Ginzelnmmmer 10 Pfennige
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Nummer 211
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929.
192. Jahrgang
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ſede Verpfliſchtung auf Erfüllung der Anzeigen=
Konkurs oder gerſchtlicher Beltreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Banſionto Deutſche Bani und
Darm=
ſädter und Nationalbank.
Briands Regierungserklärung.
Forkführung der Polikik Poincarés. — Die Regierung
fordert Burgfrieden für die Zeit der Haager
Konfe=
kenz. — Die Radikalen enkhalten ſich der Skimme.
EP. Paris, 31. Juli.
Im Elyſée=Palaſt fand heute unter dem Vorſitz des
Präſi=
denten Doumergue ein Miniſterrat ſtatt, in dem Briand die
Regierungserklärung verlas. Die Erklärung wurde einſtimmig
gutgeheißen. Die parlamentariſche Lage hat ſich inſofern geklärt,
als die radikale Fraktion in einer heute vormittag
ab=
gehaltenen Sitzung mit 42 gegen 34 Stimmen beſchloſſen
hat, ſich bei der Abſtimmung über die Regierungserklärung
der Stimme zu enthalten. Um eine einheitliche
Stimm=
abgabe der Partei zu gewährleiſten, iſt jedem Mitglied der
Frak=
lion, das dieſem Beſchluß zuwiderhandelt, der ſofortige
Aus=
ſchluß aus der Partei angedroht worden. Die beiden radikalen
Abgeordneten, die die Regierung über ihre allgemeine Politik
zu interpellieren beabſichtigen, ſind beauftragt, ihre Interpellation
zurückzuziehen. Sofort nach Eröffnung der außerordentlichen
Kammerſitzung ergriff
Miniſterpräfidenk Briand
das Wort, um die Regierungserklärung zu verleſen. Die
Er=
klärung begann mit einer Huldigung an Poincaré, der durch eine
Krankheit in der Vollendung ſeines nationalen Werkes
verhin=
dert worden ſei. — Dieſe Erklärung fand allgemeine
Zuſtim=
mung im ganzen Hauſe, mit Ausnahme auf den kommuniſtiſchen
Bänken.
Briand führte dann weiter aus, daß die Regierung das
Werk Poincarés fortführen wolle und daß ſie dabei die
Unter=
ſtützung des Parlaments zu finden hoffe. Durch die finanzielle
Wiederaufrichtung im Innern, durch das Budgetgleichgewicht
ſowie durch die Stabiliſierung und die Regelung der äußeren
Schuld hätten die beiden vorhergehenden Kabinette die
Kon=
ferenz ermöglicht, die in einigen Tagen beginnen werde und deren
Ergebniſſe die Vollendung des Werkes darſtellen, das für die
Sicherheit Frankreichs in Europa ſowie für die Verteidigung
ſeiner höchſten materiellen und moraliſchen Intereſſen in der
Welt unternommen worden ſei. Es ſcheine der neuen
Regie=
rung, daß auf dieſer Grundlage eine Verſtändigung zwiſchen allen
Parteien möglich ſein müſſe. Er hoffe, daß auch diejenigen, die
zu ſeinem großen Bedauern geglaubt hätten, ſein Angebot für
eine Beteiligung an der Negierung ablehnen zu müſſen,
wenig=
ſtens, durch ihre Stimmen die internationale Aufgabe ſeines
Kabinetts erleichtern würden. (Allgemeines Gelächter und
ironiſche Zwiſchenrufe bei den Radikalen.)
Die Slunde ſei ſo ernſt.
daß man den Bedürfniſſen der franzöſiſchen Außenpolitik jede
andere Erwägung opfern müſſe. Die Forderung nach dem
dreimonatigen Waffenſtilkſtand erſcheine ihm unter
den gegenwärtigen Verhältniſſen nicht als übermäßig. Die
Haa=
ger Konferenz ſei ein wichtiges Glied in der Kette der
Organi=
ſationen des Friedens. Die Verteidigung der Rechte
und Intereſſen Frankreichs in dieſer großen
Debatte bilde die Daſeinsberechtigung ſeiner
Regierung. Dies ſei ihr Programm, man könne faſt ſagen,
ihr einziges Programm. Um dieſe Aufgabe zu
erfül=
len, um im Namen des Landes mit der erforderlichen
Autori=
tät ſprechen zu können, brauche die Regierung das
ganze Vertrauen der Kammer, das ſeinen klaren
Ausdruck in der Abſtimmung des Hauſes finden müſſe. Die
Re=
gierung ſtehe der ſchwerſten Verantwortung gegenüber, die jemals
ſeit Ende des Krieges auf einer Regierung gelaſtet habe. Sie ſei
bereit, dieſe Verantwortung unter Mitwirkung des Parlaments
auf ſich zu nehmen und hoffe, daß die Kammer allein inſpiriert
von dem Intereſſe Frankreichs, ſich ihrer Verantwortung nicht
entziehen werde. — Briands Rede fand auf der Rechten und in
der Mitte begeiſterten Beifall, während bei den Radikalen ſich nur
ſpärliche Zuſtimmung bemerkbar machte.
Die Ausſprache.
Kammerpräſident Bouiſſon verlas darauf die vorhandenen
Juterpellationen zur allgemeinen Regierungspolitik und erteilte
dem ſozialiſtiſchen Abgeordneten Froſſard das Wort zur
Begrün=
dung ſeiner Interpellation. Froſſard (Soz.) erklärte, er ſehe
keinen Grund, weshalb die Sozialiſtiſche Partei ihre Oppoſition
gegenüber einer Regierung aufgeben ſolle, die weiter nichts ſei
als eine Regierung Poincars ohne Poincaré. Nach der Haager
Konferenz werde die gegenwärtige Mehrheit einer neuen
Mehr=
heit Platz machen müſſen, denn für eine Friedenspolitik könne die
Negierung ſich nicht auf eine reaktionäre Mehrheit ſtützen.
Der Kommuniſt Cachin bezeichnete den Youngplan
und insbeſondere die Internationale Zahlungsbank als einen
großartigen Verſuch der Vereinigten Staaten, ſich die Herrſchaft
über Europa und die Welt zu ſichern. — Der Proteſt Cachins
gegen die von der Regierung unternommene Unterdrückung der
Kommuniſtiſchen Partei ging im Lärm und in ironiſchen
Zwi=
ſchenrufen des Hauſes unter.
Gignoux von der Gruppe Maginot billigt Briands
Außen=
politik und insbeſondere ſeinen Plan der europäiſchen
Staaten=
föderation.
Planche von den Unabhängigen
Republika=
niſchen Sozialiſten begründet die Haltung ſeiner Gruppe
mit ähnlichen Ausführungen wie der Sozialiſt Froſſard. Wenn
ſeine Freunde, trotzdem ſie Vertrauen zu Briands Außenpolitik
hätten, gegen die Regierung ſtimmten, ſo verfolgten ſie damit
den Zweck, Briand vor ſeiner Mehrheit zu retten, die ihn nicht
mit freien Händen auf die Haager Konferenz gehen laſſen werde.
Der Sozialiſt Ury erinnert die Regierung daran, daß
im Elfaß eine volle Amneſtie zum 1. Auguſt verſprochen worden
ſei. Er fordert das jetzige Kabinett auf, noch vor Schluß der
außerordentlichen Kammerſitzung eine allgemeine politiſche
Am=
neſtie zu gewähren.
Briand appellierk an die Kammer, ſeine Aufgabe
zu unkerſtühen.
Darauf beſtieg Außenminiſter Briand nochmals die Tribüne,
um in bewegten Worten, die ſichtlich Eindruck auf das Haus
machten, an die Linksparteien zu appellieren, ihm ihre
Unter=
ſtützung für ſein Friedenswerk, das ihren geheimen Wünſchen
entſpreche, und für die verantwortungs= und folgenſchweren
inter=
nationalen Verhandlungen zu gewähren, damit er als
Vertreter des geſamten franzöſiſchen Volkes
vor die übrigen Außenminiſter treten könne.
Er unterſtrich die Notwendigkeit, mit Deutſchland
zueiner Verſtändigung zu gelangen, was nur dann
möglich ſei, wenn durch eine Mobiliſierung und
Internationali=
ſierung der deutſchen Schuld Frankreich nicht mehr als der
ſtändig ſeine Schuldner zur Bezahlung drängende Gläubiger
erſcheine. Im Anſchluß an das Genfer Protokoll vom 18.
Sep=
tember vorigen Jahres ſei eine Regelung ausgearbeitet worden,
die es Frankreich endlich ermögliche, nicht mehr zu den
uner=
freulichen Geſten des unerbittlichen Gläubigers gezwungen zu
ſein. Solange dieſe Situation fortbeſtanden habe, ſei eine
An=
näherung zwiſchen Deutſchland und Frankreich nicht möglich
ge=
weſen. Man müſſe alſo liquidieren. Man müſſe
zwiſchen den beiden Nationen einen Vermittler einſchalten.
Da=
durch erhalte Frankreich die Sicherheit, daß die Zahlungen bis
zum Schluſſe geleiſtet würden. Dadurch würde die Entſpannung
für ganz Europa herbeigeführt. Soweit das Rheinland in
Frage komme, gebe es Vertragsartikel, die ſehr klar ſeien. Er
werde jedoch in dieſer Hinſicht guten Willen zeigen und hoffe,
daß er auf der Gegenſeite das gleiche Beſtreben vorfinden werde.
Er ſei davon überzeugt, daß die leitenden Perſönlichkeiten in
Deutſchland von dem gleichen Geiſt beſeelt ſeien. (Beifall auf der
Rechten und auf der Mitte.) Es ſei möglich, daß man ſich auf der
Konferenz übertriebenen Forderungen gegenüber ſehen werde.
Aber auf jeden Fall werde der Augenblick kommen, wo man
Schluß machen müſſe. Wenn jedermann zu der Konferenz mit
Lohalität und gutem Willen komme, werde ſie zu einem guten
Ende führen.
Briand ſchloß mit einem Hinweis auf ſeine Idee der
euro=
päiſchen Staatenföderation, die er nur durch den vereinigten
guten Willen Frankreichs und Deutſchlands verwirklichen könne,
und die keine Spitze gegen Amerika richte. — Briand gab im
Verlauf ſeiner Ausführungen das Verſprechen, daß er, wenn er
aus dem Haag zurückkehre, mit den dort erzielten Ergebniſſen
vor das Parlament treten werde, ſelbſt wenn er es zu einer
be=
ſonderen Sitzung einberufen müſſe.
Die Abſtimmung: Die Regierung erhälk eine
Melfelf ranf zer Legen 1if Snnen.
Darauf ſchritt das Haus zur Abſtimmung.
Nach der Auszählung ergab ſich für die Regierung eine
Mehr=
heit von 325 gegen 136 Stimmen. Gegen die Regierung
ſtimm=
ten die Kommuniſten, die Sozialiſten, einige Mitglieder der
Ra=
dikalen ſowie einige Mitglieder der Gruppe Marin. Der größte
Teil der Radikalen hat ſich der Stimme enthalten.
Kammer und Senak vertagk.
Die Kammer hat weiter ohne Debatte die von der
Regie=
rung vorgeſchlagenen Steuererleichterungen im Geſamtbetrage
von 478 Millionen Franken genehmigt. Kurz vor 7 Uhr beſtieg
Miniſterpräſident Briand nochmals die Tribüne, um das
Ver=
tagungsdekret zu verleſen. Darauf ging die Kammer in die
Ferien. — Im Senat verlas Juſtizminiſter Barthou die
Regie=
rungserklärung. Die in der Erklärung enthaltene Huldigung
Poincarés wurde mit Beifall aufgenommen, während die
Seng=
toren den übrigen Teil der Erklärung mit völligem
Stillſchwei=
gen anhörten. Erſt am Schluſſe gab das Haus erneut ſeiner
Zu=
ſtimmung Ausdruck. Nach der Annahme der Regierungserklärung
wurde der Senat vertagt.
Die franzöſiſche Handelsſchuld an Amerika.
Das Schatzamt veröffentlicht den zwiſchen Frankreich und den
Vereinigten Staaten geführten Notenwechſel über die
Natifi=
erung des Schuldenabkommens Mellon=Bérenger und die damit
infällig gewordene Bezahlung der franzöſiſchen Handelsſchuld
an die Vereinigten Staaten im Betrage von 400 Millionen
Dollar am 1. Auguſt. — Schatzamtsſekretär Mellon erklärte in
ſeiner Note, die Bezahlung dieſer 400 Millionen
ſerde bis zu dem Augenblick aufgeſchoben werden,
wo der amerikaniſche Kongreß das Mellon=
Bé=
renger=Abkommen entweder angenommen vder
abgelehnt haben werde. Dieſes Datum könne aber auf
keinen Fall über den 1. Auguſt 1930 hinausgeſchoben
werden. Mellon drückte die Hoffnung aus, daß der
amerika=
tiſche Kongreß bei erſter Gelegenheit in die Diskuſſion über das
Schuldenabkommen eintreten werde. Er fügte hinzu, daß
wohl=
verſtanden Frankreich fortfahren müſſe, die
Zin=
en für dieſe 400=Millionen=Dollarſchuld
abzu=
dezahlen. Wenn der Kongreß das Schuldenabkommen
ange=
nommen habe, werde dieſe Schuld nach der in dem Abkommen
orgeſehenen Zahlungsleiter, d. h. über 62 Jahre hinaus
be=
ahlt werden.
* Die Bluk läufk zurück.
Von
Prof. Dr. Wilhelm Schüler.
Wenn man bei dem ruſſiſch=chineſiſchen Konflikt, der vor
wenigen Tagen ſogar zu einem Kriegsbrand zu werden drohte,
nach ſeinen Urſachen forſcht, ſo wird man natürlich in erſter
Linie auf die Rechtsfrage, das unmittelbare Streitobjekt
betref=
fend, zurückgehen; auf den Inhalt der verſchiedenen Abkommen
über die chineſiſche Oſtbahn, vom Mukdener und Pekinger (
Sep=
tember und Mai 1924) rückwärts bis zur Gründnng der
Ruſ=
ſiſch=Chineſiſchen Bank und dem geheimen Caſſini=Vertrag 1896.
Aber um zu einem tieferen Verſtändnis der Dinge zu kommen,
die ſich jetzt dort im Amurland abſpielen, empfiehlt es ſich, die
akute Streitfrage einmal aus ihrer unmittelbaren Verknüpfung
zu löſen und ſie in den größeren Zuſammenhang des
Lebens=
prozeſſes hineinzuſtellen, den China — wohl mit eigenem
ge=
heimen Staunen — in den letzten Jahren mit immer ſchnellerem
Tempo an ſich ſelbſt in der Mandſchurei erlebt.
China und die Mandſchurei! Daß dieſe beiden Begriffe
heute mit Recht ohne weiteres als eine politiſche Einheit
aufge=
faßt werden, iſt ja trotzdem keine ſelbſtverſtändliche alte Wahrheit.
Denn es ſind noch keine 25 Jahre, daß man die Mandſchurei als
einen organiſchen Beſtandteil der chineſiſchen Verwaltung
betrach=
ten kann. Durch rund zwei Jahrtauſende hindurch aber war das
Land am Amur, am Sungari und am Liau Feindesland, war
mit ſeinen Wäldern und Steppen und reichen Flußtälern ebenſo
wie die benachbarte Innere Mongolei, ein Teil jenes gewaltigen,
auch Sibirien bedeckenden Gürtels, aus dem immer wieder die
barbariſchen Reiterſcharen der Hunnen, Türken, Tunguſen gegen
die Dörfer des chineſiſchen Landmannes hervorbrachen. Die große
Mauer des Tſinſchi=huangti (im 3. Jahrhundert v. Chr.) war
auch zum Grenzſchutz gegen die Mandſchurei gebaut. Und etwa
von 900 n. Chr. ab erwuchſen gerade dort die mächtigen
Tun=
guſenreiche der Kitan, Liau, Gin (Nurtſchen) und ſchließlich der
Mandſchus. Zeitweiſe — im 12. und 13. Jahrh. — ſtand ganz
Nordchina bereits unter der Herrſchaft der Gin, der Ahnherren
der Mandſchus. Die Mauer, die ihre ſchnellen Reiter abwehren
ſollte, war längſt zerfallen. Noch einmal und gewaltiger als je
entſtand ſie mit ihren Zinnen und Türmen in der Ming=Zeit
nebſt einer ſtarken nordöſtlichen Ausbuchtung, dem ſogenannten
Palliſadenwall, der bis Antung an der Grenze von Korea
heran=
führte. Umſonſt! Die Mandſchus zerbrechen eine Schranke nach
der anderen und tragen ſchließlich ihre nordiſchen Banner bis in
die tropiſchen Südprovinzen. Als Sieger haben ſie bekanntlich
den Gegenſatz gegen die Chineſen in kultureller Hinſicht völlig
preisgegeben. Keine hingebenderen Verehrer und Förderer hat
die konfuzianiſche Lehre und die darauf gegründete univerſale
Staatsidee gefunden, als die großen Mandſchukaiſer. Aber
ſo=
weit ging ihr Aufgehen in das Chineſentum nicht, daß ſie ihre
ſtammesmäßige Sonderheit, ihren „Adel”, aufgegeben und etwa
der überſtrömenden Menge Chinas ihre Jagd= und Weidegründe
geöffnet hätten. Nur im Süden, in der Ebene des Liau und
ſeiner Nebenflüſſe (an einem davon liegt Mukden), wo die
Mandſchus ſchon vor der Eroberung Chinas zu Städtebau und
teilweiſer Landwirtſchaft übergegangen waren, mußten ſie
wider=
ſtrebend den chineſiſchen Händler und Bauern zulaſſen. Aber
dabei blieb ihnen doch der Beſitz der nur ganz dünn beſiedelten
Weide= und Jagdgründe im Norden wichtig. Als um die Mitte
des 17. Jahrhunderts die ruſſiſchen Abenteurer, die Eroberer
Sibiriens, bis an den Amur geritten kamen und an ſeinem
lin=
ken Ufer die Feſte Albaſin erbauten, warf ſie Kanghſi zweimal
wieder heraus, ſchleifte die Feſte und ſetzte in einem förmlichen
Vertrag, dem von Nortſchinfk (1689), „dem erſten und beſten, den
die Chineſen je mit einer fremden Macht geſchloſſen haben”, ſeine
Rechte auch auf das linke Amurufer durch.
Aber um 200 Jahre ſpäter bröckelt das Reich überall in
ſei=
nen Randgebieten ab. 1858 wird der Amur, 1860 auch der
Uſ=
ſuri Grenzfluß der Mandſchurei, und 1896 und 1898 ſchieben die
Ruſſen mit dem Erwerb der Konzeſſion für die chineſiſche Oſtbahn
in jener 22 Kilometer=Zone rechts und links der Bahn faktiſch
zugleich ihre ſouveräne Macht tief in das Land hinein. Indes
trotz ſeiner Rachegedanken gegen Japan, würde auch Li hung
dſchang den Ruſſen nicht in dieſer Weiſe das Land preisgegeben
haben, wenn nicht die zu bauende Bahn damals durch faſt noch
unbewohnte Gebiete geführt hätte. Wo ſich heute Harbin faſt zu
einer Millionenſtadt auswächſt, ſah man vor einem
Menſchen=
alter nichts als ein paar armſelige Hütten. Noch immer gehörte
die Mandſchurei als Ganzes nicht zum eigentlichen China,
ſon=
dern war ein mandſchuriſches Reſervat, ein Außenland unter
dem Kommando eines Bannergenerals (nur in dem erwähnten
Südgebiet, mit einer die Mandſchus bereits weit übertreffenden
chineſiſchen Bevölkerung war eine gemiſcht militäriſch=zivile
Ver=
waltung eingerichtet). Zu einer chineſiſchen Provinz, bzw. zu
drei Provinzen (Helungkiang, Kirin, Shengking) — an Umfang
doppelt ſo groß wie das unzerſtückelte Deutſche Reich — wurde
die Mandſchurei nicht eher als 1906, nach dem ruſſiſch=
japani=
ſchen Krieg, und im vollen Maße erſt durch die Revolution.
Ein ſehr eigentümlicher Prozeß. Weder iſt die Mandſchurei
altchineſiſches Land — vielmehr der jüngſte Beſtandteil im Reich —
noch iſt ſie von den Chineſen erobert. Aber indem die Herrſchaft
der Mandſchus ſich überlebt und die Chineſen in der Revolution
von 1911 ſie unſchwer vom Throne ſtürzen, fällt ihnen zugleich
deren bis in die letzte Zeit hinein eiferſüchtig gehütetes
Stamm=
land als reife Frucht in den Schoß. Und was für eine Frucht!
In allen fünf Erdteilen wird man kein Land finden, das in
wenigen Jahren eine ſolche Produktionskraft entwickelt hat und
noch ſolche Zukunftsſchätze bereit hält.
Wenige Zahlen mögen dieſen Prozeß veranſchaulichen. Um
die Wende des Jahrhunderts wird die Bevölkerung der
Mand=
ſchurei mit 2—3 Millionen angegeben. Um 1908 ergibt die
Schätzung 8,5 Millionen. Für 1910 errechnete die Regierung eine
Zahl von 14,9 Millionen. (Man „zählte” die Familien und
multiplizierte ſie für das eigentliche China mit 5,5, für die
Manſchurei aber bzw. für Shengking bezeichnenderweiſe mit 83.)
1922 ſind es 22 Millionen und für heute ſchwanken die
An=
gaben zwiſchen 25 und 28 Millionen. Entſprechend iſt der Anteil
der Mandſchurei in der Wirtſchaft und am Handel. Das Land
iſt reich an Weizen, Hirſe, Gialiang, Mais, und ſelbſt Reis fehlt
Seite 2
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Nummer 211
neuerdings nicht. Sein ſpezifiſches Produkt iſt aber doch die
Sojabohne (in mehr als 100 Arten). Erſt nach dem
ruſſiſch=
japaniſchen Krieg ſind die Bohnen bzw. Bohnenöl= und
Bohnen=
kuchen zu einem namhaften Ausfuhrartkel geworden. 1901
mach=
ten Bohnen überhaupt 5,1 Prozent der Geſamtausfuhr Chinas
aus, 1926 aber 20,3 Prozent im Werte von 175,7 Millionen Taels,
Der Zuwachs iſt faſt ausſchließlich auf das mandſchuriſche Konto
zu buchen. Man erntete 1927 in der Mandſchurei 5,5 Millionen
Tonnen Bohnen, von denen 78 Prozent in irgendeiner Form ins
Ausland gingen. Am geſamten Außenhandel war die
Man=
dſchurei 1901 mit 6 Prozent, 1926 mit 18 Prozent (592 Millionen
Taels), 1927 mit 25 Prozent beteiligt. Dabei ſpielt neben den
Bohnen die Kohle die wichtigſte Rolle; 25 Prozent der
Förde=
rung aus chineſiſchem Boden ſtammen aus der Mandſchurei, und
zwar ausſchließlich aus japaniſchen oder gemiſcht=japaniſchen
Werken. Noch ſtärker ſteht die Mandſchurei im Bahnbau allen
übrigen Provinzen voran; von insgeſamt 12 600 Kilometer
Schie=
nen liegen 6120 Kilometer auf mandſchuriſchem Boden.
Fragt man nach den näheren Gründen dieſer erſtaunlichen
Entwicklung, ſo iſt der Anreiz, der zuerſt von den Ruſſen, dann
noch viel ſtärker von den Japanern ausgegangen iſt, nicht zu
überſehen. Gerade beim Bahnbau iſt es ſehr deutlich, wie die
japaniſche Betätigung mannigfach chineſiſche Konkurrenzbahnen
(wie die durch das fruchtbare Taomangebiet nach Angangki)
her=
vorgerufen hat. Aber auch der Frieden und die Sicherheit, der
ſich die Mandſchurei erfreuen durfte, während in dem übrigen
China bald hier, bald dort, der Krieg auflebte, iſt nicht zu
unterſchätzen, auch hier hat die Anweſenheit der Japaner neben
dem ſtraffen Regiment Tſchang=Tſo=lins, das unter ſeinem Sohne
ſich fortſetzt, ihren Anteil.
Aber als wichtigſter Faktor für die Entwicklung in der
Mandſchurei ſind doch die Chineſen ſelbſt zu nenen; die Macht,
die in der Maſſe ihrer geſchickten und fleißigen Hände,
ver=
bunden mit der Genügſamkeit ihrer Lebensanſprüche beſteht. Was
dabei gerade in den letzten Jahren ihre Einwanderung ſo ſtark
in Bewegung geſetzt hat, iſt in den Elendverhältniſſen begründet,
die über die Heimat etwa des Schantungbauern hereingebrochen
ſind: Krieg, Räuber und der bittere Hunger. Auch in normalen
Zeiten flutete jährlich ein Strom von Hunderttauſenden
chine=
ſiſcher Arbeiter aus Schantung und Chili in die Mandſchurei
hinein; aber ſie kehrten in der Regel im Herbſt mit dem
Ver=
dienſt ihrer Arbeit in die Heimat zurück. In Dairen, der
Haupt=
pforte für den Strom der Einwanderer, zählte man im Jahre
1922 61 Prozent Rückwanderer, während es 1927 nur 24
Pro=
zent waren. Das bedeutet, daß in dieſem einen Jahre allein
894 000 in der Mandſchurei geblieben ſind. Und während früher
faſt ausſchließlich das ſüdliche Shengking den chineſiſchen
Ueber=
ſchuß aufnahm, ſo daß deſſen Bevölkerung noch vor 20 Jahren
neun Zehntel der Geſamtbevölkerung in der Mandſchurei
aus=
machte, ſtellt ſich uns das Neue der letzten Jahre dar in dem
Eindringen des chineſiſchen Menſchenſtroms auch in die
weit=
räumigen Flächen der Kirin= und Helungkiang=Provinzen. Nicht
nur Harbin an der Grenze von Kirin und Helungkiang und faſt
im Mittelpunkt des ganzen Landes, die ehemals ruſſiſche Stadt,
iſt zu einem chineſiſchen Kraftzentrum ungewandelt worden.
Auch die chineſiſche Koloniſation als ganze greift eben jetzt über
den Durchmeſſer der Mandſchurei, d. h. über die Linie der
chine=
ſiſchen Oſtbahn hinaus. In dieſem Jahre wird vorausſichtlich
u. a. die Hu=Hai=Bahn vollendet werden (techniſch und finanziell
ein rein chineſiſches Unternehmen), die von Hulan bei Harbin
über den Sungari hinweg ebenfalls durch fruchtbares Neuland
hindurchfährt. Und wieviel Raum iſt ſonſt noch da für
Mil=
lionen von Bauern und Arbeitern; für chineſiſche Millionen!
Denn wenn die Japaner ehemals die Hoffnung hegten, jährlich
etwa 200 000 ihrer Bevölkerung in der Mandſchurei anzuſiedeln,
ſo haben ſie in dieſer Hinſicht längſt die Unausführbarkeit ſolcher
Pläne eingeſehen. Dem chineſiſchen Koloniſten iſt der japaniſche
nicht gewachſen. Beträgt doch nach neueſter japaniſcher Statiſtik
(und ſie zählt eher zu viel als zu wenig) die Geſamtzahl der
Japaner in der Mandſchurei nicht mehr als 240000 (abgeſehen
von 7—800000 Koreanern). Desgleichen kommt der ruſſiſche
Bauer als Konkurrent in der Beſiedlung des Landes nicht in
Betracht. Das zeigte ſich an denen, die ſich unter dem Schutz der
alten Privilegien in der Bahnzone niedergelaſſen haben. Dabei
iſt es intereſſant zu erfahren, daß ſich dort, wo Ruſſen und
Chine=
ſen nahe zuſammenleben, eine Miſchbevölkerung gebildet hat,
der=
art jedoch, daß auch da das Endreſultat eine Stärkung des
chineſiſchen Faktors bedeutet.
So iſt es ein völkiſcher Lebensprozeß von eigenartiger
Ge=
walt, den wir auf mandſchuriſchem Boden in vollſter Entfaltung
ſehen. Die Flut, die ſich ehemals aus dieſen unbegrenzten
Ge=
bieten gegen die Behauſungen des chineſiſchen Landmanns
er=
goſſen hat, läuft zurück. Auf altem Feindesland ſehen wir
China einen ſeiner größten Siege erringen, die aus der dieſem
Volk von jeher eigentümlichen Kraft erwachſen, welche im
be=
ſonderen Sinne eine der „friedlichen Durchdringung” iſt. Und
in dieſem Faktum finden die Anſprüche, die die heutige
National=
vegierung in Nanking den Ruſſen gegenüber geltend macht, un=
ausgeſprochen ihre größte Stütze.
vom Tage.
Der Reichspräſident hat für die Opfer des Waldenburger
Gruben=
unglücks als erſte Hilfe einen Betrag von 6000 RM. zur Verfügung
geſtellt.
In der nächſten Woche wird unter dem Vorſitz des
Reichsarbeits=
miniſters Wifſell in München eine Konferenz der Länder über
die Neuregelung der Arbeitslofenverſicherung
ſtattfinden.
Geſtern abend iſt der bayeriſche Landtagspräſident Dr. e. h.
Hein=
rich Königbauer nach längerem Leiden geſtorben.
Wie aus Kattowitzer Gerichtskreiſen verlautet, wird das
Beru=
fungsverfahren im Ulitz=Prozeß gegen Ende des
Monats November ſtattfinden.
Die jugoſlawiſche Geſandtſchaft hat eine neue Note an
das bulgariſche Außenminiſterium geſandt, in der die
Wiederaufnahme der Verhandlungen über die jugoſlawiſche Forderung
nach Liquidierung der Doppelbeſitzungen und Schaffung einer von
zwei=
felhaften Elementen geſäuberten Grenzzone vorgeſchlagen wird.
Die vier im Kolmarer Prozeß verurteilten
Autonomiſten Dr. Ricklin, Noſſe, Schall und Faßhauer haben
beim Kaſſationshofe Berufung eingelegt und die Annullierung
des Kolmarer Urteils beantragt.
Der engliſche Premierminiſter Macdonald wird ſich heute
nach ſeinem Geburtsort Loſſiemouth in Schottland
be=
geben, um dort einen Teil der Parlamentsferien zu verbringen.
Der engliſche Außenminiſter Henderſon wird Ende dieſer
Woche London verlaſſen, um ſich zur Teilnahme an der
internatio=
nalen Reparationskonferenz nach dem Haag zu begeben.
Gegen Ende Auguſt wird Henderſon dann nach Genf reiſen, um den
Sitzungen des Völkerbunds beizuwohnen.
Die direkten Verhandlungen zwiſchen China und
Rußland zur Beilegung des Konfliktes über die oſtchineſiſche
Eiſen=
bahn dürften nunmehr in Kürze aufgenommen werden. Die
Nanking=
regierung hat heute eine Note nach Rußland abgeſandt, in der ſie ſich
zu Verhandlungen für eine gütliche Beilegung der Differenzen
bereit=
erklärt.
Berlin, 31. Juli.
Ueber die formale Seite der Einberufung der Haager
Kon=
ferenz verlautet von unterrichteter Seite, daß die ſechs beteiligten
Mächte vereinbaren, ſich am 6. Auguſt zu einer feſtgeſetzten
Stunde im Haag zu treffen. Zu dieſer Zeit wird dann die
Er=
öffnungsſitzung ſtattfinden. Dieſelben ſechs Mächte laden Amerika
ein, an der Konferenz teilzunehmen, und zwar erfolgt die
Ein=
ladung durch den Doyen des diplomatiſchen Korps in
Waſhing=
ton. In welcher Form die Vereinigten Staaten ſich beteiligen,
ob nur durch Entſendung eines Beobachters oder in aktiverer
Form, ſteht natürlich bei der Entſcheidung der amerikaniſchen
Regierung. Ebenſo werden die kleineren Mächte eingeladen, die
Reparationsgläubiger ſind. Zum Teil iſt die Aufforderung an
ſie ſchon ergangen, für die übrigen ſteht ſie noch bevor.
