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Nummer 212
Freitag, den 2. Auguſt 1929.
192. Jahrgang
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Rabatt weg. Bankkonto Deuiſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbanl.
gelnf serhenn dur Amernäfahlt geſtätier
Die Reformvorfchläge zur Arbeils=
Friedrichshafen, 1 Auguſt.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” iſt heute früh 3.30 Uhr mit 18
Paſſa=
gieren an Bord unter Führung Dr. Eckeners zur Fahrt nach Amerika
auf=
geſiiegen. Der Aufſtieg ging glatt und vorzüglich vonſtatten. Das Luftſchiff
nahm ſofort Kurs in Richtung Konſitanz- Baſel.
Die drikte Luftſchiff=Ozeanüberquerung.
Nach menſchlichem Ermeſſen gehl der neue
9zeanflug glatt vonſtakken.
„Graf Zeppelin” iſt zu ſeiner neuen Amerikafahrt geſtartet.
Das Luftſchiff iſt, nachdem es das Mißgeſchick der
Kurbelwellen=
brüche im Mai nach einer aufregenden Sturmfahrt über
Frank=
reich zur Notlandung in dem franzöſiſchen Flughafen Toulon
und ſchließlich zur Rückkehr nach Friedrichshafen zwang, gründlich
überholt worden. Nach monatelangen Unterſuchungen ſind an
den Kurbelwellen Verbeſſerungen getroffen worden, die ſich bei
den Probefahrten des Luftſchiffes zur vollſten Zufriedenheit der
Fachleute bewährt haben. Nach menſchlichem Ermeſſen kann man
wohl jetzt damit rechnen, daß die neue Ozeanfahrt glatt
von=
ſtatten geht und das Luftſchiff alle Gefahren von Wind und
Wetter ſiegreich überſteht. Daß das Vertrauen zu dem Werk des
Grafen Zeppelin und der Führerperſönlichkeit. Dr. Eckeners
durch die mißglückte Amerikafahrt im Mai nicht erſchüttert
wor=
den iſt, beweiſt das große Intereſſe, das auch diesmal wieder dem
Luftſchiff entgegengebracht worden iſt. Wie immer, wenn man
in Friedrichshafen Großes plante, ſo war auch jetzt wieder ſeit
Wochen und Tagen die Aufmerkſamkeit der Weltöffentlichkeit nach
der Stadt am Bodenſee gerichtet. Und der Andrang der
Fahr=
gäſte war ſo groß, daß viele, die die einzigartige Reiſe gern
mit=
gemacht hätten, zurückbleiben mußten.
Die neue Amerikafahrt ſtellt die dritte Ozeanüberquerung mit
einem Zeppelin=Luftſchiff dar. Das erſte Zeppelin=Luftſchiff, das
den Ozean im Oktober 1924 glücklich bezwang, war L. Z. 126, die
heutige „Los Angeles”. „Graf Zeppelin” macht ſeine zweite
Amerikafahrt. Seine erſte Fahrt fand im Oktober 1928 ſtatt.
Nicht ohne Schwierigkeiten verlief die erſte Ozeanüberquerung.
Mitten über dem Ozean riß infolge des heftigen Sturmes der
Bezug einer wichtigen Stabiliſierungsfläche, jedoch gelang es
unter dem Einſatz des Lebens mutiger Freiwilliger der
Zeppelin=
beſatzung, den Schaden wieder zu beheben und das Luftſchiff
in 112 Stunden glückkich über den Ozean und an ſein Ziel,
Lake=
hurſt, zu bringen. Die Rückfahrt verlief nicht winder
ſpannungs=
reich. Das Luftſchiff hatte mit gewaltigen Stürmen zu kämpfen,
beſtand den Kampf aber ebenfalls ſiegreich und landete nach einer
Fahrtdquer von nur 71 Stunden wohlbehalten in
Friedrichs=
hafen. Der Beweis, daß Zeppelin=Luftſchiffe ſelbſt bei
widrig=
ſten Witterungsverhältniſſen ein ſicheres transatlantiſches
Ver=
kehrsmittel darſtellen, war damit erbracht. Dieſer Beweis iſt
auch durch die Tatſache, daß das Luftſchiff im Mai d. J. ſeinen
geplanten Flug nicht durchführen konnte, nicht widerlegt worden,
da derartige techniſche Mißgeſchicke, die ſich beheben laſſen, für die
Bewertung eines Werkes, wie das des Grafen Zeppelin, nicht
maßgebend ſein können.
Im Zuſammenhang mit der Amerikafahrt und der
anſchlie=
ßend ſtattfindenden Weltfahrt des „Graf Zeppelin” iſt es nicht
unintereſſant, auf die Tatſache hinzuweiſen, daß die in England
erbauten Luftſchiffe „R. 100” und „R. 101” kurz vor ihrer
Voll=
endung ſtehen. Mit der Füllung der Luftſchiffe, die faſt doppelt
ſo groß als der „Graf Zeppelin” ſind iſt bereits begonnen
wor=
den. Sie ſollen den Wettbewerb mit dem deutſchen Luftſchiffe
aufnehmen. Hierbei darf nicht verkannt werden, daß die
Eng=
länder einen gewiſſen Vorſprung vor dem deutſchen Zeppelinbau
haben. Sie durften Luftſchiffe und Hallen bauen, deren Ausmaße
durch kein Verbot, wie das bei Deutſchland der Fall war,
einge=
ſchränkt waren. Ob England den Vorſprung zu nutzen
verſtan=
den hat, wird ſich zeigen. Jedenfalls zeigen die beiden engliſchen
Luftſchiffe ſchon jetzt die gedrungene praktiſche Form, wie ſie
Eckener für die neuen Zeppelinluftſchiffe vorgeſehen hat.
Eng=
land iſt entſchloſſen, den Wettbewerb mit dem deutſchen
Luft=
ſchiffbau aufzunehmen. Auch in London plant man große
Fahr=
ten über Länder und Meere. Wie der Konkurrenzkampf
aus=
gehen wird, ſteht noch nicht feſt. Immerhin aber kann man es
mit Genugtuung begrüßen, daß Dr. Eckener den Engländern mit
ſeiner großen Weltfahrt zuvorkommen wird.
Der Aufenthalt des „Graf Zeppelin” in Amerika wird nur
von kurzer Dauer ſein. Das Luftſchiff wird bald wieder nach
Friedrichshafen zurückkehren, um dann die große Reiſe um die
Welt anzutreten. In der Hauptſache dient die Amerikareiſe der
Einholung der amerikaniſchen Weltfahrtteilnehmer. Dr.
Ecke=
ner hat Großes vor. Der Graf Zeppelin” ſoll den deutſchen
Namen aufs Neue in alle Welt hinaustragen. Er ſoll Zeugnis
von deutſchem Erfindergeiſt, deutſcher Tüchtigkeit und deutſcher
Energie ablegen. Millionen Deutſcher hoffen, daß das Werk
ge=
lingen möge.
der Stark. — Ein blinder Paſiagier an Botd.
Friedrichshafen, 1. Auguſt.
Die Paſſagiere ſind guter Dinge und wechſeln die letzten
Ab=
ſchiedsrufe mit den Angehörigen und Freunden. Um 2,45 Uhr
er=
tönt das Kommando „Befatzung ins Schiff!” Nachdem der
Bal=
laſt teilweiſe entleert iſt, gehen auch die Paſſagiere an Bord, als
einer der erſten der ruſſiſche Pianiſt Gourevitſch. Das letzte
Ge=
päck wird hinaufgereicht. Mr. Channing aus Bern iſt nicht
ein=
getroffen. Der Juwelier Siebel verabſchiedet ſich unter
Beifall=
klatſchen mit einem herzhaften Kuß von einer ſeiner Angehörigen.
Die chineſiſche Filmſchauſpielerin May Wong, die im letzten
Augenblick an der Fahrt teilnehmen wollte, ſteigt zur Gondel
empor. Man ſieht es ihr an, daß ſie gern mit dabei ſein möchte.
Schließlich verabſchiedet ſie ſich aber von Kapitän Wilkins und
verſchwindet wieder unter der Menge. Um 3 Uhr 11 Minuten
begibt ſich Dr. Eckener in das Schiff. Vier Minuten ſpäter ſchon
wird der „Graf Zeppelin” mit dem Heck voraus durch das
Weſt=
tor in die kühle Nacht hinausgeſchleppt. Plötzlich taucht, als das
Schiff ſchon halb die Halle verlaſſen hatte, das Gerücht auf, daß
während der Ausfahrt ein Mann vom Dach der Halle auf das
in Bewegung befindliche Luftſchiff geſprungen ſei. Bald wird
dieſe Nachricht auch von einem Beamten, der die Kontrolle im
oberſten Laufgang der Halle hatte, beſtätigt. Kapitän Flemming
ordnet ſofort die Durchſuchung des Schiffes an. Währenddeſſen
wird der von zahlreichen Scheinwerfern umſpielte Schiffskörper
mit dem Heck nach Süden gedreht. Man ſucht immer noch nach
dem ungebetenen Paſſagier, kann ihn in der Dunkelheit aber nicht
finden. Um keine koſtbare Zeit zu verlieren, entſchließt ſich die
Schiffsleitung, die Fahrt zu beginnen. Der kühne Springer iſt
alſo im Luftſchiff geblieben und wird die Fahrt mitmachen. Um
3,29 Uhr erſchallt das Kommando „Luftſchiff hoch!” Unter
un=
aufhörlichen Hoch= und Heilrufen hebt ſich „Graf Zeppelin” raſch
von der Erde ab und gewinnt langſam an Höhe. Die
Maſchi=
niſten wimken mit ihren Taſchenlampen die letzten Grüße zur
Erde hinab. Zunächſt ſteuerte das Schiff in nordweſtlicher
Rich=
tung, drehte aber bald ganz nach Weſten ab und verſchwand mit
dem Kurs auf Baſel.
In Fahrl. — Gufe Wekkerlage über Sidfrankreich.
Um 6,05 Uhr wurde Baſel überflogen, 7,45 Uhr ſteuerte das
Luftſchiff Beaucourt bei Belfort an. Bei dem regneriſchen und
trüben Wetter konnte das Luftſchiff nicht beobachtet werden. Man
hörte lediglich das Geräuſch der Motoren. Um 8,45 Uhr wurde
„Graf Zeppelin” in der Nähe von Beſancon geſichtet. Um 11,10
Uhr wurde Lyon mit Kurs nach Süden überflogen. Das
Luft=
ſchiff „Graf Zeppelin” befand ſich beim Ueberfliegen der Stadt in
einer Höhe von 300 Metern und hatte eine
Stundengeſchwindig=
keit von ungefähr 80 Kilometer. Es wurde von einem Flugzeug
begleitet, das es in weitem Bogen umkreiſte. Sobald das ſtarke
Surren der Motoren gehört wurde, ſtürzten die Bewohner an die
Fenſter, um das Luftſchiff, das über der linken Seite des Rhone=
Tales flog, zu ſehen. Eine große Menſchenmenge ſammelt ſich
am Ufer der Rhone an, von wo aus das ſonnenbeglänzte
Luft=
ſchiff mit allen Einzelheiten an Bord am beſten zu ſehen war.
Nach Paſſieren der Saone=Mündung bog das Luftſchiff nach Oſten
ab, um dem Laufe der Rhone über dem rechten Ufer zu folgen.
Es herrſchte leichter Südweſtwind, der Himmel iſt in etwa 1000
Meter Höhe bewölkt. Die Sicht iſt gut.
Nach den letzten Meldungen hat „Graf Zeppelin” die
ſüd=
liche Route über Marſeille, Barcelona und Gibraltar gewählt,
da über dem Golf von Biscaya ſehr ſchlechtes Wetter herrſcht.
— „Paris Times” meldet aus Barcelona, man habe einen
Funk=
ſpruch des Luftſchiffes aufgefangen, wonach es in der Richtung
auf Barcelona fliege. Tatſächlich wurde das Lutſchiff um 3 Uhr
nachmittags von dem Dampfer „Dahny” zwiſchen Marſeille und
den Baliaren, in ſüdöſtlicher Richtung fliegend, geſichtet.
Amerika in Erwarkung des Zeppelins.
New York, 1. Auguſt.
Die amerikaniſche Preſſe bringt die Abfahrt des „Graf
Zeppelin” in großer Aufmachung. Namentlich „Herald Tribune‟
und „World” bringen ausführliche Einzelheiten. Auf der
Rück=
fahrt wird das Luftſchiff eine große amerikaniſche
Warenſamm=
lung mitnehmen, außerdem einige Kegelkugeln, ein Geſchenk an
den Reichspräſidenten v. Hindenburg. In Philadelphia werden
im Marinehafen 130 Mann zur Verſtärkung bereitgehalten, da
die Mannſchaften in Lakehurſt für den „Graf Zeppelin” nicht
ausreichen. Die hieſige Vertretung der Zeppelin=Werke hob
her=
vor, daß der Weltrundflug nur dank des Entgegenkommens der
amerikaniſchen Marine möglich ſei, die außer der Landungshilfe
in Lakehurſt und Los Angeles die Ankermaſten in Camp Lewis,
Waſhington und Honolulu bereitgeſtellt habe. Die
Hafenverwal=
tung von Lakehurſt hat 400 000 Kubikfuß Waſſerſtoffgas, 75 000
Kubikfuß Blaugas und eine Million Kubikfuß Ethongas
bereit=
geſtellt. Alle Funkſtationen ſind angewieſen, dem Zeppelin jede
Unterſtützung angedeihen zu laſſen.
„ Der von der Reichsregierung zur Reform der
Arbeits=
loſenverſicherung eingeſetzte Sachverſtändigenausſchuß hat ſeine
Arbeit beendet, und die weſentlichen Ergebniſſe dieſer Arbeit, mit
denen ſich der Sozialpolitiſche Ausſchuß des Neichstages vom
15. Auguſt ab und der Reichstag nach ſeinem
Wiederzuſammen=
tritt zu beſchäftigen haben wird, um die Frage abſchließend und
endgültig zu regeln, liegen jetzt vor. Leider iſt es nicht möglich
geweſen, die dringenden Reformarbeiten für eine Aenderung des
Geſetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung in
Form eines Sofortprogrammes zu erledigen. Die Ergebniſſe der
Arbeiten des Sachverſtändigenausſchuſſes ſind, wie nicht anders
zu erwarten war, ſchon jetzt auf erhebliche Widerſprüche in den
unmittelbar beteiligten Kreiſen, je nach ihrer Einſtellung zu dem
Problem der Reform der Arbeitsloſenverſicherung, geſtoßen.
Der Sachverſtändigenausſchuß war, wie bekannt, von der
Reichsregierung aus fünf Vertretern der Arbeitgeber, fünf
Ver=
tretern der Arbeitnehmer, fünf Vertretern der öffentlichen
Kör=
perſchaften, fünf Vertretern der Wiſſenſchaft und Praxis und acht
Vertretern des Reichstages (je ein Vertreter der einzelnen
Frak=
tionen, zwei Vertreter der Sozialdemokratie) zuſammengeſetzt.
Aufgabe des Ausſchuſſes war es, nach dem Beſchluß der
Reichs=
regierung ein Gutachten über die Reform der
Arbeitsloſenver=
ſicherung abzugeben, welches geeignet ſein ſoll, „die Reichsanſtalt
für Arbeitsloſenverſicherung und Arbeitsvermittlung zu ſanieren,
ohne ihre ſozialen und wirtſchaftlichen Aufgaben zu verletzen”.
Das Gutachten ſtellt alſo lediglich den Verſuch einer Löſung auf
finanziellem Gebiete dar, ohne zu berückſichtigen, daß die
prak=
tiſche Auswirkung des Geſetzes über Arbeitsvermittlung und
Arbeitsloſenverſicherung bewieſen hat, daß es ſich nicht nur um
ein finanzielles Problem handelt, ſondern vor allem um eine
Materie, die in ihrer Bedeutung grundlegende wirtſchaftliche
und arbeitsethiſche Fragen berührt; von der Geſtaltung dieſer
Fragen hängen weiter entſcheidende Fragen des innerſtaatlichen
Lebens, ſo auch die für das allgemeine Staatsintereſſe bedeutſame
Frage der Bebölkerungsverſchiebung zwiſchen Stadt und Land
ab. Die Arbeitgeber ſind in ihrer Denkſchrift, die ſie ſeinerzeit
als zuſammenfaſſende Darſtellung ihrer Reformvorſchläge
heraus=
gegeben haben, davon ausgegangen, daß die Frage der Reform
der Arbeitsloſenverſicherung als ein dringendes ſtaatspolitiſches
Problem betrachtet werden muß, wobei ſie gleichzeitig die
Not=
wendigkeit der Arbeitsloſenverſicherung voll und ganz anerkannt
und ihre poſitive Einſtellung zu dem Prinzip der
Arbeitsloſen=
verſicherung überhaupt erneut betont haben. Der
Sachverſtän=
digenausſchuß hat ſich ſtreng an die von der Reichsregierung
geſtellte Aufgabe gehalten, die darin beſtand, ein Votum
abzu=
geben, wie eine Beſeitigung des normalen, für die Zukunft
zu erwartenden jährlichen Defizits von 275 Mill. RM. möglich
iſt, wie ferner der unabhängig hiervon beſtehende erhöhte
Mehr=
bedarf des Winters 1929/30 (etwa 100 Mill. RM.) gedeckt werden
kann, und wie die beſtehende Schuldenlaſt von 350 Mill. RM. dem
Reich gegenüber getilgt werden ſoll. Es ſtand alſo ein
Finanz=
problem zur Debatte, welches einen Betrag von rund 725 Mill.
RM. ausmacht. Dieſem Geſamtbetrage liegen, abgeſehen von
dem Darlehen des Reichs in Höhe von 350 Mill. RM. an die
Arbeitsloſenverſicherung, folgende Erwägungen zugrunde:
Wäh=
rend es der Reichsanſtalt in den Sommermonaten 1928 bei einer
durchſchnittlichen Monatserwerbsloſenzahl von etwa 600 000
möglich war, aus überſchüſſigen Einnahmen eine
Reſerveanſamm=
lung von 100 Mill. RM. vorzunehmen, iſt ſie in dieſem Jahre
infolge der ungünſtigen Entwicklung des Arbeitsmarktes nicht
in der Lage, Rücklagen in ähnlicher Höhe wie im Jahre 1928 zu
bilden. Da der Rückgang der Arbeitsloſigkeit ſchon jetzt zum
Stillſtand gekommen iſt, kann heute geſagt werden, daß man bis
zum Eintreten der erhöhten Erwerbsloſigkeit im Winter im
gün=
ſtigſten Falle mit einer Reſervebildung von 25 bis 30 Mill. RM.
rechnen kann. Von den 150 Mill. RM., die im diesjährigen
Haushalt für die Darlehnsgewährung an die Reichsanſtalt für
Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung eingeſetzt ſind,
ſind bereits 82 Mill. RM. ſeit dem 1. April verbraucht, ſo daß
nur noch 68 Mill. RM. verfügbar bleiben. Unabhängig von der
ſtärkeren Inanſpruchnahme des nächſten Winters hat die
Reichs=
anſtalt, wenn man eine Durchſchnittserwerbsloſenzahl von 1,1
Millionen während des ganzen Jahres zugrunde legt, bei
unver=
änderter Gültigkeit des Geſetzes ein weiteres jährliches Defizit
von etwa 275 Mill. RM. zu erwarten.
Das Gutachten des Sachverſtändigenausſchuſſes enthält eine
Reihe von Vorſchlägen, die Erſparnismaßnahmen vorſehen, ſowie
eine Fülle von Einzelabänderungen hinſichtlich der Durchführung
des Verfahrens und der Verwaltung und einzelner materieller
Beſtimmungen des Geſetzes, deren finanzielle Bedeutung jedoch
nicht erheblich iſt. Unter den vorgeſchlagenen
Erſparnismaß=
nahmen ſind drei von grundſätzlicher Bedeutung. Erſtens ſoll in
Zukunft in Abweichung von dem bisherigen Syſtem des Geſetzes
die Höhe der Leiſtung abhängig ſein von der Länge der
Anwart=
ſchaftszeit, d. h von der Höhe der Beiträge, die von den einzelnen
Verſicherten gezahlt werden. Damit wäre der jetzige Grundſatz,
daß einer Woche Beitragsleiſtung eine Woche Unterſtützung in
unterſchiedsloſer Höhe gegenüberſteht, aufgegeben, indem
min=
deren Beitragsleiſtungen auch geringere Leiſtungen der
Ver=
ſicherung folgen ſollen. Zweitens iſt beſchloſſen worden, für die
Saiſonerwerbsloſen noch eine verlängerte Wartezeit und eine
allgemein auf die Sätze der Kriſenfürſorge reduzierte
Unter=
ſtützung einzuführen. Drittens ſoll bei Verſchiedenheit von
Ar=
beits= und Unterſtützungsort die Erwerhsloſenunterſtützung dem
Lohnnineau des Unterſtützungsortes angepaßt werden, während
ſie ſich heute unabhängig hiervon nach der Höhe des Lohnes des
letzten Beſchäftigungsortes richtet. Der
Sachverſtändigenaus=
ſchuß hat alſo, und dies iſt im Hinblick auf die Reformvorſchläge
der Arbeitgeberſeite in finanzieller Hinſicht das wichtigſte, die
Saiſonerwerbsloſen grundſätzlich in der Arbeitsloſenverſicherung
belaſſen, obwohl ſich alle Kritiker der Arbeitsloſenverſicherung
darüber einig waren, daß die Einbeziehung der Saiſonarbeiter
in die Arbeitsloſenverſicherung mit dem Verſicherungsprinzip
Seite 2
Freitag, den 2 Auguſt 1929
Nummer 212
bzw. mit dem Begriff des verſicherungstechniſchen Riſikos nicht
vereinbar iſt. Nach dem Vorſchlag des
Sachverſtändigenaus=
ſchuſſes würden alſo die Unterſtützungsſätze der Saiſonarbeiter
auf die der Kriſenunterſtützung zurückgeführt werden, und zwar
nach einer Wartezeit von zwei Wochen. Die Herausnahme der
Saiſonarbeitsloſigkeit aus der Arbeitsloſenverſicherung bildet
den Kernpunkt der Reformvorſchläge der Arbeitgeber, die in
die=
ſem Falle einen Erſparnisbetrag von 300 bis 350 Mill. RM.
er=
rechnet und daher mit Recht eine finanzielle Sanierung der
Reichsanſtalt ohne grundlegende Aenderung des Rechtes über
die Unterſtützung der Saiſonerwerbsloſen für unmöglich erklärt
haben. Daß bei einem ſolchen Betrage von der Löſung der
Saiſonarbeiterfrage auch gleichzeitig die Frage der
Darlehns=
gewährung des Reiches an die Reichsanſtalt und damit wichtige
Fragen des Reichshaushalts entſcheidend beeinflußt ſind, liegt
auf der Hand. Der Beſchluß bezüglich der
Saiſonerwerbsloſig=
keit iſt innerhalb der Sachverſtändigenkommiſſion ſtark umkämpft
worden. Während urſprünglich ein Antrag vorlag, bei deſſen
Annahme durch entſprechende Staffelung der Unterſtützungsſätze
für Saiſonarbeiter wenigſtens eine Erſparnis von 154 Mill. RM.
zu erzielen geweſen wäre, mußte ſchließlich mit den Stimmen der
Vertreter der öffentlichen Körperſchaften und der
freigewerkſchaft=
lich=organiſierten Arbeiterſchaft eine Halbierung der Sätze
vor=
genommen werden, wodurch ſich der Erſparnisbetrag entſprechend
ermäßigt. Unter den beſchloſſenen Einzelabänderungen befindet
ſich immerhin manch Poſitives. So wird vor allem der Begriff
„Arbeitsloſigkeit” im Gegenſatz zur jetzigen Regelung ſchärfer
definiert, woraus der Ausſchuß eine Einſchränkung der
Miß=
ſtände erwartet, die ſich aus der völligen Unklarheit über den
Begriff der Arbeitsloſigkeit ergeben haben. Wartegeld und
Ruhe=
geld ſollen auf die Arbeitsloſenunterſtützung angerechnet werden.
Die Dienſtſtellen der Reichsanſtalt ſollen durch Rechnungsprüfer
einer fortlaufenden Kontrolle unterworfen werden.
Die Ueberprüfung der Beſchlüſſe des
Sachverſtändigenaus=
ſchuſſes hat ergeben, daß die Erſparniſſe im Jahresdurchſchnitt
auf etwa 170 Mill. RM. feſtzuſetzen ſind, alſo ein Betrag, der
durchaus nicht genügt, um das als normal zu bezeichnende
jähr=
liche Defizit der Reichsanſtalt in Höhe von 275 Mill. RM. zu
decken. Die Arbeitgeber haben ſich bei den Verhandlungen über
die Frage der Beitragserhöhung, die ſich mithin notwendig
er=
geben mußte, auf den Standpunkt geſtellt, daß bei ſtärkerer
Durchführung der Beſchlüſſe des Sachverſtändigenausſchuſſes eine
erheblich höhere Erſparnismöglichkeit gegeben iſt, die jede
Bei=
tragserhöhung überflüſſig macht. Ihr entſprechender Antrag
lautete dahin, zu beſchließen, daß das normale Defizit der
Reichs=
anſtalt durch weitere Erſparniſſe im Sinne der von ihm geſtellten
Anträge ohne Beitragserhöhung ausgeglichen werden ſoll.
Die=
ſer Antrag iſt abgelehnt worden, was um ſo bedauerlicher iſt,
als die Arbeitgeber von der grundſätzlichen Erwägung
ausgegan=
gen ſind, daß gerade eine Beitragserhöhung letzten Endes nicht
dem Ziele einer Reform an Kopf und Fuß, die ſo
notwendig geworden iſt, zweckdienlich ſein kann. Der Antrag
der Freien Gewerkſchaften und der ſozialdemokratiſchen
Abgeord=
neten um Erhöhung der Beiträge um 1 Prozent, was einer
wei=
teren Belaſtung der Wirtſchaft um rund 280 Mill. RM.
gleich=
gekommen wäre, iſt auch abgelehnt worden, aber der
Sachver=
ſtändigenausſchuß hat ſchließlich mit einer Mehrheit von
nur 4 Stimmen eine Beitragserhöhung von ½ Prozent
be=
ſchloſſen und iſt damit den ſehr bequemen Mittelweg gegangen,
um das Defizit der Reichsanſtalt zu beſeitigen. Allerdings ſoll
dieſe Beitragserhöhung um ½ Prozeut zeitlich befriſtet ſein. Der
von dem Sachverſtändigenausſchuß beſchrittene Weg bringt zwar
der Wirtſchaft eine Mehrbelaſtung um 135 bis 140 Mill. RM.
pro Jahr, bietet aber, womit er ſchließlich noch zu rechtſertigen
wäre, nicht die Gewähr für eine Sanierung der Reichsanſtalt auf
lange Sicht. Darüber hinaus aber muß es aufs ſchärfſte
ver=
urteilt werden, daß der Sachverſtändigenausſchuß auf jede
weiter=
gehende grundſätzliche Reformarbeit in Richtung einer poſitiven
Behandlung der Arbeitsloſenverſicherung mit Rückſicht auf ihre
wirtſchaftlichen und arbeitsmoraliſchen Auswirkungen verzichtet
hat, obwohl es bekannt iſt, daß der bisherige Zuſtand der
Ar=
beitsloſenverſicherung, ihre Behandlung und Verwaltung in
wei=
ten Kreiſen der Arbeitgeber und auch der Arbeitnehmer ſtarke
Mißbilligung findet. Auch die Verhandlungen im
Sachverſtän=
digenausſchuß haben ergeben, daß ſeine Beſchlüſſe nicht mit
Stimmengleichheit, ſondern mit ſtark wechſelnden Mehrheiten
gefaßt worden ſind und daß ſehr erhebliche grundſätzliche
Mei=
nungsverſchiedenheiten zwiſchen den einzelnen Gruppen und auch
zum Teil innerhalb der einzelnen Gruppen ſelbſt zutage getreten
ſind. Es kam nicht darauf an, daß der Sachverſtändigenausſchuß
die ihm geſtellte Aufgabe in irgendeiner Form ohne
Berückſich=
tigung des Grundſätzlichen löſte. Denn dadurch iſt keine
Reform=
arbeit in dem Sinne geleiſtet worden, wie es die Behandlung
des Problems der Arbeitsloſenverſicherung nach den gemachten
Erfahrungen mit dem beſtehenden Geſetz erfordert. Das
Gut=
achten des Sachverſtändigenausſchuſſes bedarf alſo weſentlicher
Korrekturen, wenn es zu einem Reformgutachten werden ſoll.
Reichspräſident v. Hindenburg nahm geſtern den
Vor=
trag des Reichsminiſters des Auswärtigen Dr.
Streſemann entgegen.
Reichsinnenminiſter Severing, iſt im Flugzeug in
Barcelona eingetroffen. Er reiſt incognito und wird ſich einige
Tage zum Beſuche der Weltausſtellung hier aufhalten.
Bei der Rektoratswahl an der Univerſität Berlin
iſt der bekannte Mathematiker Profeſſor Dr. Ehrhard Schmidt zum
Rektor gewählt worden.
Montague Norman iſt aus Boſton nach England
ab=
gereiſt, um rechtzeitig zu der in der nächſten Woche ſtattfindenden
Konferenz be: der Bank von England einzutreffen. Norman ſoll ſich
zu ſeiner Erholung in New York aufgehalten haben, indeſſen nimmt
man an, daß er ſchwebende Finanzprobleme mit amerikaniſchen Bankiers
erörtert hat.
In der Frage der Abrüſtung zur See hat zwiſchen
Mac=
donald und General Dawes eine neue Unterredung
ſtattgefunden.
Der ſozialiſtiſche Generalſtaatsanwalt Jowitt,
durch deſſen Uebertritt von der Liberalen zur
Arbei=
terparte: eine Nachwahl in Preſton erforderlich wurde, iſt
mit beträchtlicher Mehrheit als ſozialiſtiſcher
Kan=
didat wiedergewählt worden.
Poincaré iſt am Donnerstag vormittag in einer Privatklinik
operiert worden. Die Operation iſt, wie mitgeteilt wird, glatt
ver=
laufen, und das Befinden des Patienten zufriedenſtellend.
Von zuſtändiger Stelle wurde geſtern mitgeteilt, daß der frühere
amerikaniſche Geſandte in Argentinien, John
Gar=
ret, ein Bankier aus Baltimore, zum Botſchafter der
Ver=
einigten Staaten in Rom ernannt werden wird, Garret,
der bereits eine längere diplomatiſche Laufbahn in Rom, dem Haag
und Berlin hinter ſich hat, hat 1916 im Auftrag ſeiner Regierung die
Gefangenenlager in Deutſchland inſpiziert.
Die endgültigen Verhandlungen zwiſchen
Sowjetruß=
land und China zur Beilegung der Streitfrage über die
oſtchine=
ſiſche Eiſenbahn werden im Laufe einer Woche aufgenommen werden.
