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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſebenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 147
Mittwoch, den 29. Mai 1929.
192. Jahrgang
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Konkurs oder genichtlicher Beltreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natſonalbank.
Der einne dei Auihet Berhmnpiängen.
Bermltnangsverfäce Aden Youngs.
Die Franzoſen werſen neuerdings die Frage der
Beſahungskoſten in die debakte.
EP. Paris, 28. Mai.
Die geſtern abend bekannt gewordene Nachricht, daß der
Vor=
ſitzende der Sachverſtändigenkonferenz, Owen Young, ſich bemühe,
durch eine neue Aufteilung ſeiner Ziffern und durch redaktionelle
Aenderungen an den deutſchen Vorbehalten in letzter Stunde
einen Abbruch der Konferenz zu verhindern, hat wieder einmal
einen Stimmungsumſchwung in der franzöſiſchen Preſſe bewirkt,
Man beurteilt die Lage heute etwas hoffnungsvoller als geſtern.
Laut „Matin” laufen die gegenwärtig im Gang befindlichen
Be=
ſprechungen der Delegierten darauf hinaus, eine Einigung in
den=
jenigen Fragen zu finden, die zur Zuſtändigkeit der Finanzleute
gehören und die politiſchen Fragen den Regierungen zur
Ent=
ſcheidung zu überlaſſen. Vor allem handle es ſich darum, für die
Zeit des Ueberganges vom Dawesplan zum Youngplan zu einer
Summe zu kommen, die um eine Milliarde Goldmark hinter der
des alliierten Memorandums liege. Dabei ſpiele die Frage der
Befatzungskoſten eine große Rolle, da ja die Beſatzung fortdauern
müſſe, wenn der Youngplan ſchon in allernächſter Zeit in Kraft
treten ſoll. Das „Journal” warnt vor zu großem Optimismus,
denn bisher habe ſich noch beine Löſung für die Ziffernfrage
fin=
den laſſen. Wenn auch alle Delegationen einſchließlich der der
deutſchen die Verantwortung für einen Fehlſchlag ablehnten, ſo
ſei andererſeits niemand geneigt, nachzugeben. — Das Blatt
demendiert, daß die Belgier ſich mit einer geſonderten Regelung
der Markfrage einverſtanden erklärt hätten, und ſieht darin eine
Hauptſchwierigkeit. Es deutet außerdem an, daß die erneute
Un=
nachgiebigkeit der Belgier auf den liberalen Wahlſieg
zurückzu=
führen ſei.
* Die Meldungen aus Paris laufen wieder einmal ſtark
durcheinander. Einige Korreſpondenten berichten ſehr
hoffnungs=
freudig, daß ein neuer Weg gefunden ſei, andere behaupten das
Gegenteil, nämlich, daß auch dieſer Verſuch ſchon wieder
geſchei=
tert ſei. Tatſächlich ſcheint im Augenblick nicht mehr über die
Zahlen ſelbſt, ſondern nur über die Modalitäten verhandelt zu
werden. Owen Young hat ofſenbar einen Mittelweg geſucht,
in=
dem er ſeinen urſprünglichen Plan nicht zum 1. April, ſondern
zum 1. Oktober in Kraft treten laſſen wollte, ſo daß die Alliierten
durch die höheren Zahlungen auf Grund des Dawesplanes in
dieſen fünf Monaten ihre Zahlungſchema in Ordnung bringen
können. Herr Dr. Schacht hat wohl auch nicht grundſätzlich
abge=
lehnt, aber der Gegenſeite genügt das nicht. Sie will
immer noch mehr. Eigenartig berührt, daß die
Fran=
zoſen neuerdings die Fragen der
Beſatzungs=
koſten erneut in die Debatte geworfen haben und
dafür eine Extrabezahlung von Deutſchland verlangen. Davon
war, ſoweit wir wiſſen, bisher überhaupt nicht die Rede, konnte
auch nicht die Rede ſein, weil ja nach dem Dawesplan mit
un=
ſeren Jahreszahlungen alle Forderungen abgelöſt waren, die
Be=
zahlung der Beſatzungskoſten alſo Sache der Beſatzungsmächte
war. Wenn nun auch der Owen Youngplan etwas anderes iſt,
ſo muß doch ſelbſtverſtändlich dieſes Prinzip aufrechterhalten
bleiben. Es liegt ja allein in den Händen der Beſatzungsmächte,
ſich dieſe Ausgaben zu erſparen, wenn ſie ihre Truppen
zurück=
ziehen. Denn man kann Deutſchland doch nicht gut zumuten, daß
es die Demütigung, die in der Fortdauer der Beſatzung liegt, noch
ſelbſt alimentiert.
Nebenher gehen die Beſprechungen über die
bel=
giſchen Markforderungen weiter. Nach Londoner
Quellen ſoll die deutſche Regierung ſich bereit erklärt haben,
dar=
über eine Sondervereinbarung mit Belgien zu ſuchen, und bereits
an den belgiſchen Geſandten in Berlin herangetreten ſein. Ob
das zutreffend iſt, darüber war an zuſtändiger Stelle eine
Aus=
kunft wicht zu erhalten. Ueberraſchen könnte das aber nicht. Das
Auswärtige Amt hat ſchon ſeit Jahren ſich auf den Boden
ge=
ſtellt, daß wir die belgiſchen Forderungen nicht anerkennen können
ſchon wegen der Rückwirkungen, die das auf andere Staaten wie
Rumänien haben müßte, daß wir aber durchaus bereit ſind, mit
Belgien zu akkordieren, wenn ſich ein vernünftiger Ausgleich
ſchaffen läßt. Auf dieſer Baſis waren die Verhandlungen ſchon
einmal ſehr weit gediehen. Wir waren bereit, die Markbeträge
aus der Beſetzungszeit abzulöſen, wenn Belgien dafür eine
Volks=
abſtimmung in Eupen=Malmedy zuließ und ſich verpflichtete, ſich
dem Ausgang dieſer Abſtimmung zu fügen. Die Verhandlungen
ſtanden unmittelbar vor dem Abſchluß, als ſie von Poincaré
zer=
ſchlagen wurden. Deutſchland iſt bereit, ſie jederzeit wieder
auf=
zunehmen, zumal nachdem ſich bei den Wahlen zur belgiſchen
Kammer in Eupen=Malmedy gezeigt hat, daß die überwiegende
Mehrheit der Bevölkerung treu zu Deutſchland ſteht.
Einigung über ſechs von zwölf Borbehalken in Paris?
Paris, 28. Mai.
Der heutige Tag hat keine neue Situation gebracht. Seit
geſtern bemüht man ſich, eine neue Grundlage über die
Ziffern=
frage zu finden. Die Sekretäre der Gläubigerdelegationen haben
den Auftrag, dieſe ſchwierige Aufgabe durchzuführen, und, wie
verlautet, ſind ſie bis jetzt zu einem greifbaren praktiſchen
Er=
gebnis noch nicht gekommen. Die Arbeitspauſe, die jetzt
einge=
treten iſt, hat Dr. Schacht benutzt, um ſich für einige Tage aufs
Land zu begeben.
Die Nachrichten der franzöſiſchen Abendpreſſe über die
Pri=
vatbeſprechungen der Sachverſtändigen klingen weiterhin
opti=
miſtiſch. Die Beſprechungen galten, der franzöſiſchen Preſſe zu=
folge, in der Hauptſache immer noch den zwölf deutſchen
Vor=
behalten. Dem „Intranſigeant” zufolge konnte man über die
Hälfte dieſer Punkte zu einer Einigung gelangen.
Der „Temps” verweiſt auf die Schwierigkeiten, die wegen
der Inkraftſetzung des Youngplanes und Außerkrafterklärung des
Dawesplanes beſtehen. Die Sachverſtändigen beſchäftigten ſich
in dieſem Zuſammenhang mit der Frage, wie lange die Koſten
für die Beſatzung und die Interalliierten Ausſchüſſe von
Deutſch=
land bezahlt werden müſſen. Die Dauer der Rheinlandbeſetzung,
und infolgedeſſen auch das Datum der Einſtellung der
entſpre=
chenden Zahlungen, iſt nach der Anſicht des Blattes jedoch eine
Angelegenheit der Regierungen. Wie der „Temps” weiter
be=
richtet, kündigte Owen Young erneut an, er beabſichtige ſehr bald,
Paris zu verlaſſen und ſich nach Amerika einzuſchiffen, dem er
nunmehr faſt vier Monate fern geweſen ſei.
Die „Information” verzeichnet als Ausdruck eines
Sachver=
ſtändigen: „Wir ſind auf einer Raſierklinge. Jedermann beginnt
über die nimmer endende Diskuſſion müde zu ſein. In der
heik=
len Frage des Zeitpunktes der Einſtellung der Zahlungen aus
dem Dawesplan ſieht das Blatt die Möglichkeit einer Löſung.
Die für die eigentliche Kriegsentſchädigung erfolgenden
Zah=
lungen aus dem Dawesplan ſollen hiernach eingeſtellt werden,
wenn die Zahlungen des Youngplanes beginnen. Die Regelung
der Beſatzungs= und Ausſchußkoſten ſollen hingegen derart
er=
folgen, daß dieſe Zahlungen aus dem Dawesplan erſt erlöſchen,
wenn die Regierungen die erforderlichen Beſchlüſſe für die
Rhein=
landräumung gefaßt haben und die internationale Bank
gegrün=
det iſt, um den Reparationsagenten und die anderen Organe zu
erſetzen.
Erfolge der flämiſchen NAakiongliſten und der Deutſchen
in Eupen=Malmeen.
EP. Brüſſel, 28. Mai.
Nach den bisher vorliegenden Wahlergebniſſen wird ſich die
belgiſche Kammer vorausſichtlich wie folgt zuſammenſetzen:
Katholiken 74 oder 75 (bisher 78), Liberale 30 (23), Sozialiſten
72 (78), Flämiſche Nationaliſten 9 (6), Kommuniſten 0 (2),
Par=
teiloſe 1 (0). In den Kreiſen Eupen und Malmedy haben die
Autonomiſten mehr Stimmen erhalten, als alle übrigen Parteien
zuſammen. — Ueber den Ausfall der Senatswahlen können
ge=
genwärtig noch keine Angaben gemacht werden.
* Am Sonntag haben in Belgien die Neuwahlen zu den
bei=
den Kammern des Parlaments ſtattgefunden. Die endgültigen
Ergebniſſe liegen infolge des ſchwierigen Auszählungsſyſtems
zwar noch nicht ganz vor, doch laſſen die bisher vorliegenden
Ergebniſſe bereits erkennen, daß die jetzige Regierungsmehrheit
ſich behauptet hat. Die augenblickliche katholiſch=liberale
Regie=
rungskoalition hat infolge der Verſtärkung im liberalen Lager
eher noch eine Verbeſſerung der Stellung der Regierung Jaſpar
erlangt. An Stimmen haben vor allem die Sozialiſten verloren,
wobei bezeichnend iſt, daß die Sozialiſten gerade in der
Indu=
ſtriegegend von Charleroi und Verviers etwa vier Mandate
ein=
gebüßt haben, die ſämtlich den Liberalen zugefallen ſind. Völlig
verſchwunden ſind die Kommuniſten, denen es nicht einmal
ge=
lang, ihre bisherigen zwei Sitze zu behaupten.
Die wirklichen Sieger des Wahlkampfes ſind jedoch die
flä=
miſchen Nationaliſten. Trotz der allgemeinen Hetze, die gegen ſie
entfaltet wurde, und trotzdem auch die Biſchöfe gegen ſie
Stel=
lung genommen hatten, haben ſie ihre Stellung weſentlich
verbeſ=
ſern können. Während in der alten Kammer nur ſechs
ſoge=
nannte flämiſche Frondiſten ſaßen, iſt mit einer Zunahme um
die Hälfte dieſer Zahl zu rechnen. Ein ſolches Ergebnis würde
der ſtarken Entwicklung des flämiſchen Autonomiegedankens
während der letzten Zeit durchaus entſprechen. Die Leidtragenden
hierbei ſind die Katholiken, die es ſich in der Hauptſache zur
Aufgabe gemacht hatten, gegen den flämiſchen Nationalismus
anzugehen.
Einen nicht geringen moraliſchen Sieg hat auch die deutſche
Chriſtliche Volkspartei in den ehemals deutſchen Gebieten
Eupen und Malmedy erzielt. Die Partei war mit der Parole
in den Wahlkampf gezogen, daß in Eupen—Malmedy eine neue
Volksabſtimmung vorgenommen werden müſſe. Schon dieſe
For=
derung hatte genügt, um die belgiſche Regierung zu ſcharfen
Maßnahmen gegen die dortige Bevölkerung, die ſich beſonders in
einer Behinderung des Wahlkampfes auswirkte, zu veranlaſſen.
Es ſei hier nur an die Verhaftung des deutſchen
Reichstags=
abgeordneten Sollmann erinnert, der, obwohl ſein Paß in
Ord=
nung war, über die deutſche Grenze zurückgebracht wurde. Erſt
auf Umwegen gelang es ihm, wieder auf belgiſches Gebiet zu
gelangen und dort in einer Wahlverſammlung zu ſprechen. Auch
einige junge Kölner, die ſich ganz zufällig in Eupen aufhielten,
wurden feſtgenommen und nach Deutſchland abgeſchoben, weil
man ſie im Verdacht hatte, daß ſie auf belgiſchem Boden
Wahl=
propaganda treiben könnten. Am ſchärfſten aber ſprang man mit
den in Eupen—Malmedy wohnenden Deutſchen um, die einfach
durch polizeiliche Drohungen mundtot gemacht wurden. Trotzdem
erreichte die Chriſtliche Volkspartei, in den Gebieten von Eupen,
Malmedy und St. Vieth etwa 50 v. H. der gültigen Stimmen.
Leider aber reicht dieſes Ergebnis nicht aus, um den Deutſchen
ein Mandat zu ſichern. Wie es heißt, hat man in Malmedy die
Abſicht, eine Erneuerung der Wahl zu beantragen, da feſtgeſtellt
worden iſt, daß in verſchiedenen Gemeinden zu wenig
Stimm=
zettel verteilt worden ſind. So ſollen in der Gemeinde Thommen
für 600 Wahlberechtigte nur 200 Stimmzettel vorhanden geweſen
ſein. 400 Wähler konnten alſo ihr Wahlrecht nicht ausüben, weil
die Stimmzettel fehlten. Ob man allerdings mit der Forderung
auf Erneuerung der Wahl durchkommen wird, iſt nach der
chau=
viniſtiſchen Einſtellung der belgiſchen Regierung während der
Wahl kaum zu erwarten.
Hochoeitieo i Meinn.
Von unſerem Berichterſtatter.
N. Moskau, 24. Mai 1929.
Kaum ſind die Anſprachen verklungen, in denen man in
Mos=
kau in ebenſo beredten Worten, wie mit mangelndem Erfolg den
Wirtſchaftsdelegationen aus England, Amerika und Deutſchland
die Vorteile des ruſſiſchen Handelsgeſchäftes zu ſchildern
ver=
ſuchte, kaum iſt die Aufregung abgeebbt, die der Beſuch der
aus=
ländiſchen „Kapitaliſten” in der Hauptſtadt der Weltrevolution
verurſacht hat, da herrſcht im Kreml neuer Hochbetrieb. Dem
Mitte des Monats abgeſchloſſenen Rätekongreß der allruſſiſchen
(großruſſiſchen) Sowjetrepublik folgte die 5. Tagung der Sowjets
der geſamten Union auf dem Fuß. Beide Kongreſſe ſtanden im
Zeichen bedeutſamer Reden und Beſchlüſſe, die
einſchnei=
dende Veränderungen bedeuten. Es geht um den alten
Zwieſpalt zwiſchen Staatsintereſſen und Parteidogmen, um den
Kampf um die Durchſetzung der Parteigrundſätze im Staat, der
wie ein roter Faden die elfjährige Politik der Staatspartei der
Bolſchewiſten beherrſcht., Ueberflüſſig, zu betonen, um welche und
um weſſen Grundſätze es ſich dabei handelt. Da die kommuniſtiſche
Partei längſt aufgehört hat, eine Einheit zu ſein, iſt das
Pro=
gramm der Mehrheit, einer beſtehenden, künſtlich geſchaffenen oder
mindeſtens künſtlich und mit allen Mitteln des Terrors am Leben
erhaltenen Mehrheit ausſchlaggebend. Dieſe Mehrheit weicht
zwar in ihrem politiſchen Kurs wie in ihren Methoden weder
von der Minderheit von rechts noch von der von links
augen=
fällig ab; ſie repräſentiert aber die Macht, die ſich
einem perſönlichen Regime dienſtbar gemacht hat. Der Name
Stalin des Kaukaſiers Dſchugaſchwili, der ſein Pſeudonym mit
vollem Bewußtſein von Stalj — Stahl hergeleitet hat, — denn
ſtahlhart ſind die Schläge, die er verteilt — iſt heute der
In=
begriff der Macht in der Sowjetunion. Er übt ein
perſönliches Regiment aus. Ihm iſt es gleich, ob ſeine Feinde auf
den extremen Flügeln rechts und links ihm mit vollem Recht
vor=
werfen können, daß er ſich deren politiſche Programme zu eigen
gemacht hat, trotzdem aber ihre Träger als Feinde des
Kommu=
nimus und der Weltrevolution nach Sibirien verbannt; ihn läßt
es völlig kalt, ob Rykow, Tomſki und Bucharin, heute
ſämtlich geſtürzte Größen, ſich darauf berufen, daß er, Stalin,
zwei Jahre lang eben die Bauernpolitik betrieben hat, die von
ihnen ſtets empfohlen wurde, und daß Trotzki in langatmigen
Preſſeerklärungen die Vaterſchaft des neuen kulakenfeindlichen
Kurſes für ſich reklamiert, — er verlangt den Schwür auf ſeine
Fahnen. auf den Kommunismus, wie er ihn macht. Er fordert
Unterordnung und Gehorſam. Und ſo iſt die ganze Entwicklung
in der Kommuniſtiſchen Internationale und vor allem in der
ruſſiſchen kommuniſtiſchen Partei nur noch unter dem
Geſichts=
punkt der perſönlichen Willkürherrſchaft Stalins zu verſtehen. —
Als neueſtes Opfer ſeiner Parteiguillotine iſt jetzt der Vorſitzende
des Rates der Volkskommiſſare Rykow auf der Strecke geblieben.
Neben Trotzki, Bucharin, Sinowjew und anderen iſt damit wieder
einer der älteſten Kämpen der Weltrevolution kaltgeſtellt. Denn
kann trotz der Beibehaltung des Amtes eines Vorſitzenden des
Rates der Volkskommiſſare für die geſamte Sowjetunion noch
ein Zweifel darüber beſtehen? — Auf dem Kongreß iſt die
Ab=
dankung Rykows als eine freiwillige Demiſſion hingeſtellt worden. In
der Tat zeigt das Ausſehen des hageren, früh gealterten Mannes
auch Zeichen von Ueberarbeitung und Uebermüdung, von
ſchwe=
ren Kämpfen — und ven Niederlagen. Die Enttäuſchung darüber,
daß die Diktatur des Proletariats auch die größten Verdienſte
um die Partei und Sowjetunion nicht mehr in Betracht zieht,
ſobald eine freimütige Kritik dem jeweils geſteuerten Kurs
gefähr=
lich zu werden droht, mag vielleicht zu ſeinem Beſchluß
beigetra=
gen haben. Dazu kam der Druck, der von Stalin fortgeſetzt
aus=
geübt wurde. Halb zog er ihn, halb ſank er hin. .."
Und innerhalb der maßgebenden Inſtanzen der Partei iſt es zu
ſehr lebhaſten Auseinanderſetzungen gekommen, als Rykow an
dieſe ſeine Verdienſte zu erinnern wagte. Dieſe Unbotmäßigkeit
dürfte wohl auch dazu beigetragen haben, daß ſein Abſchied
ſchlicht geweſen iſt, ſo ſchlicht, daß bei deſſen offizieller
Bekannt=
gabe nicht einmal der übliche Dank ihm ausgeſprochen wurde „für
langjährige Dienſte” und er ein Referat über außenpolitiſche
Fra=
gen erhielt, alſo über ein Gebiet berichten mußte, auf dem er, vom
Parteiſtandpunkt aus geſehen, am wenigſten Schaden anrichten
konnte. Zwar iſt er vorläufig auch weiter im Rat der
Volks=
kommiſſare der Sowjetunion geblieben; weder iſt er aber in das
Zentralexekutivkomitee wiedergewählt worden, noch vermag er
auf dieſem Poſten ſelbſtändige Politik zu machen. Denn über
ihm, dem Miniſterpräſidenten, ſteht der Staatschef Kalinin,
der wiederum ſeine Anweiſungen von der höchſten Stelle, von
Stalin, erhält. — — Mit der Ausſchaltung Ryykows dürfte eine
weitere große Etappe des Kampfes Stalins um die
per=
ſönliche Macht einen vorläufigen Abſchluß erreicht haben.
Un=
zweifelhaft iſt der Sieg des Diktators nicht gering einzuſchätzen.
Bei Trotzki und ſeinen Anhängern ſtand ihm der Ideenreichtum
eines rührigen Führers, die revolutionäre Gewitztheit eines
füh=
renden Kopfes, die Popularität des Schöpfers der roten Armee,
die Tradition eines alten Mitkämpfers Lenins gegenüber;
trotz=
dem gelang es ihm mühelos, den unbequem gewordenen
Drauf=
gänger unſchädlich zu machen, ohne daß ſeine Anhänger einen
Finger für ihn zu rühren wagten. Weit gefährlicher ſchien ſich
der Kampf gegen den „Rechtsopportunimus” Bucharins,
Rykows, Scheinmanns und Tomſkis anzulaſſen. Der führende
Theoretiker des Kommunismus, der Miniſterpräſident der
Sow=
jetunion, der Präſident und Schöpfer der Staatsbank, der
Vor=
ſitzende der Gewerkſchaften, hatten ſich gegen den Parteidiktator
verbündet, und ſelbſt dem alten Kalinin ſagte man Sympathien
für die Rechtsleute nach. Dieſer ſchwenkte aber rechtzeitig ab —
oder traut ſich Stalin an ihn nur nicht heran? Die anderen
aber wurden abgehalftert, einer nach dem anderen kamen ſie
heran. Und jetzt kann ſich Stalin in ſeiner kaukaſiſchen Heimat
auf den Lorbeeren des Siegers ausruhen. — — Indeſſen: weder
wird ihm der Sieg leicht geworden ſein, noch hat er Grund, roſig
in die Zukunft zu ſchauen. So alte Kämpfer laſſen ſich nicht
ohne weiteres ausſchalten, ſie warten nur ab, bis ihre Zeit
wie=
der gekommen iſt. Noch iſt die Gefahr für Stalin. keineswegs ge=
Seite 2
Mittwoch, den 29. Mai 1929
Nummer 147
bannt oder ſeine Herrſchaft für abſehbare Zeit feſt begründet.
Dies umſo mehr, als das Problem der Führerausleſe, der
Nach=
folge für die ſtark überalterten und verbrauchten Kräfte der
Welt=
revolution, wachſende Schwierigkeiten bereitet, und Stalin ſelbſt
zunehmende Sorgen macht. Es iſt bezeichnend, daß als Nachfolger
für Rykow der kaum 36jährige Syrzow auserſehen wurde, ein
zwar Stalin unbedingt ergebener Kommuniſt, im übrigen aber
ein noch ziemlich unbeſchriebenes Blatt. Zum erſten Male iſt
damit in der Sowjetunion ein Jugendführer an hervorragender
Stelle zur aktiven Mitarbeit herangezogen worden, ein
Experi=
ment, das in der Beurteilung der Zukunft der Sowjets beſondere
Beachtung verdient. Denn ſachlich wird ſich die Partei in der
nächſten Zeit den größten Schwierigkeiten
gegen=
über befinden, die ſie vielleicht jemals ſeit Errichtung des
Räte=
ſtaates zu beſtehen hatte. Das fünfjährige
Induſtrialiſierungs=
programm iſt zwar von den Rätekongreſſen gutgeheißen, dem
bauernfeindlichen Kurs Stalins zugeſtimmt, die Außenpolitik
ge=
billigt worden. Allein es mehren ſich die ſkeptiſchen Stimmen in
der Union ſelbft, die mit Sorge auf die Milliardenkoſten des
ge=
waltſamen Wirtſchaftsprogramms hinweiſen, deſſen Erfolg noch
nicht einmal auf dem Papier ſichergeſtellt iſt, die in dem Abrutſchen
des Tſcherwonetz bis auf ein Fünftel ſeines urſprünglichen
Wer=
tes ein bedenkliches Zeichen der Zerrüttung erblicken, die zur
Selbſtbeſinnung auf den agrariſchen Charakter des ruſſiſchen
Staates hinweiſen und die den Zickzackkurs der Stalinſchen
Bauernpolitik ſcharf verurteilen. Tatſächlich hat die
Früh=
jahrskompagne der Landwirtſchaft mit einem Fiasko
geendet, da die Ablieferung noch nicht die Hälfte der im Plan
vorgeſehenen Mengen erreicht hat. Es iſt von beſonderem
Ju=
tereſſe, daß die Ukraine, Sibirien und das heutige Kaſakſtan, alſo
die ehemalige Kornkammer Rußlands, an der Spitze der „
Sabo=
teure ſtehen. Der Bauer liefert nicht ab, ſolange Moskau nicht
in der Lage iſt, ihn mit den nötigen Induſtrieartikeln zu
ver=
ſorgen, ſolange ihm die Kirchenglocken geſtohlen werden, ſolange
er mit Gewalt bolſchewiſiert wird. Die mangelnde
Getreideer=
faſſung bedingt aber die Unmöglichkeit, zu exportieren, ruft den
Tſcherwonetzſturz hervor, ſchafft den Geldmangel,
zer=
ſtört zugleich den Import und vernichtet damit die
Handels=
ausſichten mit dem Ausland. Der Verſuch, dieſes durch eine
überſtürzte Induſtrialiſierung des Landes wettzumachen, muß
an der Unnatur der Sache an ſich ſcheitern, abgeſehen davon, daß
es praktiſch, techniſch und finanziell nicht durchführbar iſt. Der
ſogenannte Fünfjahresplan iſt aber zur Lieblingsidee der
Partei geworden; und die ſoll durchgeführt, ihre Durchführung
ſoll mindeſtens verſucht werden aus Preſtigerückſichten der
Par=
tei, aus der Erwägung heraus, das Land von dem Bauer und
der Landwirtſchaft unabhängig zu machen, ihm eine neue
Exiſtenz=
grundlage, d. h. alſo, der Partei eine neue Stütze zu geben. In
einer Zeit der außenpolitiſchen Stagnation, ja einer ſeit der
offenſichtlichen Ausſchaltung Tſchitſcherins immer mehr Platz
greifenden Defenſive in der Außenpolitik wird dieſer
Verſuch mit beſonderem Intereſſe zu verfolgen ſein. Denn das
Bild, das Rykow von der außenpolitiſchen Lage der Union
ge=
zeichnet hat, war alles andere als erfreulich. Da in
Sowjetruß=
land mehr denn ſonſtwo heute jede Außenpolitik
Wirtſchafts=
politik iſt, die Anbiederungsverſuche an England
aber immer wieder auf froſtiges Schweigen ſtoßen, die an Amerika
nach dem Ausſcheiden Scheinmanns erheblich an Ausſicht
einge=
büßt haben, Moskau von Frankreich überhaupt keiner Antwort
gewürdigt wird, in Deutſchland aber die Kreditfrage eine
natür=
liche Grenze bildet, ſind die Handelsbeziehungen zum Ausland
praktiſch um Jahre zurückgeworfen. Während die Spannung mit
Polen einen neuen Höhepunkt erreicht hat, der Aufſtand in
Buchara einen immer bedrohlicheren Umfang annimmt und
das neue chineſiſche Abenteuer die Gefahr außenpolitiſcher
Ver=
wicklungen in unmittelbare Nähe rückt.
Aufftand in Sibirien?
Belagerungszuſtand über Räke-Turkeſtan.
EP. London, 28. Mai.
In Räte=Turkeſtan iſt infolge der unter der Bevölkerung
aus=
gebrochenen Unruhen der Belagerungszuſtand verhängt worden.
Nach einer Meldung der „Chicago Tribune” aus Riga haben auf
Grund ruſſiſcher Zeitungsberichte die Aufſtändiſchen Bucharas
die Eiſenbahnſtationen an mehreren Plätzen angegriffen, ebenſo
in Samarkand, wo auch Brücken und Telephonlinien zerſtört und
Schienen aufgeriſſen wurden. Die Tſcheka will in der
Rätemon=
golei einen Anſchlag aufgedeckt haben. Japan finanziere dort
einen gewiſſen Ottoman Semenow mit der Abſicht, Sibirien durch
einen Aufſtand in Irkutsk und Transbaikalien von Rußland
ab=
zutrennen. — Der „Jsweſtija” zufolge ſei das transbaikaliſche
Pulverlager durch Aufſtändiſche geſprengt worden, wobei 19
Sol=
daten den Tod gefunden hätten.
Vom Tage.
Die kommuniſtiſche Reichstagsfraktion hat bei dem
Vorſitzenden des Auswärtigen Ausſchuſſes die ſofortige
Ein=
berufung des Auswärtigen Ausſchufſes gefordert,
um zu der Reparationskonferenz im Paris und zu der Haltung der
deutſchen Delegation bei der Abrüſtungskonſerenz Stellung zu nehmen.
Der Vorſtand der Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Arbeits=
gemeinſchaft der Deutſchen Volkspartei ſprach ſeinem
erſten Vorſitzenden Dr. Vögler ſeinen aufrichtigen Dank
aus für die mannhafte Art der Verteidigung deutſcher Intereſſea in
Paris und verſicherte ihm ſein vollſtes Vertrauen.
Der Kommuniſt Max Hölz wurde am Montag zuſammen mit
einem anderen deutſchen Kommuniſten in Baſel verhaftet. Beide
wurden im Laufe des Tages über die Grenze abgeſchoben.
Wie verlautet, hat die Regierung der Freien Stadt Danzig durch
die polniſche Regierung ihren Beſtritt zum
Internationa=
len Arbeitsamt in Genf angemeldet.
Im franzöſiſchen Miniſterrat wurde der vom Poſtminiſter Germain
Martin ausgearbeitete Geſetzentwurf für die Reorganiſierung
des Rundfunks in Frankreich genehmigt. Dadurch erhält
der Staat die Kontrolle über das geſamte
Funk=
weſen.
Zwiſchen Großbritannien, den Vereinigten Staaten und dem
Jrak=
ſtaat iſt ein Abkommen über die Sicherung der
amerikani=
ſchen Intereſſen an den Petroleumfeldern und
Petroleumgeſellſchaften im Frak zuſtandegekommen.
Der frühere afghaniſche Kriegsminiſter Nadir
ghan, der bislang gemeinſam mit Aman Ullah gegen die Truppen
Habib Ullahs operierte, hat ſich zum Emir von Afghan;ſtan
ausrufen laſſen.
Die Abgeordnetenkammer in Mexiko ſchloß nach
einer ſehr ſtürmiſchen Sitzung 52 Abgeordnete wegen ihrer
Verbindung mit der letzten Revolution aus.
Die chineſiſche Polizei hat eine Hausſuchung im
ſowjetrufſiſchen Konſulat in Charbin veranſtaltet und
das ganze Perſonal einſchließlich des Generalkonſuls
feſt=
genommen. Die Polizei war auf der Suche nach Beweisſtücken
gegen den nun für Empörer erklärten „chriſtlichen” General
Feng=
huſiang.
