Darmstädter Tagblatt 1929


09. Juli 1929

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Ginzelnummer 10 Pfennige

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 188
Dienstag, den 9. Juli 1929.
192. Jahrgang

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ſtädter und Naionalbank.

Eine Unkerredung Dr. Skreſemanns
mik Sauerwein.

Berlin, 8. Juli.
Reichsminiſter Dr. Streſemann" der ſich zurzeit zum
Kuraufenthalt in Bühlerhöhe bei Baden=Baden befindet, empfing
den bekannten Außenpolitiker des Matin, Jules Sauerwein
und gewährte ihm nachſtehendes Interview:
Ich habe den Eindruck, das ſchon recht viel Zeit auf die rein
formalen Vorfragen der Einberufung der Regierungskonferenz
verwendet worden iſt. Die Weltöffentlichkeit kann es nicht gerade
als einen glücklichen Auftakt zu dieſer Konferenz empfinden,
wenn die Anſichten über Ort und Zeit noch immer hin= und her=
gehen
. Ich hoffe daher, daß dieſe Vorverhandlungen, die ange=
ſichts
der Wichtigkeit der zu regelnden Probleme doch nur von
untergeordneter Bedeutung ſind, nunmehr ſchnell zum Abſchluß
gelangen.

Jedenfalls bin ich der Anſicht, daß wir vor Aufgaben ſtehen,
die die höchſten Lebensintereſſen der Völker berühren, und da
ſcheint es mir nicht gut, die ſtarke politiſche Spannung, unter der
in den einzelnen Ländern Oeffentlichkeit und Parlamente nun
ſchon ſeit mehr als einem halben Jahre ſtehen, ohne Not zu ver=
längern
. Auch die Wirtſchaft hat einen Anſpruch darauf, daß die
auf ihr laſtende Unſicherheit von ihr genommen und daß ſie in
die Lage verſetzt wird, eine neue Aktivität zu entwickeln. Ich
halte es deshalb auch nicht für zweckmäßig, die Re=
gierungsverhandlungen
in mehrere Etappen
zu zerlegen, wozu an manchen Stellen anſcheinend Neigung
beſteht. Das würde die herrſchende Spannung noch weiter ſtei=
gern
und für alle beteiligten Länder Gefahren außen= und innen=
politiſcher
Art in ſich ſchließen.
Sie kennen Sinn und Richtung der von mir vertretenen deut=
ſchen
Außenpolitik zu gut, als daß ich Ihnen darzulegen brauche,
warum ich in der bevorſtehenden Konferenz einen entſcheidenden
Punkt für die geſamte Geſtaltung der internationalen Beziehun=
gen
ſehe. Es iſt jetzt der Augenblick gekommen, aus der poli=
tiſchen
Entwicklung der letzten Jahre das Fazit zu ziehen. Dieſes
Fazit iſt durch die Lage der Dinge ſo genau vorgezeichnet, daß
darüber tiefgehende Meinungsverſchiedenheiten nicht möglich
ſein ſollten.
Die hauptbeteiligten Regierungen haben die Repara=
tionsfrage
zunächſt in die Hände der Sachverſtändigen gelegt
und ſind nun im Beſitz der von ihnen einſtimmig beſchloſſenen
Vorſchläge. Niemand konnte erwarten, daß dieſe Vorſchläge in
Deutſchland von Regierung und Parlament mit Jubel begrüßt
werden würden. Die ernſten Bedenken, die in Deutſch=
land
gegen die Bemeſſung unſerer künftigen Laſten laut gewor=
den
ſind, können nur als ein Beweis dafür verſtanden werden,
daß wir es mit der Durchführung unſerer finanziellen Verpflich=
tungen
ernſt nehmen. Nur ein Schuldner, dem es lediglich auf
augenblickliche und vorübergehende Erleichterungen ankommt,
wird geneigt ſein, über den Geſamtbetrag der ihm auf lange
Dauer auferleaten Laſten leicht hinwegzugehen. Die Worte, die
ich in dieſer Beziehung während der letzten Reichstagsdebatte
geſagt habe, ſind auf Grund einer völlig entſtellten Be=
richterſtattung
, namentlich der Havas=Korreſpondenz,
dazu benutzt worden, um meine Einſtellung gegenüber dem
Young=Plan zu kritiſieren. Es iſt leider nicht das erſtemal, daß
eine außenpolitiſche Rede, die ich halte, in entſcheidenden Teilen
ſo wiedergegeben wird, daß ich eine ſolche Art der Bericht=
erſtattung
nur als leichtſinnig anſehen kann.
Man kann die Haltung, die die Reichsregierung
und die überwiegende Mehrheit des Reichstags
gegenüber dem Young=Plan einnehmen, nicht beſſer zum Aus=
druck
bringen, als dies Herr Dr. Schacht kürzlich in München
getan hat. Er hat geſagt, der Umſtand, daß die deutſchen Sach=
verſtändigen
ſich dem Urteil der übrigen Konferenzmitglieder über
die wirtſchaftliche Tragbarkeit der Young=Annuitäten nicht hätten
anſchließen können, entbinde uns und alle verantwortlichen Stel=
len
in Deutſchland nicht von der Verpflichtung, in ehrlicher Weiſe
und mit ernſtem Nachdruck alle Bemühungen darauf zu richten,
die Zahlungen aus dem Young=Plan zu erfüllen.
Es iſt klar, und auch Herr Schacht hat das an dieſer Stelle
ſeiner Rede betont, daß der Erfolg unſerer Bemühun=
gen
um Erfüllung des Sachverſtändigenplans
nicht allein von uns abhängen wird. Er wird davon abhängen,
ob die internationale Zuſammenarbeit die anderen Mächte zu
einer Wirtſchaftspolitik gegenüber Deutſchland führt, die
eine Steigerung des deutſchen Exports zuläßt. Er
wird ferner aber davon abhängen, daß der Young=Plan
uns in der politiſchen Entwicklung einen Schritt
vorwärts bringt. Wir können die Regelung der Reparationen
auf der Grundlage des Young=Planes nicht als ein iſoliert zu
behandelndes Problem anſehen. Das, was wir als

Aufgabe der Konferenz

betrachten, iſt vielmehr neben der Regelung der Reparationen
die Regelung derjenigen politiſchen Fragen aus dem
Weltkrieg, die ſeit langem akut ſind, bisher aber leider nicht zu
einer Löſung gebracht werden konnten. Das iſt der Inhalt des
bekannten Beſchluſſes, in dem das Reichskabinett zu
dem Sachverſtändigenbericht Stellung genommen hat. Jeder
weiß, daß wir damit die Regelung der Rheinland= und der
Saarfrage gemeint haben. Die letzte Reichstagsdebatte hat
der Oeffentlichkeit auch gezeigt, daß in dieſem Punkte das Par=
lament
geſchloſſen hinter der Regierung ſteht. Ich
möchte Ihnen nicht noch einmal den von der Regierung und dem
Reichstag ſtets einmütig eingenommenen Standpunkt wieder=
holen
und begründen, daß Deutſchland einen Anſpruch auf end=
liche
Befreiung ſeines Staatsgebietes und auf volle Wiederher=

dur Kreglrrängslonfereng.
ſtellung ſeiner Souveränität hat. Wir haben ſtets betont, und
halten auch jetzt noch daran feſt, daß wir die Erfüllung dieſes
Anſpruchs unabhängig von der Regelung anderer Probleme for=
dern
dürfen. Nachdem ſich aber die uns gegenüberſtehenden frem=
den
Regierungen ihrerſeits zu einer Erfüllung jener deutſchen
Forderungen vor der Regelung der Reparationsfrage nicht bereit=
gefunden
haben, iſt es für Deutſchland eine Selbſtver=
ſtändlichkeit
, daß ihm jetzt umgekehrt nicht zugemutet wer=
den
kann, bei der Erledigung der Reparationsfrage auf die Be=
rückſichtigung
jener längſt erhobenen Forderungen zu verzichten.
Ich kann es nicht verſtehen, daß man es im Ausland teil=
weiſe
als Ueberraſchung empfunden hat, wenn Deutſchland neben
der alsbaldigen Räumung des Rheinlandes jetzt auch die Saar=
frage
aufwirft.
Wenn die Konferenz wirklich eine Geſamtliquidation der
noch aus dem Krieg ſchwebenden Fragen bringen ſoll, kann
ſie keinesfalls an der Saarfrage vorbeigehen.
Man darf ſich keinen Täuſchungen darüber hingeben, daß das
Saargebiet unter dem jetzt geltenden Sonderregime nicht
etwa eine Brücke zwiſchen Deutſchland und Frank=
reich
, ſondern im Gegenteil eine Reibungsfläche darſtellt,
die durch Befreiung des Rheinlandes ihre Gefahr nicht verlieren
wird. Es iſt doch auch nicht richtig, den unmittelbaren
ſachlichen Zuſammenhang zwiſchen der Saar=
frage
und der Reparationsfrage zu leugnen; denn
das gegenwärtige Sondervegime des Saargebietes hat nach dem
Vertrag von Verſailles ſein eigentliches Motiv darin, Frankreich
einen Erſatz für die Zerſtörung ſeiner Kohlengruben zu ſichern.
Es ſei daher nicht zu verkennen, daß das Saargebiet
in erſter Linie Reparationsprovinz iſt. Ich möchte da=
her
hoffen, daß ſich auch die anderen Regierungen, insbeſondere
die franzöſiſche Regierung, von der Notwendigkeit der Inan=
griffnahme
der Saarfrage überzeugen werden. Es iſt nicht
notwendig, daß das Problem auf der bevorſtehenden
Regierungskonferenz, ſchon in allen ſeinen Einzel=
heiten
endgültig geregelt wird. Wenn ſich deutſche
und franzöſiſche Vertreter in gutem Willen an den Ver=
handlungstiſch
ſetzen, ſo braucht eine alle Teile befriedigende
Regelung durchaus nicht auf große Schwierigkeiten zu ſtoßen, da
eine Erfüllung der deutſchen Wünſche vollſtändig eine Be=
rückſichtigung
der legitimen franzöſiſchen In=
tereſſen
zuläßt. Keinesfalls ſollte man die Inangriffnahme
des Problems an Bedenken formaler Natur ſcheitern laſſen. Es
kommt allein auf den politiſchen Willen an, an das Problem
überhaupt heranzugehen. Iſt dieſer Wille da, ſo wird die
Form der zu treffenden Vereinbarungen keine Schwierigkeiten
machen.
Franzöſiſche Kuiffe.
Die Unterredung, die der deutſche Botſchafter in Paris, Herr
v. Hoeſch, am Samstag mit dem Generalſekretär des Quay
dOrſay, Berthelot, hatte, iſt, wie wir erfahren, ziemlich ergeb=
nislos
verlaufen. Berthelot iſt einer der eifrigſten Verfechter der
Idee der Dreiteilung der politiſchen Konferenz, auf deren Un=
möglichkeit
er durch Herrn v. Hoeſch ziemlich nachdrücklich hinge=
wieſen
worden iſt, die er aber doch nicht preisgeben will. Man
hat in hieſigen unterichteten Kreiſen den Eindruck, daß Poincaré
ſeine Politik durchaus darauf abgeſtellt hat, nach Möglichkeit von
Deutſchland eine offizielle Anerkennung des Young=Planes, viel=
leicht
ſogar eine Ratifizierung zu erzwingen, ehe er ſich auf Ver=
handlungen
über die Rheinlandräumung einläßt. Für die Reichs=
regierung
iſt aber ein Nachgeben in dieſer Hinſicht ganz unmög=
lich
, da ſie damit von dem Kabinettsbeſchluß abrücken würde, der
ausdrücklich betont, daß nur zuſammen mit der Regelung der
Reparationsfrage auch die politiſche Regelung an Rhein und
Saar erfolgen könne und dürfe. Wenn der Young=Plan akzep=
tiert
werden ſoll, ſo kann die Reichsregierung das allenfalls poli=
tiſch
motivieren, wenn die völlige und unbedingte Rheinland=
räumung
ſichergeſtellt iſt, und wenn es gelingt, für das Saar=
gebiet
eine befriedigende Regelung zu erreichen, die ebenfalls die
politiſche Souveränität Deutſchlands in vollem Umfange wieder=
herſtellt
. Denn daß das Sachverſtändigengutachten wirtſchaftlich
abſolut untragbar iſt, darauf haben jetzt erſt wieder die Kund=
gebungen
der Landwirtſchaft und des Langnamvereins mit größ=
tem
Nachdruck hingewieſen.
Auch in der Frage der Organiſationskomitees bereitet die
franzöſiſche Regierung alle erdenklichen Schwierigkeiten. Hier
liegen die Dinge ſo, daß dieſe Komitees für ihre Arbeiten min=
deſtens
23 Wochen Zeit brauchen. Die politiſche Entſcheidung
über das Ergebnis dieſer Arbeiten liegt natürlich bei der großen
politiſchen Konferenz. Während die Reichsregierung den anderen
Mächten bereits die Perſönlichkeiten benannt hat, die ſie in die
Kommiſſion zu delgieren gedenkt, während weiter England ſeine
Bereitwilligkeit zum Ausdruck gebracht hat, dieſe Fachausſchüſſe
mit ihrer Arbeit ſofort beginnen zu laſſen, verſchleppt die fran=
zöſiſche
Regierung ſyſtematiſch den Zuſammentritt. Je ſpäter
aber die Kommiſſionen mit ihren Arbeiten beginnen, deſto ſpäter
kann die politiſche Konferenz anfangen und zu greifbaren Er=
gebniſſen
kommen. Von zuſtändiger Seite wird uns verſichert,
daß die Reichsregierung mit allem Nachdruck darauf beſtehen
werde, die Organiſationskomitees alsbald in Tätigkeit zu ſetzen,
damit ihre Arbeiten möglichſt ſchon abgeſchloſſen ſind, wenn die
große Konferenz beginnt.
Wenn neuerdings als Konferenzort für die Sachkomitees
Baden als Tagungsort gewählt, ſo wäre das beſtenfalls eine
dieſer Frage keine politiſche Bedeutung beimiſcht. Würde Baden=
Baden als Tagungsort gewählt, ſo wäre das beſtenfalls eine
Höflichkeitsgeſte gegen Deutſchland, die man ebenſo höflich ak=
zeptieren
würde. In unterrichteten Kreiſen hält man es aber
für wahrſcheinlich, daß dieſe Sachverſtändigenkomitees am Orte
der Konferenz zuſammentreten, namentlich wenn ihr Zuſammen=
tritt
weiterhin von Frankreich verſchleppt wird.

Amſterdamer Kongreß
der Inkerngkionalen Handelskammer.
Z. Die Internationale Handelskammer veranſtaltet nach
einer zweijährigen Pauſe ihren fünften Kongreß in der Zeit vom
8.13. Juli in Amſterdam. Der letzte Kongreß in Stockholm im
Jahre 1927 ſtand unter dem Eindruck der Genfer Weltwirtſchafts=
konferenz
, die wenige Wochen vorher ſtattgefunden hatte. Die
Arbeiten der Internationalen Handelskammer haben in den Be=
ſchlüſſen
der Weltwirtſchaftskonferenz ſeinerzeit ihren Nieder=
ſchlag
gefunden, indem die Empfehlungen und Wünſche der In=
ternationalen
Handelskammer als einer der wichtigſten inter=
nationalen
Wirtſchaftsorganiſationen weitgehendſt berückſichtigt
wworden ſind. Der Stockholmer Kongreß erhärtete die Reſolu=
tionen
der Weltwirtſchaftskonferenz, beſonders in Fragen der
Handelspolitik und der Abſchaffung der Handelsſchranken. Die
Arbeiten der Weltwirtſchaftskonferenz ſind vom Völkerbund bztv.
von dem Wirtſchaftsbeirat des Völkerbundes fortgeſetzt worden.
Anläßlich des Beginnes des Amſterdamer Kongreſſes muß ein
kurzer Ueberblick der Entwicklung des Welthandels und der
Handelspolitik in den letzten zwei Jahren gegeben werden. Die
Steigerung des Welthandels ſetzte im Jahre 1927 ein, jedoch war
im Jahre 1928 der Fortſchritt wieder geringer, und die Steige=
rung
betrug nur wenige Prozent und kam hauptſächlich Europa
zugute. In der Handelspolitik hat es ſich gezeigt, daß die Rat=
ſchläge
der Weltwirtſchaftskonferenz von 1927 nicht in dem
Maße von den Regierungen befolgt worden ſind, daß aus dieſem
Grunde eine Steigerung des Welthandels eingetreten wäre. Im=
merhin
kann aber geſagt werden: der protektioniſtiſche Zug der
Handels=, Verkehrs= und Wirtſchaftspolitik mancher Länder wäre
noch viel ſtärker in Erſcheinung getreten, wenn nicht infolge der
internationalen Zuſammenarbeit doch Hemmungen beſtanden
hätten. Beſonders im erſten Jahre nach der Weltwirtſchafts=
konferenz
war bei den einzelnen Ländern eine gewiſſe Neigung
vorhanden, geplante weitere Erhöhungen der Zölle hinauszu=
ſchieben
oder wenigſtens zu mildern. Von dieſer Neigung iſt
allerdings zurzeit wenig zu merken, im Gegenteil, man ſcheint
wieder den Protektionismus aufnehmen zu wollen, was zum
großen Teil daran liegt, daß die Not der Landwirtſchaft zu einem
Weltagrarproblem geworden iſt und daß in einzelnen Ländern
die Schwierigkeiten nicht aus dem Geſichtspunkte der Weltwirt=
ſchaft
, ſondern aus dem der Landwirtſchaft oder der Induſtrie
betrachtet werden. Gerade in der gegenwärtigen Zeit prägt ſich
der Zug der einzelnen Wirtſchaft eines Landes nach jeder irgend=
wvie
erreichbaren Selbſtgenügſamkeit wiederum ſehr ſtark aus, wie
es auch nach dem Krieg war; das ſtärkſte Wirtſchaftsland der
Welt, das wohl in der Lage wäre, mit ſeinen natürlichen Kraft=
quellen
, Bodenſchätzen und rieſigen Kapitalien auch in einer
freieren Weltwirtſchaft ſich ſeinen Platz zu ſichern, folgt dem
Zuge der Zeit und ſtellt ſich als Trägerin des Gedankens der
Selbſtgenügſamkeit an die Spitze.
Da ſich die Wirkſamkeit der Internationalen Handelskammer
als Wortführerin der großen Verbände von Induſtrie, Handel,
Bankweſen und Verkehr im internationalen Wirtſchaftsleben im=
mer
mehr fühlbar macht, kommt dem diesjährigen Kongreß eine
ganz beſondere Bedeutung zu. Die Internationale Handelskam=
mer
wird über ihre Arbeiten im Hinblick auf die praktiſchen Er=
folge
der internationalen Arbeit, die ſeit ihrem Stockholmer Kon=
greß
im Sommer 1927 in den letzten beiden Jahren nun auf
diplomatiſchen und Regierungs=Konferenzen zur Durchführung
der Beſchlüſſe der Genfer Wirtſchafts=Konferenz geleiſtet worden
iſt, berichten. Der Kongreß wird ſich dabei mit zwei Arten Fra=
gen
befaſſen, einerſeits mit internationalen Wirtſchaftsfragen
allgemeiner Art, andererſeits mit den mehr techniſchen Fragen,
die von den Ausſchüſſen zwiſchen dem Stockholmer und dem Am=
ſterdamer
Kongreß bearbeitet worden ſind. Eine Frage allge=
meiner
Art iſt die Handelspolitik und die Beſeitigung der Han=
delshemmniſſe
, die von jeher das Hauptproblem der Internatio=
nalen
Handelskammer war, und bereits auf dem Brüſſeler Kon=
greß
im Jahre 1925 und auf dem Stockholmer Kongreß im Jahre
1927 eine eingehende Behandlung erfahren hat. Da die Inter=
nationale
Handelskammer auf dem Gebiete der Handelspolitik
bereits poſitive Ergebniſſe herausgearbeitet hat, ſo beſteht die
Sonderaufgabe des Amſterdamer Kongreſſes darin, dafür zu ſor=
gen
, daß dieſe wertvollen Ergebniſſe zur Erleichterung des inter=
nationalen
Wirtſchaftsverkehrs und zur Beſeitigung der beſtehen=
den
Hinderniſſe nicht in Frage geſtellt werden. Einzelfragen, zu
denen der Amſterdamer Kongreß Stellung zu nehmen hat, ſind in
dieſem Zuſammenhang die Berechnung des Wertes bei der Zoll=
erhebung
ad valorem, die den Zollbehörden erteilte Vollmacht
bei der Klaſſifizierung der Waren und bei der Erhebung der für
die einzelnen Zölle vorgeſehenen Poſitionen, ferner Diskrimina=
tions
=Maßnahmen ſowie Verwaltungs=Maßnahmen protektio=
niſtiſcher
Natur ſeitens einzelner Länder. Zu erwähnen ſind
weiter die Ratifizierung und Durchführung des Völkerbunds=
Uebereinkommens über die Vereinfachung der Zollformalitäten,
die Anwendung der Meiſtbegünſtigungsklauſel, die Verhängung
von Zollſtrafen uſw. Auch zu dem vom Völkerbund gemeinſam
mit der Internationalen Handelskammer ausgearbeiteten Ueber=
einkommen
über die Rechtsſtellung der Fremden, mit dem zu=
gleich
die Aufhebung der obligatoriſchen Paſſiven erſtrebt wird,
ferner zu dem internationalen Uebereinkommen zur Beſeitigung
der Ein= und Ausfuhr=Verbote, das den Völkerbund und die Re=
gierungen
der Länder noch beſchäftigt, wird der Kongreß erneut
Stellung nehmen, damit dieſe Uebereinkommen von den Regie=
rungen
angenommen werden. Die Regelung des Fremdenrechts
ſoll in einer diplomatiſchen Korreſpondenz in dieſem Jahre ihren
Abſchluß finden, das Abkommen zur Beſeitigung der Ein= und
Ausfuhr=Verbote tritt bekanntlich in Kraft, wenn es von 18 Staa=
ten
vor dem 30. September 1929 ratifiziert worden iſt.
Eine weitere Frage allgemeiner Art, die an ſich nicht neu iſt,
aber auf Grund der Ergebniſſe einer Umfrage der Internatio=
nalen
Handelskammer über die privaten und öffentlichen Unter=
nehmungen
in den wichtigſten Ländern in einem ganz neuen
Lichte, und zwar losgelöſt von den inneren Intereſſen jedes Lan=

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Seite 2

Dienstag, den 9. Juli 1929

Nummer 188

des, erſcheinen kann, iſt die privatwirtſchaſtliche Betätigung der
öffentlichen Hand. Das Problem der privaten und öffentlichen
Unternehmung iſt gerade deshalb aktuell wie noch nie zuvor, weil
ſich die raſche und ſtarke Entwicklung der ſtaatlichen Wirtſchaft im
internationalen Wirtſchaftsleben mehr und mehr bemerkbar
macht. Zweifellos kann der Kongreß, zumal das wertvolle Ma=
terial
aus der Umfrage über die Verhältniſſe in den einzelnen
Ländern vorliegt, zu einer Klärung dieſes Problems beitragen,
dabei wird es aber vor allem darauf ankommen, die Nachteile der
öffentlichen Betriebsführung auf denjenigen Gebieten nachzu=
weiſen
, die ſich von Natur für den Privatbetrieb beſſer eignen.
Die dritte Frage von großer allgemeiner Bedeutung iſt der inter=
nationale
Zahlungsausgleich bzw. die internationale Kapital=
bewegung
und das Goldproölem. Die Arbeiten eines beſonderen
Komitees der Internationalen Handelskammer auf dieſem Ge=
biete
haben eigentlich von der Behandlung des Problems der Re=
parationen
und der interglliierten Schulden ihren Ausgang ge=
nommen
; durch die Pariſer Vereinbarungen über die Repara=
tionslöſung
fällt die praktiſche Bedeutung dieſer Arbeiten, die
jetzt einen rein wiſſenſchaftlichen Charakter annehmen, fort, be=
ſonders
aber dann, wenn es zur Gründung der Reparationsbank
kommen ſollte.
Jeder der drei aufgeführten Fragen iſt auf dem Kongreß in
Amſterdam eine Vollſitzung gewidmet. Eine beſondere Prägung
erhält die Tagung der Internationalen Handelskammer durch die
Behandlung von China=Fragen, mit denen ſich eine weitere Voll=
ſitzung
befaſſen wird. Bei der Wichtigkeit der Erſchließung ganz
neuer Märkte für die alten Induſtrieſtaaten und vornehmlich für
Deutſchland iſt der wirtſchaftliche Wiederaufbau Chinas von ent=
ſcheidender
Bedeutung, und gerade die Internationale Handels=
kammer
ſcheint infolge ihrer Zuſammenſetzung beſonders ge=
eignet
, an dem Werke des Wiederaufbaues Chinas im Sinne
internationaler Zuſammenarbeit fördernd mitzuarbeiten. Die
Internationale Handelskammer hat ſich dieſer Frage beſonders
zugewendet und einen Ausſchuß für das Studium der chineſiſchen
Fragen geſchaffen, dem einflußreiche Perſönlichkeiten der ver=
ſchiedenen
Länder angehören. Eine aus 14 Köpfen beſtehende
lin gehört, nimmt an dem Kongreß teil, um für die chineſiſche Wirt=
ſchaft
die Zuſammenarbeit mit der Wirtſchaft anderer Länder
vorzubereiten und gemeinſam zu beraten. Das genaue Pro=
gramm
wird für die China=Fragen auf Grund einer eingehenden
Rückſprache der chineſiſchen Delegation mit dem Studiumaus=
ſchuß
der Internationalen Handelskammer aufgeſtellt.
Neben dieſen Fragen allgemeiner Art werden gewiſſe Trans=
port
= und Verkehrsfragen, vor allem die Frage des Wettbewerbs
zwiſchen Eiſenbahn und Kraftwagen, mit der ſich im vergangenen
Jahre bereits der Weltautomobilkongreß und die Internationale
Eiſenbahn=Union beſchäftigt haben, behandelt. Auf der Tages=
ordnung
ſtehen weiter die Frage der Schaffung eines einheit=
lichen
Warenverzeichniſſes, das Internationale Markenrecht, wo=
bei
es ſich beſonders um die Frage der Abtretung von Schutz=
marken
handelt, gewerblicher Rechtsſchutz (z. B. Erfindungs=
ſchutz
auf Ausſtellungen), Fragen des Wechſelrechts, Doku=
mentakkreditive
, Kreditbrieffälſchungen. Wichtig iſt auch die Frage
der Doppelbeſteuerung. Die J.H.K. bemüht ſich ſeit Jahren,
die dopelte Beſteuerung des gleichen Einkommens in zwei
verſchiedenen Ländern zu beſeitigen, der von ihr vorgeſchlagene
Grundſatz iſt die Beſteuerung am Wohnſitz der Steuerpflichtigen
und die Beſteuerung der Einkommen dort, wo ſie entſtehen. Die
Internationale Handelskammer arbeitet mit dem Völkerbund auf
dieſem Gebiete Hand in Hand, und es iſt alles vorbereitet, um
zwiſchen den einzelnen Staaten ein Abkommen zu ermöglichen,
das die internationale Döppelbeſteuerung abſchafft. Sicherlich
wird der Kongreß auf dieſem Gebiete, zu dem auch das Problem
der Steuerflucht gehört, zu einem praktiſchen Ergebnis kommen.
Endlich ſind noch zu erwähnen Fragen des Poſtweſens, Tele=
graphenweſens
und des Telephonverkehrs bei deren Behandlung
zugleich eine Stellungnahme der Internationalen Handelskam=
mer
zu den Beſchlüſſen des Brüſſeler Welttelegraphenkongreſſes
erfolgen dürfte, ſowie die Frage der internationalen Meſſen und
Ausſtellungen und das über dieſe Frage vorliegende Pariſer
Uebereinkommen von 1928, wobei unter Umſtänden zu einem
ähnlichen Uebereinkommensentwurf für internationale Meſſen
Stellung genommen werden wird. Alle dieſe techniſchen Fragen
ſind von den einzelnen Ausſchüſſen der Internationalen Handels=
kammer
bearbeitet worden; die Ergebniſſe werden dem Kongreß
vorliegen.
Je weiter die Arbeiten der Internationalen Handelskammer
fortſchreiten, je mehr dabei die einer Löſung harrenden Pro=
bleme
klargeſtellt werden, um ſo mehr wächſt die Bedeutung der
von der Internationalen Handelskammer veranſtalteten zwei=
jährigen
Zuſammenkünfte. Das gilt auch für den Amſterdamer
Kongreß, der jetzt über die Ergebniſſe der Arbeiten zweier Jahre
ſeit dem Stockholmer Kongreß zu beſchließen und dieſelben in
Empfehlungen und Wünſche an die Regierungen, an die inter=
nationalen
amtlichen Organiſationen zur Berückſichtigung und
praktiſchen Durchführung umzuwandeln hat. Da man die Er=
gebniſſe
der Weltwirtſchaftskonferenz in Genf und der Arbeiten