Im Zuſammenhange mit der Aufnahme der vorbereitenden
Unter=
redungen zwiſchen den ſowjetruſſiſchen und chinſineſchen
Bevollmächtig=
ten hat die ruſſiſche Regierung an ihre Truppen an der Grenze die
An=
weiſung ergehen laſſen, alle militäriſchen Kundgebungen unverzüglich
einzuſtellen.
Einnahmen und Ausgaben des Landes Heſſen
im Juni 1929.
Darmſtadt, 1. Auguſt.
Die Einnahmen und Ausgaben des Landes Heſſen im
Monat Juni für das laufende Rechnungsjahr 1929 betragen im
ordentlichen Haushalt an Einnahmen insgeſamt 6,244
Millio=
nen RM., und zwar aus Steuern 5,074 Millionen, aus der Juſtiz
0,446 Mill., aus Volksbildung uſw. 5000 RM. und der übrigen
Landesverwaltung 0,873 Millionen RM., während an die
Unter=
nehmungen und Betriebe 154 000 RM. Zuſchüſſe vorgegeben
wurden. An Ausgaben ſind verzeichnet insgeſamt 7,541
Millio=
nen RM., und zwar für Juſtiz 0,818 Millionen, für
Volksbil=
dung, Kunſt und Kultus 2,772 Millionen, für Ruhegehälter
1,312 Millionen, und für ſonſtige Ausgaben 2,798 Mill. RM.
Im ordentlichen Haushalt verbleibt alſo im Monat Juni eine
Mehrausgabe von 1,297 Millionen, in den erſten drei Monaten
des Jahres eine ſolche von 10,913 Millionen. Dabei iſt
aller=
dings zu berückſichtigen, daß z. B. in der Forſtwirtſchaft aus
Ver=
käufen ein großer Teil der Einnahmen bis zum Herbſt ausſteht.
— Im außerordentlichen Etat ſtehen 21 000 RM. Einnahmen
ins=
geſamt 118000 RM. Ausgaben gegenüber. Hier verbleibt im
erſten Vierteljahr des Rechnungsjahres 1929 eine Mehrausgabe
von insgeſamt 778000 RM. Nach den Ziffern ſind bisher
An=
leihen noch nicht aufgenommen worden.
EP. Tokio, 31, Juli.
Mit Bezug auf die engliſch=amerikaniſchen Verhandlungen
über die Abrüſtung zur See haben hier zwiſchen dem
Außen=
miniſter und der japaniſchen Admiralität zahlreiche Beſprechungen
ſtattgefunden. Wie der japaniſche Marineminiſter. Admiral
Takarabe, dem japaniſchen Kabinett mitteilte, ſuche das japaniſche
Marineminiſterium über die Gründe Englands und Amerikas
für eine teilweiſe Suspendierung ihrer Flottenbauprogramme
Näheres in Erfahrung zu bringen und werde, wenn nötig, dem
Kabinett Schritte für eine Nichtdurchführung des
voll=
ſtändigen japaniſchen Flottenbauprogrammes
anempfehlen. Sollten die engliſch=amerikaniſchen Beſprechungen
auf einem Punkte angelangt ſein, der eine Aktion Japans
erfor=
derlich mache, ſo werde die japaniſche Regierung zu dieſem
Zeit=
punkte offiziell ihre Haltung in der Frage der Marinegbrüſtung
bekanntgeben. Im Augenblick erachte man es in Tokio nicht für
nötig, eine entſprechende Erklärung abzugeben.
* Vorſtoß der Freien Gewerkſchaften
Aegen die Aroelistoſenverſicherungs
Das Ergebnis der zweitägigen Beratungen des
Bun=
desausſchuſſes des Allgemeinen Deutſchen
Gewerkſchaftsbundes über die Vorſchläge zur
Reform der Arbeitsloſenverſicherung liegt
nun=
mehr vor. Es läßt ſich kurz und knapp dahin zuſammenfaſſen:
Glatte Ablehnung! Dieſe Einſtellung der Freien
Ge=
werkſchaften, auf deren Drängen doch erſt der
Sachverſtändigen=
ausſchuß ins Leben gerufen worden iſt, und die in ihm kräftig
mitgearbeitet haben, muß überraſchen, vor allem deswegen, weil
der Bundesausſchuß anſtelle der von ihm abgelehnten Vorſchläge
ein anderes Reformprogramm nicht zu ſetzen weiß, und bei
ſeinen Beratungen von dem ſachlichen immer wieder auf das
politiſche Gebiet hinübergewechſelt iſt. Durch die Ausführungen
ſämtlicher Redner, die auf der Ausſchußtagung gehalten worden
ſind, zieht ſich wie ein roter Faden die Feſtſtellung, daß die
Sozialdemokratiſche Partei und die Freien Gewerkſchaften
zu=
ſammengehören, daß durch die Mehrheitsvorſchläge des
Aus=
ſchuſſes eine ſchwierige politiſche Lage geſchaffen wurde, die mit
allen Konſequenzen in Kauf genommen werden müſſe, daß die
Vorſchläge auch für den Reichsarbeitsminiſter untragbar ſein
müſſen, und daß es für die Parteifreunde, dei in der Regierung
ſitzen, eine Grenze gebe, die nicht überſchritten werden dürfe.
Das, was der Ausſchuß felbſt in ſaurer Arbeit zuſtandegebracht
hat, wird einfach als Abbau der Arbeitsloſenverſicherung und
Angriff auf das Lohnniveau bezeichnet. Ja, aus der Debatte
ergibt ſich ſogar, daß man die Sachverſtändigen ſelbſt als
Dumm=
köpfe hinſtellt, die ſich bei der Berechnung der Auswirkungen
ihrer Vorſchläge verſchätzt hatten. Man kann ſich des Eindrucks
nicht erwehren, daß auf der Ausſchußtagung ernſthaft nicht der
Verſuch unternommen worden iſt, nun noch einmal von ſich aus
das ganze Problem zu unerſuchen und Vorſchläge auszuarbeiten,
die vielleicht auch für die Gegenſeite annehmbar ſein könnten.
Es iſt lediglich das Reformprogramm nach allen Regeln der
Kunſt heruntergeriſſen worden.
Recht merkwürdig muß es berühren, daß der
Jahresdurch=
ſchnitt von 1,5 Millionen Unterſtützungsempfänger, den man jetzt
an die Stelle von 800 000 ſetzen will, das Mißfallem der Freien
Gewerkſchaften erregt hat, obwohl ſeit zwei Jahren kein Zweifel
mehr darüber beſteht, daß man ſich bei der Verabſchiedung des
Arbeitsloſengeſetzes durch die damals herrſchende geringe
Arbeitsloſigkeit hat beeinfluſſen laſſen, ſo daß eine
Durchſchnitts=
zahl zuſtande kam, die mit den ſpäteren tatſächlichen
Verhältniſ=
ſen nicht in Einklang zu bringen war. Alles, was die Freien
Gewerkſchaften in ihrer Entſchließung an praktiſchen Vorſchlägen
zu ſagen wiſſen, lautet dahin, daß energiſche Abwehrmaßnahmen
gegen die Arbeitsloſigkeit durchgeführt werden wüſſen, zu denen
auch eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit gehört. Ueber
die Arbeitszeit ſelbſt braucht man ſich eigentlich nicht mehr zu
unterhalten. Sie iſt ſo ſtark gekürzt worden, daß ſich die
Indu=
ſtrie zu einſchneidenden Rationaliſierungsmaßnahmen gezwungen
ſah, um die Schäden, die ihr durch die neue Arbeitszeitregelung
erwachſen ſind, wieder einigermaßen wertzumachen. Aber gerade
die ſozialiſtiſchen Gewerkſchaften waren es, die immer wieder die
Rationaliſierung zum Gegengewicht ihrer Angriffe machten. Was
nun die Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit ſelbſt anbelangt, ſo
werden doch ſchon ſeit 10 Jahren alle nur denkbaren
Anſtrengun=
gen gemacht. Wenn trotzdem die Wirtſchaft ſich nicht ſoweit
zu erholen vermochte, daß ſie auch den letzten Mann einſtellen
konnte, ſo trägt auch daran die Sozialdemokratie ein gerütteltes
Maß Schuld, die durch ihre verfehlte Finanz= und Steuerpolitik
jede Kapitalbildung bei uns unmöglich machte und ja unſerer
Wirtſchaft von vornherein die Kräfte abſaugte, die nun einmal
notwendig ſind, um ſie dem Auslande gegenüber
konkurrenz=
fähig zu machen. Der Beſchluß des Allgemeinen Deutſchen
Ge=
werkſchaftsbundes iſt ſchon wegen der Drohung mit den
poli=
tiſchen Konſegunzen überaus bedauerlich. Er ſtartet
offenſicht=
lich auch darauf, die Erleichterungen, die uns der Youngplan
bringt, ſofort den Intereſſen der Sozialdemokratie dienſtbar zu
machen. Es kann wohl keinem Zweifel mehr unterliegen, daß
wir einem Herbſt entgegengehen, der im Parlament erbitterte
Kämpfe ſehen wird und der, wenn die Freien Gewerkſchaften
ihre Miniſter unter Druck nehmen, uns wieder eine
Regierungs=
kriſe beſcheren wird.
*
„Deutſche Kammermufik” Baden-Baden 1929.
Schwarzwaldmärchen . . .
Es war einmal — denn anders als im Märchenton kann
man von dieſen Dingen nicht mehr ſprechen — ein deutſches
Kammermuſikfeſt, dem hatte ein kunſtgeſinnter Fürſt alljährlich
zur Sommerzeit in dem kleinen Schwarzwaldſtädtchen
Donau=
eſchingen eine Heimat gegeben. Dort trafen ſich, unmittelbar
nach dem Kriege, junge, in allem deutſchen Elend noch aufrecht
und zukunftsfroh gebliebene Muſiker, die einen Weg aus der
Enge ſuchten. Es war gewiß noch keine Erfüllung in dem, was
ſie zu zeigen hatten, aber der ſtarke Wille, einer ſolchen Erfüllung
zuzuſtreben. Irgendwie ſpürte der Hörer in dieſen jungen
Kam=
mermuſikwerken eine. Verwandtſchaft mit der perſönlichen
Sprache der letzten Quartette Beethovens, mit dem
leidenſchaft=
lichen Suchertum Aruold Schönbergs, mit der techniſchen
Meiſter=
ſchaft Regers. „Was ich in dieſer jungen Muſik mit allen ihren
Widerhaarigkeiten ſpüre,” ſagte einmal jener Fürſt am Schluß
der Donaueſchinger Feſte, „das iſt der feſte deutſche Wille, ſich
nicht unterkriegen zu laſſen.” Nein, man wollte die Flinte nicht
ins Korn werfen — damals! Aber heute iſt dieſes freundliche
Schwarzwaldmärchen ausgeträumt! Heute hat man ſie ins
Korn geworfen. In Baden=Baden, wo dieſe Feſte nach der
end=
gültigen Trennung von Donqueſchingen eine neue Heimat
fan=
den, hat man in dieſen Julitagen eine Veranſtaltung unter der
Flagge „Deutſche Kammermuſik” vom Stapel gelaſſen, in deren
Verlauf auch nicht ein einziges Kammermuſikwerk mehr zu Gehör
kam. Mit fliegenden Fahnen iſt man zu jenen Beſtrebungen
übergelaufen, die ſich mit immer ſtolzerer Geſte als die Träger
einer neuen, auf neuen ſoziologiſchen Vorausſetzungen
beruhen=
den Muſikkultur anpreiſen. Sehen wir mit aller gebührenden
„neuen Scchlichkeit” zu, was dabei herauskam.
Muſik für Liebhaber.
Lieber Leſer, denke bei dieſem ſchönen Titel nicht etwa an
Serenaden, die nächſtens vor Liebchens Tür erklingen.
Lieb=
habermuſik von 1929 iſt etwas ganz anderes, etwas verflirt
Trockenes und Sachliches, etwas, das eigens dazu geſchaffen iſt,
denen, die ſich damit ſpielend oder hörend befaſſen, jede
Erin=
nerung an jene romantiſche Liebhabermuſik mit Stumpf und
Stil auszutreiben. Man will eine ganz neue Art von „
Gemein=
ſchaftsmuſik” ſchaffen. Muſik, die jeder mitbetreiben kann und
oll, der ſich nur einige Noten= und Spielkenntniſſe (etwa bis zur
dritten Lage der Violine) verſchafft hat. Bravo! Sicher ein
Ziel, aufs innigſte zu wünſchen! Aber hoffentlich bilden ſich dieſe
„Erfinder” nicht ein, damit etwas Neues zu wollen. Man braucht
nur an die Collegia musiea des 17. und 18. Jahrhunderts zu
deuken, um zu erkennen, daß es ſich beſtenfalls um das
Wieder=
aufleben einer allgemeinen Muſizierfreudigkeit handeln kann, die
zumindeſt in Deutſchland ſchon vor Jahrhunderten beſtand und
damals allerdings den Boden bereitete, aus dem ſchließlich das
Zeitalter der Klaſſik emporwachſen konnte. Aber gemach!
Da=
mals fügte ſich das, was in dieſen muſikaliſch=geſelligen
Vereini=
gungen muſiziert wurde, organiſch dem Geſamtbild der
zeit=
genöſſiſchen Muſikkultur ein. Heute will man, ausgerechnet mit
Liebhabern, die froh ſind, wenn ſie ihre Stimme richtig
durch=
zählen, eine neue Muſik aus dem Boden ſtampfen. Gut Glück
auf die Reiſe! Bisher aber hat ſie, wie dieſes Feſt in Baden=
Baden ſchlagend bewies, in eine Sackgaſſe geführt. Was da als
Liebhabermuſik erklang, hat mit Muſik verzweifelt wenig zu tun.
Man ſagt mir, das Weſen dieſer neuen Gemeinſchaftsmuſik
zeige ſich techniſch in einer gewiſſen Demokratiſierung des
Stimm=
gewebes: Der Mann an der Bratſche, ſoll nicht mehr nur
Schrumm=Schrumm machen zu den Melodien der als Primadonna
betrachteten erſten Violine. Einverſtanden! Aber warum ſpielt
man dann nicht einmal die Fugen und Präludien des
wohltem=
perierten Klaviers von Bach für Streichorcheſter? Oder auch
etwa ſeine vierſtimmigen Choräle? Da hätte man dann ein
ſolches demokratiſches, polyphones Gewebe in Reinkultur, bei
dem auch nicht eine Stimme mehr zu bedeuten hat als die andere,
Dazu allerdings hätte man auch gleich eine Form, hätte Ausdruck,
hätte Rhythmus, hätte Dynamik, kurz — hätte Muſik! Von dem
allen kann in dieſen neuen, primitiv daherſtammelnden Stücken
nicht die Rede ſein. Es lohnt ſich nicht, irgendwie näher auf die
zum Vortrag gekommenen Werke einzugehen. Ein einziges Stück,
eine Kantate von Paul Groß auf Worte von Angelus Sileſius,
verdient Hervorhebung. Hier war allerdings auch ſchon durch
den herrlichen Text jedem ſeelenloſen Tontreiben ein Riegel
vor=
geſchoben.
Rundfunkmuſik.
Soziologiſche Grundideen ſind es auch, die eine neue
Rundfunk=
muſik gebären ſollen, eine Rundfunkmuſik, die einen eigenen,
gleichzeitig auch ſchon den Erforderniſſen der mechaniſchen
Ueber=
tragbarkeit diktierten Stil haben ſoll und unter ihrer Flagge die
tauſend heterogenen Beſtandteile der Rundfunkhörerſchaft einigen
kann. Den Beweis, daß eine ſolche eigene Rundfunkmuſik
nun=
mehr nötig ſei, macht man ſich recht leicht. Man behauptet, das
Konzertweſen habe ſich überlebt, die Verödung der Konzertſäle
beweiſe es! Aber man verſchweigt, daß dieſe Verödung der
Konzertſäle genau im gleichen Augenblick einſetzte, als der
Rund=
funk mit ſeiner Konkurrenz begann und ſeine, dieſem „
überleb=
ten” Konzertweſen wortgetreu nachgebildeten Programme den
Rundfunkhörern ins Haus ſendete. Nachdem man ſo ſein redlich
Teil zur Konzertkriſe beigetragen hat, erklärt man friſch und
fröhlich den „Verbraucher” ganz einfach als „unbrauchbar” Und
wer ſoll ihn wieder brauchbar machen? Nun, wer anders als der
Nundfunk! Und wodurch? Durch eine neue Einfachheit, durch
Rückkehr zur Primitivität, durch Allgemeinverſtändlichkeit um
jeden Preis, unter bewußter Aufgabe alles deſſen, was
Jahr=
hunderte muſikaliſcher Entwicklung ergeben hat. Und ſo ſetzen
ſich denn — ganz wie wir es von den muſikaliſchen Bildern der
Gotik und der Renaiſſance her kennen — irgend ein paar
In=
ſtrumente zwanglos zuſammen, nicht wie damals um den Altar
oder die Orgel, ſondern vor das Mikrophon, und beginnen eine
„neue Muſik” zu ſchrammeln. Motto: einfach, ſimpel und
noch=
mal ſimpel — und kurz, kürzer, am kürzeſten! Es ſoll nicht mehr
genoſſen werden in der Muſik, es wird nur noch genießt.
Wir haben in Baden=Baden jetzt eine Reihe ſolcher neuer
Rundfunkmuſiken gehört. Proſt Mahlzeit! Soweit ſie talentiert
waren, wie etwa die Mriſik von Hans Humpert oder die kleine
Meſſe von Ernſt Pepping, hätte man ſie auch im Konzertſaal
recht wohl hören können. Und ſoweit ſie gröblichen Unfug
dar=
ſtellen, werden ſie auch im Rundfunk nicht gerettet. Wenn man
etwa als „echte” Rundfunkuſik ſolche Muſik bezeichnen will, die
man, ohne ſich und ihr zu ſchaden, jederzeit wie einen Waſſerhahn
an= und abſtellen kann, dann meinetwegen! Daß man aber mit
ſolchen Dingen eine neue Muſikkultur erreichen will, iſt ein
ſchlechter Witz!
„Lindberghflug” und ſonſtiges Amerikaniſches.
Ein recht ungleiches Trio, Bert Brecht — Kurt Weill
— Paul Hindemith, hat ſich zuſammengefunden, um in
einem neuen Rundfunkkunſtwerk der Welt noch einmal klar zu
machen, welche Leiſtung Lindbergh bei ſeinem Fluge über den
Ozean vollbrachte. Diefer Flug wird noch einmal in allen ſeinen
Einzelheiten geſchildert, vom Aufſtieg bis zur Landung. Dazu
hört man die Stadt New York die Schiffe über das Schickſal des
Fliegers befragen, hört Nebel und Schneeſturm gegen ihn
an=
kämpfen, hört ein paar ſchottiſche Fiſcher ſich über das Gebrumm
zu ihren Häupten unterhalten und hört ſchließlich auf einer
garantiert echten, „hiſtoriſchen” Schallplatte die Volksmenge bei
der Landung in Le Bourget bei Paris toben. Am Schluß aber
wird die Angelegenheit ſchwer philoſophiſch. Wir hören ſo eine
Art von Fauſt=Schlußchor, ſo einen chorus mystieus, der hier
Nummer 212
Freitag, den 2. Auguſt 1929
Seite 3
*
Skreſemann beim Reichspräfidenken.
Lehte Kabinettsſihung am Freitag.
Der Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann weilt ſeit
Mittwoch abend wieder in Berlin. Er hat bereits am
Donners=
tag vormittag dem Reichspräſidenten v.
Hinden=
burg über den augenblicklichen Stand der Vorbereitungen der
Reparationskonferenz, die Zuſammenſetzung der Delegationen der
einzelnen Regierungen, die deutſchen Pläne und Abſichten und
die aller Wahrſcheinlichkeit nach zu erwartenden Schwierigkeiten
Vortrag gehalten. Am Freitag will dann das
Kabi=
nett noch einmal tagen, um einige laufende
Angelegen=
heiten zu erledigen und eine letzte Ausſprache über die Haager
Konferenz ſelbſt herbeizuführen. Mit irgendwelchen Beſchlüſſen
iſt nicht zu rechnen, da die Haltung unſerer Regierung längſt
ge=
klärt iſt und über ihre im Haag zu befolgende Politik für
nie=
mand mehr Unklarheit beſteht.
Der Kampf kann alſo am Dienstag beginnen. Daß die
näch=
ſten Wochen die Nerven unſerer Unterhändler auf eine harte
Probe ſtellen werden, iſt längſt kein Geheimnis mehr. Darüber
haben ſchon die verſchiedenen Miniſterreden in Frankreich und
England und auch die Verſuche der kleineren Gläubiger,
nament=
lich unſere öſtlichen Nachbarn, den Anſchluß nicht zu verpaſſen,
hinreichend Aufſchluß gegeben. Polen wird ſich auch diesmal
wieder in unangenehmer Weiſe bemerkbar machen und
ver=
ſuchen, Rheinlandräumung und Oſtlocarno in
engem Zuſammenhang zu bringen. Man wird jedoch
abzuwarten haben, ob ſich im Haag ein günſtiger Boden für eine
derartige Politik vorfinden wird. Schließlich iſt nicht mehr Herr
Chamberlain Englands Außenminiſter, den wir nie anders als
im Schlepptau Frankreichs und ſeiner Verbündeten geſehen haben.
Aber ſchon die Räumung allein wird uns viel Kopfſchmerzen
be=
reiten, weil die Franzoſen die Kontrollkommiſſion in den
Vorder=
grund der Räumungsverhandlungen ſchieben werden und die
Engländer in dieſer Frage bisher eine Haltung eingenommen
haben, die mindeſtens auf eine theoretiſche Billigung dieſes
Kontrollorgans hinausläuft. Große Sicherheitsdebatten ſind
ge=
wiß, werden aber von uns mit dem Hinweis auf die zahlloſen,
gerade für Frankreich geſchaffenen Sicherheitsvorkehrungen, die
zudem noch von verſchiedenen europäiſchen Großmächten
garan=
tiert worden ſind, zu begegnen ſein.
In dieſem Zuſammenhang iſt übrigens ein Leitartikel der
„Germania” intereſſant, die über gute Beziehungen zu Herrn
Wirth, der auch der deutſchen Delegation angehört, verfügt. Sie
erklärt wörtlich: „Wir erwarten hier alles von der Einſicht des
franzöſiſchen Außenminiſters, der als Mitſchöpfer des Locarno=
und Kelloggpaktes die Bedeutung dieſer Abmachungen nicht
un=
terſchätzen und ſie nicht dadurch in ihrem Werte herabmindern
darf, daß er weitere Hilfeſtellungen für die angeblich immer noch
gefährdete franzöſiſche Sicherheit verlangt.” Und weiter ſagt ſie:
„Da übrigens Briand ſich entſchloſſen hat, zu dieſer Konferenz
zu fahren und ſich über deren Ausſichten optimiſtiſch äußerte, da
er aber auf der anderen Seite aus den zahlreichen Proklamationen
und Erklärungen deutſcher Staatsmänner und Parteiführer
wiſ=
ſen muß, daß Deutſchland in dieſem Punkte unnachgiebig iſt, ſo
wird er ſich darauf einſtellen müſſen, in dieſem Punkte
nachzu=
geben.”
Ueber die Arbeitsweiſe der Konferenz ſelbſt, zu
der jetzt ſämtliche Einladungen verſchickt worden ſind, und die
auch durch einen amerikaniſchen Beobachter beſchickt werden wird,
beſtehen keine Unklarheiten mehr. Man wird zu einer
Zwei=
teilung ſchreiten dergeſtalt, daß die wirtſchaftlichen und
poli=
tiſchen Fragen in Parallelverhandlungen gelöſt werden, und daß
dieſe Beratungen im inneren Zuſammenhang bleiben. Den
Vorſitz wird ſehr wahrſcheinlich Herr Briand führen, dem man
als dienſtälteſten Miniſter dieſen Platz einräumen wird. Eine
Vereinbarung darüber liegt allerdings noch nicht vor.
Außer=
halb dieſer Doppelberatungen ſoll dann noch in geſonderten
Be=
ſprechungen das Saarproblem einer Klärung entgegengeführt
werden.
v. Hoeſch bei Briand.
EP. Paris, 1. Auguſt.
Man verſichert hier, daß die Regierungskonferenz beſtimmt
am 6. Auguſt beginnen werde. Der Vorſitz der Konferenz wird
dem belgiſchen Miniſterpräſidenten Jaſpar angeboten werden,
der aber, wie man hier annimmt, zugunſten Briands darauf
verzichten wird. Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch
hatte heute nachmittag eine abſchließende Beſprechung
mit dem Miniſterpräſidenten Briand, die, wie die
vorher=
gehende, der Haager Regierungskonferenz gewidmet war.
Miniſterpräſident Briand hatte außerdem noch
Be=
ſprechungen mit dem japaniſchen Botſchafter und
Präſi=
denten des Völkerbundsrates Hayaſhi, ſowie dem griechiſchen
Miniſterpräſidenten Venizelos, der heute aus Rom
kom=
mend in Paris eingetroffen iſt. Alle dieſe Unterhaltungen
be=
trafen die am 6. Auguſt beginnende Konferenz. Venizelos, der
ſich vor Eröffnung der Konferenz auch noch nach London
be=
geben wird, proteſtierte im Namen der griechiſchen Regierung
gegen die Verteilung der Youngplanannuitäten, durch die die
Intereſſen ſeines Landes geſchädigt würden.
Die franzöſiſche Zelegakion für die Haager Konferenz
EP. Paris, 1. Auguſt.
Die franzöſiſche Delegation auf der Haager
Regierungskon=
ferenz wird außer den von uns bereits gemeldeten
Perſönlich=
keiten noch umfaſſen: Arbeitsminiſter Loucheur, den Rechtsbeirat
Fromageot, den franzöſiſchen Delegierten beim Völkerbund.
Maſſigli, den franzöſiſchen Delegierten bei der Pariſer
Sachver=
verſtändigen=Konferenz, Parmentier. Ebenfalls nach dem Haag
werden kommen, wenn auch etwas ſpäter, der Oberkommiſſar für
die beſetzten Gebiete, Tirard, ſowie der Chef der franzöſiſchen
Rheinlandarmee, General Guillaumat.
Die engliſchen Konferenzkeilnehmer.
EP. London, 1. Auguſt.
Als Führer der engliſchen Delegation zur Teilnahme an den
Veratungen der internationalen Reparationskonferenz im Haag
wird, wie geſtern offiziell bekannt gegeben wurde, Schatzkanzler
Snowden fungieren. Neben dem Außenminiſter Henderſon nimmt
der Präſident des Handelsamtes Graham, von engliſcher Seite
an der Konferenz teil. Wenn nicht noch in letzter Stunde eine
Verzögerung irgendeiner Art eintritt, wird die Konferenz am
Dienstag nächſter Woche eröffnet werden.
Auch Polen auf der Haager Konferenz.
Warſchau, 1. Auguſt.
Preſſevertretern gegenüber erklärte der polniſche
Außen=
miniſter Zaleſki, daß die Teilnahme Polens au der Haager
Kon=
ferenz bereits in poſitivem Sinne entſchieden worden ſei was
als Anzeichen für die wachſende internationale Autorität Polens
zu werten ſei. Die polniſche Abordnung werde ſich an der
Haa=
ger Ausſprache von Anfang an beteiligen. Die Zuſammenſetzung
der polniſchen Abordnung ſolle im Laufe des Donnerstags
er=
folgen. Die Leitung werde wahrſcheinlich er ſelbſt übernehmen.
Muſſolini bereit, den Youngplan als unkrennbares
Ganzes anzunehmen.
EP. Rom, 1. Auguſt.
Im Palazzo Chigi fand unter Vorſitz Muſſolinis eine
Ver=
ſammlung zur Beratung des Youngplanes ſtatt. Der Duce gab
am Schluß der Sitzung folgende für Italien maßgebende
Richt=
linien bekannt: „Ein abſolutes Urteil über den Youngplan iſt
nicht möglich. Der Plan muß als ein Kompromiß aufgefaßt
werden unter Berückſichtigung der vorhergegangenen Ereigniſſe
und der Lage, zu deren Löſung er geſchaffen wurde. Ueber
einzelne Teilekannmankein Urteil fällen ohne
dieſe in Zuſammenhang mit dem Ganzen zu
ſtellen, wie dies bereits im Youngplan ſelber
ausgeſprochen iſt. Die italieniſche Regierung
hat den Youngplan unter dieſen Geſichtspunkten geprüft und iſt
bereit, ihn als ein untrennbares Ganzes
an=
zunehmen unter der Vorausſetzung, daß die
anderen Staaten dasſelbe tun, um den
Wiederauf=
bau der politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe Europas in
die Wege zu leiten.”
Seott England und Sowierrußland.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
G. P. London, 31. Juli.
Die Wiederaufnahme der diplomatiſchen
Be=
ziehungen zwiſchen Großbritannien und der Sowjetunion
geht unter weſentlich anderen Umſtänden vor ſich, als man es
ſich in Moskau — bei der erſten Nachricht vom Siege der
Labour=Party — offenbar gedacht hatte. Das zuerſt allzu=
opti=
miſtiſche, dann aber raſch in Schmähungen übergehende
Ver=
halten der Sowjetruſſen zeigte wieder einmal, wie ſehr ihr
Ver=
ſtändnis für England, engliſche Politik und engliſche
Volks=
pſyche geringfügig und irrig iſt. Sie haben ſich übrigens
be=
züglich der engliſchen Verhältniſſe ſtets Illuſionen hingegeben.
Selbſt der größte unter den Bolſchewiſten, Lenin, ſtellte in
dieſer Hinſicht keine Ausnahme dar. Es iſt bezeugt, daß Lenin
in den Jahren 1921—23 jedem aus England Kommenden ſtets
ein und dieſelbe Frage vorlegte, nämlich— „wie lange, d. h.
wie=
viel Wochen oder Monate man noch auf die Revolution in
Eng=
land zu warten hätte?” Nun, Lenin hat auf die „engliſche
Re=
volution” ſo lange gewartet, bis er darüber das Zeitliche
ge=
ſegnet hat. Seine Nachfolger ſind mit der Zeit etwas
beſchei=
dener geworden. Doch auch ſie begehen noch ſtändig den Fehler
— eine irgendwie geartete, direkte oder indirekte, materielle oder
politiſche Förderung des Weltbolſchewismus von ſeiten Labour=
Englands zu erhoffen. Aber auch ihnen wird es beſchieden ſein,
in dieſer Beziehung nur bitterſte Enttäuſchungen zu ernten.
Allzu bald werden ſie erkennen, daß die Labour=Regierung ſich
in bezug auf Rußland von abſolut gar keinen ſozialiſtiſchen
Sentiments, ſondern lediglich von nüchternen Erwägungen des
engliſchen Geſchäfts und des britiſchen common sense leiten läßt.