Reich und Preußenkaſſe.
* Berlin, 28. Mai. (Priv.=Tel.)
Die Beteiligung des Reiches an der Preußenkaſſe ſcheint
nun doch Wirklichkeit zu werden. Nach langwierigen
Verhand=
lungen iſt ein vorläufiges Uebereinkommen getroffen worden,
wonach Preußen von ſeinem Anteil an der Kaſſe 50 Millionen
ab=
tritt, die noch nicht eingezahlt ſind. Das Reich aber kann
Bar=
leiſtungen nicht ausführen und will daher auf die Rückerſtattung
von eingefrorenen Düngerkrediten in dieſer Höhe verzichten. Dieſe
Uebereinſtimmung ſoll die Grundlage eines Geſetzentwurfes
bil=
den, der ſich in Ausarbeitung befindet. Er ſieht außerdem noch
vor, daß die Kontrolle der Preußenkaſſe dem preußiſchen Staat
vorbehalten bleibt, daß er aber nur im Einvernehmen mit dem
Reich vorgehen darf.
Der Geſetgebungsausſchuß des Hefſ. Landkags
beriet in ſeiner geſtrigen Sitzung zunächſt einen kommuniſtiſchen
Antrag, der die Aufhebung der Prügelſtrafe an den heſſiſchen
Schulen wünſcht. Nach Mitteilung der Regierung ſind die Strafen
in den Schulen erfreulicherweiſe zurückgegangen. In dem
beſtehen=
den Schulgeſetz iſt die Diſziplinarſtrafe noch aufgeführt. An eine
Aenderung dieſer geſetzlichen Beſtimmungen wird man bei der
nächſten Neuregelung des Volksſchulgeſetzes herangehen. Mit 6
gegen 4 Stimmen wird der Antrag durch die Regierungsantwort
für erledigt erklärt.
Dem Geſuchſteller Emil Weber (Offenbach) wird bedingter.
Strafaufſchub gewährt.
Abgelehnt werden: Eingabe des Franz Arnold Guth, zurzeit
im Landgerichtsgefängnis in Mainz. Ueberführung nach Butzbach;
Eingabe des Georg Roß, zurzeit in Marienſchloß, die Verwertung
einer Erfindung; Eingabe des Robert Iſtel, zurzeit im
Land=
gerichtsgefängnis in Mainz, Verweigerung der Raucherlaubnis:
Eingabe des Ferdinand Specht zu Bodenheim a. Rh.,
Begnadi=
gung: Eingabe des Georg Martin Wolf zu Offenbach a. M.,
Straferlaß oder Umwandlung in eine Geldſtrafe für ſeine
Ehe=
frau: Eingabe des Heinrich Eiſenbach, zurzeit im
Landeszucht=
haus Marienſchloß, Prüfung ſeiner Strafakten.
Durch die Regierungsantwort für erledigt erklärt werden:
Eingabe des Hermann Velte zu Gießen, Straferlaß oder
Um=
wandlung in eine Geldſtrafe: Eingabe des Joſeph Schmitt zu
Groß=Umſtadt. Aufhebung des Entmündigungsantrags der
Staats=
anwaltſchaft Darmſtadt: Eingabe des Joſeph Schmitt in Groß=
Umſtadt, Ablehnung des Armenrechts wegen Ausſichtsloſigkeit:
Eingabe des Engelbert Baier, zurzeit im Marienſchloß, Erlaß
ſeiner Reſtſtrafe uſw.: Eingabe des Jgnaz Gutzler zu Worms,
Strafaufſchub mit Bewährung bzw. längeren Strafaufſchub.
Die Eingabe des Heſſ. Hebammen=Verbands —
Rumpen=
heim —, Niederſchlagung der Koſten in dem
Verwaltungsſtreit=
verfahren der Gemeindehebamme Mogk in Echzell, wird der
Konſe=
quenzen halber mit 9:3 Stimmen vom Ausſchuß abgelehnt. Die
Regierung hatte ſich für Niederſchlagung der Koſten ausgeſprochen.
Nächſte Sitzung Mittwoch vormittag.
Der Belgrader Rordprozeß
gegen den Skupſchking=Akkenkäker.
Punica Raſchitſch will in Reiwehr gehandelt haßen.
EP. Belgrad. 28. Mai.
Vor dem hieſigen Strafgericht begann geſtern vormittag der
Mordprozeß gegen den Skupſchtinamörder Punica Raſchitſch, der
am 20. Juni 1928 während der Parlamentsſitzung die
Abgeord=
neten Paul Raditſch und Dr. Baſaritſchek durch Revolverſchüſſe
getötet und die Abgeordneten Stephan Raditſch und Pernar und
Grangia ſchwer verletzt hat. Stephan Raditſch ſtarb einige Wochen
ſpäter an den erlittenen Verletzungen. Neben dem
Hauptange=
klagten Punica Raſchitſch ſind die früheren Abgeordneten
Jowa=
nowitſch und Popowitſch des Mordes angeklagt. Raſchitſch wird
von 21 Rechtsanwälten verteidigt, den beiden anderen
Angeklag=
ten ſtehen je 5 Rechtsanwälte zur Seite. Zahlreiche ehemalige
Politiker und Abgeordnete ſind als Zeugen geladen. Der Prozeß
wird vorausſichtlich 14 Tage dauern. 20 jugoſlawiſche und 20
aus=
ländiſche Preſſevertreter wohnen dem Prozeß bei.
Kurz nach Eröffnung der Verhandlung begann der Vorſitzende
mit der Vernehmung des Hauptangeklagten Raſchitſch, der ſich als
nicht ſchuldig erklärt, obwohl er die Tat nicht leugnet und ſie
be=
reut. Er führt aus, er ſei durch den kroatiſchen Abgeordneten
Pernar in ſeiner perſönlichen Ehre ſchwer beleidigt worden und
habe keine andere Möglichkeit geſehen, ſeine Ehre wieder
herzu=
ſtellen, als indem er den Beleidiger niederſchoß. Pernar und die
beiden Raditſch hätten gegen ihn einen Verleumdungsfeldzug
ge=
führt, bei dem ſie die heiligen Gefühle der Serben nicht geſchont
hätten. Raſchitſch gibt an, daß er in der verhängnisvollen
Skup=
ſchtina=Sitzung Pernar aufgefordert habe, ſeine Beleidigungen
zurückzunehmen. Als aber Pernar nach der Hoſentaſche gegriffen
habe, als wollte er den Revolver hervorziehen, habe er ſelbſt nach
ſeinem Revolver gegriffen und auf Pernar geſchoſſen. Als Paul
und Stephan Raditſch auf ihn eingedrungen ſeien, habe er
ge=
glaubt, daß die beiden ſich an ihm vergreifen wollten. Deshalb
habe er auch auf ſie geſchoſſen. Er wiſſe nicht genau, wen er
ge=
troffen hatte und erinnerte ſich überhaupt nur an Dr. Baſaritſchek,
der ihn habe entwaffnen wollen.
Hinſichtlich des Mordes an Stephan Raditſch erklärte der
Angeklagte, daß von einem vorbereiteten Anſchlag keine Rede
ſein könne. Er habe nicht auf Raditſch geſchoſſen, ſondern die
Waffe auf den Abgeordneten Pernar gerichtet. Die Kugel ſei
ab=
geprallt und habe Raditſch getroffen, der neben Vernar geſtanden
habe. Die Wunde von Stephan Raditſch ſei ſchon gänzlich geheilt
geweſen, als dieſer an den Folgen ſeiner alten Zuckerkrankheit
geſtorben ſei — Raſchitſch ſtimmt ſeine Selbſtverteidigung auf
den Ton, daß er in Notwehr gehandelt habe, und ruft pathetiſch,
gegen den Präſidenten gewendet: „Man wollte mich angreifen,
ich mußte mich zur Wehr ſetzen. Sie, Herr Präſident, hätten an
meiner Stelle beſtimmt nicht anders gehandelt.‟ Den Mord an
Paul Raditſch gibt der Angeklagte zu, ſagt jedoch, er habe
ge=
ſchoſſen, weil Paul Raditſch ſich auf ihn geſtürzt habe. Er habe
in Notwehr gehandelt, weil man ihm ans Leben gewollt habe.
Die beiden anderen Angeklagten Popowitſch und
Jowano=
witſch ſtellen jede Mitſchuld in Abrede. — Die Verhandlung wurde
ſodann auf morgen vertagt.
Dei erſie Beſuch des italieniſchen Königspaares
im Balikan.
EP. Nom, 28. Mai.
Die päpſtliche Kommiſſion des Protokolls unter dem
Vor=
ſitz des Kardinals Belmonte hat in zahlreichen Sitzungen das
Zeremoniell beraten, das nach der unmittelbar bevorſtehenden
Ratifizierung der Lateranverträge beim erſten offiziellen Beſuch
des italieniſchen Königspaares im Vatikan einzuhalten iſt. Die
Feſtſetzung dieſes Zeremoniells bot einige Schwierigkeiten. Die
Begegnung zwiſchen den päpſtlichen Würdenträgern und dem
Herrſcherpaar wird am neuen Eingang des Vatikans auf der
Piazza Teutonica erfolgen, und nicht auf dem Petersplatz, weil
dieſer laut Verordnung dem Publikum zugänglich bleiben muß
und der Aufſicht der italieniſchen Polizeiorgane unterſtellt iſt.
Andererſeits verfügt der Papſt nicht über genügend Truppen, um
den ganzen Platz für ſolche Feſtlichkeiten abzuſperren. Der Papſt
legt aber großen Wert auf die Bekundung ſeiner
Gebietsſouve=
ränität bei dieſem Anlaß, und er will dabei das italieniſche
Herrſcherpaar mit dem eigenen Hofſtaat an den Grenzen ſeines
Staates empfangen, um ihm ſchon hier eine Huldigung
darzu=
bringen. Im Innern des Vatikans wird dasſelbe Zeremoniell
befolgt, wie beim letzten Empfang des ſpaniſchen Königspaares.
Im Konſiſtorialſaal wird der König eine Huldigungsadreſſe
ver=
leſen, auf die der Papſt antwortet, worauf die Perſönlichkeiten
des Gefolges gegenſeitig vorgeſtellt werden,
R
Deutſcher Philologenkag in Wien.
Der 11. Verbandstag des Deutſchen Philologenverbandes,
der von 23. bis 25. Mai in Wien ſtattfand, wurde zu dem, was
die Verbandsleitung mit der Wahl des Tagungsortes bezweckte:
zu einer eindrucksvollen Kundgebung für die
untrenn=
bare Kultur= und Schickſalsgemeinſchaft Deutſch= logenverbandes.
lands und Oeſterreichs. Das hebt die Bedeutung des
Wiener Philologentags über die anderer Tagungen weit hinaus.
In großer Zahl hatten die deutſchen Philologen dem
Sam=
melruf nach Wien Folge geleiſtet. Sie fanden bei ihren
öſter=
reichiſchen Kollegen, bei den Vertretern der Behörden und bei
der Wiener Bevölkerung die freundlichſte Aufnahme. Die
deut=
ſchen und öſterreichiſchen Behörden brachten der Tagung lebhaftes
Intereſſe entgegen. Der öſterreichiſche Bundespräſident Micklas, Fachſtudiums der Philologen ein. Er wird deshalb, wieder in
der ſelbſt aus dem Philologenſtand hervorging, hatte den Ehren= Verbindung mit den Hochſchulen, jeden Verſuch der
Beeinträch=
ſchutz der Tagung übernommen; der öſterreichiſche Kultusminiſter
Dr. Czermax, der deutſche Geſandte Graf Lerchenfeld logen bekämpfen und muß eine völlige oder begrenzte Ausbil=
und der Bürgermeiſter von Wien empfingen die
Ver=
treter des Deutſchen Philologenverbandes bei ſich, und der
Reichs=
miniſter des Innern hatte Miniſterialdirektor Dr.
Petten=
gahr zur Tagung entſandt.
Nach Beſichtigungen der Wiener Schulen und der kulturellen
und landſchaftlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt und ihrer
Umgebung trafen ſich die Teilnehmer am 23. Mai abends auf
einem Begrüßungsabend, den die öſterreichiſchen
Philo=
logen ihren deutſchen Gäſten veranſtalteten. Aus allen Reden
Mellmann=Berlin, Vertreter der beiden öſterreichiſchen
Philo=
logenverbände und der auslandsdeutſchen Philologen, der
öſter=
reichiſche Kultusminiſter, der deutſche Geſandte, der Vertreter des
Reichsminiſters des Innern und der des Bürgermeiſters von
Wien — klang das Bekenntnis zu dem Gedanken der unlösbaren
großdeutſchen Kulturgemeinſchaft und die Sehnſucht nach der
politiſchen Einigung der in dieſer Gemeinſchaft verbundenen
bei=
den Völker.
Am zweiten Tag fand zunächſt eine öffentliche Feſtſitzur
ſtatt, auf der die drei Vorſitzenden des Verbandes ſprachen. E
heimrat Mellmann behandelte die Geſchichte des deutſche
Philologenverbandes, der 1904 in Darmſtadt gegründet wun
und ſo mit der Wiener Tagung auch das Feſt ſeines 25jährigen
Beſtehens beging, und feierte dabei beſonders die Verdienſte des
auf der Tagung anweſenden Gründers des Verbandes,
Staats=
rats Block=Darmſtadt. Oberſtudiendirektor Dr. Behrend=
Berlin legte die Entwicklung der deutſchen Schulpolitik ſeit der
Reichsſchulkonferenz dar, und Studienrat Dr. Bohlen=Berlin
erörterte die ſtandespolitiſchen Aufgaben des Deutſchen Philo=
Seine Haltung zu den wichtigſten heutigen Fragen der
Schulpolitik brachte der Verband in einer Reihe von
Ent=
ſchließungen zum Ausdruck, die auf der geſchäftlichen Sitzung des
zweiten Tages meiſt einſtimmig angenommen wurden. In der
Frage der Vor= und Ausbildung der Philologen
ſetzt ſich der Verband mit Unterſtützung des Verbandes der
deut=
ſchen Hochſchulen für eine ſtarke Betonung des wiſſenſchaftlichen
tigung der wiſſenſchaftlichen Vor= und Ausbildung der
Philo=
dung der Philologen an pädagogiſchen Akademien grundſätzlich
ablehnen. Der Verbandstag beſchäftigte ſich ferner mit dem
Mißbrauch, der mit dem Schlagwort von der „
Infla=
tion der höheren Schule” getrieben wird, und mit der
Behauptung von der Minderung ihrer Leiſtungshöhe; er tritt
mit Entſchiedenheit dieſen übertreibenden und unkritiſchen
Be=
hauptungen entgegen. Die unhaltbare Vielgeſtaltigkeit
des deutſchen höheren Schulweſens erregt ſchon ſeit
Jahren die Sorge des Verbandes; er forderte jetzt wieder zur
Behebung der allzu großen Mannigfaltigkeit ein
Reichsrahmen=
des Abends — es ſprachen der von ſeinem Amt ſcheidende und geſetz mit einer einheitlichen Feſtſetzung der
Spra=
auf der Tagung zum Ehrenvorſitzenden ernannte bisherige erſte chenfolge, wobei ſich die Mehrheit des Verbandstages für
Vorſitzende des Deutſchen Philologenverbandes, Geheimrat Dr. Engliſch als erſte Fremdſprache entſchied. Der Verbandstag
be=
ſchäftigte ſich weiter mit dem Kampf um das
Berechti=
gungsweſen. Das Berechtigungsproblem erweiſt ſich, wenn
man ſeinen letzten Urſachen nachgeht, als ein Zweig des großen
Arbeitsloſenproblems, das ſich aus der Kapitalknappheit und aus
den Produktions= und Abſatzſchwierigkeiten der deutſchen
Wirt=
ſchaft ergibt; eine wirkungsvolle Reform des
Berechtigungs=
weſens wird ſich deshalb erſt auf eine Beſſerung unſerer
wirt=
ſchaftlichen Notlage aufbauen laſſen. Der Deutſche
Philologen=
verband hält aber daran feſt, daß der Druck des
Berechtigungs=
weſens nicht den Charakter der höheren Schule als
Leiſtungs=
ſchule gefährden dürfe; eine ſtraffe Schülerausleſe iſt zu
erſtreben. Der Verband beſprach weiter das von den Univerſi=
tätsprofeſſoren Stern=Hamburg und Hoffmann=Leipzig erſtattete
Gutachten über Sittlichkeitsvergehen an höheren Schulen. Er
verwahrt ſich entſchieden gegen das völlig falſche Bild, das dieſes
Gutachten von der Erziehungsarbeit der höheren Schule gibt,
und hält das Gutachten für keine geeignete Grundlage zu einer
die Sache fördernden Ausſprache über das Problem der
Sexualpädagogik.
Der Verbandstag ſah ſich gezwungen, auch zur Frage der
Tributlaſten, die unſere Kriegsgegner uns auferlegen,
Stellung zu nehmen, weil die Auswirkung dieſer untragbaren
Laſten auch die Einrichtungen, die zur Erhaltung der
Bildungs=
höhe des deutſchen Volkes dienen, ſchwer trifft. Ein Volk, das
ſo hervorragend wie das deutſche an der Kultur der Menſchheit
mitgearbeitet hat, darf den Anſpruch geltend machen, daß es
nicht von den Segnungen und Fortſchritten der Kultur
ausge=
ſchloſſen und auf Generationen zurückgeworfen werde. Genau
ſo ſtellte ſich der Verbandstag noch einmal hinter eine vom
Vor=
ſtand des Deutſchen Philologenverbandes gefaßte Entſchließung
gegen die Kriegsſchuldlüge.
Die abſchließende Veranſtaltung der vielſeitigen Tagung,
eine öffentliche Kundgebung, die am 25. Mai in dem
überfüllten großen Saal des Wiener Konzerthauſes, vor ſich
ging, diente wie der Begrüßungsabend dem Gedanken der
Zu=
ſammengehörigkeit Deutſchlands und Oeſterreichs. In einer
vom ſtärkſten Beifall der mehrtauſendköpfigen Zuhörermenge
auf=
genommenen Rede zeichnete Oberſtudiendirektor Dr. Maier=
Köln die großdeutſche Geſchichte in ihren großen
Entwicklungs=
linien; im Anſchluß daran behandelte Landesſchulrat Dr.
Ben=
der=Wien die deutſche Kultur, in der er trotz aller
Stammes=
unterſchiede eine Einheit erblickt, und der auf der Tagung
ge=
wählte neue 1. Vorſitzende des deutſchen Philologenverbandes,
Oberſtudiendirektor Dr. Behrend=Berlin, legte die
Möglich=
keiten, Wege und Ziele einer deutſchen Kulturpolitik dar.
Zu den Aufgaben der deutſchen Kulturpolitik gehört nicht
zuletzt die Erhaltung und Entwicklung der deutſchen
Aus=
landsſchulen. Die Erörterung der Probleme des
Auslands=
ſchulweſens nahm auf der Tagung, an der deutſche Philologen
aus Polen, Rumänien, Eſtland, Lettland uſw. teilnahmen, einen
breiten Raum ein. Als Zeichen ſeiner Fürſorge um das deutſche
Auslandsſchulweſen und zu Ehren des Begründers des Deutſchen
Philologenverbandes und tarkräftigen Förderers der deutſchen
Auslandsſchulen beſchloß der Verbandstag einſtimmig die
Er=
richtung einer „Rudolf=Block=Stiftung”, deren Ertrag
zur Unterſtützung der Auslandsſchulen dienen ſoll.
Nummer 147
Müllers Erfolg auf dem ſozialdemo=
Länſchen Purientug.
Der Parkeitag gehl über die Panzerkreuzerfrage zur
Tagesordnung über und entſcheidef ſich für die
Koalikionspolikik.
Magdeburg, 28. Mai.
Der ſozialdemokratiſche Parteitag beſchloß, entſprechend dem
Antrage des Vorſtandsmitgliedes Vogel, mit 256 gegen 138
Stim=
men, über den Berliner Antrag, der die zweite Rate für den
Panzerkreuzer ablehnt und für die Miniſter Fraktionsdiſziplin
ver=
langt, zur Tagesordnung überzugehen. Damit ſind alle
An=
träge über den Panzerkreuzer und über die Zurückziehung der
Miniſter erledigt. Weiter wurde bei den Abſtimmungen
beſchloſ=
ſen, eine Zentralſtelle für Agrarpolitik einzurichten. — In der
der Abſtimmung vorausgegangenen Ausſprache hatte auch
Reichskanzler Müller
das Wort ergriffen und u. a. ausgeführt: Das Maß von Kritik,
das hier geübt worden iſt, würde ich gau z verſtehen, wenn man
gezivungen geweſen wäre, feſtzuſtellen, daß die Partei während
des Jahres Regierungstätigkeit Mitglieder verloren hat. Ich
hoffe, daß der Magdeburger Parteitag ſich den realen Sinn ſür
das in der gegenwärtigen Geſellſchaft Mögliche erhält. Eckſtein
hat geſagt, wir ſind nicht für den Staat, ſondern
nur für die Arbeiterklaſſe verantwortlich. Das
ſchlägt allemins Geſicht, was wir ſeit zehn
Jah=
ren getan haben und was unſere großen
Vor=
kämpfer gewünſchthaben. Wir ſind viel zu gute
Sozia=
liſten, um Freude an der Koalitionspolitik zu haben. Sie iſt
aber eine politiſche Notwendigkeit. Man darf auch nicht vergeſſen,
wie ſchwer es war, überhaupt zu einer feſten Mehrheit für die
Regierung zu kommen. Daß nicht ſoviel erreicht werden konnte,
wie bei einer feſtgebundenen Regierung, iſt klar, daß nichts erreicht
worden iſt, iſt aber falſch. Mir iſt es niemals eingefallen, zu
ſagen, daß der Panzerkreuzer nicht gebaut werde. Wir haben
ge=
ſagt, daß wir den Bau des Panzerkreuzers bekämpſen. Mir
iſt auch nie eingefallen, zu ſagen, daß der Reichstag die
Kinder=
ſpeiſung wieder einführen wird. Wir wußten ja noch garnicht,
wie ſich der neue Reichstag zuſammenſetzen würde. Mir iſt auch
niemals eingefallen, wenn ich von unſerem Antrag auf
Redu=
zierung des Wehretats geſprochen habe, zu behaupten, daß wir in
einer Koalitionsregierung dieſe Forderung durchſetzen würden.
Im übrigen iſt es zum erſten Male gelungen, überhaupt den
Wehr=
etat herabzudrücken. Im Wahlkampf haben wir ſelbſtverſtändlich
Ziele aufgeſtellt, für die wir als Sozialiſten kämpfen. Wir dürfen
aber unſeren Wählern nicht vorgaukeln, daß dieſe Ziele in einer
Koalitionsregierung erfüllt werden könnten. Es iſt kein Zweifel,
daß der Panzekreuzer in der Wahlagitation im Mittelpunkt
ge=
ſtanden hat, und gemeſſen an dem Objekt vielleicht zu ſtark. Der
Reichskanzler gab dann einen Ueberblick über die
ge=
ſchichtliche Entwicklung der Frage des Baues des
Pan=
zerkreuzers und erklärte dann: Mir war nach den
Verhand=
lungen, die wir im Laufe des Juli über die Regierungsbildung
geführt haben, klar geworden, daß der Panzerkreuzer gebaut
würde. Der Kanzler erinnerte an den Reichstagsbeſchluß für den
Vau des Panzerkreuzers. Ichhabe damals, ſo erklärte er,
auf dringendes Verlangen der
Fraktionsmehr=
heit mit der Fraktion geſtimmt, obwohl es
eigentlich gegen den Sinn und Geiſt der
Wei=
marer Verfaſſungging. Der Reichskanzlerkann
in einer Frage von ſo großer politiſcher
Bedeu=
tung nicht gegen ſeine eigene Vorlage ſtimmen.
Solche Experimente dürfen nicht zu oft wiederholt werden. Es
iſt ganz unmöglich, nachdem die Abmachungen für die Große
Koalition getroffen ſind, davon abzugehen. Von Fraktions= oder
Parteidiſziplin iſt dabei nicht die Rede. Ich bin jederzeit bereit,
die Konſequenzen zu ziehen, wenn es verlangt wird. — Hierauſ
ſolgte die oben gemeldete Abſtimmung.
* Der Reichskanzler hat auf dem ſozialdemokratiſchen
Partei=
tag einen unverkennbaren Erfolg errungen. Eine Mehrheit von
256 gegen 138 Stimmen, alſo faſt eine Zweidrittelmehrheit ſtimmte
dem Vorſchlag des Parteivorſtandes zu, über die Anträge, die
auch die ſozialdemokratiſchen Miniſter auf die Ablehnung der
zweiten Rate für den Panzerkreuzer feſtlegen wollten, zur
Tages=
ordnung überzugehen. Der „Vorwärts ſpricht von einer
über=
raſchend großen Mehrheit. Es ſcheint danach, als ob der
Partei=
vorſtand ſeiner ſelbſt nicht ſicher geweſen iſt, und daß es im
weſentlichen dem Vertrauen zu verdanken iſt, das Hermann
Müller ſich innerhalb ſeiner Partei erworben hat, wenn die
Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=Quarkekks.
Das Schnurrbuſch=Quartett beſchließt mit dem am
Donners=
tag, den 30. Mai, ſtattfindenden Kammermuſikabend ſeinen
Mozartzyklus. Leider — denn das reiche Erbe des ſo jung
ver=
ſtorbenen Meiſters birgt eine außergewöhnlich große Fülle
ſchönſter und edleſter Perlen kammermuſikaliſchen Schaffens, das
in ſeiner Geſamtheit nur allzuwenig bekannt iſt. Wer kennte
außer den auf den Vortragsfolgen immer wiederkehrenden paar
Streichquartetten, der Nachtmuſik und allenfalls dem einen oder
anderen Quintett auch nur annähernd die große Reihe der in
ihrer Vielgeſtaltigkeit, ihrem Ideenreichtum und ihrer von
wahr=
hafteſter, göttlicher Muſizierfreudigkeit erfüllten Form
unvergäng=
lichen und immer neuen 26 Streichquartette, der 7
Streichquin=
tette, der Quartette und Quintette verſchiedenſter Beſetzung, der
vielen Duos, Trios uſw., ganz abgeſehen von den 42
Violin=
ſonaten? Um ſo mehr Dank gebührt darum der ſtrebſamen
Quartettvereinigung, daß ſie auch diesmal in ihr Programm ein
ſeltener gehörtes Werk, das Quartett Nr. 28 (D=Dur) für Flöte
und Streichtrio aufgenommen hat. Dieſes liebenswürdige,
un=
gemein anſprechende dreiſätzige Werk verrät ſofort die leichte und
glückliche Hand Mozerts, der nicht wie Beethoven ſo ſchwer um
die Endgeſtalt ſeiner Schöpfungen ringen mußte, ſondern
zu=
meiſt beim erſten Entwurf blieb. Ein wundervoller Einfall war
es, die ſchöne Flötenkantilene des knapp gehaltenen und direkt
in das von feinem Humor beſonnte, launige Rondo (3. Satz)
übergehenden Mittel=(Adagio=) Satzes ausgerechnet über eine
Pizzicatofiguration der Streicher zu lagern. Umrahmt wird dieſes
friſche, ſprühende Stück von dem Jagdquartett Nr. 4 (B=Dur)
und dem Quintett Nr. 3 (G=Moll) für zwei Violinen, zwei
Vio=
len und Violoncell. Das erſtere, vierſätzig, ein alter und doch
ob ſeines zündenden Impulſes immer wieder gern gehörter
Be=
kannter; das letztere, weniger bekannt, trägt ſchon durch die wie
ſpielend hingeworfene Themenanordnung und die Lockerheit und
Durchſichtigkeit der Stimmführung unverkennbar den Stempel
des Mozartſchen Genius. Ueber ein ausgedehntes eigenwilliges
„Allegro” ein artiges „Menuetto” geht es zu dem wohl ſchönſten
Satz des Quintetts, einem „Adagio ma non troppo” voll
berücken=
den Wohllauts. Ein brillantes „Allegro” von höchſter Intenſität
ſchließt das für die Ausführenden ſehr anforderungsreiche, aber
Bernd Zeh.
daufbare Werk ab.
Mittwoch, den 29. Mai 1929
Mehrheit mit ihm ging. Wir ſehen aber keinerlei Veranlaſſung,
dieſen „Sieg” zu überſchätzen. Wäre die Entſcheidung anders
gefallen, dann wäre die Regierung der Großen Koalition mit dem
heutigen Tage zu Ende, dann wäre es ſelbſtverſtändlich, daß die
ſozialdemokratiſchen Miniſter zurücktreten müßten. Darüber hat
der Kanzler auch keinen Zweifel gelaſſen. Und inſofern iſt die
erſte aktuelle politiſche Entſcheidung des
Par=
teitages zu Gunſten der Koalitionspolitik
ge=
ſallen. Bei einem Teil der Delegierten mag auch der Einwand
des Kanzlers durchgeſchlagen haben, daß die Partei ſich
unſterb=
lich lächerlich machen würde, wenn ſie wegen des Panzerkreuzers
die Regierung ſprengen würde, dann ſolle man ſich doch lieber
einen anderen Grund ſuchen.
Und da liegt in der Tat der wunde Punkt der Abſtimmung.
irgendwie in der bengaliſchen Beleuchtung der großen Einigkeit
geboten, indem ſie erklärte, daß wohl niemand grundſätzlich ein
Gegner der Koalitionspolitik ſei. Dazu werden vermutlich auch die
Kabinettsmitglieder nun das ihrige tun müſſen, indem ſie die
Vorzüge der Koalitionspolitik auf anderen Gebieten
unterſtrei=
chen. Dazu eignet ſich beſonders die ſoziale Geſetzgebung, und
hier wiederum die aktuellen Fragen der Arbeitsloſenverſicherung.
Wenn man bedenkt, daß der Kanzler es offenbar nicht darauf
an=
kommen laſſen konnte, den Panzerkreuzerantrag unmittelbar zur
Abſtimmung bringen zu laſſen, ſondern auf den Uebergang zur
Tagesordnung abzielte, dann liegt die Vermutung nahe, daß er
ſich umſomehr auf die ſozialdemokratiſchen Forderungen bei der
Arbeitsloſenverſicherung verſteifen, und die Kriſe von der Seite
heraufziehen wird. Inſofern läßt ſich mit der Magdeburger
Ab=
ſtimmung auf längere Sicht nichts anfangen.
* Berlin, 28. Mai. (Priv.=Tel.)
Die Eiſenbahnergewerkſchaften ſcheinen doch nicht allzu
hoff=
nungsvoll in die Zukunft zu ſchauen. Offenbar fürchten ſie, daß
der Reichsarbeitswiniſter Wiſſell von einer
Verbindlichkeitserklä=
rung des gefällten Schiedsſpruchs Abſtand nehmen werde. Um
ſich aus dieſer ganzen Angelegenheit herauszuhalten, es alſo
weder mit den Eiſenbahnern und ſomit mit ſeinen
Parteifreun=
den verderben, noch ſich den Vorwurf machen laſſen wolle, daß
er den Gläubigermächten Material über die angebliche
Leiſtungs=
fähigkeit der Reichsbahn in die Hände ſpielt. Die Gewerkſchaften
wollen aber unter allen Umſtänden die Lohnerhöhung
durch=
drücken. Sie ſind jetzt auf den Gedanken verfallen, eine ähnliche
Regelung wie kürzlich bei den Ruhrbergarbeitern anzuſtreben.
