Ginzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 194
Montag, den 15. Juli 1929.
192. Jahrgang
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aufträge und Leiſfung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banklonto Deuiſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbant.
Befriſteke ruſſiſche Einſpruchsnoke
an China.
TU. Kowno, 14. Juli.
Wie aus Moskau amtlich gemeldet wird, hat die
Sowjet=
regierung am 13. Juli dem cineſiſchen Geſchäftsträger in
Mos=
kau eine Note überreichen laſſen. Die Note geht ausführlich auf
die Vorgänge ein, die ſich in den letzten Tagen an der
chineſi=
ſchen Oſtbahn ereignet haben, wo die chineſiſchen Behörden in
flagranter Verletzung der ruſſiſch=chineſiſchen Verträge vom
Jahre 1924 die Verwaltung der Bahn an ſich geriſſen, die
ruſſi=
ſchen Beamten verhaftet oder ausgewieſen und die ruſſiſchen
Handelsniederlaſſungen geſchloſſen hätten. Gemäß den
Verträ=
gen ſei klar feſtgeſtellt, daß die Verwaltung der Bahn einem
ruſ=
ſiſch=chineſiſchen gemiſchten Verwaltungsrat unterſtehe, ſo daß
jeder einſtweilige Eingriff des chineſiſchen Verwaltungschefs ohne
die Gegenzeichnung ſeines ſowjetruſſiſchen Kollegen unrechtmäßig
ſei. Das Vorgehen der chineſiſchen Lokalbehörden, das von der
chineſiſchen Regierung gutgeheißen worden ſei, bedeute tatſächlich
eine Beſitzergreifung der Bahn durch einſeitige chineſiſche
Ver=
letzung der beſtehenden Verträge. Dieſe Verletzung ſei um ſo
ſchwerer, als gerade Sowjetrußland diejenige Macht geweſen ſei,
die ſchon ſeit 1919 freiwillig auf alle ihre früheren Vorrechte in
China verzichtet und dem chineſiſchen Volk in ſeinem
Freiheits=
kampf gegen den Imperialismus der fremden Mächte Beiſtand
geleiſtet habe. Trotz der ſchweren, Sowjetrußland angetanen
Verletzung wolle die Sowjetregierung aber auch dieſes Mal ihre
Friedensliebe bekunden und erkläre ſich bereit, mit China in
Verhandlungen einzutreten. Die Note ſchlägt vor:
1. Unverzüglich eine Konferenz zur Regelung aller mit der
chineſiſchen Oſtbahn zuſammenhängenden Fragen einzuberufen.
2. Die chineſiſchen Behörden machen unverzüglich alle die
von ihnen eigenmächtig vorgenommenen Handlungen rückgängig.
gängig.
3. Alle verhafteten ſowjetruſſiſchen Staatsbürger werden
un=
verzüglich in Freiheit geſetzt und die chineſiſchen Behörden
ver=
zichten auf jegliche Eingriffe in die Freiheit ſowjetruſſſcher
Staatsbürger und ſowjetruſſiſchen Staatsgeſetzes an der
chineſi=
ſchen Oſtbahn.
Die Sowjetregierung macht die Mukdener Regierung und die
Nationalregierung der chineſiſchen Republik auf die ernſten
Fol=
gen aufmerkſam, die eine Ablehnung dieſer ſowjetruſſiſchen
Vor=
ſchläge nach ſich ziehen würde.
Die Sowjetregierung erwartet binnen drei Tagen
eine Antwort auf ihre Vorſchläge und wird, falls in dieſer Friſt
keine befriedigende Antwort eintreffe, genötigt ſein, andere
Mit=
tel zum Schutz der vertraglichen Rechte der Sowjetumon zu
er=
greifen.
Maßnahmen zur Schuhe der chineſiſchen Oſtbahn.
FU. Peking, 14. Juli.
In Charbin beabſichtigt die kommuniſtiſche Gruppe, den
Generalſtreik zu erklären, um dadurch den Ueberfall der
chineſi=
ſchen Truppen auf die chineſiſche Oſtbahn zu bekämpfen. Die
chineſiſche Polizei war gezwungen, weitere Hausſuchungen bei
den ſowjetruſſiſchen Gewerkſchaften vorzunehmen, deren
Ge=
ſchäftsführer verhaftet wurde. Im Laufe der nächſten Tage
wird die ſowjetruſſiſche Flagge bei der Oſtbahn überall
einge=
zogen und durch die Flagge der Kuomintang erſetzt werden. Die
chineſiſchen Behörden haben Maßnahmen zum Schutze der Bahn
getroffen. Aus Mukden ſind zwei Panzerzüge eingetroffen, die
nach dem Bahnhof Mandſchurea an der ruſſiſch=chineſiſchen
Grenze abgegangen ſind. Das ruſſiſche Generalkonſulat wird
von der chineſiſchen Kriminalpolizei ſtark bewacht.
Chingieineliche Kunegebungen in Tſchiia, Moskan
uu9 Leningrgs.
TU. Moskau, 14. Jeuli.
Wie aus Moskau gemeldet wird, kam es am Samstag in
Tſchita zu Kundgebungen wegen des Vorgehens Chinas gegen
die chineſiſche Oſtbahn. Die ruſſiſche und die chineſiſche
Bevölke=
rung in Tſchita verſammelte ſich vor dem chineſiſchen
General=
konſulat, wobei ſcharfe Reden gegen China und die chineſiſche
Regierung gehalten wurden. Das Generalkonſulat wurde mit
Flaſchen und Steinen beworfen. Der chineſiſche Generalkonſul
wandte ſich um Schutz an den Polizeipräſidenten, der jedoch die
Bitte des Generalkonſuls ablehnte. Die Kundgeber zerſtreuten
ſich ſchließlich). Auch in Moskau und Leningrad iſt es zu
Kund=
gebungen gegen die chineſiſchen Generalkonſulate gekommen. Die
Wohnungen der beiden Generalkonſuln werden ſcharſ von der
Miliz und von der O.G.P.1. bewacht.
Zreigabe des deulichen Bernögens in Belgien.
Berlin, 14. Juli.
Auf Grund von Verhandlungen, die im
Reichsfinanzminiſte=
rium von =Miniſterialrat Fuchs mit dem belgiſchen
Miniſterial=
direktor de Duytſchaever und dem Rechtsbeiſtand der belgiſchen
Regierung Marx geführt wurden, iſt am Samstag in Berlin ein
Abkommen über die Freigabe des deutſchen Vermögens in Belgien
geſchloſſen worden. In dieſem Abkommen verzichtet die belgiſche
Regierung mit Wirkung vom 7. Juni 1929, dem Tage der
Unter=
zeichnung des Young=Planes, auf die Liquidation und
Einbehal=
tung des bis dahin noch nicht liquidierten oder in das Eigentum
des Staates übergegangenen deutſchen Vermögens, ferner auf die
weitere Auslieferung deutſcher Wertpapiere auf die im Verſailler
Vertrag vorgeſehenen Befugniſſe zu Eingriffen in die deutſchen
gewerblichen Schutzrechte und Urheberrechte ſowie auf den noch
unbezahlten Hauptpreis derienigen Güter, die von ihren deutſchen
Eigentümern käuflich zurückerworben waren. Die Frage der
Be=
handlung der Erlöſe des bereits liquidierten deutſchen Eigentums
iſt ebenſo wie die Frage der Beendigung des Ausgleichsverfahrens
und verwandter Fragen ſpäteren Verhandlungen, nach
Inkraft=
treten des Young=Planes vorbehalten worden. Auch dieſes
Ab=
kommen ſoll gleichzeitig mit den Verträgen zur Inkraftſetzung des
Young=Planes ratifiziert werden und in Kraft treten.
Vom Tage.
Wie aus Veldes gemeldet wird, iſt Königwirwe Maria von
Rumänien mit der Prinzeſſin Helene und ihrem Hofmarſchall
nach Salzburg abgereiſt, wo ſie mit dem Prinzen Carol
zu=
ſammentreffen ſollen.
Der Vizekönig von Indien, Lord Irwin, traf in
Lon=
don ein. Auf dem Bahnhof hatten ſich der Miniſterpräſident
Mac=
donald, der Staatsſekretär für Indien, Oberſt Wedgewood Ben, und
verſchiedene gegenwärtig in England weilende Maharadſchas
eingefun=
den. Der Vizekönig wird einen mehrmonatigen Urlaub in England
verleben und während ſeiner hieſigen Anweſenheit zahlreiche
Beſpre=
chungen im Zuſammenhang mit den geplanten verfaſſungsändernden
Maßnahmen in Indien führen.
Der Erſte Lord der Admiralität Alexander trat in einer
Rede in Cheffield für die völlige Abſchaffung der
Unterſee=
boote als Kriegswaffe ein. Er hoffe, daß man zu einem
internatio=
nalen Abkommen gelangen werde. England habe bereits früher die
Abſchaffung der U=Boote vorgeſchlagen, doch ſei ſeine Anregung ſtets
daran geſcheitert, daß die anderen Mächte ſich in dieſer Frage nicht
hätten einigen können.
Der franzöſiſche Nationalfeiertag des 14. Juli wurde
geſtern, wie alljährlich, in ganz Frankreich feſtlich begangen.
Erlaß des Reichspräfidenken zum 50jährigen
Beſiehen des Reichsfinanzminiſteriums.
Berlin, 14. Juli.
Reichspräſident von Hindenburg hat am heutigen
Gedenk=
tage des fünfzigjährigen Beſtehens des Reichsfinanzminiſteriums
an den Reichsminiſter der Finanzen den folgenden Erlaß
ge=
richtet
„Sehr geehreter Herr Reichsfinanzminiſter!
Das Reichsfinanzminiſterium kann am heutigen Tage auf
eine 50jährige Tätigkeit im Dienſte des Vaterlandes zurückblicken.
Durch kaiſerlichen Erlaß vom 14. Juli 1879 als eine dem
Reichs=
kanzler unmittelbar unterſtellte Zentralbehörde unter der
Be=
zeichnung Reichsſchatzamt begründet, hat ſich das
Reichsfinanz=
miniſterium im Laufe der Jahrzehnte aus einer verhältnismäßig
kleinen Behörde mit wenigen nachgeordneten Stellen zu dem
weitaus größten Reichsminiſterium entwickelt, deſſen
Hoheits=
verwaltung zurzeit über 80 000 Beamte und Angeſtellt umfaßt.
Krieg und Nachkriegszeit haben das Reichsfinanzminiſterium
vor gewaltige Aufgaben völlig neuer Art geſtellt, die von
ent=
ſcheidender Bedeutung für das geſamte politiſche und
volkswirt=
ſchaftliche Leben des Reiches waren und noch ſind, und deven
Bewältigung für die Leitung des Miniſteriums und für ſeine
Mitarbeiter eine ganz außergewöhnliche Belaſtung an
Verant=
wortung und Arbeit mit ſich brachte. Die Begründung und
Ein=
richtung einer einheitlichen Reichsfinanzverwaltung, die
finanz=
politiſche Bearbeitung der Reparationsfragen und der anderen
finanziellen Auswirkungen des Verſaillers Diktats, die
Wieder=
herſtellung der Währung und die Reform der Reichsfinanzen
ſind unvergängliche Markſteine auf dem ſchweren Wege, den das
Reichsfinanzminiſterium in dem letzten bedeutſamen Jahrzehnt
zu durchſchreiten hatte und den es in unermüdlicher hingebender
Arbeit, in mühſamem Kampf gegen innere Schwierigkeiten
und äußeren Druck zurückgelgt hat.
Für dieſe an ſchweren Anſtrengungen, wie hohen
Verdien=
ſten überreiche Arbeit, die in ihrem letzten Ziel der
Wiederauf=
richtung des Vaterlandes, der Erhaltung und Feſtigung ſeiner
Einheit und der Neubelebung ſeiner Volkswirtſchaft galt, dem
Reichsfinanzminiſterium und ſeinen ſämtlichen Angehörigen
meinen wärmſten Dank und meine aufrichtige Anerkennung
aus=
zuſprechen, iſt mir am heutigen Tage ein lebhaftes Bedürfnis.
Der Wunſch, mit dem ich heute das Reichsfinanzminiſterium und
ſein Mitarbeiter grüße, iſt, daß ſeine bewährte Arbeit dem
deut=
ſchen Volke auch fernerhin zum Nutzen gereichen möge.
Mit der Verſicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung
bin ich Ihr ergebener
(gez.) von Hindenburg.”
Glückwünſche des Reichskanzlers zum 50jährigen
Beſtehen des Reichsfinanzminiſteriums.
Mergentheim, 14. Juli.
Der Reichsbanzler hat aus Anlaß des 50jährigen Beſtehens
des Reichsfinanzminiſteriums an den Reichsminiſter der
Finan=
zen ein Glückwunſchtelegramm geſandt.
Stgalsgerichishof und Skeuernotverordnung
Preußens.
Die preußiſche Staatsregierung hatte im Frühjahr dieſes
Jahres das Geſetz über die Gewerbeſteuer auf dem Wege der
Notverordnung in Kraft geſetzt, weil ſie im Landtag die
erfor=
derliche Mehrheit nicht fand. Der Landtag war, nachdem die
Negierung zweimal geſcheitert war, in die Ferien gegangen, und
die preußiſche Regierung hatte aus dieſem „Notſtand” heraus das
Geſetz durch Notverordnung in Kraft geſetzt. An dieſer
Maß=
nahme iſt ſtarke Kritik geübt worden, namentlich von den
Par=
teien der Rechten, die gegen die Beiſeiteſchiebung des Willens
der Landtagsmehrheit kräftig Sturm liefen. Deutſchnationale
nnd Wirtſchaftspartei ſtrengten daher auch vor dem
Staatsge=
richtshof eine Klage an, um die Ungültigkeit der Verordnung
feſtzuſtellen. Der Staatsgerichtshof hat dieſe Klage abgewieſen.
Er hat ſich auf den Standpunkt geſtellt, daß durch die Ablehnung
der Geſetzesvorlage im Landtag für die Gemeinden ein Notſtand
in die Erſcheinung getreten war, ſo daß die Regierung die
Möglichkeit gehabt habe, von dem Recht der Notverordnung
Gebrauch zu machen. Eine Kritik an dieſem Urteil iſt
über=
flüſſig, weil der Staatsgerichtshof lediglich die Frage zu
prü=
fen hatte, ob ein Notſtand vorlag, die er bejahen mußte. Die
Klageabweiſung iſt aber für die preußiſche Regierung kein
Er=
ſolg; eine Regierung, die mit Notverordnungen arbeiten muß
und deren Schickſal im Parlament von dem guten Willen ein
Abgeordneter abhängt, täte beſſer, ihren Platz einem Kabinett
al=
zutreten, das auf einer breiteren parlamentariſchen Baſis
be=
ruht.
* Rußland-England-Auſtralien.
Von
Walter Scheunemann.
Als ſeinerzeit die engliſch=konſervative Regierung in den
letzten Züge lag, da entſandte ſie nach Rußland eine
umfang=
reiche Expertenkommiſſion, die die Möglichkeiten, den ſeit dem
Jahre 1926 unterbrochenen Handel wieder in Gang zu bringen,
unterſuchen ſollte. Wenn damals in Deutſchland jener Aktion
größte Bedeutung zugemeſſen wurde, und insbeſondere
die=
jenigen, die von Vorgängen wie Schachtyprozeſſe u. a. m. nichts
gelernt hatten, darauf hinwieſen, daß durch das Vorgehen der
Engländer den Deutſchen in Rußland die größten Chancen für
eine Exporterweiterung verloren gingen, ſo maß man in politiſch
gut unterrichteten Kreiſen ſchon damals der Rußlandexpedition
der engliſchen Handelsvertreter nur die Bedeutung eines — mehr
oder weniger geſchickten — Wahlmanövers zu.
Inzwiſchen hat ſich mancherlei geändert. Zunächſt iſt die mit
großem Aufwand an Reklame von der Sowjetregierung in die
Welt poſaunte „N.E.P.” — neue ökonomiſche Politik — mit
ihrem Milliardenſanierungsprogramm ins Waſſer gefallen. Es
geht einmal nicht an, daß ein Staat, deſſen Bevölkerung zu
85 Prozent Landwirtſchaft betreibt, mit vielen Mitteln eine
In=
duſtrie ſchaffen will — nicht etwa der Induſtrie zuliebe, ſondern
nur weil durch die Induſtrie eine Arbeiterſchaft und durch dieſe
Mitglieder der Kommuniſtiſchen Partei entſtehen. Dieſe
In=
duſtrie lebt von der Landwirtſchaft, die ihrerſeits weder in der
Lage, noch willens iſt, große Summen herauszuwirtſchaften. Um
alſo jene Wirtſchaftsſanierung, deven die Sowjetunion nach
eige=
nem Eingeſtändnis bedarf, durchführen zu können, ſind ihr
aus=
ländiſche Kredite in großem Umfnag vonnöten. Kredite, die ſie
aber aus bekannten Gründen nur ſehr ſchwer erlangt.
In England iſt — wie vorauszuſehen war — die Labour
Party ans Ruder gekommen. Man erinnert ſich, wie ſeinerzeit
von den Vertretern der engliſchen Arbeiterpartei immer wieder
betont wurde, daß es die erſte und dringendſte Aufgabe
Eng=
lands ſein werde, mit Rußland ſobald wie möglich einen
Han=
delsvertrag abzuſchließen. Und man wundert ſich, daß dieſe
Forderung heute, nachdem die Arbeiterregierung Tatſache
ge=
worden iſt, nur ab und zu erwähnt wird und ſehr beſcheiden in
den Hintergrund tritt vor der viel wichtigeren einer Einigung
mit Amerika. Es gibt eben im engliſchen Weltreich Probleme
und Notwendigkeiten, denen auch der engliſche Arbeitervertreter
ſich nicht entziehen kann — und will. Denn die Labour Party
iſt eine „Arbeiterpartei” und keine „Engliſche Sozialiſtiſche
Partei”.
Mit die größte Verſchiebung die durch den Weltkrieg bewirkt
wurde, iſt das gänzliche Ausſcheiden Rußlands aus dem
Welt=
getreidemarkt. Rußland, das vor dem Kriege neben Kanada
der größte Getreideexporteur der Welt war, ſieht ſich heute
be=
reits gezwungen, Getreide zu importieren. Es iſt hier nicht zu
fragen, aus welchen Gründen das ſo kam. Die Tatſache als ſolche
beſteht, wie auch die andere, daß der Weltmarkt, d. h. der
euro=
päiſche Weſten auf eine ſtarke Weizeneinfuhr angewieſen iſt. Vor
allem England, das vor dem Kriege einen großen Teil ſeines
Bedarfs aus Rußland (einen andern aus Kanada und
Argen=
tinien) deckte, iſt gezwungen geweſen, ſich nach Erſatz umzuſehen.
Mit dem Ausſcheiden Rußlands aus dem Weltgetreidemarkt
fällt zuſammen das Aufſteigen der engliſchen Dominions als
Ge=
treideexporteure. In Kanada zeigt ſich dieſe Entwicklung ſchon
um die Jahrhundertwende, mit der Erſchließung der
weizen=
fruchtbaren Provinzen des kanadiſchen Mittelweſtens, Manitoba,
Sasketſchewan, Alberta, die durch die Canadian Pacific
Rail=
way mit dem Atlantiſchen Ozean verbunden wurden und nun
eine große Anſiedlerſchar — darunter zahlreiche Deutſche —
auf=
nahm. Neuerdings aber, und erſt infolge des Krieges und des
dadurch bedingten Ausſcheidens Rußlands iſt auch Auſtralien
und Neuſeeland dazu übergegangen, in großem Umfang
Wei=
zen anzubauen und zu exportieren. Erſt als durch den
Welt=
krieg England vom ruſſiſchen Markt abgeſchnitten worden war
und damit die Weizenpreiſe ſtiegen, war der weite Transport von
den Antipoden her rentabel, und nur ſolange, als in London
nicht wieder die Konkurrenz des — infolge der
unverhältnis=
mäßig viel kürzeren Fracht billigeren — ruſſiſchen Getreides
droht, iſt die Ausdehnung der Weizenfelder in Auſtralien
mög=
lich. Dieſe Ausdehnung kann aber nun aus klimatiſchen Gründen
nur mit Hilfe künſtlicher Bewäſſerung erfolgen. So hat man an
dem größten auſtraliſchen Fluß — Murray — eine Reihe
Stau=
werke errichtet. Dieſe Anlagen, die einen großen
Kapitalauf=
wand erfordert haben, bedürfen natürlich einer langen
Ab=
ſchreibedauer. Wenn nun plötzlich — infolge eines
Handelsver=
trages mit Rußland — das ruſſiſche Getreide wieder in England
auftaucht, dann ſind all dieſe koſtſpieligen Anlagen in Auſtralien
umſonſt geweſen, ſie bedeuten — da ja die aufgenommenen
Ka=
pitalien verzinſt werden müſſen — eine dauernde Ausgabe ohne
Einnahmemöglichkeit. Auſtralien iſt alſo — und in ähnlichem
Maße gilt das auch für Neuſeeland und Indien, die ebenfalls
infolge des Ausfalls Rußlands Weizen mit Nutzen anbauen
und verkaufen können —, daran intereſſiert, daß ein
Handels=
vertrag England=Rußland nicht zuſtande kommt, zumindeſten
unter der Bedingung, daß das ruſſiſche Getreide in England hoch
verzollt wird. Wohlgemerkt: die auſtraliſche Regierung iſt ſeit
Jahrzehnten eine Arbeiterregierung!
England ſteht alſo vor der Frage, entweder ſich mit Rußland
zu einigen, und damit ſeine Dominions wirtſchaftlich
zurückzu=
werfen, oder aber die Dominions zu ſtützen und dadurch mit
Rußland nur unter Vorbehalten und langſam zu einem
Ein=
vernehmen zu kommen. Es kann dem Einſichtigungen kaum
zweifelhaft ſein, wohin England ſich neigt. Denn auch der
eng=
liſche Arbeiterführer bleibt zunächſt Engländer und iſt aus
wohl=
verſtandenem Egoismus daran intereſſiert, das Britiſh Empire
im vollen Umfang zu erhalten und nicht den mancherlei
Ten=
denzen der „Los=von=London”=Bewegung noch durch eine
un=
ſſuge Wirtſchaftspolitif Vorſchub zu leiſten. Wenn auch das
Ver=
hältnis in Rußland ſich unter den Auſpizien Mr. Henderſons
eſentlich günſtiger geſtalten wird als unter jenen Auſtin Chan=
Geite 2
Montag, den 15. Juli 1929
Nummer 194
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berlains, ſo darf doch nicht mit einem plötzlichen Umſchwung der
ruſſiſch=engliſchen Beziehungen gerechnet werden. Und ſchließlich:
es beſtehen zwiſchen Rußland und England auf der ganzen
Front von Konſtantinopel bis Peking eine Menge von
Kon=
ſlikten, die zwar auf einige Zeit überbrückt, deren tiefſte Urſachen
aber nicht aus der Welt geſchafft werden können.
Daß Mr. Herrick gerade in einem Augenblick ſtarb, als die
engliſche Regierung wechſelte, war ſicherlich ein Zufall. Und
trotzdem möchte es manchem bedeutſam erſcheinen, daß die erſte
außenpolitiſche Handlung der neuen Regierung der Empfang des
neuen amerikaniſchen Botſchafters Charles. Dawes war. Es
möchte ſcheinen, als bereite ſich hier der erſte Weg zu einer
Um=
gruppierung weltpolitiſcher Konſtellationen vor, eine
Umgruppie=
rung, die eigentlich keine iſt, ſondern die nur das Ergebnis des
amerikaniſchen Unabhängigkeitskrieges in gewiſſem Sinne
aufzu=
heben imſtande iſt.
