Einzelnummer 10 Pfennige 
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Franffurt a. M. 4304.
 Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort 
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet. 
Nummer 146 
Dienstag, den 28. Mai 1929. 
192. Jahrgang
27 mm breiie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspftz.
 zeiſe 200 Reſchemart. Alle preſſe in Reichemark 
(4 Dollar — 4.20 Markt. — Im Falle höherer 
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht 
ſede Berpflſchtung auf Erfülung der 
            Anzeſgen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel 
Konhurs oder gerſchtliſcher Belſtreiſbung fäll ſeder 
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und 
            Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Ein Negz von Intrigen gegen Dr. Streſemann
 * 
Dr. Skreſemanns Nokwehr. 
Fluchk in die Oeffenklichkeik. — Sireſemann 
            brand=
markt den ſchmählichen Verrak nakionaler Inkereſſen. 
Der Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann iſt in den letzten 
Tagen von rechts her ſo ſtark in den Mittelpunkt des 
            innen=
politiſchen Kampfes geſtellt worden, daß er ſich genötigt geſehen 
hat, die Flucht in die Oeffentlichkeit anzutreten. Er 
hat am Montag in Berlin vor der Preſſe geſprochen 
und das ganze Gewebe zerriſſen, das ſich um ihn perſönlich und 
um das Auswärtige Amt legen wollte. Die Anfänge dieſer 
Intrigen liegen ja ſchon weit zurück. Sie gehen aus von 
der ſeltſamen Rolle, die der frühere Staatsſekretär von 
            Kühl=
mann bei den Verhandlungen in Paris geſpielt hat. Man hat 
ihn und ſeine Tätigkeit dem Reichsaußenminiſter an die 
            Rock=
ſchöße hängen wollen. Wir haben das von Anfang an beſtritten 
und finden unſere Darſtellung jetzt durch die Erklärungen des 
Außenminiſters in vollem Umfange beſtätigt. Darnach ſteht feſt, 
daß Herr v. Kühlmann zu ſeiner Reiſe nach Paris vom 
            Aus=
wärtigen Amt her keine Anregung oder Aufträge erhalten hat. 
Herr Dr. Streſemann iſt auch nicht davor zurückgeſchreckt, offen 
zuzugeben, daß ihm von dem engliſchen Botſchafter in Berlin 
ein Schriftſtück vorgehalten worden iſt, das Herr v. Kühlemann 
dem engliſchen Botſchafter in Paris überreicht hat. Dieſe 
            merk=
würdige Form der Privatdiplomatie hat der 
            Außen=
miniſter — das war uns neu — dadurch abgebogen, daß er es 
abgelehnt hat, eine Antwort des engliſchen Außenminiſters auf 
die Mitteilung entgegenzunehmen. 
Das zweite Kapitel enthält die Vorgänge, die ſich 
um den Rücktritt Dr. Vöglers herum abgeſpielt 
haben. Der Regierung, und beſonders dem Auswärtigen 
Amt, iſt zum Vorwurf gemacht worden, daß ſie den Rücktritt 
Dr. Vöglers unnötigerweiſe geheimgehalten hätten, obwohl er 
ihnen ſchon ſeit Tagen bekannt war. Der Miniſter teilte dazu 
mit, daß zwar vor längerer Zeit ſchon Dr. Vögler in einem 
Luftpoſtbrief an das Auswärtige Amt ſeinen Rücktritt 
            angekün=
digt hatte, aber ſpäter darum gebeten hat, dieſen Brief als nicht 
exiſtierend anzuſehen. Als dann die Gerüchte über ſeinen 
            Rück=
tritt deutlicher wurden, war Dr. Vögler gerade auf der Fahrt 
nach Berlin, und ohne Rückſprache mit ihm ließ ſich eine amtliche 
Erklärung nicht abgeben. Sobald Herr Dr. Vögler in Berlin 
war und Herr Owen Young der Rücktritt mitgeteilt war, iſt er 
auch amtlich ſofort publiziert worden. Mit aller Entſchiedenheit 
lehnt es Dr. Streſemann ab, irgendwie in Zuſammenhang 
            ge=
bracht zu werden mit Angriffen, die Dr. Vöglers Rücktritt mit 
aus ſeiner abhängigen Stellung innerhalb der deutſchen 
            Schwer=
induſtrie ableiten wollen. Dazu ſei Dr. Vögler als Menſch und 
Perſönlichkeit zu groß, als daß derartige Rückſichten für ihn 
überhaupt in Frage kommen könnten. Die Inſtruktion, die 
            un=
ſeren Botſchaftern bei den Gläubigermächten über Dr. Vöglers 
Nücktritt gegeben worden iſt — und zwar zur Weitergabe an die 
betreffenden Regierungen, bei denen ſie beglaubigt ſind —, 
            be=
ſtätigt auch ausdrücklich, daß Dr. Vögler ſchon ſeit langem ſeinen 
Rücktritt erwogen und ſchließlich vollzogen habe, weil er ſeinen 
Namen nicht unter Amachungen ſetzen ſolle, die ſeiner 
            Ueber=
zeugung nach die Grenze des für das deutſche Volk Tragbaren 
überſchritten. 
Der Außenminiſter hat die Gelegenheit benutzt, um 
            man=
cherlei über die Beziehungen zwiſchen Berlin und 
Paris hinzuzufügen. Er hat darauf hingewieſen, wie 
            weit=
gehend die Unabhängigkeit der deutſchen Sachverſtändigen 
            ge=
weſen iſt — im Gegenſatz zu den anderen Staaten, 
            vornehm=
lich Frankreichs —, daß noch in den letzten Tagen die 
            Reichs=
regierung nach Paris kabelte, ſie laſſe den Sachverſtändigen über 
ihre Entſcheidung völlig freie Hand. Sogar die Zahlen des 
deutſchen Angebots habe die Regierung erſt erfahren, nachdem 
das Angebot bereits überreicht war. Daß daneben die an den 
Reparationsverhandlungen beſonders intereſſierten Miniſterien 
des Auswärtigen, der Finanzen und der Wirtſchaft ſich dauernd 
auf dem Laufenden gehalten haben, iſt nur eine 
            Selbſtverſtänd=
lichkeit. An ihren Beſprechungen haben mindeſtens der 
            Reichs=
kanzler und ein Vertreter des Zentrums teilgenommken, damit 
alle Regierungsparteien vertreten waren. Das war einfach ihre 
Pflicht, und es gehört ſchon ein ſtarkes Maß von Phantaſie 
hinzu, daraus den Vorwurf einer Nebenregierung zu 
            kon=
ſtruieren. 
Es iſt eigentlich ein unerhörter Skandal, daß 
ein deutſcher Außenminiſter gezwungen iſt, 
in dem Augenblick, wo in Paris die Dinge auf 
des Meſſers Schneide ſtehen, ſolche 
            Erklä=
rungen abzugeben. Das iſt tatſächlich nur in 
            Deutſch=
land möglich, wo 90 Prozent aller Menſchen nur noch in 
            Par=
teien denken können und darüber den Blick für die Wirkungen 
nach außen völlig verloren haben. Häusliche 
            Erörte=
rungen macht ein wohlerzogener Menſch nicht 
in voller Oeffentlichkeit ab, zumal wenn die Gefahr 
beſteht, daß damit koſtbares Porzellan zerſchlagen wird, das 
ſchwer oder gar nicht mehr zu kitten iſt. Auch wir haben keinen 
Zweifel darüber gelaſſen, daß in Paris Dinge vorgekommen 
ſind, die dringend der Aufklärung bedürfen. Aber dazu war 
mehr als hinreichend Zeit, wenn die Beratungen der 
            Sachver=
ſtändigen ſo oder ſo abgeſchloſſen waren, und auch dann wäre 
es klüger geweſen, unſere ſchmutzige Wäſche nicht zum Gaudium 
der ganzen Welt auf öffentlichem Markt zu waſchen. Dr. 
            Streſe=
mann hat mit vollem Recht die Anregung gegeben, daß der 
            Aus=
wärtige Ausſchuß des Reichstages einberufen werde, der 
            eigent=
lich der geeignete Schauplatz für ſolche Auseinanderſetzungen 
wäre. Er hat ſich vor allem dagegen beſchwert, daß etwa auf 
dem Umwege über die deutſche Botſchaft über das Auswärtige 
Amt den Sachverſtändigen der Gläubigerſtaaten Mitteilungen 
zugegangen ſeien darüber, daß im Reichskabinett höhere Zahlen 
genannt worden ſeien als von den deutſchen Sachverſtändigen. 
Ein derartiges Verfahren bezeichnete der Miniſter als einen 
ſchmählichen Verrat nationaler Intereſſen. Die
 „Kreuzzeitung”, die dieſe Vorwürfe zuerſt etwas geheimnisvoll 
erhoben hatte, tritt jetzt auch den Rückzug an und ſpitzt ihre 
            An=
griffe auf den Reparationsagenten Parker Gilbert zu, der auch 
von uns ſchon in der vergangenen Woche als derjenige genannt 
worden iſt, der hier vielleicht ein etwas intereſſantes 
            Zwiſchen=
ſpiel geſpielt hat. Wir lehnen es aber nach wie vor ab, dieſes 
Thema im Augenblick weiter zu verfolgen. Dazu iſt noch Zeit, 
und zwar auch erſt recht Zeit, wenn Dr. Schacht und die übrigen 
Mitglieder der deutſchen Delegation nach Berlin zurückgekehrt 
ſind. 
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie und die 
dentſchen Sachverſtändigen. 
Auf Grund wahrheitswidriger Preſſeäußerungen ſieht ſich 
der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie zu folgenden 
            Feſtſtel=
lungen veranlaßt: 
1. Wie der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie bereits zu 
Beginn der Pariſer Sachverſtändigenverhandlungen in der Preſſe 
ausdrücklich feſtgeſtellt hat, ſind die beiden ihm naheſtehenden 
Sachverſtändigen nicht als Beauftragte ſeiner Organiſatione 
            an=
zuſehen, ſondern ſie ſind von der Reichsregierung ausdrücklich 
als unabhängige Sachverſtändige mit eigener Verantwortung 
und voller Freiheit der Entſchließung beſtellt worden. 
2. Seit Beginn der Pariſer Verhandlungen haben die 
            Or=
gane des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie keinerlei 
            Ver=
ſuche gemacht, auf den Gang der Pariſer Verhandlungen oder 
auf die Haltung der einzelnen Sachverſtändigen irgendeinen 
Einfluß auszuüben. Es haben auch keinerlei Ausſprachen unter 
Hinzuziehung von behördlichen Vertretern ſtattgefunden, ſo daß 
die Behauptung der Teilnahme des Reichsminiſters der Finanzen 
an einer ſolchen Beſprechung im Hauſe und auch außerhalb des 
Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie nicht zutrifft. 
3. Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie kann und wird 
zu den Pariſer Sachverhandlungen erſt dann Stellung nehmen, 
wenn das Ergebnis endgültig feſtſteht und die für eine 
            Beurtei=
lung erforderlichen Unterlagen, bekannt geworden ſind. Dieſen 
Standpunkt hat der Reichsverband erſt am heutigen Montag in 
einem Rundſchreiben ſeinen Mitgliedern gegenüber vertreten. 
4. Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie ſpricht im 
übrigen ſein lebhaftes Befremden und Bedauern darüber aus, 
daß in der deutſchen Oeffentlichkeit gegen die deutſchen 
            Sachver=
ſtändigen unſachliche und herabſetzende Angriffe erhoben worden 
ſind. 
Die Lage in Paris. 
Es wird weikerverhandell. — Neue Vorſchläge der 
Amerikaner. — Franzöſiſche Preſſemanöver gegen 
Deutſchland. 
Paris, 27. Mai. 
Die Havasagentur berichtet, daß der Meinungsaustauſch von 
Delegation zu Delegation unter den Sachverſtändigen der 
            Gläu=
bigermächte heute fortgeſetzt wurde. Bis jetzt ſei jedoch die 
            Ant=
wort des deutſchen Delegierten Dr. Schacht auf das 
            Memoran=
dum der Alliierten nicht eingegangen. 
Hierzu muß wiederholt bemerkt werden, daß die alliierten 
Delegationen ein Memorandum der deutſchen Delegation gar nicht 
erwarten können, da ſie ausdrücklich darum gebeten haben, keine 
ſchriftliche Antwort zu geben, bevor man die Situation in 
            Be=
ſprechungen von Delegation zu Delegation, nicht geklärt habe. 
Das Manöver der Preſſe, die deutſche Delegation als in Verzug 
befindlich zu bezeichnen, muß alſo entſchieden zurückgewieſen 
            wer=
den. Wie wenig übrigens die Lage unter den 
            Gläubigerdele=
gationen geklärt iſt, darüber berichtet das „Journal des Debats”. 
daß die amerikaniſche Delegation verſuche, 
            verſchie=
dene Kombinationen aufneuer Grundlag zu 
            ent=
werfen. Zu dieſem Zwecke habe Owen Young Beſprechungen 
mit den Mitgliedern der alliierten Delegationen gepflogen. 
* Die am Samstag auch an amtlichen Stellen beſtehende 
            An=
ſchauung, daß am gleichen Tage noch die Entſcheidung in Paris 
fallen würde, hat ſich nicht erfüllt. Es iſt am Sonntag und auch 
am Montag weiter verhandelt worden. In der franzöſiſchen 
Preſſe beſonders wird aus der Tatſache, daß Miſter Morgan 
ſeine angedrohte Abreiſe noch einige Tage 
            hinaus=
geſchoben hat, geſchloſſen, daß noch nicht alles zu Ende iſt, 
obwohl niemand ſieht, wie eine Einigung erzielt 
werden ſoll. Die Franzoſen unterſtellen uns, daß wir die 
Verhandlungen über den Donnerstag, den Stichtag der engliſchen 
Wahlen, hinauszuſchieben verſuchten, weil wir von einem Sturz 
der konſervativen Regierung vielleicht eine Beſſerung zu 
            erwar=
ten hätten. Das iſt eine törichte Vermutung. Gerade die 
            Fran=
zoſen ſollen ſich an den Vorſtoß Snowdens erinnern, aus dem 
zum mindeſten hervorging, daß die Arbeiterpartei nicht daran 
denkt, billiger zu ſpielen. Ein Wechſel der engliſchen Regierung 
würde alſo in der Beziehung für uns keine Vorteile bringen. 
Für die deutſche Delegation iſt es aber trotz ſtarker 
            Nervenanſpan=
nungen Pflicht, auszuharren, ſo lange auch noch die leiſeſte Mög= 
 
lichkeit einer Einigung beſteht. 
Amerika bewilligt Frankreich Zahlungsaufſchub. 
Wie die Blätter aus Waſhington melden, wird das 
            ameri=
kaniſche Schatzamt dem franzöſiſchen Botſchafter Claudel eine Note 
überreichen, in der die amerikaniſche Regierung ſich von den 
            Mit=
teilungen der franzöſiſchen Regierung hinſichtlich der Ratifizierung / 
des Mellon=Bérenger=Abkommens befriedigt erklärt. Die 
            ameri=
kaniſche Regierung ſichere zu, daß ſie den im Kongreß 
            eingebrach=
ten Antrag, Frankreich einen Zahlungsaufſchub für die am 1. 
Auguſt fällig werdende Handelsſchuld zu gewähren, falls es das 
 
Abkommen bis 1. Auguſt ratifiziere, unterſtützen werde.
 * Großbrikannien. 
Von 
Dr. Heinrich Wenz. 
Seit dem Weltkrieg tritt an Stelle Großbritanniens und 
ſeiner Kolonien mehr und mehr das Britiſh Empire 
            Welt=
britannien; die Dominions Canada, Neufundland, Neuſeeland, 
der Auſtraliſche Staatenbund und die Südafrikaniſche Union 
ſind im Laufe des letzten Jahrhunderts zu britiſchen 
            Tochter=
nationen und jetzt zu Schweſterſtaaten emporgeſtiegen, die — 
immer im Rahmen des britiſchen Weltreiches — kräftig in die 
internationale Politik eingreifen. 
Sie haben abtiv an allen großen Nachkriegskonferenzen und 
=Entſcheidungen teilgenommen, von Verſailles und Waſhington 
bis Locarno und bis zum Kellogg=Pakt, zu deſſen 
            Signatar=
mächten ſie gehören. 
Bedeutet das nun die Auflöſung des Britiſchen Reiches, oder 
hat der auſtraliſche Staatsmann Hughes recht, wenn er ſagt, daß 
das Britiſche Weltreich auch jetzt noch eine „einzige ungeteilte 
und unteilbare Einheit” ſei? 
Die Wiege Weltbritanniens, das heute ein Viertel der 
ganzen Erdoberfläche umfaßt, und etwa 450 Millionen 
            Ein=
wohner hat, ſtand an der nordamerikaniſchen Küſte des 
            Atlan=
tiſchen Ozeans. Dort haben die britiſchen Seefahrer im 15. und 
16. Jahrhundert ihre erſten Siedlungskolonien gegründet, dort 
auch wurden jene ſtaatspolitiſchen Experimente gemacht, deren 
Früchte die zwei großen angelächſiſchen Reiche der Gegenwart, 
die Vereinigten Staaten und Kanada ſind. Nachdem die Politik 
der Ausbeutung mit der Unabhängigkeitserklärung der 13 
            Neu=
englandſtaaten geendet hatte, ſah ſich England, um wenigſtens 
Kanada zu retten, zu Konzeſſionen gezwungen. Im Jahre 1791 
mußte es Kanada eine beſchränkte Selbſtverwaltung gewähren. 
Aber auch dieſe Reform brachte keine Ruhe, und es kam in den 
dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu offenen 
            Auf=
ſtänden. Nun gewann langſam die Anſchauung an Raum, daß 
die Kolonialen entweder im Reichsparlament ihre Vertreter haben 
müßten, oder aber, daß ſie eine eigene verantwortliche Regierung 
haben müßten mit einem Stellvertreter des Königs. 
Dieſer Gedanke fand in der damaligen Regierung einen 
            eif=
rigen Verfechter in Lord Durham. Ihn ſandte man 1838 mit 
weitgehenden Vollmachten nach Kanada. Alle ſeine 
            Beobach=
tungen, Erfahrungen und Urteile legte er in einem umfaſſenden 
Bericht nieder, den man mit Recht die Magna Charta des 
            Bri=
tiſchen Weltreiches nennen kann. 
In dieſem Bericht wurde vorgeſchlagen, eine der 
            Volksver=
tretung verantwortliche Regierung zu bilden, wobei ein 
            General=
gouverneur den König vertreten ſolle. Im Jahre 1867 erfolgte 
der Zuſammenſchluß aller nordamerikaniſch=britiſchen Kolonien 
(ohne Neufundland) zum Dominion of Canada; 1900 wurde der 
Auſtraliſche Bund (Common wealth of A.) geſchloſſen, 1905 
            kon=
ſtituierte ſich Neuſeeland und 1909 folgte die Gründung der 
            Süd=
afrikaniſchen Union. 
Hatte die Einführung der Durham=Reformen den 
            Domi=
nions die innenpolitiſche Bewegungsfreiheit gegeben, ſo 
            erreich=
ten es die Reichskonferenzen, die ſeit 1887 oſtmals (1894, 
1897, 1902, 1907, 1911, 1917, 1921, 1923, 1926) abgehalten 
            wur=
den, daß auch die Zügel in der Außenpolitik etwas lockerer 
            ge=
laſſen wurden, wenn auch die Downing=Street noch immer alle 
Fäden in ihrer Hand vereinigte. Und das Ergebnis dieſer 
Politik? Der Weltkrieg ſchweißte die engliſchen Staaten der 
Welt wieder feſt zuſammen, die Dominions brachten unerhörte 
finanzielle und Blutopfer für die Einheit des Reiches. Dafür 
wurde auf der Reichskonferenz von 1926 — wie es Kanada 
            be=
reits 1917 beantragt hatte — das Verhältnis von Mutterland 
und Dominions auf der Baſis völliger Gleichberechtigung neu 
geſchaffen. In der Balfour=Kommiſſion wurde ein Kommuniqué 
ausgearbeitet, das am 19. November der Reichskonferenz 
            vor=
gelegt wurde. 
Es enthält auch jene inzwiſchen berühmt gewordene Definition 
des Dominion=Statuts; ſie lautet: Sie (Mutterland und 
            Domi=
nions) ſind autonome Staaten innerhalb des 
Britiſchen Weltreichs, gleich im Rang, in 
            kein=
ner Beziehung, weder in ihren inneren, noch 
in den äußeren Angelegenheiten einander 
            un=
tergeordnet, doch vereinigt durch gemeinſame 
Untertanenpflicht gegenüber der Krone und 
frei verbunden als Glieder der Britiſchen 
Staatengemeinſchaft.” 
Wie groß nunmehr die Freiheit der Dominions iſt, das 
zeigt ſich beſonders in der Stellung Kanadas zum Mutterland 
und zu den anderen Weltmächten. Es regelt nach eigenem 
            Er=
meſſen ſeine Einwandererfragen; das Mutterland hat keinen 
Einfluß. Es hat ferner inzwiſchen eigene Geſandtſchaften 
            er=
richtet, und zwar bis jetzt in Paris, Tokio und Waſhington. Dem 
Völkerbund gehört es als ſelbſtändige Nation an, zu den 
            Völ=
kerbundsverſammlungen entſendet es regelmäßig Vertreter. Vor 
zwei Jahren hat es ſogar einen Sitz im Völkerbundsrat erlangt. 
Wie ſehr es ſeine Selbſtändigkeit in Genf betont, das hat ſich im 
Februar d. J. gezeigt, als dort die Minderheitenfrage wieder 
einmal zur Debatte ſtand. Kanada hat bei dieſer Gelegenheit 
Anträge geſtellt, die durchaus nicht dem Standpunkt Englands 
entſprechen. Kanada fühlt ſich als werdende Großmacht. Das 
zeigt ſich jetzt auch in den offiziellen Beziehungen zwiſchen 
            Mut=
terland und Dominion. Bis zum Jahre 1926 war der 
            Ver=
treter Großbritanniens in Kanada ein Generalgouverneur, 
            der=
jenige Kanadas in London ein High=Commiſſioner; jener 
            ver=
trat die Krone und die Regierung, dieſer hatte im weſentlichen 
nur die Funktionen eines Handelsvertreters. Seit dem vorigen 
Jahr hat ſich das geändert. Der Generalgouverneur iſt jetzt nur 
noch Repräſentant der Krone; für die britiſche Regierung hat 
man einen beſonderen Vertreter beſtellt, der bezeichnenderweiſe 
nach dominialem Vorbild den Titel eines High=Commiſſioner 
führt. Dadurch wird einmal die Stellung des kanadiſchen High= 
Commiſſioners in London bedeutſam gehoben und zum andern 
wird nunmehr auch äußerlich zum Ausdruck gebracht, daß die 
beiden Regierungen auf der Baſis völliger Gleichberechtigung 
miteinander verkehren. Bemerkenswert iſt übrigens die Tatſache, 
daß ſich in allerjüngſter Zeit Beſtrebungen zeigen, die darauf 
abzielen, Söhne des engliſchen Königshauſes als Generalgou=
Seite 2
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
 verneure in die Dominions zu entſenden. Dies würde natürlich 
eine weitere Stärkung des Reichsgedankens in den verſchiedenen 
ſelbſtregierenden Teilen des britiſchen Staatsverbandes bedeuten. 
Und gerade dadurch würde wiederum das feſteſte und bei 
dem konſervativen Sinn des Engländers wirkſamſte Band um 
die britiſchen Reichsteile geſchlungen werden. Denn es lag 
Wahrheit und tiefes Erkennen der inneren Zuſammenhänge im 
Britiſh Empire in der einen — einſt von Joe Chamberlain mit 
Vorliebe zitierten — Zeile: 
„One life, one fleet, one flag, one throne."
 Stagnakion in den Pariſer Berhandlungen. 
Nach Mitteilungen der deutſchen Delegation iſt in den 
            Un=
terhandlungen, die ſeit Samstag mittag ſtattgefunden haben, 
kein Fortſchritt erzielt worden. Die deutſche Delegation hat in 
den Unterredungen, die mit Stamp, Moreau und Owen Young 
weiterhin ſtattgefunden haben, mit Beſtimmtheit immer wieder 
verſichert, daß ſie in keinem Falle über die Young=Ziffern 
            hin=
ausgehen werde und alle verſchleierten Mittel der Alliierten, 
eine ſolche Erhöhung dennoch vorzunehmen, bis zum äußerſten 
ablehnen werde. Immerhin tritt als neu hinzu, daß bei den 
Alliierten jetzt wiederum ein ſtarker Einigungswille beſteht. Sie 
ſind offenbar zu Konzeſſionen bereit, wenn auch die deutſche 
Delegation ihnen halbwegs entgegenkäme. Das ſcheint aber 
ausgeſchloſſen, da die Differenzen jetzt prinzipielle 
Fragen berühren, zunächſt einmal die Young=
            Zif=
fern, deren Ueberſchreitung im beſonderen auch von Owen 
Young mißbilligt würde, ſodann die belgiſche 
            Mark=
frage, die nach Anſicht der deutſchen Delegation als politiſche 
Frage von der Konferenz nicht behandelt werden kann, und 
ſchließlich unter den Reſerven vor allem die 
Aufbringungsklauſel, auf die Deutſchland im 
Intereſſe ſeiner wirtſchaftlichen Sicherheit 
nicht verzichten kann. 
Die heute eröffnete Kampagne der franzöſiſchen Preſſe, daß 
die deutſche Delegation den Konferenzgang verzögere, indem ſie 
mit der Beantwortung des zweiten alliierten Memorandums 
warte, hat bei der deutſchen Delegation das größte Befremden, 
ja Entrüſtung hervorgerufen, da man damit offenbar 
            Deutſch=
land wieder für die Verzögerung in der endgültigen 
            Beſchluß=
faſſung verantwortlich machen möchte. Man erklärt dazu im 
Gegenteil, daß die deutſche Delegation nie um die 
Ausarbeitung einer ſchriftlichen Antwort auf 
das zweite alliierte Memorandum erſucht 
            wor=
den iſt, und daß eine ſolche Antwort auch nicht 
            ge=
plant iſt. Was die belgiſchen Markforderungen anbelangt, ſo 
iſt dazu noch folgendes zu berichtigen: Owen Young erkennt den 
deutſchen Standpunkt an, daß dieſe Frage Gegenſtand von 
            Regie=
rungsverhandlungen ſein müſſe. Er ſolidariſiert ſich ſomit nicht 
mit der alliierten Forderung nach 37 Annuitäten zu 25 
            Mil=
lionen RM. Weiterhin muß feſtgeſtellt werden, daß dieſe letztere 
Forderung nur von einem Teil der Allierten aufgeſtellt worden 
iſt. Einer der Delegierten hat nämlich nur eine Annuität von 
10 Millionen RM. während 37 Jahren vorgeſchlagen. 
Seydouk † 
Der ehemalige Miniſterialdirektor im franzöſiſchen 
            Außen=
miniſterium Jaques Seydoux, der ſeit einigen Jahren aus dem 
Dienſte des Miniſteriums für auswärtige Angelegenheiten 
            aus=
geſchieden iſt, iſt heute im Alter von 58 Jahren geſtorben. Seit 
einigen Jahren beſchäftigte er ſich ſchriftſtelleriſch über aktuelle 
Probleme der deutſch=franzöſiſchen Verſtändigung. Er war 
            Mit=
glied des deutſch=franzöſiſchen Studienkomitees, ſchied aber vor 
einigen Monaten aus demſelben aus, da er durch verſchiedene 
Artikel ſich in Widerſpruch zu den Tendenzen dieſer Geſellſchaft 
geſetzt hatte. 
Die belgiſchen Wahlen. 
Brüſſel, 27. Mai. 
Die geſtrigen Wahlen, in denen 187 Abgeordnete und 93 
Senatoren zu wählen waren, ſind in ganz Belgien ruhig verlaufen. 
Da in Belgien Wahlzwang beſteht, war die Beteiligung der 
            Wäh=
ler ſehr ſtark. Die Abſtimmungsergebniſſe werden erſt am Montag 
abend oder Dienstag früh vorliegen. Nach dem erſten Eindruck 
ſcheint es, daß die Liberalen etwa fünf Sitze gewonnen haben. 
Die Sozialiſten verzeichnen einen ſchwachen Rückgang, die 
            Situa=
tion bei den Kommuniſten iſt noch unklar, doch ſcheinen ſie ihre 
Poſition gehalten zu haben. Die Katholiken dürften drei oder 
vier Sitze an die flämiſchen Autonomiſten verloren haben, die ihre 
Stimmenzahl verdoppeln. In den Kreiſen Eupen=Malmedy haben 
die Autonomiſten einen großen Erfolg erzielt, doch ſteht zur 
Stunde noch nicht feſt, ob ihre Mehrheit für einen eigenen 
            Kan=
didaten ausreicht. Das Geſamtergebnis dürfte jedoch die 
            Zuſam=
menſetzung der Kammer ſo wenig ändern, daß der König 
            voraus=
ſichtlich das katholiſch=liberale Kabinett Jaſpar im Amte belaſſen 
kann.
 Vom Tage. 
Der Reichsminiſter des Innern hat die Einberufung der 
durch die Länderkonferenz eingeſetzten 
            Unteraus=
ſchüſſe für die Verfaſſungs= und Verwaltungsreform für den 5. und 
6. Juli 1929 in Ausſicht genommen. 
Das kommuniſtiſche Organ „Der Klaſſenkampf” iſt 
auf die Dauer von 4 Wochen verboten worden wegen 
eines in ſeiner Ausgabe vom 13. d. M. veröffentlichten Aufſatzes, in dem 
zur allgemeinen Bewaffnung aufgefordert wurde. 
In Bukareſt findet in der Zeit vom 7. bis 10. Juni der 14. 
Internationale Landwirtſchaftskongreß ſtatt. Die 
Neichsregierung wird dabei durch den zuſtändigen 
            Mi=
niſter für Ernährung und Landwirtſchaft Dietrich 
vertreten ſein. Die deutſche Landwirtſchaft entſendet eine ihrer 
Bedeutung entſprechende Delegation, die aus maßgebenden Vertretern 
aller beteiligten Kreiſe zuſamrmengeſetzt iſt ud unter Führung des 
Reichsminiſters a. D. Dr. Hermes ſteht. 
Aus Sofia wird die Verhaftung von 20 
            bulgari=
ſchen Abgeordneten gemeldet. Sie würden der Beſtechung 
durch eine ausländiſche Macht beſchuldigt. 
Der König von Italien hat die von der Kammer und 
vom Senak genehmigten Geſetzentwurfe für die Vollziehung der 
            Late=
ranverträge über die Verſöhnung zwiſchen Italien und dem 
            Hei=
ligen Stuhl ſamt dem Komkordat und den Beilagen unterzeichnet. 
Der ehemalige franzöſiſche Miniſterpräſident 
Erneſt Monis iſt am Samstag abend im Alter von 93 Jahren auf 
ſeinem Landgut in der Nähe von Bordeaux geſtorben. 
Aus London wird gemeldet, daß der Geſundheitszuſtand 
des im 81. Lebensjahr ſtehenden Lords Balfour 
            Be=
ſorgnis verurſache. 
Ueber Aman Ullahs Zukunftspläne ſcheinr Klarheit 
geſchaffen zu ſein. In einem Interview in New Delhi erklärte er, 
nicht wieder nach Afghaniſtan zurückkehren zu wollen. 
Sein endgültiger Entſchluß zum Verlaſſen des Landes wurde auf den 
Nat Nadir Khans gefaßt. Die zweite, endgültige Abdankung Aman 
Ullahs ſcheint der ſeit 200 Jahren herrſchenden Durant=Dynaſtie ein 
Ende bereitet zu haben." 
Ruheſtätte außerhalb Pekings unter großen Feier= es in höchſtem Grade unwahrſcheinlich erſcheinen, daß die drei 
            oben=
lichkeiten im Zuge nach Nanking transportiert 
            wor=
den. Der Sarg wurde von 120 Leichenträgern, einer bisher nur 
            Mit=
gliedern des kaiſerlichen Hauſes erwieſenen Ehre, getragen. In Peking 
vurden 101 Salutſchüſſe abgefeuert.
Rußlands Dikkakor befeſtigt ſeine Machk.
Stalin,
 der unbeſtrittene Diktator Sowjetrußlands, dehnt ſeine Macht 
immer mehr aus. Obwohl er ſelber kein Staatsamt bekleidet, hat 
er als Generalſekretär der Kommuniſtiſchen Partei die 
            Möglich=
keit, ſeine Feinde aus allen Stellungen zu verdrängen. Sein 
letztes Opfer iſt Rykow, der nicht wieder zum Vorſitzenden des 
Rates der ruſſiſchen Volkskommiſſare gewählt, ſondern durch 
Stalins Vertrauten Syrtſchow erſetzt wurde.
 Neue Terrorakte der G.P.A. 
Berhaftungen und Todesurkeile durch die rufſiſche 
Geheimpolizei. 
* Moskau, 27. Mai. (Priv.=Tel.) 
Die Moskauer G.P.U. gibt der Oeffentlichkeit bekannt, daß 
drei der hervorragendſten Spezialiſten hingerichtet worden ſeien. 
Als Grund für die Vollſtreckung der Todesurteile wird 
            ange=
geben, daß der ehemalige Präſident der Moskau=Kaſaner 
            Eiſen=
bahn von Meck, der unter den Bolſchewiſten beim 
            Transport=
weſen eine hervorragende Rolle ſpielte und der zuletzt Vorſitzender 
der zentralen Plankommiſſion des Transportkommiſſariats 
            ge=
weſen iſt, ferner Wilitſchkow, Mitglied der Vereinigung der 
Ingenieure der Sowjetunion, deren Vorſitz er übernommen hatte, 
und Leiter der Gold= und Platingewinnung war und ſchließlich 
Profeſſor Paltſchinſki als ideologiſche Sowjetfeinde und 
            Inſpira=
tore einer Konterrevolution entlarvt worden ſeien. Man habe 
ſich veranlaßt geſehen, ſie zu erſchießen. Man hat in Moskau 
ſtets Bluturteile gefällt und hat ſich nicht um die Begründung 
            ge=
kümmert. Es genügte, daß eine Anklage als „Konterrevolutionär”, 
vorlag, um alle juridiſchen Rückſichten fallen zu laſſen und den 
Angeſchuldigten zu vernichten. Es herrſchte die Auffaſſung, im 
Gegenſatz zu bürgerlichen Staaten, daß lieber 99 Unſchuldige 
            hin=
gerichtet, als daß ein Schuldiger freigeſprochen werden dürfe. 
Schon während der franzöſiſchen Revolution hatte ſich Taillerand 
dahin geäußert, daß, wenn das Revolutionsgericht ihn anklagen 
ſollte, die Glocken von Notre Dame geſtohlen und in ſeiner Weſte 
davongetragen zu haben, er nicht daran denken würde, ſeine 
            Un=
ſchuld zu beweiſen, ſondern daß er Hals über Kopf über die 
Grenze zu flüchten trachten würde. Auch im heutigen 
            Sowjet=
ſtaat gibt es keine Möglichkeit, einen unbeeinflußten 
            Gerichts=
ſpruch in einer politiſchen Anklage zu erreichen. Rußland braucht 
Sündenböcke, um vor den Maſſen die erdrückenden Mißerfolge 
Die Leiche Dr. Sunjatſens iſt von ihrer bisherigen und des Syſtems zu rechtfertigen. Jedem Abſeitsſtehenden muß 
genannten Opfer der Bolſchewikenjuſtiz unter der ſtrengen 
            Ueber=
wachung der G.P.U. und der mißtrauiſchen Arbeiter wirklich 
Sabotage getrieben und konterrevolutionäre Pläne gefördert 
            hät=
ten, und zwar durch Jahre, ohne daß man ſie entdeckt hätte. Sie 
wären auch gar nicht in der Lage geweſen, als Leiter des 
            Trans=
portweſens und der Platin= und der Goldgewinnung 
            ſowjetfeind=
liche Manöver durchzuführen. Aber da gerade das 
            Transport=
weſen am meiſten gelitten hat, und die Goldgewinnung jedes 
Jahr zurückgeht, ſo mußte man dem Moloch Maſſe ein Opfer in 
den Rachen werfen. 
Wenn man die offizielle Sowjetſtatiſtik verfolgt, ſo erſieht 
man, daß eine wachſende Verſchlechterung im Eiſenbahnbetrieb 
und namentlich in der Sicherheit des Verkehrs verzeichnet werden 
muß. Gemäß Angaben der Transportarbeiter=Gewerkſchaft ſind 
die Unfälle von 9932 im Jahre 1924 auf über 17 000 im Jahre 
1928 angeſtiegen. Auch die Zahl der durch die Unachtſamkeit des 
Perſonals verurſachten Unfälle iſt in den letzten Jahren 
            ununter=
brochen gewachſen. Das Material, das geliefert wurde, taugte 
nur zum kleinen Teil. Sicherlich wird der Transport ſich nach 
der Hinrichtung des unglücklichen Leiters des 
            Eiſenbahntrans=
portweſens von Meck nicht beſſern. Ebenſo wenig wird ſich die 
Goldgewinnung ſteigern. Aber Menſchenblut iſt billig in 
            Ruß=
land. Tauſende ſind vom Bolſchiwikenregime vernichtet worden. 
Und noch Tauſende von Unſchuldigen werden den Boden 
            Ruß=
lands düngen müſſen, ehe die Kremlregierung einſehen lernen wird, 
daß durch die Vernichtung von Menſchenleben nichts gewonnen 
und ſehr viel verloren wird. 
Der „Exchange Telegraph” meldet aus Riga: Neue 
            Verhaf=
tungen und Todesurteile von ähnlichem Charakter, wie die drei 
Erſchießungen in der letzten Woche, ſind von der ruſſiſchen 
            Ge=
heimpolizei G. P.U. vorgenommen worden. 20 frühere Aktionäre 
dreier ruſſiſcher Eiſenbahngeſellſchaften ſind in ihrer Eigenſchaft 
als Verwaltungsmitglieder angeklagt worden, gute Lokomotiven 
abmontiert und als Altmaterial verkauft zu haben, ferner neue 
Pläne für die Einführung von großen Lokomotiven ausgearbeitet 
zu haben, die eine Aenderung des ganzen ruſſiſchen 
            Eiſenbahn=
netzes notwendig machen würden. Es iſt beſchloſſen worden, fünf 
der Angeklagten zu erſchießen und 15 in Zwangsarbeit zu ſchicken.
* Thomas Moore.
 Zur 150. Wiederkehr ſeines Geburtstages 
am 28. Mai. 
Von Hans Sturm. 
Seit England ſeine harte Fauſt auf Irland legte, alſo ſeit 
dem zwölften Jahrhundert, rinnen durch die Geſchichte dieſes 
immergrünen Eilands Blut und Tränen. Die wirtſchaftliche 
            Ver=
elendung und der niedergehaltene kulturelle Fortſchritt dieſes 
Pächtervolkes, das nur einmal für zwanzig Jahre ſich ſelbſt 
            ge=
hörte, bis der jüngere Pitt um 1800 das iriſche Parlament durch 
geſchickte Beſtechung zur Selbſtauflöſung brachte, ſind eine nie 
verſtummende Anklage gegen engliſche Unterdrückungs= und 
Machtpolitik. Der engliſche Staatsmann und Hiſtoriker Burke 
nennt dieſes ſkrupelloſe Syſtem „einen mit großem Scharfſinn 
erdachten und ausgearbeiteten Mechanismus, ſo gewiß ein Volk 
arm zu machen, herabzuwürdigen und in ihm die menſchliche 
Natur ſelbſt zu erniedrigen, wie nur je einer aus dem böſen Witz 
der Menſchen hervorgegangen iſt.” 
Am ſchwerſten laſtete das Gefühl der Abhängigkeit, des 
            Ge=
knechtetſeins natürlich auf den feinfühligften Iren, den Dichtern 
und Führern, die immer wieder das Nationalgefühl weckten und 
den Willen zur Befreiung von dem fremden Joch wachhielten. 
Einer der markanteſten iſt trotz all ſeiner diplomatiſchen Klugheit 
Thomas Moore, der vor nun hundertfünfzig Jahren in Dublin 
geboren wurde. Während ſeiner Studienjahre, denen eine Periode 
grauſamſter engliſcher Unterdrückung vorausgegangen war, gärte 
es unter den Dubliner Studenten gegen die unerträglichen 
            Zu=
ſtände, aber Moores empfängliches Gemüt begnügte ſich damit, 
durch anonyme Artikel und Gedichte zu helfen, und zwar, wie er 
ſpäter bekannte, aus Rückſicht gegen ſeine Mutter. Er wußte ſich 
nach außen hin ſo von aller Politik fernzuhalten, daß er bei einem 
von engliſchen Beamten unter den Studenten vorgenommenen 
„Geſinnungsexamen” für völlig harmlos gehalten wurde, während 
die Heißſporne eingeſperrt und zur Untätigkeit verurteilt wurden. 
Er lebte weiter ſeinen Studien und ſchien auf der herrlichen 
Märcheninſel Bermudas ſeine Heimat zu vergeſſen. Doch dann 
wäre er kein Ire geweſen. Seine hier geſchilderien exotiſchen 
Begebenheiten gewannen nur dann inneres Leben, wenn er ſie in 
Beziehung zum Schickſal ſeiner Heimatinſel bringen konnte. 
Als er zurückkam, packte ihn die heimatliche Not aufs neue 
in dem Schickſal ſeines Studienfreundes Robert Emmet, der in 
den Vorbereitungen zu einer allgemeinen Aufſtandsbewegung von 
den Engländern überraſcht und, kaum 23 Jahre alt, zu Strang 
und Beil verurteilt wurde. Thomas Moore hat ſich nicht zum 
Anwalt ſeines Freundes aufgeworfen, einmal wegen der ſtrengen
 Zenſur, und dann Emmets wegen, der ſterbend die Freunde bat, 
über ihn zu ſchweigen, bis eine Zeit komme, die ſein Tun 
            ver=
ſtehen werde. Aber in einigen ſeiner tiefſten Lieder hat Moore 
den jungen Kämpfer um Freiheit und Recht für alle Zeiten 
            feſt=
gehalten. 
Später wurde Moore beauftragt, Liedertexte nach iriſchen 
Melodien zu verfaſſen, die zum Teil aus altem Volksgut 
            ſtamm=
ten, zum Teil aber das Echo der letzten unruhvollen Jahre waren. 
