Darmstädter Tagblatt 1929


20. Juli 1929

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Wöchentliche illuſkrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 199
Samstag, den 20. Juli 1929.
192. Jahrgang

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Nabat weg. Bankkonio Deutſche Bonk und Darm=
ſtädter
und Natonalbank.

Dei Tafſtſceaneſtſce Konfittt.

Eröffnung der Zeindſeligkeiken?
Offenſive ruſſiſcher Skreitkräfte.
EP. London, 19. Juli.
Die Gefahr eines ernſten Krieges im Fernen Oſten rückt trotz
aller gegenteiligen Erwartungen immer näher. Nach den letzten
hier eingelaufenen Berichten haben die ruſſiſchen Streitkräfte an
der mandſchuriſchen Grenze die Offenſive ergriffen und bereits chineſiſchen Krieges herbeizuführen. Stimſon erklärte, Ruß=
die
zwei wichtigſten Grenzſtädte und Eiſenbahnzentren Mand=
ſchuli
und Progranitſchnaja eingenommen. Nach Berichten von
Reiſenden, die heute in Charbin eintrafen, haben dieſe in der
Nähe von Progranitſchnaja heftiges Geſchützfeuer vernommen.
Von chineſiſcher Seite aus ſollen die Tunnels der chineſiſchen Oſt=
eiſenbahn
in der Nähe dieſer Stadt zerſtört worden ſein, um ein
Vordringen ruſſiſcher Truppen zu verhindern. Auf die Meldung
von der Annäherung ruſſiſcher Kriegsſchiffe werden in der San=
Fen=ſo=Straße Minen ausgelegt.
Nach Berichten von der ruſſiſchen Grenze haben ruſſiſche
Flugzeuge chineſiſches Gebiet in der Nordmandſchurei über=
flogen
und Flugblätter abgeworfen, in denen die Bevölkerung
aufgefordert wird, die Sache der Sowjetregierung zu unterſtützen.
Die ruſſiſche Amur=Flotte wird nach den gleichen Meldungen
bei Blagoweſtſchenſk konzentriert, um erforderlichenfalls größere
ruſſiſche Truppenkontingente auf dem Sungari=Fluß nach der
Mandſchurei zu transportieren.
Die ruſſiſchen Konſuln in Mukden, Charbin, Kailar, Mand=
ſchuli
und Progranitſchnaja ſind heute abgereiſt.
Kriegsrak in Moskau.
Kownv, 19. Juli.
Wie aus Moskau gemeldet wird, fand am Freitag unter dem
Vorſitz des Kriegsminiſters eine Sonderſitzung des Kriegs= und
Revolutionsrates ſtatt, in der der Chef des Generalſtabs, der
Leiter des Verſorgungsamts und der Chef des Leningrader
Militärbezirks teilnahmen. Beſprochen wurden die Schutzmaß=
nahmen
an der ruſſiſch=chineſiſchen Grenze für den Fall eines
Ueberfalles weißgardiſtiſcher Emigranten oder chineſiſcher Trup=
pen
. Das Ergebnis wurde geheimgehalten. Wie von amtlicher
ruſſiſcher Seite zu den Gerüchten über den Abbruch des Urlaubs
Budjonis mitgeteilt wird, entſprechen dieſe Gerüchte nicht den
Tatſachen. Auch die Nachrichten über Mobilmachung der Roten
Armee entſprächen nicht der Wahrheit.
Die ruſſiſche Blokke ausgelaufen.
In amtlichen Kreiſen verlautet, daß die Gefahr eines Kriegs=
ausbruches
in den letzten 48 Stunden zugenommen habe. Die
ruſſiſche Flotte in Wlcdiwoſtok hat den Hafen verlaſſen. Mehrere
Zerſtörer und Kanonenboote manöprierten vor der chineſiſchen
Küſte. Die Lage wird als äußerſt geſpannt betrachtet.
Sprengung einer Amurbrücke.
TU. Tokio, 19. Juli.
Stadt Sachaljang mit Blagoweſchtſchenſt verband, von Chineſen
geſprengt worden.
Der Kriegsminiſter Ugapi und der Außenminiſter Schide=
hara
haben den Bericht über die Verhandlungen mit der Mand=
ſchurei
erſtattet.
Nach von privater Seite ſtammenden Nachrichten ſollen ruſ=
ſiſche
Truppen bei Blagoweſtſchenſk den Verſuch gemacht haben,
den hier die Grenze bildenden Amur zu überſchreiten. Die chine=
ſiſchen
Truppen eröffneten das Feuer und zwangen die Ruſſen,
ſich zurückzuziehen.


Teilmobiliſierung in der Mongolei.
nach Privatmeldungen einen Teilmobilmachungsbefehl aus=
gegeben
, 27000 gut ausgerüſtete Soldaten ſind unter Führung
ruſſcher Offiziere nach der mongoliſchen Grenze abgegangen, beſondere an Konſulats= und Geſandtſchaftsgebäuden, über=
Wie weiter gemeldet wird, hat die mongoliſche Regierung auch
Seite noch nicht vor.
Der japaniſche Außenminiſter hat heute den engliſchen, fran= Gefangenen und Verwundeten zu kümmern haben.
zöſiſchen und amerikaniſchen Geſandten empfangen. Das Kriegs=
miniſterium
hat zwei Verbindungsoffiziere nach dem Oſten ent=
ſandt
.
Die Regierung der Außen=Mongolei hat nach Meldungen aus
Maßnahmen zum Schutze der mongoliſchen Grenze gegen jegliche dennoch verhindert werden könnte.
Einfälle von chineſiſcher Seite getroffen habe.
Sowjetregierung ein Militärbündnis abgeſchloſſen, nach dem das
mongoliſche Heer von ruſſiſchen Offizieren befehligt wird. Außer=
dem
hat die Sowjetregierung nach dieſem Vertrag das Recht, die t
ſiſcher Seite durch ihre Truppen zu ſchützen. Das Militärbündnis
zwiſchen Rußland und der Mongolei wird noch in dieſem Jahre
verlängert werden.

Amerikaniſcher Vermitklungsſchrikt
TU. New York, 19. Juli.
Staatsſekretär Stimſon teilt mit, daß die Regierung der
Vereinigten Staaten die Verbindung mit den Botſchaftern Eng=
lands
, Frankreichs und Japans aufgenommen habe, um einen
gemeinſamen Schritt der Mächte zur Verhinderung eines ruſſiſch=
land
und China hätten den Kelloggpakt unterzeichnet. Die An=
ſprüche
beider Völker ſeien ſolcher Natur, daß ſie einem Schieds=
gericht
zur Löſung unterbreitet werden könnten.
Ablehnende Halkung Rußlands.
N. Kowno, 19. Juli.
Wie aus Moskau über die bevorſtehende Einmiſchung des
Völkerbundes in den ruſſiſch=chineſiſchen Streit gemeldet wird,
die Regierung der Sowjetunion die Vermittlung des Völker=
bundes
in dem ruſſiſch=chireſiſchen Streit ablehnen wird. Die
Sowjetregierung erklärt, daß die Beilegung des ruſſiſch=chineſiſchen
Streites ohne irgendwelche Vermittlung erfolgen muß.
Der Präſident des Vorſtandes des Allruſſiſchen Exekutiv=
Ausſchuſſes, Kalinin, hat in einer viel beachteten Rede die Hal=
tung
der Sowjetregierung in dem Konflinkt mit China eindeutig
umriſſen. Wird die Negierung in irgendeiner Weiſe von China
angegriffen, ſo ſind wir bereit, Schlag auf Schlag auf dieſe An=
griffe
zu antworten, erklärte Kalinin. Die Kommuniſtiſche In=
ternationale
hat an alle Arbeiter der Welt die Aufforderung ge=
gerichtet
, Rußland in ſeinem Kampf gegen den chineſiſchen Im=
perialismus
zu unterſtützen. Dſchiang Kai=ſchek wird in dieſem
Aufruf als Henker der chineſiſchen Arbeiter und Bauern hinge=
ſtellt
, und es wird ihm vorgeworfen, daß er nur die Befehle des
internationalen Imperialismus ausführe, der auf den Ausbruch
eines Krieges mit Rußland brenne. Die Unverſchämtheit der
chineſiſchen gegenrevolutionären Elemente ſei ganz beſonders
groß geworden, ſo heißt es in dem Aufruf, ſeitdem die Regie= Belgien die deutſchen Noten ein. Hierüber war in Verſailles
rung Macdonald ans Ruder gekommen ſei.
Keine Ankwork Chinas auf die ruſſiſche Noke.
China angekündigt wurde, dürfte nach Meldungen hieſiger Blät=
N. Peking, 19. Juli, wird, ſich geſchloſſen hinter Regierung und Partei zu ſtellen und ausgearbeitet worden, bei dem Erzberger, als Finanzminiſter
jeglichen Verſuch einer Vermittlung oder Intervention einer
fremden Macht energiſch abzuweiſen.
und Chineſen.
Das Deutſche Reich hat von dem Augenblicke des Abbruches
der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen Rußland und China die
An der ruſſiſch=chineſiſchen Grenze iſt die Amurbrücke, die die Intereſſenvertretung der beiden Staaten übernommen, trotzdem eingelöſt werden müßten. Es iſt noch in aller Erinnerung, wie
den. Deutſchland wird alſo die Aufgabe haben, in Zukunft auf
Erſuchen von ruſiſcher und chineſiſcher Seite zu reagieren und
bei den Regierungen in Nanking oder Moskau Vorſtellungen zu
Deutſchland die Nolle eines Vermittlers zwiſchen den Streitenden
übernommen hat. Die Wiederaufnahme geordneter Beziehungen
flikt zwiſchen einem Mitglied und einem Nichtmitglied des Bun= zent Belgien gegen die Kriegsmark überwieſen werden ſollten.
des ausbricht. Die Wahrnehmung der ruſſiſchen bzw. chineſiſchen
Intereſſen eröffnet unſeren Diplomaten ein ſehr weites Feld der
Betätigung. Wir erinnern nur daran, daß in Rußland über 1000
Chineſen verhaftet wurden. Unſer Botſchafter in Moskau wird
Aus Tolio wird gemeldet: Die mongoliſche Regierung hat ſich alſo entweder um die Freilaſſung der Verhafteten oder um maligen Verhandlungen war jedoch unſererſeits von der Rück=
zu
kümmern haben. Er muß weiter den chineſiſchen Beſitz, ins=
die
nichtamtlichen Vertreter der ruſſiſchen Niederlaſſung in Urga bei der Nankingregierung. Kommt es zum Ausbruch von Feind= ſtets auf die Reichstags=Erklärung Bethmann=Hollwegs vom
ausgewieſen. Eine Beſtätigung dieſer Tatſache liegt von ruſſiſcher ſeligkeiten, dann erweitert ſich der Aufgabenkreis in der Weiſe, 4. Auguſt 1914 berief.
daß unſere diplomatiſchen Beamten ſich auch um das Los, der
Japan immer noch opkimiſtiſch.
In japaniſchen politiſchen Kreiſen hat man die Hoffnung auf. Jahres ſorderte nun Dr. Schacht an Hand der ihm zuteil gewor=
Urga dem ſowjetruſſiſchen Geſandten erklärt, daß ſie gemäß dem Berichte von Grenzzwiſchenfällen noch immer nicht ganz aufge= mit der Rückgabe von Eupen=Malmedy und machte
Militärbündnis mit Rußland die Sowjetunion unterſtützen geben. Die japaniſchen Blätter halten es für möglich, daß der dieſen Standpunkt auch vor der Expertenkonferenz am 23. Junf
werde. Die mongoliſche Regierung erklärte weiter, daß ſie ſcharfe Ausbruch eines offenen Krieges trotz des bisherigen Vorgänge geltend. Die allierten Experten ſtellten ſich naturgemäß auf Bel=
Der japaniſche Außenminiſter empfing heute den ruſſiſchen
Die Außen=Mongolei hat bekanntlich im Jahre 1926 mit der Geſandten. Die Unterredung bezog ſich auf die ruſſiſch=chineſiſche 21. Mai 37 Annuitäten von je 25 Millionen RM. feſt. Hierdurch
Spannung. Der japaniſche Außenminiſter gab dem ruſſiſchen war die Verknüpfung des Problems, mit territorialen Fragen
Geſandten zu verſtehen, daß Japan ſich keineswegs in die Stnei= ausgeſchaltet worden und der belgiſche Standpunkt erhielt zwar
Mongolei im Falle eines militäriſchen Einmarſches von chine= aber ſeine Intereſſen in der Mandſchurei verteidigen müſſe. Der Anerkennung. Damit haben die Allierten ihr Belgien gegebenes
flikts zu ermöglichen,

Sonderleiſtung an Belgien.
Von
Dr. Otto Leibrock, Berlin.
Die zwiſchen Deutſchland und Belgien geführten Verhand=
lungen
zwecks Löſung des Markproblems ſind am 13. Juli ab=
geſchloſſen
worden. Danach wird Deutſchland an Belgien 37
Jahre lang folgende Annuitäten zahlen:
im 1. Jahre . . . . . 16,1 Millionen Reichsmark,
im 2, 3. und 4. Jahre je 21,5 Millionen Reichsmark,
im 5.12. Jahre je. . 26. Millionen Reichsmark,
vom 13.20. Jahre je 20,1 Millionen Reichsmark und
vom 21.37. Jahre je . 9,3 Millionen Reichsmark.
Die Annuitäten ſind in der gleichen Form zu zahlen wie die=
jenigen
des Youngplanes und werden von der Bank für den
invernationalen Zahlungsausgleich verwaltet. Sollte Deutſch=
land
von dem im Youngplan vorgeſehenen Moratorium Ge=
brauch
machen, dann werden die Annuitäten in Form von Sach=
lieferungen
entrichtet. Meinungsverſchiedenheiten werden durch
ein Schiedsgerichtsverfahren erledigt. Die Ratifizierung
des neuen Abkommens iſt bis zur eventuellen
wird aus gut unterichteter ſowjetruſſiſcher Quelle mitgeteilt, daß Ratifikation der Staatsverträge über den
Youngplan hinausgeſchoben worden.
Ueber den Sinn dieſer Verhandlungen beſtehen nun in der
Oeffentlichkeit noch ſo viele Unklarheiten, daß es angebracht er=
ſcheint
, rückſchauend darauf einzugehen. Es iſt noch in friſcher
Erinnerung, daß bei den letzten Pariſer Verhandlungen ſich
Belgien in letzter Stunde weigerte, zu unterzeichnen, bevor nicht
die Markfrage geregelt ſei. Deutſchland bot daraufhin unter dem
Druck der Allierten Sonderverhandlungen an, die dann auch zu
dem vorerwähnten Abkommen führten. Die ganze Streitfrage
iſt ziemlich kompliziert. Es handelt ſich dabei um diejenigen deut=
ſchen
Marknoten, welche infolge des Krieges in belgiſcher Hand.
verblieben ſind. Gleich zu Anfang der Beſetzung hattve die bel=
giſche
Nationalbank die Ausgabe belgiſcher Noten ſiſtiert. Der
deutſche Generalgouverneur ordnete damals die Annahme deut=
ſcher
Marknoten zum Zwangskurs von 1 Mark 114 Franken
an. Einige Monate ſpäter gab ſodann die Sociéts Generale de
Belgique wieder belgiſche Noten aus. Nach dem Kriege zog nun
diskutiert worden, ohne daß man zu einem Ergebnis kam. Die
Allierten verwieſen die beiden intereſſierten Staaten auf den
Weg direkter Verhandlung. Belgiſcherſeits wurden die in Bel=
gien
umlaufenden deutſchen Marknoten auf 800 Millionen Mark
EP. Schanghai, 19. Juli. beziffert. Dazu traten 1,6 Milliarden Mark, die im Verfolg des
Die ruſſiſche Note, mit der der Abbruch der Beziehungen zu Waffenſtillſtandsvertrages Deutſchland an Belgien in Marknoten
ter unbeantwortet bleiben. Die lokalen Luomintang=Ausſchüſſe zahlte, ſo daß insgeſamt ea, 21 Milliarden Mark in belgiſcher
haben Aufrufe erlaſſen, in denen das chineſiſche Volk aufgefordert band waren. Am 25. November 1919 war nun ein Abkommen
Deutſchlands mitarbeitete. Der in Betracht kommende Mark=
betrag
war in dieſem Abkommen auf 6.1 Milliarden geſchätzt wor=
den
. Es war dies gegenüber der vorherigen Schätzung ein Mehr
von 3,6 Milliarden. Die Belgier erklärten dieſe Differenz damit,
* De MMereſſenvertrerang der Hahen, daß in der Zwiſchenzeit ungeheure Mengen deutſcher Noten (alte
rot geſtempelte) nach Belgien eingeſchmuggelt worden ſeien in
der ſpekulativen Berechnung der Schmuggler, daß dieſe inzwiſchen
im Kurſe gefallenen Noten, wenn ſie als belgiſcher Beſitz präſen=
tiert
würden, von Deutſchland zu dem hohen Kriegszwangskurſe
bereits verlautete, daß Frankreich und Japan damit betraut wür= damals Agenten in Deutſchland umherreiſten, die nach ſolchen
Rotgeſtempelten ſuchten und dieſelben mit einem Aufgeld be=
zahlten
. Der belgiſche Staat hatte zwar gegen den Schmuggel
Maßnahmen getroffen und die Einlöſungsfriſt begrenzt; es waren
erheben. Dieſe Intereſſenvertretung bedeutet aber nicht, daß aber bereits bei Ergreifen dieſer Maßnahmen ca. 2 Milliarden
Marknoten eingeſchmuggelt worden.
Bei den Verhandlungen im Jahre 1919 war von den Unter=
bleibt
Aufgabe des Völkerbundsrates, in deſſen Statut es aus= händlern vereinbart worden, daß deutſche Schatzſcheine, in Mark
drücklich heißt, daß er auch dann eingreifen muß, wenn ein Kon= fixiert, auf 20 Jahre verteilt und mit einem Zinsſatz von 5 Pro=
Es waren weiterhin Emiſſionsſcheine für die Kursdifferenz vor=
geſehen
worden, aber nur für den Betrag von 55 Millarden.
Für den nach dem Waffenſtillſtand in Belgien eingeführten Mark=
betrag
hatte man ſich auf 600 Millionen geeinigt. Bei den da=
eine
menſchenwürdige Unterbringung in Konzentrationslagern gabe von Eupen=Malmedy, von der Freigabe des ſequeſtierten
Vermögens keine Rede. Das Abkommen wurde nicht ratifiziert.
wachen. Aehnliche Aufgaben erwarten den deutſchen Botſchafter Die Verhandlungen gingen vielmehr weiter, wobei ſich Belgien
Mit Beginn des Aufrollens der Reparationsfrage im ver=
gangenen
Jahre machte Belgien erneute Anſtvengungen. In einer
Note vom 8. November 1928 wurde den für die Expertenkonferenz
einzuladenden Regierungen aufgegeben, das Markproblem mit
den übrigen Reparationsfragen zu löſen. Am 21. März dieſes
eine gütliche Beilegung des ruſſiſch=chineſiſchen Konflikts trotz der denen Inſtruktion die Verknüpfung der Markfrage
giens Seite und ſetzten in den Memoranden vom 12. April und
tigkeiten zwiſchen den beiden Ländern einmiſchen werde, daß es nicht eine juriſtiſch abſolut klare, aber unzweifelhaft eine moraliſche
ruſſiſche Geſandte hat, wie man hört, die Verſicherung gegeben, Verſprechen, daß deſſen politiſche und wirtſchaftliche Wiederher=
daß
Rußland alles tun werde, um eine friedliche Löſung des Kon= ſtellung die weſentliche Bedingung eines ſtabilen Friedens bilde,
auf Koſten Deutſchlands eingelöſt.

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Samstag, den 20. Zuli 1929

Rummer 199

Seite 2
Die engliſch=rufſiſchen Beziehungen.
London, 19. Juli.
In den Verhandlungen zur Wiederaufnahme der diploma=
tiſchen
Beziehungen zwiſchen England und Rußland dürfte im
Hinblick auf die Lage im Fernen Oſten unter Umſtänden eine
Verzögerung eintreten. Im Unterhaus wurde heute dem eng=
liſchen
Außenminiſter Henderſon angeraten, dieſe Verhandlungen
infolge der Vorgänge an der ruſſiſch=chineſiſchen Grenze bis auf
weiteres aufzuſchieben. Die Angelegenheit wird in der Montags=
ſitzung
des Unterhauſes zur Diskuſſion gelangen.
Im Foreign Office war bis zum Spätabend des Donnerstag
die Antwort der Sowjetregierung auf die engliſche Note, in der
um die Entſendung eines Sowjetvertreters zur Einleitung von
Vorverhandlungen für die Wiederaufnahme der diplomatiſchen
Beziehungen zwiſchen Sowjetrußland und England gebeten wor=
den
war, noch nicht eingegangen. In politiſchen Kreiſen hat man
geringen Zweifel, daß dieſer erſte Abſchnitt der diplomatiſchen
Verhandlungen zwiſchen London und Moskau mit einer leichten
Niederlage der britiſchen Regierung enden werde. Man meint,
die Sowjetregierung werde in ihrer Antwort darauf hinweiſen,
daß zunächſt regelrechte diplomatiſche Beziehungen zwiſchen bei
den Regierungen hergeſtellt werden müßten. Erſt dann wolle die
Sowjetregierung die ſich hieraus ergebenden Fragen erörtern. Die
Behandlung der Propaganda= und Schuldenfrage vor der amt=
lichen
Wiederherſtellung der Beziehungen und gewiſſermaßen als
Vorbedingung für die erneute Anerkennung Moskaus durch
Großbritannien werde von der Sowjetregierung abgelehnt.

EP. Paris, 19. Juli.
Außenminiſter Briand empfing heute nacheinander den chine=
ſiſchen
Geſandten in Paris, Kao Lu, ſowie den Sowjetgeſandten
Dowgalewſki. Die Unterredung, über die amtlich nichts mit=
geteilt
wurde, dürſte ſich auf die geſpannte Lage zwiſchen Sow=
jetrußland
und China bezogen haben. Der Temps ſchreibt
dazu, es ſei zu hoffen, daß die Kanzleien Mittel und Wege finden,
alle Schwierigkeiten, die eine ſolche Situation mit ſich bringen
würde, aus der Welt zu ſchaffen, damit ein ruſſiſch=chineſiſcher
Krieg, der jedem politiſchen Sinn und jedem Gefühl der Menſch=
lichkeit
Hohn ſprechen würde, vermieden werde. Die Tatſache, daß
die diplomatiſchen Vertreter Rußlands und Chinas in Paris
Briand einen Beſuch abgeſtattet haben, beſtärde die Annahme,
daß die Kanzleien dieſem Konflikt gegenüber nicht untätig bleiben
werden.
Die likauiſche Noke an den Völkerbund.
Kowno, 19. Juli.
Die Litauiſche Telegraphen=Agentur veröffentlicht den Inhalt
der an den Völkerbund gerichteten Note, über deren Abſendung
bereits berichtet wurde. In der Note wird darauf hingewieſen
daß die Exiſtenz und das Unabhängigkeitsrecht der Völker ſeit
der Deklaration des Waſhingtoner Völkerrechtsinſtituts von 1926
in allen Nachkriegsverträgen feierlich anerkannt wurde, daß Polen
aber dieſe Rechtsnorm in ſeinen Beziehungen zu Litauen verletzt
hätte. Deshalb ſei auf Vorſchlag der litauiſchen Regierung auch
in der einſtimmig angenommenen Völkerbundsreſolution vom
10. Dezember 1927 Polen die Verpflichtung auferlegt worden,
die Unabhängigkeit und territoriale Unantaſtbarkeit Litauens an=
zuerkennen
und in die inneren Verhältniſſe Litauens ſich nicht
einzumiſchen. Das Verhalten Polens widerſpreche aber den über=
nommenen
Verpflichtungen. Die litauiſche Regierung habe Ge=
legenheit
gehabt, auf die von der polniſchen Macht gebildeten be=
waffneten
Banden hinzuweiſen, die ſich litauiſche Emigranten
nennen und deren Ziel es ſei, die litauiſche Regierung zu ſtürzen
und eine Regierung ans Ruder zu bringen, die auf die litauiſche
nationale Forderung hinſichtlich Wilnas verzichten und politiſche
und wirtſchaftliche Beziehungen zu Polen aufnehmen wolle. So=
dann
werden in der Note einzelne Terrorakte aufgeführt. Es wird
auch das letzte Attentat auf Woldemaras erwähnt. Aus Zeitungs=
angaben
ſei zu erſehen geweſen, daß der litauiſche Miniſterpräſi=
dent
bis zum 15. Mai von Terroriſten ermordet werden ſollte. Der
Hauptbeteiligte, Voſilius, habe erklärt, daß er nach dem Attentat
nach Polen hätte flüchten wollen, weil die polniſche Regierung
an dem Attentat auf Woldemaras intereſſiert geweſen ſei. Auch
aus polniſchen Blätterſtimmen gehe hervor, daß man beſtrebt ge=

ten auch ergeben, daß die bei dem Attentat benutzten Bomben
dieſelben waren, die das polniſche Militär gebrauche. Da die
Tatigkeit der Terroriſtenbanden insbeſondere auf dem Terri=
torium
des unabhängigen Litauen von der polniſchen Regierung
unterſtützt wurde, ſei es klar, daß ſich an der Grenze ſolche Vor=
fälle
ereignen können, die gefährliche Ereigniſſe heraufbeſchwören.
Die Völkerbundsreſolution vom 10. Dezember 1927 ſehe aus die=
ſem
Grunde eine Spezialkommiſſion vor, die bei der Entſtehung
einer Gefahr die notwendigen Maßnahmen vorſehen würde, um
den weiteren Ereigniſſen vorzubeugen. Die litauiſche Regierung
glaube, daß Fälle, die in der Note geſchildert werden, die Inter=
vention
einer ſolchen Kommiſſion verlangen. Die Note iſt vom
Miniſterpräſidenten unterzeichnet.

(Zur 70. Wiederkehr ſeines Geburtstages am 19. Juli.)
Von Paul Mayer.
Der an einem Sommerſonntag des Jahres 1859 in Stettin
geborene Carl Ludwig Schleich war im volkstümlichen Sinne des
Wortes ein Sonntagskind. Gütige Göttinnen ſtanden an ſeiner
Wiege und ſchenkten ihm die Gaben des Erkennens, des Genießens
und des befreienden Lachens. Carl Ludwigs Vater ein Mann
mit dem Haupt eines Löwen war ein angeſehener, von Rudolf
Virchow geſchätzter Arzt. Carl Ludwig hatte das Glück, in ſeinem
Vater gleichzeitig den beſten Freund und den an ſeine Zukunft
glaubenden Mentor zu beſitzen. In den Briefen des Sohnes er=
ſcheint
der Alte mit dem Löwenkopf als der gute, herrliche Ecke=
hard
. In Stettin, das damals als Oſtſee=Weimar galt, und in
Stralſund, wo die Erinnerung an Schill und Arndt noch
lebendig war, hat der allezeit heimattreue Pommer ſeine Jugend=
ſtreiche
verübt, ſein Latein gelernt und in allen ſchönen Künſten
ſilettiert.
Das Studium der Medizin war zunächſt ein Liebes=
tribut
an den Vater. Carl Ludwig war entſchloſſen. Dichter zu
werden. In Zürich ging er dann und wann in den Hörſaal, aber
nur dann, wenn er nicht gerade den Gletſcherring der Alpenwieſen
beſtaunte, Bootfahrten auf dem See unternahm oder Balladen von
Carl Löwe ſang. Er wollte damals Tenor werden, und dieſen
ſeinen Entſchluß gab er ſeinem Vater telegraphiſch zur Kenntnis.
Aber der Vater holte ihn mit gütiger Klugheit auf das medizi=
niſche
Arbeitsfeld zurück, auf dem der vielſeitige Student ſich ſpä=
ter
höchſt königlich bewähren ſollte. Schon damals war Carl Lud=
wig
ein Zecher von hohen Graden, und durch ſeine ſtaunenswerte
Trinkfeſtigkeit imponierte er dem alten, ſchweizeriſch groben Gott=
fried
Keller, der den reichsdeutſchen Studenten einige Male
abholte, um mit ihm zu pokulieren.
Nach Pommern zurückgekehrt, betätigte ſich der junge Medizin=
mann
bei Geſellſchaften als Baßgeiger, Improviſator und Verſe=
macher
. Aber der Vater überwachte ſein Studium in Greifswald,
wo der von der eigenen Jugend und der Fülle des Daſeins be=
rauſchte
Student ſein Phyſikum baute. Als junger Kliniker kam
er Anfang 1882 nach Berlin. Seine Meiſter waren Langen=
beck
Bergmann und Virchow. Im Jahre 1889 eröffnete
er eine Privatklinik für Chirurgie und

Lebensende Gefährtin und Helferin geblieben iſt, beendete ſeine
Sturm= und Drangzeit. Siegesgewiß erſchien der verſchwenderiſch
Begabte im April 1892 vor dem Chirurgenkongreß, um den Fach=
genoſſen
ſeine Entdeckung der Lokalanäſtheſie zu erklären, das neue
Verfahren, das in vielen Fällen Operationen ohne Narkoſe ermög=
lichte
. Es war ein ſchwarzer Tag in ſeinem beſonnten Leben.
Die Herren von der Zunft ließen ſich nicht überzeugen, ſie behan=

delten den Entdecker wie einen Charlatan. Dieſen Tag, an dem
die Unbelehrbarkeit des Fachmannes triumphierte, hat Schleich
nie vergeſſen. Das Unrecht, das ihm die Kollegen angetan, emp=
fand
er mit der Intenſität eines Michael Kohlhaas. Aber die

Vom Tage.

Reichspräſident von Hindenburg hat ſich mit ſeinem Sohne
zum Wochenende nach der Schorfheide begeben.
Am 4. Juli hat im Haag der Austauſch der Ratifikationsurkunden
zu dem am 24. Juli 1922 im Haag abgeſchloſſenen deutſch= nieder=
ländiſchen
Luftverkehrsabkommen und zu dem am
17. Auguſt 1928 gleichfalls im Haag abgeſchloſſenen Zuſatzprotokoll zu
dieſem Abkommen ſtattgefunden. Abkommen und Zuſatzprotokoll ſind
geſtern in Kraft getreten.
Die Ausweiſung, des techniſchen Generaldirektors der Bis=
marckhütte
Kallenborn iſt auf Intervention einflußreicher polni=
ſcher
Induſtrieller, des Fürſten Radziwill und des früheren Miniſters
Gliwic zurückgezogen worden.
Nach einer Meldung des Vingtieme Siecle wird Belgien auf
der kommenden Regierungskonferenz durch Miniſter=
präſident
Jaſpar, Außenminiſter Hymans und Baron Houtart vertre=
ten
ſein.
Füir eine Rote=Kreuz=Konvention zum Schutze der
Zivilbevölkerung in Kriegsſällen, werden vorausſichtlich demnächſt
die Vorarbeiten wieder aufgenommen werden. Auf italieniſchen Wunſch
hat die in Genf tagende Kommiſſion zur Reviſion der Genfer Verwun=
deten
=Konventien einen entſprechenden Antrag zum Abſchluß einer
internationalen Konvention für den Schutz der Zivilbevölkerung in den
Endbericht ihrer Verhandlungen aufgenommen.
Nach den letzlen Nachrichten aus Kabul hat. Habib Ullah den
Halbbruder Aman Ullahs, Hidayat Ullah, und drei An=
hänger
des früheren Königs durch den Strang hin=
richten
laſſen.

