Darmstädter Tagblatt 1929


20. Juni 1929

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Einzelnummer 10. Pfennige
Mſtäd

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluftrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 169
Donnerstag, den 20. Juni 1929.
192. Jahrgang

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Konkurs oder gerichtlſcher Beltreibung fällt ſeder
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Rabatt weg. Banſkontio Dei
ſädter und Nalion
anl.

Dr. Streſemann in Paris.
Ausſprache mit Briand und Poincaré über die Durchführung des Houng=Planes. Noch kein Beſchluß über
die Regierungskonferenz. Doch will man verſuchen, die Konferenz ſo raſch wie möglich einzuberufen.
der franzöſiſchen Regierung mitteilen zu laſſen, daß die An=
Die Konferenz zu Dreien.
nahme des Youngplanes für uns nur in Frage
kommen kann, wenn die letzten Feſſeln des Ver=
ſailler
Vertrages verſchwinden, wenn alſo
Die Verhandlungen werden durch die Kanzleien
Rheinland und Saargebiet wieder an uns zu=
rückfallen
. Theoretiſch war auch Poincaré dazu bereit, jeden=
forkgeſehl
.

EP. Paris, 19. Juni.
Der deutſche Außenminiſter Dr. Streſemann, ſeine Gemahlin
und Staatsſekretär von Schubert ſind heute vormittag 9 Uhr 31
mit dem Schnellzug von Barcelona im Bahnhof Orſay einge=
troffen
. Sie wurden vom deutſchen Botſchafter, allen hohen Bot=
ſchaftsbeamten
, dem Kabinettschef Briand, Léger, und dem ſpa=
niſchen
Botſchafter Quinones de Leon empfangen. Außerdem
waren zahlreiche Journaliſten und Photographen anweſend.
Streſemann weigerte ſich, irgendwelche politiſche Erklärungen ab=
zugeben
. Er begab ſich zunächſt in das neben dem Bahnhof ge=
legene
Hotel d’Orſay und alsdann im Auto nach der deutſchen
Botſchaft, wo er bis kurz vor Mittag mit dem deutſchen Bot=
ſchafter
v. Hoeſch im Geſpräch blieb. Darauf fuhr er nach dem
Quai d’Orſay, wo er der Tiſchgaſt Briands war.
Das Diplomaken=Frühſtück.
Streſemann wurde nach ſeinem Eintreffen im Quai d’Orſay
ſofort in das Privatbüro Briands geführt, wo nur in Anweſen=
heit
eines Dolmetſchers ſofort eine Unterredung ſtattfand, die bis
um 1 Uhr dauerte. Um 1 Uhr begaben ſich die beiden Staats=
männer
in den Speiſeſaal, wo ſich mittlerweile auch die übrigen
Gäſte eingefunden hatten, nämlich die Miniſter Barthou, Chéron,
Painlevé, Forgeot, Staatsſekretär Schubert, Botſchafter v. Hoeſch
und die Bcamten der Wilhelmſtraße, Reichspreſſechef Zechlin
und Staatsſekretär Pünder; ferner der Generalſekretär des Quai
d’Orſay, Philippe Berthelot, der Kabinettschef Briands, Léger,
und einige andere hohe Beamten des Quai d’Orſay. Tardieu, der
ebenfalls eingeladen war, hatte im letzten Augenblick abgeſagt.
Um 14 Uhr erſchien Poincaré und hakte ſofort
if Sieſenan in Ampefenfel Filands eie
Unkerredung
die eine halbe Stunde dauerte. Sofort nach der Unterredung
kehrte Streſemann in Begleitung des deutſchen Botſchafters
v. Hoeſch nach ſeinem Hotel zurück. Poincaré und Chéron be=
gaben
ſich, nachdem ſie zuvor mit Briand und den übrigen
franzöſiſchen Miniſtern noch eine kurze Unterredung gehabt hat=
ten
, nach der Kammer, wo ſie bekanntlich von der verſammelten
Außen= und Finanzkommiſſion heute nachmittag angehört wer=
den
. Briand gab nach Schluß dieſer Unterredung den Jour=
naliſten
eine kurze Erklärung. Er teilte mit, daß Poin=
caré
und er mit Streſemann die beſten Mittel
für die Durchführung des Young=Planes ge=
prüft
hätten. Streſemann werde nach ſeiner Ankunft in
Berlin ſeine Miniſterkollegen von den Beſprechungen unterrichten.
Die Verhandlungen würden dann durch die Kanz=
leien
ſchnellſtens fortgeſetzt werden. Ueber Ort und
Datum der Regierungskonferenz ſei noch kein
Beſchluß gefaßt worden, doch werde man ver=
ſuchen
, die Konferenz ſo raſch wie möglich ein=
zuberufen
. Gerüchtweiſe verlautet, daß die Konferenz be=
reits
in der erſten Julihälfte zuſammentreten werde, und zwar
möglicherweiſe in Lauſanne.
Streſemann fordert die Räumung. Der Young=
Plan ſteht und fällt mit der Rheinland=Räumung.
Nach dem Soir habe Streſemann in der Unterredung von
heute nachmittag auch die Frage der Rheinlandräumung offi=
ziell
angeſchnitten. Streſemann habe erklärt, daß der Reichstag
den Youngplan nur ratifizieren würde, wenn damit die Räu=
mung
des Rheinlandes verbunden ſein werde. Das ſei im übri=
gen
, ſchreibt die Zeitung, auch die Anſicht der führenden politi=
ſchen
Kreiſe Englands, aber es ſei fraglich, ob Poincaré den Zu=
ſammenhang
zwiſchen der Räumungsfrage und dem Youngplan
anerkennen werde.
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann hat am Mittwoch
abend Paris verlaſſen und wird am Donnerstag nachmittag in
Berlin eintreffen. Ueber das Ergebnis der Beſprechungen, die
er mit Briand und Poincaré hatte, liegen an amtlicher Stelle
noch keine Berichte vor. Dr. Streſemann zieht es offenbar vor,
darüber ſelbſt zu berichten. Nach den in den letzten Tagen von
dem Pariſer Botſchafter eingelaufenen Stimmungsbildern wird
die Lage recht zuverſichtlich beurteilt. Die Dinge lagen ſo, daß
Briand in Madrid auswich, daß aber, bevor Dr. Streſemann
nach Paris kam, der franzöſiſche Miniſterrat getagt hat und daß
hier wohl grundſätzliche Entſcheidungen über die Richtlinien
der franzöſiſchen Politik gefaßt wurden. Dabei iſt allerdings
kaum anzunehmen, daß Dr. Streſemann bereits endgültige Ver=
ſprechungen
gemacht worden ſind, ſchon weil Poincaré ſich da=
hinter
zurückgezogen haben wird, daß er ſich vorher mit England
und Belgien in Verbindung ſetzen muß. Der Drehpunkt
der Ausſprache war ja die Techwik, die Geſtaltung
und das Programm der politiſchen Konferenz, die
vermütlich in London ſtattfinden wird, wenn Mac=
donald
eine Einladung ergehen läßt, die aber ſonſt vielleicht nach
Baden=Baden einberufen wird, neuerdings ſpricht man auch von
Lauſanne. Die deutſche Regierung hat früher die Verbindung
zwiſchen Schuldenausgleich und Beſetzung abgelehnt, hat ſich
aber doch jetzt gezwungen geſehen, durch den Botſchafter v. Hoeſch

falls ſoweit das Rheinland in Frage kommt. Zweifelhaft iſt es
nur, ob er nicht die Gelegenheit benutzen wird, um noch einmal
den Verſuch zu machen, die Kontrollkommiſſion, die ja in Genf
auf den harmloſeren Namen Feſtſtellungskommiſſion umgetauft
wurde, ohne ihren inneren Charakter zu verlieren, auch über das
Jahr 1935 hinaus zu verlängern. Damit hat er aber auf Granit
gebiſſen. Der Reichsaußenminiſter mußte ihm mitteilen, daß eine
ſolche Bindung nicht durchzuſetzen iſt und daß mit der ſo=
fortigen
Rückgabe des Rheinlandes das Schick=
al
des Youngplanes in Deutſchland ſteht und
fällt. Dabei iſt ſelbſtverſtändlich, daß wir auch eine franzö=
ſiſche
Forderung ablehnen würden, wonach die
Räumung in inneren Zuſammenhang mit der
Mobiliſierung der deutſchen Schulden gebracht
würde. Darauf haben wir keinen Einfluß. Inwieweit es
möglich iſt, den transfergeſchützten Betrag von jährlich 660 Mil=
lionen
zu kapitaliſieren, hängt ganz von dem internationalen
Markt ab, nicht von uns. Wir können uns daher nicht darauf
einlaſſen, die Räumung von dem Tempo dieſer Mobiliſierung
abhängig zu machen.
Der Kampf um die Schulden und Kriegs=
enkſchädigungsfrage
in Frankreich.
Erklärungen Peincarés vor den Kammerkommifſionen
Je näher der Tag heranrückt, an dem in der Kammer die
Frage der Ratifizierung der Schuldenabkommen von London
und Waſhington zur Erörterung ſteht, deſto größer wird die
Nervoſität und die Geſchäftigkeit der franzöſiſchen Parteien.
Nahezu ſämtliche Kammergruppen haben in den letzten Tagen
Stellung zu der Frage der interalliierten Schulden und zum
Sachverſtändigenbericht genommen, und ſcheinen der Regierung
mehr oder weniger freie Hand laſſen zu wollen. Gerade die am
meiſten rechtsſtehende Kammergruppe Marin ſcheint aus inner=
politiſchen
Gründen im großen und ganzen in der Annahme des
Young=Planes keine allzugroßen Schwierigkeiten zu machen
Marin iſt allerdings über die Haltung ſeiner Gruppe nicht ſon=
derlich
erbaut, denn er äußerte ſich zum Schluß der Sitzung der
republikaniſch=demokratiſchen Union am Dienstag in den Wandel=
gängen
der Kammer: Man macht gegenwärtig die Politik der
völligen Preisgabe‟. Er ſelbſt wird, wie er erklärte, ſich gegen die
Ratifizierung ausſprechen, und wenn er allein bleiben ſollte,
In letzter Stunde zeichnen ſich nun gewiſſe Manöver ab, um die
parlamentariſche Sanktionierung der völligen und endgültigen
Regelung der Kriegsentſchädigungen und Schulden zu hinter=
treiben
. So verkündete am Dienstag vormittag ein halbamtliches
Pariſer Blatt, der Young=Plan werde dem Parlament erſt in der
Herbſttagung unterbreitet werden. Das würde darauf hinlaufen,
daß die Kammer zuerſt ſich über die interalliierten Schulden aus=
zuſprechen
hätte und dann erſt Ende Oktober zu dem Young=
Plan und damit zur vorzeitigen Räumung des Rheinlandes
Stellung nimmt. Es wird in der Tat beſtätigt, daß einige Ab=
geordnete
der Regierung die Frage vorlegen wollen, ob es nicht
möglich ſei, bei der amerikaniſchen Regierung einen neuen Auf=
ſchub
des Fälligkeitstermins vom 1. Auguſt zu erhalten, damit
das Parlament die Prüfung des ganzen Fragenkomplexes auf die
außerordentliche Herbſttagung verſchieben könnte.
Was die Art und Weiſe anlangt, wie die Ratifizierung der
Schuldenabkommen erfolgen ſoll, ſo haben die Ausſchüſſe ſich be=
reits
gegen die Ratifizierung durch Regierungsverordnung aus=
geſprochen
. Dieſe Frage iſt dadurch ziemlich verwickelt geworden,
da eine große Anzahl Abgeordneter erſt nach der Prüfung des
Youngplanes zur Ratifizierung der Abkommen mit Waſhington
und London Stellung nehmen will. Da die Ratifizierung aber
beim gegenwärtigen Stand der Dinge noch vor dem 1. Auguſt
erfolgt ſein muß, will die franzöſiſche Regierung einen Aufſchub
der Zahlungsfriſt für die amerikaniſchen Warenſchulden erhalten.
Die Anhörung von Poincaré, Briand und Chéron vor den
verſammelten Kammerkommiſſionen der Finanzen und der Aus=
wärtigen
Angelegenheiten begann Mittwoch nachm. 3 Uhr. Sie
dauerte von 36,15 Uhr. Es wurde ein Communiqué veröffent=
licht
. Danach hat Poincars eingangs erklärt, daß ſein Expoſé
in drei Teile zerfallen werde: 1. Kriegsſchulden an Amerika;
2. Kriegsſchulden an England; 3. Reparationen. Poincaré hat
ſein Expoſé mit einem hiſtoriſchen Rückblick auf die Verſchuldung
Frankreichs gegenüber Amerika eröffnet, iſt aber noch nicht ein=
mal
beim Mellon=Bérenger=Abkommen angelangt. Poincaré
hatte für die Zwecke ſeines Expoſés einen ganzen Stoß Doku=
mente
mitgebracht. Außerdem wurde er auch noch von vier
Regierungskommiſſaren begleitet, von denen jeder auch eine volle
Aktenmappe mitbrachte. Poincaré teilte wit, daß er auf Fragen
erſt am Ende ſeines Expoſés antworten werde, das vier Sitz=
ungen
ausfüllen werde. Er appellierte an die Diskretion der
Kommiſſionsmitglieder.
Wie wir aber erfahren, enthielten die heutigen Ausführun=
gen
Poincarés einen ſcharfen Ausfall gegem Louis Marin. Poin=
caré
erinnerte daran, wie Louis Marin in ſeiner früheren Eigen=
ſchaſt
als Berichterſtatter der Kommiſſion wiederholt betonte,
daß Frankreich die Kriegsſchulden an England anerkenne. Poin=
caré
ſucht damit ofſenbar den ſchärfſten Ratifikationsgegner in
Verlegenheit zu bringen

* Was bringk die Gasfernverſorgung
für die Bevölkerung und die Indufkrie?
Von
Dipl.=Ing. M. Nuß, Direktor der ſtädt. Betriebe, Darmſtadt.
Bei der Beſprechung der Ferngasfrage wurde auf das, was
für die breite Bevölkerung das Naheliegendſte iſt, nämlich die
Gasverbilligung, bisher kaum eingegangen. Es iſt dadurch be=
gründet
, daß durch den Abſchluß eines Ferngaslieferungsvertra=
ges
neben dem Gaspreis eine Fülle anderer Auswirkungen zu
beachten ſind, deren Bedeutung zum Teil noch größer iſt, ins=
beſondere
die Preisbildung für Koks und die aus den Neben=
produkten
gewonnenen Erzeugniſſe. Dabei iſt auch die Aus=
wirkung
ins Auge zu faſſen, die durch die Abwanderung eines
ſo wichtigen Induſtriezweiges mit ſeinen Aufträgen an die hie=
ſige
Wirtſchaft zu erwarten iſt.
Die Frage darf alſo nicht nur lauten, ob das Gas billiger
wird, ſondern was die Gasfernverſorgung insgeſamt für die
Bevölkerung und die Wirtſchaft bringt.
Der heutige Gaspreis, ſetzt ſich aus den Gaserzeugungs=
koſten
, den Gasverteilungskoſten und denjenigen Zuſchlägen, die
durch die Koſten der Verwaltung und der Straßenbeleuchtung
wie auch durch die Ablieferungen an die Stadt zwecks ſteuerlicher
Entlaſtung der Bevölkerung erhoben werden müſſen, zuſammen.
Die Koſten der Gaserzeugung nehmen hiervon den kleineren
Teil in Anſpruch, doch handelt es ſich bei der Durchführung der
Fernverſorgung zunächſt nur darum, welcher Gasfernbezugs=
preis
an Stelle der bisherigen Gaserzeugungskoſten tritt. Ferner
iſt nachzuprüfen, welche reſtlichen Verpflichtungen durch die Still=
legung
der eigenen Erzeugungsanlagen der Stadt verbleiben,
d. h., welcher Aufſchlag auf den Einſtandspreis für die Tilgung
und Unterhaltung der ſtillgelegten Anlagen, der bereitzuſtellen=
den
Reſerveanlagen und für Penſionen der entlaſſenen Arbeiter
gemacht werden muß.
Die derzeitigen Gaserzeugungskoſten frei Gasbehälter eines
gut geleiteten Werkes betragen maximal 78 Pf. Es gibt aber
viele Werke, deren Erzeugungskoſten weſentlich niedriger ſind,
weil die früher oder neuerdings eingerichteten Werkseinrichtungen,
die Größenordnung oder die Lage des Werkes am Waſſerweg
eine beſſere Betriebsführung ermöglicht. Die Ferngasangebote,
die dieſen Erzeugungskoſten gegenüberſtehen, betragen derzeit
von Frankfurt etwa 5 Pf., von der Ruhr etwa 4½ Pf., und bei
Errichtung einer eigenen Kokerei an der Mainſpitze im erſten
Jahre 4,3 Pf., nach Ablauf von 5 Jahren ca. 3,5 Pf. Bei den
Ferngasangeboten ſind die Verwaltungskoſten der Hekoga im
Gegenſatz zur Eigenerzeugung nicht berückſichtigt. Als geringſter
Aufſchlag für reſtliche Verpflichtungen bei Stillegung der bisheri=
gen
Gaserzeugungsanlagen ſei ½ Pf. in Anſchlag gebracht, ſo
daß den bisherigen Erzeugungskoſten beim Bezug von Frank=
furt
ein Gaspreis von 5,5 Pf., bei Bezug von der Ruhr von
5 Pf., bei Eigenerzeugung von 4,8 Pf., nach 5 Jahren von 4 Pf.
gegenüberſteht. Es handelt ſich hierbei um eine Senkung der
Erzeugungskoſten, die im günſtigen Falle (bei der Eigenerzeu=
gung
) 3 Pf. betragen kann. Schon aus dieſer Zahl iſt erſicht=
lich
, daß erhebliche Umwälzungen auf dem Gebiete der Brenn=
ſtoffwirtſchaft
(wie etwa die rauchloſe Stadt) nicht erwartet
werden dürfen, da zu dieſen Preiſen immer noch die Zuſchläge
für Verteilung, Verwaltung, Straßenbeleuchtung und die Ablie=
ferungen
an die Stadt verbleiben. Es kann mit Beſtimmtheit
niemals ein Durchſchnittsgaspreis erzielt werden, der etwa unter
den Preiſen der feſten Brennſtoffe, z. B. des Kokſes, liegt. Auf
dieſen Durchſchnittsgaspreis aber kommt es allein bei der
Fernverſorgung an. Er wird günſtigenfalls auf 15 Pf. je Kubik=
meter
ſinken. Ein Gaspreis von 3,5 Pf. für die Induſtrie und
von 4,55,5 Pf. für die Bevölkerung iſt nur dann möglich, wenn
die reſtlichen Koſten bis zu 15 Pf. in Form von Grund=
gebühren
erhoben werden. Dies iſt lediglich Frage der inter=
nen
Tarifgeſtaltung und gänzlich unabhängig vom Ferngas=
problem
und wird auch z. Zt. bereitdangewandt (Wohnungstarif zu
7 Pf.). Niemals aber wird der private Einzelverbraucher, ſelbſt
bei völliger Umſtellung der Raumheizung auf Gas, einen Durch=
ſchnittspreis
bezahlen, der unter 7 Pf. liegt. Es wird kaum
möglich ſein, I uſtrie einen größeren Abſchlag als die durch
die Fernverſorgung erzielke Verbilligung zu gewähren, ohne
die dadurch erwachſenden Ausfälle durch Zuſchläge für andere
Verbrauchergruppen auszugleichen. Auch hier unterliegt der
Tarif lediglich der internen Regelung und einer geſunden kauf=
männiſchen
Einſicht. Es wird ſomit auch nicht möglich ſein, etwa
die geſamte Induſtrie oder die geſamten Heizungen auf
Gas umzuſtellen. Die Erfahrungen haben gezeigt, daß mit der
Propaganda zur Einführung des Gaſes für die Naumheizung
und für die Induſtrie, wenn dieſelbe von Erfolg begleitet ſein
ſoll, äußerſt vorſichtig vorgegangen werden muß, da nicht jeder
induſtrielle Wärmeprozeß und nicht jede Raumheizung in glei=
chem
Maße für die Einführung des Gaſes wirtſchaftlich iſt. Feue=
rungen
mit rohem Wärmeverbrauch in der Induſtrie ( Dampf=
keſſelfeurungen
) oder aber größere freiſtehende Gebäude mit
großen Wärmeverluſten werden weit wirtſchaftlicher mit feſten
Brennſtoffen beheizt. Das Gas kommt in der Induſtrie nur für
kleine Wärmeprozeſſe, und in der Raumheizung nur für kleinere
Etagenheizungen oder Einzelzimmerheizungen in gut gebauten
Wohnungen, vornehmlich in geſchloſſen gebauten Straßenzügen
oder als Uebergangs= und Zuſatzheizung in Frage. Jede Ueber=
treibung
und einſeitige Propaganda trägt den Keim des Miß=
erfolges
in ſich und geht bei hartnäckiger Fortführung auf Koſten
der Bevölkerung.
Welche weiteren Folgen hat der Fernbezug des Gaſes für
die Bevölkerung? Der Gaspreis der Ruhr iſt auf Gleitklauſeln
aufgebaut. Da wir in einer Zeit fortlaufender Teuerung leben,
iſt mit Beſtimmtheit eine dauernde Erhöhung der
Gaspreiſe beim Fernbezug zu erwarten. Dies
würde für die Induſtrie wie auch für diejenigen Wohnungen, die
ſich auf Gas umgeſtellt haben, von kataſtrophaler Bedeutung ſein,
da die für die Umſtellung auf Gas erforderlichen Kapitalien ver=
ſchleudert
werden. Demgegenüber wurde bei der Eigenerzeugung

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C eite 2

Donnerstag, den 20. Juni 1929

Nummer 169

in den derzeitigen Werken durch die gleichzeitige Erhöhung der
Koks= und Nebenproduktenpreiſe wie auch durch die Erhöhung
des Gasabſatzes und durch die fortſchreitende techniſche Ver
beſſerung der Werke ſeit der Stabiliſierung der Mark eine 63 pro=
zentige
Lohnerhöhung und eine 40prozentige Kohlenpreiserhöhung
ausgeglichen. Das Gutachten von Profeſſor Eberle weiſt auf
die fortlaufende Verbilligung der Erzeugungskoſten hin, zumal
wenn die Neuanlagen abgeſchrieben ſind. Die Teuerung kommt
der Abſchreibung der eigenen Neuanlagen zu Hilfe.
Von viel größerer Bedeutung als der Gaspreis iſt für In=
duſtrie
und Bevölkerung der Kokspreis. Der Umſatzwert des
Kokſes iſt derzeit etwa doppelt ſo hoch wie der des Gaſes. So=
bald
die Kokserzeugung in unſerem Wirtſchaftsgebiet aufgegeben
wird, hat dasſelbe jährlich einen Aufpreis für den Bezug von
Zechenkoks in Höhe von mindeſtens 350000 RM. pro Jahr zu
bezahlen. Mit großer Wahrſcheinlichkeit iſt jedoch, ſobald kein
Gaskoks mehr als Konkurrent in unſerem Wirtſchaftsgebiet auf=
tritt
, mit einem Aufſchlag des Zechenkokspreiſes zu rechnen. Ein
ſolcher Aufſchlag würde einen weiteren Verluſt von zirka 1 Mil=
lion
Mark pro Jahr bedeuten. Die Ruhr hat ſelbſt gar nicht die
Abſicht, in ihrer Gaspreispolitik ſoweit zu gehen, daß ſie ſich im
eigenen Koksgeſchäft Konkurrenz macht. Sie rechnet ſehr mit
der derzeitigen ſtarken Entwickelung der Koks=Zentralheizungen.
Es herrſcht auf fachmänniſcher Seite vorwiegend die Ueberzeu=
gung
, daß die niedrigen Angebote der Ruhr nur dazu gemacht
ſind, um duich die Gaslieferung die Erzeugung von Gaskoks
aufhören zu laſſen und ſo eine Monopolſtellung auf dem Koks=
markt
für Zechenkoks zu erringen. Dieſe Monopolſtellung würde
auch auf alle Nebenerzeugniſſe der Kohlenzerlegung ausgedehnt,
ſo daß an Stelle einer Belebung unſeres Wirtſchaftsgebietes eine
Abwanderung weiterer und bisher ſelbſtändiger Induſtrien nach
der Ruhr zu erwarten iſt. Daß die Ruhr hierbei nicht nur die
Entwickelung der nächſten drei Jahrzehnte im Auge hat, ſondern
einen weit größeren Zeitabſchnitt, geht aus dem Angebot hervor,
den Bau der Fernleitungen durch Heſſen ganz oder vorwiegend
auf ihre eigenen Koſten durchzuführen. Dies bedeutet, daß nach
Ablauf der erſten Vertragszeit von 30 Jahren unſer Wirtſchafts=
gebiet
mit ſeinem Gasverteilungsnetz derart an das der Ruhr
gehörende Hauptrohrnetz angeſchloſſen ſein würde, daß die
Möglichkeit freier Verhandlungen über die zu=
künftigen
Gaspreiſe nicht mehr gegeben iſt. Es
iſt wirtſchaftlich nicht vertretbar, den derzeitigen Gaspreis
zum Vergleich mit den bisherigen Erzeugungskoſten heranzuziehen,
wenn man in der Zukunft Abhängigkeiten vor ſich ſieht, die unbe=
dingt
zu einer ſpäteren Erhöhung der Gaspreiſe führen müſſen.
Aus all dieſen Erwägungen heraus und gänzlich außerhalb
aller politiſchen Fragen ſtehend, iſt meinerſeits der Vorſchlag der
Errichtung einer eigenen Kokerei an der Mainſpitze gemacht wor=
den
. Es iſt weder der Ruhr noch einem anderen Ferngas=
lieferanten
bisher möglich geweſen, billigere Gaspreiſe, wie ſie
bei der Durchführung dieſes Projektes erzielt werden können,
anzubieten. Gleichzeitig ſtellt dieſes Projekt eine Sicherung gegen=
über
all den Abhängigkeiten dar, welchen unſer Wirtſchaftsgebiet
im Verfolg von Fernbelieferungen verfallen müßte. Nachdem die=
ſes
Projekt von ſachverſtändiger Seite, beſonders von den Pro=
feſſoren
Eberle und Heidebroek, mit dem gleichen Ergebnis ge=
prüft
wurde, ließen ſich die verſchiedenſten Wege finden, etwa
noch verbleibende Unklarheiten und Meinungsverſchiedenheiten
zu beſeitigen, zumal in dieſen ſehr günſtigen Preiſen nach An=
gabe
der Gutachter die weitgehendſten Riſiken mit berückſichtigt
und abgegolten ſind. Die Geldbeſchaffung kann von der Hekoga
ſelbſt vorgenommen werden und es tritt ſomit keine Belaſtung
für die Städte ein. In Anbetracht, daß es ſich um Millionen
handelt, die aus dem heſſiſchen Wirtſchaftsgebiet herausgezogen
werden ſollen, kann man vom fachmänniſchen Standpunkt aus
eine Verantwortung für den Fernbezug des Gaſes mit all den
dadurch entſtehenden wirtſchaftlichen Abhängigkeiten nicht über=
nehmen
.
Anmerkung der Schriftleitung: Wir können die vorſtehenden
Ausführungen des bekannten Fachmannes nur unterſtreichen.
Auch wir ſind der Auffaſſung, daß die Gasverſorgung des heſſi=
ſchen
Wirtſchaftsgebiets weitaus am zweckmäßigſten durch eine
in der Mainſpitze zu errichtende eigene Kokerei durchzuführen
wäre. Um ſo mehr bedauern wir, daß die öffentliche Erörte=
rung
dieſes brennenden Problems infolge einer falſchen Frage=
ſtellung
vielfach abirrt. Statt: Selbſtverſorgung oder Ruhrgas?
heißt es: Ruhrgas oder Frankfurt? Daß aber das Frank=
furter
Angebot, ganz gleich, ob in früherer oder
heutiger Form, für Heſſen nicht in Frage kom=
men
kann, liegt ohne weiteres auf der Hand. Ganz
abgeſehen von der ſonderbaren freundnachbarlichen Einſtellung,
die man in unſerer Nachbarſtadt uns gegenüber hat, würde uns
eine Verbindung mit Frankfurt reſtlos um die Vorteile der
Selbſterzeugung bringen, ohne uns die Vorteile, die anderer=
ſeits
der Ruhrgasbezug unſtreitig haben, würde (unbeſchränkte
Menge uſw.) zu bieten.