Als Ueberſetzer des Anakreon — er ſchrieb in jungen Jahren auch 
ſelbſt anakreontiſche Verſe — und als ein begeiſterter Freund 
der Muſik unterzog er ſich dieſer Aufgabe mit größter Freude; 
ſo entſtanden die 125 „Iriſchen Melodien”, in denen heimattreue 
Dichter in ſchwebender Melodik die grüne Inſel Erin drohen und 
klagen, zürnen und ſchluchzen läßt. In dieſem Zyklus ſteht auch 
das heute noch oft in Konzerten geſungene und vor dem Kriege 
im deutſchen Volke heimiſch geweſene Lied „Des Sommers letzte 
Roſe” eine der zarteſten Elegien der Weltliteratur. Auch ſeinen 
Liebesliedern legte Moore nicht ſelten alte Melodien und Motive 
unter, doch nie vergißt er über aller Luſt das Schickſal Erins; 
ſo klagt er auf einer Meerfahrt der Liebſten, daß nur auf dem 
Meere für ihn Freiheit ſei, das Land jedoch in den Ketten der 
Höfe liege. Sowohl die Liebeslieder als auch die Kampfgeſänge 
benutzt er oft, um ſeinem Nationalen Denken und Fühlen 
            Aus=
druck zu leihen. 
„Der Wunſch einiger Freunde und das wahrhaft großartige 
Anerbieten eines Verlegers,” ſo berichtet er in einem Brief, 
führten mich zu dem Stoff der „Lalla Rukh‟. Dieſes 
            orienta=
liſche Gedicht enthält die vier poetiſchen Erzählungen: „Der 
            ver=
ſchleierte Prophet von Khoraſſan”, „Das Paradies und die Peri”, 
durch Robert Schumanns Chorwerk lebendig geblieben, „Die 
Feueranbeter” und „Das Licht des Harems”, deren farbenbunte 
Phantaſtik ſich leuchtend abhebt von der ſie umrahmenden 
            Liebes=
geſchichte einer indiſchen Prinzeſſin und eines Königsſohnes der 
Bucharei. Aus manchen Verſen dieſes damals vielbewunderten 
Gedichtes hört der Feinhörige die Liebe des Verfaſſers zu dem 
vergangenen Schickſal ſeines Volkes, leiſe, doch deutlich 
            auf=
klingen. 
Das Wort des Haſſes war bei Thomas Moore nicht ſo ſcharf 
als der Stachel ſeiner Satire, wie er in verſchiedenen 
            ſchlagfer=
tigen Schriften bewies; dieſe ſind voller Spitzen gegen die 
            kom=
plizierte innere Unwahrhaftigkeit der Bedrücker, gegen das 
            rück=
ſichtsloſe Gebaren der Machthaber des „Landes ohne Muſik” 
Leider beſitzen wir meines Wiſſens keine dem Original 
            gleich=
wertige deutſche Uebertragung einer Ausleſe des Beſten von 
Moore, aber ſie wäre wünſchenswert; erſt dann werden weiteſte 
Volkskreiſe dieſen iriſchen Dichter verſtehen und ihm den 
            gebüh=
renden Platz anweiſen in der Reihe ſeiner großen Landsleute
 Swift, Sheridan, Shaw, denn auch er hat Anteil an dem 
            iriſch=
keltiſchen Einſchlag, der ſich durch die engliſche Literatur 
            verfol=
gen läßt von Oliver Goldſmith bis Joyve. 
* Was ſich die Gläubiger der Welt leiſten können. Keine Roſen 
ohne Dornen, außerdem ſorgt b=kanntlich der liebe Gott dafür, 
daß die Bäume nicht in den Himmel wachſen — und das glückliche 
Amerika, Gläubiger der ganzen Welt, verbietet den 
            Aikohol=
genuß, wodurch allerdings auf der anderen Seite ein gewiſſes 
Gewerbe nicht ganz legitimer Art in vollſter Blüte ſteht. Aber 
es ſcheint, als ob der Amerikaner ſich für den verbotenen Genuß 
des Alkohols, der wie die berühmten verbotenen Früchte „doppelt 
ſüß” ſchmeckt, doch noch beſonders durch erhöhten Konſum 
            ande=
rer, erlaubter Genußmittel entſchädigen zu wollen beſtrebt iſt. So 
offenbart uns eine ſoeben veröffentlichte Statiſtik, daß die 
            Ameri=
kaner heute auf Luxuswaren das Zweitauſendfache deſſen 
            aus=
geben, was ſie in dieſer Beziehung ſich vor dem Kriege leiſteten. 
Jährlich kaufen die Amerikaner für nicht weniger als 21 
            Milliar=
den Dollar, alſo 85 Milliarden Mark, Luxuswaren. Für den 
Verbrauch von Süßigkeiten wird das Dreifache gegenüber der 
Vorkriegszeit verausgabt, während ſich der Konſum von 
            Gefrore=
nem verſechsfachte. 1913 gaben die Amerikaner für Zigaretten 
und Zigarren 1323 Millionen Dollar aus, im letzten Jahre 
            je=
doch nicht weniger als vier Milliarden Dollar. Deutſchland kann 
nicht einmal ohne ſchwerſte Schädigungen ſeiner Wirtſchaft ein 
paar Hundert Millionen Mark aufbringen, und Amerika pafft 
ohne weiteres 16 Milliarden Mark in die Luft. 
* Der Dudelſack hat ausgedudelt. Und es begab ſich zu der 
Zeit, daß vom Gmeinderat von Largs in Ayrſhire ein Verbot 
ausging, das Dudelſackſpielen am Strande zu unterlaſſen. Ganz 
Schottland ſchüttelte den Kopf. Das Nationalinſtrument, die 
„Bagpipe” iſt verboten worden, während Bläſerchöre nach wie 
vor ihre Töne in die Luft ſchmettern dürfen. Warum dieſes 
unverſtändliche Verbot? Die Antwort, die der Gemeinderat auf 
die Anfrage der Dudelſackſpieler gab, iſt noch „vernichtender” als 
das Verbot ſelbſt. Der Dudelſack, ſo heißt es in dem Beſchluß, 
harmoniert nicht mit dem Getöſe der Automobile. Der Dudelſack 
gibt an und für ſich keine ſchlechte Muſik, und das Auto 
            ſeiner=
ſeits erregt auch bei den Muſikkennern keinen Anſtoß, aber beide 
zuſammen ergeben eine Kakophonie, deren Mißklang die Beſucher 
vom Strand vertreibt und dadurch die Gemeinde ſchädigt. Es 
iſt wohl eine traurige Zeit für die Muſikinſtrumente, daß ihre 
Exiſtenz davon abhängig gemacht wird, ob ſie auch mit dem 
Klaxon der Automobile und dem Geknatter der Motorräder in 
Einklang zu bringen ſind. Aber was nützt es? So will es die 
moderne Zeit, und das auch in einem kleinen ſchottiſchen Badeort 
in Ayrſhire.
Seite 3
 Nummer 146 
der vohaldemsrrättiche Purtentag. 
Abg. Wels über die Bekeiligung der 
            Sozialdemo=
krakie an der Koalikion. 
Magdeburg, 27. Mai. 
Auf dem ſozialdemokratiſchen Parteitag, der geſtern hier 
            er=
öffnet wurde, ergriff u. a. der Parteivorſitzende Wels das Wort 
zu einer Rede, in der er zunächſt den Eintritt der Partei in 
eine Koalitionsregierung und die Haltung gegenüber den 
            Kom=
muniſten rechtfertigte. Früher ſei die Partei Oppoſitionspartei 
geweſen, heute habe ſie der Wille von mehr als einem Drittel 
des deutſchen Volkes zur ſtärkſten Regierungspartei gemacht. 
Durch dieſen Erfolg ſei die jetzige Lage geſchaffen. Für alle 
            Par=
teien ſei die Verantwortung in der Regierung eine Belaſtung, 
beſonders in agitatoriſcher Hinſicht. Wels ſtreifte auch die 
            Ver=
handlungen in Paris und wies darauf hin, daß Deutſchland in 
ſeinen Entſchlüſſen noch nicht frei ſei. „Wir müſſen mit der 
            Tat=
ſache rechnen”, ſo erklärte er, „die durch keinen Parteibeſchluß 
aus der Welt geſchafft werden kann, daß ein erheblicher Teil der 
Arbeit und der Produktion des deutſchen Volkes nicht dem 
            allge=
meinen Wohl des eigenen Landes, ſondern Jahrzehnte hindurch 
den Reparationsgläubigern zufließt.‟ Die Beſeitigung dieſes 
            Zu=
ſtandes könne nur erreicht werden durch das Wirken der 
ſozialiſtiſchen Internationale. Sodann wandte ſich der Redner 
noch einmal der Koalitionspolitik zu und ſagte, es gebe 
wohl niemanden in der Sozialdemokratie, der nicht eine rein 
ſozialiſtiſche Regierung einer Koalitionsregierung vorziehen 
würde. „Wir geben uns keiner Täuſchung hin”, ſo erklärte Wels, 
„lene Parteien, mit denen wir uns in einem Koalitionsverhältnis 
befinden, haben kein Intereſſe an den politiſchen und 
            wirtſchaft=
lichen Erfolgen der Sozialdemokratie, alſo auch nicht an der 
            er=
folgreichen Politik einer ſozialiſtiſch geführten Regierung. Aber, 
ſo ſagte Wels, Koalition bedeute nicht eine Art Suſpendierung 
des Klaſſenkampfes.” 
Sozialdemokrakie und Panzerkreuzer. 
Am Montag erſtattete das Vorſtandsmitglied Vogel den 
            Be=
richt des Parteivorſtandes, in dem es u. a. heißt: Der Eintritt 
in die Regierung erfolgte in der denkbar ungünſtigſten Zeit. Das 
erſte Jahr Regierungstätigkeit war gewiß nicht geeignet, 
            Begei=
ſterung für die Beteiligung der Partei an der Regierung 
            auszu=
löſen. Es gibt aber nur zwei Möglichkeiten: eine 
rein bürgerliche Regierung oder eine 
            Regie=
rung, in der die Sozialdemokraten möglichſt ſtark 
vertreten ſind. Der Klaſſenkampfcharakter 
der Partei kann durch das Zuſammengehen mit den 
            bürger=
lichen Parteien nicht beeinträchtigt werden. Es kommt allein 
darauf an, dieſen Kampf konkret auf die Ziele zu ſtellen. Für die 
Reichstagsfraktion liegt in der Panzerkreuzerfrage 
            be=
reits eine klare Entſcheidung vor. Sie wird auch die zweite 
Rate ablehnen. Wie aber ſollen ſich unſere 
            Mini=
ſter verhalten, nachdem ſich auch im neuen Reichstag eine 
Mehrheit für den Weiterbau des Panzerkreuzers gefunden hat? 
Würde man ſie zwingen, mit der Fraktion zu ſtimmen, ſo würde 
das ein Ausſcheiden unſerer Miniſter aus der Regierung 
            bedeu=
ten. Eine neue Dauerkriſe mit allen ihren Auswirkungen wäre 
die Folge. Der Parteivorſtand beantragt deshalb, 
alle Anträge, die ſich mit dem Panzerkreuzer 
beſchäftigen, abzulehnen. Der Redner behandelte 
dann den Einheitsſtaat und erklärte, es ſei eine große Aufgabe 
der kommenden Jahre, den Weg des Einheitsſtaates entſchloſſen 
zu betreten. Der Redner erklärte weiter, daß zur beſſeren 
            Propa=
gierung des Agrarprogramms der Partei eine dem 
            Parteivor=
ſtand angegliederte Zentralſtelle geſchaffen werden ſoll.
 Nach Erledigung der Berichterſtattungen des 
            Parteivorſtan=
des begann die Ausſprache, in der die grundſätzliche Frage 
            be=
handelt werden ſoll, ob ſich die Partei an Koalitionen beteiligen 
foll oder nicht. Zur Panzerkreuzerfrage, die gleichfalls in dieſem 
Zuſammenhang behandelt werden ſoll, iſt inzwiſchen von den 
Abgeordneten Künſtler und Lietke ein neuer Antrag eingegangen, 
der fordert, daß auch die ſozialdemokratiſchen Miniſter die zweite 
Rate für den Panzerkreuzer abzulehnen und ſich der 
            Fraktions=
diſziplin zu fügen haben. Für dieſen Antrag wird gleichzeitig 
namentliche Abſtimmung verlangt. Ferner iſt von den 
            Abgeord=
neten Aufhäuſer und Frau Sender ein Antrag eingegangen, in 
dem eine Anzahl Forderungen aufgeſtellt ſind, u. a. geſetzliche 
Feſtlegung des Achtſtundentages, völlige Aufrechterhaltung der 
Arbeitsloſenverſicherung durch Beitragserhöhung, Ausbau der 
Invalidenverſicherung, Verwendung etwaiger Erſparniſſe bei der 
Reparationsregelung zur Sanierung des Haushalts, zur 
            Siche=
rung der ſozialen Einrichtungen und zur Senkung der Steuern. 
* Orpheum. 
Operetten=Gaſtſpiel Adalbert Steffter. 
Die Operette „Annemarie” von Georg Okonkowſki, 
            Ge=
ſangstexte und Muſik von Jean und Robert Gilbert, iſt 
            wie=
derum nicht eigentlich eine Operette, ſondern ein recht luſtiger 
Schwank mit Begleitmuſik und Geſangs= und Tanzeinlagen. Terte 
und Handlung erreichen kaum den Durchſchnitt aller mehr oder 
weniger bekannten neueren Bühnenſtücke gleicher Art. Es iſt eine 
Berliner Angelegenheit, Berliner Witz und Schnodderigkeit, 
            letz=
tere aber nur in erträglichem Maße angedeutet. Die Handlung 
iſt aus vielen Einzelſzenen recht humorvoll zuſammengebaut, was 
ihr für die hieſige Aufführung den Erfolg verlieh, der ſicher 
ausgeblieben wäre, wenn ihr nicht das wirkſame Lokalkolorit, 
das routinierte Regie der Aufführung gegeben hat, dieſen 
Erfolg geſichert hätte. Nicht nur in Geſangstexten und 
Coupletgeſängen ſind Darmſtädter Lokalverſe eingeſchaltet, 
auch die Dekoration wird ſtark zu dieſem Lokalkolorit 
            heran=
gezogen. Herr Georg Ranzow, der Orpheums=Bühnenbildner, 
hat eine Anzahl witziger und wirkſamer Proſpekte gemalt, 
und Szenerien erſtellt, die auf das Darmſtädter Publikum 
            erfah=
rungsgemäß ſehr ſtark wirken. So blieb am Premierenabend der 
gewohnte Erfolg nicht aus, obwohl die Vorſtellung über 3 
            Stun=
den dauerte. 
Die Handlung erzählt von einem verarmten Komteßchen, 
das bei denen als Tanzlehrerin in Stellung geht, denen ihr 
            gräf=
licher Papa ſeine Verarmung zu verdanken hat. Sie hat auch 
einen Bruder, der unabhängig vom Schweſterchen das gleiche 
tut. Schließlich findet ſich alles, nach vielerlei Zwiſchenfällen, 
zuſammen, der Reichtum auf der einen Seite und die Liebe auf 
der anderen ſorgt für gerechte Verteilung der „ſozialen Laſten” 
Die Aufführung war wiederum ſehr gut. Das Enſemble 
widmet ſich mit Hingabe und beſter Laune ſeinen nicht immer 
dankbaren Aufgaben. Die Titelrolle liegt bei Lieſl Ponhard 
wiederum in ſehr guten Händen. Die Künſtlerin ſpielt mit 
            ſym=
pathiſcher Zurückhaltung und Liebenswürdigkeit, verbindet eine 
hübſche äußere Erſcheinung mit gutem Spiel und geſanglichem 
kkönnen und verſteht es ausgezeichnet, Operetten= und 
            Schwank=
ſtimmung zu verbreiten. Sehr beweglich und temperamentvoll 
iſt wiederum Martin Weiß, der Brennecke=Sohn, der kleine 
Luftikus, der aber ſchließlich das Herzchen der Komteſſe erobert. 
Dieſer Künſtler iſt von unverwüſtlicher Laune und Lebendigkeit. 
Hugo Manzoni vertritt das ernſtere Element, aber ebenfalls 
mit ſympathiſcher Liebenswürdigkeit in Spiel und Geſang. Sein 
Privatſekretär und Grafenſohn iſt eine ſehr ſympathiſche Figur. 
Emil Auann und Fritz Daurer ſind die beiden Geſchäfts=
 Dienstag, den 28. Mai 1929 
Zum Schluß wird erklärt, daß die Partei an einer Koalition, die 
eine Verwirklichung dieſer Forderungen nicht zuläßt, kein 
            In=
tereſſe haben könne. 
Die Ausſprache brachte zum Teil ſehr lebhafte und ſcharfe 
Angriffe der oppoſitionellen Richtung gegen die Koalitionspolitik 
der Partei und ſchließlich einen Antrag Eckſtein—Fleißner, in 
dem die Zurückziehung der ſozialdemokratiſchen Miniſter aus der 
Reichsregierung verlangt wird. Abg. Sollmann ſetzte ſich jedoch 
für die offizielle Parteipolitik ein. Er erklärte, man dürfe 
nicht den Fraktionsvorſitzenden Müller mit 
dem Reichskanzler Müller verwechſeln. Der 
Reichstag habe dem Miniſter den Auftrag 
            er=
teilt, den Panzerkreuzer zu bauen. Mit erhobener 
Stimme erklärte Sollmann, man dürfe nicht vergeſſen, 
daß man das Vertrauen zur Partei auch 
            erſchüt=
tern könne durch verantwortungsloſe Kritik. 
Den größten Teil ſeiner Ausführungen widmete der Redner der 
Duldſamkeit innerhalb der Partei. Wie könne eine 
            ökonomiſch=
politiſche Partei den Atheismus verlangen? Wir wollen den 
Sozialismus, und dieſer iſt in erſter Linie ein Problem der 
            Pro=
duktion und der Organiſation. In vielen kirchlichen Kreiſen gibt 
es bereits Sozialiſten, ja es gibt ſogar katholiſche Prieſter, die 
aus ihrer katholiſchen Weltanſchauung heraus den Klaſſenkampf 
bejahen. Hüten wir uns, ſagte Sollmann, als politiſche Partei 
einſeitig zu werden; hüten wir uns auch vor geiſtiger 
            Erſtar=
rung. Die neue Wiſſenſchaft hat heute ein ganz anderes Geſicht 
als vor 40 Jahren. 
Mit der Rede Sollmanns wurde die Diskuſſion für heute 
abgebrochen. 
Die neue Generation.
 Am Sonntag hat ſich in Weimar eine Reichsgemeinſchaft 
junger Volksparteiler gebildet. Der Beſuch, der unter Leitung von 
Studienrat Hardt=Löbau ſtehenden Tagung aus dem ganzen Reich 
war außerordentlich ſtark. Johannes Dieckmann=Dresden ſprach 
zunächſt über „Zehn Jahre Parlamentarismus im neuen 
            Deutſch=
land” und betonte, die junge Generation ſtelle ihren Willen zur 
Sammlung, zur Mitarbeit an den politiſchen Aufgaben des Tages 
und zur revolutionären Reform der deutſchen Politik in den 
Dienſt des Vaterlandes. Darauf hielt Frank Glatzel=Eſſen ein 
Referat über „Aufmarſch und Ziele der neuen politiſchen 
            Gene=
ration‟ Er erklärte, die junge Generation innerhalb der 
            Deut=
ſchen Volkspartei ſtrebe bewußt auf Parteineuerung hin. An die 
beiden Referate ſchloß ſich der einſtimmige Beſchluß, die 
            Reichs=
gemeinſchaft junger Volksparteiler zu konſtituieren. Ihre Aufgabe 
ſoll es ſein, die bereits gebildeten örtlichen Vereinigungen zu 
vereinigen und zu einer ſtarken politiſchen Bewegung im ganzen 
Reiche auszubauen. Die Verſammlung, auf der die Entwicklung 
und Selbſtändigkeit der Bewegung im Rahmen der Deutſchen 
Volkspartei ſtark unterſtrichen wurde, nahm ſchließlich eine 
            Kund=
gebung an, in der es heißt: „Wir ſind entſchloſſen, im Geiſte einer 
neuen Generation die eigene Kraft in den Dienſt der politiſchen 
Erneuerung Deutſchlands zu ſtellen, und wollen durch unſere 
praktiſche Arbeit in der Politik die Kraft der Idee beweiſen. 
Der Geſekgebungsausſchuß des Heſſ. Landtages 
war geſtern nachmittag zu einer Sitzung zuſammengetreten. 
            Zu=
nächſt wurde ein älterer Antrag des Abg. Dr. Beſt und Genoſſen 
(Volksrechtp.) nach eingehender Begründung durch den 
            Antrag=
ſteller durch die Antwort der Regierung einſtimmig für erledigt 
erklärt. In dem Antrag war eine vermehrte Ausſchüttung aus 
der Aufwertungsmaſſe für die Pfandbriefe der Heſſiſchen 
            Landes=
hypothekenbank zugunſten der Pfandbriefgläubiger verlangt 
            wor=
den. — Nach Erledigung einer Reihe von Eingaben, bei denen 
der Ausſchuß die Behandlung von zwei Eingaben des 
            Rechts=
anwaltes Becker=Gießen betreffend die „Zuverläſſigkeit der 
            heſſi=
ſchen Juſtiz” abgelehnt hatte, entſpann ſich eine längere 
            Ausein=
anderſetzung über eine Eingabe des Amtsgerichtsrates Landmann 
und Genoſſen auf Abänderung des Reichsgeſetzes über den 
            Ver=
kehr mit Kraftfahrzeugen. In der Eingabe wird gefordert, eine 
zwangsmäßige Haftpflichtverſicherung für alle Kraftfahrer 
einzuführen. Im Ausſchuß wurde lebhaft Klage geführt über die 
allgemeine Zunahme der Verkehrsunfälle durch zu raſches Fahren. 
Die Regierung wurde erſucht, für eine ſchärfere 
            Hand=
habung der Kraftverkehrsgeſetze durch die 
            Po=
lizeiorgane einzutreten, damit Verkehrsunfälle in dieſer 
Richtung möglichſt verhindert würden. In der Ausſprache wurde 
auch die Frage angeſchnitten, ob nicht eine 
            Haftpflichver=
ſicherung für Radfahrer angebracht ſei in Verbindung 
mit der Wiedereinführung der Nummernſchilder für 
Radfahrer. Die Eingabe wurde ſchließlich einſtimmig der 
Regierung zur Berückſichtigung überwieſen mit der Empfehlung, 
ſich im Reichsrat für eine möglichſt baldige Regelung der Frage 
der zwangsmäßigen Haftpflichtverſicherung für Kraftfahrer 
            ein=
zuſetzen. — Der Ausſchuß ſetzt ſeine Beratungen heute fort.
 freunde, die ſich ſtändig in den Haaren liegen und ſtändig wieder 
vertragen, die unter rauher Schale den guten Kern verbergen, vor 
allem aber in Verbindung mit Mieze Neidhart den Humor 
zur Geltung bringen. Betty Hemmerle ſchlank und rank, 
            ge=
ſanglich ausgezeichnet, iſt ebenſo blaſierte Weltſportdame, wie zum 
Schluß liebenswerte Frau. Viktor Schmidt, Fritz Petzold 
Mia Waldow u. a. ergänzen wirkſam das Enſemble, das ſich 
A 
durch flottes Zuſammenſpiel auszeichnet.
 *. Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheatern. 
Helia 
bringt einenGroßfilm „Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna” 
ein Erzeugnis der Erich Pommer=Produktion der Ufa. Ein 
Film, der das hohe Lied ſingt von opferfreudiger Frauenliebe, 
der ganz ausgezeichnete Darſtellung bringt und wohl zu den beſten 
Filmen der jüngſten Erzeugniſſe zählt. Wir kommen darauf 
* * 
zurück.
 Mexiko und die Staaten Zentralamerikas von Karl von 
            Schuh=
macher. Orell Füßli Verlag in Zürich und Leipzig. 174 Seiten. 
Mit Karten=Beilagen. 
* Am. Das vorliegende Werk iſt der dritte Band aus einer 
            Samm=
lung von Staaten=Monographien, die der Verlag Orell Füßli unter 
der Bezeichnung „Der Aufbau moderner Staaten” herausgibt. Unter 
den drei Geſichtspunkten Geſchichte, Politik und Wirtſchaft unterſucht 
der Verfaſſer zunächſt, wie Mexiko geworden iſt, um hierbei manche 
neuen Schlaglichter auf die unglückſelige Periode zu werfen, in der 
Maximilian von Oeſterreich dort ſeinen Traum vom großen 
            mexi=
kaniſchen Kaiſerreich unter Einſatz ſeines Lebens zu Grabe tragen 
mußte. In dem Kapitel Politik und Armee wird treffend aufgezeigt, 
wie gerade Mexiko, ähnlich wie jetzt auch China, die Grundlagen für 
die Führung einer für das Land ſo verderblichen „Generalspolitik” 
liefert, und in dem Abſchnitt Wirtſchaft ſehen wir, wie aus Mexikos 
Oelinduſtrie eine internationale Angelegenheit geworden iſt, die mehr 
noch als die übrigen Induſtrien als eine nicht nur dem Kapital, 
            ſon=
dern auch den Leiſtungen nach ausländiſche Wirtſchaftsenklave zu 
            be=
trachten iſt. 
Land und Bevölkerung, Regierungsformen und 
            Einigungsbeſtre=
bungen in den einzelnen Staaten von Zentralamerika unterſucht ein 
weiterer Abſchnitt, während der letzte Abſchnitt des Werkes Mexiko und 
Zentralamerika in ihren Beziehungen zur Weltwirtſchaft und zur 
            Welt=
politik gewidmet iſt. Wir erfahren Näheres über die im Weltkrieg von 
deutſcher Seite gemachten Anſtrengungen, in ein Bündnis mit Mexiko 
einzutreten, wir werden mit den Grundproblemen der chineſiſchen und 
japaniſchen Einwanderung in Amerika in knapper, aber prägnanter 
und erſchöpfender Weiſe bekannt gemacht. Die Keime zu der großen 
Auseinanderſetzung im Stillen Ozean, die einmal kommen muß, liegen 
hier verborgen und die verſtändlichen Expanſionsbeſtrebungen der 
            Ver=
einigten Staaten in Mittel= und Südamerika, deſſen Anhänglichkeit an
 Tariferhöhung bei der Reichsbahn. 
Das Reichskabineik noch unentſchloſſen. 
* Berlin, 27. Mai. (Priv.=Tel.) 
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die 
            Reichsbahn=
geſellſchaft nach der Verbindlichkeitserklärung des Schiedsſpruches 
bei der Reichsregierung Tariferhöhungen im Betrage von 
            min=
deſtens 43 Millionen beantragen wird. Man überlegt bereits, 
auf welche Tarife ſich die Erhöhungen erſtrecken ſollen, um ſofort 
eine entſprechende Eingabe an die Regierung richten zu können. 
Innerhalb des Reichskabinetts beſteht aber eine ſehr geringe 
            Nei=
gung dafür, der Reichsbahn die Genehmigung zu einem weiteren 
Anziehen der Tarifſchraube zu erteilen. Man iſt allgemein der 
Anſicht, daß die allgemein finanziell ſchwere Inanſpruchnahme des 
deutſchen Volkes und ſeiner Wirtſchaft neue Belaſtungen nicht 
mehr ertragen kann. Dieſe Einſtellung iſt namentlich bei den 
bürgerlichen Miniſtern zu finden, während die ſozialdemokratiſchen 
Kabinettsmitglieder, mit Ausnahme vielleicht von dem 
            Reichs=
finanzminiſter Dr. Hilferding, noch immer der Anſchauung 
            hul=
digen, daß neue Millionenbelaſtungen getragen werden können. 
Wir denken dabei an den Fall der Arbeitsloſenverſicherung, die 
ja gezeigt hat, daß der Reichsarbeitsminiſter die Soziallaſten 
einfach um mehr als eine Viertel Milliarde jährlich vermehren 
will. Andererſeits kann die Reich gierung der Reichsbahn die 
Tariferhöhungen nicht verneinen, ohne gleichzeitig dem 
            Reichs=
arbeitsminiſter nahezulegen, von einer Verbindlichkeitserklärung 
des Schiedsſpruches in ſeiner jetzigen Faſſung Abſtand zu 
            neh=
men. Für die in Frage kommenden Arbeiter iſt es natürlich 
außerordentlich bedauerlich, daß die ihnen zugeſprochene 
            Lohn=
erhöhung jetzt zu einem Gegenſtand politiſcher 
            Auseinander=
ſetzungen geworden iſt, und daß bei der Abneigung aller Parteien 
gegen neue Belaſtungen die Lohnzuſchläge vielleicht in Frage 
            ge=
ſtellt werden können. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die Notlage 
der Eiſenbahner vollauf anerkannt wird, aber andererſeits will 
niemand von der Reichsbahn verlangen, daß ſie mit einem nicht 
ausbalancierten Etat arbeitet. Erklärt aber der 
            Reichsarbeits=
miniſter den Schiedsſpruch nicht für verbindlich, ſo wird man ihm 
daraus den Vorwurf einer arbeiterfeindlichen Einſtellung machen, 
namentlich ſeine Parteifreunde würden ihm ernſtliche 
            Schwierig=
keiten bereiten. Vorläufig weiß man daher noch nicht, welches 
Schickſal der Schiedsſpruch und eine evtl. Tariferhöhung haben 
werden. Am 30. Mai läuft die Erklärungsfriſt ab und es wird 
dann unzweifelhaft von den Gewerkſchaften Antrag auf 
            Verbind=
lichkeitserklärung geſtellt werden und der Reichsarbeitsminiſter 
wird dann vor einer ſchweren Entſcheidung ſtehen. Um allen 
Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, kann er aber auch die 
beiden Parteien ſich überlaſſen. 
Fährt Dr. Streſemann nach Madrid? 
Am kommenden Montag beginnt die Ratstagung in Madrid, 
der bisher wegen der politiſchen Folgen der Pariſer 
            Sachver=
ſtändigenberatungen ſehr große Bedeutung beigemeſſen worden 
war. Dr. Streſemann hat am Montag nun davon geſprochen, 
daß es zweifelhaft ſei, ob er überhaupt nach Madrid gehen 
werde. In politiſchen Kreiſen hat dieſe Aeußerung zu allerlei 
Vermutungen Anlaß gegeben. Die Sache iſt aber wohl ganz 
            ein=
fach damit zu erklären, daß der Miniſter nur nach Madrid 
            per=
ſönlich fahren wird, wenn er ſich einen ſachlichen Vorteil für die 
deutſche Politik verſpricht. Falls es ſich nur um eine 
            repräſen=
tative Vertretung Deutſchlands handeln ſollte, wird 
            Staats=
ſekretär v. Schubert damit beauftragt werden. Im Augenblick 
iſt ja noch keineswegs ſicher, ob man in Paris im Laufe dieſer 
Woche ſchon zu Ende kommen wird, wenn es auch allgemein 
erwartet wird. Kommt man zu keinem Ergebnis, ſo werden die 
Miniſter der Gläubigerſtaaten gerne die Gelegenheit benutzen, 
jeder Ausſprache hierüber aus dem Wege zu gehen, und dann 
hätte die Fahrt Dr. Streſemanns doch keinen Sinn. Auch 
            be=
ſteht immerhin die Möglichkeit, daß bei den engliſchen Wahlen 
am kommenden Donnerstag ein Sturz des konſervativen 
            Kabi=
netts herauskommt, und daß Herr Auſten dann nicht mehr 
            ver=
handlungsfähiger Außenminiſter, aber ein Nachfolger noch nicht 
zur Stelle wäre. Auch dann würde Dr. Streſemann die bei 
einer ſolchen Junitagung in Spanien nicht gerade großen 
            An=
nehmlichkeiten der Tagung ſich ſchenken können. Auch wäre bei 
einem negativen Ausgang der Pariſer Verhandlungen die 
            An=
weſenheit Dr. Streſemanns in ſeiner Eigenſchaft als 
            Vorſitzen=
der der Deutſchen Volkspartei notwendig. Wie unſicher im 
            all=
gemeinen die Lage beurteilt wird, geht auch daraus hervor, daß 
der für den 2. Juni nach Berlin einberufene Parteiausſchuß des 
Zentrums auf unbeſtimmte Zeit verſchoben worden iſt — 
            offi=
ziell, weil der Ausſchuß mit ſeinem Entwurf über die Reform 
des Wahlrechts noch nicht fertig iſt, wahrſcheinlich aber, weil die 
Partei ſich die Hände freihalten will für vielleicht wichtigere 
Aufgaben.
 das ſpaniſche Mutterland ſich nur noch auf kulturellem Gebiete 
            wieder=
ſpiegelt, werden von dem Verfaſſer nach Urſachen und Wirkungen 
            zer=
gliedert. 
Das Buch, deſſen äußere Ausſtattung beſticht, enthält als wertvollen 
Anhang eine vom 15. Jahrhundert bis zum Jahre 1928 reichende 
Chronologie der Geſchichte Mexikos und Zentralamerikas ſowie 
            ver=
ſchiedene inſtruktive Karten=Beilagen. Sein Studium hält das 
            Ver=
ſprechen, das Titel und Inhaltsangabe geben. 
H. W. W. 
Fritz Löwe, Fahrten durch Norwegens Märchenwelt. Berlin, Pontos= 
Verlag G. m. b. H. 120 S., 94 Abbildungen und eine Karte. 
            Ganz=
leinen 7.— RM.
 Soeben erſcheint aus der Feder Fritz Löwes das Buch: „Fahrten 
durch Norwegens Märchenwelt” Fritz Löwe, dem die Gabe des 
Schauens und Schilderns in gleichem Maße gegeben iſt, genießt als 
Reiſeſchriftſteller in der deutſchen und ausländiſchen Leſewelt längſt 
verdienten Ruf. Nachdem er viele Jahre Norwegen durchſtreift hat, 
berichtet er in dieſem Buche von ſeinen Eindrücken im Land der 
            Mitter=
nachtsſonne. Die Märchenwelt der nordiſchen Fjorde erſteht in vollem 
Zauber vor unſerem geiſtigen Auge. Das feſſelnde Buch iſt mit allen 
guten Seiten lebendiger Improviſation erfüllt. Jeder Leſer wird von 
dieſen ebenſo intereſſanten wie vielſeitigen Schilderungen einen tiefen 
Eindruck gewinnen, denn das Werk iſt eines der ſchönſten Reiſebücher, 
die ſeit langem erſchienen ſind, es kann als Muſterbeiſpiel lebendiger, 
anſchauungsvoller Schilderung gelten. Es bedeutet ein warmherziges 
Bekenntnis zur Schönheit der norwegiſchen Natur und der wohltuenden 
Gaſtfreundſchaft der Bevölkerung. 
Den Unzähligen, die alljährlich eine Nordlandreiſe machen, wird 
es ein vortrefflicher Begleiter, denen, die die Naturſchönheiten 
            Nor=
wegens kennen, eine liebe Erinnerung ſein.
 Profeſſor Dr. A. Göhringer, Blick aufs Land. Werden und Vergehen 
der nordiſchen Landſchaft. Eine mor hologiſch=geologiſche Studie der 
nordiſchen Landſchaft für Nordlandfahrer. Verlag Boltze, 
            Karls=
ruhe. 5.— RM. 
Das Buch ſoll den Nordlandfahrern die einzigartig großartige 
Landſchaft nach jeder Richtung erſchließen. Von Bord aus und am 
Lande wirken auf den Beſchauer die gewaltigen Höhendifferenzen 
            zwi=
ſchen Fjord und Hochland, das Heer von Schären, Buchten und 
            Halb=
inſeln, die Inſelberge, die rieſige Zahl von Waſſerfällen, die abgeplattete 
Form des Nordkaps, die Gletſcherwelt, die verſchiedenartigen 
            Berg=
rieſen, die Pflanzen= und Tierwelt. Es werden die Kräfte geſucht, die 
dieſe Welt nach Jahrmillionen=Arbeit geſchaffen haben. 67 Skizzen und 
Bilder erläutern den Text.
 „Halliſche Nachrichten und Heimat.” — Unter dieſem Titel ſteht 
eine 70 Seiten ſtarke Sonderausgabe der „Halliſchen Nachrichten” (vom 
15. Mai 1929), die anläßlich des 40jährigen Beſtehens dieſer in Halle 
und Mitteldeutſchland weit verbreiteten Zeitung in einer Auflage von 
80 000 Exemplaren herausgebracht wurde. Die Sondernummer der 
„Halliſchen Nachrichten”, die typographiſch wirkungsvoll ausgeſtattet iſt, 
verſchafft durch Reichhaltigkeit des Inhalts und auch durch einen 
            um=
fangreichen Inſeratenteil einen überzeugenden Eindruck von der 
            ein=
flußreichen Arbeit eines Blattes, das in vier Jahrzehnten 
            emporſtreben=
der Entwicklung feſt in dem heimatlichen Boden ſeines mitteldeutſchen 
Erſcheinungsbereichs verwurzelt iſt.
Nachruf.
 In der Nacht von Sonntag auf Montag verſchied 
unerwartet infolge Schlaganfalles unſer langjähriger 
Vertreter und Mitarbeiter
 In nahezu 30jähriger Tätigkeit für unſer Haus hat 
er ſich als treuer und durch ſein ſiets freundliches Weſen 
allſeits beliebter Mitarbeiter und Berater bewährt und 
wir bedauern aufrichtig ſeinen allzufrühen Heimgang. 
Wir werden uns ſeiner immer mit Achtung und 
Dankbarkeit erinnern. 
Die Direktion 
der G. C. Klebe Akt.=Geſ. Eberſtadt. 
(902
Seite 4
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
 In dankbarer Freude 
O zeigen wir die Geburt eines 
geſunden Sonntagsmädels an 
Sch. Laumann und Frau 
Charlotte, geb. Goldberg.
 Fräulein, 24 J. w. 
Herrn in ſich. Poſ. 
zwecks Heirat 
            ken=
nen zu lernen. 
            Zu=
ſchr. mit Bild unt. 
F 17 an die 
            Ge=
ſchäftsſtelle. (8976 
5 20 Wanderer 
offen, wie neu, ſehr 
preiswert. (8815a 
Donges &. Wieſt.
 Statt Karten. 
Unſere herzensgute Mutter, 
            Schwieger=
mutter, Großmutter, Schweſier, Schwägerin 
und Tante 
Frau Anna Heß 
geb. Lautz 
wurde heute von ihrem langen Teiden im 
73. Lebensjahre durch einen janften Tod erlöſt. 
In tiefer Trauer: 
Eliſabeth Bernhart, geb. Heß 
Katharina Schmidt, geb. Heß 
Heinrich Heß 
Emil Bernhart 
Georg Schmidt 
Frieda Heß, geb. Wagner 
und 4 Enkelkinder. 
Hamburg=Darmſtadt, den 21. Mai 1929. 
Burgſtr. 48 III. 
Die Einäſcherung fand in Hamburg ſiatt. (9009
 Unterfertigter C. C. erfüllt htermit die 
traurige Pflicht, ſeine lieben A. H. A H. und 
ia. Cb. ia. Cb. von dem am 25. Mai in 
Eſſen erfolgten Ableben ſeines lieben A. H. 
Oberingenieur 
Wilhelm Böllert 
aktiv 1903/05 
geziemend in Kenntnis zu ſetzen. 
In tiefer Trauer: 
Der C. C. der Alania 
im Rudolſtädter Senioren=Convent. 
J. A.: Kurt Prager X
Darmſiadt, den 26. Mai 1929.
(9011
 Mein lieber Bruder, unſer guter Onkel 
und Schwager 
Herr 
Zeiticl Beiin 
Vertreter der Fa. G. C. Klebe A.=G. Eberſtadt 
iſt heute Nacht plötzlich und unerwartet im 
Alter von 64 Jahren an einem Herzſchlag 
verſchieden. 
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: 
Gg. Wilh. Peith und Familie. 
Eberſiadt a. d. B., Köln a. Rh. 
den 27. Mai 1929. 
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 29. Mai, 
nachmittags 5 Uhr, vom Trauerhauſe, Neue 
            Darm=
ſtädterſtiraße 24, aus ſtatt.
 „Den Altbuchhorſter Markſprudel, Starkquelle habe 
ich in einer Anzahl von Fällen in dem von mir 
            ge=
leiteten ſtädtiſchen Krankenhauſe angewandt. Ich habe 
ausgezeichnete Erfolge bei verſchiedenen Formen von 
Dukarmtat 
geſehen. Der Brunnen wird gut vertragen und gern 
genommen. Profeſſor Dr. med. K.‟ Von zahlreichen 
Verzten und berühmten Profeſſoren geſchätzt und warm 
empfohlen. Fragen Sie Ihren Arzt! Heute noch! 
Kleinverkauf in allen Apotheken und Drogerien. 
Niederlage: Heinrich Lohr, Nieder=Ram= 
V9003 
ſtädterſtraße 20.
 Unterricht im Zuſchneiden und Schneidern 
in den bekannten Abteilungen 
Ausbildung im Selbſtanfertigen von 
Kleidern, Koſtümen und Mänteln 
nach bewährtem Syſtem. 
Toni Hanau, Meisterin 
Eliſabethenſtraße 70, I. 
Fernruf 4243.
 Statt beſonderer Anzeige. 
Mein innigſtgeliebter Gatte, unſer gütiger Vater und
Großvater
 H.erotgselbenhanniner 
Ritter hoher Orden 
Großherzogl. Heſſiſcher Sanitätsrat 
Oberſtabsarzt a. D. 
iſt am 24. Mai 1929 im 74. Lebensjahre verſtorben. 
In tiefſter Trauer: 
Luiſe Weidenhammer, geb. Edle von Schauß= 
Kemp enhauſen 
Dr. Rudolf Weidenhammer 
Alfons Weidenhammer 
Lili Weidenhammer, geb. Kuſtermann 
Käthe Weidenhammer, geb. Gluth. 
München, den 27. Mai 1929. 
Die Beiſetzung fand in München ſiatt. 
(8986
 Dankſagung. 
Für die vielen Beweiſe herzlicher 
Teilnahme bei dem Heimgang unſers 
lieben Entſchlafenen 
Herrn 
Philipp Keller VII. 
Altbürgermeiſter 
ſagen wir Allen herzlichen Dank. 