Wie dem auch ſei, ſo zeigt ſich am Beiſpiel Rußland —
Eng=
land wieder mit aller Deutlichkeit, wie falſch diejenigen Kreiſe
Deutſchlands ſpekuliert haben — denn es iſt nur Spekulation,
nicht politiſche Betrachtung —, die mit einem Umſchwung der
London—Moskauer Beziehungen von heute auf morgen
rech=
neten und die glaubten, ein ſolcher Umſchwung werde erfolgen,
weil ein anderes „Programm” ein anderes „Prinzip” in
Eng=
land geſiegt habe. Nichts iſt falſcher, als das Ergebnis der
eng=
liſchen Wahlen ſo zu beurteilen. Im Gegenteil: die Männer
haben gewechſelt, das Prinzip aber bleibt dasſelbe: right or
wrong my country. Konſervativ oder Arbeiter: zuerſt England!
Und dieſe Einſtellung ſollte auch dem Deutſchen zu denken
geben.
Die Schlußſihung der Inkernakionalen Handelskammer
Amſterdam, 14. Juli.
Der abſchließenden Vollverſammlung des
Amſter=
damer Kongreſſes der
IuternationalenHandels=
rammer lag vor allem die Beſchlußfaſſung über die
Ent=
ſchließungen der einzelnen Ausſchüſſe ob. 40 Beſchlüſſe, deren
weſentliche Einzelheiten bereits gemeldet wurden, wurden
ein=
ſtimmig angenommen. Unter ihnen befindet ſich auch noch eine
Entſchließung, in der ſich die Internationale Handelskammer zur
Idee des Friedens ebkannt, der allein den Fortſchritt der
Menſch=
heit gewährleiſte. Der Präſident des Kongreſſes du Moſch (
Hol=
land) wies noch einmal auf die wichtigſten Beſchlüſſe des
Kon=
greſſes hin, die die Politik der Internationalen Handelskammer
für die nächſten zwei Jahre feſtlegen, nämlich die Entſchließung
über die Handelspolitik und Handelshemmniſſe, über die private
Betätigung der öffentlichen Hand, ferner über die internationale
Schuldenregelung und über den Young=Plan. Du Moſch
be=
zeichnete als eines der wichtigſten Ergebniſſe des Kongreſſes die
Teilnahme der chineſiſchen Delegation. Er ſchloß damit, daß die
Internationale Handelskammer nach wie vor nur auf
wirtſchaft=
lichem Gebiete arbeiten werde, den Krieg verurteile und nur im
Frieden das Beſte für die Menſchheit ſehe.
Präſident Pirelli (Italien) ſprach der holländiſchen
Landes=
gruppe den Dank der Internationalen Handelskammer für die
gute Organiſation, des Kongreſſes aus. Anläßlich der
Nieder=
legung ſeines Amtes als Präſident richtete er beſonders
herz=
liche Worte an die Verſammlung, der er für das ſtets ihm
ent=
gegengebrachte Vertrauen und für das gute Zuſammenarbeiten
mit dem Verwaltungsrat dankte. Er führte dann den neuen
Präſidenten Georges Theunis (Belgien) in ſein Amt
ein, deſſen Wahl von der Verſammlung mit ſtürmiſchem
Hände=
klatſchen begrüßt wurde. Theunis charakteriſierte in ſeiner
An=
trittsanſprache die Bedeutung der Internationalen
Handels=
kammer als einer wichtigen Organiſation, die den gegenwärtigen
Bedürfniſſen und dem Entwicklungsſtadium der Welt
vollkom=
men entſpreche. Die Rede fand lebhaften Beifall, und die
Ver=
ſammlung ging hierauf auseinander.
Aus der Dandessaäprfiaer.
Darmſiadt, 15 Juli.
Eine Schulgeſundheitsſeier!
In einer Zeit allzu ſehr gehäufter Feſte, wo die Lehrerſchaft oft
mit Recht über Störungen des Unterrichts durch Veranſtaltungen aller
Art klagt, iſt es uns eine Freude, über eine Schulfeier zu
berich=
ten, die durch ihre beſondere Art und ihre Bedeutung für Schule und
Elternhaus aus dem gewöhnlichen Rahmen heraustritt.
Vor einigen Tagen konnten wir mitteilen, daß die Heſſiſche
Wan=
derausſtellung für Geſundheitspflege und ſoziale Fürſorge aus Anlaß
der 50. Vorführung ein kleines Jubiläum feiert.
Neben der Jubiläumseröffnung in Mühlheim a. M. hat die
Aus=
ſtellungsleitung dank der freundlichen Unterſtützung der Schull eitung
und Lehrerſchaft eine Schulfeier veranſtaltet, die wir einmal „
Schul=
geſundheitsfeier” nennen wollen.
Dieſe Feier bot einen beſonderen Anreiz. Die oberen Klaſſen der
Volksſchule ſowie die Schüler und Schülerinnen der Fortbildungs chule
hatten nämlich am Mittwoch die Ausſtellung beſichtigt und wurden
innerhalb der Ausſtellung über die Geſundheitspflege unterrichtet.
Anſchließend hieran fand ein Geſundheitswettbewerb ſtatt in der
Form, daß in der Schule, unter Aufſicht der Lehrer, jedoch ehne deren
Unterſtützung, Aufſätze über den Wert der Geſundheitspflege vder über
ein Gebiet der Volkskrankheiten geſchrieben wurde. Die Aufſätze
wur=
den inhaltlich von der Ausſtellungsleitung durch ein Preiskollegium
ge=
prüft und mit drei verſchiedenen Noten gewertet.
Die Feier, welche unter allerlei fröhlichen Darbietungen der
ein=
zelnen Klaſſen flott vonſtatten ging, zeigte nach einer kurzen
Begrü=
ßungsanſprache des Herrn Bürgermeiſters Treytnar ſehr gute
Leiſtun=
gen. Der Beifall der geladenen Gäſte und Eltern war wohlverdient.
Den Höhepunkt bildete die Auszeichnung der Kinder, welcher
Schüi=
ler und Lehrerſchaft mit Spannung entgegenſahen, wer wohl der „
Glück=
liche” ſein möchte. Es war dabei von beſonderem Wert, daß das
Preis=
kolleg’um die Schüler nicht kannte und objektiv urteilen konnte.
An dem Wettbewerb beteiligten ſich 226 Schüler und Schülerinnen.
Von dieſen wurden mit dem 1. Preis bedacht 63 Schüler und
Schüle=
rinnen, mit dem 2. Preis 77, und einen Troſtpreis erhielten die
reſt=
lichen 86 Kinder
Die ſtrahlenden Geſichter der Kleinen und Großen bei der
Aus=
zeichnung, welche im Auftrage des Herrn Präſidenten Dr. H.
Neu=
mann in ſehr geſchickter Form von dem Leiter der Ausſtellung, Herrn
L. Avemarie, durchgeführt wurde, haben bewieſen, daß man den
rich=
tigen Weg zur Seele des Kindes gefunden hatte.
Die hier getriebene praktiſche Geſundheitspflege ſteht nicht nur in
Heſſen, ſondern in ganz Deutſchland einzig da und dürfte von größerem
Werte ſein als alles „Reden und Schreiben” über die
Volksgeſundheits=
pflege. Es wäre ſehr zu begrüßen, wenn Herr Präſident Dr. H.
Neu=
mann dieſe Arbeit weiter durchführen würde. Denn hier wird nicht
nur eine flüchtig verrauſchende Freude bereitet, ſondern mancher wird
noch in ſpäteren Jahren beim Anblick der Auszeichnung ſich das jetzt
Gelernte ins Gedächtnis zurückrufen.
Nicht unerwähnt ſoll bleiben, daß die Preiſe ſehr fein
zuſammen=
geſtellt waren und auch dem Schönheitsſinn in der Aufmachung
Rech=
nung getragen wurde. Auch die kleinen als Troſtpreiſe verteilten
Bro=
ſchüren ſind dem Kinderſinn angepaßt. Soweit wir unterrichtet
wur=
den, hat dieſes Büchlein das Heſſiſche Miniſterium des Innern geſtiftet.
Eine beſondere Freude war das feine Zuſammenarbeiten der
Kreis=
fürſorgeſchweſtern mit der Ausſtellungsleitung. Keine Aufregung bei
der Feier, kein Hin= und Herrennen, was leider bei ſolchen
Gelegen=
heiten oft ſtörend wirkt, ſondern Ruhe bei der Abwickelung des ganzen
Programms und bei der Preisverteilung. So wirkte die Feier nicht
nur als Anſporn zum Nachdenken über die Geſundheitspflege, ſondern
auch erzieheriſch.
Einige an die Lehrer abgegebene Broſchüren ſollen dieſen die
Mög=
lichkeit zu eingehender Beſchäftigung mit den einſchlägigen Fragen
geben.
Nach unſerer Kenntnis fand eine Auszeichnung der Schüler und
Schitlerinnen im ganzen Kreis Offenbach ſtatt und ſoll überall Beifall
gefunden haben.
Wir wünſchen nun im Intereſſe unſerer heſſiſchen Schuljugend, daß
in den nächſten Monaten auch die übrigen Schulen ſich an einem ſolchen
Geſundheitswettbewerb beteiligen können.
Chordirigenken=Berband.
Am 7. und 8. September laufenden Jahres findet in Offenbach a. M.
die zweite Tagung des Heſſiſchen Chordirigenten=Verbandes ſtatt, wozu
alle Chordirigenten eingeladen ſind. Nawhafte Geſangspädagogen ſind
u Vorträgen gewonnen. Anmeldungen wegen Teilnahme an der
Tagung ſind zu richten an die Geſchäftsſtelle des Heſſiſchen
Chordirigen=
ten=Verbandes in Offenbach, Ludwigſtraße 23, wvoſelbſt alles Nähere
über die Tagung zu erfahren iſt.
Aus dem Staatsdienſt entlaſſen wurde: Am 10. Juli: Der
or=
dentliche Profeſſor für mittlere und neuere Geſchichte an der
Landes=
univerſität Gießen Dr. Hermann Aubin in Gießen, mit Wirkung vom
1. Oktober 1929 an.
— Das Orpheum bleibt ab heute Montag für kurze Zeit
ge=
ſchloſſen.
TU. London, 14. Juli.
Die vor einigen Tagen angekündigten Abſtriche an dem
eng=
liſchen Kriegsſchiffbauprogramm werden nunmehr beſtätigt. Die
Negierung hat danach grundſätzlich beſchloſſen, aus Gründen der
Förderung ihrer großen außenpolitiſchen Ziele wie der
Sparſam=
keit das von der vorigen Regierung übernommene
Schiffbau=
programm einer gründlichen Prüfung zu unterziehen, die, wie
der „Daily Telegraph” ſchreibt, vielleicht ſogar zu einem völligen
Verzicht führen wird. Dieſes Programm umfaßt für das laufende
Jahr drei Kreuzer, neun Zerſtörer und ſechs Unterſeeboote. Die
letzte Entſcheidung über das Ausmaß der Bauverminderung iſt
noch nicht getroffen.
V261
die wundervolle goldklare Haarwaschseife
für jedes Haar, auch als Shampoon
Fün 30 Oennig-
C/ Tagesordnung zur Sitzung des Provinzial=Ausſchufſes am 24.
Juli 1929, vormittags 9 Uhr: 1. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes
Groß=Gerau gegen den Bezirtsfürſorgeverband Dieburg wegen
Gewäh=
rung von Sozialrentenunterſtützung an den Johannes Vollraih zu
Goddelau. 2. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Weinheim=Stadt
gegen den Bezirk3fürſorgeverband Heppenheim wegen Erſatz von
Krankenhauskoſten für die Kinder Walter und Werner Hartmann von
Reiſen 3. Beſchwerde der Firmi Metzgerei=Nohprodukte e. G. m. b. H.,
Offenbach a. M., gegen die Entſcheidung bes Kreisamts „Offenbach vom
3. Dezember 1923 wegen Zugehörigkeit der genannten Firma zur
Fleiſcherinnung zu Offenbach a. M. 4. Geſuch des Karl Schaffert zu
Frankfurt a. M. um Erteilung der Erlaubnis zum Betriebe einer
Schankwirtſchaft mit Branntweinausſchank im Hauſe
Strahlenberger=
ſtraße 77 zu Offenbach a. M. 5. Geſuch des Philipp Wöll zu
Offen=
bach a. M. um Erteilung der Erlaubnis zum Betriebe einer
Schank=
wirtſchaft mit Brannteinausſchank im Hauſe Strahlenbergerſtraße 67.
6. Berufung des Joh. Wiih. Zubrod aus Zwingenberg gegen den
Be=
ſchluß des Kreisausſ Quſſes Bensheim vom 24. Mai 1929 wegen
Nicht=
erteilung der Erlaubnis zum Betriebe einer Schankwirtſchaft mit
Brantweinausſchank im Hauſ= Wieſenſtraße 12 zu Zwingenberg.
Vom Wochenmarkt. K(einhaudels=Tagespreiſe vom 13. Juli 1929
für ein Pfund bzw. Stück in Reichspf.: 1. Gemüſe: Spargeln,
1. Sorte 90—100, 2. Sorte 40—50, Kohlrabi 8—10, Karotten 15, rote
Rüben 10, Spinat 40, Römiſchkohl 25, Wirſing 25—30, Stangenvohnen
40—50, Buſchbohnen 30—40, Wachsbohnen 50, Erbſen 25—30, Zwiebeln
18—20, Knoblauch 80, Rhabarber 25, Tomaten 40—70, Kopfſalat 10—15,
Salatqurken 20—70, Blumenkohl 20—100, Rettich 30—35, Meerrettich
120, Radieschen (Bund) 10. — 2. Kartoffeln: Frühkartoffeln 10
bis 12, Spätkartoffeln 6—8. — 3. Obſt: Erdbeeren 70—80, Pfirſiche
70, Aprikoſen 50—65, Kirſchen 30—50, Johannisbeeren 28—30,
Stachel=
beeren 30—40, Hinbeeren 75, Heſidelbeeren 40—45, Tafelbirnen 40,
Apfelſinen 5—15, Zitronen 10—20, Bauanen 50—65. — 4. Eßwaren:
Süßrahmbutter 210—220, Landbutter 120—210, Weichkäſe 35, Handkäſe
5—15, Eier, friſche 14—15. — 5. Wild und Geflügel: Hühner
140—180, Tauben 84—20. — 6. Fleiſch= und Wurſtwaren;
Rindfleiſch, friſch 90—110, Kalbfleiſch 120, Schweinefleiſch 110—126,
Dörrfleiſch 160, Wurſt 70—160, Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 110.
J. Griesheim, 14. Juli. In der Woche vom 15. bis 20. Juli
finden auf dem hieſigen Truppenübungsplatz täglich von früh 5
bis mittags 12 Uhr Scharfſchießübungen ſtatt. —
Ge=
werbeſchau. Die Vorarbeiten zur Gewerbeſchau aus Anlaß
des 50jährigen Beſtehens der Gewerbe= und Handwerker=
Vereini=
gung am 3. 4. und 5. Auguſt d. J. ſind nun beendet. Jetzt ergeht
an die Ausſteller der Mahnruf, mit den hierzu erforderlichen
Ar=
beiten zu beginnen, und ſich mit den Aufmachungsarbeiten zu
be=
ſchäftigen, damit auch die von auswärts kommenden Beſucher
einen guten Eindruck von der Leiſtungsfähigkeit der hieſigen
Ge=
werbe= und Handwerkbetriebe mit nach Hauſe nehmen. Die mit
der Gewerbeſchau verbundene Lotterie iſt jetzt ebenfalls genehmigt
und ſind Loſe in den durch Plakataushang erſichtlichen
Verkaufs=
ſtellen erhältlich. Aus Anlaß des Jubiläums wird noch eine
Feſt=
zeitung herausgegeben, in welcher außer dem Programm zur
Aus=
ſtellung auch die Geſchichte der Vereinigung von der Gründung bis
zur heutigen Zeit ſowie die des Obſt= und Gartenbauvereins
niedergeſchrieben iſt. — Gefunden: eine Miſtgabel, ein Kollier,
ein Herrenhut, ein Damenmantel, zwei Schirme, zwei Paar
Strümpfe, ein Paar Schuhe, ein Handſchuh und ein Brotſack mit
Meſſer. Dieſe Gegenſtände können bei der Bürgermeiſterei,
Zim=
mer 1. in Empfang genommen werden.
t. Ernſthofen, 14. Juli. Donnerstag abend fand in der
Gaſt=
wirtſchaft von Ludwig Roßmann hier ein öffentlicher Vortrag
mit Lichtbildern über elektriſche Violettlicht=Beſtrahlung
ſtatt. Der Vortrag war den Verhältniſſen entſprechend gut beſucht.
— Ernteausſichten. Wenn man einen Gang durch die
hie=
ſige Gemarkung macht, freut man ſich, wie gut ſich die
Getreide=
felder nach dem Regen der letzten Wochen noch entwickelt haben.
Vielleicht bleibt die Halmmenge gegen das letzte Jahr etwas
zurück, aber die Aehren ſind ſchön voll, ſo daß mit einem guten
Körnerertrag gerechnet werden kann. Beſonders ſchön ſtehen die
Hackfrüchte. Bei den Kartoffeln wurden bereits Knollenproben
vorgenommen, die ſehr befriedigten. Auch die Dickrüben haben
ſchon gut angeſetzt. Obwohl man beim Setzen befürchtete, durch
die Trockenheit würden viele Pflänzchen eingehen, hat der Regen
in den letzten Wochen die Landwirte mancher Sorgen enthoben.
Tageskalender für Montag, den 15. Juli 1929.
Orpheum: Geſchloſſen. — Kinovorſtellungen: Helia= und
Palaſt=Lichtſpielle — 2. Heſſ. Sängerbundesfeſt: 8.30 Uhr
bis 12.00 Uhr: Beſichtigung des Schloßmuſeums. uund Landesmuſeums.
11.00 Uchr: Zuſammenbunft auf dem Feſtplatz. 13.30 Uhr:
Sänger=
fahrt mach Scecheim und Jugenheim. 18.30 Uhr, im Kleinen Haus des
Landeslheaters: „Baſtien und Baſtenne” von W. A. Mozart,
auf=
geführt von der Opernſchule der Städt. Akademie für Tonkunſt in
Damnſtadt. 15.00 Uhr: Kiderfeſt in der Feſthalle. 20.00 Uhr:
Konzert auf dem Feſtplatz; Tanz in der Feſthalle, Großes Brillant=
Fewerwerk. Wiener Kronenbräu=Zelt: Konzert, Kapelle Weber (
Feſt=
platz). / Bayher. Bierzelt Reiß: Konzert (Feſtplatz). — Konzerte:
Schloßkaffee, Hodel Schmitz, Kaffee Ganßmann, Sportplatz=Reſtaurant.
Oin sdrauin der Nagt.
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
52)
(Nachdruck verboten.)
In ihren wildeſten Träumen hätte ſie nicht geglaubt, daß Buck
ſich ſo verändern könne. Sie wußte, daß er einmal zu den
Strauchrittern gehört hatte, die die Berge unſicher gemacht hatten.
Damals war Daniels auch von den Stärkſten gefürchtet worden.
Sie ſelbſt aber hatte ihn niemals ſo geſehen. Ihr gegenüber war
er immer die verkörperte Sanftmut geweſen. Und nun auf
ein=
mal ſtand ein Geſpenſt vor ihr, mit verwüſtetem Geſicht, mit
glitzernden Augen, die tief in ihren Höhlen lagen, ungekämmt,
mit halb offenem Hemd und kampfluſtig geballten Fäuſten. Der
Hund begrüßte die bekannte Geſtalt mit einem leiſen Winſeln,
aber ein Blick auf ſeinen Herrn belehrte ihn, daß irgendeine
Ver=
änderung vorgegangen war, daß der alte Freundſchaftsbund nicht
mehr beſtand, und ſo fletſchte er plötzlich die Zähne und ſein
Winſeln wandelte ſich in wütendes Knurren. All das erfaßte
Kate mit einem Blick. Eine Sekunde ſpäter ſtand ſie vor Dan,
deckte ihn mit ihrem Körper und ihren ausgebreiteten Armen
und blickte Buck Daniels in die Augen. Buck ließ den Revolver,
den er in der Hand hielt, wieder in den Halfter an ſeinem Gürtel
gleiten.
„Geh von ihm weg, Kate!” befahl er. Seine Augen ſuchten
an ihr vorbei die ſeines Gegners zu erreichen. „Geh da weg! 18
hat ſchon lang kommen müſſen und jetzt iſt’s ſoweit! Barry, geh
weg von dem Mädel und zieh dein Schießeiſen — und ich werd
dich voll Blei pumpen!“
Und die ſanfteſte aller menſchlichen Stimmen murmelte
hin=
ter Kate Cumberland: „Buck, ich hab' auf dich gewartet Tag und
Nacht. Mann, 8 gibt keinen, den ich lieber ſäh!!"
Und Kate ſpürte, wie er ſchattengleich hinter ihr zur Seite
glitt. Mit einem wilden Schrei warf ſie ſich wieder vor ihn.
„Buck,” bettelte ſie, „ſchieß nicht!“
Ein klirrendes unnatürliches Lachen füllte Buck Daniels
Kehle.
„Alſo für ihn kannſt du betteln”, höhnte er. „Um ihn haſt
du Angſt, was? Aber nicht das kleinſte Wort haſt du für den
armen Buck Daniels, der ſich hier hat wegdrücken müſſen wie ein
geprügelter Hund — pah! Dan Barry, die Zeit iſt gekommen —
wie in Hundevieh hab’ ich gelebt, und du biſt ſchuld dran, aber
jetzt iſt Schluß. Zieh endlich und geh dem Mädel von den
Nöcken!“
Wenn ſie ſich einmal erſt Auge in Auge gegenüberſtanden —
Kate wußte es nur zu gut — dann konnte keine Macht der Erde
mehr den Kampf verhindern, aber ſie wußte auch, wenn ſie die
beiden wenigſtens für kurze Zeit aufhalten konnte . . . Wieder
fühlte ſie, wie der behende Schatten hinter ihr wegglitt — ſie
konnte ſeine Bewegungen aus Buck Daniels zornfunkelnden
Augen ableſen.
,Buck!” ſchrie ſie. „Um Gottes willen — um meinetwillen
dreh dich um und roll dir eine Zigarette!”
Denn es war ihr eingefallen, was Daniels in der Kneipe in
Brownsville getan hatte. In ihrer Verzweiflung fiel ihr nichts
Beſſeres ein, um die beiden auseinanderzuhalten.
Gerade daß ihr Verlangen ſo ſeltſam war, verlieh ihm
Nach=
druck. Buck Daniels drehte ſich auf dem Abſatz herum.
„Es iſt der letzte Gefallen, den ich dir tue, Dan”, ſagte er.
Er kehrte ihnen jetzt ſeinen mächtigen Rücken zu. „Aber eh du
ins Gras beißt, ſollſt du wenigſtens wiſſen, warum ich dich um
die Ecke bringen muß. Ich werd’ mir eine Zigarette rollen, und
ſolange ich ſie rauche, werd’ ich dir mal die Augen darüber öffnen,
was für ein nichtswürdiger Kerl du biſt. Und wenn ich mit der
Zigarette zu Ende bin, dann, Mann, dreh’ ich mich rum und
ſchieß dich über den Haufen, wie du daſtehſt.”
„Brauchſt nicht erſt zu warten”, antwortete Barrys ſanfte
Stimme. „Reden iſt nicht viel wert.”
Aber Kate Cumberland wandte ſich jetzt zu ihm. Er bebte
vor Kampfluſt. Der Haß wallte und glühte und flackerte in
ſeinen Augen. Sein Geſicht war bleich — ſehr bleich —, und
Kate glaubte beinahe, die Spuren des Schlages darauf ſich
ab=
zeichnen zu ſehen, den er vor vielen Tagen von Buck Daniels
erhalten hatte. Sie fürchtete ihn jetzt wie niemals zuvor. Und
dennoch verlegte ſie ihm mit ausgeſtreckten Armen den Weg.