Die deutſche delegakion wird in Scheveningen
einguarkierk.
Seitdem die holländiſche Regierung offiziell von dem
Wunſche der Mächte, die Regierungskonferenz im Haag
abzuhal=
ten, unterrichtet worden iſt, hat ſie ohne Zeitverluſt mit den
Vor=
bereitungsarbeiten begonnen. Das Wohnungsproblem bereitete
ihr hierbei nicht wenig Schwierigkeiten. Man iſt jetzt
überein=
gekommen, die Belgier, Engländer und Japaner im Haag
einzu=
quartieren, während die franzöſiſche und die deutſche Delegation
in zwei der größten Hotels in dem Badeort Scheveningen
unter=
gebracht werden ſollen.
Die italieniſche delegakion für die
Regierungskonferenz.
EP. Rom, 31. Juli.
Die italieniſche Delegation für die Haager Konferenz wird
aus dem Finanzminiſter Mosconi, Unterſtaatsſekretär Grandi
dem Senator Pirelli, dem italieniſchen Sachverſtändigen bei der
Pariſer Youngplan=Konferenz, beſtehen; dazu kommen noch zwei
Stellvertreter und außerdem Beamte des Finanzminiſteriums
und des Miniſteriums des Aeußeren.
der Hocheerlalsproden Znru.
Der Zührer der ſchechiſchen Slowaken vor Gerichk.
EP. Preßburg, 31. Juli.
Am Montag früh begann vor dem hieſigen Strafgericht der
Hochverratsprozeß gegen Profeſſor Adalbert Tuca und Genoſſen.
Nach der Verleſung der Anklageſchrift erhielt am Nachmittag der
Hauptangeklagte Tuca das Wort, der ſich in etwa vierſtündiger
Rede gegen die Anklage verteidigte und ſich als völlig unſchuldig
erklärte. Tuca wandte ſich vor allem dagegen, daß die
Anklage=
ſchrift ihn als Ungarn bezeichne, und führte aus, ſein
Stamm=
baum laſſe ſich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen und
weiſe lauter Slowaken auf. Er bezeichnete ſich als ſlowakiſchen
Autonomiſt und ſagte u. a., die ſlowakiſche Autonomie bleibe
die offene Wunde des tſchechoſlowakiſchen Staates. Wenn man
dieſe Frage löſe, diene man nur dem Intereſſe des Staates.
Während des Krieges habe man den Slowaken Amerikas die
Autonomie verſprochen. Man ſprach von eigener Regierung,
eigenem Parlament und eigenem Gerichtsweſen. Wo ſei das
alles geblieben?‟ Dieſes hiſtoriſche Programm müſſe einmal
durchgeführt werden. Tuca ſprach darüber, wie widerſinnig es
ſei, ihn des Irredentismus zu beſchuldigen. Er halte es für
eine Unmöglichkeit, daß Ungarn die Slowakei jemals durch
Ge=
walt zurückerobern könnte. Verſuche hierzu müßten für Ungarn
kataſtrophal enden. Die Tſchechoſlowakei ſei in der neuen
euro=
päiſchen Konſtellation eine Notwendigkeit. Man müßte ſie
er=
finden, wenn ſie nicht ſchon beſtünde. Schließlich wandte ſich
Tuca gegen die Behauptung, daß er aus Geldnot gehandelt habe.
Er habe eine große Laufbahn vor ſich gehabt, ſowohl als
Poli=
tiker wie auch als Wiſſenſchaftler. „Was ich getan habe, habe ich
nur aus ehrlicher Ueberzeugung im Intereſſe des ſlowakiſchen
Volkes getan.”
Tuca verteidigte ſich vor allem gegen den Vorwurf einer
umſtürzleriſchen Tätigkeit, insbeſondere dagegen, daß die
ſlowa=
kiſche Heimwehr einer Geheimorganiſation gleichgeſtellt werde.
Ebenſo entſchieden beſtritt er jede Spionagetätigkeit und wies
den Vorwurf zurück, von Ungarn Geld genommen zu haben.
Weiter gab er Aufklärung über den Sinn und die politiſche
Tragweite ſeines Neujahrs=Artikels im „Slowak”, in dem er
geſagt hatte, daß das ſtaatsrechtliche Band zwiſchen Tſchechen
und Slowaken am 30. Oktober 1928 aufhöre, wenn nicht eine
neue Vereinbarung zwiſchen den beiden Völkern geſchaffen
werde. Der Artikel habe den Zweck gehabt, ein ſtaatsrechtliches
Problem den breiten Schichten der Partei mundgericht zu machen.
— Irgendwelche militäriſche Verbindungen mit Wien, die die
Anklage ihm vorwirft, hätten nicht beſtanden. — Der
Abgeord=
nete Tomanek hatte von der Partei den Auftrag,
Auslands=
propaganda für die Autonomie der Slowakei zu betreiben.
To=
manek ſchaffte dieſe Propaganda nach Wien, weil er einen
Diplo=
matenpaß hatte. Es handelte ſich um ins Deutſche überſetzte
Artikel aus dem „Slowak” und anderen Blättern.
Der zweite Angeklagte, der ehemalige Oberleutnant Sancky,
erklärte ſich entſchieden für nicht ſchuldig und ſagte, wenn die
Anklage behaupte, daß er mit 18000 Mann Preßburg beſetzen
wollte, ſo ſei dies lächerlich, denn ſelbſt wenn es zwei
Divi=
ſionen ſlowakiſche Heimwehrleute gegeben hätte, würde es
nie=
mandem eingefallen ſein, einen penſionierten Oberleutnant mit
ihrem Kommando zu betrauen.
Eine ſenſakionelle Verhaftung in Kowno.
Kowno, 31. Juli.
Wie das „Memeler Dampfboot” aus zuverläſſiger Quelle
erfährt, wurde dieſer Tage der frühere Beamte im
Außen=
miniſterium Caroſas verhaftet. Caroſas hielt ſich am Sonntag
n den Abendſtunden in auffallender Weiſe in der Nähe der
Wohnung des Miniſterpräſidenten Woldemaras auf und wurde
deswegen von dem dort die Wache habenden Polizeibeamten nach
ſeinen Dokumenten befragt und daraufhin dem Polizeirevier
übergeben. Bei einer Durchſuchung ſeiner Wohnung fand man
zahlreiche Nummern der Pletſchkaitis=Zeitung „Pirmyn” und
anderes Material, aus dem zu ſchließen iſt, daß er in engen
Be=
ziehungen zu den Pletſchkaitiſten in Wilna ſtand. Ferner wurde
bei Caroſas ein Artikel für die Zeitung „Pirmyn” gefunden, der
dieſer Tage abgeſchickt werden ſollte. Die Verhaftung Caroſas
hat hier große Senſation hervorgerufen.
Von Oscar A. H. Schmitz,
Die Coeducation iſt unter Umſtänden aus wirtſchaftlichen
Gründen unvermeidlich, z. B. wo es ſich nicht lohnt, eine
beſon=
dere Schule für Mädchen, etwa ein Gymnaſium, zu errichten.
Wären ſich nun Eltern und Lehrer über Knaben= und
Mädchen=
art klar und vermittelten ſie dieſe Einſicht den Zöglingen durch
ihr eigenes Verhalten, dann brauchte Coeducation als Tatſache
nicht ſchädlich zu ſein, im Gegenteil, wie ſo manche Not Tugend
hervorbringt, kann einer kleinen Minderheit von Mädchen in einer
Knabenſchule eben dadurch ihr Weibtum beſonders ſicher bewußt
werden, und die Knaben können früh Ritterlichkeit lernen.
Die rechte Einſtellung zur Coeducation ſetzt nun voraus, daß
ernſtlich das Trugbild der Kameradſchaft zwiſchen den
Geſchlech=
tern durchſchaut wird. Dieſe Täuſchung, der heute die beſten
er=
liegen, beweiſt zunächſt immer wieder, daß die Frauen alles mit
Männeraugen anzuſchauen verſuchen und nur Männliches
wert=
ſchätzen, ferner aber, daß auch unter Männern der Sinn der
Kameradſchaft mehr und mehr verloren geht. Kameradſchaft iſt
die Gemeinſchaft Gleichartiger, alle Beziehung der Geſchlechter
aber, und mag ſie gänzlich ſeeliſch ſein, iſt immer Gemeinſchaft
der Gegenpole. Ob etwas der Kameradſchaft entſprechendes
unter Frauen möglich iſt, kann kein Mann beſtimmt wiſſen.
Ge=
hört hat man jedenfalls nichts davon. Mäunliche Kameradſchaft
iſt eine Vermiſchung von aufrichtiger Zuneigung, die ſich gern
unter beſonderer Rauheit verbirgt, die keine Frau aushielte.
Wollte ein Mann eine Frau wirklich wie einen männlichen
Kame=
raden behandeln, dann wäre ſie — mit Recht — über ſolche rohe
Rückſichtsloſigkeit empört. Der Begriff Kameradſchaft, den wir
kennen, ſtammt aus männlichem Zuſammenleben. Das Wort
kommt von camera und bezieht ſich auf Schlafgenoſſen. Wenn
man nun mit einem Menſchen des anderen Geſchlechtes, der einem
ſympathiſch iſt, die Kammer teilt, dann zeigt ſich, daß hier keine
Kameradſchaft möglich iſt. Das wird dadurch nicht geändert, daß
man ſich unter Umſtänden beherrſchen kann, oder daß, was bei der
heutigen Jugend vorkommen ſoll, auch bei intimſter Annäherung
„nichts geſchieht‟. Das Weſen der Kameradſchaft erſchöpft ſich
aber nicht darin, daß infolge von Beherrſchung oder Schwäche
nichts geſchieht, ſondern daß — Verirrungen abgerechnet — ihre
Richtung gar nicht nach geſchlechtlichem Geſchehen geht. In der
Kameradſchaft geſchieht etwas, aber etwas ganz anderes. Die
Tatſache, daß das Geſchlechtliche verdrängt wird, iſt noch lange
nicht Kameradſchaft, ſondern ein ſchlechter Handel, bei dem der
Mann ſich ganz, die Frau aber nur halb einſetzt, kurz ein fein
verſchleiertes Ausbeutungsſyſtem.
Nach dem Bericht des amerikaniſchen Jugendrichters Lindſay
(„The Revoltion of Jouth”) iſt nun in Amerika dieſe Phaſe, in
der „nichts geſchieht”, bereits überwunden. Etwa 90 Prozent der
Beſucherinnen höherer Schulen in Kanſas ſollen mit den
Mittel=
ſchülern „Verhältniſſe” mit allen unerwünſchten Folgen haben
und ſelbſt die Verführerinnen ſein. Damit hat die Natur alſo
das Märchen von der Kameradſchaft widerlegt, aber zugleich ſehen
wir wieder, wohin die ungeregelte Natur führt: der junge Mann
wird, ehe er ſeeliſch reifen kann, von dem früher reifen Mädchen
in der Zeit ſeiner Schwäche beſchlichen, in ſeiner geiſtigen
Ent=
wicklung aufgehalten, die daraus entſtehenden Kinder werden
fremden Händen zur Erziehung übergeben. Das iſt die
voll=
kommene Rückkehr zum Matriarchat, der Herrſchaft des
Biologi=
ſchen ohne Seele, Geiſt und Kultur. Die Frau wird zur Zynikerin,
der Mann zum Trottel.
Die große Mehrheit aller Lehrer, auch der höheren Schulen,
in Amerika ſind weiblichen Geſchlechts. Von ihnen wird das
Gegengeſchlecht in den Kindern, das vor der Pubertät hervortritt,
und das während der Pubertät latent werden ſollte, gerade
ab=
ſichtlich entwickelt. Die Folge iſt das gezüchtete, knabenhafte,
ſchamloſe Girl und der mädchenhaft errötende Boy. Beide Typen
erhalten ſich nicht nur über die Pubertät hinaus, ſondern oft bis
ins Alter. Krampfhafter Sport, Faſtenkuven, Schminke und
jugendliche, ja kindliche Kleidung helfen bei der Frau äußerlich
nach, das Girl zu erhalten. Die Hauptſache aber iſt die
Geſin=
nung, die Frauentum ablehnt und deren Ausdruck ſich bald dem
Leib aufprägt.
Zunächſt beginnt das Syſtem der Coeducation mit großen
Scheinerfolgen. Das Mädchen iſt früher reif, entſchieden klüger
und lebendiger, als der durchſchnittliche Knabe. Auch die
ehr=
geizige Univerſitätsſtudentin iſt meiſt fleißiger, ja ernſter und
ge=
wiſſenhafter, als der durchſchnittliche Student. Während in
Amerika der Mann der Frau faſt die ganze geiſtige Welt
über=
läßt, die Frau daher ihr Leben unkontrolliert von Kritik durch
Bluff beſtreiten kann, kommt in Europa, wo es vorläufig noch
eine ernſte, produktive Wiſſenſchaft mit alter männlicher Tradition
gibt, die große Enttäuſchung, ſobald die Frau ſelbſtändig aus
eigener geiſtiger Subſtanz arbeiten ſoll. Nun aber iſt es meiſt zu
ſpät, in ein Frauenſchickſal zurückzufinden, denn die Knäbin mit
dem Doktortitel, der ſie oft die Geſundheit, wenigſtens die der
Nerven koſtet, hat nicht ſelten die Frauentugenden eingebüßt, die
liebenswert und gemeinſchaftsfähig machen. Körperlich mag ſie
jungfräulich geblieben ſein, was aber kein Wert iſt, wenn damit
nicht die ſeeliſche Jungfräulichkeit verbunden iſt; ſo wenig wie
umgekehrt der Verluſt der leiblichen Jungfräulichkeit ein großes
Unglück iſt, wenn damit ſeeliſches Frauwerden gewonnen wurde.
Nachdem es gelungen iſt, aus dem Mann einen ewigen
„Boy” zu machen, der Schutz bei der „Mutter im Weib” ſucht,
ſind auch Frauen der geſchilderten Art bereit, mit Vorbehalt
Frauen zu ſein und ihre mütterlichen Fittiche auszubreiten über
den Mann, der ſich bei ihnen „ausheulen” will, was dem
Ver=
faſſer einmal eine Pſychoanalytikerin als Ziel ihrer Kuren
be=
zeichnete. Amerika iſt heute ſchon ſo weit, daß nicht ſelten
Schüler ihre Lehrerinnen heiraten oder wenigſtens mit ihnen
flirten. Sinclair Lewis vortrefflicher Roman „Main Street”
(Tauſchnitz Ed.) enthält eine in dieſer Hinſicht aufſchlußreiche
Epiſode. Man ſtelle ſich die (berechtigte) Empörung vor, wenn
männliche Lehrer ihren Schülerinnen gegenüber, in ähnlicher
Weiſe das Geſchlecht herauskehren wollten.
Man wird einwenden, daß dafür bei uns mehr Mädchen in
jugendlichem Alter von gewiſſenloſen Männern verführt werden.
Niemand wird das gutheißen, aber Mädchen in dieſem Alter
ſind geſchlechtsreif und fühlen als Frauen. Knaben von 16 bis
18 Jahren ſind indeſſen geſchlechtlich noch halbe Kinder und
wer=
den durch ſolche Erlebniſſe gehindert, zu männlichen Charakteren
auszureifen, und das macht ſie natürlich ſpäter leicht zu
An=
hängern matriarchaler Zuſtände. Eine deutſche Autorin, Frau
von Kemnitz, verlangt daher geſchlechtlichen Schutz minderjähriger
Knaben vor weiblicher Verführung, die Mädchen könnten ſich
ſchon ſelbſt helfen.
* Schutz den Windmühlen. In Frankreich, wo unter den
ſeltſamſten Zwecken ſeit Jahr und Tag Vereine wie Pilze aus
dem Boden ſchießen, hat ſich jetzt ein neuer „Club” aufgetan, der
nichts anderes bezweckt, als die noch in Frankreich befindlichen
Windmühlen vor Abbruch zu ſchützen. Der Vereinigung gehören
erſte franzöſiſche Schriftſteller, Künſtler und Gelehrte an, von denen
einer, der Vorſitzende, erklärte, die Zahl der franzöſiſchen
Wind=
mühlen würde von Tag zu Tag geringer, obwohl die meiſten
von ihnen hiſtoriſchen Wert beſäßen. In Holland, Spanien und
Belgien ſind bereits Anſtalten getroffen worden, um die
Wind=
mühlen zu ſchützen. Die neue Geſellſchaft will nun alle für den
Abbruch beſtimmten Windmühlen aufkaufen und under dieſen die
auswählen, die einen hiſtoriſchen Wert beſitzen, um ſie der
Nach=
welt zu erhalten. Namentlich iſt dabei an die Picardie gedacht.
Es gibt, wie man ſieht, noch Idealiſten ...
Nummer 211
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Seite 3
*
Die Polikik des neuen engliſchen
Außenminiſters.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
G. P. London, 31. Juli.
Die Tatſache, daß in der zweiten Arbeiterregierung
Eng=
lands das Amt des Außenminiſters nicht von Ramſey Macdonald
ſelbſt, ſondern von Arthur Henderſon ausgeübt wird, iſt von
größerer Bedeutung, als dieſes, vom Kontinent aus geſehen,
vielleicht erſcheinen könnte. Denn in Arthur Henderſon lediglich
den gefügigen Exekutor einer ſeitens des Premierminiſters
vor=
gezeichneten Politik zu ſehen, wäre durchaus verfehlt. Er iſt ein
Mann mit einem nicht nur höchſt perſönlichen, ſondern auch
ſtar=
ken eigenen Willen. Im Lager der Labour=Party hat er, da
verſöhnlicheren Charakters als ſein Chef, einen faſt größeren
Ein=
fluß als Macdonald, der offizielle Führer der Partei. Darüber
hinaus iſt er bekanntlich derzeitiger Vorſitzender der
Sozialiſti=
ſchen Internationale und ſteht ſomit in beſonders engem Kontakt
zu den ſozialiſtiſchen Parteien aller Länder. Ein genügſam
her=
vorragender Mann alſo. Doch — ein hervorragender
Außen=
politiker außerdem? Das iſt die Frage, die man ſich hier bei
ſeiner Ernennung allgemein vorgelegt hat, und von deren
Be=
antwortung der weitere Lauf vieler europäiſcher
Angelegen=
heiten abhängen wird.
Dieſer Mann, der nun berufen worden iſt, die Außenpolitik
des größten Reiches der Welt zu leiten, hat eigentlich kaum eine
rechte Schulbildung genoſſen und poſitiv keine Univerſität
be=
ſucht. Das erſte Wiſſen erhielt er, wie man in ſeiner Biographie
nachleſen kann, lediglich in den Newcaſtler Werken von
Stephen=
ſon u. Co., wo er als „Eiſenformer” die nötige Lehrzeit abdiente.
Das wäre geſviß an und für ſich kaum ein Nachteil. Auch Ramſay
Macdonals Jugend begann unter ähnlichen, proletariſch=dürftigen
Verhältniſſen. Und doch zeigte er ſich, als er 1924 erſtmalig
britiſcher Premier wurde, vor allem als ein Staatsmann, der
den „außenpolitiſchen Inſtinkt”, das hierzu nötige Talent, in
aus=
geſprochenem Maße beſaß. Beſitzt aber auch Arthur Henderſon
dieſes Talent, ohne welches die Ausübung einer wirklich
erfolg=
reichen Außenpolitik eben kaum möglich iſt?
Soweit man bisher Gelegenheit hatte, ihn kennen zu lernen,
ſah man in Henderſon vor allem einen überaus vorſichtigen, wenn
nicht gar ängſtlichen Staatsmann. Dieſe von Henderſon in den
erſten Wochen ſeiner Amtstätigkeit an den Tag gelegte Reſerve
könnte man ſich allerdings auch durch die ſogenannte Kontinuität
der britiſchen Außenpolitik erklären. Scheinbar geht alles wie
unter den Konſervativen weiter: die Räumung des Rheinlandes
wird in der Praxis doch erſt dann erfolgen, nachdem eine
Eini=
gung über dieſen Punkt und über die Reparationsfrage mit den
übrigen Alliierten erzielt worden iſt; die völlige Wiederaufnahme
der Beziehungen zu Sowjetrußland wird in ziemlich deutliche
Abhängigkeit vom Verſprechen der Propagandaeinſtellung und
Entſchädigungs=Zahlungen geſtellt; die Inangriffnahme ſolcher
Probleme, wie diejenigen der Abrüſtung, der Beziehungen zu
den Vereinigten Staaten, hat er Macdonald überlaſſen. Kommt
man aber endlich auf andere, noch heiklere Dinge, wie
beiſpiels=
weiſe auf die von Henderſon im Februar 1924 ſelbſt als
wünſch=
bar bezeichnete Reviſion der Friedensverttäge, zu ſprechen, ſo
wird er förmlich ungehalten und will davon am liebſten
über=
haupt nicht reden.
Somit iſt der Wechſel der engliſchen Regierung in der Tat
mit keinem augenfälligen Wechſel in bezug auf die
Hauptprin=
zipien der britiſchen Außenpolitik gleichzuſtellen. Was beobachtet
werden kann, iſt eher ein Wechſel in den Methoden und eine
Be=
ſchleunigung des Tempos. Seit Locarno hatte ja die
konſer=
vative Regierung kaum mehr etwas von Belang unternommen,
was angetan geweſen wäre, das Werk der Befriedung
Euro=
pas ernſtlich vorwärts zu bringen. Der nun eingetretene Wechſel
wäre alſo immerhin dadurch wichtig, daß die während der Aera
Chamberlain herrſchende Starrheit und Bewegungsloſigkeit in
der engliſchen Außenpolitik nun hoffentlich ein Ende genommen
hat. Und obgleich der neue Außenminiſter wohl kaum etwas
Umſtürzleriſches unternehmen dürfte, ſo bedeutet ſein
Erſchei=
nen allein — Bewegung. Allein die Befürchtung, daß er etwas
Radikales tun könnte, wird vorausſichtlich die Regierungen
gewiſſer Länder veranlaſſen, ihm zuvorzukommen und ihrerſeits
die europäiſche Friedenspolitik zu fördern. Das iſt vielleicht
weniger, als viele hofften. Doch es iſt immerhin genug, um den
im Amte des britiſchen Außenminiſteriums vorgegangenen
Per=
ſonalwechſel willkommen zu heißen.
* Heinrich Zſchokke und ſeine „Slunden der Andacht”
Von Walter Kern=Darmſtadt.
Wenn Eduard Engel, der Vielſeitige, der Unermüdliche, in
ſeinem neueſten Werke:
„Was bleibt? Die Weltliteratur”, zu dem Endergebnis
ge=
langt: „Alles, was Freude bereitet”, ſo können wir dem nur
bei=
ſtimmen. Nur drängt ſich dann auch die zweite Frage auf: „Wie
kommt es, daß ſo vieles, das, weit über das Mittelmaß
hinaus=
ragend, jahrzehntelang das Entzücken der Leſerwelt bildete, heute,
wenigſtens inhaltlich, vergeſſen iſt und nur bisweilen von uns
Aelteren hervorgeholt wird; gleichſam als Dankbarkeitszeichen
für die vielen freudvollen Stunden, die uns einſt der Verfaſſer
bereitete.
Auch hierauf ſind wir um eine Antwort nicht verlegen. Zeiten
und mit ihnen die Menſchen haben ſich geändert. Was damals
neu und anziehend, erſcheint uns heute veraltet, der
Grund=
gedanke des Werkes beſchäftigt uns nicht mehr ſo nachhaltig; die
Anſchauungen der handelnden Menſchen ſind nach unſerem
Emp=
finden enge, ſie ſelbſt uns fremd geworden. Die Sprache, die ſie
reden, iſt nicht mehr die unſere, die Anforderungen an den
Span=
nungsreiz haben ſich in unſeren Tagen erhöht.
Und doch verdiente ſo mancher Halb= und Ganzverſchollene,
daß wir uns aufs neue mit ihm beſchäftigten. Zſcholke. Wie
wurde er ehedem geradezu verſchlungen. Bildungslos hieß in
meinen Jugendjahren jeder, der ihn nicht las und lobte. Und
heute?
Wenn auch ſein 1794 erſchienener Abällino, der große Bandit,
uns nichts mehr ſagt, ſo iſt doch Alamontade, der Galeerenſklave,
in dem Zſchokke ſeine Anſichten vom Werte des Erdenwallens
und über göttliche Dinge darlegt, immer noch leſenswert. Und
erſt ſeine Novellen und geſchichtlichen Abhandlungen. Sehr gute
Charakterſchilderungen treten da, geſtützt auf lebendigen Vortrag,
vor den Leſer.
Großes, ja größtes Aufſehen erregten aber ſeine, wenn ich ſo
ſagen darf, freireligiöſen, weil dogmenreinen Schriften.
Vom Jahre 1808 ab erſchienen zu Aarau, ſeiner zweiten
Hei=
mat, von Woche zu Woche, die „Stunden der Andacht zur
Be=
förderung wahren Chriſtentums und häuslicher Gottesverehrung”,
die ſpäter in Buchform herausgegeben wurden. Durch ihre
volks=
tümliche Erbaulichkeit und Frömmeleifreiheit fanden ſie
all=
überali, wo wahre Herzensfrommheit zu Hauſe war, liebevollſte
Aufnahme, erregten aber naturgemäß auch Zorn und
Wider=
ſpruch der Glaubenseiferer.
Gnogag Meanag gegen ven Kommnainsmag
dei „Ndie 2ag am 1. Auguf.
Kommuniſtiſche Vorbereikungen zum Bürgerkrieg.
* Berlin, 31. Juli. (Priv.=Tel.)
Die kommuniſtiſche Internationale hat zum 1. Auguſt auf
breiter Front Vorbereitungen für Kundgebungen anläßlich der
Wiederkehr des Tages des Kriegsausbruchs getroffen.
Beſon=
ders aktiv ſcheint ſie in Frankreich und auf dem Balkan werden zu
wollen. Hier haben aber die Regierungen bereits ſehr ſcharf
durchgegriffen, ſo daß es zu nennenswerten Kundgebungen nicht
kommen wird. Anders ſieht es dagegen in Deutſchkand aus.
Nur an einigen Stellen hat man vorſorglicherweiſe
Demonſtra=
tionsverbote erlaſſen. Im großen und ganzen aber werden am
1. Auguſt die Kommuniſten die Straße behaupten dürfen. Sie
wollen offenbar bei dieſer Gelegenheit ihre neugegründeten
Ar=
beiterſchutzwehren, die lediglich ein Rotfronterſatz ſind,
aufmar=
ſchieren laſſen. Ihre Preſſe iſt zwar verhältnismäßig zahm
ge=
blieben, dafür wird jedoch mit Flugblättern aller Art heftig
ge=
arbeitet; namentlich im Ruhrgebiet wird mit allen Mitteln
ge=
wühlt und gehetzt. Hier wollen die kommuniſtiſchen Drahtzieher
wahrſcheinlich ernſte Ereigniſſe herbeiführen. Sie denken aber
auch daran, die größeren Städte im Reich heimzuſuchen.
Jeden=
falls, und darüber kann kein Zweifel ſein, ſoll der 1. Mai eine
Neuauflage erleben. Die meiſten Ereigniſſe werden ſich auch
dies=
mal wieder in Preußen abſpielen. Die preußiſchen Behörden
ſind aber ſehr zurückhaltend. Lediglich der Dortmunder
Polizei=
präſident Lübbring, ein Sozialdemokrat, hat erklären laſſen, daß
er die neugebildeten Arbeiterſchutzwehren mit der ganzen Schärfe
des Geſetzes und der ihm zur Verfügung ſtehenden Machtmittel
bekämpfen und auflöſen werde, weil ſie die Fortſetzung des
Rotfrontkämpferbundes darſtellten. Man dauf annehmen, daß
trotz dieſer Paſſivität der preußiſchen Sicherheitsbehörden im
Stillen alle Maßnahmen getroffen werden, um am 1. Auguſt
rechtzeitig eingreifen zu können, wenn es im Intereſſe der
Auf=
rechterhaltung von Ruhe und Ordnung notwendig ſein ſollte.
Dabei darf aber nicht überſehen werden, daß ſich die
Polizei=
behörden diesmal in einer weſentlich unvorteilhafteren Situation
befinden, weil die Demonſtrationsfreiheit nicht eingeſchränkt iſt,
alſo die Kommuniſten ihren Anhang geſchloſſen auf die Straße
bringen können. Am 1. Mai konnten Anſammlungen von
vorn=
herein unterbunden werden. Es muß weiter damit gerechnet
werden, daß viele dieſer Kommuniſten über Handfeuerwaffen
verfügen, hat doch Herr Thälmann eben erſt wieder in Moskau
in einer Verſammlung von einem bewaffneten Aufſtand
ge=
ſprochen, und wird doch auch in einem Flugblatt, das im
Ruhr=
gebiet verteilt wurde, die Aufforderung an die Kommuniſten
ge=
richtet, ſich Waffen zu beſorgen. In den letzten Tagen iſt übrigens
in einer Reichswehrkaſerne eingebrochen worden in der Abſicht,
Munition zu ſtehlen. Auch daraus geht hervor, daß eine Aktion
zur Bewaffnung vieler Kommuniſten im Gange ſein muß.
Wie wir erfahren, hat die Berliner Polizei ſämtliche
Vor=
kehrungen getroffen, um die Ordnung am morgigen 1. Auguſt,
an dem die Kommuniſten ihren „Internationalen Roten Tag”
und die Sozialdemokratiſche Partei eine Antikriegs=Kundgebung
veranſtalten, aufrecht zu erhalten. Die Kommuniſten haben ihre
Anhänger durch das „Berliner Antikriegskomitee” zu einer
Kund=
gebung aufgerufen, die um 5½ Uhr nachmittags im Luſtgarten
ſtattfindet, während der Bezirksvorſtand der Sozialdemokratiſchen
Partei abends um 7½ Uhr auf dem Sportplatz in Friedrichshain
die Mitglieder verſammeln wird. Die Polizei hat diefe
verſchie=
denen Zeitpunkte feſtgelegt, um ſo Zuſammenſtöße zwiſchen den
Teilnehmern zu verhindern. Außerdem werden die An= und
Abmarſchſtraßen für die geſchloſſenen Züge der Demonſtranten
durch ſtarke Polizeikräfte geſichert werden. Die einzelnen
Demon=
ſtrationszüge werden durch ſtarke Laſtkraftwagen=Kommandos,
wie üblich, überwacht. Die Kommuniſten fordern heute übrigens
ihre Anhänger auf, zwecks Teilnahme an der Kundgebung im
Luſtgarten die Betriebe morgen eine Stunde vor Arbeitsſchluß
zu verlaſſen.
Fraukrsich und der „Roke Tag”. — Skrenge
Maß=
nahmen der Polizei.
EP. Paris, 31. Juli.
Die von der Regierung für den 1. Auguſt, den „Roten Tag”
der Kommuniſten, vorbereiteten Maßnahmen ſind äußerſt
um=
fangreich und machen etwa geplante Ausſchreitungen der Kom=
muniſten faſt unmöglich. Alle großen Fabriken, die Bauſtellen, die
Arbeiterviertel von Paris und den Vororten, werden ſtreng
über=
wacht werden, und ſtarke Polizei= und Gendarmerie=Aufgebote
ſtehen den ganzen Tag über in Alarmbereitſchaft. Jeder Umzug
oder jede Veranſtaltung unter freiem Himmel, überhaupt jede
Zuſammenrottung von Menſchen, iſt verboten. Strenge
Maß=
nahmen werden gegen Unruheſtifter oder Streikende angekündigt.
