Kinzelnummer 10 Menaigt
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Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 191
Freitag, den 12. Juli 1929.
192. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfz.
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jede Verpſlichtung auf Erfällung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichticher Beitreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Ronente dor der rangeſtſchen Kammner.
Beginn der Ausſprache über die
Ralifizierung der Schuldenabkommen.
EP. Paris, 11. Juli.
Die Kammer trat heute in die Debatte über die Ratifizierung
der Schuldenabkommen ein. Die politiſche Hochſpannung der
letzten Tage und die Ankündigung des Miniſterpräſidenten
Poin=
caré, mit einer großen Rede die noch im Parlament vorhandenen
Widerſtände ausräumen zu wollen, haben auch heute den an
großen Tagen üblichen Andrang im Sitzungsſaal und auf den
Publikumstribünen hervorgerufen.
Poincaré, der unmittelbar nach Eröffnung der Sitzung die
Rednertribüne beſtieg, leitete ſeine Ausführungen mit der
Er=
klärung ein, daß er die feſte Abſicht habe, die geſamten für die
Zukunft Frankreichs entſcheidenden Fragen, darunter auch die
Schuldenratifizierung, zu behandeln. Er hoffe dies im
Einver=
nehmen mit dem Parlament tun zu können. — In einem langen
Ueberblick auf die letzten Jahre ſuchte Poincars den Nachweis zu
führen, daß er ſich nicht zu der ſchweren Verantwortung
ge=
drängt habe, die heute auf ihm laſte. Er bedauere die
Meinungs=
verſchiedenheiten, die zwiſchen ihm und gewiſſen bedeutenden
Per=
ſönlichkeiten ſowie den ehemaligen Kriegsteilnehmern beſtänden,
aber er hoffe ſie davon überzeugen zu können, daß ſeine Abſicht
die richtige ſei. Es handle ſich gegenwärtig nur um die
Rati=
fizierung der Abkommen, nicht aber um eine Anerkennung der
Schuld ſelbſt, denn dieſe ſei längſt anerkannt und ratifiziert
worden. Jeder Verſuch Frankreichs, beſſere Bedingungen zu
er=
zielen, ſei von vornherein zum Fehlſchlag verurteilt. Erſt kürzlich
habe England mitgeteilt, daß eine Abänderung des Caillaux=
Churchill=Abkommens nur Nachteile für Frankreich bringen
würde. Falls Frankreich ſeine Schulden nicht bezahle, könnten
die Gläubiger die in ihrem Beſitz befindlichen Bonds auf den
Markt werfen.
Zum erſtenmal habe die Expertiſe des Young=Komitees
einen tatſächlichen Zuſammenhang zwiſchen den Schulden und
den Reparationen hergeſtellt. Er hoffe, daß der Young=Plan von
allen Ländern angenommen werde. Aber wenn Frankreich die
Hardelsſchuld ohne Ratifizierung bezahle, ſetze es ſich
Reklama=
tionen von England aus, und auch Deutſchland würde
Schwie=
rigkeiten machen und erklären, daß Frankreich nicht ratifiziert
habe. Frankreich habe von Deutſchland gefordert, daß es ſich
durch den Young=Plan auf 60 Jahre hinaus feſtlege. Aber es
habe ſich ſeinerſeits für die gleiche Zeit verpflichten müſſen. Falls
Frankreich heute nicht ratifiziere, werde Deutſchland gleichfalls
die Annahme des Young=Planes ablehnen.
Poincaré bekämpfte dann die radikale Theſe, die die
An=
nahme der Vorbehalte in den Ratifizierungstext fordert. Die
Stellung Frankreichs werde nicht geſchwächt, wenn die Vorbehalte
von dem Ratifizierungsgeſetz getrennt ſeien. Man dürfe die
Schuldenratifi=ierung nicht unter den Trümmern des Kabinetts
erſticken. Die franzöſiſche Regierung würde bei der bevorſtehenden
Regierungskonferenz ſich in einer ſchlechten Lage befinden, wenn
die Schuldenabkommen nicht ratifiziert ſeien.
Die weiteren Ausführungen Poincarés gliederten ſich in drei
Teile. Er behandelte zunächſt die Schuldenabkommen mit
den Vereinigten Staaten und mit England, dann das
Repa=
rationsproblem und den Young=Plan. Im Verlaufe
eines hiſtoriſchen Rückblicks über die Entſtehung der
amerikani=
ſchen Schuld machte der Miniſterpräſident die intereſſante
Mit=
teilung, daß die Lage Frankreichs im Jahre 1917
außerordent=
lich kritiſch geweſen ſei. Der Augenblick ſei nahe geweſen, in dem
die Beſchaffung des erforderlichen Kriegsmaterials unmöglich
geworden wäre. In dieſem Augenblick ſeien die Vereinigten
Staaten in den Krieg eingetreten und hätten Frankreich durch
die Eröffnung von Krediten gerettet.
Der Sozialiſt Vincent=Auriol machte in einem Zwiſchenruf
der Regierung den Vorwurf, ſie habe eine Beſetzungspolitik
ein=
geſchlagen, anſtatt Propaganda für eine gerechte Verteilung der gendes Communique ausgegeben: Botſchafter von Hoeſch hatte
Laſten zu machen. Poincaré beantwortete den Zwiſchenruf mit
der Erklärung, daß die franzöſiſche Regierung
nie=
mals Forderungen auf das linke Rheinufer
er=
hoben habe. Es ſei gefährlich, derartige Legenden in Umlauf
zu ſetzen, da ſie nur dem Intereſſe Frankreichs ſchaden könnten.
Der Miniſterpräſident gab weiterhin eine ausführliche Darlegung
über die Verwendung der Kredite und über die
Rückzahlungs=
modalitäten, die die Vereinigten Staaten von den alliierten
Schuldnern gefordert hätten. Die Amerikaner hatten ſich niemals
zu einer Katitalreduktion bereitgefunden, ſondern nur einen
Zinsnachlaß gewähren wollen. Vor Abſchluß des Mellon=
Béren=
ger=Abkommens, d. h. am 29. April 1926 hätten die franzöſiſchen
Schulden gegenüber den Vereinigten Staaten insgeſamt 4353
Millionen Dollar betragen. Durch das Abkommen und die damit
verbundene Zinsermäßigung ſei dieſer Betrag auf 4025 Millionen
Dollar herabgeſetzi worden, zahlbar in 62 Anniutäten.
Gleich=
zcitig ſei der Zinsfuß von 5 auf 2 Prozent ermäßigt worden.
Dies komme einer Neduzierung der Geſamtſchuld um 52 Prozent
gleich. Alle dieſe Vorteile hätten die Gegner der Ratifizierung
nicht zu entwaffnen vermocht. Dieſe beklagten ſich darüber, daß
eine Sicherheitsklauſel in dem Abkommen fehle. Der damalige
franzöſiſche Botſchafter Berenger habe aber bei den
Verhand=
lngen alle Vorbehalte für den Fall, daß Deutſchland ſeine
Zah=
lringen einſtelle, formuliert.
Darauf wird die Sitzung auf morgen vormittag zur
Wei=
terführung der Erklärungen des Miniſterpräſidenten vertagt.
Die ganze Sitzung verlief außerordentlich ruhig und ohne
jeden Zwiſchenfall, da die anweſenden Abgeordneten offenbar
für das tcchniſche Expoſé des Miniſterpräſidenten und die damit
verbundene Verleſung diplomatiſcher Dokumente kein allzu großes
Aniereſſe aufzubringen vermochten.
*
Das franzöſiſch=engliſche Duell.
Der Notenkrieg zwiſchen London und Paris hat noch immer
kein Ende gefunden. Auch auf den letzten deutſchen Vorſchlag
liegt bis zur Stunde in Berlin eine Antwort noch nicht vor.
Wenn man ſich auch über den Beginn der Konferenz einig
ge=
worden iſt, ſo iſt man von einer Einigung über die anderen
ſtrittigen Punkte weiter denn je entfernt. Die Engländer halten
mit einer Hartnäckigkeit ſondergleichen an London als
Tagungs=
ort feſt, aber auch Poincaré legt die gleiche Zähigkeit an den Tag.
Für ihn kommt es jetzt unter allen Umſtänden darauf an,
Lon=
don auszuſchalten, damit Maedonald nicht in die glückliche Lage
kommt, den Vorſitz zu übernehmen. Wenn die Vorbereitungen
zur großen politiſchen Konferenz in dieſem Tempo weitergehen,
werden wohl noch einige Wochen ins Land gehen, bis die
Dele=
gationen an die Arbeit gehen können.
Ein weiteres Zögern iſt noch durch die Haltung der
Regie=
rung Macdonald eingetreten, die bisher dem Youngplan ihre
grundſätzliche Zuſtimmung nicht erteilt hat, weil ſie namentlich
mit dem Verteilungsſchlüſſel für die deutſchen Zahlungen nicht
einverſtanden iſt. Unter dieſen Umſtänen mußte die
Reparations=
kommiſſion die Ernennung der Mitglieder für die beiden
Vor=
bereitungsausſchüſſe ausſetzen. Deutſchland hat ſeine Mitglieder
längſt benannt, ebenſo die Franzoſen. Im Youngplan iſt aber
ausdrücklich beſtimmt, daß die Ernennung nur erfolgen ſoll, wenn
ſich die Regierungen mit dem Zahlungsplan einverſtanden erklärt
haben.
Die deutſchen Teilnehmer an den
Organiſakions=
ausſchüfſen ernannk.
w. Paris, 11. Juli.
Wie einige Morgenblätter berichten, hat Miniſterialdirektor
Dr. Ruppel der Reparationskonferenz bereits die Namen der
deutſchen Delegation bekannt gegeben, die an den in Anhang V
des Youngplanes vorgeſehenen Organiſationsausſchüſſen
teil=
nehmen ſollen. Die Reparationskonferenz ihrerſeits habe aber
die notwendigen Ernennungen noch nicht vollziehen können, da
die britſche Regierung bis jetzt ihrem Vertreter in der
Repara=
tionskommiſſion keine Namen mitgeteilt habe. Das Ausbleiben
dieſer Inſtruktion wird von dem nationaliſtiſchen „Echo de
Paris”, das ſich in den letzten Tagen durch beſonders ſtarke
Englandfeindlichkeit gegen die jetzige Regierung auszeichnete,
wie folgt gedeutet: Die engliſche Regierung iſt nicht geneigt, den
Youngplan in ſeiner gegenwärtigen Form anzunehmen und will
deshalb nicht an ſeiner Inkraftſetzung helfen. Sie will zunächſt
einmal abwarten, ob er auf der bevorſtehenden internationalen
Konferenz abgeändert werden kann.
die franzöſiſche Delegalion für die Regierungs=
konferenz.
w. Paris, 11. Juli.
Die franzöſiſche Delegation für die Regierungskonferenz
wird, dem „Temps” zufolge, beſtehen aus Miniſterpräſident
Poincaré, Außenminiſter. Briand, Finanzminiſter Chéron und
dem Gouverneur der Bank von Frankreich, Moreau ſowie dem
Generalſekretär des Außenminiſteriums, Philippe Berthelot.
Wie der „Temps” weiter berichtet, ſoll die Stadtbehörde von
Montreux geſtern bei den intereſſierten Regierungen angeregt
haben, die Regierungskonferenz in Montreux abzuhalten.
Eine Erklärung v. Hoeſchs.
w. Paris, 11. Juli.
Botſchafter v. Hoeſch hat an die deutſchen Preſſevertreter
fol=
geſtern abend und heute morgen weitere Unterredungen mit dem
Generalſekretär des franzöſiſchen Außenminiſteriums Philippe
Berthelot. bzw. mit dem Außenminiſter Briand. Die
Unterre=
dung diente der Fortführung der Ausſprache über die mit der
organiſatoriſchen Vorbereitung der Regierungskonferenz
zuſam=
menhängenden Fragen.
* Die Angbhängigkeik der Reichsbahn.
Keine Parlamentarier
als Berwalkungsraksmitglieder.
In parlamentariſchen Kreiſen geht ſeit einiger Zeit das
Ge=
rücht um, daß auf der Pariſer Reparationskonferenz
Verein=
barungen über die Verwaltung der Reichsbahn getroffen ſein
ſollen, die ſich namentlich darauf beziehen, daß Parlamentarier
nicht in den Verwaltungsrat hinein dürfen. Dieſe Gerüchte
kön=
nen beſtätigt werden. Es iſt während der Pariſer Verhandlungen
von ſeiten der Gläubigermächte eine ſchriftliche Erklärung über
die Unabhängigkeit der Reichsbahn verlangt worden, die auch von
der deutſchen Delegation in Uebereinſtimmung mit der
Reichs=
bahn und der Reichsregierung gegeben wurde. Danach hat ſich
Deutſchland verpflichtet, Parlamentarier aus der Verwaltung
der Reichsbahn auszuſchalten. Gegen dieſe Feſtlegung iſt an ſich
nichts einzuwenden, wenn ſie auch den deutſchen Delegierten und
der Reichsregierung nicht gerade angenehm war. Es iſt aber
ganz ſelbſtverſtändlich, daß die Reichsbahn auch in Zukunft ein
unabhängiges Unternehmen bleiben muß und daß
Parlamen=
tarier auf ſie keinen Einfluß gewinnen dürfen.
neut Bantanfoigen.
Von unſerem +=Korreſpondenten.
Rom, im Juli 1929.
Immer wenn es in Rom etwas ſtiller iſt, wenn dort nicht
über große außenpolitiſche Pläne geſprochen wird, kann man
an=
nehmen, daß irgendetwas im Balkan nicht in Ordnung iſt.
Seit=
dem die offizielle Freundſchaft zwiſchen Italien und Jugoſlawien
nicht mehr in einem Freundſchaftsvertrag erneuert worden iſt,
hatte nach einer relativ kurzen Preſſekampagne die italieniſche
„öffentliche Meinung” ſich wieder mehr in ihren Urteilen über
Serbien zurückgehalten. Man ſchrie und zeterte in Rom über
die böſen nördlichen Nachbarn nur ſo lange, als die Luft rein
ſchien, unmittelbar nach dem ſerbiſchen Umſchwung. Dann wurde
es im italieniſchen Blätterwald um ſo ſtiller, je mehr es in den
Grenzwäldern zwiſchen Serbien und Bulgarien von Schüſſen
hallte.
Es gilt als ſicher, daß in den letzten Jahren viel italieniſches
Gold in Bulgarien wirkte, um die mazedoniſchen Leidenſchaften
und den Kampf gegen den Friedensſchluß von Neuilly zu ſchüren.
Denn wenn Italien an ſich auch gar kein Intereſſe daran hat,
daß der Frieden der Entente mit Bulgarien irgendwie geändert
wird, ſo nimmt es doch regen Anteil daran, daß durch eine
Agi=
tation gegen dieſen Frieden die Verhältniſſe zwiſchen den beiden
Nachbarn Bulgarien und Serbien möglichſt verſchlechtert, und die
franzöſiſchen Bemühungen zu einem Ausgleich hintertrieben
werden. Nachdem durch den Vertrag über Saloniki die
ſerbiſch=
griechiſchen Beziehungen gegen den Wunſch Italiens ſicherer
ge=
worden waren, hatte man auch gewiſſe Beſſerungen zwiſchen
Sofia und Belgrad bemerken können, die der franzöſiſchen Arbeit
und dem Goldfranken zuzuſchreiben waren. Italien geriet
gegen=
über Frankreich auch in Bulgarien vorübergehend in das
Hinter=
treffen, und es ſchien faſt, als ſollte auch in dieſem Balkanwinkel
die muſſoliniſche Politik empfindlich geſchädigt werden.
Nun hat man aber offenbar mit ſtarker Energie verſucht, von
Rom aus das verlorene Terrain wiederzugewinnen, und hat zu
dieſem Zwecke die Streitigkeiten an der ſerbiſch=bulgariſchen
Grenze mit größtem Eifer von neuem genährt. Es iſt nun
glück=
lich ſo weit gekommen, daß der Ausgleich, der durch die
Schaf=
fung einer neutralen Zone zwiſchen den beiden Nachbarn
er=
reicht werden ſollte, wieder auf die lange Bank geſchoben worden
iſt. Daß dabei Italien alles getan hat, was möglich war, iſt
er=
klärlich. Denn eine Befreiung Serbiens vom Druck des militäriſch
zwar ſchwachen, aber durch ſeine Banden doch nicht ungefährlichen
Nachbars würde eine weſentliche Stärkung der Jugoſlawen bei
ihrem Widerſtand gegen Italien bedeuten.
Allerdings kann man diesmal Italien nicht die Hauptſchuld
an dieſen unerquicklichen neuerlichen Störungen der „Ruhe” im
Balkan zumeſſen, weil die Haltung der Jugoſlawen gegenüber
Bulgarien offenbar ebenſo töricht wie provokatoriſch erſcheint.
Die Serben, die ſich eine Zeitlang weniger von Italien bedroht
fühlten, wurden gegen die Bulgaren angriffsluſtiger, denn je. Bei
der Schaffung der neutralen Zone war man ſchon recht weit
vor=
wärts gekommen, nur fehlte nach ſerbiſcher Anſchauung der
ernſt=
hafte Wille auf bulgariſcher Seite für die Erfüllung der
über=
nommenen Beruhigungsaktion. Belgrad warf Sofia vor, daß es
in der ſogenannten neutralen Zone ſeine bulgariſch=mazedoniſchen
Banden nicht im Zaume halte, ſo daß dieſe eine Bedrohung für
die ſerbiſche Sicherheit bedeuteten. Nun darf man aber nicht
ver=
geſſen, daß Bulgarien im Gegenſatz zum waffenſtarrenden
Ser=
bien ähnlich wie Deutſchland eine ganz unzureichende Armee
beſitzt. Was es aber heißt, im Balkan ohne reichliche
Truppenent=
wicklung mazedoniſche Banden an unmöglichen Grenzen
nieder=
zuhalten, das weiß die ſerbiſche Regierung natürlich genau ſo
gut wie die italieniſchen Machthaber. Die italieniſchen Söldner
in Albanien verſtehen es ja ganz gut, mit ihren „
wohlaſſortier=
ten” Waffen in dieſem Teil Mazedoniens, wenn nötig, Ordnung
zu halten. Aber den Bulgaren fehlt die ausreichende
Bewaff=
nung, vermutlich allerdings wohl auch grade bei den
Befehls=
habern in den Grenzdiſtrikten der wirklich gute Wille.
So ſteht Europa wieder einmal vor dem Bilde einer
ernſt=
lichen Gefahr im Balkan, die Italien grade jetzt während der
europäiſchen Auseinanderſetzung um den Young=Plan und
wäh=
rend der Neuorientierung zwiſchen England und Frankreich nur
allzu gut paſſen kann. Bei einem Aufflackern von ernſthaften
Bandenkämpfen zwiſchen Serbien und Bulgarien dürften ſich
die Verhältniſſe dort ſehr weit zuſpitzen. Das kann unten im
Balkan in wenigen Tagen geſchehen, falls man im eigentlichen
Europa über ſeinen Sorgen den Balkan vergißt. Wenn dann
Serbien „zum Schutze ſeines heiligen Bodens” — (wo wäre im
Balkan kein „heiliger Boden”?) — mit Waffengewalt gegen den
„Friedensbrecher” Bulgarien einſchreitet, ſo wird Italien
ſeiner=
ſeits ſofort als der Poliziſt des Balkans auf der Bildfläche
er=
ſcheinen, um „Ruhe” zu ſtiften. Das heißt aber dann weiter
nichts als eine Bedrohung Serbiens.
Die Verhältniſſe von 1914 können ſich wiederholen, nur daß
dann Italien ſeine Strafexpedition gegen das unbequeme
Jugo=
ſlawien unter Verhältniſſen beginnen könnte, die ihm in gewiſſer
Hinſicht einen moraliſchen Rückhalt gegenüber Europa und dem
Völkerbund gewähren würden. Muſſolini kann dann als Schützen
des ſchwachen Bulgariens auftreten, zur Wahrung der
Gerechtig=
keit und der Würde eines angegriffenen Staates, dem die eigenen
Waffen nicht zur Verteidigung gegen den aggreſſiven Nachbar,
ausreichen. Wenn aber Italien eine Poſition einnehmen kann,
bei der es als Ruheſtifter und Schützer des Friedens ſein Geſicht
wahren kann, dann wird aus dem lokalen Brand im Balkan nur
allzu leicht eine ſchwere Belaſtung der europäiſchen Friedenslage
entſtehen.
Es wäre töricht von Muſſolini, wenn er die Lage nicht
aus=
nutzen würde. Nur wenn Italien zum Schutze eines
angegrif=
fenen Balkanſtaates, wie Bulgarien, gegen Jugoſlawien
ein=
ſchreitet, kann es bei gſchickter politiſcher Mache das Odium eines
Friedensſtörers vermeiden und damit endlich ſeine Rache gegen
Frankreich auf dem Umwege über Serbien nehmen. Die Waffen
ſind in Rom bereit, die Pläne bis ins einzelne geſchmiedet, für
inen Feldzug gegen Serbien zum Schutze des „unſchuldigen”
Geite 2
Freitag, den 12. Juli 1929
Nummer 191
Der Rauſchgift-Skandal in Paris.
EP. Paris, 11. Juli.
Bei der von der franzöſiſchen Polizei beſchlagnahmten, an
den afghaniſchen Geſandten in Paris gerichteten
Rauſchgiftſendung handelt es ſich um 250 Kilogramm Heroin im
Werte von fünf Millionen Franken. Der mit der Unterſuchung
beauftragte Kriminalkommiſſar hat geſtern den afghaniſchen
Ge=
ſandtſchaftsattaché Nathan Hein vernommen, der ſeinerzeit bei
der Zollbehörde erſchienen war, um die Auslieferung der vier
Kiſten zu erwirken. Der Attaché erklärte, er habe nur im Auftrag
des inzwiſchen nach Moskau verſetzten Geſandten gehandelt.
Ueber den Inhalt der Kiſten ſei er nicht unterrichtet geweſen.
Die Polizei bemüht ſich, die Zwiſchenhändler, durch die das
Gift in Paris abgeſetzt wurde, zu ermitteln. Sie glaubt einer
weit verzweigten Organiſation auf der Spur zu ſein und rechnet
mit zahlreichen Verhaftungen in der allernächſten Zeit. — Nach
einer Straßburger Meldung entſtammen die an den afghaniſchen
Geſandten gerichteten Kiſten einer unter ſtaatlicher Kontrolle
ſtehenden Fabrik in Mülhauſen, die zur Herſtellung von
Heroin ermächtigt iſt. Die Kiſten waren zur Ausfuhr nach
Af=
ghaniſtan beſtimmt. Man will wiſſen, daß vor kurzem ſchon ein
Beamter der ägyptiſchen Regierung nach Mülhauſen gekommen
ſei, da mit den Produkten der ſtaatlichen Fabrik auch in Kairo
ein heimlicher Handel getrieben worden ſein ſoll.
Clynes verkündet die Ablehnung des
Einreiſe=
geſuches Trotzkis.
EP. London, 11. Juli.
Die Ablehnung des Einreiſegeſuchs Trotzkis wurde heute im
Unterhaus durch den Innenminiſter Clynes formell bekannt
ge=
geben. Die Mitteilung Clynes' wurde von den Konſervativen
mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Auf ſeiten der
Arbeiter=
partei billigt man die Maßnahmen des Kabinetts anſcheinend
nicht, wie eine Anfrage des ſozialiſtiſchen Abgeordneten
Wedg=
wood bewies. Wedgwood bragte, ob dem Innenminiſterium nicht
bekannt ſei, daß Garibaldi, Maſſini und Karl Marx nach
Eng=
land kommen durften. Dieſe Anfrage Wedgwoods wurde im
Hauſe mit einiger Entrüſtung aufgenommen. Clynes weigerte
ſich, eine Antwort hierauf zu erteilen, worauf zur Tagesordnung
übergegangen wurde,
Ein provozierendes Plakak auf der Milikärausſtellung
in Tabor.
w. Prag, 11. Juli.
Die vom Miniſterium für nationale Verteidigung
veran=
ſtaltete tſchechiſche Armee=Ausſtellung in Tabor in Südböhmen
enthält u. a. an einer am meiſten ſichtbaren Stelle ein großes
Plakat, auf welchem ein tſchechiſcher Legionär abgebildet
iſt, der im Begriff ſteht, einen reichsdeutſchen Soldaten
niederzuſchlagen. Die Aufſchrift des Plakates lautet:
„Vorwärts gegen den Mörder und für die tſchechoſlowabiſche
Demokratie!‟ Die ſudetendeutſche Preſſe nimmt Anſtoß an der
Anbringung dieſes Plabates, das eine aufreizende Wirkung
aus=
übt und geeignet iſt, die Beziehungen zwiſchen den beiden
Staa=
ten erneut zu trüben. Sie erinnert daran, daß Deutſchland der
tſchechoſlowakiſchen Demokratie niemals Schwierigkeiden bereitet
habe. Die „Bohemia” ſchreibt: Durch die auffallende Anbringung
dieſes Plakats ſoll wohl auch ſymboliſch angedeutet werden, gegen
wen in erſter Linie die zur Schau geſtellten Kriegsmaterialien
angewandt werden ſollen.
Die neue ſpaniſche Berfaſſung.
EP. Madrid, 11. Juli.
Die in der Nationalverſammlung von Primo de Rivera
eingebrachte Verfaſſung beſteht aus 104 Artikeln. Die wichtigſten
von ihnen ſind die, die ſich mit der Volksvertretung beſchäftigen.
Der Entwurf der neuen Verfaſſung lehnt ſich hierbei an das
fasciſtiſche Syſtem der Korporationenvertretung mit ihrem
ſtän=
diſchen Charakter an. Der „Große Rat” der in der Art eines
Senats dem König zur Beratung beigegeben wird, ſoll zur Hälfte
beſtehen aus den Führern des Heeres, der Flotte, den Leitern
der wichtigſten Staatsämter und der Kirche; die andere Hälfte
der Mitglieder des Rats ſoll gewählt werden, und zwar ein
Drittel in allgemeiner, direbter Wahl und zwei Drittel von den
Berufsverbänden.
Das Parlament wird aus allgemeinen Wahlen hervorgehen,
es wird jedoch eine Ergänzung durch dreißig vom König ernannte
Abgeordnete finden. Es wird das Budget und die Geſetze zu
ge=
nehmigen haben, es darf auch Tadelsvoten gegen Miniſter
aus=
ſprechen, doch dürfen dieſe Voten keinen politiſchen Charakter
haben.
Die Verfaſſung beſchäftigt ſich auch mit der Erbfolgefrage
bei der Dynaſtie und ſchließt die Karliſten von der Erbfolge aus.
Bulgariens iſt das ganze Land gut vorbereitet. Dazu komt, daß
auch das italieniſche Volk zweifellos bei ſeiner leichten
Ent=
flammbarkeit und der bis ins Letzte erprobten Propaganda im
Lande ſich unſchwer zum Schutze des Schwachen gegen den als
Franzoſenfreund und ſlawiſchen Nachbar verhaßten Serben
auf=
hetzen laſſen wird. Es dürfte unter dieſen Umſtänden nicht leicht
ſein, durch den Völkerbund (im franzöſiſchen Intereſſe)
inter=
benieren zu laſſen. Man weiß ja auch nicht, wie weit unter ſolchen
Umſtänden in Europa eine Einigkeit zu erzielen ſein wird. Ein
neuer Balkanbrand liegt alſo ganz im Bereich der Möglichkeit.
In Deutſchland gibt es dann nur eine Richtſchnur: Sich nicht
hineinmiſchen, keine Sympathien zeigen, weder für den einen
noch den andern — und hübſch abwarten.
Briands Plan
Einer emkogancen Zoderätion.
EP. Paris, 11. Juli.
Die Agentur Radio, deren gute Beziehungen zum Quai
dOrſay bekannt ſind, veröffentlicht folgende Meldung:
„Wir ſind in der Lage mitzuteilen, daß Außenminiſter Briand,
der ſchon ſeit langem den Plan einer europäiſchen Föderation
derfolgt, eine Anzahl ziemlich günſtiger Nachrichten von den im
Völkerbund vertretenen. Nationen erhalten hat. Der
Außen=
miniſter hatte dieſe Nationen befragt, in der Hoffnung, das
europäiſche Problem in der Septembertagung berühren und
gegen Ende des Jahres eine Konferenz einberufen zu können, die
die erſten Grundlagen zum europäiſchen Föderalismus legen
würde.
Die gleiche Nachricht bringt in großer Aufmachung das
„Oeuvre‟. An dem Tag — ſo heißt es dort — an dem Briand
Oeſterreich benachrichtigte, daß es ſich nicht an Deutſchland,
ſon=
dern an Europa anſchließen ſolle, war ſein Plan bereits fertig.
Europa zu föderaliſieren, vielleicht zuerſt wirtſchaftlich und ſpäter
politiſch, das iſt der alte Traum, den Briand zu verwirklichen
wünſche. Heute hat Briand eine große Zahl günſtiger
Mitteilun=
gen der im Völkerbund vertretenen Mächte erhalten, ſo daß er
hofſen könne, die großen Linien des Gebäudes im September
der Völkerbundsverfammlung vorzulegen und Ende des Jahres
eine Konferenz einzuberufen, die die erſten Grundlagen zu einer
europäiſchen Föderation legen würde.
Im „Echo de Paris” nimmt Pertinax auf dieſe Gerüchte
Bezug. Selbſtverſtändlich lehnt er den Gedanken, daß auſ
Briands Anregung hin eine Konferenz mit dem Ziel der
Grün=
dung der Vereinigten Staaten von Europa einberufen werden
könnte, ab. Briand ſehe offenbar die ſchweren Folgen ſeiner
Locarno= und Thoiry=Politik herannahen, zunächſt die Räumung
des Rheinlandes und dann eine ſchreckliche Offenſive gegen die
franzöſiſche Armee und unter dem Vorwand der
Minderheiten=
rechte gegen die Alliierten Frankreichs in Zentral= und Oſteuropa.
Um alle dieſe Gefahren zu beſchwören, könne er nicht einmal auf
die Unterſtützung Englands rechnen. Um den im Innern
berei=
teten Schwierigkeiten auszuweichen, halte Briand es für geſchickt,
den Genfer und Londoner Internationalismus zu überbieten.
Briand mache ſich das Programm der II. Internationale zu
eigen.
Young=Plan und amerikaniſcher Zollkarif vor der
Inkerngkionalen Handelskammer.
TII. Amſterdam, 11. Juli.
Wie verlautet, iſt der Youngplan in einer geſchloſſenen
Sitzung der Internationalen Handelsdamer, erörtert worden.
Er ſoll die Zuſtimmung der Kammer erhalten haben. Es ſoll
ferner die Abſicht beſtehen den verſchiedenen Regierungen
Empfehlungen über die Durchführung des Youngplanes zu
unter=
breiten, deren Inhalt ſpäter bekannt gegeben werden wird.
Amt=
lich wird der Youngplan in der Vollverſammlung der
Inter=
nationalen Handelskammer am Montag zur Sprache kommen.
Gleichfalls in geſchloſſener Sitzung wurde, wie verlautet, die
Zollpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika behandelt.
Einige Verſtimmung war auf amerikaniſcher Seite entſtanden,
weil die europäiſchen Vertreter unter Vorſitz Pirellis eine eigene
Sitzung abgehalten hatten, um ihren Standpunkt in dieſer
An=
gelegenheit zu formen. Dieſe Verſtimmung war indeſſen
unbe=
rechtigt, da die Amerikaner auch ihrerſeits Gelegenheit hatten,
geſchloſſen wegen dieſer Frage zu tagen. Die gemeinſamen
Be=
ſprechungen wurden hierauf in freundſchaftlicher Weiſe
fortge=
führt und es zeigte ſich, daß die Amerikaner nicht geſchloſſen
hin=
ter der amerikaniſchen Zollpolitik ſtehen. Man hofft im weiteren
Verlauf einen gemeinſamen Schritt gegen die awerikaniſche
Zoll=
politik herbeizuführen.
* Vorbei it die Mune.
Eine kurze Liliencron=Würdigung.
Von Dr. Siegfried Mauermann.
Vor genau zwanzig Jahren, am 22. Juli 1909, iſt einer unſrer
bunteſten modernen Lyriker von uns gegangen: Detlev von
Liliencron. Aus der Buntheit ſeiner lyriſchen Stoffe wollen wir
faſt ſo wahllos, wie er bald in gebundenſter, bald in
ausgelaſſen=
ſter Form dichtete und drauflos ſchwelgte, einige Verſe
heraus=
greifen, um ſeine Eigenart zu würdigen. Den für ſolche
Dar=
ſtellung nötigen Abſtand von ihm haben wir bereits gewonnen.
Neues von ihm kann uns leider nicht mehr beſchieden werden;
er wandelt bereits im Elyſium. Es gilt ſein eigen
militäriſch=
burſchikoſes Wert von ihm ſelbſt: „Vorbei iſt die Muſike”; und
doch nicht in dem Sinne, daß uns nicht noch ein Nachklang ertönte,
den er ja auch ſelbſt in dem eben angedeuteten „Tubaton”=Liede
ſtimmungsvoll flimmern und zittern läßt.
Richard Dehmel iſt ſein erſter Herold geweſen; er hat durch
eine Geſamtausgabe der Werke Lilienerons das Können dieſes
Niederdeutſchen aller Welt verkündet. Wir greifen den
wirrkrau=
ſen Band heraus, der ſich „Der Mäcen” betitelt und in halb
Raabeſcher Manier, halb in Goethe=Werther=Form des Briefes
und Tagebuches nordſüdliche Eindrücke und Empfindungen
an=
einanderreiht, durcheinanderglüht. Der Verfaſſer iſt ein Kind der
Stadt Kiel und befindet ſich in Afrika. Für den Lyriker
Lilien=
cron iſt es beſonders deswegen bezeichnend, weil der Autor in
das Buch Betrachtungen einſtreut, die er „Dichter=Tage” nennt.
Da ſtellt er Gedichte andrer, verſtorbener und noch lebender
Lyriker zuſammen, die ſo recht nach ſeinem — nun brauchen wir
einmal das alltägliche Wort — ſo recht nach ſeinem Geſchmack
geſtaltet ſind. Am großen Vorbild erkennen wir leicht die
Eigen=
art des Jüngers.
Hauptſächlich bei Storm, Gottfried Keller, Conrad Ferdinand
Meyer, Platen, Lenau, Uhland, Eichendorff, Avenarius, Prinz
Emil zu Schönaich=Carolath, Peter Hille, Ernſt Ziel und Otto
Ernſt findet Liliencron etwas Vorbildliches. Es fällt ziemlich
leicht, Verſe und Stimmungen aus Lilieneron ſelbſt
herauszu=
ſuchen, die dieſen Vorbildern entſprechen. Dennoch bleibt unſer
Dichter originell; er iſt eben eine Summe aus allem
Vorausge=
ſetzten und bringt ſeine geſvaltige Eigenart des unbezwingbaren
deutſchen Nordadligen dazu. In Ernſt von Wolzogen lebt noch
ein Stück ſeiner Urſprünglichkeit; es iſt ſicherlich kein Zufall, daß
mit Wolzogens „Ueberbrettl” auch die Liliencronſchen Verſe vom
Vom Tage.
Der Preußiſche Landtag trat am Donnerstag in die große
Sommerpauſeein. Der Wiederzuſammentritt ſoll am 15. Oktober
erfolgen.
Wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, ſind die drei
Bau=
tzener Bürger, die von einem tſchechiſchen Soldaten aus
Nache der Verleitung zur Anſchwärzung beſchuldigt worden waren,
endlich auf freien Fuß geſetzt worden. Der tſchechiſche Soldat war
bekanntlich angezeigt worden, weil er den betreffenden Bürgern Geld
geſtohlen hatte.
Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilr wird, iſt der am Sonntag in
Kilce verhaftete deutſche Oberbaurat Arendt am Mittwoch abend
aus der Haft entlaſſen worden. Oberbaurat Arendt iſt ſofort
nach Deutſchland abgereiſt.
Am Freitag kegibr ſich die tſchechiſch=ſlowakiſche
Ab=
ordnung unter Leitung von Prof. Friedmann nach Berlin, um
dort die Vorbereitungen für die
Handelsvertragsverhand=
lungen aufzunehmen, die etwa im Herbſt beginnen werden.
Wie von zuverläſſiger Seite verlautet, iſt einer Anzahl bei der
engliſchen Beſatzung beſchäftigter Angeſtellter, zum 1.
September gekündigt worden,
Die Arbeiten zur Hebung des geſunkenen Unterſeeboots
„H. 47” ſind, wie von der britiſchen Admiralität offiziell bekanntgegeben
wurde, in Anbetracht der ungünſtigen Umſtände eingeſtellt worden.
In der vergangenen Nacht iſt es in Sofia neuerlich zu einer
Schießerei gekommen. Drei Unbekannte mit dem Komitatſchiabzeichen
lauerten in einem Hinterhalt vor einem Kaffeehaus einem gewiſſen
Bokew auf und gaben auf dieſen, als er aus dem Lokal trat, mehrere
Nevolverſchüſſe ab, die Bokew ſchwer verletzten. Die Angreifer
flüchteten.
Im Zuſammenhang mit der aufgedeckten Verſchwörung wurden in
Bukareſt neuerdings zehn Verhaftungen vorgenommmen. Es
han=
delt ſich dunchweg um Arbeiter der Fliegergbwehrabteilung des
Militär=
arſenals.
Infolge von ſintflutartigen Regenfällen, die zwei
Tage lang andauerten, ſind in der Gegend von Trapezunt große
Ueber=
ſihwemmungen angerichtet worden. Es ſollen über 500 Perſonen
ertrunken ſein.
Der italieniſche Regierungschef Muſſolini wird ſich in der
übernächſten Woche nach London begeben. Der Beſuch ſei
in=
offiziell. Muſſolini beabſichtige lediglich, die Flugausſtellung in
Lon=
don, die nächſten Dienstag eröffnet wird, zu beſuchen.
Die deutſch=belgiſchen Markverhandlungen vor dem
Abſchluß?
EP. Brüſſel, 11. Juli.
In politiſchen Kreiſen rechnet wan mit dem Abſchluß der
deutſch=belgiſchen Markverhandlungen am Freitag oder Samstag.
Es ſoll bereiſts eine völlige Einigung erzielt worden ſeim, aber
man wolle ſich vor der Unterzeichnung des Abkommens
vergewiſ=
ſern, daß es in allen ſeinen Teilen durchführbar ſei. Die
Ver=
handlungen erſtreckten ſich auch auf die Regelung der
Seque=
ſterfrage, entſprechend der Empſehlung des Youngplanes, die
Liquidierung des deutſchen Beſitztums einzuſtellen. Der
Young=
plan laſſe hierzu eine Friſt von einem Jahr, aber die belgiſche
Regierung habe eine ſofortige Regelung vorgeſchlagen,
um durch dieſes Deutſchland bewieſene Entgegenkommen die
Ver=
handlungen in der Markfrage zu erleichtern. Die Verhandlungen
über dieſe komplizierte Angelegenheit würden gegenwärtig in
Berlin geführt. Man hoffe, daß die Einigung darüber gleichfalls
in dieſer Woche erzielt werde, halte es aber auch für möglich, daß
die Verhandlungen noch längeve Zeit in Anſpruch nehmen, oder
gar im Rahmen der Geſamtregelung beendet werden könnten.
Der Brüſſeler Berichterſtatter des „Temps” berichtet ſeinem
Bladt, daß die deutſch=belgiſchen Verhandlungen in der Markfrage
heute vormittag wieder aufgenommen worden ſeien, nachdem der
deutſche Delegierte Dr. Ritter nach Brüſſel zurückgekehrt iſt.
Die Diskuſſion habe ſich bisher auf die Höhe der von
Deutſch=
land zu zahlenden Entſchädigungen beſchränkt. Eine Gegenleiſtung
auf wirtſchaftlichem Gebiet ſei nicht erörtert worden, und die
Belgier würden eine ſolche auch abgelehnt haben. Gegenüber der
urſprünglichen belgiſchen Forderung, daß Deutſchland 37
Amnui=
täten von je 25 Millionen Mark bezahlen ſolle, habe Dr. Ritter
10 Annuitäten von je 25 Millionen Goldmark angeboten. Dieſen
Vorſchlag härten die Belgier als völlig unannehmbar bezeichnet,
und man werde höchſtwahrſcheinlich zu einem Kompromiß
kommen, das 25 Annuitäten von je 25 Millionen Goldwark
vor=
ſehe. Dieſe Annuitäten ſollten jedoch auf eine kurze Friſt
zuſam=
mengezogen werden, ſo daß etwa 15 Jahreszahlungen
von je 35 Millionen Goldmark herauskämen.
Noch vor Ende dieſer Woche werde man erfahren, ob die
Ver=
handlungen auf dieſer Grundlage erfolgreich abgeſchloſſen
wür=
den oder zum Scheitern verurteilt ſeien. Auf jeden Fall aber
werde die belgiſche Regierung ſich an den Arbeiten der
Organiſa=
tionskomitees, die bekanntlich am 15. Juli in Berlin beginnen
ſollen, nicht beteiligen, bevor die Markverhandlungen nicht
be=
endigt ſeien.