Vom Tage.
Von der preußiſchen Regierung wird mit aller Entſchiedenheit das
Gerücht dementiert, daß der Schwiegerſohn des erſten Reichspräſi=
denten
, Dr. Jänicke, aus politiſchen Gründen von ſeinem Landrats=
poſten
in Zeitz verſetzt würde.
Auf Erkundigungen wird von Dr. Eckener und Kapitän Leh=
mann
erklärt, daß ſie entgegen tendenziöſen Meldungen die Führung
des Zeppelinluftſchiffes wie ſeither weiter beibehalten.
Bei dieſen Mitteilungen handle es ſich um eine betrübliche Hetze gegen
Dr. Eckener, die eigenartigerweiſe gerade von Berlin ausgehe.
Botſchafter von Hoeſch hatte am Montag nachmittag eine
weitere Unterredung mit Generalſekretär Philipp Berthelot
und am Abend eine ſolche mit Außenminiſter Briand. Beide
Unterredungen dienten der Fortführung des Meinungsaustau=
ſches
über Geſtaltung und Aufgaben der bevorſtehenden Regie=
rungskonferenz
.
Im Prozeß gegen den Elſäſſer Benott verneinten die Geſchwore=
nen
ſämtliche Schuldfragen. Benoſt wird dementſprechend freige=
fprochen
.
Die amerikaniſchen Flieger Kapitän Yancey und Williams ſind mit
ihrem Flugzeug Pfadfinder von Old Orchard zum Fluge nach
Rom geſtartet. Die Flieger hoffen die Strecke in 4550 Stunden zurück=
zulegen
.
Der italieniſche König empfing heute vormittag in feierlicher Audienz
den erſten päpſtlichen Nuntius Borgongini=Duca, der ihm ſein Be=
glaubigungsſchreiben
überreichte.
Im Befinden des engliſchen Königs iſt ein Rückfall
eingetreten, der ernſter zu ſein ſcheint, als man zunächſt angenommen
hatte. Unter der alten Schnittwunde hat ſich zum zweiten Male ein
Abſzeß gebildet, der vorausſichtlich eine längere Behandlung mit
Röntgenſtrahlen erforderlich machen wird.
Die erſte regelmäßige Flugpoſtlinie in China iſt am Mon=
tag
aufgenommen worden. Es handelt ſich um die Linie Schanghai
Nanking, die täglich beflogen werden ſoll. Die Maſchine wird von
dem amerikaniſchen Fliegerhauptmann Henderſon geſteuert.

des an ihre Stelle getretenen beratenden Ausſchuſſes des Völker=
Delegation Chinas, zu der auch der Chineſiſche Geſandte in Ber= bundes dem von der Internationalen Handelskammer aufge=
nommenen
Kampf gegen die Handelshemmniſſe zuſchreiben kann,
ſo iſt anzunehmen, daß die Entſchließungen des Amſterdamer
Kongreſſes ihre Wirkung auf den Völkerbund, ſoweit nicht bereits
eine enge Zuſammenarbeit beſteht, und auf die bevorſtehenden
diplomatiſchen und Regierungskonferenzen nicht verfehlen wer=
den
. Da ſich zudem die Auffaſſung, daß eine wirkliche Weltwirt=
ſchaft
zum Nutzen aller nur auf der Grundlage internationaler
wirtſchaftlicher Zuſammenarbeit getrieben werden kann, mehr
und mehr durchſetzt, werden die Entſchließungen des Amſter=
damer
Kongreſſes der Internationalen Handelskammer in der
öffentlichen Meinung aller Länder beachtet werden und einen
ſtarken Widerhall finden.
Eine Enkſchließung der Landsmannſchaften Eupen
und Malmedy.
Bonn, 8. Juli.
Die Vereinigten Landsmannſchaften EupenMalmedy
Monſchau traten in Bonn zu einer Tagung zuſammen. Es
wurde folgende Entſchließung gefaßt und an das Auswärtige
Amt, das Reichsminiſterium für die beſetzten Gebiete und das
Preußiſche Staausminiſterium geſandt:
Die Jahresverſammlung der Vereinigten Landsmannſchaf=
ten
Eupen-MalmedyMonſchau richtet an die Reichsregierung
die dringende Bitte, bei den kommenden Verhandlungen mit Bel=
gien
dafür Sorge tragen zu wollen, daß der bei den belgiſchen
Wahlen vom 26. Mai Hlar und unverfälſcht zum Ausdruck ge=
kommene
Wille der abgetrenntem Gebiete, wieder mit dem deut=
ſchen
Vaterlande vereint zu werden, gehört und mit allen Mit=
teln
zur Geltung gebracht werde.
Zu der Tagung warem aus Neu=Belgien über 200 Gäſte er=
ſchienen
. Weitere Deutſche aus Neu=Belgien hatten ſich ange=
meldet
, mußten aber wegen Schwierigkeiten mit der belgiſchen
Behörde im letzten Augenblick abſagen.
Deukſch=Oftafrika vor der Mandakskommiſſion.
EP. Geuf, 8. Juli.
Wegen der Vereinigung des ehemaligen Deutſch=Oſtafrika
mit den angrenzenden engliſchen Kolonialgebieten gab heute
vor der Mandatskommiſſion des Völkerbundes der engliſche
Unterſtaatsſekretär für die Kolonien die Erklärung ab, daß die
neue engliſche Regierung dieſe Frage noch nicht
habe ſtudieren können, daß aber in keinem Falle eine
Entſcheidung getroffen. werden würde, die mit dem Mandats=
vertrag
über Tanganjika nicht vereinbar ſei. Dagegen teilte er
mit, daß jetzt ſchon die Militärſtreitkräfte von
Tanganjika unter das gleiche Kommando wie die
Kokonialſtreitkräfte von Njaſſaland (Rhodeſien) geſtellt
würden, eine Maßnahme, zu der England nach Artikel 10 des
Mandatsvertrages berechtigt iſt.

Dr. Hermes bleibk.
Der Beſchluß des Reichskabineus vom Montag abend, wo=
nach
Dr. Hermes alsbald die Handelsvertragsverhandlungen
mit Polen wieder aufnehmen ſoll, entzieht mit erfreulicher Deut=
lichkeit
allen Gerüchten den Boden, daß beabſichtigt ſei, Dr. Her=
mes
durch einen Beamten des Reichsfinanzwiniſteriums zu er=
ſetzen
. Alsbald nach der Verabſchiedung der Agrarhilfsmaß=
nahmen
und Zollerhöhungen für eine Reihe von landwirtſchaft=
lichen
Erzeugniſſen, wurde in parlamentariſchen Kreiſen der
Wunſch laut, Dr. Hermes, der ſeit längerer Zeit die Wirtſchafts=
verhandlungen
mit den Polen zäh geführt hat, abzuhalftern.
Man wies darauf hin, daß nach dem verſtärkten Zollſchutz für
die Landwirtſchaft das Schwergewicht der deutſch=polniſchen
Handelsvertragsverhandlungen ſich ſo verſchoben habe, daß man
ohne Not die Führung der weiteren Verhandlungen in War=
ſchau
in andere Hände geben könne. Dieſe Beſtrebungen kamen
polniſchen Wünſchen entgegen. Die Warſchauer Regierung hat
namentlich in letzter Zeit keine Gelegenheit verſäumt, dem
Reichskabinett einen Wechſel in der deutſchen Delegationsfüh=
rung
nahezulegen. Sie hat Herrn Dr. Hermes in ihrer Preſſe
mehr als einmal in der unfreundlichſten Weiſe dafür verant=
wortlich
machen laſſen, daß man in den Verhandlungen nicht
weiterkomme. Fraglos wäre eine Erſetzung von Dr. Hermes
durch einen Finanzbeamten ſowohl in Warſchau, wie in
Deutſchland als Erfolg der polniſchen Regierung ausgedeutet
worden ein Bedenken, dem ſich offenbar die Reichsregierung
nicht verſagen konnte.
* Rebellion bei den Sozialdemokraken.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Den Fraktionszwang, den die Mehrheit der ſozialdemokra=
tiſchen
Fraktion bei der Abſtimmung über das Konkordat am
Dienstag durchſetzte, hat bei dem linken Flügel eine ſtarke Ver=
ſtimmung
ausgelöſt. Namentlich Adolf Hoffmann macht kräftig
Oppoſition, und er hat rund heraus erklärt, daß er ſich dieſem
Fraktionszwang nicht fügen werde. Ihm haben ſich mehrere Ab=
geordnete
angeſchloſſen. Infolgedeſſen haben die Fraktionsdiplo=
maten
eine Aktion eingeleitet, um der Oppoſition Gelegenheit zu
geben, ſich der Abſtimmung fernzuhalten. Auch der Fraktionsvor=
ſitzende
Heilmann ſoll ſich bereit erklärt haben, dem linken Flügel
Gelegenheit zu geben, ſich an der entſcheidenden Abſtimmung
nicht zu beteiligen. Es fragt ſich allerdings, ob die Gruppe um
Hoffmann dieſen Ausweg wählen wird oder ob ſie nicht trotzdem
im Saal bleiben und mit Nein ſtimmen wird. Im Grunde wer=
den
jedoch die Ausſichten des Konkordates nach wie vor für gün=
ſtig
erachtet.
Der Verwaltungsrak der Reichspoft in Königsberg.
Königsberg, 8. Juli.
Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichspoſt trat am 8. Juli
in Königsberg zu einer Sitzung zuſammen. Neben dem Zweck,
die Provinz Oſtpreußen zu beſuchen, diente die Sitzung der Ver=
abſchiedung
einiger Vorlagen. Der Verwaltungsrat genehmigte
die Jahresnachweiſung über die Einnahmen und Ausgaben der
Deutſchen Reichspoft für das Rechnungsjahr 1928. Ferner ſtimmte
er den vorgeſchlagenen Aenderungen der Poſtordnung und der
Poſtſcheckordnung zu. Die neuen Beſtimmugnen der Poſtord=
nung
ſehen mit Rückſicht auf die namentlich im Buchhandel und
im Zeitſchriftenverlag oft vorkommenden Formate für Päckchen
erweiterte Abmeſſungen vor. Durch die Vorlage über eine Aen=
derung
der Poſtſcheckordnung werden für die ſofortige Ausfüh=
rung
von Laſt= und Gutſchriften ſogenannte Eilaufträge ein=
geführt
.
*Die preußiſchen Kommunglwahlen am 17. November
Es kann jetzt beinem Zweifel mehr unterliegen, daß die
preußiſchen Kommunalwahlen am 17. November ſtattfinden
werden. Vom Staatsminiſterium liegt zwar noch immer kein
Beſchluß vor, doch iſt bei allen Parteien die Stimmung für den
17. November vorhanden. Nach dem Beſchluß des Landtages
müiſſen die Kommunälwahlen im letzten Vierteljahr 1929 er=
folgen
. Der 17. November iſt inſofern günſtig, als zu dieſem
Zeitpunkt auch in der Landwirtſchaft alle weſentliche Arbeit
erledigt iſt und die Landbevölkerung vollzählig zur Wahlurne
gehen kann. Dieſen Wahlen kommt eine erhebliche Bedeutung
zu. Sie geben einen Maßſtab für die in Preußen herrſchende
politiſche Stimmung. Leider gibt es unter den derzeitigen
Wahlvorſchriften keine anderen Möglichkeiten, als die Kommu=
nalwahlen
zum Stimmungsbarometer zu machen. Früher konnte
man wenigſtens an Hand der Stichwahlen feſtſtellen, wie die
Einſtellung bei der Wählerſchaft war.

Ich kreuze durch die Zykladen.
Von Kaſimir Edſchmid.
Die Griechen genießen als Seefahrer den Ruf des Glücks
und des Talendes. Alkibiades Togyas, mit dem ich lange in
den griechiſchen Meeren herumfuhr, warf im Hafen von Syros
zum Beiſpiel den Anker ſo, daß der Dampfer von zweitauſend
Tonnen genau einen Meter vom Quai entfernt ſtehen blieb.
Hundert Zentimeter weiter und ſeine Geſellſchaft hätte ihn wegen
des Objekts von zwanzigtauſend engliſchen Pfunds gelyncht.
Dieſe Geſellſchaft hätte allerdings aus ſeinen Brüdern beſtanden.
Die Togyas ſind eine große Reeder=Familie und gleichzeitig
Kapitäne. Vier Brüder. Keine Angſt, daß einer ſich um zwan=
zig
Zentimeter verkalkuliert. Wenn man ſich den Sport macht,
zwiſchen den Inſelgruppen herumzufahren, lernt man faſt alle
griechiſchen Schiffsgeſellſchaften kennen, die Dampfer, die Kapi=
täne
, das Renommee und den Klatſch. Wie bei den Tennis=
ſpielern
. Wie in der Literatur. Wenn ein griechiſcher Dampfer
ſinkt, lachen die Kapitäne der ganzem Flotte. Die Griechen ſind
zu geſchickte Maritime, um eine Havarie für möglich zu halten.
Sie lächeln, ſtrecken den Hals nach vorn und ſchlagen die Augen
nach oben. Das iſt die typiſchſte griechiſche Geſte. Kopfſchütteln
und Achſelzucken kennen ſie überhaupt nicht. Dieſe Geſte heißt
nein und ſie kann auch heißen, die Welt möge weiterhin Gott be=
fohlen
ſein. Was ſchließlich die Havarie betreffe, ſo werde es
eine gute Verſicherung ſein.
Einmal ließ Alkibiades Togyas im Hafen der Inſel Syros
einen maritimen Witz ſteigen. Er ſaß am Quai unter einem
Briefkaſten mitten unter den Tiſchen mit Kerzen und es wurde
geuanzt. Das Schiff ſollte um zehn Uhr abends fahren, und die
Paſſagiere ſahen um halb zwölf Alkibiades Togyas noch tanzen
und warem beruhigt. Dieſe Schiffe ſind alle Tronsportſchiffe,
die Gemüſe Kühe, Hämmel und Holz transportieren, aber auch
eine Anzahl Kabinen haben. Fremde verirren ſich ſelten hierher.
Togyas hatte nur nit Griechen zu tun, was für einen Griechen
eine beſondere Sache iſt. Der Grieche liebt nämlich die Fremden
und wartet zwei Stunden, wenn ein Fremder zu ſpät an den
Quai kommt und verlangt nicht einmal, daß er den Dampf be=
zahlt
. Den Griechen gegenüber iſt der Kapitän unbarmherzig.
Er fährt eine Stunde früher ab, wenn er kann, um ſie zu ärgern.
In dieſer Nacht in Syros fuhr Alkibiades Togyas heimlich mit
mir und mit heulenden Ventilen fünf Minuten nach halb zwölf
in den Hafen hinaus. Die tödlich erſchreckten Griechen kletterten
wie Wanzen in die Kähne, um den Dampfer einzuholen. Alki=

biades ließ fünfhundert Meter weiter ankern und kehrte noch eine
Stunde an Land zurück. Tatſächlich fand jedermann dieſen Witz
entzückend. An demſelben Quai in Syros, deſſen Hauptſtadt
Hermoupolis heißt, iſt eine berühmte Lukumi=Fabrik. Die Grie=
chen
ſind das vernaſchteſte Volk auf der Welt und können ohne
Süßigkeit nicht exiſtieven. Hammel und Lukumi, eine unbegreif=
liche
Polarität ihrer Wolluſt. Lukumi wird aus Zucker, Gelatine
und Blumeneſſenzen hergeſtellt, in viereckigen Stücken. Es ſchmilzt
auf der Zunge mit einem delikaten Geſchmack von Blumenparfüm.
Dieſer Geſchmack iſt ſo graziös wie raffiniert, aber man muß in
der Tat jedesmal ein viertel Pfund Zucker ſchlucken, eh man zu
dieſer Delikateſſe kommt, was zu hoch bezahlt iſt. Die griechiſchen
Frauen ſind meiſtens nicht ſchön, was das Lukumi=Laſter ver=
urſacht
. Ich ſehe, ſagte der Fabrikant, der wie ein Bäcker mit
Schürze in ſeinem berühmten Laden ſtand, daß Sie ein Fremder
ſind. Es iſt meine Pflicht als Patriot, Ihnen Lukumis anzubie=
ten
und Sie werden nichts dafür zahlen. Dieſer Satz war voll=
kommen
ernſt. Das Gefühl für Gaſtfreundſchaft iſt tief verwach=
ſen
und geht bis mitten ins Geſchäft. Die Gaſtfreundſchaft hat
hier eine Geſte gezüchtet, die reizend wirkt. Während ich Lukumis
, ſtöberten ſechs Kinder dieſes berühmten Mannes, der ſieben
Höfe traktiert, in den Bonbons=Kaſten. Er ſah ſie mit beſonderem
Stolz an und ſtellte ſie vor. Es war ein rüſtiger Mann mit grau=
em
Haar. Offenbar war er ſtolzer auf die Leiſtung von elf Kin=
dern
als auf ſeine Lukumis.
Im Laden nebenan hingen Kälber, im Fell geſchlachtet, den
Kopf nach unten. Man hatte ſie graziös hergerichtet. Den Tieren
waren die Hälſe durchgeſchnitten und die Köpfe zurückgebogen,
indem man ihnen die Schwanzſpitze um die Zunge band. Dieſe
Stadt Hermoupolis iſt merkwürdig gebaut. Ganz weiß, auf zwei
Hügeln hinauf, wie aus Würfeln, mit ſteilen Linien und hohen
Spitzen. Man ſieht ſolche Städte nur auf dieſen Inſeln. Ganz
ſpitz, mit kühnen und zugleich weichen Linien. Er ſcheint, dieſe
Städte hätten den Ehrgeiz der Berglinien, plaſtiſcher zu machen.
Fünfundzwanzigtauſend Einwohner. Ein Theater aus weißem
Marmor mit reizend angepappten vier Rängen. Eine Stadt, ſüd=
licher
als die Phantaſie ſich den Begriff ſüdlich jemals bilden
kann. Dabei ohne jede Ueppigkeit, ohne die Seide, die Wolluſt Ita=
taliens
. Farbe, Linien, Licht. Gewiſſe Farbtöne wie in Afrika. Höchſte
Diskretion von Roſa, von Gelb. Dahinter immer das dunkle,
das Herz aufwühlende Blau des Meeres. Dieſe Meerfarbe iſt
vielleicht der einzige große Zauber, den die Welt noch hat. In
ihm iſt alles, was es einmal an Legende, an Göttern, an Harmo=
nie
gab, noch einheitlich, noch unter dem Gefühl eines wunſch=
loſen
Glückes vorhanden.

Ueber die Zykladen=Inſeln fuhr das Hellenentum einſt wie
auf einer Terraſſe nach Aſien. Es war keine Reiſe, ſondern eine
Stafette des Feſtlandes. Es gibt in dieſen Meeren zwiſchen Kreta
und Konſtantinopel, zwiſchen Smyrna und Athen, kaum einen
Punkt, von dem aus das Meer nicht mit den zarten Wolken ferner
Inſeln bedeckt wäre. Wie ſagenhafte Vogelſchwärme liegen die
griechiſchen Inſeln in der Flut. An einem beſonders klaren Tag
ſah ich Egina auf ſiebzig Meilen, was ein ungeheurer Effekt iſt.
Wenn man hinter Naxos in Nios einfährt, ſieht man zum Bei=
ſpiel
Santorin in der Ferne, Paros hinter ſich, Milos und Si=
phons
rechts und Amorgos links. Ueberall Bergſilhouetten in
reinem Dunſt. Das zwiſchen Aſien und dem Kontinent eingeſun=
kene
Plateau hält dieſe Spitzen hoch aus dem Meer heraus, das
ſelbſt es wie eine Schale umſchließt. Eine der edelſten Sachen der
Welt. Die Bai von Nios iſt faſt kreisrund. Tief unten eine
mächtige byzantiniſche Kirche, aus vielen Kuppeln und fein durch=
brochenen
Wänden. Aus dem grauweißen Gebirg von oben nach
unten fließt, wie ein Strom, die Stadt herunter, eine Kaskade von
einer Stadt, blütenweiß, ſo glühend hell, daß es den Fels faſt
ſprengt. Dazwiſchen ein paar graue Palmen. Am Quai unten
drei Zypreſſen. Dieſe Akzente hoher Einfachheit machen eine
Einfahrt in Nios unvergeßlich. Fiſcher rudern heran. Zwei
Segelboote. Kein Ton. Das iſt die Stimmung der Zykladen, die,
um das Heiligtum auf der Inſel Delos gruppiert, in der antiken
Zeit eine Kulturgruppe darſtellten und eine politiſche Rolle ſpiel=
ten
, die heute, gemeſſen an den paar ſpärlichen Bergen, unbegreif=
lich
iſt. Delos, das viele ſehr intereſſante Altertümer beſitzt, wirkte
damals eine Idee aus, was, in Zuſammenhang mit Oelbäumen,
den höchſten Reichtum der Antike darſtellte. Noch in der Ferne
hat das weiße Segel=Dreieck dieſer Inſel die zarteſte Silhouette
der Zykladen.
Am furchtbarſten iſt Naxos, das im Innern Wälder von Oli=
ven
hat. Es hat einen berühmten Likör, der Kitron heißt. Auch
bekannten Käſe. Man nimmt beides zu ſich zuſammen mit ein=
gemachten
Pomeranzen. In Naxos ſaßen die Venetianer lange.
Es gibt noch alte Familien wie die Grafen Rocca. Ohne Adel
verſteht ſich, den die Griechen nicht kennen. Alte Paläſte. Unter
einem Syſtem von Berggipfeln zieht ſich die Stadt, quadratiſch,
würfelig, weiß nach dem Kaſtell hinauf. Auf einer Inſel ſeitlich
ein alter Tempelreſt. Aus naxiſchem Marmor, glänzend, faſt fett.
Nördlich liegt Paros, deſſen Stein die Welt unſterblich bereichert
hat. Die Gruben ſind nicht mehr in Betrieb. Rote Klippen.
Weiße Windmühlen, die aus großen Kegeln beſtehen, vor denen
ein Kreis von Drähten hängt. An dieſen Drähten werden ein
Dutzend kleiner Segel aufgezogen. Paros liegt flach an der

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Nummer 188

Dienstag, den 9. Juli 1929

Seite 3

Frankreichs Ankwork
auf das engliſche Aide-Mömoire.
w. Paris, 8. Juli.
Ueber die Regierungskonferenz veröffentlicht die Agentur
Havas die folgende, offenbar offiziöſe Auslaſſung: Im Mini=
ſterium
für auswärtige Angelegenheiten arbeitet man an der
Vorbereitung der Antwort auf das Aide=Mémoire, daß der eng=
liſche
Botſchafter am Samstag überreicht hat. Der Wortlaut die=
ſer
Antwort wird wahrſcheinlich ſo zeitig fertiggeſtellt ſein, daß
er morgen durch den Miniſter für auswärtige Angelegenheiten
Briand, dem Miniſterrat unterbreitet werden kann. Man kann
bereits jetzt vorausſagen, daß die Note der franzöſiſchen Regie=
rung
mit der engliſchen Verbalnote darin übereinſtimmt, daß die
Regierungskonferenz in den erſten Auguſttagen
beginnt. Dagegen dürfte ſie den Standpunkt Frank=
reichs
wegen der Wahl des Verhandlungsortes auf=
rechterhalten
. Die Note beſteht folglich auf der Wahl eines
neutralen Landes, wie der Schweiz, und hebt die Ungelegenhei=
ten
hervor, denen man würde Rechnung tragen müſſen, wenn die
Konferenz in der Hauptſtadt irgendeiner der intereſſierten Mächte
ſtattfinden würde. Hinſichtlich der Methode und des zu befolgen=
den
Verſahrens ſcheinen keine ernſtlichen Mißverſtändniſſe zu be=
ſtehen
. Sind doch die Grundlagen des Problems durch das
Genfer Communigué vom 16. September 1928 feſtgelegt. Es
wäre dabei nicht unmöglich, alle Verhandlungen gleichzeitig durch
ſeparate Organismen führen zu laſſen. Zum Beiſpiel könnte auf
dieſe Weiſe die Vollkonferenz die Frage der Reparationen be=
handeln
. Abgeſehen von England, Frankreich, Italien, Belgien,
Japan und Deutſchland wärden die übrigen an den Reparationen
intereſſierten Mächte, nämlich Polen, Rumänien, die Tſchecho=
ſlowakei
, Jugoſlawien, Griechenland und Portugal, an der Dis=
kuſſion
teilnehmen. Das Expertenkomitee würde die inzwiſchen
durch Inkraftſetzung des Noung=Planes aufgeworfenen Probleme
regeln, und ein anderes Komitee, in dem die ſechs Mächte, die
an den Beratungen in Genf im September vorigen Jahres teil=
genommen
haben, vertreten ſein würden, würde die Frage der
Feſtſtellungs= und Ausgleichskommiſſion ſowie der Räumung des
Rheinlandes zu regeln haben. Die Verſtändigung würde, wie es
ſcheine, auf dieſer Grundlage leicht zwiſchen den intereſſierten
Mächten erzielt werden können.
Die engliſche Regierung für baldige Räumung
des Rheinlandes.
Außenminiſter Henderſon brachte heute im Unterhaus noch=
mals
deutlich zum Ausdruck, daß die engliſche Regierung
entſchloſſen ſei, eine vollſtändige Räumung des
Rheinlandes zu dem früheſtmöglichen Zeit=
punkt
vorzunehmen. Sie würde es außerordentlich be=
dauern
, wenn die Zurückziehung der Truppen etappenweiſe erfol=
gen
müßte. Auch unter Beifall der Konſervativen erklärte Hen=
derſon
weiter Ziel der Regierung ſei, eine vollſtändige und
gleichzeitige Räumung im Einvernehmen mit der franzöſiſchen
und der belgiſchen Regierung anzuſtreben. Auf der bevorſtehen=
den
internationalen Regierungskonferenz ſoll das genaue Datum,
zu dem dieſe vollſtändige und gleichzeitige Räumung vorzuneh=
men
ſei, feſtgeſetzt werden.
Die erſte ernſte Meinungsverſchiedenheit zwiſchen Regierung
und Oppoſition entſtand heute im Parlament, als der konſer=
vative
Abgeordnete Sir Frederic Hall Einzelheiten über angeb=
liche
ruſſiſche Propaganda in Indien wiſſen wollte. Kolonial=
ſekretär
Wedgwood Benn ließ ſich trotz der wiederholten Zurufe
der Konſervativen nicht bewegen, die verlangte Auskunft darüber
zu geben.
Der Langnam=Perein und der Young=Plan.
Düſſeldorf, 8. Juli.
Der Verein für die Wahrung der gemeinſamen wirtſchaft=
lichen
Intereſſen im Rheinland und Weſtfalen hat heute, am
Schluß ſeiner außerordentlichen Mitgliederverſammlung, über
deren Verlauf bereits berichtet wurde, folgende Entſchließung
angenommen: Der Young=Plan ſtellt eine politiſche, und keine
wirtſchaftliche Löſung der Reparationsfrage dar. Die im
Langnam=Verein zuſammengeſchloſſenen rheiniſch=weſtfäliſchen
Wirtſchaftskreiſe lehnen daher die Verantwortung für die Mög=
lichkeit
der Erfüllung des Planes ab.

Küſte. Mit großen Moſchee=Bauten, byzantiniſchen Kirchen, deren
Kuppen hellblau ſind. Dieſes Hellblau ſcheint der tiefſte Gegen=
ſatz
zu ſein, den die tiefblaue Farbe des Meeres haben kann.
Die ſurpriſe=party der Zykladen iſt Santorin, das ſo ſüd=
lich
liegt, daß man die Schneeberge des Ida auf Kreta ſieht. Eine
Inſel von einem Dreiviertelkreis, in den man einfährt. Hunderte
Meter hoch, ſteile, ſenkrechte Wände. Das ganze ein eingeſunkener
Kraverrand. Neunzehnhundertfünfundzwanzig ſtieß mitten in die=
ſem
Kreis ein neuer Krater auf und ſchoß Monate lang Lava in
die Luft. Das rote Meer ſchwimmt voll Bimsſtein, der oft die
Größe von Felſen hat, die freundlich auf den Wellen hüpfen. Der
neue Krater liegt wie eine ſchwarze flache Waſſerroſe da, innen
hellgelb von Schwefel, an den Rändern blauſchwarz. Eine tolle
Farbenſenſation unter dieſer Sonne. Das Ueberraſchendſte aber
ſind die Städte, die auf dem Lavarücken der Felswände auf die=
ſem
Kreisbogen liegen. So kühn, ſo hoch, ſo ſenkrecht, ſo atemlos
phantaſtiſch habe ich, auch im Orient, keine Städte liegen ſehen.
Faſt ein wenig giftig in ihrer Phantaſtik. Aber vollkommen zau=
berhaft
. Auf der verkohlten ſchwarzen Lava blühen dieſe Städte
viele hundert Meter hoch herunter. Kuppeln und Minaretts.
In dem Weiß hin und wieder Piſtaziengrün oder Roſa bei den
Dächern. Flache Dächer. So unwirklich iſt nicht einmal Marokko.
Der Orient ſtirbt überall. Hier, wo fünfzehnhundert Jahre vor
Chriſto ſchon ein Sitz mykeniſcher, und das heißt überlegener
Kultur war, flattert er in einer Bildhaftigkeit auf, die an Dra=
matik
und an Unwahrſcheinlichkeit nicht zu ſchlagen iſt. Auf jeder
dieſer Inſeln kann man tagelang bleiben, was heißt der Welt
entrückt zu ſein, auch wenn es ſich herausſtellt, daß die Städte
Santorins ſelber im Innern wie die Hölle riechen.

Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. Sonntag, den 7. Juli 1929.
Die Meiſterſinger von Nürnberg.
Oper von Richard Wagner.
In dieſer letzten glänzenden Vorſtellung der Spielzeit verab=
ſchiedete
ſich Kapellmeiſter Rudolph von unſerer Bühne.
Seine Laufbahn, ſchnell und ehrenvoll emporſteigend, iſt bekannt.
Schon als Korrepetitor war er eine geſuchte und geſchätzte Per=
ſönlichkeit
. Als zweiter und alsdann erſter Kapellmeiſter hatte er
mehrfach innere Hemmungen und äußere Schwierigkeiten zu be=
kämpfen
. Er hat ſich aber durchgeſetzt und beſonders im letzten

Berhinderker Skaaksftreich in Rumänien
TU. Bukareſt, 8. Juli.
Der rumäniſchen Regierung war es ſeit einiger Zeit be=
kannt
, daß gewiſſe Militärkreiſe einen Staatsſtreich beabſichtigen.
Um dieſe Kreiſe einzuſchüchtern, ſprach Miniſterpräſident Maniu
in ſeiner Rede am Freitag davon, daß jeder, der die verfaſ=
ſungsmäßigen
Zuſtände des Landes nicht reſpektiere, auf die
eherne Gewalt des Staates ſtoßen werde. In der Nacht auf
Montag ſollte der Staatsſtreich verübt werden. Der ehemalige
Kriegsminiſter und Hofmarſchall Angelescu war als Miniſter=
präſident
auserſehen. Die Regierung hat jedoch ſchneller zuge=
ſchlagen
und noch im Laufe dieſer Nacht und am Montag vor=
mittag
zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Bis jetzt ſind
etwa 200 aktive und Reſerveoffiziere ins Militärgefängnis ein=
geliefert
worden. Darunter befinden ſich u. a. General Bro=
ſteanu
, Oberſt Sturdza, Oberſt Stoiyka ſowie zahlreiche andere
hohe Offiziere. General Angelescu, der Leiter der Bewegung,
iſt vorläufig mit Hausarreſt beſtraft worden. Die Regiewng iſt
Herrin der Lage. Im ganzen Lande herrſcht Ruhe. Für den
Montag abend iſt ein außerordentlicher Miniſterrat einberufen
worden, der über die weiteren Maßnahmen Beſchlüſſe faſſen und
ſodann die Preſſe von den Vorgängen unterrichten wird. Den
Zeitungen iſt es bisher verboten, über die Ereigniſſe zu be=
richten
.
Eine Erklärung der Regierung.
EP. Bukareſt, 8. Juli.
Ueber die Entwicklung der Vorgänge in Rumänien gibt das
Innenminiſterium heute abend folgende Erklärung aus:
Einige Agitatoren aus dem Zivilſtande verſuchten, geführt
von einem früheren Oberſten Auguſt Stoiyka, anſcheinend ein
Komplott gegen die öffentliche Ordnung zu organiſieren. Es iſt
ihnen aber nicht gelungen, auch nur den geringſten Aufruhr zu
erzeugen. Das ganze Ergebnis ihrer Aktion beſtand darin, daß
es ihnen gelang, ſich der Mitwirkung zweier Offiziere und
einiger Arbeiter aus den Militärwerkſtätten zu verſichern. Die
Agitatoren und ihre Komplizen ſind verhaftet worden. Die Nach=
richten
über Straßenumzüge und Störungen der Ordnung
widerſprechen der Wahrheit. Im ganzen Lande herrſcht voll=
kommene
Ruhe. Die Ordnung wurde nirgends geſtört, und die
Armee tut nach wie vor ihre Pflicht.
Heute mittag wurde der Regentſchaftsrat über die Angele=
genheit
infowmiert. Er hat der Regierung freie Hand für ihr
weiteres Vorgehen gelaſſen.
Macdonald und das indiſche Problem.
Vor zwei Jahren erhoffte die indiſche Bevölkerung noch
eine tatkräftige Unterſtützung ihrer Beſtrebungen von ſeiten der
Arbeiterpartei. Ihre Führer wandten ſich damals an Macdonald
mit der Bitte, dafür zu ſorgen, daß die Arbeiverdelegierven der
Simon=Kommiſſion zurückgezogen würden. Macdonald weigerte
ſich jedoch, dieſem Verlangen nachzukommen. Die Arbeiterpar=
teiler
blieben in der Kommiſſion, und im Verlaufe der ſpäteren
Arbeiten hat ſich gezeigt, daß die Mitglieder in keinerlei Mei=
Macdonalds zur Macht in den nationaliſtiſch=indiſchen Kreiſen
recht kühl aufgenommen. Zu den Gründen, warum die engli=
ſchen
Arbeiterparteiler in der indiſchen Frage Hand in Hand
mit den Liberalen gehen, gehört ſicherlich die Tatſache, daß der
indiſche Freiheitskampf zum Teil von bolſchewiſtiſcher Propa=
ganda
getrieben wurde. Wenn die Moskauer Lehren im indi=
ſchen
Volke Nahrung finden, ſo liegt das weniger an einer kom=
muniſtenfreundlichen
Einſtellung der Maſſen, als vielmehr an
den unglaublich ſchlechten Arbeitsbedingungen. Die Simon=
Kommiſſion hat nun in ihren Berichten ganz beſonders die bol=
ſchewiſtiſche
Gefahr hervortreten laſſen, und ſie hat dadurch in
der Kommiſſion eine einheitliche anti=bolſchewiſtiſche Front ge=
ſchaffen
.
Man darf nicht überſehen, daß außer der Simon= Kommiſ=
ſion
noch eine Reihe anderer engliſcher Kommiſſionen Indien
bereiſt und bereiſt hat. Unter ihnen wäre beſonders der But=
ler
=Ausſchuß zu erwähnen. Dieſer beſchäftigt ſich lediglich mit
der ſtaatsrechtlichen Stellung der Maharadſchas. Gerade dieſe
Frage iſt ſymptomatiſch für die Verworrenheit des indiſchen
Problems. Etwas weniger als, die Hälfte des indiſchen Bodens
wird durch dieſe Eingeborenenſtaaten umfaßt. Das ſind große,
mittlere und kleinere Fürſtentümer, die ſich unter der Regie=
rung
der Maharadſchas einer gewiſſen Selbſtändigkeit erfreuen.
Bei der bevorſtehenden Reform der ſtaatlichen Verhältniſſe In=
diens
legen nun die Fürſten den Hauptwert darauf, daß ihre
ſouveräne Stellung gewahrt bleibt. Sie wollen ſich beinem
indiſchen Parlament beugen, ſondern ſich nur direkt dem Vize=
könig
unterſtellen. Sie ſtehen demnach im ſtrikten Gegenſatz zu
den indiſchen Nationaliſtenführern. Wenn man ſich dabei noch
an das indiſche Kaſtenweſen und an die Religionsfrage erin=
nert
, ſo wird man verſtehen, welche ungeheure Aufgabe Mac=

Halbjahre diejenigen Eigenſchaften zur Reiſe gebracht, die ihn
auszeichnen; Große Genauigkeit der Einſtudierung, der Wieder=
gabe
und Zeichengebung, Treue gegen das Original, Tempera=
ment
, außergewöhnliche Muſikalität und Gedächtniskraft, Einſatz
der ganzen Perſönlichkeit mit bis zum letzten Takt aushaltender
Spannkraft. Er bewies ſeine Zuverläſſigkeit in großen Auf=
gaben
: Freiſchütz, Aida, Lohengrin, Othello und ſchließlich den
Meiſterſingern.
Wir bedauern ſein Ausſcheiden aus vielen Gründen, und
wünſchen dem beſcheidenen, vornehm denkenden Menſchen und
vortrefflichen Muſiker in ſeiner neuen Prager Stellung Glück und
Erfolg.
v. H.
* Orpheum.
Horn=Harprecht Gaſtſpiel: Der Geiſterzug.
Der Geiſterzug, die dreiaktige Kriminalkomödie von Ar=
nold
Ridley, deren Verfilmung wir vor einiger Zeit ſchon
genießen konnten, brachte, wie bereits mitgeteilt, einen vollen Er=
folg
für die Aufführung, in erſter Linie aber ſehr herzliche Ova=
tionen
für Bruno Harprecht und Eliſabeth Horn= Har=
drecht
, die beim Erſcheinen auf der Bühne herzlichſt begrüßt
wurden und am Schluß der Premiere für viele Blumen danken
konnten.
Der Geiſterzug iſt eine ſenſationell wirkende Dramatiſie=
rung
eines ganz eigenartigen Schmuggeltricks an der nordameri=
kaniſchen
Grenze. Die Handlung ſpielt in einer kleinen Station.
Sie entſpricht dem Titel. Es geiſtert alles mögliche durch die
Handlung hindurch: vorgetäuſchter und wirklicher Mord, Ent=
larvung
einer ganzen Verbrecherbande u. v. a. mehr. Die Hand=
lung
eingehender zu ſchildern, würde die Spannungsmomente
töten, die in einem Senſationsſtück ja die Hauptſache ſind. Be=
ſtätigt
ſei aber gerne, daß die Regie Adalbert Steffters im
Rahmen des Möglichen alles leiſtet, was die Handlung gut zu
illuſtrieren in der Lage iſt. Es geiſtert nicht nur ein vor 20
Jahren ermordeter Lokomotivführer, es geiſtert nicht nur der
Geiſterzug ſelbſt in geſchickter Aufmachung durch die Bühnen=
bilder
, es ziſcht und kracht von allen Seiten, kurz es iſt eine glän=
zende
Senſationsſtimmung geſchaffen, die geeignet iſt, die Span=
nung
aufs Höchſte zu ſteigern.
Die Aufführung mit Bruno Harprecht und Cliſabeth Horn=
Harprecht an der Spitze iſt ausgezeichnet. Harprecht ſelbſt ver=
ſteht
es, das Doppelcharakteriſtikum ſeiner Rolle bis zum Schluß

donald mit der Regelung der indiſchen Frage übertragen wor=
den
iſt. Die Führer der engliſchen Arbeiterpartei ſind Patrio=
ten
, durchaus im Sinne des britiſchen Weltreiches. Sie ſind
auch keine Republikaner, wie die Sozialdemokraten anderer
Länder, und ſicherlich wird Macdonald, ebenſowenig wie Bald=
win
oder ein anderer konſervativer oder liberaler Miniſterpräſi=
dent
, eine Politik fördern, die die Vormachtſtellung Englands
in Indien erſchüttern könnte.

Polens ſchwierige Wietſchaftslage.
* Warſchau, 8. Juli. (Priv.=Tel.)

In Warſchau ſcheint man ſich in ernſtlicher Sorge um die
künftige Wirtſchaftsentwicklung in Polen zu befinden. Schon ſeit
Wochen beſchäftigen ſich nicht nur die maßgeblichen polniſchen
Wirtſchaftskreiſe, ſondern auch die amtlichen Stellen, mit der
Frage, wie die wirtſchaftliche Zukunft Polens beſſer geſtaltet
werden kann. Wie aus den in letzter Zeit gepflogenen Beſpre=
chungen
über die Wirtſchaftslage Polens hervorgeht, glaubt man
nämlich trotz der optimiſtiſchen Erklärungen, wie ſie noch kürzlich
von Regierungsſeite, verbreitet wurden, nicht daran, daß eine
Beſſerung der Wirtſchaftslage zu erwarten iſt. Man nimmt viel=
mehr
an, daß im Gegenteil die bisherigen Schwierigkeiten wachſen
werden, falls nicht durch planmäßige Verbeſſerungen Abhilfe ge=
ſchaffen
wird. Dieſer Gedanke ſcheint nunmehr auch in Regie=
rungskreiſen
Eingang gefunden zu haben. Das ſchließt man vor
allem aus der kürzlich erfolgten amtlichen Veröffentlichung des
Berichts des Warſchauer Inſtituts für Konjunkturforſchung. Auf
einen ähnlichen Ton war auch die Rede des Leiters des Finanz=
miniſteriums
, Oberſt Matuſzewſky, in der letzten Sitzung des pol=
niſchen
Finanzrats abgeſtimmt. Aus dieſer Rede will man ſogar
ſchließen, daß die Regierung nunmehr endlich an die Aufſtellung
des ſchon lange geforderten Wirtſchaftsprogrammes herangehen
will.
Im einzelnen iſt aus der Rede Matuſzewſkys zu erwähnen, daß
der Miniſter zwar die alarmierenden Nachrichten über die pol=
niſche
Wirtſchaftslage zu zerſtreuen ſuchte, dennoch aber die ernſte
Situation zugeben mußte. Beſondere Sorge ſchien dem Miniſter
das Steigen des Dollars, der ſtarke Abfluß der Deviſen aus der
Bank Polſki und der ſpärliche Eingang neuer Einlagen bei den
Sparkaſſen zu bereiten. Einige Senſation hat die Ankündigung
erregt, daß die Regierung den Haushaltsplan für das Jahr 1929/
1930 vorausſichtlich nicht in der vorgeſehenen Höhe durchführen
werde. Der Miniſterrat habe nämlich in ſeiner Sitzung vom
8. Mai beſchloſſen, die vorgeſehenen Ausgaben um 150 Millionen
Zloty herabzuſetzen. Der Beſchluß der Regierung ſei deshalb er=
folgt
, um der wirtſchaftlichen Notlage und der Geldknappheit ent=
gegenzuwirken
. Am beſten könne man ſich, ſo meinte der Miniſter,
gegen eine Geld= und Wirtſchaftskriſe durch den Beſitz von flüſ=
ſigen
Erſparniſſen verteidigen. Matuſzewſky hofft, daß nach Ab=
rechnung
einer beſtimmten Summe für die Eiſenbahn, die durch
den ſtarken Froſt Materialſchäden in Höhe von etwa 71 Millionen
Zloty erlitten hat, und anderen Nachtragskrediten eine Erſparnis
von 100 Millionen Zloty erzielt werden könne. Bemerkenswert iſt,
daß man nach den Ausführungen Matuſzewſkys ſogar ſo weit
* London, 8. Juli. (Priv.=Tel.) gehen will, vorläufig keine ſtaatlichen Neubauten mehr zu be=
ginnen
. Allerdings ſoll, ein beſonderes Steckenpferd der Polen,
der Ausbau des Gdinger Hafens mit aller Energie fort=
geſetzt
werden. Weiter kündigte Matuſzewfky an, daß das Kredit=
weſen
durch die Aufnahme eines langfriſtigen Auslandskredites
auf eine breitere Grundlage geſtellt werden ſoll. Auch werde die
Regierung die Aufnahme kurzfriſtiger Anleihen erleichtern, in=
dem
ſie die Beſteuerung fortfallen laſſe. Man will alſo allem
Anſchein nach mit allen Mitteln verſuchen, die ſchwierige Wirt=
ſchaftslage
Polens zu beheben, wobei es allerdings fraglich er=
ſcheint
, ob durch große Erſparniſſe beim Haushalt der Verſchlech=
nungsſtreit
gerieten. Deshalb hat man denn auch die Rückkehr terung der Wirtſchaftslage wirkſam entgegengetreten werden kann.

Daneben beſchäftigt man ſich in polniſchen Regierungskreiſen
auch noch mit anderen Plänen, um die wirtſchaftlichen Nöte Po=
lens
abzuſtellen. Im Vordergrund ſcheint jetzt die Reform der
Umſatzſteuen zu ſtehen. In den letzten Tagen hat der Miniſter=
präſident
von den Reſſortminiſtern die Vorlegung von entſpre=
chenden
Anträgen gefordert. Doch dürfte die geſetzliche Erledigung
dieſes Planes auf erhebliche Schwierigkeiten ſtoßen. Nichtsdeſto=
weniger
aber ſcheint man entſchloſſen zu ſein, dieſen Weg zu
gehen, da Matuſzewſky ſelbſt einer Abordnung der Warſchauer
Handelskammer verſprochen hat, daß eine umfaſſende Steuer=
reform
auf jeden Fall durchgeführt werden ſoll. Ob dann aller=
dings
das Sparprogramm der Regierung durchgeführt werden
kann, erſcheint fraglich, da die Herabſetzung der Umſatzſteuer
natürlich Rückwirkungen auf den Ausgleich des Staatshaushaltes
haben muß. Auch innerhalb des Seim beſchäftigt man ſich mit
der polniſchen Wirtſchaftsnot. Hier geht man offenbar von dem
Plan aus, die Anträge der Regierung auf Aenderung der Steuer=
geſetzgebung
mit einem Antrag auf Erhöhung des beſtehenden Zoll=
tarifs
zu beantworten. Doch dürfte es auch mit einer Erhöhung
des Zolltarifs noch gute Weile haben, da ſich eine derartige Maß=
nahme
nicht übers Knie brechen läßt. Die Durcharbeitung der
beſtehenden Vorſchriften und ihre Aenderung nach den Wünſchen
des Seim dürfte einige Zeit in Anſpruch nehmen und keinesfalls
noch in dieſem Jahr zum Abſchluß gelangen. Hinzu kommt, daß
eine Zollerhöhung ſich erſt durchführen läßt, nachdem die mit einer
Reihe von Staaten, abgeſchloſſenen Handelsverträge gekündigt
worden ſind, ganz abgeſehen davon, daß ſich aus derartigen Kün=
digungen
handelspolitiſche Reibungsmöglichkeiten ergeben können.
Anſcheinend aber verſpricht man ſich in Kreiſen des Seim recht
viel von dieſen Zollerhöhungen, da man mit ihrer Hilfe zum
mindeſten das Gleichgewicht der noch immer paſſiven polniſchen
Handelsbilanz herzuſtellen hofft. Vielleicht täuſcht man ſich aber
auch. Alles in allem iſt das Problem der Beſſerung der polniſchen
Wirtſchaftslage außerordentlich ſchwierig und kaum durchführbar,
bevor Polen ſich nicht dazu entſchließt, mit Deutſchland zu ver=
nünftigen
wirtſchaftlichen Abmachungen zu gelangen.

in glänzender Routine durchzuhalten, und Eliſabeth Horn ſpielt
ſowohl die wahnſinnig Kranke wie die kalte Verbrecherin ſehr
temperamentvoll und mit ungewöhnlicher Einfühlungsfähigkeit.
Mit bemerkenswertem Geſchick fügt ſich auch das Operetten=
enſemble
in die ihm ungewohnten Aufgaben des Schauſpiels.
Ria Urban, Fritz Petzold, Emil Amann, Viktor
Schmidt, Alice Engers, Hans Emons und Fritz Dau=
rer
, alle ſind gut an ihrem Platz. Beſonders erfolgreich ſpielt
Mieze Neidhart mit ihrem Papchen die Miß Bourne. Das
Geſamtſpiel iſt flott und wirkſam. Wer Senſation liebt, ſollte
*.*
den Beſuch der Vorſtellung nicht verſäumen.

Margot von Simpſon. Fürſt Woronzeff. Roman. Halbleder=
band
RM. 2,90. Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiſer=
Verlag, G. m. b. H., Berlin=Charlottenburg 2.
Ein Doppelgängerroman, der das aufregende Schickſalsſpiel
eines raffinierten internationalen Hochſtaplers meiſterhaft ge=
ſtaltet
. Die franzöſiſche Riviera und die Luxushotels der euro=
päiſchen
Weltſtädte ſind die Schauplätze, auf denen ſich die
genialen Verbrecher=Schachzüge dieſes entgleiſten, aus der geord=
neten
und geſicherten Welt ſeiner Herkunft verbannten Offiziers,
abſpielen. Erſt, als er, begünſtigt durch einen Unglücksfall, ſeine
Perſon mit der ſeines Doppelgängers, des Fürſten Woronzeff,
eines ruſſiſchen Grandſeigneurs, vertauſchen kann, befreit er ſich
aus dem Kreiſe ſeiner Mithelfer und ſpielt nun zur Täuſchung
aller die Rolle des Fürſten Woronzeff, unerkannt, bis zum eigenen
Liebes= und Lebensverzicht, verſtrickt in unlösliche Seelenkonflikte.
Dieſer letzteTeil desRomans, der vomHauch einer verhängnisvollen
Schickſalsvollendung verklärt wird, iſt künſtleriſch grandios. Hier
nimmt das Finale dieſes ewig=gehetzten Menſchenlebens in tiefer
Tragik etwas Uebermenſchlich=Ergreifendes an. Die formvollen=
dete
Schilderung der Handlung, die in Kompoſition und Stil
eine virtuoſe Fingerfertigkeit verrät, und die Geſtaltung des
Menſchlichen in der feinen Charakteriſierung dieſes Entgleiſten,
geben dieſem Roman einen hohen künſtleriſchen und damit blei=
benden
Wert. Man kann es als ein beſonderes Verdienſt des
Volksverbandes der Bücherfreunde bezeichnen, dieſes Buch
das erſte Werk Margot von Simpſons, der Urenkelin von Goethes
Freundin Bettina von Arnim für mehrere Hunderttauſend
Exemplare zur Verlegung erworben zu haben. Wird doch durch
die gewaltige Organiſation dieſes kulturell bahnbrechenden
Buchverbandes der ungewöhnlich befähigten Künſtlerin von
vornherein eine Baſis breiteſter Anhängerkreiſe errichtet.

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Seite 4

Dienstag, de
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Nummer 188

Dienstag, den 9. Juli 1929

Seite 5

Aus ver Hundeshanpifiadt.
Darmſtadt, 9 Ju i.
2. Heſſiſches Hängerbundesfeſt.
Darmſtadt, 12. bis 15. Juli.
Das zweite Heſſiſche Sängerbundesfeſt bietet des Guten ſo
viel, daß man ohne einen Führer nicht durchkommen kann. Die=
ſes
für alle Fragen unentbehrliche Feſtbuch hat der Preſſeausſchuß
geſchaffen und die Druckerei Kichler hat ihm eine würdige Aus=
ſtattung
gegeben. Auf dem Umſchlag grüßen die drei Minneſänger,
die H. Pauſer aus dem Hauſe L. C. Wittich gezeichnet hat. Das
Buch enthält den Feſtplan, alle Programme und alle Liedertexte,
ſo daß der Beſucher des Feſtes nie einen Pfennig für ein= Sonder=
programm
auszugeben hat. Schulrat Haſſinger und Profeſſor
Dr. Köſer haben Beiträge geliefert, die über Sinn und Zweck
des Sängertums Aufklärung verbreiten. Der Bildſchmuck erhöht
die Schönheit des Führers. Die Stadt Darmſtadt hat maleriſche
Anſichten beigegeben. Staatspräſident und Oberbürgermeiſter er=
ſcheinen
mit Feſtgrüßen im Bilde, ebenſo die führenden Männer
des Heſſiſchen Sängerbundes. Das Buch wird für 50 Pfg. in den
Häuſern verkauft. Ein Feſtbeſucher ohne dieſen Wegweiſer iſt
atſächlich führerlos. Oberbürgermeiſter Mueller hat an die
Bürgerſchaft die herzlich Mahnung gerichtet, während der Feſttage
durch Flaggen= und Girlandenſchmuck das feſtliche Antlitz der
Stadt zu verſchönern. Wer ſollte dieſem Wunſche nicht entſprechen?
*
Der Empfang der auswär gen Sänger findet Samstag und Sonntag
ſtatt. Die Sänger des Odenwaldes wverden gebeten, nicht am Oſtbahn=
hof
auszuſteigen, ſondern zum Hauptbahnhof durchzufahren. Das Feſt
iſr geldlich aufgebaut auf den Feſtbeitrag der Sänger (2,50 Mk.). Das
Feſtabzeichen beſeiſt, daß der Sänger ſeiner Zahlungspflicht nach=
gekommen
iſt. Wer kein Feſtabzeichen hat, kann an dem Feſtzug nicht
teilnehmen. Das Feſt hebt an mit dem Tag der Dankbarkeit, der
Chrung A. Mendelsſohus durch den Gau Darmſtadt. Den inſtrumen=
talen
Teil dieſer Huldigungsfeier in der Feſthalle leitet Kapellmeiſter
Rehbock, der außerdem mit ſeinem Mozart=Chor auftreten wird; den
Chor der 1400 lautet Gauchormeiſter Etzold

Ernannt wurden: Am 15. Jun: der Kanzleigehilfe bei dem
Amtsgericht Mainz Karl Chriſtian Schilling zum Kanzliſten, mit
Wirkung vom 1. Juni 1929 an; am 19. Juni: der Juſtizinſpektor bei
dem Amsgericht Darmſtad: I Otto Walter zum geſchäftsleitenden
Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Michelſtadt, mit Wirkung vom 15.
Juli 1929 an; der Kanzliſt bei dem Amtsgericht Worms Friebrich
Baltz zum Kanzleiaſſiſtenten, mit Wirkung vom 1. Juni 1929 an; der
Kanzliſt bei der Zellenſtrafanſtalt Butzbach Friedrich Stork zum
Kanzleiaſſiſtenten, mt Wirkung vom 1. Jumi 1929 an; der Kanzuiſt bei
dem Amtsgericht Offenbach Emil Wilhelm Weber zum Kanzleiaſſiſten=
ten
, mit Wirbung vom 1. Juni 1929 an; der Kanzleigehilfe bei dem
Autsgericht Langen Wilhelm Valenoin Daum zum Kanzleiaſſiſtenten,
mit Wukung vom 1. Juni 1929 an; am 25. Juni: der Forſtaſſeſſor Fritz
Zimmer aus Gießen zum Oberförſter; am 5. Juli: der Referendar
Dr. Hans Dexheimer in Gladenbach zum Regierungsaſſeſſor, mit
Wirkung vom 5. Juli 1929 anz am 6. Juli: der Referendar Dr. Eber=
hard
Fuhr zum Regierungsaſſeſſor bei dem Kreisamt Offenbach a. M.,
mt Wirkung vom 6. Jnli 1929 an.
p. Der Verfaffungstag als ſtaatlich anerkannter Feiertag. Nach dem
neu in Kraft getretenen Geſetze iſt der 11. Auguſt, der übuigens in die=
ſem
Jahre auf einen Sonntag fällt, Feier= und Feſttag im Sinne des
Art. 139 der Reichsverfaſſung ſowie der ſonſtigen reichs= und landes=
rechtlichen
Vorſhriften. Das Geſetz enthält ſomit eine Abändernng des
Heſſiſchen Ausführungsgeſetzes zum Bürgerlichen Geſetzbuch. Nach § 195
BGB. gilt: Iſt an einem beſrimniten Tage oder innerhalb einer Friſt
eine Willenserklärung abzugeben oder eine Leiſtung zu bewirken und
fällt der beſtimmte Tag oder der letzte Tag einer Friſt auf einen Sonn=
teg
oder einen am Erklärungs= oder Leiſtungsorte ſtaatlich anerkannten
allgemeinen Feiertag, ſo tritt an die Stelle des Sonntags oder des
Feiertags der nächſtfolgende Werktag. Nur ſolche allgemeine Feiertage
führen die Friſtverlängerung herbei, welche, wenn es ſich um Abgabe
von Willenserklärungen handelt, am Erklärungsorte, wenn es ſich um
Bevirkung einer Leiſtung handelt, am Leiſtungsorte ſtaatlich anerkannt
ſind. Erklärungs= bziv. Leiſtungsort müſſen alſo im heſſiſchen Staats=
gebiet
liegen. In Heſſen wird alſo künftig am 11. Auguſt eine Zuſtellung
nach der Zivilprozeßordnung, ſofern ſie nicht durch Aufgabe zur Poſt
bewirkt wird, nur mit richterlicher Erlaubnis erfolgen dürfen. Ein
Termin wird auf dieſen Tag nur in Notfällen anzuberaumen ſein, eine
Vollſtreckungshandlung nur mit richterlicher Erjaubnis ſtattfinden kön=
nen
. Auch) füir die Friſten in Steuerſachen gilt der Verfaſſungstag als
Feiertag.
Ein ſeltenes Jubiläum. Der älteſte Buchdruckergehilfe Darm=
ſtadts
Adolf Schnabel, konnte am 1. Juli d. J. auf eine 60jährige
Mitgliedſchaft beim Verbande der Deutſchen Buchdrucker zurückblicken.
Aus dieſem Anlaß wurden demſelben zahlreiche Glückwünſche und
Ehrungen zutei!
Seinen 80. Geburtstag begeht am 14. Juli Herr Privatier A.
Grünewald, hier, Land=vehrſtraße 16, Veteran don 1870/71, in voller
geiſtiger Friſihe, nachdem er dieſes Frühjahr mit ſeiner Gemahlin das
ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit feiern konnte.
Stadtb. bliothek. Im Monat Juni wurden an 25 Oeffnungstagen
an 3018 Entleiher 7656 Bicher nach Hauſe verliehen. In der gleichen
Zeit wurden 937 Beſuchern des Leſeſaals 1646 Druckbände, 4 Handſchrif=
ten
und 170 Archivalien vorgelegt. Die ſoeben fertig gewordene
Statiſtik zeigt, daß im verfloſſenen Jahre nicht weniger als 96 705 Bücher
nach Hauſe verliehen wurden, die ſich auf folgende Fächer verteilen:
Allgemeines 1072, Philoſophie 2980, Theologie 598, Staats= und Rechts=
wiſſenſchaft
2590, Philclogie 4911, Pädagogik 918, Geſchichte und Geo=
graphie
16 100, Kunſt 2712, Schöne Literatur 53 749, Naturwiſſenſchaften
1980, Technologie 3051, Medizin 821, Verſchiedenes 5223, zuſammen alſo
96 705 Bände.
Orpheum. Sommerſpielzeit Direktor Adalbert Steffter. Heute
Dienstag und täglich 8,15 Uhr wird die ſehr intereſſante Kriminal=
komödie
Der Geiſterzug von Arnold Ridley aufgeführt. Das
Stüick fand hier in Darmſtadt anläßlich der Erſtaufführung am Samstag
großen Beifall, wie dies auch in vielen Städten Deutſchlands war, und
wird über dieſe Komödie u. a. geſchrieben: Ridley iſt ſehr originell. Er
miſcht das Schauerliche mit dem Komiſchen und läßt die angſtverkrampfte
Kehle von Zeit zu Zeit ſich in einem Lachen entladen. Eine wundervolle
Miſchung: eine ſtarke Doſis Gruſeln und eine ſchwache Doſis Humor
immer hübſch abwechſelnd. So nimmt man allen Spuk immer nur halb
ernſt, aber auch wieder nicht leicht genug, um am Schluß die in allen
Regenbogenfarben ſchillernden Künſte Seiner Majeſtär des Detektivs
nicht dech genügend zu bewundeen. Drei echt amerikaniſche Motide
ſpielen ineinander: Bigotterie und Geſpenſterfurcht als ſtimulierendes
Moment, und die wirklichen Tatſachen: Alkoholſchmuggel, die dazu ge=
hörenden
ausgekochten Gaune= und der Detektiv über alles. Und dieſe
drei Elemente ſind ſo geſchicht ineinandes verwachſen, daß man erſt im
Schluß die einzige Löſung findet, die in dieſer Klarheit niemand ahnen
konnte. Die Erſtaufflihrung dieſes ſpannenden Stückes dürfte noch in=
ſofern
mehr intereſſieren, als Direktor Steffter für die beiden Hauptrollen
die beiden beliebten Gäſte Bruno Harprecht und Eliſabeth Horn= Harp=
rccht
verpflichtet hat.
Darmſtädter Volksbühne. Wegen Beurlanbung des Geſchäfts=
führers
iſt die Geſchäftsſtelle nur von 1113 Uhr täglich geöffnet.
Aus den Parkeien.
Deffentlihe Verſammlung. Heute Dienstag, den
9. Juli, abends 8,30 Uhr, im Perkeo (Alexanderſtraße). Redner: Gott=
fricd
Feder, M. d. R. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.)