Ausländer, die bei Kundgebungen oder Zwiſchenfällen
aufgegrif=
fen werden, werden innerhalb 24 Stunden aus Frankreich
aus=
gewieſen.
In drei Pariſer Gefängniſſen ſind ſeit geſtern abend 150
von den in der letzten Woche verhafteten Kommuniſten in den
Hungerſtreik getreten, um, wie die „Humanité” ſich ausdrückt,
gegen die Ausplünderung der Gewerkſchaftsgebäude, die
unbe=
gründeten Maſſenverhaftungen und die Vergewaltigung der
Arbeiterklaſſe zu proteſtieren. Die Polizeimaßnahmen zur
Ver=
hinderung der für den 1. Auguſt angeſetzten
Kommuniſtendemon=
ſtrationen gehen weiter. Geſtern wurden neue Verhaftungen
vorgenommen. Unter den Verhafteten befindet ſich ein 12
jäh=
riges Mädchen, das in einer Untergrundbahnſtation Flugſchriften
der Kommuniſten verteilt hatte. In zahlreichen Departements
ſind alle Kundgebungen am 1. Auguſt unterſagt worden. In
Paris ſelbſt werden für den „Roten Tag” 30 000
Poli=
ziſten, Gendarmen und Nationalgarden
bereit=
geſtellt. Seit geſtern treffen in Laſtautomobilen
Verſtärkun=
gen an Truppen, Gendarmen und republikaniſcher Garde aus der
Provinz ein.
In der vergangenen Nacht hob die Polizei eine
kommuni=
ſtiſche Geheimverſammlung auf und verhaftete ſechs Perſonen.
Weitere Verhaftungen ſind für heute zu erwarten, ſo daß man
ſich fragt, ob am morgigen 1. Auguſt überhaupt noch
Kommuni=
ſten ſich auf freiem Fuße befinden werden. — Paris wird morgen
einem Heerlager gleichen. Obwohl der Belagerungszuſtand nicht
verhängt wurde, kommen die Maßnahmen, die die Polizei trifft,
auf das gleiche hinaus. Die Banken in den Vororten von Paris
habem Anweiſung erhalten, ihre Treſors nur bei unbedingter
Notwendigkeit zu öffnen und beim erſten Alarm ihre Gebäude zu
ſchließen.
Behördliche Vorſichtsmaßnahmen in Oeſterreich
und in Südflawien.
EP. Wien, 31. Juli.
Die Behörden haben für den 1. Auguſt umfaſſende
Sicher=
heitsvorkehrungen getroffen, um für den Fall, daß die
Kom=
muniſten trotz des Verbotes Domonſtrationen verſuchen ſollten,
Ordnung und Sicherheit zu verbürgen. Die geſamte
Sicherheits=
wache, die Bahn=Gendarmerie und die Stadtſchutzwache werden
in Bereitſchaft gehalten. Teile des Bundesheeres ſtehen
alarm=
bereit in den Kaſernen.
Die Agramer Polizei hat die ſtrengſten Maßnahmen
getrof=
fen, um jede kommuniſtiſche Kundgebung am 1. Auguſt im Keime
zu erſticken. Den Kaufleuten wurde unterſagt, ihre Geſchäfte zu
ſchließen. Die Polizei erhielt die Weiſung, ſchon beim geringſten
Widerſtande der Kommuniſten von der Schußwaffe Gebrauch zu
machen.
Der „Roke Tag” auch in Baſelſtadt verboken.
EP. Baſel, 31. Juli.
Entgegen der bisherigen Annahme, daß die für den 1. Auguſt
geplanten kommuniſtiſchen Kundgebungen geſtattet werden, hat
heute der Regierungsrat des Kantons Baſelſtadt auf Grund der
veränderten Lage kommuniſtiſche Verſammlungen und Umzüge
auf den öffentlichen Straßen und Plätzen von Donnerstag, den
1. Auguſt, morgens 6 Uhr, bis Freitag, den 2. Auguſt, morgens
6 Uhr, verboten. Auch der Erlaß oder die Verbreitung von
Auf=
forderungen zur Veranſtaltung ſolcher Kundgebungen oder zur
Teilnahme an ſolchen iſt unterſagt. — In einer heute
abgehalte=
nen Preſſekonferenz teilte der Regierungsrat der Baſler Preſſe
mit, daß das Polizeidepartement geſtern feſtgeſtellt habe, daß in
anonymer Form von kommuniſtiſcher Seite zum tätlichen
Wider=
ſtand gegen die Polizei aufgefordert wird. Der Regierungsrat
hat zur Durchführung des Verbots den Bundesrat um ein
Truppenaufgebot erſucht, denn nur auf dieſe Weiſe könnten
ſchwere Konflikte vermieden werden.
Und dabei waren Lob ſowohl wie Tadel, ſoweit ſie die
Per=
ſon Zſchokkes mitbetrafen, ganz überflüſſig. Die „Stunden der
Andacht” ſind nämlich gar nicht von ihm. Es ſteht
allerdings in jeder Geſchichte der Deutſchen Literatur. Ich kann
aber das Gegenteil beweiſen.
Von befreundeter Seite wird mir ein eigendhändiges
Schrei=
ben Zſchokkes leihweiſe überlaſſem. Es iſt aus Aarau trägt die
Tagszeichnung: 26. Februar 1830 und iſt an den Oberforſtmeiſter
Baron von Wedekind in Darmſtadt gerichtet. Dort heißt es
wörtlich:
„Die „Stunden der Andacht” beurteil’ ich wie Sie.” (
Wede=
kinds Anſicht iſt mir leider nicht bekannt). „Wenn man mich
wirklich für den Verfaſſer gehalten, hat man ſich ſehr geirrt,
denn ich bins nicht und man thut dem oder den Verfaſſern
ſehr unrecht, von denen ich einige vermuthe, doch nicht kenne.
Das darüber herausgekommene Werk des Jeſuiten (wer?) kenn:
ich nicht, aber es reizt auch eben meine Neugier nicht, da der von
Ihnen gemeldete Titel ſchon jeſuitiſch barock genug klingt.”
Als „vermutliche Verfaſſer” kämen nach bisherigen
Nachfor=
ſchungen in Betracht: Generalvikar J. H. von Weſſenberg in
Kon=
ſtanz, Kirchenrat Schwarz in Heidelberg, Georg Victor Keller in
Pfaffenweiler bei Freiburg und Domdechant Alois Vock in
Solothurn.
Das ſoll uns aber nicht abhalten, ab und zu einige Abſchnitte
aus dieſem immerhin hochſtehenden Geiſteserzeugnis zu leſen.
Zſchokke ſelbſt aber dürften wir jetzt wieder öfter in die Hand
nehmen, ſelbſt auf die Gefahr hin, altfränkiſch befunden zu
wer=
den. Wir ſchöpfen aus ihm mehr für Geiſt und Herz, als ſo
man=
cher unſerer Neuem und Neueſten zu bieten vermag, von denen
wohl wenige nach hundert Jahren ſich einer Auferſtehung unter
ſchönheitsdurſtigen Menſchen erfreuen dürften.
* Konzert der Wiener dentſchmeiſter=Kapelle.
Edi Kugler und ſeine Wiener Deutſchmeiſter=Kapelle
ben in Darmſtadt ſtarke Sympathien, einen großen
Freundes=
is. Sie gründen vielleicht in erſter Linie überhaupt auf die
eundſchaft, die Darmſtadt (mit vielen anderen Deutſchen) dem
deſterreich verkörpernden Wien entgegenträgt. Das Niveau der
inſtleriſchen Leiſtung der Deutſchmeiſter=Kapelle allein kann
jeſe Sympathien kaum rechtfertigen.
Die Wiener ſpielen in der kleidſamen Deutſchmeiſter=Uniform,
reiſen mit einem überwiegend volkstümlichen Programm durch
ſeutſchland. Das iſt ſehr wirkſam. In dem Text des Programms
zt Edi Kugler u. a.: Oeſterreich hat kein beſſeres Mittel, ſich
reunde zu werben, als ſeine Muſik. Denn Oeſterreichs
zuſik iſt ein Kind dieſes Volkes und Landes. Alles, was ſeine
Muſik bringt, läßt ſich wiederfinden im Weſen des öſterreichiſchen
Menſchen: Romantik und Temperament, Frohſinn und
ſentimen=
tale Tönung.
Und vom „Rhythmus der öſterreichiſchen Weiſe” iſt dann noch
die Rede. — Dieſen Rhythmus gab — im tieferen Sinne — der
Deutſchmeiſterabend nur bedingt. Daran aber war weder Edi
Kugler noch ſeine tüchtigen Deutſchmeiſter ſchuld. Das war
Schuld des Wetters. Die ſommerliche Tournee iſt auf
Gar=
tenkonzerte berechnet. Ein Orcheſter, das ausſchließlich aus
Blä=
ſern und Schlagzeug gefügt iſt, kann nicht im Saal Opern=
und Operetten=Ouvertüren ſo geben, als wenn Vollbeſetzung mit
Streichern ſie wiedergibt. Daß trotzdem der Beifall des den
Saal=
bauſaal dicht füllenden Publikums „begeiſtert” war, ſpricht für die
gute Leiſtung der ſympathiſchen Deutſchmeiſter ebenſo, wie für die
Herzlichkeit der Darmſtädter den Wiener Gäſten gegenüber.
Das Programm brachte Ouvertüren, Operetten, Potpourris,
Walzer, Lieder und Märſche. Lieder und Märſche wurden am
beſten geſpielt und gefielen auch am beſten. Das Orcheſter hat
einen Piſton=Soliſten von beſtem Niveau. Keinen
Lungen=
pirtuoſen, aber einen Künſtler, der weiß, welche Feinheiten und
welche Klangſchönheiten ſein Inſtrument hat. Stolz „Wien wird
bei Nacht erſt ſchön”, Ziehrers „Regimentsvater”, dann auch „Ich
weiß auf der Wieden”, vor allem „Im Prater blühen wieder die
Bäume” kamen ganz ausgezeichnet zum Vortrag. Aus der Fülle
des ſonſt Gebotenen — Zugaben wurden viele erpreßt —
er=
heiſchen als beſonders gelungen Erwähnung Hrubys, Rendezvous
bei Lehar”, ein Potpourri aus, Vogelhändler”, der kurze
ſchnei=
dige Fliegermarſch von Doſtal, ſelbſtverſtändlich der
Deutſch=
meiſtermarſch, bei dem die Zuhörer begeiſtert mitwirkten
und der ebenſo ſelbſtverſtändlich wiederholt werden mußte,
Kom=
zaks. Wiener Volksmuſik”, ein hübſches Potpourri, der
Radetzky=
marſch und der Schluß des Abends. Aller Ehren iſt Oeſterreich
voll” von Novacek. Manches litt durch die Beſetzung.
Auf „Stimmung” war der Abend eingeſtellt,
Stimmung” kommen will, dem ſei der Beſuch
Wiederholung des Konzerts (mit geändertem
gern und ehrlich empfohlen.
und wer in
der heutigen
Programm!)
Von Deutſchlands Hohen Schulen.
Leipzig: Auf den an der hieſigen Handelshochſchule neugegründeten
ordentlichen Lehrſtuhl für Wirtſchaftskunde des britiſch=amerikaniſchen
Sprachgebiets iſt Dr. Leo von Hibler berufen worden. — Der
Lehr=
ſtuhl für organiſche Chemie an der Leipziger Univerſität iſt dem
ordent=
lichen Profeſſor Dr. Burckhardt Helferich in Greifswald angeboten
worden.
Kiel: Prof. D. Dr. Otto Scheel ſoll den Ruf auf den Lehrſtuhl
der Kirchengeſchichte an der Univerſität Halle als Nachfolger des
Ge=
heimen Konfiſtorialrats Joh. Ficker abgelehnt haben.
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Nummer 211
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Seite 3
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſiadt, 1 Auguſi.
Tagung
des Deutſchen Bereins für Bermeſſungsweſen.
Aus Anlaß der Tagung des Deutſchen Vereins für
Vermeſſungs=
weſen in Darmſtadt, in der Zeit vom 2. bis 7. Auguſt, finden noch
nach=
ſtehende Sondertagungen ſtatt:
1. Am 1. Auguſt, 9 Uhr, der Arbeitsgemeinſchaft der höheren
preußi=
ßiſchen Vermeſſungsbeamten im Hotel Traube;
2. am 2. Auguſt, 9 Uhr, des geſchäftsführenden Ausſchuſſes des
Deut=
ſchen Vereins für Vermeſſungsweſen, im Konferenzſaal des Hotels
Traube; im Anſchluß daran findet eine Stadtrundfahrt derſelben
und um 1 Uhr eine Begrüßung durch die Stadrverwaltung im
Hotel Traube ſtatt;
3. am 3. Auguſt, 15 Uhr, des Landesvereins Heſſen des Deutſchen
Vereins für Vermeſſungsweſen im Saalbau;
4. ferner der höheren Vermeſſungsbeamten der preußiſchen
Kommu=
nalverwaltung im Saal 326 der Techniſchen Hochſchule;
5. der höheren Vermeſſungsbeamten der Waſſerbaubewwaltung im
Kaiſerſoaal, Grafenſtraße (Grünes Zimmer);
6. der höheren Vermeſſungsbeamten der Preußiſchen
landwirtſchaft=
lichen Verwaltung in der Rheingauer Weinſtube;
7. der vereidigten Privatlandmeſſer im Hotel Schmitz;
7. der Landmeſſer der Reichsbahnverwaltung im Kaiſerſaal (Weißer
Saal)
— Ernannt wurde am 24. Juli der Gendarmer ehauptwachtmeiſter
auf Probe Adam Hunnenmörder zum
Gendarmeriehauptwacht=
meiſter mit Wirkung vom 1. Juli 1929.
— Erledigt ſind im Kreiſe Worms: eine Lehrerſtelle für
einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Oſthofen. Mit
der Stelle kann das Amt eines Rektors verbunden werden:
Dienſt=
wohnung iſt nicht vorhanden, Mietwohnung ſchwer zu beſchaffen: —
eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in
Pfeddersheim. Mit der Stelle kann das Amt eines Nektors
ver=
bunden werden; Dienſtwohnung iſt zurzeit nicht vorhanden,
Mietwoh=
nung ſehr ſchwer zu beſchaffen.
— Geſchäftsjubiläum der Firma Hermann Schulz. Am 1. Auguſt
d. J. ſind 25 Jahre ſeit der Gründung des Gartenbaubetriebs von H.
Schulz, Erbacher Straße, verfloſſen. Als der Inhaber ſeinerzeit das
Geſchäft von H. Schäfer übernahm, hatte er bereits eine weitgehende
fachmänniſche Ausbildung hinter ſich. Nach beendeter Lehrzeit bei dem
„ganz alten Noack”, einem der bedeutendſten Obſt= und Pflanzenkenner
in weitem Umkreis, beſuchte er die damals von Rudolf Goethe geleitete
Geiſenheimer Lehranſtalt, war dann beruflich in größeren Städten, wie
Dresden, München und Hamburg, tätig und vervollkommnete ſich auch
im Ausland (Frankreich, Belgien, England, Schweiz und Italien).
Zu=
letzt fand er noch Verwendung im Palmengarten zu Frankfurt.
Nach=
dem er ſich dann ſelbſtändig gemacht hatte, erweiterte er ſeinen Betrieb
im Laufe der Jahre mehr und mehr. Einen beſonderen Zweig ſeiner
gärtneriſchen Betätigung bildet die Dahlienzucht. In guter Erinnerung
iſt noch ſein reichhaltiges Dahlienſortiment auf der letzten großen
Jubi=
läumsausſtellung im Orangeriegarten. Alljährlich lenkt Herr Schulz in
uneigennütziger Weiſe die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſeine
reich=
haltige „Dahlienſchau” in ſeinem Betrieb, und gegenwärtig iſt er auch
als Mitglied des „Reichsverbands des deutſchen Gartenbaues” und der
„Deutſchen Dahliengeſellſchaft” mit Neuzüchtungen auf der „Großen
ruhrländiſchen Gartenbauausſtellung” („Gruga”) in Eſſen vertreten.
Unſer Darmſtadt, das ſeinen Ruf als Gartenſtadt trotz ſchwerſter Zeit
der Not bewahrt hat, darf ſtolz ſein auf ſolch aufſtrebende Betriebe, und
man kann der Firma H. Schulz alles Glück zur gedeihlichen
Fortent=
wicklung wünſchen.
— Farbenabend. Wie aus der Anzeige zu erſehen, findet der
Far=
benabend der A. H. V. des K. S. C. und W. S. C. heute abend auf
dem Chattenhaus, Schollweg 3, ſtatt.
— Der Verband der evangel. weibl. Jugend in Heſſen lädt die
evangel. weibl. Jugend Heſſens zu einer Bibelfreizeit in Arheilgen vom
9. bis 14. September d. J. ein. Das Thema lautet: Begegnungen
mit Jeſus. 1. Jeſus und die Suchenden, 2. Jeſus und die Fertigen.
3. Jeſus und die Gebundenen. 4. Jeſus und die Geſcheiterten. Neben
der Bibelarbeit gibt es Einführung in die neue Singart nach der
prak=
tiſchen und theoretiſchen Seite. Es werden Zeitfragen beſprochen, einige
Filmvorträge gehalten, und Zeit eingeräumt zu gemeinſamen
Spazier=
gängen uſw. Mitarbeiter ſind: Pfr. Werner=Erzhauſen, Pfr. Trabandt=
Herbſtein, Pfr. Grein=Arheilgen, Schweſter Marie Hölſcher=Arheilgen und
Guſtel Ecker=Zwingenberg. Alle Anmeldungen gehen an Schweſter Marie
Hölſcher. Eine Reihe Freiquartiere ſtehen zur Verfügung. Es ſind auch
ſolche zur Freizeit willkommen, die nicht zum Verband gehören.
— Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 — Wander= Abkeilung.
Zu der am Sonntag ſtattfindenden Wanderung in den
Tau=
nus ladet der Wanderausſchuß alle Mitglieder der Turngeſellſchaft
Darmſtadt 1875 freundlichſt ein. Der Wanderwart hofft, daß zu dieſer
ſchönen Wanderung in den Taunus recht viele Mitglieder ſich einfinden.
Die Abfahrt erfolgt um 7.02 Uhr ab Hauptbahnhof mir Sonntagskarte
nach Bad Homburg (Preis 2,40 Mk., und evtl. noch 50 Pfg. für
Klein=
bahn). Die Fußwanderung beginnt in Bad Homburg und führt auf
wunderſchönen Waldwegen nach der Saalburg und weiter nach der
Lochmühle; von hier findet vorausſichtlich die Heimfahrt ſtatt. Es
wäre zu wünſchen, wenn ſich recht viele Mitglieder an dieſer ſchönen
Wanderung beteiligen würden.
— Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V., Darmſtadt. Kommenden
Samstag, den 3. Auguſt, veranſtaltet die T.G.B. einen
Sommer=
nachtsball. Aus dieſem Anlaß hat der Veranſtaltungsausſchuß
keine Mühe geſcheut, den Räumlichkeiten des Turnhauſes ein Feſtgewand
anzulegen, daß ſich jedermann wohlfühlen muß und Freude empfindet,
wenn alles ſo recht behaglich eingerichtet iſt. Warum ſollte es nicht
möglich ſein, daß unſere Mitglieder, alt und jung, kommen und ſich
überzeugen, was eine Turngemeinde vermag? Es iſt noch Sommer,
und jedermann gönnt ſich etwas. Aus dieſem Grunde hat der
Veran=
ſtaltungsausſchuß neben dem Tanz für die Jugend auch für
Ueber=
raſchungen für die Alten geſorgt. Es ſoll hiermit nicht geſagt ſein, daß
die Jugend von den Ueberraſchungen ausgeſchloſſen iſt, nein, alle ſollen
ſich freuen und fühlen, daß die Turngemeinde eine große Familie iſt.
Die Eintrittspreiſe — pro Perſon 1 Mk., für Fremde 2 Mk. — ſind ſo
gering, daß niemand fehlen darf. — Der Sonntag iſt als Tag für
die Kleinſten vorgeſehen. Auch für dieſe Veranſtaltung hat der
Veranſtaltungsausſchuß alles aufgeboten, um einen wirklich genußreichen
Tag zu bieten. Neben Beluſtigung für die Kleinen wird die Turn=
und Singmannſchaft dazu beitragen, das Programm zu verherrlichen.
Liebe Mitglieder, unterſtützt dieſen Jugendtag, kommt zahlxeich mit
eneren Kleinen, damit dieſelben ſchon früh daran gewöhnt werden, ſich
zu erinnern, daß die T. G.B. für ſie immer etwas Schönes bietet. Der
Eintrittspreis beträgt 30 Rpfg. und reicht, nur die Koſten einigermaßen
zu decken. Es kann noch darauf hingewieſen werden, daß auch unſer
Klampforcheſter mitwirkt und durch ſeine Weife den Tag verſchönern
hilft.
— Gaſtſpiel Marga Peter=Guſtav Bertram — im Orpheum. Für
das am Samstag, den 3. Auguſt, beginnende Gaſtſpiel wurden faſt
ſämtliche Original=Kräfte der Komiſchen Oper Berlin verpflichtet, u. a.
Emmy Rendrop, Melitta Johantgen, Traude Leander, Haſſo Holm,
Heinrich Oeſterfeld, Hans Bergmann, Max Mothes. Die muſikaliſche
Leitung hat Kapellmeiſter Hans Arnold. Zur Aufführung gelangt die
Poſſen=Revue von Kurt Bretſchneider: „Das lachende Berlin”
in zehn köſilichen Bildern, welche Monate hindurch jubelnden Beifall
des Berliner Publikums fand. — Der Vorverkauf beginnt heute m
Verkehrsbureau und bei Hugo de Waal, Rheinſtraße 14. (Siehe Anz.)
Landesverband der Heſſiſchen Schmiede=Innungen,
Sik darmſtadt.
In der alten ſchönen heſſiſchen Burgſtadt Friedberg fand die
neunte Hauptverbandstagung des Landesverbandes
Heſſiſcher Schmiede=Innungen, Sitz Darmſtadt, ſtart.
Es war eine ſtattliche Zahl, etwa 500 Perſonen, die ſich dort aus allen
Teilen des Heſſenlandes zuſammenfanden, um regen
Gedankennaus=
tauſch für brennende Fragen des Berufsſtandes und des allgemeinen
Handwerkerſtandes überhaupt, zu pflegen. — Vertreter der ſtaatlichen,
provinzialen und kommunalen Behörden entboten durch prominente
Perſönlichkeiten herzlichſte Willkommensgrüße, welche davon Zeugnis
ablegten, wie ſehr man von ſeiten der genannten Behörden die
wirt=
ſchaftliche Notlage des Handwerks und ſeine gerechten Belange
wür=
digt, und an dieſen Stellen ſehr intereſſiert iſt, mitzuhelfen, das
Hand=
werk allenthalben in ſeinen Belangen zu ſtützen. Ein offizieller
Be=
grüßungsabend fand am Vorabend der Hauprverſammlung, am 27. 7.,
im großen Feſtſaale des Hotels Trapp zu Friedberg ſtatt. Dortſelbſt
entbot als Erſter, indem er den Abend eröffnete, Herr Schmiede= und
Schloſſer=Obermeiſter Wilhelm Adam Heß=Friedberg herzliche
Will=
kommensgrüße an die Erſchienenen und begrüßte beſonders die Herren
Behördenvertreter. Als Vertreter von Kommunal=, Provinzial= und
Staatsbehörden ſprachen insbeſondere die Herren Regierungsrat Dr.
Maier, Regierungsbaurat Braun, Hirſch von der Handels=
und Induſtriekammer Friedberg, Landtagsabgeordneter
Lauden=
bach=Dieburg, Direktor Schüttler von der Handwerkskammer
Darmſtadt, und Redakteur Buſch=Bonndorf. Am Tage der
Haupt=
verſammlung, am Sonntag, den 28. Juli, begrüßte der
Landesverbands=
vorſitzende, Obermeiſter Ernſt Mohrmann=Darmſtadt, zunächſt alle
Anweſenden beſonders die bereits oben erwähnten Ehrengäſte der
ver=
ſchiedenen Behörden, die auch nochmals in der Hauptverſammlung im
Namen ihrer Behörden grüßten, und gab zunächſt das Wort zur
Ab=
wicklung der Tagesordnung zwecks Jahresberichterſtattung dem
neben=
amtlichen Verbandsſekretär.
Der Hauptbericht, welcher in kurzen Zügen die weit umfaſſende
Tätigkeit der engeren Verbandsleitung zum Ausruck brachte, wurde von
der Verſammlung ohne Diskuſſion genehmigt. — Ueber die
Kaſſen=
verhältniſſe referierte der Rechner des Verbandes, Herr Karl
Wit=
tich. Schmiedemeiſter in Nieder=Gemünden (Oberheſſen), welcher auch
gleichzeitig den Voranſchlag für 1929/30 bekanntgab, welcher eine
Um=
lage von 12160 RM. vorſieht. Die Einnahmen und Ausgaben des
Voranſchlags heben ſich gegenſeitig auf. Dem Vorſtand und Rechner
wurde einſtimmig Entlaſtung erteilt und der Dank des
Verſammlungs=
leiters für die muſtergültige Geſchäftsführung ausgeſprochen. — Die
Neuwahl des Verſtandes ergab einſtimmige Wiederwahl, mit
Aus=
nahme des ſtellvertretenden Vorſitzenden, Herrn Schmiedemeiſter
Dürk=
heimer (Bechtheim); an ſeiner Stelle wurde Herr Schmiedemeiſter
Theiß=Mainz als zweiter Vorſitzender in den Vorſtand berufen. —
Mancherlei wichtige Lebensfragen für das Schmiedehandwerk wurden
erörtert. Beſonders wurde der Gründung einer Kollektiv=
Sterbever=
ſicherung, die möglichſt ſämtliche Mitglieder des Landesverbandes
um=
faſſen ſollte, lebhaft das Wort geredet, desgleichen der Ergreifung
all=
gemeiner Maßnahmen zu einer Altersfürſorge für den ſelbſtändigen
Handwerksmeiſter aller Berufe. Hier gingen die Meinungen bezüglich
Zwangsverſicherung und freiwilliger Verſicherung ſehr auseinander.
Eingehend ſprachen zu dieſer wichtigen Lebensfrage die Herren
Direk=
tor Schüttler=Darmſtadt, Landtagsabgeordneten Laudenbach=
Dieburg und Bürgermeiſter Naab=Schwabsburg; letzterer trat
be=
ſonders für eine „zwangsweiſe” Verſicherung ein, die ſämtliche
Hand=
werksmeiſter unter einem Jahresverdienſt von 6000,— RM. umfaſſen
ſollte. — Als Ort der nächſten Tagung wurde für 1930 Erbach i. O.
erwählt.
Nach Schluß der Tagung vereinigten ſich die Teilnehmer zum
ge=
meinſchaftlichen Eſſen im Hotel Trapp; Küche und Keller leiſteten ihr
Beſtes. Nach aufgehobener Tafel blieb man noch zwanglos in
Grup=
pen für einige Stunden gemütlich zuſammen. Das hervorragende
Friedberger polytechniſche Inſtitut, Burg und Schloßgarten u. a.
wur=
den beſichtigt und boten viel Schönes und Intereſſantes. Alles in allem:
Die Geſamttagung nahm einen würdigen, allerſeits befriedigenden
Verlauf. Manche wertvolle Anregung zum Weiterausbau für den
Handwerkerſtand, beſonders des eigenen, engeren Berufsſtandes, wurde
gegeben, und wird von der Verbandsleitung alles verſucht werden, den
mannigfachen Anregungen nach beſter Möglichkeit zur Wirklichkeit zu
verhelfen.
auf
2010 Herderkädätt aue Ver sichtartgängen
gibt Bäumer’s Vervielfältigungs-Büro
Rheinstraße 8 Telephon 1223
Darmstadt
an seinen jetzigen Werbetagen bis 10. August.
Nur Quaſitätsarbeil:! (7947a) Nur Qualitätsarbeit!
Verwalkungsſonderzug nach Eiſenach.
Mitten ins Herz Deutſchlands wird die Reichsbahndirektion Mainz
am 3. und 4, Auguſt d. J. einen Sonderzug fahren, der den Teilnehmern
genußreiche Stunden in dem Thüringer Wald auf wertvollem
Kultur=
boden bereiten wird. Da die Fahrt, die an und für ſich ein Genuß iſt,
bereits am Samstag nachmittag angetreten wird, haben die
Reiſeteil=
iehmer reichlich Gelegenheit, in Ruhe Eiſenach mit ſeinen vielen
Sehens=
würigkeiten und ſeiner reizvollen Umgebung zu beſichtigen. Drum auf
zur Wartburgſtadt! Sie iſt ein Symbol für das ganze deutſche Volk,
einerlei auf welcher religiöſen oder politiſchen Seite es ſteht. Ein
Wall=
fahrtsort für jeden.
— Bureaukratismus! Man ſchreibt uns: Im neuen Juſtizgebäude
befindet ſich das Amtsgericht I, und das Amtsgericht II im
erſten und zweiten Stock. Ein Brief, an das Amtsgericht I gerichtet,
wurde in dem Briefkaſten parterre eingeworfen. Nach 24 Stunden
ging der Brief durch Boten des Amtsgerichts an den Abſender
zurück mit dem Bemerken, der Brief ſei in den falſchen Kaſten geworfen,
das Amtsgericht I befinde ſich im erſten Stock. Anſtatt alſo den Boten
eine Treppe höher zu ſchicken, zog Herr Juſtizoberinſpektor B., der die
Anordnung gab, es vor, dieſen Boten einen Weg von etwa einer
Vier=
telſtunde machen zu laſſen und dadurch die Erledigung der
Angelegen=
heit um zweimal 24 Stunden zu verzögern. Iſt das Bureaukratismus?
— Deutſchmeiſterkonzert. Auf den heute Donnerstag, den 1. Auguſt,
abends 8 Uhr, im Garten des Städtiſchen Saalbaues — bei ungünſtiger
Witterung im Saale — ſtattfindenden zweiten Wiener Prater=
Abend ausgeführt von der Wiener Deutſchmeiſter=Kapelle, unter
Leitung von Kapellmeiſter Edi Kugler, ſei hiermit nochmals
hin=
gewieſen. Karten bei Konzert=Arnold, Eliſabethenſtraße 28 (Tel. 2560)
und ab 7 Uhr an der Abendkaſſe. (Siehe Anzeige.)
Sämtliche Regimentsvereine ſind eingeladen, das große
Militärkonzert am kommenden Freitag, den 2. Auguſt, in
der Feſthalle auf dem Exerzierplatz zu beſuchen.
Die Mitglieder der Vereine werden erſucht, das Konzert
recht zahlreich zu beſuchen. Der gebotene Kunſtgenuß wird jedem
Kameraden in angenehmer Erinnerung bleiben.
—Die Feuer= und Unfallmeldeſtellen. Durch Aushang in dem
Poli=
zeiamtsgebäude, Hügelſtraße, den Polizeibezirken und der
Bahnpolizei=
wache werden die zurzeit in der Stadt Darmſtadt vorhandenen Feuer=
und Unfallmeldeſtellen unter Angabe der Telephon=Nummer, durch welche
ſie auch nachts zu erreichen ſind, bekanntgegeben.