ſoldatiſchen Durchdieſtadtmarſchieren, eben jenes „Vorbei iſt die
Muſike” volkstümlich wurden. Auch der große Balladenſchöpfer
Börries von Münchhauſen ähnelt in manchem Ahnen= und
Adel=
ton unſerm Detlev.
Unabhängigkeit und Freiheit, bald in wilder Jägerart, in
rauhem Wettergewohntſein, bald in lautenhaft frohem Singſang
des Bohemiens und Wanderfiedlers; da haben wir die
Grund=
gewalt Lilienerons; und damit ſind zwei oder drei ſeiner
Vor=
bilder eng berührt.
Frei will ich ſein.
Meinen Jungen im Arm, in der Fauſt den Pflug,
Und ein fröhlich Herz, und das iſt genug . . .
Bietet der Staat mir Würden und Amt,
Und trüg’ er’s mir an auf purpurnem Samt,
Ich winke den Bringern, ich lache dem Tand
Und wehre ſie ab mit verneinender Hand.
Dieſe herrlich übermütige ſelbſtfrohe Stimmung findet ſich
auch in ſeinem Gedichte „Bruder Liederlich”; es klingt dort ſogar
dieſelbe Reimſilbe. Allerdings miſcht ſich ironiſches Aufſchneiden
hinein.
Wir haben ſüperb uns die Zeit vertrieben, halli!
Ich wollte, wir wären zuſammengeblieben, hallol!
Doch wurde die Sache mir ſtark ennuyant,
Ich ſagt’ ihr, daß mich die Regierung ernannt,
Kamele zu kaufen in Samarkand, Halli und Hallo!
Genau ſo ſpieleriſch behandelt er das weibliche Geſchlecht in
dem Marſchliede, das unſerer Betrachtung die Ueberſchrift
gege=
ben hat.
Die Mädchen alle, Kopf an Kopf,
Das Auge blau und blond der Zopf,
Aus Tür und Tor, aus Hof und Haus
Schaut, Mine, Trine, Stine aus,
Vorbei iſt die Muſike.
So entſchwindet ſanft abebbend den einen wie den andern
die ſtramme und die anmutige Begegnung. Leben iſt
Weiter=
wandern.
Da kommt eine Sanftheit der Stimmung, eine
Gefühlsfein=
heit der Töne in Lilienerons Lyrik. Wir denken an ſeinen Lenau,
an ſeinen Eichendorff, an ſeinen Storm. Von welch inniger
Zartheit ſind beiſpielsweiſe ſeine Heidebilder! Schlicht
Haupt=
ſatz an Hauptſatz gereiht; und es entſteht ein Gedicht von der
ſchmachtenden Heide, die endlich erlöſt wird: Klopſtock und
Wer=
ther tauchen in unſrer Seele auf. Ballnacht, Ballgewitter,
Erd=
geruch durchs geöffnete Fenſter, Frühlingsfeier!
Im Zickzack zuckt ein Blitz, und Waſſerfluten
Entſtürzen gierig feuchtem Zelt.
Es jauchzt der Sturm und peitſcht mit ſeinen Ruten
Erlöſend meine Heidewelt.
Auch Platen war von Liliencron hochgeſchätzt. Sofort
er=
hebt ſich die Frage nach der Formengewandtheit des Dichters
unſerer Tage. Ganz wie Platen hat Lilieneron auch in
italieni=
ſchen Strophen geſchwelgt, und zwar mit wohlklingender
Meiſter=
ſchaft. Sollen wir an den Stanzen des „Poggfred” erinnern, an
die nonnenhaften Sizilianen Frühling und Herbſt mit
wunder=
vollem Antitheſenklang? Auch ſein Friedhofsgedicht bringt ſolch
Gegenſtückliches. Er friert ein Geweſen; es taut ein Geneſen.
Damit kommen wir auch zu Liliencrons Gewandtheit im
Kehr=
reim. Wie neckiſch klingt die erſt einſame „kleine blonde
Com=
teſſe” in das erreichte Zweiſame um: „Ich und die kleine
Com=
teſſe‟! Dagegen wie trübernſt das eintönige „Der Orgeldreher
dreht ſein Lied!” Im Gewoge und Gewimmel der
Großſtadt=
menſchen iſt’s nicht anders. Immer dasſelbe.
Und fragen wir uns, ob das alles bewußt oder unbewußt
aus Herz und Hirn Lilienerons hervorgegangen iſt, ſo müſſen
wir zur Antwort wiederum auf den „Mäcen” hinweiſen. Dort
ſpricht Lilieneron mit Eifer vom reinen Reim, von der möglichſten
Vermeidung des Hiatus, von der Vermählung der Tonfalles mit
dem auszudrückenden Inhalte. Die lyriſche Formung dringt
auch in Liliencrons Epiſches hinein,
Die Stanzen aus dem „Poggfred” waren bereits erwähnt.
In ſeinen Balladen ſpricht lyriſcher Temperamentsklang mit.
Wie oft wird der „Blitzzug” deklamiert mit ſeinem lyriſchen
Geratter, mit ſeinem ſtimmungsvoll traurigen Ausgange! Wie oft
läßt ein Deklamator Liliencrons „Heidebrand” wüten, weniger um
des etiſchen Geſchehens als um der klanglichen Ausmalung
wil=
len! — Vom Roman= und Bühnendichter Liliencron iſt nicht ſo
viel des Erfolgreichen zu künden; freilich ſeine aus dem Erleben
geſchaffenen Kriegserzählungen glühen urſprünglich und zünden;
„Leben und Lüge” nennt er, der Aufrechte, äußerſt bezeichnend
ſeinen autobiographiſchen Roman. Sein Leben ſelbſt war immer
ein Ringen nach Freiheit und nach Vertiefung. Die Heide und
wahre Religioſität lagen ihm am Herzen. Die Jahre 1844 und
1909 umrahmen ſein Erdenwallen. In Kiel iſt er geboren, in
Alt=Rahlſtedt bei Hamburg iſt er geſtorben. Von 1865 war er
preußiſcher Offizier. Nach längerem Aufenthalt in Amerika wurde
er im Jahre 1882 Verwaltungsbeamter in Schleswig=Holſtein;
von 1887 ab lebte er als freier Schriftſteller. Und dieſes
Frei=
ſein iſt und bleibt bezeichnend für ihn.
Nummer 191
Freitag, den 12. Juli 1929
Der Preußiſche Landtag iſt geſtern in die Ferien gegangen,
die bis zum 15. Oktober dauern ſollen, nachdem er in den letzten
Wochen noch einmal fleißige Arbeit geleiſtet hat. Wir erinnern
nur an die Umgemeindungsvorlage für das Ruhrgebiet, die dort
zit zahlreichen kleinen Gemeinden aufräumt und größere
Kom=
munalgebilde ſchafft, dann an das Konkordat und ſchließlich an
die Abſtimmungen über die verſchiedenen Mißtrauensanträge
gegen das G ſamtminiſterium, gegen den Innenminſter
Grze=
ſinſki und den Kultusminiſter Dr. Becker. Dieſe
Mißtrauens=
auträge hätten für die Oppoſition zu einem Erfolg führen
kön=
nen, wenn die Rechte es fertig brächte, alle ihre Mannen in die
entſcheidenden Abſtimmungen zu führen. Es fehlten aber bei den
Abſtimmungen wieder zahlreiche Angehörige der Oppoſition, ſo
daß die Abſtimmungen negativ ausfielen.
Inzwiſchen wollte ſich ſo etwas wie ein neuer
Univerſitäts=
konflikt entwickeln, der aber, bei Licht betrachtet, keinerlei
Auf=
regung verdient, aus dem aber die Linke gerne wieder eine
Haupt= und Staatsaktion zu machen ſuchte. Es handelte ſich um
das Nichtgenehmigen einer Demonſtration ſozialiſtiſcher
Stu=
denten in dem Vorhof der Berliner Univerſität am 11. Auguſt.
Als der Rektor ablehnte, begann man gegen ihn von linksher
Sturm zu laufen. Uebereilig, wie man war, wartete man nicht
einmal die Begründung des Rektors ab, dürfte aber nun
einiger=
maßen erſtaunt geweſen ſein zu hören, daß eine große
Kund=
gebung durch die Univerſität für den 11. Auguſt geplant iſt, ſo
daß auch der Vorhof der Univerſität für die ſozialiſtiſchen
Stu=
denten nicht reſerviert werden konnte, die zu der allgemeinen
Kundgebung ſelbſtverſtändlich eine Einladung erhalten werden.
Die Konkordatsabſtimmung hat für die Deutſchnationalen
noch ein recht unangenehmes Nachſpiel ausgelöſt. Wie wir
be=
reits meldeten, hat der Vorſitzende des deutſchnationalen
Katho=
likenausſchuſſes, Freiherr v. Landsberg=Steinfurt, dieſes Amt
niedergelegt, ohne allerdings der Partei den Rücken zu kehren.
Ihm hat ſich eine ganze Reihe weiterer prominenter
Perſönlich=
keiten angeſchloſſen, wie der ſtellvertretende Vorſitzende Dr.
Le=
jeune, Exz. Wallraf, Prof. Zieſche, Prof. Seidel, Dr. Zieſche,
Freiherr von Schönberg, Prof. Max Buchner und Dr. Glaſebeck.
Das läßt auf eine immerhin tiefgehende Unzufriedenheit der
deutſchnationalen Katholiken mit der Partei= und
Fraktions=
führung ſchließen, die ſicherlich auch noch in der Parteipreſſe einen
beſonderen Ausdruck finden wird.
Berlin, 11. Juli.
Die Rektoren der Berliner Univerſität und der Berliner
Techniſchem Hochſchule haben an den Kultusminiſter Dr. Becker
folgendes Schreiben geſandt:
„Rektoren und Senate der Univerſität und der Techniſchen
Hochſchule ſehen ſich genötigt, gegen die Unterſagung der
Veran=
ſtaltung anläßlich des zehnjährigen Beſtehens des Verſciller
Vertrages Verwahrung einzulegen. Die Veranſtaltung war ſo
geplant, daß irgendeine parteimäßige Einſtellung und ebenſo
jede öffentliche Kundgebunge ausgeſchloſſen war. Eine
Reſo=
lution war nicht vorgeſehen. Die Perſon des Redners Geheimen
Regierungsrats Prof. Hans Delbrück, bot jegliche Gewähr für eine
ſachliche, wiſſenſchaftlich begründete Behandlung des
Gegenſtan=
des. Unter dieſen Umſtänden war ſachlich ein Bedenken gegen
die Veranſtaltung in keiner Weiſe begründet. Es iſt das erſtemal,
daß die Staatsregierung in eine akademiſche Veranſtaltung
ein=
gegriffen hat. Die Hochſchulangehörigen haben von jeher die
Abhaltung akademiſcher Feien für ein Recht ihrer
Selbſtverwal=
tung betrachtet. Durch die Interpretationen des an ſich
keines=
wegs klaren Erlaſſes durch das Staatsminiſterium iſt das Recht
der Selbſtverwaltung durchbrochen, und wir erachten es als
unſere höchſte Pflicht, dagegen in eindringlichſter Form
Verwah=
rung einzulegen.
Rektoren und Senate der Friedrich=Wilhelm=Univerſität und
der Techniſchen Hochſchule. gez. His, gez. Drawe.”
Auch deutſchland prokeſtierk in Waſhingkon.
Berlin, 11. Juli.
Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, hat die deutſche
Regierung beſchloſſen, wahrſcheinlich ſchon in allernächſter Zeit
ihre Einwendungen und Bedenken gegen die neue amerilaniſche
Zolltarifvorlage in Waſhington auch ſchriftlich zu wiederholen,
nachdem die deutſche Anſicht in Waſhington mündlich bereits zum
Ausdruck gebracht worden ſei. Damit hat ſich Deutſchland den
38 in Waſhington bereits vorliegenden Proteſten, hauptſächlich
aus Europa und Südamerika, angeſchloſſen.
Das neue Hausgehilfengeſeß.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Dem Reichsrat iſt nunmehr das neue Geſetz über die
Be=
ſchäftigung in der Hauswirtſchaft zugegangen, das auf dem im
Vorjahre veröffentlichten und ſeinerzeit ſcharf kritiſierten
Ent=
wurf aufgebaut iſt. Das neue Geſetz umfaßt die Geſamtheit der
Hausgehilfen und Hausangeſtellten, die mit hauswirtſchaftlichen
Arbeiten beſchäftigt ſind. Eine ſtändige Ueberwachung der
Haus=
haltungen, wie es urſprünglich vorgeſehen war, ſoll nicht
ſtattfin=
den. Eine Beſichtigung der Wohnung der Arbeitgeber darf nur
auf beſonderes Verlangen erfolgen. An Schutzbeſtimmungen
iſt ein Verbot der Beſchäftigung von Kindern unter 12 Jahren,
von Wöchnerinnen binnen zwei Wochen nach der Niederkunft
und Jugendlicher während der Schulzeit, ſowie von Kindern
zwiſchen dem 12. und 14. Jahr vorgeſehen. Die
Mindeſtnacht=
ruhezeit beträgt 9 Stunden. Außerdem wird die Unterbringung
in einem Schlafraum gefordert, der geſundheitlich und ſittlich
nicht gefährdet. Als Freizeit werden an einem
Wochennachmit=
tag 4 Stunden feſtgeſetzt, außerdem iſt jeder zweite Sonntag
ab 3 Uhr nachmittags freizugeben. Auch die Urlaubsfrage wird
geregelt. Es wird Wert darauf gelegt, daß während des
Ur=
laubes das Gehalt und an Stelle der Koſt das ortsübliche
Koſtgeld gezahlt wird.
Berlin, 11. Juli.
Im Dokumentenfälſcherprozeß wurde am Donnerstag
nach=
mittag das Urteil gefällt. Orloff und Pawlonowſki
wurden wegen ſchwerer Urkundenfälſchung in Tateinheit mit
Betrug in einem Fall zu je vier Monaten Gefängnis verurteilt,
im übrigen aber freigeſprochen. Die Strafen wurden als durch
die Unterſuchungshaft verbüßt erllärt und die Haftbefehle ſofort
aufgehoben.
* Uebriggeblieben iſt von dem ganzen Wuſt der
Anſchul=
digungen aller gegen alle nur die bewieſene Urkundenfälſchung
und der Betrug. Für das Gericht iſt es klar, daß die beiden
ver=
urteilten Ruſſen den Zeugen Knickerbocker mit den Borah=
Doku=
menten betrügen wollten. Eine durchſchnittliche Geſchichte, die
aber in ihrem erſten Stadium derart viel Staub aufwirbelte,
daß ſchon von gefährlichen Werken und Zuſammenhängen
ge=
ſprochen wurde. Es war gewiß nicht ſchön und vorbildlich, daß
amtliche Stellen ſich mit dieſen dunklen Ehrenmännern zuſammen
zeigten. Aber ſoweit für Nachrichtenübermittlung noch weiter
In=
tereſſe beſteht, wird man jetzt manches gelernt haben und ſich die
Mitarbeiter genauer anſehen. Daß zu Fälſchungen gerade ein
Anreiz gegeben wurde, geht aus den hohen Summen hervor, die
für die Uebermittlung gezahlt wurden. Auch hieraus ſollten
die Bearbeiter derartiger Dinge lernen.
Rheinſtrombefahrung
durch eine inkernationale Kommiſſion.
Karlsruhe, 11. Juli.
Die internationale, von der Zentralkommiſſion für die
Rhein=
ſchiffahrt eingeſetzte Kommiſſion techniſcher Sachverſtändiger, die
den Rhein und die Häfen von Mannheim bis Baſel befahren hat,
konnte ihre Arbeiten mit einer Schlußverhandlung in Baſel am
6. Juli abſchließen. Die Kommiſſion hat ſich davon überzeugt, daß
eine Reihe von beachtenswerten Verbeſſerungen zur Erleichterung
des Schiffahrtsverkehrs notwendig ſind und daß die zuſtändigen
Verwaltungen beſtrebt ſind, ſoweit als ein Bedürfnis vorliegt,
weitere Verbeſſerungsmaßnahmen zu ergreifen. U. a. befaßte ſich
die Kommiſſion mit der Beſeitigung der Eiſenbahnſchiffsbrücken
bei Maxau und Speyer, deren Erſatz durch feſte Brücken geplant
iſt, vor allem aber mit der Hebung der Kehler Brücken und mit
der Ermöglichung der Großſchiffahrt nach Baſel durch die
Bau=
ſtelle des Kembſer Wehres. Bei dem gegenwärtigen Zuſtand
können die Schiffahrttreibenden die Verantwortung für eine
ge=
fahrloſe Fahrt durch die Bauſtelle mit Schleppzügen von
Rhein=
ſchiffen nicht übernehmen, ſo daß hier die Großſchiffahrt praktiſch
unterbunden iſt. — Der gutachtliche Bericht der Kommiſſion wird
demnächſt der Zentralkommiſſion für die Rheinſchiffahrt vorgelegt
werden.
Parlamentariſches.
Um die Verlegung des Finanzamts Zwingenberg.
Der Abgeordnete des Heſſiſchen Landbundes Gußmann
ſtellte folgende kleine Anfrage an die heſſiſche Regierung:
„Gerüchtweiſe verlautet, daß eine Verlegung des
Finanz=
amtes Zwingenberg von Zwingenberg nach Bensheim geplant ſei
Ich frage an: 1. Entſprechen dieſe Gerüchte der Wahrheit? 2. Iſt
die Regierung bereit, ſofort bei der Reichsregierung dahin zu
wirken, daß die geplante Verlegung unterbleibt und die
Einwoh=
ner Zwingenbergs mit den umliegenden Orten nicht ſchwer
ge=
ſchädigt werden: 3. Billigt die beſſiſche Regierung eine ſolche
Verlegung?
* Richard Weicherks Abſchied von Frankfurk.
„Mit 1¾ heiteren und ½ naſſen Augen verlaſſe ich Frankfurt”
meinte geſtern nach der Abſchiedsvorſtellung im Frankfurter
Schauſpielhaus Richard Weichert in ſeinem Berliner
Humor, den gegen ſeinen Willen die nervenhafte Erregung des
Abſchieds durchzitterte. Die Frankfurter können ſich dagegen
zwei naſſe Augen trocknen. Denn Anßerordentliches hat Weichert
für Frankfurt geleiſtet.
Nahezu zehn Jahre war Weichert in Frankfurt tätig:
zunächſt unter Zeiß als Oberſpielleiter, ſeit 1920 als
Schauſpiel=
direktor und ſeit dem folgenden Jahre als Intendant des
Schauſpiels.
Er kann den Ruhm für ſich in Anſpruch nehmen, daß er
während ſeiner Intendantentätigkeit das Frankfurter
Schauſpiel=
haus auf die Höhe der erſten Provinzbühne
Deutſch=
lands geführt hat. Sein Spielplan war hervorragend. In
der Entdeckung weſentlicher Zeitſtücke ging Frankfurt mehrere
Jahre hindurch Berlin voran. Weichert hat den Blick für das
Weſentliche der Zeit, und er hat den raſchen Griff, es zu faſſen.
Entſcheidende Uraufführungen von Brecht, Bronnen und anderen
jungen Dramatikern hat er Frankfurt gebracht.
Als Regiſſeur hat Weichert den Sinn für den Kern und
hiermit für den Stil jedes Dramas. Die großen Werke der
Klaſ=
ſiker baute er in großen Linien mit großzügiger Wucht auf. Ich
denke an Pentheſilea, Macbeth, Götz, Fauſt, Hölderlins
Empe=
dokles. Für das bürgerliche Schauſpiel fand er die Stärke der
Intimität und die tiefgehende Wirkung der ſeeliſchen Konflikte.
Die Komödie geſtaltete er mit leichter, gefälliger Hand, von
Luwig Sievert, dem Maler, feinfühlig unterſtützt.
Seine Inſzenierungen banden ſich nicht an Stilbühne oder
ſonſtige Prinzipien. Sie gaben jedem Werk den ihm
inne=
wohnenden Stil. Sie waren modern im beſten Sinne des Wortes.
Warum Weichert geht? Eigentlich für beide Teile ohne
objektiv triftigen Grund! Man hat ſich zerrauft. Wirtſchaftliche
Schwierigkeiten, der ſteigende Fehlbetrag, die vielenAusſchüſſe,
Ein=
griffe des Magiſtrates, politiſches Durcheinander: Das alles ſchuf
ſchließlich eine Stimmung, die zur Trennung führte. Aber die
Frankfurter können dem Scheidenden ſchon mit zwei naſſen
Augen nachſehen.
Zum Abſchied gab es eine neue Inſzenierung von
Offen=
bachs „Pariſer Leben”; eine leichte Angelegenheit von
Meilhac=Halevy=Treumann, bearbeitet von Peter Scher, wie es
auf dem Theaterzettel heißt. Die Offenbach’ſche Operette iſt ins
Heitere gewandt, die Worte mit luſtigen, neuzeitlichen
An=
ſpielungen durchſetzt, die Muſik von Karl Salomon
moderni=
ſiert. Dem kleinen Orcheſter ſind milde Saxophone beigegeben;
das Duett, in dem Pauline ihre Neigung für Gondremark
heu=
chelt, iſt zur Tango=Parodie geworden, Polka=Rhythmen ſind dem
modernen Step angenähert: Jacques Offenbach wäre der letzte
geweſen, der hiergegen Einſpruch erhoben hätte! Nur die
Figurinen von E. von Kreibig litten unter gehäufter Groteske.
Die erſten Kräfte des Schauſpielhauſes, wie die ſcharmante
Kundry Siewert, Konſtance Menz, Lene Obermeier,
Impe=
koven, Lingen, Schneider, Biberti, wirkten bei der letzten
In=
ſzenierung ihres Meiſters mit; vom Opernhaus waren Richard
von Schenk und Klara Ebers zur geſanglichen Unterſtützung
her=
beigeeilt.
So gab es einen wirkungsvollen und herzlichen Abſchied. Z.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Marburger Ferienkurſe. Die Univerſität Marburg
veranſtaltet auch in dieſem Jahre vom 1.—25. Auguſt Ferienkurſe für
In= und Ausländer. Das Thema des Hauptlehrgangs lautet „Von
deutſcher Sprache und Dichtung‟ Es werden alle wichtigen Fragen der
deutſchen Sprach= und Literaturgeſchichte von den älteſten Zeiten bis
zur Gegenwart zur Darſtellung gelangen. Die Vorleſungen werden von
Marburger und auswärtigen Gelehrten abgehalten. Es ſprechen unter
anderen die Profeſſoren Ernſt Elſter=Marburg, Oskar Walzel=Bonn,
Joſef Nadler=Königsberg, Karl Vietor=Gießen, Ewald Geißler=Erlangen,
Andreas Heusler=Baſel, Hermann Pongs=Groningen, Felix Genzmer=
Marburg, Leo Weisgerber=Roſtock u. a. Außer von zünftigen Gelehrten
werden Sprach= und Literaturprobleme der Gegenwart von Dr. Max
Kommerell=Stuttgart, Dr. Karl Bernhard, Ritter=Marburg, Dr. Panl
Fechter=Berlin u. a. behandelt. Neben dem Hauptlehrgang laufen
deutſche Sprachkurſe und Uebungen für Ausländer. Im Anſchluß an
die Marburger Arbeitswochen erfolgt eine großangelegte Studienfahrt
an den Rhein unter ſachkundiger Führung, die in Speyer beginnen und
in Köln endigen ſoll. — Mit Druckſchriften und Auskünften ſteht die
Geſchäftsſtelle der Ferienkurſe, Marburg=Lahn, Rotenberg 21, gern zur
Verfügung.
p. Gefundene Apoſtelbilder. Gelegentlich der
Neu=
ausmalung der Pfarrkirche in Schwarzenberg (Bregenzerwald)
wurden die von Angelika Kauffmann im Alter von 16 Jahren
im Jahre 17.7 gemalten Apoſtelbilder aufgedeckt. Dieſe
Jugend=
bilder ſind kunſtgeſchichtlich und künſtleriſch von großer
Be=
deutung.
Die einaktige Oper „Riccio” von Erich Riede (
Dich=
tung Ma Wertheimer) wurde vom General=Intendant Dr.
Ul=
brich zur Uraufführung am Deutſchen National=Theater in Wei=
Seite 3
Friedrichshafen, 11. Juli.
Dr. Eckener erklärte in einer längeren Unterredung zunächſt
auf Befragen, daß die Zeitungsnachrichten über einen
bevor=
ſtehenden Wechſel in der Luftſchifführung als eine vollkommen
aus der Luft gegriffene bösartige perſönliche Hetze darſtellten,
deren Urſdrung und Hintergründe ihm vollſtändig dunkel ſeien.
Dieſe Ausſtreuungen ließen ihn aber — wie ſchon früher von
ge=
wiſſen Seiten gegen ihn gerichtete Angriffe — vollſtändig
gleich=
gültig. Er bedauere ſolche Ausſtreuungen nur inſofern, als ſie
geeignet ſein könnten, das Vertrauen zu ſtören, das die
Oeffent=
lichkeit dem Luftſchiffban Zeppelin entgegenbringe. Dr. Eckener
betonte nachdrücklich, daß zwiſchen ihm und ſeinen Mitarbeitern
nicht die geringſte Spanung beſtehe. Wenn übrigens angedeutet
worden iſt, als ob Dr. Eckener von iegendeiner Inſtanz
ab=
berufen werden ſollte, ſo wird dabei überſehen, daß Dr. Eckener
ſelbſt Aufſichtsratsvorſitzender des Luftſchiffbaues Zepelin iſt,
demnach alſo von anderen Aufſichtsratsmitgliedern aufgefordert
werden müßte, ſeinen Poſten niederzulegen. Schon aus dieſer
Tatſache gehe hervor, daß die Preſſeausſtreuungen nicht etwa
aus den Kreiſen der Mitarbeiter Dr. Eckeners kommen können,
die natürlich über dieſ= Verhältniſſe vollkommen im Bilde ſind.
Dr. Eckener meinte, er ſei Angtiffe nachgerade gewöhnt. Gebe es
doch kaum einen Vorwurf, den man in der Oeffentlichkeit nicht
ſchon gegen ihn erhoben hätte. Auf der einen Seite werde er
als Judenknecht verſchrien, auf der anderen Seite als Antiſemit.
Einmal ſei er das nicht, dann wieder werde er als Nationaliſt
hingeſtellt. Aber ſolchen Vorwürfen ſtehe er mit philoſophiſcher
Ruhe gegenüber.
Der Bau der Halle iſt für den nächſten Zeppelin bereits im
Gange. Heute iſt das Gerüſt für einen Torbogen fertiggeſtellt
worden. Die neue Halle wird neben der alten Halle auf einem
Gelände ausgeführt, wo ſich bisher Werkſtätten befanden. Ein
Teil dieſer Werkſtätten iſt abgetragen worden, während auf dem
anderen Teilen nach wie vor gearbeitet wird. Das Gerüſt geſtattet
einen guten Vergleich, der ergibt, daß die neue Halle viel
mäch=
tiger und größer ſein wird. Beſonders fällt der Unterſchied in
der Höhe in die Augen. Auf eine Frage meinte Dr. Echener, daß
die neue Halle beſtimmt bis zum 15. Oktober fertig ſein werde.
Sobald die neue Halle ſtehe, werde mit dem Ban des neuen
Zeppelins begonnen werden.
Ueber die Prüfungsverſuche der Motoren befragt, erklärte
Dr. Eckener, daß die Verſuche mit den Motorenkuppelungen
ab=
geſchloſſen ſeien. Morgen, Donnerstag, werde mit einem
Probe=
lauf der gekuppelten Motoren begonnen. Soweit man
voraus=
ſehen könne und nichts Unvorhergeſehenes dazwiſchen komme,
hoffe er, am 25. Juli zur erſten Probefahrt ſchreiten zu können.
Wenn die Probefahrten günſtig ausfielen und die Zeit nicht
zu weit fortgeſchritten ſein ſollte, werde man den Flug
nach Amerika antreten. Ueber das weitere Programm
und ſonſtige Einzelheiten könne er ſich heute noch nicht
äußern, da dieſe Dinge noch zu unſicher ſeien. Ueber
das Rieſenfhgſchiff „Do. X.” befragt, bemerkte Dr. Eckenen, er
habe dieſes Flugzeug ſchon in den verſchiedenen Stadien des
Baues geſehen. Es ſei ein bewunderungswürdiges Werk der
Dechnik. Auf die Frage, ob er auch heute noch auf ſeinem früheren
Standpunkt ſtehen bleibe, daß das Luftſchiff für den
Trans=
ozeanverkehr geeigneter ſei, als das Flugzeug, erwiderte Dr.
Eckener bejahend. Er ſtehe auf dem Standpunkt, daß noch keine
Möglichkeit beſtehe, mit dem Flugzeug Transatlantikflüge zur
Beförderung von Perſonen, Poſt und Fracht, ſo wie mit dem
Luftſchiff, auszuführen. Das Luftſchiff habe einen ausreichenden
Aktionsradius für Transozeanflüge mui entſprechenden
Beför=
derungsmöglichkeiten für Perſonen, Poſt und Fracht. Vor drei
bis vier Jahren, als er für die Zeppelinſache werben mußte, um
Geld für ſein Luftſchiff zu bekommen, ſei ihm entgegengehalten
worden, das machten in drei Jahren doch die Flugzeuge. Die
Entwicklung habe ihm aber Recht gegeben, denn ſie zeige, daß das
Flugzeug heute noch nicht ſo weit ſei. Gewiß werde es dahin
kommen, daß auch das Flugzeug ſo weit entwickelt werde, nur
werde das noch ſehr lange dauern.
Aufftand in Arabien.
EP. Jeruſalem, 11. Juli.
Ein ernſthafter Aufſtand gegen den Kömig Ibn Saud iſt
im Hedſchas und Nedſched ausgebrochen. Die mächvigen Stämme
der Ajman, Aleiba und Mutair haben ſich gegen Ibn Saud
ge=
wandt. Engliſche Kreiſe geben zu, daß es ſich um einen
beſon=
ders ſchweren Aufſtand handelt. Man hält jedoch Ibn
Saud für ſtark genug, um den Aufſtand, wie in den Jahren
1916 und 1918, niederzuſchlagen. Nach einem offiziellen
Com=
munigus haben beide Parteien erhebliche Verluſte erlitten.
mar angenommen. Das Werk wird am 24. November d. J. unter
der muſikaliſchen Leitung von General=Muſikdirektor Dr.
Prae=
torius und der Regie von Oberſpielleiter Alexander Spring in
Szene gehen. Erich Riede, ein Heſſiſcher Staatsangehöriger, der
während ſeiner 2jährigen Tätigkeit am Heſſiſchen Landestheater
im Darmſtädter Muſikleben beſonders hervorgetreten iſt und
ſeit=
her am Württembergiſchen Landes=Theater in Stuttgart tätig
war, wurde zuſammen mit General=Muſikdirektor Joſeph
Roſen=
ſtock von Herbſt d. J. ab auf 3 Jahre an die Metropolitan=Opera
in New York verpflichtet.
Im Kampf gegen Unwiſſenheik und Aberglauben.
Durch die fortſchreitende Induſtrialiſierung, das rückſichtsloſe
Be=
nehmen ſo vieler Wanderer und Sonntagsausflügler werden unſere
Kriochtiere, Lurche und die andere Kleintierwelt arg eingeſchränkt, ja
ſogar unſinnigerweiſe verfolgt. Faſt jeder in der freien Natur
angetroffe=
nen Schlange oder Kröte wrd nachgeſtellt und nicht eher geruht, bis
dieſe armen Geſchöpfe getötet ſind. Durch Zahlen von Fangprämien für
Kreuzottern wird dieſer Uebelſtand leider allzu ſehr unterſtützt. Manche
harmloſe Glattnatter (Haſel= oder Schlingnauter), die Vertreterin der
ſhönſten deutſchen ungiftigen Natterart, wird als bezahltes Fangobjekt
auf den Polizeiwa hen der Dorfgemeinden ihr Leben ausgehaucht haben.
Und dabei iſt beſtimmt ſeit 15 Jahren kein erwachſener Menſch durch
einen Kreuzotterbiß getötet worden. Leider lieſt man öfters die
ſchreck=
lichſten Schauermärchen. Werden die Fälle nachgeprüft, muß man ſtets
erleben, daß ſie in das Reich der Fabel gehören. Iſt die Kreuzotter die
einzige Giftſhlange Deutſchlands, ſo ſind die anderen Kriechtiere und
Lurche dem Menſchen völlig ungefährlich. Und dieſes könnte auch die
Kreuzotter ſein, wenn der Meuſch ſie in Ruhe ließe. Durch ihre
um=
fangreiche Vertilgung von Mäuſen iſt ſie ebenſo daſeinsberechtigt wie
alle anderen Tiere.
Wie oft wird manche nützliche Kröte von unwiſſenden und boshaften
Menſchen mit Steinen beworfen, bis ſie nach ihrer Meinung „
unſchäd=
lich” gemacht iſt. Und doch iſt ſie ſo nützlich, daß ſie der Gärtner als
treue Helferin in der Schädlingsvertilgung in ſeinem Gartenbaubetrieb
nieht vermiſſen will. So wie es dieſer ſcheinbar äußeren nicht ſchönen
Kröte ergeht, muß auch manche Natter auf dieſe Weiſe als giftig und
ſchädlich verſchrien ihr Leben enden.
In unſerem Kulturſtagt, wo jedem Schulkind der Unterſchied
zwviſchen Tiger und Leopard gelehrt wird, müßte der einheimiſchen
kleine=
ven Tierwelt mehr Beachtung entgegengebracht werden.
Schließlich ſei von der ſtattlichen Zahl nur noch die Ameiſe genannt,
bie für unſere Wälder unentbehrlich in der Vertilgung vieler
Forſtſchäd=
linge iſt. Wie oft trifft man aber im Walde die zerſtörten Bauten
dieſer Tierchen an.
Warun ſollen dieſe Tiere ſchutzlos ſein?
Friedrih Wilhelm Fuchs.
Seite 4
Freitag, den 12. Juli 1929
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Genoſſen=
ſchaftsgeſetzes ſtrafbar. — Soweit wir Nichtmitglieder in unſeren
Verteilungs=
ſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.
Rummer 191
Freitag, den 12. Juli 1929
Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, 12 Juli.
Dit SiaokalsftHung.
2. Heſſiſches Sängerbundesfeſt.
Darmſtadt, 12. bis 15. Juli.
Es wird erneut darauf aufmerkſam gemacht, daß mit Rückſicht auf
die Nundfunkübertragung das Eröffnungskonzert am Freitag um 19,30
Uhr in der Feſthalle beginnt: Die Ehrung Arnold
Mendels=
ſohns ſoll in die Welr hinausgetragen werden. Der Samstag iſt
der Tag der Muſen. Ji zahlreichen Konzerten zeigen die beſien
Geſangvereine des Landes, was ſie zu leiſten vermögen, Jeder ſuche
ſich aus der reichen Fülle die Konzerte aus, die ſein Intereſſe am meiſten
wecken. Ein Führer bei dieſem Suchen iſt unentbehrlich. Das über alle
Fragen Aufſchluß gebende Feſtbuch wird zu 50 Pf. in den Häuſern
au=
geboten, es wird ferner im Verkehrsbüro und in den ſtädtiſchen Kiosken
verkauft. Ein prächtiges Bild hietet am Samstag der Fahneneinzug
der Bundesvereine. Um 16 Uhr marſchiert der Gau Darmſtadt nach
bem Hauplbahnhof. Dort werden die mit Sonderzügen eintreffenden
Sänger ſeierlich empfangen. Um 18 Uhr ſetzt ſich der Zug aller Fahnen
in Bewvegung und geht durch Rheinſtraße, Wilhelminenſtraße,
Hügel=
ſtraße, Karlſtraße nach der Hermannſchule. Um 19 Uhr finden
Kund=
gebungen ſtatt im Schloßhof vor dem Glockenturm, auf dem Riegerplatz,
auf dem Schulhof der Beſſunger Mädchenſchule, auf dem Spielplatz des
Herrngartens und auf dem Kapellplatz. D.s Gaukonzert in der
Feſt=
halle gedenkt des beſetzten Gebiere3. — Autsfahrer und Radfahrer
be=
nutzen den Eingang weſtlich vom Hauptportal. Der Wirtſchaftsausſchuß
unterhält einen gut beivachten Pauk für Autos, Motorräder und
Fahr=
räder auf dem Feſtplatz. — Die Standarten, die die heſſiſchen Städte
für den Feſtzug geſtiftet haben, ſind ausgeſtellt bei Heinrich Elbert in
der Rheinſtraße. Bei Haas u. Bernhard in derſelben Straße betracte
man das Opel=Auto, das ein glücklicher Inhaben einer Feſtkarte
gewin=
nen kaun. — Die Polizeiſtunde iſt vom 11. bis 16. Juli bis 6 Uhr
ver=
längert.
Am Montag, 15. Juli, wenn die Hosflut der geſanglichen
Dar=
bietungen verrauſiht iſt, ſteh: dea Teilnehrern des Feſtes ein
beſon=
derer Genuß bevor. Die Städt:ſiche Akademie für Tonkunſt wurde
auf=
gefordert, ſieh an den künſtleriſchen Da=bietungen zu beteiligen, und iſt
dieſem Wunſche gerne nachgekommen. Am Montag nschmittag um
18,30 Uhr findet im Kleinen Haus des H=ſſiſchen Landestheaters, eine
Aufführung von W. A. Mozarts einaktigem Singſpiel „Vaſtien und
Vaſtienne” ſtatt. Die Aufführung dieſes Werkes, wvelches Mozart im
Alter von 12 Jahren kemponier” hatte, wurde vor wenigen Wochen
an=
läßlich einer Prüfungsaufführung der Opernſchule an der Städtiſchen
Akademie für Tonkunſt von Preſſe und Publikum mit ſtarkem Beifall
aufgenommen. Ausführende ſind die Damen, von Hagen (Beſtienne),
Müller (Baſtien) und Arthur Seidle: (Colgs); das Orcheſter des
Inſtru=
mental=Vereins Darmſtadt (Orcheſter der Städtiſchen Akademie für
Toni=
kunſt) leitet der ſtädtiſche Muſikdirektor W. Schmitt. Die Nachfrage nach
dieſer Auffuhrung aus Kreiſen der heſſiſchen Sänger iſt jetzt ſchon eine ſo
ſtake, daß wir empfehlen, ſich haldigſt Karten zu beſtellen. Die
Auf=
führung findet für die Sänger bei freiem Eintritt ſtatt. Karten ſind
zu haben bei O. Titze, Eliſabethenſtraße 2.
— Las Volksliederkonzert des Bauerſchen Geſangvereins Gießen
findet am Samstag, dem 13. Juſ’, abends 8 Uhr, in der Otto=Berhdt=
Halle ſtatt.
— Sängerfeſt und Kirche. Um den Teilnehmern am 2.
Heſſi=
ſchen Sängerbundesfeſt am nächſten Sonntag Gellegenheit zu
geben, auch an einem Gottesdienſt ſich zu erbauen findet für die
evangeliſchen Sänger in der Pauluskirche ei
Frühgottes=
dienſt ſtatt, und zwar von 8—9 Uhr. In dieſem Gottesdienſt wird
der Wormſer Männergeſangverein unter Leitung ſeines Dirigenten,
des Herrn Muſiklehrers Niebergall, mit 4 Chören mitwörken. Die
Feier wird zeitig genug beendet ſein, daß die Beſucher des
Gottes=
dienſtes an der vaterländiſchen Kundgebung im nahe gelegenen
Orangeriegorten teilnehmen können.
— Darmſtädter Turnerſchaft. Wir bitven umſere Mitglieder uum
mög=
liehſt ſtarke Beteilignung beim Feſtzuug des Heſſiſchen Sängerbundes
An=
zug der ausütbendem Minglieder „Turnanzug‟. Die übrigen Mitglieder
gehen im blauen Anzug uund Müitze (ewvil. dumkler Anzug uund Mütze).
Aufſtellung urnd Abmavſch wird durch die Leiter belannt gegeben.
— Vom Sänger=Feſtplatz. Etwas ganz beſonderes bitet das
Ori=
ginal=Bayeriſche Bierzelt, 2000 Perſonen faſſend, mit der
tradivionellem Müünchener Original=Ochſenbraterei. Zum Ausſchank
ge=
langt der hier ſo beliebte Münchener Auguſtiner Edelſtoff geſchenkt
vomn Faß nach baheriſcher Art. Für die nötige baheriſche Stimmung
ſongt die 18 Monn ſtarke Oberlandler=Kapelle, mit den echt
baheriſchen Gebirgstänzen nebſt humoriſtiſchen Vorführungen. Wem
wird es nicht mumden und gefallen, bei luſtiger Muſik, einem friſchen
Maß vom Faß mit Radi, von einem friſchen baheriſchen Reſerl kredenzt.
Der Unternehmer, Herr Georg R aiß, Feſtwirt aus München, wird als
laugjähriger Fachmann alles aufbieten, um alle Gäſte zufriedenzuſtellen.