Alk=Darmſtadk. Vereinigung für Orisgeſchichke und
Heimakkunde.
275. Veranſtaltung. Der Abend führte die Verſammlung auf Spuren
von Philipp dem Großmütigen. In großen Zügen gab Herr Rudolf
Auton einen Abriß der Lebensgeſchichte von dem Stammpater unſeres
heſſiſchen Fürſtenhauſes, das bei der Fülle des Stoffes keineswegé er=
ſthöpfend
, aber doch gut ausgewählt war. Der Redner würdigte den
Fürſten als Menſchen, als Landesvater, als Hüter der Reformation und
als Perſönlichkeit. Ging dann auf die Sickingiſche Fehde ein, bei der
Darmſtadt unter harter Belagerung viel zu erdulden hatte, und gab
ein ausführliches Bild von der Belagerung von Daumſtadt unter Gene=
ral
von Buren während des Schmalkaldiſchen Krieges. Büven rückte
mit 4000 Mann Kavallerie und 19 000 Mann Infanterie in der Ober=
grafſchaft
Katzenelnbogen ein, wo die ſpaniſchen Truppen furchtbar
hauſten. Zweimal ließ er Darmſtadt berennen und zweimal ſchlugen
ihn die tapferen Darmſtädter Bürger zurück, ſo daß der Feind einen Ver=
luſt
von 3400 Mann hatte. Was nun Büren nicht mit Waffengewalt
erzivingen konnte, ſüihſte er durch Hinte=liſt zu erreſchen. Er ſchlug den
Bürgern eine Kapitulation vor, die für die Stadt ein günſtiger Ausweg
aus der kririſchen Lage, in der ſie ſich befand, ſein ſollte. Während nun
die Bürger durch dieſe Unterhandlungen wveniger beſovgt vor dem
Feinde waren, erſtiegen die hinterliſtigen Belagerer die Mauern, dran=
gen
in die Stadt ein, und das Brennen, Plündern und Brandſchatzen
ſetzte in fürchterlicher Weiſe ein. Bei dieſer Zerſtörung der Stadt fand
auch das erſte Darmſtädter Schloß, der ehemalige Beſitz der Grafen von
Katzenelnbogen, ſeinen Untergang. Büren ließ das Schloß, das ihm
beſonders Trotz geboten hatte, ſanut den dazu gehörigen Gebäuden in die
Luft ſprengen, ſodaß man ſpäter kaum noch ſah, daß hier ein Schloß
geſtanden hatte. Nach ſeinem Aſzug kampierte Büren mit ſeinen Trup=
pen
jeiſeits Arheilgen, in dem ehemaligen Eichenwalde, heute weite
Felder. Von dieſem Beſuch ha heure noch die dortige Gegend nach
Büren oder Beuren den Namen BeuerZeiche (Baierseich).
Nachdem Darmſtadt dieſe Drangfale überſtanden hatte, zog der
Croberer mit ſeinem ſchon etwas geſchwächten Heere ab, gen Frankfurt,
und hier fand er zu ſeinem Erſtaunen keinen Widerſtand, dielmehr über=
gab
ihm der Rat der Stadt dieſe in demütiger Unterwerfung, ſodaß der
General bei der Tafel den Spruch tat: Es verdienten die Darmſtädter,
in Frankfurt zu wohnen, damit dieſe Stadt Bürger bekäme, die zu ver=
teidigen
verſränden; die Frankfurter aber ſollen nach Darmſtadt geſchickt
werden, pelches im Vergleich zu Frankfurt ein Dorf ſei, ſich aber aus=
gezeichnet
verteidigt habe. Es werde ihm übrigens ein Vergnügen ſein,
dem Kaiſer, ſeinem Herrn, dieſen Vorſchlag zu machen." Zum Schluß
ging der Redner noch auf die tückiſche Gefangennahme Philipps ein, wie
der Kanzler Granvenalli das Kaiſerwort gedreht und gedeutett hatte,
und demzufolge der Fürſt in langer, harter Gefangenſchaft ſchmachten
mußte, bis ihm der Vertrag von Paſſau 1552 die Pforten ſeines Ge=
fängniſſes
öffnete und er nach 5jähriger Gefangenſchaft ſeinem Lande
und Volke wiedergegeben wurde. Den Beſchluß des Vortrages bildete die
Wiedergabe einiger intereſſanter Briefe des Fürſten, wie z. B. an ſeine
Gemahlin Chriſtine, an die aus ſeiner Doppelehe, bekannte Frau von
Saale und ein Briefwechſel mit Luther aus dem Jahre 1540.
Der Vortrag, der diel Wertvolles bot, wurde von der zahlreichen
Verſammlung mit lebhaftem Beifall aufgemommen, und der Vorſitzende,
Herr Philipp Weber, dankte dem Redner für ſein fleißiges Zu=
ſammentragen
von wertvollem Material. Anſchließend ging Herr Ober=
ſchulrat
Ritſert auf die Bedentung Philipps als Regenten ein und
gab ein Bild von der damaligen Größe und Ausgedehntheit unſeres
Heſſenlandes und der damit verbundenen Bedeutung Philipps des Groß=
mütigen
als deutſcher Fürſt.
Nächſte Veranſtaltung am 18. Juli. Vortrag von Herrn Georg
Nöder über Bilder aus der cheiſchen Induſtrie Heſſens in der Ver=
gangenheit

nimrn
Brallrich- Sclz
Seit s00 Jahren undbertroffen gegen alle Verdauungsstörungen, Magen-
bescherdlen
, Sodbrennen etc. 250 g 0.60, Tabletten 0.25 u. 1.50. Nur echt mit
dem Bilde des Erfinders. A. W. & C. W. Bullrich. Beriin W 57.

Verlängerung der Schonfrift für die Ambereifung
von Zugmaſchinen.
Vom Reichsverkehrsminiſterium iſt dem Reichsverband Deutſcher
Laſtkraftwagenbeſitzer eine wichtige Meldung zugegangen. Bekanntlich
ſollten nach der Verordnung über den Kraftfahrzeugverkehr vom 16.
März 1928 alle Zugmaſchinen ohne Güterladeraum, deren betriebsfer=
tiges
Eigengewicht 3 To. nicht überſteigt, bis zum 1. Juli 1929 mit
Luftreifen (anſtatt mit Vollgummireifen) ausgeſtattet werden. Die
ſchweren Zugmaſchinen ſollten nach der gleichen Verordnung bis zum
1. Juli 1929 mit Elaſtic=Reifen (ſtatt Vollgummireifen) ausgeſtatret
werden. Nach der erwähnten Mitteilung des Reichsverkehrs= Mini=
ſteriums
an den Reichsverband Deutſcher Laſtkraftwagenbeſitzer iſt die
Schonfriſt für die Umwandlung der Reifen an Zugmaſchinen bis
zum 1. Juli 1930 verlängert worden.

Reichsbund der Kindereichen Deuiſchlands zum Schutze der Fa=
milie
E. V. Vom 7. bis 9. Juni fand in Nürnberg die Reichsbundes=
tagung
des Reichsbundes der Kinderrei hen Deutſihlands ſtatt. An dieſer
Tagung nahmen außer dem Vertreter des Reichsminiſters des Innern
mehrere Staatspräſidenten, Ne=hstags= und Landtagsabgeordnete ſowie
Vertreter dieler Parteien und Organiſationen teil. Außer den Ver=
handlungen
mit ihrem reichhaltigen Programm ſind beſonders hervor=
zuheben
die Vorträge des Heern Dr. Brügemann=Hannover um die
Zukunft des deutſhen Volkes, ferner des Hochſchulprofeſſors Dr.
Muencker=Paſſau über die ſittliche und wirtſchaftliche Grundlage der
Familie. En eingehender Bericht über die Tagung und der beiden
Vorträge wird mitgeteilt heute Dienstag, den 9 Juli, abends 8 Uhr,
im großen Saale der Ludwigshalle, wozu jedermann, insbeſondere
Eltern kinderreicher Familien, freundlichſt eingeladen iſt.
Anfdruck auf der Außenſeite von Briefſendungen. Für den Auf=
druck
auf der Außenſeite der Brieffendungen iſt folgendes zu beachten:
Bei gewöhnlichen und eingeſhriebenen Brieffendungen ſollen Abſender=
engaben
ſowie Werbeanzeigen auf die Rückſeite und das linke Drittel
der Vorderſete der Briefumſchläge beſchränkt bleiben. Zu den Brief=
ſendungen
zählen herbei Briefe, Druckſachen, Warenproben, Geſchäfts=
papiere
, Miſchſendungen, Briefpächchen ſowie ſonſtige Päckchen. Die Be=
ſtimmungen
beziehen ſich nicht nur auf Briefumſchläge, ſondern auch auf
Streifbänder. Umſchläge können auf der Rückſeite bis auf einen 2½
Zenrimeter freien Raum am oberen Rande bedruckt werden. Der freie
Raum an deſer Stelle wird poſtaliſch nicht in Anſpruch genommen,
wenn ſich auf der Rückſeite nur Abſenderangaben befinden oder an an=
derer
Stelle der Rückſeite ein entzprechend großer Naum freigelaſſen
iſt. Damit die Deutlichkeit des Stempels bei den Stempelmaſchinen
mit über die ganze Breite des Umſchlags laufendem Stempel nicht be=
einträchtigt
wird, iſt zweckmäßig auch auf der Vorderſeite der ganze
obere Nand in einer Breite von etwa 3,5 Zenrimetern von allen An=
gaben
frei zu laſſen. Für Fenſterbriefe beſteht folgende Ausnahme:
Umſchläge mit einem Fenſter, das in das linke Drittel der Vorderſeite
hineinragt, können bis auf weiceres in dem Raum oberhalb des Fen=
ſters
bis zum linken Drittel des Umſchlags wit Abſenderangaben und
Werbeanzeigen bedruckt werden. Die Anſchrift kann in der ganzen
Breite des Fenſters erſcheinen. Beſtände an Briefumſchlägen mit unzu=
läſſigem
Aufdruck müſſen bis zum 31. Dezember 1929 aufgebraucht ſein.
Es empfiehlt ſich, bei Neudruck von Briefumſchlägen die Beſtimmungen
genau zu beachten. Mit einer Verlängerung der Friſt zum Aufbrauch)
von Briefumſchlägen mit beſtimmungswidrigem Aufdruck iſt, nachdem
ſie wiederholt verlängert worden iſt, nicht zu rechnen.

Das Recht an der Straße.
Muß die Zuleitung von Benzin von der Tankſtelle zum Kraftfahrzeug
dem Straßeneigentümer vergütet werden?
Eine neue grundſätzliche Reichsgerichtsenſcheidung, die in der amtlichen
Sammlung zum Abdruck kommt.
1s. Erſt kürzlich hat das Reichsgericht (vgl. RGE. V 40/28) die An=
ſprüche
der Stadtgemeinde am Luftraum der Straße vereint. In ähn=
licher
Richtung bewegt, ſich die gegenwärtige Entſcheidung, die einen
Streit um die freie Benutzung der Skraße zur Legung einer Schlauch=
leitung
zum Zwecke der Speiſung von Kraftfahrzeugen mit Betriebs=
ſtoff
betrifft.
Die D.=A. Petroleum=A.=G. in Hamburg (Klägerin) hat an ver=
ſchiedenen
Orten Zapfſtellen auf privatem Boden an den Verkehrs=
ſtroßen
errichtet. Von dieſen Stellen aus wird aus einem Benzintauk
mittels Schlauchleitung der Betriebsſtoff in das auf der Straße haltende
Kraftfahrzeug gepumpt. Der Bezirksverband Wiesbaden ( Beklag=
ter
) will die Benutzung der Straße des Bürgerſteiges für die
Schlauchleitung nur unter gewiſſen Auflagen und Zahlung einer Ge=
buhr
von jährlich 10 RM. geſtatten. Die von der Klägerin auf Feſt=
ſtellung
der freien Benutzungsart der Straße erhobene Klage iſt vom
Landgericht Wiesbaden und vom Oberlandesgericht Frankfurt
am Main abgewieſen worden. Das Reichsgericht hat jetzt das
Urteil des Oberlandesgerihts aufgehoben und die Sache zur ander=
weiten
Verhandlung und Entſcheidung an das Oberlandesgericht zurück=
verwieſen
. Mit folgenden, aus den Entſcheidungsgründen
zu entnehmenden Richtlinien für den Gemeingebrauch am
öffentlichen Wege: Nach der allgemein herrſchenden Rechts=
enſchauung
(§ 7 11 15 Pr. ALR.) iſt der freie Gebrauch der Land= und
Scerſtraßen einem jeden zum Reiſen und Fortbringen ſeiner Sachen
geſtattet Aehnlihes beſtimmt das Allgemeine Landrecht für die ſrädti=
ſchen
Straßen. Die Grenzen des Gemeingebrauchs ſtehen nicht ein für
allemal feſt, ſind vielmehr örtlich und namentlich nach der Entwick=
lung
der Verkehrsverhältniſſe verſchieden. Selbſt die ge=
werblihe
Sondernutzung iſt inſoweit nicht ausgeſchloſſen, als ſie
ſich im Rahmen des Gemeingebrauchs hält. Die Entwicklung des
Verkehrs zeigt nun, daß die Wege nicht nur zum Reiſen und Fort=
bringen
von Sachen benutzt werden, ſondern auch zur Uebermittlung
von einem Inhaber zum andern. Die Anlieferung der mit Betriebsſtoff
gefüllten Kannen an die Kraftwagen iſt bisher nicht als außerhelö des
Gemeingebrauchs der Straße liegend angeſehen worden. Die Wagen
durften dazu anhalten, ebenſo wie bei Pferdefuhrwerken an die Ticre
Waſſer und Futter herangebracht werden kann. Der Vorgang des Tan=
kens
aus einem feuerſicheren Behukter iſt aber ſeinem Weſen nach der=
ſelbe
: die Ware wird dem auf der Straße haltenden Fuhrwerk über=
bracht
Da jedoh die örtliche Geſtaltung des Gemeingebrauchs bei
ſtädtiſehen Straßen eine andere iſt als bei Landſtraßen, iſt in jedem ein=
zelnen
Falle zu unterſuchen, ob auf Grund der Verkehrsverhältniſſe der
einzelnen Orte die Benutzung der Anlage, insbeſondere die nur für
kurze Zeit in Betracht kommende Nicderlegung des über den Bürgerſteig
fuhrenden Schlauchs, etwas außerhalb des Gemeingebrauchs der Straße
liegt. Denn jeder iſt im Gebrauche der Wege durch das gleichmäßige
Gebrauchscecht der anderen Fahrer oder Fußgänger beſchränft,
Reichsgerichtsbriefe‟. (V 86/28. 16. Februar 1929.)

* Kleine Skrafkammer.
p. 1. Der Lenker eines Hanomags hatte am Sonntag, 11. No=
bember
1928, etwa 15 Uhr vormittags, etwas hinter der Heil= und
Pflegeanſtalt Eberſtadt einen Zuſammenſtoß mit einem aus Richtung
Bickenbach entgegenkommenden Perſonenkraftwagen. Der kleine Wagen
kam ins Schleudern, drehte ſich vollſtändig um ſeine eigene Achſe, ſo daß
er in der Richtung gegen Eberſtadt zu ſtehen kam. In dieſem Augen=
blck
erfolgte der Zuſammenſtoß. Der Lenker war kurz vorher von
einem Buikwagen überholt worden. Angeklagter will richtig gehandelt
und wiederholt nach dem Ueberholen gebremſt haben, wodurch der
Wagen ins Schleudern gekommen ſei. Den entgegenkommenden Wagen
mit dem Ziel Berlin ſteuerte eine Mannheimer Dame, ſie bekundet, der
Hanomag ſei in ihren Wagen geradezu hereingeworfen worden. Die
Straße war damals an der Stelle des Zuſammenſtgßes noch ſehr ſchmal,
ſie iſt mittlerweile verbreitert worden. Die Inſaſſen des entgegenkom=
menden
Wagens, zwei Damen und ein Herr, leiden teilweiſe noch heute
an uerböſen Störungen als Folgen des Zuſammenſtoßes. Gegen das
auf 20 Mark Geldſtrafe lautende amtsgerichtliche Urteil iſt Berufung
verfolgt.
Der Sachverſtändige ſtellt feſt, daß Angeklagter erſt im letzten Mo=
ment
und zu ſtark gebrenoſt habe, zwiſchen den beiden zuſammengeſtoße=
nen
Wagen habe eme gleichmäßige Berührung ſtattgefunden. Die Len=
kerin
des Mannheimer Autos habe heute noch an Herzneuroſe zu leiden.
Das Urteil erkennt auf 40 Mark Gelsſtrafe; es verwirft die Beru=
fung
des Angeklagten.
2. Wegen Milehfälſhung hat ſich die Ph. Rödelſperger Ehefrau ron
Heubacb zu verantworten. Sie hat in erſter Inſtanz eine Geldſtraſe von
50 Mark erhalten. Die Berufung wird zurückgenommen.

Verkehrsbüro. Am Sonntag, dem 14. Juli, wird ein Ausflugs=
ſonderzug
nach Klingenberg, Miltenbe=g, Amorbach und Walldürn zu
ermäßigten Prciſen gefahren. Nechtzeitige Beſtellung der Karten wird
empfohlen, da der Zug in dieſe herrliche Gegend wieder ſtark beſetzt
ſein wird.
Bp. Selbſtbezichligung. Bei der Kriminalpolizei hat ſich ein 23 jäh=
riger
Fräſer gemeldet, der angab, am Donne=stag den Volontir Kurt
Martin erſchoſſen zu haben. Er gab an, er habe die Abſicht gehabt,
aus dem Leben zu ſcheiden. Aus dieſem Grunde nahm er Luminal zu
ſich, das er aber wieder g=brohen hat. Er ſei dann ſpäter mit Martin
zuſammengetroffen. Sie hätten zuſammen im Walde gelegen und ſich
uber die Zweckloſigkeit des Lebens unterhalten. Er habe dabei Martin
eine Stelle aus einem Buche vorgeleſen, in dem es heiße, wenn bas
Leben nicht mehr klapen wirde, ſolle man frendig davon ſcheiden. Die
ganze Erzählung des jungen Mannes war ſehr phantaſtiſch. Immer=
hin
wurde ſofor: eine Nachprüfung vorgenommen. Die Geſchichte mit
dem Luminal ſtellte ſich als rihnig heraus. Man fand im Kranchſteiner
Park noch das Röhrchen und auch die Stelle, an der das Erbrechen ſtatt=
fand
. Immerhn wurde aber auch das Alibi, für die fragliche Zeit feſt=
geſtellt
. Danach konnte der junge Mann gar nicht am Böllenfalltor
geiveſen ſein. Nach eingehender Vernehmung iſt nun der Mann wie=
der
auf freien Fuß geſetzt ſvorden. E3 handelt ſich vermutlich um einen
Simulanten. Inzwiſchen hat auch durch Keiminalbeamte noch eine Ab=
ſuchung
der ganzen Gegend am Böllenfalltor nach der Waffe ſtattgefun=
den
, die aber erfolglos verlief.
Wegen Vornahme von Straßenbauarbeiten wird die Oſann=
ſtraße
zwiſchen Ohlyſtraße und Hobvechtſtraße bis auf weiteres für Fahr=
zeuge
aller Ark geſperri.
Lokale Beranſtalkungen.
Vor großen Weltgeſchehniſſen 19291948. Auf
den heute Dienstag, den 9. Juli, abends 8,30 Uhr, im Kaiſerſaal ſtatt=
findenden
Vortrag des Aſtrologen Radetzky machen wir an dieſer Stelle
aufmerkſam. Die Eintrittskarten ſind, wie uns mitgeteilt wurde, im
Verkehrsburo und bei Herrn Hugo de Wahl erhältl ch.
Im Wiener Kronenbräukeller findet heute abend
großes volkstümliches Konzert bei freiem Eintritt ſtatt, welches vom
Stadt=Orcheſter unter Leitung von Kapellmeiſter W. Schlupp ausgeführt
wird. (Siehe Anzeige.)

Tageskalender für Dienstag, den 9. Juli 1929.
Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen; Kleines Haus: Ge=
ſchloſſen
. Orpheum abends 8 Uhr: Der Geiſterzug. Na=
tional
=Sozialiſt. Dautſche Arbeiterpartei ( Hütler=
beweguung
), abends 8½ Uhr, im Perkeo Alexanderſtraße: Oeffemt=
liche
Verſawmlung; Redner: Gottfr. Feder, Dipl.=Ing., M. 6. R.
Konzerte: Schloßbaffee, Hotel Schmitz, Kaffee Ganßmam,
Sportplatz=Reſtaurant. Kinovorſtellungen: Uwion=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele.

[ ][  ][ ]

Seite 6

O enstag, den 9. Zuli 1929

Nummer 188

An. Arheilgen, 8. Juli. Beratungsſtunde. Morgen Diens=
tag
, den 9. Juli, nachm. 3 Uhr, findet auf dem Rathaus eine Beratungs=
ſtunde
der Mutter= und Säuglingsfürſorge ſtatt. Arbeitsver=
gebung
. Die bei der Errichtung von Flachbauten erforderlichen An=
ſchlager
=, Glaſer=, Schreiner= und Weißbinderarbeiten ſowie die Liefe=
rung
von Lichtanlagen ſollen vergeben werden. Angebote ſind bis zum
10. d. M. bei der hieſigen Bürgermeiſterei einzureichen. Unter größter
Anteilnahme fand die Beerdigung des bei dem Gerüſteinſturz des
Verwaltungsgebäudes der J. G. Farbeninduſtrie in Frankfurt a. M.
verunglückten Heinrich Wagenknecht ſtatt. Ein nicht endenwollender Lei=
chenzug
gab dem Verunglückten das letzte Geleite, beſonders waren es
ſeine Schulkameraden, die faſt reſtlos erſchienen waren, ferner der Me=
tallarbeiterverband
und nicht zuletzt der Arbeiterturn= und Sportverein,
der in ihm ein treues Mitglied und tüchtigen Mitarbeiter verliert. Viele
Nachrufe und reiche Blumen= und Kranzſpenden waren ihm gewidmet
und zeugten von der großen Anteilnahme, die man allgemein der ſo tief=
betrübten
Familie zuwendet.
E. Wixhaufen, 8. Juli. Rheinausflug. Dieſen Mittwoch
unternimmt die hieſige Volksſchule einen Rheinausflug. Morgens früh
um 5,49 Uhr geht es per Bahn nach Mainz. Von Mainz aus beginnt
die Fahrt per Schiff den herrlichen Rheinſtrom abwärts bis nach
St. Goar. Es iſt von hier aus eine Fußtour nach der Ruine Rheinfels
oder auf den Lorelei=Felſen geplant.
J. Griesheim, 8. Juli. In der Woche vom 8. bis 13. Juli d. J.
finden auf dem hieſtgen Truppenübungsplatz täglich von 5 bis 12 Uhr
vormittags Scharfſchießübungen ſtatt. Der vom Heſſiſchen Hochbau=
amt
in Darmſtadt für das Bauquartier Poſch, weſtlich der Darmſtäd=
ter
Gemarkungsgrenze und ſüdlich der Provinzialſtraße Darmſtadt
Griesheim aufgeſtellte Ortsbauplan wurde in der Gemeinderatsſitzung
am 4. Juli d. J. genehmigt. Der Ortsbauplan liegt während der Zeit
vom 6. bis 20. Juli d. J. auf der Bürgermeiſterei, Zimmer 5, zur Ein=
ſicht
offen. Einwendungen ſind während dieſer Zeit bei Vermeidung
des Ausſchluſſes daſelbſt vorzubringen. Der Voranſchlag für das
Rechnungsjahr 1929 liegt in der Zeit vom 8. bis einſchließlich 14. Juli
d. J. auf der Bürgermeiſterei offen. Während dieſer Zeit können da=
ſelbſt
Einwendungen gegen denſelben vorgebracht werden. Zu der be=
ſchloſſenen
Umlage werden auch die Ausmärker herangezogen. Die
Anweiſung der Plätze für die anfangs Auguſt d. J. ſtattfindende Ge=
werbeſchau
der Gewerbe= und Handwerker=Vereinigung an die Ausſtel=
ler
erfolgt am Sonntag, den 14. Juli d. J., vormittags 11 Uhr, in der
Friedrich=Ebert=Schule.
F. Eberſtadt, 8. Juli. Eintrüber Gedenktag. Heute vor
10 Jahren in den Abendſtunden des 8. Juli 1919 wurde das
Modautal von einem ſchweren Unwetter heimgeſucht. Die ſonſt ſo
ruhige Modau war zu einer reißenden Flut geworden und führte ſo
gewaltige Mengen Hochwaſſer durch unſeren Ort, daß der Verkehr auf
der Strecke DarmſtadtHeidelberg mehrere Stunden völlig unterbunden
war und eine ernſte Gefahr für einzelne Ortsteile beſtand. Es rührte
von einem in der Gegend von Ober= und Nieder=Ramſtadt nieder=
gegangenen
Wolkenbruch her und verurſachte auf ſeinem Lauf einen
ungeheuren Schaden. Feuerwehr und hilfsbereite Einwohner rbeiteten
die ganze Nacht und am nächſten Tage an der Trockenlegung der
Keller in der Heidelberger= und Kirchſtraße, wo ſich die reißenden
Fluten beſonders auszudehnen vermochten. Das Waſſer ſtand in den in
breiter Umgebung der Modau liegenden Wohnhäuſern. Stall in,en,
Scheunen und Höfen teilweiſe über einen Meter hoch. Dadurch wurde
viel haus= und landwirtſchaftliches Gerät und große Mengen Holz
ſtromabwärts getrieben. Das Vieh iſt zum Teil in den Fluten um=
gekommen
. Eine Anzahl Häuſer wurden ſtark beſchädigt. Der Aſphalt
der Bürgerſteige in der Heidelbergerſtraße wurde weggeſpült. Eine
gtoße Anzahl von Obſtbäumen wurde entwurzelt und abgetrieben.
Die Körnerfrucht, Gemüſe= und Rübenpflanzen in den Niederungen im
Mühltal und E holl waren teils vernichtet, teils ſehr ſtark in Mitleiden=
ſchaft
gezogen. Die Papierwarenfabrik der Firma G. C. Klebe hatte
beſonders großen Schaden erlitten. Das Waſſer ſtand in den unteren
Fabrik= und Büroräumen bis ein Meter hoch. Bedeutende Vorräte an
Papier, Pappen und Papierwaren, die in dieſen Räumen und in den
großen Kellern lagerten, ſind zugrunde gerichtet worden. De Illigſche
Papierfabrik beklagte u. a. den Verluſt einer neuerbauten, 25 Meter
langen Lagerhalle, von der nach Rückgang des Hochwaſſers nichts mehr
zu ſehen war. Auch das Mühltal mit ſeinen Mühlen, ſo auch der Kühle
Grund, wo der Anprall am ſtärkſten war, hatte erheblichen Schaden
gelitten. Sämtliche Stege und Holzbrücken wurden Opfer der reißenden

Fluten. Der Schaden, den die von dem Hochwaſſer betroffenen Beſitzer
erlitten, war ungeheuer und wurde durch Notſtandsmaßnahmen der
Regierung teilweiſe gedeckt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 8. Juli. Mutter= und Säuglings=
beratungsſtunde
. Die nächſte Beratung iſt am kommenden Mitt=
woch
, den 10. d. M., nachmittags, im Saale des Vereinshauſes, um die
übliche Zeit, und zwar diesmal wieder durch die zuſtändige Kreisfür=
ſorgerin
, Schweſter Lizzi Beſt. Nachdem nunmehr die Gemeindeſteuer=
zettel
als zugeſtellt betrachtet ſein dürften, können Anträge auf Miet=
unterſtützung
bei der Bürgermeiſterei während der Dienſtſtunden vorge=
bracht
werden. Solche, die bisher ſchon ſtändige Mietunterſtützungs=
empfänger
waren und in deren Verhältniſſen Aenderungen nicht einge=
treten
ſind, brauchen keinen neuen Antrag zu ſtellen. Die Fortgewäh=
rung
der Mietunterſtützung wird in dieſem Falle ohne weiteres durch
die Bürgermeiſterei veranlaßt.