Schwierigkeiten bei den deutſch=iſchechoflowakiſchen

Prag, 19. Juli.
Die tſchechoſlowakiſche Abordnung, die in Berlin" an den
Vorbeſppechungen für die Handelsvertragsverhandlungen teil=
nahm
, iſt am Mittwoch hierher zurückgekehrt. Aus dem Verlauf
der Vorbeſprechungen kann, einer Korreſpondenzmeldung zufolge
erſehen werden, daß die Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen den
beiden Parteien ſeit der letzten Verhandlungsetappe vor zwei
Jahren ſich nicht verringerten, ſondern ſogar größer wurden. Zu
den früheren Problemen geſellte ſich eine Reihe anderer Fragen,
die durch Beſtrebungen einiger Induſtrien hervorgerufen ſind,
und zwar hauptſächlich durch die Glas= und Porzellaninduſtrie,
die angeblich infolge der verſchlechterten Situation darauf hin=
arbeiten
, daß die deutſche Regierung die Zollkonzeſſionen, die der
Tſchechoſlowakei bei der letzten Verhandlungsetappe zugeſtanden
wurden, einer Reviſion unterziehe. Um die künftigen offiziellen
Verhandlungen zu erleichtern, wollen beide Delegationen, ſobald
die Regierungen einen grundſätzlichen Sſtandpunkt feſtgelegt
haben, eine Zuſammenkunft wirtſchaftlicher Sachverſtändiger und
praktiſcher Experten der am Vertrage intereſſierten Gebietszweige
beider Staaten ermöglichen, um durch gemeinſame Verhandlungen
zu verſuchen, die gegenſeitigen Standpunkte für die offiziellen
Verhandlungen einander näher zu bringen. Dieſe bereits öfters
angewandte Praxis hat ſich im ganzen gut bewährt. Die Regie=
rungen
beider Staaten werden eine grundſätzliche Entſcheidung
vorausſichtlich nach den Ferien treffen.
Die Reform der Arbeitsloſenverſicherung.
Berlin, 19. Juli.
Die Sachverſtändigenkommiſſion beim Reichsarbeitsminiſterium
behandelte in ihrem dritten Tagungsabſchnitt vom 16. bis 19. Juli die
Verſicherungsleiſtungen und den Perſonenkreis der Verſicherung, Fra=
gen
des Verfahrens und der Verwaltung der wertſchaffenden Arbeits=
loſenfürſorge
ſowie einige Probleme minderer Bedeutung. Damit iſt
die erſte Beratung im weſentlichen abgeſchloſſen. In den nächſten Wo=
chen
ſollen zunächſt die finanziellen Fragen noch einmal in ihrer Ge=
ſamtheit
erörtert werden. Mit der zweiten Leſung werden dann die
Arbeiten vorausſichtlich am Schluß der Woche ihr Ende finden.
* Großwahltag in Preußen.
Der 17. November wird für Preußen zu einem Großwahltag
erſter Ordnung. An dieſem Tage finden die allgemeinen Neu=
wahlen
ſtatt zu den Provinziallandtagen, den Kommunalland=
tagen
, den Bezirksverbänden Kaſſel und Wiesbaden und dem
Landesverband Hohenzollern, den Kreistagen, den Gemeindever=
tretungen
der Städte und Landgemeinden, ſowie den Arbeiter=
vertretungen
der Rheinprovinz und der Provinz Weſtfalen. Den
Wahlen kommt damit eine außerordentlich große Bedeutung zu.
Die Wähler haben dabei zu beſtimmen, welche Parteien die Ge=
ſchicke
ihrer Gemeinde in die Hand zu nehmen haben. Außerdem
ergibt ſich daraus aber auch die Grundlage für den künftigen
Staatsrat, deſſen Mitglieder in der Hauptſache von den Pro=
vinziallandtagen
ernannt werden.
Demütigung auf dem Chirurgentag machte ihn auch zum Schutz=
herrn
und Förderer aller jungen Talente, die er von der Denkfaul=
heit
und Sattheit der Arrivierten bedroht glaubte.
So heftig Schleich unter der Verkennung ſeiner Fachgenoſſen
litt, er war nicht der Mann, untätig grollend im Winkel zu ſtehen.

aber genug des Wertvollen fand.
Der Becher der Welt wurde ihm nie ſchal. Aus Operations=
ſaal
und Laboratorium flüchtete er zu Muſik und Malerei und zu
dem Freundeskreis, der ſich in der Kneipe Zum ſchwarzen Fer=
kel
verſammelte. Hier regierte Auguſt Strindberg, in ſeiner
ahasveriſchen Unraſt ein Wahlverwandter Schleichs. Hier trafen
ſich Holger Drachmann, Ola Hanſon, Stanislaus Pſry=
birewſky
Bierbaum und Hartleben. Hier mußte
Schleich zwiſchen Strindberg und Dehmel vermitteln, wenn ſie
bei ihren Redekämpfen allzu hart aneinander geraten waren.
Im Lichterfelder Krankenhaus arbeitete Schleich als Leiter
der chirurgiſchen Station mit Schweninger dem Arzt Bis=
marcks
. Die gemeinſame Arbeit zweier ſo eigenwilliger Naturen
konnte nicht von langer Dauer ſein. Es kam zum Bruch, aber der

wo er mit Generalärzten zu kämpfen hatte, von denen er ſagte,
daß ſie mit falſchem Stolz mehr Generäle als Aerzte wären.
Als Schleich in die Jahre kam, da andere Menſchen alt wer=
den
, ſchenkten ihm die Götter eine zweite Jugend. Die Phantaſie
beflügelte ſein Wiſſen, die Intuition war Herold ſeiner Erkennt=
nis
. In ſeinen drei letzten Lebensjahren war Schleich als Schrift=
ſteller
überaus fruchtbar. In ſeinen Büchern Die Weisheit der
Freude und Ewige Alltäglichkeiten zog er alle Gebiete des
menſchlichen Wirkens in den Kreis ſeiner in Leben und Welt ver=
liebten
Betrachtung. Er begab ſich gern in die Grenzgebiete
menſchlichen Erkennens. Aus den Erfahrungen des Diesſeits ver=
ſuchte
er Brücken ins Jenſeits zu bauen. Bezeichnend ſind die
Titel einiger Schriften aus dieſer Zeit: Das Problem des Todes
und Bewußtſein und Unſterblichkeit Schleich war, wie alle
wahrhaft produktiven Naturen, ein großer Anreger. Von ihm
galt, was Hölderlin an Schiller ſchrieb, daß dies das
Eigentum der ſeltenen Menſchen iſt, daß ſie geben können, ohne zu
empfangen, daß ſie ſich auch am Eiſe wärmen können. Auch tote
Seelen erwachten unter dem Gluthauch ſeines nie verlöſchenden
Feuers zu neuem Leben.
Wie Efeublätter um einen Baum, ſo rankten ſich Anekdoten
um den alten, ewig=jungen Profeſſor. Er war populär geworden,
er hatte ſeine Gemeinde, ſeine Gläubigen. Wenn er im Charlot=
tenburger
Rathaus ſeine Dichtungen vorlas, jubelten die Getreuen,
die ſeine ſtarke, eigenartige, ſuggeſtive Perſönlichkeit verehrten.
Wirkliche Volkstümlichkeit im ganzen deutſchen Sprachgebiet ver=
ſchafften
ihm ſeine Lebenserinnerungen Beſonnte Vergangen=
beit
die 1920 erſchienen und in mehr als 200 000 Exemplaren
verbreitet ſind. Es ſpricht für die Lebensverbundenheit des Ge=
lehrten
, daß ihm zu ſchaffen geglückt iſt, was in jedem Jahrhundert
nur zwei= oder dreimal gelingt: das Volksbuch. Schleichs in vie=

Grandang des keicsberbnnses ver
tandiicen Geneffenſcanten.
Frankfurt a. M., 19. Juli.
Unter dem Vorſitz des Präſidenten der Preußiſchen Zentral=
genoſſenſchaftskaſſe
fand heute in Frankfurt a. M. eine Sitzung
der Organiſationen des ländlichen Genoſſenſchaftsweſens ſtatt.
Vertreten waren: 1. Reichsverband der deutſchen landwirtſchaft=
lichen
Genoſſenſchaften; 2. Generalverband der deutſchen Raiff=
eiſengenoſſenſchaften
; 3. Genoſſenſchaftsverband der deutſchen
Bauernvereine; 4. Genoſſenſchaftsverband des Reichs= Landbun=
des
: 5. Genoſſenſchaftsverband, der deutſchen Bauernſchaft;
6. Mittelrheiniſcher Genoſſenſchaftsverband; 7. Verband der ober=
ſchleſiſchen
Genoſſenſchaften.
Die Verhandlungen über die Bildung des Einheitswverbandes
der ländbichen Genoſſenſchaften wurden in dieſer Sitzung zu
Ende geführt. Den zuſtändigen Organen der Genoſſenſchafts=
verbände
wird einſtmmig folgender Vorſchlag zur unverzüglichen
Annahme empfohlen:
An die Spitze des Einheitsverbandes tritt ein Präſidium.
Gleichberechtigte Präſidenten werden Geh. Landesökonomierat
Hohenegg und Reichsminiſter a. D. Dr. Hermes. Stellvertretende
Präſidenten werden Landesökonomierat Dr. Rabe und Regie=
rungspräſident
z. D. Freiherr von Braun. Generalanwalt und
als ſolcher Mitglied des Präſidiums wird Generalanwalt
Regierungsrat Gennes. Erſter Stellvertreter des General=
anwalts
und deſſen erſter Vertreter im Präſidium wird Direk=
tor
Schmidt, zweiter Stellvertreter des Generalanwalts und deſ=
ſen
zweiter Vertreter im Präſidium Direktor Brenning. Das
Ehrenpräſidium des genoſſenſchaftlichen Einheitsverbandes wurde
dem Präſidenten des Reichsverbandes der deutſchen landwirt=
ſchaftlichen
Genoſſenſchaften, Landesökonomierat Dr. h. c. Jo=
hannßen
, angetragen.
In landwirtſchaftlichen Kreiſen mißt man dem Abſchluß der
Verhandlungen über die Gründung des genoſſenſchaftlichen Ein=
heitsverbandes
nach Mitteilung der Landwirtſchaftlichen Wochen=
ſchau
große Bedeutung zu. Durch den Zuſammenſchluß und die
Einigung in der Perſonenfrage, wird zum erſtenmal eine land=
wirtſchaftliche
Organiſation geſchaffen, die wirklich alle in Be=
tracht
kommenden Kreiſe erfaßt. Dem neuen Einheitsverband
werden mehr als 35 000 landwirtſchaftliche Genoſſenſchaften an=
gehören
, während nur die etwa 1000 bayeriſchen Genoſſenſchaften
des Dr. Heim abſeits ſtehen. Der in der Frankfurter Sitzung
am Freitag angenommene Vorſchlag über die Zuſammenſetzung
des Präſidiums des Einheitsberbandes ſtellt ein Kompromiß
dar, das den verſchiedenen beteiligten Gruppen gerecht zu wer=
den
ſucht. Die praktiſchen Vorarbeiten für die endgültige orga=
niſatoriſche
Vereinigung der Spitzenſtellen werden unmittelbar
in Angriff genommen, während in juriſtiſcher Beziehung noch
einige Schritte bevorſtehen. Da die genoſſenſchaftlichen Verbände
in der Form des eingetragenen Vereins beſtehen, iſt eine direkte
Fuſion ohne vorhergehende Liquidation rechtlich nicht möglich.
Man will aber durch Einbringung eines Geſetzendwurfes im
Reichstag die Erächtigung zur direkten Fuſion erhalten. Der
Frankfurter Frieden der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften
wird zweifellos den bereits vorhandenen Zug zur Vereinheit=
lichung
im landwirtſchaftlichen Organiſationsweſen, vielleicht auf
wirtſchaftspolitiſchem Gebiet, verſtärken. Jedenfalls iſt ein wich=
tiger
Schritt vorwärts zu poſitiver Zuſammenarbeit in der Land=
wirtſchaft
getan.
* Der Kampf zwiſchen der Preußenkaſſe und den Landwirtſchaft=
lichen
Genoſſenſchaften iſt beendet. Man hat in Frankfurt a. M.
einen Einheitsverband gegründet, deſſen Name noch nicht feſtſteht,
der aber einen Reichsverband darſtellen wird. Ihm werden an die
35 000 landwirtſchaftliche Genoſſenſchaften angehören. Dieſe Eini=
gung
war notwendig, weil die Notlage der Landwirtſchaft eine
Kräftezerſplitterung wie ſeither nicht zuließ. Vor allem die Ver=
ſchuldung
der Landwirtſchaft an die Preußenkaſſe war die Haupt=
triebfeder
. Die Genoſſenſchaften befinden ſich der Preußenkaſſe in
einer Einheitsfront gegenüber. Sie können alſo ihre Intereſſen
jetzt beſſer wahren als das früher der Fall war. Ein ſichtbares
Zeichen ihrer Stärke iſt die Zuſammenſetzung des Präſidiums. Der
Präſident der Preußenkaſſe, Dr. Klepper, wollte ſeine Kandidaten
gewählt wiſſen, mußte aber zu 50 Prozent nachgeben, ſo daß jetzt
an der Spitze des Einheitsverbandes zwei Präſidenten mit gleichen
Rechten ſtehen, und zwar der Landesökonomierat v. Hohenegg und
der Reichsminiſter a. D. Hermes. Für die deutſche Landwirt=
ſchaft
wird dieſer Zuſammenſchluß ſich inſofern beſonders wir=
kungsvoll
fühlbar machen, als nunmehr die Produktion und der
Abſatz nach einheitlichen Richtlinien und Marken erfolgen kann,
vas bisher im Kampf gegen die ausländiſchen Fabrikate immer
noch ein bedeutendes Hindernis war.

len Humoren ſpielende Lebenserinnerungen ſind ein Leſebuch für
Männer und Frauen, für Alte und Junge, für Laien und Aerzte
geworden. Dies Buch iſt ein Spiegel in dem das deutſche Volk
ſich gern beſchaut, vielleicht aus ähnlichen Gründen, die einer frü=
heren
Generation Guſtav Freytags Soll und Haben zum
vielbenützten Spiegel machten.
Als der Forſcher, der Arzt, der Schriftſteller, der Muſiker, der
Maler, der Erfinder Schleich im Frühjahr 1922 ſein geliebtes
Diesſeits verlaſſen mußte, betrauerte man in ihm nicht ſo ſehr den
erfolgreichen Spezialiſten der mediziniſchen Wiſſenſchaft, den Fach=
titanen
, als vielmehr den fauſtiſchen Menſchen, den univerſalen
Geiſt, den Souveran, der mit allem Zauber und allen Launen

2
die ſclsarye Sonne.
Von Alfred Richard Meyer.
Golden ausgebreitet lag die Sonne zwiſchen den Straßen der
großen Stadt. Nach all den vielen Regentagen wälzte ſie ſich
wohliger, ſchwerer wie ein gewaltiges Tier aus, das ſeine Mähne
träge ſchüttelt, tief aufſchnaubt und ſich von Träumen langſam
in faulen Schlaf räkelt. Wie leergefreſſen mutete die lange, helle,
in Hitze zitternd ſchwebende Straße an und verlieh dem Jungen,
der da vor einem Hauſe wartete und ſtarren Blickes nach dem
Platz herunter ſah, etwas unwirklich Gegenſtändliches, das viel
zu groß war und noch immer zu wachſen ſchien.
In Wandervogeltracht war er ſauber gekleidet. Bisweilen
ſah er ſich ungeduldig nach dem Stadtbahnhof um, vor dem ſich
ſchon einige Kameraden, eng um den Wimpel geſchart, ſammelten.
Es wurde Zeit! Bald war es hohe Zeit, daß er ſich ihnen zu=
geſellte
, nicht den Zug zu verpaſſen. Aber der Vater war ja
noch nicht nach Hauſe gekommen.
Auf jenen zu warten, hatte ihn die Mutter nach unten ge=
ſchickt
. Denn ein bißchen Geld brauchte er ja doch für die Wan=
derung
; und dieſes bißchen Geld zu erbitten, gab es immer erſt
eine kleine Szene, die ihm eigentlich den ganzen Ausflug etwas
vergällte. Aber dieſer Mut mußte eben aufgebracht werden und
auch die Enträuſchung, daß der Vater ſtets räſonnierte, daß er
nichts von dieſem Herumſtrolchen wiſſen wollte. Dies Mar=
ſchieren
durch den ſinkenden Sommerabend fern der Stadt, Singen
und Abkochen, Lagern und wieder Wandern, früh das erquickende
Bad in einem See, Vergeſſen der engen heißen Häuſer, zu wiſſen:
wie ſchön eine Wieſe, kleinſter Waldpfad, Blühen der Blumen
und Reifen der Erd= und Blaubeeren und immer wieder Wan=
dern
bis zur letzten beſtaubten Müdigkeit ſein konnte . . . Alles

[ ][  ][ ]

Nummer 199

Seite 3

Der Streit um den Konferenzort iſt noch immer nicht bei=
gelegt
. Allerdings iſt inſofern ein Fortſchritt zu verzeichnen, als
Macdonald des Geduldsſpieles überdrüſſig geworden iſt und nicht
mehr an London feſthält. Er ſoll aber über die Franzoſen derart
in Aerger geraten ſein, daß er erklärt habe, er dächte nunmehr
nicht daran, perſönlich auf der Konferenz zu erſcheinen. Er müſſe
aber darauf beſtehen, daß der endgültige Konferenzort nicht allzu
weit von England entfernt liege, andernfalls könnten ſeine Mini=
ſterkollegen
an der Regierungsbeſprechung nicht teilnehmen.
Wir glauben nicht daran, daß der engliſche Premierminiſter
ſeine Drohung wahrmachen wird. Trotz ſeines augenblicklichen
Mißmutes wird er an den entſcheidenden Verhandlungen teil=
nehmen
, zumal er ein äußerſt ehrgeiziger Mann iſt, der am liebſten
alle ſchwebenden Konflikte perſönlich löſen möchte. Poincaré
kann mit einem engliſchen Zurückweichen zufrieden ſein, denn
damit entfällt auch der engliſche Vorſitz auf der Konferenz. Es
wird jetzt heftig daran gearbeitet, einen Konferenzort in der Nähe
von London zu finden. Man hat an einen Sitz in Holland ge=
dacht
, mußte dieſen Plan aber wieder fallen laſſen, weil die Bel=
gier
ſich energiſch dagegen ſträubten. Sie wollten unter keinen
Umſtänden wegen ihrer Meinungsverſchiedenheiten mit Holland
in der Scheldefrage ihre Delegation nach Holland ſchicken. Sie
verſuchen vielmehr, die Konferenz in Belgien ſtattfinden zu laſſen.
Von Spaa iſt bisher noch nicht geſprochen worden. Um ſo mehr
redet man von Brüſſel oder Oſtende. Nach dem gegenwärtigen
Stand der Verhandlungen ſieht es auch ſo aus, als ob ſich Bel=
gien
durchſetzen wird.
Die propagandiſtiſche Vorbereitung der Konferenz durch die
Franzoſen wird mit unverminderter Heftigkeit fortgeführt. Dabei
ſpielt das Sicherheitsproblem nach wie vor die Hauptrolle. In
der Kammer iſt von neuem von der Rheinlandräumung ge=
ſprochen
worden. Dabei hat Marin, der Führer der ſtärkſten
Rechtspartei, die Räumung als unmöglich und gefährlich dar=
geſtellt
, was für uns inſoſern von Bedeutung iſt, als Marins
Gruppe gleichzeitig die ſtärkſte Regierungspartei iſt. Man kann
dem Vorwärts nur beipflichten, wenn er erklärt, daß unter
dieſen Umſtänden die franzöſiſche Politik den Eindruck der Zwei=
deutigkeit
und Unaufrichtigkeit hervorrufen müſſe. Neben der
Kammerdebatte laufen die Erörterungen der franzöſiſchen Preſſe
her. Hier muß man ganz merkwürdige Feſtſtellungen machen.
Der Temps z. B. iſt mit der einfachen Feſtſtellungs= und Ver=
gleichs
=Kommiſſion nicht mehr zufrieden. Er verlangt ein inter=
nationales
Statut für das rheiniſche Eiſenbahnnetz und meint,
daß, wenn hierüber keine Einigung erfolge, dann müßten ſich die
Beſatzungskräfte in der dritten Zone verſchanzen. Wenn die
Dinge nicht ſo furchtbar ernſt wären, möchte man dieſen Vorſchlag
und die Forderung nach Verſchanzung der Beſatzungstruppen in
der dritten Rheinlandzone als Auswirkung der heftigen Julihitze
bezeichnen. Die Franzoſen arbeiten aber wieder einmal mit den
unmöglichſten Mitteln, um dadurch im franzöſiſchen Volke aufs
neue eine natürlich völlig unberechtigte Furcht vor deutſchen An=
griffen
zu entfachen, was ſich letzten Endes wieder auf die Re=
gierung
und ihre Unterhändler auf der Reparationskonferenz
auswirken muß.
Auf der gleichen Linie bewegen ſich die Verſuche, jene ver=
traglichen
Bindungen als bedeutungslos hinzuſtellen, die die
franzöſiſche Sicherheit garantieren. Im Temps vom 17. Juli
findet ſich ein Artikel, in dem die Bedeutung des durch den
Locarnovertrag ins Leben gerufenen Fünferausſchuſſes herab=
geſetzt
wird. Es wird geſagt, daß dieſer Ausſchuß für Frankreich
ganz wertlos ſei, weil er die übrigen Locarnomächte ausſchalte
und nur für deutſch=franzöſiſche Streitigkeiten zuſtändig ſei. Davon
kann natürlich keine Rede ſein. Im Artikel 20 des Schiedsgerichts=
abkommens
wird geſagt, daß es dann auch in Bewegung geſetzt
wird, wenn andere Mächte gleichfalls in dem Streifall beteiligt
ſind. Im übrigen ſollten endlich einmal die übrigen Locarno=
mächte
in ihrer Preſſe gegen dieſes Treiben der Franzoſen auf
Herabwürdigung der Locarnoverträge energiſch Front machen.
Bolſchafter v. Hoeſch bei Briand.
EP. Paris, 19. Juli.
Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch hatte heute eine neue Un=
terredung
mit dem Außenminiſter Briand. In dieſer Unter=
redung
wurde, wie in den verſchiedenen Beſprechungen der letzten
Wochen, die Vorbereitung der bevorſtehenden Regierungskon=
ferenz
erörtert. Der deutſche Botſchafter hat bei dieſer Unter=
redung
, wie der Temps zu berichten weiß, nochmals den
Wunſch Deutſchlands, die Konferenz möglichſt ſchnell einzube=
rufen
, zum Ausdruck gebracht.

dieſes erſt mit dieſem gräßlichen Warten erringen zu müſſen,
nachdem man doch die Schularbeiten tadellos erledigt hatte!
Ja da kommt ein Menſch! Aber das kann doch wohl
nicht gut der Vater ſein! Weil dieſer Menſch ſchwankt, ſich mal
an einem Vorgartengitter feſthält, ſtehen bleibt, blöde nach der
Sonne ſtiert, nun ſchon wieder nach vorne fällt und torkelnd weiter=
taumelt
willenlos, wie ein wrackes Schiff, dem der Sturm
den Maſt zerſchwetterte und das dennoch mitten in den Fluten
nicht ganz die Richtung vergeſſen zu haben ſcheint, in die es
ſtreben ſollte. Ja da kommt ein betrunkener Menſch, mitten
in dieſer goldenen Sonne ein lebendiges Stück widerlicher Trun=
kenheit
! Und dieſer Menſch da iſt jetzt kein Zweifel mehr
möglich iſt der Vater, der wieder einmal mit dem Wochenlohn
ſchon erheblich aufgeräumt hat, weil er das angeblich muß, um
die geſchäftlichen Beziehungen zum dem Bauunternehmer auf=
recht
zu erhalten Nun wird ſich die Szene, die gefürchtete
Szene wegen des bißchen Geldes auf der Straße abſpielen, mit
vielen lauten Worten, daß plötzlich alle Menſchen marionettenhaft
grinſend aus den toten Fenſtern gucken, ſich dieſes Schauſpiel
nicht entgehen zu laſſen . . . Die Zähne zuſammengebiſfen, ſich
die Laune des Sonntags nicht ganz verderben zu laſſen! Und
ja, es muß ſein! dem ſchwankenden Vater entgegengegan=
gen
, ihn zu ſtützen, ihn nach Hauſe zu geleiten, um dort oben das
große Randalieren über ſich ergehen zu laſſen, bis daß dann der
Vater müde und vom Alkohol niedergezwungen auf das Sofa
fällt, den Rauſch den Sonntag über auszuſchlafen und mit trüben
Augen wieder zur Arbeit, der traurigen, zu haſten. Wenn das
Leben ſein ſollte! Und langſam ſetzt ſich der Junge in Bewegung
dem torkelnden Vater entgegen, der jetzt umfällt und nur
noch ein irres Lallen iſt ..
Natürlich natürlich wieder herumſtrolchen und Geld
willſt du auch noch dafür? Laß mich kann den Weg ſchon
alleine finden habe ihn immer gefunden komm mir nur nach
oben Wichſe kannſt du beſehen ſtatt des Geldes ganz
gehörige Wichſe, die du immer viel zu wenig bekommen haſt
dieſes Herumſtrolchen werd ich dir austreiben wenn wir erſt
oben ſind. Laß mich du haſt mich überhaupt hingeworfen
daß die Leute über mich lachen ſollen ich werd dir laß mich!
Und da hat ſich der emporgehobene Menſch ſchon wieder los=
geriſſen
, ſchiebt ſchwer ſeinen Weg weiter vor den ſtolpernden
Füßen, fuchtelt mit den Armen drohend durch die noch eben ſo
goldene Sonne, die jetzt ganz ſchwarz geworden iſt, die nun auch
vor den Augen des Knaben die Häuſern verdunkelnd verzerrt und
teufliſch tanzen läßt. O nur fort, ſchleunigſt fort aus dieſem
blendend gleißenden Licht! Ins Dunkle eines Hausflurs hinein!
Aber bis dahin ſind, es ja noch ſo viele, ſo viele erſchwerte

Samstag, den 20. Juli 1929

Die Nachkſikung.
EP. Paris, 19. Juli.
Die Nachtſitzung der Kammer war vollſtändig mit einer
Rede des Abgeordneten Reynaud, des geiſtgen Führers der
Gruppe Maginot, ausgefüllt. Mit ihm kam zum erſten Male ein
erbitterter Anhänger der Ratifizierung zum Wort. Er erklärte
die Ratifizierung der Schuldenabkommen mit gewiſſen Vorbe=
halten
im nationalen Intereſſe für notwendig, ſchon deswegen,
weil Deutſchland aus einer Nichtratifizierung Nutzen ziehen und
den Youngplan ablehnen könne. Falls Frankreich ratifiziere und
Deutſchland ſeine Verpflichtungen nicht einhalte, habe Deutſch=
land
eine europäiſche Einheitsfront gegen ſich, und die Vereinig=
ten
Staaten würden an die Seite Frankreichs treten.
Die heutige
Morgenſikung der Kammer,
in der die Ausſprache über die Ratifizierung der Schuldenabkom=
men
fortgeſetzt wurde, bot kein beſonderes Intereſſe. Poincaré
war, obſchon in ſeinem Befinden eine Beſſerung eingetreten iſt,
wiederum durch Juſtizminiſter Barthou vertreten. Der Links=
unabhängige
Guernut erklärte, ſeine Gruppe werde für die Rati=
fizierung
ſtimmen, zunächſt aus Gründen der Ehrlichkeit, denn
Frankreich habe unterzeichnet, alſo müſſe es auch bezahlen; dann
aus nationalem Intereſſe, da die franzöſiſche Währung durch die
Bezahlung der zehn Milliarden Franken betragenden Handels=
ſchuld
an die Vereinigten Staaten und gegebenenfalls einer gleich
hohen Summe an England gefährdet werden könnte; ſodann im
Intereſſe des internationalen Friedens, denn wenn Frankreich
nicht ratifiziere, würde es iſoliert werden.
Als Vertreter der Demokratiſchen Volkspartei ſprach ſich
Champetier de Ribes in ähnlichen Gedankengängen für die Rati=
fizierung
unter dem Vorbehalt aus, daß Deutſchland ſeine Zah=
lungen
an Frankreich leiſte. Eine Sicherungsklauſel wäre auch
bei neuen Verhandlungen mit Amerika nicht zu erreichen. Statt
die Verantwortung für die ſeit 1919 verpaßten Gelegenheiten zu
ſuchen, ſtatt die Geſchichte von geſtern zu ſchreiben, ſei es beſſer
die Geſchichte von morgen zu machen.
Zum Schluß ſprach noch der Kommuniſt Cgchin, der die
Ratifizierung ſelbſtverſtändlich ablehnte.
In der heutigen
Nachmitkagsſihung der Kammer
erblärte der Abgeordnete Piétry im Namen der Linksrepubli=
kaniſchen
Gruppe, daß ſeine Freunde die Ratifizierung der Schul=
den
=Abkommen nicht ablehnen würden, vorausgeſetzt, daß dieſe
Natiſizierung nicht unter unannehmbaren Bedingungen erfolge.
Der Redner verwies auf die rieſigen Gewinne, die die Vereinig=
ten
Staaten und England während des Krieges durch die franzö=
ſiſchen
Käufe gemacht hätten. An dieſen Lieferungen hätten die
Vereinigten Staaten 43 Prozent und England 39 Prozent ver=
dient
. Alles in allem hätten die Gewinne beider Länder 20 Mil=
liarden
Franken oder ein Fünftel der geſamten franzöſiſchen
Schuld ausgemacht. Man trage auch der Unſicherheit der deutſchen
Zahlungen nicht Rechnung. Piétry äußerte ſich dann eingehend
über die Sicherungsklauſel.
Nach der Beendigung der Rede des Abgeordneten Piétry
legte Finanzminiſter Chéron noch einmal den Standpunkt der
Regierung in der Frage der Ratifizierung der Schuldenabkom=
men
dar. Chéron hielt ſich an die Ausführungen Poincarés,
nannte die Summen, die Frankreich an ſeine beiden Gläubiger
England und Amerika bezahlen muß, und zählte die Gründe auf,
die für eine Ratifizierung der Schulden ohne Vorbehalte ſprä=
chen
. Frankreich müßte auf alle Vorteile verzichten, wenn die Ab=
kommen
nicht ratifiziert würden. Wenn man die Schulden=
abkommen
zerreiße und den Youngplan zunichte mache, werde
man die Schwierigkeiten vermehren, anſtatt den Krieg zu liqui=
dieren
. Die Kammer habe eine ſchwere Entſcheidung zu treffen,
und die Regierung beſchränke ſich auf die Erklärung, daß die
Ratifizierung der Abkommen den Intereſſen Frankreichs und des
Friedens entſpreche.
Das Haus beſchloß darauf, heute abend zu einer Nachtſitzung
zuſämmenzutreten, morgen vormittag und nachmittag zu tagen,
und gegebenenfalls auch am Sonntag. Die Regierung möchte,
wie verlautet, morgen nach Möglichkeit die Debatte beenden. Da
Poincaré angeblich aus Geſundheitsrückſichten an den Sitzungen
nicht teilnehmen kann, wird Briand gegen jeden Antrag, der der
Regierung nicht genehm iſt, ſowie gegen die Eingliederung der
Vorbehalte in den Ratiſizierungstext die Vertrauensfrage ſtellen.

Schritte, da man den Schwankenden und den jetzt ach ſo laut
Wütenden halten und geleiten muß! Und da iſt außerdem noch
links die aufgeriſſene Straße, der tiefe Graben, wo das Kabel
neugelegt wird eine Fährnis, vor der man einen ſinnloſen
Menſchen bewahren muß!
Hölliſches will, daß die Schlagſeite nun juſt nach dieſem
Graben zu wechſelt! Brüllender werden die Worte. Laß mich
Wichſe kannſt du beſehen wie du ſie noch nicht gekriegt haſt
komm mir nur erſt nach oben du ſchubbſt mich ja du
willſt mich ja da hinein haben du Lümmel du Taugenichts
aber ich werd dir werd dir du du
Und da ſchmeißt ein gewaltiger Stoß den Jungen, dem die
Tränen nahe ſind und der längſt nicht mehr an Sonntag und
Wandern denkt, in den Graben. Die Schwarre am Auge ach,
daß ſie brennt, daß ſie blutet und das ſaubere blaue Wander=
hemd
ſchmutzt, iſt lange nicht ſo ſchlimm wie das Feuer der
Scham, die ihn zerreißt, die ihn aber ſchon wieder aufgerichtet hat,
nach oben klettern läßt, den von der Kraft des Stoßes nieder=
geſunkenen
Vater wieder aufzuheben komme, was da wolle!
nur nach Hauſe, dieſes grauenhafte Schauſpiel von der lachenden
Straße zu entfernen!
Das tobt nun hier oben in der Küche weiter gegen die
Mutter, die alle Schuld haben ſoll, daß ſie dem Jungen nicht
dieſes Herumſtrolchen austreiben kann! Geſchirr zerklirrt. Wei=
nen
hebt an. Der Nachbar klopſt dumpf gegen die Wand. Eine
Stimme dringt unirdiſchen Klanges heran: Unſere Ruhe wollen
wir haben bei dem ſchönen Sonnenwetter! Ruhe und
Frieden!"
Da lauſcht der Trunkene ſtarr auf. Ich komm Euch gleich!
Eine Fauſt ballt ſich drohend. Aber gleich ſinkt das Drohen ohn=
mächtig
auf dem Sofa zuſammen, ſchnaubt noch einmal ſchwer
auf, iſt Lallen, Stöhnen, gottſeidank Hinüberdämmern ins Dunkle,
Bunte, Geſpenſtige, aus dem er nur noch mit wilden Geſten auf=
begehrt
, bis ihn der Teufel ganz untergekriegt hat eine lebloſe,
ſchmutzige Maſſe.
Ein Junge geht langſam die ſonnenbeſchienene Straße ent=
lang
dem Bahnhof zu. Von drüben grüßt kein Wimpel mehr
heiter. Die Kameraden ſind abgefahren. Aber da noch ein
paar Nachzügler warten die etwa auf ihn und den nächſten
Zug? Die Sonne ganz ſchwarz wie vorhin iſt ſie um ihn
wie in einem ſeltſamen Gedicht, das er einmal in einer Anthologie
las und nicht verſtehen konnte ein Mann namens Max Dau=
thendey
hat es geſchrieben:
Kommt zum Dunkel hinab,
Sonne blüht dunkel im glühenden Grab,
Dunkel löſchen die Wunden ..."

Poincarés Krankheit.
Die Erkrankung, die den Miniſterpräſidenten Poincaré be=
reits
ſeit zwei Tagen von den Sitzungen der Kammer fernhält,
ſcheint ſehr merkwürdiger Art zu ſein. Der Miniſterpräſident
konnte ſich heute vormittag in den Elyſée=Palaſt begeben, um ſich
2½ Stunden lang mit dem Präſidenten der Republik, Doumergue,
über die politiſche Lage zu unterhalten. Dagegen hinderte ihn
ſeine Erkrankung, an dem Kabinettsrat teilzunehmen, der vor
Beginn der Nachmittagsſitzung der Kammer ſtattfand. Dieſer
Kabinettsrat, in dem Juſtizminiſter Barthou den Vorſitz führte,
beſchloß, heute abend der Kammer die Vertagung auf Montag
oder Dienstag vorzuſchlagen, um Poincaré die Teilnahme an dem
Abſchluß der Ratifikationsdebatte zu ermöglichen. In politiſchen
Kreiſen ſieht man in dieſen Vorgängen einen Verſuch des Mini=
ſterpräſidenten
, die Debatte in die Länge zu ziehen,
um dann im letzten Augenblick, wenn der heranrückende Fällig=
keitstermin
für die amerikaniſche Handelsſchuld eine längere Be=
ratung
unmöglich macht, von der Kammer die Ermächtigung zur
Ratifizierung durch Dekret zu fordern. Durch dieſe Methode hoffe
Poinoaré, allen Verſuchen, die von der Mehrheit gewünſchten
Vorbehalte in den Ratifizierungstext einzuſchalten, die Spitze ab=
zubrechen
. Ob die Kammer auf dieſes Manöver eingehen wird,
erſcheint fraglich, da die Finanzkommiſſion heute beſchloſſen hat,
der Kammer die ununterbrochene Fortführung der Debatte vor=
zuſchlagen
, und eine Reihe von Gegenvorſchlägen ablehnte, darun=
ter
den Antrag des Abgeordneten Deligne, der vorausſichtlich die
Zuſtimmung der Regierung gefunden hätte.

EP. Genf, 19. Juli.