Beſonderen Dank Herrn Pfarrer von 
der Au, ſowie dem Ortsvorſtand, 
dem Schulvorſtand für die 
            Kranz=
niederlegung am Grabe, ſowie allen 
Kranz= und Blumenſpendern und 
allen denen, die den lieben 
            Ver=
ſtorbenen durch das letzte Geleite 
ehrten. Im Namen 
der trauernden Hinterbliebenen: 
Margarethe Keller Wwe. 
geb. Roßmann. (9004 
Ober=Modau, den 25. Mai 1929.
Für Warme Tage!
 Klappstühle .. . . . . . 0.95 
Liegestühle . . . . . . . . 3.80 
Hängematten . . . . . . 3.50 
Kinder-Rucksäcke 0.95 
Herren-Rucksäcke 2.50 
Wasserbälle .. . . . 0.80
 Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſere 
innigſigeliebte, ſorgende Mutter, Schweſter und 
Schwiegermutter 
Oiad einfe aig Twe. 
nach kurzem, ſchwerem, mit großer Geduld ertragenem 
Teiden, verſehen mit den hl. Sterbeſakramenten, im 
Alter von 62 Jahren zu ſich in die Ewigkeit 
abzurufen. 
Die tieftrauernden Hinterbliebenen. 
Berlin, Hannover, Frankfurt, Darmſitadt, 
den 27. Mai 1929. 
Die Beerdigung ſindet Mittwoch, den 29. Mai, nachmittags 3 Uhr, 
auf dem Waldfriedhof ſtatt.
  
ellstatte 
K 
gegen Seelen-, Nerven-Leiden 
und körperl. Krankheiten 
auch Beinleiden, Geschwüre usw. 
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Waſſerwärme 
            vor=
mittags 7 Uhr 210 C. 
Woogs=Polizei=Wache.
 Nacht= 
Aurd Paſte 
bleicht und beſeitigt 
Kommer= 
D Sproſſen 
und Teintflecken. 
Klärt und verſchönt 
die Geſichtshaut. 
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 145
Dienstag, den 28. Mat 1929
Seite 3
 Ans der Sandesgkaprftädt. 
Darmſtadt, 28. Mai. 
— Ernannt wurden: Am 17. Mai der Studienrat an dem 
            Real=
gymnaſium in Darmſtadt Johannes Hüthwohl zum 
            Oberſtudiendirek=
tor an der Oberrea(ſchule in Grünberg, mir Wirkung vom Tage des 
Dienſtantritts an; am 21. Mai die Handarbeitslehreri an der 
            Volks=
ſchule zu Bingen Marig Erdmann, mit Wirkung vom 1. Juni 1929 
ab, zur techniſhen Lehrerin an der Mädchenfortbildungsſchule zu 
            Bin=
gen und Uungegend; am 22. Mai der Lehrer Franz Peter Hartmann 
zut Mauienborn, Kreis Mainz, mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts 
an, ßum Lehrer an der Volksſchule zu Weiſenau, Kreis Mainz; der 
Lehrer Georg Müller zu Heppenheim, mit Wirkung vom Tage des 
Dienſtantritts an, zum Lehrer an der Volksſchule zu Weiſenau, Kreis 
Mainz. 
— In den Ruheſtand tritt: Am 1. Juli der Kanzleiaſſiſtent bei dem 
Eandesurmeſfungsamt Karl Gunder zu Darmſtadt. 
— Verliehen wuude: Am 21. Mai dem Kunſtmaler Dr. Joſef 
Plenk zu München die außerordentliche Profeſſur für Zeichnen und 
Malen an der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt, mit Wirkung vom 
1. April 1929 an. 
— Erledigt ſind: Eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer 
an der Volksſchale in Herchenhain, Kreis Schotten; 
            Dienſtwoh=
nung iſt frei und wird new hergeſtellt; eine Stelle für eine techmiſche 
Lehrerin an der Fortbildungsſchule im Bezirk Mühlheim, Kreis 
Offenbach; eine Schulſtelle für einen katholiſchen Lehrer an der 
            Volks=
ſchule in Wackernheim, Kreis Bingen. 
Heſſiſche Landesbibliothek. Neue Erwerbungen (Auswahl), 
vom 27. Mai an auf 14 Tage zur Anſicht im Leſeſaal aufgeſtellt: Archiv 
für Geſchichte der Medizin 20, Leipzig 1928; G. K. Brand: Die 
            Früh=
vollendeten, Berlin u. Leipzig 1929: Du Moulin Eckart: Koſima 
Wagner, München-Berlin 1929; Handbuch der mittelalterlichen und 
neueren Geſchichte, 3: Kuliſcher, Allg. Wirtſchaftsgeſch. d. Mittelalters 
und der Neuzeit München-Berlin 1928/1929; A. Maurice: Die 
            Ge=
ſchichte unſerer Pflanzennahrung von den Urzeiten bis zur Gegenwart, 
Berlin 1927: L. Paſtor: Geſch. d. Päpſte, 13, 1., 13. 2., Freiburg i. B., 
1928/1929; M. Reger: Briefe eine Sdeutſchen Meiſters, Leipzig 1928; 
Th. v. Soſnowſky: Franz Ferdinand, München u. Berlin 1929; Heſſen= 
Naſſauiſche Sagen, Jena 1929; Veröffentlichungen der hiſtoriſchen 
            Kom=
miſſion der Provinz Weſtfalen, Quellen und Forſchungen zur Geſchichte 
der Stadt Münſter, 5. Münſter i. W., 1928; K. Vorländer: Karl Marx, 
Leipzig 1928; H. G. Wells: Die Weltgeſchichte 1—3, Berlin 1928; Aus 
der Welt chriſtlicher Frömmigkeit, 9.: Fogelklou, Die Heilige Brigitta 
von Schweden, München 1929; Wilhelm II.: Meine Vorfahren, Berlin 
1929. — Zeitſchriften: Annales des Sciences Naturelles, 
10. Série, Botanique, 10., Paris 1928; Archiv für Religionswiſſenſchaft, 
25, 26, Lpz.,Berl. 1927—1928; Archiv für experimentelle Pathologie u. 
Pharmakologie 137 138, Leipzig 1928: Pflügers Archiv f. d. geſ. 
Phyſiologie, 220, Berlin 1928; Entſcheidungen des Preußiſchen 
            Ober=
verwaltungsgerichts, 82, Berlin 1928; Schmollers Jahrbuch für 
            Geſetz=
gebung, Verwaltung und Volkswirtſchaft im Deutſchen Reiche, 52, 1928, 
2., München Leipzig; Preußiſche Jahrbücher, 214, 215 Berlin 1928— 
1929; The Journal of Immunology, 15, Baltimore 1928; The 
            Jour=
nal Archgeological, 82, 2. Serie, 32, London 1928; Publications de 1a 
Section hiſtorique de UInſtitut de Luxembourg, 62, Luxembourg 1928; 
Stimmen der Zeit, 116, Freiburg i. B., 1929; Vierteljahresſchrift der 
Aſtronomiſchen Geſellſchaft, 62, 63, Leipzig 1927—1928; Wallraf= 
Richartz Jahrbuch, 3, 4, Leipzig 1927—1928; Zeitſchrift für die geſamte 
Anatomie, 1. Abt.: Zeitſchrift für Anatomie und Entwicklungsgeſchichte, 
88, München-Berlin 1929: Zeitſchrift für phyf. Chemie, Abteilung A. 
137, 138, Leipzig 1928; Zeitſchrift der Geſellſchaft für Erdkunde zu 
            Ber=
lin. 1929. Berlin; Zeitſchrift für das geſamte Handelsrecht und 
Konkursrecht, 93, Stuttgart 1929; Zeitſchrift für wiſſ. Mikroſkopie 
45, 1928 Leipzig; Zeitſchrift für den evangeliſchen Religionsunterricht, 
39, 1928, Frankfurt a. M.; Zeitſchrift für Ortsnamenforſchung, 3, 4, 
München und Berlin 1927—1928; Zeitſchrift für franzöſiſche Sprache 
und Literatur, Suppl. Heft 13, Jena und Lcipzig 1929. — Vom 
10. Juni an verleihbar. Vormerbungen werden im Leſeſaale 
            ent=
gegengenommen. 
— Hohes Alter. Heute, am 28. Mai, begeht Frau Katharine Keerl, 
Soderſtraße 6, ihren 85. Geburtstag in ſelteer geiſtiger und 
            körper=
licher Friſche. Fran Kath. Kcerl, früher Fran Bickerle, war eifrige 
Fürderin der Turnerei und Begründerin des 1893 gegründeten Damen= 
Turnvereins. 
— Heſſiſches Landestheater. Heute Dienstag gelangt im Großen 
Haus „Napoleon” von Erabbe in der Inſzenierung Carl Eberts 
zur Wiederholung (Miete H, Beginn: 20 Uhr). 
Im Kleinen Haus ſinost eine Aufführung von Mozarts „
            Figa=
ros Hoſchzeit” in der neuem Infzenierung Carl Gberts unter 
            muſi=
kaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm ſtatt. In den Hauptvollen ſind 
die Damen Roſe Landwehr, Negina Harre, Käthe Walter, Anna Jacobs 
und die Herren Thco Herrmann, Hans Komregg, Heinrich Kuhn, Eugen 
Vogt und Hans Ney beſchäftigt (Zuſatzmiete I, Beginn: 19 Uhr). 
Morgen Mittwoch geht im Großen Haus der „Roſenkavalier” 
von Richard Strauß mit Roſe Landwehr in der Titelpartie, Anna 
            Ja=
cobs, Anny von Stoſch und den Herren Kuhn, Biſchoff, Jgeger, Vogt in 
den Hauptpartien unter muſikaliſcher Leitung von Max Rudolf in 
Szene (Miete B, Beginn: 19 Uhr). 
„Mittagswende” von Claudel in der Inſzenierung Carl 
Eberts gelangt norgen Mitowoch im Kleinen Haus zur Wiederholung 
(Zuſatzmiete VI, Beginn: 19,30 Uhr). 
Soielplanänderung. Die für Freitag angekündigte 
            Erſt=
aufführung des Einakterabends (Schöne Galathee — 
            Schwer=
gewicht — Parade) muß aus betriebstechniſchen Gründen verſchoben 
werden. Statt deſſen gelaaigen Freitag die Einakter „Der treue 
Soldat” und „Die Weiberverſchwörung” von Schubert, 
die anläßlich des Schußert=Jahres zu Beginn der Spielzeit erſtaufgeführt 
wurde, zur Wiederholumg. 
— Mozart=Abend des Schnurrbuſch=Quartetts. Das Schnurrbuſch= 
Quartet veranſtaltet ſeinen dritten Mozart=Abend am Donnerstag, dem 
30. Mai, 20 Uhr, im Kleinen Haus. Das Prograwm des Abends 
            ent=
hält das Jagdquartett, das Streichquintett in G=Moll und ein Quartett 
für Flöte, Violine, Viola umd Cello. Es wirken mit die Herren 
Kammermuſiker Steinmar (Viola) und Geißler (Flöte), 
p. Pflücken und Aufkaufen von Kiefern= und Fichtenzapfen. Füir 
die jeweilige Erntezeit hat das Geſamtminiſterium das Pflücken und 
Aufkaufen von Kiefernzapfen vor dem 15. DezemEer, von Fichtenzapfen 
vor dem 1. Oktober verboten. Zuwiderhanudlungen werden beſtraft, 
auch kann auf Einziehung der Zapfen erkannt werden.
 Oeffnung des Hochſchulſporkplabes für 
            Nicht=
angehörige der Hochſchule. 
Die Uebungsanlagen des Hochſchulſportplatzes ſtehen ab 1. Juni der 
Darmſtädter Bevölkerung wieder offen. Neben Schwimmen kann die 
Leichtathletik, Gymnaſtik und das Spiel in dieſem großen Licht=
            Luft=
park gepflegt werden. 
Beſuchszeiten ſind während der Semeſtermonate Juni und Juli an 
Wochentagen von früh 7 bis 12 Uhr, an Sonmtagen von früh 7 bis 
1 Uhr, in den Ferienmonaten Auguſt, September und Oktober an 
Wochentagen von früh 7 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit, an 
Senntagen nur vormittags von früh 7 bis 1 Uhr. 
Inhaber einer Monatskarte (die für 8 Mark zu haben ſind), oder 
10er=Karten idie 6 Mk. koſten), kann nur derjenige werden, welcher das 
16. Lebensjahr überſchritten hat. Kinder unter 6 Jahren haben in 
            Be=
gleitung Erwachſener freien Zutritt. — Es iſt beabſichtigt, während der 
Ferienmonate Auguſt, September und Oktober bie Tennisplätze zu 
vermieten. Intereſſenten mögen ſich rechtzeitig melden. 
Die Karſenausgabe erfolgt in der Otto=Berndl=Halle, 1. Stock, 
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mer 4, täglich von früh 9 bis 1 Uhr.
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ſondere Zuſammenſtellung der wichtigſien 
            Verbin=
dungen im Deutſchen Reich / Alphabetiſch 
            geord=
netes Stationsverzeichnis / Ueberſichtl. Anordnung 
Erhältlich an allen bekannten Stellen
 Sonderzug nach Würzburg. 
Im herrlichen Maintal gelegen, von dem Gürtel der ſchattigen 
Ningparkanlagen umſchloſſen, ſtellt die Perle Frankens, zu Füßen der 
trutzigen Feſtung eins der ſchönſten Städtebilder Deutſchlands dar. 
Und was dieſe Stadt, kirchen= und glockenreich wie keine zweite, an 
Schätzen von Kunſtwerken und Baudenkmälern als lebendige Zeugen 
aller Zeiten deutſcher Kultur in ſich birgt, das umſchließen ſchützend 
rebenbedeckte Hügel, auf denen dank des lachenden Himmels die Glut 
der Sonne ſich wandelt in den Feuergeiſt des Rebenſaftes. Nach dieſem 
ſchönen Erdenfleckchen wird am Sonntag, den 2. Juni, ein 
            Ausflugsſon=
derzug der Reichsbahndirektion Mainz fahren. In Würzburg, das um 
10.04 Uhr erreicht wird, wird der Fremdenverkehrsverein alles nach beſten 
Kräften vorbereiten, eigens dafür vorbereitete Studenten werden ſich in 
ſeinem Auftrage der Ankommenden annehmen, ihnen in möglichſt kleinen 
Gruppen die Sehenswürdigkeiten zeigen und den ganzen Tag als 
            erklä=
rende und beratende Begleiter zur Verfügung ſtehen. 
Vom Bahnhofsplatz aus, auf dem der Brunnen mit dem Heiligen Kilian, 
Frankens Apoſtel und Schutzheiligen, ſteht, wird die Führung in 
            ſorg=
fältig getroffener Anordnung und Auswahl das vor Augen führen, was 
jeder von dieſem Ausflug als dauerndes Erlebnis, als unvergeßlichen 
Eindruck mit nach Hauſe nehmen ſoll. 
Unter anderem wird auch das einzigartige Reſidenzſchloß, der 
frühere Palaſt der Fürſtbiſchöfe, eins der größten prächtigſten deutſchen 
Sehlöſſer aus der Barockzeit (erbaut 1720—1744) beſichtigt. Die 
            Beſich=
tigung der Prunkräume, des berühmten Treppenhauſes und Kaiſerſaales 
ſowie des entzückenden Hofgartens wird jedes ſchönheitsſuchende 
Auge, jeden für Schönheit empfänglichen Menſchen befriedigen. Zur 
Mittagszeit wird jeder Begleiter die ihm Anvertrauten zum Eſſen 
            füh=
ren, das an verſchiedenen Plätzen in guten Gaſthäuſern vorbereitet iſt. 
(Auch hierbei iſt Vorſorge getroffen, daß dies zur Befriedigung aller 
vonſtatten geht.) Nach einer ausreichenden Pauſe wird der Weg an 
            man=
chem ſchönen Bauwerk vorbei — z. B. Rathaus, Dom, alte 
            Uni=
verſität — an den Main und über die maleriſche alte 
            Main=
brücke führen, um jedem den herrlichen Blick aus der Höhe auf die 
einſtige Herzogſtadt, und einen Ausſchnitt der reizvollen landſchaftlichen 
Umgebung zu zeigen. Die Feſte Marienberg, des Frankenlandes uralte 
Herrin, deren Beſichtigung unter ſachkundiger Führung ſehr lohnend iſt, 
ſowie das Käppele, die bekannte, hochgelegene Wallfahrtskirche mit 
ihren Kreuzwegſtationen, können ohne große Anſtrengung beſtiegen 
            wer=
den. Hier öffnet ſich ein wundervoller Rundblick auf das Maintal. 
Wer ſeine Blicke noch weiter in die Ferne ſchweifen laſſen will, wird 
durch die ſchattigen Anlagen des Nikolausberges zur ſchnell erreichbaren 
Frankenwarte weiter wandern. Auf der Feſte Marienberg, die 
ein Bild von überraſchender Schönheit bietet, iſt nachmittags 
            Gelegen=
heit geboten, ſich im Freien auszuruhen und zu erfriſchen. Von der 
Frankenwarte aus, einem hochaufragenden Ausſichtsturm, iſt bei klarem 
Wetter das ganze Maintal, mit ſeinen freundlichen Dörfern 
            auf=
wärts bis zur Rhön, ſichtbar und die zahlloſen dunklen Kuppen des 
Speſſarts laſſen die Einſamkeit und Stille ſeiner rieſigen Waldungen 
ahnen. 
Rechtzeitig erfolgt der Abſtieg, um in Ruhe Würzburgs 
            Sehens=
vürdigkeiten auch von innen zu genießen; der Unermüdete kann noch die 
weihevollen, an Koſtbarkeiten reichen Kirchen, die unvergeßlichen 
Schöpfungen eines Riemenſchneider, Dürers großem 
            Zeitgenoſ=
ſen, und den Zauber des abendlichen Dämmerns in den engen Gaſſen 
und Winkeln der Altſtadt auf ſich wirken laſſen. Der Ermüdete, 
der Zech= und Liederfrohe wird ſich willig zu den alten, gemütlichen 
Wein= oder Bierſtuben führen laſſen und hier im heiteren 
            Zuſammen=
ſein mit Gleichgeſinnten den genußreichen Tag bei fröhlichem 
            Gläſer=
klang harmoniſch ausklingen laſſen.
 Der Berein Freundinnen junger Mädchen 
hielt ſeine Landes=Mitgliederverſammlung unter dem 
Vorſitz von Frau Prof. Kellner im Saale der Loge ab. Die 
            Ehren=
vorſitzende, J.KH. die Großherzogin, nahm an derſelben teil. 
Der Schwerpunkt der Beratungen lag in der Diskuſſion über die neuen 
Satzungen der Bahnhofs=Miſſion, die einen Hauptarbeitszweig des 
Freundinnenvereins bildet. Die vorgeſchlagenen Satzungsänderungen 
wurden von den aus Starkenburg, Rheinheſſen und Olerheſſen 
            anweſen=
den Vorſtänden und Mitgliedern lebhaft diskutiert. — Es folgte der 
Jahresbericht, der überall ein Anwachſen ſowohl der Mitgliederzahl 
als der Arbeitszweige, beſonders an den ortsfremden jungen Mädchen, 
vermerkte. Die Rechnerin erſtattete der Kaſſenbericht, worauf ihr 
            Ent=
laſtung erteilt wurde. Erſatzwahlen erwieſen ſich als nötig in den 
Bezirken Bad=Nauheim, Gießen, Vogelsberg 3, Worms und 
            Vogels=
berg 1, und fanden durch die Mitgliederverſammlung ihre Beſtätigung. 
— Anſchließend ſprach Frau Dr. Blanck kurz über ihre Beteiligung 
an dem Conſeil International in Neuchatel, an dem ſie mit der 
            Natio=
nalvorſitzenden des Freundinnenvereins, J.K.H. der Großherzogin, als 
deutſche Vertreterinnen teilgenommen hatte. Sie gab ihrer lebhaften 
Freude Ausdruck über die wachſende internationale Verſtändigung, die 
ſich auf dem Felde der chriſtlichen Liebestätigkeit am leichteſten 
            ans=
wirken kann. Auf dem Kongreß des Internationalen 
            Frauenweltbun=
des in London war Frau Dr. Blanck als Sachverſtand’ge für die 
Auslandsberatung eingeladen und konnte mit Stolz berichten, daß die 
deutſche Organiſation der Auswandererfürſorge dort als die beſte 
            an=
erkannt wurde. Als letzter Punkt der Tagesordnung folgte ein kurzer 
Bericht über Zweck und Erfolg der Reichsheim=Sammlung in Heſſen 
mit dem Hinweis, daß die miniſterielle Sammelerlaubnis am 31. Mai 
1929 abläuft, und bis zu dieſem Tage noch jegliche Gaben auf 
            Poſtſcheck=
konto 36 105 Frankfurt a. M., oder in der Geſchäftsſtelle des 
            Freun=
dinnenvereins, Sandſtraße 24, herzlich dankend angenommen werden. 
Bis jetzt ſind eingegangen 9300 Mark. — Ihre Königliche Hoheit dankte 
allen Gebern und Mitarbeiterinnen in herzlichen Worten. 
Nach kurzer erfriſchender Kaffeepauſe im Freien ſchloſſen ſich um 
5 Uhr die öffentlichen Vorträge von Frau E. Kromer=Ziegelhauſen, 
M. d. R. W. R., über „Das Hausgehilfinnengeſetz” und Frau Dr. A. 
Blanck=Heidelberg, Nationalſchriftführerin des Freundinnenvereins, 
über „Die häusliche Lehre” an. 
Frau Kromer ſprach über einen vorliegenden Geſetzentwurf über 
die Beſchäftigung in der Hauswirtſchaft und bezeichnete einige Punkte, 
mit denen ſich die Hausfrauen nicht einverſtanden erklären können. In 
lebendiger und klarer Weiſe beſprach ſie die einzelnen Paragraphen 
unter Berückſichtigung ſowohl der Intereſſen der Hausfrauen wie der 
Angeſtellten. 
Die Nationalſchriftführerin, Fr. Dr. Blanck, behandelte die „
            häus=
liche Lehre” und zeigte durch ihre Ausführungen, welche Bedeutung der 
hauswirtſchaftliche Beruf gerade in unſeren Tagen gewonnen hat, und 
daß nach der häuslichen Lehre dem jungen Mädchen 
            Aufſtiegsmöglich=
keiten eröffnet werden, die ihm bisher verſchloſſen waren. Nach der 
Lage der heutigen Verhältniſſe iſt der hauswirtſchaftliche Beruf faſt der 
einzige weibliche Beruf, der im In= und Ausland vor Arbeitsloſigkeit 
geſchützt iſt und materielle Vorteile bietet, ganz abgeſehen davon, daß 
dem jungen Mädchen in vertrauenswürdigen Familien geſunde 
            Beſchäf=
tigung und häuslicher Schutz geboten wird. 
An die Ausführungen der beiden Rednerinnen ſchloß ſich eine 
            leb=
hafte Diskuſſion, die ein ſtarkes Intereſſe für das „
            Hausgehilfinnen=
geſetz” und für die „häusliche Lehre” bekundete.
 Bp. Tagung der Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren des 
Kreiſes Darmſtadt. Im Gaſthaus zum Adler in Arheilgen tagten die 
Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren des Kreiſes Darmſtadt. 
Die Tagung ſelbſt war meiſt interner Art und beſchäftigte ſich 
            insbe=
ſondere mit dem nächſten Kreisfeuerwehrtag, der am 29. und 30. Juni in 
Malchen ſtattfinden wird. Der Tagung ging am Vormittag eine 
hochintereſſante Vorführung von Handfeuerlöſchern be: der Firma Merck 
— die einzige Firma, bei der alle Arten von Handfeuerlöſchern 
            vor=
handen ſind — voraus. Die Vorführung und Erläuterung durch 
            Brand=
inſpektor Herborn von der Fabrikwehr der Fa. Merck war eine 
            vor=
zügliche Inſtruktion der anweſenden Kommandanten des Kreiſes. Der 
anweſende Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger=Darmſtadt ſprach 
dem Referenten für die außerordentlich belehrenden Vorträge herzlichen 
Dank aus. Anſchließend fand eine Inſpektion der Freiwilligen 
            Feuer=
wehr in Arheilgen ſtatt. Das gezeigte Schulexerzieren, das 
            Hakenleiter=
exerzieren und ein Brandangriff — Kirche und anſchließendes 
            Schul=
haus waren als Brandobjekt gedacht — war außerordentlich exakt und 
darf, wie der Kreisfeuerwehrinſpektor in ſeiner Kritik ſagte, als 
            muſter=
gültig bezeichnet werden. Er dankte beſonders den Kommandanten 
Kunz und Gimbel, deren Fachkenntnis er beſonders hervorhob. Zu der 
Uebung waren auch der Bürgermeiſter und die Gemeinderäte von 
Arheilgen erſchienen. Während der Vorführungen konzertierte die 
Feuerwehrkapelle. 
* Die Kunſt des Kochens — Der Film der Fran! Vielen 
            Haus=
frauen wird die zu Veginn des vorigen Jahres hier in Darmſtadr 
            ſtatt=
gefundene Vorführung des Lehrfilms „Die Kunſt des Kochens” woch in 
Erinnerung ſein. Dieſe Aufführung fand damals ſolchen Zuſpruch, daß 
viele infolge des ausverkauften Hauſes umkehren mußten. Daher 
            wer=
den es die Hausfrauen und die Hausfrauenverbände und =vereinigungen 
ebenſo wie die hauswirtſchaftlichen Schulen begrüßen, daß am 
            Donners=
tag, dem 6. Junf, und Freitag, dem 7. Juni, an beiden Nachmittagen 
um 3 Uhr eine Wiederholung dieſes Filmvortrages ſtattfindet. Im 
Union=Theater wird diesmal Herr Dr. Albert Hauff aus Berlin ſeinen 
Film laufen laſſen. Es dürfte nicht nur den Hausfrauen, ſondern vor 
allem auch den angehenden Hausfrauen, der weiblichen Jugend, der 
Beſuch an einem der beiden Tage möglich ſein. Der Film wurde unter 
der fachlnhen Leitung von Fraulein Walther, Vorſteherin der 
            Haus=
haltungsſchule des Lettevereins Berlin, hergeſtellt. Fräulein Walther 
eine der beſten Kennerinnen der häuslihen Kochkumſt, zeigt in dem 
intereſſanten und lehrreichen Film ihre Erfahrungen auf dem 
            umfang=
reichen Gebiete der hänslichen Küche und gibt damit der Frauenwelt 
reihe und vielſeitige Anregungen für die Herſtellung der verſchiedenen 
Speiſen. Der Eintrittspreis iſt dentbar niedrig gehalten und beträgt 
für Erwachſene 0,50 RM. Der Vorverkauf begmnt am Samstag, dem 
1. Juni 1929, an der Tageskaſſe des Unon=Theaters, Rheinſtraße 4, 
und wird noch auf die weiteren Veröffentlichungen in den 
            Tageszeikun=
gen hingewieſen. 
— Orpheum. Sommerſpielzeit Direklor Adalbert Steffter. Heute 
Dienstag und täglich gelangt die mit großem Beifall aufgenommene 
Operette „Annemarie” von Robert und Jean Gilbert zur 
            Auf=
führung. — Als nächſte Operette wird „Miß Chocolate‟ (Das braune 
Tanzgirl) von Bernard Grün vorbereitet: Dieſe Operette wurde jetzt 
an vielen deutſchen Bühnen mit ſenſationellen Erfolgen aufgeführt und 
dürfte auch ſicher hier großen Anklang finden.
Ceite 6
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
 * Kreisausſchuß. 
p. 1. Einſpruch des Abraham Wartensleben und Anton Kiefer zu 
Eber=Ramſtadt gegen die Erhebung von Fußſteigherſtellungskoſten durch 
die Gemeinde Ober=Ramſtadt. 
Erſchienen: di: auwaltlich vertretenen Kläger und der 
            Bürger=
meiſter. 
Im Jahre 1926 wurde die Bauſtraße neu gepflaſtert und die Koſten 
von den Anliegern angefordert. Wegen der Fußſteige wurden auch 
die Kläger herangezogen. In Betracſſt kommt das Ortsbauſtatut vom 
Jahre 1915, insbeſondere die 88 12, 13 zu Art. 21 der Allgemeinen 
            Bau=
ordnung Wenn Fußſteige erneuert werden in bereits beſtehenden 
            be=
bnuten Straßen, ſo haben die angrenzenden Grundeigentümer in 
            der=
ſelben Weiſe wie bei neuen Straßen zu den Koſten beizutragen. Die 
Einſpruchserheber beſtreiten, daß Fußſteige angelegt worden ſeien, 
nur auf der anderen Straßenſeite ſeien — erhöhte — Fußſteige 
            er=
ſtellt worden; zu prüfen bleibe auch, ob ein ordnungsmäßiger 
            Gemeinde=
ratsbeſchluß vorliege. Es handelr ſich im Herne um die Auslegung 
des Begriffs „Fußſteig‟. Eine von der Gemeinde erhobene Klage hat 
das Amisgericht II wegen Unzuſtändigkeit rechtskräftig abgewieſen, es 
handle ſich um einen öffentlichrechtlichen Anſpruch, deſſen Streit vor 
den Verwaltungsgerichten auszutragen ſei. Die Koſten wurden am 20. 
Tezember 1926 angefordert, während Beſelwerde dagegen erſt am 
12. Auguſt 1227 erhuben iſt, nachdem die in der Landgemeindeordnung 
beſtimmte zweinwonatige Friſt umlaufen war. 
Das Urteil weiſt den Einſpruch als unzuläſſig ab. 
2. Klage des Wolf Benjamin Vendorf und 17 Genoſſen zu Ober= 
Nanſtadt gegen die Gemeinde Ober=Ramſtadt wegen Heranziehung zu 
den Fußſteigherſtellungskoſten in der Schaforabengaſſe. 
Auch) in dieſer Sache handelt es ſich um die Auslegung des 
            Be=
griffs „Fußſteig‟. Die Kläger behaupten, nur die Gaſſe ſelbſt ſei nei 
gepflaſtert, aber Fußſiteige ſeien hier gar nicht vorhanden; ein Plan 
habe nicht offen gelegen. Die Gemeinde betont, die Schafgrabengaſſe 
ſei in einem ſehr ſchlechten Zuſtand geweſen und die Neupflaſterung 
von den Intereſſenten verlangt worden. 
Der Vertrete: der Kläger betont, in der Schafgrabengaſſe trete es 
noch prägnanter herkor, daß kein Effeutlicher Fußweg vorhanden ſei; 
ein Weg, der nicht begangen werden könne, ſei kein Fußweg. Es wird 
rickterliher Augenſchein angeregt. 
Das Urteil weiſt die Klage al3 unbegründet ab.
 die Sänger des Mozart=Chors im „Haiben Mond” zu Heppenheim 
anläßlich des 86. Stiftungsfeſtes vereinte. Der Feier voraus ging eine 
Wanderung, die unter Leitung des Sängers Geßner die Schönheit Eennochkeinenäheren Beſtimnungen) 
des lenzfuohen Heppenheimer Stadtwaldes erſchloß. Die Feſtrede hielt 
der 1. Vorſitzende, Prof. Dr. Köſer; er überreichte den Sillberkranz 
für zehnjährige Tätigkeit den Sängern Wiener, Gläſer, Waß= 
Pert, Hahn und Stritzinger, den goldenen Kranz für 
            Wjäh=
rige Tätigkeit den Sängern Morawſki, E. Roth und Fiſchl, 
das goldene Ehrenzeichen für 25jährige Tä igkeit dem Sänger 
            Fre=
uer. Auf eine 40jährige Tätigkeit im Mozart=Chor konnten 
            zurück=
blicken die Sänger Schramm, Sperber mid Schumacher. Der 
2. Vorſitzende Otto Titze, wies darauf hin, daß Profeſſor Dr. Köſer 
den Mozart=Verein nunmehr 10 Jahre leite und, in ſchwierigſten 
            Zei=
ten beginnend, den Verein zu ſtolzer Höhe emporgeführt habe. Die 
25jührige Dirigententätigkeit eines Friedrich Rehbock, foll im 
Heibſt durch ein Feſttonzert gefeiert werden. Die Liſte der vorbilß= geklagten als Flieger Bezug haben. 
lichen Sänger, die alle Proben beſucht haben, iſt ſo ſtattlich, daß wir 
bier nicht die Namen aufführen können. Sie werden prangen auf der 
Goldenen Tafel im Mozarc=Haus. Daß die muſikaliſchen und 
            dichteri=
ſchen Kräfte, an denen der Verein ſo reich iſt, neben dem Chor ſelbſt 
zur Verſthönerung des Feſtes beitrugen, iſt ſelbſtverſtändlich. 
— Volkshochſchule. In ſeinem Lichtbildervortrag, den Dr. 
Stiefenhofer am kommenden Mitwoch halten wird, möchte der 
Vortragende u. a. auch eine anſchauliche Vorſtellung von dem 
            groß=
artigen Siedlungswerk der Deutſchen vermitteln, die ſeit der Mitte des 
letzten Jahrhunderts in zähem Ringen dem Urmald Stück für Stück 
abgetrotzt und insbeſondere des Land um den See Llanguihue zu einem 
Fruchtgarten umgeſchaffen haben. Der Schlußteil des Vortrages wird 
ſich mit dem freiheitsliebenden Indianerſtamm der Map=ſche beſchäftigen, 
der erſt in den letzten Jahrzehnten endgültig in den chileniſchen 
            Staats=
organismus eingegliedert worden iſt und nunmehr in geſchloſſenen „
            Re=
duktionen” zwiſchen Kuiſte und Andenjoch freundnachbarlich neben 
            deut=
ſchen Keloniſten ſiedelt. Der Vortrag findet ſtatt im Hörſcal 326 der 
Techniſchen Hochſchule und beginnt 2),15 Uhr. Karten für Mitglieder 
zu 50 Pf. für Nichtmitglieder zu 75 Pf. ſind in der Geſchäftsſtelle und 
am Saaleingang zu haben. — Am Dienstag, dem 28. Mai, erſter 
Abend Michel, Beſprechung der „Nevolte im 
            Erziehungs=
haus”, Teckmiſche Sochſchule, 20,15 Uhr, Saal 236. 
— Wanderklub „Falke‟ 1916. Unſere viertägige Wanderung durch 
den Südſchwarzwald begann mit einer Beſichtigung der ſchönen 
Stadt Freiburg und deren Umgebung, wobei viel Berührungspunkte 
mit unſerer Heimatſtadt feſtgeſtellt werden konnten. Am ſpäten Abend 
des erſten Tages erfolgte die Weiterfahrt nach Müllheim i. B., wo in 
der dortigen Jugendherberge und teilweiſe im Gaſthauſe übernachtet 
wurde, um dann am anderen Morgen rechtzeitig mit der Straßenbahn 
nach Badenweiler hinauf fahren zu können. Im Morgenſonnenſchein 
boten die ſchönen Villen und der ſtille Kurpark einen herrlichen Anblick, 
bei dem wir jedoch nicht allzu lange verweilten, um dann mit Geſang 
und Lautenſchlag auf der Straße weiter bis zur Bergmannsruhe mit 
kleinem Waldſee zu marſchieren. Eine kurze Frühſtücksraſt ſtärkte uns 
zu dem auf ſchönen Waldpfaden beginnenden Aufſtieg zum Hochblauen 
(1170 Meter). Je höher wir jedoch kamen, um ſo dichter wurde der 
Nebel, und als wir es nach zwei Stunden endlich geſchafft hatten, war 
es mit der erhofften Fernſicht leider nichts. Trotzdem war die 
            Mittags=
raſt im Gaſthaus willkommen. Auf ſchönen Höhenwegen, durch 
            pracht=
volle Tannenwälder, begrüßte uns nach wenigen hundert Metern 
            Ab=
ſtieg wieder die Sonne, und wir genießen ſchöne Blicke in ſtille Täler. 
Kurz vorm Haldenhof erblickten wir unſer Tagesziel: den Belchen. 
Während in den Tiefen prachtvoll die Sonne ſcheint, iſt ſeine Kuppe 
wechſelnd mit einer Nebelkappe umhüllt. Der Weg führte uns an 
            ſtei=
len Felswänden und oft ſehr ſchmalen Pfaden langſam bergan. Bald 
von Nebeln umhüllt, bald im Sonnenſchein, bewunderten wie die ſich 
immer ganz plötzlich bietenden Ausblicke und erreichten — zuletzt unter 
ziemlicher Anſtrengung — das 1400 Meter hoch gelegene Belchenhaus. 
Nach der gemeinſamen Abendtafel im Speiſeſaal folgten Wanderlieder 
zur Gitarre, zwiſchendurch verſchiedene Anſprachen, und als zum Schluß 
die Luſtigen Heſſen=Darmſtädter” erklungen waren, begaben wir uns 
auf die Matratzenlager oder Zimmer, um am nächſten Morgen gerüſtet 
zu ſein. Der Sonnenaufgang kurz nach 4 Uhr ließ allerdings keine 
beſonderen Hoffnungen erwecken, trotzdem wurde der kommende 
            Wan=
dertag geradezu ideal. Steil ging es anhaltend hinab, und bald hatten 
wir den Belchen hoch hinter uns liegen. Von Schönau aus erreichten 
wir mit der Kleinbahn nach kurzer Fahrt, aber um ſo ſchönerer 
            Aus=
ſicht Todtnau. Nach einer kleineren Stärkung führte uns der Weg 
weiter an den Todtnauer Waſſerfällen vorbei nach den Berger Höhen. 
Auch hier hatten wir wieder eine ſchöne Ausſicht in Täler und auf Verge 
und gelangten nach weiterem Marſche zur Feldberg=Spitze, 1500 Meter 
hoch, wobei wir häufig noch Schneefelder vorfanden. Am 
            Bismarck=
denkmal vorkei, blicken wir noch hinab in den neuenlumbrauſten Feldſee, 
um bald darauf einen reizenden Ausblick ins Zaſtler Tal zu genießen. 
An dem von unzähligen Autos belagerten Feldberg=Hotel vorbei zogen 
wie dann die Straße weiter nach Bärental, von wo uns die Bahn in 
ſchöner Fahrt nach Titiſee brachte. Im Hotel zum Bären wurde das 
gemeinſame Abendeſſen von vortrefflicher Güte eingenommen und zum 
Teil Unterkunft genommen, während ein weiterer Teil unſerer 
            Wan=
derer und Gäſte in der einzigartig gelegenen Jugendherberge am 
            Wald=
ſee untergebracht waren. Der vierte Tag führte uns durch das idhlliſche 
Dörfchen Hinterzarten zur romantiſchen Navennaſchlucht, die wir 
            ab=
wärts bis zum neuen, 42 Meter hohen Eiſenbahnviadukt 
            durchwander=
ten, um dann von Station Höllſteig aus auf ſchöner Fahrt durch das 
Höllental wieder nach Freiburg zu gelangen. Der Reſt des Tages bot 
uns vom Schloßberg aus einen wunderbaren Blick über die Stadt und 
Umgebung mit Ausblick auf Schwarzwald, Kaiſerſtuhl und mehr. Leider 
allzu früh mußten wir zur Bahn, die uns nach langer Fahrt zur 
            Heiner=
ſtadt zurückbrachte. Freudig begrüßt von unſeren zurückgebliebenen 
Wanderfreunden brachte unſer Ehrenvorſitzender und Mitwanderer, 
Herr Oberreallehrer Ad. Schäfer, zum Abſchied den beiden Führern 
Ballweg und Willenbücher ein dreifaches „Friſch auf” aus, in das wir 
freudig mit einſtimmten, noch ganz begeiſtert von den neuen Eindrücken 
und der Schönheit unſerer deutſchen Heimat. 
— Sprachverein. Es ſei daran erinnert, daß heute Dienstag abend 
um 8 Uhr bei Sitre (Karlſtraße) über die Danziger Tagung des 
            Geſamt=
vereins bereitet und das eben erſcheinende Heſſen=Naſſauiſche 
            Volks=
wörterbuch beſprochen wird. 
— Herrngarten=Café. Heure Dienstag, den 28. Mai, nachmiltags 
4 Uhr und abends 8 Uhr, Künſtlerkonzert, ausgeführt von einem 
            erſt=
klaſſigen Enſemble des Stadtorcheſters. Morgen Mit=woch großed 
Abendkonzert des Stadtorcheſters unter Leitung ſeines 
            Kapell=
meiſters W. Sc lupp.
Bezirksſchöffengerichl.
 p. 1. Eine ganze Reihe von Anklagepunkten wird einem entlaſſenen 
Poſtagenten (Beamren) zur Laſt gelegt, die ſich als Betrug zum 
            Nach=
teil der Benuger von Kraftfahrzeugfahrten und zum Nachteil des 
            Poſt=
fiskus darſtellen; des weiteren tommt Unterſchlagung amtlich 
            verein=
nahmter Gelder für ſolche Fahrten und unrichtige Buchung der 
            Ge=
bühren für Ortsferngeſpräche und ſchließlich rechtswidrige Zueignung 
nicht eutwerteter Marken in Frage. 
Nach Angabe des Angeklagten iſt der Schaden erſetzt. Aus der 
Beveisaufnahme geht hervor, daß ſoine dienſtliche Führung vorziiglich 
und eine große Arbeitslaſt zu bewältigen war. Allerdings hatte er nur 
den Schalter= und Kraftpoſtdienſt zu verſehen. 
Es wird eine Geſamtſtrafe von 1 Jahr 6 Monaten beantragt. Der 
Vertceidiger betont, Angeklagter, der in der Angeſtelltenverſicherung 
            Bei=
träge gezahlt habe, könne nicht gut als Beamter angeſehen werden, im 
einzelnen erſchienen doch Irrtümer in der Geſchäſtsführung möglich; 
die Betrugsfälle könnten mit einer Geldſtrafe abgegolten, i übrigen 
möge auf eine geringe Freiheitsſtrafe erkannt werden. 
Dus Urtoil erkennt unter Freiſprechung im übrigen auf 8 Monate
 Gefängnis. 
