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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 176
Donnerstag, den 27. Juni 1929.
192. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strell uſw., erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerſchtiſcher Beſtrelbung fänlt jeder
Nabatt weg. Banklonto Deuiſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Das landwirtſchaftliche Notprogramm.
Der Kampf um die Agrarreform
Im Reichsing.
Zollerhöhungen für Butker, Karkoffeln und Zucker.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Mit der Gelegenheitsgeſetzmacherei, wie ſie jetzt bei uns
üblich iſt, iſt es eine eigene Sache. Zunächſt wird alles auf die
lange Bank geſchoben, denn plötzth ſoll die Entſcheidung fallen
in einem Tempo, daß die Folte der einzelnen Beſtimmungen
überhaupt nicht mehr vorauszu. chnen ſind. Das Ergebnis
iſt dann, daß Anträge nicht ge end überlegt werden, geſtellt
und wieder zurückgezogen werden, daß von dieſer oder jener
Seite ein Einſpruch kommt und daß zum Schluß ein
Durcheinan=
der herrſcht, indem ſich nicht einmal mehr die Sachverſtändigen
zurechtfinden können. Gerade typiſch für dieſe Art iſt die Methode,
mit der im Reichstag die Agrarreform behandelt worden iſt. In
letzter Stunde wurde der Verſuch gemacht, wenigſtens einen Teil
des landwirtſchaftlichen Notprogramms, vor der Sommerpauſe
noch zu retten. Die Verhandlungen wurden angekurbelt,
zu=
nächſt unter den Regierungsparteien, dann mit der Regierung,
dann im Handelspolitiſchen Ausſchuß. Dazwiſchen arbeitete
wie=
der der von der Regierung eingeſetzte Sachverſtändigenausſchuß.
Am Mittwoch hat nun der Reichstag die 2. Leſung des
Sofort=
programms durchgeführt. Vorläufig hängen aber noch alle
Be=
ſchlüſſe in der Luft, und was vermutlich bei der ganzen Aktion
herauskommen wird, zeigt ſich erſt am Donnerstag bei der
Schlußabſtimmung. Jedenfalls ſteht aber feſt, daß die
grund=
ſätzlichen Forderungen der Landwirtſchaft nicht
erfüllt werden, daß vielmehr erſt im Herbſt das letzte Wort
geſprochen wird. Zum Teil deshalb, weil die Bindungen in den
Handelsverträgen früher nicht zu beſeitigen ſind. Deutſchland
hat den Handelsvertrag mit Schweden bereits zum 15. Februar
gekündigt, um freie Hand zu bekommen für eine Erhöhung der
Getreidezölle. Dagegen ſoll der Zoll für Butter, für Kartoffeln
und in beſchränktem Umfange auch für Zucker ſofort erhöht
werden. Wie kompliziert die ganze Materie iſt, davon bekam
man während der Verhandlungen manchen intereſſanten
Ein=
blick. So haben die Regierungsparteien einen Antrag geſtellt,
den ſie nach einigen Stunden wieder zurückzogen, offenbar auf
Einſpruch des Auswärtigen Amtes. Es handelte ſich dabei um
die Frage der Fleiſchbeſchau, und zwar darum, ob bei
Gefrier=
fleiſch die Innereien — d. h. die inneren Organe — zum
Zwecke der ſeuchenpolizeilichen Unterſuchungen miteingeführt
wer=
den ſollen. Das war eine Frage, die auch dem Auswärtigen
Amt Kopfzerbrechen bereitete und ſchließlich ſogar zu
Sturm=
ſzenen führte, weil die Vertreter der Bauernparteien über die
Unſchlüſſigkeit der Regierungsparteien ſtark enttäuſcht waren.
Auf dem Gebiete der Steuerreform hinſichtlich der lex
Brünning ſcheint man jetzt zu einem Schluß kommen zu wollen.
Bekanntlich ſollen die 1300 Millionen jährlich überſteigenden
Be=
träge der Lohnſteuer mit 75 Millionen den Knappſchaftskaſſen
zufließen, die reſtlichen 45 Millionen der Invalidenverſicherung,
und zwar mit 24 Millionen zur Steigerung der Renten und mit
21 Millionen zur Sicherung der Grundrente, alſo zur Schaffung
eines Reſervefonds. Beſonders befriedigend iſt dieſe Regelung
zwar nicht. Da aber alle Parteien den Wunſch haben, zu einem
Schluß zu kommen, wird die Vorlage wahrſcheinlich leicht über
die Bühne gehen. Die Ferienſehnſucht iſt ſo groß, daß der
Reichsrag am Donnerstag vielleicht nach Mitternacht noch eine
Nachtſitzung veranſtalten wird, um frühmorgens dann nach
Hauſe fahren zu können. Im Auguſt ſoll dann in einer kurzen
Tagung die Reform der Arbeitsloſenverſicherung erledigt werden.
Reichstags=Hikungsbericht.
* Berlin, 26. Juni. (Priv.=Tel.)
Der Präſident eröffnete die Mittwochsſitzung um 10 Uhr.
Auf der Tagesordnung ſteht die zweite Beratung einer großen
Zahl von Anträgen über landwirtſchaftliche Fragen.
Es handelt ſich um die Ausſchußvorſchlisge über die Aufhebung
der Verordnung, betreffend Einfuhrerleichterungen für
Fleiſch und eine Ergänzung des Viehſeuchengeſetzes und eine
Novelle, zum Geſetz über den Verkehr mit Vieh und
Fleiſch, um den Antrag über die Einfuhr von Großvieh und
Rind=
fleiſch aus Dänemark, ferner um die Erhöhung des
Kartoffel=
zolls, des Futterzolls, des Zolls für
Molkereipro=
durte und um die Zuckerpreisregelung.
Weiter iſt ein von anderen Regierungsparteien unterſtützter Antrag
Dr. Deſſauer (Ztr.) eingegangen, der die während des Krieges und in
der Nachkriegszeit zugelaſſenen Einfuhrerleichterungen für
Leber bis zum 31. Dezember 1932 in Kraft laſſen und dem
Reichsminiſter des Innern die Ermächtigung geben will, dieſe
Erleich=
terungen ganz wieder aufzunehmen.
Abg. Hörnle (Komm.) proteſtierte gegen die Zollerhöhungen,
die eine neue Belaſtung für die Maſſen darſtellten.
Neichsernährungsminiſter Dietrich erklärte auf eine Anfrage, die
Regierung ſtehe auf dem Standpunkt, daß ſie auf das jetzt beſtehende
zollfreie Gefrierfleiſchkontingent nicht verzichten könne. Sie habe die
Regierungsparteien davon verſtändigt, und das Ergebnis ſei ein neuer
Antrag der Regierungsparteien, wonach hinſichtlich des Gefrierfleiſches
der bisherige Zuſtand beſtehen bleiben ſoll.
Von den Kommuniſten iſt ein Antrag auf Erhöhung des zollfreien
Gefrierfleiſchkonti;
Abg. Dr. Hertz (Soz.) erklärte, ſeine Fraktion ſehe ſich außer
Stande, den beantragten Zollerhöhungen zuzuſtimmen. (Die
Abgeord=
neten, namentlich der Chriſtlich=nationalen Bauernpartei, ließen
minuten=
lang Pfuirufe ertönen.) Der Redner gab dann der Befürchtung
Aus=
druck, daß durch die Zollerhöhungen unſer Verhältnis zu den
Nachbar=
ländern ſchwer gefährdet werde. Deutſchland könne nun einmal nicht
von eigener Scholle leben.
Abg. Tantzen (Dem.) erklärte, die politiſche Vertretung der
Bauernintereſſen ſei geſchädigt worden durch die Gründung beſonderer
Bauernparteien, weil dadurch in den politiſchen Parteien die
landwirt=
ſchaftliche Vertretung geſchwächt werde. Daß nicht alle Wünſche der
Landwirtſchaft erfüllt werden könnten, ſei angeſichts der
widerſtreiten=
den Intereſſen der verſchiedenen Wirtſchaftsſchichten ſelbſtverſtändlich.
Abg. Diez (Ztr.) gab zu, daß im landwirtſchaftlichen Betrieb noch
manche Vervollkommnungen möglich ſind, aber der deutſche Ackerbauer
brauche den Vergleich mit anderen nicht zu ſcheuen, auch nicht mit den
Farmem der Vereinigter Staaten.
Nach einer Mitteilung des Präſidenten iſt der zu Beginn der Sitzung
eingereichte Antrag der Regierungsparteien, der an die Stelle der vom
Ausſchuß vorgeſchlagenen Wiederinkraftſetzung des 8 12 des
Fleiſchbe=
ſchaugeſetzes treten ſollte, und lediglich eine Begrenzung der in der
Ver=
ordnung über Einfuhrerleichterungen für Fleiſch vorgeſehenen
Erleich=
terungen für die Einfuhr von Lebern bis Ende 1933 vorſah, von den
Antragſtellern wieder zurückgezogen worden.
Der Ausſchußantrag über die Wiederinkraftſetzung des 8 12 des
Fleiſchbeſchaugeſetzes hatte eine Erſchwerung der Einfuhr von
Gefrier=
fleiſch zum Ziele, da nach dem 8 12 Gefrierfleiſch nur eingeführt
wer=
den darf, wenn die Hälften mit dem Inneren eingeführt werden. Auf
Grund von Verhandlungen der Regierungsparteien, bei denen
nament=
lich die Sozialdemokraten ſtarke Bedenken gegen die Wiederinkraftſetzung
des 8 12 vorgebracht hatten, iſt dann heute morgen der Antrag der
Regierungsparteien eingebracht worden, der von der
Wiederinkraft=
ſetzung des 8 12 Abſtand nehmen wollte. Die nun plötzlich erfolgte
Wiederzurückziehung dieſes Antrages iſt, wie verlautet, auf Bedenken
des Auswärtigen Amtes zurückzuführen. Wie wir weiter hören, hat
das Auswärtige Amt auch gegen den Antrag des Ausſchuſſes gleiche
Bedenken vorgebracht.
Abgg. Dr. Horlacher (Baher, Volksp.) betrachtete die jetzigen
Maßnahmen nur als den Anfang zur Wiederaufrichtung der
Landwirt=
ſchaft. Der Vorwurf der Rückſtändigkeit unſeres Bauernſtandes könne
nicht ſcharf genug zurückgewieſen werden. Der Redner wandte ſich gegen
das zollfreie Gefrierfleiſchkontingent. In Berlin und Hamburg bilde
der Gefrierfleiſchverbrauch ungefähr 50 Prozent des Geſamtsverbrauchs,
im Rheinland und Weſtfalen ſogar 69 Prozent.
Abg. Döbrich (Chriſtl.=nat. B.P.) wies ebenfalls den Vorwurf
der Rückſtändigkeit zurück.
Abg. Frebe (Wirt. Part.) erklärte, ſich mit der
Wiederinkraft=
ſetzung des 8 12 des Fleiſchbeſchaugeſetzes einverſtanden.
Von den Sozialdemokraten iſt ein Antrag eingegangen der die
Ausſchußbeſchlüſſe zum Reichsviehſeuchengeſetz wieder rückgängig machen
und die Vorlage in der Faſſung des Regierungsvorſchlags wieder
her=
ſtellen will. Nach der Regierungsvorlage kann die Regierung über die
Errichtung von Seegrenzſchlachthäuſern, und über das von den
Län=
dern bei der Einfuhr von Vieh in den Schlachthäuſern zu beobachtende
Verfahren Beſtimmungen treffen. Der Ausſchuß hat dieſe Vorſchrift
auf den Verſand von Fleiſch aus den Seegrenzſchlachthäuſern
ausge=
dehnt und gleichzeitig zur Sicherſtellung einer gleichmäßigen
Hand=
habung die Beſtellung eines Reichskommiſſars vorgeſehen.
Abg. Stubbendorf (D.=Nat.) ſchilderte die Preisentwicklung
der Kartoffeln und verlangte höhere Schutzölle, um die
Kartoffelein=
fuhr aus Holland und Polen zu beſchränken.
Reichsernährungsminiſter Dietrich betonte nochmals,
daß die Regierung von dem jetzigen zollfreien Gefrierfleiſchkontingent
nicht abgehen könne. Wenn Paragraph 12. des Fleiſchbeſchaugeſetzes
auch nicht die Einfuhr vollſtändig ausſchließe, ſo erſchwere er ſie doch
durch die Vorſchrift, daß die Tiere nur in Hälften und in
Zuſammen=
hang mit den inneren Organen eingeführt werden dürfen. Was Abg.
Fehr über die Ausſhußarbeiten gefagt habe, ſei nur ein Beweis
da=
für, daß man im Ausſchuß Aufgaben übernommen habe, die man nicht
erfüillen konnte. Auch die Kritik des Abg. Hevp gehe fehl. Wenn die
Bauern nur auf die agrariſchen Sondergruppen angewieſen wären und
nicht ihre Vertretung in den großen politiſchen Parteien hätten, dann
wäre für die Landwirtſchaft wenig zu erreichen. Alle Parteien wiſſen,
ſo fuhr der Miniſter fort, daß ich mich eifrig bemüht habe, Aenderungen
im ſchwediſchen und däniſchen Handelsvertrag zu erreichen. Die jetzt
von der Landwirtſchaft bekämpften Bindungen im ſchwediſchen und
franzöſiſchen Vertrag ſind aber gerade auf Verlangen der
Landwirt=
ſchaft eingefügt worden. Das hat Miniſter Dr. Curtius ſeinerzeit
aus=
drücklich feſtgeſtellt. (Hört, hört!) Es darf doch nicht vergeſſen werden
daß wir in der neuen Regierung ein umfaſſendes Hilfsprogramm auf
lange Sicht für die Landwirtſchaft ausgeſtellt und uns mit größtem
Eifer für ihre Wünſche eingeſetzt haben. Wenn das von Ihnen (nach
rechts) geleugnet wird, ſo erwarten wir, daß der geſunde Sinn der
Bauernſchaft nicht auf das hereinfallen wird, was ihr aus Popularitäts= läufertum der deutſchen Bauernvertreter bei der Veranſtaltung
haſcherei und politiſcher Agitationsſucht von Ihnen gepredigt wird.
(Unruhe rechts.)
Nachdem noch einige Reoner Bemerkungen zu den
Ausſchußvorſchlä=
gen gemacht haten, war die Ausſprache beendet.
Es folgten die Abſtimmungen. Der Ausſchußantrag auf
Wieder=
der Mehrheit der bürgerlichen Regierungsparteien gegen
Deutſchnatio=
nale, Wirtſchaftspartei, Nationalſozialiſten und die beiden
Bauern=
gruppen bei 245 Nein= und 162 Jazetteln abgelehnt. Der Stimme
ent=
hielten ſich 4 Abgeordnete. (Pfuirufe rechts.)
Angenommen wurde die Beſtmmung, daß Gefrierfleiſch beim
Ver=
kauf als ſolches keuntlich zu machen iſt, der Preisauszeichnungszwang
fällt fort. In der Ausſchußfaſſung genehmigt wurde dann weiter das
Viehfeuchengeſetz, desgleichen der Antrag auf Erhöhung des
Kartoffel=
der Erhöhung des Butterzolles zugeſtimnt, ſowie einem Antrag der
Deutſchen Volkspartei, der Verhandlungen mit Dänemark zur
Einſtel=
lung der Nindereinfuhr in den Sommermonaten ſordert. Angenommen
wurden weiter die vom Ausſchuß geforderten Zollerhöhungen für
Mol=
kereipendukte und für Zucker gefen die Stimmen der beiden
Links=
parteien.
ten beſtätigt wurden.
Es kam zu einem kleinen Ziiſchenfall, als ein Tribünenbeſucher
länger betrügen laſſen. Die Sitzung wurde auf kurze Zeit unterbrochen
und der Demonſtrant von der Tribine entfernt.
Das Haus ging über zur
britten Beratung des Geſamtetats.
Abg. Reichert (Dntl.) fragte den Finanzminiſter, wie (3 mit der
tom Reichstag geforderten Deukſchrift über Sparuaßnahmen bei den
einzelnen Aeſſorts ſtehe Dr. Hilferding habe einen Anleiherekord
auf=
auf Seite 2, erſte Spalte.)
* Um deukſchen Boden, deutſchen Wald.
Die tſchechiſche Boden= und Wälderenteignung. — Unbegreifliches
deutſches Mitläufertum. — Die gefährlichen Grenzwälder.
Von unſerem E=Korreſpondenten.
Prag, 25. Juni.
Die ſogenannte Bodenreform in der Tſchechoſlowakei, die
zur Enteignung der großen landwirtſchaftlichen Güter aus
deut=
ſchem und ungariſchem Beſitz und zu ihrer Uebergabe ins
Eigen=
tum tſchechiſcher Siedler geführt hat, iſt ſo gut wie beendet; denn
faktiſch hat das Prager Bodenamt in den letzten Jahren den
ge=
ſamten Großgrundbeſitz im ſudetendeutſchen und im ungariſchen
Gebietsteil des Staates zu erfaſſen verſtanden. Allerdings hat
dieſe „Reform” in der Weltöffentlichkeit ein lauteres Echo
ge=
weckt, als die tſchechiſche Regierung erwartet hatte, der ſelbſt
von franzöſiſcher Seite vorgeworfen wurde, daß ſie ſich bei der
Handhabung der Bodenreform einer Verletzung des
Minder=
heitenvertrages ſchuldig gemacht habe, weil ſie den Minoritäten
keine Bürgſchaft biete, „denn in den mit der Durchführung
be=
trauten Aemtern ſitzen keine Vertreter der Minderheiten, der
Spruch dieſer Aemter über Anforderung, Verkauf und
Auftei=
lung der Güter iſt unanfechtbar und gegen die Entſcheidung gibt
es keine wirkſame rechtliche Berufung, weder für den
Enteig=
neten, noch für den von der Zuteilung Ausgeſchloſſenen.‟ Die
internationale Beſtätigung der deutſchen und ungariſchen
Be=
ſchwerden über die Bodenreform verhinderte es bisher, daß man
in Prag ſofort nach der Durchführung dieſer auf die Schwächung
der Minderheiten abzielenden Aktion daran ging, auch die
Ent=
eignung der Wälder, die im gleichen Programm vorgeſehen war,
vorzunehmen. Sie wurde auf einen geeigneteren Zeitpunkt
ver=
ſchoben, um ſo mehr, als gerade damals die Schwierigkeiten
innerhalb der Prager Koalition es ratſam erſcheinen ließen, den
Deutſchen einige Zeit hindurch die ſanfte Schulter zu zeigen. Die
Entwicklung iſt bekannt: es kam zum Eintritt dreier deutſcher
Parteien in die Regierung und damit zu ihrer „Konſolidierung”
inſoweit, als von da an Deutſche den Tſchechen unweſentlicher
parteiiſcher Vorteile halber ſozuſagen die Mauer machten und
der tſchechiſchen Außenpropaganda ein nie erwartetes Geſchenk
bereiteten. Von dieſem Augenblicke an hat ſich der
Hemmungs=
komplex bei den tſchechiſchen Regierungsparteien fehr weſentlich
verringert, und ſo wurde auf dem früher eingeſchlagenen Weg
alsbald wieder rüſtig weiter marſchiert.
Mit beſonderem Nachdruck muß deswegen auf den Verlauf
der kürzlich in Prag unter dem Protektorate des ehemaligen
Miniſterpräſidenten Schwehla zuſammengetretenen Konferenz
der Grünen Internationale verwieſen werden, die, vom „
Inter=
nationalen Agrarbüro in Prag” arrangiert, einem ſehr
durch=
ſichtigen Zwecke diente: dem tſchechiſchen Bodenreform=Syſtem
eine Art Gutheißung und Billigung durch ein international
auf=
gemachtes Forum zu ſichern. Schwehla ließ alle Minen ſpringen,
um den wichtigſten Punkt des Konferenzprogramms, der eine
beſchleunigte Erledigung der Bodenreform in allen Staaten
ver=
langt, in denen ſie ſich „angeſichts der Bodenverhältniſſe als
not=
wendig erwieſen hat, aber noch nicht durchgeführt wurde”
durch=
zubringen, aber die reichsdeutſchen Agrarier, die ebenfalls
ge=
laden waren, rochen den Braten und rückten deutlich von der auf
dem Prager Agrarkongreß eingeſchlagenen Linie ab. Anders die
Vertreter des ſudetendeutſchen Bauerntums! Sie haben als
brave Weggenoſſen der tſchechiſchen Agrarier für dieſen Antrag
geſtimmt, damit die Notwendigkeit der vom Prager Bodenamte
durchgeführten Reform beſtätigt und zugleich der Zerſtückelung
ungezählter deutſcher Landgüter, ihrer Auslieferung an tſchechiſche
Protektionskinder, der Entlaſſung deutſcher
Landwirtſchaftsan=
geſtellter und der Vertſchechung deutſcher Gebietsteile zugeſtimmt.
Es war ein unvorhergeſehener Sieg tſchechiſch=agrariſcher Taktik,
der auf dieſem jüngſten Prager Kongreß über die —
vertrauens=
ſeligen Vertreter des Bundes der deutſchen Landwirte erfochten
worden iſt; ſeine Folgen laſſen ſich unſchwer vorausſagen: in
Hinkunft werden die von den Deutſchen Böhmens, Mährens und
Schleſiens gegen die ruinöſe Auswirkung der tſchechiſchen
Boden=
reform für die deutſche Minderheit vor den internationalen
Ge=
richtshöfen von den Tſchechen mit dem Hinweis auf die Ergebniſſe
des Prager Agrarkongreſſes im Juni 1929 abgetan werden
kön=
nen. Aber auch noch in einer anderen Hinſicht war das
Mit=
des „Internationalen Agrarbüros” in Prag von Bedeutung: die
Gutheißung des Bodenbeſchlagnahmegeſetzes ſchließt eine weitere
Gefährdung des deutſchen Beſitzes in der Tſchechoſlowakei
inſo=
fern in ſich, als dieſes Geſetz eine Beſtimmung enthält, nach
einfügung des 8 12 in das Fleiſchbeſchaugeſetz wurde in namentlicher Ab= welcher in Fällen, wo Güter über 250 Hektar zur „Erfaſſung”
ſtimmung mit den Stimmen der Sozialdemokraten, Kommuniſten und durch das Bodenamt nicht ausreichen, auch Beſitzungen unter
dieſem Ausmaß beſchlagnahmt, bzw. enteignet werden können.
Die auf dem Kongreß mit deutſchen Stimmen zum Beſchluß
er=
hobene Entſchließung aber fordert klar und unzweideutig die
Fortſetzung und beſchleunigte Erledigung der Bodenreform dort,
wo es ſich „als notwendig erwieſen hat‟.
Dem tſchechiſchen Außenminiſter Dr. Beneſch iſt durch den
zolles. Gegen Sozialdemokraten und Kommuniſten wurde dann auch ſeinerzeitigen Eintritt dreier deutſchen Parteien in die
Regie=
rung ein unſchätzbares Kapital in den Schoß gefallen. Es trägt
ihm und ſeinem Staat hohe Zinſen, denn alle Beſchwerden über
die Zurückſetzung der deutſchen Minderheit in Tſchechoſlowakei
in ihren kulturellen und wirtſchaftlichen Rechten büßten ihre
internationale Wirkung ein vor der einfachen Tatſache des be=
Anſchließend folgte die dritte Leſung, in der die Beſchlüſſe der zwei= dingungsloſen deutſchen Aktivismus. Ein gleiches Geſchenk haben
die ſudetendeutſchen Bauernvertreter jetzt dem Führer der
tſchechi=
ſchen Agrarier bzw. dem tſchechiſchen Bodenamte gemacht. Die
eine Anſprache hielt, in der er erklärte, die Bauern würden ſich nicht, tſchechiſche Regierung kann mit dem Erfolg ihres durch Schwehla
arrangierten Schachzuges zufrieden ſein, denn der Raub an
deutſchem Grundbeſitz hat nunmehr Sanktion von deutſcher
Seite erhalten!
Es war, wie ſchon angedeutet, nicht zweifelhaft, daß nach
der Beſchlagnahme der landwirtſchaftlichen Güter, bzw. nach
dem Abklingen des Skandals, die „Enteignung” ſich auf ein
anderes Gebiet erſtrecken würde, das der Prager Regierung in
dappelter Hinſicht am Herzen liegt; auf die Wälder im Grenz=
Seite 2
Donnerstag, den 22. Juni 1929
Nummer 176
gebiete. Nach dem für tſchechiſche Ohren nicht ſehr wohllautenden
Echo, das die Wegnahme deutſchen und ungariſchen Bodenbeſitzes
geweckt hatte, wäre es eine politiſche Ungeſchicklichkeit geweſen, den
Skandal zu nähren durch eine nicht weniger bedenkliche Aktion:
an einem gelegeneren Zeitpunkt ſollte dann das Werk der „
Ent=
eignung” ſeine Krönung finden.
Dieſer Zeitpunkt ſcheint nunmehr gekommen. Von einem
einheitlichen Widerſtand auf deutſcher Seite kann nicht mehr
geſprochen werden — und nach den bisher mit den deutſchen
Aktiviſten in der Regierung gemachten Erfahrungen würde es
eine unnütze Zeitvergeudung für die Tſchechen ſein, wenn ſie
mit der Durchführung der „Wälderreform” noch länger warteten.
Ermuntert durch den unerwartet günſtigen Verlauf des Prager
Agrarkongreſſes, trifft das tſchechiſche Bodenamt nunmehr die
Vorbereitungen zur Enteignung der Forſte, vor allem aber
der ſtrategiſch wichtigen Wälder an der deutſchen und ungariſchen
Grenze. Sie wurde, nach einer Veröffentlichung des
Präſiden=
ten des Bodenamtes, ſchon im Vorjahre eingeleitet und ſoll „in
nächſter Zeit durchgeführt werden‟. Da von dem geſamten
Waldbeſitz von rund 800 000 Hektar mehr als zwei Drittel im
deutſchen und ſlowakiſch=ungariſchen Grenzgebiete gelegen ſind,
wird ſich auch bei dieſer Aktion des Prager Bodenamtes das
gleiche Schauſpiel wiederholen, das ſich bei der Bodenenteignung
gezeigt hat: im Zuteilungsverfahren werden auch diesmal
zuver=
läſſige Staatsbürger und öffentliche Körperſchaften den Vorzug
vor deutſchen und ungariſchen Bewerbern erhalten und tauſende
deutſcher Forſtangeſtellten werden tſchechiſchen Beamten Platz
machen müſſen. Es iſt leicht, ſich einen Reim auf die vom Prager
Bodenamt angeſtimmte Melodie zu machen, wenn es durch eine
im Verlage der Maſaryk=Akademie erſchienene Broſchüre „
Leit=
linien zur Bodenreform” verkünden läßt: „Der Boden (Forſt)
an den Grenzen unſeres Staates muß den Feinden der Republik
genommen werden und in das Eigentum verläßlicher und
auf=
richtiger Patrioten gelangen, deren nationale, ſittliche und
fach=
liche Qualifikation vorher der Nationalrat und unſere nationalen
Schutzvereine ordentlich prüfen müſſen.” Weniger leicht freilich
wird es für die deutſche Oeffentlichkeit ſein, ſich mit der leider
zu gewärtigenden Tatſache abzufinden, daß auch bei der
Bera=
tung der Grenzwälderenteignung im Prager Parlament deutſche
Parteien mit den Tſchechen gemeinſame Sache machen!
(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)
geſtellt. Durch den Young=Plan werde die Etatsgeſtaltung in den
nächſten Jahren keineswegs verbeſſert. Auh dann würden die geſamten
Kriegslaſten jährlich etwa fünf Milliarden betragen. Es bleibe nur der
Ausweg der weiteren Verſchuldung. In 200 deutſchen
Aktiengeſellſchaſ=
ten ſäßen bereits 300 ausländiſche Aufſichtsräte. (Hört, hört! rechts.)
Neben der Ueberfrenydung und Verſchuldung werde für die Erfüllung
nur die Möglichkeit einer Senkung der Löhne und Gehälter übvig
blei=
ben, um die deutſche Wirtſchaft konkurrenzfähig zu erhalten. Der
Red=
ner fragte, ob e3 richtig ſei, daß die Regicrung nach Paris mitgeteilt
habe, ſie halte zwei Milliauden für eine angemeſſene Summe. Von
ame=
rikaniſchen Sachverſtändigen werde die Leiſtungsfähigkeit des
unverſtüm=
melten Vorkrieg3deutſchland nur auf 400 Millionen geſchätzt.
Abg. Graf Reventlow (Nak.=Soz.) lehnt den Etat ab.
Abg, Külz (Dem) zitierte gezenüber dem Vorreiner das Wort
Friedriks III.: Der Antiſemitismus iſt die größte Schmach des
Jahr=
hunderts!
Dawit ſchloß die allgemeine Ausſprache.
Es folgte die Beratung der einzelnen Etats.
Beim Etat des Reichsinnenminiſteriums forderte Abg. Bertz
(Komm.) erneut die Beſeitigung der Techniſchen Nothilfe.
Beim Etat des Reichsarbeitsminiſteriums begründete Abg.
Ger=
lach (Soz.) eine Entſchließung, wonach Mittel zugunſten der
Kinder=
ſpeiſung bewilligt werden ſollen. Die Mittel ſollen aus den
Zollein=
nahmen genommen werden.
Abg. Lipinſky (Soz.) begründete eine zuſammen mit Zentrum
und Demokraten eingebrachte Entſchließung auf baldige Vorlegung
eines Wehnheimſtättengeſetzes.
In der dritten Beratung des Beſamketats wurden die Etats des
Auswärtigen Amtes, des Reichzinnenminiſteriums, des
Reichsarbeits=
miniſteriums, des Reichswirtſchaftsminiſteriums, der beſetzten Gebeie,
des Reichspräſidenten und des Reichskanzleus endgültig engenommen.
Zi3ſtimmung fand ein demokratiſcher Antrag, unverzüglich den Entwurf
eines Reichsangehörigkeitsgeſetzes vorzuſegen, ferner ein Antrag, die
noch vorhandenen Enklaven baldmöglichſt zu beſeitigen. Die
Entſchlie=
ßung auf Vorlegung eines Wohnheimſtättengeſetzes wurde angenommen,
ebenſo die ſozialdemokratiſ he Eniſchließung, im Rahmen der
Maß=
nahmen zur Förderung der Geſundheitspflege einen angemeſſenen
Be=
trag zum Zwecke der Kinderſpeifung zur Verfüigung zu ſtellen.
Es folgte die Beratung des Etats des Reichswehrminiſteriums.
Nach 7 Uhr wurde die Weſterberatung auf Donnerstag, 10 Uhr,
vertagt. Auf der Tagesordnung ſtehen ferner die Anträge zur
Ge=
treidefrage, die Novellen zur Zucker= umd Bierſteuer, die
Schülußabſtim=
mungen über den Etat, das Republitſchutzgeſetz, die Abſtimmung über
die Mißtrauensanträge gegen den Reichsaußenminiſter. Die dritte
Be=
ratung der Anträge zur Getreidefrage kann, da die Kommuniſten
Wider=
ſpruch erhoben haben, erſt in einer Sitzung am Freitag vorgenommen
werden.
Vom Tage.
Der Auswärtige Ausſchuß des Reichstages genehmigre
geſtern nachmittag den deutſch=eſtniſchen Handels= und
Schiffahrtsvertrag. Dabei wurde die Erwartung
ausgeſpro=
chen, daß die Reichsregierung mit allem Nachdruck die Intereſſen der
geſchädigten Reichsdeutſchen in Eſtland vertritt.
Das Reichskabinett verabſchiedete den Entwurf
eines Geſetzes über die Rechtsverhältniſſe der
Reichsminiſter (Reichsminiſtergeſetz) und den eines Geſetzes über
Zuſchüſſe aus Reichsmitteln für die Anſiedlung von Landarbeitern,
Die Zentrumsfraktion des Reichstages hat beſchloſſen, die
Wahl des Fraktionsvorſtandes im Herbſt vorzunehmen.
Den Sommer über wird der Abg. Brüning die Intereſſen der Fraktion
wahrnehmen.
Das polniſche Gericht hat dem Vertagungsantrag der
Ver=
teidigung mit Rückſicht auf die Erkrankung des deutſchen Abg. Dr.
Ulitz entſprochen und den Prozeß auf unbeſtimmte Zeit vertagt.
Die Ueberführung der Gebeine des polniſchen Revolutionärs
Ge=
neral Bem, der nach dem Scheitern des ungariſchen Aufſtandes gegen
Oeſterreich im Jahre 1846 nach der Türkei geflüchtet war und hier unter
dem Namen Murad Paſcha als türkiſcher Diviſionsgeneral ſtarb, hat
den Anlaß zu einer polniſch=türkiſchen
Freundſchafts=
kundgebung in Aleppo gebildet.
In Berlin fand der „Deutſche Binnenſchiffahrtstag
1929” ſtatt.
Ueber die Beſprechungen zwiſchen dem Präſidenten
Hoo=
ver und den aus Paris zurückgekehrten amerikaniſchen
Redarations=
ſachverſtändigen wird gemeldet, man habe dabei allgemein der Anſicht
Ausdruck gegeben, daß der amerikaniſche Markt gegenwärtig
für Kriegsſchuldenbonds nicht aufnahmefähig ſei.
Der ſchwediſche König ſchiffte ſich geſtern auf dem
Pan=
zerſchiff „Sperige” ein, um einen offiziellen Beſuch in Eſtland
und Lettland abzuſtatten. Der König wird u. a. von
Außen=
miniſter Dr. Trygger begleitet.
Feng Yuh=ſiangs Oberbefehl über die nordweſtlichen
chineſiſchen Provinzen wird durch Yen Hſi=ſchang erſetzt
werden.
In dem Kohlenbergwerk von Khuſhiu ſind etwa 50
japaniſche Arbeiter infolge plötzlichen Eindringens von Meerwaſſer
ertrunken. Die zu Hilfe eilenden Rettungsmannſchaften ſind
eben=
falls aus dem Schacht nicht mehr zurückgekehrt.
Zur Brage der Arbeitsloſenverſicherung
In der unter dem 25. Juni erſcheinenden Nr. 12 der
Zeit=
ſchrift des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verbandes,
„Deutſche Handelswacht”, wird zur Debatte über die Reform der
Arbeitsloſenverſicherung unter der Ueberſchrift „Keine
Beitrags=
erhöhung, aber die Erſatzkaſſe!” Stellung genommen. Es heißt
dort u. a.:
„Wir Kaufmannsgehilfen tragen bei einem 3%igen Beitrag in
einem Maße zu den allgemeinen Laſten bei, das nicht mehr
überſchrit=
ten werden darf. Wir verlangen von der Geſetzgebung kategoriſch die
Abkehr von einem Schematismus, der mit primitiven Mitteln der
ſo=
zialpolitiſchen Notwendigkeit ausweicht, das Lebensrecht und die
Eigen=
tümlichkeit der Berufe anzuerkennen. Warum ſperrt man ſich gegen
eine berufsgemäße Gliederung der Arbeitsloſenverſicherung, wenn ſie
ohne Schaden für andere Beteiligte möglich iſt, wie z. B. eine
Kauf=
mannsgehilfenkeſſe? Man ſcheut ſich, die Konſequenzen aus der bei
der Verabſchiedung des Arbeitsloſenverſicherungsgeſetzes angenommenen
Entſchließung zu ziehen, die die Nachprüfung der Möglichkeit vorſah,
Erſatzkaſſen zu ſchaffen. Der Oeffentlichkeit ſuchte man ſeinerzeit
bei=
zubringen, in einer Erſatzkaſſe wäre die Prüfung des
Verſicherungs=
falles, des Arbeitswillens, der Arbeitsfähigkeir nicht ſo gut möglich
wie in einer Einheitskaſſe. Die Vereinigung der deutſchen
Arbeit=
geberverbände befürchtete von einer Erſatzkaſſe des DHV. die Agitation
für weitere Erſatzkaſſen und einen ſtarken Konkurrenzkampf der
Grup=
pen untereinander. Was haben die Arbeitgeber inzwiſchen gelernt?