Ihre wiſſenſchaftliche Beſtätigung.
Von Dr. Emil Carthaus.
Eine wirklich überraſchende Beſtätigung hat der Sintflut=
bericht
des erſten Buches Moſes durch die jetzt bekannt geworde=
nen
Ergebniſſe der vom Field=Muſeum in Oxford veranſtalteten
Ausgrabungen in Meſopotamien gefunden. Hat man doch bei
den bibliſchen Ur in Chaldäa inmitten von Sand= und Erdab=
lagerungen
, die reich an Kulturreſten ſumeriſchen Urſprungs
(nachweislich aus der Zeit von 4000 bis 3000 vor Chr.) ſind,
zwei durchlaufende Tonſchichten gefunden, die nur einige Ton=
ſcherben
, aber erſtaunlich viele Reſte von Fiſchen und anderen
Waſſertieren einſchließen. Dieſe legen alſo ein beredtes Zeugnis
von einer über alles gewohnte Maß hinausgehenden Ueber=
flutung
des Euphratgebietes ab. Der Leiter der engliſchen Ex=
pedition
, Prof. Langdon, ſieht dieſe als die bibliſche Sintflut an,
von der ja auch Ueberlieferungen aus der der aſſyriſch= babyloni=
ſchen
vorausgegangenen akkadiſch=ſumeriſchen Kulturepoche be=
richten
. Nun findet aber auch die Erklärung der Sintflut durch
unſeren Landsmann Franz von Schwarz eine ungeahnte Beſtäti=
gung
ihrer Richtigkeit.
Vom ruſſiſchen Generalſtab mit erdmagnetiſchen Meſſungen
betraut, führte F. von Schwarz im Jahre 1880 Unterſuchungen
im Gebiete von Zentralaſien aus, wo weſtlich vom Balkaſchſee
ein Ausläufer des himmelhoch aufragenden Tianſchangebirges
mit dem Dſchungariſchen Alatau zuſammenſtößt. Dort ſtand
unter dem Namen Kaptagai auf den Karten eine angebliche
Ruinenſtadt verzeichnet. Noch in geringer Entfernung täuſchten
die wie gewaltige Baſtionen ſich auftürmenden Felsmaſſen ver=
fallene
Mauern und Zinnen einer Stadt vor, als aber Schwarz
dieſe erſtieg, ſah er ſich am Eingang einer rieſenhaften, von ſenk=
rechten
, koloſſalen Felsgebilden eingeſchloſſenen Talmulde, die er
in ſeinem Buch Sintflut und Völkerwanderungen ſo beſchreibt:
Dieſe Talmulde iſt das Originellſte, was ich je geſehen habe. Die
Felswände waven zu beiden Seiten bis an den oberen Rand
in einer Weiſe zerriſſen und ausgewaſchen, wie ich es niemals
in einem Flußtal bemerkt habe und wie es nur an felſigen
Meeresufern mit ganz beſonders ſtarker Brandung vorkommt.
Noch etwas anderes ſah der Forſcher von einem nahegelege=
nen
, ſehr hohen Gebirgskamm aus: Das erſte, was ich wahr=
nahm
, ſchreibt er, war das eigentümliche Ausſehen des ſich zu
meinen Füßen ausbreitenden Gebirges, welches nach der von mir

Vom Tage.
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie hat eine Entſchließung
gefaßt, in der der Youngplan als untragbar und wirtſchaftlich
bedenklich bezeichnet, jedoch auch feſtgeſtellt wird, daß durch den Verlauf
der Pariſer Konferenz kein wirtſchaftliches, fondern ein politiſches Er=
gebnis
erzielt worden ſei, zu dem der Reichsverband der Deutſchen
Induſtrie als wirtſchaftliche Körperſchaft keine Stellung zu nehmen
habe.
Der Rechtsausſchuß des Reichstags nahm am Mittwoch die Abſtim=
mungen
zur Verlängerung des Republikſchutzgeſetzes vor. Unter Ab=
lehnungen
aller Aenderungsanträge ſtimmte der Ausſchuß der Vorlage
unverändert mit 14 gegen 9 Stimmen zu. Danach wird das Re=
publikſchutzgeſetz
um weitere 3 Jahre verlängert.
Die Holländiſche Erſte Kammer hat den am 28. April
1928 in Berlin abgeſchloſſenen deutſch=holländiſchen Ver
trag über Vereinfachung der Zollkontrolle in der
Rheinſchiffahrt mit 34 gegen 5 Stimmen angenommen.
In der Pariſer Sorbonne wurde am Mittwoch in Anweſenheit von
Doumergue und Tardieu der 4. Internationale Kongreß für die
wiſſenſchaftliche Organiſation der Arbeit eröffnet,
an dem 35 Nationen teilnehmen.
Das ungariſche Abgeordnetenhaus hat in ſeiner
Mittwochſitzung einſtimmig den Kellogg=Pakt ratifiziert.
Der amerikaniſche Senat beſchloß, vom 19. Juni bis
19. Auguſt in die Ferien zu gehen. Das Repräſentantenhaus be=
ſchloß
ſeinerſeits, bis 23. September die parlamentariſchen Arbeiten zu
unterbrechen.
Wie aus Waſhington gemeldet wird, will die amerikaniſche
Negierung, ſobald der Kongreß der Herabſetzung der Be=
atzungskoſten
zugeſtimmt hat, eine Note nach Berlin rich=
ten
, in der mitgeteilt werden ſoll, daß ſie mit der Ermäßigung einver=
ſtanden
iſt.
Nach einer Meldung aus Waſhington hat Präſident Hoover erklärt,
daß die amerikaniſche Regierung den Youngplan nicht ratifizieren würde
da ſie an den Unterhandlungen für die Ausarbeitung des Youngplanes
nicht offiziell beteiligt geweſen ſei. Der Kongreß werde nur ſeine Zu=
ſtimmung
zu der Herabſetzung der amerikaniſchen Befatzungskoſten zu
geben haben.
Senator Tydings hat im amerikaniſchen Senat eine Vorlage ein=
gebracht
, worin Präſident Hoover aufgefordert wird, eine mternationale
Abrüſtungskonferenz für die See=, Land= und Luftabrüſtung einzu=
berufen
.

Abgrenzung der Zuſtändigkeiken zwiſchen Reich
und Ländern.

Der zweite Unterausſchuß des Verfaſſungsausſchuſſes der
Länderkonferenz veröffentlicht am Donnerstag vormittag ſein
Referat über die Abgrenzung der Zuſtändigkeit
zwiſchen Reich und Ländern. Dem Ausſchuß gehören
bekanntlich Reichsminiſter a. D. Koch=Weſer, Min.=Dir. Brecht=
Preußen, der badiſche Staatsminiſter Dr. Remmele und der Lan=
deshauptmann
der Rheinprovinz Horion an. Das Referat fußt
auf dem Ergebnis der Arbeiten des Referates über die Organi=
ſationsfragen
, die im März veröffentlicht werden. Es geht un
ſerer Kenntnis nach davon aus, daß eine völlig gleich=
mäßige
Durchbildung der Mittelinſtanz in der
Verwaltung und eine gleichmäßige Verteilung
der Zuſtändigkeiten in ganz Deutſchland aus
innenpolitiſchen Gründen nicht zu erzielen ſein
wird. Infolgedeſſen wird den ſüddeutſchen Ländern, gegenüber
den preußiſchen Provinzen, eine größere Verwaltungsbefugnis
überlaſſen. Lediglich auf die kleinen Länder, wie Mecklenburg,
Oldenburg, Anhalt, Thüringen uſw. nimmt das Referat keine
Rückſicht, da es, ebenſo wie der Organiſationsausſchuß von der
Auffaſſung ausgeht, daß dieſe Länder verſchwinden müſſen. In
ganz beſtimmten Vorſchlägen wird die Zuſtändigkeit in der Ver=
waltung
zwiſchen Reich und Ländern verteilt. Von beſonderem
Intereſſe dürften die Streitfragen ſein, da hier anſcheinend auch
unter den Ausſchußmitgliedern keine volle Uebereinſtimmung er=
zielt
werden konnte. Hierher gehören u. a. die politiſchen Fragen,
die Hoheitsaufſicht über die Gemeinden, Zollfragen uſw. Den
ſüddeutſchen Ländern ſoll dabei eine beſondere Selbſtändigkeit
überlaſſen bleiben. Der Ausſchuß iſt offenbar bei der Geſtaltung
ſeiner Vorſchläge von der Auffaſſung ausgegangen, daß die
ſtärkſten Gefahrenquellen für den Beſtand des Reiches auf der
Oſt=Weſt=Linie, nicht aber auf der Nord=Süd=Linie liegen, ſo daß
er in der Durchgeſtaltung der Verwaltung von Oſt nach Weſt an
dem preußiſchen Verwaltungsſyſtem mit nur geringfügigen Aen
derungen feſthielt, oder er glaubte, dem Süden in den hiſtoriſcher
Gegebenheiten mehr Rechnung tragen zu können. Wie wir weiter
hören, wird der Verfaſſungsausſchuß mit ſeinen beiden Unter=
ausſchüſſen
am 5. Juli in Berlin unter dem Vorſitz des Reichs=
innenminiſters
zuſammentreten, um die Ergebniſſe der bisher
getrennten Arbeiten zuſammenfaſſen zu können. Im Herbſt ſoll
dann die zweite große Länderkonferenz ſteigen.

zuerſt betretenen Talmulde hin wie mit Schmirgel abgeſchliffen
erſchien, ſodaß es die Sonnenſtrahlen wie ein Spiegel zurückwarf.
Im Oſten öffnete ſich der ungeheure Talkeſſel der Dſchungarei,
zu meiner Linken aber die genannte breite Talmulde. An dem
mir gegenüberliegenden Tianſchangebirge bemerkte ich, ſoweit ich
ſehen konnte, eine eigentumliche, durchaus auf gleicher Höhe
bleibende Linie, die das Gebirge in zwei ſtreng geſchiedene Teile
eilte. Die unter dieſer liegende Gebirgspartie war ſtellenweiſe
ſo ſtark ausgewaſchen, daß der mich begleitende Koſake unwill
kürlich ausrief: Da kann man ſehen, wie weit die Sintflut ge=
reicht
hat. Eine ähnliche, auf gleicher Höhe liegende Waſſer=
marke
konnte ich auf dem hinter mir liegenden Alataugebirge
verfolgen. Die Felſen der ſogenannten Ruinen von Kaptagei
lagen unterhalb dieſer Waſſermarke. Ich war mir der Tragweite
dieſer meiner Beobachtungen ſofort klar: die an den Abhängen
des Alatau und Tianſchan hervorgetretenen Marken konnten nur
Waſſermarken ſein, und die ganze Dſchungarei und die mit dieſer
in Verbindung ſtehende Mongolei, Wüſte Gobi und das Tarim=
Becken mußten folglich bis zur Höhe dieſer Marke einmal von
Meere bedeckt geweſen ſein. Das Vorhandenſein nur einer
ſcharf ausgeprägten Marke beweiſt, daß das Meer nicht langſam
ausgetrocknet, ſondern plötzlich abgefloſſen ſein und ſich über die
Balkaſchebene ergoſſen haben muß. Dieſer Abfluß hat offenbar
durch die erwähnte ausgewaſchene Talmulde ſtattgefunden, und
die ungeheuren Waſſermaſſen, welche das ganze mittlere Aſien
bedeckten, ſind mit raſender Geſchwindigkeit als ein wenigſtens
25 Kilometer breiter Strom über und durch das Kaptagaigebirge
geſtrömt und haben dieſes, da es ſich dem Strome wie ein unter=
ſeeiſches
Felſenriff entgegenſtellte, abgeſchliffen.
Dieſer ungeheure Waſſerdurchbruch und die außerordentlich
ſchnelle Entleerung des einſtigen mittelaſiatiſchen Binnenmeeres
das auch die chineſiſche Sprache mit dem Worte Han=hai als
trocken gewordenes Meer bezeichnet, muß zu einer Flutkata=
ſtrophe
ohnegleichen geführt haben. Bedeckte das Binnenmeer
doch einen dem Mittelländiſchen Meere an Größe mindeſtens
gleichkommenden Flächenraum, und es muß ſich, weil der Spie=
gel
des rieſenhaften Sees faſt 2000 Meter über dem Weltmeer
lag, das Waſſer aus ihm als ein 1200 bis 1500 Meter tiefer
Strom mit unbeſchreiblicher Gewalt zunächſt in das Gelände um
den Balkaſchſee und von dort weiter durch das Tiefland bis zum
Schwarzen Meer ergoſſen haben. Dieſes hochaufſtauend, brach
ſich dann die Riefenflut einen Weg zum Mittelmeer durch die
von ihr geſchaffenen Meeresſtraßen des Bosporus und der
Dardanellen. Da aber auch das Mittelländiſche Meer die plötzlich
eindringende Waſſermaſſe nicht faſſen konnte, brach ſie einerſeits

An Ende der zweiken Lefung. Bor der außen=
polikiſchen
Ausſprache.
Der Reichstag ſtellt ſich ſchon langſom auf die Ferien ein.
Er hat die Ausfprache über die Finanzlage zum Abſchluß ge=
bracht
. Am Ende der Woche wird Dr. Streſemann noch einem
Kreuzfeuer über ſeine Außenpolitik unterworfen. In den erſten
Tagen der kommenden Woche ſoll dann die dritte Leſung begin=
nen
. Ausgangs Juni beginnen dann die Ferien, wenn bis
dahin alles glatt geht, was noch keineswegs ſicher iſt. Der Be=
ſchluß
des Kabinetts auf Vertagung des Sofortprogranms hat
innerhalb der Regierungsparteien ſtarke Widerſtände hervor=
gerufen
. Es ſcheint auch im Kabinett eine erregte Aus=
einanderſetzung
gegeben zu haben, die ſchließlich dahin
entſchieden wurde, daß die Zentrumsminiſter auf An=
regung
Stegerwalds mit den Sozialdemokra=
ten
zuſammengingen und die Mehrheit bildeten, während
die übrigen Miniſter, ſchon aus finanziellen Gründen, eine
ſchleunige Beſeitigung wenigſtens der wichtigſten Mißſtände für
notwendig hielten. Volkspartei und Demokraten wollen ſich auch
mit der Vertagung noch nicht abfinden. Die Volkspartei
hat bereits einen Initiativantrag eingebracht, der darauf
abgeſtellt iſt, künftighin Ausgaben und Einnahmen der Ver=
ſicherungsanſtalt
in Uebereinſtimmung zu bringen. Dazu will
er den Kreis der Verſicherungsberechtigten einengen, außerdem
aber die Höhe der Unterſtützung von den Beiträgen und der
Dauer der Beiträge abhängig machen, ſo daß die volle Unter=
ſtützung
erſt bezahlt wird, wenn mindeſtens 52 Wochen Beitrags=
zahlungen
nachgewieſen werden. In ähnlicher Richtung werden
wohl auch die Anträge der Demokraten gehalten ſein. Das Zen=
trum
ſchäumt vor Empörung, weil es in dieſem Vorgehen der
Volkspartei einen Verſtoß gegen die Abmachungen ſieht. Be=
kanntlich
hat man bei Errichtung des Kabinetts den Parteien
die Verpflichtung auferlegt, in wichtigen Fragen Anträge nur
auf Grund gegenſeitiger Uebereinſtimmung einzubringen. Dieſe
Einſchränkung kann aber in dieſem Falle nicht zutreffen, weil
über die Frage der Arbeitsloſigkeit lange verhandelt wurde, und
die Parteien ſelbſtverſtändlich ihre Entſchlußfreiheit zurückgewin=
nen
, wenn eine Verſtändigung nicht erzielt wird, wen außer=
dem
das Kabinett ſeine Pläne umſtößt.
Auch das Sperrgeſetz hängt noch ziemlich im der Luft, das
den ehemaligen Reichsunmittelbaren den Weg der Prozeßfüh=
rung
für ihre Aufwertungsanſprüche abſchneiden will. Die
Volkspartei hat verlangt, daß darin wenigſtens die Fälle aus=
genommen
werden, in denem vertragliche Vereinbarungen über
ein Schiedsgerichtsverfahren bereits vorliegen. Die Volks=
partei
iſt der Meinung, daß wenigſtens bindende Abmachungen
aus dem Rahmen des Sperrgeſetzes ausgelaſſen werden müßten.
Erkennen auch die übrigen Parteien das an, dann wird die
Volkspartei für das Sperrgeſetz ſtimmen, ſonſt nicht.
Volksparkei-Ankrag
zur Arbeitsloſenverſicherungsreform.
Berlin 19. Juni.
Die Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspartei hat einen
Antrag zur Reform der Arbeitsloſenverſicherung eingebracht,
Danach ſollen aus der Verſicherungspflicht alle diejenigen ausge=
ſchaltet
werden, bei denen man von einem regelmäßigen ſtändigen
Arbeitsverhältnis nicht ſprechen kann oder bei denen die Kon=
trolle
des Beſchäftigungsverhältniſſes unmöglich iſt. Verſiche=
rungsfrei
ſollen demnach werden: Arbeitnehmer, die wöchentlich
weniger als 10 Mark verdienen, unter 18 Jahre alte, bis zu
50 Prozent Erwerbsbeſchränkte und Heimarbeiter, ferner ſolche,
die ſelbſtändig tätig ſind oder von der Familie erhalten werden.
Die Unterſtützung ſoll in keinem Falle 70 Prozent des für den
Wohnort des Arbeitsloſen maßgebenden Tariflohnes überſteigen.
In einem neuen § 107a wird geſagt, daß die volle Unterſtützung
nur der Verſicherte erhält, der mindeſtens 52 Beitragswochen nach=
weiſt
. Sind weniger als 52 aber mehr als 39 Beitragswochen
nachgewieſen, ſo werden die Unterſtützungsſätze um 25 Prozent,
bei weniger als 39 Wochen werden ſie um 50 Prozent gekürzt
Hiermit ſollen auch die Schwierigkeiten der Saiſonarbeiterfrage
überwunden werden. Die zwiſchen dem Eintritt der Arbeitsloſig=
keit
und dem Beginn der Unterſtützung liegende Karenzzeit wird
von ſieben Tagen auf drei Wochen erweitert. Weiter ſieht der
Antrag vor, daß Arbeitgeber, die bei der Beſcheinigung für den
Arbeitsloſen falſche oder unvollſtändige Angaben machen, der
Reichsanſtalt zum Erſatz des daraus entſtehenden Schadens ver=
pflichtet
ſind und außerdem in eine Ordnungsſtrafe bis zu 1000
Mark genommen werden können.

durch die damals erſt gebildete Straße von Gibraltar zum Atlan=
tiſchen
Ozean, andererſeits über die Landenge vom Suez zum
Roten Meere und an einer niedrigen Stelle der Küſte zum obe=
ren
Euphrattale durch. Die durch dieſen Durchbruch herbei=
geführte
Flutkataſtrophe nun iſt es, von der uns die Bibel als
einem Zornausbruch Jehovas genaueren Bericht erſtattet.
Ebenſo wie ſich die in dem Bibelbericht erwähnten unge=
wöhnlich
großen Regenmengen durch die plötzlich eintretenden
meveorologiſchen Umwälzungen, welche das Hereinbrechen ſo
großer Waſſermengen zur Folge haben mußte, gut erklären
laſſen, iſt es nicht ſchwer, den Grund zu ermitteln, der ſeinerzeit
zum Durchbruch des großen mittelaſiatiſchen Binnenmeeres an
ſeiner Weſtſeite geführt hat. Er iſt ohne Zweifel in einem der
heftigen tektoniſchen Erdbeben zu ſuchen. So richteten noch in
allerjüngſter Zeit Erderſchütterungen bei Aſchabad, Firuza und
einigen anderen Orten dieſes Landes arge Verheerungen an, und
bei den letzten großen Beben von Wernoe ſoll ſich am Weſt=
abhang
der Iſſikulſee zum Teil entleert haben.
Im Einklang mit den Schwarzſchen Feſtſtellungen über den
Verlauf der Sintflut hat ſich die Sage von dieſen Naturereig=
niſſen
nicht nur bei allen um das mittelaſiatiſche Binnenmer
wohnenden Völkern erhalten, ſondern auch bei allen Volks=
ſtämmen
von indogermaniſcher und ſemitiſcher Herkunft. Das
erklärt nun der deutſche Forſcher ſehr gut dadurch, daß ſich das
Rlima von ganz Zentralaſien durch die Trockenlegung des großen
Binnenmeeres ſo ſehr verſchlechtern mußte, daß es mit ſeiner Um=
gebung
in Wüſteneien und Steppen umgewandelt wurde. Die
Bevölkerung war dadurch zum Auswandern gezwungen. Hier=
durch
erklärt ſich auch jene große Völkerverſchiebung, welche die
Indogermanen vom mittelaſiatiſchen Hochland teils nach dem
britiſchen Indien, teils bis zum äußerſten Weſten von Europa
führte. Die zum Süden des aſiatiſchen Feſtlandes vordringenden
Indogermanen verdrängten die hier wohnenden Malaien und
zwangen ſie zum Auswandern in das ſüdaſiatiſche Inſelgebiet.
Auch hier haben ſich deshalb Ueberlieferungen über die große
Flut, welche zu ihrer Vertreibung vom aſiatiſchen Feſtland
ührte, erhalten. Daß die bei der klimatiſchen Veränderung aus
dem mittleren nach dem nördlichen Aſien ausgewanderten Völker
der mongoliſchen Menſchenraſſe Erinnerungen an die Sintflut
bewahrt haben, leuchtet ein, daß dieſes aber auch bei den In=
dianern
der Fall iſt, erklärt ſich dadurch, daß wir in ihnen Ange=
hörige
derſelben Raſſe vor uns haben, welche nachweislich vom
Norden Aſiens ihren Weg über die Inſelkette der Aleuten nach
dem amerikaniſchen Feſtland genommen haben.

[ ][  ][ ]

Nummer 169

Donnerstag, den 20. Juni 1929

Flottenabrüſtung wieder aktuell.

Seite 3

* Die hiſtoriſche‟ Zuſammenkunft.
Wie man in Frankreich die engliſch=amerikaniſche Füh=
lungnahme
in der Flokkenabrüſtungsfrage beurkeilk.
Von unſerem A=Korreſpondenten.

Paris, 19. Juni.
Die hiſtoriſche Zuſammenkunft MacdonaldDawes hat die
Aufmerkſamkeit der politiſchen Kreiſe in Paris noch mehr auf die
engliſche Politik konzentriert.
Offiziös wird das Ergebnis die=
ſer
Zuſammenkunft oder we=
nigſtens
das kurze Communiaué
mit kühler Höflichkeit kom=
mentiert
. Man ſieht es gerne,
daß die Verhandlungen über die
Seeabrüſtung nicht eine aus=
ſchließlich
engliſch=amerikaniſche
Angelegenheit ſein werden, ſon=
dern
daß auch die anderen Mächte
daran teilnehmen können. Das
bedeutet aber noch keineswegs
eine Stellungnahme für die ge=
plante
Konferenz.
Man betont in Frankreich
ſelbſtverſtändlich , daß man
bereit ſein wird, die Sache der
Seeabrüſtung zu unterſtützen.
Aber man leugnet nicht, daß man
den Verhandlungen mit einiger
Skepſis entgegenſieht. In Frank=
reich
iſt man der Anſicht, daß
eine Parität der engliſchen und
amerikaniſchen Flotten ein Ding
der Unmöglichkeit ſei. Eine Eini=
gung
, wie ſie auch ausfallen
würde, müßte notwendigerweiſe
die Ueberlegenheit einer der bei=
Anforderungen, welche an die
gung zwiſchen England und Ame=
rika
zuſtandekommen, ſollte
und daran zweifeln viele in Pa=
ris
ſo müßte dies nach der
franzöſiſchen Aufaſſung auf Ko=
ſten
des einen Verhandlungs=
partners
geſchehen. Und dieſer
Verhandlungspartner würde
auch nach franzöſiſcher Auffaſ=
ſung
unter allen Umſtänden
England ſein. Es iſt bemerkens=
wert
, daß man hier auch die
Nachricht verbreitet, daß die Reiſe
Macdonalds nach den Vereinig=
ten
Staaten auf lange Zeit ver=
ſchoben
wird.
Hat man die Zuſammenkunft
MacdonaldDawes mit höflicher
Zurückhaltung zur Kenntnis ge=
nommen
die Höflichkeit galt
Amerika und die Zurückhaltung
England ſo wurde von fran=
zöſiſcher
Seite auf den Artikel
des engliſchen Miniſterpräſiden=
ten
in der Sunday Times
ziemlich ſcharf repliziert. Als
die Nachricht von dem Artikel
Macdonalds in Paris eintraf,
erwartete man ſofort das De=
menti
. Wenn auch nicht ſo ſchnell,
wie erwartet, ſo kam doch ſo et=
was
ähnliches. Man hat erklärt,
daß der engliſche Miniſterpräſi=
dent
den Artikel vor Monaten
verfaßt habe und daß dieſer jetzt
ohne Autoriſation erſchienen ſei.
Das iſt nicht viel. Das Echo in
Italien und in anderen Staaten
blieb nicht aus. Die franzöſiſche
Rechtspreſſe, insbeſondere das
Echo de Paris, benutzt die Ge= Macdonald erhofft von der natürlichen Herzlichkeit, mit der Dawes ihn in Schottland begrüßt

Günſtige Aufnahme der Londoner Reden
in Maffnafenl.
Telegramme aus Waſhington laſſen erkennen, daß man dort mit
dem Verlauf der letzten Ereigniſſe, die zur Aufnahme neuer Abrüſtungs=
verhandlungen
führen ſollen, zufrieden iſt, wenn auch die offiziellen
Waſhingtoner Regierungskreiſe noch Zurückhaltung bewahren. Man
will abwarten, welche Aufnahme die Reden des Generals Dawes und
Maedonalds bei den übrigen Flottenmächten und nicht zuletzt in der
engliſchen Preſſe finden. Die abwartende Haltung Waſhingtons wird
von dem Star dahin ausgelegt, daß man den nächſten Schritt zur
Wiederaufnahme der Abrüſtungsverhandlungen von England erwartet.

Dürfen die Völker wieder hoffen?

den Mächte bedeuten. Denn die Links unten: Präſident Herbert Hoover, links oben: Charles Dawes, der neue amerikaniſche Bot=
beiden
Flotten geſtellt werden, ſchafter in London, rechts unten: Maedonald, rechts oben: Henderſon, Englands neuer Außenminiſter.
können, ſeien grundverſchieden. In England und Amerika hofft man nach dem Kurswechſel in England in der Abrüſtungsfrage zu
Wenn alſo wirklich eine Eini= einem poſitiven Ergebnis zu kommen. Wird nun endlich das ſich überſtürzende Wettrüſten aufhören,
das alle Nationen jährlich Hunderte Millionen koſtet?

Ein herzlicher Händedruck.

Der amerikaniſche Botſchafter Dawes begrüßt nach ſeinem Antrittsbeſuch bei König Georg
den Miniſterpräſidenten Macdonald.
legenheit, um die neue engliſche, hat, daß die Bemühungen der beiden Länder, ſich wieder gegenſeitig näher zu kommen, erhalten
Regierung aufs heftigſte anzu= bleiben. Wir drückten uns die Hände ſagte Macdonald am Dienstag bei einer Anſprache in
Loſſiemouth, in dem Gedanken, für das internationale Gemeinwohl zu arbeiten.
greifen.

Heſſiſcher Landkag.

Präſident Delp eröffnet die 51. Sitzung des Landtags um 10 Uhr
25 Minuten. Er teilt mit, daß der Ausſtellungsausſchuß zu einer Be=
ſicht
gung der Ausſtellung Der ſchöne Menſch in der neuen Kunſt
eingeladen hat.
Es werden ſodann eine Reihe kleiner Anfragen beantwortet.
Auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Werner ant=
wortet
der heſſiſche Staatspräſident:
In der Erbſchaftsſache Emmerich=Aſtor iſt die Heſſiſche Regierung
ſchon ſeit mehreren Jahren, insbeſondere zuletzt 1928/29 tätig und durch
Vermittlung des Auswärtigen Amts in Berlin bemüht geweſen. Nach
einer Mitteilung des Auswärtigen Amts wurde die unter Bezugnahme
auf ein angebliches, erſt im April 1928 vorgefundenes Teſtament des
John Nicholas Emerick erhobene Klage dreier amerikaniſcher Staats=
angehörigen
beim Bundesgericht in New York gegen das Haus Aſtor
auf Herausgabe von 2, der Hinterlaſſenſchaft durch Urteil vom 6.
Dezember 1928 und weiterhin durch Gerichtsbeſchluß vom 13. Dezember
1928 und 16. März 1929 koſtenpflichtig abgewieſen.
Unabhängig von dieſer Klage iſt von anderweitigen Erbanwärtern
am 20. Februar 1929 eine neue Klage auf Vorlegung der Abrechnung
der in den Händen der Treuhänder des Nachlaſſes John Jacob Aſtor
befindlichen Gelder, welche aus dem vormals von John Jacob Aſtor
und Johan Nicholas Emerick gemeinſam betriebenen Geſchäfte her=
rühren
ſollen, bei dem gleichen Bundesgericht eingereicht worden. Dieſe
Klage iſt im Namen aller bis jetzt gefundenen und noch zu findenden
Erben des John Nicholas Emerick, wo auch immer befindlich, erhoben.
Ob eine gerichtliche Entſcheidung hierauf inzwiſchen ſchon ergangen iſt,
iſt an amtlicher Stelle noch nicht bekannt.
Weder die Heſſiſche Regierung noch das Auswärtige Amt können
von ſich aus die Rechtslage klären, wer als Erbe nach dem am 16.
Dezember 1816 verſtorbenen John Nicholas Emerick anzuſehen iſt und
ob deutſche Nachkommen nach dieſem heute noh Erbanſprüche mit Erfolg
ſtellen können. Es wird daher Intereſſenten anheimgegeben werden
müſſen, ſich unmittelbar dieſerhalb mit dem Deutſchen Generalkonſulat
in New York in Verbindung zu ſetzen.
Auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Maurer antwortet der
Miniſter für Arbeit und Wirtſchaft:
Die land= und forſtwirtſchaftliche Berufsgenoſſenſchaft für Heſſen
iſt meiner Dienſtaufſicht nicht unterſtellt. Sie unterſteht vielmehr, wie
alle Berufsgenoſſenſchaften, derjenigen des Reichsverſicherungsamts
(88 722, 985 RVO). Ich bin daher nicht in der Lage, die Berufs=
genoſſenſchaft
zu einer anderen Verteilung der Beiträge zu veranlaſſen,
habe ihr jedoch die Kleine Anfrage mit der Bitte überſandt, nach Mög=
lichkeit
dem Wunſche des Herrn Anfragenden zu entſprechen.
Auf die Kleine Anfrage der Herren Abgeordneten Galm und
Angermeier, die Aenderung des Geſetzes über Arbeitsvermittlung und
Arbeitsloſenverſicherung betreffend, erwidert der Miniſter für Arbeit
und Wirtſchaft, daß ihm b:s jetzt keinerlei amtliche Nachricht über die
Abſichten der Reichsregierung hinſichtlich der Reform der Arbeits=
loſenverſicherung
zugegangen iſt, daß er aber gegebenenfalls die Belange
der Arbeitsloſen in ſeitheriger Weiſe vertreten werde.
Der Antrag der Abg. Schäfer (Kom.) u. Gen., der die Einſtellung
von Arbeitern, Angeſtellten und Beamten in die Staatsbetriebe nur
durch die zuſtändigen Arbeitsnachweiſe mit Zuſtimmung der Gewerk=
ſchaften
wünſcht, wird für erledigt erklärt.
Folgender Antrag der Abg. Hattemer, Winter, Ille, betr. Aus=
wüchſe
in den Darſtellungen der Kinos, Theater und in den Aus=
lagen
der Zeitungsſtände uſw., wird mit 29:24 Stimmen angenommen:
Im öffentlichen Leben, in den Darſtellungen der Kinos und Theater
zeigen ſich in ſteigendem Maße Erſcheinungen, die geeignet ſind, die
Empfindungen der geſunddenkenden Bevölkerung zu verletzen. Auch
durch Auslagen in den Zeitungsſtänden, Kiosken und Bahnhofs=
wir
wir=
buchhendlungen
, durch Angebote gewiſſer Straßenhändler und durch
Darſtellungen an Litfaßſäulen und in Schaufenſtern unſer öffentliches
eben heute mit erotiſchen Erzeugniſſen zum Teil widerlichſter Art
überflutet.
Damit werden die religiöſen und ſittlichen Empfindungen und An=
ſchauungen
weiter Kreiſe verletzt, auch iſt damit eine Herabwürdigung
von Ehe und Familie aufs engſte verquickt.
Weite Kreiſe ſehen in dieſer Entwicklung eine ungeheure Gefahr
für die ſittliche Reinerhaltung unſeres Volkes, vor allem der Jugend;
auch wird die deutſche Kultur dem Ausland gegenüber dadurch ver=
ächtlich
gemacht.
Wir beantragen daher:
Der Landtag wolle beſchließen, die Regierung zu erſuchen:
1. Bei der Reichsregierung auf eine Geſetzgebung hinzuwirken, die
geeignet erſcheint, die vorſtehend erwähnten Auswüchſe zu beſei=
tigen
,
2. in Heſſen durch geeignete Maßnahmen unverzüglich für Abhilfe
Sorge zu tragen.
Frau Abg. Hattemer hält die von der heſſ. Regierung abgegebene
Erklärung, daß die beſtehenden Geſetze ſtreng durchgeführt würden, für
nicht ausreichend. Eine Vermehrung der Filmzenſurſtellen ſei anzu=
ſtreben
. Rednerin vertritt die Anſicht, daß das Landestheater eine große
Tradition zu erfüllen habe und daß es daher um ſo mehr zu bedauern
ſei, daß Stücke bolſchewiſtiſcher Tendenz und ſitrlich zerſetzende Stücke
aufgeführt würden.
Abg. Dr. Werner hält die Profitoſier des Kinokapitals für die
Urſache der ſchlechten Filmerzengniſſe, die auf die niederſten Inſtinkte
ſpeknliere. Man ruft ihm zu: Hugenberg!) Er habe ſchon einmal
geſagt, daß das Landestheater immer mehr zu einer jüdiſchen Pe=
pinerie
werde.
Abg. Galm (Kom.) feierte die ruſſiſchen Filme.
Abg. Birnbaum (D.V.P.): Die Handhabung des Geſetzes gegen
Schmutz und Schund iſt zu umſtändlich und zeitraubend. Bis erſt ein
Verbot rochtskräftig wird, iſt die Auflage meiſt ſchon vergriffen.
Abg. Reiber 7Dem.) hält es für nicht zweckmäßig, die ſchon be=
ſtehenden
polizeilichen Maßnahmen noch zu verſtärken. Die Kunſt ſei

Bisher haben die Feſtſtellungen unſeres Landsmannes
F. von Schwarz hinſichtlich des Verlaufes der Sintflut die
nach ſeinen Unterſuchungen ungefähr in die durch die Ausgra=
bungen
von Ur ermittelte Zeit fallen muß in wiſſenſchaftlichen
Kreiſen viel zu wenig Beachtung gefunden. Es iſt das wohl dem
Umſtand zuzuſchreiben, daß deutſche Gelehrte die Urſitze der
Indogermanen aus Zentralaſien weiter nach dem Weſten, ja ſo=
gar
nach dem nordweſtlichen Europa verlegen zu müſſen glau=
ben
. Man ſcheint hierbei die hohe Entwickelung der Kultur
bei den dunklen Indogermauen, ſchon in einer Zeit, als ihre
heller gefärbten Stammverwandten nach langer Wanderung bis
zum Weſten und Norden Europas es noch nicht annähernd ſo
weit gebracht hatten, völlig zu überſehen.