Die Ständige Mandatskommiſſion des Völkerbundes hat heute
ihre 15. Tagung abgeſchloſſen. Die Kommiſſion hat diesmal eine
Reihe ſehr wichtiger Fragen behandelt, darunter die wirtſchaft=
liche
Gleichberechtigung ſämtlicher Staatsangehöriger der Mit=
gliedsſtaaten
des Völkerbundes in den unter Mandatsverwaltung
ſtehenden Kolonien. Sie iſt gerade in dieſem Punkt zu Entſchlüſ=
ſen
gekommen, die eine befriedigende Regelung dieſer Frage er=
warten
laſſen. Leider ſind die Mitteilungen, die das Völkerbunds=
ſekretariat
über die Tätigkeit dieſer Kommiſſion herausgibt, be=
dauerlich
mager, ſo daß Einzelheiten über die Beſchlüſſe der Kom=
miſſion
in dieſem Punkt vorläufig noch nicht vorliegen.
Auch die Frage der Zwangsarbeit in den Kolonien iſt ein=
gehend
behandelt worden. Sämtliche Mandatsverwaltungen ſind
noch einmal nachdrücklich darauf hingewieſen worden, daß die
Mandatsverträge die Zwangsarbeit nur unter ganz beſtimmten
Einſchränkungen zulaſſen. Von ſeiten des deutſchen Vertreters in
der Kommiſſion, Geh. Rat Dr. Kaſtl, deſſen hervorragende Mit=
arbeit
bei allen Mitgliedern der Kommiſſion höchſte Anerkennung
findet, wurde außerdem unter Hinweis auf die in vielen Man=
datsgebieten
unzulänglichen hygieniſchen Verhältniſſe verlangt,
daß die Mandatsmächte, noch einmal an ihre Pflichten erinnert
werden, die von ihnen die Organiſation ausreichender öffentlicher
Geſundheitsdienſte in den Kolonien fordern. Auch die von Eng=
land
projektierte Vereinigung des ehemaligen Deutſch=Oſtafrika
mit angrenzenden engliſchen Kolonien iſt eingehend beſprochen
worden. Der Plan hat bei der Kommiſſion eine ſehr reſervierte
Beurteilung gefunden, die für die engliſche Regierung Anlaß ſein
dürfte, das Projekt nicht zur Durchführung zu bringen.
Sieben Deukſche im Landesrak Südweſtafrikas.
Berlin, 19. Juli.
Die Deutſche Kolonialgeſellſchaft erhält aus Windhuk die Nachricht,
daß außer den vier gewählten deutſchen Abgeordneten zum Landesrar
von Südweſtafrika drei deutſche Vertreter vom Verwalter ernannt wor=
den
ſind. Die Zahl der deutſchen Vertreter im Landesrat beträgt ſo=
mit
ſieben. Da ſieben Afrikaner gewählt ſind und von den vom Ver=
walter
zu ernennenden ſechs Mitgliedern des Landesrats drei deutſche
Vertreter ſind, iſt das Verhältnis der Deutſchen zu den Afrikanern 7:10.
Der gewählte unabhängige Abgeordnete ſteht der deutſchen Gruppe in
vielen Fragen nicht feindlich gegenüber, ſo daß ſich das Stimmenver=
hältnis
häufig auf 8: 10 ſtellen wird. Mit Rückſicht auf die Einwan=
derungspolitik
der ſüdafrikaniſchen Union in Südweſtafrika darf man
dieſes Wahlergebnis immerhin als günſtig bezeichnen. Gelingt es, die
ungerechte Behandlung der Deurſchen bei Erwerb des Staatsbürger=
rechts
im Schutzgebiete aus der Welt zu ſchaffen, ſo wird bei den näch=
ſten
Wahlen zum Landesrat das Stimmenverhältnis ſich ohne Zweifel
zugunſten der Deutſchen verändern.

Einer kam zum Dunbel hinab. Gottlob daß er nichts
davon weiß! Im glühenden Grab blüht Sonne wenn auch
Dunkel? Hier ich, Junge in Wandervogelkluft, bin in ein
glühendes Grab eingebettet, kann nicht heraus . . . Doch dun=
kel
löſchen die Wunden. Ja ſie löſchen . . ."
Schneller als die brennende Scham, in der er nun vor die
Kameraden tritt, die vielleicht alles geſehen haben, die ihn be=
ſpötteln
könnten und die ihm doch herzlich die Freundeshand ent=
gegenſtreckten
. Keiner ſpricht ihn wegen der Schramme am Auge
an! Von der er nun ſelber ſprechen muß und von der ganzen
Szene, der widerlichen, und davon, daß er leider kein Geld hat,
mitfahren zu können weil".
Wenn’s nur daran liegt! lacht ihn der Freund an. Da
kann ich dir gern unter die Arme greifen! Fix! In einer Minute
geht der Zug! Laß deinen Ruckſack getroſt zu Hauſe! Meine
Decke hat nachts im Zelt Platz für zwei! Der Wetterprophet hat
das allerbeſte an Sonne für morgen geunkt! Und davon ſollſt du
auch ſchon deine tüchtige Portion abkriegen! Aber nicht mit
dem Geſicht! Das laß zu Hauſe!
Und da vollzieht ſich langſam, indeſſen die rollenden Eiſen=
räder
der großen Stadt und ihren heißen Häuſern entfliehen, die
große Wandlung: Kühle iſt in dem durch die offenen Fenſter
hereinwehenden Wind; aus der ſchwarzen Sonne wird allmäh=
lich
wieder die alte goldene; ſie verwiſcht ein häßliches Bild und
führt neue heran: Wald, Wieſen, See auf See und viele Straßen,
auf denen es ſich ſo gut mit hellem Geſang marſchieren läßt . . .
einem jungen Leben entgegen, das von Sonntag und Sonne
weiß".
Jack London: Wenn die Natur ruft. Autoriſierte deutſche Ueberſetzung
von L. H. Löns. Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiſer= Ver=
lag
=G.m.b.H., Berlin=Charlottenburg 2. Halbleder 2 RM.
Der Weltruhm Jack Londons beruht auf dieſer Tiergeſchichte.
Der Dichter geſtaltet ſeine Grundüberzeugung von der tiefen Einheit
von Menſch, Tier und Natur, ohne zu beſchönigen und ohne zu ver=
zerren
. Der über ganz Deutſchland verbreitete Volksverband der
Bücherfreunde, der vorliegendes Werk erſcheinen läßt, blickt in dieſem
Jahre auf ein zehnjähriges Schaffen zurück. Ein ſehr weſentlicher Ver=
dienſt
dieſes älteſten Buchverbandes liegt in der Tatſache, daß er ganz
neue Kreiſe für das gute deutſche Buch geworben und dieſe zu ſehr
intereſſierten Bücherfreunden herangezogen hat. Hervorragende lite=
ariſche
Erzeugniſſe, vorbildlich gute Ausſtattung und unvergleichlich
billige Preiſe ſind die Träger ſeines Erfolges und die tatkräftigſten
Werber ſtändig neu hinzukommender Mitglieder.

Hochſchulnachrichten. Unſere geſtrige Meldung aus München iſt
dahin zu berichtigen, daß die Staatsuniverſität Wisconſin (USA.) dem
Kunſtmaler Geheimrat von Marr (nicht Marx) den Doktor of Letters
verliehen hat.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Samstag, den 20. Juli 1929

Nummer 199

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Geſtern abend 38 Uhr verſtarb nach langem,
ſchwerem Leiden unſere liebe, herzensgute Mutter,
Schwiegermutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Anna Küſter
geb. Scoralick.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Küſter.
Darmſtadt, den 19. Juli 1929.
Bleichſtraße 53.
Die Beerdigung findet auf Wunſch der Entſchlafenen
in aller Stille ſtatt,

Statt Karten.
Von ſchwerem Leiden erlöſie heute Nacht
ein ſanfter Tod meinen lieben Mann, unſern
guten Vater, Bruder, Schwager, Vetter und
Onkel
Oberingenieur
Ernſt Schweisgut
im 74. Lebensjahr.
Namens der Hinterbliebenen:
Anna Schweisgut, geb. Feldtmann
Dr. Martha Schweisgut
Dipl.=Ing. Georg Schweisgut
Emeline Schweisgut
Luiſe Schweisgut
Luiſe Schweisgut, geb. Zimmer.
Hannover=Kirchrode, Hörde und Darmſiadt,
den 12. Juli 1929.
11686
Wir bitten, von Beileidsbeſuchen abzuſehen.
Die Einäſcherung fand in Darmſtadt in der Stille ſtatt.

Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die traurige Mit=
teilung
, daß unſere liebe Tante
Frau
Louiſe Schäfer Bwe.
geb. Stumpf
Viktoriaſtr. 78
im Alter von 74 Jahren ſanft ent=
ſchlafen
iſt,
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Georg Seibel.
Die Beerdigung findet Montag,
den 22. Juli, vormittags 11 Uhr,
auf dem alten Friedhof ſtatt.
Blumenſpenden bitte auf den
Friedhof bringen zu laſſen. *

Von der Reiſe
zurück.
Prof. Adolf Beyer.
At.: Saalbauſtr. 77
Wohn. Annaſtr 61
Stock.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher An=
teilnahme
bei dem Heimgange unſerer

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teil=
nahme
beim Heimgange unſerer lieben
Entſchlafenen ſprechen wir Allen auf dieſem
Wege unſern innigſien Dank aus.
Familie Gg. Burhenne
Familie Gg. Zimmermann.

Vom 20. Juli ab
bin ich verreiſt.
Die Herren.
San.=RatDr Barthel
Frankfurterſtr. 16,
Dr. Buchhold,
Aiceſtr 9.
Dr. Hof,
Gervinusſtr. 48,
San.=Mat Dr. Orth,
Bismarckſtr. 57,
haben die Güte, mich
zu vertreten. (11696
Sanitätsrat
Dr. Quetsch.

teuren Entſchlafenen ſagen tiefgefühlten
Darmſiadt, den 18. Juli 1929.

Dank.

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[ ][  ][ ]

Nummer 199

Samstag, den 20. Juli 1929

Seite 3

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, 20 Juli.
Zehn Geboke für heiße Tage.
1. Stehe früh auf, lüfte rechtzeitig die Betten und ſchließe ſpäteſtens
gegen 7 Uhr die Fenſter und Läden.
2. Im Zimmer laſſe Waſſer verdunſten in möglichſt zahlreichen und
flachen Gefäßen; du wirſt über die angenehme Kühle erſtaunt ſein.
8. Be: Spaziergängen trage leichte Kleidung und bei praller Sonnen=
hitze
ebenſolche Kopfbedeckung.
4. Beim Trinken vermeide alle Haſt und kühle dich erſt gehörig ab.
Das Durſtgefühl läßt ganz bedeutend nach, wenn man einen Schluck
Waſſer ſo lange im Munde behält, bis es warm geworden iſt.
5. Plötzlich kalte Bäder an heißen Sommertagen können den Tod
zur Folge haben. Abkühlung des Körpers und eine ſchnelle kalte
Abreibung der Arme und der Bruſt iſt dringendes Erfordernis.
6. Am Abend nach Untergang der Sonne öffne alle Fenſter und Türen
und laſſe ſie während der Nacht möglichſt offen. Alle übermäßig
warmen Decken beim Schlafen ſind zu vermeiden.
7. Sei vorſichtig mit Speiſen. Unter keinen Umſtänden dürfen leicht
verderbliche Lebensmittel der Sonne ausgeſetzt ſein. Der jetzt un=
benutzte
Zimmerofen iſt für kleine Gegenſtände eine vorzügliche
Kühlſtelle.
8. Habe ein beſonderes Augenmerk auf den Magen und das Wohl=
befinden
der Säuglinge. Hitzewellen haben ſtets größere Säuglings=
ſterblichkeit
zur Folge. Die junge Mutter ſtille ihr Kind nach Mög=
lichkeit
ſelbſt.
9. Eingetretene Hitzſchläge ſuche bis zum Eintreffen des Arztes durch
Oeffnen der Kleider und Abwaſchungen des Kopfes und des Körpers
mit kaltem Waſſer abzudämmen.
10. Gedenke auch der Tiere in dieſer heißen Jahreszeit. Vieh, insbe=
ſondere
Pferde und Rindvieh, aber auch die Kleintiere aller Art der
Sonne ſtundenlang auszuſetzen und ſie womöglich feſtzubinden, iſt
eine arge Tierquälerei. Gib deinen Haustieren mehrmals am Tage
reines, friſches Trinkwaſſer.

Schupo und Hitze. Unſere Schutzpolizeibeamten werden zwar
blanmäßig und ſehr hart durch Sport aller Art geſtählt. In die=
ſem
Sporttraining aber tragen die Beamten ſelbſtverſtändlich
leichteſte Kleidung. Im Dienſt aber ſehen wir die Beamten im=
mer
noch, auch bei der geradezu tropiſchen Hitze, in der dicken
Dienſtuniform aus ſchwerem, dunklem Tuch. Gewiß iſt dieſe
Uniform ſehr kleidſam. Aber abgeſehen von der Tatſache, daß
den Paſſanten ſchon beim Anblick dieſer warmen Uniform die
Hitze doppelt fühlbar wird, iſt es wirklich nicht notwendig, den
Beamten ihren ohnehin nicht leichten Dienſt noch mehr zu er=
ſchweren
. In Berlin und u. W. auch in anderen Städten haben die
Schutzpolizeibeamten längſt leichte Sommeruniform und leichte
Dienſtkopfbedeckung. Wann folgt Darmſtadt?
Ernannt wurde am 9. Juli der Amtsarzt Medizinalrat Dr.
Rudolf Schlapp in Darmſtadt unter Belaſſung ſeiner Amtsbezeich=
nung
als Medizinalrat zum Kreisarzt mit Wirkung vom 1. Aug. 1923.
In den Ruheſtand treten: am 1. Auguſt der Steiger bei der
Vergwerksdirektion Wölfersheim Jakob Velten zu Wölfersheim;
am 1. September: der Förſter Philipp Laudenberger zu Viel=
brunn
auf ſein Nachſuchen bis zur Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit;
der Förſter Heinrich Schaaf zu Eifa auf Grund des 8 1 des Geſetzes
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli bzw. 19. Dezbr.
1923 in Verbindung mit Artikel 2 des Geſetzes über die Einſtellung des
Perſonalabbaues in Heſſen und zur Aenderung des heſſiſchen Perſonal=
abbaugeſetzes
vom 8. Oktober 1925.
Erledigt ſind: eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule in Nieder=Gemünden (Kreis Alsfeld), eine
Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Bok=
kenrod
(Kreis Erbach). Dienſtwohnung iſt vorhanden.
Im Schloßmuſeum finden Führungen ſtatt: am Sonntag
um 11 und 11.30 Uhr vormittags und wochentags um 11 und 11.30 Uhr
vormittags und 3 und 3.30 Uhr nachmittags.
Das Jagdmuſeum Kranichſtein iſt täglich zu allen Tagesſtun=
den
zu beſichtigen.
Guſtav Bertram Wagner=Sänger! Das iſt kein Scherz oder
Ausfluß der tropiſchen Hitze. Wir erhalten folgenden Brief: In der
Annahme, daß es unſere lieben Darmſtädter intereſſiert, möchte ich
Ihnen mitteilen, daß Marga Peter und ich, Guſtav Bertram, ſeit Mai
vorigen Jahres in der Komiſchen Oper Berlin engagiert waren, und
jetzt kommt der Knalleffekt, daß ich ſeit dieſer Zeit hier in Berlin bei
der bekannten Geſangspädagogin Edith Lukaſchick meine Ausbildung als
Heldentenor (ſpeziell für Wagner) genieße. Lachen Sie nicht,
es iſt kein Witz, es iſt blutiger Ernſt, Berlin muß ſich ab und zu ſchon die
Bajazzo=Arie und Lohengrin=Arien von mir gefallen laſſen. Und es ge=
fällt
auch! Nur, es wird nicht gelacht! Jedoch keine Befürchtungen,
vorerſt werde ich die lieben Darmſtädter mit Lohengrin und Sigmund
verſchonen, im Gegenteil, ich werde baldigſt Gelegenheit geben, mich im
Orpheum wieder als Komiker bewundern zu laſſen.
Die Wander=Abteilung der Kaufmänniſchen Stenographengeſell=
ſchaft
E. V. unternimmt am kommenden Sonntag, den 21. Juli, ihre
7. Wanderung. Abfahrt vormittags vom Hauptbahnhof nach Stock=
ſtadt
a. Rh. Von hier aus führt der Weg auf den Kühkopf zu der
Gimbsheimer Fähre. Dort wird der Lagerplatz aufgeſchlagen. Gegen
abend erfolgt der Rückmarſch nach Stockſtadt. Die Marſchzeit beträgt
drei Stunden. Es ſind Sonntags=Rückfahrkarten nach Stockſtadt zu
löſen. Ruckſackverpflegung. Gäſte ſind auf den Wanderungen ſtets
willkommen. Führer: Theo Denecke und Franz Heiligenthal.
Omnibuslinie Darmſtadt-Mefſel. Vielfachen Wünſchen der In=
tereſſenten
entſprechend, werden ab ſofort folgende, zwiſchen Darmſtadt
und Meſſel verkehrende Omnibusfahrten über Kranichſtein aus=
geführt
: a) Richtung MeſſelKranichſtein-Darmſtadt:
Fahrt 3 (W.) Meſſel ab 7.20 Uhr, Kranichſtein ab 7.34 Uhr; Fahrt 5
(W. a. Sa.) Meſſel ab 13.55 Uhr, Kranichſtein ab 14,09 Uhr; Fahrt 7
(Sa.) Meſſel ab 14.30 Uhr, Kranichſtein ab 14.44 Uhr; b) Richtung
Darmſtadt-KranichſteinMeſſel: Rückfahrten werden nur
nach Bedarf über Kranichſtein geleitet. Omnibushalteſtelle in Kranich=
ſtein
: Bahnhof. Der Fahrpreis beträgt: KranichſteinRhönring 0.30
Mark und KranichſteinAlter Bahnhof 0,40 Mark, Kinder zahlen die
Hälfte unter Aufrundung auf volle 0,10 Mark.
Die Aufbewahrung giftiger Flüſſigkeiten. Vielfach, ſowohl im
Haushalt als im Gewerbebetriebe, werden Gefäße, die zur Aufnahme
von Nahrungs= und Genußmitteln beſtimmt ſind, wie Wein=, Bier= und
MMineralwaſſerflaſchen, zur Aufbewahrung giftiger Flüſ=
ſigkeiten
, die im Haushalt oder im Gewerbebetrieb Verwendung
finden ſollen (z. B. Salzſäure, Salpeterſäure, Karbolſäure, Lyſol, Sal=
miakgeiſt
, Sublimatlöſung und dergleichen) benutzt, ohne daß Vorkeh=
rungen
getroffen werden, durch die der Gefahr einer Verwechſlung des
giftigen Inhalts der Gefäße mit einem Nahrungs= oder Genußmittel
vorgebeugt wird. Infolge dieſes auf Unkenntnis und Unachtſamkeit, auf
Gleichgültigkeit oder Rückſichtsloſigkeit zurückzuführenden Verfahrens
ſind ſchon häufig Perſonen, die aus Verſehen aus ſolchen Flaſchen ge=
trunken
haben, ſchwer erkrankt oder geſtorben. Ebenſo wie
es für Gifthändler nach 8 15 der Verordnung, betreffend den Verkehr
mit Giften vom 17. April 1895, verboten iſt, Gifte in Trink= oder
Kochgefäßen oder in ſolchen Flaſchen oder Krügen abzugeben, deren
Form oder Bezeichnung die Gefahr einer Verwechſlung des Inhalts mit
Nahrungs= oder Genußmitteln herbeizuführen geeignet iſt, ſo muß auch
demienigen, der giftige Flüſſigkeiten im Beſitz hat, um ſie im Haushalt
oder Gewerbe zu verwenden, ſchon im Hinblick auf ſeine zivil= und ſtraf=
rechtliche
Verantwortlichkeit dringend anempfohlen werden, die gleiche

Vorſicht bei ihrer Aufbewahrung obwalten zu laſſen.

Neue römiſche Ausgrabungen in Alzeg.

Von Prof. Dr. Fr. Behn.

Bald nach der Mitte des 3. Jahrhunderts nach Chr. fiel die Grenz=
wehr
des römiſchen Weltreiches gegen das freie Germanien, der Pfahl=
graben
, vor dem Anſturm der Alamannen, doch hat es noch faſt andert=
halb
Jahrhunderte gewährt, bis die fremden Eroberer den deutſchen
Boden ganz räumen mußten. Denn die bisher fern der Front liegenden
Nömerſtädte am Rhein, die ſich in den zweieinhalb Jahrhunderten römi=
ſcher
Herrſchaft blühend entwickelt hatten, wurden nun ſelbſt in Feſtun=
gen
verwandelt und erhielten eine wehrhafte Ummauerung, die dem
germaniſchen Vordringen noch geraume Zeit Halt gebieten konnte. Un=
ter
Kaiſer Valentinian wurden dann im Gebiete links des Rheines
zahlreiche Kaſtelle angelegt als Stützpunkte des militäriſchen Vorgehens.
Ihre Form und Einrichtung kennen wir am Rhein am beſten durch die
Jahrzehnte langen Unterſuchungen in Alzey, dem aus der deutſchen Hel=
denſage
bekannten Sitze des Nibelungenſängers Volker. Vom Innern
des Kaſtells iſt bisher etwa die Hälfte der Fläche unterſucht, da auf
wertvolle Bodenkulturen Nückſicht genommen werden mußte. In der
Nordoſtecke liegt nun der ſeit mehr als einem Jahrhundert verlaſſene
St. Georgenfriedhof, während die Kirche des ſtreitbaren Heiligen, die
wahrſcheinlich in ſehr hohes Alter hinaufreicht, vollkommen verſchwun=
den
und weder der Lage noch der Form und Größe nach bekannt iſt;
auch Abbildungen ſind nicht erhalten. Nach ihr zu ſuchen, bot ſich Ge=
legenheit
, nachdem der Beſitzer eines Ackers innerhalb des ehemaligen
Friedhofes, Herr Heinrich Korn, in vorbildlichem Entgegenkommen ge=
ſtattet
hatte, dort eine Verſuchsgrabung zu machen. Wie ſo oft in der
Geſchichte der Altertumsforſchung, fand man zwar das Geſuchte nicht.
dafür förderte aber der Spaten ganz andere, und zwar unvergleichlich
wertvollere Funde an den Tag. Der ſchräg durch den Garten gelegte
Suchgraben ſchnitt das ganz eigenartig gebaute Fundament eines ſehr
tief im Boden liegenden Baues an: die unterſte Schicht bilden ganze
Reihen älterer Bauquadern, Werkſtücke, Säulentrommeln, Säulenbaſen,
Säulenkapitelle, Altäre, Neliefs, profilierte Deckplatten und Freiſkulp=
turen
, die durch ihre unregelmäßige Form an und für ſich zu Bauzwecken
wenig geeignet ſind und erſt durch große Maſſen von Mörtel auf die
Sockelhöhe des Fundamentes abgeglichen werden mußten.
Die Zeit des Baues mit den römiſchen Denkmälern im Fundament
läßt ſich einigermaßen ſicher beſtimmen: ſeine Bodenhöhe und die dar=
unter
liegenden Bodenſchichten ſind die gleichen wie im Kaſtellbezirk. Die
Verwendung ſo zahlreicher Götterbilder in dieſer Weiſe iſt auch undenk=
bar
, ſo lange man an dieſe Götter noch glaubte. Die Entſtehungszeit
des Baues rückt dadurch in die der Einführung des Chriſtentums unter
Konſtantin dem Großen unmittelbar folgenden Jahrzehnte. Ob er ſelbſt
den Zwecken des neuen Glaubens dienen ſollte, wird vielleicht die weitere
Grabung noch zeigen. Hat der neue Fund auch keine entſcheidende Be=
deutung
für das Bild des ſpätrömiſchen Kaſtells, ſo fällt doch ſehr viel
neues und gänzlich unerwartetes Licht auf die Geſchichte des vorkaſtelli=
ſchen
Alzehs, wenn wir die Jahrhunderte lang im Boden ruhenden
Steine zum Reden bringen. Wir haben gefunden und gehoben: 16
Bauquadern und Werkſtücke, 12 profilierte Deckplatten, 8 Zinnendeckel,
9 Altäre, 25 Teile von Säulen, darunter 6 von Schuppenſäulen, 10
Stücke von Doppelſäulen und 1 Kopfkapitell, 4 Inſchriften, 6 ſogenannte
Viergötterſteine, d. h. viereckige Sockel mit Götterbildern an allen Sei=
ten
, 6 Skulpturen. Die nordweſtliche Ecke des Baues wird gebildet durch
eine mächtige Bauquader mit ſehr ſauberer und vortrefflich erhaltener
Inſchrift, die uns erzählt, daß ein Mann namens Martius Senopatius
Novellus am 15. Tage vor den Kalenden des September des Jahres,
als Piſo und Julianus Konſuln waren, nach unſerer Kalenderſprache
am 18. Auguſt 175 nach Chr., einen Tempel des Apollo Grannus ge=
ſtiftet
hat. Grannus iſt ein auch ſonſt bekannter keltiſcher Heilgott. Die
Nömer hatten die leidige Neigung, die Gottheiten fremder Völker mög=
lichſt
mit den ihrigen gleichzuſetzen. Grannus erſcheint nun in der Ge=
ſtalt
des Apollo, und wir werden deshalb in den ſonſtigen Bildern die=
ſes
Gottes aus Alzey ebenfalls einen verkappten Grannus erkennen dür=
fen
. Wir haben ihn auf dem zuerſt gefundenen Viergötterſtein in der
herkömmlichen Erſcheinung als Leierſpieler, dann noch zweimal auf In=
ſchriften
, das einemal allein, das anderemal verbunden mit der gleich=
falls
einheimiſchen Heilgöttin Sirona, der in Nierſtein ein noch erhalte=
nes
Heilbad geweiht war. Apollo Grannus hat alſo nach der Inſchrift
im Jahre 175 in Alzeh einen Tempel erhalten, der in der Nähe des
Kaſtelles gelegen haben muß, und aus ihm ſtammt ſicherlich ein gehöri=
ger
Teil der wieder verwendeten Steine.
Der Tempel des Grannus, die gleichfalls verehrte Sirona die in
einer ſchon vor langer Zeit gefundenen Inſchrift genannte Dea Sul, der

* Ein zweiles Gymnaſium oder eine Realſchule?
Von Dr. Adolf Müller.
Im Jahre 1816 tauchte in Darmſtadt zuerſt der Gedanbe auf, eine
Realſchule zu errichten. In den letzten zwanzig Jahren war die Ein=
wohnerzahl
der Stadt erheblich geſtiegen. Mehr als 370 Schüler beſuch=
ten
das Piu. Beſonders die unteren Klaſſen waren überfüllt, ſchickten
doch alle Darmſtädter Mütter, die etwas auf ſich hielten, ihre Söhne
in die Klaſſ, auch wenn es längſt im Rat der Familie beſchloſſen
war, daß der Sprößling ein ehrſames Handwerk lernen ſollte. Um
dieſen Mißſtand zu beſeitigen, ſetzte der Direktor der Anſtalt, Profeſſor
Johann Georg Zimmermann, die Errichtung einer neuen fünften Klaſſe
(Quinta) durch. Der Kandidat der Theologie, Karl Wilhelm Baur,
wurde zum zweiten Collaborator ernannt. Er erhielt 400 fl. Gehalt und
das gewöhnliche Neujahrsgeld, das ihm die Schüiler zu entrichten
hatten.
Doch die Klagen verſtummten nicht. Die 50 Schüler, die in der
neuen Quinta Aufnahme fanden, verringerten nur kaum die Zahl
der vor den Toren der Schule wartenden künftigen Gelehrten, für die
nach wie vor kein Platz war.
Da tauchte im Oktober des Jahres 1816 eine neue Gefahr auf.
Das Haus des Sekretärs Wehland (heute Stadtbibliothek) ſollte am
11. November 1816 verkauft werden. Zimmermann dachte mit Entſetzen
daran, ein Wirt oder gar ein Keſſelſchmied könne ſich dicht neben ſeinem
Muſentempel einniſten und die Wiſſenſchaft ſtören. So beantragte der
weitſchauende Schulmann das Haus zu kaufen, um darin eine Neal=
ſchule
zu errichten. Wahrlich, ein trefflicher Einfall! Zwei Fliegen
mit einer Klappe! Die unerfreuliche Nachbarſchaft und die läſtige
Ueberfüllung der Unterklaſſen, beides ſollte die Realſchule beheben.
Und war es nicht auch ein Vorteil für die Buben, die nicht ſtudieren
wollten, wenn ſie Mechanik, Zeichnen und Baukunſt, ſtatt Latein und
Griechiſch lernten? Die Regierung, die längſt ähnliche Gedanken ge=
wälzt
hatte, war einverſtanden, Großherzog Ludewig I. gab ebenfalls
ſeine Zuſtimmung, das Weylandſche Haus wurde angekauft.
Am 11. April 1817 wurden Kirchenrat Friedrich Ludwig Wagner,
Hofkammerrat Ludwig Johann Schleiermacher und der Leiter des
Pädagogs, Profeſſor Zimmermann, beauftragt, über die neue zu grün=
dende
Anſtalt zu beraten. Die Regierung forderte nach einiger Zeit
den Ausſchluß mehrfach zum Bericht auf, jedoch ohne Erfolg. End=
lich
gaben die Drei ein Lebenszeichen. Es war ein Streit ausgebro=
chen
. Schleiermacher und Wagner hatten ſich von Zimmermann ge=
trennt
. Sie meinten, es ſei vor allen Dingen nörig, das ganze höhere
und niedere Schulweſen zu reorganiſieren, ſtatt des überfüllten einen
Pädagogs zwei Gymnaſien zu gründen, das Wehland’ſche Haus aber
wieder zu verkaufen und für den Erlös in der neuen Stadt ein Neal=
ſchulgebäude
zu errichten. Die Anregung hatte kaum Ausſicht auf
Erfolg, da bei der damaligen Finanznot der Stadt dieſe kaum zwei neue
Schulhäuſer hätte bauen können. Die Verwirklichung des Realſchul=
plans
war jedoch dadurch in Frage geſtellt. Indes Profeſſor Zimmer=
mann
, der Humaniſt, hielt an der Reclſchule feſt. Auch Miniſterium
und Großherzog blieben bei ihrem Beſchluß. So erhielt Darmſtadt
doch eine Realſchule, und der alte Frankenſteiner Hof erlebte das
Schickſal, daß Darmſtädter Buben in ihm lachten und ſtöhnten, je nach
der Artung der Herren Lehrer.

neuerdings dem Alzeyer Muſeum zurückgegebene Altar der Nymphen
und mancherlei ältere Fundbeobachtungen weiſen übereinſtimmend dar=
auf
hin, daß Alzey in römiſcher Zeit eine Heilquelle beſeſſen haben
muß, der es ſeinen Wohlſtand zu verdanken hatte.
Der ſichtlich bedeutende Apollokultus in Alzey eröffnet aber noch
andere Ausblicke. In der Nibelungenſage iſt Volker von Alzeh Spiel=
mann
, und die Stadt führt daher noch heute die Fiedel im Wappen.
Alle Heldenſage hat geſchichtlichen Untergrund, und auch dem Volker
von Alzey liegt ſicher eine hiſtoxiſche Perſönlichkeit zugrunde, wie all
den anderen Geſtalten der Nibelungenſage. Die Burgunden aber, an
deren Hofe die Sage ſpielt, ſind hier die unmittelbaren Nachfolger und
Erben der Römer geweſen. So mag der Alzeyer Gefolgsmann König
Gunthers die Leier als Wappen und Schildzeichen geführt haben, nicht
weil er ſelbſt Spielmann war, ſondern weil ſie das aus Römerzeiten
ſtammende Wahrzeichen ſeines Sitzes war.
Zu einem baſilikartigen Bau müſſen die Teile eines Doppelſäulen=
ſyſtems
gehören, das eine dickere Säule mit einer ſchwächeren gekuppelt
zeigt. Dieſe Form iſt aus der romaniſchen und gotiſchen Baukunſt als
Dienſt bekannt, aus dem Altertum aber kennen wir ſolche gekuppelten
Säulen bisher nicht und lernen aus dem neuen Alzeher Funde, daß auch
dieſes baukünſtleriſche Motiv aus dem unerſchöpflichen Quell der antiken
Kunſtüberlieferung genommen iſt. Auch von Säulen anderer Maßver=
hältniſſe
ſind Schaftſtücke vorhanden, ferner 6 Stück einer geſchuppten
Säule, wie ſie an den bekannten Jupiterſäulen verwendet wurden. Ein
beſonders ſchönes Stück iſt ein reich verziertes korinthiſches Kapitell,
zwiſchen deſſen Akanthusblättern an den vier Seiten menſchliche Köpfe
angebracht ſind, die Darſtellungen der Tageszeiten. Die Oberfläche dieſes
Kapitells hat einen von niedrigen Falzen eingefaßten Spiegel, in den
eine im Fundament unmittelbar danebenliegende Sitzſtatue des thronen=
den
Jupiter hineinpaßt, künſtleriſch das beſte Stück unſeres Fundes.
Der Gott ſitzt in feierlicher Haltung auf einem Throne, an der rechten
Seitenlehne iſt das heilige Begleittier des Gottes, der Adler, angebracht,
an der linken aber ein neunſpeichiges Rad. Dieſer Jupiter mit dem
Rad iſt bereits aus früheren Funden bekannt, es iſt wieder die Darſtel=
lung
eines einheimiſchen Gottes in der Geſtalt eines römiſchen, mit dem
er aus irgendwelchen Gründen gleichgeſetzt wurde. Nun iſt das Rad
überall in der alten Welt das Symbol der Sonne, der Jupiter mit dem
Rad iſt alſo der einheimiſche Sonnengott. Die Kelten nannten ihn
Mogo, und von ihm hat Mogontiacum, Mainz, Namen und Wappen
erhalten. Wir können das Denkmal, das der thronende Sonnengott
krönte, ganz wieder aufbauen. Unter den Viergötterſteinen iſt einer
der an der Vorderſeite ſtatt der Reliefdarſtellung eine Weihinſchrift
an Jupiter optimus maximus trägt, darauf paßt eine der profilierten
Deckplatten, an die der unterſte Teil eines zweiten Viergötterſteines an=
gearbeitet
iſt, deſſen Hauptteil ebenfalls vorhanden iſt; darauf paßt dann
wieder eine der Deckplatten, auf ihr ſteht die Schuppenſäule mit dem
Kopfkapitell und ganz oben die Statue des thronenden Gottes. Der
Aufbau wäre alſo ganz der gleiche wie an der berühmten großen
Jupiterſäule aus Mainz.
An den Viergötterſteinen nimmt regelmäßig Juno die Vorderſeite
ein als Gemahlin des höchſten Gottes, deſſen Bild das Ganze bekrönt.
An der Rückſeite iſt der herkömmliche Platz des Hereules, der auf ger=
maniſchem
Boden beſondere Verehrung genoſſen hat, da man ſich un=
ter
ſeinem Bilde den volkstümlichen Donar dachte, der ihm in vielen
Zügen gleicht. Zwei der Alzeher Viergötterſteine haben nun gegen alle
Regel an drei Seiten Bilder des Hereules; nicht weniger als dreimal
iſt der Cerberus abgebildet, deſſen Darſtellungen ohnehin ſelten ſind.
Und einer der Steine trägt das Bild eines bisher noch ganz unbekann=
ten
Gottes aus dem Kreiſe der römiſch=keltiſchen Religionsmiſchung.
Die Inſchriften geben uns auch eine intereſſante Reihe neuer Eigen=
namen
. Martius Senopatius Nobellus hat den Tempel des Apollo
Grannus geſtiftet, Demionco Primius Poprillus einen Altar des Apollo,
Miſionius Victor Carmaniſius ein Denkmal des Jupiter optimus maxi=
mus
. Trotz des dröhnenden Pathos der lateiniſchen Namen doch Ein=
heimiſche
, die römiſche Kultur angenommen und (bis auf Demionco)
ihre Namen latiniſiert haben.
So hat hier wiederum der Spaten des Ausgräbers dem Boden
Funde abgewonnen, die mehr ſind als lebloſe Fundſtücke oder willkom=
mener
Zuwachs für das ſchöne Alzeher Heimatmuſeum, die uns vielmehr
tiefe Blicke gewähren in das geſchichtliche, künſtleriſche und religiöſe
Leben einer blühenden römiſchen Stadt auf deutſchem Boden.