Sie ſchlagen vor: Es ſci ein neuer § 72c zu ſchaffen, des Inhalts:
„Verſicherungsfrei ſind ferner Arbeitnehmer, die einer mit Rechten einer
öffentlichen Körperſchaft ausgeſtatteten Penſionskaſſe angehören, ſofern
der Arbeitgeber der Penſionskaſſe beigetreten iſt und dem Arbeitnehmer
nach deren Satzung nur aus wichtigen Gründen gekündigt werden darf
oder er im Falle der Arbeitsloſigkeit Ruhegeld bezieht. Solche
Pen=
ſionskaſſen haben einen Beitrag zu den Koſten der öffentlichen
Arbeits=
vermittlung und Berufsberatung an die Reichsanſtalt zu zahlen.‟
Da=
mit gibt die Vereinigung der deutſchen Arbeitgeberverbände ihre
prin=
zipielle Einſtellung zugunſten der Einheitskaſſe preis und damit das
hauptſächlichſte Argument gegen die vom DHV. verlangten Erſatzkaſſen.
Wer aber die Herausnahme aus der Einheitsverſicherung auf Grund
der Zugehörigkeit einer Penſionskaſſe verlangt, kann ſich nicht mehr
grundſätzlich gegen die Erſatzkaſſen ſträuben! Das wollen wir
aus=
drücklich feſthalten, und wir ſind geſpannt auf die Konſequenzen, die
die Vertreter arbeitgeberlicher Anſchauungen aus dieſer Schwenkung
in der Geſetzgebung ziehen. Der Antrag 921 Dr. Scholz und Genoſſen
bietet Gelegenheit. Auf keinen Fall wird die Erſatzkaſſenfrage aus
der Diskuſſion verſchwinden, ehe ſie nicht im poſitiven Sinne gelöſt iſt.
Zenverang der genſionsgefengebäng.
Von unſerer Berliner Redaktion,
Dem Haushaltsausſchuß des Reichstages iſt eine intereſſante
Denkſchrift über die Penſionslaſten übermittelt worden, die das
deutſche Volk zu tragen hat. Darnach haben die Länder und
Gemeinden an vorſorgungsberechtigte Beamte alljährlich rund 830
Millionen Goldmark zu zahlen. Der größte Teil entfällt natürlich
auf Preußen mit einer halben Milliarde. Ihm folgen Bayern
mit 88 Millionen, Sachſen mit 78 Millionen, Württemberg mit
36 Millionen, Baden mit 30 Millionen, Thüringen mit 19
Milli=
onen, Heſſen mit 19 Millionen, Mecklenburg=Schwerin mit 16
Millionen. Anhalt mit 4 Millionen, Mecklenburg=Strelitz mit
1 Million uſw. Zu dieſen Penſionslaſten ſtoßen noch 349
Millionen für Reichsbeamte und ehemalige Angehörige der
frühe=
ren Wehrmacht, 227 Millionen für Beamte der Reichspoſt, 469
Millionen für Beamte der Reichsbahn. So kommt ungefähr
eine Summe von 1,9 Milliarden Goldmark zuſammen. Die
Reichsregierung hat nun angekündigt, daß ſie auf einen Abbau
dieſer Laſten hinarbeiten will. Das wird natürlich ſchwere
Kämpfe mit dem Reichstag und mit den Ländern
heraufbeſchwö=
ren, in der Hauptſache aber mit jenen Parteien, die in den letzten
10 Jahren für eine gründliche Politiſierung des Beamtentums
geſorgt haben, und die ihnen nicht genehmen Beamten abgebaut
haben, die natürlich jetzt ihre Penſion verlangen. Es iſt gar
nicht ausgeſchloſſen, daß die Regierung ein Geſetz vorlegt, das
weitere Einſtellungen parteipolitiſch abgeſtempelter Beamten
un=
möglich macht und das darüber hinaus auch
Verwaltungsver=
einfachungen zum Zwecke der Einſparung von Beamtenkräften
bringt. Es wird weiter erwogen, penſionierten Beamten die
Annahme irgendwelcher Beſchäftigung zu verbieten, damit ſie nicht
Stellen einnehmen, die von Arbeitsloſen ausgefüllt werden
könn=
ten. Bis aber die Geſetzentwürfe ſelbſt vorliegen werden, darüber
wird noch viel Zeit ins Land gehen.
Die Gekreidefragen im Handelspolikiſchen Ausſchuß.
Der Handelspolitiſche Ausſchuß des Reichstages beriet am Mittwoch
nachmittag die zu den Getreidefragen vorliegenden Anträge. Von
Fämt=
lichen Regierungsparteien liegt ein Antrag vor, wonach die Mühlen,
die ausländiſchen Weizen vermahlen, verpflichtet werden ſollen, vom
1. Auguſt bis 30. November 1929 mindeſtens 40 v. H. und dann bis
zum 31. Juli 1930 mindeſtens 30 d. H. Inlandsweizen zu vermahlen.
Für Mühlen, die eine Leiſtungsfähigkeit von mehr als 20 000 Kilo
Wei=
zen innerhalb 24 Stunden aufweiſen, ſell der Miniſter den Prozentſatz
erhöhen können. Er ſoll weiter die Ermächtigung erhalten, an Stelle
dieſer Beſtimmungen anzuordnen, daß die Mühlen nur Mehl herſtellen
dürfen, das zumindeſt 30 v. H. aus Inlandsweizen beſteht.
In der Ausſprache über dieſen Antrag erklärte der
deutſchnatio=
nale Abgeordnete Schiele, daß auf dieſe Weiſe eine Beſſerſtellung der
Landwirtſchaft nicht ereicht werde. In Anbetracht der handelspolitiſchen
Bindungen biete nur eine monopoliſtiſche Regelung die Gewähr. für
eine auskömmliche Preisgeſtaltung. Der Redner kündigte einen
An=
trag an, der die Regierung ermächtigt, Böſtimmungen zu treffen,
da=
mit im Wirtſhaftsjahr 1929/30 die Weizen= und Roggenpreiſe nicht um
mehr als je ſechs v. H. naih oben oder unter von einem Durchſ=
hnitts=
preis von 260 bzw. 230 Mk. je Tonne abweichen und damit ferner die
Brotpreiſe nicht über den Durchſchnitt der 12 Monate, Juli 1928 bis
Juni 1520, ſteigen.
Neuregelung der Kriſenunkerſkühung.
Berlin, 26. Juni.
Der Reichsarbeiisminiſter beabſichtigt, den Perſonenkreis, und die
Daner der Kriſenunterſtützung nen zu regeln, weil die bisherige
Rege=
lung mis dem 29. Jnni 1929 abläuft. Da jedoch die geſetzlich
vor=
geſ hriebene Anhörung des Verwvaltungsrats des Reichsanſtalt für
Ar=
beitsvermittlung und Arbeitslofenerſicherung über die Neuregelung
erſt in dieſer Woche erfolgen kanu, ſoll zunächſt die Geltungsdauer des
bisherigen Erlaſſes noch um eine Wohe, bis zum 6. Juli 1929,
verlän=
gert werden. Die neuen Beſtimmungen werden am 7. Juli 1329 in
Kraft treten.
* Blihſchlag in den Preußiſchen Landkag.
Am Mittwoch nachmittag iſt wirklich einmal ein kräftiges
Donnerwetter in den Preußiſchen Landtag hineingefahren. Um
die 6. Abendſtunde war über Berlin ein heftiges Gewitter
auf=
gezogen, während im Preußenparlament gerade der
National=
ſozialiſt, Kube dem Sozialdemokraten Heilmann lichtvolle
Aus=
führungen über die Auswirkung der Entſcheidung des
Staats=
gerichtshofes in der Frage der Mandatsverteilung in
Württem=
berg machte. Plötzlich wurde ein gewaltiger Donnerſchlag im
Hauſe laut. Alles verſtummte. Unmittelbar darauf ſahen alle
Anweſenden, wie eine Feuerſchlange die Wand herunterzüngelte,
gerade hinter dem Sitze des Präſidenten. Ein Blitzſchlag hatte
das Haus getroffen. Erfreulicherweiſe war nichts paſſiert, ſo daß
die Verhandlungen weitergehen konnten. Später wurde
feſtge=
ſtellt, daß der himmliſche Funke an der Weſtſeite aus dem
Dachfirſt ein tüchtiges Stück herausgeſchlagen hatte.
Warum ich den Sprechfilm nicht liebe.
Von Charlie Chaplin.
Copyright by Intardi, Berlin.
Der Sprechfilm rührt an die Wurzeln der Tradition der
Pantomime, die wir mit ſolcher Mühe auf der Leinwand gepflegt
haben und nach der die Kunſt des bewegten Bildes beurteilt
werden ſollte.
Der Sprechfilm zerſtört all das, was wir bisher in der
Film=
technik gelernt haben. Fabel und Bewegung mußten ſelbſt
ſpre=
chen und als ſolche eine getreue Wiedergabe der Sprache
hervor=
bringen, die nach meiner Meinung der Zuſchauer in ſeiner
Phan=
taſie hören kann.
Bis zu einem gewiſſen Grade war unſer Spiel zu einer
an=
erkannten Kunſt geworden. Die Filmſchauſpieler hatten gelernt,
daß die Kamera keine Worte, ſondern Gedanken aufzeichnet. Sie
hatten auch das Alphabet der Bewegung, die Poetik der Geſte
gelernt.
Die Geſte beginnt, wo das Wort verſagt.
Sagen wir nicht zum Beiſpiel, daß jemand ſprachlos vor
Wut iſt, daß er vor Ungeduld tanzt, daß er die Zähne
zu=
ſammenbeißt?
Die letzten Erregungen der Seele ſind ſprachlos, tieriſch,
gro=
tesk, oder von einer unvergleichlichen Schönheit. Denken Sie an
den Mörder, der ſich ängſtlich kratzt, wenn er vor dem
Gerichts=
hof ſteht. Denken Sie an die Mutter, die die weichen Hände
ihres Kindes, das ſie auf den Armen trägt, küßt!
Wie kann uns hierbei die Kamera helfen!
Wer glaubt, daß die Kinematographie irgend etwas mit dem
Theater zu tun hat, iſt auf einer falſchen Fährte.
Kinematographie iſt etwas ganz beſonderes.
Denken Sie an die kleine Szene im „Goldrauſch”, in der ich
das Kiſſen in Stücke reiße und die Federn weiß vor dem
ſchwar=
zen Hintergrund tanzen. Es wäre unmöglich, die gleiche ſtarke
Wirkung auf der Bühne zu erzielen. Uebrigens, welche Worte
könnten die Prägnanz dieſer Szene erhöhen? Ich fühlte mich
verwegen und in der mit dem Tempo des Films wachſenden
Verwegenheit wollte ich etwas Heftiges, Schreckliches in bildlicher
Form tun. Die tanzenden Flocken ſind ein rhythmiſcher Ausdruck
der Leidenſchaft — eine Art viſueller Muſik.
Und ich glaube, dieſes Mittel des belebten Bildes ähnelt der
Muſik mehr als irgend ein anderes Mittel. Je mehr ich damit
arbeite, umſo mehr ſetzen mich ſeine Möglichkeiten in Erſtaunen,
und umſo größer iſt meine Gewißheit, daß wir noch ſehr wenig
hiervon wiſſen.
Produzenten, die behaupten, daß das Publikum des
ſtum=
men Filmes müde ſei, daß es Sprechfilme und farbige Filme
und plaſtiſche Filme wünſche, ſchwatzen Unſinn. Und ſie wiſſen
es. Was das Publikum in Wirklichkeit will, iſt, ſich einen Abend
lang zu unterhalten!
Ich kann Melodramen oder farbige Radierungen nicht
lei=
den und es ſcheint mir, daß wir im Theater bereits eine
vollen=
dete dreidimenſionale Kunſtform haben. Bringt man auf die
Leinwand Bühnenſtücke mit Dialogen, dann wird der
Sprech=
film nur zu einem Hilfsmittel des Theaters, oder was noch
ſchlimmer iſt, zu einem Erſatz für das Theater, ſtatt eine Kunſt
für ſich zu ſein.
Der Sprechfilm verhält ſich zur Bühne wie die Reproduktion
eines Meiſters zum Original. Er iſt die unechte Imitation einer
älteren und größeren Kunſt. Er iſt nur ein geſchicktes Fakſimile,
das durch die Vollendung eines rein mechaniſchen Kunſtgriffes
möglich wurde.
Nein, ich glaube, daß der phänomenale Kaſſenerfolg des
Sprechfilmes „The Singing Fool” die Filminduſtrie
augenblick=
lich aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Produzenten und
Schau=
ſpieler glauben, daß ſich ein ſolcher einmaliger Erfolg ad infinitum
wiederholen läßt.
Sie reorganiſieren von Grund auf ihre Studios, bauen
Tonfilmbühnen, inſtallieren Tonfilmapparate, um die neue
Ver=
rücktheit voll auszunützen.
Trotzdem bleibt mein Glaube an den ſtummen
Film unerſchütterlich. Ich bin ſicher, daß mein eigener
Erfolg auf eine gewiſſe pantomimiſche Begabung zurückzuführen
iſt. Im Gegenſatz zu vielen Filmſtars von heute bin ich nicht vom
pathetiſchen Drama zum Film gekommen. Abgeſehen von einem
kurzen Auftreten als Billie, dem Bürojungen, in „Sherlock
Hol=
mes”, erhielt ich meine ganze ſchauſpieleriſche Ausrüſtung und
Vorbildung, die ich zum Film mitbrachte, in Fred Karnos
be=
rühmter Pantomimentruppe.
In Karnos Darbietungen wurde alle Traditionen der
Pan=
tomime behütet. Akrobatik und Parodien mit tragiſchem
Geläch=
ter und galliger Melancholie gemiſcht, Sketches und Tänze und
Gaukeleien — ſie ergeben zuſammen, beſonnen gemiſcht, die
autoritative Verſion des unvergleichlichen engliſchen „Comic”
Fahrraddiebe, Billardſpieler, heimkehrende Betrunkene,
Box=
ſtunden, Szenen hinter den Kuliſſen einer Muſic=hall, der
Sän=
ger, der mit ſeinem Lied fertig iſt, aber nicht dazu kommt, Schluß
zu machen, der Zauberer, deſſen Tricks niemals gelingen.
alles wurde mit jenem vollendeten ſtoiſchen Ernſt geſpielt, der
nie verfehlt, Gelächter zu entfeſſeln. Alles ſaß ſo ſicher, als hielt
es die eiſerne Fauſt eines Preisboxers zuſammen. Jeder Effekt
platzt ins Publikum wie eine Granate.
Es gibt keine beſſere Schule für einen Filmſchauſpieler. Denn
die Wirkung des Films beruht auf der Stummheit.
Jetzt iſt der ſprechende Film da. Aber ich glaube nicht, daß
meine Stimme für eine meiner Komödien ein Gewinn wäre. Sie
würde im Gegenteil die Illuſion, die ich erwecken will, — die
einer ſymboliſchen kleinen Narrenfigur, eines Stehaufmännchens,
keiner wirklichen Perſon, ſondern einer launigen Idee, einer
komiſchen Abſtraktion — einfach vernichten.
Wenn meine ſtummen Stücke das Publiku noch einen
Abend lang gut unterhalten können, bin ich zufrieden.
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — Mittwoch, 26. Juni.
In Goethes „Egmont” iſt die Rolle des „Alba” von
Rudolf Klix über Fritz Reiff=Düſſeldorf jetzt auf Fritz Valk
übergegangen. Valk hielt ſich nicht in die ſtarre Unbeweglichkeit
ſeiner Vorgänger gebannt, ſondern gab der wuchtigen Geſtalt des
„Alba” Fülle und Leben. Der Hauch einer unerbittlXſen Größe
ging von ihm aus. In glänzender Diktion fing er in der
Aus=
einanderſetzung mit „Egmont” die freimütige Offenheit des
Grafen in der unwiderſtehlichen Ueberlegenheit der brutalen
Macht. — Die Rolle des „Vanſen” iſt von Kurt Weſtermann
übernommen, der den verſchmitzten Allerwelts=Schreiber draſtiſch
und ſicher zeichnete.
T.
Von Deutſchlands Hohen Schulen.
Gießen: Der Lehrſtuhl der romantiſchen Philologie iſt an Stelle
des Geh. Hofrats Dietrich Behrens, Profeſſor Dr. Curt Glaſer in
Marburg angeboten worden. — Zur Wiederbeſetzung des Lehrſtuhls der
Phyſik als Nachfolger des Geh. Hofrats Walter König iſt ein Ruf an
den a. v. Profeſſor an der Univerſität Berlin, Regierungsrat und
Mit=
glied der Phyſikaliſch=Techniſchen Reichsanſtalt Dr. Walther Bothe
ergangen.
Marburg. Der Privatdozent in der rechts= und
ſtaatswiſſenſchaft=
lichen Fakultät Dr. Schumann iſt beauftragt worden, in der
genann=
ten Fakultät das Deutſche, Bürgerliche und Handelsrecht in
Vorleſun=
gen und Uebungen zu vertreten.
Leipzig. Der Privatdozent in der Mediziniſchen Fakultät Dr. Willy
Baenſch iſt zum pkanmäßigen außerordentlichen Profeſſor der
chirur=
giſchen Radiologie in dieſer Fakultät ernannt worden.
Lindſeys Buch verfilmt. Das berühmte Buch des
Jugend=
richters Lindſey „Revolution der modernen Jugend”
iſt jetzt verfilmt worden. Unter dem Titel „Geſchminkte Jugend”
läuft der Film in allen größeren Städten Deutſchlands.
Nummer 124.
*
Pointate faift Ai.
Infolge der undurchſichtigen franzöſiſchen Politik iſt alles,
was bisher über die politiſche Konferenz feſtzuſtehen ſchien,
wieder über den Haufen geworfen. Die Engländer haben ihren
Anſpruch auf London als Tagungsort jetzt offiziell angemeldet.
Poincaré weicht aus und weil er noch keinen rechten
Ableh=
nungsgrund ſieht, arbeitet er offenbar darauf hin, das
Zu=
ſammentreten der Konferenz möglichſt hinauszuſchieben. Das
bedeutet einen völligen Umfall gegenüber ſeiner bisherigen
Auf=
faſſung. Poincaré iſt gerade derjenige geweſen, der zuerſt den
Beginn der Konferenz beſchleunigen wollte, um vor dem 1.
Auguſt, dem Stichtag der Bezahlung der 400 Millionen Dollar
aus dem Mellon=Bérenger=Abkommen, die Entſcheidung der
Kon=
ferenz in der Taſche zu haben. Jetzt erklärt er mit einem Mal,
das ſei nicht mehr nötig, offenbar weil er glaubt, die
Schwie=
rigkeiten in der Kammer überwinden zu können, da er mit einem
Scheitern der Konferenz nicht mehr rechnet. Im Augenblick iſt
alſo von Mitte Juli als Beginn der Konferenz nicht mehr die
Rede. Im Gegenteil, die Franzoſen entdeckten im
Sachverſtän=
digengutachten plötzlich alle möglichen juriſtiſchen Schwierigkeiten,
die erſt gründlich durchberaten werden müßten. Wenn ſie ſich mit
dieſer Auffaſſung durchſetzen, iſt mit dem Beginn der Konferenz
vor Mitte Auguſt nicht mehr zu rechnen.
Donnerstag, den 27. Juni 1929
Seite 3
TU. Paris. 26. Juni.
Außenminiſter Biand empfing am Mittwoch vormittag den
engliſchen Botſchafter Tyrell. Die Beſprechung der beiden
Staats=
männer bezog ſich in der Hauptſache auf den Ort und den
Zeit=
punkt der Einberufung der politiſchen Konferenz, ſowie auf das
Programm. In Pariſer engliſchen diplomatiſchen Kreiſen
ver=
ſichert man, die engliſche Regierung habe wiſſen laſſen, ſie ware
nicht geneigt, die franzöſiſche Forderung zu unterſtützen, der
zu=
folge die Rheinlandräumung der Einſetzung eines ſtändigen
Kon=
trollausſchuſſes untergeordnet werden ſolle. Ebenſo ſei die
eng=
liſche Regierung gegen die Verlängerung der Amtsdauer des
Ver=
ſöhnungs= und Feſtſtellungsausſchuſſes bis 1950. Die engliſche
Regierung iſt offenbar der Auffaſſung, daß nach 1935 der
Ver=
ſöhnungs= und Feſtſtellungsausſchuß ſeinen Platz an die
Kontroll=
organe des Völkerbundes abtreten ſoll.
Die Spikenverbände des beſetzten Gebiefes
zur Räumungsfrage.
Mainz, 26. Juni.
Der Verband der Stadt= und Landkreiſe des beſetzten
Ge=
biets, der Wirtſchaftsausſchuß für die beſetzten Gebiete und der
Gewerkſchaftsausſchuß für die beſetzten Gebiete haben in einer
gemeinſamen Beſprechung beſchloſſen, folgende Erklärung zu
ver=
öffentlichen:
Am 28. Juni jährt ſich zum zehntenmal der Tag, an dem
das Deutſche Reich ſich gezwungen ſah, den Friedensvertrag von
Verſailles zu unterzeichnen. Dieſer Vertrag legt dem deutſchen
Volke Opfer und Laſten auf, die in der Geſchichte ohne Beiſpiel
daſtehen. Darüber hinaus brachte er für die deutſchen
rheini=
ſchen Gebiete eine Sonderbelaſtung durch die Beſetzung, die die
Ausführung des Vertrages durch Deutſchland ſicherſtellen ſollte.
Der Vertrag ſelbſt ſieht vor, daß die Befatzungstruppen vor
Ab=
kauf der für die Beſetzung vorgeſehenen Zeit von 15 Jahren
zu=
rückgezogen werden ſollen, wenn Deutſchland den Verpflichtungen
des Verſailler Vertrages Genüge leiſte.
Deutſchland hat ſeine Entwaffnung anerkanntermaßen
durchgeführt.
Deutſchland iſt dem Völkerbund beigetreten.
Deutſchland hat im Locarno=Vertrag dem franzöſiſchen
Sicherheitsbedürfnis weiteſtgehend Rechnung
ge=
tragen.
Deutſchland hat auch ſeine finanziellen Verpflichtungen
bisher reſtlos erfüllt.
Die Bevölkerung des beſetzten Gebiets fordert daher, daß ihr
nunmehr unverzüglich ihre volle Freiheit zurückgegeben wird.
Die unterzeichneten Spitzenverbände erwarten von der
Reichs=
regierung, daß ſie die alsbaldige Räumung des beſetzten Gebiets
nachdrücklich verlangt, ohne daß dafür neue Opfer irgendwelcher
Art gebracht werden dürfen. Insbeſondere lehnt die
Bevölke=
rung den Vorſchlag einer über den Friedensvertrag
hinaus=
gehenden beſonderen Ueberwachung des entmilitariſierten
Ge=
biets rundweg ab. Die Bevölkerung des beſetzten Gebiets würde
eher noch weiter den ſchweren Druck der Beſetzung auf ſich
neh=
men als zugeben, daß ihre Freiheit mit derartigen Bedingungen
erkauft werde.
gez.: Dr. Külb; Dr. Dr. h. c. Kalle, M. d. R.; Wilhelm Thomas.
Die Zeotſahenfante in Murotio vor der
Luzoſiſchen Rammet.
Briand ſtellt die Berkrauensfrage. — Sieg der
TU. Paris, 26. Juni.
Die franzöſiſche Kammer ſetzte in einer Nachtſitzung die
Be=
ratung der Anfragen über die Zwiſchenfälle in Ait Jacob fort.
Der Antrag Paul Boncours, die Regierung ſolle zur Zerſtreuung
aller Irrtümer einer Unterſuchung der Angelegenheit von Ait
Jacob durch den Auswärtigen Kammerausſchuß, den
Armee=
ausſchuß und den kolonialen Ausſchuß der Kammer zuſtimmen
wurde von Außenminiſter Briand abgelehnt mit der Begrün
dung, daß eine ſo weitgehende Unterſuchung die Geiſter
keines=
wegs beruhigen würde. Briand ſtellte darauf die
Vertrauens=
frage zum ſozaliſtiſchen Antrag, die wit 347 gegen 200 Stimmen
bejaht wurde.
Der Sitzung wohnten neben Poincaré faſt alle
Kabinetts=
mitglieder bei. Als erſter Redner feierte der linksradikale
Ab=
geordnete Thomſon das von Frankreich in Marokko vollbrachte
Werk. Anſchließend verſicherte der Linksrepublikaner Barety,
daß der franzöſiſche Vormarſch bis zum Poſten El Barti und
Ait Jacob in der friedlichſten Abſicht und mit voller
Zuſtim=
mung der marokkaniſchen Bevölkerung erfolgt ſei. Der Sozialiſt
Renaudel kritiſierte, daß unter den marokkaniſchen Truppen
junge Rekruten verwendet würden und verlangte, daß die
Trup=
pen beſſer vorbereitet würden. Er ſtützte ſeine Behauptungen auf
die Artikel eines gewiſſen Roquemore. Als Kriegsminiſter
Pain=
levé dieſen Gewährmann als einen Scheckfälſcher bezeichnete, der
nie Offizier geweſen ſei, wurden auf der Rechten und im
Zen=
trum laute Mißfallenskundgebungen laut, ſo daß ſich Renaudel
in dem Lärm kaum verſtändlich machen konnte. Kriegsminiſter
Painlevé antwortete, daß ſich unter den Toten kein Rekrut
be=
finde. Außenminiſter Briand, der darauf das Wort ergriff, legte
zunächſt Verwahrung dagegen ein, daß die franzöſiſche Politik in
Marokko unaufhörlich leichtfertig kritiſiert werde. Das von
ge=
wiſſen Strategen geplante Vorgehen in Marokko verurteilte er.
Inter lebhaftem Beifall der Rechten und des Zentrums ſchloß
Briand ſeine Ausführungen mit den an die Linksparteien
gerich=
teten Worten: „Beruhigen Sie ſich, Frankreich will den Frieden
in Marokko, un es wird ihn mit allen Mitteln aufrecht erhalten.”
Ein neuer unerhörker polniſcher Eingriff in Danzigs
Danzig, 26. Juni.
Zwiſchen dem Präſidenten der polniſchen Eiſenbahndirektion
in Danzig und dem diplomatiſchen Vertreter der Republik Polen
in Danzig, Miniſter Straßburg, iſt ein geheimes Abkommen
geſchloſſen worden, in dem vereinbart wird, die Einſtellung
Dan=
ziger Staatsbürger in den polniſchen Eiſenbahndienſt von einem
Gutachten des diplomatiſchen Vertreters Polens in Danzig
ab=
hängig zu machen.
Dieſer neue polniſche Eingriff zum Zwecke ſtärkerer
Polo=
niſierung im Danziger Eiſenbahndienſt bedeutet nicht nur eine
Beeintrachtigung der Rechte des Danziger Vertreters bei der
polniſchen Staatsbahnverwaltung, der zur Wahrung der
Inter=
eſſen der Danziger Eiſenbahner berufen iſt, ſondern auch eine
unzuläſſige Einmiſchung polniſcher Amtsſtellen in die
innerſtaat=
lichen Angelegenheiten Danzigs. Da die neuen geheim
getroffe=
nen polniſchen Maßnahmen darauf hinauslaufen, unrechtmäßig
auf Danziger Staatsgebiet gegen Danziger Staatsbürger
politi=
ſchen und wirtſchaftlichen Druck auszuüben, erfordern ſie
unbe=
dingt energiſche Abwehr der zuſtändigen Danziger Stellen.
Inkraftkrefen des Kelogg=Pakkes.
EP. Tokio, 26. Juni.
Der Kelloggpakt iſt nunmehr von ſämtlichen am 27. Auguſt
1928 in Paris vertretenen Signatarmächten ratifiziert worden.
Auch der geſtern unter Vorſitz des japaniſchen Kaiſers
verſam=
melte Kronrat hat die endgültige Radfizierung des Paktes
ge=
billigt, ohne Vorbehalte zu machen. Jedoch wurde dem
um=
ſtrittenen Satz, daß die Ratifizierung im Namen „der Völker”
erfolge, eine Erklärung hinzugefügt, da die fragliche Wendung
nach Anſicht zahlreicher Kronratsmitglieder die
verfaſſungsmäßi=
gen Rechte des Kaiſers verletze. — Aus dieſem Grunde iſt der
japaniſche Delegierte Graf Uſhida aus dem Kronrat
zurück=
getreten.
Mit dieſer Ratifizierung tritt der Pakt nunmehr automatiſch
in Kraft, ſobald die Ratifizierungsurkunde Japans in
Waſhing=
ton überreicht iſt.
Zuſammenſchluß der Rok=Kreuz=Bereinigungen.
EP. Genf, 26. Juni.
Am nächſten Montag tritt in Genf eine von der ſchweizeriſchen
Regierung einberufene diplomatiſche Konferenz zur Reviſion
der Genfer Konvention vom Roten Kreuz und zur Ausarbeitung
eines Kodex für Kriegsgefangene auf Grund der Erfahrungen
des Weltkriegs zuſammen. Das Generalſekretariat des
Völker=
bundes entſendet dazu drei Beamte unter Führung des deutſchen
Unterſtaatsſekretärs Dufour=Ferronce. Es macht den Eindruck,
als ob der Augenblick gekommen ſei, daß die im Weltkrieg
neuge=
ſchaffene Liga der Rote Kreuz=Vereinigungen, die in Paris ihren
Sitz hat, ſich mit der ſeit Jahrzehnten in Krieg und Frieden
bewährten Genfer Rote Kreuzorganiſation vereinigen wollte.
Deutſchland wird auf der Konferenz durch eine aus fünf
Mit=
gliedern beſtehende Delegation unter Führung des ehemaligen
deutſchen Geſandten in Bern, Rombert, vertreten ſein. Der
Vizepräſident des Deutſchen Roten Kreuzes, Oberſtleutnant
Draudt, iſt als Sachverſtändiger eingeladen.
Ein Block der ſüdlichen Balkanſtaaken.
EP. Athen, 26. Juni.
Unter italieniſcher Direktive werden die Bemühungen zur
Schaffung eines Blocks der ſüdlichen Balkanſtaaten mit großer
Energie weiter betrieben, da Muſſolini für ſeine Balkan= und
Orientpolitik gegen die von England und Frankreich beeinflußte
Kleine Entente ein Gegengewicht benötigt. Der Duce bedient ſich
hierbei des türkiſchen Außenminiſters Tewſik Ruchdi Bey als
Wegbereiter, der nach der türkiſch=bulgariſchen Verſtändigung
ſyſtematiſch auf eine griechiſch=türkiſch=bulgariſche Entente
hin=
arbeitet. Trotz der noch immer nicht beigelegten Differenzen
über die Austauſch= und Entſchädigungsfragen und des
griechiſch=
türkiſchen Wettrüſtens zur See entfaltet der türkiſche
Außen=
miniſter ſeine ganze diplomatiſche Kunſt zur Gewinnung
Venize=
los für dieſe Idee, deſſen Haltung aber immer noch ſchwankend
iſt, da er in dem Eintritt Griechenlands in dieſe Koalition einen
Bruch mit den traditionellen freundſchaftlichen Beziehungen zu
England und Frankreich ſieht.
König Zuads dank an Hindenburg.
München, 26. Juni.
Der ägyptiſche König Fuad hat bei ſeiner Abreiſe aus
Mün=
chen, die zugleich die Abreiſe aus Deutſchland war, an den
Reichs=
präſidenten von Hindenburg folgendes Telegramm geſandt: „Beim
Verlaſſen Deutſchlands, wo ich einen äußerſt angenehmen
Aufent=
halt gehabt habe danke ich für die herzliche Gaſtfreundſchaft und
den ſo warmen Empfang, den ich durch Ew. Exzellenz, die
Regie=
rung und das deutſche Volk gefunden habe. Es drängt mich, Ew.
Exzellenz die Verſicherung meines lebhaften Dankes zu
übermit=
teln mit der Beteuerung der aufrichtigſten Wünſche, die ich für
das Wohlergehen Ew. Exzellenz und für das Gedeihen
Deutſch=
lands hege.”
Der Vertreter der Reichsregierung in München, Geſandter
von Haniel, hat dem König von Aegypten bei ſeiner Abreiſe ein
Handſchreiben des Reichspräſidenten überreicht, in dem dieſer dem
König für ſeinen Beſuch dankt und ihm ſeine beſten Wünſche für
eine glückliche Heimkehr ausſpricht.
König Fuad von Aegypten traf heute vormittag von München
kommend in Prag ein. Er wurde vom Präſidenten Maſaryk
und dem Präſidenten der beiden geſetzgebenden Kammern, dem
Miniſterpräſidenten Udrzal und anderen Vertretern der zivilen
und militäriſchen Behörden feierlich begrüßt. Der König fuhr
vom Bahnhof durch die feſtlich geſchmückten Straßen mit dem
Präſidenten Maſaryk auf die Burg.
Kündigung des deutſch=ſchwediſchen
Handels=
verkrages.
Stockholm, 26. Juni.
Im Auftrag ſeiner Regierung kündigte der hieſige Vertreter
Deutſchlands den deutſch=ſchwediſchen Handelsvertrag, wodurch
dieſer vom 15. Februar 1930 ab außer Kraft geſetzt wird. Der
Schritt wurde von der deutſchen Regierung mit dem Wunſche
be=
gründet, in Anbetracht der ſchweren Lage der deutſchen
Landwirt=
ſchaft freie Hand hinſichtlich beſtimmter durch den Vertrag
feſt=
geſetzter Zollſätze für landwirtſchaftliche Produkte zu bekommen.
Gleichzeitig mit der Kündigung gab die deutſche Regierung der
Hoffnung Ausdruck, daß Verhandlungen über einen neuen
Han=
delsvertrag baldmöglichſt eingeleitet werden können und daß ein
vertragsloſer Zuſtand zwiſchen den beiden Reichen auf dieſe
Weiſe vermieden werden könne.
(Einer der bedeutendſten deutſchen Phyſiker!)
Zu ſeinem goldnen Doktorjubiläum.