Wie erinnerlich, iſt ſeinerzeit zur Vermeidung eines
Arbeits=
kampfes im Ruhrbergbau beſchloſſen worden, die Lex Brünning
für mehrere Jahre außer Kraft zu ſetzen und alle über die 1,3=
Millionengrenze hinausgehenden Lohnſteueraufkommen nicht zur
Steuerſenkung zu verwenden, ſondern der Knappſchaft und der
Invalidenverſicherung zu geben. Für die Bergarbeiter hat dieſe
Regelung eine indirekte Lohnerhöhung mit ſich gebracht, weil die
ſozialen Laſten merklich abgebaut werden konnten. Wir hielten
dieſen Ausweg ſeinerzeit ſchon für recht bedenklich. Wie recht wir
gehabt haben, zeigt ein Vorſchlag der Eiſenbahner, wonach das
Mehraufkommen aus der Verkehrsſteuer, die nach dem
Dawes=
plan 240 Millionen bringt, für die Lohnerhöhung Verwendung
finden ſoll. Das Reich, das die Steuerüberſchüſſe für ſeine Zwecke
verbraucht, ſoll alſo auf 50 Millionen verzichten und ſie der
Reichs=
bahn überlaſſen. Die Lohnerhöhung ſelbſt belaſtet die
Reichs=
bahn mit rund 43 Millionen Mark. Wir glauben nicht, daß der
Reichsfinanzminiſter einem derartigen Vorſchlag ſein Ohr leihen
wird, da das Reich auf keinen Pfennig Steuereinnahme
verzich=
ten kann. Aber der gefährliche Weg der Lohnſubventionierung
durch das Reich iſt betreten. Es reizt automatiſch alle
Arbeit=
nehmergruppen an, ſich an das Reich zu wenden, damit dieſes
Zuſchüſſe gewährt, falls die Unternehmungen die
Lohnforde=
rungen nicht erfüllen können. Beim Bergbau iſt dieſes
bedenk=
liche Verfahren angewandt worden. Es ſoll auf die Reichsbahn
ausgedehnt werden und wird natürlich ſehr bald bei anderen
Lohnſtreitigkeiten „als letzter Ausweg”, in Vorſchlag gebracht
werden. Dabei haben die Arbeitnehmer gar nicht ſo unrecht, ſie
müſſen in ihrer Geſamtheit Lohnſteuer zahlen, haben alſo gar
kein Intereſſe daran, daß ihr Mehraufkommen verteilt wird. Aber
des einen oder anderen Arbeitnehmerkreiſes verteilt wird. Aber
gerade hier liegt eben das Bedenkliche, Reichsmittel auszuwerfen,
um Gwerkſchaftsforderungen erſüllen zu können.
Aus den Darmſtädter Lichkſpiellheakern.
Helia.
Die Handlung des Großfilms der Erich Pommer=Produktion
der Ufa, „Die wunderbare Lüge der Nina
Petrowna” — der Titel iſt nicht gut gewählt — iſt aus
Grün=
den, die vermutlich im Aeußeren liegen, nach Rußland verlegt.
Gefühlsmäßig iſt ſie deutſch. Hans Szekely, der Autor, und
Hanns Schwarz, der Regiſſeur, haben einen Film geſchaffen,
der zu den beſten Erzeugniſſen der letzten Jahre zählt. Gewiß,
auch dieſer Film hat die für die deutſche Produktion typiſchen
Nachteile allzu großer Längen. Aber dieſe Längen ſind doch
hier nicht unerträglich, ſie werden vergeſſen durch die
wunder=
vollen Bildfolgen und die durch dieſe gegebene ganz
ausgezeich=
nete Verlebendigung des ſeeliſchen Gehalts der Fabel. Die
Lüge der Petrowna, mit der ſie ihr kurzes und ſchönes Leben
abſchließt, iſt ihr Opfertod für ihre erſte große Liebe. Nina
Petrowna iſt die Geliebte eines reichen Regimentskommandeurs,
der Leibgarde=Küraſſiere. Sie lernt den blutjungen Kornett des
Regiments kennen, und dieſer Jüngling wird ihr Schickſal. Sie
liebt ihn und opfert Wohlleben, Schmuck und Pelze, um ihrer
Liebe im beſcheidenſten Heim zu leben. Der junge Kornett, der
das Leben nicht kennt, nimmt alle Opfer in der Sorgloſigkeit der
Jugend hin, bis ihm eines Tages die Größe des Opfers, die
materielle Not der Nina zum Bewußtſein kommt. Nun beginnt
ein ſtiller Kampf um die Frau und um Geld zwiſchen dem jungen
Kornett und ſeinem Kommandeur. Am Spieltiſch im Kaſino fällt
die Entſcheidung. Der Kommandeur macht den Kornett zum
Bettler und Falſchſpieler. Er hat ſein Schickſal in der Hand.
Nina Petrowna kann dem Geliebten das Leben retten. Sie kann
es nur durch das Opfer ihrer Liebe. Mit der letzten großen
(wunderbaven) Lüge, der Verleumdung ihrer Liebe, nimmt ſie von
dem Geliebten Abſchied, um zu dem Oberſten zurückzukehren.
Nur dadurch kann ſie dem jungen Offizier Exiſtenz und Leben
retten. Sie löſt ihr Wort ein, aber der Oberſt findet ſie tot in
ſeiner Villa. —
Kein happy end. Endlich ein Film, in dem auch in der
Hand=
lung die letzte Konſequenz ohne Konzeſſion an die breite Maſſe
der Beſucher gezogen wird. Ein Film auch, in dem große Künſtler
wundervolle Darſtellungskunſt geben. Brigitte Helm zuerſt, die
ſchon zu verflachendem „Künſteln” kam, hat hier die große
Ge=
fahr ihrer jungen Künſtlerſchaft überwunden. Ihr Spiel iſt von
einer wundervollen Vertiefung und Zurückhaltung. Ihre ſchlanke
Seite 3
Der Prozeß gegen Skinnes jt.
Die Anſtifter des Kriegsanleiheſchwindels.
* Berlin, 28. Mai. (Priv.=Tel.)
Das Berliner Kriminalgericht in Moabit hat wieder einmal
ſeinen großen Tag. Hugo Stinnes, der Sohn ſeines großen
Vaters, muß auf der Anklagebank Platz nehmen, übrigens in einer
Geſellſchaft, die nicht als ſchön zu bezeichnen iſt. Insgeſamt ſind
es 7 Angeklagte, die ſich wegen des Vorwurfs, Neubeſitz an
Kriegsanleihe in Altbeſitz auf betrügeriſche Art umgewandelt
zu haben, verantworten müſſen. Darunter befinden ſich auch zwei
Die Parteileitung wird es darauf abſtellen, auch dieſe Tagung bekannte öſterreichiſche Kriegs= und Inflationsgewinnler, ſowie
der aus zahlreichen Affären bekannte „Direktor” Schneid, der
auseinandergehen zu laſſen. Dazu hat die Oppoſition die Hand in Paris verhaftet wurde. Ein großes Aufgebot von Verteidigern
ſteht den Angeklagten zur Seite, und groß iſt die Anteilnahme des
Publikums an den Vorgängen, wie ſie im großen
Schwurgerichts=
ſaal von Moabit während der nächſten Tage abgerollt werden.
Sämtliche Zuhörerplätze ſind beſetzt und dennoch herrſcht
An=
drang. Gleich zu Beginn der heutigen erſten Sitzung erhebt ſich
ein Streit zwiſchen den Verteidigern der Angeklagten und der
Staatsanwaltſchaft, die des umfaſſenden Materials wegen gleich
durch zwei Beamten vertreten iſt. Es handelt ſich um die
Per=
ſon eines Sachverſtändigen, der zwar vom Gericht geladen iſt,
aber auf Wunſch der Staatsanwälte nicht vernommen werden
ſoll, weil angebliche Bedenken gegen ſein Gutachten beſtehen. Und
ſchon iſt der erſte Krach da. Da die Anklageſchrift ein Buch von
86 Seiten ift, kann man ſich denken, was da noch an
Konflikts=
ſtoffen enthalten ſein wird.
In der Nachmittagsſitzung des Stinnesprozeſſes geht es recht
ruhig zu. Nach den erſten Vorſtößen der Verteidigung kommen
die Beſchuldigten zu Wort. Und da die behandelte Materie doch
recht kompliziert, trocken und langweilig iſt, hat ſich der größere
Teil der Zuhörer wieder aus dem Saal verzogen, vielleicht daß
noch im Hauſe eine intereſſantere Mord= und Diebſtahlsaffäre
zur Verhandlung ſteht.
Direktor Schneid — bekannt durch ſeinen derzeitigen Streit
um das Hausrecht am „Delphipalaſt” draußen am
Kurfürſten=
damm — erklärt, gemeinſam mit ſeinen intimeren Freunden, den
Ausgang des Schwindels. Schneid hat unter ſeinen Getreuen
viel Rühmens davon gemacht, wie gut er mit dem
Aufwertungs=
geſetzt Beſcheid wiſſe, und ganz beſonders mit dem
Kriegsanleihe=
geſetz. Ein paar Dutzend Referenten bearbeiten ſo ein Geſetz,
zahlreiche Parlamentarier, Juriſten und Wiſſenſchaftler prüfen es
und finden es ausgezeichnet, umfaſſend genug, und dann kommt
irgendein Laie mit Mutterwitz und vielleicht Bauernſchlauheit
und ſindet ſofort die Lücken. Es gibt ſo Mittelchen, mit denen
man einen Höchſtwert für Neubeſitz herausfinden kann, allerdings
muß er vorher zu Altbeſitz umfriſiert werden, wofür Herr Schneid
auch das Rezept hat und dann geht es friſch ans Werk.
Inter=
eſſenten werden geſucht und finden ſich auch. Einer wird mit
100 000 Mark nach Rumänien geſchickt, wo es noch viel
Kriegs=
anleihe geben ſoll, ſchließlich gerät er, nes Tages an einen Mann,
der von ſich behauptet, er ſei ein Vertrauensmann des jungen
Stinnes. Hier ſetzt der Streit der Meinungen ein. Vielleicht
gelingt es morgen die Widerſprüche zu klären.
Konkordak und Koalikion.
* Berlin, 28. Mai. (Priv.=Tel.)
Aus einer Rede des Zentrumsführers Dr. Heß hat man
entnehmen können, daß die Verhandlungen über das
Preußen=
konkordat jetzt endgültig zum Abſchluß gekommen ſind. Er hat
mitgeteilt, daß die preußiſche Regierung ihre Zuſtimmung
be=
reits gegeben hat. Die Vorlage geht alſo jetzt dem Staatsrat zu
und wird in den nächſten Tagen ſchon dann auch die Parteien
beſchäftigen. Die demokratiſche Fraktion iſt bereits einberufen
worden. Die Regierung ſteht damit erneut vor der Frage, ob ſie
mit ihren zwei Stimmen Mehrheit verſuchen will,
durchzu=
kommen, oder ob ſie mit der Volkspartei einig zu werden
ver=
ſuchen will. Herr Dr. Heß hat das billige Rezept empfohlen, daß
die Volkspartei eine „Politik auf lange Sicht” machen müſſe, was
wohl heißen ſoll, daß ſie das Konkordat anzunehmen habe, um
dann ſpäter durch einen Miniſterſitz belohnt zu werden. Damit
wird er kein Glück haben. Wir halten es vorderhand noch für
ſehr zweifelhaft, ob Verhandlungen mit der Volkspartei
bezw. in Verbindung mit dem Konkordat Ausſicht auf Erfolg
haben können. Denn den Preis wird die Volkspartei nur dann
zahlen, wenn das Konkordat ſeiner Form und ſeinem Inhalt
nach den auf dem letzten Zentralvorſtand gefaßten Beſchlüſſen
entſpricht. Und Pacelli müßte nicht Pacelli ſein, wenn dieſe
Vorausſetzungen auch nur annähernd zuträfen.
Schönheit, ihr Mienenſpiel, ihr Auge geben der Nina Petrowna
eine Lebenswahrheit, die ſelten ein Filmbild widerſtrahlt. Franz
Lederer ſpielt den Kornett mit einer Naivität und
Natürlich=
keit, die oft im kraſſen Gegenſatz zu dem liebenswürdigen und
natürlichen Charme der Brigitte Helm ſteht, dieſe beiden Menſchen
aber doch glaubhaft, ſchickſalhaft miteinander verbunden ſcheinen
läßt. Warwick Ward, der Oberſt, dem in dieſem Kleeblatt die
undankbarſte Rolle zufällt, hält ſich ebenfalls fern von etwelchen
Uebertreibungen und gibt eine ausgezeichnete ſchauſpieleriſche
Leiſtung. Die übrigen Darſteller fügen ſich harmoniſch dem
Ge=
ſamtſpiel ein. Der ganze ein Film, den nicht geſehen zu haben,
Verluſt bedeutet.
Als Beifilm laufen „Ferientage an der Nordſee‟,
eine Kette reizvoller Bilder aus Dorf und Bad Scheveningen,
und ein wiſſenſchaftlicher Film „Die Geheimniſſe der
Wünſchelrute”, der den bekannten Wünſchelrutenforſcher
Otto Edler von Graeve bei ſeiner Arbeit zeigt.
Union=Theater
bringt „Ledige Mütter” von Fred Sauer und Walter
Waſſermann. Ein ſehr gut geſpielter Tendenzfilm, der für
die jungen Mädchen eine Lanze bricht, die, ohne ſchlecht zu ſein,
uneheliche Mütter werden. Man könnte ſagen, daß dieſer Film
ein tiefgreifendes, im praktiſchen Leben vielleicht erſchütterndes,
ſoziales Problem aufrollt. Er verzichtet aber darauf, dieſes
ſoziale Problem in ſeinen tief erſchütternden Tiefen aufzurollen
und bleibt ſo beſtenfalls ein guter Unterhaltungsfilm, zu dem
ihn mindeſtens das ſehr gute Spiel und die geſchickte Regie Fred
Sauers ſtempelt. Den ledigen Müttern geht es in dieſem Film
verhältnismäßig gut. Wohl haben ſie zunächſt die Sorgen und
Nöte durchzukoſten, aber ſie werden ſchließlich geheiratet.
Der Beifilm „Die Falſchſpieler von Mesquite‟
zeigt den bekannteſten amerikaniſchen Film=Cowboy Big Boy
Williams in ſeinen Reit= und Boxkünſten. Eine echt
ameri=
kaniſche Sache, die man immer wieder gern ſieht, weil ſie nicht
*.*
mehr ſein will als filmiſche Unterhaltung.
Von deutſchlands Hohen Schulen.
Marburg: Der ord. Prof. der Hygiene und Direktor des
Hygieni=
ſihen Inſtituts Geheimer Medizimalrat Dr. Heinrich Bonhoff iſt ab Ende
Septeuber 1929 von ſeinen amtlichen Verpflichtungen entbunden worden
Breslau: Die Ernennung des a. o. Proſeſſors Dr. Serbins
Bub=
uoff zum ordentlichen Profeſſor der Geologie an der Greifswalder
Univerſität als Nachſolger von Joh. Weigelt iſt erfolgt.
Seite 4
Mittwoch, den 29. Mai 1929
Nummer 147
Die Verlobung meiner
2 Tochter Hedwig mit Herrn
Apotheker Fritz Rother gebe
ich hiermit bekannt.
Darmſtadt, am 29. Mai 1929.
Ojanſtr. 27.
Frau
Anna Bickelhaupt.
weine Verlobung mit
FräuleinHediBickelhaupt
Apothekerin, Tochter des
ver=
ſtorbenen Pfarrers Auguſi
Bickelhaupt und ſeiner Frau
Gemahlin Anna, geb. Hof,
erlaube ich mir ergebenſt
an-
zuzeigen.
Liegnitz, am 29. Mai 1929.
z. Zt. Darmſtadt
Fritz Rother.
Peter Göbel
Sofie Göbel, geb. Brücher
Vermählte
Arbeilgen, den 28. Mai 1922. (
Kirchl. Frauung: Donnerstag, den 30. Mal, nachmittags
3 Uhr, in der Kirche zu Arheilgen.
Staft beſonderer Anzeige.
Am 24. Mai entſchlief ſanft unſere liebe Mutter
Frau
Aiieer. Motian Bwr.
Alwine, geb. Eichelberg
im vollendeten 79. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Fritz Morian
Dr. med. Carl Morian
Hildegard Jaeger, geb. Morian
Mieze Morian, geb. Watzinger
Reg.=Rat Dr. Herm. Jaeger
und 4 Enkelkinder.
Darmſtadt, Saarbrücken, Eſſen, den 29. Mai 1929.
Die Einäſcherung hat auf Wunſch der Verſtorbenen
in der Stille ſtattgefunden.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſeren lieben Sohn, Bruder, Enkel und
Neffen
Kaufmann
heute früh 4½ Uhr nach ſchwerem, mit großer
Geduld geiragenem Leiden im 21. Lebensjahre
in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Zakob Schweinsberger.
Hergershauſen, den 28. Mai 1929. (
Die Beerdſgung iſt am Donnerstag nachmittag
um 1½ Uhr.
Für die uns anläßlich unſerer
Ver=
mäblung dargebrachten Gratulationen,
Blumen und Geſchenke ſagen auf dieſem
Wege herzlichſt Dank.
Wilh. Schimpf und Fran
Gretel, geb. Hartmann
Viktoriaſtr. 26.
Anläßlich meines 80.
Geburts=
tages allen, die in ſo liebenswürdiger
Weiſe an mich dachten, ſage ich auf
dieſem Wege meinen herzlichſten Dank.
Beſonders danke ich dem Herrn
Ober=
bürgermeiſter, ſowie der
Stadtverwal=
tung für ihre freundliche Aufmerkſamkeit.
Wilhelm Schäfer
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Am 27. Mai verſchied im Eliſabethenſiift
nach langem, ſchwerem, mit großer Geduld
ertragenen Teiden meine liebe Frau, unſere
herzensgute, treuſorgende Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter und Schweſter
Frau
Eliſe (llermann
geb. Haas
(9076
im 64. Lebensjahre.
Im Namen der Trauernden:
Heinrich Ellermann.
Darmſiadt, Lichtenbergſtr. 87½, Chicago,
Köln, Grünberg, den 28. Mai 1929.
Die Beerdigung findet in aller Stille ſfatt.
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Am 25. Mai, vormittags 6½ Uhr,
ent=
ſchlief ſanft nach langer Krankheit unſere
liebe Mutter, Großmutter, Schwiegermutter
und Tante
Frau Magdalene Ziſcher
im 83. Lebensjahr.
Die Beerdigung fand dem Wunſche der
Verſtorbenen entſprechend in aller Stille ſiatt.
Für die während der Krankheit erwieſenen
Aufmerkſamkeiten ſagen wir allen Freunden
und Bekannten unſeren herzlichſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 28. Mai 1929.
Wienerſtr. 75.
Statt beſonderer Anzeige.
Heute morgen verſchied nach kurzem, ſchweren
Krankenlager mein lieber Mann
Rektor i. R.
Georg Frieß
im 66. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Margareta Frieß, geb. Schaab.
Rimbach i. O., den 28. Mai 1929.
Die Beerdigung ſindet Donnerstag, den 30. Mai,
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mittags 3 Uhr Kck.
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Ferner haben wir noch
Dankfagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
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Entſchlafenen ſagen innigſien Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Conrad Wagner.
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Nummer 147
Mittwoch, den 29. Mai 1929
Seite 5
Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, 29. Mai.
Die Gärken des Städliſchen Krankenhauſes
zählen nicht zu den öffentlichen Gartenanlagen unſerer Stadt,
die bekanntlich überall ſich des beſten Rufes erfreuen, aber ſie
ſind nichtsdeſtoweniger von vielleicht noch größerer Bedeutung wie
die öffentlichen Anlagen. Es iſt hoch anerkennenswert, daß
gerade auf dieſem Gebiet in unſerer größten Krankenhausanlage
alles geſchieht, um den Leidenden die Stunden und Tage an der
Stätte des Schmerzes ſo angenehm wie möglich zu geſtalten. Der
große Gebäudekomplex des ſtädtiſchen Krankenhauſes, richtiger
der ſtädtiſchen Krankenhäuſer, umgrenzt ein wundervolles,
ausge=
zeichnet gepflegtes und in Rückſicht auf die Kranken und
Geneſen=
den ungemein praktiſch angelegtes Gartengelände, das in viele
Einzelgärten aufgelöſt iſt und doch ein geſchloſſenes Ganze bildet.
Wir hatten Gelegenheit, dem Krankenhaus=Garten einen Beſuch
ab=
zuſtatten. Ueberall ſorgſamſte Pflege, überall blühende Blumen,
Sträucher und ſchattenſpendende Bäume. Rieſige alte
Baum=
gruppen und Einzelbäume ſtehen inmitten von grünen
Raſen=
ſtücken, niedrigem Gehölz und Stauden und Blumen. Ueberall,
wo ein Ealchen freigeblieben und wo Sonne hinkommt, ſind
gärt=
neriſche Anlagen entſtanden, die reſtlos den Kranken zugänglich
ſind. Sowohl vor dem alten Krankenhausbau wie vor den vielen
in den letzten Jahrzehnten entſtandenen neuen Bauten, ſind die
Höfe zu Gartenanlagen umgeſtaltet worden, und die Kranken
werden, ſobald die Witterung es irgend geſtattet und der Zuſtand
der Kranken es zuläßt, in ihren Betten direkt aus dem
Kranken=
zimmer in den Garten gefahren. Ueberall, wo die Möglichkeit es
zuließ, unter ſchattigem Laubdach alter Baumrieſen, oder aber
in beſonders angelegten Lauben ſind Ruheplätze für die Kranken
hergerichtet, die ihnen den Blick auf die ſchönen Anlagen nach
allen Seiten hin freilaſſen. Beſondere Anlagen ſind für die
Kin=
der geſchaffen, hier gleichzeitig mit Spielplätzen, Sand uſw.
ver=
ſehen, ſo daß auch für die kranken Kinder, wie für die
Er=
wachſenen, die Heilkraft der Natur, Luft und Sonne, zur
ärzt=
lichen Kunſt herangezogen werden, um ihnen Linderung und
Geneſung zu verſchaffen.
Man muß die ſpielenden Kinder im Garten auf dem
Spiel=
platz, man muß die Augen der Kranken geſehen haben, um den
ſwohltuenden Einfluß dieſer Einrichtungen ſchätzen zu lernen. Die
Zeiten ſind vorüber, da das Krankenhaus ein gefürchteter Ort
war. Daß im ſtädtiſchen Krankenhaus den Leidenden die
modern=
ſten techniſchen Einrichtungen, alle neuen Errungenſchaften der
Hygiene zur Verfügung ſtehen und den Aufenthalt erleichtern
und verſchönern, iſt ſelbſtverſtändlich. Daß darüber hinaus auch
das oben Geſagte für die leidenden Krankenhaus=Inſaſſen
heran=
gezogen wird, iſt eine Sache des Herzens, für die den Schöpfern
*
der Anlage herzlicher Dank gezollt ſein ſoll.
* Grönland=Expedition. In den nächſten Tagen verläßt
eine wiſſenſchaftliche Expedition, beſtehend aus den Herren Dr.
Krueger und Dr. Dreſcher (Techniſche Hochſchule
Darm=
ſtadt) und Dr. Nieland (Univerſität Heidelberg) Deutſchland,
um an der W=Küſte Grönlands mineralogiſche und geologiſche
Unterſuchungen vorzunehmen. Im Anſchluß daran wird ſich Dr.
Krueger in den nordkanadiſchen Archipel begeben, um dort
die Unterſuchungen weiter fortzuſetzen.
— Heſſiſches Landestheater. Heute, Mittwoch, beginnt der
Vorver=
kauf für das Dienstag, den 4. Juni, im Kleinen Haus ſtattfindende
ein=
malige Gaſtſpiel Max Pallenbergs mit Enſemble. Zur
Auffüh=
rung gelangt die überall mit ungewöhnlichem Erfolg aufgenommene
Komödie „Dasgroße ABC” mit Mas Pallenberg in der Hauptrolle.
Der „Roſenkavalier” von Richard Strauß gelangt heute im
Großen Haus zur Aufführung. (Miete B, Beginn 19 Uhr.)
Im Kleinen Haus findet die vorausſichtlich letzte Aufführung des
Schauſpiels „Mittagswende” von Claudel in der Inſzenierung
Carl Eberts ſtatt. (Zuſatzmiete VI, Beginn 19.30 Uhr.)
Der Operettenſchlager „Mamſell Nitouche” wird morgen,
Donnerstag, 19.30 Uhr, und Samstag, den 1. Juni, um 19 Uhr,
wie=
derholt.
Die beiden Singſpiele von Franz Schubert „Der treue
Sol=
dat” und „Die Weiberverſchwörung” gelangen Freitag, den
31. Mai, unter muſikaliſcher Leitung von Max Rudolf zur
Wieder=
holung. In den Hauptpartien ſind die Damen: Harre, von Stoſch,
Kienzl, Liebel, Rieder, und die Herren: Deharde, Ebert=Beher, Overlack,
Grohm, Vogt, Ney beſchäftigt. (Zuſatzmiete IV, Beginn 20 Uhr.) Preiſe:
1,20 bis 6 Mark.
„Othello” von Verdi gelangt Samstag, den 8. Juni, in neuer
Inſzenierung durch Carl Ebert, unter muſikaliſcher Leitung von Dr.
Karl Böhm — Bühnenbilder: Lothar Schenck von Trapp — zur
Auf=
führung. In den Hauptpartien ſind die Damen: Anny von Stoſch,
Anna Jacobs, und die Herren: Hans Grahl, Adolf Jaeger, Hans
Kom=
regg beſchäftigt.
Die nächſte Aufführung der erfolgreichen Puccini=Oper „Manon
Lescaut” in der Inſzenierung Arthur Maria Rabenalts und
Wil=
helm Reinkings findet Sonntag, den 2. Juni, im Großen Haus unter
der muſikaliſchen Leitung von Carl Bamberger in der
Premieren=
beſetzung ſtatt.
„Martha” als Volksvorſtellung. Flotows Oper
„Martha” in der erfolgreichen Inſzenierung Renato Mordos, unter der
muſikaliſchen Leitung von Berthold Goldſchmidt, gelangt Samstag, den
1. Juni, als Volksvorſtellung zur Aufführung. Preiſe: 0,50, 1, 2, 3 Mk.
— Volkstümliche Konzerte im Heſſiſchen Hof. Die populären
Kon=
zerte ſollen auch heuer wieder ſtattfinden. Mit einem
abwechſelungs=
reichen Programm wird unſer populärſter ehemaliger
MMilitärkapell=
meiſter Matthias Weber am Freitag, dem 31. Mai, abends 8 Uhr, den
Reigen dieſer Konzerte mit dem Reichsbund ehemaliger Militärmuſiker,
Ortsverein Darmſtadt, eröffnen. Die Pvogramme werden in
gewohn=
ter Weiſe jedem Geſchnack des Publikums Rechnung tragen und
bür=
gen dem Beſucher angenehme Stunden. Der Eintritt iſt wie im
vori=
gen Jahre frei. (Siehe auch Inſerat.)
— Orpheum. Sommerſpielzeit Direktor Adalbert Steffter. Heufe
Mittwoch, Donnerstag und Freitag ſind die drei letzten Wiederhelungen
der erfolgreitken Operette „Annemauie” von Jean und Robert Gilbert.
— Am Samstag gelaugt zum erſten Male die Operettenneuheit „Mißz
Chocolate” (Das benune Tanzgirl) von Bernard Grün zur
Auffüh=
rung. In der Titelrolle tritt zum erſten Male die 1. Operettenſonbrette
Nia Urban vom Stadttheater Mainz auf; weiter ſind noch beſchäftig:
die Damen Ponhart, Neidhart und Waldow, die Herren Aman,
Dan=
rer, Manzoni, Schmidt, Weiß und Emons.
—Allgemeinverbindlichkeitserklärung des Reichstarifs für das deutſche
Bankgewerbe. Der Reichsarbeitsminiſter hat nach einer Mitteilung des
Deutſchen Bankbeamtenvereins auf Antrag dieſer Organiſation die am
17. April mit dem Reichsverband der Bankleitungen abgeſchloſſene
Ge=
haltsvereinbarung ſowie die Verlängerung des Reichstarifes bis zum
31. Dezember 1930 für allgemeinverbindlich erklärt.
— Die Buchhandlung Bergſtraeßer, zeigt in ihren neuen Räumen
eine Sammlung von Graphikarbeiten erſter deutſcher Meiſter der
Gegen=
wart, wie ſie in dieſer Zuſammenſetzung hier wohl noch nicht geſehen
worden iſt. Die ausgeſtellten Künſtler haben ſchon lange das größte
Intereſſe der internationalen Kunſtwelt auf ſich gelenkt. Es iſt auch
un=
möglich, ſich der ergreifenden Wucht Kollwitzſcher Radierungen und
Holzſchnitte, oder den bewegten Kompoſitionen von Lovis Corinth
zu verſchließen; daneben die duftigen Lithos von Liebermann und
die durch ihre Urſprünglichkeit, überraſchenden Werke Heinrich Zilles. —
Meid, Pottner und Slevogt vervollſtändigen das Bild. —
Kunſtfreunde und Sammler werden es begrüßen, mit den Spitzen
deut=
ſchen Kunſtſchaffens in Originalarbeiten Fühlung nehmen zu können.
— Atem iſt Leben! Wir verwcſiſen nochmals auf den heute abend
ſtattfindenden hechintereſſanten Voutrag über die ſchon berühmte
Vokal=
thp Armungs=Methode und Stimmbildung, erweitert durch Ernährungs=
und Seelentherapie. Frau Gerwig war die erſte Aſſiſtentin von Leſer=
Laſario und wurde ſelbſt durch die Methoße von ſchwerer
Herznerven=
ſchwäche geheilt. Es wird darum doppelt interefſieren, ſie zu hören,
da ihr überall der Ruf einer geiſtreichen, humorvollen Rednerin
voraus=
gehr. Ueberall, wo ſie bommt, volle Säle, größte Begeiſterung. Am
Abend werden ſofort Beſiſpiele gegeben, ſo daß jeder gleich die
wohl=
tuende Wirkung am eigenen Körper verſpüren kann. So ſinſchen wir
Frau Gerwig wie dem Naturheilverein ein volſes Haus. Darum
ver=
ſäume niemand dieſe ſo wertvolle Sahe.
Gewerbemuſeum.
In dem Vorderraum des Muſeums findet ſich eine größere
Ausſtellung von graphiſchen Arbeiten eines Künſtlers, den in
Deſſen nur wenige kennen werden, der aber gewiß zu den
ſelbſt=
ſtändigſten und ſtärkſten unſerer Zeit gehört. Es iſt der
Ham=
burger Foſua Leander Gampp. Das Gewerbemuſeum
wurde auf ihn zuerſt aufmerkſam, als er vor zwei Jahren den
Klingſpor=Kalender illuſtrierte, der dann auch im Muſeum
aus=
geſtellt war. Eine Anzahl ſeiner Holzſchnitte wurden für die
kirchliche Abteilung des Muſeums erworben, und jetzt bringt die
Ausſtellung etwa 100 Arbeiten ſeiner Hand, Holzſchnitte und
Nadierungen, Einzelblätter und Sonderdrucke aus illuſtrierten
Vüchern. Gampp iſt ein Eigenſinniger. Mit Moderne in dem
üblichen Sinne hat er nichts zu tun. Harmlos ſcheint er auf
romantiſchen Pfaden zu träumen, und dann auf einmal ſteht ein
ganz Wacher vor uns, ein Menſch von ganz ungewöhnlicher
Zart=
heit und ein Künſtler von Ausmaßen, die kaum in unſere Zeit
paſſen.