Eine neuartige Vorrichtung für die Verkehrspolizei wurde
auf verſchiedenen Hauptverkehrsſtraßen ausgeprobt. Es handelt
ſich um einen von Privatdetektiv Lippert konſtruierten Signal=
apparat
, Lipas, mit deſſen Hilfe es möglich iſt, an beliebiger
Stelle auf der Fahrbahn Kraftfahrzeuge aller Art anzuhalten. Der
Apparat beſteht in einem von innen durch Glühlampen erleuchte=
ten
viereckigen Transparent, deſſen Außentafeln mit ſchwarzen Buch=
ſtaben
auf verdunkeltem ſchwarzen Grund oder mit ſchwarzen Buch=
ſtaben
auf rotem Grund die Worte Halt! Polizei oder Halt!

Lichtmaſchine des Kontrollautos angeſchloſſen. Die Signaltafel iſt
an einem Halter hinter dem Führerſitz des kontrollierenden Autos
befeſtigt, das Transparent iſt nach jeder Richtung horizontal und
vertikal zu verſchieben und auf Steuerhöhe des entgegenkommen=
den
Kraftfahrers einzuſtellen, ſo daß in Notfällen jeder Fahrer
zum Anhalten gezwungen werden kann. An der Probebeſichtigung
nahmen die Herren Oberregierungsrat von Baßhuiſen, Kriminal=
inſpektor
Stürmer und von der Materialverwaltungsſtelle der heſ=
ſiſchen
Polizei Polizeihauptmann Brandſtetter und Oberleutnant
Heſſe teil. Die Probeübung mit dem neuen Apparat verlief be=
friedigend
, die Beſchriftung des Transparents war auf große Ent=
fernung
deutlich ſichtbar. Nach weiteren Verſuchen die u. a. auch
in Berlin angeſtellt werden, wird über die Verwertung des
Apparats und ſeine Einführung bei der Polizei endgültig ent=
ſchieden
werden.
Bücherſtube Alfred Bobenheimer. Die George Groß= Aus=
ſtellung
, die noch b:s Ende des Monats geöffnet iſt, hat einen
ſtarken Beſuch aufzuweiſen. Das Aquarell Köpfe wurde verkauft.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu rufen.
Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag, den 21. Juli,
folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit: Dr. med. Andres, Rhein=
ſtraße
33, Telephon 3016, Dr. med. Buchhold II., Aliceſtraße 19½,
Telephon 3208, Dr. med. Nauheim, Landwehrſtraße 14, Telephon
4200.
Landkraftpoſten. Vom 1 Auguſt ab verkehren von den Poſt=
ämtern
Friedberg (Heſſen), Büdingen (Oberheſſen) und Beer=
felden
(Odw.) aus Landkraftpoſten, die die in den Fahrplänen an=
gegebenen
Orte und Einzelniederlaſſungen berühren.
Tiger=Babies im Frankfurter Zoo. Die prachtvollen indiſchen
Tiger des Frankfurter Zoologiſchen Gartens Radjah und Indra‟
haben ſeit einigen Wochen ihre dritte Nachzucht aufzuweiſen. Die bei=
den
Tiger=Babies, die von Indra ſelbſt genährt wurden, ſind inzwi=
ſchen
ſoweit herangewachſen, daß ſie zeitweilig ins Freie geſetzt und den
Beſuchern des Gartens gezeigt werden können.
Briefkaſten.
Jeder Nafrage iſ die letzte Bezugsguittung beizufügen. Anonyme Ainfragen Dette
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechteverbindlichteit.
H. P. Weiß=Rot.

Ein gutes Mittel bei Flechten, Hautausſchlägen.

Flechten, ganz beſonders die überaus läſtige Schuppenflechte
(Psoriasis) und Bartflechte, ſind gar arge und läſtige Uebel, denn
ſie verunſtalten nicht nur die Haut, ſondern ſchmerzen, jucken,
ſchuppen, brennen und näſſen oft auch ganz erheblich und an=
dauernd
. Außerdem ſind ſie meiſt hartnäckiger Natur, und nicht
ſelten ſind ſie von der Wiege bis zum Grabe der treue Begleiter
des Menſchen. Man ſollte deshalb nie den Weg zum Arzt ſcheuen,
denn jede Flechte iſt anders, und jede Haut verlangt eine indi=
widuelle
Behandlung. In vielen Fällen hat ſich nach meinen

Von Spezialarzt Dr. med. Woltzer.
Erſahrungen folgendes Verfahren gut bewährt: Man nehme ein
Stück Zucker’s Patent=Medizinal=Seife, reibe
mit der Hand oder noch beſſer mit einer naſſen Bürſte, einem
naſſen Pinſel und dergleichen möglichſt viel dicken Schaum, läßt
ihn evtl. noch einige Zeit ſtehen, bis er ſo dick iſt wie Brei, Salbe
oder Sirup, und trägt ihn dann leicht, ohne zu reiben, auf
die zu behandelnden Hautſtellen auf. Am beſten geſchieht das
Auftragen des Abends, damit der Schaum genügend Zeit hat,

auf der Haut einzutrocknen und die Nacht über liegen bleiben
kann. Morgens erweicht man ihn mit etwas Waſſer, ſpült ihn
dann leicht ab und trocknet hierauf die Haut, ohne zu reiben
oder zu frottieren, ſanft mit einem weichen Tuch. Nach=
her
ſtets die Haut mit Zuckooh=Creme, die ebenſo wie
Zucker’s Patent=Medizinal=Seife in jeder Apo=
theke
, Drogerie und Parfümerie zu haben iſt, nachbehandeln. Dieſe
Prozedur wiederhole man ſo lange, bis Beſſerung erfolgt.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Samstag, den 20. Juli1929

Nummer 199

Ausſcheidungsſchießen für die kommenden
Gruppenſchießen.
Das Wurftaubenſchießen des Heſſiſchen Jagd=
klubs
um die Meiſterſchaft von Darmſtadt fand
am Samstag auf dem Tontaubenſtand am Flugplatz, hiev, ſtatt.
Geſchoſſen wurde in zwei Klaſſen 30 Tauben auf 15 Meter:
Klaſſe 4: 1 Lehrer Beher, Gberſtadt, mit 26/21 Treffern ( Meiſter=
flugſchütze
von Darmſtadt für 1929/30); 2. Franz Beuer, Darmſtadt,
26/18 Tauben; 3. Oberzollinſpektor Hch. Kraft, Darmſtadt, 25/23;
4. Direktor F. Bonte, Darmſtadt, 25/22; 5. Baron Diemar von Rieneck.
Darmſtadt, 25/22; 6. Peter Kraft, Hof Gräbenbruch, 23/20.
Klaffe B: 1. Hch. Kraft jr., Hof Gräbenbruch, 23/18; 2 Jagdauf=
ſeher
Moter, Biblis, 20/10; 3. Förſter Menger Altheim, 18/14;
4. Jagdaufſeher Voß, Gberſtadt, 18/10; 5. Aug. Schneider, Darmſtadt,
17/13; 6. Förſter May, Forſthaus Koberſtadt, 16/13.
Eröffnungsſchießen auf 10 Tauben: 1. Franz Beuer, Darmſtadt, 9/9;
2. Oberzollinſpektor, Hch. Kraft, Darmſtadt, 9/9; 3. Lehrer Beyer,
Gberſtadt, 9/8; 4. Hofmann, Mainz, 9/8; 5. Robert Bloch, Urberach,
9/8; 6. Peter Kraft, Hof Gräbenbruch, 9/8.
Doublettenſchießen (10 Doubletten) um den Wanderpreis des
Darmſtädter Tagblatts, einen hochwertigen ſilbernen Pokal: 1. Franz
Beuer, Darmſtadt, 6/4; 2. Oberzollinſpektor Hch. Kraft, Darmſtadt, 4/5;
8. K. Schmitt jr., Laudenbach, 3/6; 4 Robert Bloch, Urberach, 3/6;
5. Hch. Kraft jr., Hof Gräbenbruch, 3/4.
Eintaubenſchießen: 1. Franz Beuer, Dammſtadt; 2. Lehrer Beyer,
Eberſtadt; 3. Direktor F. Bonte Darmſtadt; 4. Oberzollinſpektor Hch.
Kraft, Darmſtadt; 5. Jagdaufſeher Voß, Eberſtadt
In den elf Ortsgruppen des Heſſiſchen Jagdklubs werden in dieſen
Tagen die Ortsgruppenmeiſterſchaften herausgeſchoſſen, um je eine
Fünfer=Mannſchaft für das oben erwähnte Gruppenſchießen um den
Hickler=Gedächtnis=Wanderpreis zuſammenzuſtellen. Jeder Ortsgruppen=
meiſter
erhält vom Hauptklub einen wertvollen Ehrenpreis.
Mit dem Gruppenſchießen um den Hichler=Gedächtmis=Wanderppeis am
10./11. Auguſt iſt verbunden das Hauptſchießen um die Meiſteuſchaft
von Heſſen, das Schießen um die Meiſterſchaft der Förſter und Jagd=
ſchutzbeamten
und ein Sonderſchießen mit beliebigem Anſchlag.

* Bezirksſchöffengericht.
p. 1. Der Schloſſer und Reiſevertreter M. L. von Zipfendorf wohnte
hier möbliert in der Kaſinoſtraße. Bei offenſtehender Tür ſtahl er dort
Mitte Januar d. J. einer anderen Mieterin Geld. Am 26. März gab
er eine mit falſchem Namen verſehene Depeſche nach Deſſau auf, worin
er um Zuſendung von 350 Mark als Sohn des Empfängers bat. Die
Poſt zahlte das Geld aus, da Angeklagter ſich als Abſender des Tele=
gramms
ausgab. Zur Vorſorge hatte er einer Frau eine gefälſchte Voll=
macht
zur Quittierung des Geldes ausgeſtellt, aber die Poſt wollte nur
das Geld an den Adreſſaten ſelbſt auszahlen.
Das auf 6 Monate Gefängnis lautende Urteil rechnet 2 Monate
Unterſuchungshaft auf die erkannte Strafe ab.
2. Wegen Beamtenbeleidigung hat ſich ein im Penſionsſtande befind=
licher
höherer Offizier, der vom Erſcheinen in der Hauptverhandlung
auf Grund ärztlichen Atteſtes entbunden iſt, zu verantworten.
Der Gerichtsvorſitzende regt eine gütliche Erledigung an. Der An=
klage
liegt ein Vorfall zu Grunde, der ſich anläßlich der Einweihung
des Denkmals am Paradeplatz abſpielte. Die beleidigten Polizeibeamten
hatten mit anderen die Abſperrung des Platzes beſorgt, eine Stelle
war dabei offengelaſſen worden. Das Polizeiamt will nur auf der alten
von ihm vorgeſchlagenen Grundlage ſich auf einen Vergleich einlaſſen.
Die Beleidigungen (auch die wechſelſeitige) ſollten zurückgenommen wer=
den
und der Beleidiger ſollte außerdem 50 Mark an die Wohlfahrtskaſſe
der Bereitſchaftspolizei zur Weihnachtsbeſcherung armer Kinder ab=
führen
.
Ueber einen gerichtsſeitig gemachten Vergleichsvorſchlag ſollen ſich
beide Teile innerhalb 4 Wochen äußern.

kokale Beranſtalkungen.
erfSeinenden Aedyen ſind ausſchürdtich att Hinmrift af Lmamm m!
als Deſprechuns oder Kritk.
imn ſrimem Ja
Evangeliſcher Arbeiter= und Handwerkerver=
ein
. Die Mitglieder mit ihren Angehör’gen werden auf den am
Sonntag, 21. Juli, ſtattfindenden Spaziergang nach Nieder=Ramſtadt
aufmerkſam gemacht. Abmarſch am Tierbrunnen, Nieder=Ramſtädterſtr.
Im Hotel Prinz Heinrich Konzert mit Tanz Im
Garten. In dem ſchönen Sommergarten im Hotel Prinz Heinrich
findet Samstag= und Sonntagabend Konzert mit Tanz ſtatt. Der
Beſuch wird beſtens empfohlen.
Brauerei Schul, Schloßgaſſe Nr. 25. Heute Samstag=
und morgen Sonntag=Abend finden in der Brauerei Schul wiederum
KünſtlerKonzerte, ausgeführt von einem Künſtlerenſemble des Stadt=
orcheſters
ſtatt. Die durch Umbau neu geſchafefne Garten= und Ter=
raſſenwirtſchaft
bietet einen angenehmen Aufenthalt, und ſtimmungs=
gemäße
Muſik ſorgt für gute Unterhaltung. (S. Anzeige.)
Her ngarten=Kaffee. Heute abend findet im Herrn=
garten
=Kaffee wiederum ein Künſtler=Konzert ſtatt (ſ. Inſerat).
Schuls Felſenkeller. Heute Samstag, den 20. Juli,
abends 8 Uhr, findet in Schuls Felſenkeller wieder ein Künſtlerkonzert,
ausgeführt von einem Enſemble des Stadtorcheſters, ſtatt. (S. Anz.)
Herrngarten=Kaffee (Pergola). Morgen Sonntag, den
21. Juli, vorm. 1112 Uhr veranſtaltet das Stadtorcheſter unter Lei=
tung
ſeines Kapellmeiſters W. Schlupp im Herrngarten (Pergola) ſein
dieswöchentliches Promenadenkonzert nach folgendem Programm: In
Treue feſt, Marſch. Ouvertüre zur Oper Oberon von Weber. Ge=
ſchichten
aus dem Wiener Wald, Walzer von Strauß. Czardas aus
der Oper Der Geiſt des Wojewoden von Großmann. Große Fantaſie
aus der Oper Lohengrin von Wagner. Klar zum Gefecht Marſch
von Blankenburg. Die Promenadenkonzerte finden bei freiem Eintritt
ſtatt. Nachmittags 4 Uhr Künſtlerkonzert und abends 8 Uhr großes
Konzert des Stadtorcheſters unter Leitung ſeines Kapellmeiſters Willy
Schlupp. Ein reichhaltiges Programm ſorgt für beſte Unterhaltung,
und der allſeits anerkannte, angenehme Aufenthalt in der Pergola wird
durch eine prächtige Illumination, bengaliſche Beleuchtung des Gartens
und der Inſel noch gehoben. Die geſamte Illumination und Beleuch=
tung
wird ausgeführt von der Darmſtädter Kunſtfeuerwerkerei Wallen=
ſtein
.
Aus den Parkeien.
Dienstag, 23. Juli, abends 8.30 Uhr, im Perkeo ( Alexander=
ſtraße
) öffentliche Verſammlung der Nat.=Soz. Deutſchen
Arbeiterpartei. Redner: Betriebsrat Engel=Berlin. (Näheres morg.
Anzeige.)

Tageskalender für Samstag, den 20. Juli 1929.
Konzerte: Schloßkaffee, Hotel Schmitz, Sportplatz=Reſtauramt,
Kaffee Ganßwann, Zum Schwanen. Brauerei Schul,
20 Uhr: Künſtler=Konzert. Kinovorſtellungen: Helia,
Palaſt=Lichtſpiele. Mathildenhöhe, 1018 Uhr: Ausſtellung
Der ſchöne Menſch"

Bei Rheuma, Gicht, 1Schlas ſowie bei Nerven= und
Kopfſchmerzen, Erkältungskrankheiten und Grippe haben ſich Togal=
Tabletten hervorragend bewährt. Uber 5000 notariell beglaubigte ärzt=
liche
Gutachten! Davon mehrere hundert Berichte, in denen neben
prompter Wirkung beſonders die Unſchädlichkeit des Togal hervor=
gehoben
wird. Togal ſcheidet die Harnſäure aus! Ein Verſuch über=
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Aus Hefſen.
50 Jahre Pfungſtädker Zeuerwehr.
Cp. Pfungſtadt, 19. Juli.
Die Freiwillige Feuerwehr Pfungſtadt feiert am
kommenden Samstag, Sonntag und Montag das Feſt ihres 50 jähri=
gen
ſegensreichen Beſtehens. An dem Jubiläum nehmen
alle Ortsvereine teil. Außerdem werden zahlreiche auswärtige Wehren
erſcheinen, um das Jubiläum verſchönern zu helfen. Die Feſtlichkeiten
werden am Samstag abend durch einen Umzug mit anſchließendem
Kommers eingeleitet. Der Kommers wird mit muſikaliſchen, geſang=
lichen
und ſportlichen Darbietungen ausgefüllt. Am Sonntag vormittag
findet nach dem Empfang der auswärtigen Vereine eine Schulübung
mit Brandangriff ſtatt. Nachmittags wird ſich ein großer Feſtzug durch
die Ortsſtraßen nach dem Feſtplatz bewegen, wo in einem beſonderen
Feſtakt die Jubilare geehrt werden ſollen. Der Montag wird in Ge=
ſtalt
eines allgemeinen Volksfeſtes den Abſchluß der Jubiläumsfeierlich=
keiten
geben.
Die Pfungſtädter Wehr hat eine intereſſante Geſchichte. Die
Freiwillige Feuerwehr Pfungſtadt iſt nämlich aus dem Kriegerverein
heraus entſtanden. Bis Ende der 70er Jahre beſtand in Pfungſtadt
eine Pflichtfeuerwehr. Als aber in den 70er Jahren auffälligerweiſe
verhältnismäßig viele Brände entſtanden und Pfungſtadt in die ſogen.
Strafkaſſe kam, regte der damalige Bürgermeiſter Schiemer die
Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr an. Die Anregung fand im
Kriegerverein lebhaften Widerhall. So konnte im Herbſt 1879 im Gaſt=
hjaus
Zur Traube die konſtituierende Verſammlung ſtattfinden. Der
erſte Kommandant der neuen Wehr wurde Johann Grünig 4. und ſein
Stellvertreter Philipp Giloth. Die Wehr umfaßte bald 70 Mann, zu
denen zwei Jahrgänge Pflichtfeuerwehr kamen. Die erſte Inſpektion
hielt Kreisfeuerwehrinſpektor Juſtus=Darmſtadt ab. Die Ausrüſtung
der Wehr vervollſtändigte ſich immer mehr. Mehrere große Brände
konnten mit Erfolg bekämpft werden. Die Schlagfertigkeit der Wehr
erhöhte ſich nach Einführung der Waſſerleitung. Am 7. Auguſt 1904
konnte die Wehr ihr 25. Stiftungsfeſt feiern. Das 30jährige Beſtehen
wurde am 18. Juni 1909 gefeiert. Während des Krieges wurden der
Wehr drei Jahrgänge Pflichtfeuerwehr angefügt. 1921 legte der Kom=
mandant
Peter Liebig nach 42jähriger Dienſtzeit ſein Amr nieder; er
wurde zum Ehrenkommandanten ernannt. An Stelle Liebigs wurde
Philipp Haſſenzahl zum Kommandanten gewählt. Im Frühjahr 1925
waren Beſtrebungen im Gange, die Wehr aufzulöſen; durch das Ein=
greifen
des Bürgermeiſters wurde dies verhindert. Zum erſten Kom=
nandanten
wurde Philipp Rieber gewählt. In der außerordentlichen
Generalverſammlung vom 27. Juli 1927 wurde an Stelle des zurück=
getretenen
Kommandanten Rieber Wilhelm Diem zum erſten Komman=
danten
und Heinrich Hofmann zum Stellvertreter gewählt. 1928 wurde
das Gaſthaus Zum Adler (Ludwig Böttiger) zum Vereinslokal be=
ſtimmt
. Der frühere Kommandant Phil. Rieber wurde zum Ehren=
mitglied
ernannt. Durch die Anbringung von zwei Alarmſirenen wurde
die Alarmierung bedeutend verbeſſert. In der Generalverſammlung
vom 27. März 1929 wurde folgendes Kommando gewählt: 1. Komman=
dant
Georg Schaffner, 2. Kommandant Heinrich Hofmann, Zugführer:
Karl Wagner, G. Rädge, Philipp Geiſel, J. Engelhardt und Ludwig
Schüßler.
Die Vorbereitungen für das Goldene Jubiläum ſind beendet. Bei
einigermaßen günſtigem Feſtwetter wird das Jubelfeſt der Feuerwehr
ſicher einen guten Verlauf nehmen.

Aa. Eberſtadt, 19. Juli. Hohes Alter. Der älteſte Einwohner
unſeres Ortes, Wendel Hofmann, kann dieſe Woche ſeinen 89. Ge=
burtstag
begehen. Einer unſerer älteſten Einwohner, Ortsgerichts=
mann
Heinrich Neuſel 2., ſeines Zeichens Landwirt, iſt im 80.
Lebensjahr geſtorben. Neuſel war auch lange Jahre Mitglied des Ge=
meinderates
. Sängerluſt=Jubiläum. Der Geſangverein
Sängerluſt hält am 27., 28. und 29. Juli ſein 40jähriges Jubiläum in
Geſtalt eines Waldfeſtes ab. Außer den Ortsvereinen haben bereits
viele auswärtige Geſangvereine ihr Erſcheinen zugeſagt. Eine dieſer
Tage abgehaltene Vollverſammlung des geſchäftsführenden Ausſchuſſes
hat die Programmfolge in allen Einzelheiten feſtgelegt. Am Samstag
findet im Vereinslokal Darmſtädter Hof eine Geſamtſitzung des Feſt=
ausſchuſſes
ſtatt. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Durn=
vereine
nach auswärts. Am Sonntag beteiligt ſich der Turn=
verein
1876 E. V. an dem 48. Gauturnfeſt des Main=Rheingaues in
Bensheim. Der Verein entſendet bereits am Samstag 15 Wetturner,
Kampfrichter uſw. Die Turngeſellſchaft E. V. begibt ſich am Sonntag
nach Schneppenhauſen zur Teilnahme an den dortigen Gaugerätemeiſter=
ſchaftskämpfen
des Main=Rodgaues. Angeſtelltenverſiche=
rungsausſchuß
. In dem neuen Ausſchuß für die Angeſtellten=
verſicherung
in Heſſen ſteht als Vertreter der Arbeitgeber an erſter
Stelle Fabrikant Adolf Rieſterer=Eberſtadt und an dritter Stelle Amt=
mann
Wilhelm Göbel=Eberſtadt. Erſter Stellvertreter iſt Fabrikbeſitzer
Hermann Bickelhaupt=Eberſtadt. Abſchluß vom Gaufeſt. Die
Turngeſellſchaft E. V. hält am Samstag abend im Gaſthaus Zum
Mühltal bei Klenk die Abſchluß=Sitzung vom 44. Gauturnfeſt ab. Die
einzelnen Ausſchüſſe werden über das Ergebnis des Feſtverlaufs referie=
ren
. Die Soldatenkameradſchaft Eberſtadt hält am Samstag abend
im Gaſthaus Zur Eiſenbahn (Hartmann) ihre zweite Quartalsver=
ſammlung
ab.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 19. Juli. Die durch das Landwirtſchaftsamt
Darmſtadt angeſtellten Ermittelungen haben ergeben, daß es ſich bei dem
Schädling, der in hieſiger Gemarkung einige Rübenfelder befallen hat,
um den nebelichtenSchildkäfer handelt. Der hellbraun=graue
ſchwarzfleckige Käfer und ſeine gewöhnlich auf der Unterſeite der Blät=
ter
ſitzenden, ovalen hellgrünen, am Rande mit weißen Dornen beſetzten
und mit auffallenden Schwanzanhängen verſehenen Larven freſſen Löcher
in die ſchon größeren Rübenblätter. Auf einigen Rübenſchlägen iſt der
Befall ſo ſtark, daß die ganzen Blätter zerſtört ſind, was ſchwere Schädi=
gungen
der Rüben im Gefolge hat. Die Bekämpfung erſtreckt ſich vor
allen Dingen auf die reſtloſe Vernichtung der Unkräuter (Melden und
Gänſefuß), die von den Larven in erſter Linie aufgeſucht werden. Als
direkte Bekämpfungsmaßnahmen ſind beſonders infolge der bequemen
Handhabung ſtaubförmige Arſenpräparate zum Abtöten der Käfer und
Larven zu empfehlen, unter dieſen vor allem das Sturmſche Heu= und
Sauerwurmmittel (Herſteller Merck=Darmſtadt). Als weiteres wirk=
ſames
Bekämpfungsmittel kann eine 24prozentige Chlorbariumlöſung
unter Zuſatz von 1prozentiger Kalkmilch angewendet werden. Die Be=
ſtäubung
bzw. Beſpritzung iſt bei windſtillem Wetter und nicht in der
heißeſten Tageszeit, am beſten in den Morgen= oder Abendſtunden vorzu=
nehmen
. Zwecks Verhütung der Weiterverbreitung des Schädlings
wäre es angebracht, die Bekämpfung energiſch zu betreiben. Nähere
Auskunft erteilt die Bürgermeiſterei. Sterbekaſſee. V. Beſon=
derer
Umſtände halber mußte die auf den 27. d. M., angeſetzte Haupt=
verſammlung
auf Mittwoch, den 24. d. M., verlegt werden. Dieſe fin=
det
ſtckt im Lokale des Gaſthauſes Zum Darmſtädter Hof (Beſitzer
Knapp), abends 8½ Uhr. In einer am geſtrigen Abend ſtattgefunde=
nen
Beſprecking der Vertreter der Ortsvereine wurde feſtgelegt, die
diesjährige Verfaſſungsfeier im bisherigen Rahmen zu begehen. Da
eine Feier im Freien bei den Vereinen wenig Anklang finden dürfte,
bleibt es wieder bei einer Saalfeier, die durch Geſangs= und Muſikvor=
träge
, ſowe turneriſche und ſportliche Aufführungen verſchönert wird.
An Stelle der bisher üblichen Feſtrede ſoll zur Abwechſelung einmal ein
Lichtbildervortrag gehalten werden, der eigens für den gedachten Zweck
ausgearbeitet iſt. Die Lokalfrage blieb zunächſt noch offen. Hierüber
erfolgt noch Mitteilung. Als Termin wurde Samstag, der 10. Auguſt
I. J., beſtimmt.
G. Ober=Ramſtadt, 19. Juli. Wanderung. Der Odenwaldklub
Ober=Ramſtadt unternimmt am Sonntag, den 21. d. M., eine Früh=
wanderung
rund um Ober=Ramſtadt. Abmarſch der Teilnehmer vorm.
am Gaſthaus Zur Starkenburg. Säuglingsfürſorge.
Montag, den 22. Juli, nachmittags von 23 Uhr, findet im unteren
Rathausſaal Säuglingsberatung ſtatt. Turnverein 1877 D. T.
Auf den am Sonntag, den 21. Juli, abends, im Saalbau Eliſenbad‟
(Suppes) ſtattfindenden Familienabend mit Tanz ſei auch an dieſer
Stelle aufmerkſam gemacht.

Skraßenbericht für Heſſen
für die Woche vom 21. bis 27. Juli 1929.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Hauptdurchgangsſtraßen in Heſſen.
DarmſtadtMainz (Ortsdurchfahrt Groß=Gerau) vom 5. 5. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung in Groß=Gerau durch die Kirchgarten=
und Schützenſtraße.
DornheimWolfskehlen, Km. 5,247,6, vom 28. 6. bis 28. 7. ge=
ſperrt
. Umleitung: Büttelborn-Griesheim.
DarmſtadtRoßdorf, Km. 2,898,1, vom 4. 7. bis 11. 8. geſperrt.
Umleitung: Nieder=RamſtadtOber=Ramſtadt.
Zell i. O.Michelſtadt i. O., Km. 43,548,074 vom 15. 7. bis 25.
8. geſperrt. Umleitung: Langen=BrombachRehbachSteinbach.
FriedbergFrankfurt zwiſchen Friedberg und Ober=Wöllſtadt vom
13. 5. ab bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Fauerbach= Bruchen=
brücken
Nieder=Wöllſtadt.
BüdingenGelnhauſen (Km. 61,465,9) vom 5. 6. bis auf weiteres
geſperrt. Umleitung: Büdingen-BüchesOrleshauſen-Lorbach- Von=
hauſen
.
Nidda=Ranſtadt vom 28. 5. bi3 auf weiteres geſperrt. Umleitung:
NiddaDauernheimRanſtadt.
LauterbachAngersbach vom 26. 6. bis auf weiteres geſperrt. Um=
leitung
: EiſenbachRudlos.
GießenMarburg von Stadtgrenze Gießen bis Km. 2,0 vom 1. 7.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: WieſeckAlten=Buſeck- Daubrin=
gen
-Lollar.
LauterbachAlsfeld (zwiſchen Lauterbach und Neu=Maar) vom 22.
7. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Reblos.
Sonſtige Straßen in Heſſen.
Sprendlingen-Buchſchlag vom 26. November 1928 bis auf weite=
res
geſperrt. Umleitung nach Bahnhof Buchſchlag=Sprendlingen über
die forſtfiskaliſche Waldſtrecke zum Forſthaus Mitteldick.
BiſchofsheimRüſſelsheim wegen Herſtellungsarbeiten an der Brücke
am Bahnhof Biſchofsheim vom 10. 6. bis 20. 8. geſperrt. Umleitung:
Hof=Schönau.
MünſterAltheim vom 18. 7. bis 3. 8. geſperrt. Umleitung: Die=
burg
.
Flonheim-Wendelsheim am Bahnübergang bei Uffhofen am 25. 7.
von 3 bis 23 Uhr geſperrt. Umleitung: Bornheim-Lonsheim Hei=
mersheim
Erbes-Büdingen.
OckenheimGenſingen, Km. 25,2529,49, vom 20. 7. bis auf weiteres
geſperrt. Umleitung: Gaulsheim-Bingen.
DeckendorfSchadenbach vom 11. 4. bis auf weiteres geſperrt. Um=
leitung
: HombergRüddingshauſen.
Ortsdurchfahrt Aſſenheim im Straßenzug Nieder=Wöllſtadt- Bön=
ſtadt
vom 11. 4. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Bruchenbrücken.
GießenReiskirchen von Km. 9 bis Reiskirchen vom 22. 5. bis auf
weiteres gefperrt. Umleitung: LichGrünberg.
OſſenheimerkreuzAſſenheim vom 21. 6. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung über Bruchenbrücken.
BerſtadtWölfersheim vom 26. 6. bis auf weiteres geſperrt. Um=
leitung
: Wohnbach.
SeltersStockheim (Ortsdurchfahrt Selters) vom 25. 6. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: BleichenbachStockheim.
StadenNieder=Mockſtadt vom 24. 6. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: LeidheckenBlofeld-Dauernheim-Ober=Mockſtadt.
VilbelMaſſenheim vom 3. 4. bis auf weiteres geſperrt.
AlsfeldSchwabenrod (Ortsdurchfahrt Alsfeld) vom 8. Juli bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Leuſel.
IlbenſtadtAltenſtadt, Km. 0,08,6, vom 18. 7. bis auf weiteres
geſperrt. Umleitung: BruchenbrückenOſſenheimStadenStammheim
AltenheimHeldenbergenEichenAltenſtadt.
Weikartshain-Lardenbach vom 22. bis 24. 7. geſperrt. Umleitung?
Mücke.