Max Planck, der bekannte Profeſſor für theoretiſche Phyſik
in Berlin, feiert morgen, am 28. Juni, ſein goldenes
Doktor=
jubiläum. Vor 50 Jahren erwarb er ſich dieſen wiſſenſchaftlichen
Grad summa cum laude in München mit einer Abhandlung
über den zweiten Hauptſatz der Wärmelehre. Dieſem Zweig der
Phyſik galten auch die zwei erſten Jahrzehnte ſeines Schaffens,
das in den jedem Studierenden bekannten „Vorleſungen über
Thermodynamik” ſeinen Niederſchlag fand. Er wandte ſich dann
der Unterſuchung der Wärmeſtrahlung zu und trug am 14.
Dezember 1900 in der Deutſchen Phyſikaliſchen Geſellſchaft zum
erſtenmal die Deutung der Weltzahl h als „elementaren
Wir=
kungsquantums” vor. Dieſe Zahl, die auch Plancks Namen trägt,
hat zwar nicht zu einem Zufammenbruch der Wiſſenſchaft geführt,
aber doch zu einer ſo gründlichen Umwälzung in der
Auf=
faſſung der „Energie” daß bis heute noch nicht eine ganz
be=
friedigende Brücke zwiſchen der alten „klaſſiſchen” und „neueren”
Phyſik geſchlagen iſt. Aber, und das macht Planck geradezu zum
Newton der Atomphyſik, dieſer Umſturz führte in einer kaum
geahnten Weiſe zu den großartigen Entdeckungen über das Weſen
der Atome und ihrer Strahlungen. Planck iſt lange nicht ſo
„populär” geworden wie ſein Fachgenoſſe und Mitarbeiter
Ein=
ſtein; er iſt aber nicht minder wie dieſer der Schöpfer der „neuen”
Phyſik, und wir dürfen mit Berechtigung ſtolz darauf ſein, daß
zwei Deutſche die Bahn gebrochen haben für alle weiteren
Fort=
ſchritte in dieſem Zweig der Wiſſenſchaft. Seltſam iſt es, daß
gerade Planck, dem die „Einheit” des phyſikaliſchen Weltbildes
ſo am Herzen liegt, ſie am heftigften geſtört hat. Immer widmet
er ihr ſeine Gedanken und ſucht er ſich und weiteren Kreiſen, die
nicht bis in die feinen Einzelheiten der Forſchung eingeweiht
ſind, Rechenſchaft zu geben. Eben iſt wieder einer dieſer Berichte
„Das Weltbild der neuen Phyſik” (bei Ambr. Barth, Leipzig),
km.
als Jubelſchrift gleichſam, erſchienen.
C. K. Das Geheimnis des Traumes, das die Menſchheit
immer ſo ſtark beſchäftigt hat, ſucht man jetzt auf
experimen=
tellem Wege zu löſen, indem man Träume künſtlich erzeugt. Auf
dieſe Weiſe iſt man den Entſtehungsurſachen der Träume auf
die Spur gekommen, wie Prof. Heinz Werner in der
Wochen=
ſchrift über die Fortſchritte in Wiſſenſchaft und Technik „Die
Uim=
ſchau” ausführt. Das alte Sprichwort, daß „die Träume aus
dem Magen kommen” hat inſofern ſeine Berechtigung, als
tat=
ſächlich körperliche Vorgänge eine Rolle ſpielen. Man kann durch
äußere Reizung Träume erzeugen. Atmet z. B. der Schlafende
den Duft von Kölniſch=Waſſer ein, ſo träumt er, er befinde ſich
in einem Parfümerieladen, in dem er tolle Abenteuer erlebt;
nä=
hert man ſeinem Geſicht ein heißes Eiſen, ſo träumt er von
Räu=
bern, die das Haus überfallen haben und die Bewohner zwingen,
ihr Geld herauszugeben, indem ſie deren Füße in Kohlenbecken
ſtecken. Die eigenen Körperempfindungen werden oft auch im
Traum fremden Perſonen zugeſchoben. Liegt z. B. die
Verſuchs=
perſon mit dem Rücken auf einigen Holzklötzern, ſo träumt ſie:
„Ich ſehe ein großes Tier mit einem oder zwei Buckeln auf dem
Rücken; ein Mann ſitzt auf dem Rücken des Tieres.” Wie
über=
aus raſch der Traum ſolche äußere Einwirkungen verarbeitet, hat
Hildebrandt feſtgeſtellt, indem er ſich durch einen Wecker aus dem
Schlaf aufſchrecken ließ. So träumte er während der ganz
kur=
zen Weckzeit: „Es iſt heller Wintertag. Die Straßen ſind hoch
mit Schnee bedeckt. Ich habe meine Teilnahme an einer
Schlitten=
fahrt zugeſagt, muß aber lange warten, bis die Meldung erfolgt,
der Schlitten ſtehe vor der Tür. Jetzt erfolgen die
Vorberei=
tungen zum Einſteigen. — Der Pelz wird angelegt, der Fußſad
hervorgeholt, und endlich ſitze ich auf meinem Platz. Aber noch
verzögert ſich die Abfahrt, bis die Zügel den Roſſen das
fühl=
bare Zeichen geben. Nun ziehen dieſe an; die kräftig
geſchüttel=
ten Schellen beginnen ihre Janitſcharenmuſik mit einer
Mächtig=
keit, die augenblicklich das Spinnengewebe des Traumes zer
reißt. Nichts anderes iſt’s als der ſchrille Ton der Weckerglocke.”
Nicht nur unmittelbare Reize, ſondern auch zurückliegende
Er=
eigniſſe, die während des Tages erlebt wurden, erſcheinen im
Traum, und zwar hauptſächlich ſolche Bilder, die während des
Tages „nicht genügend verdaut” wurden. Um dieſe Vorgänge
nachzuweiſen, hat man Verſuchsperſonen vor dem Einſchlafen
für eine ganz kurze Zeit von 1 Hundertſtel Sekunde eine
Photo=
graphie gezeigt. Grade dieſe Bilder, die man beim Wachen nicht
recht hatte aufnehmen können, erſchienen faſt immer im Traum
und wurden phantaſtiſch ausgeſtaltet. Die Netzhaut wirkt dabei
gewiſſermaßen, als photographiſche Platte, auf der ſich dann
nachträglich im Traum das mehr oder minder veränderte Bild
entwickelt. Die intereſſanteſten Verſuche, bei denen der Traum
durch Hypnoſe erzeugt wird, laſſen auch die innere
Verarbei=
tung eines beſtimmten Stoffes durch den Träumenden erkennen.
4—5 Minuten nach dem Einſchlafen fingen die Verſuchsperſonen
zu träumen an, und da ihnen Befehl gegeben war, Beginn und
Ende des Traumes durch beſtimmte Handbewegungen zu
kenn=
zeichnen, ließ ſich die Dauer des Traumvorganges genau meſſen.
Aus dieſen Verſuchen ergab ſich, daß im hypnotiſchen Traum,
bei dem der Inhalt vorher feſtgelegt iſt, auch die Ereigniſſe des
Tages mitverarbeitet werden. Der Traum iſt durch große Bild=
haftigkeit ausgezeichnet, in dem Stimmungen und Wünſche in
einem Bild dargeſtellt werden. So wurde z. B. einer jungen
Dame, die kurz vorher erfahren hatte, daß ihr Geliebter an einer
unheilbaren Krankheit litt, der hypnotiſche Auftrag gegeben, im
Traum ihre ſeeliſche Verfaſſung auszudrücken; ſie träumte: „Ich
gehe durch einen herbſtlich gefärbten Wald; es iſt kalt und eiſig;
neben mir ſteht jemand, den ich nicht ſehe; ich fühle nur einen
Händedruck. Da verſpüre ich einen ſtarken Durſt. Ein Quell
rauſcht; ich will trinken. Doch über dem Quell iſt ein Zeichen
wie auf den Giftfläſchchen: ein Totenkopf mit gekreuzten
Kno=
chen.” So kann man alſo durch experimentell erzeugte Träume
wichtige Aufſchlüſſe über die Entſtehung des Traumes erhalten,
da wir die ſeeliſchen Kräfte beobachten, die den Rohſtoff zum
Traumbild umformen.
Ap. Kairos. Zur Eeſchichte und Geiſtesbildung. Herausgegeben von
Paul Tillich. Otto Reichl=Verlag, Darmſtadt. Preis gebd.
15 Mark.
Kairos, ein griechiſches Wort, heißt „erfüllte Zeit”, nach der
Defi=
nition des Verfaſſers konkreter geſchichtlicher Augenblick, und im
pro=
phetiſchen Sinne „Zeitenfülle‟. Hineinbrechen des Ewigen in die Zeit,
inſofern ſich in ihr das ſchlechthin Bedeutungsvolle erfüllt, inſofern ſie
Schickſal iſt. Das Wort Kairos ſoll Symbol ſein für eine Richtung
geiſteswiſſenſchaftlicher, inſonderheit philoſophiſcher und theologiſcher
Arbeit, die ihren Antrieb der geſchichtsbewußt durchlebten
gegenwärti=
gen Geiſteslage und Geiſteswendung entnimmt. Der Kreis größtenteils
jüngerer wiſſenſchaftlicher Arbeiter, der hinter dem Kairrs=Buch ſteht,
will eine Philoſophie ſchaffen, die, wie ſie aus der Sinndeutung unſeres
geſchichtlichen Augenblicks ihre Kraft ſchöpft, ſo auch geſtaltend und
umgeſtaltend auf unſere Geiſtes= und Geſellſchaftslage wirkt. Das Buch
iſt ſo gegliedert, daß auf den einleitenden Aufſatz vier Abhandlungen
aus dem theoretiſch=äſthetiſchen Gebiet folgen (Paul Tillich: Kairos
und Logos, Wilhelm Loew: Idealität und Realität, Ph. Siegfried:
Phänomenologie und Geſchichte. Walter Riegler: Die Baukunſt am
Scheidewege); ferner zwei aus dem praktiſch=ſozialen Gebiete (Eduard
Heimann: Sozialismus und Sozialpolitik, Karl Mennicke: Das
ſozial=
pädagogiſche Problem der gegenwärtigen Geſellſchaft) und zwei aus
dem religiös=theoretiſchen (Heinrich Frick: der katholiſch=proteſtantiſche
Zwieſpalt als religionsgeſchichtliches Urphänomen, Nikolaus Berdzazew:
Die ruſſiſche religiöſe Idee). In dieſen Aufſätzen liegt keine
partei=
politiſche oder konfeſſionelle Bindung vor. Die Gemeinſamkeit in der
geſchichtsbewußten Grundhaltung ſchließt Spannungen und Gegenſätze
unter den Mitarbeitern, wie die kritiſch=orthodoxe und myſtiſch=
ortho=
doxe Haltung, den ſcharfen Antimarxismus und die poſitive Stellung
zum Sozialismus und Marx, die auf dem Boden des Kairos=
Vewußt=
ſeins möglich ſind, nicht aus. Auf Einzelheiten dieſer 466 Seiten
um=
faſſenden philoſophiſchen Abhandlungen näher einzugehen, iſt in dem
Rahmen einer kurzen Beſprechung nicht möglich. Eine Bücherſchau,
deren Ziel iſt, an einigen Werken der Philoſophie und der
Geiſteswiſ=
ſenſchaften unſerer Zeit ihr inneres Sehnen abzulauſchen, gibt dem
* Ein neues Kairos=Buch iſt von dem Verfaſſer in
Aus
Seite 4
Donnerstag, den 27. Juni 1929
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es. 120 em breit.
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ea. 140 cm breit
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2½Meter
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Unterkleider
Nesete
Hemdlosen
Ran
u. Spitze, 4seitis *
Bettücher
1½ Meter Beiderwand
1.
mit Kunstseide .... . . . .
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neueste Muster . . . .
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bedruckt, Kunstseide, eleg. Neuh., Mtr. I.
Eolienne, Seide mit Wolle
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2½ Heter Bettuch-Haustuch
150 cm breit . . .
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Tischtuch, weiß, solides Drelltuch
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..
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rung oder farbigem Besatz . . . . .
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Crepe Satingarnitur, abgesteppt,
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Nummer 176
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Nummer 126
Donnerstag, den 27. Juni 1929
Aus der Handesyaapiftadt.
Darmſtadt, 27. Juni.
Zum Rektor der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt iſt für die
Zeit vom 1. September 1929 bis 31. Auguſt 1930 der ordentliche
Profeſſor Dipl.=Ing. Chriſtoph Eberle gewählt und vom
Ge=
ſamtminiſterium beſtätigt worden.
— Ernannt wurden: Am 3. Juni: der Schulamsanwärter Otto
Hehn aus Alßzey zum Lehrer an der Volksſchule zu Bechtolsheim,
Kreis Oppenheim, mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts ab; am
19. Juni: der auf Zeit beſtellte Aektor Franz Beller an der
Volks=
ſchule zu
Darmſtadt zum Regierungsrat heim Oberverſicherungsamt zu
Darm=
ſtadt mit Wirkung vom 15. Juni 1929 ab; der Kanzleigehilfe Hermann
Lückel aus Alzey zum Kanzliſten bei dem Kreisamr Alzey mit
Wir=
kung vom 23. Juni ab.
— Zu beſetzen iſt aisbald an der Studiemanſtalt in Offenbach die
Stelle eines Oberſtudiendirektors. Beiverbungen bis ſpäteſtens 15. Juli.
— Hafraba. Im Rahmen der diesjährigen Mitgliederverſammlung
des Hafraba E. V. im Bürgerſaal des Rathauſes zu Frankfurt a. M.
am Samstag, den 29. Juni 1929, ſpricht der heſſiſche Staatspräſident
Dr. Adelung über das Thema: „Reich und Länder‟. Der Vortrag
beginnt um 11 Uhr und wird durch den Rundfunk übertragen.
— Kundgebung gegen die Kriegsſchuldlüge. Rektor, Senat und
Studentenſchaft der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
veran=
ſtalten am zehnten Jahrestay der Unterzeichnung des Verſailler
Ver=
trags, am Freitag, dem 28. Juni 1929, pünktlich 20 Uhr,
im Städtiſchen Saalbau eine Kundgebung gegen die Kriegsſchuldliige,
zu der auch die Bürgerſhaft Darmſtadts eingeladen iſt. Der Einrritt
iſt frei, jedoch nur gegen numerierte Einlaßkarten, die in
Ee=
ſchränkter Zahl Donnerstag von 15—17 Uhr und am Freitag von 10 bis
12 Uhr, im Zimmer 4 der Studentenſchaft (kleines Weſtportal der
Hock=
ſchule) ausgegeben werden und die dort verſönlich abgeholt werden
müiſſen. Nach einer Ouvertüre und Anſprachen des Rektors und des
Vorſitzenden des Ausſhuſſes der Studentenſchaft teird Herr Profeſſor
Dr. Küntzel über die Kriegsſchuldfrage ſprechen.
— Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Heute Donnerstag, 19,30 Uhr,
gelangt Verdis „Othello” in der neuen Inſzenierung Carl Ebeuts
unter muſikaliſche: Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm
zur Aufführung. In den Hauptrollen: Anny von Stoſch, Hans Grahl,
Hans Komregg. Glietze G, Darmſrädter Volksbühne).
„Aufgang nur für Herrſchaften”. Siegfried Gehers
er=
folgreiche Komödie wird von Hanna Riggold, Beſſie Hoffart, Werner
Hinz und Walter Klam in den Hauptrollen heute Donnerstag, 20 Uhr,
im Kleinen Haus (Zuſatzmiete III), morgen Freitag, 20 Uhr, im Großen
Haus (Miete D für diejenigen D=Mieter, die Zuſatzmiete IV haben)
wiederholt.
„Das Kamel geht durch das Nadelöhr”, Langers viel
belachtes Milienſtück wird Samstag, den 29. Juni, im Großen Haus
mit der erfolgreichen Premierenbeſetzung (Kitty Stengel, Charlotte
Jacke=Joſt, Walter Klam, Hugo Keßler) in Szene gehen. (iete K,
Bühnenvolksbund. Beginn 20 Uhr.)
Volksvorſtelung „Der Waffenſchmied” Lortzings
volkstümliches Opernwerk „Der Waffenſchmied” kommt in der
wirkungsvollen Inſzenierung Arthur Maria Rabenalts am Samstag,
dem 29. Juni, um 19,30 Uhr, im Kleinen Haus als Volksvorſtellung
letztmalig zur Aufführung. Die Vorſtellung iſt gleichzeitig der Miete 7,
Grnppe I (Nr. 1 bis 50) zugekeilt.
Erſtaufführung „Intermezzo”. Am Sonntag, dem 30.
Juni, um 19,30 Uhr, findet im Großen Haus die Erſtaufführung der
Oper „Intermezzo” von Nichard Strauß in der Inſzenierung
Re=
nato Mordos (Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp) unter
muſikali=
ſcher Leitung Max Rudolfs ſtatt. In den Hauptrollen ſind die Damen
Noſe Landwehr, Regina Harre, die Herren Hans Komregg, Guſtav
De=
harde. Carl Ebert=Beyer, Theo Herrmann, Eugen Vogt, Hans Ney und
Rudi Wünzer beſchäftigt.
— Letzter „Heiterer Abend” Paula Kapper—Guſtau Deharde. Der
Vorverkauf zu dem letzten „Heiteren Abend” Kapper-Deharde am
Montag, dem 1. Juli, im Kleinen Haus hat geſtern begonnen. Die
Be=
gleitung am Flügel liegt in Hinden des Herrn Kapellmeiſters Hans
Simon.
— Opernſchule der Städt. Akademie für Tonkunſt. Für die
Auf=
führung der beiden Einakter „Baſtien und Baſtienne” von Mozart und
„Der Mantel” von Puccini, welche die Opernſchule der Städt. Akademie
Freitag, den 28. d. M., 20 Uhr, im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landes=
theaters veranſtaltet, macht ſich ein außerordentlich reges Intereſſe
gel=
tend. Es ſei darauf aufmerkſam gemacht, daß nur noch wenige Karten
zum Verkauf ſtehen, die im Sekretariat der Städt. Akademie für
Ton=
kunſt, Eliſabethenſtr. 36, zu haben ſind.
— Sonderfahrt der Reichsbahndirektion Mainz an die Waterkant.
Die in der Zeit vom Samstag, den 29. Juni, bis einſchließlich
Donners=
tag, den 4. Juli d. J., vorgeſehene Sonderfahrt nach Bremen,
Bremer=
haven, Norddeich, Norderney, Helgoland und Hamburg, wird beſtimmt
ausgeführt. Sonderzugkarten und Gutſcheine können noch bis
einſchließ=
lich den 28. Juni d. J. gelöſt werden.
— Deutſche Vereinsbank, Filiale Darmſtadt—Deutſche Bank, Filiale
Darmſtadt. Zwiſchen den beiden obengenannten Banken wurde ein
Ab=
kommen getroffen, wonach die Deutſche Vereinsbank, welche ihre hieſige
Niederlaſſung aufgibt, die bei dieſer geführten Konten und Depots auf
die Deutſche Bank, Filiale Darmſtadt, überträgt. Herr Direktor Karl
Benjamin tritt in die Direktion der Deutſchen Bank, Filiale
Darm=
ſtadt, ein, und die Fortführung des Geſchäfts erfolgt nunmehr in den
Räumen der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt, Luiſenplatz 7.
— Petrusgemeinde. Als Abſchluß der Feſtlichkeiten bei der 50
jähri=
gen Jubelfeier des Evang. Kirchengeſangvereins Beſſungen (
Petrus=
gemeinde) findet am nächſten Sonntag, 30 Juni, eine Spazierfahrt
nach Traifa ſtatt. Abmarſch 2½ Uhr vom ſüdlichen Ende des
Herrn=
gartens aus (Herrngartenſtraße). Zuſaumenkunft im Riedmatterſchen
Garten in Traiſa. Der Gartenſaal wird für den Verein freigehalten.
Alle Mitglieder des KG.V. (ausübende und unterſtützende) ſind mit
ihren Angehörigen eingeladen. Ebenſo ſind auch Nichtmitglieder aus
der Gemeinde herzlich willkommen; beſonders ſeien die Mitglieder der
Männervereinigung darauf aufmerkſam gemacht. Es bietet
ſich hier eine ſchöne Gelegenheit, dem Kinhenchor die Zuneigung
zu beweiſen, die er durch ſeine wiederholte Verſchönerung der Ausflüge
der Männervereinigung verdient hat. Es wird gebeten, die Teilnahme
an dem Spaziergang bis ſpäteſtens Samstag vormittag (mit Angabe der
Perſonenzahl) bei Kirchendiener Kropp anzumelden.
Maßnahmen gegen die Schnackenplage. In etwa 8—14 Tagen
iſt mit dem Beginn der Schnakenplage zu rechnen. Wir empfehlen
da=
her, das in § 3 der Polizeiverordnung vom 6. Februar 1913
vorgeſchrie=
bene Uebergießen der Brutſtätten mit Saprol uſw. (wozu der
Eigen=
tümer oder, falls das Grundſtück vermietet oder verpachtet iſt, der
Mieter oder Pächter verpflichtet iſt), ſorgfältig vorzunehmen. Eine
dünne Schicht Saprol, Petroleum und dergl. auf den Abwaſſer= und
Jauchegruben genügt, um alle Larven in wenigen Minuten zu
vernich=
ten. Es iſt auch zweckmäßig, dieſe Gruben mit Sackleinen zu
über=
decken, um das Eindringen der eierablegenden Schnaken zu verhindern.
— Verſteigerung im Städtiſchen Leihamt. Am Mittwoch, dem 3.,
und Donnerstag, dem 4. Juli 1929,, vormittags von 8,30—12 Uhr, findet
Verſteigerung verfallener Pfänder im Städtiſchen Leihamt ſtatt. (Siehe
heutige Anzeige)
Seite 5
— Die Wohnungsbauten des Bauvereins „Daheim”. Eine ſchmucke
Wohnkolonie iſt „Im Tiefen See” vom Bauverein „Daheim” erſtellt
tvorden. Im Tiefen See, einer vielen Darmſtädtern ſicher noch
unbe=
kannten, an der Peripherie der Stadt nahe der Wendelſtadtſtraße
ge=
legenen Straße, verſammelten ſich geſtern nachmittag zahlreiche
Inter=
eſſenten und Vertreter der Behörden, um die Muſterwohnung im
Erd=
geſchoß emes der neuen Häuſe; zu beſichtigen. Die wohnlichen Räume,
neben der Wohnküche ein Schlaf= und ein Wohnzimmer, waren mit
moder=
nen Möbeln ſtilecht und vorieilhaft eingerichtet. Zu jeder Wohnung
gehört auch ein Baderaum. An der Inneneinrichtung beteiligten ſich
die Hcag durch Legen der elektriſchen Anlage, die Gemeinnützige
Haus=
rat G. m. b. H, Darmſtadt, das Darmſtädter Teppich= und
Gardinen=
haus Hih. Meyer und das Dürerhaus. Die Wohnung mit ihrer
Muſter=
möblierung iſt täglich von 10—1 und von 4—7 Uhr bis 1. Juli für
Be=
ſucher geöffnet. Der 1. Vorſitzende des Bauvereins „Daheim‟, Dr.
Neuſchäffer begrüßte in einer kurzen Anſprache die Gäſte und
gab eine Einführung in die Ziele und Beſtrebungen des Bauvereins
und einen Ueberblick über die geleiſtete Arbeit. — Es ſei bemerkt, daß
an Freitag, abends 8,30 Uhr, im Fürſtenſaal (Grafenſtraße) eine
Werbe=
verſammlung mit einem Luhtbildervortrag des Regierungsbaumeiſters
Kohl von der Wohnungsfürſorgeſellſhaft, gemeinnützige G. m. b. H.,
über die Bedeutung des genoſſenfhaftlichen Bauens ſtattfindet. Wir
verweiſen dabei auf die diesbezügliche Anzeige. — Die Teilnehmer an
der Beſichtigung hatten den dentbar beſten Eindruck von der
neuerſtan=
denen Wohnkolonie des Bauvereins und zeigren für die moderne
Muſter=
wohnung lebhaftes Intereſſe. An dem Bauvorhaben des Bauvereins
„Daheim” betätigten ſih folgende Firmen: als Generalunternehmer:
Heinrich Spengler, Baugeſchäft; als Unterakkordanten: Gg. Schleidt,
Zimmergeſchäft; Gebr. Müller, Dachdeckergeſchäft; Karl Kämmerer,
Spengler= und Inſtallationsgeſchäft; Willi Hermann, Glaſerei und
Schreinerei; Rudolf Grünewald, Weißbindergeſchäft; Georg Schubert,
Schloſſerei; Vock u. Schiemer, elektriſche Anlagen; ferner als
General=
unternehmer: Dipl.=Ing. Frdr. Karl Vogel; als Unterakkordanten: Ldwv.
Seip, Glaſerei; Gebr. Lang, Schreinerei; Phil. Röth,
Weißbinder=
geſchäft; Phil. Wamſer, Inſtallationsgeſchäft; Frdr. Gutfreund,
elek=
triſche Anlagen; Vell u. Rück, Tapetenhaus; Ludwig Bieger,
Tapezier=
geſchäft; Hch. Weiler, Dachdeckermeiſter; Peter Fr. Schweizer,
Zimmer=
meiſter; und weiter als Generalunternehmer: „Bauhütte Darmſtadt
G. m. b. H.”: als Unterakkordanten: J. H. Reuter (Schneider Nachf.),
Schreinerei. Phil. Maul, Spenglerei und Inſtallationsgeſchäft; Frdr
Gg. Rettig, Schloſſerei; Peter Arnold, Weißbindergeſchäft; Wilh. Klein,
Weißbindergeſchäft; Zimmermann u. Sohn, Weißbindergeſchäft; Ewald,
elektriſche Anlagen; Frdr. Supper, Tapeziergeſchäft.
Den „ETERNA Halbsteif” können Sie zu Hause
waschen. Das verbilligt ihn gegenüber jedem
steifen Kragen.
EiN
IV 5416
HALBSTEII
— Umleitung der Kraftpoſt Darmſtadt-Lindenfels. Nach
Beendi=
gung der Inſtandſetzungsarbeiten der Provinzialſtraße zwiſchen
Böllen=
falltor und Kurhaus Trautheim wird vom 28. Juni ah die Umleitung
der Kraftpoſt Darmſtadt-Lindenfels aufgehoben.
— An die Darmſtädter Stammtiſche. Die Leitung des
Stadt=
mitſeums und des Stadtarchids läßt uns folgende Bitte zugehen: An
die verehrlichen Darmſtädter Stammtiſche! An Darmſtädter
Stam=
tiſchen gehen ergötzliche Hiſtörchen und Witze aus Darmſtadts
Ver=
gangenheit um. Von Fürſten, Geheimräten, Lehrern, Feldſchützen und
Poliziſten, von Offizieren und Aerzten, von Handwerkern und Dienern
handeln ſie. Noch iſt es Zeit, dieſe Dinge zu ſammeln. In fünfzig
Jahren ſind die, die darum wiſſen, tot, dann iſt es zu ſpät. Darum
die Bitte an alle Stammtiſhe unſerer lieben Stadt, Anekdoten und
Witze, auch ſaftige Witze ſind willkomaen, der Leitung des ſtädtiſchen
Archius und Muſeums einzuſenden. Umſtände ſoll die Arbeit keine
wachen. Jeder Zettel, jede Stiliſierung iſt recht. Vielleicht helfen die
Herren Wirte mit. Anſ=hrift: Ar=hiv und Muſeum, Stadthaus, Zimmer
46 bzw 63.
— Deutſchnationaler Handlungsgehilfenverband, Ortsgruppe
Darm=
ſtadt. Am Donnerstag, dem N. d. M., veranſtalten wir einen
gemein=
ſamen Abendſpaziergang zum Neuen Schießhaus; dort
ge=
ſelliges Beiſammenſein mit Tanz. Treffpunkt um 8,30 Uhr Ecke Neckar=
und Rheinſtraße An der am Samstag, dem 29. d. M., ſtattfidenden
Kundgebung gegen die Kriegsſchuldlüge am
Bismarck=
denkmal, abends 9 Uhr, bitten wir unſere Mitglieder, ſich gleichfalls
recht zahlreich zu beteiligen.
Aaitan Vin min
ohne Darmstädter Fahrplanbuch.
Er-
hältlich zum Preise von 80 Pfennig in allen
Buchhandlungen, Bahnhofsbuchhandlungen,
Kiosken, Verkehrsbüro, Agenturen des
Darmstädter Tagblattes und in der
Ge-
schättsstelle, Rheinstraße 23.
(9705
— Die große Aſchaffenburger Schloßbeleuchtung findet dieſes Jahr
am Sonntag, dem 30. Juni, ſtatt. Einzigartig bei dieſer
Schloßbeleuch=
tung iſt der große elektriſche Waſſerfall, der ſich von der faſt 200 Meter
breiten Terraſſe des prachtvollen Aſchaffenburger Schloſſes
herunter=
ſtürzt. Mit dieſer Schloßbeleuchtung verbunden iſt das große Volksfeſt,
das ganz nach Oktoberfeſtart wit echſtem bayeriſchem Ländlerbetrieb vom
29. Juni bis 1. Juli ſtattfindet. Am Tage der Schloßbeleuchtung ſelbſt
fahren auf allen Strecken Sonderzüge, ſo daß für Hin= und
Rückbeförde=
rung der Beſucher geſorgt iſt. (Vgl. Anzeige.)
—— Saalbau. Wegen ungüinſtiger Witterug fällt heute
Donners=
tag das Saalbaukonzert des Stadtorcheſters aus.
— Promenadenkonzert. Sein wöchenklihes Promenadenkonzert
ver=
anſtaltet das Stadtorcheſter unter Leitung von Kapellmeiſter W. Schlupp
heute von 5—6 Uhr Ecke Moller= und Schwanenſtraße nach folgendem
Programm: Regensburger Turnermarſch; Ouvertüve zur Oper „Das
Nachtlager von Granada” von Kreutzer; Man lacht, man lebt, man
liebt, Walzer von Gilbert; Brautchor aus dem 3. Akt „Lohengrin”
von Wagner: Fantaſie aus der Oper „Carmen” von Bizetz; Radetzky=
Marſch von Strauß
Aus den Parkeien.
— Deutſche Volkspartei. Wir machen unſere Mitglieder
darauf aufmerkſam, daß am kommenden Samstag, abends um 9 Uhr,
auf dem Bismarckturm der Ausſchuß der deutſchen Verbände eine
Kund=
gebung gegen Kriegsſchuldlüige und Beſetzung veranſtaltet, an der wir
teilzunehmen bitten. Es empfiehlt ſich, bis ſpäteſtens zwiſchen ¼ und
39 Uhr an dem Bismarckturm ſich einzufind
Bezirksſchöffengericht.
p. 1. Wegen fahrläſſiger Körperverletzung hat ſich ein Einwohner
von Gadermheim zu verantworten. Nach der Anklage ſoll er am
4. April 1929 — einem Sonntag — auf der Straße von Schlierbach
nach Winkel als Führer ſeines Kraftwagens an einer unüberſichtlichen
Stelle zu raſch gefahren und dadurch mit einem ihm
entgegenkommen=
den Kraftwagen zuſammengeſtoßen ſein, ſo daß der von ihm ins Auto
aufgenommene Fahrgaſt durch Glasſplitter am Kopfe verletzt wurde.
Angeklagter, der ein Geſchäftsauto fährt, hatte Verwandte zur
Kon=
firmationsfeier nach Schlierbach gebracht und vvollte wieder nach
Gadern=
heim zurückfahren. Unterwegs nahm er die Verletzte mit, die, auf dem
Gang zur Kirchr begriffen, ſich kurz entſchloß, mit nach Gadernheim,
ihrer Heimat, zu fahren.
Aus der Beweisaufnahme geht hervor, daß das damalige Wetter
ein Rutſchen eines Autos befördern konnte. Anſcheinend iſt der
An=
geklagte in der Kurv= (2Kurve) zu ſchnell gefahren. Die
Provinzial=
ſtraße fällt von Winkel nach Schlie bach. Als der
Gendarmeriewacht=
weiſter von Lindenfels kam, waren die Spuren von den Leuten
teil=
weiſe vertrampelt.
Das Urteil erkennt auf 30 Mark Geldſtrafe.
2. Ein Kaufmann in Frackfurt a. M., der als Reiſender einer
Margarinegeſellſchaft den Odenwald zum Gebiete ſeiner geſchäftlichen
Tätigkeit zugewieſen erhalten hatte, iſt der Unterſchlagung beſchmldigt;
er betont, die Speſen habe er von den einkaſſierten Geldern
eitnom=
men, da man ihm eine größere Tarifdifferenz nicht vergütet habe,
Der Staatsanwalt beantragt eine Geldſtrafe von 600 Mark.
Der Verteidiger betont, der Charakter einer ſtrafrechtlichen
Unter=
ſchlagung werde ſich nicht leugnen laſſen; mildernde Umſtände müißten
im reichen Maße zugebilligt werden. Die dem Angeklagten erteilten
Zeugniſſe ſeien glänzend. Die bewilligten Speſen ſeien zu gering
be=
meſſen geweſen. Die Geldſtrafe müſſe im Rahmen der Verhältniſſe
liegen.
Das Urteil erkennt auf 500 Mark Geldſtraſe.
3. Ein Einwohner von Lampertheim ſteht unter der Anklage der
Brandſtiftung; ſeit 16. März 3. J. in Unterſuchungshaft, ſoll er eine
Scheuer, die der Mutter und den Erben des Vaters gehört, mit einem
Streichholz in Brand geſetzt haben.
Der väterliche Nachlaß iſt noh nicht auseinandergeſetzt. Der
Ange=
klagte war in großer Aufregung, weil in der Familie Streitigkeiten
herrſchten und die Zwangsverſteigerung in der Zeitung veröffentlicht
worden war.
Der ärztliche Sachverſtändige betont, Angeklagter ſei ein Pſychopath
und heute in größter Aufregung; eine Verteidigung ſeitens eines
An=
walts erſcheine zweckmäßig. (Der gewühlte Verteidiger hat ſein Amt
niedergelegt.) Das Gericht ſetzt die Sache ab und wird dem Angeblagten
einen Verteidiger beſtellen.
kokale Veranſtalknngen.
Die diornntter eritheinende Retiye
ſind ausſchlteflich als Hinwelft auf Hmeinen
in ſrinem Jalle irgendwie als Beſprechung oder Kritk.
— Verein ehem. Angehöriger des Großh.
Artil=
lerie=Korps. Am Samstag, 29. Juni, abends 8,15 Uhr,
verſam=
meln ſich die Mitglieder am Böllenfalltor dicht am Forſthaus zum
Ab=
marſch nach dem Bismarckturm zur Teilnahme an der Kundgebung
gegen die Kriegsſchuldlüge. Vollzähliges Erſcheinen wird zur Pflicht
gemacht. Näheres iſt aus der morgigen Anzeige zu erſehen.