— Adolf Jordan †. Im Alten von 72 Jahren ſtarb hier am 9. Juli
nach kurzer ſchwerer Kranſkheit Aldolf Jordan. Er war an unſerem
Thea=
ter von 1909 bis 1915 als erſter Komiker engagiert. Unſeren älteren
Theaterbeſuchemn wird er unvergeßlich ſein in ſeinen Glanzrollen in den
Luſtſpielen „Fünf Frankfurter”, „Meyers”, „Grigri”, „Raub der
Sabi=
nevinnen” und anderen mehr. Er war bis kurz vor ſeinem Tod noch
tätig in ſeinem Beruf.
— Heſſiſches Landestheater Darmſtadk. Mietonmeldungen für die
nächſtjährige Spielzeit werden hei der Mietabteilung werktäglich von 9
bis 13,30 Uhr angenommen. Die Telephonzentrale des Landestheaters
iſt von 8 bis 13,30 Uhr und von 16 bis 20 Uhr beſetzt.
— Orpheum. Sommerſpielzeit Direktor Adalbert Steffter. Heute
Freitag gelangt zum letzten Male die evfolgreiche Kriminalkomödie „Der
Geiſterzug” von Arnold Nidley zur Wiederholung und iſt gleichzeitig
das letzte Gaſtſpiel von Bruno Harprech= und Eliſabeth Horn=Harprecht.
Morgen Samstag, abends 8,15 Uhr, und Sonntag, abends 8,15 Uhr,
fiunden die zwei letzten Aufführungen der diesjährigen Sommerſpielzeit
unter der Leitung von Direktor Steffter ſtatt und wird die entzückende
Operette „Die Frau ohne Kuß” mit Ria Urban in der Titelrolle
auf=
geführt. Weiter ſind noch beſchäftigt die Herren Aman, Daurer, Emons,
Petzold, Schmidt. Leiter der Aufführung iſt Direktor Steffter; die
minſikaliſche Leitung hat Kapellmeiſter Otto Beſag. — Die
Kindervor=
ſtellung, die für Samstag nachmittag vorgeſehen war, fällt aus.
— V. D. A. Die V. D.A.=Schulgruppe des Realgymnaſiums
veran=
ſtolltet am Freitag, den 12. Juli, und Samstag, dem 13. Juli, im
oberen Zeichenſaal (ine Ausſtellung von Büldern und Photos ihrer
dies=
jährigen Pfingſtfahrt an die Waſſerkaate, wozu alle Intereſſenten
herz=
lichſt eingelladen ſind. Die Ausſtellung wind Freitag, um 4 Uhr
eröff=
net. Der Gintuitt iſt frei! Wir bitten jedoch um freiwillige Spemdent
zum Ausbau unſeres Tvommlerkorps.
— Städtiſche Fürſorge= und Beratungsſtelle für Lungenkranke. In
der Zeit vom 15. Juli bis einſchließlich 13. Auguſt d. J. werden
ärzt=
liche Unterſuchungen nicht vorgenommen. Die Beratungsſtunden
fin=
den ſtatt.
Der Zuſchuß an die Turngemeinde Darmſtadt 1846 bewilligk. — Die Erhöhung des Waſſergeldes bereits
ab 1. Auguſt beſchloſſen. — Um die Miekpreiſe in den ſtädkiſchen Wohnungen.
Die geſtrige Stadtratsſitzung hatte wenig ſpannende Momente. Im
Jinanzausſchuß war man ſich über die Bewilligung der Gelder für den
Sportplatz der Turngde. 1846 und den der Freien Turngde, einig
geſuorden, ſo daß in der folgenden Sitzung dieſe beiden Punkte ohne
große Debatte erledigt und die Bewilligung genehmigt wurde. Am
Shluß der Sitzung entſpann ſich eine längere Ausſprache über die
hohen Mieten in den ſtädtiſchen Wohnungen, wobei dringend
Miet=
herabſetzung gefordert wurde. Bürgermeiſter Buxbaum gab eingehende
Aufklärung über die Notwendigkeir der zurzeit beſtehenden Mierſätze.
Bemerkenswert iſt, daß der Waſſerpreis bereits ab 1. Auguſt von 23
auf 30 Pf. erhöht wird. Der Beginn der Sitzung, in der einige
Stadt=
ratsmitglieder fehlten, wurde burch den noch tagenden Finanzausſuß
für kurze Zeit verzögert, die Sitzung wurde gegen 16 Uhr von
Ober=
burgermeiſter Mueller eröffnet.
Der Sihungsverlauf.
Der Schaffung einer Deckung für im Laufe des Geſchäftsjahres
weiter notwendig werdenden Ausgaben durch Erhöhung des Waſſerpreiſes
von 23 auf 30 Pf. bereits ab 1. Auguſt wurde debattelos zugeſtimmt.
Nach Deckung der notwendigen Ausgaben wird durch dieſe Echöhung
noch ein Ueberſchuß verbleiben, der de Verwvaltung zur Veufügung
ſteht.
Der folgende Punkt, die Errichtung einer Wohnungsbau=A. G. betr.,
wurde abgeſetzt, ebenſo wurde der Antrag betr. Annahme einer
Schen=
kung zur Erriltung eines Niebergallbrunnens zurückgeſtellt.
Ueberſichten über die wirklichen Einnahmen und Ausgaben der vier
höheren Knabenſchulen für das Nechnungsjahr 1928.
Nach den von den Direktionen der vier höheren Kuabenſchulen
vor=
gelegten Ueberſichten über die wirklichen Einuahmen und Ausgaben der
nschbezeichneten Schulen für das Rechnungsjahr 1928 beträgt der
Zu=
ſchuß der Stadt zum Luduig=Georgs=Gymnaſium 104 863,58 RM., zum
Nealgymnaſium 217 551,54 RM., zur Ludwigs=Oberrealſchule 83 788,96
Reichsmark, zur Liebigs=Oberrealſchule 95 837,99 MMM. Nach dem
Stadt=
kaſſevoranſchlag iſt als Zuſchuß genehrnigt für das Ludwig=Georgs=
Gym=
uaſium 83 121 RM., für das Realgymnaſium 177 051 RM., für die
Lud=
wigs=Oberrealſchule 59 499 RM., für die Liebigs=Oberrealſchule 78 382
Reichsmark. Der Fehlbetrag ſtellt ſich ſomit bei dem Ludwig=Georgs=
Gymnaſium auf 21 742,58 RM. bei dem Realgymnaſium auf 40 500,54
Reichsmak, bei der Ludwigs=Oberealſchule auf 14 289,96 RM., bei der
Liebigs=Oberrealſchile auf 17 455,99 RM. Einwendungen gegen die
Ueberſichten ſind nicht erhoben worden. Es wird daher deren
Geneh=
migung beantragt und der Bewilligung der Fehlbeträge zugeſtimmt.
Im Herbſt 1920 begeit die Viktoriaſchule ihre Hundertjahrfeier. Die
Diuektion bittet um Gejuährung eines Zuſchuſſes von 2600 Mark für die
beſtere Ausſtattung der Anſtalt mit Lehrmitteln. Es wird beantragt,
der Anſtalt im Hinblick auf ihre Bedeutung und ihren Nutzen den
ge=
forderten Betrag zu bewilligen. Genehmigung wird einſtimmig erteilt.
Die Erneuerung der Fußböden in den Schulklaſſen der Kyritzſchule
war unbedingt erforderlich. Die Koſten hierfür betragen 21 735,84 RM.
Zm Voranſcklag 1928 ſtand ein Kredit von 3000 RM. zur Verfügung,
ſo daß uvch 18 375,84 RM. nachzubewilligen ſind. Im Einvernehmen
mie dem Bau=Ausſchuß wird Nahbswilligung beantragt, die erteilt wird.
Der folgende Antrag wird auf Vorſchlag des in Frage kommenden
Ausſchuſſes einſtimmig abgelehnt, der beſagt: Die weitere Aufſchließung
der Baugebiete an der Nieder=Ramſtädter Straße und am Steinberg iſt
nur möglich nach vorheriger Einlegung der erforderlichen Kanäle, ebenſo
muß der endgültigen Herſtellung der Nieder=Namſtädter Straße ihre
Kanaliſierung vorausgehen. Es wird daher im Einvernehmen mit dem
Vau=Ausſcuß beantragt, die erforderlichen Straßenkanäle zu erbauen.
Die benötigten Kredite von 25 000 RM. undg 56 000 RM. ſtehen im
Jahresvoranſchlag für 1929 zur Verfügung.
Einer Anregung von Anliegern, insbeſondere der Heſſiſchen Landes=
Hypothekenbank, entſpreihend, wird im Einvernehmen mit dem Bau=
Ausſchuß beantragt, die Moſerſtraße auf der Weſtſeite, zwiſchen
Herd=
wueg und Ohlyſtraße, und auf der Oſtſeite, zwiſchen Herdweg und Haus
Nr. 14, mit einem Moſaikfußſteig zu verſehen. Die entſtandenen Koſten
gehen zu Laſten der Anlieger. Der Vorlage wird zugeſtimmt.
Zur Herrichkung eines Sporkplahes am Oftbahnhof
für die Turngemeinde Darmſtadt 1846
liegt ein Antrag vor, der folgendes beſagt: Da die Turngemeinde
Darm=
ſtadt ihren ſeitherigen Sportplaz am Finanzamt infolge Bebauung
auf=
geben mußte, beabſichtist ſie, auf der ihr vom heſſiſchen Staat
überwieſe=
nen Wieſe vor dem Oſtbahnhof einen neuen Sportplatz anzulegen. Mit
Nückſicht darauf, daß der Platz auch von den drei höheren Schulen am
Kapellplatz mitbenutzt werden ſoll, wird im Einvernehmen mit dem
Bau=Ausſchuß und dem Sport=Ausſchuß beantragt, einen ſtädtiſchen
Zu=
ſchuß von 40 000 RM. zu den 70 000 RM. betragenden Geſamtkoſien der
Herrichtung des Platzes zu gewähven. Dieſer Antrag wurde ebenſo
einſtimmig genehmigt wie der folgender
Der Sportplatz der Freien Turngemeinde
ſoll am 25. Auguſt d. J. eingeweiht werden. Dazu möchte die Freie
Turngemeinde eine Tribine nufſtellen. Zu dieſem Zwecke müſſen noch
weitere Anſhuttungen vorgenommen werden. Dieſe ſollen von der
Stadt geleiſtet werden, ebenſo die Planierung und Befeſtigung. Weiter
wird gewinſcht die Befeſtigung eines Zugangsweges am Haupttor zum
Sportplatz, ferner Anlage und Befeſtigung eines Schlackenweges um die
Nundbahn, ferner Planierung und Ausſchüttung auf der Weſtſeite des
Tei hes, ferner Befeſtigunx der Teichränder durch Faſchinen, ferner die
Aufſtellung von 2 Fußbaltoren auf dem Spielplatz aus Beton und
Drahtgeflecht, ferner einige Ordnungsarbeiten und Arbeiten der
Stadt=
gärtnerei. Die Geſamtkoſten werben auf 5400 Mark geſchätzt.
Es wird nach, den beiden Antcagſtellern nach eingehender Bekatung
im Finanzausſchuß ein zinsloſes Darkehen in der beantragten Höhe
mit einer Amortiſationsverpflich ung von 1 Prozent bewilligt.
Stadtrat Wieſenecker (Soz.) gibt bei dieſer Gelegenheit die
für die einzelnen Sportplätze in Darmſtadt bewilligten Summen
be=
kanut. Er bevont, daß der verlangte Betrag für den Sportplatz der
Freien Turngemeinde für die Planierungsarbeiten gebraucht würde,
nicht, wie irrtümlicherweiſe in der Vorlage der Stadtverwaltung
be=
merkt ſei, zur Aufſtellung einer Tribüne. Die Stadtverwaltung müſſe
zu gegebener Zeit die Frage der Anſchaffung einer transportablen
Tri=
büne für die hieſigen Sportplätze erörtern. Im übrigen arbeiten die
Mitglieder ſelbſt ſehr eifrig an ihrem Sportplatz.
Stadtrat Kalbfleiſch (D.V. P.) erklärt u. a daß auch die
Mit=
glieder der anderen Sporzereine ſich aufs eifrigſte betätigen, um die
Keſten für die Sporttlatzherſtellung möglichſt herabzudrücken.
Stadtrat Schneider (Dntl.) kommt nochhnals auf die
Zuſchuß=
anträge der einzelnen Sportvereine zu ſprechen, die er in ihrer
Geſamt=
ſume gegenüberſtellt. Er ſprach ſeine Genugtuung darüber aus, daß
der Zuſchuß der Turngemeinde Darnſtadt 1846 bewilligt wurde.
Auch Oberbürgermeiſter Mueller gibt ſeiner Freude über die
Bewilligung Ausdruck. Damit war dieſer Punkt erledigt.
Ober=
bürgermeiſter Mueller gibt zunächſt den Dank der Freien Vereinigung
für Polizei= und Kriminalwiſſenſchaft für die Unterſtüitzeing anläßlich
der Polizeiwoche und anſchließeno das Programm der Veranſtaltungen
fur den Verfaſſungsfeiertag bekannt. Die Koſten für dieſe
Veranſtal=
tungen betragen 3000 Mark. Die Bewilligung wurde von den
Stadt=
ratsmitgliedern mit Stimmenmehrheit erteilt. Stadtrat Schneider
(Dntl.) lehnt aus grundſätzlichen Erwägungen den Betrag ab. Weiter
wird bekannt gegeben, daß die Koſten für die Schmückung des Rathauſes
anläßlich des Sängerfeſtes 200 Mark betragen (der Betrag wird
be=
willigt), und anſchließend eine Anfrage des Stadtrats Schnaider
(Dutl.) verleſen, wieweit das Projeit der
Straßenbahnführung Eberſtadt—Jugenheim
gediehen ſei und was der Herr Oberbürgermeſiſter zur Beſchleunigung
der Anlage dieſer wichtigen Linie zu tun gedenke.
Oberbürgermeiſter Mueller verlieſt ein Antwortſchreiben des
Herrn Direktors Bohnenberger von der Heag, wvonach die
Verkandlun=
gen mit Jugenheim zurzeit noch ſchwben. Die Gemeinde Seeheim
habe die Garantie zunächſt abgelehnt, man werde mit den Gemeinden
Malchen und Seeheim die Verhandlungen nach Abſchluß der
Beſpre=
chungen mit der Gemeinde Jugenheim wieder aufnehmen.
Bürgermeiſter Buxbaum gibt den Stadtratsmitgliedern die
Auf=
wertungsſätze der Stiftungen für Erhaltung der Begräbnisſtätten
be=
kannt. Die Aufwertungen der dunh die Inflation entwerteten
Stif=
tungen ſchuanken zwiſchen 70 und 400 Mark. — Stadtrat Aßmuth
(Sez.) vermißt die Vorberatung dieſer Angelegenheit im Rechtsausſ huß,
die zugeſagt wird.
Stadtrat Engel (Soz.) beanſtandet
die Mietſätze in den ſtädtiſchen Wohnungen.
Man müſſe gegen die allzu hohen Mietſätz= für Dreizimmerwohnungen,
Lie heute 87 bis 127 Mark betragen, Verwahrung einlegen, da ſie für die
Bevölkerung nicht tragbar ſeien.
Bürgermeiſter Buxbaum erklärt in längeren Ausführungen das
Zuſtandekommen dieſer Mietpreiſe. Man verlange für eine
Einzimmer=
wohnung 8 Mk. pro Quadratmeter, für eine Zweizimmerwohnung 8,50
Mk., für eine Dreizimmerwohnung 9 Mk, in bevorzugter Lage 10—12
Mk. pro Quadratmeter Wohnflähe. Das entſpreche den Preiſen
Mann=
heims und Ludwigshafens. Für dieſe Wohnungen beſtehe große
Nach=
frage. Der Preis bleibe noch unter dem Selbſtkoſtenpreis. Man müſſe
dieſe Preiſe verlangen, um nicht den Fortgang des Wohnungsbaues
zu gefährden, denn die Zuſchüſſe der Stadt müßten auf das Mindeſtmaß
beſchränkt bleiben. Es ſtehe ja im Belieben der Stadtratsmitglieder,
die Mietpreiſe zu ſenken, er mache aber auf die ſchweren Folgen
aus=
drücklich aufmerkſam. Die Hälfte der zur Verfügung ſtehenden Mittel
ſei durch den Zinſendienſt verbraucht, die andere Hälfte ſei Eigentum
des Staates und komme für den Zinſendienſt nicht in Frage. Es ſei
nur ein Ausweg möglich, man möge alljährlich im Budget eine Summe
einſetzen, um damit den Zinſendienſt begleichen zu können.
Stadtrat Tempel (Soz.) ſetzt die Wohnungspreiſe in Darmſtadt
mit denen in Frankfurt in Vergleich und erklärt, bei Berückſichtigung
aller Momente komme man zu dem Ergebnis, daß die Miete in
Darm=
ſtadt zu hoch ſei. Man baue eben zu teuer, auch könnten die Wohnungen
ruhig etwas kleiner und dadurch billiger werden. Auch einzelne
un=
nötig verteuernde Arbeiten und Ausgaben könnten unterbleiben. Durch
die ſtädtiſchen Mietforderungen würden auch die übrigen Mieten
auto=
matiſch verteuert.
Bürgermeiſter Buxbaum ſtellt feſt, daß die Kalamität in
an=
deren Städten genau ſo wie in Darmſtadt beſtehe. Man habe zur
Ver=
billigung in den neuen Häuſern, bereits die Nutzfläche verringert und
tue alles, möglichſt billig zu bauen. Die Baumaterialkoſten müßten eben
auch berückſichtigt werden. Man habe jetzt eine Wohnung z. B. für
9000 Mark gebaut. Einfamilienhäuſer hätte man beiſpielsweiſe ſchon
für 14 000 Mark erſtellt. Es wäre überhaupt anzuſtreben, in großem
Umfang verkaufsfähige Häuſer zu bauen.
Stadtrat Friedrich (Soz.) unterſtreicht nochmals die
Notwendig=
keit einer Mietpreisherabſetzung.
Bürgermeiſter Buxbaum weiſt darauf hin, daß man auch
bil=
ligere Wohnungen habe, man ſpreche immer nur von den teuren. An
ihm liege es nicht, wenn man billiges Geld bekommen könnte, würde
man auch billiger bauen. Kein Menſch wünſche mehr als er, daß die
Mieten niedriger würden, leider ſei dies unter den gegenwärtigen
Um=
ſtänden unmöglich.
Stadtrat Süß (Dntl.) betont, daß andere Städte viel billiger
bauen würden. Wohnungen mit ſo hohen Mieten würde man eines
Tages nicht mehr los. Außerdem unterſtütze Bürgermeiſter Buxbaum
den privaten Wohnungsbau nicht genügend.
Bürgermeiſter Buxbaum weiſt den Vorwurf, daß er den
pri=
vaten Wohnungsbau nicht genügend unterſtütze, zurück, er tue nur ſeine
Pflicht, wenn er Leute, die nicht über genügende Reſerven verfügten,
vor unbedachtem Bauen warne. Im übrigen bemühe man ſich in
Darm=
ſtadt ebenſo wie in anderen Städten, möglichſt billig zu bauen.
Stadtrat A ßmuth (Soz.) bemängelt ſehr, daß Staat und Reich nicht
mehr Verſtändnis für die Wohnungsnot der Städte hätten. Auch die
hohen Zinsſätze ſtänden neben anderen Gründen einem geſunden
Bau=
vorhaben ſehr im Wege.
Nach einer kurzen Schlußbemerkung des Bürgermeiſters Buxbaum
iſt die Debatte über dieſe Frage beendet. Oberbürgermeiſter Mueller
begrüßt den nach ſchwerer Krankheit wiedergeneſenen Stadtrat Metzler
und ſchließt nach der Bekanntgabe, daß eine mehrwöchige Sommerpauſe
eintreten werde, die letzte Sitzung vor den Sommerferien. Dr. 0.
— Umgruppierung der heſſiſchen Polizei. Am 1. Juli iſt der Leiter
der heſſiſchen Schutzpolizei, Kommandeur und Polizeioberſt v.
Carra=
cäola, in den Ruheſtand getreten. Zu ſeinem Nachfolger wurde nun
Polizeioberſtleutnant Schröder unter Beförderung zum Polizeioberſt
und Kemmandeur der Schutzpolizei ernannt. Sein bisheriger
Arbeits=
bereich wurde aufgeteilt und an die Polizeimajore Geppert (Leitung
des Bereitſchaftsdienſtes) und Freyer (Leitung des Polizeidienſtes)
— der bekannte Neiter — abgegeben. Polizeihauptmann Brendel
wurde zum Polizeioberſt ernannt, Polizeioberleutnant Bellof zum
Polizeihauptmann, Polizeimeiſter Grumbach zum Polizeileutnant.
Verſetzt wurden Polizeimajor Wagner von Babenhauſen nach
Darm=
ſtadt zur Landespolizeiſchule, Polizeihauptmann Bornſcheuer von
Friedberg nach Darmſtadt, Polizeioberleutnant Schmidt von
Darm=
ſtadt nach Offenbach und Polizeioberleutnant Nückert von Darmſtadt
naclt Friedberg.
— Volkshochſchule. Am kommenden Samstag und Sonntag iſt
un=
ſeren Mitgliedern Gelegenheit gegeben, in geſchloſſener Führung die
Ausſtellung „Der ſchöne Maſch in der neuen Kunſt” bei ermäßigtem
Eintritt zu beſuchen. Ueber die Bedeutung dieſer Ausſtellung iſt in der
Preſſe ſchon genügend berichtet worden, ſo daß wir uns auf eine
Emp=
fehlung des Beſuches beſchränken können. Wir bitten, die Beteiligung
der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule umgehend zu melden.
—Tienſtjubiläum. Am heutigen Tage ſind 25 Jahre verfloſſen,
ſeit Frau El. Wollmann im Hauſe des Herrn Bäckermeiſters Heinrich
Jäckel tätig iſt.
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In den ersten
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sollte jede Mutter ihr Kind
aus-
schließlich mit der reinen, milden
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Seite 6
Freitag, den 12. Zuli1929
Nummer 194
Die Kirchenſteuern für 1929.
Dieſer Tage iſt eine Notiz über das Kirchnotgeld durch die
Preſſe gegangen. Wer von den evangeliſchen Glaubensgenoſſen es noch
nicht wußte, konnte daraus enlnehmen, daß ſeine Kirche in großer
finan=
zieller Not iſt und daß, um dieſer Not zu ſteuern, vom
Landeskirchen=
tag als dem geſetzmäßigen Vertreter des evangeliſchen Kirchenvolkes
für 1929 die Erh=bung eines Notgeldes beſchloſſen wurde. Weiter
wurde in dieſer Notiz darauf hingewvieſen, daß es ſich bei dem
Kirch=
notgeld nicht um eine Steuererhöhung, ſondern um einen Grundbetrag
von 2 RM. im Jahre handele, den alle Angehörigen der Landeskirche,
ſoweit ſie 25 Jahre alt geweſen ſind, zahlen ſollen.
Damit nun der Hinweis darauf, daß es ſich nicht um eine
Steuer=
erhöhung handele, nicht mißverſtanden wird, ſei hier noch nachgerragen:
Die Landeskirchenſteuern für 1929 ſind, wie auf der Rückſeite der
Steuerbeſcheide zu erſehen iſt, nach den gleichen Ausſchlagsſätzen wie in
den Vorjahren ausgeſchlagen. Eine Erhöhung der Sätze iſt nicht
ein=
getreken. Auch die Ausſchlagsgrundlagen, die Ginkommenſteuern und
die Steuerwerte vom unbebauten Grundbeſitz, ſind ihrer Art nach
un=
veränderk geblieben.
Und doch unterſcheiden ſich die für 1929 angeforderten Ratenbeträge
ſelbſt nach Berückſichtigung des darin enthaltenen Kirchnohgeldes oft
nicht unweſentlich von den Anforderungen der Vorjahre. Sie ſind teils
höher, teils niedriger, je nachdem ſich die Ausſchlagsgrundlagen,
nament=
lich die Einkommenſteuern, ihrer Höhe nach geändert haben, und
zwar ſeit 1926. Dei Nachprüfung der Steuerbeſcheide für 1929
und bei Gegenüberſtellung der Kinhenſteueranforderung für 1928 und
1929 darf nämlich nicht überſehen werden, daß die Kirchenſteuern für
1928 aus finanztechniſchen Gründen im Vorjahre nochmals, wie die für
1927, nach dem Einkommen bzuv. den Einkommenſteuern 1926 errechnet
wurden, während die Kirchenſtenerveranlagung für 1929 jetzt wieder in
normaler Weiſe auf der Grundlage der Einkomnenſteuern für 1928
er=
folgen konnte. Alſo in dem gleichen Verhältnis, in dem ſich das
Einkom=
uen von 1926 zu dem für 1928 verändert hat, muß ſich auch die
Kirchem=
ſteueranforderung geändert haben. Wer im Vergleich zu 1926 jetzt ein
größeres Einkommen hat, muß jetzt höhere, wer ein geringeres
Einkom=
men hat, geringere Kirchenſteuern zahlen.
Was wegen Vermeidung von Härten in der oben erwähnten Notiz
bei dem Kirchnotgeld geſagt iſt, gilt in gleicher Weiſe auch für die
Kirchenſteuern.
Bezirksſchöffengerichk.
p. 1. Ein hieſiger Kaufmann iſt angeklagt, ein unter
Eigentums=
vorbehalt erkauftes Motorrad, zu deſſen Bezahlung eine Reihe bei der
Bank domizilierter Wechſe: gegeben waren, weiterveräußert zu haben.
Der Käufer wurde durch ein Zeitungsinſerat auf das Kaufangebot
anf=
merkſam und trat daraufhin mit dem Angeklagten in Verbindung, der
auf Befragen betonte, das Motorrad ſei ausbezahlt. Später
behaup=
tete Angeklagter, es ſeien doch noch 7 Wechſel im Laufe. Der Käufer
erfuhr dann aber, daß noch Eigentumsrechſte auf dem Rade ruhten.
Der Staatsanwalr legt in längeren Ausführungen dar, daß es am
Bewußtſein der Rechtswidrigkeit de= Handlungsweiſe mangele und
des=
halb Freiſprechung einzutreten hobe. In dieſem Sinne
ergeht Urteil.
2. Ein früher in Jugenheim, nun in Nürnberg wohnhafter
Kauf=
mann ſteht unter der Anklage, verſitherungsanträge gefälſcht und einen
Geldbetrag unterſchlagen zu haben. Auch eine weitere Vertreterin der
Verſicherungsgeſellſchaft ſoll, um Proviſion zu bekommen, eine
Unter=
ſchrift unter einem Verſicherungsantrag gefälſcht haben.
Der Staatsanwalt erachtet die gegen den Kaufmann erhobene
An=
klage für erwieſen, ſoweit die Fälſchungen in Betracht zu ziehen ſind;
es wird eine Stcafe von 3 Monaten Gefängnis und bezüglich der
Ver=
treterin die Freiſprechung beantragt.
Das Urteil erkenur gegen den Kaufmann wegen der Fälſchung und
Betrugs auf 3 Monate Gefängnis, die Vertreterin erzielt die
Frei=
ſprechung.
*
p. Um Weihnachten trieb ein jugendlicher und gewandter
Faſſaden=
kletterer hier das Diebeshandwerk und beunruhigte die Bevölkerung
In Duisburg konnte in der Folge der Täter Joh. Hohenſtein
von da feſtgenommen werden, der im weſentlichen geſtändig war. Das
Urteil lautete auf 2 Jahre Zuchthaus.
Arbeiksverweigerung des Bekriebsraksvorſikenden.
(Wachdruck verbochem.)
fs. Bei einer Metallwarenfabrik in Darmſtadt war der
Klä=
ger in der Abteillung für eleltriſche Apparate meiſt mit Roharbeiten,
mitunter auch mit Montagen beſchäftigt. Er war
Betriebsratsvor=
ſitzender. Mittze 1928 wollte die Firma infolge eimer
Betriebsumſtel=
lung den Kläger in die Abteilung für Kaffeemaſchinen (K.A.)
ver=
ſetzen. Kläger behnte das ab ebenſo der Betviebbsvat, der in der
Ver=
ſetzung einen uuſtatthaftem Druck gegen den Kläger als
Betriebsrats=
vorſitzenden erblickte. Kurze Zeit darauf verſuchte die Beklagte
aber=
malls, dem Kläger zuum Uebertritr in die Kaffeemaſchinen=Abteillung zu
bewegen, imdem ſie ihm bis zu ſeiner Einauchsſiübung im die meiue
Ab=
telung das bisherige Durchſchmittseinkommen zuſicherte. Als Klläger
auch dies Verlangen ausdrücklich ablehnte, wurde er friſtlos entlaſſen:
er klagt wunmehr auf Fortbeſtehen ſcines Avbeiſtsverhältniſſes und
auf Lohnwachzahluung, denn die K.A. habe gegemüüber ſeiner bisherigen
Beſchäftigung einen weſensfvemden Betrieb dargeſtellt.
Das Landesarbeitsgericht Darmſtadt verurteilte die Beblagte
zur Weiterbeſchäftigung uund zur Lohwnachzahlluung. Im gleichen Sinne
entſchied jetzt das Reichs=Arbeitsgericht. Aus der
Begrün=
dung: Die Entſcheidung hängt davon ab, ob Kläger durch die
Wei=
gerurng, imn eine andere Betriclbsabtzeilluung üüberzutreten die Arbeit
be=
harrlich verweigert hat und dadurch gemäß § 123 GewO. einen Grund
zur friſtloſen Entlaſſung geſetzt hat. Das LAG. iſt davon
ausge=
gangen, daß von einer beharrlichen Avbeitsverweigewung mur die Rede
ſein könnte, wenn der Kläger bei der Uebertrittsberweigerung ſich
be=
wußt geweſen wäre, daß er ein Recht auuf die Verweſgerug nicht habe.
Das LAG. hat aber im Gegenteil angemomwen, daß Kläger glaubte,
ein ſolches Recht zu haben. Dieſe an ſich komplizierte Mechtsfvage
rich=
tig zut beurteillen, war dem Klägen micht zuzumuten. Wenn deshalb
das LAG. aus ſubfektiven Gründen amimmt der Kläger habe ohne
Verſchullden die Arbeit verweigern können, ſo iſt eim Rechtsirrtum
hierin micht zu fimden. — „Reichsgerichtsbriefe‟. (MAG. 36/29. — Urt.
d. Reichsarbeſitsgerichts vom 6. Juli 1929.)
Erweiterung ber Zugtelephonie. Der Sprechbereich der
Zugtele=
phonie, die bisher verſuchsweiſe auf der Berlin—Hamburger
Eiſenbahn=
ſtrecke eingeführt iſt, hat jebt eine beträchtliche Erweiterung erfahren.
Während bisher das Telephonieren im fahrenden Zuge nur auf einige
beſtimmre, an der Strecke gelegene Orte beſchränkt war können jetzt
Geſpräche mit dem fahrenden Zuge von und nach allen Orten
Deutſch=
lands ausgeführt werden.
Umleikung des Berkehrs von Krafkfahrzeugen (Aukos
und Mokorrädern) ſowie von Fuhrwerken während
des Feſtzuges des 2. Heſſiſchen Sängerbundesfeſtes
am 14. Juli 1929.
1. Die Aufſtelllung des Feſtzuges findet in dem durch follgende
Straßen begremzten Raum ſtatt: Heiſellberger=, Neckar=, Wilhellmunen=,
Karls=, Heimrichs=, Wilhelm=Gläſſing=, Hügel=, Wilhelminem=,
Rhein=
ſtraße (letzterer ausſchließlich). Der Fahrzeugverkehr in dem durch
dieſe Straßen begvenzten Roum iſt ab 13 Uhr auf das äußerſt
not=
wendige Maß zu beſchränken.
2. Während der Wufſtellung und des Umzuges des Feſtzuges wird
der geſcte Kraftfahrzeug= und Fuhrwerksverbehr, der regelmäßig
durch Heidelberger=, Nechar=, Rhein=, Frankfurter Straße und
umge=
kehrt führt, umgelleibet.
Ab 13 Uhr werden dieſſe Straßenzüge für den
Kraftfahrzeug=
uund Fuhrwerksverkehr geſperrt. Durch den Zug= umd Ordnungsausſchuß
für das Sängerbudsfeſt werden an allen in Frage bommenden Stellen
entſprechends Sperrſchillder, ſowie in den Umleivungsſtraßen
Richtungs=
ſchillder auſigeſtellt oder angebracht.
Die Umleitungsſtrecken ſind für die verſchiedenen Wichtungen wie
folgt feſtgeſſetzt worden:
Richtung Heidelberg—Frankfurt.
Heidelberger= Moosbeng=, Klappacher= Jahmn=, Mieber=Ramſtädter
Straße, Friedhofsallee, Heinrichs= Beck= Landgraf=Georgsſtraße,
Fied=
lerweg, Speſſarvrüing, Rhönring, Fronkfurter Straße.
Richtung Frankfurt—Heidelberg.
Frankfurter Straße, Whönving, Speſſartring, Fiedlerweg. Landgraf=
Geongsſtraße, Beck=, Hrüinrichs=, Inſelſtraße nöndlich des Friedhofes
herum, Nieder=Ramſtädter Straße, Jahn=, Klappocher=, Moosberg=
Heſidelbeuger Spraße.
Richtung Mainz—Frankfurt.
Rheinſtraße, am Bahwhof vorbei, Poſt=, Otvo=Wolfskehl=, Bismarck=,
Blumenthlal=, Fronbfurder Straße.
Richtung Frankfurt—Mainz.
Fvankfuwer=, Bluumenthal=, Biswarck=, Otto=Wolfskehl=, Poſtſtvaße,
am Bahnhof vorbei, Wheinſpvaße.
Richtung Mainz—Heidelberg.
Rheimſtraßa, am Wahnhof vorbei, Poſt=, Otto=Wolfskehl=, Bismarck=
Blumenthallſtraße, Rhönring, Speſſartring, Fiedlerweg, Landgraf=
Goorgs=, Beck= Heinrichsſtraße, Friedhofsallee. Nieder=Ramſtädter=,
Jahn=, Klappacher=, Moosberg=, Heſdelbenger Straße.
Richtung Heidelberg—Mainz.
Heſidelbenger= Moosberg=, Klappacher=, Jahn=, Nieſder=Raſtädter
Straße, Fritſdhofsallee= Heinrichs=, Beck=, Dadgraf=Geongsſtraße,
Fied=
lerweg, Speſſartring, Whönring, Blumenthal=, Biswarck=, Otto=Wolfs=
Gehl=, Poſtſtraße, am Bahnſhof vorbei, Rheinſtraße.
Richtung Eſchollbrücken—Mainz.
Eſchollbvücker Straße, Donnersbeingving, Beſſunger=, Heidellbenger=,
„Moosbelng=, Klappacher=, Jahn=, Nieder=Ramſtädter Straße,
Friedhofs=
allee, Heinrichs=, Beck=, Landgraf=Geongsſtraße, Fiedlerweg,
Speſſart=
ving. Rhönving, Blumenthal=, Biswarck=, Otto=Wolfskehl=, Poſtſtraße,
am Bahmhof vorbei, Rheinſtvaße.
Richtung Mainz—Eſchollbrücken.
Wheimſtraßa, am Bahnhof vorbei, Poſt=, Otto=Wolfskehl=, Bismarck=,
Blumemthlallſtraße, Rhönring, Speſſartrung, Fiedlerweg, Landgraf=
Georgsſtraße, Beck=, Heſmrichsſtraße, Fricſdhofsallee, Niedeir=
Ramſtäd=
ter=, Jahn=, Kllappacher= Moosbeng= Heildelbenger=, Beſſlunger Straßg,
Donnersbengring, Eſchollbrücker Straße.
Richtung Eſchollbrücken—Frankfurt.
Gſchollbrücker Straße, Donnersbergring, Beſſuunger=, Heſdellbevger=,
Moosbeng=, Klappacher= Jahn= Wieder=Ramſtädtzer Straße=
Friedhofs=
allee, Heinrichs=, Beck=, Landgwaf=Geongsſtuaße, Fiedlerweg, Speſſartring.
Mhönring, Frankfurter Straße,
Richtung Frankfurt—Eſchollbrücken.
Frankfurter Straße, Rhönring, Speſſartving, Fiedllerweg, Landgvaf=
Georgsſtaße, Beck=, Heinrichs=, Inſtlſtraße mördlich des Friedhofes
herumm, Mioder=Ramſtädter=, Jahn=, Klappacher= Moosbeng=
Heidelber=
ger=, Beſſunger Straße, Donmersbergring, Gſchollbrüicher Straße.
3. Die Heſſiſche Eiſſenbahm=A.=G wird ſhven Fahrbetricb ab
13.30 Uhr, ſoweit es erforderlich iſt, einſtellen.
kokale Beranſtaltungen.
D
F erfteinenden Notiyen ſind autfchüettich als Hinweifte auf Krzelgen zu dikrachten
in teimem Jalle irgendwie ald Beſprechung oder Kriik.
— Volkstümliche Militärmuſik=Konzerte finden
von Freitag bis Montag im Wiene= Kronenbräu=Zelt anläßlich des
2. Heſſiſchen Sängerfeſtes ſtatt. Matihias Weber wird im Rahmen der
Münchener großen Brauereien mit ſeinen ehemaligen Militärmuſikern
angepaßte, gediegene und doh heitere Unterhaltung bieten. Heute
Frei=
tag, abends 8 Uhr, feierliche Eröffnung des Rieſenzeltes „Wiener
Kro=
nenbräu”, Samstag ab 7 Uhr, Sonntag nach Eintreffen des Feſtzuges,
Montag im Anſ.hluß an das Kinderfeſt heiterer Konzertbetrieb. (Siehe
Anzeige.)
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße)
in der Starkenburg=Loge, Neckarſtraße 20.
Freitag, den 12. Juli: Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 13. Juli: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min
Sabattausgang 9 Uhr 50 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen:
Morgens 7 Uhr — Min. — Abends 7 Uhr 15 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der Iſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft
Samstag, den 13. Juli: Vorabend 7 Uhr 50 Min. — Morgens
8 Uhr. Nachmittags 5 Uhr. Sabatausgang 9 Uhr 30 Min.
Wochentags Morgens 6 Uhr. Abends 7 Uhr 45 Min.
Tageskalender für Freitag, den 12. Juli 1929.
Orpheum, abends 20.15 Uhr: „Der Geiſterzug”: —
Kinovorſtel=
lungen: Helia nund Pallaſt=Lichtſpielle. — Zweites Geſſiſches
Sängerſbundesfeſt, 19.30 Uhr, im der Feſthalle: Ehrung Arnold
Mendellsſohns. — Konzerte: Wiemer Kromeclnbräu=Zelt, Kapelle
Weber (Feſtplatz); Bayer. Bierzelt Reiß: Konzert (Feſtplatz). —
Schloßbaffee, Hovel Schmitz, Kaffee Ganßmann, Sportplatz=Reſtaurant.
Das deutſche Lied im Film.
Wirkſam leitet „Helia” das zweite heſſiſche
Sängerbundes=
feſt in ſeinem neu hergerichteten Lichtſpieltheater ein. Es bringt
für die Tage des Feſtes den erſten Großfilm vom Sänger und
vom Singen, einen Film, der unter dem Titel „Das deutſche
Lied” hergeſtellt wurde unter dem Protektorat des deutſchen
Sängerbundes. Die Regie hatte Karl Pindl der nach dem
Drehbuch von Ferdinand Schneider und William Torge
acht eindrucksvolle Akte zu einen geſchloſſenen Geſamtbild vom
deutſchen Lied in einer Kette von ausnehmend ſchönen Bildern
ſchuf, nach der Grundidee, daß das deutſche Lied den Menſchen,
den deutſchen Menſchen, durch ſein ganzes Leben hindurch
be=
gleitet, daß es ihn begrüßt, wenn er als junger Erdenbürger in
dieſes ſchönſte aller Daſeins geworfen wird, und das ihm
nach=
klingt, wenn wiederum Erdenſchollen ſeinen Sarg bedecken. In
Freud und Leid, in Krieg und Frieden ſteht das deutſche Lied
ihm zur Erhöhung der Freude, zur Linderung des Leides zur
Seite. Beginnend mit einer romantiſch ſchönen, reich bewegten
Handlung aus der Jugend und dem Werden Walther’s von der
Vogelweide gehen die Bildmelodien dieſes Films über in eine
reichhaltige Illuſtration all der ſchönen, mehr oder weniger
be=
kannten, mehr oder weniger oft geſungenen Lieder des deutſchen
Volkes. Die Fülle des Stoffes iſt in 3 Hauptteile gegliedert, in
ein Spiel um Walther von der Vogelweide, in ein Liederſpiel
und ein ſehr hübſches Spiel von Märchengeſtalten.