Hinter ihnen raſchelte ein Papier, Buck Daniels rollte ſeine
Zigarette.
„Nein,” ſagte Buck, ſeine Stimme hatte plötzlich einen
über=
triebenen gleichgültigen Klang angenommen, „für dich iſt reden
nicht viel wert. Reden iſt menſchlich und was menſchlich iſt, das
gilt bei dir nicht viel. Aber ich werde dir beibringen müſſen,
Mann, warum’s Zeit iſt, daß du ſtirbſt.”
Sie hörten, wie er ein Streichholz anſtrich.
„Ich weiß wohl,” fuhr er fort, „du biſt ſchneller mit dem
Schießeiſen als ich, und kräftiger als ich und geradezu zum
Raufen geſchaffen. Aber das macht gar nichts. Ich weiß, daß
ich dich heut’ auslöſchen werd‟. Du haſt deine Arbeit beſorgt —
die Hölle haſt du hinter dir gelaſſen, wo du hingekommen biſt —
es iſt endlich Zeit, daß du abfährſt. Ich weiß es!“
Er machte eine Pauſe. Und als er von neuem zu ſprechen
anfing, war es beinah ein Jubelſchrei: „Ich kann dir ſagen,
Dan, ich hab”' keine Angſt vor dir, und ich weiß, die Kugel, die
hier im Lauf ſteckt, juſt die Kugel wird dir durchs Herz pfeifen.
Das weiß ich!”
Eine Art Seufzer entrang ſich Dan Barrys Lippen. Seine
Hände ſtreckten ſich gierig nach Buck Daniels aus.
„Du haſt genug geredet,”, ſagte er, „reichlich genug! Jetzt
dreh dich rum und ſchieß!“
Und Kate Cumberland trat zur Seite. Sie wußte, daß ſie
nicht mehr die Macht hatte, das, was kommen ſollte, aufzuhalten,
hilflos ſank ſie gegen die Wand. Sie verſuchte die Augen zu
ſchließen, aber der Gedanke an das Entſetzliche zwang ſie, gegen
ihren Willen die Augen wieder aufzuſchlagen. Das ſchlimmſte
von allem war die Ruhe und Gelaſſenheit, mit der Buck Daniels
jetzt ſagte: „Nur Geduld, Dan, ich werde mich bald genug
herum=
drehn, aber Kate will, daß ich erſt eine Zigarette rauche. Dan,
du biſt wie das Feuer geweſen das jeden verbrennt, der es
an=
faßt.‟ Er zog mit einem tiefen langen Atemzug den Rauch ein
und blies ihn dann in einem Strahl gegen die Decke: „Auf deinem
Freund biſt du rumgetrampelt, der an dir gehangen hat, und
dem Mädel, das dich liebt, haſt du das Herz gebrochen.”
Er hielt wieder inne, um den Rauch tief in ſich zu ſaugen,
und Kate Cumberland, die in angſtvoller Spannung auf den
Augenblick wartete, wo ſich Buck herumdrehen und die Schüſſe
durch das Zimmer krachen würden, ſah undeutlich, wie ein
dün=
ner Nebelhauch ſich über die gelbe Glut in Dans Augen legte.
Er zog die Stirne kraus, wie jemand, der unvermutet auf einen
Gedanken ſtößt.
„Denk' an ſie, Dan!” fuhr Buck Daniels fort, „denk” dran,
wie ſie ſich weggeworfen hat an einen nichtsnutzigen Hund, wie
du einer biſt — einen nichtnutzigen wilden Wolf. Großer Gott
— und ſie hätte einen anſtändigen Mann glücklich machen können
— einen Kerl, der ein Herz in der Bruſt hat — aber was
ge=
ſchieht? Gott ſchickt dich ihr auf den Hals wie die Peſt — einen
Kerl, wie du biſt, mit iner Seele aus Wind und einem Herz aus
Stein. Denk' nur dran! Wenn du erſt mal richtig ſiehſt, was
du geweſen biſt, Barry, dann ſoll’s mich nicht wundern, wenn du
auf der Stelle hinausgehſt und dir den Schädel mit deinem
eigenen Revolver in Fetzen knallſt.”
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 194
Montag, den 15. Zuli 1929
3. Tag.
Des Feſtes Höhepunkk: der Feſtzug der 20 000!
Der Feſtſonntag mit dem ſeit langem mit Spannung
erwar=
teten Feſtzug bildete den Kulminationspunkt des 2. Heſſiſchen
Sängerbundesfeſtes, des größten (nach den Turnern), das
Darm=
ſtadt je ſah. Früh um 6.30 ſchon wurde der Sonntag durch das
„Wecken” mit Trommlerkorps und Mrſikkapellen eingeleitet. Es
waren wohl nicht wenige der Feſtteilnehmer, die um dieſe Stunde
noch vom Samstag unterwegs waren. Wundervoller
Sonnen=
ſchein gab dem Tag auch äußerlich Feſttagsglanz, und
ſingen=
des Jubeln und jübelndes Singen gab dem Tag das
Gepräge, das ein ſo eigenes iſt, wie es nur der Geſang und die
Pflege ſeiner Kunſt geben kann. Von allen Seiten, aus allen
Stadtteilen erklang Muſik und Trommeln, und bald miſchte ſich
auch Geſang hinein: der Deutſche Sängergruß jubelte
dem Feſttag entgegen. —
Früh ſchon erfüllte der Gau Dieburg ſeine Sangespflicht
für die Allgemeinheit. Seine Kundgebung auf dem
Pa=
radeplatz hatte zahlreiche Hörer angelockt. Unter Leitung des
Gauchormeiſters Lehrer Ludwig Keller ſang der Chor
Ton=
werke von Weber, Heinrichs, Keldorfer und Schubert. Der
Vor=
ſitzende des Gaues, Cajetan Steinmetz=Dieburg, hielt die
zündende Anſprache.
Die Stunde von 8 bis 9 Uhr war den Sängern freigelaſſen
zur Teilnahme am
Gokkesdienſt.
Auch die Gottesdienſte der evangeliſchen (Pauluskirche, Pfarrer
Rückert) und der katholiſchen Gemeinden (St. Ludwig, Dekan
Kaſtell) waren dem Feſte angepaßt, bzw. trugen
Feſtgottes=
dienſt=Charakter. In der Pauluskirche wirkte der Wormſer
Männergeſangverein unter Leitung von Oberreallehrer
Nie=
bergall und ein gemiſchter Chor mit, während in der St.
Lud=
wigskirche das Männerquartett „Frauenlob”=Mainz unter
Chormeiſter Arnold ſang. Die Gottesdienſte waren überfüllt.
Den ganzen Vormittag noch trafen Nachzügler von
auswär=
tigen Vereinen ein, ſo daß die Zahl der zum Feſt erſchienenen
Sänger mit 20 000 für geſtern erheblich niedrig
geſchätzt iſt.
Die vakerländiſche Kundgebung
ſah außer den Sängern eine ſo große Schar von Beſuchern im
Orangeriegarten, daß dieſer tatſächlich kaum noch einen
Platz bot. Kopf an Kopf ſtanden die Tauſende und harrten,
lauſchten in vorbildlicher Diſziplin den Geſängen und Anſprachen,
die, durch Lautſprecher verbreitet, in jedem Winkel des Gartens
klar hörbar waren. Das bewegte Meer von Fahnen und die
unzählige Menge boten ein Bild von unvergeßlichem Eindruck.
Der „Sängergruß”, in techniſch bedingter
Programmände=
rung gefungen von den 20 000 Sängern unter Bundeschormeiſter
Otto Naumann=Mainz, leitete machtvoll die Kundgebung
ein. Der Bundesvorſitzende
Miniſterialrat Dr. Siegert
hielt folgende Anſprache:
Hochverehrter Herr Staatspräſident!
Meine ſehr geehrten Damen und Herren!
Liebe Sänger!
Wenn der Heſſiſche Sängerbund in den Mittelpunkt ſeines Feſtes
eine vaterländiſche Kundgebung geſtellt hat, ſo geſchieht das nicht, um
eine beſonder3 patriotiſche Geſinnung öffentlich zur Schau zu tragen.
Der Vaterlandsgedanke, wie wir ihn pflegen, iſt das Gegenteil von
einer Ueberhebung — es iſt das Aufgehen des Einzelnen in der großen
Volksgemeinſchaft — die reine und uneigennützige Liebe zu dem Land,
das uns geboren — zu dem Volk, das unſere Sprache ſpricht — es iſt
der Vaterlandsgedanke, wie ihn unſere größten Dichter und Denker
preiſen, und wie ihn unſer Lied, deſſen Vater das deutſche Volk ſelbſt
iſt, in ſchönſten Melodien uns nahe bringt. Es licgt deshalb ganz im
Rahmen unſeres Aufgabenkreiſes, wenn wir in der Ausdrucksform des
deutſchen Liedes uaſerem Vaterlandsideal auch heute huldigen — um
ſo mehr, als wir rheinheſſiſche Sangesbrüder in großer Zahl um uns
verſammelt ſehen, die ſich ſeit 10 Jahren in der Aeußerung
vaterländi=
ſcher Gefühle die größte Beſchränkung auferlegen müſſen, die ſeit 10
Jahren die Leiden der Beſatzung ſtandhaſt tragen, von denen wir
dies=
ſeits des Rheins verſchont geblieben ſind, die ſeit 10 Jahren in
uner=
ſchütterlicher Treue zum Vaterland für die Erhaltung deutſcher Kultur
einen Kampf geführt haben, der in ſeinen Einzelheiten erſt ſpäter
er=
kannt und von der Geſchichte geiuürdigt werden wird.
Eerne machen die rheinyeſſiſchen Sänger ihrem Herzen heute Luft
und vereinigen ſich mit uns in dem vaterländiſchen Kraftgeſang;
„Teutſchland mein Vaterlau5” — aber auch wir mit ihnen in dem ſtillen
Gebet, daß bald kommen möge der Tag, der unſer aller Sehnſucht iſt
— der Tag, an dem die Glocken rufen von Turm zu Turm — Freiheit,
Freiheit! Aber noch ein anderes berechtigt uns, mit einer ſolchen
Kund=
gebung an die Oeffentlichkeit zu treten. Der Männergeſang wurzelt
tief in unſerem Volk. Dert hat er ſeine Heimat, dorthin kehrt er
immer wieder zurück. Sängerfeſte ſpielen ſich deshalb nicht hinter
ge=
ſchloſſenen Saaltüren oder auf außerhalb der Städte gelegenen
Feſt=
plätzen ab. Uns zieht es hinein in die Stadt — dorthin, wo Volksleben
pulſiert. Nichts Schöneres kann es für uns geben, als wenn dieſe
Verbindung mit dem Volk ſo echt und innig wie möglich hergeſtellt wird.
Auftauchen vor uns heute die ſchönen Erinnerungen an die
unver=
geßlichen Tage in Wien, an die Kundgebung des Bundes vor der
Karls=
kirche. Wir ſind uns dabei aber auch klar, daß hier in unſerem Lande
die Begeiſterung mehr nach innen ſchlä t, daß das Gefühlsmäßige nicht
ſo leicht die Oberhand über das Verſtandesmäßige gewinnt, wie im
Lande Oeſterreich. Mehr, eine Stunde der Andact und Erhebung ſoll
es heute ſein. Zu dieſer heiße ich Sie alle herzlich willkommen, die
heſ=
ſiſche Negierung, an der Spitze unſeren verehrten Herrn
Staatspräſi=
denten, die Bebölkerung unſerer Feſtſtadt, an der Spitze unſeren
ver=
ehrten Herrn Oberbürgermeiſter, aber auch Euch, Ihr lieben
Sanges=
brüder des Kreiſes XII, vom Rhein und vom Main, vom Odenwald
und der Bergſtraße, vom Voge’sberg und der Wetterau, vom Nied= und
Rodgau, aus dem hayeriſchen Speſſart und dem preußiſchen Lahntal —
Deutſche Sang=sbrüder ſind wir.
„Grüß Got= mit hellem Klang!“
Darauf ſang der Maſſenchor das prachtvolle altdeutſche
Rei=
terlied von Schenkenbach, in der Bearbeitung von G. Weber,
worauf Herr
Schulrat Haſſinger
die Feſtrede hielt:
Lieb= Sänger und Sangesfreunde!
Die Scharen der Sänger und Geſangvereine des Heſſiſchen
Sänger=
bundes haben ſich zum zueiten Male zu großer öffentlicher Kundgebung
verſammelt und um ihr von unſerem Scha zmeiſter geſchaffenes Bund=
s=
banner geſchart. Aus allen Gauen des Heſſenlandes ſind ſie gekommen,
von Rhein und Nahe, aus dem geſegneten Hügelland Rheinheſſens, aus
den fruchtbaren Niederungen der Wetterau, von der Lahn und den
Höhen des Vogelsberegs, von Main und Neckar und aus den lieblichen
Talern des Odenwaldes und des Speſſarts ſind ſie herbeigeeilt, um
mäch=
tig und weithin vernehmbar die =weite große Strophe ungetrübter
Bundeseinigkeit zu ſingen.
Wer, der dabei war, dächte nicht noch der erſten großen
Kund=
gebung in Mainz! Als es damals hieß: der Heſſiſche Sängerbund weiht
ſein Banner, da zeigte es ſich, daß der größte Saal der Stadt zu klein
war, um die vielen Tauſende zu faſſen, die gekommen waren, um ihre
führung des Bundes zu beglrickwünſchen? Die Größe der Kundgebungen in ſeinem Herzen alle die alten, wehen lieben, ſehnſuchtsvollen
Er=
innere Anteilnahme aller Vundesvereine an den Veranſtaltungen des
bundes eines der wichtigſten Ergebniſſe heſſiſcher Vereinspolitik und dieſer uns allen heiligen Töne und Weiſen. Ob dieſe volltönende, dieſe
Vereinsführung war. Der Zeit des mitunter ſehr ſchwierigen und
viel=
fach ſehr unfruchtbaren Einzelſtrebens und Einzelkampfes iſt die Zeit
Bundeseropaganda. Heute ſteh: der Heſſiſche Sängerbund gefügt, ſeine Heimat iſt, der trägt in ſeinem Herzen ein ſtrahlendes Bild, das er ſich
Vereine ſprechen durch ihn, und durch ihn ſpricht Cie Oeffentlichkeit zu
ſeinen Vereinen. Und wvenn der Heſſiſche Sängerbund in dieſen Tagen
Bilder aus dem Feikzug
(Von unſerem H.G.L.=Zeichner.)
einer einmütigen Geſchloſſenheit, ſo ſpricht auch das heſſiſche Volk
hm. und ſeine Erwartungen — zu deren Dolmetſch ich mit in
die=
ierlichen Stunde machen möchſte — kommen aus dem großen
Drei=
der neben der beſonderen Pflege des Geſanges in Euren
Ver=
die Dominante unfere= aller Arbeit und unſeres gemeinſaunen
fens und Strebens ſein ſollte: Heimat, Volk und Staat.
Lenn wir in einem Geſanoderein, wenn wir noch ſtärker in einem
größten Teil der heimiſchen Geſangvereine umfaſſenden
Sänger=
einen gewichtigen Teil unſeres heimatlichen Lebens ſehen, ſo
das ſchon daher, daß jeiueils die Lieder eines Volkes für dieſes
der elementarſte Ausdruck ſeines Heimatgefühls ſind. Beſſer als
alle irgendwie ſonſtigen Kundgebungen, lernen wir Seele und
Charakker, lernen wir die Gefühle und Wünſche, das Hoffen und Fürch=
Treue und ihre begeiſterte Zuſtimmung zu dem Bunde zu zeigen. Kann ten eines Volkes eben durch ſeine Lieder kennen. Sie tragen, wohin es
man da, wenn man das erlebr hat und wenn man das heute ſieht, auch ſein mag in dieſer weiten Welt, dem Heimatflüchtigen ungewaltig
anders, als die Gründer, den Vorſtand und vor allem die Geſchäfts= dos Bild der Heimar zu, ſie greifen nach ſeiner Seele und wecken tief
iſt ja wohl mit der beſte Glückwunſch für ſie, denn durch dieſe ſtarke innerungen und Wünſche, die er vielleicht erſtorben glanbt. Das Lied
3 in der Mutterſprache iſt wie der Hammer, der an die Glocke ſchlügt und
Bundes wird ja erwieſen, daß die Gründung des Heſſiſchen Säpger= ſie zum Tönen bringt. Und ihr Geſangvereine, ihr ſeid mit die Hüter
gewaltige ewige Glocke, die Seele eures Volkes, mitklingen wird in
Har=
monie mit euch und eurem Wollen und eurer Tat, das hängt zuerſt und
der geſchloſſeuen Front gefolgt, der Zeit der oft ſehr verzettelten Einzel= vor allem davon ab, mit welchem Maß von Verantwortung und ernſter
arbeit die der Geſamtarbeit, der Zeit der Vereinspropaganda die der Liebe ihr dieſes euer Hüteramt verwaltet. Denn wer je wußte, was
nicht trüben und verzeuren laffen will.
Und deshalb iſt dies mein erſter Wunfch zum heutigen Bundesfeſte,
ſeinen Worten beſonderen Klang verleiht durch die Tat ſeines Liedes daß der Heſſiſche Sängerbund und ſeine Vereine mit ihrer Arbeit auf
immerdar feſt in der Heimat verwurzelt ſein mögen. Daß die Kunſt
ihres Geſanges der Heimat dienen, daß die Kraft ihres Liedes Kraft
des heimiſchen Bodens, daß die Fülle ihrer Weiſen die immer von neuem
große und unerſchöpfliche Fülle der Seele ihres Volkes ſein möge.
De in aus dem Volke ſind die Geſangvereine geboren. Die einfache,
urmenſchliche Freude an Klang und Lied, die wohl allen Völkern, die
aber beſonders dem deutſchen Volke in ſtarkem Maße eigen, hat jene
Menſchen zuſammengeführt, denen aus der Freude am Liede das
Be=
dürfnis zu ſeiner beſonderen Pflege wuchs. Ob es wohl einen Ort im
deutſchen Vaterlande geben mag, in dem die Pflege deutſchen
Männer=
geſangs keine Heimatſtatt hat?. Ich glaube nicht. Deutſches Lied und
deutſches Volk bilden eine untrennbare Einheit. Eine Einheit, die ſo
weſentlich und bedingt iſt, daß beide Teile Not leiden werden, wenn ſie
ſich voneinander entfenen oder ſich gar fremd werden.
Nun ſcheint mir aber, daß ſich heute das deurſche Volk in Not
be=
findet. Ich ſpreche nicht von wirtſchaftlicher und finanzieller Not, ich
ſpreche von geiſtiger und ſeeliſcher Not. Und wenn ich vor Euch, den
Mitgliedern von Geſangvereinen, von geiſtiger Not des deutſchen
Vol=
kes ſpreche, ſo meine ich damit auch nicht etwa die mehr oder minder
ſtarke Ueberflutung unſeres muſikaliſchen Lebens mit exotiſcher
Produk=
tion; dieſe Wirkung ſollte man nicht überſchätzen, unter dieſer
Ueber=
flutung wird das deutſche Lied nicht erſticken, davor brauchen wir wohl
keine Angſr zu haben.
Ich war kürzlich Zeuge einer Veranſtaltung, wo man mittels Radio=
Lautſprechers in einem großen Garten Lieder, eines Geſangsquartetts
übertrug. Das Programm enthielt faſt ausſchließlich Volkslieder und
volkstümliche Weiſen, und das Publikum war nicht anders, wie es
über=
all ſein wird, keine muſikverſtändige Ausleſe etwa, jung und alt gemiſcht,
Männer und Frauen und Burſchen und Mädchen, und ich verſichere
Euch, keine andere Muſik hätte mehr innere Anteilnahme wecken können.
Man ſah es den Geſichtern an, wie in allen Hörern dieſe Volkslieder
und volkstümlichen Weiſen beſte Reſonanz fanden. So ſchlimm alſo,
wie es manchem von uns bei der Hochflut der exotiſchen Weiſen und
Niggerſongs ſcheinen mag, iſt die Gefahr für die bodenſtändige
deut=
ſche Muſik nicht. Das Richtige zur rechten Zeit und in beſter Form
geboten, wird immer ſein dankbares Publikum finden, denn in uns
klingt viel zu ſehr das romantiſche Element mir, als daß die uns
weſensfremde, rein techniſche Angelegenheit der exotiſchen Muſik auf
die Dauer den Sieg davontragen und das deutſche Muſikempfinden
zer=
ſtören könnte.
Zweierlei möchte ich daraus ableiten: wenn ich von geiſtiger und
ſeeliſcher Not des deutſchen Volkes ſpreche, ſo meine ich damit mehr als
jene zeitgebundene Erſcheinung, und ſelbſt wenn man ſie mit einbezieht
in den Komplex deſſen, was dieſe geiſtige Nor kennzeichnet, ſo gibt es
Mittel und Wege, um ihr da, wo ſie zu ſtark auftritt, das Waſſer
abzu=
graben, nämlich die Darbietung wirklich guter bodenſtändiger Kunſt,
wie ſie alle Geſangvereine ohne Ausnahme pflegen können und pflegen
ſollten.
Die Not unſeres Volkes ſehe ich viel mehr in jener Unſicherheit
und Unentſchiedenheit, wie ſie ſich in ſo vielen geiſtigen Dingen, wie
ſie ſich für unſere Betrachtung beſonders ſtark in dem kennzeichnet, was
man heute alles Feſte und Feiern nennt. Und an dieſem Punkte möchte
ich euch, ihr Geſangvereine, zur Mithilfe auf den Plan rufen. Hier
könnt ihr mir Helfer in der Not eures Volkes werden. Es iſt ja nicht
das erſtemal, daß ich dazu aufrufe. Aber immer und immer wieder
ſoll dieſer Ruf erſchallen: Wer ſeine Feſte allein nach der Zahl der
Teil=
nehmer und dem Maße des Vergnügens ſchätzt, wer nicht ſelbſt den
Ernſt und die Gediegenheit der echten Freude in ſeine Feſte hineinträgt,
wer nicht ſelbſt darin für ſein Volk der Lehrer guten und vornehmen
Geſchmackes iſt, der braucht ſich nachträglich nicht zu wundern und zu
entrüſten, wenn der verderbliche, oberflächliche Geiſt der Straße immer
mehr Einzug hält. Verein zu ſein, dem die Hut mit der beſten geiſtigen
und ſeeliſchen Werte ſeines Volkes anvertraut iſt, heißt, die Aufgabe zu
haben, auch ein untadeliger Hüter, Bewahrer und Schildträger zu ſein.
Für mich iſt gewiß, daß gerade der Einfluß der volkstümlichen Vereing
— nicht nur der Geſangvereine allein natürlich —, hier von allergrößter
Bedeutung iſt. Wenn erſt in allen Vereinen der Geiſt der unbedingten
Gediegenheit und geſchmacklichen Vornehmheir herrſcht, und wenn er
Ausdruck findet in ihren Feſten, dann wird jener Geiſt der Flachheit und
geſchmacklichen Unſicherheit, wie er noch immer von Krieg und
Infla=
tion her unſer Volk zu überwuchern droht, von Grund auf am beſten
bekämpft und Schritt für Schritt zurückgedrängt. Dann wird deutſches
Volkstum, dann wird, was für uns die nächſtliegende Aufgabe, unſer
Teil der großen deutſchen Geſamtaufgabe iſt, ſtammesmäßiges Volktstum
ſo unmittelbar vom Volk ſelbſt her unterſtützt werden, daß die
Bedro=
hungen — woher ſie auch kommen mögen — uns immer ſtärker gerüſtet
finden werden.
Mein zweiter Wunſch zum Bundesfeſte des Heſſiſchen Sängerbundes
iſt deshalb, daß er ſich immer aufs engſte mit unſerem Volke verbunden
fühlen, daß er dem geiſtigen und ſeeliſchen Wohle ſeines Volkes dienen,
und daß er heſſiſchem und damit deutſchem Volkstum allzeit ein ſtrenger
Bewahrer und eine zuverläſſige Stütze ſein möge!