* Die Abwanderung deutſchen Kunſt=
beſikes
ins Ausland.
Von Geheimrat Dr. Waetzold,
Generaldirektor der ſtaatlichen Muſeen.

Unſer ch=Referent hatte dieſer Tage Gelegen=
heit
, mnit dem Generaldirektor der ſtaatlichen Muſeen,
Geh. Rat Dr. Waetzold, über die Abwanderung
deutſchen Kunſtbeſitzes ins Ausland zu ſprechen.
Dieſer machte dabei folgende Ausführungen:
In den letzten Jahren haben die Klagen, daß namhafte
Kunſtſchätze aus deutſchem Beſitz ins Ausland abgewandert ſind,
immer mehr zugenommen. Ueber die Gründe, warum dies ge=
ſchieht
, machen ſich gerade die, die am lauteſten darüber ſchreien,
die wenigſten Kopfſchmerzen. Sie ſtellen die Tatſachen feſt, ohne
zu bedenken, daß hier eine Erſcheinung ſich zeigt, die lediglich
durch die gegenwärtige Lage Deutſchlands begründet iſt. Vor=
ſchläge
, wie dieſem Uebelſtande abgeholfen werden könnte, ſind
mir bisher nicht zu Ohren gekommen, wenigſtens nicht, ſoweit
ſie einigermaßen Ausſicht auf Erfolg hätten und durchführbar
ſind.
Es iſt eine unbeſtreitbare Tatſache, daß manches wertvolle
Stück im Laufe des letzten Jahrzehnts ſeinen Beſitzer gewechſelt
hat und ins Ausland gelangt iſt. Der Grund dafür iſt zumeiſt
in der Tatſache zu ſuchen, daß derjenige, der ſich zur Veräußerung
entſchloß, das Geld benötigte, wie andererſeits ſowohl der
deutſche Kunſtmarkt im allgemeinen wie die deutſchen Muſeen

im beſonderen nicht das Geld beſaßen, um die betreffenden
Gegenſtände im Lande halten zu können. Wenn man bedenkt,
was es heißt, daß ein Muſeum wie das Kaiſer=Friedrich= Mu=
ſeum
in Berlin jährlich nicht mehr wie 45 000 Mark zum An=
kauf
neuer Kunſtgegenſtände zur Verfügung hat, dann iſt es er=
klärlich
, daß dem Uebelſtand von ſeiten der deutſchen Muſeen
kaum abgeholfen werden kann. Es iſt eine Seltenheit, wenn
ein deutſches Muſeum heute über einen größeren Etat für ſolche
Zwecke verſügt, die meiſten können heute nur über einen weſent=
lich
geringeren Etat als 45 000 Mk. verfügen; viele haben zur
Zeit gar keine Mittel zu Neuankäufen. Alſo liegt die erſte (und
ſchwerſte) Schuld an dem heutigen Geldmangel des deutſchea
Reiches.
Natürlich haben wir trotzdem Vorkehrungen getroffen ſo=
weit
es in unſeren Kräften ſteht um dieſem Uebel, das wir
ſicher nicht auf die leichte Achfel nehmen, zu ſteuern. Es ſind
Liſten angelegt, in denen ſämtliche Kunſtſchätze von Wert (ob
ſie nun in privaten Händen oder in Staatsbeſitz ſind) aufgezeich=
net
ſind. Dazu gehören auch die in hohenzollerſchem Privatbeſitz
und im Beſitz anderer Fürſtlichkeiten befindlichen Kunſtgegen=
ſtände
von Bedeutung. Um dieſe Kunſtwerke dem deutſchen
Volke zu erhalten, ſind geſetzgeberiſche Maßnahmen getroffen,
daß ein Verkauf unter der Hand nicht ſtattfinden darf. Handelt
es ſich um Privatbeſitz, ſo iſt der Beſitzer, wenn er den Kunſt=
gegenſtand
zu veräußern gedenkt, gezwungen, dieſe Abſicht anzu=
melden
, und es iſt geſetzlich beſtimmt, daß eine Auktion ſolcher
Kunſtgegeuſtände nur in Deutſchland ſtattfinden darf.
Damit wird wenigſtens das eine erreicht, daß den deutſchen Mu=
ſeen
quaſi das Vorkaufsrecht gewahrt bleibt.
Nun könnte man ja einwenden, bei der Finanzlage der deut=
ſchen
Muſeen ſei das kaum mehr als eine ſchöne Geſte. Das
ſieht ſo aus; aber es gibt ſchließlich auch noch andere Wege, auf
denen man Kunſtbeſitz erhalten kann. Dafür hat vor einiger
Zeit das kleine Holland ein ſehr nachahmenswertes Beiſpiel auf=
geſtellt
. Als dort die Sammlung des Bürgermeiſters Six unter
den Hammer kam, fehlte es auch an Geld, um die wertvolle
Sammlung geſchloſſen den Niederlanden zu erhalten. Man
verfiel auf den einfachen Ausweg, daß ſich eine Gruppe von
finanzkräftigen Freunden zuſammenſchloß, die Sammlung er=
warb
und den Beſchluß faßte, ſie leihweiſe dem Muſeum zu
überlaſſen Auf dieſe Weiſe blieb die Sammlung dem Lande
erhalten und durch die Aufſtellung der Sammlung im Muſeum
wurde eine gemeinnützige Tat vollbracht. Dieſes kleine Beiſpiel
iſt auch für uns ſehr lehrreich, es ſollte zu denken geben. Wenn
es uns gelingt, unſere Kunſtfreunde und Sammler zu einer re=

geren Mitarbeit zu veranlaſſen, dann könnten wir auch in
Deutſchland marches Stück der Heimat erhalten. Der Einzelne
iſt den Zeiterſcheinungen machtlos gegenüber, eine geſchloſſene
Gruppe kann ſchon ein viel gewichtigeres Wort in die Wag=
ſchale
werfen. Und deshalb müſſen wir darauf hinarbeiten, daß
in dieſer Beziehung die Kunſtfreunde und Sammler unſerer Be=
ſtrebungen
nachhaltiger unterſtützen.
Das kaiſerliche Deutſchland hatte es in dieſer Beziehung
(von Finanzfragen einmal ganz abgeſehen) leichter wie wir.
Wenn ein Einzelner oder eine Gruppe von Kunſtfreunden tat=
ſächlich
ein derartiges Werk für uns durchführt, wie ſollen wir
es ihm (bzw. ihnen) danken? Im kaiſerlichen Deutſchland gabs
dafür einen Oden, und die Sache war erledigt. So lange Men=
ſchen
leben, wird auch die menſchliche Eitelkeit beſtehen, und ein
Ordensband im Knopfloch iſt ein mächtiger Anreiz zu Taten der
verſchiedenſten Art. Deshalb würde ich es im Intereſſe der mir
unterſtellten Muſeen begrüßen, wenn ſich die Republik zur Wie=
dereinführung
der Orden entſchließen könnte. Denn in den Or=
den
würden uns Helfer erſtehen, deren Werbekraft man nicht
unterſchätzen darf.
Leider ſehe ich gar keinen Weg, wie man den Welfenſchatz
mit ſeinen immenſen Werten Deutſchland erhalten ſoll. Der
Schatz befindet ſich ſchon in der Schweiz, iſt alſo auch einem ge=
ſetzlichen
Zugriff unerreichbar. Es wäre natürlich außerordent=
lich
zu bedauern, wenn gerade dieſe Sammlung, die ſchon kultur=
hiſtoriſch
von der allergrößten Bedeutung iſt, Deutſchland ver=
loren
ginge, aber das liegt jetzt nur in der Hand der Beſitzer,
des welfiſchen Herzogshauſes.
Andererſeits ſoll man aber bei kleineren Objekten die Be=
deutung
der Abwanderung ins Ausland nicht übertreiben. In
mancher Beziehung ſehe ich darin ſogar eine gewiſſe Propaganda=
kraft
. Uelereinſtimmend wurde mir berichtet, daß in den großen
amerikaniſchen Galerieen wohl franzöſiſche und italieniſche Maler
3. und 4. Klaſſe maſſenhaft vertreten ſeien. Aber kaum ein ein=
ziger
Deutſcher. Sollte wirklich der eine oder andere Menzel,
Liebermann, Corinth und andere über den großen Teich wan=
dern
, ſo kann das für unſere deutſche Kunſt nur Propaganda
machen.
Was in unſeren Kräften liegt, wird geſchehen, um zum Wohle
der deutſchen Kunſt zu arbeiten. Wir ſind durch die Finanzknapp=
heit
ja gezwungen, in erſter Linie unſer Augenmerk auf die jün=
geren
Künſtler zu wenden, deren Werke ſpäter vorausſichtlich
hoch Kurs ſtehen werden. Aber deshalb werden wir doch das
Möglichſte einſetzen, um gie Kuſtſchätze vergangener Zeitepochen
unſeren Volke zu erhalten.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 20. Juni 1929

Nummer 169

vor der polizeilichen Kunſtauffaſſung zu ſchützen. Er halte beiſpiels=
weiſe
viele von anderen Seiten ſo geprieſene vaterländiſche Filme‟
für Schund. Der Ruf und Ruhm der Darmſtädter Bühne ſei im gan=
zen
Reich unbeſtritten. Wem ein Stück nicht paſſe, der möge es ſich
eben nicht anſehen. Viele Stücke ſeien nur aus der Zeit zu verſtehen.
Abg. Kaul (Soz.) erklärt, die Unmoral und Unſittlichkeit der
herrſchenden Klaſſen ſeicm größer als die deu breiten Maſſen.
Abg. Ille (3.): Wir kennen keine Doppelmoral.
Die von der Verſicherungsanſtalt für gemeindliche Beamte in Heſſen
beabſichtigte Erhöhung des Umlageſatzes von 13 auf 14 Prozent wird
einſtimmig abgelehnt.
Für erledigt erklärt wurde der Antrag der Abgg. Eberle und Gen.
betr. Weinſteuer, ein Antrag der gleichen Abgeordneten betr. Sonntags=
arbeit
in Landtwirtſchaft und Weinbau und ein Antrag der Abgg. Späth,
Weſp und Genoſſen betr. Beſchäftigung von ausländiſchen (polniſchen)
Arbeitskräften in landwirtſchaftlichen Betrieben.
Entſprechend einem Antrag Werner Böhm wird die Regierung
erſucht, beim behördlichen Einkauf ſtatt der Warenhäuſer in erſter Linie
mitelſtändiſche Geſchäfte heranzuziehen.
Abg. Kunkel ſpricht für die Aufhebung der Stempelgebühr bei
Offenhaltung der Backbetriebe an Feiertagen.
Abg. Weckler (Z.) wender ſich aus Grinden der Konſequenz bezal.
anderer Betriebe, z. B. des Gaſtwirtegewerbes, dagegen.
Eine Reihe kommuniſtiſcher Anträge wird, da die Kommuniſten ab=
weſend
ſind, einſtimmig abgelehnt.
Ein Antrag der Abgg. Dr. Werner, Böhm, Dr. Beſt, betr. Aus=
wuſichſe
der Immunität wird für erledigt erklärt. Der zuſtändige Aus=
chuß
wird in zukünftigen Fällen eine ſchärfere Haltung platzgreifen
laſſen.
Eine Reihe von Eingaben wird den Beſchlüſſen des Ausſchuſſes ent=
ſprechend
zur Kenntnis genommen.
Das Haus erledigt ſodann noch eine Reihe von Anträgen, auf die
wir morgen zurückkommen, da die Abſtimmung darüber ausgeſetzt wurde.
Stellv. Präſident Blank ſchloß die Sitzung um 1 Uhr 45 Minuten
und beraumte die nächſte Sitzung auf Donnerstag vormittag 10 Uhr
30 Minuten an.

Gebiſſe. Goldkronen
u. Brücken. (10139a
Reparaturen
in einigen Stunden.
Frau Joſeph. Dent.,
J. Joſeph. Dentiſt,
Marktplatz 4,
Fiſchhaus Fertig.

Danzigs Sorgen.
Auf Vorpoſten im Often.

Danzig, 19. Juni.
Bei Einführung des Staatshaushaltsplanes für das Jahr
1929 hielt der Präſident des Senats, Sahm, eine längere Rede
über die außenpolitiſche Lage Danzigs, in der er einleitend feſt=
ſtellte
, daß die Richtlinien der Politikder Danziger
Regierung gegenüber dem Völkerbund und den
ausländiſchen Staaten, namentlich gegenüber
Polen, keine Aenderung erfahren haben. Das
Verhältnis zum Völkerbund habe dadurch eine neue Note er=
halten
, daß im abgelaufenen Jahre keinerlei Streitfrogen Dan=
zigs
im Völkerbundsrate vorlagen, weshalb der Senat davon
abgeſehen habe, eine eigene Delegation nach Genf zu entſenden.
Immerhin würde es die Sorge des Senates ſein, die Fühlung=
nahme
mit den Organen des Völkerbundes aufrecht zu erhalten.
Der Präſident kam dann auf die Beſtrebungen Danzigs zu
ſprechen, dem Kelloggpakt, dem Litwinow=Protokoll und dem
Internationalen Arbeitsamt beizutreten. Er betonte, daß dieſer
Schritt Danzigs im Hinblick auf ſeine eigenartige geographiſche
und rechtliche Lage von beſonderer Bedeutung ſei.
Mit Genugtuung begrüßte Sahm, daß die Anmeldung des
Beitritts Danzigs zu den Verträgen auch von der polniſchen Re=
gierung
gebilligt werde. Er ſprach dabei die Erwartung aus.
daß Polen, dem die Führung der auswärtigen Geſchäfte Danzigs
anvertraut ſei, in dieſer Frage die Intereſſen der Freien Stadt
fördern werde.

Der Präſident des Senats erwähnte dann den Beſuch des
polniſchen Miniſterpräſidenten in Danzig, an den beſondere
Hoffnungen hinſichtlich der Löſung von verſchiedenen Streit=
fragen
geknüpft würden. Leider müſſe feſtgeſtellt werden, ſo be=
tonte
der Präſident, daß die Verſprechungen der polniſchen Re=
gierung
noch nicht in Erfüllung gegangen ſeien, ja, daß darüber
hinaus es langwieriger Verhandlungen bedurft habe, um einen
gewiſſen Grad der Selbſtändigkeit der Danziger Wirtſchaft Ai
wahren.
Die Frage des Hafens von Gdingen erfülle die Regierung
mit beſonders ſchwerer Sorge. Der von polniſcher Seite auf=
geſtellten
Theſe, daß der Hafen Gdingen nur eine Ergänzung
des Danziger Hafens ſei, müſſe mit allem Nachdruck die Anfchau=
ung
der Danziger Wirtſchaftskreiſe entgegengeſetzt werden, die in
Gdingen, eine äußerſt ſchwere Konkurrenz Danzigs erblickten.
Die Regierung der Freien Stadt habe daher mit Polen Ver=
handlungen
eingeleitet, das Hafenproblem einer für Danzig ge=
deihlichen
Löſung zuzuführen.
Als beſondere Pflicht ſehe es die Regierung an, die Kultur=
gemeinſchaft
mit dem deutſchen Volke aufrecht zu erhalten. Ein
ſichtbarer Beweis des innigen Zuſammenhanges mit dem deut=
ſchen
Mutterlande ſeien die vielen Tagungen deutſcher Verbände
in Danzig ſowie die vom Auslandsinſtitut in Stuttgart veran=
ſtaltete
große Danziger Wanderausſtellung, die in den großen
Städten des Reiches für das Deutſchtum Danzigs geworben habe.
Dankbar begrüße es der Senat, daß unter Aufwendung er=
heblicher
Mittel von Reich und Preußen das Weiterbeſtehen der
Schichauwerft in Danzig ermöglicht werde. So ſei die ſeit
Monaten ſchwer auf Danzig laſtende Sorge gewichen. Es ſei
jetzt Ehrenpflicht der großen deutſchen Reedereien, auch Aufträge
nach Danzig zu geben.

Die am 18. d8. Mts. erfolgte
glückliche Geburt eines
Töchterchens zeigen hoch=
erfreut
an
Oberſuftizſekretär K. Schneider
und Frau Erna geb. Hartwich
Darmſtadt, Ahaſtraße 5.

A
aManke
bei Fieb. u. altenLeid
raſche Erf., langj. Erf.
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Hiermit die traurige Mitteilung, daß mein lieber Gatte,
mein guter Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
G.
Zuibe Taup
nach kurzer Krankheit am 47. d. M. ſanft entſchlafen iſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Margarethe Haaß, geb. Feldmar
Anna Steudl., geb. Haaß
Heinz Steudl.
Darmſtadt, Pankratiusſtr. 6, den 19. Juni 1929.
Die Beſtattung findet auf dem alten Friedhof am Freitag,
den 21. Juni, nachmittags 3½/, Uhr, ſfatt.
(10224

Für die wohltuenden Beweise der Teilnahme, die wir beim
Tode unserer geliebten Mutter erhalten haben, sprechen wir
unseren aufrichtigen und herzlichen Dank aus.
Wilhelm Merck, Elisabeth Wolff, Caroline Reinhold,
Adelheid von Kalckreuth, Kurt Wolff, Peter Reinhold,
Johannes von Kalckreuth
Darmstadt, München, Dresden, Berlin, im Juni 1929.

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[ ][  ][ ]

Nummer 169

Donnerstag, den 20. Juni 1929

Seite 5

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſiadt, 20. Juni.
Kein Verkauf des Palaisgarkens.
Auf eine Kleine Anfrage der Deutſchen Volkspartei und der
Demokratiſchen Partei über einen angeblich geplanten Verkauf
des Palaisgartens an einen Warenhaus=Großkonzern erklärte
die Regierung geſtern im Landtag: Es iſt richtig, daß wegen
Verkaufs des Palaisgartens an einen Warenhauskonzern an uns
herangetreten wurde. Nach eingehender Prüfung der einzelnen
Geſichtspunkte beabſichtigt die Regierung nicht, auf
dieſes Angebot einzugehen.

Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Heute, Donnerstag, findet
das dritte, letzte Volkskonzert unter Leitung von Generalmuſikdirektor
D. Böhm ſtatt. Zur Aufführung gelangt Mendelsſohns Ouvertüre
Meeresſtille und glückliche Fahrt‟. Webers Fagott=Konzert (Soliſt: E.
Wiſchert) und Beethovens 3. Sinfonie (Eroica). Beginn 20 Uhr.
Kulturfilmbühne Kleines Haus. Heute gelangt der
Film aus dem ehemaligen Deutſch=Oſtafrika Pori um 16 und um
20 Uhr zum letzten Male zur Aufführung. Damit iſt die Serie der
diesjährigen Kulturfilmvorführungen abgeſchloſſen.
Die nächſte Wiederholung des erfolgreichen Senſationsſtückes
Broadway findet morgen, Freitag, mit Hanna Rüggold, Käthe
Gothe und Beſſie Hoffart, ſowie Richard Hinz, Fritz Valk, Hugo Keß=
ler
, Bernhard Minetti, Hermann Gallinger und Hans Jungbauer in
den Hauptrollen ſtatt. In der Rolle des Porky gaſtiert Franz Pfaudler
vom Stadttheater Teplitz=Schönau. Die Vorſtellung iſt der Miete D
zugeteilt und beginnt um 19.30 Uhr.
Fidelio und Aida gelangen unter Leitung von General=
muſikdirektor
Dr. Böhm Samstag, den 22., und Sonntag, den 23. Juni,
zum letzten Male in dieſer Spielzeit zur Wiederholung. In Beethovens
Fidelio ſind die Damen Harre, Varena, die Herren Jäger, Overlack,
Biſchoff, Herrmann, Vogt in den Hauptrollen beſchäftigt. In Aida‟
ſingen die Hauptrollen die Damen Jacobs, Landwehr und die Herren
Kuhn, Herrmann und Komregg. Als Rhadames gaſtiert Carl Fiſcher=
Niemann von der Wiener Staatsoper. Die Vorſtellung Fidelio am
Samstag beginnt um 19.30 Uhr und iſt den Mieten R, I. und M, die
Vorſtellung Aida am Sonntag, beginnt um 18,30 Uhr und iſt der
Miete C zugeteilt.
Aufgang nur für Herrſchaften, Siegfried Gehers
vielgeſpielte Kleine Komödie, kommt am Samstag, den 22. Juni,
20 Uhr, zum erſten Male zur Aufführung. Inſzenierung: Rolf Abram=
czyk
; Bühnenbild: Lothar Schenck v. Trapp. In dem Stück ſind die
Damen Blum, Hoffart, Rüggold und die Herren Hinz, Gallinger, Klam,
Keßler, Maletzki und Minetti beſchäftigt. Miete E 28.
Hauptverſammlung des Odenwaldklubs. Der Odenwaldklub, der
mächtige Heimatverein unſerer Gegend, der auch in unſerer Stadt eine
ſtarke Ortsgruppe hat, rüſtet zu ſeiner 47. Hauptverſammlung,
die am 29. und 30. Juni 1929 in Buchen in Baden ſtattfindet. Tau=
ſende
von heimatfrohen Wanderern werden von allen Seiten in das
ſchöne Buchenland eilen zur großen Heerſchau der Heimat= und Wander=
freunde
des Odenwaldes. Ein Verwaltungsſonderzug der am 30. 6.
1929, vormittags 9 Uhr, in Miltenberg abgeht und fahrplanmäßigen
Anſchluß aus allen Orten des nördlichen Klubgebietes hat, ſowie ein
Verwaltungsſonderzug ab Mannheim, der die ſüdlichen Ortsgruppen
ſammelt, werden am Haupttag die Beſucher rechtzeitig nach Buchen brin=
gen
und am ſpäten Nachmittag wieder der Heimat zufahren. Für die
Verpflegung und Unterkunft iſt beſtens vorgeſorgt, den Gäſten der
Amtsſtadt Buchen wird es an nichts fehlen. Geiſtige Genüſſe bringt
die am 29. 6. ſtattfindende Wiedereröffnung des weithin bekannten
Heimatmuſeums und einer Gemäldeausſtellung des Buchenlandes. Höhe=
punkte
geſelligen Zuſammenſeins bilden der Begrüßungsabend am 29. 6.
und der Betrieb auf dem Feſtplatz am Sonntag nachmittag. Die ge=
ſchäftliche
Arbeit wird in Sitzungen des Hauptausſchuſſes des Wege=
bezeichnungsausſchuſſes
und in der Hauptverſammlung am Sonntag vor=
mittag
erledigt. Die Hauptverſammlung iſt heuer von beſonderer Wich=
tigkeit
; bringt ſie doch die Neuwahl des 1. Vorſitzenden für den verſtor=
benen
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing=Darmſtadt und die Erſatzwahl
für Oberſtaatsanwalt Wünzer, den Vorſitzenden des Wegebezeichnungs=
ausſchuſſes
. Eine machtvolle Kundgebung wird, wie alljährlich, der
Feſtzug der Tauſende von Odenwaldklüblern werden, der am Sonntag=
nachmittag
ganz Buchen auf den Beinen ſehen wird. Alles in allem
verheißen die Vorbereitungen, die ſeit Monaten getroffen werden, eine
eindrucksvolle, frohe Tagung. Mit dem Wettergott iſt ein Abkommen
getroffen; es wurde ſtrahlendes Sommerwetter zugeſichert. Alſo fehlt
es nur noch an den nötigen Maſſen der Beſucher. Und dieſe werden
auch kommen; die letzten ſeither noch zaudernden Klubgenoſſen zur
Teilnahme zu ermutigen, iſt auch Zweck dieſer Zeilen. Drum auf nach
Buchen zur Hauptverſammlung des Odenwaldklubs! Friſchauf!
Sonnwendfeier der Darmſtädter Studentenſchaft. Die Sonn=
wendfeier
der Darmſtädter Studentenſchaft findet am 21. Juni 1929
ſtatt. Die Aufſtellung des Zuges erfolgt um 8 Uhr abends auf dem
Paradeplatz. Der Marſch nach dem Bismarckturm erfolgt von da aus
durch die Hochſchulſtraße, Magdalenenſtraße, Dieburgerſtraße, Mühl=
ſtraße
, Niedlingerſtraße und Nieder=Ramſtädterſtraße. Der Rückmarſch
des Fackelzuges erfolgt vom Bismarckturm durch die Nieder= Ramſtädter=
ſtraße
, Ohlyſtraße, Martinsſtraße, Heinrichſtraße, Wilhelminenſtraße,
Rheinſtraße zum Paradeplatz. Auf dem Paradeplatz werden die Fackeln
zuſammengeworfen.
Orpheum. Vielen Wünſchen und Anfragen entſprechend, erhal=
ten
die Abonnementskarten für die letzten 4 Tage der Rolf Röder=Revue
Gültigkeit, jedoch müſſen dieſelben zwecks Kontrolle an der Abendkaſſe
zum Umtauſch vorgelegt werden.
Arbeitsloſenverſicherungsbetrug. Das Arbeitsamt Darmſtadt
teilt uns folgendes mit: Das Schöffengericht in F. hat den arbeitsloſen
Kaufmann S. wegen Urkundenfälſchung und verſuchten
Vetrugs zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt. S. hat verſucht,
ſich mit einer von ihm gefälſchten Beſcheinigung Arbeitsloſenunter=
ſtützung
zu verſchaffen. Die Arbeitsämter und das Landesarbeitsamt
werden jeden Fall widerrechtlichen Bezugs von Arbeitsloſenunterſtützung
unnachſichtlich verfolgen und zur Anzeige bringen. Arbeitgeber, die in
den Arbeitsbeſcheinigungen unwahre Angaben über Höhe des Arbeits=
entgeltes
oder Dauer des Arbeitsverhältniſſes aufnehmen, machen ſich
gegebenenfalls der Fälſchung und der Beihilfe zum Betrug ſchuldig.

Die Hauptverſammlung des Seſſ. Verkehrsverbandes.
Die Täkigkeit des Berkehrsverbandes Darmſtadk. Prakkiſche Wege zur erſolgreichen Verkehrswerbung.
Verbeſſerungen im Eiſenbahnverkehr. Forderungen nach bequemen Fernverbindungen. Ein beachkens=
werker
Vorſchlag: Kraftwagen auf Schienen. Eilkriebwagen zur Skädkeverbindung.