— Deutſchvölkiſcher Turnverein „Jahn”. Wir
neh=
men an der Kundgebung gegen die Kriegsſchuldlüge am Samstag, den
29. Juni, teil.
— Ausſchuß Deutſcher Verbände in Darmſtadt,
Kundgebung gegen Kriegsſchuldlüge findet am Samstag, den 29. d. M.,
um 9 Uhr abends, beim Bismarckturm ſtatt. Hierzu werden alle —
Einzelperſonen und Verbände — denen Deutſchlands Ehre über alles
geht, aufgefordert, ſich zu beteiligen. Auf Anzeige in dieſem Blatt wird
hingewieſen. Die bei der Kundgebung mitwirkende Kapelle wird am
Samstag, den 29. d. M., um 8,30 Uhr abends, vom Böllenfalltor nach
dem Bismarckturm marſchieren. Geſchloſſen anmarſchierende Verbände
können ſich der Muſik zum Marſch nach dem Bismarckturm anſchließen.
Wie hier auf dem Bismarckturm, werden auch entlang des ganzen
be=
ſetzten Gebietes die Entrüſtungsfeuer aufflammen.
— Vereinigte Kriegervereine Darmſtadt. Die
Kriegervereine beteiligen ſich an der Samstag, den 29. Juni,
ſtattfinden=
den Kundgebung gegen die Kriegsſchuldlüge. Sammelplatz am
Böllen=
falltor, Abmarſch (ohne Fahnen) pünktlich 8,30 Uhr abends mit Muſik
nach dem Bismarckturm. Um zahlreiche Beteiligung wird gebeten.
— Deutſche Kolonialgeſellſchaft. Am Samstag, dem
29. Juni, abends 9 Uhr, wird am Bismarckturm eine Kundgebung gegen
die Kriegsſchuldluge veranſtaltet, der wir uns auf Veranlaſſung unſerer
Hauptſtelle Berlin anſchließen werden. Bei dieſer Gelegenheit werden
Flugblätter gegen die koloniale Schuldlüge verbreitet werden. Wir bitten
urſere Mitglieder, ſich recht zahlreich beteiligen zu wollen.
— Deutſcher Frauenorden Samstag, den 29. Juni,
abends, veranſtalten die „Vereinigten Verbände” eine Proteſtkundgebung
gegen die Kriegsſchuldlüge. Vollzähliges Erſcheinen aller
Ovdens=
ſchweſtern wird erwartet. Treffpunkt am 29. Juni, abends 8,30 Uhr,
am Böllenfalltor. Näheres in der Anzeige.
— Bund Königin Luiſe. Samstag, den 29. Juni, abends
9 Uhr, am Bismarckturm große Kundgebung aller vaterländiſchen
Ver=
bände gegen die Kuiegsſchuldlüge, die Kameradinnen werden gebeten,
8 Uhr pünktlich am Böllenfalltor zu ſein.
— Deutſchorden. Samstag, den 29. Juni, abends 8 Uhr,
„Eltern und Werbeabend” der Ordensknappen im Fürſtenſaal.
Eintritt frei. Jedermann hat an dieſem Abend Gelegenheit,
wahrzunehmen, welche Ideale die Jugend des Deutſchordens erfüllt.
Frauen, Männer, Mädchen und Jünglinge eilt herzu und
freut euch an den friſchen, frohen, frommen Herzen dieſer
lebensfreudi=
gen Jugend. — Während die Ordensknappſchaft im Laufe ihres
Abends gegen die Kriegsſchuldlüge Stellung nimmt, wird der
Deutſch=
orden ſelbſt durch eine Abordnung bei der Proteſtkundgebung gegen die
Kriegsſchuldlüge am Bismarckturm vertreten ſein.
— Kam. Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=Drag. 23,
Hauptgruppe Darmſtadt. Nächſten Sonntag findet die
Ge=
denkſteinweihe zu Ehren der alten Reitergarniſon Butzbach in Butzbach
ſtatt. Für die Garde=Dragoner iſt dies ebenſo wichtig, wie für die Leib=
Dragoner, da Teile des alten Garde=Chevauleger=Regiments von 1823
bis 1860 dort ihren Standort hatten. Abfahrt 7,55 Uhr mit
Sonntags=
karte Frankfurt, von wo Sonntagskarten Butzbach zu löſen ſind.
Fahrt=
koſten werden erſtattet. Um rege Beteiligung wird gebeten.
— Rheinfahrt nach Koblenz. Die Wander=Abteilung der
Kaufmänniſchen Stenographen=Geſellſchaft unternimmt am kommenden
Sonntag, den 30. Juni, ihre 6. Wanderung. Abfahrt vorm. 6,24 Uhr
vom Hauptbahnhof nach Bingen. Von hier wird mit Schiff bis
Kob=
lenz gefahren. Die Rheinfahrt wird drei Stunden in Anſpruch nehmen
und jeden Teilnehmer vollauf befriedigen. In der Geſchäftsſtelle der
Geſellſchaft liegen Einzeichnungsliſten offen.
Tageskalender für Donnerstag, den 27. Juni 1929.
Hefſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 19.30 Uhr, Ende
22.30 Uhr, G 18: „Othello”. — Kleines Haus, Anfang 20 Uhr, Ende
22 Uhr, Zuſatzmicte III: „Aufgang wur für Herrſchaften”
Orpheum, abends 20.15 Uhr: Revue „Schlag auf Schlag”,
Konzerte: Schloßbaffee, Hotel Schmitz, Sporwplatz=Reſtauront,
Reichshof, Bockshaut, Kaffee Ganßwamn. — Ausſtellung Der
ſchöne Menſch” Mathilldenhöhe, vom 10—18 Uhr. —
Kino=
vorſtellungen: Union=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
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LronbrLAst OPAKTUhLe.
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Donnerstag, den 27. Juni 1929
Nummer 176
Weiterſtadt, 26. Juni. Zum 70jährigen Beſtehen,
ver=
bunden mit großem Eeſangswettſtreit der
Sänger=
bereinigung „1859” Weiterſtadt. Was für die Sänger das
deutſche Lied bedeutet, kann voll und ganz nur der ermeſſen, der mit in
ihren Reihen ſteht. Niemand ſenſt ſchöpft ſeine innerem Werte ſo
gründ=
lich aus, niemand ſpürt ſo unmittelbar die Segnungen des Liedes am
Körper und Scele, wie der Sänger. Ihr Sänger alle, die ihr euch
an=
läßlich des 70jährigen Veſtehens und des Geſangswettſtreits der
Sänger=
vereinigung „1859” am 29. und 30. Juni und 1. Juli ds. Js. im
Feſt=
vrte Weiterſtadt um Banner und Fahne ſchart: was ſchön und gut,
was edel und froh in der Welt, was zum Lob von Heimat und
Vater=
land, von Natur und Liebe, was zum Preiſe Gottes und ſeiner
Schörfung iſt, das klingt und ſingt in euren Liedern. Schönere Gabe
ward kaum dem Menſchen gegeben als die, Tobpreiſend im Liede ſein
dankerfülltes, ſein liebeerfülltes und auch ſein ſchmerzerfülltes, hoffendes
Herz dem Schöpfer darzubringen. Und weſt muß man in der Welt
gehen, um Lieder zu finden, die gleich umſerem deutſchen Liede ſind.
Das deutſche Volkslied iſt das einigende, feſte Band, das über die
Sangesfrohen hinaus weite Kreiſe unſeres Volkes eng zuſammenſchließt
Der Pflege des deutſchen Volksliedes war auch die Arbeit der
Sänger=
vereinigung „1859” gewidmet, die am 29. und 30. Juni und 1. Juli 1929
ihr 70jähriges Beſtehen, verbunden mit Geſangswettſtreit feſtlich und
feierlich begehen wird. An dieſem Feſte werden nicht nur allein
ſämt=
liche Ortsvereine, ſondern auch 23 wettſtreitende Vereine mit 1055
Sän=
gern und außerdem noch 5 weitere Geſangvereine Anteil nehmen.
So wird das Jubiläum und der Geſangswettſtreit der
Sängervereini=
gung zu einem großen Feſt= und Sängertage werden, dem Verein ſelbſt
zur Ehre gereichend. Möge der Wettſtreit einen friedlichen und guten
Verlauf nehmen. Ein Verein, der 70 Jahre durchgehalten hat, hat ſeine
Lebensfähigkeit und Daſeinsberechtigung nachgewieſen. Das gilt auch
für die Sängervereinigung „1859” Weiterſtadt. Es ſei der Männer
ehrend gedacht, die am längſten dem Verein die Treue gehalten und
z. Z. noch am Leben ſind. Es ſind dies folgende Jubilare: Philipp
Schuchmann, eingetreten 1873, 56jährige Mitgliedſchaft; Jakob Hamm,
eingetreten 1875, 54jährige Mitgliedſchaft; Nikolaus Geißler, eingetreten
1884, 45jährige Mitgliedſchaft; „Michael B=ſt, Konrad Beſt, Ad. Mich.
Hamm, Gg.Menzer, Ph. Ludwig Petvi, Adam Petri 5., Frz. Mich.
Petri 1. und Jakob Schydlowſki, eingetreten 1885, 44jährige
Mitglied=
ſchaft, und Adam Bangert, eingetreten 1889 nd 40jährige Mitgliedſchaft.
Dankerfüllt gedenkt auch der Verein ſeiner Ehrenmitglieder, die ſich um
die Treue des Vereins verdient gemacht haben. Es ſind dies folgende
Mitglieder: Philipp Schuchmann, Jatob Hamm, Nikol. Geißler, Mich.
und Konrad Beſt, Adam Bangert, Karl Becker, Chriiſtan Bretſch,
Lud=
wig Görich, Mich. Hanm 3., Mich. Adam Hamm, Konrad Hahn,
Johan=
nes Heß, Ga. Anton Heß, Jakob Körner, Wilh Klein, Gg. Menzer,
Ludw. Ph. Petri, Adam Petri 5., Frz. Mich. und Mich. Petri 3., Ph.
Poth 1., Ludwvig Schönberger, Jakob Schydlowſki und Johann Vetter,
ſowio der Ehrendirigent, Herr Chormeiſter Sturmfels=Darmſtadt.
* Wixhauſen, 25. Juni. Bei dem in Zellhauſem ſtattgefundenen
Geſangswettſtreit errang der Geſongverein Liederkronz unter ſcharfer
Konburrenz im der 2. Vandklaſſe dem 2. Klaſſenpreis mit 196 Punkten.
Im höchſten Ehrenſingen gelang es dem Berein, dem höchſten
Ehrem=
preis mir 96 Punkten zu erzielen. Außerdem komnta der Verein im
Wertungsſingen, für den Dirigentenpreis den Sieg am ſich bringem.
Dieſer an ſich ſicher hoch zu bewertends Erfolg iſt an erſter Stelle
dem rührigen, zielſicheren Dürigenten, Herrn Chormeiſter A. Merker
aus Griesheim bei Darmſtadt, zu danken.
J. Griesheim, 26. Jun. Die von der Geſwverbe= und Handwerber=
Wereinigung einberufene außerordentliche Mitzglieder=Verſammlung, in
welcher eine Proteſthundgebung gegen die willkürliche Steuereinſchätzung
und die Meſhoden des Finanzamts bei der Buchprüfung gefaßt wenden
ſollte, erfreute ſich eines ziemlich gutem Beſuches. Anweſend in der
Wer=
ammlurng war Landvagsabgeordneter Donat aus Goddelau,
Albgeord=
meter Houry=Darmſtadt hatte ſich entſchuldigen laſſen. Es komem einige
b=ſſonders kraſſe Fälbe zur Sprache. Da es ſich daßbei um Reichsſteuern
handelt, für welche der Heſſiſche Landtag nicht zuſtändig iſt, ſo banm
Abg. Donat in der Sache wur wenig tun, er will aber an zuſtändiger
Stelle die Beſchwerden vorbrimgen und umm Abſtellung beſorgt ſein. In
fehr ausführlicher Weiſe berbreiteſ er ſſich dann über die werſchiedemen
heſſiſchen Steuergeſetze, beſonders die Grund= und Gewerbeſteuer die
er ſausführlich erläuterte. Der Vorſitzend= der Gewerbe= und
Hand=
werker=Vereinigung, Zimmermeiſter Schick, dankte Herrn Donat für
ſeine aufblärenden Alusführuungen.
J. Griesheim, 25. Juni. Durch die hieſige Gendarmerie und
Orts=
polizei ſwurds am Sonntag eine Kontrolle der Auto= und Motorrad=
Zahrer in bezug auf die von ihnen eingehaltene Geſchwindigkeit bei
der Ortsdurchfahrt vorgenommen. Die höchſt zuläſſige Geſchwindigkeit,
mit welcher Autos und Motorräder imnerhalb eines Ortes fahren dürfen,
beträgt 30 Kilometeir in der Stunde, für Laſtautos 18—20 Killometer.
Feſtgeſtellt wurde, daß von den etwa 200 bontrollſierden Auto= und
Motorradfahrem etwa ein Drirtel, meiſtens Motorradfahrer, mit einer
Geſchwöndigkeit von über 40 Kilometern im der Spunde durch die
Stva=
ßen gevaſt iſt. Sie kamen ſämtlich zur Amzeige. Wielleicht beſinnem ſie
ſich, wemn ihnen ein gehöriger Denkzettel in Geſtalt eines Stvafbefehls
ins Haus geflogen iſt, daß mam micht uungeſtraft Geſundheit und Leben
ſſeimer Mihmenſchen durrch uunſimiges Fahrem wufs Spiel ſſeczem Garf.
Aa. Eberſtadt, 26. Juni. Jugendfeſt. Anläßlich des
diesjäh=
rigen Jugendfeſtes hatten die Schulhäuſer Flaggenſchmuck angelegt.
Kleinere Spaziergänge der einzelnen Klaſſen endeten auf dem ſchönen
Feſt= und Sportplatz im Griesheimee Wald, wo neben den Klängen der
konzertierenden Kapelle „Edelweiß” Spiele und ſportliche Uebungen aller
Art den Kindern große Freude bereiteten. Die Anſprache hatte diesmal
Turnlehrer Schneider übernommen, der über die Bedeutung des
Jugendwanderns ſprach. Seitens der Gemeinde kamen die üblichen
Johannisbrezeln zur Verteilung.
Cp. Pfungſtadt, 26. Juni. Todesfall. Schuhmachermeiſter
Georg Schiemer ſtarb mach kurzem ſchweren Leiden. — Der
Rad=
fahrerverein „Friſch auf” unternahm am Sonntag eine Tagesfahrt nach
Alzey, die trotz des ungüinſtigen Wetters gut verlief.
Op. Pfungſtadt, 26. Juni. Unfall. Ein älterer Kaufmann wurde
von einem jungen Movorradfahrer, der die Herrſchaft über ſeine
Ma=
ſchine verloren hatte, von hinten angefahren, zu Boden geworfen und
verletzt.
— Nieder=Beerbach, 26. Juni. Am Sonntag, 23. Juni, fand das
Jahresfeſt des hieſigen evangel. Frauenvereins
ſtatt. In dem Gottesdienſt, nachmittags um 3 Uhr, predigte Herr
Pfarrer Waldeck vom Eliſabethenſtift aus Darmſtadt. In der Kirche
lag die vom Frauenverein der evangeliſchen Gemeinde geſchenkte und
von dem Eliſabethenſtift unter Leitung von Fräulein Kahl gearbeitete
neue ſchwarze Altardecke auf und erregte in ihrer feinen und
gediege=
nen Ausarbeitung allgemeine Bewunderung. In der Nachverſammlung
fanden ſich die Frauen des Vereins in der Gaſtwirtſchaft Lautenſchläger
bei Kaffee und Kuchen nochmals zuſammen. Hier wurde von Herrn
Pfarrer Hofmann der Jahresbericht erſtattet und den Helferinnen und
der Rechnerin die Entlaſtung erteilt. Junge Mädchen brachten: „Folget
ihnen nach” von Hildegard Veil, recht wirkungsvoll zum Vortrag.
Da=
ran anſchließend ſprach ſodann Herr Pfarrer Waldeck. Er erzählte aus
ſeiner Arbeik in der Krankenhausſeelſorge und in der
Kleinkinder=
fchule, wie ſie im Eliſabethenſtift geübt wird. Alle hörten geſpannt den
von viel Liebe getragenen Ausführungen zu. Ein kurzes Schlußwort
des Ortspfarrers ſchloß die Verſammlung.
Aa. Malchen, 26. Juni. 50 Jahre Freiwillige
Feuer=
wehr Malchen. Am kommenden Samstag, Sonntag und Montag
begeht die Freiwillige Feuerwehr Malchen das Jubiläum ihres 50jähr.
Beſtehens. Die Wehr iſt im Frühjahr 1872 gegründet worden. Von
den einſtigen Gründern gehören noch heute der Wehr Bürgermeiſter
Steinmetz als Ehrenkommandant und Karl Merz aktiv an. Das 2jähr.
Jubiläum wurde im Jahre 1904 in feſtlicher Weiſe begangen. Jetzt rüſtet
Malchen eifrig für das Goldene Jubiläum ſeiner Feuerwehr. Mit dem
Jubiläum iſt der 11. Kreis” uerwehrtag des Kreiſes
Darmſtadt verbunden. Die Belegiertenverſammlung findet bereits
am Samstag nachmittag um 4 Uhr in der „Linde” ſtatt. Abends wird
ein großer Kommers die Feſtlichkeit eröffnen. Der Feſtplatz befindet
ſich in nächſter Nähe des alten Friedhofs. Nach einem Weckruf am
Sonntag vorwittag findet früh um 8 Uhr ein gemeinſamer Kirchgang
ſtatt. Daran ſchließt ſich um ½41 Uhr eine Uebung mit Brandangriff
an. Nackmittags wird ein Feſtzug abgehalten, an dem ſich ſämtliche
Wehren des Krciſes Darmſtadt und viele Wehren aus dem benachbarten
Kreis Bensheim beteiligen werden. Die Feſtmuſik ſtellt der Muſikverein
„Edelweiß” Eberſtrdt. Bei dem Feſtakt am Feſtnachlmittag wird Pfarrer
Hoffmann=Nieder=Veerbach die Feſtanſprache halten. Ein allgemeines
Volksfeſt am Montag wird den Abſchluß des Feuerwehrjubiläums bilden.
k. Roßdorf, 26. Juni. Bannerweihe des Geſangvereins
„Liederzweig”. Unter lebhafter Anteilnahme der ganzen
Ein=
wohnerſchaft feierte der Geſangverein „Liederzweig” das Feſt der
Ban=
nerweihe. Feſtlich waren Ortsſtraßen und Häuſer geſchmückt worden.
Ein Fackelzug mit anſchließendem Kommers leitete das Feſt ein.
Hier=
bei erfolgte die Ernennung der Herren Rektor i. R. Heß, Fritz Geiß,
Dr. med. Heck und Lehrer Amann zu Ehrenmitgliedern. Die Ehrung
wurde durch den Präſidenten des feſtgebenden Vereins, Herrn
Wil=
helm Kreiſel in trefflichen Worten unter gleichzeitiger Ueberreichung
von Diplomen vorgenommen, worauf Rektor i. R. Heß als Aelteſter der
Geehrten namens dieſer herzlich dankte. Nach dem Kirchgang des
Ver=
eins am Sonntag vormittag fand Ehrung des verſtorbenen Mitglieds
Jakob Bickert und aller im Weltkrieg gefallenen Sänger durch
Kranz=
niederlegungen auf dem Friedhof ſtatt. Herr Pfarrer Berck ſprach
hierzu eindrucksvolle Worte. Choralvorträge der Kapelle Breitwieſer=
Kreiſel umrahmten die weihevolle Feier. Nachmittags gegen 3 Uhr ſetzte
ſich ein ſtattlicher Feſtzug in Bewegung; zahlreiche auswärtige Vereine
waren trotz der etwas ungünſtigen Witterung vertreten. Nach dem
all=
gemein üblichen Umzug durch die Ortsſtraßen und dem
Willkommens=
gruß des Präſidenten des Feſtausſchuſſes, Herrn Gg. Heinrich Haas 2.,
wurde von dem feſtgebenden Verein unter der zielbewußten Leitung des
Herrn Bäniſch ein Begrüßungschor zu Gehör gebracht. Die Feſtrede
hielt dann in markigen Worten Herr Lehrer Amann, der auf die
Bedeutung des deutſchen Geſangs hinwies. Keine Kunſt wirke ſo
un=
mittelbar auf das Menſchenherz wie das deutſche Lied. Mühe, große
Mühe wenden heute die Vereine auf, das Lied auch gut zu ſingen.
Es könne öffentlich geſagt werden, daß gerade in Roßdorf dieſe Mühe
nicht vergeblich geweſen iſt, daß gerade hier der Männergeſang auf
hoher Stufe ſtehe. Nach der Feſtrede wurde das neue Banner, das
Sym=
bol der Einheit, Symbol des Strebens nach hohen, ſchönen Zielen,
ge=
weiht. Es fiel alsdann die Fahnenhülle, ſodann erfolgten drei
Fan=
farenſtöße und der Feſtredner nahm die Weihe mit den Worten: „
Ban=
ner des Geſangvereins, Liederzweig”, ich weihe dich zum Hüter
deut=
ſcher Sangeskunſt; zum Mahner in ernſter Zeit” vor. Die Rede endigte
mit einem dreifachen Hoch auf den Geſangverein „Liederzweig”, das
deutſche Lied und die Sangeskunſt. Stürmiſcher Beifall lohnte den
Red=
ner. Frl. Gretchen Stork trug einen ſinnreichen Prolog meiſterhaft vor
und überreichte namens der Ehrenjungfrauen eine Schleife. Der
Fah=
nenträger, Herr Heinrich Schott, übernahm die Fahne in die Obhut des
Vereins, was er in kurzen Worten zum Ausdruck brachte. Die Fahne
wurde von der Firma Bonner Fahnenfabrik in Bonn geliefert, iſt
pracht=
voll gearbeitet und trägt die Inſchrift: „Ich ſinge wie der Vogel ſingt,
der in den Zweigen wohnet.” Leider ſtörte ein tüchtiger Regenguß den
weiteren Verlauf des Feſtes ſehr. Des Wetters wegen zogen
verſchie=
dene Vereine in Lokale zurück, wo ſich ein gemütliches Sängertreiben bei
Lied und Muſik entwickelte. Am Sonntagabend fand im „Darmſtädter
Hof” ein übermäßig ſtark beſuchter Ball ſtatt. Der Montag verlief in
gemütlicher Stimmung bei Kinderſpielen und Tanz auf dem Feſtplatz.
Ein Brillantfeuerwerk am Abend bildete den Abſchluß des Feſtes. Und
nun du, Geſangverein „Liederzweig”: Singe weiterhin dem Gott da
droben in ſeiner Herrlichkeit, ſinge von Freundſchaft und deutſcher
Treue, von Liebesfreud’ und Liebesleid, von Wanderluſt und fröhlicher
Geſelligkeit, nimm” deine ſchönſten Melodien und weihe ſie dem
Vater=
land, jetzt und immerdar.
K.
— Ober=Ramſtadt, 26. Juni. Turnverein Ober=Ramſtadt
1877, e. V. Nächſten Sonntag, den 30. d. M., feiert der Turnverein
ſein diesjähriges Sommerfeſt. Es wird eingeleitet mit einem Werbezug
des Vereins, der ſich um 2.30 Uhr nachmittags am „Löwen”aufſtellt und
durch die Darmſtädter=, Ernſt=Ludwig= und Wehrſtraße nach der
Turn=
halle marſchiert. Nach dem üblichen Eröffnungsakt folgen auf dem
Turnplatze dann turneriſche und ſportliche Darbietungen der
verſchie=
denſten Art und aller Abteilungen, die wie immer auch diesmal, den
Vorbereitungen nach zu urteilen, den Beifall und die Bewunderung der
Beſucher finden werden. Konzertſtücke der Kapelle Breitwieſer=Roßdor
und Liedervorträge der Turnerſingmannſchaft und mehrerer anderer
hieſiger Geſangvereine ergänzen das Pogramm. In ſeinem 2. Teil
fol=
gen am Abend nochmals turneriſche Darbietungen (wie Stellen von
Phyramiden uſw.) und ab 8 Uhr Tanz in der Turnhalle. Auch für die
leiblichen Genüſſe iſt beſtens geſorgt, ſo daß die Beſucher auch in dieſer
Hinſicht vollauf befriedigt werden. Es bleibt nur noch zu hoffen, daß
der Veranſtaltung herrlichſtes Sommerwetter beſchieden ſein möge,
dann wird auch das diesjährige Sommerfeſt des Turnvereins ein voller
Erfolg für dieſen werden. Der Eintrittspreis iſt ſehr niedrig gehalten.
b. Erbach i. O., 25. Juni. Pferderennen. Die großen
öffent=
lichen Pferderennen des Odenwälder=Reitervereins, die unter Leitung
des Unionklub Berlin ſtehen, finden am Sonntag, den 28. Juli d. J.,
dem letzten Tage des diesjährigen Eulbacher Marktes auf der Pferde=
Rennbahn im ſtädtiſchen Sport= und Erholungspark ſtatt. Es ſind dies
die erſten großen Rennen, die überhaupt in Heſſen ausgetragen werden.
Wie bekannt beſitzen wir in Erbach bis jetzt die einzige Pferderennbahn
Heſſens. Für den Tag ſind folgende Konkurrenzen ausgeſchrieben:
1. Preis vom Mümlingtal, Flachrennen (nichtöffentlich gem. § 13 der
Rennordnung). Offen für Pferde Oldenburger Abſtammung, die
ledig=
lich in der Landwirtſchaft Verwendung finden, im Alter von 4—8
Jah=
ren. Entfernung zirka 1000 Meter. Einſatz 5 RM. — 2. Odenwald=
Flachrennen. Für 4jährige und ältere inländiſche Halbblutpferde, die in
die Liſte A für inländiſche Halbblutpferde beim Reichsverband
eingetra=
gen ſind. Gewichte: 4jährige 68 Kg., 5jährige 71 Kg., ältere 73 Kg.
Wallachen und Stuten 1½ Kg. erlaubt. Für jedes ſeit 1. April 1928
gewonnene Rennen 1 Kg. mehr, ſteigend bis zu 5 Kg. Entfernung zirka
1600 Meter, Einſatz 6 RM. — 3. Eulbacher Markt=Hürdenrennen (
ge=
mäß Klaſſe B). Für 4jährige und ältere Pferde, die ſeit 1. April 1928
kein Rennen von über 2000 RM. und überhaupt kein Rennen von 3000
RM. gewonnen haben. Gewichte: 4jährige 64 Kg., ältere 70 Kg. Für
jedes ſeit 1. April 1928 gewonnene Hürdenrennen 1 Kg. mehr, ſteigend
bis zu 72 Kg. Seit 1. April 1928 ſiegloſen Pferden 3 Kg. erlaubt.
Ge=
wichtserlaubniſſe für Halbblutpferde der Liſte A ſiehe § 36 der
Renn=
ordnung. Reitern keinerlei Gewichtserlaubniſſe. Entfernung zirka 2000
Meter. Einſatz 8 RM. — 4. Ehrenpreis=Flachrennen (nichtöffentlich
gemäß § 13 der R.=O.) Für 4jährige und ältere inländiſche
Halbblut=
pferde, die in die Liſte A für inländiſche Halbblutpferde oder in die
Liſte B für Turnierpferde beim Reichsverband eingetragen ſind.
Ge=
wichte 4jährige 68 Kg., 5jährige 71 Kg., ältere 73 Kg. Entfernung zirka
2000 Meter. Einſatz 6 RM. — 5. Preis der Stadt Erbach, Jagdrennen.
(Gemäß Klaſſe B.) Für 4jährige und ältere Pferde aller Länder, die
ſeit 1. April 1928 kein Rennen über 1500 RM. und überhaupt kein
Ren=
nen über 3000 RM. gewonnen haben. Gewichte: 4jährige 68 Kg., 5
jäh=
rige 71 Kg., ältere 75 Kg. Für jedes ſeit dem 1. April 1928 gewonnene
Jagdrennen 1 Kg. mehr, ſteigend bis 76 Kg. Seit dem 1. April 1928
ſiegloſen Pferden 3 Kg. erlaubt. Reitern keinerlei Gewichtserlaubniſſe.
Entfernung zirka 3200 Meter. Einſatz 10 RM. — 5. Graf Eberhard=
Erinnerungs=Jagdrennen. Zu reiten von Herrenreitern, Offizieren der
Reichswehr, der Schutzpolizei oder Mitgliedern des Turnier=
Herren=
reiter= und Fahrerverbandes. Für 4jährige und ältere Halbblutpferde
die 1928 kein Rennen im Werte von über 1500 RM. gewonnen haben
Gewichte: 4jährige 68 Kg., 5jährige 71 Kg., ältere 73 Kg. Für jede ſeit
1. April 1928 gewonnenen 500 RM. 1 Kg. mehr. Entfernung zirka 3000
Meter. Einſatz 6 RM. — Für die Rennen gelten die „
Sonderbeſtim=
mungen für öffentliche Vollblutrennen der Klaſſe B” veröffentlicht im
Wochenrennkalender Nr. 4 1929 S. 136, ſowie die „Beſtimmungen für
Halbblutrennen des Reichsverbandes für Zucht und Prüfung deutſchen
Warmblutes‟. Die Nennungen für die Vollblutrennen (Klaſſe B)
müſ=
ſen bis Dienstag, den 9. Juli d. J., nachmittags 4 Uhr, an das
General=
ſekretariat des Union=Klubs, Berlin NW. 7, Schadowſtraße 8, eingereicht
werden. Die Nennungen für die übrigen Rennen ſind bis Dienstag,
den 9. Juli d. J., nachmittags 4 Uhr an die Geſchäftsſtelle des
Oden=
wälder Reitervereins Erbach in Erbach (Odenwald) zu richten. An den
Rennen dürfen ſich nur Mitglieder eines Rennvereins beteiligen. Falls
die Eintragung der zu meldenden Pferde beim Reichsverband noch nicht
erfolgt iſt, müſſen der Nennung die Original=Deck= und Füllenſcheine
beigefügt werden. Es empfiehlt ſich dann Einſendung unter „
Ein=
ſchreiben‟. Sämtliche Rennen müſſen in Farben, die bei der Nennung
anzugeben ſind, geritten werden. Die Pferde für die Halbblutrennen
müſſen ſich ſeit dem 1. Juni 1929 im Beſitz der Nennenden befinden.
Kein Pferd darf am Renntag mehr als 2 Rennen laufen. Nach den
Be=
ſtimmungen der oberſten Rennbehörde dürfen Hindernisrennen nur noch
mit Sturzkappen geritten werden. Reiſeentſchädigungen werden in Höhe
von 40 RM. bei Entfernungen über 40 Kilometer pro Pferd gewährt.
Sieger haben jedoch hierauf keinen Anſpruch. Stallungen zur
Unter=
bringung der an dem Rennen teilnehmenden Pferde werden nach
Mög=
lichkeit durch den Odenwälder Reiterverein Erbach nachgewieſen.
An=
meldungen ſind jedoch ſpäteſtens acht Tage vor dem Rennen erforderlich
— Aus dem Programm ſchon iſt erſichtlich, daß die Rennen für Erbach
und den ganzen Odenwald und darüber hinaus einen Tag von
ſport=
licher Bedeutung in außergewöhnlichem Ausmaß ſchaffen werden. Die
Stadtverwaltung, der Odenwälder Reiterverein und mit ihnen die ganze
Bevölkerung werden alles daran ſetzen, um alle Beſucher der
Feſtlich=
keiten nach Möglichkeit zufrieden zu ſtellen. Auf nach Erbach, zum
Eulbacher Markt und den großen Pferderennen!
Bn. Hirſchhorn, 26. Juni. Einige Burkerfrauen aus Moos= ud
Schinbrunn wollen im Waldesdunkel Schießen und gleichzeitiges Schreien
und Jammern gehört haben. Ganz erſchöpft kamen ſie in Hirſchhorn an
und erzählten, was ihnen auf dem Wege nach Hirſchhorn paſſiert ſei.
Eine daraufhin von der Schuvo unternommene Streife mit etwa 18 Mann
und faſt ebenſovielen Polizeihunden in den in Betracht kommenden
Wal=
dungen iſt jedoch ergebnislos verlaufen.
— Hirſchhorn, 26. Juni. Waſſerſtand des Neckars am
25. Juni 0,78 Meter, am 26. Juni 0,74 Meter, morgens 5 Uhr.
Bt. Auerbach, 25. Juni. Kundgebung gegen die
Kriegs=
ſchuldlüge. In einem Aufruf ſwird die Bürgerſchaft zur Teilnahme
an einer Kundgebuung gegen die Kriegsſchuldlüge, die am Samstag, den
29. Juni, abends 9 Uhr, am Gefallenendencmal ſtattfindet, aufgefordert.
Auf den vier Hauptpfeilern des Denkmols werden Flammenbecken
ent=
zündet und im Zuſammenhang mit der Feier ein Höhenfeuer
abge=
bvannt werden. Zur weiteren Ausgeſtaltung derſelbem haben eie
Muſik=
kapelle und zwei Geſangvereine ihre Mitwürkung in Ausſicht geſtellt. —
Freundſchaftliche Vereinsbeziehungen. Am
kommen=
den Sonntag unternimmt die Handwerkewvereinigung Pfungſtadt einen
Familienausflug nach hier. Anläßlich eines kleinen Ausfluges in die
nähere Umgebung findet eine Beſichtigung des Marmorbergwerks im
Hochſtädtertal ſtatt. Himterher wird Einkehr im „Rebſtock”, gehalten.
Die Mitglieder des hieſigen Ortsgewerbevereins werden ſich an den
gepbanten Spaziengang anſchließen und ſich zu einem geſellſchaftlichen
Beiſawmenſein einfinden, denn es hatten die Mitglieder des hieſigen
Vereins vergangenes Jahr anläßlich der dortigen Gewevbeſchau eine
gaſtliche und freundſchaftliche Aufwahme gefunden.
W. Heppenheim, 26. Juni. Beſpritzung der Reben.
Be=
günſtigt durch die augenblickliche naßkalte Witterung, treten an den
Weinreben zahlreiche Peronoſpora=Infektionen auf, ſo daß eine weitere
Beſpritzung der Reben mit einer 1—1,25prozentigen Kupferkalkbrühe
nötig geworden iſt. An das Spritzen ſollte ſich bei günſtigem Wetter
das Schwefeln ſofort anſchließen, da auch Aeſcherig bereits beobachtet
wurde. — Obſt= und
Gemüſeverwertungsgenoſſen=
ſchaft. Auf Anregung des hieſigen Bürgermeiſters fand am Sonntag
eine Verſammlung zur Gründung einer Obſt= und
Gemüſeverwertungs=
genoſſenſchaft ſtatt. Die Verſammlung war ſehr gut beſucht und man
zeigte beſonders großes Intereſſe, da man durch die Genoſſenſchaft eine
größere Abſatzmöglichkeit des heimiſchen Obſtes und Gemüſes erhofft.