Durchgeführt iſt die Idee nach dem Spiel um Walther von
der Vogeltveide mit der ſchlichten, aber eindrucksvollen
Schilde=
rung eines Wanderers durch des Lebens Höhen und Tiefen. Alle
Situationen dieſes Lebenswandels werden illuſtriert durch
be=
wegte Landſchafts= und Szenenbilder, die etwa die Entſtehung
oder den Sinn der Volkslieder ſchildern. Dazu hat Profeſſor
Rudolf Buck, Tübingen, eine wundervolle Muſik geſchrieben,
die in teilweiſe ganz köſtlichen Verbindungen all die bekannten
Melodien ſehr gefällig verarbeitet. Das Soloquartett des
Heſſiſchen Landestheaters ſingt dazu eine Reihe von
Volks=
liedern, die in dieſer Begleitmuſik rein erhalten ſind.
Neben dieſem Großfilm, der ſicher eine beſondere
An=
ziehungskraft der Sängerfeſtbeſucher bilden wird, läuft „Das
deutſche Sängerbundesfeſt 1928 in Wien”. In einer
Fülle von köſtlichen Bildern, nicht nur aus der ſchönen Feſtſtadt
an der Donau, ſondern aus allen Gauen der deutſchen Lande und
des Auslandes, aus denen die Sänger nach Wien geeilt waren,
iſt der Aufmarſch der 200 000 Sänger eindrucksvollſt geſchildert.
Den Schluß dieſer Aufmarſchſchilderung bieten Bilder vom
Feſt=
zug, der noch einmal eine geſchloſſene Ueberſicht über den
Höhe=
punkt der Wiener Feſttage gibt. Die Heſſen, beſonders die
Bun=
desleitung, ſehen ſich in lebendigen Bildern wieder, wie ſie in
Wien empfangen wurden und wie ſie im Feſtzug marſchierten.
Wer Wien beſucht hat, aber auch wer daheim bleiben mußte, wird
in dieſem Film einen, wenn auch nicht erſchöpfenden, Eindruck
*.*
der unvergleichlichen Wiener Tage finden.
— Dampfer=Expeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen. (
Aen=
derungen ohne vorherige Anzeige vorbehalten.) Nach New York:
ab Bremen=Bremerhaven: D. Berlin 11. 7., D. America 11. 7., D. Preſ.
Harding 14. 7., D. Bremen 16. 7., D. Republic 17. 7., D. Dresden
17. 7., D. München 25. 7. D. Preſident Rooſevelt 31. 7., D. Karlsruhe
1. 8., D. Georg Waſhington 7. 8., D. Stuttgart 8. 8., D. Bremen 14.
8., D. America 14. 8., D. Dresden 15. 8., D. Berlin 17. 8., D. Republie
20. 8., D. Yorck 20. 8., D. München 22. 8. — Nach New York ab
Southampton: D. Berlin 12. 7., D. America 12. 7., D. Preſident
Har=
ding 15. 7., D. Bremen 17. 7., D. Republic 18.,7., D. München 26. 7.,
D. Preſident Rooſevelt 1. 8., D. Georg Waſhington 8. 8.,, D. Stuttgart
9. 8., D. Bremen 15. 8., D. America 15. 8., D. Berlin 18. 8. — Nach
New York via Halifax ab Bremen=Bremerhaven: D. Seydlitz
23. 7. (nicht nach New York), D. Yorck 2. 8. — Nach Boſton ab
Bremerhaven: D. Karlsruhe 1. 8., D. Lützow 24. 8. — Nach
Ca=
nada (Montreal) ab Bremen: D. Crefeld 16: 7., D. Köln 6. 8. —
Nach Philadelphia=Baltimore=Norfolk ab Bremen: D.
Ulm 12. 7., D. Holger 22. 7., D. Weſtfalen 8. 8. — Nach Nord=
Amerika=Weſtküſte ab Bremen: D. Witram 20. 7., D. Schwaben
10. 8. — Nach Havanna=Galveſton ab Bremen=Bremerhaven:
D. Seydlitz 23. 7. D. Yorck 20. 8. — Nach Cuba=New Orleans
ab Bremen: D. Minden 13. 7., D. Ingram 3. 8. — Nach
Mittel=
braſilien und dem La Plata (Paſſagierdampfer) ab
Bremer=
haven: D. Madrid 15. 7., D. Sierra Morena 5. 8., D. Werra 12. 8.,
D. Sierra Cordoba 26. 8. — Nach Mittelbraſilien (
Fracht=
dampfer) MS. Erfurt ab Bremen: 9. 7., ab Hamburg 12. 7., D. Hameln
ab Bremen: 30. 7., ab Hamburg 3. 8., D. Porta ab Bremen 13. 8., ab
Hamburg 16. 8. — Nach dem La Plata (Frachtdampfer) D. Turpin
ab Bremen 24. 7., ab Hamburg 27. 7., D. Germar ab Bremen 10. 8.,
ab Hamburg 15. 8., D. Berengar ab Bremen 3. 9., ab Hamburg 7. 9. —
Nach Nordbraſilien ab Bremen D. Attika ab Bremen 10. 7.,
ab Hamburg 13. 7., D. Anatolia ab Bremen 24. 8., ab Hamburg 28. 8.
— Nach Südamerika (Weſtküſte) durch den Panamakanal ab
Bremen: D. Targis 27. 7., D. Wido 10. 8., D. Ansgir 31. 8., durch die
Magellan=Straße ab Bremen D. Ludwigshafen ab Bremen 23. 7., D.
Rapot 3. 9. — Nach Weſtküſte, Zentral= und
Mittelame=
rika und Mexiko: MS. Trave ab Bremen 9. 9., ab Hamburg 14.
— Fruchtfahrt Canar. Inſeln ab Bremen: D. Orotava
20. 7., D. Arucas 3. 8. — Nach Oſtaſien: D. Coblenz ab Hamburg
10. 7., D. Frankfurt ab Bremen 13. 7., ab Hamburg 17. 7, D. Franken
ab Bremen 20. 7., ab Hamburg 24. 7., D. Holſtein ab Bremen 27. 7.,
ab Hamburg 31. 7., MS. Fulda ab Bremen 3. 8., ab Hamburg 7. 8.,
D. Chemnitz ab Bremen 10. 8., ab Hamburg 14. 8. — Nach
Auſtra=
lien ab Bremen: D. Moſel 5. 8., D. Oder 7. 9. — Nach der
Le=
vante ab Bremen zirka 8 Abfahrten im Monat. — Nach Finnland
ab Bremen 8tägiger Dienſt nach allen Haupthäfen. — Nach Reval
ab Bremen Abfahrten alle 8—10 Tage. — Nach Leningrad ab
Bremen: je nach Bedarf. — Nach England ab Bremen-London
3—4 Abfahrten in der Woche. — Bremen — Hull 2 Abfahrten
in der Woche. — Bremen—Middlesborough-Newcaſtle 10tägig. —
Bre=
men—Hamburg—Frankreich: Abfahrt Montags von Bremen, Freitags
von Hamburg. — Nach Afrika, Goldküſten und Oelflußlinie: D. —
Irmgard ab Hamburg 14. 7. — Gabun=Linie: D. Winfried ab Bremen
22. 7. — Geſellſchaftsreiſen: 1. Nordkapfahrt D. Lützow ab
Bremerhaven 13. 7., 2. Nordkapfahrt D. Sierra Ventana ab
Bremer=
haven 6. 8. — Mitgeteilt von: Anton Fiſcher, Vertreter des
Nord=
deutſchen Lloyd ſeit 1873. Tel. 186, Darmſtadt, Frankfurterſtr. 12—14.
V. 220
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Nummer 191
Freitag, den 12. Juli 1929
Gete
Aus Heſſen.
An. Arheilgen, 10. Juli. Einbruch. Nachdem in letzter Zeit
wiederholt hier nachts Fahrräder entwendet wurden, fanden in letzter
Nacht hier in vier an der Peripherie unſeres Ortes gelegenen Häuſern
größere Einbruchsdiebſtähle ſtatt. Es ſind dies die Wohnungen der
Herren Tierarzt Dr. Albrecht, Kaufmann Gg. Frey und Lehrer Lampert
und Sauerwein. Die Diebe drangen entweder durch die offenen
Keller=
fenſter oder mittelſt Nachſchlüſſels in die Behauſungen ein. Beſonders
hatten ſie es auf Geld, Stoffe, Schuhwerk und ſonſtige Kleidungsſtücke,
Haushaltungsartikel und Lebensmittel abgeſehen. Auch ein Scheckbuch
und Ringe fielen in ihre Hände. Die Einbrüche ſind erſt nach
Mitter=
nacht begangen worden und ſcheinen die Täter, wie aufgefundene
Spuren zeigen, im Beſitze eines Motorrades geweſen zu ſein, mit dem
ſie, nachdem ſie ihre Beute in einem Getreidefeld verpackt hatten, das
Weite ſuchten.
An. Arheilgen, 11. Juli. Für den verſtorbenen
Gemeinderech=
nergehilfen Max Arnold wurde Chriſtian Heinz durch Beſchluß
des Gemeinderats als Nachfolger beſtimmt. — Laut einſtimmigem
Be=
ſchluß des hieſigen Schulvorſtandes wurden die Sommerferien
auf vier Wochen feſtgelegt. Dieſelben ſollen jeweils mit den
Darm=
ſtädter Ferien beginnen und die gleiche Dauer haben, da vielfach Kinder
hieſiger Familien auch die höheren Schulen in der nahen
Landeshaupt=
ſtadt beſuchen. Beginn der Ferien dieſen Samstag, Wiederanfang des
Unterrichts am 12. Auguſt d. J. — Da der Verfaſſungstag in
dieſem Jahre auf einen Sonntag fällt, wurde die
Gemeindeverfaſſungs=
feier auf den 11. Auguſt, nachm. 3 Uhr, feſtgeſetzt. Vorausſichtlich wird
Herr Kreisſchulrat Karl Stork, M. d. L., die Feſtrede halten. Für die
Fortbildungsſchüler und Schüler der oberen Klaſſen kommt eine
Feſt=
ſchrift zur Verteilung, außerdem erhalten die Schüler wie in früheren
Jahren Brezeln.
Aa. Gräfenhauſen, 11. Juli. Die Spar= und Darlehnskaſſe
Gräfenhauſen erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Reingewinn
von 4749,03 Mk. Der Geſamtumſatz der Kaſſe betrug im Jahre 1928
714 056 Mk. Die Geſamthaftſumme ſtellte ſich auf 96 500 Mk. Die
Spar=
einlagen erreichten eine Höhe von 146 257,17 Mk. Die Kaſſe zählt rund
200 Mitglieder.
Aa. Eberſtadt, 11. Juli. Neugründungdes
Mieterſchutz=
vereins. Der frühere Mieterſchutzverein, der im Jahre 1923 ſeine
Tätigkeit eingeſtellt hatte, iſt dieſer Tage neu ins Leben gerufen worden.
Die Neugründung erfolgte in einer Verſammlung, die im Saale des
Gaſthauſes „Zur Eiſenbahn” ſtattfand und in der ein proviſoriſcher
Vorſtand gewählt wurde. In der betr. Verſammlung hielt der
Geſchäfts=
führer des Darmſtädter Mietervereins, Karl Leonhardt, einen Vortrag
über die Lage, insbeſondere über Mietpreiſe, Mieterſchutzgeſetz uſw.
Der Mieterverein will auch ſeinerſeits verſuchen, der Wohnungsnot am
Ort zu ſteuern. — Nach dem Standesamtsregiſter betrug im
Monat Juni die Zahl der Geburten 11; es kamen zwei Mädchen und
neun Knaben zur Welt. Die Zahl der Eheſchließungen betrug acht und
die der Todesfälle drei. — Das Odeontheater, eines der erſten
Kinos in Eberſtadt, kann in Kürze auf ein zehnjähriges Beſtehen
zurück=
blicken. Das Kino ſoll den geſteigerten Bedürfniſſen entſprechend
dem=
nächſt umgebaut und vergrößert werden. —
Obſtverwertungs=
vorträge werden am kommenden Montag, den 15. Juli, in der
Schul=
küche der Eleonorenſchule abgehalten (5 Uhr und 8.30 Uhr nachmittags).
Die Vorträge werden veranſtaltet vom Heſſiſchen Landesausſchuß für
gärungsloſe Fruchtverwertung zuſammen mit der Arbeiterwohlfahrt.
Stromunterbrechung. Nach einer Mitteilung der „Heag” iſt
am kommenden Sonntag in der Villenkolonie wegen dringender Arbeiten
an den Leitungsanlagen der Strom von 6 bis 11 Uhr vormittags
ab=
geſtellt. — Der Turnverein 1876 E. V. hält am Samstag abend
in ſeinem Vereinslokal „Zur Eiſenbahn” eine wichtige
Mitgliederver=
ſammlung ab. — Die Turngeſellſchaft E.V. ſpricht allen, die
ſie bei der Abhaltung des 44. Gauturnfeſtes des Main=Rodgaues
unter=
ſtützt haben, einen öffentlichen Dank aus.
F. Eberſtadt, 11. Juli. Chemiker Karl Büchner iſt geſtern
un=
erwartet verſtorben. Er iſt am 28. Juni 1877 geboren und
er=
reichte mithin ein Alter von 52 Jahren. Er genoß hier einen
aus=
gezeichneten Ruf und erfreute ſich in allen Kreiſen der Bevölkerung
größter Beliebtheit. Sein raſches Ableben rief Beſtürzung hervor und
wurde allgemein tief bedauert. — Ein ebenſo raſches Ende ſetzte der
Tod einer bekannten Perſönlichkeit, dem Herdmaurer Peter
Kalt=
wafſer 3. Auch er verſtarb geſtern nach ganz kurzem Krankſein,
und viele, die die Todesnachricht vernahmen, mochten ſie nicht recht
glauben. Kaltwaſſer gehörte ſeit einigen Jahren der
Gemeindevertre=
tung an. Am 8. April 1884 geboren, erreichte er ein Alter von 45
Jahren. — Strohlieferung. Die Anlieferung von 60 Zentner
Stroh für das Gemeinde=Faſelvieh iſt auf dem Wege der Submiſſion zu
vergeben. Angebote ſind bis Montag, den 15. Juli 1929, nachmittags
4 Uhr, an die Bürgermeiſterei einzureichen. — Die Bürgermeiſterei gibt
bekannt, daß wegen Vornahme von Arbeiten an den Leitungsanlagen
die Stromlieferung für die Villenkolonie am Sonntag, den 14.
Juli, in der Zeit von 6 bis 11 Uhr vormittags, unterbrochen wird.
Burgfeſt Lindenfels.
Den Auftakt zum diesjährigen Burgfeſt bildet die Beleuchtung der
Burg und der Stadtſilhouette am Samstag, den 13. Juli. Mit Muſik
geht es im Fackelzug hinauf zur Burg. Kaffee=, Wein=, Bier= und
Sekt=
buden werden für das leibliche Wohl der Beſucher Sorge tragen.
Am Hauptfeſttag (Sonntag, 14. Juli) wird nachmittags 2 Uhr der
farbenprächtige Trachtenzug die Beſucher erfreuen, der dieſes Mal das
Schönſte aus dem Odenwälder Volksleben, die „Hochzeit”, darſtellt.
„Bauernreiter und Odenwälder Muſikanten” eröffnen den
Hochzeits=
zug, ihnen folgt die „Spinnſtub”, in der einſt die erſten Fäden fürs
Leben zwiſchen Braut und Bräutigam geknüpft wurden. Geleitet von
Vater und Petter folgt der Bräutigam im langſchöſtigen Feſttagsrock,
dahinter die Verwandtſchaft. Im ſchwarzen, über und über mit Blumen
bedeckten Tuchkleid folgt die Braut, zwiſchen Mutter und Goth gehend,
und umgeben von luſtigen Burſchen; Hochzeitsgäſte, Jugendfreunde
und Freundinnen folgen der Braut. Den Abſchluß bildet der mit der
Ausſteuer beladene „Kammerwagen”
Hinauf lockt die luſtige Hochzeitsgeſellſchaft die Beſucher zum
linden=
beſchatteten Burghof, wo unter der Linde und in den verſchiedenen
Buden fröhliches Leben und Treiben einſetzt.
Jedem iſt es bei dem niedrigen Tageseintritt möglich, frohe Stunden
hier zu verleben. Für gute Autoverbindung nach Bensheim, Fürth,
Reichelsheim, Michelſtadt und Erbach iſt außer den planmäßigen Fahrten
im Bedarfsfalle für Sonderfahrten ausreichend geſorgt.
Auf denn zum Burgfeſt nach Lindenfels!
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Cp. Hahn b. Pfungſtadt, 11. Juli. Todesfälle. Unter großer
Beteiligung wurde der Altveteran Ludwig Caſpari zu Grabe getragen.
Der Krieger= und Militärverein gab ihm in der üblichen Weiſe das
letzte Geleite der Männergeſangverein „Sängerluſt” ſang ihm ein
Ab=
ſchiedslied. Die Grabrede hielt Pfarrer Strack=Pfungſtak. — Im 56.
Lebensjahr verſchied dieſer Tage die Witwe Anna Starck, geb. Drott,
die frühere Wirtin des „Hahner Hofes”, und als ſolche weit bekannt.
G. Ober=Ramſtadt, 11. Juli. Sommernachtfeſt
imSchwimm=
bad. Am Samstag, den 13. Juli, findet im hieſigen Schwimmbad
das bereits angekündigte Sommernachtfeſt der drei Ober=Ramſtädter
Turnvereine ſtatt. Jeder Verein wird ſich bemühen — gemeinſam oder
einzeln — das Schönſte und Beſte zu zeigen. Die Kapelle Sauerwein
ſtellt die Muſik, hieſige Geſangvereine werden die Pauſen ausfüllen.
Roßdorf, 11. Juli. Gefallenen=Ehrentafel=
Weihe. Jubelfeier und Bannerweihe. Der
Kraft=
ſportverein „Deutſche Eiche”, der ſeit 25 Jahren beſteht, feierte am
letzten Sonntag das Feſt der Bannerweihe. Voraus ging dieſer
Feſtlichkeit eine Gedächtnisfeier, Gefallenen=Ehrentafel=Weihe und
Jubelfeier. Dem Vormittagsgottesdienſt wohnten die Mitglieder
an. Herr Pfarrer Berck predigte in Erinnerung an die 10jährige
Wiederkehr des Tages von Verſailles auf Grund von Pſalm 77,
14—16 über den Weg, den Gott mit unſerem Volke geht, und wies
darauf hin, wie auf dieſem Weg, auch durch rechten Sport, in
ſitt=
lichen Kräften unſer Volk frei und fromm werden kann. Am
Schluß des Gottesdienſtes legte der Sportverein in der Gedenk=
halle an den Tafeln der Gefallenen der Gemeinde einen
Gedächt=
niskranz nieder. Dann begaben ſich die Mitglieder mit dem
Feſt=
ausſchuß auf den Friedhof. Dort ſprach der Ortsgeiſtliche nach
2. Tim. 2. 5 im Gedenken an die Toten des Vereins, über den
Kampf, der gekrönt wird; das iſt der Kampf, den wir Menſchen
alle zu führen haben, in dem wir alle geübt und geſtählt werden
müſſen, wollen wir ihn recht beſtehen. Ernſte Weiſen der Kapelle
Sauerwein umrahmten die ſtille Totenfeier. Nachmittags bei der
Weihe der Gedenktafel der ſechs Gefallenen des Vereins legte Herr
Pfarrer Berck ſeiner Weiherede die Bibelworte 1. Kor. 9, 24—27
und 3, 16 und 17 zugrunde. Er wies darauf hin, daß in der alten
Welt, namentlich in Griechenland, der Sport eine Volksſache war
(Olympiſche Spiele) und daß ſelbſt ein Mann wie der Apoſtel
Paulus ganz in den ſportlichen Gedanken ſeiner Zeit lebte. Der
Menſch iſt freilich dazu geſchaffen, daß er ſeinen Korper ſtählt; er
darf aber nie vergeſſen, daß der Körper der Tempel des Geiſtes
iſt, daß es demgemäß bei aller Sportpflege in erſter Linie um die
Pflege des Geiſtes und des Charakters geht, und daß dieſem hohen
Ziel alle Leibesübungen dienen müſſen. Die in dieſem Dienſt für
ihr Volk ſtanden und ſtarben, bleiben uns Freunde und Vorbild.
Zum Schluß deutete der Redner die Symbole der Gedenktafel, den
ſterbenden Löwen, das Grün der deutſchen Eiche, die Bilder der
gefallenen Kämpfer, welche ſind: Ludwig Emig, Ludwig Moter,
Ludwig Zimmer, Ludwig Kloß, Philipp Emig und Friedrich
Zim=
mer. Die Tafel trägt die Aufſchrift: „Unſeren lieben im großen
Völkerringen gebliebenen Kameraden.” Nach der Enthüllung ſpielte
die Kapelle Sauerwein „Ich hatt’ einen Kameraden”. So verlief
die eindrucksvolle Feier in ſchönſter Weiſe. Nach einer kurzen
Pauſe und einem Muſikvortrag ergriff ſodann Herr Georg Löffler
das Wort und ſchilderte in eingehender Weiſe die Entſtehung und
den Werdegang des Vereins, ſchilderte, wie dieſer gute und ſchlechte
Gründer des Vereins von denen leidernictweſhafle Mitglieder
ſchmückt. Der dem eigentlichen Feſtſonntag vorausgehende
Feſt=
kommers am Samstag abend wurde leider durch den einſetzenden
Regen beeinträchtigt. Trotzdem bewegte ſich ein Lampionzug, an
dem die meiſten ortsanſäſſigen Vereine teilgenommen haben, durch
die Ortsſtraßen nach dem Feſtplatze, wo alsbald eine gemütliche
Feſtſtimmung aufkam. Am Feſtſonntag vormittag wurden zunächſt
durch die Jugend des Gaues Kämpfe ausgetragen. Nachmittags
gegen 3 Uhr ſetzte ſich ein Feſtzug in Bewegung. Zahlreiche
aus=
wärtige Vereine waren trotz der etwas ungünſtigen Witterung
vertreten. Nach dem allgemein üblichen Umzug durch die
Orts=
ſtraßen und dem Willkommensgruß des Präſidenten des
Feſtaus=
ſchuſſes, Herrn Fritz Breitwieſer, trug Fräul. Wüſtendörfer einen
Et der i Fülge der Lesibesäblig eihaltd die SehoHdeit fe ſei
das höchſte Ziel, das wir alle verfolgen, Sport müſſe als
Selbſt=
wille getrieben werden, hierdurch lernten ſich die Menſchen kennen,
man brauche nur an den ſtattgefundenen Jugendkampf zu
den=
ken, Leibesübungen ſeien die erſten Bedingungen zur
Volks=
geſundheit. Nach der Feſtrede nahm der Feſtredner die Weihe des
neuen Banners vor. Reicher Beifall lohnte den Redner. Der
Fahnenträger übernahm die Fahne in die Obhut des Vereins,
was er in kurzen Worten zum Ausdruck brachte. Die Fahne wurde
Niche Sesci ſegnefsrdt Srchldigfe DeFfe Seheie, Si.
ner ſprachen noch eine Reihe Vertreter hieſiger und auswärtiger
Vereinigungen, die ebenfalls Fahnenſchleifen und Fahnennägel
überreichten. Der Abend wurde durch einen Feſtball und
gemüt=
liches Beiſammenſein auf dem Feſtplatz beſchloſſen. Am Montag
fand noch eine Nachfeier ſtatt, die mit einem prächtigen
Brillant=
feuerwerk am Abend endigte.
G. Ober=Ramſtadt, 11. Juli. Vergangene Nacht ſtatteten Diebe der
Güterhalle des hieſigen Bahnhofs einen Beſuch ab. Sie ſperrten eine
Türe auf, fanden aber anſcheinend nicht das Gewünſchte und öffneten
darauf noch zwei Güterwagen. Auch deren Inhalt ſollen ſie unbehelligt
gelaſſen haben. Von dem Ergebnis dieſes Streifzuges wahrſcheinlich
nicht befriedigt, ließen ſie in einem in unmittelbarer Nähe des
Bahn=
hofs gelegenen Anweſen eine Anzahl Hühner mitgehen. Bahnpolizei
und Gendarmerie haben ſofort eine Unterſuchung eingeleitet.
Vermut=
lich handelt es ſich in dieſem Falle um die gleichen Diebe, die ſeit
Jah=
resfriſt ſchon eine ganze Reihe Bahnhöfe und deren Umgebung in
hie=
ſiger Gegend und weiterem Umkreis heimgeſucht haben.
r. Babenhauſen, 11. Juli. Unglücksfall. Geſtern vormittag
wurde der in den 60er Jahren ſtehende Gemeindebedienſtete, Faſelwärter
Andreas Geißler, tot im Faſelſtall von einer im Gemeindehauſe
wohnen=
den Frau aufgefunden. Ueber eine Stunde muß die Leiche ſchon dort
gelegen haben. Der Wärter ſcheint beim Füttern von dem Faſelochſen
erfaßt und an der Wand totgedrückt worden zu ſein. Der Verunglückte
hinterläßt eine Frau und 4 Kinder.
b. Erbach i. O., 11. Juli. Odenwälder Reiterverein.
Die diesjährige Generalverſammlung des Vereins findet am Dienstag,
den 16. Juli d. J., nachmittags 6.30 Uhr, im Rathausſaale zu Erbach
ſtatt. Tagesordnung: 1. Geſchäftsbericht, 2. Kaſſenbericht, 3.
Vorſtands=
wahl, 4. die Vorbereitungen für die Veranſtaltungen anläßlich des
Eul=
bacher Marktes, 5. Verſchiedenes. Im Intereſſe der Durchführung der
großen Aufgaben, die ſich der Verein mit den diesjährigen Rennen
an=
läßlich des Eulbacher Marktes geſtellt hat, wäre es zu begrüßen, wenn
ſich an dieſer Verſammlung alle Mitglieder beteiligen würden.
m. Beerfelden, 10. Juli. Die Glücklichen. Geſtern wurde die
Ziehung für die Pferdemarktlotterie vorgenommen. Der erſte
Gewinn, ein Zweiſpänner, beſtehend aus Erntewagen, beſpannt mit
zwei Pferden und kompletten Geſchirren, fiel an einen Landwirt aus
Schloſſau; der zweite Gewinn, ein kompletter Einſpänner, beſtehend aus
einem eleganten Stuhlwagen nebſt Pferd und Geſchirr, erhielt ein Herr
aus Biebesheim a. Rh. Die 15 erſten Gewinne, außer den hier
genann=
ten noch drei Fohlen, vier Rinder, ſechs Schweine, fielen auf folgende
Nummern: 18 028, 4266, 18 075, 22 224, 11 156, 4546, 17 900, 15 352, 11 645,
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[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Freitag, den 12. Juli 1929
Nummer 191
Jauer Zeſtadeno Jar ou. Oroffnang der Heiſ. Banverausſtenang
Tür Sefänogenspſtege une ſohnte durſorge in Mahigeind. m.
Von unſerem eigens entſandten Berichterſtatter.
a. Mühlheim, 10. Juli. Auf ihrem Wege durch das Heſſenland hat
die Wanderausſtellung für Geſundheitspflege und ſoziale Fürſorge in
unſerer Gemeinde ihren 50. Ruhepunkt erreicht. Aus dieſem Anlaß fand
geſtern im hieſigen Saalbau Glock ein Feſtabend ſtatt, zu dem der
Muſik=
verein und die Chöre der Freien Turnerſchaft ihre gütige Mitwirkung
zugeſagt hatten. Der Abend wurde vom Muſikverein mit dem
Muſik=
ſtück „In Treue feſt” und von dem Sängerchor der Turnerſchaft mit
dem Liede „Die heilige Flamme” eröffnet.
Bürgermeiſter Treytnar meinte in ſeiner Begrüßungsanſprache, der
Mühlheimer ſtehe Neuem im allgemeinen etwas zurückhaltend
gegen=
über. Wenn aber die erſte Scheu überwunden ſei, werde die Ausſtellung,
deſſen ſei er gewiß, allſeitigen Beifall und ſtarken Beſuch finden. Er
begrüßte beſonders den Präſidenten des Landesverſicherungsamtes, Dr.
med. h. c. Neumann, die Herren des Miniſteriums, des Kreiſes und der
übrigen Behörden und Körperſchaften. Die Jubelausſtellung habe in
Mühlheim günſtigen Boden gefunden, der Gemeinderat die
erforder=
lichen Mittel einſtimmig bewilligt. Mühlheim gehe mit dem Fortſchritt.
Wer die Ausſtellung geſtern, am Abend, ſchon flüchtig geſehen habe,
möge wiederkommen. Wenn immer auch nur etwas haften bleibe, hätte
die Veranſtaltung ihren Zweck erfüllt und die Veranſtalter darin ihren
ſchönſten Lohn. Damit erklärte der Bürgermeiſter die Ausſtellung für
eröffnet.
Nach einem weiteren Muſikſtück aus „Orpheus in der Unterwelt”,
nahm Präſident Dr. Neumann das Wort zu einem längeren Vortrage.
Er wolle, ſo begann er, keinen geſchichtlichen Rückblick geben. Zum 50.
Male werde die Ausſtellung in Mühlheim gezeigt. Manches Samenkorn
ſei in den bisherigen Ausſtellungsorten ſchon in fruchtbaren. Boden
zum Fruchttragen geſenkt worden. Er müſſe zunächſt aller gedenken,
die bisher mitgearbeitet haben. Vorwärts müſſe der Blick gerichtet wer=
den. Mit der Ausſtellung ſei etwas geſchaffen, was heute unbedingt
not=
wendig ſei. Sie diene der Geſundheit, die beſonders dann von der
Menſchheit geſchätzt werde, wenn ſie ſie verloren habe. Die Ereigniſſe
hinter uns hätten uns aus ſtolzer Höhe geſtürzt. Jahrzehnte vergingen,
ehe Deutſchland wieder hoch käme. Nur im geſunden Körper wohne
nach dem bekannten Worte der geſunde Geiſt. Ein Volk, das wieder
ſeinen Platz erobern wolle, müſſe den Blick nach der Sonne und der
reinen Luft der Berge richten. Wie die äußeren Widerwärtigkeiten, wie
Hunger, Peſt uſw., ſo habe deutſche Arbeit und der deutſche Gelehrte
ſeit 1882 auch den winzigen und heimtückiſchen Feind im Innern des
Menſchen, den Bazillus, gefunden und damit bezwungen. Die
Krank=
heiten, von ihm hervorgerufen, bezeichne man als Infektionskrankheiten.
Die Ausſtellung zeige vornehmlich die Verwüſtungen der Tuberkuloſe,
der Geſchlechtskrankheiten des Alkoholismus und der
Säuglingsſterb=
lichkeit. Luft, Sonne, Waſſer und geſunde Wohnungen grüben der
„Schwindſucht” wie der Volksmund ſage, den Nährboden ab. Gegen
die Geſchlechtskrankheiten müſſe ſich jeder ſelbſt ſchützen können. Der
Genuß des Alkohols bleibe unſchädlich, wenn er die Grenzen der
Mäßigkeit nicht überſchreite. Wer die Kinderſterblichkeit mindere, diene
dem Volksganzen, obwohl in der heutigen Zeit in mancher Familie ein
neuer Erdenbürger oft unwillkommen ſei. Gerade auf dem Gebiete der
Kinderſterblichkeit ſei die Unwiſſenheit der größte Feind. Die
Ausſtel=
lung ſolle den Menſchen zum Erkennen ſeiner ſelbſt bringen, Geſundheit
ſei Freude, Freude an der Arbeit und an der Menſchheit. Wer den
Kampf für die Geſundheit führe, der helfe der Menſchheit und ſich ſelbſt.
Ein Vertreter der Abteilung für öffentliche Geſundheitspflege in
Darmſtadt überbrachte die Grüße des Miniſters des Innern. Die
bis=
herige planmäßige und zielbewußte Arbeit habe für Heſſen vornehmlich
durch Verminderung der Tuberkuloſeſterblichkeit ſchon reiche Früchte
getragen.
Der Vertreter des Miniſters für Kultus= und Bildungsweſen führte
aus, daß die Ausſtellung mehr Anſchauungsmittel als die
beſteingerich=
tete Schule des ganzen Landes habe, und daß ſich die Ausſtellung an
Schule und Lehrerſchaft wende.
Vom Kreisamt Offenbach ſprach der Leiter des Kreisfürſorgeweſens.
Er betonte, die beſte Hilfe ſei die Erhaltung der Geſundheit, und aus
dieſer Erkenntnis heraus werde der Kreis nächſtens einen beſonderen
Fürſorgearzt anſtellen.
Es ſprachen noch ein Vertreter des Kreisgeſundheitsamtes und eine
Vertreterin der Frauen, die in der Landesfürſorge mitarbeiten. Alle
zollten auch dem Leiter des Landesverſicherungsamtes und dem
Ge=
ſchäftsführer der Ausſtellung, Avemaria, lebhafte Anerkennung.
Die bildlichen und körperhaften Darſtellungen und Nachbildungen
der Ausſtellung wurden ſchon vor Eröffnung von den Erſchienenen die
den Saal bis zum letzten Platz füllten, aufmerkſam beſichtigt. Im
Rah=
men der Ausſtellung werden in den nächſten Tagen Vorträge über „Eine
gefährliche Krankheit, eine Volkskrankheit und ihre Bekämpfung”
ge=
halten. Eine Feier für die Schule findet am Freitag ſtatt, und das
Schlußwort wird der Leiter der Ausſtellung, Avemaria, über „
Geſund=
heit, das wertvollſte Gut” nehmen.
Oberheſſen.
— Friedberg, 10. Juli. Zu einem vor kurzem unter Wiesbadener
Architekten ausgeſchriebenen Ideenwettbewerb über die Neugeſtaltung
des großen „Café Nerotal” wurden insgeſamt 90 Entwürfe vorgelegt.
Das Preisgericht, dem unter anderen auch die Profeſſoren Bonatz und
Dr.=Ing. e. h. Janſen=Berlin angehörten, bewertete den Entwurf von
cand, arch. Ernſt Kreiei (Polytechnikum Friedberg i. H.) mit dem
vierten Preis (1200 RM.).
h. Gießen, 11. Juli. Ein ſchweres Autounglück trug ſich
geſtern abend 8 Uhr im nahen Kleinlinden Ecke Wetzlarer= und
Frank=
furterſtraße zu. Der Reichswehrſoldat Geib kam mit ſeiner Frau auf
dem Motorrad von Allendorf die Wetzlarerſtraße her, als ein
Kraft=
wagen VS gezeichnet, aus Richtung Gießen anfuhr in der Richtung
Frankfurt. Der Motorradfahrer hielt ſich vorſchriftsgemäß rechts,
wäh=
rend das Auto ziemlich links fuhr. Der Zuſammenſtoß war ſo heftig,
daß die beiden Motorradfahrer auf die andere Straßenſeite flogen. Die
Maſchine war zertrümmert, der Reichswehrſoldat hatte ſchwere
Bein=
verletzungen davongetragen, ſeine Frau heftig blutende Kopfwunden. Am
Auto war nur der Kotflügel verbogen. Die beiden Schwerverletzten
wur=
den ſofort in die Univerſitätsklinik übergeführt.
Heinz.
Wir haben einen Bub
be=
kommen.
Dies zeigen in dankbarer
Freude an
Guſtav Umſonſt und Frau
Hanna, geb. Weber.
Darmſtadi, den 10. Juli 1929.
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geben hierdurch, ihre am 14. Juli 1929,
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1928.
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Am 11. Juli, morgens 7½ Uhr, verſchied
nach kurzem Krankſein meine innigſigeliebte
Gattin, unſere treubeſorgte Mutter,
Groß=
mutter, Tochter, Schweſter, Schwägerin und
Tante
Durvürg Schnnst
geb. Koch.
Im tiefen Leid:
Jean Schmidt, Malermeiſiter
und Kinder.
Darmſtadt, den 11. Juli 1929.
Lauteſchlägerſtr. 46.
(11339
Die Beiſetzung findet Samstag, den 13. Juli,
nach=
mittags 2½ Uhr, auf dem alten Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſiraße ſtiatt.
Am 7. Juli verſchied nach längerem
Krank=
ſein unſere liebe Kollegin
Fräulein
Hermine Stellwagen.
Bis kurz vor ihrem Tode hat die
Ent=
ſchlafene über 30 Jahre hindurch in treuſter
Pflichterfüllung an der Akademie für Tonkunſt
gewirkt. EEine große Anzahl von Schülern
und Schülerinnen verdankt ihr, ihre
muſika=
liſche Ausbildung. Wir aber werden unſerer
lieben Kollegin über das Grab hinaus ein
ehrendes Andenken bewahren. Nach einem
arbeitsreichen Leben ruhe ſie nun in Frieden.
Darmſiadt, den 11. Juli 1929.
Die Direktion und das Lehrerkollegium
der Städt. Akademie für Tonkunſt.
Schmitt
Städt. Muſikdirektor.
St. 11375
Todes=Anzeige.
Heute nachmittag entſchlief ſanft mein lieber Mann, unſer
treu=
ſorgender Vater
Reichsbahnoberinſpektor
Karl Sehring
im 39.-Lebensjahre
Eberſiadt — O, den 11. Juli 1929.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Lina Sehring, geb. Werner
Berta und Karl Sehring.
Die Beerdigung findet Samstag, den 13. Juli 1929, nachmittags 3½ Uhr, vom Portale
des Eberſtädter Friedhofes aus, ſtatt.
(11390
Statt Karten.
Für die anläßlich unſerer ſilbernen
Hochzeit und Geſchäftsjubiläums
er=
wieſenen Aufmerkſamkeiten ſagen wir
Allen herzlichen Dank.
Guſiav Kanzler und Frau
Schulſtr. 12.
Todes=Anzeige.
Nach einem arbeitsreichen Leben verſchied heute morgen 6 Uhr
nach kurzer, ſchwerer Krankheit unſer lieber Vater, Schwiegervater,
Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Johann Gräb
Fabrikant
im 63, Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Tarmſtadt, den 11. Juli 1929.
Heidelbergerſtr. 110.
(11359
Die Beerdigung findet Samstag, den 13. Juli, nachmittags 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Statt Karten.
Heute erlöſte Gott meine liebe Gattin, unſere gute Mutter,
Großmutter, Tochter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Elſe Müller
geb. Kempiak
wohlverſehen mit den hl. Sterbeſakramenten von ihrem ſchweren
Leiden.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Zeichenoberlehrer Joſef Müller
Frau Gertrud Winter, geb. Müller
Dipl.=Ing. Hans Müller
Dipl.=Ing. Heinrich Winter
und 4 Enkelkinder.
Darmſtadt, Heppenheim, Hannober, am 10. Juli 1929.
Die Beerdigung ſindet Samstag, den 13. Juli, vormittags 11 Uhr,
von der Kapelle des Waldfriedhofes aus ſtatt.
Das feierliche Seelenamt iſt Samstag, den 13. Juli, um 8½, Uhr
in der St. Ludwigskirche.
Am 6. Juli verſchied nach langem
Kranken=
lager im Alter von 63 Jahren mein
herzens=
guter Mann, unſer lieber Schwager und Onkel
Stadtamtmann i. R.
Philipp Hopp.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Katharine Hopp.
Die Feuerbeſtattung fand auf Wunſch des Eniſchlafenen
in der Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitie man abſehen zu wollen.
Dankſagung.
Allen Freunden und Bekannten,
die unſerem lieben Entſchlafenen die
letzte Ehre erwieſen und ihn ſo reich
mit Kränzen und Blumen bedachten,
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
herzlichſten Dank. Herzlichen Dank
auch den Beamten und Arbeitern vom
Eiſenbahn=Werkſtätten=
Ausbeſſerungs=
amt I für die Niederlegung der Kränze
am Grabe. Beſonderen Dank ſagen
wir Herrn Pfarrer D. Waitz für die
troſtreichen Worte am Grabe.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Schwalb.
Darmſtadt, den 10. Juli 1929 (11345
O. B. Weber aosi5a
Dentiſt.
Verzogen
Fernruf
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 191
Freitag, den 12. Zuli 1929
Seite 11.
Mür. dhnnt vinr Aiaviift
der Spork am Sonnkag.
Man foll nie annehmen, es könnte in dieſen Sommermonaten
eim=
mall ein Sonntalg ohne eim Rebond=Sportpvogramm verlaufen. Schnell
wird man eines Beſſeren belihrt. Es gübt keimn Verſchnauufen, ein
Sonn=
tag hat ſeine Anzahl von großen Ereigniſſen wie der andere. Wenn
es diesmal im Fußball umnd bei dem Leichtathleten einügermaßen ruhig
zugeht, ſo melden ſich dafür Tammis, Madſport, Schwimmen, die
Hoch=
ſchüler und die Automobilliſten mit großem Veranſtaltungen. Das
ſtärbſte Allgemeinintereſſe findet der
Tenniskampf Deutſchland — England,
mät dem die Dobis=Pokalkämpfe in der Europa=Zone abgeſchloſſen
wer=
den. Die Begeignuung findek in der Zeiſt vom 12. bis 14. Juli auf den
Plätzen von Rot=Weiß Berlin ſtatt. Das Intereſſe des Publikums iſt
ſo groß, daß ſchon ſeſit Tagen keimne Eintrittskarte zu hoben iſt, obwohl
der Hauptliampfplatz noch einmual uum 1000 Stehplätze vergrößert wuude.