Geſtern vormittag wurde im Rathaus zu Darmſtadt die Haupt=
verſammlung
des Heſſiſchen Verkehrsverbandes
abgehalten, an der zahlreiche Vertreter der ſtaatlichen und kommunalen
Behörden teilnahmen.
Der Vorſitzende Stemmer=Darmſtadt eröffnete die Sitzung
und begrüßte die erſchienenen Mitglieder, ganz beſonders u. a. Ober=
regierungsrat
Dr. Krebs für den Herrn Miniſter des Innern, Lega=
tionsrat
Dr. Heinemann vom Staatsminiſterium, Bürgermeiſter
Ritzert für die Stadt Darmſtadt, Vizepräſident Schneider und
Oberbaurat Lucht von der Reichsbahndirektion Mainz, Herrn Ober=
poſtrat
Deutler von der Oberpoſtdirektion, Regierungsrat Dr. Kah=
ſer
vom Polizeiamt Darmſtadt, den Vertreter des Kreisamts Die=
burg
, Bürgermeiſter Daub. für den Odenwaldklub und alle anweſen=
den
Mitglieder. Der Vorſitzende dankt den Herren für ihre Anerken=
nung
der Verbandsbeſtrebungen, ganz beſonders auch dem Herrn
Staatst räſidenten Dr. Adelung, dem Herrn Miniſter des Innern,
ſowie allen Herren, die die Beſtrebungen des Verbandes unterſtützten.
Weiter dankte er Bürgermeiſter Ritzert und der Stadt Darmſtadt für
die Ueberlaſſung des Saales.
Der Bericht des Vorſihenden
erſtreckt ſich auf die ganze, umfangreiche Tätigkeit des Verbandes und
kommt zu den ſeit Jahren ſchwebenden Verhandlungen für den Zuſam=
menſchluß
der Deutſchen Verkehrsverbände. Die von dem Bund Deut=
ſcher
Verkehrsvereine gemachten Schwierigkeiten ſind bekannt, und es
ſtehe zu hoffen, daß nun ein Reichs=Verkehrsrat mit Ein=
beziehung
der Verkehrsverbände gebildet werde, ſo daß es nutzlos ſei
für die heſſiſchen Städte und Vereine, ſich dem Bunde anzuſchließen.
Die Reliefkarte vom Odenwald und Bergſtraße
ſei erſchienen und finde ungeteilte Anerkennung. Das größte heſſiſche
Fremden=Verkehrsgebiet werde in ganz vorzüglicher Weiſe zur Geltung
gebracht. Die Reichszentrale für Deutſchen Fremdenverkehr hat dieſe
Karte auf 800 Bahnhöfen erſter Klaſſe und in 200 Auslandsſtellen zum
Aushang gebracht. Sie werde eine ſtarke Propaganda für
Odenwald und Bergſtraße. Um den Fremdenverkehr im
Odenwald und Bergſtraße zu fördern, habe ſich eine Arbeitsge=
meinſchaft
aus dem Heſſiſchen Verkehrsverband, Odenwaldklub,
Odenwald=Verkehrsbund, Verkehrsausſchuß der Bergſtraße und Neckar=
Verkehrsverband gebildet. Es ſollen nun auch Reliefkarten von Rhein=
heſſen
und Oberheſſen hergeſtellt werden, wozu rege Mitarbeit dieſer
Gebiete erhofft werde. Der diesjährige Illuſtrierte Heſſen=Kalender
habe wieder großen Anklang gefunden. Der Verkehrsverband habe die
Arbeiten für den nächſtjährigen Heſſen=Kalender wieder aufgenommen.
Es ſei notwendig, daß mehr wie bisher im ganzen Lande für den Ka=
lender
geworben wird. Mit dem Rheiniſchen Verkehrsverband habe
man ein Rhein=Panorama herausgebracht, wobei zum erſtenmal Darm=
ſtadt
und die Bergſtraße berückſichtigt worden ſei.
Der zweite Vorſitzende Dr. Roeſener gab nun u. a. folgende
ergänzende Darlegungen zum Geſchäftsbericht:
Auch im abgelaufenen Jahr hatte ſich der Heſſiſche Verkehrsverband
in enger Zuſammenarbeit mit den regionalen und örtlichen Verkehrs=
organiſationen
ſowie den Induſtrie= und Handelskammern, vielfach mit

R
zahrplanfragen.

zu befaſſen. Die Abſicht der Reichsbahn, den Fahrplan weiter zu ent=
wickeln
, iſt nicht zu berkennen, wengleich in vieler Beziehung ein
etwas größeres Entgegenkommen gegenüber wohlbegründten Wünſchen
der Verkehrsintereſſenten zu begrüßen geweſen wäre.
Der neue Fahrplan der Reichsbahn ſteht, alles in allem betrachtet,
under dem Zeichen der nicht unweſentlichem Vermehrung der zuſchlags=
pflichtigen
Eilzüge, die im Verkehr auf kurze und mittlere Ent=
fernungen
manche Verbeſſerung zur Folge hatte.
Beſonders bedquerlich bleibt es allerdings, daß
das zweite Paar OdenwaldNeckar=Eilzüge,
das nun ſchon ſeit Jahren angeſtrebt wird und das zur beſſeren Er=
ſchließung
des öſtlichen Odenwaldes von lebenswichtiger Bedeutug iſt,
auch im diesjährigen Fahrplon wieder nicht enthalten iſt. Dieſes zweite
Eilzugspaar, ſowie überhaupt eine Vermehrung der eilzugs=
mäßig
gefahrenen Verbindungen, erſcheint im eigenen
wohlverſtandenen Intereſſe der Reichsbahn dringend geboten. Auf dieſen
Punkt wird im ſpäteren Verlauf der Tagesordnung noch des näheren
einzugehen ſein.
Das Studium des neuen Fahrplans engübt des weiteren daß die
Reichsbahn eine weſentliche Vermehrung der mit einem beſonderen
Zuſchlag verſehenen PD=Züge hat eintreten laſſen. Es handelt ſich
hier zum Teil uum neue Verbindungen, zum Teil internationaler Art,
zum anderen muß aber feſtgeſtellt werden, daß die Reichsbahn beſtehende
FD=Züge, ja ſogar früher als dreiklaſſige Schnellzüge gefahrene
D=Züge, imn teuere PD=Züge umgewandelt hat, mit dem Engebnis, daß
hierdurch wichtige Verkehrsintereſſen in mancher Beziehung beeinträch=
tigt
worden ſind. Soweit Heſſen in Frage kommt, muß in dieſem
Zuſammenhang auch heute wieder feſtgeſtellt werden, daß der Weg=
II der Halte der beſonders wichtigen, dem internationa=
en
Verkehr zwiſchen der Schweiz und den nordiſchen Ländern dienen=
en
internationalen FD=Züge 191/192 in Bad=Nauheim eine
fchlechterdings nicht zu verſtehende Maßnahme der Reichsbahn darſtellt.
Bekanntlich hat die Reichsbahn bei ihrer letztem Tarfreform, durch
die die 4. Wagenklaſſe abgeſchafft worden iſt, angekündigt, daß die bis=
herigen
Wagen der 4. Klaſſe durch entſprechende Umbaumaßnahmen
bequemer ausgeſtattet wenden ſollten. Leider muß feſtgeſtellt
werden, daß dieſe umbedingt notwendige Anpaſſung der alten Wagen
on den neuen ravifariſchen Zuſtand allzu langſam erfolgt. Eine weſent=
liche
Beſchleunigung der neuen Ausrüſtung der früheren Wagen 4. Klaſſe
iſt dringend geboten.
Wie in den vergangenen Jahren, ſo hat der Heſſiſche Verkehrsverband
ſich auch im Berichtsjahr mit beſonderem Nachdruck der Frage der Ent=
wichlung
des Perſonen=Schiffverkehrs auf dem Ober=

rhein angenowmen. Der diesjährige Fahrplan der Köln=Düſſeldorfer
Rheindampfſchiffahrt enthält gegenüber dem Vorjahre nicht umweſentliche
Verbeſſerungen. Allerdings iſt der Wunſch nach taglichen fahrplan=
mäßigen
Verbindungen bis jetzt noch nicht erfüllt. Hoffentlich bringt
das Jahr 1930 den Oberrheinſtädten die erſehnte beſſere Verbindung
auf dem Strom.
Herr Stemmer erwähnt nunmehr die Beſtrebungen, das Ver=
baudsorgan
weiter auszubauen, kam auf den Winterſport zu ſprechen
und ſchließlich auf die

Fremdenverkehrs=Stakiſtik

Das Miniſterium habe auf Antrag des Verbandes ſeit zwei Jahren
eine amtliche Fremdenverkehrs=Statiſtik eingeführt, was dankbar an=
zuerkennen
ſei. Leider ſeien noch ſehr viele Gemeinden mit
der Ablieferung der Meldungen ſehr läfſig. Für die
Errichtung eines Reichsehrenmals auf der Lorcher Inſel ſei der Ver=
band
wiederholt energiſch eingetreten, ebenſo für die Elektrifizierung
der Bahn Frankfurt-Baſel. Die Beſtrebungen der Hafraba würden
kräftig unterſtützt. Dem Luftverkehr bringe man großes Intereſſe ent=
gegen
. Der Vorſitzende kam noch auf eine Reihe von Beſtrebungen zu
ſprechen, die ſich der Verkehrsverband zur Aufgabe gemacht hat.
Der Verband ſei immer bemüht, mit den Hotel= und Gaſthofverbänden
enger zuſammen zu arbeiten. Das heſſiſche Gaſtſtättenverzeichnis, die
Wochenendbeſtrebungen, Herausgabe von Proſpekten und Zuſammen=
arbeit
bei Kongreſſen, Ausſtellungen uſw. ſei unbedingt nötig und müſſe
der Verband erwarten, daß dieſe Verbände mehr wie bisher mit ihm
zuſammenarbeiten. Der Bildung einer Heſſiſchen Verkehrswacht habe
ſich der Verband angeſchloſſen. Der ausführliche Bericht wurde ſehr
beifällig aufgenommen. Ueber
Pſychologie der Berkehrswerbung, angewandt
auf Heſſen
ſprach alsdann Oberregierungsrat Dr. Krebs. Der Vortragende
legte zunächſt dar, wie die Verkehrswirtſchaft im Rahmen der Volks=
wirtſchaft
mehr und mehr an Bedeutung gewinnt und wie die gewaltige
Verkehrsentfaltung der letzten Jahre dazu zwingt, die Verkehrswiſſen=
ſchaft
als einen weſentlichen Zweig der Wirtſchaftswiſſenſchaften über=
haupt
zu entwickeln. Die Feſtſtellung ihres Einfluſſes auf das geſamte
Wirtſchaftsleben bedürfe ſyſtematiſcher Unterſuchung. Der Ausgleich
von Angebot und Nachfrage in allen nur denkbaren konſumierbaren
Leiſtungen ſei nicht nur durch den Umfang des Angebots und die
Dringlichkeit der Nachfrage, ſondern durch die Schnelligkeit und ein
Mindeſtmaß von Belaſtung mit unproduktiven Speſen auf der Seite
des Angebots und durch den Grad an Bequemlichkeit und Leichtigkeit,
mit dem ein Angebot an den Nachfragenden herangebracht wird, be=
dingt
. Dieſe elementare Erfahrung der Volkswirtſchaft gewinne mit
zunehmender Ausgeſtaltung der Verkehrsmöglichkeiten immer größere
Bedeutung. Verkehrsverbeſſerungen, die die Produktions= und Abſatz=
bedingungen
, insbeſondere auch nach den ausländiſchen Märkten, durch
Verbilligung der Geſtehungskoſten verbeſſerten, ſeien ſtets als produk=
tiv
anzuſprechen. Das gleiche könne jedoch nicht uneingeſchränkt von
jeder Verkehrswerbung geſagt werden. Die Produktivität einer Ver=
kehrswerbung
dürfe nicht an dem geſamt aufkommenden Verkehr, ſon=
dern
nur an dem durch die Werbung gewonnenen zuſätzlichen Verkehr
gemeſſen werden. Was insbeſondere die Fremdenverkehrswerbung an=
lange
, ſo dürfe die Tatſache nicht aus dem Auge verloren werden, daß
ſie volkswirtſchaftlich, ſoweit es ſich nicht um Werbung von Ausländern
handele, zunächſt nur eine andere Schaltung des Zahlungsmittelum=
laufs
innerhalb eines Landes darſtelle. Jede Werbung und jede Re=
klame
, die Wünſche und Bedürfniſſe auf kulturellem oder ſportlichem
Gebiet, nach Erholung, nach Reiſen, nach Unterhaltung oder nicht=
lebensnotwendigen
Genußmitteln rege macht, müſſe ſich bewußt ſein,
daß ſie in ihrem volkswirtſchaftlichen Nutzeffekt um ſo mehr beengt iſt,
Ze unwahrſcheinlicher es iſt, daß die große Mehrheit der Konſumenten
mit ihrem ſchmalen freien Einkommensſpielraum auf eine Mehrheit der
verſchiedenen Angebote reagieren kann. Ein pſychologiſch richtig fun=
dierte
Verkehrswerbung müſſe von dem Gedanken getragen ſein, daß
ſie niemals von einem Verein, einer Organiſation oder gar einem
Bureau allein zu vollem Erfolg geführt werden kann, ſondern nur durch
Zuſammenwirken aller am öffentlichen Leben beteiligten Kreiſe.
Der Erfolg der auf Fremdenverkehr beſonders eingeſtellten
Gebiete
beruht nicht zuletzt darauf, daß die geſamte Bevölkerung, angefangen
bei den Schulkindern, auf die Gaſtgeberrolle eingeſpielt ſei. Eine
Pſhchologie der Verkehrswerbung ſetzt alſo einmal vor=
aus
die pſychologiſche Schulung derer, die um den Verein werben, zum
anderen eine richtige Erkenntnis der pſychologiſch wirkſamſten Mittel
gegenüber dem zu Werbenden. Eine bedeutſame Aufgabe erfüllt hier
nach beiden Richtungen hin die Preſſe.
Der Vortragende verwies auf das Schweizer Beiſpiel, wo die ge=
ſamte
Bevölkerung der Fremdenverkehrsplätze ſich bemüht, dem Gaſt den
Aufenthalt ſo freundlich wie möglich zu geſtalten. Man werbe dort
mit einer auf das ganze Jahr planmäßig verteilten Organiſation. Einer
Generalreklame folge die der Kantone, die Werbung der Plätze, Kur=
orte
, Sommerfriſchen und ſchließlich der einzelnen Gaſtſtätten und der
Hotels, die ihrerſeits wieder nach einheitlichen Geſichtspunkten generell
zuſammengefaßt ſind in dem Schweizer Hotelführer.
Dieſe geſamte Art der Verkehrswerbung ſei allerdings nur ſpeziell
abgeſtellt auf Fremdenverkehr. Man werde aber beachten müſſen, daß
in der Verkehrs,verbung als Ganzem insbeſondere für die Städte der
fluktuierende Verkehr nicht die ausſchlaggebende Rolle ſpielt. Geſunde
Verkehrswerbung darf nicht einmaligen Charakter haben, ſondern muß
über Wochenend= und Jahreszeitenwerbung hinaus zur Siedlungswer=
bung
werden. Es ſei notwendig: Zuſammenwirken mit den öffentlichen
Körperſchaften, die in den Verkehrsverbänden auch maßgeblichen Ein=
fluß
haben müſſen. Andererſeits erſchöpften ſich die Aufgaben der

u
AAAZ
MMTA
AAAAIIL!

TeuscheA

I.Dr. 9211

istihnen keine Zigarette je begegnet.
Wenn Sie sonst eine S Pfg. Zigarette
rauchten, so wechselten Sie immer
wieder die Marke und konnten Sich
für eine Sorte nichtdauerndentschei-
den
. Nachdem Sie jedoch die zarten,
milden bulgarischen Edeltabake un-
Serer
Bulgaria-Krone zu 5 Pfg.
erprobten, wissen Sie, daß Sie nun
mehr Ihr Ziel erreicht haben.
Wir verwenden eben weitaus
bessere Tabaksorten.


ULGARIA

AAOltE

[ ][  ][ ]

Seite 6

Donnerstag, den 20. Juni 1929

Nummer 169

Verkehrsverbände nicht in der Werbung für den Vergnügungs= und
Erholungsverkehr; vielmehr iſt auch den Bedürfniſſen des Wirtſchafts=
verkehrs
gerade von dieſer Seite her beſondere Aufmerkſamkeit zu
widmen. Unter dieſem Geſichtspunkt ſei auch ein ge viſſer wirtſchaft=
licher
Werbewerr von Maſſenveranſtaltungen anzuerkennen, der an ſich
mehr auf kulturellem Gebiet liege.
So wie der einzelne Menſch, ſo hat auch eine Landſchaft, eine Stadt
ihr beſonderes Geſicht, ihre Vorzüge, deren natürliche Förderung, gei=
tige
und wirtſchaftliche Kräfteentfaltung, Steigerung der latent vor=
handenen
Energien bedeutet. Städte werden als Ausgangspunkt gei=
ſtiger
und künſtleriſcher Strömungen und kunſtgewerblicher Richtungen
Perſönlichkeiten feſthalten und gewinnen müſſen, die ſolchen Entwick=
lungen
Niveau geben können. An Hochſchulen und an Univerſitäten
bedeutet jeder hervorragende Wiſſenſchaftler eine kaum meßbare Be=
reicherung
für die Stadt.
Der Vortragende ging ſodann im einzelnen auf die Möglichkeiten
pſychologiſch wirkſamer Verkehrswerbung in den einzelnen Gebieten
Heſſens ein und zeigte, wie jede der drei Provinzen mit ihren Städten
und Landſchaften auf beſonderen Gebieten eine ſtarke Anziehungskraft
ausüben kann, was für Starkenburg ſchon durch die neue Reliefkarte
trefflich veranſchaulicht ſei. In einer Zeit ſchärfſter wirtſchaftlicher
Konkurrenz, die auch in nicht immer zu billigender Weiſe auf die
öffentlichen Verwaltungen übergreife, in einer Zeit ſich immer näher
rückender und gegenſeitig überſchneidender Großwirtſchaftsräume könne
eine Stadt und eine Landſchaft nicht darauf verzichten, ſich zu regen und
ſich zur Geltung zu bringen. Es müſſe aber auf wirtſchaftlich geſunder
Grundlage und mit Mitteln geſchehen, die im rechten Verhältnis zu
dem möglichen Erfolge ſtehen. Wichtiger als die materielle Werbung,
die ſich davor hüten müſſe, einer Stadt gewaltſam ein Geſicht geben zu
wollen, was ihrem Weſen nicht entſpricht, ſei die Werbung mit geiſti=
gen
und ideellen Mitteln, die ſchlicht und einfach mit den vorhandenen
Vorzügen werbe, dieſe allerdings mit den richtigen techniſchen Mitteln
in weiteſtem Sinne auch zur vollen Geltung bringe. So werde Verkehrs=
werbung
auch eine kulturelle und politiſche Sendung erfüllen.
Für die hochintereſſanten Ausführungen dankte der Vorſitzende im
Namen der Verſammlung. Ueber das Thema:
Ein Verkehrsproblem unſerer Zeit und ein prakkiſcher

ſprach Regierungsrat Dr. Roeſener.
Der Referent ſchildert zunächſt die ſich vollziehende Abwanderung
eines weſentlichen Teiles des Verkehrs von der Eiſenbahn auf den
Kraftwagen, alſo die Rückkehr auf die Landſtraße. Man befinde ſich
wieder in einem Zeitalter des Ueberganges. Gerade die
Deutſche Reichsbahn beobachte begreiflicherweiſe mit großer Beſorgnis
dieſe Entwicklung. Die Reichsbahn operiere mit dem Hinweis, daß ſie
den Hauptteil der Tributlaſten an den Kriegsgegner trage wobei
aber die ihr erwachſenen Reparationslaſten bis auf den letzten Pfennig
auf die Kunden abgewälzt werden. Das Problem Eiſenbahn und Kraft=
wagen
und die zahlreichen damit zuſammenhängenden Fragen könnten
natürlich nicht in einem Referat erſchöpfend behandelt werden; insbe=
ſondere
könne er hier auf die Bedeutung des Kraftwagenproblems im
Güterverkehr nicht eingehen. Aber an dem konkreten Beiſpiel des Per=
ſonenverkehrs
wolle er verſuchen, die Entwickelung der Verhältniſſe
eines engeren Verkehrsgebietes kritiſch zu beleuchten, um im Anſchluß
hieran zu poſitiven Vorſchlägen zu gelangen.
Bei der Betrachtung der geſamten Verkehrslage müſſe davon aus=
gegangen
werden, daß die Entwicklungsmöglichkeiten des Kraftwagens
heute eine Lage geſchaffen haben, die derjenigen vor dem Kriege auch
nicht im entfernteſten gleiche. Heute ſei ein von Tag zu Tag zunehmen=
der
Kraftwagenverkehr zu verzeichnen, der in den letzten Jahren eine
völlige Umwälzung der geſamten Lage, in deren Ablauf wir uns noch
immer befinden, zur Folge hatte. Heute ſtehe feſt, daß es durchaus
möglich ſei, auf Entfernungen, wie ſie im Verkehr zwiſchen den ein=
zelnen
Städten des rhein=mainiſchen Wirtſchaftsgebietes in erſter Reihe
in Frage kommen Entferungen von 30 bis 50 Kilometer mit der
Eiſenbahn auf dem Landweg in Wettbewerb zu treten, und zwar in
einer Weiſe, die für den Kunden des Verkehrsmittels ganz weſentliche
Vorteile biete. Es ſei doch klar, daß der Bahnweg eine ſtarke zuſätz=
liche
Belaſtung an Zeit und Geld erfordert ſchon unter Einre hnung
des Ab= und Zugangs zum Bahnhof. Der Gedanke, ſchnelle Ver=
bindungen
von Stadt zu Stadt, und zwar mit den Endpunkten jeweils
im Mittelpunkt der Stadt, einzurichten, liege nur allzu nahe.
Trägt die Reichsbahn der für ſie nicht günſtigen Entwicklung
der Dinge nun praktiſch Rechnung?
Dieſe Frage könne nur beantwortet werden, wenn man den Fahr=
plan
zu Rate zieht. Züge, die z. B. zwiſchen zwei 28 Kilometer von=
einander
entfernten Städten ſieben= oder achtmal anhalten, können in
unſerer ſchnellebigen Zeit auf die Dauer für einen zeitgemäßen Verkehr
von Stadt zu Stadt nicht mehr in Frage kommen. Die Reiſe von
Stadtmitte zu Stadtmitte mit ſolchen Zügen beträgt einſchließlich des
Ab= und Zuganges rund 80 Minuten, während eine direkte Verbindung
auf der Landſtraße, die auch hinſichtlich des Fahrpreiſes durchaus kon=
kurrenzfähig
wäre, mit 40 Minuten gut und gern auskäme. Ebenſo=
wenig
kämen aber praktiſch Züge in Frage, zu denen ein Fahrpreis er=
hoben
werde, der im Vergleich zur Beförderungsleiſtung unverhältnis=
mäßig
hoch iſt. Es ſtehe, vom Standpunkt des Städteverkehrs zwiſchen
Darmſtadt und Frankfurt aus geſehen, in einem ſchreienden Mißver=
hältnis
, daß der Schnellzugszuſchlag für die dritte Klaſſe 1 RM., d. i.
gegenüber dem Perſonenzug=Fahrpreis rund 90 Prozent mehr, für die
zweite Klaſſe 2 RM., d. i. 125 Prozent mehr, betrage. Praktiſch ſchei=
den
ſomit für den Großteil der Reiſenden im Verkehr zwiſchen den bei=
den
Nachbarſtädten aus: 1. die gewöhnlichen Perſonenzüge, die an mehr
als drei Zwiſchenſtationen anhalten, wegen ihrer allzu langen Fahr=
zeit
; 2. die Schnellzüge, deren Benutzung auf kurze Entferungen durch
die tarifariſchen Maßnahmen ſtark abgedroſſelt wird. Es bleiben ſo=
mit
praktiſch übrig die wenigen beſchleunigt geführten Per=
onenzüge
und die Eilzüge. Man komme zu dem Ergebnis, daf
in der Richtung DarmſtadtFrankfurt (abgeſehen von nicht täglich
verkehrenden Zügen mit beſonderen Aufgaben) ganze acht brauchbare
Züge am Tage zur Verfügung ſtehen, in umgekehrter Richtung nur
fünf Züge.
Von einer zeitgemäßen Bedienung des Verkehrs zwiſchen den bei=
den
genannten Städten durch die Reichsbahn könne ſomit nicht die Rede
ſein.
Wie kann vom Standpunkte der Reichsbahn dieſer Gefahr begegnet
werden? Nur auf dem Wege, daß ſie ihrerſeits die Zeichen der Zeit
erkennt und poſitive Abhilfemaßnahmen treffe. Wenn
bereits des öfteren gefordert worden ſei, die Reichsbahn möge in einem
weit ſtärkeren Umfang als bisher den Kraftwagen gleichſam
auf die Schienen bringen dadurch, daß das noch immer in den
Kinderſchuhen ſteckende Triebwagenweſen zeitgemäß ent=
wickelt
werde, ſo müſſe im eigenen wohlverſtandenen Intereſſe der
Neichsbahn dieſe Forderung immer wieder erhoben werden. Wohl
kaum ein anderes deutſches Gebiet als unſer Gebiet an Rhein, Main
und Neckar eigne ſich in gleicher Weiſe für einen groß angelegten Ver=
ſuch
mit der Einrichtung von eilzugmäßig zu befördern=
den
Triebwagen im Verkehr von Stadt zu Stadt.
Dringend zu wünſchen wäre, wenn die Reichsbahn ſich dazu entſchlöſſe,
in wirklich großzügiger Weiſe dem Problem baldigſt näher zu treten.
Der Herr Referent gibt nun
konkrete Vorſchläge
und fährt fort: Die obigen Darlegungen übe: die Verkehrsverhältniſſe
in unſerem Gebiet ſtellen nur ein Beiſpiel dar, das für die Verkehrs=
verhältniſſe
in unſerer Gegend typiſh iſt. Zu der in beſter Abſicht er=
folgten
Kritik zu praktiſcher Arbeit unterbreitet der Redner folgende
poſitiven Vorſchläge: Zur grundlegenden Verbeſſerung des
Städteverkehrs in den genannten Nachbarbezirken werden im ganzen
zehn neuzeitlich eingerichtete Eiltriebwagen 2. und 3. Klaſſe mit Gepäck=
abteil
zur Verfügung geſtellt, die über eine erhebliche Fahrgeſchwin=

digkeit von 7075 Kilometer, die eine Reiſegeſchwindigkeit von 5560
Kilometer geſtattet, und über einen großen Aktionsradius verfügen.
Die zehn Eiltriebwagen wären zu weſentlicher Verbeſſerung der Fahr=
pläne
einer größeren Anzahl von in Frage kommenden Strecken zu
verwenden derart, daß in organiſcher Eingliederung in den beſtehenden
Fahrplan
Triebwagen=Eilfahrten
eingefügt werden. Hierbei wäre beſonders auch dem Umſtand Rechnung
zu tragen, daß hinſichtlich der Anſchlüſſe einzelner Städte an wichtige
Fernverbindungen Verbeſſerungen eintreten. Auch auf die beſonderen
Bedürfniſſe des Berufsverkehrs wäre weitgehend Rückſicht zu nehmen.
Der Redner verwies nun auf folgenden Plan, nach dem Triebwagen=
Eilfahrten nach den näheren Angaben der tabellariſchen Aufſtellung
vorgeſchlagen werden.
Plan
für Triebwagen=Eilfahrten im Gebiet von Rhein,
Main und Nechar
mit 10 T.=E.=Wagen, davon jeweils 8 im Betrieb.

Nr. Strecke Streck. Kafee
Fahrt. Wagen=
km
1 Darmſtadt=Mainz H.=Wiesbaden 43,4 3 260,4 2/ Darmſtadt=Aſchaffenburg 43,9 2 175,6 3 Wiesbaden Mainz=Kaſtel=Frankfurt 41,3 2 165,2 4] Wiesbaden=Mainz H. Frankfurt 472 2 188,8 5 weiter:
Mainz H. Frankfurt 37,5 150,0 Mainz=Worms=Ludwigshafen 67,5 2 270,0 7 weiter:
Worms=Ludwigshafen 21,7 1 43,4 Mainz=Bingen=Bingerbrück 31,0 2 124,0 Do Mainz=Alzey 40,1 80,2 10 Worms=Bensheim=Darmſtadt- 73,3 2 293,2 11 Frankfurt
weiter:
Worms=Bensheim 23,8 1 A6 12 Heidelberg=Bensheim=Darmſtadt-
Frankfurt 88,3 1 176,6 13 Mannheim=Bensheim=Darmſtadt-
Frankfurt 87,3 1 174,6 14 weiter:
Darmſtadt Frankfurt 277 1 55,4 15 Frankfurt Offenbach=Hanau=
Aſchaffenburg 46,2 2 184,8 16 Gießen=Friedberg=Bad Nauheim=
Frankfurt 65,8 2 263,2 17 Bießen-Alsfeld Fulda 105,9 211,8 18 Gießen=Gelnhauſen 697 1 139,4 3004,2

Wagenkilometer täglich rund 3000 Kilometer oder bei 8 Wagen in
Betrieb je rund 375 Kilometer.
Im ganzen würden nach dem Plane täglich rund 3000 Kilometer
genau 3004,2 Klm.) zurückzulegen ſein. Nimmt man als tägliche
Durchſchnittsleiſtung des Tages rund 375380 Kilometer an, ſo wären
acht Triebwagen notwendig, ſo daß bei einer Bereitſtellung von im
ganzen zehn Wagen, wie ſie vorgeſchlagen wird, zwei Wagen jeweils
in Reſerve ſtehen. Der Perſonalbedarf würde ſich mit 25 Köpfen in
durchaus mäßigen Grenzen halten. Bei der Aufſtellung des Fahrplans
wird ſelbſtverſtändlich ein beſonderes Gewicht auf die Notwendigkeit zu
legen ſein, die einzelnen Triebwagen rationell auszunutzen. Es müſſe
davor gewarnt werden, einen Verſuch, wie den hier vorgeſchla=
genen
, auf allzu ſchmaler Grundlage vorzunehmen. Der Vorſchlag ent=
ſpreche
der Abſicht, der Reichsbahn in ihrem Wettbewerb mit dem
modernen Verkehrsmittel des Kraftwagens tatkräftig beizuſtehen,
wobei wie bereits eingangs betont von der Vorausſetzung aus=
gegangen
wird, daß die Reichsbahn dieſen Wettbewerb nicht im Sinne
einer negativen Bekämpfung des Kraftwagens, ſondern im Wege prak=
iſcher
Anpaſſung ihrerſeits an die von Grund auf veränderten Ver=
hältniſſe
führt. In dieſem Zuſammenhange darf an die Behörden, die
in Ausführung der Kraftfahrlinien=Verordnung Genehmigungen zu
erteilen haben, auch hier die Bitte gerichtet werden, das Genehmigungs=
verfahren
nicht einſeitig im Sinne eines allzu weitgehenden Schutzes
beſtehender Verkehrsunternehmungen auszuüben, vielmehr dem Grund=
atz
des freien Spiels der Kräfte ausreichend Rechnung zu
tragen. Den Intereſſen des die Verkehrsmittel benützenden Publikums
wird hiermit am beſten gedient ſein.
Wenn der vor kurzem veröffentlichte Geſchäftsbericht der Deutſchen
Reichsbahngeſellſchaft über ihr viertes Geſchäftsjahr 1928 zugeben müſſe,
daß die Zugleiſtungen im Perſonenverkehr trotz ſtark geſtiegenen Ver=
kehrs
noch immer um 6 v.H. unter denen des Jahres 1913 liege, ſo
jage dieſe Zahl mehr als noch ſo eingehende Darlegungen: Die Reichs=
bahn
bleibt mit ihren Leiſtungen im Perſonenverkehr hinter den An=
forderungen
des neuzeitlichen Verkehrs ſtark zurück, und dies in einer
Zeit, in der ſich die Anzahl, der Fahrzeuge und dementſprechend das
Ausmaß der Nutzleiſtungen des Wettbewerbers von Tag zu Tag in
einem Umfange ſteigern, der auf ſeiten der Reichsbahn raſche Ent=
ſchlüfſe
und großzügige Maßnahmen im Sinne einer
Auflockerung des Verkehrs erfordert, wenn die Reichsbahn
m Kampfe um den Verkehr nicht je länger, je mehr an Boden ver=
lieren
will.
Herr Stemmer dankte dem Herrn Referenten für ſeine praktiſch
verwertbaren Ausführungen und gab dann im Laufe der Verhandlun=
gen
bekannt, der Verkehrsverband habe im letzten Jahre erfreulicher=
weiſe
viele neue Mitglieder gewonnen und es ſei zu erwarten, daß alle
dem Fremdenverkehr intereſſierten Behörden und Organiſationen ſich
ihm anſchließen. In dem heſſiſchen Verkehrsverband ſeien vertreten:
3 Provinzialdirektionen, 14 Kreisämter, 7 Handelskammern, 1 Handels=
vereinigung
, 2 Badeverwaltungen, 90 Bürgermeiſtereien, 6 Verkehrs=
verbände
, 41 Verkehrsvereine, 1 Automobilklub, 2 Hotel= und Gaſt=
hartsverbände
.
In der anſchließenden Ausſprache wurde folgender Antrag ver=
leſen
, den der Vorſitzende der Gaſtwirte=Innung, Herr Schmitz, be=
gründete
: Der Verkehrsverband wolle beſchließen, daß die Eingaben,
die von den Gaſtwirteverbänden zwecks Aufhebung von Hemmungen
im Fremdenverkehr gemacht werden, vom Verkeyrsverbande tatkräftig
unterſtützt werden. In ſeiner Begründung wies Herr Schmitz u. a.
auf die ſchwere finanzielle Not der Gaſtwirte, beſonders auch infolge
der hohen (Luxus= uſw.) Steuern hin. An der weiteren Ausſprache
beteiligten ſich u. a. die Herren Rektor Schäfer, Seibert=Heppenheim.
Rauch=Lindenfels. Es wurde eindringlich darauf hingewieſen, alle heſ=
ſiſchen
Gemeinden und Kreiſe möchten den Verkehrsverband weitgehendſt
unterſtützen.
Der Kafſenbericht des Schatzmeiſters, Bürgermeiſters Schell=
haas
Lichtenberg, ſowie der Voranſchlag wurden genehmigt. Der Vor=
ſtand
wurde in ſeiner alten Zuſammenſetzung wiedergewählt, hinzu
traten die Herren Meyer=Worms und Fiſcher=Mainz. Nachdem
das Mitglied Vogel=Lindenfels dem Vorſtand das Vertrauen und den
Dank der Verſammlung ausgedrückt hatte, wurde dieſe durch den Vor=
ſitzenden
geſchloſſen.