Die Genoſſenſchaft ſoll ſämtliche Obſt= und Gemüſezüchter und
Land=
wirte der Stadt Heppenheim und Umgebung erfaſſen. — Unfall. Ein
von Hemsbach in der Richtung Heppenheim fahrendes Motorrad konnte
im benachbarten Laudenbach eine ſtarke Kurve nicht richtig nehmen und
fuhr in vollem Tempo gegen das gegenüberliegende Haus. Der
Motor=
radfahrer ſelbſt kam mit leichten Hautabſchürfungen davon, während
einer auf dem Sozins mitfahrenden Dame ein Bein ganz zerſplittert
wurde, ſo daß ärztliche Hilfe, ſofort in Anſpruch genommen werden
mußte.
g. Gernsheim, 25. Juni. Wie ein Unwetterſchaden manchmal auch
wieder zum Segen ausſchlagen kaun, zeigt ſich in hieſiger Gemarkung.
Als im vorigen Jahre unſere Landwirte, verzweifelt vor ihren durch
Hagelſchaden zerſrampften Grundſtücken ſtanden, war ihnen aller Mur
für eine Neubeſtellung genommen. Der Boden war durch den
über=
reichen Niederſchlag verdichtet und verkruſtet. Herr Dipl.=Ing. D. Kauth
dahier gab damals dem hieſigen Gemeinderat die Anregung, drei
Cam=
bridgewalzen zu beſchaffen, um den verkruſteten Boden wieder
aufzu=
lockern. In dankenswerter Weiſe hat die Gemeindevertretung die
An=
regung aufgenommen und konnte noch im vorigen Jahre manher durch
Unwetter hervorgerufene Schaden behoben werden. Ganz beſonders hat
ſich die ſegensreiche Wirkung dieſer Wolzen in dieſem Jahre gezeigt bei
der Beſtellung der Getreide= und insbeſondere der Rübenfelder. Die
Landwirte haben faſt alle die Walzen, die bisher noh der Gemeinde
gehören, benutzt und haben dadurch insbeſondere bei den
Zuckerrüben=
äckern einen kaum vorher jemals geſehenen Stand der Saaten erreicht.
— Jugendtag. Die hieſigen Volksſhlen feierten ihren
diesjäh=
rigen Jugendtag auf den Sportplätzen der Deutſchen Jugendkraft und
des Arbeiterkraftſportvereins Unter den Klängen der Muſiktapellg
zog die Kinderſchar, deren Bild ein buntbewegtes war, durch verſchiedene
Straßen unſeres Städtchens hinaus zur Stätte des Spiels und der
Freude. Eine große Schar Angehöriger hatte ſich ebenfalls eingefunden,
um dem Leben und Treiben der Kinder zuzuſchauen. Muſik= und
Lieder=
vorträge, Freiübungen der Knaben, Handball= und ſonſtige Spiele
wickelten ſich programmäßig ab. Nach erfolgter Preisverteilung an die
Sieger erfolgte unter den ſchneidigen Klängen der oben erwähnten
Kapelle der Rückmarſch auf den Schöfferplatz, wo nach Abſingen des
Deutſchlandliedes das Ganze einen würdigen Abſchluß fand.
— Gernsheim, 26. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
25. Juni 1,25 Meter, am 26. Juni 1,19 Meter, morgens 5 Uhr.
Ck. Groß=Gerau, 26. Junz. Sperrung der
Provinzial=
ſtraße nach Mörfelden. Infolge Vornahme von
Kanaliſations=
arbeiten in der Frankfurter Straße wird vom 26. Juni Bis zum 17. Juli
die Ortsdurchfahrt durch Groß=Gerau nach Mörfelden vom
Bahnüber=
gang bis zum Ortsausgang geſperrt. Der Durchgangsverkehr muß über
Klein=Gerau—Worfelden—Nikolauspforte umgeleitet werden. —
Mo=
torradunfall. Am Bahnübergany auf der Straße nach Klein=
Gerau kam der motorradfahrende Landwirt Adam Hechler aus Klein=
Gerau, als er einigen Paſſanten ausweichen wollte, ſo unglücklich zu
Fall, daß er mehrere erhebliche Verletzungen erlitt. Der Verunglückte
fand Aufnahme im Städriſchen Krankenhaus Groß=Gerau. —
Schlie=
ßung der Abdeckerei Groß=Gerau. Der Kreis Groß=Gerau
hat mit dem Oberbürgermeiſter der Stadt Darmſtadt einen Vertrag
ab=
geſehloſſen, daß vom 1. Juli 1929 an die Kreisabdeckerei Darmſtadt das
Abholen und Beſeitigen der im Kreis Groß=Gerau anfallenden Kadaver
übernimmt. Vorm 1. Juli dieſes Jahres wird daher die Abdeckevei in
Groß=Gerau geſchloſſen. Die Gemeindewaſenplätze bleiben aufgehoben
und dürfen nicht mehr benutzt werden. Der Tarif der Kreisabdeckerei
für den Kreis Groß=Gerau wird aufgehoben. Der Tarif der
Kreis=
abdeckerei für den Kreis Darmſtadt findet joweils für den Kreis Groß=
Gerau Anwendung. Auch die Polizeiverordnung des Kreisamts Groß=
Gerau, betreffend die Beſeitigung von Tierkadaver aus dem Betrieb
der Kreisabdeckerei, vom 19. Januar 1922 wird damit aufgehoben. Die
Leichen gefallener, getöteter oder bei der Schlachztung für ungenießbar
erklärter Tiere, ſowie Teile von Tieven, welche bei der Sſtlachtung für
ungenießbar erklärt worden ſind, dürfen nur durch die Kreisabdeckerei
Darmſtadt beſeitigt und vernichtet werden. Der Eigentümer der
ge=
fallenen Tiere oder deſſen Stellvertreter iſt verpflichtet, ohne Verzug
und jedenfalls innerhalb 2 Stunden nach dem Verenden, nach der
Tö=
tung oder nach der Ausſchlachſtung oder nach endgültiger Entſcheidung,
daß ein geſchlachtetes Tier als ungenießbar zu behandeln ſei, der
Bür=
germeiſterei derjenigen Gemeinde, innerhalb deren Gemarkung ſich die
Leiche oder die zu beſeitigenden Teile befinden, Anzeige zu machen.
Ck. Groß=Gerau, 26. Juni. Vom Tode des Ertrinkens
gerettet. Im Schwimmbad Mörfelden kam der Sohn eines hieſigen
Einwohners mit knapper Not vom Tode davon. Der neunjährige Junge
befand ſich im Nichtſchwimmerabteil, ging aber, wohl infolge eines
Schwächeanfalles, plötzlich unter. Der dienſthabende Bademeiſter
be=
merkte zufällig den Vorgang und war im Augenblick an der Unfallſtelle.
Er brachte den bereits Bewußtloſen ans Ufer, wo er ſofort
Wiederbe=
lebungsverſuche anſtellte, die nach einiger Dauer Erfolg hatten. — In
leichtſinniger Weiſe ſetzten zwei Mädchen aus Groß=Gerau auf dem
Alt=
rhein bei Erfelden ihr Leben aufs Spiel. Die ſowohl des Schwimmens
wie des Paddelns Unkundigen ſtiegen in ein am Ufer liegendes
Paddel=
boot, das in die Mitte des Fluſſes abtrieb und in Gefahr geriet,
unter=
zugehen. Auf die Hilferufe der Mädchen eilten einige Schwimmer
her=
bei, die die Leichtſinnigen ans Ufer bringen konnten.
a. Obertshauſen (Kreis Offenbach), 25. Juni. Vom nahen
Hengſter, dem erſten Naturſchußgebiete Heſſens, unterſtehen
nun=
mehr 30 Morgen dem Naturſchutz. Dem weiteren Trockenlegen des
Sumpfgebietes und der völligen Vernichtung ſeltener Sumpfpflanzen
iſt damit zwar vorgebeugt. Der trockene vorjährige Sommer hat jedoch
den Waſſerreichtum des Gebietes ungünſtig beeinflußt. Dieſes Jahr
iſt es bis jetzt nicht beſſer. Sehr nachteilig iſt auch, daß das geſchützte
Gebiet noch von mannstiefen Entwäſſerungsgräben umgeben iſt, die
noch in Privatbeſitz ſind und dem Sumpfgebiet fortgeſetzt Waſſer
ent=
ziehen. Sie ſtammen noch aus der Kriegszeit, in der die Landwirte
das Hengſtergebiet ganz trocken legen und als Wieſen benutzen wollten.
Es wäre zu wünſchen, daß auch hier der Abfluß des Waſſers
ver=
hindert würde. Der Schutz ſeltener Sumpfpflanzen und die Ziele des
Landwirtes ſtoßen ſich eben noch in dem geſchützten Raume. Es iſt
gegenwärtig nicht möglich, die Mittel für weitere Ankäufe flüſſig zu
machen. Auf Staatsmittel, ſobald ſie verfügber ſind, rechnen aber auch
Ländereien im Vogelsberg, in der Wetterau (Salzflora) und die
Sand=
pflanzen im nordweſtlichen Rheinheſſen, außerdem die Rheininſel
Küh=
kopf, die ebenfalls Naturſchutzgebiet werden wollen. Wer den Hengſter
betreten will, kann das, was immer noch wenig bekannt iſt, nur mit
Erlaubnis des Forſtamtes Offenbach oder des dortigen
Naturkunde=
vereins. Er findet darin das Blutauge, die Glockenheide, die
Kreuz=
blume, die Moosbeere, verſchiedene Knabenkräuter, den Sonnentau,
den Pillenfarm, den Waſſernabel uſw., darf ſie aber nicht mitnehmen.
Das Naturſchutzgebiet will der Wiſſenſchaft dienen. Wer ſeltene
Pflan=
zen durch Abreißen und Ausreißen vermindern und vernichten will,
iſt hier nicht willkommen. Er bleibe lieber weg. Als einer der beſten
Kenner des Gebietes gilt Rektor Friedrich Goll in Offenbach, der auch
öfters Führungen durch das Gebiet übernimmt.
Cm. Wallerſtädten, 26. Juni. Ein Laſtkraftwagen
einge=
ſunken. Ein mit ungefähr 60 Zentner Eis beladener ſchwerer M. A.N.=
Laſtkraftwagen, Eigentum einer Darmſtädter Eisfabrik, ſank am Hauſe
des Metzgermeiſters Lindemann auf der Hauptſtraße ein, da das Pflaſter
— durch die Waſſerleitungsarbeiten entfernt — noch nicht erſetzt iſt.
Angeblich wollte der Fahrer einem Heuwagen ausweichen und kam
da=
durch an die Einbruchſtelle. Ueber eine Stunde Arbeit mit Balken und
Hebgeſchirr war erforderlich, um den Wagen, deſſen linkes Hinterrad
bis zur Achſe eingeſunken war, wieder in Gang zu bringen.
Nummer 1.
a. Offenbach, 25. Juni. In der Mitgliederverfammlung
der Deutſchen (liberalen) Volkspartei ſprach in
anderthalb=
ſtündigem Vortrage Abg. Dr. Niepoth, dem in der heſſiſchen
Land=
tagsfraktion der Partei die Bearbeitung der Steuerfragen überwieſen
iſt, über Fi nanzen und Steuern im Reich und in Heſſen. Dr. Niepoth
wies zunächſt nach, wie die Steuerpolitik des Reiches die Steuern des
Landes ſtark und maßgebend beeinflußt. Die Deutſche Volkspartei habe
es ſich deshalb auch zum vornehmſten Ziele geſetzt, durch ihre
Mit=
arbeit im Reichstage die Einnahmen und Ausgaben des Reiches wieder
in Ordnung zu bringen. Seit Beſtehen des gegenwärtigen
Reichs=
tages (1928) wehre ſich die Partei dagegen, den Reichshaushalt kurzer
Hand durch Steuererhöhungen auszugleichen. Wie die Lage und die
Wirtſchaft des Reiches beurteilt werde, zeigte der Mißerfolg der Dr.
Hilferdingſchen Reichsanleihe. Die Arbeitsloſenverſicherung mit ihren
Mängeln und Mißſtänden ſei gegenwärtig ein Sorgenkind der Partei
und müſſe neu geregelt werden. Die heſſiſche Finanzlage habe der
ver=
ſtorbene Finanzminiſter einſt grau und grau gemalt, ſo daß er ſogar
bereit geweſen ſei, für eine Beſſerung die Selbſtändigkeit Heſſens zu
opfern. Gegenwärtig aber ſehe man alles hoffnungsfreudig. Der
be=
reits ſagenhaft gewordene Bericht des Sparkommiſſars werde Heſſen
zu weiteren Erſparniſſen zwingen. Dieſe ſeien vorausſichtlich nicht
in der Richtung zum Einheitsſtaate, der von vielen als Allheilmittel
angeſehen werde, ſondern in der Vereinfachung und Entpolitiſierung
der inneren Verwaltung zu ſuchen. Die Realſteuern gehörten den
Gemeinden, nicht dem Lande. Das Einkommen in Heſſen liege, was
einen Schluß auf die Wirtſchaftslage zulaſſe, unter dem
Reichsdurch=
ſchnitt. Die härteſte und drückendſte Steuer Heſſens ſei die Sonderſteuer
auf den bebauten Grundbeſitz, da ſie ihrem eigentlichen Zwecke, dem
Wohnungsbau, nicht genügend zugeführt werde. Eine erträgliche
Ge=
werbeſteuer und die Filialſteuer, die auch die Konſumvereine erfaſſe,
habe den gewerblichen Mittelſtand zu erhalten. Die Partei betrachte
ſich als Vertreterin eines geſunden Mittelſtandes in Stadt und Land.
Sie wolle und werde den Mittelſtand gegen Vernichtung ſchützen. Die
Vereinheitlichung des Steuerrechts durch das ganze Reich werde die
Partei herbeizuführen ſuchen. Eine ausgedehnte Beſprechung des Vor=
Donnerstag, den 27. Juni 1929
trages ſchloß ſich an. In ſeinem Schlußworte begrüßte Dr. Niepoth
jede Kritik der Parteimitglieder, möge ſie zuſtimmend oder ablehnend
ſein. Die Kritik ſolle den Abgeordneten anregen und ihm zeigen, ob
er noch Fühlung mit der Wählerſchaft habe und auf dem Boden der
Wirklichkeit ſtehe.
Oberheſſen.
h. Butzbach, B. Jumi. Die Batzbacher=Lſcher=
Eiſem=
bahn=Aktien=Geſellſchaft hielt umter Leitung von
Medizinal=
rat Dr. Vogt=Butzbach ihre Jahresverſammlung ab. Zugleich Bonnte
das Bjährige Fabiläum ſeit Eröffnung der Wahn begangen
werdem. Zu der Tagung hatten ſich u. g. eingefunden, Regierungsrat
Dr. Braun als Vertreter der Provinzialverwaltung, Kreisdireſtor
Rechthien=Friedbeng, Wegievungsat Noack=Bellin und Vertreter der
Wet=
terauter und Hürrtenbenger Gemeinden, an denen die Bahn vorbeiführt.
Noack=Berli erſtatvete den Geſchäftsbericht, aus welchem hervorgehet,
daß die Verſtärkung des Oberbaues uund die Einführung der
Luftdruck=
bremſe weitzer fortgeführt wurde. Im Jahre 1928 wurden 599 693
Per=
ſonen gegen 591 843 im Vorjahre befördert, der Güterverkehr ging in=
Folge der Garmiederliegenden Baſaltimduſtrie zurück, er betrug 240 646
Tonnen gege 301 403 Tonnen im Vorfahre. Den Betruſbseinahmen
von 577 026 Mark ſtehen 504 710 Mark Ausgaben gegewüber. Es
ver=
bleibt ſſomit ein Ueberſchuß von 72 316 Mark. Die Jahvesbilanz weiſt
eine Eimmahmnie uund Autsgabe von 5 12 497 Mark auf. Der Werluſt
be=
trägt 36 567 Mark umd iſt wuf die ermſta wirtſchaftliche Lage
zuwckzu=
führen. Die Wahm wurde um 28. März 1904 eröffnet. Der damalige
Bürgermeiſter Joutz=Butzbach hat ſich um den Bahnbau ſehr verdient
gemacht.
h. Lauterbach, 25. Jun. Die Einweihung des neuen
Sparkaſſengebäudes der hieſigen Bezirksſparkaſſe fand heute
gelegentlich der Tagung des beſſiſchen Sparkaſſem= und
Giroverbamdes ſtatt. Bei der Weihe des überaus ſtattlichen
Neu=
baues ſwurden mehrere Anſprachen gehalten, z. B. von Büngermeiſter
Walz, Direktor Diehm uund Architekt G. Reuter. Das Gebäude wurde
Seite 7
fim Sommer 198 Mn Angriff genommen. Bei ben Grdaubstam machtet
wan damals einen aufſehenerregenden Münzfund, der einen Werd
von mehreren bauſend Mark vorſtellte. Das Kaſſengebäude iſt mit allen
modernen rechniſchen Mitteln ausgewiſtet. Es beſitzt u. a. Talephonz
zentrale, eine Stahlbammer, Treſors ſſowie neuzeitliche Sicherungs= uund
Alarmvorichtugen. Die hieſige Sparkaſſe wurde 1838 gegwitdck und
blickt ſomit auf eine 90jährige Kätigkeit zurück.
h. Pohl=Göns, 25. Juni. Mit dem 50jährigen Jubelfeſte
des Männergeſangve eins „Liederkranz”, war am
Feſtſonntage ein Geſangswettſtreit verbunden. Eine genz
be=
ſondere Bedeutung hatte das Feſt dadurch erhalten, daß der Heſſiſche
MiniſterfürArbeit und Wirtſchaft, A. Korell=
Darm=
ſtadt, die Schutzherrſchaft über das Feſt übernommen hatte und die
Feſtrede hielt. Bemerkt ſei hier, daß der Heſſiſche Miniſter in Pohl=
Göns als Sohn des Lehrers Korell geboren iſt. Die Feſtrede,
welche die Bedeutung des Deutſchen Liedes und Männergeſangs feierte,
ſchloß mit einem Hoch auf Volk und Vaterland. 2 haſter Beifall
folgte den Worten des Miniſters. Den von Miniſter Korell geſt
fte=
ten wertvollen Ehrenpreis, ein wunderbares Gemälde, errang in den
erſten Stadtklaſſe das Walzerſche Doppelhuartett zu Hochſtadt.
Die=
ſer Verein brachte dem Miniſter am Nachmittag eine Ovation dar, die
er mit herzlichen Dankesworten erwiderte. Das Preisergebnis zum
Wettſtreit: Erſte Stadtklaſſe: Hauptehrenpreis und Miniſterpreis und
2. Preis Walzer’ſches Doppel=Quartett=Hochſtadt, erſter Preis und
Ehrenpreis Liederzweig=Weilbach; erſte Landklaſſe: 1. Preis,
Haupt=
ehrenpreis und Dirigentenpreis „Harmonie‟=Dutenhofen, 2. Preis und
Ehrenpreis Turngeſellſchaft=Dietzenbach, 3. Preis „Germania”=Kirchgönch
Bweite Landklaſſe: 1. Preis, Ehrenpreis und Dirigentenpreis „
Liedev=
kranz”=Haſſelbach, 2. Preis „Konkordia”=Münchholzhauſen, 3. Preis
Liederkranz”=Kirchgöns, 4. Preis Blasbach. Dritte Landklaſſe: 1. Preis,
Ehrenpreis und Dirigentenpreis Geſangverein Salchendorf. Viertens
nicht preisgekrönte Vereine: 1. Preis, Ehrenpreis, Hauptehrenpreis und
Dirigentenpreis „Germania”=Oſtheim b. Butzbach, 2. Preis „Liederkranz”=
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Seite 8
Donnerstag, den 27. Juni 1929
Rummer 176
Die „Bremen” verläßt Bremen.
Akkenkaksverſuch auf den franzöſiſchen
Konſul in Berlin.
Eine Schlepperflottille bringt die „Bremen” in die Fahrrinne.
eine ſchwere Schlägevei, bei der mit Stöcken, Eiſen= Der neue Rieſendampfer des Norddeutſchen Lloyd „Bremen” iſt von der Bremer Werft teils mit
ſtangen, Schlagringen umd Pflaſterſteimen gegenein= Schlepperhilfe, teils mit eigener Maſchinenkraft nach Bremerhaven gebracht worden. Von dort
ander gegrbeſtet wurde. Vier der Teilnehmſr an der wird das Motorſchiff nach Southampton fahren um den letzten Anſtrich zu bekommen, nachdem
Deutſchlands größtes Dock durch das Schweſterſchiff „Europa” belegt iſt. Am 16. Juli wird dann
die „Bremen” ihre Jungfernreife nach Amerika antreten.
Das Ilkis=Denkmal wieder aufgeſtelll.
Das Iltis=Denkmal in Schanghai,
das während des Weltkrieges abgetragen wurde, iſt von der Stadtverwaltung Schanghai dem
glieder amer Verbrechevorgamiſſatzion von jungen Deutſchen Reich wieder zurückgegeben und feierlich neu aufgeſtellt worden. Das Denkmal erinnert
an die heldenmütige Beſatzung der beiden Kanonenboote „Iltis”. Die erſte „Iltis” fiel 1896 einem
Sturm im Gelben Meer zum Opfer, wobei die Mannſchaft mit einem Hoch auf Deutſchland in den
Schloſſerlehvling, dem bis ſetzt ſieben Bvandſtif= Fluten verſank. Die zweite „Iltis” zeichnete ſich 1900 beim Boxeraufſtand im Kampf gegen die
Taku=Forts aus.
Brand einer Möbelfabrik.
Frankfurt a. M. In der Bergerſtraße in
Bormheim brach zn der Möbelſchreinerei von Johanm
Leiöecher, im zweitem Stockwerk ein Brand aus,
der auch den Fahrſtuhlſchacht ergriff uund durch dieſen
auf das Dach ſich ausdehnte. Es bedurfte einer
einſtündigen Arbeit der Feuerwehr, um das Feuer
auf ſeinem Herd zu beſchränken. Die Urſache des
Feuuers konnte bisher micht feſtgeſtellt werden. Der
Schaden iſt durch Verſichenung gebeckt.
Beim Wildern überraſcht und totgeſchoſſen.
Pirmaſens. Am Dienstag morgen erfuhr
man, daß am Montag abend um 9 Uhr der Wentmer
Philipp Schwenk von Pirmaſens in ſeinem
Jagd=
revier, in der Nähe von Petersberg, auf einen
Wil=
derer geſtoßen iſt. Als der Wilderer auf Anuf das
Gewehr gegen Schwenr in Anſchlag brachte, ſchoß
dieſer, konnte aber nicht feſtſtellen, ob er getwoffen
hatte, da der Wilderer die Fluucht ergriff. Durch
Gendarmerie und Forſtbeamate vorgenommene
Streſ=
fen hatten das Ergebnis, daß nicht weit von der
Schußſtelle die Leiche des im Pirwaſens wohnhaften
etwa 40jährigen Fabriharbeiters Alwim Wagner
ge=
funden wurde. Er iſt zweifellos mit dem
umgeſchof=
ſenen Wilddieb identſch. Das Gewehr Wagners
konnte trotz eifrigen Suchens nicht gefunden welden,
ſo daß die Gendarmerie annimmt, daß Wagner noch
Helfer hatte, die mach dem Schuß auf ühn das
Ge=
wehr imn Sicherheit brachten. Die Erhebungen
wer=
dem fortgeſetzt.
Eine Straßenſchlacht.
Pirmaſens. In der Nacht zum Dienstag
entſtand immitten der Stadt zwiſchen etwa 25
Fabrik=
arbeitern, die in zwei Parteicm geſpalten waren,
Schlacht, die eine große Menſchenmenge in der Nähe
verſommelte, wurden ſchwer berletzt und mußten
ins Kranltenhaus verbnacht werden. Die Verletzungen
vihren von Würfen mit Pflaſterſteinem, vom
Meſſer=
ſtichen und von Schlägen mit Giſſenſtangen her. Die
Polizei konnte ſpäter die Ruhe wiederherſtellen. Der
Streit ſoll wegem eines Frauenzimmmers entſtanden
ſein.
Vom Zuge überfahren.
Borken (Bez. Kaſſel). Am Dienstag
nachmit=
tag wurde auf dem Bahnhof Borlen der Bjährige
Arbeiter Reinhard Beck aus Dettewode (Kreis
Eſch=
wege) von eimem einfahrenden Pevſonemzug
über=
fahren umd ſofort getötet. Der Verunglückte befand
ſich bei der Einfahrt des Zuges auf dem Bahnſteig
und fiel plötzlich aus bisher noch unaufgellärter
Urſäche kurz vor der heramfahrenden Lokomotibe
auf das Gleis. Nach Angabbe von Auugemzeugen iſt
anzunehmen, daß der Bedauernswerte durch eimem
plötzlichen Schwindelanfall den Tod uf den Schienen
gefunden hat.
Ein ungewöhnliches Wiederſehen im Gerichts=
Saal.
Stade. Während einer Verhandlung vor dem
Schwungericht Stade erbanmte die Angeblagte imn
eimem Geſchworenen ihren Bruder, den ſie ſeit
26 Jahren nicht mehr geſehen hatta umd ber ſie
nicht wiedeverkannte. Die Verhandlung mußte zur
Ladung gines anderen Geſchwonemen vertagt wenden.
Jugendliche Brandſtifter.
Berlin. Den Nachforſchungen des Berlöner
Bvandſtiftungsdezernats iſt es gelungen, die Urheber
der Dachſtuhl= und Kellerbrände zu ermitteln, die
im Frühling dieſes Jahres den Beuliner Weſten,
zu=
mal Schöneberg, im ſtändiger Aufvegumg hiellten.
Zwei der Brandſüifter wurden jetzt verhaftet: Mit=
Burſchen im Alter zwiſchem 17 und 19 Jahren. Ihr
Führer war eine gewiſſer Kumze, ein 17jähnger
tungen nachgewieſen ſind. Die Ermittlungen gehen
weiter. Die Feſtahma eines jugendlichen
Byondſtif=
ters, auf deſſen Komto eine ganze Reihe zum Teil
recht ernſter Brände der letztem Zeit entfallen, hat
die Feſtſtellumg einer Reiche bemankenswerter
Ein=
zelheiten emmöglicht. Der berhaftete 17jährige
Schloſſerlehrling Hans Kunze war das Haupt einer wamnten Reimſigungskaſtens, der eine Länge von
ganzen Bande von Jugendlichen, die er abwechſelnd
mit auf ſeine Streifzüge nahm und zum Teil unter der Verbindug von Schwefeldämpfen mit Gas
Drohungen genötigt hat, für ihn die Brandlegungen
auszuführen. In der Quitpold=Straße hatte Kunze
für 10 Mark monatlich einen Keller gemetet, dem er
lichkeit aber als Unterſchlupf ſeiner Bande biente.
Im Keller wurde auch die Beute aus den zahlreichen
Hleinem Raubzügen umdergebracht, die Kunze mit
ſeinem Genoſſen untermahm. Im weſentlichen
han=
delte es ſich dabei um Keller= und Boden=, ſowſe uum Morgenſchicht fanden bier Bergleute der Zeche
Schaufenſtereinbrüche. Eim Teil der Brandlegungen
ſcheint erfolgt zu ſein, um nach einem Einbruch die Weg zum Schacht durch viedergebrochenes Geſtem
Spuren zu verwiſchen. Außerdem aber ſcheint es
ſchon jetzt feſtzuſtehen, daß Kunze infolge amormalar
Geiſtesverfaſſug bei ſeiner Byondſtüiftertätigkeit em
beſonderes Luſtgefühl empfunden hat. Gr pflegte
ſellbſt die Feuerwehr zu allarmieren und fiel beim durch matte Wetter betäubt worden und ohnmäch=
Eintreffen der Feuerwehr durch ſein merkwürdig
er=
regtes und intereſſiertes Verhalten häufig auf.
Schwere Ausſchreitungen gegen einen
Verkehrs=
ſchutzmann.
Berlin. Deu Guhrmann Liedle aus der
Ge=
uichtsſtraßg ſprang geſtem, weil der Verkehrsſchutz= Die Unterſuchung iſt noch nicht abgeſchloſſon.
mann an der Ecke Angsbunger und Nürnberger
Straße ihn zurückhalten wollte, als er bei votem
Licht weiterzufahren verſuchte, vom Wagen und
ten her. Dem Schutzman wurde derv Tſchalo vom Kopf
Fauſtſchläge am Auuge. Mit Hilfe des
Gummiknüp=
pels mußte ſich der Beamte die Angreifer vom
Leibe halten. Sie wurden feſtgenommen und ſehen
ſchwerer Strafe entgegen
Mit dem Motorrad in ein Fuhrwerk gerannt. Grube vollſtändig übenſchwemmt iſt.
Siegen. Im der Dunkelheit des Abends er=
Eignets ſich im Genachbarten Krombach ein ſchweres
Motorradumglück. Ein 2Sjähriger Mann, der abends
moch mit ſeinem Freuunde zum Schützenfeſt mach
Litt=
feld fahren wollte, vannte im ein aus
entgegen=
geſetzter Richtung kommendes Fuhrwerk. Im letzten
Augemblick eiß der Fuhrmanm moch ſein Pferd
bei=
ſeite, doch der Zuſammenprall war nicht wehr zu
verhindern. Beide Fahver ſtürzten ſchwer und
wur=
ben bewußtlos ins Weidenauer Kronkenhaus gebracht,
wo der Führer des Motornades, ohne das
Bewußt=
ſein wiedererlangt zu haben, inzwiſchen geſtorben
ſſt. Der Beifahrer erlitt ſchwere Kopfverletzungen.
Exploſion in einem Berliner Gaswerk.
Berlin. Im Gaswerk Danziger Straße
ent=
ſtand geſtern vormittag beim Oeffnen eines
ſoge=
fünf und eine Breite von zehn Metemn hat, infolge
unter ſtarker Detonation eime Exploſion. Dabei
wuden zwei Arbeſter ſchwer, zwei leicht verletzt.
Infolge des ſtarken Luſtdwucks iſt das Dach eines
angeblich alls Werkſtatt bewutzen wollte der in Wirk= gegenüber der Gasanſtalt gelligenen Hauſes
erheb=
lich beſchädigt worden.
Grubenunglück in Sterkrade.
Oberhauſen. Am Schluß der vorgeſtrigen
„Hugo” im Sterkrade auf ber 615=Meter=Sohle den
verſchütet. Die Leute ſuchten auf einem andeven
Weg einen Zugang zum Schacht; ſie haben ſich
hier=
bei aber verirrt uund gerieten imn eine micht mehr
be=
mutzte Strecke. In dieſer ſind ſie dann amſcheinend
tig liegen geblieben. Der ſofort glarmierten
Ret=
tungsbolonne gelang es, ginen der Bergleute wieder
ins Leben zurückzurufen, die üübrigen drei konnten
wur als Leichen geborgen werden. Die
Bergwerks=
konmäſſion hat die Unglücksſtelle ſofort befohren
und iſt mit der Aufklärmg des Unfalles beſchäftigt.
Waſſereinbruch im Bergwerk.
Tokio. Durch den Ginbruch von
Meeres=
fiel müt ſeinen beiden Begleitem über den Beam= waſſer ſind 48 Bepgarbeiter im der Grube Kyuſhin
eingeſchloſſen wonden. Eine Rettungsabtoilung,
goſchlagen, und die Rohlinge verletzten ühn durch deremn Stärbe nicht gengu bekannt iſt, wurde imfolge
des Nachgebens der Sicherheitstüren gleichfalls von
der Außenwelt abgeſchloſſen. Die Hoffnurng, die
Eingeſchloſſenen lebend zu bergen, iſt aufgegeben
worden, da der under dem Aeer liegende Teil der
40 000 Brieftauben.
Wien. Wie die Korreſpondenz Herzog benichtet,
iſt in Linz ein aus 46 Wogen beſtehender
Extra=
zug mit 40 000 Brieftauben eingetnoffen. Die
Tau=
bendramsporte ſtammen aus Deutſchland und dem
Saargebiet. 4000 aus Nümbevg ſtammande Tauben
wurden bereits am Sonntag hochgelaſſen. Die
War=
tung der Zurückgebliebenen 36 000 Tauben ſtellte an
die Dransportbegleſter umd die Mitglieder des
Lin=
zer Brieftaubenzüchtervereins devarwtige
Anforde=
vugen, daß ſich der Verein genötigt ſah, uum
Stel=
lung von Mäilitär zu erſuchen. Die weiteren
Ab=
flüge ſind größtenteils um Dienstag erfolgt.
Verhaftete „Kokain”=Schieber.
Saarbrücken. In dem nahen Dudweiller
wurden zwei berüchtigte Kolkgimſchieber
feſtgenom=
men in dem Augenblich, als ſie nach Saargemnd
„Kokain” verkaufen wollten. Die verſiegelten
Briefumſchläge, die beſi ihnen geſunden wurden,
ent=
hielten — entgegen der Aufſchrift — 10 Gramm
Papierſchnitzel. Ein verſiegeltes Fläſchchen mit der
Aufſchrift „Geprüft — Auslandsware” erwies ſich
als mit Kreidemehl gefüllt. Die Gauver gaben an,
das Kokgin von einer bekannten chemiſchen Fabvik
bezogen zu haben.
Das Schickſal der „Numancia”.
Madrid. Obwohl bisher noch beine
Nachrich=
ten über den Verbleib des Waſſerſlugzeuges
„Numoncia” eingegangen ſind, mit dem dig
ſponi=
ſchen Flieger Franoo, Gallarza und Ruiz Alda, in
Begleitung des Mechawikers Madariaga am
vergan=
genen Freitag zum Transozeanflug ſtarteten iſt
wan hier ſowohl in offiziöſſen, als auch in
Lurft=
fahrtkreiſen optimiſtiſch geſtimnt, vor allem, weil
das Wetter über dem Meer bei den Azoren ſchön
iſt. Dieſer Umſtand berechtigt mach Anſicht der
Sach=
verſtändigen zu der Aufaſſung, daß die „Numaneia”
zum Niedergehen auf dem Mieere gezwungen, auf
dem Waſſer treibe und, wenn auch ſehr langſam,
nach den Inſeln ſteuern könne. Die vor Fervol
lie=
genden vier ſchnellen Torpedobootszerſtörer ſind
als=
bald nach den Azoren im See gegangen. Gleichzeitig
wurden die Flrgzeugſtationen von Melilla und Los
Aleazares glarmiert und öhnen die Weiſung erteilt,
ſich für einen ſofortigen Abflug bereitzuhalten. Alle
verfügbaren Waſſerflugzeuge und die
Ueberſeedamp=
fer, die ſich unterwegs in der Nähe der Azoren
be=
fanden, wurden von dem Verſchwinden der „
Nu=
mancia” in Kenntnis geſetzt. Sig ſuchen zurzeit mach
ihr, umter ihnen die ſpaniſchen Dampfer „Griſtobal”
„Colon” und „Marques Comillas”. Außerdem iſt
das vor Gibvaltar liegende britiſche
Flugzeugmutter=
ſchiff „Fagle” mit 27 Flugzeugen an Bord nach den
Azoven in See gegangen, um ſich an der Suche mach
dem vermißten Fliegerm zu beteilſgen. Die
ange=
ſehenſten Luftfahrtſachverſtändigen äußern ſich
ziem=
lich zuverſichtlich aund halten es für ſehr
wahrſchein=
lich, daß die „Numaneia” im Nebel von ihrem
Kurſe abgekommen und darum gezwungen worden
ſei, infolge Mangels ſan Betriebsſtoff auf dem
Meere niederzugehen. Die „Numanoia” iſt ſehr
kräf=
tig gebgut und kann ſich darum unbegrenzte Zeit
auf dem Meere halten. Die vor Cantagena liegende
Unterſeebootflottille hält ſich gur Abfahrt nach den
Azoren bereit.