Die Sowjetregierung hat nun ihren Pariſer Botſchafter
Dowgalewſky nach London entſandt, um die von
Macdonald angeregten „Vorbeſprechungen über die
Wiederauf=
nahme der Beziehungen” zu führen. Die Sowjetmacht hat bei
dieſer Gelegenheit verſucht, dadurch einen gewiſſen point
dhon-
neur zu wahren, daß ſie vorausſchickte — Dowgalewſky werde
lediglich „die Prozedur der Wiederaufnahme der Beziehungen”
nicht aber „die anderen ſtrittigen Fragen” zu erörtern habſieß
Es kann aber wohl mit ziemlicher Sicherheit geſagt werden”,
daß es der Sowjetmacht auch in dieſem Falle beſchieden ſeen,
wird, eine jener Enttäuſchungen zu ernten, auf die ſie in
Englank=
ſchon ſo oft geſtoßen iſt. Man hatte ſich in Moskau nicht wenig,
gewundert, als Macdonald kürzlich im Unterhauſe erklärte,
dam=
das Parlament Gelegenheit haben werde, ſich noch vor der
völligen Wiederaufnahme der Beziehungen zur Sowjetunion
über dieſe Frage zu äußern und daß demnach der Einzug eines
offiziellen und beglaubigten Sowjetgeſandten in London
voraus=
ſichtlich erſt im Herbſt werde erfolgen können. Doch für Leute,
die den Dingen aus nächſter Nähe zugeſchaut haben, kann die
Art, wie Macdonald die ruſſiſche Frage anfaßt,
keineswegs überraſchend erſcheinen. Macdonald weiß, daß er
über kurz oder lang mit Neuwahlen zu rechnen haben wird. Aus
ihnen will er dieſes Mal unter allen Umſtänden mit einer
abſo=
luten Mehrheit über beide Parteien hervorgehen. Er regiert
daher zurzeit quaſi „auf Probe‟. Er hat in dieſer Zwiſchenzeit
vor allem das Vertrauen der großen bürgerlichen Maſſe zu
ge=
winnen. Zu dieſem Zwecke hat er alles zu vermeiden, was in
den Augen der breiten Maſſe irgendwie nach „
Bolſchewiſten=
freundſchaft” oder politiſchem Hazard ausſehen könnte. Er hat
ſich ſo gemäßigt, ſo „bürgerlich” wie nur irgend möglich zu zeigen.
Und auf dieſem zu ſeiner Zukunſt und zur Zukunft ſeiner Partei
führenden Wege wird er nie und nimmer über das Problem
„Sſowjetrußland” ſtolpern wollen. Dazu iſt letzten Endes ein
Rußland, das von den Bolſchewiſten regiert wird, heutzutage für
England von viel zu geringer Wichtigkeit . ..
Einige andere, nicht unweſentlichere Momente, die es
bedin=
gen, daß Macdonald es in der Tat nicht eilig zu haben ſcheint,
den Sowjetruſſen „in die Arme zu fliegen”, ſind in letzter Zeit
des weiteren hinzugekommen. Es muß als überaus
bemerkens=
wert bezeichnet werden, daß der in den engliſchen Handels= und
Induſtriekreiſen im Frühjahr noch recht laute Schrei nach
dem „Handelmit Rußland” in letzter Zeit
weſent=
lichabgeflaut iſt. Es hat allen Anſchein, daß die Mitglieder
jener britiſchen Wirtſchaftsdelegation, die im Mai Rußland
be=
ſuchten, dennoch nicht ohne eine gewiſſe Enttäuſchung
zurück=
gekehrt ſind. Die Veröffentlichung des Berichtes dieſer
Dele=
gation läßt über Gebühr lange auf ſich warten, und es
ver=
lautet, daß er wenig Ermunterndes enthält. Außerdem ſpaltete
ſich, wie erinnerlich, noch in Rußland eine Gruppe von der
Dele=
gation ab. Dieſe Herren kehrten früher heim als der Reſt und
veröffentlichten hier in der Preſſe geradezu niederſchmetternde
Schilderungen über den gegenwärtigen Stand der
Sowjetwirt=
ſchaft und die Ausſichten des Handels mit Rußland. Ferner ſind
die kürzlich abgeſchloſſenen Verträge zwiſchen der Sowjetmacht
und verſchiedenen amerikaniſchen Petroleumgeſellſchaften in
den Titel führt „Bericht über das Unerreichbare‟. Eine ſchlimme
Sache! Eine Miſchung von Plattheit und artiſtiſcher
Großmanns=
ſucht, wie ſie heute unmöglich ſein ſollte. Es wäre auch
wider=
ſinnig, wenn ſich der kommuniſtiſche Propagandiſt Brecht mit dem
ewig witzelnden Weill und dem dynamiſchen Phänomen eines
Hindemith zu einer ſtiliſtiſchen Einheit hätte verſchmelzen können.
Es iſt Kabarettkunſt, die ſich an einen Stoff wagt, der
da=
für wahrhaftig zu ſchade ſein ſollte.
Daß eine ſolche Kabarettkunſt an ſich im Rundfunk möglich
iſt und die Hörer aufs angenehmſte unterhalten kann, zeigte das
ſehr ſtilſicher gearbeitete „Amerikaniſche Liederbuch” des
Schön=
berg=Schülers Walter Goehr. Hier iſt nach einem ſehr witzigen
Text von Lion Feuchtwanger eine ausgezeichnete
muſi=
kaliſche Satire über amerikaniſches Leben entſtanden, die ſich
niemand ohne wirkliches Vergnügen anhören wird. Aehnliche
Ziele verfolgt eine ſogenannte Kantate für Rundfunk mit dem
ſchönen Titel „Tempo der Zeit” im Text von David Weber,
in der Muſik von Hanns Eisler ſtammend. Nur iſt hier von
einem wirklichen Stil nicht die Rede, und die ſchlecht verhüllte
kommuniſtiſche Tendenz macht das Stück nicht gerade
angeneh=
mer. Daß es, abſeits von Jux und Tendenz, auch möglich iſt, mit
einem ausdrucksſtarken Werk zum Herzen der Hörer über den
Rundfunk zu dringen, bewies im Gegenſatz dazu eine „Kantate‟
von Ernſt Toller (Worte aus ſeinem „Schwalbenbuch”), die
Paul Groß vertont hat.
„Qualität koſtet Geld”,
Ein Vortrag von Profeſſor Dr. Wagner, dem
Präſiden=
ten der Heinrich=Hertz=Geſellſchaft, galt der rein wiſſenſchaftlichen
Erörterung klanglicher Probleme des Rundfunks. Dabei wurde
denn endlich einmal das Kind beim rechten Namen genannt.
Profeſſor Wagner zeigte die unermeßliche Fülle der möglichen
Störungen. Man konnte einmal mit wiſſenſchaftlicher
Begrün=
dung hören, wie ſehr die Technik dem Kunſtwerk gegenüber im
Rückſtand bleibt. Allerdings gibt es Apparate, die einen ſehr
großen Teil der Fehlerquellen ausſchalten. Der Vortragende
wies aber mit allem Nachdruck darauf hin, daß, wie überall in
der Welt, auch beim Rundfunk die Qualität viel Geld
koſte. Man ſoll ſich dieſes Wort eines unantaſtbaren
Sachver=
ſtändigen recht ſehr merken! Bedeutet es doch, daß die große
Maſſe, der erdrückend überwiegende Teil aller Rundfunkhörer,
ſich auf abſehbare Zeit hinaus damit abzufinden hat, daß er
eben nur ein unvollkommenes Surrogat hören wird.
„Lehrſtück”.
Mit einem grellen Mißklang endeten dieſe Baden=Badener
Tage. In der Stadthalle zeigten die Herren Brecht und Hinde=
mith ein „Lehrſtück”, das, wie ſie ſagen, durch „einige Theorien
muſikaliſcher, dramatiſcher und politiſcher Art” gegeben ſei.
So=
weit, daß man ruhig eingeſteht, man treibe hier auf
unverblüm=
teſte Art kommuniſtiſche Hetzpropaganda, geht aber die eigene
Courage doch nicht. Und ſo wurden denn die Erſchienenen durch
etwas überrumpelt, das wohl ohne Beiſpiel daſteht und
hoffent=
lich niemals eine Nachfolge finden wird. Es läßt ſich ſchwer über
dieſes verſchrobene Erzeugnis auf Abwege geratener Phantaſie
berichten. An Hand eines „Berichts vom Fliegen” wird ſo
einiges über Verhältnis von Menſch zu Menſch entwickelt, teils
durch einen Chor, teils durch einen Sprecher, teils durch
Solo=
geſänge, durch ein ſinfoniſch geſetztes Orcheſter und ſchließlich
auch durch einen Bläſerchor, der jeder Kriegervereins=Beerdigung
Ehre machen würde. Der Hauptwitz an der Angelegenheit ſoll
nun der ſein, daß das Publikum mitwirkt. An beſtimmten Stellen
erſcheinen auf der Leinwand Noten und Text. Herr Profeſſor
Hindemith erhebt ſich und dirigiert die Gemeinde, beſagter
Po=
ſaunenchor intoniert und der ſchlichte Hörer kann ſich daran
be=
geiſtern, daß er ein halbes oder ein ganzes Dutzend Töne mitſingt.
Zwiſchen dem allen ſteht noch eine beſonders widerwärtige
Clownsſzene, in der Spaßmacher einen Menſchen zerſägen.
Ueberſchrift: „Ob der Menſch dem Menſchen hilft!” (Merkſt du
was, geliebter Leſer?) Es hat wirklich nicht viel Sinn, ſich über
dieſes Machwerk aufzuregen. Es zeigt ſich eben, daß in dem
großen Muſiker Hindemith nicht die Spur von kritiſchem
Urteils=
vermögen vorhanden iſt, gegenüber irgendwelchen geiſtigen
Strömungen, die ſich, maskiert oder unmaskiert, an ihn
heran=
drängen. Schade!
Mitwirkende.
Es iſt unmöglich, aus der langen Liſte der Mitwirkenden alle
diejenigen zu nennen, die ſich mit aller Hingebung bemühten,
während dieſes Muſikfeſtes zu retten, was eben noch zu retten
war. An erſter Stelle möchte ich da die ausgezeichnete
Madrigal=
vereinigung von Hugo Holle nennen, die auch noch ſo
ver=
ſtiegene choriſche Aufgaben mit abſoluter Sicherheit und immer
tonſchön löſte, neben ihr die Sänger und Sängerinnen Oskar
Kalman, Johannes Willy. Joſef Witt, Elſe Siehler,
Margarete Kramer, Betty Mergler und Inge van der
Straaten. Von inſtrumentalen Kräften tat ſich insbeſondere
das Frankfurter Rundfunkorcheſter hervor. Kein Geringerer
als Hermann Scherchen waltete als muſikaliſcher Leiter. Man
kennt ſeine Art, ſich mit völliger Reſtloſigkeit für das einzuſetzen,
was er einmal übernommen hat. Und ihm iſt es wohl in der
Hauptſache zu danken, daß dieſe Sachen noch irgendwie ein Ge=
ſicht bekamen und, wenn auch die Verärgerung des Publikums
nicht vermieden wurde, doch wenigſtens der Skandal ausblieb.
Dr. Adolf Aber.
Der Dichter Karl Henkel geſtorben. Der 60jährige Dichter
Karl Henkel, ein geborener Hannoveraner, der in München viele
ſeiner Werke geſchaffen hat, iſt in Lindau geſtorben. Seine Leiche
wird am Freitag nachmittag in Konſtanz eingeäſchert werden.
Auf Wunſch des Verſtorbenen wird der Dichter Fritz Droop aus
Mannheim die Gedenkrede halten.
p. Der verſtorbene Fürſt Johann II. von Liechtenſtein als Mäzen.
In der Jahresſitzung der Wiener Akademie der Wiſſenſchaften feierte
nach der „V. V.” deren Präſident Profeſſor Dr. Redlich das
Ehren=
mitglied. Johann II. hat lange Jahre bedeutende Summen geſpender,
damit das große Unternehmen der Sammlung und Ausgabe der
anti=
ken Inſchriften Kleinaſiens in mehreren Expeditionen durchgeführt und
die erfolgreichen Ausgrabungen in Epheſus begonnen werden konnten.
Weiter hat er die Expedition der Akademie nach Arabien unterſtützt
und das Werk über Kuſeir Amra ermöglicht, wie auch die prähiſtoriſchen
Unterſuchungen in Mähren dauernd gefördert. Insbeſondere verdient
die Begründung und Erhaltung des Inſtituts für Pflanzenkunde auf
dem Schloſſe Eisgrub Erwähnung. Die Liechtenſteingallerie in Wien
iſt ſein Werk, zahlreiche Muſeen hat er durch Spenden gefördert, ebenſo
die Wiederherſtellung alter und die Errichtung neuer Schlöſſer und
Kirchen. Die Schaffung von Wohlfahrtsbauten und die Unterſtützung
von Künſtlern durch Bauaufträge ſowie kunſtgeſchichtlicher Publikationen.
In ſeiner abſoluten Selbſtloſigkeit übte er das Gute ohne jedes
Auf=
ſehen. Sein Andenken ſoll unſerer Zeit ein Vorbild ſein und für die
Zukunft bleiben.
Das Lexikon für Alle, ſo nennt mit Recht der Union=Verlag in
Stuttgart die ſoeben unter dem Namen „Kürſchners
Handlexi=
kon” erſchienene 10., neubearbeitete Auflage ſeines bereits in über
100 000 Stück verbreiteten kleinen Konverſationslexikons. Auf 900 Seiten
mit 1800 Textſpalten und 32 Bildertafeln gibt es in gedrängter Form
die Summe unſerer heutigen Kenntniſſe. Das Erſtaunliche an „
Kürſch=
ners Handlexikon” iſt die ſtraffe Konzentration des Textes und die
da=
durch erzielte überraſchende Vollſtändigkeit. Natur, Technik und
Geiſtes=
wiſſenſchaften, Geſundheit und Körperpflege, Geſchichte, Erd= und
Völ=
kerbunde, alles, was man in einem großen Lexikon ſucht, iſt auch im
„Kürſchner” in knapper Faſſung zu finden. Die Veränderungen der
Nachkriegszeit, die letzten techniſchen Fortſchritte ſind in der Neuauflage
berückſichtigt. Durch den ſauberen und klaren Druck, den ſoliden
Leinen=
band, das handliche Format macht „Kürſchners Handlexikon” auch
äußer=
lich einen ſehr anſprechenden Eindruck. Sein Preis beträgt nur 3,80 RM.,
iſt alſo im Verhältnis zu der Reichhaltigkeit und Gediegenheit des Buches
außerordentlich billig und für jedermann erſchwinglich. Wer ein
Nach=
ſchlagebuch ſucht, das ihm raſch und ſicher und mit zeitgemäßer Kürze
treffende Antwort gibt auf vielerlei Fragen, dem ſei „Kürſchners
Hand=
ſexikon” empfohlen.
Seite 4
Freitag, den 2. Auguſt 1929
Nummer 212
England vor allem deshalb beachtet worden, weil ſie
Beſtim=
mungen über gewiſſe prozentuelle Abrechnungen zwecks
Ent=
ſchädigung des enteigneten ruſſiſchen Beſitzes der Aktionäre
ent=
hielten. Die Engländer ſagen ſich mit Recht — was den
Ameri=
kanern zugeſtanden worden iſt, ſollte billigerweiſe ſeitens der
Sowjetmacht auch ihnen gewährt werden. Hierdurch erklärt ſich
die den Kreml beſonders verſtimmende Tatſache, daß es juſt die
Labour=Regierung iſt, die erneut von „Befriedigung der
ruſſi=
ſchen Forderungen britiſcher Staatsangehöriger” zu reden
begon=
nen hat. Daß endlich, im Ergebnis dieſer Haltung der
Handels=
welt und der Regierung, die Ausſichten einer engliſchen
Kredit=
gewährung an den Sowjetſtaat zurzeit keine ſehr günſtigen ſind,
dürfte nach dem Geſagten nur verſtändlich ſein.
Von nicht geringerer Bedeutung für die kommende
Entwick=
lung der angloruſſiſchen Beziehungen iſt die Frage der
bol=
ſchewiſtiſchen Propaganda. Dieſes leidige Problem
ſpielt heute durchaus keine geringere Rolle als 1924 oder in den
Jahren des konſervativen Regiments. Es hat in letzter Zeit
eher an Schärfe gewonnen, als verloren. Die ſeit 1924
verfloſſe=
nen Jahre ſind durch eine ganz auffallende Zunahme der
kom=
muniſtiſchen Aktivität in Indien gekennzeichnet geweſen. Zum
Ueberfluß haben die Sowjetruſſen gerade den gegenwärtigen
Augenblick, da ſie um die Gunſt der Labour=Party buhlen, für
geeignet gefunden, um ihre Propaganda in Indien und in
anderen Teilen des britiſchen Imperiums zu verdoppeln und
gleichzeitig die kommuniſtiſchen Sendlinge mit neuen
Inſtruktio=
nen über die Maedonald und der Labour=Regierung gegenüber
einzunehmende Haltung zu verſehen. Es wird eine „verſtärkte
Agitation” gegen Maedonald anempfohlen, deſſen Regierung —
„eine Regierung des Kriegsgeiſtes und der kapitaliſtiſchen
Ratio=
naliſierung” genannt wird. Antiengliſche Loſungen, wie „Hoch
die proletariſche Revolution in England” oder „Wärmſte Grüße
den Streikenden in Bombay”, hat Moskau erſt Anfang dieſer
Woche neu herausgegeben. Auf den 1. Auguſt wurde für
Eng=
land ein „Tag der Kommuniſtiſchen Roten Internationale”
an=
gekündigt uſw. Ueber dieſe und ähnliche Dinge iſt
begreiflicher=
weiſe in England niemand ſonderlich erbaut. Endlich hat auch
der ruſſiſch=chineſiſche Zuſammenſtoß für England
vor allem dadurch eine ſymptomatiſche Bedeutung gehabt, als er
ent und in ganzer Breite das Problem der bolſchewiſtiſchen
ropaganda, die doch den Konflikt hervorrief, aufgerollt hat.
hina iſt — in ſeinem Beſtreben, ſich gegen die
Sowjetpropa=
anda zur Wehr zu ſetzen — faſt in einen Krieg geſtoßen worden.
Aehnliches kann aber jeden Tag jeder anderen Macht paſſieren,
ſeren Beſitzungen, wie beiſpielsweiſe diejenige Großbritanniens,
ſich praktiſch mit Intereſſenſphären der Sowjetunion berühren
und von Sowjetagenten beſonders bequem heimgeſucht werden
können . . .
Es ergibt ſich aus all dem Dargelegten, daß die Labour=
Regierung aus einer ganzen Reihe von inneren, wirtſchaftlichen
und außenpolitiſchen Gründen aller Wahrſcheinlichkeit nach an die
Verhandlungen zur Wiederaufnahme der Beziehungen zur
Sow=
jetunion nur mit größter Vorſicht und ohne
Ueber=
ſtürzung herantreten wird. Sie wird aber gleichzeitig bemüht
ſein, die gegenwärtige Lage dahin auszunutzen, um möglichſt viel
in bezug auf Entſchädigung der ruſſiſchen Forderungen britiſcher
Staatsangehöriger, „praktiſcher Garantien zur Einſtellung der
bolſchewiſtiſchen Propaganda” und ähnliche Dinge mehr
heraus=
zuſchlagen. Die Art, wie die Labour=Regierung dabei der
Sow=
jetmacht entgegentritt, iſt — das zeigte ſich bereits bei der vom
diplomatiſchen Standpunkt faſt unerhörten Aufforderung, „
zu=
nächſt einen bevollmächtigten Vertreter zu Vorbeſprechungen zu
entſenden” — eine überaus ſelbſtſichere, wenn nicht gar
reſpekt=
loſe. Macdonalds Kenntnis der „ruſſiſchen Dinge” hat ſich
ſeit 1924 nicht unweſentlich vertieft. Er kennt die Sowjetmacht
und deren Vertreter heute um vieles beſſer, als es den letzteren
vielleicht angenehm ſein könnte. Und mit einer kühlen
Zurück=
haltung und einer echt=britiſchen Ueberheblichkeit, die merkwürdig
ſtark an die bekannte Attitüde Sir Auſten Chamberlains
erin=
ert, hält auch er den Sowjetherren den herablaſſend=
wohlwollen=
den Ratſchlag entgegen: „Gentlemen, do not expeet too
much . . ."
Abbruch der engliſch=ruſſiſchen Wieder
aufnahmeverhandlungen.
Dowgalewſki nach Paris zurückgereiſt.
EP. London, 1. Auguſt.
In den Verhandlungen zwiſchen dem engliſchen Außenminiſter
Henderſon und dem ruſſiſchen Botſchafter in Paris, Dowgalewſki,
iſt eine überraſchende Wendung eingetreten. Die Beſprechungen
ſind vorläufig abgebrochen worden und Dowgalewſki hat bereits
heute nachmittag London wieder verlaſſen.
Der Abbruch der Verhandlungen iſt auf die
Wei=
gerung der Sowjetregierung zurückzuführen
über die von Außenminiſter Henderſon, als
Grundlage für die Verhandlungen zur
Wiederauf=
nahme der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen den beiden
Län=
dern niedergelegten Bedingungen weiter zu
disku=
tieren. In der ruſſiſchen Antwort auf die engliſchen Vorſchläge
Der Pariſer Sowjetbotſchafter Dowgalewſki,
hat die Vorbeſprechungen über die Wiederaufnahme der
Beziehungen Sowjetrußlands zu England mit dem
eng=
liſchen Außenminiſter Henderſon abgebrochen.
heißt es, daß die Erklärung des engliſchen Außenminiſters,
wo=
nach ohne vorherige Regelung der wichtigſten zwiſchen den beiden
Ländern ſchwebenden Probleme eine Wiederaufnahme der
Bezie=
hungen zueinander unmöglich ſei, klar zum Ausdruck bringe, daß
die engliſche Regierung entweder nicht gewillt
oder nicht in der Lage iſt, der ſofortigen
Wieder=
herſtellung der diplomatiſchen Beziehungen
zwiſchen England und Rußland zuzuſtimmen.
Un=
ter dieſen Umſtänden müſſe das ruſſiſche Außenkommiſſariat die
Bedingungen der engliſchen Regierung erſt dem
Zentralvollzugs=
ausſchuß der Sowjetunion auf ſeiner nächſten Sitzung unterbreiten,
ehe weitere Schritte in dieſer Frage von ruſſiſcher Seite
unter=
nommen werden könnten.
Sehnutag der „Adlen Artion!
Der 1. Auguſt in Berlin. — Alles ruhig.
* Berlin, 1. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Vier Uhr nachmittags. Der Luſtgarten liegt noch ruhig da.
Der Berufsverkehr ſetzt gerade ein; auch in der Innenſtadt iſt
keine Aenderung des gewohnten Bildes zu bemerken. Anders
in den Vororten. Da ſammeln ſich die erſten Züge, um nach dem
Luſtgarten, dem Ziel der heutigen Demonſtration zu
marſchie=
ren. Polizei iſt faſt nirgends zu ſehen, noch weniger aber die
roten Fahnen, die nach den Ankündigungen der Kommuniſtem
aus jedem Hauſe hängen ſollten. Gegen 5 Uhr wird es am
Luſtgarten lebhafter. Die erſten Züge treffen ein. Männer,
Frauen, Kinder, die die üblichen roten Fahnen und Plakate mit
Antikriegsinſchriften tragen. Die Schalmeien werden aufs
hef=
tigſte ſtrapaziert, um ein bißchen Leben in die Züge
hineinzubrin=
gen. Denn es muß geſagt werden, die Beteiligung an der
Anti=
kriegskundgebung iſt dürftiger, als man erwarten durfte.
Viel=
leicht, daß doch der blutige 1. Mai in den Maſſen noch nachwirkt,
daß ſich niemand unnötig irgendwelchen Gefahren ausſetzen will.
Ein Transparent verteidigt die Sowjetunion. „Das Vaterland
aller Werktätigen” hat nun einmal nicht Zugkraft genug, um die
Maſſen heranzulocken. Auch in Neukölln hat die Parole der
Kom=
muniſten nicht ſo zündend gewirkt, wie es die Parteileitung
viel=
leicht gehofft hat. Der Zug beſtand aus etwa 2000 Perſonen,
was bei dem dichtbevölkerten Ortsteil nicht viel heißen will.
Da=
für war die Polizei recht ſtark vertreten, die die Demonſtranten
nach dem Luſtgarten begleitete, im übrigen aber kaum Anlaß
hatte, irgendwo einzuſchreiten. Um 6 Uhr iſt der Anmarſch
be=
endet. Man zählt beſtenfalls 6000 Perſonen auf dem großen
Platz. Die Redner beginnen, aber trotz der Megaphone ſind ſie
kaum verſtändlich. Mit Geſang ſchließt die Veranſtaltung. Dann
ſetzt der Rückmarſch ein,
Der „Role Tag” auch in Wien ruhig verlaufen.
Der 1. Auguſt iſt in Wien ohne jeden Zwiſchenfall verlaufen.
Die Polizei hatte in den Nachmittagsſtunden den Platz vor der
Votivkirche, auf dem die Kommuniſten urſprünglich ihre
Ver=
ſammlung abhalten wollten, vollſtändig abgeriegelt. Die
Kom=
muniſten machten aber keinerlei Verſuche, ihre Demonſtrationen
entgegen dem polizeilichen Verbot zu erzwingen.
Ruhiger Verlauf des „Roken Tages” in Pgris.
Der Vormittag des „Roten Tages” iſt ruhig verlaufen. Die
Stadt zeigt ihr gewohntes Bild, abgeſehen von den
Gendarmerie=
abteilungen, die an den ſogenannten „ſtrategiſchen Punkten”
kon=
zentriert ſind und den Patrouillen zu Fuß und zu Pferd, die die
Straßen durchziehen. Man beziffert die Zahl der Streikenden
auf etwa 5 Prozent. Der einzige Zwiſchenfall, der bisher
be=
kannt geworden iſt, ereignete ſich in der Rue de Convention, wo
durch einige Kommuniſten Revolverſchüſſe auf eine Straßenbahn
abgegeben wurden, in der ſich Poſtbeamte zur Arbeit begaben,
Es wurde jedoch niemand verletzt. In der Vorſtadt wurden
etwa 15 Kommuniſten, die die Arbeitswilligen am Betreten der
Fabriken verhindern wollten, oder Flugſchriften mit der
Auffor=
derung zum Streik verteilten, feſtgenommen. Auch bis heute
nachmittag iſt es in Paris zu keinen ernſthaften Ruheſtörungen
gekommen. Die Ueberwachung der einzelnen „ſtrategiſchen
Punkte” von Paris und den Vororten iſt äußerſt ſorgfältig.
Polizeiflugzeuge kreiſen über der Stadt und den Vororten. Sie
ſtehen in ſtändiger funkentelegraphiſcher Verbindung mit der
Polizeipräfektur. Der Streikparole wurde kaum Folge geleiſtet.
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Nummer 212
Freitag, den 2. Auguſf 1929
Seite 3
Aus der Lunvesgkäptftaut.
Darmſtadt, 2 Auguſi.
Tagung des Deutſchen Bereins für Bermeſſungsweſen
Mit dem heutigen Tage beginnt hier die Tagung und
Mitglieder=
berſammlung des Deutſchen Vereins für Vermeſſungsweſen, auf die
be=
reits in einem früheren Artikel aufmerkſam gemacht worden iſt. Neben
Vertretern der geodätiſchen Wiſſenſchaft werden ſich etwa 400
Tcil=
nehmer us ganz Deutſchland einfinden. Auch aus dem Saarland, von
unſerem Bundesſtaat Oeſterreich und der Schweiz ſind Teilnehmer zur
Tagung angemeldet. Das Vermeſſungsweſen hat für Staat und
Wiſſen=
ſchaft ſehr große Bedeutung. Durch die Vermeſſungen ſoll nicht allein
die Sicherheit des Grundeigentums gewährleiſtet, es ſollen auch die
Unteulagen für die Herſtellung von Plänen aller Art für die Zwecke
der Wirtſchaft, ſovie die Unterlagen für eine gerechte Beſteuerung der
Liegenſchaften hierdurch beſchafft werden. Die Nenzeit ſtellt an die
Vermeſſungstechnitk große Anforderungen. Es ſei nur auf die zum
Zwecke der Fördrung der Landwirtſchaft notwendigen
Feldbereini=
gungen, die zur Beſchaffung von Bauland notwendigen
Bauland=
umlegungen, auf die Sieblungen, die Kanal= und Talſpervenbauten, den
Bau der Bahnen und Straßen (Autoſtraßen auſw.) venvieſen. Alle dieſe
wirtſchaftlichen Unternehmungen gründen ſich auf ſongfältig ausgeführte
Verm ſſungen.
Alle Vermeſſungen für amtliche Zwecke müſſen an eine ſorgfältig
ausgeführte Landestriangulation angeſchloſſen ſein, weil die
Kataſter=
vermeſſungen der Gemarkungen eines Landes nur hierdurch ihren
Zweck vollſtändig erfüllen können.
Der öffentliche Meſſungsdienſt muß heute, under Berückſichtigung
der allgemeinen finanziellen Lage des Staates und der Gemeinden, ſo
aufgebaut ſein, daß er, ohne das Höchſtmaß techniſchen Könnens zu
ver=
machläſſigen, den wirtſchaftlichen Belangen Rechnung trägt. Es muß
jede Doppelarbeit vermieden und das amtliche Planmaterial ſo
auf=
geſtellt werden, daß es zur Vervielfältigung und auch für die Zwecke
der Kartographie Verwendung finden kann. Im Meſſungsdienſt müiſſen
alle mechaniſchen Hilfsmittel der Neuzeit, wie Rechem= und
Schreib=
maſchinen, Planimeter, Linear= und Polarkoordinatographen, die beſten
Inſtrumente der Prismentechnik zur Abſteckung rechter Winkel, die
neueſten Inſtrumente kum Winkelmeſſen, zum Einwägen und zum
Längemmeſſen (optiſches Entfernungsmeſſen) zur Verfügung ſtehen Auch
die neuzeitlichen Arbeiten auf dem Gebiete der Luftbildmeßkunſt für die
Zwecke der Landes= und Stadtplanung, Strom= und Fortwirtſchaft uſw.
gehören zum Arbeitsgebiet des Vermeſſungsingenieurs.
Die Ausbildung des Vermeſſungsingenieurs darf nicht hinter
der=
jenigen der übrigen Diplomingenieure zurückſtehen. Es har ſich im
Weltkriege bitter gerächt, daß bei der Heereseinrichtung das
Vermeſ=
ſungsweſen vollſtändig vernachläſſigt und auch bei manchen
Länder=
regierungen nicht ſeiner Bedeutung entſprechend gewvürdigt worden war.
In allen deutſchen Ländern iſt heute für alle höhere
Vermeſſungs=
beamte eine nahezu gleiche volle akademiſche Ausbildung vorgeſchrieben.