Ak. Nieder=Ramſtadt, 8. Juli. Fahnenweihe des Krieger=
und Veteranenvereins. Die alte Fahne des im Jahre 1873
gegründeten Vereins wurde geſtern letztmals im Feſtzug dem Verein
als Panier vorangetragen, um jetzt gewiſſermaßen als Muſeumsſtück im
Vereinslokal einen würdigen Platz zu finden. Dank der Opferwilligkeit
der Einwohnerſchaft und ſonſtiger Spender konnte der Verein eine neue
Fahne erſtehen, die von der Fa. Schlegel=Darmſtadt in wunderbarer
Weiſe angefertigt wurde. Am geſtrigen Tage wurde die Weihe der neuen
Fahne vorgenommen. Aus dieſem Anlaß hatte die Einwohnerſchaft
reichlich geſchmückt. Der dem eigentlichen Feſtſonntag vorausgehende
Feſtkommers am Samstag abend wurde leider durch den einſetzenden
Regen ſehr beeinträchtigt. Trotzdem bewegte ſich ein Lampionzug, an
dem die meiſten ortsanſäſſigen Vereine teilgenommen haben, durch die
Ortsſtraßen nach dem Feſtplatze, wo alsbald eine gemütliche Feſtſtimmung
aufkam. Geſangsvorträge der Geſangvereine Harmonie und Ein=
tracht
, ſowie turneriſche Aufführungen der Abteilungen des hieſigen
Turnvereins trugen zur Unterhaltung der Feſtgäſte weſentlich bei.
Der Feſtſonntag wurde eingeleitet durch einen gemeinſamen Beſuch des
Gottesdienſtes in der hieſigen Ortskirche mit anſchließenden Kranznieder=
legungen
an den Denkmälern ſowie an der Gedenktafel in Waſchenbach.
Mittlerweile trafen bereits die Abordnungen der auswärtigen Vereine
ein. Am Nachmittag bewegte ſich bei herrlichſtem Wetter ein ſtattlicher
Feſtzug durch die Ortsſtraßen nach dem Feſtplatz. In dem Feſtzuge
waren eine Reihe Regimentsvereinigungen vertreten, deren Fahnenab=
ordnungen
die alten Regimentsuniformen trugen. Auch die Reitergrup=
pen
waren teilweiſe mit den alten heſſiſchen Regimentsuniformen einge=
kleidet
, ein Bild, das recht farbenprächtig ausſah. 63 Vereine und Ab=
ordnungen
nahmen an dem Feſtzuge teil. Sehr erhebend war die Toten=
ehrung
während des Feſtzuges. Nachdem die Spitze des Zuges am alten
Kriegerdenkmal angelangt war, gab es auf ein vereinbartes Signal hin
einen kurzen Halt. Die Muſik ſpielte je einen Vers des Niederlän=
diſchen
Dankgebets und Ich hatt einen Kameraden, währenddeſſen
die Kirchenglocken läuteten. Der Feſtakt auf dem Feſtplatze geſtaltete ſich
im übrigen recht weihevoll. Außer den zahlreichen auswärtigen Kame=
raden
konnten begrüßt werden der Präſident des Haſſiaverbandes, Gene=
ralleutnant
Exz. v. Oidtman, und der Vertreter des Bezirks Darm=
ſtadt
. Fräulein Eva Wembacher, hier, eröffnete den Weiheakt mit
einem wunderbar vorgetragenen Prolog. Nach dem Geſangsportrag des
Geſangvereins Harmonie hielt Herr Pfarrer Weigel von hier die
Feſt= und Weiherede, die in dem Gedanken gipfelte, daß man in den
Kriegervereinen von heute keine Kriegsvereine, die zu neuen Kriegen
hetzen wollen, ſehen dürfe, ſondern daß man die Kriegervereine als das
betrachten müſſe, was ſie ſind und was ſie erſtreben, nämlich die Pflege
der Kameradſchaft zum Beſten des geſamten Vaterlandes. Die mit einem
begeiſtert aufgenommenen Hoch auf das deutſche Vaterland verklungene
Feſtrede ſchloß mit dem von allen Beteiligten mitgeſungenen Deutſch=
landlied‟
. Nach dem Weiheakt ergriff der Präſident des Haſſiaverbandes,
Erz. v. Oidtman das Wort, um den Verein zu beglückwünſchen und

die Ehrungen der Altveteranen vorzunehmen. In ſeiner Rede betonte
er auch die Zwecke und Ziele des Haſſiaverbandes, die in der neuen Zeit
ganz andere ſeien als in den Jahren der Größe und des Glückes des
Vaterlandes. Die Rede konnte bei niemand Anſtoß erwecken, ſie war in
ſachlicher Weiſe, den heutigen Verhältniſſen Rechnung tragend, gehalten.
Nach Ueberreichung der Fahnenfeſtſchleife durch Fräulein Marie Kaf=
fenberger
, hier, ſprachen noch eine Reihe Vertreter auswärtiger
Vereinigungen und überreichten ſinnvolle Fahnenſchleifen und Fahnen=
nägel
. Mit einem Schlußchor des Geſangvereins Eintracht fand die
erhebende Feier ihr Ende. Der Abend wurde durch einen Feſtball und
gemütliches Beiſammenſein auf dem Feſtplatz beſchloſſen. Am Montag
fand noch eine Nachfeier ſtatt.
D. Biblis, 8. Juli. Verſchiedenes. Nachdem man im nahen
Wattenheim vor einiger Zeit einen Turn= und Sportverein gegründet
hatte, iſt der Verein bereiss ſoweit gediehen, daß er am kommenden
Sonntag zur Platzeinweihung ſchreiten kann. Apläßlich dieſer, für
Wattenheimer Verhältniſſe großen Feier hat die Bibliſer Sportgemeinde
alle Veranſtaltungen hier fallen laſſen und die Sportler werden an dem
Feſte des aufſtrebenden Vereins teilnehmen. Die Tenn Babteilung des
hieſigen Fußballvereins hat nach jahrelangem Training nunmehr den
Sprung in die Oeffentlichkeit gewagt und am Donnerstag gegen die
Tennisabteilung Alemannia Worms dortſelbſt ein Wettſpiel ausgetra=
gen
. Das Reſultat war den Verhältniſſen entſprechend recht günſtig
und die Tennisleute können mit ihren allerdings nicht zahlreichen Sätzen,
die gegen die ſpielſtarken Wormſer gewonnen werden konnten, wohl zu=
frieden
ſein. Das derzeitige Wechſelwetter iſt für die Feldfrüchte im
allgemeinen ſehr günſtig. Hauptſächlich Gurken und Karboffeln kommen
hierduvch im Wachstum ſtark voran, und ſo wird wohl bereits in 14
Tagen die Gurkenernte einſetzen. Die Hachfrüchte ſtehen im übrigen ſehr
gut, und ſo iſt allſeits eine reiche Ernte zu erwarten. Das Getreide ſteht
zwar niht hoch im Halm, aber die ſchweren Aehren verſprechen auch lier
eine reiche Ernte. Am Freitag früh bot ſich Frühaufſtehern ein ebenſo
ſeltener wie impoſanter Anblick Ueber die Wäldev des Rieds jagten
ganz niedrig die Wolken der Bergſtraße zu. Dort gab es eine Stauung
und ſchließlich war eine gewaltige Wolkenbank den Bergen vorgelagert,
jedoch ſo niedrig, daß de Gipfel der Odenwaldberge aus dem Wolken=
meere
herrorragten. Es war ein dauernd wechſelnder, höchſt intereſſan=
ter
Anblick, der allgemeines Intereſſe fand.
Ck. Groß=Gerau, 8. Juli. Landbundkonferenz. Der Jung=
landbund
Heſſen=Starkenburg, Kreis Groß=Gerau, hielt geſtern nachmit=
tag
2 Uhr im Gaſthaus zum Jägerhof (Jakob Graf), Groß=Gerau, eine
Kreisvertreterverſammlung ab, an der die Vorſitzenden und deren Stell=
vertreter
der Junglandbund=Ortsgruppen im Kreiſe Groß=Gerau unter
dem Vorſitze des Kreisvorſitzenden Neumann 3.=Worfelden teilnahmen.
Nachmittags um 3 Uhr fand im gleichen Lokal eine Sitzung der Ver=
trauensmänner
des Landbundes des Kreiſes Groß=Gerau ſtatt. Die Be=
ratungen
beſchäftigten ſich in der Hauptſache mit dem Beitritt zur All=
gemeinen
Krankenkaſſe ſowie mit den Vorbereitungen zur Teilnahme an
der großen Landvolkkundgebung in Trebur, mit der eine Bannerweihe
der Treburer Ortsgruppe des Junglandbundes verbunden iſt. Der
Gau 70 Heſſen=Darmſtadt im Bund Deutſcher Radfahrer ver=
anſtaltete
am Samstag abend in ſämtlichen Räumen des Stadtkaffees
Menne zu Groß=Gerau ein Sommernachtfeſt. Die vorbereitenden Ar=
beiten
waren dem Radfahrerverein 1893 Groß=Gerau e. V. übertragen.
Das ſehr ſchön arrangierte Feſt nahm einen recht günſtigen Verlauf.
Das Programm beſtand in muſikaliſchen Darbietungen, Tanz und einer
großen Tombolaverloſung. Verbunden mit dem Feſt war die Preisver=
teilung
für die Wanderfahrten des Gaues. Veterinärrat Dr.
Martin iſt ab Montag, den 8. Juli, bis zum 27. Juli beurlaubt und
wird durch Oberveterinärrat Dr. Walther in Darmſtadt, Fernruf 1263,
vertreten. Außerdem kann der praktiſche Tierarzt Dr. Kieffer in Trebur,
Fernruf 22, zu Dienſtgeſchäften herangezogen werden. Die Gleis=
anſchlüſſe
am Bahnhof Groß=Gerau. Der Plan über
Aenderungen der Gleisanſchlüſſe am Bahnhof Groß=Gerau liegt vom
Montag, den 8. Juli, bis Montag, den 15. Juli, auf dem Kreisamt Groß=
Gerau während der Dienſtſtunden zur Einſicht der Intereſſenten offen.
Obſternte und Starkſtromleitungen. Im Hinblick auf
die im Gang befindliche Obſternte weiſt das Kreisamt Groß=Gerau dar=
auf
hin, daß beim Pflücken des Obſtes in der Nähe von Starkſtrom=
leitungen
mit größter Vorſicht verfahren werden muß. Jedes Berüh=
ren
der Leitungen, einerlei ob es unmittelbar oder mit Gegenſtänden
(Stangen, Leitern uſw.) geſchieht, zieht die Gefahr eines tödlichen Un=
falls
nach ſich. Soweit Leitungen in unmittelbarer Nähe von Obſtbäu=
men
vorbeiführen, ſo daß das Ernten nicht ohne Gefahr vorgenommen
werden kann, müſſen ſich die Baumbeſitzer wegen Abſchaltens der Lei=
tung
mit dem in Frage kommenden Ueberlandwerk in Verbindung ſetzen.

Karl Stork
Redakteur
Adeline Stork
geb. Becker
Vermählte
Darmstadt. 9. Juli 1928. (*1232

Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme beim
Heimgang unſeres lieben Vaters ſage
ich im Namen der trauernden Hinter=
bliebenen
innigen Dank.
Wilh. Reeg.

Heute feiern die Eheleute Sigmund
Utz nebſt Frau Katharina, geb.
Bromer, Kirchſtraße 8, das Feſt der

Silberhochzeit.

Die Eheleute Johann Ludwig und
Frau, Hügelſtraße 26, begehen am
Mittwoch, den 10. Juli 1929, das Feſt
der
Silbernen Hochzeit.
Statt Karten.
Für die überaus zahlreſchen Glück=
wünſche
, Blumen und Geſchenke an=
läßlich
unſerer Vermählung ſagen wir
Allen herzlichen Dank.
Paul Zöbelein und Frau
Hanna, geb. Geiß.
Darmſtadi, 8. Juli 1929.

Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten machen wir hiermit
die ſchmerzliche Mitteilung, daß mein lieber, guter Mann, unſer
lieber Vater und Schwiegervater, unſer treuer Sohn, Bruder,
Schwager und Onkel
Herr Georg Schüler
Bürgermeiſter
am Sonntag Vormittag ¼11 Uhr nach langem ſchweren Leiden im
Alter von 52 Jahren ſanft entſchlafen iſt.
Wir bitten um ſtille Teilnahme.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
(11208
Griesheim, am 9. Juli 1929.
Die Trauerfeier findet Dienstag Nachmittag um 4 Uhr im Krema=
torium
des Darmſtädter Waldfriedhofes ſtatt.

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Nummer 188

Dienstag, den 9. Juli 1929

Seite 7

AusFeud en
PifsndienE uei teeieiseaneitecefedenesEaut i

Feier in Buchſchlag.

Bei beſonders ſtarkem Andrang der gefamten Bevölkerung beging
am Samstag abend die kleine Villenkolonie an der Main=Neckar=Bahn
im heſſiſchen Walde das Jubiläumsfeſt ihres 25jährigen Beſtehens. Rüh=
rige
Hände und viel Freude an der Sache hatten ein Feſt vorbereitet,
das die Zufriedenheit und Zuſtimmung aller erlangte, die daran teilneh=
men
konnten. Der Kleinen und Kleinſten ſowohl, die ſchon nachmittags
in einem feierlichen und ſehr fröhlichen Umzug durch die Straßen der
Kolonie die Feier begannen, mit anſchließenden Spielen auf der Wieſe
des Reſtaurants Altes Forſthaus und Bewirtung mit Schokolade und
Kuchen, wie der Eltern, die ſich erſt am Abend zu einer ernſten Feier
im Saal des Reſtaurants zuſammenfanden.
Unter großem Beifall beſtieg Bürgermeiſter Duchmann als erſter
die Rednertribüne, um den Tag mit einer kurzen Anſprache zu feiern,
der Entſtehung der Gemeinde und der Ausblicke in die Zukunft geden=
FE.d. Beſonderen Beifall löſte das Verleſen eines Begrüßungsbriefes
des heſſiſchen Finanzminiſters Kirnberger aus, der die Glückwünſche
der ſtaatlichen Verwaltung ausſprach.
Danach ſprach Herr Altbürgermeiſter Dr. h. c. Rudolf G. Binding
in längerer Ausführung über die Geſchichte der Siedlung und die
Kämpfe, die um ihr Entſtehen geſchlagen werden mußten. Seine Schil=
derungen
fanden reichen Beifall, wie auch die geſanglichen und muſikali=
ſchen
Darbietungen guter Kräfte, von denen insbeſondere die heute nicht
mehr unbekannte jugendliche Koloraturſängerin Emma Weinmann= Buch=
ſchlag
beſonderes Lob verdient. Mit einem gut gelungenen großen Feuer=
werk
ſchloß der offizielle Teil der Feſtveranſtaltung und gab das Signal
für den zweiten, ungezwungenen Teil des Abends.
Der Glückwunſchbrief des hefſiſchen Finanzminiſters.
Das Heſſiſche Miniſterium der Finanzen.
Darmſtadt, den 5. Juli 1929.
Hochverehrter Herr Bürgermeiſter!
Bei der 25. Wiederkehr des Tages, an dem die Grundlagen zu der
einzigartigen Schöpfung gelegt wurden, die in Buchſchlag ſo ſchöne Ge=
ſtalt
gewonnen hat, gedenkt auch die ſtaatliche Verwaltung gerne der
mit ihr verknüpften Gemeinde, im heſſiſchen Walde. Sie erinnert ſich
in Dankbarkeit der hervorragenden Männer, die mit Tatkraft und
ſchaffendem Geiſte den Bau gründeten. Sie freut ſich, daß das Geſchick
der dann erſtandenen Gemeinde bei Perſönlichkeiten lag, die in Weitblick
und Zielbewußtſein die Aufgaben des jungen Gemeinweſens erkannten.
Das Unglück, das der Krieg und die ſpätere Zeit des Zuſammenbruchs
über Deutſchland brachten, läßt uns beklagen, daß ſo ausgezeichnetes
Wirken nicht alle Früchte tragen konnte, auf die es ein Anrecht hatte.
Allen, denen am Gedeihen Buchſchlags gelegen iſt, erwächſt aus der ge=
leiſteten
Arbeit aber der Wunſch, das Werk zum glücklichen Ende weiter=
zuführen
. So wird es der ſtaatlichen Verwaltung eine Freude ſein,
wenn die bevorſtehende Ausſprache mit der Gemeinde dazu beitragen
wird, ihrer ſchönen Heimat zum neuen Aufblühen zu verhelfen. In
dieſer Hoffnung darf ich der Gemeinde, wenn ſie jetzt den Erinnerungs=
tag
ihrer Gründung feiert, auch die aufrichtigſten Wünſche der ſtaatlichen
Verwaltung ausſprechen. Mit dem Ausdruck uſw.
gez. Kirnberger.
Bn. Hirſchhorn a. N., 8. Juli. Leichenländung. Heute,
Freitag vormittags wurde beim hieſigen Haftlokal die Leiche einer alten
Frau aus dem Neckar geländet. Wie verlautet, handelt es ſich um eine
80 Jahre alte Witwe eines Altveterans aus dem benachbarten Eberbach,
die am Mittwoch abend ihre Wohnung verließ. Gegen 11 Uhr des=
ſelben
Abends hörte der Sohn Hilferufe aus der Richtung des Neckars,
ſodaß die Vermutung auftauchte, daß die kranke, von Schwermut be=
haftete
alte Frau den Tod im Neckar geſucht und vielleicht auch ſchon
gefunden habe möge, Sofort aufgenommene Nachforſchungen ſowohl
die Nacht hindurch, als auch am nächſten Morgen, hatten keinen Erfolg
mehr, bis die Leiche nunmehr heute morgen hier in Hirſchhorn geländet
werden konnte.
4a. Biebesheim, 8. Juli. Die Spar= und Darlehens=
kaſſe
hatte am Ende des abgelaufenen Geſchäftsjahres einen Mit=
gliederſtand
von 151 Perſonen. Die Geſamthaftſumme betrug zum
Schluß des letzten Geſchäftsjahres 75 500 RM. Der Geſamtkaſſenum=
ſatz
ſtellte ſich im abgelaufenen Jahr auf insgeſamt 1 724 227.,90 RM.
Der Reingewinn wird mit 1895,50 RM. angegeben. Die Sparein=
lagen
erhöhten ſich auf 143 800 RM.

15. Verbandskag der Heſſiſchen Hebammen.
* Rüſſelsheim, 7. Juli.
Unter Beteiligung von zirka 400 Hebammen aus allen Landes=
teilen
Heſſens fand am Samstag im Saale des Hotels Rüſſels=
heimer
Hof der 15. Verbandstag der Heſſiſchen Hebammen=
organiſation
ſtatt.
Vor Eintritt in die Verhandlungen trug eine aus Schülern
und Schülerinnen der Volksſchule unter Leitung des Herrn Leh=
rers
Zimmer ſtehende Oberklaſſe zwei der Feier des Tages ent=
ſprechende
mehrſtimmige Volkslieder vor. Als Vertreterin des
Kreisverbandes Groß=Gerau begrüßte deſſen erſte Vorſitzende,
Frau Helene Stumpf=Rüſſelsheim, die zahlreiche Verſamm=
lung
und ſprach ihre Freude darüber aus, daß der ſchwere Heb=
ammenberuf
, dem man früher nicht die ihm gebührende Beachtung
gezollt und deshalb ſtiefmütterlich behandelt habe, dank ſeiner
Organiſation zum Wohle der Zukunft unſeres Volkes zu einem
wichtigen Mitgliede der ſozialen Arbeitsgemeinſchaft geworden ſei.
Die Eröffnung des Verbandstages geſchah durch die Verbands=
vorſitzende
Frau Kern=Rumpenhein mit einer Ehrung der
Hebammen Schittler= Worms, Schäfer=Leeheim, Jung=
mann
=Mörfelden und Heim=Roßdorf für 50jährige treue
Pflichterfüllung. Den Jubilarinnen wurde eine Ehrentafel und
die Broſche des Heſſiſchen Hebammenverbandes überreicht. In der
Eröffnungsanſprache wies die Vorſitzende darauf hin, daß die Heſ=
ſiſche
Regierung die Belange des Hebammenberufes
durch einen demnächſt dem Landtage vorzulegen=
den
Entwurf eines Hebammengeſetzes zur Verab=
ſchiedung
vorlegen werde. Der Entwurf welcher dem Verbande
zur Begutachtung und Aeußerung von Wünſchen vorgelegt wor=
den
ſei, erfülle zwar nicht alle Forderungen des Verbandes, er
biete aber eine Grundlage für weitere Verhandlungen. Rednerin
richtete an die anweſenden Vertreter der Heſſiſchen Regierung und
des Heſſiſchen Landtags die Bitte, das neue Hebammengeſetz ſo zu
geſtalten, daß es die Wünſche des Verbandes mehr, als in dem
Entwurf geſchehen ſei, berückſichtige. Die Vertreter der Staats=
regierung
ſagten zu, daß letztere bereit ſei, die Wünſche, ſo weit
ſie ſich im Rahmen des Möglichen halten, zu berückſichtigen, es müß=
ten
jedoch die Grenzen eingehalten werden, welche durch die der=
zeitige
ungünſtige finanzielle Lage des Staates gezogen ſeien. Die
ſozialen Beſtimmungen des neuen Geſetzentwurfes gingen dahin,
den Hebammen ein ausreichendes Mindeſteinkommen Unfall=. In=
validen
= und Altersverſicherung zu gewährleiſten. Auch die an=
weſenden
Vertreter des Landtags, Heſſiſchen Städtetags und des
Landgemeindetags erklärten ihre Bereitwilligkeit, das Streben
nach berechtigter materieller und ſozialer Sicherſtellung durch tat=
kräftige
Förderung zu unterſtützen.
Die Nachmittagsverhandlungen wurden ausgefüllt durch einen
Vortrag des Miniſterialrats Pennrich=Darmſtadt über die
Heſſiſche Verordnung zur Reichswochenhilfe. Letztere gewährleiſte
der Hebamme einen Anſpruch auf Zahlung einer Pauſchale von
mindeſtens 38 M. für jede Eingeburt und 42 Mark für die Mehr=
geburt
. Zahlungspflichtig ſei die Krankenverſicherung; bei Wei=
gerung
der Zahlung drohe das Geſetz den Krankenkaſſen Zwangs=
ſtrafen
an. Der zweite Vortrag mit dem Thema: Was muß
die Hebamme von der Frauenheilkunde wiſſen? wurde von Herrn
Obermedizinalrat Dr. Puppel, Direktor der Heſſiſchen Heb=
ammenlehranſtalt
in Mainz, gehalten. Referent betonte, daß ſich
der Beruf der Hebamme nicht nur auf die Geburtshilfe und die
Behebung von Schwangerſchaftsbeſchwerden beſchränke, ſondern

auch auf dem Gebiet der Frauenheilkunde liege. Grundſatz müſſe
jedoch ſein, daß die körperliche Innenunterſuchung, die Feſtſtellung
und Behandlung von Frauenleiden Sache des Arztes ſei.
Die von dem Verbandstag erledigten Anträge betreffen: Die
geſetzliche Regelung des Hebammenweſens, die Wartegeldfrage, die
Gemeindehebammenverträge und deren Reviſion durch den Heſſi=
ſchen
Hebammenverband, Neuregelung der Gebührenordnung, die
koſtenfreie Benutzung der Verkehrsmittel, für die Hebammen in
Stadt und Land bzw. Erſtattung der Transportkoſten durch die
Wohnſitzgemeinde der Wöchnerinnen. Erſtattung von Kilometer=
geldern
nach der Gebührenordnung und Steuerfragen. Der
nächſtjährige Verbandstag findet in Dieburg ſtatt.

30. Verbandsſchießen Baden-Mitkelrhein-Pfalz.
WSN. Gießen, 7. Juli. Vom 6. bis 14. Juli findet hier das dies=
jährige
große Verbandsſchießen des Verbandes BadenMittelrhein
Pfalz des Deutſchen Schützenbundes ſtatt, zu welchem die Schützen aus
dem ganzen Verbandsgebiet, darunter auch aus dem beſetzten Gebiet,
in großer Zahl erſchienen ſind. Nachdem im Verlauf des geſtrigen Nach=
mittags
der Empfang der Schützengäſte ſtattgefunden hatte, wurde
geſtern abend in der großen Volkshalle ein Begrüßungsahend veran=
ſtaltet
. Der Vorſitzende des Gießener Schützenvereins, der der Träger
des Feſtes iſt, Architekt Nicolaus, hieß die Schützengäſte und die Gäſte
der Feſtverſammlung in herzlichen Worten willkommen. Darauf ſprach
der Vorſitzende des Verbandes Baden-Mittelrhein-Pfalz, Prof. Dr.
Popp=Frankfurt a. M., warme Dankesworte. Im weiteren Verlauf des
Abends fand nach dem feierlichen Einzug der Schützenfahnen die Ueber=
gabe
des Bundesbanners ſtatt, wobei Prof. Dr. Popp die Anſprache
hielt und der Vorſitzende des Gießener Schützenvereins das Banner in
die Obhut des Gießener Schützenvereins übernahm und ein begeiſtert
aufgenommenes Hoch auf das deutſche Vaterland und den Reichspräſi=
denten
v. Hindenburg ausbrachte. Dank und Dankesworte im Namen
der Schützen aus dem beſetzten Gebiet ſprach Herdt=Mainz aus. Im
übrigen war der Abend in beſter Weiſe bereichert durch Konzertdarbie=
tungen
der Reichswehrkapelle.
Am Sonntag nachmittag bewegte ſich ein gewaltiger Feſtzug, an
dem viele Schützenvereine und die Vereine der Stadt Gießen teilnahmen,
durch die mit Fahnen und Girlanden reich geſchmückte Feſtſtadt, der von
der Bevölkerung mit großem Jubel begrüßt wurde. Bei einem Feſt=
eſſen
in der Volkshalle, an dem etwa 600 Perſonen teilnahmen ſprach
Bürgermeiſter Dr. Seib im Namen der Stadt Gießen, der Provinz
Oberheſſen und des Kreisamtes Gießen herzliche Begrüßungsworte, wo=
bei
er auch in eindrucksvollen Worten die hohen Ideale des deutſchen
Schützenweſens betonte.
Der Verbandsvorſitzende, Prof. Dr. Popp=Frankfurt a. M., dankte
dem Vertreter der Stadt Gießen und der Gießener Bevölkerung für die
herzliche Aufnahme der Schützen. Sodann gab Bürgermeiſter Dr.
Seib=Gießen das folgende Begrüßungstelegramm des Feſtprotektors,
Staatspräſident Dr. Adelung, bekannt:
Zu meinem Bedauern wurde ich durch dringende wichtige Dienſt=
geſchäfte
in Berlin verhindert, am 30. Verbandsſchießen des Verbandes
BadenMittelrhein-Pfalz teilzunehmen. Ich entbiete den in Gießen
verſammelten Schützen meinen herzlichen Willkommengruß im Heſſen=
lande
. Wie ſchon vor einem Jahrhundert die deutſchen Schützen unter
dem Banner ſchwarz=rot=gold, die Einheit des Reiches aller Deutſchen
erſtrebten, ſo möge auch Ihr Gießener Feſt dazu beitragen, die Liebe
zu unſerem großen deutſchen Vaterlande zu pflegen und zu ſtärken.
Sicher wird das Feſt auch unſerer heſſiſchen Heimat, insbeſondere Ober=
heſſen
und ſeiner Hauptſtadt, neue treue Freunde gewinnen. So grüße
ich Sie mit den beſten Wünſchen für einen ſchönen Verlauf Ihres Feſtes.
gez. Adelung.
Nachmittags 4 Uhr begann der ſchießſportliche Teil des Feſtes mit
einem Scheibenſchießen.
Von der Bergſtraße, 8. Juli. Schwere Einbruchsdieb=
ſtähle
in Weinheim. Die Täter entkommen. Von einer
Polizeiſtreife wurden im Stadtteil Prankel zwei Männer angetroffen,
die in verſchiedenen Häuſern Einbruchsdiebſtähle verübt hatten und im
Begriff waren, ihre Beute wegzuſchaffen. Einer der Täter verſchwand
ſofort, während der andere unter Zurücklaſſung ſeiner Beute wiederholt
Schüſſe auf die Polizeibeamten abgab, ehe er die Flucht ergriff. Das
Feuer wurde erwidert, doch hatte der Täter zu großen Abſtand, ſo daß
auch er entkommen konnte. Außer verſchiedenen Kleidungsſtücken und
anderen Gegenſtänden iſt den Einbrechern ein größerer Geldbetrag in
die Hände gefallen.
Gernsheim, 8. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
7. Juli 0,83 Meter, am 8. Juli 0,80 Meter, morgens 5 Uhr.
Hirſchhorn, 8. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
7. Juli 100 Meter, am 8. Juli 0,94 Meter, morgens 5 Uhr.
Bg. Vilbel, 8. Juli. Geſtern wurde in der Gemeinderatsſitzung der
neue Beigeordnete Martin Reck in ſein Amt eingeführt. Bei der Be=
ratung
des Voranſchlags für die Realſchule wurden ernſte Bedenken
gegen die von der Gemeinde zu tragenden Koſten laut. Es wurde in
Frage geſtellt, ob die hohen Koſten weiter zu tragen ſeien.

II.K6.6

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[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 9. Juli 1929

Nummer 188

Orkan über Deutſchland.

Unwetterſchäden im ganzen Reich.

Abgedeckte Scheune bei Havelberg (Mark).
Hauseinſturz bei Straubing (Bayern).
Ein Unwetter von furchtbarer Stärke hat in ganz Mitteleuropa unermeßlichen Schaden angerichtet. Hagelſchläge vernichteten bei Straubing die
ganze Ernte, viele Häuſer wurden abgedeckt; mehrere Todesopfer ſind zu beklagen.

Die deutſche Akademie in der Villa Maſſimo.