Und des Dreiklangs dritter Ton iſt der Staat. Mit Recht fordern
die Geſangvereine und in ihrer Zuſammenfaſſung die beiden großen
Sängerbünde die Unterſtützung und Förderung durch den Staat, wenn
ſie in ihrem Wirken der Heimat und dem Volke dienen. Sie wiſſen, daß
von ſeiten des Volksſtaates Heſſen, mag es auch manchmal ſchwierig
ſein, im Rahmen des Möglichen für das Sangesweſen und für ſeine
Träger, die Geſangvereine, viel getan wird. Ich ſage das nicht, um
den neuen Staat herauszuſtreichen oder den früheren Staat
herabzu=
ſetzen, denn ich ſtand ſchon immer auf dem Standpunkt, daß es die
Pflicht des Staates iſt, die Geſangvereine ſowie alle anderen
volkstüm=
lichen Vereinigungen zu unterſtützen, wenn ſie mit ihrer Arbeit und
ihrem Streben der Heimat, dem Volkstum und dem Volke dienen.
Denn die oberſte Pflicht des Staates iſt es ja, dem Volke zu dienen.
Das Volk iſt das Primäre, das Urſprüngliche, der Inhalt; der Staat iſt
das Sekundäre, das Gewordene, die Form. Nicht daß nun unbedingt
und unter allen Umſtänden der oder jener Staat beſtehen müßte, iſt das
Weſentliche, ſondern daß in dem Staate das Volk beſteht. Aber der
vom Willen des Volkes getragene Staat iſt — darin ſind wir wohl alle
einig — eine der weſentlichſten Vorbedingungen für das Wohlergehen
des Volkes. Er iſt deſſen Verwalter, deſſen Anwalt, deſſen
Formwer=
dung und Geſicht. Die Aufgabe, die ihm anvertraut iſt, über das Wohr
des Volkes zu wachen verpflichtet ihn, das zu fördern, was dem Volke
dient, und das zu bekämpfen, was dem Volke ſchadet. Und deshalb muß
der Staat auch von ſeiner Seite aus Forderungen an alle Verbände und
Vereine und Bünde ſtellen, Forderungen, die im Intereſſe des Volkes
erhoben werden. Denn die Mittel, die der Staat verwaltet und über
die er verfügt, ſind nicht ſeine Mittel, es ſind die Mittel des Volkes.
So wird jedes Streben und Wirken, das nicht unmittelbar oder
mittel=
bar dem Wohle des Volkes dient, keinerlei Anſprüche an die Mittel des
Volkes ſtellen können. Das iſt die Richtſchnur, nach der der Staat
unbe=
irrbar zu handeln hat, denn er iſt der Wille des Volkes, und was er tut,
muß der Wille des Volkes ſein und zu ſeinem Beſten dienen. Von
die=
ſem Geſichtspunkte aus iſt zum Beiſpiel die Ablehnung von Preiſen für
Geſangswettſtreite zu verſtehen. Wohl haben Volk und Staat ein
In=
tereſſe daran, daß die Geſangvereine gut ſingen, aber ſie haben keinerlei
Intereſſe daran, ob nun der Verein 4 und der Verein B ſich darum
ſtreiten, wer die richtigere Auffaſſung und beſſere Durchgeſtaltung des
oder jenen Liedes hat. Das iſt ihre eigene, interne Angelegenheit, der
ſie — ſoweit ſie das Bedürfnis dazu haben, nachgehen mögen, die ich
aber grundſätzlich und nachdrücklich als Mittel zur Hebung des Geſanges
ablehne und perſönlich und von Amtswegen aufs entſchiedenſte bekämpfe.
Dagegen ſind: Möglichkeiten zu ſchaffen zu allgemeiner Unterſtützung
und Hebung des Männergeſanges, zur Anerkennung der ſelbſtloſen
Arbeit der Geſangvereine, zur Ausbildung und Weiterbildung von Ves=
Seite 4
einsdirigenten uſw., Dinge, für die im Intereſſe eines geſunden
Volks=
lebens und im Intereſſe der Wahrung bodenſtändigen Volkstums der
Staat jederzeit eintreten wird.
Aber noch eines darf der Staat wohl mit Recht fordern: wer
im=
mer die Wege zum Staat findet, der ſollte aber auch den Staat und
ſeine Organe achten, und er ſollte auch in ſeiner Arbeit wirklich
ernſt=
haft und verantwortungsbewußt Volk und Staat dienen. Einer trage
den anderen und einer diene dem anderen, ſo wird es allzeit am beſten
für beide Teile ſein, und ſo wird die Arbeit, die wir alle leiſten wollen,
dem Volke Führer und Helfer zu ſein, am beſten gedeihen.
Und deshalb iſt mein dritter Wunſch zum heutigen Feſte: möge der
Heſſiſche Sängerbund allzeit dem Staate dienen, wie ihm der Staat im
Nahmen ſeiner Möglichkeiten bei ſeiner großen Aufgabe dient, damit die
gemeinſame Arbeit um ſo beſſer und wirkungsvoller unſerem geliebten
Volk und Vaterland zugute kommen kann!
Trennt uns Glauben, Streben, Meinen,
Eins ſoll, eins uns doch vereinen —
Hebt zum Schwure auf die Hand:
Deutſchlands Freiheit, Deutſchlands Einheit,
Und in ihrer ſchönſten Reinheit
Liebe für das Vaterland!
Ob ihr ſeid beim Feſtgeſange
Bei der Freude hellem Klange,
Hier vereint mit Herz und Hand —
Auch in ernſten, bangen Stunden
Laßt uns innig ſein verbunden
Für das deutſche Vaterland!
Deutſchland— Freiheir, Deutſchlands Einhei=,
Und in ihrer ſchönſten Reinheit
Liebe für das Vaterland!
Trennt uns Gkauben, Streben, Meinen,
Dies ſoll, immer uns vereinen!
Hebt zum Schwure auf die Hand!
Brauſende Heilrufe dankten dem Feſtredner, dann ſtieg —
wiederum von 20000 Männern geſungen — „Deutſchland, dir,
mein Vaterland” jubelnd zum ſonnigen Blau des Himmels
em=
por und beſchloß die impoſante und machvolle Kundgebung.
Während des Aufmarſches der Sänger im Orangeriegarten
fand Doppelkonzert der Kapellen des Reichsbundes
ehe=
maliger Militärmuſiker unter Obermuſikmeiſter Weber und des
Stadtorcheſters unter Willy Schlupp ſtatt.
Der Feſtzug
Um 1 Uhr ſchon begann die Aufſtellung zum Feſtzug, die in
mnuſterhafter Ordnung vor ſich ging und pünktlichen Abmarſch
des gewaltigen Zuges faſt auf die Minute gewährleiſtete. Der
Zug hatte als Ausgangspunkt den Schnittpunkt der Wilhelminen=
und Karlsſtraße. Er nahm den Weg durch folgende Straßen,
die zu beiden Seiten in dichtem Spalier von Schauluſtigen
um=
ſäumt waren:
Karlſtraße, Wittmannſtraße, Bruchwieſenſtraße, Herdweg,
vorbei am Hauſe des Bundesvorſitzenden, Nieder=
Ramſtädter=
ſtraße, Kapellplatz, Schulſtraße, Ludwigſtraße, Martkplatz,
Schloß=
graben, Alexanderſtraße, Heinheimerſtraße, Liebfrauen=,
Pankra=
tius=, Hochſchulſtraße, Paradeplatz, Rheinſtraße, zum Feſtplatz.
Auf dem ganzen Wege war der Zug Gegenſtand herzlichſter
Huldigung, die von den Sängern und ſonſtigen Zugteilnehmern,
ebenſo herzlich und begeiſtert erwidert wurden. Blumengrüße
flogen hinüber und herüber unaufhörlich, und immer wieder
er=
blangen nicht endenwollende Heilrufe und immer wieder auch
der deutſche Sängergruß „Grüß Gott mit hellem
Klang”.
Am Hauptportale der Hochſchule waren Tribünen errichtet.
Hier waren neben dem Staatspräſidenten Adelung erſchienen
die Herren Oberbürgermeiſter Mueller, Landtagspräſident
Delp, Direktor Schenck, Direktor May, Oberſt Schröder
und viele andere. Beim Vorbeimarſch war der Staatspräſident
vielfach Gegenſtand herzlicher Ovationen durch Zurufe und
Ge=
ſänge, beſonders der Vereine aus Mainz. — Der
Bundes=
vorſtand hatte vor der Kunſthalle Aufſtellung genommen und
nahm hier die Parade ſeiner Heerſchau ab, ebenfalls von den
Zugteilnehmern vielfach durch Heilrufe und Geſänge herzlichſt
und mit Enthuſiasmus begrüßt. — Die Stimmung im Zuge und
auch unter den vielen Tauſend Zuſchauern war feſtlich=fröhlich.
Es war in Wahrheit ein ſingende s Jubeln und
jübelndes Singen hüben und drüben.
Um 4 Uhr erklang in den Lüften Propellergebrumm. Ein
Flieger gab dem Zuge das Signal zur Totenehrung. Auf
2 Minuten verſtummte der Jubel, und ſchweigend gedachte man
der im Weltkriege gefallenen Sangesbrüder. Sämtliche
Muſik=
kapellen ſpielten vor dem Weitermarſch „Ich hatt’ einen
Kame=
raden‟.
Der Vorbeimarſch des Zuges dauerte 1¾ Stunden. 120
Gruppen, Feſtwagen und Kapellen zählte das Zugprogramm auf.
Etwa 25 Feſtwagen, vielfach hochkünſtleriſch geſtellt, vielfach
höchſt originell, Geſangstexte oder Volksbräuche verkörpernd,
waren auf die Gruppen verteilt und gaben dem Ganzen mit den
600 Fahnen und Tauſenden von Fähnchen ein ebenſo
buntfarbe=
nes wie bewegtes und eindrucksvolles Bild. Einige Vereine
hatten ganz Hervorragendes geleiſtet.
1. a. fielen beſonders auf die Feſtwagen folgender Vereine:
Liederkranz Darmſtadt zeigte in einer Nachbildung des
gleichen Wagens wie im Wiener Feſtzug, die Verkörperung des
weſtumſpannenden deutſchen Liedes. Die
Fahnenſchwin=
ger, von der Darmſtädter Turnerſchaft geſtellt, waren ebenfalls
dem Wiener Zug entnommen und belebten das Geſamtbild
un=
gemein. Sie beſchloſſen die Eröffnungsgruppe. Männerquartett
„Loreley‟ Darmſtadt zeigte in ihrem Feſtwagen die Loreley
mit goldenem Kamm und Haar und den Fiſcher im ſinkenden
Kahn, „Liederzweig‟ Darmſtadt die Verkörperung des
„Rheinglaube”, M. G. V. Klub Fröhlichkeit den Meiſter der Töne
Schubert, M. G. V. „Frohſinn‟ Darmſtadt ſehr hübſch „Walter von
der Vogelweide” von einer entzückenden Mädchengruppe
be=
gleitet, Männerquartett „Rheingold‟ Darmſtadt die
Verkör=
perung ihres Namens mit den Rheintöchtern.
Der Starkenburger Automobilklub eröffnete die
britte Gruppe mit etwa 40 ſchön geſchmückten Wagen. In der
Gruppe Oberheſſen brachte der Männergeſangverein Londorf
einen Feſtwagen „Rabenauer Spinnſtube” und das
„Harmoniſche Kränzchen Schlitz einen ſehr originellen
Wagen „Schlitzerländer Raſenbleiche” begleitet von kleinen und
großen Mädchen in Schlitzer Tracht, der M. G. V. Frohſinn
Stein=
furt den Roſenwagen.
Die letzte und ſtärkſte Gruppe des Feſtzuges ſtellten
Main=
tal und Starkenburg. Hier propagierte die Gaſtwirte=
Innung Darmſtadt mit einem ſchönen Feſtwagen „Trinkt
deutſchen Wein” die Gärtner=Innung Darmſtadt mit
einem ſchönen Wagen mit Blumen und Palmen ihre Kunſt. Der
M. G. V. Frohſinn Nieder=Beerbach hatte für ſeinen
Feſt=
wagen das Frankenſteiner Eſelslehen als humoriſtiſch=
charakte=
riſtiſch=hiſtoriſches Motiv erkoren. „Eintracht” und „Harmonie‟
Nieder=Namſtadt brachten eine Verkörperung von „Das
Wandern iſt des Müllers Luſt” „Eintracht” und „Germania”
Ober=Ramſtadt von „Jetzt gang i ans Brünnele‟. Die
Schreiner=Innung Darmſoadt hatte ſich den Hochzeitsturm
als Motiv erkoren, den ſie als Rieſenhand mit Hobel geſtaltet
hatte, die Vereinigung der Bäckermeiſter Darmſtadts brachten
eine Rieſentorte mit geſchmackvollen Kornblumengirlanden=
Ar=
rangements, die Sänger=Vereinigung Viernheim eine
Ver=
körperung von „In einem kühlen Grunde”, der Gau
Müm=
ling einen Odenwälder Hochzeitszug, der Sängerbund
Neckar=
ſteinach eine ſehr hübſche Nachbildung der Burgruine „
Schwal=
benneſt”. Sehr originell war die Illuſtration des
Fuhrmanns=
liedes durch das Männerquartett Langen, das drei
Wagen ſtellte, voll beladen mit alten Weibern, alten Männern
und hübſchen jungen Mädchen. Die Darmſtädter Turner hatten
ihren Jahnwagen geſtellt, der M. G. V. Concordia Darmſtadt
„Am Brunnen vor dem Tore” und als wirkungsvollſten
künſt=
leriſchen Beſchluß der Feſtwagen und des Zuges der Mozart=
Montag den 15. Zuli 1929
Nummer 194
verein in Darmſtadt einen Wagen „Der jugendliche Mozart
bei Kaiſerin Maria Thereſia”.
Neben den Feſtwagen boten beſonders die ländlichen
Reiter=
vereine aus vielen Gauen des Heſſenlandes eine wirkſame
Be=
reicherung des Geſamtbildes des Zuges in dem ſich die
Ober=
heſſen und die Darmſtädter Schlußgruppe von Mozart
ange=
fangen, durch beſonders gute Diſziplin auszeichneten.
Die Darmſtädter Schupo beritten und zu Fuß, hatte
vor=
bildlich für Abſperrung und Ordnung geſorgt, ſo daß das
Auf=
gebot der Maſſen ſich ohne jeden Zwiſchenfall entwickeln konnte.
*
Sonderkonzert 16.
Das letzte Sonderkonzert, das als Nachzügler am Sonntag alend
in der Feſthalle ſtattfand, bot noch einmal ein muſikaliſches Ereignis
von hoher Bedeutung, das jedoch in ſeiner künſtleriſchen Wirkung durch
manche Umſtände nicht völlig zu der Geltung geſangte, die uan ihm
gewünſcht hätte. Der wundervolle Feſtzug und das Feiern danach hatte
Hörer wie Sänger etwas abgeſpannt; ein öfteres zu hoch Singen der
Tenöre zeugte ebenſo davon wie die Ungeduld des Publikums wegen des
ſehr unpünktlichen Anfangs. Dann wurden alle piano.Stellen der
auf=
geführten Werke empfindlich durch die Muſik auf dem Feſtplatz geſtört,
einmal auch durch eine rückſichtslos unmittelbar an der Feſthalle vorbei
einen Marſch aufſpielende Muſikkapelle.
Das Konzert wurde durch den Sängerchor des Turnvereins
Offen=
bach und die „Harmonie”=Mainz=Koſtheim, beides in Männerchorkreiſen
beſonders berühmte und als Wettſtreitgegner gefürchtete Gegner,
beſtrit=
ten, die, abgeſehen von den oben erwähnten Ermüdungserſcheinungen
unter der Leitung des Staatl. Muſikd’rektors Ferdinand Biſchof=
Frank=
furt a. M. Hervorragendes leiſteten. Es wurden vier größere
Kan=
taten von Hugo Kaun aufgeführt, dem Biſchof im vorigen Jahre
an=
läßlich der Frankfurter Muſikausſtellung ebenfalls eine Aufführung
ge=
widmet hatte. Kaun iſt heute unter den Komponiſten, welche die
her=
kömmliche Art ſchöner romantiſcher Kunſt vertreten, eine der
angeſehen=
ſten. Seine Werke ſind von ſtarker Wirkung durch große Steigerungen,
markante Thematik und prachtvollen Klang, der in der Vorliebe für
dunkle gedämpfte Farben und Orgelpunkte das Erbe von Brahms
weiter ausbaut; in der an den Höhepunkten orcheſtralen und choriſchen
Glanzes dagegen Schulung an Wagners „Meiſterſingern” verrät.
Vornehme Künſtlerſchaft und hoher Gedankenflug paaren ſich mit einem
gewiſſen Eklektizismus im Stil. Das Konzert begann mit der
Urauf=
führung einer großen Kantate „Der Steiger” für Männerchor, Altſolo
(wir würden nach der Höhenlage der Partie und dem Stimmtimbre der
Sängerin lieber Mezzoſopran ſagen), Fernchor, von dem übrigens nichts
zu hören war, und großes Orcheſter. Bei dem breit ausgeführten,
über=
aus wirkungsvollen Werk iſt es beim erſten Hören ſchwer, in bezug auf
Anfang und Schluß nicht an die Rhapſodie von Brahms zu denken.
Wie ſich die Kantate, deren dunkle Orcheſtereinleitung, deren
pracht=
voller Chorbeginn von den Bäſſen aus, deren Wechſel zwiſchen
Glocken=
klängen, marſchartigen dumpfem Chor, ſchönem Solo, unheimlicher
dramatiſcher Entwicklung, verſöhnlicher Weiterführung und verklärtem
Schluß muſikaliſch überall Bedeutendes zeigt, — wie ſich die Kantate
geiſtig entwickelt, wie Kaun Uebereinſtimmung zwiſchen Dichtung und
Muſik herſtellt, das zu verfolgen und beurteilen, war leider unmöglich,
da der Druck des Textes, wie auch beim 2. und 3. Werk, unterblieben
war, bei einer Uraufführung eine gar nicht genügend zu
brandmar=
kende Unterlaſſungsſünde. Denn entweder mußte man das
Nachdruck=
recht erkaufen, oder der Verleger und Autor hätte zum Beſten des Feſtes
und im Intereſſe des Komponiſten Verzicht leiſten müſſen. Denn daß
man in einem ſolchen Raum kein Wort verſtehen kann, iſt
ſelbſtverſtänd=
lich, der Eindruck aber eines Geſangwerkes, von deſſen Dichtung man
keine Silbe kennt, weniger als ein halber Eindruck.
Bei der überaus wirkungsvollen geiſtlichen Kantate „Wachet auf!“
war Referent dadurch glücklicher dran, als er das Werk mit auf dem
Programm gedruckten Text ſchon einmal in ausgezeichneter Aufführung
durch Profeſſor F. Gambke in Frankfurt hörte und dadurch die
groß=
zügige Anlage der meiſterhaft aufgebauten Kantate von neuem
mitzu=
erleben vermochte. Dem Männerchor und Mezzoſopran geſellen ſich
gegen Ende noch Frauenchor und für den Choral cantus firmns
Kinder=
chor zu, wodurch ſchon äußerlich eine mächtige Steigerung erreicht wird,
die inhaltlich durch die Dispoſition: „Unſere Seele harret auf Gott” —
der Zuſtand bangen Erwartens, „Herr ſei uns gnädig” und „Meine
Seele iſt ſtille zu Gott” (Solo) — der Zuſtand vertrauender Bitte und
gläubiger Zuverſicht, und ſchließlich durch die Gewißheit „Herr, Deine
Güte reicht ſo weit” und die aufrüttelnde Mahnung „Wachet auf, ruft
uns die Stimme”, gekennzeichnet wird. In wahehaft dithyrambiſcher
Steigerung wird der letzte Teil abgerundet.
Auch der balladenhaft deklamierte Männerchor „Der Führer” konnte
nicht völlig nachempfunden, ſondern mehr nachgeahnt werden, da der
Text fehlte. — Nach ſeiner Beendigung feierte Herr Miniſterialrat
Dr. Siegert den anweſenden Komponiſten mit beredten Worten und
brachte ein Hoch auf ihn aus, in das die tauſendköpfige Zuhörerſchaft
begeiſtert einſtimmte. Auch wir ſchließen uns dieſer Ehrung Hugo
Kauns mit vollſtem Empfinden an, müſſen jedoch geſtehen, daß wir
eine gleich temperamentvolle Ehrung eines anderen Komponiſten, deſſen
künſtleriſche Bedeutung durch das Urteil der Nachwelt ſicher noch höher
erhoben werden wird, bei einer anderen Gelegenheit ſchmerzlich
ver=
mißten.
Es folgte als letzte Kantate das „Lied des Glöckners”, das an
äußerer Wirkung wie auch durch die Kraft der wundervollen Dichtung
von Cäſar Flaiſchlen — ſie ſtand im Programmbuch — noch die
voran=
gehenden Werke übertraf. Von packender Ausdruckskraft ſind die
Chor=
uniſoni, der ſtets wiederkehrende Refrain „Bleib hart, mein Volk”,
ſtei=
gerr in genialer Weiſe, einzig das Solo ſcheint uns weniger ein
Gegen=
ſatz als eine Abſchwächung zu ſein, ganz herrlich klangvoll iſt dann
wie=
der der ungeheuer wirkſame Schluß. Das Werk iſt ein überaus
glück=
licher Ausdruck des Druckes, der auf unſerem Volk liegt und eine eherne
Ermahnung zum Aushalten.
Ganz hervorragend war die Interpretation aller Kantaten durch
Ferdinand Riſchof, der mit ſparſamer Geſte und großer
Ueberzeu=
gungskraft geſtaltete und die Maſſen beherrſchte. Vorzüglich waren die
beiden ausführenden Männerchöre bis auf die anfangs erwähnten
Ein=
ſchränkungen, nicht ganz ſo abgerundet im Klang der Frauenchor,
pracht=
voll die friſchen Kinderſtimmen. Mit bemerkenswertem Erfolg ſang
Gertrud Weinſchenk=Mainz und kämpfte mit ſtaunenswerter
Energie gegen den Rieſenraum und die großen Klangmaſſen der
Aus=
führenden. Daß das Landestheater=Orcheſter ſeiner dankbaren Aufgabe
in jeder Beziehung lervorragend gerecht wurde, bedarf kaum der
Er=
wähnung. Die an Wirkung nochmals ganz hervorragende letzte
Chor=
aufführung des Feſtes fand bei den Hörern begeiſterten Beifall.
Friedrich Noack.
Der Tag der Freunde beſchließt das Sängerfeſt. Der Montag
bieter Beſuche des Schloßmuſeums und des
Landes=
muſeums am Vormittag. Der Nachmittag bringt den Kleinen das
Kinderfeſt auf dem Feſtplatz. Alle Kinder, die daran teilnehmen
wollen, ſammeln ſich um 15 Uhr vor der Feſthalle. Kinderſpiele aller
Art bringen Kurzweil und Freude. Unbändige Heiterkeit wirbt am
Schluß das Heidelbeerkucheneſſen. Aufſehen erregt auch das neue
Tag=
feuerwerk. Die Sänger machen am Nachmittag dem Gau Bergſtraße
einen Beſuch durch eine Fahrt nach Seeheim und Jugenheim.
Sie werden ſo zeitig zurück ſein, daß ſie der Feſtvorſtellung der
Opern=
ſchule der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt im Kleinen Haus des
Landestheaters beinohnen können. Gegeben wird das mit ſo großem Beifall
aufgenommene Singſpiel von W. A. Mozart „Baſtien und Baſtienne‟.