Es iſt zweifelsohne auich ein großer Erfollg für das deutſche Tennis,
mach den Süegen üüber Sponien, Italien und die Tſchechoſlotwakei bis im
das Gndſpiell gegen Gnglaond gekommem zut ſeim. „Wie es uns allerdings
im Kampf mit den Engländemm gehem wird, iſt ſehr fraglich. England
ſtützt ſich auf Auſtin, Dr. Gregory, Collins uud Hughes (Grſatzmann).
Auſtim und Gregorh beſtreilton die Einzelſpiele, Gregory/Collins das
Doppel. Deutſchland ſtellt Molldemhauer und Prenn für die Einzel
und wahrſcheinlich Dr. Klebnſchroth/ Dr. Landmanm für das Doppel. In
dieſem Doppel werden wir kaum etwas zu beſtellen haben, nur im
Gewimm von brei aus den vier Ginzelſpielen kamn unſſer Heil liegen
Moldenhauer und Prenn könmem Gregory ſchlagon, einer von den beiden
Deutzſchem muß dann moch den jumgen, aber ſſehr ſpielſtarken Auſtin
be=
ſiegen können.
Die Deutſchen Hochſchulmeiſterſchaften
i MMüjnſter Eommen diesmal geſchloſſen in den verſchiedenſten
Sport=
zweigen zur Abwicklung. Im Fußball beſtreiſten Techniſche
Hoch=
ſchule Wüünſter und Unüverſität Hanubung das Endſpiel, für das Finale
im Handball haben ſich Univerſität Berlin uund Techniſche Hockſchule
Hannover qugliſfiziert, das Endſpiell im Hockey führt die Univerſitäten
von Bonn und Berlin zuſſammen. Glänzend beſetzt ſind die
leicht=
gehletiſchen Wettbewerbe. Im Tennis findet man ſo
gute Leuute wie von Cramim, Kuhlmanm und Hartz. — Die
Hoch=
ſchul=Regatta konnte micht in Münſter durchgefühnt werden, ſie
fimdet gleichzcitig auf der Grünauer Rennſtrecke ſtatt.
Auf dem Nürburgring
wickelt ſich am Sonntag mit dem Großen Preisder Nationen
für Sportwagen eim motorſpontliches Ereignis ab, das weit über die
Grenzen des Reiches hinauus Beachtung findet. Die mit Namem von Rang
ausgefüllte Meldelliſte verſpricht große Kämpſe. In erſter Linie bürſte
das Nennen wieder auf ein Duell zwiſchem den Fahrern der Marken
Bugatti und Aercedes=Benz himnauslaufen. — Auf der 600=MMeter=
Bohn des Deutſchen Stadions zu Berlin kommen in der Zeit vom
Freitag bis Sonntag dig
Deutſchen Radſport=Meiſterſchaften
der Beuufsfahrer für Steher und Flieger zur Abwicklung. Der Bund
Deutſcher Radfahrer hat diesmal die Meiſtenſchaften im eigene Neglie
übemommen d. h. er iſt ſtſlbſt Vergmſtalter und wird dabei
höchſt=
wahrſcheinlich kein ſchlechtes Geſchäft machen. Jnsgeſamt wurden 23
Dauerfahrer und 49 Flieger zu den Meiſterſchaften zugelaſſen.
Bei den Stehem dürſte ſich der Endbampf — vorausgeſetzt, daß (8 ohne
Motor= uund Radpannen abgeht — zwiſchen Weltmeiſter Sawall, Möller
und Kraſwver abſpielen, bei den Gliegenn gilt Matthias Engel als er= vorzüglichen Meldeergebnis zu einer der größten motorſportlichen
Ver=
klävter Faborit. Vielleicht gübt es aber auch in beiden Kabegorien an= anſtaltzungen Süddeutſchlands geworden iſt.
geſichts der ſtauken Beſetzung eiwige Ueberraſchungen.
Das weiteve Progromm:
Fußball.
Die Sommer=Ruhepauſe macht ſich ſtark bewerbbar und hat das
Pvogramm ſtark eingeſchränkt. Angeſetzt ſind noch einige
Aufſtiegs=
ſpigle, ſo in der Gnuppe Württemſbeng Sportfr. Eßlingen — 1. FC.
Pforzheiſm, in der Gruppe Saar Sp. Vg. Oberſtein — VfB. Dillingen,
VfN. Kaiſerslautemn — SV. Völklingen 06 uud in der Gruppe
Nord=
bahern Sp.Vg. Hof — FC. Fürth. Außerdem gübt es moch einige Spiele
in den Privat=Pokalrunden. Zu erwähnen iſt um den Beo=
Polal das Spiel zwiſchen Pfalz Ludwigshafen — Mannheim 08 und
Ludwigshafm 03 — Sp.Vg. Mundonheim; um den Ufa=Pokal
ſpielen Sturttgarter SC. und VfR. Heillbronn. An
Geſellſchafts=
fpielen ſind angeſetzt Stuttgarter Kickers gegen Raviſd Temesvar,
Wormatia Worms gegen Sandhofen und SV. Wiesbaden gegen Mainz
05. — Deſto umſangreicher iſt das Progvamm der
Leichtathletik.
Neben den Deutſchen Hochſchulmeiſterſchaftem intereſſieren wor allem
ſterdam und der Frauten=Länderhampf Holland — Weſtdeutzſchland im
„Haag. Natzionale Veranſtaltungen gübt es in Hannovar,
Wies=
baden und Gelſenkärchen, ebenſo eim Internationales in
Trier. Fevner hält Eintracht Frankfurt ein Jugendſportfeſt durch dieſes Spiel die einheimiſche Elf in Form halten und verſuchen,
Dreiländer=Wettkämpfe zwiſchen Frankreich, Italien und der Schwveiz.
Schwimmen.
Süüddeutſchland trägt ſeine Schwimm=Meiſterſchaften aus,
und zuar in Ulm a. D. Dadurch, daß die Sieger berechtigt ſind, on
den Deutſchen Meiſterſchaſten teillzunehmen, iſt das Meld=ergebmis
über=
raſchend gut ausgefſallen. Zum erſten Male werden dabei auch
Wett=
kämpfe im Figurenlegen für Damen ausgetragen. Schleſien ermittelſt
ſeine Kreismeiſter in Gleiwitz, desgleichem Weſtdeutſchland in
Dort=
mund.
Rudern.
Bei den Rudever hält moch imer die Hochſſciſon an. In
Bin=
gen wird eine Mittelrcheiniſche Regatta abgehalten, ferner bringt
Bamberg eine Regatta zur Durchführung. Intereſſant wird auch die
Donau=Regatta auf dem Kachlet verlaufen. Dazu kommt fermer
moch die Schüler=Regatta in Heidelberg, die Regatten i
Ham=
burg, in Halle, Duisburg und in Swinemünde.
Tenni s.
Nebem dem Großkamftag imn Berlin um den Davis=Poball gibt es
noch eine ganze Reſihe bemerkenswerter Tennis=Tuvmiere. So hat ſich
München zahlreiche Spieler der deutſchen und der kontimentallen
Extraklaſſe zu verpflichten gewußt, die ſich ſportlich hochwertige Kämpfe
Durnen.
Eine kreisoffene Veranſtaltung gibt es in Frankfurt, an der
ſich die beſten Kräfte des Mittellvheinkreiſes beveiligen werden. Die
Baheriſchem Volksturmmeiſterſchaften weauden in Augsburg zur
Durckführung gelangen, Pommern hat ſich dafür Neu=Stettin
auserwählt; weiltere volltstümliche Kreismeiſter werden in Landshut
evmittellt.
Das Europa=Endſpiel
um den Daviscup beginnk
Deutſchlands Tennisgegner in
der Schlußrunde: die Engländer
Auſtin, Gregory, Collins.
Vom 12. bis 14. Juli findet in
Berlin zwiſchen Deutſchland und
England im Kampf um den
Davispokal das Endſpiel in der
Europa=Zone ſtatt. Die deutſche
Mannſchaft ſetzt ſich wiederum
aus unſeren bewährten
Davis=
cupſpielern Prenn und
Molden=
hauer zuſammen. Unter den
Engländern ragt der jugendliche
Auſtin hervor, der bei den
ſo=
eben beendeten Wimbledon=
Spielen eine glänzende Form
bekundete.
Schach.
Der Kongveß des Deurtſchen Schachbuundes mit dem beiden
Wdeiſter=
ſchaftsturnieren i Duisburg beſitzt das uugeteilte Invereſſe der
deutſchen Schachwellt.
Radſport.
Die Baharennen ſind diesmal auf das Becliner
Gruwe=
waldſtadiom beſchränßt, in dem die Deuutſchem
Madſportmeiſter=
ſchaſten der Berufsfahrer durchgeführt werden. Dagegen iſt die Zahl
der Straßenrennen bedeutend größer. Zunächſt werden im den
ginzelnen Gauen der BDR.=Gaumeiſturſchaften im Vierer=
Mlannſchafts=
fahren zur Austvagung gebracht. Die DRU. hat im Braunſchweig
eim Wenmen zur Ermittlung der Amateurſtraßenmeiſter angeſetzt. In
Weingarten geht das Renmen um den Großen Opelpreis vom
Allgäu vor ſich. Gin weiteres Nennen, das ſich „Quer dunchs Bayriſche
Hopfenland” betitelt, mimmt imn Moosburg ſeinen Anfang. Außerdem
gübt es in Berlia noch die Dagung des DRV.
Motorſport.
Der Nürburgring hat ſeinen großen Tag. Der Große Preis der
Nationen wird Tauſende von Zuſchauevn anziehen. Erwähnung
ber=
dient auch das 8 Karlsruher Wildparkrenmen, das bei dem
Pferdefport.
Eine Indermatiomale Rennwoche hällt vom 14. bis 21. Juſi Berlin
ab, die eine imnternationale Beſetzung gefunden hat. Daneben laufem
noch Galopprennen im Grunewald. München Riem,
Mühlhefim/Duis=
burg, ferner auf den franzöſiſchen Bahnem von Saint Cloud, L8
Tour=
quet und Clgirfontgſne.
Fußball.
Sportverein Darmſtadt 1898—Germania Frankfurt.
Für die 98er ſind die Aufſtiegsſpiele zur Bezirksliga nummehr in
die entſcheidende Phaſe getreten. Die Wiesbadener Germanen kommen
für den Aufſtieg nicht mehr in Frage, ſo daß das einzige noch
aus=
ſtehende Spiel Olympia Worms—Sportverein 1898 die endgültige
Ent=
ſcheidung bringen wird. Worms und Darmſtadt ſind bisher punktgleich;
der Sieger des kommenden Spieles wird alſo auch der endgültig
Erſt=
placierte ſein. Schon lange hat eim Spiel von ſolcher Bedeutung nicht
mehr in Darmſtadt ſtat gefunden. Da wegen des Sängerfeſtes das
die leichtathletiſchen Wettkämpfe Holland — Weſtdeutſchland in Am= Treffen auf den 21. Juli verſegt worden iſt, wird die Darmſtädter
Mannſchaft am kommenden Samstag, abends 6,30 Uhr
auf dem Platze am Böllenfalltor gegen Germania Frankfurt ein Spiel,
das als Vorbereitungsſpiel gedacht iſt, zum Austrag bringen; wan will
ab. Von den ausländiſchen Veranſtaltungem ſind hervorzuheben die die Mängel, die ſich bei dem letzten Trefſen in Wiesbaden gezeigt haben,
abzuſtellen. Die Auswahl des Gegners dürfte glücklich getroffen ſein.
Germania Frankfurt, die auch im letzten Jahre zur Kreisliga abſteigen
mußte, konnte ſich, obwohl die Mannſchaft faſt vollkommen neu
auf=
gebaut wurde, an 2. Stelle in den Kreisligaſpielen placieren; die
Frankfurter verfügen immer noch über ein gutes Zuſammenſpiel, das
ihnen nur um deswillen nicht ſchon in dieſem Jahre die Meiſterſchaft
brachte, weil die Durchſchlagsfihigkeit bei den jungen Spielern der
Elf noch nicht genügend ausgebildet iſt. Wir hoffen, daß das Spiel der
mit ihm verbundenen Zweck voll erfüllt und der einheimiſchen
Mann=
ſchaft noch einmal Gelegenheit verſchafft, ſich für das bevorſtehende
ſchwere Spiel vorzubereiten.
Rot=Weiß, V. f. R.
Von Rot=Weiß wird uns geſchrieben: Am kommenden Sonntag iſt
die Fußballabteilung anläßlich des Sängerfeſtes in Darmſtadt mit allen
Mannſchaften ſpielfrei. Am 21. Juli empfängt dann die
Ligamann=
ſchaft des Not=Weiß, V. f. R., die altbekannte Ligaelf des V. f. R.
Bür=
ſtadt. Um auch hier wieder einer guten Sache zu dienen, iſt das Treffen
auf vormittags 11 Uhr feſtgeſetzt, da auf dem Stadion nachmittags das
Entſcheidungsſpiel des Sportv. 98 gegen Olympia Worms ſtattfindet,
woſelbſt alle Mitglieder und Anhänger der rotweißen Farben einen Sieg
unſeres Kreismeiſters bejubeln werden. An dieſem Tage ſoll die
Lo=
lieſern werden. Außerdem werden in Mänſter, wie bergits er= ſung ſein: Alle für einen und einer für alle. — Uns
Darm=
wähnt, die Tmmismeiſterſchaften der Deutſchen Hochſchulen ausgetragen, ſtädtern muß der Sieg bleiben, einerlei wie der Name des Beteiligten
auch heißen mag; an dieſem Tage ſind wir Darmſtädter, ſtehen und
gehören zuſammen.
Beim Schach=Meiſterturnier in Duisburg führen nach der zweiten
Nunde Leonhard und Wagner mit 2 Punkten vor Seitz, Orbach und
Ahues mit 11
Im Rugby=Länderkampf ſchlug in Sidney vor 40 000 Zuſchauern
Auſtralien Neuſeeland knapp mit 9:8 Punkten.
Schießſpork.
Heſſen=Naſſauiſches Schießſporkkarkell.
Gau: Main=Taunus.
Der vorgenannte Gau veranſtaltete am letzten Sonntag auf den
Frankfurter Schießſtänden an der Iſenburger Landſtraße die
Austra=
gung ſeiner Meiſterſchaften erſtmalig. Die Organiſation war gut
durch=
dacht und dementſprechend funktionierte die geſamte Abwicklung
vor=
züglich, trotz der Jugend des Gaues. Die Beteiligung der Gauſchützen
übertraf alle Erwartungen, und nur als rein ſportlich kann dieſer
Wett=
kampf betrachtet werden. Auch die Leiſtungen ſind ſehr gut im
Durch=
ſchnitt. Alle Viſierungen waren zuſammengelegt auf die
Ausgleichs=
formel, ſo daß jeder Schütze ſeine Lieblingsviſierung benutzen konnte.
Stecherbüchfen waren ausgeſchloſſen. Zur Grundlage für die
Meiſter=
ſchaft diente die große Uebung des Deutſchen Kartells für Jagd= und
Sportſchießen. Abt. K.K.S. mit 30 Schuß, 10 in jeder Anſchlagſtellung.
Die Gaumeiſterſchaft ſicherte ſich Erich Dörſam von der Univerſität
Frankfurt a. M. mit 232 Ringen. Er erhielt die von dem Sportverein
Griesheim=Elektron geſtiftete Gauehrenkette, es plaeierten ſich weiter:
Dr. Badendiek 231; Droemann 228,7; Unger 223; Gilles 208; Günther
24,55; Dörſam, H., 196; Vaternahm 191 Ringe. Dre Meiſterſchaft im
Mannſchaftswettbewerb ſicherte ſich Griesheim Elektron mit 430,9 Ringen
(Dr. Badendiek=Droemann=Günther=Herbſt). Im Gaſtſchießen, wobei
ſich beſonders die Frankfurter und Darmſtädter Polizei maß placierten
ſich folgende Schützen: Knapp PSC.=Darmſtadt, Diermayer=Meckel Pol.
Frankfurt a. M. Hier war ein Nachkauf ausgeſchloſſen. Das
Nachkauf=
ſchießen zeigte folgende Placierungen: Günther=Gilles=Unger=Droemann.
Die Gaſtehrenſcheibe errang mit einem Schuß Kutſcher Pol. Frankfurt
a. M. Die Gauehrenſcheiben gingen ab an die Gauſchützen Gilles=
Dörſam, H., und Vaternahm. Alles in allem, eine ſchöne Veranſtaltung,
und wir gratulieren dem jungen Main=Taunusgau zu dieſem Erfolg.
Handball in der Deutſchen Turnerſchaft.
Endlich ſind für einen Sonntag einmal Begegnungen erſten Ranges
zuſtande gekommen und laſſen wichtige Schlüſſe auf die kommenden
Pflichtſpiele ziehen. Kraftproben darf man es ſchon nennen; wo die
Vereine, die im letzten Jahre ſchon eine wichtige Rolle in der
Meiſter=
ſchaftsfrage ſpielten, ihre diesjährigen Chaneen abwägen wollen. Fünf
Vereine der Kreisklaſſe und gerade unſere alten Bekannten werden ihre
Kräfte meſſen. Auch die Beſten der Meiſterklaſſe ſind tätig und bilden
ein Programm, auf deſſen Ergebnis man ſehr geſpannt ſein darf.
Da=
her erübrigt ſich ein Eingehen auf die einzelnen Begegnungen.
Groß=Gerau-Langen mit 3 Mannſchaften; „Griesheim-Bingen;
Pfungſtadt—Mainz; Worfelden—Walldorf mit 2 Mannſchaften;
Büttel=
born-Arheilgen; Beſſungen—Sprendlingen mit 2 Mannſchaften;
Bicken=
bach-Nauheim mit 2 Mannſchaften; Eberſtadt—Auerbach; Hahn 1.—
Hähnlein 2.; Pfungſtadt 2.—Hähnlein 1.
Für das Spiel Büttelborn—Arheilgen kann vielleicht das
Gruppie=
rungsſpiel für die Kreisklaſſe zwiſchen Groß=Umſtadt und Arheilgen
ein=
geſetzt werden.
Das Münchener Tennis=Turnier brachte am erſten Tage (
Donners=
tag) nur unweſentliche Vorrundenſpiele und Spiele der Klaſſe B.
MAC. Budapeſt ſchlug im Waſſerball Poſeidon Berlin mit 6:1
Treffern.
Die Frankfurter Eintracht ſpielt in der Weihnachtswoche gegen
die franzöſiſchen Fußballmeiſter Olympique Marſeille, OS. Montpelliey
und außerdem gegen AS. Cannes.
Weiterbericht.
Zentraleuropa wird von hohem Luftdruck beherrſcht. Sein Einfluß
führt in Deutſchland zu vielfach heiterem Wetter mit zunehmender
Er=
wärmung. So haben in den heutigen Morgenſtunden im nördlichen
Deutſchland die Temperaturen wieder 20 Grad erreicht. Der
Witte=
rungscharakter ändert ſich zunächſt wenig, wenn auch durch die Südſeite
der Islandſtörung zeitweiſe Bewölkung zugeführt wird. Unter
Süd=
weſtluftzufuhr nimmt die Erwärmung weiter zu.
Ausſichten für Freitag, den 12. Juli: Teils wolkiges, teils
aufheitern=
des Wetter, noch wärmer, trocken.
Ausſichten für Samstag, den 13. Juli: Weiterhin warmes Wetter,
zeit=
weiſe bewölkt, vorwiegend trocken.
Vom Verein Deutſcher Maſchinenbauanſtalten wird uns geſchrieben:
Die Inlands= und Auslandskundſchaft ließ durch vermehrte Anfragen im
Juni lebhafteres Intereſſe am Maſchinengeſchäft erkennen. Dieſes
wirkte ſich auch im Auftragseingang aus, der dadurch das Maiergebnis
im Inlands= und Auslandsverkehr etwas übertraf. Der
Beſchäftigungs=
grad konnte infolgedeſſen ſich im Juni weiter ſteigern und machte
be=
züglich der Geſamtzahl der in den Werkſtätten tarſächlich geleiſteten
Ueberſtunden nunmehr wieder etwas über 70 Prozent der Normalzahl
aus, die bei voller Beſetzung der vorhandenen Arbeitsplätze und bei
normaler Arbeitszeit zu erwarten wäre. Ueber das Junigeſchäft in
einzelnen Zweigen der Maſchineninduſtrie iſt folgendes zu ſagen: In
Werkzeugmaſchinen ſetzte ſich die im Mai eingetretene leichte
Geſchäfts=
belebung im ganzen fort. In Textilmaſchinen blieb der
Auftragsein=
gang weiterhin gering. In der Landmaſchineninduſtrie brachte auch der
Juni noch keine ſtärkere Belebung des Inlandsgeſchäfts, man erwartet
jedoch eine ſolche mit dem Näherrücken der Ernte. Die
Auslandsab=
ſchlüſſe in Landmaſchinen waren zum Teil gebeſſert. In Kraftmaſchinen
befriedigte das Junigeſchäft mehr als das des Vormonats. Anfragen
und Aufträge auf Dampfmaſchinen, Dampf= und Waſſerturbinen, ſowie
Verbrennungsmotoren gingen in vermehrtem Umfange ein. Der
Ven=
tilatorenbau verzeichnete eine geringe Zunahme von Anfragen und
Aufträgen, ebenſo der Eis= und Kältemaſchinenbau. In Hütten=
Walz=
werks=Anlagen und Bergwerksmaſchinen war das Geſchäft, beſonders
von Seiten des Auslandes, zwar etwas beſſer, im ganzen aber immer
noch ungenügend. Auch der Kranbau hatte eine Zunahme der
Aus=
landsaufträge zu verzeichnen, dagegen war die Nachfrage nach
Trans=
portanlagen, Seilbahnen, Hängebahnen und Verladeanlagen geringer
als im Vormonat. Im Druckmaſchinenbau war das Inlandsgeſchäft
ziemlich ſtill, das Auslandsgeſchäft ließ ſich dagegen etwas beſſer an.
In Aufbereitungsmaſchinen machte ſich verſtärkte Auslandsnachfrage
be=
merkbar. Eine Belebung erfuhr auch das Baumaſchinengeſchäft,
beſon=
ders in Maſchinen für Straßen= und Tiefbau. Im Appararebau ließ
die Beſchäftigung im Juni noch zu wünſchen übrig. Ein Rückblick auf
den Verlauf der Wirtſchaftskurven der deutſchen Maſchineninduſtrie im
erſten Halbjahr 1929 zeigt eine im ganzen, wenn auch langſam, aufwärts
gerichtete Entwicklung, allerdings faſt ausſchließlich infolge der
Beſſe=
rung des Auslandsgeſchäfts. Das Auslandsgeſchäft nahm ſtändig an
Wedentung zu und machte im Durchſchnirt der erſten ſechs Monate 1929
bis 44 Prozent des Geſamtwertes der Aufträge der Maſchineninduſtrie
aus gegen 40 Prozent im 2. Halbjahr 1928 und 36 Prozent im erſten
Halbjahr 1928. Die Inlandsaufträge des erſten Halbjahres 1929 gingen
infolge des tiefen Standes vom Januar und Februar nur um 1 Proz.
über das Ergebnis des vorhergehenden Halbjahres hinaus und blieben
noch um 9 Prozent hinter den Aufträgen des 1. Halbjah=es 1928 zurück.
Die Kurve des Beſchäftigungsgrades vermochte ſich erſt vom Februar
an ganz allmählich von 67 Prozent auf etwas über 70 Prozent im Juni
zu heben. Das etwas günſtige Bild, das die Umſätze des Maſchinenbaues
im erſten Halbjahr bieten, wird jedoch in ſeiner Auswirkung auf die
Lage der Maſchineninduſtrie dadurch beeinträchtigt, daß die
Rohſtoff=
preiſe ſowie die Löhne und Geldſätze ſeit Anfangs 1929 geſtiegen ſind
während eine Heraufſetzung der Verkaufspreiſe unmöglich war. Das
zeigt auch der Maſchinenpreisindex des ſtatiſtiſchen Reichsamtes, der in
den erſten Monaten d. J. ſogar noch unter dem Stand vom 2. Halbjahr
1928 lag.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Eiſenbahnabkommen zwiſchen Deutſchland und der Tſchechoſlowakei.
Gelegentlich der in Dresden ſtattgefundenen Beratungen zwiſchen
Ver=
tretern der reichsdeutſchen und der tſchechoſlowakiſchen Eiſenbahnen
wurde auf Grund der wirtſchaftlichen Verembarung vom Jahre 1920
ein wiktiges Abkommen bezüglich der Eiſenbahntarife getroffen. Nach
mühevollen Verhandlungen, denen bereits zwei Konferenzen in Prag
und Dresden vorangingen, wurde endlich eine Vereinbarung in dem
Sinne erzielt, daß in der Tariffrage die gleiche Warenbehandlung
zu=
erkannt wird (die ſogenannte Paritätsklauſel), ſoweit es ſich um den
Transport auf der gleichen Strecke und in derſelben Richtung handelt,
ferner, daß dieſe Behandkung gegen Umgehung und Verletzung durch
beſtimmte Prohibitivklauſeln gewährleiſtet iſt. Am ſchwierigſten
ge=
ſtalteten ſich die Verhandlungen über die Regelung der Kohlentarife,
doch wurde auch hier eine Vereinbarung erzielt, die darin beſteht, daß
die reicksdeutſchen Bahnen künftig ihren Inlandstarif für die Ausfuhr
böhmiſiher Kohle und böhmiſchen Kokſes, bereits von der Grenze zur
Verfügung ſtellen werden. Demgegenüber werden die
tſchechdſſowaki=
ſchen Bahnen die Konſtruktion des direkten Kohlentarifs für die
Ein=
fuhr und Durchfuhr deutſcher Kohle und deutſchen Kokſes neu regeln.
Die Abmachungen werden vermutlich im Herbſt dieſes Jahres in Kraft
treten.
2100 neue Perſonenwagen umd 200 Gepäckwagen. Wie wir von
authentiſcher Stelle hören, ſollen auf Grund des jetzt zuſtande
gekom=
menen 100=Mill.=RM.=Kredites 2100 Perſonenwagen und 200
Gepäck=
wagen von der Rei=h,sbahn in Auftrag gegeben werden. Unter den
Per=
ſonenwagen befinden ſich 100 D=Zug=Wagen 1. bis 2. Klaſſe, 50
vier=
acſige Durchgangswagen für Perſonenzüge, 1000 2. Klaſſe=Wagen und
500 2. bis 3. Klaſſe=Wagen. Die beſtellten Wagen ſollen bis Frühjahr
1930 abgeliefert werden. Das Beſchaffungsprogramm der Reichsbahn
für 1930 beläuft ſich entſprechend dem Beſchaffungsplan auf 198
Millio=
nen Reichsmark.
Elſter u. Co. A. G., Mainz. Bei der im Herbſt 1928 durch
Umgrün=
dung der Gasmeſſerfabrik Mamnz Elſter u. Co. o. H.G. in Mainz und
der damit vereinigten Inſterburger, Hamburger und Dresdener
Fa=
brikationsunternehmungen errichteten Geſellſchaft verbleibt 1928 bei
3 688 269 RM. Rohgeivinn nach 2944 578 RM. Unkoſten, ſowie 413 975
Reichsmark Abſchreibungen und Rücklagen ein Reingewinn von 279 714
Reichsmark, deſſen Verwendung nicht erſichtlich iſt. (A.K. 1,9 Mill. RMM.)
Die Bilanz verzeichnet Grundſtüicke und Maſchinen mt 0,878, Waren mit
0,698, flüſſige Mitel und Außenſtände mit 1,505 und Beteiligungen und
Filialen mit 0,213 Mill. RM. auf der Aktivſeite, während unter
Paſſi=
ven neben 0.409 Reſerven und Rücklagen Ohligationen und Hypotheken
mit 0,151 und Kreditoren mit 0,465 Mill. RM. ausgebucht werden.
Viehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 11. Juli. Aufgetrieben waren: 10
Ochſen, 172 Kälber, 1 Rind, 3 Schweine, 6 Schafe. Die Preiſe ſtellten
ſich für Kälber: a) 70—75, b) 63—68, c) 57—62 Pf. pro Pfund.
Markt=
verlauf: ſchleppend, geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 11. Juli. Aufgetrieben waren: 962
Käl=
ber, 141 Schafe, und 894 Schweine. Der Auftrieb war um 369 Kälber
und 113 Schafe größer, jedoch um 3834 Schweine geringer als zum
letzten Großviehmarkt. Die Preiſe gaben bei Schweinen um 3—5 RM.
nach, während Kälber 1—2 RM. höher notiert waren. Marktverlauf:
Schweine ſchleppend, Ueberſtand, Kälber und Schafe mäßig rege,
aus=
verkauft. Preiſe pro Zentner Lebendgewicht: Kälber: b) 78—82, c) 72
bis 77, d) 65—71. Schweine: b) 84—86, c) 84—87, d) 85—88, e) 82—85.
Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1) 95—100, 2) 85—90.
Bullen=
fleiſch: 90—95. Kukfleiſch: 2) 60—75, 3) 40—55. Kalbfleiſch: 2) 100—115.
Schweinefleiſch: 1) 100—110. Gefrierfleiſch (Rindfleiſch) Vorderviertel 56,
Hinterviertel 65.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 11. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 122, Sept. 126½, Dez. 132½: Mais:
Juli 94½, Sept. 97½, Dez. 93½: Hafer: Juli 44½, Sept. 46½,
Dez. 493; Roggen: Juli 94½, Sept. 98%, Dez. 103½.
Schmalz: Juli 1105, Sept. 12,32½, Okt. 12,/42½, Dez. 12,60.
Fleiſch. Rippen: Juli 13,25, Sept. 13,85; Speck, loko 13,75;
leichte Schweine 11,65 bis 12,25, ſchwere Schweine 11.15 bis
11,85; Schweinezufuhren: Chicago 23 000, im Weſten 80000.
Es notierten mach Meldungen aus NewYork am 11. Juli:
Getreide. Weizen: Rotwinter 146½, Hartwinter 134: Mais,
meu angek. Ernte 106½; Mehl, ſpring wheat clears 5,70—6.10:
Fracht: nach England 1,2 bis 2,0, nach dem Kontinent 8—9 Cts.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,80; Talg, extra, loſe 744:
Frankfurt a. M., 11. Juli.
Nach den ſehr gut gehaltenen Vorbörſenkurſen ſetzte zu Beginn des
amtlichen Verkehrs infolge des Ordermangels wieder eine allgemeine
Abſchwächung ein, von der beſonders der Elektromarkt betroffen wurde.
Dagegen wandte ſich das Intereſſe der Börſe wiederum den
Montan=
werten zu. Die günſtigen Berichte über das Maſchinengeſchäft, ſowie
die feſte New Yorker Börſe vernochten den Markt nicht zu beleben. Es
fanden wiederum Tauſchoperationen von Elektrowerten in
Montan=
werte ſtatt, wobei der Montanmarkt kursmäßig durchſchnittlich 1 Proz.
profitierte. Es gewannen hier Gelſenkirchen 1, Mannesmann 1, Phönix
1¾, Rheinſtahl ¼, Stahlverein 1 Prozent. Am Elektromarkt waren
die Kurſe durchſchnittlich in gleichem Ausmaße gedrückt. Hier verloren
Bergmann 2, Gesfürel 1½, Schuckert 1, Siemens 2½, Kaliwerte
durch=
ſchnittlich 3 Prozent ſchwächer. Von Zellſtoffwerten Aſchaffenburger
um 1, Waldhof 1½ Prozent niedriger. Die Farbenaktie lag
vernach=
läſſigt und ¾ Prozent abgeſchwächt. Von Automobilwerten Daimler
1¾ Prozent gedrückt, Adlerwerke dagegen 1½ Prozent höher. Von
Einzelwerten gewannen Karſtadt 1, Spenska 3½ Prozent. Der weitere
Verlauf brachte bei den ſtärker gedrückten Werten wieder eine kleine
Erholung, die jedoch die Anfangsverluſte nicht ausglich. Tagesgeld
8 Prozent. London=New York 4.8510, Pfunde=Mark 20.36¾, Dollar=
Mark 4.1990.
Die Abendbörſe verlief ſehr ruhig, jedoch beſtand auch weiterhin
Intereſſe für Montanwerte, wo für Stahlvercin und Rheinſtahl
ameri=
kaniſche Käufe zu erledigen waren. Hier kam es zu leicht gebeſſerten
Kurſen. Stahlverein=Obligationsſcheine mit 0,75 Prozent geſucht. Auch
Deutſche Erdöl in gcößeren Poſten von einer guten Seite ¼ Prozent
höher geſucht. Daneben Glanzſtoff gleichfalls befeſtigt. Die übvigen
Märkte ruhig und kursmäßig kaum verändert. Auch Nenten blieben
umſatzlos. Der Verlauf blieb ruhig und gut gehalten.
Berlin, 11. Juli.
Obwohl für den heutigen Tag mit Ausnahme des als ziemlich gut
zu bezeichnenden Berichtes des Vereins Deutſcher Maſchinenbauanſtalten
keine nennenswerten Anregungen vorlagen, konnte man im heutigen
Vormittagsverkehr eine im Grunde doch freundliche Stimmung
feſt=
ſtellen, ohne daß allerdings das Geſchäft im allgemeinen einen größeren
Umfang annahm. Auch vorbörslich nannte man noch für Montanwerte
unter Bevorzugung von Phönix und Stahlverein ziemlich feſte und
auch ſonſt zumindeſt g:t behauptete Kurſe. Der offizielle Verkehr
eröff=
nete dann aber enttäuſchend und überwiegend ſchwächer. Die
Speku=
lation nahm anſcheinend Tauſchoperationen von Elektro= und ſonſtigen
Spezialpapieren gegen Montanwerte vor, ſo daß erſtere bis zu 3 Proz.
nachgaben. Nach den erſten Kurſen ſah es zunächſt uneinbeitlich und
eher ſchwächer aus. Dann bot aber die feſte Haltung des
Montanmark=
tes, an dem in Phönix und Stahlverein größere Kaufverträge zur
Ausführung kamen, den übrigen Plätzen eine gewiſſe Stütze. Auch nach
1 Uhr blieb die Tendenz uneinheitlich, nur Montanwerte lagen weiter
auf Meinungskäufe hin ziemlich lebhaft und feſt.
A. E. G....
Augsb.=Nürnb. Maſch.! 91.5
Baſalt ....."
Bergmann . . .
Berl. Hand.=Geſ.
Braunkohl. Briketts/ 160.— 1160. —
Bremer=Wolle..
Danatbank ..."
Deutſche Bank.
Tresdner Bank. ..
Deutſche Erdöl".
Polyphon ..."
Deutſche Petroleum
61.
Dynamit Nobel..
110.75 1110.8751 Rütgerswerke.
Clektr. Lieferung.
158. — 1156.— Sachſenwerke
233. — Siemens Glas.
J. G. Farben..
234.*
Gelſenk. Berg..
138.5 1139.25 Ver. Glanzſtoff
Ver. Stahlwerke
Geſ. f. elektr. Untern / 218. — 1217.
Han. Maſch.=Egeſt.
44.5 Volkſtedter Porzellan
45. —
Wanderer Werke.
Hanſa Dampfſch.
161.5 1164.
Hapag ..."
123.87: /123.75 Wiſſner Metall .."
Karpener
148.— 1149.— Wittener Gußſtahl".
Semoor Zement . . . 266.5 1 —
) Die 3 Kaliwerte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
Deviſenmarkk.
Selſingfors .. ..
Wien ........
Prag ..... ...
Budapeſt ..
Sofia".
Kolland
4Slo .......
Kopenhagen.
Stockholm. . .
London .."
Buenos Aires.
New York...
Belgien....."
Geld
10.515
59.30
12.412
73.09
3.032
168.47
111.79
111.75
112.44
20.352
1.76C
4.195
Brief
10.565
59. 12
2.432
73.23
3.034
168.81
112.01
11.97
112.66
20.392
1.764
4.203
58.275,58.395
11. 7.
Geld/Brief
10.544/10.564
59.00 (59.12
12.415 12.435
73.09 ſ73.23
3.032/ 3.0381
168.44/168. 74
111.76 112.981
111.73/111.95)
12.42/112.64
20.347 20.3671
1.759/ 1.763
4.1945 4.2025)
58.28 58.40
Italten ... ...
Paris .......!
Schweiz .. .."
Spanien ...
Danzig ......
Japan . . . . . ."
Rio de Janeiro
Jugoſlawien..
Portugal. . . . .
Athen ......."
Konſtantinopel
Kanada .. . . . .
Uruguay .. . .."
11. 7.
10. 7.
Geld / Briefl Geld /Brief
21.945 21.985121.915 21.985
16.415 16.455116.415 16 455
80.66
60.32 60.94
81.39
1.910
0.4965
7.365
18.73
80.82
81.55
1.91.
0.498.
7.319
18.77
5.42/ 5.43
2.0231 2.02
4. 166/ 4.177,
80.645 80.805
60.72
31.39
1.910
1.4965
7.365
18.73
5.42
60.84
81.55
1.914
0.498;
7.379
18.77
5.43
2.020/ 2.024
4.166/ 4.174
4.036/4.0444 4.036/ 4.044
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 11. Juli. Die Frankfurter
Ge=
treidebörſe lag ruhig. Die Preiſe ſind teilweiſe um 25 bis 50 Pfg.
ge=
ſtiegen. Es notierten je 100 Kg. Weizen 26.50, Roggen 23.25—23.50,
Hafer 23.50, Weizenmehl, ſüdd. und niederrhein., 38.50—38,75,
Roggen=
mehl 31.25—32, Weizenkleie 12, Roggenkleie 13.
Frankfurter Kursbericht vom 11. Juli 1929.
62 Diſche.
Reichs=
anl. v. 27......"
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27.....
6% Bayern
Frei=
ſtaat v. 27 ..
% Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28..
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28..
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27..
7%
ThüringerFrei=
ſtaat v. 27...."
—
Dtſche. Anl.
Auslo=
jungsſch. + */
Ablöſungsanl. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe. . .
2% Bad.=Bad. v. 26
6% Berlin v. 24..
8‟ Darmſtadt v. 26
%
v. 28
7% Frkf. a. M. v. 26
82 Mainz v. 26...
6½ Mannh. v. 26
8% Aürnberg v. 26
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
* Ausl. Ser. 1
* „ Ser, I
8Beil. Syp.=Bl.
8% Frkf. Oyp.Bk.
4½%- Lia. Pfbr.
2% „ PfbrBk.
4½%,- Lig. Pfbr.
87.25
74.25
77
87.5
91.4
81
50.75
10
51.
87.5
87.5
84
90
49.25
64.5
O
97
75
97
78/.
% Heſſ. Landesbk.
4½½ Heſſ. 2ds. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr.
3½ Kom.
Landes=
bank Darmſtadt.
0 Mein. Hyp. Bk.
4½% Lig. Pfbr.
3% Pfälz. Hyp.Bk.
8% Preuß. Ztr.=
Stadtſchaft. . .
8% Rhein. Hyp.=Bt
4½% Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bb.=redit .....
8% Südd. Bob.=
Cred.=Bank ....
8% Württ. Hyp.=B.
6% Daimler Benz
von 27.... .. .."
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26.. . .
%0 Mainkrw. v. 26.
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26..
8% VoigtckHäffner
von 26 ........"
J. G. Farben Bonds
28.........."!
5% Bosn. L. E. B.
v.1914.... . ..."
4:/.% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914 ..
4% Oſt. Goldrente
4/,% Rum. Gold
von 1913
4% Türk. Admin.
4½ „ 1.Badgad
4% „ Zollanl.
411. Xungarn 1913
96.9
84.5
78
93.5
82.5
97
74.90
91
95.5
97
79.25
98.5
97.5
97.25
7=
20
82
1247,
33
34.25
U/,2 Ungarn 1914/ 24.80
49 Goldr.. / 23.15
Atien.
Allg. Dt. Creditanſt.
Br. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk. /278
Deutſche Bank ...
„Eff.=u.
Wechſel=
bank .. . . . .. ..
Vereinsbank "
Diskonto=Geſellſch.
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank . . .
„ Hyp.=Bk.
Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbt.
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Treditanſtalt. .
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant. .1325
83.5 Rhein. Creditbr...
„ Hyp.=Bank ...
Südd. Bod.-Cr. Bk.
Wiener Banwerein
A.=G. Vertehrsw
Dt. Eiſenb.=Gei.. . 1143.73
26 Dt. Reichsbahn
Vorzge.
Hapag ........ . :/123.23
Nordd. Llohd ....
Schantung=Eiſenb.
Südo. Eiſenb.=Geſ.
Accum= Berlin. . ..
Adlerw. (v. Kleyer
6½ AEB. Borzug
126
153.5
183.5
172.5
125
157.