Nach langen Verhandlungen mit der italieniſchen Regierung iſt es gelungen, das Gebäude der
Deutſchen Akademie in Rom für das Deutſche Reich zurückzugewinnen. Die Akademie, die den
deutſchen Künſtlern in Rom als Gaſtſtätte dienen ſoll, iſt ſeinerzeit von dem Berliner Kunſtfreund
Eduard Arnold gegründet und während des Krieges von Italien beſchlagnahmt worden. Zum
Direktor iſt jetzt der Enkel Arnolds, Profeſſor Gericke, ernannt worden.

Fernkagung.
In Aachen hielt in dieſem Dagen der bebanmte
Vevband Deutſcher Elektrotechniker, der die Sicher=
heitsvorſchriſten
für ellebtriſche Geräte herausgſbt
und das VDG=Zeichen für die geprüften Geräte er=
teilt
, ſeine 34. Jahresverſammlung ab, die dank
des Entgegenkommens der Reichspoſt, ſowie der
Poſtverwaltungen Hollands, Ungauns und Oeſter=
reichs
zu einer Ferntagung ausgeſtaltet werden
konnte. Es war das erſtemal, daß im Mitteleuvopa
eime Ferntaguung in derart großem Umfange im Ver=
trauen
auf die deutſche Technik durchgeſührt wurde.
Die Durchführung der Tagumg evgab einen vollen
Grfolg. Die Verſammlungsteillnehmer kamen in
Aachen, in Budapeſt, im Haag und in Wien zuſam=
men
und wurden miteiwamder durch Kabelleitungen
verbunden, ſo daß ſie ſich miteimander verſtändigen
konnten, als wenn ſie alle in dem gleichen Raum
anweſend geweſen wäven. Die Anſprachen aus den
verſchiedenen Ländern wurden im den Verſamm=
Nungsräuumen der obengenannten vier Städte völlig
deuutlich verſtanden, ebenſo die Erwiderungen darauf.
Da man die Redner aus dem Ausland in Aachen
micht ſehen konnte, ſo wurden, da das Fernſehen
noch gicht ſoweit durchgebilldet iſt, in ſehr geſchickter
Weiſe die ſprechenden Peyſönlſichkeiten im Lichtbild
gezeigt. Aus der Verſammlung ſellbſt iſt noch zu
berichten, daß der Vorſitzende des VDG, General=
direktor
Dr.=Ing. e. h. M. Krome, Dortmuund, eimem
ſehr fintereſſanden Jahresrückblick üüber die Fort=
ſchrütze
im abgelaufenen Berichtsjahr gab uund auf
die Schwierigkeiten hinwies, die der deutſchen
Glektroinduſtrie durch zu hohe ſoziale Abgaben, den
Kapitalmangel und den ſteigenden Wettbewerb des
Auslandes erwachſen. Bei allem Vertrauen zur deut=
ſchen
Elektrovechmik umd dem Anſehen, welches ſie
im In= und Ausland genießt, wird es doch ſehr
erheblicher Arbeit bedürfen, um die Stellung der für
den deutſchen Export ſo wichtigen Glektro=Induſtrie
ungeſchwächt zu erhalven. Sehr großen Eindruck
machten die Worte des Verbandsvoyſitzenden, mit
denen er darauf hinwies, daß das Schickſal der deut=
ſchen
Glektroinduſtrie letzten Endes vom politiſchen
Schickſal Deutſchlands abhängig ſei, eine Mahnung,
die, von dieſer Stelle ausgeſprochen, gar nicht ermſt
genug genommen werden kann.
Zugunfall.
Ein Packwagen ſtürzt über eine Brücke auf die
Landſtraße.
Malsfeld. Am Samstag fuhr eime Loko=
motive
der Streche TrehſaLeinfeld auf drei unbe=
ſetzte
Perſonenwagen auf. Dieſe wurden ineinan=
dergeſchoben
und ſchwer beſchädigt. Em davorſtehen=
der
Packwagen übervannte den Prallbock und ſtürzte
von der mehvere Meter hohen Brücke auf die umten
vorbeiſührende Landſtraße, wo er vollſtändig zer=
trümmert
liegen blieb. Der Materialſchaden iſt be=
trächtlich
; Perſonen wurden nicht verletzt.
Tödlicher Motorradunfall bei München.
Mänchen. Der Mauner Chriſtian Metzger
fuhr mit ſeinem Motorrad auf dem Wege mach Holz=
hirchen
auf einen Hanomag=Schlepper, der die Straße
kveuuzte. Seie auf dem Sozusſitz ſitzende Bjährige
Ehefrau und ſeine 21 Jahre allte Couſine erlitten
einen Wirbelſäullen= und Schädelbwuch und warem ſo=
fort
tot. Metzger ſelbſt zog ſich einen Schädelbruch
und einen Bruch des rechten Oberſchenkells zu, ſo daß
an ſeinem Aufkommen gezweifelt wird.
Unglück beim Spielen mit dem Revolver.
Klein=Biesnitz bei Görlitz. Am Samstag
machmittag hat der hier anſäſſige 19 Jahre alte
Schuſter Gerhand Schmidt im Beiſein ſeiner Couſine
mit einem Revolver geſpielt und nach Ausſage des
gleichaltvigen Gehilfen des Schuſters auf eine
Flaſche gezielt. Das junge Mädchen ſaß in der
Nähe auf einem Stuhl. Plötzlich ging ein Schuß
los und traf das junge Mädchen, das blutüberſtrömt
aus dem Hauſe bief. Gleich darauf knallte ein zwei=
ter
Schuß. Schmdt hatte ſich aus Angſt eine Kugel
in den Hinterkopf geſchoſſen und iſt während ſeiner
Einlieferung im das Görlitzer Städt. Krankenhaus
geſtonben. Die Couſine liegt ſchwer verletzt dar=
nieder
.
Ferienkinder tödlich verunglückt.
In Scheuen bei Celle in der Lünebunger
Heide ſind zwei Berliner Ferienkinder tödlich ver=
unglückt
. Die Künder ſpielten in einer Kiesgrube,
als ſich plötzlch und unerwartet am Rand der Grube
ein großer Zementblock löſte und auf die Kinder
fiel. Beide erlitten ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie
unmittelbar nach ihrer Ginliefenumg in das Kuan=
kenhaus
in Scheuen ſtarben.
Um die Jannowitzer Mordaffäre.
Hirſchberg. Entgegen den vor eimigen
Tagen als angebliche amtliche Mitteillung in den
Breslauer Zeitungen erſchienemm Meldungen er=
fahren
wir von zuverläſſiger Seite, daß gegen den
Grafen Chriſtian zu Stolberg=Wernigerode immer
noch die Vovunterſuchung ſchwebt. Es iſt gar nicht
daran zu denken, daß dieſe vor vier Wochen abge=
ſchloſſem
ſein wird. Die Abten befinden ſich auch nicht
beim Schießſachverſtändigen, wie die Breslauer
Blätter meldeten, ſondem bei Prof. Dr. Schulze
von der Göttinger Univerſität. Dr. Schulze iſt der
Sachverſtändige, der dem Geiſteszuſtand des Grafen
Chriſtion zu unterſuchen hat. Graf Chriſtian ſelbſt
iſt auf Veranlaſſung ſeiner Angehörigen in die
Paſtor Bodelſchwinghſche Anſtalt Bethel bei Biele=
feld
gebracht worden. Die Hauptverhandlung wird
vovausſichtlich nicht vor Ende September ſtattfinden
können.
Rettung aus ſchwerer Seenot.
Tilſit. Dem Tilſiter Dampfer Trude ge=
lang
es, im der Sonntagnacht den Dampfer Minea
mit 400 Perſonen an Bord aus ſchwerer Seenot
aus dem Frſchen Haff zu vetten. Der kleine Damp=
fer
, der nur 165 Perſonen faßte, wagte es, trotz des
ſchweren Wetters, 200 Frauen und Kinder der Me=
meler
Heilsarmee, die ſich an Bord des Minea‟
befanden, zu übennehmen und mit ihnen über das
Haff nach Ruß zurückzukehven. Die etwa 80 Männer
des Schiffes rettete der Ademeler Regierungsdampfer
Silluth, der die Minea im Schlepptau nach Ruß
eimnbrachte.
Ein 103 Jahre alter Veteran.
Satrup (Schleswig). Der älteſte Schleswig=
Holſteiner, der Kampfgenoſſe von 184851. Detef
Sarxen, kann heute ſeinen 103. Geburtstag feiern.
Sarxen iſt körperlich noch recht geſtund.

Evangeliſcher Frauenkag.
In den erſten Junitagem 1899 fand im Kaſſel zum
erſten Male ein Gvamgeliſcher Frautentag ſtatt, der
von Mänwern und Frauen der Innemm Miſſion
einberufen war, um über Möglichkeit und Form
eines Zuſammenſchluſſes ebangeliſcher Frauen zu
bergten. Dieſe, feſt wurzelnd in dem Boden ihrer
Weltzamnſchauuung uund überzeugte Glieder öhrer Kirche,
ſollten ſich miteimſetzen für die Ziele und Gedanken
der Deutſchen Frauenbewegung. Aus dieſen Bera=
tungen
ging die Gründung des Deutſch= Gvangeli=
ſchem
Krauenbundes hewor, der mum im dſeſem
Monat unter Führung von Paula Mueller=Oufried,
M. 6. R., auf eim 30jähriges Beſtehen zurüchblicken
kann. In dieſen drei Jahrzehnten hat er ſich zu
einer ganz Deutſchland umfaſſenden Orgonüſſatzion
entwickellt, die in 16 Landesvenbänden, 185 Orts=
gmppen
und 161 Anſchlußbereine mit rund 225000
Mitzgliedern umfaßt. Die Jubiläumsfeier ſoll im
September (18. bis 23.) in Manbung a. d. L., im
Verbindumg mit der 16. Generalverſammllung des
Bundes ſtattfinden.
Raub im Finanzamt.
Vab Tölz. Am Montag, gegen 13 Uhr, kam
in einem Mietsauto ein etwa 28jähriger Dienſtbnecht
des Schmiedemeiſters Zimnshofer von Lenggries vor
dem Finanzamt in Bad Tölz angefahren und begab
ſich in den Kaſſenraum. Als er dort an der Reühe
war, zog er einen alten Militärrevolber aus ſeiner
Aktentaſche und hielt die Waffe dem Oberſekretär
Schneck vor den Leib. Der Begmte hatte die Gei=
ſtesgegenwart
, die Kaſſette blitzſchnell wemigſtens
noch zur Hälfte zu ſchließen, ſo daß dem Täter bei
ſeinem Zugriff nur eine Handvoll Zehnmarkſcheine
zur Beute fiel. Darauf gab der Täter einen Schuß
ab, der durch ein Glasfemſter güng und beinahe den
Oberſekretär Regnet getroffen hätte. Mit dem Nufe:
Rettet euch, das Finanzamt fliegt in zehn Mimuten
in die Luft, verließ der Täter fluchtartüg das Haus.
Seine Verfolgung wurde ſofort durch ein ſtarkes
Polizeiaufgebot aufgenommen. Schon nach bunzer
Zeit konnte der Täter außerhalb der Stadt ergrif=
fen
und verhaftet werden.
Munitionsexploſionen.
Trieſt. Eime ſchwere Exploſionskataſtrophe hat
ſich in Trieſt in dem großen Munitionslager zwiſchen
Proſecco und Briſchi ereignet. Zwei von den etwa
30 Barachen ſind mit 27 000 Schrapnells und anderer
Munition in die Luft geflogem. Wegen der Gefahr
einer Ausdehnung des Feuers auf das ganze Lager
wpurde der Verkehr in der ganzen Gegend geſperrt
und die zwei genannten Dörfer geräumt. Schließlich
gelang es der Feuewehr und dem Milſitär, dem
Brand mit Sandſäcken einzudämmen und eine Ka=
taſtrophe
zu verhindern. Menſchenopfer ſind nicht
zu beklagen.

Schwerer Orkan über Bellinzona.
Baſel. Ueber Bellinzona iſt am Samstag
abend ein heſtiger Orkan niedergegangen, der etwa
eine Shude dauerte. Memſchen wuunden auf der
Straße umgeworfen. Der für das große eidgenöſ=
ſiſche
Schützenfeſt, das in dieſſem Jahre im Bellinzona
ſtattfindet und in den nächſten Tagen beginnen ſoll,
errichtete Schießſtand von etwa 200 Metemn Länge
wurde i die Luſt gehoben umd völlig zertrümmert.
Auch die vieſige Feſthalle, die vor eimigen Wochen
beüm Aufbau ſchon einmall halb zerſtört wurde, iſt
wiederum ſchwer beſchädigt worden. Nichtsdeſto=
wemüger
hofft man, am 12. Juli dennoch das Schützen=
feſt
eröffnen zu können. Im Gebiet von Lugano
wurde die Ernte on verſchiedenen Orten durch den
Shurm völlig verichtet. Am Homerſee wurde auf
den Geldemn erhebllicher Schaden angerichtet. Ein
Mädchen wurde durch Blitzſchlag getötet.
Orkanſchäden in Ungarn.
Zahlreiche Menſchenopfer.
Budapeſt. Der orbamardige Stuvm der i
der Nacht vom Samstag auf Sonntag über ganz
Ungam hinwegging, hat auch mehrere Menſchen=
leben
gefordert. In der Nähe der Ortſchaſt
Apoſtag an der Donau, wo ſſeit einigen Tagen eine
Pfadfimnder=Abteilung lagerte, wurde ein achtzehn=
jähriger
Pfabdſinder von einem durch den Sturm
enzwurzelten Baum erſchlagen; auch mehrere andere
Pfadfinder wurden verletzt, machdem der Dukan das
ganze Zeltlager der Pfadfinder zerſtört hatte.
Auch in Budapeſt ſind mehrere tödliche Unfälle zu
verzeichnen. So kippte u. a. auf der Donau ein
Fiſcherboot um, wobei ein Fiſcher ertramk. In
einem kleiven See bei Nagykaniſza, im Südungarn,
ertronken infolge des hohen Wellenganges drei ba=
demde
Perſonen. Am heftigſten wütete der Sturm in
Südungarn, wo der Schaden am den Kulturen und
der Ernte beſonders groß iſt.
Ozeanflug verboten.
Paris. Das Klugzeug Frange, das mit
den Fliegerhauptleuten Coudouret und Mailloux
einen Ozeanflug unternehmen wollte, der aber vom
franzöſiſchen Luſtfahrtmimiſterium umterſagt wurde,
hatte am Sonntag vormittag Sebilla zum Nückflug
nach Paris verlaſſen. Das Flugzeug, in dem noch
zwei Spanier Platz genommen hatten, erlitt über
Saünt=Angenau einen Motorſchaden. Beim Not=
landungsverſuch
ſtrefte es einen Baum und über=
ſchlug
ſich. Die vier Inſaſſen wurden ſchwer verletzt.
Coudouret iſt inzwiſchen geſtorben.
Opfer des Montblanc.
Paris. Bei der Beſteigung des Montblane
wurden, wie Havas aus Chamonix berichtet, ein
franzöſiſcher Offizier und ſeina Ordonnanz von
einem Schneeſturm überrgſcht. Beide wurden er=
fronen
aufgefunden.

Elf Pferde verbrannk.

Hamburg. Geſtem früh wurde die Hambur=
ger
Feuerwehr mach Farmſem gerufen, wo an der
Reumbahn einer der Holzfachbauten, im dem ſich
ungefähr 35 Remnpferde befanden, im Brand geraten
war. Die Freiwillige Feuerwehr hatte ſich bereits
mit Erfolg bemüht, ein Uebenſpringen der Flam=
men
auf die benachbarten Stallungen zu berhütten.
Die durch den Brand raſend gewordenen Pferde
wurden befreit. Viele von ihnen verſuchten aber
immer wieder, in das bvennenda Gebäude zurück=
zulaufen
, andere jagten ins Freie. Nach den bis=
herigen
Feſtſtellungen ſind 11 Pferde in den Flam=
men
uumgelommmen, einige werden noch vermißt.
Hamburg. Zu dem Feuer auf der Fawmſemer
Trabrennbahn werden noch folgende Ginzelheiten
bekannt: Die Hambunger Wehren grüffen das Feuer
mit acht Schlauchleitungen an und konnten im Ver=
ein
mit der Freſiw. Feuerwehr das Feuuer auf ſeinen
Herd beſchränken. In den brennenden Stallungen
waren Remnpferde von Otto Nagel, Walter Heinz=
mann
, Geſtüt Duvenſtedt, H. Grube, Geſtüt Hüs=
lein
, ſowie der Trainer Witt und Siemers. Soweit
bis jetzt feſtgeſtellt, befimden ſich under den verbraun=
ten
Nenmpferden die Si Driſton, Ladyſhip, Cop=
land
, Doſoroſa, Gertrud Ederle, Heroſtrat, Eſpardo,
Nachbarm und Flammentänzerin. Das Feuer wurde
zuerſt von eimem Wächter bemerkt. Die Flammen
ſchlugen aus dem rechten Flügel der Stallungen.
Das Feuer gewann bei demn leicht bremnbaven Ge=
bäude
, in dem ſich auch kleivere Futter= und Stveu=
vopräte
befanden, ſchnall an Ausdehmumg. Die durch
don Buandgeruch raſend gewordenen Pſerde ſchlu=
gen
uum ſich und bereiteten den herbeigeeilten Ret=
tern
auch dadurch Schwierigkeiten, daß ſie immer
wieder verſuchtem, im das bremnende Gebäude zu Tau=
fen
. Ein Teill der Tiere jagte ins Freie. Noch jetzt
fehlen einige Diere. Es iſt als ein großes Glück zu
betrachten, daß der noch am Sonntag ſtürmüiſche und
ſtets wechſelnde Wind im Laufe der Nacht einem
ruhigeren Weſtwind wich. Zur Zeit des Brandes
befanden ſich in Farmſen nicht weniger als 300 Remn=
pferde
. Ein Stumm hätte die Flammen zweifellos
auch trotz aller Tatkraft der Wehren auuf Neben=
ſtallungen
geſchleudert und weiteres ſchweres Unglück
herbeigeführt. So konnte der Bvand auf dieſe eine
Stallung beſchränkt werden. Was die Feſtſtellung der
Entſtehungsurſache anbelangt, ſo kann mitgeteilt
werden, daß ſofort nach Ausbruch des Brandes eing
kriminalpolizeilliche Unterſuchung eingeleitet wurde.
Vier Pferdepfleger und 140 Pferde verbrannt.
New York. In eimem mehrſtöckigen Stall=
gebäude
brach Feuer aus, das mit ſolcher Schnellig=
keit
um ſich griff, daß es nicht mehr gelang, die 140
Pferde zu vetten, da die Feuuerwehr lediglich die
Ausdehnug des Brandes auf die Nachbarhäuſer
verhindern konnte. Anſch=imend ſind auch vier
Pferdepfleger dem Feuer zum Opfer gefallen.
Dreifacher Zuſammenſtoß in Frankreich.
Paris. Wie aus Charolles gemeldet wird,
ereignete ſich bei dem Eiſenbahnübergang von Uchizy
ein dreifacher Zuſommenſtoß. Ein Motorrad und
ein Automobil ſtießen derart zuſammen, daß ſämt=
liche
Beteiligten auf die Straße geſchleudert wurden.
In dieſem Augenbilck Famen zwei andere Motorrad=
fahrer
, die auf die erſten Opfer des Zuſammenſtoßes
auffuhren. Im ganzen wurden 10 Perſonen verletzt.
Maſſenvergiftungserkrankungen in England.
London. Während des Wochenendes ſind
etwa 160 Perſonen in venſchiedenen Tellen Groß=
britanniens
unter Anzeſichen von Nahrungsvergif=
tung
erkrankt, darunter 37 Hochzeitsgäſte in Datchet,
35 Vertvetzer der Eiſonbahnertagung in Southamton
und 84 Teilnehmer einer Sonntagsſchule in Lincoln=
ſhire
. Die Unterſuchung iſt im Gange.
103 Verletzte bei einem Baſeballſpiel.
New York. In Detroit entſtand während
eines Baſeballſpieles in dem Augemblick eine Panäik,
als unter der überfüllten Tribüne Feuer ausbrach.
Die Zuſchauer ſtürzten Hals über Kopf dem Aus=
gang
zu, wobei ein furchtbares Gedränge entſtand.
Männer, Frauen und Künder wurden von den nach=
drängenden
Maſſen wiedengetreten. Insgeſamt wur=
dem
105 Verletzte, darunter 30 Arm= und Beimn=
brüche
von den Aerzten behandelt.
Ein neuer Ozeanflug.
New York. Aus Old=Orchard wird bevichtet:
Das Flugzeug Pfadfinder iſt zu ſeinem
Oezeanflug nach Rom um 8.43 Uhr qmerikaniſchen
Zeit aufgeſtiegen.

[ ][  ][ ]

Nummer 188

Dienstag, den 9. Zuli 1929

Geite 9

Der
Ganz allmählich macht ſich im Juli der Abſtieg der
Sonne von ihrer ſommerlichen Hochſtellung bemerkbar.
Zu Monatsanfang geht ſie um 20½ Uhr unter, während
gegen Ende des Monats ihr Untergang bereits eine halbe
Stunde früher ſtattfindet. Es iſt wenig bekannt, daß ge=
rade
in dem Monat, der uns die höchſten Temperaturen
zu bringen pflegt, die Sonne den größten Abſtand von
der Erde hat; denn am 4. Juli befindet ſich die Erde
im ſonnenfernſten Punkt ihrer Bahnellipſe. Die Strecke,
die uns dann von der Sonne trennt, beträgt 152 Mil=
lionen
Kilometer gegen 147 Millionen Kilometer zu An=
fang
Januar, wenn die Erde der Sonne am nächſten ſteht.
Im Mittel ſteht die Erde 149,5 Millionen Kilometer von
der Sonne ab, und der Sonnenſtrahl braucht 8 Minuten.
um mit der Lichtgeſchwindigkeit von 300 000 Kilometer
in der Sekunde dieſe Entfernung zu überbrücken.
Als erſte Sterne werden im Juli die hoch am Himmel
ſtehende Wega in der Leier und Arktur im Bootes ſichtbar
Die Wega als ein heißer Stern ſendet bläulich=weißes
Licht aus, während Arktur, der nicht ſo heiß iſt wie unſere
Sonne, von geblich=rötlicher Farbe iſt. Mit Wega in der
Leier ſteigen die Sommerſternbilder empor und nehmen
nunmehr faſt den ganzen Südoſtteil des Himmels ein.
Links von der Leier ſteht das Sternbild des Schwans,
deſſen fünf Hauptſterne ein gut erkennbares Kreuz bilden.
Der hellſte Stern dieſes Bildes an der Spitze des Kreuzes
oder am Schwanz des Schwans wird Deneb genannt. Mit
Wega in der Leier und Deneb im Schwan bildet ein drit=
ter
Stern ein großes rechtwinkliges Dreieck. Dieſer Stern,
der an Helligkeit zwiſchen beiden ſteht, heißt Atair und iſt
der Hauptſtern des Adlers. Von ihm braucht das Licht
14 Jahre, um bis zur Erde zu gelangen, von der Wega da=
gegen
rund 40 Jahre und von Deneb mehr als 500 Jahre.
Links von Atair finden wir den Delphin, ein kleines, in
dunkler Nacht leicht erkennbares Sternbild.
Durch das große Sommerdreieck zieht ſich die Milch=
ſtraße
hindurch, die in ihrem matten Schimmer das Licht

Sternhlinier

M

Dutt.

von Millionen und Abermillionen ferner Sterne ver=
einigt
. Nach Norden zu können wir ſie durch die Stern=
bilder
Kepheus und Kaſſiopeia bis zum Perſeus verfol=
gen
, im Süden verſchwindet ſie im Sternbild des Schützen
in den Dünſten des Horizonts.
Im Schützen leuchtet der Planet Saturn, der faſt
die ganze Nacht hindurch bis in die frühe Dämmerung
ſinein ſichtbar iſt. Wegen ſeiner langſamen Bewegung
er braucht 30 Jahre zur Vollendung eines Umlaufes
um die Sonne kann er nur bei ſorgfältiger Beobach=
tung
als Wandelſtern erkannt werden. Er iſt der merk=
würdigſte
aller Planeten, da er von einem Ringſyſtem
umgeben iſt, das bei der Beobachtung dieſes Planeten
mit einem großen Fernrohr für jeden ein überraſchendes
Bild bietet. Die Ringe werden aus kleinen Teilchen ge=
bildet
, die den Saturn wie Monde umkreiſen. Sie liegen
in der Aequator=Ebene des Saturn und ſind in Wirklich=
keit
kreisrund, obwohl ſie ſo nie geſehen werden können.
Ihre elliptiſche Geſtalt rührt von dem Winkel her, unter
dem wir ſie gerade von der Erde aus ſehen können. Sie
jemals ſenkrecht von oben zu ſchauen, iſt bei der Stellung,
die die Saturnsachſe hat, unmöglich. Außer den Ringen
hat Saturn noch zehn Monde, von denen der größte etwa
ſo groß wie unſer Erdmond iſt, während die übrigen be=
deutend
kleiner ſind.
Außer Saturn erſcheint auf unſerer Sternkarte von
ſen Planeten nur noch der Mars, der, im Sternbild
des Löwen ſtehend, auf wenige Minuten bis zu ſeinem
Untergange in der Abenddämmerung ſichtbar iſt. Jupi=
ter
und Venus können des Morgens am Oſthimmel
geſehen werden, während Merkur für das bloße Auge
ganz unſichtbar bleibt.
Der Mond zeigt die folgenden Lichtgeſtalten: Neu=
mond
am 6. Juli. Erſtes Viertel am 13., Vollmond am
21. und Letztes Viertel am 29. Juli.