2. Heſſiſches Sängerbundesfeſt 1929.
Darmſtadt, 12.15. Juli.
Wie ſchon bekannt, findet vom 12. bis 15. Juli d. J. in Darmſtadt
das 2. Heſſiſche Sängerbundesfeſt ſtatt. Wer die Vortragsfolge durch
ſieht, wird erſtaunt ſein über die Fülle der Darbietungen und erfreut
über den Reichtum von bedeutenden Eindrücken und künſtleriſcher An=
regung
, die dieſe Tage bringen werden. Das Feſt wird unſtreitig zeigen,
daß Männergeſang keine Vereinsangelegenheit mehr iſt. Was er will,
wurzelt tief in der Seele des Volkes, was er kann, reicht hinauf in die
Höhen echter deutſcher Kunſt. Und zu dem, was ein Volk einigen kann
und ſei es auch nur für wenige Stunden gemeinſamen Erlebens wird
immer gehören und hat ſchon immer gehört ſeit den Tagen eines Hans
Sachs: Das deutſche Lied‟
Wir finden in der Programmfolge des Darmſtädter Feſtes als
Komponiſten die beſten aus alten und jungen Tagen, ein erfreuliches
Anzeichen dafür, mit welchem Ehrgeiz und welchem Verantwortungs=
gefühl
die Männergeſangvereine ſich beſtreben, vom Alten das Wertvolle
zu erhalten und dem wertvollen Neuen die Wege zu ebnen.. Darin ſehen
wir auch für alle Zukunft die Miſſion des deutſchen Männergeſanges.
Aus der Fülle der Darbietungen ſeien heute einige wenige ganz
beſonders hervorgehoben, die Anſpruch darauf erheben können. Am
Samstag, den 13. Juli, iſt unter Leitung von Direktor Hans Rosbaud
angeſetzt das Konzert des Männer= und Frauenchors der Städtiſchen
Muſikhochſchule Mainz. Es bringt: Alte deutſche Muſik, geiſtliche
und weltliche und führt über Romantiſche deutſche Muſik (Frauenchöre
von Robert Schumann, die Hans Pfitzner mit Orcheſterbegleitung ver=
ſehen
und zu einem Ganzen verbunden hat) zu Moderner deutſcher
Muſik. Von Paul Hindemith, dem anerkannten Führer der jungen
Komponiſten=Generation, gelangen zur Aufführung zwei Chöre: Ein
Jäger aus Kurpfalz (Spielmuſik für Streicher und Bläſer) und Frau
Muſika (Muſik zum Singen und Spielen auf Inſtrumenten nach einem
Text von Luther).
Am gleichen Tage bringt die Liedertafel Weiſenau unter Leitung
ihres Chormeiſters Hans Betz, Madrigale und Inſtrumentalſätze aus
dem Deutſchen Luſtgarten 1601 und aus dem Neuen Teutſchen
G'ſäng von Hans Leo Haßler. In einer dritten Veranſtaltung am
Samstag, den 13. Juli, ſtellt ſich einer der beſten Männergeſangvereine
Darmſtadts, der Liederkranz, unter Leitung von Kapellmeiſter Friedel
Fiſcher in den Dienſt von Werken neuer Prägung. Er ſingt Chöre und
Balladen von Walter Moldenhauer und Otto Siegl, und mit Orcheſter=
begleitung
Werke von Walter Schultheſz und Friedel Fiſcher.
Eine verdiente Ehrung für einen Altmeiſter auf dem Gebiete des
Männergeſangs, Hugo Kaun, wird die Darbietung des Sängerchors des
Turnvereins Offenbach und Harmonie Mainz=Koſtheim werden. 270
Sänger, 80 Damen und 100 Kinder, werden bedeutende Werke von Kaun
vorführen, darunter als Uraufführung Der Steiger für Männerchor,
Altſolo, Frauenchor und großes Orcheſter, und außerdem eine Kantate
nach Worten der Heiligen Schrift Wachet auf für Männerchor,
Mezzoſopranſolo, Frauenſtimmen, Kinderchor und großes Orcheſter.
Ganz beſonders ſei aber hingewieſen auf das Sonderkonzert von Prof.
Noacks Madrigalvereinigung Darmſtadt Volksliedbearbeitungen des
16. Jahrhunderts in Originalſätze führen über Kunſtlieder des 16.
und 17. Jahrhunderts zum Kunſtlied der Gegenwart; Goethes Ur=
worte
in der Vertonung des Darmſtädter Komponiſten Wilhelm
Peterſen. Daß dieſes Werk, welches bei ſeiner Uraufführung vor weni=
gen
Monaten durch die Madrigalvereinigung größtes Aufſehen hervor=
rief
, nun auch vor breiterer Oeffentlichkeit erklingen wird, iſt hoch er=
freulich
. Dieſes Werk hat ein Meiſter geſchaffen, einer, der die Tiefe
und Weisheit der Goetheſchen Worte im Innerſten fühlt, und dem die
Gabe verliehen iſt, dieſe Sprache in ebenbürtigen Klängen wieder er=
ſtehen
zu laſſen. Möge die Kompoſition in ihrer ausgezeichneten Wieder=
gabe
durch Profeſſor Noack und die Madrigalvereinigung Darmſtadt
dem Komponiſten neue Bewunderer zuführen.

Zum Mainzer Beſahungszwiſchenfall.
Zu den Ausſchreitungen der franzöſiſchen Beſatzungsſoldaten werden
noch folgende Einzelheiten bekannt: Ein Soldat bedrohte den Wirt der
Stadt Caub mit der blanken Waffe ſo lange, bis ein anderer Deutſcher
den Angegriffenen aus ſeiner Lage befreite. In der Rentengaſſe liefen
die Soldaten hinter den Paſſanten her, drangen in die Häuſer ein und
beläſtigten mehrere Frauen. Ein Arbeiter, der eine Frau ſchützen
wollte, erhielt darauf von einem Soldaten einen Fauſtſchlag ins Geſicht,
wvorauf er beſinnungslos zu Boden fiel. Weitere Paſſanten wurden in
iner anderen Altſtadtſtraße von den Soldaten mit gezogenem Seiten=
gewehr
beläſtigt. Ein Polizeibeamter in Zivil, der die Soldaten von
ihrem Unfung abhalten wollte, wurde ebenfalls ſchwer beläſtigt. Ein
anderer Arbeiter erhielt von einem Soldaten einen Fußtritt und einen
Schlag mit dem Seitengewehrgriff auf den Kopf, ſo daß er eine blutende
Wunde davontrug. Der Arbeiter, der ins Krankenhaus eingeliefert
wurde, ſoll auf dem Wege der Beſſerung ſein.

Expreßgutverkehr mit den Niederlanden. Ab 1. Juli d. J. wirb
von den Expreßgutabfevtigungen Bad Kreuznach, Bad Münſter am
Stein, Darmſtadt, Mainz, Weinheim, Wiesbaden und Worms der durch=
gehende
Expreßgutverkehr mit den Bahnhöfen der Niederländiſchen
Eiſenbahnen aufgenommen. Nähere Auskunft erteilen die genannten
Expreßgutabfertigungen.
Kurſe über Baukontrolle. Der nächſte vierte Kurſus über
Baukontrolle finder wiederum in Darmſtadt, und zwar in den Tagen
vom 23. bis 25. Juli, fe einfchließlich, ſtatt. Anmelduungen ſind an Herm
Prof. Dr.=Ing. Kleinlogel, Darmſtadt, Roquetteweg 33, zu richten, von
wo auf Wunſch mähere Auskunft erteilt wird.
Kapellmeiſter Karl Maria Zwißler hat einen Antrag als General=
muſikdirektor
der Stadt Koblenz (Nachfolger Boehlkes, der für General=
muſikdirektor
Roſenſtock nach Wiesbaden geht), erhalten, mußte aber
mit Rückſicht auf ſein Engagement in Darmſtadt ablehnen,
Saalbau=Konzert. Heute Donnerstag, den 20. Juni, veranſtal=
tet
das Stadt=Orcheſter unter Leitung ſeines Kapellmeiſters W. Schlupp
ſein drittes Gartenkonzert im Saalbau. Ein reichhaltiges Programm
welches unter anderem Werke von Beethoven, Wagner Verdi, Kienzl,
und Strauß bringt, bürgt für einige genußreiche Stunden.

Aus den Parkeien.

Nat.=Soz. Deutſche Arbeiterpartei. Heute abend
8½ Uhr, im Perkeo, Alexanderſtraße, öffentliche Verſammlung der
Nat.=Soz. Deutſchen Arbeiterpartei. Redner: Sauckel=Weimar. (Näh.
heutige Anzeige.)
Briefkaſten.
Ch. M. 29. Die von Ihnen geſuchte Zeitſchrift können wir nicht
feſtſtellen. Es gibt lediglich eine Buchfolge mit Sem Ditel Hurra, durch
alle Welt‟. Ein Buchhändler kann Ihnen ſicher nähere Auskunft geben.
M. E. Wenden Sie ſich an das Konſulat der Vereinigten Staaten
von Nordamerika in Frankfurt a. M. Dort werden Sie ſicher die ge=
wünſchte
Auskunft erhalten.
Tageskalender für Donnerstag, den 20. Juni 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus Anfang 20 Uhr Ende
21,30 Uhr: 3. Volk2konzert. Kleines Haus, Anfang 16 und 20 Uhr,
Kulturfilmbühne: Pori Orpheum, abends 20,15 Uhr, Nevue:
Schlag auf Schlag. Konzerte: Schloß=Kaffee, Hotel Schmitz,
Sportplatz=Reſtaurant, Bockshaut, Kaffee Ganßmann, Waldſchlöß hen.
Städt. Saalbau, abends 20 Uhr: Garten=Konzert. Per=
kev
; abends 20,30 Uhr: Oeffentliche Verſammlung der Nat.=Soß.
Deutſch, Arbeiterpartei. Marhöldenhöhe 1018 Uhr: Aus=
ſtellug
Der ſchöne Menſch. Kinovorſtellungen: Umon=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele.

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Seite 8

Donnerstag, den 20. Juni 1929

Nummer 169

Aus Heſſen.
Skarkenburg.
F. Eberſtabt, 18. Juni. Jugendfeſt. Das Jugendfeſt feiert
die hieſige Volksſchule am nächſten Samstag (22. Juni). Abweichend
von der Gepflogenheit in den Vorjahren, fällt der Umzug der Kinder
durch die Ortsſtraßen in dieſem Jahre aus. Die einzelnen Schulklaſſen
veranſtalten getrennte Wanderungen in die nächſte Umgebung Eber=
ſtadts
und treffen ſich nachmittags um 4 Uhr zu ungezwungenem Spiel
auf dem Feſtplatze im Walde, woſelbſt die Muſikkapelle Edelweiß kon=
zertieren
wird. Der Gemeinderat hat auch in dieſem Jahre wieder die
Mittel für die an die Schulkinder zur Verteilung gelangenden Johannis=
brezelß
zur Verfügung geſtellt. Muſikverein 1904. Der Muſik=
verein
1904 wird in dieſem Jahre wieder mit einem Gartenkonzert an
die Oeffentlichkeit treten. Das Konzert findet am kommenden Samstag
(22. Juni) im Garten des Gaſthauſes Zum Darmſtädter Hof (Laun)
ſtatt. Bei ungünſtiger Witterung konzertiert das Orcheſter im Saale.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 19. Juni. Generalverſammlung.
des Nieder=Ramſtädter Spar= und Darlehnskaſſe=
vereins
e. G. m. u. H. In der im Gaſthaus Zur Poſt abgehal=
tenen
Hauptverſammlung wurde die Bilanz für das abgelaufene Ge=
ſchäftsjahr
1928 zur Verleſung gebracht. Dieſe ſchließt ab mit einem
Reingewinn von 3 499,55 Mk., dem höchſten, der nach der Goldmark=
umſtellung
zu verzeichnen war. Aus dem durch den Vorſitzenden des
Aufſichtsrates, Herrn Bürgermeiſterei=Sekretär Steuernagel, erſtatteten
Geſchäftsbericht war zu entnehmen, daß ſich das Hauptgeſchäft des Ver=
eins
auf den Geldverkehr erſtreckt. Die Spareinlagen waren bis
Ende 1923 auf 109 007 Mk. angewachſen und hatten im Laufe des Rj.
1928 eine Zunahme von über 30 000 Mk. zu verzeichnen. Durch Ausgabe
der Sparmarken konnten 18 366 Mk. anSpareinlagen hereingebracht
werden, ein Beweis, wie gut ſich die Sache eingebü=gert hat und wie
man auf dieſe einfache Art und Weiſe den Sparſinn anregte. Getreu
dem Grundſatz einer Genoſſenſchaft, überall dort helfend einzugreifen,
wo Not iſt, hat der Verein ſeine Gelder zum größten Teile in wert=
beſtändigen
Hypotheken und Bürgſchaftsſchuldſcheinen innerhalb des
Vereinsbezirks angelegt. Auf dieſe Weiſe ſind für Darlehen an Mit=
glieder
über 120 000 Mk. hinausgegeben. Der Warenverkehr läßt zu
wünſchen übrig. Aus dem Geſchäftsbericht war weiter zu entnehmen,
daß der Aufwertungsfonds eine beträchtliche Höhe erreicht hat. Wenn
die Geſchäftslage weiter ſo bleibt, dann kann auch die hieſige Kaſſe
im Jahre 1932 einen Aufwertungsprozentſatz auswerfen. Aller Voraus=
ſicht
nach dürfte die Aufwertung 15 Prozent betragen. Man hörte noch,
daß die Vorarbeiten für die Aufwertung bereits vorgenommen ſind.
Rechnung und Bilanz wurden hierauf ohne Beanſtandung genehmigt
und dem Rechner und Vorſtand, unter Worten des Dankes für die
treue und gewiſſenhafte Genoſſenſchaftsarbeit, Entlaſtung erteilt. Der
Vorſchlag der Verwaltung, 2000 Mk. dem Aufwertungsfonds und 1499,55
Mark dem Reſervefonds zu überweiſen, wird einſtimmig angenommen.
Die ſatzungsgemäß ausgeſchiedenen Mitglieder des Aufſichtsrates Georg
Wendel 1., Friedrich Weber, Bürgermeiſter Jährling, Wilhelm Caſtri=
tius
, wurden durch Zuruf einſtimmig wieder gewählt. Der Beſchluß
des Vorſtandes und Aufſichtsrates, der neugegründeten Raiffeiſenver=
bandskaſſe
mit dem Sitze in Ludwigshafen als Mitglied beizutreten,
wurde nach näheren Ausführungen des Aufſichtsratsvorſitzenden gütge=
heißen
. Damit wurde die anregend verlaufene Verſammlung ge=
ſchloſſen
.
Cg. Reinheim, 19. Juni. Bezirksſparkaſſe Reinheim.
Außer den bereits Donnerstags nachmittag von 23 Uhr in Rohrbach
und 34 Uhr in Nieder=Modau eingerichteten Zahlſtunden hält die
Kaſſe Montags nachm. von 56 Uhr in Zeilhard und von 66½ Uhr
in Georgenhauſen, ſowie Dienstags nachmittags von 1½ bis 2½ Uhr
in Spachbrücken und von 2½ bis 3½ Uhr in Habitzheim Zahlſtunden ab.
Es können alle Geſchäfte erledigt werden und erfreuen ſich dieſe günſti=
gen
Gelegenheiten regen Beſuches. Odenwaldklub. Am nächſten
Sonntag findet infolge Verabredung mit der Mainzer Ortsgruppe der
Gegenbeſuch der hieſigen Ortsgruppe ſtatt. Abfahrt Reinheim 6.45 Uhr
früh. In Mainz zwei Beſichtigungen und Führung durch die Stadt,
ſo daß die Teilnehmer befriedigt ſein werden, auch wenn dieſe Wande=
rung
einmal nicht durch den Odenwald führt. Ein gemeinſames
Mittageſſen und zwangloſes Beiſammenſein am Nachmittag wird eine
Fülle von gegenſeitigen Anregungen bringen.
r. Babenhauſen, 19. Juni. Am vergangenen Sonntag hielt der
Veteranen= und Militärverein Babenhauſen=
Harreshauſen im Gaſthaus Zur ſchönen Eiche ſeine diesjährige
2. odentliche Generalverſammlung ab. Der 1. Vorſitzende, Buchdruckerei=
beſitzer
Gg. Krapp, begrüßte die Erſchienenen und erſtattete einen
eingehenden Bericht über den Stand der Haſſia Ende 1998. Daraus iſt
erſichtlich, daß das Kriegervereinsweſen in Heſſen auch im Jahre 1928
weſentliche Fortſchritte gemacht hat. Die Zahl der Verbandsvereine
beträgt über 750 mit über 50 000 Mitgliedern. Größte Sorgfalt widmet
der Verband der Betreuung der Kriegsopfer. Erfreulicherweiſe wer=
den
die Wohlfahrtseinrichtungen der Haſſia immer mehr ausgebaut.
Auch di Jugendpflege und der Kleinkaliberſchießſport ſind in vielen
Vereinen aufgenommen. Dem Kameraden Bürgermeiſter Rühl über=
reichte
der 1. Vorſitzende im Auftrage des Präſidiums der Haſſia das
Ehrenkreuz in Anerkennung ſeiner treuen Mitarbeit und ſeiner mehr
als 40jährigen Zugehörigkeit zum Vereinsvorſtand. Die Ehrenmit=
gliedsurkunde
wurde dem Kameraden Fr. Kreſſel, M. Muth und J. K.
Eckert überreicht. Der 2. Vorſitzende, Kamerade Kraft, überreichte dem
1. Vorſitzenden Gg. Krapp das vom Präſidium der Haſſia verliehene
Ehrenkreuz in Anerkennung ſeiner Tätigkeir als Bezirksvorſteher. Es
wurde beſchloſſen, an dem Feſt des hieſigen Volkschors im Juli, und
am Bezirksfeſt in Groß=Umſtadt möglichſt zahlreich teilzunehmen. Der
Vorſitzende ſchloß die ſchön verlaufene Verſammlung mit einem Hoch
auf das Vaterland und den Reichspräſidenten.
Hirſchhorn, 19. Juni. Waſſerſtand des Neckars am
18. Juni: 0,87 Meter; am 19. Juni: 0,84 Meter. (Morgens 5 Uhr.)
Gernsheim, 19. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
18. Juni: 1,69 Meter; am 19. Juni: 1,63 Meter. (Morgens 5 Uhr.)

Provinzialausſchuß.

p. 1. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Bayreuth=Stadt gegen
den Bezirksfürſorgeverband Dieburg wegen Erſatzes von Fürſorge=
koſten
für den Kaufmann Paul Schrödter.
Schrödter wurde in Bayreuth wegen Hitzſchlags und Erſchöp=
fung
im Jahre 1928 behandelt. Dieburg weigert Erſatz und be=
ſtreitet
, endgültig verpflichteter Verband zu ſein, es liege fort=
geſetzte
Hilfsbedürftigkeit vor. Das Urteil weiſt die Klage ab.
2. Antrag des Oherbürgermeiſters der Stadt Darmſtadt auf
Eröffnung des Dienſtſtrafverfahrens mit dem Ziele der Dienſt=
entlaſſung
gegen den Pfandmeiſteraſſiſtenten Georg Salomon in
Darmſtadt.
Der geſtellte Antrag gründet ſich auf Artikel 17. des Geſetzes
über die Rechtsverhältniſſe der Gemeindebeamten. Salomon
wurde 1922 als Aſſiſtent angeſtellt; wegen Unterſchlagung im
Amte iſt er mit 7 Monaten Gefängnis beſtraft worden. Das Defi=
zit
beträgt 2400 Mark. Der Vertreter des Salomon legt dar das
Juſtizminiſterium habe dieſem 4 Monate der Strafe bedingt er=
laſſen
, wenn 3 Monate verhüßt ſind. Salomon habe ſich früher
tadellos und einmandfrei geführt, die Frau ſei dauernd krank. Er
hittet, Salomon die Penſion teilweiſe zu belaſſen. Als Dienſtzeit
kommen nur 10 Jahre (Tätigkeit bei der Stadt ſeit 1919) in
Betracht.
Das Urteil erkennt auf Dienſtentlaſſung mit der Maßgabe,
daß 75 Prozent des Ruhegehaltes bis 31. Dezember 1929 dem ent=
laſſenen
Beamten belaſſen werden.
3. Berufung der Frau Katharina Hofmann zu Groß=Rohrheim
gegen den Beſchluß des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Bensheim
vom 7. März 1929 wegen Ablehnung der Erlaubnis zum Betriebe
einer Schankwirtſchaft.
Groß=Rohrheim hat 2100 Einwohner und 12 Wirtſchaften. Im
genannten Hauſe wurde bereits früher Wirtſchaft betrieben. bis
der Inhaber derſelben Gemeinderechner wurde. Der Gemeinderat
von Groß=Rohrheim hat mit 7 gegen 4 Stimmen bei 2 Stimm=
enthaltungen
das Bedürfnis verneint. Das Kreisamt bezieht ſich
der Ver=
auf
die Unrentahilität der beſtehenden Wirtſchaften.
treter der Geſuchſtellerin betont, das Lokal, direkt am Bahnhof.
ſolle als Café geführt werden, die übrigen Wirtſchaften ſeien alle
weit vom Bahnhof entfernt, deren Inhaber wünſchten allerdings
keine neue Konkurrenz; die Wirtſchaft ſolle dem lebhaften Reiſe=
verkehr
dienen und ſpäter zum Gaſthaus umgebaut werden.
Das Urteil verwirft die Berufung.
Berufung des heſſiſchen Stagtes, vertreten durch das Forſt=
amt
Darmſtadt, des Karl Darmſtädter u. a. gegen den Enteig=
nungsbeſcheid
des Bezirkswohnungskommiſſars beim Kreisamt
Darmſtadt vom 25. April 1929.
Es wurden heute nur 4 Fälle von grundlegender Bedeutung
verhandelt: die Fälle Darmſtädter Wwe., Klippel. Nold u. Kramer.
Die zu enteignenden Grundbeſitzer (nahe des Südbahnhofs
Darmſtadt) erſtreben höhere Entſchädigungspreiſe, als ſolche von
der Stadtverwaltung zugebilligt werden. Das Gelände wird von
der Stadt zu Bauzwecken benötigt. Nach dem Geſetze kann nur
der wirkliche Wert der zu enteignenden Grundſtücke in Betracht
kommen. Soweit Vächter in Betracht kommen, ſo wußten dieſe
ſchon im Herbſt 1929, daß es zur Enteignung kommen werde.
Der Vertreter von Darmſtädter Wwe, verweiſt auf eine Ent=
ſcheidung
des Provinzialausſchuſſes der Provinz Starkenburg aus
Juli 1912. die ſich mit den Enteignungspreiſen aus Anlaß der Er=
bauung
des Darmſtädter Hauptbahnhofs beſchäftigt, der Provin=
zialausſchuß
hat damals das Gelände immerhin mehr als Bau=
gelände
bewertet. Auch am Südbahnhof dürfe das Gelände nicht
mehr als reines Ackergelände bewertet werden, zumal der Stadt
kein anderes Gelände mehr zum Bauen zur Verfügung ſtände:
das Gelände ſei als baureif anzuſehen und in den Bauplan auf=
genommen
, wenn auch Kanaliſation noch nicht durchgeführt ſei.
Auch eine Baugeſellſchaft ſei nur auf das Südbahnhofgelände an=
gewieſen
, wenn ſie den Baublock in Angriff nehmen werde. Bezüg=
lich
der Höhe des Enteignungspreiſes wird das Ermeſſen des Ver=
waltungsgerichts
angerufen: 4 Mark pro Quadratmeter erſcheine
als Preis nicht angemeſſen. Man wolle nicht, wie behauptet
werde, Spekulationsgewinne erzielen. Zu Friedenszeiten ſeien
hier Preiſe von 810 Mark bezahlt worden. In der letzten Zeit
ſeien Veräußerungspreiſe von 6, 8 und 10 Mark in dieſer Gegend
gezahlt worden, das Gelände ſei dabei als Induſtriegelände be=
trachtet
worden. Laufende Renten ſeien aus dieſen Aeckern nicht
gezogen worden. Der Preis könne wohl nur einheitlich für das
geſamte Gelände gebildet werden. Um Erſatzgelände zu beſchaf=
fen
, müßten weſentlich höhere Preiſe angelegt werden. Gegebenen=
falls
wird Augenſcheinseinnahme und Vernehmung von Sachver=
ſtändigen
(Immobilienmakler) erbeten; als ſolcher wird Herr
Sebaſtian Eckler vorgeſchlagen.
Bürgermeiſter Buxbaum betont, die kleinen ſchmalen Aecker=
chen
, die in Frage ſtehen, hätten ohne Bereinigung von den Be=
ſitzern
nicht bebaut werden können. Die Stadt müſſe die Straßen
mit Kanaliſation herſtellen, hätten die Anlieger gebaut, ſo hätten
ie die hohen Anliegerbeiträge tragen müſſen. Die Grundſtücke
ſeien für dreigeſchoſſige Miethäuſer (Zwei= und Dreizimmer= Woh=
nungen
) für das werktätige Volk vorgeſehen. Heute ſei das Geld
nur zu 8 Prozent Zinſen zu erhalten, die Stadt bebaue mit ſchwe=
ren
Belaſtungen das Gelände. Bei den Mietpreiſen ſei mit
einem Jahreseinkommen von 3000 Mark zu rechnen. Ein Preis
von über 6 Mark bis 6,50 Mark in baureifem Zuſtande könne nicht
in Frage kommen. Die Beſchlüſſe der Stadt könnten den Wert
des Geländes nicht ſteigern. Nur ein Preis von 2 bis 2,50 Mark
könne für das rohe Gelände, das hier in Frage ſtehe, in Betracht
kommen. Auch der vom Bezirkswohnungskommiſſar zugebilligte
Preis von 4 Mark müſſe reduziert werden; hier komme nur Bau=
rohland
in Frage. Vom Fiskus ſei ſeitens der Stadt jüngſt= Bahn=
gelande
zu 5 Mark gekauft worden, das aber weſentlich günſtiger
nach der Stadt zu liege. Was an höheren Preiſen als 2 Mark zu=
gebilligt
werde, werde die Allgemeinheit der Steuerzahler be=
laſten
. Der Vertreter der Witwe Darmſtädter betont die nach

der Reichsverfaſſung allein in Betracht kommende volle Wert=
entſchädigung
wenn auch das Bauunternehmen der Stadt
unrentabel ſein ſollte. Hier müßten dann in Erkennung ihrer
ſozialen Pflichten die breiteren Schultern von Stadt und Staat
helfen.
Der Vertreter von Klippel, Nold und Kramer fordert 6 Mark
vro Quadratmeter und nimmt auf das vom Vertreter von Witwe
Darmſtädter in allgemeiner Beziehung Vorgetragene Bezug. Nach
vorliegenden Steuerbeſcheiden werde das Noldſche Gelände mit
5 und 6 Mark bewertet. Es werden Vergleichsfälle (Ankäufe ſei=
tens
der Stadt) aus den letzten zwei Jahren herangezogen, in
einem Falle (am alten Beſſunger Bahnhof) habe die Stadt vor
ein bis zwei Jahren 8 Mark pro Quadratmeter gezahlt.
Das Urteil verwirft die Berufungen der Intereſſenten und
beſtätigt ſomit die Entſcheidung des Bezirkswohnungskommiſſars.
Die Koſten der Berufung tragen je zur Hälfte die Intereſſenten
und die Stadt Darmſtadt.
Bm. Hofheim (Ried) 19. Juni. Gemeinderatsſitzung.
Die ſchon öfters auf der Tagesordnung ſtehende Reparatur des Garten=
zaunes
von Herrn Lehrer Brunner (Dienſtgarten) wurde auch heute
wieder abgelehnt. Zur vorübergehenden Beſetzung der beiden hieſigen
Feldſchüitzenſtellen hatten ſich acht Bewerber als Hilfsfeldſchützen gemel=
det
und wurden Franz Hofmeiſter und Jakob Löſch mit 8 bzw. 7 Stim=
men
gewählt. Es ſind dies die gleichen Bewerber, welche auch am 22.
Mai gewählt wurden, jedoch vom Kreisamt nicht anerkannt wurden,
was nun wahrſcheinlich zu einem Verwaltungsſtreitverfahren kommen
wird. Der Wochenlohn der Hilfsfeldſchützen wurde auf 35 Mk. feſt=
geſetzt
und werden die ſozialen Beiträge von der Gemeinde getragen.
Vom Bürgermeiſter und auch vom Gemeinderat Keim wurde ausdrück=
lich
gewiſſenhafte Dienſtverrichtung verlangt und alle Nebenarbeiten
unterſagt. Für den freiwillig ausgeſchiedenen Gemeinderat Johann
Litters (Bbd.) rückt nun Landwirt Georg Krebs 2. auf. Für die
Schweinezwiſchenzählung wurden den Zählern 3 Mark bewilligt.

Rheinkeſſen.