In=
haber der Sängerfeſtkarte haben freien Eintritt. Die Ueberraſchung
des Abends iſt das große Brillant=Feuerwerk auf dem
Feſt=
platz, das eine Stunde dauert, die neueſten Errungenſchaften der
Feuer=
kunſt auswertet und mit einer Rieſenlyra abklingt.
beeren in den nahegelegenen Wäldern zu pflücken. Der Ertrag für dieſes
Jahr war allgemein gut und dürfte für manahe Leute einen ſchönen
Verdienſt abwerfen, da für das Pfund von den Händlern bei uns 35 Pf.
bezahlt werden.
Cl. Beerfelden, 13. Juli. Zigeunerplage bei den
Märk=
ten. Wie ſonſt bei den größeren Märkten, waren zu dem Beerfelder
Pferde= und Zuchtviehmarkt eine große Anzahl der braunen Geſellen
erſchienen, die die ganze Gegend unſicher machten. Der Abtransport
am Dienstag erfolgte durch ein größeres Aufgebot Gendarmerie in drei
Marſchrichtungen. Während 22 Wagen ohne großes Federleſen über
die Kreis= und Landesgrenze befördert wurden, geſtaltete ſich der Trans= eines Wagens über die Spreng durch zwei Beamte nicht ganz
un=
gefährlich. Vor Obermoſſau verſuchte der Zigeuner Kreuz, ſeinen Wagen
ſtehen zu laſſen und zu fliehen, wurde aber durch zwei Schreckſchüſſe
zum Stehenbleiben gezwungen. Alsdann verſuchte er, in Gemeinſchaft
mit ſeiner Frau auf die Beamten einzudringen, wurde aber abgewieſen,
was ihm eine Lehre für die Zukunft beim Zuſammentreffen mit der
Gendarmerie bedeuten dürfte. Jedenfalls gebührt der Haltung der
Gendarmerie, namentlich der Station Beerfelden, die bereits ſchon eine
Woche vorher mit dem Aufmarſch des Geſindels zu kämpfen hatte, volle
Anerkennung.
j. Von der Bergſtraße, 12. Juli. Das Korps „Franconia” aus
Darm=
ſtadt ſtattete zur Nachfeier für ſein 40jähriges Stiftungsfeſt der WSC.=
Wachenburg bei Weinheim unter großer Beteiligung einen Beſuch
ab. Den Abend verbrachte man im Saale der „Vier Jahreszeiten” in
Weinheim und kennte dort vom Garten aus nach eingebrochener
Dun=
kelheit das intereſſante Schauſpiel der Burgenbeleuchtung ſehr gut
be=
obachten, die das Korps auf eigene Koſten veranſtaltet hatte. Die
Feier nahm einen durchweg überaus angenehmen und gemütlichen
Ver=
lauf.
S. Lampertheim, 13. Juli. Ertrunken. Zum zweitenmal in.
dieſem Jahre hat der Altrhein ſein Opfer gefordert. Wiederum iſt es
ein auswärtiger junger Menſch, der ſein Leben laſſen mußte. Mehrere
junge Leute von Viernheim kamen an den Strom, um beim
Wachthäus=
häuschen in der ſogen. Gänſeweide ein Bad zu nehmen. Obwohl des
Schwimmens kundig, ſank plötzlich der 14jährige Julius Küchler
unver. Er konnte alsbald geborgen werden, jedoch vermochte keine
ärzt=
liche Kunſt, ihn zum Leben zurückzurufen. Ein Herzſchlag war die
Urſache ſeines Todes. Der Ertrunkene iſt der einzige Sohn. —
Er=
hängt. Im nahen Bürſtadt hat ſich der 14jährige Will: Wedel in
der Wohnung ſeiner Eltern erhängt. Er ging nach dem oberen Stock,
um etwas zu beſorgen, wo er kurze Zeit darauf am Bettpfoſten erhängt
aufgefunden wurde. Was ihn zu der Tat getrieben, iſt unbekannt.
Ck. Groß=Gerau, 13. Juli. Beim Amtsgericht Groß=
Gerau finden infolge der Gerichtsferien vom 15. Juli bis zum 15.
September die Grundbuchtage nur Mittwoch vormittags ſtatt.
Während der Gerich:sferien werden nur in Ferienſachen Termine
ab=
gehalten und Entſcheidungen erlaſſen. Ferienſachen ſind Straffahen,
Arreſtſachen und die eine einſtweilige Verfügung betreffenden Sachen,
Meß= und Marktſachen, Streitigkeiten zwiſchen Vermietern und
Mie=
tern, zwiſehen Dienſtherrſchaft und Eeſinde, zwiſchen Arbeitgebern und
Arbeitern, ſoweit das Amtsgerühe hierfür noch zuſtändig iſt, Anſprüche
aus außerehelichem Beiſchlafe, Wechſelſachen, Regreßanſprüche aus
einem Scheck und Bauſachen, wenn üler die Fortſetzung eines
ange=
fangenen Baues geſtritren wird. Auf Antrag können aueh andere
Sachen a!3 Ferienſachen bezeichnet werden. Auf das K=
ſtenfeſtſetzungs=
verfahren, das Mahnverfahren, das Zwangsvollſtreckungsverfahren,
das Konkursverfahren und das Verfahren in der freiwilligen
Gerichts=
barkeit ſind die Gerichtsferien ohne Einfluß. — Die Freiwillige
Feuerwehr Groß=Gerau hält Sonntag, 14. Juli, vormittags 7 Uhr
eine Uebung ab.
a. Offenbach, 13. Juli. Man ſchreibt uns: Seit der
Jahrtauſend=
feier der Rheinlande iſt es hier faſt Brauch geworden, mit der oberſten
Klaſſe der Volksſchule einen eintägigen Ausflug an den Rhein zu
machen. Bis nach Rüdesheint wird gewöhmlich die Bahn, von dort nach
St. Goarshauſen das Schiff benutzt. Die Nückfahrt mit der Bahn wird
in Aßmannshauſen unterbrochen und der Marſch über den Niederwald
nach Ridesheim angetreten. Die Ausflügler ſehen ſo das ſchönſte Stück
unſeres ſchönſten Stromes vom Schiffe aus, ſie machen eine
Dampfer=
fahrt und eine kleine Wanderung zum Nationaldenkmal und haben noch
denr unvergleichlichen Blick von der Roſſel und dem Platz vor dem
Niederwalddenkmal über das Rheintal mit Bingen, der Burg Klopt,
dem Mäuſeturm, der Rochuskapelle uſw. Sie ſehen und genießen viel
an einem Tage. Nun liegt Offenbah mitten im Verkehr und doch
nimmt der Ausflug, der rund 100 Kilometer weit geht, mehr Zeik in
Anſpruck, als man erwarten ſollte. Es muß nämlich in Frankfurt ſchon
mit dem Zug 6,21 Uhr abgefahren werden. Mit dieſem Zug erreicht man
aber in Rüdesheim den verbilligten Dampfer ſchon nicht mehr, weil der
Zug in Wiesbaden 27 Minuten liegen bleibt. Benutzt man auf der
Rückfahrt von Rudesheim ab den zeitlich gelegenſten Zug 18,17 Uhr,
ſo kommt man in Frankfurt doch erſt 21,27 Uhr an, weil der Zug in
Wieshaden gar 57 Minu=en Halt macht. Es ſellte von der Reichsbaön
aus ellgemeinen Gründen geprüft werden, ob das lange Halten in der
Bäderſtadt nötig iſt. Wiesbaden iſt doch nicht Endpunkt der Strecke
Frankfurt—Nieder=Lahnſtein, und es dürfte recht diele Reiſende geben,
die eine raſchere Verbindung über Wiesbaden ſehr begrüßcn würden.
Frankfurt.
Gleichbleibendes Werktagsprogramm. 6.30: Gymnaſtik. Wetter,
Zeit. 6 12: Zeit, Wetter, Wirtſchaftsm., Waſſerſtand. o 12.55:
Nauener Zeit. O 15. 15.35: Zeit, Wirtſchaftsm. o 16.10: Ind.,
Handelsk. (Di. u. Fr.). G 16.25: Gießener Wetter, Wirtſchaftsm.,
Währ. d. Nachm.=Konz.: Vereinsnachr. O 18.05, 19.15 oder 19.30:
Wirtſchaftsm.
Montag, 15. Juli. 12.30: Unterhaltungsmuſik. O 15.05:
Stadtturnrat Echternach: Was wiſſen wir von den Leibesübungen
der Griechen? o 16.15: Stuttgart: Konzert des Funkorch. 6 18.10:
Aus dem Roman „Old Bob, der Hund von Kennymoore” von
Olivant. 18.30: Gartening. Hintze: Zehn Minuten Ratſchläge
für den Gartenfreund. o 18.40: W. Luft: Fortſchritte und
Pläne im Luftverkehr. O 19: Vortrag. 19.20: A. Conradt:
Die Wiener Geneſis und ihre Wirkung auf die kunſthiſtoriſche
Forſchung von Winckelmann bis Burckardt. o 19.40: Engliſche
Literaturproben. 19.50: Engliſch. O 20.15: „360 Frauen”,
Luſtſpiel in drei Aufzügen von Hans und Johanna von Wentzel.
Perſ.: Wolfgang, Architekt; Lotte, ſeine Frau; Agnes, ihre
Freun=
din: Oswald, Rechtsanwalt; Annette, Dienſtmädchen. Spielleitung:
Ben Spanier. O. Anſchl.: Schallplatten: Klaſſiſche und andere
Tänze.
Königswuſterbauſen.
Deutſche Welle. GiefäFreg.no.s eritags=Programm. 5.50:
Wetter für den Landwirt. O 6: Gymnaſtik. 12.25:=Wetter, für
den Landwirt (So. 12.50). O 12.55: Nauener Zeit. O 15.30: Wetter,
Börſe. O 19.55: Wetter für den Landwirt.
Deutſche Welle. Montag, 15. Jult. 12: Engliſch für Schüler,
S 12.30: Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe. O 15.40: Li
Mat Ty Sen: Von den Frauen ferner Völker, S 16: Engliſch
(literariſche Stunde). o 16.30: M. Sukemikow: Anton Tſchechow
zum 25. Todestage. S 17: Berlin: Unterhaltungsmuſik der Kapelle
Emil Rooßz. 18: Dr. Langheinrich=Anthos: Deutſche
Meiſter=
komödien O 18.30: C. Meißner: Reiſe durch Finnland. o 18.55:
Prof. Dr. Derlitzki: Arbeitserſparnis in der Ernte. o 19.20: Dr.
Everling: Die freien Berufe. O 20: (Sonderveranſtaltung):
Kon=
zert. Brahms: Sonate F=dur. — Willner: Suite Op. 46 (
Urauf=
führung). — Bloch: Baal Schem. Max Roſtal, Flügel: Jan Ode.
21: Kalendergeſchichten. Erzählt von Th. Loos. O. Danach:
Tanzmuſik. Kapelle Otto Kermbach. — Pauſe: Bildfunk.
b. Erbach i. Odw., 13. Juli. Eulbacher Markt. Die
Vor=
bereitungen zum großen Odenwälder Volksfeſt ſtehen unmittelbar vor
ihrem Abſchluß. Die Verpflichtung guter Geſchäfte und die
eingeführ=
ten Neuerungen bürgen dafür, daß ſich der diesjährige Markt würdig
an ſeine Vorgänger anreiht. Die Nennungen zu den großen Rennen
ſind in unerwartet großer Zahl eingegangen. Beſonders die unter
Lei=
tung der oberſten Rennbehörde Berlin ſtehenden öffentlichen Rennen
am Nachmarkt (Voll= und Halbblut=Rennen), übrigens die erſten in
Heſſen, dazu ausgetragen auf der einzigen heſſiſchen Pferderennbahn,
verſprechen unſerer Stadt einen noch ſelten gehabten, großen
Fremden=
verkehr zu bringen. Hinzu kommt noch, daß am gleichen Tage als
weitere Zugnummer das Endſpiel um die Süddeutſche Handball=
Pokal=
meiſterſchaft zwiſchen dem 1. F. C. Nürnberg und dem Sportverein 1898
Darmſtadt auf dem Hauptkampffeld im Sport= und Erholungspark
ſtatt=
findet. Das Spiel beginnt vormittags um 10.30 Uhr. —
Kreistags=
ſitzung. Am Dienstag, den 16. Juli d. J., vormittags 10 Uhr, findet
eine öffentliche Kreistagsſitzung im Rathausſaale zu Erbach ſtatt. Im
Mittelpunkt der Tagesordnung ſtehen die Voranſchlagsberatungen, für
das laufende Wirtſchaftsjahr.
Be. Ober=Kainsbach, 13. Juſi. Die Heidelbeerernte hat
bei uns allgemein ihren Anfang genommen. Frühnorgens durch ziehen
ſchon Scharen aus den benachbarten Dörfern die Straßen, um Heidel=
Welterbericht.
Das britiſche Hochdruckgebiet hat ſich weiter über das Feſtland hin
ausgebreitet und vielfach Aufheiterung gebracht. Unter ſeinem Einfluß
wird vorläufig unſer Wetter bleiben. Wenn auch immer noch etwas
kühle Luft zugeführt wird, ſo erreichen die Temperaturen doch tagsüber
infolge der ſtarken, ungehinderten Sonnenſtrahlung ziemlich hohe Werte.
Ausſichten für Montag, den 15. Juli: Meiſt heiteres, warmes und
trok=
kenes Wetter.
Ausſichten für Dienstag, den 16. Juli: Fortdauer des ſommerlichen
Wetters.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleten, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handei: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: J. V.: Dr. Eugen Buhlmann;
für „Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle=
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
Nummer 194
Montag, den 15. Juli 1929
Ceite 5
Deutſchland ſiegt im Oaviscup.
Engiand U.egeſchtägen.
Moldenhauer verlierk, Prenn gewinnk.
Auch dem dritten Tage des Davis=Pobalkampfes Deutſchland
—England auf den Rot=Weiß=Plätzen in Berlin blieb das
präch=
tige Sommerwetter treu. Vor überfüllten Tribünen traten die
deutſchen Spieler zuverſichtlich zu den letzten Einzelſpielen an.
Sie führten 2:1 und brauchten alſo nur noch ein Spiel zu
ge=
winnen, um Endſieger zu ſein. Dieſen einen Spielgewinn
er=
hoffte man von der Begegnung Moldenhauer—Gregory. Jedoch
die Hoffnungen wurden enttäuſcht. Der bärenſtarke Engländer.
war in weit beſſerer Form als am Freitag, während
Molden=
hauer nicht mehr wieder zu erkennen war. Ziemlich glatt brachte
Dr. Gregory mit 6:0, 6:2, 6:3 den Sieg an ſich. England hatte
gleichgezogen. Publikum und Spieler waren deprimiert, denn
nun ſtand zu befürchten, daß auch der engliſche Meiſter H. W.
Auſtin ſein Spiel gegen Prenn gewinnen und damit der
Ge=
ſamtſieg an die Briten fallen würde. Die ſehr geſunkenen
Hoff=
nungen ſchwanden faſt ganz, als Auſtin den erſten Satz 6:4 an
ſich gebracht hatte. Dann ſetzte aber ein äußerſt heftiger Kampf
ein; Prenn holte ſich die nächſten zwei Sätze 6:2, 6:3. Noch
ein=
mal war Auſtin in Front. 6:4 holte er ſich den vierten Satz. Die
Erregung bei Zuſchauern und Spielern war auf den Siedepunkt
geſtiegen, der nächſte Satz mußte die Entſcheidung bringen.
Prenn zog vom Aufſchlag weg ſeinem Gegner, deſſen Kräfte
mehr und mehr nachließen, davon und bei einem 5:1 ſtreckte der
Engländer die Waffen. Er war am Ende ſeiner Kräfte. Der
Jubel, der nun einſetzte, iſt ſchwer zu beſchreiben.
Deutſch=
land hatte ſich mit einem 3:2 den Eintritt indie
Inter=
zonen=Schlußrunde erzwungen. Ende der kommenden
Woche geht es auf den gleichen Plätzen gegen Amerikas Elite.
Moldenhauers Niederlage.
Das Kräfteverhältnis zwiſchen Moldenhauer und Dr.
Gre=
gory war genau das Gegenteil, von dem, was man erwartete.
Dr. Gregory ſpielte um eine Klaſſe beſſer als am Freitag, der
Deutſche um mehr als eine Klaſſe ſchlechter. Gregory holte ſich
10 Spiele hintereinander, faſt alle ohne beſondere Mühe. 6:0 fiel
der erſte Satz an den Briten. Gregory kämpfte verbiſſen um
jeden Ball nud zermürbte ſeinen Gegner zuſehends.
Molden=
hauer war unglaublich zaghaft und unſicher. Der Brite ſpielte
auch am Netz ausgezeichnet, hielt ſich allerdings meiſt an der
Grundlinie auf und punktete ſeinen Gegner glatt aus. Nach
einem 4:0 im zweiten Satz holte Moldenhauer ſich ein Spiel, und
bei 5:1 war er noch einmal erfolgreich. Der Engländer kam aber
dann ſchnell zum Satzball und Gewinn des zweiten Satzes mit
6:2. Im dritten Satz war der Engländer natürlich nicht mehr
ſo friſch, Moldenhauer ging 1:0 in Führung und holte ſich bei
2:1 für den Briten noch ein Spiel. Gregory erhöhte dann auf
5:2, gab noch ein Spiel ab und gewann mit 6:3 auch den dritten
Satz.
Prenns heroiſcher Kampf und Sieg.
Im erſten Satz holte ſich Prenn mit zwei Schnittbällen das
erſte Spiel. Mit placierten Bällen und herrlichen
Diagonal=
ſchlägen ging dann Auſtin 3:1 in Führung. Prenn holte noch
einmal 3:3 auf, aber mit Prachtſchlägen buchte Auſtin 6:4 den
erſten Satz für ſich. Der zweite Satz bot genau das umgekehrte
Bild. Nach einem 1:1 wurde Prenn zuſehends beſſer. Schnell
ſtand es 5:1, und mit 6:2 brachte Prenn den Satz an ſich. Der
dritte Satz war ſehr hart umkämpft. Nach einem 4:1, kam Prenn
mit einem Schmetterball auf 5:4 und dann auch zum 6:4. Nach
der Pauſe waren beide Spieler überraſchend friſch. Auſtin ging
3:1 in Führung. Prenn holte noch einmal 3:3 auf, hatte danm
aber viel Pech und verlor den Satz 4:6. Im letzten Satz waren
dann beide Spieler ſtark ermüdet. Auſtin zeigte jedoch die
mei=
ſten Schwächen. Er gewann zwar das erſte Spiel, war aber
dann vollkommen erſchöpft und überließ dem Deutſchen
hinter=
einander ſünf Spiele. Dann brach Auſtin zuſammen.
Deutſche Tennisſiege in Skraßburg.
Die Endſpiele des Internationalen Tennis=Turniers
zu Straßburg brachten den deutſchen Teilnehmern am Sonntag
einige ſchöne Erfolge. Frau Friedleben (Frankfurt)
be=
ſiegte im Damen=Einzel zum Schluß Frl. Charnelet (Frankreich)
nach hartem Kampf 5:7, 6:4, 6:3. Im Herren=Einzel=Final
unterlag der Mannheimer Dr. Buß beim Endſpiel gegen den
bekannten Franzoſen Brugnon erwartungsgemäß, Dr. Buß
leiſtete aber tapferen Widerſtand, ehe er ſich 8:6, 7:5, 6:1
geſchla=
gen gab. Mit Brugnon zuſammen gewann Dr. Buß dann das
Herren=Doppel gegen Mac Garrey/Feret 6:0, 6:1. Einen
weite=
ren Erfolg holte ſich Dr. Buß zuſammen mit der franzöſiſchen
Meiſterin Madame Mathieu in Gemiſchten Doppel durch einen
6:3=, 8:6=Sieg übar Frau Friedleben/Brugnon.
ZAuübalkurnier am Volgkechnikun Friedberg i. H.
An dem vom Amt für Leibesübungen am Polytechnikum
(Friedberg i. H. veranſtalteten Fauſtballturnier um den Wander=
ſpreis der Dozentenſchaft beteiligten ſich 12 Mannſchaften der
verſchiedenen Korporationen. Ergebniſſe: 1. Sieger:
Akademi=
ſcher Sporiklub (vorjähriger 1. Sieger); 2. Sieger:
Landsmann=
ſchaft „Cimbria; 3. Sieger: A. w. V. „Haſſo=Boruſſia”; 4.
Sie=
ger: Finkenſchaft.
Süddeukſche Schwimm Meifterſchaften.
Favorikenſiege am erſten Tag.
Trotz eines vorhergegangenen ſtarken Gewitters waren die
Süddeutſchen Schwimm=Meiſterſchaften, die in der Kampfbahn
des Roßmannbades zu Ulm zur Durchführung gelangten,
her=
vorragend beſucht. Die Wettkämpfe ſelbſt brachten durchweg vecht
guten Sport und Favoritenſiege. Göppingen holte ſich zwei
Meiſterſchaften: die 4 mal 200 Meter Bruſtſtaffel und durch Balk
das 200 Meter Freiſtilſchwimmen. Bei den Damen ließ ſich
Fräu=
lein Ziemann=München die 100 Meter Freiſtil nicht entgehen,
während ſich die Staffelmeiſterſchaft für Vereine ohne Winterbad
über 4 mal 100 Meter Freiſtil Heſſen=Worms in überlegener
Manier ſicherte.
Die Ergebniſſe.
Staffelmeiſterſchaft 4 mal 200 Meter Bruſt: 1. Göppingen 04
12.30,3 Min. 2. Göppingen 04 2. Mannſchaft 134 Bahnlängen
zurück.
Meiſterſchaft 200 Meter Freiſtil: 1. Balk=Göppingen 2.29,6 Min.
2. Budecker Frankfurter Schwimmverein 2.42,6 Min. —
Neitzel=Göppingen und Vogt=Heidelberg nicht am Start.
Meiſterſchaft 100 Meter Rücken für Damen: 1. Frl. Lohrer=
Cann=
ſtatt 1.41,8 Min. 2. Haas=München 1.45,7 Min. — Die
Sie=
gerin Frl. Neger=Heidenheim mußte mit 1,41 Minuten wegen
falſchen Anſchlags diſtanziert werden.
Meiſterſchaft 100 Meter Freiſtil für Damen: 1. Ziemann=Damen
S. V. München 1.24 Min. 2. Scheffel=Wiesbaden 1.26,8 Min.
Meiſterſchaft für Vereine ohne Winterbad: 200 Meter Bruſt: 1.
Hoffſtedter=Ansbach 3.10,1 Min. 2. Becker=Heſſen/Worms
3.16,2 Min.
Meiſterſchaft für Vereine ohne Winterbad: 4 mal 100 Meter
Freiſtil: 1. Heſſen=Worms 5,03,1 Min. 2. Schwimmklub
Bre=
genz 5.20,3 Min.
Junioren=Rückenſchwimmen 100 Meter: 1. Salb=Göppingen 1.25.
Bruſtſchwimmen 200 Meter: 1. Rueß=Göppingen 3.07 Min.
Zweiter Tag.
Die Göppinger dominieren.
Auch am 2. Tage der Süddeutſchen Schwimmmeiſterſchaften
in Ulm bewieſen die Göppinger, daß ſie weitaus der ſtärkſte
Ver=
ein Süddeutſchlands ſind, denn ſie konnten nicht weniger als
ſechs weitere Meiſterſchaften erringen, darunter die beiden
Staf=
feln 100 und 400 Meter Freiſtil ſowie 200 Meter
Bruſtſchwim=
men. Sogar in den Damenweitkämpfen brachte Göppingen eine
Ueberraſchung durch den Sieg ſeiner Mannſchaft über die
favori=
ſierten Münchnerinnen. Im Rückenſchwimmen vollbrachte der
Heidelberger Frank, der erſt am Vortage in Münſter die deutſche
Hochſchulmeiſterſchaft gewonnen hatte, erneut eine ſchöne Leiſtung
trotz durchreiſter Nacht. Im Waſſerballſpiel am Schluß der
Ver=
anſtaltung zeigten ſich die Göppinger ebenfalls als ſehr
ſpiel=
ſtarke Mannſchaft. Im allgemeinen fielen die Siege
erwar=
tungsgemäß an die Favoriten. Die Ergebniſſe:
Sonntag vormittag:
Lagenſtaffel 3 mal 100 Meter Meiſterſchaft für Damen: 1.