161
103
139.75
140
130
123
150
31
13.5.5
122
149
180
13.30
145
115
134
50.25
95
95
AEG. Stamm. . . . /194.75
Baſt Nürnberg
Bergm. El. Werke
Brown BroverickCie
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen ..
Cement Heidelberg
Karlſtadt
Chem. Werke Albert
Chade .. . . . . . . . . / 423
Daimler=Benz ....
dt. Atl.=Telegr.. . /116
„ Eiſenh. Berlin
„ Erdöl .. . . . . . 117
Gold- u. Silb.=Anſtalt. /157.5
„ Zinoleumwerk. /313
Sichbaum. Brauer.
Elektr. Licht u. Kraftl
„ Liefer.-Geſ./153
Eſchv. Bergwerk ./193
Eßlinger Maſchiner
Ettlinger Spinnereil
F. G. Farbenindſtr. /232.5
Feinmeh. (Fetter).
Felt. E Guilleaum. /139.75
Frrft. Gas
„ Ho;
Beiling & Tie
Gelſenk. Bergi
Geſ. elektr. Ur
ternehmungen ..!
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen! 71
GBrün & Bufinger
Dafenmähle Frkft. 1130
Hammerſen (Osn.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturf0
Hindrich½=Aufferm.
Hirh Kupfer .. . . 137
225
137
75
136.5
181
62
55.10
72.5
—
214.5
40
215
81
123
71.5
41.5
138.5
15
171
97.5
Hochtief Eſſen ...."
Holzmann, Phil. ..
Holzverk.=Induſtrie
zlſe Bergb. Stamm/216
Genüſſe
Junghans Stamm
Kali Aſchers leben
„ Salzdetfurth.
Weſteregeln".
Kammgarnſpinn..
Karſtadt, R. ..
Klein, S hanzl. .
Klöcknerwerke ...
Kruftw. Alt=Württ.
Lahmeher & Co...
Lech, Augsburg ...!
Löwenbr. Münch.."
Lüdenſcheid Metall
Zutz Gebr Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt. /105.75
Mainz. Akt.=Br.. . .
Mannesm. Röhren
Mansfeld. Bergb.. /136.5
Mars=Werſe .....
Metallgeſ. Frantfi. /126
Miag. Mühlenbau.
Monrecatini Mailo.
Motorenfo. Darmſt.
Reckarſ. Fahrzeug..
Nicolay, Hofbr. . . .
Oberbedar ... ...
Oſterr. Alpine Mo.
Otav Minen ....
Zeters Union Frlſ./122
Phöni: Bergbau..
Rteiniger, Gebb.. . .
R).Braunkohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerke. . . .
Riebeck Montan ..
Roeder 8b. Darmſt.
101
11
86‟.
121/,
62
240
404
245
145
187.25
88
84
107.25
235
230
125
76
54.5
53
146
69
104
105
153.25
129.5
114.5
Rütgerswerke ..."
Sachtleben A. C...
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel
Schuckert Elektr.. . /235 .10
Schwarz Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Strohſtoſf. Ver....
Südd. Immobilien
„ Zucker-AG.
Soenska Tändſticks/ 413
Tellus Bergbau...
Thür. Lief.=Geſ...
Tucher=Brauerei..
Unterfr. Krs.=
Elel=
tr.=Verſ. ......"
Beithwerke
Ver. f. Chem. Ind
Gummifabrik
Berlin=Frank
Laurahütte
„ Stahlwerke
Illtramarin ..
Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner. . 220
Wayß & Freytag. . /101.5
Wegelin Rußfabri
Werger Brauerei. . 1125
Zellſtoff. Aſchaffbg.
Memel. . . . . . 146.25
Waldho
88.76
202
302
104
122.5
164
397
200
78
149=/,
115
102.75
In der a. v. G. V. führte der Aufſichtsratsvorſitzende aus: In der
letzten o. G. V. ſei bereits darauf hingewieſen worden, daß die
Kunſt=
ſeideinduſtrie in eine Aera internationaler Syndikats= und
Konzern=
bildungen eingetreten ſei, und daß es Aufgabe der Verwaltung ſein /
müſſe, dieſe Vorgänge ſorgfältig zu beobachten. Die Transaktion, die
Gegenſtand der heutigen Tagesordnung ſei, hänge mit dieſer Bewegung
auf das engſte zuſammen. Dieſe Bewegung in der Kunſtſeideinduſtrie
hätte ſich verſtärkr, ſeitdem ſich internationale Kriſenerſcheinungen
ge=
zeigt hätten, hervorgerufen durch das Fehlen einer Organiſation und
einer Produktions= und Verkaufspolitik der Großkunſtſeideerzeuger. Die
Beſtrebungen, wieder zu einer Ordnung und Beruhigung der
Markt=
verhältniſſe zu kommen, gingen in zwei Richtungen, einmal in der
Rich=
tung der Syndikats= und Kartellbildung zur Regelung der Preiſe und
dann in der Richtung der Gruppen= und Konzernzuſammenſchlüſſe zum
Zwecke der Rationaliſierung, des techniſchen Austa iſches, zur
Ausſchal=
tung der Kenkurrenz innerhalb der Gruppe und des Konzerns und züm
Zwecke der Verſtärkung der Machtpoſition in der geſamten J.:duſtrie.
Der Gegenſtand der heutigen Verſammlung liege in der zweiten
Nich=
tung. Die ſeit langen Jahren beſtehenden freundſchaftlichen Beziehungen
zwiſchen Glanzſtoff und Enka ſeien noch nicht ſo eng geweſen, daß jede
Kolliſion ausgeſchloſſen geweſen wäre. Es habe deshalb nahegelegen,
daß die Beſtrebungen beider Geſellſchaften dahingingen, einen Weg zu
ſuchen zur vollkommenen Vereinigung der beiderſeitigen Intereſſen durch
die Bildung eines einheitlich geleiteten Konzerns, die jede gegenſeitige
Konkurrenz auf dem Gebiete der Produktion und Verkaufspolitik
aus=
ſchließe. Die Produktion der künftig zuſammengeſchloſſenen Fabriken
umfaſſe täglich eine Menge von 60 000 Kg. Kunſtſeide, eine
Produktions=
kraft, die allein ſchon die irgendeines anderen europäiſchen
Unterneh=
mens überſteige. Dazu komme noch der gewaltige Einfluß, den der
kommende Konzern durch maßgebliche Beteiligungen an großen
Geſell=
ſchaften de? In= und Auslandes erhalte und der auch eine
Nationaliſie=
rung in erhalb der Konzerngeſellſchaften in weitgehendem Maße
er=
mögliche. Ueber die Zweckmäßigkeit des Zuſammenſchluſſes ſeien ſich die
beiderſeitigen Verwaltungen und Aktionäre völlig einig. Eine Fuſion /
beider Geſellſchaften ſei wegen der verſchiedenen Rechtshoheiten
ausge=
ſchloſſen. Auch durch eine Gewinnpollung ſei das erſtrebte Ziel nicht zu
erreichen geweſen. Die Gründung einer neuen ſelbſtändigen
Dachgefell=
ſchaft verbot ſich durch die enormen Koſten. Es hätten nur zuei
prak=
tiſche Möglichkeiten beſtanden, nämlich die Erweiterung der einen oder
anderen Geſellſchaft zur Dachgeſellſchaft. Man habe ſich für die
hollän=
diſche Geſellſchaft entſchloſſen und wolle für die Transaktion den Mantel
der holländiſchen Geſellſchaft benutzen, um in ihm die einheitliche
Lei=
tung und Führung des Geſamtkonzerns unterzubringen, wobei jedoch
der bisherige Einfluß der Glanzſtoffverwaltung auf die eigenen
Inter=
eſſen aufrecht erhalten bleibe und ſichergeſtellt werde. Die rechtliche
Selbſtändigkeit der Geſellſchaften bleibe unangetaſtet. Der Vorſitzende
wandte ſich ſchließlich gegen die vielerlei Einwendungen, die er für nicht
ſtichhaltig erklärte. Es folgte ſodann die Verleſung des Vertrages.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 10. Juli 1929 ſtellten ſich für:
Elektvolhtkupfar auf 170.75 MM., Originalhüültenalummium 190 RM.,
desgl. im Wallzen oder Drahtbarrem 194 RM., Reinwickell 350 RM.,
Anrimon Regulus 66—70 RM., Feinſillber 71.50—73.25 RM.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Auf Antrag der Deutſchen Bank ſind 74,5 Millionen RM. 7proz.,
zu 172 Prozent rüickzahlbare Schuldverſchreibungen der Stadt Berlin
von 1928 auf Feingoldbaſis zum Verliner Börſenhandel zugelaſſen
worden.
Die große landwirtſchaftliche Ausſtellung in Hamburg (Grola) vom
Mai dieſes Jahres hat mit einem geidaltigen Fehlbetrag abgeſchloſſen,
der von pridater Seite auf rund 300 000 Mark veranſchlagt wird.
In der Woche vom 1. zum 7. Juli betrug die Rohförderung des
niederſchleſiſchen Steinkohlenzeviers insgeſamt 125 617 To., in der
Vor=
woche 134 553 To., arbeitstäglich alſo 20 935 (22 426) To. Die
Kokserzeu=
gung brachte iusgeſamt 19 247 (19 124) To., arbeitstäglich 2749 (2732) To.
Der Geſamtabſatz (ohne Selbſtverbrauch und Deputat) ſtellte ſich auf
95 434 (90 C00) To.
Der Geſchäftsgang der Oberſteiner Uhrketten= und unechten
Bijou=
terieinduſtrie nrhm einen normalen Gang, nachdem die ſpekulative
Hauſſe des Kupferpreiſe3 ſich gelegt zu haben ſcheint. Die Beſchäftigung
war mittelmäßig. Die Lage hat ſich verſchlechtert, ebenſo wie in der
echten Bjouterieinduſtcie. Die zukünftige Marktlage wird als ungünſtig
beurteilt.
Entgegen einer Meldung, wonach die England=Transaktion bei der
Polyphon A. G. in ein neues Stadium getreten ſei und man in
aller=
nächſter Zeit mit einem Abſchluß der Verhandlungen rechnen könne,
er=
fahren wir von der Direktion der Geſellſchaft, daß dieſe Auslaſſungen
in keiner Weiſe zuträfen. Das Ende der Verhandlungen ſei bis jetzt
noch nicht abzuſehen.
Die Techniſche Hochſchule in Hannover hat Herrn Nicolaus B.
Jungeblut, Generaldirektor der Deutſchen Ton= und Steinzeug=Werke
A. G. in Charlottenburg, für ſeine Verdienſte um die Förderung der
Steinzeuginduſtrie den Titel Doktor=Ingenieur ehrenhalber verliehen.
Gemäß § 2 der Verordnung zur Durchführung des Geſetzes über
wertbeſtändige Anleihen beträgt der Londoner Goldpreis für eine Unze
Feingold 82 sh 10½ d, für ein Gramm Feingold demnach 32,7455
Pence. Der Preis gilt ab 10. Juli.
Infolge des ſtarken Bedarfs der polniſchen Landwirtſchaft an
ſchwefelſaurem Ammoniak wurde von der „Skarboferm”, der
polniſch=
franzöſiſchen Pachtgeſellſchaft der ehemals preußiſchen Sraatsgruben in
Oſtoberſchleſien, eine zweite Fabrik von ſchwefelſaurem Ammoniak in
Knurow errichtet.
Alllanz u. Stuttg.
Verſicherung ..."
Frkft. Allg. Verſ.=G
Frankona Rück= u.
Mitv. .. . . . ..
Mann h. Ber ſich. . .
103
77.5
80
71.5
109
150
109
119
161s C
245.5
233
890
03
125
Nummer 194
Freitag, den 12. Juli 1929
Seite 13
ORBHEUM. Si
O
K
Heute Freitas, 12, Iuli: Zum lelizten Hale!
Sensations-
Amerikan.
Erfolg: Der Geisterzug betektiv-Lustspiel
Abschieds-Vorstellung: Bruno Harprecht und Elisabeth Horn
Samstag, 13., Sonntag, 14. Juli. Neu einstudtert: Operetten-Novität:
—Dle Frau ohne Kuß — In der Hauptrolle: Ria Urban
Keine erhöhten Breue, 3b 10. Karten Verf.-B0ro 1 de Wagl. Rheinstr. 14.
2. Heſſiſches
Sängerbundesfeſt
Samstag, den 13. Juli 1929
Der Tag
ver Muſen
(Siehe Feſtbuch und Anſchlag)
16—21 Uhr: Konzerte in allen Sälen der Stadt
18 Uhr: Einzug der Fahnen der Bundesvereine
19 Uhr: Kundgebungen auf öffentlichen Plätzen
21 Uhr: Gau=Konzert in der Feſthalle
Eintrittspreiſe für jedes Konzert num. Platz 2 Mk, nichtnum. Platz
1 Mk. — Sänger zahlen die Hälfte. — Eintritt auf den Feſtplatz 30 Pfg.
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Die Darmstädter Turnerschaft
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teiligt sich geschlossen am
Sonn-
tag, den 14. 7. 29 an dem Festzug
nachmittags pünktlich in der
Hein-
richstraße zwischen Karlstraße
und Nieder-Ramstädterstraßie.
Abmarsch 2 Uhr 15
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Heraus aus dem Steinhaufen der alltäglichen Stadt
Nach unſrer prächtigen Bergſtraß”, die man ſo nahe hat,
Die Wochenkart nach Bensheim, die koſtet ja nicht viel,
Der ſchönſte Punkt der Bergſtraß”, der Kirchberg, ſei das Ziel,
Dort trinkt man gute Schoppen vom Bergſträßer und Rhein,
Schmauſt Kaffee, Eis u. Torten und ſchaut nach Worms hinein,
Man ſieht der Bergſtraß’ Städtlein, Berg’, Türm’ in weiter Rund,
Es iſt der mannigfaltigſt und ſchönſte Ausſichtspunkt!
Drum' auf nach See= Jugen=Bensheim ete ete.
(Kann nicht oft genug wiederholt werden, denn keine
Berg=
ſtraß= und Odenwald=Wanderung ohne Kirchberghaus, dem
ſchönſten Ausſichtspunkt der Bergſtraße.)” 4u1285b
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Nummer 191
Seite 15
Freitag, den 12. Juli 1929
Reich und Ausland.
Zilmbilder aus dem Innern
menſch=
licher Organe.
Prof. Dr. J. J. Stutzin,
der Chefarzt der Urologiſchen Abteilung des
Kaiſerin=Auguſta=Viktoria=Krankenhauſes in
Berlin, hat eine neue Erfindung gemacht, die
für die Medizin von beſonders großer
Bedeu=
tung ſein dürfte. Er konſtruierte eine
Miniatur=
kamera, mit der er die menſchlichen Organe von
innen her filmen kann. Die neue Erfindung iſt
ebenſo wichtig für die Diagnoſe wie für die
wiſſenſchaftliche Unterſuchung, vor allem aber
für den Unterricht, da nun eine unbegrenzte
An=
zahl von Studierenden den verborgenſten
Vor=
gangen folgen kann.
Das große Hildegardisfeſt.
Ad. Bingen, Rupertsberg, Rüdesheim, Eibingen,
und wit ihnen das gaze katholiſche Deutſchland,
feiern in dieſem Jahre das Gedächtwis des 750.
To=
destages Deutſchlands größter Frau des Mittelalters,
der hl. Hilldegard von Bingen. Zu den großen
Feier=
lichkeiten im Septeber werden ſich zahlreiche
pro=
muinente Perſönlichkeiten der Firchlichen und welltlichen
Behörden einfinden. Der apoſtoliſche Nuntius in
Berlin, Exz. Pacelli, hat i einem Schreüben an den
Feſtausſchuß ſein Erſcheinen zugeſſagt. Weiter kommt,
wie ſchon bekannt, der frürhere öſterreichſiche
Bundes=
kanzler, Prälat Dr. Seipel, der die Feſtrede hält,
der heſſiſche Miniſter Dr. Kirberger, der auch im
Feſtausſchuß iſt, der Abt Dr. Ildefons Herwegen,
von Mavia=Laach, und mehrere Biſchöfe und Aebte.
Die vom 17. bis 22. Auguſt ſtattfindende große St.
Hildegandis=Ausſtellung wird ſieben große Säle der
Heſſiſchen höheren Bauſchule umfaſſen. Im
Mittel=
punkt der Ausſtellung werden die weltbeEannten umd
berüchmten Erzeugmiſſe der Beuroner Kunſt, ferner
Marua=Laach und der Abvei Coesfeld i. W. ſtehen, die
einen Eimblick in das religibs=künſtleriſche wertvolle
Schaffen der heutigen deutſchen Bemediktimnerfamillie
geben. Auch die Abtei Eibingen ſchließt ſich an, ferner
werden von Binger Seite alle auf das alte Kloſter
auf dem Rupertsberg Bezug habenden Billder, Stiche
und Andenken, Bücher, alte Hildegardbilder uſw. zur
Schau geſtellt.
Die Berliner Mordkommiſſion alarmiert.
Berlin. Geſtern machmittag wurde von
Spa=
giergänger. in der Nähe des Forſthauſes
Dreilin=
den, an der Machnower Chauſſee, in einem Dicbicht
die Leiche eines umbekannten Mannes in einer
Blut=
lache liegemd aufgefunden. Alle Aunzeichen ſprechen
dafür, daß es ſich um ein Vevbrechen handelt. Die
Mordbommiſſion Berlin wurde alarmmiert.
Schweres Autounglück in Nordſchleswig.
Hadersleben. Ein ſchweres Autounglück
ereignete ſich am Mittwoch nachmittag bei
Seegge=
lung (Kreis Hadersleben). Drei Autos einer
Kopen=
hogener Reſiſegeſellſchaft fuhren in Nichtung Kol=
Ding. Sie begegneten einem Laſtwagen, der
ſchein=
bar plötzlich, ohne ein Zeichen gegeben zu haben, mach
Limks in einen Seitewweg abbbog. Dadurch prallte der
zweite Touriſtemwagen mit dem Laſtwagen
zuſam=
men und wurde gegen einen Baum geſchleudert. Ein
junges Mädchen und ein früherer Gaſtwirt, beide
aus Kopenhagen, erlitten ſchlvere Schädelbrüche,
ſo=
wwie Arm= und Beinbrüche. Sie wurden in das
Kneis=
kramnkenhaus nach Hadersleben gebracht und dürften
kauum mit dem Leben davonkommen. Die übrigen
Pgſſagiere wurden leicht verletzt. Allem Anſchein
nach dürfte den Fahrer des Laſtwagens die Schuld
treffen.
Bootsunglück bei Koſerow?
Ein Segelboot mit fünf Badegäſten verſchollen.
Swinemünde. Aus dem Oſtſeebad Koſerow
konumt eine Meldung, die auf ein ſchweres
Boots=
uunglück ſchließen läßt. Am letzten Sonntag fuhr ein
Badegaſt, der Kaufmann Menne aus Bevlin, mit zwei
Damen und zwei Herren in einem kleinen Segelboot
ohne Wiſſen des Eigentühmers, des Gaſtwirts
Schlech=
ter vom Hotel „Seeblick”, von Koſerow aus in Sce.
Das Ziel der Fahrt ſollte Rügen ſein, die Abfahrt
erfolgte bei ſchönſtem Wetter. Das Boot wit den
fünf Inſaſſen iſt ſeitdem verſchollen. Alle Anfragen
bei den in Frage kommenden Stationem auf Rügen
blieben erfolglos. Es bleibt nur die Annahme übrig,
daß das Boot hilflos auf dem Meere treibt oder
untergegangen iſt.
Suche nach den verſchollenen Kurgäſten.
Von den fünf Kungäſten aus dem Oſtſeebad
Koſe=
roſ, die in der Nacht zum Sonntag zu einem
Segel=
ausflug aufgebrochen, aber nicht wieder zurückgekehrt
ſind, fehlt noch jedes Lebenszeichen. Dagegen ſcheint
jetzt das venunglüickte Segelboot gefunden zu ſein. Ein
Flugzeug, das dem Deutſchen Luftdicmſt gehört und
in den Abendſtunden des Mittwoch von der
Seeflug=
ſtation Holtenau bei Kiel zu einem Kontrollflug über
der Oſtſee geſtartet war, hat bei Deep, in der Nähe
von Kolbeng, ein Boot kieloben auf dem Waſſer
trei=
bend geſichtet, deſſen Beſchreibung, ſoweit ſich das
vom Flugzeug aus feſtſtellen ließ, wit der des
Segel=
bootes aus Koſerow üübereinſtimmt. Das von dem
Flugzeug geſichtete Boot iſt am Donnerstag
nachmit=
tag gegen 13½ Uhr beim Oſtſeebad Deep angetrieben
worden. Ob es ſich tatſächlich um das Boot der
ver=
ſchollenen Berliner han delt, ſteht zur Stunde noch
nicht feſt.
e
M
3
Großfeuer auf Uſedom.
Die Flieger Williams (links) und Yancey vor ihrem Flugzeug „Pfadfinder”.
Die Brandſtätte.
In der kleinen Stadt Uſedom auf Uſedom brannten in kurzer Zeit 17 Scheunen mit
landwirtſchaft=
lichen Maſchinen vollſtändig nieder. Der Schaden iſt beſonders groß, da die Beſitzer nur ſehr niedrig
verſichert waren.
Immer neue Wolkenkraßer in Deutſchland!
Die Landung des „Pfadfinder” in Rom.
Zu der ſtattlichen Zahl der Bürohochhäuſer in Hamburg wird ſich ein neues Rieſengebäude geſellen.
Am Holſtenplatz, einem der ſchönſten Plätze der alten Hanſaſtadt, iſt vom Deutſchnationalen
Hand=
lungsgehilfen=Verband der Bau eines neuen rieſigen Verwaltungsgebäudes begonnen worden.
Entwurf eines neuen Hamburger Hochhauſes.
Rom. Der erſte Ozeanflug von Nordamerika
nach Rom iſt ir 79 Stunden durchgeführt worden.
Die amerikaniſchen Flieger Williams und Yancey
ſind gegem 9½ Uhr abends auf dem römiſchen
Flug=
feld Litvorio eingetroffen. Eine große
Menſchen=
menge hatte ſie ſeit den erſten Abemdſtunden erwartet.
Zwei Spunden vor der Ankunft des Flugzeuges war
Muſſolini in Begleitung des Unterſtaatsſekretärs der
Luftfahrt, Balbo, im Kraftwagen eingetroffen und
hatte 1½ Stunden vergeblich aunf ſie gewartet. Da
jede Nachricht üüber den Veulauf des Fluges aus
Spa=
uien fehlte, verließ Muſſolimi den Flugplatz wüeder.
Kurz darauf erſchiem das Flugzeug „Pfadfinder” im
Licht der Scheinwerfer über dem Flugplatz. Füir eine
glatte Landung waren umfangreiche Vorkehrungen
getroffen, aber die ungeheure Menge durchbrach die
Abſperrung und ſtürmte das Flugzeug. Die
Flie=
ger wurden im Triumphzug zur Halle gebracht, wo
die Begrüßung durch den Unterſtaatsſekretär Balbo,
den Generalſtabschef de Pinedo und Mitgkieder der
amerikaniſchen Botſchaft erfolgte. Die Fkiger
wur=
den dann im Kraftwagen in die Villa Torlonia
be=
gltitet, wo ſie von Muſſolini trotz der vorgerückten
Abendſtunde noch empfangen wurden. Geſtern
er=
folgte ein offizieller Gmpfang durch den Gouverneur
von Rom. Die Flieger ſind Gäſte der italieniſchen
Regierung. — Die Blätter geben ihrer Genugtuung
Ausdruck, daß dicſer Ozeanflug wieder mit einem
von dem Italiemer Bellanca gebguten Apparat
ge=
lang, und feiern die Amerikaner begeiſtert.
Beſon=
ders hervorgehoben wird, daß Williams im Neapel
geboren iſt. Er war als ſechsjähriger Waiſenknabe
von einer amerikgniſchem Familie adoptiert worden.
Der Sprengſtoffanſchlag in Niebüll.
8000 Mark Belohnung für die Ermittlung
der Täter.
Hamburg. Wie zu dem Sprengſtoffamſchlag
von Niebbüill von zuſtändiger Scelle mütgeteilt wird,
ſteht nummehr einwandfrei feſt, daß die Bombe
be=
reits zwiſchen 10 und 10½ Uhr abends an die
Hinter=
front des Landratshquſes gelegt worden iſt. Zu der
Bombe ſind, wie weitere Eymittlungen ergeben
hoben, vund 2 Killogvamm Sprengſtoff verwandt
wor=
den. Nach dem Urteil eines Sachverſtändigen hätte
die Lodurng genügt, um das halbe Haus in die Luft
zu ſprengen, wenn die Bombe im Hauſe ſelbſt zur
Exploſion gebowmen wäre. Nach der perſönlichen
Mcinuung des Landrats Skalweit ſind die Urheber des
Amſchlags auf keinem Fall im der Kreisbevölkerung zu
ſuchen. Dieſe Auffaſſung werde auch von dem
Negie=
rungspräſidenten Dr. Abbegg geteilt. Die Preußiſche
Staatsregierung hatz für die Ermittung der Täter
eine Balohnung von 5000 RM. und der
Kreisaus=
ſchuß des Kreiſes Südvondern eine ſolche von 3000
RMM. ausgeſetzt.
Feuer bei Karſtadt in Hamburg.
Hamburg. Mittwoch machmittag entſtand im
eimam Lagerrauum, im 5. Stochwerk, des in der
Stein=
ſtraße gelegenen Verwalvungsgebäudes der Firma
Karſtadt Feuer. In dem Rqum lagerten
Pachmate=
riglien und Waren. Bald nach dem Ausbruch des
Feuers erfolgte eine heftige Exploſion. Wie ſich bei
den Machforſchugen nach deven Urſache engab, war
das Geuer dadurch entſtamden, daß eim Mann ſin dem
Ramm eine Kiſte Fillme verlötet hatte, deren Inhalt
Feuer füng. Er ſchleuderte die Kiſte von ſich, die
bald darauf explodierte. Durch das ſchnelle Eingreifen
der Feuerwehr blieb der Brand auf ſſeinen Herd
be=
ſchränbt, ſo daß der Schaden micht allzu erheblich iſt.
Ueber dem Grabe des Panzerkreuzers „Yorck”
ertrunken.
W. F. Wilhelmshaven. Auf der Außen=
Jode liegt das Grab des deutſchen Panzerkreuzers
„Vorck”, der 1914 im dichten Nebel auf eine eigene
SMdimenſperre bief und mit Mann urnd Maus
unter=
ging. Alljährlich in dem Sommevmomaten wimmt die
Bergungsfirma Küppers u. Meersmann
Bevgungs=
arbeiten in der Weiſe vor, daß von einem weben
dem Wrack verankerten Prahm aus Taucher in Zeiten
kurz vor und kurz mach Hochwaſſer, wenn das Waſſer
ſtill ſteht, Teille vom Wrack des Panzerkreuzers
los=
ſprengen und mach oben befördern. Von dem Prahm
zvollte der Mötinhaber Küppers einen Bekannten im
Motovboot nach Wilhelmshaven bringen. Offenbar
jedoch wurde das Boot nicht ſorgfältig genug von
der Troſſe, an der der Prahm vor Anker liegt,
frei=
gehalten, jedenfalls brachte die Troſſe das tanzende
Boor zum qugenſblichlichen Sinken. Vom Prahm aus
konnte den beiſden Ertrinkenden keine Hillfe gebracht
werden, auf die Notzſignale eilte jeboch die auf der
Heimreiſe nach Kiell befindliche 1. Minenſuch=
Halb=
flottüllle herbei. Dem Minenſuchboot „M 75” gelang
es, beide Schiffbrüchige zu bergen. Die angeſtellten
Wiederbelebungsverſuche hatten jedoch bei Küppers
keinen Erfolg mehr.
Nächtlicher Schiffszuſammenſtoß bei Cuxhaven.
Zwei Mann ertrunken.
Caxhaven. In der Elbemünduung bei
Cux=
haven ereignete ſich ein ſchweres Schiffsunglück, das
zwei Todesopfer gefordert hat. Die „Telegvaphen=
Union” erfährt hierzu folgende Einzelheiten: In der
verglngenen Nacht gegen 2 Uhr kam es vor der
„Allten Liebe” zu einem ſchweren Zuſammenſtoß
zwi=
ſchen dem deutſchem Motorſchiff „Margareſtha”, aus
Dortmumd, das wach Flensburg unterwegs war, und
dem finnüſchen Dampfer „Smut‟. Die „Margaretha‟
wurde an der Steuerbordſeite ſo ſchwer getroffen,
daß das mit Eiſen beladene Schiff ſofort zu ſinken
began. Die wier Manm ſtarke Beſatzung ſtieg im
das Rettungsboot, welches jedoch ſpäter gegen einen
Leichter trieb und kenterte. Die Inſaſſen fielen ins
Waſſer. Durch die Cuxhavener Zollbarbaſſe bonnten
zwer Mann gevettet werden. Der Leichtmatroſe
Heinrich De Grott uund der Schiffsjunge Fecht fanden
jeſoch den Tod in dem Wellen. Der finmiſche
Damp=
fer hat ſich an der Wettuungsakkion nicht beteiligt,
ſon=
deun die Reiſe ſeewärts fortgeſetzt.
Exploſionsunglück in Rußland.
Elf Tote.
Moskau. In Odeſſa wurden durch eine
Explo=
ſion in einer Gummwarenfabrik elf Arbeiter
ge=
tötet. Das Fabrikgebäude iſt vollſtämdig eingeſtürzt.
Die Urſache der Exploſion war die Entzündung von
Benzin.
Befriedigender Weiterflug der „Sverige‟.
New York. „Times” erhicllt von der „
Sve=
rige” zwei Funkſprüche, welche beſagen, daß der
Wei=
teuflug in Richtung Grönland ordmungsgemäß weiter
vor ſich gehe.
Vom Flug des „Untin Bowler”.
Chicago. William Carlſon, der Aſſiſtent
Pro=
feſſor Hobbes om Gönlamd=Obſervavorſum, erklärt,
der „Untin Bowler” werde im Fjord bei Mount
Ebans einen ausgezeichneten Landungsplatz
vorfin=
den. Meldungen des „Untm Bowler” an die „
Chi=
oogo Tribune” ſchildern in anſchauilicher Weiſe die
Schwierigkeiten des „Unvim Bowler” zwiſchen den
Eisbergen. Der „Untin Bowler” iſt hireichend mit
Brennſtoff verſehen.
200 Stunden in der Luft.
Culver City (Kalifornien). Das Flugzeug
„Aongelo”, mit den Fliegern Memdell und Reinhart
an Bord, beffand ſich am Mittwoch abend bereits
200 Stunden in der Luft. Der Flug wurbe fortgeſetzt.
Entgleiſung des Schnellzuges Florida—Neſv
York.
Nocky Mount (Nord=Kavolina). Von dem
unch Norden fahrenden Schnellzug Florida — New
York der Atlancic Cogſt Line entgleiſten nördlich
von Enfield fünf Wagen, nämlich vier Pullmcuin=
Wagen und der Speiſcwagen. Die Urſache der
Ent=
gleiſung liegt darin, daß ſich die Schienen imfolge
der Hitze gedehnt hatten. Die entgleiſten Wagen
ſtürzten, nachdem ſie mehrere Meter weit auf den
Bahnſchwellem mitgeſchleift worden waren, um.
40 bis 60 Perſonen wurden verletzt, darunter
zahl=
reiche ſchwer. Der Zug fuhr zur Zeit des Unglücks
mit einer Stundengeſchwindigkeit von 90 Kilometern.
Ein Fiſcherdorf ins Meer geſtürzt.
Tokio. Bei einem Evdrutſch ſtürzte das
Fiſcher=
dorf Oſtimura im ſüdöſtlichen Teil der Inſel Küuſhiu
ins Meer. 30 Einwohner ertr ten. Außerdem
wurde eine größere Anzahl verletzt.
Seite 16
Freitag, den 12. Juli 1929
Nummer 191
Thrannen, Frauen und Heroen.
Die berühmten Staatsſtreiche der Weltgeſchichte.
Zuſammengeſtellt von H. Windiſch. Copyright Greiner u. Co., Berlin NW. 6.
am anderen Morgen wieder in die Helle des nüchternen Tages
blickt, wird ihm, bevor man ihn entläßt, ſein trunkenes Ebenbild
vom Vorabend auf der Leinwand vorgeführt. Dieſe wirklich
neuartige Maßnahme ſoll bereits die glänzendſten Ergebniſſe
er=
bracht haben: faſt die Hälfte der ſo behandelten Freunde
über=
mäßiger Alkoholmengen ſollen beim Anblick ihres eigenen Ichs
zerknirſcht eine ehrenwörtliche Erklärung unterſchrieben haben,
fortan dem Laſter zu entſagen
XIII.
Ein Streich gegen Skaak und — Mode!
Man ſchrieb den ſechſten November des Jahres 1799. In
der Wohnung der Witwe Joſefine von Beauharnais deren Mann
als General unter der Guillotine geendet, herrſchte ſchon tiefes
Dunkel, als Napoleon das Boudoir ſeiner Angebeteten betrat.
Er konnte zwar gerade noch erkennen, daß ein Mann im Kamine
verſchwand. Sonſt war der Raum leer. Napoleon, immer Herr
aller Situationen, nahm ſeine Piſtole aus der Taſche ſeines
Rockes, und zielte auf die Oeffnung des Kaminſchlundes. Aber
plötzlich ſchien er ſeinen Entſchluß zu ändern, denn er legte die
Waffe vor ſich auf das kleine Tiſchchen, entlud ſie leiſe und ſchob
nur ein wenig Pulver in den Lauf, gleich darauf trat Joſefine ein.
„Sie mächen ein entſetzlich ernſtes Geſicht, Bürgergeneral,”
begann ſie, indem ſie ſich nach flüchtigem Gruße auf die Ottomane
ftreckte. „Oder wollen Sie mich mit Ihrer bleichen Miene
äng=
ſtigen? Ich bin etwas müde und zu keiner Senſation aufgelegt.
Ich komme aus einer großen Geſellſchaft beim Bürgerdirektor
Barrs und hörte dort leidenſchaftliche Reden von großen,
zukünfti=
gen Dingen.”
Napeleons Hände zitterten ein wenig, als er antwortete:
„Von welchen großen zukünftigen Dingen? Was haben der
Barras und ſeine Helfer je anderes gegeben als nur große Worte?
Barras kennt nichts anderes, als die Leidenſchaft des bunten
Scheins und des perſönlichen Vorteils! Die mächtigſten Träume
dieſes Direktoriums endeten nur in fleiſchlichen Genüſſen.
Da=
zu dieſe lächerlichen Kleideruniformen, die in fünf Jahren der
gleichen Regierungform die große Mode wurden! Der
zwei=
ſpitzige, flache Hut, die langen Haare, die große Kravatte, der
braune, grün und golden beſchlagene Frack, dann die engen
Kniehoſen mit den gemuſterten Strümpfen und die ſpitzen
Schuhe! Höchſt belachbar, wenn Barras bei jeder paſſenden und
unpaſſenden Gelegenheit über dieſe bunte Narretei die purpurne
Robe und den ſcharlachfarbenen Mantel trägt! Nichts iſt an
ihm und ſeinen Leuten als ein ſelbſtherrliches Behagen! Man
wird zuerſt dieſe Mode ſtürzen müſſen, ehe man die Regierung
ändert. Denn Kleider diktieren auch beſtimmte Bewegungen und
dieſe wieder wirken auf die Gehirne und geben ihnen ganz
be=
ſtimmte Funktionen! So wie dieſes Koſtüm aus allerlei
ver=
gangenen Moden zuſammengeflickt, ſo iſt auch die jeweilige
Re=
gierung beſchaffen.”
Die Dunkelheit hatte ſich inzwiſchen ſo tief über den Raum
berbreitet, daß man nicht mehr die Hand vor Augen ſehen konnte.
Alſo war auch von keinem zu bemerken, daß ſich aus dem Kamin
irgend etwas herausſchob.
„Ich werde durch das Mädchen die Lichter anzünden laſſen!“
ſagte Joſefine hierauf.
Dieſe Bemerkung aber brachte den General faſt auf: „Laſſen
Sie das,” rief er erregt, „in Ihrer Nähe, Joſefine, muß man ja
verzweifeln. Sie lieben eben auch nur Glanz und Genuß. Für
ernſthafte Dinge bringen Sie keinen Sinn auf. Was begreifen Sie
ſchließlich von meinem Leben?! — Gewiß, das Kartäſchengeſchäft
in der aufgewühlten Hauptſtadt vom vorigen Herbſt hat mich eine
Stunde lang berühmt gemacht — und dadurch geruhten auch die
vornehmen Damen einen Blick auf den landflüchtigen General
der Provinz zu werfen, der ihnen die Ruhe wiedergegeben hatte —
das war ſo eine flüchtige Gnade, die auch Sie mir teilhaftig
werden ließen!“
„Um Gottes Willen!” erwiderte Joſefine ein wenig lachend,
„Ihre Augen blitzen ja im Dunkeln, wie die einer Katze. Waren
Sie ſchon von Geburt an ſo finſter?”
„Ja, Schönſte, ſo finſter, wie die Dunkelheit in dieſem Zimmer.
Aber laſſen Sie ſie noch ein wenig um uns,” fuhr er fort, als
Jofefine Miene machte, die Leuchter zu entzünden, „ich habe es
gern, wenn Ihre Wangen blaß und ſchemenhaft werden und ich
den Ton Ihrer Stimme noch tiefer höre.”
„Nein, ich mag dieſe Finſternis nicht! Ja, es iſt ſo
be=
drohlich, mir iſt, als ob etwas in unſerer Nähe den Tod atme!"
„Wie kann in Deiner Nähe Tod ſein, Joſefine?! Durch
Deine Nähe iſt mir eine Kraft aufgegangen, eine Leidenſchaft
flößt Du mir ein — eine Kraft, die mir die Möglichkeit gibt,
dieſen abenteuerlichen und gewiſſenloſen Führern Frankreichs
das Heft aus der Hand zu winden. —
Napoleon hatte gerade ausgeſprochen, als ein Schuß
er=
tönte. Die beſtürzte Joſefine entzündete mit haſtenden Händen
eine Kerze und ſah nun in deren Schimmer, wie Bonaparte dem
Kapitän Malmont, der den Schuß abgegeben hatte,
gegenüber=
ſtand.
„Es iſt doch recht vorſichtig, wenn man ſeine Piſtolen nur
blind ladet!”, ſagte Napoleon und zog dabei ſeinen Degen aus der
Scheide. „Sie ſehen ſich alſo geſchlagen, Kapitän! Ich fordere
nichts weiter von Ihnen, als daß Sie Ihren vermaledeiten Frack
ausziehen und ihn mir zum Pfande überlaſſen. Sie werden ihn
von mir wieder erhalten, wenn Sie Ihre Geſinnung gegen mich,
wie dieſe Kleidung gewechſelt haben an deren Statt ich Ihnen
meinen Uniform=Rock überlaſſe. Er hat Generals=Abzeichen Herr
General Malmont!“
Malmont tat, wie ihm geheißen, und verſchwand beſchämt
mit einer tiefen Verbeugung. —
Als ſich am Morgen des 9. November die Anhänger
Napo=
leons zur Führung des Staatsſtreiches um ihren Herrn und
Meiſter verſammelten, war auch der General Malmont unter
ihnen. Die Straßen durchdrang der Ruf: „Es lebe Bonaparte!”
Die Sitzung der fünfhundert wurde aufgelöſt, und mit
Trommel=
ſchlag beſetzten die Grenadiere Napoleons den Saal. Die
Bajo=
nette ſiegten, wo die Idee keine Kraft mehr beſaß! Napoleon wurde
der erſte Konſul, ausgeſtattet mit allen königlichen Befugniſſen,
über Krieg und Frieden zu entſcheiden.
Neben vielen wichtigen Befehlen galt einer ſeiner erſten der
Einſchränkung des Kleiderluxus. Das Direktorial=Koſtüm, das
von 1795—99 regiert hatte und in den Ruf einer Stutzer=Kleidung
gekommen war, erlag ſomit dem Staatsſtreiche, der Frankreich
auf fünfzehn Jahre auf die Höhen unerhörten Ruhmes führte!
Ende.
* Geſchichken aus aller Welt.
* Die Here von Poſſelki.
(s) Warſchau.
Hexen ſtehen bekanntlich mit dem Teufel im Bunde. Sie
können aber auch nachts „umgehen”, und dann werden ſie zu
einem wahren Schrecken für das ganze Dorf. So auch in dem
weißruſſiſchen Ort Poſſelki. Dort lebte eine alte Frau, der man
geradezu intime Beziehungen zu Beelzebub nachſagte. Sie führte
irre Reden, hatte ſtets einen „fremden” Blick und flüſterte immer
ganz geheimnisvoll und unverſtändlich, wenn man ſich den Mut
nahm, ſie einmal anzuſprechen. Sie war eine wahre Qual für
das ganze Dorf. Tag und Nacht hatte man keine Ruhe vor ihr.