Mainz, 19. Juni. Chronik. Die den Freitod ſuchen.
Aus unbekannten Gründen nahm die 24jährige Kath. Hofmann aus der
Karmeliterſtraße, die am nächſten Samstag heiraten ſollte, am Diens=
tag
abend Salzſäure zu ſich. Das ſtarke Aetzgift richtete ſtarke Ver=
brennungen
an den inneren Organen der Unglücklichen an, ſo daß ſie
kurz nach der Einlieferung in das ſtädtiſche Krankenhaus ihren Ver=
letzungen
erlegen iſt. Gleichfalls mit Salzſäure zu vergiften verſuchte
ſich ein 29jähriges Mädchen aus der Neuſtadt, das an einer unheilbaren
Krankheit leidet. Die Lebensmüde wurde in bedenklichem Zuſtande in
das ſtädtiſche Krankenhaus eingeliefert. Verkehrsunfälle. Auf
dem Bahnhofsplatz wurde eine Frau, die einen Kinderwagen ſchob, von
einem franzöſiſchen Motorradfahrer angerannt. Der Anprall war der=
art
heftig, daß ein 15 Monate altes Kind aus dem Kinderwagen in
hohem Bogen auf die Straße geſchleudert und am Kopfe ſchwer verletzt
wurde. Auch die Mutter hat Verletzungen davongetragen. Beide wur=
den
in das ſtädtiſche Krankenhaus überführt. Infolge Gabelbruches
kam ein Mainzer Motorradfahrer bei Zahlbach zu Fall und zog ſich da=
bei
erhebliche Verletzungen am Becken zu, ſo daß ſeine Ueberführung in
das ſtädtiſche Krankenhaus notwendig wurde. Johannisfeier
der internationalen Gutenberggeſellſchaft
Mainz. Wie alljährlich, veranſtaltet auch in dieſem Jahre die Guten=
berggeſellſchaft
am Vorabend des Johannistages, am Samstag, den 22.
Juni 1929, in Mainz, eine Huldigung der Buchdrucker vor dem Denkmal
ihres großen Meiſters Johannes Gutenberg. Bei der Generalverſamm=
lung
der Gutenberggeſellſchaft, die am folgenden Tag im kurfürſtlichen
Schloß zu Mainz ſtattfindet, hält Profeſſor Dr. Preetorius=München den
öffentlichen Feſtvortrag über das Thema Chineſiſche Buchkunſt.

Oberheſſen.

h. Gießen, 19. Juni. Die Verlegung und Neuerrichtung
des hieſigen Eifenbahnbetriebswerkes aus dem Güter=
bahnhof
heraus, wird in letzter Zeit wiederum lebhaft erörtert. Nach
dem bereits ſeit mehreren Jahren beſtehenden Plan ſoll das neue Werk
nebſt Lokomotivſchuppen, Werkſtätten, Bekohlungsanlagen, Waſſer=
kranen
, Drehſcheiben u. a. in den Wieſengrund bei Klein=Linden in
der Nähe des Stellwerkes Klein=Linden erbaut werden. Die bisherige
Werkſtätte wird aus dem Bahnhof entfernt und das ſo gewonnene Ge=
lände
mit Gleiſen verſehen und dem Güterbahnhof einverleibt. Der
Verkehr zwiſchen der geplanten neuen Werkſtätte bei Klein=Linden und
dem Perſonen= und Güterbahnhof Gießen wird durch ein beſonderes
Maſchinenzuführungsgleis geregelt werden. Da die Verhältniſſe in der
jetzigen Werkſtätte ſeit Jahren ſchon unzulänglich ſind und öfters wäh=
rend
der Winterzeit Störungen entſtehen, ſo iſt der Neubau dringend
erforderlich. Auch für den Güterbahnhof werden die durch den Abbruch
der Betriebswerkſtatt neu herzurichtenden Gleiſe eine weſentliche Er=
weiterung
darſtellen. Hierdurch wird die Anzahl der jetzigen Sammel=
gleiſe
vermehrt und die Abwicklung des gegenwärtig oft gehemmten
Wagenablaufs vom Nangierberg, ſowohl das Arbeiten der Rangier=
kolonnen
weſentlich erleichtert. Das Geſamtprojekt ſoll etwa 57 Mill.
Mark koſten. Neben der neuen Werkſtatt bei Klein=Linden, ſollen etwa
45 Wohnungen füc das Lokomotiv= und Hilfsperſonal erbaut werden.

Elegant heißt, zur rechten Zeit das rechte Kleid.
Zum Straßen-Anzug gehört der ETERNA-
Halbsteit.

IV 5418

HALBSTEIR

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horſter
Markſprndel Starkquelle bei Nervenſchwäche und

Rheumatismus

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[ ][  ][ ]

Nummer 169

Donnerstag, den 20. Juni 1929

Aus dem Oſten:
Vom vielhunderkjährigen Deukſchkum in Rußland. Noch heuke über 1 Million Deutſcher im Ruſſiſchen Reiche

Kaukaſien.
Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die alle hier zu=
ſammenkamen
.
Aber nicht wie auf Korinthos Landesenge zum Kampf der
Wagen und Geſänge gaſtlich vereint, ſondern im Kampf gegen=
einander
ſind die Völker Europas und Aſiens dort aufeinander=
geſtoßen
, wo das Hochgebirge des Kaukaſus zwiſchen dem
Schwarzen Meere und dem Kaspiſchen Meere im Südoſten
Europas wie eine große Kette die Grenze gegen Aſien bildet.
Es iſt auffallend, daß die Kenntniſſe über den Kaukaſus im
allgemeinen ſo gering ſind und daß auch kein Intereſſe für dieſes
eigenartige Gebirgsmaſſiv vorhanden iſt. Und doch iſt der Kau=
kaſus
ſchon in früheſter Kindheit und zwar als das erſte Ge=
birge
vor unſeren Augen aufgetaucht, iſt doch der Berg Ararat
der Landungsplatz der Arche Noahs, ein über fünftauſend Meter
hoher Berg des Kaukaſus! Von hier alſo vom Kaukaſus
iſt nach der Sintflut (Sündflut) die Wiederbevölkerung der Erde
ausgegangen!
Der Berg Ararat bildet eine ausgedehnte, majeſtätiſche Ge=
birgsmaſſe
, deren höchſte Punkte der Große und der Kleine
Ararat ſind, die ein 13 Kilometer langer Höhenzug verbindet.
Während der Große Ararat ſich als rieſenhafter, leicht abgerun=
deter
, mit ewigem Schnee bedeckter Kegel darſtellt, der am Fuße
etwa 40 Kilometer Durchmeſſer hat, erſcheint der Gipfel des öſt=
lichen
Kleinen Ararat wie das geſtutzte Ende einer vulkaniſchen
viereckigen Pyramide.
Dieſes Araratmaſſiv gehört zum Kleinen Kaukaſus, der zu=
weilen
auch als Transkaukaſiſches Hochland bezeichnet wird; der
Kleine Kaukaſus bildet mehrere Parallelketten, die an vielen
Stellen mit einer Lavadecke überzogen ſind. Der nördliche Große
Kaukaſus zwiſchen Großen und Kleinem Kaukaſus die Kura=
ebene
weiſt als höchſten Berg den zweigipfeligen, ſeltſam ge=
zackten
Elbrus auf, deſſen höchſte Punkte 5630 und 5592 Meter
über dem Meeresſpiegel liegen. Hier hauſt der greiſe Götter=
vogel
Simurg; wenn dieſer weiſe Prophetenvogel ſeinen luftigen
Wolkenthron verläßt und die Lüfte durchkreiſt, dann erzittert die
Erde von ſeinem gewaltigen Flügelſchlage, das Meer wallt auf
und der Geſang der Vögel verſtummt.
Vom Elbrus geht die Hauptgebirgskette des Großen Kau=
kaſus
über den 5043 Meter hohen Kasbek und immer weiter in
ſüdöſtlicher Richtung bis zu der ſpitz im Kaspiſchen Meer aus=
laufenden
Halbinſel Apſcheron, wo die letzten Jünger Zoroaſters,
des Stifters der berühmten dualiſtiſchen Glaubenslehre der alten
Iranier, eine Zufluchtsſtätte gefunden haben.
In alten Zeiten führten nur zwei Wege über den Kaukaſus
nach Transkaukaſien: ein Weg entlang des oberen Tales des
Tarek bei Dorjalskoje, öſtlich des 5000 Meter hohen Berges Kas=
bek
, mitten über den Gebirgskamm, und ein Weg längs der
Küſte des Kaspiſchen Meres, der bei der Stadt Derbent durch
das Eiſerne Tor führte. Hier am Eiſernen Tor begann die
Kaukaſiſche Mauer, die wahrſcheinlich bis zum Schwarzen
Meere gebaut war, und deren beträchtliche Ueberreſte noch heute
ſichtbar ſind. Aehnlich der Chineſiſchen Mauer war die Kau=
kaſiſche
Mauer eine Befeſtigungslinie, die aber nicht wie die
Chineſiſche Mauer ununterbrochen über Berge und Täler

führte, ſondern nur die Täler und die ſich im Laufe der Zeit
allmählich bildenden Päſſe ſperrte. Dieſe Kaukaſiſche Mauer
war zu dem Zwecke angelegt, die fruchtbaren Flußniederungen
und Landſtrecken ſüdlich des Kaukaſus vor den Einfällen der
nördlich dieſes Hochgebirges wohnenden Nomaden zu ſchützen.
Schon im Altertum ſpielte, der Kaukaſus bzw. Kaukaſien
eine große Rolle. An den Felſen des Kaukaſus wurde Prome=
theus
gefeſſelt und vom Adler gepeinigt zur Strafe dafür, daß
er den Menſchen das ihnen von Zeus vorenthaltene Feuer ge=
bracht
hatte. Die Sage führte die Argonauten zu Schiff nach
Kolchis am Kaukaſus, um das goldene Vlies zu holen. Die
Griechen legten ſchon im 7. Jahrhundert vor Chriſti an der
Schwarzen Meerküſte Kaukaſiens Kolonien an; ein Teil des Kau=
kaſus
gehörte zum Reich Alexanders des Großen. Armenier,
Römer, Perſer, Mongolen, Tataren und endlich die Ruſſen waren
die Beſitzer Kaukaſiens. Dieſe Beſitzwechſel, die zum Teil auch
durch die Völkerwanderung mit veranlaßt wurden, gingen nicht
ohne Kämpfe und Kriege vor ſich. Hierbei haben die wenigen
Engpäſſe des Kaukaſus eine große Rolle geſpielt, und zwar be=
ſonders
der Kasbekpaß, über den die gruſiniſche Heerſtraße führt,
und der Eiſerne=Tor=Paß am Oſtende der Kaukaſiſchen Mauer
bei Derbent am Kaspiſchen Meere, durch den der einzige Schie=
nenſtrang
zwiſchen dem Schwarzen Meer und dem Kaspiſchen
Meer führt, der den Verkehr des europäiſchen Rußland mit Aſien
bewerkſtelligt, der alſo die Große Kaukaſus=Kette überwindet.
Nordiſch=germaniſche Völker haben mehrmals den Kaukaſus
überſchritten. Ihr erſter Einbruch war eine Folge der Doriſchen
Wanderung etwa um das Jahr zweitauſend vor Chr.: ſie ver=
drängten
ſich etwa die Urbewohner, ſondern pfropften ſich ihnen
als Herrenſchicht auf. Der zweite Einbruch nordiſch= germani=
ſcher
Völker war eine Folge der Völkerwanderung im 4. bis 6.
Jahrhundert, welche durch die aus Aſien in das heutige Rußland
eingefallenen Mongolen Hunnen veranlaßt wurde. Be=
wirkten
die Hunnen in der Hauptſache eine Völkerwanderung in
weſtlicher Richtung, ſo drückten ſie auch Teile der von ihnen weſt=
lich
der Wolga damals bereits angeſeſſenen germaniſchen Alanen
und Goten in ſüdlicher Richtung in bzw. über den Kaukaſus. In
gleicher Weiſe wurden nordiſch=germaniſche Völker zu Anfang
des 13. Jahrhunderts in und über den Kaukaſus gedrängt, als
die Mongolen unter Dſchengis=Chan Weſtaſien und Oſteuropa
überſchwemmten und ihrem großen Mongolenreiche unterwar=
fen
, bis ihrem weiteren Vordringen durch das vereinigte Heer
der Deutſchen Ritter, der Schleſier und der Polen am 9. April
1241 auf der Ebene von Wahlſtatt bei Liegnitz ein Paroli ge=
boten
wurde.
Wenn ſich die in den drei genannten Perioden in den Kau=
kaſus
und darüber hinaus gedrängten Germanen auch nicht rein
erhalten, ſondern ſich im Laufe der Zeit mit den angeſeſſenen Ur=
völkern
vermiſcht haben, ſo iſt doch auch heute noch feſtſtellbar,
daß in Perſien die Oberſchicht des Volkes eine hellere Hautfarbe
beſitzt als die Hauptmaſſe der Perſer, und daß in den verſchiede=
nen
Teilen des Kaukaſus nordiſch=germaniſche Splitter ſich ziem=
lich
raſſerein erhalten haben; hier trifft man vielfach blonde,
blauäugige Völkerſtämme, von denen die Oſſeten beſonders er=
wähnt
ſeien. Namhafte Geſchichtsſchreiber erwähnt ſei hier
der gelehrte Profeſſor Lehmann und ſein großes Werk Die Völ=
ker
des ſüdlichen Rußland betrachten die im Hochgebirge des

Seite 9

Kaukaſus wohnenden Oſſeten als Nachkommen des roſſereichen
Volksſtammes der germaniſchen Alanen, die bei dem Hunnen=
einfall
bereits erwähnt wurden.
Beſonders ſei noch erwähnt, daß es ein kleines kaukaſiſches
Gebirgsvolk gibt, das noch heute als 100 Prozent adelig alſo
nordiſch=germaniſche Raſſe anerkannt wird: Die Heirat jedes
kaukaſiſchen Fürſten mit jedem Mädchen, ſelbſt mit einer ein=
fachen
Kuhmagd dieſes adeligen Volkes, gilt als ebenbürtig.
Außer dem Eindringen nordiſch=germaniſcher Völker im
Altertum und im Mittelalter ſind in friedlicher Weiſe deutſche
Bauern und Bürger in den Kaukaſus ebenſo wie nach Mos=
kau
, an die Wolga, in die Ukraine und in die Krim durch das
große deutſche Anſiedlungswerk Katharinas II. nach Beendigung
des Siebenjährigen Krieges gekommen. Dem Rufe dieſer als
deutſche Prinzeſſin Sophie=Charlotte von Anhalt=Zerbſt gebore=
nen
großen ruſſiſchen Kaiſerin folgten Deutſche aus allen Gauen,
auch aus Heſſen, aus der Pfalz und aus Baden. Wenn auch im
Kaukaſus die Anfeindungen durch das dortige Völkergewirr zu
überwinden waren, ſo haben die deutſchen Familien ſich doch,
ſelbſt nach dem Weltkriege, gut erhalten. Ihre Zahl iſt ſchwer
feſtſtellbar, jedenfalls iſt ſie geringer als in der Ukraine und in
der Krim.
Auch vom Weltkriege iſt der Kaukaſus nicht unberührt ge=
blieben
. Großfürſt Nikolai Nikolajewitſch, deſſen äußere Erſchei=
nung
ebenſo wie ſein Blut ganz germaniſch waren, ein Haupt=
ſchürer
des Krieges gegen Deutſchland, war nach Enthebung von
ſeinem Poſten als Generaliſſimus der ruſſiſchen Streitkräfte zum
Oberbefehlshaber der kaukaſiſchen Armeen degradiert worden.
Hier in Kaukaſien gelang es ihm, einige Siege über die Türken
zu erringen. Der Kaukaſus wurde zum Lebensretter dieſes
Großfürſten und großen Deutſchenhaſſers Nikolai Nikolajewitſch,
er ermöglichte ihm nach Ausbruch der Revolution die Flucht nach
Frankreich, durch die er dem Schickſal der meiſten Mitglieder des
ruſſiſchen Kaiſerhauſes Holſtein=Gottorp=Romanow, von den
Bolſchewiſten hingemordet zu werden, entging.
Der Kaukaſus bildet nicht nur eine mächtige, hohe Scheide=
wand
zwiſchen den beiden Erdteilen Europa und Aſien, ſondern
auch eine Scheidewand zwiſchen zwei Weltreligionen, die für un=
zählige
Menſchengeſchlechter die höchſten Güter bedeuten und jahr=
hundertelang
in furchtbarem Ringen um die Weltherrſchaft ſtrei=
ten
: das Chriſtentum und der Iſlam. Mit dem im 17. Jahr=
hundert
begonnenen Niedergange des Osmanenreiches war der
endgültige Sieg des europäiſchen Chriſtentums über das iſlami=
tiſche
Aſien entſchieden; aber die Kraft des Beſiegten iſt noch
nicht völlig erſchöpft.
Mit jeder Religion iſt tiefſtes Bedürfnis innerlich=ernſten
Gefühls verbunden, das nicht erſetzt werden kann, auch nicht durch
die Kunſt. Die Geſchichtswiſſenſchaft und ebenſo der Hiſtoriker
kennen keine Bevorzugung eines alleinſeligmachenden Glaubens,
ſie achten nicht aus Gleichgültigkeit, ſondern aus Objektivität
die Religionen, Konfeſſionen, Glaubensſyſteme und Kirchen als
edelſte Verſuche des Menſchengeiſtes, eine Löſung des großen
Daſeinsrätſels zu finden.
Es iſt ſicherlich kein bloßer Zufall, ſondern göttlicher Wille,
daß das Kaukaſusgebirge mit dem ſchneebedeckten Bergmaſſiv
des Ararat, der ſchon in älteſter Zeit der Arche Noah Landungs=
und Zufluchtsſtätte und damit Ausgangspunkt neuen Lebens
nach der Sintflut (Sündflut) war, auch heute noch als Religions=
ſcheidewand
zwiſchen Chriſtum und Iſlam hoch zum Himmel
ragend die Menſchen an die Allvaterſchaft Gottes mahnt, der auch
hier in Kaukaſien zum Heile der leidenden Menſchheit aus dem
großenteils vulkaniſchen Boden warme Heilquellen von großer
Kraft und Wirkſamkeit entſpringen läßt, die aber leider bisher
faſt ganz unbekannt und unbeachtet geblieben ſind.
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öffentlich zwangsweiſe gegen Barzahlung.
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Am Freitag, den 21. Juni 1929,
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derſchränke
1 Klavier, 1 Silberſchrank
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Darmſtadt, den 19. Juni 1929. (10252
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ſtark, z. vk. Ludwigs=
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40, II.

höhſtr. 7, I., Kumpf. (*

I9e.

Freitag, den 21. Juni 1929, nach=
mittags
3 Uhr, verſteigere ich öffent=
lich
zwangsweiſe gegen Barzahlung im
(10232
Lokale Hügelſtraße 27:
einige Möbel und Ladeneinrichtungs=
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Ferner an Ort und Stelle Kirſchen=
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wingmaſchine
und 1 Klavier (Marke
Schwechten).
Darmſtadt, den 19. Juni 1929.
Metzger
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Dienstag, den 25. Juni, vormit=
tags
9 Uhr, wird auf dem Teichhauſe
das Heugras vom Reinheimer Teich,
75 Hektar (300 Heſſiſche Morgen) öffent=
lich
meiſtbietend verſteigert.
Kauliebhaber wollen dasſelbe vor=
her
einſehen.
Anſchließend daran wird die Heu=
ſcheuer
daſelbſt auf 1 Jahr abteilungs=
weiſe
verpachtet.
(10241
Reinheim, den 18. Juni 1929.
Heſſ. Bürgermeiſterei Reinheim.

Buxmann.

Mittwoch, den 26. Juni 1929,
8 Uhr, wird in Darmſtadt (Wirtſchaft
Heiliges Kreuz) das Heugras von den
ſiskaliſchen Wieſen in den Gemarkungen
Arheilgen, Darmſtadt, Langen, Egels=
bach
, Hanauer=Koberſtadt und Wixhauſen
des Forſtamts Kranichſtein verſteigert.
(10213
Auskunft durch die Förſter.

Darmſtadt, den 18. Juni 1929.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.

Samstag, den 22. Juni ds. Js.,
vormittags 9, Uhr, verſteigere ich
im gefl. Auftrage aus der Konkursmaſſe
des Herrn Fabrikanten Ferd. Heim in
deſſen Wohnung, Alte Darmſtädterſtr. 23
zu Eberſtadt, nachverzeichnete Mobiliar=
und Haushaltungsgegenſtände öffentlich
meiſtbietend gegen Barzahlung. Es ge=
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zum Ausgebot:
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ſtändiges
Bett mit Roßhaarmatr.,
1 Ottomane mit Decke, 1 Bade=
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mit Bettwerk, 1 eiſ. Bett=
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mit Bettwerk, 1 eiſ. Kin=
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, 1 Serviertiſch, verſch. Bücher,
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Notenſtänder, 1 Dezimalwage mit Ge=
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, 1 Tiſch, 2 Bänke, 1 Stempel=
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Stühle, 1 Korbſeſſel, 1 Korbbank, ein
Bücherregal, 1 Rolle Packpapier uſw.
Die Beſichtigung der Gegenſtände er=
folgt
1 Stunde vor Beginn der Ver=
(10212
ſteigerung.
Eberſtadt, den 17. Juni 1929.
Karl Schäfer, Bürgermeiſter a. D.

[ ][  ][ ]

Geite 10

Donnerstag, den 20. Juni 1929

Nummer 169

Oberbürgermeiſter Seitz (X) bei der Ankunft
in Berlin.
In Erwiderung des Beſuches den Berlins Ober=
bürgermeiſter
im vorigen Jahre Wien abſtattete,
traf der Wiener Oberbürgermeiſter Seitz in Ber=
lin
ein. Unſer Bild zeigt ihn bei der Ankunft in
Berlin, rechts neben ihm Oberbürgermeiſter Böß.
Todesſturz in den Gefängnishof.
Kaſſel. Bei Vornahme von Dachreparatur=
arbeiten
in der Strafanſtalt Wehlheiden ſtürzte am
Dienstag vormittag ein 19jähriger Dachdecker aus
einer Höhe von 20 Meter in die Tiefe und blieb auf
dem gepflaſterten Gefängwishof tot liegen. Der Un=
glücksfall
iſt darauf zurückzuführen, daß ſich der
Dachdecker bei der Arbeit nicht angeſeilt hatte.
Reviſion im Richter=Prozeß.
Bonn. Gegen das Todesurteil im Mordprozeß
Dr. Richter wird, wie die Verteidigung mitteilt, Re=
viſion
eingelegt werden.
Stierkampf in Brüſſel.
Brüſſel. Große Aufvegung hat in der Gegend
des Schlachthofes von Brüſſel und im Vorort Ander=
lecht
ein Stier hervorgerufen, der ſich im Schlachthof
von ſeinen Kecten losgeriſſen hatte. Das Tier raſte,
von der Menge verfolgt, durch verſchiedene Straßen,
wobei es eine Frau leicht verletzte. Immer von der
Menge verfolgt, überquerte der Stier die Senne
und drang in eine Schule an der Monſer Chauſſee
ein, wo die Schüler während der Pauſe grade auf
dem Hofe waren. Die Schüler wurden von den
Lehrern in großer Aufregung in den erſten Stock
des Gebäudes geführt und die Polizei zu Hilfe ge=
rufen
. Ein Polizeioffizier ſchoß auf den Stier, ver=
wundete
ihn jedoch nur leicht. Durch die Verwundung
noch mehr gereizt, ſtürzte ſich der Stier auf den Poli=
zeioffizier
, der mehrere Meter weit weggeſchleudert
wurde. Als der Offizier ſich wieder erhob und von
neuem auf den Stier ſchießen wollte, brachte er ſich
infolge einer falſchen Bewegung ſelbſt eine Schuß=
wunde
am Oberſchenkel bei. Schließlich mußte man
die Gendarmerie zu Hilfe rufen. Mehrere mit Kara=
binern
bewaffnete Gendarmen nahmen auf dem Dach
des Gebäudes Aufſtellung und brachten ſchließlich
den Stier mit einer Salve zur Strecke.
30 Perſonen durch einen Erdrutſch getötet.
NewYork. Aus Bogota wird gemeldet, daß
durch einen Erdrutſch im Staate Cauca 30 Perſonen
getötet und zahlreiche verletzt worden ſind. Die Stadt
Sevilla iſt überſchwemmt und zum größten Teil
zerſtört worden, da der Fluß Quilcaco durch herab=
geſtürzte
Erdmaſſen geſtaut wurde.
Die Welt umſegelk und verſchollen.

Allain Gerbault vermißt.
Seit einigen Tagen ſuchen franzöſiſche Flieger
und Kriegsſchiffe in der Bucht von Biscaya nach
Allain Gerbault und deſſen kleinem Kutter
Firecreſt. Allain Gerbault war einer von
Frankreichs beſten Tennisſpielern, ein Kamerad
der Musketiere 1927 begann er von New York
aus eine Weltumſegelung, führ quer über die
Weltmeere, umfuhr das Kap der Guten Hoffnung
und iſt nun im Golf von Biscaya faſt angeſichts
ſeines Zieles, der franzöſiſchen Küſte, verſchollen.

Fahrläfſige Brandſtiftung. Ein Angeſtellker leuchkef mit einem Streichholz in
einen Spirikusbehälker. Vier Schwerverletzte. Der Angeſtellke ſeinen Brand=
wunden
erlegen.

Berlin, 19. Juni.
In einer auf dem Grundſtück Alt=Moabit 104
untergebrachten chemiſch=pharmazeutiſchen Fabrik
brach am Dienstag nachmittag ein Brand aus, der
raſch einen derartigen Umfang anahm, daß der
Einſatz von zehn Zügen der Feuerwehr und zwei
Feuerlöſchbooten notwendig wurde. Die Situation
erinnert inſofern an das Brandunglück in der
Schönlein=Straße, als es ſich wiederum um eine im
Hintergebäude eines größeren Gebäudekomplexes
untergebrachte Fabrikanlage handelt. Von dem
Perſonal der Fabrik, die ſich im zweiten Stock des
Hauſes befindet, konnten 14 Perſonen durch Ret=
tungstrupps
der Feuerwehr noch über die Treppen
gerettet werden, vier Perſonen wurden über die
mechaniſche Leiter heruntergeholt, während weitere
vier ſich dem Sprungtuch anvertvquen mußten. Eine
Perſon, die in der entſtehenden, durch die raſche
Ausdehnung des Brandes und die gewaltigen Stich=
flammen
geförderten Panik, noch ehe die Feuer=
wehr
eingetroffin war, auf das Pflaſter des Hofes
hinunterſprang, wurde ſchwer verletzt. Das Grund=
ſtück
Alt=Mogbit 104 wird von einem Wohnhaus an
der Straße, einem erſten Fabrikhof und einem zwei=
ten
Fabrikhof gebildet. Das Feuer kam im zweiten
Hofe im rechten Seitenflügel im Betricb der chemi=
ſchen
Fabrik dadurch zum Ausbruch, daß ein An=
geſtellter
, dem ein Bleiſtift in einen Spiritsbe=
hälter
gefallen war, die Fahrläſſigkeit beging, mit
einem Streichholz in den Behälter hieinzuleuchten.

Sofort ſchlug eine Stichflamme empor, die im näch=
ſten
Augenblick auf einen neben dem Spiritusbe=
hälter
ſtehenden großen Benzinbehälter überſprang.
Wenige Minuten darauf ſtand das ganze zweite
Stockwerk des Seitenflügels in Flammen, von wo
aus der Brand auch auf die beidem angrenzenden
Gebäude des Komplexes übergriff, und ſo auch die
Treppen verſperrte. Im dritten Stockwerk des
Hauſes befindet ſich eine Litzenfabrik, deren 21 An=
geſtellte
ſowie die beiden Inhaber den Weg ms
Freie verlegt fanden. Ebenſo waren im zweiten
Stockwerk im Betrieb der chemiſchen Fabrik fünf An=
geſtellte
abgeſchnitten. Die Feuerwehr breitete ſo=
fort
Sprungtücher aus. Vier der Angeſtellten haben
ſich jedoch trotz der Sprungtücher beim Abſpringen
erheblich verletzt. In den Fenſtern des vierten
Stockwerkes erſchienen ebenfalls Menſchen und
ſchrien um Hilfe. Es gelang ſchließlich, teils über
die Seitentreppen, teils über die mechaniſchen Lei=
tern
ſämtliche im vierten Stockwerk befindlichen
23 Perſonen ebenfalls in Sicherheit zu bringen.
Den übrigen Angeſtellten war es noch rechtzeitig
gelungen, zu flüchten. Der Expedient Woinowſki,
auf deſſen unvorſichtiges Hantieren mit einem
Streichholz der Brand zurückzuführen iſt, hat bei der
Exploſion des Spiritusbehälters ſo ſchwere Ver=
letzungen
erlitten, daß er im Kronkenhaus verſtarb.
Die Arbeit der Feuerwehr erlitt eime Verzögerung
dadurch, daß die erſten Hydranten, an die wan die
Schläuche anſchloß, verſagten, ſo daß erſt von einer
anderen Stelle Waſſer beſchafft werden wußte.

Ueberſchwemmung in Indien.
London. Meldungen aus Kalkutta zufolge
wurden in der indiſchen Provinz Aſſam und in
Bengalen durch Ueberſchwemmungen ſchwere Ver=
heerungen
angerichtet. Das Land ſteht teilweiſe
vier Meter hoch unter Waſſer. In der Stadt Silcher
wurde die Hälfte der Häuſer fortgeſchwemmt. Eine
große Zahl von Perſonen hat den Tod gefunden,
doch liegen noch keine Angaben über die Höhe der
Menſchenverbuſte vor. In den vom Hochwaſſer
heimgeſuchten Gebieten haben ſich Räuberbanden
gebildet, die das von ihren Beſitzein verlaſſene
Eigentum plündern. Weitere Einzelheiten fehlen
noch.

Verlmutter aus Zinn.
Dem deutſchen Gelehrten Nannich iſt es gelungen,
ein Verfahren zu entdecken, daß die Herſtellung von
künſtlicher Perlmutter geſtattet. Dieſe künſtliche Perl=
mutter
ſoll nicht nur ſchöner, ſondem auch viel bil=
liger
als die natürliche ſein. Sie wird aus einer
Miſchung von 90 Prozent Zin und 10 Prozent
Kupfer gewonnen. Durch weitere Legierungen des
Zinns mit Kupfer, Silber und Mangan laſſen ſich,
wie die Allgemeine Glas= und Keramikimduſtrie‟
berichtet, außergewöhnlich ſchöne Farbwirkungen er=
zielen
. Durch dieſes Verfahren wird in Zukunft das
Zinn auf eine ungeahnte Weiſe Verwendung für alle
Arten von Schmuck= und Gebrauchsgegenſtänden
finden.