Gampp hat eine Reihe von Büchern illuſtriert. Sie ſind in
einer Vitrine des Muſeums ausgelegt: Kinderbücher, Sagen und
Erzählungen, Sprichwörterſammlungen, Bauernregeln und
Ka=
lender. Aber das Eigenſte und Tiefſte ſind die Einzelblätter,
mit denen er die Wechſelfälle eigenen und fremden Lebens
be=
gleitet. Jahreszeiten und Feſte, Geburt und Tod geben dazu den
Anlaß. Es ſind Blätter, wie ſie ein wirklicher Künſtler ſonſt nicht
macht, weil er vor den Schwierigkeiten ſolcher Aufgaben
zurück=
ſchreckt. Hier ſtehen wir voll Ehrfurcht vor einem Mann, der
Kind geblieben iſt, und der bei größtem Können faſt unbewußt
die ſtärkſten Dinge ſagen kann.
Im Zuſammenhang mit den letzten Ausſtellungen des
Ge=
werbemuſeums mag auch das Blumenbuch beſondere Beachtung
finden ,das Gampp im Auftrag der Hamburger Schulbehörde
geſchaffen hat; ein reicher Beſitz für Junge und Alte und eine
ſtumme Mahnung auch für Heſſen.
Für oberflächliche Beſchauer iſt die Ausſtellung nicht
ein=
gerichtet. Wer aber auch in ſpröder Form den Reichtum eines
ganzen Menſchen erkennen kann, wird ſie nicht umſonſt beſuchen.
Haupt.
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ſondere Zuſammenſtellung der wichtigſten
Verbin=
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geord=
netes Stationsverzeichnis / Ueberſichtl. Anordnung
Erhältlich an allen bekannten Stellen
Matg B. BBoty fPricht mr Baraſiadt
dei dee Heitsärmer.
*Am. Am Dienstag abend ſprach im Saalbau Kommandeurin Mary
B. Booth, die Enkelin des Gründers der Heilsarmee, in einem
Lichtbildervortrag über die Arbeit der Heilsarmee, ihre
reli=
giöſe und gemeinnützige Tätigkeit. Der große Saal war ſehr gut
be=
ſucht, als nach einleitenden Vorträgen eines kleinen Gitarrenchors der
Abend mit einem gemeinſam geſungenen Lied und Gebet begann. Nach
einer Bibelverleſung und einer einführenden Anſprache, der zu
entneh=
men iſt, daß Mary B. Booth ſeit nunmehr vier Jahren als Leiterin der
deutſchen Heilsarmee in unſerem Vaterlande weilt, begann der
eigent=
liche Vortrag. Kommandeurin Booth wurde bei ihrem Erſcheinen ſehr
lebhaft begrüßt und ſprach zunächſt in deutſcher Sprache ſo gut, daß
ihre Entſchuldigung, noch nicht genug Deutſch zu können, eigentlich gar
nicht nötig war. Später ſprach ſie dann den Begleitvortrag zu den
Lichtbildern engliſch, ein Dolmetſcher übertrug jeden Satz ins Deutſche.
Der Vortrag ſchilderte in lebendigen und bewegten Zügen die Arbeit
der Heilsarmee und ihre Anfangskämpfe. In 82 Staaten wehen die
Fahnen der Heilsarmee, die nun auf eine 65 Jahre alte Entwicklung
zurückblicken kann. Die Bilder waren zum größten Teile ernſt, aber
es fehlten auch heitere Aufnahmen aus dem Kinderleben nicht, und neben
zahlreichen ſymboliſchen Bildern ſtanden auch Zeichnungen von Käte
Kollwitz und Profeſſor Zille, der Miſſionsarbeit in Ueberſee, der
Frauen=
ſozialarbeit und der Arbeit unter Jugend waren weitere Abſchnitte des
erſten Vortragsteiles gewidmet. Nach einer kurzen Pauſe ſprach
Kom=
mandeurin Booth über die Männerſozialarbeit, über die geiſtliche
Ar=
beit der Heilsarmee und über den Aufruf zum Dienſt. Die Heilsarmee
will Männer und Frauen zu Soldaten und Offizieren der Heilsarmee
heranbilden, um im Dienſt der Nächſtenliebe der leidenden Menſchheit
zu helfen und Chriſtus, der ſich für uns geopfert hat, zu dienen. — Der
Vortrag verfehlte ſeinen Eindruck nicht, und gab insbeſondere die
prak=
tiſche ſoziale Hilfsarbeit der Heilsarmee in Deutſchland wieder. Der
Herr Oberbürgermeiſter hatte ſich entſchuldigt und bedauert, daß er
in=
folge dienſtlicher Inanſpruchnahme die Verſammlung nicht begrüßen
könne.
Mit dem Schlußgeſang „So nimm denn meine Hände” ſchloß die
würdig verlaufene Verſammlung, deren Verlauf durch ein kleines, gutes
Blasorcheſter der Heilsarmee wirkſam unterſtützt wurde. H. W. W.
vorbeugend!
Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7. Tel. 45
— Bolkshochſchule. Unſere Mitglieder erhalten zu nachfolgenden
Veranſtaltungen ermäßigte Karten in unſerer Geſchäftsſtelle, Mathil=
Lenplatz 17: Kammermuſik=Abend des Schnurrbuſch=Quartetts
Donnerstag, Kleines Haus, Volksvorſtellung „Martha”, Samstag,
Kleines Haus, und an allen Wochenragen zu den
Operetten=
ſpielen im Orpheum.
— Anläßlich ſeines 30jährigen Arbeitsjubiläums wurde dem
Ofen=
ſetzer und Plattenleger Adam Stieglitz aus Braunshardt von ſeinem
Arbeitgeber, Herr Konrad Kohl, Ofengeſchäft, nach vorausgegangener
Feier ein Sparkaſſenbuch überreicht. Von ſeinen Kollegen bekam er eine
ſilberbeſchlagene Bowle mit eingravierter Widmung, und die Handverks.
kammer händigte ihm ein Ehrendiplom aus. An die Feier ſchloß ſich
ein gemütliches Beiſammenſein an, worgy ſich das geſamte Perſonal
beteiligte.
Alk=Darmſtadk.
Bereinigung für Ortsgeſchichke und Heimakkunde.
271. Veranſtaltung.
In ſeiner Begrüßung betonte der Vorſitzende, Herr Philipp
Weber, daß jetzt, wo der Frühling in voller Pracht ſeinen Einzug
gehalten hat, wu es draußen ſproßt und grünt und die Natur zu neuem
Leben erwacht iſt, es doppelt wertvoll ſei, mit unſeren Heimatpflaugen
Bekanntſchaft zu machen und dieſe nicht nur äußerlich kennen zu lernen,
ſondern auch ihren Spuren nachzugehen und ihre Geheimniſſe zu
er=
günden, damit ſie uns das werden, was ſie unſeren Vätern waren:
Heilbringer und Segenſpender.
Der Reöner des Abends, Herr Lehrer Eidmann, an weiten
Kreiſen durch ſeine heimxtkundliche Tätigkeit bekannt, ſprach über das
Thema: „Unſere Pflanzen im Heimatglauben‟. Der
Neduer führte unter anderem aus: Die Pflanzen haben zu allen Zeiten
und bei allen Völkern die Aufmerkſamkeit der Menſchen erregt, nicht
nur als Schutz=, Nahrung3= und Wärmeſpender, ſondern auch als Geber
geiſtiger und gemütvollen Werte. Ueberall raunen und rauſchen die
edlen Pflanzengebilde in Kunſt und Leben. Ueberall ſingen und ſagen
Dichter von zarten Blumen und Bättern, von Wurzeln, Stamm und
Krone, und nirgends haben die Pflanzen ſo tief ins Menſchenleben
eingegriffen wie in unſerem Vaterlande, ſie greifen ein in unſer Liebes=
und Glaubensleben, ſie ſind Sinnbilder des Göttlichen und Ewigen.
Mit der Pflanzenwelt iſt unkcennbar uner Heimatglaube verbunden.
In dem großen Garten unſeres Volksgemüts ging es gleich einer
bota=
niſchen Wanderung von Pflange zu Pflanze.
Pfingſten und der Maibaum, wie ſind ſie miteinander verwachſen:
Man holt zu Pfingſten, wenn es draußen grünt und blüht, den Segen
in Dorf und Stadt. Die Burſchen richten vor dem Hauſe der
Ge=
liebten draußen auf dem Lande die Birke auf, ſo auch bei Hochzeiten,
bei glücklicher Vollendung eines Baues und bei ſonſtigen Anläſſen iſt
es der aibaum, der im Volksleben eine Rolle ſpielt. Neben der Birke
ſind es eine ganze Reihe Bäume, die al3 Lebens= und Frühlingsſpender
gelten So erzählt man in vielen Gegenden von blühenden
Kirſch=
bäumen zu Weihnachten, und ſchreibt den Pflanzen, die im Winter
grü=
nen und frühe Fruht bringen, beſondere Kräſte zu. Wenn man von
ſol=
chen Bärmen Aeſte in das Haus ſrellt, wird Unheil abgewendet, und
die mit den Zweigen ſoſeher Bäume Berührten bekommen neue
Lebens=
kraft. So ſpielt die Lebensrute in vielen Gegenden eine große Rolle.
Die Haſel ſteht unter allen Sträuchern unſerem Volksgemüt am
nächſten, in Sage und Märchen, in Sitte und Brauch. In Volksrätſeln
und Volkslied begegnet ſie uns; ſo iſt auch die Haſel das Sinnbild der
Frukdkarkeik, und im Volksmund heißt es: „Viele Haſelnüſſe, viele
un=
ehelicher Kinder”, und ein alter Volkslied hat folgenden Reim:
„Kathrinle, Kathrinle, geh mit mer in die Haſſelniß. Die Haſſelniß
ſinn zeirig. Die Buwe ſinn ſo neirig, Die Mädcher ſian ſo ſtolz, Sie
trage net gern Holz.” So war auch die Haſel dem Donar, dem Gotte
der Waffen, geweiht, und als Wünſchelrute wohnen ihr beſondere
Kräfte inne.
Der Holunder, der Baum der Holle, er gilt heute noch als
Glücks=
baum und ſpendet viel Heilkraft. Nach dem Volksglauben bewahrt er
Haus und Hof und Vieh, der Dichter ſagt von ihm, „Rinde, Beere, Blatt
und Blüte, Jeder Teil iſt Kraft und Güte.”
Der Wachholder, oder auch Queckholder, hat viel Heilkraft und galt
im Volksglauben zu allen Zeiten als Hausfreund. Er ſchützt vor
An=
ſteckung, vertroikt böſe Geiſter. Die Beeren waren zu allen Zeiten ein
gutes Gewürz und gute Blutreiniger und Lebensverlängerer. In
man=
chen Gegenden trägt man einen Holunderzweig am Hut, derſelbe ſol
vor Müdigkeit ſchützen und vor dem „Wolf” bewahren, und im Dorf.
Steinhagen deſtilliert man den Steinhäger aus den Veeren.
Eiche und Linde ſpielen im Volksglauben eine große Nolle. So wai
die Eiche dem Donar geweiht und die Donareichen wurden zu
Zufluchts=
ſtätten für Verfolgte. Sie iſt der deutſche Heimatbaum geworden.
Helden und Sieger bekränzt man heute noch wit dem Eichenzweig. In
Weſtfalen ſagt man in manchen Gegeuden noch heute nicht nur den
Dorſ=
genoſſen, ſondern auch der Eiche Todesfälle in der Gemeinde an.
D=
neben ſiſt der Lindenbaum der alte Hausbaum, und unſere Dorflinden
wiſſen viel von der Vergangenheis zu erzählen. Die Linde war der
Frigga, der Göttin des Glücks und der Lieb”, geweiht, ſie ſchützte vo
Blitz und anderen Schäden, und im Volksliede lebt ſie wit der Eich,
ſvoiter.
Weiter wußte der Redner von der Tanne, dem deutſchen Weihnacht.
baum, zu erzählen, der heute in jedem Haus ſeinen Einzug gehalten he.
Dann von den wundertätigen Kräutern und Pflanzen, vom
Joha=
niskraut, das vor Blitzſchlag ſchützt, Mißernte und Feuer fernhält. J
Krieg war es kugelfeſt, im Frieden erwirbt es die Liebe, der Mitme:
ſchen, ſtreicht man den Gewehrlauf mit ſeinem Saft, ſo iſt er treffſiche
Die Farnkräuter, die in der Johannis= oder Chriſtnacht nur gan
kurz blühen, und zwar zur witternächeigen Stunde, beſitzen gleichfal
Heilkraft, machen auch unſichtbar, helfen Schätze heben und als Irrwur
wie er in manehen Gegenden heißt, wird der Farn gemieden.
Die Herbſtzeitloſe, die Verkündigerin des Herbſtes, gilt, wenn ſie ſi.
früh zeigt, als Verkünderin eines ſtrengen Winters. Mädchen un
Frauen zerreiben oft die erſten Büten zwiſchen den Händen, damit ſ.
beim Spinnen keine ſpunden Finger bekommen, darum heißt ſie au
Spinnblume, auch beſtreichen ſich in manchen Gegenden die Mäd=hen di
Augen damit, ſie bleiben dann am Abend munter. Der Ehrenprei
oder Früihliunsenzian, der im Volksmund auch Gewitter= oder
Donner=
blümcen heißt, ſchützt vor Unwetter, und wer ihn abreißt, wird vom
Blitz getroffen.
Ein beſonderes Lob galt dem Waldmann, oder wie er in unſerer
Gegend heißt, dem Waldmeiſter, der nicht nur Lunge und Leber heilen
ſoll, ſondern als Krone aller Kräuter den Maitrank würzt und den
unſer Heimatdichter Otto Roquette in „Waldmeiſters Brautfahrt”
ver=
herrlicht hat.
Von vielen andern Pflanzen, wie Akelei und Aloe, Eberwurz und
Eibiſch, vom Enzian und dem Gänſeblümchen, von der Schlüſſelblum.
als dem Himmelsſchlüſſel, von Kamille und Königskerze, von der
tosver=
kündenden Dachwurz, vom Ebereſchenbaum und von Alraun, der zur Be
reitung von Liebesſäften und als Schlaftrunk dient. Von der
ſagenum=
wobenen Miſtel und von der Schneekönigin, der Chriſtroſe, wußte der
Nedner gar anſchaulich zu erzählen. Der Vortrag, der eine botaniſhe
und zugleich eine volkskundliche Wanderung nar, bot eine reiche
Aus=
beute und wurde von der zahlreichen Verſammlung mit lebhaftem
Bei=
fall aufgenommen. Mit Dankesworten an den geſchätzten Redner ſchloß
der Vorſitzend= den anregenden Abend und gab bekannt, daß beim
näch=
ſten Vortragsabend am 6. Juni ein Darmſtädter über Neiſcerinnerungen
aus Afrika ſprichſt. Herr Gouvernementsſekretär Dietz wird über
allerlei Afrikaniſches berichten.
— Verein ehemaliger Marineangehöriger Darmſtadt. Am 25. Mal
feierte der Verein ehemaliger Marineangehöriger Darmſtadt in dem
mit friſchem Buchengrün und Frühlingsblumen geſchmückten Saale des
KHauſa=Hotels” den Tag, an dem vor 13 Jahren die deutſche
Hochſee=
flotte die „Grand Fleet, am Skagerrak beſiegte. Mit Stolz denken
wir=
alten Marineangehörigen an dieſen Tag, den Ehrentag für unſere
Ma=
rine, zurück, mit Trauer und Wehmut gedenken wir unſerer gefallenen
Kameraden, die auf dem Meeresgrund, auf dem Ehrenfriedhof in
Wil=
helmshaven, an Dänemarks, Schtpedens oder Norwegens Küſte ihr Grab
gefunden haben. In treffenden Worten wies der 1. Vorſitzende, Herr
Georg Hahn, auf die Bedeutung dieſes Tages hin, ein Erheben von
den Plätzen, ein ſtiller Augenblick den toten Kameraden, und die Muſik
intkonierte: Dir wollen wir treu ergeben ſein! Herr Hahn begrüßte
die Erſchienenen, beſonders einen auswärtigen Kameraden der alten
Emden” und alle Skagerrakkämpfer. Vorträge ernſter und heiterer
Art, Wiener Lieder und Tanz ſorgten für Unterhaltung. Schnell waren
die ſchönen Stunden vorbei, und die frühe Morgenſtunde mahnte zum
Anfbruch, und daß es Zeit war, „Klar bei Hängematten” zu machen.
— Wanderabteilung der Turngemeinde Beffungen 1865. Die ſechſte
Wanderung führt unſere Turnerwanderer in die herrliche Gegewd am
Neckar, und zuar von Hirſchhorn bis Heidelberg. Abfahrt 5,20 Uhr
vom Hauptbahuhof mit Sonntagskarte: Darmſtadt—Eberbach-
Heidel=
berg-Darmſtadt. Fahrpreis 4,20 Mk. Ferner iſt Fahrkarte zu löſen
Sirſchhorn-Eberbach (90 Pf.) und Hetzbah-Beerfelden (30 Pf.).
Ruck=
ſackverpflegung Marſchzeit 5½ Stunden. Vollzählige Beteiligung
er=
warten die Führer: Lunſ= Kugel und Wilhelm Wolf.
*p. Wochenhilfe. Ab 1. Juni treten neue Beſtimmungen in Kraft.
Weibliche Verſicherte, die in den letzten zwei Jahren vor der
Nieder=
kunft mindeſtens 10 Monate hindurch, im letzten Jahre vor der
Nieder=
kunft aber mindeſtens 6 Monate hindurch auf Grund der
Reichsverſiche=
rung oder bei dem Reichsknappſchaftsverein gegen Krankheit verſichert
geweſen ſind, erhalten als Wochenhilfe ein Wochengeld in Höhe des
Krankengeldes, jedoch mindeſtens 50 Reichspfennige täglich, für vier
Wochen vor und ſechs zuſammenhängende Wochen unmittelbar nach der
Niederkunft; es beträgt jedoch für die Zeit vor der Entbindung drei
Viertel des Grundlohnes, ſolange die Schwangere keine Beſchäftigung
gegen Entgelt ausübt. Neben dem Wochengeld wird kein Krankengeld
gewährt. Arbeitsunfähige bleiben Mitglieder, ſolange die Kaſſe ihnen
Leiſtungen zu gewähren hat. Das gleich gilt für Schwangere und
Wöchnerinnen, ſolange ſie Anſpruch auf Wochen= oder Schwangerengeld
haben und nicht gegen Entgelt arbeiten. Hinſichtlich der Wartezeit bei
der Indalidenverſicherung: Die Geneſungszeit wird der Krankheit
gleich=
für die Dauer von 12 Wochen bei einer
Arbeits=
angerſchaft oder ein regelmäßig ver
Ceite 6
Mittwoch, den 29. Mai 1929
Nummer 147
2. Heſſiſches Hängerbundesfeſt in Darmſtadi.
Den Beſuchern des Heſſiſchen Sängerbundesfeſtes winkt außer
er=
leſenen muſikaliſchen Genüſſen und volkstümlichen Freuden in Gezelt und
Vergnügungspark noch eine beſondere Ueberraſchung. Denn
zahlreiche Darmſtädter Firmen haben in der richtigen Erkenntnis, daß
das deutſche Sängertum unſchätzbare Dienſte leiſtet, wenn es gilt,
Klaſſengegenſätze zu überbrücken und die Lebensluſt in drückender Zeit
zu erhöhen, dem Heſſiſchen Sängerbund wertvolle Gaben geſtiftet. Dieſe
Geſchenke werden unter die Beſucher durch Ausloſung verteilt. Die
Feſtteilnehmerkarten haben Nummern, und der, dem das Glück günſtig
iſt, kann durch einen ſtattlichen Gewinn ſein Hausweſen bereichern. Der
Heſſiſche Sängerbund iſt dieſen Gönnern zum größten Dank verpflichtet.
Täglich werden neue Gaben angemeldet. So werden denn viele
Be=
glückte den Feſtplatz verlaſſen und die feſtfrohe Landeshauptſtadt, die
alle Anſtrengungen macht, den Heſſiſchen Sängern und den
Sanges=
freunden aus Bayern und Preußen unvergeßliche Stunden hehrer
Feſt=
freude zu verſchaffen.
Dr. Köſer.
Aus der heſſiſchen Sängerbundbewegung.
Am 15. Juni beginnt die Feſtleitung zum 2. Heſſiſchen
Sänger=
kundesfeſt mit der Ausgabe der Feſtteilnehmerkarten. Die Ausfendung
der Teilnehmerkarten erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldung Es
liegt daher im Intereſſe aller Bundesvereine, die ihre Anmeldebogen
noch niht an die Geſihiftsſtelle des Bundes, Darmſtadt, Beſſunger
Straße 41, eingereicht haben, dies unverzüglich zu tun.
Den Feſtteilnehmerkarten wird gratis beigefügt: das offizielle
Feſt=
abzeichen und das Feſtbuch.
Die Sänger werden ausdrüicklich darauf aufmerkſam gemacht, daß
die laufend numerierte Feſtteilnehmerkarte gleihzeitig zur koſtenloſen
Teilnahme an der großen Verloſung berechtigt.
Sängerehrungen. Der Heſſiſche Sängerbund hat für
un=
nnterbrochene aktive Sangestätigkeit mit der ſilbernen Vundesnadel
ausgezeichnet: Gg. Amberger und Gg. Roth 1. (Heiterkeit Nieder=
Erlen=
ba 5), Wilh. Sprengel (Liederkranz Reichelsheim, Wetterau), Heinrich
Schrötwieſer und Daniel Wagne: (Liederkranz Rüſſelsheim), Ph. Mai
(Sängerluſt Klein=Umſtadt), Wilh. Moh= und Joſ. Ganß (Frohſinn
Tarmſtadt), Peter Biedert 2. und Gg. Sittel (Frohſinn Nieder=
Flörs=
heim), Hh. Sckmidt und Hch. Barz (Cäcilia Lich), Ludwig Harbach
Germania Großen=Buſeck), Peter Freudenberger und Hc. Eſpich (
Sän=
gervereinigung Lollar), Wilh. Hermes und Hch. Kurz (MGV.
Braun=
fels), Aug. Hofmann (Eintracht Hungen), Hch. Wahl (Harmonie Klein=
Linden), Pankraz Joh, Klein, Wilh. Servaz Schwibächer, Ferd. Gerlich
und Mart. Pius Reitz (Männerquartett Hechtsheim), Joh. Hock 9.,
Ad. Dieter 1., Nik. Dieter 1., Lorenz Adler, Lorenz Kühlwein 3. und
Martin Adler (Liederkranz Viernheim), Gregor Gärtner (Harmonie
Viernheim) Wilh. Muller (Heiterkeit Numpenheim), Ludw. Bauſemer
Einigkeit Gonſenheim), Martin Kögler (Einigkeit Ebersheim), Joh. Ad.
Schwarzkopf (Sängervereinigung Sängerluſt Edelweiß Urberach), Joh.
Keßleu 9., Sch. Weiß 2., Hch. Heißler und Hch. Bernhardt (Germania
Großen=Linden), Jakeb Lich (Liederkranz Darmſtadt), Friedrich Henſel
(MCV. Sandbach) Phil. Scior und Hch. Fülbert MGV. Neuſtadt i. O.),
Karl OZald Willenbüche= (Sängerkranz Beerfelden), Jakob Baumann
(Sängerluſt Meſſel).
Für 50jährige aktive Sangestätigkeit wurden mit
der goldenen Bundesnadel ausgezeichnet: Ph. Hattemer 5. (Cäcilia Gau=
Algesheim), Joh. Keimp MGV. Seeheim), Daniel Fiſcher (Sängerluſt
Traiſa), G. W. Eckhardt (Sängerluſt Klein=Umſtadt), Karl Schäfer (
Cä=
cilia Lich), Phil. Kettenbach (Männerquartett Hechtshcim), Joh. Fr.
Wittmann (Bürgergefangverein Darmſtadt=Beſſungen), Wilh. Petzer
(Harmonie Hechtsheim), Ph. Becker 6. (Liederkranz Ebersheim), Hch.
Degen 1. (Germanin Großen=Linden), Jak. Hankel (Germania Großen=
Linden), Wilh. Sipp (Volkshor Alzey).
*p. Große Strafkammer. Eine Autofahrt in der Nacht vom 13./14.
Oktober 1928 von Griesheim nach Roßdorf endete um etwa 4 Uhr
mor=
gens vorzeitig am Luiſenplatz hier mit einem Zuſammemſtoß mit einem
von Norden (Arheilgen) kommenden Auto. Die Inſaſſen des
erſt=
genannten Autos wurden verletzt. Wegen fahrläſſiger Körperverletzung
iſt ſer Autodroſchkenfahre= F Kappel in Darmſtadt ang Tagt, vom
Bezirksſköffengerichr mangels Bewsiſes freigeſprochen worden. Wir
haben über den Fall ſeinerzeit beruhtet. Der von der
Staatsanwalt=
fchaft eingelegten Berufung hat ſich der Nebenkläger angeſchloſſen. Mit
dem Sachverſtändigen iſt der Staatsanwalt der Anſicht, daß beide
Fahrer am Zuſammenſtoß ein Verſchulden tragen; eine mäßige
Geld=
ſtrafe erſcheine ansreichend. Das Urteil erkennt unter Aufhebung des
angefochtenen Urteils auf 50 Mark Geldſtrafe.
Die dieranter erſcheinenden Notiyen ſind ausſchlicßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu detradhtzer
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritlk.
— Bund Königän Luiſe. Der näckſte Sanitätskurſus findet
Donnerstag, den 30 0. M., abends, bei Sitte, Karlſtraße, ſtatt.
Vom Deutſchorden wurde de= Bund Königin Luiſe zu einem
Gottesdienſt eingeladen, welcher am Sonntag, dem 2. Juni, morgens,
im Haus Treuennu, Nieder=Nanſtädter Straße 160, ſtattfindet. Wir
bitten um rege Beteiligung.
— Wie uns mitgereilt wird, ſpielt am Freitag im ſchönſten und
größten Garten Darmſtadts, im Wiener Kronenbräukeller
das Orcheſter, da3 am nächſten Donnerstag im Städtiſchen Saalban
konzertiert. Ganz beſonders wird darauf hingewieſen, daß die ſo gern
beſuchten Konzerte jetzt wieder regelmäßig bei abwechſelnden Kapellen
ſtattfinden. Freitag, den 7. Juni, Kapelle Weber. (Näh. Inſerat.)
— Herrnguxten=Café. Heute Mittwoh, den 29. Mai,
abends 8 Uhr, großes Gartenkonzert, ausgeführt vom Stadtorcheſter
unter Leitung ſeines Kapellmeiſters W. Schlupp.
— Schuls Felſenkeller. Wie alljährlich, finden auch in
dieſem Sommer jeden Mittwoch die Gartenkonzerte in Schuls
Felſen=
keller ſtatt. Das erſte dieſer Konzerte findet morgen Mittwoch, den
29. Mai, abends 8 Uhr, bei freiepr Eintritt ſtatt und wird von einem
Künſtler=Enſemble des Stadtorcheſters ausgeführt.
— Deutſche Demokratiſche Partei, Ortsgruppe
Darmſtadt. Heute, Mittwoch, abends 8.15 Uhr, Fürſtenſaal:
Mit=
gliederverſammlung. Stadtv. Goſenheimer ſpricht über: „Städtiſche
Finanzwirtſchaft”
Kirchliche Nachrichken
Katholiſcher Gottesdien ſt.
Donnerstag, den 30. Mai, Fronleichnam — gebotener Feiertag.
St. Liebfrauenkirche (Klappacherſtr. 44). Mittwoch, um 17 und um
20 Uhr: Gelegenheit zur hl. Beichte. — Donnerstag, vorm. von 6 Uhr
an: Gelegenheit zur hl. Beichte. 6 Uhr 1. hl. Meſſe; 7 Uhr 2. hl.
Meſſe mit hl. Kommunion; 8 Uhr: Hochamt. Vorher Austeilung der
hl. Kommunion. Darauf Prozeſſion. Nachmittags 3 Uhr Andacht;
dar=
auf Spaziergang. Werktags: hl. Meſſe um 6¼ Uhr. Freitag,
20 Uhr: feierlicher Schluß der Majandachten. — Montag und Freitag
abends 8 Uhr: Jugendverſammlung, Hermannſtr. 43.
Martinskapelle (Ecke Herdweg und Bruchwieſenſtraße). An
Fron=
leichnam kein Gottesdienſt. Freitag, 6¼ Uhr: hl. Meſſe.
Sonntag, den 2. Juni.
St. Liebfrauen (Klappacherſtraße 44). Samstag, um 17 und um
20 Uhr: Gelegenheit zur hl. Beichte. Sonntag, vorm. von 6 Uhr an:
Gelegenheit zur hl. Beichte. Um 7 Uhr: Frühmeſſe mit Austeilung der
hl. Kommunion vor und in der hl. Meſſe. Generalkommunion der
Männer. Um ½10 Uhr: Hochamt9 und Predigt. Vorher Austeilung
der hl. Kommunion. Nachm. um 14 Uhr: Chriſtenlehre und um 14½ Uhr
Andacht. Werktags; hl. Meſſe um 6½ Uhr. — Donnerstag: 18 Uhr
Beichte. Vorher Eliſabethenverein. — Freitag: 6 Uhr Herz=Jeſu=Meſſe.
— Montag und Freitag abends 8 Uhr: Jugendverſammlung,
Her=
mannſtraße 43.
Martinskapelle (Ecke Herdweg und Bruchwieſenſtraße). An allen
Sonn= und Feiertagen, 8 Uhr: hl. Meſſe und Predigt. Um 38 Uhr:
Beichtgelegenheit. Vor und in der hl. Meſſe Austeilung der hl.
Kom=
munion. Während der Schulzeit Dienstags und Freitags hl. Meſſe.
Vorher Beichtgelegenheit.
Tageskalender für Mittwoch, den 29. Mai 1929.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus, Anfang 19 Uhr, Ende
gegen 22.15 Uhr, B 25: „Der Roſenkavalier”, — Kleines Haus,
An=
fang 19.30 Uhr, Ende nach 22 Uhr, Zuſatzmiete VI: „Mittagswende‟
— Orpheum, abends 20.15 Uhr: „Annemarie”. — Konzerte:
Schloßkaffee, Reichshof, Kaffee Ganßmann. Sportplatz=Reſtaurant. —
Ludwigshöhe nachm. 16 Uhr: Kurkonzert. — Naturheil
verein Darmſtadt e. V. abends 20 Uhr, in der Aula de
Ludwigs=Oberrealſchule: Oeffentlicher Vortrag. — Kinovorſte
kungen: UnionTheater, Helia.
Haupkverſammlung des Gaſtwirke=Berbandes
in Oppenheim.