Die Darmſtädter Tagung des Deutſchen Vereins für
Vermeſſungs=
weſen findet nicht nur in den eigentlichen Fachkreiſen eine beachtliche
Bedeutung und Würdigung, ſie findet auch eine entſprechende
Wert=
ſchätzung bei den ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden. Es zeigt dies
nicht nur das dem vorbereitenden Ortsausſchuß bewieſene
Entgegen=
kommen, ſondern auch die rege Teilnahme an der mit der Tagung
ver=
bundenen Ausſtellung, an der ſich nicht nur Fachleute und Herſteller
geodätifcher und vermeſſungstechniſcher Inſtrumente und Werkzeuge
be=
teiligen, ſondern die auch von zahlreichen Behörden Heſſens,
Deutſch=
lands and des Auslandes beſchickt worden iſt. Dieſe Ausſtellung gibt
auch ein anſchauliches Bild von der Vielſeitigkeit und der Bedeutung
des Vermeſſungsweſens für Staat und Wirtſchaft. Sie zeigt und
ver=
anſchaulicht auch den Fortſchritt im Vermeſſungsweſen. Der Beſuch der
Ausſtellung in dem Hauptgebäude der Techniſchen Hochſchule, 3. Stock,
kann daher jedem Staatsbürger empfohlen werden, zumal er für den
5. und 6. Auguſt für jedermann frei iſt. Eim Hatalog zu 50 Rpf. iſt
am Eingang der Ausſtellung erhältlich.
Der Ortsausſchuß hat ſich bemüht, den Vertretern der zahlreichen
Zweigvereine und den Mitgliedern des Deutſchen Vereins für
Vermeſ=
ſungsweſen dem Aufenthalt in Darmſtadt auch in ſonſtiger Hinſicht ſo
angenehm als möglich zu geſtalten. Die wiſſenſchaftlichen und fachlichen
Arbeiten und Beratungen werden durch entſprechende geſellſchaftliche
Veranſtaltungen ergänzt. Die Teilnehmer an der Tagung werden
Ge=
legemheit erhalten, mit den ſchönſten Punkten Darmſtadts und ſeiner
herrrlichen Umgebung vertraut gemacht zu werden.
Wir begrüßen die Teilnehmer an der zum zweiten Male in
Darm=
ſtadt ſtattfindenden Jahvesverſammlung des Deutſchen Vereins für
Ver=
meſſungsweſen reiht herzlichſt und wünſchen ſowohl den
fachwiſſen=
ſchaftlichem Verhandlungen als auch den geſellſchaftlichen
Veranſtal=
tungen den beſten Verlauf.
Günſtige Enkwicklung des deutſchen Luftbildes.
Bei der in Darmſtadt ſtattfindenden großen Tagung des
Deut=
ſchen Vereins für Vermeſſungsweſen wird erſtmalig die Vermeſſung
aus der Luft neben den anderen Vermeſſungsarten als beſonderes
Hauptgebiet behandelt werden. Man darf dies auf die guten
Erfah=
rungen zurückführen, welche mit den deutſchen Luftbildern in den letzten
Jahren gemacht worden ſind. Die Junkers=Luftbildzentrale
(Leipzip) wird hierbei eine große Anzahl von Plänen ausſtellen, die
ſie im Auftrage verſchiedener Behörden aufgenommen und bearbeitet
hat, ſo z. B. einen 6 Meter langen Luftbildplan der Stadt Ems,
herge=
ſtellt im Auftrag der Provinz Weſtfalen, und 2 große Luftbildpläne von
Emden und Weſermünde, welche als Unterlage für die Vermeſſung des
Hafengeländes dienen. Auch ein ca. 100 gkm großes Gebiet der Stadt
Deſſau und Umgebung iſt vertreten.
— Kündigung der Gehaltstabelle. Wie uns vom Zentralverband
der Angeſtellten mitgeteilt wird, haben die beteiligten
Angeſtellrenver=
bände das beſtehende Gehaltsabkommen für Induſtrie=, Groß= und
Ein=
zelhandel gekündigt.
— Heff. Landestheater. In erfreulichem Umfange haben die
bis=
herigen Abonnenten des Landestheaters ihre Miete für das kommende
Spieljahr wieder erneuert. Die Generaldirektion hat ſich entſchloſſen,
den Termin, für die Erneuerung der Mieten bis zum 10. Auguſt zu
verlängern, um den vorjährigen Mietern mit der Zuweiſung ihrer
bis=
herigen Plätze dienen zu können. Neuanmeldungen zur Platzmiete
wer=
den weiterhin entgegen genommen. — Im Kleinen Haus findet am
kom=
menden Montag, anläßlich der Tagung des Deutſchen Vereins für
Ver=
meſſungsweſen, eine Aufführung des „Datterich” durch die Heſſ.
Spiel=
gemeinſchaft ſtatt. Ein Teil der noch verfügbaren Plätze wird am
Samstag und Montag an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes, vorm.
von 11 Uhr bis 13 Uhr zum Preis von 1 RM. abgegeben.
— Die Induſtrie= und Handeskammer Darmſtadt teilt mit: Immer
wieder kommt es vor, daß Anfragen deutſcher Firmen an deutſche
Auslandsvertretungen nicht genügend klar gefaßt ſind, ſo
daß die befragte Stelle kein genaues Bild erhält, worüber im einzelnen
eine Aufklärung gewünſcht wird. Derartige Ungenauigkeiten führen
entweder zu Rückfragen oder zu ganz allgemein gehaltenen Beantwo=, die nur von geringem Nutzen ſein können. In ihrem eigenen
Intereſſe muß daher allen Firmen, die ſich an deutſche Konſulate im
Ausland mit Anfragen wenden, empfohlen werden, die Anfragen
mög=
lichſt klar und beſtimmt zu faſſen.
— Ihren 85. Geburtstag begeht am 3 Auguſt im Kreiſe ihrer Kinder,
Enkelkinder und Urenkel Frau Sofie Mark, Witwe, Kranichſteiner
Straße 26.
— Hohes Alter. Am 4. Auguſt begeht Frau Minna
Stahl=
höfer aus Wixhauſen, wohnhaft in Darmſtadt, Müllerſtraße 7, bei
beſter Geſundheit ihren 80. Geburtstag.
Gartenbau=Ausſtellungen.
Von Staatl. Garteninſpektor F. C. Weigold.
Dieſer Tage wurde die „Gruga” die Große Ruhrländiſche
Gartenbau=Ausſtellung in Eſſen eröffnet. Sie ſchließt den Reigen
der drei großen Ausſtellungen dieſer Art in den letzten Jahren:
Dresden, Liegnitz, und jetzt Eſſen. — Zu den drei großen, die durch
bedeutende Mittel des Staates und der betreffenden Städte
finan=
ziert wurden, kommen drei weitere von beſcheidenerem Ausmaß,
aber nicht minder wichtig für die Entwicklung der
Gartengeſtal=
tung: Stuttgart, Ludwigshafen und Darmſtadt. Alſo in fünf
Jahren ſechs Gartenbau=Ausſtellungen! Gartendirektor Heicke hat
in der „Gartenkunſt” ſehr treffend geſagt, daß „Jeder, der ehrlich
iſt und den Dingen auf den Grund zu ſchauen weiß, ſich bewußt
iſt, daß Verkehrswerbung den Urantrieb aller derartigen
Veranſtaltungen bildet und es letzten Endes vom Weitblick
ein=
zelner führender Männer abhangt, welche Berufsgruppe den Wind
in ihren Segeln auffängt und für ihr Sondergebiet nutzbar zu
machen verſteht.” — Damit iſt gar deutlich geſagt, wer das
Haupt=
intereſſe an derartigen Ausſtellungen hat und wer berufen iſt —
ſich an den Laſten zu beteiligen: einmal die Städte und dann
die jeweils beteiligte Berufsgruppe! Eine Tatſache, über die man
ſich ſeinerzeit in Darmſtadt nicht recht kklar werden wollte. — Nun
iſt es zweifellos einleuchtend, daß die obenerwähnte
Verkehrs=
werbung um ſo wirkſamer iſt, je wertvoller die betreffende
Aus=
ſtellung iſt oder . . . je ſenſationeller! Den tatſächlichen
künſtle=
riſchen Wert eines derartigen Unternehmens können aber immer
nur wenige beurteilen — während die Senſation auf alle wirkt.
— Die Eintritt zahlende Maſſe iſt alſo die ſtärkere, darum ſtets
dort, wo die Mittel es erlaubten, ſenſationelle Aufmachung.
Damit ſind die Mängel der drei großen Ausſtellungen
Dres=
den 1926, Liegnitz 1927 und Eſſen 1929 gekennzeichnet Sie
konn=
ten mit Hunderttauſenden. Eſſen mit Millionen arbeiten. Es iſt
nur zu gut verſtandlich, daß es den betreffenden Gartenarchitekten
lockte, alles, was er an Ideen in ſich trug, zur Schau zu ſtellen,
immerzu etwas Neues um jeden Preis, — daß dabei aber der
Gartenſtil unſerer Zeit, d. h. einfach, wohnlich und — billig, zu
kurz kommen mußte, iſt klar. — Zweifellos, jene drei großen
Aus=
ſtellungen ſind gekonnt, raffiniert in der Raumgeſtaltung, oft
genial in Einzelheiten, aber unter vollſtändigem Verkennen des
Bedürfniſſes unſerer Zeit, — in einer geradezu erſtaunlichen
Nicht=
achtung deſſen, was man, im guten Sinne, unter „neuer
Sachlich=
keit” verſteht. Meines Erachtens iſt Eſſen, von den obigen
Ein=
ſchränkungen abgeſehen, die intereſſanteſte: Sie hatte keinerlei
Bindungen an Vorhandenes (damit ſtimmt ſie mit Ludwigshafen
überein), brauchte auf keinen alten Parkbeſtand Rückſicht zu
neh=
men, konnte mit bedeutenden Mitteln ganz neu aus dem Nichts
aufgebaut werden und bildet ſo ein geſchloſſenes Ganzes wie keine
ihrer Vorgängerinnen. — Man hat der Ausſtellung den Vorwurf
gemacht, ſie ſei nicht klar im Aufbau, es fehle die Dominante,
damit jede Möglichkeit einer Steigerung. Dieſer Anſicht bin ich
nicht; es kann ſehr wohl Abſicht des künſtleriſchen Schöpfers der
Ausſtellung (der tragiſcherweiſe ein Vierteljahr vor der
Eröff=
nung ſtarb) geweſen ſein, alle Flächen und Terraſſen als
gleich=
wertige Faktoren nebeneinander zu ſtellen. — Dresden und
Lieg=
nitz dagegen zeigen weites Auseinanderziehen der einzelnen Teile,
geſchicktes Einbetten in alten Baumbeſtand, — deutliches
Bevor=
zugen des einen auf Koſten anderer, weniger liebevoll geſtalteter
Teile, — aber auch wie Eſſen von einer impoſanten Wirkung, von
einer Koſtbarkeit des Materials, wie es nur im Millionärsgarten
möglich iſt.
Freiverloſung anläßlich des 2. Heſſiſchen
Hängerbundesfeftes.
Auf dem Polizeiamt Darmſtadt, Hügelſtraße, wurden Donnerstag,
vormittags 10 Uhr, die geſtifteten Gewinne für die Beſitzer einer
Feſt=
teilnehmerkarte gezogen. Nachſtehende Gewinne fielen auf folgende
Nummern:
Gewinn: Zweiſitzer=Opelwagen auf Nr. 6303, Gewinn Nr. 1 auf
Nr. 7445, 2. auf Nr. 1742, 3. auf Nr. 1614, 4. auf Nr. 131, 5. auf
Nr. 10 721, 6. auf Nr. 1693, 7. auf Nr. 6093, 8. auf Nr. 8329, 9. auf
Nr. 720, 10. auf Nr. 2504, 11. auf Nr. 6649, 12. auf Nu 1303,
13. auf Nr. 8024, 14. auf Nr. 3416, 15. auf Nr. 1745, 16. auf Nr. 6054,
17. auf Nr. 3899, 18. auf Nr. 7025, 19. auf Nr. 7319, 20. auf Nr.
2415, 21. auf Nr. 7442, 22. auf Nr. 323, 23. auf Nr. 1111, 24 auf
Nr. 5671, 25. auf Nr. 9012, 26. auf Nr. 8571, 27. auf Nr. 8592,
28. auf Nr. 7335, 29. auf Nr. 2453, 30. auf Nr.4920, 31. auf Nr.
1127, 32. auf Nr. 423, 33. auf Nr. 4591, 34. auf Nr. 1207, 35. auf
Nr. 11294, 36. auf Nr. 8912, 37. auf Nr. 6309, 38. auf Nr. 2114,
40. auf Nr. 6958, 41. auf Nr. 2217, 42. auf Nr. 2338, 43. auf Nr.
3230, 44. auf Nr. 2307, 45. auf Nr. 7397, 46. auf Nr. 377.
Die Gegenſtände können gegen Abgabe der Original=
Feſtteilnehmer=
karte auf der Geſchäftsſtelle des Heſſiſchen Sängerbundes, Beſſunger
Straße 41 (G. F. Roth) in Empfang genommen werden. — Weitere
Auskunft erteilt die Geſchäftsſtelle des H. S.B.
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Iſt das Boogswaſſer geſundheitsſchädlich?
Das Amt für Leibesübungen ſchreibt uns:
Die in der letzten Zeit vorgebrachten Klagen über
Augen=
entzündungen, hervorgerufen durch das Baden im Woog, ſind
auf die Blaualgenbildung zurückzuführen. Nur bei ſtark
emp=
fänglichen Perſonen ruft dies leichte Bindehautkatarrhe und
Haut=
entzündungen hervor. Eitrige Entzündungen konnten bis jetzt
noch nicht feſtgeſtellt werden, jedoch iſt derartiges Vorkommnis
auf zu langes Sonnen= und Luftbad zurückzuführen. Wenn
Per=
ſonen ſich 8—9 Stunden der grellen Sonnenhitze ausſetzen, dann
iſt es ſelbſtverſtändlich, daß ein außerordentlicher Sonnenbrand
ſtattfindet, der ſogar die inneren Organe angreifen kann.
Des=
halb muß immer wieder betont werden, ſich der Sonne nicht
länger als 10—20 Minuten auszuſetzen; dies wird jeder Arzt
beſtätigen.
Im ſtädtiſchen Leihamt findet am Mittwoch, den 7., und
Don=
nerstag, den 8. Auguſt 1929, vormittags von 8,30—12 Uhr, Verſteige=
rung verfallener Pfänder ſtatt. (Siehe heutiges Inſerat.)
Damit komme ich zur Bedeutung jener drei bisher nur kurz
erwähnten kleineren Ausſtellungen: Stuttgart 1924. Darmſtadt
und Ludwigshafen 1925. Stuttgart gebührt der Ruhm, als erſte
Ausſtellung nach Kriegs= und Inflationszeit zu zeigen, daß der
verarmte deutſche Gärtner trotz aller Schwierigkeiten ſich bemühte,
den hohen Stand der Vorkriegszeit wieder zu erreichen. An ihr
haben alle ſpäteren ſich Mut geholt, hatte ſie doch dank des
pracht=
vollen Zuſammenarbeitens aller beteiligten Kreiſe einen
glänzen=
den pekunjären Erfolg. Gartenkünſtleriſch war ſie, abgeſehen von
einigen guten Anſätzen in den Sondergärten, ohne Bedeutung!
Anders Ludwigshafen. Ich war damals ſelbſt Mitbewerber um
die Leitung dieſes Unternehmens (doch brachte es mein Entwurf
über den Ankauf nicht hinaus), kenne deshalb die Verhältniſſe
ganz genau: ein abſolut rohes, teils ſumpfiges Gelände war unter
Heranziehung der Arbeitsloſen nicht nur urbar zu machen, ſondern
in ein blühendes Gartenparadies umzuwandeln. Die techniſche
Leiſtung bis zu dieſem Ziel war enorm. Daß die Arbeiten bei
der Eröffnung noch nicht beendet, war ihr Verhängnis — man
bezeichnete Ludwigshafen noch als unfertig, als längſt nichts mehr
an ihr auszuſetzen war. Sie brachte künſtleriſch Wertvolles: eine
reichbedachte Mittelachſe mit ſternförmigem Waſſerbecken, eins
Blumenwieſe von träumeriſcher Schönheit, einige gute Sonderk
gärten. — Aber auch ſie koſtete — von den Erdarbeiten ganz
ab=
geſehen — noch Hunderttauſende und ſchloß mit einem Defizit von
200 000 Mark ab, das die Stadt übernahm, auch ſo immer noch
billig zu einer bleibenden ſtädtiſchen Schmuckanlage kommend.
Anders Darmſtadt. Hier trug die Stadt kaum etwas zum
Gelingen der Ausſtellung bei. Für die bezahlten 8000 Mark
Defi=
zit erhielt ſie beträchtliche Reparaturen an Gebäuden,
Spring=
brunnen, Treppen. Außerdem wertvolle Erdarbeiten auf den
großen Raſenflachen. Einfüllen der Olbrichsgärten, die in der
herrlichen Barockanlage des Orangeriegartens nur ſtörten, und
noch manches andere, alles Werte, die die erwähnten 8000 Mark
bedeutend überſtiegen. Die Darmſtädter Gartenbau=Ausſtellung
1925 war ein „armes” Unternehmen. Man mußte mit etwa
48 000 Mark eine Fläche von über 45 000 Quadratmeter ſchmücken,
ohne dem Ruf und der Tradition (Gartenbau=Ausſtellung 1905)
der einſtigen Gartenſtadt Darmſtadt zu ſchaden. — Daß und wie
dieſe Aufgabe gelöſt wurde, — darin liegt die ſeinerzeit ganz
un=
beabſichtigte Bedeutung jener an ſich kleinen Ausſtellung: es hieß
nie: .. .. wie kann man dies oder jenes möglichſt ſchön machen”,
„.wie kann man es möglichſt billig machen,
ſondern immer:
und doch ſchön?” — Die Farbſtreifen der beiden unteren
Par=
terres, der Badegarten Kayſer und Seibert, der Sondergarten
Stumpp und der Dahlien=Sondergarten ſind von dieſem
Geſichts=
punkt aus vorbildlich! Es iſt dies nicht ſelbſtgefällige Ueberzeus
gung eines Beteiligten, ſondern die Anſicht zahlreicher Fachleute,
die ſie mir kürzlich in Eſſen mitteilten.
Es wäre für Darmſtadt eine herrliche zeitgemäße Aufgabe,
das nächſte mal — im ehrlichen Erkennen ſeiner Grenzen — eine
Gartenbau=Ausſtellung etwa unter dem Motto. Der billige
Gar=
ten” ins Leben zu rufen, um noch ſtärker als 1925 den Weg zum
Gartenſtil unſerer Zeit zu zeigen. — Wir verlangen heute von
einem Garten, daß er nicht zur Bewunderung zwingt, ſondern
uns innerlich begluckt. Es muß eine Luft dort ſein, die nichts vom
Tempo unſerer Zeit, in ſich trägt, ſondern uns Erholung von
dieſem Tempo bringt, etwa wie es aus jenem Stormſchen
Ritor=
nell klingt: .„ . .. das war ein Platz, weltfern, weit, weit
da=
hinten .. .!"
Jagd und Fiſcherei im Anguſt in Heſſen.
(Mitgeteilt vom Heſſ. Jagdklub, E. V., Darmſtadt.)
Der Rothirſch ſteht in der Feiſte, ſein Geweih iſt fertig, er wird
zum Waldgeſpenſt”. Ihn, wenn er gefegt hat, zu erlegen, gelingt nur
den Auserleſenen.
Beim Rehwild erreicht die Blattzeit mit dem Beginn des Monats
ihren Höhepunkt, in der zweiten Hälfte flaut ſie ab. — Beſonders wegen
des Abſchuſſes ſei hier hingewieſen auf die Ergebniſſe der Forſchungen
von Geheimrat Profeſſor Dr. Olt, Gießen, über das Erfrieren der
Baſt=
geweihe im letzten Winter. Mancher ſcheinbare „Kümmerer” wird im
kommenden Jahre eine ſtattliche Trophäe bringen.
Die Jagd auf alles übrige Wild beginnt laut einem Ausſchreiben
des Herrn Miniſters des Innern in Heſſen zur geſetzlichen, auf dem
Jagd=
paß angegebenen Zeit: die Wildenten haben alſo ſchon Schußzeit
ſelbſt=
bſterändlich auch alles Raubwild. Die Jagd auf Rebhühner ruht
wäh=
rend des Monats Auguſt, ebenſo wie die auf Faſanen.
Die Fiſcherei iſt offen und gewährt gute Beute, die Krebſe ſind in
dieſem Monat am ſchmackhafteſten.
Wer kennt das Schwindlerpaar? In der Zeit vom 2. bis 5. 7.
logierte in einem Privathaus ein Schwindlerpaar, welches ein
Familien=
ſtammbuch auf die Namen Wilhelm Friedrich Chriſtian Simon und
Anna Marie Simon geb. Hoffmann aus Godesberg mit ſich führt. Das
Familienſtammbuch hat das Paar im vorigen Jahre den Eheleuten
Simon in Godesberg entwendet. Dort nannte es ſich „Eheleure
Neu=
maher aus Leipzig”. Auch dieſer Name dürfte falſch ſein. Das Paar
hat auch in anderen Städten Betrügereien verübt. Hier gab ſich der
angebliche Ehemann S. als Maſſeur und Heilkundiger aus und
ſchwin=
delte der Familie des Logisgebers insgeſamt 62 RM. zwecks Beſorgung
von Medikamenten und billiger Wäſche ab. Von der angeblichen Reiſe
nach Bonn ſind die Schwindler nicht zurückgekehrt. Es iſt anzunehmen,
daß das Betrügerpaar auch weiterhin unrer falſchen Namen reiſen wird.
Beſchreibung des Chriſtian S.: etwa 41 Jahre, langes Geſicht, kurz
geſtutzter Bart, blaue Augen, rheiniſche Mundart, Schußnarbe an dem
rechten Arm, Schuß durch Unterkiefer von einer Seite zur anderen;
der Hals iſt vollſtändig zerſchnitten und vernarbt. Kleidung:
dunkel=
blauer Anzug, grauer Hut, gelbe Halbſchuhe, ſchwarze Aktentaſche. Von
ſeiner Begleiterin wurde er Karl gerufen. — Beſchreibung der Anna
Simon: Erwa 31 Jahre alt, Geſtalt klein, ſchwächlich, kurze wollige
Haare, geſunde Geſichtsfarbe, rheiniſche Mundart; Kleidung:
braun=
kariertes Kleid, helle Strümpfe, hellgraue Lackſchuhe, grüner Mantel,
geſprenkelter Hut; rechts Trauring und an einem anderen Finger Ring
mit grünem Stein. Sie wurde von ihrem Begleiter Luiſe genannt.
Da die Beſchreibung des Mannes ſehr charakteriſtiſch iſt, und die
Ver=
letzungen am Hals und Geſicht auf Kriegsbeſchädigung ſchließen laſſen,
empfiehlt ſich auch Nachforſchung bei den Verſicherungsämtern.
(Fahrraddiebſtähle. Am 25. Juli nachmittags aus einer
Torein=
fahrt des Hauſes Eliſabethenſtraße 56 ein Herrenfahrrad. Beſchreibung:
Marke Kayſer, Fabriknummer 219 235. — Am gleichen Tage gegen
12 Uhr mittags aus dem Hofe des Gerichtsgebäudes ein Herrenfahrrad,
Marke Toredor, Fabriknummer 1 399 234; Viktoria=Freilauf. — Am
26. Juli nachmittags aus dem Hausflur des Hauſes Rheinſtraße Nr. 17
ein Herrenfahrrad, Marke Panzer; Komet=Freilauf. — Am 29. 7.
nachmittags ein vor dem Poſtamt aufgeſtelltes Herrenfahrrad, Marke
Janndor, Fabriknummer 17 941; Torpedo=Freilauf. — In der Nacht
vom 29. auf 30. Juli aus einem Hausflur des Hauſes Heidenreichſtr. 25
ein Herrenfahrrad, Marke Kayſer, Fabriknummer 184 873.
Eigentümer geſucht. Am 25. Juli wurde in der Hochſtraße ein
Damenfahrrad gefunden. Beſchreibung: Marke Wanderer,
ſchwarzer Rahmenbau, ſchwarze Felgen, Gepäckträger. — Am 27. Juli
abends wurde in der Eliſabethenſtraße von dem Geſchäft Schade u.
Füll=
grabe ein gut erhaltenes Herrenfahrrad gefunden.
Beſchrei=
bung: Marke Alemannia, Fabriknummer 94 023, ſchwarzer Rahmenbau
und Felgen mit blauen Streifen.
Prefs:
70 Pg.
In den ersten
zehn jahren
sollte jede Mutter ihr Kind
aus-
schließlich mit der reinen, milden
KINDER
AASEIEE
waschen und baden. Das Kind wird
es ihr einst danken, weil ihm dadurch
später manche Sorge um die
Erhal-
tung seines guten Teints erspart
bleibt. Nivea-Kinderseiſe ist
über-
fettet und nach ärztlicher Vorschritt
besonders für die empfindliche Haut
der Kinder hergestellt.
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Sonnengebräunte, gesunde Haut
O
wollen Sie doch haben. Drum reiben Sie Ihren Körper mit
VAA UIA
Fchs cent
ein. Und dann hinaus ins Preie, in Luft und Sonne.
Nivea-Creme verstärkt die bräunende Wirkung der
Sonnenstrahlen, sie vermindert die Gefahr
schmerz-
haften Sonnenbrandes. Aber trocken muß Ihr Körper
sein. Sie dürfen ihn niemals noß den
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strahlen aussetzen. UInd immer vorher einreiben!
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pflegende Eucerit, und darauf
be-
ruht ihre einzigartige Wirkung
Seite 6
Freitag, den 2. Auguſt 1929
Rummer 212.
11. Verbandstag des Heſſ. Schloſſermeiſterverbandes.
Seinen 11. Verbandstag hielt der Heſſiſche Schloſſermeiſterverband
in Friedberg, dem geſchichtlichen, kulturellen und wirtſchaftlichen
Knotenpunkt der Wetterau, ab.
Viele Schloſſermeiſter, aus dem ganz Heſſen umfaſſenden
Verbands=
bezirk waren erſchienen, um an der alljährlich wiederkehrenden
Haupt=
tagung teilzunehmen und ihre Wünſche und Forderungen der breiten
Oeffentlichkeit zur Kenntnis zu bringen,
Einen ſchönen Verlauf nahm der gemeinſam mit den
Schmiede=
meiſtern arrangierte Begrüßungsabend im Hotel Trapp, zu dem
Be=
hördenvertreter, Vertreter der örtlichen Handwerkerorganiſationen,
be=
ſonders geladene Gäſte und die Teilnehmer mit ihren Damen erſchienen
waren. Unter den Anweſenden war auch der Vorſitzende des
Reichs=
verbandes des deutſchen Schloſſerhandwerks, Reichsobermeiſter
Thal=
heim aus Leipzig, feſtzuſtellen. Die Begrüßung nahm Herr Obermeiſter
Heß namens der Innung Friedberg vor.
Von den Vertretern der einzelnen Behörden überbrachten ſchon im
Laufe des Begrüßungsabends Glückwünſche die Herren Regierungsrat
Dr. Maier=Friedberg namens der Verwaltungen, Baurat Braun=
Fried=
berg im Auftrag des Miniſteriums der Finanzen, Abteilung für
Bau=
weſen ſowie des Hochbquamtes Friedberg, Herr Hirſch in Vertretung
der Induſtrie= und Handelskammer Friedberg, ferner ein Vetreter des
Landbundes, wie ein Vertreter im Namen der ortsanſäſſigen
Hand=
werkerorganiſationen.
Für die freundlichen Worte der Begrüßung dankte Herr
Neichsober=
meiſter Thalheim=Leipzig, der zu weiterem feſten Zuſammenſchluß
er=
mahnte. Ferner ſprachen Herr Obermeiſter Mohrmann als
Vorſitzen=
der des Landesverbandes Heſſiſcher Schmiede=Innungen und Herr
Ober=
meiſter Heinzerling als Vorſitzender des Heſſiſchen
Schloſſermeiſter=
verbandes.
Die Verhandlungen des Verbandstages begannen am Sonntag, den
28. Juli, vormittags 10½ Uhr, im Großen Saal der Kaſino=Geſellſchaft.
Die Eröffnungsrede hielt der Verbandsvorſitzende, Herr
Heinzer=
ling=Darmſtadt, der insbeſondere die Vertreter der Behörden, die
Ver=
treter der Handswerkskammer, ſowie das Oberhaupt des deutſchen
Schloſſerhandwerks, Herrn Reichsobermeiſter Thalheim, begrüßte.
Die Behördenvertreter die Vertreter der Handwerkskammer, wie
auch der Vorſitzende des Reichsverbandes des Deutſchen
Schloſſerhand=
werks dankten für die Worte der Begrüßung und verſicherten, alle
Wünſche und Forderungen entgegenzunehmen und ſich für deren
weit=
gehendſte Verwirklichung einzuſetzen.
Nach Bekanntgabe der Geſchäftsordnung wickelte ſich die
Tages=
ordnung in programmäßiger Weiſe ab. Ueber die Tätigkeit im
abge=
laufenen Jahre wie über die allgemeine Geſchäftslage berichtete der
Ge=
ſchäftsführer des Verbandes, Herr Schwerer=Darmſtadt. Hiernach iſt
ſeine umfangreiche Arbeit geleiſtet worden. Aus den weiteren
Ausfüh=
rungen ging hervor, daß ſich das Schloſſerhandwerk in einer beſonders
ſchlechten Wirtſchaftslage befindet, deren Urſache in den mangelnden
privaten Aufträgen, den ſtarken Preisunterbietungen bei Submiſſionen,
den ungünſtigen Lohnabſchlüſſen, wie der Preisſteigerung der
Roh=
materialien zu ſuchen iſt.
Das Thema „Die Reichsverdingungsordnung und ihre Anwendung
in der Praxis” behandelte in einem ausgezeichneten Referat Herr
Syn=
dikus Dr. Lindemann von der Heſſiſchen Handwerkskammer
Darm=
ſtadt. Der Vortragende ſchilderte zunächſt in ſehr eingehender Weiſe
den Werdegang der Reichsverdingungsordnung und bezeichnete dieſe als
ungenügend zur Eindämmung der Auswüchſe im Verdingungsweſen, da
von ihr ganz andere Beſtimmungen ausgehen, als man urſprünglich
erwartet habe. In der weiteren Folge des Vortrages beſprach der
Red=
ner die einzelnen Abſchnitte der Reichsverdingungsordnung, bedauerte,
daß nur Soll=Beſtimmungen anzutreffen ſind, ſchilderte die
Schwierig=
keiten der Einführung der Reichsverdingungsordnung bei den ſtaatlichen
und ſtädtiſchen Baubehörden, empfahl die Anſchaffung der erwähnten
Vorſchrift in ihrem geſamten Wortlaut, damit ſich jeder einzelne
Ge=
werbetreibende — ſoweit er Bauhandwerker iſt — in ſeinem eigenen
In=
tereſſe über deren Inhalt genügend orientieren kann. Weiter forderte
der Redner die Heranziehung von Sachverſtändigen des Handwerks bei
der Ausarbeitung von Ausſchreibungen, bei Prüfung von Angeboten
und der Zuſchlagserteilung. Um den Mißſtänden auf dem Gebiete des
Vergebungsweſens entgegen zu treten, forderte der Redner Bekanntgabe
aller Fälle, die ſich nicht im Sinne der Reichsverdingungsordnung
be=
wegen. — An den mit ſtarkem Beifall aufgenommenen Vortrag ſchloß
ſich eine ſehr ausgiebige und lebhafte Diskuſſion an.