Das Erdbeben auf Neuſeeland
Eine Stadt mit 2000 Einwohnern
vollfkändig zerſtörk.
Wellington, 19. Jumi.
Die Verwüſtung weiter Gebiete durch das Erdbeben
auf Neuſeeland ſcheint viel ſchlimmere Formen an=
genommen
zu haben, als urſprünglich vermutet
wurde. Es muß mit großer Wahrſcheinlichkeit damit
gerechnet werden, daß die ganze Stadt Lyell mit
etwa 2000 Einwohnern vollſtändig zerſtört worden iſt.
Nach den Central News iſt ſeit Beginn des
Erdbebens am Montag bis jetzt kein einziger Ueber=
lebemder
dieſer Stadt angetroffen worden. Die Zahl
der geborgenen Leichen ſtellt ſich bis jetzt auf 20.
Bis Dienstag abend wurden 32 verſchiedene Erdſtöße
verzeichnet. Das Erdbeben hält noch an.
Schweres Eiſenbahnunglück in Oſt=
flandern
. 8 Toke, 15 Berwundeke.
Brüſſel, 19. Juni.
Infolge eines Erdrutſches entgleiſte am Mittwoch
früh die Lokomotive eines Eiſenbahnzuges bei Moer=
beke
in der Nähe von Grammont (Oſtflandern) und
legte ſich quer über die Schienen. Wenige Augen=
blicke
ſpäter kam aus entgegengeſetzter Richtung ein
Zug, der Arbeiter aus Gemt beförderte und fuhr auf
die Trümmer auf. Die Wirkung war entſetzlich.
Mehrere Wagen wurden zerſtört. Bisher konnten
acht Tote und 15 Verletzte geborgen werden.
Kataſtrophale Folgen eines Unwetters in
Kroatien und Mazedonien.
Belgrad. Vremo berichtet über die Folgem
eines kataſtrophalen Unwetters, das große Gebiete
Krogtiens und Mazedoniens heimſuchte. In mehreren
Ortſchaften ſind durch Blitzſchläge drei Männer, zwei
Frauen und vier Schulkinder getötet worden. In der
Volksſchule in Kamenſko in der Nähe von Karlſtadt im
Kroatien ſchlug der ,Blitz ein und verletzte mehrere
Schulkünder. In Mazedonien in einem Dorf in der
Nähe von Uesküb flüchteten 20 Bouern in ein Haus,
um ſich vor dem Unwetter zu ſchützen. Der Blitz
ſchlug ein und ſetzte das Gebäude in Flawmen, wobei
zwei Perſonen getötet und fünf ſchwerverletzt wurden.
In verſchiedenen anderen Dörfern Mazedoniens wur=
den
drei Beuern vom Blitz erſchlagen. Das Un=
wetter
hatte die Giſenbahnlinie VelesGracko zer=
ſtört
, ſo daß der Verkehr auf einige Stunden unter=
brochen
war.
Große Unterſchlagungen eines Automobil=
vertreters
.
Budapeſt. In der Budapeſter Filiale der
öſterreichiſchen Automobilwerke Gräf und Stift
wurden bei Ueberprüfung der Bücher des dortigen
Generalvertreters Unterſchlagungen m größtem
Umfange entdeckt. Der Vertreter hat die aus Oeſter=
reich
kommenden neuen Automobile zu Spottpreiſen
veräußert ud die Gelder für ſich verwendet. Der
der Firma entſtandene Schaden wird mit 200 000
Pengö angegeben. Der unredliche Generalogent hat
die Hauptſtadt mit unbekanntem Ziel in Begleitung
ſeiner Privatſekretärin Korbuly, der Gatzin des be=
kannten
ungariſchen Ariſtokraten Ladislaus Korbuly,
verlaſſen. Auf Grund der Anzeige hat die Polizei
eime Hausdurchſuchung in der Filiale vorgenommen
und ſämtliche Korreſpondemzen und Geſchäftsbücher
beſchlagnahmt. An ſämtliche euvopäiſchen Polizei=
ſtationen
iſt ein Steckbrief ergangen.
Die Hitzewelle in New York.
NewYork. New York leidet noch immer unter
der Hitzewelle, die jetzt ſchon ſeit 10 Tagen andquert:
Am Dienstag nachmittag ſtieg das Thevmometer auf
33,3 Grad Celſius im Schatten, was einen Rekord
bedeutet. Mehr als 10 Perſonen ſtarben infolge der
Hitze, und 12 Perſonen ertranken während des
Wochenendes, an dem Millionen von Menſchen im
Meer und in den Flüſſen Erleichterung vor der
Sonnenglut ſuchten. Die nunmehr eine volle Woche
dauernde Hitze erreichte am Dienstag mit 34 Grad
Celſius einen Höchſtſtand, wie er ſeit dem Beſtehen
des Werterbüros noch nicht verzeichnet worden iſt.
Aus einigen Städten in der Umgegend von New
Yorr werden ſogar noch höhere Temperaturen, und
zwar bis zu 39 Grad im Schatten gemeldet. Aus
faſt allen Städten im Nordoſten des Landes ſind
Meldungen über Hitzſchläge eingetroffen.
Zu derfurchtbaren Flugzeugkakaſtrophe
im Kanal.

Das Flugzeug wird durch einen Dampfer
abgeſchleppt.
Das engliſche Großflugzeug City of Ottawa.
das den Dienſt zwiſchen London und Zürich ver=
ſah
, iſt bei einem Notlandungsverſuch auf dem
Kanal verunglückt. Acht von den elf Paſſagieren
kamen dabei ums Leben. (Bild aus einer eng=
liſchen
Zeitung.)

Lotti und der blinde Paſſagier im Kreis ihrer Bewunderer.
Der erſte Ozeanflug in dieſem Jahre hätte durch die Abenteuerluſt des blinden Paſſagiers faſt ein
tragiſches Ende genommen. Aber nach der glücklichen Landung in Le=Bourget iſt alles vergeſſen
und Schreiber, der blinde Paſſagier (auf unſerem Bild mit der amerikaniſchen Flagge am Arm)
ſteht in Paris im Mittelpunkt begeiſterter Ehrungen.
Nach dem Abfturz des deutſchen Segelfliegers Schulz.

Der Marktplatz mit den Trümmern des Flugzeugs.
Das furchtbare Ende des ſo überaus erfolgreichen Segelfliegers Ferdinand Schulz hat in ganz
Deutſchland größte Trauer hervorgerufen. Unſer Bild zeigt den Marktplatz von Stuhm, auf dem
das Flugzeug aus 50 Meter Höhe abſtürzte.

[ ][  ][ ]

Nummer 169

Donnerstag, den 20. Juni 1929

Geite 11

Sport, Spiel und Turnen.

Turnen.
Gauvolkskurnen des Main=Rheingaues
F
art 22. und 23. Juni in Worfelden.
Die nächſt größere Gauveranſtaltung nach dem Gaufrauenturnen,
das Gauvolksturnen am Samstag und Sonntag, den 22. und 23. Juni,
in Worfelden, denkt in erhöhtem Maße das Intereſſe auf ſich. Die
Meldeliſte ſchließt mit einer Anzahl von weit über 200 Teilnehmern ab,
ein Zeichen, daß das Volksturnen, wenn auch gegen das Vorjahr kein
großer Fortſchritt gemacht iſt, das heißt, eine höhere Teilnehmerzahl
gegen das Vorjahr verzeichnet werden kann, doch ſeine alte Zugkraft
beibehalten hat. Die einzelnen Konkurrenzen ſind ſehr gut beſetzt und
werden auf der ganzen Linie heiße Kämpfe um den Siegerkranz be=
ſtritten
werden. In der Oberſtufe finden ſich z. B. neue Kräfte
am Ablauf zum 100 Meter=Lauf ein, denn unter ihnen vermißt man
gänzlich die vorjährigen Sieger. Wer nun 1929 den Kurzſtreckenlauf
gewinnen dürfte, ſteht noch ſehr in Frage, zumal die Vereine Waller=
ſtädten
, Darmſtadt=Alemannia, Walldorf und Rüſſelsheim über ausge=
glichenes
Läufermaterial verfügen, wenn nicht noch Noßdorf, Rimbach
oder Eberſtadt über die erſtgenannten triumphieren kann. Im 400=
Meter=Lauf ſtehen im Kampfe der vorjährige erſte und dritte Sieger,
Kech=Alemannia und Engel=Walldorf. Aller Vorausſicht nach dürfte
aber dem Akademiker der Sieg nicht zu entreißen ſein. Zum 5000 Meter=
Lauf treten altbewährte Kämpen, wie Fornoff=Darmſtadt, Turngeſell=
ſchaft
, und Joſt=Erzhauſen, die vorjährigen Sieger, an. zu denen ſich die
beiden erſten Sieger der Mittelſtufe des Vorjahres, Aßmuth=Darmſtadt,
Tgſ. 1875, und Schneider=Walldorf, geſellen werden. Die Zeit, die
Aßmuth im Vorjahre erreichte, war eine beſſere als diejenige des 2.
Siegers der Oberſtufe und kann damit gerechnet werden, daß die bei=
den
Darmſtädter das Rennen unter ſich ausmachen, wenn nicht Ueber=
raſchungen
, wie ſo oft, eintreten. Die 4 mal 100 Meter=Staffel iſt durch
Alemannia=Darmſtadt, Walldorf und Rüſſelsheim beſetzt. Ob der Titel=
verteidiger
Walldorf beſſer iſt als Alemannia, iſt noch mehr als fraglich.
In der dreimal 100 Meter=Staffel mit Alemannia Darmſtadt, Turn=
geſellſchaft
Dariſtadt, und Bensheim hat erſtere die beſſeren Ausſichten,
da aller Vorausſicht nach Turngeſellſchaft Darmſtadt, mit Fornoff und
Aßmurh, mehr Wert auf die Siege im 5000 Meter=Lauf legen und die
beiden genannten nach dieſem Lauf gegen die Akadem. Turnverbin=
dung
auch kaum aufkommen dürften. In den Sprüngen findet man
zunächſt im Hochſprung die beiden erſten Sieger des Vorjahres, Funk=
Wallerſtädten und Hechler, Bensheim, in Konkurrenz mit neuen Kräf=
ten
. Zum Weitſprung haben die vorjährigen Sieger der Oberſtufe nicht
gemeldet, nur der dritte Mittelſtufſieger, der zur Oberſtufe überge=
treten
iſt, wird es mit einer nicht allzuleichten Konkurrenz aufzunehmen
haben. Unter den Sprungkonkurrenzen hat der Stabhochſprung die
wenigſten Teilnehmer, deren nur drei, zu verzeichnen, und wird de
zweite Sieger vom Vorjahre, Bärenfänger, Walldorf, unter Beweis
zu ſtellen haben, der Beſſere zu ſein. Eine beſſere Beſetzung als die
Sprünge haben die Würfe erfahren und ſind auh hier die vorjährigen
Sieger zahlreicher vertreten wie bei den Sprungkonkurrenzen. Zum
Kugelſtoßen tritt an, außer dem 2. Sieger der Oberſtufe vom ver=
floſſenen
Jahre, der erſte, dritte ſowie fünſte Sieger der Mittelſtufe
aus den Vorjahrkämpfen, und wird dieſe Klaſſe durch eine Reihe neu
hinzugekommener, nicht zu verachtender Gegner, ergänzt. Ob ſich im
Steinſtoßen, Wirtmüller=Arheilgen, der 1928 den erſten Sieg erringen
konnte, gegen ſeine Gegner durchſetzen kann, muß bezweifelt wer=
den
. Den Speer am weiteſten zu werfen, dürfte Funk=Wallerſtädten,
gemeſſen an den vorjährigen Leiſtungen, vorbehalten bleiben, während
im Diskuswurf Wirtmüller=Arheilgen an erſter Stelle genannt werden
dürfte, das heißt, wenn nicht Engel=Worfelden eine noch beſſere Lei=
ſtung
erzielen kann. Den Mehrkampfſieg verteidigt der Walldörfer
Maier, dem aber immerhin in der Vertreterſchaft des Tv. Birkenau,
ſowie ſolcher von Rüſſelsyeim und aus dem eigenen Vereinslager nam=
hafte
Gegner erwachſen. Die Kräfte in der Mittel= und Unterſtufe der
Turner, desgl. bei der Jugend ſowie Altersturner, ſind ſo verteilt,
daß eine Vorausſage als verfrüht gelten kann und muß ſich erſt am
Tage des Wettkampfes ergeben, wer unter die Sieger fallen dürfte.

Jung=Deutſchland gegen Rol=Weiß.
Nach dem großartigen Kampfe Jungdeutſchlands gegen den ungari=
ſchen
Meiſter ſteht ſchon wieder ein intereſſantes Spiel auf dem Pro=
gramm
. Morgen Freitag, abend3 8 Uhr, werden ſich zum Rückſpiel um
die Cmaumeiſterſchaft zum zweiten Male in dieſem Sommer die Menn=
ſchaften
der beiden Lokalgegner, Not=Weiß und Jungdeutſchland, gegen=
übertreten
. Das Borſpiel endete bekanntlich nach ſpannendem Verlauf
5:0 für Jung=Deutſehland, ſodaß man auch morgen abend wieder mit
einem ſ=hönen Kampfe rechnen kann.
Wenn man das Abſchneiden der beiden Mannſchaften in den bis=
herigen
Gauſpielen betrahtet, ſo kann man feſtſtellen, daß Not=Weiß
bis jetzt nikt ſo abgeichnitten hat, wie man allgemein erwartet haite
Die Mannſchaft wird ſi= daher ſehr anſtrengen, ein ehrenvolles Ergeb=
nis
gegen den Meiſter zu erzielen. Aber auch Jung=Deutſchland wird
bemüht ſein, ohne Punktveiluſt das Ziel zu erreichen, um den Frank=
furter
Vereinen, deren Erſtarken unde kennbar iſt, zu beweiſen, daß es
mit Recht die beſte Mannſchaft des Gaue3 iſt.
Vor dem Spiel der erſten Mannſchaften werden ſich die zweiten
Maunſchaften beider Veveine ebenfall3 im Punktſpiel der A=Klaſſe be=
gegnen
. Daß auch dieſes Sriel ſehr inteseſſant werden wird, geht aus
dem knadpen Sieg Jung=Deutſchland3 im Vorſpiel (3:2) hervor.
Der Kampf um den Davis=Cup Deutſchland gegen
Tſchechoflowakei 1:1.
Schon eine Stunde vor Beginn des Vorſthlußrundenkampfes um
den Davispokal zwiſchen Deutſchland und der Tſchechoſlowakei war der
Hauptkampfvlatz des Prager Lawn=Tennis=Klubs überfüllt. Die hohen
Staatsbehörden fehlten ebenſo wenig wie Diplomatie, Geſellſchaft,
Bühne und Literatur. Unter ſtürmiſchem Veifall betraten zum erſten
Kampfe Molde hauer=D. und MacenauerTſch, den Platz.
Gegenüber der Spannung auf den Zuſchauertribünen war das Spiel
ſelbſt, wohl in erſter Linie durch die ſengende Hitze, ziemlich eintönig.
Beide Svieler waren ſehr vorſichtig und riskierten nichts. Molden=
hauer
, bedeutend ruhiger ſpielend als ſein Gegner, beherrſchte vom
erſten Ball an die Situation, und der Gegner war ſeinem feinen Grund=
inienſpiel
nicht gewachſen. Er ſiegte in drei Sätzen 6:3 6:4 8:6 und
errang damit den erſten Punkt für Deutſchland.
Im nächſten Spiel konnten die Tſchechen einen Punkt aufholen.
Der Deutſchböhme Menzel konnte Dr. Landmann den er
bereits in der vorigen Woche einmal geſchlagen hatte 6:3 6:3 :6 0:6
6:4 ſchlagen. In den beiden erſten Sätzen ſpielte Dr. Landmann ſehr
befangen und lief erſt keim dritten Spiel zu ſeiner Form auf. Jetzt
überrannte er den ermüdeten Menzel. Erſt im fünften Satz raffte ſich
Menzel zuſammen und konnte ſeinen Sieg ſicherſtellen.
Im Doppel ſpielen am Donnerstag Moldenhauer=Prenn für
Deutſchland gegen Kozelu=Macenauer.
Boxen.
Rot=Weiß bei den nationalen Boxkämpfen in Idar.
Die junge Boxabteilung des Rot=Weiß, V.f.R., entſandte am ver=
gangenen
Samstag und Sonntag zu den nationalen Boxkämpfen in
Idar an der Nahe zwei Vertreter, und zwar Herrn W. Weckbach im
Halbſchwergewicht, der ſich einen guten zweiten Platz erkämpfte, und
Herrn Schmidt, der im Leichtgewicht Vierter wurde. Beide Kämp=
fer
zeigten recht gute Leiſtungen und hätten ſich bei günſtigerer Los=
entſcheidung
ſicher noch beſſer placiert. Die Gäſte handen in Idar
eine außerordentlich herzliche Aufnahme.
Aukomobil=Turnier Baden-Baden.
Als Teilnehmeu an der Preis=Steenfahrt zur Automobil=Woche in
Baden=Baden kamen heute der Chefredakteur der Münchener Neueſten
Nachrichten, Herr Buchli, ſowie Herr Freiherr von Gerſonn um die

Mittagszeit durch unſere Stadt. Die beiden Fahrer waren am 15. d. M.
in Jokkmofk am nördlichen Polarkoris auf 2 Adler=Favorit=Wagen ge=
ſtartet
und muſſen heute nachmittag 4 Uhr in Baden=Baden eintreffen.
Eis jetzt haben beide Fahrer und Wagen die Rieſenſtrecke von
nahezu 2000 Kilometern durch Skandinavien, Dänemark und Nerd=
deutſchland
in beſter Verfaſſung ohne jede Störung zurückgelegt und
ſteht zu hoffen, daß ſie punkrlich und wohlbehalten am Ziel eintreffen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 20. Juni. O 12.30: Schallplatten. O 15.05:
Kaſſel: Jugendſtunde: Dichterſtimmen aus der Heimat: Mittelſchul=
jehrer
Bückert: Heinrich Naumann. (Gedichte. Erzählungen). o 16.35:
Stuttgart: Konzert des Funkorch. O 18: Berlin: Jubikäumsfongreß
des Weltbundes für Frauenſtimmrecht und Staatsbürgerliche Frauen=
arbeit
. Rednerinnen: Mrs. Corbett=Ashby, Vorſ. des Weltbundes;
Dr. Sertha Lutz für Braſilien; Dr. Roſa Welt=Strauß für Palä=
ſtina
; Lady de Villiers für Südafrika. o 18.25: Kaſſel: Ober=
förſter
Lippitſch: Die vom Walde drohenden Gefahren. O 18.45:
Rechtsanwalt Dr. Hölſcher: Die Florentiner Kunſt im Spiegel
von Wirtſchaft und Recht. O 19.05: Eſperanto. O 19.25: Prof.
Dr. Schutz: Stefan Georges jüngſte Gedichtſammlung. O 20.15:
Kammermuſik=Konzert. Werke von Alexander Jemnitz. Erich Walter
Sternberg. Th. Wieſengrund=Adorno, E. J. Kahn und Wladimir
Vogel. O 21.15: Lieder=Abend Antoni Kohmann. Lieder von
Schumann. Hugo Wolf, Me
r und Sekles. O 22.15: Kaſſel;
Muſikaliſch=literariſche Stunde
ißer und Schwärmer. Meyerbeere
Vorſpie, zur Oper Der Prophet
Jafobſen: Peſt in Bergama,
Bleyle: Flagellantenzug. Ausf.: Funkorch. H. Dohme (Rez.).
Königswuſierbauſen.
Deutſche Welle. Donnetstag. 20. Jum. 5.50: Wetter für die
Landwirtſchaft. O 12: Ober=Stud.=Rat Dr. Brunner: Was das
deutſche Land über ſeine älteſte Beſiedlung erzählt. O 12.25: Wetter
für die Landwirtſchaft. 12.30: Mitteilungen des Reichsſtädte=
bundes
. O 12.55: Nauener Zeit. O 14.30: O. Wollmann: Märchen=
ſpielpreisausſchreiben
. Preisverteilung. O

Warum braucht die Hausfrau Warenkunde ?: Leder=
ware
und Pelze. o 16: Erziehungsberatung: Dr. Erika Hoff=
ann: Spiel und Arbeit in ihrer allgemeinen Lebensbedeutung.
16.30: Dichterſtunde: Otto zur Linde. Einl.: Paula Foerſter,
O 17: Berlin: Konzert. Ausf.: E. Ortenberg (Violine), N. Nowo=
grudsky
(Cello), Helene Elsner=Renner (Sopran), J. Ehrlich (Klavier).
2 18: P. Köhler: Deutſche Mitarbeit am Aufbau der Vereig=
ten
Staaten. O 18.30: Spaniſch für Fortgeſchr. O 18.55: Miniſter
a. D. Dr. Hermes: Der internationale Agrarkongreß in Bukereſt.
o 19.20: J. Mollath, M. d. R.: Die Bedeutung des deutſchen
Kaufmannes im Auslande. o 19.55: Wetter für die Landwirt=
ſchaf
. 20: Stenographen=Fernwettſchreiben des Stenographen=
verbandes
Stolze=Schren. 20.15: Iſt Mr. Brownie zu ver=
urteilen
? Ein Hörſpiel von Viktor Heinz Fuchs und Georg
Wolf. O Danach: Tanzmuſik der Kavelle O. Kermbach. Pauſe
Bildfunk. .
Wetkerbericht.
Die Luftdruchverteilung zeigt nur wewig Aenderung. Langſam
wandert der Kern des Hochdruckgebietes oſtwärts ab. Ganz Deutſchland
wird von der Hochdruchwvetterlage beherrſcht. Sie hält zunächſt weiter
ſtand, jedoch nimmt mit der fortſchreitenden Erwärmung und dem Um=
drehen
der Winde die Neigung zu Gewitterſtörungen zu.
Ausſichten für Donnerstag, den 20. Juni: Meiſt heiteres Wetter, ſehr
warm, Neigung zu lokalen Gewitterſtörungen
Ausſichten für Freitag, den 21. Juni: Wenig Aenderung der Wetterlage.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maup=
Veranwwortlich für Pollikk und Wirtſchaft: Rudolf
e; für Feuilleten, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für St
: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Hande
Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt:
dreas Baue
Die Gegenwart‟: Dr. Herberi Nette; für den Inſeratenteil
I5 Kuble: Drus
und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten

Rheinstr. 4

Henny Porten, Ernst Deutsch, Herm. Vallentin in:
Bas alte Gesetz
der wertvollste Henny Porten-Film; als volks-
bildend
anerkannt. Dazu:
Meeresleuchten Firnenglanz
Mit dem Auto über Gletscher und ans Mittelmeer
Beginn 3½ Uhr

Ber Fremdenlegionär
Wegen Heimweh zum Tode verurteilt.
Großfilm in 8 Akten und
Santa Fee, der Schrecken
der Farmer
Wildwest-Abenteuer in 5 Akten.
Beginn 3½ Uhr
TV.10231

Tauf Baufbau

Heute
Donnerstag, den 20. Juni
d. auften konder!
Stadtorchester (St.10222
Leitung: Kapellmeister W. Schlupp
Anfang 8 Uhr abends. Eintritt 50 Pfg.
Zehnerkarten haben Gültigkeit.

Städt. Akademie für Tonkunſt.
Direktor: Städt. Muſikdirektor W. Schmitt
Freitag, den 28. Juni 1929, 20. Uhr, im
Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters
Prüfungsaufführung der Opernſchule
Paſtien und Baſtienne
Singſpiel in 1 Akt von W. A. Mozart
Muſikaliſche Leitung: Wilhelm Schmitt.
Spielleitung: Heinrich Kuhn.
Erſtaufführung in Darmſtadt
Der Mantel
Oper in 1 Akt von Giacomo Puceini.
Muſikaliſche Leitung: Paul Ottenheimer.
Spielleitung: Heinrich Kuhn. Orcheſter
Der Inſtrumental=Verein (Orcheſter der
Städt. Akademie f. Tonkunſt) ergänzt durch
Mitglieder des Stadtorcheſters. Karten
im Sekretariat der Städt. Akademie für
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2 Pfund Erbſen
4 Pfund gelbe Kartoffeln
4 Pfund Drangen . . . .
Stück Zitronen . . . . .
Pfund Tomaten . . . .
Pfund Erdbeeren . . .
fund Kirſchen . . . .
Pfund We ntrauben ..
2 Pfund Bananen, Ia . .
2 Pfund Aepfel, rot . . .

100
0.50
0.50
1.00
0.25
1.00
00
1.00
0.50
1.10
1.00

[ ][  ][ ]

Nummer 169

Donnerstag, den 20. Juni

Die Hauſſebewegung an den Rohhäutemärkten, die auch an
den letzten Auktionen vermindert anhielt, mag viel dazu beige=
tragen
haben, daß auch der Ledermarkt in dieſer Woche eine wei=
tere
Geſchäftsbelebung aufzuweiſen hatte. Die Umſätze konnten
nicht unerheblich geſteigert werden und ſind jetzt durchaus zufrie=
denſtellend
. Man iſt um ſo eher zu Neukäufen geneigt, als bei
den jetzigen Verhältniſſen am Häutemarkt mit einer Erhöhung der
Lederpreiſe durchaus zu rechnen ſein wird. Bereits jetzt ſind ver=
ſchiedentlich
Erhöhungen zu verzeichnen, ohne jedoch einen größe=
ren
Umfang anzunehmen. Zu all dem kommt, daß das Angebot
nicht allzu reichlich iſt. Man kann allerdings von einer Knapp=
heit
nicht ſprechen, im Verhältnis zu früheren Jahren iſt aber das
Angebot ganz erheblich geringer geworden. Erfreulich iſt die Be=
bachtung
eines beſſeren Geldeinganges. Es ſcheint, daß hier die
Regelung der Reparationsfrage manchen Einfluß ausgeübt hat.
Von den einzelnen Ledermarktgebieten iſt nichts beſonderes zu
berichten.

Trapp u. Münch A.G. in Friedberg in Heſſen. Die ordentliche
Hauptverſammlung der zur Mimoſa A.G. in Dresden in engen Be=
ziehungen
ſtehenden Ceſellſchaft genehmigte den dividendenloſen Ab=
ſchluß
für das Geſchäftsjahr 1928. Der Betriebsgewinn wird zu Ab=
ſchreibungen
verwandt. Weiter erklärte ſich die Hauptverſammlung
mit formellen Statutenveränderungen einverſtanden.
Eine Herbſtmeſſe für Möbel und Haushalt in Frankfurt a. M. Der
Aufſichtsrat der Meſſegeſellſchaft hat nach Fühlungnahme mit den be=
teiligten
Ausſtellergruppen beſchloſſen, in dieſem Jahre vor der In=
ternationalen
Kochkunſtausſtellung eine Herbſtmeſſe für Möbel und
Haushalt vom 22. bis 25. September durchzuführen. Die Möbelmeſſe
wird wieder in Zuſammenarbeit mit dem Deutſchen Mobelfachverband.
Ortsgruppe Frankfurt a. M., veranſtaltet werden. Außer den bisher
auf der Möbelmeſſe ausgeſtellten Erzeugniſſen werden auch alle Waren
für Inneneinrichtung und Innendekoration, wie Gardinen, Gardinen=
zubehör
, Teppiche, Möbelſtoffe, Decken aller Art uſw. zugelaſſen wer=
den
. Die Haushaltsmeſſe wird umfaſſen: Stahlwaren, Haus= und =
chengeräte
, Glas, Porzellan und Steingut, Holzwaren, Spielwaren,
Bürſten, Veſen, Binſel, Galanterie= und Korbwaren.
Diskus=Werke Fraukfurt a. M. Maſchinenbau A. G. Die GV. ge=
nehmigte
ohne Crörterung für 1928 wieder 10 Prozent Dividende und
ſetzte die feſte Vergütung für das AR.=Mitglied auf 1000 RMN., für den
Vorſitzenden auf 1500 RM. feſt. In den erſten Monaten des neuen Jah=
zes
konute der Unſatz erheblich, geſteigert werden.
Schultz Grünlack A. G., Rüdesheim am Rhein. Laut Bericht iſt der
Umſatz 1923 geſtiegen, nach 36 033 (10 058) RM. Abſchreibungen kann
jedoch kein Reingewinn, ausgewieſen werden. Die Bilanz zeigt hei
Mill. RM Aktienkapital Schulden 543 692 (331 872) RM. gegenüber
735 705 (4(1 396) RM. Außenſrände, 471 622 (638 (26) RM. Vorräte.
8 978 (289 000 RM. Brundſrücke und Gebände und 59 400 (57 400)
N
9.M. Cinrichtungen. (G.V. Juli.)
Brown Boveri u. Cie. A.=G., Baden. Der Verwaltungsrat der
A.=G. Brown Boberi u. Cie., Baden, hat beſchloſſen, der G.=V. die
Verteilung einer Dividende von 9 Prozent (i. V. 8 Prozent) vorzuſchla=
gen
. Der ordentlichen Reſerve ſollen wiederum 500 000 Fr. und dem
Arbeiterhilfsfonds 250 000 Fr. zugewieſen werden.
Die Pforzheimer Edelmetall= und Schmuckwareninduſtrie von
März bis Mai. In der Edelmetall= und Schmuckwareninduſtrie
hat ſich, hauptſachlich ſaiſonmäßig bedingt, die rückläufige Bewe=
gung
im Geſchäftsgang und Beſchäftigungsgrad verſtärkt fort=
geſetzt
und die Geſchäftslage entſprechend verſchlechtert. Die Roh=
materialpreiſe
blieben faſt unverändert. Abnehmender Beſchäf=
tigungsgrad
, Betriebseinſchränkungen, Kurzarbeit. Die Abſatz=
verhältniſſe
lagen ungünſtig. Die Verkaufspreiſe konnten im all=
gemeinen
gehalten werden, zeigten aber auf dem heimiſchen und
auf dem Weltmarkt fallende Tendenz. Die Zahlungsweiſe hat
ſich verſchlechtert. Für die Uhren= und Uhrgehäuſefabrikation hat
ſich die Geſchäftslage gleichfalls verſchlechtert. Die deutſch= ſchwei=
zeriſchen
Verhandlungen über die Uhrenſchalenzölle haben das Ge=
ſchäft
in dieſem Artikel ſehr ungüſtig beeinflußt. Infolge ſtarken
Nachlaſſens des Auftragseinganges, insbeſondere nach Oſtern,
mußten faſt ſämtliche Betriebe Kurzarbeit einführen. Schwer ver=
ſilberte
Tafelgeräte und Beſtecke hatten, wie alljährlich um dieſe
Zeit, bei meiſt ſehr kurzen Lieferfriſten einen erhöhten Eingang
von Beſtellungen zu verzeichnen, der aber bei entſprechend geringe=
rem
Beſchäftigungsgrad hinter demjenigen des gleichen Zeit=
raumes
im Vorjahr wegen der allgemeinen wirtſchaftlichen Depreſ=
ſion
zurückblieb.
Internat onales Schienenkartell. In der Sitzung des Internatio=
nalen
Schienenkartells wurde der im April in Lonſdon geſchloſſene Ver=
trag
endgülrig redaktionell zuſammeng=faßt und ſodann von den ein=
zelnen
Vertragsparinen unterzeichne:. Der Vertrag läuft bis zum
31. März 1935. Die Preiſe wurden unverändert beibehalten.

Die Berkiner Metallnotierungen vom 19. Jumi ſtellten ſich für Elek=
trolytkupfer
170,75 RM., Original Hüttenaluminium 190 RM., des=
gleichen
in Walzen oder Drahtbarren 194 RM., Reinnickel 350 MM.,
Antimon Regulus 7075 RM., Feinſilber 72,2574 MM.
Die Berliner Metalltermine vom 19. Juni ſtellten ſich für Kupfer:
Januar 144,25 (144,50), Fbruar, März 144,25 (144,25), Aprik 144,50
(144,75), Mai, Juni, Juli, Auguſt 144,25 (144,25 (144,50), September
143,75 (144) Oktober, November 144 (144,25), Dezember 144 (144,75).
Tendenz: ſchwächer. Für Blei: Januar, Februar, März, April, Mai
47,50 (48), Juni, Juli 47 (47,75), Auguſt 47 (47,50), September 47,25
(47,50), Oktober 47,25 (47,75), November 47,50 (47,75). Dezember 47,50
(48). Tendenz: ſtetig. Für Zink: Januar, Februar, März, April, Mai
50 (52), Juli, Auguſt 50 (52), September 50 (51,50), Oktober, November,
Dezember 50 (52). Tendenz luſtlos. Die erſten Zahlen bedeuten Geld,
die in Klammern beigefügten Brief.