Am 19. März 1929 machte ein in Lichtenau bei Kaſſel wohnhafter 
Flugzeugſchüler in der Gemarkung Arheilgen eine Notlaudung, bei der 
ein 7jähriger Schüler von Arheilgen töglich verunglückte. Es war dem 
Flugzeugſchüler eine Motorſtörung paſſiert, während er von Kaſſel nach 
Darmſtadt fliegen wollte. Viele Leute ſtanden um da3 Flugseug herum, 
und bei einem Startverſuch paſſierte das Unglück. Angeklagter 
            behaup=
tet, die Startrichtung ſei frei geweſen, die Maſchine ſei ſeitlich 
            ausge=
brochen, das Kind habe er nicht geſehen, auch wegen eines 
            Kartoffel=
haufens nicht ſehen können. Der Sachverſtändige, Polizeihauptmann 
Bünau, betont, ein Kunſtflugzeug, wie vorliegendenfalls die Schwvalbe, 
hätte dem Flugzeugſchüler nicht in die Hände gedrückt werden dürfen; 
Angeklagter habe ſich unerfahren gezeigt. Die am 21. März 1929 
            ſtatt=
gehabie Sektion der Leiche ergab die Zextrümmerung der rechten 
            Schiüdel=
dachſeite. Das Kind iſt von der Schwanzſchleife des Flugzeugs erfaßt 
worden. Der Sachverſtändige Bünau hält dafür, daß Angeklagter in 
ſeiner Aufregung das Gelände nicht richtig beurteilt habe, und betont, 
man müſſe ſich in die ſeeliſche Verfaſſung des Flugzeugſthüllers in 
            die=
ſer Lage verſetzen. Den A=Schein beſaß der Flugſchüler. Gine ſo 
            ner=
vöſe Maſchine durfte ihm nicht anvertraut werden, wie der 
            Sachver=
ſtändige ausführt. Zur Notlandung war der Schüler nach 8 12 des 
Luftverkehrsgeſetzes vom 1. Auguſt 1922 berechtigt. Polizei war nicht 
zur Stelle und Angeklagter hatte die Menge aufgefordert, angeſichts 
ſeines Startverſuchs zurückzutreten. Ein erfahrener Flieger hätte mit 
— Mozart=Verein. Schlicht und eindrucksvoll war die Feiſer, die einem Startverſuch geſpartet, bis die Flugzeugpolizei zur Stelle geweſen 
wäre. (In Heſſen beſtehen hier im Gegenſatz zu Preu= 
Der Staatsanwalt erachtet, das Verhalten des Angeklagten verdiene 
eine milde Beurteilung, er ſei beſonderen Einflüſſen erlegen. Der 
            Ver=
teidiger betont, eine Veſtrafung des Angeklagten würde für ſein 
            Fort=
kommen ſehr hinderlich ſein. Die Familie habe ſchon viel für ſeine 
ner, Verner, Hoffmann, Hupfer, Körſchen, Wol= Ausbildung geopfert. Im Falle der Verurteilung werde Angeklagter nie 
den Pilotenſchein erhalten. Landen und Aufſteigen ſei beim Flugzeug 
das Schwierigſte. In einer Nähe von 4—5 Metern hätte die Menge 
herumgeſtanden. Nicht jeder Startverſuch pflege zu gelingen. Ein 
Seitenwind habe das Flugzeug gepackt. Das Kind ſei in die Startbahn 
hereingelaufen. Die Lüicke im Geſetz ſei hier die Urſache des Todes des 
Kindes. Im Moment, wo der Angeblagte ſich in das Flugzeug geſetzt 
habe, um zu ſtarten, höre ſeine Veranzvortung dem herumſtehenden 
Publikum gegenüber auf. Der Verteidiger ſtellt ſchließlich noch 
            wei=
tere Beweisanträge, die auf die Ausbildung und Befähigung des An= 
Das Urteil erkennt auf 20 Mark Gelbſtrafe an Stelle einer an ſich 
verwirkten einmonatigen Gefüngnisſtrafe. Angeklagter habe damit 
rechnen müſſen, daß er Menſchenleben in Gefahr bringen könne. 
            Be=
ſtänden in Heſſen Beſrimmungen über das Starten, 
ſo wäre das Unglück wohl vermieden worden.
 Durch die Zeitungen ging dieſer Tage die Nachricht von der 
            Ver=
urteilung eines Unternehmers in Frankfurt a. M. zu 3000 Mark 
            Geld=
ſtrafe, weil dieſer einen Bilderverkauf im Großen betrieb unter 
            Vor=
gabe der Herſtellung der Gegenſtände durch Blinde und unter 
            An=
rufung des Mitleids. Bei der Vernehmung gab der Angeklagte an, 
daß er nicht der einzige ſei, ſondern daß in Frankfurt noch mindeſtens 
20 gleichartige Geſchäfte exiſtieren. Aus Offenbach läßt ſich Aehnliches 
berichten. Dem Schreiber dieſes iſt ein Fall bekannt, wo ein 
            Taub=
ſtummer eine „Blinden= und Taubſtummen=Beſchäftigungswerkſtätte‟ 
betreibt, ohne daß bei ihm überhaupt Blinde beſchäftigt werden. Auch 
hier werden Bilder und außerdem Perlenarbeiten vertrieben unter 
            An=
rufung des Mitleids. Kommen dann reell arbeitende Blindenwerkſtätten, 
ſo wird ihnen der Verkauf ihrer Erzeugniſſe ungemein erſchwert, da 
durch die fortwährende Anrufung des Mitleids das Publikum ſchon ganz 
kytS heu geworden iſt und den Verkäufern die Türe weiſt. Was ſind 
überhaupt die Hauptberufe der Blinden? Es hat ſich gezeigt, daß 
Bürſten= und Korbmacherei die einzigen einigermaßen vorteilhaft 
            aus=
führbaren Berufe ſind, die auch von allen Blindenvereinen kultiviert 
werden. 
Der Abſatz muß zumeiſt durch Reiſende bewirkt werden, da ber 
Blinde nicht warten kann, bis ein Käufer kommt. Ein Appell an das 
Mitgefühl läßt ſich hierbei nicht immer umgehen, er geſchieht aber meiſt 
durch einen Hinweis auf die durch die Tätigung eines Kaufes bewirkte 
Beſchäftigungsmöglichkeit der Blinden. Wie aber ſoll das Publikum die 
reell, ohne das Verlangen von Mitleidspreiſen arbeitenden Blinden von 
den Schwindlern unterſcheiden. Lediglich dadurch, daß es darauf achtet, 
daß alle Blindenwaren mit dem geſetzlich geſchützten 
            Blindenwaren=
zeichen (zwei ſich dem Licht entgegenſtreckende Hände) verſehen ſind. 
Geſchieht der Verkauf nach Muſtern oder Preisliſten, ſo verlange man 
einen Ausweis darüber, daß die betr. Werkſtätte Inhaberin des 
            Schutz=
zeichens iſt. Jede Uebervorteilung iſt durch das Zeichen ausgeſchloſſen, 
da die Arbeitsgemeinſchaft zur Förderung des Blindengewerbes, welche 
das Schutzeichen erteilt, die Betriebe zur ordnungsmäßigen 
            Anwen=
dung verpflichtet und ſie kontrolliert. Die Blinden ſind die wirtſchaftlich 
ſchwächſten deutſchen Staatsbürger, ein Appell an das Mitleid ſteht 
ihnen wohl zu, wohl aber auch ein Appell an die Behörden mit der 
Bitte um Schutz gegen die, die das traurige Schickſal der Blinden zu 
ihrem Vorteil ausnützen.
 — Saalbau=Konzerte. Donnerstag, den 30. Mai (Fvonleichnam), 
beginnen die ſeit vielen Jahrzehnten im Sommer jeden Donnerstag 
ſtattfindenden Scalbau=Konzerte. Mit der jetzt vollendeten 
            Neuherſtel=
lung der Gartenanlagen iſt wieder die Möglichkeit gegeben, die in der 
Darmſtädter Bevölkerung ſo beliebt geweſenen Konzerte neu aufleben 
zu laſſen. Nächiſten Donnerstag, den 30. Mai, ahends 8 Uhr, findet 
das erſte dieſer Kenzerte, ausgeführt vom verſtärkten Stadtorcheſter 
unter Leitung ſeines Kapellmeiſters W. Schlupp, ſtatt. Die 
            Eintritts=
preiſe ſind, trotz der Verſtärkung des Orcheſters, niedrig gehalten, denn 
das Stadtorcheſter will es allen Bevölkerungskreiſen ermöglichen, ſich 
bei guter Muſik nach des Tages Mühen einige erbauliche Stunden der 
Erholung zu verſchaffen. (Siehe Inſerat.) 
Kunſinokizen. 
Iſeber Werte, Künſtier oder künſileriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung 
geſchlebt, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor. 
— Der Sprech=Chor des Goetheanum (aus Dornach bei 
Baſel) veranſtaltet Freitag, 31. Mai, im Kleinen Saalbau in Fraukfurt 
einen Abend, an dem Dihtungen von Goethe (Chöre aus Fauſt I u. II), 
Chr. Morgenſtern und Rudolf Steiner, ſowie Bibeltext zur 
            Wieder=
gabe kommen. Die Leiſtungen des Sprah Chors haben überall, bei 
der Hörerſchaft wie in der Preſſe, ſtarken Widerhall gefunden. So 
ſchrieben die „Münchener Neucſten Nachrichten”: „Das Programm, das 
etwa ein Dutzend männliche und weibliche Sprecher bald gemeinſam, 
bald getrennt, bald im Wehſel ſprachen, wirkte überwäiltigend”, und 
Profeſſor Paul Büttner in Dresden: „Hier tut ſich der Weg zu einer 
neuen, modernen Sprechkunſt auf, in der Klang und Eindruckskraft auf 
unſer Gemüt in eins verſchmilzt. (Siehe Inſerat in dieſer Nummer.)
 Briefkaſten. 
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden 
nſcht brantwortet. Dis Veantwortung erfolgt ohne Rechieverbindlichkelt. 
A. V. 16 /17. April 1911.
 Tageskalender für Dienstag, den 28. Mai 1929. 
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 20 Uhr, Ende 
22.15 Uhr, H 12: „Napoleon”. — Kleines Haus, Anfang 19 Uhr, 
Ende 22.30 Uhr, Zuſatzmiete 1: „Figaros Hol zeit”. — Orpheum, 
abends 20.15 Uhr: „Annemarie‟. — Konzerte: „Schloßkaffe, 
Neichshof, Kaffee Ganßmann. — Städt. Saalbau, abends 
20 Uhr: Lichtbildervortrag der Heilsarmee. — 
            Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater, Helia.
 Zugunfall im Bahnhof Mainz. 
Drei Reiſende verletzt. 
Lpd. Mainz, 27. Mai. Am Montag nachmittag um 14,20 Uhr 
wurde der Packwagen des Oberbaumeßzuges 1028 von Gleis 3 
nach Gleis 5 abgeſtellt. Hierbei trat die zum Anhalten des 
            Wa=
gens benutzte Handbremſe jedoch nicht rechtzeitig in volle 
            Wir=
kung, ſo daß der Wagen leicht auf den im Gleis 5 haltenden 
Perſonenzug 644 auflief. Dabei wurden drei Reiſende 
            gering=
fügig verletzt, die nach Unterſuchung durch den Bahnarzt ihre 
Reiſe fortſetzen konnten.
 Die Bürgermeiſterwahl in Bingen. 
Bingen, 27. Mai. Der Binger Stadtrat nahm heute in öffentlicher 
Sitzung die Wahl des Bürgermeiſters tor. Dieſe fiel auf den 
            bis=
herigen Beigeordneten der Stadr Bingen, Regierungsrat Dr. 
Stieglitz. Mit 24:3 Stimmen wurde er zum Bürgermeiſter der 
Stadt Bingen gewählt. Ausführlicher Bericht folgt.
 J. Griesheim, 27. Mai. Als am 2. Pfingſtfeiertag gegen Abend ein 
hieſiger Landtoirt mit ſeiner Familie von einem Spaziergang 
            zurück=
kehrte, vermißte er einen im Nebenzimmer, aufbewahrten Gelöbetrag 
vor ca. 80 Mark. Am nächſten Tage ſtellte er weiter feſt, daß auc eine 
Anzahl Würſte von der Hausſchlachtung in Verluſt geraten ſind. Der 
Geſchädigte verſrändigte nach Enüdeckung des Geldverluſtes ſofort die 
Gendarmerie, ſodaß alsbald nach der Tat der Polizeihund des Herrn 
Gendarmeriemeiſters Steinmann angeſetzt werden konnte. Der Hund 
verfolgte ſofort die aufgenommene Spur, die ngch dem Nebenzimmer, 
in dem der Diebſtahl ausgeführt wurde, und von dort aus, in das im 
oberen Stock des Hauſes befindliche Schlafzimmer des Knechtes des 
            Ge=
ſchädigten führte, in dem der Hund ſtarke Laute ausſtieß. Der Verdacht 
fiel ſofort auf den im Hauſe bedienſteten Knecht, und die Täterſchaft 
            des=
ſelben wurde offenßar, da derſelbe nicht mehr zu ſeiner Dienſtherrſchaft 
zurückkehrte. Am Donnerstag vormitrag lief nun bei der hieſigen 
            Bür=
germeiſterei eine in Köln aufgegebene Poſtkarte des betreffenden 
            Knech=
tes ein, auf der dieſer mitteilte, die Polizei brauche nicht nach ihm zu 
ſuchen, da er ſeine Padiere gefunden habe. Er wollte mit dieſem 
            Schrei=
ben jedenfalls zum Ausdruck bringen, daß ſein Name, unter dem er 
            ge=
melder war, nicht der richtige ſei. Er ſcheint ſich alſo bezüglich ſeiner 
Verfolgung aus dieſem Grunde ziemlich ſicher gefühlt zu haben. Er 
hatte aber die Rechnung ohne die Polizei gemacht, denn kurze Zeit nach 
Eingang der Poſtkarte lief die telephoniſche Nachricht von der Kölner 
Polizei ein, daß der Täter bereits feſtgenommen und den Diebſtayl von 
74 Mark eingeſtunden habe. 
* Griesheim, 28. Mai. Das Ehepaar Mendel=Griesheim, 
            Obern=
dörferſtraße, feiert heute das Feſt der Goldenen Hochzeit. 
E. Wixhauſen, 27. Mai. Am Sonntagmittag wurde unter großer 
Beteiligung die Hebamme Frau Eliſabethe Knapp, geb. Melk, zu Grabe 
getragen. Frau Knapp war langjährige Hebamme in der hieſigen 
            Ge=
meinde und erfreute ſich durch ihr leutſeliges Weſen allſeitiger 
            Beliebt=
heit. — Durch die große Hitze am Samstag erlitt ein hieſiger junger 
Mann auf einer Bauſtelle einen Hitzſchlag und mußte durch ein 
            Kran=
kenauto in das Darmſtädter Krankenhaus eingeliefert werden. — Dem 
hieſigen „Landwirtſchaftlichen Konſumperein” brachte die Hitze ebenfalls 
eine empfindliche Ueberraſchung. Für denſelben waren 90 junge Schweine 
durch die Bahn eingetroffen. Beim Oeffnen des Waggons fand man 
einige verendet. 
F. Eberſtadt, 2. Mai. Jahresfeſt des Ried=Modauer 
Zweigverbands des Guſtav=Adolf=Vereins in 
            Eber=
ſtadt. Der ſich über ganz Deutſchland und Oeſterreich erſtreckende Guſtav= 
Adolf=Verein, deſſen Entſtehung ſich an die 200jährige Erinnerungsfeier 
der Schlacht von Lützen knüpft, in der Guſtav Adolf von Schweden 
            ge=
fallen war, feiert im Jahre 1932 ſein 100jähriges Beſtehen. Schon jetzt 
fängt er an, Vorbereitungen für das alle evangeliſchen Glaubensgenoſſen 
angehende Feſt zu treffen. Eine Jubiläumsſtiftung von einer Milliom 
Mart ſoll das Geſchenk geben, daß ſie dem Guſtav=Adolf=Verein zum 
Zwecke der Unterſtützung hilfsbedürftiger evangeliſcher Gemeinden, zur 
Erbauung von Kirchen, Pfarr= und Schulhäuſern und für die Erhaltung 
von Predigern und Lehrern bei den Glaubensbrüdern in der Diaſpora 
im Jubiläumsjahr überreichen wollen. Um zu dieſem Ziele zu gelangen, 
ſoll ſchon in dieſem Jahre mit der Sammlung allenthalben begonnen 
werden. Für dieſe Jubiläumsſtiftung aufzurufen und zu werben, 
            be=
nutzte der Ried=Modauer Zweigverband des Guſtav=Adolf=Vereins ſein 
Jahresfeſt, das er geſtern — zum erſten Male wieder ſeit 25 Jahren 
— in Eberſtadt veranſtaltete. Eröffnet wurde das Feſt durch einen 
            Feſt=
vottesdienſt, der am Nachmittag in der evangeliſchen Kirche ſtattfand. 
Pfarrer Knab=Guſtavsburg hielt die Feſtpredigt, die ganz auf die 
Bedeutung der Feier abgeſtellt war. Die Gemeinde hatte hier und auch 
in der ſpäter im Saale „Zum Bergſträßer Hof” ſtattfindenden 
            Nach=
feier Gelegenheit, den anfeuernden und Beherzigung verdienenden 
            Ge=
danken eines Predigers von beſtem Rufe zu folgen. Und Aufklärung 
tat hier wirklich not. Nach der Predigt hielt auch Dekan Vogel= 
Gernsheim eine auf den Tag hinweiſende Anſprache. Der 
            Poſaunen=
chor unter der Leitung des Herrn Lange wirtte zur Hebung der 
Feier mit. Der Kirchengeſangverein, dirigiert von Herrn Pfeiffer, 
erhob die Herzen durch den Geſang: „Herr, wie du willſt”. Satz von 
Arnold Mendelsſohn und „Ich hebe meine Augen auf” von Abel. In 
der Nachverſammlung, die ebenfalls von Darbietungen des 
            Poſaunen=
chors und Kirchengeſangvereins umrahmt war, erſtattete der 
            Geſchäfts=
führer vom Zweigverband, Pfarrer Schlamp=Biebesheim, den 
Jahresbericht, Rechner Herms=Gernsheim den Rechnungsbericht. Der 
Schriftführer vom Zentralvorſtand, Pfarrer Bruhns=Leipzig, 
            ent=
wickelte hierauf ein intereſſantes Bild von den kirchlichen Verhältniſſen 
und Nöten der Glaubensgenoſſen in Litauen und den von Deutſchland 
nach dem Kriege abgetrennten Gebieten, ſeinen Zuhörern überlaſſend, 
hieraus die nötigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Pfarrer Wagner= 
Bensheim, der Schriftführer des Hauptvereins, ergänzte die 
            Aus=
führungen des Vorredners. Alle, die zu Worte kamen, gewährten einen 
tiefen Einblick in die ſegensreiche Arbeit und Wirkſamkeit des Guſtav= 
Adolf=Vereins und ernteten reichen Beifall. Gegen 7 Uhr fand die ſchön 
verlaufene ernſte Tagung ihr Ende. Die im Gottesdienſt erhobene 
Guſtav=Adolf=Kollekte ergab einen Betrag von rund 70 Mark, während 
bei der Nachfeier für die Jubiläumsſtiftung 40 Mark geſammelt wurden. 
O. Pfungſtadt, 27. Mai. Verſteigerungserlös. Bei der 
Brennholzverſteigerung zu Beginn dieſer Woche wurden 6700 Mark 
gelöſt. Ein Naummeter Scheitholz ſtellte ſich auf durchſcnittlich 14 Mk. 
Hrndert Wellen kamen auf 12 Mk. Die Gemeinde Pfungſtadt nahm in 
dieſem Jahre bei ihren Brennholzverſteigerungen insgeſamt 22 000 Mk. 
ein. — Volkschor Pfungſtadt. Der Geſangverein „Liederkranz”, 
der an Pfingſten ſein 40jähriges Jubiläum beging, hat ſich den Namen 
„Volkschor” beigelegt. 
G. Ober=Ramſtadt, 27. Mai. Vom Schwimmbad. Kaum waren 
die Pforten unſeres ſchönen Schwimmbades für dieſes Jahr geöffnet, 
ſtellten ſich infolge des ſehr günſtigen Badewetters ſchon in den erſten 
Tagen Hunderte von Badegäſten ein. Täglich wächſt die Zahl derer, die 
Schwimm= und Sonnenbad eifrig benützen. Tatſächlich konnte aber auch 
die ganze Anlage durch eifrige Arbeit und anerkennenswerte Blumen= 
und ſonſtige Spenden gegen das Vorjahr wiederum bedeutend 
            freund=
licher und einladender geſtaltet werden. Es wurden weder Mühe noch 
Koſten geſcheut, immer wieder zu verbeſſern und jedem Beſucher den 
Aufenthalt im Bade noch angenehmer zu machen. Möge der diesjährige 
Badebetrieb, der einen ſehr guten Anfang nahm, mit ebenſolchem Erfolg 
ſchließen. 
P. Rüffelsheim, 27. Mai. Tödlicher Unglücksfall. Ein 
ſchweres Motorradunglück mit tödlichem Ausgang ereignete ſich am 
Sonntag vormittag auf der neuen Opelbrücke. Ein Motorradfahrer aus 
Haßloch fuhr mit ſeinem Motorrad in der Richtung Flörsheim über die 
Opelbrücke. Auf dem rechtsmainiſchen Brückenweg verſuchte er, 
            unvor=
ſchriftsmäßig auf der linken Seite der Straße fahrend, die Kurve in 
großem Bogen zu nehmen. Die Maſchine kam aber infolge zu hoher 
Geſchwindigkeit ins Schleudern (der Fahrer ſoll mit 70 Km. in die Kurve 
gegangen ſein) und fuhr mit großer Wucht gegen einen Stein des 
Brückengeländers. Ein junger Mann aus Flörsheim, der ſich auf dem 
Soziusſitz befand, wurde ſo unglücklich gegen einen Straßenrandſtein 
            ge=
ſchleudert, daß er mit ſchwerem Schädelbruch tot liegen 
blieb. Während der Führer des Motorrades mit leichten Verletzungen 
davon kam, blieb das im Beiwagen ſitzende Mädchen unverletzt. Das 
Motorrad fuhr mit ſolcher Wucht gegen das Brückengeländer, daß 
            das=
ſelbe glatt durchbrochen wurde. Die Leiche des tödlich verunglückten 
Soziusfahrers wurde nach dem Friedhof in Flörsheim gebracht. 
— Hofheim, 27. Mai. Eine Wiederſehensfeier begehen die 
            Ange=
hörigen des 1. Bataillons des früheren Landwehr=Infanterie= 
Negiments Nr. 116 am Sonntag, den 2. Juni, in Hofheim im 
Ried. (Vergl. heutige Anzeige.) 
— Groß=Gerau, 27. Mai. Keine ſtrafrechtliche 
            Verfol=
gung wegen des Unglücks am Rüſſelsheimer 
            Bahn=
übergang. Die ſtaatsanwaltſchaftliche Unterſuchung des 
            Zuſammen=
ſtoßes zwiſchen dem Auto des Groß=Gerauer Fabrikanten Hirſch und 
einem D=Zug am Bahnübergang bei Rüſſelsheim hat ergeben, daß eine 
Schuld eines Eiſenbahnbeamten nicht vorliegt.
Nummer 146
Dienstag, den 28. Mai 1929
Seite 2
 Inkernakionaler Tierſchukkongreß in Wien. 
Ven N. Kratz=Darmſtadt. 
Sonntag, 12. Mai, wurde im feſtlich geſchmückten Saale des Wiener 
Militärkaſinos am Schwarzenbergplatz der Internationcle 
Tierſchutz=Kongreß durch den Präſidenten Dr. E. Melkus 
in Anweſenheit des Bundespräſidenten Miklas, der bei der 
            öſterreichi=
ſchen Regierung beglaubigten Geſandten und der Delegierten der 
            Tier=
ſchutzorganiſationen aller Länder in feierlicher Weiſe eröffnet. 
            Bundes=
präſident Miklas hob ganz beſonders hervor, daß die 
            Tierſchutz=
bewegung immer ſchon ſympathiſch geweſen ſei, nicht nur um der armen 
Tiere willen, ſondern auch aus anderen idealen Gründen. Das 
            ver=
nünftige Mitgefühl mit den armen Tieren iſt zugleich ein Ausdruck 
des Gefühls der Menſchlichkeit, das bei den Tieren nicht ſtehen bleibt, 
ſondern ſich auf die vor allem leidenden Mitmenſchen ausdehnt. 
Vertrerer aller Länder und Sprachen behandelten die aus der 
            Tier=
ſchutzbewegung bekannten Themen während der vier Tage dauernden 
Verhandlungen in 50 Einzelvorträgen. 
Univerſitätsprofeſſor Ude=Gratz hob die Wechſelbeziehungen 
            zwi=
ſchen Alkoholismus und Tierquälerei hervor; Horſt Kuhlwein (
            Nathe=
nowv=Berlin) verſuchte nachzuweiſen, deß Tierdreſſur keine Tierquälerei 
darſtelle, namentlich dann nicht, wenn man auf die Eigenheiten der 
Tiere eingehe und die Liere mit Liebe behandele. Miß Lind of Hageby 
fordert eine Reform im Schlachten der Tiere und des Tiertransportes. 
Sie wendet ſich auch gegen die Pelzmode, die durch den qualvollen 
Fang der Pelztiere Anlaß zu furchtbaren Tierquälereien gibt. Herzogin 
von Hamilton and Brandon, die als bekannte Tierſchützerin ein 
            inter=
nationales Büro für Tierſchutz in Genf errichtet hat, hebt hervor, daß 
ſie über eine Spende von etwa 2000 Mark verfügt, die, auf einige 
Jahre verteilt, in Form eines Nobelpreiſes der aktivſten 
            Tierſchutzbewe=
gung berliehen werden könnten. Maitre Leſpine=Paris fordert ein 
            Ver=
bot der Stierkämpfe und Verbeſſerung der traurigen Lage der 
            Gruben=
pferde. Frau Eugenie Liebich, die ſich als Vertreterin der radikalen 
Michtung in der Tierſchutzbewegung dem Kongreß vorſtellt, regt die 
            Er=
richtung eines Internationalen Tierſchutzamtes beim Völkerbund in 
Genf an. Profeſſor Dr. L. Oehninger=München fordert die vollſtändige 
Beſeitigung der Viviſektion. E. Osberg=Malmö ſpricht über 
            Ticrtrans=
porte zu Waſſer und zu Lande. Nur eine internationale Regelung der 
Tiertransporte kann die Tierquälereien herabmindern. Dr. Albrecht= 
Hamburg ſprach über die Bedeutung des Tierſchutzes in der 
            Jugend=
erziehung und forderte die Aufnahme des Tierſchutzgedankens in die 
Lehrpläne der Schule: Magnus Schwantie möchte die Exzeſſe der 
Grauſamkeit bei der Filmzenſur berückſichtigt wiſſen. J. L. Cather= 
London warf die Frage auf: „Haben wir Frieden?‟ Der grauſame 
Krieg gegen manche Tiere, von denen viele Arten vollſtändig 
            ausge=
rottet worden ſind, müſſe unterbleiben. Oberrechnungsrat Kratz= 
Darmſtadt forderte in längeren Ausführungen ein Verbot des 
            Kupie=
rens der Pferde ſowie ein Verbot der Einfuhr und des Verkaufs 
            kupier=
ter Pferde. Graf Wilhelm Leiningen, Weſterburg=Wien, verteidigte 
die weidgerechte Jagd gegen die Forderung der radkalen 
            Nich=
tung auf gänzliches Verbot des Jagens von Wild. 
Während Profeſſor Feldhaus=Baſel den Film für Viviſektion zeigt, 
weiſt er auf die Greuel hin, die in unzähligen Laboratorien kontrollos 
vor ſich gehen. — Charles Forward=London und Dr. Mikuſchka=Wien 
fordern die gänzliche Abſchaffung der Viviſektion. Univerſitätsprofeſſor 
Groag=Wien beſprach das traurige Los der Kettenhunde. — Dr. Rich. 
Kapeller=Wien beleuchtete Naturfrevel und Tierquälerei vom 
            Stand=
punkte der Pſychologie und pſychoanalytiſcher Forſchung. Geiſtlicher Nat 
Jungbauer=Wien ſprach über Kirche und Tierſchutz. 
Rau=Cannſtatt trat für ein Verbot jeglicher Verſtümmelung der 
Haustiere ein. Miß Lind=London, Krämer=Berlin, Dr. Müller=München 
ſowie Präſident Dr. Melkus nahmen hierauf für den Standpunkt des 
Dr. Klein=Lennep Stellung, wonach es für Tierſchützler in der 
            Ver=
werfung des betäubungsloſen Schächtens überhaupt keine 
            Meinungs=
verſchiedenheit mehr geben könne. Alle Tierſchutzvereine der Welt 
            tre=
ten für Schlachtmethoden mit Betäubung ein. — Dr. Schilling=Wien 
wendet ſich ſodann auch gegen gewiſſe Uebertreibungen in der 
            Tier=
ſchutzprobaganda, die mehr ſchaden als nützen könne. 
Univerſitärsprofeſſor Dr. Krämer=Gießen ſprach über 
            Tierpſycho=
logie und Tierſchutz und erntete reichen Beifall für die intereſſanten 
Ausführungen. — Nachdem inzwiſchen der deutſche Geſandte Graf 
Lerchenfeld die deutſchen Delegierten empfangen hatte, erfolgte die 
Schlußſitzung und Abſtimmung über die geſtellten Anträge. 
Präſident Dr. Melkus konnte nach viertägiger ſchwerer Arbeit 
ſpdann die Beratungen ſchließen und dankte allen Delegierten für die
Römiſche Ausgrabungen in Alzen.
 Als um 260 nach Chriſti Geburt die rechtsrheiniſche Grenzlinie des 
Römerreiches, der Limes, unter dem Anſturm der Germanen gefallen 
war, ſahen ſich die zurückliegenden Städte genötigt, ſich mit Mauern zu 
umgeben. So erhielt auch das bis dahin ungeſchüßte Mainz ſeine erſte 
Stadtmauer, und zur Sicherung der rückwärtigen Verbindungen wurden 
an geeigneten Stellen Kaſtelle angelegt. Eines der am beſten erforſchten 
unter dieſen ſpätrömiſchen Kaſtellen liegt in Alzey, dem Vicus 
            Altiaien=
ſium. In ſeiner Nordoſtecke hatte ſich (wahrſcheinlich ſchon im früheſten 
Mittelalter) die St. Georgenkirche eingeniſtet, die vermutlich beim 
            Fran=
zoſeneinfall von 1689 zerſtört wurde und deren letzte Reſte erſt zum 
Beginn des 19. Jahrhunderts verſchwunden ſind. In dieſem Teile, der 
ſich im Beſitz des Herrn Karl Korn befindet, werden ſeit einigen Wochen 
durch den unterzeichneten Denkmalpfleger unter örtlicher Leitung des 
Herrn Stadtbaurats Morneweg Ausgrabungen ausgeführt, die ſehr 
überraſchende Ergebniſſe erbracht haben. Es fanden ſich die 
            Grund=
mauern eines großen Gebäudes, das nach ſeiner Orientierung und der 
Schichtenlage dem um 355 erbauten Kaſtell angehören muß. Die 
            weſt=
liche Mauer iſt vollkommen freigelegt in einer Länge von etwas mehr 
als 17 Meter, von der Nord= und Südmauer bisher ungefähr die gleiche 
Länge. Das Ueberraſchendſte an dieſer Anlage iſt, daß die unterſte 
Fundamentſchicht faſt ausſchließlich aus älteren römiſchen Skulpturen, 
Altären, Säulen und Werkſtücken beſteht, die dicht aneinander liegen. 
Die Zwiſchenräume ſind mit Mörtel ausgefüllt, auf die gleiche Weiſe 
iſt die Oberkante ausgeglichen, auf der ſich in ſauberem Quaderwerk das 
aufgehende Mauerwerk erhebt, von dem an mehreren Stellen anſehnliche 
Reſte erhalten ſind. Unter den hier in zweiter Verwendung 
            angetroffe=
nen Steinen ſind mehrere ſehr bemerkenswert. Die Nordweſtecke wird 
gebildet durch einen großen Bauguader mit ſchön eingehauener Inſchrift: 
Avollini Granno Martius Senopatius Novellus dedicavit XV K Sep 
Piſone et Juliano cos. Wir erfahren hier alſo von einem Tempel des 
Heilgottes Grannus, der mit Apollo gleichgeſetzt wurde, einer Stiftung 
eines Mannes mit recht lateiniſch klingenden Namen, hinter denen ſich 
aber offenbar ein romaniſierter Einheimiſcher verbirgt, vom 18. Auguſt 
des Jahres 175 nach Chriſtus. Von dieſem Tempel, der ſicherlich in der
 geleiſtete Arbeit. Herzogin Hamilton dankte hierauf dem Präſidenten 
für ſeine muſtergültige Kongreßleitung. Ihr ſchloſſen ſich an der 
            Prä=
ſident der Tierſchutzvereine Deutſchlands, Camillo Schaufus=Meißen, 
und die Vertreter der Organiſationen der übrigen Länder. 
Die nächſte internationale Tagung wird vorausſichtlich in Dresden 
— als erſte Tagung dieſer Art nach dem Weltkriege — ſtattfinden.
 Enkſchließungen auf dem deutſchen Miekerkag 
* Die Beratungen des 24. deutſchen Mietertages in Mainz fanden 
mit der geſchloſſenen Tagung des Bundesvorſtandes und Sonderſitzungen 
der Gemeindevertreter ihren Abſchluß. Das Ergebnis der Reichstagung 
der Mieter in Mainz fand ſeinen Niederſchlag in fünf Entſchließungen. 
Es wird darin zum Steuervereinheitlichungsgeſetz, zur 
Hauszinsſteuer. Inflationsſteuer Stellung genommen 
und eine großzügige Finanzreform gefordert, die den berechtigten 
            Wün=
ſchen der Mieter und Sparer Rechnung tr. t; an dem zurzeit dem 
Reichstag vorliegenden Entwurf wird Kritik geübt. 
Weiter wird die Mietpreisbildr ig für die 
            Neubau=
wohnungen bemängelt. Der Mietertag ichtet deshalb an alle 
            Ver=
antwortlichen den dringenden Warnungsruf der Aufwärtsbewegung der 
Neubaumieten Einhalt zu gebieten, die D cleihung öffentlicher Gelder 
für den Wohnungsneubau ſoll ſo geſtaltet gerden, daß die ſich aus den 
Baukoſten, Zinſendienſt=, Betriebs=, Verwal ungs=, und 
            Inſtandhaltungs=
koſten ergebenden Neubaumieten ſich dem Mietzins der Altwohnungen 
anpaſſen. Es wird ferner gefordert, darüber zu wachen, daß die 
            Neu=
baumieten dauernd für die Durchſchnittseinkommen der Lohn= und 
            Ge=
haltsempfänger tragbar bleiben. — Der Mietertag erwartet vom 
            Reichs=
tag, daß er zur Beſchaffung billigen Baulandes und dauernder 
            Ver=
hinderung der Grundſtücksſpekulation baldigſt Geſetze beſchließt, die den 
Gemeinden ein dringliches Vorkaufsrecht an allen bebauten und 
            unbe=
bauten Grundſtücken ſowie ein ſozial wirkendes Enteignungsrecht an un=
 Nähe geſtanden hat, werden dann auch wohl die merkwürdigen 
            Doppel=
ſäulen doriſch=toskaniſcher Ordnung ſtammen. Wie ein „Dienſt” 
            mittel=
alterlicher Bauweiſe iſt hier eine dünnere Säule mit einer ſtärkeren 
            ver=
bunden, eine in der antiken Baukunſt bisher unbekannte Form. Noch 
eine zweite Inſchrift enthält eine Weihung an Apollo, eine dritte eine 
ſolche an Jupiter optimus maximus. Die Skulpturen gehören zumeiſt 
zu ſogen. Viergötterſteinen, d. h. viereckigen Sockeln mit einem 
            Götter=
bilde auf jeder Seite, auf denen kleine Jupiterſäulen ſtanden. Der Platz 
an der Vorderſeite gebührt normalerweiſe der Götterkönigin Juno, der 
auf der Rückſeite gewöhnlich dem in Germanien ſehr verehrten Hereules. 
Beide ſind in den neuen Alzeher Funden mehrfach vertreten, Hereules 
einmal in Begleitung eines prachtvollen Cerberus. Die Darſtellungen 
der beiden anderen Sockelſeiten wechſeln, wir haben hier z. B. eine 
ſchön gearbeitete Ceres, einen Mars mit dem einheimiſchen Ovalſchild 
und einen Avollo mit der Leier. Im Ganzen ſind bisher mehr als 30 
ſolcher älteren Stücke feſtgeſtellt, doch vermehrt ſich die Zahl noch 
            dau=
ernd. Ueber die Bedeutung dieſes Baues iſt zurzeit noch nichts Sicheres 
zu ſagen. Er iſt im Gegenſatz zu den militäriſchen Bauten in anderen 
Teilen des Kaſtelles im Innern nicht gegliedert. Die ungewöhnlich ſtarke 
Verwendung von Bildwerken des heidniſchen Götterkultus in den 
            unter=
ſten Funddamentlagen, die ſich genau ſo in der altchriſtlichen Kultſtätte 
unter der Krypta des Münſters in Bonn fand, könnte den Gedanken 
nahelegen, daß wir auch in Alzehz das älteſte chriſtliche Heiligtum vor 
uns haben. Der Kult des heiligen Georg iſt hier zu Lande ja ſehr alt, 
und mit der Verſenkung der Götterbilder in die Grundmauern der 
Stätte des neuen Glaubens meinte man jene unſchädlich machen zu 
            kön=
nen. Auch die Fundamente ſpätrömiſcher Stadtmauern wie der von 
Mainz und Neumagen an der Moſel, enthalten in teilweiſe ausgiebigſter 
Weiſe Reſte älterer Bauten, in der Mauer des Alzeher Kaſtells aber 
fehlen ſie ſcheinbar ganz. Die weitere Grabung wird hoffentlich auch 
die Frage nach der einſtigen Verwendung des neugefundenen Bauwerks 
löſen können. Die Fundamente werden vorerſt noch an Ort und Stelle 
belaſſen, an Sonntagen iſt die Grabungsſtelle für den Beſuch geöffnet, 
Prof. Dr. Fr. Behn.
 bebautem Land einräumen. Der Mietertag erblickt in dem 
            Geſetzenh=
wurf des ſtändigen Beirates für Heimſtätteweſen beim 
            Reichsarbeits=
miniſterium zu einem Wohnungsheimſtättengeſetz eine 
            ge=
eignete Grundlage zu geſetzlicher Regelung. — Betreffs der am 31. März 
1930, außer Kraft tretenden Mieterſchutz= und Reichsmietengeſetze wird 
vom Reichstag und Reichsregierung erwartet, daß ſie rechtzeitig um einen 
Erſatz dieſer Geſetze in einem alle Gebiete der Wohn= und 
            Bodenwirt=
ſchaft regelnden Wohnwirtſchaftsgeſetz beſorgt iſt. Als 
            geeig=
nete Grundlage für den Inhalt des geforderten Wohnwirtſchaftsgeſetzes 
bezeichnet der Bund die von ſeinem 2. Vorſitzenden. Rechtsanwalt Groß= 
Dresden, verfaßten „Vorſchläge‟. — Die letzte Entſchließung des 24. 
deutſchen Mietertages fordert für den Bund deutſcher Mietervereine, 
Sitz Dresden, die Zubilligung eines ſtändigen Sitzes im 
            Reichswirt=
ſchaftsrat. 
Bogelsberger Höhenklub=Tagung in Gelnhauſen. 
— Gelnhauſen, 27. Mai. Der am 22. Juni 1881 ins Leben getretene, 
heute 70 Zweigvereine mit 7000 Mitgliedern zählende „Vogelsberger 
Höhenklub”, kurz „V.H.C.” genannt, hielt hier unter der Leitung ſeines 
Vorſitzenden, Dr. med. Bruchhäuſer=Ulrichſtein (Vogelsberg), ſeine 48. 
ordentliche Hauptverſammlung ab. In der Hauptverſammlung wurde 
Bericht über die Tätigkeit des Hauptvereins im abgelaufenen 
            Geſchäfts=
jahre erſtattet, die Rechnung geprüft und fernerhin der mit etwa 10 000 
RM. abſchließende Voranſchlag für 1929 genehmigt. Für die 
            nächſtjäh=
rige Hauptverſammlung dürfte Mainz in Frage kommen. Beim 
            Ver=
bandstag der Deutſchen Gebirgs= und Wandervereine ſoll beantragt 
            wer=
den, daß deren Verbandstagung 1930 in Gelnhauſen, ſtattfinden ſoll. 
Auf Grund eines von der Ortsgruppe Offenbach geſtellten Antrages 
ſoll der Geſamtverein „Bergwacht” als Mitglied beitreten. Von 
            Frank=
furt a. M. war gewünſcht, daß im Winter die Schneeſportmöglichkeiten 
vom „Hoherodskopf” und der „Herchenhainer Höhe” nach Frankfurt am 
Main und Gießen gemeldet würden.
BETRIFFI
 IM AUFTRAG DER FIRMA COTY S. A. PARIS GEBEN WIR FOLGENDES BEKANNT: 
Die unterzeichneten Anwälte haben wegen der gegen Herrn Cohy erhobenen Angritte gegen die u= L twortlichen Redakteure verschiedener 
Tageszeitungen Beleidigungsklage erhoben, Sämtliche Verfahren haben ausnahmslos damit geende Laß die Beklagten die beleidigenden 
Behauptungen gegen Herrn Cot zurücknahmen. 
In der am 20. April 1929 vor dem Amtsgericht Frankturt a. M. stattgefundenen Verhandlung konnten wir dem Gericht eine in unseren Händen 
betindliche Original-Korrespondenz zwischen dem Syndikus des Verbandes der deutschen Seifen- und Parfümerie-Fabrikanten e, V. Berlin 
und einem Berliner Werbefachmann zur Kenntnisnahme vorlegen. Aus diesem Schrittwechsel geht unzweideutig hervor, daß der Syndikus 
des obenbezeichneten Verbandes den Werbefachmann gegen Entgelt beauftragt hat, Arikel gegen Cohy in die Presse zu lancieren. 
            Weiter-
hin ergibt sich aus diesen Schrittstücken, daß diese Artikel volkswirtschaftlich kaschiert und so aufgemacht werden sollten, daß die ernsthatte 
Presse und mit der Angelegenheit etwa sonst sich beschättigende Persönlichkeiten die wirklichen Hintergründe nicht durchschauen konnten. 
Der nachstehende, an den erstunterzeichneten Anwalt gerichtete Brief bedarf in diesem Zusammenhang wohl keines weiteren Kommentars: 
18. 4. 1929 
Sehr geehrter Herr Rechtsanvalt! 