Ein ſehr zeitgemäßes Thema „Rationaliſierung und Umſtellung im
Handwerk” beſprach in ſehr anſchaulicher Weiſe in einem Referat Herr
Schloſſermeiſter Geyer=Darmſtadt. Der Redner verbreitete ſich über
die Wege, die bei der Nationaliſierung um Umſtellung im Handwerk
einzuſchlagen ſind. Das Tempo des heutigen Wirtſchaftslebens fordere
zwangsläufig eine Umſtellung und Moderniſierung des handwerklichen
Betriebs. Die Arbeisteinteilung, die Arbeitsweiſe wie überhaupt der
geſamte Arbeitsprozeß müſſe nach Anſicht des Redners amerikaniſiert
werden. Auch der Nachwuchs, beſonders aber die Meiſterſöhne, ſeien
frühzeitig an die moderne Arbeitsweiſe zu gewöhnen. Verwieſen wurde
auf die bei der Handwerkskammer eingerichtete Gewerbeförderungs= und
Betriebsberatungsſtelle, die von jedem Gewerbetreibenden koſtenlos in
Anſpruch genommen werden kann. — Die Verſammlung nahm das
Neferat beifällig auf.
Den Rechnungs= und Kaſſenbericht erſtattete der Verbandsrechner,
Herr Geher=Darmſtadt. Auf Antrag der Kaſſenprüfer wurde Entlaſtung
des Vorſtandes erteilt,
Der zur Ausſcheidung ſtehende Vorſtand wurde einſtimmig
wieder=
gewählt. Der aufgeſtellte Voranſchlag für das Rechnungsjahr 1929130
ſowie die vorgeſehene Satzungsänderung wurden genehmigt. Als Ort
des nächſtjährigen Verbandstages wurde Dieburg beſtimmt.
Auf die Verhandlungen folgte ein gemeinſamer Mittagstiſch, im
Verlaufe deſſen noch verſchiedene Tiſchreden gehalten wurden.
Der Spätnachmittag gab den Teilnehmern unter orts= und
ſach=
kundiger Führung Gelegenheit, zur Beſichtigung der
Sehenswürdig=
keiten der Stadt und der Laboratorien des Polytechnikums Friedberg.
Die Tagung hat erneut den Beweis dafür geliefert, daß ſich der
Landesverband heſſiſcher Schloſſermeiſter in ſteter Aufwärtsbewegung
im Organiſationsleben des Handwerks befindet.
Abernken von Obſt in der Nähe von
Starkſtrom=
leitungen.
F. Das Heſſiſche Kreisamt Darmſtadt weiſt darauf hin, daß bei
dem Abernten von Obſt in unmittelbarer Nähe von Starkſtromleitungen
mit größter Vorſicht zu verfahren iſt. Das Berühren der Leitungen
und herabhängender Drähte unmittelbar oder mit Stangen, Leitern,
Stricken uſw. iſt mit Lebensgefahr verbunden. Stehen Bäume in
un=
mittelbarer Nähe von Leitungen, ſo daß das Obſt nicht ohne Gefahr
ab=
genommen werden kann, ſo iſt dem Kreisamt Mitteilung zu machen,
damit eine Pereinbarung wegen der Abſchaltung der Leitung erfolgen
kann.
Was bietet eine Kilowattſtunde im Haushalt. Die Entwicklung
der jüngſten Zeit ſteht im Zeichen des unaufhaltſamen Vordringens der
Elektrizität, im beſonderen auf dem Gebiete des Haushalts. Die
Be=
quemlichkeit, die Sauberkeit, die Arbeitserſparnis und damit die
Wirt=
ſchaftlichkeit ſind die Fattoren, die der Elektrizität die Wege ebnen. Die
höhere Qualität der elektriſchen Energie, welche nun einmal die edelſte
der uns heute bekannten Energiearten iſt, wirkt ſich auf verſchiedene
Weiſe koſtenerſparend aus. Was man nun mit einer Kilowattſtunde
alles im Haushalt leiſten kann, wird Fräulein Hellwig, in ihrem
heute abend, 8 Uhr, im Heaghaus ſtattfindenden Vorrrag zeigen. Welch
große Annehmlichkeiten bringen die elektriſchen Hausgeräte der
Haus=
frau, die in der Küche bei der Zubereitung der täglichen Mahlzeiten
durch die einfache Bedienung der elektriſchen Koch=, Brat= und
Back=
apparate Zeit behält, ſich den Reinigungsarbeiten zu widmen, welche ſie
ebenfalls bei Verwendung elektriſcher Geräte weſentlich vereinfachen
kann. Was nun alles die Elektrizität bietet, wird der Vortrag zeigen,
teſſen Beſuch daher ſehr empfohlen wird, zumal der Eintritt frei iſt.
— Militär=Sonderkonzert. Das heute abend in der Feſthalle
ſtattfindende Große Militär=Sonderkonzert wird
dies=
mal bei ausreichender aufmerkſamer Bedienung ſtattfinden. Durch
rechtzeitige Lüftung iſt auch bei ſtärkſtem Beſuch für angenehmen
Aufenthalt in den weiten Räumen geſorgt. Nach Beendigung des
Kon=
zertes bleiben die Ausgänge bis zur Rheinſtraße beleuchtet. — Die
Straßenbahnverbindungen nach allen Richtungen, auch
den Vororten, werden für bequemen Heimweg der Beſucher
ſor=
gen. Die Proben unter Leitung des ſchon hier eingetroffenen Prof.
Hackenberger, haben begonnen.
— „Das lachende Berlin” betitelt ſich die reizende Poſſen=
Re=
vue in zehn Bildern von Karl Bretſchneider, die ab morgen
Sams=
tag, 3. Auguſt, abends 8.15 Uhr, im Orpheum in der
Original=
beſetzung der Komiſchen Oper Berlin zur Aufführung
gelangt. Neben Marga, Peter und Guſtav Bertram ſind
weitere ncmhafte Soliſten der Komiſchen Oper vertreten, u. a. die
Damen Emmy Nentrop, Melitta Johäntgen, Traude Leander und die
Herren Haſſo Holm, Heinrich Oeſterheld, Hans Bergmann, Max
Mo=
thes. Die muſikaliſche Leitung hat Hans Arnold. Der
Kartender=
kauf hat begonnen. (Siehe heutige Anzeige.)
Genoſſenſchaftlicher Eierabſaß.
Lolgle Betanftallungen.
Wüeimendent Ddiyts End susfhdeHich als Hinweift arf Nertsinen vu bcihe‟
M
m frimm Nalie ngendwie alt Beſhnichung edr Krik.
— Im Wiener=Kronenbräu=Keller findet heute abend
großes Konzert ſtatt. Herr Kapellmeiſter Willy Schlupp hat mit ſeinem
Stadtorcheſſer einen „Heiteren Abend” vorzeſehen, um die trübe
Stim=
mung, die das Wetter der letzten Tage mit ſich bringt, etwas zu heben
und aufzuheitern. Es ſteht alſo ein luſtiger Abend bevor. (S. Anz.)
Briefkaſten.
Nder Anfrege if dir ſehte Benugsaulttung beizufügen. Anonhmt Anfragen werdm
nicht beantwortet. Die Veantwortung erfolgt ohne Rechleverblndlichkelt.
R. 25. Verſuchen Sie es mit einer Schale Waſſer, in dem
überman=
ganſaures Kali aufgelöſt iſt.
Die bisher in Frankfurr a. M. beſtehende Heſſiſche
Eierverwertungs=
zentrale, e. G. m. b. H., und die Zentralgenoſſenſchaft für
Eierver=
wertung in Naſſau, e. G. m. b. H., haben ſich unter gleichzeitigem
Bei=
tritt der Zentral=Eier=Verwertungsgenoſſenſchaft in Kaſſel zu einer
gemeinſamen Zentrale unter der Firma „Eierverwertungszentrale
e. G. m. b. H. Frankfurr a. M.” vereinigt, deren Geſchäftsbereich ſich
nunmehr auf das Gebiet des Freiſtaates Heſſen und der Provinz Heſſen=
Naſſau, einſchl. des Kreiſes Wetzlar, erſtreckt. Angeſchloſſen ſind bisher
etwa 40 Untergenoſſenſchaften, deren geſamter Anfall an Eiern, ſoweit
ſie nicht im eigenen Bezirk untergebracht werden können, der Zentrale
zur Verwertung zufließt. Zweck dieſer Organiſation iſt die Hebung
der inländiſchen Eiererzeugung, insbeſondere die Schaffung einer
hoch=
wertigen einheitlichen Ware, mit der die ſtärker werdende ausländiſche
Konkurrenz auf den Hauprabſatzuärkten verdrängt werden ſoll. Die
Gewinnung und Verwertung der Eier ſteht unter ſtändiger Kontrolle
der Landwirtſchaftskammern, wie ſie vom Deutſchen Landwirtſchaftsrat
für das Deutſche Friſchei” vorgeſchrieben iſt. Der Verbraucher hat
demnach Gelegenheit, die beſonders gekennzeichneten Eier, deren
Stem=
pel die Gewähr für vollfriſche deutſche Ware gibt, zu kaufen und kann
hierdurch nicht nur den Intereſſen der Landwirtſchaft dienen, ſondern
auch durch Einſchränkung der Auslandseinfuhr zur Beſſerung der
deut=
ſchen Handelsbilanz betragen. Für die Landwirte ergibt ſich aber die
Notwendigkeit, durch wirtſchaftliche Umſtellung ihrer Geflügelzucht= und
Haltung dafür Sorge zu tragen, daß die Abnehmer ſtändig, das heißt
das ganze Jahr hindurch, mit einwandfreier hochwertiger Ware
be=
liefert werden können. Ueber die im einzelnen zu treffenden
Maß=
nahmen geben die zuſtändigen Geflügelzucht= und Hausfrauenvereine,
die Genoſſenſchaften und wirtſchaftspolitiſchen Organiſationen ſowie die
Eierverwertungszentrale, e. G. m. b. H., Frankfurt a. M., Niddaſtr. 62,
gerne Auskunft.
Man iſt nur ſo alt, wie man ausſieht,
deshalb benutze man das weltberühmte „Exlepäng”. Gibt grauen
Haaren die Jugendfarbe wieder. Färbt nach und nach, Vollſtändig
unſchädlich. Seit 80 Jahren Weltruf. Von tauſenden Aerzten,
Pro=
feſſoren uſw. gebraucht und empfohlen. Preis Mk. 7.—. Für
ſchwarze Haare „Extra ſtark” Mk. 12—. Erhältlich in Parfüm.,
Fri=
ſeurgeſch. Drog. uſtv. Wo nicht zu haben Parfümeriefabrik „Exlepäng”
nur Berlin 80, 131, Muskauerſtraße 9.
(TV.3866
Tageskalender für Freitag, den 2. Auguſt 1929.
Konzerte: Schloßkaffee Hotel Schmitz, Kaffee Oper Sportplatz=
Reſtaurant, Kaſſee Ganßmann. — Feſthalle, 20 Uhr: Großes
Militäu=Sonder=Konzert. — Wiener Kronenbräukeller,
20 Uhr: Konzert. — Brauerei Schul, 20 Uhr: Konzert. —
Kinovorſtellungen: Helia, Palaſt=Lichtſpiele. —
Mathil=
denhöhe, 10—18 Uhr: Ausſtellung „Der ſchöne Menſch”.
Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde.
(Hauptſynagoge.)
In der Starkenburg=Loge, Neckarſtraße 20.
Freitag, den 2. Aug.: Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min
Samstag, den 3. Aug.: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. —
Sabbatausgang 9 Uhr 00 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen:
Morgens 7 Uhr. — Abends 7 Uhr 00 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der iſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 3. Aug.: Vorabend 7 Uhr 30 Min. — Morgens
8 Uhr. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 9 Uhr 00 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr. — Abends 7 Uhr 15 Min.
Mittwoch, den 7. Aug.: Rauſch Chaudeſch Aw.
Aus Heſſen.
Slarkenburg.
An.Arheilgen, 1. Aug. Ausflug. Sonntag, 4. Auguſt,
veran=
ſt=et der evangeliſche Männer=Verein in Begleitung des
Poſaunen=
chors einen Ausflug nach Nieder=Ramſtadt zur Beſichtigung der Krüppel=
Lehrſtätte, des Krüppelkinderheim, der Anſtalt für Epiletptiſche und
des landwirtſchaftlichen Betriebs in der Mühle dieſer Anſtalten. — Am
gleichen Tage findet von ſeiten der Freiwilligen Feuerwehr
in Gemeinſchaft mit dem Geſangverein „Eintracht” und „Sängerluſt”
im Gaſthaus „Zum weißen Schwanen” ein Sommerfeſt ſtatt. Der
Be=
ſuch dieſer Veranſtaltung kann jedermann beſtens empfohlen werden;
denn das vorgeſehene, reichhaltige Programm wird ſicherlich alle
Be=
ſucher in jeder Beziehung zufrieden ſtellen. — Schon jetzt ſei darauf
hingewieſen, daß der Geſangverein „Eintracht” im kommenden Jahre
ſein 60jähriges Beſtehen feiern kann, und zwar ſind die Tage vom 5.
bis 7. Juli für dieſes Feſt vorgeſehen. Mit dieſer Feier wird ein
großer Geſangswettſtreit verbunden ſein. Die Vorarbeiten ſind
auf=
genommen und verſprechen das beſte Gelingen.
Braunsharbt, 1. Aug. Am Sonntag, den 28. Juli, erfreute der
Mandolinenkranz Ober=Ramſtadt unter Leitung ſeines tüchtigen
Diri=
genten Herrn Peter Napp aus Darmſtadr unſere Gemeinde mit ſeinem
zweiten Konzert. Alle Konzertbeſucher waren von den Leiſtungen des
Vereins voll und ganz zufrieden geſtellt, und muß man daher den
Spielern, vor allem dem Dirigenten, das volle Lob ausſprechen. Alle
Konzertſtücke klangen einwandfrei, ebenſo die beiden Zithervorträge
des Herrn P. Rapp. Sehr ſchön und mit großer Hingebung ſpielten
die Herren Anton Hergert (Vaß=Zither) und Georg Merkel (Violine)
„Was Blumen träumen” und „Ein Vöglein ſanu im Lindenbaum‟. Der
Held des Abends war der Komiker Heinrich Steinmann, der die
Sor=
gen des Alltags wieder für ein paar Stunden veebannte. Für uns
war es eine Freude, und hoffen wir, daß der Verein uns im Herbſt
auch mit ſeinem dritten Konzert beehrt.
F. Eberſtabt, 31. Juli. Verfaſſungsfeier. Der 10.
Ver=
faſſungstag wird auch in unſerer Gemeinde in einer ſeiner Bedeutung
angemeſſenen Weiſe begangen werden. In einer Sitzung von
Vertre=
tern der Gemeinde hieſiger Vereine und Korporationen, die geſtern
abend im Nathausſaale unter dem Vorſitze des Bürgermeiſters Dr.
Uecker ſtattfand, wurde beſchloſſen, dieſen Tag, der heuer auf den
Kirchweihſonntag fällt, am Samstag, den 10. Auguſt, zu feiern. Einem
Fackelzug, der ſich abends um 8 Uhr in der Pfungſtädter Straße
auf=
ſtellen und durch die Ortsſtraßen bewegen wird, ſoll ſich eine akademiſche
Feier im geſchnückten Schwvanenſaale anſchließen. Hier werden die
Geſangvereine „Germania”, „Laſſallia” und „Sängerluſt” durch der
Feier angepaßte Geſänge mitwirken. Im Mittelpunkt der Feier ſtehr
der Verfaſſungs=Feſtvortrag, für, den ein auswärtiger Redner in
Aus=
ſicht genommen iſt. Die Begrüßungsanſprache wird Bürgermeiſter Dr.
Uecker halten. Muſikvorträge der Kapelle „Edelweiß” werden das
Programm in der üblichen Weiſe umrahmen. Am Vormittag des gleichen
Tages findet. — ebenfalls im Schwanenſaale — die Verfaſſungsfeier der
hieſigen Volksſchule ſtatt.
F. Eberſtadt, 1. Aug. Brennholz=Verſteigerung. Am
Freitag, den 2. Auguſt, vormittags 10 Uhr, findet im Rathausſaale eine
Verſteigerung von Kiefern=Scheitern, Kiefern=Knüppeln, und Kiefern=
Wellen ſtatt. — Die Anlieferung von 80 Zentner Kleeheu, 15 Zentner
Rübenſchnitzel, 10 Zentner Hafer und 5 Zentner Kleie ſoll in öffentlicher
Submiſſion vergeben werden. Angebote für Kleeheu werden bis
läng=
ſtens Dienstag, den 6. Auguſt, nachmittags 4 Uhr, für Rübenſchnitzel,
Hafer und Kleie bis ſpäteſtens Samstag, den 3. Auguſt, vormittags
11 Uhr, an die Bürgermeiſterei erbeten. Den Offerten für Hafer, der
alter Ernte ſein muß, ſind Proben beizuſchließen,
Bm. Hofheim (Nied), 1. Aug. Unfall. Bei der Ernte
verun=
glückt iſt die 15jährige Tochter eines hieſigen Bahnbeamten, indem ihr
der eiſerne Fruchtrechen ſo heftig in den Fuß ging, daß ſie ſofort
ärzt=
liche Hilfe in Anſpruch nehmen mußte. — Radlererfolg. Bei
den am Sonntag in Bürſtadt ausgetragenen Meiſterſchaftskämpfen des
Heſſiſch=Pfälzer Radfahrerbundes errang die Jugendmannſchaft des
hieſigen Nadfahrervereins. Viktoria Blitz” im Jugendreigenfahren die
Bundesmeiſterſchaft. All Heik!
Ck. Groß=Gerau, 31. Juli. 15. Kreisfeuerwehrtag in
Groß=Gerau. Am Samstag, Sonntag und Montag, den 3., 4. und
5. Auguſt, findet in der Kreisſtadt der 15. Kreisfeuerwehrtag des
Kreis=
verbandes Groß=Gerau der Freiwilligen Feuerwehren ſtatt, der in
die=
ſem Jahre mit dem 40jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr
Groß=Gerau und deren Bannerweihe verbunden wurde. Schon ſeit
Monaten hat die Groß=Gerauer Wehr eifrig zu dieſem Feſt gerüſtet.
Auch das Programm iſt vielverſprechend. Samstag abend wird ein
großer Fackelzug, an dem faſt alle Vereine der Kreisſtadt teilnehmen
veranſtaltet. Der Sonntag morgen beginnt um 6 Uhr mit dem Weckruf
und dem Abholen der zahlreich erwarteten auswärtigen Wehren.
Be=
reits um 8 Uhr findet dann eine Tagung der Kreisdelegierten der
Frei=
willigen Wehren ſtatt, die über die Arbeiten des Kreisverbandes zu
be=
ſchließen haben. Um 11 Uhr vormittags findet eine Schul= und
Angriffs=
übung der Freiwilligen und der Pflichtfeuerwehr von Groß=Gerau ſtatt.
Um 12.30 Uhr begeben ſich die auswärtigen Gäſte zum gemeinſamen
Mittageſſen in den „Adler”. Um 14 Uhr wird dann der große Feſtzug
am Bahnhof Groß=Gerau Aufſtellung nehmen, der vorbei an dem
hiſtoriſchen Nathaus zum Feſtplatz, dem Marktplatz, geht. Hier wird
nach den offiziellen Begrüßungsanſprachen und Feſtreden dann zunächſt
die Ehrung der Feuerwehrjubilare des Kreiſes vorgenommen und die
Bannerweihe der Groß=Gerauer Wehr erfolgen. Hernach wird man noch
bei Tanz und muſikaliſchen Darbietungen beiſammen bleiben. Der
Mon=
tag bringt die Nachfeiern. Um 10 Uhr findet der traditionelle
Früh=
ſchoppen ſtatt. Nachmittags um 15 Uhr findet noch einmal ein kleiner
Feſtzug durch die Stadt zum Martkplatz ſtatt, wo Kinderbeluſtigungen
ſtattfinden. Abends gibt es wieder Tanz, und den Abſchluß des
Kreis=
feuerwehrfeſtes ſoll ein großes Feuerwerk bilden.
Oberheſſen.
— Friebberg i. H., 1. Aug. Vom Polgtechnikum. Am
heu=
tigen Tage begannen die Sommer=Semeſter=Ferien am Polytechnikum
Friedberg i. H., nachdem das Sommer=Semeſter 1929 beendigt iſt. Das
Winter=Semeſter 1929/30 nimmt am 15. Oktober ſeinen Anfang. Die
Seminare und Praktika werden eine Woche ſpäter gröffnet.
Imma=
trikulationsſchluß iſt am 4. November.
WSN. Gießen, 1. Aug. 75. Geburtstag eines
bedeu=
tenden heſſiſchen Schulmannes. Am 1. Auguſt kann der
hier im Ruheſtand lebende Geheime Schulrat Dr. Wilhelm Henfell in
geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen 75. Geburtstag begehen. Der
alte Herr ſtudierte 1873,/76 in Marburg, war dann u. a. in Darmſtadt
und Worms tätig, wurde 1897 Direktor des Gymnaſiums zu Laubach,
1899 Leiter des Gymnaſiums zu Offenbach und ſeit 1906 Direktor des
Gießener Gymnaſiums und des damit verbundenen Pädagogiſchen
Seminars. Seit 1921 lebt Geheimer Schulrat Dr. Henſell in Gießen
im Ruheſtand. Die von ihm mit hoher techniſcher Begabung
konſtru=
ierten „Modelle zur Veranſchaulichung antiken Lebens” machten ihn
weit über Heſſens Grenzen hinaus bekannt. In Worms und Darmſtadt
erwarb er ſich große ſoziale Verdienſte um die Ausgeſtaltung der
Her=
berge zur Heimat und um den Ausbau der Freiherr von Hehlſchen
ſozialen Einrichtungen in Worms. In der Heſſiſchen Schulgeſchichte
ſteht der Name des außerordentlich verdienſtvollen Mannes an
hervor=
ragender Stelle mit vermerkt, und ſeine zahlreichen Freunde und
Kol=
legen werden ſeiner am 75. Geburtstag ſicher gern gedenken.
Nummer 212
Freitag, den 2. Auguſt 1929
Ceite 7
Verhükung von Waldbränden.
F. Da in der heißen Jahreszeit erhöhte Brandgefahr für Wälder
gegeben iſt, hat das Heſſiſche Kreisamt Darmſtadt für die Zeit vom
25. Juli bis 20. Auguſt 1929 folgende Anordnung erlaſſen:
1. Das Rauchen im Walde und in deſſen Nähe im Umkreis von 20
Metern vom Waldrande iſt verboten;
2. das Feueranzünden außerhalb von Gebäuden im Walde und im
Um=
kreis von 20 Metern iſt verboten; als Feueranzünden gilt beſonders
das Abkochen durch Tonriſten.
Zuwiderhandlungen werden mit Geldſtrafe bis zu 150 RM. beſtraft.
Das Kreisamt weiſt bei dieſer Gelegenheit beſonders darauf hin, daß
das unbefugte Betreten von Pflanzgärtenhäuschen, Wildſcheuern oder
ähnlichen Gebäuden in Wäldern, insbeſondere das Nächtigen in ſolchen,
zum mindeſtens als Hausfriedensbruch beſtraft werden kann, ſofern
nicht noch andere Strafbeſtimmungen verletzt ſind.
Rheinheſſen.
* Mainz, 1. Aug. Chronik. Am Mittwoch nachmittag fand im
Mainzer Krematorium die Einäſcherung des verſtorbenen
Reichsbahnoberrates Martin Schmidt ſtatt. Zu der
Trauerfeier hatten ſich neben den Angehörigen zahlreiche ſonſtige
Leid=
tragende, darunter auch Mitglieder der Reichsbahndirektion Mainz,
viele Eiſenbahnbeamte und Arbeiter und eine Reihe von Vertretern
der Eiſenbahnvereine von nah und fern eingefunden, um dem
Verſtor=
benen die letzte Ehre zu erweiſen. In ſeiner Gedächtnisrede entwarf
Neichsbahnpräſident Lochte in zu Herzen gehenden Worten ein
ge=
treues Bild des Entſchlafenen. Er hob das herzliche Einvernehmen
zwiſchen dem Entſchlafenen, der ſeit dem Jahre 1906 bei der
Reichs=
bahndirektion Mainz als Wohlfahrts=, Arbeiter= und Tarifdezernent
tätig war, und ſeinen Mitarbeitern und Untergebenen hervor. Es
folgten eine Reihe weiterer Anſprachen, von denen die des
Reichsbahn=
rates Buch für die Eiſenbahnervereine, des Dekans Jakob für den
evangeliſchen Kirchenvorſtand Mainz hervorgehoben ſeien. Das Corps
Haſſia Gießen, dem der Verſtorbene angehörte, hatte zu der
Einäſche=
rung gleichfalls Vertreter geſandt. — Im Laufe des Mittwochs wurden
in Mainz nicht weniger als 6 Fahrräder geſtohlen. Es
han=
delt ſich in der Hauptſache um ſolche Räder, die auf der Straße oder
in den Hausfluren ungeſichert und unbeaufſichtigt aufgeſtellt waren. —
Direktor Rosbaud von der Mainzer Muſikhochſchule hat um ſeine
Entlaſſung aus den ſtädtiſchen Dienſten nachgeſucht. Direktor Rosbaud
iſt die Stelle des Leiters der neuen, aus der Vereinigung des
Nundfunk=
orcheſters und des Shmphonieorcheſters hervorgegangenen Orcheſters in
Frankfurt am Main angetragen worden. Das Ausſcheiden Direktor
Nosbauds, unter deſſen Leitung die Muſikhochſchule ſich ganz glänzend
entwickelt hat, wird allgemein bedauert. Die Stelle des Leiters der
Mainzer Muſikhochſchule iſt, nachdem ſich die Theaterdevutation mit der
Sache beſchäftigt hat, neu ausgeſchrieben worden. — Ein junger
Arbei=
ter trank aus einer Selterswaſſerflaſche, in der ſich Salzſäure befand.
Der Bedauernswerte zog ſich durch dieſe Verwechſlung ſchwere innere
und äußere Verbrennungen zu. — Auf der Straßenbrücke kam es
wie=
derum zu einem ſchweren Unfall. Beim Ueberholen überfuhr das
Verſonenauto eines Arztes aus Höchſt einen entgegenkommenden
Rad=
fahrer, der einen ſchwveren Schädelbruch erlitt und ſofort in das
Kranken=
haus geſchafft wurde. Die Perſonalien des noch nicht
vernehmungsfähi=
gen Verunglückten konnten noch nicht feſtgeſtellt werden. — Bei einem
weiteren Unfall auf der Straßenbrücke wurde ein Herr aus Berlin von
einem Auto von hinten angerannt, wobei er einen
kom=
ulizierten Schulterblattbruch dabontrug. Dieſe beiden neuerlichen
Un=
fälle beweiſen, daß die Straßenbrücke den geſteigerten
Verkehrsbedürf=
miſſen bei weitem nicht mehr genügt, und daß die ſeit langem
vorge=
ſehene Brückenverbreiterung in kürzeſter Friſt durchgeführt werden muß.
— Wie die chemiſche Fabrik Mainz=Mombach mitteili.
konnte die Urſache der Exploſion und des Schadeufeuers bis jetzt noch
nicht ermittelt werden. Bei dem in Mitleidenſchaft gezogenen Betrieb
handelt es ſich um eine kleinere, dem Hauptwerk angegliederte
Fabri=
kation. Der Hauptbetrieb iſt von dem Schadenfeuer nicht betroffen, die
Produktion nimmt ungeſtört ihren Fortgang.
— Worms, 1. Aug. Ueberfall auf einen
National=
ſozialiſten vor Gericht. Am 10. Juni 1929 fand im
Mozart=
ſaal des hieſigen Feſthauſes eine nationalſozialiſtiſche Verſammlung
ſſtatt, an der ſich auch verſchiedene Nationalſozialiſten aus Oſthofen
be=
teiligten. Kurz vor Schluß der Verſmmlung entfernte ſich der
Kauf=
mann Heinrich Seemann aus Oſthofen, um zum Bahnhof zu gehen.
jAuf dem Wege dorthin wurde er überfallen und mit einem Meſſer
rmehrmals verletzt. Außerdem war er am Halſe gewürgt worden. Wegen
idieſer Vorkommniſſe hatten ſich heute der Autoſchloſſer Adam Jünger
naus Worms und der Arbeiter Ernſt Lenz aus Worms vor dem
Bezirks=
ſchöffengericht zu verantworten. Jünger ſoll Seemann die vier Stiche
fim Rücken beigebracht und Lenz ſoll ihn gewürgt haben. Seemann war
ſdamals blutüberſtrömt ins hieſige Krankenhaus eingeliefert worden.
Dünger gab zu, Seemann geſtochen zu haben. Er erklärt, er habe in
Seemann einen Nationalſozialiſten vermutet, der ihm früher einmal
einen Stuhl auf den Arm geſchlagen habe. Lenz beſtritt, Seemann
ge=
nvürgt zu haben. Der Zeuge Seemann ſchilderte die Tat weſentlich
an=
ſders. Er behauptete, daß er den Angeklagten Lenz als denjenigen
wieder erkenne, der ihn gepackt habe, und daß er ohne jeden Grund und
cheinbar nur, weil er einer anderen Richtung angehöre, überfallen wor=
Den ſei. Die Staatsanwaltſchaft war der Anſicht, daß ſich die beiden
Angeklagten der ihnen zur Laſt gelegten Taten ſchuldig gemacht haben
uind beantragte gegen den Angeklagten Jünger eine Gefängnisſtrafe von
vieun Monaten und gegen den Angeklagten Lenz eine ſolche von fünf
MMonaten. Das Gericht fällte folgendes Urteil: Die Angeklagten werden
wegen des Vergehens der gefährlichen Körperverletzung, und zwar der
Angeklagte Jünger zu ſechs Monaten und der Angeklagte Lenz zu drei
Monaten Gefängnis verurteilt.
Die Südſeewelt und ihre Bewohner.
Ap. In ihrem Buche „Südſee” gibt Annie Francé=
Harrork die Beobachtungen und Erfahrungen der Reiſe
wie=
der die ſie in Begleitung ihres Gatten durch Melaneſien und
Polyneſien gemacht hat. Auf Grund ihrer Kenntniſſe der
Süd=
ſeewelt behandelt ſie eingehend Vergangenheit und Gegenwart.