42. Landesverſammlung des Heſſ. Haupkvereins
des Evangeliſchen Bundes in Beerfelden
vom 10. bis 12. Auguſt 1929.
Knapp zwei Wochen trennen uns nunmehr noch von dieſem
eban=
geliſchen Tag im Herzen des heſſiſchen Odenwaldes. Allüberall ſind
Bun=
desmitglieder und gute Evangeliſche mit den Feſtausſchüſſen und der
Bundsleitung eifrig am Werke mit den Vorbereitungen. An 18 Orten
des Dekanats Erbach und Nachbarorten darüber hinaus ſprechen
anläß=
lich der Landesverſammlung Feſtprediger aus den Kreiſen des Bundes
in Vorverſammlungen am Samstag abend und halten am Feſtſonntag
die Feſt= und Jugendgottesdienſte. Kirchengeſangvereine und
Poſaunen=
chöre wirken mit. Bundesdirektor D. Fahrenhorſt=Berlin und
Ober=
kirchenrat Superintendent Dr. Müller=Darmſtadt werden ſprechen. Der
Evangeliſche Beamtenverein Heſſen, der kürzlich in Darmſtadt neu
ge=
gründet wurde, wird ſich auch in Beerfelden zuſammenfinden und
wich=
tige Dinge behandeln. Der Vorſtand des Hauptvereins, die Mitglieder
des Feſtausſchuſſes und die Dekanatsvertrauensmänner werden
gemein=
ſame Sitzungen und Beſprechungen halten. Eine Volksverſammlung am
Sonntag nachmittag wird alle Evangeliſche zu einer mächtigen
Kund=
gebung vereinigen, und in der Begrüßungsverſammlung am Sonntag
abend werden Vertreter der Behörden, befreundeter Vereine und liebe
Gäſte Grußworte ſprechen. — Der Montagvormittag iſt ernſter Arbeit
gewidmet. Der Heſſiſche Hilfsausſchuß für die Evangeliſche Kirche in
Oeſterreich wird zu ſeiner Mitgliederverſammlung, der Heſſiſche
Haupt=
verein des Evangeliſchen Bundes zu ſeiner Mitglieder= und
Abgeord=
netenverſammlung zuſammentreten. Ein Vortrag und Ausſprache über
„Proteſtantiſche Politik” wird die Tagung beſchließen.
Aus der Heſſiſchen Sängerbund=Bewegung.
Die gelegentlich des Heſſiſchen Sängerbundesfeſtes vorgeſehene große
Freiverloſung wird nunmehr in den nächſten Tagen erfolgen,
nachdem die nicht verbrauchten Nummern eingezogen ſind. Die
Aus=
loſung erfolgt unter Aufſicht des Heſſiſchen Polizeiamts Darmſtadt. Die
gezogenen Nummern werden ſofort nach der Ausloſung durch die Preſſé
bekanntgegeben, ebenſo die Stelle, wo die Geſchenke in Empfang
ge=
nommen werden können.
Der Gau Darmſtadt des Heſſiſchen Sängerbundes beteiligt
ſich an der diesjährigen Verfaſſungsfeier mit zwei
Maſſen=
chören. Es wird geſungen: „Wo gen Himmel Eichen ragen” und „Das
Niederländiſche Dankgebet‟. Die Chöre werden am Verfaſſungstage
nachmittags 3 Uhr auf dem Feſtplatz zu Gehör gebracht, und zwar für
den beurlaubten Gauchormeiſter unter Leitung von Chormeiſter Grim.
Die während des Sängerbundfeſtes an den Chören mitwirkenden
Kna=
ben ſollen auch diesmal wieder beteiligt ſein, und werden dieſe
auf=
gefordert, ſich am Verfaſſungstage nachmittags halb 3 Uhr auf dem
Feſt=
platz einzufinden. — Eine für die Verfaſſungsfeier beſtimmte
vor=
bereitende Sitzung des Gaues Darmſtadt findet am Montag,
den 5. Auguſt, im Gaſthaus „Zur Krone” ſtatt.
— Arbeitszeitkündigung in der Metallinduſtrie des Rhein=
Maini=
ſchen Wirtſchaftsgebietes. Die beiden Metallarbeiterverbände (Freier
und Chriſtlicher) haben auf den 30. Auguſt die im Kollektivabkommen
feſtgelegte Arbeitszeit gekündigt. Unter das Kollektivabkommen fallen
rund 40 000 Metallarbeiter.
Wegen Vornahme von Straßenbauarbeiten wird der
Niebergall=
weg zwiſchen Wittmannſtraße und Jahnſtraße vom 31. Juli 1929 bis
auf weiteres für Fahrzeuge aller Art geſperrt.
— Wegen Vornahme von Kanalbauarbeiten wird die
Rabenau=
ſtraße zwiſchen Traubenweg und Illigweg vom 30. Juli 1929 bis
2. Auguſt 1929 für Fahrzeuge aller Art geſperrt.
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg—Amerika=Linie. Nach
New York (ab Hamburg bzw. Kuxhaven): „Albert Ballin” am 8. 8.
(9. 8.), „Reſolute” am 12. 8. (13. 8.), „Weſtphalia” am 14. 8. (—), „St.
Louis” am 15. 8. (16. 8.), „Reliance” am 19. 8. (20. 8.), „New York”
am 22. 8. (23. 8.). — Nach Philadelphia, New York (ab
Hamburg): „Ammon” am 9. 8., „Hagen” am 23. 8., „Amaſis” am 6. 9.,
„Hagen” am 20. 9. — Nach Boſton, Baltimore, Norfolk (ab
Hamburg): „Eifel” am 2. 8., „Weſterwald” am 16. 8., „Paraguay”
am 30. 8., „Lübeck” am 13. 9. — Nach der Weſtküſte
Nord=
amerikas (ab Hamburg): „Seattle” am 10. 8., „Portland” am 31. 8.,
„Los Angeles” am 21. 9., „Oakland” am 10. 10. — Nach Kanada
(ab Hamburg): „Kings County” am 2. 8., „Emden” am 16. 8., „Brant
County” am 23. 8., „Laval County” am 30. 8., „Elmshorn” am 6. 9. —
Nach Weſtindien, Weſtküſte Zentralamerikas (ab
Hamburg): „Mimi Horn” am 3. 8., „Magdalena” am 10. 8., „Iſis”
am 17. 8., „Grunewald” am 24. 8., „Ingrid Horn” am 31. 8., „Orinoco”
am 7. 9., „Rugia” am 21. 9., „Frida Horn” am 28. 9. — Nach den
Weſtindiſchen Inſeln (ab Hamburg): „Amaſſia” am 13. 8.,
„Waldtraut Horn” am 27. 8., „Danz:g” am 10. 9. — Nach Kuba (ab
Hamburg): „Adalia” am 24. 8., „Cuba” am 25. 9., „Kiel” am 25. 10.
— Nach Mexiko (ab Hamburg): „Rio Bravo” am 3. 8., „Nord=
Friesland” am 14. 8, „Mexiko” am 27. 8., „Rio Panuco” am 7. 9.,
„Eupatoria” am 21. 9. — Nachder Oſtküſte Südamerikas (ab
Hamburg): „General Mitre” am 7. 8., „Jdarwald” am 10. 8., „
Kyphiſ=
ſia” am 13. 8., „Wasgenwald” am 17. 8., „General Belgrano” am 16. 8.,
„Württemberg” am 24. 8., „Albingia” am 31. 8., „Niederwald” am
14. 9., „Feodoſia” am 28. 9. — Nach der Weſtküſte
Süd=
amerikas (ab Hamburg): „Heluan” am 14. 8., „Negada” am 21. 8.,
„Emil Kirdorf” am 4. 9., „Poſeidon” am 10. 8., „Spreewald” am 24. 8.,
„Itauri” am 21. 9. — Nach Niederländiſch=Indien (ab
Hamburg): ein Dampfer am 14. 8., „Ramſes” (ab Rotterdam) am 20. 8.,
(ab Hamburg): „Heidelberg” am 28. 8., ein Dampfer am 11. 9., (ab
Rotterdam): „Halle” am 17. 9. — Nach Auſtralien (ab Hamburg):
„Moſel” am 3. 8., ein Dampfer am 14. 8., „Hannover” am 24. 8. —
Nach Südafrika (ab Hamburg): „Hannover” am 24. 8., „Hanau”
am 21. 9. — Nach Oſtaſien (ab Hamburg): „Ludendorff” am 10. 8.,
„Duisburg” am 17. 9., „Oliva” am 27. 8., „Sauerland” am 2. 9.,
„Rhein” am 16. 9. — Mitgeteilt durch die hieſige Vertretung:
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geſchäft Friedrich Zaun, Darmſtadt, Luiſenplatz 1 (Tel. 1308/09).
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— Amerikas beſte College=Kapelle im
Kaffee=
haus „Zur Oper”. Eine neue Senſation für Darmſtadt. Dem
Inhaber des Kaffeehauſes „Zur Oper”, Herrn Leonhard Jöſt, iſt es
gelungen, die zum erſten Male in Europa gaſtierende Kapelle „St.
Johns Collegians” zu einem kurzen Gaſtſpiel zu verpflichten. Dieſer
kleinen Künſtlerſchar, eine Original American Jazz=band, widmet der
bekannte „New York Herald” die beſten Kritiken. Bei den verwöhnten
Anſprüchen der Amerikaner will dies gewiß viel heißen. Dem
Darm=
ſtädter Publikum wird durch das kurze, nie wiederkehrende Gaſtſpiel
zum erſten Male Gelegenheit geboten, moderne Muſik im Klange der
modernſten Inſtrumente von College Boys, der Heimat des Jazz, zu
hören. Einer der Künſtler iſt Fritz Hamburger, Sohn des berühmten
Baltimorer Arztes.
Tageskalender für Donnerstag, den 1. Auguſt 1929.
Konzerte: Schloßkaffee, Hotel Schmitz, Kaffee Oper, Sportplatz=
Reſtaurant, Kaffee Ganßmann. — Städt. Saalbau, 20 Uhr:
Konzert der Deutſchmeiſter. — Heſſ. Hof. 20 Uhr: Konzert. —
Kinovorſtellungen: Helia, Palaſt=Lichtſpiele. —
Mathil=
denhöhe, 10—18 Uhr: Ausſtellung „Der ſchöne Menſch”.
Aber nicht nur zu Verbänden
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Af
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fische Wirkung bescitigt
Pebecoden
unange-
nchmen Nachge-
In reinen Zinnluben/
* schmack des Tabafs.
Seite 6
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Nummer 211
Aus Heſſen.
Skarkenburg.
An. Arheilgen, 30. Juli. Bezirksfeſt. Das vom Arbeiter=Rad=
und =Kraftfahrerverein abgehaltene Bezirksfeſt nahm am Samstag und
Sonntag trotz des kühlen Wetters ſeinen programmäßigen Verlauf.
Beſonders fand der in zwei Gruppen durchgeführte impoſante Feſtzug,
der durch die reichgeſchmückten Ortsſtraßen führte und von einer
außer=
ordentlich großen Zahl auswärtiger Vereine durchſetzt war, bei dem
Publikum vielfach begeiſterte Aufnahme. Auf dem Feſtplatze
angekom=
men, entwickelte ſich bald das gewohnte feſtliche Treiben, und vielfach
erſt ſehr ſpät verließen die Teilnehmer unſeren Ort. Geſtern mußten
die Veranſtaltungen infolge des eingetretenen Regenwetters leider
ab=
geſagt werden. — Am 18. Auguſt d. J. plant der hieſige „
Motor=
radklub” eine Tagesfahrt nach dem im herrlichen Maintal gelegenen
Würzburg. Bei der in Ausſicht genommenen Beſichtigung der Stadt
wird vor allen Dingen dem Reſidenzſchloß dem früheren Sitz der
Biſchöfe, ein Beſuch abgeſtattet werden. — Der Geſangverein „
Sän=
gerluſt” unternimmt am gleichen Tage eine Fahrt nach dem
bekann=
ten Weinorte Dienheim bei Oppenheim und gedenkt daſelbſt mit dem
befreundeten Geſangverein „Harmonie” einige frohe Stunden zu
ver=
leben. — Der 25, Auguſt wird einen Werbetag des
Turnver=
eins von 1876 bringen, welcher zugleich eine machtvolle
Kund=
gebung für die Deutſche Turnerſchaft werden ſoll. Auch dieſem Verein
wurden von der Deutſchen Lufthanſa drei Freiflugſcheine zur
Ver=
fügung geſtellt und ſei nochmals für dieſes Geſchenk hiermit öffentlich
gedankt.
Aa. Eberſtadt, 30. Juli. Odenwaldklub. Die hieſige
Orts=
gruppe des Odenwaldklubs unternimmt am komemnden Sonntag ihre
9. Wanderung nach dem Felsberg. Von dort ſoll die Wanderung über
das Fürſtenlager nach Auerbach gehen. Rückfahrt mit der Bahn. —
Feldſchluß. Während des Monats Auguſt beginnt der Feldſchluß
in der Gemarkung Eberſtadt abends um 10 Uhr und dauert bis
mor=
gens 5 Uhr. Während des Feldſchluſſes dürfen Felder, Wieſen,
Feld=
wege und Waldſtücke ohne ausdrückliche Genehmigung nicht betreten
werden, ausgenommen ſind die Durchgangswege. —
Autozuſam=
menſtoß. In der Nähe der Provinzalpflegeanſtalt ſtießen beim
Ueberholen zwei Perſonenautos zuſammen. Beide Wagen wurden ſo
beſchädigt, daß ſie abgeſchleppt werden mußten. Die Inſaſſen kamen
nicht zu Schaden.
Aa. Eberſtadt, 31. Juli. Turnerſiege. Bei dem am Sonntag
in Dietzenbach bei Offenbach zur Austragung gelangten Wettkämpfen
anläßlich des diesjährigen Gauſportfeſtes des Main=Rodgaues konnten die
Volksturner der Turngeſellſchaft E. V. insgeſamt ſieben Preiſe
errin=
gen. Auguſt Hebermehl errang z. B. im Speerwurf den dritten Rang.
42. Eberſtadt, 30. Juli. Vom Arbeitsmarkt. Gegenwärtig
beträgt hier die Zahl der Arbeitsloſen rund 130; rund 25 Perſonen
unterlegen der Kriſenfürſorge. — Ein aus der Erziehungsanſtalt
Hähn=
lein entſprungener Fürſorgezögling konnte hier von der
Polizei aufgegriffen werden.
Cp. Pfungſtadt, 31. Juli. Jugendlicher Dieb. Ein noch
ſchulpflichtiger Knabe entwendete im Hauſe eines hieſigen
Geſchäfts=
mannes einen Geldbetrag von über 120 Mark. Das Geld wurde aus
einer Kommode entnommen. Als die Polizei den jugendlichen Täter
feſtſtellte, gewahrte man, daß er bereits mehrere Mark für allerlei Artikel
ausgegeben hatte. Der Reſt des Geldes fand ſich aber noch bei ihm vor.
Die Eltern des Jungen hatten von ſeinem loſen Handwerk nichts
ge=
ahnt und gewußt. — Todesfall. Altveteran Johann Philipp
Schäfer iſt im Alter von nahezu 81 Jahren geſtorben. Er wurde
unter großer Beteiligung zu Grabe getragen. Der Krieger= und
Mili=
tär=Verein gab ihm in der üblichen Weiſe das letzte Geleite.
— Traiſa, 31. Juli. Odenwaldklub. Die hieſige Ortsgruppe
unternimmt am kommenden Sonntag als 8. Wanderung einen
Morgen=
ſpeziergang nach dem Botaniſchen Garten in Darmſtadr mit
auſchlie=
ßender Beſichtigung desſelben. Herr Garteninſpektor Keſſelring hat
ſich in freundlicher Weiſe bereit erklärt, die Führung durch die Anlagen
des Gartens zu übernehmen, ſo daß für die Teilnehmer ein intereſſanter
und lehrreicher Gang bevorſteht.
f. Roßdorf, 31. Juli. Gemeinderatsſitzung. Am
Don=
nerstag, den 1. Auguſt, abends 9 Uhr, findet eine öffentliche
Gemeinde=
ratsſitzung auf dem Rathaus ſtatt.
G. Ober=Ramſtadt, 31. Juli. Schwimmfeſt der Ober=
Ram=
ſtädter Turnvereine im Schwimmbad. Am nächſten
Sonn=
tag, 4. Auguſt, nachmittags ab 3,30 Uhr, findet im Schwimmbad das
diesjährige Schwimmfeſt der Schwimmriegen der drei hieſigen
Turnver=
eine ſtatt. Dabei wird der 1928 erſtmalig ausgetragene Wanderpreis im
Stafettenſchwimmen erneut ausgetragen; der Preis muß vom vorjährie
gen Sieger, Turnverein E. V., verteidigt werden. Springen, allerlei
Schwimmvorführungen — darunter erſtmalig auch eine Altersriege —
über 50 Jahre alte Schwimmer — und allerlei Waſſerulk fehlen nicht.
Die Kapelle Sauerwein führt den Zug der Schwimmer und die
Mit=
glieder der Turnvereine ab Starkenburg um 3 Uhr durch die
Darm=
ſtädterſtraße zum Schwimmbad. — Bautätigkeit. Die
Bautätig=
keit iſt in dieſem Jahre hier eine recht lebhafte. Sowohl die
Baugenoſ=
ſenſchaft „Selbſthilfe” als auch verſchiedene Einzelbauherren erſtellen
Wohnhäuſex. In der Wehrſtraße wird außerdem ein neues Kino erbaut
und mehrere Geſchäfts= und Wohnhausumbauten kommen zur
Durchfüh=
rung. — Säuglingsfürſorge. Nächſten Montag, den 5. Auguſt,
nachmittags von 2 bis 3 Uhr, findet im unteren Rathausſaal
Säug=
lingsberatungsſtunde ſtatt.
Ay. König i. O. (Stahlbad), 30. Juli. Aus dem
Gemeinde=
rat. Zu dem hergeſtellten ſogenannten Augraben bei der Gemarkung
Zell wird die Hälfte der Koſten übernommen. Das Gehalt des
Feld=
ſchützen wird auf deſſen Antrag gemäß einem zuerkannten
Beſchäfti=
gungsgrad von 80 Prozent neu feſtgeſetzt, rückwirkend ab 1. April 1929,
Die Submiſſion über das Anfahren von Holz für die Schulen und
Nat=
haus pp. wird genehmigt. Auf Antrag wird der Stundenlohn der
Ge=
meindearbeiter auf 60 Pfg. erhöht. Anſchließend werden in geheimer
Sitzung Unterſtützungsſachen erledigt. — Der vergangene Samstag und
Sonntag ſtanden ſo recht im Zeichen des Fremdenverkehrs. Während
das Geſangskonzert des Geſangvereins Liederkranz auf dem
ſogenann=
ten Berggarten eine große Anzahl von einheimiſchen und auswärtigen
Gäſten an ſich zog, brachte man auch dem Konzert des Höhnerſchen
Quartetts aus Dietzenbach, welches im Café Laub ſeine vorzüglichen
Leiſtungen unter Beweis ſtellte, großes Intereſſe entgegen. Beide
Kon=
zerte nahmen einen guten Verlauf, und die Zuhörer wurden bei der
außerordentlichen Fülle und Güte des Gebotenen aufs beſte
zufrieden=
geſtellt. Am Sonntag vormittag konzertierten der Poſaunenchor und
anſchließend die Kurkapelle im Kurgarten der Guſtab= und
Marienquel=
len, ergänzt durch Geſangseinlagen des Höhnerſchen Quartetts
Dietzen=
bach, während am Nachmittag die verſtärkte Kurkapelle ein großes
Konzert auf dem Berggarten gab. Die Leiſtungen ſtanden auf hoher
Stufe. Der Fremdenverkehr, welcher nach Tauſenden zählte, bot ein
reges Bild von der fortſchreitenden Entwicklung unſeres Badeſtädtchens.
Ai. Vielbrunn, 30. Juli. Verfaſſungsfeier. Zu der am
11. Auguſt im Jochimſchen Saal hier ſtattfindenden Verfaſſungsfeier
iſt als Feſtredner Herr Studienrat Klein=Offenbach a. M. gewonnen
und wird derſelbe hierbei ein überlebensgroßes Porträt des erſten
Reichspräſidenten, Herrn Ebert, überreichen. Geſangsvorträge der
hie=
ſigen Geſangvereine, Konzertſtücke und ſonſtige in dem reichhaltigen
Programm enthaltene Darbietungen werden die Feier verſchönern und
wird die geſamte Einwohnerſchaft ſeitens der Bürgermeiſterei hierzu
freundlichſt eingeladen. An die Ortsvereine ergeht beſondere
Ein=
ladung. Die Verfaſſungsfeier erfolgt abends am Nachmittag findet im
Saal des Bürgermeiſters Wolf ein Kinderſchultag ſtatt, deſſen
Rein=
ertrag unſerem Gemeindehausbau zugute kommen foll. — Am 4. Auguſt
begehen wir unſeren Gefallenen=Gedenktag. Nächſtes Jahr feiern wir
ihn wie früher am Volkstrauertag.
Cd. Michelſtadt, 31. Juli. In der früheren J. G. Herrmannſchen
Ziegelei in Stockheim, die jetzt von der Firma Rexroth=Lynen betrieben
wird, wurde geſtern nachmittag in der Grube ein junger Mann aus
Stockheim, der dort beſchäftigt iſt, von herabſtürzenden Erdmaſſen
ver=
ſchüttet. Der Verunglückte wurde zwar ſofort wieder ausgegraben,
mußte aber, ſcheinbar mit inneren Verletzungen, ſofort in das
Kreis=
krankenhaus nach Erbach verbracht werden. Von dort kam er geſtern
abend dann noch nach Darmſtadt.
Bt. Fürth i. Obw., 30. Juli. Das Preisſchießen des
Krieger=
vereins Fürth (Schützengruppe) war ein voller Erfolg für dieſelbe.
Folgende Schützen konnten Preiſe erringen: Stehend freihändig: 1. Pr.
Hans Kilian=Fürth, 33 Ringe; 2. Pr. Joſef Unger=Fürth, 31 Ringe;
3. Pr. Kirſchner=Wahlen, 28 Ringe; 4. Pr. Hartmann=Rohrbach, 28
Ringe; 5. Pr. Adam Kolb=Fürth, 26 Ringe. Kniend freihändig: 1. Pr.
Franz Selzer=Fürth, 33 Ringe; 2. Pr. Hans Kilian, 33 Ringe; 3. Pr.
Sattler=Wahlen, 32 Ringe; 4. Pr. Weinkotz=Lörzenbach, 32 Ringe; 5. Pr.
Ph. Niklas, 32 Ringe. Liegend freihändig: 1. Pr. Weinkotz=
Lörzen=
bach, 36 Ringe; 2. Pr. Niedel=Rohrbach, 34 Ringe: 3. Pr. Kirſchner=
Wahlen, 34 Ringe; 4. Pr. Nikolaus Eiſenhauer, 34 Ringe; 5. Pr. Georg
Bormuth, 33 Ninge. Jugend: 1. Pr. Jean Unger=Fürth, 32 Ringe;
2. Pr. Nikolaus Hirt=Fürth, 29 Ringe; 3. Pr. Joſef Schmidt=Fürth.
29. Ringe; 4. Pr. Valentin Unger=Krumbach, 29 Ringe; 5. Pr. Hart=
Mann=Rohrbach, 28 Ringe.
Das Reit= und Fahrturnier in Groß=Umſtadt.
Nachdem die Fanfaren des Erbacher Flachrennens verklungen ſind,
rüſtet man ſich in Groß=Umſtadt zu einer ähnlichen Veranſtaltung, dem
Reit= und Fahrturnier des Odenwälder Reitervereins, das am Sonntag,
den 4. Auguſt, von vormittags 10 Uhr ab, auf dem Sportplatz im
Rai=
bacher Tal abgehalten wird. Ohne einen Vergleich zwiſchen den
bei=
den Veranſtaltungen anſtellen zu wollen, möchten wir doch ſagen, daß
bei dem Turmier in Groß=Umſtadt dem ſchauluſtigen Publikum ohne
größere Pauſen ununterbrochen Reiter und Pferde in der
verſchieden=
artigſten Weiſe vorgeführt werden, zumal die Zahl der Pferde und
Rei=
ter beim Turnier ſelbſtverſtändlich ungleich größer iſt, als ſie bei einem
Flachrennen in Frage kommen können. Wie aus dem Programm
her=
vorgeht, wird die ſtattliche Zahl der Reiter, darunter auch die Heſſiſche
Schutzpolizei, in einem impoſanten Feſtzuge durch die Straßen unſerer
ehrwürdigen alten Stadt ziehen. Die einzelnen Ortsgruppen des
Ver=
eins mit ihren Standarten in kleidſamer Reitertracht unter Vorantritt
des Muſikkorps werden an ſich ſchon einen einzigartigen Anblick
ge=
währen, gewiß den höchſten Erwartungen gerecht werdend. Auf dem
Feſtplatz werden ſodann in edlem Wettbewerb die Gruppen, wie auch
die einzelnen Reiter ihr Beſtes geben, um zu zeigen, was ſie in langer
mühevoller Vorarbeit geleiſtet haben. Das Preisgericht wird keine
leichte Arbeit haben, bei Vergebung der ſchönen Ehrenpreiſe den
auszu=
zeichnen, dem die Palme gebührt. Die Hauptvorführungen werden am
Nachmittag gezeigt und die Preiſe zugeteilt werden. So weit wir
unterrichtet ſind, wird auch am Abend eine Veranſtaltung im Saale
des Gaſthauſes „Zum weißen Roß” die Teilnehmer und deren
Ange=
hörige vereinen, wo in feierlicher Weiſe die geſtifteten Ehrenpreiſe
ausgehändigt werden. Wie wir hören, hat die Einwohnerſchaft der
Stadt Groß=Umſtadt, ſowie die Stadt ſelbſt es an Stiftungen zur Unter=
ſtützung des Unternehmens nicht fehlen laſſen. So wird zweifellos jeder
Freund des Sports in Groß=Umſtadt am 4. Auguſt befriedigt ſein
kön=
nen. Merkwürdigerweiſe weiß man in den nahegelegenen Städten
nichts von der Naturſchönheit Groß=Umſtadts und ſeiner Umgebung.
Nirgends in der nächſten Umgebung Darmſtadts genießt man einen ſo
herrlichen Ausblick auf den Otzberg, Neunkircher Höhe und die ganzen
Bergzüge des Odenwalds und des Taunus wie in Groß=Umſtadt von
der Höhe des Hainrichberges und des Ziegelwaldes, die von der
Tal=
ſohle in 15 Minuten erreicht werden können. Groß=Umſtadt bietet auch
dem Erholungsſuchenden ſicher für wenig Geld das Beſte in ſeinen
her=
vorragenden Gaſthäuſern, Kaffees und Konditoreien und nicht zuletzt
mit ſeinen berühmten eigenen Weinen und Bieren. Der Verkehrsverein
gibt bereitwilligſt Ratſchläge hinſichtlich der Lokalitäten, Spaziergänge
und anderen Gewünſchtes: Vorſitzender iſt Herr Buchhändler Zibulſki
in der Kaiſerſtraße. Schon in alter Zeit haben ſich feudale Herren
in Groß=Umſtadt angeſiedelt und ihre Schlöſſer hier erbaut, die noch
gut erhalten, bauliche Sehenswürdigkeiten bilden. Sie ſtehen, ebenſo
wie das Rathaus und der ganze Marktplatz unter Denkmalsſchutz. Groß=
Umſtadt beſitzt einen Ackerboden, wie man ihn nur in den beſten
Gemar=
kungen Heſſens findet. So war es früher ſchon der Ort, wo Milch und
Honig floß, wo ſich der Adel anſäſſig machte und wo auch der Bauer
hohen Wohlſtand erwerben konnte. Auch der Fremde der heute in den
ſchlechten Zeiten unſere Stadt beſucht, wird noch mit Freuden bemerken,
daß ſich daran kaum etwas geändert hat. So darf man für den nächſten
Sonntag zum Turnier des Odenwälder Reitervereins auf einen
größe=
ren Fremdenverkehr auch aus den Städten rechnen. Für wenig Geld
ſoll dem Fremden viel geboten werden. Dieſen alten Grundſatz wird
der Groß=Umſtädter ſtets hochhalten. Willkommen in Groß=Umſtadt!
m. Beerfelden, 30. Juli. Die Sechzigjährigen. Nachdem
vor acht Tagen die Siebzigjährigen eine gemeinſame Wiederſehensfeier
begangen hatten, geſchah ſolches vorgeſtern von den Sechzigjährigen.
Da ſich dieſe Feiern nicht auf die hieſige Einwohnerſchaft beſchränken,
ſondern das ganze Kirchſpiel umfaſſen, ſo finder ſich immer eine
erheb=
liche Zachl von Teilnehmern ein. Die erſte Zuſammenkunft fand vor
dem Vormittagsgottesdienſt im „Schwarzen Bären” ſtatt, und gar oft
mußte man ſich in die Züge der ſchon lange der Heimat Fernen erſt
wieder einleben, um die Brücke zur längſt entſchwundenen Jugendzeit
zu finden. Die Glocken riefen dann zur Kirche, und wohl 100 Perſonen
waren es, die im feſtlichen Zuge unter den Klängen des Poſaunenchors:
„Das iſt der Tag des Herrn” nach den für ſie reſervierten Plätzen
ſchrit=
ten. Herr Pfarrer Hotz wußte in ſeiner Predigt die Herzen der
An=
weſenden zu packen und ſeine Textworte auch für die Sechzigjährigen
entſprechend zu deuten und anzuwenden. Nach der Kirche erfreute man
ſich bei ſchönſtem Wetter in kleineren Spaziergängen der alten Heimat.
Nach dem Mittagstiſch im „Adler” begaben ſich alle Altersgenoſſen mit
den anweſenden Angehörigen zum Friedhof, wo an den Gräbern von
ſieben verſtorbenen Schulkameraden Kränze niedergelegt wurden. Man
pigerte weiter zum Heldenhain, und dann zurück zur Altersgenoſſin
Frau Zobeley in „Altheidelberg”, wo nun bei ſchöner Muſik ein äußerſt
gemütliches Beiſammenſein anhub. Heitere und trübe
Jugenderinne=
rungen wurden aufgefriſcht, und man lebte wieder ſo recht auf in all
dem Erinnern und dem lebhaften Gedankenaustauſch, Spät, und doch
zu früh ſchlug die Trennungsſtunde. Dieſes frohe Wiederſehen wird
noch lange nachklingen in dem Gemüte der Teilnehmenden.
Fettanſatz im Sommer
iſt beſonders läſtig. Nehmen Sie dreimal täglich 2-3 Toluba=Kerne,
die unſchädliche, dabei wirkſame, den Fettanſatz reduzierende Stoffe
ent=
halten. Sie erhalten die echten Toluba=Kerne in Apotheken, (1V.10779
A. Schlierbach, 30. Juli. Generalverſammlung des
Viehverſicherungsvereins. Vorgeſtern hielt der Verein,
dem die meiſten Landwirte von hier und Winkel angehören, bei
Gaſt=
wirt Reinig ſeine Generalverſammlung ab. Da im verfloſſenen
Ge=
ſchäftsjahr keine größeren Unfälle aus der erhobenen Prämie zu decken
waren, konnte ein Teil derſelben zum Reſerbefonds überführt werden,
der dazu beſtimmt iſt, im Falle einer übergroßen Inanſpruchnahme
der Kaſſenbeſtände bei mehreren Schadensfällen zur Deckung
herange=
zogen zu werden.
Ae. Hammelbach, 31. Juli. Theaterabend. Die kath.