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[ ][  ][ ]

Seite 10

Dienstag, den 9. Juli 1929

Nummer 188

Sport, Spiel
Audung des geutſchen beichsausſcäffes
Telegramm an Hindenburg. Reſolukion an
das Reich.
Im großen Saale der Börſe zu Eſſen fand am Sonntag die
ordentliche Hauptverfammlung des Deutſchen Reichsausſchuſſes
für Leibesübungen ſtatt. Vertreter der Turn= und Sportver=
bände
mit ihren Baunern und Fahnen umſäumten den Saal,
in dem eine überins ſtarke Schar von Vertretern der Regierung,
der Behörden und Verbände ſich mit den Mitglieden des Reichs=
ausſihnſſes
verſammelt hatte. Exzellenz Lelvald eröffnete die
Hauptverſammlnng mit einer kurzen Begrüßungsanſprache. In
glärizend wirkungsdeller Rede übermittelte dann der Eſſener
Obeibürgermeiſter Dr. Brach die Grüße und Wünſche der Stadt
Eſſen, Regiernnasrat Becker ſprach ür die Reichsregierung, Dr.
Vogt für das baneriſche Fultusminiſterium und Regierungsrat
Dr. Thiele für die ſächſiſche Regierung. Exzellenz Lewald
dankte den Bertretern für ihre Glückwünſche.
Einſtimmig Geſchloß die Verſammlung, nachſtehendes
Telegramm an den Reichspräſidenten von Hindenburg
abzuſchicken:
Der zu ſeiner Hauptverſammlung in Eſſen verſammelte
Deutſche Reichsausſchuß für Leibesübungen bittet, dem Herrn
Reichspräſidenten erneut die Verſicherung ausſprechen zu dürfen,
daß er wie bisher mit allen ihm zu Gebote ſtehenden Mitteln
an der Hebung der deutſchen Volkskraft und der körperlichen und
Charaktererziehung der Jugend durch Leibesübungen arbeiten
wird und erbittet auch ferner die Förderung und Unterſtützung
bei dieſer Arbeit.
Haedicke=Halle ſprach im Namen der Verbände dem Vor=
ſtand
den Dank aus und beantragte die Entlaſtung, die ein=
ſtimmig
beſchloſſen wurde. Der Redner wies darauf hin, daß
Lewald zehn Jahre an der Spitze des Reichsausſchuſſes ſtehe,
und feierte die Verdienſte Lewalds um den Reichsausſchuß und
die ganze Bewegung der Leibesübungen. Spentan erhoben ſich
die Anweſenden von ihren Sitzen und dankten Lewald durch
minutenlangen Applaus für ſeine im Dienſte der Leibesübungen
geleiſtete Arbeit. Ohne jeden Wiverſpruch wurden die übrigen
Punkte der Tagesordnung erledigt und auch die Wieder=
wahl
der ausgeſchiedenen Mitglieder vollzogen.
Auch der Voranſchlag für das kommende Jahr wurde debatte=
los
angenommen, ebenſo Breslau als Ort für, die
nähſte Hauptverſammlung 1930 beſtimmt. Mit all=
gemeriem
Bedauern wurde von der Kürzung des Etats für den
Reichsausſchuß für Leibesübungen Kenntnis genommen. Durch
die Reduzierung des Reichsetats, der von 1½ Millionen auf
eine Millien herabgeſetzr wurde, iſt der DRA. in ſchwere finan=
zielle
Sorgen gekommen, und ſo beſchloß die Verſammlung auf
Antrag von Staatsminiſter a. D. Dominicus einſtimmig, die
folgende
Reſolution
der Reichsregierung, dem Reichsrat und dem Reichstag zu über=
mitteln
:
Der DRA. hat mit lebhaftem Bedauern, davon Kenntnis
genommen, daß die Mittel zur Förderung der Leibesübungen
im Reichshaushalt 1929 von 1½ Millionen auf eine Million
herabgeſetzt worden ſind. Dieſe ſtarke Verkürzung der Reichs=
mittel
für Leibesübungen erfolgt unmittelbar, nachdem der
Reichsminiſter des Innern durch Erlaß vom 21. März 1929 dem
Reichsausſchuß mitgeteilt hatte, daß in den neuen Richtlinien
über Geſundheitsfürſorge der verſicherten Bevölkerung die Lei=
besübungen
ausdrücklich als Mittel zur Bekämpfung der Tuber=
kuloſe
anerkannt werden, und aus denſelben Erwägungen heraus
hat der Deutſche Reichsausſchuß ſeit langem die Forderung ge=
ſtellt
, die Mittel zur Förderung der Leibesübungen in ein be=
ſtimmtes
prozentuales Verhältnis zu den Ausgaben für die
Sozialverſicherung zu ſetzen. Dieſe Ausgaben ſteigern ſich von
Jahr zu Jahr um viele Hunderte von Millionen. Die Mittel für
Leibesübungen werden aber zu gleicher Zeit um ein Drittel ge=
kürzt
. Aus dieſem Grunde richtet der Deutſche Reichsausſchuß
an Reichsregierung, Reichsrat und Reichstag die dringende
Virte, in dem nächſten Jahreshaushalt die Mittel zur Förderung
der Leibesübungen in ein feſtes Verhältnis zu den Ausgaben
der Sozialverſicherung zu bringen und dieſe mindeſtens auf den
vorjährigen Betrag zu erhöhen."
Ein inhaltsvoller Feſtvortrag Sportpolitik als Kultur=
politik
von Profeſſor Dr. Wolff=Halle, ſchloß die Hauptver=
ſammlung

und Tarnen,

Turnen.
44. Gaukurnfeſt des Main=Rodgaues
im Südweſtdeukſchen Turnverband (Allg. Dtſch. Tbd.)
Eberſtadt ſtand geſtern und vorgeſtern im Zeichen des Turnvaters
Jahn! Diesmal war es der Main=Rodgau des Südweſtdeutſchen Turn=
verbandes
(Allgem. Deutſcher Turnerbund), der hier zu Gaſte weilte,
um ſein 44. Gauturnfeſt abzuhalten. Das Feſt war inſofern von einer
beſonderen Bedeutung, weil es durch die Vereinigung des Jahn= Starken=
burg
=Gaues mit dem Main=Rodgau einen größeren Umfang hatte, wie
die bisherigen Turnfeſte des Main=Rodgaues. Die umfangreichen Feſt=
vorbereitungen
hatte die Turngeſellſchaft E.V. getroffen, der eine Reihe
von Feſtausſchüſſen hilfreich zur Seite ſtand. Die Bürgerſchaft nahm
innerlich Anteil an dem Feſte und bewahrte auch dieſesmal ihren gaſt=
freundlichen
Ruf. Jubelnd wurden die Turner begrüßt und überall mit
großer Herzlichkeit aufgenommen.
Das Feſt wurde am Samstag abend durch einen Feſtkommers
eingeleitet. Am Feſtſonntag begann um 6½ Uhr der friedliche Wett=
ſtreit
der Turner und Turnerinnen auf den Sportplätzen Nord und
Süd im Walde, geleitet von dem Gauturnwart Diefenbach= Kelſter=
bach
. Er dauerte den ganzen Vormittag an und wurde ſeitens der Be=
völkerung
mit regem Intereſſe verfolgt. Sowohl das Einzelturnen, das
ſich auf den Zehn=, Zwölfkampf ſowie in den volkstümlichen Uebungen
auf Kugelſtoßen, Weithoch und Lauf (für die Turnerinnen Weitſprung)
erſtreckte, als auch das ſich ſpäter anſchließende Muſter= und Vereins=
riegenturnen
verlief glatt und ohne erheblichere Unfälle. Im Orte fand
inzwiſchen der Empfang der auswärtigen Vereine ſtatt, der lebhaften
Verkehr in die Hauptſtraßen brachte.
Pünktlich um 2 Uhr ſetzte ſich vom Mühltal aus ein farbenbewegter
langer Feſtzug durch die Ortsſtraßen, der von der ſpalierbildenden
Menge und von den Häuſern herab jubelnd begrüßt wurde. Auf dem
Feſtplatze angekommen, fand ein Feſtakt ſtatt. Gegen 5 Uhr fanden
dann Maſſen=Freiübungen ſtatt, die exakt ausgeführt und viel beachtet
und bewundert wurden. Um 6 Uhr wurde das Ergebnis des Wett=
turnens
verkündet. Nachſtehend veröffentlichen wir von jeder Stufe die
Namen der Turner, ſoweit ſie einen erſten bis fünften Sieg errangen.
Oberſtufe, Turner: Johann Hardt=Kelſterbach, 196 Punkte, 1. Sieg;
Heinrich Zulauf=Kelſterbach, 190, 2.; Wilhelm Dietz=Wixhauſen, 187, 3.;
Willy Wurm=Dietzenbach, 186, 4.: Adolf Weygand=Dietzenbach, 181, 5.
Unterſtufe, Zwölfkampf: Ludwig Roth=Gräfenhauſen, 202 Punkte,
1. Sieg; Heinrich Bender, Rüſſelsheim, 199, 2.; Ludwig Rohn, Kelſter=
bach
, 197, 3.; Franz Kreher, Münſter, 194, 4.; Heinrich Dächert, Eber=
ſtadt
, 194, 4.; Robert Schneider, Dornheim, 192, 5.
Oberſtufe, Turnerinnen: Käthe Göbel=Kelſterbach, 171 Punkte,
1. Sieg; Frieda Göbel, Kelſterbach, 150, 2.; Barbara Reinhard, Semd,
137, 3.; Greta Hirſch, Weiterſtadt, 137, 3.; Eliſabeth Hamm, Weiterſtadt,
136, 4.: Emma Echter, Kelſterbach, 133, 5.
Unterſtufe, Zehnkampf. Turnerinnen: Dina Ewald, Trebur, 160
Punkte, 1. Sieg; Anna Laumann, Meſſel, 156, 2.: Lisbeth Göckel,
Dietzenbach, 154, 3.: Eliſe Häfner, Klein=Gerau, 153, 4.; Grete Engel,
Meſſel, 150, 5.
Oberſtufe, Dreikampf: Georg Beſt, Königsſtädten. 64 Punkte, 1. Sieg;
Heinrich Bender, Rüſſelsheim, 59, 2.; Philipp Kohl, Eppertshauſen, 50,
3.; Fritz Knieß. Dreieichenhain, 49, 4.; Peter Larem, Eppertshauſen,
48, 5.; Auguſt Müller, Eppertshauſen, 48, 5.
Unterſtufe, Dreikampf: Philipp Weſp. Raunheim, 71 Punkte,
1. Sieg; Wilhelm Luley, Trebur, 61, 2.; Philipp Keim, Dietzenbach,
54 Punkte, 3.; Peter Euler, Eppertshauſen, 53, 4.; Heinrich Lochhaas,
Königſtädten, 53, 4.; Chriſtian Krumb, Dornheim, 53, 4.; Heinr. Knipp,
Dreieichenhain, 51, 5.
Altersſtufe: Benno Philipp, Mörfelden, 185 Punkte, 1. Sieg;
Philipp Feldmann, Dornheim, 171 Punkte, 2.; Johann Müller, Dorn=
heim
. 171 Punkte, 2.
Das Vereinsriegenturnen ergab: Klaſſe 4: Tgde. Rüſſelsheim,
Note ſehr gut; Tv. Kelſterbach, Note gut; Klaſſe B: Tv. Münſter,
Note ſehr gut; Tv. Wixhauſen, Note gut: Turn= und Sportverein
Langen, Note gut; Turnverein 1886 E.W., Trebur, Note gut.

Das Endſpiel um die Dertſche Fußballmeiſterſchaft wurde auf den
28. Jul: verlegt und wird in Nürnbeyg ausgetragen.
Das Wiederholungsſpiel zwiſchen 1. FC. Nürnberg und Herthal
BSC. findet am 14. Juli im Düſſeldorfer Rheinſtadion unter Leſtung
von Guyenz=Eſſen ſtatt
Daß Fußball=Städteſpiel Mannheim-Ludwigshafen, das ſeinerzeit
nach zweiſtundiger Spieldauer unentſchieden abgebrohen wurde, ſoll am
21. Juli wiederholt werden.
Der bekannte internationale Torhüter Ertl wird in Zukunft wieder
für Wacker München ſpielen.
Den Hochſchutwettkampf Freiburg-Baſel gewann Freiburg mit
71,5:55,5 Punkten.
Die neue württembergiſche Beſtleiſtung ſtellte bei den Volksturn=
meiſterſchaften
des Turnkreiſes Schwaben Frl. Umminger=MTV. Stutt=
gart
im Kugelſtoßen mit 10,13 Metern auf.
Die engliſchen Davisſpieler Auſtin, Gregory, Collins und Hughes
ſind am Montag in Berlin eingetroffen und haben bereits das Trai=
nig
für das Spiel' der Europa=Schlußrunde gegen Deutſchland auf=
genommen
.

zußball.
Akademiſcher SportelubGermania Auerbach 11:8.
Am Sonntag trafen ſich Germania Auerbach und Akadem. Sport=
club
zu einem Freundſchaftsſpiel auf dem Hochſchulſportplatz. Schon von
Anfang an zeigt ſich ein= Ueberlegenhet des Akadem. Sportclubs,
Gegenüber einer ſo überlegenen Kombination, wie ſie der A. S. C. zeigte,
konnte die Auerbacher Mannſchaft nicht aufkommen. Selbſt ſchöne
Durchbrücke konnten keinen Erfolg bringen, da die gegneriſche Vertei=
digung
gut auf dem Poſten war oder durch ſchlechte Schüſſe alle Chan=
cen
vergeben wurden. In der zweiten Halbzeit gelingt es dem A. S. C.,
noch 7 Tore zu erzielen. De Leiſtungen des Schiedsrichters ließen
manchmal zu wunſchen übrig, konnten aber nicht als Grund für die
Niederlage angeführt werden, wa3 Auerboch offenbar, durch ſein un=
ſportliches
Benehmen dokumentieren wollte. Der Sieg des Akademiſchen
Sportelubs war ein durchaus verdienter.

Geſchäftliches.

Das ſiegreiche Citroen=Cabriolet.
In der vom Deutſchen Automolbill=Club am 16. Juni in Berlin
veranſtalteten ſtark beſchickten Schönheitskonkurrenz wurde
das Citroen=Cabriolet mit dem erſten Preis der Serſienwagen bis
50 PS ausgezeichnet. Dieſer Erfolg iſt bemerkenswert, beweiſt er doch
von weuem, daß verwöhnte und ſachkundige Kreiſe im Citroen=Cabriolet
cine beſonders glücblich entwichelte Karoſſerieform erbennen. In der Tat
iſt bei dieſem Wagen ein neuer Standard der Eleganz erreicht, wie dies
von bewährten Kennerm der moderwen Wagenbaukunſt immer wioder
zum Aunsdruck gebracht wird.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt.
Dienstag, 9. Juli. 13.30: Schallplatten: Tanzmuſik. O 15.05:

Aus Kaſſels Geſchichte. 6 16.15: Konzert des Funkorch. Muſikal.:
Leitung: Kapellmeiſter Merten. Mitw.: W. Schneider (Baß).
S 18.35: Kaſſel: Gartening. Hintze: Ratſchläge für den Garten=
freund
. o 18.45: Kaſſel: E. Herberg: Neuzeitliche Geflügelzucht,
O 19.05: O. Gomboſi: Barock und dieſe Zeit. 6 19.25: Siegfried
Trebitzſch. Vorleſung aus eigenen Werken. 19.55: Schachſtunde:
Prof. Dr. Mannhemmer: Zwei Gedenktage: 50. Wiederkehr von
Anderſſens Todestag, 100. Wiederkehr von Dufresnes Geburts=
tag
. O 20.15: Hans Reimann. Vorleſung aus eigenen Werken.
O 21.15: Schallplatten: Ungariſcher Abend. O 22.15: Schweizer
Lieder. Plötz: s Bluemli. Krenger: Was heimelig ſig
(Jodellied). Schweizerlieder=Potp. Huber: Abendlied ( Jodel=
lied
); Der Gemsjäger. Schweizerlieder=Potp. Comme volant
les années Volksweiſe. Gaugler: Adieu a LEngiadina ( Ro=
maniſches
Engadiner Lied). Schweizerlieder=Potp. Grenger:
s Mälche (Jodellied). Ausf.: H. Ernſt=Zürich (Geſang), Funkorch,

Königswuſierhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 9. Juli. 12: Franzöſiſch für Schüler.
O 12.30: Schallplatten. o 15: Dr. Anina Klebe=Brandt: Pierre
Giovannis Pſychologie der neuen ſozialen Aeſthetik (Pſychologie der
Mode). O 15.40: Violette Metzelthin: Was ich alles in der Welt
an Tafelſitten und Gerichten kennen lernte. O 16: Reg.=Dir. Pretzel:
Bemerkenswerte Erſcheinungen aus dem erziehungswiſſenſchaftlichen
Schrifttum. O 16.30: Ob.=Stud.=Dir. Prof. Dr. Werner: Die
deutſche Ballade in Wort und Ton. O 17: Leipzig: Aus Opern
Verdis. O 18: Prof. Dr. Mersmann: Muſikverſtehen: Volkslieder=
analyſen
. 18.30: Franzöſiſch für Fortgeſchr. 18.55: Prof. Dr.
Meyer: Zeiten und Urſachen der Gebirgsbildung: Das Schickſal
der Berge. O 20: Berlin: Hokuspokus‟ Drei Akte mit Vor=
und Nachſpiel von Curt Goetz. Regie: Max Bing.

Wetkerbericht.
Der tiefe Druck über der Oſtſeee hat ſich unter weiterem Barometer=
fall
zu einer Sturmzyklone entwickelt. Ihr Einfluß erſtreckt ſich über
Deutſchland, ſo daß ſich der hohe, im Weſten lagernde Druck wenig durch=
ſetzt
. Die Kaltluft der Störung wird vorläufig noch zu keinem ruhigen
Wetter führen. Strichweiſe kommt es ferner zu leichten Schauern. Je=
doch
dürfte im Laufe des morgigen Tages der Kaltluftzuſtrom abflauen
und die Temperaturen langſam anſteigen ſowie etwas ruhigeres Wetter
herrſchen.
Ausſichten für Dienstag, den 9. Juli: Wechſelnde Bewölkung mit Auf=
heiterung
, zunächſt noch kühl, jedoch im Laufe des morgigen Tages
langſame Erwärmung, einzelne leichte Regenſchauer.
Ausſichten für Mittwoch, den 10. Juli: Weitere Erwärmung und wol=
kiges
Wetter, zeitweiſe auch aufheiternd, Neigung zu ſtrichweiſen
Niederfchlägen.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: J. V.: Dr. Eugen Buhimann;
für Die Gegenwart: Dr. Herbert Neite; für den Inſeratenteil: Willp Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 14 Geiten.

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[ ][  ][ ]

Nummer 188

Dienstag, den 9. Juli

Wirtichaftlice hundſchau.
Quartalsausweis der Vereinigten Stahlwerke. Die Produktion der
wichtigften Erzeugniſſe der Vereinigten Stahlwerke ſtellt ſich im dritten
Quartal 1928/29 (AprilJuni 1929) im Vergleich zum zweiten Quartal
(JanuarMärz 1929) wie folgt: Kohle 6 960 440 (6 838 320) To., Koks
2808 471 (2431578) To., Roheiſen 1 719 172 (1660 403) Tv., Rohſtahl
1882 182 (1824 733) To. Der Umſatz mit Fremden beläuft ſich im
dritten Quartal 1928/29 im Vergleich zum zweiten Quartal auf
407 552 317 (vorläufige Zahlen) (352 111034, endgültige Zahlen) RM.
Davon entfallen auf Abnehmer im Inlande 248 266 671 (222 127 262)
RM., Abnehmer im Ausland 159 285 646 (129 983 772) RM. Insgeſamt
beträgt der Umſatz mit Fremden im laufenden Geſchäftsjahr 1928/29,
9, Monate (vorläufige Zahlen) gegenüber dem vorgehenden Geſchäfts=
jahr
, 9 Monate (endgültige Zahlen) auf 1034 673 822 (1063 394 406) RM.
Davon entfallen auf Abnehmer im Inlande 651 091 146 (722 192 679) RM.
im Auslande 383 582 676 (341 201 727) RM. In den obigen Zahlen iſt
der Umſatz zwiſchen den einzelnen Abteilungen und der zum Konzern
des Stahlvereins gehörigen Beteiligungen nicht enthalten.
Fuſion Frankfurter Verkehrs= und Hotel=Betriebs=A.=G. Hotel
Diſch, A.=G., Köln. Die G.V. der Frankfurter Verkehrs= und Hotel=
betriebs
=A.=G. genehmigte ohne Ausſprache die angekündigte Fuſion
mit der gleichfalls zur Sterngruppe gehörenden Hotel Diſch A.=G. in
Köln, wobei gegen 400 9M. Diſchaktien, 600 RM. Frankfurter Aktien
gewährt werden.
Keramag, Keramiſche Werke, A.=G., Bonn. Die G.V. genehmigte
ohne Erörterung den Abſchluß mit 15 Prozent Dividende..
J. G. Farben kauft die Behringwerke in Marburg auf. Wir wir
erfahren, hat die J. G. Farbeninduſtrie, A.=G., 76 Prozent der Aktien
der Behringwerke in Marburg aufgekauft. Die Behringwerke werden
unter der alten Firma weiter geführt. Eine Verlegung der Werke ſoll
micht in Frage kommen, vielmehr ſoll der Serumbetrieb der J. G.
Farbeninduſtrie nach Marburg verbegt werden.
Voltohm, Seil= und Kabelwerke A.G., Frankfurt a. M. Die G.V.
genehmigte 4 (0) Prozenk Deidende für 1928 und wählte neu in den
A.R. Herrn Max Fiſch, Kaufmann, Frankfurt a. M., und Bankier Otto
Eskeles (Gehr. Heymann, Berlin). Einige Satzungsänderungen wurden
genehmigt und die Aktienſtückelung in 3000 St.A. a 100 RM. und 1100
St. A. 4 500 RM., und 100 V.A à 500 RM. neu vorgenommen. Im
neuen Jahre hat die Geſellſchaft keine Akzeptverbindlichkeiten mehr. Die
gebeſſerte Liquidität beſteht noch. Man erwartet wieder ein gutes Er=
gebnis
, falls die Verbände verlängert werden.
Golo, Schuhfabrik A. G., Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft läßt in
Aluswirkung des mit zwei Hausſchuhfabriken geſchloſſenen Intereſſen=
gemeinſchaftsvertrages
ihren Plan, in dem von ihr erworbenen Fabv k=
ebäude
in Sterbfritz eine Fabrikationsſtätte zu errichten, fallen. Sie
veabſichtigt nunmehr, in Frankfurt a. M. ſelbſt ihre Produktion zu er=
Seitern und wird zu dieſem Zwecke eine ſtädt’ſche Halle pachten.
Voltohm, Seil= und Kabel=Werke, A.=G., Frankfurt a. M. In der
S. V. wurden aus dem Reingewinn von 40 766 RM. 5 Prozent dem
Fefetzlichen Reſervefonds (2 038 RM.) zugewieſen. Auf 850 000 Stamm=
ektien
werden 4 Prozent Dividende verteilt; der Reſt von 4 727 RM.
wird auf neue Rechnung vorgetragen.
Franzöſiſch=ſchweizeriſche Handelsübereinkunft. Die ſchweizeriſch=
ranzöſiſche
Handelsübereinkunft iſt in Bern unterzeichnet worden. Sie
ſäigt den Tarifvereinbarungen von 128, die ſie gleichzeitig ergänzt und
iei gewiſſen Punkten näberumſchreibt, einen allgemeinen Vertragsteil bei.

Metallnokietungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 8. Juli 1929 ſtellten ſich für
Elektvolytkupfer auf 170,75 RMM., Originallhürtteralluumünöum 190 RM.,
4SSgl. in Walzii oder Drahtbarven 194 MM., Reimnickel 350 MM.,
Lanvimon Beguſus 6872 GNM., Feinſilber 71.5073.25 MM.
Die Berliner Metall=Termine vom 8. Juli 1929 ſtellten ſich für
Kupfer: Januuar Eis Apriül 142.50 (142.75), Mai nund Jum 142.75
( 43.00), Julr 141.00 (142.00), Auguſt 141.50 (142.50), September 141.75
(42.75), Oktoßer und November 142.50 (142.75), Dezember 142.50
143.00). Tendenz: befeſtügt. Für Blet: Januar bis Jumi 45.75
(-6.00), Juuli 45.00 (46.00), Auuguuſt 45.25 (45.75), September 45.50
(45.75), Oktober 45.50 (46.00), November 45.50 (45.75), Dezember 45.50
(46.00). Tendenz: ruhig. Fütr Zink.: Jauuar ſbis Juni 49.00
6100) Juli bis November 48.00 (51.00), Dezemſer 49.00 (51.00).
Tendenz: huſülos. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klam=
em
Brief.
Amerikaniſche Kgbelnachrichken.
New York, 8. Juli. (Priv.=Tel.)
Baumwolle: Im Anſchluß an die ermäßigten Liverpooler Kabel
und auf die günſtigeren Wetterberichte beherrſchte den Markt eine ſchwä=
here
Stimmung, die ſich noch verſtärkte, als vor Beginn des Büro=
berichtes
Glattſtellungen erfolgten. Nach Bekanntwerden der amtlichen
S hätzung wurden die Notierungen befeſtigt. Gegen Schluß traten Han=
del
und Spekulation mit Käufen hervor,
Kaffee: Bei ruhigem Geſchäft war die Tendenz anfänglich ſtetig.
Für europäiſche und braſilianiſche Rechnung fanden Käufe ſtatt.
Zucker: Der Markt war zunächſt feſt veranlaßt. In entfernteren
Sichten zeigte ſich für europäiſche Rechnung Verkaufsluſt, während in
nahen Sichten Wallſtreet und Kuba kauften.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 8. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 1223, Sept. 1275, Dez. 133½;
Mais: Juli 95, Sept. 97½, Dez. 94½; Hafer: Juli 45¾, Sept.
163, Dez. 4938: Roggen: Juli 96½, Sept. 101, Dez. 105¾.
Schmalz: Juli 12,00, Sept. 12,25, Okt. 12,40, Dez. 12,50.
Fleiſch. Rippen: Juli 13,25, Sept. 13,85: Speck, loko 13,75;
eichte Schweine 11,5012,15, ſchwere Schweine 11,1011,85;
Schweinezufuhren: Chicago 47 000, im Weſten 135 000.
Baumwolle: Juli 18,25, September 18,41.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 8. Juli:
Getreide. Weizen: Rotwinter 145½, Hartwinter 134½;
Nais, neu angek. Ernte 106½; Mehl, ſpring wheat clears 5,70
lis 6,10; Getreidefracht: nach England 1,22,0 Schilling, nach
dem Kontinent 89 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,75: Talg, extra, loſe 7½.
Kakav. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze in Lots: 42: Loko:
0½, Juli 10,48, Auguſt 10,50, September 10,65, Oktober 10,70,
ſovember 10,59, Dezember 10/44.
Biehmärkie.
Mannheimer Viehmarkt vom 8. Juli. Dem Viehmarkt waren zu=
ſefahren
und wurden die 50 Kg. Lebendgewicht je nach Klaſſe i ReM.
ſhandelt: 230 Ochſen 3762, 244 Bullen 4254, 368 Kühe 1852, 382
lärſen 5263, 761 Klilber 5082, 41 Schafe 5456, 3223 Schweine 75
43 92, 109 Arbeitspferde 8001800 Mk. das Stück, 120 Schlachtpferde
h150 Mk. das Stüick, 10 Ziegen 1123. Marktverlauf: Mit Groß=
ſeh
mittelmäßig, geräumt; mit Kälbern ruhig, langſam geräumt; mit
Echweinen mittelmäßſg, ſpäter langſam, kleiner Ueberſtand; mit Ar=
Eitspferden ruhig und mir Schlachtpferden mittelmäßig.
Frankfurter Großviehmarkt vom 8. Julk. Aufgetrieben waren:
184 Rinder, 371 Ochſen, 85 Bullen, 588 Kühe, 440 Färſen, 593 Kälber,
* Schafe, 4728 Schweine. Der Auftrieb war um 49 Rinder, 301 Kälber,
Schafe und 1321 Schweine größer als zum letzten Großviehmarkt.
ſie Preiſe gaben bei Rindern teilweiſe um 1, bei Kälbern und
Kchlveinen um 2 RM. nach. Marktverlauf: Rinder ruhig, nahezu aus=
drkauft
, Schweine ruhig, Ueberſtand, Kälber und Schafe ruhig, ge=
Fumt. Preiſe pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen; al) 6063,
1)5559, b1) 5054, Bullen: a) 5559, b) 5054, Kühe: a) 4953,
4348, c) 3642, d) 2531, Färſen: a) 6063, b) 5559, c) 5054,
filber: b) 7680, c) 7175, d) 6070. Schafe geſtrichen. Schweine:
) r) und d) 8891. Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch: 1) 95105,
8590, Kuhfleiſch: 2) 6075, 3) 4055, Kalbfleiſch: 2) 6075,
4055, Kalbfleiſch 2) 100115. Schweinefleiſch: 1) 110115, Gefrier=
liſch
(Rindfleiſch) Vorderviertel 56, Hinterviertel 65, Geſchäftsgang
ſleppend.
Frankfurter Pferdemarlt vom 8. Juli. Dem heutigen Sommer=
berdemarkt
wurden nur 480 Pferde ſowie einige Fohlen und Maultiere
tgefuhrt. Le ihte Geb=auchspferde flott gehandelt, ebenſo Schlachttiere,
k: im Preis anziehend waten. In ſchweren Arbeitspferden war der
kandel ſchleppend. Luruspferde wurden abgeſehen von einigen
Zegenpferden überhaupb nicht umgeſetzt. Die Preisnotierungen
bäkten ſich mit denen im Vorwonat. Nächſter Pferdemarkt: 19. Aug. 1920,

Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 8. Juli.
Nach der Unterbrechung durch den Ausfall der Samstagsbörſe konnte
das Geſchäft zu Beginn der neuen Woche nur langſam in Gang kommen.
Anregungen lagen kaum vor, nur ging von den günſtigen Auslaſſungen
im Geſchäftsbericht der Rheinſtahl A.=G. eine Anregung aus, was ſich
aber nur am Montanmarkt auswirken konnte. Trotzdem war die Stim=
mung
im allgemeinen freundlich und zuverſichtlich, da die Entſpannung
am Geldmarkt weiter gebührende Beachtung fand. Nur fehlten Auf=
träge
, was im allgemeinen geſchäftshindernd empfunden wurde. Gegen=
über
den Abendbörſenkurſen vom Freitag waren aber zumeiſt Beſſe=
rungen
zu verzeichnen. Nur am Elektromarkt überwog etwas Angebot
A. E. G. knapp gehalten, Siemens gut behauptet. Chade, Licht und Kraft,
Felten, Gesfürel und Schuckert büßten bis zu 134 Prozent bzw. Mark
ein. Am Chemiemarkt lagen J. G. Farben 1½ Prozent ſchwächer,
Deutſche Erdöl dagegen 1½ Prozent feſter. Lebhafteres Intereſſe be
ſtand für Montanwerte. Klöckner, Mannesmann, Phönix, Gelſenkirchen
und Buderus lagen von 11¾ Prozent höher. Aus dem ſchon erwähn=
ten
Grunde konnten Rheinſtahl bei regerer Nachfrage 4 Prozent gewin=
nen
. Banken zumeiſt leicht gebeſſert. Am Kalimarkt gaben Aſchersleben
2 Prozent nach. Hier wirkte der rückgängige Kaliabſatz im Juni gegen=
über
der gleichen Zeit des Vorjahres nachteilig. Bauunternehmungen
beicht nachgebend. Intereſſe beſtand noch für Glanzſtoffaktien mit plus
3 Prozent und Zellſtoffwerte, die bis 1½ Prozent gewannen. Renten
ſtill, zumeiſt leicht gedrückt.
Im Verlaufe war das Geſchäft ruhig, die Kurſe blieben gut behaup=
tet
. Später gaben jedoch die Kurſe um Bruchteile eines Prozentes nach,
da ſich verſchiedentlich Abgabeneigung einſtellte. J. G. Farben, Phönig
und Rheinſtahl waren gut gehalten. Am Geldmarkt war Tagesgeld
mit 8 Prozent etwas geſuchter und höher. Am Deviſenmarkt nannte
man Mark gegen Dollar 4,2002, gegen Pfunde 20,367. London=Kabel
4,8496, Paris 123,96, Mailand 92,71½, Madrid 33,60, Holand 12,07¾
An der Abendbörſe beſtand wiederum Geſchäft in Montan=
werten
, die jedoch infolge der ſtärkeren Nachfrage von heute mittag auf
Glattſtellungen eine Kleinigkeit niedriger lagen, dagegen Farben=
induſtrie
, Elektrowerte eine Kleinigkeit feſter. Banken vernachläſſigt.
An den übrigen Märkten zeigte ſich kein Geſchäft. Renten und Kunſt=
ſeidewerte
umſatzlos. Im weiteren Verlauf trat kaum eine Aende=
rung
ein.
Berlin, 8. Juli.
Wenn man gehofft hatte, daß durch den Ausfall der Samstagsbörſe
das Geſchäft heute um ſo lebhafter ſein würde, ſo wurde man ſchon vor=
mittags
hierin ziemlich enttäuſcht. Nur zögernd kamen Umſätze zu=
ſtande
und auch noch zu Beginn der Börſe war die Unternehmungsluſt
klein. Eine Ausnahme hiervon machte allein der Montanmarkt, an dem
ausgeſprochene Hauſſeſtimmung herrſchte, und für den verhältnismäßig
große Kaufaufträge des Rheinlandes vorlagen. Auch nach den erſten
Kurſen blieb die Tendenz uneinheitlich. Das Geſchäft wurde aber auch
in den Montanwerten ruhiger, zumal der Ordereingang nachgelaſſen
hatte und die Spekulation ſelbſt eher zu Gewinnmitnahmen ſchritt.
Farben= und Elektrowerte gaben bis 1 Prozent nach. Montanwerte und
im Zuſammenhang mit ihnen Dt. Erdöl waren jedoch meiſt noch gut ge=
halten
. Nachdem gegen 1 Uhr kleine Erholungen eingetreten waren,
wurde es im Verlaufe der Börſe aber wieder unſicher, da die ſchwache
Veranlagung des Farbenmarktes auf die übrigen Gebiete etwas ab=
färbte
.