— Oppenheim, 28. Mai. Am Montag begann hier die
Hauptver=
ſammlung des Rhein=Mainiſchen Gaſtwirteverbandes. Nach Begrüßung
der Gäſte fanden die Kommiſſionsſitzungen ſtatt. In der Kommiſſion
für die Stiftung des Rhein=mainiſchen Gaſtwirteverbandes wurde
be=
ſchloſſen, der Unterſtützung älterer Kollegen mehr Aufmerkſamkeit als
bisher zuzuwenden. In einer bedeutſamen Vorſtandsſitzung, die über
fünf Stunden in Anſpruch nahm, wurden verſchiedene interne
Ange=
legenheiten beraten und vor allem die Tagesordnung für die
Haupt=
tagung am Dienstag feſtgeſetzt. Im „Rheiniſchen Gaſthaus” fand am
Abend eine Begrüßungsfeier ſtatt, zu der auch eine Anzahl Ehrengäſte
erſchienen waren. Die Haupttagung beginnt am Dienstag um 10 Uhr,
in deren Mittelpunkt ein Referat des Präſidenten des Deutſchen
Gaſt=
wirteverbandes, Reichstagsabgeordneten Köſter=Berlin, ſteht. Gegen
Abend werden 60 Küfer den berühmten Oppenheimer Küferſchlag ſchlagen.
Aa. Arheilgen, 27. Mai. Berichtigung. Zu unſerem Berichte
über die Beteiligung des hieſigen Männergeſangvereins „Eintracht” an
dem Geſangswettſtreit in Wörrſtadt in Rheinheſſen ſei berichtigend
mit=
geteilt, daß der Verein in der 1. Landklaſſe den 1. Klaſſenpreis (600
Mark), den höchſten Ehrenpreis und den Dirigentenpreis errang. Mit
295 Punkten erreichte der Verein die höchſte Punktzahl des Wettſtreites.
— Vorgeſtern nachmittags 3 Uhr fand eine Inſpektion der hieſigen
Freiwilligen Feuerwehr ſtatt. Anfchließend war gemütliches
Beiſammen=
ſein im Gaſthauſe „Zur Sonne‟. — Ferner hielt die hieſige
Arbei=
ter=Samariterkolonne auf dem Sportplatze „Im Elſee” ihre
Abſchluß=Prüfung mit anſchließender Feier im Kolonnenlokal. — Zwecks
Gründung eines Eiſenbahn=Vereins fand im Gaſthaus „Zum
gol=
denen Löwen” eine Eiſenbahner=Verſammlung ſtatt, in der ein
Mit=
glied der Reichsbahndirektion Mainz das Referat hatte. — Am 30. Juni
d. J. unternimmt der Geſangverein „Liederzweig” einen
Familien=
ausflug nach dem Neckar. Es geht über Heidelberg nach dem herrlich
gelegenen Hirſchhorn, von wo mittelſt Bootes die Rückfahrt bis
Heidel=
berg ſtattfinden ſoll. Einzeichnungsliſten liegen in verſchiedenen
Ge=
ſchäften offen und können ſich auch Nichtmitglieder daſelbſt eintragen.
Schlußtermin iſt der 8. Juni.
An. Arheilgen, 28. Mai. Jünglingsverein. Die 25jährige
Jubelfeier des hieſigen Jünglingsvereins wurde vorgeſtern durch eine
Feſtfeier im Gemeindehaus eingeleitet. Mitwirkende waren der
Kirchen=
geſangverein und der Poſaunenchor. Eingangs ſpielte letzterer das große
Halleluja von Händel, woran ſich die Begrüßung durch den
Ortsgeiſt=
lichen ſchloß. Lieder und weitere Muſikſtücke umrahmten die Feſtanſprache
des Pfarrers Müller=Darmſtadt. Nedner, der bekanntlich lange Jahre
Führer der Heſſenjugend war, verbreitete ſich eingehend über das
Thema: „Wir und unſer Werk”, und wurde ſein Vortrag mit
lebhaf=
teſtem Beifall aufgenommen. Anſchließend folgte: „Das Spiel vom
ver=
lorenen Sohn” von Burkhard Waldis aus Heſſen, erneuert von Alwin
Möller, das einſt in den Tagen der Reformation 1527 auf dem
Markt=
platze zu Lübeck zuerſt geſpielt wurde, und hinterließ dasſelbe einen
ge=
waltigen Eindruck. Für das nun am nächſten Samstag und Sonntag
ſtattfindende Hauptfeſt werden viele befreundete Brudervereine erwartet.
Am Samstagabend wird ein Fackelzug die Feſtteilnehmer zum Sportplatz
an der Viehtrift geleiten und wird daſelbſt nach einer Feuerrede das
„Tellſpiel” von Weinrich aufgeführt und als Abſchluß ein Feuer
abge=
brannt. Am Sonntag wird die Feier durch Poſaunenblaſen und
Mor=
genwache eingeleitet. Der Feſtgottesdienſt beginnt um 10 Uhr.
Nach=
mittags begeben ſich die Teilnehmer in einem Feſtzuge in den Wald und
werden daſelbſt frohe Lieder und feine Spiele für Abwechſlung ſorgen.
Aa. Eberſtadt, 28. Mai. Beerdigung. Unter großer
Be=
teiligung wurde dieſer Tage das frühere Mitglied des Gemeinderats
Peter Dächert zu Grabe getragen. Dem Leichenzug ging vor allen der
Geſangverein „Sängerluſt” voran, in deſſen Reihen der Verſtorbene in
früheren Jahren ſelbſt als aktiver Sänger geſtanden hatte. Der Verein
ſang ihm auch am offenen Grabe ein Abſchiedslied. Außer ihm legten
u. a. ſeine Parteifreunde und Berufskollegen Kränze nieder. Die
Grab=
rede hielt Pfarrer Paul. — Feuerwehrübung. Am Sonntag
fand in aller Frühe eine Feuerwehrübung in der Villenkolonie „
Lud=
wigshöhe” ſtatt. Zu der Uebung hatte ſich nicht nur die Ortsfeuerwehr
mit ihren wichtigſten Geräten eingefunden, ſondern auch die Teilwehr
für die Kolonie. In Verbindung mit der Uebung wurde eine
Waſſer=
druckprobe vorgenommen. Nach Beendigung der Uebung zog die Wehr
mit klingendem Spiele unter Vorantritt des Trommler= und
Pfeifer=
korps in den Rathaushof zurück.
O. Pfungſtadt, 28. Mai. Geſchäftsjubiläum.
Eiſenwaren=
händler Eduard Fiſchbach konnte dieſer Tage ſein 25jähriges
Geſchäfts=
jubiläum begehen. Herr Fiſchbach hatte das Geſchäft Ende Mai 1904
von der Familie W. Wolf käuflich übernommen. Gleichzeitig konnte
Herr Fiſchbach ſein ſilbernes Ehejubiläum feiern. — Todesfall.
Die Witwe Barbara Poppert, geb. Stahl, ſtarb nach längerem Leiden
im 65. Lebensjahr.
f. Roßdorf, 27. Mai. Schweinezwiſchenzählung. Auch
in unſerer Gemeinde findet am 1. Juni eine Schweinezwiſchenzählung
ſtatt. Die Bürgermeiſterei hat in einer öffentlichen Bekanntmachung die
Viehbeſitzer aufgefordert, den Zählern gegenüber über ihren
Schweine=
beſtand genaue Auskunft zu erteilen, da wiſſentlich unrichtige oder
un=
vollſtändige Angaben beſtraft werden. — Gewerbeſcheine. Die
Gewerbeſcheine für das Rechnungsjahr 1929 liegen bei der
Untererheb=
ſtelle zur Einlöſung bereit. — Standesamtliches. Im Monat
April wurden 9 Geburten, 2 Eheſchließungen und 4 Sterbefälle
regiſtriert.
f. Roßdorf, 27. Mai. Arbeitsmarktlage. In Fürſorge
ſtehen noch 21 männliche und 13 weibliche Perſonen. — Vextilgung
der Blutlaus. Die Bürgermeiſterei weiſt alle Obſtbaumbeſitzer auf
die Beſtiimmungen der Polizeiverordnung vom 5. April 1905 über die
Vertilgung der Blutlaus hin, wonach die Bäume bei jedem Vorbommen
der Blutlaus gründlich zu reinigen und übermäßig mit Blutlaus
be=
haftete Aeſte und Bäume zu entfernen ſind. Bei Nichtbefolgung tritt
neben Beſtrafung Beſeitigung der Anſtände auf Koſten der Säumigen
ein. — Todesfall. Nach kurzem, ſchwerem Leiden verſtarb im Alter
von 78 Jahren Herr Georg Hein 6. Eine große Trauergemeinde gab
dem Entſchlafenen, der ſich allgemeiner Beliebtheit erfreute, das letzte
Geleit. Herr Hein war Mitgründer der Freiwilligen Feuerwehr, der er
19½ Jahre angehörte und bei der er zum Ehrenkommandanten ernannt
worden war. Sein Motto war: „Gott zur Ehr' denn Nächſten zur
Wehr.‟ Der Tod des Herrn Hein bedeutet für die Freiwillige
Feuer=
wehr eine ſchmerzliche Lücke. Der Geſangverein „Liederkranz” ſang
wäh=
rend der ergreFenden Trauerfeier zwei eindrucksvolle Chöre und ehrte
den Entſchlafenen durch eine Gedenkrede des Vorſitzenden. Seine
Er=
nennung als Chrenmitglied be eiſt, wie beliebt er in dem Verein war.
10 Jahre Reichsverband deukſcher
Waldbeſiher=
verbände.
Lw. Der Reichsverband Deutſcher Waldbeſitzerverbände wird ſeine
10. Hauptverſammlung am 7. und 8. Juni d. J. in
Mün=
chen abhalten. Anſchließend wird ein Teil der Mitglieder eine
forſt=
liche Studienreiſe in die Schweiz unternehmen.
Der Reichsverband Deutſcher Waldbeſitzerverbände blickt in dieſen
Tagen auf das erſte Jahrzehnt ſeines Beſtehens zurück.
Forſtwirtſchaft=
liche Organiſationen, die auch den nichtſtaatlichen Waldbeſitz mit
umfaß=
ten, gab es zwar ſchon vor dem Kriege, ſo den 1899 von Danckelmann
gegründeten Deutſchen Forſtverein, ferner die Landwirtſchaftskammern,
die als öffentlich=rechtliche Berufsvertretung auch der Forſtwirtſchaft
zu gelten haben; auch einige ſelbſtändige Waldbeſitzervereine waren in
den Jahren 1899—1917 im Weſten Deutſchlands bereits entſtanden.
Aber erſt die Nachkriegszeit mit ihren ſchweren politiſchen und
wirt=
ſchaftlichen Erſchütterungen, mit ihren zahlreichen Angriffen auf das
Eigentum an Grund und Boden, mit ihren Beſtrebungen, das private
Nutzungsrecht an den forſtlichen Liegenſchaften mehr und mehr
einzu=
ſchränken, führte die zwingende Notwendigkeit herbei, zur Verteidigung
des Eigentums ſowohl, als auch zur Intenſivierung des forſtlichen
Be=
triebs ſtarke, über Länder und Reich ſich erſtreckende Organiſationen
des nichtſtaatlichen Waldbeſitzes zu ſchaffen, die, ungehemmt durch von
außen aufgezwungene Rückſichten, die Intereſſen der nichtſtaatlichen
Forſtwirtſchaft gegenüber der Oeffentlichkeit und den Regierungen mit
allem Nachdruck vertreten konnten. Der Mann der Tat, der zum
Reichs=
zuſammenſchluß der deutſchen Waldbeſitzerverbände aufrief, war der
ſpäter durch Mörderhand gefallene Graf Weſterholt=Sythen. Ihm
ge=
lang es, am 22. April 1919 zunächſt den Landesverband Preußiſcher
Waldbeſitzer und kurz darauf, am 21. Juni 1919, in Nürnberg, den
Reichsverband Deutſcher Waldbeſitzerverbände ins Leben zu rufen.
Rührige Forſtwirte aus allen Reichsteilen halfen dabei.
Ein weites Feld der Tätigkeit lag vor der Spitzenorganiſation des
Waldbeſitzes, obwohl die forſttechniſchen und forſtwiſſenſchaftlichen
Fra=
gen ganz dem Deutſchen Forſtverein und alle
Arbeitgeberangelegen=
heiten dem Neichsverband der deutſchen land= und forſtwirtſchaftlichen
Arbeitgebervereinigungen überlaſſen blieben. Der Reichsverband
Deut=
ſcher Waldbeſitzerverbände beſchränkte ſich auf das Gebiet der
Forſtpoli=
tik; wer in der Tätigkeit der Waldbeſitzerorganiſationen geſtanden
hat, weiß zu ſchätzen, welche Summe von Arbeit z. B. auf dem Gebiet
der Steuergeſetzgebung, des Holzhandels= und Zollweſens, des
Eiſen=
bahntarifweſens, um nur einige der wichtigſten Aufgabenbereiche zu
nennen, zu leiſten war.
f. Roßdorf, 28. Mai. Sport. Am verfloſſenen Samstag abend
hielt das Arbeiter=Sportkartell im Saale „Zum Darmſtädter Hof” einen
Sportwerbeabend ab. Der Vorſitzende, Konrad Ewald, hieß die
zahl=
reich Erſchienenen herzlich willkommen und ſproch ſeine Freude über das
Intereſſe an der Arbeiterſportbewegung aus, das durch das Erſcheinen
bewieſen werde. Die Mitwirkenden zeigten ſämtlich ihr keſtes Können
und die Zuſchauer waren überaus befriedigt. Die Veranſtaltung war
umrahmt von ſchneidigen Märſchen der Spielleute unter der
muſtergül=
tigen Leitung des Adam Müller und von Geſangsvorträgen des
Ar=
beiter=Geſangvereins unter der zielbewußten Leitung des Chormeiſters
Herfurth.
Ak. Mefſel, . Mai. Gauwertungsſingen des Gaues
Darmſtadt=Land im Heſſiſchen Sängerbund. Am kommenden
Sonn=
tag, den 2. Juni I. Js., findet dahier das diesjährige
Gauwertungs=
ſingen des Gaues Darmſtadt=Land ſtatt. Es iſt verbunden mit dem
70jährigen Jubiläumsfeſte des Geſangvereins „Sängerbund” dahier.
Das Singen, das mangels Verhandenſeins geeigneter Säle, in einem
Feſtzelt ſtattfindet, begignt vormittags um 9 Uhr. An ihm beteiligten
ſich alle Gauvereine, ſoweit ſie nicht durch dringende anderweitige
Ver=
pflichtungen verhindert ſind. Als aufgegebener Chor wird, von allen
Vereinen geſungen der vom Bundesfeſt in Wien bekannte und auh beim
Darmſtädter Bundesſängerfeſt im Juli d. Js eine Rolle ſpielende Chor:
„Wo gen Himmel Eichen ragen” Außerdem ſingen alle Vereine noch
einen ſelbſtgewählten Chor nach freiem Ermeſſen. Der Feſtnachmittag
wird ansgefüllt ſein durch eine große Sängerkundgebung auf dem
Feſt=
platze, woſelbſt Maſſenchöre zum Vorttag kommen. Auch mehrere, durch
den Heſſ. Sängerbund ausgeſprochene Ehrungen werden durch den
Gau=
vorſitzenden überreicht werden. Die Zahl der ſich beteiligenden Sänger
beträgt nahezu 1009. Fs iſt Vorſorge getroffen, daß der am
Feſtſonn=
tag vormittag auf der Strecke Darmſtadt—Meſſel verkehrende,
fahrplan=
mäßige Perſonenzug, der gegen 7¾ Uhr in Darmſtadt=Hautpbahnhof
abgeht, ſo verſtärkt wird, daß jedermann Sitzplatz bekommt. Am
Bahn=
hof Meſſel weiden die Vereine durch den feſtgebenden Verein mit Muſik
abgeholt.
G. Ober=Ramſtadt, 27. Mai. Die letzte Nutz= und Brennholz=
Ver=
ſteigerung aus dem Gemeindewald OberRamſtadt vom 16. d. Mts. iſt
genehmigt. Die Abfuhrſcheine können vom 28. Mai ab bei der
Ge=
meindekaſſe in Empfang genommen werden.
G. Ober=Ramſtadt, N7. Mai. Gemeinderatsſitzung. Der
vom Gemeinderat am 14. Mai wegen Verteilung der Bandarlehen
ge=
faßte Beſchluß mußte einer Reviſion unterzogen werden, um in allen
Fällen im Rahmen der Finanzierung die Beträge feſtzuſetzen. Dies
ge=
ſchah nunmehr, und die zur Verfügung ſtehenden Mittel wurden
end=
gültig verteilt. Für die 1928er Getverbeſteuer werden folgende
endgül=
tige Ausſchlagsſätze feſtgeſetzt: 34 Rpfg. auf 100 RM. Gewerbekapital,
130 Rpfg. auf 100 RM. Gewerbeertrag. Zur Aufkringung der 1929er
Gemeindeumlagen ſollen erhoben werden von 190 RM. Steuerwert der
Gebände und Bauplätze 18 Rpfg., der land= und forſtwirtſchaftlich
ge=
nutzten Grundſtücke und Rechte 40 Rpfg., des Gewerbekapitals 45 Rpfg.,
des Gewerbeertrags 175 Rpfg. und von 1 RM. des ſtaatlichen
Sonder=
gebäudeſteuervorſolls 36,43 Rpfg. Die am 16. Mai ſtattgefundene
Nutz=
holsverſteigerung aus dem Gemeinde ald Ober=Ramſtadt wird
geneh=
migt. Einer anderweitigen Feſtlegung der Baufluchtlinien in der
vor=
deren Vauſtraße und Brückengaſſe ſtimmt der Gemeinderat entſprechend
dem Vorſchlage des Hochbauamts zu.
Bb. Bensheim, 27. Mai. Geſtern ertrank der 21 Jahre alte Sohn
Friedrich des hieſigen Schreinermeiſters Friedrich Speckhardt bei
Lam=
pertheim im Altrhein. Der allſeits beliebte junge Mann, die Freude
ſeiner Eltern, hatte mit ſeiner Braut eine Ruderpartie an jener Stelle
unternommen, bei der durch ungeeignetes Verhalten während der Fahrt
das Fahrzeug umſchlug. Das Mädchen konnte gerettet werden, nicht
aber der junge Mann, der unter das Boot gekommen war. Man bringt
der ſchwergeprüften Familie des Verunglückten allſeits aufrichtige
Teil=
nahme entgegen.
— Gernsheim, 28. Mai. Waſſerſtand des Rheins am
27. Mai 0,11 Meter, am 28. Mai 0,12 Meter.
Bp. Gernsheim, 28. Mai. In der Zuckerfabrik waren geſtern vier
Arbeiter mit dem Ausſchachten des Fundaments einer etwa zwei Meter
hohen alten Mauer beſchäftigt. Die Mauer ſtürzte plötzlich ein. Drei
der Arbeiter wurden leichter verletzt, der 40jährige Maurer Breitheiſer
von Biebesheim erlitt Bruſtquetſchung und Kopfverletzung und mußte
ins Stadtkrankenhaus nach Darmſtadt übergeführt werden. Zwei
Ver=
letzte wurden in ihre Wohnung nach Biebesheim verbracht.
Ca. Lorſch, 24. Mai. Bei den Erdarbeiten am Kirchenneubau
wer=
den zahlreiche Menſchenfkelette zutage gefördert, die zum Teil noch gut
erhalten ſind. Beſonders wurden noch ganze Schädel vorgefunden, an
denen teilweife noch Haare zu ſehen waren, trotzdem die Grabſtätten
bereits zirka 20 Jahre alt ſind.
Rheinheſſen.
* Mainz, 28. Mai. Chronik. Ein 61jähriger Mann wurde an
der Ecke der Gonſenheimer= und Wallſtraße von einem
franzöſi=
ſchen Auto angefahren und zu Boden geſchleudert. Dabei erlitt
der Bedauernswerte ſo ſchwere Verletzungen, daß er dieſen im Mainzer
Krankenhaus erlegen iſt. — Ein 76jähriger Mainzer Privatier ſtand am
Rheinufer, als er einen Schwindelanfall erlitt, in den Rhein ſtürzte und
ertrank. Die Leiche wurde einige Zeit ſpäter zwiſchen dem Schloß
und Kaiſertor geländet. — Nachts wurde verſucht, in eine im Hofe
ge=
legene Wohnung der Lauterenſtraße einzubrechen. Die Täter
ver=
ſuchten, die Scheibe einzudrücken, wobei dieſe zerſprang. Als
Haus=
bewohner die Diebe anriefen, gingen ſie flüchtig. — Die
Gartenverwal=
tung der Stadt Mainz hat in den Anlagen auf der Kaiſerſtraße eine
große Anzahl von Tulpenbeeten angelegt. Vandalen haben jetzt nachts
daraus eine große Anzahl von Tulpen entwendet. Als Polizeibeamte
erſchienen, ergriffen ſie die Flucht. Ihre Perſonalien konnten noch nicht
ermittelt werden. — In einem Brikettlager in Mainz=Kaſtel brach
ein Brand aus, deſſen Löſchung bei dem leicht brennbaren Material
ſich recht ſchwierig geſtaltet. Die Lagerhallen, die Büroräume fielen dem
Feuer zum Opfer. Auch die Brikettbeſtände (es handelt ſich um etwa
8000 Zentner) ſind großenteils vernichtet. Da das Feuer immer noch
unter der Oberfläche der Brikettbeſtände ſchwelt, mußte eine
Brand=
wache an der Brandſtelle bleiben, bis die Brikettmaſſen vollſtändig
ab=
getragen ſind. — In der Lackfabrik und Schellackbleiche J. Albrecht brach
am Dienstag vormittag durch Keſſelüberlauf ein größeres Schadenfener
aus. Die Mainzer Berufsfeuerwehr war gleich zur Stelle und bekämpfte
das Feuer, das in den leicht brennbaren Materialien gute Nahrung
fand, mit mehreren Schlauchleitungen. Nach über einſtündiger
Be=
mühung war die größte Gefahr beſeitigt. Eine Wellblechhalle wurde
zerſtört. Der Sachſchaden iſt erheblich.
Seite 8
Mittwoch, den 29. Mai 1929
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Nummer 147
Mittwoch, den 29. Mai 1929
Geite 9
Ein Beſuch bei der J. G. Farbeninduſtrie.
Ein Gang durch Oppau, die Werke und Laborakorien. — Die Geheimniſſe der Wiſſenſchaft und Technik. — Die
Verflüfſigung von Kohle in Ludwigshafen. — Der landwirkſchaftliche Muſterbekrieb der J. 6. Zarbeninduſtrie
Der Vorſtand der J. G. Farbeninduſtrie hatte die Vertreter der
ſüdweſtdeutſchen Preſſe zu einer Beſichtigung verſchiedener Betriebe und
Laboratorien der Werke Oppau und Ludwigshafen eingeladen, um einen
Einblick in ihre Arbeits= und Produktionsmethoden zu geben. Im
Verwaltungsgebäude des Oppauer Werkes begrüßte Direktor Dr.
Krauch im Namen des Vorſtandes die Gäſte und nannte in einer
kurzen Einführung als Zweck des Beſuches die Probleme der
künſt=
lichen Düngemittel und der Kohlenverflüſſigung, die Arbeiten in den
verſchiedenen wiſſenſchaftlichen Laboratorien und die Erfolge diefer
Arbeiten kennen zu lernen. Eine kurze Begrüßungsanſprache hielt
anſchließend der Leiter der Preſſeſtelle der J. G. Farbeninduſtrie Dr.
Jutzi. Dann trennten ſich die verſchiedenen Gruppen, deren
Füh=
rung ſachverſtändige Herren der J. G. übernahmen. Die Herren
Dr. Hochſchwendel und Dr. G. Wietzel, deren Gruppe wir uns
anſchloſſen, führten uns in die Geheimniſſe der Rieſenwerke ein.
In Oppau, dem erſten Werk der Welt, in dem ſynthetiſcher
Ammoniar hergeſtellt wird, heurſcht der Geiſt der beiden genialen
Wiſſenſchaftler Geheimrat Haber und Geheimrat Boſch, die das
Funda=
ment zu dem Verfahren gelegt haben, bei dem Luftſtickſtoff und
Waſſer=
ſtoff bei hohen Drucken und Temperaturen zu Ammoniak vereinigt
wer=
den, das dann weiter zu Ammonſalzen und andern Stickſtoffverbindungen,
insbeſondere Harnſtoff und Nitraten, verarbeitet, in der Hauptſache zu
Düngungszwecken Verwendung findet. Die Produktion von Oppau
be=
trägt zurzeit 130 000 Tonnen, diejenige des Leuna=Werkes 570 000
Tonnen zuſammen 700 000 Tonnen Stickſtoff pro Jahr, in Düngeſalze
umgerechnet jährlich zirka 3½ Millionen Tonnen. Dieſe Menge würde,
in Eiſenbahnwagen zu je 15 Tonnen verladen, einen Zug von zirka
2300 Kilometer Länge ergeben, was ungefähr der Luftlinie von Berlin
nach Liſſabon entſpricht. Im Oppauer Werk ſind zirka 11 250 Apbeiter
und Angeſtellte beſchäftigt. Die Führung, die unter knappen, aber
er=
ſchöpfenden Erläuterungen — in den Laboratorien die einzelnen Leiter
— bemüht war, in der vorgeſehenen Zeit einen möglichſt tiefen Einblick
in die ganze Arbeit der Werke von Grund auf zu geben, zeigte zunächſt
in einem Forſchungslaboratorium die Hochvakuum=Apparatur für
wiſſen=
ſchaftliche Unterſuchungen an Gaſen, eine Apparatur, die in ihrem
Ge=
wirr von Glasrohrleitungen und Glasgefäßen verſchiedenſter Größe und
Form faſt ſinnverwirrend wirkt, in die aber bald dank der vorzüglichen
Einführungen Ordnung und Verſtändnis gebracht iſt. Die
Hochvakuum=
pumpen, Kondenſationsgefäße, die Schwebewaagen, die
Gewichtsverän=
derungen von einem Tauſendſtel Milligvamm anzeigen, wodurch die
Dichte der Gaſe und deren Molekulargewicht ermittelt wird, und die
verſchiedenen Spezialeinrichtungen ermöglichen, daß alle Operationen
unter vollkommenem Luftabſchluß vorgenommen, und daß alle
Vor=
gänge, die ſich abſpielen, leicht und exakt meſſend verfolgt werden
können.
Aus der Stille der Laboratorien geht es in die grandioſe
Maſchinen=
welt — in die Keſſelhäuſer, in denen mittels Ruhrkohlen Dampf
er=
zeugt und mit rheiniſchen Braunkohlenbriketts in der Gasfabrik
Kraft=
gas hergeſtellt wird. Rieſige Dampfturbinen oder Gasmaſchinen treiben
die Dynamos zur Erzeugung elektriſcher Energie. In vier
Keſſelhäu=
ſern wird der Hochdruckdampf erzeugt, der zum Antrieb der Maſchinen
verwandt wird, aus einem großen Waſſerwerk wird dem Rhein täglich
500 000 bis 700 000 Kbzm. Waſſer entzogen, das zu Kühlzwecken und
zur Herſtellung des für die Ammoniak=Fabrikation notwendigen
Waſſer=
ſtoffs gebraucht wird. Die Gasfabrik hat zwei lange Reihen von
Gene=
ratoren und liefert das Gasgemiſch, das den für die Ammoniak=
Fabri=
kation nötigen Stickſtoff und Waſſerſtoff und außerdem noch
Kohlen=
oxyd enthält. Sie produziert jährlich 3 bis 4 Millionen Kbzm. Gas, eine
Menge, die ausreichen würde, Ludwigshafen 4 bis 5 Monate zu
ver=
ſorgen. Das kompliziert maſchinell gereinigte Gemiſch von Stichſtoff und
Waſſerſtoff, das unter einem Druck von 20 Atmoſphären bei zirka
500 Grad Celſius über Katalyſatoren geführt wird, wird nach techniſch
ſchwierigen Prozeſſen, wobei mit Hilfe zahlloſer, überſichtlich angeord=
neter Kontrollinſtrumente eine dauernde Ueberwachung ſtattfindet,
weiter verarbeitet, wodurch ſchließlich die verſchiedenen Düngeſalze und
anderen Stickſtoffprodukte gewonnen werden. Der Weg führte weiter.
an großen Rührkeſſeln vorbei, in denen in einen wäſſerigen Gipsbrei
Ammoniak und Kohlenſäure eingeführt wird, wobei eine Löſung von
ſchwefelſaurem Ammoniak und unlöslichem kohlenſaurem Kalk entſteht,
und ſomit dann nach weiterem Verfahren in Tauchnutſchen, Filtern
uſw. eines der wichtigſten Düngeſalze, das ſchwefelſaure Ammoniak
ge=
wonnen wird. — Durch Vereinigung von Ammoniak und Kohlenſäure
unter hohem Druck bei zirka 170 Grad Celſius entſteht der Harnſtoff.
Weitere Stickſtoffverbindungen ſind die ſogenannten Nitrate. — In
weiter Halle ſtehen Kontaktöfen in zwei Reihen, in denen man den
glühenden Katalyſator beobachten kann, die Abſorptionsanlage,
be=
ſtehend aus gewaltigen Türmen, ſchließt ſich an und in den kurzen,
markanten Erläuterungen werden die Geheimniſſe von der Entſtehung
des Natronſalpeter, Kalk= und Ammonſalpeter, wichtige Beſtandteile der
meiſten Miſchdünger klar gemacht. — Ueberall eifrige, anſtrengede
Ar=
beit der 11 000 Menſchen im Oppauer Werk, und doch ſcheinen die
Men=
ſchen, von denen alles abhängt, nur Nebenſache. Der gewaltige Eindruck
der Rieſenmaſchinen, ihr präziſes Ineinanderarbeiten, läßt für
Minu=
ten vergeſſen, daß alles Menſchenapbeit iſt, von ihren Händen abhängt.
Aber gerade hier im Oppauer Werk zeigt ſich, was Zuſammenarbeit von
Geiſt und Körper vermag. Der Wiſſenſchaftler, der Arbeiter, jeder an
ſeinem Platze, erfüllt ſeine Pflicht bis zum letzten, die Technik hilft
der deutſchen Wiſſenſchaft zum Siege, ohne Körper könnte der Kopf
ſeine neuen Gedanken nicht verwerten — ohne den Kopf müßte der
Körper abſterben, müßten Tauſende von Arbeitern ihre
Exiſtenzmög=
lichkeit verlieren. Ein harmoniſches, treues und verſtändnisvolles
In=
einanderwirken erzielt Erfolge auf Erfolge. —
Weiter führt der Rundgang zu den ſogenannten Silos, den großen
Lagerhäuſern, wo die Düngeſalzmengen bis zum Abruf gelagert
wer=
den. Auf einem laufenden Band werden ununterbrochen, gleich einem
feinen weißen Schneefall Salzberge aufeinander getürmt, aus über
30 Meter Höhe ſieht man in großer Sommerhitze auf weiße Schneeberge
herunter. Zirka 60 000 Tonnen Salz faßt das größte Lagerhaus in
Oppau. —
Nach den großen Maſchinen= und Lagerhäuſern werden noch eine
Reihe wiſſenſchaftlicher Verſuchslaboratorien beſucht. Da werden
Ar=
beiten über „Reſonanzſtrahlung” ausgeführt, die Intenſität der
ultra=
violetten Strahlen mit einem von Wiſſenſchaftlern der J. G.
herge=
ſtellten neuen Apparat gemeſſen, die Wirkungen des lebenswichtigen
Vitamin D an allen möglichen Verſuchstieren erprobt und die
Heil=
wirkung der Vitamine, beſonders des Vitamin B, demonſtriert, und da
wird in anderen Laboratorien die Giftigkeit der Auspuffgaſe geprüft,
womit zugleich eine grundlich zuſammenfaſſende Bearbeitung der
ge=
ſamten mit dem Kraftfahrweſen zuſammenhängener Fragen verknüpft iſt,
oder in wieder anderen die Herſtellung der Kaſchiermaſſen für
waſſerdichte Säcke zum Transport von Düngemitteln gezeigt. Aus dem
überreichen Arbeitsgebiet ſeien noch die Verfahren erwähnt, durch die
die J.=G.=Wachſe gewonnen werden, ferner das Harnſtoffharz und die
Gewinnung von Eiſen aus Eiſenkarbonid, ohne die üblichen Hochöfen
bei verhältnismäßig niederer Temperatur. Auf dem Arbeitsgebiet der
Bauchemie werden die wichtigſten Fragen unſeres Verkehrs= und
Wohn=
weſens behandelt. Im analytiſchen Laboratorium Oppau wurden im
Jahre 1928 235 280 Analyſen, alſo an einem Arbeitstag 770 Analyſen
angefertigt. — Dem Forſchungslaboratorium iſt eine Abteilung
Pflan=
zenverſuche angegliedert, in der die wiſſenſchaftliche Bearbeitung
biolo=
giſcher Fragen im Zuſammenhang mit den Problemen der
Dünge=
induſtrie erfolgt.