Traiſa, 19. Juli. Odenwaldklub. Am kommenden Sonntag,
den 21. Juli, unternimmt die hieſige Ortsgruppe eine Sonderfohrt mach
Bad=Kreuznach und Münſter am Stein. Die Abfahrt enfolgt mit der
Bahn um 7.12 Uhr morgens vom Bahnhof Nieder=Ramſtadt.
w. Klein=Umſtadt, 19. Juli. Toddurch Radſturz Am Sonn=
tag
abend, gegen 9 Uhr, fuhren einige Herren aus Groß=Zimmem, von
Wenigumſtadt kommend, die ſteile Windfongſtraße hemnter. In den
Platanen brach einem der Herren die Lenkſtange und der Rachmen des
Rades entzwei. Trotz langſamen Fahrens ſtürzte der Bedauernswerte
ſo unglücklich, daß er in Gewußtloſem Zuſtande von einem Arzt aus
Groß=Umſtadt ins Dieburger Krankenhaus verbracht werden mußte.
Nun hört man von dem Ableben des Verunglückten.
Bz. Reinheim, 17. Juli. Der hieſige Männer=Geſang=
Verein veranſtaltete bei ſeinem Mitglied Gaſtwirt Baur eine Eleine,
wohlgelungene Feier aus Amlaß ſeines guten Abſchneidens beim Ge=
ſangswettſtreit
in Nieder=Saulheim und beim 2. Heſſ. Sängerbundesfeſt
im Darmſtadt, wo er beim Konzert der Gruppe Etzold im Saalbau, bei
der Erſtaufführung Otrenheimerſcher Werke, Vorzügliches leiſtete. Die
Stimmung der Feierndem, die durch das erſtmalige Auftreten der Ver=
eins
=Jazz=Kapelle, unter der hervorragenden Leitung ihres Konzert=
meiſters
, Herrn Dr. Heiter, ſehr gut war, erreichte den Höhepunkt, als
bekannt wurde, daß die Stadt Darmſtadt in Würdigung der Werdienſte
ihres Gauchormeiſters um den deutſchen Männergeſang, Herrn Etzold
ihre Preismünze für hervorragende Leiſtungen auf kulvurellem Gebietz
verliehen hat.
b. Erbach, 19. Juli. Eulbacher Markt. Anläßlich des am
21., 22. und 28. Juli ſtattfindenden Eulbacher Marktes hat die Deutſche
Reichsbahngeſellſchaft auch in dieſem Jahre wieder Verſtärkung der fahr=
planmäßigen
Züge und Einlegung von Sonderzügen zugeſagt. Für die
Marktbeſucher aus Frankfurt, Darmſtadt und Umgebung beſteht durch
Einlegung des Sonderzuges am 21. und 28. Juli, ab Darmſtadt Hbh.
7,11 Uhr, eine günſtige Verbindung. Durch Einlegung des Sonderzuges
am zweiten Marktage, Montag, den 22. Juli, der ab Erbach 20,07 Uhr
in der Richtung Darmſtadt verkehrt, hat die Reichbahngeſellſchaft eben=
falls
eine günſtige Rückfahrgelegenheit geſchaffen, deren Benutzung ſich
ſehr empfehlen dürfte. Im übrigen verweiſen wir auf die beſonderen
Fahrpläne. Straßenſperre. Die Kraftpoſt, die ſeither an
Werktagabenden zwiſchen Erbach-HöchſtErbach verkehrte (Erbach ab
21,53, Höchſt ab 22,22 Uhr) muß wegen Straßenſperre vom 15. Juli bis
25. Auguſt d. J. ausfallen. Der Wagen Erbach-Wiebelsbach (Erbach
ab 22,48, Wiebelsbach ab 0,1 Uhr) verkehrt dagegen Sonntags nach
wie vor.
Hirſchhorn, 19. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
18. Juli: 0,72 Meter; am 19. Juli: 0,71 Meter.
Gernsheim, 19. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
18. Juli: 0,36 Meter; am 19. Juli: 0,31 Meter.
By. Egelsbach, 18. Juli. Gemeinderatsbericht. Zur Feier
des Verfaſſungstages, der auf Wunſch des Heſſiſchen Miniſteriums feſt=
lich
begangen werden ſoll, wird eine Kommiſſion gebildet aus den Her=
ren
Noll, Hahn und Schlapp, die die nötigen Vorbereitungen dazu tref=
fen
ſollen. Der Gemeinderat ſtimmt dem Waldwirtſchaftsplan, nach
dem 2800 Fm. Holz geſchlagen werden ſollen, zu. Die Kirchenuhr be=
treffend
, wird beſchloſſen, über den Koſtenpunkt einer neuen Uhr Er=
kundigung
einzuziehen, denn für die fortlaufend hohen Reparaturkoſten
wäre es ſchließlich beſſer, eine neue Uhr anzuſchaffen. Dem Geſuch
des Herrn Hrch. Wilh. Gaußmann um Ankauf eines Bauplatzes wird
entſprochen. Zu einem Schreiben des Miniſteriums des Innern, be=
treffend
Ueberſchreitung der Sätze der Gewerbeſteuer wird ausgeführt,
daß die Sätze eingehalten wurden, daß aber die Gewerbeſteuer jetzt
reſtlos erfaßt ſei, um die Ausgaben der Gemeinde, die durch den Tod
der beiden letzten Bürgermeiſter entſtanden ſeien, zu decken.
By. Egelsbach, 19. Juli. Tödlicher Ungläcksfall. Beim
Rangieren von Giſenbahnwagen verunglückte geſtern Herr Georg Gauß=
wann
, indem ihm ein Arm und em Bein abgefahren wurde. Er iſt=
ſeinen
ſchweren Verletzungen erlegen und hinterläßt eine Frau mit
fünf nicht erwachſenen Kindern. Schwimmbadeinweihung.
Nächſten Sonntag wird das hieſige, Herrn Ludwig Pohl gehörende und
an der Davmſtädter Landſtraße gelegene Schwimmbad eingeweiht. Der
Beſuch des Bades iſt ſehr gut.

[ ][  ][ ]

Nummer 199

Samstag, den 20. Juli 1929

Seite 7

D. Biblis, 19. Juli. Gurkenmarkt. Millionen Gurken, Mil=
lionen
Schnaken, das haben wir dies Jahr hier im Ried zu erwarten.
Beides iſt keineswegs zu begrüßen; weniger noch die vielen Schnaken als
die Ueberproduktion an Gurken, die bereits heute ſchon die Schatten=
ſeiten
zeigt. Jetzt haben wir, ſage und ſchreibe, etliche Tauſend Gurken
in den letzten zwei drei Tagen hier geerntet und ſchon iſt der Preis von
4 Mark pro Hundert auf 1,50 Mark geſunken. Und das ſind nun die
Erſten die doch ſonſt alljährlich wenigſtens zeitweiſe ſtabil im Preiſe
ſtanden. Dazu haben wir auch noch das ſchönſte Wachswetter für die
Gurken, und ſo wird die Zeit nicht mehr fern ſein, wo in Biblis 5060
Waggon, je 4060 000 Stück, an den Hauptmarkttagen nach allen Gauen
Deutſchlands verſchickt werden. Die Anpflanzung der Gurke hat heute
hier Formen angenommen, die eine Ueberproduktion auch bei normalen
Verhältniſſen bedingt; die Folge davon iſt, daß die Haupteinnahmequelle
des Produzenten nur bei ſchwerer Arbeit einigermaßen annehmbaren
Gewinn einbringt. Die nächſten Gurken werden nun zentnerweiſe ge=
handelt
, und man darf ſehr geſpannt ſein, wie hoch ſich der Zentnerpreis
beläuft, und ob es irgendwie möglich iſt, den Preis für den Bauers=
mann
einigermaßen annehmbar zu ſtabiliſieren. In dieſer Hinſicht
verſpricht man ſich von der Genoſſenſchaft für Gurken=, Gemüſe= und
Obſtverwertung recht viel, doch wird auch die Ueberproduktion letzten
Endes alle guten Pläne und den beſten Willen zur Schaffung normaler
Verhältniſſe für den Erzeuger über den Haufen werfen. Die hieſige
Gurkenfabrik von Kölſch Nachf, hat ſich auf die Saiſon beſtens gerüſtet;
um= und angebaut, ſoweit dies erforderlich war, und bald werden wieder
Hunderte von Arbeiterinnen und Arbeitern auf etliche Wochen gute
Verdienſtmöglichkeit haben. Größer denn je iſt ſeitens der Konſumenten
das Intereſſe, an der ſeit Jahrzehnten auf dem Weltmarkte bekannten
Bibliſer Gurke, und die zahlreichen Gurkenhändler von hier und aus=
wärts
laden bald tagtäglich Waggons noch und noch. Dem Erzeuger iſt
es nicht möglich, ſein Produkt, wie beiſpielsweiſe Kartoffeln, Kraut und
Gemüſe, aufzuſpeichern, und erſt loszuſchlagen, wenn der Preis für ihn
günſtig iſt. Die Gurken halten ſich nur etliche Tage und müſſen ſchnell=
ſtens
verkonſumiert werden, und daran hängt die ganze Preismache.
Hoffen wir nicht, daß es wie vor zwei=drei Jahren wird, wo ſich die
Ueberproduktion dermaßen auswirkte, daß die Produzenten ihre Ware
zeitweiſe ſchon gar nicht mehr auf den Markt fuhren, da der damals
gezahlte Preis nicht einmal die Erſtehungskoſten deckte.
Ck. Groß=Gerau, 18. Jul:. Zwei Autounfälle. Am Diens=
tag
haben ſich in der Umgebung der Kreisſtadt zwei Autounfälle er=
eignet
. Auf der Straße vom Hof Schönau nach Groß=Gerau wurde ein
Krankenkaſſenkontrolleur aus Mainz aus ſeinem Auto geſchleudert, als
das Auto von einem anderen Wagen überholt wurde, dadurch in Be=
drängnis
und ins Schleudern geriet. Der Kontrolleur trug erheblibe
Armverletzungen davon. Dr. med. Schad=Groß=Gerau leiſtete die erſte
Hilfe. Ein zweiter Autounfall ereignete ſich auf der Straße nach Klein=
Gerau in einer Kurve. Auch dieſer Unfall wurde durch gegenſeitiges
Ueberholen verſchuldet. Ein Perſonenauto hatte einen anderen Wagen
überholt, geriet aber dabei gegen einen Telegraphenmaſt, ſo daß das
Auto beſchädigt wurde. Die Inſaſſen kamen noch mit Schnittwunden
davon. Bürgermeiſter Dr. Lüdecke hat geſtern ſeinen Som=
merurlaub
angetreten. Die Geſchäfte der Stadtverwaltung verſieht
währenddeſſen der älteſte Beigeordnete, Nold. Die Gr.=Gerauer
Gemeindebeamten veranſtalteten zu Ehren von Schutznann Voll=
hardt
und Schulhausinſpektor Auer einen Abſchiedsabend. Bürger=
meiſter
Dr. Lüdecke überbrachte den beiden aus dem Dienſt tretenden
verdienten Männern die Glückwünſche der Stadt und überreichte ihnen
zum Zeichen der Dankbarkeit namens der Stadt je ein Bild vom hiſto=
riſchen
Rathaus in Groß=Gerau. Im Waſſerturm des Waſſer=
werksverbandes
Gerauer Land, der nun kurz vor ſeiner Fertigſtellung
ſteht, ſoll demnächſt mit dem Einbau eines Fahrſtuhls begonnen wer=
den
. Ueber die Verwendung der im Waſſerturm vorhandenen Räum=
lichkeiten
ſoll eine demnächſt ſtattfindende Sitzung des Gruppenwaſſer=
werksverbandes
Beſchluß feſſen. Vielfach beſteht die Abſicht, ein Kaffee
mit Ausſichtsterraſſe in dem Turm einzurichten.

Rheinheſſen.
Mainz, 19. Juli. Chronik. Der Täter, der vor einigen Ta=
gen
ein Mädchen im Gonſenheimer Wald überfallen hat und es zu
vergewaltigen ſuchte, wurde jetzt ermittelt und feſtgenommen.
Es handelt ſich um einen gerichtsbekannten 54jährigen Fuhrmann aus
Mainz. Am Feldbergtore wurde die Leiche eines Knaben von
1012 Jahren geländet, deren Identität noch nicht feſtgeſtellt werden
konnte. Oberbürgermeiſter Dr. Külb hat folgende Beileids=

Nachrichten des Standesamts Darmſtadt.
Geſtorbene. Am 11. Juli: Gorr, Suſanna Barbara, geb. Germann,
74 J., Karlſtr. 10. Reinheimer, Eliſe, Hausangeſtellte, 29 J., ledig,
Blumenthalſtr. 111. Am 12. Juli: Dahlerbruch, Rolf, 2 Monate, Eber=
ſtadt
, Kreis Darmſtadt, hier, Heinheimerſtr. 21. Ruppel, Katharina,
geb. Werner, 71 J., Arheilgerſtr. 31. Am 13. Juli: Groß, Magdalene,
geb. Krapp, 71 J., Gervinusſtr. 44. Noth, Magdalene, geb. Henninger,
40 J., Stockſtadt a. Rh., hier, Grafenſtr. 9. Am 12. Juli: Beſt, Barbara,
geb. Becker, 63 J., Griesheim b. Darmſtadt, hier Grafenſtr 9. Am 13.
Fuli: Sulzmann, Viktorine, 87 J., ledig, ohne Beruf, Heinrichſtr. 148.
Am 14. Juli: Zimmermann, Margarete, ohne Beruf, ledig, Luiſenſtr. 20.
Drott, Philipp, Hilfsarbeiter, 26 J., ledig, Wallerſtädten, hier, Grafen=
ſtraße
9. Rohrbach, Margarete, geb. Neumann, 20 J., Pfungſtadt, hier,
Grafenſtraße 9. Am 15. Juli: Ahl, Maria Angelika, geb. Mahr, 77 J.,
Wenckſtr. 44. März, Paul, Kaufmann, 61 J., Landwehrſtr. 19½. Am
13. Juli: Leonhard, Joſef, Schleifer, 21 J., Langen. Am 15. Juli:
Henkel, Marie Dorothea, geb. Rapp 58 J., Herdweg 20. Strecker,
Karola, Lehrerin i. R., 52 J., ledig, Mathildenſtr. 11. Koehler, Georg
Wilhelm, Hochſchulprofeſſor, Dr., 55 J., Herdweg 53. Am 16. Juli:
Müller, Katharina, 6 Monate, Sprendlingen i. Rheinh., hier, Heinhei=
merſtr
. 21. Am 15. Juli: Zipfel, Thomas, Privatier, 77 J., Viktoria=
platz
6. Am 16. Juli: Andreas, Karl, Eiſenbahnbeamter i. R., 87 J.,
Wittmannſtr. 35. Witt, Alfred Joſef, 1 J., Karlſtr. 53. Deny, Mar=
garethe
, geb. Löſch, 82 J., Wenckſtr. 16. Am 17. Juli: Scheidler, Marie,
49 J., ledig, ohne Beruf, Neuſtadt i. Odw., hier, Eliſabethenſtift. von
der Schmitt, Dorothea, geb. Bauer, 72 J., Schloßgartenſtr. 47. Schweis=
gut
, Ernſt Ludwig, Ingenieur, 73 J., in Hannover=Kirchrode, Kaiſer=
Vilhelmſtr. 7, hier, Grafenſtr. 9. Am 18. Juli: Gebhardt, Eliſabeth,
6 Monate, Groß=Umſtadt, bier Heinheimerſtr. 21. Am 18. Juli: Reichs=
bankbeamter
i. N. Heinrich Spengler, 56 J., Heidelberger Str. 102a;
Margarete Roß geb. Stüber, 30 J., Nieder=Beerbach, hier Dieburger
Straße 21: Anna Chriſtine Küſter geb. Scoralik, 50 J., Bleichſtr. 53.

Evangeliſche Gemeinden.
8. Sonntag nach Trinitatis (21. Juli).
Stadtkirche. Wegen Bauarbeiten geſchloſſen.
Stadtkapelle: Samstag, 20. Juli, abends 8.30 Uhr: Andacht.
Sonntag, 21. Juli, vorm. 8 Uhr: Hauptgottesdienſt. Dekan Zimmer=
mann
. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Wagner.
Schloßkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Dekan Zimmer=
mann
. Vorm. 11.15 Uhr: Kindergottesdienſt. Dekan Zimmermann.
Abends 6 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarrer Köhler.
Konfirmandenſaal im Schloß. Dienstag, 23. Juli, abends 8 Uhr:
Mädchenvereinigung der Schloßgemeinde. Mittwoch, 24. Juli, und
Samstag, 27. Juli, nachm. 24 Uhr: Handarbeitsſchule der Stadtge=
meinde
. Samstag, 27. Juli, abends 8 Uhr: Jugendvereinigung der
Stadtgemeinde, Poſaunenchor.
Gemeindehaus (Kiesſtraße 17). Sonntag, 21. Juli, abends 8 Uhr:
Jugendvereinigung der Stadtgemeinde. Montag, 22. Juli abends
8 Uhr: Jugendbund der Lukasgemeinde (ältere Abtlg.). Dienstag,
23. Juli, abends 8 Uhr: Jugendvereinigung der Stadtgemeinde.
Mädchenvereinigung der Reformationsgemeinde (jüngere Abtlg.).
Mittwoch, 24. Juli, nachm. 24 Uhr: Jungſchar der Stadtgemeinde.
Abends 8 Uhr: Jugendbund der Markusgemeinde (ältere Abtlg.)
Mädchenvereinigung der Reformationsgemeinde (ältere Abtlg.). Don=
nerstag
, 25. Juli, abends 8 Uhr: Jugendvereinigung der Stadtgemeinde.
Jugendbund der Lukasgemeinde (jüngere Abtlg.). Freitag, 26. Juli,
abends 6,30 Uhr: Jugendvereinigung der Stadtgemeinde, Sportplatz.
Abens 8 Uhr: Jugendbund der Markusgemeinde (jüngere Abteilung).
Jugendbund der Kaplaneigemeinde.
Feierabend (Stiftsſtraße 51). Mittwoch, 24. Juli, abends 8 Uhr:
Bibelſtunde. Pfarrer Köhler,
Walderholungsſtätte am Befſunger Forſthaus. Sonntag, 21. Juli,
vorm. 11.15 Uhr: Kindergottesdienſt.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Landeskirchenrat D. Waitz.
Kraukenpflege durch Digkonen: Hauptſtation im Diakonenheim,
Heidelbergerſtraße 21. Fernſprecker 2883.
Evang. Wohlfahrtsdienſt. Gemeindehaus, Kiesſtraße 17. Sprech=
ſtunden
vormittags von 1012 Uhr. Fernſprecher 2379.
Gemeindeomt für kirchliche Steuerangelegenheiten: Gemeindehaus,
Kiesſtraße 17, Vorderhaus, 1 Treppe. Geſchäftsſtunden vorm. von 8 bis
12 Uhr und nachm von 36 Uhr. Fernſprecher 2379
Sprechſtunde des Lutherbauvereins: Donnerstag 68 Uhr im Feier=
gbend
.

kundgebung an den Wiesbadener Magiſtrat gerichtet:
Anläßlich des Ablebens Ihres hochverehrten Oberbürgermeiſters ſpreche
ich der Stadt Wiesbaden namens der Stadt Mainz die aufrichtigſte
Teilnahme aus. Ich werde des allzu früh Verſtorbenen ſtets in Treue
gedenken in Erinnerung an gemeinſames Arbeiten im Intereſſe der
beiden Nachbarſtädte. Ein aus Weſtfalen ſtammender Ehemann geriet
in einem Mainzer Hotel mit ſeiner Ehefrau in einen erregten Disput,
in deſſen Verlauf er plötzlich in ſeiner Wut eine Flaſche ergriff und
der Frau auf den Kopf ſchlug, wodurch dieſe eine ſtark blu=
tende
Kopfwunde davontrug, die ihre Ueberführung in das Städtiſche
Krankenhaus notwendig machte. Am 24. Mai wurde in der Nähe des
Licht=, Luft= und Sonnenbades am hellichten Tage die 12jährige Tochter
eines Eiſenbahnoberſekretärs von einem algeriſchen Schüt=
zen
überfallen, zu Boden geriſſen und zu vergewaltigen ver=
ſucht
. Durch das Hinzukommen eines Feldſchützen wurde der Wüſtling
im letzten Augenblick an ſeinem Vorhaben verhindert, entwaffnet und
der franzöſiſchen Gendarmerie übergeben. Am Freitag hatte ſich der
Uebeltäter vor dem franzöſiſchen Militärgericht Mainz zu verantwor=
ten
. Er wurde wegen tätlicher Beleidigung in Tateinheit mit Miß=
handlung
zu einem Jahr Gefängnis ohne Strafaufſchub verurteilt.
Das Dirnenunweſen auf dem Aliceplatz in der Nähe
des Hauptbahnhofes iſt zu einer wahren Landplage geworden. Es ver=
geht
faſt kein Abend, ohne daß es nicht zu Zuſammenſtößen zwiſchen
den ſich dort herumtreibenden Frauenzimmern, ihren Zuhältern und
anderen Perſonen kommt. Die erſte Verſteigerung der Markt=
genoſſenſchaft
Mainzer Becken in der neuen Markthalle
am Südbahnhof fand am Donnerstag ſtatt. Aus dieſem Anlaß war die
Halle in den Reichs= und Landesfarben ausgeſchmückt. Das angebotene
Obſt und Gemüſe fand guten Abſatz, ſo daß am erſten Verſteigerungs=
tage
kein Ueberſtand blieb. Die Preiſe wurden als gut bezeichnet. Die
neugeſchaffene Verſteigerungszentrale ergänzt die ſchon beſtehenden
linksrheiniſchen Zentralen in Ingelheim, Gau=Algesheim, Heideskeim,
Finthen. Der Markt ſoll ſo ausgebaut werden, daß er alle heimiſchen
Erzeugniſſe, alſo auch die Milchprodukte, aufnehmen kann. Seine Be=
dentung
für die heſſiſche Wirtſchaft erhellt daraus, daß durch die plan=
mäßige
Abſatzregelung dem unter der Auslandskonkurrenz die natür=
lich
nicht untätig bleibt ſchwer leidenden rheiniſchen Obſt= und Ge=
müſebau
eine wirkſame Hilfe geboten wird. Ein Polizeibeamter
wurde nach einem Hauſe an der Auguſtinerſtraße gerufen, Foſelbſt ein
Bewohner, der betrunken war, ſeine Frau ſchwer mißhan=
delte
. Als der Beamte einſchreiten wollte, wurde ihm heftiger Wider=
ſtand
entgegengeſetzt, und nur unter Anwendung von Gewalt konnte
der Widerſpenſtige nach der Polizeiwache gebracht werden. Oortſelbſt
blieb der Siſtierte ſo lange in Haft, bis er ſeinen Mordsranſch aus=
geſchlafen
hatte, und ſpäter erfolgte ſeine Einlieferung in das Land=
gerichtsgefängnis
, da er eine Gefängnisſtrafe von fünf Monaten zu ver=
büßen
hat.
T. Gimbsheim, 19. Juli. Mit allerhand Drohungen und radikalen
Aeußerungen berſuchte hier eim Hauſierer ſeine Waren loszuwerden. Ein
Mädchen, das ſich allein zu Hauſe befand, bedrohte er mit dem Dolch,
um es einzuſchüichtern. Dieſe Verkaufsmethode dürfte jedoch bald für
ihn zu Ende ſein, denn die Polizei iſt bereits im Kenntnis geſetzt und
iſt ihm ſcharf auf den Ferſen.

Slimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentiſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltlon keinerid Den=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Amfange
der Einſender verantwortlſch.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, lönnen micht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Eine neue Rennbahn für Motorradſportler.
Ganz in der Stille, ohne Aufſehen ohne Koſten iſt unſer
ſchönes Heſſenländchen um eine Pflegeſtätte des edlen Motorſports
bereichert worden: Pfungſtadt hat eine Rennbahn für Motorradfahrer!
Kennen Sie Pfungſtadt? Dann kennen Sie auch die Eberſtädterſtraße.
und dann kennen Sie auch ſchon die Rennbahn die Eberſtädterſtraße!
Aber das iſt doch dasſelbe für Pfungſtadt wie die Kaiſerſtraße für
Frankfurt iſt die Hauptverkehrsſtraße werden Sie ſagen! Macht
nichts, oder gerade deshalb. Von 71 Uhr nachts iſt eben Training
und Rennbahn! Zugelaſſen ſind allerdings nur Männer von 1520
Jahren, dagegen alle Maſchinen: Näh=, Mäh= und Sämaſchinen, Kaffee=
und Schrotmühlen; nur eine Bedingung: ſie müſſen Radau machen!
Hei, iſt das ein Betrieb, das donnert und kracht und ſchwirrt und raſt
und ſtaubt und ſtinkt! Sie brauchen die Opelbahn nicht mehr an den

Martinskirche. Vorm. 7.30 Uhr: Frühgottesdienſt. Landeskirchen=
rat
D. Waitz. Vorm. 10 Uhr; Hauptgottesdienſt. Pfarrer Köhler.
Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt für die Martinsgemeinde Weſt. Lan=
deskirchenrat
D. Waitz.
Freitag, 26. Juli, abends 8 Uhr: Bibelbeſprechſtunde im Martinsſtift.
Martinsgemeinde (Verſamwlungen). Dienstag, 23. Juli, abends
8 Uhr im Gemeindehaus: Jugendvereinigung. Donnerstag, 25. Juli,
abends 8 Uhr, im Martinsſtift: Mädchenvereinigung Oſt; im Gemeinde=
haus
: Mädchenvereinigung Weſt; Mauerſtr. 5: Poſaunenchor. Frei=
tag
, 26. Juli, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus: Jugendvereinigung
(ältere Abtlg.).
Johanneskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Studienrat
Lie. Wißmann.
Die Johanneskirche iſt wochentags von 77 Uhr zu ſtiller Andacht
geöffnet.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Vorm. 10
Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent Georgi. Der Kindergottes=
dienſt
fällt während der Ferien aus.
Beffſunger Kirche (Petrusgemeinde). Vorm. 10 Uhr: Hauptgottes=
dienſt
. Pfarrer Wolframm.
Veranſtaltungen: Sonntag, 21. Juli, abend 8.15 Uhr: Ver=
einsabend
der Jugendvereinigung. Montag, 22. Juli, abends 8.15
Uhr: Kleiner Kreis der Jugendvereinigung. Mittwoch, 24. Juli,
abends 8.15 Uhr: Bibelſtunde für die Jugendgemeinde (alle jungen
Mitglieder der Petrusgemeinde). Pfarraſſiſtent Lic. zur Nieden.
Freitag, 26. Juli, abends 8.15 Uhr: Turnen der Jugendvereinigung.
Samstag, 27. Juli, nachm. 3 Uhr: Jungſchar. Abends 8 Uhr;
Singekreis.
Pauluskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Rückert.
Veranſtaltungen: Sonntag, 21. Juli, abends 8 Uhr: Jugend=
vereinigung
. Montag, 22. Juli, abends 8 Uhr: Jugendbund.
Samstag, 27. Juli, abends 8 Uhr: Turnen:
Stiftskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Hickel.
Vorm. 11.15 Uhr: Kindergottesdienſt. Ev. Sonntagsverein: Nachm.
47 Uhr: Vereinsſtunden. Donnerstag, 25. Juli, abends 8 Uhr:
Betſtunde.
Luth. Gottesdienſt (Selbſtändige evang.=luth. Kirche) am 8. Sonntag
nach Trinitatis, 21. Juli, im Feierabend, Stiftsſtr. 51, 10 Uhr: Pre=
digtgottesdienſt
. Pfarrverwalter Lucius.
Stadtmiſſion (Mühlſtraße 24). Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebets=
ſtunde
. Nachm. 3.30 Uhr: Bibelſtunde. Prediger Semmel. Mon=
tag
, nachm. 4 Uhr: Miſſionsarbeitsſtunde. Dienstag, nachm. 4 Uhr:
Frauenbibelſtunde. Abends 8.30 Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Mark=
wort
. Mittwoch, abends 8.30 Uhr: Gemiſchter Chor. Donnerstag,
abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde. Prediger Semmel. Freitag fällt die
Bibelſtunde in Beſſungen aus. Samstag, abends 8.15 Uhr: Poſau=
nenchor
.
Jugendbund für E. C. (Mühlſtraße 24). Sonntag, nachm. 3.30 Uhr:
Bibelbeſprechſtunde für funge Männer. 4.45 Uhr: Bibelbeſprechſtunde
für junge Mädchen. Abends 8 Uhr: Sommerfeſt. Dienstag, abends
8.30 Uhr: Mädchenkreis. Mittwoch, abends 8.15 Uhr: Freundeskreis
für junge Männer. Donnerstag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für
junge Männer.
Chriſtlicher Verein junger Männer e. V. (Alexanderſtr. 22, Infan=
terie
=Kaſerne, Hof links). Sonntag, abends 7.30 Uhr: Abendſpaziergang
nach Waltersteich-Lindenberg. Treffpunkt Wilhelminenplatz. Mon=
tag
, abends 8.30 Uhr: Familienbibelſtunde. Dienstag, abends 8 Uhr:
Spiel und Sport. Mittwoch, abends 8.30 Uhr: Jungmännerbibel=
ſtunde
. Donnerstag, abends 8 Uhr: Jung=C.=Heimabend. Sams=
tag
, nachm. 3 Uhr: Jungſcharſtunde.
B.=K., Bund deutſcher Bibelkreiſe (Alexanderſtr. 22. Inf.=Kaſerne,
Hof links.) Samstag, den 20. Juli, nachm. 5.306.30 Uhr: Spielen.
5.307 Uhr: Bibelſtunde.
Die Chriſtengemeinſchaft (in der Städt. Akademie für Tonkunſt,
Eliſabethenſtraße) Sonntag, den 21. Juli, vorm. 10 Uhr: Menſchen=
weihehandlung
mit Predigt.
Son ſtige Gemeinſchaften.
Chriſtlich wiffenſchaſtliche Vereinigung (Chriſtian Science Society)
Aula der Landesbauſchule, Neckarſtr. 3. Gottesdienſte jeden Sonntag,
vorm. 10 Uhr, und jeden erſten Mithvoch im Monat, abends 8,15 Uhr.
Chriſtliche Verſammlung, Zimmerſtraße 4. Sonntag, vorm. 11.15
Uhr: Sonntagsſchile. Nachm. 4.30 Uhr: Wortverkündigung. Mitt=
woch
, abends 8.15 Uhr: Gebetſtunde. Freitag, abends 8.15 Uhr: Wort=
betrachtung
. Jedermann herzlich eingeladen.
Möttlinger Freundeskreis. Montag, 22. Juli, abends 8.30 Uhr,
im Feierabend, Stiftsſtr. 51: Bibelſtunde. Jedermann freundlichſt ein=
geladen
.

Renntagen zu beſuchen; wozu das teure Eintrittsgeld. Kommen Sie
nach Pfungſtadt, hier haben Sie wahren, echten Sport! Ich nehme
an, daß Sie in der Lebensverſicherung ſind, auch etwas perſönlichen Mut
raue ich Ihnen zu aber es iſt nicht ſo gefährlich, wie,s die Leute
machen, der Aufenthalt auf der Rennbahn nämlich bei Verdun war’s
ſchlimmer! Sehen Sie doch die Polizeiſtreife, wie mutig und unbeküm=
mert
ſie einherſchlendert ſie ſehen nichts, ſie hören nichts! Allerdings,
die haben gut mutig ſein: Kurzſchwert, Mehrladepiſtole und, laſt not
leaſt, der mit Recht ſo beliebte Gummiknüppel das ſchreckt auch den
jüngſten Motorraſler; er gibt Vollgas und ſtinkt ab! Dafür hält die
Polizei aber auch die Rennbahn von läſtigen Fußlatſchern frei. Wie
meinen Sie, Rückſicht auf die Anwohner der Straße, Nachtruhe und
Schlaf? Quatſch! Der freie Sohn des freien Bürgers, im freien
Deutſchland fragt nicht nach Rechten, noch Geſetz und Macht!
Herr, mach’ uns frei von dieſer Freiheit!
0

Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Samstag, 20. Juli. 13.15: Schallplatten: Aus Kalmanſchen
Operetten. o 15.05: Es war einmal. Ein Märchen von Irma
Nippel (mit Liedereinlagen). 16.30: Heidelberger Stadthalle:
Feſtakt zur Eröffnung der Heidelberger Feſtſpiele. Mitw.: Das
Heidelberger Städt. Orch., verſtärkt durch das Orch, des Mann=
heimer
Nationaltheaters. Muſikal. Leitung: Arthur Bodanzky, New=
jork
. O 18.30: Briefkaſten. 6 18.45: Eſperanto=Unterricht. O 19.05:
Vortrag. o 19.25: Stunde des Arbeiters. o 19.45: A. Auerbach:
Hansjakob und der Schwarzwald. o 20.15: Die Luftkutſche‟.
Funk=Kabarett. Programm u. a.: Dasſelbe in Mann. Scherz
von Friedrich Karinthy. Perſ.: Direktor (Alex); Bella; Fuchs.
Spielleitung: Ben Spanier. Mitw.: Anna Marie Haaſe ( Chan=
ſons
), Gerd Fricke (Anſage und Rezitation), Meinhart Maur
Rezitation) vom Deutſchen Theater in Berlin. O 22.45: Nelſon=
Rabarett. Ausf.: Mizzi Zampa, Harry Gondi, Rudolf. Nelſon
und Walther Joſeph. o Anſchl.: Tanzmuſik. Leitung: Seiber.

Deutſche Welle. Sonnabend, 20. Juli. 12: Für die Schules
Muſiker auf Reiſen. Hede Gebe (Rez.), Pia van Hoeven (Geſang),
Dr. V. Ernſt Wolff (Flügel), B. K. Graef (Vortrag). O 15:
B. K. Graef: Sprechtechnik. O 15.40: Meta Brix: Wichtige All=
täglichkeiten
: Die Wirtſchaftskaſſe. o 16: Min.=Rat Ottendorf3
Die neuen Richtlinien für den Turnunterricht an den Preuß. Volks=
ſchulen
. O 16.30: David Stetter: Dienſtliche Gemeinſchaft der
Perſonale m den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen. o 17:
Hamburg: Mozart=Beethoven=Brahms=Konzert. O 18: Dr. Broecker:
Das Schlichtungsweſen. O 18.30: Dr. Funke: Sommerreiſe durch
Norweg.n. O 18.55: Rich. Stahl: Deutſche Meiſter der Karrika=
tur
. O 19.20: Dr. Herz: Theatererinnerungen eines alten Mannes=
O 20: Sonderveranſtaltung: Anekdoten. Fri

Wekkerbericht.

Die Luftdruckverteilung hat wenig Aenderung erfahren. Noch
immer lagert die flache Druckſtörung über dem Atlantiſchen Ozean,
ohne weſentlichen Einfluß auszuüben. Ein Hochdruckrücken erſtreckt
ſich quer über Deutſchland. Jedoch kommt eine ausgeſprochene Hoch=
druckwetterlage
nicht zuſtande, da infolge der unregelmäßigen Wind=
ſtrömungen
in Deutſchland immer noch Störungen hervorgerufen wer=
den
können. Gewitterneigung bleibt alſo beſtehen.
Ausſichten für Samstag, den 20. Juli: Teils heiter, teils wolkig, noch
heiß und lokale Gewitterneigung.
Ausſichten für Sonntag, den 21. Juli: Noch keine weſentliche Aende=
rung
der Wetterlage.