Pfarr=
vereinigung Hammelbach hatte zu einem Theaterabend eingeladen,
der recht gut beſucht war. Es waren wieder Mitglieder des kath.
Kirchenchores St. Marien=Offenbach, die ſich zur Verfügung geſtellt
hatten und den Hauptteil des Programms beſtritten. Nach einer kurzen
Begrüßung durch Herrn Pfarrer Geoerg und dem Chor „Ans
Vater=
land”, vorgetragen vom hieſigen Kirchenchor, folgte das S.b.ol „Des
Haſſes Fluch”. Lebenswahr und mit tiefer Einfühlung wurde das
Stück geſpielt und vom Publikum mit tiefem Ernſt verfolgt und
auf=
genommen. Nach dem Chor. Im Mai” ſtellte das heirere Singſpiel
„Der überliſtete Oberförſter” große Anforderungen an die Lachmuskeln
der Zuſchauer. Dankbar wurde dieſes wie das Singſpiel „Die wilde
Toni” aufgenommen.
* Asbach, 31. Juli. Der Gau Neunkirchener Höhe des
Südweſt=
deutſchen Schützenbundes hielt auf dem neuerrichteten Schießſtande des
hieſigen Schützenvereius ſein Preisſchießen ab. Bei ſtarker Konkurrenz
wurden folgende Preiſe errungen: 1. Preis Ph. Beilſtein=Asbach
34 Minge, 2. Preis Nikolaus Weimar=Landenau 32 Ringe, 3. Pr. Andr.
Maher=Schannenbach 32 Ringe, 4. Preis Lehrer, Zehfuß=Knoden 31
Ninge, 5. Preis Ph. Rauch=Brandau 31 Ninge 6. Preis Adolf
Beil=
ſtein=Asbach 31 Winge, 7. Preis Hch. Hach=Lützelbach 30 Ringe, 8. Preis
Bitſch=Schannenbach 29 Ringe.
Aa. Bickenbach, 31. Juli. Unfall. Ein aus Pfungſtadt
ſtammen=
der Motorradfahrer wurde hier von einem Motorradfahrer aus
Jugen=
heim, der in ſchnellem Tempo aus einer Seitenſtraße kam, überfahren.
Der Ueberfahrene erlitt Arm= und Beinverletzungen und mußte durch
ein Auto in ſeine Pfungſtädter Wohnung gebracht werden. Sein
Motor=
rad wurde ſchwer beſchädigt.
Cg. Bickenbach, 31. Juli. Grundſteinlegung der
Klein=
kinderſchule in Bickenbach. Am Sonntag nachmittag hatten
ſich zahlreiche Ortseinwohner eingefunden, um der Feier der
Grund=
ſteinlegung der Kleinkinderſchule beizuwohnen. Die Schweſtern mit den
feſtlich geſchmückten Kindern umſtanden den Neubau. Die Feier wurde
eröffnet durch ein Lied der Kinder, das gut eingeſchult ſtimmungsvoll
und vertraut auf die Zuhörer einwirkte und auch die Erziehungsweiſe
der Schweſtern trefflich kennzeichnete. Nach den üblichen
Einweihungs=
formeln ergriff Herr Pf. Steinmetz das Wort und führte dem Inhalte
nach folgendes aus: Die Kleinkinderſchule, die ich als Schweſtern=
und Gemeindehaus dienen ſoll, iſt ein beredtes Zeugnis für die Gottes=
und Nächſtenliebe. Das waren auch Beweggründe, die meinen
Amts=
vorgänger ſchon 1892 veranlaßten, und großzügig und energiſch, den
Plan für den Neubau einer Kleinkinderſchule ins Leben zu rufen und
ihn in Zuſammenarbeit mit dem damaligen Vorſtand des Schul= und
Armen=Fonds auszuarbeiten. Es erübrigt ſich wohl in allen
Einzel=
heiten darauf hinzuweiſen, inwieweit die Kleinkinderſchule für die
Dorfjugend geeignet und zu begrüßen iſt. Ja, die Kleinkinderſchule foll
für die Kleinen aus unſerer Gemeinde jedes Standes und ohne
Unter=
ſchied der Konfeſſion eine Stätte ſein, wo ſie ungeſtört und doch
bewach=
von liebevollen Schweſtern ſich der kindlich praktiſchen Beſchäftigung
hingeben können, und wo ſie auch gleichzeitig zum Guten angeregt und
hingeleitet und erzogen werden. Um dieſen gedachten Bauplan, wodurch
in feinfühliger und entgegenkommender Weiſe die Ortsenwohner
be=
friedigt und das Anſehen Bickenbachs verallgemeinerr wird, auch
durch=
zuführen, das iſt beſonders das Verdienſt des verſtorbenen und
gegen=
wärtigen Bürgermeiſters. Lob und Dank gebührt auch dem ganzen
Vorſtand, der einmütig für die Ausführung der Kleinkinderſchule
ein=
trat und mitwirkte. Auch dem Bauherrn und dem Architekten ſind wir
zu Anerkennung verpflichtet für den Entwurf des Bauplanes und die
angefangene Ausführung desſelben. Wir legen den Grundſtein zu dem
Neubau der Kleinkinderſchule in der feſten Zuverſicht, daß er ſein möge
ein Markſtein in der Geſchichte unſerer Jugend, Gemeinde und unſeres
kirchlichen Vereinslebens. Der Pfarrer verlas dann die Urkunde zur
Grundſteinlegung. Dieſe Urkunde wurde von dem Unrerprinaner
Ludwig Ahl angefertigt, von dem Pfarrer Steinmetz und dem
Bürger=
meiſter Becker unterzeichnet und unter den üblichen Hammerſchlägen
und Segenswünſchen dem Grundſtein beigelegt. Und wiederum wurden
von den Kindern der Verwahrſchule zwei Gedichtchen vorgetragen. Man
kann gar nicht beſchreiben, wie das geſprochene Wort des Kindes bei
einer ſolchen Feier auf das Gemüt einwirkt und einen den Wert der
Kindesſeele ahnen läßt. Die Feier wurde beendet durch ein evang.
Kircheniied.
— Gernsheim, 31. Juli. Waſſerſtand
30. Juli: 032 Meter; am 31. Juli: 0,94 Meter.
— Hirſchhorn, 31. Juli. Waſſerſtand
0,68 Meter; am 31. Juli: 0,70 Meter.
des
des
Rheins
Neckars
am
am
g. Bensheim, 30. Juli. Das Kreisamt Bensheim hatte wegen der
Ausführung der Feier des 10. Verfaſſungstages an ſämtliche Vereine,
Korporationen, Behörden und Schulen eine Einladung zu einer
Be=
ſprechung ergehen laſſen. Die Beſprechung fand im Kreisamtsgebäude
ſtatt und war ſtark beſucht. Die Anweſenden waren ſich dahin einig,
daß der diesjährige Verfaſſungstag beſonders feſtlich begangen werden
ſoll. Nach längeren Ausſprachen einigte man ſich auf eine akademiſche
Feier am Vorabend des Verfaſſungstages im großen Saale des Hotels
„Deutſches Haus”. Geſangvereine und die Feuerwehrkapelle haben ſich
wieder in den Dienſt der Sache geſtellt und ihre Beteiligung zugeſagt,
Für den Verfaſſungstag ſelbſt iſt ein Promenadenkonzert vorgeſehen.
Die Heranziehung der Schulen war mit Rückſicht auf die Schulferien
unmöglich; die Schulen feiern den Verfaſſungstag dann bei Beginn
der Schule. Als Feſtredner hat ſich Studienrat Dr. Berg zur
Ver=
fügung geſtellt.
Ci. Schwanheim, 30. Juli. Auf Einladung der „Bergſträßer Obſt=
und Gemüſezentrale” fand im Gaſthaus „Zum Löwen” hier eine
gut=
beſuchte Verſammlung der Obſterzeuger von Schwanheim, Fehlheim,
Langwaden und Rodau ſtatt, worin „Zweck und Ziele der Bergſträßer
Obſt= und Gemüſezentrale” und „Der Obſtabſatz nach den Richtlinien
der Landwirtſchaftskammer und Regierung” behandelt wurden. Der
Vorſitzende des Vorſtandes, Herr Mahr, ſprach über die Bedeutung des
Obſtbaues für die Bergſtraße und das Ried, die im Hageljahr 1928,
als es kein Obſt gab, jedem deutlich geworden ſei. Es gelte jetzt und
in Zukunft, wenige gute Marktſorten in großen Maſſen anzupflanzen,
eine gemeinſame Schädlingsbekämpfung durchzuführen und den Abſatz
zu organiſieren. Deshalb ſoll in etwa vier Wochen mit dem Bau einer
Großmarkthalle begonnen werden mit einem Koſtenaufwand von etwa
180 000 Mark. Außer den Zuſchüſſen der Regierung ſtehen zur
Ver=
fügung 63 400 Mark Vereinsvermögen und die Anteile und Haftſumme
von zurzeit 420 Genoſſen. Der einzuzahlende Anteil pro Genoſſen
be=
trägt 50 Mark und die Haftſumme 100 Mark. Er richtete an alle
Obſt=
erzeuger einen warmen Appell, durch ihren Beitritt das große Werk
zu unterſtützen. Der Redner des Abends, Herr Landesobſtbauinſpektor
Pfeiffer, ſprach dann in ſachkundiger und überzeugender Weiſe über
den zukünftigen Abſatz der Obſt= und Gemüſeerzeugniſſe. Es ſei das
Beſtreben aller leitenden Stellen, zu verhindern, daß allzu viele
ſoge=
nannte Großobſtmärkte entſtehen, die mit einem wirklichen Großmarkt
nur den Namen gemeinſam haben. An der Bergſtraße ſei nur ein
einziger Großmarkt nötig und lebensfähig, und das ſoll nach der
Ent=
ſcheidung der Regierung Zwingenberg ſein. Der Markt in
Zwingen=
berg könnte zwanzigmal größer ſein, wenn die Erzeuger einig wären
wie das Ausland. So arbeiteten ſie gegeneinander, ſtatt miteinander
zum Vorteil des Handels und zum eigenen Nachteil. In der
Aus=
ſprache fand Herr Poſtmeiſter Rechel=Zwingenberg, der in 40jähriger
Arbeit große Obſtanlagen geſchaffen hat, eindringliche Worte, dem
Hei=
matboden Werte abzuringen zum Segen des Einzelnen und der
Ge=
ſamtheit. Er ſtellte als Vorbild hin den Arbeiter, Angeſtellten und
Beamten, der nach Beendigung ſeiner eigentlichen Berufsarbeit im
Obſt= und Gartenbau neue Kräfte holt und Werte ſchafft,
Bm. Hofheim (Ried), 30. Juli. Aus dem Gemeinderat.
Der Gemeindevoranſchlag wurde durch Herrn Koſer (vom Kreisamt
Bensheim) in den einzelnen Poſitionen verleſen und eingehend erläutert
und nach einigen belangloſen Streichungen und Aenderungen vom
Ge=
meinderat angenommen. Gegenüber dem Vorjahre mit einer Umlage
von 105 580,26 Mark, iſt derſelbe für dieſes Jahr mit 103 948,40 Mark
vorgeſehen. Der Voranſchlag iſt alſo gegenüber dem vorjährigen um
rund 2000 Mark erniedrigt. Es iß zu bemerken, daß die Gemeinde
jähr=
lich 7000 Mark Rückzahlung von früher gebliebenem Kapital durch die
Aufwertung zu leiſten hat. — Die Vergebung der Wohnungen im
neu=
hergerichteten Gemeindehaus (früher Weckerle) wurde in geheimer Sitzung
vorgenommen.
D. Biblis, 30. Juli. Stiftungsfeſt des hieſigen
Fuß=
ballvereins. Schon die Einleitung am Samstag nachmittag war
vielverſprechend, und ſo fand denn auch das Spiel der Pioniere des
Fußballſportes die entſprechende Würdigung. Am Abend gab es einen
impoſanten Fackelzug, an dem ſich die hieſigen Ortsvereine beteiligten,
und daran anſchließend war Kommers im Vereinslokale. Die Gründer
des Vereins wurden dabei beſonders geehrt; im übrigen wickelte ſich
das ausgiebige Programm zu aller Zufriedenheit ab. Der Hauptfeſttag
wurde durch Weckruf am frühen Morgen eingeleitet. Gegen acht Uhr
kamen die Vereinsvertreter des Gaues Ried hier an, um am Gautag
teilzunehmen. Die Tagung ſelbſt im „Deutſchen Haus”, war ſehr
debattenreich, jedoch wurden auch die heiklen Fragen letzten Endes zu
aller Zufriedenheit geklärt. Um zehn Uhr begannen die Spiele der
un=
teren Mannſchaften, die für die Bibliſer Fußballer ſamt und ſonders
gewonnen gingen. Am Nachmittag bewegte ſich ein Feſtzug durch die
geſchmückten Ortsſtraßen, wobei auch der Fußballverein Hofheim mit
ſeinem Banner, neben den Aktiven von Groß=Rohrheim, Gernsheim,
Hofheim und Biblis vertreten war. Auf dem Sportplatz, wo der
Feſt=
zug ſich auflöſte, entwickelte ſich alsbald bei ſchönem Konzert der
hie=
ſigen J. K.=Kapelle ein echt ſportliches Leben und Treiben, wobei die
Senſation für das Bibliſer Publikum, das Damenhandballſpiel zwiſchen
Alemannia Worms und V.f.R.=Mannheim bildete. Zum Abſchluß gab
es zwei Feſtbälle in den Sälen vom „Rheiniſchen Hof” und dem
Ver=
einslokal Nock.
Ck. Groß=Gerau, 30. Juli. Hebammen=Dienſtjubiläum,
Ihr 25jähriges Dienſtjubiläum als Hebamme kann am Donnerstag
die=
ſer Woche, den 1. Auguſt, Frau Bauer aus Groß=Gerau. Adolf=
Göbel=
ſtraße, feiern. — Oeffentliche Fürſorge. Am Mittwoch dieſer
Woche, nachmittags 2 Uhr, findet im Städtiſchen Krankenhaus Groß=
Gerau eine Beratungsſtunde für Fürſorgeangelegenheiten ſtatt. —
Kriegsbeſchädigten= undHinterbliebenenfürſorge.
Ueber die Tätigkeit des Kreiswohlfahrtsamtes Groß=Gerau in der
Kriegsbeſchädigten= und Hinterbliebenen=Fürſorge im Rechnungsjahre
1928 hat das Kreiswohlfahrtsamt folgenden Bericht herausgegeben: Im
Rechnungsjahr 1928 fanden neun Sitzungen des Arbeitsausſchuſſes ſtatt.
In dieſen wurden 157 Unterſtützungsgeſuche erledigt. Verausgabt
wur=
den insgeſamt 8 488,34 Mark. Für Schulentlaſſungsbeihilfen wurde der
Betrag von 2890 Mark aufgewandt. Die Koſten der beſonderen
Jugend=
fürſorge betrugen nach Abzug der Koſtenanteile der Eltern und
Zu=
ſchüſſen von Krankenkaſſen uſw. 3214,96 Mark. Es nahmen insgeſamt
28 Kinder von Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen an
Er=
holungskuren teil. Für Berufsausbildungsbeihilfen wurden in drei
Fällen 850 Mark verausgabt. Die Zahl der empfangsberechtigten
Per=
ſonen für die Zuſatzrente betrug im Februar 1929 insgeſamt 51
Kriegsbeſchädigte, 245 Witwen, 574 vaterloſe Waiſen, 30 elternloſe
Waiſen, 113 Elternteile, 35 Elternpaare, 25 Empfängerinnen einer
Wit=
wen=Beihilfe, 24 Empfänger einer Waiſenbeihilfe, und 98 Kinder von
Kriegsbeſchädigten. Der an Zuſatzrenten verausgabte Betrag ſtellt ſich
im ganzen Jahr auf 239 841,10 Mark. Auch im Rechnungsjahr 1928
wurde eine größere Anzahl Kapitalsabfindungsanträge bearbeitet und
auf dieſe Weiſe zahlreichen Kriegsbeſchädigten bzw. =Hinterbliebenen
der Vorteil eines Eigenheims bzw. einer ſelbſtändigen Exiſtenz
geſchaf=
fen. Im Berichtsjahr wurden 73 Anträge auf Gewährung einer
Er=
ziehungsbeihilfe bearbeitet; hiervon wurden bisher 59 Anträge
ge=
nehmigt.
Mainz, 31. Juli. Chronik. Feſtgenommen wurde ein
Mann und eine Frau aus Köln, die in Mainzer Geſchäften umfangreiche
Diebſtähle an Seidenſtoffen verübt hatten. Die
Feſtgenom=
menen ſcheinen dieſe Ladendiebſtähle berufsmäßig zu verüben, ſie ſind
wegen ſolcher Delikte bereits vielfach vorbeſtraft. — In den letzten
Tagen weilten in Mainz zirka 60 Mitglieder des engliſchen
Cam=
ping Clubs, der das Uebernachten in Zelten als Sport betreibt. Sie
ſchlugen ihre Zelte auf der Spitze der Petersaue auf. Trotz
entſprechen=
der Schnackenplage und ausgiebigem Nachtregen traten die Engländer
am nächſten Tage, nachdem ſie zuvor noch die Stadt beſichtigten, in beſter
Laune die Weiterreiſe an. — In einer Wirtſchaft in der Rentengaſſe
ſ=hüttete ſich der 47jährige Arbeiter A. Menge aus Pilzen bei
Dres=
ten beim Biertrinken ein giftiges Pulver ins Glas, ſo daß
ee nach kurzer Zeit bewußtlos zuſammenbrach. Er wurde in das
ſtäd=
ſche Krankenhaus verbracht, wo er kurz nach ſeiner Einlieferung
ver=
ſarb. — In einem Nachbarorte ſchlug ein 18jähriger Sohn ſeinem 45
Fahre alten Vater ſo heftig mit einem harten Gegenſtand
auf den Kopf, daß der Vater mit erheblichen Verletzungen
zuſam=
menbrach und nach Anlegung eines Notverbandes in das ſtädtiſche
Krankenhaus Mainz verbracht werden mußte. — Profeſſor Dr.
Schrohe, der bekannte Mainzer Hiſtoriker, tritt am 1. Auguſt wegen
der Erreichung der Dienſtaltersgrenze in den Ruheſtand. Er war mehr
ie 40 Jahre im Lehrfach tätig, davon 25 am Gymnaſium zu Mainz.
Sein gründlicher, vorzüglicher Unterricht erſtreckte ſich auf alte Sprache,
(autſche Literatur, Geſchichte und Staatsbürgerkunde. Seine
außer=
udentliche Arbeitskraft und Arbeitsfreudigkeit geſtatteten es Profeſſor
Der. Schrohe, neben der Laſt ſeiner unterrichtlichen Tätigkeit ſich auch
wch Spezialſtudien auf dem Gebiete der heimatlichen Geſchichte und
unſt zu widmen. So war er Mitarbeiter in der Kommiſſion für das
6unſtdenkmälerwerk des Volksſtaates Heſſen, weiter hat er an der
Be=
grbeitung und Veröffentlichung der Mainzer Stadtaufnahmen mitge=
Nirkt. Ungemein zahlreich ſind die Aufſätze und Abhandlungen zur
Nainzer Geſchichte, die Profeſſor Schrohe in den letzten Jahrzehnten
iner wiſſenſchaftlichen Tätigkeit bei den verſchiedenſten Gelegenheiten
rausgegeben hat. — Die diesjährige Hauptverſammlung der
ereinigung der techniſchen Oberbeamten deutſcher
E tädte wird vom 1. bis 3. September, und zwar zum Teil gemeinſam
nit den Tagungen des Deutſchen Vereins für öffentliche
Geſundheits=
prlege und der Vereinigung der höheren techniſchen Baupolizeibeamten
ir Mainz ſtattfinden. —— Zu der am Sonntag, den 11. Auguſt in Grünau
ſtattfindenden deutſchen Meiſterſchaftsregatta haben der Mainzer
Ruder=
verein und die Mainz=Kaſteler Rudergeſellſchaft Meldungen im Achter
aögegeben. — Aus Liebeskummer wollte ein Dienſtknecht aus
Sprendlingen in Rheinheſſen ſeinem Leben ein Ende machen. Er
ent=
nendete ſeiner Braut eine giftige Arznei und nahm dieſe ein. Bald
darauf verſpürte er ſtarke Schmerzen, und als man ihm den Magen
agspumpte, ließen ſie wieder nach. Nun verſuchte er, ſich die Pulsadern
zr öffnen, doch konnte man ihn im letzten Augenblick an der Ausführung
dieſes Vorhabens hindern. Der liebeskranke Knecht wurde nach Alzeh
ins Krankenhaus überführt. — Von einem unangenehmen Ereignis
wurde eine Familie in Wallertheim überraſcht. Während die Frau
nebſt Kind im Bette lagen, ſtürzte die Decke des Schlafzimmers
ein und begrub die beiden unter ſich. Die Frau zog ſich dabei ziemlich
ſchwere Verletzungen zu, während das Kind ohne Schaden davonkam.
Die auf der Preſſa in Köln abhanden gekommenen
Handſchriften der Mainzer Skadtkbibliothek
wiedergefunden!
Die ſtädtiſche Preſſeſtelle Mainz ſchreibt uns:
Vor einigen Monaten wurde in den Tageszeitungen, Fachblättern und
durch die Polizeiorgane mitgeteilt, daß wertvolle Handſchriften der Mainzer
Stadtbibliothek, welche in der Kath. Sonderſchau der Preſſa in Köln
ausgeſtellt waren, abhanden gekommen ſeien. Am vergangenen
Sams=
tag kam nunmehr aus Köln die freudige Meldung, daß ſich drei dieſer
verlorenen Handſchriften, darunter das wertvolle Gebetbuch Karls des
Kühnen, wiedergefunden hätten. Der Direktor der Mainzer
Stadt=
bibliothek, Herr Dr. Ruppel, konnte an Ort und Stelle die betreffenden
Stücke als die verlorenen Handſchriften feſtſtellen, in Empfang nehmen
und nach Mainz zurückbringen. Da noch nicht alle verlorenen
Hand=
ſchriften wiedergefunden waren, und um der Polizei die weiteren
Nach=
forſchungen nicht zu erſchweren, wurde hiervon abſichtlich in der Preſſe
keine Mitteilung gegeben. Am Dienstag wurde nun mitgeteilt, daß
auch die weiteren verlorenen Stücke, darunter eine berühmte Bibel,
wiedergefunden ſind.
Wir erfahren darüber noch folgende Einzelheiten: Auf dem
Trans=
port von Köln nach Mainz verſchwanden ſeinerzeit nach Beendigung
der Preſſa ſechs der Mainzer Stadtbibliothek und dem
Gutenberg=
muſeum gehörige wertvolle Handſchriften, darunter das Gebetbuch Karls
des Kühnen. Alle Nachforſchungen nach den wertvollen Handſchriften
und Büchern, deren Verſicherungswert ſich auf 200 000 RM. belief, war
bis jetzt trotz eifrigſter Nachforſchungen ergebnislos. Nun hat der
Fall endlich ſeine überraſchende Aufklärung gefunden. Ein bei einer
Kölner Speditionsgeſellſchaft beſchäftigt geweſener junger Mann hatte
im Februar d. J. die Bücher in einer leeren Kiſte, die unter Gerümpel
und Stroh ſtand, gefunden. Er hatte keine Ahnung, welch wertvollen
Fund er gemacht hatte, ſondern nahm an, daß es ſich um Makulatur
handle, und nahm die drei Bücher mit nach Hauſe. Hier fand ſie der
Vater des jungen Mannes, der, nachdem er von einem Kölner Händler
über den Wert der Bücher aufgeklärt worden war, die Bücher der
Speditionsfirma wieder zuſtellte. Die Firma ſetzte ſich ſofort mit der
„Preſſa” in Verbindung, welch letztere feſtſtellte, daß es ſich um drei der
ſeinerzeit verloren gegangenen Mainzer Handſchriften handelte. Am
Dienstag vormittag wurden nun bei derſelben Firma in einer alten Kiſte
unter allerlei Gerümpel auch die fehlenden drei Handſchriften
unver=
ſehrt vorgefunden. Das Gerümpel ſollte nebſt anderem Altpapier
dem=
nächſt eingeſtampft werden. Die Sache iſt wohl nur ſo zu erklären, daß
bei der Transportfirma in der Zeit der Auflöſung der Preſſa, als ſie
mit Rückſendung von Ausſtellungsgegenſtänden aufs ſtärkſte beſchäftigt
war, die Kiſte mit den wertvollen Mainzer Büchern im allgemeinen
Trubel in eine Gerümpelecke geriet. Eine ſtrafbare Handlung
irgend=
welcher Perſonen kommt nach den bisherigen Ermittelungen nicht in
Frage. Eine genaue Aufklärung des etwas myſteriöſen Falles iſt
drin=
gend notwendig.
* Oppenheim, 31. Juli. Sommerkönigin. Die Tochter
Karola des Weingutsbeſitzers Karl Hertz von hier wurde unter ſtarker
Konkurrenz zur Sommerkönigin von Triberg im Schwarzwald für das
Jahr 1929 gewählt.
Ac. Worms, 31. Juli. Verkehrsunfall. In der Kaiſer=
Wilhelm=Straße iſt ein 10jähriger Junge dadurch von ſeinem Fahrrad
zu Fall gekommen, daß ein Pferdefuhrwerk, um der Straßenbahn
aus=
zuweichen, zu weit nach der linken Seite gefahren iſt. Der Junge hatte
eine Wunde und eine Knochenverletzung davongetragen und mußte mit
einer Autodroſchke in das Krankenhaus gebracht werden. Die Schuld
ſcheint den Fuhrmann zu treffen. — Der Ueberfall im
Zigeu=
nerwäldchen. Da der ſchwer verletzte Kaufmann Weick aus
Gerns=
heim, an deſſen Aufkommen gezweifelt wird, immer noch ohne
Bewußt=
ſein iſt, konnte der Ueberfall noch nicht weiter aufgeklärt werden. Die
ebenfalls, aber nur leichter verwundete Kellnerin aus der Wirtſchaft
„Zum alten Fritz” hat widerſprechende Ausſagen gemacht, ſo daß der
Vorgang und ſeine Beweggrinde unklar ſind. Weick ſoll heute
zeit=
weilig das Bewußtſein erlangt haben, doch konnte er noch nicht
ver=
nommen werden. Sein Zuſtand iſt — weil der Hinterſchädel durch ein
(inzwiſchen aufgefundenes) eiſernes Rohr zertrümmert wurde — nach
wie vor außerordentlich ernſt.
Ah. Alzey, 30. Juli. Gemeiner Autofahrer. In der
Nähe der Winterſchule wurde ein junger Mann, der mit feinem Rad
fuhr, angefahren und zur Erde geſchleudert. Er erlitt dabei
Verletzun=
gen am rechten Bein, die ärztliche Behandlung erforderlich wachten. Das
Rad des Angefahrenen wurde vollſtändig zertrümmert. Der Autofahrer
nahm keine Notiz von dem Verletzten und fuhr in eiliger Fahrt davon.
Die Nummer des Auto3 konnte jedoch feſtgeſtellt werden
Ah. Wöllſtein (Rhh.), 30. Juli. Bezirkstierſchau. Nach
einem Beſchluß des Landwirtſchaftskammer=Ausſchuſſes für die Probiuz
Rheinheſſen findet hier im September eine Bezirkstierſchau ſtatt,
ver=
bunden mit einer Rindvieh=, Schweine= und Ziegenprämiierung.
Land=
wirte, welche die Ausſtellung mit Vieh beſchicken wollen, wollen dies
bis längſtens Dienstag, den 20. Auguſt, unter Ausfüllung eines
An=
meldebogens beim Landwirtſchaftskanrmer=Ausſchuß in Alzey anmelden.
Sprendlingen, 31. Juli. Wahl. Bei der Wahl des erſten
Beigeordneten wurden von 1620 Stimmberechtigten 967
Stim=
men abgegeben. Es erhielten: Johann Scholl 2427 Stimmen, Valentin
Eß 330 Stimmen und Lehrer Fügen 292 Stimmen. Ungültig waren
ahr Stimmen. Es findet Stichwahl ſtatt zwiſchen Scholl und Eß.
Nummer 211
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Ceite 7
Sternhliiter ii Taguft.
Treten wir am 1. Auguſt um 10 Uhr oder am 15.
um 9 Uhr hinaus ins Freie und betrachten wir den
geſtirnten Himmel, ſo finden wir die Sterne in der
Stellung, wie ſie unſere Karte zeigt. Manch
hellfun=
kelnder Stern zieht den Blick auf ſich; Tauſende von
chwachen Sternen ſind über den Himmel zerſtreut.
Die Milchſtraße ſpannt ſich in hohem Bogen über das
Himmelsgewölbe. Als Phaethon, der Sohn des
Sonnen=
gottes — ſo berichtet die griechiſche Sage — um ſeine
vornehme Abkunft darzutun, von ſeinem Vater für
einen Tag die Lenkung des Sonnenwagens erbeten
hatte, konnte er bald die Roſſe nicht mehr zügeln. Sie
brachen aus der Bahn, und der feurige Wagen ſetzte
Himmel und Erde in Brand. Da tötete Zeus den
un=
kundigen Wagenlenker mit einem Blitz und ſtürzte ihn
herab. Der verbrannte Weg am Himmel iſt als
Milch=
ſtraße noch ſichtbar. Nach einer anderen Mythe ſtellt
die Milchſtraße die Naht dar, an der die beiden
Him=
melshälften zuſammengefügt ſind. Der moderne
Him=
melsforſcher, dem mächtige Fernrohre zur Verfügung
ſtehen, erkennt in der Milchſtraße eine Anſammung von
Milliarden von leuchtenden Sternen und bewundert in
ihr ein rieſenhaftes Sternſyſtem, gegen das unſer
Sonnenſyſtem mit ſeinen Planeten, Monden und
Ko=
meten verſchwindet wie ein Waſſertropfen im
Welt=
meer.
Die Milchſtraße erhebt ſich im Norden bei dem hellen
Stern Kapella im Fuhrmann über den Horizont,
durchzieht den Perſeus und das Sternbild der
Kaſſio=
neia, deſſen fünf Hauptſterne ein etwas flaches großes
lateiniſches W bilden. Im Sternbild des Schwanes
ſcheint ſie ſich in zwei Arme zu teilen und wendet ſich
dann durch den Adler, Schlangenträger und Schützen
zum ſüdlichen Horizont.
Auf der öſtlichen Himmelshälfte finden wir noch das
langgeſtreckte Bild der Andromeda, den Widder,
Pega=
ſus und Waſſermann. Der Steinbock ſteht in der
Ver=
längerung der Verbindungslinie von Wega in der Leier
und Atair im Adler.
Am ſüdlichen Horizont glänzt in ruhigem Licht
Saturn, der als einziger aus der Schar der
Wan=
delſterne in den frühen Abendſtunden ſichtbar iſt. Ein
gutes Fernrohr zeigt uns, daß dieſer Planet von
meh=
reren Ringen umgeben iſt, die ſeine zartgeſtreifte
Kugel umſchweben. Kurze Zeit vor Mitternacht
er=
ſcheint dann der größte Planet, Jupiter, am
öſt=
lichen Horizont. Er iſt 318 mal ſchwerer als die Erde
und beſitzt 9 Monde, die ihn umkreiſen. Zuſammen
mit Venusbildet er die Zierde des Morgenhimmels.