N. E. G....

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124. 157.75 157.75 MannesmannRöhre 161. 162. Niederlauſitzer K 144. 52.25 52. 62! Nordd. Lloyd 113. 115.625 119.625
61. Trenſtein .. 91.75
415. 60- Polyphon 109. 109.875 Rütgerswerke 87.5 159.25 157.75 Sachſenwerke 107. 23e.5 232.5
143.5 146.5 WVer. Glanzſtof Siemens Glas. 127.
416. 216. Ver. Stahlwerke 105.25 45. 45. Volkſtedter Porzella 37. Wanderer Werke 84.
126.
51.5

Eelſenk. Berg..
Eeſ. f. elektr. Untern. /218.
Han. Maſch.=Ege
Kanſa Dampfſch. . . .1155.
122.6251 121.1 25/Wiſſner Metall.
Kapag .."
11. Wittener Gußſtahl
Karpener ..
150.
271.
Kemoor Zement ..
*) Die 3 Kaliwerte verſtehen ſich exkl. Bezugsreht.

8. 7.
135.
141.75
96.5
78.
245.
407.5
251.
167.
203.5
50.5
126.
147.
112.5
91.
415.
89.5
108.5
127.5
419.
108.5
37.
83.125
127
53.

Devifenmarkt.

Kelſingfors..
Wien ....... . / 58.995169.11s
Prag ... . . . . . / 12.415
Budapeſt ..."
Sofia ..
Kolland
Cslo ......
Kopenhagen..
Stockholm. . . .
London .. .. . .1 20.344
Buenos Aires
ew York...
Belgien.... . .! 58.25

5. 1. 8. 7. Geld! Brief Geld/Brief 10.513/10.563 10.545 10.56. Italien .. 59.00 59. 12 Paris ......! 12.435 12.416 12. 436 Schweiz ...." 73.12 73.28 73. 12 73.26 Spanien ...." 3.032 3.038 3.03 3.039 Danzig. ( 168.42 168.76 168.4 168.81 Japan . . . . .. 111.77/111.9e 111.76111.981 Rio de Janeiro un.73 11.95 111.74 111. 961 Jugoſlawien.. 112.42 1 12.6: 112.43 12.6 Portngal. . . . . 20.384 20.348 20.3e Athen ......." 1.759 1.763 1.760 1.76 Konſtantinopell 4.1955 42035 4.1955 4.2035 Kanada . . . . .. 58.31 58.25 8.38 Uruguay .. ...

Geld / Briefl Gel
21 .95521.995 21.95
16 405 16.445 16.41

80 ,67
60 8
81.34
1.866

30.83
30.60
81.50
1.870

0 .49350.4985

7.366
18.7
5.43
2.015
4. 160
4.03e

7.38C
18.77
5.44
2.019

80.675
81.35
1.880
7.368
5.4351 5.445
2.01!

4. 168/ 4.164
.044 4.03

8. 7.
Brie
21.99
16 45
80.835
60.59 60.71
31.51
1.884
0.4965 0.4985
7.382
18.73 He.77
2.019
4.172
4.044

Produktenberichte.

Mannheimer Produktenbericht vom 8. Juli. Auf höhere Forderun=
gen
von Argentinien verkehrte die Börſe in feſter Haltung. Man
nannte gegen 12,30 Uhr in Reichsmark im mihtoffiziellen Verkehr per
100 Kg. waggonfrei Mannheim: Weizen ausl. 27,5030, Roggen inl.
2424,25, ausl. 25.25, Hafer inl. 23,2524, ausl. 22,5023,50, Brau=
gerſte
geſtrichen, Futtergerſte 20,5021, Mais mit Sack 21,75, ſüdd.
Weizenmehl, Spezial Null, 38, Auszugsmehl 42, Brotmehl 30,50, ſüdd.
Roggenmehl 33,5035.50, Kleie 12, Biertreber mit Sack 1819,75.
Frankfurter Produktenbericht vom 8. Juli. Der Frankfurter Pro=
duktenmarkt
hatte heute etwas ruhigeres Geſchäft, da die ſchwachen Aus=
landsmeldungen
und die verſtärkte Abgabeneigung der Provinz ge=
ſchäftshemmend
wirkten. Namentlich Roggen und Noggenmehl waren
etwas gedrückt, während die übrigen Getreideſorten gut behauptet blie=
ben
. Es ourden folgende Notierungen feſtgeſetzt: Weizen 26,25, Rog=
gen
23,50, Hafer inl. 23,2523,50, Mais für Futterzwecke 21,5021,75,
ſüdd. und nederrhein. Weizenmehl 3838,25, Roggenmehl 32,5033,
Weizenkleie 12,25, Roggenkleie 13, Erbſen, je nach Qualität für Speiſe=
zwecke
3350, Linſen, je nach Qualität für Speiſezwvecke 40110, Heu
alter Ernte 12, dro. neuer Ernte 10, Weizen= und Roggenſtroh, draht=
gepreßt
5, dto. gebündelt 4,50, Treber, getr. 18
Berliner Produktenbericht vom 8. Juli. Die ſchwachen Auslanbs=
meldungen
und verſtärkte Abgabeneigung der Provinz am handelsrecht=
lehen
Lieferungsmarkt führten heute zu Preisrückgängen im Ausmaße
vyn 12 Mk. Stärker gedrückt war lediglich Juliroggen, obevohl man
hier der Anſicht iſt, daß infolge des regneriſchen Wetters größere An=
lieferungen
von Roggen neuer Ernte am hieſigen Platze im Juli noch
nicht erfolgen dürften. Das Angebot von Inlandsbrotgetreide war
weiterhin nicht dringlich zu nennen, jedoch zeigten ſich die Eigner für
Herbſtlieferung zu kleinen Preiskonzeſſionen bereit. Die Cifofferten für
Auslandsteizen waren von Nordamerika etwas ermäßigt, Platatveizen
war in den Forderungen etwas feſter gehalten. Nennenswerte Um=
ſätze
kamen jedoch bisher nicht zuſtande. Mehl wird von den Mühlen
zu veränderten Preiſen angeboten; infolge der ſchwächeren Tendenz
des Brotgetreidemarktes zeigte ſich nur geringe Kaufneigung. Roggen=
mehl
blieb reichlicher offeriert. Am Hafermarkt haben ſich die Offerten
gemehrt, die Gebote lauten etwa 23 Mk. niedriger als am Wochen=
ſchluß
.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Im Laufe des geſtrigen Montag=Nachmittags trat das Reichskabi=
nett
zu einer Sitzung zuſammen, um über die neue Lage zu beraten,
die in den Handelvertragsverhandlungen mit Polen angeſichts der neuen
ſchutzzollpolitiſchen Maßnahme auf landwirtſchaftlichem Gebiete einge=
treten
iſt. Vorausſichtlich wurde auch die Frage erörtert, wer im Falle
eines Rücktritts Hermes in Zukunft mit der Leitung der Verhandlungen
betraut werden ſoll.
Während in der Vorwoche noch eine leichte Entlaſtung des Geſamt=
arbeitsmarktes
feſtzuſtellen war, iſt nunmehr die Aufwärtsbewegung nach
einer Mitteilung des Landesarbeitsamtes Mitteldeutſchland zu Stillſtand
gekommen. Die Zahl der Arbeitsloſen, die am Stichtage der Vorwoche
104 435 betrug, hielt ſich in der Berichtswoche mit 104 368 auf der faſt
gleichen Höhe.
Die Generalverſammlung der Keramag Keramiſche Werke A.=G.,
Bonn, in der 3,63 Millionen Reichsmark vertreten waren, genehmigte
ohne Erörterung den Abſchluß mit 15 Prozent Dividende.
In der vergangenen Nacht iſt der allſeits bekannte und geehrte Mit=
inhaber
der bekannten Schuhfabrik Eugen Wallerſtein, Herr Eugen Wal=
lerſtein
, Offenbach, an den Folgen einer Darmoperation verſtorben.
Kommerzienrat Eugen Wallerſtein war eine weit über die Grenzen
Offenbachs bekannte und geachtete Perſönlichkeit.
Wie wir erfahren, hat die J. G. Farbeninduſtrie A.=G., Frankfurt
a. M., 66 Prozent der Aktien der Behring=Werke A.=G. in Marburg
übernommen. Der Betrieb ſoll unter der alten Firma weitergeführt
werden. An eine Verlegung der Werke iſt nicht gedacht, vielmehr werden
die Serumbetriebe der J. G. nach Marburg verlegt.
Der Frankfurter Lichtſpieltheater=Konzern dürfte in den allernächſten
Tagen eine perfekte Angelegenheit werden.
Neben der neuen Filialfabrik Neuhaus, Schwetzingen, im Bruch=
ſaler
Bezirk hat die Zigarrenfabrik Kahn. Heilbronn, die Fabrikanlagen
der Firma Lang in Dielheim, Bezirk Wiesloch, gepachtet und wird
darin 70 Arbeiter beſchäftigen. Die Firma Maier hat in Rot bei Wies=
loch
den Betrieb in ihrer Fabrik wieder aufgenommen.
Nach dem Bericht der Süddeutſchen Holzinduſtrie A.=G., München,
haben die Verhältniſſe in der Holzwirtſchaft im abgelaufenen Geſchäfts=
jahr
eine Beſſerung nicht erfahren. Der Ausbau des Unternehmens end
die durchgeführten Rationaliſierungsmaßnahmen ermöglichten jedoch eine
Umſatzſteigerung. Die angegliederten Tochtergeſellſchaften und Betei=
ligungen
hätten befriedigend gearbeitet.
Wie aus Moskau berichtet wird, iſt die Danziger Wirtſchaftsabord=
nung
, die am Samstag unter Führung des Präſidenten Dr. Sahm
Danzig verlaſſen hat, am Montag in Moskau eingetroffen.
Wie gedrahtet wird, hat der albaniſche Finanzminiſter ein Dekret
unterzeichnet, wonach die Ausbeutung der albaniſchen Petroleumvor=
kommen
einem italieniſchen Konſortium überlaſſen wird, das von der
Regierung in Rom ſubventioniert wird.
In Bradford waren die Umſätze in der Berichtswoche ohne Be=
lang
, da der Konſum erſt das Reſultat der nächſtwöchigen Londoner
Auktion abwarten will. In Roubaix iſt der Streik der Sortierer faſt
beendet, das Geſchäft iſt ruhiger geworden, Preiſe blieben im großen
und ganzen unverändert.
In New Orleans ſind am Montag Vertreter der amerikaniſchen Re=
gierung
eingetroffen, um im Streik der Straßenbahner Schlichtungsver=
handlungen
einzuleiten. Die Herbeirufung der Regierungsvertreter er=
folgte
auf Veranlaſſung des Präſidenten des Gewerkſchaftsrates.


Mnalbant, Komn
Frankfurter Kursbericht vom 8. Juli 1929.

3 Dtſche. Reichs=
anl
. v. 27...."
6% Baden Frei=
ſtaat
v. 27...."
6% Bayern Frei=
ſtaat
v. 27 ....."
% Heſſen Volks
ſtaat v. 28...."
6% Preuß. Staats=
anl
. v. 28......
60 Sachſen Frei=
ſtaat
v. 27..
7% ThüringerFrei=
ſtaat
v. 27....
Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. + 11.
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö.
ſungsſch. (Neub.)
Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
. . .."
2% Bad.=Bad. v. 26
6% Berlin v. 24..
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
7% Fikf. a. M. v.20
8% Mainz v. 26...
6% Mannh. v. 26
8% Nürnberg v. 26
Dt. Komm. Eam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
* Ausl. Ser.
Ser.II
3½ Betl. Hyp.=B!
% Frkſ. Hhv. Bk.
½%- Lia. Pfbr.
8½ PfbrBk.
4 ½%,- Lig. Pfbr.

Ru
73
77
8775
91.4
81
50.75
10.6

84
90

49.5
64.5
97
75
97
781,

80 Heſſ. Landesbk.
4½% Heſl.Lds. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr..
8% Kom. Landes=
bank
Darmſtadt
8% Mein. Hyp.Bk
4½% Lig. Pfbr
8% Pfälz. Hyp. Bk.
8% Preuß. Ztr.=
Stadtſchaft. .
8% Rhein. Hyp.=B
4½% Lig.Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ...."
8% Südd. Bod.=
Creb.=Bank ....
8% Württ. Hyp.=B.
6% Daimler Benz
von 27.......
8% Klöckner=Werle
Berlin v. 26....
%6 Mainlrw. v. 26.
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26.
% VoigtcHäffner
von 26 ....."

F. G. Farben Bonds
88.........

5 % Bosn. L. E. 9
v. 1914..
4:/.% Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914 ..
4% Oſt. Goldreute
4:1,% Num. Gold
von 1913.
4% Türk. Admin.
4% 1.Badoat
%e Zollanl.
4:1, Xungarn 1913

93.90
84.5

93.5
82.5
97
74.15
91
95.5
97
791.
96.5
97.5
97.25

72
89.5
83

124

33
34.25

7.40

4/,% Ungarn 1914/ 24.80
Goldr., 23.10
4½

Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nt.=B
Deutſche Bank ...
Eff.=u. Wechſel=
bank
.. . . . . . . ."
Vereinsbant
Diskonto=Geſellſch.
Dresdener Bank".
Frankf. Bank. . . .
Hyp.=Br..
Pfdbr.=Br.....
Gotha. Grundfr. B
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbk.
Nürnb. Vereinsbr.
Oſt. Creditanſtalt. .
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank-Ant. . .1327.75
Rhein. Creditbr. . .
Hyp.=Banr ...
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
A..G. f. Verkehrswl
Dt. Eiſenb.=Geſ...!
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge. ....."
Hapag ......... . 122
Nordd. Lloho .. . . 1131/,
Schantung=Eiſenb.
Süvd. Eiſenb.=Gei.

126.5
160
183.75
278
172.75
125
157
161
104
139.25
140
1.30
130.5
150
30.35
134.5
122
162
13

153.
85.5
111

ecum. Berlin..
Adlerw. (v. Kleher)/ 5).5
6% AEG. Vorzuo/ 93.25
35.25
5%

AEG. Stamm. . . 1195.25
Baſt Nürnberg
Bergm. El. Werkel222
Brown BroverickCie 138
Brüning & Sohn.. 100
Buderus Eiſen .../ 77.25
Eement Heidelberg/138.25
Karlſtadt
Chem. WerkeAlbert./ 64.5
Chade ......
Daimler=Benz..
Dt. Atl.=Telegr.. . . /115
Eiſenh. Berlin.
Erdöl .. . . . . 119
Gold= u. Silb.=Anſtalt. 1157.5
Linoleumwerk.
Eichbaum, Brauer.
Elektr. Licht u. Kraft/215
Liefer.-Geſ.1158.5
Eſch v. Bergwerk 1193
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnereil
F. G. Farbenindſtr. /232
Feinmech. (Fetter).
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas .......!
59 ......
Geiling ECie ..../ 41.5
Gelſenk. Bergwer //145.25
Geſ. f . elektr. Un=
ternehmungen
..!
Goldſchmidt Ty.
Gritzner Maſchinen/ 73
Grün & Bilfinger .!"
dafenmühle Frift. 130
Hammerſen (O8n.)
Harpener Bergbau)
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfb. 96
Hindrichs=Aufferm.
Hirch Kupfer ..."

179.5
433
56.5
70ſ.
317
40
215
86
123
71.5
217
74.5
178
5o,5
73

Hochtief Eſſen".

101.5

Holzmann, Phil. .
Holzverk.=Induſtriel 91.
Zlſe Bergb. Stamm/218.75
Genüſſe 12
Junghans Stamm
Kali Aſchers ieben /244
Salzdetfurth //406.5
Weſteregeln 1250
Kammgarnſpinn . /147
Karſtadt, 9. . . . . . . 18 ).75
Klein, Schanzl. . . 91
Klöcknerwerke .. . . 121.25
Praftw. Alt-Württ. / 82
Lahmeyer & Co. .1174
Lech, Augsburg .. . /10 3.30
Löwenbr. Münch. 1284
Vüdenſcheid Metalll 85
Butz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt. 105‟/,
Mainz. Akt.=Br. . . . 1230
Mannesin., Rohren/426
Munsfelo. Bergb.. 1133
Murs=Werle ....."
Metaligef. Frankft. 127.25
Miag. Mühlenbau. 1124
Montecatini Mailo.
Motoren fb. Darmſt. 53
Neckarſ. Fahrzeug..
Nicolay, Hofbr. . . . 145
Oberbedarſ .. . . .."
Oſterr. Alpine Mo.
Otavi Minen ....."
Beters Unton Frlf. /122.5
Phönie Bergbau. •/493

Reiniger, Gebb.....
R). Braunkohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerke. . .
Riebek Montan".
Roeder Gb. Darin

05
295.5
152
135 5
14.5

Rütgerswerle ....
Sachtleben A. G.
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackſubr
Schriftg. Srempel".
Schuckert Elettr.. .
Schwarz Storchen.
Siem Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Stroyſtoſf. Ver.. ..
Südd. Immobilien
Zucker=AG
Soenska Tändſticksl
Tellus Bergbau...
Thür. Lief.=Geſ..
Tucher=Brauerei..
Unterfr. Krs.= Elel-
tr
.=Verſ. ......"
Beithwerte
Ver. f. Chem. In
Gummifabrik
Berlin=Frank
Laurahütte
Stahlwerte ..
Ultramarin
Zellſt. Berlin.
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haefſner..
Wayß & Freytag..
Wegelin Rußfabrit/117
Werger Brauerei..
Zeliſtoff. Aſchaffbg.
Memel. . . . . . 147
Waldho ....
Allianz u. Stuttg.
Verſicherung ...
Frift. Allg. Verſ.=G
Frankona Rück- u.
Mitv. . . . . . ..
Mann h. Verſich. . .

88.25
200
303
04
20.5
233.5
163

148.75
408
115

102
17
79
80.25
108.25
150
109
79
220
102
198
171
246

233

06
128

[ ][  ][ ]

Geite 12

Dienstag, den 9. Juli 1929

Nummer 188

din dent in der Nagt.
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
46)
(Nachdruck verboten.)
Dann, ſagte ſie raſch, wollen wir uns hierher ſetzen und
warten, bis Dan zurückkommt.
Beinah im ſelben Augenblick betrat Barry die Veranda, den
Hund an den Ferſen. Am Eingang blieb er einen Augenblick
ſtehen. Sein Blick ging über ſie hin, dann ſchritt er weiter. An
der Haustür machte er noch einmal halt.
8 iſt wohl beſſer, ich ſags euch gleich, ſagte er mit ſeiner
gewohnten ſanften Stimme, jetzt, wo Bart wieder hergeſtellt iſt,
muß ich mich wieder auf den Weg machen. Morgen früh reite
ich los.
Kates flehend auf ihn gerichtete Augen trieben den Dok=
tor
hoch.
Mein lieber Miſter Barry rief er. Dan, der im Begriff
geweſen war, das Haus zu betreten, blieb ſtehen und drehte ſich
um. Haben Sie tatſächlich die Abſicht, uns zu verlaſſen, obwohl
Miſter Cumberlands Befinden ſo außerordentlich kritiſch iſt?
Ein Schatten flog über Barrys Geſicht.
Wenn ich könnte, würde ich dableiben, antwortete er, aber
8 iſt nicht möglich.
Ich kann nicht beurteilen, ob das, was Sie von hier weg=
treibt
, für Sie von ſo außerordentlicher Wichtigkeit iſt, ſagte der
Doktor. Was mir Sorge macht, iſt Miſter Cumberland. Sein
Zuſtand gibt zu den größten Beſorgniſſen Anlaß. Die geringſte
nervöſe Erſchütterung kann die allerſchlimmſten Folgen haben.
Erſichtlich ſpielte ſich in Barrys Innern ein gewaltiger Kampf
ab. Schließlich antwortete er: Wie lange werde ich dableiben
müſſen? Ein einziger Regentag wird alle Spuren verwiſchen.
Dann ſtehe ich da wie ein Blinder in der Wüſte. Wie lange
glauben Sie, Doc, daß ich hierbleiben muß?
Nur ein paar Tage, antwortete Byrne, würden genügen,
um in Miſter Cumberlands Befinden Wunder zu wirken.
Barry zögerte noch.
Ich werde hinaufgehen, und mit ihm reden, ſagte er ſchließ=
lich
, und ich werde tun, was er will.
Neunundzwanzigſtes Kapitel.
Geſpräche.
Es dauerte lange, bis man erfuhr, was Cumberland auf Dan
Barrys Frage geantwortet hatte. Für Kate und den Doktor

ſchleppten ſich die Stunden endlos. Für Kate Cumberland be=
deutet
es viel, wenn es ihrem Vater gelang, Dan zurückzuhalten.
Der Doktor erwartete die Entſcheidung kaum weniger begierig,
denn wenn Barry tatſächlich noch am ſelben Tag die Ranch ver=
ließ
, erhielten gewiſſe geheime Hoffnungen, die Doktor Byrne
hegte, neue Nahrung. Noch ehe der Abend hereinbrach, trat ein
Ereignis ein, das den beiden eine nicht unwillkommene Ablenkung
bot. Es war die Ankunft keiner geringeren Perſon als des
Diſtriktkonſtablers Jeff Calkins in Perſon. Es war ein Mann,
dem das unausgeſetzte Leben im Sattel die Schulter nach vorne
gedrückt und die Beine gekrümmt hatte. Sein Kopf ſaß weit vorne
auf einem merkwürdigen langen und dürren Hals und war, wenn
er ſprach, in unausgeſetzter pendelnder Bewegung. Auf dreihun=
dert
Meilen im Umkreis hatte der Diſtriktkonſtabler einen großen
Ruf, und dies war ſeltſam, denn Jeff Calkins war ein Mann,
der viel und gern ſchwätzte, und in den Bergen ſind geſchwätzige
Leute im allgemeinen nicht beliebt, aber es hatte ſich mit der Zeit
herausgeſtellt, daß ſein ſechsſchüſſiger Revolver im Notfalle genau
ſo fix war, wie ſein Mundwerk und ein gut Teil ſicherer. So
war allmählich der Diſtriktkonſtabler in der Schätzung ſeiner Mit=
bürger
geſtiegen.
Gleich beim Eintreffen beruhigte er die Einwohner der Ranch
durch die Verſicherung, daß ſie für ihn hier nichts zu tun hätten.
Alles, was er brauchte, war eine Lagerſtätte für die Nacht, ein
Happen Eſſen und Futter für ſein Pferd. Die Fährte, der er zu
folgen hatte, führte viele viele Meilen einſamen Ritts über die
Cumberland=Ranch hinaus. Der Diſtriktkonſtabler war ein Mann,
der zugunſten ſeiner Perſon Politik trieb, und ſchon früh in ſei=
nem
Leben hatte er entdeckt, daß das beſte Mittel, mit jedermann
gut auszukommen, darin beſtand, ihm ſozuſagen in ſeinen eigenen
Lebensbezirk zu folgen. Und ſo begrüßte er auch Doktor Byrne
mit einer Salve von Bemerkungen, die ein Muſterbeiſpiel ſeiner
Kunſt, Menſchen zu behandeln, darſtellen ſollte.
So alſo ein Doktor ſind Sie, was? Well, Herr, habe
ſchon immer gedacht, s muß ’ne nette kitzlige Sache ſein, in ſeinen
Mitmenſchen herumzuſchnitzeln. 8 iſt bloß eine Idee dabei, die
mich immer zurückgehalten hat, 8 ſcheint mir mächtig unfair, mit
dem Meſſer auf inen Kerl loszugehen, der ſich nicht wehren kann.
Da ham Sie mich ganz und gar.
Doktor Byrne antwortete mit einer höflichen Verbeugung,
aber er war zu betäubt von der Begrüßung, um irgend etwas
antworten zu können.
Und was macht Ihr Patient, Doktor, ſchnatterte der
Diſtriktskonſtabler weiter, was macht der alte Joe? Muß immer
dran denken, wie er und ich zuſammen hier in der Gegend herum=

gegondelt ſind. War mehr oder weniger noch ein Küken damals.
Aber kann ſich das ein Menſch denken, daß der alte Joe auf der
Naſe liegt und krank iſt? Du lieber Himmel, ich bin keinen Tag
in meinem Leben je krank geweſen. Krank, Mann? Tot würd’
ich mich lachen, wenn einer mir ſagen würde, ich muß mich ins
Bett legen. Was iſt eigentlich los mit dem Alten?
Seine Nerven haben ein bißchen gelitten, erwiderte der
Doktor. Und vielleicht darf ich zufügen, daß die Arterien ..!
Machen Sie’s kurz, Doc, rief Jeff Calkins gemütlich, ich
habe mein Wörterbuch grad’ nicht bei der Hand. Die Nerven?
Was? Well, is ſoll mich nicht wundern. Der alte Herr hat in
der letzen Zeit genug Kumer gehabt, um nervös zu ſein. Ich
möcht’s nicht ſelber durchmachen müſſen. Nein, mein Herr, ich
nicht! Und wie ſteht’s mit Dan Barry ich tret doch hier nie=
manden
auf die Hühneraugen, Kate? Oder?
Ein verkorenes Lächeln irrte über Kates Geſicht, aber Jeff
Calkins ſah anſcheinend darin nur eine Ermunterung, fortzu=
fahren
:
8 iſt noch nicht lang her, da erzählten ſich die Leute, daß
Ihr dem Dan recht gewogen wäret. Freut mich, zu hören, daß
nichts dahinter ſteckt. Ganz natürlich.
Aber hier unterbrach ihn Kate mit erhobener Hand. Ich
glaube, es läutet zum Eſſen, ſagte ſie. Ja, natürlich, ich habe
mich nicht getäuſcht. Wenn’s Ihnen recht iſt, wollen wir zu Tiſch
gehen.
Aber vergebens verſuchte ſie Jeff Calkins Mund mit Eſſen
zu ſtopfen. Seine Zunge ging anſcheinend auf Kugellagern und
war nicht zum Stillſtehen zu bringen. Außerdem hatte der
Diſtriktskonſtabler einen Teil ſeines Lebens in einer Penſion ver=
bracht
und verſtand ſich infolgedeſſen auf die hohe Kunſt des
Penſionsgaſtes, beim Eſſen Konverſation zu machen.
Um auf Euch und Dan zurückzukommen, Kate, früher haben
wir alle miteinander geſagt, ihr hättet ein Auge aufeinander ge=
worfen
. Denke jetzt, wir haben mächtig daneben gehauen. Wir
verſtehen uns doch. Das war in der Zeit, ehe Dan verduftet
iſt. Freilich, wenn er hier war, da war er der ruhigſte Menſch,
der je mir gegenüber am Tiſch geſeſſen hat mit Ausnahme von
einem und das war ein Knabe mit einem Herzknax, dem’s
einfiel, juſt zwiſchen Suppe und Braten um die Ecke zu gehen.
Ha, ha, ha, ſein dröhnendes Lachen erfüllte das ganze Zimmer.
Dann fuhr er fort: Aber nach dem kleinen Scherz mit Jim
Silent fingen wir alle an, die Sache einigermaßen anders aufzu=
faſſen
. Wiſſen Sie ſchon, Doc, ich war in Elkhead in der Nacht,
wo Dan unſeren Lee Haines erwiſcht hat.
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Seite 14

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Nummer 188

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Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Abſchrift:

Im Namen des Volkes!
Strafſache gegen Schriftſteller Martin Rudolph, geb.
5. November 1901 zu Dresden, wohnhaft in Darmſtadt,
wegen Beleidigung.

Beſucht dasRheinbad Stockſtadt
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Das Schöffengericht in Darmſtadt hat in der Sitzung vom
29. Oktober 1928, an der teilgenommen haben:
Landgerichtsrat Dr. Lehr,
als Vorſitzender.
Staatsanwalt Gilmer,
als Beamter der Staatsanwaltſchaft,
Juſtizinſpektor Weiner,
als Urkundsbeamter der Geſchäftsſtelle,
für Recht erkannt:
Der Angeklagte wird wegen Beleidigung im Sinne der
185, 186. 200 R. St. G.B. zu einer Geldſtrafe von 300.
verurteilt, die im Falle der Uneinbringlichkeit mit 30 Tagen
Gefängnis zu verbüßen iſt. Die Koſten des Verfahrens, ein=
ſchließlich
der den Nebenklagern notwendig erwachſenen Aus=
lagen
, hat der Angeklagte zu tragen.
Den Beleidigten wird das Recht eingeräumt, den ent=
ſcheidenden
Teil des Urteils innerhalb eines Monats nach
deſſen Rechtskraft in der Darmſtädter Zeitung, in Darm=
ſtädter
Tagblatt, in der Heſſ. Landeszeitung, im Heſſ.
Volksfreund und im Datterich auf Koſten des Angeklag=
ten
zu veröffentlichen.
gez. Dr. Lehr. gez. Dr. Grünewald.
Für die Abſchrift
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