Evangeliſche Gemeinſchaft, Eliſabethenſtr. 44. Sonntag, vormittags
10 Uhr: Predigt; 11 Uhr: Sonntagsſchule; abends 8 Uhr: Predigt.
Montag, abends 8.15 Uhr: Jugendbund. Dienstag, abends 8.15 Uhr:
Singſtunde. Mittwoch, nachmittags 3 Uhr: Mädchenbund; 5 Uhr:
Knabenbund; 8 Uhr: Frauenmiſſionsverein. Donnerstag, abends
8.30 Uhr: Bibelſtunde.
Jedermanm iſt herzlich eingeladen! Prediger Paul Schanz.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Darmſtadt I (Hindenburgſtraße, ehem.
Kaſino). Sonntag, 21. Juli, vorm. 9.30 Uhr, nachm. 4 Uhr, und Mitt=
woch
, 24. Juli, abends 8.30 Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Darmſtadt II (Bismarckſtraße 54). Sonn=
tag
, 21. Juli, vorm. 9.30 Uhr, nachm. 4 Uhr, und Mittwoch, 24. Juli,
abends 8.30 Uhr: Gottesdienſt.

Auswärtige Gemeinden.
Evangel. Kirche zu Eberſtadt. Sonntag, 8.45 Uhr: Chriſtenlehre
der Mädchen; 9.30 Uhr: Gottesdienſt; 11 Uhr: Kindergotresdienſt;
13 Uhr: Abmarſch des Kirchengeſangvereins zu einem Spaziergang.
Montag, 20 Uhr: Poſaunenchor. Dienstag, 1230 Uhr: Mädchen=
verein
:gung. Mittwoch, 20 Uhr: Kirchengeſangverein. Freitag,
19.30 Uhr: Wartburgverein.
Provinzial=Pflegeanſtalt. Sonntag, 13.30 Uhr: Gottesdienſt.
Evang. Gemeinde Roßdorf. Sonntag, 21. Juli, vorm. 9.30 Uhr:
Gottesdienſt. Jahresfeier der Sechzigjährigen. Mitwirkung des Poſau=
nenchors
. Feier des hl. Abendmahls. Nachm. 2 Uhr: Mitgliederver=
ſammlung
des Evang. Bundes.
Evang. Gemeinde Traiſa. Sonntag, 21. Juli: Hauptgottesdienſt;
die Zeit ſteht noch nicht genau feſt. Sie wird durch Aushang und Orts=
ſchelle
bekannt gegeben. Chriſtenlehre und Kindergottesdienſte fallen
aus. Montag: E. J. G. nur Tanzgruppen. Mittwoch: E. J.G.
gemeinſamer Abend.
Evang. Gemeinde zu Nieder=Ramſtadt. Sonntag, 21. Juli, nachm.
1.30 Uhr: Gottesdienſt. Prediger: Pfarrer Nürnberger, Ober=Ramſtadt.
Der Vormittagsgottesdienſt fällt aus, ebenſo die Chriſtenlehre. Mon=
tag
: Jugendvereinigung. Mittwoch: Jungmädchenverein. Don=
nerstag
: Frauenverein.
Evang. Kirche zu Ober=Ramſtadt. Sonntag, 21. Juli, vorm. 9.30
Uhr: Gottesdienſt; 10.30 Uhr: Chriſtenlehre. Montag: Mütterabend.
Jugendverein. Mittwoch: Kirchenchor. Donnerstag: Poſaunen=
chor
. Im Pfarrhaus: Helferinnen. Freitag: Mädchenverein.
Samstag: Jugendverein.
Evangeliſche Kirche Erzhauſen. (8. Sonntag nach Trinitatis.)
Vorm. 9 Uhr: Gottesdienſt. Abends 8 Uhr: Mädchenvereinigung. Diens=
tag
: Mädchenvereinigung (jüngere Abteilung). Samstag: Jungmann=
ſchaft
.
Auswärtige Gemeinſchaften.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Arheilgen (Alte Darmſtädter Str. 14):
Sonntag, 21. Juli, vorm. 9.30 Uhr, und Donnerstag, 25. Juli, abends
8.30 Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Griesheim (Groß=Gerauer Str. 3): Sonm=
tag
, 21. Juli, nachm. 4 Uhr, und Donnerstag, 25. Juli, abends 8.30
Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Eberſtadt (Weingartenſtraße 35): Sonn=
tag
, 21. Juli, nachm. 4 Uhr, und Donnerstag, 25. Juli, abends 8.30
Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Nieder=Ramſtadt (Bahnhofſtraße 25):
Sonntag, 21. Juli, nachm. 4 Uhr, und Donnerstag, 25. Juli, abends
8.30 Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Roßdorf (Dieburger Straße Nr. 22)1
Sonntag, 21. Juli, vorm. 9.30 Uhr, und Donnerstag, 25. Juli, abends
8 Uhr: Gottesdienſt
Freunde und Gönner herzlich willkommen.
Katholiſcher Gottesdienſt.
Sonntag, den 21. Julf 1929.
St. Liebfrauenkirche (Klappacherſtr. 44). Samstag, um 17 und um
20 Uhr: Gelegenheit zur hl. Beichte. Sonntag, vorm von 6 Uhr an:
Gelegenheit zur hl. Beichte. Um 7 Uhr: Frühmeſſe mit Austeilung der
hl. Kommunion vor und in der hl. Meſſe. Generalkommunion der
Jungfrauenkongregation. Um 9.30 Uhr: Hochamt und Predigt. Vor=
her
Austeilung der hl. Kommunion. Nachm. um 14.30 Uhr: Andacht.
Um 15 Uhr: kirchliche Verſammlung der Jungfrauen. Um 16.30 Uhr:
weltliche Verſammlung. Werktags: hl. Meſſe um 6.30 Uhr. Montag
und Freitag abend 8 Uhr: Jugendverſammlung, Hermannſtr. 43.
Martinskapelle (Ecke Herdweg und Bruchwieſenſtraße). An allen
Sonn= und Feiertagen 8 Uhr hl. Meſſe und Predigt. Um 7.45 Uhr
Beichtgelegenheit. Vor und in der hl. Meſſe Austeilung der hl. Kom=
munion
.

[ ][  ][ ]

Seite 8

Samstag, den 20. Zuli 1929

Nummer 199

Reich und Ausland.
Zwei Familien an Fleiſchvergiftung erkrankt.
Limburg a. d. L. Nach dem Genuß von nicht
einwandfreiem Fleiſch erkramkten in Stein=Neukirch
bei Limburg zwei Familien unter ſchweren Ver=
giftungserſcheinungen
. Ein Kind der einen Familie
ſtarb unter qualvollen Schmerzen. Eine eingehende
Anterſuchung wurde ſofort eingeleitet.
* Ein Siebenjähriger als unfreiwilliger
Dauerläufer.
* Diez. Als am Freitag morgen ein Bulldogg
mit Anhängerwagen von Rückershauſen an der Aar
abfuhr, machte ſich ein ſiebenjähriger Junge an dem
Wagen zu ſchaffen, als dieſer bereits in Fahrt war.
Er blieb mit den Kleidern an einem Droht hängen
und wurde, ſo gegen ſeinen Willen bis zum Kalk=
werk
bei Oberneiſen mitgenommen. Dort erſt wurde
der Aeine unfreiwillige Langſtreckenläufer bemerkt,
nachdem er bereits eine Strecke von 7 Kilometern im
Trab zurückgelegt hatte. Völlig ermüder, wurde der
Junge nach Hauſe gefahren.
Vier Perſonen bei Koblenz ertrunken.
Koblenz. Bei dem ſtarken Badebetrieb außer=
halb
der ſtädtiſchen Badeanſtalten ſind am Freitag
drei Pevſonen ertrunken, außerdem wurde die Leiche
eines am Dienstag ertrunkenen jungen Mannes ge=
ländet
. In der Nähe des Kumperhofes ertrank ein
franzöſiſcher Unteroffizier, weiter flußobwärts er=
trank
um die gleiche Zeit ein 10jähriger Schüler und
ein 20jähriger Wanderburſche.
Großfeuer in Emden.
Emden. In dem großen Lagerſchuppen der
Gmdener Hafenumſchlagsgeſellſchaft m. b. H. im
Emdener Außenhafen brach am Donnerstag nach=
mittag
aus noch unbekannter Urſache Feuer aus, das
in den Getreidevorräten und der durch die ſtarbe
Hitze der letzten Tage völlig ausgetrockneten hölzer=
nen
Umwandung reichlich Nahrung fand. 1500
Tonnen Getreide und eine neue Elevatoranlage im
Werte von 100 000 Mark ſind mit dem Gebäude ver=
nichtet
worden. Vier Krähne wurden durch die ſen=
gende
Glut des Feuers unbrauchbar gemacht. Es ge=
lang
, das Feuer auf ſſeinen Herd zu beſchränken. Der
Schaden dürfte ſich auf etwa eine Million Mark be=
laufen
.
Ueberfall auf Bahnbeamte.
Breslau. Wie die Preſſeſtelle der Reichsbahn=
direktion
Breslau mitteilt, wurden in Grottau der
Bahndienſtbeamte Forrmann aus Breslau und der
Reichsbahnaſſiſtent Scholz aus Grottau von einem
dort feſtgehaltenen Einbrecher, der mit dem nächſten
Zuge weiter befördert werden ſollte, angeſchoſſen und
ſchwer verletzt. Der Einbrecher iſt durch den Streif=
beamten
erſchoſſen worden. Die ſchwerverletzten
Bahnbeamten wurden ins Krankenhaus eingeliefert.
Erdbeben in Italien.
Rom. Donnerstag kurz nach 22 Uhr wurde in
Florenz und Umgebung ein heftiges Erdbeben ver=
ſpürt
, das etwa acht Sekunden dauerte. Das Beben
trug ſtellenweiſe wellenförmigen Charakter, ſtellen=
weiſe
wurde es als Stoßbeben verſpürt. Die Bevöl=
kerung
verließ die Häuſer und ſammelte ſich auf den
Plätzen und in den Parkanlagen. In der Stadt
Florenz wurde kein Schaden angerichtet, dagegen wer=
den
aus mehreren Ortſchaften der Prowinz Florenz
Schäden gemeldet. So ſind in Borgo San Borenzo,
in Vichi und in Barberino mehrere Häuſer ſchwer
beſchädigt worden. Auch bis Bolongia wurde das
Erdbeben verſpürt, das unter der Bevölkerung große
Beunruhigung hervorrief.
Erdbeben in der Toscana.
Florenz. In der ganzen Toscana wurde am
Donnerstag abend wenige Minuten nach 10 Uhr ein
ſtarkes, ſechs Sekunden andauerndes Beben berſpürt.
Der angerichtete Schaden iſt gering. In Prato und
in Piſtoia flüchtete die Bevölkerung erſchreckt ins
Freie.
Heftiges Erdbeben in Belgrad.
Belgrad. Am Freitag vormittag iſt in der
ganzen Stadt ein heftiges Erdbeben verſpürt wor=
den
. Aus dem Seismographiſchen Inſtitut erfährt
die Telegraphen=Union: Das Zentrum des Bebens
liegt 97 Kilometer ſüdlich von Belgrad. Die Erd=
ſtöße
begannen um 9,30 Uhr und dauerten ſieben Se=
kunden
. Es werden noch weitere ſchwache Erdſtöße
verſpürt, doch beſteht kein Anlaß zur Beſorgnis.
Ueberſchwemmungen in Rumänien.
Bukareſt. Aus allen Teilen Rumäniens kom=
men
Meldungen, daß durch die letzten Regengüſſe
Flüſſe und Bäche aus den Ufern getreten ſind und
weite Strecken überſchwemmt haben. In der Braila
wurden mehrere Dörfer unter Waſſer geſetzt. In
manchen Orten reicht das Hochwaſſer bis an die
Dächer der Häuſer. Es wurden weite Flächen Acker=
land
und über 5000 Hektar Ernte vernichtet.
Schwere Unwetterſchäden bei Valenciennes.
Paris. Ein heftiges Gewitter ging am Don=
nerstag
über Valenciennes und Umgebung nieder,
das in wenigen Minuten die ganze Ernte vernichtete.
Die elektriſchen Leitungsdrähte wurden zerriſſen und
die Telegraphenmaſte geknickt. Zwiſchen Beaumont
und Montmeyran wurde der Bahnkörper beſchädigt,
ſo daß der Verkehr eingeſtellt werden mußte. Die
Stützmauer des Schloſſes von Montmeyran ſtürzte ein
und behinderte jeden Verkehr.
Tauſend Tote in Klein=Aſien.
London. Die Ueberſchwemmungen in Klein=
Aſien nehmen nach Konſtantinopeler Meldungen ent=
ſetzliche
Ausmaße an. Die Zahl der Toten wird nun=
mehr
mit 1000 angegeben. Große Teile der Be=
völkerung
ſuchen Zuflucht in den Berggebieten, da
die Talgebiete mehr und mehr für die Bewohner
unzugänglich werden.
Schweres Unglück auf einem ungariſchen
Artillerie=Schießplatz.
Budapeſt. Bei Schießübungen auf dem Ar=
tillerie
=Schießplatz Haimasker explodierte am Don=
nerstag
beim Laden einer Feldhaubitze die Granate.
Von den Bedienungsmannſchaften wurde eine ganze
Anzahl ſchwer verletzt. Ein Hauptmann, zwei Unter=
offiziere
und ein Artilleriſt ſind kurz darauf ihren
Verletzungen erlegen, während die übrigen Schwer=
vepletzten
ins Krankenhaus überführt werden konnten.
Eine aus Fachleuten beſtehende Kommiſſion hat be=
reits
feſtgeſtellt, daß ein Verſchulden der Geſchütz=
mannſchaft
nicht vorliegt, und daß techniſche Mängel
an dem Geſchoß für die Kataſtrophe verantwortlich
gemacht werden könnten. Eine dahingehende Unter=
ſuchung
wurde eingeleitet.

Harz eröffnel.
Die erſte Sch

Die Schwebebahn verläßt die Halle.
Auf dem Burgberg bei Harzburg, wurde die erſte Schwebebahn im deutſchen Mittelgebirge feierlich
eingeweiht. Die Bahn ſoll ſpäter über das Molkenhaus bis zum Brocken durchgeführt werden.
Deutſchlands neue Zeppelinbauken.

Die neue Luftſchiffhalle von Friedrichshafen im Bau.
In Friedrichshafen iſt mit dem Bau einer neuen großen Luftſchiffhalle begonnen worden. Schon
der erſte Bogen der Halle, der nunmehr fertiggeſtellt iſt, zeigt die rieſenhaften Ausmaße des Gebau=
des
, das den Neubauten der Zeppelinwerke Unterkunft geben ſoll.
Deutſche Jugendwanderer in England.

Hundert deutſche Jungens als Gäſte in Mappleton (England).
Hundert deutſche Jungens trafen für den Ferienaufenthalt in Mappleton (Eaſt York) ein, wo ſie
von dem Chriſtlichen Verein Junger Männer gaſtlich aufgenommen wurden.

Ein auſtraliſcher Expreßzug entgleiſt.
London. Der von Sidney nach Brisbone ver=
kehrende
Erpreßzug iſt am Donnerstag in der Nähe
von Armidale mit allen ſechs Wagen entgleiſt. Die
mehr als 100 Reiſenden ſind, wie durch ein Wunder,
unverletzt geblieben.
Exploſion in einer Aluminium=Fabrik.
NewYork. In der 25 Kilometer von Pitts=
burg
(Pennſylvanien) entfernten Stadt New King=
ſton
wurde eine Aluminiumfabrik durch eine furcht=
bare
Exploſion zerſtört. Nach den bisher vorliegenden
Nachrichten ſind etwa 20 Perſonen ums Leben gekom=
men
; 28 wurden verletzt, davon acht lebensgefährlich.

Die Stadt der Wolkenkratzer.
In New York wird demnächſt mit dem Bau eines
neuen 58=ſtöckigen Wolkenkratzers an der Ecke der
Fünften Avenue und 42. Straße, der World croß=
road
, begonnen werden. Dies iſt das zweitteuerſte
Gelände der Welt. Der Boden koſtet hier etwa
112000 Mark per Fuß; in der teuerſten Gegend,
Wall=Street Nr. 1, koſtet der Fuß 120 000 Mark. Der
neue Wolkenkratzer hat zwar ein Stochwerk weniger
als das berühmte Woolworth=Gebäude, wird aber
dafür nicht als Turmbau errichtet, ſondern voll
ausgenutzt. Er wird Läden und Banken und in den
oberen Stockwerken Büroräume enthalten.

Die Beiſetzung Hugo v. Hofmannsthals

Wien. Donnerstag nachmittag um 15 Uhr fand
in der Kirche von Salzburg die letzte feierliche Ein=
ſegnung
der Leiche des Dichters Hugo v. Hofmanns=
thal
ſtatt, die im Altarraum der Kirche auf einem
hohen Katafalk aufgebahrt war. Die Kirche war noch
von dem Leichenbegängnis des Sohnes her ſchwarz
ausgeſchlagen. Da man den Freunden des Dichters
noch am Vormittag Gelegenheit geben wollte, das
Antlitz des Toten zu ſehen, war in den äußeren
Metallſarg ein Glasfenſter eingeſchnitten worden.
Am Sarge wurden über 80 Kränze niedergelegt, dar=
unter
ſolche vom Bundeskanzler, von der Gemeinde
Vien, von der Stadtgemeinde München, von der
Wiener Staatsoper, vom Wiener Burgtheater und
vom Münchener Staatstheater. Ferner hatten auch
der deurſche und der tſchechiſche Geſandte Kränze
niederlegen laſſen.
Schon lange vor 15 Uhr hatten ſich Tauſende von
Menſchen vor der Kirche eingefunden, doch konnte
nur dem engſten Bekanntenkreiſe des verſtorbenen
Dichters und den Vertretern der Behörde Einlaß ge=
währt
werden. Anweſend waren u. a Vertreter des
Bundeskanzlers, des Unterrichtsminiſteriums, der
deutſche Geſandte Graf Lerchenfeld, der holländiſche
und tſchechiſche Geſandte ſowie der Bürgermeiſter von
Wien. Nach einem Geſang des Staatsopernchors be=
gann
die Trauerfeierlichkeit. Darauf ſetzte ſich ein
unabſehbarer Trauerzug in Bewegung. Reden wur=
den
auf Wunſch des Verſtorbenen nicht gehalten.

Das Pfadfinder=Flugzeug nach Cherbourg
abgeflogen.
Paris. Die amerikaniſche Ozeanflieger Wil=
liams
und Yancey ſtiegen am Freitag in Le Bourget
mit ihrem Flugzeug Pfadfinder zum Flug nach
Eherbourg auf, wo ſie ſich nach den Vereinigten
Staaten einſchiffen werden. Die beiden franzöſiſchen
Ozeanflieger Aſſolant und Lefévre gaben ihnen an
Bord eines Militärflugzeuges das Geleit.

Schwere Autounfälle in Frankreich.

Paris. Ein folgenſchwerer Autounfall, bei dem
drei Perſonen getötet wurden, ereignete ſich an einer
Straßenkreuzung unweit von Reims. Ein Kraft=
wagen
, der von dem in Paris wohnhaften italieni=
ſchen
Induſtriellen Bonanone geſteuert wurde, ſtieß
mit einem aus entgegengeſetzter Richtung kommen=
den
Auto des Induſtriellen und Bürgermeiſters von
Montmirail, Mathieu, zuſammen. Die beiden Wa=
gen
wurden volländig zertrümmert. Der Italiener
und der Kraftwagenführer des Bürgermeiſters waren
auf der Stelle tot, während Mathieu kurz nach dem
Unfall verſchied. Zwei weitere Inſaſſen wurden in
ſchwer verletzten Zuſtand ins Krankenhaus über=
führt
. Im Dorfe Meridien bei Lyon kam der
Wagen eines Weinhändlers ins Schleudern, fuhr auf
einen Baum auf, den er buchſtäblich wegraſierte und
überſchlug ſich. Die vier Inſaſſen wurden unter dem
Wagen, der ſofort in Brand geriet, begraben.
Während der Führer mit einem Schlüſſelbeinbruch
und ein Freund der Familie mit mehreren Rippen=
brüchen
davonkamen, verbrannten die Frau und das
vierjährige Töchterchen des Weinhändlers.

Eiſenbahnunglück in einem Pariſer Vorort.
Paris. Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich am
Donnerstag abend auf dem Bahnhof von Saint=
Germain, einem beliebten Pariſer Ausflugsort. Ein
elektriſcher Leerzug kam auf der abſchüüſſigen Strecke,
ins Rollen und fuhr auf den von Paris kommenden
Zug auf. Trotzdem der Führer des Pariſer Zuges
die Bremſe zog, war der Zuſammenprall außer=
ordentlich
heftig. Außer dem Zugführer und einem
Eiſenbahnbeamten wurden 25 Reiſende verletzt, je=
doch
ſchwebt nur einer der Verletzten in Lebens=
gefahr
.
25 Tote bei dem Eiſenbahnunglück bei Stratton.

NewYork. In den letzten Meldungen aus
Stratton wird die Zahl der Todesopfer des Eiſen=
bahnunglücks
mit 25 angegeben. Dazu kommen un=
gezählte
Verwundete. In dem Unglückszuge befanden
ſich 350 Fahrgäſte. Viele ſchliefen, als ſich die Kata=
ſtrophe
ereignete. Der Theaterunternehmer Mor=
ris
Geſt, der bei dem Unglück verwundet wurde, er=
klärte
, daß zunächſt ein großes Durcheinander ge=
herrſcht
habe. Nachdem jedoch der erſte Schrecken
überwunden war, hätten die Unverletzten alles ver=
ſucht
, um den Verwundeten zu helfen. Die Unglücks=
ſtätte
bot ein furchtbares Bild der Zerſtörung. Kein
Zugfenſter war ganz geblieben. Ueberall ſah wan
Menſchen ſich aus den Trümmern arbeiten. Nachdem
Hilfe eingetroffen war, wurden zunächſt die Dächer
und Wandverkleidungen der am meiſten beſchädigten
Wagen mit Aexten eingeſchlagen, um die Schwer=
verwundeten
zu befreien. Die Rettungsarbeiten
waren durch die Hochflut ſehr erſchwert. Man niwmt
an, daß ſämtliche in den beiden untergegangenen
Wagen befindlichen Fahrgäſte ertrunken ſind.

Schwerer Unfall des Filmkönigs William Fox.
NewYork. Nur durch eine Bluttransfuſion,
zu der ſich ein Filmſchauſpieler hergab, bonnte das
Leben des Filmmagnaten William Fox gerettet wer=
den
, der am Donnerstag wie durch ein Wunder bei
einem Automobilzuſammenſtoß dem Tode entrann.
Er hatte einen Blutſturz erlitten, der eine Trans=
fuſion
von Blut dringend notwendig machte. Sein
Zuſtand iſt aber noch ſehr bedenklich. Bei Be=
kanntwerden
des Unglücks fielen die Fox=Aktien an
der New Yorker Börſe von 92 auf 87.
Ein Auto vom Zuge erfaßt.

Ar
ſecken

rüt,
werten

NewYork. Bei Winſton (Neuſchottland) wurde
ein Automobil von einem Zuge erfaßt und vollſtändig
zertrümmert. Fünf Inſaſſen des Automobils wurden
getötet.
Der märchenhafte Schatz des Schahs
von Perſien.
Franzöſiſche und holländiſche Sachberſtändige ſind
nunmehr mit ihrer Schätzung des Wertes des Ju=
welenſchatzes
des Schahs von Perſien zu Ende ge=
kommen
. Sie beziffern den Wert dieſes Schatzes auf
die märchenhafte Summe von 170 Millionen Dollar,
alſo etwa 700 Millionen Reichsmark. In dieſer
Summe iſt nicht enthalten der Wert des berühmten
Diamanten Darha I Noor; die Sachverſtändigen
ſind der Anſicht, daß der Wert dieſes Diamanten in=
folge
ſeiner Größe und Schönheit ſich jeder Schätzung
enzieht. Der Juwelenſchatz umfaßt u. a. zehn Pfund
Perlen, zwölf Pfund Rubinen und dreizehn Pfund
Smaragden, deſſen größter allein etwa 175 000 Dollar
wert iſt. Der Wert des unbeſchreiblich prächtigen
Thros, der in der Form eines Pfauenſchwanzes mit
Tauſenden von Juwelen beſetzt iſt, wird allein auf
etwa fünfzig Millionen Dollar geſchätzt.

[ ][  ][ ]

Nummer 199

Samstag, den 20. Juli 1929

Seite 9

Hunttwiah, Bieſſe, Beutſciano.
Eine zeitungsſoziologiſche Betrachtung.

Von Walther Scheunemann.

Die Zeitung, urſprünglich ein Vermelder erſchrecklicher Be=
gebenheiten
, hat ſich im Laufe der Jahrhunderte zum bewußt
gehandhabten Inſtrument der hohen und niederen Politik ent=
wickelt
. Sie verlor jedoch nie jenen anderen Charakter. Im Ge=
zenteil
: wir ſehen ihn mit Beginn der modernen zeitraum= über=
windenden
Technit neu auftauchen und wir ſehen einen beſon=
deren
Typus von Zeitung entſtehen, den man oft mit leichtem
Achſelzucken als General=Anzeigertypus hinſtellt. Aber ſo
oder ſo: die Zeitung mußte zu einem Spiegelbild des geiſtigen
Standes einer Nation, zu einem Symptom ihrer Mentalität
um moderner Worte mich zu bedienen werden.
Wer Sinken und Steigen wirtſchaftlicher Proſperität eines
Landes beobachten will, wendet ſein Intereſſe den Wechſelkurſen
zu, in denen er kommenden Druck, am eheſten vorausſieht, an
denen er den derzeitigen Stand am ſicherſten ableſen kann. So
auch in unſerm Betracht. Die Zeitung iſt ein empfindlicher und
leicht reagibler Organismus, an der man im Einzelfalle wie
in ihrer Vielheit, der Preſſe Veränderungen der Volksſtruk=
fur
am eheſten und auch am leichteſten ableſen kann.
Die Zeitung, den politiſchen Willen einer Nation bildend
und anderſeits ihm Ausdruck verleihend, iſt zugleich der Grad=
meſſer
, an dem der ſorgſame Beobachter Zuſammenhänge aufzu=
decken
und zu deuten, Sturmzeichen vorauszuſehen vermag. Dieſe
ungewollte aber notwendig ihrem Weſen anhaftende Funk=
tion
übt die Preſſe im internationalen Leben aus. Inſofern wir
in dieſem internationalen Leben, den politiſchen Beziehungen
(ſchließlich jede Beziehung eine politiſche) nicht nur ein will=
kürliches
Spiel einiger Einzelner (die ja wiederum aus den
Gegebenheiten, denen ſie entſtammen, zu erklären ſind), auch nicht
mr ein nach Bilanzen und Rechenſchieber geordnetes Etwas
erblicken; inſoweit wir dem Vollsganzen ein viekleicht unbewuß=
tes
, aber eben darum nachhaltiges und feſtes Mitwirken an der
9geſamten weltpolitiſchen Statik und Dynamik zubilligen: ſoweit
engiebt ſich uns die Verpflichtung, dem Geſamthabitus jedes dieſer
Völker nachzuſpüren, um die gewonnene Erkenntnis politiſch ver=
werten
zu können. Indem wir einen internationalen Vergleich
des Phänomens der Preſſe andeutungsweiſe und ſkizzenhaft
durchzuführen uns bemühen, wiſſen wir um die Notwendigkeit
dieſes Beginnens für die politiſche Entwicklung.
Nous ſommes caſaniers, erklärte mir ein franzöſiſcher Be=
kannter
. Und in der Tat iſt es ſo: in einem ſelten ſtarken Maße
iſt der Franzoſe Casanier, gebunden an die casa, das Haus:
ſchollengebunden. Nicht nur darin zeigt ſich das, daß die große
Mehrzahl des Volkes auch heute noch aus Bauern beſteht, das
die Pſyche eine agrariſche iſt. Auch nicht daraus ſehen wir die
Innenhäuſigkeit des Franzoſen, daß er nicht zu reiſen vermag,
daß er Abenteurerblut kaum in ſeinen Adern rinnen hat ( wes=
hulb
er ſeine Kolonien nicht wirtſchaftlich zu nutzen verſteht).
Sondern dieſer Grundzug des franzöſiſchen Volkes zeigt ſich in
allen Erſcheinungen des täglichen Lebens, bald angenehm, bald
uiangenehm, jeweils aber dem aufmerkſamen Beobachter deut=
lich
erkennbar. Das franzöſiſche Volk iſt in weit ſtärkerem Maße
ein konſervatives, als etwa das deutſche. Und nur einer auf
die alleroberſten, ſchillernden Oberflächen ſehenden Schriftſtellerei
konnte das franzöſiſche Volk als ein vorwärtsſtürmendes, revo=
Intionierendes erſcheinen.
Gewiß: rerum novarum eupidi hat Cäſar die alten Gallier
genannt. Und jeder Philologe iſt gern bereit, die Münze unbe=
ſthen
hinzunehmen und ſeinem eiſernen Beſtand einzuverleiben,
ohne ſie auf Gegenwartswert zu prüfen. Aber: Mit einem alt=
römiſchen
Denar kann ich heute kein Brötchen mehr kaufen. Da=
zu
gehören ſchon fünf ſchöne kupferne Reichspfennige oder Cen=
times
.
Wer je von Frankreich etwas mehr ſah als Paris (von dem
immer wieder das gänzlich dumme Wort ceſt la France in
Kurs geſetzt wird) und die Riviera, der wird merken, mit wel=
ſcher
Zähigkeit das franzöſiſche Volk am Alten feſthält. Der alte,

offene Kamin, der über offenem Feuer aufgehängte Kochtopf iſt
noch nicht vom Ofen oder vom Herd verdrängt worden. Die
Zimmereinrichtungen ſind ſo, wie wir ſie aus dem Deutſchland
um die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts kennen. Die Bil=
der
in gutbürgerlichen Häuſern ſind von hinterwäldleriſcher
Drallheit in der Art der einſt ſo beliebten bunten Oeldrucke.
Die Kücheneinrichtung iſt aus der Zeit, in der der Großvater die
Großmutter nahm. Und last not least: immer wieder annon=
cieren
franzöſiſche Hotels das W. C. als etwas geradezu unbe=
ſchreiblich
modernes, als den Gipfelpunkt aller Ziviliſation. So
wie bei uns etwa angeführt wird: Telefon in allen Zimern,
Garage und Tankſtelle.
Mag man dieſen Zug des franzöſiſchen Volbes, aus allerlei
verſchiedenſten Urſachen heraus erklären. Mag man die vielbe=
rühmte
Degeneriertheit zu Hilfe rufen und dann im Vorbeigehen
auf die Verderblichkeit des Zweilinderſyſtems hinweiſen, oder
mag man dagegen gerade dieſe Inſtitution als bei einem Bauern=
volk
die natürliche halten (geſchichtliche Betrachtung zeigt, daß
die letztere Annahme die richtige iſt); man wird jenen Grund=
zug
des Franzoſen immer in Rechnung zu ſetzen haben. Und es
iſt nur natürlich, daß er ein beſtimmendes Merkmal der franzö=
ſiſchen
Preſſe iſt.
Die franzöſiſche Preſſe hat keinen Generalanzeigertypus her=
vorgebracht
. Sie hat keine amerikaniſche Reportage. Die Schlag=
zeile
iſt ihr unbekannt. Sie hat ſich in ihrem Aeußern ſeit Jahr=
zehnten
nicht verändert, denn der franzöſiſche Bürger würde es
als ſchlechthin unmögliche Neuerung betrachten, wenn etwa der
Matin mit einer ganzſeitigen Schlagzeile ein Ereignis mittei=
len
wollte. Am deutlichſten zeigt ſich die Konſtanz von Publikum
und Zeitung auf der Annoncenſeite. Sie nimmt zunächſt im
Verhältnis zu den Anzeigenteilen amerikaniſcher oder deutſcher
Zeitungen einen minimalen Raum ein. Und dann: die Art der
Reklame, die Wahl der Uebeyſchriften, die abgedruckten Bilder!
Unwillkürlich lächeln wir, und erinnern uns an deutſche Zei=
tungen
vor vielleicht fünfzehn Jahren oder noch früher. Aber
der Franzoſe findet das durchaus in der Ordnung, er ſteht dem
amerikaniſierten Leben verſtändnislos gegenüber, mit der Ver=
bitterung
des Bauern, der auf der Straße dem vorbeiſauſenden
Auto Platz machen muß. Sicher iſt die Spannung zwiſchen
Frankreich und Ameriha zum großen Teil auf die Kriegs=
ſchuldenfrage
zurückzuführen. Aber dem Tieferblickenden ſcheint
es doch, als ob in dieſem Nicht=Verſtehen=Können, in der konſer=
vativen
, ja kulturreaktionären Haltung Frankreichs, in dem ſtür=
miſchen
Vorwärtsdrängen Amerikas der eigentliche Grund der
Divergenz liegt. Wer franzöſiſche Berichte über Deutſchland
lieſt, wird immer wieder finden, daß man ſich über deutſche Rein=
lichkeit
mokiert. Trottoir aſeptiſé nannte ein geiſtreicher Fran=
zoſe
mit Spott unſere Straßen (wie geleckt, würden wir
ſagen). Aber, vielleicht verbirgt ſich unter dem Spott das ſehr
deutliche Gefühl, daß Frankreich, wenn es weiterhin ſo beharrlich
auf dem Status der 70er und 80er Jahre ſtehen bleibt, rückſtän=
dig
wird. Daß ſich ein an ſich vernünftiger Konſervatismus zu
unvernünftiger Reaktion entwickelt.
Beharren iſt das eine entſcheidende Merbmal der franzöſiſchen
Pſyche und damit der Preſſe. Die Orientierung nach Paris, der
Zentralismus die andere. Aus geophyſiſchen und geopſychiſchen
Tatſachen wie aus der durch ſie mitbeſtimmten geſchichtlichen Ent=
wicklung
heraus iſt Frankreich frühzeitig um die Hauptſtadt zen=
triert
worden eine Entwicklung, die immer wieder geſchildert
wurde, deren Einzelheiten wir uns erſparen. Genug das Ergeb=
mis
: die politiſche Gewalt ruht ſeit Jahrhunderten im Zentrum.
Es iſt darum leicht zu erklären, daß die Preſſe (ein Organ
der politiſchen Willensbildung) ſich im Paris angeſiedelt hat.
Neunzehntel aller einigermaßen bedeutenden franzöſiſchen Zei=
tungen
(das Elſaß nehmen wir aus) erſcheinen in Paris. Manche
dieſer Zeitungen wie der Petit Pariſien erreichen Auf=