In der erſten Auguſthälfte ſind alljährlich zahlreiche
Sternſchnuppen zu beobachten, die aus dem
Sternbild des Perſeus auszuſtrahlen ſcheinen. Die
Sternſchnuppen ſind Ueberreſte eines aufgelöſten
Ko=
meten, die ſich in der Erdatmoſphäre heißlaufen und
in Bruchteilen einer Sekunde verbrennen. Beſonders
viele Sternſchnuppen ſind um den 10. Auguſt zu
er=
warten, wenn die Erde bei ihrem Lauf um die Sonne
die frühere Kometenbahn kreuzt. In manchen Jahren
hat man in einer Stunde über 150 Sternſchnuppen
zählen können. Wieviel wird der Leſer in dieſem Jahre
erblicken? Da der Mondſchein nicht ſehr ſtören wird,
ſind die Beobachtungsmöglichkeiten günſtig.
Am 5. Auguſt iſt Neumond. Am 12. ſteht der Mond
im erſten Viertel und am 20. iſt Vollmond.
IV 2795
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Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Nummer 211
Statt Karten.
Heute früh um 4 Uhr entſchlief in Frieden meine
herzens=
gute Lebensgefährtin, meine liebe, gute Mutter
Frau Marie Bang
geb. Schenk
im 35. Lebensjahr.
In tiefſtem Schmerz:
Martin Bang, Reichsbahn=Inſpektor i. R.
Martha Bang, Johanniterſchweſter.
Darmſiadt, den 31. Juli 1929.
Ireneſiraße 4I.
Die Beerdigung ſindet am Freitag, den 2. Auguſt 1929, nachmitiags
3½½, Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſiraße ſtatt.
Statt Karten.
Am 31. Juli, morgens 6½ Uhr, wurde
mein lieber Mann, unſer guter,
treu=
ſorgender Vater durch einen ſanften Tod
von ſeinem ſchweren Leiden erlöſi.
In tiefer Trauer:
Marie Kürner
geb. Clement
und Kinder.
Die Beerdigung findet am Freitag, den
2. Auguſi, morgens 11 Uhr, auf dem
Wald=
friedhof ſtatt.
(
Frl. Weſtfälin) a.
zut. Fam.. 40 J. a.,
von ang. Aeuß.,
ge=
genwärt, als
Haus=
ſtütze bei fein.
Herr=
ſchaft hier tät., ſucht.
da ihr ſonſt k. Gel.
geboten iſt. auf d.
Weg Anſchl. an ein.
ſol., anſt. Hrn. nicht
unter 40 J., der ihr
an Sonnt. bei
Spa=
zierg. u. ev. auch a.
einz. Wochent. abds.
a. Freund etw
Ge=
ſellſch. leiſtet. (Spät.
Heirat nicht ausg.)
Ernſtg. Refl. bel. i.
Adr. o. Näh., ev. u.
Beifüg. ein. Lichtb.,
Alt. u. Berufsang.
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abz. Rückantw. erf.
ſof. Diskretion wird
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Seite 10
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Nummer 211
Heuke Zeppelinſtark zur Amerikafahrk.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” wird, wie
angekündigt, Donnerstag in den frühen
Mor=
genſtunden, etwa gegen 3 Uhr, zu ſeinem Ame=
Pikafluge aufſteigen. Der Aufſtieg wird deshalb
ſo früh unternommen, weil über Irland ein
ſtar=
kes Tiefdruckgebiet liegt, das langſam nach
Sü=
den fortſchreitet. Dr. Eckener hofft, durch den
frühen Aufſtieg noch Zeit zu finden, an dem
Tief vorbeizukommen. Der Kurs wird über
Baſel. Beſangon, die Rhone abwärts oder die
Biscaya gehen. Es ſcheint vorteilhaft zu ſein,
nicht den direkten Weſtkurs zu nehmen, ſondern
über Gibraltar zu fahren, da man von dort aus
Rückenwind bekommt. Eine einzige
Schwierig=
keit könnte das Tief inſofern bereiten, als die
Möglichkeit beſteht, daß es entgegen ſeinem
ge=
wöhnlich langſamen Vorrücken ſich beſchleunigt.
In dieſem Falle müßte der Aufſtieg abgeſagt
werden, aber Dr. Eckener hofft, daß dieſer Fall
nicht eintreten wird. Die Paſſagiere ſind
jeden=
falls gebeten worden, ſich für 3 Uhr früh
bereit=
zuhalten.
Sven Hedin in Berlin.
Berlin, 31. Juli.
Der mit dem Hapag=Dampfer „Albert Ballin”
Dienstag abend in Cuxhaven eingetroffene
ſchlve=
diſche Forſchungsreiſende Sven Hedin iſt noch am
gleichen Abend über Hamburg nach Berlin
weiter=
gereiſt, von wo er nach dreitägigem Aufenthalt nach
Stockholm fahren wird. Sven Hedin wurde heute
vom Reichspräſidenten empfangen. Die „Hamburger
Nachrichten” veröffentlichen eine Unterredung mit
Sven Hedin, in der ſich der Forſcher eingehend über
ſeine letzte Expedition und ſeine künftigen Pläne
äußerte. In Berlin will ich mich, ſo erklärte Sven
Hedin, mit meinem Verleger Brockhaus beſprechen
und die Frage der Briefmarken regeln, deren
Aus=
gabe der Expedition die Nanking=Regierung
ge=
ſtattet hat. Es ſind ſieben meteorologiſche Stationen
errichtet, die nur mit Rundfunk=Empfangsgerät
aus=
geſtattet ſind und auf denen das Nauener Zeitzeichen
empfangen wird. Ein junger Deutſcher, Dr.
Wal=
demar Hande, hat ganz Erſtaunliches auf dem
Ge=
biete der Meteorologie geleiſtet. Er hat allein 353
Pilotballons in die Stratoſphäre entſandt. Die
höchſte erreichte Höhe betrug 21 200 Meter. Das
Hauptgebiet unſerer Tätigkeit iſt das Gebiet von
Kanſu. Die Expedition hat einen Stab von 22
Ge=
lehrten und außerdem eine Begleitmannſchaft. Im
ganzen gehören ihr 74 Perſonen an. Sobald wie
möglich werde ich wieder nach Aſien zurückkehren,
aber noch weiß ich nicht, auf welchem Wege. Viel
wird davon abhängen, wie ſich die Dinge in der
Mongolei geſtalten. Im weiteren Verlaufe des
Ge=
ſprächs bemerkte Soen Hedin, die Expedition müſſe
noch mindeſtens zwei Jahre arbeiten. Schon zwci
Jahre und zehn Monate iſt ſie unterwegs. Zunächſt
konnten wir die Eiſenbahn benutzen, dann wurden
Automobile, und in der Wüſte Gobi vorwiegend
Kamele vervendet. Von großem Nutzen für uns
war der Karawanenführer Larſon, ein Schwede.
An Manuſkripten habe ich viel fertiggeſtellt, es fehlt
aber noch viel, und ich weiß noch nicht, ob mein
neues Werk bald erſcheinen kann. 16 000 Meter
Film wurden bisher gedreht; daraus iſt ein Film
zuſammengeſtellt, der 2500 Meter umfaßt und unter
dem Titel „Mit Sven Hedin in der Wüſte Gobi”
bald laufen wird. Sven Hedin ſprach hierauf von
den Leiſtungen der Fachgelehrten der Expedition.
Aſtronom Lund unterſucht die Pendelſchwingungen
und den Erdmagnetismus. Außerordentlich ſind die
Erfolge des Geologen. Die Ufer des alten Sees
Lopnor und der alten Seen Zentralaſiens ſind
vermeſſen worden. Bedeutſam ſind die Dinoſaurier=
Funde; es handelt ſich um ältere Formen des
Dino=
ſaurus, als ſie ſonſt gefunden werden. Der
Archä=
bologe hat über 20000 Gegenſtände geſammelt, die
hauptſächlich aus der Steinzeit ſtammen. Dr.
Hum=
mel, ein Deutſcher, der Arzt der Expedition, iſt
zu=
gleich Botaniker und Zoologe und nimmt auch
anthropologiſche Meſſungen vor. Major
Zimmer=
mann, ein Deutſcher, leitet eine Station in der Wüſte
Gobi. Seit vielen Monaten habe ich nichts mehr
von ihm gehört, hoffe aber, daß es ihm gut geht.
Er hat ſeine Station erfolgreich gegen Näuber
ver=
teidigt und intereſſante Beobachtungen gemacht.
Bis=
her haben wir kein Menſchenleben verloren. — Am
Schluß der Unterredung erklärte Soen Hedin, daß er
ſich nur auf Reiſen wohl fühle, daß er nicht lange
in Schweden bleibem werde und ſelbſt in Stockholm
in ſeinem eigenen Zimmer ſich nur als Gaſt
be=
trachte.
Die Nachforſchungen nach Dr. Bombe.
Rheinsberg. Nachdem am Dienstag die
Suche nach Landgerichtsdirektor Dr. Bombe infolge
des ſchlechten Wetters, das den Waldboden völlig
aufgeweicht hatte, nachmittags ergebnislos
abge=
brochen werden mußte, haben ſich Mittwoch früh
Kriminalkommiſſar Busdorf und die herangezogenen
Hilfskräfte der Reichswehr und Gendarmerie
er=
neut auf den Weg gemacht, um die Wälder zwiſchen
Adamswalde und der Zechliner Hütte planmäßig
zu durchſtreifen. Das Wetter war am Mittwoch
etwas günſtiger. Die viellfachen Gerüchte von neuen
Spuren haben ſich bisher ſämtlich als nicht ſtichhaltig
(rwieſen. Bis Mittwoch nachmittag lagen noch keine
Nachrichten vor, daß die Nachforſchungen neue
An=
haltspunkte ergeben hätten.
Ein Kraftwagen fährt in eine
Reichswehr=
kolonne.
Leickzig. Beim Ausrücken der
Reichswehr=
kompagnie des Regimentes 11 ins Manövergelände
ereignete ſich am Mittwoch früh um 4 Uhr auf der
Staatsſtraße zuviſchen Gautzſch und Zöbigker ein
ſchweres Kraftwagenunglück. Der 23jährige Sohn
des Nittergutsbeſitzers Kirſche aus Trautſchen bei
Pegau, der von Leipzig kommend nach Hauſe fuhr,
wollte die fahrende Kolonne überholen und fuhr
dabei in dieſe hinein. Zwei Unteroffiziere und ein
Gefreiter wurden ſchwer verletzt und mußten ins
Garniſonlazarett nach Leipzig übergeführt werden.
Auch vier Pferde wurden ſchwer verletzt.
Laſtkraftwagen=Unglück.
München. Bei Unterhaching rannte am
Diens=
tag nachmittag in einer Straßenkurve ein
Laſtkraft=
wagen der Roten Nadler gegen einen Baum. Der
Chauffeur und drei Inſaſſen wurden
herausge=
ſchleudert. Der Chauffeur kam unter die Räder des
Laſtkraftwagens zu liegen, die über ihn hinweggingen,
da der Wagen noch eine Strecke weiterfuhr. Der
Tod trat auf der Stelle ein. Die drei anderen
In=
ſaſſen wurden zum Teil ſchwer verletzt.
Der Schacht, in dem das Giftgaslager entdeckt wurde.
Die Unterſuchung wegen der Reizgasfunde
in Wilmersdorf.
Berlin. Der Polizeipräſident hat mitgeteilt:
An der Fundſtelle der Reizgaſe in Wilmersdorf hat
eine Ortsbeſichtigung ſtattgefunden, die ergeben hat,
daß es ſich bei den ausgebrabenen Ampullen um
völlig ungefährliche Reizkörper handelt, die
ledig=
lich einen gewiſſen Reiz auf die Augen ausüben.
Dieſe Ampullen, die mit einer Chromlöſung gefüllt
ſind, und hinter der Front zum Ausprobieren der
Gasmasken dienten, wurden während des Krieges
in einer auf dem Wilmersdorfer Gelände liegenden
Fabrik für chemiſch=techniſche Präparate unter
Auf=
ſicht des Kaiſer=Wilhelm=Inſtitutes und des
In=
genieurs=Komitees hergeſtellt. Der Polizeipräſident
wird ſofort mit den zuſtändigen Zentralinſtanzen in
Verbindung treten, ob eine Umgrabung des geſamten
Geländes, in deſſen Erdreich die Ampullen
ver=
graben ſein könnten, notwendig erſcheint.
Rund um die Welt im Segelbook.
Die „Firecreſt”, mit der Alain Gerbault die Welt umſegelte.
Oben: Gerbault nach der Landung in Le Havre.
Am 25. April 1925 ſtach Alain Gerbault mit ſeinem kleinen alten Segelboot „Firecreſt” von Cannes
zur Weltumſegelung in die See. In 101 Tagen fuhr er über den Atlantiſchen Ozean nach New
York, dann durch den Panamakanal über den Stillen und Indiſchen Ozean, umſchiffte die
Süd=
ſpitze Afrikas, wurde tagelang im Golf von Biscaya vermißt, und landete nun mit einjähriger
Verſpätung in Le Havre, gerade rechtzeitig, um ſeinen Tenniskameraden zu dem Daviscup=Sieg
über Amerika gratulieren zu können.
Auto und Motorboot.
Ein kombiniertes Land= und Waſſerfahrzeug wurde von einer Cuxhavener Firma für den
Marine=
fiskus erbaut. Das Amphibium=Fahrzeug verkehrt auf dem Lande und dem Watt als Auto und
zu Waſſer als Motorboot.
50 000 Pfadfinder aus allen Erdkeilen
geben ſich ein Skelldichein.
Im Arrowe=Park bei Birkenhead in England
wurde am Abend des 31. Juli der „Welt=Jamboree‟,
der Boy=Scouts, die große jährliche Zuſawmenkunft
der Pfadfinder aus der ganzen Welt eröffnet. In
dieſem Jahr beteiligten ſich an der Zuſammenkunft
etwa 50 000 Pfadfinder aus 41 verſchiedenen
Län=
dern und 31 Teilen des Britiſchen Weltreiches. Die
ſtärkſte Abteilung mit 2400 Pfadfindern kam aus
Frankreich, und mit ihnen Marſchall Lyauthey; die
kleinſte war die aus den Fidſchi=Inſeln, ſie umfaßte
nur einen einzigen Boy=Scout, der ſich den
Auſtra=
liern angeſchloſſen hat. — Zahlreiche erlauchte Gäſte
werden ſich an dem Jamboree, das etwa 14 Tage
dauern wird, einfinden, u. a. der Prinz von Wales,
der Herzog von Connaught, Prinz Georg. Bei
einer Feldmeſſe werden der Führer der Bewegung,
Sir Robert Baden=Powell, der vor 21 Jahren das
erſte Jamboree mit 25 Boy Scouts abgehalten hat,
und der Erzbiſchof von Canterbury ſprechen. Aus
Ungarn kamen etwa 800 Pfadfinder, die in London
Gäſte des Lord Rothermere ſein werden. Sie tragen
ſchwarze Schleifen an ihren Fahnen zum Zeichen
der Trauer über die Gebiete, die Ungarn durch den
Friedensvertrag verloren hat. — Der älteſte
Pfad=
finder, E. K. Pietch=New York, kam aus den
Ver=
einigten Staaten; er iſt 71 Jahre alt.
Der amerikaniſche Dauerflug nach 420 Stunden
abgebrochen.
New York. Die Flieger Jachſon und DBrien
ſind einer Aufforderung der Organiſatoren des
Flu=
ges, die wegen des Nachlaſſens der Motoren einen
Unfall befürchteten, gefolgt und am Dienstag abend
7 Uhr amerikaniſche (1 Uhr M.E.Z.) Zeit auf dem
Flugplatz von St. Louis gelandet. Sie ſind rund
420 Stunden oder 17½ Tage in der Luft geblieben.
Seitdem ſie den alten Rekord, der 247 Stunden
be=
trägt, geſchlagen haben, haben ſie 18.360 Dollar an
Prämie erhalten.
Der Dauerflugrekord Jackſons und OBriens.
Die Flieger Jackſon und O’Brien, die am
Diens=
tag abend gelandet ſind, waren mit ihrem Flugzeug
„St. Louis Robin” genau 420 Stunden 21 Minuten,
d. h. rund 18 Tage und 17 Nächte ununterbrochen
in der Luft. Sie haben den letzten Dauerflugvekord,
den die Flieger Mendell und Reinhard mit dem
Flugzeug „Angeleno” innehatten, um ſieben und
einen halben Tag überboten. Bei der Landung des
Flugzeuges waren 15 000 Zuſchauer zugegen, die von
der Schutzwache nur mit Mühe davon abgehalten
werden konnten, das Flugzeug zu ſtürmen, um ſich
Andenken an den Flug zu verſchaffen. Die beiden
Flieger wurden nach der Landung ärztlich unterſucht.
Ihr Befinden war ausgezeichnet. Sie erhalten für
den Dauerflug zuſammen 31 255 Dollar, außerdem
2756 Dollar an Geſchenken. Die von den Fliegern
zurückgelegte Geſamtſtrecke beträgt 40 320 Kilometer.
Sie haben über 16 000 Liter Brennſtoff verbraucht,
der 48mal ergänzt worden iſt. Die Propeller haben
während des Dauerfluges bei 1300 Umdrehungen in
der Minute 33 Millionen Umdrehungen geleiſtet.
Ueberſchwemmungen in Indien.
Bombay. Die Ueberſchwemmungen in dem
Diſtrikt von Sind nehmen eine immer größere
Aus=
dehnung an. Infolge eines 24 Stunden andauernden
Regens werden aus vielen Orten dieſes Gebietes
Einſtürze von Häuſern und Unterſpülungen von
Eiſen=
bahndämmen gemeldet. So iſt der Eiſenbahndamm
der Jodhpur=Bahn auf eine Strecke von ungefähr
10 Kilometer gebrochen und weggeſchwemmt worden.
Der Poſtzug, der am Samstag Haiderabad mit dem
Ziele Bombay verlaſſen hatte, mußte umkehren. Wo
der Eiſenbahnbetrieb noch durchgeführt werden kann,
erleiden die Züge große Verſpätungen. An vielen
Stellen haben ſich gewaltige Seen gebildet, die
jeg=
lichen Verkehr unmöglich machen. Die verzweifelte
Bevölkerung dieſes Bezirkes ſucht auf den noch
er=
halten gebliebenen Eiſenbahn= und Kanaldämmen
Schutz vor den Fluten. In Haiderabad ſind über
100 Häuſer eingeſtürzt, und man befürchtet, daß eine
Reihe Perſonen hierbei ums Leben gekommen ſind.
Zum 150. Geburkskage des
Nakur=
forſchers Lorenz Oken.
Lorenz Oken,
der berühmte Arzt und Naturphiloſoph, iſt vor
150 Jahren, am 1. Auguſt 1779, geboren. Er
ſchuf ein einheitliches Naturſyſtem und eine
Ent=
wicklungslehre, die ihm Auseinanderſetzungen
mit Goethe und Schelling brachte. 1822 regte
er die erſte Verſammlung deutſcher Naturforſcher
und Aerzte an, die ſeit dieſem Jahre regelmaßig
zuſammentritt.
Nummer 211
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Seite 11
Sctggente Bentet.
Zur Waldenburger Gruben=Kataſirophe.
Das Waldenburger Kohlenrevier iſt, wie gemeldet, von einem
urchtbaren Grubenunglück betroffen worden. Schlagende Wetter
faben auf der Friedenshoffnungs=Grube 24 blühenden
Menſchen=
ſeben einen jähen Tod bereitet, eine Anzahl Familien der
Er=
ährer beraubt und viele Bergleute ſchwer verletzt aufs
Kranken=
ſager geworfen. Ueber die Urſache der Kataſtrophe iſt, wie
ge=
vöhnlich beim Auftreten ſchlagender Wetter, im Augenblick noch
gichts in Erfahrung zu bringen. Gewöhnlich iſt eine langwierige
ſinterſuchung nötig, um Grubenkataſtrophen, wie ſie ſich in
Wal=
ſenburg ereignet hat, aufzuklären. Meiſtens bleibt es das ewige
Beheimnis des Unglücksortes, weil die Augenzeugen der
Kata=
rophe ſofort den Tod fanden.
Schlagende Wetter ſind Gaſe, die aus Methan, das auch im
euchtgas enthalten iſt, beſtehen. Sie werden im Verlauf der
(rbeiten aus den zahlreichen Hohlräumen im Bergwerk frei und
ind mit Luft vermiſcht außerordentlich leicht entzündbar. Selbſt
der kleinſte Funke kann eine unüberſehbare Kataſtrophe zur
folge haben. Meiſtens werden die Auswirkungen einer ſolchen
Exploſion durch den in den Gruben vorhandenen Kohlenſtaub
och erhöht und auf die ganze Grube ausgedehnt. Man kann
ine Schlagwetter=Exploſion mit einer Exploſion von
ausſtrömen=
en Gaſen vergleichen. Meiſtens haben derartige Exploſionen
farke Zerſtörungen in der Grube zur Folge. Ganze Schächte
flegen zuſammenzuſtürzen und alles unter ſich zu begraben.
in Waldenburg iſt dies eigenartiger Weiſe nicht der Fall
ge=
veſen. Eine Zerſtörung der Grube und eine Verſperrung der
Ausgänge trat nicht ein, ſo daß den Verunglückten ſofort
Ret=
ung gebracht werden konnte. Dafür wirkte ſich die Exploſion
uls gewaltige Stichflamme aus, die alle am Unglücksort
befind=
ſichen Arbeiter erfaßte und zum Teil ſchrecklich verbrannte. Ein
Leil der Arbeiter iſt den im Augenblick der Exploſion
entſtehen=
den gefährlichen Verbrennungsgaſen erlegen, da es ihnen nicht
gelang, rechtzeitig das Freie zu gewinnen.
Solange es Gruben=Kataſtrophen gibt, ſolange iſt man auch
um ihre Verhütung bemüht. Den hauptſächlichſten Schutz gegen
die gefährlichen Gaſe ſtellt eine einwandfreie Verſorgung der
Schächte mit friſcher Luft und eine ſorgfältige Abführung der
huftretenden Gaſe dar. Um die Gefahr von Exploſionen zu
verringern, iſt das Arbeiten bei offenem Licht verboten. Zur
Beleuchtung dürfen nur beſondere Sicherheitslampen verwendet
verden. Die Flammen dieſer Lampen ſind durch Drahtzylinder
on der äußeren Luft abgeſchloſſen und können daher im Schacht
efindliche Gaſe nicht zur Entzündung bringen. Da die Gaſe
arb= und geruchlos ſind, hat man beſondere Apparate erfunden,
um ihr Vorhandenſein in den Bergwerken ſofort feſtſtellen zu
önnen. So kann man z. B. mit der Haberſchen
Schlagwetter=
ſeife oder mit den ſogenannten Schlagwetterpiſtolen
Gas=
inſammlungen feſtſtellen. Trotz all dieſer Vorrichtungen aber
dat man bisher Schlagwetter=Exploſionen niemals völlig
ver=
meiden können, da entweder die beſtehenden Vorſchriften nicht
beachtet wurden oder aber unglückliche Umſtände die
Verhin=
drung einer Kataſtrophe unmöglich machten. Welche Urſachen
ni der Waldenburger Kataſtrophe mitgeſpielt haben, wird, wie
pſagt, erſt die Unterſuchung ergeben. Es iſt möglich, daß die
Erploſion durch Sprengſchüſſe hervorgerufen wurde, es iſt aber
nuch möglich, daß eine ſchadhafte Grubenlampe, die Gaſe in
Brand ſetzte. Da der zur Ueberwachung der Grubenlampen
ver=
lpflichtete Bergmann bei der Kataſtrophe ums Leben gekommen
ſt, wird ſich wohl die Möglichkeit dieſer Urſache niemals völlig
lären laſſen. Vielleicht hat aber auch ein Funke, der beim Hauen
des Geſteins entſtand, das entſetzliche Unglück verurſacht. Wer
weiß es? Die Toten können keine Antwort mehr auf dieſe
Fragen geben. Glücklicherweiſe ſind Exploſionen von dieſen
Aus=
naßen in letzter Zeit ſeltener geworden. Ein Zeichen dafür,
daß der Kampf, den Wiſſenſchaft und Technik gegen den tückiſchen
Brubentod führen, nicht vergeblich iſt. Die
Friedenshoffnungs=
grube wurde von einer ähnlichen Kataſtrophe vor 35 Jahren,
m Jahre 1895, heimgeſucht. Damals fanden 31 Bergleute den
Tod. Das letzte Unglück ereignete ſich auf dieſer Grube am 28.
Mai 1920, wo infolge Brandgasvergiftung 5 Bergarbeiter ge=
Uötet wurden.
Das ganze niederſchleſiſche Steinkohlenrevier trauert mit den
Familien und Angehörigen um die Toten. Die Anteilnahme iſt
nach in ganz Deutſchland allgemein.
Ein Aufruf des Regierungspräſidenken.
Breslau. Der Regierungspräſident wird einen Aufruf
veröffentlichen, der zur Gründung eines Fonds für das
Walden=
burger Bergrevier auffordern wird, aus deſſen Zinserträgen den
von ſolchen Unglücksfällen Betroffenen ſofort geholfen werden
kann. An der Unfallſtelle ſind geſtern nachmittag auch Vertreter
der Stadt Breslau, die durch ihre Kapitalbeteiligung an den
Lincke=Hofmann=Werken zu neun Zehnteln Beſitzerin der Grube
iſt, eingetroffen. Die Urſache der Kataſtrophe liegt noch immer
ſim Dunkeln. Die Wetterführung war gut in Ordnung. Das
Auftreten des Schlagwetters wird gerade im Waldenburger
Gebiet durch die Gebirgsſtörungen ſehr begünſtigt. Während
die Arbeiter im allgemeinen mit elektriſchen Lampen ausgerüſtet
ſind, tragen die Aufſeher ſogenannte Benzin=Sicherheitslampen,
die am beſten geeignet ſind, drohende Schlagwetter anzuzeigen.
Enthält die Luft 8—13 Prozent ſchlagende Wetter, ſo iſt die
Exploſivkraft am größten, und die etwa 15 Millimeter hohen
Benzinflämmchen bilden infolge des Eintritts der Gaſe einen
höheren Lichtkegel, während bei den elektriſchen Lampen
An=
zeichen von Schlagwettern ſich nicht bemerkbar machen.
Von einem Augenzeugen
werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Kurz vor 7 Uhr
betrat der Wetterſteiger den Schacht und merkte an ſeiner Lampe,
daß etwas nicht in Ordnung war. Er forderte die Arbeiter auf,
die Stelle zu verlaſſen. Die nächſte Wetterführung lag durch
eine Tür getrennt. Die Arbeiter waren gerade dabei, ihr
Hand=
werkszeug zuſammenzupacken, als das Unglück geſchah. Der
Hauer, der mit ſeiner Bohrmaſchine die Bohrung für die
elek=
triſche Sprengung vorbereitete, hatte die Aufforderung nicht
ge=
hört und muß beim Bohren an totes Geſtein gekommen ſein,
deſſen Härte eine Funkenbildung verurſachte. Es bildete ſich
eine 40 Meter lange Stichflamme, die die Umſtehenden ſofort
verbrannte. Die Wucht der Exploſion hatte alle Stempel
fort=
geriſſen, die die Geſteinsdecke des Stollens tragen. Bis zu einer
Entfernung von 60 Metern flog das Geſtein umher, und auch die
Menſchen wurden zum Teil ebenſo weit geſchleudert. Die leeren
Kohlenwagen wurden vollſtändig zuſammengedrückt, während
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Karte des Reviers.
die vollen Wagen meterweit fortgeſchleudert wurden. Als die
erſte Rettungsabteilung die Unglücksſtelle betrat, bot ſich ihr ein
fürchterliches Bild der Verwüſtung. Eingekeilt in Geſteinsmaſſen
lagen die Opfer bis zur Unkenntlichkeit durch den Kohlenſtaub
entſtellt. Eine der Leichen war durch die Exploſion mit ſolcher
Wucht auf eine Säge geſchleudert worden, daß der Kopf in zwei
Teile geſpalten wurde.
Deber die Urſache der Kakaſtrophe
weiß der „Bote aus dem Rieſengebirge” zu melden: In der
Grube befand ſich ſeit Jahren ein brennendes Flöz, das durch
Mauern abgeſchloſſen war. Wie es heißt, iſt eine Mauer plötzlich
gebrochen, und durch die herausbrechenden Stichflammen
wur=
den die im Schacht befindlichen Gaſe entzündet, die mit
furcht=
barer Gewalt explodierten.
Beſonders tragiſch
iſt bei dem Unglück das folgende Einzelſchickſal eines
Bergman=
nes: Mit der Mittagsſchicht, die zum Unglücksort einfuhr, begab
ſich auch ein älterer Bergmann unter Tage, der ſich nach dieſer
Schicht in den Ruheſtand begeben wollte. Er fand bei der letzten
Fahrt in die Grube den Bergmannstod.
Viele Leichen waren ſo unkenntlich, daß die Feſtſtellung ihrer
Perſonalien kaum möglich war. Die im Knappſchaftslazarett
untergebrachten Schwerverletzten konnten bisher über das
Un=
glück nicht befragt werden. Die Leichen ſind inzwiſchen von der
Staatsanwaltſchaft ſämtlich zur Beſtattung freigegeben worden
und werden gemeinſam beigeſetzt werden. Die Hinterbliebenen
befinden ſich faſt ausnahmslos in ſchwer bedrängter Lage. Es
wird allgemein erwartet, daß ihrer ſchweren Not durch eine
be=
ſondere Hilfsaktion abgeholfen werden wird.
Erzählung eines geretteten Waldenburger Bergmannes.
Waldenburg. Einem Mitglied des „Neuen Tageblattes”,
teilte der leichter verletzte Berghauer Rösner, der mit
Verbren=
nungen im Geſicht und an den Armen im Knappſchaftslazarett
liegt, folgendes mit: Mit meinen Kameraden Wanke und Franz,
von denen Wanke bei der Exploſion den Tod fand, arbeitete ich
unterhalb der achten Sohle, etwa 535 Meter tief unter der Erde.
Die anderen 32 Kameraden arbeiteten noch tiefer, meiſt im
Hilfs=
berg, als die ſchlagenden Wetter hereinbrachen. Es war eine
Art Funkenregens ohne Knall, der plötzlich auf uns
niederfiel und die ganze Oertlichkeit in Qualm hüllte. Ich rannte
als einer der erſten davon und konnte noch den friſchen
Wetter=
ſtrom erreichen, wo ich jedoch zuſammenbrach und das
Bewußt=
ſein verlor. Ich hatte neben Verbrennungen noch eine
Gasver=
giftung erlitten. Als ich durch Sauerſtoff wieder zum
Bewußt=
ſein gebracht worden war, befand ich mich im
Grubenbetriebs=
werk.
Erſchütternde Szenen
ſpielten ſich geſtern den ganzen Tag über in der Leichenhalle des
Knappſchaftslazaretts ab, wo die 24 toten Bergleute liegen, die
auf ſo tragiſche Weiſe ums Leben gekommen ſind. Herzzerreißend
war es, wie Frauen und Kinder, Eltern und Bräute von ihren
Lieben Abſchied nahmen. Auf den Geſichtern der meiſten Toten
ſpiegelte ſich noch der Schreck des letzten Augenblickes.
27 Todesopfer.
Das Waldenburgen Grubenunglück fordert moch weitere
Opfer. In der letzten Nacht ſind drei Schwerverletzte geſtorben,
ſo daß jetzt insgeſamt 27 Todesopfer zu verzeichnen ſind. Auch
für die anderen Verletzten beſteht nach wie vor Lebensgefahr.
Mit dem Leben davonkommen dürften die beiden Hauer Rösner
und Franz.
* Nach ſechzig Jahren.