Sie wurde allgemein gehaßt. Aber auch gefürchtet, und dies
ſicherte ſie zunächſt vor offenen Feindſeligkeiten. Aber langſam
wurde es der Einwohnerſchaft doch zu bunt, und mehrere mutige
Bauern faßten ſich ein Herz. Man beſchloß, das Dorf von der
gefährlichen Alten zu befreien. Einzelheiten wußte niemand, aber
eines Tages wurde die Hexe an einem Kreuzwege
er=
hängt aufgefunden. Die Bevölkerung atmete auf. Bald
kamen aber von neuem Zweifel. Abergläubiſche fürchteten, daß
auch die tote Hexe ſich noch irgendwie an dem Dorf rächen könnte.
Denn die Macht der Hexen hört ja auch nach ihrem Tode noch
nicht auf. Es meldete ſich ein „Sachverſtändiger”, deſſen Rat man
zu befolgen beſchloß. So wurde der Leichnam wieder
herunter=
geholt und der Toten der Mund mit Glasſcherben vollgepfropft.
Denn nur auf dieſe Weiſe konnte verhindert werden, daß die
Hexe ſich beim Teufel über die Mißhandlung beſchwert. Um aber
auch ihre Spuren reſtlos zu beſeitigen, wurde ihre Hütte
niedergebrannt und der Baum, an dem die Frau
ge=
hangen hatte, mit den Wurzeln ausgehoben und tief in die Erde
vergraben. Die Erde, auf der ihre Hütte geſtanden hat, wurde
eingepflügt; aber für das Grundſtück hat ſich noch kein Käufer
gefunden. Und um die Stelle, wo die Leiche mitſamt dem Baum
begraben liegt, machen die Einwohner des Dorfes Poſſelki einen
großen Bogen. Seitdem iſt jedoch die Ruhe im Dorfe wieder
eingekehrt.
* Ein probakes Mikkel?
— Paris.
Herr Chiappe, der Polizeipräſident von Paris, ſcheint nicht
nur ein Mann von durchgreifender Energie, ſondern auch reich
an Ideen zu ſein. Neuerdings hat er ſich der auch in der
Haupt=
ſtadt der franzöſiſchen Republik eine große Rolle ſpielenden
Alko=
holfrage zugewandt und nunmehr eine Maßnahme angeordnet,
die alle Aerzte und Pſychiater, die ſich bisher vergeblich über ein
abſolut wirkſames Mittel zur Bekämpfung der Trunkſucht den
Kopf zerbrochen haben, aufs tiefſte zu beſchämen geeignet ſcheint.
Nicht eine Maßnahme der blaſſen Theorie, ſondern eine, die
mitten aus der modernſten Praxis herausgegriffen iſt. —
Wurde bisher der Trunkene von der Straße in die
Polizei=
wache geführt, ſo behandelte man ihn höchſt behutſam wie einen
zerbrechlichen Gegenſtand, brachte ihn wie ein unbeholfenes Kind
zu Bett, ließ ihn ſeinen „Mordsrauſch” ausſchlafen und entließ
ihn am nächſten Tage mit wohlgemeinten, väterlichen
Ermah=
nungen und guten Ratſchlägen. Eine Abnahme der
Trunken=
heit war dadurch jedoch nicht feſtzuſtellen. Jetzt aber wird der
Betrunkene nach der neueſten Verordnung Herrn Chiappes auf
der Polizeiwache, bevor er ſein Lager aufſuchen darf, gefilmt!
So wie er da ſteht, ſchwankt oder liegt, mit ſeinen verglaſten
Augen, ſeinem „Schluckauf”, ſeinen lächerlichen Bewegungen und
unſicheren Gehwerkzeugen. Noch in der Nacht wird der Film
ent=
wickelt, und wenn der Patient mit empfindlichen Haarſchmerzen
* 9a5 Bein als Verſteck.
(r) Wien.
Der Kriegsinvalide Johannes Windhauer (er hatte 1917 ſein
linkes Bein eingebüßt) wurde nach Friedensſchluß bei der
Zoll=
behörde in Linz angeſtellt und verſah ſeinen Dienſt bis vor
kur=
zem zur Zufriedenheit ſeiner Vorgeſetzten. In letzter Zeit kamen
jedoch unliebſame Zwiſchenfälle vor: ſo manche Sendung
ver=
ſchwand anläßlich der Zollreviſion auf Nimmerwiederſehen, und
irgendwie fiel der Verdacht auf Windhauer. Man konnte ihm
aber nichts nachweiſen, die Durchſuchung ſeiner Privatwohnung
verlief ergebnislos, und die Pakete verſchwanden wie zuvor weiter.
Nachdem die Arbeit der Detektive monatelang keine Ergebniſſe
zeitigte, kam endlich ein kleiner Sherlock Holmes auf eine
eigen=
artige Idee: er ließ den verdächtigen Zollbeamten von zwei
Kol=
legen feſthalten und ſchraubte deſſen — künſtliches Bein ab. Die
Erwartungen des pfiffigen Kriminalgenies wurden vollauf
er=
füllt. Man fand in der Protheſe nicht weniger als dreizehn
Herrenanzüge, drei Mäntel, einen Damenpelz, mehrere Ballen
Stoff und ſonſtige Wertgegenſtände, natürlich alles in der Form
von genau zweiunddreißig Pfandſcheinen. Der erſte
Mann, der ſein künſtliches Bein als Pfandhaus=Filiale benutzte,
wurde natürlich ſofort hinter Schloß und Riegel geſetzt.
* Ein engliſcher Arzk erhält ein Rakionalgeſchenk.
(k) London.
Der Londoner Arzt Sir Ronald Roß erhielt anläßlich ſeines
zweiundſiebzigſten Geburtstages ein Nationalgeſchenk in Höhe
von einer Million Schilling, das ihm und ſeiner Frau zu einem
ruhigen, ſorgenloſen Lebensende verhelfen ſoll. Dr. Roß hat
dieſe Ehrung wirklich verdient; er hat nicht nur ſeine engere
Heimat, ſondern die geſamte Menſchheit zum Dank verpflichtet
durch die epochale Entdeckung, daß die Erreger des Wechſelfiebers
durch die Stiche einer beſtimmten Mückenſorte in den menſchlichen
Organismus gelangen. Wohl hat die gefährlichen, zu den
Kok=
zidiarien gehörenden Paraſiten ſelbſt ſchon 1880 ein in Algier
ſtationierter franzöſiſcher Militärarzt, Laveran, entdeckt, das
Rätſel ihres ſonderbaren Entwicklungsganges konnte aber nicht
einmal Profeſſor Koch löſen, den die deutſche Regierung eigens
zu dieſem Zwecke nach den Kolonien in Afrika entſandte. Erſt
im Jahre 1897 gelang es Sir Ronald Roß nach langwierigen
Verſuchen, den doppelten Entwicklungsgang der Malaria=Erreger
wiſſenſchaftlich dermaßen zu ergründen, daß dieſe furchtbare
Krankheit mit durchſchlagendem Erfolg bekämpft werden konnte,
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 12. Juli. 12.15: Schallplatten: Philadelphia
Sym=
phonte=Orch. O 15.05: Mittelſchullehrer Rößler: Der Staub. O 15.35:
Gemüſe= und Obſtpreiſe der Frankf. Markthalle. o 16.35:
Haus=
frauen=Nachmittag, veranſtaltet vom Frankf. Hausfrauenverein E V.
Kochtante: Kalte Abendſpeiſen. o 17.15: Direktorin Lill: Was
bedeutet die Frau in der Kommunalvertretung? o 17.45:
Nach=
mittagskonzert aus dem Stadtgarten. o 18.10: Aus dem
Me=
moirenwerk „Vierzig Jahre aus dem Leben eines Toten‟ o 18.35:
Mathilde Meißel: Reiſeeindrücke aus Liſſabon und Madeira. o 18.45:
Stunde des Südweſtdeutſchen Radio=Clubs. O 19.05: Briefkaſten.
6 19.25: Stenographiſcher Fortbildungskurſus. o 19.45: Zwanzig
Minuten Fortſchritte in Wiſſenſchaft und Technik. O 20.05: Film=
Wochenſchau. O 20.15: Stuttgart: Das Leben für den Zaren,
Oper in vier Akten mit Epilog von Glinka. Perſ.: Iwan Suſſani,
ein Bauer aus dem Dorfe Domnin; Antonida, ſeine Tochter;
Bogdan Sobinin, ihr Bräutigam; Wanja, ein von Suſſani
adop=
tierter Waiſenknabe; Ein polniſcher Hauptmann; Em Bote: Em
ruſiſcher Hauptmann; Bauern; Polen; Krieger und Volk.
Schau=
platz: Rußland. Zeit: 1612—1613. O Anſchl.: Stuttgart: Renée
Kürſchner.
Königswuſterbaufen.
Deutſche Welle. Frei.4.,
..13: P. Matzdorf:
Heimat=
bewegung, Heimatforſchung, Heinatmuſeen. 12: Schallplatten.
15.40: Pearl Violette Metzelthin: Amerika, wie haſt Du Dich
verändert. 16: Gartenſchulleiter Hühne: Die erzieheriſche
Auf=
gabe der Gartenarbeitsſchule. o 16.30: Prof. Dr. Mersmann:
Muſikverſtehen: Einführung in Sonate und Symphonie. 17:
Leipzig: Kammermuſik. o 18: Dr. Loeſer, Beigeordneter: Die
Er=
gebniſſe der Länderkonferenz. 18.30: Gymnaſialdir. Menge,
Wer=
nigerode: Wanderungen durch den Harz. o 18.55: Prof. Dr.
Krauſe: Blumen und Inſekten. O 19.20: Wiſſenſchaftl. Vortrag f.
Zahnärzte. o 20: Berlin: Uebertr. aus dem Deutſchen Theater:
„Die Fledermaus”. Operette von Joh. Strauß (Sohn).
Mche
Verantwortlich für Polltiik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich mnd
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhimann;
für den Handel: Dr. C. H. Que iſch; für den Schlußdienſt: J. V.: Dr. Eugen Buhlm ans;
für „Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratentell: Wiliv Kuhls
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſfadt.
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Ceite 17
richtet zu halten. Der Wunſch, ſich umzudrehen und ihn
anzu=
ſprechen, arbeitete in ihr, als zerre eine unſichtbare Hand an
ihrem Kleid. Drängende Worte ſammelten ſich hinter ihren
feſt=
geſchloſſenen Lippen, und trotzdem bezwang ſie ſich. Es kam ein
Augenblick, in dem die nüchterne Vernunft in ihr die Oberhand
gewann und ihr zuflüſterte, daß ihr Beginnen wildeſte Narrheit
ſei. Ein fürchterlicher, tödlich erkältender Augenblick. Sie fuhr
zuſammen und ſchob mit aller Energie den Gedanken beiſeite.
Schweigen ſprach zu Dan Barry mit lauterer Stimme und hatte
für ihn mehr Bedeutung als alle Worte.
Dann fühlte ſie, daß er ſich aufgerichtet hatte. War er im
Begriff, aufzuſtehen und das Zimmer zu verlaſſen?
Sekunden=
lang ſchien er ſich nicht zu rühren. Sie hielt den Atem an. (xie
wußte, daß er ſie anſtarrte. Ihre Hand, die er nicht ſehen konnte,
preßte ſie krampfhaft um die Seitenlehne des Seſſels. Das gab ihr
etwas Haltung und Troſt.
Sie fühlte jetzt dasſelbe wie an dem Tag, als Black Bart
verſtohlen auf ſie zugeglitten war — wenn auch nur das leiſeſte
Zittern ſi= befiel, wenn ſie nur durch das kleinſte Zeichen verriet,
daß ſie ſein Herangleiten merkte, war alles verſpielt.
Es galt, nun alle Gedanken auf das züngelnde Feuer im
Kamin zu konzentrieren, nichts zu ſehen als die Flammen, an
nichts zu denken als an die feurigen Dome und Mauern und
Berggipfel, die das Spiel des Feuers ſchuf. Sie beugte ſich ein
wenig vorwärts und ſtützte das Kinn in die rechte Hand. Damit
nahm ſie ſich die letzte Möglichkeit, Dan Barry zu beobachten.
Es gab ihr mehr Haltung und ſie widerſtand ſo leichter der
Ver=
ſuchung, den Kopf nach ihm zu drehen. Die geringſte geiſtige oder
phyſiſche Stütze war in ihrer Lage willkommener Troſt.
Noch immer rührte er ſich nicht. Sah er ſie überhaupt an
oder ſtarrte er über ſie hinweg durch das Fenſter in die graue
Landſchaft hinaus? Ein kaum wahrnehmbares Geräuſch zeigte
ihr, daß er den Diwan verlaſſen hatte. Dann hörte ſie nichts
mehr. Sie wußte nur, daß er ſich bewegte, aber es ging über
ihre Kraft, zu erraten, ob er ſich auf ſie zu oder nach der Tür
hin bewegte. Plötzlich glitt er unvermutet und geräuſchlos
in ihren Geſichtskreis und ließ ſich auf einer niedrigen Bank
neben dem Kamin nieder. Bis jetzt war die Spannung furchtbar
geweſen, nun wurde ſie beinahe unerträglich. Denn jetzt ſaß er
ihr beinahe gegenüber, den Blick durchbohrend auf ſie gerichtet,
und trotzdem mußte ſie ihren Augen gebieten, ihn überhaupt
nicht wahrzunehmen. Ihr Herz ſchien plötzlich im Halſe zu
klopfen. Einſtweilen hatte ſie geſiegt. Sie hatte ihn im Zimmer
feſtgehalten, ſie hatte ihn gezwungen, an ſie zu denken. Es konnte
leicht ein Pyrrhusſieg ſein, ſie ſtand doch hart am Rande eines
Nervenzuſammenbruchs. Sie fühlte, wie die Hand, die ihr Kinn
ſtützte, leiſe bebte. Wenn er nur das geringſte davon merkte, dann
wußte er auch, daß die ſcheinbare Gleichgültigkeit, wit der ſie
ſeine Anweſenheit im Zimmer unbeachtet ließ, Komödie war —
und wenn er das merkte, dann war er endgültig für ſie verloren.
An einer der Türen ertönte ein leiſes Geräuſch, und gleich
darauf öffnete ſie ſich. Kate war beinahe froh über dieſe
Stö=
rung. Noch länger, nur einen Augenblick länger die furchtbare
Spannung auszuhalten, hätte die letzten Reſerven ihrer Kraft
aufgezehrt. So ſollte denn alles zu Ende ſein!
Aber die Schritte, die ſie hörte, rührten von keinem Menſchen
her. Sie hörte die faſt geräuſchloſen Pfoten eines Tieres hinter
ſich, und gleich darauf drängte ſich ein langer, zottiger Kopf an
Dan heran. Es war Black Bart.
Tiefer Schrecken befiel ſie. Sie erinnerte ſich an eine andere
Szene, die noch nicht viele Monate zurück lag. Damals hatte
Black Bart ſeinen Herrn von ihr weggelockt und ihn ſüdwärts
ge=
führt — ſüdwärts, dem Flug der Wildgänſe nach. Und jetzt war
der Halbwolf wie ein Sendling des Teufels wieder erſchienen,
um all ihr Planen und Kämpfen zunichte zu machen.
(Fortſetzung folgt.)
bellbraun Bex-Galf
die neue Form
rcht Good. gedoppelt
braun Box-Cali
mit hell Kalbl-Garnitur
echt Gesd. gedoppelt
gie haben Gudlität und sind
trotgdem billig!
Eine Drüifung ohne Kaufzwang überzeugt Sie von
der Dreigwitrdigkeit. Unser Prinzip, lieber viele
Schabe billig, als wenig Schuhe teuer zu verkaufen,
macht uns von Tag zu Tag volkstümlicher.
Budwigsplatz 2 Budwigstrasse 6
Freitag, den 12. Juli 1929
„Mäch ig ſchnell bald”, erklärte Wung Lu nickend.
„Dann ſtell das Kaſfeewaſſer wieder vom Feuer,” ſagte ſie
raſch, „ich will nicht, daß jetzt ſchon gefrühſtückt wird, warte, bis
ich dir Beſcheid gebe.”
Als ſich die Tür hinter ihr ſchloß, wölbten ſich Wung Lus
Brauen zu zwei mächtigen Halbkreiſen.
„Ho,” grinſte er, „oho!”
Auf der Diele traf Kate mit Randall Byrne zuſammen, der
eben die Treppe hinunterkam. Er war ganz weiß angezogen und
hatte ſich eine kleine gelbe Blume ins Knopfloch geſteckt. Er ſchien
zehn Jahre jünger als an dem Tag, wo er mit ihr auf die Ranch
geritten war und kam jetzt raſchen Schrittes und lächelnd auf
ſie zu.
„Doktor Byrne,” ſagte ſie ruhig, „es wird wohl heut erſt ſpät
Frühſtück geben, auch wäre es mir lieb, wenn eine Zeitlang
nie=
mand das Wohnzimmer betreten würde. Wollen Sie ſo gut ſein,
dafür zu ſorgen?"
„Er iſt noch nicht weg?” fragte er.
„Noch nicht.”
Der Doktor ſeufzte. Ein plötzlicher Einfall bewegte ihn, ihr
warm die Hand zu drücken.
„Ich hoffe, Sie haben Erfolg”, ſagte er.
Selbſt jetzt konnte ſie ein armes kleines Lächeln nicht
unter=
drücken.
„Was wollen Sie damit ſagen, Doktor?”
Der Doktor ſtieß einen neuen Seufzer aus.
„Wenn es nicht aus dem ganzen Zuſammenhang hervorgeht,”
erklärte er — „ich kann es wirklich nicht erklären. Aber ich werde
mein Beſtes tun, damit niemand ins Wohnzimmer eintritt.”
Sie nickte ihm dankbar zu und ging weiter. Aber als ſie an
dm Spiegel auf der Diele vorbeikam, erblickte ſie ihr Geſicht und
blieb plötzlich wie angewurzelt ſtehen. Nicht die geringſte Spur
von Farbe war auf ihren Wangen. Unter ihren Augen lagen
tiefe Schatten, die ſie übernatürlich groß und tief erſcheinen
ließen. Freilich, die Wellen ihres hellen Haares glänzten golden
wie immer, aber es wirkte wie ein verirrter Sonnenfleck auf
winterlichem Moor. Nachdenklich ſetzte ſie ihren Weg fort. An
der Tür des Wohnzimmers, die Klinke ſchon in der Hand, blieb
ſie noch einmat ſtehen. Ihre Gedanken wanderten zurück zu der
Zeit — nur wenige Monate lag es zurück —, wo alle Farben
des Lebens in ihrem Geſicht geglüht hatten und ein Leuchten in
ihren Augen geweſen war. Damals hatte ſie ſich nicht mit
Ge=
danken abzuquälen gehabt. Den Wind um ſich wehen, die Sonne
auf ſich ſcheinen zu laſſen und einfach zu leben, das war alles
ge=
weſen, um glücklich zu ſein. Und dann flüſterte ſie ſich ſelbſt — in
einer Art ſtiller Verzweiflung — zu, „ſo wie ich jetzt bin, muß
ich verlieren oder gewinnen — wie ich jetzt bin —” und damit
öffnete ſie die Tür und trat ein.
Sie hatte vor Furcht und Aufregung gefroren, aber nachdem
ſie einmal die Schwelle hinter ſich hatte, ſchien alles nicht mehr
ganz ſo furchtbar. Dan Barry lag am anderen Ende des
Zim=
mers auf dem Diwan. Er hatte die Hände im Nacken verſchränkt
und lächelte. Sie kannte dieſes Lächeln gut. Schon in alten Tagen
war es ein Sturmzeichen geweſen, und als er den Kopf drehte,
um ihr guten Morgen zu ſagen, ſah ſie auch das gelbe Glitzern
in der Tiefe ſeiner Augen flackern. Seinen Gruß beantwortete
ſie nicht, ſie nickte nur, dann ging ſie langſam zum Fenſter und
kehrte ihm den Rücken zu. Draußen ertrank die Landſchaft,
Him=
mel, Berg: und Ställe in eintönigem Grau. Sie ſtarrte hinaus
mit Augen, die nichts ſahen. Tauſend Gedanken ſtürmten auf ſie
ein. Etwas mußte geſchehen. Aber was konnte ſie tun? Sie
wartete, bis ſie der erſten wilden Erregung Herr geworden war.
Dann drehte ſie ſich um und ſetzte ſich in einen Seſſel neben dem
Feuer. Ein verſtohlener Seitenblick zeigte ihr, daß Dan den Kopf
zu ihr gewendet hatte und wartete, was ſie ihm zu ſagen hatte.
Sie zwang ſich, ihre Augen auf das praſſelnde Kaminfeuer ge=
Nummer 194
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
(Nachdruck verboten.)
Er packte ſeinen Kopf mit beiden Händen, er ſchlug ſich mit
den Knöcheln der geballten Fauſt gegen ſeine Stirn. Kate hatte
das von ihm gedacht! Ein raſendes Verlangen nach Kampf,
Kampf, Kampf um jeden Preis befiel ihn. Aug’ in Aug’ dieſem
Teufel, dieſem Wolfsmenſchen gegenüberſtehen, die Finger eiſern
in dieſen glatten, beinahe mädchenhaften Hals vergraben, das
gelbe Licht in dieſen Augen erſticken — oder ſterben, aber
wenig=
ſtens dieſem Mädchen zeigen, daß man ein Mann war!
Er las den Brief noch einmal durch, knitterte ihn dann in
einem Anfall wilder Wut zu einem Knäuel zuſammen und warf
ihn in die entfernteſte Ecke des Zimmers. Mit einem Griff hatte
er ſeinen Hut und ſeinen Revolvergürtel gepackt, raſte aus der
Tür und donnerte die baufällige Treppe hinunter, hinaus in
den Stall.
Long Beß, ſeine braune Stute, die ihn getreulich drei Jahre
lang durch Abenteuer und Gefahren getragen und niemals im
Stich gelaſſen hatte, ſtreckte ihm ihren edlen Kopf entgegen und
begrüßte ihn mit einem Wiehern. Statt aller Antwort drohte er
ihr mit der Fauſt und träktierte ſie mit Füßen.
Er riß den Sattel am Steigbügeleiſen von ſeinem Haken an
der Wand, ſchleuderte ihn dem Gaul auf den Rücken, und als das
Tier eiſchreckt gegen die Wand zurückwich, überhäufte er es erneut
mit giftigen Flüchen und zog den Sattelgurt mit einem Ruck
zu=
ſammen, der das Tier zum Stöhnen brachte. Er nahm ſich nicht
die Zeit, es aus dem Stall zu führen, ſondern ſprang ſofort in
den Sattel. Und dann warf er das Pferd herum und trieb ihm
die Sporen in die Weichen. Es war eine Grauſamkeit, denn
nie=
mals hatte Long Beß ſich geweigert, auf einen bloßen Zuruf hin
ihr Aeußerſtes an Kraft und Schnelligkeit herzugeben. Halb
ver=
rückt vor Angſt und Ueberraſchung ſetzte ſie jetzt zum Galopp an,
glitt aus, wäre beinahe geſtürzt und donnerte dann zur
Stall=
tür hiraus. Der weiche ſandige Boden des Weges draußen
dämpfte den Hufſchlag, ſchlückte ihn gleichſam ein. Und dann
flogen Noß und Reiter durch den grauenden Morgen unhörbar
wie eine Geſtenſterjagd.
Lon Beß, die Stute, hatte gutes Blut in den Adern. Sie
war ſo zartgliedrig wie eine Antilope, und dabei war ihr Herz
ſ. ſtark wie die eiſernen Muskeln unter der glatten Haut ihrer
Schultern. Aber ſo raſch ſie auch ausgriff, für Buck Daniels ſchien
ſie zu ſchleichen. Seine Gedanken flogen weit voraus. Er ſah ſich
ſchon vor dem Ranchhaus ſtehen und nach Dan Barry rufen.
Ja=
tvohl, die Schwelle dieſes Hauſes war der Platz, wo der Kampf
ausgetragen werden mußte, in dem einer von ihnen ſterben ſollte.
Und es war nur richtig und gut, wenn das Herzblut deſſen, dem
es beſtimmt war dort zu ſterben, Kate Cumberlands Hände
pur=
pern färben würde.
Zweiunddreißigſtes Kapitel.
Ein Sieg.
Es war ein grauer nebliger Morgen. Auf der Cumberland=
Nanch hatte Wung Lu, der ſchlitzäugige chineſiſche Diener, eben
in dem mächtigen Kamin des Wohnzimmers das aufgehäufte Holz
entzündet. Kate Cumberland kam die Treppe herunter und trat
zu ihm in die Küche.
„Haſt du Dan geſehen?” fragte ſie den Chineſen.
„Wung Lu machen feine Feuer”, grinſte er. „Miſter Dan
drin ſein.”
Sie dachte einen Augenblick nach.
„Iſt das Frühſtück fertig, Wung?”
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Willkommen zum Sängerfeſt!
onderzüge jagen durch die ſommerliche Pracht des
Heſſenlandes. Liederfrohe Männer ſind ihre Laſt,
die geſonnen ſind, in Seiten bitterſter Not in einer
gewaltigen Kundgebung ein einmütiges Bekenntnis
Aabzulegen für Volk und Vaterland, die ſtarr und
treu in der Einmütigkeit der Cauſende bekunden
wol=
len, daß Jammer und Schmerz einer dunklen Gegenwart in
deutſchen Landen den Quell der reinſten Freude nicht verſchütten
kann, der Freude an Lied und Geſang. Die Männer, die zum
großen Ceil in langen Wochen Pfennige zuſammengefügt haben,
um ſich die Sahrt zum Sängerbundesfeſt zu ermöglichen, wollen
davon ſingen und ſagen, daß es außer Geld und Seld noch Güter
und Gaben gibt, die wie Edelſteine glänzen in dem
unveräußer=
lichen inneren Reichtum des deutſchen Volkes. So nahen ſie der
heſſiſchen Landeshauptſtadt, die wetterharten, ſtarken Mannen
des herben Vogelsberges, die fortſchrittlichen Kämpen aus dem
burſchendurchtummelten Gießen und ihre leichtblütigeren
Nach=
barn aus Wetzlar. Die wohlhabende, ſaatengeſegnete Wetterau
ſendet ihre ſangeskundigen Kinder gen Süden, die Nauheimer
entſprudeln ihrer parklichen Gepflegtheit. Frankfurt entrollt die
Banner ſeiner Sängerſchaft, um den Brüdern nachbarlichen Gruß
zu entbieten. Die Bayern des Maines, die ſich dem Heſſiſchen
Sängerbund zugeſellt haben, rollen über Aſchaffenburg der
Seſt=
ſtadt zu, von der Mainſpitze, von Aſchaffenburg kommen die
Sänger herbei, von den Höhen des Odenwaldes ſteigen ſie zu
Cal, an der Mümling führt jeder Halt dem Sug neue Gäſte zu,
die Wälder der Bergſtraße hallen wider von dem donnernden
„Heil” der Sänger, und die leuchtenden Sandſteinwände ſchauen
am lieblichen Neckarufer herab auf das erwartungsvolle
Ge=
tümmel, das ſich zur Fahrt gen Darmſtadt rüſtet. Und die, die
Zeiten erlebt haben, in denen ſie deutſche Lieder überhaupt nicht
ſingen durften, kommen freieren Herzens in das unbeſetzte
Ge=
biet, um mit einzuſtimen in den herzandringenden
Gebets=
ſchrei der Niederländiſchen Weiſe: „Herr, mach’ uns frei!‟ Die
Mainzer, die als Veranſtalter des erſten Heſſiſchen
Sänger=
bundesfeſtes ein mächtiges Aufgebot der Darmſtädter bei ſich zu
Gaſte hatten, machen gern einen Gegenbeſuch. Da iſt kein Ort
an dem lieder= und rebenreichen Rheingeſtade von Bingen bis
zur Grenze der Pfalz, der nicht ſeine Sänger nach Darmſtadt
geleitet hätte. Worms, die Stadt der Nibelungen, die neben
der Kraft des Schwertes auch die Macht des Liedes ſchätzten,
hat ebenſo wie Alzey, das ſtolz iſt auf den herzbezwingenden
Siedler Volker, ſeine Sänger zum großen Creffen entboten. Es
iſt leicht erklärlich, daß deutſche Männer links des Rheins gern
die Gelegenheit ergreifen, dem widerwillig beſchauten
Sarben=
drei zu entgehen, das ſich ihnen bei uns in anderem Lichte zeigt:
ein leuchtendes Blau ſommerlichen Himmels und das übermütige
Gewoge rot=weißer Fahnen.
Herzlich und innig iſt der Willkomm, den die Bevölkerung
der Feſtſtadt den Gäſten darbringt. Flaggen und Girlanden
könnten veräußerlichte Seichen ſein, die althergebrachte Sitte
und Gewohnheit hervorholt. Herzlichkeit der Geſinnung und
echte Gaſtfreundſchaft werden die auswärtigen Feſtbeſucher eines
anderen belehren und ihnen klar zum Bewußtſein bringen, daß
es nichtsnutzige Nörgler und Neider geweſen ſind, die über Berg
und Cal den Darmſtädter als ſteifleinen, zugeknöpft, ledern und
hochnäſig verſchrien haben. Um dieſes Unrecht auszumerzen,
haben wir auch die Gäſte zu uns gebeten, die ſich im vorigen
Jahre bei dem großen Deutſchen Sängerfeſt in Wien haben
ver=
wöhnen und verhätſcheln laſſen, und wir haben den Mut, uns in
Gaſtlichkeit und Herzlichkeit mit den Wienern zu meſſen. Wenn wir
auch nicht einen jeden Satz mit einem „Bitt ſchön” okkulieren,
wenn auch für den Handkuß Uebung und Verſtändnis fehlt, wenn
wir auch eine Hand Hand und nicht Handerl nennen, ſo braucht
doch unſere etwas handfeſtere Freundlichkeit nicht weniger
herz=
lich zu ſein. Unſere Gäſte werden, wie wir nicht zweifeln, nach
Won PProfeſſor, Dr. Köſer,
frohen Cagen von uns mit der Erkenntnis ſcheiden, daß
Darm=
ſtadts Bewohner alles getan haben, um dem in beſter
Erinne=
rung weiterlebenden Mainzer=Bundesfeſt eine würdige
Nach=
folge zu geben.
Miniſterialrat Dr. Nudolf Siegert,
1. Vorſitzender des Heſſiſchen Sängerbundes.
Darmſtadt iſt ſtolz darauf, als Ort des zweiten
Sänger=
bundesfeſtes erkoren zu ſein. Aber wir überheben uns auch nicht,
wenn wir behaupten, daß unſere Stadt für ein ſolches Feſt
be=
ſonders geeignet iſt. Zwar iſt ein großes Sängerfeſt überall
willkommen; denn der Männergeſang iſt ja keine aufgepfropfte
Modeſchöpfung, an der ſich einige überſpannte Neulinge
kauf=
regen, ſondern es iſt eine wirklich volkstümliche Angelegenheit,
die in ralten Kreiſen ihre Freunde und Anhänger hat.” Aberzu
einem wahren Feſt der Lieder gehört doch eine Stätte, in der
auf dem Boden einer geheiligten Cradition Sinn und
Verſtänd=
nis für muſikaliſche Leiſtungen überhaupt erblühen. Den Ruf
darf Darmſtadt, ohne unbeſcheiden zu ſein, für ſich in Anſpruch
nehmen, daß in der Stadt der Gärten und Wälder die Muſen
immer einen lieblichen Sitz gehabt haben. Noch ſteht unſer
Landestheater da, ob ſeinen, Leiſtungen anerkannt weit über
Heſſens Grenzen, unter ſchwerſten Opfern erhalten. Noch haben wir
ein Landestheater=Orcheſter, das unter Böhms Leitung von
Erfolg zu Erfolg ſchreitet. Noch erklingen hier die Oratorien
in vollkommener Schönheit, und Konzerte aller Art ſtehen in der
vollen Blüte des Nuhms. Noch wird die Jugend in das Wunder=
land der Müſike eingeführt. Großes leiſtet, von geldarmer Stadt
weitherzig gefärdert, die Akademie für=Conkunſt. Gemiſchte
Chörg und Männerchöre ſind mit Fleiß und Freude am Werk,
auf ihrem Gebiet ernſter Muſikpflege zu dienen. In Darmſtadt
wirkt ſeit 1890 der Mann, den die heſſiſche Sängerſchaft an
dieſen Feſttagen ehren will, Arnold Mendelsſohn.
Damit ehren die heſſiſchen Sänger ſich ſelbſt. Die
Mendels=
ſohn=Huldigung, mit der das Seſt am= Freitag in der Feſthalle
anhebt, iſt eim Symbol. An dieſem Cageder=
Dankbar=
keit ſoll aus tauſend Kehlen das Bekenntnis aufſteigen, daß
das deutſche Sängertum nur dann ein Necht auf Anerkennung
und Daſein hat; wenn ces charaktervollen Wegweiſern folgt,
unbeirrt durch Cagesmode und
marktſchreieriſchesAufgeblaſen=
heit ſeinen geraden Pfad weiter; geht.” Mendelsſohn,
ſtatt=
lich und groß, ungebeugt durch die Laſt der Jahrzehnte und
die Wucht ſchwerer Schickſalsſchläge, das Bild ſieghafter
Ein=
ſachheit, herber Männlichkeit zund unbeſtechlicher:
Wahrheits=
liebe, wird vor den heſſiſchen Sängern ſtehen, ein Mähner ohne
Worte, um ſo eindringlicher redend in der Sprache ſeiner
Con=
ſchöpfungen, von denen der Mozart=Verein und der Gau
Darmſtadt einige Chöre zu Gehör bringt. Mendelsſohn ehren
heißt aufſteigen aus ſeichten Niederungen, in die das
Männer=
chorweſen oft genug abgeirrt war, Mendelsſohn ehren heißt
zugeſtehen, daß der Männerchor ernſte künſtleriſche Aufgaben
hat. Die Mendelsſohn=Ehrung ſoll weiterleben in einer
Men=
delsſohn=Plakette, die jedem an dem Seſt teilnehmenden Verein
überreicht wird.
Von dem Erſt künſtleriſchen Strebens ſoll der Samstag
Seugnis ablegen, der Cag der Muſen. Hier wollen
ziel=
bewußte Vereine des Bundes in friedlichem=Wetteifer zeigen,
wie weit ſie auf dem Wege echter Kunſtübung vorangeſchritten
ſind. Schon die angekündigten Programme, die das ſchmucke
Feſtbuch zuſammenſtellt, wecken hohe Erwartungen. Klar zutage
treten die Veredelung der Vortragsfolgen, der Sieg eines
herr=
ſchenden Leitgedankens, die Ausſchaltung des Mittelmäßigen,
verſchwunden iſt das bunte Allerlei, bei dem ſich unehrliche
Sen=
timentalität breit machte, tot iſt das Protzen mit ſtimmlichen
Mätzchen. Namen von Klang und Nang beherrſchen den Plan.
Der Cag der Creue iſt der Somtag genant.
Swan=
zigtauſend Sänger, von dem Bundeschormeiſter geleitet, wollen
am Vormittag im Orangeriegarten in mach tvollen Klängen
be=
kunden die innere Verbundenheit von Sang und Heimat, Lied
und Vaterland. Der Feſtzug des Nachmittags mag wohl mit dem
Gepränge ſeiner 41 Seſtwagen in erſter Linie eine Augenweide
für die Suſchauer ſein, für die Sänger hat er aber vor allem die
edle Zweckbeſtimmung, den gefallenen Helden des Weltkrieges
ein Gedenken zu weihen. „Halt und Schweigen” gebietet die
Fliegerbombe. In kurzer Spanne denkt mancher der treuen
Kame=
raden, denen in härteſter Kriegszeit das Lied geweſen iſt ein
Scheuchen dunkler Sorgen, ein Cröſter in Not und Ungemach.
Der Cag.der Freude gibt dem Feſt’am Montag ſeinen
Abſchluß. Nicht, als ob die Freude an den anderen Cagen zu
kurz käme, Labe und Würze des vielverſprechenden Feſtplatzes
treten ſchon am Freitag in ihr= Necht. Sudem hat auch der
Mon=
tag ernſte Darbietungen. Erinnert ſei nur an die Feſtvorſtellung
der Opernſchule der Städtiſchen Akadomie fürz Conkunſt. Aber
die Sänger ſind doch frei von der aufregenden Laſt ernſter
Kunſt=
aufgaben. Sie freuen ſich mit ihren Kleinen beim Kinderfeſt und
beſtaunen am nächtlichen Himmelden Sauber des Feuerwerks.” Aber
vergänglich wie die himmelſtürmende Nakete darftdieſes Feſt
nicht. ſein. Es wird=lebendig bleiben m der Erinnerung, aller
Seſtgenoſſen, es wind Begeiſterung tragen m den Gleichklang
des Alltagslebens und den Vorſatz feſtigen, in Ereue einer Sache
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9.30 Uhr: Vaterländiſche Kundgebung des Bundes im
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13.30 Uhr: Feſtzug und Heldenehrung.
18.30 Uhr:
Konzerte in der Feſthalle.
20.,00 Uhr:
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[ ← ][ ][ → ] Der Heſſiſche Sängerbund und die neueren Beſtrebungen.
auf dem Gebiete des Chorgeſanges
enn in dieſen Cagen Cauſende in Darmſtadt zuſammenſtrömen,
um an den großzügigen Veranſtaltungen des 2. Heſſ. Sänger=
2 bundesfeſtes teilzunehmen, wird manchen die Frage beſchäftigen,
worin die Criebfeder für den Maſſenbeſuch eines ſolchen Feſtes zu
ſuchen iſt. Iſt eine ſolche Suſammenkunft von vielen Cauſenden eines
Bunde, mohr Maſſenſuggeſtion, bei der es vor allem auf den Feſttrubel,
geſchmückte Stadt, unzählige Menſchen, Feſtzug, Feſtplatz mit allen
möglichen Vergnügungen ankommt, kurz auf ein ſtarkes Heraustreten
aus dem Alltag, das beſonders für die auf dem Land und in kleineren
Orten Wohnenden ſtarke Eindrücke oder dauernde Erinnerungen mit
lich bringt, oder ſind es wirklich die ideellen Güter und Sdeale, von
denen man in den feſtlichen Anſprachen viel hört, die ſo viele
Gleich=
geſinnte zuſammenführen. Wir glauben, der Kulturoptimiſt, der das
letztere annehmen würde, urteilte ebenſo falſch wie der Peſſimiſt, der
das Hervorheben der Ideale nur als eine Verſchleierung der
trieb=
haften Senſationsluſt der Menge anſehen wollte. Inwieweit aber die
eine oder die andere Einſtellung überwiegt, dafür wird gerade dieſes
Feſt einen ſehr genauen Maßſtab dem Beobachter an die Hand geben.
Selten iſt auf früheren Seſten von Bünden, die dem Deutſchen
Sängerbunde angehören, ſoviel Gewicht auf werwolle, künſtleriſche
Dar=
dietungen gelegt worden.
Wenn man dieſes Beſtreben des Bundes in Verbindung mit den
Sielen, die der Deutſche Sängerbund in ſeinen Nürnberger Wochen
vertritt, betrachtet, ſo fällt die weſentlich andere Einſtellung des
Sweck=
gedankens im Bunde in der Jetztzeit gegenüber der Vorkriegszeit auf.
Damals war der repräſentative Charakter der Feſte die Hauptſache;
beim Chorgeſang wurde zwar die Pflege des deutſchen Liedes ſtets in
erſter Linie betonk, ebenſo wichtig aber war das geſelige Leben der
Vereine, das Gefühl der Zuſammengehörigkeit in mehr
geſellſchaft=
lichem Sinne. Wenn dies letztere lelbſtverſtändlich ſtets eines der
wich=
tigſten Bindemittel für den Verein iſt, ſo tritt andererſeits ſeit dem
Kriege die volkserzieheriſche Aufgabe und die Pflicht der Bewahrung
wichtigen Kulturgutes weit mehr imn den Vordergrund. Wir könnten
uns die unzähligen Geſangvereine und ihre Förderung kaum in dem
Maße loiſten, wir könnten ihre Förderung durch Organiſationen und
durch den Staat nicht in dieſer Weiſe befürworten, wenn ausgeſprochen
oder unausgeſprochen eine Vereinsmeierei im alten Sinne von den
Ver=
einen angeſtrebt würde. Heute gilt es mehr denn je unſerem Volke,
das durch den verlorenen Krieg und ſeine Laſten wirtſchaftlich in
un=
erhörter Weiſe geknechtet iſt, Geſundheit an Körper und Geiſt,
Lebensmut und Frohſinn zu erhalten. Darum die große
volkserziehe=
riſche Bedeutung der Sportverbände, darum die weitgehende
Unter=
ſtützung, die ſie in ihren Beſtrebungen durch den Staat erhalten,
da=
rum die Notwendigkeit, auf der anderen Seite, dem Volkte als
Geſamt-
heit, den Geſang zu erhalten, der ſtets bei uns Deutſchen die
volks-
rümlichſte Kunſt war. Eine deutſche Kulturgeſchichte ohne die Geſchichte
des Liedes, des Singens und der muſikaliſchen Körperſchaften, die deu
Geſang pflegten, iſt undenkbar. Und ſo wie vor vielen
Jahrhunder=
ton ſchon die Muſie, und vor allen Dingen das Lied eigentlich in allen
entſcheidenden Einſchnitten des Lebens ſeine Volle ſpielen mußte, um
offiziellen Feierlichkeiten, wie Familienfeſten Weihe und Bedeutung zu
geben, ſo pflegt heute noch der Geſangverein für Feſtlichkeiten aller Art
unentbehrlich zu ſein. Aber in Erweiterung der Siele ſuchen wir heute
auch Einfluß auf die Qualität des Geſanges und auf die Auswahl der
Lieder zu gewinnen. Unendlich viel häufiger finden wir heute bei
Aännergeſangvereinen ausgezeichnete Leiſtungen, als dies noch vor
wenigen Jahrzehnten der Fall war.