Die geologiſchen Geſtaltungen und Veränderungen, Land und
Leute, Sitten und Gebräuche, die Fauna und Flora der
Südſee=
inſeln und gibt von der Südſeewelt ein Bild der Wirklichkeit, „ſo
wie ſie heute noch iſt und in einem Menſchenalter nicht mehr ſein
wird”. Von dem reichen Inhalt des Buches und der
erſchöpfen=
den Behandlung des Stoffes mögen nachfolgende intereſſante
Proben Zeugnis geben:
Verſunkener Kontinent Ozeanien.
Man hat ſeit Cooks' Tagen vielfach daran gedacht, ſich die
überaus merkwürdige Geſtalt eines Landes zu erklären, das kein
Land iſt. Es findet ſich der Zuſtand eines ſo ungeheueren
Inſel=
archipels tatſächlich auf der Welt nicht wieder. In Wirklichkeit
ſind von Ozeanien keineswegs alle Riffe, Atolle oder
Inſelgrup=
pen ſchon zuverläſſig bekannt. Die Kenner meinen, daß gerade
gegen den Aequator wohl noch tauſend unentdeckte Inſeln liegen,
von denen jährlich neue aufgeſtöbert und auf den Seekarten
ein=
getragen werden. So daß wohl noch viele Inſulaner leben und
ſterben können, die ſelbſt in dieſen Jahren keinen weißen Mann
zu Geſichte bekommen und nicht die leiſeſte Ahnung von dem
wirk=
lichen Zuſtande der Welt beſitzen. Wie unſer Erdteil in
vorſint=
flutlichen Zeiten nur ein Inſelreich war, das einem
untergeſunke=
nen Kontinent entſtammte, ſo ſcheint auch an Stelle des
Korallen=
meeres ſich einmal vor langen Zeiten Feſtland befunden zu haben.
Es ſoll dieſe „Ozeanis” bereits während des größten
Rieſen=
drachens, nämlich in der Kreideperiode untergegangen ſein.
Da=
mals ſoll Neuſeeland als die größte und dem Kontinent
Auſtra=
lien nächſte Inſel ſich abgelöſt haben. Die melaneſiſchen Inſeln
ſollen viel, viel ſpäter entweder abgebröckelt oder neu erſtanden
ſein. Die wiſſenſchaftlichen Anſichten über den verſunkenen
Kon=
tinent gehen auseinander, von einem Kontinent ſprechen aber die
meiſten bis heute beſtehenden Anſichten. Wir haben in den Inſeln
Melaneſiens ein ungeheueres Kataſtrophengebiet zu ſehen, einen
ſchwankenden Boden, in dem die Schrecken des Vukanismus mit
furchtbaren Meereseinbrüchen wechſeln. Den Vukanismus kann
heute noch jeder in Melaneſien und Polyneſien feſtſtellen, einen
Vukanismus, der dort ganz anders die Welt beherrſcht als in
Europa und Aſien. Denn dort formt er Berge zu phantaſtiſchen
Zacken, dort zerreißt er die blauen Berge des Meeres mit
ſieden=
dem Giſcht, dort hebt und ſenkt er Inſeln, ganze weite Landbezirke
aus der Flut und wieder in ſie hinab. Große Bänke tauchen auf,
Korallen erblicken plötzlich das Licht des Tropentages und die
Waſſer des Himmels ſchwemmen in ſtrömenden Regen die
Salz=
ſpuren von hausgroßen Blöcken. „Gehobene Korallenriffe” nennt
man dies, wenn die Felſen des Meeres zu Felſen, des Landes
werden. 1000 bis 2000 Meter hoch oben haben auf den Inſeln
der neuen Hebriden ſolche alten Riffe ſich aufgetürmt.
Weiter führt uns das Buch durch das Korallenmeer.
den Urwald und zu den Eiſernen Bergen bei Yaté, wo
Chromerz und Nickelerz gewonnen werden. Die zwei großen
In=
duſtriegeſellſchaften „Le Chrome” und „Le Nickel” haben auf
Neu=
kaledonien den ganzen Bergwerksbetrieb in Händen: hinter ihnen
ſteht internationales und, wie es heißt, auch deutſches Kapital.
Es ſchildert den Zauber der Lagune und die Perlenfiſcherei,
deren Geſchäft in japaniſchen und chineſiſchen Händen iſt. Die
Fauna und die Flora finden eingehende Berückſichtigung.
Be=
ſondere Kapitel ſind der ſeit dem Eindringen, der lediglich auf
Gewinn bedachten Weißen dem Untergang geweihten Vogelart,
dem Kagu, den ſchönen Paradiesvögeln, der Kronentaube und
dem uralten Kaoribaum gewidmet, der wegen ſeines koſtbaren
Holzes der Ausrottung anheimfällt. In der Schilderung des
In=
ſulanerlebens kommt die Verfaſſerin auch auf den
Kannibalismus
zu ſprechen. Einſt eine unumgängliche Lebensnotwendigkeit
an=
geſichts der beſchränkten Möglichkeit, Nahrung zu erlangen (genau
wie der Kindermord und die Heiratsverbote auf einzelnen Inſeln).
hat der Kannibalismus heute, wo er noch beſteht, das Zeremoniell
einer kultiſchen Handlung. Daß zu ſeiner Abnahme die
Einfüh=
rung der ſchwarzen Schweine, Hühner und Hunde, die es heute in
allen Eingeborenendörfern gibt, mehr beigetragen hat als alle
moraliſchen und chriſtlichen Erwägungen, die man in der Seele
der „Wilden” hervorzurufen ſich bemühte, iſt nicht abzuleugnen.
Allerdings gilt bei verſchiedenen melaneſiſchen Stämmen, die
allein dafür heute noch in Frage kommen können, der
Menſchen=
braten immer noch als beſonderer Leckerbiſſen. Aber das hat ſich
aus den ſehr ſtarken Haß= und Rachegefühlen heraus entwickelt,
die zu den ununterbrochenen Stammeskriegen mit dazu gehörten.
Daß aber wirklicher Fleiſchmangel als eigentlicher Deus es
m4china hinter dem ganzen Komplex ſteht, wird durch das
Bei=
ſpiel der intelligenten und begabten und in Wahrheit hoch
zivili=
ſierten Maoris von Neuſeeland bewieſen, deren vorvorige
Gene=
ration ſich nach Ausrottung der Moas, eines gigantiſchen
Rieſen=
vogels, von deſſen Fleiſch und Eiern ſie ſich ernährten, zur
Men=
ſchenfreſſerei gezwungen ſah, damit aufhörte, als die Engländer
ihnen Schweine und Hühner und Rindvieh brachten. Zugleich
damit fielen auch die zahlreichen Stammeskriege, und die klugen
Maoris ſind aus Einſicht ein friedliches Volk geworden. Heute
ſitzen ſie im Parlament, ſprechen Sprachen und haben philoſophiſch
angehauchte Propheten.
Die Miſſionare,
* Annie Francé=Harror
und 22 ſchwarzen Originalzeichnungen von R. H. Francé. Peter
J. Oeſtergard Verlag, Berlin=Schöneberg.
Südſee Mit 4 farbigen
Mrnrekod darfilleliten. Blneſi che Dar der Aäiſtonger dur
der Vorbote der Eroberung, dem es oblag, die „Wilden” ſanft
und gefügig, harmlos und arbeitswillig zu machen. Dafür
unter=
ſtützte ihn die Regierung des Landes, die die Früchte ſeiner
Be=
mühungen erntete. Das alte Kolonialwort, daß dem Miſſionar
der Händler, dem Händler der Soldat folgt, hat für die Südſee in
weiteſtem Maße gegolten. Auflehnungen gegen das oft
unge=
ſchickte und gewalttätige Vorgehen einzelner Miſſionsbrüder haben
nicht ſelten das Eingreifen von Kriegsſchiffen und den Tod vieler
Farbiger nach ſich gezogen. Da die Miſſionare wirklich und in
allem ein Staat im Staate ſind, der niemanden Rechenſchaft gibt,
ſo handeln ſie nur nach ihren vorgeſchriebenen
Glaubensinter=
eſſen, die ihnen gebieten, die alten Künſte und Gebräuche
abzu=
ſchaffen, das Selbſtbewußtſein des Farbigen zu brechen und ihn
für den Dienſt bei ſeinem „weißen Bruder” gefügig zu machen.
Dieſe Aufgabe wird zumeiſt mit großem perſönlichen Mut und
erſtaunlicher Ausdauer durchgeführt. Aber da ſie vom erſten
Tage an die Auflöſung der alten Volksbindungen anſtrebt, ſo iſt
damit ein Aufhören der einſtigen Kultur verbunden geweſen.
Große Religionskriege mit Hunderten von Toten untergraben
dann freilich wieder die zuerſt unbedingte Autorität der
Miſſio=
nare. Gleichgültigkeit, Verdorbenheit und Verlogenheit ſind die
üblen Reſte, die bei Völkern zurückbleiben, deren wahrhaftige
Sanftmut und ſinnvolle Naturreligion einſt ſprichwörtlich waren.
In Tahiti geſchah es, daß, als erſt die engliſchen Presbyterianer
und dann die franzöſiſchen Mariſten mit ihrem Bekehrungseifer
einſetzten, nicht wenige der vornehmen Eingeborenen einen
frei=
willigen Tod wählten, „denn die alten Götter ſeien tot und es
hätte für ſie keinen Zweck mehr, zu leben”.
In allen Schilderungen der „großen Fahrten” ſtößt man
im=
mer wieder auf die Klagen über die verderblichen Folgen der
Ge=
waltpolitik der eingedrungenen Europäer, die den Naturvölkern
angeblich die zweifelhaften Segnungen der Kultur bringen
wol=
len, ſie aber, indem ſie ihnen ihre Eigenart und ihre Freiheit
neh=
men und zu Sklaven erniedrigen, nach und nach zugrunde richten
und ausrotten. Ein erſchreckendes Beiſpiel hierfür iſt das
Das große Sterben
betitelte Kapitel dieſes Buches. Wie ſoll man von überlegenen
ziviliſatoriſchen Begriffen ſprechen, wenn die Ueberſteigerung der
Ziviliſation die Menſchen unglücklich macht, tötet und an Leib und
Seele vergiftet. Europa iſt nicht „unter allen Umſtänden der
höhere Kulturträger”, ſondern iſt in Wahrheit allerorts nur der
gewalttätigere Gegner geweſen. Zwar hat die Südſee unter allen
fremden Ländern den Vorteil eines weit langſameren und
ſchwächeren Eindringens der Weißen gehabt. Wären ſie ſo
maſſen=
haft eingeſtromt, wie z. B. in das neuenldeckte Amerika, ſo würde
nicht ein einziger Inſulaner heute mehr am Leben ſein, ſondern
man müßte ſie längſt ins große Buch der Ausgeſtorbenen
ein=
ſchreiben. Aber ſie gehen ihrem Ende entgegen. Bis alle die
gegenwärtigen hemmungsloſen Ausplünderungspläne, bei denen
das Miſſionarweſen nur als Vorſchub und geiſtige Beeinfluſſung
wirkt, ſich totgelaufen und zu Ende gewirkt haben, wird es mit
den einheimiſchen Völkern vorbei ſein. Sie haben keine Luſt mehr,
ſich fortzupflanzen. Noch vor Jahrzehnten waren Mädchenmord
und Abtreibung eines der ſchlimmſten Kapitel ihrer
Lebensgewohn=
heiten. Heute ſinkt bereits die Bedeutung ſogar dieſer
Selbſtaus=
rottung. Die Farbigen fühlen ſich von den Weißen und dem
Umgang mit ihnen verdorben und vergiftet; ſie ſchwinden an
Lebensmüdigkeit dahin. Das Tabakrauchen und die unſinnige
Einführung europäiſcher Kleidung ſchädigen außerdem ihre
Ge=
ſundheit. So ſinkt durch alle dieſe ſchädlichen Einflüſſe die Zahl
der Eingeborenen von Jahr zu Jahr. Was haben ſie in den etwa
100 Jahren, ſeit Europäer ſtändig nach Ozeanien kommen, alles
ertragen! Blattern= und Peſtepidemien, Tuberkuloſe, Syphilis,
Typhus, Ausſatz und die ſchreckliche Tongakrankheit, die faſt immer
mit dem Tode endigt. Die Tuberkuloſe wütet ärger denn je,
Säuferwahnſinn gibt es bei ihnen und Tabak vergiftet ſie. Wo
die Verzweiflung ihnen nicht die lebenserhaltende Luſt am
Nach=
wuchs nimmt, hat man ſie auf alle Weiſe an der Fortpflanzung
gehindert. In europäiſche Kriege hat man ſie geſchleppt, ihr Land,
ihren Glauben, ihre wohlbewährten Lebensſitten ihnen
genom=
men, man zwingt ſie zu ſchwerer Arbeit, der ſie erliegen, holt ſie
von ihren Inſeln mit Gewalt fort. Viele von ihnen wurden und
werden immer noch durch „Strafexpeditionen” getötet, gefangen
fortgeführt, um in Kolonialgefängniſſen zu verkommen, und ihre
Dörfer werden niedergebrannt. Iſt das nicht eine Hekatombe von
Unglück, die ohne ihre Schuld über ſie hereinbrach? So zieht
über=
all in der Südſee das große Sterben ein, eine ganze Reihe von
Stämmen iſt bereits ausgeſtorben. Die Regierung, erſchreckt durch
das Dahinſchwinden ihrer farbigen Völker, hat jetzt eine Prämie
von 10 Francs für jede Geburt ausgeſetzt. Aber es iſt zu ſpät.
Der Stamm von Puebo, der 1864 noch 7800 Mitglieder zählte,
wies in einem Jahre 150 Todesfälle und nur 50 Neugeborene auf,
der Stamm von Balade hat unter ſeinen übriggebliebenen 100
Menſchen keine jungen Mädchen mehr, die Völker von Tahiti ſind
auf ca. 6000 Mann zuſammengeſchmolzen, die Marqueſasinſeln
zählen gar nur 300 Eingeborene, die Gilbert= und
Marſchall=
inſulaner ſind verſchwunden. Und ſo könnte man die düſtere und
traurige Liſte fortſetzen, ſeitenlang, bogenlang. Immer beſtehen
wir darauf, alle übrigen Völker zu dem zweifelhaften Glück des
Europäismus mit Gewalt zu bekehren. In der Südſee iſt es uns
bisher nur gelungen, die alte Kultur und Ordnung aufs
gründ=
lichſte zu vernichten. Nun ſtehen wir vor einem Scherbenberg
und fragen uns: „Was ſoll weiter werden?”
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[ ← ][ ][ → ]Ceite 8
Freitag, den 2. Auguſt 1929
Nummer 212
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Darmstadt, den 1. August 1922.
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(12307
Stett Korten.
Die V.rlobung meiner Enkeltochter Anne=
Tentnant im 10. (Preuß) Reiter=Regt
zeige ich hiermit an.
Luiſe Klaas
Witwe des Geheimen Landes=Kulturrates
Dr. Adolf Klaas
1. Auguſt 1929.
Darmſiadt
Aliceſtr. 19½
Meine Verlobung mit Fräulein
Anne=
marie Heyer mit Herrn Alfred v. Vurſfin, marie Heyer, Tochter des verſiorbenen
Dr. med. Hermann Heger und ſeiner
gleichfalls verſiorbenen Gemahlin Hedwig,
geborene Klags, beehre ich mich. hiermit
bekannt zu geben.
Alfred v. Burſtin
Teutnant im 10. (Preuß.) Reiter=Regt
Lilli Rapparlié
Sigurd Olaf Ludwigsen
Züllichau
z. Zt. Darmſtadt
Heidelbergerſtr. 69
Ihre Vermählung beehren ſich
anzuzeigen
Heinrich Borger u. Frau
Eva, geb. Hauf.
Darmſtadt, Eliſabethenſiraße 33.
Kirchliche Trauung in der Stadikapelle
Samstag, den 3. Auguſt 1929,
nach=
mittags 12, Uhr.
Verlobte
Im Juli 1928
Darmstadt
Am Abend des 28. Juli entſchlief in Berlin ſanft
im 70. Lebensjahre unſere geliebte Hauptvorſitzende
Margarete Behm.
In tiefem Schmerz über den Verluſt der
hochver=
ehrten und unvergeßlichen Führerin geben wir
unſeren Mitgliedern die traurige Nachricht bekannt.
Der Vorfiand
des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen
Gruppe Darmftadt.
J. d. N.: Frau Elſe Bierau.
Statt beſonderer Anzeige.
Plötzlich und unerwartet verſchied infolge eines
Herz=
ſchlags nnſer guter Vater
Eiſenbahn=Oberſekretär i. R.
Heinrich Plagge.
Die trauernden Hinterbliebenen
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1929
Liebigſteaße 5.
(12301
Die Beerdigung findet Freitag mittag 12 Uhr vom
Portal des alten Friedhofs (Nieder=Ramſtädterſtraße)
aus ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen.
Dantſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
Sohnes und Bruders
Herrn Albert Jäger
ſagen innigen Dank
Familie Joh. Jäger.
Darmſtadt, den 1. Auguſi 1929.
Derjenige, welcher
geſtern nachm. die
Geldbörſe am Güt.=
Schalter an ſich n.,
iſt dch. d.
Schalter=
beamten erkannt.
Wenn nicht heute
an dem unerfetzlichen Verluſi unſeres geliebten Aam Fundbüro
ab=
gegeben, erfolgt
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Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige
Mitteilung, daß mein lieber Gatte, mein treubeſorgter,
herzensguter Vater, unſer lieber Bruder, Schwager,
Schwiegerſohn und Onkel
Heit Ainy kiemer
Metzgermeiſter
heute Nacht im Alter von 55 Jahren nach kurzem,
ſchwerem Leiden, verſchieden iſt.
Im Namen der Trauernden:
Florence Reuter, geb. Tanner
Darmſtadt, Groß=Gerau, St. Goar, Genf,
den 1. Auguſt 1929.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 3. d. Mts., nachmittags
3½ Uhr, von der Kapelle des Friedhofes an der Nieder=
Ramſtädter=
ſtiraße aus, ſtatt. — Von Beileidsbeſuchen bitte dankend Abſtand
nehmen zu wollen.
Dankſagung.
Für die ſo überaus zahlreichen Beweiſe
herzlichſter Teilnahme beim Heimgange
unſerer lieben Entſchlafenen ſprechen wir
unſeren tiefempfundenen Dank aus.
Gerbard Schmitt
Emilie Schmitt
Friedel u. Friedrich Wilſing
nebſi Kinder.
(12295
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
an dem ſchweren Verluſte, den wir durch den
Heimgang unſrer treuſorgenden, herzensguten
Mutter
Frau Eliſabeth Spöhrer
erlitten, ſagen wir Allen unſern herzlichen Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1929.
Ernſt=Ludwigſiraße 9.
Für die großen Ehrungen, schönen Geschenke und
Blumen-
spenden, sowie der edlen Musika, Kollege Rühlemann mit
seinen Getreuen, anläßlich des 70. Geburtstages meiner lieben
Frau scgen wir beide unseren herzlichen Dank.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Freitag, den 2. Auguſt 1929
Nummer 21 2
Reich und Ausland.
Bieder ein Großfeuer bei Milkenberg.
Miltenberg a. M. Nachdem erſt vor
wenigen Tagen der Ort Röllfeld von einem
Großfeuer heimgeſucht wurde, entſtand geſtern
nachmittag in dem Ort Erlenbach ein ähnlich
großer Brand, deſſen Entſtehungsurſache noch
nicht geklärt iſt. Trotzdem ſofort ſechs
Feuer=
wehren die Löſcharbeiten tatkräftig in Angriff
nahmen, konnte doch nicht verhindert werden,
daß das Feuer raſch auf vier Wohnhäuſer und
vier mit Erntevorräten gefüllte Scheunen
über=
griff und ſie einäſcherte. Beim Ausbruch des
Bran=
des waren die Ortsbewohner zum großen Teil
mit Erntearbeiten auf dem Felde beſchäftigt, ſo
daß ein erfolgreiches Eingreifen erſt nach und
nach möglich war. Der Schaden beläuft ſich auf
etwa 60 000 bis 70 000 Mark. Er iſt zum Teil
durch Verſicherung gedeckt.
Bombenakkenkake in Lüneburg.
Lüneburg, 1. Auguſt.
Heute nacht um ½2 Uhr erfolgte in dem Hauſe
des Rechtsanwalts und Notars Dr. Strauß,
Lüner=
weg Nr. 8, eine furchtbare Detonation. Im Keller
war eine Dynamitbombe explodiert. Die Exploſion
wirkte ſich zum Glück mehr nach außen hin aus.
Be=
ſchädigs wurde die Außenwand des Hauſes, auch
ſämtliche Fenſterſcheiben wurden zertrümmert. In
der Nachbarſchaft gingen durch die Exploſion
eben=
ſalls die Fenſterſcheiben in Trümmer. Die Familie
des Rechtsanwalts Dr. Strauß iſt zur Zeit verreiſt.
Es iſt noch nicht feſtgeſtellt, ob politiſche Beweggründe
zu dem Attentat geführt haben. Außer dem
Bom=
benanſchlag auſ das Haus des Rechtsanwalts Dr.
Strauß iſt noch ein zweiter Anſchlag, und zwar auf
die hieſige Landeskrankenkaſſe, verübt worden. Hier
war die Bombe mit einer auf ½1 Uhr geſtellten
Uhr verſehen und ebenfalls im Keller niedergelegt.
Glücklicherweiſe kam jedoch inſolge Verſagens des
Zünders die Bombe nicht zur Exploſion. Beamte
der Kriminalpolizei aus Harburg=Wilhelmsburg
weilen bereits am Tatort. — Zum Bombenanſchlag
auf das Haus des Rechtsanwalts Dr. Strauß wird
noch gemeldet, daß die Bombe nicht im Keller,
ſon=
dern im Kellerfenſter niedergelegt worden war. Im
Keller ſelbſt wurden furchtbare Verwüſtungen
ange=
richtet und auch die Vorderfront des Hauſes ſtark
in Mitleidenſchaft gezogen. Sämtliche
Fenſterſchei=
ben wurden zertrümmert; im Vorgarten iſt ein
tiefes Loch entſtanden. Auch die Nachbarhäuſer ſind
erheblich in Mitleidenſchaft gezogen worden. Selbſt
in einer Entfernung von über 100 Metern wurden
viele Fenſterſcheiben zertrümmert. Auch die
Höllen=
maſchine, mit der das zweite Attentat gegen die
Landeskrankenkaſſe verſucht wurde, wurde in einer
kleinen Margarinekiſte gefunden. Der Uhrzeiger
dieſer Höllenmaſchine hatte ſich feſtgehakt. Hierdurch
wurde die Exploſion verhindert. Der Bevölkerung
hat ſich eine große Erregung bemächtigt. Perſonen
ſind nicht verletzt worden. Der Regierungspräſident
von Lüneburg hat für die Aufklärung der
Spreng=
ſtoffattentate und die Ergreifung der Täter 1000
Mark Belohnung ausgeſetzt.
Schulſtreik.
Gelnhauſen. Im Kreisort Breitenborn iſt
ſeit einigen Wochen ein Schulſtreir ausgebrochen.
Die Eltern verlangen die Verſetzung eines Lehrers
wegen Züchtigung eines Mädchens und verſchiedener
anderer Vorkommniſſe. Die Regierung hat den
Lehrer mit einer Geldſtrafe von 20 Mark bedacht,
gab aber dem ſeitherigen Drängen der Eltern, den
Lehrer zu verſetzen, nicht nach. Die Gemeinde läßt
ſeitdem die Schulkinder die Schule nicht mehr
be=
ſuchen. Am Dienstag weilte Schulrat Weißenſtein
in Breitenborn, um ſich perſönlich zu orientieren.
Zur Rückſprache waren verſchiedene Eltern
einge=
laden, denen Schulrat Weißenſtein den Vorſchlag
machte, den Streik abzubrechen. Er erklärte, ſich
für weitere Verfolgung der Angelegenheit einſetzen
zu wollen. Die zur Rückſprache erſchienenen Eltern
erklärten jedoch, nachdem ſie weiteres
Belaſtungs=
material gegen den Lehrer vorgebracht hatten, ſich
auf unbeſtimmte Zuſagen nicht einlaſſen zu können.
Eine neuerlich einberufene Eltern=Verſammlung
be=
ſchloß einſtimmig, den Beſchluß der vorigen Eltern=
Verſammlung und den des geſamten
Gemeindevor=
ſtandes, den Schulſtreik nicht eher abzubrechen, bis
ein Vertreter als Schulleiter der erſten Klaſſe
ent=
ſandt worden ſei, aufrecht zu erhalten. Dieſer
Be=
ſchluß iſt der Regierung telephoniſch mitgeteilt
worden.
Großes Schadenfeuer in einem franzöſiſchen
Dorf.
Paris. Wie dem „Echo de Paris” aus Nizza
gemeldet wird, bedroht ein heftiger Brand das
ganze Dorf St. Etienne im Tinée=Tal. Zwölf
Häu=
ſer und die Kirche ſtehen in Flammen.
Sven Hedin in Berlin. .
Die furchkbare Grubenkakaſtrophe in Nieder=Hermsdorſ.
Der große Forſcher Spen Hedin
iſt in Berlin eingetroffen und wurde vom
Reichs=
präſidenten v. Hindenburg empfangen, der für
ſeine Aſienexpedition lebhaftes Intereſſe zeigte.
Der geſtrandete Dampfer „Undine” bei Bingen.
Der Monroy=Prozeß vertagt.
Berlin. Die für Donnerstag in Mogbit
an=
geſetzte Verhandlung gegen die Komteſſe Monroy
wegen Juwelendiebſtahls an ihrer Tante, der
Grä=
fin Hermersberg, mußte vertagt werden, da
in=
zwiſchen eine neue Anklage gegen Helga Monroy
eingegangen iſt, die gemeinſam mit der vorliegenden
Anklage ſpäter verhandelt werden ſoll. Ueber die
neue Anklage gegen Helga v. Monroy erfährt man:
Der Rittmeiſter a. D. v. Wedel, der Freund der
Helga v. Monroy, hatte beim Bankhaus Heinrich
Emden eine Schuld in Höhe von 25 000 Mark. Das
Banbhaus weigerte ſich, die Schuld zu ſtunden und
drängte auf ſofortige Zahlung. Helga Monroy, die
ihren Freund in ſo großen Nöten ſah, griff nun zu
einem verzweifelten Mittel, um ihm zu helfen. Sie
legte dem Bankhaus einen Brief vor, der beſagte,
daß der Familienälteſte des Hauſes Hohenlohe=
Oehringen ihr eine Erbſchaft in Ausſicht ſtelle.
An=
geſichts dieſes Briefes wurde der Kredit des
Ritt=
meiſters a. D. v. Wedel verlängert. In Wirklichkeit
war das Schreiben aber gefälſcht. Das Bankhaus hat
ſchließlich einen Schaden von 6000 Mark erlitten.
Wedel hatte eine Lebensverſicherung in Höhe von
19 000 Mark. Allerdings war auch dieſe verpfändet.
Das Bankhaus hat die Police eingelöſt und einen
Teil der Schuld gedeckt.
Von kochendem Waſſer tödlich verbrüht.
Oberzwehren. Dieſer Tage bereitete eine
Frau für ihr anderthalb Jahre altes Kind ein Bad.
Sie ſchüttete kochendes Waſſer in die Wanne und
wollte dann kaltes Waſſer zum Nachfüllen zapfen.
In dieſem unbewachten Augenblick ſtürzte das Kind
in das kochende Waſſer und erlitt ſo ſchwere
Brand=
wunden, daß es jetzt ſeinen ſchweren Verletzungen
erlegen iſt.
Blick auf die Kohlenzechen von Nieder=Hermsdorf.
Rettupesmannſchaften mit Gasmasken.
Schiffsunglück auf dem Rhein.
Der Förderturm der Friedens=Hoffnungs=Hütte
mit der ſchwarzen Trauerfahne.
30 Todesopfer in Waldenburg.
Waldenburg. Die Zahl der Opfer der
Beng=
werkskataſtrophe hat ſich in der letzten Nacht,
nach=
dem bereits am Mittwoch nachmittag ein weiteren
Schwerverletzter ſeinen Wunden erlegen war, um
zwei auf 30 bermehrt.
Schweres Grubenunglück in Frankreich.
Paris. Wie dem „Echo de Paris” aus Lens
gemeldet wird, ereignete ſich am Mittwoch abend
kurz n. h 8 Uhr in einem Schacht des Bergwerks von
Escarpelle bei Courcellas=les=Lens ein ſchweres
Gru=
benunglück durch Exploſion ſchlagender Wetter. In
dem Schacht befanden ſich zur Zeit des Unglücks
160 Bergleute. Bis 23 Uhr ſind acht Tote geborgen
worden.
Großfeuer im Hafen von Neapel.
Rom. Die Blätter berichten von einem großen
Brand, der im Freihafen von Neapel in der Nacht
zum Mittwoch ausgebrochen iſt. Der Brand brach
in großen Lagerräumen aus, in denen, wie verlautet,
größere Mengen Paraffin, wahrſcheinlich auch Teer
und Benzin aufgeſtapelt waren. Der Schaden wird
auf etwa anderthalb Millionen Lire geſchätzt.
Das Touriſtenunglück auf dem Klein=Glockner.
Innsbruck. Vor einigen Tagen wurde über
den Abſturz von vier Touriſten auf dem Klein=
Glockner berichtet, bei dem eine bis jetzt unbekannte
Perſon getötet und die anderen ſchwer verletzt
wur=
den. Nun bringt der „Tiroler Anzeiger”,
Einzel=
heiten darüber und die Namen der Verunglückten.
Nach dem Bericht des Blattes hatten die Tour Erika
Fricdmann, Operationsſchweſter aus Dresden, Hilda
Henel aus Dresden, der Tapezierer Rodeck und der
Bächer Johann Scheib, beide aus Kelkheim im
Tau=
nus, am Vormittag des 25. Juli führerlos
aus=
geführt und den Klein=Glockner beſtiegen. Auf dem
Rüchwege rutſchte Scheib, der als Letzter ging, aus,
kam zu Fall und riß die drei anderen am Seil
be=
feſtigten Touriſten mit in die Tiefe. Ein 19jähriger
Student aus Budweis, namens Neubauer, der
unter=
halb der genannten Touriſten ging, wollte die
Ab=
ſtürzenden noch mit ſeinem Eispickel aufhalten,
wurde aber mitgeriſſen; ſo daß alle fünf Perſonen
über den vereiſten Steilabhang etwa 200 bis 250
Meter tief auf den Ködnitzgletſcher abſtürzten, wo
ſie in eine Gletſcherſpalte fielen. Der Touriſt Scheib
blieb mit einem Bruch der Schädelbaſis tot liegen.
Dem Gedächtnis eines vorbildlichen
Sporksmannes.
Auf der Suche nach Bombe.
Die Mordkommiſſion greift ein.
Berlin, 1. Auguſt.