Seit 1870, ſeit dem Sturze des Kirchenſtaates, hat der Papſt
nicht wieder außerhalb des Vatikans und der mit ihm
verbunde=
nen Peterskirche den apoſtoliſchen Segen ausgeteilt. Die
Ge=
fangenſchaft der Päpſte wurde grade dadurch deutlich betont,
daß jegliche Handlung des Papſtes, auch die rein ſymboliſchen,
nur ſozuſagen nach „innen” gewandt waren. Die großen
Pro=
zeſſionen an hohen Feſttagen und bei Heilig= oder
Seligſprech=
ungen fanden nur innerhalb der Peterskirche ſtatt. Nicht einmal
auf den Stufen der Baſilika von Sankt Peter, geſchweige denn
auf dem herrlichen Platze vor dieſer Kirche, der von den
berühm=
ten Säulenhallen Berninis umgeben iſt, erfolgte irgendeine
kirchliche Feier oder Aeußerung, obwohl gewohnheitsgemäß
dieſe Stufen und der Platz zwiſchen den Kolonnaden als
päpſt=
liches Gebiet gerade ſo wie der Vatikan und die Peterskirche
angeſehen wurden. Allerdings übte auf dem Platz ſelbſt die
ita=
lieniſche Polizei den Sicherheitsdienſt aus, und rechtlich war er
italieniſches Gebiet. Durch den Lateranfrieden iſt nun dieſer
Platz, den man nicht mit dem nach dem Tiber zu gelegenen
gro=
ßen Viereck der anſchließenden Piazza Ruſticucci verwechſeln
darf, dem ſouveränen Staat der „Stadt des Vatikans”
einver=
leibt worden. Der Petersplatz alſo, der von der Peterskirche
und den Kolonnaden Berninis umſchloſſen wird, iſt päpſtlich,
die auf der offenen Seite des Petersplatzes anſchließende Piazza
Ruſticucci bleibt italieniſch.
Auf dem päpſtlichen Petersplatz hat jetzt zum erſtenmal nach
dem Frieden von Lateran der Papſt unter freiem Himmel
an=
geſichts des einſt feindlichen Roms den Segen geſpendet. Schon
früher hat der gleiche Papſt durch eine ſymboliſche Handlung
gezeigt, daß er nach der Freiheit der Päpſte ſtrebte und der „
Ge=
fangenſchaft” über war. Während ſonſt große Pilgerſcharen
ausnahmsweiſe im Damaſushofe des Vatikanspalaſtes von
einem Fenſter der Loggien des Raffael durch einen Papſt
geſeg=
net wurden, hat Papſt Pius XI. bereits vor dem Lateranfrieden
einmal vom Balkon der Peterskirche das italieniſche Volk auf
dem Petersplatz geſegnet. Aber das war nur eine erſte
ſym=
boliſche, faſt improviſierte Handlung, die den verſöhnlichen Geiſt
des Heiligen Vaters zeigen ſollte.
Dieſer Tage aber hat nun nach ſechzig Jahren der
Gefan=
genſchaft” Papſt Pius XI. zum erſtenmal den vatikaniſchen
Pa=
laſt und die Peterskirche offiziell verlaſſen und ſich außerhalb
der vatikaniſchen Gebäude im päpſtlichen Gebiet öffentlich und
zugleich in einer kirchlichem Funktion gezeigt. Es handelte ſich
um die große Prozeſſion am Jakobitage, die zuſammen mit der
Feier für die in Rom verſammelten Seminariſten aus aller Welt
fiel. Während in Florenz noch 38 Grad Hitze herrſchte, freuten
ſich die Römer, nur 35 Grad zu haben. Der Jakobitag, der nach
alter Wetterregel im Norden Italiens, und auch jenſeits der
Alpenſcheide die erſehnten Regen und Gewitter gebracht hatte,
die die ſchier unerträgliche Hitze milderten, ließ in Rom auch
weiter den Himmel in unerbittlicher Bläue ſtrahlen. Nun fing
die Prozeſſion der Seminariſten auf dem Petersplatz oder
ge=
nauer geſagt durch die Kolonnaden, ſchon um halb ſechs Uhr
abends an, zu einer Zeit, als die Sonne noch unbarmherzig
herabbrannte, und dauerte über zwei Stunden, bis wenigſtens
die hohe Geiſtlichkeit, dann die Prälaten und höchſten
Würden=
träger im Zuge erſchienen. Es wurde auf dieſe Weiſe bereits
dämmerig und etwas kühler, bis gegen acht Uhr endlich die
Kardinäle, und ſchließlich der Papſt zu ſehen waren. Vorher
hatten die Menge, die ſeit den Mittagsſtunden ausharrte, und
die geladenen Gäſte, die ihre Plätze ebenfalls reichlich früh
ein=
nahmen, in Schweiß und Geduld ausharren müſſen.
Sehr bedeutende Abſperrungen waren vorgenommen
wor=
den, ſo daß zunächſt der rieſige Petersplatz nur halb voll
er=
ſchien. Man ließ dann — vielleicht erſt unter dem Eindruck einer
gewiſſen Oede — durch wiederholte Oeffnung der Abſperrungen
noch „Volk” nachſickern. Viel zu ſehen bekamen die wenigſten.
Denn der Ausblick auf die Prozeſſion wurde durch die Säulen
der Kolonnaden beſchränkt, und als der Papſt erſchien, ſank faſt
ſchon die Nacht auf die ewige Stadt. Allerdings war durch die
Beleuchtung der Peterskirche der Blick auf den Platz und die
Baſilika beſonders feierlich, ſo daß dann das Hochamt, das der
Papſt auf dem großen Altare, den man auf den Stufen zur
Peterskirche errichtet hatte, beſonders eindringlich wirkte.
Wäh=
rend die päpſtlichen Truppen rings um den Hochaltar beim
Segen niederknieten, präſentierten die italieniſchen Truppen und
die fasciſtiſche Miliz, die an der Piazza Ruſticucci Dienſt taten,
die Gewehre, und an die Hunderttauſend Römer ringsherum
empfingen, meiſt ebenfalls kniend, den erſten Segen, den ein
Papſt ſeit ſechzig Jahren zum erſtenmal wieder außerhalb der
Peterskirche und des Vatikans auf freiem Platz unter dem
tief=
blauen Himel Roms austeilte. Die päpſtliche Gefangenſchaft
war nun auch ſymboliſch überwunden.
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weiſe gegen Barzahlung. (12289
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1929.
Portner
Gerichtsvollzieher.
Zwangsverſteigerung.
Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Zeit der
Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen
der Gaſtwirts Friedrich Scheib Ehefrau, Anna, geb.
Grüner in Darmſtadt, im Grundbuch eingetragen war, ſoll
Freitag, den 30. Auguſt 1929, nachmittags 3/, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer 219,
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvoll=
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 6. April 1929 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſteige=
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind, ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auffor=
derung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls, ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläu=
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
entgegenſtehen=
des Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten
Eegen=
ſtandes tritt.
(9702.
Darmſtadt, den 28. Mai 1929.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk I, Band II, Blatt 86.
Betrag der
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1 T 519 Hofreite Nr. 17 Große
Kaplaneigaſſe 145 3000 RM.
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trägen aller Art.
Nummer 211
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Geite 413
Sport, Spiel und Turnen.
beide Mannſchaften nun ſtark nach. Erſt in den 80. Minute kann
Egels=
bach ein Tor auſholen und bringt dieſes wieder etwas mehr Leben in
Hunvoalt.
die Mannſchaften. Jedoch zu einem Erfolg kammt keine Partei mehr,
Sporkverein Darmſtadt 1898 — 5. A. C. Wien.
Wieder einmal ſteht die Darmſtädter Handballgemeinde vor einem
genz großen Spiel. Ein internationaler Gegner, zudem fünffacher
Landesme=ſter, wird den Darmſtädtern Gelegenheit geben eigenes
gönnen zu zeigen und zu fördern. Und da es weder um Meiſterſchaft
noch um Punkte geht, wird endlich wieder einmal ein Spiel vorgeführt
)werden, bei dem die im Handballſpiel beſonders ſchön ausgeprägte Tech=
— „ik mehr zur Geltung kommt, als dies in den Spielen der letzten Zeit,
die ſamt und ſonders zu ausgeprägt auf Kampf eingeſtellt waren, der
Fall war.
Das Spiel der Sportvereinler gegen F.A.C. Wien iſt der erſte
gampf, den der Meiſter von Oeſterreich auf ſeiner Deutſchlandreiſe
zum Austrag bringt; die Leitung der 98er hat beſonderen Wert darauf
gelegt, die Wiener gerade zum erſten Spiel ihrer Reiſe zu verpflichten,
damit die eigene Mannſchaft gegen eine ausgeruhte gegneriſche Elf zu
beſtehen hat und ſo die Vorbedingungen für den Kampf gleich geſtaltet
ſind. Zweifellos werden die Florisdorfer darauf bedacht ſein, dieſe
ihre zweite Deutſchlandreiſe genau ſo erfolgreich zu abſolvieren wie
das Tournee des Jahres 1927. Damals trug man vier Spiele aus, die
ſämtlich gewonnen wurden, und zwar gegen Breslau 10:4, Polizei
Halle — damals auf der Höhe des Könnens — 5:4, Fortuna Leipzig 4:3
und Magdeburg 7:2. Gegenüber jener Zeit haben die Wiener noch an
Spielſtärke zugenommen. — Die führende Sportzeitung Oeſterreichs
ſchreibt davon, daß durch Einſtellung neuer junger Stürmer die
Lei=
ſtung der Florisdorfer nicht nur das alte Niveau wieder erreichte,
ſon=
dern daß gerade in der Saiſon 1928/29 die Gegner in einem Stile
erledigt wurden, den die Mannſchaft vorher nur ſelten gezeigt hat.
Während früher fünf einzelne Stürmer, und darunter drei Stars,
vor=
handen geweſen ſeien, ſpiele nunmehr
ein ganz hervovrragendes Stürmerquintett,
deſſen ſich kein Gegner erwehren könne.
Man ſieht, daß wir große Dinge von der Elf des Meiſters von
beſterreich erwarten können. Die geſamte Schönheit des Handballſports
wird uns wieder einmal offenbar werden; und da wir ſelbſtverſtändlich
hoffen, die Darmſtädter Mannſchaft, die in ganz großen Spielen ſich
bisher ſters reſtlos einſetzte, zu beſonders guter Form auflaufen zu
ſehen, erwarten wir kein einſeitiges Spiel, ſondern ein Treffen, dem
Spannung und ſchnelles Tempo den größten Reiz geben. Die Gäſte
haben verſprochen, in Darmſtadt in ſtärkſter Aufſtellung anzutreten und
demgemäß folgende Mannſchaft zu ſtellen:
Zak
Tolar Fiſcher
Binder Tauſcher, H. Kagal
Tauſcher, R., Bohomek Kochout Dietrich Neumaher.
In dieſer Elf ſtehen acht Repräſentative: das Abwehrtrio, der
Mittelläufer und der geſamte Sturm mit Ausnahme von Tauſcher.
Der Spielbeginn des Kampfes am 4. Auguſt iſt auf 5 Uhr
feſt=
geſetzt.
zporlwerbekag beim Sp. Cl. Bikkoria Griesheim b. 9.
Der Sporterbetag in Griesheim war für den Sp.Cl. Viktoria
ſowie für den Sportgedanken überhaupt in jeder Beziehung ein voller
(pfolg. Schon am Vormittag wurde den leichtathletiſchen Wettkämpfen
großes Intereſſe entgegen gebracht. 35 Fuß= und Handballer (alles
nur Mitglieder) traten zu den Mehrkämpfen an und wurden recht gute
Leiſtungen geboten. Die Veranſtaltung war aufs beſte vorbereitet,
ſo=
daß alles einem glatten Verlauf nahm und um 1412 Uhr die
Wett=
kämpfe beendet waren. — Der Nachmittag war den Spielen gewidmet
und bewegte ſich um ½3 Uhr ein farbenfreudiger Feſtzug (11
Mann=
ſchaften in Sportkleidung) unter Vorantritt einer Muſikkapelle nach dem
Sportplatz.
Nach dem Eintreffen bortſelbſt fand als 1. Treffen das Rückſpiel
der 2. Mamnſchaften von F. C. 08, Egelsbach und Griesheim ſtatt.
Hier=
lei wurde Griesheim mit 1:0 Toren verdienter Sieger. Anſchließend
Sielte die
Kigamſcht, von Alemannia Worms gegen Griesheim 1. M. (Handball).
Beide Mannſhaften lieferten ein ſchönes Spiel, Worms, allerdings
lie beſſere Mannſchaft, erzielte in der 16. Minute ihr erſtes Tor, um
us zur Halbzeit noch zweimal erfolgreich ſein, zu können. Griesheim
geht trotz ſchöner Angriffe leer aus. In der zweiten Hälfte kann
Worms noch fünfmal in kurzen Abſtänden einſenden und ſo das
Reſul=
irt auf 8:0 erhöhen. Griesheim läßt ſich nicht entmutigen und kann
urich im Endſpurt auf 8:2 verbeſſern. Sch.=R. Bauer von Sp.Vgg.
4rheilgen ſehr gut.
Um die Keismeiſterſchaft ſtehen ſich nun die 1. Mannſchaften von
F. C. 03 Egelsbach und Viktoria Griesheim
egenüber. Griesheim zeigte ein bedeutend beſſeres Spiel als beim
Vor=
ſsiel und konnte das Treffen mit 2:1 Togen (Halbzeit 2:0) für ſich
ent=
ſcheiden. Schon die 2. Minute brachte für Griesheim den erſten Erfoln
umd erhöhte man ſpäter auf 2:0. Bei dieſem Stand geht es in die
Ealbzeit. Während bis jetzt in flottem Tempo geſpielt wurde, ließen
Schiedsrichter Bauer von Plankſtadt war dem Spiel ein gerechter Leiter.
Im letzten Spiel, einem Damen=Handball=
Werbe=
ſpiel, ſah man
Sp.V. 98 Darmſt., Sp.Vgg. Arheilgen komb. gegen Mainz 05.
Ein ausgeglichenes Treffen, bei dem beide Mannſchaften durch gutes
Stellungs= und Zuſammenſpiel auffielen. Die beſſere Leiſtung hierbei
bot allerdings Mainz. In der zehnten Minute geht Mainz in
Füh=
rung und kann noch wechſelvollem Spiel DarmſtadtArheilgen im der
16. Minute den Ausgleich herſtellen. Faſt zuſammen mit dem
Halbzeit=
pfiff fällt für Mainz das zweite Tor. In der zweiten Hälfte gelingt
keiner Partei ein Erfolg und mit 2:1 für Mainz endet ein intereſſantes
und ſchönes Spiel, das ſicher ſeinen Zweck erfüllt hod. Auch hier war
Herr Bauer als Schiedsrichter korrekt und ſicher. — Am Schluſſe der
Spiele angelangt, komte man mit Genugtuung feſtſtellen, daß
ſämt=
liche Spiele einwandfrei und fair ausgetragen wurden. Zuſchauer zirka
1000. — Am Abend verlebte, man bei Tanz und froher Laune noch
einige gemütliche Stunden, und erſt mit den letzten Zügen traten die
Gäſte die Heimreiſe an. Allen Vereinen, ſowie der Gaubehörde,
ver=
treten durch Herrn J. Wolff, Schriftführer, für ihr Entgegenkommen
unſeren beſten Dank.
Zußball.
Neu=Iſenburg bleibt bei Heſſen.
Tagung der mainiſchen Bezirksliga. — Ein Städteſpiel
Frankfurt—Stuttgart.
In einer am Dienstag abend abgehaltenen Beſprechung der
maini=
ſchen Bezirksligavereine wurde feſtgeſtellt, daß mit Ausnahme von
Ein=
tracht, Kickers=Offenbach, Griesheim 02 und UnionNiederrad alle
an=
deren Mannſchaften für den 18. Auguſt bereits Privatſpiel=
Verpflich=
tungen eingegangen ſind, alſo an dieſem Tage die Meiſterſchaftsſpiele
noch nicht aufnehmen werden. Die vier genannten Vereine werden
aber an dieſem Tage bereits mit den Punktekämpfen einſetzen. Die
Meiſterſchaftsſpiele der Reſervemannſchaften ſollen in Zukunft vor den
Spielen der erſten Mannſchaften ausgetragen werden. — Eine ſtändige
Einrichtung ſoll das Städteſpiel Frankfurt—Stuttgart werden, welches
erſtmals am „Opfertag” (25. Segtember) in Stuttgart zum Austrag
kommt. — Die in Erwägung gezogene Zuteilung des VfL. Neu=
Iſen=
burg zur Gruppe Main wurde überraſchenderweiſe von allen Vereinen
abgelehnt.
Tennis.
Die Berkreker von 10 Nakionen in Hamburg im Kampf
Die wachſende Bedeutung des deutſchen Tennis und der Aufſchwung
unſerer Spielſtärke ſpiegeln ſich in der Beſetzung der Internationalen
Tennis=Meiſterſchaften von Deutſchland, die in der Zeit vom 4. bis 12.
Auguſt in Hamburg durchgeführt werden. Das Meldeergebnis it ſo
ausgefallen, daß die deutſchen Tennis=Meiſterſchaften in dieſem Jahre
an Bedeutung gleich hinter den Meiſterſchaftskämpfen in Wimbledon,
Paris und Foreſt=Hill zu ſtehen kommen. Unſere Spitzenklaſſe wird in
allen Wettbewerben hart zu kämpfen haben, um wenigſtens einen Teil
der Titel im Lande zu halten. Englands offizielle Vertretung
be=
ſteht aus H. G. P. Lee und H. V. David, ſowie den Damen R. A.
Hahlock, Chamberlain, Collyard und Joan Fry. Frankreich
ent=
ſendet Brugnon, Bouſſus, Landry de Buzelet, Glaſſer, Duplaix, Ponte,
und die Damen Vauſſard, Holzſchuh, Neufeld,t, Adamoff. — Aus der
Tſchechoflowakei ſind Menzel, Malecek, Rohrer und Fürſtin
Lobkowitz gemeldet, aus Polen Stolarow und Frau Dubienſka, aus
Japan der Davispokalſpieler Ohta, aus der Schweiz Ferrier und
Chieſa, aus Irland Rogers, aus Holland Timmer, aus
Däne=
mark Worm und Rasmuſſen. Ungarn meldete die Herren Bela
von Kehrling und Bano, ſowie die Damen Schreder und Baitrob, aus
Deſterreich wird u. a. der Spitzenſpieler Mateika erwartet. Die
erſte deutſche Klaſſe iſt mit Ausnahme von Frl. Außem, die
krankheitshalber von jeder ſportlichen Tätigkeit vorläufig abſehen muß,
reſtlos vertreten. Genannt ſeien nur der Titelverteidiger D. Prenn,
ſein großer Kampfgenoſſe Hans Moldenhauer, ferner Froitzheim Dr.
Kleinſchroth Rahe, Dr. Deſſart, Frenz, Bergmann, Schomburgk, Wetzel,
Kuhlmann. Nourney, weiter Frau von Reznicek, Frau Friedleben, Frau
Neppach, Frl. Hoffmann, Frau Fritſch, Frau Schomburgk, Frl.
Kall=
meher, Frl. Krahwinkel, Frl. Roſt, Frl. Weihe, Frl. Löwenthal, Frl.
Peitz, Frl. Hammer. Die Titelverteiger, von denen ein Teil
allerdings nicht zur Stelle iſt, ſind: Herren=Einzel: D. Prenn; Damen=
Einzel: Miß D. Akhurſt=Auſtralien; Herren=Doppel: Cummings=Moon
(Südafrika); Gemiſchtes Doppel: Cilly Außem (Deutſchland) R.R. Boyd
(Auſtralien); „Damen=Doppel: „Miß D. Akhurſt/Miß G. Boyd
(Auſtralien).
Berichtigung. Nach Mitteilung des Jockei B. Giehmann wurde im
3. Eulbacher Markt=Hürdenrennen ihm und nicht Herrn
Dr. Denker der Ehrenpreis zuerkannt, jedoch mach dem Menmen von der
Rennleitung abgekauft.
Schwimmen.
Nach drei Skunden ins Leben zurückgerufen!
Das Amtsblatt des Deutſchen Schwimm=Verbands, „Der
Schwim=
mer” enthält nachſtehende intereſſante Meldung:
Der 26jährige Poſtbeamte Franz Komarek wurde im Waſſer von
einem Wadenkrampf befallen und ſank unter. Es dauerte mehr als
drei Minuten, bis man den Verunglückten bergen konnte.
Zufälliger=
weiſe war in dem Schwimmbad der Arzt Dr. Falta aus Lann zugegen,
der ſofort Wiederbelebungsverſuche vornahm, trotzdem Komarek
keiner=
lei Lebenszeichen mehr von ſich gab. Nach dreiſtündiger angeſtrengter
Tätigkeit begann ſich der Verunglückte zu regen, und ſchließlich gelang
es dem wackeren Arzte, ihn wieder zum Bewußtſein zu bringen. Wie
viele gleichartige Fälle werden doch immer wieder als hoffnungslos
angeſehen?.
Boken.
Boxabteilung Rot=Weiß, V. f. R.
Bei dem am Sonntag, den 28. Juli, in Offenbach=Bürgel
ſtattgefun=
denen Kreis=Jugendmeiſterſchaften im II. Kreis des DASV. 1891
beteiligte ſich die Boxabteilung von Rot=Weiß mit ſeinen
Jugendmit=
gliedern. Dabei konnte Alfred Kuhn die Kreis=Jugendmeiſterſchaft im
Papiergewicht erringen, während Fritz Staudt, in derſelben Klaſſe alz
Schiler kämpfend, den 2. Preis errang. Im Bantamgewicht holte ſich
Ga. Weckbach einen 2. Preis, während Albert Dürp im Federgewicht
ſich die Kreisjugendmeiſterſchaft und Gg. Beſt im Weltergewicht einen
2. Preis holte.
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O 18.55: Reichsminiſter a. D. Dr. h. c. Schiele: Der Stand der
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Die Wetterlage, die ſich geſtern durch den Vorſtoß des Azorenhochs
etwas zu beruhigen ſchient wird erneut eine Verſchlechterung erfahren.
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Warmluft läßt es in England bereits vielerorts regnen und wird ſich
auch bald bei uns bemerkbar machen. Es wird alſo mit regneriſchem
und etwas wärmerem Wetter zu rechnen ſein.
Ausſichten für Donnerstag, den 1. Auguſt: Wolkig bis bedeckt, wieder
wärmer und Niederſchläge.
Ausſichten für Freitag, den 2. Auguſt: Weiterhin unbeſtändiges Wetter.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Veranwortich für Poltill und Wietſchaft: Rndolf Mauve; für Feulleton, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Mar Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
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Nummer 211
Donnerstag, den 1. Auguſt
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 31. Juli.
Die Erhöhung der amerikaniſchen Zölle beunruhigt ernſtlich die
franzöſiſchen Wirtſchaftskreiſe. Der bereits erfolgte Rückgang des
fran=
zöſiſchen Exports wird größtenteils amerikaniſchen Zollmaßnahmen
zu=
geſchrieben. Die wirtſchaftliche Uebermacht Amerikas wird jeden Tag
erdrückender; man ſieht nur eine Rettung, Paneuropa.
Dement=
ſprechend findet auch der paneuropäiſche Gedanke in Frankreich in den
Wirtſchaftskreiſen ſeine zahlreichſten Anhänger. Obwohl man ſich gerade
in dieſen Kreiſen der Schwierigkeiten, die auf dieſem Gehiete liegen, am
meiſten bewußt iſt.
Was die zukünftige Entwicklung der franzöſiſchen Handelsbilanz
be=
trifft, ſo iſt man etwas optimiſtiſcher geworden, da bei den günſtigen
Ernteausſichten auf einen erheblichen Rückgang des Imports gerechnet
werden kann.
Die Lage des Geldmarktes zeigt keine Aenderung. Entſprechend der
Politik der Banque de France wird neben der Amortiſierung mehrerer
Nentenſorten jetzt höchſtwahrſcheinlich die Zurückzahlung der
Obliga=
tionen zu 6 Prozent erfolgen. Die Obligationen zu 7 Prozent wurden
bereits faſt alle zurückgezahlt. Es werden vielfach Konvertierungen zu
4 Prozent ſtattfinden. Der Goldbeſtand der Banque de France hat ſich
wieder erhöht. Gleichzeitig ging der Notenumlauf zurück; die mäßige
Deflationspolitik wird alſo weiter fortgeſetzt.
Auf dem Nohſtoffmarkte gibt es keine großen Aenderungen. Der
Kohlenmarkt iſt nach wie vor feſt. Die tägliche Durchſchnittsproduktion
tächſt beſtändig. Die Ertragsfähigkeit der Betriebe iſt ſehr günſtig. Die
Produktion im Mai belief ſich auf 4 425 132 Tonnen. Die tägliche
Durch=
ſchnittsproduktion machte im Mai 184 380 Tonnen aus gegenüber 182 139
Tonnen im April. Wenn man den Aufſchwung der Produktion
beur=
teilen will, ſo muß man ſich vor Augen halten, daß die
Durchſchnitts=
produktion um dieſe Zeit im Jahre 1913 136 147 Tonnen ausmachte.
Man führt das Anwachſen der Produktion nicht zuletzt auf die
Ratio=
ualiſierung und auf die Verbeſſerung der Methoden zurück. Der große
Aufſchwung iſt übrigens bei den nordiſchen Bergwerken viel ſtärker
fühl=
bar als in Mittel= und Südfrankreich.
Der Metallmarkt war feſter als ſonſt. Beſonders die Hauſſe der
Zinnpreiſe war auffallend. Sie war übrigens die logiſche Folge der
Kartellbildung. Denn vor kurzem noch wurden die Zinnpreiſe von der
amerikaniſchen Spekulation gedrückt, und erſt auf die Nachrichten hin,
daß der Markt ſich organiſieren will, iſt die Baiſſeſpekulation vorſichtiger
geworden. Die Ausſichten des Kartells werden optimiſtiſch beurteilt, da
mian auf die Teilnahme faſt aller Produzenten und auf eine eventuelle
Produktionsregelung rechnet.
Die Kupferpreiſe lagen wieder feſter. Beſonders gilt dies für
Elek=
trolytkupfer, deſſen Preis, mit dem Standardkupfer verglichen, relativ
ſehr hoch iſt. Der amerikaniſche Kupferexport nach Europa ſoll im
Monat Juli um etwa 6000 Tonnen niedriger ſein als im Juni. Die
Kupferproduktion im Juni belief ſich auf 174000 Tonnen gegenüber
192 000 Tonnen im Mai. Die Vorräte ſollen aktuell 83 000 Tonnen
aus=
machen. Sie ſind alſo bedeutend größer, als ſie anfangs dieſes
Jahres waren.
Der Kautſchukmarkt iſt nach einer mäßigen Hauſſe wieder ruhiger
geſorden. Eine gewiſſe Feſtigkeit iſt aber immerhin zu konſtatieren.
Hier werden ſeit einigen Wochen die Ausſichten des Marktes
optimiſti=
ſcher beurteilt. Das hat mehrere Gründe, vor allem die ſteigende
Nach=
frage, welche die Produktion bald übertrifft. Auch der Rückgang der
Vorräte, die zurzeit etwa 20 Prozent niedriger ſind, als ſie im
Vor=
jahre waren.
Die Produktion der Kaliſalze iſt im langſamen Steigen begriffen,
Für die erſten drei Monate von 1929 belief ſie ſich auf 403 042 Tonnen,
ſuas einer reinen Pottaſchenproduktion von 149 498 Tonnen entſpricht.
Der Export der Kaliſalze iſt im Vergleich mit dem Vorjahre
zurück=
gegangen; beſonders war dieſer Rückgang des Exports bei den
Kali=
ſulphaten z: fühlen, während der Export des Karnalits und Sylvinits
faſt keine Aenderung erlitten hat.
Die Lage des Nitratenmarktes iſt günſtig. Die Bedeutung des
Kar=
tells iſt durch den Eintritt der norwegiſchen Azotengeſellſchaft noch
größer geworden. Auf dem Phosphatmarkt gibt es einen großen
Auf=
ſchwung. Der Abſatz an Phosphatdünger hat ſich unerwarteter Weiſe
ſtark erhöht und die Kunſtdüngerfabriken haben große Mengen
Super=
phosphate angekauft. Der nordafrikaniſche Phosphatexport war in der
erſten Hälfte von 1929 durchſchnittlich um 40 Prozent höher als
wäh=
rend der erſten Hälfte des Vorjahres.
Die Lage des Petroleummarktes iſt wenig günſtig. Die
Ueberproduk=
tion — die chroniſche Krankheit des Marktes — hält nicht nur weiter
an, ſondern wächſt noch fortwährend. Es werden in Kanada und New=
Oklahoma Bohrungen von großem Umfange unternommen, welche die
Produktion noch rapider ſteigern werden. Man hält es für
wahrſchein=
lich, daß die Tagesproduktion bald drei Millionen Barils überſchreiten
wird. Dementſprechend iſt der Markt, vor allem der des Rohöls gedrückt
und eine in kurzer Zeit erfolgende Baiſſe erſcheint unvermeidlich. Die
Baiſſe des raffinierten Petroleums ſoll ſich dann etwas ſpäter einſtellen.
In London tagt eine Konferenz amerikaniſcher Produzenten, die ſich
mit der Stabiliſierung der Oelpreiſe befaßt. Was die Einſchränkung der
Produktion betrifft, dareiber ſoll erſt eine gegen Ende des Jahres in
Amerika abzuhaltende Konferenz einen Beſchluß faſſen.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten im Juli 1929.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten (Ernährung,
Woh=
nung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und „ſonſtigen Bedarf”)
be=
läuft ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für den
Durchſchnitt des Monats Juli auf 154,4 gegenüber 153,4 im Vormonat.
Sie iſt ſonach um 0,7 v.H. geſtiegen. Dieſe Steigerung iſt im
weſent=
lichen auf eine Erhöhung der Ernährungsausgaben zurückzuführen, und
zwar ſind hier im Reichsdurchſchnitt die Preiſe für Eier, Fleiſch), Milch
und Brot geſtiegen, während die Gemüſepreiſe erheblich nachgelaſſen
haben. Die Ausgaben für Kartoffeln haben ſich erhöht, da in die
Be=
rechnung teilweiſe auch Kartoffeln neuer Ernte eingeſtellt werden
muß=
ten. Die Indexziffer für die einzelnen Gruppen betragen (1913/14
gleich 100 Prozent) für Ernährung 155,7, für Wohnung 126,1, für
Hei=
zung und Beleuchtung 149,4, für Bekleidung 172,1, für den „ſonſtigen
Bedarf” einſchließlich Verkehr 191,9.
Philipps A. G., Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft kündigt auf Grund
des Paragraphen 5 der Anleihebedingungen 500 000 RM. 10prozentige
Schuldverſchreibungen aus dem Jahre 1925 zur Rückzahlung per 1. 10.
dieſes Jahres. Die Verzinſung dieſer Schuldverſchreibungen hört mit
dieſem Tage auf.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
* Chikago, 31. Juli. (Priv.=Tel.)
Kaffee: Am Kaffeemarkt war das Geſchäft ſehr ruhig und die
Preiſe gingen überwiegend zurück, da europäiſche Häuſer Verkäufe
durchführten und die Nachfrage ſich in engen Grenzen hielt.