lageziffern von über 1 bis 1½ Millionen Ziffern, wie ſie in
Deutſchland keine Tageszeitung auch nur annähernd erreicht. Das
hängt nicht etwva damit zuſammen, daß der Franzoſe mehr Zei=
tungen
lieſt wie der Deutſche. Im Gegenteil: er lieſt wahrſchein=
lich
weniger. Aber: es gibt außerhalb von Paris keine irgend=
wie
nennenswerte Zeitung. Ja, man kann ſogar ſagen, daß es
mit Ausnahme zweier oder dreier Provinzzeitungen beſonders im
Süden (Petit Marſeillais, Meridional) überhaupt keine Zeitung
gibt. Die außerordentlich zentrale Lage von Paris, die dadurch
auch auf den Zentripetal= und =fugalverkehr eingerichteten Ver=
kehrsmittel
erlauben mit größter Schnelligkeit die Verbreitung
der Pariſer Preſſe im ganzen Lande. Abends um 8 kann man
in Avignon die 5=Uhr=Blätter von Paris kaufen.
Wir, die wir nicht das vielfältige Problem der franzöſiſchen
Preſſe akademiſch vom Leben losgelöſt, betrachten wollen, ſon=
dern
verſuchen, es mitten in dieſes hineinzuſtellen, werden aus
den Merkmalen franzöſiſcher Preſſepſyche das Weſentliche heraus=
holen
und ſeinen Bezug zu unſerm politiſch=geiſtigen Sein feſt=
ſtellen
.
Sicher hat die franzöſiſche Preſſe ihre großen Vorzüge vor
der deutſchen. Da iſt vor allem die außerordentliche Einheitlich=
keit
, die Uniformität des politiſchen Wollens, überhaupt der Ziel=
ſetzung
, die die franzöſiſche Preſſe ſich gibt. Immer wieder wun=
dert
man ſich im Ausland über die Schlagkraft, die den Pariſer
Zeitungen zukommt, wie man ſich auch wunderte, als während der
Pariler Verhandlungen etwa die Preſſe faſt einſtimmig immer mit
den traditionellen Nuancen die gleiche Politik befolgee. Sicher
wird das politiſche Wollen der Geſamtnation einheitlicher, durch=
trainiert
vor dem Trainer, der, mag er nun Temps, Matin,
Journal, Figaro, Petit Pariſien und anders heißen, doch immer
denſelben Typus verkörpert.
Und dieſe einheitliche Zielſetzung außenpolitiſchen Wollens,
die Selbſtverſtändlichkeit mit der der Primat außenpolitiſchem
Geſchehen gegeben wird, iſt es, die wir am deutſchen Volk und
an ſeiner Preſſe oftmals vermiſſen. Wiederum aber hat die
franzöſiſche Preſſe Nachteile, wie ſie jede zentraliſierte Preſſe hat:
es fehlt ihr die Eigenbeſtändigkeit der Meinung, es fehlt das ſehr
ſtarke Verbundenſein mit dem Leben des Volkes ſelbſt. Und da=
mit
fehlt ihr auch das Vorwärtsdrängende. Das Suchen nach
neuen Wegen, neuen Methoden, von denen manche nicht glücklich
ſein mögen, die aber nicht zu verſuchen und durch veg abzulehnen,
auf dem Status ſtehen bleiben, das heißt ſeine Berechtigung,
Spiegelbild der Volkspſyche zu ſein aufgeben heißt. Eines ſchickt
ſich nicht für alle. Und eine Preſſe wie die franzöſiſche für Deutſch=
land
ſchaffen zu wollen, ſcheitert an inneren Gegebenheiten des
deutſchen Volkes. Stammeseigentümlichkeit? Auch das ( trotz=
dem
dies Wort an Gehalt durch billigen Spott und anderſeits zu
ſtarkem Gebrauch verliert). Mehr aber wohl darum, weil eine
hauptſtädtiſche Preſſe ihr ganzes geiſtiges Geſicht von der Pſyche
der Hauptſtadt hernimmt. Und ſie kann deshalb ins breite Volk
nur dann vordringen, wenn jenes geiſtige Geſicht in ſeinen ent=
ſcheidenden
Zügen das des ganzen Volkes iſt, wenn eine Einheit=
lichkeit
des Geiſtes beſteht zwiſchen Hauptſtadt und Volk. Und
die beſteht zwiſchen Beulin und dem übrigen Reich nicht. Viel=
leicht
, weil Berlin ſelbſt noch zu jung iſt, um eine Einheitlichkeit
zu haben. Vielleicht auch, weil es zu exzentriſch liegt. Die Kul=
turzentren
Deutſchlands liegen weſtlich von Berlin.
Nur wenige Weſenstüge deutſcher und franzöſiſcher Preſſe
konnten hier aufgezeigt werden. Das Wenige mag zeigen, wie
wichtig es iſt, dieſen Dingen nachzugehen, wenn man nicht an
Oberflächlichem haften bleiben, wenn man tiefer in das Weſen
des andern Volkes eindringen und die politiſchen Beziehungen
über tagespolitiſche Ereigniſſe hinaus beurteilen will, indem
man dieſe Ereigniſſe in den Geſamtrahmen des geiſtig=politiſchen
Gefüges einbaut.
Ob allerdings man bis in die letzten Weſensunterſchiede
zweier Völker vordringen kann, ob es möglich ſein wird, bin=
dende
Erklärungen über Erſcheinungen wie die franzöſiſche Preſſe=
pſyche
zu geben, das ſei nicht erörtert. Henri Béraud, deſſen
Buch Ce que jai vu à Berlin (Was ich in Berlin ſah) zu den
leſenswerteſten gehört, die in den letzten Jahren erſchienen ſind,
ſchreibt: L’Allemagne eſt, devant nous, ſous nos heux, un monde
énorme et inconnu. (Deutſchland iſt vor uns, vor unſern Augen,
eine rieſige und unbekannte Welt.)
Und vielleicht müſſen wir uns beſcheiben zu ſagen: La France
eſt, depant nous, ſous nos heux, un mode énorme et inconnu . . .

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[ ][  ][ ]

Seite 10

Samstag, den 20. Juli 1929

Nummer 199

Epott, Ortet
Zußball.
Helia=Pokal=Spiele am heutigen Samstag.
Infolge der Placierung durch Vorentſcheidungsſpiele ſtehen ſich
heute nachmittag um 4,30 Uhr bzw. 6,30 Uhr die hieſigen vier Vereine
Polizeiſportverein, Rot=Weiß=V.f.9., Eintracht und Union gegenüber
und verſpricht der Nachmittag einen guten Sport. Um 4,30 Uhr treten
ſich die Vereine Rot=Weiß=Vf.N. uno F.C. Eintracht um den 3. und
4. Platz gegenüber, und anſchließend beginnt der Entſcheidungskampf
um den Pokal zwiſchen den Vereinen Polizeiſportverein und Union.
Die Spiele finden auf dem Sportplatz an der Heidelberger Straße
ſtatt. Beide Kämpfe ſind im Ausgang vollkommen offen und ver=
ſprechen
einen ſehr intereſſanten Verlauf zu nehmen. Die Spiele be=
ginnen
pünktlich. Union hat zu dieſen Sbielen die Eintrittspreife ſehr
niedrig gehalten, um es auch dem noch ſo Minderbemittelten möglich zu
machen, Zuſchauer bei dieſen Spielen zu ſein. Die vorgenannten vier
Vereine werden dem Publikum zeigen, daß auch bei Lokaltreffen ein
guter und fairer Sport gezeigt werden kann, ſo daß es niemandem leid
tun wird, der ſich zu dieſen Spielen einfindet.
Am kommenden Sonntag empfängt Unions Ligamannſchaft Gäſte
aus Worms=Hochheim. Die Gäſte, welche von dem gleichen Peche wie
Union in den letzten Verbandsſpielen verfolgt waren, werden bei dieſer
Gelegenheit zeigen, daß ſie genau wie die Beſſunger mehr leiſven
können, als ihr Tabellenſtand ſagt. Auf jeden Fall wird auch hier ein
guter Sport gezeigt werden, ſo daß ſich der Beſuch des Spieles lohnen
wird. Vorher ſpielt Unions Reſervemannſchaft gegen die 1. Mann=
ſchaft
von Höchſt i. O. Auch hier wird Sport im wahren Sinne des
Wertes geezigt werden, ſo daß e3 zu empfehlen iſt, ſchon fruhzeitig
auf dem Platze zu ſein, um zwei ſchöne Spiele ſehen zu können. Spiel=
beginn
für Ligamannſchaft um 4 Uhr und für die Neſervemannſchaft
um 2 Uhr. Vormittags um 10.30 Uhr ſpielt noch Unions Junioren=
mannſchaft
auf ihrem eigenen Platze.
Rol-Weiß, V. ſ.5. V.ſ.R. Bürſtadk.
Wir weiſen nochmals auf das am Sonntag vormittag 11 Uhr ſtatt=
findende
Spiel beider obengenannten Ligamannſchaften hin. Rot=Weiß=
VfR. wird das Spiel in folgender Aufſtellung beſtreiten:
Braun; Röſener, Fiſcher; Klein, Müller, Delp; Feth, Vogelmann,
Ganß, Süßenbeck, Engel.
Wie man aus der Aufſtellung erſieht, wirkt der junge talentierte
Linksaußen Engel erſtmalig wieder mit. Sollte Engel ſeine alte Spiel=
weiſe
behalten haben, ſo dürfte der Sturm der Rot=Weißen zweifellos
wieder ſtärker in Erſcheinung treten. Die niederen Eintrittspreiſe wer=
den
es jedermann geſtatten, das intereſſante Treffen zu beſuchen.
Heute abend tritt anſtelle der Ligamannſchaft eine aus den unteren
Mannſchaften kombinierte Elf auf der Nennbahn gegen FV. Eintracht
1. Mannſchaft an, um das letzte Pokalſpiel um den Helia=Wanderpokal
zu abſolvieren.
Die Erſatzliga begibt ſich am Sonntag nach Langen, um gegen die
Reſerven des dortigen Bezirksligavertreters ein Freundſchaftsſpiel aus=
zutragen
. Obwohl der Gegner ſehr ſpielſtark iſt, kann man hier den
Rot=Weißen, an Hand ihrer letzten Erfolge, ein ehrenvolles Abſchneiden
zuſichern.
Die Jugend beteiligt ſich an dem Gau=Jugendſportfeſt, welches be=
reits
ſchon vormittags 9 Uhr auf den Plätzen des Rot=Weiß=VfR. ſtatt=
findet
.
Kreisliga Südheſſen.
Trotz der Hitze geht es im Fußballſport luſtig weiter, das heißt, mit
der Begegnung Olympia WormsSportverein 98 Darmſtadt wird es
diesmal ernſt, ſehr ernſt ſogar. Mit 60 Prozent Wahrſcheinlichkeit
werden es die Darmſtädter wohl ſchaffen, denn die Lilienträger haben
ein Plus ſchon darin, daß ſie auf eigenem Platze ſpielen, und dann
haben die Darmſtädter immerhin die Erfahrung der ſchweren Bezirks=
ligaſpiele
, und ſo werden ſie ſich letzten Endes mit einem knappen Sieg
den Aufſtieg ſichern. Für unſeren Meiſter iſt es eine verhältnismäßig
ſchöne Leiſtung, noch immer ein ſolch ernſtes Wort mitreden zu dürfen;
auch ein knappe Niederlage in Darmſtadt wäre für uns noch ein Ende
gut, alles gut.
Daß bei der Hitze auch noch Privatſpiele ſtattfinden, iſt kaum glaub=
lich
, und man wird da ſcheinbar nicht vernünftig. VfR. Bürſtadt
Rot=Weiß Darmſtadt; Starkenburgia Heppenheim Normannia Pfiff=
ligheim
; Sp.Vg. Sandhofen Privatliga VfL. Lampertheim; FV.
Hofheim Spv. Bretzenheim, heißen die Schwitzkuren.

und Turnen,
Der erſte Tag des Davispokalkampfes
Zeurfcane Anu.
Die Amerikaner führen nach dem erſten Tag 2:0.
Ueber den ſchönen Plätzen des Not=Weiß=Clubs Verlin lag beim
Beginn des Interzonenfinales um den Davispokal zwiſchen Deutſchland
und den Vereinigten Staaten eine wahre Tropenglut, trotzdem waren
aber die Tribunen bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Andrang war
noch ſtärker als vor acht Tagen beim Kampf gegen die Engländer, und
das Bild der Anlagen und Zuſchauerringe womöglich noch farbiger und
intereſſanter. Die Spiele ſelbſt brachten den erwarteten Ausgang, die
beiden Punkte des erſten Tages fielen an die Amerikaner. Big Bill
Tilden beſiegte Moldenhauer in 55 Minuten 6:2, 6:4, 6:4, und der ſeit
Paris und Wimbledon weſentlich verbeſſerte Hunter bezwang Prenn in
dier Sätzen 3:6, 6:3, 6:4, 6:3. Die deutſchen Vertreter enttäuſchten
nicht, ſie leiſteten ſehr tapferen Widerſtand, waren aber dem Können
der beiden Amerikaner nicht gewachſen. Da mit Sicherheit anzunehmen
iſt, daß die U S.A.=Spieler am Samstag das Doppelſpiel gewinnen
werden, ſo dürfte der Endſieg der Amerikaner bereits am zweiten Tage
feſtſtehen. Nach den Ergebniſſen des Freitags iſt ſogar ein 5:0 Sieg der
Amerikaner möglich.
Big Bill Tilden ſchlägt Moldenhauer.
Pünktlich zur feſtgeſetzten Minute erſchienen die beiden Spieler auf
dem Platz. Der Deutſche wußte wohl, daß er im Kampfe gegen den
großen Tilden auf verlorenem Poſten ſtand, aber er ſetzte doch alles
daran, um ſeinem Gegner den Sieg ſo ſchwer als möglich zu machen.
Und in der Tat mußte Big Bill alle Regiſter ſeines großen Könnens
ziehen, um den Deutſchen in drei Sätzen zu ſchlagen. Fabelhaft war
der Bombenaufſchlag des Amerikaners, den zwar Moldenhauer ſpäter
zu nehmen verſtand, der aber doch zahlreiche Punkte einbrachte. Der
Deutſche ſpielte im erſten Satz etwas befangen, was an ſich verſtändlich
war, denn er ſtand dem großen Tilden zum erſten Male gegenüber.
Nur zwei Spiele fielen an Moldenhauer, verhältnismäßig ſchwell und
leicht hatte Tilden 6:2 den Satz an ſich gebracht. Im zweiten Satz
ging Moldenhauer in Führung, Tilden zog aber ſchnell 1:1 gleickh),
aber Moldenhauer ging mit 1:3 erneut in Führung. Dann drückte
jedoch Tilden noch mehr auf das ohnehin hohe Tempo, er erzwang ſich
im ſechſten Spiel den Ausgleich und zog dann auf 5:3 davon. Mit
dem Einſatz aller Enevgie gewann Moldenhauer noch ein viertes Spiel,
den 6:4=Satzgewinn des Amerikaners konnte er aber nicht mehr verhin=
dern
. Beim dritten und entſcheidenden Satz übernahm Tilden 1:0 die
Führung, aber noch gab ſich Moldenhauer nicht geſchlagen, er holte den
Ausgleich und eine 2:1=Führung. Trotz eines Doppelfehlers, dem erſten
und einzigen Spiele, kam Tilden dann auf 2:2. Zu einem Zwiſchen=
fall
kam es im ſechſten Spiel. Moldenhauer fühlte ſich durch eine Ent=
ſcheidung
des Linienrichters bevorteilt; als Tilden wenig ſpäter im
Schlag war, fing Moldenhauer den Ball wit der Hand ab. Aber auch
der Amerikaner wollte ſich nichts ſchenken laſſen, er machte abſichtlich
einen Doppelfehler. Beim 5:3=Stand für Vig Bill kam es zum erſten
Matchball, der aber mißlang. Ein Aufatmen ging durch die Zuſchauer=
reihen
, es ſtand 5:4. Aber Tilden mochte mit einem Kanonenſchlag
alle Hoffnungen zunichte, nach 55 Minuten hatte er mit einem 6:2,
6:4, 6:4=Sieg den erſten Punkt für Amerika ſichergeſtellt. Der Beifall
für beide Kämpfer war ſtark.
Auch Preny verliert . . .
Hunter war gegenüber ſeinen Spielen in Paris und Wimble=
don
einfach nicht wiederzuerkennen, ſo ſtark hatte er ſich verbeſſert.
Prenn begann ſehr angriffsfreudig. Nach eiwem 1:1 kam der Deutſche
mit Bombenvorhandſchlägen 3:1 in Führung. Durch einen zu langen
Lob verlor er aber das fünfte Spiel; im nächſten Spiel ging es Hun=
ter
mit einem langen Lob ebenſo. Obwohl Prenn zu lahmen begann,
brachte er unter dem Beifall der Zuſchawer doch den erſten Satz 6:3
an ſich. Im zweiten Satz gelang nach einem 2:1 für Hunter dem
Deutſchen der Ausgleich, Prenn ging ſogar 3:2 in Führung. Der Ame=
rikaner
wurde aber nun immer beſſer, beſonders am Netz, und nachdem
Prenn nach 5:2 noch ein Spiel gewonnen hatte, erreichte Hunter nach
23 Minuten Satzdauer 6:3 den Matchball. Im dritten Satz mußte der
Deutſche die vier erſten Spiele an den Amerikaner abgeben. Hunter
war in ganz großer Form, Prenn ging aber noch einnal energiſch an
den Gegner und kam bei 3:3 zum Ausgleich. Dann zog aber der Ame=
rikaner
wieder davon, um wit 6:4 den Satzgewinn ſicherzuſtellen. Nach
einer Pauſe traten beide recht friſch zum vierten Satz an. Prenn
hatte einmal mit 3:2 die Führung, war aber dann dem zähen Ameri=
kaner
nicht mehr gewachſen und verlor den Satz 6:3.

Tennis im Mitkelrheinkreis.
Am Sonntag, den 21. Juli, werden die Reihenſpiele zur Ermitte=
lung
der Kreisbeſten im Turner=Tennis vorläufig zum Abſchluß kom=
men
. Geſpielt wird auf den Plätzen der Turngemeinde Darmſtadt 1846
hinter dem Woog. Beginn morgens 8 Uhr pünktlich. Dieſe Kämpfe
werden mit großer Spannung erwartet, denn die ſeiherigen Leiſtun=
gen
haben ſich auf einer durchaus beachtlichen Höhe gehalten, ja die
Erwartungen weit übertroffen. Um ſo geſpannter darf man auf Sonn=
tag
ſein, da an dieſem Tage abgeſehen von zwei Schlußſpielen im
2. Herrendoppel, die nur noch von Darmſtädter Mannſchaften beſtritten
werden nur 1. Turnierklaſſe Frauen und Männer ſich in Wettkämp=
fen
mißt. Es werden geſpielt ab 8 Uhr morgens: Männer=Doppel
1. Turnierklaſſe (8 Paare), ab 11 Uhr vorm.: Frauen=Doppel 1. Tur=
nierklaſſe
(8 Paare), ab 2 Uhr nachm.: Gemiſchte Doppel 1. Turnier=
klaſſe
(13 Paare).
Von Turnvereinen ſind vorausſichtlich vertreten: Bensheim a. d. B.,
Darmſtadt 1846, Stadtſportverein Frankfurt a. M., Licht=Luftbad
Frantfurt a. M., Frankfurt a. M. 1860, Mainz 18817 und Rödelheim.
Leichtakhlekik.
Deutſche Jugendkraft.
Die Bezirks= Gau= und Kreismeiſterſchaften, die am Sonntag, 21.
Juli, im Darmſtädter Hochſchulſtadion ausgetragen werden, haben größ=
tes
Intereſſe gefunden. Allein aus dem Bezirk Offenbach=Seligenſtadt
haben zirka 300 Teilnehmer gemeldet; es kommen hinzu Groß= Frank=
furt
, das übrige Heſſen und Heſſen=Naſſau. Das Protektorat der ſo=
mit
ſtark beſchickten Veranſtaltung hat der Heſſiſche Miniſter der Finan=
zen
und der Juſtiz, Herr Dr. Kirnberger, übernommen. Am Start
werden ſich u. a. auch die Meiſter der großen Prage katholiſchen Sport=
interantionale
einfinden. Eine kleine Ehrung dieſer jungen Sieger
ſchließt den großen Aufmarſch im Stadion (nachm. 2 Uhr) ab. Höhe=
punkte
der Sportkämpfe ſind die Staffelläufe, und das Waſſerballſpiel,
worin ſich die Kreismeiſter erſt nach hartem Ringen durchſetzen dürften.
Den Auftakt des Feſtes gibt der Anmarſch vom Bahnhof zum Feſt=
gottesdienſt
, den Abſchluß die Siegerehrung mit Feſtrede des bekannten
Reichstagsabgeordneten Hofmann=Ludwigshafen.
Rennen zu Karlshorſt.
Kadett=Jagbrennen; 3500 Mark, 3000 Meter: 1. O. Turgels
Freundsberg (Wolff), 2. Poſten, 3. Aladin II. Ferner: La Paloma.
Tot. 97, Pl. 41, 2:10. 1½ Lg.
Lootſe=Jagdrennen; 4200 Mark, 3700 Meter: 1. A. Lenaus Der
Zukünftige (Derſchug), 2. Quelle, 3. Schlehblüte. Ferner: Amarant,
Doktor Mabuſe, Falter, Romreiſe, Bubi, Aſtrid, Welf. Tot. 170, Pl.
29, 16, 24:10. Kopf1 Lg.
Tu mir nix=Jagdrennen; 5600 Mark, 3400 Meter: 1. Geſtüt Haſen=
winkels
Creme de Menthe (Schuller), 2. Moukentoſh, 3. Marcheſa.
Ferner: Credulite, Trutzig, Eulalia, Treu und Glauben, Jenoe, Frit=
jof
II, Paſtrana. Tot. 212, Pl. 34, 16, 18:10. 1 Lg.Kopf.
Nordpol=Hürdenrennen; 5600 Mark, 3000 Meter: 1. Dr. E. Neu=
manns
und H. Samecks Eisläufer (Müſchen), 2. Lord Val, 3. Eſi=
braut
. Ferner: Palladio, Novillero, Mulatte, Gladiator, Ottogebe,
Kudlich, Alls Well. Tot. 101, Pl. 28, 15, 20:10. 32 Lg.
Berliner Internationales Jagdrennen; Ehrenpreis und 31000
Mark, 5500 Meter: 1. A. Veil=Piccards Lafleur (Hamel), 2. A. Vogdts
Dorn II (Oberlt. von Metzſch), 3. Lt. Frhr. K. von Moreaus Goldener
Frieden (Heuer). Ferner: Hanap, Vauparfond, Bakon, Final, Mannes=
treue
, Jus de Groſeille, Immelmann, Quo vadis. Tot. 25, Pl. 13, 13,
18:10. 43 Lg.
Diamant=Hürdenrennen; 3500 Mark, 2800 Meter: 1. Dr. R. Fried=
manns
Svengali (Oertel), 2. Habana, 3. Vici. Ferner: Prince de
Conde, Senta, Leuchtturm, Thea, Kanzler, Radames, Grasnelke. Tot.
291, Pl. 73, 25, 41:10. 44 Lg.
Sturmvogel=Flachrennen; 5600 Mark, 1800 Meter: 1. Heinz Stahls
Majeſta (Lt. von Reibnitz), 2. Opar 3. Caſanova. Ferner: Gra=
pillon
, Pers, Malateſta, Advance, Guard, Modewelt, Feinsliebchen,
Irländerin, Gasconnette, Roſſini, Borgig, Greif. Tot. 26, 15, Pl. 29,
30:10. 21 Lg.

Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: J. V.: Dr. Eugen Buhlmang
für Die Gegenwart: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil- Willp Krhls
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten.

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1 Damenfahrrad. 1 ſilberne Herrenuhr
mit Kette. 1 Brille mit Horneinfaſſung.
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Schlüſſel. Zugelaufen: 1 Dobermann.
Wir machen wiederholt darauf auf=
merkſam
, daß auch noch Fundgegenſtände
vorhanden ſind, die in früheren Bekannt=
machungen
verzeichnet ſind. Intereſſenten
können die Fundgegenſtände während der
Büroſtunden auf Zimmer 1 beſichtigen.

Vergebung von
Dachdeckerarbeiten.

Auf Grund der Reichsverdingungs=
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offenliegenden beſonderen Bedingungen
ſollen die Dachdecherarbeiten am =
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Die Angebote ſind mit entſprechender
Aufſchrift bis zum Eröffnungstermin,
Mittwoch, den 31, ds. Mts., vor=
mittags
10 Uhr, bei uns einzureichen.
Zuſchlagsfriſt 14 Tage. (TV.11703
Darmſtadt, den 19. Juli 1929.
Heſſ. Hochbauamt Darmſtadt.

Zwangsverſteigerung.

Die nachſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der
Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen des
Beorg Ruths III., Landwirt in Darmſtadt im Grundbuch
eingetragen waren, ſollen
Dienstag, den 23. Juli 1929, nachm. 31/, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer 219,
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvoll=
ſtreckung
.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 18. Januar 1928 in
das Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des Verſteige=
rungsvermerks
aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der Auffor=
derung
zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls, ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der Ver=
teilung
des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des Gläu=
bigers
und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehen=
des
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls, für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten Gegen=
ſtandes
tritt.
(9264a
Darmſtadt, den 27. Mai 1929.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung der Grundſtücke:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk III, Band XI, Blatt 505.
Betrag der
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[ ][  ][ ]

Jummer 199

Eamstag, den 20. Juli

Die Frage der Kohlenverwertung der Ruhr und Saar ſtand
gerade in den letzten Monaten im Brennpunkt der Erörterungen.
Es iſt zweifellos, daß die Nuhr einen gewiſſen Vorſprung erreicht
hat. Andererſeits war man bemüht, die Intereſſen des Saarlandes
weitgehendſt zu berückſichtigen und der dortigen, an ſich ſchon
ſchwer bedrängten Induſtrie helfend beizuſpringen. Aus dieſen
Erwägungen iſt nunmehr auch wie wir erfahren, eine Verſtändi=
gung
in der Gasfernverſorgung zuſtande gekommen, und zwar
derart, daß man das ſüdliche Reichsgebiet der Saar als Abſatz=
gebiet
zur Gasfernverſorgung überläßt, wobei eine beſtimmte
Grenzlinie gezogen worden iſt. Ueber die Abſatzfrage in Bayern
wurde noch keine Entſcheidung getroffen, weitere Vereinbarun=
gen
gehen dahin, daß das Kontingent der Ruhr 40 Millionen
Kubikmeter in Württemberg und Baden beträgt, für die Saar
20 Millionen Kubikmeter. In Heſſen erhält die Ruhr ein Vor=
zugskontingent
von 40 Millionen Kubikmeter. Die dieſe Kontin=
gente
überſchreitenden Abſatzmengen ſollen zwiſchen Saar und
Ruhr prozentual verteilt werden. Weitere Einzelheiten über die
Verſtändigung werden demnächſt vom Reichswirtſchaftsminiſte=
rium
bekannt gegeben.
Produkfenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 19. Juli. Die Frankfurter Ge=
treidebörſe
zeigte ſehr ruhiges Geſchäft bei durchſchnittlich behaupteten
Preiſen. Die Notierungen für Kleie wieſen ein leichtes Nachgeben der
Preiſe auf. Im übrigen notierten Roggen 22,7523, Hafer 23,25
23,50, Mais 23,2523,50, Weizenmehl ſüddeutſches und niederrhein.
3941,75, Roggenmehl 31,2532, Weizenkleie 11,75, Roggenkleie 12,75.
Tendenz ruhig.
Frankfurter Butternotierungen vom 19. Juli. Infolge der Ferien=
und Sommerzeit verkehrte das Geſchäft in ſehr ruhiger Haltung. Der
Abſatz bewegte ſich in kleinem Rahmen. Die Preiſe waren unverändert,
obwohl die Forderungen von ſeiten des Auslandes erhöht ſind. Deut=
ſche
Butter war feſt veranlagt. Es notierten: Holländiſche Butter
1 Faß (50 Kilo) 186 RM, ein halbes Faß 188 RM., in Halbpfundſtücken
190 RM., deutſche Butter 175 RM.

Meiallnokterungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 19. Juli ſtellten ſich für Elek=
trolytkupfer
170,75 RM., Original Hüttenaluminium 190 RM., des=
gleichen
in Walzen oder Drahtbarren 194 RM., Reinnickel 350 RMM.,
Alntimon Regulus 7478 RM., Reinſilber 72,5074,25 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 19. Juli ſtellten ſich für Kupfer:
Fanuar 144,75 (145), Februar 144,75 (145,25), März 144,75 (145), April
44,75 (145,25), May, Juni 145,25 (145,50), Juli 142,50 (142,75), Auguſt
142 (142,50), September 143 (143,75), Oktober 144,50 (145), November
144,75 (145,25), Dezember 145 (145). Tendenz: feſt. Für Blei: Januar,
Februar, März, April 45,50 (45,75), Mai, Juni 45,75 (46), Juli 44,50
145,75), Auguſt 45,25 (45,25), September 45,25 (45,50), Oktober 45,50
45,50), November 45,50 (46), Dezember 45,50 (45,75). Tendenz: ſchwächer.
Für Zink: Januar, Februar, März, April, Mai, Juni 49,50 (51)
Auguſt 48 (51), September, Oktober, November, Dezember 49,25 (50).
Tendenz: ruhig. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern
beigefügten Brief.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 19. Juli.
Zum Wochenſchluß war die Unternehmungsluſt infolge des wei=
tren
Ausbleibens der Aufträge und beſonderer Anregungen ſehr ge=
ging
. Die erneute Geldmarktverflüſſigung in New York fand kaum
Beachtung. Die Tendenz war ausgeſprochen luſtlos und neigte zur
Schwäche, da die Kuliſſe Abgabeneigung bekundete. Der Konflikt zwi=
ſcen
Rußland und China eine Entſpannung war bis jetzt noch nicht
eingetreten legte der Börſe eine größere Zurückhaltung auf. Bei
keinſtem Geſchäft traten gegenüber der geſtrigen Abendbörſe zumeiſt
Rückgänge bis zu 1,5 Prozent ein. Stärker angeboten waren an dem
Clektromarkte Geſ. für El. mit minus 2,75, Bergmann verloren 1,75
urd Siemens 1 Proz. Salzdetfurth eröffneten gut behauptet, während
Weſteregeln 2,5 Proz. einbüßten. Die Aufwärtsbewegung am Schiff=
4fahrtsmarkt konnte ſich angeſichts der allgemeinen ungünſtigen Ver=
Ifaſſung ebenfalls nicht fortſetzen. Angeboten waren noch Glanzſtoff
und Deutſche Linoleum, die je 2,5 Prozent verloren. Etwas gebeſſert
waren Wayß u. Freytag und am Automarkt Daimler. Am Banken=
markt
war die Umſatztätigkeit klein bei Kurseinbußen bis zu 1 Proz.;
nar Danatbank waren ſtärker angeboten mit minus 3,25 Proz. Renten
ſtill, Deutſche und Ausländer etwas niedriger. Im Verlaufe wurde
die Stimmung auf einige Deckungen wieder etwas freundlicher, bei
Beſſerungen bis zu 1 Proz. Glanzſtoff konnten ſich um 1 Prozent er=
holen
. Am Geldmarkt war der Satz für Tagesgeld mit 7 Prozent
ſerneut ewas niedriger. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen
Dollar 4.1942, gegen London 20.3425, London-Kabel 4.8500, Paris
1123.81, Mailand 92.75, Madrid 33.32, Holland 12.08¾.
An der heutigen Abendbörſe kam es kaum zu Umſätzen. Die
angeklärte Lage im ruſſiſch=chineſiſchen Konflikt und beunruhigende
Meldungen über Mobiliſierung veranlaßten die Spekulation zu äußer=
ter
Zurückhaltung. Das Geſchäft beſchränkte ſich auf den Farben= und
Elektromarkt, wo überwiegend leichte Kursrückgänge zu verzeichnen
varen. Der weitere Verlauf brachte keine Veränderungen mehr.
Berlin, 19. Juli.
An der nun ſchon wieder zur Gewohnheit gewordenen Geſchäfts=
ſoſrgkeit
der Effektenbörſe änderte ſich auch heute zum Wochenſchluß
ichts. Die Kursfeſtſetzung war eine ziemlich willkürliche und vollkom=
nen
abhängig von dem Ordereingang für die einzelnen Werte. Speku=
rtion
und Publikum hielten ſich in Anbetracht des ruſſiſch=chineſiſchen
Konfliktes, in dem bisher noch keine Entſpannung eingetreten iſt, und
Ver weiter ungeklärten Geldmarktlage, zurück. Auch die New Yorker
Förſe, die trotz des leichteren Tagesgeldſatzes von 7 Prozent in un=
eegelmäßiger
Haltung verkehrte, da die Börſenkredite drüben einen
heuen Rekordſtand in dieſer Woche erreichten, konnte keine Anregung
ſringen. Das Angebot war heute auch im allgemeinen nicht ſo drän=
ſend
, ſo daß ſich die Kursrückgänge auf den meiſten Märkten in engem
Kahmen hielten. Ziemlich lebhaft war das Geſchäft in Farben, Reichs=
uink
, Phönix, Stahlverein, Deſſauer Gas, Schleſ. Textil, Dt. Waffen
ſſw. Anleihen neigten eher zur Schwäche, Ausländer lagen geſchäftslos,
(natolier etwas gedrückt. Pfandbriefe bei kleinſten Umſätzen gehalten.
begen die höchſten Kurſe konnte man jedoch auf einigen Märkten kleine
Fückgänge feſtſtellen. Kunſtſeidenwerte lagen bis zu 5 Proz. über Anfang.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 19. Juli:
Getreide: Weizen, Juli 1371 Sept. 141½, Dez. 148½; Mais,
Ruli 100, Sept. 10234, Dez. 97½; Hafer, Juli 47½, Sept. 48,
Nez. 51½: Roggen, Sept. 108½, Dez. 114½.
Schmalz: Juli 12,525, Sept. 12,675, Okt. 12,80, Dez. 12,875.
Fleiſch: Rippen, Juli 13,25, Sept. 13,65: Speck, loco 13,50;
lichte Schweine 12,30, ſchwere Schweine 11,1011,70; Schweine=
ufeihren
Chicago 15 000, im Weſten 65 000.
Chicago Baumwolle: Juli 18,80, Oktober 18,92.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 19. Juli:
Getreide: Weizen, Rotwinter 15234, Hartwinter 151½: Mais
keu ang. Ernte 114½; Mehl ſpr. wheat clears 7,507,65; Getr.
fracht nach England 1,62 sh, nach dem Kontinent 89 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 13,25; Talg, extra loſe 7½.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze in lots 77, Loco 10½, Juli
161, Auguſt 10.61, September 10.79, Oktober 10.87, November
M72, Dezember 10.55, Jan. 1930 10.58, Febr. 10.61, März 10.67.

aftslage im Juni.

