ſchlagen. Mitte der Halbzeit konnte
Schwarck noch einen Durchbruch wiederum auf eine Vorlage B
Schwartz — nach einem Durchbruch wiederum auf eine Vorlage
von Berges hin — das zweite Tor erzielen. Alle Bemühungen
von Bayern 07, ein Tor aufzuholen, ſcheiterten an der
hervor=
ragenden Hintermannſchaft von Darmſtadt.
Das zweite Vorſchlußrundenſpiel um die ſüddeutſche
Meiſter=
ſchaft ging in Göppingen vor ſich. Hier gewann.
Göppingen 04 — 1. F. C. Nürnberg 2:0 (1:0).
Die Nürnberger konnten ſich diesmal in keiner Weiſe
zuſammen=
finden. Ihr Spiel war viel zu nervös, ſo daß ſie dem Gegner
die Abwehr um ein Bedeutendes erleichterten. Mitte der erſten
Halbzeit brachte Fauſt durch prächtigen Wurf den erſten Treffer
an, und bald nach der Pauſe fabrizierten die Nürnberger in der
Aufregung noch ein Selbſttor. Bei dem Stande von 2:0 blieb
es dann bis zum Schluß.
Im Endſpiel, das am Sonntag, den 8. September, in
Göppingen vor ſich geht, treffen ſich nunmehr Göppingen 04 und
Jung=Deutſchland Darmſtadt. Die Begegnung wird von Dr.
Nußbaum=München geleitet.
Ungariſche Wafſerballmeiſterſchaft In der ungariſchen
Waſſerball=
meiſterſchaft ſchlug am Samstag MTK. Budapeſt den Szegediner SV.
6:1 (5:0). Der Ausgang der Meiſterſchaft wird jetzt ſehr ſpannend,
da UTE. MTK und Möve Erlau mit je 11 Punkten die Spitze der
Tabelle behaupten. Erſt an vierter Stelle folgt mit 9 Punkten der
MAC. Budabeſt.
Spence ſchwimmt Weltrekord. Bei den in Philadelphia
ſtattgefun=
denen Zentralamerikaniſchen Meiſterſchaften ſtellte der bekannte
Bruſt=
ſchwimmer Walter Spence zwei neue Weltrekorde auf. Ueber 100
Yards unterbot er E. Rademachers am 5. April 1926 in Chicago
er=
zielte Beſtleiſtung von 1:08,9 gleich auf 1:04 und über 200 Yards drückte
er ſeinen eigenen Weltrekord um ſo Sekunden auf 2:30,4 herab.
Pferdeſpork.
Rennen zu Dresden.
Sachſen=Preis. Ehrenpreis und 20 000 Mark, 2200 Meter:
1. Stall Komos Sterneck (Staudinger) 2. Meiſterpolier, 3. Avitus;
ferner Schwarzdorn. Tot.: 67, Pl.: 25, 18:10. 3—33 9g.
Rennen zu Baden=Baden.
Badener Meile. Ehrenpreis und 20 500 Mark, 1600 Meter:
1. Geſt. Weils Oberwinter (M. Schmidt), 2. R. Haniels Conteſſa
Maddaleng GBleuler), 3. Frau M. Schmidts Altenberg (Haynes);
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