Zucker: Die Zuckerpreiſe erfuhren in allen Terminen eine
Auf=
wärtsbewegung. Zwar erfolgten zu Beginn in den nahen Sichten
einige Liquidationen, doch hatten dieſe wenig Einfluß auf die allg= Tendenz. Die Spekulation nahm in den ſpäteren Terminen
Deckungen vor. Handel und Kommiſſionsfirmen entfalteten gute
Kauf=
tätigkeit, letztere angeblich für europäiſche Rechnung.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 31. Juli:
Getreide: Weizen, Juli 143½, Sept. 147, Dez. 15434, März
159½; Mais, Juli 103½, Sept. 106½, Dez. 103½, März 106½;
Hafer, Juli 51, Sept. 52½, Dez. 56½; Roggen, Juli 110½, Sept.
114½, Dez. 120.
Schmalz: Juli 12,10, Sept. 12,17½, Okt. 12,32½, Dez. 12.40.
Fleiſch: Rippen, Juli 13,25, Sept. 13,50; Speck, loco 13,25;
leichte Schweine 11,25—12,15, ſchwere Schweine 10,50—11,45;
Schweinezufuhren Chicago 14 000, im Weſten 70 000.
Chicago Baumwolle: Oktober 19,08, Dez. 19,27.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 31. Juli:
Getreide: Weizen, Notwinter 154½, Hartwinter 156½; Mais
neu ang. Ernte 118½; Mehl ſpr. wheat clears 6,70—7,50; Getr.
Fracht nach England 1,6—2 sh, nach dem Kontinent 8—9 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12,80; Talg, extra loſe 7½.
Frankfurker und Berliner Effeklenbörſe.
Frankfurt a. M., 31. Juli.
Die Börſe zeigte heute wieder ein freundlicheres Ausſehen. Als
erſter Grund für die allgemeine Beſſerung kann vor allem die weitere
Erholung des Sterlingkurſes ſowie das Nachlaſſen der Goldabflüſſe der
Bank von England angeführt werden, denn die Befürchtungen einiger
baldigen Diskonterhöhungen verlieren ſomit wieder an Bedeut ung
Aber man rechnet auch mit glatter Ueberwindung des heutigen
Zahl=
tags, da infolge des geringen Engagementsumfanges und der etwas
beſſeren Geldmarktverhältniſſe von dieſer Seite eine Anregung
aus=
ging. Das Geſchäft bewegte ſich aber in der Hauptſache wieder in
klei=
nem Rahmen. Nur in einigen Werten war die Umfaßtätigkeir etwas
lebhafter, denn hier macht ſich von Auslandsſeite und, veranlaßt
hier=
von, auch Deckungsbedürfnis von Seite der Spekulation geltend. Im
Vordergrunde ſtanden Montanwerte. Hier nahm das Rheinland
wie=
der Material aus dem Markte. Mannesmann gewannen 2,5 Prozent,
Phönix 1,5 Proz., Stahlverein 1,75 Proz., Gelſenkirchen 2,5 Proz. und
Rheinſtahl 1 Proz. Am Chemiemarkt konnten J.G. Farben 1 Prozent
höher eröffnen. Am Elektromarkt war die Umſatztätigkeit eng begrenzt.
Zur erſten Notiz wurden nur Siemens mit plus 3 Proz. und A. E. G.
mit plus 1 Proz. notiert. Erwähnenswert waren noch Dt. Linoleum
mit plus 2,5 Proz. und Glanzſtoff mit 2 Proz. Kaliwerte ebenfalls
etwas bevorzugter und zirka 2 Prozent feſter. Die Nebenmärkte lagen
ſt:ll, doch meiſt bis 1 Proz. gebeſſert gegenüber der geſtrigen
Abend=
börſe. Renten zum Teil meiſt leicht erholt. Im Verlauf hielt das
Intereſſe für Spezialpapiere zumeiſt noch an, doch traten auf
Realiſa=
tionen vereinzelte kleine Rückgänge ein. Am Geldmarkt war
Tages=
geld mit 8,5 Prozent wieder etwas geſuchter. Am Deviſenmarkt machte
die Erholung des Pfundes weitere Fortſchritte. Man nannte Mark
gegen Dollar 4,1900, gegen Pfund 20,367, London-Kabel 4,8536, —
Pa=
ris 123,82, —Mailand 92,82, —Madrid 33,22, —Holland 12,101),
An der Abendbörſe konnte ſich die Tendenz weiter befeſtigen,
da für einige Werte Kauforders eingelaufen ſein ſollen. Etwas
leb=
haftere Nachfrage beſtand weiter nach Montanwerten, von denen
Rhei=
niſche Braunkohle und Stahlverein erneut anziehen konnten. Auf
Deckungskäufe bis 1,5 Prozent höher lagen ferner J.G. Farben und
Elektroſverte. Reichsbankanteile konnten gegen den hohen Berliner
Nachbörſenkurs erneur 1 Prozent und Zellſtoff Aſchaffenburg 2 Proz.
geſoinnen. Im Verlaufe wurde das Geſchäft allgemein etwas lebhafter,
und die Kurſe konnten weiter etwas anziehen. Der Ultimo gilt als
überwunden.
Berlin, 31. Juli.
Die heutige Börſe eröffnete in überwiegend feſterer Haltung.
Aller=
dings war dieſe Tendenz mehr ſtimmungs= als kursmäßig zu erkennen.
Nur für Spezialwerte beſtand etwas mehr Intereſſe und vor allem der
Montanmarkt hatte, angeregt durch die Kohlenpreiserhöhungen in
Bel=
gien, die bereits am 1. Auguſt in Kraft treten, lebhafteres Geſchäft.
Auch ſonſt waren die vorliegenden Momente nicht ungünſtig. Der
6. Auguſt kann nunmehr als endgültiger Termin für den
Konferenz=
beginn angeſehen werden. Das im Verlauf befeſtigte New York wertete
man als ein Zeichen dafür, daß der Ultimo drüben ebenſo glatte
Er=
ledigung zu finden ſcheint, wie bei uns. Die Einigung in der
Kali=
induſtrie muß ein weſentlicher Beruhigungsfaktor für den Markt ſein, da
eventuell befürchtete Kampfpreismaßnahmen nun nicht mehr nötig ſind,
Selbſt der geſtrige Goldverluſt der Bank von England (ca. 1 Mill. Pfd.)
wurde ruhig beurteilt und man hält auch am Donnerstag eine
Diskont=
erhöhung in England für unwahrſcheinlich, da das Pfund, beſonders
gegen Paris, ſteigende Tendenz aufzuweiſen habe. Die Kursbeſſerungen zu
Anfang der Börſe gingen im allgemeinen nicht über 1 Prozent hinaus
Anleihen freundlich, Ausländer behauptet, Pfandbriefe ſehr ruhig.
Liqui=
dationspfandbriefe und =Anteile uneinheitlich und bis zu 50 Pfennig
nach beiden Seiten verändert. Die Reichsmark neigte weiter zur
Schwäche, Paris gab international nach, der Yen lag dagegen weiter
feſt. Die Sätze des Geldmarktes konnten heute ſchon eine kleine
Er=
mäßigung erfahren: Tagesgeld, h. h., heute auch Geld über Ultimo 8,5
bis 10,5 Prozent, Monatsgeld 9,5—10,5 Prozent, Warenwechſel zirka
7s Prozent.
Produktenberichke.
Frankfurter Produktenbericht vom 31. Juli. Das Geſchäft an dem
heutigen Hauptmarkt war im allgemeinen ziemlich ruhig und die
Ten=
denz neigte eher etwas zur Schwäche. Das Angebot in Mais und in
Weizenmehl wurde nur zu einem 25 Pfg. billigeren Preis
aufgenom=
men. Einige Nachfrage beſtand dagegen für Roggen, der 25 Pfg.
an=
ziehen konnte. Roggen 22,25—22,50, Hafer inländ. 22,75—23, Mais
22,25, Weizenmehl ſüdd. Null 38,75—42, niederrhein. 38,75—52,
Roggen=
mehl 31—32, Weizenkleie 11,00, Roggenkleie 12,50.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 31. Juli ſtellten ſich für
Ori=
ginal Hüttenaluminium 190, desgleichen 194, Reinnickel 350, Antimon
Regulus 63—67, Feinſilber 71,75—73,50.
Die Berliner Metalltermine vom 31. Juli ſtellten ſich für Kupfer:
Januar 145,50 (146), Februar 145,75 (146), März 146 (146), April,
Mai 146 (146,25), Jun: 146,25 (146,50), Auguſt 141,25 (141,75), Scm
tember 143,50 (143,75), Oktöber 144,25 (144,75), November 144,50 (145),
Dezember 145,50 (145,75). Tendenz: ſtetig. Für Blei: Januar, Fe=
Gruar, März, April, Mai, Juni 46 (46,25), Auguſt 45,25 (45,75),
Sep=
tember 45,75 (46), Oktober, Nobbr., Dez. 46 (46,25). Tendenz: kaum bi
hauptet. Für Zink: Januar, Februar, März, April, Mai, Juni
49,50 (51,50), Auguſt 49 (52), September, Oktober, November,
Dezem=
ber 49,50 (51,50). Tendenz: ſtill. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld,
die in Klammern beigefügten Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die großen deutſchen Rhein=Schiffahrt=Reedereien haben
Verhand=
lungen eingeleitet, um eine Intereſſengemeinſchaft zum Zwecke der
Ra=
tionaliſierung der Tonnage und Verbeſſerungen der Fracht= und
Schlepplöhne herbeizuführen. Die führenden deutſchen Reedereien haben
bereits zugeſagt.
Nach dem vorläufigen Ergebnis der deutſchen
Schweinezwiſchen=
zählung vom 1. Juni 1929 iſt gegenüber dem Vorjahre ein ſtarker
Rück=
gang der Schweinehaltung eingetreten, und zwar ging die Geſamtzahl
der Schweine von 20 186 842 Stück am 1. Juni 1928 auf 16 752 152 Stück
am 1. Juni 1929 zurück. An der Verringerung ſind alle Gattungen faſt
gleichmäßig beteiligt.
Der Auftragseingang in den verſchiedenen Branchen der Solinger
Induſtrie iſt noch weiter zurückgegangen. Zum Teil ſcheinen die Läger
des Handels auch überfüllt.
Wie das engliſche Arbeitsminiſterium bekannt gibt, betrug die Zahl
der Arbeitsloſen in Großbritannien in der am 22. Juli zu Ende
ge=
gangenen Woche 1 122 600, was gegenüber der Vorwoche eine
Vermin=
verung um 14 065 und gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres um
160 334 darſtellt.
Die belgiſche Nationalbank hat ihren Diskontſatz von 4 auf 5
Pro=
zent erhöht.
Mit Wirkung ab 1. Auguſt werden in Belgien die Induſtriekohlen
um 5 Fr. je Tonne und die Hausbrandkohlen um 10 Fr. erhöht.
Die oberſchleſiſchen Metallarbeiterverbände haben den Manteltarif
für die Eiſenhütten zum 1. Oktober 1929 gekündigt. Neue Anträge ſind
jedoch noch nicht eingereicht worden.
Im Monat Juni wurden folgende Mengen in den deutſch=
oberſchle=
ſiſchen Eiſenhütten erzeugt: Roheiſen insgeſamt 16 745 (14 792) Tonnen,
davon Gießereiroheiſen 5534 (904) Tonnen, Stahl= und Spiegeleiſen,
Ferromangan, Ferroſilizium 11 211 (12 173) Tonnen, Rohſtahl insgeſamt
45 452 (43 118) Tonnen, davon Rohblöcke 44 273 (41 915), Stahlguß 1179
(1203) Tonnen. Halbzeug zum Verkauf 3123 (2990) Tonnen.
Fertig=
erzeugniſſe der Walzwerke zum Verkauf 32 770 (31 928) Tonnen.
In der Woche vom 15.—21. Juli (6 Arbeitstage) wurden in den
Steinkohlengruben Deutſch=Oberſchleſiens insgeſamt 439 205 Tonnen
ge=
fördert gegen 433 983 Tonnen in der Woche vom 8.—14. Juli.
Arbeits=
täglich betrug alſo die Förderung 75 201 (72 331) Tonnen.
Im Juni wurden aus Deutſch=Oberſchleſien insgeſamt 73 806 (69 193
im Mai) Tonnen Steinkohle exportiert. Davon gingen 60 606 (62355)
Tonnen nach der Tſchechoflowakei, 9568 (3935) Tonnen nach Oeſterreich,
3130 (2903) Tonnen nach Ungarn und 500 Tonnen (—) nach Jugoſlawien.
In den Zink= und Bleierzgruben Weſtoberſchleſiens wurden im
Juni folgende Mengen gefördert: Galmei 897 (1084), Zinkblende 14 201
(14 718), Bleierze 1534 (1488), Schwefelkies 456 (540) Tonnen. In den
Zinkwalzwerken wurden erzeugt: Zinkblech 535 (585), Zinkblei 4 (4) To.
Die Staatliche Stickſtoff=Fabrik in Chorzow hat mit der Verſendung
des Stickſtoffdüngers für die Herbſtſaiſon begonnen. Infolge des
ver=
ſpäteten Frühjahres, wie es heißt, iſt der Abſatz bedeutend geringer, als
in der gleichen Zeit des Vorjahres.
Die Eiſen= und Hüttenwerke in Oeſterreich, der Tſchechoſlowakei und
Ungarn ſind ſeit Jahresbeginn andauernd gut beſchäftigt. Die
öſter=
reichiſchen Eiſenwerke, vor allem die Alpine Montangeſellſchaft, ſind
durch Beſtellungen der öffentlichen Stellen derart in Anſpruch
genom=
nen, daß ſig ſowohl das Exportgeſchäft als auch das inländiſche
Kom=
merzgeſchäft einſchränken mußten.
Nach einer Meldung aus Cleveland, Ohio, plant der Präſident der
Valley Camp Coal Co. die Organiſation einer enormen
Holdinggeſell=
ſchaft, die Kohlenvorkommen im Werte von rund 2 Milliarden Dollar
kontrollieren ſoll.
Berliner Kursbericht
vom 31. Juli 1929
Oeviſenmarkt
vom 31. Juli 1929
Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Ban!.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban1
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr Motorenw.
C. P Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti, Caoutſchoue
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Mfe
275.—
168.50
153.50
158.50
122.50
161.25
115.—
195.50
100.125
300.—
225.—
80.50
156.50
193.—
113.75
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Töln=Neueſſ. Bgw.
Ludw. Loewe
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppel
Kge
223.—
136.—
208.50
145.—
130.625
109.25
234.—
110 25
127.50
195.50
120.25
53.50
139.75
106.50
89.50
Maee
Rütgerswerke .
Salzbetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke
„e
84.—
391.25
207—
384.—
110.75
239.50
87.50
44.50
65.375
137.25
88.—
160.—
54.—
74.—
70.125
Buenos=Aires
Canada
Japan
Cairo
Konſtantinopel
London
New York
Rio de Janeiro
Uruguay
Amſterdam
Athen
Brüſſel
Bukareſt
Budapeſt
Danzig
Rif
1 Pap. Peſo
canad. Dol
Yen
1ägypt. 2
türk. 2
2.Stg.
Dollar
1 Milreis
Goldpeſo
100 Gulden
100 Drachm
100 Belga
100 Lei
100 Pengd
0 Gulden
Geld
1.76
4. 178
1.943
20.87
2.000
20.345
4.1915
0.497
4. 126
168.1
5.42
58.285
2.484
73.11
1.37
Brie
1.764
4.186
1.94
20.91
2.004
20.38
4.199:
0.494
4.134
168.45
5.43
58.405
2.4881
73.25
Helſingfors
Italien
Jugoſlawien
Kopenhagen
Liſſabon
Oslo
Paris
Prag
Riga
Schweiz
Sofia
Spanien
Stockholm
Callinn (Eſtl.
B1.53 Wien
WährungGeld
100 finn. M.
100 Lire E1.92
100 Dinar
100 Kronen
100 Escudos
100 Kronen Hr1.74
100 Francs
100 Tſch. Kr.
100 Lats 180.61
100 Franken 180.67
100 Leva / 3.03
100 Peſetas /61.21
1 00 Kronen
100 eſtl. Kr.
100 Schilling
10.53
7.363
111.72
18.78
16.42
2. 407
112.34
111.65
59.065
Brief
10.552
21.96
7.377
111.94
18.82
111.98
16.46
12.427
80.77
80.83
3.038
61.33
112.56
111.s7
59.186
Mardane, Komarandngefeafcht
Frankfurter Kursbericht vom 31. Juli 1924
6% Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27 .....
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27 .....
6% Bayern
Frei=
ſtaat v. 27
8% Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28 ...."
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28 ......
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27.
7% Thüringer
Frei=
ſtaat v. 27 ...
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + 1/..
Ablöſungsanl. .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe ...
Bad.=Bad. v. 2
6% Berlin v. 24.
8% Darmſtadt v. 26
v. 21
Frkf.a. M. v. 26,
8% Mainz v. 26
8% Mannh. v. 26.
8% Nürnbergv. 26
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser.
+ Ausl. Ser. II
3% Berl. 6hp.=Bk.
8% Frkf. Hhp. Bk.
41/,% „ Lig. Pfbr.
8% Pfbr. Bk.
4ſ.% - Lig. Pfrb..
87.35
74.
77.25
87.5
91.4
78.75
51
10
4.9
88
—
87.25
87.25
84
89.3
49.8
65.25
78.,
Heſſ. Landesbk.
4/% Heſſ.2bs. 6h.
Bk.=Ligid. Pfbr..
182 Kom.
Landes=
bank Darmſtadt.
8% Mein. Hyp. Bk..
„ Lig. Pfbr..
Pfälz. Hyp. Bk.
2 Preuß. Ztr.,
Stadtſchaft .
8% Rhein. Hyp. Bk
4:/,% „ Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ....."
8% Südd. Bod.=
Cred.=Bank. . . . .
18% Württ. Hyp.=B.
% Daimler Benz
von 27 ......."
18% Klöckner=Werke
Berlin v. 26 ...
% Mainkrw,v,26
7% Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26.
% VoigtckHäffner
von 26 .. . ...."
F. G. Farben Bonds
v. 28. .........
1—
5% Bosn. L.E.B.
v. 1914
4).% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914..
4% Oſt. Goldrente
4:/,% Rum. Gold.
von 1913 .."
4% Türk. Admin.
1. Bagdad
Zollanl
.26Ungarn 1918
96.9
84.5
93.5
82.5
97
74
97
95.5
97
77.5
96.5
97.5
97.25
73.5
92
80
83.75
93
AGR
34
6.30
7.n0
4½/,% Ungarn 1914
14½ „ Goldr
Artien
Allg. Dt. Crebitanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk. .
Deutſche Bank. . . . 169.25
„Eff.=u.
Wechſel=
bank .... . . . . . 124.75
Vereinsbank. . .
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Dresdener Bank ..
Frankf. Bank ....
„ Hyp. Bank....
„ Pfdbr.=Bk. ...
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Mitteld. Creditbk.
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Oſt. Creditanſtalt".
Pfälz. Hyp.=Bank. 135
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditbk.
Hyp.=Bank.
Südd. Bod.-Cr. Bk.
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A.-G. f. Verkehrsw.
Dt. Eiſenb.=Geſ. ..
% Dt. Reic
Vorzge.
Hapag.
Nordd. Llo
Schantung=Eiſenk
Südd. Eiſenb.=Geſ.
—
Accum=Berlin ...
Adlerw. (v. Kleher).
6% AEG. Vorzug
.
„
24.6
22.9
158
181.75
275
159
103.5
140
139.5
150
309.5
121.25
149
160
13
148
122
114.5
120
50
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204
136.5
185
61‟.
431
50.5
114
156.5
207
36
215
126
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109
213
119
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231.5
42
178
98
84
—
283.5
16
221
69.5
56.75
58
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84
200
297
103
121.5
R
163
—
20I5
77
150
411
156
103
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Frankona Rück= u.
Mitv.
... . . 210
Nannh. Verſich. . .1125
G.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 211
Donnerstag, den 1. Auguſt 1929
Geite 15
Mater uns Liutn.
Roman von Bruno Winkler.
Copyright: Greiner u. Co., Berlin, Luiſenſtr. 19.
3)
Nachdruck verboten
Edwin wies mit einer Kopfbewegung nach der Tür, in der
ſoeben Teves erſchien. „Da kommt der Mann, der ſich um das
Haus Stamer wieder einmal verdient gemacht hat.”
Thea ſah nach dem Eintretenden hin und ließ eine Weile
ihr Auge auf ihm ruhen. Sie kannte Teves, aber ſie entſann
ſich nicht, ihn jemals ſo vorteilhaft ausſehend gefunden zu
haben. Der Frack gab ſeiner gedrungenen Geſtalt etwas
Schlan=
kes, der Ernſt ſeines klugen Geſichts wurde durch das Gefällige
der Geſellſchaftskleidung gemildert. Es war Thea, als erinnerte
ſie ſeine Erſcheinung an irgend jemand, aber ſie hatte jetzt keine
Muße, darüber nachzudenken, an wen. Den Blick wieder auf
den jungen Stamer richtend, ſagte ſie: „Soll Ihre Bemerkung
eine Antwort auf meine Frage ſein?”
„Allerdings. Ohne Teves wäre ich vermutlich morgen mit
meinem Wagen in die Luft geflogen. Er hat beim Einbauen
des Tachographen — übrigens einer Neukonſtruktion von ihm,
die die Geſchwindigkeit für jeden zurückgelegten Meter nachleſen
läßt — eine — Bombe unter meinem Sitz gefunden.
Thea Ritterholm erbleichte. „Mein Gott!”
Edwin legte die Hand auf ihren bloßen Unteraum und führte
ſie zu einem Sitz. „Die Gefahr iſt ja abgewendet.”
„Wiſſen Sie das ſicher? Wer iſt der Täter? Etwa wieder —
Jenny?”
Er zuckte mit den Schultern. Jenny Mandoni hat heute
früh um zehn Uhr eine kleine Erpreſſung an mir verſucht. Um
zwölf Uhr entdeckte Teves die Ladung. Die elektriſche Zünduhr
hat um etwa elf Uhr zu laufen begonnen. Die Sprengpackung
muß alſo um dieſe Zeit am Wagen angebracht worden ſein. Um
elf Uhr iſt Jeny Mandoni aber, wie die Polizei inzwiſchen
feſt=
geſtellt hat, in ihrer Penſion in der Motzſtraße geweſen. Sie hat
ihr Zimmer aufgegeben und iſt abgereiſt. Wohin, weiß man
nicht.”
„Alſo . .. ?
„Die Mandoni kommt als Täterin offenbar nicht in Frage.
Ihr plötzliches Verſchwinden findet durch ihren Ueberfall auf
mich ſeine Erklärung: ſie hat mir wieder den Revolver vor die
Naſe gehalten.”
„Sonſt haben Sie keine Feinde?"
„Feinde? Nein. Nur Neider und vielleicht — Rivalen.”
Ueber Theas Geſicht huſchte ein Lächeln. „Die ſind freilich
gefährlich.”
Die Diener öffneten die Tür zum Speiſeſaal. Frau Stamer
bat den Direktor der Handelsbank, ſie zu Tiſch zu führen. Edwin
ging an der Seite der Baronin Ritterholm. Seine Schweſter
Doritt reichte dem jungen Gerhard Lichtenberg, dem Sohn des
Automobilfabrikanten Lichtenberg, den Arm.
Zur Rechten Doritts ſaß Ingenieur Teves, der ſelbſt die
Frau eines Abgeordneten als Tiſchdame hatte. Teves war der
einzige Beamte der Stamerſchen Werke, der geladen war. Er
verdankte dieſe Auszeichnung aber nicht der Aufdeckung des
Attentats gegen Edwin.
Er kam oft in die Villa Stamer. Der Induſtrielle hatte ihn
bald nach ſeiner Anſtellung im Betrieb in die Familie eingeladen.
Frau Stamer begegnete dem Ingenieur mit Kühle. Daß er heute
zur Rechten der Tochter des Hauſes ſaß, geſchah auf den Wunſch
Edwins, der darauf beſtand, ſeinen Retter auf irgendeine Weiſe
zu ehren. Sein Verlangen, er ſolle die Mutter ſelbſt oder Doritt
zu Tiſch führen, war von Frau Stamer ſchroff abgelehnt worden.
Die Geſellſchaften im Hauſe Stamer waren berühmt. Man
langweilte ſich niemals dort. Auch heute hatte Frau Stamer
aufs beſte für die Unterhaltung der Gäſte geſorgt. Zur Tafel
erklang gedämpfte Muſik. Die Speiſenfolge hätte nicht
aus=
geſuchter ſein können. Nach dem Mahl ſollte im Park, durch den
ſich Lampionketten zogen, ein Feuerwerk abgebrannt werden.
Alles das aber war nur Aeußerliches. Das Geheimnis der
Stimmung, die Frau Reginas Feſte auszeichnete, lag in etwas
anderem: ſie verſtand es, unter ihren Bekannten zu wählen. Der
Kreis der um ſie Verſammelten war immer erleſen. Die
Tiſch=
ordnungen, die ſie mit Sorgfalt auszuarbeiten pflegte, zeugten
von ebenſoviel Menſchenkenntnis wie Feingefühl.
Diesmal aber war ihr ein Fehler unterlaufen. Sie hätte
nie und nimmer Lichtenberg und Teves, getrennt durch Doritt,
nebeneinander ſetzen dürfen. Daß es ein Mißgriff war, hatte ſie
allerdings nicht wiſſen können.
Während des Eſſens fiel es ihr auf, daß Teves zu
Lichten=
berg mit einem Unterton leichter Gereiztheit ſprach. Sie legte
dem jedoch weiter keine Bedeutung bei. Die beiden Herren
ver=
traten in der Frage der Zweckmäßigkeit der Automobilrennen,
die Graf Tannenkirch, ein begeiſterter Automobiliſt, in die
Unter=
haltung geworfen hatte, entgegengeſetzte Anſchauungen.
„Die Automobilrennen”, ſagte Lichtenberg, „haben ſich
über=
lebt. Der Motor iſt heute derart ausgebildet, daß es auf
Er=
zielung größerer Geſchwindigkeiten nicht mehr ankommen kann.
Die Abſage bedeutender Veranſtaltungen, die geringe Zahl der
Nennungen bei anderen, ſind ein Symptom.”
„Der allgemeinen Rennmüdigkeit. Gewiß!” gab Teves zu.
„Nicht aber die Notwendigkeit, den Wettbewerb in der
Auto=
mobilinduſtrie nach außen hin ſichtbar zu machen. Die Rennſiege
ſind gewiſſermaßen das Barometer unſeres autotechniſchen
Fort=
ſchritts. Manchen Werken allerdings mag die öffentliche
Feſt=
ſtellung ihrer Leiſtungsfähigkeit nicht erwünſcht ſein.”
Das war ſtark. Frau Stamer, die die letzten Worte
auf=
gefangen hatte, ſtieg das Blut in die Wangen. Die Firma
Lich=
tenberg war im vergangenen Jahr vom Pech geradezu verfolgt
worden: auf der Avus hatte ſich ein Wagen überſchlagen, beim
Eifelrennen, bei dem der Sieg ſchon ſicher ſchien, war der Fahrer
an der letzten Kurve geſcheitert, in Italien, auf der ſchwierigen
ſizilianiſchen Strecke, war ein Lichtenbergerwagen von einem
Lanziarenner angefahren und aus der Bahn geſchleudert worden,
und beim Wiesbadener Bergrennen hatte der junge Lichtenberg,
der diesmal ſelbſt fuhr, eines Kindes wegen, das mitten im
Wald auf einmal auf der Rennſtrecke ſtand, ſtoppen und aufgeben
müſſen. In keinem dieſer Fälle hatte es am Wagen gelegen,
wenn die Firma um den Sieg gekommen war. Der Angriff des
Ingenieurs war daher ſachlich durch nichts gerechtfertigt.
Tebes ſchien zu fühlen, daß er zu weit gegangen war.
Ge=
ſchickt nahm er ſeiner Bemerkung die Schärfe. „Ich meine‟,
fügte er raſch hinzu, „diejenigen Fabriken, die weder mit Siegen
noch mit Neukonſtruktionen hervortreten können."
Frau Stamer atmete auf. Das Werk Lichtenberg hatte im
letzten Jahr einen dentilloſen Motor herausgebracht, der den
berühmten Knighmotor noch übertraf. Gerhard Lichtenberg
konnte ſich nicht getroffen fühlen.
Doritt, die ſtarr auf ihren Teller niedergeſehen hatte, warf
Teves einen dankbaren Blick zu. „Wann werden Sie mir Ihre
neue Sache zeigen, Herr Teves?” fragte ſie freundlich.
„Fabrikgeheimnis”, flüſterte er, ſich zu ihr beugend.
Frau Stamer ſah es nicht mehr. Der zwiſchen Lichtenberg
und Teves ausklingende Streit flackerte in anderer Form auf.
„Das Kampffeld der Induſtrie iſt der Markt und nicht die
Rennbahn”, ſagte der Bankdirektor.
„Sie betrachten die Rennen alſo gewiſſermaßen als
Vor=
poſtengeplänkel?” rief Tannenkirch.
„Als Reklame”, erwiderte Direktor Siegrot.
Der Graf verzog den Mund. „Eine unerträgliche
Ver=
quickung: Sport und Geſchäft. Man ſollte nur noch Rennen
veranſtalten, in denen allein das Perſönliche, nicht die Maſchine
entſcheidet. Alſo: Rennen zwiſchen Fahrern gleicher Fabrikate
und gleicher Typen."
„Gibt es bereits, verehrter Graf, in Amerika, dem Land, dem
weder techniſch noch finanziell etwas unmöglich iſt. Neuerdings
wird die Sache auch in England verſucht. Aber wer ſollte das
wohl bei uns einführen?”
„Es wäre die Geburt eines wahren Autoſports.”
„Und zugleich eine Reklame, wie ſie ſich wirkungsvoller kaum
denken läßt.” Siegrot wandte ſich an Frau Stamer. „Wir
lang=
weilen Sie, gnädige Frau?”
„Im Gegenteil. Was Sie eben ſagen, intereſſiert mich. Man
müßte . . ."
Frau Regina vollendete nicht.
Der Bankdirektor erriet die unausgeſprochenen Worte. Man
müßte ein Stamerrennen veranſtalten! Eine geſcheite Frau!
Aber Stamer hatte andere Sorgen. Siegrot kannte ſie.
Jemand ſchlug ans Glas. Es war Bolton, ein ſchleſiſcher
Induſtriemagnat, der mit Stamer befreundet war. Er brachte
einen Trinkſpruch auf die Hausfrau und den abweſenden
Gaſt=
geber aus.
Nach der Tafel nahm man auf der Terraſſe den Mokka ein.
Im Park glühten die Lampions. Einige Paare ſchritten die
Treppe hinab und wandelten langſam über die von den
leuch=
tenden Kugeln umſäumten Wege.
Lichtenberg ging neben Doritt Stamer. Ihr ſilbernes
Lachen klang herauf.
Siegrot lehnte neben Bolton am Terraſſengeländer und
rührte mit einem goldenen Löffel in dem heißen ſchwarzen Trank.
„Glauben Sie, daß daraus etwas wird?” flüſterte er, mit den
Augen auf das eben in der Tiefe des Parkes verſchwindende
Paar deutend.
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sein, wenn Sie ihn nicht durch die Anzeigen-
Spalten des „Darmstädter Tagblatt” über Ihre
Leistungsfähigkeit unterrichtet hätten.
Sie gehören zu den fortschrittlichen Kaufleuten,
die auf alle minderwertigen oder mittelmäßigen
Werbemethoden verzichten, die das Beste in
den Dienst ihres Unternehmens stellen: Die
Zeitungsanzeige. Und wann beginnen Sie mit
der Veröffentlichung einer neuen Anzeigenserie
im „Darmstädter Tagblatt‟?
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