Da=
men S.V. München 4.52 Min. 2. S. V. Cannſtatt 4.53,8.
Junioren=Staffel 3 mal 200 Meter: 1. Karlsruher S. V. 8.17,3.
Staffelmeiſterſchaft für V. v. W. 4 mal 200 Meter Bruſt: 1.
Mainzer S.V. 13.14,3.
Freiſtil=Meiſterſchaft 400 Meter: 1. Neitzel (Göppingen 04)
5.24,01. 2. Balk (Göppingen) 5.36. 3. Budeker (Frankfurter
S.V.) 5.50,1.
Senioren=Bruſtſchwimmen 200 Meter: 1. Koppen (Ulm) 3.00,4.
2. Frankenhauſer (Göppingen) 3.08,1.
Sonntag nachmittag:
Lagenſtaffelmeiſterſchaft 4 mal 100 Meter: 1. Göppingen 04
5.04,8. 2. V. F. V. S. München 5,06,1.
Freiſtilmeiſterſchaft für V. v. W. 100 Meter: 1. Berger (Bregenz)
1.11,2. 2. Martin=Mainz 01 1.12.
2. Senioren=Rückenſchwimmen 100 Meter: 1. Georg Watrin
(Mainz 01) 1.21,3.
Staffelmeiſterſchaft für Damen 3 mal 100 Meter Freiſtil: 1.
Göp=
pingen 04 4.30,2 (Ueberraſchung!). 2. Damen S. V. München
4.44 Min.
2. Senioren=Freiſtilſchwimmen 200 Meter: 1. Budeker (
Frank=
furter S. V.) 2.39,4.
Staffelmeiſterſchaft f. Damen 3 mal 200 Meter Bruſt: 1. Damen
S.V. München 10.48,7. 2. S. V. Cannſtatt 11.02,1.
Meiſterſchaft 100 Meter Freiſtil: 1. Balk (Göppingen 04) 1.06,1.
2. Vogt (Heidelberg) 1.06,/4. 3. Dex (München) 1.07,2.
Kunſtſpringen: 1. Herbert (Mainz 01) Platzziffer 9, 128,82 P.
2. Werner (Amateur Stuttgart) Platzziffer 10, 124,98 P.
3. Riedl (München 99) Platzziffer 13, 123,12 P.
Damen=Springmeiſterſchaft: 1. Mohling (V.F.V.S. München)
Platzziffer 6, 58,/48 P. — Die eigentliche Siegerin, Fräulein
Jordan (Nürnberg), wurde auf den dritten Platz
zurückver=
ſetzt, da ſie einen falſchen Sprung abſolvierte.
Freiſtilſtaffel 10 mal 50 Meter: 1. Göppingen 04 5.11. 2.
Mün=
chen 99 5.24.
Meiſterſchaft 200 Meter Bruſtſchwimmen: 1. Paul Schwarz
(Göppingen 04) 2.54,7. 2. Koppen (Ulm) 3.00,4.
Meiſterſchaft Seitenſchwimmen 100 Meter: 1. Schmid (V. F. V. S.
München) 1.15,2. 2. Watrin (Mainz 01) 1.16,3.
Meiſterſchaft für Damen 200 Meter Bruſtſchwimmen. 1.
Schell=
haas (Rot=Weiß Darmſtadt) 3.29,2. 2. Gutmann (München)
3.29,3.
Meiſterſchaft 100 Meter Rückenſchwimmen: 1. Frank (Heidelberg)
1.16,9. Schulz (Bayern 07 Nürnberg) 1.19.
Junioren=Freiſtilſchwimmen 100 Meter: 1. Niklas (Bayern 07
Nürnberg) 1.06,7.
Staffelmeiſterſchaft 4 mal 200 Meter Freiſtil: 1. Göppingen 04
im Alleingang 10.51.
Vereinsmehrkampf: 1. V. F. V. S. München Platzziffer 4. 2.
Mün=
chen 99 Platzziffer 5.
Figurenlegen für Damen: 1. Damen S.V. München 942/= P.
2. S.C. Pforzheim 811, P.
Waſſerballſpiel: München 99 — S.V. Göppingen 04 4:4 (4:2).
Käke Schellhaas (Rol=Weiß, PfR. Darmſtadt),
Süd-
deutſche Meiſterin über 200 Meker Bruſt.
Bei den ſüddeutſchen Meiſterſchaften in Ulm/Donau im
neu=
erbauten Roßmann=Bad des Schwimm= und Sportvereins IIm
war Darmſtadt dieſes Jahr lediglich durch Frl. Schellhaas
(Rot=Weiß, VfR.) vertreten, die die in ſie geſetzten Erwartungen
vollauf erfüllte und Darmſtadt würdig vertrat. 15
Bewerberin=
nen waren am Start zur Meiſterſchaft über 200 Meter Bruſt; im
erſten Lauf kam Frl. Butmann (DSV. München) als erſte ein,
während Frl. Schellhas im zweiten Lauf ihren Gegnerinnen
glatt um ca. 10 Meter davonſchwamm und im Kampf gegen die
Stoppuhr mit zwei Zehntel Sek. vor der Münchnerin als
glückliche Siegerin das Waſſer verließ. Schade, man hätte die
Darmſtädterin gerne mit Frl. Gutmann=München in einem
Lauf und im Rennen geſehen. (Zeit: 3:29,4.)
Mikkeldeutſche Schwimm-Meiſterſchaffen.
Die mitteldeutſchen Schwimm=Meiſterſchaften des Kreiſes 3
des Deutſchen Schwimmverbandes wurden am Samstag und
Sonntag in Bielefeld bei ſehr gutem Beſuch ausgetragen. Der,
Sport war hervorragend. Die meiſten Titel konnten die
Teil=
nehmer aus Magdeburg, Hannover und Hildesheim an ſich
bringen. Unter den Wettbewerben ragte beſonders der
Zwei=
kampf zwiſchen der Weltmeiſterin Hilde Schrader und Lotte
Mühe hervor. Ueberlegener, als man erwartet hatte, ſiegte
Hilde Schrader über ihre Rivalin, die ſich nach den erſten 100
Metern im 200 Meter Bruſtſchwimmen, ſcheinbar verausgabt
hatte. Am beſten ſchnitt Hellas Magdeburg ab, deren
Mann=
ſchaft allein 4 Meiſtertitel mit nach Hauſe nehmen konnte. Die
Meiſterwürde im Waſſerball holten ſich die Waſſerfreunde
Han=
nover, die Paderborn 9:2 und Hannover 6:0 abfertigten. Die
Ergebniſſe: 100 Meier Rückenſchwimmen: Schaumburg
(Hellas Magdeburg), 1:15,4. Damen=Kunſtſpringen:
Frl. Mitteldorf (HSV. Hannover), 54,76 Punkte. Damen
Bruſtſchwimmen 200 Meter: 1. Hilde Schrader, 3:13,3;
2. Lotte Mühe, 3:22,1. Herren=Freiſtil 100 Meter:
Arend (Hellas), 1:04,1. Damen=Rückenſchwimmen
100 Meter: Frl. Barth=Hildesheim, 1:33,1. Herren=
Frei=
ſtil 200 Neter: H. Gebert (Hellas), 2:27,4. Herren=
Bruſt 200 Meter: H. Heins (Hellas), 2:02. Damen=
Freiſtil 100 Meter: Frl. Heine=Magdeburg, 1:28,2.
Herren=Kunſtſpringen: Kuhl (Poſeidon Magdeburg),
135 Punlte. Waſſerball: (V. o. W.) Braunſchweig 02 —
Bielefelder SV. 5:1 n. V.; Braunſchweig 02 — Wolfenbüttler
SV. 3:1: (V. m. W.) Waſſerfreunde Hannover — Paderborner
SV. 9:2; Waſſerfreunde Hannover — Hannoverſcher SV. 6:0.
Südze 1d2ufſcher Sporkverband für Kiefs
Schießen e. B.
Gau Bergſtraße Nord.
Letegt=
Am erſten Gauſchießen des Gaues Bergſtraße Nord, das auf
den Schießſtänden der Schützengeſellſchaft Bürſtadt, ſtattfand,
be=
teiligten ſich die Gauvereine in ſtattlicher Stärke. Nahezu zwei
Drittel der angetretenen Gauſchützen konnten ſich ſiegreich zum
Endkampf um die ſüdweſtdeutſche Meiſterſchaft qualiſizieren. —
Mit der goldenen Verbandsehrennadel wurden 4, mit der
ſilber=
nen 57, und mit der bronzenen 36 Schützen ausgezeichnet. — Im
Wettkampf zwiſchen 15 angeiretenen Mannſchaften ſiegte
Heppen=
heim mit 285 Ringen an erſter Stelle, dem Bensheim mie 279
und Gronau mit 262 Ringen folgten. — Das zweite Gauſchßen,
das am 4. Auguſt auf den Schießſtänden der Schützengeſellſchaft
Hubertus=Worms ſtattfindet, gibt allen Gauſchützen Gelegenheit,
ihre Leiſtungen zu verbeſſern. Bei dem lebhaften Intereſſe der
Vereine darf erwartet werden, daß der Gau Bergſtraße Nord
einen ehrenvollen Platz im der Bewertungstabelle der
ſüdweſt=
deutſchen Klein=Kaliber=Meiſterſchaftskämpfe einnimmt.
Handballſpiele in Wiesbaden. In Wiesbaden fanden zwei
Hand=
ballſpiele ſtatt, die beide keine ſonderlich guten Leiſtungen brachten,
da die Spieler unter der großen Hitze arg zu leiden hatten. Der S.V.
Wiesbaden ſchlug den S.V. Waldhof in einem torreichen Treffen mit
9:7 Toren, nachdem die Waldhöfer bei der Pauſe noch mit 4:2 geführr
hatten. Der Hakoah Wiesbaden unterlag dagegen gegen Mannheim 08
knapp mit 6:7 (4:3) Toren.
Handballergebniſſe. Poſt SV. Frankfurt-Braunshardt 5:2, Rot=
Weiß Frankfurt—TSG. Langen 2:2, Pol. Wiesbaden—Idar 13:5, Poſt
SV. Frankfurt (Damen) — Schwanheim (Damen) 6:2, Pol. Wiesbaden
(Damen — Idar (Damen) 2:0, Pol. Darmſtadt (Damen)—SV.
Wies=
baden (Dan en) 0:2.
Ein D.T.=Tennis=Turnier findet im September in München ſtatt,
das für alle D.T.=Mitglieder offen iſt, während die D.T. in dieſem
Jahre auf eine Durchführung von offiziellen Tennis=Meiſterſchaften
verzichtet hat.
Die deutſche Spitzenſpielerin Cilly Außem wird infolge ihrer
an=
gegriffenen Geſundheit ſich in dieſem Jahre an keinem Tennisturnier
mehr beteiligen.
Ungarns vierter Wafſerballſieg. Die Waſſerballmannſchaft des
M. A.C. Budapeſt konnte auch ihren vierten Start in Deutſchland am
Freitag in Stettin gegen die dortige Städte=Sieben ſiegreich
ge=
ſtalten. Die Ungarn gewannen den lebhaft geführten Kampf überlegen
mit 7:0, der bereits bei Halbzeit 4:0 zu ihren Gunſten ſtand. Eine
4mal50 Meter Freiſtilſtaffel wurde nach intereſſantem Verlauf don den
Stettinern in 2:02,5 ſicher vor den Ungarn gewonnen.
Bei der Hamburger Aiſterregatta gewann Amicitia Mannheim den
Großen Senatsachter.
Seite 6
Montag den 15. Juli 1929
Nummer 194
Aufſtiegsſpiele in Süddeukſchland.
Am Rhein ſteigt F. Geſ. Nohrbach, an der Saar VfR.
Kaiſers=
lautern auf.
Die Aufſtiegsſpiele ſind am Sonntag wieder um einen
gro=
ßen Schritt vorwärts gekommen. In zwei weiteren Gruppen
ſtehen die Aufſtegsberechtigten feſt, ſo daß nur noch in der
Gruppe Heſſen die Frage nach dem Aufſteigenden offen
bleibt. Hier liegt die Entſcheidung zwiſchen dem SV. 98
Darm=
ſtadt und Olympia Worms. In der Gruppe Rhein wurde
in dem Treffen
FV. Frankenthal — Phönix Mannheim 5:1
der Mannheimer Phönix überraſchend hoch geſchlagen. Der
lachende Dritte iſt die F. Geſ. Rohrbach, die damit
aufſtiegsberech=
tigt wurde. Das in der Gruppe Bayern (Nord) angeſetzte
Treffen: Sp. Vg. Hof—FC. Fürth iſt ausgefallen. In der Gruppe
Saar fanden zwei Spiele ſtatt. Da die Sp.Vg. Oberſtein auf
eignem Gelände wider Erwarten gegen den ſtark aufgekommenen
VfB. Dillingen mit 1:4 Toren unterlag, iſt der VfR.
Kaiſers=
lautern, der ſeinerſeits den SV. Völklingen mit 5:2 ſchlug, nicht
mehr zu err ichen und hat ſich den Platz an der Sonne erkämpft
In der Gruppe Württemberg unterlagen Sp.Fr. Eßlingen
dem 1. FC. Pforzheim 0:6.
Um die Deutſche Hochſchulmeiſterſchaft.
In Münſter: Univerſität Hamburg — T. H. München 1:6 (0:5)
Süddeutſchland.
Aufſtiegsſpiele:
Gruppe Rhein: FV. Frankenthal — Phönix Mannheim . 5:1
Gruppe Saar: VfR. Kaiſerslautern — SV. Völklingen . 5:2
Sp.Vg. Oberſtein — VfB. Dillingen
. 1:4
Um den Beo=Pokal.
Rot=Weiß Frankfurt — Phönix Ludwigshafen
2.
Pfalz Ludwigshafen — Mannheim 08
2:0
Ludwigshafen 03 — Sp. Vg. Mundenheim
... 0:1
Geſellſchaftsſpiele.
VfR. Mannheim — Rapid Temesvar (Samstag)
3:1
Stuttgarter Kickers — Rapid Temesvar
4:0
Rot=Weiß Frankfurt — VfL. Neu=Iſenburg (Samstag).
2:2
Sp.Vg. Griesheim — Germania Bieber (Samstag) .
1:1
Sportverein 98 Darmſtadt — Germania 94 Frankfurt
4:7
FC. Hanau 93 — FC. Kreuznach 02.
6:1
SV. Wiesbaden — FSV. Mainz 05 .
1:4
In Viernheim: Wormatia Worms — Sp.Vg. Sandhofen 4:1
Würzburger Kickers — SV. München 1860
1:3
Städteſpiel: Pirmaſens — Saargebiet.
..... 1:4
Weſtdeutſchland.
Aufſtiegsſpiel: Kölner SC. — Blau=Weiß Köln . ... 4:1
Norddeutſchland.
Groß=Hamburg: Unitas Hamburg — Vikt. Wilhelmsburg 6:3
Vorwärts Hamburg — Fortuna Glückſtadt.
2:3
Hannover.=Braunſchweig: Arminia — Hannover 97 (Pokal) 2:0
VſB. Peine — VfB. Braunſchweig".
. 1:5
Bremen: Sportfreunde Bvemen — Polizei Bremen . . . 2:4
Mitteldeutſchland.
T.u. B. Leipzig — Olympia=Germania Leipzig
. 4:4
Olympia=Germania Leipzig — S.u.BC. Plauen . . . . 3:2
Sportgeſ. 93 Dresden — Dresdener SC. (Vereinsſpiel) . 2:3
Saalegau: Wacker Halle — Fortuna Leipzig
. 1:2
VfL. Merſeburg — Fortuna Leipzig
2:3
Mittelelbgau: Fortuna Magdeburg — SC. 1900 Magdeburg 3:2
Viktoria 96 Magdeburg — Viktoria Stendal
5:0
Sp.u. Sp. Magdeburg — Deſſau 05
2:1
Mittelſachſen: SC. Harthau — Hellas=Germania Mittweida 3:0
Chemnitzer BC. — Wacker Chemnitz
5:1
Teutonia — National Chemnitz
2:8
Vogtland: VfB. Plauen — VfR. Fürth
1:7
Ausland.
Länderſpiel Schweden — Lettland in Landskrona: verlegt.
Eberſtadt 1. — Auerbach 1. 10:2 (6:0).
Eberſtadt Jgd. — Auerbach Jgd. 11:6.
Wie das Ergebnis beſagt, kann es Auerbach doch nicht mit
einem erfahvenen Verein der Meiſterklaſſe aufnehmen und die
körperlich ſehr ſchöne Mannſchaft muß noch manchen Mangel
be=
heben, was ſehr im Bereich des Möglichen liegt. Recht forſch
begann das Spiel. Es brachte beide Tore in Gefahr und durch
die offene Spielweiſe Auerbachs kam Eberſtadt bald zum erſten
Tor. Ihm folgten in kurzen Abſtänden noch drei weitere.
Auer=
bach Verteidigung war aber weiter recht unaufmerkſam, beſonders
ſchwach war der Mittelläufer; ſo daß Eberſtadt noch zwei Tore
bis zur Pauſe erzielte. Dann gab es eine Wendung. Auerbachs
Sturm verteilte ſich über das Feld und in weitmaſchigen
An=
griffen holte es zwei Tore auf. In dieſer Zeit hatte Eberſtadt
eine Kriſe, die ſeiner Ueberlegenheit gar nicht ſchön ſtand. Doch
der Erfolg beſänftigt die Gemüter. Der Mittelſtürmer erzielte
ein ſchönes Tor und ſchon war Eberſtadt wieder in Form, ſo
daß zum Schluſſe ein ſaftiges Reſultat bekannt gegeben wurde.
Eberſtadt führte ein produktives Spiel vor, ſpielte bald Flügel,
bald Mitte und ſchoß recht kräftig, ſo daß die Auerbacher
Ab=
wehr nicht mehr wußee, wie ſie ſich einſtellen ſollte. Der
Tor=
mann war ſehr unſicher. Vier Bälle hatte er ſchon in den
Hän=
den, die er aber infolge mangelhaften Fangens ins Tor rollen
ließ. Der andere ſchwache Punkt war der Mittelläufer. Es
waren gewiß beine ſechs Bälle, die er erfolgreich abwehrte und
er ſcheint dieſen Poſten noch nicht lange inne zu haben. Wie es
gemacht wird, zeigte ſein Gegenüber. Trotz dieſer Umſtände hielt
die Mannſchaft bis zum Schluß glatt durch und bei einiger
Aufmerkſamkeit wird ihr das Geheimnis des Eberſtädter Erfolges
nicht entgangen ſein. Genaues Zuſpiel, ſicheres Fangen, den
An=
griff aufbauen und dann kommen die Erfolge.
Groß=Gerau 1. — Langen 1. 2:5 (2:1).
Groß=Gerau Jgd. — Langen Jgd. 6:4.
Groß=Gerau hatte im Sturm 4 Erſatzleute ſtellen müſſen.
Trotzdem war das Spiel ausgeglichen und im Uebereifer konnte
Groß=Gerau ſogar mit einem Tore in Führung und in die
Pauſe gehen. Doch war bei Langen die Zugehörigkeit zur
Kreis=
klaſſe unverkennbar. Sie drehte nach der Pauſe mächtig auf und
die abgeſpielten Groß=Gerauer konnten keinen ernſthaften
Wider=
ſtand mehr leiſten. Als es dann kurz vor Schluß 5:2 für Langen
ſtand, wagte der Platzverein noch einen Endſpurt, der aber an
der aufmerkſamen Verteidigung verpuffte.
Bickenbach 1. — Nauheim 1. 6:3 (4:1).
Bickenbach Jgd. — Bürſtadt Jgd. 1:2.
Bickenbach hatte ſeinen großen Tag und bewies, daß dort
ein guter Handball geſpielt wird. Die Kataſtrophe des
Vor=
ſpiels mit 3:12 iſt wett gemacht worden, und im Herbſte wird
Bickenbach die Nauheimer zu Hauſe wenigſtens nicht zu fürchten
brauchen. Der Spielbericht kann in einem knappen Satze treffend
abgegeben werden. Zur Freude der Zuſchasier führten beide
Parteien ein ſchönes und faires Spiel vor. Nauheims
gefähr=
licher Sturm, Bickenbachs ſichere Hintermannſchaft, Nauheims
überragender Hüter, der von Bickenbachs Halblinken allerhand zu
tun bekam. Dieſes waren die Punkte, die dem ritterlichen Kampfe
eine für den Zuſchauer angenehme Note verliehen. Und was
noch beſonders hervorzuheben iſt: Beide Mannſchaften ſetzten
ſich mit dem Schiedsrichter ob ſeiner ſchwachen Leiſtung nicht
auseinander.
Eiſenbahn — Wolfskehlen 8:5 (3:2).
Nachdem das Spiel richtig im Gange war und die
Eiſen=
bahn trotz des Klaſſenunterſchiedes ein ebenbürtiges Spiel zeigte,
ahnte noch niemand, daß der Schluß des Spieles dermaßen in
Disharmonie enden würde, daß ſich der Gau damit zu
beſchäf=
tigen haben wird.
Erfelden 2. — Biebesheim 1. 7:5 (6:1).
Die Biebesheimer haben den Handball nun auch
aufgenom=
men und ihre Begegnungen ſind vorläufig noch als Lehrſpiele
zu bewerten. Anfangs wurden ſie kräftig überrumpelt, doch nach
der Pauſe kam mehr Schwung dahinter, ſo daß immerhin noch
ein ganz günſtiges Endergebnis erzielt wurde. Das Spiel
konnte durch ſeine Ruhe ſehr gefallen. Mehr aus Unkenntnis
htaten ſich einmal verſchiedene Spieler erregt, was der
Schieds=
richter aber umſichtig und zur Zufriedenheit klärte. Mit
zu=
nehmender Spielerfahrung werden beide Parteien ſich ganz
anders einſtellen.
int Bensheim a. d. B.
Im Mittelpunkt aller turneriſchen Veranſtaltungen und
Wett=
kämpfe ſtehen in jedem Gau der D.T. die Gauturnfeſte, zu welchen ſich
alljährlich die Turner zuſammenfinden, und ſtets gehen von dort aus
Anregungen für die Vereinsbetriebe aus, die verwertet, von jeher
be=
fruchtend geivnkt haben. Der Main=Rheingau hat zu ſeinem
dies=
jährigen, dem 48. Gauturnfeſt das er ſeit ſeinem Beſtehen feiern kann,
Bensheim a. d. B. für die Tage des 20. und 21. Juli als Feſtort
auser=
wählt. Seit geraumer Zeit ſind die Turner und Turnerinnen
Bens=
heims am Werke, um die vielen Vorbereitungen zu treffen, die Gewähr
leiſten, daß das Feſt wirklich in allen Teilen vollkommen und erhebend
geſtaltet wird. Es iſt gar nicht möglich, im einzelnen zu beſchreiben,
was alles an Vorarbeiten nötig iſt, und doch: die geldliche
Sicher=
ſtellung des Feſtes, die Werbung für das Feſt uſw. geben nur einen
kleinen Ausſchnitt aus dem Geſamtgebiet der notwendigen Abeiten.
Vor ganz ſchwierigen Aufgaben ſtand der Wohnungsausſchuß, der für
die Unterbringung der Wettkämpfer und Feſtgäſte zu ſorgen hatte, aber
Dank dem Entgegenkommen weiteſter Kreiſe der Bevölkerung iſt auch
die Wohnungsfrage als eine glücklich gelöſte anzuſehen. Der ingeſrörte
Verlauf eines Feſtes hängt wohl immer von der erfolgreichen Arbeit
des Empfangs= und Ordnungsdienſtes ab und auch hier iſt eine Regelung
getroffen, die einen reibungsloſen Verlauf des Feſtes ſichert.