Wäe ich erFahren habe, so11 in das von Ihnen eingeleitete GerichtsverFahren, 
betrerrend die Angrifke gegen Goty, auoh meine Person hineingezogen werden. Es 
entspricht zwar den Tatsachen, daß ich in Auftrage des Verbandes Deutscher 
Feinseifen- und Parfünerie-Fabrikanten e. V. , BerLinNW 40, Beethovenstraße 2, 
vertreten durch dessen Syndikus Herrn Dr. HoFfmann, eine von dieser Seite auch 
Finanzierte Presse-Propaganda gegen Goty durchgeFührt habe, Nachden ich aber 
jetzt die ganze Fropaganda gegen Coty als einen Konkurrenzkanpf erkenne, habe 
ich mich entschlossen, künFtighin von jeder weiteren direkten und indirekten 
Betätigung gegen Coty abzusehen. Tch bitte Sie daher ergebenst, von einer 
            Her-
einziehung meiner Person in einen Prozeß Abstand zu nehnen, Hochachtungsvol1 
geZ. H. Soh. 
Wir haben auf Grund des letzten Satzes des vorstehenden Schreibens die volle Nennung des Briefschreibers unterlassen.
 DR. MAR ALSBERG 
RECHTSANWALT UND NOTAR
Berlin, den 20. Mai 1929
 DR. MARTIN MANASSE 
RECHTSANWALTUND NOTAR
(I.Bln.9081
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 Großfeuer im Frankfurker Oſten. 
Lpd. Frankfurt. Am Nachmittag des 
Montag wälzten ſich dunkle Rauchwolken über 
die Stadt. Gerüchte von einem Rieſenbrand im 
Oſthafen eilten von Mund zu Mund. Wie 
            ſo=
eben die Feuerwache mitteilt, ſteht ſeit einigen 
Stunden ein großes Gummilager in der 
            Leib=
brandſtraße in Flammen. Die Feuerwehr iſt mit 
vier Löſchzügen an der Bekämpfung des 
            Bran=
des. Bisher war es noch nicht möglich, genauere 
Einzelheiten zu erfahren, da die Zufahrtsſtraßen 
um die Brandſtelle in weitem Umkreis 
            abge=
ſperrt und von einer vieltauſendköpfigen Menge 
beſetzt ſind. 
Schnelle Arbeit durch den Notruf. 
Frankfurt a. M. In der Samstagnacht 
gegen 0.30 Uhr, wurde in der Moſelſtraße ein 
            Motor=
rad entwendet. Das Revier benachrichtigte mittels 
der neu eingerichteten Notrufanlage ſämtliche 
Straßenpoſten. Um 1.30 Uhr wurde das Motorrad 
von einem Streifenbeamten der Schutzpolizei 
            ge=
ſichtet und ſofort mittels eines Autos die 
            Werfol=
gung des Motorrades aufgenommen. Im 
            Hirſch=
graben ſtoppte der Fahrer des Motorrads plötzlich 
ab. Der auf dem Soziusſitz mitfahrende Walter Al. 
ergriff die Flucht, konnte jedoch ergriffen werden. 
Durch das plötzliche Abſtoppen des Motorradfahrers 
erfolgte ein kleiner Zuſammenſtoß mit dem ihn 
            ver=
folgenden Auto, bei dem der Dieb Willy Be. ſich eine 
Leberquetſchung zuzog und als Polizeigefangener ins 
Krankenhaus gebracht werden mußte. Das Motorrad 
wurde im Polizeirevier ſichergeſtellt. 
Schwere Auto= und Motorrad=Unfälle. 
Frankfurt a. M. Ein ſchweres 
            Verkehrs=
unglück ereignete ſich in der Bockenheimer Landſtraße. 
Ein Motorrad ſtieß mit einem Auto zuſammen, 
            wo=
bei der Führer und Mitfahrer des Motorrades ſchwer 
verletzt wurden. Sie fanden im Krankenhaus 
            Auf=
nahme. 
Bad Homburg. Auf dem Wege zwiſchen 
Saalburg und Dornholzhauſen verſuchten die 
            Ge=
brüder Grau aus Offenbach a. M. auf einem 
            Motor=
rad ein Auto zu überholen. Das Motorrad geriet in 
der Kurve kurz vor Dornholzhauſen dabei ins 
Schleudern, ſo daß die beiden Fahrer abſtürzten. 
Der eine war ſofort tot, der andere wurde durch 
einen Schädelbruch lebensgefährlich verletzt. 
Wetzlar. Am Samstag nachmittag lief ein 
kleines Mädchen in der Lahnſtraße in einen 
            Ver=
kehrsomnibus. Es wurde überfahren und ſo ſchwer 
verletzt, daß es in bedenklichem Zuſtande in das 
Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Durch dieſen 
Unfall geriet der Wagen auf den Bürgerſteig, wobei 
drei weitere Perſonen verletzt wurden. 
Blutiger Ausgang eines Familienſtreites. 
Lpd. Kaſſel. Am Sonntag gegen 7 Uhr 
hat ſich in Widdershauſen an der Werra 
eine ſchwere Schlägerei zwiſchen den Familien 
Eiſert und Schäfer zugetragen, wobei der 
Korbmacher Peter Eiſert erſchoſſen und mehrere 
Mitglieder ſeiner Familie verwundet wurden. 
Der Grund zur Tat iſt in einem langjährigen 
Familienſtreit zu ſuchen. Der Arbeiter Schäfer 
und ſein Sohn wurden von der Gendarmerie 
verhaftet. 
Im Wirtshaus mit Zyankali vergiftet. — Ein 
Vater von 5 Kindern vom Schuldner ermordet! 
Lpd. Kaſſel. Vor kurzem wurde der 
            Rech=
nungsführer Karl Reißig in einem 
            Wirts=
haus in Breitungen beim Skatſpielen mit 
Zyankali vergiftet, das ihm ins Bier gemiſcht 
worden war. Der Verdacht lenkte ſich ſeinerzeit 
ſofort auf den Nachtwachter Scharfenberg. 
der jetzt zugegeben hat, den Rechnungsführer 
vergiftet zu haben. Er erklärt allerdings, daß 
es ſich nur um einen Scherz gehandelt habe. 
Dieſe Ausſage widerſpricht aber der Tatſache, 
daß Scharfenberg wiederholt vor der Tat 
            ge=
äußert hat, daß ein Tropfen genüge, um den 
Rechnungsführer um die Ecke zu bringen. So 
unmöglich es erſcheinen mag, iſt dennoch der 
Grund zur Tat darin zu ſuchen, daß der 
            Rech=
nungsführer bei dem Nachtwächter eine Schuld 
von 200 Mark angemahnt hatte, die dieſer aber 
nicht begleichen konnte. Der Ermordete 
            hinter=
läßt Frau und fünf Kinder. 
Starke Gewitter in Kurheſſen. 
Kaſſel. Im Laufe des Samstag und Sonntag 
gingen über das ganze Kurheſſen ſchwere Gewitter 
nieder. Der Blitz hat teilweiſe großen Schaden an 
Häuſern und Kirchtürmen angerichtet. 
Zwei tödliche Badeunfälle. 
München=Gladbach. Beim Baden an der 
Talſperre von Meſchede ertvank ein Obertertianer vor 
den Augen ſeiner Mitſchüler. — In der 
            Gemeinde=
badeanſtalt in Wickrath erlitt ein 24jähriger, erſt 
14 Tage verheirateter Mann, der ohne ſich 
            abzu=
kühlen ins Waſſer gegangen war, einen Herzſchlag. 
Zwei Brüder ertrunken. 
Jülich. Die beiden 18 und 21 Jahre alten 
Söhne eines Eiſenbahnangeſtellten badeten zwiſchen 
Jülich und Inden in der Ruhr. Einer von beiden 
verlor plötzlich den Boden unter den Füßen und 
verſank. Sein zu Hilfe eilender Bruder konnte ihn 
nicht bergen und ertrank ebenfalls. 
Ein Auto vom Güterzug überfahren. 
Elberfeld. Wie amtlich mitgeteilt wird, 
überfuhr am Samstag morgen der von Hagen 
            kom=
mende Güterzug auf dem Bahnübergang beim 
            Halte=
punkt Gevelsberg=Nirgena ein Auto. Der Wagen 
wurde etwa 60 Meter weit geſchleift und vollſtändig 
zertrümmert. Der einzige Infaſſe, Dr. Frankenhaus= 
Querfurt, wurde getötet. 
Zwei tödliche Zechenunfälle. 
Rheinhauſen. Auf dem Schacht Theodor 
in Hochemmerich wurde ein Häuer von einer großen 
Steinplatte, die aus den Hangerden fiel, ſo ſchwer 
verletzt, daß er kurz darauf ſtarb. Auf der gleichen 
Zeche wollte ein Bergmann ſein Gezäh auf einen 
Förderkorb legen, als dieſer ſich plötzlich in 
            Bewe=
gung ſetzte. Hierdurch wurde der Mann zwiſchen 
Korb und Gerüſt erdrückt. Er iſt im Krankenhaus 
ſeinen Verletzungen erlegen. 
Ein ſtarkes Fernbeben verzeichnet. 
Stuttgart. Die Erdbebeninſtrumente in 
Hohenheim verzeichneten in der Nacht zum Montag 
ein ſtarkes Fernbeben. Die berechnete Entfernung 
des Herdes beträgt 8300 Kilometer. Der Herd liegt 
vermutlich im Golf von Alaska oder im Karibiſchen 
Meer, in Zentralamerika.
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
Zu dein jührderen Anfant des Standfärter 39- Zugesort Suton
 Die Trümmerſtätte unweit des Bahnhofs Kerzell. 
400-Jahr Zeier des Hamburger Johanneum.
 Das Johanneum, 
die berühmte Hamburger Gelehrtenſchule, feiert ihr 400jähriges Beſtehen. Viele Generationen von 
Führern des öffentlichen Lebens verdanken dieſer Schule die Grundlage ihres Wiſſens. Auch 
            Reichs=
bankpräſident Dr. Schacht gehörte zu ihren Schülern; dankbar überreichte er der Jubilarin zu 
ihrem Feſt eine an ſehnliche Spende.
 Vom Blitz erſchlagen. 
Großenmoor (Kreis Hünfeld). Bei einem 
ſchweren Gewitter, das über die hieſige Gegend 
            her=
niederging, wurde die achtzehnjährige Eliſe 
            Roſen=
ſtock aus Langenſchwarz, bei dem Landwirt Heinrich 
Hämmelmann bedienſtet, auf dem Felde vom Blitz 
erſchlagen. 
Schweres Unwetter bei Reichenbach in Schleſien. 
Reichenbach i. Schl. Am Sonntag 
            nachmit=
tag, zwiſchen 3 und 4 Uhr, ging über die 
            Mittel=
peilauer Gemarkung ein verheerender Wolkenbruch 
mit Hagelſchlag nieder, der auf den Feldern großen 
Schaden anrichtete. Vor allem litten die Kartoffel= 
und Rübenkulturen. Das Waſſer ſtürzte in ſo großen 
Mengen zu Tal, daß zwei Meter breite und 60 
            Zen=
timeter tiefe Kanäle quer durch die Rübenäcker 
            ge=
riſſen wurden. Der Umfang der notwendig 
            gewor=
denen Aufackerung läßt ſich zurzeit noch nicht 
            über=
ſehen. Die tiefer gelegenen Wieſen ſind ſo 
            ver=
ſchlammt, daß das Gras nicht mehr zu Futterzwecken 
verwendet werden kann. Nicht nur die größeren, 
ſondern auch die kleineren Betriebe ſind ſchwer 
            be=
troffen. Die Drainageabflußgräben verwandelten ſich 
in wenigen Augenblicken in breite Bäche und 
            über=
ſchwemmten bei ihrem Eintritt in das Dorf Ställe, 
Keller und Gehöfte. Manche Häuſer waren 
            ſtunden=
lang von jedem Verkehr abgeſchnitten, da ſie 
            rings=
um von Waſſer umgeben waren. Ein Blitz ſchlug 
in die Hochſpannung, ſo daß ein Draht riß, auf die 
darunter befindlichen Koppeldrähte fiel und ſie 
            un=
ter elektriſchen Strom ſetzte. Zum Glück war die 
Koppel im Augenblick des Unfalles nicht mit Vieh 
beſetzt.
 Schweres Unwetter auch in Oberſchleſien. 
Gleiwitz. In den Abend= und Nachtſtunden 
des Samstags ging über den oberſchleſiſchen 
            Indu=
ſtriebezirk ein mehrſtündiges ſchweres Unwetter 
            nie=
der, das weite Gebietsteile überſchwemmte und viele 
Häuſer überflutete. Die Feuerwehren hatten in allen 
Orten mit Pumpen lebhaft zu tun. Teilweiſe mußte 
der Straßenbahnverkehr eingeſtellt werden, da die 
Gleiſe von dem Regenwaſſer aus dem Erdboden 
            her=
ausgeſpült worden waren. Die Unwetterkataſtrophe 
hat auch ein Todesopfer gefordert. Auf dem 
            Heim=
wege verirrte ſich ein Beamter der Caſtellengo=Grube 
und ertrank in einem Regenwaſſerteich. 
Schweres Bergwerksunglück. 
Borken. In Borken feierte man unter großer 
Anteilnahme die Fahnenweihe des 
            Arbeitergeſang=
vereins. Während der Feſtzug ſich ordnete, durcheilte 
die Kunde von einem ſchweren Bergwerksunglück auf 
dem Kohlenſchacht der Gewerkſchaft Main—Weſer die 
Stadt. Die Elektrizitäts=Geſellſchaft, Abtl. Borken, 
der das Werk, auf dem das Unglück paſſierte, gehört, 
teilt folgendes mit: „Auf der Kohlengrube 
            Alten=
burg bei Borken ſind beim Ausmauern der ſüdlichen 
Brundſtrecke in der zweiten Tiefbauſohle drei 
Maurer verſchüttet worden. Das Unglück iſt dadurch 
geſchehen, daß die Abſteifungen an der 
            Arbeits=
ſtelle plötzlich brachen, ſo daß die Arbeiter verſchüttet 
vur den. Es beſteht leider keine Hoffnung, die 
            Ver=
ſchütteten noch zu retten. Die Bergungsarbeiten ſind 
im Gange.”
 Angenzeugenberichk über das Unglück 
beim Lückendorfer Bergrennen. 
Zittau. An Einzelheiten über den 
            folgen=
ſchweren Unfall beim Bergrennen am Lückendorfer 
Paß erfahren wir nach Berichten von Augenzeugen 
noch folgendes: Die große Zuſchauermaſſe von 35 000 
Menſchen machte ſich auf, nach dem Start des letzten 
Wagens die Rennſtrecke zu verlaſſen, als wie ein Blitz 
aus dem buchſtäblich heiteren und ſonnigen Himmel 
die Meldung über die Rennſtrecke lief, daß unterhalb 
der Kurve an der König=Johann=Quelle ein 
            Renn=
wagen in die Zuſchauer hineingefahren ſei. Schrill 
gellten die Pfeifen der Polizeibeamten, die 
            Sanitäts=
mannſchaften herbeiriefen, über das Gelände, und 
bald rollten auch die Rettungswagen nach der 
            Un=
fallſtelle. Den Augenzeugen bot ſich ein 
            erſchüt=
terndes Bild. Auf dem Boden wälzten ſich die 
            Ver=
letzten ſtöhnend und um Hilfe rufend, während in 
nächſter Nähe befindliche Zuſchauer noch ſtarr vor 
Schrecken nicht begreifen konnten, daß das Fahrzeug, 
das, wie ein rieſenhaftes Geſchoß aus einem großen 
Geſchütz abgefeuert, in die Maſſe hineingeworfen 
wurde, im Augenblick noch geſunde und lebensfrohe 
Menſchen tot oder ſchwerverletzt auf den Boden 
            ge=
legt hatte. Ein Knabe von 9 Jahren war ſofort tot, 
Ein 40jähriger Mann aus Zittau ſtarb kurz na) 
dem Unfall an ſeinen ſchweren Verletzungen. 
            Augen=
zeugen wollen wiſſen, daß der Rennfahrer bei dem 
Verſuch, ſeinen auf hohe Geſchwindigkeit — man 
ſpricht von 160 bis 170 Kilom. — ſtehenden Wagen 
vor der gefährlichen Kurve abzuſtoppen, ins 
            Schleu=
dern geriet, da er die Bremſen zu ſchnell anzog und 
ſo den Wagen auf der breiten Rennſtrecke nicht mehr 
halten konnte. Der Fahrer bezeichnet als Grund 
des Unfalles, daß die Bremſen beim Anziehen ſich 
blockiert hätten, ſo daß ein Schleudern nicht zu 
            ver=
meiden geweſen ſei. Die Unfallſtelle war noch 
            ſtun=
denlang von rieſigen Zuſchauermengen umlagert. 
Die amtliche Unterſuchung der Kataſtrophe beim 
Lückendorf=Bergrennen hat ergeben, daß der 
            Renn=
wagen einen Materialfehler aufwies, deſſen 
            Vorhan=
denſein man zunächſt nicht angenommen hatte und 
der, wie die Unterſuchungskommiſſion annimmt, die 
letzte Urſache der Kataſtrophe war. 
Beim Uebungsſchießen getötet. 
Ueckermünde. Ein tragiſcher Unfall 
            er=
eignete ſich auf dem Waldſchießſtand Carpin im 
Kreiſe Ueckermünde, wo die Beamten der dortigen 
Oberförſterei ein Uebungsſchießen abhielten. Ein 
            För=
ſter hatte überſehen, daß das Warnungszeichen des 
Anzeigers hochgekommen war. Er traf den hinter der 
betreffenden Scheibe beſchäftigten Haumeiſter Müller 
aus Carpin ſo unglücklich, daß der Tod ſofort eintrat. 
Aufdeckung einer polniſchen Mädchenhändler= 
Bande. 
Kattowitz. Der Woiwodſchaftspolizei gelang 
es dieſer Tage, einer gut organiſierten 
            Mädchenhänd=
lerbande auf die Spur zu kommen, die von einem 
Warſchauer Händler namens Feldfaun geleitet wurde. 
Bisher wurden 10 Mitglieder der Bande verhaftet. 
Ein Perſonenzug verunglückt. 
Parchwitz. Auf dem Bahnhof der Rawitſch— 
Liegnitzer Eiſenbahn fuhr am Sonntag vormittag der 
8.23 Uhr von Steinau eintreffende Perſonenzug auf 
mehrere Perſonenwagen auf. Von den Reiſenden 
            er=
litten drei ſchwere Verletzungen. 
Blutige Zuſammenſtöße zwiſchen Militär 
und Ziviliſten in Lemberg. 
Warſchau. In Lemberg kam es am Sonntag 
zu einer ſchweren Schlägerei zwiſchen zwei Soldaten 
und Ziviliſten, wobei die Soldaten zur blanken 
Waffe griffen. Als ein zufällig vorübergehender 
Hauptmann der Prügelei Einhalt gebieten wollte, 
wandte ſich die Menge auch gegen ihn. Der 
            Offi=
zier zog ſeinen Revolver und tötete einen der 
            An=
greifer. Die beiden Soldaten wurden ſchwer verletzt. 
117 Wohnhäuſer niedergebrannt. 
Warſchau. In der Ortſchaft Kolki ſind 117 
Wohnhäuſer mit allen Nebengebäuden einem 
            Groß=
feuer zum Opfer gefallen. Nur wenige Gebäude ſind 
der Vernichtung entgangen. Der Schaden dürfte 
mindeſtens eine Million Zloty betragen. 
Spielende Schulkinder verunglückt. 
Budapeſt. Drei Schulkinder ſpielten in einer 
Steingrube mit einem Kippkarren, der ſich auf der 
ſteilen Bahn in Bewegung ſetzte. Bei einer Säule 
kippte der Karren um und die Kinder wurden auf 
einen Steinhaufen geſchleudert. Ein Kind wurde 
            ge=
tötet, die beiden andern lebensgefährlich verletzt. 
Die Expedition der „Heimen”. 
Mailand. Nach den jüngſten Berichten iſt die 
Küſte von Spitzbergen jetzt noch ſehr ſtark von Eis 
umgeben, ſo daß der Walfiſchfänger „Heimen” mit 
der italieniſchen Arktisexpedition vorläufig den 
            Eis=
fjord kaum erreichen kann, um die zweite Meute von 
Grönlandhunden an Bord zu nehmen. Das Südkap 
von Spitzbergen iſt mit einer 30 Meter breiten Eis 
ſchicht umgeben, die vom Grönländiſchen Meer und 
von der Barentſee angetrieben wurde. 
Der neue Dauerrekord: 172½ Stunden. 
New York. Den amerikaniſchen Fliegern 
Robins und Kelly iſt es gelungen, ſich 172½ Stunden 
ununterbrochen in der Luft zu halten. Sie haben 
ſomit jeden Dauerflugrekord gebrochen. Das 
            Flug=
zeug mußte infolge Propellerſchadens niedergehen. 
Ein Schiff im Stillen Ozean geſunken. 
Seattle. Das Transportſchiff „Abutian” 
            ſchei=
terte im Golf von Alaska. Die Paſſagiere und die 
ganze Beſatzung ſtürzten ins Meer. 291 Perſonen 
wurden vom Dampfer „Surveyor” gerettet. 
Vernichtung chineſiſcher Seeräuberbanden. 
Schanghai. Eine blutige Schlacht iſt an der 
Mündung des Wangpu=Fluſſes zwiſchen 
            Regierungs=
truppen und Seeräubern ausgefochten worden. 
            Tau=
ſend Seeräuber ſind ertrunken, bzw. erſchoſſen 
            wor=
den, 250 wurden gefangen genommen. 2000 Gewehre 
und eine große Flotte von Fiſcherbooten wurden 
erbeutet.
Nummer 146
Dienstag, den 28. Ma1 1929
Seite 2
 RORD MOTOR COHPANT A.-G. 
Eine wichtige Botschaft
O
TLDOR
RN. 3968
R0ADSTER
R. 344
F7aNDARD COUFE RF1. 4150
PfHAETON
RM. 3508
FORDOR
Ri. zach
 RP1. auns 
FFORT COUPR 
Preise ab Pabrik 
zuziglich Lieferungskosten
 ir geben hierdurch bekannt, daß 
V sich unsere Gesellschaft neben 
anderen der Ford MotorCompanyA.-G., 
Berlin, nahestehenden deutschen ge 
schäftlichen Gruppen an der Ford 
Motor Company A.-G., Berlin, beteiligt 
hat und Herr Geheimrat Professor 
Dr. Carl Bosch, Heidelberg, in den 
Aufsichtsrat der Ford Motor Company 
A.-G., Berlin, eingetreten ist. 
I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft 
H. Schmitz 
Bosch 
je Ford Motor Company A.-G., 
Berlin, gibt hierdurch bekannt, 
daß die beabsichtigte öffentliche 
            Auf-
legung von Aktien dieser Gesellschaft 
nicht stattfinden wird, nachdem die 
I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft 
und verschiedene unserer Gesellschaft 
nahestehende deutsche 
            Geschäfts-
gruppen einen wesentlichen Teil des 
*r 
Aktienkapitals übernommen haben, 
Ford Motor Company Altiengesellschaft; 
Geo. Carlson
 Der Aufsichrsrat bestcht aus den Herren: 
Geheimrat Professor Dr. Carl Bosch, Heidelberg 
Rechrsanwalt Dr. Ing. e. h. H. F. Alberr, Reichsminister a. D., Berlin 
Rittergutsbesitzer Hlwin Schurig, Zeestow b. Wustermark 
Sir Percival Lea Dewhurst Perry, K. B. E., Herm, Channel lslandst 
Sie ſohg Thomas Dauies, K. C. B., C. V. O, london 
Edsel Bryant Ford, Derroit, Michigan, U. S. A. 
Charles Emil Sorensen, Derroir, Michigan. U. S. A. 
Voll eingezahltes Aktlenkapital RM. 18.000.000
IORP MOIOR COMPANT A.-G.
W 1419
[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Dienetag, den 28. Mai 1920
Nummer 146
 Heute billiger 
Tomdien 
Baarger
 9035 
Fruchthaus Freeſe 
Schuſtergaſſe 15 
Telefon 4380 
2 Pfund Tomaten, ſchnittfeſt 
. 1 
1 Pfund Spargel, 1. Sorte 
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1 Stück Kopfſalat, 
20 9 
50—70 3 
Blumenkohl 
60—70 9 
Salatgurken 
60 H 
1 Pfund Bananen, 1. Sorte 
60 
1 Pfund Kirſchen 
. 1.20 
1 Pfund Erdbeeren 
1.— 
2 Pfund Aepfel 
1.20 
3 Pfund Orangen .. . . 
3 Pfund Schwarzwurzel 
1.— 
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Erbacher= 
BAUMERT raße Nr. 1
 Einträge in das Handelsregiſter, 
            Ab=
teilung 4: Am 23. Mai 1929 hinſichtlich 
der Firma: Ernſt Dürre, Darmſtadt 
Die Firma iſt erloſchen. — Abteilung B: 
Am 17. Mai 1929 hinſichtlich der Firma: 
Aſtik, Beton=Verwertungs=
            Geſell=
ſchaft mit beſchränkter Haftung, 
Darmſtadt: Die Vertretungsbefugnis des 
Liquidators, iſt beendet und die Firma 
erloſchen. — Am 22 Mai 1929 
            hinſicht=
lich der Firma: Elektro=Werk, 
            Geſell=
ſchaft mit beſchränkter Haftung, 
Darmſtadt: Durch Beſchluß der 
            Geſell=
ſchafterverſammlung vom 6. Mai 1929 
iſt der Geſellſchaftsvertrag geändert. 
Durch gleichen Beſchluß iſt der Sitz der 
Geſellſchaft nach Bad Homburg 
            ver=
legt. — Am 23. Mai 1929 hinſichtlich 
der Firma: Maſchinenbau=Anſtalt 
und Dampfkeſſelfabrik, 
            Aktienge=
ſellſchaft Darmſtadt, vormals 
            Benu=
lety & Ellenberger und Göhrig & 
Leuchs, Darmſtadt: Durch Beſchluß der 
Generalverſammlung vom 29. April 1929 
iſt der Geſellſchaftsvertrag geändert. Als 
nicht eingetragen wird veröffentlicht: Die 
Beſtellung und Abberufung der 
            Mitglie=
der des Vorſtandes und ihrer 
            Stellver=
treter obliegt allein dem Vorſitzenden 
des Aufſichtsrats ſowie im Falle der 
Verhinderung desſelben ſeinem 
            Stellver=
treter. Alle Bekanntmachungen an die 
Aktionäre erfolgen durch die 
            Veröffent=
lichung im Deutſchen Reichsanzeiger. 
Darmſtadt, den 25. Mai 1929. (9017 
Amtsgericht I.
 2ie znſtalation der elettr. Licht= 
und Klingelanlagen 
für die ſtädt. Neubauten im Philipp= 
Röthweg und am Schlachthof ſoll auf 
Grund der Reichsverdingungsordnung 
alsbald öffentlich vergeben werden. 
Angebotsvordrucke ſind auf Zimmer 27 
der unterzeichneten Direktion, 
            Frank=
furterſtr. 100, bis Donnerstag, den 
30. Mai, erhältlich, woſelbſt auch die 
Angebotsunterlagen eingeſehen werden 
können. 
Angebote ſind bis Samstag, den 
1. Juni 1929, 10 Uhr, hierher 
            einzu=
reichen. 
(St 9025 
Darmſtadt, den 25. Mai 1929. 
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.
 Nutz= u. Brennholz= 
Verſteigerung. 
Montag, den 3. Juni lfd. Js. 
von vormittags 9 Uhr ab, werder 
aus dem Zeilharder Gemeindewald, 
            Di=
ſtrikt Mark, in der Gaſtwirtſchaft von 
Georg Heberer zu Grube Meſſel 
            meiſt=
bietend verſteigert: 
Stämme: 
3 Eiche mit 4,09 Im Inhalt 
2 Lärchen , 1,39 
427 Fichten 113,59 
Derbſtangen: 
635 Stück — 45,96 fm 
55 Stück Reißſtangen — 0,30 fm 
Das Holz iſt vor der Verſteigerung 
einzuſehen. Nähere Auskunft erteilt Herr 
Förſter May zu Markhaus. 
Dienstag, den 4. Juni, werden 
aus demſelben Diſtrikt an Ort und Stelle 
von vormittags 9 Uhr ab verſteigert: 
Scheiter: 1 rm Buche, 11 rm Eiche, 
1 rm Erle, 75 rm Kiefer; 
Knüppel: 7 rm Buche, 12 rm Eiche, 
3 rm Erle, 45 rm Kiefer, 24 rm Fichte; 
Reiſigknüppel: 23 rm Kiefer, 72 rm 
Buche. 
Die Zuſammenkunft iſt in 
            vorge=
nannter Gaſtwirtſchaft. 
(9022k 
Zeilhard, den 24. Mai 1929. 
Heſſ. Bürgermeiſterei Zeilhard. 
Kühn.
 Für die Reise 
Bilhige Preise 
(Dir beginnen heute mit unserer 
GiStel 
Werbeveranstaltung
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Reise-Artikel usu.
 W0ir sind angeschlossen: 
1. dem Reichsverband Deutscher Bederwarenzelpesial- 
Geschäfte Frankfurt; 
2. dem Reichsverband Deutscher Olpesial-Geschäfte 
Berlin; 
5. dem Centralverband Deutscher Salanterie-, Guxus= 
und Bederwaren-Geschäfte Frankfurt; 
*. der „Grwege‟ Düsseldorf, 
            Sroßeinkaufsgenossen-
schaft. 
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überzeugen, dass wir durch unsere Beziehungen 
ausserordentlich billig einkaufen und können 
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Nummer 146
Dienstag, den 28. Mai 1929
Ceite 11
 Das verkannke Oſtpreußen. 
Man iſt als Weſtdeutſcher mit ganz falſchen Vorſtellungen 
nach Oſtpreußen gekommen, nach dem ſibiriſchen Eiskeller, dem 
reizloſen Flachlande, das im Winter von Wölfen durchheult wird. 
Man macht ſich ſkeptiſch auf die Fahrt an die ſamländiſche 
            Steil=
küſte und ſteht gebannt auf einem 60 Meter hohen faſt lotrechten 
Dunenabſturze über der ſchäumenden Oſtſee, wandert an 
            Schluch=
ten, Keſſeln und neuen Abſtürzen vorbei, ſieht vom Strande aus, 
den Wellen zernagen, hoch oben am Dünenrand die Bäume zum 
Sturze bereit, wenn die letzten Wurzeln ihren letzten Halt 
            ver=
loren haben. Viele Kilometer weit das gleiche Bild verlorenen 
Landes und, unbekümmert um das gigantiſche Naturſchauſpiel, in 
einem koketten Kontraſt dazu das Badeleben in modernen 
            Kur=
orten, wie Neukuhren, Rauſchen, Georgenswalde, Warnicken, 
Großkuhren und Neuhäuſer. 
Man läßt ſich bereden, eine umſtändliche Fahrt nach den 
maſuriſchen Seen zu machen. Weſtliche Vorſtellung; Reizloſe 
Waſſerflächen in einer ſumpfigen Gegend. Man iſt wiederum 
geſchlagen. Wer die Havelſeen liebt, wird in den maſuriſchen 
Seen eine gewiſſe Verwandtſchaft mit ihnen entdecken; aber was 
jene an Schönheiten bieten, zeigen die maſuriſchen Seen in jeder 
Weiſe geſteigert, gleichſam verklärt. Da iſt der Maſurenſee mit 
endloſen Buchten, die von unzähligen Waſſervögeln, Enten, 
            Hau=
bentauchern, Möven, Schwänen und Fiſchreihern belebt ſind und 
an deren einer, dem Schwenzeitſee, das ſchlichteſte und dennoch 
feierlichſte Heldendenkmal liegt. Da iſt der Löwentinſee, ein 
            ein=
ſamer Waldſpiegel, an dem das Städtchen Lötzen liegt. Da iſt der 
Spirding, ein weltverlorenes gewaltiges Binnenmeer von 120 
Quadratkilometer Ausdehnung, der von den Hochwäldern der 
Johannisburger Heide bekränzte friedlich lachende Niederſee bei 
Radczanny, dazwiſchen eine nicht abreißende Kette von größeren 
und kleineren Seen, von denen jeder ein kleines Wunder für ſich 
iſt. — Fährt man durch den Südoſten der Provinz nach Allenſtein, 
ſo kommt man durch ein herrliches Hügelland mit prachtvollen 
            Wäl=
dern und kleinen lieblichen Seen. Bei Mehlſack öffnet ſich ein kurzer 
Blick in das romantiſche Walchtal und man verſteht es, daß 
            all=
mählich wenigſtens für die Oſtpreußen ſelbſt das Oberland” 
            zwi=
ſchen Elbing und Allenſtein ein Wanderziel wird und daß ſich 
am Wochenende Hunderte mit Sonderzügen nach ſeinen Wäldern 
und Seen bringen laſſen, um noch gleichzeitig am 
            Oberländer=
kanal die „ſchiedenen Ebenen” zu bewundern, auf denen die 
Schiffe trocken über Land geſchleuſt werden. 
Eine andere Fahrt führt nach Marienburg an der Nogat, das 
zu Oftpreußen rechnet, ſeit das Friedensdiktat von Verſailles 
den polniſchen Korridor mitten durch deutſches Land gelegt und 
uns ohne Abſtimmung die Provinz Weſtpreußen zum größten 
Teil entriſſen hat. Man ſteht überwältigt vor dem machtvollen 
Gefüge dieſer Ordensburg, dieſem Symbol deutſcher Kraft und 
deutſchen Willens im Oſten und muß bedenken, daß dieſem 
            gewal=
tigen Bauwerk in deutſchen Landen außer dem Kölner Dom und 
der Wartburg nichts gleichkommt. Man verweilt in den Räumen 
des Hochſchloſſes, in den Remtern des Großmeiſters, Wundern der 
Raumkunſt, weiten Sälen, von drei oder nur einer einzigen 
Säule getragen, aus denen ſpieleriſch die dünnen Gewölberippen 
hochſchießen, wie die Blätter einer Palme und beugt ſich vor dem 
Geiſte, der dieſes architektoniſche Gebirge aus ſeiner Niederung 
wachſen ließ. 
Nach ſolchen Erfahrungen iſt man ſchon weniger ſkeptiſch, 
wenn man ſich aufmacht, die Kuriſche Nehrung zu beſuchen, die als 
ein phantaſtiſches Wunderland geſchildert wird, wie es in Europa 
nicht ein zweites Mal anzutreffen ſein ſoll. Es gibt Schilderungen 
von der Nehrung, Bilder und einen ganzen Film „Die Wüſte am 
Meer”, aber alle Abbilder verblaſſen vor der Wirklichkeit. Wie 
der monumentale Dünenzug der weißen Bergen im Sonnenglaſt 
aus dem Haff aufſteigt und allmählich das ganze Blickfeld 
            be=
herrſcht, das iſt ein Eindruck, der ſich nicht vergeſſen läßt. Eine 
vegetationsloſe ſonnenglühende Oede von Wanderdünen, die aus 
der Oſtſee hervorgeſtiegen ſind, ihren alles Leben erſtickenden Weg 
über die ganze Nehrungsbreite nahmen, um allmählich ins 
            Haff=
waſſer hineingeweht zu werden. Eine Landſchaft, wie man 
ſie in Afrika oder Aſien ſuchen mag, aber nicht in Europa oder gar 
Deutſchland. Ein einziger Tag in den Dünen, die ſich bis 60 
Meter Höhe türmen und nur durch flache Talmulden voneinander 
getrennt ſind, läßt wechſelvollere Naturſtimmungen erleben, als 
ein langer Aufenthalt an der See. Der gelbe Sand nimmt 
            manch=
mal im Verlaufe weniger Sekunden ganz andere 
            Farbſchattierun=
gen an, ſpielt je nach der Beleuchtung von Himmel und Waſſer 
über ein duftiges Roſa zu zartem Blau, fahlem Grün und 
            ge=
ſpenſtigem Violett. Die Luft ſchimmert unruhig über den Dünen 
oder ein Wind treibt Milliarden winziger Sandkörnchen in 
            ruhe=
loſen Wirbeln auf und ab. Da die Nehrung Wetterſcheide iſt, 
kann man die ſeltſamſten Naturerſcheinungen beobachten, zumal, 
wenn man die ſteilen Schrägen der Dünenberge im loſen Sande 
hinaufſtapft, Haff und Oſtſee in gänzlich verſchiedener Farbe 
            un=
weit von einander liegen ſieht und über beiden das unabhängige 
Spiel der Wolken beobachtet, oder das Aufkommen des Windes 
über dieſer oder jener Waſſerfläche. Nicht allein Wetterſcheide 
iſt die Nehrung, über ſie hinweg zieht ſich die Heerſtraße der 
            Zug=
vögel, die im Frühling und Herbſt mit ihren dichten Schwärmen 
oftmals die Sonne verdunkeln. Nirgendwo bietet ſich ſo günſtige 
Gelegenheit, ihre rätſelvollen Wandeungenr nach dem Süden zu 
            er=
forſchen, und ſo wurde hier die Vogelwarte Roſſitten errichtet, 
die Vögel beringt und wieder freigibt, damit ſie einen Paß bei 
ſich tragen, wenn ſie in einem anderen Erdteile wieder gefangen 
oder erlegt werden. 
Unerſchöfflich ſind, die Reize dieſes Küſtenſtriches, Sand, 
Himmel und See in ewigem Wechſel und dann wieder eingelagert 
zwiſchen kahlen Dünenzügen, dunkelgraue Wälder, in denen die 
letzten urwaldlichen Elche hauſen, und an deren Sand ſich idylliſch 
gel’gene Badeorte wie Roſitten, Schwarzort und Nidden 
            ver=
ſchlafen im Haff ſpiegeln. 
Wer hier ſeine Vorſtellungen von dem reizloſen Flachlande 
nicht endgültig aufgibt, dem iſt nun einmal nicht zu helfen. Wer 
aber einen unvoreingenommenen Sinn für Naturſchönheit hat, 
der wird ſich verpflichtet fühlen, mit beizutragen, daß das 
            ver=
kaunte Oſtdreußen nicht mehr vergeſſen wird, wenn von den 
Schönheiten deutſcher Landſchaft die Rede iſt.
 Bekrogene Bekrüger. 
(b). Sofia. Die Herſtellung von Falſchgeld erfordert außer 
            er=
heblichen Geldmitteln auch beſondere Kenntniſſe. Aus dieſem Grunde 
kam eine Gruppe beſonders geſchäftstüchtiger Leute in Sofia auf den 
Gedanken, ſich nur die Mittel zum Falſchgeld zu verſchaffen, die 
            Fäl=
ſchungen aber garnicht auszuführen. Die ſeltſamen Fälſcher, die zumeiſt 
alte Bekannte der bulgariſchen Polizei waren, opferten einen 
            Tauſend=
lewaſchein, von dem ſie durch verſchiedene Manipulationen mit 
            Chemi=
kalien einen einfachen Abdruck herſtellten. Mit dieſem Abdruck in der 
Dand ſuchten ſie ihre Opfer auf, meiſt Handwerker, Ladenbeſitzer, die 
über einiges Kapital verfügten, und erklärten ihnen, eine Geſellſchaft 
von aus dem Ausland heimgekehrten Spezialiſten habe ſich auf die 
Herſtellung von bulgariſ hem Falſchgeld verlegt. Die Vorarbeiten ſeien 
erfreulich weit gediehen. Beweis: der Abdruck des Tauſendlewaſcheines. 
Um das Kliſchee vervollkommnen und marktfähige Abzüige herſtellen 
zu können, ſei noch etwas Betriebskapital nötig, etwa 40—50 000 Lewa, 
welcher Betrag nach Ablauf eines Monats mit 500 Prozent Zinſen 
zurſickgezahlt werde. Es fanden ſich nicht wenig Dumme, die mit der 
Hoffnung auf müheloſen Verdienſt, ihr Vermögen opferten. Wenn nach 
Ablauf geraumer Zeit die verſprochene Verzinſung ausblieb und die 
Geſchädigten Anſprüche ſtellten, wurden ihnen von den Gaunern zwei 
Möglichkeiten gewieſen: entweder Zuhilfenahme der Gerichte ein 
Weg, der ſich natürlich von ſelbſt verbot, oder aber — — die 
            Geſchä=
digten mögen ſich ihrerſeits bemühen, andere Dumme zu finden, um ſich 
an deren Einlagen ſchadlos zu halten. Auf dieſe Weiſe erweiterte ſich 
der Kreis der „Aktionäre” der Fälſchergeſellſchaft ſolange, bis es der 
Polizei gelang, das blühende Unternehmen auszuheben.
Spoln Shiet une Tarnen.
 Die Aufftiegsſpiele in der Gruppe Heſſen 
beginnen bereits am 2. Juni und werden nach folgender Terminliſte 
ausgetragen: 
2. 6. 29: SV. 98 Darmſtadt — Germania Wiesbaden, 
9. 6. 29: Germania Wiesbaden — Olympia Worms, 
16. 6. 29: Olympia Worms — SV. 98 Darmſtadt, 
23. 6. 29: Olympia Worms — Germania Wiesbaden, 
7. 7. 29: Germania Wiesbaden — SV. 98 Darmſtadt, 
14. 7. 29: SV. 98 Darmſtadr—Olympia Worms. 
Spielbeginn 4 Uhr mit 10 Minuten Wartezeit. 
* Fußball im Kreis Skarkenburg. 
Zwei Placierungskämpfe am 26. Mai 1929.
 Vikdoria Walldorf-Viktoria Urberach 1:1. 
Geunkinia Ober=Roden—SV. Mörfelden 5:0. 
Die beiden am Sonntag ausgetragenen Punktkämpfe der 
            Starken=
burg=Kreisliga galten lediglich der Verbeſſerung der Plätze der 
            einzel=
nen Beteiligten. Die erzielten Ergebniſſe kamen im großen ganzen 
            er=
wartet. Walldorf und Urberach trennten ſich wie im Vorſpiel 
            unent=
ſckieden. Walldorf belegt nunmehr den driiten Platz, doch ſollte 
            Urbe=
rach auf die gleiche Punktzohl lommen. Germania Ober=Roden konnte 
ſich durch einen 5:0=Sieg über Mörfelden wieder einen Platz weiter 
vorſchieben. Die 1:3=Niederlage der Germanen vom Vorſpiel ſcheint 
damit reichlich gut gema kſt zu ſein. Mehr iſt über dieſe beiden Treffen 
des 26. Mai nicht zu ſagen. 