Seit geſtern nachmittag beſchäftigt ſich nunmehr
auch die Berliner Mordkommiſſion mit der
Auf=
klärung des rätſelhaften Verſchwindens des
Land=
gerichtsdirektors Dr. Bombe. Nachdem das
Ab=
ſuchen der Wälder in der Gegend von Neu=Globſow
und Rheinsberg bisher ergebnislos geblieben iſt,
neigt man im Polizeipräſidium der Anſicht zu, daß
Landgerichtsdirektor Bombe viellleicht doch einem
Verbrechen zum Opfer gefallen iſt. Eine genaue
Vernehmung der Wirtſchafterin des Vermißten ſoll
vorgenommen werden. Die Wirtſchafterin iſt über
30 Jahre im Haushalt Dr. Bombes beſchäftigt und
daher mit den Gepflogenheiten des Vermißten
ge=
nau vertraut.
Der neue Rekord der „Bremen”.
London. Die „Bremen” iſt, wie bereits
ge=
meldet, am Mittwoch um 22,50 Uhr in Plymouth
eingetroffen. Sie hat die Reiſe von New York nach
Plymouth in 4 Tagen, 14 Stunden, 30 Minuten
zurückgelegt und damit auch für die Ueberquerung
des Atlantik in öſtlicher Richtung einen neuen
Welt=
rckord aufgeſtellt. Ihre Durchſchnittsgeſchwindigkeit
betrug 27,91 Knoten pro Stunde. Die bisher
ſchnellſte Ueberquerung war von der „Mauretania”
in vier Tagen, 22 Stunden, 47 Minuten durchgeführt
worden. Nach dem Schiffsbuch hat die „Bremen”,
täglich durchſchnittlich 667 Meilen zurückgelegt.
Die Büſte des Prinzen Friedrich Karl
von Preußen.
Im Deutſchen Stadion in Berlin gelangte eine
Büſte des im Kriege gefallenen Prinzen
Fried=
rich Karl von Preußen zur Aufſtellung, der ſich
als einer der vorbildlichſten jungen Sportsleute
der Vorkriegszeit ein bleibendes Andenken ge=
ſichert hat. Die Büſte des jungen Prinzen ſtammt
von dem Bildhauer Ernſt Gorſemann.
[ ← ][ ][ → ]Rummer 212
Freitag, den 2. Auguſt 1929
Seite 11
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bisweilen noch: Die Insertionskosten muß der Käufer einer
Ware mitbezahlen. Das Gegentell ist der Fall. Zeitungs-
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„Darmstädter Tagblatt” verteuert nicht die Ware, sondern
verbilligt sie, hebt die Oualität. Die Insertionskosten muß
nicht der Käufer bezahlen, sondern — die nichtwerbende
Konkurrenz, und zwar durch Kundenabgabe an den Inserenten.
Wir haben uns daran gewöhnt, die geschättlichen Anzeigen als
Spiegel der wirtschaftlichen Kritik anzusehen. Wer seine Ware
in das helle Licht der Anzeigen bringt, setzt sie der Beurteilung
durch die Konkurrenz und den Konsumenten aus. Kautleute, die
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Nummer 212
Freitag, den 2. Auguſt 1929
Seite 13
Sport, Spiel und Turnen.
10. Rhön=Segelflug=Wekkbewerb 1929
Von unſerem A. K.=Sonderberichterſtatter.
Fliegerlager Waſſerkuppe, 1. Auguſt.
Am heutigen Tag konnte kein Flugbetrieb ſtattſinden, da der
gerrſchende Wind für die leichten Segelmaſchinen zu ſtark und zu
böig wehte. Die Sportleitung war daher in der Lage, die
Aus=
wertung vorzunehmen, ſo daß am Abend die Preisperteilung
ſtatt=
ſinden konnte, die Profeſſor Georgii durchführte. In einer kurzen
Anſprache wies er auf die Bedeutung des 10. Rhön=Segelflug=
Wettbewerbs hin, der nicht nur ein Jubiläum darſtellt, ſondern
auich durch die gezeitigten Leiſtungen von beſonderer Bedeutung
geworden iſt. Auch der Toten des Vorjahres wurde gedacht. Die
Preisverteilung hatte im weſentlichen folgendes Ergebnis:
Leiſtungswettbewerb.
1. Fernſegelflugpreis (Preis der Stadt Frankfurt) 2500 Mk.:
Flugzeug „Wien” Führer Kronfeld, für einen Flug von 150
Kilo=
metern Entfernung und 2160 Metern Höhe über Start.
2. Fernzielpreis (Preis des Pveußiſch. Handelsminiſteriums)
1500 Mk.: Flugzeug „Lore” Führer Hirth, für den Flug nach
dem Schweinsberg und zurück.
Streckenforſchungspreis (Preis des Bayeriſchen
Handels=
miniſteriums) 2000 Mk.: Flugzeug „Lore‟, Führer Hirth, für die
Flüge nach Metzels und nach Neuſtadt a, d. Saale.
4. Sonderpreiſe erhielten Kegel 150 Mk., Kronfeld 290 Mk.,
Dittmar 95 Mk. und Hirth 565 Mk.
Zuſatzprämien: Kronfeld wurde für ſeinen
Höhenſtreckenwelt=
ekord eine Summe von 1500 Mk. zuerkannt, Hirth für ſeinen
Streckenrekord mit Rückkehr zur Startſtelle (10,1 Kilometer) 250
Mark. Außerdem wurden Kegel, Dittmar Magerſuppe und
Grön=
hoff kleinere und größere Geldbeträge für ihre Leiſtungen
zu=
erkannt.
Als Sieger des Leiſtungswettbewerbs iſt Kronfeld zu
betrach=
ten, an zweiter Stelle ſteht Hirth.
Uebungswettbewerb.
Der Sieger des Uebungswettbewerbs iſt Neininger auf
„Darmſtadt”
Preiſe für die größte Geſamtflugdauer: 1. Neininger auf
Darmſtadt” für eine Flugdauer von 24 Stunden 13 Min. 51 Sek.,
750 Mk. — 2. Hurtig auf „Herkules” für eine Flugdauer von
ins=
geſamt 17 Stunden 7 Min. 52 Sek., 535 Mk. — 3. Mayer auf
„M. 1” für eine Flugdauer von 16 Stunden 9 Min. 3 Sek., 505 Mk.
Preiſe für die größte Höhenſumme: 1. Luftikus” Führer
Be=
dru. 4930 Meter, 672 Mk. — 2. „Württemberg”, Führer Bachem,
Geſamthöhe 3414 Meter, 466 Mk. — 3. „Darmſtadt”, Führer
Nei=
mnger, Geſamthöhe 2724 Meter, 362 Mk.
Aüßerdem wurden zahlreiche Sonderpreiſe und Flugprämien
zur geſprochen. Neininger erhielt für ſeinen Rekordflug eine
Re=
kordprämie von 350 Mk. desgl. Meyer, der nahezu dieſelbe
Lei=
ſtuang aufzuweiſen hat. Dem Flugjeug „Luftikus” wurde für die
Ueberbietung des Rhön=Höhenrekords vom Jahre 1928 der Betrag
von 200 Mk. zugeſprochen
Grönhoff, der Frankfurter iſt, erhielt von ſeiner Vaterſtadt
eim Geſchenk von 500 Mk.
Der Hindenburg=Pokal, der für die größte fliegeriſche Leiſtung
des Wettbewerbs ausgeſchrieben iſt, wird Kronfeld zuerkannt,
desgl. der Prinz=Heinrich=Rhönwanderpreis der Lüfte, der die
größte Flughöhe prämiiert.
Die „Darmſtadt” erhielt als Ehrenpreis einen Ludolph=
Leichtflugzeugkompaß ſowie ein Borduhr.
Aus dem Main=Rheingau der 2.T.
WWaren die Monate Juni und Juli vornehmlich den Gauwettkämpfen
vrbehalten, ſo ſteht der Monat Auguſt zumeiſt im Zeichen der
Kreis=
urd D.T.=Veranſtaltungen, wobei eine Reihe von Main=Rheingau=
Arigehörigen wieder die Farben des Gaues zu vertreten haben werden.
3=nächſt gewinnt das am 4. Auguſt in Worms ſtattfindende
Kreis=
ſtromſchwimmen für den Gau an Intereſſe. Aus der Turngemeinde
Karmſtadt, der Turngemeinde Beſſungen, Turngeſellſchaft Darmſtadt
und Turnverein Arheilgen nehmen Schwimmerinnen und Schwimmer
hyeran in ſtattlicher Anzahl teil und werden unter Beweis zu ſtellen
hrben, daß der Main=Rheingau noch mit an der Spitze des 9,
Turn=
kzeiſeé ſteht. Am gleichen Tage findet das Kreisſpielfeſt ebenfalls in
4:orms ſtatt. — Am vierten Jugendtreffen der D,T. in Wunſiedel
(Sichtelgebirge) am 4. Auguſt, das mit ſeinen 10 000 Teilnehmern
das größte deutſche Jugendtreffen zu werden verſpricht, nimmt auch die
Jugend des Gaues lebhaften Anteil. — Für die Turngemeinde
Sprend=
lingen gelten der 3. und 4. Auguſt als beſondere Ehrentage. Sind
doch fünfzig Jahre verfloſſen, ſeit dort der Grundſtein zu einer
Turn=
gemeinde gelegt wurde, was Anlaß dazu bietet, dieſe Tage feſtlich zu
begehen. — Vereinsveranſtaltungen finden in Ober=Ramſtadt am 4. 8.
ſtatt, und zwar ein gemeinſchaftliches Schwimmfeſt der dortigen
Turn=
vereine. Die Turngeſellſchaft Darmſtadt unternimmt am gleichen Tage
eine Taunuswanderung, während die Turngemeinde Beſſungen am 3.
und 4. Auguſt ein Sommerfeſt begeht, und iſt in erſter Linie der
Sonn=
tag für die Jugend als Kindertag gedacht, bei dem die verſchiedenen
aktiven Abteilungen mitwirken werden. Für die Volksturner des Gaues
bietet der 4. Auguſt reichlich Gelegenheit, die Kräfte anläßlich der Opel=
Kampfſpiele in Rüſſelsheim, beſtehend aus Einzel= und Mehrkämpfen
für Jugend= Unter= und Oberſtufe, gegenſeitig zu meſſen. In
Verbin=
dung mit dieſen Wettkämpfen findet die Austragung der Gebr. Opel=
Wanderpreiſe ſtatt. In der 4=Klaſſe verteidigt den Wanderpreis der
Turnverein Rüſſelsheim, während in der B=Klaſſe die Turngeſellſchaft
Walldorf gegen ſehr ſtarke Konkurrenz ſich behaupten muß. Ebenfalls
iſt die Turngeſellſchaft Walldorf Verteidiger der 4mal100 Meter
Hein=
rich von Opel=Gedächtnisſtaffel. Zum zweitenmal verſucht die
Turn=
geſellſchaft Darmſtadt, in den Beſitz des Wandergreiſes in der 3mal1000
Meter=Staffel zu kommen. — Der 11. Auguſt iſt der Tag des
Gau=
ſchwimmens in Erfelden. Die Turnerſänger des Kreiſes treten zum
4. Kreiswertungsſingen am 11. Auguſt in Aſchaffenburg=Damm
zuſam=
men und beteiligt ſich hieran eine Anzahl von Sängerriegen der
Gau=
vereine. Am gleichen Tage ſteigen in Kaſſel die D. T.=
Volksturnmeiſter=
ſchaften. Der neue Kreismeiſter im 5000=Meter=Lauf. Heinrich Fornoff
(Turngeſellſchaft Darmſtadt) wird dort auf eine ſtarke Gegnerſchaft
ſtoßen. — Der 18. Auguſt iſt im Gau dem Kinderturntreffen des Oſt=
Bezirks in Roßdorf vorbehalten, während Nieder=Liebersbach für den
Südbezirk (ehemal. Odenwald=Jahngau), in Verbindung mit der 25=
Jahrfeier, einen Frauen= und Männerturnwettkampf durchführt. Die
deutſchen Schwimmeiſterſchaften in Altona am 18. Auguſt ſehen
Schwim=
merinnen und Schwimmer des Gaues mit den Spitzenkönnern des
Rei=
ches am Start. Der letzte Auguſtſonntag (25.) verſammelt die
Gau=
jugend in Birkenau zum zweiten Gaujugendſchwimmen. Früher als die
übrigen Sportzweige geht das Turnen, nach Beendigung aller
turneri=
ſchen Wettkämpfe, in die Aus= und Fortbildungsarbeit für 1929/30 über
und beginnt dieſelbe mit einer Gauübungsſtunde am 25. Auguſt,
vor=
mittags 10 Uhr, in der Turnhalle des Turnvereins Roßdorf. Mit einer
großen Turn=Werbeſchau tritt der Turnverein Arheilgen am 25. Auguſt
an die Oeffentlichkeit, und verſpricht die hierzu aufgeſtellte Turnfolge
Gpp.
ganz beſonders zugkräftig zu werden.
Pferdeſpork.
Rennen in Hoppegarten.
Ein ruhiger Renntag, deſſen Höhepunkt der 1920 gegründete
Hoppe=
gartener Ehrenpreis über 7800 Mark darſtellte. Die Dreijährigen und
älteren Pferden vorbehaltene Ehrenprüfung ſah neun Vollblüter aus
guter Klaſſe am Start, von denen die am meiſten gewettetem Nareiß,
Schwarzdorn und Sterneck das Ende unter ſich ausmachten. Zunächſt
führte der Weinberger Palmieri, deſſen Licht ſchon am Dahlwitzer Bogen
erloſch. Nun übernahm Schwarzdorn das Kommando vor Dominica,
Noſenquarz und Nareiß. Der letztgenannte Vierjährige, der erſt jüngſt
im Weſten Fapir geſchlagen hatte, wurde von Zimmermann am Anberg
vorgeworfen und zog ſchließlich leicht über Schwarzdorn hinweg,
Sterneck abeitete ſich zum Schluß auf den dritten Platz vor. Von den
Prufungen des jungſten Jahpganges war der Preis von Woltersdorf
nichts weiter als ein gut bezahlter Galopp für den erſt letzthin in
Grunewald erfolgreich geweſenen Fervorſohn Mellitus, in dem
zweifel=
lo3 ein gutes Pferd ſteckt.
Rennen I. Preis von Heidemühle: 1. M. Böhms Faretra (W.
Held); 2. Waiſenknabe 2.: 3. Aſtrolog. Tot.: 27. Pl: 12, 14—2—3 Lg.
Ferner: Parademarſch Kang Shi.
Rennen II. Preis vom Fließ: 1. R. Haniels Tarquinia (A.
Bleu=
ler); 2. Vivida; 3. Trebonius. Tot.: 21. Pl.; 11, 11, 15. 2—5 Lg.
Ferner: „Hold=io, Stauffenburg, Nymphenbung, Fermarina, Oſterkind.
Rennen III. Preis von Fichtenau: 1. Stall Helmas Pale (K.
Narr); 2. Maetegna; 3. Augendiener. Tot.: 34. Pl.: 13, 17, 13. Kopf
bls 1½ Lg. Ferner: Amönenwarte, Junker, Erdgeiſt, Funker.
Rennen IP. Preis von Woltersdorf: 1. Stall Hönwalts Mellitus
(E. Grabſch); 2. Gregor; 3. Servus. Tot.: 12. 6—6 Lg.
Nennen V. Hoppegartener, Ehrenpreis: 1. Gräfin Helldorffs
Nareiß (A. Zimmermann); 2. Schwarzdorn; 3. Sterneck. Tot.: 32.
Pl.: 15, 12, 15. 1½—2 Lg. Ferner: Favorit, Heetor, Herzkönigin,
Dominica, Roſenquarz, Palmieri.
Rennen II. Preis von Gggersdorf: 1. 2. Hartings Helmbuſch
(W. Tarras); 2. Sangeskönigin; 3. Sturmhaube. Tot.: B. Pl.: 15,
18, 19. Hals bis 3 Lg. Ferner: Briholder, Coryx, Prohibilion,
In=
diga, Iſelthal, Feldberg, Innocenzia, Sileſia, Prievluſa.
Rennen VII. Preis von Heſſenwinkel: 1. Adolf Levys Tantor (W.
Printen); 2. Kurmärker; 3. Varasdin. Tot.: 63. Pl.: 2, 27, 23.
Hals bis Kopf. Ferner: Goldalma, Fabuliſt, Hellfeherin, Rote Nelke,
Empfehlung, Honeska, Hans Thoma, Octava, Irmingard.
Geſchäftliches.
Geſamtſieg auf dem Nürburgring abermals auf Dunlop!
Nachdem am 14. Juli d. J. im Großen Preis der Nationen für
Sportwagen Chiron ſeinen Rekordſieg auf Dunlop=Reifen erringen
konnte, iſt jetzt am B8. Juli im Großen Preis von Deutſchland für
Motorräder, der größten und ſchärfſten Prüfung für Maſchinen und
Reifen auch dieſer Sieg auf Dunlop=Reifen erſtritten worden.
Nicht nur im Klaſſenſieg! Der Generalſieger und Gewinner des
Großen Preiſes, ſchnellſter der internationalen Motorrad=Rennfahrer=
Elite, ging auf Dunlop in Rekordzeit durchs Ziel.
Zwei Klaſſenſiege in den Kategorien 250 und 350 Kubikzentimeter
vewvollſtändigen dieſen ſich ſchon im dritten Jahre wiederholenden Erfolg
der Dunlop=Bereifung auf dem Nürburgring.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 2. „Aug. 12.15: Volkstümliche Muſik: Schallplatten.
S 15.15: Mittelſchullehrer Hering: Werner von Siemtens: Aus
ſeinem Leben. O 16.15: Hausfrauennachmittag, vexanſtaltet vom
Frankf. Hausfrauenverein. Wunſchnachmittag. 17.25: Wo iſt’s?
Eine Preisfrage. Reportage und Muſik aus bekannten Bädern.
O 18,05: Arbeitsmarktbericht des Städt. Arbeitsamtes. 18.15:
Leſeſtunde. O 18.30: Stunde des Südweſtdeutſchen Radio=Clubs.
O 18.50: Schachunterricht für Anfänger (Endſpiele). e 19.10:
Steno=
graphiſcher Fortbildungskurſus. O 19.30: Fortſchritte in
Wiſſen=
ſchaft und Technik. O 19.50: Film=Wochenſchau. O 20.15:
Stutt=
gart: Franz Karl Endres lieſt aus eigenen Werken. O 20.45:
Stutt=
gart: Marſchmuſik. Muſikkorps des 1. Gren.=Batl. O 21.45: Die
Aetherflaſche. Rundfunk=Kabarett. Mitw.: Roſa Valetti, Leo
Mano=
ſon (Chanſons), L. Menges (Kunſtpfeifer=Solo, Glockenſpiel=Solo,
Glockenſchlag=Solo, Flexaton=Solo), Rud. Senger (Gaſſenhauer).
0 22.30: Kaſſel: Moderne Werke für kleines Orcheſter. Serenaden
von Schoek, Trunk, Thomas. Leitung: Kapellm. Bodart. o 0.30:
Kaſſel: Nachtkonzert. Sinfonie Nr. 4 (F=moll) von Tſchafkowſki.
Leitung: Kapellm. Bodart.
Königswuſierbauſen.
Deutſche Welle. Freitag, 2. Aug. 10: Dr. Knottnerus=Meyer:
Menſchenaffen i der Gefangenſchaft. 12: Schallplatten. O 15:
Rektor Hauer: Kind und Straße. 0 15.30: Wetter, Börſe. 0 15.40:
Dr. Margarete Jacobſohn: Erfolgreiche Frauen von heute. 0 16:
Iſa Oberländer: Kinderpſychologie aus Werken von Dichtern.
16.30: Dr. Schulte: Pſychologiſche Arbeitsgemeinſchaft. 17:
Leipzig: Aus deutſchen Opern. Ausf.: Leipz. Sinfonie=Orch. O 18:
Prof. Dr. Magemann: Das Gold als Währungsmetall. 0 18.30:
Engliſch für Fortgeſchrittene. o 18,55: Dr. Hagemann: Tanz der
Völker: Neger=Tänze. O 19.20: Wiſſenſchaftl. Vortrag für Aerzte:
O 20: Sommerfeſtſpiele. „Michael Kramer” von Gerhart
Haupt=
mann. Perſ.: Michael Kramer, Lehrer an einer königl. Kunſtſchule,
Maler; Frau Kramer, ſeine Gattin; Michaline Kramer, die Tochter,
Maleri: Arnold Kramer, der Sohn, Maler; Ernſt Lachmann, Maler;
Marie Lachmann, ſeine Gattin; Lieſe Bänſch, Tochter des
Reſtau=
rateurs Bänſch; Gäſte im Reſtaurant von Bänſch: Aſſeſſor Schnabel,
Baumeiſter Ziehn, von Krauthem, Quantmeyer; Krauſe, Pedell im
der Kunſtſchule; Bertha, Hausmädchen bei Kramers; Fritz, Kellner
m Reſtaurant von Bänſch. Ort: eine Proninial=Hauptſtadt.
Weiterbericht.
Ausſichten für Freitag, den 2. Auguſt: Wechſelnd wolkig mit
Auf=
heiterung, Temperaturen ſchwankend, bei lebhaften weſtlichen bis
nord=
zueſtlichen Winden noch vereinzelt Regenſchauer.
Ausſichten für Samstag, den 3. Auguſt: Etwas ruhigeres Wetter.
Hauptchriftleitung. Rudolf Maup:
Veranwortich für Polltikf und Wirtſchaft: Rubolf Mauve; für Feuilleion, Reich und
Ausland md Heſſiſche Nachrichten: Max Streele; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſf: Andrea” Bauer: für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratentell: Wiliv Kuhle: Drns
und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unvertangte Manuſtrivte wird Garantie der Rückiendung ni ni übernommen
Die heutige Nummer hat 16 Seiten
WANDERER-WERKE A. G.
Zwangsverſteigerung.
Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Zeit der
Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen des
5ohann Peter Elemens, Schreiner Jawern bei Trier,
im Grundbuch eingetragen war, ſoll
Däienstag, den 1. Oktober 1929, nachmittags 31/, Uhr,
darch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer
219, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvoll=
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 8. Juli 1929 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſteige=
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auf=
forderung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
tenlung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläu=
bwers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
entgegenſtehen=
de s Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuiſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Terfahrens herbeizuführen, widrigenfalls, für das Recht der
Derſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten
Gegen=
ſtandes tritt.
Darmſtadt, den 25. Juli 1929.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk 1, Band VI, Blatt 320.
Betrag der
Pir. Flur Nr. Kulturart u. Gewann am Schätzung
1 1 261 Hofreite Nr. 32 Schloß=
166 3500 NM
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Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.
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1929, bleibt das Amt wegen der
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Darmſtadt, den 1. Aug. 1929.
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lonpl. 6, Hth. pt. r.*
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Süddeutſche Eiſenbahngeſellſchaft in Darmſtadt. Entgegen Hem
von anderer Seite veröffentlichten Dementi erfahren wir von
Verwal=
tungsſeite, daß tatſächlich größere Kapitalinveſtitionen bei dem
Unter=
nehmen, deſſen Konzeſſionsvertrag mit der Stadt Eſſen um weitere
20 Jahre, bis zum Jahre 1958, vor einiger Zeit verlängert worden iſt,
bevorſtehen, und daß ferner in der Tat die Aufnahme einer größeren
Auslandsanleibe geplant iſt. Da die endgültige Genehmigung der
Konzeſſionsverlängerung durch die zuſtändigen Behörden noch nicht
er=
folgt iſt (hierbe: handelt es ſ”h wohl allerdings mehr um eine
Form=
ſache), und da ndererſeits während der Ferienzeit eine Vorbereitung
umfaſſender Finanzmaßnahmen nicht gut möglich ſcheint, dürften
nähere Entſcheidungen über die Frage der Anleihe erſt in einigen
Mo=
naten fallen. Die neuen Mittel ſollen in der Hauptſache dem weiteren
Ausbau der Betriebsanlagen, der ſich mit Notwendigkeit aus der im
Gange befindlichen Umgemeindung im rheiniſch=weſtfäliſe en
Induſtrie=
gebiet ergibt, verwendet werden.
Elektrizitäts A.=G., vorm. W. Lahmeher u. Co., in Frankfurt a. M.
Das am 30. Juni 1929 abgelaufene Geſchäftsjahr iſt zufriedenſtellend
verlaufen. Die Abſchlußziffern liegen noch nicht vor, doch dürfte
minde=
ſtens die gleiche Dividende, wie i. V. (10 Prozent) zur Verteilung
ge=
langen.
8,2 Milliarden RM. Spareinlagen der deutſchen Sparkaſſen. Im
Monat Juni 1929 konnte die Achtmilliardengrenze der Spareinlagen bei
den Sparkaſſen des Deutſchen Reiches nicht unweſentlich überſchritten
werden. Die Bildung von Sharkapital iſt ſonach dauernd im
Fort=
ſchreiten begriffen. Der Stand am Ende des Monats Juni betrug
8 190 086 000 RM. gegenüber 7 998 901000 RM. Ende Mai 1929 und
7 416 277 000 RM. am Ende Januar 1929. Nach der Berechnung des
Statiſtiſchen Reichsamtes entfallen von dem Geſamteinlagenbeſtand der
Sparkaſſen Ende Juni auf reußen 5,14 Milliarden; auf Bayern 624,12
Millionen RM., auf Sachſen 539,55 Mill. RM., auf Württemberg 464,81
Mill. RM., auf Baden 438,37 Mill. RM., auf Hamburg 265,05 Mill.
RM., auf Heſſen 180,9 Mill. RM. Im Berichtsmonat
wur=
den 631,8 Mill. RM. eingezahlt, wovon wieder 440,01 Millionen RM.
zur Auszahlung gelangten. Der Einlagenbeſtand iſt ſomit um rund
191,2 Mill. RM. gegenüber dem Mai geſtiogen. Die Giroeinlagen
be=
liefen ſich Ende Juni auf 1384,4 Mill. NM. gegenaber 1418,1 Mill.
RM. am Ende des Vormonats, ſodaß hier wiederum eine
Verminde=
rung feſtzuſtellen iſt.
Vom Ledermarkt. Die enorme Hitze der letzten Zeit hat auf dem
Ledermarkt nicht die Wirkung ausgeübt, die man erwartet hatte. Die
an den Markt gelangenden Orders hatten trotz der Hochſommerhitze
einen recht anſehnlichen Umfang, ſo daß man mit den Umſätzen recht
zu=
frieden ſein konnte. Es ſcheint alſo, daß noch durchaus ein geſunder
Bedarf beſteht. Eine Steigerung der Geſchäftstätigkeit iſt jedoch vorerſt
nicht mehr zu erwarten, zumal die Ausſichten auf dem Rohhäutemarkt
zurzeit für die nächſte Zeit klar vor Augen liegen. Den zum Teil
erheb=
lichen Anforderungen gegenüber iſt das Angebot ſeitens der
Lederfabri=
ken immer noch recht beſcheiden und das Mateial zeigt eine gewiſſe
Knappheit, die bei weiterem Anhalten der Nachfrage ſich empfindlicher
auswirken dürfte. Preisänderungen ſind kaum eingetreten, nachdem
auch die Rohhäutepreiſe kaum Aenderungen unterworfen waren. Die
gegenwärtige Preislage iſt als durchaus feſt anzuſprechen. Der
Geld=
eingang ſcheint eine Kleinigkeit beſſer geworden zu ſein, doch läßt er
immer noch genug zu wünſchen übrig. An den einzelnen Märkten
ver=
zeichnete der Unterledermarkt rege Anteilnahme ſowohl ſeitens der
Schuhinduſtrie wie auch des Lederhandels in den konvenierenden
Ar=
tikeln. Das Intereſſe der Schuhinduſtrie für leichte Vache=Croupons,
Hälſe und Bäuche iſt recht anſehnlich. Am Oberledermarkt ſind größere
Poſten modefarbiger Oberleder aus dem Markte genommen worden.
Pflanzlich gegerbte Oberleder erfreuten ſich gleichfalls einer
zunehmen=
den Beliebtheit. Der Sattlerledermarkt zeigte eine regere Kauftätigkeit
als in der vorigen Berichtszeit. Geſchirr= und Blankleder gingen in
größeren Mengen aus dem Markte. Ebenſo kamen in Rindvachetten für
die Koffer= uſw. Fabrikation ſowie in Portefeuille=Leder größere Orders
herein, dagegen blieb Möbelleder nach wie vor vernachläſſigt. In den
übrigen Lederſorten iſt eine kleine Beſſerung eingetreten. Auch hier ſind
die Preiſe behauptet und gegen die Vorwoche nur unweſentlich verändert.
Produkkenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 1. Auguſt. Die Forderungen
des Auslandes ſind weiter erhöht, und damit zuſammenhängend war
auch die Stimmung am hieſigen Platze feſt, doch verkehrte die Börſe in
ruhiger Haltung, da die Käufer ſich abwartend verhielten. Im
nicht=
offiziellen Verkehr nannte man gegen halb 1 Uhr pro 100 Kilo
waggon=
frei Mannheim in RM.: Weizen inländiſchen 28,23—28,75, ausländiſchen
29,75—34, inländiſchen Roggen 23, ausländiſchen 26,50, inländiſchen
Hafer 23,50—24, ausländiſchen 22,75—24, Braugerſte geſtrichen,
Futter=
gerſte 20,50—22, Mais mit Sack 22,50, ſüddeutſches Weizenmehl Spezial
Null 42,25, Auszugsmehl 46,25, ſüdd. Weizenbrotmehl 34,25, ſüdd.
Rog=
genmehl 32—34, Kleie 11, Biertreber 18—19,25, Raps 39—40.
Frankfurter Produktenbericht vom 1. Auguſt. Infolge höherer
Aus=
landsnotierungen war am Frankfurter Produktenmarkt eine allgemeine
Befeſtigung feſtzuſtellen. Das Angebot genügte der nicht beſonders
gro=
ßen Nachfrage. Nur Roggen war geſuchter. Weizenmehl konnte bei
verhältnismäßig günſtigem Abſatz eine halbe Mark gewinnen. Roggen
22,50, Hafer inländ. 22,75—23,00, Mais 22,25, Weizenmehl ſüdd. Null
39,25—42,50, niederrhein. Null 39,25—42,50, Roggenmehl 31,25—32,25,
Weizenkleie 11,00, Roggenkleie 12,50.
Berliner Produktenbericht vom 1. Auguſt. Die feſten Meldungen
von den Auslandsmärkten hatten auch hier ein Anziehen der Preiſe zur
Folge. Die vormittags erzielten Preisadancen vermochten ſich aber im
Börſenverlaufe nicht voll zu behaupten, da die Liverpooler Notierungen
enttäuſchend wirkten. Während die Weizenpreiſe vormittags 2—3 Mark
höher genannt wurden, lag das Preisniveau an der Börſe nur noch 1
bis 1,5 Mark über dem geſtrigen. Weizen alter Ernte wird aus erſter
Hand kaum noch offeriert. Das an den Stapelplätzen, wie Berlin und
Magdeburg, befindliche Material läßt bereits hinſichtlich der Qualität
zu wünſchen übrig und findet deshalb in der Hauptſache zu
Futterzwek=
ken Verwendung. Bei Roggen beſteht zwiſchen alter und neuer Ernte
kaum noch ein nennenswerter Preisunterſchied. Das Angebot iſt im
allgemeinen nicht ſehr reichlich zu nennen: Nachfrage beſteht namentlich
für Küſtenware. Das Preisniveau liegt ſowohl am Effektiv= wie am
Lieferungsmarkte um etwa 2 Mark höher als geſtern. Für Mehl lauten
die Forderungen um etwa 0,25 Mark höher; das Geſchäft beſchränkt
ſich auf kleine Bedarfskäufe. Hafer iſt gut ſtetig. Gerſte bei geringen
Umſätzen ſchwach. Die Dezemberſichten gelangen am Lieferungsmarkte
am 5. Auguſt zur Notiz=
Biehmärkte.