Berlin. Im fuanzöſiſchen Konſulat kam es
am Mittwoch zu einem aufvegenden Vorfall. Eine
Ruſſin, die den Konſul zu ſprechen verlangte, feurerte,
als dar franzöſiſche Konful Binet nach ihren
Wünſchen fragte, drei Revolverſchüſſe ab, die in die
Decke des Empfangszimmers gingen, ohne den
Kon=
ſul oder ſonſtige Perſonen zu venletzen. — Ueber
dieſen Vorfall erfahren wir noch folgende
Einzelheſ=
tim. Kurz nach 10½ Uhr erſchien in der Paßſtelle
des franzöſiſchen Konſulats in der Matthäikirch=
Stvaße eim vuſſiſches Ehepaar, das ein bleines Kind
bei ſich hatte. Es verlangte den Konſul ſelbſt zu
ſppechen, da es ſich angeblich um eime beſondere
An=
gelegenheit handele, die micht von den Paßbeamten
epledigt welden könne. Konſul Binet ging aus
ſei=
vem Arbeſitszimmer in den großen
Abfertigungs=
raum, wo mehrere Konſulatsbeamte und Angeſtellte
mit der Abfertigung der Beſucher beſchäftigt waren,
und fragte die Ruſſin nach ihren Wünſchen. Es
entſpann ſich eine längere, in ruſſiſcher Sprache
ge=
führte Unterredung, in derem Verlauf beide
Ehe=
leute immer aufgeregter wurden. Im weſentlichen
drehte es ſich darum daß die Frau in Fronkreich
eimen ſchweren Unfall erlitten hatte, der zu einer
Amputavion eines Beines führte und durch den ſie
noch heute im Gehen behindert iſt. Der Konſul
ver=
ſuchte den beiden Leuten, die bon ihm die
Durch=
ſſetzung einer Entſchädigungsforderung verlangten,
klarzuumachen, daß ſie ſich mit ihrem Geſuch wicht am
die richtige Stelle gewandt hättrm, da das Konſulat
für derartige Fälle micht zuſtändig ſei. Die Ruſſen
wurden aber immer erregter. Der Mann ſchlug
wütend auf den Tiſch, ſo daß der Konſul ſchließlich
den Portier holen ließ, um das Ehepaar aus dem
Gebäude zu weiſen. Gerade als der Portier himter
der Frau ſtand, griff dieſe plötzlich in die Taſche
und zog blitzſchnell einen Revolver. Der
Konſulats=
pförtmer ſah die Waffe und ſchlug der Frau im
Augenblick den Arm hoch, ſo daß die Schüſſe in die
Decke gingen, ohne den Konſul, für den ſie wohl
beſtimmt waren, zu treffen. Die Schüſſe verurſachten
in der Paßſtelle des Konſulats eine gnoße Panik.
Aus allen Zimmern liefen die Angeſtellten herbei,
während andeverſeits die Beſucher fchleumigſt dem
Naum verließen. Das uuſiſche Ehegaar Nieß ſich
widerſtandslos feſthalten bis die herbeigerufemem
Beamten vom Polizeivevier 10 erſchienen und ſie
feſtmahmen. Auf der Wache ſtellte es ſich damn
her=
aus, daß es ſich um ein Ehepaar Makoroff
han=
delt. Die 26jährige Ehefraut Agathe iſt von Geburt
Läppin. Sie befanden ſich auf der Reiſe von Paris
nach Wiga, ſie wurden zur weiterem Vermehmung im
Polizeipräſidium eingeliefent.
Wolkenbruch in Jütland.
Kopenhagen. Von einer ſchweren
Ueben=
ſchwemmung wuunde am Dienstag die Stadt
Maria=
ger, on der Oſtkütſte Jütlands, heümgeſucht. In den
Umgebung der Stadt ging ein hefüges Gewitter
mie=
der, das zur Folge hatte, daß die ganze Gegend zu
eimem See wunde, aus dem nur eiwige erhöhte
Punkte hervorragten. Später ergoſſen ſich die
Waſ=
ſewmaſſen von den die Stadt ugebenden Hügeln
mach Marjager. An vielen Stellen ſtand das Waſſer
ſtudenllang etnen Meter hoch. Eine dicke
Schlamm=
ſchicht bedechbe die Stvaßen, die ſtellenweiſe
aufge=
riſſen wurden. Am Abend durchbpachen die
Waſſen=
maſſen einen Damm und ergoſſen ſich im den
Ma=
wager Fjord.
Havarie eines deutſchen Seglers.
London. Die Eigentümer des Dampfers
„Britifh Governor”, der von Abadan nach
Dhames=
haven fährt, haben folgende Nachricht vom Kapitän
des Schiffes erhalten: „Ich bin mit dem deutſchen
Segelſchiff „Paſſat” bei Rohal Sobereign
zuſam=
mengeſtoßen. Schwere Schäden am Bug. 26. Fuß
Waſſer im Vordengaffel. „Paſſat” wind nach
Ham=
bung zurückgeſchleppt.” Rohal Sovereign iſt eſmn
Deuchtſchiff im Kanal, eimige Meilen von Beachtz
Heaven.
Verhängnisvoller Irrtum eines Kriegsfliegers
Mexiko. Ein wahres Blutbad wurde in der
Nähe von Barpanca durch dem Irrtum eines
Armee=
fliegers angerichtet. Der Flieger hatte den Auſtrag,
einen Erkundungsflug zu unternehmen, in deſſen
Verlauf er mehrere Bomben auf eine Abteillung der
Bundestruppen, die er für Afſtändiſche gehalten
hatte, abwarf. Dabei wurden 15 Soldeten und ein
Offizier getötet und 15 Soldgten verletzt.
Mit dem Auko um die Welt
Clärenore Stinnes wieder in Berlin.
Clärenore Stinnes, die Tochter des verſtorbenen
Hugo Stinnes hat auf ihrer zweijährigen
Welt=
reiſe als Selbſtfahrerin alle Kontinente
durch=
quert. Unſer Bild zeigt ihren Empfang in
Ber=
lin. Links Fräulein Stinnes vor ihrem
wohl=
erprobten Wagen, daneben der Kameramann
Söderſtröm, der ſie begleitete, und rechts
Staats=
ſekretär Dr. Weismann.
Nummer 126
Donnerstag, den 27. Juni 1929
Seite 9
Rückblick auf den Frauenkongreß.
Von E. Schmitt=Hauſer, Berlin.
Der 11. Kongreß des „Weltbundes für ſtaatsbürgerliche
Frauen=
arbeit”, der in Berlin ſtattgefunden hat, iſt zu Ende. Die Tagung war ſowie Verbände ſtark rechts gerichteter Anſchauungen offiziell von der
eine Nückſchau über das, was die Arbeit des Weltbundes in den 25 Jah= Teilnahme am Kongreß ferngehalten. Erfreulicherweiſe waren aber doch
ren ſeines Beſtehens erreicht, und galt der Formulierung deſſen, was
er ſich als weitere Ziele geſtellt hat. Berlin iſt die Stadt, in der vor
25 Jahren die Gründung des Weltbundes erfolgte. Nur wenige Länder
waren an dieſer Gründung beteiligt, denn die Hauptaufgabe des
Welt=
bundes, die Erlangung des Frauenſtimmrechts, galt ſelbſt in
Frauen=
kreiſen vielfach als eine unmögliche Forderung. Die Entwicklung dieſer
25 Jahre hat dem mutigen Optimismus der Gründerinnen Recht
gege=
ben: Delegierte aus 45 Länderne aller Erdteile ſind zu dieſer
Jubi=
läumstagung zuſammengetreten und in 25 dieſer Länder iſt das
Frauen=
ſtimmrecht heute eine Tatſache. In den zweieinhalb Jahrzehnten ſeines
Beſtehens hat der Weltbund ſeinen Aufgabenkreis weit über das
ur=
ſprüngliche Ziel erweitert und umſchließt heute wichtige politiſche,
ſo=
ziale, wirtſchaftliche und ethiſche Einzelgebiete, an deren Geſtaltung die
Frauen der ganzen Welt mit der ihnen gemäßen Weſenheit
mitzuarbei=
ten als ihr Recht empfinden und fordern.
Friede und Freiheit, das ſind die Leitſterne, denen die Frauen des
Weltbundes folgen. Friede den Völkern, und beiden Geſchlechtern die
Freiheit zur Entwicklung ihrer ethiſchen geiſtigen und ſozialen
Fähig=
keiten. In den Namen der ſechs Ausſchüſſe, in denen ſich der innere
Aufbau des Weltbundes gliedert, ſind die Programme ausgedrückt, die
ihre Tätigkeit beſtimmen. Ein Ausſchuß erſtrebt „gleiche Sittlichkeit
für Mann und Frau” und „Bekämpfung des Mädchenhandels‟. Ein
Ausſchuß für „gleiche Arbeitsbedingungen für Mann und Frau” will
Gleichwertigkeit der Schul= und Berufsbildung für beide Geſchlechter,
gleiche Entlohnung für gleiche Arbeit; er bekämpft die Beſchränkung der
Berufsarbeit der verheirateten Frau. Eine radikale Minderheit in
die=
ſem Ausſchuß hat beim Kongreß eine Entſchließung eingebracht, die die
Abſchaffung oder Abänderung folgender „Uebereinkünfte (Konventionen)
und Empfehlungen (Rekommendationen) der Internationalen
Arbeits=
organiſation beim Völkerbund fordert, ſoweit ſie erwachſene Frauen
be=
treffen: Nachtarbeit der Frauen (1919); Schutz von Frauen und
Kin=
dern gegen Bleivergiftung (1919) Nachtarbeit von Frauen in der
Land=
wirtſchaft (1921); Gebrauch von Bleiweiß im Malergewerbe (1921)
Dieſe Ueberſpitzung des Prinzips, die ſich auch für Aufhebung aller
Schutzmaßnahmen gegem die werdende Mutter und ihr Kind einſetzte,
fand jedoch bei der Mehrheit des Kongreſſes keine Unterſtützung.
Der Frage der „Familienzulagen” widmet ſich ein Sonderausſchuß.
Es wird gefordert, daß die Familienzulagen, die dazu beſtimmt ſein
ſollen, die Aufbringung der Mittel, für die Aufzucht der Kinder aus
anderen Mitteln als dem Lohn des Vaters aufzubringen, an die Mutter
gezahlt werden ſollen. Zur weiteren Beratung dieſer ſchwierigen und
verwickelten, oft ineinander übergehenden Fragen wird die Bildung
eines beſonderen Ausſchuſſes beſchloſſen, dem die weitere Bearbeitung
und Materialſammlung obliegt.
Daß wir Deutſche an dem „Ausſchuß für Frieden und Völkerbund”
angeſichts unſerer politiſchen Lage ein ganz beſonderes Intereſſe
nah=
men, iſt ſelbſtverſtändlich, ebenſo ſelbſtverſtändlich, daß der Ausſchuß
irgendwelche poſitiven Errungenſchaften in der Friedensfrage nicht
vor=
zuweiſen hatte. Trotzdem ſoll nicht verkannt werden, daß der Ausſchuß
bemüht iſt, die Ideen der Völkerverſtändigung und der Befriedung der
Welt: Schiedsgerichtsbarkeit, Kelloggpakt, Abrüſtung uſw. bei den
Re=
gierungen und im Völkerbund zum Durchbruch zu verhelfen. In der
von Dr. Bakker van Boſſe, der Vizepräſidentin der
Minderheitenkom=
miſſion beim Völkerbund, vertretenen Reſolution findet ſich als Artikel 3
die Forderung, „daß militäriſche Beſetzungen, ebenſo wie
Bedrückungs=
maßnahmen auf wirtſchaftlichem, politiſchem und kulturellem Gebiet”
künftig ausgeſchloſſen ſein müßten. Während Mme. Malaterre=Seillier=
Paris ſich perſönlich für die Annahme der Reſolution ohne
Einſchrän=
kung einſetzt, proteſtierte namens der franzöſiſchen Delegation deren
Führerin Maitre Verone gegen dieſen Artikel 3, weil ſeine Faſſung
ſtatutenwidrig ſei, da er ſich mit politiſch=nationalen Fragen befaſſe, die
die Satzungen des Bundes von der Erörterung ausſchließe. Sie
ver=
langte eine „neutrale” Formulierung. Der Antrag gelangt gegen die
Stimmen der franzöſiſchen Delegation zur Annahme.
Hier zeigt ſich eine ſehr merkliche Schwäche der vom Bund erſtrebten
Verbreitung der Friedensidee. „Gerade wenn man ernſthaft ihre
Durch=
ſetzung will, wird man die Tatſächlichkeiten nicht ſcheu umgehen dürfen,
gerade aus dem konkreten Fall werden die Argumente genommen
wer=
den müſſen.
Wie bekannt, haben ſich die Frauen der Deutſchnationalen Partei
eine ganze Anzahl der Führerinnen aus dieſen Gruppen ſowohl bei den
Arbeitsſitzungen des Kongreſſes als auch bei den Empfängen der Reichs=
und der preußiſchen Regierung, der Stadt, der Frauenorganiſationen
wie der Privathäuſer zu bemerken. Es kam auf dieſe Weiſe doch eine
Berührung der beiden Anſchauungswelten zuſtande: der eindeutig
natio=
nalen und der mehr und minder international gerichteten.
Die ſonſtigen Ausſchüſſe: für die Arbeit in den
Frauenſtimmrechts=
ländern und für weibliche Polizei brachten manches Bemerkenswerte
vor das Forum des Kongreſſes und namentlich der letztere fand auch
bei ſeinem öffentlichen Vortragsabend ſtärkſtes Intereſſe beim Publikum.
Ebenſo die beiden vom Ausſchuß veranſtalteten öffentlichen
Kund=
gebungen des Ausſchuſſes für Frieden und Völkerbund. Die erſte bei
Kroll, dem Tagungsort des Weltbundes unter Teilnahme von
Vertre=
tern der Reichsregierung. Von den Rednern des Abends war es
Ger=
trud Bäumer, deren gedankenreiche, von tiefem Ernſt durchglühte
Anſprache auf die Kluft hinwies, die zwiſchen der Idee des Friedens
und ihrer Verwirklichung trotz Völkerbund und zahlloſer Konferenzen
auch heute noch, zehn Jahre nach Kriegsende, zwiſchen Deutſchland und
den übrigen Ländern klaffe. Die Kundgebung in der Volksbühne trug
ein mehr künſtleriſches Gepräge und war mehr der Ideologie als der
Realität zugewandt.
Wenn man das Ergebnis des Kongreſſes zu faſſen ſucht, ſo wird
es für diesmal nur in der menſchlichen Bedeutung dieſer
Zuſammen=
kunft von zweitauſend Frauen aus allen Weltgegenden, aus allen Teilen
Deutſchlands in der deutſchen Reichshauptſtadt liegen. Afrika, Aſien,
Auſtralien, Amerika und Europa waren wahrhaft zu einem Weltbund
vereinigt. Man ſah Inderinnen in ihrer ſchwermütigen Schönheit, ihren
farbigen, wallenden Seidengewändern, Japans Kimono, Stickereikleider
vom Balkan, aus Norwegen und Schweden und elegante Pariſer Mode
wie das beſcheidene Kleid der ganz in ſachlicher Arbeit aufgehenden
Frau — nur den früher belächelten Typus der vermännlichten Frau,
den ſah man nicht. Im Gegenteil, der Kongreß hat es
unmißverſtänd=
lich ausgeſprochen: den Mann zu kovieren würde man für eine Schwäche
halten. Die Frauen des Weltbundes wollen ja gerade ihre frauliche
Weſenheit in den Dienſt der Völker und Staaten ſtellen.
Empfänge über Empfänge fanden ſtatt. Die Arbeit des Kongreſſes
war oft allzu ſehr von geſelligen Veranſtaltungen umrankt, dieſe
Ver=
anſtaltungen mitunter ein wenig zu prunkvoll, zu ſehr eine ſchöne
Faſ=
ſade, als daß hinter ihr die deutſche Not irgendwie zu ſpüren geweſen
wäre, von der die fremden Gäſte zwar viel hörten, aber nur dann etwas
gewahrten, wenn ſie ſich von der Geſelligkeit frei machten und ſich den
Führungen widmeten, die die ſoziale Kommiſſion des deutſchen Zweiges
des Weltbundes durch Berlin veranſtaltete.
Auch die deutſche Jugend nahm am Kongreß teil — 1500
Jugend=
liche waren da, die den Willen hatten, ſich in die Ideenwelt der reifen
Frauengeneration einzufühlen. Aber als auf der Schlußſitzung des
Kon=
greſſes ihre Führerin zu einer Anſprache das Wort nahm, da wurde
klar, daß man über das Nebeneinander nicht hinausgekommen war. Die
Jugend ſieht in der Arbeit und vielfach auch in den Zielen des
Welt=
bundes im weſentlichen nur den Kampf gegen den Mann, den ſie aus
dem Gemeinſchaftserlebnis der Jugendbewegung, die beide Geſchlechter
als gleichwertige Kameraden ins Leben wachſen läßt, ablehnt. Die jetzt
herangewachſene Generation wird nun ihrerſeits zu beweiſen haben, ob
das Gemeinſchaftsgefühl in den Wetterſtürme des Lebens ſich als ſo
wurzelhaft erweiſt, daß Mann und Fra” ——rtch „Seit’ an Seit” in
die neue Zeit hineingehen.
Man hat ſich in dieſen Tagen leider zu wenig perſönlich um dieſe
horchende und ſuchende Jugend bemüht — zu viel Anſprüche wurden
von offiziellen Stellen und von Organiſationen an die Zeit und die
Kräfte der führenden Frauen des Weltbundes geſtellt, aber es iſt ſchade,
daß es darum zu einem Mißverſtehen kam.
Der Vorſtand des Weltbundes iſt der gleiche geblieben: die
liebens=
würdige Präſidentin Mrs. Corbett Aſbby iſt einſtimmig wieder gewählt
und Deutſchland iſt wiederum durch Adele Schreiber=Krieger und
Doro=
thee v. Velſen in ihm vertreten.
Der erſte internationale Kongreß nach dem Kriege in Berlin!
Be=
zeichnenderweiſe waren es Frauen, die zuerſt den Weg zu uns fanden...
Geſchäfliches.
Unſener heutigen Geſſamtauflage liegt ein Proſpekt der Ruhr=
Gas=Aktiengeſellſchaft, Eſſen, bei.
10557
Kamwerfänger Rſchard Tauber, der eing Reihe von
Monatem aus Krankheitsgründen ſeinem Benuf femnbleiben mußte, iſt
völlig wiederhevgeſtellt and hat ſeime künſtleriſche Tätigkeit bei der
Carl. Limndſtröm=Aktiengeſellſchaft bereits wieſen aufgenommen. Seine
Stimme hat nichts von ihrem Glanz und Schmelz eingebüßt und wird
auf Maſikplatten Odeon=Eleetrie aufs neue alle Hörer
erfreuen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 27. Juni. 12.30: Schallvlatten. O 15.05:
Mittel=
ſchullehrer Wehrhan: Luſtige Diebesgeſchichten. O 16.35: Konzert
des Rundfunkorch. Mitw.: Franz Völler (Tenor) vom Frankf.
Opernhaus. 6 18.35: Stunde des Südweſtdeutſchen Radioklubs.
O 19.05: Stenographiſcher Fortbildungskurſus. O 19.25: Sasha
Stone: Photographie. O 20.15: Ein Walzertraum. Operette in drei
tung” O. 20.15: Stuttgart: Ein Walzertraum. Operette in drei
Akten von Dörmann und Jacobſen. Muſik von Oskar Straus.
Perſ.: Joachim Xlll., reg. Fürſt von Flauſentum: Prinzeſſin Helene.
ſeine Tochter; Graf Lothar, Vetter des Fürſten; Leutnant. Niki;
Leutnant Montſchi: Friederike von Inſterburg. Oberkammerfrau;
Wendolin. Hausminiſter: Sigismund, Leiblakei; Franzi.
Stein=
gruber: „Annerl., Geigerin: Die Tſchinellenfiffi. Muſik, Leitung:
Willy Hahn. O Anſchl.: Kaſſel: Konzert des Zulaufſchen
Madrigal=
chors. Leitung: Wilhelm Franz Reuß, 1. Kapellmeiſter am
Staats=
theater Kaſſel. Klavier: G. Rothlauf und F. Uhlendorff.
Königswuſierhauſen.
Deutſche Wekle. Donnerstag, 27. Juni. 5.50: Wetter für
Land=
wirte. 8 12: Ob.=Stud.=Rat Dr. Brunner: Was das deutſche
Land über ſeine älteſte Beliedlung erzählt. 9 12.25: Wetter für
Landwirte. 8 12.30: Mitteilungen des Reichsſtädtebundes. O 12.55:
Nauener Zeit. 0 13.30: Betlin: Nachrichten. 6 15: Relior Gautzer:
Buch und Kind (Volksſchule). O 15.30: Wetter, Börſe. O 15.40:
Dr. Bode: Warum braucht die Hausfrau Warenkunde?:
Haus=
haltsgeſchirr. O 16: Dr. Blochmann: Erziehungsberatung: Die
charakterologiſche Bedeutſamkeit von Spiel und Arbeit des Kindes.
6 16.30: Karl Maertin: „Hymnen eines Steinmetzen”. — Einf.;
Dr. Dürre. Rezitation: Dr. Blaſſ. e 17: Berlin: Konzert,
M. Kaplick (Bariton), Gerti Oſt (Sopran), Marie Zweig (Klavier).
S 18: Maximilian Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde. 0 18.30:
Spaniſch für Fortgeſchr. O 18.55: Dr. Keyſenbrecht:
Genoſſen=
ſchaftliche Abſatzregelung in den Nachbarländern. 8 19.20: Dr.
Klein: Europäiſche Staatsmänner der Gegenwart: Tſchitſcherin und
P. Boncour. 8 19.55: Wetter für Landwirte. 0 20: (
Sonder=
veranſtaltung): Klaviervorträge. Präludien von Fiſcher, Bach,
Men=
delsſohn, Chopin, Alcan, Buſoni, Striabin, Debuſſy, Vogel und
Caſella. Alice Jacob=Loewenſon (Flügel). O 20.30: Berlin:
Ge=
ſangsvorträge. Emmy von Stetten (Sopran), Seidler=Winkler (
Flü=
gel, O 21: Uebertr der Unterhaltungsmuſik der Kapelle Geza
Komor. O Danach: Tanzmuſik. Kapelle G. Hoffmann. — Pauſe:
Bildfunk. O. Etwa 2 Uhr nachts: Uebertr. aus Newyork:
End=
ausſcheidung um die Weltmeiſterſchaft im Boxen zwiſchen Max
Schmeling und Paolino. Am Mikrophon in Berlin: Hans Bötticher.
Wetterbericht.
Der Einfluß der nördlichen Störung geht wit der weiteren
Ab=
flachung und Verlagerug ſeinear Ende zu. Mir dem Zuſtrom kühler
Luft=
maſſen ſetzt langſamer Barometeranſtieg ein, und unter ſeinem Einfluß
wird die Bewölkung zurückgehen, ſo daß es zu aufheiterndem Wetter
kommt. Wenn ſich auch zunächſt die Kaltluft noch auf die
Tempera=
turen auswirkt, ſo werden ſie doch mit dem Abflauen der Luftzufuhr
und durch die Sonnenſtrahlung allmählich tagsüber wieder anſteigen.
Ausſichten für Donnerstag, den 27. Juni: Wolkig mit Aufheiterung,
noch mäßig warm, jedoch langſamer Temperaturanſtieg, trocken.
Ausſichten für Freitag, den 28. Juni: Mehr aufheiterndes Wetter
und weitere Erwärmung, trocken.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
Ich litt an andauernder Verſtopfung, heftigem
Kopf=
ſchmerz und Blutwallungen, ſowte hartnäckigem
Magenleiden
die durch nichts zu beſeitigen waren. Durch eine
Haus=
trinkkur mit Altbachhorſter Markſprudel, Starkauelle
wurde ich in wenigen Wochen von dieſen, das ganze
Nervenſyſtem angreiſenden Beſchwerden völlig und
dauernd befreit und ſage Ihnen dafür tauſend Dank.
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Grundſtücksenteignung.
Auf Anordnung des Kreisamts
Darm=
ſtadt liegt der Antrag auf Enteignung
von Gelände zur bauplanmäßigen
Anlage der Nieder=
Ramſtädter=
ſtraße zwiſchen Ohlyſtraße und
Böllenfalltor in der Zeit vom 2, bis
15. Juli ds. Js. in Zimmer 49 des
Stadt=
hauſes zur Einſicht offen. (st10559
Darmſtadt, den 24. Juni 1929.
Der Oberbürgermeiſter.
Bebauungsplan.
Der auf Grund Verfügung des
Mi=
niſters des Innern vom 7. d8. Mts.
feſt=
geſtellte Bebauungsplan über
Aen=
derung der Fluchtlinie auf der
Oſt=
ſeite der Oſannſtraße und
derNord=
ſeite der Ohlyſtraße liegt gemäß
Ar=
tikel 7 der Allgemeinen Bauordnung bei
dem Städtiſchen Hochbquamt zur Ein=
(sttoß63
ſicht offen.
Darmſtadt, den 24. Juni 1929.
Der Oberbürgermeiſter.
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im ſtädt. Leihamt, Kirchſtr. 9
Mittwoch, den 3. und
Don=
nerstag, den 4. Juli 1929,
vormittags von 8”, bis 12 Uhr,
Verſteigerung; der bis Ende
Juni ds. Js. verfallenen
Pfänder.
Gold=u. Silberwaren,
Taſchen=
uhren, Herren= und
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gläſer, Photoapparate,
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räder, Nähmaſchinen,
Muſik=
inſtrumente uſw.
Am Dienstag, den 2. Juli
1929, bleibt das Amt wegen der
Vorarbeiten zur Verſteigerung ge=
(st10567
ſchloſſen.
Darmſtadt, den 27. Juni 1929.
Städtiſches Leihamt.
Am Freitag, den 28. Juni 1929,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale, hier
Hügel=
ſtraße 27, verſchiedene Gegenſtände
öffentlich zwangsweiſe gegen Barzahlung
Vorausſichtlich beſtimmt
ver=
ſteigert wird:
1 Klavier (Arnold), 1 Schreibtiſch,
1 Trumeauſpiegel, 1 Büfett, 1
Kre=
denz, 1 Klavier (Kaim Günther), eine
Nähmaſchine (Singer), 1 Schreibpult,
1 Eisſchrank, 1 Ladentheke, 1
Kom=
mode 1 Nähmaſchine (Naumann),
(10576
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Darmſtadt, den 27. Juni 1929.
Portner
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ſtadt gehöriger gut genährter Faſel ſoll
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ſind bis längſtens Dienstag, den
2. Juli 1929, vormittags 11 Uhr,
bei der Bürgermeiſterei einzureichen, wo
auch die Bedingungen vorher eingeholt
(10548
werden können.
Hahn, den 25. Juni 1929.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Hahn.
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Am Freitag, den 28. Juni 1929,
vorm. 10 Uhr, ſollen in meinem
Ver=
ſteigerungslokal Bleichſtraße 40
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gende Pfänder zwangsweiſe gegen
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zahlung verſteigert werden, insbeſondere:
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Baden=Baden, 24. Juni.
Schöne Frauen in prächtigen Wagen, raſſiger Sport und frohe
Bälle, weite Anfahrten vom Polarkreis und Len ngrad, köſtlicher
Blu=
menflor in wundervollem Blaimenkorſo koſtöar geſchmückter Autos".
Stimmung im Tale der Oos, Sonne über dem Schwarzwald (mit
Aus=
nahme des letzten Turniertags) — das war, das gab den ſieghaften
Er=
folg dieſes 9. Baden=Badener Autoturniers. Es war wieder eine
Ver=
giſtaltung, wie ſie ſein ſoll, mit allem Komfort, aber ohne protzeriſchem
Luxus, mit einwandfreiem Sport — ohne Zwiſehenfälle —, mit
froh=
liher Geſelligkeit, und mit einem Aufmarſch ſchöner Wagen, deren joder
ja der ſchönſte ſein ſollte, einem Autoſchönheitswettbewerb, wie er ſo
zahlreich und ſo komfortabel kaum je geboten werden war.
Sonne, Sport, Tanz und Frohſinn ſie beherrſchten während
der Turniertage das ſommerheiße, grune, kulturumrahmte Tal der Oos
Eine Zielfahrt bildete diesmal den Auftakt des 9. Autoturniers.
Inner=
halb dier Fahrtagen (96 Stunden) galt es auf beliebig zu wählender
Strecke von beliebigem Stariort eine möglichſt große Anfahrt
zurück=
zulegen, jedech nicht mehr als 600 Kilometer je 24=Stunden=Fahrtag.
Nur geradeſter, direkter Anfahrtweg wurde gewertet. Und da kamen
ſie, kamen aus Nordſchwedens einſamen Gebixgen, kamen vom
Polar=
kreis an der ſchwediſch=nortveniſhen Grenze, kamen aus Lappland, ein
Diplomat kam aus Leningrad, zwei Beuline, unter ihnen eine Dame
Frau von der Heydt, wählten die eſtniſch=ſowjetruſſiſche Grenze zwiſchen
Finniſchen Meerbufen und Peipusſee als Startort, der Königsberger
Sportredakteur Arthur Heeger ſetzte ſeinen kleinen Hanomag=
Vier=
ghlinder an der eſtniſ h=lettiſchen Grenze mit Ziel Baden=Baden in
Gang .. die vom Skagerrak oder aus Oſtpreußens äußerſtem
Oſt=
zipfel, rom Kap Arcona oder aus Danzig kamen, ſie waren nur „ferner
liefen”, denn die Spitzenleiſtungen lagen ja ille in Ländern, in
Erd=
teilen, in denen A itos nur ſelten zu finden ſind. Fünf Fahrer brachten
ihre Fahrzeuge nach Fahrt von über 2400 Kilometern pünktlich zur
feſt=
geſetzten Zielſrunde nach Baden=Baden. Zwei Adler=Wagen waren das
gefahren von Freiherrn von Gerſon und von Chefredakteur Buchli, und
drei Wanderer, gefahren von den bekannten Sportleuten Atmer (
Ber=
lin). Mader (Stuttgart) und Vernet (Verlin). Alle fünf erhielten erſte
Preiſe .. alle fünf haben ſie redlich verdient. Denn vom Polarkreis
oder aus der Oſtſee nördlichſter Ecke nach Baden=Baden zu kommen.
täglich gleichmäßig, und püinktlich am Ziel das waren in der Tat
ebenb:itige Sportleiſtungen, gleich heeh zu bewerten wir das famoſe
Durchhalten der Adler= und der Wanderer=Wagen, denen dieſe
Sieges=
fahrt zu dauken iſt. Den zweiten Pxeis erhielt der Diplomat, der
Chilene Dr. Erneſto Fricke=Lemoine, Mitglied der chileniſchen
Geſandt=
ſhaft in Be=lin, deſſen Diplomatenpaß glatte Ein= und Ausreiſe nach
Scujetrußland geſtattete — uuns den anderen nicht möglich war Faſt
gleiche Kilometerzahl mit ihm erreichte Frau von der Heydt (Berlin),
alſc eine Dame am Stener, die ja ausſchreibungsgemäß die ganze weite
Tonr allein, ohne Ablöſung, fahren mußte. Das war eine ſportliche
Glanzleiſtung, die beſonderer Anerkennung wert iſt. Dr. Fricke und
Fran von der Hesdt verdanken ihre Erfolge der Leiſtung ihver Horch=
Achtzylinder. Auch an Eſtlands äußerſter Nordoſtecke geſtartet war der
närhſte Preisträger, G. von Natzmer, der auf ſeinem Stoewer=8 in
gleichmäßiger Fahrt pünktlich am Baden=Badener Ziel war. Nächſt ihm
wurde Sportredakteu: Heeger (Königsberg) preisgekrönt im kleinen
Sanomag=Zweiſitzer innerhalb 96 Stunden von der eſtniſch=ieitiſchen
Grenze über Riga-Königsberg-Berlin nach Baden=Baden das
war in der Tat eine Sportleiſtung, Willensleiſtung war fur den
neuen Hanomag als Bewährungsbeweis Bonſbenreklame.
Und dann die Baden=Badener Aukorennen. Im Flachrennen ſtoppte
die Löbner=Zeituhr als Streckenrekord 193 Kilometer Durchſchnitt auf
5 Kilometer Flachſtrecke mit ſtehendem Start. Das wäre Weltrekord.
Und wenn auch der vielbeivährte Sportfahrer und frühere ſchneidige
Feldflieger Fabrikant Roſenſtein (S=urtgart) ſeinen Mercedes=Benz=
SSK.=Wagen glänzend gefahren hatte .. dies Tempo, dieſe ſchier
un=
mögliche Spitzenleiſtung verblüffte ſelbſt die Fachleute. Caracciola fuhr
auf ſeinem Mercedes=Venz=SSK, die ſchnellſte Zeit aller Rennwagen.
Der fnvoriſierte Stuck, der ſ hneidige Kappler, der junge Fürſr
Hohen=
lohe, Prinz Leiningen ., ſie alle endeten im geſchlagenen Felde. Als
hervorragend ſchnell aber erieſen ſich wieder einmal die kleinſten der
kleinen Sportwagen, die kleinen DKW. mit 500=Kubikzenrimeter=DKW.=
Kompreſſor Motor.
Das traditionelle Bergrennen auf der Practſtraße hinauf zum
Plättig . . ., es wurde erneut zu einer Siegesfahrt von Mercedes=Benz.
Caracciola ſchlug Stuck glatt und einwandfrei und alle ſwüiheren Sport=
und Rennwagen=Rekorde purzelten. Roſenberger, gleichfalls auf
Mer=
cedes=Benz, fuhr die ſchnell= Zeit aller Sportzvagen. Die kleinſte Klaſſe
brachte erneut DKW=Sieg durch Ingewieur Siewons (Berlin). Nieheuke
(Hameln) auf Auſtro=Daimler fuhr wie im Flachrennen ſo auch im
Beugrennen überlegenen Klaſſenſieg über drei Loncia=Wagen heraus.
Der Geſchicklichkeitswettbewerb im Baden=Badener Kurgarten . . .?
Glatter Sieg des großen Geſchicklichkeitsmeiſters Karl Kappler auf
Simſon=Supra. „Charlie” machte es wieder einmal glänzend, jagte in
Mercedes=Benz und Willy Roſenſtein auf ſeinem langen, ſchweren 180
PS. Mercedes=Benz=ESK.=Wagen, die am ſchnellſten und beſten durch
Hinderniſſe und rund um die Kurhausplatz=Strecke kamen.