Frankfurter Produktenbericht vom 19. Juni. Das Geſchäft am
Frankfurter Produktenmarkt war heute etwas reger infolge der höhezen
Auslandsmeldungen. Das Inlandsangebot iſt weiter ſehr knapp offe=
ziert
und die Hindler verlaugen zumeiſt höhere Preiſe, die aber nur
ſchwer erzielt werden könnes. Für Röggen und Roggenmehl machte
ſich etwas mehr Nachſrage geltend, was auch in dem höheren Preis zum
Ausdruck komurt. Es notierten: Weizen 23,50, Noggen 21,75 bis 22,
Sommergerſte 23, Hafer 22, Mais für Futterzwecke 20, Weizenmehl 32
Lis 32,50, dito niederrh 31,75 bis 32, Roggenmehl 28,25 bis 29, Weizeil=
kleie
10,25 bis 10,50 und Roggenkleie 11,50.
Berliner Produktenbericht vom 19. Juni. Die Produktenbörſe bot
wiederum ein ſehr ruhiges Bild. An der allgemeinen Marktlage hat
ſich gegen geſtern kaum etwas verändert. Das Inlandsangebot von
Brotgetreide bleibt weiter ziemlich knapp und findet bei den Provinz=
mühlen
, die vereinzelt auch etwa 1 Mark höhere Preiſe bewilligen, Auf=
nahme
, während die hieſigen Großmühlen ihren Bedarf zumeiſt in Aus=
landsweizen
decken und für Roggen notgedrungen die Forderungen der
Provinz anlegen. Vom Auslande lagen heute etwas feſtere Meldungen
vor und auch die Cif=Offerten wieſen Erhöhungen auf. Geſchäft au
dem erhöhten Preisniveau konnte ſich jedoch nicht entwickeln, während
in den geſtrigen Nachr ittagsſtunden einige Partien Plataweizen ab=
geſchloſſen
werden konnten. Am Lieferungsmarkt vermochte Juliweizen
lediglich ſeinen Preisſtand zu behaupten, da man mit größeren An=
dienungen
rechnet. Septemberweizen zog auf Deckungen um 2 Mark
an. Roggen war gleichfalls in der Septemberſicht feſter gehalten als
per Juli. Mehl hat bei unveränderten Preiſen kleinſtes Bedarfsge=
ſchäft
. Hafer wird ausreichend angeboten. Forderungen und Gebote
gehen jedoch reiht reit auseinander. Für Gerſte iſt eine Geſchäfts=
belebung
nicht zu verzeichnen:
Anziehende Preiſe auf der Frankfurter Häuteauktion. Bei reger
Kaufluſt war die Stimmung allgemein befeſtigt. Schaffelle erzielten
5 Prozent höhere Preiſe als im Vormonat und Kalbfelle bis zu 1
Prozent. Ein kleinerer Poſten leichte Häute bis 29 Pfund brachte
10 Proz. höhere Preiſe. Mittelſchwere Großviehhäute lagen ebenfalls
bis zu 10 Prozent über den Vormonatspreiſen. Im Verlauf waren
Großviehhäute bis über 10 Proz. im Vergleich zu Mai befeſtigt. Neben=
ſorten
teilweiſe ibs zu 20 Prozent.

Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 19. Juni.
Die Börſe ſetzte überwiegend uneinheitlich wegen der anhaltenden
Geſchäftsunluſt und Zurückhaltung ein und brachte durch Abgaben der
Spekulation zumeiſt Kursrückgänge. Es verſtimmte der weitere Kurs=
druck
am Glanzſtoffmarkt, der auf den hohen Vorratsaktienbeſitz der
neuen Intereſſengemeinſchaftsgeſellſchaft zurückzuführen ſei. Glanzſtoff
7 Prozent niedriger. Im übrigen waren kaum Auslandsaufträge ein=
gegangen
, ſo daß die Hoffnung auf einen Reichsdollarkredit und die
Tatſache des weiteren Hereinfließens von Auslandskrediten, was ſich an
der Deviſenbewegung zeigt, ohne großen Einfluß blieb. Die Farben=
aktie
0,5, Rheinſtahl 0,25 Prozent ſchwächer. Scheideanſtalt 2 Prozent
niedriger. Auch Kaliwerte etwas ſchwächer mit Ausnahme von Kali=
induſtrie
, die bis 260 Prozent anzogen. Am Montanmarkt ſetzten Klöck=
ner
0,5 Prozent ſchwächer ein, dagegen Mannesmann 0,5, Gelſenkirchen
0,75 Prozent höher. Mansfeld 1 Prozent befeſtigt. Von Zellſtoff=
werten
Waldhof 1,5. Prozent niedriger. Aſchaffenburger ausſchließlich
Dividende gut gehalten. Ziemlich widerſtandsfähig war bereits zu Be=
ginn
der Elektromarkt, wo es beſonders im Verlaufe zu Kursbeſſerungen
kam. Siemens 4, Schuckert. 3, AEG. 2,5, Geffürel 2 Prozent höher.
Schiffahrtswerte bröckelten leicht ab. Der Rentenmarkt ſtill, Tagesgeld
7 Prozent. DollarMark 4,1912,5.
An der Abendbörſe konnte ſich wieder nar geringe Geſchäfts=
tätigkeit
entwickeln, da nennenswerte Orders nicht vorlagen. Einige
Nachfrage beſtand lediglich nach Deutſch=Linoleum, die 3 Prozent gegen
den Berliner Schluß anziehen konnten. Im übrigen waren die Kurſe
etwa behauptet. Conti Gummi gaben geringfügig nach. Renten lagen
geſchäftslos. Abl.=Schuld 10,80, Kommerzbank 187, Donatbank 277,75,
Deutſche Bank 172.50, Dresdener Bank 163, Reichsbank 330, Gelſenkir=
chen
136,5, Ilſen Bergbau 220, Aſchersleben 245,5, Mannesmann 117,5.
Mansfeld 137,5, Phönix 93,25, Rheiniſche Braunkohlen 294, Rheinſtahl
127,5, Stahlverein 99, A.E.G. 194,25, Chade 437, Conti Gummi 174
DeutſchL=inoleum 320,75 ex Bezug, Licht u. Kraft 220, J. G. Farben
256,5, Geſ. für El. 225, Siemens 402,5, Glanzſtoff 469,5, Zellſtoff Aſchaf=
fenburg
188, Waldhof 252,5.
Berlin, 19. Juni.
Trotz der anhaltenden Orderloſigkeit und der herrſchenden Geſchäfts=
ſtille
eröffnete die heutige Börſe relativ gut behauptet. An Nachrichter
lag wenig Intereſſantes vor. Man beſprach die Erhöhung der Geſamt=
quote
der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft, die Arbeitsmarktlage
nach dem Bericht der Reichsanſtalt, die eine weitere leichte Entſpan=
nung
in der Zeit vom 10. bis zum 15. Juni erfahren hat, die noch an=
haltenden
Verhandlungen im Ruhrbergbau, bei denen ein Schiedsſpruck
erwartet wird, die ablehnende Stellungnahme des Langnamvereins zu
dem Tariferhöhungsantrag der Reichsbahn, die noch nicht abgeſchloſ=
enen
, aber weiter geführten Anleihekreditverhandlungen des Neichs
uſw. Etwas mehr Beachtung fanden die erſtmalig wieder einſetzenden
Goldabgalen der Bank von England nach den Vereinigten Staaten; da=
gegen
wurde das weitere Nachlaſſen des Dollarkurſes die zu erwar=
tenden
neuen Auslandsanleihen dürften hier ſchon einwirken kaum
bemerkt. Jetzt, nachdem die Einzelheiten über die deutſch=holländiſchen
Transaktionen in der Kunſtſeideinduſtrie bekannt ſind, werden zwar die
Umtauſchmodalitäten bei der augenblicklichen Kursrelation als für die
Glanzſtoff=Aktionäre nicht ungünſtig angeſehen, es verſtimmte wohl
aber der zu erkennende ſtarke Kapitalbedarf. Der Geldmarkt blieb an=
geſpannt
. Die Sätze erfuhren keine Veränderung.
19. 6.
6. 19. 6.
8
18. 6
1231
irſch Kupfer ....."
131
N. E. G......."
95
Höſch Eiſen
ugsb. Nürnb.Maſch! 90.

26
127.
Hohenlohe 2
5.
18.
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.
Kaſalt ..
9.
1.
81.5(
erame
.....
7.50 Aahla Porzella
Kali Aſchersleß
*
Berl. Karlsruhe Ind.
2Jar
Halzdetfurthe).
d.:G.
73
eregeln 2

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nkohl. Brikettst
18850
2.
Lindes Eismaſch.
remer=Wolle ....."
E0

Loewe & Co...../ 205.
Danalbank. . . . . . . . .
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Deutſche Bank. . .
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*
MannesmannR
11
Diskontogeſellſchaft. . / 156.*
60
61.50
1
jederlanſitzer Kohle/ 142
1. Bank..."
50
0.5
Kordd. Lloyd ......"
11
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Deutſche
.
114.
9
115.50
Orenſtein . . . . . . . ."
Deutſch
rdöl ..."
) 6C
Ddeutſche Petroleum ./ 58½,59
Uyphon .. . . . . . . / 444.
18.50
17.5
Rütgerswerke .. . . ."
Dynamit Nobel. .. . .
37.73
9)
nwerie u. 4103.
59.
Elektr. Lieferung. ..
7.50
56.
ens Glas......
254.:
f. G. Farben.. . . . ."
35.50
Ver. Glanzſtoff..."
Gelſenk. Berg.. . ..
473
Gef. f. elektr. Unte
..
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K.
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33
n. Maſch.=Egeſt. . .
Vanderer Werke. . .
14
Hanſa Dampfſch. . . .115
hiſſner Metall .....!
8.50 19
112
21.2
Hapag ............!
143.
Wittener Gußſtahl ..1 152.50 1 50.
Harpener .. . . . . . . . / 1437

1270.
Hemoor Ze
t.
) Tie 3 Kalit erte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.

Deviſenmarkk.

Helſingfors..
Wien......."
Prag ........
Budapeſt ..."
Sofia .......
Holland .....
Oslo ........
Kopenhagen.
Stocholm. . .
ondon .. . . ."
Buenos Aires
New York..."
Belgien ..... .! 58.12

18. 8. 19 6. 18 6. 19 Beld Brief Geld Brie Geld Brie Geld / 10.523 0.5 10.523 0.54 Italien ...... 21.915 21.43 21.915 50.84 58.96 .83 58.95 aris .. . . .. 16.39 15.95 16.375 2.415 2. 12.4 weiz .. .." 89.52 30.* 30.525 80.68; 3.1 Spanien ...." 59. 59.7 19.12 3.02 3.03 3.02 3.(
* Danzig ...... 81.1 81. 31.14 68. 14 68.4 d 168.17 Fapan . . . . . . 841 1.8 1.8.3 11.57 111.74 11.56 111.78 Rio de Janeiro 1.493 9.498 1.4965 111.5: 111.75 111.53111.75 Fugoflawien .. 7.357 7.331/ 7.36 12.18 112 40 12.19.112.4 Portugal. . . . 18.73 18.77 8.73 20.30 20.3.4 29.30 220.342 Athen ......" 5. 43 5.415 41s 1.746 1.752 1.74 1.75 Konſtantinope 2.00. 2.7 2 4.188 4.196 4. 1875 4.1 Kanada .. . ... 4.151 4.15 4.154 Rue 58.115 58.235 Uruguay .....! 4.03e 4.0:2

59.21
81.30
1.84
.4985
18.
5.44
2.022
4.16
4.046/ 4.054

Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 19. Juni. (Priv.=Tel.)
Kaffee: Die Preisgeſtaltung war heute unregelmäßig. Abgaben
in nahen Terminen ließen dieſe ſchwächer eröffnen, wogegen ſpätere
Sichten auf Käufe ſich behaupten konnten. Auch im Verlaufe blieb die
Haltung ſchwankend, doch ſchließen die Kurſe nur wenig verändert.
Zucker: Starke allgemeine Liquidationen und Abgaben des Handels
und kubaniſcher Firmen bewirkten einen Preisnachlaß.
Baumwolle: Das Geſchäft lag heute nahezu ſtill. In der Juliſicht
wurden ſtärkſte Abgaben vorgenommen. Verſtimmend wirkten das
ſchöne Wetetr und günſtige Felderſtandsberichte. Gegen Schluß ſtellte
ſich Deckungsnachfrage ein und Meldungen über größere Inſektenſchä=
den
wurden beachtet.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 19. Juni:
Getreide: Weizen, Juli 109½, Sept. 11334, Dez. 118½: Mais,
Juli 92½, Sept. 92½, Dez. 88½; Hafer, Juli 44½, Sept. 43½,
Dez. 46; Roggen, Juli 85½, Sept. 87½, Dez. 92.
Schmalz: Juli 11,75, Sept. 12,10, Okt., Dez. 12,225
Fleiſch: Rippen, Juli 13,25, Sept. 13,55: Speck, loco 13,50;
leichte Schweine 10,8011,40, ſchwere Schweine 10,7011,25;
Schweinezufuhren Chicago 15 000, im Weſten 85 000.
Chicago Baumwolle: Juli 18,61, Oktober 18,70.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 19. Juni:
Getreide: Weizen, Rotwinter 125½, Hartwinter 121½: Mais
neu ang. Ernte 103½: Mehl ſpr. wheat clears 5,405,65; Getr.
Fracht nach England 1,62 sh, nach dem Kontinent 10 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12,40; Talg, extra loſe 7½.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze in lots 43, loco 11,50, Juni
10.24, Juli 10.44, Auguſt 10.49, September 10.66, Oktober 10.71,
November 10.57, Dezember 10.48, Januar 1930 10.55, März 11.62.

Im 90. Lebensjahr ſtarb in der Nacht zum 17. Juni der Inhaber
der Wiesbadener Staniol= und Metallkapſelſabrik A. Flach und Ehren=
präſident
der Induſtrie= und Handelskammer Wiesbaden, Kommerzien=
rat
Franz Fehr=Flach. Der Verſtorbene gehörte 45 Jahre, davon 25
Jahre als Präſident, der Handelskammer an.
Nunmehr iſt auch die Konvention der oberrheiniſchen Mühlen per=
fekt
geworden und tritt am 20. Juni in Kraft. Nachdem die Verein=
barungen
der niedrrheiniſchen Mühlen bereits ſeit dem 1. Juni in
Wirkſamkeit ſind, ſtehe von dem geſamten Verhandlungskomplex nun=
mehr
nur noch die Vollziehung des Konventionsvertrages durch die
Bremer Müylen aus.
Wie wir erfahren, haben ſich innerhalb der Dortmunder Schrott=
einkaufszentrale
, der Schrottbeſchaffungsorganiſation, einer Reihe gro=
ßer
weſtdeutſcher Hüttenwerke die Auseinanderſetzungen über die Rege=
lung
der Bedarfsdeckung ſo zugeſpitzt, daß man ſich entſchloſſen hat,
den in der Einkaufszentrale vereinigten Werken den Schrotteinkauf
bereits mit Wirkung vom 1. Jul: d. Js. ab freizugeben.
Die Kunſtſeidenausfuhr Hollands betrug im Mai 761 To. im Wert
von 2 458 000 hfl. gegenüber 715 To. im Vormonat und 687 To. im Mai
vorigen Jahres im Werte von 2 619000 hfl. Insgeſamt wurden expor=
tiert
in den erſten fünf Monaten des laufenden Jahres 3 414 To. im
Werte von 11082 000 hfl. gegenüber 3 021 To. im Vorjahre im Werte
von 11 625 000 hfl. Deutſchland kaufte im Mai 244 To. gegenüber 226
To. im Mai 1928.
Im Mai hat ſich die während des Vormonats eingetretene Be=
lebung
des Zementabſatzes bereits wieder verlangſamt; der Verſand
liegt mit 849 000 To. nur unweſentlich über dem des April (816 000 To.).
Die Steigerung um 92 000 To. gegenüber dem Mai 1923 hat den bis=
herigen
Verſandverluſt gegenüber dem Vorjahre nur wenig mildern
können.
Das Internationale Stahlkartell iſt in Paris zuſammengetreten,
um über das Produktionsprogramm zu verhandeln. Für das dritte
Quartal 1929 iſt der Journee Induſtrielle zufolge beſchloſſen worden,
die Erzeugung um eine Million Tonnen auf 32 295 770 To. zu erhöhen.
Es wurde einſtimmig beſchloſſen, das Stahlkartell zu verlängern. Die
Modalitäten für die Verlängerung werden in der nächſten Sitzung in
Vien geregelt werden.
Die Stadtverwaltung von Leningrad hat die Geſellſchaft Rußgers=
troi
, die bekanntlich jetzt ohne deutſche Beteiligung weiter arbeitet, be=
auftragt
, den Bau von zwei automatiſchen Fernſprechunterſtationen in
Leningrad auszuführen. Mit den Bauarbeiten ſoll noch in dieſem
Wirtſchaftsjahr begonnen werden. Obgleich offiziell die Geſellſchaft
ohne deutſche Beteiligung arbeitet, werden praktiſch bei den Bauarbei=
ten
von ihr weiterhin deutſche Methoden und Erfahrungen im Bau=
weſen
angewandt.
Unter Führung der Bank Morgan haben ſich vier große Elektrizi=
tätsgeſellſchaften
der öſtlichen Staaten mit einem Geſamtkapital von
600 Millionen Dollar zuſammengeſchloſſen. Der neue Elektrizitätstruſt
verſieht das geſamte Gebiet zwiſchen New York und Buffalo in einer
Ausdehnung von 275 Meilen mit elektriſchem Strom.
Ein Bankenkonſortium unter Fühung von Dillon Nead u. Co.,
dem unter anderem die National City Co., die Guaranty Co., die Ban=
kers
Truſt Co. und die Dominion Seeurities Corp, angehören, legte
eine 5prozentige 40jährige Vierzigmillionen=Dollar=Anleihe der Cana=
dian
National Railway in New York zum Kurſe von 99,75 Prozent
zur Zeichnung auf.

Frankfurter Kursbericht vom 19. Juni 1929.

6% Dtſche. Reichs=
anl
. v. 27....
Baden Frei=
..
ſtaat v. 27
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ſtaat
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Heſſen Volfs=
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% Sachſen Frei=
ſtaat
v. 27..
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v. 27...."
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ungsſch
. +. 1/,
Ablöſungsan:.
Tiſche. Anl. Ablö
ungsſch. (Neub.

Diiche. Schurge=
bietsanleihe
. . .."
% Bad.=Bad. v. 26
9, Berlin v. 24...
Darmſtad: v. 26
v. 24
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2 Mainz v. 26...
26 Mannh. v. 26
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Ti. Komm. San
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Ser, II
5% Ber Enp.=B!
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8% Heſſ. Landesbk.
½ % Helſ. Ld3. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr..
8% Kom. Landes
ban! Darmſtadt.
2ſo
% Mein. Hyp.B
%0 Lig. Pfbr.
Pfälz. Hyp.B
8% Preuß. Ztr.,
Stadt ſchaft. .
8% Rhein. Hyp.=B
Lia. Pfbr
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% Südd. Bod
Cred.=Ban 1....
8% Württ. Hyp.=B
3% Daim er Benz
von 27.
..
Klöckner=Werk
Berlin v. 26..
7% Mainſrw. v. 26.
7% Ver. Stahlwk
mit Opt. v. 26..
8%0 VoigtckHäffne
von 26 ......."
J. G. Farben Bond=
..."
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5%o Bosn. 2. E. B.
v. 1914 ......"
4-% Oſt. Schat
inw. v. 1914 ...
4%0 Oit. Goldrente
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von 1913 ...
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97.5
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37.75

135.5

32.25

35

B ktien.
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k. f. Brauinduſ
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bant".
Eff.=u. Wechſel=
ank
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Zereinsbant
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Reichsbank=Ant..
Rhein. Creditbt ..
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Dt. Eiſenb.=Geſ...
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Schantung=Eiſenb.
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AEG. Vorzu
*

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147
102
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35
1.9.
2.5

103.25
119
201
253.5

[ ][  ][ ]

Nummer 169

Donnerstag, den 20. Juni 1929

din daut in der Nagt.
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
30)
(Nachdruck verboten.)
Ich mußte feſtſtellen, daß Miß Cumberland dieſe Bemerkung
mit einem neuen Lächeln begrüßte.
Sofort erwiderte ſie: Mir iſt es etwas windig vorge=
kommen
!
Ich erinnerte mich, daß die Höflichkeit gebietet, Aeußerungen
von Damen immer zuzuſtimmen, und mit größter Geiſtesgegen=
wart
fügte ich deshalb meiner vorherigen Aeußerung zu: Ganz
richnig, ein widerlich ſtürmiſcher Tag.
Zu meinem größten Erſtaunen wurden dieſe Worte mit
einem hellen Lachen begrüßt.
Doktor Byrne, ſagte ſie, Sie ſind geradezu einzig!
Dies iſt eine Eigenſchaft, ſagte ich entſchloſſen, die ich
mich von jetzt ab bemühen werde, zu ändern.
Daraufhin hob ſie mit einer proteſtierenden Geſte ihre bei=
den
Hände. Ich konnte ihre wundervollen Augen hinter den
ſchlanken braunen Fingern ſchimmern ſehen ich möchte Dich,
mein lieber Loughburne beſonders darauf hinweiſen, daß wir
uns an die falſche Anſicht gewöhnt haben, die Weiße der Haut
für ein beſonderes Merlmal der Frauenſchönheit zu halten
und ſie bemerkte, noch immer lachend: Nein, gewiß dürfen Sie
ſich nicht ändern. Ich nahm einen doch gewiß geſchickten Front=
wechſel
vor und erwiderte: Nein, gewiß, ich werde das
nicht tun.
Aus irgendeinem myſteriöſen Grunde wurde daraufhin das
Mädchen von Lachen geradezu überwältigt. Sie rief mit ihrer
wundervollen muſikaliſchen Stimme es klingt mir immer
noch nach Doktor Byrne, Sie ſind begeiſternd.
Ich hätte ſie gern ausführlicher über ein ſo intereſſantes
Thema reden hören, aber da die Beſcheidenheit mir verbot, über
dieſen Punkt eine Debatte mit ihr herbeizuführen, ſo zog ich es
vor, ſie ſelbſt zum Gegenſtand unſeres Geſprächs zu machen.
Miß Cumberland, ſagte ich, ich ſtelle mit großem Ver=
gnügen
feſt, daß die Beängſtigung, die Sie in letzter Zeit be=
drückt
hat, geringer geworden zu ſein ſcheint. Ich nehme an,
daß Miſter Daniels Unternehmung erfolgreich ausgehen wird,
obwohl, wie ich bekennen muß, mir nach wie vor dunkel iſt, in=
wiefern
die Rückkehr dieſes mir noch unbekannten Herrn Barry
hier von beſonderem Nutzen ſein kann. Auf jeden Fall ſehe ich,
daß die Ausſicht, ihn zurückkehren zu ſehen, Sie glücklicher
ſtimmt.
Ich ſtellte dieſe Fragen ſchweren Herzens, obwohl ich nicht
weiß, worauf dieſes plötzliche Gefühl der Niedergeſchlagenheit

Seite 13

zurückzuführen war. Noch rätſelhafter war mir das Entzücken,
das ſich meiner bemächtigte, als das Mädchen langſam den Kopf
ſchüttelte und antwortete: Selbſt wenn er zurückkommt, hat es
nichts zu bedeuten.
Ich ſagte: Dann wollen wir ihn doch unterwegs abfangen,
und ihn zurückſchicken dahin, woher er kommt. Aber, als hätte
ich ihr weh getan, rief ſie laut: Nein, nein, nein! Und gleich
darauf fügte ſie hinzu: Und was ſoll dann aus meinem armen
Vater werden?
Ihren Herrn Vater, mußte ich bekennen, hatte ich im
Augenblick allerdings völlig vergeſſen.
Immerhin ſchien es mir, daß nicht nur der Gedanke an
ihren Vater ihren plötzlichen Schmerzausbruch verurſacht hatte.
Sie wünſchte offenſichtlich die Rückkehr dieſes Barry und dennoch
fürchtete ſie ſich davor. Es war eine gänzlich myſteriöſe An=
gelegenheit
.
Nach dem Eſſen ging ich mit ihr ins Wohnzimmer hinüber,
um Miſter Cumberland zu ſehen. Körperlich hatte ſich ſein Be=
finden
nicht im geringſten geändert. Von Tag zu Tag finde ich
dieſen Krankheitsfall erſtaunlicher. Er führt unſere ganze medi=
ziniſche
Wiſſenſchaft ad abſurdum. Sein Körper iſt ſozuſagen
bereits an Altersſchwäche geſtorben, und dennoch iſt das eigent=
liche
Element des Lebens in ihm noch gegenwärtig. Er ißt
nichts oder ſo gut wie nichts, und dennoch iſt noch Energie in
ihm. Seit drei Tagen hat er jetzt nicht eine Sekunde lang die
Augen geſchloſſen. Man könnte annehmen, daß er ſich in einem
Trancezuſtand befindet, doch durch eine Reihe ſorgfältig durch=
dachter
Experimente habe ich feſtgeſtellt, daß bei ihm das Hirn
in dauernder fieberhafter Tätigkeit iſt. Was ſoll das alles be=
deuten
? Welche Eigenſchaften zeichnen dieſen in der Welt her=
um
wandernden Barry derart aus, daß Kate Cumberland ſich
nach ſeiner Rücklehr ſehnt und ſie dennoch fürchtet? Wieſo war
Buck Daniels, als er aufbrach, um ihn zu holen, offenſichtlich bei
dem Gedanken an ſeine Unternehmung von wilder Furcht ge=
ſchüttelt
, obwohl der Mann, den er holen will, nach ſeinen eige=
nen
Aeußerungen, ſein beſter Freund iſt?
Du ſiehſt, wie das Geheimnis allmählich Form annimmt.
Es liegt ſozuſogen vor meinen Augen. Und trotzdem kann ich es
nicht faſſen und nicht enträtſeln. Die Geſchichte eines Mannes.
eines Pferdes und eines Hundes. Aber was iſt dieſe Geſchichte?
Heute bin ich draußen bei den Viehgehegen geweſen, und
einer der unzähligen Korrals fiel mir dadurch beſonders auf,
daß die Pfoſten weſentlich höher und ſtärker waren, als bei allen
anderen Gehegen. Ich fragte, für welche Tiere dieſer Korral be=
ſtimmt
ſei der um vieles kleiner war als die anderen , und
man antwortete mir: Das iſt Satans Korral. Ich vermutete
gleich, daß eine ſonderbare Geſchichte dahinter ſtecke: Der Teu=
fel
? rief ich. Läßt ſich der Teufel von euch in einen Korral ſper=
ren
? O, jawohl, ſagte der Mann, läßt ſich ſchon ſagen, daß
das Bieſt ein Teufel iſt. Wenn wir ihn mit den anderen Gäulen

auf die Weide ließen er würde Hackfleiſch aus ihnen machen.
So ein verdammter Teufel ſteckt in dem Vieh. Die Geſchichte
eines Mannes, eines Pferdes und eines Hundes! Ich glaube, ich
habe die gewaltige Kette geſehen, mit der der Hund feſtgelegt zu
werden pflegte. War das nun der Platz, wo das Pferd unter=
gebracht
wurde? Und wenn es ſo iſt, welche Ketten und Bande
müſſen erſt nötig ſein, um den Mann zu halten? Was für eine
Sorte Mann muß es ſein? Gewiß iſt eines: Ein Mann, der ein
ſolches Pferd und einen ſolchen Hund ſein Eigen nennt, muß ge=
wachſen
ſein wie ein Rieſe. Gewiß iſt es ein wilder und unbe=
zähmbarer
Charakter, denn ſonſt könnte Kate Cumberland keine
Furcht vor ihm empfindet, und bei alledem muß es doch ein
Menſch von ungewöhnlichem inneren Wert ſein, denn es iſt ſo,
als warte die ganze Ranch nur auf ſeine Rückkunft. Dieſe Glut
der Erwartung iſt ſogar anſteckend, ſelbſt an mir fängt ſie an zu
zehren. Tag und Nacht werde ich von wilden Träumen heimge=
ſucht
. Wie ſoll das alles enden?
Für heute muß ich ſchließen. Aber ich bedaure unendlich,
lieber Loughburne, daß Du nicht hier biſt. Ich fühle, daß ich der
Zeuge eines Schauſpiels bin, wie es dieſe Erde noch nicht ge=
kannt
hat.
Dein Byrne.
Neunzehntes Kapitel.
Qual des Wartens.
Byrne, der verſprochen hatte, nach dem Eſſen noch einmal
nach dem alten Cumberland zu ſehen, ging nach der Beendigung
ſeines Briefes ins Wohnzimmer hinunter. Er fand das Mädchen
an der Lagerſtatt des Alten ſitzen, der bis zum Hals in die Falten
ſeiner bunten Indianerdecke gehüllt war. Byrne ſtellte feſt, daß
ſeine Augen geſchloſſen waren. Dies war ungewöhnlich. Es war
das erſtemal, daß er Muße hatte, das vom Alter zerſtörte Geſicht
des Ranchers näher zu betrachten. Kate war aufgeſtanden und
ihm entgegengegangen. Sie flüſterte: Können Sie ihm keine
Beruhigungsmittel geben?
Warum? Er ſcheint ruhiger als ſonſt.
Betrachten Sie ihn genauer, flüſterte ſie.
Er gehorchte und ſah jetzt erſt, daß Joe Cumberlands Körper
von einem dauernden Beben geſchüttelt wurde, wie eine Eſpe.
Die ſtumme Qual, die ſich darin ausſprach, war beinahe fürchter=
licher
anzuſehen, als ein wirklicher Todeskampf. Ein Beruhig=
ungsmittel
! drängte Kate. Irgend etwas, das ihm wenigſtens
für eine Minute Linderung ſchafft.
Ich kann es nicht wagen, erklärte Byrne. Wenn ſein
Herz nur ein bißchen kräftiger wäre, würde ich es ſelbſtverſtänd=
lich
tun. Aber wie die Dinge liegen, iſt ſeine Willenskraſt das
einzige, was ihn überhaupt noch am Leben erhält. Sie wollen
noch nicht, daß ich durch mein Eingreifen den einzigen Faden
zerſchneide, der ihn noch auf dieſer Welt zurückhält?
Sie ſchauderte.
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ſchläft
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(Fortſetzung folgt.)

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