Ein=
gehender Beratungen bedurfte die Durchführung des Feſtzuges und
manche Schwierigkeit, die ſich entgegenſtellte, iſt hinweggeräumt. Mit
allen dieſen Arbeiten iſt aber nur ein Teilgebiet der Arbeitsleiſtung
er=
faßt, während ſich der Geſamtrahmen noch viel weiter ſpannt. Das
bewunderungswürdige hieran aber iſt, daß ſich die Turner und
Turner=
innen, Männer und Frauen, die ſich all dieſer Arbeiten unterziehen, es
vom idealen Standpunkte aus anſehen und keinen Lohn empfangen,
nur einen Geiſt tragen alle in ſich, der iſt, für ihre Turnerſchaft zu
wirken, ſich einzuſetzen für deren hohe Ziele und Bedeutung für Volk
und Vaterland. Und dann die Vorbereitung des turneriſchen Teiles!
Dazu gehört einmal die zweckdienliche Ausgeſtaltung und Einrichtung
des Turnplatzes. Auch die Beſchaffung und das Heranholen der
not=
wendigen Geräte bedingt eine weiſe Vorausſicht, ſowie größte Sorgfalt
und verurſacht ebenfalls viel Arbeit; fehlt an irgendeiner Stelle nur ein
Gerät, ſo kann der ganze Verlauf eines Teilwettkampfes gefährdet
werden. Die Organiſationsaufgaben des Turnausſchuſſes erheiſchen
eine Fülle von Arbeiten, die ſich ſchon in der Zahl der
Wettkampfteil=
nehmer, die nahezu 700 beträgt, ausdrückt. Die Einteilung der
Wett=
kämpfe, die Vorbereitung des Wertungsmaterials, die Einteilung der
benötigten 170 Kampfrichter, ſowie einer großen Anzahl
Riegen=
führer und Berechner, die Ausarbeitung der Turnfolge u. v. a. ſind zu
leiſtende Arbeiten, von denen ſich nur wenige einen Begriff machen
können. Aber mit den Vorarbeiten des Turnausſchuſſes ſowohl als
auch den Arbeiten in Bensheim ſelbſt, die turneriſche Arbeit nicht
erſchöpft. Faſt in jedem der 84 Gauvereine ſind monatelang Turnwarte,
und Vorturner eifrig bemüht, in ihren Vereinen in ſelbſtloſer Arbeit zu
wirken, um ehrenvoll mit ihren Mannſchaften den Kampf auf dem
Gau=
turnfeſt zu beſtehen. Es galt die Wetturner vorzubereiten, da waren die
allgemeinen Freiübungen zu üben, da war es notwendig, für das
Ver=
einsturnen die nötigen Uebungen zuſammenzuſtellen, und ſo mußte noch
vieles andere berückſichtigt werden. So wirft das Gauturnfeſt ſeine
letzten Ausſtrahlungen in den kleinſten Gauverein und alles ſtrebt zum
gemeinſamen Ziel, zu erhebendem Höhepunkt der turneriſchen Arbeit,
alles iſt beſchwingt und beſeelt von dem Gedanken, mitzuhelfen, das
Feſt in Bensheim zu geſtalten zu einer Kundgebung deutſchen
Lebens=
willens, deutſcher Kraft und deutſchen Gemeinſchaftsgeiſtes.
Neuer deutſcher Nekord im Gewichtheben. Bei dem Gaufeſt des
Turwergaues der Schſwerathleten in Göprängen konnte Maierſböck, S.Vg.
1899 Uhm, im einarmigen Reißen mit 135 Pfund den ſeit Jahren
beſtehenden deutſchen Rekord um fünf Pfund überbieten.
Die erſtmalig von der Frankfurter Turngemeinde Eintracht
1861 zur Durchführung gebrachten leichtathletiſchen Wettkämpfe
auf dem Roſeggerplatz waren für das Volksturnen im
Mittel=
rheinkreis ein voller Erfolg. Bei herrlichem Wetter wurden die
Mehrkämpfe und die verſchiedenen Einzelkonkurrenzen glatt
ab=
gewickelt. Beſonderen Beifall fanden die Staffelläufe. Die
ein=
zelnen Ergebniſſe ſind folgende: Turner, Oberſtufe: Vierkampf:
1. W. Leichum (Tv. Neu=Iſenburg) 83 Punkte; 2. Hartmann
(Tgm. Schwanheim) 78 P.; 3. Reiſinger (Tgm. Nied.=Ingelheim),
Sexter (Tv. Rüſſelsheim), Lebert (Tv. Kelkheim) je 72 Punkte.
100 Meter: 1. Feiſtel (Eintr. Wiesbaden) 11.1 Sek.: 2. Mährlein
(Mainz 1817) 112 Sek. 200 Meter: 1. Feiſtel (Eintracht
Wies=
baden) 22 Sek. (neue Kreisbeſtleiſtung); 2. Mährlein (Mainz)
Bruſtbreite zurück. 800 Meter: 1. Klinker (Polizei=SV.
Frank=
furt) 2:4,5 Min.: 2. Schwab (Tgm. Nieder=Ingelheim) 2:4.7 Min.
5005 Meter: 1. Eſcher (Eintracht Frankfurt) 16:44 Min.: 2.
Reu=
ter (Tgm. Sachſenhauſen) 17:09 Min. Hochſprung: 1. Großmann
(Tv. Bieber) 1,75 Meter; 2. Lebert (Tv. Kelkheim) 1.70 Meter.
Weitſprung: 1. Hartmann (Tgm. Schwanheim) 6,40 Meter;
2. Leichum (Neu=Iſenburg) 6,36 Meter. Kugelſtoßen: 1.
Lam=
pert (Tv. Sachſenhauſen) 11,76 Meter; 2. Leichum (Neu=
Iſen=
burg) 11,55 Meter. Diskuswerfen: 1. Reuter (Tv. Meerholz)
35,26 Meter: 2. Lampert (Sachſenhauſen) 34,34 Meter. 4mal
100 Meter: 1. Tv. Mainz 1817 45 Sek.: 2. Polizei=SV. Frankfurt
45,6 Sek.: 3. Tv. Niederrad 46,3 Sek. 10mal 200 Meter: 1. Pol.=
SV. Frankfurt 3:58,9 Min.; 2. Tgm. Eintracht Frankfurt 4:07
Min.: 3. Tv Niederrad 4:11,2 Min. — Turnerinnen: Dreikampf:
1. Frl. Maiſch (Tgm. Bornheim) 62 Punkte: 2. Fleinert (Eintr.
Wiesbaden) 55 P.; 3. Bickelhaupt (MTV. Gießen) 54 Punkte
75 Meter: 1. Ritzel (Tbd. Wiesbaden) 10,5 Sek.: 2. Brückner (Tv.
Mainz 1817) 10,6 Sek.; 3. Fleinert (Wiesbaden) 10,6 Sek.
Weit=
ſprung: 1. Frl. Brückner (Mainz 1817) 4,84 Meter: 2. Pfuſch
(Tbd. Wiesbaden) 4,77 Meter: 3. Schäfer (Tgſ. Sachſenhauſen)
4,65 Meter. Kugelſtoßen: 1. Maiſch (Tgm. Bornheim) 10,48 Mtr.
2. Biron (Tbd. Wiesbaden) 10,20 Meter; 3. Georgi (Tv.
Offen=
bach) 8,79 Meter. 4mal 100 Meter=Lauf 1. Tv. Mainz 1817 53,9
Sek.; 2. Eintracht Wiesbaden 54,2 Sek.; 3. Tbd. Wiesbaden
54,7 Sek.
Für die D. S.B.=Meiſterſchaften haben auch einige Turner, wie
Wich=
mann, Lammers und Frl. Notte, ihre Meldungen abgegeben, ſodaß alſo
die Meldung eines Startverbotes nicht zutrifft.
Der Dreiländerkampf in der Leichtathletik zu Bologna endete mit
dem Siege von Italien (127 Punkte) vor Frankreich (122 Punkte) und
Schweiz (66 Punkte).
Einen neuen deutſchen Rekord im Speerwerfen ſtellte Molles (
Kö=
nigsberg) bei den Hochſchulkämpfen in Münſter mit 64,32 Meter auf.
Mit!
Momberger (Metcedes=Benz) und Burggallee
(Bugakki) Klaſſenſieger.
Deutſchlands bedeutendſtes motorſportliches Ereignis, das
internationale Rennen der Sportwagen um den Großen Preis
der Nationen, über insgeſamt 509,4 Kilometer, brachte auch
dies=
mal ein ſpannendes, von Anfang bis Ende feſſelndes Duell von
Mercedes=Benz und Bugatti. Im vergangenen Jahre waren es
die beiderſeitigen Fabrikmannſchaſten, die das Reunen
miteinan=
der ausmachten. Diesmal entbehrte die Veranſtaltung des
in=
duſtriellen Einſchlags, da die Untertürkheimer Firma keine
Nen=
nung abdegeben hatte. Es handelte ſich diesmal nur um
Privat=
meldungen, während es für Bugatti darauf ankam, die
vorjäh=
rige Niederlage wettzumachen. Der franzöſiſche Meiſterſahrer
Louis Chiron lieferte diesmal erneut den Beweis ſeines
über=
ragenden Könnens. Er gewann das Rennen in ganz überlegener
Manier und holte ſich den wertvollen Goldpokal, die 30000 Mark
für den Geſamtſieg, ſowie die 8000 Mark für den Sieg in
der Wertungsgruppe 2 vor ſeinem Landsmann „George
Phi=
lippe‟. Erſt an dritter Stelle im Geſamtergebnis folgte der erſte
Deutſche, der Frankfurter Auguſt Momberger auf Mercedes=
Benz, der den Sieg in der Wertungsgruppe 1 davontrug. Der
Gewinner des Großen Preiſes, Lonis Chiron, ſtellte mit einem
Stundenmittel von 106,0 Km. einen neuen Streckenrekord auf und
fuhr mit 112,5 Km. auch die ſchnellſte Runde. In der
Wertungs=
gruppe 3 belegte Burggaller=Berlin auf Bugatti den erſten Platz.
Der Verlauf des Rennens.
Der Nürburgring hatte bei prächtigem Sommerwetter
wie=
der einen ganz großen Tag. Zirka 75 000 Zuſchauer waren
Zeuge des gigantiſchen Kampfes, der ſich auf dem 283 Km.
lan=
gen Rundweg, der 18mal zu durchfahren war, abſpielte.
Pünkt=
lich um 10 Uhr wurden zunächſt die ſtarken Wagen der erſten
Gruppe geſtartet, denen in je drei Minuten Abſtänden die
übri=
gen folgten. Insgeſamt ſtarteten 32 Wagen. Rudolf Caracciola
auf Mercedes=Benz, der zweimalige Gewinner der Großen
Preiſe, ſetzte ſich ſehr ſchnell an die Spitze, die er aber nur bis
zur vierten Runde behaupten konnte. Dann fiel der große
Fa=
vorit aus. Infolge Durchſchlagens der Bleuellager mußte er
vorzeitig die Waffen ſtrecken. Schon in der erſten Runde ſetzte
die Serie der Ausfälle ein. Das ſchwierige Gelände forderte ein
Opfer nach dem anderen. Der Hanomagfahrer Buthenuth mußte
bald nach dem Start wegen Bruch des Kühlwaſſerſchlauches
aus=
ſcheiden. Weitere Teilnehmer folgten, ſo daß das ſtark
ausein=
ander gezogene Feld bald ziemlich gelichtet war. Nach und nach
ſchoben ſich die Bugattifahrer Chiron, Philipp und Bouriat mehr
nach vorn und es währte nicht lange, da hatten ſie die nach dem
Ausſcheiden von Caracciola führenden Mercedes=Benzfahrer
Roſenſtein und Momberger überholt. In ziemlich gleichmäßiger
Fahrt abſolvierten ſie Runde um Runde: Chiron an der Spitze,
die beiden anderen in Abſtänden dahinter. Später gelang es
zwar Momberger, den Franzoſen Bouriat vom dritten Platz zu
verdrängen, aber weiter nach vorne vermochte er nicht zu
kom=
men. Der rieſige Renaultwagen des Eſtländers Kliemberg
ſpielte überhaupt keine Rolle. Kimpel=Ludwigshafen auf
Mer=
cedes gab in der 7. Runde wegen Bruchs der Kurbelwelle auf.
Recht tapfer fuhren in der Wertungsgruppe 3 die kleinen DKW.=
Zweitakter=Wagen und hielten ein ſchönes gleichmäßiges Tempo
inne. Den Gruppenſieg holte ſich der Berliner Burggaller auf
Bugatti. Kurz vor 3 Uhr brauſte Louis Chiron, von den
Zu=
ſchauern ſtürmiſch applaudiert, über das Zielband. Erſt 13
Mi=
nuten ſpäter kam George Philippe, dem in kurzem Abſtand der
Frankfurter Momberger als Dritter folgte. Bis zum offiziellen
Kontrollſchluß waren nur acht von den 32 geſtarteten Bewerbern
gezeitet.
Die Ergebniſſe der Geſamtwertung:
1. Louis Chiron=Paris auf Bugatti 4:46,06,18 Stunden (111,9
Km. Streckenrekord); 2. „George Philippe” auf Bugatti 4:57,52,8
Stunden: 3. Momberger=Frankſurt auf Mercedes=Benz 5:00 37,8
Stunden — 101,6 Km.: 4. G. Bouriat auf Bugatti 5:05,28,4 Std.;
5. Roſenſtein=Stuttgart auf Mercedes=Benz 5:11,16,8 Std.; 6.
Burggaller=Berlin auf Bugatti 5:25,34,2 Std.
Wertungsgruppe 1: 1. Momberger=Frankfurt auf Mercedes=
5:00,37,8 Std.; 2. Roſenſtein=Stuttgart auf Mercedes=Benz
5:01,16,8 Std.
Wertungsgruppe 2: 1. Chiron=Paris auf Bugatti 4:46,06,8
Sid.; 2. Philippe=Paris auf Bugatti 4:57,52,8 Std.; 3. G. Bouriat
auf Bugatti 5:03,28 Std.
Wertungsgruppe 3: 1. Burggaller=Berlin auf Bugatti
5:25,34,2 Std.; 2. Kerſting=Bremen auf Bugatti 5:44,03,6 Std.;
3. Pirola=Mailand auf Alfa Romeo 5:46,25 Std.
A. 2. A. C.-Dreitagefahrk.
Die Preisträger.
Mit der vom ADAC. in Schierke veranſtalteten Dreitagefahrt
für Motorräder hat eine Prüfung ihren Abſchluß gefunden, die
allerhöchſte Beanſpruchung an Fahrer und Material ſtellte. Noch
auf der letzten 430 Kilometer langen Schleife gab es wieder einige
überaus ſchwere Hinderniſſe zu überwinden, wie
Waſſerdurch=
fahrten und Geröllhalden, und ſo iſt es weiter kein Wunder, daß
nur ein Bruchteil der zu Anfang geſtarteten 74 Bewerber alle
Klippen überwand. Um ſo bedeutungsvoller iſt natürlich die
Leiſtung derjenigen, die die ganze Fahrt ohne Strafpunkte
abſol=
vierten und dann auch noch die abſchließende Konditionsprüfung
ohne Tadel ablegen konnten. In die Erfolge teilten ſich die
Mar=
ken BMW., D=Rad. Zündapp und Hecker. An der Spitze
mar=
ſchieren die Bayeriſchen Motorenwerke mit drei ſtrafpunktfreiem
Maſchinen, die von J. Sporrer=München, E. Weber=Kolberg und
O. Junker=Kolberg geführt wurden. Siekmann=Hameln und
Soleman=Berlin auf Zündapp, Prybylſki und Polſter=Berlin auf
D=Rad und C. Donner=München auf Hecker, ſind die übrigen
Preisträger. Neben dieſen fünf Fahrern konnten noch weitere
neun wegen einer verhältnismäßig geringen Zahl von
Straf=
punkten mit der goldenen Medaille bedacht werden, und zwar
Köſter=Hannover auf Puch, Stamm=Deſſau, Fleiſchmann=
Nürn=
berg auf Triumph, von Krohn=Berlin, Kittner=Namslau auf
Zündapp, Reuter=Sinzheim, H. Thumshirn=Nürnberg auf Ardie,
Koch=München auf BMW. und L. Rhode=Breslau auf Gillette.
Von elf geſtarteten Klubmannſchaften ſind drei in der Wertung
geblieben. Den erſten Preis erhielt die Zündapp=Mannſchaft des
Motorklubs von Deutſchland, beſtehend aus: von Krohn, Kittner
und Weichelt mit acht Strafpunkten. Die beiden nächſten Plätze
beſetzten die beiden Teams der 7. Bayeriſchen Kraftfahrabteilung
mit den Münchenern Kolb. Koch und Sporrer auf BMW. und
den Würzburgern Kara. Schnell, Brandenburger auf Viktoria.
Den erſten Preis der Fabrikmannſchaften erhielt das D=Nad=
Team mit ſechs Stafpunkten. Die beiden Zündappmannſchaften
belegten mit acht bzw. 24 Punkten die beiden nächſten Plätze,
Insgeſamt beendeten 46 Bewerber die ſchwere Prüfung.
Max Schmeling wurde in einem Schauboxkampf, den er in Detroit
gegen Walter Sills üiber drei Runden abſolvierte, von den 11000
Zu=
ſchauern ſtürmiſch gefeiert.
Young Stribbling landete in New York gegen den Mexikaner
Fuen=
tes bereits in der zweiten Runde einen k.o.=Sieg.
Infolge zu hoher Forderungen iſt der Kampf um die Europa=
Meiſterſchaft im Schwergewicht zwiſchen dem Titelhallter Pierre
Char=
les und dem Herausforderer Panfilo ſtark in Frage geſtellt.
Nummer 194
Montag, den 15. Juli 1929
Leichkakhlekiſche Welkmeiſterſchaften
der Madeien in Bäriftadt.
Münſter i. W., 14. Juli.
Nachdem es im vergangenen Jahr gelungen war, die
Welt=
meiſterſchaften der Studenten für Deutſchland zu ſichern, die
erſt=
malig in Rom, dann in Paris zum Austrag kamen, wurde durch
Beſchluß des Wettkampfausſchuſſes für die deutſchen
Hochſchul=
meiſterſchaften die Techniſche Hochſchule Darmſtadt mit der
Durchführung der Weltmeiſterſchaften beauftragt. Um die
Aus=
tragung der Meiſterſchaften hatten ſich Berlin, München, Köln,
Altona, Dresden und Darmſtadt beworben. Die Wettkämpfe
ſollen im Rahmen der 600=Jahrfeier der Stadt Darmſtadt zum
Austrag kommen.
Dentſche Hochſchulmeiſterſchaften in Münſter.
Neue Hochſchulrekorde.
Der erſte Tag der Deutſchen Hochſchulmeiſterſchaften in
Mün=
ſter brachte ſowohl bei den Schwimmern als auch bei den
Leicht=
athleten einige neue Hochſchulrekorde. Die
Schwimmkonkurren=
zen wurden auf der wundervollen Anlage des SV. Münſter 91
und die Leichtahtletikkämpfe auf dem Univerſitätsplatz
ausge=
tragen. Die Kämpfe waren hart umſtritten und es wurden
her=
vorragende Leiſtungen gezeigt. Ladewig=Berlin ſtellte beim
Hochſprung mit 1,84 Meter einen neuen Hochſchulrekord auf. Der
Leipziger Weimann erreichte bei den Vorkämpfen 61,31 Meter
im Speerwerfen, was ebenfalls einen Rekord darſtellt. Beim
Spcerverfen der Damen gab es ebenfalls einen neuen deutſchen
Hochſchulrekord, in dem Frl. Hennig=Berlin 32,11 Meter warf.
Frl. Drews, von der Techniſchen Hochſchule Berlin, erreichte bei
einem Schleuderballwurf 31,21 Meter und ſchuf mit dieſer
Lei=
ſtung eine neue Hochſchulhöchſtleiſtung. Auch bei den
Schwim=
mern wurden mehrere Rekorde gebrochen. In der 4 mal 17:0
Meter=Staffel H. ü. H. erzielte die Mannſchaft der Univerſität
Heidelberg die neue Rekordleiſtung von 4:31,1. Beſicke=Berlin
überraſchte im 200 Meter Bruſtſchwimmen mit 3:02,4, ebenfalls
die alte Höchſtleiſtung, und der Heidelberger Frank ſchloß den
Rekordleiſtungen im 100 Meter Rückenſchwimmen mit 1:15,8 eine
neue Beſtleiſtung an. Die Ergebniſſe:
Leichtathletik.
Studenten: Hochſprung: 1. Ladewig=Univerſität Berlin,
1,84 Meter (Rekord),
Studentinnen: Speerwerfen: 1. Hennig=Univerſität
Berlin 32.11 Meter (Rekord); Hochſprung: 1. Rudert=
(reifswald 1.45 Meter, 2. Hajek=Breslau 1,35 Meter, 3. Leſchien=
München 1,35 Meter, durch Stechen entſchieden:
Schleuder=
ball: 1. Drews=T.H. Berlin 31,21 Meter.
Schwimmen.
Studenten: 4 mal 100 Meter H. ü. H. Staffel (Kl.
Sochſchulen): 1. Univerſität Heidelberg, 4:31,1 (Rekord), 2.
Uni=
verſität Leipzig, 4:48,8: 200 Meter =Bruſtſchwimmen:
1. Beſicke=Univerſität Berlin 3:02,4 (Rekord), 2. Herber=
Univer=
ſität Jena 3:07,4: 100 Meter H. ü. H.: 1. Wichmann=Leipzig
1:04,2, 2. Ohlwein Hamburg 1:06: 100 Meter
Rücken=
chwimmen: 1. Frank=Univerſität Heidelberg 1:15,8 (Rekord),
2. Ohlwein=Hamburg 1:17: 4 mal 100 Meter
Lagen=
ſcaffel: 1. Univerſität Heidelberg, 5:13,5, 2. Univerſität
Mün=
ſter, 5. 28.
Studentinnen: Kunſtſpringen: 1. Borg=Münſter,
2,38 Punkte, 2. Sparbier=Hamburg, 49,84 Punkte: 1.00 Meter
H. u. H.: 1. Sparbier=Hamburg, 1:42,4 (Alleingang); 4 mal
30 Meter H ü. H. Staffel: 1. Univerſität Berlin, 3:08,81
100 Meter Bruſtſchwimmen: 1. Schraube=Berlin, 1:41,2,
2 Großmann=Techniſche Hochſchule Berlin 1:40,1; 3 mal 50
Meter Lagenſtaffel: 1. Univerſität Hamburg, 2:16;
1 2. Univerſität Berlin, 2:17.
Darmſtadt Waſſerball-Sieger.
Im Waſſerballkampf der Hochſchulen qualifizierten ſich die
Techniſche Hochſchule Darmſtadt und die Univerſität Köln für
das Endſpiel. Darmſtadt blieb kampflos Sieger, da die Kölner
Studenten zum Endſpiel nicht antraten. Die vorher erzielten
Ergebniſſe waren: Vorrunde: Univerſität Köln — Techniſche
Hochſchule Hannover 6:1 (2:0); Zwiſchenrunde: Köln —
Techniſche Hochſchule Dresden 3:1 (2:1); Techniſche Hochſchule
Darmſtadt — Univerſität Berlin 4:1 (1:1); Endſpiel:
kamuf=
los für Darmſtadt. — Um den dritten Platz: Berlin — Dresden
6:5 (4:4) nach Verlängerung.
Univerſität München Fußball=Meiſter.