*
Ein kurze Beſichtigung des Mutterwerkes Ludwigshafen wurde noch
vorgenommen, das eng mit Oppau vepbunden iſt und von dem
aus=
gehend die J. G. ſich immer mehr vergrößerte. Frühere kleinere
Maſchinenräume ſind bedeutend erweitert und moderniſiert. Hier
wird vor allem die Veredelung von Kohle=Teeren und Erdölen durch
Katalyſe, unter Anwendung von Waſſerſtoff unter hohem Druck, die
Verflüſſigung der Kohle nach dem Bergiusſchen Verfahren,
vorgenom=
men. Ein Stab von Chemikern, Ingenieuren und anderen
Mitarbei=
tern iſt beſchäftigt, die Herſtellung von Benzin, das zurzeit das
Haupt=
produkt iſt, noch immer zu fördern. Schon heute beträgt die Produktion
70 000 Tonnen Benzin pro Jahr. (Deutſchlands Benzinverbrauch
be=
trug 1928 885 000 Tonnen.)
Während einer Mittagspauſe begrüßte Geheimrat Dr. Kalle die
Gäſte und unterſtrich die Zuſammenarbeit der J.=G.=Betriebe mit allen
Zweigen der Naturwiſſenſchaften. Es ſei eine Arbeit in der Stille,
aber wenn es Zeit ſei, würden die Ergebniſſe der Oeffentlichkeit durch
die Preſſe mitgeteilt. — Den Abſchluß der Beſichtigung bildete ein
Be=
ſuch des Gutsbetriebs „Limburger Hof” der J. G., ein Muſterbetrieb,
in dem Aufzucht von Jungvieh. Leiſtungsprüfungen von Milchkühen
uſw. erfolgen. Es befindet ſich u. a. hier eine eigene Molkerei, ein
Geflügelhof und Schweinezüchterei. In der Hauptſache werden hier in
Gärten und Anlagen Düngeverſuche unternommen und die Ergebniſſe
gewiſſenhaft regiſtriert. Alle Arten von Pflanzungen, Kakteen, Roſen,
Blumen aller Art, Tabakpflanzen, Getreide uſw., werden aufgezogen
und geprüft. Hervorragende Erfolge krönen auch hier raſtloſe Arbeit.
Die gewonnenen Produkte werden praktiſch verwertet — gegenſeitiges
Hand=in=Hand=Arbeiten fördert, ermöglicht Verbeſſerungen, gibt
An=
regungen zu neuen Erkenntniſſen und neuen Erfindungen. — So hat
dieſer Tagesbeſuch bei den J. G. Farben in Oppau und Ludwigshafen
einen tiefen Einblick ermöglicht in das vielſeitige Arbeitsgebiet dieſes
rieſigen Unternehmens, das auch jeden Außenſtehenden wegen ſeiner
Be=
deutung und Leiſtungen ſtark intereſſieren wird. Dem Vorſtand der
J.=G. Farbeninduſtrie wurde für die ausgezeichnet vorbereitete und
gelungene Führung der Dank aller Teilnehmer ausgeſprochen. Dr. 0.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 29. Mat. 10.40: Schulfunk. F. Weller und
Mittel=
ſchullehrer H. Stridde: Unterweiſung der Schulmädchen im Kocher-
O 13.15: Schallplatten. Joſeph Haydn. o 15.05: Jugendſtunds.
Rektor Wehrhan: Luſtige Geſchichten von merkwürdigen Menſchen=
S 16.35: Konzert des Funkorch.: Neue Tanzmuſik. 6 18.10:
Bücher=
ſtunde. Franz Kafka. Referent: E. Schoen. 0 18.30: Pfarrer Taesler:
Die Homunkulus=Szene in Goethes „Fauſt I!” zweiter Akt. 0 18.50:
W. Salzmann: Wie werde ich Vogelſtimmforſcher? O 19.10: Dipl.=
Ing. Laßwitz: Neuzeitliche Technik. O 19.25: Franzöſiſche
Literatur=
proben. O 19.35: Franzöſiſcher Unterricht. 0 20: Prof. Dr. Kräuſel=
Herbſtfahrt durch die Alleghanies. O 20.15: Vortragsſtunde Ludw.
Hardt. „Schelme und Vaganten.” Liliencron: Das alte Steinkreuz
am Neuen Markt; Bruder Liederlich: Der Fremde. — Keller: Der
Narr des Grafen von Zimmern. — de Coſter: Wie Ulenſpiegel
getauft wurde: Wie Ulenſpiegel gehenkt werden ſollte. — Bürger:
Vier Abenteuer des Freiherrn von Münchhauſen. — Li=Tai=Pe: In
der Fremde; Trinklied vom Jammer der Erde. — Daudelaire:
Der Fremdling. — Walſer: Schwendimann. — Bellmann: Fredman
philoſophiert im Rinnſtein. — Liliencron: Raſſe. O 21.15: Kaſſel:
„Erſtlings=Werke”,
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 29. Mai. 12: Rektor Mehlan:
Beobachtungsunterricht in der Gartenarbeitsſchule. O 14.45:
Jugend=
bühne: Lorelen (1. Teil). O 15.30: Wetter und Börſe. 0 15.40:
Camilla Koch: Was können die Landfrauen auf der
Wander=
ausſtellung der D. L.G. in München lernen? o 16: Schulrat Wolff
und Stefan Konetzky: Zur praktiſchen Durchführung der Richtlinien
in der Volksſchule. o 16.30: Deutſche Stammesdichtung. Dr.
Dorneich: Alemaniſche Dichter: Hugenberger, Federer. 0 17:
Ham=
burg: Kammermuſik. ausgef. vom Prinsquartett. O 18:
Staats=
ſekretär a. D. Prof, Dr. Müller: Reparationsfrage und
Außen=
hande 6 18.30: Spaniſch für Anf. o 18.55: Dr. Ditthorn:
Die Bakteriologie des täglichen Lebens. O 19.20: Graf Brockdorff=
Rantzau und die Friedensverhandlungen (anläßlich ſeines 60.
Ge=
burtstages. (Dr. Stern=Rubarth). o 20: Wovon man ſpricht,
0 20.30: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Geza Komor. 2 21.15:
Joſ. Handn (Zu ſeinem 120. Todestag am 31. Mai. Dirigent:
Seidier=Winkler. Berliner Funkorch. Mitw; Emanuel Feuermann
CCello). v Danach: Tanzmuſik. (Fred Bird=Tanzorch. — Pauſe:
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Nummer 142
Reich und Ausland.
Zum Großfeuer in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M. Das Großfeuer bei der
Firma D. Becker u. Co. in Frankfurt=
Oſtgüterbahn=
hof konnte nach mehr als zweiſtündiger angeſtrengter
Tätigkeit faſt der geſamten Frankfurter Feuerwehr
auf ſeinen Herd, beſchränkt werden, nachdem es
ge=
lungen war, die äußerſt gefährdeten Nachbargebäude
zu retten. Der Schaden wird auf annähernd 100 000
Mark geſchätzt. Perſonen kamen bei dem Brande
nicht zu Schaden.
Zwölf Jahre Zuchthaus für den Gendurmen=
Mörder.
Kaſſel. Das hieſige Schwurgericht
verhan=
delte gegen den 31jährigen Heizer Walter Schmidt,
der in der Nacht vom 27. zum 28. März den
Ober=
landjäger Ullrich in Groß=Almerode nach einem
Diebſtahl auf der Straße erſchoſſen hatte. Der
Staatsanwalt führte in ſeinem Plädoher aus, der
Angeklagte habe, als er ſich verfolgt ſah, durch den
Schuß auf den Landjäger dieſen von der Verfolgung
abhalten wollen. Das genüge zum Vorſatz. Ein
Mord liege nicht vor, ſondern ſchwerer Totſchlag.
Der Anklagevertreter beantragte ſchließlich 14 Jahre
Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverluſt. In ſeinem
Schlußwort erklärte der Angeklagte, er habe bei der
Tat nur inſtinktmäßig gehandelt. Unter Tränen
ſchilderte er dann ſeinen Seelenzuſtand im
Augen=
blick der Tat. Heute gäbe er gerne ſein Leben für
das des Oberlandjägers hin. Nach kurzer Beratung
verkündete der Vorſitzende folgendes Urteil: Der
Angeklagte wird wegen erſchwerten Totſchlags mit
12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverluſt
be=
ſtraft. Auf Einziehung des Revolvers wurde
er=
kannt und die Unterſuchungshaft angerechnet. In
der Begründung wurde u. a. ausgeführt, daß es
ge=
nüge, wenn der Angeklagte das Bewußtſein gehabt
habe, daß eine Tötung erfolgen könne. Dieſes
Be=
wußtſein habe er als ein intelligenter Menſch haben
müſſen, bei einer Entfernung zum Oberlandjäger,
die nur 4½ Meter betragen habe.
Ein Auto fährt in einen Kinderfeſtzug.
Zwei Kinder tot, vier verletzt.
Heidelberg. In dem badiſchen Ort
Unter=
harmersbach fuhr der Autobeſitzer Johann Bäch mit
ſeinem Auto in einen Kinderfeſtzug. Dabei wurden
zwei Kinder getötet und vier weitere ſchwer verletzt.
Die Urſache des Unglücks iſt noch nicht geklärt.
Der Jakubowſki—Nogens=Prozeß.
Neuſtrelitz. Geſtern vormittag begann vor
dem Schwurgericht Neuſtrelitz der Prozeß gegen
Nogens und Genoſſen wegen Mordes. Den
Brü=
dern Fritz und Auguſt Nogens aus Palingen legt
die Anklage zur Laſt, daß ſie den kleinen
unehe=
lichen Sohn des Landarbeiters Jakubowſki, Ewald
Nogens, umgebracht haben. Wegen des Mordes an
dieſem Kinde iſt Jakubowſki vom Schwurgericht
Neu=
ſtrelitz am 26. März 1925 zum Tode verurteilt und
trotz der Beteuerung ſeiner Unſchuld am 15. Februar
1926 in Strelitz=Alt hingerichtet worden. In der
Vorunterſuchung ſollen die beiden Angeklagten
Nogens ihre Beteiligung an der Mordtat zugegeben
haben. Auf der Anklagebank erſcheint weiter Frau
Kähler (verwitwete Nogens), die Großmutter des
Ermordeten, die das Verbrechen begünſtigt haben
ſoll. Dieſe und die beiden Angeklagten Nogens ſind
weiter wegen Meineids angeklagt. Der Frau Lübke,
geb. Kreutzfeld, wird zur Laſt gelegt, daß ſie die
jetzt Angeklagten nach der Tat begünſtigt habe. Der
Pferdeknecht Böcker iſt auf Grund ſeiner Ausſagen
im früheren Jakubowſki=Prozeß wegen Meineids
an=
geklagt. Es ſind insgeſamt 128 Zeugen geladen. Den
Vorſitz führt Landgerichtsdirektor Dr. Peters=Roſtock,
die Anklage vertritt Oberſtaatsanwalt Dr. Weber=
Neuſtrelitz.
Zeppelin=Bauauftrag durch die amerikaniſche
Marine.
Berlin. Die Goodyear=Zeppelin=Corporation,
die Tochtergeſellſchaft der 1921 durch Dillon Read and
Co. reorganiſierten Goodhear=Tire and Rupper Co.,
erhielt einen Auftrag für den (in Amerika
auszufüh=
rend n Bau von Zeppelinen in Länge von 235
Me=
tern für die amerikaniſche Marine. Zwecks
Vorberei=
tung für einen Transozeandienſt führt die
Geſell=
ſchaft ſeit längerem ſtändig Ueberlandflüge in
Ame=
rika aus.
Ein ſchweres Gewitter über dem Schwarzwald.
Freudenſtadt. In der Nacht zum
Diens=
tag wurde der Schwarzwald von einem ſieben
Stun=
den andauernden Gewitter heimgeſucht. Verſchiedene
Blitzſchläge hatten Brandfälle zur Folge. So
ent=
zündete der Blitz in Saß=Bachwalden das Anweſen
des Bürgermeiſters Meier und vernichtete Scheunen
und Stallungen. Nur das Wohnhaus konnte
ge=
rettet werden.
Schwere Gewitterſchäden in Frankreich.
Paris. Die außergewöhnliche Hitze — in
Paris erreichte am Montag das Thermometer 29,3
Grad im Schatten — hat in vielen Teilen
Frank=
reichs ſchwere Gewitter ausgelöſt. In verſchiedenen
Ortſchaften wurden Kirchtürme vom Blitz getroffen
und beſchädigt. In der Nähe von Tours wurde die
us dem 16. Jahrhundert ſtammende Kapille eines
Kloſters durch Blitzſchlag eingeäſchert. Auch in der
Nähe von Tarbes brannte eine Kirche nieder. Bei
Nanch wurde eine exerzierende Infanterie=Abteilung
vom Gewitter überraſcht. Zwei Sergeanten, die
unter einem Baum Schutz ſuchten, wurden vom Blitz
getroffen. In der Umgebung von Boulogne richtete
ein von ſchwerem Hagel begleitetes Gewitter großen
Schaden an. In der Stadt ſelbſt wurden mehrere
Häuſer und Straßenbahnwagen vom Blitz getroffen.
In Le Havre wurden mehrere Straßenbahnwagen
vom Blitz in Brand geſteckt. Bei einer Panik unter
den Fahrgäſten wurde eine Frau ſchwer verletzt. Bei
Bourges löſte ſich während eines ſchweren Gewitters
ein Felsblock und ſtürzte auf ein vorüberfahrendes
Auto, deſſen Inſaſſen ſchwer verletzt ins
Kranken=
haus geſchafft werden mußten.
Flugzeugabſturz.
Paris. Bei Caſablanca ſtürzte ein
franzöſi=
ſches Militärflugzeug ab. Die beiden Inſaſſen,
Leutnant und ein Unteroffizier, wurden getötet.
Mttwoch den 29 Mai 1929
Porſtoß in die Stratoſphäre.
W 33 und ſein Führer Willy Neuenhofer.
Der Typ des deutſchen Weltrekordflugzeugs
Der Junkerspilot Neuenhofen hat die Fahrt in
die Stratoſphäre gewagt, er iſt mit ſeinem
Flug=
zeug in jene Höhen geklettert, die eigentlich ſchon
längſt nicht mehr für menſchlichen Aufenthalt
geſchaf=
fen ſind. 12 739 Meter, Höhe das iſt ſein Rekord,
der den der Amerikaner um gute tauſend Meter
noch übertrifft. Die Deutſche Verſuchsanſtalt für
Luftfahrt hat ihn auf Grund der Prüfung der
ver=
ſiegelten Meßinſtrumente bereits beſtätigt und zur
Anerkennung bei der Federation Aeuronautique
In=
ternationale angemeldet. Freilich, der Sieg des
kühnen Piloten war nicht ohne Mühe zu erringen,
er mußte erkämpft werden. Mehrmals ſchon
hatte=
der 32jährige ehemalige Kriegsflieger einen Vorſtoß
gewagt, und ebenſo oft war er mißglückt. Einmal
mit ſeinem Begleiter, mit dem er ſchon in etwa
7000 Meter Höhe war, als der Schlauch der
Sauer=
ſtoffzuführung riß. Unbedenklich brach der Flieger
Neuenhofen um der Sicherheit ſeines Begleiters
willen den Flug ab, um ein gefährdetes
Menſchen=
leben zu retten. Ein zweites Mal hatte der Flieger
mit ſich ſelbſt das gleiche Pech, ihm blieb der
bele=
bende Sauerſtoff aus, und er mußte notlanden.
Tags darauf ging es zu neuem kühnen Beginnen.
Mit reichlicher Schutzkleidung verſehen — denn die
Durchſchnittstemperatur jener Höhen iſt 55
Minus=
grade —, aber ohne Schutzbrille wurde eine neue
Fahrt begonnen. Nur durch einen Schleier war das
Geſicht gegen die enorme Kälte geſchützt, bei einem
der Verſuche war dem Flieger der wäſſerige Inhalt
eines Auges, ſo gut wie eingefroren, und daraus
hatte er gelernt. Raſch klettert das Flugzeug in die
Lüfte, verſchwindet ſehr ſchnell und iſt den
Unten=
ſtehenden bald entflohen. Da — etwa in 7000 Meter
Höhe — bildet ſich eine Wolke, die lange auf einem
Fleck ſtehen bleibt und dann langſam vergeht. Das
Flugzeug hat die in der Atmoſphäre ſteckenden
Waſ=
ſerkerne aufgewirbelt und zuſammengeballt, und ſo
iſt ſozuſagen aus dem Nichts eine Subſtanz
entſtan=
den. Den Flieger überfällt eine heftige Müdigkeit,
kaum kann er ſich ihrer erwehren. Das iſt die Folge
der übermäßigen Luftverdünnung in jenen Schichten
unſerer Atmoſphäre. Aber Neuenhofen hält durch,
ſolange wie es irgend geht. Er ſpürt es noch, daß
er den amerikaniſchen Höhenrekord erreicht hat, nun
iſt er ſchon geſchlagen. Und unaufhaltsſam ſchraubt
ſich das Flugzeug weiter in die Stratoſphäre, bis
12 700 Meter erreicht ſind. Da erſt verläßt den
Flie=
ger das Bewußtſein — der Sieg iſt errungen. Die
Sinne entſchwinden, der Druck der Hände auf Steuer
und Gashebel läßt nach, jetzt müßte das Flugzeug
abſtürzen. Aber es ſtürzt nicht, plötzlich ſetzt die
Arbeit des Motors aus, und das Flugzeug, geht in
einen ſanften Gleitflug über. Was iſt geſchehen?
Nun, um den Piloten zu ſchützen, haben die
Junkers=
werke von dem in letzter Zeit bekannt gewordenen
ſogenannten „Totmannsknopf” bei der Steuerung der
Maſchine Gebrauch gemacht. Der Motor arbeitet
nur ſolange, wie die Hand des Fliegers feſt auf
einen Knopf drückt, der in direkter Verbindung mit
der Gaszufuhr ſteht. Läßt der Druck näch, ſch bleibt
der Brennſtoff aus, und die Maſchine ſchaltet die
Steuerung ſelbſttätig auf Gleitflug um. In raſcher
Fahrt erreicht der Flieger wieder die
ſauerſtoffgeſät=
tigte Atmoſphäre, erwacht und wird wieder Herr
ſeines metallenen Vogels. Und landet kurze Zeit
ſpäter auf dem Flugplatz in Deſſau. Als Sieger, als
Inhaber eines neuen Weltrekordes, wird er lebhaft
von ſeinen Kameraden begrüßt.
Die Trümmer des Dorfes Elſtorf bei Hamburg.
Ein plötzlicher Wirbelſturm. der ſich über Elſtorf bei Hamburg bildete, legte binnen 7 Minuten
das Dorf in Trümmer und richtete unabſehbaren Schaden an.
Selbſtmord eines franzöſiſchen Ariſtokraten.
Paris. Der 19jährige Herzog von
Talley=
rand=Périgord, Prinz von Sagan, der ſich vor
einigen Tagen eine Kugel in die Bruſt gejagt
hatte, weil ſeine Eltern ſich geweigert hatten,
ihre Einwilligung zu ſeiner Verehelichung mit
einem nichtadligen Mädchen, der Tochter eines
bekannten Pariſer Architekten, zu geben, iſt
geſtern vormittag an den Folgen der erlittenen
Verletzungen geſtorben. — Der jetzt aus dem
Leben geſchiedene Nachkomme des Herzogs von
Talleyrand war durch ſeine Mutter. Anna Gould,
ein Enkel des amerikaniſchen Eiſenbahnkönigs
Jay Gould. Anna Gould, die urſprünglich mit
dem Grafen Boni de Caſtellane verheiratet
ge=
weſen war, war von dieſem nach deſſen
zahl=
reichen Skandilgeſchichten, im Jahre 1906
ge=
ſchieden worden und hatte im Jahre 1908 den
Herzog von Talleyrand geheiratet.
Eine einzigartige italieniſche Kunſtſchau
in London.
In London weilt zurzeit der Direktor der
Mai=
länder Brera, Ettore Modigliani, zur Vorbereitung
einer Ausſtellung italieniſcher Kunſt in London.
Dieſe Ausſtellung ſoll einen einzigartigen Charakter
haben und italieniſche Gemälde aus ſieben
Jahrhun=
derten etwa vom Jahre 1200 bis 1900 umfaſſen; es
ſollen auf ihr alle großen Meiſter der verſchiedenen
Kunſtſchulen mit ihren bedeutendſten Werken
ver=
treten ſein. Wie Modigliani erklärte, wird die Idee
dieſer Ausſtellung von Muſſolini und dem
Unter=
ſtaatsſekretär des Aeußern, Grandi, ſowie dem
italie=
niſchen Unterrichtsminiſter warm unterſtützt. Die
Ausſtellung ſoll im Januar des nächſten Jahe s
ei=
öffnet werden. Dem Londoner Komitee der
Aus=
ſtellung gehört u. a. Lady Chamberlain an.
Ein Gefallenen-Denkmal aus Meißener
Porzellan.
Meißen. In Meißen wurde die Kriegerz
gedächtnisſtätte geweiht, die als Porzellan=
Monu=
mental=Kunſtwerk einzig in der Welt daſteht. Der
Verein Kriegergedächtnis hat die älteſte Kirche der
Stadt, St. Nikolai, deren Urſprung auf das Jahr
980 zurückgeführt wird, wieder herrichten laſſen, und
in dieſer Kirche iſt das von Profeſſor Börner in der
Staatlichen Porzellanmanufaktur geſchaffene
Kunſt=
werk angebracht. Die Grabtafeln des Denkmals
ver=
zeichnen die Namen der 1800 gefallenen Söhne der
Stadt. Das Leid um die Dahingegangenen kommt
in dem Hochrelief weinender Kinder zum Ausdruck,
die die Tafeln umgeben. Die acht FackeIn tragenden
trauernden Mütter, leidgebeugt, weiſen zum Licht
empor und bringen mit dem zertretenen Schwert
unter den Füßen die Aechtung des Krieges zum
Ausdruck. Den Bildſchmuck für den Altar hat
eben=
falls Prof. Börner in modernem Sinn geſchaffen.
Das Mittelbild des Flügelaltars zeigt das
Chriſtus=
bild. Es ſymboliſiert die Weltüberwindung des
Auferſtandenen. Die Bilder der Seitenwände
ſtel=
len Zeitepochen des Krieges dar. Ein Triumphbogen
verbindet Chor= und Altarraum und iſt ebenfalls
ſtark ſymboliſch geſtaltet. Das Goldene Buch, das in
einem geſchmückten Schrein verwahrt wird, birgt
handſchriftliche Urkunden über die Gefallenen. Zur
künſtleriſchen Leiſtung Börners geſetzt ſich die
tech=
niſche Hochleiſtung der Manufaktur, mußten doch für
die Herſtellung der Monumentalſtücke neue und
be=
ſondere Wege gefunden werden. Generaldirektor
Pfeiffer hat trotz aller Anfechtungen das Werk
durchgeſetzt und hat mit ſeiner Fertigſtellung
der Stadt einen unſchätzbaren Dienſt erwieſen. Der
Stadt iſt ein Ehrenmal geſchenkt, des Opfers der
Gefallenen würdig. Die Manufaktur aber beweiſt
damit, daß ihr Jahrhunderte altes Kunſtſchaffen
auch neue Wege zu gehen verſteht.
Ein Flugzeug gegen einen Berg gerannt.
Rom. Ein eigenartiges, ſchweres
Flieger=
unglück hat ſich während eines heftigen Gewitters in
den mittelitalieniſchen Apenninen ereignet, wo ein
Bombenflugzeug bei einem nächtlichen Fluge von
Piſa nach Oberitalien beim Ueberfliegen der
Apen=
ninen gegen die Spitze des Monte Orſaro ſtieß und
zertrümmert wurde. Zwei Fliegerleutnants, zwei
Fliegerwachtmeiſter und ein Mechaniker fanden
da=
bei den Tod.
Sechs Tote bei einem Zuſammenſtoß.
New York. In Havanna ſtieß eine
Feuer=
ſpritze mit einem Automobil zuſammen. Die Spritze
ſtürzte um, wobei ſechs Feuerwehrleute getötet und
vier lebensgefährlich verletzt wurden.
Die Trauung Lindberghs mit der Tochter
des amerikaniſchen Botſchafters Morrow.
New York. Zur allgemeinen Ueberraſchung
gab der amerikaniſche Botſchafter in Mexiko,
Mor=
row, vorgeſtern die Trauung ſeiner Tochter mit dem
Fliegeroberſt Lindbergh bekannt. Die Feierlichkeit
fand in aller Stille, nachmittags 4 Uhr, auf dem
Landſitz Morrows in Englewood in New Jerſey
ſtatt. Nur einige Familienmitglieder und ſonſtige
Freunde, darunter die Mutter des Fliegers, waren
zugegen. Sofort nach der Trauung begab ſich das
junge Pgar im Auto auf die Hochzeitsreiſe.
Lindberghs Hochzeitsreiſe.
New York. Oberſt Lindbergh und ſeine
junge Frau ſind nach ihrer Hochzeit im Auto
mit unbekanntem Ziel abgereiſt. Man weiß
lediglich, daß Lindbergh Anweiſung gegeben hat,
ſein Flugzeug, den „Blauen Falken”, auf dem
Rooſevelt=Flugplatz bereitzuhalten. Die Hochzeit
ging in großer Einfachheit vor ſich. Lindbergh
trug einen blauen Anzug, ſeine Braut ein
weißes Chiffonkleid. Die kirchliche Trauung fand
nach den Vorſchriften des neuen Gebetbuches
ſtatt; das bedeutet, daß die Frau nicht das
Ge=
löbnis abzulegen brauchte, ihrem Manne
geher=
ſam zu ſein.
Taifun über dem Süden der Philippinen.
New York. Nach einer Meldung aus
Ma=
nilla iſt der Süden der Philippinen von einem
Taifun heimgeſucht worden. Sechs Dörfer ſollen
zerſtört und 10 Perſonen getötet worden ſein.
Weitere 35 Perſonen würden vermißt. Die
Plantagen haben bedeutenden Schaden erlitten.
Erdbeben in Alaska.
New York. Weitere Meldungen über das
große Erdbeben, das von faſt allen europäiſchen
Erdbebenwarten regiſtriert wurde, kommen von
der amerikaniſchen Oſtküſte und beſagen, daß das
Epizentrum des Bebens 55 Grad nördl. Breite
und 137 Grad weſtl. Länge liegt, alſo etwa 150
Kilometer weſtlich von Sitka in Alaska im
Stillen Ozean.
Zum 100. Todestag des großen
eng=
liſchen Chemikers Davy.
der weltberühmte engliſche Naturwiſſenſchaft
wurde 1778 in Penzanze (Cornwall) gebor
und ſtarb vor hundert Jahren am 29. Mai 18
in Genf. Sir Humphry Davy erwies die 3
ſetzbarkeit chemiſcher Stoffe durch den galvat
ſchen Strom, entdeckte die Alkalimetalle und
fand die nach ihm benannte Sicherheitslamp
welche die Exploſionsgefahr in Schlagwett
gruben weſentlich verminderte.
Nummer 147
Mittwoch, den 29. Mai 1929
Eeite 11
Sport, Spiel
Sporlideroewoche bes Aorrweib, B.f. A.
Wie bereits bekannt, veranſtaltet der Rot=Weiß, V. f. R., in der
Zeit vom 2. bis 9. Juni eine große Sportwerbewoche (ſiehe geſtrige
An=
zeige), zu dem jetzt das Programm feſtgelegt iſt. Alle Abteilungen und
ſämtliche Alters= und Leiſtungsklaſſen beteiligen ſich im Rahmen der
Veranſtaltung. Beſonders auf die Mitwirkung der Jugend iſt
geſtei=
gerter Wert gelegt. Das Programm geſtaltet ſich folgendermaßen:
2. Juni: 10.30 Uhr: Beteiligung an dem Werbe= und
Straßenſtaffel=
lauf des A.f.L.
14.30 Uhr: Begrüßung auf dem Sportplatz an der
Rhein=
allee.
14.35 Uhr: Handball: Rot=Weiß (1. Jgd. — SV. 98 (1. Jgd).
15.45 Uhr: Fußball: Rot=Weiß (Liga) — Mainz=Kaſtel (Liga).
17.30 Uhr: Handball: Rot=Weiß (Liga) — Polizei
Darm=
ſtadt (Liga).
Zwiſchen den Pauſen finden Staffelläufe ſtatt.
3. Juni: 18.00 Uhr: Leichtathletiſche Wettkämpfe der Jugend.
4. Juni: 18.00 Uhr: Handball: Rot=Weiß (2. Jgd.) — Rot=Weiß (
kom=
binierte Schwimmer= und Paddlerjugend).
18.00 Uhr: Handball: Rot=Weiß (Ligaerſatz) — Polizei
Darm=
ſtadt (Liggerſatz)
19.00 Uhr: Fußball: Rot=Weiß (2. Jgd.) — SV. 98 (2. Jgd.).
5. Juni: 17.30 Uhr: Fußball: Rot=Weiß (1. Schüler) — Polizei
Darm=
ſtadt (1. Schiiler).
18.30 Uhr: Fußball: Rot=Weiß (Liga) — Sp.=Vgg. Arheilgen
(Liga).
6. Juni: 18.30 Uhr: Fußball: Rot=Weiß (Alte Herren) — SV. 98
(Alte Herren).
20.15 Uhr: Jugend= und Elternverſammlung im Rummelbräu.
7. Juni: 19.30 Uhr: Waſſerball: Rot=Weiß (Liga) — Jungdeutſchland
(Liga).
20.00 Uhr: Waſſerball: Rot=Weiß (1. Schüler) — SV.
Frank=
furt (1. Schüler).
20.30 Uhr: Paddeln: Vortrag im Vereinslokal.
8. Juni: 16.00 Uhr: Handball: Not=Weiß (Alte Herren) — Polizei
Darmſtadt (Alte Herren).
17.00 Uhr: Fußball: Rot=Weiß (Liggerſatz) — Polizei
Darm=
ſtadt (Liggerſatz).
20.15 Uhr: Boxen: Rot=Weiß — 1. Aſchaffenburger Boxklub
im Fürſtenſaal.