Swei Fragen aber ſcheinen uns heute im Chorgeſangsweſen
de-
ſonders an der Cagesordnung zu ſtehen. Die eine iſt die der
Erneue=
rung des Stils des Chorgeſangs überhaupt. Wenn wir Literatur der
vurgangenen Anderthalbjahrhunderte überſchauen, ſo iſt mit
ver=
ſchwindend geringen Ausnahmen für unbegleiteten Männerchor wie
gemiſchten Chor ein akkordiſcher Satz bevorzugt worden, der der
Ober=
ſtimme als Melodieführung eine erhöhte Bedeutung zuweiſt, und die
anderen Stimmon in begleitende Vollen herabdrückt. Der muſikaliſche
Stil unſerer Klaſſikter und der populären Vomantiſer leiſtete dieſen
Goſchmack bedeutenden Vorſchub, ſo daß wir von dem einfachſten
Volkslied Silchers bis zu den größten Kunſtwerken der Vomantiker
die Vorherrſchaft harmoniſchen Chorſatzes beſtätigt finden. Hiervon
abzuweichen gibt es zwei Möglichkeiten. Einmal die, durch immer
weiteren Ausbau der Harmonike zu immer ſchwierigeren Modulationen
und komplizierteren Suſammenklängen zu gelangen. Dieſer Weg
wurde von neueren Komponiſten ſtark begangen; aber man darf wohl
feſtſtellen, daß er häufig über das hinausführte, was von der
Leiſtugs-
fähigleit der meiſten Chorvereine erwartet werden kam. Gerade im
2 Gapella-Geſang gibt es gewiſſe Grenzen der Modulation, die ohne
ſtarke Gefährdung der Wirkung nicht überſchritten werden können.
Einen zweiten Weg zeigten dieſenigen, welche die Kunſt der älteren
Blütezeit des Chorgeſanges, des 15. und 16. Jahrhunderts, neu
auf=
leben ließen. Hier ſtehen wir vor einer Gleichberechtigung aller
ſingen-
den Stimmen, die dadurch erreicht wird, daß die Stimmen rhuthmiſch
wie melodiſch freier und ungebundener geführt werden, alle am
Aus=
druck der Worte in der Muſike teilnehmen, und daß durchaus nicht auf
Gleichzeitigkeit der Ausſprache der Cextworte Wert gelegt wird.
Sind die berühmten Volksliederbearbeitungen von Othegraven ſchon
dieſen Weg gegangen, ſo finden wir in den Chorkompolitionen von
Lendvai, Hindemith, Armim Knab. Walter Nain und Moldenhauer
dieſe Nichtung in einer Art und Weiſe vertreten, die zu größter
Be=
achtung zwingt. Daß man gerade im Vorſtand des Deutſchen
Sänger=
bundes dieſem neuen Stil ſtärkſte Beachtung ſchenkt, zeigt u. a. der
Umſtand, daß auf der diesjährigen Nürnderger Sängerwoche
vor=
nehmlich Kompoſitionen dieſer Art zu Gehör gelangten. In bezug auf
die Bodeutung für die Sukunft werden die Werke dieſer Nichtung
einſtweilen noch heiß umſtritten, und es fehlt nicht an Stimmen, die ſie
völlig unpopulär nennen, und die der Meinung ſind, daß hier von
leiten des Bundes dem Geſchmack der Sänger ein gewiſſer Swang
angetan werden föll. Wir halten im Gegenſatz zu dieſer Meinung den
genannten neuen Stil des Chorgeſangs für überaus fruchtbar und
zu-
keunftverheißend und ſind der feſten Ueberzeugung, daß ſich Vereine und
Sänger bald ſo an ihn gewöhnen werden, daß das einſtweilige
Frend=
artige lich bald völlig verliert. Aus dieſem Grunde begrüßen wir es
lebhaft, daß die Sonderkonzerte des Bundesfeſtes in den
verſchieden=
ſten Veranſtaltungen dieſem neuen Stil Nechnung tragen und daß man
viele Beiſpiele von Kompoſitionen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert
und aus der Wiedergeburt dieſer alten Art in neueſter Seit wird hören
können. Hat ſich doch auch ein Meiſter wie Arnold Mendelsſohn in
ſeinen neueſten, dem Mozart=Verein gewidmeten und in Nürnberg zu
Gehör gebrachten Männerchorwerken über altddutſche Liedtexte zu
dieſer Art bekannk, die er in ſeinen früheren kirchlichen Aeiſterwerken
ſchon längſt vertrat.
Die zweite Frage iſt die der Mitwirkung von Frauenſtimmen,
die mehr und mehr auch für den Deutſchen Sängerbund akut wird.
. Sie iſt nicht nur eine künſtleriſche, ſondern auch eine ſoziale Frage. Im
19. Jahrhundert beſtehen nebeneinander die keirchlichen
Chorvereinigun=
gen und die großen Oratorienvereine, die faſt ausnahmslos aus
Bon Friedrich Noack,
LeidenSi Sien SnEnenen Snemenen
Dem
Heſſiſchen Sängerbund
zum 2. Bundesfeſt
Sür den deutſchen Männergeſang, der in heſſiſchen
O Landen von jeher ſorgfältige Pflege fand, und den
auch heſſiſche Komponiſten aufs beſte und glücklichſte
zu fördern und zu bofruchten berufen waren, erachte
ich. Streben und Wirken des „Heſſiſchen
Sänger=
bundes” als eine bedeutende Stärkung im Kampfe
gegen;Oberflächlichkeit und Verflachung des
muſika=
liſchen Lebens. Möge die Arbeit des Bundes Führern
und Vereinen allzeit Befriedigung bringen, mögen
Eintracht und zielbewußtes Suſammengehen dieſe
Arbeit allzeit fruchtbar werden laſſen für das geſamte
kulturelle Streben Deutſchlands. Mit dieſem Wunſche
begrüße ich die Sänger des „Heſſiſchen Sängerbundes”
und ihre Sangesfreunde aus allen Gauen und wünſche
ihnen Glück und Gelingen für ihr 2. Bundesfeſt.
Dr. Adelung=
Staatspräſident und Miniſter für Kultus
und Bildungsweſen.
Sefr Sienenenenenr enenbenrenenen6
PProfeſſor Dr. Friedrich Noack.
Willkommen!
)(nläßlich des 2. Heſſiſchen Sängerbundesfeſtes ent=
L4bieteichnamens der Stadt Darmſtadt allen Sängem
und ſonſtigen Feſtteilnehmern die herzlichſten Grüße.
Die Landeshauptſtadt iſt ſtolz darauf, Ort dieſer
be=
deutſamen Veranſtaltung zu ſein, und ich bin
über=
zeugt, daß ihre Bewohnerſchaft alles tun wird, was
in ihren Kräften ſteht, um ihren Gäſten den
Aufent=
halt in unſerer Stadt ſo angenehm als möglich zu
geſtalten. Denn die Sache der deutſchen Sängerſchaft
iſt eine volkstümliche, echt deutſche Angelegenheit, die
jede Förderung verdient. Die Pflege des deutſchen
Liedes iſt Dienſt an deutſchem Kulturgut; ſie erfüllt
die hohe Aufgabe, um deutſches Volkstum in der
ganzen Welt ein einendes Band zu ſchlingen. Es iſt
der herzliche Wunſch der Stadtverwaltung, daß das
Feſt in ſchönſter Harmonie und mit beſtem Erfolg
ver=
laufe, und daß alle Ceilnehmer befriedigt und mit den
beſten Eindrücken von zunſerer Stadt auf die Feſttage
zurückblicken mögen.
Herzlich willkommen!
Mueller,
Oberbürgermeiſter.
Aai Oin Hn Hi HnHnn aiananan6
Männer= und Frauenſtimmen zuſammengeſetzt ſind, und die
Männer=
chöre, die an Sahl und Volkstümlichkeit den erſteren unbedingt
über=
legen waren. So entſtand die Liedertafelkultur und die
Männerchor=
kultur, deren Geſchichte mit den großen Sahlen von Vereinen und mit
der rieſigen Menge von Kompolitionen, die für dieſe Bereine
geſchrie=
den wurden, den Beweis däfür erbringt, in wie breiten Volksſehichten
die Liebe für, den Chorgeſang und für das Lied hineingetragen wurde.
Wie boim, Chorgeſang und wie bei den Curnern, ſo war es ja auch
ſonſt im politiſchen Leben und im Vereinsleben, der Mann trat faſt
ausſchließlich in der Oeffentlichkeit hervor, die Frau lebte im Kreis der
Familie und belebte die familiäre Geſeligkeit. Durch den gewaltigen
politiſchen und ſozialen Umſchwung, der ſich nun aber in den beiden
letz-
ten Jahrzehnten vor unſer aller Augen vollzogen hat, beginnt die Frau
in der Oeffentlichkeit eine ungleich bedeutendere Volle zu ſpielen;
politiſch iſt ihr die Gleichberechtigung zuerkannt, die in der Praxis nur
dadurch etwas zurücktritt, weil der Beruf glücklicherweiſe noch jehr
vieler Frauen als Hausfnau und Mutter ihnen nicht lſolche
Bewegungs=
freiheit läßt. Andererſeits aber erkennen wir es als unendlich
wert=
voll an, daß die Frauen aller Schichten ihr ſtarkes Intereſſe an dem
Kultur= und Geiſtesleben mehr und mehr kundtun, und daß ſie dadurch
auch in viele Gebiete eindringen, die früher größtenteils ganz den
Männern vorbehalten waren. Welche Bedeutung körperliche
Er=
ziehung und Sport für die Geſundheit unſerer Mädchen und Frauen
haben, iſt jetzt allgemein anerkannt; man blicke nur auf den Unterſchied
in der Kleidung und Cracht gegen früher, um dies in vollem Maße zu
erkennen. Aber auch die gemeinſame Betätigung auf künſtleriſichem
Gebiet, wie ſie der Chorgeſang in hervorragendem Maße darſtellt,
gewiunt mehr und mehr Bedeutung. Man blicke nur einmal auf das
friſche Leben in den Muſikantengilden unſerer Jugend, um zu erkennen,
welch wertvolle Kräfte hier geweckt und gefördert werden, wie hier ein
ſtarker Damm gegen Verflachung und Materialismus gebaut wird und
dem Geiſt und dem Gemüt wertvollſte Lebenskräfte zugeführt werden.
So bedeutſam darum auch die Craditionen des Männergejanges ſind,
ſo ſehr der Deutſche Sängerbund wie ſein 12. Kreis, der Heſſiſche
Sängerbund, ſich bemühen, lie zu pflegen und auszubauen, lo ſehr wird
man darauf bedacht ſein müſſen, daß auch Mittel und Wege gefunden
werden, den Frauen das Chorſingen zugänglich zu machen und zu
er=
leichtern. Organiſatoriſch könnte man lich ja vorſtellen, daß nun neben
dem Oeutſchen Sängerbund, als der Vertretung der Mämerchöre ſich
ein ſelbſtändiger Bund der gemiſchten Chöre auftut ſwie’s leider ſchon
geſchehen iſt), und auch ein Bund der Frauenchöre, ſo daß wir dann
wieder vor einer großen organiſatoriſchen Serſplitterung ſtehen.
Wie=
viel einfacher und wirkſamer wäre es doch, wenn ſich der Deutſche
Sängerbund entſchließen würde, ſeinen Geſichtskreis zu erweitern und
alle Beſtrebungen volkstümlichen und künſtleriſchen Chorgeſanges zu
fördern. Das dies bisher noch nicht geſchehen iſt, erklärt ſich
dar=
aus, daß für einen Bund mit ſo großen und ſo bedeutſamen
Cradi=
tionen, wie lie der Deutſche Sängerbund hat, eine derartige Umſtellung
beſonders ſchwierig iſt. Für den Deutſchen Arbeiter=Hängerbund, der
weit jünger und darum traditionsunbeſchwert iſt, war die Umſtellung
ſelbſtverſtändlich viel leichter. Um ſo größere Bedeutung meſſen wir
darum dem Umſtande zu, daß das diesjährige Heſſiſche
Sängerbuudes=
feſt auch mehrfach den gemiſchten Chor zu Wort kommen läßt, und
zwar ſowohl den gemiſchten Chor mit Frauen= als auch mit
Kinder=
ſtimmen. Organiſatoriſch iſt dabei intereſſant, daß ſich ſchon jetzt dem
Heſliſchen Sängerbund die bedeutendſten gemiſchten Chorvereine von
Heſſen als außerordentliche Mitglieder angeſchloſſen haben, und daß
die Abſicht beſteht, ſie imn einer Untergruppe des Heſiſchen
Sängerbun=
des zuſammenzufaſſen. Es ſcheint uns wicktig, daß die Intereſſen der
Männer=, Frauen= und gemiſchten Chöre von einer großzügigen
Orga=
niſation vertreten werden, und daß hier frühzeitig eine unheilvolle
Serſplitterung abgewehrt wird.
Hat auf dieſe Weiſe das Darmſtädter Feſt in der Entwicklung
des deutſchen Chorgeſanges und der Organiſation des Deutſchen
Sän=
gerbundes ſeine beſondere Bedeutung, ſo wird andererſeits es möglich
ſein, die geiſtige Kraft der Bewegung dadurch nachzuprüfen, daß man
beobachtet, wie ſich die Cauſende von Feſtteilnehmern den künſtleriſchen
Darbietungen, gegenüber verhalten. So hoffen wir, daß dem
Eröff=
nungskonzert des Gaues Darmſtadt größter künſtleriſcher Erfolg
beſchieden ſein möge und daß recht viele Sängen ſtarke Eindrücke
von der künſtleriſchen Perſönlichkeit Arnold Mendelsfohns mit in ihre
Heimat zurücknehmen. Der größte Prüfſtein aber wird der Samstag=
Abend ſein, der ganz der Kunſt gewidmet iſt. Man denke ſich fünf
Sängergaue geben um 7 Uhr Kundgebungen auf öffentlichen Plätzen
der Stadt, 15 Sonderkonzerte und ein großes Gaukonzert mit dem
Feſtakt der Uebergabe des Bundesbamners von Mainz an Darmſtadt
füllen den gleichen Abend. Und alle dieſe Honderkonzerte ſind
bedeut=
ſam durch wertvolle Vortragsfolgen, die allen Gebieten der Chormuſik
Nechnung tragen und einen nahezu vollſtändigen Ueberblicke über die
geſamte Chorlitenatur geben. Werden ſchon die Kundgebungen auf
Deusenenensenenenenenoneneneng öffentlichen Plätzen bei hoffentlich gutem Wetter Cauſende von Hörern
anziehen, ſo darf man ſehr geſpannt ſein, wie die Saalkonzerte beſucht
werden, die im ganzen ungefähr 15 000 Hörern Gelegenheit geben
könnten, bedeutſame Kunſtdarbietungen aufzuehmen. Werden ſie
be=
ſucht oder leer ſein, werden einzelne viel Publikum finden, andere
wenig, werden manche Veranſtalter durch mangelhaften Beſuch
erheb=
liche Enttäuſchung erfahren? Gerade dieſe Erfahrungen werden, wenn
ſie richtig beurteilt und gewertet werden, einen trefflichen Blick auf
die innere Stärke der Geſangsbewegung und ihre künſtleriſche
Bedeu=
tung werfen laſſen.
Hat man ſo verſucht, die drei Stunden von 7 bis 10 Uhr für
mög=
lichſt alle Feſtteilnehmer zu Stunden muſikaliſcher Erbauung zu
geſtal=
ten, ſo bleibt in den ſpäteren Abendſtunden und am Sonntag für den
Feſttrubel und für die großen gemeinſamen Verauſtaltungen noch
ge=
nügend Seit. Am Sonntag werden die Vaterländiſche Kundgebung
im Orangeriegarten mit dem Hauptmaſſenchor, der große Feſtzug, zwei
Gaukonzerte und das Sonderkonzert am Abend, das völlig
Kompoſi=
tionen von Hugo Kaun gewidmet iſt, die wichtigſten Ereigniſſe ſein.
Mögen die großen Erwartungen, die man von ſeiten des Heſſiſchen
Sängerbundes für den Verlauf des Feſtes und ſeinen Nachhall in
künſt=
leriſcher, Beziehung hegt, in vollem Maße in Erfüllung gehen. Möge
vor allem die große Menge von muſikaliſchen Anregungen ſich
aus=
wirken in der Nichtung, das auch die weiter von den Städten entfern=
). ten Vereine an Qualität ihres Geſanges und in der Neichhaltigkeit
ihrer Aufgabe ſich immer höhere Siele ſtecken und dadurch mit der
Freude an der Kunſt auch die Ciefe des Empfindens bedeutſamer
Mei=
z ſter dem Volke, als Ganzem zugänglich machen. Dann wird Kunſt und
Geſang es unſerem Volke ermöglichen, aufrecht und mit
ungeſchwäch=
tem Frohſinn die Laſten zu ertragen, die der verlorene Krieg uns für
Generationen auferlegt, dann wird auch die fortſchreitende Sivililjation
es nicht vermögen, das Empfindungsleben zu ertöten, das
Familien=
leben zu untergraben und die Heimatliebe zu zerſtören, die alle von
je=
her beſonders wertvoller Beſitz des deutſchen Volkes waren. Darum
ein beſonderer Gruß all den Sängern und Hörern, die an ſolchem Werk
ernſtlich mitzuarbeiten geſinnt ſind.
Srlloro Sirentbrrsfohlt
at ver drei Jahren beim Mainzer Sängerfeſt der 100. Geburtstag
des in Mainz geborenen Meiſters Peter Cornelius den Anlaß
dazu gegeben, ſeiner ganz beſonders zu gedenken, und ſchmücken
nun alle Sahnen der Vereine, die an dem Mainzer Seſt teilgenommen
haben, Plaketten mit dem Bildnis dieſes Dichterkomponiſten, ſo wird
diesmal einem Lebenden gleiche Ehrung zuteil. Das Eröffnungskonzert
bringt Werke unſeres heimiſchen Meiſters Mendelsſohn, der zwar nicht
durch die Geburt mit Darmſtadt in Beziehung trat, ſondern in unſerer
Stadt eine zweite Heimat fand und die reifſte Arbeitszeit ſeines Lebens
in Darmſtadt verbrachte. Was er für Darmſtadt und für Heſſen
geleiſtet hat, wie er unabläſſig an der Förderung geiſtlichen wie
welt-
lichen Muſiklebens praktiſch und organiſatoriſch gearbeitet hat, wie er
als Condichter die hohen Gaben ſeines Geiſtes, Gemütes und ſeiner
Perſönlichkeit Cauſenden und Abertauſenden zur Erbauung und Freude
geſchenkt hat, das fordert Dankbarkeit und Verehrung. Daher
er=
ſchemt es uns als einer der ſchönſten Gedanken, die mit dem
Darm-
ſtädter Feſt verbunden ſird, daß fortan die Banner der Männerchöre
auch das Bildnis Arnold Mendelsſohns als einen beſonders
ehren-
vollen Schmuck tragen ſollen, und daß die Gedanken aller der Cauſende,
die an dem Bundesfeſt teilnehmen, ehrfurchtsvoll des greiſen Meiſters
gedenken, der ſtets eim Hoherprieſter ſeiner Kunſt war.
Arnold Mendelsſohn entſtammt der berühmten Familie, deren
Name Weltgeltung durch den Philoſophen Moſes Mendeisſohn, den
bedeutenden Aufklärer und den Freund Leſſings, und durch deſſen Enkel,
Felix Mendelsſohn-Bartholdy, einen der ſinnigſten romantiſchen
Kom-
poniſten, erlangt hat. Von beiden Verwandten ſind charakteriſtiſche
Süge auf unſeren Meiſter, den Sohn eines Neffen von Felix,
über-
gegangen; die große Beleſenheit, die Abklärung des Geiſtes von
erſte-
rem, der leidenſchaftliche Hang und die Begabung zur Muſik und zu
produktivem Schaffen von letzterem. 1855 in Vatibor geboren, verlebte
Arnold einen Ceil ſeiner Jugendjahre in Danzig, wo er das Gymmaſium
abſolvierte, nicht ohne manchmal mit der ihm wenig zuſagenden
uni=
formen Schulbildung in Konflikt zu geraten. Denn ſchon in jener Seit
trat die muſikaliſche Begabung ſo ſtark hervor, daß ihm der
Schul=
betrieb nur als läſtige Unterbrechung deſſen, was ihn im Innern
be=
wegte, erſcheinen mußte. So erzählte mir eine ältere Verwandte, die
damals in denſelben Kreiſen lebte, in denen Mendelsſohn verkehrte,
und die ein Lied aufbewahrte, daß Mendelsſohn damals einer ihrer
Freundinnen ſchrieb, er habe ſogar manchmal — ſetzt darf man es ja
verraten, da der Meiſter nicht mehr als Lehrer tätig iſt — im Karzer
geſeſſen, und dieſen ſonſt wenig angenehmen Aufenthalt ſich mit dem
Gedanken vertraut gemacht: „da habe ich doch wenigſtens Nuhe zum
Komponieren‟ Crotz dieſer ausgeſprochenen Begabung und Vorliebe
begann Mendelsſohn zuerſt mit juriſtiſchen Studien, ſattelte aber bald
zur Muſik um und ſtudierte hauptſächlich in Berlin, wo der bekannte
Orgelpädagoge Haupt, in der Kompoſition beſonders Grell, Friedrich
Kiel und Caubert ſeine Lehrer waren. Hier wurde der Grund gelegt
zu ſeinem heute viel bewunderten kompoſitoriſchen und
kontrapunkti-
ſchen Können, denn dieſe Lehrer waren wirklich Meiſter reinſten Satzes,
ſodaß die hervorragende Beherrſchung des Vokalſatzes, die
Mendels=
ſohn heute vor unendlich vielen Muſikern und Komponiſten
hervor=
ragen läßt, eine Frucht des damaligen Schaffens iſt. Mit 24 Jahren
trat nun Mendelsſohn ſchon in die muſikaliſche Praxis, war 5 Jahre
lang Organiſt und Univerſitätsmuſiklehrer in Bonn, dam zwei Jahre
Muſikdirektor in Bielefeld und von 1885—90 Lehrer am
Konſer=
vatorium in Köln. Dieſe Jahre voll jugendlicher Kraft und
unermüd-
lichem Streben, ſich auf allen Gebieten des Muſiklebens zu betätigen,
haben in Mendelsſohn die ſtaunenswerte Vielſeitigkeit und den klaren
Ueberblick über alle Sweiggebiete mſikaliſchen Wiſſens und Könnens
hervorgerufen, wodurch der Meiſter heute eine Autorität auf allen
Ge=
bieten geworden iſt. 1890 erfolgte ſeine Berufung als
Symnaſial=
muſiklehrer und Kirchenmſikmeiſter nach Darmſtadt.
Die vielfachen Ehrungen, die ihm zuteil wurden, Ernennungen
zum Profeſſor, Ehrendoktor theologiſcher und philoſophiſcher
Sakul=
täten, zum Mitglied der Berliner Akademie zeigen, wie ſtark ſeine
künſtleriſche Cätigkeit in Darmſtadt von allen Seiten anerkannt wurde.
Betrachten wir zuerſt ſein kompoſitoriſches Wirken, ſo liegen ſeine
Wurzeln unbedingt in dem, was die Seif des Berliner
kirchenmuſika=
liſchen Studiums an Anregungen brachte. Es iſt darum kein Zufall,
daß das erſte größere veröffentlichte Werk eine Abendkantate für
Soli, Chor und Orgel (1881) war, die durch ihren ſtark perſönlichen
Gehalt ſofort Aufſehen erregte. Dieſe Seite ſeines Schaffens trat in
den ſpäteren Lebensjahren in Darmſtadt beſonders ſtark hervor, denn
als Kirchenmuſikmeiſter hatte Mendelsſohn reichlich Gelegenheit, durch
Herausgabe von Chorheften für die Kirchengeſangvereine zu wirken,
und die von ihm herausgegebenen Hefte zeichnen ſich vor ähnlichen
Dublikationen beſonders durch die feinſinnige Auswahl des Gebotenen,
dann aber vor allem durch ganz hervorragenden Chorſatz aus, der die
rechte Mitte zwiſchen volkstümlicher Einfachheit und kontrapunktiſch
Autift
Der Heſſiſche Sängerbund
Von Schulrat Haſſinger=Darmſtadt.
eutſche Muſik und deutſcher Geſang ſind deutſche Volksſeele:
Darum finden wir auch überall in deutſchen Landen begeiſterte
* Männer,die ſich in der Pflege des deutſchen Liedes zuſammenfinden.
Wo iſt der Ort, und ſei er noch ſo klein, der nicht einen Geſangverein
zu tragen das unabweisbare Bedürfnis fühlte? Wo iſt ein Feſt unſeres
Volkes, bei dem nicht der Geſang geſchulter Stimmen zur Verſchönerung
beitrüge, ſei es im weltlichen, ſei es im geiſtlichen Liede? Ja, es iſt nicht
zuviel geſagt, wenn man die Cätigkeit unſerer Geſangvereine das frohe
und helle und kerngeſunde Gemüt in unſerem Volkskörper nennt. Und
aus dieſer Einſtellung heraus, Ihr heſſiſchen Sänger, iſt es verſtändlich,
daß die Freude bei allen Verantwortungsbewußten groß war, als es
im Oktober 1924 gelang, die heſſiſchen Geſangvereine faſt
ausnahms-
los noch näher an die Erfüllung der letzten Aufgaben heranzuführen
durch Gründung des „Heſſiſchen Sängerbundes” als Glied
des großen Deutſchen Sängerbundes. Der Heſſiſche Sängerbund iſt
vor allem eine Gründung im Geiſte echter Arbeits= und
Volksgemein=
ſchaft, im Geiſte der Einheit und der Einigkeit. Das muß vorangeſtellt
werden immer und jederzeit, wenn vom Bunde die Nede iſt. Es iſt
nicht etwa ſo, daß ſolche Suſammenſchlüſſe aus ſeichter Vorliebe für
Organiſationen entſtünden man macht ſie nicht, ſondern ſie wachſen und
werden aus den von allen Seiten drängenden Criebm nach Großem
und Hohem, ſie werden aus Liebe zur Sache, und nur mit dieſer Liebe
werden ſie ſich feſtigen und halten und weiterentwickeln. Die
Weiter=
entwicklung des Heſſiſchen Sängerbundes in den letzten Jahren iſt
hocherfreulich, mehr als 35 000 Sänger gehören ihm heute an. Mit
Lieſem Zuſammenſchluß iſt die Arbeit von nahezu 700 Vereinen auf
einen großen gemeinſamen Boden geſtellt; es iſt eine Baſis der
Un=
porteilichkeit geſchaffen, und damit iſt dem Staat in ſeinem Wunſch,
das Geſangvereinsweſen zu fördern und zu unterſtützen, eine weit höhere
Möglichkeit gegeben. dieſem Siele zu dienen. Unſere Seit fordert auf
allen Gebioten den Zuſammenſchluß, ſie läßt ſich mit ihren
Schwierig-
keiten und ihren erhöhten Anforderungen an den Einzelnen nur meiſtern
durch das Suſammenfaſſen aller Kräfte dieſer Einzelnen zu geſteigerter
Kraft der Geſamtheit. Sch darf als der von der Heſſiſchen Regierung
mit der Wahrung und Sörderung der Intereſſen des Geſangvereins=
Von Friedrich Noack.
wertvoller Führung der einzelnen Stimmen zu halten weiß und dadurch
wahrhaft vorbildlich genannt werden kann. Neben dieſen auch für
einfache Verhältniſſe nicht unausführbaren liedhaften Sätzen entſtanden
zahlreiche kirchliche Kompoſitionen anſpruchsvollerer Faktur. Genannt
ſeien in dieſem Suſammenhange die herrlichen Choralparaphraſen für
Phot. A. Fraatz, Darmſtadt
PProfeſſor Dr. Arnold Mendelsſohn
Singſtimmen, Solovioline und Orgel, die herrlichen Kantaten, von
denen beſonders das herbe „Leiden des Herrn” und die wunderbar
klangreiche Oſterkantate „Auferſtehung” ſich in der Praxis eine
hoch-
geachtete Stellung errungen haben. Und erſt vor wenigen Jahren hat
Mendelsſohn für die Chomaner in Leipzig eine Neihe von Motetten
geſchrieben, die zu den allerbedeutendſten in dieſer a capella-Form
ge=
hören, und in denen er in die von Bach geheiligte Form Inhalt aus
ſeinem Geiſt gießt, ſodaß Kunſtwerke entſtanden ſind, die in ihrer
Bedeutung der Vergänglichkeit der Seit trutzen werden. Auch für
weltliche 2 Capella-Kunſt hat ſich der Meiſter oft eingeſetzt,
Männer-
chöre, Frauenchöre, Madrigale im Anſchluß an alte Kunſt, und die von
Mendelsſohn bewerkſtelligte Ausgabe von Madrigalen Monteverdis
entſtanden, gemiſchte Thöre neueren Stils; überall wird die Schablone
vermieden, überall ſteht hinter dem Spiel der Cöne die ſtarke, in ſich
gefeſtigte und charaktervolle Perſönlichkeit.
Ganz beſonders aber bewundern wir an dem Meiſter, daß der jetzt
faſt Vierundſiebzigjährige noch mit ſtärkſtem Intereſſe die Entwicklung
neueſter Muſik verfolgt und tätig an ihr Anteil nimmt. Gerade die
neue kontrapunktiſche Nichtung des Männerchors mußte ja den Meiſter
kirchenmuſikaliſchen Satzes auf das lebhafteſte intereſſieren, und die
Frucht dieſes Intereſſes ſind die wundervollen Männer höre auf
alt-
deutſche Cexte, die, im letzten Jahr entſtanden, dem Mozartverein
Darmſtadt gewidmet, ſowohl in deſſen letztem Konzert als auch jetzt
auf der Nürnberger Sängerwoche zur Aufführung gelangten und in
ihrer Bedeutung der Gegenwart faſt vorauseilten.
Auch als Opernkomponiſt hat Mendelsſohn in früherer Zeit von
ſich reden gemacht. Seine Vorliebe für plaſtiſchen Ausdruck, für
weſens Beauftracte wohl ſagen, daß ſich der Heſſiſche Sängerbund
neben dem Arbei rſängerbund gut bewährt und helfende Maßnaymen
ermöglicht hat, die ohne ihn nur ſchwerlich zu erreichen geweſen wären.
— Ihr Sänger alle, was ſchön und gut, was edel und froh in der
charakteriſtiſche Conmalerei nähern ihn auf dieſem Gebiet ebenſo Carl
Maria von Weber, für deſſen Werke er ſtets die größte Verehrung
empfindet, wie ihn. kirchenmuſikaliſch ganz beſonders das 17.
Jahr=
hundert anzieht, wie ſeine rege Cätigkeit für die Verbreitung der
Werke von Heinrich Schütz beweiſt. Dieſer Vorliebe für romantiſche
Stoffe, die er mit ſeinem Freunde Humperdinck teilte, verdanken die
beiden Opern „Ellſi, die ſeltſame Magd” und „Der Värenhäuter” ihre
Entſtehung; letzterer vor dem gleichnamigen Werk von Siegfried
Wagner vollendet. Es folgten größere Werke für den Konzertſaal,
von denen der „Paria” für gemiſchten Chor und Pandora”, für
Männerchor am bekannteſten und erfolgreichſten waren. Beide ſchließen
ſich an Goetheſche Dichtungen an, wie überhaupt Mendelsſohn zu den
modernſten Komponiſten gehört, die mit beſonderer Vorliebe zu den
Dichtungen des Dichterfürſten gegriffen haben. Auch die Konzertkantate
„Der Hageſtolz” fand ſtets reichſten Beifall.
Da Mendelsſohn in ſeiner „Pandora” die Männerchorliteratur
größeren Stils um ein beſonders wertvolles und muſikaliſch reiches
Werk bereichert hat, iſt es um ſo dankenswerter, daß der Mozart=
Verein beim Eröffnungskonzert außer dem großen Feſtgeſang, der vom
Maſſenchor geſungen wird, zwei der bedeutendſten Chöre aus dieſem
Werk zum Vortrag bringt, nachdem er in ſeinen Konzerten im Laufe
der Zeit ſchon mehrmals das vollſtändige Werk aufgeführt hat.
Beſonders reich iſt die Mendelsſohnſche Cätigkeit auf dem Gebiet
des Liedes, wo er uns einen großen Neichzum wertvollſten Gutes
ge=
ſpendet hat, und wo er ebenfalls verhältnismäßig raſch bekannt wurde.
Auch hier wirkt ſich ſowohl die Ciefe ſeiner Empfindung als auch ſeine
Liebe für das Charakteriſtiſche und ſein guter Humor aus. Lieder
wie „Aus dem Nachtlied Sarathuſtras . „Aus dem Hohenliede‟, „
Por=
tum inveni” oder „Der Schäfer putzt ſich zum Canz” und viele andere
haben weiteſte Verbreitung gefunden. Die feine Gewähltheit ſeiner
Conſprache, die vor platter Gefallſucht ebenſolchen Abſcheu hat, wie
vor unnatürlicher Künſtelei bewirkt, daß erſt bei genauerem Studium
oder bei mehrmaligem Anhören ſich alle Schönheiten ſeiner Kunſt
er=
ſchließen und man in dem Kunſtwerk gleichzeitig auch den Menſchen
Mendelsſohn kenen lernt in ſeiner Güte, Ueberlegenheit und in ſeinem
leidenſchaftlichen Eintreten für alles Gute, Schöne und Wertvolle.
Eine beſondere Ueberraſchung für alle ſeine Verehrer war es, daß
ſich der Meiſter vor etwa einem Jahrzehnt mit beſonderem Intereſſe
der von ihm vorher faſt nicht gepflegten inſtrumentalen Kunſt zuwandte
und zahlreiche kammermuſikaliſche und für das Orcheſter beſtimmte
Kompoſitionen ſchuf. Sonaten für Soloklavier, für Violine und für
Violoncello mit Begleitung machten den Anfang. Symphonien und ein
Violinkonzert ſchloſſen ſich an.
Der Neichtum von Mendelsſohns Kunſt iſt der unmittelbare
Aus=
fluß des inneren Neichtums, den ſeine Perſönlichkeit ausſtrahlt. Warme
Menſchenliebe, regſtes Intereſſe für alles, was auch die jüngere
Gene=
ration bewegt, laſſen Mndelsſohn auch heute noch für alles Neuartige
ſich intereſſieren, wenn nur der Stempel ehrlicher Ueberzeugung dem
modernen Schaffen aufgedrückt iſt. Wieviel verdanlcen ihm darum
ſeine perſönlichen Schüler, ſowohl die, denen er ſich in der Schule
be=
ſonders widmete, und denen er vielſeitige Anregung gab, als auch die,
die in beruflicher Ausbildung begriffen, bei ihm Nat und Hilfe
ſuchen. So gewann er beſonders enge Fühlung mit dem Streben und
Wollen der jüngſten Generation der Seit, in der er
Kompoſitions=
unterricht am Hochſchen Konſervotorium in Frankfurt von Darmſtadt
aus erteilte, und in der er beiſpielsweiſe einem Hindemith nachhaltige
Eindrücke zu übermirteln vermochte, wie auch der durch ſeine a capella=
Werke ſchon früh bekannt gewordene Kurt Chomas dem Aleiſter
reiche Anregungen verdankt. Dazu kommt ſein reges Intereſſe auch
für die muſikaliſche Heranbildung der Jugend, für Ausbildung der
Muſiklehrer, die ihn heute noch bei allen ſtaatlichen Prüfungen
zu=
gegen ſein läßt.
Wieviel könnte man noch erzählen von dem Neichtum geiſtigen
Lebens, den Arnold Mendelsſohn auf alle ausſtrahlt, die mit ihm
zu=
ſammen ſein dürfen, von ſeinen künſtleriſchen Eigenſchaften als
Orgel-
ſpieler, Konzertbegleiter und Dirigent, von ſeinem Intereſſe für
volks-
tümliche Muſikpflege in den Männerchören und über ſein reges
Inter-
eſſe für alle geiſtigen und organiſatoriſchen Negungen in der
gegen-
wärtigen Muſikwelt.
Am freudigſten aber berührt es uns, daß der allverehrte Meiſter
ungebeugt durch die Jahre noch in beneidenswerter Schaffenskraft
unter uns weilt. Schwere Schickſalsſchläge haben es nicht vermocht,
ſeine warme Menſchenliebe zu mindern, ſeinen freundlichen Geiſt zu
verdüſtern und ſeinen Sdealismus zu untergraben. Möge darum die
Begeiſterung für den herrlichen Menſchen und Künſtler auch bei dem
Darmſtädter Sängerfeſt hell erklingen, damit ſein Wirken weithin
beachtet und gewürdigt wird, ſo lange er noch unter uns weilt, damit
die Nachwelt nicht genötigt iſt, uns, ſeinen Seitgenoſſen, Undank und
mangelndes Verſtändnis vorzuwerfen.
Welt, was zum Lobe von Heimat und Vaterlad, von Natur und
Liebe. was zum Preiſe Gottes und ſeiner Schöpfung iſt, das klingt und
ſingt in Euren Liedern. Schönere Gabe ward kaum dem Menſchen
gegeben als die, lobpreiſend in Muſik und Lied ſein da kerfülltes, ſein
liebeerfülltes und auch ſein ſchmerzerfülltes, hoffendes Herz dem
Schöp=
fer darzubringen. Und weit muß man in der Welt gehen, um Lieder
zu finden, die gleich unſerem deutſchen Liede ſind. Deutſche
Sanges=
kunſt, wie ſie gerade unſere Mänergeſangvereine pflegen, iſt. Wert von
Weltbedeutung geworden. Ich brauche vor Euch, Ihr heſſiſchen Sänger,
nichts Nühmendes mehr zu ſagen von der deutſchen Sangesfreude, von
der deutſchen Muſikpflege überhaupt. Die geheimnisvolle Verbindung
der deutſchen Volksſeele mit dem Geiſt der Muſik iſt oft betont und
geſchildert worden. In hohen und niederen Schichten von Bildung
und Beſitz wird bei uns die Sprache der Muſik verſtanden und
inner=
lich gefaßt; deutſche Volksbildung wird daher die
Muſikpflege mit in die erſte Neihe ſtellen müſſen.
Kein Wort iſt weiter darüber zu verlieren, daß ſich die Muſik mit allen
edeln und großherzigen Negungen der Seele verſchwiſtert, und daß ihre
Einwirkung daher heute, in einer Seit der Not von Volk und
Vater=
land, weniger als ſe entbehrt werden kann. Und zum dritten hat die
Muſik den Geiſt der Freude, d. h. ſie wendet alle Gefühlsregungen,
aus denen ſie hervorkommt, ſelbſt die dunkeln und ſchweren, zu einem
freudigen, ſtarken, faſt peligiöſen Sinn. Damit wird ſie zur Helferin
in den mannigfachen geiſtigen Nöten, die uns neben den materiellen
Sorgen bedrängen, ſie gibt dem Daſein Würde, Bedeutung und einen
bejahenden Sinn. Solange man darum bei uis mit friſeher Bruſt und
aus vollemHerzen die deutſchenLieder ſingt, ſolange braucht uns nicht bange
zu ſein um die Sukunft unſeres Volkes. Und darum ſei hier allen denen
im Namen des Volkes herzlichſter Dank geſagt, die, ſei es im kleinen,
ſei es im großen, teilhaben an der Pflege deutſchen Mänergeſanges,
allen Dirigenten, allen Vorſtänden und allen Mitgliedern unſerer
Geſangvereine. Ihre ehrſiche Arbeit am Geſang verdient dieſen Dank
des Volkes, verdient den Dank des Staates, verdient den Dank
des ganzen Vaterlandes, denn ſie iſt Ceil, und wahrlich nicht der
ge=
ringſte, an dem großen kulturellen Werk der geſamten Nation.
So ſchart Euch denn, Ihr heſſiſchen Sänger, aufs neue um dieſen
Bund, laßt ſeine Ideen in Euch lebendig werden, Ihr lebendigen Cräger,
die Tdee der Ei heit und der Einigkeit, die Idee des ehrlichen
kämpfe-
riſchen Willens für Eure hohen Sdeale der Sangeskunſt im Dienſte
von Gott und Heimat und Vaterland.