Der Tabellenſtand nach dem 26. Mai 1929:
 SV. 98 Darmſtadt 
FV. Sprndlingen 
Vikroria Walldorf 
Viktoria Urberach 
Sportverein Münſter 
Polizei Darmſtadt 
Germania Ober=Roden 
Sportverein Mörfelden 
Union Darmſtadr 
Rot=Weiß=VfR. Darmſtadt 
Germania 03 Pfungſtadt 
Union Wirhauſen
 Verbands=Klubmeiſterſchaftskämpfe. 
Mit dem geſtrigen Tage nahmen die Meiſterſchaftskämpſe ihr 
Ende. Es entſpannen ſich noch intereſſante Kämpfe. Haſſia 1919 
gelang es, ihr Plus vom Vorkampf noch um 124 Holz zu erhöhen. 
Ausſicht auf den erſten Platz hatte noch D.K. 1911 (B.V.). Es 
hatte auch den Anſchein, als ob es ſeiner Riege gelingen würde, 
Haſſia zu erreichen. Jedoch einige Kegler, von denen man ein 
gutes Reſultat erwartet hatte, erzielten nur geringe Holzzahl 
über den Durchſchnitt. Sie ſicherten ſich aber noch den zweiten 
Platz. Das Geſamtergebnis iſt: 
1. Haſſia 1919 (Verbandsklubmeiſter 1929) 
7228 Holz; 2. D.K. 1911 (B.V.), Plakette, 7196 Holz: 3. „L.L. 
1908‟ 7114 Holz: 4. „Zwölfer” T. G.D. 46 7074 Holz; 5. „D.K.K. 
1923‟ 6921 Holz; 6. „Gut Holz Eberſtadt” 6779 Holz; 7. „Schuſter” 
6770 Holz; 8. „Konkordia” 6607; 9. „Sportkegler” 6607 Holz. 
Als nächſte ſportliche Veranſtaltung kommt das 
            Senioren=
begeln in Frage. Es vereinigt die Kegelbrüder, die 55 Jahre alt 
ſind oder es im Laufe des Jahres werden. Meldungen werden 
bis 1. Juni noch entgegengenommen. Die abzuſchiebende 
            Holz=
zahl iſt 50. Dieſem Kegeln folgt ein 50=Kugelkampf der Frauen. 
Als Prämien winken Medaillen. Meldungen nimmt der 
            Sport=
wart noch entgegen. 
Schießſpork. 
Südweſtdeutſcher Sportverband für Kleinkaliberſchießen e. V., 
Gau Mümling=Süd. 
Der Gan Mümling=Slid veranſtaltete auf den Schießſtänden des 
S hützen=Vereins Bullan ſein erſtes diesjähriges Gauſchießen, das von 
Sen Gauvereinen ſehr gut beſucht wurde und in jeder Hinſicht erfolgreich 
verlief. Mit der ſilbernen Verbands=Ehrennadel wurden ausgezeichnet 
und in die S=Ließklaſſe II (Mind=ſtdunhſehnittsleiſtung 8 Ringe) 
            ein=
gereiht die Schüitzen; Gottlieb Schmucher, Gg. Arras, Ober=Moſſau; 
Glaubrecht, Rein und Werle, Steinbach; A. Heckmann, Unter=Moſſau; 
Fr. Pfeiffer, Michelſtadt; Gg. Neff 4., Unter=Moſſau; Michel, 
            Würz=
berg; Laudenberger, Bullau; Jäger, Heiſterbach; Körber, Würzberg. — 
Mit der bronzenen Verband3=Ehrennadel wurden ausgezeichmnet und in 
die Schießklaſſe III (Mindeſtdurchſchnittsleiſtung 6 Ringe) eingereiht die 
Schützen: Keil, Steinbach; Heldmann, Bullau; Giebenheim, Steinbach. 
— Beſonders erfreulich iſt das gute ſportliche Ergebnis der beteiligten 
Jungſchützen. Mit der ſilbernen Ehrennadel wurden ausgezeichnet: 
Friedr. Neff, Unter=Moſſau; Löns, Würzberg; mit der bronzenen die 
Jungſchützen: Giebenheim, Würzberg; Löb, Steinbach; Sattler, Unter= 
Moſſan. 
Gan Unter=Gerſprenz.
 Auf den Schießſtänden des Schüitzenvereins Groß=Umſtadt, die 
idhlliſch im Raibacher Tal geſegen ſind, veranſtaltete der Gau Unter= 
Gerſprenz bei beſtem Wetter und unter ſtarker Beteiligung der 
            Gau=
vereine ſein erſtes diesjähriges Gauſchießen. — Mit der ſilbernen 
            Ver=
bands=Chrennadel wurden ausgezeichnet die Schützen: Reſch und 
            Sauer=
wein, Altheim; Fauſt, Dorndiel; Frank, Dieburg; Mohr, Fries und 
Jakob Mohr, Groß=Umſtadt; Heid, Schmucker, Gg. Held, Schumann 
und Emslander, Groß=Zimmern; Burghardt, Richen; Wolf, Raibach; 
Stork, Shmidt und Blickhahn, Altheim. — Mit der bronzenen 
            Chren=
nadel wurden ausgezeichnet die Schützen: Jox, Blickhahn und Mahr, 
Altheim; Oſtheimer, Dorndiel; Klenk, Dieburg; Knöll, Rapp, Siebert, 
Heil, Lips, Brenner und Herzog, Groß=Umſtadt; Lang, Thomas, Groß= 
Zimmern; Heil, Braun, Klein=Umſtadt; Müller und Brenner, Richen; 
Roth und Wolf. Naibach; Jung cütze Müller und die Schützen 
            Mel=
cior, Mau2, Matthes, Semd; Pickert, Wenig=Umſtadt. — Den beſten 
Vereinsdurchſcknitt des Tages erreichte der Schuitzenverein Groß=
            Zim=
mern mit 2,63 Ringen.
 Südweſtdeukſche Medenſpiele. 
Baden ſchlägt Heſſen mit 7:2 Punkten. 
Die Badenſer haben am Samstag abend im Frankfurter 
Tennisſtadion die beiden reſtlichen Spiele gewonnen und ſiegten 
ſomit im Geſamtergebnis mit 9:0 Punkten gegen Württemberg. 
Am Sonntag gab es im Kampfe zwiſchen Baden und Heſſen 
weit ausgeglichenere Begegnungen. Vor allen Dingen iſt zu 
            er=
wähnen, daß ſich der junge heſſiſche Spieler Claß gegen den 
Freiburger Weihe ausgezeichnet hielt und erſt mit 1:6, 8:6, 3:6 
unterlag. Der zweite hartnäckige Dreiſatzkampf war der im Doppel, 
in dem Goſewich/v. Knoop gute Leiſtungen zeigten und ſich von 
Fuchs/Klopfer erſt mit 6:1, 5:7, 6:3 ſchlagen ließen. Die beiden 
Ehrenpunkte für Heſſen konnten Froitzheim an erſter und 
            Goſe=
wich an zweiter Stelle im Einzelſpiel erringen, und zwar ſchlug 
Froitzheim den Badenſer Buß in einem ausgezeichneten, taktiſch 
hochintereſſanten Match mit 7:5, 6:5. Goſewich ſchlug 
            Oppen=
heimer 6:3, 6:3. Die übrigen Begegnungen brachten folgende 
Reſultate: Klopfer (B.) — O. Kreutzer (H.) 6:1, 6:3; Dr. Fuchs 
(B.) — Erwen (H.) 6:2, 6:2; Hildebrand—Floda 6:2, 6:3; Weihe 
(B.) — Claß (H.) 6:1, 6:8, 6:1. Buß/Oppenheimer (B.) — 
            Froitz=
heim/O. Kreutzer 6:1, 6:3: Fuchs/Klopfer — Goſewich/v. Knoop 
6:1, 5:7, 6:3; Hildebrand/Schweier — Weinmann/Claß 6:2, 6:1. 
— Das Endergebnis ſah alſo die Vertreter Badens mit 7:2 
Punkten, 14:6 Sätzen und 110:69 Spielen erfolgreich.
 In äußerſt anerkennenswerter Weiſe ſind dem Ausſchuß für 
            Leibes=
übungen in Darmſtadt für den von ihm alljährlich zur Durchführung 
kommenden Staffellauf eine Anzahl äußerſt wervvoller Ehrengaben zur 
Verfügung geſtellt norden. An den Stiftungen ſind beteiligt der 
Volksſtaat Heſſen, die Stadt Darmſtadt, der Verlag 
des Darmſtädter Tagblatts, die Opelwexke in 
            Rüſſels=
heim, die Firma Merck Darmſtadt die Heſſiſche 
            Eiſen=
hahn=Aktiengeſellſchaft der Verkehrsverein 
            Darm=
ſtadt und von dinem ungenannten Gönner der Alkoda=
            Wander=
preis. Dieſe geſtifteten Wanderpreiſe gehen erſt nach dreimaligem 
hintersinander folgenden Siege oder nach viermaligem Siege außer der 
Reihenfolge in ein und derſelben Klaſſe bei den in den nächſten Jahren 
ſich wiederholenden Groß=Staffelläufen des Ausſchuſſes in das 
            Eigen=
tum des betreffenden Vereins über. Die einzelnen Ehrengaben ſind 
Kunſtgegenſtände von großem Werte. Der Ausſchuß für Leibesübungen 
in Darmſtadt weiß oinesteils die Ueberlaſſung derſelben in ganz 
            be=
ſonderem Maße zu ſchätzen, und andernteils mimmt er mit Befriedigung 
von dieſen Stiftungen Kenntwis, weil er in ihnen ein äußeves Zeichen 
der Wertſchätzug und Unterſtüitzung ſeiner Beſtrebungen von 
            maß=
gebenden Stellen aus erblickt. Die Wanderpreiſe, die bereits bei den 
in den Vorjahren ſtarkgefundenen Staffelläufen von einzelnen 
            beteilig=
ten Vereinen genonnen wurden, ſind für den am kommenden 
            Sonn=
tag, vormittags 11 Uhr, auf der Rheinſtraße ſtattfin, 
denden Staffellauf erneut zur Verteidigung ausgeſchrieben 
            wor=
ten. Dieſe Maßnahm= läßt erwarten, daß auch in dieſem Jahre dem 
Staffellauf in gewiſſer Veziehung ein ſportlicher Reiz nücht abzuſprechen 
iſt. Die Ehrengaben ſind im Schaufenſter des Sporthauſes Adelmann 
in der Rheinſtraße ausgeſtellt.
 Zum vierten Male Deutſcher Golfmeiſter in ununterbrochener 
            Reihen=
folge wurde der engliſche Berufsſpieler Perey Alliß, der mit B5 
            Schlä=
gen vor dem Amerikaner Smith mit 287 und Ferrell 289 Schlägen auch 
in dieſem Jahre die Meiſterſchaft erringen konnte.
 Geſchäftliches. 
Nach harter Winterszeit atmet die Welt wieder befreit auf und 
mit Freude und Wonne ſchauen wir die bunten Lenzesboten, welche 
die Göttin Flora über die Erde ſtreut. Und nun iſt es auch an der 
Zeit, den Topfpflanzen ein Augenmerk zu ſchenken, damit Fenſter und 
Balkone bald wieder von bunter Blütenpracht umſäumt ſind. Geſunde 
ſuind üppige Pflanzen, an denen jedermann ſeine helle Freude hat, 
erzielt man am eheſten durch Gebrauch von Blumennährſalz 
Mairol, deſſen bequeme und ſaubere Anwendung durch Auflöſung 
im Gießwaſſer ſchon bei Tauſenden Anerkennung gefunden hat.
 Das=Problem des Haarwuchſes und der 
            Haar=
pflege iſt eingehend in dem Büchlein „Die Erhaltung und 
            Wieder=
gewinnung unſeres Kopfhaares” behandelt. Es werden darin die 
            Er=
folge prominenter Mediziner, insbeſondere Univ.=Prof. Dr. med. 
            Pol=
lands uſw., beſchrieben, die mit der „Silvikrin=Haarkur komplett” ſelbſt 
bei eingetretener Erkahlung erzielt werden konnten. Einen breiten 
Naum nimmt auch die Haarpflege ein, die, richtig ausgeübt, es nicht 
zum Haarſchwund kommen läßt. Das genannte Büchlein und eine Probe 
Silvikrin=Shampoon erhalten Sie koſtenlos auf Ihre Anſchrift an 
            Sil=
vikrin=Vertrieb, Berlin 256, Alexandrinenſtraße 26. 
TV 8575
 Aus deutſchen Bädern. 
Bad=Selters, 
das jungaufſtrebende Bad Oberheſſens, im reizvollen Niddertal gelegen, 
von tannen= und laubbewaldeten Höhen umgeben, hatte bereits im 
            ver=
gangenen Jahre die dreifache Frequenz gegenüber dem Vorjahre zu 
            ver=
zeichnen. Neben der vorzügilchen Heilquelle und ihren Erfolgen iſt es 
gerade die ſohltuende Ruhe und Abgeſchiedenheit von Bad=Selters, die 
immer wieder die Erholung= und Geſundungſuchenden lockt. Das in 
            an=
deren Badeorten übliche mondäne Badeleben und =treiben fehlt gänzlich, 
was von den Beſuchern immer wieder mit größter Befriedigung 
            auf=
genommen wird. Heilquelle, Liegeburen, Wälder, Wieſen, Luft, Ruhe 
und Sonne ſtellen die Vorzüge von Bad=Selters da. 
Die um das Kurhaus liegenden Parkanlagen wurden im vergangenen 
Winter um 5 Morgen erweitert, während für Ausflüge in die nähere 
und weitere Umgebung neuerdings Kraftfahrzeuge zur Verfügung ſtehen. 
Bad=Selters (Obh.) iſt mit der Eiſenbahn von Gießen in 1½ Stunden 
und von Frankfurt in 2 Stunden zu erreichen.
 Rundfunk=Programme. 
Frankfurt. 
Dienstag, 28. Mai. 13.30: Schallplatten: Neue Operetten= 
und Schlager=Muſik. 15.05: Jugendſtunde: Für Frankfurt am 
Main: Rektor Hürten: Wilhelmsbad und Keſſelſtadt. — Für Kaſſel: 
Mittelſchullehrer Hansli: Durch die Söhre nach Spangenberg. 
17: Konzert des Funkorch.: Operetten und Klaſſiſche 
            Unterhal=
tungsmuſik: Sol.: Betty Mergler (Alt). O 18.30: Kaſſel: 
            Vor=
trag. O 18.50: H. Hauri: Plauderei über eine Braſilienreiſe. 
O 19.10: Schach. O 19.30: Uebertr. aus einer Automobilreifen= 
Fabri.. Sprecher: Dr. Laven. O 20: „Mordaffäre Duppler” 
Ein Hörſpiel von Auditor. Perſ.: Der Radioreporter; Der 
            Krimi=
nalrat, Chef der Mordkommiſſion; Der Gerichtsarzt; Heinrich Meckel, 
Großvater der Getöteten: Emil Duppler, Metzgergeſelle; 
            Land=
gerichtsdirektor Körber, Vorſ. d. Schwurgerichts; Landgerichtsrat 
Wiener und Landrichter Zinn, Beiſitz, des Schwurgerichts; 
            Ge=
ſchworene: Wilhelm Markgraf, Werkmeiſter; Detlef Henricius, 
            Apo=
theker: Jean Kurz, Garagenbeſitzer; Aloys Bingert, Fabrikarbeiter; 
rieda Angermayer, Hausfrau; Traute Firleburg, Sozialaſſiſtentin; 
Dr. Kurt Wolff, Staatsanwaltſchaftsrat; Rechtsanwalt Dr. Hans 
Ulbrich, Verteidiger; Polizeiwachtmeiſter; Juſtizwachtmeiſter: 
            Zei=
tungsverkäufer. O 21.30: Mannheim: Neue Kammermuſik. Krenek: 
Drei Chöre a rappella. — Stolcer=Slavenski: „Auf dem Dorf”, 
Quintett. — Hermann: Kammer=Kantate. — Marr: Drei Geſänge 
für gem. Chor. Mitw.: Das Lene=Heſſe=Quartett, ein Kammerchor, 
Königswuſterbauſen. 
Deutſche Welle. Dienstag, 28. Mat. 12: Franz. f. Schüler. 0 12.25: 
Praktiſches Rechnen. O 12.55: Nauener Zeit. 15: 
            Jugendbaſtel=
ſtunde. W. Wauer: Wir bauen eine Handpreſſe für 
            Linoleum=
ſchnitte. O 15.30: Wetter, Börſe. O 15.40: Franziska Jordan: Die 
Sommerreiſe ins Hochgebirge. (Allgemeine Ratſchtäge. Alpine 
            Aus=
rüſtung., O 16: Aus dem Preuß. Kultusminiſterium: Reg.=Rat Dr. 
v. Spaa: Die wiſſenſchaftliche Arbeit an den Untverſitätsiſtituten. 
O 16.30: St. Frenkel, Fr. Osborn: Neuzeitliche Violinmuſik. o 17: 
Leipzig: Bunter muſikaliſcher Nachmittag. O 18: Muſikverſtehen 
(1. Stufe): Prof. Dr. Mörsmann: Volksliedanalyſen. O 18.30: 
Franzöſiſch für Fortgeſchrittene. O 18.50: Dr. Manz: Die Sprache 
des Erfolges. O 19.10: Generalmajor a. D. Prof. Dr. Haushofer: 
Was iſt Geopolitik? — 20: Sonderveranſtaltung. Raimunds 
Zauberwelt.” Mitw.: Dr. Fortner (Rezitat. und verb. Worte), 
Dolly Lorenz (Soxran). o 21: Berlin: Hans Pfitzner. Mitw.: Th. 
Scheidl (Bariton), Havemann=Quartett. Am Klavier: Der 
            Kom=
voniſt. O Anſchl.: Preſſe=Umſchau des drahtloſen Dienſtes.
 Wetterbericht. 
Die Wetterlage erfährt wenig Aenderung. Da wir mehr unter dem 
Einfluß aus Oſten zufließender Luftmaſſen gelangen, iſt jedoch nachts 
mit leichter Abkühlung zu rechnen. Tagsüber bleibt es weiter heiß und 
die Neigung zu Gewitterſtörungen hält an. 
Ausſichten für Dienstag, den 28. Mai: Teils heiteres, teils wolkiges 
Wetter, ſehr warm, Neigung zu lokalen Gewitterſtörungen. 
Ausſichten für Mittwoch, den 29. Maf: Wenig Aenderung der Wetterlage.
 Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe 
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und 
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann; 
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Baucr; für 
„Die Gegenwart‟ Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willv Kuble; Druc 
und Verlag: L. C. Wiitich — ſämtlich in Darmſtadt 
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantle der Rückſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, den 28. Mai
Nummer 146
 Wirtſchaftliche Rundſchau. 
Zinserhöhung der Banken. Am Montag morgen fand in Berlin 
eine Sitzung der Stempel=Vereinigung ſtatt, der die Erhöhung der 
Debetzinſen um 1 Prozent vorgeſchlagen wurde. Die Debetzinſen 
            be=
tragen bisher 8). Prozent, wozu noch ½⁄₈ Prozent Proviſion pro Monat 
kommt, ſo daß ſie ſih alſo im ganzen auf 10½ Prozent ſtellen. Die 
Haben=Zinſen ſollen gleichfalls um 1 Prozent erhöht werden. Der 
            Vor=
ſchlag der Stempel=Vereinigung wird zum Beſchluß, wenn die 
            auswär=
tigen Bankenvereinigungen ihre Zuſtimmung gegeben haben. 
Hartmann u. Braun A.=G., Frankfurt a. M. In der G.V., die 
auch für 1928 10 Prozent Dividende genehmigte, erklärte der Vorſtand, 
daß die Geſellſchaft von den Stockungen, die infolge der Geldmarktlage 
und des Verlaufes der Pariſer Verhandlungen in der geſamten 
            Wirt=
ſchaft zu beobachten ſeien, gleichfalls betroffen würde. Es ſei wegen der 
erwähnten Urſachen eine Vorausſage, ob bald eine weſentliche Aenderung 
eintrete, ſchwierig, andererſeits ſei man aber reichlich mit Aufträgen 
verſehen, ſo daß diesbezüglich keinerlei Beſorgniſſe vorhanden wären. 
Rheiniſche Elektrizitäts A.=G., Mannheim. Die Aufſichtsratsſitzung, 
die über die Bilanz für das Geſchäftsjahr 1928 Beſchluß zu faſſen haben 
wird, findet am 29. ds. Mts. ſtatt. Das abgelaufene Jahr habe einen 
zufriedenſtellenden Verlauf genommen, ſo daß der auf den 25. Juni 
            ein=
zuberufenden G.=V. vorausſichtlich wieder eine Dividende von 9 Prozent 
auf die Stammaktien und 6 Prozent auf die Vorzugsaktien in 
            Vor=
ſchlag gebracht werden.
 Die Berliner Metall=Termine vom 27. Mai 1929 ſtellten ſich für 
Kupfer: Januar bis März 141.25 (141.50), April 141.25 (141.75) 
Mai 139.00 (143.00), Juni 139.00 (139.50), Juli 137.50 (140.00), Auguſt 
bis Oktober 139.00 (141.00), November und Dezember 140.00 (141.00) 
Tendenz: unregelmäßig. — Für Blei: Januar bis April 46.50 
(47.00), Mai 45.00 (46.00), Juni 45.00 (45.25), Juli 45.50 (46.00), 
Auguſt 45.50 (46.50), September 45.75 (46.75), Oktober 46.00 (46.50), 
November 46.25 (47.00), Dezember 46.50 (47.00). Tendenz: luſtlos. — 
Für Zink: Januar 52.50 (53.25), Februar und März 52.00 (53.50) 
April 52.00 (53.00), Mai 51.00 (54.00), Juni 50.50 (51.50), Juli 51.00 
(53.00), Auguſt 51.50 (53.50), September 52.00 (53.50), Oktober 52.00 
(54.00), November 52.25 (54.00), Dezember 52.50 (53.50). Tendenz: ruhig. 
— Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief. 
Amerikaniſche Kabelnachrichten. 
* New York, 27. Mai. (Priv.=Tel.) 
Baumwolle: Anfangs regten größere Niederſchläge und die feſteren 
Liberpooler Kabel an. Im Verlaufe wurde die Stimmung wieder 
ſchwächer, da die Verflauung der Getreidemärkte und der Effektenbörſe 
verſtimmte. Gegen Schluß wurden Liquidationen vorgevommen. 
Kaffee: Die Preiſe zogen heute etwas an, da euvopäiſche und lokale 
Häuſer auf Grund der feſteren ausländiſchen Kabel und im Anſchluß an 
das kleine Angebot Kaufluſt zeigten. 
Zucker: Am Rohzuckerterminmarkt hielten ſich die 
            Preisveränderun=
gen in mäßigen Grenzen. In den vorderen Terminen wurden 
            Deckun=
gen vorgenommen, während ſpätere Sichten unter Liquidationen zu 
leiden hatten. Im Verlaufe griff eine ſtetigere Stimmung Platz, gegen 
Schluß beobachtete man dann wieder teilweiſe Liquidationen. 
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe. 
Frankfurt a. M., 27. Mai. 
Kurz vor dem Ultimo war die Börſe erneut bis auf wenige 
            Aus=
nahmen ſchwächer. Die Pariſer Situation iſt immer noch ernſt und 
            un=
geklärt und es beſteht wenig Wahrſcheinlichkeit für eine einheitliche 
            Lö=
ſung. — Der Geldmarkt in ſeiner ſtarken Verknappung beſtimmt im 
weſentlichen das eingeengte Börſengeſchäft und läßt kaum Erholungen 
zu. Dazu treten erneute Befürchtungen einer amerikaniſchen 
            Diskont=
erhöhung, ferner Anzeichen für eine notwendige Tariferhöhung der 
Reichsbahn auf und ſchließlich die Annahme, daß die Ausſperrung von 
50 000 Arbeitern in der ſchleſiſchen Textilinduſtrie weitere Konflikte nach 
ſich ziehen. So neigte die Spekulation weiterhin zu Abgaben, die auf 
den meiſten Märkten zu Kursabſchwächungen von 1—2 Prozent führten. 
Eine Ausnahme machten A. E.G., die bei großen Umſätzen von über 
400 000 RM. nom. am Frankfurter Platze 1 Prozent gewannen. 
            Da=
neben Dt. Linoleum 1, Goldſchmidt 1½, Mannesmann 134, Harpener 
½ Prozent freundlicher. Auch Siemens um ¼, Schuckert um 2 Prozent 
gebeſſert, während andererſeits Gesfürel 2, Bergmann 1, Licht und 
Kraft 134 Prozent nachgaben. Die Farbenaktie verlor insgeſamt 13 
Prozent, Rheinſtahl 1 Prozent. Zellſtoffwerte bis 2, Schiffahrtswerte 
etwa 1 Prozent, Maſchinen= und Bauaktien in gleichem Ausmaße 
            abge=
ſchwächt. Der Rentenmarkt lag vollkommen umſatzlos. Der 
            Börſenver=
lauf blieb unſicher und zunächſt auf den ſehr gut gehaltenen A. E. G.= 
Markt konzentriert. Tagesgeld leichter und 7½ Prozent. Monatsgeld 
bleibt bei 9½ Prozent von erſter Adreſſe geſucht. London—New York 
4,8497, Pfunde—Mark 20,34½4, Dollar-Mark 4,1958. 
Die Abendbörſe war ſo gut wie geſchäftslos, da über Paris 
            keiner=
lei neue Momente vorlagen, aindererſeits der Ultimo unmittelbar 
            bevor=
ſteht. Infolge der G=chäftsunluſt bröckelten die Kurſe faſt ſämtlich 1 
bis ., Prozent ab. Im ſveiteren Verlauf blieb das Geſchäft ſehr klein 
und ohne weſentliche Kursveränderungen. Rentem ohne Umſatz. An 
der Nachbörſe nannte man A. E. G. 186,5, Farbeninduſtrie 239,5.
 Berlin, 27. Mai. 
Zum Wochenbeginn hatte das Geſchäft wieder einen 
            außerordent=
lich geringen Umfang und nur in einigen Spezialwerten lagen 
            Kauf=
orders vor. Der morgige Liquidationstag machte ſich heute bereits ſtark 
bemerkbar, vor allem ſoll Reportgeld noch verſchiedentlich geſucht ſein, 
doch hofft man, daß es zu dem hohen Satz von 10—10½ Prozent 
noch ausreichend zur Verfügung geſtellt werden wird. Ueber die Pariſer 
Verhandlungen herrſchte weiter eine geteilte Auffaſſung. Die erſten 
Kurſe waren nicht einheitlich, bei 1—2 prozentigen Schwankungen nach 
beiden Seiten. A. E.G. werden ſtark gekauft, auch das Dementi der 
            Ver=
waltung konnte die beſtehenden Gerüchte nicht zerſtreuen. Nach den 
erſten Kurſen nahm die Börſe an faſt allen Märkten Poſitionslöſungen 
vor. Es ergaben ſich gegen Anfang 1—3prozentige Kursverluſte.
 A. E. G.. 
Augsb.=Nürnb. Maſch. 
Baſalt. 
Bergmann. 
Berl. Karlsruhe 
Berl. Hand. 
Braunkol 
Bremer= 
Danatbar 
Deutſche 
Diskontog 
Dresdner 
 
Deutſche 
Deutſche Erdöl 
Deutſche Petroler 
Dynamit Nobel. 
Elektr. Lieferung. ... 
J. G. Farben 
Gelſenk. Berg. 
beſ. f. elektr. Untern. 
Han. Maſch.=Egeſt. . . 
Hanſa Dampfſch. . .. 
Hapag ..." 
. 
Harpener .. . .." 
Hemoor Zement. .
 Hirſch Kupfer 
Höſch Eiſen 
Hohenlohe Wer= 
Kahla Porzellau 
Kali Aſchersle 
Salzdetfurt! 
Weſteregelt 
Lindes Eismaſch. 
L. Loewe & Co 
Lingel Schuh. 
MannesmannRö 
Niederlauſitzer 
Nordd. Lloyd 
Orenſtein. 
Polyphon 
Rütgerswer 
Sachſenwerke 
Siemens Glas 
Ver. Glanzſtof 
Ver. Stahlwerke 
Volkſtedter Po= 
Wanderer Werke 
Wiſſner Metall 
Wittener Gußſtahl
 25. 5. 
129.— 
116. 25 
88‟ 
79.75 
229.50 
379.— 
237 
168.75 
196.—
 113.50 
138.50 
107.— 
87.— 
447.— 
85.— 
103.— 
127.— 
418. 
91.50 
36.25 
72.75 
125.— 
45.—
 27. 5. 
114I. 
87.50 
79.— 
228. — 
380.— 
235.— 
166.50 
195. 
48.— 
115. 
138.50 
105.75 
85.25 
442.— 
86.— 
103.— 
125.— 
410.— 
91.50 
36.— 
72.75 
125.— 
46.—
) Die 3 Kalitrerte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
 Helſingfors... 
Vien ....." 
Prag ....." 
Budapeſt .. 
Sofia ...." 
Holland ..... 
Sslo ....." 
Kopenhagen 
Stockholm. . 
London. 
Buenos Aires. 
New York.... 
Belgien... ."
 25. 5. 
Geld /Brie 
10.54 110.56 
58.87 158.,9 
12.413/12.43 
73 06 73.20 
3.0271 2.0- 
168 52/1e8 8 
111.69/111. 
111.69/111.: 
112.07/112.28 
20.333 20.37 
1.757/ 1.761 
4. 1925 4.200 
58,23 58.35
 27. 5. 
Geld/Brief 
0.535/10.555 
58.87 58.99 
12.417/12.437 
73.06 (73.20 
3.027 3.033 
168. 49/168.83 
Hrussttt.st 
rr aittt. g. 
12.09/112 31 
20.333/20,373 
1.758/ 1.762 
14.1925/4. 2005 
58.22 158.34
 Bocfe uns Bierſchäftsiage iin Aprn. 
Im verfloſſenen Monat April war die Börſe zum erſten Male nach 
langen Monaten im gewiſſen Sinne nervös, d. h., ſie reagierte auf 
allerdings ſehr ernſt zu nehmende — äußere Einflüſſe, ganz im 
            Gegen=
ſatz zu den Vormonaten, in denen die allgemeine Nuhe und Luſtloſigkeit 
durch nichts zu erſchüttern war. Die Pariſer Verhandlungen 
wurden mit merkbarer Spannung verfolgt. Nach der Lage unſerer 
Wirtſchaft, die ja genügend bekannt war und ſich von Monat zu Monat 
verſchlechterte, war es zunächſt für jeden ernſt denkenden Wirtſchaftler 
klar, daß mit der Entſcheidung in Paris zugleich auch ein, man kann 
faſt ſagen, endgültiges Urteil über die weitere Lebensfähigkeit der 
            deut=
ſchen Induſtrie und damit des ganzen deutſchen Wirtſchaftskörpers 
            ge=
ſprochen wurde. Die deutſche Wirtſchaft befand ſich — auch nach 
            Ueber=
windung der ſchweren Inflationsjahre — in derart mißlichen 
            Verhält=
niſſen, daß man von einer normalen Entwicklung kaum ſprechen kann, 
zumal dieſe Entwicklung durch ungünſtige Einflüſſe mannigfaltigſter 
Art immer wieder gehemmt wurde. In dieſer prekären Lage wurde 
alſo eine Verſtändigung in Paris als der einzige mögliche Ausweg 
            an=
geſehen. Im April konnten bekanntlich die Ausſichten für ein gütliches 
Uebereinkommen zeitweiſe reiht optimiſtiſch betrachtet werden, und 
            ſo=
fort war die enge Verbundenheit der Wirtſchaft und Börſe zu bemerken 
— trotz ungünſtiger Momente, dem dringend werdenden Geldbedürfnis 
des Reiches, ſetzte ſich eine kräftige Aufwärtsbewegung durch, die an 
manchen Tagen Kursgewinne von 10, 15 und mehr Prozent brachten. 
Um ſo überraſchender kam die Kriſe in der Pariſer Konferenz. Man 
befürchtete nach Lage der Dinge das ſchlimmſte; die Baiſſevorſtöße, die 
ſofort wieder einſetzten, taten das ihre, den Kursdruck noch zu verſtärken; 
die Ereigniſſe am Deviſenmarkt wurden nunmehr viel ſchwieriger 
            ge=
nommen, und die Folge war, daß die hohen Gewinne nicht nur alle 
            wie=
der verloren gingen, ſondern die Abwärtsbewegung ſich noch weſentlich 
über den ſeitherigen Durchſchnittsſtand fortſetzte. Inzwiſchen hatte ſich 
dann das Abwärtsgleiten wieder gefangen, nach der natürlichen 
            Reak=
tion, die den Ereigniſſen in Paris folgte, erreichte die geſunde 
            Grund=
verfaſſung der Börſe einen Stillſtand auf einem Kursniveau, das zwar 
keineswegs hoch, für manche Papiere ſogar recht nieder, aber im 
            Ver=
gleich zu den Vormonaten doch ungefähr gleichgeblieben iſt. Eine 
            Tat=
ſache hat aber dieſe Bewegung blitzartig erhellt und bewieſen, daß, wie 
ſchon oben geſtreift, die Börſe doch trotz ihrer ſcheinbaren 
            Teilnahms=
loſigkeit auch heute noch ein feiner Gradmeſſer für die Wirtſchaftslage 
iſt, und bei ſchvereren Ereigniſſen, die der Wirtſchaft nach der einen 
oder anderen Seite Veränderungen bringen können, außerordentlich 
ſcharf reagiert. Daß die Börſe nunmehr keinerlei größere 
            Schwankun=
gen aufwies, kann alſo einigermaßen beruhigen. Auf Einzelbewegungen 
der Börſe im Monat April einzugehen, dürfte ſich nach unſeren täglichen 
Kursberichten erübrigen; es ſei nur an die internationale 
            Finanztrans=
aktion der J.G. Farbeninduſtrie und die lebhafte Sonderbewegung der 
Polyphonaktien erinnert. 
Die Wirtſchaftslage im April hat ſich kaum verändert, ſie kann 
eigentlich nur eine Beſſerung erfahren, denn, wie die Dinge liegen, 
iſt die Tiefſtandsphaſe ſo ziemlich erreicht. Die Preisentwicklung und 
der Kapitalmarkt haben ſich noch nicht ſo geſtaltet, daß eine Belebung 
erwartet werden könnte. Zwar war durch die ſaiſonmäßigen Einflüſſe 
eine erfreuliche, ſehr merkbare Erleichterung am Arbeitsmarkt zu 
            be=
merken, aber die Zahl der unterſtützten Arbeitsloſen lag am 1. Mai 
immer noch um etwa 500 000 höher als zur gleichen Zeit des Vorjahrs. 
Die Allgemeinkonjunktur iſt überhaupt noch nicht gebeſſert; das ſchon 
daraus zu erſehen, daß in der Textilinduſtrie und im Buchdruc=verbe, 
Induſtriezweige, deren Beſchäftigung von der Witterung kaum 
            abhän=
gen, dieſe weiter zurückgegangen iſt. Die Beſſerung auf dem 
            Arbeits=
markt war weſentlich auf den Bedarf an Arbeitskräften der 
            Außen=
berufe zurückzuführen. So war namentlich wegen der Feldbeſtellung 
in der Landwirtſchaft ſehr ſtarker Bedarf, ebenſo erforderte die 
            Forſt=
wirtſchaft Arbeitskräfte. Auch in Brandenburg im 
            Braunkohlenberg=
bau ſowie den übrigen Bergbaurevieren war der Beſchäftigungsgrad 
günſtiger. Die Saiſonbetriebe der Induſtrie und Steine, vor allem 
des Baugewerbes, haben naturgemäß eine ſtarke Belebung erfahren, 
wenn auch hier nicht der gleiche Stand des Vorjahres erreicht iſt. Der 
finanzielle Status wirkt ſich eben doch ſo aus, daß das Volumen der 
Beſchäfrigung zurückgegangen iſt, da hauptſächlich Nenaufträge auf 
            er=
hebliche Schwierigkeiten ſtoßen und oft gerade aus Mangel an flüſſigen 
Mitteln ſcheitern. So iſt es noch recht fraglich, ob in dieſem Jahre die 
ſaiſonmäßige Belebung, wie früher eine allgemeine Belebung der 
            Ge=
ſchäftstätigkeit nach ſich zieht, und ob eine ſtabile Wirtſchaftslage dadurch 
erzeugt wird. An einen nennenswerten Aufſchwung zu glauben, iſt 
allerdings ſelbſt unter den günſtigſten Bedingungen ſchwer möglich, da 
Faktoren, wie der Ausgleich neu eingetretener Lohnerhöhungen, weiter 
gerade in den letzten Monaten zugenommene Auslandskonkurrenz, 
            un=
günſtige Preisgeſtaltung zunächſt wieder überwunden werden müſſen, 
dadurch, daß immer wieder neue Rationaliſierungswege gefunden und 
Sparmaßnahmen innerhalb der einzelnen Betriebe durchgeführt werden. 
Aber immerhin wäre eine leichte Ueberwindung der Depreſſion ſchon 
zu begrüßen. Leider wirken die ſchleppenden und wechſelnden 
            Ver=
handlungen in Paris ſehr lähmend auf die deutſche Wirtſchaft. Das 
Ausſcheiden des zweiten deutſchen Hauptdelegierten, Generaldirektors 
Vögler, ſchien die Ausſichtsloſigkeit der Verhandlungen zur Tatſache 
werden zu laſſen; wan hofft lediglich noch auf die unerſchütterliche 
Stellung Dr. Schachts, der in Erkenntnis der Lage mit Recht keine 
unerfüllbaren Zugeſtändniſſe macht. 
Bei Betrachtung einzelner Warenmärkte iſt — abgeſehen von den 
bereits angezogenen ſaiſonmäßig belebten Zweigen — faſt überall eine 
leichte Abſchwächung, wenn nicht ein Rückgang, offenſichtlich. So ſind 
Preisrückgänge auf dem Kupfermarkt, auf dem Zink= und Bleimarkt 
und Abſchwächungen auf dem Eiſen=, dem Bau= und den Wollmärkten 
feſtgeſtellt. Allerdings iſt dieſe rückläufige Bewegung dann nicht allzu 
tragiſch zu nehmen, wenn man die internationale Tendenz in Vergleich 
zieht, die auf den meiſten Warenmärkten ebenfalls rückläufig war, 
wenn auch ein internationaler Konjunkturumſchwung nach der 
            ungün=
ſtigen Seite damit nicht gegeben iſt, ſondern im Gegenteil die 
            Kon=
junkturberichte aus Amerika, England und Frankreich recht günſtig lau=
 ten. Aber die aus mancherlei Gründen eingetretenen Preisrückgänge 
im Auslande haben ſich eben auch in Deutſchland ausgewirkt. In der 
deutſchen Metallwirtſchaft iſt die Lage weiteryin uneinheitlich; ein 
            Zu=
gang an Arbeitsloſen überwog in Schleſien, infolge der ungünſtigen 
Entwicklung der Großinduſtrie in Weſtfalen, in Sachſen und zum Teil 
auch im Rheinland. — Wenn ſich auch die Handelsbilanz im April 
unweſentlich gebeſſert hat, muß doch, um eine klare Beurteilung der 
Weiterentwicklung der Wirtſchaft in nächſter Zukunft zu gewinnen, eine 
genaue Unterſuchung des Monats Mai und der nächſten Monate 
            abge=
wartet werden. Es iſt zu hoffen, daß die Pariſer Verhandlungen doch 
noch durch die vernunftsmäßigen Darlegungen der deutſchen Delegierten 
giinſtig zu Ende geführt werden. 
Bei Betrachtung der Wirtſchaftslage im April kann nicht an einer, 
wenn auch nur kurzen Behandlung der Vorgänge vorbeigegangen 
            wer=
den, die ſich am Deviſenmarkt abſpielten und die in weiteſten Kreiſen 
eine ſtarke „Inflationsfurcht”, die glücklicherweiſe ſchnell behoben werden 
konnte, hervorgerufen hatte. Daß das Stehen der deutſchen Währung 
für die Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands unbedingte Vorausſetzung iſt 
und als ſolche auch von dem Ausland anerkannt wurde, geht aus den 
Berichten des Transferausſchuſſes hervor, das alle Währungsgefahren, 
die etwa aus dem Dawes=Plan entſtehen könnten, abwehren ſoll. An 
der Erhaltung der deutſchen Währung iſt ſchlechthin jedermann, ob 
Induſtrie, Einzelperſon, In= oder Ausland, intereſſiert. Dieſe 
            Er=
kenntnis hat ſich allgemein durchgeſetzt. Die anor nale Steigerung der 
Deviſennachfrage konnte durch die Reichsbank ohne weiteres beſeitigt 
werden, auch die Golddeckung war und iſt jederzeit vorhanden. Wenn 
man ſich alſo nach den Gründen der akut aufgetretenen Kalamität am 
Deviſenmarkt fragt, ſo iſt feſtzuſtellen, daß lediglich die internationale 
Geldverteuerung letzten Endes die Urſache war und außerdem ein 
            Ab=
ſtoppen der Auslandsanleihen, die im vorigen Jahre das Doppelte 
            be=
trugen, alſo ein Faktor, der an ſich zu begrüßen iſt. Die Maßnahmen 
der Reichsbank — eine Diskonterhöhung auf 7½ Prozent und die 
            Un=
terſtützung der Großbanken — haben die Deviſenfrage ſchneller gelöſt, 
als von mancher Seite gedacht und als es manchem Spekulationsgenie 
erwünſcht war. Der Geldbedarf des Reiches blieb allerdings beſtehen 
und hier wird, nachdem ebenfalls die Hilfe der Großbanken ſchon das 
Ihre getan hat, durch die neue, zweifellos für den Zeichner ſehr 
            gün=
ſtige Reichsanleihe über die erſten Schwierigkeiten hinweghelfen. Die 
Finanzmiſere ganz zu beheben und der deutſchen Wirtſchaft die ſo 
nötige Belebung und Konkurrenzfähigkeit zu bringen, wird Aufgabe 
der berufenen Kreiſe ſein. Es iſt zu hoffen, daß eine Ankurbelung 
gelingt und die konjunkturelle Tiefſtandsphaſe erreicht war. Dr. O.