9. Juni: 10.30 Uhr: Fußball: Rot=Weiß (1. Jgd.)— Mainz 05 (1. Jgd.).
11.15 Uhr: Fußball: Rot=Weiß (Jun.) — Mainz 05 (Jun.).
16.00 Uhr: Fußhall: Rot=Weiß (Liga) — Polizei Darmſtadt
(Liga), Verbandsſpiel.
Auf die Wettkämpfe kommen wir noch beſonders zurück.
Waſſerball.
Roi-Beiß, V. ſ. R. — 5.5. Frankfurk 4:2.
Der Schwimmverein Frankfurt hatte am Sonntag die 1.
Waſſer=
ballmannſchaft des Rot=Weiß, V. f. R., Darmſtadt eingeladen. Die
Darmſtädter traten mit drei Mann Erſatz ohne Merz, Rottmann und
Drieß an, konnten aber trotzdem ſicher gewinnen. Das Spiel war als
Trainingswettkampf für die kommenden Verbandsſpiele gedacht. Da es
das erſte Freiwaſſerſpiel war, zeigten beide Mannſchaften naturgmeäß
Mängel und unſchöne Kombinationen, die ſich mit der Gewohnheit an
das freie Waſſer von ſelbſt beheben. Von der Darmſtädter Mannſchaft
gefielen E. Hanſt, Stuckert, Dehmer, Karp und Weichſel, während die
anderen Spieler Schwächen und Mängel aufwieſen und untrainiert zu
ſein ſchienen.
Am kommenden Freitag, abends 7.45 Uhr, findet im großen Woog
das erſte Waſſerballverbandsſpiel ſtatt, und zwar empfängt die Rot=
Weiß=Mannſchaft die Liga des 1. Frankfurter Schwimmklubs. — Wir
kommen auf das Spiel noch zurück.
Meldungen zu den Waſſerball=Berbandsſpielen
des 9.5.V. Gau 1 (Frankfurk).
Zu der Ligaklaſſe haben folgende Vereine ihre Meldungen
abge=
geben: Jungdeutſchland Darmſtadt (vorjähriger ſüddeutſcher Meiſter),
Not=Weiß, V. f. R., Darmſtadt (vorjähriger A=Meiſter), 1. Frankfurter
Schwimmklub und Frankfurter Schwimmverein.
An den A=Klaſſenſpielen beteiligen ſich die 1. bzw. 2. Mannſchaften
der nachfolgenden Vereine: Jungdeutſchland Darmſtadt, Rot=Weiß,
V. f. R., Darmſtadt, 1. Frankfurter Schwimmklub, Frankfurter
Schwimm=
verein, S.V. Delphin Frankfurt, S.V. Offenbach 96, Hellas Hanau.
In der Jugendklaffe ſpielen leider nur zwei Vereine, nämlich
Jung=
deutſchland und Rot=Weiß Darmſtadt.
Die Vereine für die Ligarunde ſind folgende:
31. Mai in Darmſtadt: Rot=Weiß= V. f. R. — 1. Frankf. Schwimmklub,
in Frankfurt: SV. Frankfurt — Jungdeutſchland Darmſtadt.
4. Juni in Darmſtadt: Jungdeutſchland — SV. Frankfurt,
in Frankfurt: 1. Frankfurter SC. — Rot=Weiß, V. f. R.
7. Juni in Darmſtadt: Rot=Weiß, V. f. R.— Jungdeutſchland,
in Frankfurt: SV. Frankfurt — 1. Frankfurter SC.
14. Juni in Darmſtadt: Rot=Weiß, V. f. R. — SV. Frankfurt.
21. Juni in Darmſtadt: Jungdeutſchland — Rot=Weiß, V. f. R.,
in Frankfurt: 1. Frankfurter SC. — SV. Frankfurt.
23. Juni in Frankfurt: 1. Frankfurter SC. — Jungdeutſchland.
und Tarnen.
Zußball.
Sporkverein Darmſtadk 1898-Germania Wiesbaden.
Mit dem Spiel der 98er gegen Germania Wiesbaden am
kommen=
den Sonntag beginnen die Aufſtiegsſpiele der Gruppe Heſſen dis
Be=
zirkes Main=Heſſen. Berechtigt an dieſen Aufſtiegsſpielen zur
Bezirks=
liga ſind die 3 Kreismeiſter der Gruppe, und zwar Olympia Worms
als Meiſter von Südheſſen, Germania Wiesbaden als Rhein=Main=
Meiſter und der Meiſter des Kreiſes Starkenburg, Sportverein
Darm=
ſtadt 1898. Die Härte unſeres Spielſyſtems, die darin beſteht, daß von
den Kreismeiſtern nur der bei den Aufſtiegsſpielen Erſtplacierte in die
Bezirksliga aufrückt, bringt es mit ſich, daß dieſe Spiele von ſämtlichen
Beteiligten mir größter Aufopferung und höchſter Energieentfaltung
durchgeführt werden. Und doch muß von Mannſchaften, die ſich Meiſter
der Kreisliga nennen dürfen, erwartet werden, daß trotz des hohen
Zieles, das jeder erreichen will und doch nur eine Elf erreichen kann,
die Grenze des ſportlichen Anſtandes gewahrt bleibt.
Im 1. Aufſtiegsſpiel treffen ſich zwei Vereine, die in der
voran=
gegangenen Saiſon gemeinſam den Abſtieg von der Bezirksliga in die
Kreisliga antreten mußten. Beide Vereine ſind alſo im erſten Jahre
ihrer Zugehörigkeit zur Kreisliga Meiſter ihrer Kreiſe geworden, ein
Zeichen dafür, daß in beiden Mannſchaften mehr ſteckt als
durchſchnitt=
liches Kreisligakönnen. Und doch iſt es unmöglich, über das
gegen=
ſeitige Kräfteverhältnis genaue Angaben zu machen. Ebenſo wie der
Aufbau der einheimiſchen Mannſchaft ſeit der Bezirksligazeit große
Veränderungen erfahren hat, genau in demſelben Maße iſt auch die
Mannſchaft der Gäſte umgeſtaltet worden. Eine weſentliche
Verſtär=
kung hat Germania Wiesbaden dadurch erfahren, daß die Gebr. Riſcher,
die früher beim Sportverein Wiesbaden wirkten, zu ihnen übergetreten
ſind; dieſe bilden heute mit Schulmeyer zuſammen die Hauptſtützen
der Elf. Man gibt in Fachkreiſen den Kurſtädtern gute Ausſichten,
daß ihnen der große Wurf gelingt. Wir erwarten jedoch von den
Ein=
heimiſchen, die ſich gegen Ende der Verbandsſpielſaiſon als ziemlich
beſtändig in ihren Leiſtungen erwieſen haben, daß ſie alles aufbieten,
um die Punkte für ſich zu retten. Wenn das Endziel erreicht werden
ſoll, dürfen ja auf keinen Fall auf eigenem Platze Punkte verloren
gehen.
Das Spiel, das in Darmſtadt ſtattfindet, beginnt nachmittags
4 Uhr.
* Kreisliga Südheſſen.
Die Spiele des letzten Sonntags hatten erſtmalig ſehr unter der
Hitze zu leiden. Trotzdem waren die Ergebniſſe diesmal annehmbarer
als beiſpielsweiſe an Pfingſten, wo das Fußballwetter beſſer, aber die
Leiſtungen ſchlechter waren. Beachtenswert iſt die Leiſtung des
Mei=
ſters in Rüſſelsheim. Der Niederlage in Worms folgte unerwartet ein
knapper 3:2=Sieg in der Opelſtadt, und die Wormſer Kleeblätter haben
bewieſen, daß ſie im Ernſtfall zu kämpfen verſtehen. Das mag keine
allzu großen Hoffnungen erwecken; immerhin kann man wieder etwas
beruhigter den kommenden Aufſtiegsſpielen entgegenſehen.
Starken=
burgia Heppenheim hat diesmal nicht allzuſehr überzeugt, doch muß man
berückſichtigen, daß die Mannſchaft mit Erſatzleuten angetreten war.
Immerhin reichte es noch die Erſatzligamannſchaft von Mannheim=
Waldhof 4:3 abzufertigen. Die Leute vom „Galgen” werden in den
diesjäh=
rigen Verbandsſpielen vielleicht manchen unvorhergeſehen „hängen”. FV.
Biblis konnte gegen den ſtarken Kreisligagegner aus Plankſtadt nicht
gewinnen, da Leute aus der Jugend ausprobiert wurden. Der Erſatz
hat ſich nur teilweiſe bewährt, doch ging das Spiel nur 1:3 verloren.
Das Spiel Pfeddersheim gegen Phönix Mannheim (Erſatzliga) wurde
nach Halbzeit bei dem Stand 0:1 abgebrochen, da es zwiſchen einem
Spieler und dem Schiedsrichter zu Differenzen kam, die ſeitens des
erſteren ſehr unſportlich waren. Der neue 4=Meiſter Herrnsheim
konnte gegen einen Vertreter des Kreiſes, Sportverein Horchheim, die
erſten Lorbeeren ernten, und zwar wurden die Horchheimer 1:2 auf
eigenem Platze geſchlagen. Zurzeit wendet ſich das Intereſſe mehr und
mehr dem Sommerſport, Baden uſw., zu; es wäre auch beſſer, den
Sport auf dem grünen Raſen bei dieſer Hitze einzuſtellen.
Sp.V. 1922 Roßdorf 1. — VfL. Michelſtadt 1. 5:0 (3:0).
Mit dem am Sonntag ſtattgefundenen Verbandsſpiel hat Roßdorf
dieſe Saiſon beendet. Alsbald nach Anſtoß ein ſehr flottes Spiel,
wel=
ches Roßdorf ſofort feſt in die Hand nahm; galt es doch die letzten
zwei Punkte zu retten. Roßdorf, ſtändig überlegen, kann auch bis zur
Halbzeit dreimal erfolgreich ſein. Nach der Pauſe drückt Roßdorf ſeinen
Gegner immer mehr und mehr in ſeine Hälfte zurück, und Schuß auf
Schuß fällt auf das gegneriſche Tor, doch nur 2 Bälle finden ihren
richtigen Weg. Michelſtadt, ſonſt eine ſehr diſziplinierte Mannſchaft,
fiel heute oft durch unnötige Reklamation gegen den Schiedsrichter auf.
Roßdorf zeigte durchweg gute Leiſtungen. Die Tore ſchoſſen Halblinker
2, Halbrechter 1, Rechtsaußen 1, Mittelläufer 1. Das Spiel hatte in
Herrn Schad=Plankſtadt einen guten Leiter.
Newcaſtle United wurde mit 8:1 von Bratislava=Preßburg
ge=
ſchlagen.
Kalb, Nürnbergs Mittelläufer, bekleidet vorausſichtlich dieſen Poſten
auch in der Ländermannſchaft in dem Spiele Deutſchland gegen
Schott=
land.
Eine Mitteldeutſchlandsreiſe plant der Karlsruher Fußballverein im
Juni, auf der er u. a. gegen Wacker Halle und Wacker Leipzig ſpielen
wird.
An der „Tour de France” beteiligten ſich an deutſchen Fahrern außer
Nebe noch Gebr. Wolke, Remold, Dumm, Brandes und der Wiener
Bulla.
Groß=Skaffellauf
des Ausſchafes für Leidesabängen.
Für die am Sonntag, den 2. Juni 1929, am Groß=Staffellauf des
Ausſchuſſes für Leibesübungen beteiligten Turn= und Sportvereine
findet heute, Mittwoch, abends 8.30 Uhr, im Fürſtenſaal, Grafenſtraße,
eine nochmalige Beſprechung über die Durchführung desſelben ſtatt.
Auch die weiter dem Ausſchuß angeſchloſſenen Vereine werden gebeten,
je einen Vertreter zu dieſer Beſprechung zu entſenden, der in der Lage
iſt, geeignete Herren, die als Ordnungsleute beim Lauf ſelbſt noch
ge=
braucht werden, namhaft zu machen, möglicherweiſe ſchon veranlaßt, daß
dieſelben ebenfalls, an der Beſprechung teilzunehmen. Da die Beſprechung
für die einwandfreie und reibungsloſe Durchführung des Staffellaufes
von außerordentlicher Wichtigkeit iſt, wird um vollzähliges Erſcheinen
aller Vertreter dringend gebeten. — Auf die an den Ausſchuß
wieder=
holt ergangenen Anfragen wird bekannt gegeben, daß während der
Dauer des Staffellaufes in der Zeit von 11—12 Uhr vormittags die
Rheinſtraße vom Hauptpoſtgebäude bis etwa zum Waldfriedhof für
jeg=
lichen Automobil= und Wagenverkehr polizeilich abgeſperrt wird.
Eine Gefahr für die an dem Staffellauf teilnehmenden Läuferinnen und
Läufer iſt vollkommen ausgeſchloſſen. — Um vielfachen Wünſchen
ent=
gegenzukommen, hat der Ausſchuß die Anmeldepflicht bei Herrn Karl
Schreiber, Darmſtadt, Nieder=Ramſtädter Straße 37, zur Teilnahme an
dem Staffellauf ſelbſt bis zum Freitagvormittag verlängert.
Dieſem Wunſch wurde beſonders deswegen entſprochen, um den Vereinen
der Vororte von Darmſtadt nochmals Gelegenheit zu geben, ſich zur
Teilnahme am Staffellauf noch anmelden zu können, ſoweit dies noch
nicht geſchehen iſt. Nach dieſem Zeitpunkt kann eine Meldung nicht
mehr angenommen werden.
A. 9. A. C. Mokorrad=Länderfahrl. — Noch 2 Ekappen.
Die große Schar der Motorradländerfahrer, die Nürnberg vor zehn
Tagen verließen, iſt inzwiſchen auf 39 zuſammengeſchmolzen. Als ſich
die 44 Konkurrenten von Kaſchau auf den Weg in die Heimat, nach dem
441,9 Kilometer entfernten Gleiwitz machten, regnete es unaufhörlich.
Auch diesmal ging es nicht ohne Verluſte ab. Insgeſamt fünf
Teilneh=
mer blieben auf der Strecke, und zwar Huber=Neckarſulm auf N. S.U.,
Kolm=Freiſing auf Wimmer, Halmen=Fulda auf Horex, D. Huth=
Sand=
hauſen auf BM.W. und Millauer=Chemnitz auf Wanderer. Weitere
neun Teilnehmer erhielten Strafpunkte. Von den Fabrikmannſchaften
ſind noch das Viktoria= und das Zündappteam des Motorradklubs von
Deutſchland ſtrafpunktfrei. Nach einem Ruhetage werden die zwei letzten
Etappen in Angriff genommen.
Geſchäftliches.
Durch die große Nachfrage nach dem bekannten und allſeitig
be=
liebten Rhenſer=Mineralbrunnen hat ſich die
Brunnenver=
waltung veranlaßt geſehen, die neueſten Abfüllmaſchinen aufzuſtellen,
wovon jede Maſchine pro Stunde 5000 Flaſchen fis und fertig, ohne
menſchliche Arbeit leiſtet. Wir verweiſen auf die Inſerate der Groß=
Vertriebsſtelle Anton Fiſcher, Frankfurter Straße 12—14, Tel. 186.
Trinkt Fachinger. Auch als Erſätz für ſchädliche Getränke
iſt Staatl. Fachingen ein anerkanntes Mittel, welches u. a. auch bei
Ueberarbeitung nervenberuhigend winkt. Dieſes Geſundheitswaſſer
be=
läſtigt den Magen niemals und bekommt immer gut.
Kindermund. Der kleine Hans ſpielt im Garten. Es iſt ein
herrlicher Tag, und die Obſtbäume ſtehen in voller Blütenpracht.
Plötz=
lich ein Windſtoß — und tauſend kleine Blütenblätter wirbeln auf den
Hof. Da kommt Hans ganz außer Atem ins Haus geſtürzt und ruft
aufgeregt: „Mutti, Mutti, komm ſchnell, der ganze Hof liegt voller
Lux Seifenflocken”. — Er hatte die Blütenflocken mit den
ebenſo zarten und feinen Lux Seifenflocken der Sunlicht=Geſellſchaft,
Mannheim, verwechſelt, die feine Mutti als Waſchmittel ſo ſehr ſchätzt.
Wetkerberichl.
Der hohe Druck hat ſeinen Schwerpunkt nordweſtwärts verlagert und
zeigt in ſeinem Kerngebiet über den Far=Oexen Barometerſtände von
775 Millimeter. Gleichzeitig lagert über der Oſtſee eine flache
Druck=
ſtörung, an deren Rückſeite etwas kühlere Luftmaſſen ſüdwärts gelangen.
Sie werden bei uns jedoch zu keiner weſentlichen Temperaturänderung,
ſondern nur zeitweiſe zu etwas Bewölkung führen, wobei Neigung zu
lokalen Gewitterſtörungen beſteht.
Ausſichten für Mittwoch, den 29. Mai: Noch meiſt heiteres Wetter mit
zeitweiſer Bewölkung, weiterhin ſehr warm, aufkommende
Gewitter=
neigung.
Ausſichten für Donnerstag, den 30. Mai: Wenig Aenderung der
Wet=
terlage.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Pollikk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; ſür
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeraientell: Wiliy Kuhle; Druck
und Verlag: C. C. Wlitich — ſämtiſch in Darmſtadt
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Geſtiegener Inlandsabſak. — Wieder kein
Auslands=
veriguſ. — Geſamtumlguf 10.— Miutarden RM.
Geringere Neuausleihung von Hypotheken.
Aus der im „Reichsanzeiger” veröffentlichten Statiſtik der
Boden=
kredit=Inſtitute iſt erſichtlih, daß ſich infolge des Kupontermins im
April das Nengeſchäft gegenüber März erheblich verbeſſert hat, wenn
es auch niedriger als im Januar war. In Pfandbrieſen konnten 112
Mill. RM. gegen 82 im März und 165 im Januar neu untergebracht
wer=
den Es handelr ſich hierbei faſt ausſchließlich (109 Mill. RM.) um
8prozentige Emiſſionen. Die Rückflüſſe waren mit 24,4 Mill. RM. etwa
5 Mill. RM. größer als im März, wenn man die Tilgung der
Gold=
diskont=Anleihe in Höhe von 13.8 gegen 24,3 Mill. RM. im März nicht
berückſichtigt. Der Nettozugang iſt mit 76 Mill. RM. faſt doppelt ſo
hoch als im Vormonat (40 Mill. RM.).
Das Geſchäf: in Kommunalobligationen hielt ſich ungefähr auf der
Höhe des Vormonats, war aber faſt nur halb ſo groß als im Januar
(62 Mill. RM.). Von den neu ausgeg=benen 35 (im März 33) Mill. RM.
Kommunalobligationen kamen rund 33 Mill. RM. (25) auf den 8proz.
Typ. An 9proz. Cmiſſionen wurden weitere 0,8 (1,3) Mill. RM.
abge=
ſetzt, ſo daß ſich der Umlauf dieſer Kategorie auf 2,7 Mill. RM. erhöht
hac. Die Rückflüſſe waren mit 5 Mill. RMN. weſentlich geringer als im
Vormonat (23 Mill. RM.).
Ein Auslandsabſatz war auch im April nicht möglich. Rund 2,5
Mill. RM. Auslandskommunalobligationen wurden getilgt, ſo daß ſich
ihr Umlauf entſprechend verringert hat.
An Liquidationsſchuldverſchreibungen ſind 109 (62) Mill. RM. neu
in den Verkehr gebracht, denen Rückflüſſe in Höhe von 15 (10) Mill.
RM. gegenüberſtehen.
Das Neugeſchäft hat ohne Berückſichtigung der Liquridations=
Pfand=
briefe nunmehr die Höhe von etwa 8 Milliavden RM. erreicht.
Ein=
ſchließlich der 2243 (2150) Mill. RM. Liquidationspfandbriefe ergibt ſich
am 30. April ein Geſamtumlauf von 10 224 gegen 10 025 Mill. RM.
am 31. März. Die Durchſchnittsverzinſung der umlaufenden
Schuld=
verſchreibungen hat ſich durchweg um 0,01 Prozent erhöht. Von Roggen=
Pfandbriefen wurden weitere 600 Zentner geeilgt, ſo daß ſich der
Um=
lauf auf rund 13 Mill. Ztr. vermindert hat.
Das Neugeſchäft in Hypotheken hat ſich weiter verringert. An
land=
wirtſchafllichen Hypotheken wurden nur 12 Mill. RM. neu bewilligt
gegen 36 im März und 29 im Januar. Der Anteil, der aus den
Mit=
teln der Deutſchen Rentenbauk=Kreditanſtalt ſtammt, hat ſich weiter
von 871 auf 863 Mill. RM. verringert. Der Zuwachs bei den ſtädtiſchen
Hypotheken betrug 58 Mill. RMM. gegen 84 im März und 96 im
Ja=
nuar. Auf gewerbliche Betriebsgrundlage entfallen 456 gegen 453 und
auf Wohnungsneuöguten — wieder ohne Hypothekenbanken — 578 gegen
573 Mill. RM. An Kommunaldarlehen wurden 41 Mill. RM. gegen
32 im März und 54 im Januar neu gewährt.
Die aus Aufwertung entſtammenden landwirtſchaftlichen Hypotheken
ſtiegen von 295 auf 346, die ſtädtiſchen von 1576 auf 1622 und die
Kom=
munaldarlehen von 384 auf 390 Mill. RM. Die ſich noch in der
Tei=
lungsmaſſe befindlichen, aus Aufwertung entſtandenen Hypotheken
ver=
ringerten ſich von 363,1 auf 273 Mill. RM., während der Beſtand an
KommunalLarlehen mit 1,3 und die aus Bareingängen neu gewährten
Hypotheken mit 24,9 Mill. RM. faſt unverändert geblieben ſind. Ueber
die wichtigſten Poſten unterrichtet nachſtehende Tabelle:
Umſauf an Schuldverſchreübungen (in Mill. RM.):
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Ford Motor Compagnie A.G., Berlin—J. G. Farbeninduſtrie A. G.,
Frankfurt a. M. Die im Jahre 1925 mit einem Kapital von 5 Mill.
Reichsmark gegründete Ford Motor Comp. A.G. in Berlin hat in den
erſten Monaten des laufenden Jahres ihr Kapital in raſcher Folge auf
15 Mill. RM. voll eingezahlte Inhaberaktien erhöht. Hierzu wurde
vor einiger Zeit ſchon berichtet, daß etwa 40 Prozent der Aktien der
Geſellſchaft in Deutſchland zur öffentlichen Zeichnung ausgelegt
wer=
den ſollten. Dieſer Gedanke iſt indeſſen mittlerweile aufgegeben
wor=
den. Vielmehr geben nun Fovd Motor Comp A.G. und die J. G.
Farbeninduſtrie bekannt, daß letztere mit einigen anderen der Ford
Motor Comp. A.G. nahſtehenden deutſchen Gruppen die bisher noch
gurückgehaltenen etwa 40 Prozent des Geſamtkapitals übernommen hat,
Cine öffentliche Zeihnung wird alſo nicht ſtattfinden. Zugleich wird,
früherer Ankundigung entſprechend, bekannt gegeben, daß der
Vor=
ſitzende des Vorſtandes der J.G., Geheimrat Boſch, in den A.R. der
Ford Motor Comp. eintreten wird. Die ſchon bei der American J. G.
Chemikal Ford Corp, durch den Eintritt des Herrn Edſenl Ford in
deren A.R. bekundete Anknupfung von Beziehungen zwiſchen der
ame=
rikaniſchen Ford Motor Comnp. und der J. G. Farbeninduſtrie A.G.
erhält alſo durch den Eintsitt von Geheimrat Boſch in den A.R. des
deutſchen Tochter=Unternehmens der Ford Motor Comp. A.G. einen
weiteren Ausdruck
Uebernahme von deutſchen Kunſtſeideaktien durch die Fiſa.
Anläß=
lich der für den 28. Mai bevorſtehenden Einführung von Zerufikaten
von Aktien der Fiſa zu Paris (Société Financiere Internationale de
la Soie Artificielle) wird in dem bei dieſer Gelegenheit ausgegebenen
Proſpekt mitgeteilt, daß ungefähr die Hälfte des Kapitals der
Geſeil=
ſchaft in Kunſtſeideaktien der verſchiedenſten Unternehmungen angelegt
toorden iſt, und zwar in der Hauptſache in Aktien der folgenden
Unter=
nehmungen: Glanzſtoff, Bemberg, Enka, Tubize und Tomaszow.
Ludwig Ganz A. G., Main. Die Geſellſchaft beſchloß i. V.
Kapitals=
erhöhung von 50)300 um bis zu 2 Mill. RM. Nach Informationen des
Fwd konnte dieſe Kapitalserhöhung, wohl infolge der ſchwierigen
Bör=
ſenlage, nur bis auf 1,T Mill. RM. durchgeführt werden, wobei davon
ein Betrag von 500 000 RM., wie erinnerlich, von einer ausländiſchen
Gruppe von Geſchäftsfreunden feſt übernommen wurde. Auf dieſes
er=
höhte A K. von 1,1 Mill. RM. wird nunmehr eine Dividende von
wie=
der 10 Prozent für 1928 vorgeſchlagen. (G.V. 15. Juni.)
H. Fuchs, Waggonfabrik A.G., Heidelberg. Die Verwaltung
er=
klärt, daß die Sanierungsmaßnahmen für die Geſellſchaft vollkommen
geſihert ſeien und daß dadurch auch die Fortführung des Betriebes
ge=
währleiſtet iſt. Der bisher nur notdürfrig fortgeführte Betrieb habe
mit der Wiedereinſtellung von Arbeſtern Hegonnen, ſo daß er
allmäh=
lich wieder voll in Gang kommt.
Diehmärkke.
Mainzer Viehmarktbericht vom 28. Mai. Aufgetrieben waren 20
Ochſen, 30 Bullen, 101 Kühe und Färſen, 287 Kälber, 26 Ziegen, 3
Schafe, 970 Schweine. Marktverlauf: langſam, ziemlich geräumt. Je
nach Qualität wurden bezaült pro 50 Kg. Lebendgewicht in R.M.:
Ochſen 54—60), 44—50, Bullen 34—48, Kühe 42—47, 33—41, 26—33, 20
bis 24, Fädſen 50—58, Kälber 62—75, 34—62, Schweine 72—78, 75—77,
77—7
Rindermarkt in Gießen vom 28. Mai. Auf dem heutigen
Rinder=
markt waren 1205 Stück Jungvieh und Großvieh und 214 Kälber zum
Verkauf geſtellt. Bei ſchleppendem Handel bis zum Schluß verblieb
ein Ueberſtand. Infolge der anhaltenden heißen und trockenen
Witte=
rung war das Angebot in Sclachtkühen und Jungbieh beſonders groß.
Letzteres wurde ſchließlich zu Spottpreiſen verkauft. Man bezahlte füir
Kuhe 1. Qual. 550—650 Mark, 2. Qual. 400—500 Mark, 3. Qual. 200
Eis 300 Mark, Schlaelſtkühe 80—150 Mark, 1—2jährige Rinder brachten
250—250 Mark und Kälber 50—62 Pf. je Pfund Lebendgewicht.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 28. Mai.
Zur heutigen Prämienerklärung kam noch größeres Material in
einzelnen Werten heraus. Die immer noch ungeklärte Lage der Pariſer
Konferenz, ſowie die ſchhvache Haltung der letzten New Yorker Börſe
und vor allem die anhaltende Verknappung des deutſchen und in
jüng=
ſter Zeit auch des ausländiſchen Geldmarktes veranlaßten zu ſtärkerer
Zurückhaltung. Lediglih einzelne Werte, in denen Auslandsaufträge
vorlagen, konnten etſas größere Umſätze verzeichnen und leichte
Kurs=
gewinne erzielen, während überwiegend erneut leichte Kursabſchläge
ein=
traten. Etwas beachtet waren ACG.=Aktien, die 1 Prozent anzogen.
Kaliwerte überwiegend bis 2 Prozent gebeſſert. Bau=, Maſchinen= und
Zellſtoffwerte eher ein: Kleinſigkeit ſchwächer. Schiffahrtswerte bis 2
Progent gedrückt. Tagesgeld hum verändert und 7½ Prozent. Der
Börſenverlauf blieb nach Ablauf der Prämienerklärung ſrieder unſicher.
London—New York 4,8498, Pfunde gegen Mark 20,34½, Dollar gegen
Mark 4,1952.
An der Abendbörſe war das Geſchäft, nachdem der Liquidationstag
ohne Reibung überwunden wurde, etwas lebhafter. Die Spekulation
ſchritt, angeregt hiervon, zu Rückdeckungen, auch trat das Ausland
wei=
ter als Käufer auf. Die Kurſe lagen weiter leicht gebeſſert. Ein
Ver=
gleich gegenüber dem Berliner Schluß wau nicht gut möglich, da die
Kurſe alle per Ultimo Juni lauten. Im Pordergrund ſtanden A. E.G,
Deutſche Linoleum, Schuckert, Siemens, Kaliwerte und J. G. Farben.
Nenten ſull, aber behauptet. Bei freundlicher Stimmung konnten die
Kurſe im Verlaufe weiter leicht anziehen.
Berlin, 28. Mai.
Die Börſe eröffnete den Liquidationstag in nicht ganz einheitlicher
Tendenz, nachdem der Vormitmagsverkehr böllig geſchäftslos war. Das
Geſchäft hielt ſich auch an der Vörſe in ſehr, engen Grenzen. Eine
große Zahl von erſten Notierungen konnte wegen Ordermangels nuknt
zuſtande kommen, und nur an einigen Märkten, wie dem Elektro= und
Kalimaukt, ging es etwas lebhafter zu, da kleine Auslandskäufe
vor=
legen. Anregend wirkte feener die Mitteilung von der Beteiligung
der J. G. Farbeninduſtrie an der deutſehen Fordgeſellſchaft. Farben
waren daraufhin bei behaupteten Kürſen gefragter. Die erſten Kurſe
ſch=ankten 1 bis 2 Prozent nach beiden Sciten gegen die geſtrigen
Schlußkurſe, doch war das Niheau im allgemeſinen gehalten. Nach den
erſten Kurſen nahm die Spekulation Deckungen vor, ſo daß ſich meiſt
kleine Beſſerungen ergaben. Polyphon konnten 5 Prozent, Kaliwerte
2 bis 3 Prozent, Tietz 2½ Prozent anziehen.
A. E. G.
Augsb.=Nürnb. M
Baſalt ..
Bergmann. .
Berl. Karlsruh
Berl. Hand.=
Braunkohl. Bri
Bremer=Wolle
Danatbank
Deutſche Bank.
Diskontogeſellſchaft
Dresdner Bank.
Deutſche Maſchinen
Deutſche Erdöl".
Deutſche Petroleum.
Dynamit Nobel.
Elektr. Lieferung
J. G. Farben..
Gelſenk. Bere
Han. Maſch.=Egeſt.
Hanſa Dampfſch.
Hapag ..
Harpener
Hemoor Zement .
Hirſch Kupfer
Höſch Eiſen".
Hohenlohe We
Kahla Porzellan
Kali Aſcherslel
„ Salzdetfur
„ Weſteregel=
Lindes Eisme
L. Loewe & C.
Lingel Schu
Mannesman
Niederlauſitzer 1
Nordd. Lloyd
Orenſtein.
Polyphon
Rütgerswerke".
Sachſenwerke
Siemens Glas
Ver. Glanzſtoff
Ver. Stahlwerke.
Volkſtedter Porzelle
Wanderer Werke.
Wiſſner Metall".
Wittener Gußſtahl
27. 5.