Darmſtädter Schlachtviehmarkt vom 1. Auguſt. Zum heutigen
Schlachtviehmarkt waren aufgetrieben: — Ochſen, 126 Kälber, 1 Rind,
11 Schweine, 2 Schafe, 4 Ziegen. Bezahlt wurde für das Pfund
Lebend=
gewicht: Kälber: a) 73—78, b) 67—72, c) 61—66. Marktverlauf:
leb=
haft, geräumt.
Mannheimer Kleinviehmarkt vom 1. Auguſt. Dem heutigen
Klein=
biehmarkt waren zugefahren und wurden die 50 Kilo Lebendgewicht
je nach Klaſſe in Reichsmark gehandelt: 92 Kälber 66—84, 44 Schafe
52—56, 119 Schweine 85—92, 604 Ferkel und Läufer, Ferkel bis vier
Wochen 24—28, über vier Wochen 33—42, Liufer 46—55. Marktverlauf:
Mit Kälbern lebhaft, ausverkauft; mit Schweinen mittelmäßig, geräumt;
mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig.
Frankfurter Kleinviehmaukt vom 1. Auguſt. Aufgetrieben waren
193 Rinder, 1219 Kälber, 182 Schafe, 1435 Schweine. Der Auftrieb war
um 761 Kälber, 140 Schafe und 1345 Schweine größer als zum letzten
Großviehmarkt. Die Preiſe gaben bei Kälbern um 3 RM. nach. Der
Mauktverlauf: Kälber ruhig, Schafe lebhaft, geräumt; Schweine
an=
fangs rege, zum Schluß ſtark abflauend, geringer Ueberſtand. Preiſe
pro Zentuer Lebendgewicht: Kälber b) 73—77, c) 68—72, d) 60—67;
Schafe a) 50—59, b) —, c) 42—49, d) —: Schweine b) 86—90, c) und d)
87—91. e) 84—86. — Fleiſchgroßhandelspreife: Ochſenfleiſch 1. 100—108,
2. 90—100; Bullenfleiſch 95—100, Kuhfleiſch 2. 60—80, 3. 45—60;
Kalb=
fleiſch 2. 95—110, Sckweinefleiſch 119—115. Gefrierfleiſch,
Vordervier=
tel 56, Hinterviertel 65. Geſchäftsgang flott.
Frankfurker und Berliner Effeklenbörſe.
Frankfurt a. M., 1. Auguſt.
Nachdem ſchon bereits an der geſtrigen Abendbörſe eine weitere
Be=
feſtigung der Börſe eingetreten war, eröffnete der heutige Markt auf
Grund einiger noch hinzugekommener günſtig lautender Momente in
recht freundlicher Haltung. Der Ultimo gilt als gut überwunden, und
die Spekulation zeigte infolgedeſſen Deckungsbedürfniſſe. Die
Ausfüh=
rungen im Auguſt=Wirtſchaftsbericht der Commerz= u. Privatbank,
wo=
nach eine verhältnismäßig günſtige Produktions= und Abſatzlage im
Steinkohlenbergbau ſowie die verhälntismäßig gute Beſchäftigung der
Eiſen= und Stahlinduſtrie zu bemerken iſt, hatten für dieſen Markt
regeres Intereſſe zur Folge. In Spezialwerten konnte ſich die
Ge=
ſchäftstätigkeit lebhafter geſtalten. Aus dem Rahmen traten vor allem
am Elektromarkt Elektriſche Lieferungen, man vermutet hier die
Einbe=
ziehung dieſes Unternehmens in den Intereſſenkreis der General
Elek=
trie, und dieſes Papier konnte 11 Prozent höher eröffnen. AEG. hatten
aber hierunter zu leiden und lagen auf Tauſchoperationen gegen Elektr.
Lieferungen leicht gedrückt. Geffürel gewannen 2 Prozent, Schuckert
1,5 Prozent, Bergmann 1,75 Prozent. Am Chemiemarkt waren J. G.
Farben nur gerinfügig gebeſſert. Deutſche Erdöl gewannen 2 Prozent.
Aus dem ſchon erwähnten Grunde war die Geſchäftstätigkeit am
Mon=
tanmarkt ebenfalls reger, bei durchſchnittlichen Beſſerungen bis zu
2 Prozent. Glanzſtoff etwas geſucht und 2 Prozent höher. Zellſtoff
Aſchaffenburg konnten ihre Aufwärtsbewegung von geſtern abend nur
noch in geringem Umfange fortſetzen. Sonſt waren nennenswerte
Ver=
änderungen nicht zu verzeichnen. Im Verlaufe war das Geſchäft wieder
ſtiller, doch genügte ſchon geringe Nachfrage, um bei einigen Werten
weitere Beſſerungen zu erzielen. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit
8 Prozent etwas leichter. Am Deviſenmarkt nannte man: Mark gegen
Dollar 4,1963, gegen Pfunde 20,3600, London-Kabel 4,8527, Paris
123,82, Mailand 92,80, Madrid 33,20, Holland 12,1030.
An der Abendbörſe war das Geſchäft wieder ſtiller, die
Stim=
mung aber nicht unfreundlich. Das Ausbleiben von Orders wurde
un=
günſtig empfunden. A.E.G. lagen leicht gedrückt. Dagegen beſtand
für Deutſche Linoleum mit plus 2,5 Prozent etwas vermehrtes
Inter=
eſſe. Am Montanmarkt lagen Phönix vernachläſſigt, während
Rhei=
niſche Braunkohlen 1 Prozent anziehen konnten. Elektr. Lieferungen
konnten ſich auf dem ſtark geſteigerten Stand der Mittagsbörſe nicht
ganz behaupten. Sonſt waren gegenüber dem Berliner Schluß
weſent=
liche Veränderungen nicht zu verzeichnen.
Berlin, 1. Auguſt.
Für die heutige Börſe lagen keine nennenswerten Anregungen vor.
Die Goldverluſte in England hielten an und auch die Diskonterhöhung
der Belgiſchen Nationalbank hatte überraſcht und wieder Zweifel
auf=
kommen laſſen, hinſichtlich der Londoner Diskontpolitik. Aber auch heute
hat die Bank von England keine Veränderung ihrer Diskontrate
vor=
genommen, und dadurch konnte ſich der freundliche Grundton der letzten
Tage auch zu Beginn der heutigen Börſe erhalten. Die Kurſe waren
zwar, da die Umſätze immer noch ſehr klein ſind, nicht ganz ſo feſt wie
man vormittags erwartet hatte, für Spezialwerte waren aber doch
einige Kauforders eingetroffen, ſo daß bei dieſen Papieren gegen die
geſtrigen Mittagsſtunden 1—3prozentige Gewinne erzielt wurden. Später
regte die Lieferungs=Hauſſee aber auch die übrige Börſe an, und
beſon=
ders der Elektromarkt hatte lebhafteres Geſchäft. Später hörten aber
die Deckungen der Spekulation, um ſolche handelte es ſich bei den
Käu=
fen in der Hauptſache, auf, und die Gewinne gingen größtenteils wieder
verloren. Das Anfangsniveau wurde teilweiſe noch unterſchritten.
An=
leihen ruhig, Ausländer geſchäftslos, Pfandbriefe uneinheitlich. Deviſen
ruhig, Dollar und Yen feſter, Pfunde ſchwächer. Am Geldmarkt neigte
die Tendenz nach unten. Tagesgeld 8,25—10,5 Prozent, Monatsgeld 9,25
bis 10,5 Prozent, Warenwechſel zirka 77/ Prozent.
Mekallnotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 1. Auguſt ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer 170,75, Original Hüttenaluminium 190, desgleichen 194,
Reinnickel 350, Antimon Regulus 65—69, Feinſilber 72—73,50.
Die Berliner Metall=Termine vom 1. Auguſt ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 146 (146,75), Februar, März, April 146,50 (146,75),
Mai 146,75 (146,75), Juni 147 (147), Juli 147 (147,25), Auguſt 142,50
(142,25), September 144,50 (144,50), Oktober 144,75 (145,50), November
144,75 (145,75), Dezember 146 (146,50). Tendenz: feſt. Für Blei:
Januar, Februar, März, April 46,25 (46,50), Mai. Juni, Juli 46,50
46,50), Auguſt 45,75 (46,25), September 46 (46,25), Oktober, November,
Dezember 46,25 (46,50). Tendenz: befeſtigt. Für Zink: Januar 49
51,50), Februar, März, April, Mai, Juni 49,75 (51,50), Juli 49 (51),
Auguſt, September, Oktober, November, Dezember 49 (51,50). Tendenz:
luſtlos. — DDie erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern
beige=
fügten Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
An der Berliner Börſe wurde am Donnerstag der Privatdiskont
um 2/. Prozent ermäßigt, ſodaß er jetzt 7½ Prozent beträgt
Wie der Röhrenverband Düſſeldorf mitteilt, iſt wegen der
ſaiſon=
mäßigen Geſchaftsſtille vom Röhrenmarkt nichts beſonderes zu melden.
Das Inlandsgeſchäſt verlief im Juli normal, während der Eingang
von Expoxtaufträgen unbefriedigend war.
Nach dem Marktbericht des Drahtverbandes Gm.b.H. in Düſſeldorf
für den Monat Juli 1929 läßt das Inlandsgeſchäft in anbetracht der
gegenwärtigen Jahreszeit nach wie vor zu wüinſchen übrig. Bei
ver=
hältnismäßig ruhigem Auslandsgeſchäft war der Auftragseingang dem
Vormonat gegenüber etwas befſer.
Die Ausfuhr von Metallhalbzeug aus Aluminium, Blei, Kupfer,
Nickel, Zinn und ihren Legierungen ſtellte ſich im Juni nach den in der
„Metallwirtſchaft” veröffentlichten Berechnungen des Zentralserbandes
der deutſchen Metall=Walzwerks= und Hütteninduſtrie e. V., Berlin, auf
6411,6 To. im Werte von 12,435 Mill. RM. gegen 7974,7 To. im Werte
von 15,059 Mill. RM. im Mai 1929 und 7402,5 To. im Werte von
12,609 Mill. RM. im Juni 1928.
Die kürzlich gegründete deutſch=belgiſche Wirtſchaftsvereinigung
hält in Antwerpen ihre erſte Tagung ab. Die Vereinigung zählt 240
Mitglieder.
Das rumäniſche Verkehrsminiſterium hatte vor einiger Zeit von
internationalen Lokomotiofabriken Offerten auf Lieferung von hundert
Dampflokomotiven eingefordert. Wie wir erfahren, ſind den deutſchen
Firmen A. E.G. und Henſchel u. Sohn A. G. Kaſſel, auf Grund ihrer
günſtigen Angebote die Lokomotivlieferungen durch den ſtellvertretenden
rumäniſchen Verkehrsminiſter zugeſprochen worden.
Die Produktion der tſchechoſlowakiſchen Hochöfen und Stahlwerke
belief ſich im Jul: 1929 auf 142 673 Tonnen Roheiſen und 101 111 To.
Rohſtahl. Die Produktion bewegt ſich ſomit annähernd auf der Höhe
des Vormonats.
Der cweizeriſche Bundesrat hat die Energieausfuhr an das
Rhei=
niſch=Weſtfäliſche Elektrizitätswerk von den projektierten Kraftwerken
Klingnau und Wildegg=Brugg auf die Dauer von 20 Jahren geſtattet.
Im Juni wurden in der Tſchechoſlowake: 1 585 500 To.
Braun=
kohle und 1 243 000 To. Steinkohle gefördert. Die Erzeugung von
Steinkohlenkoks belief ſich auf 247800 Tonnen. Die Produktion in
Braunkohlenbriketts iſt um 1140 To. geſtiegen. Die Erzeugung von
Steinkohlenbriketts betrug 22 300 To., der Braunkohlenbriketts 20800
Tonnen. Die Steinkohlenausfuhr betrug im Juni 161 500 To., das iſt
um 8100 To. weniger als im Mai. Koks wurde insgeſamt annähernd
ebenſo viel wie im Mai, und zwar 27 600 To., ausgeführt.
Der Wert der franzöſiſchen Einfuhr (Nahrungsmittel, induſtrielle
Nohſtoffe und Fertigwaren belief ſich in den erſten ſechs Monaten des
Jahres 1929 auf 30 639 918 000 Fr. für 28 611 556 To., was gegenüber
dem gleichen Zeitraum des Vorjahres eine Zunahme von 4 453000000
Fr. und um 4 738 525 To. bedeutet. Der Wert der Ausfuhr betrug
24 707 734 000 Fr. für 19 308 582 To., was einem Rückgang um 511
Mil=
lionen Fr. und um 930 735 To. bedeutet.
Die Produktion der franzöſiſchen Eiſeninduſtrie zeigt im Monat
Juni mit 865000 To. gegenüber 897000 To. im Mai eine
bemerkens=
werte Abſchwächung. Ende des Monats waren 155 Hochöfen im Betrieb
gegen 158 im April und 157 im Januar. Der Rückgang betraf
be=
ſonders die Produktion von Stahl, die ſich von 820 000 auf 7997 000 To.
verminderte, und insbeſondere die Produktion von Martinſtahl, die ſich
von 237 000 auf 215 000 To. ermäßigt hat.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 1. Auguſt:
Getreide: Weizen, Sept. 147½, Dez. 155½, März 160½: Mais,
Sept. 106½, Dez. 103½, März 106½; Hafer, Sept. 52½, Dez.
56½, März 59½; Roggen, Sept. 115¾, Dez. 1217.
Schmalz: Sept. 12,17½, Okt. 12,35, Dez. 12,42½.
Fleiſch: Rippen, Sept. 13,50; Speck, loco 13,25; leichte
Schweine 11,40—12,25, ſchwere Schweine 10,50—11,50;
Schweine=
zufuhren Chicago 10000, im Weſten 60000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 1. Auguſt:
Getreide: Weizen, Rotwinter, Hartwinter 155½; Mais neu
ang. Ernte 118½: Mehl ſpr. wheat clears 6,70—7,30 ;Getr. Fracht
nach England 1,6—2 sh, nach dem Kontinent 8—9 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12,85; Talg, extra loſe 724.
Berliner Kursbericht
vom 1. Auguſt 1929
Oeviſenmarkt
vom 1. Auguſt 1929
Danzig 100 Gulden 181.39 81.55 Wien 100 Schilling 59.07 59.19
sonalbant, Kommänongefenschef
Frankfurter Kursbericht vom 1. Auguſf 1929.
6% Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27 ......
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27
60 Bahern
Frei=
ſtaat v. 27
89 Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28 ....
20 Preuß.
Staats=
anl. v. 28 ......
d Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27.
7% Thüringer
Frei=
ſtaat v. 27 ...."
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + 1/-
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö.
ſungsſch. (Neub.)
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe ....
80 Bad.=Bad.v. 26
6‟ Berlin v. 24.
8% Darmſtadt v. 26
v. 2
Frkf. a. M. v. 2e
8O Mainz v. 26
8% Mannh. v. 26.
8% Nürnberov. 26
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
g7.35
75
77.25
87.5
91.4
79
51.15
10.2
88
87.25
87.25
84
Made
4/% Heſſ.2ds. 6h.
Bk.=Ligid. Pfbr..
Kom.
Landes=
bank Darmſtadt.
%6 Mein. Hyp. Bk..
„ Lig. Pfbr.
Pfälz. Hyp. Bk.
Preuß. Ztr.
Stadtſchaft ...
Rhein.Hyp.Bk.
„ Lig. Pfbr.
Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit ...
% Südd. Bod.:
Cred.=Bank. . .
18% Württ. Hyp..=B
6% Daimler Benz
von 27 ..
8½ Klöckner=Werke
Berlin v. 26
7% Mainkrw,v,26
½ Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26.
% VoigtckHäffner
von 26 ..
J. G. Farben Bonds
..
v. 28..
% Bosn. L.E.B.
v. 1914
41.%0 Oſt. Schatz
anw. v. 1914..
2 Oſt. Goldrente
/.%0 Rum. Gold.
von 1913 ....
4% Türk. Admin.
„ 1. Bagdad
Zollanl
14:,%Ungarn 1913
96.9
84.5
75.5
93.5
82.5
97
97
95.5
97
76.75
96.5
97.5
97.25
73.5
83
83.5
92.5
23:1.
32.5
34
4,% Ungar 1914
4% „ Goldr.
Aktien
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ. ..
Comm. u. Privatb. .
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank...."
„Eff.=u. Wechſel
bank ........."
Vereinsbank.
Diskonto=Geſellſch
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank ....
„ Hyp. Bank..
„ Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundkr. B.
Mein. Hyp.=Bank .".
Mitteld. Creditbk.
Nürnb. Vereinsbk..
Oſt. Creditanſtalt .
Pfälz. Hyp.=Bank..
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditbk. . . .
„ Hyp.=Bank....
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Banwerein
A.=G. f. Verkehrsw.
Dt. Eiſenb.=Ge
7% Dt. Reichsbal
Vorzge..
Hapag.
Nordd. Llond
Schantung=Eiſenb
Südd. Eiſenb.=Geſ.
24.
22.8
125.5
155
208.7:
182
276
A
124.75
153.75
159
03.5
139.75
40
28
50
30.8
135
121.25
147
160
12:1.
139
48
86
115.25
120
Accum=Berlin".
Adlerw. (v. Kleyer)
6% AEG. Vorzug’
5%0
AEG. Stamm . . . 196‟,
(Baſt Nürnberg . . . . 204
Bergm. El. Werke 1227
Brovn BoverickCie 136.5
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen ...! —
Eement Heidelberg/134
Karlſtadt /185
Chem. Werke Albert/ 60.5
Chade .. . . . . . . . . . 434
Daimler=Benz ....! 51.75
Dt. Atl. Telegr. . . . /113
„Eiſenh. Berlin
„Erdöl ........ /114.5
„ Gold= u. Silb.
ſcheide=Anſtalt . 1154.5
Linoleumwerk ./306
Eichbaum, Brauer.
Elektr. Lichtu. Kraft /211
Liefer=Geſ. /166. 25
Eſchw. Bergwerk .. /198
Eßlinger Maſchinen! 36
Ettlinger Spinnerei/215
F. G. Farbeninduſtrl224.5
Feinmech. (Jetter).
Felt. & Guilleaum.! —
Frkft. Gas ... . . . . 126
„ Hof ......"
40.75
Geiling & Cie..
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. elektr.
Unter=
nehmungen ..
Goldſchmidt Th. ../ 74.1
Gritzner Maſchinenl 66
Brün & Bilfinger 180
Hafenmühle Frkft. 130
Hammerſen (Osn.)/131:/,
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf. 174
Hilpert Armaturfb
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer.... .!.
102
138
Hochtief Eſſen ..."
Holzmann, Phil.. .
Holzverk.=Induſtrie
Ilſe Bergb. Stamm
„ Genüſſe
Junghans Stamn
Kali Aſchersleben
„ Salzdetfurth .
„ Weſteregeln . .
Kammgarnſpinn . .
Karſtadt, R.
Klein, Schanzl. . .
Klöcknerwerke
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeher & Co...
Lech, Augsburg. . . 106.5
Löwenbr. Münch. 284
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br.
Mannesm. Röhren 1120=
Mansfeld Bergb.. . 1138.5
Marswerke ..
Metallgeſ. Frankf. 125
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild
Motorenfb. Darmſt.
Neckarſ. Fahrzeug..
Nicolay, Hofbr. ..!
Oberbedarf. .
Oſterr. Alpine Mo
Otavi Minen
1100
108.25
851.
217
118.5
65
235
397
240.5
142
181
84
—
16
1061.
221
56.75
146
83.75
lütgerswerke ...
Sachtleben A. G. ..
Schöfferhof=Bind.
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel
84.5
200
299
103
122
64
Beters Union Frkft. 117.5
Phönix Bergbau ./104.5
Reiniger, Gebb.. . 1105
Rh. Braunkohlen.
„Elektr. Stamm. 148.5
Stahlwerke
kiebeck Montan".
Roeder Gb. Darmſt. 112.75
Schuckert Elektr. . . /227
Schwarz=Storchen . /163
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske/385
Strohſtoff. Ver.. . . /211
Südd. Immobilien/ 76
„ Zucker=A. G.. .1150
Svenska Tändſticks /411
Tellus Bergbau ..1115
Thür. Liefer.=Geſ..
Tucher=Brauerei ../156
ſunterfr. Krs.=
Elek=
tr.=Verſ. . . . . . . . 103
Beithwerke......"
Ver. f. Chem. Ind./ 76.75
„Gummifabrik.
Berlin=Frankf.
Laurahütte. . . . 67.25
„ Stahlwerke .. . 112.6
„ Ultramarin.
149.75
„ Zellſt. Berlin . /106
Vogtländ. Maſchin. 78
Voigt & Haeffner. /220
Wahß & Frentag/101
Wegelin Rußfabr. /117
Werger Brauerei. 1193
Zellſtoff. Aſchaffbg.. 1155
„ Memel ... . . . . 141
Waldhof .. .. . 1240
Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung .. . 230
Frkft. Allg. Verſ.=G 899
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . . . . . 1210
Mannh. Verſich. ..
Nummer 212
Freitag, den 2. Auguſf 1929
Seite 15
Moter und Lintn.
Roman von Bruno Winkler.
Cophright: Greiner u. Co., Berlin, Luiſenſtr. 19.
Nachdruck verboten
Bolton hob die Schultern. „Ich will es Stamer wünſchen.”
„Eine Fuſion mit Lichtenberg würde die Bindung an Sydow
und Söhne überflüſſig machen.”
„Wenn ihm beides gelänge, wäre er unangreifbar.”
Der Bankier ſchloß für zwei Sekunden die Augen.
„Es wäre nicht Ihr Intereſſe?” lächelte Bolton.
„Nicht das Intereſſe der Bank. Ich perſönlich . . . Die
Bank iſt bereit, alle Verbindlichkeiten zu übernehmen gegen
Ueber=
laſſung eines Pakets der auszugebenden Aktien. Es iſt ſchon
alles vorbereitet. Wenn Stamer ohne Ergebnis aus Frankfurt
zurückkommt . . ."
Muſik klang auf. Die Kapelle im Saal ſpielte einen
fröh=
lichen Fox.
Edwin bot Thea Ritterholm den Arm und führte ſie hinein.
„Man will tanzen,” ſagte der Induſtriekönig zu Siegrot
und trat in die Tür.
Der junge Stamer und Thea waren das einzige Paar, zwei
ſchöne, kraftvolle Geſtalten. Es war ein Genuß für alle, ihre
ſchlanken Körper im Rhythmus des Tanzes über das Parkett
gleiten zu ſehen. Thea tanzte mit mehr Empfindung als man
ſonſt an ihr zu bemerken gewohnt war. Sie lag wie
ſelbſt=
vergeſſen in Edwins Arm und lächelte ihn mit halbgeöffneten
Lidern an.
Frau Regina neſtelte nervös an ihrem Lorgnon.
„Entzückend!” hauchte die Bankiersgattin neben ihr.
„Gewiß.” Frau Stamer hob das Glas an die Augen.
Es ſieht aus, als ob ſie ihn gleich küſſen wollte, dachte ſie
empört.
Nach und nach erſchienen auch andre Paare im Saal.
Zu=
letzt kam Gerhard Lichtenberg mit Doritt. Die Mutter ſuchte
in ihrem Geſicht zu leſen. Würde ſich heute erfüllen, was ihr
Mann ſo ſehr wünſchte? Aber Doritt ſchien verſtimmt. Um
den Mund lag ein trotziger Zug.
Teves tanzte noch nicht. Seine Dame, die Gattin des
Politikers, ſah lieber zu.
„Wer iſt das junge Mädchen, das dort mit Herrn Bolton kannt.”
tanzt?” fragte ſie.
„Seine Tochter, wenn ich nicht irre.”
„Sie müſſen ſie auffordern. Sie gefallen ihr.”
Teves errötete. „Gnädige Frau . . ."
Sie ſind blind wie alle Männer, wenn das Glück an ihnen in die Familie eingeführt.”
vorübertanzt. Tanzen Sie mit ihr.”
„Ich will Ihnen den Gefallen tun.
Bolton ließ ſich gerade ſchnaufend in einen Seſſel vor ihm
nieder. „Herr Teves?” rief er, ſich umwendend. „Die jungen
Männer feiern. Wir Alten aber rackern uns ab, daß uns die
Puſte ausgeht. Sehen Sie: auch Siegrot hat es gewagt! Tanzen „Außer Sonntags, ja. Und meiſt bis tief in die Nacht.”
Sie nicht?”
„Aber natürlich. Darf ich Ihr Fräulein Tochter auffordern?”
Teves wandte ſich zu dem neben dem Vater ſitzenden Mädchen.
„Sie müſſen ſich anſtrengen,” ſagte Fini Bolton. „Papa
iſt ein vorzüglicher Tänzer. Es iſt nicht leicht, es ihm gleich
zu tun.”
„Hör einer das Kind!” lachte Bolton. „Herr Teves wird
nicht ſo ſchnaufen wie ich. Da hat er gleich ein paar Punkte
voraus.”
„Papa und ich haben letzten Winter beim Tanzturnier in
St. Moritz den erſten Preis bekommen.”
„Man hat uns 34 Punkte vorgegeben, Fini!”
„Was durchaus in, Ordnung war: zwei Jahre für jedes
Jahr, das wir zuſammen über ſiebzig hatten.”
„Daraus kann ich Ihr Alter berechnen, gnädiges Fräulein,”
ſcherzte Teves.
„Wieſo?”
„Zweiundzwanzig.”
„Richtig! — Wie haben Sie das herausgebracht?”
Das Alter ihres Vaters war mir bekannt durch die
Glück=
wunſchartikel in den Zeitungen zum fünfundſechzigſten
Geburts=
tag neulich Alſo .. ."
„Vierunddreißig . . .?"
„Durch zwei, plus ſiebzig, minus fünfundſechzig.”
„Macht zweiundzwanzig. Ausgezeichnet! Kommen Sie!”
Fini Bolton erhob ſich. Die Kapelle begann einen Tango.
Lang=
ſam tanzten ſie voran.
Der Induſtriemagnat ſah ihnen nach. Frau Stamer ſetzte
ſich neben ihn. „Fini ſieht brillant aus.”
„Ein friſches Mädel, gnädige Frau, ja. Ich danke Gott,
daß ich ſie habe. Für wen würde ich ſonſt arbeiten?”
Bolton war Witwer, Fini ſein einziges Kind.
„Sie tanzt vollendet.”
„Mir ſcheint, ſie führt ihren Bären, den Teves. Hat ſich
übrigens gut entwickelt, der junge Mann. Vor zwei Jahren,
als Stamer ihn mir vorſtellte, ſchien er mir recht borſtig. Was
iſt das eigentlich für eine Familie: Teves? Mir gänzlich unbe= durchlebte.
Frau Stamer zögerte. „Er ſtammt aus kleinen Verhältniſſen.”
„Stamer hat ihn alſo entdeckt?"
„Er hält viel von ihm als Arbeiter und Menſch.”
„Natürlich auch als Menſch. Sonſt hätte er ihn doch nicht
Frau Regina nickte bloß.
Fini führte Tebes in der Tat. „Eine Idee leichter, Herr
Teves. Sie haben Anlage. Aber Sie tanzen wohl nicht viel?”
„Kaum."
„Arbeiten den ganzen Tag?"
Fini ſchaute mit großen Augen zu ihrem Tänzer auf. Er
gefiel ihr, er war anders als die eleganten, geſchniegelten Herren
— ernſter, zuverläſſiger.
„Da paſſen Sie zu Papa. Wie heißen Sie eigentlich? Mit
dem Vornamen, meine ich.”
„Otto.”
„Wie Papa! Otto Bolton, Otto Teves! Da brauche ich
nicht umzulernen, wenn wir Kameradſchaft ſchließen.”
Tebes war verblüfft. Dieſe Art war ihm ungewohnt, aber
er fand Fini Bolton entzückend.
„Reden Sie denn Ihren Vater mit dem Vornamen an?”
fragte er.
„Mitunter."
Doritt tanzte mit dem Grafen Tannenkirch an ihnen vorüber.
„Haben Sie Doritt gern?” flüſterte Fini. Sie wußte nicht
warum, aber ſie war plötzlich ein wenig eiferſüchtig. Teves
lächelte. „Sie iſt die Tochter meines Chefs, aber davon abgeſehen,
iſt ſie ein prächtiger Kamerad.”
Teves betonte das letzte Wort beſonders. Fini ſchien
be=
ruhigt. Ganz leiſe drückte er ihre Hand.
„Sie tanzen himmliſch!” Fini freute ſich unbändig.
Nach dem Tanz erſcholl draußen ein lauter Knall; ein Ziſchen
folgte. Die erſte Rakete! Das Feuerwerk!
Alle traten auf die Terraſſe.
Feuerſäulen ſtiegen gen Himmel; Garben farbiger Sterne
ſchwebten nieder. Für Sekunden war es taghell. Die Geſichter
der Gäſte glänzten im Leuchtkugellicht.
Räder flammten auf, Spiralen wirbelten, feurige Kreiſe,
größer und größer werdend, drehten ſich und platzten. In der
Höhe über den Bäumen erglühte es: ein Funkenregen ſprühte
nieder wie ein Waſſerfall.
Den Schluß des Feuerwerks bildete ein leuchtender
Kraft=
wagen, der auf einmal zu laufen anfing und mit raſenden
Rädern, knatternd und knallend ſein kurzes Flammendaſein
Teves ſtand hinter Doritt und Fini Bolton. Der Feuerſchein
der Exploſionen huſchte über ſie hin. Fini trug ein mit
Bril=
lanten beſetztes Stirnband, das ihr dunkles, kurzgelocktes Haar
wundervoll umſchloß. Um Doritts Hals ſchimmerte eine
Per=
lenkette.
(Fortſetzung folgt.)
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tretern der Reichs-, Stagts- und Stadtbehörden und
der wirtschaftlichen Verbände kurz allen denen, die
uns durch ihre Anwesenheit und Glückwünsche
ehrten, und auch den vielen Freunden, die aus der
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Ein-
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tödlicher Sicherheit und im Augenblick
die Mücke ebenso wie alle anderen
insekten, die als Träger von
Krankheits-
erregern dem Menschen gefährlich werden.
/ FLIT tötet nicht nur die sichtbar
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den oder kriechenden insekten, sondern
auch die in sonst unerreichbaren Fugen
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