Das Endſpiel um die Fußball=Meiſterſchaft der Hochſchulen
zwiſchen den Univerſitäten von München und Hamburg
ſtand von Beginn an im Zeichen einer klaren Ueberlegenheit der
Süddeutſchen, die bereits bei der Pauſe mit 5:0 Toren führten
und ſchließlich mit einem 6:1 den Sieg ſicherſtellten.
Der zweite Tag.
Neuer deutſcher Speerwurf=Rekord. — Eldracher ſchlägt auch
König.
Auch am zweiten Tage der Deutſchen
Hochſchulmeiſterſchaf=
ten in Münſter konzentrierte ſich das Hauptintereſſe auf die
Leihtathletik. Hier gab es allerdings auch höchſt ſpannende
Kämpfe und gute Leiſtungen. Im Speerwerfen wartete Molles
mit einem neuen deutſchen Rekord auf, er verbeſſerte die von
Schlokat (Inſterburg) gehaltene Beſtleiſtung von 64,60 auf 64,82
Meter. Ueber 100 Meter bewies Eldracher (Frankfurt), daß er
zurzeit der beſte deutſc Sprinter iſt. Nachdem Eldracher bereits
am Vorſonntag Lammers, Borgmeyer und Dr. Wichmann
ge=
ſchlagen hatte, gab er nun auch dem Deutſchen Meiſter Helmuth
Förnig das Nachſehen. Eldracher ſiegte leicht in 10,9 Sekunden.
Im Tennis
gewann Gottfried von Cramm das Herren=Einzel nach
ſpannen=
dem Fünfſatzkampf gegen Kuhlmann (Berlin) 5:7, 6:3, 6:0, 0:6, 6:2
Im Damen=Einzel ſiegte Frl. Heuer (Köln) über Luzemann
(Köln) 5:7, 7:5, 6:4.
Das Hockey=Endſpiel
brachte einen erbitterten Kampf zwiſchen den Univerſitäten von
Bonn und Berlin, den die Rheinländer nach Spielverlängerung
ſchließlich mit 5:4 Treffern gewannen.
Handball=Meiſter
wuirde die Univerſität Berlin nach einem 8:5(6:1)=Sieg über die
Techniſche Hochſchule Hannover.
Die Leichtathletik=Ergebniſſe.
Studenten: 100 Meter: 1. Eldracher (Frankfurt), 10.9
Sek.; 2. Körnig (Greifswald), 11 Sek.; 3. Nathan (Leipzig),
11,1 Sek. 400 Meter: 1. Göricke (Erlangen), 50,2 Sck.;
Herich (Hamburg), 51 Sek.; 3. Brodmann (München), 51,2
Sek. 800 Meter: Müller (Berlin), 1:56,6 Min.;
1. Schwerdtfeger (Berlin), 1:56,8 Min.; 3. Güting (Leipzig),
:57 Min. 1500 Meter: 1. Schilgen (Darmſtadt), 4:06,4
„Min.; 2. Sujatta (Berlin), 4:08,2 Min. 5000 Meter:
Schilgen (Darmſtadt), 15:44,1 Min.; 2. Schauffele (Dresden),
15-14 Min.; 3. Eltze (Braunſchweig), 16:23,4 Min. 110 Meter
9ürden: 1. Steinhardt (Münſter), 15,8 Sek.; 2. Erbs (Berlin),
16 Sek.; 3. Ladewig (Berlin), 4 mal 100 Meter für kleine
Hochſchulen: 1. Techniſche Hochſchule Breslau, 45,4 Sek.; 2.
Land=
wirtſchſaftliche. Hochſchule Berlin, 46 Sek.; 3. Bergakademie
Clausthal, 47,8 Sek.; für große Hochſchulen: 1. Univerſität
Frankfurt, 42,2 Sek.; 2. Univerſität Berlin, 42,8 Sek.; 3.
Uni=
verſität Köln, 43,8 Sek. 4 mal 400 Meter: 1. Univerſität
Berlin, 3:25,2 Min.; 2. Univerſität Kiel, 3:26,4 Min.; 3.
Univer=
ſität Leipzig, 3:30 Min. 3 mal 1000 Meter: 1.
Univer=
ſität Berlin, 7:53,2 Min; 2. Techniſche Hochſchule
Charlotten=
burg, 7:56 Min. Zehnkampf: 1. Stecheneſſer (Münſter),
472 Punkte; 2 Marquardt (Königsberg), 429 Punkte; 3. Schreher
(Leipzig), 417 Punkte. Stabhochſprung: 1. Stecheneſſer
(Münſter), 3,50 Meter; 2. Kunz (Berlin), 3,30 Meter: 3. Böhm
(Königsberg), 3,30 Meter. Diskuswerfen: 1. Riedl (
Han=
nober), 43,13 Meter; 2. Siewert (Halle), 40,51 Meter; 3. Voigt
(Berlin), 33,61 Meter. Speerwerfen: 1. Molles (
Königs=
berg), 64,82 Meter (neuer deutſcher Rekord), 2. Weimann (
Leip=
zig), 63,55 Meter: 3. Schnackertz (Köln), 61,27 Meter.
Kugel=
ſtoßen: 1. Weiß (Verlin), 13,51 Meter: 2. Schäfer (Gießen),
13,35 Meier; 3. Siewect (Halle), 13,28 Meter. Weitſprung;
1. Meier (Berlin), 7.16 Meter: 2. Schreyer (Leipzig), 6,71 Meter;
3. Gehrle (Berlin), 6,69 Meter.
Studentinnen: 109 Meter: 1. Freytag (Jena), 13 Sek.;
2. Schleßmann (Hamburg), 13,3 Sek. 4 mal 100 Meter:
1. Uiniyerſitär Verlin, 54 Sek.; 2. Univerſität Hamburg,
Bruſt=
breite zurück; 3. Univerſität Köln, 54,4 Sek.
Die Erfolge des Sporkvereins Darmſtadk auf dem
Jugendſporkfeſt der Einkracht.
Das Jugendſportfeſt der Eintracht brachte bei herrlichem
Wetter in allen Klaſſen teilweiſe ſehr gute Leiſtungen. Leider
fand aber auch dieſe Jugendveranſtaltung beim Publikum keinen
Anklang. Die nahezu 300 Meldungen wurden faſt alle
eingehal=
ten, ſo daß die einzelnen Konkurrenzen auch gut und zahlreich
beſetzt waren.
Der Sportterein Darmſtadt entſandte diesmal nur zwei
jugendliche Leichtathleten, Appel und Münz. Im 1500=Meter=
Lauf Jugend A wurde Appel von 24 Teilnehmern Sechſter.
Be=
ſonders erfolgreich war in der Klaſſe B Münz: im Dreikampf,
beſtehend aus 100=Meter=Lauf, Weitſprung und Kugelſtoßen,
wurde er erſter Sieger mit 127 Punkten; im 100=Meter=Lauf
wurde er Zweiter in 12,1 Sekunden, hinter Göhdel (M. T. G.
Mannheim) 11,9 Sek., der Zeit, die Münz im Zwiſchenlauf
er=
zielte. Sehr gut waren die Leiſtungen im Kugelſtoßen, wo Münz
mit 11,67 Metern Zweiter wurde (Erſter: 11,90 Meter).
Leiſtun=
gen, die beſonders zu beachten ſind, waren in der Klaſſe A der
Kugelſtoß von Leuchs (1880 Frankfurt a. M.) über 14 Meter, der
Weitſprung von Haſſinger (Eintracht) von 6,22 Metern, die Zeit
des 100=Meter=Laufes, den Zankl (Eintracht) in 11,2 Sekunden
gewann, der Hochſprung von Hörnig (M. T. G. Mannheim) von
1,65 Metern und in Klaſſe B die 11,9 Sek. des 100=Meter=Siegers
und die Kugelſtoßergebniſſe der beiden Erſten, 11,90 bzw. 11,67
Meter! Nicht vergeſſen ſei vor allem auch die Zeit von Wölfel
(Fechenheim), der im 1500=Meter=Lauf Klaſſe A in der guten
Zeit von 4:23,5 Minuten überlegen ſiegte. Eine Ueberraſchung
brachte die 10X100=Meter=Staffel, die M. T. G. Mannheim ſicher
vor der Eintracht=A=Mannſchaft, dem Favorit, gewann. **
Aalionales Sporkfeft in Hannover.
Paulus wirft den Diskus 45,61 Meter.
Das nationale Sportfeſt von Hannover 97 brachte bei gutem
Wetter zwar zum Teil ausgezeichnete Leiſtungen, fand aber beim
Publikum nur ein ungenügendes Intereſſe, da gleichzeitig in
Hannover auch noch einige andere ſportliche Veranſdaltungen
ausgetragen wurden. Die Kämpfe verliefen durchweg recht
ſpannend. Mit einer ſchönen Leiſtung von 45,61 Metern wartete
Paulus (Wetzlar) im Diskuswerfen auf. Jonath gewann die
100 Meter in Abwveſenheit des norddeutſchen Meiſters Schmal
leicht in 10,9 Sekunden. — Die Ergebniſſe:
100 Meter: 1. Jonath=Hannover 10,9 Sek.; 2. Renders=
Celle. — 200 Meter: 1. Renders=Celle 22,6 Sek.: 2.
Weſter=
mann=Hannover 22,6 Sek.; 3. Freund=Kaſſel. — 400 Meter:
1. Schaurig=Kaſſel 51,2 Sek.; 2. Richter=Hannover 53,1 Sek. —
800 Meter: 1. Schlemmer=Pobizei Hamburg 2:01,3 Min.; 2.
Stein=Pyrmont 2:04 Min. — Diskuswerfen: 1. Paulus
(Wetzlar) 45,61 Meter. — Olympiſche Staffel: 1.
Hanno=
ver 78 3,40 Min., 2. Pol. Hamburg 3:42 Min. — 4mal 100
Meter: 1. Hannover 78 43,6 Sek., 2. Hannover 96. —
Weit=
ſprung: 1. Hübenthal (Hannoper) 6,48 Meter; 2. Schmücker
(Hambura) 6.32 Meter.
Rudern.
Miikelrheiniſche Ruder=Regatta in Bingen.
Der erſte Tag.
Bei wechſelnden heftigen Windverhältniſſen wurden die
Ren=
nen des erſten Regattatages der 17. Mittelrheiniſchen Regatta
(zugleich 4. Niederwald=Regatta) auf der ſchön gelegenen 2000
Meterbahn auf dem Rhein durchgeführt. Von den 30 gemeldeten
Vereinen hatten Wormſer R. V. und R.V. Bad Ems ihre
Mel=
dungen zurückgezogen. Der Tag brachte ſehr intereſſante Kämpfe.
Den Gaſt=Vierer konnte die Hummel=Mannſchaft von
Sachſen=
hauſen (Verteidiger des Preiſes) an ſich bringen. Im
Mittel=
rhein=Achter kam es nicht zum erwarteten Kampf zwiſchen Kölner
Waſſerſport und Mainz=Kaſtel, da die Mainzer wegen
Steuer=
defekts das Rennen aufgeben mußten.
Die Ergebniſſe.
Junior=Vierer: 1. Frankfurter R.V. 6.23,2. 2. Naſſovia=Höchſt
6.27. 3. R.V. Rüſſelsheim 6.41,4.
2. Jungmann=Vierer: 1. Waſſerſport Beuel 6.28,8. 2.
Freiwein=
heim=Ingelheim 6.33,4. 3. Rhenania=Bingen 6.42,5.
3. Gaſt=Vierer: 1. Sachſenhauſen 6.07. 2. Mainz=Kaſtel 6.11,1.
3. Kölner Waſſerſport 6.16,2.
4. Jungmann=Achter: 1. Kölner Waſſerſport 5.57. 2. Mainzer
R. V. 6.04,7. 3. Binger R. G. 6.07,2.
5. Dritter Vierer: 1. Neuwieder R.G. 6.09,2. 2. Kölner R. G.
6.10,4. 3. Rhenania Koblenz 6.12,8.
6. Doppelzweier: 1. Zahr=Roth (Rhenania=Koblenz) 6.12. 2.
G. Arenz=L. Arenz (Waſſerſport Godesberg) 6.14,2.
7. Königs=Vierer: 1. Mainz=Kaſtel 6.15,8. 2. Kölner Waſſerſport
aufgegeben.
8. Anfänger=Vierer: 1. Rheingauer R.V. Geiſenheim 6.39,8. 2.
Waſſerſport St. Goar 6.46,4.
9. Zweiter=Einer 1. Dimpfl=Frankfurter R. V. 4.06. 2. Threß=
Kreuznacher R. V. 4.08.
10. Leichtgewichts=Vierer: 1. Kölner R.G. 6.50. 2. Rhenania=
Koblenz 6.55,8. 3. R. G. Speher 7.02,4.
11. Mittelrhein=Achter: 1. Kölner Waſſerſport 6.08. 2. Mainz=
Kaſtel aufgegeben.
Der zweite Tag.
Am zweiten Tag der Mittelrheiniſchen Ruderregatta vor
Bingen mußten drei Rennen ausfallen. Leichter Mitwind
be=
einflußte bei ſonſt gutem Wetter die Rennen etwas, die
Regatta=
bahn erwies ſich im übrigen als recht geeignet. Sportlich ſtand
der Tag auf befriedigendem Niveau, mna ſah ſehr ſchöne
Leiſtun=
gen. Mainz=Kaſtel holte ſich den Vierer ohne Steuermann und
den Erſten Achter, Sachſenhauſen gewann nach ſchönem Rennen
den Zweiten Vierer.
Die Ergebniſſe.
Zweiter Jungmann=Vierer: 1. Binger R.G. 6.16,8 Min. 2.
Köl=
ner R.G. 6.21,8 Min. 3. R.G. Speyer 6.29,7 Min.
Zeite 7
B.=Vierer: 1. Preußen Köln 6.18 Min. 2. Koblenzer R. Geſ. 6.20,4
Min. 3. Waſſerſport Beuel 6.23 Min.
Junior=Achter: 1. Kölner Cl.f.W. 5.41,6 Min. 2. W. S. V.
Godes=
berg 5.46,2 Min. 3. R.V. Rüſſelsheim 5.47,6 Min.
Vierer ohne Steuermann: 1. Mainz=Kaſtel 6.03,8 Min. 2. Kölner
Cl.f. W. 6.07,2 Min.
Carmen=Sylvia=Einer: 1. Arenz (Godesberg) 6.57,6 Min. 2.
Hartrath (Binger R. Geſ.) 7.02,5 Min.
Zweiter Vierer: 1. R.Geſ. Sachſenhauſen 6.10 Min. 2. Mainz=
Kaſtel 6.18,2 Min. 3. Kölner Cl.f.W. 6.18,8 Min.
Erſter Jungmann=Vierer: 1. Kölner R.Geſ. 6.17,8 Min. 2.
Kölner Cl.f. W. 6.25,5 Min.
Zweiter Achter: 1. Rhenania Koblenz 5.38,4 Min. 2. Frankfurter
R. V. 5.42,3 Min. 3. W. S.V. Godesberg 5.42,6 Min.
Ermunterungs=Vierer: 1. Naſſovia Höchſt 6.16,6 Min. 2. Binger
R. Geſ. 6.24,8 Min. 3. Mainzer R. Geſ. 6.32,6 Min.
Erſter Achter 1. Mainz=Kaſtel 5.41,8 Min. 2. Kölner Cl.f.W.
5.44,4 Min.
Oleander kankerk im Großen Preis von Betlin.
Die Franzoſen im Hürdenrennen geſchlagen.
Erſt zum zweiten Male veranſtalteten die Berliner
Renn=
vereine eine Internationale Woche nach dem Vorbild von
Baden=Baden, und ſchon iſt ein beträchtlicher Erfolg zu
verzeich=
nen, ein Erfolg hinſichtlich der Beteiligung ausländiſcher Pferde.
Seit Tagen ſchon beherbergen die Hoppegartner und
Karls=
horſter Ställe zahlreiche Vollblüter fremder Staaten, vor allem
aus Frankreich, aber auch aus Oeſterreich, Ungarn, England und
die Tſchechoſlowakei ſind vertreten. Dabei iſt noch weiterer
Zu=
zug zu erwarten. Die vier Renntage der Woche bringen
aus=
nahmslos ſportliche Delikateſſen. Ein neuer Maßſtab für den
Standard der deutſchen Zucht dürfte gefunden werden. Die
ſportlichen Beziehungen aller beteiligten Länder erfahren hier
eine engere Bindung und tieferes Verſtehen. Der Auftakt am
Sonntag überraſchte mit einem alles übertreffenden, die
Er=
wartungen weit in den Schatten ſtellenden Publikumserfolg.
Die vornehme Grunnewaldbahn war pechſchwarz von Menſchen.
Von den Tribünen herunter bot ſich ein ſelten farbenfrohes,
phantaſtiſches Bild. Rings um das Geläuf ſtauten ſich die
Menſchenmaſſen. Inmitten der Anlage ſah man das wegen
der Radmeiſterſchaften ebenfalls dicht gefüllte Stadion. Lang
iſt die Liſte der Prominenten, die ſich am Führ=Ring und in den
Logen Stelldichein gaben. Das ſportliche Ereignis des Tages
war der Große Preis von Berlin, das leider nur Inländern
offene wertvollſte Rennen der Reichshauptſtadt. Hier trat der
ausgezeichnete Oleander an, gegen den ſich nur Serapis,
Im=
preſſioniſt und als einziger Dreijähriger der die zweiten Farben
des Stalles Oppenheim tragende Avanti herauswagten. War
hier kaum eine Senſation zu erwarten, ſo wuchs das Intereſſe
an dieſem Rennen durch den Ritt Joe Childs, dem einſtigen
Jockey des Stalles Weinberg. Der lange Engländer, den man
wegen Vargas Erkrankung für Oleander verpflichtet hatte und
der den Hengſt auch in ſeinem engliſchen Engagement ſteuern
twird, machte ſich bereits in ſeinem erſten Rennen, in dem er
Baiſe zum Siege ſteuerte, mit der Bahn vertraut. Auf
Olean=
der hatte er dann in der 70 000=Mark=Prüfung nichts mehr zu
tun. Vom 2600=Meter=Start ab hielt ſich Oleander im
Fahr=
waſſer des führenden Avanti. In der Geraden ſtand Oleanders
1eberlegenheit ſofort feſt, er kanterte überlegen nach Hauſe,
wäh=
rend Avanti nach Gegenwehr von Impreſſioniſt paſſiert wurde.
Einen großen Triumph für die deutſche Zucht brachte dann das
mit 39000 Mark ausgeſtattete Internationale Hürdenrennen,
wo der doppelt vertretene franzöſiſche Stall Veil=Pixard
an=
ſcheinend vor den beſten Ausſichten ſtand. Den Franzoſen
er=
tuchſen in Marcellus und Heluan ſchließlich Gegner, die Lafleur
unter ſeinem hohen Gewicht nicht ſchlagen konnte. Heluan führte
vom Start weg in langſamer Fahrt. Im Hintertreffen lagen
die verbündeten Fcanzoſen Lafleur und Le Bouif, das Feld war
ſonſt dicht geſchloſſen. An den Tribünen vorbei führte Heluan
vor Marcellus Novillero und Anton ſowie den beiden
auf=
rückenden Franzoſen. Auf der Gegenſeite hatte Heluan knapp
das Kommande, der Reſt kam hier ſchon nicht mehr in Betracht.
Kopf an Kopf bogen Heluan und Lafleur in die Gerade vor Le
Bouif und Marcellus. An der letzten Hürde ging Le Bouif
Kopf über, Lafleur konnte mit Heluan nicht mehr gleichen Schritt
halten, dagegen wurde jetzt Marcellus von Jockey Pinter
vor=
geworſen, der zum Schluß leicht cegen Heluan gewann.
1. Dalberg=Rennen, 4100 Mark, 1600 Meter: 1. Frhr. S.
A. v. Oppenheims Baiſer (Childs), 2. Terquinia, 3. Gemma;
ferner Herzkönigin, Lebensretter, Gallina. Tot.: 28: Pl.: 13,
16:10. 1½—2 Lg.
2. Anſchluß=Rennen, 4100 Mark, 1000 Meter: 1. Haupigeſtüt
Altefelds Charitas (Huguenin), 2. Windsbraut, 3. Putz; ferner
Elpi, Mola, Donau, Bentheim, Florett, Oliva, Krcon,
Haupt=
manns Schweſter, Fatinitza, Tamula. Tot.: 35, Pl.: 17, 34,
20—10. 2½—1½ Lg.
3. Wind=Rennen, 13 500 Mark, 2000 Meter: 1. A. u. C. v.
Weinbergs Faro (O. Schmidt), 2. Sterneck, 3. Avec Dieux;
fer=
ner Cſampas, L’Exarque, Vardar, Gutenberg, Tarnſchild, Scipio,
Prince de Conde. Tot.: 109, Pl: 32, 29, 35:10. 2½—2 Lg.
4. Großer Preis von Berlin, 70 000 Mark, 2600 Meter:
1. Frhr. S. A. v. Oppenheims Oleander (Childs), 2.
Impreſſio=
niſt, 3. Avanti; ferner Serapis. Tot.: 11, Pl.: 11, 13:10. 8—2 Lg.
5. Internationales Hürdenrennen, Ehrenpreis und 300001
Mark, 3500 Meter: 1. Gebr. Röslers Marcellus (Pinter),
2. Heluan, 3. Lafleur; ferner Le Bouif, Alan, Novillero,
Mouken=
tuſh, Turmalin, Fu, Anton, Amarant. Tot.: 103, 11, 17, 12,
20—10. 2—1 Lg.
6. Tuki=Rennen, 5500 Mark, 1200 Meter: 1. Strona (
Vin=
zenz), 2. Amalfi, 3. Osram; ferner Kriegsſpiel. Tot.: 21, 11, 12,
14—10. 1—½ Lg.
7. Orelio=Rennen, 5500 Mark, 1400 Meter: 1. Cte. P. de
Jumilhaes Grapilon (Vincent); ferner Fernländer, Red
Dragon, Reichstag, Kurmärker, Arioviſt, Eminenz, Milthiades,
Wendelin. Tot.: 307, Pl. 56, 17, 24:10. Kopf—½ Lg.
Preis der Rakionen in Luzern.
Die Deutſchen auf den Plätzen.
Am vorletzten Tag des Internationalen Reitturniers in
Luzern gelangte der wertvolle Cup der Schweiz, der ehemalige
Preis der Nationen, zur Entſcheidung. In dieſem ſchweren
Jagdſpringen mit Mannſchaftswertung hatte jedes teilnehmende
Land drei Reiter zu ſtellen. Jeder Reiter hatte den Pacours
zweimal zu abſolvieren. Den Sieg trug die Mannſchaft der
Schweiz, beſtehend aus Major Kuhn auf Falaiſe, Hauptmann
de Muralt auf Notas und Oberleutnant Gemuſeus auf Lucette
davon. Beim erſten Ritt zogen ſich die Schweizer zehn Fehler
zu, beim zweiten kamen ſie mit vier Fehlern davon. Bei
ins=
geſamt 14 Fehlern gewannen ſie leicht gegen die Italiener, die
um 26 Fehler nicht herumkamen. Die deutſche Mannſchaft,
be=
ſtehend aus Graf Görtz auf Harras, Graf W. Hohenau auf
Falk=
ner und H. Körfer auf Baron 3, mußten ſich mit 34½ Fehlern
mit dem dritten Platz begnügen. Beim erſten Ritt waren den
Deutſchen 14½, beim zweiten 20 Fehler unterlaufen. Die
hol=
ländiſche Mannſchaft gab bald auf, als ſie bereits mit 23 Fehlern
im Hintertreffen lag.
Die Länderkämpfe Weſtdeutſchland-Holland in der
Leicht=
athletik endeten bei den Männern 71:41 für Weſtdeutſchland, bei
den Frauen 45.5:40.5 für Holland.
Das Frankfurter Sechstagerennen wurde vom V. D.R. genehmigt
und wird vom 31. Januar bis 5. Februar 1930 ſtattfinden.
Seite 8
Montag, den 15. Juli 1929
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