 Produkkenberichte. 
Mannheimer Produktenbericht vom 27. Mai. Bei fortgeſetzter 
Zurückhaltung des Konſums verkehrte die Vörſe in ruhiger Haltung. In 
Weizen per Mai=Abladung lagen Angebote vor in holl. Gulden eif 
Rotterdam: Manitoba III 11,70, Manitoba IV 11,30, Auſtralweizen 
11,75. Canſas II 11.G, Baruſſo, 79 Kilo, 10,50, Roſafé, 79 Kilo, 10,55. 
Im Woggongeſchäft nannte man im nichtoffiziellen Verkehr in RM. 
per 100 Kilo wagonfrei Mannheim: Weizen inl 24—24,25, ausl. 94,25 
bis 26,50, Roggen inl. 22,75—23, ausl. 22,75—23, Hafer inl. 23—B3,75, 
ausl. 21—22, Braugerſte nicht notiert, Futtergerſte 19,50—22, Mais mit 
Sack 20,50—20,75, ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null, 32,25, ſüdd. 
            Roggen=
mehl 28,75—32, Kleie 12, Biertreber 19—20.
 Viehmärkke. 
Mannheimer Großviehmarkt vom 27. Mai. Zum heutigen 
            Groß=
viehmarkt waren zugefahren und wurden die 50 Kg. Lebendgewicht je 
nach Klaſſe in RM. gehaubelt: 138 Ochſen 36—61, 160 Bullen 40—53, 
319 Kühe 16—52, 35 Färſen 52—62, 610 Kälber 54—86, 21 Schafe 55 
bis 58, 2955 Schieine 58—78, 179 Arbeitspferde pro Stück 800—1800, 
115 Schlachtpferde pro Stück 40—140, 7 Ziegen 12—25. Marktverlauf: 
Mit Großvieh, gute Ware, geſucht, geringe Ware langſam, kleiner 
Ueberſtand; mit Kälbern langſam; mit Schweinen ruhig, kleiner 
            Ueber=
ſtand; mit Arbeitspferden mittelmäßig; mit Schlachtpferden ruhig. 
Frankfurter Viehmarkt vom 27. Mai. Aufgetrieben waren 279 
Ohſen, 72 Bullen, 527 Kühe, 398 Färſen, 699 Kälber, 13 Schafe und 
5042 Schweine. Markterlauf: Ründer ruhig, Ueberſtand: Schweie 
ſchleppend, Ueberſtand; Kälber ruhig, geräumt; Schafe nicht notiert; 
Fettſchweine ſchwer verkäuflüh. Ochſen al) 59—62 a2) 54—58, b) 47—53, 
Bullen a) 53—56, b) 49—52, Kühe a) 44—49, b) 39—43, c) 34—38, d) 2 
bis 33, Färſen a) 56—62. b) 54—58, c) 48—43, Kälber a) —, b) 80—83, 
c) 72—72, d) (8—77, Schweine a) 68—72, b) 62—73, c) 70—74, d) 70 
bis 74, e) 66—72. — Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ohſenfleiſch 1. Qual. 
25—100, 2. Qual. 85—30, Bullenfleiſch 85—90, Kuhfleiſch 2. Qual. 50 
bis 65, 3 Qual 35—45, Kalbfleiſch 2. Qual. 110—125, Schweinefleiſch 
95—100. Gefrierflciſch (Rindrleiſch): Vorderviertel 56, Hinterviertel 62. 
Geſchäftsgang: ſchleppend.
 Kleine Wirkſchaftsnachrichken. 
Ueber den Stand der Zeichnungen auf die 
            Reichs=
anleihe laſſen ſich bisher feſte Zahlenangaben nicht machen, da ja 
die Auflegung von den Banken bekanntlich nur in einer Kommifſion 
erfolgt. Soviel ſteht jedoch feſt, daß die Zeichnungseingänge 
            befriedi=
gend ſind. 
Die deutſche Kupferhüttenproduktion ſtellt ſich, wie der 
            Geſamtaus=
ſchuß zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen Metallwirtſchaft 
            Ber=
lin, auf Grund der Berechnungen des ſtatiſtiſchen Büros der 
            Merall=
geſellſchaft Frankfurt a. M. mitteilt, im April 1929 auf 4591 Tonnen 
gegenüber 4330 Tonnen im März. 
Der Entwicklung der Marktlage entſprechend hat die Verkaufsſtelle 
des Kupferblechſyndikats Kaſſel den Grundpreis für Kupferblechfabrikate 
mit Wirkung ab 27. Mai auf 232 RM. pro 100 Kilo feſtgeſetzt. 
Obwohl durch den Ausfall des Oſtergeſchäfts und die wirtſchaftliche 
Kriſe im April die Lage für die Konſumvereine nicht günſtig war, 
            wur=
den zum Teil noch recht befriedigende Ergebniſſe erzielt.
 6% Dtſche. 
            Reichs=
anl. v. 27...... 
(% Baden 
            Frei=
ſtaat v. 27 
6% Bahern 
            Frei=
ſtaat v. 27..... 
*% Heſſen 
            Volks=
ſtaat v. 28..... 
6% Preuß. 
            Staats=
anl. v. 28......" 
6% Sachſen 
            Frei=
ſtaat v. 27 
720 
            ThüringerFrei=
ſtaa: v. 27..
 Dlche. An:, 
            Auslo=
ungsſch. + 
Ablöſungsant. 
Dtſche. Anl. 
            Ablö=
ungsſch. (Neub. 
Diſche. 
            Schutzge=
bietsanleihe. .. . 
— 
2% Bad.=Bad. v.2/ 
6% Berlin v. 24.. 
8% Darmſtadt v. 2 
89 
AA 
7% Frtl. a. M. v. 2 
8% Mainz v. 26... 
8% Mannh. v. 20 
8% Nürnber 26 
2i. Komm. 
            Sam=
mel=Ablö f.-Anl. 
* Ausl. Ser. 1 
* „ Ser. 
* Ber Ehp.=Bl. 
2 Frkf. Cyv.Bk 
4 ½%, „Lig. Pfbr. 
„ PfbrBk. 
8½%r Lig. Pfbr.
Frankfurter Kursbericht vom 27. Mai 1929.
 87.25 
76 
87n5 
91.4 
99 
78 
50.9 
9.4 
Al= 
90 
— 
88.5 
82.5 
87 
87.1
 49 
64.5 
97.- 
97.5 
73. 85 
G8 
74.5
 8% Heſſ. Landesbk 
4½% Heſſ. 2ds. Hp. 
Bk.=Ligid. Pfbr. 
O Kom. 
            Landes=
bant Darmſtadt. 
Mein. Hyp. Bl. 
4½% „Lig. Pfbr 
8% Pfälz. Hyp.Bk 
8% Preuß. Ztr.= 
Stadt ſchaft. . 
8% Rhein.Hyp.=B 
4½% „ Lia. Pfbr. 
8% Rhem.=Weſtf. 
Bd.-Cred .. . .. 
8% Südd. Bod.= 
Cred.=Ban 1..." 
8% Württ. Hyp.=B 
6% Daim ſer Benz 
von 27........" 
8% Kiöckner=Werle 
Berlin v. 26.... 
70 Mainkrw. v. 26. 
2o Ver. Stahlwvke 
mit Opt. v. 26.. 
8% VoigtckHäffner 
von 26 ....."
 3. G. Farben Bonds 
28..........!! 
— 
5% Bosn. L. E. B.) 
v. 1914. 
4.%0 Oſt. 
            Schatz=
anw. v. 1914 .. 
4%0 Oſt. Goldrente 
4/. % Rum. Gold 
von 1913 
4%0 Türk. Admin. 
4% „ 1.Badgad 
4%0 
Zollanl. 
4,Bungarn 1913
 M25 
85 
73 
82,5 
97.5 
7. 
97.5 
97.5 
97.75 
76.25 
97.5 
98.5 
97.75
 67.5 
88 
81 
78 
90 
27.75
 4:/,% Ungarn 1914/ 24.1 
Goldr..
33
Aktien.
 Allg. Dt. Creditanſt. 
Bk. f. Brauinduſtr 
Berl. Handelsgeſ. 
Comm. u. Privat 
Darmſt. u. Nt.=Bk. 
Deutſche Bank ... 
-Eff.-u. 
            Wechſel=
bank ........ 
Vereinsbank 
Diskonto=Geſellich. 
Dresdener Bant 
Frankf. Bank 
Hyp.=Bk. 
Pfdbr.=Bi..... 
Gotha. Grundkr. B. 
Mein. Hyp.=Bank. 
Mitteld. Creditbt.. 
Nürnb. Vereinsb 
Oſt. Creditanſtalt. 
Pfälz. Hyp.=Ban!. 
Reichsbank=Ant." 
Rhein. Creditbl 
„ Hyp.=Bani ... 
Südd. Bod.=Cr. Bt. 
Wiener Bankverein 
A.=G. Verkehrsw 
Dt. Eiſenb.=Geſ.. 
7% Dt. Reichsbahn 
Vorzge 
Hapag ...." 
Nordd. Lloyd ...." 
Schantung=Eiſenb. 
Südd. Eiſenb.=Ge 
Nccum. Berlin. 
Adlerw. (v. Kleger) 
6% AEG. Vorzug
 159 
181.5 
252 
153.5 
125 
99 
150 
155 
03.5 
133 
135
 183 
15) 
31 
14) 
299 
123.2
 13 
156 
87 
106.5 
123
 42.5 
91 
91
 AEG. Stamm. . . . 
Baſt Nürnberg 
Bergm. El. Werke 
BrownBroverickCie 
Brüning & Sohn.. 
Buderus Eiſen .. 
Eement Heidelberg 
Karlſtadt 
Chem. WerleAlbert. 
Chade. 
.... . /423 
Daimler=Benz 
Dt. Atl.=Telegr.. . . 
Eiſenh. Berlin 
Erdöl 
Gold= u. Silb. 
ſcheide=Anſtalt. 
„ Linoleumwert 1323 
Eichbaum. Brauer. 
Eleftr. Lich u. Kra 
Liefer.-Geſ.1157 
Eſchw. Bergwer! 
Eßlinger Maſchinen 
Ettlinger Spinnerei/210 
7. G. Farbenindſtr. 
Feinmech. (Fetter) 
Fel 1. & Guilleaum. 
Frkft. Gas. 
.. 
„ Hof 
zeiling ECie .. 
Helſen Bergwer! 
Geſ. elektr. 
            Un=
ternehmungen .. 
Goldſchmidt Th. 
Gritzner Maſchinen 
Grün & Bulfinger. 
dafenmühle Frif:. 1130 
Hammerſen (Osn. 
Harpener Bergbau 
Henninger, Kempf. 
Hilpert Armaturfb./ 89 
Hindrichs=Aufferm. 
dir ch Kupfer
186.5
 40 
105 
135 
173 
R. 
113 
78 
157.2: 
30. 
211. 25 
3. 
240.5 
81.7. 
130 
17.25 
45 
123.5
 m.9 
76 
66 
135 
171 
12)
 Hochtief Eſſen 
Holzmann, Phil. . . 
Holzverk.=Induſtrie 
Flſe Bergb. Stamm 
Genüſſe 
Junghans Stamm 
Kali Aſchers leben 
Salzdetfurth. 
Weſteregeln". 
Kammgarnſpinn 
Karſtadt, N. .. 
Klein, Schanzl. 
Klöcknerwerke 
Kraftw. Alt=Württ. 
Lahmeher & Co. . 
Lech, Augsburg .. 
Löwenbr. Münch.. 
Lüdenſcheid Metal 
Lutz Gebr. Darmſt. 
Mainkr.-W. Höchſt. 
Mainz. Akt.=Br.. . . 
Mannesm. Nöhren 
Mansfeld. Bergb.. 
Mars=Werle ..." 
Metaligef. Frantft. 
Miag. Mühlenbau. 
MontecatiniMailo 
Motoren fb. Darmſt 
Neckar). Fahrzeug. 
Nicolay, Hofbr ..." 
Oberbedarf .." 
Oſterr. Alpine Mo. 
Otav Minen ....."
 Zeters Union Fr 
Phönir Bergbau 
Reiniger, Gebb.. .." 
Ry Braunkohlen 
Eleftr. Stamin 
Stahlwerke 
Riebeck Montan". 
Roeder Go. Darmſt
 7 
90.25 
N 
117.25 
A 
235 
199 
95
 166 
1211, 
234 
90 
108 
223 
121.5 
D 
18.5 
53.25 
59.5 
145
 13.5 
102.5 
161
 Rütgerswerke . 
Sachtleben A. G. .. 
Schöfferhof=Bind.. 
Schramm Lackfabr. 
Schriftg. Stempe !. 
Schuckert Elektr.. . 
Schwarz Storchen. 
Siem Glasinduſtr. 
Siemens & Halste. 
Strohſtoff. Ver.... 
Südd. Immobilien 
„ Bucker=AG. 
Soenska Tändſtick= 
Tellu sBergbau. 
Thür. Lie .=Geſ.. 
Tucher=Brauerei.. 
Unterfr. Krs.=
            Elei=
tr.=Ver . 
Beithwerke 
Ver. . Chem. Ind 
„ Gummiſabri 
Berlin=Fran 
„ Laurahütte 
„ Stahlwerte 
„ Ultramarin .. 
„ Zellſt. Berlnn 
Vogtländ. Maſchin. 
Voig: & Haeffner. 
Wayß & Freytag 
Wegelin, Rußfabri 
Werger Brauerei.. 
Zellſtoff. Aſchaffbg. 
Memel. . . . . . 
Waldho ....
 84.25 
190 
340 
123 
163
 222 
82 
147.76 
407 
102 
145 
102.5 
84
 66.5 
91 
148.5 
104.5 
67 
2c9 
109.5 
116 
205
110
 Allianz u. Stuttg. 
Verſicherung .. 
Frkft Allg. Verſ.=C 
Frankona Rück= u. 
Mitv. . . .." 
Mannh. Berſich. ..
247
A4
[ ← ][ ][ → ] Die Schmidt-
            Hochdruck-
lokomotive. 
Von 
Dipl.-Ing. O. Schaumann, Frankfurt. 
Die wirtſchaftlichen Vorteile der Verwendung von 
            Hochdruck=
dampf (Druck von 60—120 Atmoſphären) haben dazu geführt, 
daß heute bereits eine ganze Reihe von Kraftwerben in 
            ſtatio=
nären Anlagen mit derartigen Dampfdrucken arbeiten. Die erſten 
Verſuche zur Erzeugung und Verwertung hohen Dampfdruckes 
wurden bereits ſeit 1910 unter der Leitung von Dr. Wilhelm 
Schmidt, dem genialen Erfinder und Dampftechniker, 
            unternom=
men. Auch er war es, der als erſter die Wege für die 
            Anwen=
dung des Hochdruckdampfes bei Lokomotiven gewieſen hat, und 
zwar unter Wahrung des Auspuffbetriebs mit ſeinen für den 
Lokomotivbetrieb großen Vorzügen. Im Verein mit der 
            Deut=
ſchen Reichsbahn=Geſellſchaft hat die Schmidtſche 
            Heißdampf=
geſellſchaft dieſe Ideen verwirklicht und eine Verſuchslokomotive 
gebaut, deren Wirkungsweiſe und Bauart im Folgenden näher 
beſchrieben werden ſoll. 
In Anlehnung an die Verſuche der Schmidtſchen 
            Heißdampf=
geſellſchaft wurde beſonders mit Rückſicht auf die im 
            Auspuff=
betriebe auftretenden bedeutenden Keſſelſteinablagerungen infolge 
des immer neu zunehmenden Speiſewaſſers und mit Rückſicht 
auf den dadurch entſtehenden Wärmeſtau bei direkter Beheizung 
durch Feuergaſe die indirekte Beheizung gewählt. Ein in ſich 
            ge=
ſchloſſenes Rohrſyſtem mit einem Wärmeträger, im vorliegenden 
Falle Waſſer, wird durch Feuergaſe beheizt. Die entſtehenden 
Dämpſe werden durch Rohrſchlangen in den eigentlichen 
            Hoch=
druckkeſſel von gemügender Speicherfähigkeit geleitet und geben 
ihre Wärme an den Inhalt des Hochdruckkeſſels ab. Das 
            ent=
ſtehende Kondenſat fließt in Fallrohren dem unteren Teile des 
Rohrſyſtems wieder zu und wird von neuem verdampft. Es 
liegt alſo ein geſchloſſener Reinwaſſerkreislauf für die 
            Be=
heizung des Hochdruckheſſels vor. Druck und Temperatur in 
den Heizrohren entſprechen dem Druck und der Temperatur im 
Hochdruckkeſſel, wobei der Temperaturunterſchied beider Syſteme 
fich durch die zu übertragende Wärmemenge, die 
            Wärmedurch=
gangszahl der Rohre und die Größe ihrer Oberfläche ergibt. 
Die Vorteile dieſes Verfahrens liegen darin, daß ſich die 
            Heiz=
rohre ohne Schwierigkeit auch für hohe Drücke und direkte 
            Be=
heizung durch Feuergaſe betriebsſicher ausbilden laſſen, daß ſie 
keinerlei Wartung ſowie Drucküberwachung bedürfen und daß 
höhere Temperaturen als die des Heizdampfes von den 
            empfind=
lichen Teilen des Hochdruckkeſſels ferngehalten werden. Die 
            ge=
fährliche Ablagerung von Keſſelſtein durch Feſtbrennen an 
            feuer=
berührten Flächen wird dadurch vermieden. 
Um weiterhin nach Möglichkeit keſſelſteinbildende 
            Beſtand=
teile im Waſſer des Hochdruckkeſſels auszuſchalten, war es 
            er=
wünſcht, das Speiſewaſſer auf die Ausfälltemperatur (135 Grad) 
vorzuwärmen und vor dem Eintritt in den Hochdruckkeſſel 
            abzu=
ſchlämmen. Ferner ergab ſich aber eine gewiſſe Schwierigkeit, 
das hohe Druckgefälle voll auszunützen. Eine 
            Zwiſchenüberhitz=
ung des Dampfes nach der Arbeitsleiſtung in der erſten 
            Druck=
ſtufe konnte mit Rückſicht auf das bei Kolbenmaſchinen 
            mitge=
führte Zylinderſchmieröl nicht ratſam erſcheinen. Aus dieſer und 
den oben genannten Erwägungen heraus ergab ſich der weitere 
Erfindungsgedanke, die Lokomotive als Zweidruckmaſchine aus=
 R4 
Das Leben hat vernietet 
Mir manchen Freudentagz 
Es hat mich hart geſchmiedet 
Mit manchem Hammerſchlag. 
„DDie oft hat meiner Feile 
Das Herz den Takt geklopft! 
Die manche heiße Weile 
Hat’s von der Stirn getropft! 
Der Arm iſt worden ſehnig; 
Das iſt des Schweißes Zoll; 
Ich geb ſie keinem Rönig, 
Die Hand, ſo ſchwielenvoll! 
Das Aug’ hat überflutet 
Der Träne heißer Lauf.
 Das Herz hat mir geblutet, 
Und ich bin ſtolz darauf. 
Max Eyrb (1836—1906).
R
 aus fabrikatoriſchen Gründen erforderlichen Oeffnung, während 
hinten ein Mannlochdeckel vorgeſehen iſt. Außen iſt der 
            Hoch=
druckkeſſel der Länge nach gehobelt, da er nicht kreisrund iſt, 
            ſon=
dern beſondere, längsdurchlaufende Verſtärkungen beſitzt. Dieſe 
dienen für die Einführungsbohrungen der Heizſchlangen und 
für die Lagerung des Keſſels auf einem Winkeleiſengerüſt, das 
ſeinerſeits mit dem Lokomotivrahmen verbunden iſt. Hierdurch 
wird eine wirkſame Entlaſtung des Rohrſtehkeſſels erreicht. Alle 
Rohrverbindungen der Heizſchlangen liegen außerhalb des 
            Keſ=
ſels, um ein unbemerktes Lechwerden zu vermeiden. 
Der Niederdruckkeſſel (k) beſteht etwa aus dem zylindriſchen 
Teil des allgemein bekannten Lokomotivkeſſels und ſchließt ſich 
mit ſeiner hinteren Rauchrohrwand unmittelbar an den 
            Rohr=
ſtehkeſſel an. Er beſitzt an ſeinem hinteren Ende oben eine 
            Ein=
buchtung, da der Hochdruckkeſſel um mehr als 1 Meter über 
ihn hinausragt. Längs= und Queranker verhindern eine 
            Aus=
beulung dieſes Teiles des Niederdruckkeſſels. Mit dem 
            Hochdruck=
keſſel iſt er durch kräftige Längslaſchen verbunden. 
Sowohl für den Hochbruckdampf als auch für den 
            Nieder=
druckdampf ſind Ueberhitzerrohre vorgeſehen, die im der 
            bekann=
ten Weiſe von der Rauchkammer aus in die Rauchrohre des 
Njederdruckkeſſels bis zu einem Abſtand von 2 Metern von der 
Feuerbüchſenrohrwand hineinragen. 
In der Rauchkammer (g) hat ferner die Wirbelmiſchdüſe Platz 
gefunden, die den überhitzten Dampf des Niederdruckkeſſels mit 
dem Abdampf des Hochdruckzylinders miſcht. Dieſer iſt als 
            mitt=
lerer Zylinder aus hochwertigem Grauguß unter Beibehaltung 
des normalen Hubes von 630 Millimeter mit einem Durchmeſſer 
von 290 Millimeter ausgebildet und beſitzt eine gußeiſerne 
            Lauf=
büchſe. Die beiden außen liegenden Niederdruckzylinder konnten 
in der bisherigen Bquart beibehaltem werden. Die Abdichtung 
der Kolbenſtange des Hochdruckzylinders wurde durch gußeiſerne 
Stopfbüchſen einer der Regelbauarten der Deutſchen Reichsbahn 
mit entſprechend mehr Dichtungsringpaaren (6 ſtatt 3) erreicht. 
Die Niederdruckſpeiſung erfolgt durch eine Hauptſpeiſepumpe 
norwaler Bauart mittels Niederdruckdampf über einen quer über 
der Rauchbammer liegenden, durch dem Abdampf der 
            Nieder=
druckzylinder beheizten Oberflächenvorwärmer (h). Als Hilfs=
 zubauen, d. h. es wurde ein Niederdruckkeſſel beibehalten, der 
durch die Abgaſe der Hochdruckanlage beheizt, ſeinen 
            hochüber=
hitzten Dampf mit dem bis zum Taupunkt expandierten Abdampf 
des Hochdruckzylinders miſcht und ihn dadurch wieder genügend 
erwärmt. Dieſes Dampfgemiſch wurde dann dem 
            Niederdruck=
zylinder zur Arbeitsleiſtung zugeführt. Weiterhin aber konnte 
der Hochdruckkeſſel wit dem Keſſelwaſſer des Niederdruckkeſſels 
geſpeiſt werden, in dem ſich die keſſelſteinbildenden Beſtandteile 
bereits abgeſetzt hatten. 
Um das geſchilderte Arbeitsverfahren in die Praxis 
            um=
zuſetzen, wurde eine 2 C Dreizylinder=Schnellzuglokomotive der 
Deutſchen Reichsbahn umgebaut, deren Bauweiſe eine zuſätzliche 
Belaſtung bis zu 20 Tonnen Achſendruck geſtattete (ſiehe Bild). 
Die eigentliche Feuerbüchſe wurde aus dem Rohrſyſtem der oben 
erwähnten Heizrohre (a) des Hochdruckkeſſels (b) gebildet, derart, 
daß unterhalb des Roſtes ein geſchloſſener Ring von unteren 
Sammelkammern (c) liegt, von denen Steigrohre zu den oben 
liegenden, in der Lokomotivlängsrichtung angeordneten 
            Dampf=
ſammlern (d) führen, und zwar abwechſelnd nach dem linken 
und rechten, ſo daß hierdurch eine geſchloſſene Kammer von 
            Heiz=
rohren entſteht. Von den oberen Sammlern ſind Dampfrohre 
als Heizſchlangen (e) oben in den darüber liegenden 
            Hochdruck=
keſſel geführt und treten unten wieder aus, um als Fallrohre für 
das Kondenſat nach den unteren Sammlern zu dienen. Die 
            un=
teren und oberen Sammler ſind aus ausgebohrten Stahlblöcken 
hergeſtellt, in die die Rohre eingewalzt ſind. Hierzu wurde 
            je=
weils gegenüber dem Rohreintritt eine weitere Bohrung 
            be=
notigt, die nach dem Aufwalzen durch nach innen kuppelartig 
            ge=
ſchloſſene Hohlbolzen verſchloſſen wurden. Letztere ſind ebenfalls 
eingewalzt. 
Der Hochdruckkeſſel (b)ſelbſt beſteht aus einer über dem Dorn 
geſchmiedeten Nickelſtahltrommel mit eingezogenen Enden von 
914 Millimeter lichter Weite und 30 Millimeter Wandſtärke bei 
einer Länge von zirka 4,6 Metern. Die Tromnel iſt innen 
            aus=
gedreht und trägt vorn einen kleinen Deckei zum Abſchluß der
 ſpeiſepumpe dient eine normale Strahlpumpe. Zur Förderung des 
Keſſelwaſſers aus dem Niederdruck= in den Hochdruckkeſſel ſind 
zwei weitere Kolbenpumpen, die auch mit Niederdruckdampf 
            be=
trieben werden, ſeitlich am Niederdruckkeſſel aufgehängt. 
Die genaue Beſchreibung der übrigen Armaturen, wie 
Waſſerſtandsvorrichtung, Regler, Sicherheitsventile, 
            Speiſe=
ventile, Ueberſtrömventil (zur Vermeidung von Dampfverluſten 
durch Blaſen der Hochdruckſicherheitsventile kann Hochdruckdampf 
in dem Waſſer des Niederdruckkeſſels niedergeſchlagen werden) 
würde hier zu weit führen. Die Apparate ſind im allgemeinen 
im Prinzip den bekannten Ausführungen der 
            Niederdruckarma=
turen gleich. 
Eine Lokomotive dieſer Bauart, die erſte Hochdrucklokomotive 
der Welt, wurde auf der Verkehrsausſtellung in München im 
Spätſommer 1925 gezeigt. Inzwiſchen ſind zahlreiche 
            Verſuchs=
fahrten mit ihr gemacht worden. In bezug auf Konſtruktion 
und Material haben ſich dabei die geſtellten Erwartungen erfüllt. 
Außerdem wurden eine Reihe wertvoller Aufſchlüſſe über wohl 
erwartete, aber in ihren Ausmaßen teilweiſe nicht bekannte 
            Er=
ſcheinungen gewonnen. 
Aus dem recht umfangreichen und für den Fachmann ſehr 
intereſſanten Zahlenmaterial der Probefahrtergebniſſe ſeien die 
wichtigſten Daten zuſammenfaſſend gegeben. Der Kohleverbrauch 
der Maſchine je Leiſtungseinheit und Stunde iſt gegenüber dem 
der Maſchine vor dem Umbau um 25—30 Prozent geringer. 
            Fer=
ner iſt die Höchſtleiſtung der neuen Lokomotive weſentlich größer 
als die der früheren. Der Vergleich mit einer modernen 
            bayeri=
ſchen S ³⁄₈ Vierzylinder=Verbundmaſchine ſieht allerdings nicht 
ganz ſo günſtig aus. Ihr gegenüber beträgt die Kohleerſparnis 
rund 8 Prozent. Immerhin iſt dies aber auch ſchon ein recht 
erfreuliches Ergebnis, wenn man bedenkt, daß die beſchriebene 
Hochdrucklolomotive die erſte ihrer Art iſt, während die genannte 
S¾½ Schnellzugslokomotive am Ende einer Entwicklungsreihe 
ſteht, bei der bereits alle möglichen Verfeinerungen durchgeführt 
ſind.
 Die Verwendbarkeit 
der Raketenmotore. 
Von 
Ing. B. Vater, Darmstadt. 
Vor knapp einem Dreivierteljahr erſchienen in den 
            Tages=
zeitungen große Berichte über Verſuche, die Opel mit einem 
Naketenauto anſtellte; etwas ſpäter ging, wie erinnerlich, die 
            be=
kannte Propagandafahrt auf der Avusbahn vonſtatten, und einige 
Zeit darauf erprobte Valier, der Vorkämpfer für den Gedanken 
des Raketenmotors, zuſammen mit der Feuerwerksfabrik Eisfeld, 
die erſten auf Schienen laufenden Raketenwagen. Weniger der 
unglückliche Ausgang gerade der letzten Experimente (die 
            Modell=
wagen entgleiſten und gingen in Trümmer), welcher zu irrigen 
Vermutungen über ihre Ausſichtsloſigkeit Anlaß geben konnte, 
als die reichlich phantaſtiſchen, wenn auch von 
            Unternehmungs=
geiſt getragenen Pläne aller Mitarbeiter, die in der 
            Oeffentlich=
keit Aufſehen erregten, ſind der Grund dafür, daß weite Kreiſe 
der Idee ſehr ſkeptiſch gegenüberſtehen. Die maßgebenden 
            Füh=
rer erweiſen ihrer Sache keinen guten Dienſt, wenn ſie für Ziele 
werben, die zu erreichen wir noch ſehr weit entfernt ſind und an 
deren Erreichung — wenigſtens für unſer Vaterland — auch 
gar kein allgemeines Intereſſe beſteht. Das Verſtändnis für 
den von der Gegenpartei geführten Nachweis, welche erheblichen 
Schwierigkeiten bei einer gewißlich ſenſationellen Fahrt zum 
Mond oder zum Mars zu überwinden ſind, ſetzt dazu noch eine 
gute phyſikaliſche Vorbildung voraus. So kommt es vielfach 
zu einer völligen Ablehnung, und das iſt inſofern bedauerlich, 
als damit manchen Erfindern auch der Mut genommen wird, 
ſich an näherliegende Ziele heranzuwagen. Es bleibt zu 
            er=
örtern, für welche Zwecke der Raketenmotor berwendet zu 
            wer=
den Ausſicht hat und für welche nicht. 
Ueber den Bau einer Rakete gebe nebenſtehende kleine 
            Zeich=
nung Auskunft. In eine geſchloſſene zylindriſche Hülſe aus 
Pappe oder Metall wird Pulver gepreßt. Bei kleineren Naketen 
wird ein kegelförmiger Dorn mit hineingearbeitet, der nach der 
Füllung herausgezogen wird. In größeren Raketen wird das 
Pulver hydrauliſch hineingepreßt und nachträglich ein 
            kegelförmi=
ger Hohlraum ausgebohrt. Dieſen Hohlraum nennt man Seele,
 die Oberfläche der Seele Brandfläche. Unmittelbar nach der 
            Ent=
zündung des Pulvers bildet ſich in der Seele ein gewaltiger 
Gasdruck, der nach allen Seiten wirkt, die Hülſe alſo ſprengen 
würde, wenn nicht ein Ventil in Form einer Düſe eingeſetzt 
wäre. Die Bewegung der Rakete ergibt ſich nun wicht dadurch, 
daß die ausſtrömenden Pulvergaſe ſich von der Luft 
            gewiſſer=
maßen abſtoßen, ſondern durch den Druck im Innern, Schub 
            ge=
nannt. (Wichtig für luftleeren Raum!) Man ſteuert die Nakete, 
indem man dieſen Schub durch geeignete Vorrichtungen in die 
gewünſchte Richtung lenkt. 
Mit Beſtimmtheit läßt ſich ſagen, daß ein Raketenauto 
            vor=
läufig nicht in Frage kommt. Selbſt wenn es gelänge, 
            brauch=
bare Typen herzuſtellen, ſo fehlen doch die geeigneten Straßen 
dafür. (Geeignet wäre ſelbſt die geplante Autoſtraße Hamburg 
—Baſel nicht dafür.) Wir können alſo mit den erzielbaren 
            gro=
ßen Geſchwindigkeiten gar nichts anfgngen. Warum macht man 
da weiterhin Verſuche, wo es leicht erklärlich iſt, daß auch für 
einen auf Schienen laufenden Wagen der Raketenmotor jetzt nicht 
in Betracht kommt? Der Sinn aller Experimente liegt zunächſt 
darin, daß man ſich über die Leiſtungsfähigkeit der Raketen noch 
gar nicht im Haren iſt. Wohl beſtehen Erfahrungen über die 
Zuſammenſetzung der Ladung, auch kennt man das Verhältnis 
von Ausmaßen und Triebkraft, aber über die zweckmäßige 
            An=
ordnung der Apparate und die hiermit verbundene 
            Steuerfähig=
keit weiß mam noch nicht viel. Darüber haben die Eisfeldſchen 
Verſuche einigermaßen Aufſchluß gegeben. Erreicht wurde eine 
Steigerung der Leiſtung (Erhöhung der Schubkraft) bei 
            bedeu=
tend geringerem Materialauflvand und die richtige Anordnung 
auf dem Wagen. 
Mit der Rakete als Automobilmotor iſt es alſo nichts. 
            Je=
doch als Hilfsmotor zum Starten von mit normalen Gasmotoren 
ausgerüſteten Land= und Waſſerflugzeugen kann ſie ſchon in 
naher Zukunft Verwendung finden. Daß man bis jetzt noch 
nicht dazu übergegangen iſt, ſie auf dieſe Art für beſonders große 
und ſchwere Maſchinen, die eine lange Anlaufſtrecke zum 
            Hoch=
kommen benötigen, zu benützen, liegt hauptſächlich an ihrer 
            gro=
ßen Feuergefährlichkeit. Es ſteht zu erwarten, daß man Mittel 
und Wege für eine andere Zuſammenſetzung des exploſiven 
            Ge=
wiſches finden wird, die dieſen Mangel behebt, und weiterhin 
die konſtruktive Durchbildung einer verſtellbaren Düſe, um dem 
Schub größer und kleiner wählen zu können. Damit hätte ſich 
aber der Raketenmotor ſeine Anerkennung und ſeine praktiſche 
Bedeutung geſichert. 
Noch für einen anderen Zweck wird ſich die Rakete als 
brauchbar erweiſen. Auf dem Gebiete der Höhenforſchung ſind 
wir bisher noch nicht allzu weit gekommen. Da iſt es ein 
            nahe=
liegender Gedanke, kleine, zunächſt unbemannte Flugzeuge mit 
Regiſtrierinſtrumenten auszrüſten und abzuſchießen, um 
            Meſſun=
gen in größeren Höhen vornehmen zu können. Die Ergebniſſe 
ſind von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung eines 
Höhenflugverkehrs. Erſt wenn ſie vorliegen, wird man daran 
denken können, Verſuche mit bemannten Fahrzeugen zu wagen. 
Ob dieſe „Stratosphärenflugzeuge” ſein werden, hängt natürlich 
von der erzielbaren Leiſtungsſteigerung der Raketen ab. Mit 
der bisher verwendeten Konſtruktionsart wird, nebenbei bemerkt, 
in dem luftverdünnten Raum von zirka 20 Kilometer Höhe nicht 
viel anzufangen ſein, weil das erleicherte Ausſtrömen der Gaſe 
die Unterhaltung der Verbrennung gefährdet. Ueber die 
            neue=
ſten Ergebniſſe im Raketenbau bewahren die Erfinder ein 
            durch=
aus verſtändliches Stillſchweigen. Sicher iſt es nur, daß uns 
wie auf anderen Gebieten ſo auch hier ein ſchrittweiſes 
            Vordrin=
gen nicht erſpart bleibt. 
Kurz noch ein Wort über den vielbeſprochenen „Vorſtoß in 
das Weltall‟. Dazu läßt ſich ſagen, daß an eine Fahrt z. B. auf 
den Mond mit einem von Raketen angetriebenen Schüiff gar nicht 
zu denken iſt, wenn es uns nicht gelingt, eine Brennſtoffmiſchung 
zu finden, die einen Heizwert von zirba 8000 Keal/Kg. beſitzt,
Dienstag, 28. Maz 1929
Technik der Gegenwart
Nummer 5
 Die Arbeitsleiſtung eines Raketenwärmemotors, der wit dem 
(praktiſch nicht möglichen) chemiſchem Wirkungsgrad 1 arbeitet 
und nur ſich ſelbſt (alſo ohne Nutzlaſt) aus dem Bereich der 
            Erd=
anziehung herausbringt, müßte nach phyſikaliſchen Berechnungen 
zirka 3 250 000 mkg betragen, was dem genannten 
            Wärme=
aguivalent gleichbommt. Wohl kennen wir Brennſtoffe von 
weit größerem Heizwert, müſſen jedoch den zur Verbrennung 
            be=
nötigten Sauerftoff ſelbſtverſtändlich mitſchicken, und hier bleibt 
ſelbſt der uns bisher bekannte größte Heizwert eines Waſſerſtoff= 
Sauerſtoffgemiſches mit zirka 3800 Keal/Kg. beträchtlich hinter 
dem Wert 8000 Keal/Kg. zurück. Vielleicht laſſen ſich andere 
Energien als die Wärmenergie für das Weltenraumſchiff, welches 
ſeine Kraftquelle in ſich tragend die Erdſchwere überwinden ſoll, 
nutzbar machen — die Rakete ſcheidet aus. Zunächſt aber 
            ent=
behren die Hoffnungen Valiers inſofern nicht einer Grundlage, 
als immerhin die Möglichkeit beſteht, einer Maſſe etwa durch 
Abſchießen eine derartige Beſchleunigung zu erteilen, daß ſie ein 
Ziel wie etwa den Mond erreicht. War vorher die ſich bildende 
Gasmaſſe der Rakete die treibende Kraft (M Kg/see Gas, v 
            Aus=
ſtrömgeſchwindigkeit aus der Düſe, M.v Kg — Reaktionsdruck), 
ſo wimmt hier der Bremſtoff nicht an der Bewegung teil. Die 
vorhin als unbrauchbar hingeſtellte Wärmeenergie findet 
            ge=
wiſſermaßen in einem anderen Sinn Verwendung. Das iſt der 
maßgebende Unterſchied.
 FEin neues Kugellager. 
Von 
Edwin P. A. Heinze, Berlin. 
Allen Fachleuten iſt hinreichend bekannt, daß die Hauptquelle 
von Störungen bei Kugellagern in den Käfigen liegt, die man 
verwendet, um das Berühren der Kugeln untereinander zu 
            ver=
meiden, weil dieſe Berührung durch die an den 
            Berührungs=
punkten gegenſätzliche Drehrichtung der Kugeln eine ſehr 
            erheb=
liche Reibung auslöſt. Die Käfige ſind im Verhältnis zu der 
Eigendrehung der Kugeln ſtationär, ſo daß die Reibung der 
Kugeln an dieſen nicht ſo beträchtlich iſt, wie die Reibung der 
Kugeln untereinander es wäre, wodurch ein beſſerer 
            Wirkungs=
grad durch Verwendung von Käfigen erzielt wird. Störungen 
werden gewöhnlich dadurch verurſacht, daß die Käfige brechen 
und Teile von ihnen in die Kugellaufbahn gelangen. Beſonders 
iſt dies der Fall bei ſolchen Lagern, die z. B. in Pleuellagern an 
Kurbelwellen Verwendung finden, weil an dieſen Stellen recht 
beträchtliche Maſſenkräfte auftreten, die ſich bei hohen Drehzahlen, 
wie man ſie z. B. in Automobil= und Motorradmotoren hat, 
            ver=
ſtärkt bemerkbar machen. Man verſucht deshalb ſeit vielen Jahren,
Zild
1: Das neue Kugellager.
 Kugellagerkonſtruktionen zu finden, durch die man Käfige 
            ent=
behren kann. Es war aber bisher nicht gelungen, wirklich 
            brauch=
bare Löſungen zu finden. 
Doch wird ſoebeneine Konſtruktion bekannt, die eine ebenſo 
einfache wie vorteilhafte Löſung dieſes alten Problems bringt. 
Ein ruſſiſcher Emigrant, Exzellenz Bary, wohnhaft zu Berlin, 
der im früheren Rußland ein angeſehener und einflußreicher 
Großinduſtrieller war, iſt der Erfinder, und er hat ſeine 
            Kon=
ſtruktion in jahrelangen Arbeiten in ſeinem Berliner 
            Labora=
torium bereits zur Fabrikationsreife gebracht. 
Das Weſentliche der neuen Konſtruktion iſt ſehr leicht 
            dar=
geſtellt. Die Erfindung bezieht ſich auf zwei= und mehrreihige 
Kugellager, und ihr Hauptmerkmal iſt die Verwendung von 
            ſoge=
nannten Trennkugeln an Stelle der bisherigen Käfige in einer 
Anordnung, die nicht nur den bereits gekennzeichneten Vorteil 
erzielt, ſondern die obendrein die bisherigen Reibungsverluſte in 
Kugellagern noch ganz weſentlich herabſetzt. Bild 1 und 2 ſtellen 
eine Ausführungsform des Bary=Kugellagers dar. In dieſem iſt 
„a” der innere Laufring, in deſſen Rillen die Kugelreihen c, ‟ 
laufen. In den von je vier Kugeln gebildeten Satteln liegen die
Bild 2: Schema der rollenden Reibung.
 Trennkugeln k, die durch den gleichfalls gerillten Ring h, der ſich 
frei innerhalb des Körpers des Kugellagers zu drehen vermag, 
gehalten werden. „8” und „e”” ſtellen den in der Mitte geteilten 
außeren Laufring dar. 
In dieſer Weiſe werden die Tragkugeln von einander 
            ge=
trennt, wobei als beſonderer Vorteil zu erwähnen iſt, daß die 
Trennungsentfernung weit geringer gehalten werden kann als bei 
der Verwendung von Käfigen, ſo daß man in einem Lager 
gleicher Größe mehr Kugeln unterzubringen vermag und dadurch 
die Tragfähigkeit erhöhen kann. Ein weiterer ſehr wichtiger 
            Vor=
teil der Konſtruktion iſt, daß jede gleitende Reibung, die bisher 
unvermeidlich war, vollkommen in eine rollende umgewandelt 
wird. Man beachte das Bild 2, in dem „a” wiederum den inneren 
Laufring, e die Tragkugeln, Ɨ die Trennkugeln und h den 
            Halte=
ring darſtellen. Die Pfeile geben die Abwicklung der 
            Drehvor=
gänge an, und man ſieht aus dieſen, daß e die Trennkugeln in 
entgegengeſetzter Richtung antreiben und dieſe wieder den loſen 
Ring bh bewegen, der ſich in derſelben Richtung wie a dreht. 