114
87.50
79.—
228. —
380.—
235. —
166.50
195.
48.—
115.
138.50
105.75
85.25
442.—
86.—
103.—
125.—
410.—
91.50
36.—
72.75
125.—
46.—
28. 5.
128.—
114.—
87.50
78.50
230.
388.—
237.50
166.50
193.—
48.—
114.50
138.50
105—
85.75
452. —
85. —
104.—
125. —
411. —
92. —
35.—
73.—
124.—
44. —
Die 3 Kaliwerte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
Wien ..
Prag ....
Budapeſt
Sofia ...
Holland.
Oslo ....."
Kopenhagen.
Stockholm.
London ...
Belgien.
27. s. 28. s. 27. 5. 28 5. Geld /Brief Geld Brie Geld Brie Geld Brief 10.535 10.555 10.531 10.551 Italien .. 21.935 21.975 21.93. 21.975 58.67 58.99 58.865 E8.985 Paris ......." 16.38 16.42 16.38 RA 12.417 2. 437 12.41= 2.434 Schweiz .....! 80.70 80.3 80.6 85/80.845 73.06 3. 20 73 04 73.18 Spanien ... 59.45 59.57 59.20 9.32 3.027 8.03 3.027 3.033 Danzig ...... 81.28 81.44 81.26 81.42 168.49 168.8: 168.48 168.84 Japan . . . . . . 1.865 1.869 1. 863 1 867 arnsshttt.s Hrrt.s7ttt.8 Rio de Janeiro 0.497= 0.499‟ 0.4975 0.4995 111.71 11.9. trr.s4f111.s6 Jugoſlawien.. 7.368 7.382 7.36 7.319 112.09 112 31 1r2.041112.26 Portugal. . . . 18.63 8.87 18.88 18.92 20.333 20.3731 20.324/20.364 Athen ......" 5.441 5.45‟ 5.4451 5.455 1.758 1.762 1.757 1.761 Konſtantinope 2.033 2.03 2 03 2.035 4. 1925/4. 2005 .19104. 1990 Kanada .. . . .. 4.156 4.16 4.15 4 164 58.22 158.34 58.21 8.33 Uruguay .. ." 4.066 4.074 4.065 4.074 Produkkenberichke.
Frankfurter Produktenberich” vom 28. Mai. Die Franffurter
Ge=
treidebörſe lag flau. Es notierten je 100 Kg.: Weizen 23,50—23,75,
Roggen 22—22,50, Sommergerſte 23, Hafer 22,50—23, Mais 20,25, füdd.
Weizenmehl 31,75—32, dto. niederrhein, 31,50, Roggenmehl 22,50—29,
Weizenkleie 12, Roggenkleie 12,50.
Spargelmaukt in Schwetzingen am 27. Mai. Die Anfuhr zum
heu=
tigen Shargelmarkt überſtieg noch die Rekordziffern vom Sonntag. Es
wurden 90 Zentner auf den Markr gebracht. Die Preiſe gingen weiter
zurück. Es wurden bezahlt: 1. Sorte 40, häufigſter Preis 45, 2. Sorte
20—30, häufigſter Preis 25, 3. Sorte 15 Pfg. Marktverlauf: langſam.
offeriert und gleichfalls weiter flau. Gerſte ſtill.
Ein ſchwarzer Tag an der New Yorker Börſe.
Angeſichts der Diskonterhöhungsbefürchtungen und der allgemein
angeſpannten Kreditverhältniſſe, die ein weiteres Anziehen der
Zins=
ſätze erwarten laſſen, ſetzte die New Yorker Börſe in durchweg
ſchwä=
herer Haltung ein. Die ſchwoche Veranlagung des Weizenmarktes trug
benfalls zur Verſtimmung bei, ſo daß bald ein allgemeiner Kursſturz
eintrat, der durch Leerabgabe der Spekulation noch verſtärkt wurbe.
Vorübergehend traten Kursabſchläge bis zu 12 Dollar ein. Obgleich
der Satz für tägliches Geld ſpäter auf 6 v. H. zurückging, gaben die
Kurſe weiter nach. Die Börſe ſchloß in flauer Haltung.
Zu den Preisrückgängen erfahren wir noch: Die New Yorker Börſe
hatte am Montag einen ſchwarzen Tag zu verzeichnen. In engliſchen
Verichten aus New York werden die geſtrigen Verluſte mit eſwva 500
Millionen Pfund angegeben. Zehntauſende von Perſonen wurden durch
die ungeheuren Kursſtürze, die in einer großen Anzahl von Fällen bis
zu 60 Punkte erreichten, ruiniert.
Die Kursrückgänge ſind eine Folge der Furcht des Publikums vor
den Maßnahmen, die die Federal Reſerve Board ſeit langem der
Spe=
kulation angedroht hatte, ohne daß bisher ein ſichtbarer Erfolg zu
ver=
zcſchnen war. Nach dem ungeheuren Börſenkrach iſt die Lage auf dem
New Yerker Geldmarkt, die ohnehi bereits geſpannt war, ſehr kritiſch.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 28. Mai 1929 ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer 170,50 RM., Originalhüttenaluminium 120 RMM.,
des=
gleichen in Walzen oder Drahtbarren 194 RM., Reinnickel 350 RM.,,
Antimon Regulus 74—79. RM., Feinſilber 73.50—75.75 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 28. Mai 1929 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar bis April 140.50 (141.00), Mai 137.00 (142.00),
zuni 136.00 (138.00), Juli 139.50 (140.25), Auguſt 140.00 (140.00), Sept.
140.00 (141.00), Oktober 140.00 (140.50), November und Dezember 140.25
(141.00). Tendenz: ruhig. — Für Blei: Januar 46.25 (46.75), Febr.
bis April 46.50 (46.75), Mai 44.75 (46.00), Juni 45.00 (45.25), Juli 45.00
(45.75), Auguſt 45.50 (46.00), September 45.75 (46.00), Oktober 46.00
(46.25), November 46.25 (46.50), Dezember 46.00 (46.50). Tendenz:
ruhig. — Für Zink: Januar 51.50 (53.50), Februar 51.75 (53.50),
März 51.50 (53.50), April 51.75 (53.50), Mai — (—), Juni 50.00 (53.00),
Juli 50.00 (54.00), Auguſt bis Dezember 51.00 (53.00). Tendenz:
luſt=
los. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 28. Mai:
Getreide. Weizen: März 96½, Mai 100, Juli 104½,
Dezem=
ber 108½; Mais: Mai 81, Juli 82½, Sept. 84; Hafer: Mai 41½,
Juli 41½, Sept. 41; Roggen: Mai 81, Juli 78, Sept. 81½.
Schmalz: Mai 11,45, Juli 11,65, Sept. 12,00, Okt. 12,12½.
Rippen: Mai 12,90, Juli 13,00, Sept. 13,25; Speck, loko 13,00;
eichte Schweine 10,00—10,90, ſchwere Schweine 10,00—10,95;
Schweinezufuhren: Chicago 28 000, im Weſten 90 00.
Baumwolle: Juli 18,76—18,77, September 18,77.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 28. Mai:
Getreide. Weizen: Rotwinter 120½, Hartwinter 111: Mais,
neu angek. Ernte 9238; Mehl, ſpring wheat clears 5,25—5,50;
Getreidefracht: nach England 1,9—2,6 Schilling, nach dem
Kon=
tinent 11—13 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,20; Talg, extra, loſe 7½.
Kakao. Tendenz: unregelmäßig; Umſätze in Lots: 115; Loko:
10½; Juni 10,90, Juli 10,43, Auguſt 10,53, Sept. 10,83, Okt. 10,70,
Nov. 10,50, Dez. 10,/43: Januar 1930: 10.49, März 1930: 10,60.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Reichsarbeitsminiſter hat nach einer Mitteilung des Deutſchen
Bankbeamten=Vereins auf Antray dieſer Organiſation die am 17. April
mit dem Reichsverband der Bankleitungen abgeſchloſſene
Gehaltsverein=
barung ſowie die Verlängerung des Reichstarifs bis zum 31. Dezember
1930 für allgemeinverbindlich erklärt.
Die Ausſperrung in der ſchleſiſchen Textilinduſtrie iſt durchgeführt.
Sämtliche Werke ſind ſtillgelegt. Von den ausgeſperrten 50 000
Ar=
beitern entfallen allein auf die Stadt Landeshut 3000.
Die Bankfirma D. W. Brand zu Amſterdam, Z. Grewen zu
Rot=
terdam und Burgers u. Co. Bank im Haag berichten, daß ſie ab heute
einen Betrag von 1 Mill. Gulden der 7½prozentigen 15jährigen
Obli=
gationen zu Laſten der Creditbank für Auslands= und Kolonialdeutſche
zu Berlin zum Kurſe von 97½ Prozent Amſterdamer Uſance zur
Zeich=
nung auflegen. Kapital und Zinſendienſt werden durch deutſche
Reichsſchuldbuchforderungen im Nennbetrage von 2015 000 RM.
ver=
bürgt.
Als Termin für den diesjährigen 35. Deutſchen Weinbaukongreß,
der in Offenburg (Baden) ſtattfindet, ſind nunmehr endgültig die Tage
vom 24. bis 27. Auguſt feſtgeſetzt worden. — Der Internationale
Weinbaukongreß in Wien fällt wegen der ſtarken Winterfroſtſchäden in
den öſterrei hiſchen Weinbaugebieten aus.
Geſtern vormittag haben in Eſſen unter dem Vorſitz des Schlichters
für Weſtfalen, Profeſſor Dr. Brahn, die Schlichtungsverhanölungen
zwiſchen den vier Bergarbeiterverbänden und dem Zechenerband über
die Neuregelung des Mandeltarifs und des Arbeitszeitabkommens
be=
gonnen.
Die belgiſchen Unternehmer für den Bau don elektriſchen und
Telephon=Zentralen haben ſich zu einem Syndikat zuſamnengeſchloſſen.
Frankfurter Kursbericht vom 28. Mai 1929.
6% Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27.
% Baden
Frei=
ſtaat v. 27
6% Bahern
Frei=
ſtaat v. 27
% Heſſen Volks.
ſtaat v. 28.
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28....."
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27...."
726
ThüringerFrei=
ſtaat v. 27...
Diche. Anl.
Auslo=
ungsſch. + (-
Ablöſungsan!. .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Diche.
Schutzge=
bietsanleihe. . . ."
8% Bad.=Bad.v.2
6% Berlin v. 24..
8% Darmſtadt v. 20
v. 28
890
7% Fril. a. M. v. 26
8% Mainz v. 26..
8% Mannh. v. 26
8% Nürnber
Lt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
* Ausl. Ser.
„ Ser.
6½ Ber Hhp.=B1.
8% Frkf. Ehv.Bk.
4 ½%, „Lig. Pfbr.
1% „ Pfbrgk.
8½%. Lig.Pfbr
67.25
76
92.4
91.4
50.95
9.55
30
—
88
782/-
82
85
87.1
90
A
64
97.-
97.5
73.9
98
74.5
82 Heſſ. Landesbk
4½% Heſſ. Lds.Hp
Bk.=Ligid. Pfbr.
8% Kom.
Landes=
bank Darmſtadt.
½ Mein. Hyp.Bl
4½0 „ Lig. Pfbr
%5 Pfälz. Hyp. Bk.
Preuß. Ztr.,
Stadt ſchaft.
Rhein. Hyp.=2
4½% „ Lig. Pfbr
30 Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Cred ..
8% Südd. Bod.,
Cred.=Ban 1 ...
8% Württ. Hyp.=B.
—
6% Daimler Benz
von 27........
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26....
7% Mainlrw.v. 26.
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26..
8% VoigtckHäffner
von 20 ...
—
J. G. Farben Bonds
28...
.
—
5% Bosn. 4. E. B
v. 1914.
4).% Oſt. Schatz
anw. v. 1914 ...
4% Oſt. Goldrente
4½/,% Rum. Gold
von 1913.
420 Türk. Admin.
14% „ 1.Badgad
4%
Zollanl.
41. Füngarn 1913
97.25
85
73
15
35.5
97.5
97.75
76
97.5
98.5
977.75
67.5
88
77.5
90
1281,
30
33
4/.% Ungarn 19141 24
4½
Goldr., / 217,
Aktien.
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatl
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank ..
„ Eff.-u Wechſel=
...
bank
Vereinsbank
Diskonto=Geſellſch.
Dresdener Ban!
Frankf. Bank. . . . .
„ Hyp.=Bf.
Pfdbr.=Bk.....
Gotha. Grundkr. B.
Mein. Hyp.=Banr.
Mitteld. Creditbk..
Nürnb. Vereinsbt
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyv.=Ban!.
Reichsbank=Ant. „
Rhein. Creditbt ..
Hyp.=Bank ..
Südd. Bod.-Cr. Bt.
Wiener Banwereit
A.=G. „ Verkehrsw
Dt. Eiſenb.=Geſ...
7% Dt. Reichsbahn
Vorfge
Hapag ...."
Nordd. Lloyd ..
Schantung=Eiſenb.
Südd Eiſenb.=Geſ
Accum. Berlin.
Adlerw. (v. Kleyer
6% AEG. Vorzug
159
181.5
253
153.5
125
99
159
155
103
132.75
„35
123
189
15)
30.6
145
300
122.5
146
13
156
133.5
105.5
123
43.5
91
91
AEG. Stamm. . . .
Baſt Nürnberg ..."
Bergm. El. Werke
BrovnBroverickCie/137
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen ..."
Eement Heidelber,
Karlſtadt
Chem. WerleAlbert.
Chade .."
Daimler=Benz...
Dt. Atl.=Telegr.. . .
„ Eiſenh. Berlin.
„ Erdöl
Gold= u. Silb.
„ ſcheide=Anſtalt. 1160
„ Linoleumwerk.
Eichbaum. Brauer. 1399
Elettr. Lich u. Kraftl211.25
Liefer.=Geſ./154.75
Eſchw. Bergwer!.
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei1210
F. G. Farbenindſtr.
Feinmech. (Fetter). / 82.75
Feli. & Guilleaum.
Frkft. Gas".
„ Hof
eiling & Cie
Gelſen Bergn
Geſ. . elektr.
Un=
ternehmungen ..!
Goldſchmidt Ty.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bufinger.
dafenmühle Frtf:.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbaul
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer ... 129
187
212
105
69
134.75
173
65.5
415
118
110
3.
212.5
132
130
45
210.5
76.85
75
165
130
171
89
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtrie
Flſe Bergb. Stamn
Genüſſe
Junghans Stamm
Ka)i Aſchers leben.
Salzdetfurth
„ Weſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, M. ..
Klein, Schanzl. .
Klöcknerwerke
Kraftw. Alt=Wärtt.
Lahmeyer & Co.
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metal!
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.-W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br.. .
Mannesm. Röhren
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werfe ...."
Metallgeſ. Frantft
Miag. Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motorenfb. Darmſt.
Neckar). Fahrzeug..
Nicolay, Hofbr ..."
Oberbedarf .. .."
Oſterr. Alpine Mo.
Otav Minen ....."
Beters Union Fr I.
Phönir Bergbau.
Reiniger, Gebb... ..
Rh. Braunkohlen".
„ Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
Riebeck Montan ..
Roeder Bb. Darmſt:
92
110.75
90
206
116.75
65
389
238
195
200.5
95
95.25
165
1121),
234
90
106
227
113.75
125
53.25
145
—
64
115.5
102.5
158.5
10
Rütgerswerke ....
Sachtleben A. G..
Schöfferhof=Bind.
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempe i.
Schuckert Elektr.. .
Schwarz Storchen.
Siem Glasinduſtr.
Siemens & Halste.
Strohſtof ſ. Ver...
Südd. Immobilien
Zucker=AG
Svenska Tändſtick=
Tellu =Bergbau.
Thür. Lie .=Geſ..
Tucher=Brauerei..
Unterfr. Krs.=
Elei=
tr.=Ver ....."
Beithwerke
Ver. . Chem. Ind
Gummifabri
Berlin=Fran 1
„ Laurahütte
„ Stahlwerte
„ Ultramarin.
Bellſt. Berlin.
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner.
Wayß & Freytag..
Wegelin, Rußfabril
Werger Braueren..
Zellſtoff. Aſchaffbg.
Memel. . . . . .
Waldho .
84.1
190
444
122.5
240
163
222
47.5
118
102.25
Allianz u. Stuttg.
Verſicherung .. ."
Frkft Allg. Verſ.=G
Frankona Nück= u.
Mitv. . . . . . ..
Mannh. Berſich. ..
A.
84
66. 5
148,5
104
65
2C9
108/.
116
205
137
248
945
[ ← ][ ][ → ]Nummer 147
Mittwoch, den 29. Mai 1929
Seite 13
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U
Jchuh=
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Mittwoch, den 29. Mai 1929
Nummer 147
din dent in der Nagt.
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10)
(Nachdruck verboten.)
„Gut,” nickte Daniels, „aber machen Sie’s kurz.”
Im Zimmer ſteckte der Doktor die Lampe an und ſchloß die
Tür zu.
„Was ſoll der Rummel und die Geheimnistuerei?” grollte
der Cowboy. Den angebotenen Stuhl wies er zurück. „Schießen
Sie los, Doc, und machen Sie’s kurz.”
Der kleine Mann ſetzte ſich nieder, nahm ſeine Brille ab, hielt
ſie gegen das Licht, fand einen Flecken darauf, polierte ihn
ſorg=
fältig weg, ſetzte die Brille wieder auf die Naſe und ließ ſeine
Augen gedankenvoll auf Daniels ruhen.
Buck Daniels Blicke wanderten eilig nach der Tür, dann
ſo=
gar nach dem Fenſter. Schließlich aber ließ er ſich, ergeben in
ſein Schickſal, in den Stuhl fallen und ſenkte mit Duldermiene
ſeine Hände in die Hoſentaſchen.
„Man hat mich gerufen,” fuhr der Doktor trocken fort, „um
einen Patienten zu unterſuchen, der gefährlich krank iſt — oder
vielmehr hoffnungslos k ank, und ich habe feſtgeſtellt, daß ſein
Leiden auf ien Zuſtand nervös geſpannter Erwartung
zurück=
zuführen iſt. Da es natürlich notwendig iſt, ſich über die Natur
des Leidens im klaren zu ſein und ſeine Urſache zu kennen, um
ſie beſeitigen zu können, habe ich Sie hier hereingebeten, damit
Sie mir mitteilen, was Sie darüber wiſſen.”
Buck Daniels rückte unbehaglich auf ſeinem Sitz hin und her,
ſchließlich platzte er heraus: „Doc,” ſagte er, „ich denke, Sie ſind
einer, der ein bißchen Grütze im Kopfe hat. Mann, ich will Ihnen
mal einen guten Ratſchlag geben, den ich für Sie habe. Packen
Sie ſich von hier weg, ſo raſch Sie können, und kommen Sie nie
wieder. Ich weiß nicht, was Kate eingefallen iſt, daß ſie Sie
hierhergeſchleift hat.”
„Ich will jederzeit zugeben, daß Sie von den beſten Abſichten
beſeelt ſind,” erklärte der Doktor, „aber die Annahme, daß die
Schwierigkeit des Zentralproplems mich dadon abſchrecken könnte,
den Verſuch einer Analyſe zu unternehmen, iſt eine Hypotheſe, die
ich nicht unwiderſprochen laſſen kann. Rund herausgeſagt: Jetzt,
wo ich einmal hier bin, gedenke ich zu bleiben."
Buck Daniels ſetzte zum Sprechen an, aber er beſann ſich,
zuckte die Achſeln und lehnte ſich ergeben wieder in ſeinen Stuhl
zurück.
„Schön,” ſagte er, „Kate hat Sie hierhergebracht. Kann ſein,
ſie hat gewußt warum. Was wollen Sie denn wiſſen?”
„Welche Verbindung beſteht zwiſchen Wildgänſen und einem
Mann, ſeinem Pſerd und ſeinem Hund?”
„Woher in Teufelsnamen wiſſen Sie was von einem Mann,
einem Pferd und einem Hund und den Wildgänſen?” fragte Buck
mit gepreßter Stimme.
„Leider bin ich in dieſer Hinſicht bis jetzt nur auf Gerüchte
angewieſen — aber, Herr, ich habe feſtgeſtellt, daß Cumberland,
ſeine Tochter und Sie ſelbft, Herr, alle auf etwas warten, was
kommen ſoll. Und ich fühle mich verſucht anzunehmen, daß es ein
Mann iſt.”
„Doc,” ſagte der Cowboy ironiſch, „Sie haben inen hellen
Kopf. Da iſt kein Zweifel dran.”
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ger und unfruchtbarer Mißbrauch der geiſtigen Kräfte, der noch
dazu uns bei der Unterſuchung der vorliegenden Fragen nicht
weiterbringt. Und dieſe Frage lautet: Wer und was iſt der
Mann, auf den hier alle warten?”
„Der Mann,” ſagte Buck Daniels, „der kam von
nirgends=
her. Das iſt alles, was wir darüber wiſſen. Und was er iſt?
Mann, das kann ich Ihnen ſagen: er iſt ein Kerl: er ſieht aus
wie ein Mann, und geht auf zwei Beinen wie ein Mann, und
redet wie ein Mann — aber er iſt kein Mann.”
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„Ah.” nickte unſer Philoſoph, „ein Verbrechen von
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wöhnlichem Ausmaß hat alſo dazu geführt, daß er aus der
Ge=
meinſchaft der Menſchen ausgeſtoßen wurde? Iſt es ſo?”
„Ne,” erklärte Buck Daniels. „Hören Sie zu, Doc, jetzt werd'
ich Sie was fragen. Kann ein Wolf ein Verbrecktn begehen?”
„Wenn wir von folgender Definition ausgehen, daß ein
Ver=
brechen ein Verſtoß gegen das Geſetz iſt, und daß das Geſetz eine
Schöpfung der Vernunft iſt, mit dem Ziel, das Verhalten denken=
der Weſen zu regeln, dann kann man ohne weiteres zugeben,
daß die Handlungen der Lebeweſen niedever Ordnung außerhalb
der Begriffe liegen, die nach Maßgabe ethiſcher Vorſchriften
zu=
geſchnitten ſind. Um eine direkte Antwort auf Ihre nicht
unin=
tereſſante Frage zu geben: Ich glaube, daß ein Wolf unfähig iſt,
das zu begehen, was wir Verbrechen nennen.”
Buck Daniels ſtieß einen ſchweren Seufzer aus.
„Doc,” ſagte er, „ich will Ihnen was ſagen, daran können
Sie feſthalten. Der Burſche, auf den wir hier warten, hat nicht
mehr auf dem Gewiſſen, wie ein Wolf auf dem Gewiſſen hat.”
„Ah, ich verſtehe,” murmelte der Doktor. Ein Mann, der ſo
nahe am Tieriſchen ſteht, daß das Unglaubliche, deſſen er ſich
ſchuldig .
„Doc,” ſagte Daniels mit mahnend aufgerecktem Finger, „das
nageln Sie ſich mal ins Hirn: Es gibt keinen hier herum, der
ſachter iſt und ſanftmütiger als der, von dem ich rede. Eine
Stimme hat der Menſch — Doc, Sie wiſſen, was für ne Stimme
Kate hat —, aber das iſt nichts fen die Stimme, die dem Kerl
in der Kehle ſitzt. Und Herz — ge, ich hab’s miterlebt, wie er
aus dem Sattel geſtiegen iſt, umi einem verwundeten Kaninchen
zu helfen.”
Seine Stimme wahr ehrfürchtig. Was er erzählte, ſchien
ihm ſelbſt unglaublich. Dann fuhr er fort:
„Wenn ich in die Tinte käme, Doc, ich ſag: Ihnen, ich wollte
lieber den Mann neben mir haben als zehn andere. Wenn ich
krank wäre, ich möchte eher ihn haben als zehn Doktors, und
wenn ich einen Kameraden wollte, der ſein Herzblut hergibt für
die, die gut zu ihm waren, und der mit inem Kerl zum Teufel
fährt, der’s nicht war, Doc, juſt der Mann, von dem wir hier
reden, würd’ ich mir ausſuchen und leinen anderen.”
Dieſes Loblied war kein Erzeugnis einer allzu fruchtbaren
Einbildungskraft. Buck Daniels meinte es ernſt, er ſuchte nach
Worten, um auszudrücken, was er fühlte.
„Außerordentlich werkwürdig”, murmelte der Doktor. Und
er wiederholte es. Dann fuhr er bedächtig fort — ſeine
ſchwa=
chen Augen blinzelten zu Daniels hinüber: „Und es beſteht eine
Beziehung zwiſchen dieſem Mann, einem Hund und einem
Pferd?”
Ein Schauer überlief Buck Daniels. Er wechſelte die Farbe.
„Doc,” ſagte er, „nun hören Sie mal her! Ich hab’ genug
herumgeredet. Sie kriegen kein Wort mehr aus mir heraus.
Bloß eins will ich Ihnen noch ſagen: Schlafen Sie ſich ordentlich
aus, ſetzen Sie ſich morgen früh auf Ihren Gaul und verduften
Sie. Warten Sie nicht mal, bis Sie Frühſtück kriegen, denn, ſag‟
ich Ihnen, wenn Sie ſich noch lange hier herumdrücken — wir
haben hier ine Hölle für uns privat — und ’s kann ſein, wenn
Sie noch lange warten, kriegen Sie Ihren Anteil ab. Kann
ſein, Sie fangen auch an und warten." (Fortſ. folgt.)
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Nummer 147
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Seite 15
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der Verdingung vergeben werden. Näh.
iſt auf Zimmer 39 des Amtsgebäudes,
Mornewegſtraße 1, zu erfahren. Die
An=
gebote ſind bis zum 1. Juni 1929,
vor=
mittags 12 Uhr, in verſchloſſenem
Briefumſchlag in Zimmer 39 des
Amts=
gebäudes einzureichen. Die Lieferung iſt
vollſtändig frei Anſtalt anzubieten. Nach
dem 1. Juni 1929, vormittags 12 Uhr,
einlaufende Angebote können keine
Be=
rückſichtigung mehr finden.
Die Genehmigung der Vergebung
ſo=
wie die Auswahl unter den Anbietenden
bleibt dem Herrn Oberbürgermeiſter
vor=
behalten.
(st9084
Darmſtadt, den 27. Mai 1929.
Städtiſches Wohlfahrts= und
Jugendamt.
Nutz= u. Brennholz=
Verſteigerung.
Montag, den 3. Juni Ifd. Js.,
von vormittags 9 Uhr ab, werden
aus dem Zeilharder Gemeindewald.
Di=
ſtrikt Mark, in der Gaſtwirtſchaft von
Georg Heberer zu Grube Meſſel
meiſt=
bietend verſteigert:
Stämme:
3 Eiche mit 4,09 im Inhalt
2 Lärchen . 1,39
427 Fichten „ 113,59 „
Derbſtangen:
635 Stück — 45,96 fm
55 Stück Reißſtangen — 0.30 Im
Das Holz iſt vor der Verſteigerung
einzuſehen. Nähere Auskunft erteilt Herr
Förſter May zu Markhaus.
Dienstag, den 4. Juni, werden
aus demſelben Diſtrikt an Ort und Stelle
von vormittags 9 Uhr ab verſteigert
Scheiter: 1 rm Buche, 11 rm Eiche,
1 rm Erle, 75 rm Kiefer;
Knüppel: 7 rm Buche, 12 rm Eiche,
3 rm Erle, 45 rm Kiefer, 24 rm Fichte;
Reiſigknüppel: 23 rm Kiefer, 72 rm
Buche.
Die Zuſammenkunft iſt in vorge=
(9022b
nannter Gaſtwirtſchaft.
Zeilhard, den 24. Mai 1929.
Heſſ. Bürgermeiſterei Zeilhard.
Kühn.
Das Kaufhaus des Westens, das vornehme Berliner
Waren=
haus, schreibt: Wir haben Lux Seifenflocken an den
empfindlichsten Gewieben aus Seide, Kunstseide und
Wolle erprobt und in allen Fällen festgestellt, dass sie die
ursprüngliche Schönheit der Gewebe vollkommen erhalten,
und ebenso Glanz und Farbe.‟
Hermann Tietz, Besitzer berühmter Warenhäuser, sagt:
Wir haben Lux Seifenflocken an den verschiedensten
Web - und Wirkwaren erprobt und können Lux Seifen=
Hocken bestens empfehlen.”
Alsberg, das grosse Warenhaus in Bochum, sagt : „Wenn
die Frauen wüssten, wie sehr Aussehen und Lebensdauer
der Kleidung nicht nur von gutem Einkauf abhängen, sondern
auch von richtigem Waschen, dann würde es weit weniger
verdorbene Sachen geben. Wir empfehlen daher unseren
Kundinnen die milden Lux Seifenflocken; die damit
gewaschenen Kleidungsstücke halten viel länger.”
Folgen Sie dem Rate dieser
erfahrenen Sachverständigen und
zahlreicher anderer führender
Geschäfte Deutschlands.
Verwen=
den Sie die reinen Lux Seifenflocken.
Dann werden Ihre schönen Sachen
stets wie neu bleiben.
Die meisten Hausfrauen kaufen
die vorteilhafte dobbelgrosse
Packung zu 90 Pfg.;
Normal=
backung 50 Pfg.
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Sie alle sagen Ibnen:
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Kleiduno wel länger
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Am Donnerstag, den 30. Mai
1929, nachmittags 3 Uhr, verſteigere
ich in meinem Verſteigerungslokale
Lu=
iſenſtraße 32 zwangsweiſe meiſtbietend
gegen Barzahlung:
(9082
1 Standuhr, 1 Sprechapparat,
Fahr=
räder, 1 Schreibmaſchine, 1
Schleif=
maſchine, 3 Motore, 1 Perſonenwagen,
1 Regiſtrierkaſſe, 1 Klavier, 1
Waren=
ſchrank, 6 Füllfederhalter, ein großer
Poſten Papierwaren ſowie Möbel aller
Art, 2 gebogene Glasaufſatzkaſten,
ver=
ſchiedene Oelgemälde.
Darmſtadt, den 28. Mai 1929.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher.
Verſteigerungsanzeig
Am Donnerstag, den 30. Mai 1929,
vormittags 10 Uhr, verſteigere ich an
Ort und Stelle im Lokal Karlſtraße 53½
folgende Pfänder zwangsweiſe gegen
Barzahlung:
2 Trumeaurſpiegel, 1 Tiſchchen. 1
Se=
kretär, 1 Kleiderſchrank, 1
Vorplatz=
geſtell, 1 Kommode, 1 Schreibtiſch,
1 Hocker, 1 Säule mit Büſte, 1 Diwan,
1 Spiegelſchrank (1türig), 3 Bilder.
Darmſtadt, den 27. Mai 1929. (9052
Jungermann,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
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Kacherofen Adolf Kienzle
Schützenſtraße 12 86a Telephon 1426
Berſteigerungsanzeige.
Am Dienstag, den 11. Juni 1929
vor=
mittags 10 Uhr, werden in dem Lager
der Polizeiunterkunft, Holzhofallee 25,
unſerer Bereitſchaftspolizei meiſtbietend
gegen Barzahlung verſteigert:
1. 7500 Stck. moll. Decken
(alte Heeresbeſtände).
2. 2500 Std. Jukeſäcke
(alte Heeresbeſtände).
Die Beſichtigung der Decken und Säcke
kann eine Stunde vor der Verſteigerung
(9039b
erfolgen.
Darmſtadt, den 25. Mai 1929.
deſſiſches Polizeiamt Darmſtadk.
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[ ← ][ ]Seite 16
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