Das Charakteriſtikum für die Börſentendenz war auch im Juni die
ſchon ſeir Monaten beobachtete Stagnation. Die Acktienkurſe haben ſich
allgemein nur ganz geringfügig geändert. Die Widerſtandsfähigkeit der
Kurſe hat in nichts machgelaſſen, ſie zeigt ſich ebenſo bei öfteren Vor=
ſtößen
der Baiſſepartei, die durch die verſchiedenſten Gerüchte innen= und
außenpolitiſcher Art die Kurſe zu drücken verſuchte, wie andererſeits ge=
genüber
günſtigen Momenten, die eine Bewegung nach oben in früheren
Jahren unbedingt zur Folge gehabt hätten. Der Juni ſtand zunächſt
noch unter dem Eindruck des ungewiſſen Ausganges der Pariſer Ver=
handlungen
, bis die Ausſichten des Zuſtandekommens einer Einigung
immer größer wurden. Es ſetzte eine leichte Auſwärtsbewegung ein,
die aber ſehr ſchnell nach Unterzeichnung des Joung=Planes wieder zum
Stillſtand kam. Daß im Laufe des Monats an manchen Tagen die
Stimmung freundlicher war und eine Reihe von Spezialwerten ſogar
Gewinne buchen konnten, ändert nichts an der Tatſache, daß der
Geſchäftsumfang ſehr zu wünſchen übrig ließ. Bei der allgemein herr=
ſchenden
Aufnahmeunluſt der Börſe genügte oft verhältnismäßig wenig
herauskommendes Material, Kursbeſſerungen ſchnell wieder rückgängig
zu machen. Die Gründe für dieſe ausgeſprochene Geſchäftsſtille der Bör=
ſen
ſind immer wieder dieſelben: Das große Publibum hält ſich nach wie
vor an einer aktiven Beteiligung ängſtlich zurück, die Maſſe fehlt alſo,
um einen vielleicht durch die Bauſpekulation, wenn auch manchmal künſt=
lich
geſchaffenen Anreiz zu einer kräftigen Daueraktion nachhaltig zu
geſtalten. Die Spekulation ſelbſt begnügt ſich mit ſehr kleinen Summen,
da die ſtarke Abhängigkeit von der wechſelnden Beurteilung der finanz=
politiſchen
Situation zur Vorſicht mohnt. Hinzu kamen die Geldver=
legenheiten
des Reiches, die ſich letzten Endes auf die Börſen auswirkten
und ferner die ſchwankende Auslandsbeteiligung an den deutſchen Bör=
ſen
. Dieſe Beteiligung des Auslands ſpielt bereits eine große Rolle und
iſt bon der Spekulation und in weitem Maße dem börſentechniſch in=
formierten
Publibum bekannt. Wenn alſo z. B. gegen Ende der Pariſer
Konferenz dieſe Auslandsbeteiligung bedeutend lebhaft war und dadurch
vorübergehend eine kleine Bewegung am Effektenmarkt herbeiführte, ſo
trug andererſeits das folgende Desintereſſement des Auslandes natürlich
zur Zurückhaltung wieder erheblich bei Uebrigens ſetzt ſich der Aufſtieg in
New York ganz im Gegenſatz zur Börſenlage in Europa noch weiter
fort. Das Geſamtjunibild des Aftienkursſtandes zeigt alſo, daß bei einer
ſehr großen Anzahl von Aktienwerten überhaupt keine Novierung zu=
ſtande
kam, daß im weſentlichen eine ganz geringe Vermehrung der in
der oberſten Kategorie von über 250 Prozent notierten Aktien und eine
kleine Verſtärkung der in der unterſten Kursſtufe von weniger als
50 Prozent enthaltenen Werte feſtzuſtellen iſt, während die Veränderun=
gen
in den mittleren Kategoriewerten ganz unerheblich ſind. Die Struk=
tur
der Börſe hat ſich gleich dem Kursſtand der Aktien nicht verändert,
ſie iſt und bleibt gefeſtigt und innerlich geſund, eine Belebung dürfte
aber auch in der nächſten Zeit an den Börſen kaum zu erwarten ſein.
Man kann die Wirtſchaftslage im Juni leicht mit der der Börſe
vergleichen. Wenn auch hier ein gewiſſer ſaiſonmäßig bedingter Fluß
eintrat, ſo gilt auch für die Wirtſchaft als Junicharakteriſtikum: Still=
ſtand
. Die Konfunktur ſcheint, wie auch in dem Monatsbericht einer
Großbank angeführt wird, an die Tiefſtandphaſe herangerückt zu ſein.
Das markanteſte Ereignis für die deutſche Wirtſchaft im vorigen Monat
war der am 7. Juni unterzeichnete Youngplan. Wenn auch ein leichtes
Aufatmen nach Abſchluß der Verhandlungen zu bemerken war, ſo be=
urteilte
man doch allgemein den Youngplan nicht ſehr günſtig. Die jähr=
lichen
Zahlungsverpflichtungen legen Deutſchlands Wirtſchaft und Fi=
nanzen
ſchwere Laſten auf. Es iſt ſehr fraglich, ob die feſtgeſetzten
Jahreszahlungen, wie der Plan ſo hoffnungsfroh zum Ausdruck bringt,
von Deutſchland auf die Dauer getragen werden können. Jedenfalls
geht die Meinung in deutſchen Induſtrie= und Wirtſchaftskreiſen ein=
mütig
dahin, daß auch der Youngplan das deutſche Vole für eine Reihe
von Jahren in ſeiner Endwicklung ſtark hemmt und mehreren Genera=
tionen
Laſten aufbürdet, die über die Leiſtungsfähigkeit der deutſchen
Wirtſchaft hinausgehen. Man vertritt die Anſicht, daß man ſich bei den
Verhandlungen nicht ſo ſehr von wirtſchaftlichen, als vielmehr von poli=
tiſchen
Geſichtspunkten leiten ließ. Daß die Annuitäten allein aus Aus=
fuhrüberſchüſſen
aufgebracht werden könnten, wird kaum angenommen,
wenn man auch in Deutſchland, wie die letzte Außenhandelsbilanz zeigte,
mit Erfolg bemüht iſt, den Export nach Kräften zu ſteigern und damit
den Verluſt am Innenmarkt auszugleichen. Auch eine weitere kompli=
zierte
Umſtellung der Wirtſchaft wird die geforderten Reparations=
leiſtungen
nicht aufbringen können, ſenn nicht Hand in Hand mit einer
folgerichtigen Kapitalinbeſtitionspolitik eine intenſivere Kapitalneubil=
dung
, erleichterte Steuern und eine Entlaſtung durch Umbildung des
ſozialpolitiſchen Syſtems geht. Die Forderungen des Youngplanes wer=
den
alſo zunächſt, genau wie ſeither beim Dawesplan, in der Hauptſache
mit Auslandsanleihen erfüllt werden können, und ob dieſe Methode auf
die Dauer tragbar iſt, darf doch bezweifelt werden. Der Youngplan in

ſeiner heutigen Faſſung dürfte alſo kaum als endgültige Regelung be=
trachtet
werden, wenn er auch zunächſt namentlich durch Verminderung
der Jahreslaſt um etwa durchſchnittlich 450 Millionen Mark als Er=
leichterung
anzuſehen iſt. Der Wegfall der Kontrolle über die Reichs=
finanzen
, die Wiederherſtellung der Unabhängigkeit von Neichsbank und
Reichsbahn ſind zwar politiſch erfreulich, bedeuten aber keine materielle
Hilfe.
Deutſchland müht ſich weiter ab, ſeine Lage zu verbeſſern, ſeinen
Verpflichtungen nachzukommen und ſeine Wirtſchaft wieder in geord=
nete
Bahnen zu bringen. Die induſtrielle Produktion wurde in den
letzten Monaten, ſoweit es möglich war, erhöht, wenn auch im einzelnen
den Erhöhungen zahlreiche Abnahmen gegenüberſtehen. Um die Kon=
kurrenzfähigkeit
zu erhalten, ſollen die Geſtehungskoſten geſenkt werden.
Daß alles vermieden werden ſollte, dieſe Geſtehungskoſten zu erhöhen,
liegt auf der Hand. Die deutſche Wirtſchaft könnte z. B. eine Tarif=
erhöhung
der Reichsbahn nur ſchwer ertragen, ſie hätte dann durch Ver=
minderung
und Erſchwerung ihres Abſatzes im In= und Ausland Mil=
lionenſchaden
zu tragen. Auch Lohnerhöhungen tragen lediglich zur
Produktionsverteuerung bei, während die deutſche Wirtſchaft und die
Volksgeſamtheit von einer Vermehrung der Kaufkraft durch erhöhte
Löhne nichts erwarten kann. Die Folge wäre nur, daß ſtarke Verbrauchs=
ſteigerung
auch den Einfuhrbedarf ſteigert, dagegen andererſeits die Er=
höhung
der Produktionskoſten den Export erſchwert. Das wichtigſte für
Deutſchland iſt aber, ſein Produktions= und Umſatzvolumen zum min=
deſten
aufrecht zu erhalten, um dem fortſchreitenden Kapitalſchwund zu
begegnen und nicht vollkommen in ausländiſche Abhängigkeit zu geraten.
Erfreulicherweiſe wurde der Avbeitsmarkt, bedingt durch teilweiſe
ſaiſonmäßige Belebung in einzelnen Induſtriezweigen im verfloſſenen
Monat erheblich entlaſtet. Insbeſondere hatte die Landwirtſchaft Bedarf
an Arbeitskräften. Die Beſchäftigung der Induſtrie der Steine und
Erden war günſtig, auch die Lage der deutſchen Maſchineninduſtrie war
gebeſſert, wobei das Auslandsgeſchäft leichte Belebung erfuhr. Der
Eiſenmarkt, namentlich der ſüddeutſche Eiſenmarkt, erlitt zum Teil große
Abſchwächungen. Sehr geklagt wird über die Depreſſion auf dem Badd
martt, der ſich nach Beendigung der Froſtperiode nach einer ſtoßweiſen
Belebung nicht ſo entwickelte, wie man hoffte. Die Lage auf dem Ruhr=
kohlenmarkt
wurde als leidlich günſtig bezeichnet, die Umſätze in der
Textilinduſtrie waren leicht geſteigert, während die Lage in der Be=
kleidungsinduſtrie
gedrückt war. Die Lage der übrigen Induſtriezweige
hat weſentliche Aenderungen nicht erfahren. Es iſt zu hoffen, daß nun=
mehr
die Ausſichten für die kommenden Monate beſſer werden.

Diehmärkke.

Groß=Gerau, 19. Juli. Ferkalmarkt Groß=Gerag.
Auftricb: 323 Ferkel; Ferkel koſteten: 3545 Mk. pro Stück. Es wurds
alles verkauft. Nächſter Ferkelmarkt findet Mittwoch, den 31. Juli,
von vormittags 8½ Uhr ab, auf dem Marktplatz zu Groß=Gerau ſtatt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Preisindexziffer der Metallwirtſchaft ſtellte ſich am 17. Juli
auf 124,9 gegen 124,8 am 10. Juli (Durchſchnitt 1909/13 100), ſtieg
alſo um 0,1 Prozent.
Die Eſſigſäureſteuer beträgt vom 1. Auguſt 1929 ab bis auf weiteres:
1. für in Anrechnung auf das Betriebsrecht oder Hilfsbetriebsrecht abge=
fertigte
Eſſigſäure 54,30 RM., 2. für andere Eſſigſäure ſowie für Eſſig=
ſäure
, die aus dem Ausland eingeführt wird 81,45 RM. für 100 Kilo
waſſerfreie Säure.
Die Firma Polenſky und Zöllner, Frankfurt a. M., hat als Mit=
giled
einer Arbeitsgemeinſchaft, der die Wayß u. Freytag A.=G. noch
angehört, einen großen Reparationsauftrag für den Ausbau des Hafens
von Dünkirchen erhalten. Der Auftrag repräſentiert einen Wert von
rund 230 Mill. Frs.
Das amerikaniſche Handelsamt veröffentlicht den Bericht des ſtell=
vertretenden
Handelsattachés in Berlin, Baugherty, in dem die Beſſe=
rung
der deutſchen Wirtſchaftslage, wie ſich insbeſondere in der Wieder=
aufnahme
von Auslandsanleihen zeige, den Auswirkungen der Ver=
ſtändigung
auf der Pariſer Konferenz zugeſchrieben wird.
Von gut unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß entgegen anders
lautenden Nachrichten augenblicklich vom belgiſchen Cil=Konzern keine
Verhandlungen mit dem Armſtrong=Konzern gepflogen werden.
Die Braunkohlenförderung in der Tſchechoſlowakei hat im erſten
Halbjahre eine erhebliche Steigerung gegenüber dem Vorjahre erfahren.
Sie belief ſich auf etwa 1091 900 Tonnen gegenüber 958 290 Tonnen in
der gleichen Zeit des Vorjahres. Ungünſtiger geſtaltete ſich die Stein=
kohlenförderung
, die im erſten Halbjahr 1929 nur 72 900 Tonnen er=
reichte
, gegenüber 84 200 Tonnen in der gleichen Zeit des Vorjahres.

Berliner Kursbericht
vom 19. Juli 1929

Deviſenmarkt
vom 19. Juli 1929

Me e
Danatbank
Deutſche Bank
Diseonto=Geſ.
Dresdner Bank 160.
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd 116.125
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 1102.50
f. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti Cavutſchouc
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

nntonne, Kommanongefeafche
Frankfurter Kursbericht vom 19. Juli 1929.

6% Dtſche. Reichs=
anl
. b921....."
6% Baden Frei=
ſtaat
v. 27 ....."
6% Bayern Frei=
ſtaat
v. 27...."
% Heſſen Volks=
ſtaat
v. 28..
6% Preuß. Staats=
anl
. v. 23.... .."
6% Sachſen Frei=
ſtaat
v. 27...."
7% ThüringerFrei=
ſtaat
v. 27....."
Dtſche. Anl. Auslo=
jungsſch
. + /.
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö=
jungsſch
. (Neub.
Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
. . . .
2% Bad.-Bad. v.24
8% Berlin v. 24...
3½ Darmſtadt v. ?6
v. 2
72 Frkf. a. M. v.24
3%o Mainz v. 26...
8 Mannh. v. 26
2o Nürmberg v. 20
Di. Komm. Sam
mel=Ablöſ.-Anl.
+ Ausl. Ser, I
* . Ser.II

8% Verl. Kyp.=9
8% Frkf. Hyp.Bk.
4½ %r Lig. Pfbr.
8½ * PfbrBk.
4 ½ %. Lis. Pib

80.5

87.5
84

89

49.5
64.75
9
97
74.75
97
78.75

80 Heſſ. Landesbk
7%
4½% Heſſ. 2d3.Hp
Bk.=Ligid. Pfbr..
8% Kom. Landes=
bank
Darmſtadt,
80 Mein. Hhp. Bk.
4½% Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp. Bt.
8% Preuß. Ztr.-
Stadtſchaft. .
18% Rhein. Hyp.=B!
4½% Lig.Pfbr.
8% Nhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit ....."
8% Südd. Bod.,
Cred.=Bank ....
82 Württ. Hyp. 2
6% Daimler Benz
von 27......."
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26.. . .
7½ Mainirw. v. 26.
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26.
8% Voigtckbäffner
von 26 ......"
F. G. Farben Bonds).
28....
5% Bosn. L. E. B.
v. 1914 ......"
41/,%0 Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914 ...
4% Oſt. Goldrente
41/.%o Rum. Gold
von 1913.
4% Türk. Admin.
3 1.Badgad
4½ Zollanl.
411.7 Ungarn 1913

96.9
84.5
79
93.5
82.5
97
174½1,
94
95.5
97
78.
95.5
97.5
17.25

73.5
91

4½.% Ungarn 1914,
4½ Goldr.
Aktien
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Verl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nt.=Bi.
Deutſche Bank."
-Eff.-u. Wechſei=
bank
... . . . . . . 425
Vereinsbank
Dresdener Vank 160
Frauff. Bank..
Hyp.=Br.
Gotha. Grundkr.
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbk.
Pfälz. Hyp.=Bank,/135
Rhein. Creditbr.
Hyp.=Bank .. . 146.5

183
277
Diskonto=Geſellſch. /155.5 Erböl .... .. . /116
104
123‟/.
Reichsbank=Ant. 1316 Feinmeh. (Fetter),
Wiener Banwerein/ 13 V

1121.25 N.G. I. Verkehrsiu
Dt. Eiſenb.=Geſ..
7%0 Dt. Reichsbahn
Vorjge
Hapag
34.1 Norod. Lloyo ....
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Gei.
Nccum= Berlin. ..
7:75 Adlerw. (v. Rleher)
6% AEG. Vorzug

AEG. Stamm. . . 197
23.05 Baſt Nürnberg .. /204.5
Bergm. El. Werkel223
Brovn Broverick Tiel137
Brüning & Sohn.
12
Buderus Eiſen ...!
90 Fement Heidelberg/134.25
Karlſtadt/182
Chem. Werke Albert.
171/, Chade ........ . . /423
Daimler=Benz ... .! 53
Dt. Atl.=Telegr.. . . /114
Eiſenh. Berlin.
Gold=u. Sitb.
ſcheide=Anſtalt. /157.25
1139.75 1 Linsleumwerk. /394.5
Pfobr.=Bt. . . . /439 si höanm. Brauer. /235
Elertr. Li ht u. Rruf11239.25
Liefer.- Bei./154
Eihv. Bergwerk /2)1
Nürnb. Vereinsor/450 Ezlinger Maſchinen 39
Oſt. Creditanſtalt. / 31.85 Ettlinger Spinnereil215
F. G. Furbenindſtr. /223
1a1-2 Feit. E Gtille zutm.
Südd. Bod.=Fr.t. /18) Frifte. Miß zuusk 1423
40.75
Beiling & Tie
Gelſenk. Beryver //13).5
149 Gef. eleftr. UIn=
ternehmungen
. .1239
83.5 Goloſchmidt Th. . . / 75.5
123.75 Gritzner Maſchinen! 63
17.2.5 Grür & Bilfinger /177
dafenmühle Friſt. 113J,2
122 Hammerſen (O3n.)
Hurpener Bergbau
Henninger, Kempf. /171
50 Hilpert Armaturfb. /102
97.25 ½ Hindrichs-Aufferm.
97:25 Hirh gupfer .. . . 139

Hochtief Eſſen .. . . 100
Holzmann, Phil. ..
Holzverk.=Induſtrie/ 87.5
zlſe Bergb. Stamm/211
Genüiſſt
Junghans Stamm
Kali Aſchers eben 1238.5
Salzdetfurth . /394
Weſteregeln .1241.5
Kammgarnſpinn
Karſtaot, R. ......"
Klein, Schanzl. . . . 95
Klöcknerwerke .. ..
Kraftw. Alt=Württ./ 84
Laymeyer & Co..
Lech, Augsburg ..."
Löwenbr. Münch.. /285
Büdenſcheio Metall
Bus Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt. /105
Mainz. Akt.=Be.. . . 218
Mannesm. Röhren
Munsfeld, Bergo..
Mars=Werle .... ./ 70
Metallgef. Frantft. /124.25
Miag, Mühlenbau, /123.75
Monte catiniMailo,
Motören fb. Darmſt./ 53
Reckarſ. Fahrzeug..
Nicolay, Hofbr. ...
Oberbedar ..
Oſterr, Alpine Mo.
Otavi Minen ....."
Beters Union Friſ.
Phörie Bergbau..
Reiniger, Gebb.. ..
R7. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerke. .
Niebexk Moſitan".
Roeder Ab. Darmt.

110
120.5
63.5
183.5
105.6

134.25
146
86.75

*

113.5

Rütgerswerke ..."
Bachtleben A. C...
Schöfferhof=Bind".
Schramm Lackfabr.)
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elettr.. .
Schwarz Storchen.
Siem Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Stroyſtoff. Ver.. ..
Südd. Immobilien
Zucker=AG.
Soenska Tändſtick=
Telius Bergbau...
Thür. Lief.=Geſ...
Tucher=Brauerei.
Unterfr. Krs.- Elet=
tr
.=Berſ......."
Beithwerſe
..
Ver. f. Chem. Ind.
Gummifabrik
Berlin=Frank
Laurahütte
Stahlwerie
Ultramarin
Zellſt. Berlin
Vogtland. Maſchin
Voigt & Haefiner.
Wayß & Freytag.
Wege lin Rußfabri
Werger Brauerei.
Zellſtoff. Aſchaffbg.
Memel. . . . . .
Waldho

Alllunz u. Stuttg.
Verſicherung ..
Frkft Allg. Verſ.=
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . ..
Manx h. Ber ſich. ..

201.5
77
122
229
164
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101.5
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103
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277.50 Mie eee
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Gelſenk. Bergw. Vf
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1.756 Re
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100 finn. Mk 0.533 Brief
10.553 171. 25 139. Salzdetfurth Kali /393.25 Canada 1 canad. Doll. 4.176/ 4.18 Italien 100 Lire et.93 21.97 155. Geſ. f.elektr. Untern. 210. Leonh. Tietz 215. Japan 11 Yen 1.923 1.92 Jugoſlawien 100 Dinar 7.30* 7.319 Harpener Bergbau 147. Verein. Glanzſtoff /395. Cairo 1 ägypt. 2 20.85 20.89 Kopenhagen . 100 Kronen 111.68 111.90 123.25 Hoeſch Eiſen 134.25 Verein. Stahlwerke 114. Konſtantinopel 1 türk. 2 2.01 2.02 Liſſabon
100 Escudos 18.75 18.79 168. Phil. Holzmann 109.50 Weſteregeln Alkal= 238. London 1 L.=Stg. 20.33: 20.37. Oslo 100 Kronen 111.6 111.91 Kali Aſchersleben 232.50 Agsb.=Nrnb. Maſch. 88.75 New York 1 Dollar 4.1925 4. 200 Paris 100 Francs 16.42. 16.465 1197.50 Rlöcknerwerke 112. Baſalt Linz 44. Rio de Janeirol1 Milreis 0.496/ 0.49 Prag 100 Tſch. Kr. /12.40 12.452 Köln=Neueſſ. Bgw. 132.25 Berl. Karlsr. Ind 66. Uruguay 1 Goldpeſo 4.07 4.08 Riga
00 Lats 80.62 80.78 302. Ludw. Loewe 200. Hirſch Kupfer 139. Amſterdam 100 Gulden 168.19 168.53 Schweiz 100 Franken 30.62 80.78 222.50 Mannesm. Rök 122. Hohenlohe=Werke Oe
Athen 100 Drachm 5.425 5.435 Sofia 100 Leva 3.032 3.038 82. Maſch.=Bau=Untn. 54. Lindes Eismaſch. 165. Brüſſel 100 Belga 8.24 58.36 Spanien 100 Peſetas 60.98 61.10 159. Nordd. Wolle 134. Herm. Poege 54.125 Bukareſt 100 Lei 2.484 2.49 Stockholm 100 Kronen /112.34 112.56 198.75 Oberſchleſ. Koksw 106.125 Fogel Telegr. Draht/ 7 Budapeſt 00 Pengö 73.05 73.19 Tallinn (Eſtl. 100 eſtl. Kr. H11.59 111.31 116. Orenſtein & Koppel 91. Wanderer=Werke 73. Danzig 100 Gulden 81.32 B1.48 Wien
00 Schillin 59.04 59.18

[ ][  ][ ]

Seite 12

Samstag, den 20. Juli 1929

Nummer 199

Mar kungs Beſe!
Gastspiel der Bekannten Kapelle Kratz

täglich zu hören ab Samstag, den 20. Juli, abends 8 Uhr, im
KABFEEHAUS ZUR OPER
Eintritt frei Am Landestheater Telephon 3072

11707

Schul’s Felsenkeller
Telephon 3632
Dieburgerstraße 85
HEUTE
Samstag, den 20. Juli
KüNSTLER-KONZERT
STADT. ORCHESTER

Anfang 8 Uhr.
Mel. Nesſaunnt Me Naff
am Weißen Turm :: Telephon 1410
Mittagstisch
von 1.20 Mk. an
im Abonnement Ermäßigung, (7518a
Samstag und Sonntag
KONZERT

Eintritt frei.
(11729

Aum Rosengarten
Frankfurterſtraße Nähe Schlachthof
Samstag, 20. Juli, abends ab 8 Uhr
Kroßes Honzert
Harmonie=Orcheſter Darmſtadt
Perſönl. Leitung
Kammer=Virtuos Lonis Kümmel
Eintritt frei,
P. Roßmann.
11724)

Teleſon 2u2s Trautheim Telefon 2128
Kaffee Reſiauration Penſion

Mittagstiſch Mk. 1.50 von 121),2 Uhr
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Nummer 199

Samstag, den 20. Juli 4929

Seite 13

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Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
57)
(Nachdruck verboten.)
Die Wirkung war geradezu wunderbar. Der Muſtang
ſchnaubte und machte noch einen Luftſprung. Aber er vergaß
ſteifbeinig wieder zu landen, fiel augenblicklich in ein kleines,
ſanftes Hundeträbchen und folgte demütig der Fährte des Rap=
pen
. Das Gelächter und die Hurrarufe, die ihm von der Ranch
her nachſchallten, war ſüßeſte Muſik in Doktor Randall Byrnes
Ohren. Die tönendſten Lobreden von den Lippen der gelehrteſten
Profeſſoren konnten in Zukunft den Vergleich damit nicht aus=
halten
. Er winkte der Gruppe zu, die vor dem Hauſe ſtand
Buck Daniels, Kate, der Cobby und Wung Lu, der chineſiſche
Koch, der mit ſeiner Küchenſchürze wehte.
Es war ein Tag, der in einer Periode ganz ungewohnten
Wetters den Höhepunkt bedeutete. Seit langer Zeit hatte ſich der
Himmel periodiſch in dicke Nebel gehüllt, aber jetzt friſchte der
Wind auf und zerriß die Nebelbänke in tauſend rieſige Fetzen.
Es war nicht ein Stückchen blauen Himmels zu erblicken, und
ganz hoch oben legte ein Fleck dünneren und helleren Graus
davon Zeugnis ab, daß die goldene Sonne vielleicht dort ſchien,
Gewaltige, unregelmäßige Wolkenmaſſen fegten im unteren Him=
melsraum
pfeilſchnell dahin. Der Doktor erinnerte ſich an alles,
was man ihm über den Regen in dieſer Gegend erzählt hatte. Er
kam in ſchweren Güſſen, in Maſſen wie ein Waſſerfall trockene
Schluchten füllten ſich plötzlich und wurden zu wilden Gieß=
bächen
, die mächtige Felſen in ihrem Bett mit ſich fortführten.
Es war ein Land, in dem ſelbſt der belebende Regen wie eine
Geißel kam, und wo das Naß, das das Gras zum Sprießen
bringen ſollte, eher die letzten dürftigen Wurzeln losſpielte und
wegriß.
Es war ein Tag, der gut zu Randall Byrnes Stimmung
paßte. Auch er hatte ſich geändert. Der Regen des Lebens hing
über ihm, und ob er beim Losbrechen ihn vertilgen oder ſein
Leben erneuern und bereichern würde, das zu erraten ging über
ſeine Kraft.
Lange nach Mittag erreichten ſie Elkhead und hielten por dem
Hotel. Als der Doktor, ſteif von dem langen Ritt, aus dem
Sattel ſtieg, rollte über den fernen Bergen der Donner, und ein
vereinzelter Regenſchauer klatſchte in den dicken Staub zu ſeinen

Füßen. Ein Windſtoß fuhr die Straße herunter, riß die Krempe
von Barrys Hut hoch und brachte das bunte Seidentuch um
ſeinen Hals zum Flattern. Barry ſtarrte dem Wind entgegen
und lächelte.
Sein Ausſehen war ſo ſonderbar, daß Randall Byrne den
Wunſch hatte, ihn ins Hotel einzuladen er wünſchte, ihn vor
ſich ſitzen zu ſehen und eine lange Ausſprache mit ihm zu haben,
aber er erinnerte ſich an einen alten Spruch, der beſagt, daß der
Vogel nicht im Käfig ſingen will. Das merkwürdige, gelbe,
phosphoreſzierende Licht in Barrys Augen Byrne war ſo gut
wie ſicher nicht zu ſehen, ſolange Barry ein Dach über ſich hatte.
wie ſicher, daß ſie nachts leuchteten, dieſes Licht war ſicher nicht
zu ſehen, ſolange Barry ein Dach über ſich hatte.
So ſagte er ihm alſo Lebewohl, der Reiter winkte ihm gleich=
gültig
zu, übernahm die Zügel des Schecken und ließ den Rappen
den Heimweg antreten. Byrne fiel die katzenhafte Grazie des
Tieres auf, das ſich bewegte, als ob ſeine Muskeln Stahlfedern
ſeien. Es fiel ihm ebenſo auf, daß trotz des langen Rittes das
glänzend ſchwarze Fell kaum einen Schweißfleck zeigte, während
der Schecke vor Anſtrengung dampfte. Randell Byrne ging nach=
denklich
auf die Hotelveranda zurück und folgte Barry mit den
Augen. Auf einmal fegte eine rieſige Staubwolke die Straße her=
unter
, verdeckte den Reiter, und als ſie vorbeigewirbelt war, war
der Pfeifende Dan um irgendeine Ecke gebogen und für immer
aus Doktor Randall Byrnes, Leben verſchwunden.
Siebenunddreißigſtes Kapitel.
Die Herausforderung.
Black Bart trabte inzwiſchen zufrieden vor dem Rappen her.
Nicht einmal warf er einen Blick nach ſeinem Herrn zurück, um
zu wiſſen, ob die eingeſchlagene Richtung ihm zuſage. Und als
Dan Barry den Weg einſchlug, der aus der Stadt herausführte,
lief der Wolfshund in entgegengeſetzter Richtung. Der Reiter
drehte ſich im Sattel um und ſchickte ihm einen ſcharfen Pfiff
nach, aber das kurze Heulen, das ihm antwortete, war ſo ein=
dringlich
, daß er Satan anhielt und kehrt machte.
Black Bart ſtand mitten auf der Straße, die nach der ent=
gegengeſetzten
Seite führte, und blickte über die Schulter zu ſeinem
Herrn zurück.
Anſcheinend verſtanden ſich Herr und Hund vollkommen.
Dan warf einen Blick zum Himmel, um ungefähr den Sonnen=
ſtand
feſtzuſtellen und zu wiſfen, ob ihm noch genügend Zeit für
den Heimweg blieb. Dann beſchloß er, ſich der Laune ſeines
Hundes zu fügen

Der Wolfshund trottete die Straße hinunter, bog um die
nächſte Ecke und kam vor einem baufälligen Gebäude zum Still=
ſtand
, das die Aufſchrift trug: Gilead Saloon. Darunter
war in kleineren Buchſtaben geſchrieben: Hier kriegt ihr den Rich=
tigen
."
Black Bart ſteuerte auf die Tür dieſes Etabliſſements zu
und blickte dann mahnend zu ſeinem Herrn zurück. Es war klar,
er wünſchte, daß Dan in die Kneipe hineingehe. Der aber ſchüt=
telte
den Kopf und wäre ſicher weitergeritten, wenn nicht in
dieſem Augenblick der Regen, der bis dahin nur in einzelnen
Schauern gefallen war, mit voller Wucht losgebrochen wäre. Er
praſſelte auf die Dächer mit einem Sauſen, wie wenn der Wind
durch den Hochwald fährt. Dan ritt unter das lange Schutzdach
vor der Kneipe, ſtieg ab und betrat hinter Black Bart den
Schankraum.
Er war nur mäßig beſucht. Die Zeit des eigentlichen Ge=
ſchäfts
für Pale Annie war noch nicht gekommen, und er arbeitete
an ſeinem Schanktiſch ſozuſagen nur mit halber Kraft. Black
Bart beochtete niemand, ſondern glitt raſch den langen Mittelgang
hinunter, bis er zu den Tiſchen am Ende des Raumes gelangte,
wo in einer Ecke ein klobiger Rieſe mit breiter Bruſt und ſchweren
Schultern ſaß, und ihm gegenüber der knochendürrſte Menſch,
der Dan Barry jemals unter die Augen gekommen war.
Vor dieſen beiden iachte Black Bart halt und warf über
die Schulter einen Blick zu ſeinem Herrn zurück. Der Pfeifende
Dan zog verwundert die Brauen zuſammen. Er kannte keinen
von den beiden.
Dagegen ſchien Black Bart ſie gut zu kennen. Er ſchlich
noch einen Schritt näher und duckte ſich dann auf den Boden.
Seine bösartigen Fangzähne kamen unter dröhendem Knurren
zum Vorſchein. Daraufhin verließ der Dürre ſeinen Stuhl und
brachte ſich mit einem Sprung in Sicherheit. Schrecken ver=
zerrte
ſein Geſicht. Trotzdem glänzten ſeine Augen unter einem
geheimnisvollen Bann. Er betnachtete abwechſelnd ſeinen Ge=
fährten
und dann den großen Wolfhund, als vergleiche er die
beiden. Der breitſchultrige Mann brach zuerſt das allgemeine
Schweigen:
Nachbar, ſagte er mit ſeiner gequetſchten Stimme und
undeutlichen Ausſprache, icheglaub’, es iſt beſſer, Ihr ſchafft den
Hund hinaus, bevor er einen Denkzettel bekommt. Das Vieh
kann mich nicht leiden, und ich kann nicht ſagen, daß ich ihm
übermäßig gewogen wäre.
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