Was dieſe Umwandlung der gleitenden Reibung in eine 
            rol=
lende ausmacht, hatte der Verfaſſer Gelegenheit, im Laboratorium 
des Erfinders feſtzuſtellen, und zwar war das Ergebnis der 
            vor=
genommenen Prüfung ſchlechthin erſtaunlich. Das Bary=Lager 
wurde mit einem genau gleich großen, normaler Bauart (mit 
gleich großen Tragkugeln und gleicher Radialentfernung der 
            Trag=
kugeln von der Wellenachſe) verglichen. Erſt wurde das normale 
Lager, das ebenſo wie das Bary=Lager vollkommen trocken war, 
in die Verſuchsvorrichtung geſpannt und mit zwei ſchweren 
Schwungrädern verſehen, die von Hand in eine ſchnelle Um=
 drehung verſetzt wurden. Bei einem zweimal wiederholten 
            Ver=
ſuch liefen die Schwungräder rund 60 Sekunden. Darauf wurde 
ein ſoeben zuſammengebautes Bary=Lager in dieſelbe 
            Vorrich=
tung geſpannt und die Schwungräder in gleicher Weiſe in 
            Um=
lauf geſetzt, wobei, ſoweit wie menſchenmöglich, bei dieſem rohen 
Verſuch die gleiche Drehzahl wie zuvor angeſtrebt wurde. Mit 
dieſem Lager liefen aber die Schwungſcheiben faſt 180 Sekunden 
und kamen ſehr langſam zum Stillſtand, während das erſte Lager 
mit einem deutlich wahrnehmbaren kleinen Ruck zur Ruhe kam. 
Das Bary=Lager war alſo bei annähernd gleichem Impuls rund 
dreimal ſo lange gelaufen, wobei den Anweſenden noch auffiel, 
daß es vollkommen lautlos lief, während das andere infolge 
Mangels an Schmierung ein kratzendes Geräuſch von ſich gab. 
Sehr wichtig iſt, daß die Herſtellung des Bary=Lagers 
            ſo=
wohl einfacher als auch billiger als die eines normalen 
            Kugel=
lagers iſt, denn infolge des Fortfalles der Käfige verbleiben 
nur noch ſogenannte Drehteile, die jeder Kugellagerfabrikant mit 
ſeinen bereits vorhandenen Maſchinen in einwandfreier Güte 
herzuſtellen vermag. Aber nicht nur wird die Herſtellung durch 
den Fortfall der Käfige, ſondern auch ganz beſonders durch den 
vereinfachten Zuſammenbau des Lagers verbilligt. Der 
            Zuſam=
menbau erfolgt in der Weiſe, daß man zunächſt die eine Hälfte 
des äußeren Laufringes auf eine Unterlage legt. Sodann legt 
man konzentriſch den ungeteilten inneren Laufring ein. Darauf 
wird eine Reihe der Tragkugeln eingebracht, gefolgt von dem 
Stützring für die Trennkugeln, die nunmehr eingelegt werden. 
Zum Schluß wird die zweite Reihe Tragkugeln aufgebracht und 
dann die andere Hälfte des äußeren Laufringes. Die beiden 
            Lauf=
ringhälften ſind mittels Konuſſen zuſammengepaßt und werden 
durch eine ſehr einfache kleine Vorrichtung zuſammengepreßt. 
In der gleichen einfachen Weiſe kann das Lager wieder 
            ausein=
andergenommen werden. Zu bemerken iſt noch, daß infolge der 
Verwendung der angedeuteten keilförmigen Rillen das Bary= 
Lager erhebliche Seitendrücke aufzunehmen vermag. 
Es werden zurzeit eingehende wiſſenſchaftliche Verſuche von 
einer behördlichen Stelle durchgeführt, aber es erſcheint wenig 
zweifelhaft, daß ſie den offenkundig hohen Wert dieſer 
            weſent=
lichen Verbeſſerung voll beſtätigen werden.
 Schweden erobert die deutsche 
Kugellager-Industrie.
Schwedens Eiafluß
 Schwedens Einfluß auf die deutſche Kugellagerinduſtrie. 
Der ſchwediſche Kugellagerfabriken=Konzern greift nach der 
            Er=
oberung des engliſchen, franzöſiſchen, ruſſiſchen und amerikaniſchen 
Marktes auch auf Deutſchland über. Seine deutſche Vertretung, 
die Norma=Werke in Stuttgart, eroberten vor Jahresfriſt den 
Riebe=Konzern in Berlin. Ebenſo wurden entſcheidende 
            Verein=
barungen mit den Fichtel u. Sachswerken in Schweinfurth 
            ge=
troffen. Jetzt haben die Schweden die Fabriken von Frieß und 
Höpflinger angekauft, ſodaß nur noch Deutſchlands erſte 
            Kugel=
lagerfabrik Fiſcher in Schweinfurth frei von ſchwediſcher 
            Kon=
trolle iſt.
 Gewinnung von Gasruß 
in Amerika. 
Von 
Dr.-Ing. A. Sander, Berlin. 
In den Erdölgebieten Nordamerikas entſtrömen dem Boden 
zugleich mit dem Rohöl große Mengen von ſog. Naturgas, das 
vorwiegend aus Methan beſteht und infolgedeſſen einen ſehr hohen 
Heizwert beſitzt. Vielfach wird dieſes Gas in Hochdruckleitungen 
von oft mehreren hundert Kilometern Länge nach den großen 
Städten, wie z. B. Chicago, Pittsburg, St. Louis und vielen 
anderen, geleitet, wo es als Heizgas in den Haushaltungen und 
Induſtriebetrieben Verwendung findet. Der Naturgasverbrauch 
für Heizzwecke kann für das vergangene Jahr mit über 40 
            Milli=
arden Kubikmetern angenommen werden. Darüber hinaus ſind 
            je=
doch noch zahlreiche Gasquellen vorhanden, die nicht an 
            Fern=
leitungen angeſchloſſen ſind und die bisher nur zum Teil 
            ausge=
nutzt werden. Zur Ausnutzung dieſes wertvollen Bodenſchatzes 
hat man in einer Reihe von amerikaniſchen Staaten, vor allem in 
Louiſiana und Texas, die Gewinung von Gasruß aufgenommen. 
Der aus dem Naturgas durch unvollkommene Verbrennung 
            ab=
geſchiedene Ruß zeichnet ſich durch beſondere Feinheit und 
            Leicht=
heit aus, er wird daher für die Herſtellung von Druckfarben, 
Lacken und Tuſche beſonders geſchätzt. Zu einer Großinduſtrie 
konnte ſich die Rußgewinnung aus Naturgas aber erſt entwickeln, 
ſeitdem man Ruß als Zuſatz zu Gummireifen für Kraftwagen 
benutzt. Man hat nämlich gefunden, daß durch den Zuſatz von 
Ruß die Dehnbarkeit des Kautſchuks weſentlich erhöht wird und 
daß gleichzeitig ſeine Oxydation verringert wird. Bei der von Jahr 
zu Jahr ſtark ſteigenden Erzeugung von Automobilreifen, denen 
heute bis zu 10% Gasruß zugeſetzt wird, iſt es klar, daß auch die 
Gasruß=Induſtrie hierdurch einen ſtarken Aufſchwung erfahren 
hat. In den Vereinigten Staaten wurden im vergangenen Jahre 
etwa 90 000 Tonnen Gasruß im Werte von über 11 Millionen 
Dollar hergeſtellt, während im Jahre 1920 die Rußerzeugung 
erſt einen Wert von 4 Millionen Dollar hatte. Von der 
            Geſamt=
erzeugung werden in Amerika ſelbſt etwa 759 verbraucht, 
            wäh=
rend die übrigen 25% nach England, Kanada, Deutſchland und 
anderen Induſtrieländern ausgeführt werden. Im Jahre 1927 
befaßten ſich in Amerika mit der Gewinnung von Gasruß bereits 
33 Unternehmungen, die nicht weniger als 61 Anlagen betrieben. 
Neben dem Staate Louiſiana, der etwa 609 der geſamten 
            Er=
zeugung lieferte, nimmt die Rußgewinnung namentlich im Staate 
Texas in den letzten Jahren eine immer größere Ausdehnung an,
 aber auch noch mehrere andere Staaten verfügen über reiche 
Naturgasquellen, ſo daß auch hier dieſe Induſtrie ſich in Kürze 
mächtig entwickeln wird, ſofern die Gummi=Induſtrie auch 
            ferner=
hin für die Reifenfabrikation immer größere Mengen von 
            Gas=
ruß benötigt.
 KURZE MITTEILUNGEN 
* Automobilgeſchwindigkeitsrekorde. Das Rekordfieber läßt die 
            Auto=
mobiliſten, insbeſondere der angelſächſiſchen Nationen nicht ruhen, wenn 
guch immer wieder erſchütternde Kataſtrophen als Mahner auftreten. 
Der bekannte Rennfahrer Major Seagrave hat mit feinem 1000 18 
Nennwagen auf der Rennſtrecke zu Daytona-Beach-Florida einen 
neuen Weltrekord aufgeſtellt, indem er eine mittlere Geſchwindigkeit 
von 372 Kilometer ſtündlich erzielte. Allerdings hatte die Meßſtrecke 
nur eine Länge von einer engliſchen Meile (1,6 Kilometer) und dauerte 
die Fahrzeit vur etwa 16 Sekunden. Kurz darauf kam ein Konkurrent, 
J. M. White, Philadelphia, bei einem Verſuch, ſeinen früheren 
            Welt=
rekord (232 Kilometer ſtündlich) wieder zu gewinnen, durch Ueberſchlagen 
des Renwwagens um das Leben. Trotzdem beabſichtigt Malcom 
            Camp=
bell auf einem beſonders geeigneten Gelände in Sudafrika einen 
            er=
neuten Angriff auf den Weltrekord. 
* Ultrahohe Schallwellen. Luftwellen, die eine Schwingungszahl 
von 2—20000 Hertz haben, können wir als Schall wahrnehmen. Es 
iſt aber möglich, auch Wellen mit höherer Schwingungszahl zu erzeugen. 
Die amerikaniſchen Phyſiker Wood und Loomis haben Schallwellem bis 
zu 300 000 Hertz erzeugt. Sie ſetzten eine quadratiſche Quarzplatte von 
etwa 10 Zentimeter Hantenlänge einem elektriſchen Wechſelfeld aus, 
            wo=
durch die Platte in hohe mechaniſche Schwingungen gerät. Die Verſuche 
wurden nicht in der Luft, ſondern unter Oel vorgenommen. Hierbei 
            bil=
dete ſich auf der Oberfläche des Oeles ein Hügel von 6—7 Zentimeter 
Höhe, aus deſſen Mitte Oeltropfem einzeln in die Höhe geſchleudert 
            wur=
den. Dieſer Hügel iſt eine Folge des Schalldruckes, den man ſonſt nur 
durch hochempfindliche Inſtrumente nachweiſen kann. Der Schalldruck 
konnte hier ſogar gemeſſen werden. Es zeigte ſich, daß er einer 
            Be=
laſtung von 150 Gramm ſtandhielt. Trotzdem die Größe der Ausſchläge 
der Quarzplatte nicht von denen der Lichtwillen erheblich verſchieden iſt, 
konnten wegen der hohen Schwingungszahl ſehr auffällige Erſcheinungen 
beobachtet werden. Wenn in dem Oel ein kleiner Glaskolben eingetaucht 
wurde, der mit Waſſer gefüllt war und kleine Fiſche oder Fröſche 
            ent=
hielt, ſo wurden die Lebeweſen getötet. Es iſt möglich, daß durch die 
hohen Schwingungen Zerreißungen der Gewebe hervorgerufen wurden, 
es kann aber auch ſein, daß im inneren der Organismen hohe 
            Tempera=
turen entwickelt wurden, denen die Tiere nicht ſtandhalten konnten. Hielt 
man ein Queckſilberthermometer in das Oel, ſo zeigten ſich an dem 
            hal=
tenden Daumen und Zeigefinger brandartige Spuren, trotzdem das 
Queckſilber des Thermometers nur zwiſchen 20 und 30 Grad anzeigte. 
Durch die neuen Verſuche iſt Anregung zu weiteren Arbeiten gegeben 
worden, die auch in ihrer praktiſchen Auswirkung noch weittragende 
            Fol=
gen haben können. 
* Eine Turbinenlokomotive wurde Mitte März in den regelmäßigen 
Dienſt der Reichsbahn geſtellt. Nach Beendigung ihrer Verſuchsfahrten 
wurde eine von der Maſchinenfabrik Maffei A.=G. München hergeſtellte 
Turbinenlokomotive mit einer Leiſtung von 2500 PS dazu verwendet, 
den Fern=D.=Zug Mürnberg—München zu fahren. 
* Höchſtdruckdampfanlagen erlangen wegen ihrer hohen 
            Wirtſchaft=
lichkeit immer mehr Bedeutung und kommen immer mehr bei 
            Großkraft=
werken zur Ausführung. Das Großkraftwerr Mannheim ſtellt jetzt ſeinen 
dritten Höchſtdruckdampfkeſſel auf, er wird mit Kohlenſtaub gefeuert, und 
iſt für einen Betriebsdruck von 100 Ar. gebaut. Auch die beiden vorher 
aufgeſtellten Keſſel haben die gleiche Leiſtungsfähigkeit von 70 Tonnen 
Dampf ſtündlich. 
* Aus dem Fernſprechweſen werden einige Zahlen bekannt, die von 
allgemeinem Intereſſe ſind. Ende Januar wurde der Fernſprechverkehr 
zwiſchen Deutſchland und Finnland eröffnet. Von allen deurſchem Ortem 
kann mit allen erreichbarem Anſchlußnehmern in Finnland geſprochen 
werden. Ein Geſpräch von drei Minuten Dauer koſtet allerdings 
            wenig=
ſtens 6,50 Mk. Paris kann mit 20 europäiſchem Hauptſtädten 
            Fernge=
ſpräche führen, Berlin mit 19, London und Wien mit je 18, Leningrad 
nur mit drei europäiſchen Hauptſtädten. In England wurdem im 
            ver=
gangenen Jahre 75000 Km. neue Fernſprechleitungen gebaut, die 76 
neue Vermittlungsämter und den weiteren Ausbau von M beſtehenden 
Aemtern notwendig machten. 
Deutſche Normen für Induſtrie und Gewerbe. Im folgenden 
geben wir eine nach Gruppen unterteilte Ueberſicht einiger vom 
            Deut=
ſchen Normenausſchuß, Berlin N.W. 7, in den letzten Monaten 
            heraus=
gegebenen Normen: Aufzüge: DIN 1336, Kleinlaſtenaufzüge für 
50 oder 100 Kg. Tragkraft; DIN 1374, Perſonen=Umlaufaufzüge für 
1 Perſon; DIN 1375 Perſonen=Umlaufaufzüge für 2 Perſonen, 
            Fahrkorb=
größe, Schachtmaſſe, Maſchinenraum unter und über Schacht. 
            Blech=
waren: DIN 2011—2012 Normaldoſen für Gemüſe bzw. 
            Obſtkonſer=
ven; DIN 2013 Doſen für Gurkenkonſerven. Eiſenwaren: DIN 
BERG 12—126, Schaufeln verſchiedener Art; DIN BERG 130—131. 
Koks=, Stein= bzw. Brikettgabeln; DIN BERG 140—143, Hand=, 
            Schrot=
bzw. Bügelſägen mit Holz oder Stahlbügel. Glaswaren: DIN 
DENOG 48, Meßkolben mit glattem Hals; DIN DENOG 51—52, 
            Miſch=
bzw. Meßzylinder. Holzwaren: DIN BERG 150—155, Stiele 
für Hacken, Schaufeln, gerade und gebogene D= und T=Griff=Stiele. 
Nähmaſchinen: DIN 5301—5304, Zubehör, Beſchlagteile, Nadeln 
(Nadelſyſtem 705), Tiſchplatten für Nähmaſchinen. Ofenſetzerei: 
DIN 1293 Roſte für Kachelöfen und Kachelherde: DIN 1296, 
            Reinigungs=
kapſeln für dgl.; DIN 1297 Herdringe für Kachelherde. 
            Papier=
induſtrie: DIN 1510, Kreisſcheiben für ſchreibende Meßgeräte. 
Porzellangeſchirr: DIN 5051—5052, Teller bzw. Taſſen. 
Stahlmöbel: DIN 4548, Werkzeugſchrank, Außenmaße.
 NEUE BüCHER UND ZEITBCHRIFTEN 
* Junck, Erich. Von der Kohle zur Elektrizität. Eine Beſchreibung zu 
der gleichnamigen von Hans Olbrecht geſchaffenen Wandtafel. Mit 
einer verkleinerten Wiedergabe der Wandtafel und zahlreichen 
            Text=
abbildungen. In Leinenband Mk. 1,80. 
Im Vorwort ſagr der Verfaſſer, daß er den Verſuch wagen wolle, 
dem techniſch Nichtgebildeten einen Begriff von der Erzeugung der 
Elektrizität zu geben. Man muß bei gerechter Beurteilung ſagen, daß 
der Verſuch nicht gelungen, ſondern glänzend gelungen iſt. Derartige 
Querſchnitte durch die Technik, wie er hier durch das Elektrizitätswerk 
gelegt wurde, ſind in unſerer Zeir der vielſeitigen Anforderung 
            not=
wendig. Die Wandtafel könnte ergänzt werden durch eine weitere 
Tafel, die von der Ueberlandleitung zum Verbraucher im Hauſe führt. 
Beſonderen Hinweis verdienen die Stromkoſtentabellen im Anhang. 
* Dipl.=Ing. Fritz Walter. Der Beruf des Mechanikers. Wilhelm Köhler, 
Verlag, Minden i. Weſtf. 176 Seiten, kart. 2.— RM. 
Die fortſchreitende Entwicklung der Technik führt auch als 
            unlieb=
ſame Begleiterſcheinung zu einer immer ſtärker hervortretenden 
            Spezia=
liſierung aller ihrer Zweige und damit der Berufe. Der vor wenigen 
Jahrzehnten noch einheitliche Mechanikerberuf hat heute 17 
            Sonder=
berufe entwickelt, die Walter in dem vorliegenden Büchlein trefflich 
ſchildert. Es iſt in unſerem Zeitalter nicht verwunderlich, wenn ſich 
            viel=
fach junge Leute zu Berufen drängen, die durch ihr Arbeitsgebiet 
            an=
locken, etwa wie der des Autoſchloſſers oder des Flugzeugmechanikers, 
es iſt aber auch notwendig, daß der Wählende vorher ſelbſt oder durch 
ſeinen Erzieher erfahren kann, welche Erforderniſſe der Beruf mit 
ſich bringt und welche Anforderungen an den Menſchen und durch die 
Ausbildung an den Geldbeutel geſtellt werden. Durch dieſe Aufgabe 
beſtimmt ſich ganz von ſelbſt ein ſehr weiter Leſerkreis.
 PERBONLICHES AUS DER TECHNIK 
Stadtoberbaurat a. D. Metzger, der Verbandsdirektor des 
            Ver=
bandes Deutſcher Architekten= und Ingenieur=Vereine, iſt geſtorben. 
* 
In Kaſſel verſtarb im Alter von 72 Jahren Stadtoberbaurat a. D. 
Dr. Ing. e. h. Paul Höpfner. Neben ſeiner Wirkung in Kaſſel 
wurde Höpfner durch ſeine Tätigkeit bei der Vereinigung der techn. 
Oberbeamten Deutſcher Städte bekannt. 
* 
Zu Mitgliedern der Preußiſchen Akademie des Bauweſens wurden 
ernannt: Miniſterialdirektor Kießling, Architekt B. D. A. Prof. 
Teſſenow Prof. Dr. Ing. W. Peterſen, Prof. Dr. Ing. 
W. Hoff, ſämtlich in Berlin, und Prof. Dr. Paul Schultze= 
Naumburg in Saaleck bei Köſen. 
Geh. Komm. Rat Jakob Kienzle, Gründer und bedeutendſter 
Förderer der Kienzle=Uhrenfabriken, A.=G., in Schwenningen, vollendete 
ſein 72 Lebensjahr.
Nummer 146
Seite 15
 din samin der Nagt. 
Roman von Max Brand. 
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50. 
(Nachdruck verboten.) 
Auch das Mädchen ſchwieg. Ihre Augen waren von Schmerz 
berdüſtert, aber ſie waren nicht auf ihren Vater gerichtet. Eine 
neue Erkeuntnis nahm Byrne den Atem. Ihr Schmerz galt nicht 
ihrem ſterbenden Vater allein. Ihr innerer Blick ſchien eher über 
ſein Sterbelager hinweg in die Ferne gerichtet. Wartete ſie 
auch? Und auf was? War dieſes Warten der Grund der 
Schwermut, die ſie geheimnisvoll umgab? 
Und Buck Daniels? Auch er ſagte kein Wort. Er rollte 
mit verblüffender Geſchwindigkeit eine Zigarette nach der anderen. 
In zwölf zyklopiſchen Zügen hatte er eine ausgeraucht und drehte 
eine neue. Er war ein Menſch mit einem einfachen Verſtand. 
Er liebte das Mädchen. Das ließ ſich an ſeinem Geſicht ableſen. 
Er war beſeſſen von dem Wunſch nach ihr. Es war ein 
            Tantalus=
hunger, dem es nicht beſtimmt ſchien, geſtillt zu werden. Aber 
auch er ſah Kate nicht an. Auch er ſtarrte in eine unbeſtimmte 
Ferne. Auch er wartete auf etwas! 
Von Cumberland, der ſchweigend und unbeweglich dalag, 
ging dieſe wache, angſtvolle Erwartung aus wie ein Strom. Er 
ſtand unter Spannung, wie der Empfangsapparat einer 
            Funk=
ſtation. Der leere Luftraum ſchien ihm irgendeine Kunde 
            zu=
zutragen. 
So überraſchte es auch Byrne nicht, als plötzlich, mitten in 
dieſer drohenden Stille, der Alte mahnend den ausgeſtreckten 
Zeigefinger hob. Kate und Daniels ſchienen in ihren Stühlen zu 
erſtarren. Byrne kroch eine Gänſehaut über den Körper. 
            Na=
türlich ging nicht das geringſte vor. Der Wind, der ſchon vor 
dem Eſſen gelegentlich mit vereinzelten ſtarken Stößen das Haus 
zum Beben brachte, hatte noch zugenommen und blies jetzt 
            drau=
ßen mit immer größerer Kraft. Vielleicht hatte der düſtere Kranke 
in dem wilden Chor da draußen etwas zu hören vermeint, das 
ihm bekannt ſchien. 
Und jetzt hob ſich der Zeigefinger von neuem. Joe 
            Cumber=
land ſtreckte den Arm aus, der von wilder Erregung bebte, und 
wandte ihnen einen Blick zu, in dem eine kranke und fiebrige 
Freude flackerte. 
„Hört ihr’s?” rief er „Da! Wieder!” 
„Was?” fragte Kate. 
„Aber ich höre ſie doch!!“ 
Seine Lippen erbleichten. Er öffnete den Mund, um zu 
            re=
den, brachte aber keinen Ton heraus. Dann ſah er ſich raſch, wie 
hilfeſuchend, im Zimmer um. Buck Daniels geſundes 
            Bronze=
braun war einem kranken Gelb gewichen. Furcht, bittere, 
            unge=
heuchelte Furcht malte ſich auf ſeinem Geſicht, dann ſprang er ans 
Fenſter und riß es krachend auf. Der Wind warf ſich herein und 
brachte die Flcmmen im Kamin zum Aufpraſſeln. Große Schat=
 Dienstag, den 28. Mai 1929 
ten huſchten plötzlich durch das Zimmer. Die Stühle ſchienen 
in einem Wirbel von Dunkelheit zu treiben, ſelbſt die Menſchen 
ſchienen plötzlich Geſpenſter geworden zu ſein. Und das Sauſen 
des Sturmes draußen verſchaffte Byrne das unangenehme 
            Ge=
fühl, durch die Unendlichkeit geblaſen zu werden. Zunächſt hörte 
man nichts als das Rauſchen des Windes und das Klappern, mit 
dem eines der Bilder gegen die Wand ſchlug, und ſchließlich das 
Raſcheln einer Zeitung, die auf den Boden glitt. Dann aber 
hörte er es. 
Erſt war es ein einzelner Ton, den er nicht zu deuten wußte. 
Es ſchien Muſik und doch mißtönig, und es wirkte auf ihn, als 
ſchlage ihm plötzlich ein eiſiger Windhauch ins Geſicht. Auf einer 
Reiſe nach Aegypten hatte er einmal das Innere der 
            Cheops=
byramide beſichtigt. Die Fackel, mit der ſein Führer ihm 
            leuch=
tete, war in einem plötzlichen Luftzug erloſchen, und auf einmal 
kam aus der nachtſchwarzen Tiefe der Gänge ein Lachen, das das 
vielfältige Echo alles Menſchlichen beraubt hatte. Byrne war es 
zumute, als hätten da unten die Mumien die Granitdeckel ihrer 
Sarkophage hochgeſtemmt und rüſteten ſich, wieder am Leben 
teilzunehmen. Und doch ſchien das damals ein wahres Nichts 
gegenüber dem, was er jetzt erlebte — nicht halb ſo wild und ſo 
fremdartig. 
Er horchte in die Nacht hinaus. Ein peinlich prickelndes 
            Ge=
fühl ſchlich durch ſein Rückenmark. Es war der Schrei der wilden 
Gänſe, die nach Norden flogen. Es war ihm, als könne er ſie 
fliegen ſehen, ein grauer Keil, der ſich durch die kalte Oede des 
Himmelsgewölbes bohrte, einem Befehl gehorchend, den kein 
menſchliches Gehirn erfaßte. 
„Hatte ich recht? Hatte ich recht?” rief der Alte mit ſchriller 
Stimme. 
Byrne fuhr herum. Cumberland hatte ſich aufgerichtet. 
            Wil=
der Triumph malte ſich auf ſeinem Geſicht. Das Mädchen ſtieß 
einen unbeſchreiblichen Schrei aus, und Buck Daniels warf mit 
einem dumpfen Fluch das Fenſter zu. 
Jetzt, da der eiſige Wind ausgeſperrt war und die Lampe 
wieder ruhig und ſtetig brannte, laſtete wieder die Stille, die mit 
Erwartung geſättigte Stille, auf dem Zimmer. Byrne wurde es 
heiß, viel zu heiß. Die Luft ſchien zum Erſticken. Eine Laſt lag 
auf ſeinen Schultern. Ein Fünfter ſchien eingetreten zu ſein und 
unſichtbar neben ihnen zu ſtehen. Das Gefühl war 
            unbeſchreib=
lich deutlich und ſcharf ausgeprägt. Und noch mehr: Byrne 
wußte, daß die anderen dasſelbe empfanden. In der tiefen Stille 
ſah er Cumberland mit brennenden Augen und durſtig geöffneten 
Lippen auf ſeinem Lager liegen, als ſchlürfe er den Wein ſeiner 
frohen Erwartung. Der rieſige Buck Daniels ſtand, ans 
            Fenſter=
brett gelehnt, wie angewurzelt, mit heraustretenden Augen und 
hämmernder Kehle. Kate Cumberland hatte die Augen 
            geſchloſ=
ſen, als der Windſtoß ins Zimmer brach, und ſo ſaß ſie noch 
            im=
mer, lächelnd. Und ſchlimmer, als Joe Cumberlands Freude, 
als die Angſt, die aus Daniels Augen ſprach, war für Byrne das 
Lächeln hinter dieſen geſchloſſenen Augen. 
Das Schweigen blieb ungebrochen. Der unſichtbare Gaſt 
ſchien noch im Raum, und keiner von ihnen wagte zu ſprechen.
 Sechſtes Kapitel. 
Der Ruf ergeht. 
Dann ſchien der Wind umzuſchlagen und trug vom 
            Schlaf=
haus der Cowboys jetzt ein Lied herüber. Ein Chor friſcher, 
            fröh=
licher Stimmen drang in den Raum. Die Geſpenſter verflogen, 
wie wenn das Tageslicht gekommen wäre. Joe Cumberland 
wollte allein gelaſſen werden. Dieſe Nacht könne er endlich 
            ſchla=
fen, erklärte er, er ſpüre es. Und ſo verließen die drei das 
Zimmer. 
Draußen auf der Diele blieben Kate und Daniels unter der 
Wandlampe ſtehen, die den Raum nur ſchwach erhellte, und 
ſprachen miteinander. Sie ſchienen Byrnes Anweſenheit 
            ver=
geſſen zu haben. 
„Es mußte kommen,” ſagte ſie. „Ich wußte, früher oder 
ſpäter würde es geſchehen, aber ich habe nie geahnt, daß es ſo 
furchtbar ſein könnte. Buck, ſage mir, was wir tun ſollen.” 
„Gott allein weißt es” ſagte der Cowboy. „Denke, wir 
            wer=
den nicht viel tun können. Warten werden wir müſſen, wie die 
ganze Zeit. Was ſonſt?” 
Es war erſchreckend, um wieviel er plötzlich gealtert ſchien. 
„Für ein paar Tage wird er jetzt glücklich ſein,” fuhr Kate 
fort, „aber dann — wenn er merkt, daß es nichts bedeutet hat — 
was dann, Buck?” 
Daniels griff nach ihrer Hand und klopfte ſie beſänftigend, 
wie ein Vater, der ſein Kind tröſtet. 
„Ich habe dich geſehen, Kate, wie der Wind hereinbrach” 
ſagte er zärtlich. „Wirſt du’s ertragen können, Kate? Wird das 
ewig ſo bleiben, daß du Höllenqualen leideſt, wenn du ſie hörſt?” 
Sie antwortete: „Wenn es nur um mich ginge! Ja, ich kann 
es aushalten. Nachgerade habe ich angefangen zu glauben, daß 
ich alles aushalten kann. Aber wenn ich Dad anſehe, dann fteht 
mir das Herz ſtill — und du — o Buck, es tut weh, es tut weh!” 
Sie zog ſtürmiſch ſeine Hand an die Bruſt. „Wenn es wenigſtens 
etwas wäre, gegen das man ankämpfen kann.” 
Buck Daniels ſeufzte. „Kämpfen?” Gegen ihn? Kate, du 
biſt ja todmüde, geh zu Bett, Kleines, und verſuch’ nicht mehr 
            da=
ran zu denken — und Gott ſteh uns bei!” 
Sie wandte ſich von ihm weg und glitt an dem Doktor 
            vor=
bei, mit Augen, die nicht ſahen. 
Buck Daniels ſetzte den Fuß auf die erſte Treppenſtufe. Byrne 
lief ihm nach und faßte ihn am Aermel. Sie gingen zuſammen 
hinauf. 
„Miſter Daniels,” ſagte der Doktor, „ich muß Sie unbedingt 
für einen Augenblick unter vier Augen ſprechen. Wollen Sie mit 
mir in mein Zimmer kommen?” 
„Doc,” ſagte der Cowboy, „ich brauch’ meinen Schlaf, und 
mir iſt es verdammt wenig ums Reden zu tun. Können Sie nicht 
bis morgen warten?" 
„Hier iſt ſchon viel zuviel gewartet worden, Daniels”, 
            er=
klärte Randall. „Was ich zu ſagen habe, muß jetzt geſagt werden. 
Kommen Sie rein?” 
(Fortſetzung folgt.)
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Die Neuausgabe des Adreßbuches verzeichnet alle im Volksstaat 
Hessen zugelassenen Kraftfahrzeuge jeder Art nach dem Stand 
vom 1. April 1929, geordnet nach Provinzen und Kreisen (VS, VR, 
VO) und innerhalb dieser nach Nummern. Jede Meldung enthält 
folgende Angaben: Name, Beruf, Wohnort des 
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Fahrzeuges. Vgl. nachstehendes Beispiel:
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Seite 16
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
 Wir bringen ab heute ein großes Sittendrama stärkster Prägung: 
„Ledige Mütter
 Ein Film, der das ewige Menscheitsthema von Liebesglück und „Sünde‟ behandelt. 
Im Jahre 1777 schrieb Friedrich der Große an Voltaire: 
. ehemals sah man es für eine Schande an, Mädchen zu heiraten, die Mütter waren, ohne einen Mann 
gehabt zu haben. — lch beschättige mich jetzt mit der kdee, wie ich diese Ansicht ausrotten will. — Vielleicht 
gelingt es mir! 
Ist es ihm gelungen? 
Sehen Sie sich den Film an. Es spielen die Hauptrollen: 
F argarete Schlegel, Helga Thomas, Frieda Richard, Walter Slezak, Werner Fütterer, Hermann Valentin, er ist als 
„künstlerisch” anerkannt. 
Vorher ein spannender Wildwesttilm: 
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 Hauptrolle: Blg Boy Williams. 
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 Aenderungen an den deutſchen Vorbehalten, in letzter Stunde 
einen Abbruch der Konferenz zu verhindern, hat wieder einmal
 richtet, kündigte Owen Young erneut an, er beabſichtige ſehr bald, 
Paris zu verlaſſen und ſich nach Amerika einautſchiffen dem er
 Oie lerte Tat 
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 Das pflegt man sich erst zu überlegen, 
wenn es sich um Reste handelt. 
            Haarwurzel-
schwäche und dementsprechender Haarausfall 
nehmen einen so schleichenden Fortgang — das ist 
die Regel —, bis eines Tages der kümmerliche 
            Haar-
bestand die Herstellung der gewohnten Frisur kaum 
noch ermöglicht. Ja — wenn Haarausfall und Clatze 
weh täten, würde man rechtzeitig bemüht sein, die 
Verödung des Haarbodens zu verhindern. 
Soll der Haarboden ſeine 75—100000 Haare ſtündlich, täglich, jahraus, jahrein wachſen laſſen, ſo darf er 
keine läſtige Schinnenbildung, keine übermäßige Fettabſonderung und keine Verhornung (Hyperkeratoſe) aufweiſen. 
Liegt trotz geſunden Haarbodens kümmerlicher Haarwuchs vor, ſo bringen die Haarwurzeln nicht mehr die 
zu vollem Haarwuchs erforderliche ungeheure Wachstumsenergie auf (Dorzeitiger Haarausfall). 
Betrachtet man ſeine Photographien — oder die von Bekannten, — die 10 bis 15 Jahre auseinander liegen, 
ſo wird man faſt ſtets feſtſtellen, daß die Haarfülle von einſt nicht mehr vorhanden iſt. Das iſt nicht naturgewollt 
und trifft doch ſo viele, weil entweder die Haarpflege mangelhaft oder gar 
ſchädlich war. Darum ſoll unſere wirklich umfaſſende Aufklärung über das 
            Geheim=
nis des Haarwuchſes und über Art und Mittel 
der Behandlung von Haarboden, und haar 
jedem Leſer die Möglichkeit geben, ſich das 
charakteriſtiſche Merkmal ſeines 
            Aus=
ſehenswiederzugewinnen und zu erhalten. 
Im Vordergrund ſtehen folgende Fragen: 
1. Iſt die geſchwächte Haarwurzel zu einer 
Steigerung ihrer Funktion (Haarbildung) 
zu bringen? (Glatze). 
2. Welche Rolle ſpielen dabei die nach dem 
bekannten Silvikrin=Derfahren gebotenen 
Bauſteine des Haares?*) 
5. Iſt man ohne einſchlägige Kenntniſſe 
            im=
ſtande, Haarboden und haar 
            zwechent=
ſprechend zu pflegen, den Weizen von 
Ein häufiger Fall des Haarſchwundes ohne 
der Spreu zu ſondern? 
Die Wirkung der „Silvikrin=Haarkur 
            kom=
jede Urſache — etwa von der Art, wie ihn 
plett”, die als Haarwuchsmittel entſcheidenden 
Univ.=Profeſſor Dr. med. Polland beſchreibt. 
Die Antwort auf dieſe Fragen finden Sie 
Wert beſitzt.
 in dem Büchlein „Die Erhaltung und 
Wiedergewinnung unſeres Kopfhaares”. 
Die wertvolle einſchlägige Literatur iſt in 
dieſem Werkchen verarbeitet. Neue 
            Ge=
dankengänge zu den Lebensvorgängen in 
unſeren Geweben ſind in leicht 
            verſtänd=
licher Form zum Ausdruck gebracht. Der 
Univerſitätsprofeſſor ſowohl wie auch der 
praktiſche Arzt ſind aus ihren Mitteilungen 
ſoweit zitiert, wie es zur Erläuterung der 
Silvikrin=Haarkur komplett erforderlich 
iſt. hier nur als Beiſpiel eine Stelle aus 
der Publikation des bekannten 
            Dermata=
logen Univerſitätsprofeſſor Dr. med. 
Polland: „Gleichzeitig wurde auch der 
30jährige Sohn der Dame behandelt, ein 
*) Bauſteine des Haares ſind Schwefelalbumoſen. 
Es muß bei ihrem eigenartigen, von Heffter 
            be=
ſchriebenen Charaßter gewiſſermaßen auf eine 
treibende Kraft, wie bei den Fermenten der 
Hefe, geſchloſſen werden. Man gewinnt ſie nach 
einem patentierten Derfahren direkt aus 
            ge=
reinigtem Menſchenhaar.
hier abtrennen!
Druckſache
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2. 
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 typiſcher Fall: Bis zu 20 Jahren reicher Haarwuchs, dann ſehr raſcher Haarverluſt, jetzt 
ſehr weit einſpringende Schläfenechen, eine faſt ausgebildete Glatze von der Stirn bis zum 
Scheitel mit ſpärlichem Flaumhaarreſt, Haut aber noch nicht atrophiſch. Dieſer eigentlich 
wenig ermutigende Fall, bei dem die verſchiedenſten üblichen Behandlungsverſuche völlig 
            ver=
ſagt hatten, zeigte ſchon nach verhältnismäßig kurzer Silvikrin=Behandlung — die allerdings 
ſehr gewiſſenhaft, zum Ceil unter meiner Aufſicht, durchgeführt wurde — einen faſt 
verblüffenden Erfolg: Die haare begannen raſch und reichlich zu ſprießen, waren anfangs 
flaumig, aber ein beträchlicher Ceil wuchs in die Länge und wurde ſtärker. Die Haare ſind 
jetzt ungefähr 8 cm lang und ſtehen beſonders an der Stirnhaargrenze dichter!“ 
Andere Kerzte — Prinz, Perlmann, Jordan, Speyer, Abel uſw. — konnten in den 
            ver=
ſchiedenſten Fällen kümmerlichen Haarwuchſes über volle Erfolge berichten; auch bei Glatzen, 
bei denen die Haut noch nicht atrophiſch war, ſtellte ſich allmählich ein in dieſen Fällen 
            be=
ſonders beglückender Erfolg ein. 
Herr Dr. med. Dictor Mentberger, ehem. Oberarzt der Univerſitäts=Hautklinik 
in Straßburg, jetzt Jacharzt für Hautkrankheiten und Kosmetik ſchreibt: 
„Die umfangreiche Literatur über Silvikrin — beſonders die eingehende Arbeit von 
Polland in der Heitſchrift „Die Cherapie der Gegenwart”, — haben mich veranlaßt, 
            ein=
gehende Derſuche mit Silvikrin anzuſtellen.
 Fräulein See Holz bedient ſich 
zu ihrer Haarpflege des Silvikrin= 
Sluids, des Silvikrin=Shampoons 
und insbeſondere von Heit zu 
Heit der „Silvikrin=haarkur 
komplett‟. Das iſt das 
            Ge=
heimnis ihrer äußerſt 
            üppi=
gen Haarfülle.
 Die „Silvikrin=Haarkur komplett”, 
bedeutet eine äußerſt günſtige 
            Zu=
ſammenfaſſung aller für die Haarwuchs= 
Regeneration in Betracht kommenden 
Faktoren. Die zunächſt im 
            Dorder=
grund ſtehende Skepſis ſchwand, als 
ich nach beharrlicher Anwendung ſelbſt 
in ſchwer zugänglichen Fällen Erfolge 
ſah. Polland ſagt nicht zuviel, wenn er 
dem Silvikrin=Derfahren entſcheidenden 
Wert zuweiſt. Aus dem Silvikrin=
            Der=
fahren auch Haarpflegemittel abzuleiten 
lag nahe: Ihr Kopfwaſſer Silvikrin= 
Fluid und Ihr Silvikrin=Shampoon ſind 
Haarpflegemittel, die ich perſönlich gern 
benutze und beſonders dringend denen 
empfehle, deren Haarwuchs von Natur 
aus ſchwach iſt.” 
Die angeführten Mitteilungen dieſer 
Fachmediziner werden zweifelsohne 
            freu=
dige Gewißheit bei ſehr vielen, die 
von Haarausfall, ſpärlichem 
            Haar=
beſtand oder gar Glatze betroffen 
ſind, auslöſen.
 Dieſes Bilderpaar demonſtriert den eklatanten 
Erfolg, der bei völliger Glatze durch konſequente 
Silvikrin=Behandlung erzielt werden konnte. Die 
Glatze hat ſich wieder mit deutlich ſichtbaren, 
zunächſt noch feinen härchen bedecht. Das iſt 
eine draſtiſche Beſtätigung der von Univ.=Prof. 
Dr. med. Polland gemachten Beobachtungen, daß 
die Silvikrin=Kur, die ſcheinbar auch hier am 
Ende ihrer Lebenskraft ſtehenden Haarwurzeln 
zu erneuter Haarproduktion bringen konnte.
 Dieſe Gewißheit wird ſich 
bei Ihnen noch ganz gewiß 
ſtärken, wenn Sie erſt unſer 
Beweismaterial (koſtenlos) 
in vollem Umfang zur Hand 
haben. Um Ihr volles Haar 
wiederzugewinnen und es 
nachher durch 
            haarwuchs=
fördernde Pflege dauernd 
zu erhalten, ſind unbedingt 
beſtimmte Kenntniſſe 
            not=
wendig, die den wenigſten 
eigen ſind. Wie viele tun 
„alles Mögliche”, für ihr 
Haar und müſſen dann im 
Taufe weniger Jahre 
            pein=
voll feſtſtellen, daß trotz 
allen Geldaufwandes und 
aller Mühe das einſt ſchöne 
Haar eben dünner 
            gewor=
den iſt. 
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fernen und das haar wunderbar locher und leicht friſierbar zu machen. 
2. Das Büchlein „Die Erhaltung und Wiedergewinnung unſeres 
Kopfhaares” mit einem Dorwort von Prof. Dr. med. Lipliawsky. 
5. Mediziniſche Berichte über die neueſten Erfolge des Silvikrins. 
4. Berichte aus Gebraucherkreiſen.
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