Die Schönheitskonkurrenz iſt ſtets ein Mittelpunkt des Baden=
Badener Turniers. So auch diesmal. 260 Wagen waren es, die ſich dem
Schiedsgericht ſtellten. Es gab kein Fabrikat von Rang und Ruf, das
fehlte. Sie waren alle zur Stelle. Man underſchied
Schönheitswett=
bewerb der Wagen im Privatbeſitz und Wettbeſerb der von der
In=
duſtrie vorgeführten Wagen. Beide Kategorien zeigten gleich prächtige
Schöpfungen Und was hier als Vorzug deutſcher Wagen beſonders in
Erſcheinung trat: ſchier erſtaunliche Preiswürdigkeit im Verhältnis zu
Qualität und Aufmachung! Wir habens geſchafft! das war auch die
ſieghafte Zuverſicht, die aus den bei der Schönheitsauffahrt anweſenden
Fabrikdirektoren deutſcher Fabriken ſprach. Gerade deutſcher
Serien=
karoſſerieban hat eine Höhe erreicht, die unübertroffen iſt.
Cabriolet=
bau iſt Trumpf. Was gab es da für köfrliche Typen, die innerhalb
weniger Minuten vom ofſenen zum geſchloſſenen Wagen umgeſtaltet
werden konnten! Mercedes=Benz, im Induſtriewagen= wie im
Privat=
fahrerwettbewerb am ſtärkſten vertreten, holte ſich den Löwenanteil an
Schönheitspreiſen. Mit Fug und Recht! Jeder der Mercedes=Benz=
Wagen ſuar ein Muſter von Eleganz, Karoſſeriekultur, Raſſe, Material.
24 erſte Preiſe im Induſtriewagen=Bewerb, alle im Privatwagen=
Wett=
bewerb gezeigten Mercedes=Venz preisgekrönt, davon 12 mit erſten
Auszeichnungen, das war ein Erfolg, wie er noch nie von einem Fabrikat
in einem Schönheitswettbeſverb errungen worden iſt.
Kultur, Raſſe, Materialqualitär . . ., alles war auch bei Horch
be=
wundernswert vereint. Horchwagen mit ihrem ſchönen, komfortablen,
von Profeſſor Hadank entworfenen Karoſſerien fanden beim Publikum
wie bei der Jury in gleichem Maße Anerkennung. Freudig bemeukt
wurde der neue geſchloſſene NAG., eine Luxus=Limouſine und
Spitzen=
leiſtung von Bequemlichkeit und Cleganz. Mit erſten Preiſen
preis=
gekrönt, erhielt dieſer neue NAG=Typ alsbald den Namen „Typ Baden=
Baden”. Neu und groß war das Debut von Röhr. Der Röhr=Wagen
iſt ja durch ſeine intereſſante Konſtruktion ſtets intereſſantes Objekt.
Hier aber präſentierten ſich die Röhr=Wagen nicht nur als intereſſante,
ſondern als ſo formſchöne, dadellos aufgemachte Wagen, daß ihre
Auf=
fahrt Beifall und Anerkennung fand. Brennabor war wieder einmal
mit ſeinen vielbegehrten und vielbewährten Wagen mit „offenem
Him=
mel” zur Stelle, hübſchen, tadellos aufgemachten und ſehr preiswerten
Fahrzeugen, die anerkannt und ausgezeichmet wurden. Daß Opel
zahl=
veich vertreten und gut vertreten war, iſt ſelbſtverſtändlich. Ob es die
kleinen Opel=Typen waren oder die großen Luxus=Achſtzylinder des Opel=
Typs Regent jeder Opel hatte ſeinem Vorzug. Dieſer den der
Preiswürdigkeit, jener den der Originalität.
Die Wanderer=Werke aber enbrachten den ſchönen Beweis, daß ſie
vorwärts wollen und daß ſie vorwärks gekommen ſind. Von den
zehl=
reichen Wanderer=Wagen war, jeder ein Stück Autokultur. Techniſche
Spitzenleiſtung war hier mit Karoſſeriekultur Geſonders würdig vereint.
Mit ſolchen Wagen zu ſolch n Preis da wird Wanderer keine
Aus=
landskonkurrenzen zu fürchten haben und einer der geſuchteſten deutſchen
Klaſſelvagen bleiben.
Die Auslandswagen 2 Beſonders im Privatfahrewvettbewerb
waren ſie zahlreich vertreten. Es wurde offenbar: die deutſchen Karoſſiers
haben vom Ausland manches gelernt. Haben es geſchickt mit deutſcher
Eigenart gepaait. Daß glänzende Cadillac, La Salle, Packard, Graham
Paiges, Minerva, Rolls Rotce gezeigt wurden, ivar ja ſelbſtverſtänblich.
Und reiht und billig war es, daß viele von ihnen den 1. Preis erhielren
als Anerkennung ihrer Formfchönheit und Aufmachung.
Damen des Deutſhen Damen=Automobil=Clubs fuhren auf dem
Baden=Badener Theaterplatz eine Quadrille rings um den
Theater=
platz und längs der Los rollten dann die blumengeſchmuickten Wagen
des Blumenkorſo. Was hier von ehrgeizigen (und begüterten)
Fahr=
zeugbeſtern getan war, um ihre Wagen ſchön, beſonders ſchön zu
machen, war verblüffend. Eduard Winter hatte ſich für den von ſeiner
Frau gefahrenen Cadilla 7000 Teeroſen im Flugzeug aus Berlin
kom=
men laſſen .." dazn drei Blumenkünſtler, die den Wagen mit dieſen
7000 Teeroſen ſchmückten. Dieſer Wagen erhielt mit Recht den erſten
S hönheitspreis. Wagen im Echwarzwaldſtil, ein Stoewer zum ſchienken
Schiff umgebaut es gab nur ſchöne, nur ſinnvolle Wagen.
Und als am Sonntag abend das 9. Baden=Badener Turnier im
Kurhausſaal mit guoßer Preisverteilung und vielen Reden ſeinen
Ab=
ſchluß fand, da wußte jeder ſeiner Beſu her: dies Turnier war eine
der neiteſten Veranſtaltungen, die er je erlebt hat und erleben wird.
Durch nichts getrübt . ., ſonnig, fröhlich, erfolgreich!
des
Fußballbundes
Sporkbehörde
Wie trefflich zeigt ſich der wahre Geiſt des deutſchen Sports in der
Tatſache, daß alljährlich ein Sonntag der Sportjugend als beſonderer
Jugendtag vorbehalten iſt, ein Tag, an dem die älteren aktiven
Sports=
leute ruhen. Wie oft heißt es, der Sport wird der Senſation willen
getrieben. Nur der Fernſtehende kann zu dieſer Anſicht kommen. Er
ſieht nur die Dinge von außen. Der Jugendtag kann es ihm zeigen,
worin die Hauptarbeit der deutſchen Sportvereine beſteht. An dieſem
Tage kämpfen in Deutſchland Hunderttauſende jugendlicher Sportler um
ſchlichte Wimpel. Doch nicht um dieſe gilt es. Es ſoll gezeigt werden,
wie der deutſche Sport die Jugend in großer Breite erfaßt. Es geht
den Sportvereinen nicht um die Talente. Sie wollen dem Schwachen
wie dem Starken dienen, daß er geſunde und gedeihe, körperlich und
ſeeliſch. Der Gedanke der Geſunderhaltung und Erſtarkung der Jugend
iſt richtunggebend für die Arbeit der Vereine, die ſich in der Stille
voll=
zieht. Das zu zeigen, iſt mit ein Zweck des deutſchen Jugendtages. Er
ſtellt die Arbeit der Vereine in das Licht der Oeffentlichkeit.
Und die Jugend will ſich auch ſelbſt zeigen. Sie iſt an ihrem
Jugendſpieltag im Vordergrund, ſie will dem Sportpublikum und
dar=
über hinaus allen, die ein Herz für die Jugend haben, zeigen, wie ſie
während des Jahres gearbeitet hat, und ſie will vor den Augen einer
größeren Oeffentlichkeit in fairem, edlem Wettkampfe ihre Kräfte meſſen.
Am 30. Juni, auf dem Stadion des Sportvereins Darmſtadt 1898,
findet der Jugendtag der Darmſtädter D. S.B.=Vereine ſtatt. Während
der Pauſe des Handballpokalſpiels am Samstag abend um 7 Uhr trifft
ſich die Darmſtädter Sportjugend auf dem Raſen des Stadions. Der
Freund der Jugend, Herr Schulrat Haſſinger, hält die Anſprache. Am
Sonntag, den 30. Juni. finden ab 2 Uhr Spiele auf dem Stadion ſtatt.
Die Sieger erhalten Wimpel.
Veranſtaltungen am Jugendtag des Deutſchen Fußballbundes und der
Deutſchen Sportbehörde in Darmſtadt am 29. und 30. Juni 1929.
Stadion am Böllenfalltor.
29. Juni, abends 7 Uhr: Werbelauf und Aufmarſch ſämtlicher
Jugend=
licher auf dem Stadion. — Anſprachen. — Allgemeine
Vor=
führungen: Zweckgymnaſtik.
abends 7,30 Uhr: 10mal ½ Rundenſtaffel der Vereinsjugenden.
abends 7,45 Uhr: 5mal ¼ Rundenſtaffel der Vereinsſchüler.
30. Juni, mittags 2 Uhr: Schülerhandball:
1. Schüler Polizeiſportverein — 1. Schüler Sp.V. Dſtdt. 98.
3 Uhr: Jugendhandball:
1. Jugend Polizeiſportv. — 1. Jugend Spv. Darmſt. 98.
4 Uhr: Fußball:
Auswahlmannſchaft Stadt Darmſtadt — Land.
5 Uhr: Jugendfußball:
Stadtjugend — Landiugend.
6 Uhr: Schülerfußball:
Stadt=Fußballſchüler — Land=Fußballſchüler.
In der
Vorrunde um die der
Meiſterſchaft
Poſeidon Köln gegen Jung=Deutſchland Darmſtadt.
Sonntag vormittag 11.30 Uhr.
Weder einmal iſt man im deutſchen Schwimmſport ſo weit, daß die
Waſſerballſpiele um die deutſche Meiſterſchaft beginnen. Bekanatlich iſt
ſeit einigen Jahren verſchiedener Schwierigkeiten wegen die deutſche
Waſſerballmeiſterſchaft eine Sache für ſich. Jeder Ligaverein, der ſich
ſtark genug fühlt, in die Kämpfe einzugreifen, kann zu der Meiſterſchaft
eine Meldung abgeben. Es iſt dann allerdings eine
Selbſtverſtändlich=
keit, daß bei Meldungen aus ganz Deutſchland die Meiſterſchaft nur
nach dem Pokalſyſtem ausgetragen werden kann, d. h. alſo, daß die
unterliegende Mannſchaft aus dem Wettbewerb ausſcheidet. Daß dieſes
Syſtem große Härten in ſich birgt, ſteht feſt, kann doch u. a. eine
aus=
ſichtsreiche Mannſchaft durch das fremde Spielfeld oder eine ſonſtige
In=
dispoſition um ihre Chancen gebracht werden.
Jung=Deutſchland ſteht daher vor einer ſehr ſchweren Aufgabe
Erſtens trifft es in Poſeidon Köln auf eine Mannſchaft, die Waſſerball
ſpielen kann und in der ſich ſo bekannte Leute wie Treiß, Haas,
Lambertz u. a. m. befinden; und zweitens iſt Jung=Deutſchland in
die=
ſem Jahre der einzige ſüddeutſche Vertreter. Es hat alſo als
vorjäh=
riger ſüddeutſcher Meiſter die große Pflicht, Süddeutſchland in den
Spielen um die deutſche Meiſterſchaft würdig zu vertreten. Dieſer
Aufgabe iſt ſich die Mannſchaft durchaus bewußt und wird ſich daher
ſehr anſtrengen, dieſes Spiel zu einem Siege zu geſtalten.
Jung=Deutſchland hat wiederum einen Vorverkauf bei L. B. Müller,
Schulſtraße 14, eingerichtet, deſſen Benützung ſehr empfohlen werden
kann.
Radfahren.
Deutſches Turn= und Sportabzeichen.
Die Prüfung zur Erlangung des Deutſchen Turn= und
Sport=
abzeichens in Gruppe V. Radfahren (20 Km. auf der Landſtraße), haben
erfolgreich beſtanden: Damen: Frl. Liſelotte Zeſchky=Darmſtadt; —
Jugend: Valentin Schick, Helmuth Koehler, Adolf v. Harnier,
Darm=
ſtadt; — Erwachſene (männlich): Frdr. Egly, Pol.=Sp.=Vg., Becker.
Willi Kraß, Hermann Faßbender, Erwin Greſſer, Adolf Marquardt,
Gerhard Bergmann, Otto Reichmann, Alfred Bierhals, ſämtlich aus
Darmſtadt; Karl Major=Arheilgen, Wilhelm Goebel=Ober=Ramſtadt.
Die nächſte Abnahme=Prüfung findet Ende des Monats Juli ſtatt.
Ein ſchwarzer Tag für die Deutſchen in Wimbledon.
Der dritte Tag der allengliſchen Tennis=Meiſterſchaften in
Wim=
bledon war für die deutſchen Teilnehmer nicht ſehr erfreulich.
Nach=
dem in einem der letzten Spiele am Vorabend noch Kuhlmann
durch den Engländer Rodel 6:4, 6:8, 6:1 ausgeſchaltet worden war,
gelang es am Mittwoch nur noch der deutſchen Meiſterin Fräulein
Auſſem, ſich im weiteren Wettbewerb zu halten. Auf dem Hauptplatz
eröffneten der Amerikaner Tilden und der deutſche Meiſter Prenn
den Reigen der Kämpfe. Das Treffen war für uns eine Enttäuſchung.
Faſt widerſtandslos nahm Tilden die erſten zwei Sätze 6:0, 6:0 an ſich,
erſt im dritten Satz kam es zum Kampf, und hier mußte ſich auch Tilden
ſtrecken, um ſchließlich 6:0, 6:0, 8:6 Sieger bleiben zu können. Der
Pforzheimer Wetzel hatte im Kampf gegen den ſpielſtarken Engländer
Kingsley viel Peh mit ſeinen Rückhandſchlägen, andererſeits verſchlug
er aber auch in enkſcheidenden Momenten häufig leichte Bälle. Der ſehr
ruhig ſpielende Kingsleyz behielt ſchließlich 6:3, 4:6, 6:3, 6:0 über den
gegen Ende des Kampfes ſtark erſchöpften Deutſchen Oberhand. Bei
den Bamen unterlag Frl. Roſt gegen die Amerikanerin Jacobs leicht
0:6, 3:6. Frau Schomburgk ſtand gegen Weltmeiſterin Helen
Wills natürlich auf verlorenem Poſten, enttäuſchte aber darüber hinaus
noch. 6:0, 6:0 hieß das Ergebnis. Frl. Auſſem ließ die
Ameri=
kanerin Malory im erſten Satz 0:3 davonziehen. Miß Malory zeigte
ein hartes und variiertes Spiel. Dann ſpielte aber die Rheinländerin
energiſcher und krachte in zwei Sätzen 6:4, 6:2 den Sieg an ſich.
Spoelwerveing ver Zeun. Sochſwate.
Das war ein Schauen, Stqunen und Rmen, als ſich geſter
nach=
mittag im dem ſſchönſten Freilichttheater Darmſtadts ein Film von ſo
berückender Schönheit abrollte, daß Worte ihn kaum zu ſchildern
ver=
mögen. Under der Regie des Hochſchulſportlehrens Söllinger war da
ein Prachtwerk erſtanden, das ſeinen beſonderen Reiz auch darim hatte,
daß es wur eimal gezeigt wurde. Kraft! Leben! Schönheit! Einmal
angeburbelt, rollte der Film un ufhaltſſam vorwärts. Immer niue,
immer ſchönere Bilder zeigten der Oef endlichkeit die Gründlichkeit und
Viebgeſtaltügkeit des Sportbetriebs an der Techniſchen Hochſchule imn
Darmſtodt. Der Sport marſchiert! Wer es immer noch nicht eingeſtehen
will, dem iſt nicht zu helfen. Die Techniſche Hochſchule iſt auch auf
dieſem Gebiet auf dem nichtigen Weg. Glückauf!
Schon der Aufmarſch, an dem ſich etwa 1000 Studenten beteiligten,
ließ große Erwarvungen für dia kommenden Darbietungen entſtehen.
Zwei gebräunde, kräftige Geſtalten auf kraftſtrotzenden Pferden
eröff=
neten don nimmer endenwollenden Zug der Atchleten. Ihnem folgte
(ſiwe ſtattliche Reiterſchar, und dann kamen die einzelnen Spielgruppen:
Fußballer, Hocheh= und Denmisſpieler, Athleten in umüberſehbarer Zahl,
eine Damengruppe, Fechter, Waſſerſportler, die ach ihr ſchweres Gerät,
fünf Boote des Amts für Leibesübungen, umhertrugen, währeind zwei
Flugzeuge über der Bühne kreuzten. Hätte die Muſik mnicht dieſe
mono=
tone, ewig wiederkehrende, nie wechſelnde und daher unangenehme
Be=
gleitung gebiefert, wäre es zweifellos noch angenehmer empfunden
worden.
Der num folgende Spielbetrieb — ein Ausſchnitt aus dem
Uebungs=
betrieb der Hochſchlule — bor eine ſolche Mannigfaltigkeit, daß eine
Steigerung wur ſchwer möglich ſein dürfte. Da man immer nur cinen
Vorgang beobachten konnte ging dem Beſchauer allzuviel verloren.
Reitſchule, Bodemübungen, Medizinball, Hindermisturnen, Spiele,
Ten=
nis, Fechten wurden auf dem Spielplatz zu gleicher Zeit gezeigt. Einige
Abteilungen traden im Sonderdarbietungen hervor.
Die Akodemiſche Reitabteilung bewies durch Ausführung vom
Quadrillem, in Begleivung der Militärkapelle, ihre außerordentliche
Fertigkeit, die um ſo höher zu werten iſt, als gerade die Reiter
außer=
ovdentlich in ihrem Uebungsbetrieb gehemmt ſind.
Der Akademiſche Turnbund führte dann gymnaſtiſche Frefütbungen
wach dem Klängen der Muſikkapelle aus.
Während der Waſemübungen wurden gleichzeitig im Schwimmbeihen
Schwimmvorführungen und ein erheiterndes Schifferſtechen gezeigt.
Den Abſchluß des Feſtes bildete das Rugbyſpiel uund der
Schwim=
kampf Frankfurt—Darmſtadt.
Die Veranſtaltung wurde urmrahmt durch Murſikdarbictungen.
Hochſchulwettkampf Darrſtadt — Frankfurk.
Dritter Tag der Sportwoche: Schwimmen.
Darmſtadt weiterhin ſiegreich! Punktzahl 6:3.
Die 25X50=Meter=Freiſtil=Staffel gewann Darmſtadt überlegen
mit drei Bahnlängen Vorſprung. Zeit: 15:11,3, gegen 17:12,6.
Die 8X100=Meter=Lagen=Staffel brachte Darmſtadt ebenfalls mit
11:39,3, gegen 12:14,3 ſicher an ſich.
Das Wafferballſpiel zeigte die Gäſtemannſchoft als einen dem
deut=
ſchen Hochſchulmeiſter weit unterlegenen Gegner. Schon die erſte
Mi=
mute ſah die Hieſigen mit 1:0 in Führuung. Gleich darauf ſtand durch
einen aus der Mitte ſcharf gezielten Kernwurf Oulemanns das Spiel
2:0. Bis zur Halbzeit mußten die Frankfurter, dak des guten
Zu=
ſpiels und überlegenen techniſchen Könwens der Davmſtädter noch drei
weitera Tore hinnehmen. Halbzeitergebmis 5:0! Nach dem Torwechſel ſah
man die Frankſurter ausſchließlich in der Verreidigung. Ein harter
Vorſtoß des Darmſtädter Sturmes brachte ihnen ein unverſchuldetes
Selbſttor. Zwei Durchbrüche ſcheiterten an Orleſmam in der
Wertei=
digung und dem Torwart. Das Schlußergebnis ſtellte ſich auf 8:0 für
Darmſtadt.
Rugbyſpiel der Städkemannſchaften Heidelberg
gegen Frankfurk 11:11.
Etwas ganz Neues für die Darmſtädter. Das Spiel fand zweifellos
die Aufmerkſamkeit aller Zuſchauer.
Durch dieſes ſchöne Werbeſpiel dürfte das den Körper aufs
höchſte beanſpruchende und ausbildende Rugby gewiß viele Anhänger
gewonnen haben. Die neugegründete Mannſchaft der Hochſchule wird
am kommenden Samstag ihr erſtes Spiel gegen die Studentenſchaft von
Karlsruhe austragen.
Von Beginn des Spieles an zeigt ſich eine leichte Ueberlegenheit
Heidelbergs. Das Spiel geht wechſelnd hin und her. Nach einem
Ge=
dränge in der Heidelberger Hälfte erwiſcht Frankfurt den Ball, und
Haux macht hartbedrängt den erſten Verſuch. Fiſchbach (Fr.) will
er=
höhen, verfehlt aber das Tor. 3:0 für Frankfurt. Kurz darauf macht
der Heidelberger Internationale Leippert II einen ſchönen
Stürmer=
verſuch, den der Kapitän der deutſchen Nationalmannſchaft, Botzong,
erhöht. 5:3 für Heidelberg. Bald darauf iſt Pauſe, in der
Sport=
lehrer Krieg mit bewunderungswürdiger Gewandheit das Rhönrad
vorführt. Nach Wiederbeginn iſt das Spiel ganz verteilt, bis Pfeil (H.)
einen Verſuch macht, der nicht erhöht werden kana. 8:3 für Heidelberg!
Kurze Zeit ſpäter gleicht Frankfurt aus, indem Haux einen ſchönen
Verſuch ſetzt, den Fiſchbach erhöht. Sofort nach Wiederanſtoß macht
Zotzong einen Verſuch, der nicht erhöht werden kann. 11:8 für
Heidelberg! Dann ſteht Leippert II (H.) abſeits. Der verhängte
Straf=
ſtoß wird durch Fiſchbach zum Ausgleich verwandelt, bei dem es bis
zum Schluß bleibt. Der franzöſiſche Internationale Verger leitete das
Spiel einwandfrei.
... vierter Tag der Sportwoche: Leichtathletik.
B. Staffeln und Dreikämpfe
Beginn 17½ Uhr. Eintritt frei!
Hübelfechken der Senioren auf dem Heiligen Krenz.
Der Verband mittelrheiniſcher Fecht=Clubs, Gruppe III des
Deutſchen Fechterbundes, hat ſein diesjähriges Säbelfechtturnier
für Senioren dem Darmſtädter Fecht=Club übertragen. An dem
Turnier werden ſich die beſten Säbelfechter des Verbandes
be=
jeiligen, ſo daß ſportlich ſchöne Kämpfe zu ſehen ſind. Der
Ver=
dand iſt ſeit fünf Jahrzehnten (gegründet 1880) die ſtärkſte und
älteſte Fechtergruppe Deutſchlands und hat ſeit Beſtehen des
Deutſchen Fechterbundes faſt durchgängig die deutſchen Meiſter
geſtellt, wie auch die führenden Männer der Geſchäftsleitung aus
ſeinen Reihen erwählt wurden. Das Turnier — unter der Lei=
tung des Verbandsvorſitzenden Fr. Boltendahl=Eltville — des
deutſchen Meiſters Casmir=Frankfurt und des Altmeiſters M.
Steffan=Darmſtadt findet kommenden Sonntag vormittag und
nachmittag auf dem Heiligen Kreuz ſtatt.
1. Pokalſpiel: Polizeiſporkverein — Einkrachk.
Wir weiſen hiermit nochmals auf das heute abend 6.30 Uhr auf der
Rennbahn (Heidelberger Straße) ſtattfindende 1. Spiel um den
Helia=
pokal hin. Die Ausloſung führte genau dieſelben Gegner wie im
Vor=
jahre zuſammen. Damals mußte zum erſten Spiele Eintracht ſich der
Polizei beugen, nachdem ſie ſich bis zur Halbzeit hartnäckig wehrte,
aber dann der Polizei den Sieg abtreten mußte. Hoffen wir, den
Beſſe=
ren wieder im Endſpiele zu ſehen! Zum Schluß wünſchen wir dem
Spiele noch einen ſchönen, fairen Verlauf und guten Beſuch. Die
Ein=
trittspreiſe ſind der heutigen Zeit angepaßt.
Hauptſchriftleltung: Rudolfiaupe
Verantwortlich für Polltſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: J. V.: Dr. Eugen Buhlmann;
für „Die Gegenwart”: Dr. Herbert Neite; ſür den Inſeratenteil: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte-Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,
Nummer 176
Donnerstag, den 27. Juni 1929
Geite 11
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſere gute Mutter
Ihre Excellenz
Freifrau Sophie von Gall
geb. von Muralt
im 83. Lebensjahr zu ſich zu nehmen.
In tiefer Trauer:
Karl Freiherr v. Gall
Max Freiherr v. Gall
Hilde Freifrau v. Gall
geb. v. Bärenſprung
Marguerite Freifrau v. Gall
geb. Ellebondt
und 2 Enkelſöhne.
Die Beerdigung hat in aller Stille ſtattgefunden. (*
Skalk beſonderer Anzeige.
Nach langem Teiden entſchlief heute
nachm. 2 Uhr unſer lieber Sohn
Georg Bert
stud. ver. pol.
im 25. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Fr. Lautenſchläger und Frau
Eliſabeth geb. Schellhaas, verw. Bert
Familie Georg Schellhaas.
Lichtenberg, den 26. Juni 1929. (10586
Die Einſegnung findet Samstag, vormittags 11 Uhr,
am Sterbehaus ſtatt.
Die Einäſcherung erfolgt in aller Stille in Darmſiadt.
Heute entſchlief nach langem mit Geduld
ge=
tragenem Leiden, meine gute Frau, meine liebe
Mutter, Schwiegermutter und Großmutter
Frau
Kafg. Baliger
geb. Keil
Die trauernden Hinterbliebenen:
Fr. Walther
Familie Georg Fr. Schwebel.
Niedernhauſen, den 25. Juni 1929.
Die Beerdigung findet Freitag, den 28, Juni,
nach=
mittags ½2 Uhr ſtatt.
(10578
Dankſagung.
Statt Karten.
Für die überaus zahlreichen Beweiſe herzlichſter
Teil=
nahme und für die vielen Blumen= und Kranzſpenden
bei dem allzufrühen Heimgang unſerer lieben, lieben
Tochter, Schweſter und Nichte
Zenſchen Kuizer
Lehrerin
können wir nur auf dieſem Wege unſeren
tiefgefühl=
teſten Dank ſagen. Dank auch Allen, die ſie zur letzten
Ruhe begleiteten.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Bogotä, den 26. Juni 1929,
Statt Karten.
Für die überaus wohltuenden Beweiſe aufrichtiger
Teil=
nahme bei der Krankheit und dem Heimgang meines
ge=
liebten Mannes, unſeres herzenguten Vaters
Herin
Uuftau Sandatg
ſagen wir hiermit unſeren tiefgefühlten Dank.
Frau Marg. Schnaars,
geb. Stelnmetz,
nebft Kinder Gretel und
Guſtav.
Darmſtadt, Griesheim, Naſſau, Bremen,
den 24. Juni 1929.
Todes=Anzeige.
Am 25. Juni 1929, verſchied nach langem, ſchwerem, mit
großer Geduld getragenem Leiden meine liebe Frau, unſere
gute Mutter, Schweſter und Großmutter
Maudolo Beft
geb. Dörner
im 65. Lebensjahr.
Wir bitten um ſtille Teilnahme:
L. Weſp, Stockheim (Oberheſſen)
Thilde Kalbhenn, geb. Weſp, Darmſtadt
Dora Mehzer, geb. Dörner, Charlottenburg
H. Kalbhenn, Rechtsanwalt, Darmſtadt
W. Meher, Charlottenburg
L. Kalbhenn, stud. med. Marburg a. d. Lahn
Die Beerdigung findet in der Stille ſtatt.
(10582
Am 25. Juni entſchlief nach langer
Krank=
heit im Alter von 55 Jahren mein lieber
Mann, unſer guter Vater
Profeſſor
D. Junag eusſtein
Gretel Goldſitein, geb. Neumann
Wolfgang
Elsbeth
Hannah
Ernſt.
Die Beiſetzung findet in der Stille ſtatt. Wir bitten,
von Beſuchen abſehen zu wollen. (10546
Für Ihre Faße
Am 24. d8. Mts. iſt unſere liebe
Mutter, Großmutter,
Urgroß=
mutter und Schweſter
Frau
geb. Roßmann
im 89. Lebensjahr ſanft
ent=
ſchlafen.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Eliſabeth Metté, geb. Schupp
Lu Metté
Lilli Gahrtz.
Die Beerdigung findet
Donners=
tag 3 Uhr in Seeheim ſtatt.
Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme beim Heimgang
unſeres lieben Entſchlafenen ſprechen
wir Allen, insbeſondere Herrn
Pfarrer D. Waitz für ſeine
troſt=
reichen Worte unſeren
tiefempfun=
denen Dank aus.
Für die Hinterbliebenen:
Frau M. Haaß Wtw.
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beschwerden bei Senk-
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FIllale Darmstadt
mit Wirkung vom 1. Juli ds. Js. ab die bei ihr
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führten Konten und Depots auf die
Deutsche Dank
IIaf0 DarmStadt
übertragen.
Wir bitten daher höflich, sich wegen Erledigung
aller Angelegenheiten, weiche die bisher bei der
Deutschen Vereinsbank Filiale Darmstadt unterhaltenen
Konten und Depots betreffen, von genanntem Tage
ab an die
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Mit vorzüglicher Hochachtung
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Nummer 126
Donnerstag, den 27. Juni
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 24. Juni.
Nach dem Zuſtandekommen des Youngplanes folgt
logiſcher=
weiſe die Ratifizierung der Schuldenabkommen. Sie bildet
vor=
läufig noch den Gegenſtand lebhafter Debatten; die
Wirtſchafts=
kreiſe halten aber die Ratifizierung für ſicher, da im Falle einer
Ablehnung ſich unüberwindliche politiſche und wirtſchaftliche
Schwierigkeiten einſtellen werden. Man knüpft aber deshalb noch
keine beſonderen Hoffnungen an das wirtſchaftliche
Zuſammen=
wirken mit Amerika, insbeſondere die Ausſichten des franzöſiſchen
Exports nach den Vereinigten Staaten beurteilt man ſehr
peſſi=
miſtiſch.
Ein Teil der großen kolonialen Anleihe wird aufgelegt. Sie
beläuft ſich auf 3 Milliarden und wird unter Franzöſiſch=
Weſt=
afrika, Indochina, Madagaskar, Togo und Kamerun verteilt
wer=
den, während die Antillen, Kaledonien, Ozeanien und die
äqua=
torialen Teile Afrikas, obwohl ſie ſich meiſtens in einer
ſchwie=
rigen wirtſchaftlichen Lage befinden, auf ihren Anleiheteil noch
warten müſſen. Die Baiſſe der Zucker= und Kautſchukpreiſe im
vorigen Jahre hat der kolonialen Wirtſchaft viele Sorgen
ver=
urſacht, dagegen wird die jetzt erfolgte ſtürmiſche Baiſſe der
Ge=
treidepreiſe nur für die nordafrikaniſchen Kolonien fühlbar werden.
Auf dem Geldmarkte herrſcht wieder eine große Flüſſigkeit.
Die Lage der Effektenbörſe hat ſich nicht gebeſſert, die
Geſchäfts=
loſigkeit dauert weiter an.
Auf dem Rohſtoffmarkte gibt es keine allzugroßen Aenderungen.
Der Kohlenmarkt zeigt nach wie vor feſte Tendenzen. Die
Aprilproduktion des franzöſiſchen Kohlenbergbaues beläuft ſich auf
4 553 472 Tonnen, etwas weniger als im vorigen Monat. Die
Koksproduktion machte 394 392 Tonnen aus: dieſe Zahl bezieht
ſich ausſchließlich auf die metallurgiſche, das heißt für die
Schwer=
induſtrie nötigen Koksmengen. Die nordiſchen Verkaufskontore,
an die man große Hoffnungen knüpfte, haben ſich nicht behaupten
können. Ihr Mißerfolg liegt aber nur in einem
Organiſations=
fehler.
Die Lage des Eiſen= und Stahlmarktes iſt anhaltend günſtig.
Es erwies ſich richtig, daß man keine weiteren Preiserhöhungen
vornahm. Es liefen in der Folge zahlreiche langfriſtige
Beſtel=
lungen ein.
Ueber das internationale Stahlkartell ſind die verſchiedenſten
Gerüchte im Umlauf, die man aber mit Vorſicht aufnehmen ſoll.
Auf dem Metallmarkte gibt es ſtarke Belebung. Die „
Kupfer=
frage” bildet nach wie vor eine Sorge der franzoſiſchen Induſtrie.
Das Kupferkartell verſucht nämlich mit allen Mitteln die jetzigen
hohen Preiſe aufrecht zu erhalten. Ob es gelingt, iſt eine andere
Frage. Die Käufer rechnen jedenfalls auf eine Baiſſe, und ſie
kaufen nur für den täglichen Bedarf ein. Die amerikaniſche
Kupferproduktion war im April höher als im März: 196 420
Tonnen gegenüber 192 792 Tonnen. Die geſamte Weltproduktion
im Vorjahre belief ſich auf 1956 621 Tonnen, die diesjährige
Produktion ſoll nach den bisherigen Schätzungen größer ſein,
anderſeits hat ſich aber der Verbrauch ſchneller entwickelt, als man
es vorausgeſehen hat. Die großen franzoſiſchen Geſellſchaften haben
jetzt Kupferlager in Schweden und Bulgarien aufgekauft, um ſich
von der amerikaniſchen Kupferhegemonie zu befreien.
Der Zinnmarkt hat ſich erheblich befeſtigt. Dieſe Befeſtigung
iſt nicht ausſchließlich dem lebhafteren Geſchäftsgange
zuzuſchrei=
ben, ſondern auch den Nachrichten über die bevorſtehende
Umorga=
niſierung in der Zinnproduktion und des Zinnmarktes. Ein
Zinn=
kartell oder =Syndikat ſoll gebildet werden, eine ähnliche
Orga=
niſation, wie das Kupfer= oder Zinkkartell. Die Möglichkeiten
und auch die Notwendigkeit eines ſolchen Kartells ſind
offen=
ſichtlich. Die Zinnpreiſe ſind nämlich, verglichen mit den üblichen
Metallpreiſen, relativ ſehr niedrig. Anderſeits werden aber 90
Prozent der Produktion von England kontrolliert, die engliſchen
Produzenten brauchen ſich alſo nur unter ſich zu einigen. Ein
Argument für die Reduzierung der Zinnproduktion bildet auch
die Tatſache, daß die Vorräte an Zinnmineralien zu ſchnell
auf=
gebraucht werden. Ein Zinnkartell würde gegen Amerika
ge=
richtet ſein und eine Antwort auf das Kupferkartell darſtellen.
Die Bleiproduktion im April belief ſich auf 161 736 Tonnen;
das ſtellt einen Rekord dar, und es iſt nicht unmöglich, daß ſie in
den nächſten Monaten ebenſo groß ſein wird. Der Markt iſt
gegen=
wärtig lau.
Die Lage des Phosphatenmarktes gibt zu vielen Erwägungen
Anlaß. Der Geſchäftsgang hat ſich in den letzten Monaten
erheb=
lich gebeſſert, trotzdem ſind die Produzenten noch immer ſehr
un=
zufrieden mit der Preislage und beſorgt um die Ausſichten des
Marktes. Die Phosphatpreiſe betragen nämlich, in Goldfranken
umgerechnet. nur 50 Prozent der Friedenspreiſe.
Der Kalimarkt iſt etwas ruhiger geworden. Ein ernſter
Rück=
gang des Abſatzes iſt aber nicht zu befürchten. Es iſt nur
natür=
lich, daß nach dem ſehr ſchnellen Aufſchwunge am franzöſiſchen
Kalimarkte eine Konſolidierung eintrat.
Die Zukunft des Nitratenmarktes wird optimiſtiſch beurteilt.
Man nimmt nämlich an, daß die chileniſchen Produzenten und die
Fabrikanten des ſynthetiſchen Nitrats ſich einigen und die ſcharfe
Konkurrenz einſtellen werden.
Die Ausſichten des Petroleummarktes werden jetzt weniger
optimiſtiſch beurteilt. Man erwartete günſtige Ergebniſſe von der
Konferenz in Colorado, ſie wurde aber gegen alle Erwartungen
ohne Ergebnis „sine die” vertagt. Die mexikaniſche Produktion
wächſt inzwiſchen beſtändig. Die rumäniſche Petroleumproduktion
ſoll ebenfalls einen Aufſchwung erfahren haben, man plant auch
in Rumänien ein Petroleumkartell, welches die Konzentration und
die einheitliche Organiſierung der rumaniſchen Erdöl=Induſtrie
durchführen würde.
Zur Zinsermäßigung der Stempelvereinigung. Außer der
Er=
mäßigung der Sollzinſen beabſichtigt die Berliner Stempelvereinigung
ab 30. Juni 1929 eine Herabſetzung der Zinſen für Gelder von 15 Tagen
bis zu einem vollen Monat feſt oder mit entſprechender Kündigungsfriſt
wie folgt: 1. ſo weit das Geld in gleichem Monat oder am 1. des der
Hereinnahme folgenden Monats fällig wird, von 7 auf 6 Prozent; 2. ſo
weit das Geld ſpäter als am 1. des der Hereinnahme folgenden Monats
fällig wird, von 8 auf 7 Prozent. Sofern der Vorſchlag der
Stempel=
vereinigung, die Soll=Zinſen zu ermäßigen, Annahme findet, werden
die Sätze für täglich fällige Gelder in Berlin a) in proviſionsfreier
Rech=
nung von 5½ auf 4½ Prozent und b) in proviſionspflichtiger Rechnung
von 6 auf 5 Prozent ermäßigt.
Deutſche Bank — Deutfche Vereinsbank. Die Verhandlungen,
wo=
nach die Filiale in Darmſtadt der ehemaligen Deutſchen Vereinsbank
(jetzt Deutſche Effekten= und Wechſelbank, Frankfurt a. M.) von der
Deutſchen Bank übernommen und mit ihrer dortigen Filiale vereinigt
wird, ſind abgeſchloſſen. (vgl. Meldung im lokalen Teil der heutigen
Ausgabe). Die Uebernahme erfolgt ab 1. Juli. Die Transaktion
be=
deutet eine der durch die Fuſion Vereinsbank—Effenktenbank
notwen=
digen Rationaliſierungsmaßnahmen.
Internationale Stickſtoffverſtändigung. Die Verhandlungen des
chileniſchen Finanzminiſters Don Pablo Ramirez mit Vertretern der
J. G. Farbeninduſtrie A G. und der Imperial Cyemicel Induſtries
Limited ſind zu einem befriedigenden Aöſchluß gekonmen und haben zu
einer Verſtändigung über ein enges Zuſammenarbeiten in der
Zu=
kunft geführt, das eine beſtmögliche Verſorgung der Landwirtſchaft mit
Stickſtoff gewährleiſtet. Die Propaganda wird künftig nach vereinbarten
Richtlinien erfolgen. Der Notlage der Landwirtſchaft iſt durch eine
wei=
teve Ermäßigung der Verkaufspreife Rechnung getragen worden,
ob=
wohl die Preiſe ſchon bisher weit unter Vorkriegshöhe lagen. Die
ge=
troffene Verſtändigung bezieht ſich nichr auf die Vereinigten Staaten
von Amerika.
Die G.V. der Deutſchen Kranken=Verſicherungs=A.G. in Berlin
ge=
nehmigte 10 Prozent Dividende. Die Zähl der Verſicherten hat ſich
mit über 100 000 gegenüber dem Vorjahr etwa verdreifacht. Die
Ge=
ſamtprämieneinnahme betrug 1928: 3,93 Mill. RM. Für Schäden
wurden 1,23 Mill. RM. aufgewendet. Der Schadenreſerve wurden
450 000 und dem Verſicherten=Gewinnreſervefonds 530 000 RM.
über=
wieſen. Aus dem Verſicherungsgewinnreſervefonds wird abermals der
in den Verſicherungsbedingungen vorgeſehene Höchſtbetrag von 80
Pro=
zent verteilt. Auch im neuen Geſchäftsjahr war der Antragseingang
lebhaft, ſo daß die Geſellſchaft zur Errichtung eines eigenen
Verwal=
tungsgebäudes in Berlin=Schöneberg, Innsbrucker Straße, ſchreiten
mußte. Von ſeiten des Reichsaufſichtsamtes für Privatverſicherungen
iſt die Genehmigung hierzu bereits erteilt
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt, 26. Juni.
Nachdem die geſtrige Ultimoliquidation ohne Reibung
vor=
übergegangen iſt — vor einiger Zeit wurden infolge der immer
noch ungeſunden Geldmarktverhältniſſe diesbezügliche
Schwierig=
keiten erwartet eröffnete die Börſe mit großer Zuverſicht und
in freundlicherer Stimmung. Die Widerſtandsfähigkeit der Börſe,
die man doch in den letzten Tagen feſtſtellen konnte, ließ die
Hoff=
nung einer baldigen Beſſerung auftauchen, ſo bald der
Halbjahres=
ultimo überwunden ſein dürfte. Das Geſchäft war aber anfangs
noch nicht nennenswert groß, da ſich die Spekulation ziemlich
reſerviert verhielt. Doch traten gegenüber der geſtrigen
Abend=
börſe Erholungen bis zu 1½ Prozent ein. Gleich nach der
Feſt=
ſetzung der erſten Kurſe wurde die Umſatztätigkeit recht rege. Es
trafen einige Orders von Auslandsſeite ein, auch das private
Publikum beteiligte ſich wieder etwas am Geſchäft Veranlaßt
hiervon, nahm die Spekulation Deckungen vor, was ſich beſonders
am Elektromarkt und in Montanwerten vorteilhaft auswirkte.
Da der Engagementsumfang immer ſehr gering war, konnte man
auch verſchiedentlich Neuengagements beobachten, und im freien
Markte waren teilweiſe ganz beträchtliche Erhöhungen zu
er=
kennen. A.E.G. eröffneten knapp behauptet. Licht und Kraft,
Gesfürel, Rheag und Schuckert lagen leicht erhöht. Am
Chemie=
markt waren J.G. Farben bei Eröffnung eher vernachläſſigt, doch
konnte dieſes Papier im Anſchluß an die beſſere Börſenverfaſſung
bis zu 1½ Prozent gewinnen. Rütgerswerke plus 1½ Prozent.
Am Monkanmarkt war gleich zu Beginn der Börſe die
Umſatz=
tätigkeit lebhafter. Im Vordergrunde ſtanden hier Gelſenkirchen
mit plus 2 Prozent und Phönix mit plus 1½ Prozent.
Im Verlaufe war die Geſchäftstätigkeit, nachdem die
Auf=
träge zumeiſt erledigt waren, nur noch zeitweiſe lebhafter.
Gegen=
über den Anfangsnotierungen waren zumeiſt Erhöhungen bis zu
2 Prozent feſtzuſtellen, Elektrowerte lagen auf Gewinnmitnahmen
ſpäter um Bruchteile eines Prozentes niedriger. Montanwerte
weiter gefragt. Beſonderes Intereſſe trat jetzt für
Schiffahrts=
werte, die bis zu 2½ Prozent gewinnen konnten, zutage. Die
Tendenz war freundlich und zuverſichtlich. Am Geldmarkt war
Tagesgeld mit 8 Prozent weiter etwas angeſpannt. Monatsgeld
94s bis 9½ Prozent. Am Deviſenmarkt lag die Mark weiter etwas
ſchwächer. Man nannte Mark gegen Dollar 4.1973, gegen Pfunde
20.348 London-Kabel 4.8480, Paris 123.93, Mailand 92.67,
Madrid 34.25, Holland 12.07.
Die Abendbörſe verlief durchweg freundlich bei allerdings noch
ruhigem Geſchäft. Weiter bevorzugt waren Montanwerte, die ¾
Pro=
zent, daneben Farbeninduſtrie, die ½ Prozent anzogen. Die übrigen
Märkte lagen zuar ſtill, doch gleichfalls eher etwas feſter.
Auslän=
diſche Kunſtſeidewerte 2 Dollar ſchwächer. Renten umſatzlos. Die
Nachbörſe blieb gut gehalten.
Berlin, 26. Juni.
Obwohl für heute im allgemeinen nur günſtige Momente vorlagen
hatte ſich im Vormittagsverkehr kein größeres Geſchäft entwickeln können.
Auch an der Börſe ſelbſt machte ſich zunächſt das Fehlen neuer Limite
im Geſchäftsumfang fühlbar, die Tendenz war aber trotzdem behauptet.
Man ſtellte mit Befriedigung feſt, daß ſich die auf den Kurſen ſtehenden
Reports halten konnten. So iſt der Ultimo für die Börſe überſtanden,
auch der Zahltag dürfte kaum Schwierigkeiten machen. Nach Feſtſetzung
der erſten Kurſe zeigte die Tendenz vorübergehend Neigung zur
Schwäche, um ſich dann aber um ſo kräftiger zu erholen. Das Geſchäft
wurde auf Spezialmärkten ziemlich lebhaft. Die Spekulation ſchritt zu
Neuengagements, da einerſeits ein optimiſtiſcher Monatsbericht der
Deutſchen Bank bekannt wurde, andererſeits bis zur nächſten
Liqui=
dation ein Monat Zeit iſt. Die Kursgewinne gingen bis zu 3 Prozent.
die Ardeitsmarktiage im Reich.
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt für die Zeit vom 17. bis
27. Juni war der Arbeitsmarkt in der Berichtswoche
gekennzeich=
net durch eine überaus lebhafte Bewegung. Im ganzen ſetzte ſich
noch ein weiterer ſchwacher Aufſtieg durch. In Brandenburg,
Bayern, Südweſtdeutſchland und Pommern war die Belebung
etwas ſtärker als in der Vorwoche. Sie wurde hauptſächlich von
einer erneuten Aufnahmefähigkeit der Außenberufe getragen. In
Weſtfalen, das bereits einen günſtigeren Stand als zur gleichen
Zeit des Vorjahres erreicht hat, ging die Arbeitsloſigkeit
gleich=
mäßig weiter zurück. (Aufnahmefähigkeit des
Ruhrkohlenberg=
baues, Ueberführung berufsfremder Kräfte in die Landwirtſchaft
anderer Gebiete.) In den übrigen Bezirken trat nur noch eine
geringe Entlaſtung des Arbeitsmarktes ein. In Sachſen und im
Rheinland iſt die Zahl der arbeitsloſen Frauen langſam
ange=
ſtiegen (jahreszeitlicher Tiefſtand des Bekleidungsgewerbes). In
Sachſen blieb im Vergleich zum Vorjahr die Lage beſonders
ge=
drückt (zurückgebliebene Entwickelung des Baumarktes, ſtarke
Schwankungen in der Metall= und Textilinduſtrie, Verſchärfung
der Kriſe in der Schuhinduſtrie) Die Vormeldungen der
Landes=
arbeitsämter beſtätigen die Schätzung der Vorwoche, daß die Zahl
der Hauptunterſtützungsempfänger in der verſicherungsmäßigen
Arbeitsloſenunterſtützung am 15. Juni nahe an 750 000 lag.
In=
zwiſchen dürfte ſie um weitere 10 000 geſunken ſein.
A. E. G...
Augsb.=Nürnb. Mal
Baſalt ...
Bergmann.
Berl. Karlsruhe In
Berl. Hand.=Geſ
Danatbank. . . . . . . . . / 2751 1276.—
Deutſche Erdöl .... . / 116.50 /117.50 Orenſtein.
Polyphon .."
Deutſche Petroleum., 61.50
Dynamit Nobel. . . . / 116.25 1118.— Rütgerswerke
158. — (158. — 1 Sachſenwerke
Clektr. Lieferung
239.— 1240.— 1 Siemens Glas
F. G. Farben.
139.— 1140.— Ver. Glanzſtoff
Gelſenk. Berg.
222.75 1222.75 Ver. Stahlwerke.
Geſ. f. elek=
45.—
Volkſtedter Porzello
45.—
dan. Maſch.
Wanderer Werke.
155. — 1157.—
Hanſa Damp
Wiſſner Metall".
119.25 1121.
Hapac
145. — 1147.50 I Wittener Gußſtahl
Harpener
269.75 1270.—
Hemoor Zement.
Tie 3 Kalin erte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
Frankfurter Produktenbericht vom 26. Juni. Der Frankfurter
Pro=
uktenmarkt verkehrte in ſtiller Haltung. Die in der Regierung und
Parlament gegenwärtig zur Debatte ſtehenden Landwirtſchafts=
Hilfs=
maßnahmen beanſpruchen das volle Intereſſe des Getreidemarktes. Für
Weizen und Roggen und für Roggenmehl zeigte ſich etwas mehr
Kauf=
neigung. Das Inlandsangebot iſt nach wie vor ſehr gering. Weizen 24,
Roggen 22. Sommergerſte 23, Hafer 22, Mais für Futterzwecke 20,50,
Weizenmehl 33,50, dito niederrh. 33,25, Roggenmehl 29,50—30,25,
Wei=
zenkleie 10, Roggenkleie 11,25. Allgemeine Tendenz: ſtetig.
Die Berliner Metallnotierungen vom 26. Jun 1929 ſtellten ſich für
Elektrolytbupfer 170.75 RMN., Originalhütlemabuminitum 190 MM.,
des-
gleichen in Wolzen oder Drohtbarren 194 RM., Reinnickel 350 RMM.,
Amtmon Weglulus 65—70 RM., Feinſilber 71.75—73.50 RM.
deviſenmarkk.
Helſingfors..
Wien...
Prag ...
Budapeſt.
Sofia.
Holland
Sslo ..."
Kopenhagen.
Stockholm. . .
ondon . . . . ."
Buenos Aires.
New York ....
Belgien...."
25. 6. 26. 6.
GeldBrie f! Geld Brief
0. 536 10 .556,10.536 10.556
58. 94 f59.06 f58.25 59.07
12. 425 12. 445/12. 426 12.446
73.08 73. 22
3.027/ 3. 033
168. 36 168. 70/168.35 168.69
111. 69 111 .91/111.67 111. 29
111.66111 .88/111.67 111.89
112.33112 .55/112.36 112.54
20 .325 20. 365
1.757 1.761
4.19 25 4.2 005/4. 1925 4.2005
18.2 1 58. 33
73.09 73.23
3.027/ 3.033
20.323 20.363
1.757 1.761
58.205 58. 32:
Italien ....
Paris ......
Schweiz ....
Spanien ..."
Danzig ......
Japan......
Rio de Janeiro
Jugoſlawien..
Portugal. . . . .
Athen .......!
Konſtantinope.
Kanada.
Uruguag.
25. 6.
26. 8.
Geld /Brief/ Geld / Brie
21.935 21.97521.94 21.98
16.395 16.435,16.395 16.435
80.655 80.815 80.64 80.80
59.26 59.38
81.27 81.43
1.8381 1.842
0.496/ 0.49
7.369 7.38:
18.73 118.77
5:425 5.435
2.023/ 2.02
4.156/ 4.164
4.036/ 4.044
59.29 59.41
81.28 81.44
1.837 1.841
0.4961 0.498
7.371/ 7.385
18.73 18.77
5.425
2.023
4.156
4.036
„435
2.027
4. 164
4.044
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 26. Juni=
Getreide. Weizen: Juli 113½, Sept. 115½, Dez. 123½: Mais:
Juli 82½4, Sept. 94½, Dez. 92½: Hafer: Juli 44, Sept. 44½,
Dez. 46½; Roggen: Juli 87½, Sept. 91½, Dez. 96½.
Schmalz: Juli 11,85, Sept. 12,22½, Okt. 12,35, Dez. 12,42½.
Fleiſch. Rippen: Juli 13,60, Sept. 13,85; Speck, loko 13,62½;
leichte Schweine 10,50 bis 11,15, ſchwere Schweine 10,40 bis
10,90: Schweinezufuhren: Chicago 19000, im Weſten 100 000.
Baumwolle: Juli 18,45, Oktober 18,54.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 26. Juni:
Getreide. Weizen: Rotwinter 139½, Hartwinter 1253;
Mais, neu angek. Ernte 104½; Mehl, ſpring wheat clears 5,60
bis 5,96; Getreidefracht: nach England 1,6 bis 2,0 Schilling,
nach dem Kontinent 10 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,55; Talg, extra, loſe 7.
Kakao. Tendenz: unregelmäßig; Umſätze in Lots: 335;
Loko: 10½; Juli 10,40, Auguſt 10/47, September 10,03, Oktober
10,71, November 10,55, Dezember 10,50.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Wie wir erfahren, ſind von den verſchiedenſten Firmen bei
der Reichsbank bisher Anmeldungen über Goldimporte in
unge=
fährer Höhe von 1½ Mill. RM. gemacht worden. Auf die
Frei=
gabe der Goldeinfuhr und auf das Anziehen der New Yorker
Zinsſätze zeigte ſich an der Berliner Börſe verſtärkte
Deviſennach=
frage, in erſter Linie für das engliſche Pfund.
Da ſich die Zerſplitterung im Ausſtellungs= und Meſſeweſen
in ganz beſonderem Maße in der Möbelinduſtrie bemerkbar machte,
hat ſich der Deutſche Möbelfachverband auf ſeiner kürzlich in
Bochum abgehaltenen Hauptverſammlung mit dieſer Frage
ein=
gehend beſchäftigt. Nach ausführlichen Referaten kam man zu
dem Ergebnis, daß aus praktiſchen Gründen nur die Beſchickung
der Leipziger Meſſe in Frage komme.
Der Vorſitzende der Hauptgemeinſchaft des Deutſchen
Einzel=
handels, Herr Heinrich Grünfeld, iſt an Stelle des verſtorbenen
Herrn Richard Riel zum Vizepräſidenten der Induſtrie= und
Han=
delskammer Berlin gewählt worden.
Wie die Deutſche Fiat=Automobil=Verkaufs=A.=G. in Berlin=
Tempelhof mitteilt, werden ſeitens des Stammhauſes in Turin
erneut Nachrichten dementiert, daß die Aktienmehrheit von Fiat
an General Motors übergegangen oder irgendein Vertrag
abge=
ſchloſſen ſei. Es hätten zwiſchen beiden Konzernen lediglich
freund=
ſchaftliche Beſprechungen ſtattgefunden.
Die Einfuhr Oeſterreichs betrug im Mai d. J. 272,9 Mill.
Schilling, die Ausfuhr 182 Mill. Schilling, der Einfuhrüberſchuß
90,9 Mill. Schilling. Für die erſten fünf Monate des laufenden
Jahres ergibt ſich ein Paſſivum von 444,7 Mill. Schilling
gegen=
über einem ſolchen von 418,6 Mill. Schilling im gleichen
Zeit=
raum des Jahres 1928.
Die Bank von Frankreich verteilt für das erſte Halbjahr 1929
eine Nettodividende von 235 Franken gegen 160 Franken im
glei=
chen Zeitraum des Vorjahres.
Frankfurter Kursbericht vom 26. Juni 1929.
2o Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27......
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27....
3% Bahern
Frei=
ſtaat v. 27.
%0 Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28..
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28....."
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27.....
20
ThüringerFrei=
ſtaat v. 27.
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + /
Ablöſungsanl.
Ttſche. Anl. Ablö.
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe
20 Bad.=Bad.v.20
% Berlin v. 24.
8% Darmſtadt v. 26
v. 24
770 Fkf. a. M. b.20
8% Mainz v. 46..
6% Mannh. v. 26
6% Nürnberg v. 24
Dr. Komm. Sani==Ablöſ.-Anl.
* Ausl. Ser.
. Ser.II
% Beil. Eyp.=Bi.
Irlf. Env. Bk.
4½%- Lia. Pfbr
2e „ PfbrBt.
4½%. - Lig. Pfbr.
8% Heſſ. Landesbk.
87.25
4½% Heſſ. Lds. Hp.
74.75 Bk.=Liaid. Pfbr..
8% Kom. Landes-
7
bank Darmſtadt.
87.5
8% Mein.Gyp.Br
4½% „ Lig. Pfbr
91.4 18% Pfälz. Hyp. Bk
8% Preuß. Ztr.
Stadtſchaft. .
80 Rhem.Hyp.=B
79.75 /4½% — Lig.Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .....
8% Südd. Bod.=
50.8 Cred.=Bank ....
8% Württ. Hyp.=B
10.15
4.85
84.5
R
6% Daimler Benz
von 27......."
3% Klöckner=Werke
Berlin v. 26....
70 Mainirw.v. 26.
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26..
8% BolotckHäffner
von 20 ..
—
J. G. Farben Bonds
28.
5% Bosn. L. E. B
v. 1914.
42,%0 Oſt. Schatz=
49.5
anw. v. 1914 ..
64,5 14% Sſt. Goldrente
4:/,% Rum. Gold
97.5
von 1913
97.- 4% Türk. Admin.
75 25 14% „ 1.Badgad
S8
„ Zollanl.
78.25 42ſ. %Ungarn 1913
97.25 /41/,% Ungarn 1914/ 25.1
84.5
Goldr.
74.5
94
82.5
97.5
75
97.5
97.5
97.75
79.5
97.5
98.5
97.75
72.5
89
80.1
81.3
91.25
132.75
33
35
29.5
7.95
Aktien.
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u.. Privat!
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank ..."
„Eff.=u
Wechſel=
bant.
Vereinsbant
Diskonto=Geſellſch
Dresdener Bank
Frankf. Bank
„ Hyp.=Bk.
Pfdbr.=Bk. ....
Gotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbf..
Nürnb. Vereinsbr,/15)
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Bunk./136
Neichsbank=Ant. .„/335
Rhein. Creditbk..
„ Hyp.=Banr ..
Südd. Bod.-r. Bk
Wiener Bankverein
A..G. f. Verkehrsw
Dt. Eiſenb.=Geſ...
7%0 Dt. Reichsbahn
Vorzge.
Hapag" .
Nordd. Lloyd ....
Schantung=Eiſenb
Südd. Eiſenb.=Geſ,
Accum. Berlin
Adlerw. (v. Kleher
6% AEG. Vorzu
127.75
170
185:,
276.5
171.5
127.5
100
156.5
163.5
104
139.75
141
129
30.8
122
150
165
153.5
159
121.5
112.5
125
50.25
94.5
94.75
AEG. Stamm. .. .
Baſt Nümberg
Bergm. El. Werke
Brown BroverickCie
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen ...
Eement Heidelberg
Karlſtadt
Chem. WerkeAlber
Chade ..
Daimler=Benz
Dt. Atl.=Telegr.. . .
Eiſenh. Berlin.
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609
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Nummer 176
Oin saman der Nagt
Donnerstag, den 27. Juni 1929
Seite 13
36)
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50
(Nachdruck verboten.)
Sie waren jetzt dicht am Haus. Mac Strann ſetzte ſein
Pferd in Trab und ritt in einem großen Bogen um das
Wohn=
gebäude herum, auf die Ställe und Schuppen zu. Dahinter
er=
hob ſich ein kleiner Hügel, von dem aus man einen guten
Ueber=
blick über die ganze Ranch haben mußte. Hier hielt Mac Strann
an und ſtieg ab.
Haw=Haw Langley folgte dieſem Beiſpiel nur mit
Wider=
ſtreben. Er beklagte ſich bitter: „Noch nie hab’ ich gehört, daß
einer bei ſo iner Sache ſeinen Gaul zurückläßt. Das iſt nicht
richtig, und ſo fängt man ſo was nicht an.
Sein Gefährte ließ ſich aber durch ſein Knurren nicht
beein=
fluſſen. Mit langen Schritten ſteuerte er auf das Gewirr der
Schuppen und Zäune zu. Der größte Teil des Viehs verbrachte
die Nacht im Freien in den Gehegen. Hier und da konte man ein
Pferd ſtampfen oder einen Bullen ſchnauben hören. Nur von
den Schuppen und Ställen her war kein Laut zu vernehmen.
Mac Strann blieb ſtehen. Sie waren bei dem größten der
Ge=
bäude angelangt.
„Denke, ’8 iſt juſt hier, wo ſein Pferd iſt”, ſagte Mac Strann.
„iſt nicht die Sorte Gaul, die man mit anderen Pferden
zuſam=
menbringt. Sie werden ihn allein irgendwo eingeſperrt haben.
Wir werden uns hier einmal umſehen, Haw=Haw.”
Er rollt eine Schiebetür zurück. Das Innere des Gebäudes
war dunkel wie ein Sack, und Haw=Haw zog ſich ängſtlich zurück.
Er bildete ſich ein, aus allen Ecken Augen wie glühende Kohlen
auf ſich gerichtet zu ſehen.
„Der Wolf”, flüſterte er, und packte ſeinen Gefährten an der
Schulter. „Paß auf, daß du nicht über den Wolf ſtolperſt, Mac.”
Mac Strann verſetzte der Hand, die ihn feſthielt, einen
kräf=
tigen Hieb. „Ein Wolf knurrt, eh er einen angreift,” flüſterte er,
„und mehr braucht es nicht, um mich zu warnen.”
Allmählich gewöhnten ſich ihre Augen an die Finſternis.
Zu ſeiner Rechten konnte Haw=Haw in verſchwommenen Umriſſen
die Pfoſtenreihe ſehen, die das Gebäude, das erſichtlich als Stall
diente, in einzelne Boxen ſchied. Mac Strann machte bei jedem
einzelnen Stand halt und ſpähte in die Schatten hinein.
Schließ=
lich waren ſie am anderen Ende angekommen.
„Er iſt nicht hier,” ſeufzte Haw=Haw erleichtert auf, „Mac,
an Eurer Stelle würd’ ich warten, bis man wieder die Hand
vor den Augen ſehen kann, eh ich auf die Jagd nach dieſer Beſtie
ginge.”
„Er muß aber hier ſein” brummte Mac Strann und
entzün=
dete ein Streichholz. Der plötzliche Lichtſchein blendete ſie
zu=
nächſt. Mac Strann ließ einen haſtigen Blick über die Wand
A
ſchweifen, vor der ſie ſtanden. Das Streichholz brannte bis zu
ſeinen hornigen Fingern nieder.
„Dieſe Wand”, ſagte er, „iſt nicht von demſelben Holz
ge=
zimmert wie die Seitenwand. Und ein paar Jahre jünger iſt
ſie auch. Haw=Haw, ich will dir was ſagen, das hier iſt nicht das
Ende vom Stall. Hinter dieſer Wand ſteckt auch noch was.”
Er ſtrich ein neues Zündholz an und fluchte leiſe vor ſich hin.
„Da ſchau hin!” befahl er. Mehr gegen die Seitenwand hin
glitzerte etwas Metallenes. Es war der Riegel einer Tür, die
die Wand durchbrach. Mac Strann ſtieß ſie auf. Haw=Haw, der
ihm über die Schulter ſpähte, ſah zunächſt nichts als ein
unbe=
ſtimmtes Glitzern. Und dann ſah er den Rappen am Boden
liegen. In einem Augenblick war das Tier auf den Füßen, zog
ſich in den äußerſten Winkel des Raums zurück und ſtarrte die
beiden mit trotzig hochgehobenem Kopf und flammenden Augen
an. „Das iſt er!” flüſterte Haw=Haw. „Barrys Rappe. Und
Gott ſei Dank iſt der Wolf nicht da.”
Aber Mac Strann trat zurück und ſchloß die Tür, die er
ge=
öffnet hatte, ſorgfältig wieder hinter ſich zu. Bei dem Licht des
Zündholzes, das er in der Hand hielt, ſah man, wie er
gedan=
kenvoll die Stirn runzelte, und dann ließ er das brennende
Streichholz fallen. Eine Handvoll Stroh, das auf dem Boden
lag, fing Feuer und ſandte ein unruhiges, flackerndes Licht aus.
„Ah!” meinte Mac Strann, „der Wolf iſt nicht da, aber
wir werden ihn bald da haben. Und das Mittel, mit dem wir
ihn hierherbringen, iſt dasſelbe, mit dem wir uns den ſchwarzen
Gaul vom Hals ſchaffen.”
„Habt Ihr Euch in den Kopf geſetzt, den Gaul zu ſtehlen?”
„Den Gaul ſtehlen? Was ſoll ich mit ſo einem dürren Bieſt?
Er würde mein Gewicht keine zwei Meilen aushalten. Aber
wenn Barry je wieder auf dem Gaul ſitzt, dann will ich
zuge=
ſtehen, daß ich die Partie verloren habe. Der Gaul muß aus der
Welt.”
Haw=Haw Langley würgte an etwas. Denn dort oben in
den Bergen mag einer noch ſo tief geſunken ſein, ſelbſt in ſeinen
ſchlimmſten Augenblicken wird es ihm beinah noch leichter ſein,
einen Menſchen ums Leben zu bringen als ein Pferd.
Mac Strann riß einen Armvoll Heu aus der nächſten
Futter=
raufe, brach ein paar der leichten Latten ab, aus denem die Raufe
gemacht war und warf das Ganze auf den Boden. Das Heu
breitete er zu unterſt, das Holz darüber, und eben hatte er ein
Streichholz entzündet und war im Begriff, es dem Heu zu
nähern, als Haw=Haw leiſe rief: „Hört mal, Mac.”
Blitzſchnell hatte Mac das Streichholz wieder ausgelöſcht.
Sie ſtanden im Dunkeln und lauſchten. Alles ſchien ſtill. Aber
plötzlich hörten ſie hoch über ſich den Chor der Wildgänſe, die
nach Norden flogen. Haw=Haw Langley kicherte. „Das war’s,
was ich gehört habe,” ſagte er. „Vorhin klang’s wie Stimmen.
Ich dachte, es kommen Leute.”
Ein verächtliches Knurren Mac Stranns. Das Kratzen eines
Streichholzes, und gleich darauf ſchlug eine Flamme aus dem
aufgehäuften Heu und bleckte hoch an der Wand hinauf.
„raus jetzt! Schnell!” befahl Strann. Und ſie eilten nach
dem Ausgang zu. Das Feuer hinter ihnen war nach dem erſten
Aufpuffen wieder in ſich zuſammengeſunken und warf ein
ge=
ſpenſtiſches, zuckendes und ſchwaches Licht. Man hörte das
Kni=
ſtern des Holzes, das langſam in Brand geriet. Der Feuerſchein
genügte kaum, um den beiden den Weg zu zeigen, im Gegenteil,
das flackernde unſtete Licht verwirrte ſie nur. Die Pfoſten des
Ganges warfen lange finſtere Schatten, und jede Unebenheit des
Bodens ſchien ein Hügel mit einem tiefen, ſchwarzen Loch
da=
hinter. Auf dem halben Weg zur Tür tauchte plötzlich vor
Lang=
ley ein Schatten auf, der körperlicher ſchien als die anderen.
Haw=Haw ſah zwei grüne ſchimmernde Augen auf ſich gerichter
und blieb ſtehen wie angewurzelt.
„Der Wolf!”” flüſterte er. „Mac, was tun wir jetzt?”
Mac Strann hatte keine Zeit zu antworten. Der lebende
Schatten hatte ſich geduckt und ſprang ſie an. Das alles geſchah
ſchweigend, ohne Bellen, ohne Knurren, ohne das leiſeſte
Ge=
räuſch. Hinter ihnen hatte jetzt endlich das Holz Feuer gefangen.
Ein Strom gelben Lichtes ergoß ſich unvermutet durch den Raum.
Haw=How ſah das rieſige Tier auf ſich zukommen und rettete
ſich mit einem Satz hinter Mac Stranns breite Schultern. Mac
Strann aber begegnete dem Angriff, ohne mit der Wimper zu
zucken. Sein Revolver lag ſchußßbereit in ſeiner Hand.
Zweiundzwanzigſtes Kapitel.
Geduld.
Randall Byrne hielt getreulich auf ſeinem Poſten aus.
Stunde um Stunde verrann, und er ſaß mit gekreuzten Armen
in ſeinem Stuhl auf der Diele, ohne ſich zu rühren, ſelbſt ohne
mit der Wimper zu zucken. Zwei Dinge nahmen ſein ganzes
Denken in Anſpruch. Die Erinnerung an Kate Cumberland, wie
ſie müde die Treppe hinaufkroch, ohne zurückzublicken, und der
Gedanke an den ſchweigenden Kampf, der ſich hier neben ihm im
Zimmer abſpielen mußte — aber am häufigſten und
hartnäckig=
ſten kehrten ſeine Gedanken, wie ein gehetzter Haſe, der ſeine
Haken ſchlägt, zu Kate zurück, wie er ſie zuletzt geſehen hatte, das
blonde Haupt tief gebeugt in der Erkenntnis ihrer Niederlage.
Der Mann hatte ſie vergeſſen! Es war unglaublich — Byrne
machte große erſtaunte Augen — aber es war wahr. Der Mann
hatte ſie vergeſſen! Sie bedeutete für ihn nicht mehr als
irgend=
eine Bettlerin, an der er unterwegs vorbeitrabte, ohne ſie zu
beachten.
Sein geſpanntes Ohr vernahm ein leiſes Geräuſch im
Zim=
mer. Es war regelmäßig. Es klang wie ein gleichmäßiger
Schritt, war aber dennoch ſo gedämpft, daß es ſich eher wie das
Hämmern ein Pulſes anhörte: Randall Byrne richtete ſich in
ſeinem Stuhl auf. Ein leiſes Aechzen der Fußbodenbretter hier
und da belehrte ihn darüber, daß drinnen tatſächlich jemand auf
und ab ging.
Demnach ſtand der Fremde nicht mehr über das Lager des
alten Cumberland gebeugt. Er ging auf und ab mit ſeinem
ſelt=
ſamen, raubtierartig gedämpften Schritt. Und woran dachte er?
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